THE LIBRARY OF THE
UNIVERSITY OF
NORTH CAROLINA
AT CHAPEL HILL
ENDOWED BY THE
DIALECTIC AND PHILANTHROPIC
SOCIETIES
BUILDING USEONLY
PA 3
.P6
Bd. 13
1883
Digitized by the Internet Archive
in 2013
http://archive.org/details/philologischeran13gtti
PHILOLOGISCHER
ANZEIGER.
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™<?
ALS ERGÄNZUNG
DBS
PHILOLOGUS
13
HERAUSGEGEBEN
VON
ERNST von LEUTSCH.
DREIZEHNTER BA
1883.
GOTTINGEN
VERLAG DER DIETERICHSCHEN BUCHHANDLUNG.
1883.
Druckfehler.
P. 38, zeile 2 : Tergesiuin] lies Tergestrwn.
„ 39, „ 5 : falso] lies salso.
,, 39, „ 32: Hanon] lies Anon.
„ 40, ,, 14: Naust Ahmus] lies Naustathmus.
„ 41, „ 1: ixgeftH] lies ixTgt^tt.
Druckfehler.
38, zeile 2: Tergestuin) lies Tergestrum.
39, „ 5: falsa] lies sahö.
39, „ 32: Hanori] lies Anon.
40, „ 14: Naust Ahmus~\ lies Naustathmus.
41, ,, 1 : Ixpj^ft] lies ixiotysi.
Nr. 1. Januar 1883.
Philologischer Anzeiger.
Herausgegeben als ergänzung des Philologus
Ernst von Leutsch.
1. Etymologisches Wörterbuch der lateinischen spräche von
Alois Vanicek. Zweite umgearbeitete aufläge. Leipzig, Teub-
ner 1882. 8. VIII, 388 p.
Die Zeiten ändern sich , aber die bücher Vaniceks nicht.
Von den neuen resultaten, die in den letzten jähren so manchem
dogma der vergleichenden Sprachwissenschaft verhängnisvoll ge-
wesen sind, ist das buch unberührt geblieben, wenn man es mit
der ersten aufläge aus dem jähr 1874 oder besser noch mit dem grie-
chisch-lateinischen etymologischen Wörterbuch des jahres 1877
vergleicht. Mit der anläge des letzteren ist die des vorliegenden
buches wesentlich identisch, gegen das erstere weist sie manchen
fortschritt auf. Die wurzel oder die grundform ist in der er-
schlossenen indogermanischen form an die spitze jedes artikels
gestellt und zwar in der reihenfolge des sanskritalphabets , die
auch Fick für sein vergleichendes Wörterbuch gewählt hat. Die
neueren forschungen über den indogermanischen vocalismus sind
von .lern Verfasser hiebei nicht berücksichtigt worden. Daher
erscheinen die wurzeln durchaus mit dem einförmigen a, obwohl
man jetzt ziemlich allgemein auch dem e und o zutritt in das
indogermanische vocalsystem verstattet hat ; sie erscheinen durch-
weg in der schwachen form (bhugh) , obwohl man sich mehr zu
der anschauung neigt , die stärkere (bheugh) als die ursprüngli-
chere zu betrachten. Man mag zugeben, daß ein buch von dem
zwecke des vorliegenden vorläufig noch davon absehen konnte,
von diesen dingen notiz zu nehmen. Anders steht es wohl mit
einem andern. Wenn man, wie der Verfasser thut, an eine
europäische grundsprache glaubt, so muß man den darin aufge-
Philol. Anz. XIII. 1
2 1. Etymologie. Nr. 1.
führten worten den vocalismus geben, der längst für sie allgemein
anerkannt ist; es geht also nicht an, wenn auf p. 207 hinter
dem indogermanischen madhja „mitten" auch als europäisch die-
selbe form mit zwei a angesetzt wird statt mit e und o. Daß
alle die lautwandelungen, welche innerhalb der einzelnen artikel
angenommen werden, um die darunter vereinigten Wörter auf
gemeinsame wurzel zurück zu. führen, auf die dauer stichhaltig
sein werden, daran wird man billig zweifeln, zugleich aber dar-
auf hinweisen dürfen, daß für die wissenschaftliche erforschung
der lateinischen lautlehre bisher noch sehr wenig geschehen ist,
ja daß gegenwärtig das lateinische in dieser hinsieht das Stief-
kind unter den europäischen sprachen arischen Stammes ist.
Der Verfasser hat diesmal , und das ist sehr dankenswerth,
kurze vergleichungen aus den andern indogermanischen sprachen
hinzugefügt, die_ sich hie und da sogar auf das albanische er-
strecken. Es. ist nur zu loben, daß der dieser spräche gebüh-
rende platz unter ihren Schwestern auch hier anerkannt wird ;
nur ist bei vergleichungen aus derselben große vorsieht geboten,
weil noch keine wissenschaftliche lautlehre vorliegt und es oft
nicht leicht ist, urverwandtes und entlehntes zu unterscheiden.
So ist kos (p. 61) ebenso wie das gleichlautende, dort auch an-
geführte rumänische wort slavisches lehnwort ; nip, (nicht nippi
p. 140, was die form mit dem angehängten artikel ist) ist aus
dem lateinischen entlehnt, ebenso wie pesk oder pisk (p. 170)
„fisch." In einem etymologischen Wörterbuch der lateinischen
Sprache dürfte man vielleicht an erster stelle vergleichungen aus
den übrigen italischen mundarten erwarten, deren erforschung
ja doch so weit vorgeschritten ist, um häufig sicheres und zu-
verlässiges bieten zu können. Sie fehlen in dem buche Vaniceks
gänzlich. Ein sehr hübscher anfang dazu ist neulich in dem
Lexicon italicum Büchelers (Bonner Universitätsfestschrift zur ge-
burtstagsfeier des kaisers 22. märz 1881) gemacht worden.
Die etymologische literatur erscheint, im unterschiede von
der ersten ausgäbe, in großer ausdehnung angeführt und wir
müssen dem Verfasser für diese zugäbe aufrichtig dankbar sein.
Man wird mit ihm nicht darüber rechten wollen, daß des guten
hier vielleicht manchmal zu viel geschehen ist, während doch
andrerseits die anführungen auf Vollständigkeit keinen anspruch
machen dürfen. Ich will nicht urgieren, wogegen sich der ver-
Nr. 1. 1. Etymologie. 3
fasser in der vorrede auch verwahrt, daß manche einzelschriften
nicht zu seiner kenntniß gekommen zu sein scheinen; man wird
billig die Schwierigkeiten in betracht ziehen , die mit dem be-
schaffen der literatur in einem kleinen landstädtchen verbunden
sind. So habe ich bei bellum p. 126 die abhandlung von Lud-
wig Lange, de duelli vocabuli origine et fatis, Leipzig 1877;
bei consul consulere p. 298 das programm von Hainebach über
consul und consulere, Gießen 1870, bei den compositis von facio
p. 129 das programm von Deecke facere und fieri in ihrer com-
position mit andern verbis, Straßburg 1873, bei wz. dhä p.
128 James Darmesteter, de conjugatione latini verbi dare, Paris
1877 (dazu jetzt Thielmann das verbum dare im lateinischen als
repräsentant der wurzel dha, Leipzig 1882) vermißt. Die schrift
von Brunnhofer (p. 80) hat den titel: „Fulu. Lac. Der graeco-
italische name der milch." Aber auch die Zeitschriften sind
nicht vollständig ausgebeutet worden; so fehlt zum beispiel fast
alles , was Breal in den Memoires de la societe de linguistique
an etymologischen combinationen über lateinische Wörter veröf-
fentlicht hat, obwohl die Zeitschrift selbst ein paar mal citiert
wird. Auch die beitrage zur künde der indogermanischen spra-
chen von Bezzenberger sind bei weitem nicht vollständig ausge-
zogen. Ich erlaube mir dies durch einige beispiele zu erweisen,
die zugleich als nachtrage zu den fleißigen Zusammenstellungen
Vaniceks gelten mögen. P. 24 zu elementum : Fick, Kuhns Zeit-
schrift 22, 384; L. Meyer, Bezzenbergers beitrage 2, 86, wozu
neuerdings Havet, Memoires de la socidte de linguistique 5, 44
kommt. — P. 35 igitur Bugge in Curtius Studien 4, 349. —
P. 39 teere Fick, Bezzenberger 1, 59. aeger Breal, Rivista di
filologia 2, 449. — P. 41 uterus Fick, Bezzenberger 1, 332 nach
L. Meyer, vgl. Gramm. 1, 38. superbus Breal, Memoires 2, 48.
— P. 44 quirquir H. Jordan , kritische beitrage zur geschichte
der lateinischen spräche , p. 89 ff. — P. 49 forceps Zeyß, KZ.
19, 161. — P. 59 culpa Bezzenberger, 2, 157. — P. 72 cliens
L. Meyer, Bezzenberger 5, 176. glöria Bugge, KZ. 19, 421.
Bezzenberger, beitrage 2, 156. — P. 78 gingiva Bugge, Curtius'
Studien 4, 347. — P. 79 glutus Pauli, KZ. 18, 24. — P 83
glacies (fehlt im register) Pott, Etymologische forschungen II, 2,
768. — P. 100 tälus Osthoff, Forschungen im gebiet der indo-
germanischen nominalen Stammbildung 1, 195. — P. 101 an-
1*
4 1. Etymologie. Nr. 1
tenna O.Keller, Fleckeisens Jahrbücher 115,125. — tempus Use-
ner, ebda 117, 59; Brdal, Memoires 2, 380. — P. 105 triticum
Ascoli KZ. 18, 443. — P. 133 indulgere Breal, Memoires 2,
383. — P. 148 päla „spaten", Osthoff Forschungen 1, 123. —
P. 156 praesto Br^al, Memoires 2, 44. — P. 174 Unter ist allgemein
anerkanntes griechisches lehnwort , s. jetzt Weise , die griechi-
schen Wörter im latein p. 450. — P. 194 fücus J. Schmidt KZ.
22, 314. — P. 206 mentula Zeyss KZ. 19, 188. — P. 214
mülier Fick, Bezzenbergers beitrage 1, 63. — P. 217 multa Bröal,
Rivista di filologia 2, 453. — P. 220 semita Breal, Memoires
2, 47. — P. 227 juxta Breal, Memoires 2, 45. jubeo Th. Ben-
fey, Iubeo und seine verwandte. Göttingen 1871. — P. 254
Über Ueecke, Bezzenberger, Beiträge 3, 52. G. Meyer, Zeit-
schrift für die österreichischen gymnasien 1880, p. 124. — P.
255 vannus Fick, Bezzenberger, Beiträge 1, 335. — P. 262 ve-
lum Ascoli, Rivista 2, 451. Osthoff, Forschungen 1, 196. —
P. 271 urbs Bezzenberger, Beiträge 1, 342. — P. 278 urna
Bezzenberger ebda. — P. 288 secus Clemm, Fleckeisens Jahr-
bücher 101, 26. sepelire Zeyß KZ. 19, 179. Corßen, Aussprache
u. s. w. 2, 153. Osthoff, Forschungen 1, 112.— P. 320 clau-
dere Br^al, Memoires 1, 406. — P. 335 püum G. Curtius Sym-
bola philologorum Bonnensium p. 277. — O. Keller, Fleckeisens
Jahrbücher 107, 605. — Manche Wörter sind gar nicht aufgeführt,
obwohl etymologische versuche darüber vorliegen, so aprilis (die
ableitung in Vaniceks erster aufläge ist unmöglich, aber die alte
herleitung aus aperire empfiehlt sich durch die analogie des neu-
griechischen avoihg für „frühling" und des friaulischen avierte
„frühling", H. Sckuchardt, Zeitschrift für romanische philologie
6, 120); asper (Postgate, Transactions of the philological So-
ciety 1880/81, p. 339); bonus (Fick p. 91. Wörterbuch 1, » 627),
fistula (Bugge KZ. 19, 442), instar (Breal, Memoires 2, 45),
lappa „klette" (Pauli KZ. 18, 10), macellum (Osthoff, Forschungen
1, 194), maccus (Pauli KZ. 18, 14), masticare (Breal, Memoires
2, 381), optnor (Bröal, Memoires 2, 48), töles tonsillae (Osthoff,
Forschungen 1, 198).
Das buch Vaniceks wird als eine fleißige, wenn auch nicht
erschöpfende Zusammenstellung des materials aus der etymolo-
gischen literatur immer ihren werth behalten. Der wissenschaft-
liche Standpunkt, den es einnimmt, wird in nicht allzu ferner
Nr. 1. 2. Griechische grammatik. 5
zeit ein veralteter genannt werden müssen. Ich gebe der hoff-
nung ausdruck , daß der Verfasser es nicht verschmähen wird
für eine neubearbeitnng sich soviel von den ergebnissen moder-
nerer forschung anzueignen , um ein dem jetzigen stände der
Wissenschaft auch in einzelheiten mehr entsprechendes bild latei-
nischer Wortforschung zu geben. Mag man über die morpholo-
gischen leisümgen der neueren grammatischen schule denken,
wie man will, mit wirklich strenger beobachtung der lautgesetze
hat sie erst angefangen ernst zu machen. Darum wird manche
noch jetzt zuversichtlich vorgetragene etymologie aus diesem
buche verschwinden müssen. Wenn die anordnung nach wur-
zeln aufhörte und die alphabetische an seine stelle träte, so wäre
das meines erachtens ein weiterer vorzug für die weiterentwicke-
lung des buches. Rasurzeichen lassen sich dann leichter an-
bringen als jetzt , wo jedes wort seinen bestimmt angewiesenen
platz bekommt. Ableitungen, wenn deren aufführung überhaupt
für nothwendig erachtet wird , könnten dabei immer noch unter
dem grundwort platz finden. Kluge gibt uns soeben in seinem
etymologischen Wörterbuch der deutschen spräche ein treffliches
muster eines so eingerichteten etymologischen hilfsbuches Auch
das romanische von Diez , das englische von Müller ist so ein-
gerichtet. Der praktische zweck würde entschieden dabei gewin-
nen, die wissenschaftlichkeit nichts verlieren. Gustav Meyer.
2. Zur geschichte des griechischen perfectums von dr.
Hermann von der Pfordten. München 1882. 64 p. 8.
Der durch seine abhandlung über den thessalischen dialekt
bekannte Verfasser bietet der gelehrten weit eine wohl durch-
dachte und sorgfältige abhandlung dar, welche sich die aufgäbe
stellt verschiedene punkte in der lehre vom griechischen per-
fectum näher zu beleuchten und wo möglich weiter aufzuklären.
Er hat die Sammlungen von formen, die sich in dem buche von
Georg Curtius über das verbum und in meiner griechischen
grammatik finden , zu vervollständigen gesucht und manchen
dankenswerthen nachtrag geliefert. Was die erklärung der sprach-
lichen thatsachen anlangt, so ist er im herzen durchaus der neueren
sprachwissenschaftlichen richtung zugeneigt, ohne immer den ent-
schiedenen ausdruck dafür zu finden. Daß er nicht alle ergebnisse
der neueren forschung ohne weiteres für richtig hält, ist nur zu
6 3. Lateinische grammatik. Nr. 1.
billigen ; aber ebenso lobenswerth ist es, daß er das princip der
ausgleichungen , formübertragungen und neubildungen für das
maßgebende hält. Er hat sich im besonderen die aufgäbe ge-
stellt, den weg, welchen gewisse neubildungen innerhalb der
perfectbildung und perfectflexion genommen haben , darzulegen
und hat durch festhalten der chronologischen momente in der
aufftihrung der formen mancherlei klarer gestellt als es bisher war.
Für eyotjjriQdaai, p. 20 ist die erklärung in Hartmanns abhand-
lung de aoristo secundo p. 29 beachtenswerte Ein ^ztßcoxa
(p. 27) durfte man doch als ursprüngliches perfect von Ti&qfAi
nicht erwarten, sondern höchstens ein *rsBcoai das — x — ist ja
jüngere bildung. Daß ytvaiuto für ein griechisches ohr densel-
ben hiatus enthielt wie ßtßltjuTo (p. 35), darf mit hinsieht auf
die natur der r-diphthonge und die behandlung derselben im
auslaut vor vocalischem anlaut billig bezweifelt werden. Erwä-
genswerth ist die hinweisung auf den rhythmus als causa mo-
vens von Umbildungen (p. 45). Die ganze arbeit muß als ein
werthvoller beitrag zur griechischen grammatik bezeichnet werden.
G. Meyer.
3. Eduard Wölfflin, die alliterierenden Verbindungen
der lateinischen spräche. Aus den Sitzungsberichten der königl.
bayer. akademie der Wissenschaften, philos.-philol histor. Classe.
1881. Bd. II, lieft. München. In commission der G. Franz'-
schen buch- und kunsthandlung (J. Roth). 1881. 94 p. 8.
Im eingange seiner verdienstlichen abhandlung bemerkt der
Verfasser, wie die poesie der Römer , die in dem quantitätsprin-
cipe ein genüge gefunden, die allitteration als schmuck in freie-
rer weise nur über die verse ausgegossen habe , ohne dieselbe
zu einem nothwendigen bindemittel zu machen , wie die poesie
im verlaufe der Jahrhunderte dann diese beigäbe immer mehr
eingebüßt habe ; aber auch die prosa habe , wohl ehe es eine
poesie gegeben , die allitteration besessen. Dann geht er zur
begriffsbestimmung über. Er ist der ansieht, daß mit ausnähme
des diphthongen au, der bald zu a, bald zu o gezogen wurde,
nur identische laute mit einander allitterieren , nicht auch ver-
wandte , also nicht etwa bonus mit probus. Dagegen kann
ein einfaches Stammwort mit einem mit einer präposition zusam-
mengesetzten worte allitterieren {figura und conformatio)\ es kann
Nr. 1. 3. Lateinische grammatik. 7
aber auch die präposition mitgerechnet werden, namentlich wenn
das compositum nicht mehr deutlich in seine zwei bestandtheile
zerfällt (cura und cogitatio). Die allitteration kann sich auch
auf zwei (fundere und fugare) und mehr (castigare und castrare)
buckstaben ausdehnen , auf mehr als zwei glieder erhöhen (felix
faustum fortunatumque). Wörter, die mit gleicher präposition be-
ginnen (conferre und comportare), glaubt er außer acht lassen zu
sollen, weil ihre zahl sich in's unendliche steigern würde, weil
von einer freiheit der erfindung bei gleichem gedanken nicht
mehr die rede sei , und weil kein besonderer Scharfsinn in sol-
chen Verbindungen zu bewundern sei •, anders wenn auch die
stammworte allitterieren (diversus und divisus). Auch Verbindun-
gen wie ortus occasus, virtutes vitia, tunica toga hat er nicht auf-
genommen {tunica toga ist freilich im alphabetischen Verzeich-
nisse doch aufgeführt) , weil die allitteration eine bloß zufällige
sei und man sich eben nicht anders hätte ausdrücken können.
Die weitere beschränkung legt er sich sodann noch auf, daß er
bloß von der allitteration syntaktisch koordinirter glieder spricht.
Nachdem dann eingehender die möglichen Verbindungen solcher
syntaktisch koordinirten glieder durch kopulative oder disjunk-
tive partikeln besprochen und als die älteste form der Verbin-
dung das asyndeton bezeichnet worden , wird auch die gestal-
tende Wirkung des Wohlklangs erörtert. Rücksichtlich der aus-
spräche glaubt der Verfasser, daß b und r in der kaiserzeit sich
berührt , v und / aber nie gleich gesprochen und zur allittera-
tion verwandt worden , die ausspräche des c wie k werde aus
den allitterierenden Verbindungen leicht erwiesen. Der Ursprung
der allitteration ist nicht wohl in der poesie zu suchen; die sa-
kralsprache, der curialstil , die gerichtssprache , die Volkssprache
und das Sprichwort , sogar schließlich die christliche litteratur
haben alle neue allitterierende Verbindungen geschaffen. Nach-
dem dann die Schicksale der allitteration von der archaischen
latinität an bis in die modernen litteraturen verfolgt worden,
folgt p. 46—93 ein alphabetisches verzeichniß der allitterierenden
Verbindungen.
Dieses ist kurz der inhalt der tüchtigen und anregenden
arbeit. Freilich nicht in allen punkten vermochte der Verfas-
ser uns zu überzeugen. Sollte wirklich (p. 4) „bei den muten
nur tenuis mit tenuis, media mit media allitterieren?" Ich
8 3. Lateinische grammatik. Nr. 1.
finde allerdings kein beispiel, daß je b und p allitteriert hätten,
wie etwa für die meisten deutschen „pulver und blei" ; dagegen
scheint mir die allitteration von d und t unbestreitbar, es schei-
nen eben diese laute in der ausspräche nicht so scharf geschie-
den gewesen zu sein. Wie in deutschen formein wie : kurz und
gut , groß und klein , dichten und trachten auch jetzt noch
beispiele wirklicher allitteration sind und nicht bloß zufäl-
lig mit verwandter tenuis und media anlauten , so sind im la-
teinischen die beliebten Verbindungen von tectum und domus,
templa und delubra , defendere und tegere, tueri und defendere,
(ebenso wie tueri und tegere), tollere und delere, teneri und duci,
trahi und duci gewiß durch den verwandten klang nicht zum
wenigsten empfohlen worden. Sollte wirklich Cicero Cat. 3, 9,
22 nicht mit vollem bewußtsein die schöne chiastische Verbin-
dung: non solum vestris domiciliis atque tectis , sed etiam deorum
templis atque delubris gebraucht haben ?
Weiter glaube ich nicht, daß man recht thut, die Wörter,
welche mit gleicher präposition beginnen , in denen aber die
Stammsilben nicht allitterieren , so ohne weiteres außer acht zu
lassen. „Ihre zahl steigert sich freilich ins unendliche", gewiß ;
dieses beweist aber doch wohl bloß , welchen werth dieses alli-
terierende moment selbst in seiner rohesten und kunstlosesten
form für ein römisches ohr hatte. Solche Wendungen wie divelli
ac distrahi, cohibere atque continere , reficere et recreare sind nicht
ganz so formelhaft geworden wie etwa die deutschen redensarten
bekräftigen und bestätigen , gestunken und gelogen , verrathen
und verkauft, zerrissen und zerfetzt, daß man aber solche und
andere unzählige Verbindungen immer und immer wieder neu
bildete , beweist nicht zum wenigsten die empfänglichkeit der
Römer nach dieser seite hin. Einige bezeichnende beispiele eben:
exemit, excussit, eripuit dolor, Plin. ep. 8,23; desertus, destitus sum,
hostibus deditus, Curt. 9, 2, 11; congrediuntur, et consistunt et con-
serebantur iam manus , Gell. 9, 11, 6; huc instamus , inculcamus,
infigimus, Quintil. 11, 3, 111.
Wölfflin sagt p. 22 „nie aber sind v und / gleich gespro-
chen und zur allitteration verwandt worden , so daß Verbindun-
gen wie fides et virtus, vis et ferrum , vita et fortuna u. a. für
uns nicht in betracht kommen." Sicherlich sind diese buchsta-
ben nie gleich gesprochen worden, verwandten klangs sind
Nr. 1. 3. Lateinische gramtnatik. 9
sie aber doch wohl gewesen und zur allitteration verwandt wor-
den; es ist eben die zahl der Verbindungen eine zu große, als
daß man solche für rein zufällig ansehen könnte. Zu den von
Wölfflin selbst gegebenen füge ich noch hinzu: flagitia und vitia,
ßagitiosus und vitiosus, ferrum und vincula, fides und veritas, virtus
und fortuna (z. b. Cic. pro Mil. 29, 79 ; Cic. Phil. 14, 9, 25; Liv.
1, 25, 2; 1. 42. 3; 6, 14, 3; 22, 29, 2; 23, 42, 4; 23, 43,
10; Tac. Annal. 13, 37, bist. 4, 24; vgl. Seneca ep. 72) finitimus
und vicinus , vallurn und fossa , venti und fluctus , vita und fama,
vis und fama, vita und facta, victoria und fama, vis und facultas,
ferrum und virtus, ferrum und venenum , florere und vigere. In
dem abschnitte über die Schicksale der allitteration (p. 32) dürfte
manches anzufechten sein. Wenn bei Plautus die allitteration
ungleich wirksamer ist als bei Terenz, so ist wohl kaum daraus
zu schließen , daß das Wohlgefallen überhaupt an derselben ab-
genommen. Daß der Italiker Plautus, der mann aus dem volke,
der kenner des tones und der empfindung des gemeinen mannes,
ein anderes latein schreibt als der in Africa geborne Terenz,
der liebling der vornehmsten kreise, ist selbstverständlich. Ab-
genommen hat das Wohlgefallen an der allitteration sobald noch
nicht : Sallust, Cicero , Cäsar und Livius , Velleius , Curtius, Ta-
citus und Sueton, Plinius. Seneca, Justin und Gellius beweisen
dieses zur genüge. Daß viele redensarten verschwinden und
andere auftauchen, hat zum nicht geringsten darin seinen grund,
daß diese redensarten zum allerkleinsten theile so fest gebunden
und so unlösbar waren, wie die meisten unserer deutschen allit-
terierenden formein. Wenn es im deutschen etwa neben gift
und galle auch galle und gift, gift nebst galle heißen dürfte, so
könnten wir uns nicht wundern, daß derartige formein ausster-
ben und anderen platz machen würden. Was Quintilian angeht,
so finde ich übrigens nicht bestätigt, daß er die bekanntesten
Verbindungen geflissentlich gemieden habe (ich erinnere u. a.
an : saxa silvasque, sordes et squalor, verba vultusque, vis et voluntas,
primus praecipuus), ebensowenig finde ich, daß er auf dieses Schön-
heitsmittel grundsätzlich verzichtet habe ; daß er weniger al-
literierende Verbindungen anwendet als Cicero ist richtig ; sollte
übrigens auch bei ihm nicht die heimath so manches eigenartige
erklären helfen? Und was Tacitus angeht, der ,,in seiner hi-
storischen darstellung mit ausnähme der mit Sallust und Livius
10 4. Lateinische grammatik. Nr. 1.
gemeinschaftlichen Verbindungen von dem mittel fast gar keinen
gebrauch machen und nur noch nicht abgegriffene und abge-
schliffene redensarten öfter wiederholen" soll, so verweise ich bloß
auf solche gute Verbindungen wie saxa solitudines, legati litter ae,
licentia libido , deliciae desidia , fortuna fama , forma, figura , purus
pressua, die er mit Cicero gemein hat.
Zu dem alphabetischen Verzeichnisse fügen wir einige we-
nige stellen hinzu. Zur Verbindung von squalor und sordes hat
Wölfflin bloß zwei stellen, beide aus Cicero, gebracht. Diese
Verbindung , welche eine der gebräuchlicheren ist , findet sich
außerdem noch Cic. pro Sestio 69, 144; pro Cluent. 6, 18 vgl.
67, 192; in Verr. 5, 8, 21, ib. 5, 48, 127; Livius 29, 16, 6;
umgekehrt gestellt bei Quintil. 6, 1, 33; vergl. auch Curt. 4,
1, 4. Die formelhafte Verbindung von animus und amor findet
sich nicht bloß je einmal bei Plautus und Gellius, sondern auch
bei Cic. Lael. 9, 29; in Verr. 2, 47, 117; bei Gellius noch ein-
mal 12, 1, 21 vgl. Enn. Trag. rel. 288.
Von fehlenden Verbindungen erwähne ich: clamor concursus,
situs senium, argutiae acumen, stare sentire cum, videre vigilare, acer
ardens, acer attentus, tractare tueri. Bintz.
4. Die allifteration in der lateinischen spräche, von Wil-
helm Ebrard, königl. studienlehrer. Programm der studien-
anstalt Bayreuth 1882, Druck von A. Peter. 64 p. 8.
In der besprechung von Wölfflins abhandlung über „die
allitterierenden Verbindungen der lateinischen spräche" (s. blätter
f. d. bayer. gymnas bd. 18, p. 43 ff.) hat ref. bereits darauf
aufmerksam gemacht, daß es außer den von Wölfflin ausschließ-
lich behandelten syntaktisch koordinierten Verbindungen noch
weitere gruppen alliterierender phrasen gebe , die sehr wohl
systematisch zusammengefaßt werden könnten. Hingewiesen
wurde dabei insbesondere auf die allitterierende Zusammenstel-
lung eines Substantivs und attributiven adjectivs {caeca caligo),
sowie auf diejenigen Wendungen, in denen das verbum mit sei-
nem objekt allitteriert (poenas pender e) In dem zur besprechung
vorliegenden programme hat es nun Ebrard unternommen, auch
die von Wölfflin nicht berücksichtigten gruppen allitterierender
Verbindungen festzustellen und mit beispielen zu belegen. Nach
einer kurzen definition der allitteration als „des gleichklanges
Nr. 1. 4. Lateinische grarnmatik. 11
im anlaut" 'p. 3; bestimmt der verf. zunächst den unterschied
zwischen allitteration und etymologischer figur und bezeichnet
sodann als seine hauptaufgabe die betrachtung „der alliterie-
renden Verbindungen ungleicher, syntaktisch nicht koordinierter
satztheile " Die p. 5 f. gegebene disposition dieses ersten theiles,
zu der p. 9 — 46 eine stattliche reihe von beispielen folgt, nennt
zunächst die allgemeine Zusammenstellung nicht koordinierter
nomina (beispiele dazu p. 9— 23j. Aus diesem kapitel ist be-
sonders die Verbindung des Substantivs mit seinem adjectivischen
oder substantivischen attribut (foeda fuga, c ornu copiae) her-
vorzuheben, aus dem zweiten , allitterierende Verbindungen des
verbums (beisp. p. 23 — 40j , die allitteration des verbums
mit dem nähern objekt (cutem curare). Eine weitere unter-
abtheilung (p. 40 — 45) enthält beispiele mehr g li edr ige r
allitteration, insbesondere Verbindungen von zwei (oder
mehr; Wortpaaren (mit verschiedenem anlaut: p ernix manibus,
pedibas rnobüis), ein letztes kapitel p. 46 zählt eine anzahl
belege für allitteriende komposition im lateinischen auf
(largiloquus). In einem zweiten, weniger umfangreichen haupt-
theil (p. 46 — 64 ) werden nachtrage zu Wölff lins belegen für die
allitterierende Zusammenstellung syntaktisch koordinierter rede-
theile gegeben. — Die beispiele sind vorzugsweise der altern
periode der römischen litteratur, zum theil aber auch, nament-
lich für Sprichwörter und sprichwörtliche redensarten, den spä-
tem epochen derselben entnommen.
Wie "Wöifflin a. o. p. 6 f. , so betont auch der verf. p. 7 f.
mit recht, daß es sich nur um bewußte und beabsichtigte, nicht
um willkürliche und zufällige allitteration handeln könne. Trotz-
dem ist Ebrard in seinem eifer für aufspürung von allitteratio-
nen öfters entschieden zu weit gegangen: redensarten wie facere
fidera , facere finem waren nicht anzuführen , da ein verbum von
so allgemeiner bedeutung und so ausgedehntem gebrauch wie
facere kaum zur allitteration mitwirken kann. Aehnliches gilt
von mens mala, pars parva und manchen andern Verbindungen,
und bei asinus inter apes p. 22 kann , da es wörtliche Überse-
tzung des griechischen oio^ er fit).iTtuig ist, von einer absieht
nicht die rede sein.
Es seien mir noch einige bemerkungen zu den von Ebrard
gesammelten beispielen gestattet. In dem abschnitt von der al-
12 4. Lateinische grammatik. Nr. 1.
litterierenden Verbindung eines Substantivs und attributs (p. 9 ff.)
ist der leichtern übersieht wegen das Substantiv dem attribut
durchweg vorangestellt. Diese anordnung ist gewiß praktisch,
hat aber leider verschiedene nachtheile zur folge. Mag immer
der gleichförmigkeit halber fuga foeda gestellt werden , es ver-
diente bemerkt zu werden , daß die solenne Stellung die umge-
kehrte ist: Sali. Jug. 38, 7. 43, 1. Liv. 26, 41, 19. Tac. hist.
3, 79. 4, 18 u. s. w. Dasselbe mußte bei einer nicht unbedeu-
tenden anzahl von redensarten hervorgehoben werden (so z. b.
immer dulce decus) , in denen das adjektiv konstant oder doch
fast regelmäßig voranstellt; ja nach einer flüchtigen musterung
will mich bedünken , als ob das adjektiv im ganzen öfter den
vortritt habe als das Substantiv. Wenn übrigens die dichter
hie und da von der solennen Wortstellung abweichen, so geschieht
dies selbstverständlich unter dem zwange des metrums. — Dazu
kommt, daß bei der von Ebrard befolgten anordnung zusammen-
gehörige Wendungen leicht zerrissen werden : in mera mapalia,
mera mendacia (auch PI. Pseud. 943 R. , Mart. 2, 56, 3) mera
miracula (auch Gell. 14, 6, 3), wie in den vom verf. nicht an-
geführten mora mera PL Capt. 2, 3, 36, mero meridie Petron. 37,
mera monstra Cic. Att. 4, 7, 1 gibt doch wohl das adjektiv, das,
wie man sieht , beinahe durchgängig voransteht , den ausschlag,
ebenso wie z. b. caecus in den Verbindungen caeca caligo, caeca
cupido [caecus cupido Sen. Phaedr. 528 Leo; unter eine andere
gruppe allitterierender Zusammenstellungen wären einzureihen
beispiele wie Lucan. 1, 87 nimiaque cupidine caeci und id. 7,
747 aurique cupidine caecos), caeca caverna Ov. met. 5, 639. 15,
299. Lucan. 5, 87, carcer caecus Verg. Aen. 6, 734. Sen. Troad.
585 , caecus carcer Sen. Agam. 988 , caecum chaos Sen. Oed.
572. Herc. Oet. 1 134, ine. trag. Octav. 391, Chaos caecum Sen. Med.
741, caeco casu Lucan. 7,446, caeco cursu Lucan. 2, 567 u. s. w.
Von interesse wäre es, bei den einzelnen Verbindungen im-
mer genau zu wissen, welche nur einmal vorkommen, also muth-
maßlich eigenthum des betreffenden autors sind, und welche öf-
ter auftreten und demnach als stehende formein anzusehen sind.
"Wer roseus rubor (immer in dieser Stellung !) bloß mit Ov.
am. 3, 3, 5 belegt findet, muß glauben, diese Wendung sei nach
Ovid nicht mehr gebraucht worden ; sie steht aber außerdem
nicht nur bei Apulejus met. 11, 3, sondern noch in später zeit
Nr. 1. 4- Lateinische grammatik. 13
im Apolloniusroman cap. 2, p. 2, 14 und cap. 21, p. 25, 5
(Riese); die anführung „nuptula novo, (vielmehr nova nuptula)
Varr. sat. Men. 10" läßt nicht ahnen, daß nova nupta (regelmä-
ßig in dieser Stellung!) stehende formel ist: PL Cas. 1, 1, 30.
4, 2, 3. 4, 3, 1. 4, 4, 1. 5, 2, 17. Ter. Adelph. 4, 7,33. Sen.
Oed. 497. Apul. met. 5, 4. 5, 6 u. s. w.
Beachtenswerth ist die aus der Ebrardschen beispielsamm-
lung sich ergebende thatsache , daß eine allitterierende Verbin-
dung oft in verschiedenen formen auftritt, indem ein glied der
allitteration dem andern sowohl koordiniert als subordiniert sein
kann. So entspricht dem bekannten caecles cruor (vgl. cruoris
aut caedis ine. trag. Octav. 514) ein cruenta caecles (Lucan. 7,
826 f. Sen. Herc. für. 919. 1160, ine. Octav. 424), dem patria
penates (vgl. Sen. Phoen. 663 patriam penates coniugem) ein patrii
penates ine. Octav. 149. 665, dem lamentatio et luctus Vulg. Tob.
2 , 6 (der Amiat. hat mit veränderter Stellung in lucturn et
in lamentationem) ein lugubris lamentatio Cic. Tusc. 1,13, 30, dem
clulce decus ein dulce et decorum, dem sidera ae solem Sen Oed.
1017 ein sidera solis Ov. met 14, 172, dem silvae saltusque ein
silvarum saltiis Enn. ann. 557 u. s. w. Ich weise noch darauf
hin, daß die formel luctus lacrimae bei Cicero in der von Ebrard
p. 22 c) besprochenen form erscheint: Flacc. §106 orat ne suum
luctum patris lacrimis . . . augeatis.
Interessante ergebnisse liefert die Untersuchung der frage,
an av eichen stellen des verses, speziell des hexameters die dich-
ter am häufigsten die allitteration haben eintreten lassen. Neh-
men wir ohne weitere wähl die von Ebrard p. 9—12 aufge-
zählten beispiele aus Lukrez, der ja außerordentlich reich ist an
allitterationen , so ergibt sich bei näherer betrachtung die that-
sache, daß ziemlich genau die hälfte der angeführten belege am
schluß des hexameters sich findet. Die allitterierenden Wörter
sind hier entweder unmittelbar mit einander verbunden : 5,1393
arboris altae, 4, 456 caligine caeca, 6, 461 caligine crassa, 4, 511
copia cassa, 3, 59 caeca cupido , 2, 352 delubra decora, 3, 460
durumque dolorem , oder durch ein dazwischengeschobenes drittes
wort getrennt: 3, 316 caecas exponere causas, 5, 1383 cavas in-
flare cicutas, 6, 1109 percocto saecla colore, 5, 1064 duros nudan-
tia dentes, 5, 113 doctis solacia dictis; vgl. 2, 514 finitis differre
figtiris, wo übrigens differre mitallitteriert. Ans der übrigen
14 4. Lateinische grammatik. Nr. 1.
zweiten hälfte lassen sieh noch einige weitere gruppen ausson-
dern. Einmal tritt die allitteration auch gern am anfang des
hexameters ein : 1, 650 acrior ardor , 4, 233 consimili causa, 3,
751 cornigeri incursum cervi (vgl. 6, 93 f. callida musa || Calliope
und 4, 232 cernitur in luce et claro candore); anfang und ende
des verses allitterieren 2, 736 corpora consimili sint eius tincta
colore. Weiter findet sich allitteration häufig vor dem letzten
fuß, wobei die zusammengehörenden Wörter abermals entweder
unmittelbar verbunden sind : 3, 304 caecae caliginis umbra, 6,
102 condenso corpore nubes, 5, 1400 lascivia laeta monebat, oder
durch zwischengeschobene Wörter getrennt erscheinen: 6, 1016
caecisque in eo compagibus haesit , 6, 418 infesto praeclaras f ul-
mine sedes. Nur zwei beispiele lassen sich unter diese gruppen
nicht einreihen: 5, 1368 . . . fructusque feros mansuescere terram
und 6, 920 quo magis attentas auris animumque reposco, und beim
letzten bin ich überdies sehr in zweifei , ob wir eine beabsich-
tigte allitteration vor uns haben. Aehnlich wie bei Lukrez wird
das Verhältnis wohl auch bei den übrigen hexametrischen dich-
tem sein, zumal bei denen, die Lukrez als ihrem Vorbild folgen.
Im folgenden gebe ich noch eine anzahl von nachtragen zum
zweiten haupttheil (allitterierende Verbindung koordinierter satz-
theile): Caput aut cervices Cat. r. r. 157, 10, soluta cervix . . ., caput
ruptum Sen. Troad. 1115 (vgl. Cic. Arat. 295 capite et cervicum
lumine und Hom. lat. 480 caput a cervice cucurrii). — In colles
camposque Oros. 6, 2, 16. — Nee cor nee caput Sen. apocol. 8.
— Crimen . . . et causas Sen. Agam. 277; crimine et culpa Sen.
Thyest. 321. Med. 935, culpa . . . et crimen Sen. Herc. Oet.
1603. — Cum domibus suis dominisque Sen. Herc. für. 1287 f. —
Fatis atque fortunae ine. Octav. 253. — Alteram ferro, alteram
fame Sen. apocol. 10. — Fervens et fremens Vulg. lob 39, 24.
— Fidem foedusque Sen. Thyest. 481 f. (vgl. ib. 1024 hoc foe-
dus? . . . haec fratris fidesf). — Fontes et flumina Vulg. Tob. 8,
7. — Fraude . . . et furto Sen. Agam. 207. — Laie fuga et la-
tius formido porrigitur Auson. 438, 3. — Furta . . . et fugas
Sen. Agam. 123. — Quodcumque libuit facere victori licet \ Mini-
mum decet libere cui multum licet Sen. Troad. 335 f., quibus quid-
quid libuit lieuit Pseud.-Sen. ad Paul. XII, p. 48, 10 (Wester-
burg). — Lacrimae luctusque Ov. met. 13, 282, auet. hist. Apol-
lon. 41, p. 51, 7 R (im vers), redivivas lacrimas et renovatum
Nr. 1. 5. Homer. 15
luctum ib. 45, p. 58, 5 f . ; luctus et lacrimae Sen. Phaeclr. 851,
que Sen. Troad. 1011. — Per mansuetuclinem et modestiam Vulg.
2, Cor. 10, 1. — Per ora . . . atque oculos Sen. Oed. 350; ocu-
losque et ora ine. Octav. 119. — In peeunia pollicitatione Cornif.
3, 2, 3. — Leo rapiens et rugiens Vxilg. psalm. 21, 14. — Saxa
. . . et süvas Sen. Med. 229; silvas . . . saxaque id. Herc. für.
572. — Cum soeiis ac sodalibus suis Vulg. iudic. 11, 38. — Te-
git ac tuetur Sen. Thyest. 189. — Terror ac tremor Vulg. gen.
9, 2 ; timor et tremor Vulg. psalm. 54, 6. Ephes. 6, 5 ; timens et
tremens Vulg. Marc. 5, 33. — Turres ac teeta carm. contr. pa-
gan. 39 (Bährens poet lat. min. III, p. 289). — Verbere ac
vinclis Sen. Phaedr. 882; vinciri verberari Petron. 117.
Das verdienst der Ebrardschen arbeit bestebt darin, daß
der verf. allitterierende Verbindungen , die man bisber nur ver-
einzelt kannte, systematisch zu gruppen zusammengefaßt und zu
weiteren forschungen auf diesem gebiet angeregt hat.
Philipp Thielmann.
5. Karl Sittl, die Wiederholungen in der Odyssee.
Ein beitrag zur homerischen frage. Gekrönte preisschrift. Mün-
chen, Theodor Ackermann 1882.
Sittl untersucht in dieser schrift vollständiger als seine Vor-
gänger die zahlreichen Wiederholungen in der Odyssee, um dar-
aus sodann Schlüsse auf die entstehung und composition dieses
homerischen epos zu ziehen. Mit recht hebt er die bedeutung
dieser erscheinung für die homerische frage hervor ; denn ent-
lehnungen bieten uns ein mittel, im epos frühere theile von spä-
teren zu unterscheiden. Die Untersuchung hat dabei die auf-
gäbe, die entlehnung nachzuweisen und bei den gleichlautenden
stellen original und copie von einander zu scheiden , was nicht
immer ohne weiteres klar ist. Die meisten dieser stellen hat
Sittl mit glück behandelt ; nicht an allen stellen wird man ihm
beistimmen können, wie denn auch seine Zusammenstellung nicht
vollständig und daher auch seine Untersuchung nicht abschlie-
ßend ist. Er beschränkt sich dabei wesentlich auf die wörtli-
chen Wiederholungen; denn das capitel der sachlichen entleh-
nungen wird nur kurz gestreift. Aber der gedanke , von dem
er ausgeht, ist ohne frage richtig und fruchtbar.
Im ersten theil (p. 9 — 72) untersucht Sittl auf grund der vor-
16 5. Homer. Nr. 1.
kommenden entlehnungen das verhältniß der Odyssee zur Ilias
und gelangt zu einer bestätigung des schon bekannten satzes,
daß diese älter ist, als jene. In einigen stücken, besonders in
betreff der adla, des 23. buches der Ilias und des schiffskata-
logs, bin ich nicht mit Sittl einverstanden; richtig scheint da-
gegen der platz der Dolonie bestimmt zu sein, die nach Sittl
jünger ist, als die ältere Odyssee, aber älter als die Telemachie.
Gemoll, der eine andere ansieht aufgestellt hat, wird von Sittl
mit erfolg bekämpft.
Im zweiten theil geht Sittl zur Odyssee selbst über, zur
bestimmung der reihenfolge ihrer einzelnen bestandtheile. Zuerst
erscheint die Telemachie auch bei Sittl jünger, als die eigent-
liche heimkehr des Odysseus , aber älter als der schluß der
Odyssee. Das ist gewiß richtig. Wie er sich nun aber ihr ver-
hältniß zur Odyssee denkt, ist nicht klar: er schreibt ihr (p.
106) eine besondere existenz zu, meint aber zugleich, daß sie
nicht für sich allein bestand , sondern eine art Vorspiel zur
Odyssee bildete. Sittl bemerkt richtig gegen Kirchhoff, daß die
Telemachie im ersten buch der Odyssee ihre wurzeln hat, also nicht
von dieser losgelöst werden kann : aber zugleich selbständig und
nicht selbständig , wie Sittl meint , kann die Telemachie doch
nicht gewesen sein. Dieser Widerspruch wird auch damit nicht
ausgeglichen, daß (p. 75) die Telemachie mit etwas räthselhaften
Worten theils exposition der Odyssee genannt wird, theils binde-
glied zwischen dem westgriechischen und troischen Sagenkreise.
Was ist der westgriechische Sagenkreis?
Weiter erörtert der verf. das verhältniß der bücher h — ju
zu /, die Nekyia und endlich die zweite hälfte der epen, die
ereignisse auf Ithaka. Er gelangt dabei zur Überzeugung, daß
die in x — /i erzählten abenteuer mit einschluß der Nekyia eine
einheit bilden, daß diese theile zwar etwas jünger sind, als der
alte nostos (s — *')', daß sie aber ganz wohl von einem und dem-
selben Verfasser sein können, daß, wie er sich ausdrückt, zwischen
i und x nur eine cäsur in der abfassung liegt. Aber die zweite
hälfte schreibt Sittl in ihren grundzügen dem dichter von x — fx
zu. Er nimmt so ein einheitliches gedieht von etwa 7000 Ver-
sen an. Dazu kommen dann nachdichtungen , größere in der
Telemachie und dem schluß der Odyssee, kleinere vorzüglich in
der zweiten hälfte.
Nr. 1. 5. Homer. 17
Diese ansieht ist jedoch nicht genügend begründet : sie er-
gibt sich keineswegs aus den von Sittl mitgetheilten beobach-
tungen und geht über das von ihm herangezogene material weit
hinaus. Die cäsur zwischen i und k, wo der dichter eine weile
athem geholt hat, ist eine sehr unwahrscheinliche auskunft, durch
welche die überlieferte einheit mit gewissen dagegen sprechenden
erscheinungen vereinigt werden soll. Daß die zweite hälfte der
Odyssee vom Verfasser von x — fi sei , ist ein ganz unerwartetes
resultat , für das keine beweise beigebracht sind, die wir um so
mehr erwarten, als Sittl p. 128 uns gezeigt hat, daß die zweite
hälfte für eine Odyssee nicht nothwendig sei. Daß die Nekyia
mit ihrer Umgebung gleichaltrig sei, ist höchst unwahrscheinlich
und wird auch ziemlich allgemein nicht angenommen. Sittl
streicht •/. 528 — 530 und 532, aber diese athetese ist schwerlich
statthaft.
Es ist zu bemerken , daß Sittl trotz aller Opposition gegen
Kirchhoff dennoch durchaus von der durch Kirchhoff aufge-
stellten trennung des älteren und jüngeren Nostos ausgeht und
zu jenem auch die bücher e — & rechnet, obwohl er selbst in s
eine entlehnung aus •/. annimmt (p. 108). Er hält diese stelle
für interpoliert , aber er selbst hat doch öfters andern gegen-
über ein solches auskunftsmittel für verpönt erklärt : wo kein
anzeichen einer interpolation vorliegt, durfte es nicht ergriffen
werden.
Es wäre wohl besser gewesen , wenn Sittl weniger umfas-
sende Schlüsse aus seinen beobachtungen gezogen und sich stren-
ger im rahmen seines materials gehalten hätte. Er ist nicht frei von
vorurtheilen oder solchen behauptungen, deren begründung er uns
vorenthält. Er ist zu willkürlichen Schlüssen geneigt: aus der that-
sache, daß in Jüngern theilen der Odyssee zahlreiche entlehnungen
aus der Ilias vorkommen, will er schließen, daß die Ilias eine zeit
lang nicht recht gewürdigt wurde , bis sie dann wieder in der
achtung stieg : er vermuthet, daß es geschah, als um 700 durch
den einbruch der Kimmerier der kriegerische sinn wieder bei den
Ioniern erwachte. Aehnlich ist die bemerkung (p. 168), daß die
alte Odyssee ein großes aufsehen erregt haben müsse; vorher (p. 128)
hat er gesagt, um zu beweisen, daß die zweite hälfte der Odyssee für
das gedieht nicht nothwendig gewesen sei , man solle doch be-
denken , daß die Odysseesage im griechischen volke lebte und
Philolog. Anz. XIII. 2
18 6. Homer. Nr. 1.
nicht bloß aus büchern bekannt war. Warum soll denn da die
Odyssee, eine bearbeitung derselben, ein so großes aufsehen er-
regt haben? Und wie denkt sich Sittl darnach die Veröffentli-
chung der gedichte?
Nach p. 90 anmerk. 55 soll die Telemachie, in der der
Taygetos ignoriert wird, vor dem ersten messenischen kriege
gedichtet sein, weil durch diesen der Taygetos so bekannt wurde,
wie zu unsern Zeiten der Balkan durch den russisch-türkischen krieg.
Solche datierungsversuche einzelner homerischer stücke sind werth-
los. Ueberhaupt gehört Sittl zu denen, die sich die homerischen
gedichte theilweise recht jung und den Kyklikern gleichzeitig
denken.
Die gelegentlich gemachten culturhistorischen beobachtun-
gen sind nicht alle zutreffend; wenn Sittl es p. 24 für be-
merkenswerth erklärt, daß bei Homer nur die göttinnen und kö-
niginnen die buntweberei verstehen , so muß man doch fra-
gen, was denn sonst für trauen bei Homer vorkommen außer
göttinnen und königinnen. Kurz es würde für diese arbeit vor-
teilhaft gewesen sein, wenn sie sich mehr in der beschränkung
gehalten hätte, auf die ihr titel hindeutet.
Dadurch wird jedoch der werth der von Sittl mitgetheilten
beobachtungen nicht berührt, unter denen nicht wenige sind,
die man sich dankbar anzueignen hat. Benedictus Niese.
6. CarolusRothe, de vetere quem ex Odyssea Kirch-
hoffius eruit NOZTQI scripsit. (Programme d'invitation ä l'ex-
amen public du College royal francais fixe' au 3. avril 1882).
Berlin 1882. 4. p.
Diese abhandlung enthält eine rechtfertigung und modifica-
tion der Kirchhoff'schen ansieht über die Odyssee; eine recht-
fertigung , indem Rothe einige unterschiede zwischen x — (x und
dem vorhergehenden anführt und damit die trennung des alten
Nostos weiter zu begründen sucht; eine modification, insofern als
ßothe anfang und ende des alten Nostos herzustellen versucht
und in denselben auch den freiermord in einer älteren Version
hineinzieht, deren spuren er noch zu erkennen glaubt. Die zahl
der freier betrug danach nur zwanzig und die räche des Odys-
seus vollzog sich im haine des Apollo an dessen feste (nach
Nr. 1. 7. Theognis. 19
r 536 ff. v 156, 276 ff.). Der alte Nostos bestand aus tj 241 f.,
i 16 — 28, >; 243—297, / 29 ff., , 39—536; den abschluß bil-
deten (x 403 — 414, 420 f., // 251—258, i 34 — 36. Wirklieb
sebeint dieser Nostos reebt alt zu sein ; denn er ist sebr geflickt.
C4ewiß bat Rothe darin reebt , daß er aueb die scenen auf
Itbaka mit in die älteste Odyssee bineinziebt. Sonst babe icb
in dieser abbandlung niebts gefunden, was neu und zugleicb
richtig wäre. Bei seiner reconstruetion bätte sieb Rotbe die frage
vorlegen können , die er einmal an Kircbboff richtet , wie näm-
lich aus einer solchen älteren diebtung die jetzige wohl hätte
entstehen können.
Des lateinischen ist Rothe nur wenig mächtig; er würde
weiser gehandelt haben, wenn er deutsch geschrieben hätte.
Benedictus Niese.
7. De locorum Theognideorum apud veteres scriptores ex-
stantium ad textum poetae emendandum pretio. Diss. inaug. scr,
Oscarius Crüger. Eegimontii ex ofücina Hartungiana 1882.
82 p. 8.
Bei der mehrzahl der in Bergks kritischem apparat gesam-
melten stellen, an denen verse aus den Theognidea von griechi-
schen autoren citiert oder für chrestomathieen benutzt werden,
zeigt es sich sofort, daß die in ihnen vorkommenden abweichun-
gen vom texte unserer handschriften ohne bedeutung und in-
teresse sind. Indessen gibt es doch eine nicht ganz unbeträcht-
liche zahl solcher Varianten, über deren werth verschiedene an-
sichten geäußert worden sind. Eine besprechung aller von den
Theognis-handschriften abweichenden lesarten jener stellen, nach
den citirenden autoren angeordnet, bildet den inhalt der vorlie-
genden sorgfältigen dissertation , welche im ganzen mit verstän-
digem und besonnenem urtbeil angefertigt ist und auch für die
exegese manchen beachtenswerthen beitrag liefert. Beinahe über-
all ist der verf. bemüht, die werthlosigkeit der in citaten und
chrestomathieen erhaltenen lesarten nachzuweisen ; in diesem stre-
ben ist er, wie sich im folgenden zeigen wird, mitunter zu weit
gegangen. Nach einigen einleitenden bemerkungen werden zu-
erst die Varianten , welche Stobäus darbietet , durchgenommen,
alsdann die bei den übrigen nach der zeit geordneten autoren.
Ich lasse in der folgenden übersiebt alle diejenigen von diesen
2*
20 7. Theognis. Nr. 1
lesarten unberücksichtigt, in deren Verwerfung der verf. mit
Bergk tibereinstimmt, bemerke übrigens, daß die Verwerfung der-
selben mehrfach vom verf. genauer begründet wird als es von
Bergk geschehen ist, zuweilen auch in einer von Bergk etwas
abweichenden weise. Die mehr literarhistorische frage, in wel-
cher gestalt den verschiedenen in betracht kommenden autoren
die Theognidea vorgelegen haben, zu erörtern, hat nicht in der
absieht des verf. gelegen.
Daß die bei älteren autoren befindlichen citate aus den
Theognidea für den text von irgend welchem nutzen seien, stellt
Crüger mit entschiedenheit in abrede, aber wohl nicht überall
mit recht. So wahr es auch aus bekannten von Crüger richtig
hervorgehobenen gründen ist, daß gelegentlich und beiläufig ver-
wendete dichtercitate für die kritik nur mit größter vorsieht zu
benutzen sind, so ist doch im vorliegenden falle auch der um-
stand nicht zu übersehen, daß den autoren des vierten Jahrhun-
derts v. Chr. exemplare der Theognidea zur Verfügung standen,
welche an reinheit der Überlieferung unsere Sammlung weit über-
trafen. — So ist am Schlüsse von v. 125 sicherlich nicht das
in den Theognis-handschriften stehende sprachwidrige ovie, son-
dern das in der Eudemischen Ethik überlieferte ovde für das
ursprüngliche zu halten. — V. 177 findet sich näg statt xtu
nicht nur in der Eudemischen Ethik, bei Artemidor, Plutarch
und Lucian, sondern auch bei Stobäus, wo, wie auch Crüger
zugesteht, ein anlaß zur änderung nicht vorlag. Ein triftiger
grund, das kräftigere und mindestens nicht schlechter bezeugte
näg dem Theognis abzusprechen , ist durchaus nicht vorhanden.
— V. 189 haben die Theognis-handschriften ^ev, Pseudo-Xeno-
phon yuQ. Crüger sucht ph mit der erklärung zu halten : „fa-
cillime cogitatione suppletur enuntiatum huic respondens: sed utrum
ndbili loco quis ortus sit necne nunc non interest." Schwerlich mit
recht. Verbindet man nämlich v. 189 f. unmittelbar mit dem
vorhergehenden , wie man wegen Pseudo - Xenophon doch wohl
muß, so kann man, wenn man dem dichter nicht eine unerträg-
liche tautologie zuschreiben will, das verhältniß der worte y?j~
fxai — avt uya&ov zu den Worten na) ix xaxov — s§ äya&ov nur
so auffassen, daß die ersteren (uv [xei.e8a.ivet, ovde dvaiverm, ßnv-
Xszai,) die gesinnung undneigung, die letzteren (eyijfiet*) die hier-
aus hervorgegangene thatsache bezeichnen sollen, und sich hier-
Nr. 1. 7. Theognis. 21
durch im inhalt enge an die ersteren anschließen. Folglich bil-
det der satz xy-tj/ActTo. 7i[t<x>at eine eingeschobene begründung, und
für eine solche ist offenbar nur yag und nicht ph passend, fisv
beruht wohl auf einem versehen des Urhebers unserer sylloge. —
Etwas anders liegt der fall bei v. 472. Dieser vers wird in Ari-
stoteles' metaphysik und in der Eudemischen Ethik mit der les-
art nfjäyixa statt xql^a citirt und dem Euenos beigelegt. Hier-
aus folgt, wie auch Crüger hervorhebt (p. 65), keineswegs, daß
die verse 467 ff. von Euenos verfaßt seien. Aber bei diesem
zugeständniß ist es ungerechtfertigt, ngäyfia auf flüchtigkeit beim
citiren zurückzuführen (p. 59). Vgl. Jahrb. f. philol. 1881, p.
478. — Ueber v. 256 kann man wohl mit etwas größerer Si-
cherheit urtheilen als es Crüger p. 21 thut. V. 255 f. war ur-
sprünglich, wie wir durch die Nikomachische und die Eude-
mische Ethik (deren angäbe etwas genauer ist) wissen, ein Jq-
Xtaxbv ini^Qa/Afia. Der pentameter lautet in der Nikomachi-
schen Ethik tjdiazov 8s ns'yvx' ob zig sqü io tv%hv, in den hand-
schriften der Eudemischen Ethik ndttojv 8' tJ8iözop ob rig igätai
7v/£f>, in den Theognis-handschriften ngriyna 8s ttqnvö'iaiov iov
rig squio (d. h. £(jü to) 7v%eii> . ijS/gtov ist also beiden citaten
gemeinsam , und daß es wirklich auf der inschrift stand und
nicht auf flüchtiges citiren aus dem gedächtnisse zurückzuführen
ist , kann , wie mir scheint , aus dem inhalt der beiden stellen
geschlossen werden. Es wird also wohl das citat in der Niko-
machischen Ethik die inschrift genau wiedergeben , das in der
Eudemischen Ethik auf einer weniger genauen erinnerung beru-
hen, die fassung in den Theognis-handschriften eine spätere viel-
leicht vom Urheber der Sylloge herrührende Variation sein.
Eine weitere Variation findet sich bei Stobäus und ist auch in
die Aldina der Nikomachischen Ethik übergegangen: ySiarov 8s
rv%eiv dar (ob Aid.) rig sxaarog igä, — Zustimmung verdienen
die gegen Bergk gerichteten bemerkungen des verf. , daß v. 35
die existenz einer Variante anofid^sai aus Aristoteles nicht ge-
folgert werden dürfe, daß v. 186 die lesart rig bei Pseudo-Xe-
nophon zu verwerfen und daß endlich v. 432 ff. aus Piaton und
den citaten bei späteren nicht auf eine ältere von unserer Über-
lieferung verschiedene fassung dieser disticha zu schließen sei.
Plutarch bietet beachtenswerthe Varianten besonders für
die Solonischen verse 721 — 724. V. 721 steht in den Theognidea
22 7. Theognis. Nr. 1.
7« dsovra, bei Plutarch pöva tavta: was das ursprüngliche ist,
muß wohl , wie Crüger bemerkt, dahingestellt bleiben. V. 722
bieten (was Crüger nicht anführt) die Theognidea nlevgau, Plu-
tarch nltvgfr V. 724 schreibt Crüger dem Solon wohl mit
recht die lesart der Theognidea aorj ■ ovi> 5' tjßrj yiistat ägpto-
dta zu (statt der Plutarchischen ■tjß-ijg ' avv ö' cogrj ylvsrat dg-
(xovia). Zweifelhaft bleibt beim temporalsatze in v. 723 nicht
der sinn , aber die form. In den Theognidea lautet er otav
de x t x 6c v (Stobäus r&vS>') dqixi/Tai, bei Plutarch int]v aal
tavr d(f,Cx7]Ta(. Crüger entscheidet sich für die conjeetur von
Ahrens xä'vi'av&' : leichter ist xut<\ to.it, wie Bergk in der vier-
ten ausgäbe geschrieben hat. Ob oiar oder inrjv das ursprüng-
liche ist, läßt sich nicht entscheiden.
Sextus Empiricus citirt v. 428 mit der lesart yalav
sqfeGöäfiHvtfv statt yftv iftajitt]äd(4eiov. Das letztere soll nach Crü-
ger zwar kühn, aber „non prorsus inauditum" sein ; ich kann in-
dessen nicht finden, daß dies durch seine bemerkungen erwiesen
und der überaus seltsame ausdruck irgendwie gerechtfertigt
würde. Es ist daher wohl mit Bergk u. a., auf grund der les-
art bei Sextus, anzunehmen, daß Theognis ytjv sjnsöaäfjisvov ge-
schrieben hat. Die andere lesart kann auf den urheber der
Sylloge zurückgeführt werden; vermuthlich war die stelle in
dem ihm vorliegenden exemplare corrupt oder äußerlich be-
schädigt.
Einige Verbesserungen sehr leichter art bietet Athenäus:
v. 216 nQoanfxil^arj statt /igoaofiil^asi , 457 av/sepogov ian statt
avfxqgov evsari , 993 scpifAigov statt iqtjusQov, 999 8>j statt 8h.
auch kommt in dem letzten dieser verse die lesart bei Athe-
naios \rfloi (jtf'vog ov d.h. Xt'joifxsv oaov dem mit großer Wahr-
scheinlichkeit hergestellten foav näher als das onov der hand-
schriften. V. 478 bietet die beste Überlieferung der Theognidea
o'vts ti yug trjqjco ovts Xitjv ftc&ixa, Athenaios ovrs ii vijqimv etp''
ovib llav fjn&vcor. Hierzu bemerkt Crüger seltsamer weise: „in
Mutinensis lectione quid possis reprehendere non intellego: multae
tarnen emendationes propositae, cum a plerisque nescio qua de
causa partieipium videatur desideratum." Ist ihm denn der auf-
fällige hiatus vollständig entgangen? Derselbe ist, wenigstens
in der älteren poesie (trotz der bemerkungen von O. Schneider
Callimachea II, 421), sonst unerhört. Will man die lesart des
Nr. 1. 7. Theoguis. 23
llutinensis dennoch aufrecht halten (so daß die lesart bei Athe-
taios die beseitigung des hiatus zum zweck hätte), so kann man
dies höchstens mit berufung auf das Ungeschick des uns unbe-
kannten dichters thun. Denn daß die verse 476 — 492 mit ihrer
(an v. 903— 930 erinnernden) breiten redseligkeit von demselben
dichter verfaßt sein sollten , wie die schlichten , anmuthigen und
knapp geformten verse 467 — 476 (an welche sich 493 — 496
sehr gut anschließen können), vermag ich nicht zu glauben (vgl.
Jahrb. f. philol. 1881 , p 477). Am wahrscheinlichsten bleibt
aber in v. 478 doch wohl die annähme einer alten corruptel.
Weitaus am zahlreichsten von den für den verf. in betraeht
kommenden stellen aus den Theognidea sind endlich die, welche
sich bei S t o b ä u s befinden. Daß für dieselben ein vollständi-
geres exemplar der Sylloge zu gründe lag, ist bekannt ; die Va-
rianten bei Stobäus aber sind trotz der ansehnlichen zahl nach
Bergks richtiger bemerkung, von geringem gewichte. Als Ver-
besserungen läßt Crüger gelten: v. 157 aXXm^ statt aXXqj, 457
ai/xqioQÖv iari (mit Athenaios) statt ai>(ACp(joi> eveoti, 528 dnovio-
eoinivqq statt des von Bergk bevorzugten a.7zoiiGOftsi>t]£ , 636
ol statt 0Wj 1135 a.fd(jG)7ioi^ ftovvtj statt uv&Qcänoiai fxövtj. (V.
963 ist bei Stobäus die endung -tag bewahrt.) Die hierdurch
beseitigten corruptelen sind freilich sehr geringfügig ; indessen
ist es doch verkehrt, wenn Crüger (p. 52) behauptet, die Ver-
besserungen bei Stobäus könnten nur als conjecturen gelten ; es
wäre vielmehr geradezu wunderbar, wenn das bei Stobäus zu
gründe liegende vollständigere exemplar nicht hin und wieder
die ursprüngliche Überlieferung aufbewahrt hätte. Auch ist die
zahl dieser besseren lesarten wohl größer als Crüger zugeben
will. V. 132 haben die handschriften fehlerhaft tTzlezo oti,-, Sto-
bäus snltO"1 oaoig: letzteres ist vortrefflich und wir brauchen
keine conjecturen. Unbegreiflich ist die bemerkung von Crüger
„quomodo accipienclum sit oootg, quod ad naigog xat ^rjTgag (!), non
ad iv dvftQKiTioig referendum esse et sensus et cdllocatio verborum
docent, omnino me non intellegere fateor." Eine erwiderung hierauf
ist wohl überflüssig; der verf. wird sein versehen inzwischen be-
merkt haben. Ueber v. 177 s. o. — Mit unrecht verschmäht
Crüger ferner v. 956 das richtige medfcav statt nollmv : die
wohlthat (iv i-odsit) muß ja nicht nothwendig eine große sein.
— V. 1164 haben die handschriften iv avreznlg , Stobäus ev^i-
24 8. Polybius. Nr. 1.
vsrog. Hiernach hat Bergk wohl mit recht ev^vvimig vermuthet
wodurch, wie auch Crüger zugesteht, das anstößige doppelte e*
beseitigt wird; somit bietet hier Stobäus wenigstens in einer
beziehung das richtige. Vermuthlich sind zwischen v. 1163 und
1164 einige verse weggelassen. — An anderen stellen ist es
zweifelhaft , wo wir das ursprüngliche zu erkennen haben. So
muß es (bei der Übereinstimmung des Stobäus mit anderen zeu-
gen) v. 425 dahingestellt bleiben, ob näviwv oder aQ%t]vf v. 509,
ob xaxör oder ttaxns das ursprüngliche ist. V. 651 haben die hand-
schriften x«), Stobäus xkxiJ. Letztere Schreibung wird von Crüger
mit recht verworfen ; aber ich glaube auch nicht, daß die erstere,
welche Ziegler zu rechtfertigen gesucht hat , von einem guten
dichter herrühren kann. Zu der höchst anstößigen construction
kommt noch der umstand, daß man wegen des pentameters auch
für das gute eine doppelte bezeichnung erwartet. Hiernach ist
eine alte corruptel anzunehmen, und es bleibt fraglich, welche von
beiden lesarten der ursprünglichen näher kommt : vgl. Bergks
Anm. in der 4. aufl. — Dagegen ist Crüger im rechte, wenn er,
im gegensatze zu Bergk, an den stellen v. 175 (hier nach dem
vorgange Heimsöths), 320, 332 und 606 die bevorzugung der
lesarten des Stobäus für ungerechtfertigt erklärt.
E. Hiller.
8. Die präpositionen bei Polybius, von dr. Franz Krebs,
königl. studienlehrer in Eegensburg. Würzburg, Stuber 1882.
8. (1. heft der Beiträge zur historischen syntax der griechischen
Sprache, herausgegeben von M. Schanz)1). 147 p. 1 mk. 40 pf.
Nachdem in der jüngsten zeit zwei arbeiten erschienen sind,
welche den Sprachgebrauch Polybs , dieses ersten und größten
Vertreters der xonrj im allgemeinen zum gegenständ hatten2),
macht es sich die vorliegende schrift zur aufgäbe ein specielles
kapitel der polybianischen diktion „mit absoluter Vollständigkeit"
zu behandeln. Verf. will „nach der (statistischen) methode Tycho
Mommsens auch für Polybius das leben derpräpositionen,
1) Zum theil schon als programm des königl. neuen gyrnnasiums
in Regensburg für 1880/81 erschienen.
2) Fr. Kaelker, Quaestiones de elocutione Polybiana. Abge-
druckt in den Leipziger studien zur klassischen philologie. III, 2.
Leipzig, S. Hirzel 1880. — Jo. Stich, De Polybii dicendi genere. Ab-
gedruckt in den Acta Semin. philol. Erlangensis, Ff, 1882.
Nr. 1. 8. Polybius. 25
die ein hervorragendes element seines Stiles bilden, darlegen."
Hiebei beschränkt sich verf. auf die eigentlichen präpositionen.
Zunächst wird in einem allgemeinen theil die frequenz
der präpositionen festgestellt , es ergibt sich aus einer verglei-
chung mit den attischen rednern, daß Polybius sich durch
reichthum an präpositionen auszeichnet — eine verglei-
chung mit den attischen historikern wäre wohl passender ge-
wesen und bätte einen minder bedeutenden unterschied ergeben ;
liegt es doch in der natur des gegenständes , daß ein historiker
mehr präpositionen braucht als ein redner. — Ferner wird durch
zählen sämmtlicher stellen nachgewiesen , daß für Polybius
genetiv, dativ und akkusativ bei den präpositionen sich zu ein-
ander wie 2,2: 1 : 4, 5 verhalten, wodurch das überwiegen des
akkusativs bei den späteren, das schließlich zu einer Verkümme-
rung der andern kasus führte , auf's neue bestätigt wird. Im
folgenden spricht verf. von der Verbindung der präpositionen
mit ag soog a%Qi ^i'iQ'i so außh von ä>g int mit genitiv und ak-
kusativ ; hier wäre, wie oft, eine vergleichung mit den früheren
historikern sehr erwünscht gewesen , da doch wohl die eigen-
tbümlicbkeiten Polybs, nicbt aber was er mit andern gemeinsam
hat, hervorgehoben werden sollen. Auch Xenophon gebraucht z. b.
im mit genitiv und dativ anscheinend ohne unterschied, vgl.
Hell. 1, 4, 8 avjjx&y im ^üftov und 1, 4, 21 unj^Otj in' "Av-
dgor, so 1, 1, 19 neben 1, 6, 38, und auch bei Xenophon findet sich
dog anscheinend pleonastisch vor präpositionen vgl. Hell. 2,
1, 22 ff. ; 3, 4, 11: wg gibt dem gedanken eine leise subjektive
färbung und ist für uns unübersetzbar, aber deswegen nicht pleona-
stisch. 3, 47, 4 ]) will verf. sag im tov tov naviag 'Adni'a \xv-
%oi für mg im xt£. schreiben, p. 23 — 32 handelt vom hiatus,
den verf. überall durch elision beseitigen möchte; da aber stel-
len, wie 5, 74, 9 us} vtzsq und 5, 18, 5 /.tetiagoi ix diesem
mittel unzugänglich sind, so muß die frage, ob bei Polybius j e-
d e r hiatus anstößig sei, als eine offene betrachtet werden. An
der ersteren stelle empfiehlt verf. übrigens die änderung Kälkers
1) Nicht 3, 47, 5, wie p. 20 steht; auch p. 19 anm. 2 ist 5, 32,
5; p. 75 ist 5, 82, 9; p. 102 anm. 2 ist 22, 4, 4; p. 131 anm. 3 ist
22, 8, 5 zu lesen, endlich p. 145: 16, 16, 1, übrigens trifft dort gerade
an den beiden zuletzt angeführten stellen nicht zu , daß „durch die
Umschreibung des genitivs der hiatus verschwindet, der außerdem ent-
standen sein würde."
26 8. Polybius. Nr. 1.
ael rrtg}, die nur wegen des unmittelbar vorausgegangenen tisqi
weniger ansprechend ist.
Im besonderen theil wird der gebrauch der einzelnen prä-
positionen behandelt, wobei der gang von den seltener vorkom-
menden wie diu und ava bis zu den häufigsten Tigb*,' und xaid
eingeschlagen wird. Bei der masse des Stoffes müssen wir uns
darauf beschränken , einzelnes hervorzuheben und einige belege
aus andern Schriftstellern anzuführen. Die lokale bedeutung von
ata hat bei Polybius nach dem verf. auta übernommen, genauer
gesagt, die ausdehnung über einen ort wird nicht mehr durch
ava. gegeben, wie bei den früheren ava. niiaav yijv xai däXaiTav,
dagegen für ava rov Tlä&ov notafibv (3, 75, 5) könnte nicht
xara stehen, avv xaigäi wird p. 38 erklärt: mit der zeit, ge-
mach, allmählich, aber nicht sonderlich verschieden von sv xaigw
genannt, das p. 71 übersetzt wird: im rechten moment. Insg
mit akkusativ vom vorzug findet sich 3 , 79 , 8 , vgl. dazu das
herodotische inisg av>anov , von den späteren Plut. Arist. 1
vnsg tovg noXXovg vöftt^öfievog. Auch für cpoßeiaüat und cpoßog
anö zifog finden sich belege bei den früheren, vom werthe steht
die gleiche präposition Xen. Hell. 4, 2, 7: t« näv%a a&Xa ovx
slarzov iynovzo tj dnh TETragwv taXavrmv. vnö uva ttvai steht
auch 5, 26, 4, so findet sich in der LXX (Dan. 58) sogar vno
ti 8sv8gov xa7p\aßei; airövg opiXovvTag aXXrjXotg ; vnh top dvfibr
2, 19,10 möchte ich nicht temporal fassen, der genetiv, welcher
sich 2, 30, 4 findet, scheint dort einfach wegen des hiatus um-
gangen. Bei naud mit akkusativ erwähnen wir der konjektur
Wölfflins zu 3, 116, 6 toih; nagd (für negi) tov notaixbv In-
aslg, wo das nzg} der handschriften aus dem vorhergegangenen
ol mgl rbv 'jdadgdvßar entstanden ist. Die für 3, 72, 9 nach
Campe für <V a(i<fioisgcor (xegärcor) gegebene erklärung ,,in ei-
ner gewissen entfernung von den beiden flügeln" halte ich für
unmöglich, nur bei angäbe des maßes kommt 8td zu dieser be-
deutung (Sid toaovrov u. dgl.). Während sonst verf. die man-
nigfaltigkeit des polybianischen Sprachgebrauches zu würdigen
weiß, (vgl. p. 76, 102 ff., 128, 130 anm. 4, 142) zeigt er sich
p. 69 anm. 1 den nivellierungsvorschlägen Nabers zugänglich,
indem er in dem ausdruck diu Toiavztjv («<,>) airtav (ag) jedes-
mal das (abschwächende) ng verlangt *). Bei 8id verdiente auch
1) Aehnlich verfährt verf. an andern stellen. Wenn Polybius
Nr. 1. 8. Polybius. 27
die stelle 5, 24, 5 diu t^v Tzagd&aaw T?jg noXemg (Schweigt.:
quod adtinet ad propinquüatem urbis, vel: licet in proximo sit urbs)
berücksichtigung. h anstatt des bloßen dativ instrumentalis mit
der vom verf. angegebenen modificierung des gedankens haben
schon die früheren, vgl. Xen. Hell. 3, 3, 11 iv kIvtco dtdsfÄt-
vovg, in der LXX nimmt dieser gebrauch überhand, dort findet
sich iv nvgl ivEnvQiae loig nvQyovg neben nvol (Macc. 1, 5, 5
und 35), iaqiQayiaato ii> im daxTvlicp neben rw öuht. (Dan. 6,
17 und Bei et Drac. 11). Auch g'f und sig1) zur einführung
des prädikates liebt die späte gräcität, für iv aalw Tiötodut war
das iv ttaXqp tivat der früheren (z. b. Xen. Hell. 4, 3, 5) zu ver-
gleichen, übrigens kommt auch iv 86£a, iv aSixrnAari, iv nagsgyep
tidea&ai bei den alten vor. Daß iv bei bestimmten Zeitangaben,
wie Top narr/. nii8i/.g iiiuvrco, ifj xutu nodug^ rjititja fehlt, ist
nicht merkwürdig, sondern regel, ebensowenig ist im mit genitiv
in fügungen wie im Titiitrjg yjjjg bXvixmddog „abweichend vom
gebrauch der guten prosa" , vgl. Aeschin. in Ctes. 178 im rwv
vvn xaigeov. 22, 10, 3 (nicht 4) im taug xoivuig avvodoig heißt
wohl: bei gelegenheit u. s. w. Ob 1, 59,7 gq>' q> rrjv banüvi]v
HOfAioliTui ein anklang an Thucydides ist, der 1, 113, 3 iqi cp tovg
aiäfjug KOßiovvrai hat, ist mehr als fraglich, es ist vielmehr der
übliche ausdruck bei abmachungen. P. 89 spricht verf. von
einer phrase im tag oyjstg imartjcsat an = gegen die äugen
hinhalten (10, 47, 8), ein offenbares versehen, in den handschrif-
ten steht (öcj) nfjänot' inl rüg oxpeig tag ivog ixuotov tcöv ygapi-
[Auzcav imoiqaai jov avayivtöoitovra , wobei oipeig = a^ptata,
zonoi, idiui ist (der konjektur Casaubonus rag nxpsig iniaitjaai int
zu a^ijfiara iwv ygu^fiärmv bedarf es nicht, Hultsch hat sie nicht
einmal erwähnt) 2). 3, 19, 4 XQituvtsg ix nugazü^toig öiaxivöv-
onovdrjy noitZaS-cu, sowie onovdaC,tiv ntgl zi und ntoi zwog gebraucht
(p. 106), warum verdient dann 22, 4, 4 die konjectur Nabers ianov-
ö'aCs ntgl to (statt tov) xat(c7ioQtv9rjvc<t> „volle billigung"? Es ist wohl
zuzugeben daß zo und zov von den abschreiben! leicht verwechselt
werden konnten, wie io und tu) bei yivtodai ngbg, aber woher soll
denn die_norm für die änderungen abgeleitet werden? Vgl. p. 124 f.
1) Überaus häufig in der LXX, z. b. avzbg hfjüv torai dg nctzega
Macc. 1, 2, 65 ; oixodo/aHv tig olxow ßaoikiox; Dan. 4, 27 ; iyzvovzo ccvtw
ilg (fi'iQov Macc. 1, 1, 4.
2) Von kleineren versehen erwähnen wir: p. 23 die beispiele von
ixzog und ivzbg gehören unter II, p. 50 die redensart heißt in' ctvyäg
9taa&at an beiden stellen; p. 64 1. sx ze tov dnvlaßila&at ; p. 74 1.
iv vip n&taSai,; p. 77 1. inl ztjg 9 afoizitjs ; p. 78 1. inl Qpcjxqs (übri-
28 8. Polybius. Nr. 1.
tevsiv TZQog tovg im tbv locpov will verf. elliptisch (seil. ra%&it>-
zag?) fassen, wie an der parallelstelle 12, 25, 3 xa&iea&at zovg
in) iijv zt(xoo()iuv ; es wäre dies jedenfalls eine erweiterung des
gebrauches, der sich sonst auf Wendungen mit ausgelassenem 6v-
7iv beschränkt; die erklärung der echten stelle durch assimila-
tion erscheint leichter. P. 95 will verf. 38, 7, 3 ooßüv int, zi
emendiren für den überlieferten dativ; wer die stelle aufmerk-
sam liest, wird sehen, daß tag xaza ngodtaif ägfxrfAÖzmv zäv A^txmv
besonders zu nehmen ist, während int reo naguSsty/xatl^siv den
zweck angibt. Der unterschied zwischen eoaze mit indicativ und
infinitiv (p. 97 und 112) ist für Polybius nicht aufrecht zu er-
halten; 9, 29, 12 ist indes nicht der infinitiv bei icp' ooov an-
zumerken, da der infinitiv von dem fortwirkenden öcpsiXete ab-
hängt, dtöotat iavzbv stg (rag) Xs^at' (^2, 13, 2 steht es ohne
artikel) heißt: sich nähern, nicht: sich vertraut unterhalten, rö
Y.O.T ifxs im nämlichen sinne, wie zo in1 ipol ist schon bei den
früheren anzutreffen, vgl. Xen. Hell. 1, 6, 5 ov xcolixo zb xaz"1
Ejus , auch xktk mit akkusativ statt des bloßen akkusativ der
beziehung findet sich, wiewohl selten, vgl. Soph. OT..1087 xaza.
yvoajiav tdgtg, und ist aus dem ui natu cüft« i]8ova\ und ähn-
lichem leicht zu erklären.
Zum Schlüsse bringt uns der verf. eine entdeckung : „Um-
schreibung des persönlichen eigennamens durch
oi a at d ; dies dürfte neu sein, denn noch keine
grammatik hat die erscheinung berührt, und auch
sonst ist auf diese eigenthümlichkeit nicht hinge-
wiesen worden; wir machen daher ganz besonders
auf dieselbe aufmerksam." (p. 146). Daß die späteren
oi nsgC ziva gebrauchen anstatt des nomens ist bekannt und es
läßt sich dieser gebrauch in seinen anfangen bis zu Xen.
zurückverfolgen, der diese formel liebt und vorzieht, auch wo
das nomen für sich hinreichend wäre, vgl. Hell. 1, 7, 8 oi nsgl
QijQUfiinj, 2, 4, 6 ol negi Qgaav^ovXor, 3, 2, 27 oi negi äevitxv
gens auch bei den alten gewöhnlich); p. 86 1. (34, 12, 3) in avtoig
dMtxößiot bydorixovTct = 4280 st.; p. 92 z. 10 1. Inl xavio; p. 104 z. 4
ob. 1. ctvhxoi , z. 4 unt. 1. ib yiyovbc,; p. 110 z. 6 ob. 1. rgia; p. 113
ist 3, 104,2 falsch gekürzt, die stelle heißt ov x«i9-' aiuov , noos ctvrov
d« xrs, p. 144 ist die lesart der handschriften ungenau angegeben; p.
126 bei der angezeigten stelle (5, 29, 4) fehlt ov; p. 140 anm. 3:
Cobet will xaf fxkoyfjv als glossem entfernen.
Nr. 1. 9. Gralenus. 29
und öfter, ohne daß an diesen stellen die Umschreibung geradezu
für den bloßen eigennamen steht. Bei Polybius jedoch und den
späteren ist diese ausdrucksweise ausgeartet , immerhin aber zu
erklären aus dem Sprachgebrauch der früheren. Wie aber soll
man oi natu tlv EvQiniSav = 6 Evgtnfdag sich zurechtlegen?
(4, 71, 5) An den andern stellen, welche verf. anführt, findet
sich stets der genitiv , z. b. 9, 9, 1 to 5s naoanXr^iov äv ng
smot v.o.) 7ibq) rtöi y.ur"1 'Am'ßai. Das hätte den beobachter vor-
sichtig machen sollen, noch mehr, daß sich 37, 1, 1 nicht bloß
neo'i täv xaia tov tytvSocfiXtnnov sondern auch nsg) iäv xutu
Kagyrjdotlovg findet; denn wenn schon oi y.aza rov Wnvdoqi-
Xinnnv = o tyzvdoqtlntno^ recht neu und ungewöhnlich er-
scheint, so bleibt oi xata Kaoyrfiaviovg = KaQ^fj86vioi ganz un-
erklärlich. Um es kurz zu sagen , wir glauben nicht an die
entdeckung und nehmen an sämmtlichen stellen als nominativ
tu xuza an, tu x«t' 'Avvißav die thaten des Hannibal, eine aus-
drucksweise, die freilich den vorzug der neuheit nicht hat, indem
schon bei Thucydides (l,138fin.) sich findet tcl h\v xata. Tlav-
curluv y.Ts. ovtmg st^it^gev. Damit bleibt natürlich die stelle
4, 71, 5 unerklärt. Hultsch will (im nachtrag zu seiner aus-
gäbe) dort neoi lesen für -autu , das aus dem folgenden hutu
entstanden sein kann ; vielleicht wäre auch durch die annähme
des sogenannten taktischen -/.ata („die auf der seite des Euri-
pides stehenden") zu helfen, vgl. hierüber p. 134 sq., auch Xen.
gebraucht so xazu überaus häufig.
Wir schließen unsere bemerkungen über die von umfassen-
den Studien zeugende arbeit mit dem wünsche , daß der verf.
seine Untersuchungen auf den ganzen kreis der nachklassischen
autoren ausdehnen möge , indem gerade durch die vergleichung
das einzelne ins rechte licht gesetzt wird. Daneben muß freilich
stets auf die Attiker zurückgegangen werden, weil sonst die ge-
fahr nahe liegt, abgerissene, neue erscheinungen da zu vermu-
then , wo in Wahrheit nur die modification einer früheren aus-
drucksweise zu erkennen ist. H. Stich.
9. Galeni qui fertur de partibus philosophiae libellus pri-
mum ed. Ed. Wellmann. Berol. 1882. 36 p. 4. Progr.
des Königstädtischen gymnasiums.
Aus einer Florentiner und Pariser handschrift wird hier
30 9. Galenus. Nr. 1.
zum ersten male eine kleine pseudogalenische schrift Ttegl eidmv
qnloaotping veröffentlicht. Sie handelt von den theilen der theo-
retischen philosophie, die nach Aristoteles in physik, mathematik
und theologie gegliedert wird und verbreitet sich dann ausführ-
licher über die mathematik und ihre theile. Bei der geometrie,
deren erfindung den Aegyptern zugeschrieben wird, brechen
beide handschriften an der gleichen stelle ab , so daß uns also
nur ein fragment der genannten schrift erhalten ist. Welches
der inhalt des verloren gegangenen abschnittes war , kann man
aus den prolegomena zur philosophie des Armeniers David
(Schob in Aristotelem ed. Brandis, p. 12—16) ersehen, mit dem
auch das erhaltene größtentheils wort für wort übereinstimmt.
Da diese prolegomena bei Brandis nur im auszuge abgedruckt
sind, hat Wellmann den betreffenden abschnitt aus einem codex
Marcianus und einem Vaticanus unverkürzt mitgetheilt, p. 10 —
23. Daran schließt sich ein dem wesentlichen inhalte nach glei-
cher abschnitt aus dem commentar des Ammonius, des Her-
mias söhn, zu Porphyrius , p. 23 — 27, dessen text nach der
editio Veneta 1545 und einer Münchner handschrift constituirt ist.
Daß 77fp/ tidäv qiilooocpiag keine echte schrift des nicht nur
als medicinischen, sondern auch als philosophischen autors hervor-
ragenden pergamenischen arztes ist, beweist abgesehen von dem
unterschied des Sprachgebrauchs der umstand, daß § 8 Plotin
citirt wird. Bei der auffallenden Übereinstimmung, die zwischen
Pseudogalen , David dem Armenier, Ammonius und einem ano-
nymen scholiasten bei Brandis p. 8 besteht , nimmt der heraus-
geber für diese vier autoren eine gemeinsame quelle an , deren
Verfasser der schule der neupythagoreer oder neuplatoniker an-
gehörte. Referent dagegen ist geneigt , die pseudogalenische
schrift für nichts weiter als einen größtentheils wortwörtlichen
auszug aus den prolegomena des David zu halten. Der Ver-
fasser desselben scheint, um seinem plagiat ein größeres an-
sehen zu geben, ihm den namen Galen vorgesetzt zu haben, von
dem es eine (gleichfalls unechte?) schrift von ähnlichem titel gab,
von der uns nur noch ein fragment in der lateinischen Überse-
tzung des Nicolaus Rheginus vorliegt , das betitelt ist : de par-
tibus artis medicativae, was im griechischen originale gelautet ha-
ben muß : nsg) eiömv zjjs /«t(hx^- 7?yrrjb\ Diese schrift scheint
in der von Wellmann p. 4 anm. 1 citirten stelle gemeint zu sein. —
Nr. 1. 10. Plautus. 31
Zum Schluß noch ein paar kritische bemerkungen! p. 6, 6 ist
wohl wie p. 10,26 und unmittelbar vorher der aorist iniygnxpsv
statt des imperfekts zu schreiben, p. 7, 18 muß nach David cor-
rigiert werden : oti oöco He%Qt]ßt!vovQ toi*; [Aa&ijfiaai diu iovtwp
Öe! ßa8i<iai in) ro &soXoyixov. Ebenso ist im folgenden <5t' <x>v
Ttjv aacöuarov cpvaiv ytvootixovatv zu verbessern, p. 7, 39 wird
wie p. 10, 3 und 12, 35 tivog in rircov zu ändern sein. p. 8, 6
ist nnlot statt notat zu lesen; ebendaselbst v. 12 ist, wie aus
der gleichen stelle Davids hervorgeht, tönovg in Tofiovg zu ver
bessern und p. 9, 31 die präposition in) mit nsgl zu vertauschen.
G. Helmreieh.
10. Adversaria Plautina ed. A. Weidner. Programm
des Ludwig- Georg's-gymnasiums zu Darmstadt. Ostern 1882.
24 p.
Das schriftchen Weidner's ist das resultat einer mehr schnell
hinwerfenden als sorgsam abwägenden, sicheres von unsicherem,
wahrscheinliches von unwahrscheinlicbem genau sondernden kritik.
Man sieht es demselben unschwer an , daß der Verfasser, der ja
auf anderen gebieten recht tüchtiges geleistet hat, nicht Plau-
tiner von fach ist , wie dies ja auch einleitungsweise von ihm
selbst betont wird. Nichtsdestoweniger zeitigt sein programm
einige recht hübsche fruchte und es ist im interesse der jetzt
so schön blühenden Plautusstudien zu wünschen , daß auch an-
dere Nichtplautiner, wenn sie namentlich so scharfen Verstandes
sind, wie der verf. der adversaria Plautina, sich gelegentlich mit
dem alten Sarsinaten abgeben möchten.
Auf den gedanken der einleitung einzugehen , daß die lec-
türe des Plautus wieder in umfänglicherer weise in den gymna-
sien eingang finden möge, mangelt hier der räum. Um es kurz
auszusprechen, so halte ich eine regelmäßige lectüre meh-
rer plaut inischer stücke für durchaus unrichtig, so erfri-
schend auch ein cursorisch gelesenes stück dieses dichters erfah-
rungsgemäß auf das jugendliche gemüth eines primaners zu wir-
ken pflegt.
Um nun zu den von Weidner vorgeschlagenen conjecturen
zu kommen, so scheinen mir allerdings nur ganz wenige dersel-
ben schlagend und die hand des dichters wiederherstellend. In
erster linie Ourcul. 55 (p. 17) qui e nitce nuculeum, exdsse volt,
32 10. Plautus. Nr. 1.
frangit nucem. Ohne bedenken möchte ich auch Menaechm. 242
(p. 14) in diese kategorie setzen, nur wünschte ich istunc statt
istum wiederhergestellt zu sehen , also : ergo istunc quaero , cirtum
qui id faciät mihi. Zu Capt. 277 hatte auch ich mir angemerkt
quod est genere gndtus illic Philocrates (p. 8). Richtig hergestellt
ist vielleicht auch Menaechm. 210 (p. 14) gländionidem aüt suillam,
läridum aut pernönidem. Die Schreibung euge perge Menaechm.
150 (p. 13) hat vor den sonst gemachten vorschlagen mit aus-
nähme des Schwabeschen perge perge, den ich jedoch nicht bil-
lige, den Vorzug größerer leichtigkeit. Dagegen däucht mir der
hiatus nach lavi Amph. 802 besser, als das von Weidner p. 13 vor-
geschlagene doppelte euge. Einfach ist Capt. 440 (p. 9) atque
huic inventum inveni, obwohl sich darüber zweifeln läßt. Nicht
übel ist auch Capt. 373 (p. 13) behandelt sequere: em tibi liomi-
nem. djfe grdtiam ut habeö tibi, wenn man hier auch an gratiam
habeo ego tibi denken könnte. Hübsch , wenngleich nicht noth-
wendig, scheint mir Capt. 940 (p. 13) pro benefactis eius , uti
par pretium possim reddere. Mit der fassung Menaechm. 292
(p. 15) nam equidem insanissumum esse te certö scio könnte man
sich vielleicht ebenfalls befreunden-, O. Seyffert schlug stud.
Plaut, p. 21 insanum insanum vor, ich möchte dafür lieber insane
insanum schreiben , denn daß Plautus neben dem adverbialisch
gebrauchten insanum auch das wirkliche adverb insane angewen-
det hat, ist erstens an und für sich glaublich und zweitens wird
es ausdrücklich von Varro bezeugt. Aul. 55 (p. 4) schreibt
Weidner , unzweifelhaft besser als die von Götz aufgenommene
Bothesche lesart abscidc etiam nunc, etiam nunc abscide! ohe. Die
größere Wahrscheinlichkeit in diplomatischer rücksicht dürfte an
dieser stelle folgende fassung haben abscede etiam nunc, dbscede
etiam nunc! ohe. Aul. 312. 313 (p. 4) verth eidigt Weidner mit
recht die handschriftliche lesart. Die verse Capt. 596 f. (p. 11)
schreibt Weidner folgendermaßen, um die hier nothwendige Stel-
lung atra pix beizubehalten dtra bilis dgitat hominem 4t: a* pol
te si hie sapidt senex Atra pix a g at dpud carnuficem tuöque capiti
inluceat. Indes möchte ich nicht nur die gleiche Stellung atra
bilis — atra pix, sondern auch das gleiche verbum agitare bei-
behalten wissen und schreibe daher Atra pix apud carnuficem agitet
tuöque capiti inluceat.
Es reihen sich andere conjeeturen an, die zwar, wie ref.
Nr. 1. 10. Plautus. 33
meint, nicht das richtige treffen, aber doch immerhin an und
für sich beachtenswerth sind. Dazu rechne ich Pers. 648 (p. 8),
Aul. 560 (p. 6), 623 (p. 7), Capt. 534 und 582, Menaechm. 1089
(p. 11), Menaechm. 828 (p. 16), Curcul. 424 (p. 17), Trin. 504
(p. 17), Amph. 319 (p. 22). Ich werde gelegeuheit haben, an
anderer stelle mich über diese vermuthungen zu verbreiten , be-
ziehendlich den Weidnerschen conjecturen eigene gegenüberzu-
stellen. In der stelle Epid. 64 f. (p. 18), wie in einer anderen
weiter unten anzuführenden berührt sich das programm mit einer
gleichzeitig mit der Weidnerschen arbeit von dem unterzeich-
neten referenten veröffentlichten und jetzt im Teubnerschen Ver-
lage erschienenen abhaudlung ad Epidicum Plautinam coniectanea.
Auch Weidner, der den vers deperit. 4£ perii! degetur cörium
de tergö meo schreibt, spricht sich mit recht gegen das Fleck-
eisensche irnmo aus. Die von ihm vermißte exclamation ist je-
denfalls nicht nöthig, obgleich das vermuthete perii nach deperit
sehr wohl hätte ausfallen können Indeß bleibe ich dabei , daß
ich nicht einsehe, wie das verbum degere die bedeutung von de-
trahere haben kann, indem ich annehme, daß Nonius im lemma
sich geirrt hat und daß also an dem detegetur der Palatinen fest-
zuhalten ist. Damit aber fällt die Weidnersche conjectur. Ich
selbst hatte hier die alte form deperbitit wahrscheinlich zu machen
gesucht.
Indem ich eine reihe ganz unnöthiger conjecturen des vrfs.
übergehe, muß ich doch wohl mehrere ganz verunglückte, nicht
einmal metrisch richtige vermuthungen besprechen. Aul. 377
(p. 5) abeo Mim iratus, quöniarn nihili süm qui emara. Es ist viel-
leicht abito iratus Mine quia nil est qui emam zu lesen ; qaoniam
und quia sind oft vertauscht. Die bücher haben abeo iratus il-
linc quöniarn nihil est qui emam. Im übrigen ist hier nicht alles
in Ordnung: vers 376 ist wohl sicherlich zu streichen. Aul. 613
(p. 7) schreibt Weidner quin ubi ärcessat ab me extemplo filiam
dueät domum. Es ist einfach mit älteren kritikern me zu strei-
chen. Die stelle Epid. 365 (p. 18) hatte ich in meiner oben
erwähnten abhandlung ad Epidicum Plautinam coniectanea behan-
delt. Es dürfte mir nicht uls Voreingenommenheit für das ei-
gene ausgelegt werden, wenn ich meine ansieht der Weidner-
schen gegenüber aufrecht erhalte. Nebenbei bemerke ich , daß
Weidner in v. 363 hanc astutiam astu institui schreibt, während
Philol. Ans. XIII. 3
84 10. Plautus. Nr. 1.
mir die einfache von Pylades herrührende Umstellung astutiam
hanc den vorzug zu verdienen scheint. Den vers 365 aber
schreibt Weidner si quicum ad eum veniam, üt sibi datum esse ar-
gentum dicat. Abgesehen von der schlechten betonung des eum
verstehe ich nicht, warum die erste person des verbums durch-
aus nothwendig sein soll. Die bücher haben si quid (oder qui-
dem die schlechteren) ad eum adveniam. Ich hatte nun ange-
nommen, daß die lesart der bücher adveniam entstanden sei aus
adveniat, mit übergeschriebenem iam — dieses iam ist so wie so
hier erforderlich — und daß also zu schreiben sei si qui dd eum
adveniat iam ut sibi datum isse argentum dicat „ich richte den kupp-
ler ab , daß er , wenn jemand kommt , sagen soll , das geld für das
mädchen sei ihm schon bezahlt" quid statt qui ist eine oft vorkom-
mende verschreibung. Die begründung der Men. 1125 (p. 15)
vorgeschlagenen conjectur salve, mi germdne gemine fräter: ego
sum Sösicles verstehe ich nicht. Die bücher haben salve hinter
frater. Allerdings billige auch ich das Fleckeisensche salveto
nicht. Es ist hier, sehr passend, hiatus. Wer ein abgesagter
feind des meiner ansieht nach nicht immer zu tilgenden hiatus
ist, mag meinethalb lesen mi germane g&mine frater, sdlve: ne ego
sum Sösicles. Amph. 622 (p. 23) schreibt Weidner nön ego soleo
sömniculose erile inperium persequi Vigilans vidi, vigilans video,
vigilans tecum fdbulor. Weidner scandirt also sömniculose, es heißt
aber sömniculose s. Capt. 227. Außerdem ist die änderung des hand-
schriftlichen imperia in imperium ganz unmotivirt. An der einsetzung
von mei nach eri ist daher festzuhalten. Im zweiten verse ist
vielleicht mit Ussing ut einzusetzen. Ich schreibe den vers vi-
gilans vidi ut vigilans te nunc video, vigilans fdbulor. In der
letzten stelle Asin. 100 (p. 24) wird es wohl bei den bisherigen
Herstellungen sein bewenden haben müssen : die Weidnerschen
fassungen wenigstens sind in ihrer cäsurlosigkeit völlig unan-
nehmbar. Er schreibt vendri aves tereti iaculo in mediö mari oder
venäri apros reti iaculo in mediö mari. Im übrigen wird wie im
deutschen fischen und jagen sowohl auch im lateinischen
piscari und venari einander entgegengestellt worden sein so, daß
man unter den jagdbaren thieren die thiere des waldes bzw.
der luft versteht. Aves oder etwas dem ähnliches ist also hier
wohl nicht nbthig. Außer den bei Götz - Löwe angegebenen
möglichkeiten wäre auch noch iaculo aütem reti vinari in mediö
Nr. 1. 11. Horatius. 35
mari oder iaculö reti autem vinari in mediö mari oder et v4nari
autern reti iaculod in mari statthaft. Wollte der dichter übrigens
aves oder apros schreiben , so hätte er es thun können in dem
wenigstens regelrecht gebauten verse et aves venari reticulo in
mediö mari. Theodor Hasper.
11. De metris Horatii lyricis. Dissert. inaug. quam con-
scripsit Carolus Bock. Rendsburg, Ehlers, 1880. 70 p. 8.
Der verf. geht mit recht überall von den Untersuchungen
Lucian Müllers aus , bewahrt sich aber Selbständigkeit des ur-
theils und fördert das verständniß mancher einzelheit. Nicht
glücklich ist die behandlung von A. P. 251, wo Bock dem Horaz
eine solche unkenntniß des Archilochischen trimeters nicht zu-
traut, daß er diesen im Widerspruche mit den uns erhaltenen
fragmenten aus reinen Jamben bestehen lassen könne. Denn
einmal muß es dahingestellt bleiben, ob wir aus jenen fragmenten
einen unbedingt richtigen Schluß auf den trimeter des Archilochus
überhaupt ziehen können; sodann aber, dies angenommen, hätten
wir es nur mit einer ungenauigkeit des dichters zu thun , die
ihres gleichen hat. Grade in literarhistorischen dingen , auch
in historischen , (vgl. die neuste literatur über C. IV , 8) ist es
bedenklich , jedes wort des Horaz auf die goldwage zu legen :
Sat. I, 4 z. b. verwechselt er das sujet der alten und mittleren
komödie, und nennt in der Ep. ad Augustum den Thespis in
einem athem mit Sophocles und Aeschylus, während er anderswo
die alte komödie ganz richtig als die politische bezeichnet und
in der A. P. den Thespis wohl vom Aeschylus zu unterscheiden
weiß. Darum ist eine änderung nicht nöthig ; am wenigsten
aber läßt sie sich in der vorgeschlagenen weise vornehmen
(punctum nach 253 und 254 ohne interpunction) , weil non ita
pridem untrennbar ist, ein unterschied von similis und par für
die dichtersprache nicht besteht (vgl. z. b. Sat. I, 3, 121 — 23),
der zusatz primus ad extremum, wie ähnliche zusätze immer (ab
imo Summum totus moduli bipedalis ; talos a vertice pulcher ad imos •
servetur ad imum qualis ab incepto processerit u. a.) den in rede
stehenden begriff, hier also similis verschärfen, endlich ein non
ita ut tardior graviorque fieret gar nicht zu verstehen wäre. Eben-
sowenig kann ich mich mit dem Vorschlag des verf. befreunden,
Epod. 2 die ersten 20 verse dem Horaz, die übrigen dem Alfius
3*
36 12. Lateinische satire. Nr. 1.
in den mund zu legen. Dadurch wird der reiz des ganzen
epodus zerstört. Aber einzelheiten lassen sich überall leicht be-
mängeln , im ganzen genommen ist die arbeit so , daß man von
fortgesetzten Studien auf diesem gebiete gutes erwarten darf.
Th. Fritzsche.
12. The Arnold Prize Essay 1877. The origin and
growth of the Roman satiric poetry. By Alexander R. Mocewen,
B. A, Balliol College. Oxford 1877. 52 p. gr. 8.
Diese erst jetzt zur anzeige kommende schrift enthält eine
klare und verständige Übersicht der entwickelung der römischen
satire, berührt die wichtigsten controversen, indem sie selbstver-
ständlich von Casaubon ausgeht und giebt durch gute auswahl
der belegstellen ein anschauliches bild dieser einzigen spezifisch
römischen dichtungsgattung in ihren verschiedenen Stadien. Im
wesentlichen wissenschaftlich gehalten zeugt sie von gesundem
urtheil und übt kritik, ohne neue gesichtspunkte aufzustellen;
die ältere litteratur ist gut benutzt; in der neueren fehlt man-
ches , namentlich für Lucilius ; ein tieferes eingehen auf einzel-
heiten lag, wie der umfang zeigt, nicht im plan. Den deutschen
leser befremdet das einstreuen der bekanntesten biographischen
thatsachen, wenn auch oft nur in anmerkungen. Es mag das
für das studirende englische publicum zweckmäßig sein , für
welche die hübsch geschriebene und praktisch eingerichtete lite-
rarhistorische skizze bestimmt scheint.
Th. Fritzsche.
13. Pomponii Melae de chorographia libri tres. recognovit
Carolus Frick. Lipsiae in aedibus B. Gr. Teubneri 1880. 8.
Nachdem Tzschucke und dessen Vorgänger den vielfach ver-
dorbenen text Melas mit maaßloser freiheit behandelt, Parthey
dagegen in der auf neue collationen alter manuscripte gestützten
ausgäbe (1867) die lesarten seiner manuscripte fast überall auch
da festgehalten, wo diese an offenbaren Verderbnissen leiden, er-
halten wir in dieser neuen ausgäbe einen jene extreme in be-
friedigendster weise vermittelnden text, für welchen Frick
alles was in neuerer zeit für das bessere verständniß Melas ge-
leistet ist, mit sachkenntniß und umsieht verwerthet hat. We-
sentlich vereinfacht wurde die arbeit durch den von Bursian
Nr. 1. 13. Pomponius Mela. 37
gelieferten nachweis, daß alle unsere Codices aus dem codex Va-
ticanus 4929 saec. X abzuleiten sind. Eine nochmalige von
August Mau besorgte vergleichung dieses codex setzte den her-
ausgeber in den stand überall genau anzugeben, was hier von
erster, und was von zweiter und dritter hand stammt, worüber
in der vorrede ausführlich berichtet wird. Ebendaselbst wird
das , was F. Vogel über Mela als irnitator Sallustii beigebracht
hat, um ein bedeutendes vermehrt, und ferner die für die zeit
der abfassung des werkes maaßgebende stelle (3, 49) auf den
bevorstehenden triumph Caligulas (40 p. C.) und nicht auf den
des kaisers Claudius (44 p. C.) bezogen, weil Mela die theilung
Mauritaniens in M. Tingitana und M. Caesariensis (40 p. C.)
nicht erwähnt und daher auch wohl noch nicht gekannt hat. —
Die grundlage also des jetzigen textes bildet der codex Vatica-
nus (A bei Frick), dessen gröbste fehler an etwa 80 stellen
schon von den Schreibern anderer Codices und an 90 stellen in der
alten sogenannten vulgata getilgt sind. Dazu kommen zahlreiche
Verbesserungen der herausgeber Barbarus , Pintianus, Voß; Vi-
netus, J. u. A. Gronov, Reinold und Tzschucke, einige von Curt
Wachsmuth (p. 4. 18. 55. 65), Müllenhoff (p. 60), Th. Momm-
sen (p. 69), etwa 25 von Bursian und endlich die des heraus-
gebers, deren zahl sich auf einige 40 beläuft und denen wir in
den meisten fallen unsere Zustimmung nicht versagen können.
Nach allen diesen leistungen bleibt indessen immer noch gar
manches zweifelhaft. Ich beschränke mich auf einige kurze be-
merkungen.
I, 12: Indis proxima est Ariane (Ariatne A1, Ariadne A2),
deinde Aria et Gedrosis et Persis.~\ Ich würde schreiben Arbiane,
deinde Oria, denn Ariana enthält ja als theile auch Aria und Ge-
drosien. — I, 13 : Super Amazonas et Hyperboreos Cimmerii, Cis-
sianti, Achaei (Cissi, Antiacae A), Georgili.~\ Die Cissianti hat Voß
aus Plinius 6, 35 entlehnt, wo: Cimmerii, Cisianti (Cisi Anti v. 1.),
Gerorgi. Allein bei Mela ist nichts zu ändern, und bei Plinius zu
schreiben Cissi, Anti (vgl. 6, 21: Cissii montes). Die Cissi sind
die heutigen Cisti nördlich von dem Andischen gebirge, dessen
anwohner die Anti oder Antiacae. — I, 15. Britannicum] Brit-
tanicum A hier und an zwei anderen stellen, was beizuhalten
war. Man vergleiche n^irravinri und B(j£tTavia in den besten
manuscripten bei Strabo , Diodor und Ptolemaeus, und Bperra-
38 13, Pomponius Mela. Nr. 1.
videg itjoot bei Stephanus Byzant. — II, 55. Tergestum\ Ter-
grestum A, was wohl aus Tergestum entstanden, welche namens-
form sich in den besten manuscripten des Ptolemaeus findet und
vor Stephanus Byzantius aus Artemidor citirt wird. — I, 19.
Nostri maris litoribus} Nostris litoribus A , was durch die aufge-
nommene conjectur unnötigerweise paraphrasirt wird. — 1,112.
quam (regionem sc.) duobus alveis in lacum (Maeotidem sc.) et in
mare (Pontum Eux.) profluens Coracanda paene insulam reddit.]
Da ein fluß Coracanda nicht bekannt ist , und nicht von einer
halbinsel, sondern einer von den armen des Hypanis gebildeten
insel die rede sein muß , so ist die stelle offenbar verdorben.
Dem sinne nach muß Mela geschrieben haben : per Coroconda-
milim paludem profluens (oder Cor. pal. perfluens) Hypanis insulam
reddit. — I, 114: Thatae, Sirachi] thae taes erachi A. Lies:
lhaetae, Seraci. Das erste volk wird zwar im Corp. Inscr. n.
2119 Qäzti^ genannt, aber bei Ptolemaeus (5, 8, p. 349, 6
Wilberg) hat der beste codex Vaticanus 191 Qhai Maimiai,
die meisten anderen Oaifxsmrai, was aus Qirai oder Qahai Mala-
iin verdorben ist. Für das andere volk haben wir die form
Seracoe in der tabula Peutingeriana. In Tacitus Ann. 12, 16,2
schwanken die manuscripte zwischen Seraci und Siraci. Derselbe
name ist herzustellen bei Plinius 6,16: Serri (lies Seraci) cepha-
lotomi, bei Strabo 11, 14, 13: Ooaxwr (lies Ctgaxmv) iivag rovg
TiQoaayoQtvo/Awovc 2!aQunuQag, oiov KecpaXoro/Aövg und bei Dio-
dor. 20, 24, 4: IdQiocpÜQvtjg 6 töov Qgaxwv (lies Cfgax<äv ; nicht
Oazmv , wie Boeckh C. Inscr. 2, p. 104 wollte) ßuaiXsvg. —
II, 20: . . . paratigue, ut dictitant, cum fato jacentis , si detur in
manus, vel pacisci vel decernere, ubi nee pugnae nee peeuniae locus
sit, *** manentgue dominos (dominas vulgo) proci. nupturae virgines
etc.] Hier ist wohl eher eine corruption der letzten worte als
eine größere lücke anzunehmen. Vielleicht schrieb Mela : manent
nihilominus procineti oder in procinetu, — II, 30 : urbs Acanthos
et Echinia7\ Der zweite von iilvog abzuleitende name ist doch
wohl nur eine andere bezeichnung für Acanthos, nohg Qoäxijg
andfüc^ig nsqiQayfitir} (Steph. Byzant). Es würde also entweder
urbs Acanthos [gwae] et Echinia zu schreiben sein, oder urbes Acanthos
et Echinia, so daß dieses ebenso unrichtig gesagt wäre wie DI, 8 :
Borysthenidem et Olbiam, graeca oppida; 11,22: portus Crunos (lies
Crunoe, t\\>(ivvot), urbs Dionysopolis ; III, 80: Arabia et Oadanue
St. 1. 13. Pomponius Mela. 39
(liea Adanus, 'Ahäii] Philostorg. , i. q. Arabia Eudaemon, jetzt
Aden). — II, 69 : Maticana, Hipponiurn Vibove.] Statt Maticana
ist meicer meinung Dach Vaticana oder Manticlana zu schreiben.
S. Fragm Rist. V, p. LXVII. — II, 84 : inter Pyrenaei promun-
turia portus Veneris est (in statt est var. lect.) sinu falso] Frick
schreibt sim salo, vielleicht richtig; da indessen dieser hafen,
nach Strabo 4, 1, 6, im noXnoi; raXaztttog liegt, so liegt die ver-
muthung nahe, es sei zu lesen in sinu Gallo oder Gallico. — II,
126 aliudve quod virus'] aliudve qot verus A. Die von Tzschucke
und Parthey aufgenommene conjectur aliud velut virus scheint
mir passender zu sein. — III, 15: et Devales Tritino (Tricino
v. 1.) Bellunte cingit, et Decium Aturia, Sonans Sauso et Magrada.]
„Haec sanare non potui." Frick. Ich schreibe : Devales (jetzt Deva)
Tricinum (jetzt Treceno , im Geogr. Rav. p. 308 , 13 Dracina)
Bendumque (? portum Blendium bei Plinius 4, 111; jetzt portu
Pendueles) stringit, et Decium (jetzt Deazain) Atur (oder Aturia,
jetzt Oria) , Iasonarn Iaso ' (i. e. Oiaaäva Oiaaco , jetzt Bidasoa)
et Magrada. Uebrigens liegt der ungenauen küstenbeschreibung
hier eine confusion zweier Deva genannter flüsse zu gründe. —
III, 39: sed qui famam habeat***, ex Ceraunis montibus uno alveo
descendit, duobus exit in Caspium.] „Nonnulla de Caso aut de Al-
bano dicta excidisse videntur." Frick. Wahrscheinlich ist nach
habeat Abas ausgefallen, der name des flusses , in dessen nähe
Pompejus die Albaner besiegte (Plutarch. Pomp. 15, Dio Cass.
37, 3). — III, 54 : daß hier Codannovia in Scadinavia zu än-
dern sei, bezweifle ich. — III, 67: Ab Colide (promunturio) ad
Tamum (prorn.) recta sunt litora.~\ Der codex giebt ad Cudum.
Allerdings muß das im folgenden erwähnte Tamus promunturium
auch hier genannt sein , doch ist es nicht wahrscheinlich , daß
Tamum in Cudum verdorben sei. Dieses Vorgebirge heißt bei
Eratosthenes und Strabo Tamarum, bei Orosius und in der Cos-
mographia Hanon. Samara. Bei Ptolemaeus entspricht ihm die nicht
weit vom nördlichsten ende des Sinus Magnus gelegene Stadt
Tonuoa, so wie dem Colis prom. bei Ptolemaeus die Stadt Kalt,
bei Strabo die sitze der KcoXiaxoi entsprechen. In der gegend
von Tomara aber sind nach Ptolemaeus 7, 2, 20 die Kov5ovTat an-
zusetzen , deren name mit dem Cudum Mela's ohne zweifei in
Verbindung zu bringen ist. Man darf also vermuthen: ad Cudum
[Tamumve] recta mint litora. — III, 71 : inde (a Patalene regione)
40 14. Geographen. Nr. 1.
ad principia rubri maris pertinet [Ariana, et] ipsa invia atque äe-
serta]. Es würde genügen statt pertinet zu schreiben pertinens et.
Die länder dieser küste sind schon I, 12 genannt. — KI, 72:
et ubi (ut cod.) non intrat {iret cod. ) internus.] Statt iret vielleicht
zu schreiben init, wie III, 74 : init penitus introrsum. — ■ III, 75 :
Saetis per Carmanios, supra Saudis et Corius (clioros A, Coros Voß.
Tzsch.). Wenn hier Corios nach Ptolemaeus geschrieben wird,
warum dann nicht auch Sabis und Andanis oder Sandanis statt
Saetis und Sandis? — III, 80: inter promunturia Maenorenon et
Coloba Philoteris et Ptolemais.] Ohne zweifei ist Maenorenon mit
Tzschucke in Myosormon odor vielmehr in Myönormos zu verbes-
sern. Es ist das neben dem oft genannten hafen Mfxog oofxog
gelegene Vorgebirge Ras Abu Somer. Ebenso erwähnt Mela
1, 40 an der Afrikanischen küste ein Vorgebirge Naust Ahmus
ohne des daneben liegenden gleichnamigen und von andern geo-
graphen erwähnten hafens zu gedenken. — III, 85 : corporis
viriumque (parumque A) veneratores.] Weniger gewaltsam wäre
corporis roborumque. — III, 107. Gilda, Volubilis, Banasa] gildavo
dubritania A. Nimmt man an , daß die buchstaben du versetzt
sind , so ergiebt sich : Gilda, Vobri, Tam[ud]a. Vobri ist Vobrix
in Ptolemaeus 4, 1, p. 252 Wilberg; über lamuda siehe Plinius
5, 18 und Not. Dign. p. 79 ed. Böcking. Der gleichnamige
fluß wird bei Mela I, 5 Tamuada (lies Tamuda) genannt.
C. Müller.
14. R. Hansen, beitrage zur alten geographie. Pro-
gramm des gymnasiums zu Sondershausen. 1879. 4.
Im periplus des sogenannten Scylax wird nach erwähnung
des im gebiete der Istrier ins adriatische meer fallenden Istros
gesagt: ovrng ö noiauoc x«« elg tov IJortov ivtßälXsi ivöiaansv-
vwq * elg A'lyvntoy. Hansen schreibt: . . . ixßdXXsi i» 8ia-
attsvfj mg (in ähnlicher weise wie?) [o Nsilog sig tov maearnv
Q£i xal] dg jt"yvntov. Aber statt tic A'lyvmov würde dann
doch wohl gesagt sein *lg ?//;> irtog oder xa&' i]f*äg &äXaaauv.
Doch davon abgesehen, beruht die conjectur auf der willkürli-
chen Voraussetzung, daß der autor eine bifurkation des Nils an-
genommen habe. Die zur stütze angeführten alten geographen,
Hecataeus, Dicaearch und Euthymenes, sprechen nicht von einem
in den Ocean mündenden arm des Nils, sondern sagen der
Nr. 1. 14. Geographen. 41
fluß komme aus dem Atlantischen meere (e'xpep/; , nach Euthy-
menes, äva%ehai} nach Dicaearch, ex tijg ' Ai\av7ixr\g &a\ärtot]Q;
ano rnv mxsavnv gut bei Diodor), wie andere den Tanais ans
dem nördlichen Ocean herleiteten Wenn in einigen karten des
mittelalters der Nil als ein sich gabelnder und theils ins Mittel-
meer, theils in den Ocean mündender fluß dargestellt ist, so läßt
sich diese wahrscheinlich aus einer nahe liegenden corabination
verschiedener meinungen des alterthums entstandene ansieht nicht
verwerthen zur ausfüllung einer vermeintlichen lücke in unserm
alten periplus. Viel einfacher war es mit den meisten erklärern
die fraglichen worte auf die herodotische ansieht zu beziehen
nach welcher die Istrosmündungen im meridian von Aegypten
liegen, wie nach anderen der Tanais vn^vanicog 7« M-A<p xa) rgn-
nov tiva xard dtüutronr gei (Strabo 2, 1, 6). Wie indessen eV
Siaaxtvi cöc in diesem sinne ohne gewaltsame an derung oder deu-
tung verbessert werden könne, lasse ich dahin gestellt sein. Die
einfachste änderung iv Stuaxuvfj mg ist bedenklich; y'| ivat/rlas,
oder iravTioc xstfievog rtjg Alyvntov (wie nach Herodot 2, 34
i} A'iyvnmg dvriij xhrai) entfernt sich zu sehr vom überlieferten.
Da übrigens derartige notizen sich sonst in diesem periplus nicht
finden und der auetor selbst die richtung der mündungen des
Ister doch wohl nicht hier sondern in der küstenbeschreibung
des Pontos erwähnt haben würde, so liegt die vermuthung nahe,
daß wir es mit einer der in dieser schrift nicht seltenen glossen
zu thun haben. Herodots worte (2, 34) ixdidni de (n "Iazgog)
ig AiyvnTov sind eine gesuchte und auf effect berechnete phrase,
welche ohne die nachfolgende erläuterung kaum verständlich
sein würde. Möglich also , daß ein sciolus zu den worten des
periplus sig i6r Ilovrov ixßtiXXit bemerkte: ivdiaoxsvfog sig jii-
yvnror sc. ixßd^Xsir liysTai, so daß ivSiaGxsvmg = ivdtaöxevcp
TQonm dirjyrjGtmg, iyxcnaöxe iop ixqgdaet, r) xi%gt]V7ai nghg sxtjXij-
§«> reo*' ttKftvovtmv (s. Steph. Thes. s. h. v).
Stephanus Byz. : Xagipidrai , sdvog ngog rat Uovtcp, Ffa-
Xaicparog iv £" Tgoatxööv ' „Kegxszaiwv e%ovTat Mctynt xa) Xagi-
/jurai * 70V riag&sflov xgctztovaiv eig iov Ev^sivov Tlvtzov.
Hansen schreibt . . . Xagifiiiiat rh vnsg&sv [oj' ov] xgcttiovaiv,
so daß Paläphatos sagt : „an die Kerketen gränzen weiter ober-
halb , d. h. landeinwärts , die Moscher und Charimaten , welche
42 14. Geographen. Nr. 1.
nicht ihre macht bis an den Pontus Euxinus ausdehnen." Allein,
daß die worte ro Znsodsv in einen eigennamen verdorben wären,
wäre jedenfalls etwas sehr ungewöhnliches , und die eingescho-
bene negation paßt schlecht zu den worten p&vog nyo^ reo növrep.
Richtig bemerkt Hansen, daß der name Parthenius hier nicht auf
den bekannten gränzfluß zwischen Bithynien und Paphlagonien
(den heutigen Bartan - Tchai) bezogen werden könne ; daß aber
Herodot (2, 104: 2?voioi oi, ntg) Qti>fim8ovTa xui Tlaudinov no-
retfibv aa) Müxocortg) den Iris mit diesem weit entfernten Par-
thenius verwechselt habe, wie Hansen meint, ist nicht glaublich.
Herodots Parthenius scheint mir der zwischen dem Thermodon
und den sitzen der Macrones bei Side , dem späteren Polemo-
nium , mündende fluß zu sein, der bei Plinius 6, 11 Sidenus,
jetzt Puleman-Tchai genannt wird. Denn in der nähe von Po-
lemonium lag, nach der Peutingerschen tafel, ein ort Barta, des-
sen name wohl die einheimische benennung eines Parthenium
war, wie das heutige Bartan an der bithynischen gränze für den
paphlagonischen namen des dortigen Parthenium gehalten wird.
Wie in der corrupten stelle des Stephanus tov FlaQdttiov zu
verstehen sei, läßt sich schwerlich ermitteln. Die Kerketen sind
nach den älteren geographen die südlichen nachbaren der Sinder
und nach Hesychius ein sindisches volk. Ihre nachbaren kön-
nen nach Paläphatos nicht die Moschen des südlichen Kolchis
und des angränzenden Iberien sein, sondern sind nordöstlich von
den Kerketen an den südlichen Zuflüssen des Kuban zu suchen,
wo jetzt die Mochosch und Mattu wohnen. In ähnlicher weise
sagt Mela 1, 13: Supra Amazones et Hyperboreos Cissi . . . Moschi,
Cercetae. Die sonst nicht genannten Charimaten sind wahrschein-
lich die Sarmaten der andern geographen (vgl. Lucan. 3, 270:
saevis adfinis Sarmata Moschis) oder doch ein sarmatisches volk.
Von einem Parthenium oder einem fluß Parthenius in diesen ge-
genden wissen wir nichts. Da indessen Sarmaten auch an der
europäischen seite der Mäotis wohnten , so wäre es immerhin
möglich, daß bei Stephanus an das am nördlichen ende des Cim-
merischen Bosporus gelegene Parthenium zu denken und etwa
zu suppliren wäre: Xayi(AMtai [oi ttal and] tov JJug&sriov xoa-
tsovaiv [eoog] sig tov Tlöviov oder ot xai tvii II. xoaTeovai [toi
sv ö«|«jj roiii sx lijg MaiwtiSog nXsovai] sig tov Tloviov.
Im Stephanus v. Mi'qIfkk würden die worte oi ö' anb
Nr. 1. 15. Petronius. 43
MvgXttuc "Apu'Qövoq offenbar passender gleich nach anh MvnXnv
7ov Kolnqan'cov t/ys/tnio*; stehen. Hansen wundert sich, daß
kein herausgeber sie dorthin versetzt hat. Man hat eben ge-
glaubt, daß in der redaktion dieser excerpte dergleichen Uneben-
heiten nicht zu urgiren sind.
Stephanus v. Avaia sagt : 'Evrtv&ev 1p Mere/.aog ö nfgi-
nuTijrtxog qi).6ao(po^. Kai Ms'Aag ioTOQixög ' jävouog. Hansen
tilgt ' Avaioc, läßt MsXag aus dittographie des namens Mevttaog
entstanden sein und schreibt: qi).<'.aocpo^ xal iaiootxnc. Als hi-
storiker kennen wir aber einen Menelaos ebenso wenig als einen
Melas. Auf die bloße möglichkeit eines irrthums hin dürfen
wir die an sich unverfänglichen worte nicht ändern.
Mela 1, 6 : quo (sc. Bosporo Thracio) cum est accepturn (sc.
Nostrum mare), ingens iterum et magno [se extendit ambitu et magnae]
paludi ceterum exiguo ore conjungitur .] Die eingeklammerten worte
finden sich, nach Parthey in den Prolegg. p. 22 , nicht in dem
maaßgebenden codex Vaticanus. Hansen schreibt daher iterum
\ßt\ et magnae paludi. In den notis criticis sagt aber Parthey
der Vaticanus habe et magno et paludi, was in den prolegome-
nis in der angegebenen weise vielleicht fälschlich berichtigt
wird. Denn in der neusten ausgäbe von 0. Frick, für welche
der Vaticanus nochmals verglichen worden ist, lesen wir eben-
falls et magno et paludi, so daß entweder mit Bursian und Frick
eine lücke anzunehmen , oder ingens iterum est magnaeque paludi
zu lesen wäre. — Mit recht will auch Hansen bei Mela 2, 43
legea statt des handschriftlichen Tenea gelesen wissen. Ferner
wird von ihm die beschreibung des Sonnenaufgangs auf dem
troischen Ida bei Mela 1, 94 und Diodor 17, 7 aus einem be-
achtenswerthen gründe auf Ephorus zurückgeführt. Zuletzt be-
merkt Hansen, daß Mela seine auf die Argonautensage bezüg-
lichen notizen vielleicht aus den Argonauticis des Varro Atacinus
entlehnt habe.
C. Müller.
15. Petronii satirae et über Priapeorum. Tertium edidit
Franciscus Buecheler. Adiectae sunt Varronis et Senecae
satirae similesque reliquiae. Berolini apud Weidmannos 1882. 8.
Die mit recht allgemein geschätzte Bücheler'sche ausgäbe
des Petronius sammt den erwünschten beigaben inhaltlich ver-
44 15. Petronius. Nr. 1.
wandter Schriften erscheint in neuer aufläge. An zahlreiche
stellen hat der herausgeber mit vorsichtiger kritik die nachbes-
sernde hand gelegt. Bei Petron p. 11, 14 hätte die Überliefe-
rung et aliquem fratrem {== et alium quem fratrem) wohl nicht
mit et alium fratrem vertauscht zu werden brauchen; p 52,23
hospitium hospites capit kann kaum richtig überliefert sein , man
vermißt eine zahl hinter hospites, paläographisch liegt hospitium
hospites c(entum) capit am nächsten. Viele stellen des Petronius
bleiben noch heillos verderbt.
Um vieles unsicherer bleibt die herstellung der fragmente der
Varronischen Satiren. Schon darüber, welche fragmente me-
trische, welche aus prosa und poesie gemischte, welche prosaische
form haben, wird sich nie eine völlige einigung erzielen lassen : vgl.
z. b. 88. 141. 157. 158. 211. 397. 398 (wo verse resp. vers-
theile durch prosaische ausführungen unterbrochen zu sein schei-
nen). 493 (ein trochäischer septenar?). Der in der anmer-
kung zu 237 vorgeschlagene trochäische septenar hat keine der
von Varro sonst angewandten hauptcäsuren. 440 endigt ein
jambischer octonar auf zwei jambische Wörter ; die herstellung
hat davon auszugehen , daß diese art des versschlusses zu mei-
den ist. 485 und 486 waren vielleicht nicht jambische senare,
sondern octonare; 449 vielleicht ein jambischer septenar; 437
stellt Bücheier die präposition per nicht wahrscheinlich an den
Schluß eines glyconeus.
Verderbt scheinen der eingang von 97 (ubi üla<6c>?)\
128, 2 (ob cui statt quid zu schreiben ist?).
Varr. 119 ist wohl zu schreiben : Quae casta vestis, aetas quae adu-
lescentium, | Quae Veneris species (die handschriften haben teneris);
vgl. Plaut. Kuri. 421,Poen.V, 2, 153 *). In fragment 296 erwartet man
1) Die mannigfachen berührungen der spräche der Varronischen
satire mit Plautus harren noch immer der darstellung durch eine
kundige hand: vgl. z. b. Varr. 5 mit Plaut, fragm. Cistell. in den
mittheilungen von Studemund im Greifswalder ind. lectt. 1871, p. 13.
Varr. 28 (schreibe rursus, haud prorsusf) mit Plaut. Pseud. 955; Varr.
30 mitMil. Glor. 4; Varr. 91 mit Pseud. 989. 1200; Varr. 207 mit Rud,
317 u. s. w.
Vor allem aber sollten die berührungen mit anderen satirenschrei-
bern zusammengestellt werden. Man vgl. z. b. die berührungen Var-
ro's mit Petronius. Varr. 206: Petron. 26, 36; Varr. 579: Petron.
36, 26; Varr. 261 : Petron. 47, 31; vgl. auch Bücheier im Rhein, mus.
XX, 437. — Zu Varr. 2. 3 sind die bekannten tractate über die thier-
etimmen zu vergleichen.
Nr. 1. 16. Attinchea «taatsrecht. 45
statt Ms ein Substantiv wie suris oder talis oder dergl. Statt
saepe ist vielleicht sepelitur 376 zu schreiben. 428 ist mit hu-
manam quandam gentem stirpis <per>coquit das richtige gewiß
nicht getroffen ; man erwartet etwa humanae quandam gentis spe-
ciem concoquit. In Seneca's Apocolocyntosis p. 235, 7 ist hin-
ter celerius doch wohl der imperativ i einzuschieben.
16. Joseph Starker, De Nomophylacibus Atbenien-
sium. Diss. Breslau 1880. 8. 54 p.
Vorliegende professor Reifferscheid gewidmete erstlingsschrift
ist mit fleiß und Sorgfalt gearbeitet, der Verfasser ist mit seinem
gegenstände gründlich vertraut und giebt eine denselben völlig
erschöpfende darstellung. Wir kennen die attische behörde der
nomophylakes nur aus einigen Zeugnissen der griechischen gram-
matiker. Kein attischer redner, kein geschichtschreiber des fünf-
ten oder vierten Jahrhunderts, kein comiker thut ihrer ausdrück-
lich erwähnung. Auf grund jener Zeugnisse können wir nur im
allgemeinen angeben , was die nomophylakes zu thun hatten.
Die frage , wann sie eingesetzt wurden und wie lange sie be-
standen haben , ist controvers. Während nämlich über ihre
funktionen sämmtliche quellen einen ziemlich gleichlautenden
bericht geben, enthält nur eine quelle eine angäbe über ihre
zahl und die zeit ihrer einsetzung. Letztere tradition, die an-
gäbe des lex. Cant. , daß die nomophylakes zur zeit der reform
des Ephialtes eingesetzt seien , wurde insbesondere von Boeckh
(plan der Atthis des Philochoros) als unglaubwürdig verworfen;
er vermuthete , daß sie dem Demetrios von Phaleron ihre einse-
tzung verdankten. Diese annähme suchte dann Strenge (Quaest.
Philoch., Gott. 1868) näher zu begründen. Gegen Boeckh und
Strenge wendet sich nun Starker. Er prüft zuerst die Zeug-
nisse im ganzen und im einzelnen auf ihre glaubwürdigkeit hin
und sucht alsdann die richtigkeit der tradition von der einsetzung
durch Ephialtes (und Perikles) zu beweisen. Die beweisführung
ist kurz folgende.
1. Die Zeugnisse (lex. Cant. s. v. pofiöqpvXaxsQ , Phot. Suid.
oi mfjocpvXuxtc, Harp. »o^oqri'A««?^, Pollux VIII, 94, Bekk. An.
Gr. 283, 16. 191, 20) ergänzen einander und stimmen selbst
im Wortlaut so vollständig überein, daß sie ohne zweifei aus
einer quelle geflossen sind, wahrscheinlich einem commentar
46 16. Attisches Staatsrecht. Nr. 1.
zu den reden des Dinaren, wie F. v. Stojentin vermuthete. Nur
die oben erwähnte angäbe des lex. Cant. (snra de rjoav atl.)
ist aus einer andern quelle , da sie sich bei den übrigen nicht
findet. Aber beide traditionen gehen schließlich auf denselben
autor zurück: der Verfasser des berichts über die funetionen
und insignien der nomophylakes (A) nennt als seine quelle das
siebente buch (der Atthis) des Philochoros, der autor der an-
gäbe über die zahl und zeit der einsetzung derselben (B) nennt
ebenfalls Philochoros als seinen gewährsmann. Der name Phi-
lochoros gibt nun zwar von vorn herein allem was unter seiner
autorität berichtet wird eine gewisse garantie. Aber die genug-
sam bekannte Unwissenheit der grammatiker und die leichtfer-
tigkeit, mit der sie ältere werke benutzten, machen überall eine
genaue prüfung der berichteten thatsachen durchaus nothwendig.
2. Starker handelt zuerst über den aus quelle A geflossenen
bericht. Der Verfasser desselben betont zuerst den unterschied
zwischen vo(xoq>vXaxeg und deo/AO&eiai und beweist ihn durch
die Verschiedenheit der insignien, welche beide bei ihrem ein-
tritt in den areopag trugen : die thesmotheten (archonten) gingen
bekränzt auf den areopag, die nomophylakes trugen weiße kopf-
binden. Das avaßait'siv eis ihv " Aquov ndyor hat man bisher
allgemein von der aufnähme der archonten (nach ablauf ihres
amtsjahres) in den areopag verstanden. Starker beweist die Un-
möglichkeit dieser erklärung , da einerseits die archonten nur
bei ihrer amtlichen thätigkeit den kränz trugen und bei ihrer
aufnähme in den areopag längst nicht mehr beamte waren, an-
dererseits im areopag der kränz geradezu verpönt war. Starker
erklärt den ausdruck nach dem einfachen wortsinne : die archon-
ten trugen den kränz wie sonst in ihrer amtlichen thätigkeit so
auch , wenn sie ex officio auf den Areshügel gingen , wenn sie
eine amtliche funktion dort zu verrichten hatten. Diese funk-
tion war vermuthlich eine sakrale, wie Starker aus der rede g.
Neaer. 80 schließt. So ist denn auch bej den nomophylakes das
ataßuivsiv sig rev " Aqsiov nüynv nicht von einer aufnähme in
den areopagitischen rath zu verstehen (wie einige in allerdings
consequenter Schlußfolgerung angenommen haben), sondern von
einer sakralen funktion auf dem areopag. Starker bringt näm-
lich damit die angäbe der grammatiker über die Veranstaltung
einer nnpntj für die Athene Polias seitens der nomophylakes in
Nr. 1. 16. Attisches Staatsrecht, 47
Verbindung. Es ist daraus auf ein ähnliches Verhältnis der ge-
setzeswächter zur Schutzgöttin Athens zu schließen , wie das des
rathes auf dem areopag zu derselben und den mit ihr verbun-
denen Eumeniden war. So erklärt sich auch die weiße binde,
die sonst nur abzeichen der priester ist. Die nomophylakes
hatten also eine auf den cult der Athena bezügliche priester-
liche funktion auf dem Areshügel. Die worte "r? ko/ai^oito to
inamv in] 7/}r ßi/.Xaaaav (bei Photios) deuten auf die plynterien
hin. — Es folgen angaben über den ehrensitz der voiAoyvXattsq
im theater (gegenüber den archonten) und über ihre eigentlichen
politischen befugnisse , die in der nöthigung der beamten zur
beobachtung der gesetze und in der Verhinderung1 gesetzwidriger
und schädlicher beschlüsse in der bule und ekklesie bestanden.
In dem ganzen bericht findet sich nichts, was nicht vollkommen
glaubwürdig erschiene und was nicht bei Philochoros gestanden
haben könnte.
3. Aus der quelle B, die sich ebenfalls auf Philochoros be-
ruft, hat der Verfasser des lex. Cant. die nachricht, daß es sie-
ben vi>(Aiiq;v).ux£i; gegeben und daß ihre einsetzuug zu der zeit
erfolgte, als Ephialtes dem areopag die nichtrichterlichen befug-
nisse entzog. Die zahl sieben , an der man anstoß genommen,
erklärt Starker aus der analogie mit den thesmotheten : man
habe die zahl um eine erhöht, um etwaige Stimmengleichheit bei
ihren beschlüssen zu verhindern, ein verfahren, das auch bei
Zusammensetzung von gerichtshöfen und sonst eingeschlagen
wurde. Am meisten angefochten wurde, wie bereits erwähnt,
die nachricht von der einsetzung durch Ephialtes. Starker wi-
derlegt der reihe nach alle gründe , die für die annähme der
einrichtung durch Demetrios Phalereus und gegen das bestehen
der nomopbylakeo im fünften Jahrhundert angeführt werden. Daß
Pollux VIII, 102 (wo augenscheinlich vofioqsvlausg und Stauo-
gi'Aaxft; verwechselt sind) mit unrecht von den gegnern citirt
wird, hat Stojentin (de Pollucis auctor. p. 29) gezeigt. — Daß
die m^nq wXaxeg erst von Dinaren erwähnt werden, beweist nichts
gegen die annähme, daß sie bereits früher einmal bestanden ha-
ben. (Die betreffenden reden sind wahrscheinlich zur zeit der
Verwaltung des Demetrios Phalereus gehalten). — Stichhaltiger
scheint die anführung von rednerstellen, in denen der natur der
sache nach die nomophylakes genannt werden mußten, wenn es
48 16. Attische» Staatsrecht. Nr. 1.
eine solche behörde gab : Andoc. myst. 84. Aesch. Ctes. 4. (Dem.
Aristog. I, 90). Aber diese stellen (und ebenso Xen. Hell. I, 7) be-
weisen nur, daß es zur zeit der attischen redner, also vom ende
des fünften Jahrhunderts an, keine vofinqivXaxsg mehr gegeben,
nicht aber, daß sie auch früher nicht bestanden. — Auch was
mit berufung auf stellen des Aristoteles (Polit.) und Xenophon
(Oecon.) wegen des oligarchischen Charakters einer solchen be-
hörde gegen dieselbe eingewendet wurde , widerlegt Starker mit
hinreichenden gründen. — Daß Philochoros im siebenten buch
der Atthis über die vot.taqivXax.ss; handelte, beweist nicht, daß sie
zuerst durch Demetrios Phalereus eingesetzt wurden; Philo-
choros kann, wie Schoemann u. a. bemerkt haben, sie außerdem
an einer andern stelle (im dritten oder vierten buch) erwähnt
haben : und vermuthlich stammen die letzten worte im lex. Cant.
eben aus dieser früheren stelle. Die Wiederholung der worte
dag (friX/'^ngog selbst deutet darauf hin, daß diese nachricht nicht
an derselben stelle bei Philochoros gestanden wie der voraus-
gehende bericht. Es fragt sich nun , ob der in A gegebene
bericht (aus dem siebenten buch des Philochoros) nur auf die
zeit des Demetrios von Phaleron oder auch und vielleicht besser
auf eine frühere zeit paßt.
4. Im vierten abschnitt handelt Starker von der politischen
bedeutung der thätigkeit der nomophylakes, wie sie in den Wor-
ten tag uo%ag rjrüyxu^op rolg vöfxotg %QrjG&ai und xcoXvotTsg tm-
■\priq:it,iitv, ei n frij nagärofiov rt aav(xqoQOV tj; noXsi ausgedrückt
ist. Wie wir uns das ärayx,a£e iv zu denken haben, zeigt [Dem.]
g. Neaer. 80 , wo von einer ähnlichen thätigkeit des areopags
die rede ist : der areopag konnte (in jener zeit) über ungesetz-
lich handelnde beamte eine Ordnungsstrafe (inißoXij) verhängen.
Auch die andere funktion der nomophylakes hat ihr analogon
in der von Dem. de cor. 134 erwähnten intercession des areo-
pags: aus dieser stelle läßt sich auch schließen, daß die vofxo-
fpuXaxeg nicht blos bei gesetzesanträgen und psephismen, sondern
auch bei beamtenwahlen (durch cheirotonie) intercediren konnten.
Mit berufung auf Photios fit/rumor (oder (itjTQctyvgiijg) glaubt
Starker ihnen auch noch die aufsieht über das Staatsarchiv zuweisen
zu können und bezieht hierauf mit C. Curtius die erwähnung der
vofAocpvXuxeg bei Cicero de leg. III, 20, 46. Diese vermuthung
erscheint mir in bezug auf das metroon zweifelhaft, weil dieses
Nr. 1. 16. Attisches Staatsrecht. 49
schwerlich schon im fünften Jahrhundert als archiv benutzt wurde.
vofAOcpvkaxeiov (bei Phot.) bedeutet nicht „curia nomphylacum",
sondern einfach aufbewahrungsort der gesetze. Daß die vopoqiv-
Xaasg in einer engeren beziehung zum archiv standen, ist aller-
dings eine an sich natürliche annähme.
5. Der fünfte und sechste abschnitt erörtert nun die wich-
tige frage, ob eine derartige aufsichtsbehörde in den plan der
reform des Ephialtes und Perikles passe. In der besprechung
der klar zu tage liegenden und oft genug erörterten gründe,
die die aufhebung des areopags als aufsichtsbehörde veranlaßten,
hätte Starker sich kürzer fassen können. Auch die politischen
gründe , welche Perikles und Ephialtes bewegen mußten , jene
bisher vom areopag geübte controle nicht vollständig zu besei-
tigen und so auf einmal den Übergang aus der durch eine oli-
garchische behörde sehr eingeschränkten demokratie in die schran-
kenlose Ochlokratie zu bewerkstelligen, sind (von Grote, Curtius
u. a.) genügend hervorgehoben worden. Aber gegenüber den
starren Skeptikern schadet es nicht , immer wieder daran zu er-
innern. Ein so schroffes vorgehen lag auch gar nicht im Cha-
rakter des für radikale pöbelherrschaft durchaus nicht schwär-
menden Perikles : der antrag des Ephialtes ging nur dahin, die-
ses aufsichtsrecht vom areopag auf eine besondere behörde zu
übertragen. So war die controle, an die das volk von je her
gewöhnt war, formell beibehalten, thatsächlich aber beseitigt. Einer
so mächtigen persönlichkeit wie Perikles gegenüber konnten diese
sieben männer (ohne zweifei eine wechselnde behörde) nur ein
Schattendasein führen : wir hören nichts von ihnen. Während
der wüsten demagogenwirthschaft am anfang des peloponnesischen
krieges werden sie dann auch faktisch beseitigt worden sein. Daß
dies noch unter der Verwaltung des Perikles geschehen, wie
Starker (p. 54) behauptet, glaube ich nicht. Bei der Wieder-
herstellung der Verfassung unter Eukleides wurden ihre befug-
nisse (oder ein theil derselben), wie es scheint, dem areopag zu-
rückgegeben. Durch Demetrios Phalereus wurde dann wohl
das amt der vopocpvXaxes erneuert, obgleich dies nirgends aus-
drücklich überliefert ist.
Bloße vermutbung ist Starkers behauptung (p. 50), daß die
intercession der vopoqivlaxeg nicht aufhebende, sondern nur sus-
pendirende Wirkung gehabt: er meint, die vo/xoyvlaxes hätten
Philol. Anz. XIII. 4
50 17. Archaeologie. Nr. 1.
ihr einschreiten in der ekklesie durch eine ygayt] naQavöficav vor
der heliäa begründen müssen. Ueber den nomophylakes hätte
also die heliäa als höhere instanz gestanden. Das halte ich nicht
für wahrscheinlich. Vielleicht wurde die ygayt] nagafö^mv erst
nach abschaffung der voiA.ecpvXüyiss eingeführt, so daß die con-
trole , die diese behörde bis dahin gehabt , nun gewissermaßen
jedem Athener übertragen wurde.
Abgesehen von diesen ausstellungen kann ich mich mit des
verf.'s ausführungen fast durchweg einverstanden erklären. Gr.
Gilbert hat, wie ich zu meinem bedauern sehe, sich durch die-
selbe nicht überzeugen lassen und hält an der ansieht von Boeckh
und Strenge fest (Handbuch der griechischen staatsalterthümer I,
150. 153 f.). Es wäre sehr zu wünschen, daß man endlich ein-
mal aufhöre, mit geringschätzung auf die grammatiker zu blicken,
und das prineip aufgebe, alles kurzweg als unglaubwürdig ab-
zulehnen , was mit irgend einer vorgefaßten meinung nicht im
einklang steht. Den richtigen weg , wie man die grammatiker-
zeugnisse für die griechischen alterthümer verwerthen könne, hat
F. v. Stojentin in seiner Untersuchung über Pollux vorgezeichnet.
Leopold Colin.
17. Aug. Mau, Pompejanische beitrage. Mit drei tafeln.
Berlin 1879. 261 p. 8.
Das lesen von handschriften , die altersansetzung derselben,
ihre werthbestimmung ist durch den andauernden fleiß von hun-
derten und aber hunderten von philologen allmählich zu einer
kunst ausgebildet, die ihre sicheren und bestimmten regeln hat,
so daß bei deren richtiger auwendung der fehler immer weniger
werden. Auch auf dem felde der bildenden künste und der al-
terthümer lichtet sich das dunkel, welches ihre geschichte umgab,
durch zahlreiche neue funde und immer wiederholte Untersuchung
und vergleichung mehr und mehr. Fast nirgendwo aber auf
diesem weiten gebiete giebt es einen festeren und umfangrei-
cheren und dabei doch von sicheren grenzen umschlossenen bo-
den , auf dem die Untersuchung fußen kann , als in den denk-
mälern der verschütteten städte am fuß des vesuv.
Seit Winckelmann vor mehr als 100 jähren den ersten be-
richt über die ausgrabnngen in Herculaneum veröffentlichte, ist
die zahl der beschreibungen dieser merkwürdigen trümmer des
Nr. 1. 17. Arckaeologie. 51
alterthums in den verschiedenen kultursprachen hoch angewachsen,
Mit weit regerem eifer aber als in früheren zeiten ist die auf-
deckung Poinpeis angegriffen vorden , seitdem die träge bour-
bonische wirthschaft aus Neapel verdrängt ist, und der frische
italienische Patriotismus es als eine ehrenpflicht ansieht, jene klas-
sischen Überreste ihrem vielhundertjährigen grabe zu entreißen.
Die fülle neuer denkmäler hat aber zugleich eine Vertiefung der
forschung zur folge gehabt , und unter den männern , welche
dieser ihre wege gewiesen haben, sind neben dem verdienten
Fiorelli, dem obersten leiter der ausgrabungen, und seinen Schü-
lern ganz besonders Deutsche zu nennen.
Wie aber jedes gebiet der Wissenschaft seine eignen gesetze
hat , nach denen es zu durchforschen ist , die erst im laufe der
forschung selbst sich schärfer und schärfer herausbilden, so auch
dieses, und gerade nach dieser richtung hin liegen die Verdienste
des oben genannten buches von Mau. H. Nissen hatte , zum
theil auf grund von vorarbeiten R. Schönes in seinen „Pompe-
janischen Studien zur städtekunde des alterthums, Leipzig 1877",
in einem werk von fast 700 seifen nicht allein die öffentlichen
wie die privatbauten Pompeis nach stil und bauart, nach ma-
terial und maaßen beschrieben und klassifiziert, sondern auf
grund dieser arbeit die bauperioden der Stadt , ihre ganze an-
läge, die Schicksale ihrer bauten im anschluß an die geschichte
der Stadt zu behandeln gesucht. Das werk war reich an neuem
stoff, reich auch an neuen gesichtspunkten, nach allen seiten war
das forschungsgebiet erweitert und tiefer erkundet. Aber es
war in manchen beziehungen auch ein erstlingswerk, dessen auf-
stellungen durch detailforschung noch vielfach zu sichern und
zu modifizieren waren. Suchte Nissen häufig von scheinbar ge-
wonnenen grundlagen aus das detail zu beherrschen und zu er-
klären, so geht Mau den umgekehrten weg , er studiert die rei-
hen der einzelbauten bis in ihre elemente, er verschärft die me-
thode der forschung und kommt dabei allerdings vielfach zu
anderen resultaten.
Die gebäude Pompeis sind fast ausnahmslos nicht werke
aus einem guß, geschichtliche und physische katastrophen ha-
ben an ihnen vielfach gerüttelt, die bedürfnisse des täglichen
lebens und die wechselnden moden baben die ursprünglichen
formen nur zu häufig verändert , jedes haus ist voll von flick-
4*
52 17. Archaeologie. Nr. 1.
werk. Da ist eine arbeit nöthig, wie bei einem mehrfach re-
scribierten codex oder wie bei einer von zahlreichen händen durch-
corrigierten handschrift ; es gilt nicht allein , das einzelne mög-
lichst scharf zu beobachten , das zeitlich verschiedene' klar von
einander zu trennen, sondern auch das an vielen orten zerstreute
gleichartige geschickt zu combinieren, und viele mühe kostet es,
auf so zerklüfteter grundlage ein sicheres gebäude zu errichten.
Wer Mau's schrift durchliest (sie ist übrigens weniger zum
lesen als zum studieren), wird den eindruck gewinnen, daß er
wirklich meister in diesen Untersuchungen ist. Gern und willig
erkennt er an, was von seinen Vorgängern sicher begründet ist,
aber unerbittlich ist er auch, wo er auf grund langjähriger, ge-
wissenhaftester forschung die im ersten entdeckungseifer von jenen
mit zu großer Zuversicht aufgestellten behauptungen und theo-
rien zurückzuweisen hat. Manches, was sicher zu sein schien,
ist da wieder in's wanken gerathen, vieles aber auch in ganz
anderem sinne gedeutet.
Von besonderer Wichtigkeit sind die alterskriterien , welche
Mau aus dem von ihm zuerst auf wissenschaftlicher basis be-
gründeten nachweise der chronologischen folge der verschiedenen
arten von wanddecoration entlehnt hat. Auch in bezug auf die
Verwendung von netzwerk im mauerbau und von gelbem tuff,
so wie in der Untersuchung, ob römisches oder oskisches maaß
angewendet sei, findet sich manche abweichung von den Vor-
gängern. Ueber den weiteren inhalt des Werkes läßt sich bei
der übergroßen fülle des details nicht kurz berichten ; es genüge
die angäbe der kapitel : I. allgemeines ; II. ein ältestes bauwerk
(ein später verbauter monumentaler brunnen, erst von Mau ge-
würdigt); III. kalksteinatrien •, IV. der Venustempel; V. die Sta-
bianer thermen ; VI. septa ; VII. die basilica ; VIII einige der
basilica gleichzeitige bauten ; IX. die ersten bauten der römi-
schen colonie ; X. zur entstehungsfrage ; XI. Chronologie der
bauten östlich vom forum. Im wesentlichen wird in diesen ka-
piteln die zeitliche folge festgehalten.
Grade bei den Pompejanischen Untersuchungen gilt in her-
vorragender weise das Sprichwort : dies diem docet. Auch Mau's
ansichten werden nicht überall die endgültigen bleiben , ist er
doch selbst bescheiden genug , sie nicht alle für sicher auszu-
geben. Neue funde werden neue thatsachen bringen, die eine
Nr. 1. 18. Archaeologie. 53
ansieht bestätigen, die andere beseitigen. Möge aber der Pom-
pej aniseben forschung noeb lange die eebt wissenschaftliche, durch
und durch •wahrheitsuchende kraft erhalten bleiben , der wir
das obige werk verdanken. D.
18. Die entwicklung des naturgefühls bei den Griechen.
Von Alfred Biese, dr. phil. Kiel, Lipsius und Tischer 1882. 8.
Wenn heute allgemein zugegeben wird , daß erst in der
zeit nach Alexander dem großen die beziehungen der alten
Griechen zur landschaftlichen natur bewußter, absichtlicher und
rhetorischer geworden, so darf man die ängstliche fürsorge, mit
welcher schon an zwei dutzend deutsche gelehrte in unserem
Jahrhundert das naturgefühl der Griechen untersucht haben, wohl
als einen zug alexandrinischer Überbildung , die auch uns ei-
gen ist, bezeichnen. Aber sei dem, wie ihm wolle-, daß wir
uns für die frage interessiren , ist eine thatsache ; und daß sie
gegenwärtig von allen berufenen so ziemlich im gleichen sinne
beantwortet wird , ist eine erfreuliche thatsache. Durch die zu
allgemein gehaltene Untersuchung von H. Motz „über die em-
pfindung der naturschönheit bei den alten" (Leipzig 1865) war
es notbwendig geworden, die entwicklungsstufen der griechischen
naturempfindung in den verschiedenen kulturepochen des helle-
nischen lebens nochmals zu prüfen. Ziemlich gleichzeitig hatten
Heß (Beiträge zur Untersuchung über das naturgefühl im klas-
sischen alterthum, Rendsburg 1871) und der Schreiber dieser
Zeilen (Ueber den landschaftlichen natursinn der Griechen und
Römer, München 1871) sich dieser aufgäbe unterzogen. Dann
gab W. Röscher (Das tiefe naturgefühl der Griechen und Römer,
in seiner historischen entwicklung, Meißen 1875) ein kurzes, hüb-
sches resume der frage ; und jetzt beginnt A. Biese in dem oben-
genannten buche , wie es scheint , eine reihe von abhandlungen,
in denen er den gegenständ bis auf unsere zeit herab verfolgen
will. Methodisch durchgeführt, wäre das ein interessantes un-
ternehmen ; und die vorliegende schritt Biese's berechtigt zu der
erwartung , daß er es mit einsieht und geschmack zu ende füh-
ren würde. Zu wesentlich anderen resultaten, als der Schreiber
dieser zeilen in seiner erwähnten schrift und in seinem buche
über „die landschaft in der kunst der alten Völker", ist Biese
freilich nicht gekommen. Er hebt jedoch hervor, daß er diesen
54 18. Archaeologie. Nr. 1.
Schriften, obgleich seine arbeit schon im grundriß eher entworfen
war, als er auf sie aufmerksam geworden, viel anregung ver-
danke. Biese ist also selbständig zu denselben oder ähnlichen
resultaten gekommen ; und das ist im interesse der Sicherung
dieser resultate natürlich nur mit genugthuung zu begrüßen.
Uebrigens ging ich in meinen Schriften über die frage von
besonderen, kunsthistorischen gesichtspunkten aus ; und auch aus
diesem gründe war eine neue behandlung der frage in bezug
auf das allgemeine empfindungsieben nicht überflüssig. Biese hat
sich mit großem fleiße in die Schriftsteller vertieft, deren natur-
gefühl er untersucht; er hat im einzelnen manche neue, interes-
sante stelle an's licht gezogen ; und er hat das ganze klar und
anschaulich in anziehender darstellungsweise abgerundet. Ob
er aber recht hat mit seiner meinung , daß seine schrift nicht
nur von den fachgelehrten, sondern auch von allen gelesen wer-
den werde „die noch sinn für poesie in unserer prosaischen zeit
sich bewahrt haben", das dürfte, wenngleich er in der regel die
deutschen Übersetzungen vor den griechischen originalstellen ci-
tirt , doch fraglich sein. Dazu stehn doch wohl noch zu viele
griechische buchstaben und zu viele nackte citate darin. Daß
Biese im einzelnen gegen den Verfasser dieses artikels , dem er
im allgemeinen zustimmt, polemisirt, liegt in der natur derarti-
ger wissenschaftlicher Untersuchungen ; und in manchen fällen
kann referent Biese's belehrungen nur mit dank acceptiren : so
wenn er ihn auf die stelle der Ilias (IX, 4) aufmerksam macht,
in welcher direkt geistiges mit natürlichem parallelisirt wird ;
so , wenn er hervorhebt , daß Homer , wenn er seine helden in
trüben Stimmungen an's meer schickt, dies doch nicht nur zufällig
thut, weil der meeresstrand nun einmal das lokal der handlung
ist, sondern, wenn auch instinktmäßig und unreflektirt, doch, um
das lokal der Stimmung seiner helden anzupassen. In anderen
fällen muß referent dagegen seine eigenen auffassungen aufrecht
erhalten oder kann er sich doch wenigstens die Biese'schen nicht
aneignen: so muß er dabei bleiben, daß das „/JiSvxe psv <x rrg-
Xäva aui nitfiadsg , (itaai de vvxteg , nagu ö' ?()^£r' cpQa ;' der
Sappho zunächst nur als Zeitbestimmung gemeint sei, wenngleich
sich aus dieser melodisch vorgetragenen Zeitbestimmung von selbst
die poetische mitternachtsstimmung ergiebt ; gerade die Übersetzung,
welche Biese giebt : „schon sank zu des meeres gründe der mond.
Nr. 1. 18. Bibliographie. 55
Der sterne schein verblaßt und stunde auf stunde verrinnt" legt
wieder eine fülle landschaftlicher anschaulichkeit in die Zeitbe-
stimmungen , von der der griechische text offenbar nichts weiß ;
und ebenso kann unmöglich zugegeben werden, daß die p. 52
citirte stelle eines chorliedes aus Euripides' Hippolytos (v. 732 ff.)
„die wonne des freien dahinschwebens über länder und meere
d. h. also die Stimmung eines reinen , von nebenmotiven geläu-
terten naturgefühls , das die beflügelung um ihrer selbst willen
sich wünscht" ausspricht. So aufgefaßt wäre das chorlied im
Zusammenhang absolut unverständlich. Phädra ist mit den furcht-
barsten drohungen fortgegangen. Der chor ist darüber so er-
schreckt, daß er sich flügel wünscht, um möglichst rasch mög-
lichst weit zu entfliehen. Es scheint dem referenten unmöglich,
daß Biese, wenn er das stück nochmals im zusammenhange liest,
seinen Widerspruch gegen diese auffassung aufrecht erhalten
sollte. Jedenfalls betreffen diese meinungsverschiedenheiten nur
einzelne punkte. Die erkenntniß, daß das naturgefühl der Cfrie-
chen sich stufenweise von der mythologisch-anthropomorphischen
zur dekorativ-landschaftlichen auffassung entwickelt hat, und daß
die erstere , zugleich die nationalere , die tiefere und innigere
war, obgleich erst die letztere, welche in der hellenistischen zeit
um sich griff, zu einer wirklichen, wenn auch nur dekorativen
landschaftsmalerei führte, darf nicht wieder preisgegeben werden;
und wenn Biese's schrift die entwicklung in diesem sinne auch
vielleicht nicht scharf genug formulirt, so steht doch auch sie
durchaus auf dem boden dieser erkenntniß. Wir werden ihren
fortsetzungen mit vergnügen entgegen sehen. K. Woerrnann.
Bibliographie.
Die akademische buchhandlung von G. Koester, Heidelberg,
wird zum 1. febr. 1883 ausgeben: Exempla scripturae Visigothi-
cae XL tabulis expressa liberalitate ministerii cjuod regni Borussici
rebus ecclesiasticis scholasticis medicinalibus praeest, adiuti eclide-
runt Paulus Ewald et Gustavus Loev-e. Tabulas photographicas
arte Antonii Selfa Escorialensis maximam partem confectas pho-
totypi descripserunt A. Naumann et Schroeder Lipsienses.
Heidelbergae A. 1883. Apud Gustavum Koester. Bis zum 1.
febr. 1883 wird ein Subscriptionspreis von 20 mark statthaben,
dann tritt der ladenpreis von 50 mark ein.
Die publication ist besonders darum wichtig und werthvoll,
weil sie zum ersten male in größerem maaßstabe und treuer
56 Bibliographie. Nr. 1.
wiedergäbe proben der wenig bekannten westgothischen cursive
giebt. Vier tafeln sind allein aus dem berühmten codex Ovetensis
ihretwegen gegeben. Hervorzuheben sind ferner die proben aus dem
codex Escorialensis des S. Augustinus de baptismo (tafeln 1 ff.), der
heute in Spanien als das autographon des heiligen gilt und da-
her als reliquie verehrt wird. Auf tafel XXXI findet sich ara-
bische schrift, eine probe der arabischen Übersetzung der spani-
schen canonensammlung , hier reproducirt wegen der westgothi-
schen cursive auf den rändern der handschrift. Tafel XXXVIII
bezeichnet den Übergang zur fränkischen minuskel, die auf den
beiden letzten tafeln vertreten ist, während hier noch westgothische
minuskel mit der fränkischen untermischt erscheint. — Das ganze
giebt einen überblick über die entwicklung der westgothischen
schrift vom 7.— 12. Jahrhundert; 17 tafeln sind fest datirt.
Paul Neff, Stuttgart, versendet eine subscriptionseinladung
auf die 4. aufläge von Lübke's und v. Lützows denkmäler der
kunst, die in 30 lieferungen zu 1 mk. erscheinen sollen.
Wilh. Herta, (Bessersche buchhandlung) Berlin versendet ei-
nen prospect über Leopold Schmidfs ethik der alten Griechen.
2 bde. 15 mk.
Schnakenburg' 's verlag in Riga beginnt die publikation einer
Serie „Vorträge für die gebildete weit" hrsg. von Aug. und Paul
Hagemann, z. b. über „Geschichte der griechischen tragödie —
die Antigone des Sophokles" u. s. w.
Le Monnier's nachfolger (N. Nobili) in Florenz treten mit
dem deutschen buchhandel in direkten verkehr und übertragen
K. F. Koehler in Leipzig ihre commission. Sie versenden den
verlagskatalog ihrer werke für die jähre 1843 — 1882 auf die
wir unsere leser besonders aufmerksam machen wegen der Pübbli-
cazioni del r. Istituto di studi superiori in Firenze mit einer
reihe vortrefflicher philologischer arbeiten ; ferner beachte man die
werke über classische litteratur und kunstgeschichte.
Kataloge der antiquare: C. Steyer, Stuttgart, no. VIII Grie-
chische autoren.
F. A. Brockhaus, mittheilungen 1882, no. 3 kündigt an Ed.
Sachau's Schilderung seiner Studienreise nach Kleinasien und
Mesopotamien.
B. G. Teubner 1882, mittheilungen no. 5 kündigt an: Nektar
und Ambrosia, dritte Vorarbeit zu einem lexikon der griechischen
und römischen mythologie von Wilhem H. Röscher, gr. 8. —
Geschichte und System der römischen Staatsverfassung. Von E.
Herzog. Erster band. Die Staatsverfassung der königszeit und
der republik, gr. 8. — Herodiani ab excessu divi Marci libri
octo, edidit Ludovicus Mendelssohn, gr. 8. — C. Cornelii Taciti
libri qui supersunt. Quartum recognovit Carolus Halm. 2 tomi.
8. — P. Papinii Statu Thebais. Recensuit Philippus Kohlmann.
Nr. 1. Bibliographie. 57
[Vol. II Fase. 2 der gesammtausgabe des Statius nebst scholien .
für die Bibliotheca Teubneriana.] 8. — Annae Comnenae Alexias.
Ex recensione Augusti Reiff erscheid. 2 voll. 8.
Verzeichniß der wichtigeren Publikationen auf dem gebiete der alter-
thumswissenschaft. 1883. I.
1. ' Aq kstot ekovg ntyl nonjnxtjs. Aristoteles über die dichtkunst
Nach der ältesten handschrift hrsg., ins deutsche übersetzt, mit kriti-
schen anmerkungen und einem exegetischen commentar versehen von
Frdr. Brandscheid. Wiesbaden, Rodrian 1882. 8. IX, 163 p. 3 mk. 60 pf.
2. Blümner, H., Laokoonstudien. 2. lieft. Ueber den fruchtba-
ren moment und das transitorische in den bildenden künsten. Frei-
burg i. Breisg., Mohr 1882. 8. VI, 99 p. 3 mk.
3. Boetticher, Adolf, die neuesten ausgrabungen der griechischen
archaeologischen gesellschaft. Breslau, Schottländer 1882. 8. 16 p.
(Deutsche bücherei heft 13).
4. Brandt, Sam., Eumenius von Augustodunum und die ihm zu-
geschriebenen reden. Ein beitrag zur geschichte der römischen litte-
ratur in Gallien. Freiburg i. Br., Mohr 1882. 8. 46 p. 2 mk.
5. Burckhardt, Theodor, über das römische theater in Äugst (Au-
gusta Raurica). — Burckhardt , Achilles, über den Unterricht in der
geschichte am schweizerischen gymnasium. Aarau, Sauerländer 1882.
6. Caesaris , C. Iulii, belli Gallici libri VII. Accessit A. Hirti
über VIII. Rec. Alfr. Holder. Freiburg i. Br., Mohr 1882. 8. VII,
396 p. 15 mk.
7 — — , commentarii de bello Gallico. Für den schulgebrauch
erklärt von dr. Alb. Doherenz. Mit einer karte , einer einleitung , ei-
nem geographischen und grammatischen register. 8. auü. besorgt von
G. B. Dinier. Leipzig, Teubner 1882. 8. XIV, 386 p. 2mk. 25 pf.
8. Christ, W;, die Attikusausgabe des Demosthenes, ein beitrag
zur textesgeschichte des autors. Mit 1 tafel. München, Franz in comm.
1882. 4. 82 p. (Aus abhandlungen der bayer. akad. der wiss.).
9. Ciceronis , M. Tullii , de offieiis libri III. Für den schulge-
brauch erklärt von C. F. W. Müller. Leipzig , Teubner 1882. XVI,
215 p.
10. — — , orationes selectae XIV. Ed. XXI emendatior, quam
post editiones Ernestii Seyfferti Ecksteinii curavit O. Heine. Pars I.
Pro S. Roscio Amerino. Pro lege Manilia. Halle, Waisenhaus 1882.
8. VIII, 66 p. 60 pf.
11. — — , de oratore libri tres. Erklärt von Q. Sorof. Bd. I,
buch I, 2. aufl. Berlin, Weidmann 1882. 8. VIII, 202 p. 1 mk. 80 pf.
12. Cicero's rede f. Sex. Roscius aus Arneria. Für den schulge-
brauch erklärt von dr. G. Landgraf. Gotha, Perthes 1882. 8. IV,
104 p. 1 mk.
13. Dieterici , Fr., die sogenannte theologie des Aristoteles aus
arabischen handschriften zum ersten mal hrsg. Leipzig, Hinrichs 1882.
8. XII, 184 p. 6 mk.
14. Dütschke, Hans, antike bildwerke in Oberitalien beschrieben.
V.: antike bildwerke in Vicenza, Venedig, Catajo , Modena, Parma
und Mailand. Mit einem generalregister über alle 5 theile. Mit Un-
terstützung der centraldirection des k. deutschen archäologischen in-
stituts. Leipzig, Engelmann 1882. 8. VIII, 460 p. 11 mk.
15. jEuler, Carl, de locatione conduetione atque emphyteusi Grae-
corum. Diss. Lips. Gießen, Ricker 1882. 8. 45 p. 80 pf.
58 Bibliographie. Nr. 1.
16. Günther, Siegm., die quadratischen Irrationalitäten der alten
und deren entwicklungsuiethoden. Mit 1 (lith.) tafel. (134 p.) In
abhandlungen zur geschichte der mathematik heft 4. Leipzig, Teub-
ner 1882. 8.
17. Guggenheim, Mor., die bedeutung der folterung im attischen
processe. Diss. Turicens. Leipzig, Simmel 1882. 8. 73 p. 1 mk. 60 pf.
18. Haider, Edm., Terentiana. Quaestiones cum specimine lexici.
Wien, Holder 1882. 8. 47 p. 1 mk. 40 pf.
19. Herodotos erklärt von Heinr. Stein. 5. bd. Buch VIII und
IX. Namenverzeichniß mit 2 lith. karten von H. Kiepert. 4. verb.
aufl. Berlin, Weidmann 1882. 8. 260 p. 2 mk. 25 pf.
20. Horatius Flaccus , des Q. , sämmtliche werke für den schul-
gebrauch erklärt. I. theil : öden und epoden. Erkl. von C. W. Nauek.
11. aufl. Leipzig 1882. 8. VIII, 271 p. 2 mk. 25 pf.
21. Koch, Ernst, griechische schulgraramatik auf grund der er-
gebnisse der vergleich. Sprachforschung bearb. 9. aufl. Leipzig, Teub-
ner 1882. 8. XVI, 400 p. 2 mk. 80 pf.
22. Lachmann, Carl, in T. Lucretii Cari de rerum natura libros
commentarius quartum editus. Berlin, G. Reimer 1882. 8. 439 p. 7 mk.
23. — — , Index copiosus confec. Franc. Härder. Berlin, Gr. Rei-
mer 1882. 8. 62 p. 1 mk.
24. Lichtenheld , Ad., das studium der sprachen, besonders der
classischen und die intellektuelle bildung. Auf sprachphilos. grund-
lage dargestellt. Wien, Holder 1882. XVI, 259 p. 8.
25. Livii, Titi, ab urbe condita ex rec. Andreae Frigellii. Vol. II,
fasc. 1, libr. XXI continens. Gotha, Perthes 1882. 8. 53 p. 40 pf.
26. — — , — liber XXI. Für den schulgebrauch erklärt von
Franz Luterbacher. Gotha, Perthes 1882. 8. III, 148 p. lmk.20pf.
27. — — ab urbe condita. Recogn. H. J. Müller. Pars IV,
libr. XXI. XXII continens. Berlin, Weidmann 1882. 8. XII, 92 p. 75 pf.
28. Lübke, Wilh., grundriß der kunstgeschichte. 9. durchgesehene
aufl. 2 theile in 1. bd. Mit 61 holzschnittillustrationen und dem por-
trät des Verfassers. Stuttgart , Ebner und Seubert 1882. 8. XVII,
390, VIII, 447 p. 14 mk. 40 pf.
29. Marquardt, Joach. u. Theod. Mommsen, handbuch der römi-
schen alterthümer. 7. bd. Theil 2. Das privatleben der Römer von
Joach. Marquardt. 2. theil. Mit 33 holzschn. (XII, 373—858). Leip-
zig, Hirzel 1882. 8. 10 mk.
30. Müller, Franc, de Claudio Rutilio Namatiano stoico. (Solt-
quellae, progr.). Leipzig, Teubner 1882. 4. 80 pf.
31. Müller, Karl Otfr., geschichte der griechischen litteratur bis
auf das Zeitalter Alexanders. Nach der handschrift des verf. hrsg. v.
Fd. Müller. 4. aufl. Mit anmerkungen und Zusätzen bearb. v. prof.
Emil Heitz. 1. 2. bd. 1. hälfte. Stuttgart, Heitz 1882. 8. XVI,
636, VI, 212 p. 12 mk.
32. Peter, Carl, Zeittafeln der römischen geschichte zum hand-
gebrauch und als grundlage des Vortrags in höheren gymnasialklassen
mit fortlaufenden belegen und auszügen aus den quellen. 6. verb.
aufl. Halle, Waisenhaus 1882. 8. IV, 142 p. 3 mk. 60 pf.
33. Plinii Secundi. C, naturalis historia. D. Detlefsen rec. Vol.
VI. Index I, deorum et hominum. Index II, locorum. Berlin, Weid-
mann 1882. 8. XXX, 307 p. 4 mk.
34. Poelae Latini minores. Rec. et emendavit Aemilius Baeh-
rens. Vol. IV. Leipzig, Teubner 1882. 8. 446 p. 4 mk. 20 pf.
35. Porphyr ii quaestionum Homericarum ad Diadem pertinentium
reliquias collegit disposuit edidit Herrn. Schrader. Fasc. II. Leipzig,
Teubner 1882. 8. p. 181-496. 10 mk.
Nr. 1. Bibliographie. 59
36. Saalfeld, G. A. , Italograeca. Kulturgeschichtliche studien
auf sprachwissenschaftlicher grundlage. 2. lieft: handel und wandel
der Römer im lichte der griechischen beeinflussung betrachtet. Han-
nover, Hahn 1882. 8. 78 p. 2 mk. 40 p.
37. Sallustii Crispi, de Catilinae coniuratione über. Für den
schulgebrauch erklärt von dir. J. H. Schmalz. Gotha, Perthes 1882.
8. IV, 88 p. 1 mk.
38. Schröder, Willi. , de Columella Vergilii imitatore. Jena,
Deistung 1882. 8. 40 p. 80 pf.
39. Sorani , Gynaeciorum vetus translatio latina nunc primum
edita cum additis Graeci textus reliquiis a Dietzio repertis atque ad
ipsum codicem Parisiensem nunc recognitis a Valentino Rose, 2. tabb.
Leipzig, Teubner 1882. 8. XX, 423 p. 4 mk. 80 pf.
40. Testamentum novum graece. Rec. inque usum academicum
omni modo instruxit Const. de Tischendorf. Editio academica XIII
ad ed. VIII criticam maiorem conformata. Cum tabula duplici terrae
sanctae. Leipzig, Mendelssohn 1883. 8. LXXII, 393 p. 2 mk.
41. Troebst, W., quaestiones Hyperideae et Dinarcheae. 2 partes.
Hameln 1881. Berlin 1882, (Mayer und Müller). 4. 2 mk. 40 pf.
42. Virchoio, Rud., Alttrojanische graeber und schädel. Mit 13
tafeln. Berlin, üümmler 1882. 4. 152 p. (Aus abhandl. der Berliner
akad. der wiss.). 12 mk. 20 pf.
43. Wessely, Carolus, prolegomena ad papyrorum Graecorum no-
vam collectionem edendam. Insunt disquisitiones palaeographicae an-
tiquariae diplomaticae metrologicae chronologicae interpretationesque
nonnullorum papyrorum. Wien, Gerold's söhn 1882. 8. V, 80 p.
1 tafel. 3 mk.
44. Xenophons Hellenika für den schulgebrauch erkl. von H.
Zurborg. 1. bdch. Buch I und II. Gotha, Perthes 1882. 8. VI,
g6 p. 1 mk.
45. Zimmer, Frdr., concordantiae supplementariae omnium vocum
novi testamenti graeci et classibus secundum terminationes distribu-
tarum et derivatarum cum nativis verbis collocatarum compositae.
Gotha, Perthes 1882. 8. VII, 76 p. 3 mk.
Niederlande.
46. Herwerden, Henricus van, Lectiones Rheno-Trajectinae. Lug-
duni Batav. Brill 1882. 8. 4, 128 p. 1 fl.
47. Mieville, A. de, Antoninus. Episode uit den Romeijnschen
keizertijd. Leeuwarden. Wester 1882. 8. 108 p. 1,40 fl.
48. Minucii Felicis Octavius rec. ./. J. Cornelissen. Lugduni Bat.
Brill 1882. 8. XX, 74 p. 0,90 fl.
49. Polak, H. J., Parerga. — Delinotte , L. P., etymologie et
neographie. Roterodami , Kramers 1882. 8. 4, 63 p. 0,50 fl. ' \ (Eras-
miani Gymnasii Programma litterarium).
England.
50. Ciceronis, M. Tullii, pro P. Cornelio Sulla oratio ad iudices.
Edited for schools and Colleges by James S. Tteid. Cambridge,'7 Uni-
versity 1882. 12. 182 p. 3,6 sh.
51. Davidson, T. , the Parthenon frieze and other essays. 'Lon-
don, Paul, Trench u. co. 1882. 8. 232 p. 6 sh.
52. Emerson, G. R., W. E. Gladstone a political and' literary bio-
graphy. New ed. London, Ward und Lock 1882. 8. 320 p. 1 sh.
53. Lysiae orationes XVI with analysis notes appendices and in-
dices by Evelyn S. Schuckburgh. London, Macmillan 1882. 12.
418 p. 6 sh.
60 Bibliographie. Nr. 1.
54. Michaelis, Adolf, Ancient marbles in Great-Britain, translated
f'rom the Gernian by C. A. M. Fennell. Cambridge, university 1882.
8. 854 p. 42 sh.
55. Monro, D. B. , a grammar of the Homeric dialect. London,
Frowde 1882. 8. 360 p. 10 sh. 6 d.
56. Revisers , the, and the greek text of the new testament by
two niembers of the new testament Company (Charles John JEUicott
and Edwin Palmer). London, Macmillan 1882. 8. 80 p. 2,6 sh.
57. Smith, J. Moyr, Ancient greek female costume illustrated
by 112 plates and numerous smaller illustrations with explanatory
letterpress and descriptive passages from the works of Homer, Hesiod,
Herodotus, Aeschylus, Euripides, Aristophanes, Theocritus, Xenophon
and other greek authors. London, Low 1882. 16. 270 p. 6 sh. 6 d.
58. Wharton , Edward Ross , Etyma Graeca: An etymological
lexicon of classical Greek. London , Rivingtons 1882. 8. 178 p.
7 sh. 6 d.
59. Wood, C. F. B., notes designed to illustrate some words and
expressions in the greek testament by a reference tho the Septuagint
and the Hebrew Scriptures. With a few words of preface suggested
for the most part by a perusal of the revised version. London, Ri-
vingtons 1882. 8. 28 p. 1 sh.
Vereinigte Staaten von Nordamerika.
60. Clarke, J. T. , Report on the investigations at Assos 1881.
With an appendix containing inscriptions from Assos and Lesbos and
papers by W. C. Lawton and J. S. Diller. With plates and illustra-
tions. Boston 1882. 8. VIII, 215 p. 21 sh.
Frankreich.
61. Aristophane, Theätre d'. Traduction francaise d' Andre Char-
les Brotier revue et corrigee precedee d'une introduction et augmentee
d'une notice sur chaque piece par Louis Humbert. T. I. Paris, Gar-
nier 1882. 18. 447 p.
62. Aube, B., Polyeucte dans l'histoire, etude sur le martyre de
Polyeucte d'apres des documents inedits. Paris, Firmin -Didot 1882.
8. II, 121 p.
63. Breal, Michel, Etymologies latines. Paris 1882. 8. 12 p.
(Extrait des Memoires de la societe de linguist. t. V, fasc. 1).
64. Catulle, Poesies de C. V., Traduction nouvelle par A. E.
Billault de Gerainville. Premiere partie. Notice texte latin et tra-
duction. Paris 1882. 18. 418 p.
65. Couat, Auguste, la poesie alexandrine sous les trois Ptole-
me'es (324—222 avant J. C). Paris, Hachette 1882. 8. XIII, 525 p.
66. Curtius Rufus, Q., historiarum Alexandri Magni Macedonis
libri superstites. Texte latin publie avec une notice sur la vie
et les ouvrages de Quinte-Curce des notes explicatives des remarques
grammaticales un dictionnaire des noms propres historiques et geo-
graphiques une carte et des illustrations d'apres les monuments par
8. Dosson. Paris, Hachette 1882. 16. XVI, 516 p. 2 fr. 25 c.
67. — — , de rebus gestis Alexandri Magni libri qui supersunt
etc. Nouvelle edition revue sur les meilleurs textes renfermant des
notes grammaticales historiques geographiques et litteraires en fran-
cais suivie d'un dictionnaire de geographie comparee par A. Aderer.
Paris, Belin 1882. 12. X, 394 p.
68. Demosthene et d'JEschine, Chefs d'oeuvre de, traduits sur le
Nr. 1. Bibliographie. 61
texte des nieilleures editions critiques par J. F. Stievenart. 10 ed.
Paris, Charpentier 1882. 18. XVIII, 483 p. 3 fr. 50 c. (Bibliothe-
que Charpentier).
69. Dumuys , Leon , Puits funeraires de Genabuni ; fouilles des
rues de la Bretonnerie et des Huguenots (mars-avril 1880). Orleans,
Herluison 1882. 8. 52 p. 2 planches. (Extr. des Aternoires de la
socie'te archeolog. et historique de l'Orleanais).
70. Dupuis, F., le nombre geoinetrique de Piaton; seconde Inter-
pretation. Paris, Hachette 1882. 8. 32 p. 1 fr.
71. Edon, Georges, Etudes paleographiques. Restitution et nou-
velle interpre'tation du cbant dit des freres Arvales. Extrait de l'ou-
vrage intitu'.e ecriture et prononciation du latin savant et du latin
populaire. Paris, Belin 1882. 8. 40 p.
72. Horatii Flacci, Q., opera. Nouvelle edition d'apres le texte
et le commentaire d'Orelli et de Dillenburger (1854) renfermant des
arguments analytiques et historiques des notes grainmaticales etc. en
francais par Ch. Aubertin. Paris, Belin 1882. 12. XIX, 400 p.
73. Lauriere , Jules de, une inscription chretienne ä Auch suivie
de: Une bague antique trouvee a Carhaix. Tours 1882. 8. 8 p. (Ex-
trait du Bulletin monumental).
74. Livii, T. , ab urbe condita libri XXI et XXII. Texte latin
publie avec une notice sur la vie et les ouvrages de Tite-Live des
notes critiques et explicatives des remarques sur la langue un index
des noms propres historiques et geograpbiques des antiquites , deux
cartes et des illustrations d'apres les monuments par O. Riemann et
E. Benoist. Paris, Hachette 1882. 16. XXIV, 379 p. 2 fr. 25 c.
75. Tite-Live, Livre 21 et 22. Nouvelle edition d'apres les tra-
vaux les plus recents avec notice sommaires et notes historiques lit-
teraires et philologiques par AI. Harant. Paris, Belin 1882. 8. 167 p.
76. Martin, Albert, Les scolies du manuscrit d'Aristophane ä
Piavenne; e'tude et collation. Paris, Thorin 1882. 8. XXVII, 231 p.
(Bibliotheque des ecoles francaises d'Athenes et de Rome fascicule 27).
77. Milliet, Et., Notices sur les ruines antiques du temple d'Izer-
noire en Bugey. Bourg, Martin et Paris, Detaille 1882. 8. 17 p.
78. Nicaise , Auguste , l'archeologie devant l'histoire et l'art.
Tours 1882. 8. 16 p.
79. Omont, H. , notes de paleographie grecque ä propos d'un
livre recent de M. Gardthausen. Nogent le Rotrou 1882. 8. 9 p.
(Extr. de la Bibliotheque de l'ecole des chartes).
80. Phaedri Augusti liberti fabularum libri quinque texte latin
publie avec une notice sur Phedre des notes en francais et les imita-
tions de La Fontaine et de Florian par E. Tulbert. Paris, Hachette
1882. 16. IV, 140 p. 80 c.
81. Pierron, Alexis, Histoire de litte'rature grecque. 11 edition
augmente'e d'un appendice bibliographique. Paris , Hachette 1882.
18. VIII, 656 p. 4 frcs.
82. Piaute, theätre de. Traduction nouvelle accompagne'e de
notes par J. Kaudet. Nouvelle edition revue et corrigee. Tome I.
Paris, Garnier 1882. 18. 325 p. 3,50 fr. (Bibliotheque latine-
francaise).
83. Pline le jenne , lettres choisies de , d'apres le texte de H.
Keil avec des notes historiques et philologiques et une e'tude preli-
minaire par Ch. Lebaigxie. Paris, Belin 1882. 12. XXIVII, 176 p.
84. Regnaud, P., les antecedents indo-europeens de l'instrumen-
tal (datif) pluriel grec. Lyon 1882. 4. 7 p.
62 Bibliographie. Nr. 1.
85 — — , note sur la formation des parfaits simples sans redoub-
lement du latin. Lyon 1882. 4. 7 p. (Extraits des Annales du
Musee Guimet).
86. Remilly, Antiquites gauloises. L'Oppidum de Bibracte (Sou-
venir du Morvan). Versailles, Lebon 1882. 8. 24 p.
87. Seneque de vita beata. Texte latin d'apres l'edition de Koch
precedee d'une notice sur la vie de Seneque avec un resume analy-
tique de l'ouvrage accompagne de notes litteraires et philosophiques
et suivi d'un appendice par E. Mailiet.. Paris, Belin 1882. 12.
XLIV, 56 p.
88. Serre, le contre-amiral, la triere athenienne. Paris 1882. 4.
38 p. 2 pl. (Extr. des Memoires präsentes par divers savants ä l'aca-
demie des sciences de l'Institut de France t. 28).
89. Taine, H., Essai sur Tite Live. 4 ed. Paris, Hachette 1882.
18. VIII, 368 p. 3 fr. 50 c.
90. Thurot , Charles et Emile Chatelain, prosodie latine. Suivie
d'un appendice sur la prosodie grecque. Paris, Hachette 1882. 12.
IV, 144 p. 1 fr. 25 c.
91. Virgile oeuvres completes de, traduites en francais par Th.
Cabaret-Dupaty. Paris, Hachette 1882. 18. IV, 400 p. 3 fr. 50 c.
92. Weit, Henri, les theatres d'autornates en Grece au Ile siecle
avant l'ere chretienne d'apres les Aviofiuxonouxu d'Heron d'Alex-
andrie par Victor Pron. Paris 1882. 4. 8 p. (Extrait du Journal
des Savants 1882 juillet).
Italien.
93. Biuso , Carlo, de Terentio Varrone Romanorum eruditorum
auctore praecipuo excursus historicus. Firenze , Loescher 1882. 8.
0,80 L.
94. — — , Varroniana nonnulla ex antiquitatibus derivantia quae
in Macrobii Saturnaliorum libris inveniuntur prolegomenon de Ma-
crobio. Firenze, Loescher 1882. 8. 62 p. 2,50 lire.
95. Bresciani, Antonio, la reppublica romana. Milano, Muggiani
1882. 32. 3 vol. 1,50 lire.
96. Ceci , Luigi, Scritti glottologici fasc. 1. le voci greche «*V,
viv\ il latino amentum. Firenze, Le Monmer 1882. 8. 40p. 2 lire.
97. Cima , Antonio , Principii della stilistica latina. Milano,
Briola 1881. 16. XXIII, 156 p. 2,50 lire.
98. Comparelti, Domenico, due epigrafi greche alcaiche illustrate.
Torino , Loescher 1882. 8. 17 p. 2 lire. (Dalla Rivista di filologia
XI, fasc. 1/2).
99. Dagna, Massimo, sopra la morale epicurea di Q. Orazio Flacco.
Maddaloni 1882. 8. 169 p.
100. Gladstone, W. E. , Omero. Traduzione di R. Palumbo e C.
Fiorilli. Milano, Hoepli 1882. 16. VII, 196 p.
101. Gubernatis, Angelo, storia universale della letteratura. Vo-
lume I. Storia del teatro drammatico. Milano , Hoepli 1882. 16.
598 p. 4 lire. Vol. II in due parti. Florilegio drammatico. Teatro
Orientale antico e moderno. Milano, Hoepli 1882. 16. 775 p. 8 lire.
102. Heibig, Wolfgang, sopra alcuni bronzi trovati a Cuma ed
a Capua. Roma 1880. 8. 12 p. 4 tavv. (Dagli Annali del Instit.
di Corrisp. archeolog.).
103. Michelangeli, Aloysii Alexandri, ad Anacreontis quae fe-
runtur 2vfinociaxa fj/unx/ußicc emendationes. Bononiae apud Zani-
chellum 1882. 8. 1 lire.
Nr. 1. Bibliographie. 63
104. Rotta, Paolo, sulle sette antiche basiliche stazionali di Mi-
lano. — Sant1 Ambrogio (seconda basilica.) Cenni storici ed illustra-
tivi, Milano 1881. 8. 74 p.
105. Suetonio Tranquillo, C, le vite di dodici cesari volgarizzate
da Giuseppe Rigutini col testo a fronte. Firenze , Sansoni 1882. 16.
XXII, 633 p. 5 lire.
106. Vannucci, Atto, Proverbi latini illustrati vol. Udo. Milano,
Brigola 1882. 8. 295 p. 6 lire.
107. Zambaldi, Francesco, Metrica greca e latina. Torino, Loe-
scher 1882. 8. XV, 679 p. 12,50 lire.
Spanien.
108. Ferreiroa, Urbano, la trasformaciön de la Roma pagana
estudiada en la Roma actual. Madrid , Aguado 1882. 4. 530 p.
28 reales.
109. Gonzalez- Garbin, A., Lecciones bistorico-criticas de la litte-
ratura cläsica-latina para uso de los alumnos que cursan esta asigna-
tura en la faculdäd de filosofia y letras y en la de derecho. Granada
Jose Lopez Guevara. Madrid , Perdiguero 1882. 4. 483 p. 54 real.
110. Nepos, Cornelius, vitae excellentium imperatorum. Novisima
edicion revista y cotejada con los mejores textos e ilustrada con notas
en espanol etc. por Don Juan B. Guim. Paris, Bouret 1882. 18.
VI, 375 p.
111. Thucydides guerra entre Peloponeses y Atbenienses se-
gunda parte. Traducciön du secretario Diego Graciän edicion de
1564. Madrid, libreria militar 1882. 8. 335 p. mapa. 5 reales.
Beilage A. Schulschriften und programme.
112. Festgruß dem rector des gymnasiums zu Nürnberg ober-
studienrath dr. Heinrich Heerwagen zur feier seines amtsantritts in
dankbarer Verehrung dargebracht von den lehrern der Studienanstalten
Nürnberg und Fürth. Erlangen 1882 , verlag von Andreas Deichert.
8. VIII, 101 p.
(Inhalt: Guido Kiihleiuein, kritische bemerkungen zu Propertius,
p. 1 — 17. — Friedrich Schmidt, der codex Tornesianus der briefe
Ciceros an Atticus und sein Verhältnis zum Mediceus , p. 18 — 30.
Carl Frommann , die Altdorfer deutsche gesellschaft , p. 31 — 58.
Georg Osherger, kritische bemerkungen zu Thukydides , p. 59 — 90.
Heinrich Wilh. Reich, über die Palimpseste der universitäts- und
nationabbibliothek in Athen, p. 91 — 101).
Beilage B. Academica und dissertationen.
Heidelberg. 113. Festschrift zur begrüßung der in Carlsruhe
vom 27 — 30. sept. 1882 tagenden XXXVI. philologenversammlung ver-
faßt von den philologischen collegen an der Heidelberger Universität.
Freiburg im Breisgau und Tübingen 1882, J. C. B. Mohr (Paul Sie-
beck). 8.
(Inhalt: Curt Wachsmuth, die Wiener Apophthegmensammlung,
herausg. und bespr. , p. 1- 36. — Fritz Schoell, zu den sogenann-
ten Proverbia Alexandrina des Pseudoplutarch (cod. Laurent, pl. 80,
13), p. 37 — 58. — G. Uhlig, zur Wiederherstellung des ältesten oc-
cidentalischen compendiums der grammatik, p.59 — 86. — Carl Zan-
gemeister, die Periochae des Livius, p. 87—106. — F. v. Duhn, be-
merkungen zur Würzburger Phineusschale. Mit 2 abbildungen.
p. 107.
München. 1881/82 dissertationen. 114. Atzberger, Leonhard,
die logoslehre des heiligen Athanasios. Ihre gegner und unmittelba-
64 Bibliographi. Nr. 1.
ren Vorläufer. Eine dogmengeschichtliche studie. Gekrönte preis-
schrift. München, Stahl 1880. 8. VIII, 246 p.
115. Emersen, Alfred, de Hercule Homerico. Monachii 1881. 8.
116. Gerber, Adolf, die berge in der poesie und kuust der alten.
München 1882. 8. 37 p.
117. Oberhummer, Eugen, Phoenizier in Akarnanien. Untersu-
chungen zur phoeniziscben colonial- und handelsgeschichte. Mit be-
sonderer rücksichc auf das westliche Griechenland. Abth. I: Marathos,
Melite, Karnos. München 1882. 8.
118. Rück, Carl, de M. Tullii Ciceronis oratione de domo sua
ad pontifices. Monachii 1881. 8. 62 p.
119. Schwab, Julius, das altindische thieropfer. Vorwiegend
nach handschriftlichen quellen dargestellt. I. Erlangen 1882. 8. 35 p.
120. Sittl, Karl, die Wiederholungen in der Odyssee. Ein bei-
trag zur homerischen frage. Gekrönte preisschrift. Theill. München
1882. 8. 72 p.
121. Steinberger, Adolf, de catharsi tragica qualis ea fiat in Eu-
ripidis fabulis. Pedepontii 1882. 8. 46 p.
12.2. Sterrett, J. R. S. , Qua in re hymni Homerici quinque ma-
iores inter se differant antiquitate vel Homeritate. Boston, Ginn 1881.
8. XLVIII, 88 p.
123. Stampf, Paul, de nesiotarum republica commentatio. Mo-
nachii 1881. 8. 32 p.
Würzburg. 124. Alma Iulia. Iilustrirte chronik ihrer dritten
säcularfeier hrsg. vom comite für presse und drucksachen. Redaction:
dr. August Schaeffler. Würzburg 1882. fol.
125. Urlichs, L. von, das hölzerne pferd. Mit einer photogra-
phischen abbildung. 14tes progr. z. Stiftungsfeier des von Wagner'-
schen kunstinstituts. Würzburg 1881. 4. 21 p.
126. — — , die schlacht am berge Graupius. Eine epigraphische
studie. 15. progr. zur Stiftungsfeier des von Wagnerschen kunstinsti-
tuts. Ebda. 1882. 8. 27 p.
127. Ammer, Engelb., Herodotus Halicarnasensis quo ordine li-
bros suos conscripserit. Virceburgi 1881. 8. 48 p.
128. Dessonlavy , Paul, grammatisch - statistische betrachtungen
über die redensart und die absichtssätze bei den attischen rednern.
Würzburg 1881. 8. 89 p.
129. Keck, Stephan, über den dual bei den griechischen rednern
mit berücksichtigung der attischen Inschriften. Würzburg 1882. 8.
64 p. (Vgl. Phil. anz. XII, p. 431, no. 642).
130. Krebs, Franz, die präpositionen bei Polybius. Würzburg
1881. 8. 61 p. (Vgl. ebda.).
131. Nusser, Job., Inhalt und reihenfolge von sieben platonischen
dialogen. Amberg 1882. 8. 64 p.
132. Reiclelbach, Hans, über den Zusammenhang der christlichen
kunst mit der antiken. (Erster theil einer preisschrift). München
1881. 8. 73 p.
133. Scholl, Eugen, die lehre des heiligen Basilius von der gnade.
Gekrönte Preisschrift. Freiburg i. Breisg., Herder 1881. 8. VIII, 235 p.
134. Sepp, Bernhard, die Wanderungen der Cimbern und Teuto-
nen. München 1882. 8. 84 p.
135. Stühle, Remigius, die lehre vom unendlichen bei Aristoteles
mit berücksichtigung früherer lehren über das unendliche. Augsburg
1882. 8. (Theil einer gekrönten preisschrift).
136. Streißnger, Jos., de syntaxi Tibulliana. Würzburg 1881.
8. 49 p.
Nr. 1. Kleine philologische zeitüng. 65
137. Sturm, Josef, die entwickelung der constructionen mit nglf.
•Würzburg, Stuber 1882. 8. 52 p. (Vgl. Phil, anzeiger bd. XII,
p. 625 uo. 766).
138. Rudolfo Prinz Mouasterium discessuro valedicunt Palicolae
Vratislavienses. Insuut K. Zacheri Mimnermea et Soloriea, Th. Thal-
heimii Lycurgea et Antiphontea. Vratislaviae 1882. 4.
Kleine philologische zeitung.
Hamilton- Sammlung : Als die Veräußerung der kunstschätze
des herzogs von Hamilton bevorstand , fand der direkter des
königl. kupferstich-cabinets in Berlin, dr. Lippmann gelegenheit,
die dazu gehörige handschriftensammlung einzusehen , die zwar
eines großen rufs genoß , aber im wesentlichen unbekannt war.
Er erkannte sofort ihren werth für die hierin bis jetzt armen
preußischen Sammlungen , sicherte mit eigner initiative die mög-
lichkeit eines enbloc-ankaufes und erstattete in diesem sinne ei-
nen eingehenden bericht an die generalverwaltung der museen.
Nach Zustimmung s. königl. hoheit des kronprinzen, des erlauch-
ten protectors der museen , entsandte der cultusminister den di-
rector Lippmann, den direktor dr. Bode vom museum, herrn A.
von Beckerath zu Berlin , den professor dr. Alfred Schöne zu
Paris zur prüfung der Sammlung nach Paris , letzteren mit der
aufgäbe , ein verzeichniß sämmtlicher handschriften aufzustellen
und ihre wissenschaftliche bedeutung und überschläglichen werth
vorläufig festzustellen. Den übrigen mitgliedern der commission
fiel die prüfung der miniaturenhandschriften zu. Diese erwiesen
sich von unvergleichlicher bedeutung durch hohe künstlerische
Vollendung, vorzügliche erhaltung und mannigfaltigkeit der schulen.
Sodann zog der cultusminister über den werth der verschiede-
nen handschriftengruppen auf grundlage des Schöne'schen Ver-
zeichnisses und eines probeabzuges des auctionscataloges die
gutachten der professoren dr. Tobler, dr. Mommsen, dr. Watten-
bach, des bibliothekars dr. Rose, des ober-bibliothekars professor
dr. Wilmanns in Göttingen ein. Im verein mit dem oberbiblio-
thekar dr. Lepsius, dem generaldirektor der museen dr. Schoene
und der nach London entsandten commission traten diese ge-
lehrten — ohne professor dr. Wattenbach und prof. A. Schöne
— zu einer berathung in Berlin zusammen und empfahlen den
ankauf der gesammten Sammlung , um so gegenüber der gefahr
einer auction die großen hauptstücke der Sammlung zu sichern
und ein bis dahin fast ganz fehlendes material künstlerischer
Studien und wissenschaftlicher forschung zu gewinnen. Direktor
Lippmann vermittelte sodann den ankauf. Der transport er-
folgte in 27 mit Zinkblech ausgeschlagenen und verlötheten ki-
sten mittelst vier verschiedener dampfer. Am 1. november wa-
ren sämmtliche kisten im museum zu Berlin eingetroffen. Im
mittelsaale des kupferstichcabinets findet vom 3. dezember ab
Philol. Anz. XIII. 5
66 Kleine philologische zeitung. Nr. 1.
die ausstellung einer erlesenen anzahl von manuscripten und bil-
derhandschriften der Sammlung statt. Als preis wird in deut-
schen zeitungen die summe von 1 x\z millionen mark , in engli-
schen von 1,800000 mark angegeben. Die Sammlung enthält
handschriften aus dem 7. — 16. Jahrhundert, theils von ausge-
zeichneter wissenschaftlicher bedeutung theils durch ihre ausstat-
tung mit miniaturen von hohem künstlerischen werth. Unter
den in letzterem sinne besonders werthvollen stücken ist beson-
ders zu nennen das Psalterium der S. Salamberga aus der mitte
des 7. Jahrhunderts, byzantinische miniaturhandschriften aus dem
9. und 10. Jahrhundert, eine größere anzahl bilderhandschriften
italienischen , französischen , niederländischen Ursprungs (ein un-
geheuer umfangreicher Augustinus de civitate dei mit maiereien
niederländischen stils), ferner miniaturen orientalischen Ursprungs
zu indischen und persischen fabeln. Zum zweck der ausstellung
sind im kupferstichcabinet an der einen fensterwand in zwei
großen ungemein praktisch eingerichteten glaskästen 40 von den
auserlesensten manuscripten ausgelegt , während an den beiden
längsseiten des saales zwanzig montirte blätter aus dem pracht-
stück der Sammlung, der von Sandro Botticelli illustrirten Dante-
handschrift unter glas und rahmen aufgestellt sind. Dieses ma-
nuscript in groß folio enthält 84 blätter, deren Vorderseiten die
Illustrationen, die rückseiten den text tragen. Gestalten und
gruppen der Zeichnungen sind von seltener frische und mannich-
faltigkeit, die Zeichnung ein wahres meisterstück. Bei der mon-
tirung dieser blätter hat man auch die schon in London ent-
deckte inschrift wieder aufgefunden , welche die antorschaft des
berühmten Florentiner meisters über allen zweifei erheben würde,
wenn es noch eines äußern beweises für dieselbe bedürfte. Auf
der Zeichnung welche die stelle im 28. gesange des paradieses
begleitet , wo Dante die neun Ordnungen der engel sieht und
Beatrice ihn über das geschehene aufklärt, trägt einer der engel
in der untersten reihe ein blatt mit der von Botticellis eigenen
hand geschriebenen inschrift: Sandro di Mariano. Sandro di
Mariano di Filipepi ist nämlich der eigentliche name des mei-
sters, während Botticelli nur ein bei- oder Spitzname ist. Noch
wichtiger ist folgende entdeckuug. Man hat das originalmanu-
script des Cyriacus von Ancona gefunden, jenes berühmten rei-
senden, welcher um die mitte des 15. Jahrhunderts die klassi-
schen Stätten Griechenlands namentlich Athen besucht und eine
anzahl von inschriften und denkmälern aufgenommen hat, die
heute zum theil nicht mehr existiren. Die wichtigste dieser
Zeichnungen ist der ostgiebel des Parthenon. Die Zeichnung des
Cyriacus der den giebel noch ziemlich unversehrt gesehen, klärt
uns über seine composition auf. Dieselbe stellt bekanntlich den
Wettstreit zwischen Poseidon und Athene dar. Auf demselben
blatt ist ein theil des Parthenonfrieses skizzirt, welcher sich nicht
Nr. 1. Kleine philologische zeitung. 67
unter den nach London gekommenen platten befindet. Professor
Mommsen hielt in der archäologischen gesellschaft einen Vortrag
über dies merkwürdige manuscript. — Ausgestellt werden noch
die lateinische purpurhandschrift der vier evangelien, das oben
genannte psalterium , zwei byzantinische bibeln , ein evangelien-
buch aus dem zehnten Jahrhundert, Benedictiones episcopales
aus dem 12, Jahrhundert, ein romanisches breviarium aus der
zweiten hälfte desselben Jahrhunderts, die bibel des Johann von
Eavenna (1350), Julius Caesar de bello Gallico mit arabesken-
umrahmungen wahrscheinlich venetianischen Ursprungs, der fran-
zösische Alexanderroman, die triumphe des Petrarca (1420)
u. s. w. Wissenschaftlich werthvoll ist u. a. noch ein altfran-
zösisch-glossar des X. Jahrhunderts.
Zu den schönsten und farbenprächtigsten miniaturen der
Sammlung gehört das titelblatt einer Horazhandschrift, eines ita-
lienischen kunstwerkes aus dem ende des 15. Jahrhunderts. Nicht
allgemeinverständlich ist eine der hauptfiguren des bildes, welche
der figur des Augustus als gegenstück dient, ein jugendliches
weib mit zwei kindern an der brüst und der unterschritt SALVS
REIPVBLICAE, nachgebildet den kupfermünzen der kaiserin Fausta
der gemahlin Constantins des großen, die eine ähnliche darstellung
und dieselbe inschrift tragen. Die wissenschaftliche bedeutung
der Sammlung ruht wesentlich auf dem gebiete der politischen
kirchen- und kulturgeschichte des mittelalters und der frühre-
naissance. Die ältere italienische, die altfranzösische und die
provencalische litteratur ist reich und durch wichtige stücke ver-
treten. Auch für die griechische und für die römische litteratur
sowie für die alterthumsstudien des 15. Jahrhunderts bietet sich
wichtiges Studienmaterial. (Nach Reichsanzeiger no. 282 (30. nov.)
260 (4. nov.). Nationalzeitung no. 539, 17. nov. 1882. Post
2. dezember 1882).
Olympiafunde. In Berlin treffen aus Olympia die kisten mit
den originalarbeiten ein , welche die griechische regierung als
doubletten dem Berliner museum überläßt , naturgemäß kleinere
stücke, aber doch wichtig für das Studium frühgriechischer kunst,
bronzen, terracotten , münzen und ähnliches. (Augsb. allg. ztg.
1882, no. 321).
Vor dem Parthenon auf der akropolis ist , wie der „Pol.
korresp." aus Athen mitgetheilt wird , am 6. november bei der
hinwegschaffung des Schuttes eine statue der Juno oder der
Aphrodite gefunden worden. Gleichzeitig verlautet aus Epi-
daurus , daß endlich der vermuthete tempel des Asklepios auf-
gedeckt worden sei , welcher reichliche reliefbilder mit motiven
der centaurenschlacht aufweist. (Nationalzeitung 1882, no. 545
21 nov.)
Pergamon. Friedr. Thiersch, der zweite preisgekrönte archi-
tect des reichstagsgebäudes hat im Pergamenersaale des Berliner
68 Kleine philologische zeitung. Nr. 1.
museums eine reconstruction der akropolis in einem großen bilde
aufgestellt. (Augsb. allg. ztg. 1882, no. 301).
G. Hirschfeld in Kleinasien. Nach einem briefe Hirschfelds
an H. Kiepert (nationalzeitung 1882, no. 431) durchzog derselbe
die westhälfte des alten Paphlagoniens , das Vilajet von Kasta-
muni, ein rauhes gebirgsland uud seiner mächtigen lorbeer- und
kirschbaumwälder wegen schwer passirbar , auf einigen neuen
Knien , ist jedoch jetzt durch den einsprach des gouverneurs
Seri Pascha an der fortsetzung der reise gehindert. Aufgefunden
wurden neue monumente urältester kultur , eine große begräb-
nißstätte einheimischer fürsten im Devrikian - Tschai - thale mit
Skulpturen von phallen, löwen, jagdscenen u. s. w. Im übrigen
bedingte der waldreichthum von jeher holzbau und erklärt sich
so das fehlen alter architectur.
Kurl Humann in Kleinasien: Humann hat die gipsabgüsse
des Monumentum Ancyranum und der felsreliefs von Pteria ge-
borgen. Er kehrt nach Konstantinopel resp. Smyrna zurück
und wird das itinerar der von ihm durchreisten strecken bear-
beiten und herausgeben. — Auch von dr. Puchstein werden in-
teressante archäologische funde gemeldet. — (Augsb. allg. zeitg.
1882, no. 234, no. 301).
Terracotte des herrn von Sahouroff. In der letzten sitzung der
archäologischen gesellschaft zu Berlin legte von Sabouroff zwei
Photographien einer von ihm erworbenen terracotte aus Corinth
vor. Dieselbe ist einzig in ihrer art durch große und ihre
künstlerische ausfährung. Sie stellt im drittheil der lebensgroße
einen Jüngling dar in behaglicher müsse an einen baumstamm
gelehnt. Die Statue ist ganz nach terracottamanier behandelt
und im ganzen tadellos erhalten. Der typus erinnert mehrfach
an die praxitelische weise. Die linke Schulter erhebt sich , der
rechte Schenkel tritt vor, ähnlich wie am olympischen Hermes,
auch hier finden wir dieselbe neigung des kopfes , denselben
schwärmerischen ausdruck. Auch manches einzelne erinnert an
den Hermes, die bildung des haars, die behandlung des gewan-
des, das über die stütze des linken armes in senkrechten falten
herabfällt. Deutliche farbespuren sind an haar und körper er-
halten. Der statue einen namen zu geben ist unflmnlich ; gegen
Hermes spricht die große Weichheit und weibischkeit der formen.
(Nach Augsb. allg. zeitg. 1882, 317. Christian) B(elgers) cor-
respondenz).
Abusina. H. Arnold macht in der Augsb. allgem. zeitung
no. 320 beilage „eine neugefundene Römerstadt in Bayern"
bei dorf Eining am einfluß des Abensflusses in die Donau bei
Abensberg nach dem berichte des pfarrer Schreiner „Eining und
die dortigen Römerausgrabungen Landshut" mittheilung von den
nacbgrabungen , die Schreiner zur aufdeckung der Römerstadt
Abusina machte und erläutert die Wichtigkeit dieses unterneh-
Nr. 1. Kleine philologische zeitung. 69
mens. Aufgedeckt sind das castrum und an 38 stellen umher
gebäudereste und theile von fußböden. Die wichtigste eutdeckung
ist die eines gebäudes 60 meter lang 30 meter breit, dessen
ziegel die Stempel der cohors prima Flavia Canathenorum und
der legio tertia Italica zeigen und seine gründang in der zeit
des kaisers Marc Aurel voraussetzen lassen. Die heizeinrich-
tungen , die bemalung der wände , fensterglas u s. deuten auf
comfort und lassen vielleicht ein offizier-casino oder wohnung
des commandirenden voraussetzen. — Die münzen gehen nicht
über Constantius hinab , die vielen geräthe reichen bis in die
anfange der Römerherrschaft in Bayern zurück. Auch skelette
von drei erwachsenen und fünf kindern wurden entdeckt, erstere
in einer läge als ob sie bei Zerstörung des gebäudes erschlagen
sein. Schon vieles ist von dieser großen statte verschleppt,
ganze Schiffsladungen von quadern sind zum bau von Regens-
burg und Stadtamhof nach der erstürmung Regensburjjs im jähre
1809 abgefahren, im ganzen scheint aber die schuttdecke imbe-
rührt zu sein , so daß sie reiche schätze verspricht. Das ganze
ist ein seitenstück zur Saalburg im Taunus. Das castell ist
zwar kleiner (150 X 120 meter), die lagerstadt von Abusina
aber bei weitem größer.
Ausgrabungen auf dem forum. Die moderne mauer, welche
den palatin auf der nordostseite abschloß, ist niedergeworfen und
das umgebende terrain bis zum antiken niveau abgetragen wor-
den. Gewaltige substructionen vom palaste des Caligula und
eine reihe von privathäusern sind zu tage gekommen Auch
wird die expropriation der kirche S. Maria Liberatrice zu stände
kommen und sind bei aufdeckung des darunter befindlichen bo-
dens, auf dem die baulichkeiten des Vestaheiligthums sich be-
fanden, wichtige funde zu erwarten. — Augsb. allg. zeitg. 1882,
no. 295.
Karl Felix von Halm. In der Augsburger - Münchener allg.
zeitung vom 2. nov. 1882 widmet W(ilhelm) C(hrist) dem zu früh
verstorbenen Karl Halm einen warmen nachruf, der die großen
Verdienste des verstorbenen als schulmann , gelehrter , Universi-
tätsprofessor und bibliothekar würdig schildert und seinen werth
als mensch und Charakter ehrend hervorhebt. „Er war nicht
nur ein großer gelehrter und ein pflichttreuer diener des Staats,
er war auch ein wahrhaft edler mensch, dem es nicht um den
nutzen und die ehre seiner selbst, sondern um den der Wissen-
schaft zu thun war ; er war vor allem der treueste freund sei-
ner freunde." —
Auszüge aus zeitschrifteil.
Deutsche litt er atur zeitung hrsg. von Max Roediger. 1882, no. 21,
sp. 754: O. Harnecker, Catull's Carmen LXVIIJ. (Progr. d. städt.
gymn. zu Friedeberg i/Nm. 1881). 14 p. 4. Enthält vieles zutref-
fende. Der letzte abschnitt von der echtheit des gedichts leidet unter
70 Auszüge aus Zeitschriften. Nr. 1.
zu großer subjectivität des Verfassers und der verfehlten auffassung
des Unglücks von dem Attius dem Catull schrieb. F. Leo.
No. 22, sp. 782: Euripidis Phoenissae. Recensuit et commentariis
instruxit Reinh. Klotz. Ed. II quam curavit N. Wecklein. (Euripi-
dis tragoediae. Recensuerunt et commentariis instruxerunt Aug. Jul.
Edm. Pflugk et Reinh. Klotz. Vol. II, sect. IV). Leipzig, Teubner 1881.
8. 173. p. 2 rnk. 25 pf. Die emendationen des neuen herausgebers
sind an werth sehr ungleich. JE. Haler spricht sich gegen die be-
handlung der verse 448. 1551 und die annähme einer Diaskeuase von
774 — 77 aus. Die ausgäbe ist ein brauchbares hilfsmittel für das erste
studium jüngerer philologen. — Sp. 783: Aug. Boltz, die hellenische
oder neugriechische spräche. Darmstadt, Brill 1881. 8. 176 p. 4 mk.
Boltz sucht die merkmale der neugriechischen Schriftsprache gegen-
über den volksidiomen festzustellen. Die eintheilung der stilgattun-
gen faßt die neugriechische spräche zu weit, weil sie das antike grie-
chisch mit aufnimmt. Ueber die lebende Schriftsprache orientirt das
buch in angenehmer form sehr gut. Eine reihe kleinerer fehler fin-
den sich. Spyr. P. Lambros,
No. 23. Sp. 818: Joh. Dembowski, Quaestiones Aristotelicae I de
xoivov ala&tjirjoiov natura et notione, II. de natura et notione tov &v/uov
quatenus est pars ogit-eiag. Königsberg 1881. 8. Dissert. Bonn. IV,
112 p. Das verfahren des verf. entbehrt, wo es aufhört eklektisch zu
sein, der nöthigen schärfe. E. Heitz. — Sp. 819: Aristotelis de coelo
et de generatione et corruptione. Recens. Carolus Prantl. Leipzig,
Teubner 1881. 8. 174 p. 1 mk. 20 pf. — Aristotelis quae feruntur
de coloribus de audibilibus physiognomica. Rec. Carolus Prantl. Leip-
zig, Teubner 1881. 8. IV, 67 p. 60 pf. Hauptverdienst der ersteren
ausgäbe ist die Sammlung der lesarten des Simplikios, des Philoponos,
des Alexandros und consequente begründung des textes auf die hand-
schrift E. Aber eine neue collation fehlt, auch ist die Varia lectio
von E nicht vollständig gegeben, das verhältniß der Überlieferung ist
nicht zu klarer darstellung gebracht. Die interpunction Bekkers ist
nicht genug verbessert, emendationen anderer sind vernachlässigt. —
Für die zweite schrift ist unsere kenntniß der Überlieferung nicht ge-
fördert. In der physiognomik vermißt man die benutzung des Pro-
gramms von Hayduck. Meldorf 1877. Fr. Susemihl. — Sp. 822:
A. Daub, studien zu den biographika des Suidas, zugleich ein beitrag
zur griechischen litteraturgeschichte. Freiburg i. Br. und Tübingen,
Mohr 1882. IV, 158 p. 8 4 mk. Die Voraussetzungen für die fol-
gerungen Daubs betreffs der Zusammensetzung der biographischen Suidas-
artikel sind nicht bewiesen. K. Boysen. — Sp. 829 : H. Blümner, Laokoon-
studien. I. heft. Ueber den gebrauch der allegorie in den bildenden
künsten. Freiburg i. Br., Mohr 1881. 8. VI, 91 p. 2 mk. G.Hirsch-
feld findet daß Blümner in dieser skizze einer geschichte der ange-
wandten allegorie seinen aesthetischen Standpunkt nicht scharf genug
gefaßt und das aesthetische und historische nicht entschieden genug
getrennt habe. — Sp. 830: Fontes iuris Romani antiqui edidit Ca-
rolus Georgius Bruns. Ed. IV supplementum edid. Theod. Mommsen.
Freiburg, Mohr 1881. 8. 8 p. 40 pf. Anzeige von J. Merkel. —
Sp. 833: Jos. Durm, die baukunst der Griechen. (Handbuch der ar-
chitektur. Unter mitwirkung von fachgenossen hrsg. von J. Durm,
H. Ende, Ed. Schmidt, Heinr. Wagner. H. theil die baustile). Mit
370 in den text gedr. abbild. sowie 18 tafeln. Darmstadt, Diehll881.
VII, 247 p. 8. 16 mk. Das buch ist besonders ausgezeichnet durch
hervorhebung des technisch-constructiven. Die aesthetischen urtheile
sind zwar unmittelbar und selbständig, aber nicht glücklich. Die
Nr. T. Auszüge aus Zeitschriften. 71
neuere fachlitteratur ist nicht genügend herangezogen. Die beige-
fügten zahlreichen skizzen sind werthvoll. R. Bahn.
No. 24. Sp. 853: Cornelii Taciti dialogus de oratoribus. Reco-
gnovit Aemilius Baehrens. Leipzig, Teubner 1881. 8. 103 p. 2 mk.
Die mehrzahl der ausgeschütteten eme.idationen ist unnöthig, willkür-
lich, trotzdem ist die ausgäbe für den philologen nothwendig. Ig.
Prammer. — Sp. 854: Georgius Clemm, de breviloquentiae Taciteae
quibusdam generibus. Praeruissa est: comnientatio critica de figuris
grammaticis et rhetoricis quae vocantur brachylogia aposiopesis el-
lipsis zeugma. Leipzig, Teubner 1881. 8. 158 p. 3 mk. Eine
fleißige vielfach anregende arbeit. Ig. Prammer.
No. 25. Sp. 890: G. Nathanael Bonwetsch, die geschieh te des
Montanismus. Erlangen, Deichert 1881. 8. VIII, 210 p. 4 mk.
Uebersichtliche Verarbeitung des meist schon vorliegenden stoffes. II.
Holtzmann. — Sp. 893: Les harangues de Demosthene. Texte grec
publie d'apres les travaus 'es plus recents de la philologie avec un
commentaire critique et explicatif une introduetion generale et des
notices sur chaque discours par Henri Weil. 2 ed. entierement revue
et corrigee. Paris, Hachette et co. 1881. LEI, 484 p. 8. 8 Pres.
Es ist diese neue ausgäbe ein erfreuliches bild des Fortschritts auf
dem gebiet der Demostheneskritik. A. von Bamberg. — Sp. 893:
Mich. Deffner, zakonische grammatik. 1. hälfte. Berlin, Weidmann
1881. 8. 176 p. 6 mk. Enthält die lautlehre des zakonischen und
weist dasselbe als aus dem lakonischen dialekte (glossen bei
Hesychius) ohne fremden einfiuß entwickelt nach. Das werk wird ein
wichtiger beitrag für die Chronologie und begründnng der griechischen
dialekte Averden. Rangabe.
No. 26. Sp. 929: R. Arnoldt, der chor im Agamemnon des Ae-
schylusscenisch erläutert. Halle, Mühlmann 1881. 8. XIII, 89p. 2mk.40pf.
Lobende anzeige von U. v. Wilamowitz - Multendorff. — Sp. 930 : Carl
Meißner, die cantica des Terenz und ihre Eurythmie. (Aus dem 12.
suppl.-bde der jahrbb. f. class. philologie). Leipzig, Teubner 1881.
122p. 2mk.80pf. F.Leo kann weder die gruudtheorien der schritt
anerkennen, noch mißt er ihr klare begriffe und sorgfältige erwä-
gung bei. — Sp. 933: Leopold von Ranke, Weltgeschichte zweiter
theil. Die römische republik und ihre Weltherrschaft. 1. und 2. ab-
theilung. 1. und 2. aufläge. Leipzig, Duncker und Humblot 1882.
VI, 413, IV, 416 p. 20 mk. Angabe des inhalts und gedankengangs
von R.
No. 27. Sp. 964 : Adct/jctvTiov Kogatj m /utia Süvaiov ivQ&ivra
(fvyygaufiana ßnvlfi /Aiv xai dcmuvri tijs & MccoGctkict xiVTQixqg tniTQo-
nrjg Kogurj, intfitXtia cJV« 'Avdgiov Z. Md fiovxa GvlliysvTct re xai Ix-
didöfxhvti Tö/jog nguiTog ntoii/nv vhqv yaXXoygcayuxov ki^ixov xai mg
iv tw It^iy.w itjg yaXlixtjg l4y.c(ö'rjfiiag MioyQÜqovg tov Kogur; ctj/LifKijßtig.
Athen 1881. oi u. 528 p. 8. Das material eines hier veröffentlich-
ten griechisch -französischen Wörterbuchs von Coray's band hat auch
noch heute werth und giebt reiche belehrung. &/;yr. F. Lambros. —
Sp. 969 : Carl Neumann , geschichte Roms während des Verfalls der
republik. Vom Zeitalter des Scipio Aemilianus bis zu Sulla's tode.
Aus seinem nachlasse hrsgg. von E. Gothein. Breslau, Koebner 1881.
V, 623 p. 8. 12 mk. O. Seeck hält dafür, daß mit der publikation
dem verstorbenen ein schlechter dienst erwiesen sei. Neumann sei
nicht zu vollem quellenverständniß gekommen, das inschriftliche ma-
terial sei ihm nur theilweis bekannt gewesen, ihm habe antike an-
schauung gefehlt. Schließlich sei in folge Zeitmangels bei ausarbei-
tung seiner hefte überflüssiges aufgenommen, dagegen oft wichtiges
übergangen.
72 Auszüge aus Zeitschriften. Nr. 1.
No. 28. Sp. 1007 : v. Christ , die sachlichen widerspräche der
Ilias, ein beitrag zur lösung der Homerischen frage. (Sitzungsberichte
der philos.-philol. klasse der königl. bair. akad. der wiss. 1881, bd. II,
heft 2, p. 125-171). München, Franz 1881. 8. 1 mk. 20 pf. Die
arbeit macht auf die Verschiedenheit von figuration der scene und
handlung aufmerksam in den älteren und jüngeren theilen der Ilias
in betreff der flüsse, des schiffslagers der Achäer , der Lykier und ih-
rer verbündeten. Ref. ist nur von punkt 2 und 3 überzeugt. Joh.
Henner. — Sp. 1008: Babrii fabulae rec. Mich. Gitlbauer. Wien, Gerolds
söhn 1882. VI, 160 p. 8. 3 mk. 60 pf. G. Kaibel tadelt das ganze
unternehmen die paraphrase zu versinciren. Die verse wimmeln von
Unmöglichkeiten , metrischen verstoßen , soloecismen , seltsamen struc-
turen. Die arbeiten der Vorgänger sind oft vernachlässigt. Der text
des erhaltenen Babrius zeigt neben vielem verfehlten manche gute
emendation. — Sp. 1009: P. Ovidii Nasonis libellus de medicamine
faciei edidit Ovidio vindicavit Antonius Kunz praemissa est de codi-
cibus Ovidianis disputatio. Wien, Gerolds söhn 1881. IV, 92 p. 8.
2 mk. 80 pf. (Diss. Vindob.). Eine gründliche und dankenswerthe
arbeit die einen vortrefflichen handschriftlichen apparat giebt. Der
commentar enthält keine unrichtige, manche gute bemerkung. Die
autorschaft des Ovid ist nachgewiesen. F. Leo. — Sp. 1014: K. L.
Roth, griechische geschichte nach den quellen erzählt. 3. verb. aufl.
hrsg. v. A. Westermayer. Mit abbild. und karten. Nördlingen, Beck
1882. XII, 531 p. 8. 7 mk. Rühmende die classicität der auffas-
sung und darstellung hervorhebende anzeige von L. Müller.
No. 29. Sp. 1045: Fridericus Beliehen, de Theoxeniis. Berlin,
Weber 1881. Inaug. diss. 56 p. 8. 1 tafel. 2 mk. Die hauptre-
sultate sind durchaus gesichert , die in jeder hinsieht lobenswerthe
arbeit ist nebenbei auch lehrreich für die bedeutuug welche die pri-
vaten eulte der familien und geschlechter hatten. A. Furtwängler. —
Sp. 1045: E. Buchholz, das öffentliche leben der Griechen im heroi-
schen Zeitalter. Auf grundlage der homerischen dichtungen dargestellt.
(Die homerischen realien II. bd.) Leipzig, Engelmann 1881. XX,
436 p. 8. 6 mk. Lobende anzeige von Joh. Rentier. — Sp. 1048:
Festgabe für W. Crecelius zur feier der fünfundzwanzigjährigen lehr-
thätigkeit in Elberfeld. Elberfeld 1881. 297 p. 8. Inhaltsreferi-
rende anzeige von Th. B(irt.) — Sp. 1049 : Fastorum civitatis Tauro-
menitanae reliquiae descriptae et editae ab E. Bormann. Marburg,
Elwert 1881. 4. 32 p. Die publication dieses textes ist wichtig,
noch wichtiger der resultatreiche commentar. Holm.
No, 30. Sp. 1079: Galeni qui fertur de partibus philososophiae
libellus. Primum edidit Ednardus Wellmann. Berlin , Weidmann
1882. 4. 36 p. (Progr. des Königsstädt. gynm. zu Berlin). Die ar-
beit giebt einen interessanten ein blick in die von Neupythagoräern
und Neuplatonikern untersuchte frage nach den unterabtheilungen
zur philosophie und ihrer Stellung zur mathematik. Der text des
Galen mol fidiiuv tfiloaoqiag ist gut collationirt, in den abschnitten aus
David ist Wellmann einer mangelhaften collation gefolgt. Iwan
Müller. — Sp. 1081: Arnold Tlug, studien aus dem klassischen alter-
thum. 1. heit. Freiburg im Breisgau, Mohr 1881. 8. VIII, 200 p.
4 mk. No. 4 behandelt den aufstand des jahres 387 n. Chr. in An-
tiochien. No. 3 widerlegt überzeugend Harteis hypothese von einer
doppelten lesung in der attischen Volksversammlung. I schildert die
Kleisthenische gemeindeordnung mit vollem verständniß. II schildert
Demosthenes politische theorie und weist, was höchst merkwürdig ist,
eine berührung derselben mit den von Aristoteles entwickelten an-
sichten nach. U. v. Wilamowitz-Möllendorff.
Nr. 2. Februar 1883.
Philologischer Anzeiger.
Herausgegeben als erganzung des Philologus
Ernst von Leutsch.
19. E Wölfflin, die gemination im lateinischen. Sepa-
ratabdruck ans den Sitzungsberichten der königl. bayer. aka-
demie der Wissenschaften, philos.-philol. klasse. 1882. 3. heft.
p. 421—491.
Ausgangspunkt dieser neuesten Untersuchung des um die
geschichte der lateinischen spräche hochverdienten Verfassers war
die frage, ob die italienische elativbildung lungo lungo, piccolo
piccolo und ähnliches ihre vorlauter schon im lateinischen habe
oder ob sie als neuschöpfung der italienischen spräche anzusehen
sei. Bekanntlich ist in letzterer spräche die Verdoppelung ein
sehr beliebtes mittel der Steigerung und erstreckt sich nicht
bloß auf adjektive und adverbien , sondern, wie man aus den
von Vockerodt (Lehrbuch der italienischen spräche I, §. 170)
gegebenen beispielen ersieht, auch auf pronomina , substantiva
und verba. Und zwar ist diese art der Steigerung nicht etwa
auf die volksthümliche redeweise beschränkt, sie findet sich ebenso
gut im gehobenen ton, wie sie z. b. bei Dante oder in den pro-
messi sposi des Manzoni oft genug auftritt.
Wölfflin hat zur bezeichnung seines gegenständes den namen
„gemination" statt des deutschen „Verdoppelung" gewählt, weil
(nach seiner treffenden bemerkung) „fremdwörter gefäßen zu
vergleichen sind, in die man hineinlegen kann, so viel man will"
(p. 425). Ebenda werden auch die grenzen der Untersuchung
näher bezeichnet: „die Wiederholung gleicher Wörter wird nur
insoweit berücksichtigt, als dieselben unmittelbar, asyndetisch,
oder bloß durch kopula verknüpftauf einander folgen, höchstens,
daß noch eine schwache trennung, etwa durch eine interjektion
Philol. Anz. XIII. ö
74 19. Lateinische grammatik. Nr. 2.
oder einen vokativ, mit in den kauf genommen wird". So han-
delt denn der verf. von p. 427 an über die dreikapitel: 1) die
affirmative (rhetorische, emphatische) gemination p 427 — 440;
2) die plurativ - iterative gemination p. 440 — 471; 3) die inten-
sive gemination p. 471 — 486. Ein anhang gibt einige notizen
über triplikation.
Im ersten abschnitt (affirmative gemination) werden die ein-
zelnen Wortklassen durchgenommen, bei denen sich Wiederho-
lungen finden; aus nahe liegenden gründen ist beim nomen der
vokativ x) , beim verbum der imperativ die am häufigsten gemi-
niert auftretende form. Beispiele zu dieser ersten art der ge-
mination finden sich in den von Wölfflin nur selten citierten
tragödien des Seneca in einer häufigkeit , daß fast sämmtliche
namhaft gemachten arten der rhetorischen gemination dort ver-
treten sind. Zwar die Verdoppelung des Substantivs ist nicht
besonders häufig: ich finde nur den accusativ arma arma Herc.
für. 1242 Leo; die beispiele , die man sonst noch anführen
könnte: o lares, miseri lares Herc. Oet. 756 und pro ferae, victae
ferae Herc. Oet. 1201 , sind wegen des bei der Wiederholung
neu hinzutretenden begriffes nicht ganz korrekt, entsprechen
übrigens dem vom verf. p. 435 angeführten proeliare et fortiter
proeliare (Apul. met. 2, 17). Um so reichlicher aber fließen die
belege bei allen übrigen Wortklassen. Zunächst sind die perso-
nalpronomina vertreten: tu tu Med. 266. Oed. 249, me me Herc.
für. 110. Troad. 680. Phaedr. 1159, tete Herc. für. 900. Phaedr.
663. 888. Oed. 642. Herc. Oet. 1435. Dem ausbruche des
höchsten Schmerzes entspricht die triplikation Troad. 969 nos
Hecuba, nos, nos, Hecuba, lugendae sumus. Noch häufiger sind die
belege für die demonstrativen pronomina : hunc hunc furorem
Thyest. 101 und mit eingeschobenem vokativ hunc, dextra , hunc
pete uterum Oed. 1038; hoc hoc Herc. für. 99. Thyest. 916, haec
haec Herc. Oet. 861 , hac hac parte Troad. 625, his Ms Phaedr.
1230, has has Troad. 739; Me Me Troad. 721. Oed. 106. Herc.
Oet. 753, Ma Ma ine. Octav. 23. Hierher gehören auch die
abgeleiteten adverbia : hie hie Herc. für. 1313. Phaedr. 1268,
huc huc Med. 980. Phaedr. 1247. Herc. Oet. 1759, hac hac
Phaedr. 9. 83. Für die interrogativen pronomina und adverbien
1) Das von Wölfflin p. 429 aus Petron 45 unter dem vokativ an-
geführte beispiel Glyco, Glyco dedit suas gehört zum uomiuativ.
Nr. 2 19. Lateinische grammatik. 75
verweise ich auf: quis quis Herc. Oet. 1825, unde unde Herc.
Oet. 1944 und cur te, cur Herc. Oet. 1959. Beim verbum ist,
wie schon bemerkt, der imperativ am stärksten vertreten, und
zwar erscheint die aufforderung zu gehen verhältnismäßig am
öftesten verdoppelt: ite ite Troad. 191. 627. 1165. Med. 845,
perge, ira, perge Herc. für. 75, vgl. Phoen. 403. Phaedr. 862;
aber auch sonst sind die beispiele nicht selten : da da Med 32.
Herc. Oet. 87 , ede ede Herc. Oet. 765 , duc duc Troad. 993,
parce, genitor, parce Herc. für. 1314 (vgl Vulg. Joel 2, 17 parce,
Domine, parce), flete, Argolicae, flete Cleonae Herc. Oet. 1891
u. s. w. Da ii für den vers nicht verwendbar ist, so tritt da-
für i vade Troad. 791 oder i perge Oed. 880 ein-, vgl. griech.
ßüax i&i II. B. 8. Diese ,.permutatiou", wie man sich mit ei-
nem auf anderm gebiet (vgl. Landgraf, de figuris etymologicis
linguae latinae p. 10) gebrauchten terminus ausdrücken könnte,
habe ich auch sonst bei Seneca beobachtet: die fare Troad. 933,
laetare gaude Troad. 967. An den imperativ schließt sich zu-
nächst der stellvertretende konjunktiv: fiat hoc, fiat nefas Thyest.
265 (vgl fiat fiat Vulg. Judith 10, 9. 13, 26. 15, 12), dem je-
doch der iudikativ an zahl der belege weit überlegen ist. Das
stärkste koutingent stellt das präsens : est est Herc. für. 523.
Herc. Oet. 1130, sequor sequor Phoen. 40, fallor fallor Herc.
Oet. 1930, fugimus , Jason, fugimus Med. 447, iuvat iuvat Med.
911, prohibet prohibet Thyest. 946, maeret maeret Herc. Oet.
1595 f., trepidant trepidant Thyest. 828; aber auch für das fu-
tur finden sich belege: ibo ibo Phoen. 12, 407, wie auch für
das perfekt: vidi vidi Agam. 656. Herc. Oet. 207 (vgl. vidi ipsa,
vidi Herc. für. 50 und ähnlich Troad. 170), parta iam, parta
ultio est Med. 25; für den Infinitiv (ire ire Herc. Oet. 344) führt
"Wolfflin keine stellen an. Die indecliuabilia sind vertreten durch
sie sie Herc. für. 1218 i). Med. 90. Thyest. 102. Herc. Oet. 846 J)
und nunc nunc Herc. für. 498. Troad. 107. Med. 13. Herc. Oet.
550. 1880 (letzteres konstant in Verbindung mit einem impe-
rativ). Das häufige vorkommen dieser art der gemination gerade
bei Seneca hängt mit dem rhetorischen Charakter seiner tragö-
1) Die beiden mit *) bezeichneten beispiele (sie sie agendwm est:
inferis vädam JSerculem und eat per artus evsis exaetus meos: sie sie
ayendum est) zeigen uns die auch in den ähnlichen redensarten sie
ayum, sie dabo und ähnlichen behebte parataktische fügung, Vgl. meine
schritt über „das verbum dare im lateinischen" p. 51.
6*
76 19. Lateinische grammatik. Nr. 2.
dien zusammen und daraus erklärt sich auch die thatsache, daß
die geminierten Wörter in der mehrzahl der fälle zu anfang des
verses stehen. Wenn sich auch bei Lukrez eine sonst nicht ge-
wöhnliche menge von belegen findet, so ist dies auf das be-
streben , möglichst klar und eindringlich zu reden , zurückzu-
führen: vgl. z. b. 1, 6 te, dea, te, 5, 298 f. tremere ignibus in-
stant, || instant, 5, 950 f. proluvie larga Xavere umida saxa, || umida
saxa. Die beiden letzten beispiele zeigen die Wölfflin p. 431
besprochene form, wonach von dichtem ein wort gerne an das
ende des hexameters gestellt wird, um zu anfang des folgenden
verses wiederholt zu werden. — Im vorstehenden haben wir an
der band neuer beispiele den gang des ersten abschnittes der
fesselnden Untersuchung, wie auch einzelne resultate angegeben.
Im zweiten kapitel (plurativ- iterative gernination) zieht zu-
nächst eine anzahl der vulgata angehöriger formein (wie gens et
gens 4 reg. 17,29) unsere aufmerksamkeit auf sich. Zwar haben
diese beispiele, weil auf wörtlicher Übersetzung aus dem hebräi-
schen beruhend, nur untergeordneten werth, allein der verf. be-
merkt p. 443 richtig, daß diese ausdrucksweise kein spezifischer
semitismus sei , sondern , wie dies namentlich beispiele aus dem
sanskrit beweisen , auch in den indoeuropäischen sprachen sich
finde. Ich mache noch besonders aufmerksam auf das homo homo
de domo Israel Vulg. Ezech. 14, 4. 7, womit das hebräische
UTN U31N (d. i. = omnis quivis) wiedergegeben ist. Bemerkens-
werth ist weiter, daß Hieronymus diese etwas allzu getreue
wiedergäbe des Urtextes nur in den zuerst von ihm übertragenen
theilen der schrift, d. h. in den büchern der könige und pro-
pheten, angewandt hat, später bedient er sich anderer, dem geiste
der lateinischen spräche mehr entsprechender ausdrucksweisen :
während wir 4 reg. 3, 16 fossas et fossas oder Joel 3, 14 po-
puli populi lesen, steht gen. 14, 10 puteos multos, entsprechend
dem n'~)N2 ril&ta des Originals. Nur die Verdoppelungen der
kardinalzahl , wodurch die formenarme hebräische spräche die
mangelnde distributivzahl ersetzt, findet sich auch noch später
bei ihm: gen. 7, 2. 9 duo et duo (vgl. unser volkstümliches
„zwei und zwei" = je zwei oder paarweise). Wenn Hierony-
mus gen. 7, 2. 3 schreibt septena et septena (im Amiatinus beide
male septena septena ohne kopula, wie er auch 7, 2 duo duo hat)
oder ib. 7, 15 Irina et bina, so ist hier der distributivbegriff
Nr. 2. 19. Lateinische grammatik. 77
doppelt ausgedrückt , ebenso wie in dem vom verf. angeführten
cata mane mane Ezech. 46, 14. 15.
Besonders eingehende betrachtung widmet Wölf'flin dem
durch Verdoppelung gebildeten indefinitum quisquis. Nur die
formen quisquis und quidquid sind immer lebenskräftig geblieben,
dagegen sah sich der ablativ quoquo auf die Verbindung mit
modo und (seltener) pacto beschränkt, andere formen vollends
erscheinen nur vereinzelt oder fehlen ganz. Als ersatz trat
quicunque ein, von dessen form p. 449 eine interessante erklärung
gegeben wird. Wir berühren nur kurz die erörterung weiterer
durch Verdoppelung gebildeter adverbia und pronomina (quoquo
quaqua ubiubi utid quantusquantus quotquot u. s. w.) und nennen
noch die gemination des komparativs p. 463 ff. (bekanntestes
beispiel : magis magisque) , die zur bezeichnung eines successiven
zuuehmens oder abnehmens dient. Zu der hier p. 466 ange-
führten formel melius melius ominare (Pseud.- Apul. Asclep. 41)
kann verglichen werden Sen. Med. 139 f. melius, a, melius, dolor
furiose, loquere (id. ib. 930 ohne gemination und ohne verb me-
lius, a, demens furor), zu semper semperque p. 468 das semper, a,
semper des Seneca Troad. 1013.
Mit dem dritten hauptabschnitt (intensive gemination) kommt
der verf. zum ausgangspunkt seiner Untersuchung zurück. Die
Verdoppelung von adjektiven und adverbien zum zwecke der
Steigerung spielt namentlich wieder in den semitischen sprachen
eine große rolle; vgl. z. b. Vulg. Jerem. 24, 3 ficus ficus bonos
bonas valde et malas malus valde und psalm. 67, 13 dilecti di-
lecti. Die gemination dient hier ebenso zur elativbildung wie
anderwärts die triplication zur bildung des Superlativs , der be-
kanntlich im hebräischen fehlt : so in dem bekannten sanctus
sanctus sanctus Dominus Deus exercituum Vulg. Jes. 6, 3 (= der
allerheiligste). Die bedeutung der triplication als Vertreterin des
Superlativs ergibt sich klar aus der stelle Pseud. -Cyprian orat. I
(Cyprian ed. Hartel 3 p. 144, 5): hagios hagios hagios1), sancte
1) Da die belege für triplication verhältnißmäßig selten sind, so
seien hier noch einige aus der vulgata augeführt: Jerein. 22, 29 terra,
terra, terra, audi sermonem Domini (im Aruiat. terra nur 2 mal), Jerein.
7, 4 templum Domini 3 mal (im Amiat. nur 2 mal) ; heu heu heu 4 reg.
3, 10. 6, 5 (im Am. eheu 3 mal) Jerem, 4, 10. 32, 17. Ezech. 9, 8.
11, 13; a a a Jerem. 1, 6. 14, 13. Ezech. 4, 14 (Am. ha haha) 20, 49
(Am. aha 3 mal) Joel 1, 15.
78 20. Lateinische grammatik, Nr. 2.
sanctorum (über die etymologische figur vgl Landgraf a. 0.
p. 42). — Eine art permutation von dieser art der gemination
sehe ich in formein wie bonus et optimus (p. 476), denen wohl
auch das minimi ac modici des Herrn past. vis. 3,2,8 beige-
zählt werden darf; denn bekanntlich ist im spätlatein minimus
völlig zur bedeutung seines positivs herabgesunken und andrer-
seits nimmt modicus die stelle des allmälilig absterbenden parvus
ein. — Beispiele für die intensive gemination in lateinischen
Originalschriftstellern finden sich am häufigsten noch bei den
Afrikanern, eine thatsache, die wohl mit dem verf. auf den ein-
fiuß des punischen zurückzuführen ist. Die römischen klassiker
haben das äußerlich mechanische mittel der gemination zur Stei-
gerung eines begriffes geflissentlich vermieden ; beispiele wie
felix felix Sen. Herc. Oet. 202 oder avidis avidis id ib. 631 sind'
nicht häufig, und totus totus Sen. Herc. Oet. 1873 ist eine mehr
volksthümliche formel (vgl. Apul. met 10, 22 totum prorsus, sed
totum und das italienische tutto iutto = tututto). — Schließlich
bemerkt der verf. p. 485, daß für einen Zusammenhang der
africitas, in der, wie oben bemerkt, die beispiele innerhalb des
lateinischen am häufigsten auftreten ., mit dem italienischen noch
nichts nachgewiesen sei; der nachweis sei deshalb schwierig,
weil die gemination mehr der Volkssprache angehörte als der
literatur.
Nur einzelne punkte sind es, die wir bei der besprechung
der vorliegenden abhandlung ins äuge fassen konnten; aber das
gesagte wird wohl genügen, um einen begriff von ihrer Wichtig-
keit zu geben. Philipp Thielmann.
20. De praepositionum usu apud sex scriptores historiae
Augustae ad summos in philosophia honores ab amplissimo phi-
losophorum Vindobonensium ordine rite impetrandos scripsit
Frid. Sal. Krauss Recatinensis. Vindobonae. Apud Car.
Konegen. MDCCCLXXXII. XII. 108 p. 2 M. 80 Pf.
Der gebrauch der präpositionen ist wohl das interessanteste
kapitel der späteren latinität , da er mit einem tief eingewur-
zelten trieb der spräche in engem Zusammenhang steht und uns
zeigt, wie dieser in der klassischen litteratur künstlich niederge-
halten , doch im volke weiter lebte und hier und da auch in
den auf uns gekommenen Schriftwerken sich regt und Schößlinge
Nr. 2. 20. Lateinische grammatik. 79
treibt. Ich meine die neigung die vokallängen sowohl überhaupt
als besonders im auslaut der Wörter zu kürzen abzuschwächen
und die konsonantischen endungen zu verdunkeln oder gänzlich
abzustoßen. Ritschi hat bekanntlich in den epigraphischen
briefen (jetzt Opusc. IV, p. 402 ff.) erwiesen, wie weit diese
abschwächung und abstumpfung bereits vorgeschritten war und
wie der lateinischen spräche dieselbe verrottung drohte, der z. b.
das umbrische wirklich verfallen ist , als nach vereinzelten ver-
suchen der dramatiker Ennius diese Zügellosigkeit systematisch
mit energie und erfolg bekämpfte und die lateinische Schrift-
sprache vor einem ähnlichen geschick bewahrte.
Auch im volke wurde so dem fortwuchern jener neigung
einiger einhält gethan, erstickt natürlich nicht. Ritschi macht
z b. (a. a. o. p. 407) auf die Pompejanische wandinschrift auf-
merksam „Quisquis ama , ualia, peria qui parci amare" (C I. L.
IV, n. 1173), in der die sämmtlichen auf einen konsonant aus-
gehenden verbalformen ihr t eingebüßt haben , und gleiches ist
ja auf zahlreichen iuschriften bemerkt worden. Daß in der
litteratur diese Verwitterung uns seltener entgegentritt, erklärt
sich leicht , teils aus dem streben der Verfasser alles schriftwi-
drige nach kräften zu vermeiden teils aus der nivellierenden
korrektur der abschreiber. Doch aber haben sich bei einzelnen
autoren noch spuren der Unsicherheit in der anwendung der
wortformen erhalten , z. b. unter den Zeitgenossen der klassiker
bei Vitruv und dem Verfasser des bellum Hispaniense.
Mit derzeit mußte indes auch im volke das bedürfniß wach
werden , der an deutlichkeit immer mehr verlierenden spräche
wieder aufzuhelfen : die ursprünglichen formen ließen sich nicht
mehr zurückrufen und aufdrängen, so wählte der volksmund
schwerere formen, welche die stelle der abgegriffenen ersetzen
sollten und nicht so leicht abgenutzt wurden. Die substantiva
werden mit vollen endungen versehn, cella in cellariurn, funda
in funclibulum, aes in aeramentum gedehnt, die verba werden nach
vorn und nach hinten erweitert, die adverbia selbst in den ad-
jektiven der zweiten deklination gern mit iter gebildet, deminu-
tiva mit Vorliebe gebraucht. Außerdem aber verwendete man
die präpositionen , um die in ihrer Verwitterung nicht mehr er-
kenntlichen kasusendungen zu ersetzen. Bekannt ist die nach-
richt Suetons ( Aug. 86), daß der kaiser Augustus vor allem da-
80 20. Lateinische grammatik. Nr. 2.
nach getrachtet habe, deutlich zu sprechen, auch auf kosten der
eleganz : „praecipuamque curam dvxit sensum animi quam apertissime
exprimere. quod quo facilius efficeret aut necubi lectorem vel auditorem
obturbaret ac moraretur , neque pr aep ositiones urbibus ad-
d er e neque coniunctiones saepius iterare dubitavit , quae detractae
afferunt aliquid obscuritatis , etsi gr atiam aug ent". Seh eute
sich demnach sogar der kaiser nicht präpositionen einzuschieben,
wo sie die grammatik der Schriftsprache verbot, so läßt sich
leicht ein Schluß auf die ausdehnung ziehn , welche dieselben
im munde des gewöhnlichen volkes damals schon gewonnen hatten
und immer weiter im verlauf der zeit gewinnen mußten. Aus
den inschriften können wir ermessen , wie große Schwierigkeit
grade die schriftmäßige anwendung der präpositionen solchen
autoren machte, welche ohne eine gründliche bildung sich in
der schriftstellerei versuchten, und darum gewährt es einen be-
sonderen reiz die spräche der Scriptores historiae Augustae zu stu-
dieren. Der mangel an urteil, die kindliche satzbildung und
das Unvermögen die gesammelten thatsachen in eine durch
Sueton gegebene Schablone der biographie einzureihen, zeichnet
sie hinlänglich als durchaus ungeschult, doch aber haben sie als
hofhistoriographen das streben „korrekt" zu schreiben-, dies
bringen sie in einzelheiten , die sich ohne feineres Sprachgefühl
erlernen lassen, auch fertig, sonst aber sehn wir ihre spräche in
immerwährendem schwanken und im Zwiespalt ihres wollens und
könnens. Die assimilation hatte sich in der ausspräche der kom-
posita schon längst allgemein festgesetzt, dennoch schrieb man
möglichst nach der etymologie, dann aber oft verkehrt, z. b.
quadtuor, Septenbris, menbrum; oder: man hörte das p nicht mehr
in Ptolomais , ptisana und schrieb in falscher analogie pturmae
(inschrift vom jähre 200 n. Chr., Schuchardt vokal. I, p. 144).
Aehnlich ist der gebrauch der präpositionen bei den Scriptores
historiae Augustae zu beurtheilen : wo die schriftmäßige spräche
sie vermied , setzen sie nach dem Vulgärlatein eine solche ein,
nicht selten aber lassen sie in der meinung, daß dies feiner sei,
sie weg, wo sie grade richtig gewesen wäre, z. b. bei länder-
namen Hadr. 2, 5 Germaniam superiorem translatus est, Gall. 2, 5
Asiam primum venit, trig. tyr. 21, 1 Thessaliam concessit u. ö.
Diese skizze lehrt, in wie lohnender weise sich die behand-
lung des gebrauchs der präpositionen in der historia Augueta mit
Nr. 2. 20. Lateinische grammatik. 81
der allgemeinen entwicklung des lateinischen in Zusammenhang
bringen läßt. Leider aber hat dies der Verfasser der uns vor-
liegenden dissertation versäumt ; nach einer etwas unklar gehal-
tenen einleitung p. VII — XII giebt er vielmehr nur eine Samm-
lung der stellen, an welchen überhaupt präpositionen vorkommen,
in vier kapiteln p. 1 — 54 Praeposition.es quae cum desiderativo
coniunguntur, p. 55 — 87 praepositiones quae cum ablativo coniungun-
tur , p. 88 — 102 praepositiones , quae cum desiderativo et ablativo
coniunguntur, p. 103 nomina, quae praepositionum vice funguntur et
cum genetivo construuntur ; worauf noch vier Seiten indices folgen.
Vollständigkeit wenigstens der charakteristischen beispiele war
erstrebt und ist auch erreicht, die anordnung ist an Hands Tur-
sellinus, Drägers historische syntax und Rönschs Itala und Vul-
gata angeschlossen worden , sodaß sich die arbeit als eine art
lexikalisches Supplement namentlich zu dem ersten buch schon
äußerlich darstellt. Auch will ich dem verf. alle gerechtigkeit
widerfahren lassen und gern anerkennen, daß er für eine er-
neute behandlun^- des themas eine nicht zu entbehrende Vorar-
beit geliefert hat, indes nur soweit sich seine Sammlung auf die
Scriptores historiae Augustae bezieht; denn in der hinzufügung
von beispielen aus anderen autoren ist er durchaus willkürlich
verfahren. Wozu das beispiel aus dem Corp. inscr lat. p. 10
zu Hand p 102, 3 = Dräger I2, p. 580 für ad = circiter,
während sich dies in der historia Augusta nicht findet? das
aus Cyprian. ad Vigil. p. 118, 7 ed. Hartel. auf p. 31 für
post = retro, oder das aus Fulgent. I, 11 a matutino = mor-
gens Cp. 73), was auch beides in der historia Augusta nicht vor-
kommt? wozu p. 49 die bemerkung, daß Rönsch 2 p. 408
„exempla quaedam" von propter mit dem ablativ gesammelt habe,
da keins derselben unsern Scriptores entnommen ist und auch
Krauß keins aus ihnen beibringt? ebenso sind die auszüge aus
Kampmaims abhandlungen über gewisse präpositionen bei Plautus
auf p. 56. 57. 63 und 82 (allerdings nur in den anmerkungen)
zwecklos. Nicht weniger vom zufall bestimmt ist die auswahl
der beispiele von einer der historia Augusta ähnlichen anwen-
dung der präpositionen bei anderen autoren: bei einer unge-
wöhnlichen wird keins angegeben (z. b. p. 8 Marc. 20, 5 requi-
rens ad verum), bei einer häufigeren zahlreiche , aber diese nicht
nach einem festen grundsatz. Doch derartiges ist mit der ju-
82 20. Lateinische grammatik. Nr. 2.
gend des Verfassers , dem es natürlich noch an einem freieren
überblick über die hier in betracht zu ziehende litteratur fehlt,
zu entschuldigen. In der behandlung einzelner stellen der zu-
nächst von ihm durchgearbeiteten historia Augutsta beweist er
gründlichkeit, Sorgfalt und verständniß , namentlich in der ein-
ordnung in die von Hand oder Dräger entlehnten rubriken 5 nur
einzelnes wäre da zu ändern: Alex. 3, 5 „denique quos
dignos ad id esse v idebat, singul a quaeque , quae pu-
blice et privatim agebat, se ipso docent e v oleb at addi-
scere" wird zusammengestellt mit Ver. 4, 3 „graviter se et ad Marci
mores egit" , Gall. 18, 2 „tarn magna (sc. statua) coeperat fieri, ut
duplex ad colossum videretur", Alb. 13, 1 „voce — prope ad eunucho-
rum sonum" , während ad an der ersten stelle einfach heißt „für
diese aufgäbe", an den übrigen ,, gemäß, im vergleich mit" ; die
von Hand I, p. 105 angeführte Verbindung dignus ad ist ganz
anderer art. Die Scheidung der beispiele von per in der bedeu-
tung „mittelst, durch" nach Hand IV, p. 436 auf p. 25 und
„de iis , qui in agendis rebus intercedunt aut vicem alicuius explent,
et de rebus, quibus mediis aliquid perficitur" Hand p. 438 auf
p. 26 ist kaum überall richtig durchgeführt; dasselbe gilt von
den beiden gruppen des a p. 71 und 72, wo Claud. 1, 3 (nicht
2) und 5 , 1 „a gubernaculis depulit und Max. 4,9a suo exer-
citu dimoveret, Gall. 14, 5 a gubernaculis dimoverent" als verschie-
dene anwendung der präposition angesehn werden. Wie Max.
14, 4 inde per Carthaginem venu cum pompa regali dem herodia-
nischen ig rl}v Kagxt]Sora t)nti'x^t] (VII, 6, 1) entsprechen und
per „nach" heißen soll (p. 22), begreife ich nicht, ebenso wenig
die Übersetzung von Gall. 3 , 2 „iuvenem occiderunt missoque per
murum corpore Odenato se dediderunt" „warfen seinen Leichnam
die Mauer herab" (p. 30) oder die erklärung von trig. tyr.
32, 2 „de primis erga (= propt er) remp. laudabilis" , wo
Krauß durch Hand II, p. 439 zu seinem irrthum verleitet
sein mag.
Indeß dies sind einzelheiten, am meisten zu bedauern bleibt
immer, daß Krauß sich zu sklavisch im allgemeinen an Hand
angeschlossen und die Übergänge zum romanischen zu wenig
beachtet und hervorgehoben hat. Die Verdrängung des „ab"
durch „de" ist noch nicht weit vorgeschritten , zeigt sich aber
doch schon in mehreren der p. 55 f. im anschluß an Hand IT,
Nr. 2. 20. Lateinische grammatik. 83
p. 185 — 186 gesammelten stellen. Das interessante beispiel
Firm. 3, 2 tantum hakiässe de chartis, in dem de schon ganz und
gar für den genetiv steht (wie übrigens Krauß richtig erklärt),
verschwindet p. 63 neben verschiedenartigen, die abundanz von
„cum" hätte p. 78, die von „e" p. 84, die von „de" p. 60 (s.
Rönsch p. 39 5 j als charakteristisch mehr hervortreten müssen.
Beiträge zur kritik hat der verf. mehrfach gegeben; abge-
sehen von weniger wichtigen änderungen erwähne ich als beach-
tenswert!] p. 60 Pertin. 8, 4 „namque de ludo (für das hand-
schriftliche e ludo) auro, ebore, argento citroque conposita" , wo ich
jedoch de ludo nicht mit Krauß ^quibus in ludo utebatur Commo-
dus" erklären möchte, sondern als eine Variation des vorherge-
henden torques gla di atorias; p. 79 Aur. 26, 6 denique fati-
gatus ac prae malt's (prom. die h and Schriften) fessus litteras ad Ze-
nobiam mixit, p. 100 trig. tyr. 8, 9 iam vinum (in der hand-
schrift laridum). Die meisten der übrigen kritischen versuche
sind freilich unnöthig oder zweifelhaft, einzelne auch falsch
(p. 34 Alex. 29, 4 permultam operam dabat, p. 45 sq. Car. 2, 6
ut praeter mortalitatis mala praecordiorum timores sentiret , p. 58
Alex. 28, 8 nedum a feminis nobilibus , p. 65 Heliog. 16, 5 pri-
mum consensere de genere mortis, p 67 Aur. 3, 3 nee tarnen de
magnorum prineipum viribus, p. 94 Get. 6, 7 in ferum pectus Bas-
siani descendit), manche auch schon von anderen vorweggenommen
(p. 36 Gall. 6, 3 satis nota apud populos von Bährens in Fleck -
eisens Jahrbüchern b. CHI p. 658, p. 68 Gord 19, 6 a fortitu-
dine in bonis von demselben a. a. o. p. 657, der außer dem von
Krauß eben angeführten Jortitudivi auch die andere lesart vor-
schlägt, p. 70 Diad. 7, 4 ab trium prineipum amore von Jordan,
p. 75, Clod. Alb. 2, 5 habebis utendi coccini pallii facultatem im-
praesentiarum von Unger in Fdeckeisens Jahrbüchern CXIX p. 496,
p. 92 Tac. 2, 3 eadem in posteros — stupenda moderatio von Bährens
a. a o. p. 662.)
Endlich bemerke ich noch, daß ich Prob. 13, 1 nicht
„Clossium interpretem Germanicum secidus'1, (p. 54) seeunda oratione
in den text gesetzt habe , sondern daß diese vermuthung von
Salmasius herrührt, daß Pert. 11, 3 de vor castris bereits in der
editio prineeps steht (p. 56), ebenso Tac. 11, 2 prae omnibus ho-
leribus schon in älteren ausgaben (p. 79), daß Heliog. 23, 7
cum vor pieeibva implevit in meiner aus?abp keineswegs getilgt
84 21. Epigraphik. Nr.. 2.
ist (p. 77), und daß zu Aurel. 39, 7 m Moesia die varietas im
moesia lautet, nicht einfach moesia, daß also an einen druckfehler
nicht mit Krauß p. 98 zu denken ist.
Die zahl der eigenen druckfehler ist mit dem verzeichniß
p. 107 bei weitem nicht erschöpft, indeß sind wenigstens die
citate meist korrekt. Papier und typen sind vorzüglich, dafür
aber auch der preis (2 m 80 pf. für 7*/2 bogen) sehr hoch.
Hermann Peter.
21. Domenico Comparetti, Iscrizioni greche di Olim-
pia e di Ithaka. Reale Accademia dei Lincei anno CCLXXVIII
(1880-81). 4. 18 p., mit 2 tafeln.
Durch die redaction des „Philologischen anzeigers" aufge-
fordert eine besprechung der vorliegenden schrift zu liefern, be-
schränke ich mich darauf, den hauptinhalt derselben im auszuge
mitzutheilen.
1. Erster gegenständ der Untersuchung ist die inschrift aus
Olympia n. 362, welche Roehl, Inscr. antiq. n. 112, im anschluß
an Kirchhoff und Ahrens behandelt hat. Der italienische ge-
lehrte schlägt folgende lesung vor :
A pottTua voig raltioig. naigutv &agQi]v xat yetsar xai
ravröö.
Al £s Tig X(X7iaQiii(Jsis räoQtvoo paltiw, ai £s pujmfteiav ta.
£ixaia oq utytarov li'ko^ 'i^oi xai tni ßaatXätg , ff'xrc ftvaig xa
annrlvoi rwaamg tkiv fji^ninosövrmv , xadvratg 7w Zi OXvvniqp
snsvn{o£)oi J^-'1) x' *EXXato£txai; , xai zaXXa fy'xaia F7ier7i(n)foeo a
^afAimgyia. eil Q /ii^n^fin^ntyoi , fcicpviot ano7ir?7(ß sp ftaaigan.
al £ß rig rov alriadirta 1±iy.aimv Iftaaxru , sv rä ^sxa/itaia x'
E)f'^o[/r]o, al c'C<w? luüaxnt. xai naiyiüg o ygncpevg ravrä x«
näaxoi, [«/ ?]n' [«£'] «>'«['] o [w/Ji'tt? lagag QXvinia.
Es handelt sich um die widmung eines weihgeschenkes
durch einen Eleer, welcher in den olympischen spielen gesiegt hat.
Eine vorhergehende rhetra hat vorgeschrieben, in welcher weise
sich die behörden an einer solchen widmung, um ihr größere
feierlichkeit zu geben , betheiligen sollen. Die vorliegende in-
schrift setzt die strafen für das unterlassen dieser betheili-
gung fest.
1 Dieses wörtchen ist in Comparetti's Umschrift wohl durch einen
schreib- oder druckfehler ausgefallen.
Nr. 2. 21. Epigraphik. 85
riargia und yevm sollen ausführen (&aQQsiv; denn „wagen" =
„unternehmen") auch das, (was) hier (geschrieben steht) (xal ra
al'Tov). Für &uoq7jv ist noch eine andere erklärung möglich :
„beobachten", durch Verwandtschaft mit dsoogsiv. — äyQtji1 Hlning
ist kollektiv: „die tüchtige elische mannschaft" , und bezeichnet
im besonderen eine art von genossenschaft derjenigen Eleer,
welche in den olympischen spielen einen sieg davon getragen
haben. Wenn einer aus dieser mannschaft {tig aggevog 'Hltiov)
eine konsekration machen [xa&iegf'ca) will, so müssen die behör-
den dabei mitwirken. Diese mitwirkung ist bezeichnet durch
smri&ivai , inmnnh oder snifinoislv tu dixaiu. — Jeder, der
die pflicht solcher mitwirkung versäumt, soll 10 minen strafe
zahlen , und diese summe soll immer dem Hellanodiken ausge-
händigt werden, der sie dann zu einem opfer für den olympi-
schen Zeus verwendet. Dabei soll sich die öauiwyyia mit ihm
vereinigen und alles übrige, was durch das gesetz vorgeschrieben
ist, (täXXa dixaia) vollbringen. — aitiadsig dixui'wv ist einer,
welcher schuldig ist an der heiligen handlung theil zu nehmen.
Wenn einer einen solchen davon zurückhält (ifjüg „riemen",
ipuaaeiv „mit riemen binden, festhalten"), so soll er auch 10
minen strafe zahlen, vorausgesetzt, daß er absichtlich den an-
deren zurückgehalten hat. — Etwas ähnliches kann nämlich auch
unabsichtlich geschehen , durch nachlässigkeit , und zwar von
Seiten des Schreibers der itaiutä. Dieser hat das verzeichniß
{nivaX) derer aufzustellen, welche an der heiligen handlung theil
nehmen sollen. Wenn er nun einen theilnehmer aufzuschreiben
vergißt, so unterläßt dieser zu kommen, und so bringt ihn das
verzeichniß zu schaden (u8ixei 6 niva'E). Trotzdem wird er
nicht freigesprochen ; aber der Schreiber muß nun dieselbe strafe
leiden. „E qui vediamo Vestremo rigore di questa gente che pare
non avesse nulla da invidiare ai suoi prossimi Spartani" , fügt der
italienische gelehrte hinzu.
2. Es folgt die inschrift aus Olympia n. 56, zuerst von
Fränkel herausgegeben, bei Kohl n. 115. Comparetti liest sie,
wie folgt:
03Ös v.o. %ipog infifißoi iv jiu[q6}> fi^no]8mg xa(^d)(tvaag im
iw ßeofAtp. tu[8s 5<'x«](' aaodmg, s(a)t(»)^*'(r)oc ö £eVos ai dfc'xa?
b]u.Qifiag anorivoi, ra} /}} OXvi^tqj rjo'a dmcov. ai ö° ixxutvg
(in)f'[l.i)ßni, v.}\rtTac t'i'tj] -au ja nü.Toa.
86 21. Epigrapliik. Nr. 2.
Die verbalformen insifjßoi, e(^)t(j)^f'(r)oo, (f'^)f'(^)^of gehören
alle drei demselben verbum an. In der ersten ist i durch ein
versehen eingedrungen ; die dritte ist stark verkürzt, wahrschein-
lich absichtlich, als abbreviatur; die zweite muß dem zusammen-
hange nach ein imperativ sein , hat also, wieder durch ein ver-
sehen, das 7 eingebüßt. Die bedeutung ist „eintreten". — Kein
fremder soll eintreten in den heiligen bezirk, der nicht opfer
auf dem altar gebracht hat. Das opfer ist ausgedrückt durch
ein substantivum xu(0)dvau oder xa{d){fva[l)a. Nachdem er die
gebührenden opfer gebracht hat (?d Sixaia anodovv) soll der
fremde eintreten, vorausgesetzt, daß er noch 10 (oder 12) drach-
men bezahlt (anört*£i\ indem er nämlich so viel (röa = löaii)
dem olympischen Zeus geben wird [pmoar = ömawt). — Zum
Schluß steht eine besondere bestimmung für den fall, daß jemand
als brandstifter (ixxaivg oder ixKaC^va) in das heiligthum ein-
tritt. Dieser fall wird , wie der herausgeber selber findet, „con
mirabüe breviloquenza" behandelt; es wird nur bestimmt, daß der
brandstifter vor die närga. (= naryiti, ciqoltqCu) gerufen werden
soll. Hier zeigt sich (Comparetti p. 13), daß der text unserer
inschrift älter ist als sie selbst. Der Schreiber hatte eine ur-
sprüngliche Urkunde, die ßovoTQoqqSöi geschrieben war, vor sich.
Daher hat er aus versehen IA für AI, also tia nurgia für t«
nätga, geschrieben.
3. An dritter stelle ist behandelt die inschrift aus Olym-
pia n. 363, bei Roehl n. 118, am anfang und am Schluß von
Kirchhoff abweichend. Comparetti liest so :
ji rgütga. 70Öi,' ^i'(ii'?(«[.] xai tq [.] IMtTitnioas' y (filtar ntv-
raxovtupt-rea xanöragoi pt>ivnt8iömr , ano tcu (iwitm unopfi.4-
oiav xa toi ngo^froi, xai toi fiüvtitg, ai to[i] o(ü)xmv na'yQ^tti-
voiav yväfxitv, tmg\co r]cö vaüi tmlvvnia.
Die besprechung dieser inschrift ist kürzer als die der bei-
den vorhergehenden. Wenn ich den sinn richtig verstanden
habe, so meint der herausgeber: die Anaeter und die Metapier
(object) sollen , wenn die einen oder die anderen die fünfzigjäh-
rige freundschaft nicht halten, die nuöltmt (subject) vom altar
und, wenn sie den sinn der eidschwüre übertreten, die fjiävTfig
(subject) aus den grenzen des heiligen gebietes {ogoi rav iu»v)
entfernen.
4. Den echluß bildet eine fiovotguqnßLt -inschrift aus
Nr. 2. 22. Theokritos. 87
Ithaka , nach einer von Stillmann angefertigten Photographie ;
Comparetti hat die inschrift als identisch mit einer früher von
Schliemaun veröffentlichten erkannt. Nach der von ihm mitge-
theilten photographie hat Roehl n. 336 die inschrift wiederge-
geben, in deren lesung er für die zweite hälfte von dem italie-
nischen gelehrten abweicht, Comparetti las so :
rüg *A\düvag
nfe {'P)[e%ag)
xa[! *](«)$ "Hq-
ag tu (e)[i]r«a
7<x> \i\ega ol
w[e]«[»'] {K)ea-
. . . . TT . . .
Der herausgeber nimmt an, daß die priester der drei göttinnen,
deren erster vielleicht Kijöiqäv geheißen habe, in kriegerischen
Zeiten die heiligen geräthe an irgend einem versteckten orte
in Sicherheit gebracht und die stelle durch vorstehende aufschrift
bezeichnet haben. Paul Cauer.
22. Theokrits gedichte. Erklärt von Hermann Fritzsche.
Dritte aufläge, besorgt von Eduard Hiller. Leipzig, druck
und verlag von B. G. Teubner. 1881. (358 p.) 8.
Wenn eine neue aufläge einer ausgäbe nicht mehr von dem
Verfasser besorgt wird , so hat dies seine eigentümlichen ge-
fahren. Je hervorragender durch gelehrsamkeit und je selbst-
ständiger und eigenartiger der neue herausgeber ist, um so mehr
ist zu fürchten , daß die ausgäbe ihren ursprünglichen character
verliert, durch welchen sie vielleicht vielen lieb geworden ist.
Von vornherein bemerken wir, daß der herausgeber diese klippe
glücklich vermieden hat. Die anmerkungen Fritzscbes haben
manchmal , wir möchten sagen , einen kindlich - naiven character,
wie er auch dem Theokrit trotz aller alexandrinischen gelehr-
samkeit so wohl ansteht. Nur dann und wann finden wir an-
mcrkungen der art ohne zwingenden grund weggelassen, wie III,
v. 28—30. I, 27. IV, 31. VII, 137, 141.
Der von Hiller gebotene commentar läßt den leser des
Theokrit nirgends im stiebe. Denjenigen, welche sich zuerst mit
dem liebenswürdigen Syracusaner beschäftigen, werden auch solche
bemerkungen gute dienste leisten, welche mißverständnissen vor-
88 22. Theokritos. Nr. 2.
zubeugen dienen, wie zu VII, 85. I, 123. IV, 37. V, 96, 124.
VII, 62, 73. VIII, 68. XI, 37. XII, 12. XV, 67. XXVIII, 8.
Nur hier und da wüßten wir etwas nachzutragen wie zu den
Worten in 8^/nvia &6Q[a<x Xinoiaav II, 137 die bemerkung, daß
gzi zu &SQfJia gehört. Das neutrum in 'dgytag dxga rithtrsyoi
XV, 142 konnte durch mehr beispiele erläutert werden mit Ver-
weisung auf Krüger I, §. 43, 4 a. 15. Blomtield zu den Persern
v. 1 giebt eine menge beispiele. Zu XVII, 137 ayerrjv ys ftsv
in diog i^fig ist Callim. hynin. in Jov. v. 96 zu vergleichen
oi/z' agtTtjg arsQ oXpog eaiötutat avögag ai£u,v övt «pf7// «qps-
voio' 8l8nv 3' UQSTrjv 7g na) olßoi>. Auch der oi'ßng wird in
Theokrits gedieht v. 75 und 95 als attribut des königs erwähnt.
Sollte dies zusammentreffen zufällig sein? Zu der bedeutung
von avfx<a I , v. 96 konnte Theognis v. 25 verglichen werden.
Der gebrauch des artikels in tov xiaoor 8ia8vg xai ntv nifgiv
a iv nvxaaßti III, 14 konnte durch vergleichung von IV, 50
(« yuQ otxav&a ag/tol ,m' a><5' inuta^ vno in öqvyi'i) erläutert
werden. Aber die parallelstellen zu iv rq>8t I, 14 (rag 8" alyag
iydbv iv 7w8e vnfxevaw) Eur. Phoen. 292. 1445 sind nicht glück-
lich gewählt; danach sollte man meinen, daß iv TwÖt die be-
deutung „dann" hat; es heißt aber hier offenbar „unterdessen".
Zu XI, 74 (uid srOai raXugmg te nkixoig xui {ralldi apnoug
ralg (igitont qiigoig) vermissen wir den hinweis darauf, daß vücöv
im sinne von reversus steht, wieso häufig in der Odyssee («, 168.
|, 150. «, 286. y, 184. 8, 82. p, , 17. x, 267. ß, 176. r, 313.
ß, 30.) Für die prosa geben die erklärer zu Xenophon anab.
II, 1, 1 beispiele.
Es kann nicht unsere absieht sein, im einzelnen auf die
zahlreichen erweiterungen und berichtigungen hinzuweisen an
denen wir uns bei der musterung der anmerkungen erfreut haben.
Dieselben beziehen sich theils auf den inhalt und den Zusammen-
hang der gedanken, theils auf grammatik und schärfere bestim-
mung der Wortbedeutungen, theils auf die metrik. Der heraus-
geber hat die eigenen Zusätze mit einem eingeklammerten K. be-
zeichnet, doch wird der aufmerksame leser manche neue bemer-
kung auch ohne das kennzeichen wahrnehmen. Wir bekommen
den eindruck, daß der herausgeber in der interpretation nicht
weniger als in der kritik alle neueren leistungen gewissenhaft
benutzt hat, wobei ihm seine reiche belesenheit sehr zu statten
Nr. 2. 22. Theokritos. 89
gekommen ist. Dock möge uus gestattet sein bedenken gegen
eine und die andere erklärung auszusprechen. Hat z. b. nollä-
xig an stellen wie II, v. 88 (x«t (xsv j[oa,s per öpoiog iyiyvero
noD.äxi &ä\pcp) , VI, 31 (ravta <5' icoag iaogsvau noisvvtü [xs
noXXaxi ns^ipei ttyyekov), XXVII, 41 (xai owo/xa noXläxi reg-
net) wirklich die temporale bedeutung? Meineke hatte in dem
supplementum adnotationis p. 494 dies in abrede gestellt; sein ver-
sprechen über die bedeutung anderswo zu reden hat er zu Cal-
limachos p. 230 und 244 eingelöst. „Es hat eine so feine und
ätherische bedeutung , daß es sich kaum mit einem worte voll-
ständig wiedergeben läßt ; es entspricht meist dem deutschen
,,wol etwa" und dem lateinischen si res ita ferebat". Zu I, 136
(x/y| ogtmp 70} axäneg aijdoat dijgiaaivto) wird bemerkt, daß die
bestimmung durch e|j ogimv nicht nur unnöthig, sondern auch
unpassend und die Überlieferung vermuthlich fehlerhaft sei. Aber
wenn der dichter als sitz der eule das gebirge bezeichnet, so wird
dadurch ein gegensatz gegen die nachtigall gewonnen , die sich
ja am liebsten in schattigen niederungen aufhält 1). Aehnlich
nennt Aeschylos fragm. 291 den Wiedehopf ügaavv nerguiov
ogviv. Ludwigs Umstellung (im Ehein. museum 1881 , heft IV
(x«J rcög xvvag ai.uqiog ekxoi g| ogsmv %oi axänsg ar/86ai dtjgl-
ttatvto) ist auf den ersten anblick sehr ansprechend, aber sie ist
unnöthig und giebt überdies das ungeheuerliche bild , daß der
hirsch nicht bloß an dem hunde zerrt, sondern ihn aus dem ge-
birge in die ebene schleppt. Zu Tvgävra I, 58 {ivgävra \iiyav
%BVxoio faXantog) ergänzt der herausgeber ugrov oder nlav-olvta.
Zu einem käsekuchen ist der zusatz Itvxolo yülaxtog denn
doch etwas sonderbar. Hiller bemerkt freilich: „Theocrit braucht
in ungenauerer weise das wort nicht von einer kuchenartigen
speise, zu welcher käse angewendet wird, sondern von einem
käse von kuchenartiger gestalt". Wozu aber dem dichter eine
ungenauigkeit ohne zwingenden grund aufbürden? Der scholiast
sah schon das richtige, daß das paragogische adjectivum für das
substantivum steht. Davon giebt Lobeck paralip. p. 306 bei-
spiele. Die änderung von zvQoevza in Tvgävra ist auch nicht
nöthig, wie Lobeck zu Soph. Ai. 184 gezeigt hat.
1) In Heinrich Leos buch »meine Jugendzeit« lesen wir p. 131
von einer studentischen turnfahrt auf den zohtenberg: »Neu war den
meisten von uns , ehe wir einschliefen , das eulengeschrei, was mehr-
fach ertönte«.
Philol. Anz. XIII. 7
90 22. Theokritos. Nr. 2.
Zu III, 80 (rog «wo yvftvaffioio xuXov növov Ixgn Xmovtcov)
lesen wir die bemerkung: „dno gehört zu kinövtcov , yvfivaaCoio
hängt von növov ab. Die construction Xtnövrmv xaXbv növov
anö yvfivaaCoio ist unlogisch und ungriechisch." Diese Wen-
dung , bei welcher anö im sinne von „unmittelbar nach" steht,
mag ja gegen die strenge logik verstoßen , deshalb braucht sie
aber nicht ungriechisch zu sein. Die worte xaXov növov agu
Xinövtmv stehen wohl in dem sinne von dnsX&övioav. Zu dno
verglich Fritzsche stellen wie Theophr. char. 16 nsgiggavdfievog
ano zo v isoov h. e. commode veniens a templo, II. VIII, 54
anö o-1 avtov (znv Ssinvov) ■dcogijöGovTo , Plato rep. I, p. 327
TIols/Aag^og ?jX&e cog dnö rijg nofinfjg' — Noch eins: ist yaXiai
XV, 28 («t yaXsai /xalaxwg XQV^"vtl xa&evdnv) von katzen zu
verstehen? liegt es nicht näher an die in Griechenland so ge-
wöhnlichen wiesei zu denken?
Um zu stellen überzugehen wo die interpretation das ge-
biet der kritik berührt, so scheint es uns nicht nöthig mit
Kreußler hinter XV, 127 sargarai xllvu to5 ' Aömviöi im xai&T
aXXa den ausfall eines verses anzunehmen. Es liegt nahe, die
vorhergehenden worte nogyigsoi de rdn^tsg dvco mit xXt'va zu
verbinden , so daß sich das verbum nach xliva gerichtet hat.
Man sollte nun eigentlich erwarten dXXa 8s Kvngt8i , aber die
Sängerin fährt fort rdv fxsv Kvngig sfyet , rdv 8' 6 go8öna%vg
*j48(ovig. — Wir haben uns gewundert III, 126 in der fassung
zu lesen: Kai fx et fiiv x1 iSi^so&e, rd8' rjg q>iXa' xal ydq
iXaqioog xai xaXög ndvisaat /hst' rjl&soiai xaXeZfiaf ev8ov z
et xs fiövov rö xaXov aröfia rsvg iqjlXtjoa. Der herausgeber
giebt zu, daß der nachsatz rd ö' rjg qiiXa einen auffallend schwa-
chen und matten eindruck macht und sieht sich genöthigt den
durch ydg ausgedrückten causalen Zusammenhang als etwas
freierer art zu bezeichnen. Die Überlieferung svSov bezeichnet
der herausgeber nur als vermuthlich corrupt. Hermanns än-
derung ev <5' tjg bringt alles in Ordnung. Der erste hypothe-
tische satz ist ohne nachsatz und die worte td ö' rjg (piXa sind
demselben eingeschoben , wie Ahrens erkannt hat. Zu der un-
gewöhnlichen Stellung des artikels — dies idyll hat überhaupt
manche auffallende Wortstellung — läßt sich Moschos VII, 6
vergleichen (« <5' ovx, ol8s &äXa<soa\ Nun hat auch der fol-
gende satz mit ydg worauf er sich bezieht. Neben Hermanns
Nr. 2. 22. Theokritos. 91
conjectur sv ö' rjg möchte ich den Vorschlag sva8e <5' stellen,
welcher dem handschriftlichen tv önv <3' noch näher kommt. Auch
die worte tu 5' rjg qlku lassen sich noch anders fassen. Es
konnte das neutrum zu die person des Daphnis bezeichnen, wie
in zu naiöixu , tk qn'XiuTu, tu uatixu bei Theocrit XX, 31.
Es lag darin vielleicht ein ausdruck der bescheidenheit wie im
deutschen „meine Wenigkeit", wie das neutrum bei Aristoph.
Pac. 25 (tovro 6° vnb cpQOvrjfnaTog ßgerdveTai te aat giaysiv
ovx ä^toi) die Verachtung ausdrückt. Also : wenn ihr mich
aufnahmt und ich dir lieb war.
Nicht annehmbar erscheint uns die erklärung der worte
IV, 11 nttaui y.sv Mi) cor aal Toog Xvxog uvt'ixu Xvaatjv „Milon
dürfte wohl (wie er den Aegon überredet hat nach Olympia zu
gehen) auch noch die Wölfe überreden sofort (gegen Aegons
herde) zu wüthen", so sehr scheint er das verderben der herde
herbeiführen zu wollen. Hiermit spottet Battos , ebenso wie im
folgenden, auf die schlechte fürsorge, welche Korydon der herde
zu theil werden läßt." Davon, daß die Xvaaa der wölfe gegen
die herde des Aegon gerichtet werden soll, findet sich keine an-
deutung. Es wird offenbar etwas unmögliches als für Milo
möglich bezeichnet; wölfe in wuth zu versetzen ist aber nicht
schwer. Unter den bisherigen emendationsversuchen ist der von
Er. Jacobs Tmg Xaybg der beste, Gräfe wollte rmg Xi&og , dann
möchte ich lieber rmg Xvyog. Der fehler kann aber auch in
"kvGüqv stecken. Ich vermuthe: ntioui xev Milmv na) tovg Ivxog
avzt"/[ vlaxztiv , letzteres im sinne von „die herde bewachen"
oder auch in dem sinne von VI, 29 atl~a Ö' vIuhteTv viv xcti
tu xvv). Auch XXV, 70 — 84 erscheint das bellen der hunde
als Wirkung der dressur. Die corruptel trat um so leichter ein
wenn an die stelle von vXuxtsiv die form vXuaasiv getreten
war, wovon sich freilich bei Theokrit keine spur findet. Eine
andere stelle , wo die hunde und wölfe Verwirrung angerichtet
haben ist Id. V, 38 ■doeipai y.al Xvxidsig , &Qs'tpai xvvag mg tv
qinycopTi. Um die stelle lesbar zu machen schreibt Hiller marrsg
nvvag. Theocrit schrieb wohl d~gs\pai hui XvdxiÖeig , ■dg^xpai'
xvva o' mg tv tSoviat. War einmal der plural xivug in den
text gekommen und mg als finale conjunction aufgefaßt, so lag
die änderung des futurum fdovrai in cpüymvTi nahe. Hätte die
in der griechischen bibel vorkommende form (fdyovtai eine bes-
92 22. Theokritos. Nr. 2.
sere autorität als Johannes Dainascenus, so wäre die herstellung
noch einfacher. Die pronominalform ae wird man dem Theocrit
neben te und tv wohl lassen müssen; dieselbe steht ohne Va-
riante in diesem Idyll v. 44 und I, 85. Daß die Wiederholung
des pronomen den Alexandrinern geläufig war , zeigt Apollonios
Ehodios IV, 385 in de ae ndzgqg alt in' epai o' ildaeiev 'Egivveg.
Der Hiat steht ebenso bei Empedocles (Plutarch. Quaest. conv.
p. 663 o££» 5' sV 6%v eßt]), welche stelle Meineke zu Callim.
hymn. in Dianam v. 248 zur begründung seiner conjectur svgv
eöe&lov anführte. In dieser beziehung war Hartungs conjectur
zu X, 34 rwg avlatg tv e%oiaa untadelig. Wie es bei Cha-
misso heißt : „Gleich ! ich schieße sonst dich nieder , wie man
einen hund erschießt" ! so konnte auch in einer griechischen
fabel der wolf dem menschen drohen ihn wie einen hund aufzu-
fressen. Zu XVIII, 48 ygdfAfio.za 8' iv qpAotöj yeygdxpetai, mg
nugicov tig dvvsipy, 4cogiat'f aeßov (i1 'EXivag qviov eifil lesen
wir die erklärung : „nach dorischer art d. h. mit dorischer kürze.
Ueber diese vgl. 0. Müller, die Dorier II, p. 377 fg. Kürzer
konnte die inschrift in der that kaum sein." Gab es aber nicht
auch in Attika kurze inschriften, und sind die dorischen in-
schriften immer so kurz wie diese? Die conjectur von Moritz
Haupt mgiare verdiente erwähnt zu werden ; sie giebt einen gu-
ten sinn , man sieht aber nicht recht wie eine den abschreibern
so geläufige wendung in das wunderliche dmgiatt übergehen
konnte. Ich vermuthe devg* lade. Die corruptel lag um so
näher wenn zu lade eine interlinear-bemerkung wie dmgwaig,
vielleicht gar Jcogiarl selbst beigeschrieben war. Aehnlich ist
die wendung XXIII, v. 47 ödoiTzöge, pt] nago8evat]g, dXXä ardg
7Ö8e le^ov dnijvea el%ev etaigov. Der text der ausgäbe bedurfte
mancher berichtigung ; es ist ja inzwischen manches für die
kritik geleistet worden, insbesondere durch Bücheier. Der her-
ausgeber zeigt in der aufnähme der emendationen ein feines ur-
theil; auch ist ihm so leicht kein beachtenswerther Vorschlag
entgangen, wie der kritische anhang (p. 319 — 358) beweist.
Einzelne Idyllen erscheinen in einem ganz neuen gewande, ins-
besondere Id. XX und XVIII. Es möge uns gestattet sein ein und
1) Nach Tzschudi »Thierleben der Alpenwelt« liebt der wolf es,
wenn er im kämpfe mit dem hunde meister wird, deu halbzerfleischten
hund aufzufressen, während der siegreiche hund selbst den erlegten
hund noch verabscheut.
Nr. 2. 22. Theokritos. 93
die andre lesart aufzuführen , die wir gern entweder aufgenom-
men oder doch wenigstens erwähnt gesehen hätten. Zu I, v. 56
(zegag rs rv &vfxov dtv^ai war zu bemerken, daß rsgag von
einem kunstwerke sehr auffallend gebraucht ist und daß Mei-
neke (zum Callimachos p. 296) dafür ytgag vorgeschlagen hat.
Bei der von Fritzsche übernommenen erklarung des handschrift-
lichen noTFfxd^azo rb nlatdyyfia III, 28 kommt das medium
nicht zu seinem rechte. Es muß mit Schneider nozifia^afjiivq)
nldzaytjasv gelesen werden. Zu XXIII, 59 vermissen wir die
conjectur Meinekes lato für tarazo (zum Callimach. p. 123),
XVII, 68 das von Stephanus hergestellte Tgionog für Tgionov,
II, 24 verdiente die von Meineke aufgenommene Variante x«x-
nvgiaaaa berücksichtigung und v. 74 die von Ahrens aufge-
nommene lesart äpiqsiotBiXaftivi] , wodurch die toilette der Si-
mätha angemessen vereinfacht wird. Auch erscheint uns der Vor-
schlag von Kohlmann (de scholiis Theocriteis. Neu-Stettiner gym-
nasialprogr. 1880) in id. III, 27 xai*e (U dnocp&ngm anstatt des
handschriftlichen xa'ixa ju^' noddvca zu lesen sehr beachtenswerth.
Aber von der richtigkeit der lesart Xinog III, 18 kann ich mich
nicht überzeugen ; darüber habe ich meine ansieht schon früher
ausgesprochen Die conjectur Meinekes igivot XV, 50 verdiente
nicht aufgenommen zu werden. Ein sprüchwörtlicher character,
wonach dieser bäum nichtsnutzige menschen bezeichnete , geht
aus der von Meineke verglichenen stelle des Sophocles nicht
hervor. Fritzsche behielt früher egttoi bei (sgsiog = igsovg) ;
in der 1869 erschienenen größeren ausgäbe nahm er Meinekes
conjectur auf. Auch XV, 37 scheint mir die handschriftliche
lesart ngoTtÜEixa ohne noth verlassen ; die von Ahrens vergli-
chenen stellen schützen sie ganz gut. Dasselbe gilt von Mei-
nekes änderung 7«p«7<«7« XV, 79 und v. 145 von ri XQWa
aoywTegov rj örjleia. Meineke verließ die handschriftliche lesart
d &r']\ein, weil er an der bedeutung von &i]Xeia anstoß nahm,
da dies wort nie im sinne von yvvrj stehe , sondern wie ägaqv
immer eine scharf gegensätzliche bestimmung enthalte. An den
von Blaydes zu Aristoph. av. v. 286 verglichenen stellen ist
dies der fall , aber in der stelle der aves selbst steht es einfach
für yvvt}. Meinekes änderung ist freilich der früher von Fritz-
sche befolgten Schreibung vorzuziehen, wonach d ö/fista zum
folgenden gezogen wurde. Aber die conjectur von Lambertus
94 22. Theokritos. Nr. 2.
Bos. I, 125 lEXt'xa ds "kin* jjgiov anstatt 'EXixag de Xtnz q'tov ver-
diente in ihrem ersten theile Berücksichtigung. Meineke hat das
nöthige zur empfehlung dieser emendation gesagt ; es kann noch
hinzugefügt werden, daß das denkmal der Kallisto von dem des
Areas weit entfernt war und Pan sich nicht wohl an beiden
orten zugleich aufhalten konnte. — Sollte mit der von Hiller
aufgenommenen conjeetur von Pflugk XVII, 120 rd ds fxvQia
tijia, oaoa fxsyap Tlgiä^ioio 8o(aov xTsarmaav iXnvteg At.8i navia
y.iy.Qvnxai o&sv näXiv ovasti voarog wirklich das richtige getrof-
fen sein? Die stelle wird ja dadurch lesbar, aber man begreift
nicht wie das handschriftliche asgi na daraus entstanden ist.
Es scheint ein dunkler ausdruck alexandrinischer gelehrsamkeit
verloren gegangen zu sein. Ich vermuthe degia niagyntai.
Wir finden bei Apollonios von Rhodos das adjeetivum rjeging
öfter in einer anderen bedeutung als in der, welche Buttmann
für Homer erwiesen hat (Lexilog. I, p. 117); so lesen wir IV,
1239 Tjggiq 5' äfjia&og naQaxixXttat ; IV, 267 und 270 heißt
Aegypten tjugC?]. Im Etymologicum Magnum heißt es 421, 11
mit anführung der stelle des Apollonius 'Hegirj r] Aqvntog zo
TZQtv ixaXsho ' oji zoTg in avtrjv nlsovai xoCXtj ovaa ov qiaivstai^
nqiv av o%edov oQfiio&mai , xat tots ooanso s£ öfAi'j^g na) deyog
ixx£xaXvf4fxeti] cpairerai. So konnte Theocrit in diesem gedichte,
dessen spräche ja überhaupt etwas künstlich ist, rjegirj als be-
zeichnung des dunklen todtenreiches gebrauchen, ähnlich wie
Schiller von dieses thales gründen redet, die der kalte nebel
drückt. 'AsQceig ist ja bekanntlich ein epitheton des Tartaros.
Eigene conjeeturen hat der herausgeber nicht in den text
aufgenommen mit ausnähme von XXX, 24, wo derselbe die gestalt
bekommen hat dpnuvaai, 3' ivtavrog %aXsnäg oi%i 8vag o&e'vei, wo
dftnavaai an die stelle von Mählys navaai zöv 8' getreten ist.
Er hat sich damit begnügt sie in den kritischen anhang , zum
theil mit einem fragezeichen versehen, zu verweisen. So finden
wir zu XVI, 61 den Vorschlag oaa1 avspog %£Qöovd8 an 6 yXav-
xäg äXog m&ei anstatt fxsrd , XVII, 54 ' Agysia xvdvocpQV, av
Xaoqiovov /lto^rjSsa fiioyo/jieva Tvdrjt riweg, Kalv8uiPiq> ävögl an-
statt KaXvdmviov avdga^ XXI, 17 oldsig d' iv vt'jGqi yehmv nsXev
anstatt iv pe'ooq). Dem beispiele des herausgebers folgend will
ich mir auch erlauben einen mit einem fragezeichen versehenen
Vorschlag zu machen. An den worten, welche Thyonichos an
Nr. 2. 22. Theokritos. 95
seinen freund Aeschines XIV, 68 richtet and nQnrärpav nt'ko-
fieofta närrsg yyjgalsoi hat, so viel ich weiß , noch niemand an-
stoß genommen. Die handschriftliche Überlieferung läßt sich
aber nur dann halten, wenn nzlopiai die bedeutung des „Wer-
dens" hat; so lange keine stelle beigebracht ist, wo ein zwin-
gender grund zu dieser erklärung nöthigt, bin ich geneigt die
stelle als verderbt anzusehen. Wir erwarten einen gedanken
wie bei Lucilius Anthol. Pal. XI, 388 s'i 8s tiü iaai ßgotäv ovg
aviixa yfjgag uintsi. Schrieb Theocrit vielleicht unb xQorüqcov
neXöpea&a (p&dvrsG yiiQctltoil Nach Matthiä § 553 liegt in
qi&dvsiv zuweilen bloß der begriff der Schnelligkeit. Bernhardy
(Griech. syntax p. 476) nennt q'&rifA8vog oder cp&üaag unter den
flüchtig angereihten participien, welche das verbum nur schwach
erweiterten mit dem sinne von „rasch". Homer hat das particip
im compositum vnoqt&dg (Theoer. XXV, 264 ngocp&äg); bei
Herodot ist die form rp&ag ganz gewöhnlich.
Als unecht bezeichnet der herausgeber [, 106—110 (von
rrjvsi Ögveg an) II, 60. IX, 30. XIII, 24. XVII, 7 o. XX, 7,
33. XXII, 122, 150, 178 — 180 (von äiäg 'älkoi bis rdads)
XXIV, 16, 84 u. 85. XXVII, 29.
Bemerkenswerthe interpunktionsänderungen finden sich IV,
21. V, 14. 9. XI, 16. XII, v. 1 u. 2. XXIV, 136. An der
stelle XV, 67 steht die interpunktion tzotsx avtä' (irj ti nla-
raftij,,- in Widerspruch mit der erklärung passe auf sie auf, da-
mit sie nicht von deiner seite im gedränge weggerissen werde.
In der erwartung , daß auch die Anleitungen zu den ein-
zelnen gedichten mancherlei berichtigungen und erweiterungen
erfahren haben werden , wird man sich nicht getäuscht sehen.
Insbesondere gilt dies von den einleitungen zu VII, VIII, IX,
XIII, XXIV, XXV, XXVII. In den anmerkungen zu XVII
finden wir manche auf die Chronologie bezügliche bemerkung.
Was die gesammteinleitung betrifft, so können wir es nur
billigen , daß der herausgeber von einer Umarbeitung im ein-
zelnen abstand genommen hat und sich mit einigen durch eckige
klammern bezeichneten Zusätzen begnügt hat. Es wird zeit die
Vorstellung von idyll als genrebild , welche wir sogar noch
in Bernhardys litteraturgeschichte finden , zu verdrängen •, dies
geschieht p. 32 durch die Verweisung auf Christ Verhandlungen
der 26. Philol.-Vers. in Wüzburg 1868, p. 49 flg.
96 23. Aischylus. Nr. 2.
Eine sehr dankenswerthe beigäbe ist die Umarbeitung1,
welche der Zusammenstellung der dorismen Theocrits p. 299 —
318 zu theil geworden ist.
Noch einen wünsch möchte referent aussprechen, daß näm-
lich öfter anstatt der verweise auf bücher die citierte stelle ab-
gedruckt wäre. Bei citaten aus Homer , Virgil , Horaz u. drgl.
mag dies überflüssig sein , aber bücher wie Mätzner zum Anti-
phon (II, 145), die anthologia Palatino, (VII, 41, 139), Plinius hist.
nät. (XIV, 22) sind nicht jedem gleich zur band; das fragment
des Sophocles bei Athenäus 3 p. 76 C) zu XV, 50 nachzu-
schlagen ist dann doch etwas unbequem. Fritzsche verfuhr
darin anders. Von druckfehlern sind uns aufgefallen V, 5 noxa
für noxa , V, 89 nsgeXavTa für nagslavTa , p. 125 zeile 15
rechts I Cor. anstatt II Cor., p. 228 z. 3 dem Leukippos an-
statt den. Ein störendes versehen ist p. 353: Madvig meint,
der vers könne sich auf Pentheus beziehen, wo für Pentheus
Bacchus stehen muß. In dem citat zu IX, 34 muß es heißen
Krüger I, § 50, 8, 19. Ludwig Schmidt.
23. Ric. Schenk, de genuini quem vocant genetivi apud
Aeschylum usu. Berlin 1882. 8. 124 p. Diss
Der lokalistischen theorie gegenüber hatte zu-
erst Rumpel eine rein grammatische bedeutung
der casus behauptet. Da er nur die griechische
spräche als substrat nahm, so kam er zu einem nur
th eilweise richtigen resultat. Grundlegend wurde für
alle weiteren Untersuchungen Delbrücks arbeit (Abi. , Loc. , In-
str. 1867.) Ausgehend von der vergleichung des altindischen,
lateinischen, griechischen und deutschen wies er nach, daß der
urspüngliche bestand an casus zusammengeschmolzen ist, indem
mehrere zu einem sich vereinigten. So betrachtet er, was uns
speciell angeht, den griechischen genetiv als einen mischcasus
(synkretistischer casus) aus dem reinen (Schenk's genuinen)
genetiv, dem alten ablativ, einem theil des alten localis und
einem theil des alten instrumental. Hübschmann zur casuslehre
1875 hat das von Delbrück außer acht gelassene zend heran-
gezogen und will speciell für den griechischen genetiv keinen
antheil an dem localis und instrumentalis zugestehen. (In seinen
grundlagen der griechischen syntax 1879 hat Delbrück später
Nr. 2. 23. Aischylus. 97
p. 44 ff. seine ansieht, daß im griechischen genetiv auch ein rest
des alten local und des alten instrumental stecke, zurückgezogen.)
Neuerdings hat nochmals Holzweissig 1877 „Wahrheit und
irrthum der lok. casusth." und progr. Bielefeld 1877 die frage
erörtert , aber ohne die klare und besonnene beweisführung
seiner Vorgänger. Die zwingende noth wendigkeit fehlt
seinen bekauptungen Delbrück hatte für den griech.
genetiv die linie , wie weit er reiner genetiv , wie weit alter
ablativ sei, im allgemeinen gezogen. Holzweissig will (um die
sicheren resultate in die schule einzuführen) detail-
lieren und geräth dabei in bedenkliche Schwankungen. („Reiner
genetiv steht sicher bei verben des erinnern s, wahr-
scheinlich bei denen des zielens u. s. w., vielleicht
bei denen des antheils u. s.w. Wahrheit u. s. w." p. 80).
Schenk folgt nun bei seiner Untersuchung über den ge-
brauch des ursprünglichen genetiv (der sich ungefähr mit
dem lateinischen deckt) dem schema Holzweissigs, er be-
nutzt also eine unsichere basis. Auch wird die erwartung , die
man nach dem titel hegt, es werde etwa jene aufstellung auf
grund des Aeschylus nach ihrer richtigkeit geprüft werden, nicht
erfüllt. Holzweissigs schema dient nur als disposition.
Bei genauerer betrachtung jedoch thut dies dem werthe der
arbeit keinen abbruch. Ihr Schwerpunkt liegt nämlich nicht auf
dem gebiete der vergleichenden syntax , sondern sie ist eine
tüchtige Vorarbeit zu einer historischen syntax und ein sehr
schätzenswerthes hilfsmittel für Sprachgebrauch, exegese und kri-
tik des Aeschylus. Schenk hat sorgfältig die gebrauchsweisen
des attributiven , prädicativen , mit adverbien verbundenen ge-
netiv sowie einzelne gruppen des genetiv bei adjeetiven und
verben zusammengestellt, und es gelingt ihm aus der Aeschylei-
schen spräche selbst heraus (vielfach unter zuhülfe nähme
der übrigen tragiker und des scholiasten M) dunkle
stellen zu erläutern, zweifelhafte zu bessern. Er steht auf dem
richtigen Standpunkt einer besonnenen , conservativen kritik.
Man hat an Aeschylus zu viel corrigiert, weil man seine spräche
zu wenig übersah. Schenk bahnt, so möchte man sagen, ein
systematisches verständniß an.
Wir heben nur einzelnes hervor. Sept. 631 (citiert nach
Kirchhoff) ist dco/Adnov imargoqrai nur eine fülle des ausdrucks,
98 23. Aischylus. Nr. 2.
da imözQoqiui, concrete bedeutung hat = deversorium. Aehnlich
Eum. 538 ösoptäv nsbai. Je nachdem der gen. appositiv
oder partitiv, bedeutet yivog ßgoroov „ein Geschlecht
der Menschen." oder „das G. d.M." Supp. 538 (p. 12) wird Her-
manns änderung rag für tat 'AcfQoSiiag alav unterstützt. Sept.
33,58 möchte wohl nvläv e<~o8ot gen. obj. sein (das thor ist
vielfach ein dipylon) besonders auch wegen des danebenste-
henden asi/Aaai nvgymv. p. 11 das über ngog gesagte be-
ruht auf zufall, da beide namen wohl ursprünglich
adjectivisch sind. Pers. 540 avdgwv dgti^vyia (concret)
die jung verheiratheten gatten. Ag. 54 depvioTjjgT] növov ogra-
Xi'%cov die mühsam erzogene brut. Suppl. 721 &smv apßrj =
xovg &eovg (wie Prom. 1092 [Abrang e/iijg fießag) hat viel be-
stechendes , wenn nicht etwa , worauf Schob M. zu 720 deutet,
at'ßt] = ßcoyoig ist. Auf grund der statistischen erhebung
p. 19 — 27 über den gebrauch der pronomina ist schwer ein
gesetz auszusprechen , da wohl der zufall seine rolle spielt,
p. 28 Ag. 995 dürfte dvdynr} itjaSt rv%tjg Gen. appos. sein,
p. 45 ßata and nollmv scheint nicht zum gen. part. zu ge-
hören. Daß die masculinform /jydstg bei Aeschylus fehlt , ist
interessant, da auch Homer sie nicht hat. Fein sind die beob-
achtungen über geschlechtsvertauschungen beim Gen. part. wie
not'tav td "kmna statt oi "koinoi. Anschließend daran wird ent-
sprechend der Steigerung , wie sie Sept. 833 növoi növcov,
Suppl. 507 ava% ätdxrmv fiandgoov ua^dgrare^ Pers 661 de'anota
Ssanozäv aufweist, die stelle Pers. 672 m niaid niarmv erklärt
=== ihr allergetreuesten. Der Gen. part. hebt oft nur eine seite
an einem gegenständ hervor (day/ta ßoyg); so ist Supp. 731
nsiaftärmv amrrjgta = rettungsstrick , Sept. 100 wird nsn'kmv
st (A7] äfiqsl Xitäv^ e^nfAsv (— bittgewand) mit Seidler gelesen.
Aus dem anhang p. 53 ff. sei erwähnt der exkurs über die
kühne Versetzung des adjectivs , die oft zu verkehrten con-
jecturen veranlaßte. Dieser erste theil der arbeit berührt sich
vielfach mit einer gleichzeitig erschienenen arbeit von Dr. P.
Dettweiler , über den freieren gebrauch der zusammengesetzten
adjective bei Aesch." Gießen Progr. 1882.
p. 66. Ch. 962 verbindet sich arav einfacher mit xa&ag-
fioiaiv. Nach einem excurs p. 72 — 78 über den transitiven ge-
brauch der verbalia auf 70g (übrigens schon bei Kühner Gr. I
Nr. 2. 24. Aischylus. 99
§332, 6) wird Ag. 294 ^ugoanxov nogdfxnv xätontov ngäva erklärt:
„der den Saronischen busen überschaut" und analog Pr. 464
edyav aavtbg tvayrj oiquiov einen bequemen überblick ü. d. g. H.
bietend, p. 80 Cb. 692 xshev&ov zu ngöocpoga = erquickung
nach der reise, p. 82 wird Sept. 761 durch interpunction ge-
heilt, p. 87 Eum. 679 wie auch p. 89 Suppl. 457 scheinen
gegen Schenk für alten ablativ zu sprechen, p. 88 Pr. 1093
würde auch ohne xoivov der gen. stehen, p. 90 Pers. 150 er-
gänzt sich wohl am leichtesten qidsi hinter öemv.
Bei besprechung der adverbia p. 92 ff. ist manches unter-
scheidungsmoment zu unwesentlich, z. b. ob Siwnv bei le-
bendem oder leblosem stehe. Warum dann nicht
auch bei t qo n ov , %(tQiv% Ueberhaupt leidet bisweilen die
Übersicht auf kosten einer vielleicht zu weit gehenden Vollstän-
digkeit. — Erwähnt sei noch p. 113 ff. rvyiärm und xvgtiv
absolut in prägnanter bedeutung wie Ch. 406 zi ö' uv cpävtsg
Tv^oi/ASf ; (= verum assequi).
Manches ist nicht neu , doch bietet sich des neuen recht
vieles. Man braucht nicht überall beizupflichten, muß aber dem
Verfasser für seine umsichtige , mühevolle und fruchtbare arbeit
volle anerkennung aussprechen. Stellen- und Wortregister wür-
den die benutzung der arbeit erleichtern. Hoffentlich bringt sie
die fortsetzung mit.
Druckfehler: p. 4, z. 18 lies nvXcov; 29, z. 5 nav-
ddxQVTov; 30, z. 3 v. u. muß atsQyrj&Qov gestrichen
sein; 41, z. 16 lies a av %vv ; 65, z. 20 oc fio cpgcov; 66, z. 16
statt 898 lies 808; 68, z. 8 fehlt 'IXiov; 80, z. 16 lies
T£%vui\ 86, z. 5 fehlt angäbe der stelle; 92, u. lies
d v 8 q 6 s q>iTvn o i[*evog; 93, z. 5 v. u. ovv; 107, z. 16 \vv-
aXi. drov t ug; 109, z. 3 (iv q [* elov ; 116, z. 12 v. u. diog-
Öot(ov; 117, z. 16 ar e q on rj. Philipp Braun.
24. Peter Dettweiler, übar den freieren gebrauch der
zusammengesetzten adjectiva bei Aeschylus. Progr. des gymn.
in Gießen 18811882. 18 p. 4.
Wie das verständniß der zusammengesetzten adjectiva und
überhaupt des freieren gebrauchs der epitheta bei den tragikern
dem anfänger große Schwierigkeiten macht , so kennzeichnet
überhaupt die richtige auffassung dieses gebraiichs den sach-
100 24. Aischylus. Nr. 2.
verständigen, der sich in den poetischen Sprachgebrauch hinein-
gelebt hat. Die Schwierigkeit liegt besonders darin , daß der
Sprachgebrauch der griechischen dichter in dieser hinsieht unse-
rem Sprachgefühl nicht entspricht und sich in unserer spräche
nicht widergeben läßt, wenn man nicht ungereimte ausdrucks-
weisen hinnehmen will. Ich habe schon an einer anderen
stelle (z. Eur. Bacch. 384) bemerkt, daß der Fritz Reuter'sche
ausdruck „in nachtschlafender zeit", der für uns etwas humoristi-
sches hat, recht griechisch ist. Der griechische dichter sagt
vtqiooTißeig ^si/jävsg (Ai. 670) „schneewandelnde winter" d. i.
„winter, in denen man über schnee wandelt", nicht wie es er-
klärt wird, „über schnee hinfahrende winterstürme." Bei Aeschy-
lus steht &7]Xvy.7nrcp " Agti „durch weibestötende blutthat" in dem
sinne „durch blutthat, bei welcher weiber die mörderinnen sind."
Der erklärung von Dettweiler „durch Ares, der durch weiber
tödtet" können wir nicht beistimmen. Wie iajjtqohtovov fifaa^a,
die „muttermordende befleckung", die vom muttermorden kom-
mende befleckung , y.a&agping ftoigoxrovos, „ferkelschlachtende
sühnung", die mit dem ferkelschlachten verbundene sühnung be-
deutet, so ist auch al\xa ^oigoxrötov „ferkelschlachtendes blut"
d. i. das beim ferkelschlachten fließende blut. Wenn Dett-
weiler nifia xoignxToror accentuiert und darin ein vorzügliches
beispiel für den fall findet, wo das compositum den genetiv des
in ihm enthaltenen Substantivs nebst dem zugehörigen adjektivi-
schen begriff vertrete („das blut getöteter Schweine"), so ist da-
mit allerdings der ausdruck unserer denkweise näher gerückt,
die griechische denkweise aber dürfte nicht erfaßt sein. Ent-
sprechend haben wir gndga nagdEvöaqiaya „Jungfrau schlach-
tende blutströme" zu erklären, nicht „blutströme der geschlach-
teten Jungfrau." Ueberhaupt sind diese adjeetiva immer akti-
visch aufzufassen, wie Ivxoxrovog das adjeetiv zu XvnoxTovsm,
aargant]Qf>ngog zu aaiganrjqingMv ist. So heißt aargantiqtngov
nvg eigentlich „blitzschleuderndes feuer" und sogar aagdahjcpo-
qov Öegog (Soph. fr. 16) „das panthertragende feil" hat die be-
deutung „das feil, das der panther trägt" (Ellendt und Dindorf
corrigieren natürlich nngdaXijqiogov). In sehr freier, der deut-
schen spräche nicht zustehenden weise werden also begriffe,
welche zusammen eine Vorstellung bilden in dem zusammenge-
setzten epitheton und Substantiv verbunden und man kann, um
Nr. 2 24. Aischylus. 101
die verschiedeneu fälle zu erläuteru , z. b. in dem einen fall
sagen , das compositum vertrete als adjectiv den genetiv des
durch das ganze ausgedrückten substantivbegriffs, nur darf man
nicht vergessen, daß, wenn lnni6%a.g(iui xXovoi mit xXövot, In-
moxagftmv erklärt wird, alle poesie wegfällt. Allerdings heißt
eidviiOtfiog „eines leichten todes sterbend", nicht „facilem mortem
afferens", aber die auffassung von aifxata tldvrjai^xa „die blut-
ströme der eines leichten todes sterbenden" (Kassandra) liegt
doch der freien poetischen anschauung ferne. Der dichter sagt
„leicht sterbendes blut" und überträgt das , was von dem zu-
stande der person gilt, auf dasjenige, was den zustand herbeiführt
(aiftdrcov ev&vijoificov würde nicht gesagt sein ohne änoggvsvtoav).
Dettweiler, von dessen abhandlung der erste theil vorliegt über
die zusammengesetzten adjectiva , durch welche ein genetivver-
hältniß ausgedrückt wird, unterscheidet folgende fälle : a) \nnw-
%ag^ai xXövoi = xXovoi innio^agfimv , b) aroXog %iXioravTqg =
aroXog ^iXicov ravTcöv (vsäv?) , c) snruTst^tig 8%o8oi = snta
E^oöoi Jsixäv, d) rvxTKpQovgrjTov dgüaog = ögdcsog vvxrbg qigov-
govvTCov (yoovgnvGwv), e) to^ovXxov Xrjfiu = Xijua tov t'Xxeiv tu
rö<~a (eine mir sehr zweifelhafte erklärung). Der zweite ab-
schnitt behandelt die composita, bei welchen das eine glied den
genetiv vertritt , das andere aber seine bedeutung mehr oder
weniger verliert, der dritte die s. g. hypallage. So sehr wir
anerkennen , daß Dettweiler vieles richtiger erklärt als Dindorf
und Frey, gegen die er öfter polemisiert , können wir doch we-
der in der allgemeinen auffassung noch in der bestimmung ein-
zelner ausdrücke die Untersuchung als abgeschlossen betrachten.
Ich will einige deutungen, die uns besonders verfehlt erscheinen,
namhaft machen: xoitrj dteXsv&egog Ag. 1456 „das lager eines
unfreien", fteXavS^v^ ata „das verderben der dunklen ruder-
bänke", dijuoügovg (so accentuiert der Verfasser) dvag%ta „der
herrscherlose zustand des schreienden volkes", nötfxoo 8i%6qigovt
= noTfjtcp tov 8i%a cpgoveh (es muß Sept. 875 oh diyöqjgoti
nÖTfjkco heißen), vvxtinXuyxto^ bvvti „lager eines nachts umher-
schweifenden." "Was den zweiten abschnitt betrifft , so ist wohl
zu bemerken, daß der eine theil des compositums nur für unsere
minder gewandte spräche seine bedeutung verliert, nicht für das
griechische ohr : rjXiootißeig #fj|u<»»<«£ heißt „sonnenwandelnder
aufgang" nicht „Sonnenaufgang", daxgvaiataxtov gtog „thränen-
102 25. Sophokles. Nr. 2.
träufelnder ström" , nicht „thränenstrom" , naiSörgiata nä&ea
nicht „leiden von seiten der kinder", sondern „leiden von wunden,
welche die kinder schlagen." Endlich würde die freiere art der
traiectio epitheti gar nicht als eine besondere redeweise aufgefaßt
werden, wenn nicht der genetiv dabei stände. Es unterscheidet
sich nämlich %eiQoiövovg Xndg „händeringende bitten" in xXvets
nag&evcov %8toor6vovg Xitdg in nichts von dem obigen to^ovXxov
X?j/xa, von QixponXog aia, uXXqXoqovoi fiaviai, 6q)&aX(i03ov%oi dixau
Wir zweifeln nicht, daß der Verfasser bei fortsetzung seiner
Studien in diese frage noch volles licht bringen wird.
N. Wecklein.
25. Siegfried Mekler, lectionum Graecarum specimen.
Vindobonae, Konegen. 1882. 16 p. 8.
Conjecturen , die eine umfangreiche begründung erfordern,
sind gewöhnlich nicht viel werth. Wirkliche emendationen em-
pfehlen sich von selbst und sind in der regel sofort einleuch-
tend. Es macht darum schon einen guten eindruck, daß Mekler
auf wenigen 11 seiten 31 conjecturen vorlegt, ohne es an der
nöthigen begründung fehlen zu lassen. Was das äußere er-
warten läßt, besonders den, welcher die scharfsinnigen kritischen
arbeiten des Verfassers kennt , das findet man bei weiterer ein-
sichtnahme auch bestätigt. Ganz trefflich sind die Verbesserun-
gen zu Soph. Phil. 187 ogsia ö' ä&VQoaTO/j.ovai a%c6 , zu Eur.
frg. 587 aiö^o' iati , tov tov ro aoqsov, zu dem Gnomol. Urb.
ed. Gu. Meyer p. 31 nsnTooxs va[x?QTsiay p. 32 dvrjg ansi&tjg
eneaev sig £%&Q(äv dnXovg , p. 48 tov nartga ti/xa , trjv de
t ixt ovo av apßov. Andere vermuthungen sind mehr oder we-
niger wahrscheinlich. Sehr schön wird Eur. Med. 767 o'i [ie
TZQOvdocav für i%&govg tovg ifiovg eingesetzt, weil tgop iftmv i%-
&Qiöv kurz vorhergeht; doch ist der natur der sache gemäß
diese änderung nicht so sicher. Die änderung von tov Xsyoviog
in tov tviövtog O. T. 917 scheint unnöthig. Die annähme
einer lücke nach ebd. 1526 scheint allerdings durch das particip
s7iißXs7zmv gefordert zu werden, doch ist zu beachten, daß xal
vor Tvftäig auch in dem texte ov rig ov &'/Xq? noXumv xai 7v%aig
tmßXmcov <ixn(jt7ietg ydfxovg i&ovXsi xal tvgaviid' o}ßiav> nicht
an seinem platze ist. Die Verwandlung von myeXovuievog in cp
(fiXov fit'Xoi Phil. 1382 dürfte schon wegen des folgenden ocps-
Nr. 2. 26. Sophokles. 103
Xog rn8s bedenklich sein. Bei weiterer erwägung der stelle
scheint mir jetzt die einfachste besserung taqtelovfxt'vovg zu ge-
nügen. Neoptolemos versteht es von den göttern, denen mit
der erfüllung ihres Spruches ein dienst geleistet wird, Philoktet
aber nimmt es allgemein und fragt darum , wem der nutzen
gelte. Einen bisher nicht geahnten sinn bringt Mekler in Eur.
fr. 801 mit der ergänzung und Schreibung : <oo£ avto to£#' o zco
veavia xalov>, fio^&rjgöv sgtiv dtSgi Tigsaßturj, Ttxixag SiScoaiv
oang ovxs#' cögaioi; yapisl. Aber schon der ausdruck Tsxfxag
8l8aaiv , der eines anderen beleges als der stelle aus Prom.
823 f. bedürfte, scheint bedenklich. Auch ist das beispiel für
den satz , daß für das greisenalter nicht das gleiche paßt wie
für die Jugend , nicht gut gewählt. Es wird wohl der bisher
angenommene sinn der richtige sein, der etwa fordert: fjio^&rjgov
soziv arSgi ngtaßuzrj A s ][ o ^ vsävtv oarig ovxed cogalog ycifiei.
In Theodekt. frg. 14 möchte ich die Verbesserung ta iiy.va aco-
£ovo' ui. yovscov auußovliui der anderen yovtmv t« iiv.v sacooav
ai avußavlCai vorziehen , da in dieser weder die Stellung noch
der aor. gefällt. Sehr passend ist dagegen eneotv für ntnru
in der oben erwähnten stelle gesetzt. N. WecMein.
26. Adelbert Glaser, quaestionum Sophoclearum par-
ticula altera. Osterprogramm des gymn. zu Wetzlar 1881. 17 p. 4.
Eine gedehnte und weitschweifige erörterung läßt man
sich immer noch gefallen , wenn man etwas daraus lernt oder
das resultat von irgend einer bedeutung ist. Wenn aber der
langen rede kurzer sinn keinen sinn hat , dann muß man nur
die unnütz verlorene zeit bedauern. Um unseren lesern nicht
den gleichen ärger zu bereiten, wollen wir die änderungen und
erklärungen von Glaser in aller kürze angeben. Daß sie nichts
bedeuten, wird jeder sofort erkennen. 0. K. 1083 soll aidsgiag
rtqizXag in Aiya.~k.zia nquSmv verwandelt werden. Wer al&sgiag
veqislcti,' an der stelle ändern, wer es gar so ändern kann, der
zeigt, daß er zur textkritik keinen beruf hat. Nicht besser steht
es mit der erklärung ; denn toIJjö' äycavcav aimgijaaaa tov/uop
OfifAU soll bedeuten : horum certaminum gratia oculum tollens meum.
Der „causale" genetiv wird mit beispielen belegt, die mit dieser
stelle nichts gemein haben, und aimgtiv und a'igsiv wird ohne
weiteres zusammengeworfen Ebenso werthlos sind die änderungen
104 27. Eratosthenes. Nr. 2.
der unmittelbar vorhergehenden verse, welche in dieser abhand-
lung nur angeführt werden und in einer früheren „begründet"
sind: dsg ngo^fäzai vi fxoi ytcöpia' t«^' avdmoei ia öeiva v\äaa,
dstva ö' svQoiaa nobg uv&aCfxcov nd&t] vsXei vs Oqaevg xi holt'
afiag. Schon das asyndeton yvc6(AW zätf avduaei hätte die än-
derung des infinitivs avdcoaeiv und damit die weitere änderung
vsXsi vs Otjasvg verbieten sollen.
27. Die geographischen fragmente des Eratosthenes
neu gesammelt, geordnet und besprochen von H. Berg er.
Leipzig, Teubner 1880. 8. 394 p.
Da die bereits im jähre 1822 erschienene letzte Sammlung
der geographischen fragmente des Eratosthenes in Bernhardy's
Eratosthenica p. 1 — 109 von ihrem Verfasser selbst mit recht spä-
ter als eine übereilte und ungenügende arbeit bezeichnet worden
ist , kommt das vorliegende werk gewiß einem wirklichen be-
dürfniß entgegen. Sein erscheinen ist aber um so erfreulicher,
als der Verfasser hierbei seine schon aus der bearbeitung der
fragmente des Hipparch bekannte Sorgfalt wiederum bewährt hat.
Prüfen wir zunächst die auswahl der fragmente, so ist es
allerdings auffällig, daß Berger die von Stiehle im 2. supple-
mentband des Philologus 1863 gelieferte Vorarbeit unbekannt
gewesen zu sein scheint, welche die Bernhardy'sche Sammlung
recht erheblich ergänzte und verbesserte. Irgendwie wesent-
liche nachtheile hat dies indeß nicht gehabt, da mir wenigstens
nur 3 stellen aufgefallen sind , welche bei Stiehle aufgeführt
sind, während sie bei Berger fehlen. Eustath. ad Dion. perieg.
219 über Kerne (zu fr. II A 9), Theo Smyrn. 56 (zu fr. II
A 2) und Herodian. negi (xov. Xi%. 13, 22 p. 40 ed. Lehrs,
(etwa zu fr. II B 104). Als ein wesentlicher fortschritt gegen-
über den gewöhnlichen fragmentsammlurigen muß es dagegen
angesehen werden , daß der Verfasser sich nicht auf die durch
Eratosthenes namen gekennzeichneten stücke beschränkt hat,
sondern dieselben durch alle diejenigen vervollständigt, deren
inhalt mit Sicherheit auf eratosthenischen Ursprung schließen
läßt. Durch dieses verfahren hat die zahl der fragmente na-
mentlich aus Strabon einen bedeutenden Zuwachs erhalten, wie
denn diese hauptquelle für die Geographica des Eratosthenes mit
solcher Sorgfalt ausgebeutet worden ist, daß ein einigermaßen
Nr. 2. 27. Eratosthenes. 105
ins gewicht fallender gewinn aus ihr nicht mehr in aussieht
steht. Vermißt habe ich nur 15, 1, 20 (zu fr. III B 11), eine
stelle, deren direkten Zusammenhang mit den unmittelbar vorher
und dahinter stehenden eratosthenischen stücken ich in mei-
ner schrift de fontib. Strab. libr. XV p. 7 nachgewiesen zu
haben glaube. Bei anderem wird man dagegen im zweifei sein
können, ob es mit recht dem Eratosthenes zugewiesen ist, so ist
es z. b. ungewiß, ob III B 15 und III B 24 nicht vielmehr
von Arrian beziehungsweise Strabon unmittelbar aus Nearchos
entlehnt sind, und auch III B 127 aus Diodor würde wohl
besser weggeblieben sein.
Ebenso sorgfältig und besonnen wie die auswahl ist auch
die anordnung der fragmente. Durchaus zu billigen ist dabei,
daß Berger im gegensatz zu Bernhardy und auch zu Stiehle
die annähme des Eratosthenes bezüglich der entfernung der
sonne und des mondes aus den geographischen fragmenten ent-
fernt hat (p. 81 not.).
"Was endlich die behandlung der einzelnen stellen betrifft,
so ist es bedauerlich, daß die neueren, zum theil sehr hervorra-
genden leistungen auf dem gebiete der strabonischen kritik
keine umfassendere benutzung gefunden haben. Die arbeiten
Madvig's, Cobet's, Miller's und Niese's würden an manchen
stellen mit gutem nutzen verwerthet worden sein. Andererseits
muß die große besonnenheit des Verfassers bei der besprechung
kritisch schwieriger stellen hervorgehoben werden Ich brauche
auf diesen punkt hier nicht näher einzugehen, da ich eine reihe
hierher gehöriger stellen bereits im Philol. 41. Bd. 2, p. 336
erörtert habe. Es mögen daher hier nur noch einige einzelne
bemerkungen folgen. Ueber das verhältniß zwischen Eratosthenes
und Dionys. periegeta vgl. A. Goethe, de fontibus Dionys. perieg.
Gotting. 1875 und die anzeige im Phil. Anz. 1876 p. 295;
über das verhältniß zu Pomponius Mela scheint mir C. Frick
in Fleckeisen's Jahrb. 1882 p. 76 — 79 richtiger zu urtheilen.
P. 93 wird Hanno etwas zu sicher als gewährsmann des Era-
tosthenes angesehen, dagegen halte ich den nachweis dafür, daß
Arr. Ind. 43 auf Eratosthenes zurückgeht, für wirklich erbracht;
es konnte dabei noch auf die besondere erwähnung Kyrene's,
der Vaterstadt des Eratosthenes, hingewiesen werden. — P. 227
not. 1 wird bemerkt, die zahlen , die Plin. VI § 62 f. für die
Philol. Anz. XIII. 8
106 28. Plato. Nr. 2.
einzelnen strecken (im innern Asien) nach Diognetus und Baeton
anführt, sind durchaus nicht mit den Eratosthenischen zu verei-
nigen." Dies wäre hei der schlechten Überlieferung der plinia-
nischen zahlen gewiß vergebene mühe, um so mehr, als Plinius
selbst hinzufügt : in quibusdam exemplaribus diversi numeri reperiun-
tur; nur möchte daraus nicht der Schluß zu ziehen sein, daß
Eratosthenes nothwendig andere gewährsmänner gehabt haben
müsse. — P. 251 und p. 276 berührt Berger die frage nach
der echtheit des Nearchischen berichtes bei Arrian. Wenn er
p. 276 bemerkt, Eratosthenes habe andere zahlen als die des
Arrianischen Nearch vor sich gehabt, so kann man diesem um-
stand bei der art der Zahlenbehandlung in den alten autoren
kein großes gewicht in dieser frage beilegen. Ernsthafter ist
die p. 277 besprochene Schwierigkeit, denn die bei Strab. p. 767
und bei Arr. Ind. 37, 3 vorliegenden berichte sind in der that
nicht vereinbar, und ich glaube jetzt im gegensatz zu einer frü-
her ausgesprochenen ansieht (Fleckeisen'sjahrbb. 1880, p. 819), daß
hier nicht Arrian sondern Strabon das richtigere bietet. Trotzdem
möchte ich den fehler bei Arrian eher aus seiner leichtfertigkeit
im excerpiren als aus einer fälschung seiner vorläge erklären.
So viel über diese trotz der berührten kleinen mängel durch-
aus fleißige und verdienstliche arbeit. A. V.
28. Piatonis Protagoras. Eecensuit, prolegomenis et com-
mentariis instruxit Godofredus Stallbaum. Editio quarta
emendatior edidit J. S. Kroschel. Lipsiae. In aedibus Teub-
neri 1882. 211 p. 8.
Unter den ausgaben des Protagoras behauptet die Stallbaum -
Kroschelsche , oder besser die Kroschel - Stallbaumsche , die in
verjüngter gestalt nach einem Zeitraum von 17 jähren von neuem
ihre Wanderung antritt, durch eine reihe bemerkenswerther ei-
genschaften ihren eigenthümlichen werth. Nicht in eigentlichem
sinne Schulausgabe berücksichtigt sie gleichmäßig textkritik wie
erklärung, und empfiehlt sich in beiden hinsichten durch gewis-
senhafte Sorgfalt , eindringende gründlichkeit , Selbständigkeit
des urtheils. Die Stallbaumschen bemerkungen sind, wie steine
alter ruinen, je nachdem sie sich geeignet erwiesen, zu dem
neuen auf bau mit verwendet, verschwinden aber fast unter der
fülle des neu hinzugekommenen.
Nr. 2. 28. Plato. 107
Verglichen mit der vorhergehenden aufläge haben die be-
deutendste Veränderung erfahren die prolegomena , quae ita re-
tractata sunt, ut prope novo, dici possint, wie der verf. in der vor-
rede sagt. Ueber alles , was man in solchen mühsam ausgear-
beiteten und wenig gelesenen prolegomenen zu suchen berech-
tigt ist, geben sie auskunft , zum theil sehr reichliche auskunft.
Begriff und bedeutung der sophistik, Piatos Stellung zu derselben,
der inhalt des gesprächs , das ästhetische momeut, das für die
Würdigung des dialogs so sehr in betracht kommt , zweck und
bedeutung des ganzen , abfassungszeit , fictive zeit des gesprächs
— alles dies wird gründlich und besonnen erörtert. Sehr ein-
gehend sind die auseinandersetzungen über die letzte frage, die
dem verf. durch eine frühere specialarbeit besonders geläufig
ist. In bezug auf die abfassungszeit freut es mich, jene vermu-
thung der früheren ausgäbe (praef. p. 18, 19) aufgegeben zu
sehen, wonach aus anlaß der erwähnung der Peltasten p. 350A
auf eine abfassung des Protagoras nach den neuerungen des
Iphikrates im kriegswesen geschlossen wurde. Ist diese unhalt-
bare ansieht somit von ihrem Urheber aufgegeben, so ist sie
damit doch noch nicht begraben. Sie versucht jetzt, wie ich
sehe , unter der flagge von Teichmüller (Literarische fehden im
vierten jahrhh. v. Chr. Breslau 1881, p. 20 f.) ihr glück aufs neue.
In der constituirung des textes schließt sich Kroschel ge-
bührender maßen an die schönen entdeckungen von Schanz an,
durch welche die textkritik in bezug auf ihre grundlagen ebenso
gesichert wie vereinfacht worden ist. Aber wenn er ihm folgt,
so thut er es ohne sacrificio del intelletto. Er beschränkt sich,
wie Schanz , auf B (Bodleianus) und T (Venetus app. cl. 4
cod. 1) als auf die allein maßgebenden handschriften. Allein
er schlägt den werth von T erheblich höher an als Schanz : in-
dem er nämlich einerseits gegen Cobet mit triftigen gründen
die annähme als unhaltbar zurückweist , daß der Ven. , sei es
mittelbar, sei es unmittelbar aus der handschrift stamme, aus
welcher der Clark, abgeschrieben wurde , und die möglichkeit
in abrede stellt, daß die nicht wenigen lesarten inT., die gegen
B das evident richtige bieten, auf conjeetur zurückzuführen seien,
anderseits das verhältniß der beiden Überlieferungen zu Stobäus
zu rathe zieht, kommt er zu dem resultat, daß der bach der
Überlieferung sich schon vor dem fünften Jahrhundert in die
8*
108 28. Plato. Nr. 2.
beiden , uns bekannten arme getrennt habe. Näher begründet
ist diese ansiebt in einem schon vor der vorliegenden ausgäbe
erschienenen , sehr lesenswerthen aufsatz in Fleckeisens jahrbb.
1881, p. 553 — 561. Was das abstammungsverhältniß der hand-
schriften anlangt, so hat mich die auseinandersetzung Kroschels
überzeugt. Eine andere frage ist die nach dem verhältmißmä-
ßigen werthe der beiden handschriften für die constituirung des
textes. Zieht man den Protagoras allein in betracht, so könnte
man allerdings versucht sein, dem Ven. den preis zuzuerkennen,
wenigstens wüßte ich für diesen dialog , wie aus sich selbst be-
trachtet , dem urtheil Kroschels nichts stichhaltiges entgegenzu-
setzen. Ich begreife es daher, wie Kroschel zu der ansieht ge-
kommen ist , daß dem Ven. der vorzug einzuräumen , und daß
demgemäß in denjenigen fällen verschiedener Überlieferung, wo
an sich die lesarten beider handschriften stehen könnten, dem
Venetus zu folgen sei, wie z. b. 330 B. Allein die frage kann
nur durch umfassende prüfung der gesammten in beiden hand-
schriften überlieferten dialoge entschieden werden. In anderen
dialogen stellt sich , so viel ich sehen kann , das verhältniß für
den Ven. minder günstig.
Kroschel theilt übrigens die von seinem text abweichenden
lesarten von B und T nicht sammt und sonders mit, wie er
praef. p. VI sagt : quae manifesto librariorum errore orta et iam
pridem omnium consensu correeta sunt, omittenda censui — für den
zweck seiner ausgäbe gewiß billigenswerth.
Nicht minder selbständig und einsichtig als die beurtheilung
der handschriftlichen grundlage ist die sonstige behandlung des
textes. Namentlich muß man, meines erachtens, dem herausgeber
dank wissen für die standhaftigkeit, die er der angriffslust der-
jenigen entgegensetzt, die nicht genug aus dem texte ausscheiden
können. Der Vorkämpfer dieser richtung ist bekanntlich Cobet,
dessen verfahren, mit den jähren an Schonungslosigkeit zuneh-
mend, unsere texte immer mehr in gefahr bringt, dem Schicksal
des Tithonos zu verfallen. Ich habe mir das vergnügen gemacht,
diejenigen stellen des Protagoras zu zählen, an denen Cobet, —
theils früher, theils besonders in den aufsätzen Mnemos. 1880,
p. 330 ff. und 391 ff. — sei es, wie in der mehrzahl der fälle,
auf eigenen beschluß , sei es durch ausdrückliche billigung
der vorschlage anderer, Wörter oder satztheilchen entfernt wissen
Nr. 2. 28. Plato. 109
will. Es sind 43 stellen mit zusammen 92 Worten. Allerdings
tritt dafür eine kleine Vergütung ein durch einführung einiger
ca v , 7iqoq, negi u. dgl. an andern — etwa 12 — stellen, aber
im ganzen bleibt immer ein deficit von 80 worten, die als opfer
der männermordenden feldschlacht gefallen sind. Nun wäre es
heller Unverstand zu leugnen, daß, wie andere texte, so der Plato-
text der grammatikerweisheit mannigfache bereicherungen ver-
dankt, auf deren ausscheidung eine besonnene kritik bedacht
sein muß , wie sie es vielfach auch mit glück gewesen. Dehnt
man aber das vertilgungsrecht so weit aus , daß man alles ver-
bannt , was allenfalls entbehrt werden kann , meist ohne genü-
gende erklärung des Ursprungs der einschwärzung, oft mit einem
bloßen macbtspruch wie „vexat aures", so sieht man keinen boden
mehr unter den fußen Die grundlosigkeit der meisten athetesen
Cobets im Protagoras einzusehen , braucht man wahrlich kein
Cobet zu sein. So weit, wie er, geht denn auch kaum ein an-
derer. Indeß das beispiel steckt an und die sache hat, bei der
art , wie sie gehandhabt werden kann , entschieden etwas verlo-
ckendes. Ein paar unschuldige klammern, wem können sie denn
schaden? Willst du die eingeklammerten worte nicht missen,
dann denk dir die klammern weg, die worte stehen ja noch da !
Gewiß ! Aber eben in dieser anscheinenden Unschädlichkeit der-
selben liegt eine gewisse Verführung dazu, sie anzuwenden. Sie
bieten einmal ein schonendes mittel , als glossem zu bezeichnen,
was vielleicht ein fremder tropfen im blute des autors ist,
dann aber gewähren sie auch die möglichkeit , sich mit schad-
haften stellen abzufinden , ohne dem texte im ernste etwas zu
leide zu thun. Das ganze übel würde erheblich vermindert
werden, wenn 1) jeder textverkürzer auch textherausgeber wäre,
2) aber auch jeder herausgeber verpflichtet wäre , das , was er
als unächt erkannt hat, wirklich aus dem texte wegzulassen, wie
es Kroschel thut. Denn gehört ein wort oder ein complex von
worten nach der aus gewissenhafter erwägung hervorgegangenen
Überzeugung des heraugebers nicht in den text, so darf es auch
keine stelle in demselben haben , sollte vielmehr in ausgaben
mit kritischem apparat unter dem text seinen platz erhalten,
in andern ausgaben überhaupt nicht mit gedruckt werden.
Dem herausgeber in alle einzelheiten der textesconstitui-
rung zu folgen kann nicht unsere absieht sein. Mancher frühere
110 28. Plato. Nr. 2.
Vorschlag hat erneuter, genauerer erwägung weichen müssen,
wie 334 C, wo die handschriftliche lesart ^oo»' wieder in ihr
recht eingetreten ist. An andern stellen ist an dem alten fest-
gehalten worden, nie ohne eingehende hegründung, wie 335 A
an iXeyezo , 309 C an dem handschriftlichen aocpcozarov, 313 C
an der Umstellung. Erscheinen an manchen stellen die gründe
Kroschels auch nicht zwingend , so sind seine erörterungen für
mich doch allenthalben lehrreich. Bemerkenswerth bei der gro-
ßen fülle von Scharfsinn, der sich in den letzten Jahrzehnten an
dem Protagoras versucht hat , ist es , daß es ihm gelungen ist,
an einer mehrfach behandelten und von den meisten als geheilt
angesehenen stelle durch eina überraschend einfache änderung
nach meiner Überzeugung evident das richtige herzustellen, das
ist 327 E, wo mit sW wanto für eld"1 maneg die glücklichste
heilung gefunden ist. Sehr bestechend ist auch der Vorschlag
zu dem Simonideischen gedieht 345 C inet ovriv"1 für snei^ vfilv;
über ihn traue ich mir jedoch nicht mit Sicherheit zu urtheilen.
Ich füge nur noch zwei bemerkungen hinzu , deren eine
sich bezieht auf 313 B, wo in der kritischen note nach meinem
dafürhalten, wenn anders es auf die sache ankommt, als Ur-
heber des vno8Ö3v nicht Cobet, sondern Badham genannt werden
mußte. Denn wenn dieser ad Phaedr. IX schrieb bnoüemv, so
ist er der eigentliche entdecker, Cobet hat der sache nur noch
den letzten schliff gegeben. Die zweite gilt der stelle 358 A,
die man meist entweder ganz , wie Kroschel (wenn auch mit
Verdächtigung des xat dvvazü beziehungsweise dvvazai) oder
wenigstens theilweis im anschluß an Schleiermacher constituirt.
Mich hat wiederholte betrachtung zu anderer ansieht geführt.
Ich glaube , daß das handschriftliche Inoiei vertauscht werden
muß mit inö&ei (vgl. z. b. Republ. 329 A zag sv zy veozrjzi
fjdovag no&ovvzeg) , das abgesehen davon , daß ich mir die ver-
derbniß desselben in inoiei viel leichter erklären kann als die
von notsl in Inoiei, den anforderungen des Zusammenhangs weit
besser zu genügen scheint und auch das folgende dvvazai schützt.
Der gegensatz, um den es sich handelt, ist nicht der von „etwas
eine zeit lang thun und dasselbe bei besserer erkenntniß nicht
mehr thun", sondern der von „überhaupt entweder dieses thun,
oder etwas anderes thun", indem das verlangen nach dem ei-
nen durch stärkere gründe auf der andern seite überwogen wird,
Nr. 2. 29. Plato. 111
kurz: die richtige wähl zwischen lust und Unlust, wie es 357 A
heißt, ist es, um die es sich handelt. Der ganze, stark sophi-
stische abschnitt beruht im gründe auf der entgegensetzung der
besseren, aus richtiger erkenntniß entsprungenen und mit ihr
übereinstimmenden lust, und der aus augenblicklichen und zufäl-
ligen antrieben hervorgegangenen lust. Dieses verbunden mit
der gleichsetzung von t]8v und aya&öv, macht die ganze gedan-
ken- und wortspielerei möglich. Unsere stelle würde also lauten :
keiner, wenn er weiß oder glaubt, daß anderes besser ist, als
das, wonach er verlangen trug und was zu thun auch in seiner
macht steht , wird dies letztere thun , während es ihm möglich
ist, das bessere zu thun."
Von druckfehlern im texte habe ich, abgesehen von einigen
abgesprungenen accenten , mir folgende angemerkt: p. 52, 7
(312 D) bin ich nicht sicher, ob statt des fragezeichens nach
denov Xsystv im sinne der auffassung Kroschels nicht ein punkt
stehen müßte, wie bei Madvig. 60, 2 TIq o t ayögag. 67, 2 8v-
vapsvovg. 112, 18 a m govcog. 113, 14 Tlco grayöga. 162, 19
xa Xw g.
Der exegetische theil der arbeit ist ziemlich ausführlich ge-
halten und erweitert sich mitunter zu kleinen antiquarischen ex-
cursen, die mir nicht immer von einem richtigen gefühl für das
maß desjenigen, was für das verständniß des textes erforderlich
ist, eingegeben zu sein scheinen. Bemerkungen und citate über
die kleinheit des hauses des Socrates, über das verhältniß des
Alcibiades und der Athener zur flötenspielerei, über einfangung
entlaufener sklaven sind gelehrte arabesken, die zu lesen an sich
recht lehrreich , aber für die einsieht in den gedankengang des
dialogs überflüssig sind. Dagegen ist wieder manche andere
antiquarische bemerkung sehr zur sache, wie z. b. die hübsche
notiz 334 B über die anwendung des öls bei pferden im Homer.
So wünschen wir denn der ausgäbe, daß sie in ihrer neuen
gestalt sich zu den alten neue freunde erwerben möge.
29. Rud. Kunert, Quae inter Clitophontem dialogum et
Piatonis rempublicam intercedat necessitudo. Dissertatio inau-
guralis philologica. Greifswald 1881. Verlag von Mayer und
Müller Berlin. 37 p. 8.
" Das schriftchen sucht bedeutung und entstehungszeit des
112 29. Plato. Nr. 2.
kleinen dialogs Kleitophon festzustellen und zwar vor allem durch
klarlegung seiner beziehungen zu Piatos republik. Der gang
der Untersuchung ist folgender : nach einigen polemischen be-
merkungen gegen Susemihls und anderer annähme einer abfas-
sung des dialogs nach Piatos tod , und einer kurzen Inhaltsan-
gabe werden die unverkennbaren spuren eines Zusammenhangs
des dialogs mit dem ersten buch der republik besprochen und
dahin gedeutet, daß der Verfasser das Kleitophon durch das Stu-
dium des zunächst allein veröffentlichten ersten buchs zu der in un-
seren dialog formulirten frage nach dem eigentlichen werk der
gerechtigkeit veranlaßt worden sei, wie anderseits die fortsetzung
des platonischen werkes über den staat auf die anregung unse-
rer kleinen schrift zurückzuführen sei. Sodann unternimmt es der
verf. unter der Voraussetzung bestimmter persönlicher beziehungen
diejenigen schüler und anhänger des Sokrates ausfindig zu machen,
die sich der Verfasser des dialogs unter den nach einander dem
Kleitophon antwortenden Sokratikern gedacht haben mag.
Für den nachweis sodann der abfassungszeit hält sich der
verf an Clit. 407 b, wo zwischen der belehrung und Übung als
den zwei möglichen wegen zur gerechtigkeit zu gelangen unter-
schieden wird. Diese Unterscheidung nämlich meint er, weise
auf die zeit hin , wo Isokrates mit seiner sophistenrede hervor-
getreten sei, in der er bekanntlich sich gegen die lehrbarkeit
der tugend und für die aoxtjaie ausspricht. Nicht lange nach-
her soll der Kleitophon abgefaßt sein, also um 390.
Dies ergebniß sucht der verf. zu stützen durch die angeb-
liche beziehung einer stelle in Xenophons memorabilien (I, 4, 1)
auf den Kleitophon, durch welche die herausgäbe des Kleitophon
vor den Memorabilien sicher gestellt werde.
Die weiteren Untersuchungen dienen der beantwortung der
frage, ob die folgenden bücher des platonischen Staats dem drän-
gen des Kleitophon nach auskunft über das werk der gerech-
tigkeit ihren Ursprung verdanken und welche spuren davon sich
nachweisen lassen. Der verf. bejaht die frage entschieden in
dem sinn, daß Plato direkt durch den kleinen dialog zu den Un-
tersuchungen angeregt worden sei, die in dem zweiten bis sie-
benten buch der politie niedergelegt sind.
Der letzte theil der arbeit sucht auf grund des resultates,
daß das erste buch der republik gesondert erschienen sei und
Nr. 2. 30. Demostheties. 113
zwar selbstverständlich vor 390, theilweis im anschluß an Krohn,
theilweis im Widerspruch zu ihm die successive entstehung und
herausgäbe des platonischen Staates in drei , vielleicht in vier
partien zu erweisen.
Einen gewissen Spürsinn wird man dem verf. nicht abspre-
chen wollen , aber seine fbigerungen sind vielfach übereilt und
ermangeln jener umsieht und vorsieht, die über die bloße mög-
lichkeit hinaus zu dem , was man historische gewißheit nennt,
zu führen vermöchte. Er bewegt sich auf einem äußerst schlü-
pfrigen boden mit einer Zuversicht und kühnheit, die ihn das
unzureichende und fadenscheinige vieler seiner beweise völlig
übersehen läßt. Dabei ist es nichts weniger als erfreulich , die
entwickelungen in einem latein vorgetragen zu sehen, das stel-
lenweis noch schwächer ist als die gründe, zu deren darstellung
es dient. Für sicher halte ich von allen seinen behauptungen
über den Kleitophon nur die, daß er nach dem ersten buch
der Republik abgefaßt ist.
Indeß findet sich auch einiges beachtenswerthe Dahin
rechne ich namentlich den abschnitt über die entstehung der
republik. Gewisse beziehungen, die hier zwischen den einzelnen
partien aufgespürt werden , scheinen mir zu verdienen , bei der
frage nach der composition des werkes mit in erwägung gezogen
zu werden.
30. W. Christ, die Attikusausgabe des Demosthenes, ein
beitrag zur textesgeschichte des autors. Mit einer tafel. Aus
den abhandlungen der königl. bayer. akademie der wissensch.
I. cl. XVI. bd. III. abth. München 1882. 4. 82 p.
Die erbschaft Spengel's und Halm's an der Münchener Uni-
versität ist, wie diese schrift zeigt, in würdige hände gekommen :
W. Christ, indem er die Demosthenesstudien seiner hochverdien-
ten Vorgänger aufnahm , hat alsbald eine entdeckung von nicht
geringer tragweite gemacht Indem er nämlich eine neue durch-
forschung des codex Bavaricus B sich angelegen sein ließ, fand
er in demselben ganz beträchtliche reste einer antiken gramma-
tischen bearbeitung des autors, durch welche reste sogleich das
mit Sicherheit constatirt wird, daß B nicht, wie man immer an-
nahm, eine abschrift des Venetus, sondern mit diesem aus einem
gemeinsamen original abgeschrieben ist. Denn wie dem verf.
114 30. Demosthenes. Nr. 2.
seine erkundigungen in Venedig ergaben, ist das jetzt in B ge-
fundene in F nicht zu finden. Es besteht aber dasselbe erstlich
in einer partialstichometrie am rande der reden, zweitens in ein-
zelnen kritischen zeichen ebendaselbst; die Unterschriften mit
der gesammtzahl der art^oi für jede rede waren ja schon vor-
her aus B (und F) bekannt. Indem sich nun der verf. mit
prof. Weil in Paris in beziehung setzte, erfuhr er, daß auch der
codex 2 sowohl von der partialstichometrie als von den kriti-
schen zeichen vieles bewahrt, in wesentlicher Übereinstimmung
mit B. Nun ist zunächst die partialstichometrie in vielfacher
weise für die textesgeschichte zu verwerthen, wie dies auch Christ
in vorliegender abhandlung allseitig zu thun bestrebt ist. Die
bereits von mir, dann umfänglicher von Charles Graux festge-
stellte normalgröße des arl^oc bestätigt sich vollkommen an den
theilzahlen, wie wir sie hier von 100 zu 100 kennen lernen.
Dieselben stehen in der that mit großer regelmäßigkeit, so daß,
wo einmal eine auffällige abweichung, der verf. mit recht nach
einer verderbniß oder sonst einem besonderen erklärungsgrunde
sucht. Es ergiebt sich ferner aus den einzelzahlen noch deut-
licher, daß die Urkunden und verse in der Originalhandschrift
entweder fehlten, oder weil etwa am rande stehend, nicht mit-
gezählt wurden. Indem Christ die sache genauer verfolgt (ab-
schnitt V, p. 40 — 53) constatirt er folgende ausnahmen. Erst-
lich seien in der Timokratea , während die übrigen Urkunden
fehlten, doch das gesetz des Timokrates § 39 und vielleicht auch
die mit demselben verglichenen andern gesetze § 40 — 63 mit-
gezählt. Dieser annähme wird man sich in der that, bei der in
den atijog 300 — 600 sonst hervortretenden starken abweichung
von der normalgröße, nicht wohl entziehen können. Christ nimmt
sodann ein gleiches für die gesetzesfragmente der Aristokratea
an; nämlich wenn man sie mitzählt, ergibt sich eine so gut wie
völlige gleichmäßigkeit des ortjog, allerdings aber andernfalls
keine übergroße ungleichmäßigkeit. Endlich sollen die Urkunden
der rede gegen Neaira mitgezählt gewesen sein ; da aber für
diese rede eine partialstichometrie nicht vorhanden ist, so möchte
ref. lieber die totalziffer der oityoi, auf welche Christ diese mei-
nung baut , durch emendation erniedrigen. Der verf. verfolgt
die frage nach der herkunft und echtheit der Urkunden noch
weiter, und ist besonnen genvig, die echtheit derjenigen in den
Nr. 2. 30. Demosthenes. 115
privatreden gegen Westermann in schütz zu nehmen , während
er andrerseits schön nachweist, daß die der Midiana nnd der
Kranzrede den scholiasten noch gar nicht vorgelegen haben. —
Der folgende abschnitt (VI) betrifft die , Interpolationen" der
dritten philippischen rede. Auch hier wird die erkenntniß, daß
die erweiterungen nicht mitzählten, durchaus bestätigt; daß die-
selben aber nicht aus Demosthenes' erster redaktion , sondern
von einem andern herrührten , folgt hieraus nicht und ist auch
anderweitig , wie sehr sich der verf. bemüht es zu erweisen,
weder erweislich noch (für den ref.) wahrscheinlich. — Bedenk-
licher ist das andre , was der verf. mit hülfe der zahlen con-
struirt. Er sucht (im siebenten und achten abschnitte) die alte
anordnung der werke des Demosthenes und ihre vertheilung
auf iofxoi festzustellen, mit beziehung auf die „Attikusausgabe",
d. i. die uvriygucfu 'jiztmiavä , deren bei Harpokration und in
der bekannten subscriptio in BF erwähnung geschieht. Diese
*AiTix.iuvii spielten ja auch schon bei Voemel und andern eine
bedeutende rolle ; Christ aber glaubt deshalb mehr als seine
Vorgänger erkennen zu können, weil er fest annimmt, daß unsre
Stichenzählung in und nach dieser ausgäbe gemacht sei. Aber
wir wissen doch ganz sicher , daß schon Kallimachos und die
Alexandriner zählten ; wie sollen sich nun die Zählungen der
„Attikusausgabe" zu den alexandrinischen verhalten? Man ist
doch sehr geneigt, identität der beiden berechnungen, d. h. über-
nähme der alten zahlen in die neue ausgäbe anzunehmen , und
es genügt nicht zur Widerlegung dieser meinung, daß Dionysios
Demosth. c. 57 eine etwas höhere gesammtsumme der ari^oi im
Demosthenes angiebt . als sie nach unsern zahlen herauskommt.
Christ nämlich will eben daraus beweisen, daß die „Attikusaus-
gabe" später als Dionysios sei (p. 22), während doch von dem
rhetor nichts als ein gelegentlicher , billiger weise etwas nach-
lässiger Überschlag der summe gemacht wird. Also , so viel
Scharfsinn auch der verf. auf die construktion seiner „Attikus-
ausgabe" verwendet : in dies dunkel kommt kein licht hinein.
— Vielleicht am allerschätzbarsten aber sind von seinen funden
die kritischen zeichen in B und S, die er im dritten abschnitt
(p. 25 ff) bespricht. Es finden sich: Asteriskos in der vierten
Philippika, obolos und 8mXrj coßsXiG^evT] in der Midiana, und
zwar in dieser an recht vielen stellen. Ref. glaubt hierin die
116 31. Plautus. Nr. 2.
reste einer sehr alten Überlieferung erkennen zu dürfen , indem
man das notirt hatte, was in gewissen alten exemplaren nicht
stand; wir dürfen freilich nicht erwarten, diese Überlieferung
unverfälscht, viel weniger, sie vollständig zu haben. Zur ver-
anschaulichung dient sowohl für diese zeichen als für die sti-
chenzahlen die beigefügte tafel, wo zwei stücke des codex B äu-
ßerst deutlich und schön nachgebildet sind. F. Blaß.
31. 32. P. Langen, Analectorum Plautinorum part. I
et II. ind. lect. quae in acad. Monast. per menses aest. 1882 et
hibern. 1882—83 habebuntur. 13 et 14 p. 4.
P. Langen setzt seine bemühungen, uns über den Sprach-
gebrauch des älteren lateins aufzuklären, den er in seinem schö-
nen buche „Beiträge zur kritik und erklärung des Plautus" mit
so großem erfolge begonnen , in zwei universitätsschriften fort.
Auch in dem kleinen rahmen der Analecta Plautina spiegeln sich
die eigenschaften wieder, die in dem genannten buche wohlthuend
berührten : der scharfe blick , die solide , überall verläßliche ar-
beit, die gründlichkeit der behandlung , die milde des urtheils
und auch, wo man mit dem verf. nicht übereinzustimmen vermag,
wird man diese kleinen Schriften wie jenes größere werk nicht
ohne vielseitige förderung aus der hand legen. Indem ich mir
vorbehalte in einer größeren studie, die im Philologüs erscheinen
soll , auf das Langensche hauptwerk wie auf einige neuere er-
scheinungen auf dem gebiete des Plautus tiefer einzugehen,
werde ich in der besprechung der beiden programme um so
kürzer sein dürfen.
Das erste schriftchen erörtert, um zunächst den gesammtin-
halt kurz anzugeben, an der hand der Plautinischen beispiele
den Sprachgebrauch der worte moclestus mit zubehör, dispendium
und compendium, das zweite beschäftigt sich mit der construction
der partikel cur bei Plautus und Terenz, mit der declination
des Wortes domus, mit dem gebrauche der adverbia fortiter male
und oppido.
In bezug auf den Plautinischen gebrauch des wortes mode-'
stus bin ich allerdings nicht im stände Langen beizupflichten,
während ich in den übrigen dingen zumeist mit Langen über-
einstimme. Daß das Substantiv modus bei Plautus sich bereits
in abgeblaßter bedeutung findet, darin gebe ich Langen voll-
Nr. 2. 31. Plautus. 117
kommen recht ; H. Schenkl irrt, wenn er in seinen Plautinischen
Studien Wien 1881, p. 31 (637 der Sitzungsberichte bd. 98)
anm. dem worte modo mit adjectiv (mit ausnähme der gewöhn-
lichen ausdrücke aliqiio, alio modo u. dergl.) stets die bedeutung maß
vindiciert. Aber auch Langen geht zu weit, wenn er glaubt,
daß das von modus abgeleitete wort modestus nur den begriff
maßhaltend bezeichne. Eine vorurtheilsfreie durchmusterung
der Plautinischen stellen dürfte dies mit Sicherheit erweisen.
Die ursprüngliche bedeutung, die das wort ja durch
die ganze latinität festgehalten hat, liegt unzweifelhaft folgenden
stellen zu gründe: Stich. 692 modeste facere sumptum, Merc. prol.
48, Cure. 201 modestum amatorem der mit maßen liebt, wie
der vorausgehende vers lehrt, wo immodestis moribus l) gleichfalls
in ursprünglichem sinne steht. Ferner Bacch. 1079 more modesto
mit maß und ziel. So auch das Substantiv modestia Bacch.
613 und Trin. 317 = moderatio temperantia. Die gleiche be-
deutung zeigt auch das adverb Poen. I, 1, 15 amo immodeste ohne
maß, sowie Rud. 193 und das Substantiv immodestia Amph. 163
(der Übermut h), Merc. prol. 27. Freilich wird man auch
sonst hie und da, wo das wort nach meinem urtheil in übertra-
gener bedeutung sich findet , wenn man es durchaus will , die
bedeutung maßhaltend unterlegen können. Ueber derartige
bedeutungsiibergänge ein bestimmtes urtheil abzugeben ist kei-
nesfalls eine leichte sache. Und was speciell das genannte wort
betrifft, so ist auch unser moderner begriff bescheiden, den
ja Langen für Plautus in abrede stellen will, ein solcher, daß
er sich fast überall auf den ursprünglichen begriff des m a fi-
nal tens, des sichbescheidens wird zurückführen lassen.
Freilich pflegen wir nicht mehr an denselben zu denken, wenn
wir jemandem das prädicat bescheiden ertheilen, sondern iden-
tificieren dasselbe mit züchtig, sittsam. Für das lateinische
aber kommt es darauf an, ob der Römer, auch der der späteren
1) Ueber den vers Cure. 200 scheint mir noch nicht das letzte
wort gesprochen zu sein. Die Pius'scbe conjeetur Potine fieri ist ge-
gen den Plautinischen gebrauch der nur potine ut zuläßt. Langen's
Vorschlag Beiträge 231, den er auch jetzt noch festhält, hat Brix mit
recht zurückgewiesen : ut haud für ut ne ist ohne bespiel. Brix' con-
jeetur ut ne immodestis hie m. m. billige ich auch nicht. Ueberhaupt
scheint mir der exelamative infinitiv hocine fieri hier nicht am platze.
Ich möchte vermutheD , daß ursprünglich hier stand Meine fiet immo-
destis üt modereris möribus Im übrigen scheinen mir die verse 198 — 202
durchaus den eindruck der nachdichtung zu machen.
118 31. Plautus. Nr. 2.
zeit, wirklich mit dem begriffe modestus genau denselben begriff
verbunden hat , den wir Deutschen unter dem worte beschei-
den verstehen. Es ist diese frage nicht so ohne weiteres zu
bejahen, obwohl es zu weit führen würde, hier darauf des nä-
heren einzugehen. Hinzukommt noch ein umstand, auf den ich
aufmerksam machen möchte. Es ist die regel , daß wenn die
spräche zwei formen von demselben stamme ausbildete , sie ge-
neigt war dem einen der beiden ursprünglich gleichbedeutenden
worte eine andere bedeutungsnuance zu geben. Es wäre ja für
Plautus nach Langens annähme modestus nichts anderes als mo-
dicus, mit dem es allerdings hie vind da identificiert wird, so
wenn es bei Cic. de leg. III, 18, 40 heißt: quae cum populo
quaeque cum patribus agentur modica sunto i. e. modesta atque se-
data. Wie dem auch sei, jedenfalls glaube ich nicht — im ge-
gensatz zu Langen — daß Plautus unter dem prädicate modestus
sich etwas wesentlich anderes oder überhaupt etwas anderes dachte
als Terenz und die folgende zeit.
Es kommt darauf an stellen nachzuweisen , in denen wir
mit der ursprünglichen bedeutung maßhaltend nicht oder
doch nicht wohl auskommen. Und solche stellen giebt es un-
streitig , auch Langen hat dies nicht in abrede zu stellen ver-
mocht. Schon Pers. 346 , wo die virgo ihrem vater gegenüber
ihre verständigen und edlen grundsätze entwickelt, wird man
einen bedeutungsübergang nicht von der hand weisen können in
dem verse modice et modeste meliust vitam vivere. Eingeschränkt
und ehrbar — so deuten es mit recht sämmtliche Übersetzer,
Langen faßt es jedenfalls zu eng, wenn er es erklärt vivere non
indulgentem ventris voluptatibus. Auch Trin. 831 ist mit der ei-
gentlichen bedeutung nicht recht auszukommen : semper mendicis
modesti sint. Langen hält zwar mit Brix, Müller und neuerdings
Spengel (in seinen reformvorschlägen) die worte für unplauti-
nisch, indeß mit unrecht, wie ich glaube; vielmehr scheint mir
Charmides nach den worten hoc dis dignumst die sache noch einmal
wiederholen zu müssen, wenn auch seine apostrophe an die göt-
ter nach schwatzhafter greisen art etwas breit ist, sodaß man
versucht sein könnte einige verse als aus anderer bearbeitung
hervorgegangen zu streichen. Wichtiger sind für unsern zweck
die beiden stellen Most. 162 und Poen. V, 4, 52. In der er-
steren findet sich modestia in der übertragenen bedeutung z u c h t.
Nr. 2. 32. Plautus. 119
Ich sehe keinen unterschied, wenn hier Philolaches von sich
sagt o Venus venusta Haec Mast tempestas mea, mihi quae mode-
stiam omnem Detexit tectus qua fui und wenn es bei Terenz Hec.
165 von der Philumena heißt haec, ita uti liberali esse ingenio
decet Pudens modesta, incommoda atque iniurias Viri omnis ferre et
tegere contumelias. Nicht minder klar scheint mir die Pönulus-
stelle, die Langen streichen will, obwohl auch A den vers hat:
ganz mit unrecht, wie mich dünkt. Zwar hatte auch ich früher
in meinem handexemplare des Pönulus hier gestrichen , näm-
lich die worte ut pudice verba fecit cogitate et commode, da aller-
dings die beiden verse 51 und 52 beim ersten anblick wie zwil-
lingsbrüder aussehen, allein bei näherer prüfung wird man beide
unangerührt lassen. Die worte certo haec meast tragen an und
für sich durchaus nicht den Stempel des unächten. Man muß
die worte nur anders vertheilen, als dies bisher geschehen. Nur
bis ende von v. 51 reicht die rede des Agorastocles , v. 52
spricht ohne zweifei Hanno-, die herausgeber xtnd mit ihnen
Langen beziehen sie fälschlich auf Agorastocles , der allerdings
nicht sagen kann certo haec meast ,,die wird meine frau".
Aber bedeuten dies die worte wirklich ? können sie nicht oder
müssen sie vielmehr nicht heißen „das ist ganz gewißlich
meine tochter" bei seite gesprochen von Hanno, der durch
die edle art, wie die tochter sich ausspricht, den letzten zweifei
betreffs seiner Vaterschaft beseitigt sieht. Das folgende spricht
er natürlich laut. An dieser stelle aber ist doch wohl das wort
in übertragener bedeutung „sittsam, züchtig" gebraucht:
„maßvoll" will hier nicht recht passen, würde auch dem vor-
ausgehenden gegenüber eine gradatio ad minus bezeichnen. Es
ist vielmehr genau so angewendet, wie an jener oben angeführ-
ten Hecyrastelle sowie im Enn. 579 adnuo Terram intuens mo-
deste. An einer stelle, die wohl das mal der Verderbnis an sich
trägt Men. 971 tritt das wort ganz aus dem rahmen des gewöhn-
lichen gebrauchs heraus : quoi cor modeste situmst. Bergk schreibt
modeste modestumst, Langen selbst vermuthete früher scitumst, Us-
sing im commentar expolitumst, Spengel in den reformvorschlägen
p. 249 sedatumst. Vielleicht steckt der fehler vielmehr in mo-
deste. Jedenfalls erwarten wir hier eine Wendung, die dem
deutschen „dem das herz auf dem rechten flecke sitzt"
120 33. Terentius. Nr. 2.
entspricht, nicht aber wie Langen nach Brix erklärt „dessen
Herzenswünsche, triebe maßvoll sind", was hier nicht
paßt. Theodor Hasser.
33. Terentiana. Scripsit Edm. Hauler. Vindobonae.
48 p. Lexicon-8. 1882.
Der in Buda-Pesth geborene Verfasser giebt in seiner do-
ctordissertation verschiedene proben seiner eingehenden Terenz-
studien. Den anfang machen einige sorgfältig erwogene und
begründete conjecturen (Eun. 267 ante ostium huius stare tristem
video. Phorm. 863 pone reprehendit pallio); dann folgt eine Unter-
suchung über die vocativformen der griechischen eigennamen auf
es, welche zu dem ergebnisse gelangt, daß Lache und Chreme
an einigen 20 stellen auf grund der handschriften wie des Zeug-
nisses bei Priscian. I, 288 herzustellen sei. Eine weitere Unter-
suchung über die griechischen fremdwörter bei Terenz zeigt den
dichter als „purae latinitatis studiosissimum" ; denn während die
meisten schon bei Plautus und anderen erscheinen, ist von den
wenigen bei Terenz zuerst uns entgegentretenden anzunehmen,
daß auch sie nicht von Terenz in die lateinische spräche einge-
führt worden sind , wie denn beispielsweise die psaltriae schon
von Livius 39, 6 zum jähre 187 erwähnt werden.
Die Verbindungen wie reppulit propulit ; cognoscere atque igno-
scere, poliri expoliri, disperii perii, welche unter dem schlagworte
bfiouorilivTov betrachtet und auch bei andern autoren als Terenz
aufgesucht werden , erscheinen uns weniger wegen des gleich-
klanges als durch das begriffliche verhältniß der verbundenen
Wörter bemerkenswerth und daher etwa als eine nebenart der
figura etymologica zu taxieren ; übrigens bemerkt der verf. mit
recht, daß die nachstellung des simplex wie in abduc , duc nur
aus der erregtheit des sprechenden zu erklären sei. Besonders
interessant ist die Untersuchung über die Verbindung eines sel-
tenen (auch wohl griechischen) ausdruckes mit einem gewöhnli-
chen ihn erklärenden, z. b. maltam ac feminam, more (fiuiouig)
atque stulte, vestem squalam et sordidam; merkwürdiger weise kommt
es sehr oft vor , daß das ungewöhnliche wort an zweiter stelle
steht, z. b. comedim et congraecem bei Plautus, hirto atque soloce
bei Lucilius , discordiae et dividiae bei Accius. Wenn verf. bei
Lucilius redisse ac repedasse die Verbindung eines classischen und
Nr. 2. 34. Griechische alterthümer. 121
eines vulgären ausdruckes annimmt, so wird dies dadurch bestä-
tigt, daß repere, im spätlatein und mittellatein häufig, sich im
portugiesischen (rebentar = repeditare, Romania 10, 489) erhal-
ten hat. Man kann wohl beifügen , daß auch absterbende Wör-
ter oft durch ein noch lebenskräftiges erläutert werden , z. b.
incassum frustraque ; diu multoque tempore bei Gregor. Tur. hist.
Franc. 4, 36, was sich am einfachsten daraus erklärt, daß diu
abstarb und durch longo oder rnulto tempore ersetzt wurde.
Eine große freude wird dem leser auf das ende aufgespart,
wo verf. proben eines ausgearbeiteten Lexicon Terentianum giebt,
und in einer Vorbemerkung den ganzen plan ausführlich be-
spricht. Wir wünschen diesem zeitgemäßen unternehmen, dessen
tüchtige ausführung die gründliche bildung des verf. verbürgt,
den besten erfolg , und wollen nur noch bemerken , daß verf.
die anläge nicht äußerlich nach den casus- und verbalformen
(Cicero, Merguet), sondern nach den bedeutungen (Tacitus, Ger-
ber - Greef ) ordnet. In der berücksichtigung der handschriftli-
chen Überlieferung, der verschiedenen herausgeber, der programm-
litteratur, der quantität der Wörter und ähnlichem geht verf. so
weit als möglich, vielleicht hie und da zu weit-, ob die Wörter
der didaskalien und der periochae des Sulpicius Apollinaris aufzu-
nehmen seien, darüber kann man verschiedener ansieht sein; in
formeller hinsieht würde es sich empfehlen, partikeln wie abhinc,
actutum nicht in jedem angeführten verse auszuschreiben, sondern
abzukürzen («•); auch macht es sich nicht gut, daß die griechi-
schen buchstaben zur bezeichnung von handschriften (.T, J) cur-
siv, die lateinischen (A, D) in antiqua genommen sind.
34. Eine griechische schrift über Seekrieg zum ersten male
herausgegeben und untersucht von dr. K. K. Müller. Würz-
burg 1882. 8.
Vorliegendes 53 seiten starkes werkchen enthält außer dem
griechischen texte der schrift über Seekrieg zunächst p. 18 — 29
eine genaue beschreibung des Ambrosianus B 119, einer perga-
menthaudschrift des 11. Jahrhunderts, aus welchem Müller im
herbst 1881 den text abgeschrieben hat. Der inhalt des codex
besteht aus 23 verschiedenen griechischen kriegsschriftstellern
entlehnten stücken, unter welchen unsere schrift die 20. stelle
einnimmt und zwar fol. 346a — 35 lb. Nach berichtigung der
Philolog. Anz. XIII. 9
122 34. Griechische alterthümer. Nr. 2.
mehrfach falschen Zählungen umfaßt der codex jetzt im ganzen
351 blätter, wie groß aber der verlust gewesen, den er erlitten,
läßt sich nur durch vergleichung mit ähnlichen handschriften
einigermaßen bestimmen ; Müller hat den versuch dazu gemacht,
doch würde es zu weit führen, die Untersuchungen desselben im
einzelnen hier zu verfolgen, es sei deshalb nur bemerkt, daß
die ausführungen in derselben klaren weise geschrieben sind,
wie jene über den Laur. LV, 4 in der festschrift für L. Urlichs
Würzburg 1880 und daß sie wie mir scheint von unhaltbaren
hypothesen frei sind.
Von p. 29 — 39 behandelt verf. das verhältniß des Ambro-
sianus zu anderen handschriftlich erhaltenen Sammlungen von
kriegsschriftstellern und kommt zu dem vorläufigen ergebniß,
daß der Ambrosianus zu den drei bisher bekannten gruppen — -
poliorketischen , allgemein taktischen , taktisch-poliorketischen in-
haltes als eine vierte gruppe hinzutrete , da er auch reden , die
aus historikern excerpiert, und eine Sammlung von Schriften über
Seekrieg enthalte. Aus eingehender vergleichung mit Laur. LV, 4
gewinnt verf. betreffs der ursprünglichen gestalt des Ambrosia-
nus die an schauung , daß derselbe 52 resp. 54 hefte und zwar
sämmtlich quaternionen enthalten habe, so daß die zahl der
blätter mindestens 406 habe betragen müssen-, über die reihen-
folge der hefte lasse sich nichts bestimmtes nachweisen.
Im dritten kapitel 39 — 53 wird die schritt über Seekrieg
speciell besprochen und 1) die Stellung derselben in der hand-
schrift erörtert. Sie stehe auf einem schwerlich an richtiger stelle
befindlichen ternio, zu dessen ergänzung am eingange und Schlüsse
je ein blatt genüge, so daß auch dieses heft ursprünglich ein qua-
ternio gewesen. 2) wird ihr inhalt und verhältniß zu anderen
schritten über Seekrieg behandelt. Die schrift beginnt mit dem
zu anfang unvollständigen 4. cap. und endet mit dem gleichfalls
unvollständigen 10. cap. Die ersten erhaltenen worte sprechen
von der Ordnung beim besteigen und verlassen der schiffe, daran
schließen sich Vorschriften über die ausbildung der seeleute na-
mentlich im schwimmen ; mit großer ausführlichkeit handeln cap.
5 — 9 von den pflichten des admirals, dem avisodienste, den Sig-
nalen, der taktik, so wie von den gegen unzuverlässige leute zu
ergreifenden maßregeln, cap. 10 bespricht mit wenigen worten
das verhalten des geschlagenen admirales, es entbehrt, wie schon
Nr. 2. 34. Griechische alterthümer. 123
gesagt des Schlusses. Nimmt man hier mit Müller den ausfall
nur eines blattes an, so wird dasselbe schwerlich den dienst auf
der flotte bei belagerungen oder vertheidigungen voq Städten ge-
schildert, vielmehr Vorschriften für den admiral enthalten haben,
wie durch kleine aber glückliche gefechte der muth der leute
wieder zu beleben und schließlich von neuem eine schlacht zu
wagen sei. Ebenso ist des verf.'s ansieht, das erste verlorene
blatt habe nach einer allgemeinen einleitung von den theilen,
der ausrüstung und den manövern des einzelnen fahrzeuges ge-
handelt , von der band zu weisen , weil diese gegenstände wohl
nicht so kurz abzufertigen gewesen wären. Wir würden aller-
dings die zu anfang und ende verloren gegangenen stücke mit
größerer Sicherheit bestimmen können , wenn die literatur über
Seekrieg reichhaltiger wäre, indeß lassen sich aus Vegetius doch
wohl mehr Schlüsse ziehn als der verf. gestatten will, nur be-
schränke man sich bei der vergleichung nicht auf das 4. buch
des Vegetius, sondern ziehe die ganze epitoma heran; mir we-
nigstens haben sich bei keineswegs erschöpfender betrachtung
etwa ein dutzend stellen namentlich taktischen inhaltes ergeben,
die bei Vegetius fast genau mit unserer griechischen schritt
übereinstimmen. Es ist das wohl mit ein grund für die auch
vom verf. p. 46 vorgebrachte vermuthung, die erhaltene schrift
über Seekrieg sei nur ein buch eines größeren bezüglichen Wer-
kes, dessen 1. theil (auch wohl einen quaternio umfassend) vom
bau und der ausrüstung der schiffe , von wind und wetter , von
der ausbildung der Soldaten und den zahlreichen auf der flotte
nöthigen maschinen gehandelt haben, dessen zweiter theil unsere
schrift und dessen letzter theil poliorketischen inhaltes gewesen
sein mag. 3) spricht Müller über die zeit der entstehung un-
serer schrift und ihren Verfasser. Für diese fragen ist in der
handschrift selbst kein anhaltspunkt gegeben , auch die erwäh-
nung einer historischen (?) thatsache läßt keine Schlüsse zu,
selbst die nichterwähnung des griechischen feuers darf nicht mit
verf. zum beweis herangezogen werden, weil sich zur anführung
desselben keine veranlassung bietet ; aber das geht aus der
schrift unzweifelhaft hervor, daß ihr auetor ein christ und das
christenthum bereits Staatsreligion gewesen ist — man vergleiche
auch 11, 9 ofxoaiarwv — . Daraus folgt, daß die schrift frühe-
stens in's 4. Jahrhundert zu setzen ist. Berücksichtigt man
9*
124 35. Archäologie. Nr. 2.
ferner die spräche, über welche Müller eingehende Untersuchun-
gen angestellt hat, so ergiebt sich mit Wahrscheinlichkeit, daß
die schrift zur zeit Konstantins des großen und wohl auf dessen
speciellen befehl verfaßt ist, so daß uns in derselben die älteste
erhaltene fachmännische bear bei tu n g d es Seekrie-
ge s in griechischer spräche vorliegt.
Daß dieselbe von späteren taktikern unberücksichtigt ge-
blieben, erklärt sich aus nahe liegenden gründen, sagt doch be-
reits Vegetius IV, 31 : de navalis belli artibus ideo pauciora di-
cenda sunt, quia iam dudum pacato mari cum barbaris nationibus
agitur terrestre certamen. Den kritischen bemerkungen Müllers
p. 49 — 53 stimmen wir völlig bei. Schließlich sei noch be-
merkt, daß der druck correct (ein accent ist ausgefallen laa für
laa 10, 18) und die ausstattung vortrefflich ist.
Hermann Bruncke.
35. Die befreiung des Prometheus ein fund aus Pergamon.
42stes programm zum Winckelmannsfeste der archäologischen
gesellschaft zu Berlin von Arthur Milchhöfer. Berlin, G.
Eeimer 1882. 4. III, 44 p. 2 mk. 40 pf.
Mit glücklichem griff sind aus den funden der Pergameni-
schen akropolis vom ende 1880 aas einer anzahl ähnlicher bruch-
stücke drei figuren zu einer darstellung zusammengefaßt, in wel-
cher, wie sie genau beschrieben und auf beigegebener tafel gut
abgebildet ist, nunmehr jeder den gefesselten Prometheus leicht
erkennt, von seinem peiniger, der wenigstens spuren hinterlassen,
durch den jugendlichen Herakles befreit und dabei als theilneh-
menden Zuschauer den berggott, den niemand wird entfernt wis-
sen wollen. Ebenso einleuchtend wie diese erklärung ist der
nachweis gemeinsamer tradition, welche mit der Pergamenischen
composition ein relief und drei gemälde verbindet, deren eines
von Achilles Tatius 1, 6 beschrieben1), durch die hauptfiguren
unsrer darstellung besser als bisher illustriert wird. Ein ge-
meinsames original wird man voraussetzen dürfen , und dieses
in einem gemälde des Parrhasios zu suchen ist un verwehrt; aber
1) Wozu in den angeführten griechischen worten die irreführen-
den klammern? Ich halte freilich die mit ihnen bezeichneten Zusätze
Herchers für minder nothwendig als den Herakles statt röi-w xai dogaii
vielmehr ?o|w xal doga auszurüsten. Ein pfeil heißt dem romanschrei-
ber ja ßüog oder olatög z. b. 1,4, 4. 2, 22, 3. 4, 7, 3.
Nr. 2 35. Archäologie. 125
durch die ganze weitere ausführung dieses gedankens macht ihn
uns der Verfasser um nichts plausibler.
Daß mit dem begriff des malerischen in der plastik oft un-
genau umgegangen wird, ist zuzugeben, aber auch der Verfasser
ist sich darüber noch nicht recht klar. Offenbare verkennung
hellenistischer kunstpraxis ist es, wenn er die darstellung des
Herakles in der rückansicht durch gezeichnetes Vorbild erklären
zu müssen glaubt ; und wenn auch Zeichnung einen linkshin
schießenden Herakles in der rückansicht zu zeigen nöthigte, was
nöthigte denn den Zeichner ihn linkshin schießen zu lassen? Der
klarheit und präcision ermangelt auch was p. 12 von den „we-
nigstens vier stellen" gesagt wird, an denen sich die einwir-
kung des malerischen elements auf die plastik äußern könne.
So unbillig ferner die forderung, daß alle personen einer gruppe
gleichbetheiligt seien, so unzutreffend ist der Vorwurf, daß zwi-
schen den drei figuren der Pergamenischen gruppe „kein zug
der Linienführung vermittele." Gewiß ist unsre „gruppe" von
gruppen des sechsten und fünften Jahrhunderts sehr verschieden ;
gewiß sind die figuren , ob auch rund doch reliefartig compo-
niert, und das griechische relief überhaupt aus der Zeichnung
hervorgegangen. Das gilt aber von den meisten alten gruppen,
vor allen den giebelgruppen : die Wechselwirkung zwischen pla-
stik und Zeichnung, jene die naturwahre ausführung des einzel-
nen körpers fördernd, wie diese die Zusammenstellung mehrerer,
sie hat von anfang an bestanden. Das „malerische" aber ist
noch etwas anderes. „Perspective und beleuchtung", ja; aber
was ist davon in unsrer darstellung zu spüren? Ist nicht der
berggott ein beweis des gegentheils? „Illusion" dagegen —
wenn darunter wie z. b. bei dem löwenfeil des Herakles nur
eine möglichst weit getriebene nachbildung des stoffreichen Cha-
rakters eines wirklichen löwenfells zu verstehen ist, ist nichts
malerisches. Was ferner im III. abschnitt über das nachlassen
schöpferischer kraft, über Charakteristik von heroen durch Situa-
tionen, über die beziehungen hellenistischer reliefkunst zur ma-
ierei und über die pflege der maierei in Pergamon vorgebracht
wird, ergiebt für den vorliegenden fall, wie bemerkt, so gut wie
nichts. Ist auch an einem Prometheus des Parrhasios nicht zu
zweifeln , so beruht doch die gleichung zwischen ihm und dem
Pergamenischen vorzüglich auf dem was für beide nur voraus-
126 Bibliographie, Nr. 2.
gesetzt wird , nicht überliefert ist , dem gesichtsausdruck. Be-
merkenswerth ist dagegen die mit vorsieht geäußerte vermuthung,
daß dem Prometheus, wie anderswo andres, so in Pergamon eine
Leda näher oder ferner entsprochen habe. — Im vierten abschnitt
greift der verf. abermals aus, um, an die frage, ob unser Pro-
metheus der älteren zeit Attalos' I oder der jüngeren Eumenes' II
angehöre, wobei er für die spätere zeit sich entscheidet, anknü-
pfend auseinanderzusetzen , daß sowohl die berühmten großen
Keltenfiguren des capitols und der villa Ludovisi als auch die
kleinen von Brunn so treffend behandelten giganten , amazonen,
Perser und Kelten in Pergamon selbst gearbeitete nachbildungen
der bronzeoriginale in Pergamon aus Athen seien. So anspre-
chend hier mehreres ist, so bleiben doch manche bedenken, so
z. b. gegen die erklärung, warum nur figuren von besiegten co-
piert seien. Unklar wie der Zusammenhang dieser erörterung
mit dem Prometheus , ist mir insbesondere auch die gedanken-
wendung, welche zu diesem zurückführt, damit alsbald noch ein
neues thema aufgestellt werde , mit welchem die kluft zwischen
Attalischer und Eumeneischer kunst noch mehr sich erweitert.
Dabei scheint aber (die anmerkung 63 gesteht es ein) nicht die
gesammte kunst beider Zeiten zum vergleich gebracht zu sein,
jedesfalls sind die eben angenommenen marmorcopien der Atta-
lischen zeit schon wieder vergessen.
Bei aller anerkennung vor des Verfassers gelehrsamkeit und
streben nach allen seiten hin die äugen offen zu halten wäre
ihm doch mehr Selbstbeschränkung und klärung der gedanken
zu wünschen. E. Petersen.
Bibliographie.
Einen aufsatz über die buchdruckerkunst in der Türkei
enthält Börsenbl. 1882, nro. 236.
Neuigkeiten des ausländischen buchhandels verzeichnet Bör-
senbl. 1882, nr. 278. 279. 280. 284.
Eine kurze besprechung der denkmäler der kunst jetzt in
verlag bei Paul Neff in Stuttgart giebt Reichsanz. 1882, nro. 271.
Erschienen ist bibliotheca philologica oder geordnete Über-
sicht aller auf dem gebiete der classischen alterthumswissenschaft
. . . erschienenen bücher. Von E. Ehrenfeuchter. 35. Jahrgang.
Heft 1 . Göttingen , Vandenhoeck und Ruprecht ; — Verlag von
S. Calvary: philologische und archäologische bibliothek ... in
Kr. 2. Bibliographie. 127
Serien von 1 6 bänden ; — Verlag von Wilhelm Engelmann ; —
Neuere erscheinungen der Herder 'sehen Verlagsbuchhandlung in
Freiburg i. Br. •, — Neue publicationen der Verlagsbuchhandlung
von J. C B, Mohr {Paul Siebeck) in Freiburg i. Br. und Tü-
bingen; — Neue Veröffentlichungen von Otto Schuhe in Leipzig
(meistens OrientaliaJ.
Mitthtilungen der Verlagsbuchhandlung von B. G. Teubner
1882, no. 6. Erste abtbeilung: anzeigen über künftig erschei-
nende bücher : Lexicon Lucretianum edidit dr. J. Woltjer; —
Die Platonische metaphysik auf grund der im Philebus gegebe-
nen prineipien dargestellt von dr. Gustav Schneider; — Euclidis
opera omnia. Recensuerunt J. L. Heiberg et H. Menge; — Clau-
dii Galeni scripta minora. Eecensuerunt loannes Marquardt,
Iwanus Mueller , Georgius Helmreich; — P. Ovidius Naso ex ite-
rata R. Merkelii recognitione. Tom. III. Tristia. Ibis. Ex
Ponto epp. Fasti.
Prospecte : Zeitschrift für die gebildete weit . . . Braun-
schweig bei Vieweg und söhn ; — W. Drugulin, buch- und kunst-
druckerei , schrift- und stereotypengießerei in Leipzig versendet
eine ankündigung mit proben, — der ornamentenschatz. Ein
musterbuch stilvoller Ornamente aus allen kunst- epochen. 80
tafeln mit über 1000 meist farbigen abbildungen und erläutern-
dem text von H. Kolb.
Cataloge der antiquare : A. Struber's antiquariat (Kadisch und
Ziegert) in Würzburg, no 47; — A. Rente in Göttingen, an-
zeiger 31; — Schletter (E. Franck) antiquariat in Breslau, no.
181 ; — Carl Steyer in Cannstadt, no. IX.
Verzeichniß der wichtigeren Publikationen auf dem gebiete der alter-
thumswissenschaft. 1883. 11.
Deutschland. Oesterreich. Schweiz.
139. Adamy, Rud. , architektonik auf historischer und ethischer
grundlage. 1. bd. : architektonik des alterthums. 4. abth.: architek-
tonik der Römer. Mit 95 eiugedr holzschn. und 15 Zinkätzungen
Hannover, Helwing 1882. 8. X, 305 p. 9 mk.
140. Antonini, d. imperatoris Marci, commentariorum quos sibi
ipsi scripsit libri XII. Rec. Johs. Stich. Leipzig, Teubner 1882. 8
XVIII, 211 p. 1 mk. 80 pf.
141. Aristophanes ausgewählte komödien erkl. von Theod. Koch
2. bdeh.: die ritter. 3. aufl. Berlin, Weidmann 1882. 8. 196 p
1 mk. 80 pf.
142. Aristoteles sophistische Widerlegungen übers, und erläutert
von J. H. v. Kirchmann. Dazu: erläuterungen. Heidelberg, Weiß
1883. 8. (Philosoph, bibliothek liefg. 310-312). 1 mk. 50 pf.
143. — , die topik des. Uebers. von J. H. v. Kirchmann. Er-
läuterungen dazu. Heidelberg, Weiß 1882. 8. (Philosoph, bibliothek
liefg. 304—309). 3 mk.
144. Avieni, Rufi Festi, Aratea ed. Alfr. Breysig. Leipzig, Teub-
ner 1882. 8. XIX, 83 p. 1 mk.
145. Becker, Wilh. Ad., Gallus oder römische scenen aus der
zeit August's. Neu bearb. v. Herrn. Goell. Beidin , Calvary u. co.
1882. 8. 112 p.
128 Bibliographie. Nr. 2.
146. Boetticher, Adolf, Olympia, das fest und seine statte. Nach
den berichten der alten und den ergebnissen der deutschen ausgra-
bungen. Mit vielen holzschnitten und 15 tafeln in kupferradirung.
Berlin, Springer 1883 8. XII, 407 p. 20 mk.
147. Brentano, Franz, über den Creatianismus des Aristoteles.
Wien, Gerolds sobn 1882. 8. 34 p. 60 pf.
148. Callimachi hymni et epigrammata. Udalricus de Wilamo-
witz-Moellendorff recognovit. Berlin, Weidmann 1882. 8. 60p. 75 pf.
149. Cicero's catiiinariscbe reden. Für den schulgebr. hrsg. v.
Fr. Richter. 4. aufl. bearb. von Alfr. Eberhard. Leipzig , Teubner
1882. 8. 120 p. 1 mk.
150. Corpus inscriptionum Latinarum consil. et auctor. acad.
litt. reg. Boruss. editum. Vol. VI, pars 2. Inscriptiones urbis Romae
latinae collegerunt Guil. Henzen et Johs. Baptista de Bossi edd. Eng.
Bormann, Guil. Henzen, Chrn. Huelsen. Pars 2. (VIII, 875 — 1746 p.).
Berlin, Reimer 1882. fol. 90 mk.
151. Corpus scriptorum ecolesiasticorum Latinorum. Editum
consil. et imp. acad. litt. Caesar. Vindob. Vol. VIII: Salviani pres-
byteri Massiliensis opera omnia rec. et comm. critico instr. Franc.
Bauly. Wien, Gerolds söhn 1883. 8. XVI, 359 p. 7 mk.
152. Duncker, Max, geschichte des alterthums. 7. bd. mit aus-
führl. register üb. bd. I — VII. 3 - 5. aufl. Leipzig, Duncker u. Hum-
blot 1882. 8. VII, 496 p. 9 mk. 80 pf.
153. Eichert, Otto, vollständ. Wörterbuch zu den Verwandlungen
des P. Ovidius Naso. 8. verb. aufl. Hannover , Hahn 1882. 8. IV,
308 p. 2 mk. 40 pf.
154. Engelmann, Wilh. , Bibliotheca scriptorum classicorum. 8.
aufl. umfassend die litteratur von 1700—1878 neu bearb. von E. Preuß.
2. abth.: Scriptores latini. Leipzig, Engelmann 1882. 8. (IV, 771p.).
16 mk.
155. Faulde, A., Electrae Sophocleae stasimi primi interpretatio
critica et metrica. Neiße, Graveur 1882. 8. 31p. 50 pf.
156. Flach, Hans, geschichte der griechischen lyrik nach den
quellen dargestellt. I. Tübingen, Fues 1883. 8. XVI, 358 p.
6 mk. 40 pf.
157. Funde, die, von Olympia. Ausgabe in 1. bde, hrsg. von
dem direktorium der ausgrabungen zu Olympia. 40 taf. Berlin 1882,
Wasmuth fol. In mappe 60 mk.
158. Georges, Karl Ernst, ausführliches lateinisch-deutsches und
deutsch-lateinisches handwörterbuch aus den quellen zusammengetra-
gen und mit besonderer bezugnabme auf Synonymik und antiquitäten
unter berüeksichtigung der besten hilfsmittel ausgearb. Deutsch -lat.
theil. 2 bde. 7. sehr verb. aufl. Leipzig, Hahn. VIII, 2032 u. 2052 sp.
13 mk.
159. Grote , Georg, geschichte Griechenlands. Aus dem engli-
schen. 2. rev. aufl. Berlin, Hofmann 1882. 8. 4 bde. 30 liefgg.
a 2 mk.
160. Herne, Otto, de Stobaei florilegii excerptis Bruxellensibus.
Freiburg i. Br., Mohr 1882. 8. 36 p. 2 mk.
161. Heydemaiin , Heinr. , terracotten aus dem Museo nazionale
zu Neapel mit 3 tat'., 1 holzschn. Halle, Niemeyer 1882. 4. 28 p.
3 mk. (7. Hallisches Winckelmannsprogr.).
162. Homers Ilias. Für den schulgebrauch erkl. von Karl Fr.
Ameis. Bd. I, heft 2 und 4; bd. 2, heft 3. Leipzig 1882. 8. 3mk.30pf.
163. Horaüi Flacci, Q., carmina selecta. Für den schulgebrauch
hrsg. von Joh. Huemer. Wien, Hoelder 1882. 8. XXVI, 204 p.
1 mk. 40 pf.
Nr. 2. Bibliographie. 129
1 64. Horatii Flacci, Carmina scholarum in usurn ed. Mich. Petschenig.
Prag, Tempuky; Leipzig, Freytag 1883. 8. XIX, 218 p. lmk. 20pf.
165. Huitsch, Fr., griechische und römische metrologie. 2. bear-
beitung. Berlin, Weidmann 1882. 8. XIV, 745 p. 8 mk.
166. Kauffmann- Hartenstein , J. . über die wichtigsten resnltate
der Sprachwissenschaft. Solothurn, Jent und Gaßmann 1882. 8. 99 p.
2 taff. 3 mk.
167. Kiel, Fr., die Venus von Milo. Ein neuer versuch ihrer
ergänzung, erklärung und Würdigung. Mit 1 holzschn.-tafel. Hanno-
ver, Hahn 1882. 8. VII, 62 p.
168. Koch, John, die Siebenschläferlegende, ihr Ursprung und
ihre Verbreitung. Eine rnythol.-litteraturgesch. studie. Leipzig, Reiff-
ner 1883. 8. VII, 215 p. 5 mk.
169. Krieg, Cornelius, grundriß der römischen alterthümer. Mit
einem überblick über die römische litteraturgesehichte. Ein lehrbuch
für studirende der oberen gymnasialk lassen und für lehramtskandida-
ten. 2. völlig umgearb. u. verm. aufl. Mit 64 illustr. u. Stadtplan.
Freiburg i. Br., Herder 1882. 8. XV, 370 p. 4 mk.
170. Lange, Ludw., de pristina libelli de republica Atheniensium
forma restituenda commentatio. Pars 1. Leipzig, Hinrichs 1882. 4.
32 p. 1 mk. 20 pf.
171. Lehrs. K., de Aristarchi studiis Homericis. Ed. III. Leip-
zig, Hirzel 1882. 8. V, 506 p. 9 mk.
172. Meyer, Leo, vergleichende grammatik der griechischen und
lateinischen spräche. Bd. 1. Hälfte 1. 2. aufl. Berlin, Weidmann
1882. 8. VI, 640 p. 9 mk.
173. 3Iilchhüfer, Artb. , die befreiung des Prometheus, ein fund
aus Pergamon. 42. progr. zum Winckelmannsfeste der archäol. ge-
sellsch. zu Berlin. Mit tafel u. 3 zinkdr. Berlin, Reimer 1882. 4.
III, 44 p. 2 mk. 40 pf.
174. Mommsen, Theod., römische geschichte 3. bd. 7. aufl.
Berlin, Weidmann 1882. 8. IV, 708 p. 8 mk.
175. Neumann, Carl, das Zeitalter der punischen kriege. Aus
seinem nachlasse hrsg. von Gustav Faltin. Breslau, Koebner 1882. 8.
VII, 59s p. 12 mk.
176 Oeri, J. J., interpolation und responsion in den jambischen
partien der Andromache des Euripides. Berlin , Weidmann 1882. 8.
30 p. 1 mk.
177. Overbetf;, J., abbildungen ans der geschichte der griechischen
plastik zum gebrauche bei vorle.-tungen zusammengestellt. 7 ergän-
zungstafeln nach der 3. aufl. Leipzig, Hinrichs 1883. fol. 7 mk.
178. Perrot, Georges und Charles Chipiez , geschichte der kunst
im alterthum. Aegypten — Assyrien — Persien — Kleinasien —
Griechenland — Etrurien - Rom. Autorisierte deutsche ausgäbe.
1. abth.: Aegypten. Mit ungef. 600 abbildd. im text, 4 färb, und 15
schwarzen tafeln. Hearb. von dr. iü. Pietschrnann. Mit vorwort von
Geo. Ebers. Liefg. 2-8. Leipzig, Brockhaus, ä 1 mk. 50 pf. (p.
41—352).
179. Pfänder, Ed., die Perthes'schen reformvorschläge für den
latein. elementarunterricht gegenüber theorie und erfahrung. Bern,
Fiula 1882. S. 80 pf. (Aus pädagog. archiv).
180. Philostratus, Apollonius von Tyana. Aus dem griechischen
übers, und erläutert von Ed. Baitzer. Mit einer Übersichtskarte. Ru-
dolstadt, Härtung und söhn 1883. 8. 6 mk. IV, 403 p.
181. Piatons ausgew. Schriften Für den schulgebrauch erkl. v.
Chr. Croti und Jut. JJeuschle. Theil I : vertheidigungsrede des So-
krates und Kriton. Erkl. von Chr. Cron. 8. aufl. VIII, 149 p. 1 mk.
130 Bibliographie. Nr. 2
Theil III. Heft 1 : Laches. Erklärt von Chr. Cron. 4. aufl. VIII,
82 p. 1 mk.
182. Piatons Alcibiades I IL Amatores Hipparchus Theages. Ed.
Mart. Schanz. Ed. ster. (p. 107 — 197). Leipzig 1882. 8. 45 pf.
183. Plauti, T. Maccii, coinoediae. Rec. , instr. crit. et prolegg.
auxit Fr. Bitschelius, sociis operae adsuuiptis Gust. Loewe, Geo. Goetz,
Fr. Schoell. Tom. II, fasc. II: Ainpbitruo. Rec. Geo. Goetz et Gust.
Loewe. Leipzig, Teubner 1882. 8. XII, 131 p 3 mk. 60 pf.
184. — — , ausgewählte komödien. Für den schulgebrauch erkl.
von Julius Brix. 4. bdch.: Miles Gloriosus. 2. aufl. Leipzig, Teub-
ner 1882. 8. IV, 176 p. 1 mk. 50 pf.
185. Poetae lyrici Graeci. Rec. Theod. Bergk. Ed. IV, vol. III
poetas melicos continens. Leipzig, Teubner 1882. 8. III, 747 p.
13 mk. 60 pf.
186. Polybii histoiiae. Editionem a Ludov. Dindorfio curatam re-
tractavit Th. Büttner - Wobst. Vol. I. Leipzig, Teubner 1882. 8.
(CXXV, 361 p.). 3 mk. 60 pf.
187. Presuhn, Emil, die pompeianischen wanddecorationen. Für
künstler und kunstgewerbtreibende sowie freunde des alterthums.
Mit 24 taf. nach orig. - copien v. Discanno in färbendruck ausgeführt
von Steeger, nebst einem plan der maiereien Pompejis. Neue wohlf.
ausgäbe. Leipzig, Weigel 1883. fol. 24 mk.
188. Bauchenstein , Hans, der feldzug Caesar's gegen die Helve-
tier. Eine kritische Untersuchung mit einer vorausgehenden abhaud-
lung über die glaubwürdigkeit der commentarien Caesars zum galli-
schen krieg. Jena (diss.) 1882. 8. 102 p.
189 Runke , Leopold von, Weltgeschichte. 3. theil: das altrö-
mische kaiserthum. Mit krit. erörterungen zur alten geschichte. 2.
abth. 1. u. 2. aufl. Leipzig, Duncker u. Humblot 1882. 8. VIII,
546, XI, 356 p. 21 mk.
190. Rebling, Oscar, versuch einer Charakteristik der römischen
Umgangssprache. 2. mit einigen Veränderungen versehener abdruck.
Kiel, Lipsius u. Tischer 1882. 8. 48 p. 1 mk. 20 pf.
191. Roch, Geo., die schrift des alexandrinischen bischofs Diony-
sius des großen „über die natur" eine altchristliche Widerlegung der
atomistik Demokrits und Epikurs. Leipzig (Dresden, Naumann) 1882.
8. 60 p. 1 mk.
192. Sammlung Sabouroff, die, kunstdenkmäler aus Griechenland
hrsg. von Adolf Furtwängler. 2 bde. (In 15 lieff.). 1. lieff. fol. 10
tafeln u. 10 bl. text. Berlin, Asher u. co. In mappe. 25 mk. (Das-
selbe französisch).
193. Schüler, Herrn., geschichte der römischen kaiserzeit. Bd. I
Abth. 1: von Caesars tod bis zur erhebung Vespasians. Gotha, Per-
thes 1882. 8. VIII, 496 p. 9 mk.
194. Sophoclis Electra. In usum scholarutn ed. O. Jahn. Ed. 3
curata ab Adolf o Michaelis. Bonn, Marcus 1882. 8. VIII, 175 p.
3 mk. 60 pf.
195. Sophoclis Aiax scholarum in usum ed. Frdr. Schubert.
Prag, Tempsky; Leipzig, Freytag 1883. 8. XVIII, 50 p. 40 pf.
196. Starker, Paul, symbolae criticae ad M. Tullii Ciceronis epi-
stulas. Diss. Nissae 1882. 8. 47 p. (Breslau, Görlich u. Coch).
197. Stolz, Frdr., zur lateinischen verbalflexion. Studien. Heft 1.
Innsbruck, Wagner 1882. 8. IV, 74 p. 2 mk.
198. Tacitus Annalen. Schulausgabe von A. Dräger. Bd. I, 4.
aufl.; bd. II, 3. aufl. Leipzig, Teubner 1882. 8. VI , 302 p. 2 mk.
40 pf., 262 p. 2 mk. 25 pf.
Nr. 2. Bibliographie. 131
199. Tacitus Germania erkl. von Carl Tücking. 5. verb. aufl.
Paderborn, Schöningh 1882. 8. 73 p. 60 pf.
200. Thiersch, Frdr. , die königsburg von Pergamon. Ein bild
aus der griech. vorzeit. Mit situationsplan und einer reeonstruction
in licbtdruck. Stuttgart, Engelhardt 1883. fol. 14 p. 5 mk.
201. Thukydides. Für den schulgebr. erkl. von Gottfried Böhme.
Bd. I Heft 1. Buch 1. 2 besorgt von dr. Simon Widmann. Leipzig,
Teubner 1882. 8. XXIV, 220 p. 1 mk. 50 pf.
202. Unger, Georg Frdr., Kyaxares und Astyages. München 1882,
Franz. 85 p. 4. 2 mk. 50 pf. (Aus abhandl. der baier. akad.).
203. Usener, Herrn., philologie und geschichtswissenschaft. Bonn,
Cohen u. söhn 1882. 8. 39 p. 1 mk.
204. Wiedemann , AI fr. , die ältesten beziehungen zwischen Ae-
gypten und Griechenland. Vortrag. Leipzig, Barth 1882. 8. 22 p. 60 pf.
205. Zingerle , Anton, beitrage zur kritik der 3. dekade des Li-
vius I. Wien, Gerold's söhn 1883. 8. 18 p. 40 pf. (Aus sitzungs-
ber. d. Wiener akad.).
Niederlande.
206. Karsten, Herrn., Thomas, oratio de studiorum Latinorum
ambitu. Lugduni Bat., Brill 1882. 8. 27 p. 0,40 fl.
Skandinavien.
207. Bang, A. C, Bidrag til de Sibyllinske Oraklers og den Si-
byllinske Orakeldigtning. Historie i Middelalderen. 1. Lactants og
Sibyllinerne. Christiauia, Jacob Dybwad 1882. 8. 24 p. 60 0re.
(Aftrykt af Christiania Videnskabernes Selskabs Forhandlinger).
208. Hammarstraud, S. F., Romerska rikets författningshistoria
fran Augustus tili westromerske rikets fall. Förra afdelningen. 1.
heft. Upsala, Edquist 1882. 8. IV, 156 p. 1 kr 50 öre.
209. Piatons Teaitetos. Oefversatt med anmärkniugar af Jaf.
Sülen. Upsala, Lundequista bokh. 1882. 8. 174 p. 2 kr.
210. Saloman, G. , die statue des belvederischen und vaticani-
schen Apollo. Den manen Winkelmanns gewidmet. Stockholm, G.
Saloman 1882. 4. 74 p. 7 tafeln. 10 kr.
211. Weiße, J. P., Romerska Caesarer. Populaere foerelaesninger.
I. Populaere forelaesninger over Tiberius og Nero. Med 4 portraeter
efter antiken. 2 bl. VIII, 376 p. 1 stamtavle. Christiana , Steens-
balle 1882. 8.
England.
212. Charteris, A. H., The new testament scriptures. Their claims
history and authority. London, Nisbet 1882. 8 2S0 p. (Croall
Lecture). 7 sh. 6 d.
213. Cicero pro Rabirio perduellionis reo oratio ad Quirites.
With notes introduction and appendices by W. E. Heitland. Cam-
bridge 1882. 8. 158 p. 7 sh. 6 d.
214. Demosthenes against Androtion and against Timocrates.
With introductions and english notes by William Waite. Cambridge
1883. 8. 320 p. 7 sh. 6 d.
215. Duncker, Max, The history of antiquity. Fromthe German
by Evelyn Abbott. Vol. VI. London, Bentley 1882. 8. 412 p. 21 sh.
216. Farrer, R. R., a tour in Greece 1880. With 27 illustr. by
Lord Windsor. London, Blackwords 1882. 8. 220 p. 21 sh.
217. Sophocles translated into english verse by Robert Whitelaio.
London, Rivingtons 1883. 8. 454 p. 8 sh. 6 d.
218. Tacitus Annais edited with notes by Geo. O. Holbrooke.
London, Macmillau 1882. 8. 16 sh.
132 Bibliographie. Nr. 2.
219. Wordsworth, (Bischop of Lincoln), Greece. Pictorial descri-
ptive and historical. With numerous engravings and a history of the
characteristics of Greek art by George Scharf. New ed. Revised.
With notices of recent discoveries by H. F. Tozer. London, Murray
1882. 8. 480 p. 31 sh. 6 d.
Vereinigte Staaten von Nordamerika.
220. Berens, E. M. , Handbook of Mythology. New York 1882.
16. 5 sh.
221. Reber, Franz von, History of ancient art. Revised by the
author. Translated and augmented by Joseph Thacher Clarke. With
illustrations and a glossary of technical terms. London. New York
1882. 8. 18 sh.
Belgien.
222. Henrard, Paul, Jules Cesar et les Eburons. Bruxelles 1882.
8. 41 p. (Extrait des Memoires couronnes de l'acad. de Belgique.
8. tom. 33.
223. Willems, P. , le senat de la republique romaine. Tome II.
Louvain, Peeters 1882. 8. 784 p. 20 frcs.
Frankreich.
224. Cagnat, R. , Exploration epigraphiques et archeologiques
en Tunisie. fasc. 1. Paris, Thorin 1883. 8. 113 p. 11 heliogr.
(Extraits des Archives des missions scientifiques et litteraires. 3.
sene, tom. 9).
225. — — , sur trois inscriptions inedites de Tunisie. Vienne
1882. 8. 8 p. (Extrait du Bulletin epigraphique de la Gaule 1882
mars avril).
226. Cauvet, J. , Genie philosophique et litteraire des juriscon-
sultes romains. Caen 1882. 8. 55 p. (Extrait des Memoires de l'a-
cademie de Caen).
227. Chauvet, la philosophie grecque ses rapports ä lamedicine.
Caen 1882. 8. 28 p. (Extrait des Memoires de l'acad. de Caen).
228. Ciceron. Notes sur les lettres de, par Charles Nisard. Ad-
dition au tome V. Paris, Didot 1882. 8. II, 242 p. (Collection des
auteurs latins publiee par Ch. Nisard).
229. JEsmein, A., La table de Bantia traduction par M. Bueche-
ler (dans les Fontes juris romani de Bruns); traduction et commen-
taire par Michel Breal dans les Memoires de la Societe de linguisti-
que 1881. Paris 1882. 4. 12 p. (Extrait du Journal des Savants
1882 septembre).
230. La Bordcrie, Arthur de, Geographie gallo-romaine de l'Ar-
morique Diablintes; luriosolites et Corisopites (deuxieme memoire)
Replique a M. Rene Kerviler. Saint Brieuc 1882. 8. 9 p.
231. Larrounnt, G, de quarto Tibulli libro. Thesis. Paris, Ha-
chette 1883. 8. 85 p.
232. Leblanc, Joseph, Fouilles archeologiques faites ä Vienne en
1881—82. Vienne 1882. 8. 11 p. (Extrait du Bulletin epigr. de la
Gaule 1882, mars- avril).
233. Leutheric, Charles, les voies antiquesde la region du Rhone.
Avignon, Seguin 1882. 8. 163 p
234. Marie, Maxim, histoire des sciences mathematiques et phy-
siques. T. 1. De Thaies ä Diophante. Paris, Gauthier Villars 1883.
8. 295 p.
235. Mönard, Rene, la vie privee des anciens. Texte. Dessins
d'apres les monuments antiques par Cl. Sauvageot. IV. Les institu-
tions de l'antiquites. Paris, Ve Morel 1882. 8. 680 p. 720 fig.
Nr. 2. Bibliographie. 133
236. Monnier, Francis, Verein ge'torix et l'independance gauloise;
Religion et institutions celtiques. 3e edition. Paris, Didier 1883. 18.
295 p.
237. Mourier, Ath. et F. Deltour, Catalogue et aöalyse des theses
francaises et latines admises par les facultes des lettres avec index
et table alphabetique des docteurs. Paris, Delalain 1882. 8. VIII, 32 p.
238. Prowihon, P. J., Cesarisme et Christianisme de l'an 4 5 avant
J.-C.al'an476 apres. Precede d'une pre'face par J. A. Langlois. 2 edi-
tion. 2 vol. Paris, Marpon et Flammarion. T. 1. XXIV, 275. T. 2.
312 p. 1882. 8. 7 fres.
239. Ray et, Olivier, Monuments de l'art autique publies sous la
direction de, Paris, Quantin. 1882. 1883. fol. (Complet en six liv-
raisons. a 88 pl. — ä 25 fres.)
240. Rochas d'Aiglun , A. de., Tartillerie chez les anciens. Tours
Bousrez 1882. 8. 28 p. (Extrait du Bulletin monumental).
241. Rowanet du Cail/aud , F., de la date de la loi Iulia Nor-
bana. Paris 1882. 8. (Extrait des Comptes rendus de Tacademie
des inscriptions).
242. Taciti, Cornelii , ab excessu divi Augusti quae supersunt.
Nouvelle edition revue et publiee d'aprea les travaux les plus recents
avec introduetion commentaire et index par Emile Person. Paris,
Belin 1882. 12. XII. 787 p.
243. Terence , Comedies de , Traduction nouvelle par Eugene
Talbot, avec le texte latin en regard et une introduetion du traduc-
teur. Paris, Charpentier 1882. 18. 2 vols. XLVII, 443 u. 504 p.
7 fr. 50 c.
244. Virgilii, MaronisP., opera. Oeuvres de Virgile. Texte latin
publie d'apres les travaux les plus recents de la philologie avec un
commentaire critique et explicatif une introduetion et une notice par
E. Benoist. Eneide livres VII — XII. 3 tirage. Paris, Hachette 1882.
8. LE, 455 p, 7,50 fr. (Collection d'editions savantes).
Italien.
245. Atti della Societa di archeologia e belle arti per la pro-
vincia di Torino. Vol. III, fasc. 5 con 3 tavv. Torino, Bocca 1882.
7 lire.
(Contiene: Berard , Ed , antiquites romaines et du moyen äge
dans la vallee d'Aoste. Fantaguzzi, Gr., Lapide Astese relativa al
duca Carlo d'Orleans. — Idem, di una tomba scoperta nel territorio
di Costigliole d'Assi. — Ferrero, E., Sepolture romane scoperte a
Torino. — Cornara , G. , di aleune tombe scoperte nel Campo di
Cirie. — Angelucci, A., La piastra figurata di bronzo nel R. Museo
di antichita di Torino. — Del Corno, V., le stazioni di Quadrata
e di Ceste lungo la strada romana da Pavia a Torino).
246. Aesopicarum fabularum sylloge curante H. Ottino. Torino
Paravia 1882. 16. VIII, 184 p. 1,30 lire.
247. Bonghi, Ruggero, Manuale di antichita romane per uso dei
ginnasii e dei lieei. Napoli Morano 1882. 16. IV, 288 p. 2,50 lire.
248. Butlafoco, de, Studio storico intorno alle origini degli Egi-
ziani. Siena 1882. 8. 16 p.
249. Caesaris , C. Julii , commentarii de bello Gallico con note
italiane di Carlo Fumagalli. Verona Padova 1882. 16. 857 p.
2,60 lire.
250. Canini, M. A., Etudes etymologiques. Torino, Loescher
1882. 8. XVI, 291 p. 10 lire.
251. Capocasa, Savino, Saggio di lingna latina ed italiana, Ripa-
transone 1882. 16. 67 p.
134 Bibliographie. Nr. 2.
252. Cesati, Enrico, Simonide di Ceo. Dissertazione, Casale 1882.
8. 2 lire.
253. Cocchia, E., Questioni di fisiologia latina. Torino, Loescher
1882. 8. 72 p. 2,50 frc.
254. Ellendt, Federico, Grammatica latina riveduta dal prof.
Maurizio Seyffert. Parte I. II. ediz XXIV emendata dal dott. M. A.
Seyffert e dal Prof. H. Busch, tradotta la prima volta e annotata
dal dott. A. C. Firmani, Firenze, G. C. Sansoni 1882. 16. XI, 185 p.
2 lire.
255. Gentile , Iginio, Storia dell' arte greca. Milano, M. Hoepli
1882. 16. 208 p. 2,50 lire.
256. GiambelH, Carlo, sulle falsificazioni Anniane; breve saggio
critico. Torino-Piüerolo 1882. 8. 40 p. 1,50 lire.
257. Lucrezio Caro, T. , la natura libri VI tradotti da Marco
Rapisardi seconda edizione riveduta dal tradnttore ed accresciuta di
una prefazione di G. Trezza. Torino, Loescher. Firenze 1882. 8.
419 p. 5 lire.
257a. Moreschi, N. , le antichitä private dei Romani. 2a ediz.
Milano, Hoepli 1882. 16. 131 p. 1,50 1.
258. Nispi-Landi, Ciro, Marco Agrippa e i suoi tempi; le Terme
ed il Pantheon: tavolo storico-archeologico-critico. Roma, Perino
1882. fol. 75 p. 2 tavv. 2 lire.
259. Piatone dialoghi tradotti da Rugghero Bonghi. Vol. III.
Protagora o i sofisti. Roma, Bocca 1882. 16. XLV, 339 p. 5 lire.
260. Saggio, primo, di catalogo Virgiliano pubblicato per cura
dell'accademia Virgiliana nella ricorrenza del XIX centenario della
morte di P. Virgilio Marone. Mantova 1882. 4. 31 p.
261. Sliidi di filologia greca pubbl. da Enea Piccolomini, Vol. I.
fasc. II. E. Piccolomini, osservazioni sul testo dell'epitafio d'Iperide
V. Puntoni, Scolie alle orazioni di Gregorio Nazianzeno, derselbe,
Postille sopra gli aurei versi dei Pitagorici, E. Piccolomini, Sul par-
tenio d'Alcmano. Torino, Loescher 1883. 8. p. 107—205.
262. Studii e documenti di storia e di diritto. Pubblicazione
periodica dell'accademia di conferenze storico-giuridiche anno III.
fasc. 3. (luglio-settembre 1882). Roma 1882. 4.
(Contiene: Aliprandi, S. , sopra alcuni frammenti greci di anno-
tazione fatte da un antico giureconsulto ai libri di Ulpiano ad Sa-
binum. — Talamo , S. , la schiavitü secondo Aristotele e i dottori
scholastici etc.).
263. Trezza, G. , Epicuro e l'epicureismo. 2a edizione ampliata
e corretta Milano. Hoepli, Firenze 1882. 16. 196 p. 2,50 lire.
264. Vannucci, Atto, Proverbi latini illustrati. Volume secondo.
Milano, Bligola 1882. 8. VIII, 295 p. 6 lire.
Beilage A. Schulschriften und programme.
265. Festschrift zur 36. Versammlung deutscher philologen und
Schulmänner zu Carlsruhe in den tagen vom 27 — 30. September 1882.
Mit 2 tafeln in lichtdruck. Karlsruhe 1882. 4. 121 p. 1 Mk.
Inhalt: 1. Funk, die badische societas latina p. 1—14. — 2.
Baumann , die antiken marmorskulpturen des grossh. antiquariums
zu Mannheim. — 3. Schmitt, Qua ratione veteres et quot inter ac-
tores Terentii fabularum in scenam edendarum partes distribuerint.
p. 24 — 58. — 4. Hugo Stadtmüller, Emendationes in poetis Graecis.
p. 71 — 75. — 5. Schmalz, über den Sprachgebrauch des Asinius
Pollio. p. 76 — 101. — 6. Schellhammer, über aequivalente ab-
bildung räumlicher gebilde. p. 102—121.
266. Festschrift zur feier der ein weihung des neuen gymnasial-
Nr. 2. Bibliographie. 135
gebäudes den 18ten October 1882. Wesel 1882. 8. (Enthält: 1. A.
Kleine, geschichte des Wesel er gymnasiurus von den ältesten zeiten
bis zur gegenwart. — 2. G. Heidtmann, P., Vergilii Maronis Aeneidos
liber secundus. — 3. 0. Rebling, lateinisches und romanisches. — 4.
W. Braune, der Thyestes des Euripides).
267. Festschrift zu der am 2. Nov. 1882 stattfindenden feier
der einweihung des neuen gymnasiums zu Salzwedel. Salzwedel 1882.
4. (Inhalt: Arthur von Oldenberg , ein wort über werth und Stel-
lung von Luthers kleinem katechismus in der christlichen schule. 8 p.
Fr. Müller, de Claudio Rutilio Namatiano Stoico. 12 p. Carl Brandt,
de re metrica qua usus est Vergilius in eclogis. 8 p. Paul Schivartz,
einiges zur geschichte des Salzwedelscben gymnasiums 20 p. O.
Hentschel , über stationäre elektrische Strömung in einer lemniskati-
schen platte. 8 p. Gustav Legerlotz , G. , etymologische studien.
Jovlog und seine nähere und fernere Verwandtschaft. 18 p. Der-
selbe, metrische Übersetzungen. 12 p.)
268. Abert , Joh. , drei griechische mythen in Calderons sacra-
mentspielen. Passau 1882. 4. 39 p.
269. Adam, Cicero's orator und Horaz ars poetica nach ihrer
inneren Verwandtschaft verglichen. Urach 1882. 4. (Evang.-theol.
seminar). 31 p. (Teubner no. 519).
270. Baran, A., zur quantitirenden ausspräche des lateinischen.
Krems 1882. 8. 20 p.
171. Bolle, L. , die realien in den öden des Horaz I. Wismar
1882. 4. (Teubner no 580.).
272. Both , Val , des christlichen dichters Prudentius schritt
gegen Symmachus. Rastatt 1882. 4. 32 p. (Teubner no 543.).
273. Braitenberg , Robert von , über das verhältniss Catull's zu
seiner zeit. Prag (Gyrnn. der kleinseite) 1882. 8. 22.
274. Breitling, bemerkuugen über die quellen des Dio Cassius
LXVI— LXIX. Markirch. realprogr. 1882. 4. 11p. (Teubner no 461).
275. Bullinger , Anton , Aristoteles nuslehre. (de anim. III. c.
4—8. incl.) Dillingen 1882. 8. 73 p.
276. Dreher, exegetische und kritische beitrage zur erklärung
von Demosthenes rede für die Megalopoliten. Ehingen 1882. 4. 52 p.
(Teubner no. 520.).
277. Dundaezek , Raimund , beitrage zur geschichte der beiden
ersten Messenischen kriege. Czernowitz 1882. 8. 36 p.
278. Ebrard, Wilh., die allitteration in der lateinischen spräche.
Bayreuth 1882. 8. 64 p.
279. Emminger , Adam, der Athener Kleon. Eichstätt (gymn.)
1882. 8. 78 p.
280. Flessa , Ferd. , die prioritätsfrage der Sophokleischen und
Euripideischen Electra und ihr verhältniss zu einander sowie zu den
Choephoren des Aeschylus. Bamberg 1882. 8. 117 p.
281. Fugger, Hans, Eros sein Ursprung und seine entwickluüg.
Eine mythologische studie. Kaiserslautern 1882. 8. 38 p.
282. Gerstenecker, Job., der krieg des Otho und Vitellius in Ita-
lien im jähre 69. Beiträge zur erklärung des Tacitus und Plutarcb.
München, Maxim, gymn. 1882. 8. 81 p.
283. Graeser , Gustav, oi 'EXltjfbjy rt xai 'Pw/ucciwv /ueyiarnt, Oiol
noog clXXijkovs av/ußäkkofT«t xara rovg b/uoiovs xal ditjorijufyovg yuocotirjQag
avTwv. Schässburg 1882. 4. Teubner no 652. Progr. des gymn. zu
Mediasch.
284. Haas, Lorenz, leben des Sextus Empiricus. Burghausen
1882. 8. 27 p.
186 Bibliographie. Nr. 2.
285. Heinrich, A., Quatenus carminum Buranorum auctores ve-
terum Romanorum poetas imitati sint. Cilli 1882. 8. 19 p.
286. Helmbold , Julius , über die successive entstehung des Thu-
cydideischen geschichtswerks. II. theil Widerlegung der annähme
einer redaction durch fremde hand. (Erste hält'te). Basel 1882. 4.
Teubner no 449. Progr. aus gymn. zu Mühlhausen im Eis.
287. Höhle, Arkadien vor der zeit der Perserkriege. Meerane
in Sachsen 1882. 4. (Teubner no. 506).
288. Huemer, Joh., mittellateinische analekten. Wien, staatsgym.
im 9. bezirk 1882. 8. 20 p.
289. Jan, Karl von, die griechischen Saiteninstrumente. Mit 6
abbildungen in Zinkätzung. Leipzig 1882. 4. Progr. v. Saargemünd.
Teubner no. 452. 36 p.
290. Kausei, de Thesei synoecismo. Dillenberg 1882. 4. 24 p.
291. Keif er, Philipp, die neuentdeckten inschriften über Cyrus.
Zweibrücken 1882. 8. 37 p.
292. Kettler, Georg, nonnullos ad Herodianum rerum Romana-
rum scriptorum annotationes scripsit. Erlangen 1882. 8. 39 p.
293. Klimscha, Phil. , Sallustianische miscellen. Kremsier 1882.
8. 29 p.
294. Knapp, Theokrit und die Idyllendichtung. Ulm 1882. 4.
23 p. Teubner n. 528.
295. Koeberlein, Karl , die frage nach dem Übersetzer des neu-
platonischen dialogs Asklepios. Augsburg 1882. 8. 28 p.
296. Krebs, Franz., die präpositionsartigen adverbia bei Polybius.
Theil I. Regensburg 1882. 8. 35 p. (Neues gymn.).
297. Kubitschek, Willi., kritische beitrage zur cosmographia des
Iulius Honorius. Oberhollabrunn 1882. 8. 40 p.
298. Kucera , Ed., über die Taciteische inconcinnität. Olmütz
1882. 8. 26 p.
299. Kuehnlein , Rud., de vi et usu precandi et iurandi formu-
larum apud decem oratores Atticos. Neustadt a. d. Hardt 1882. 8. 77 p.
300. La Roche, Jacob, das augment des griechischen verbums.
Linz 1882. 8. 39 p.
301. Lindner, Robert Ritter von, das eingreifen der goetter in
die handlung der Ilias. Landskron in Böhmen 1882. 8. 34 p.
302. Loebl, S., beitrage zur textkritik des platonischen Phaedrus.
Troppau 1882. 8. 16 p.
303. Majchrovicz, Franc, de Horatio et Iuvenale satirarum aucto-
ribus. Lemberg 1882. 8. 33 p. (2. obergymn.).
304. Maurer, Theod., Cruces philologicae. Beiträge zur erläuterung
der schulautoren. Mainz 1882. 4. 28 p.
305. Meichelt, probe einer Ovidübersetzung. Offenburg 1882. 4.
Teubner no. 541. 14 p.
306. Meusburger , EL, Quatenus Cicero in oratione pro Milone
observaverit praecepta rhetorica. Ried 1882. 8. 20 p.
307. Nager, Albinus, textkritische bemerkungen zu Servii gram-
matici qui feruntur in Vergilii carmina commentarii rec. Gr. Thilo et
H. Hagen. Vol. I, fasc. I. Lipsiae 1878. Graz, (erstes staatsgymn.)
1882. 8. 18 p.
308. Pichler, Benedict, über syntactische beziehungen Herodots
zu Homer. Bielitz 1882. 8. 16 p.
309. Placek, Franz, He in den compositis in Vergils Aeneis.
Budweis, staatsgymn. 1882. 8. 36 p.
310. Poschenrieder , Franz, die platonischen dialoge in ihrem
Verhältnisse zu den Hippocratischen schritten. Landshut 1882. 8.
70 p. (Progr. d. stud.-anstalt Metten).
Nr. 2. Bibliographie. 137
311. Rapp, Adolf, die beziehungen des Dionysuskultus zu Thra-
kien und Kleinasien. Stuttgart 1882. 4. (Gymn.) 37 p. Teubner 526a.
312. Roch, Fr., die tendenz des Platonischen Menexenos. Goerz
1882. 8. 31 p.
313. Rosenhauer, Joannes, Symbolae ad quaestionem de fontibus
libri qui inscribitur de viris illustribus urbis Romae. (Festschr. zum
Jubiläum der univ.-Würzburg). Campoduni 1882. 8. 61 p.
314. Rubner , Henr. , de oratoris Tulliani codice Laurentiano.
Speier 1882. 8. 67 p. (Gymn.)
315. Reuss, Ferd., über griechische tachygraphie. Neuburg a. D.
1882. 8. 56 p.
316. Saueressig, de epigrammate sepulcrali in Athenienses apud
Chaeroneam interfectos agitur quod in Demosthenis oratione de Co-
rona habita legitur. Molsheim 1882. 4. 12 p. Teubner no. 450.
(Progr. Oberehnheim).
317. Schambach, die reiterei bei Caesar. Mühlhausen in Tb..
1881. 4. 36 p. (1881 no. 204 Teubner).
318. Schneider, G. , beitrage zur erklärung des Philebus. Gera
1882. 4. 23 p. Teubner no. 629.
319. Schneider, P. Adalbert, lesefrüchte aus Venantius Fortunatus.
Innsbruck 1882. 8. 23 p. (Progr. des Franciskanergymn. zu Hall).
320. Schtieidertvirth , Heraclea am Pontus. Heiligenstadt 1882.
4. 39 p. Teubner no. 209.
321. Seck, Franz, de Pompei Trogi sermone H. Konstanz 1882.
4. 24 p.
322. Seyss, Emil, über den plural der substantiva abstracta in
Vergils Aeneis. Iglau 1882. 8. 15 p.
323. Soltau, Wilh., Curculionis Plauti actus III interpretatio-
nem scr. Zabern gymn. 1882. 4. 31 p. Teubner no. 456.
324. Steffen, Curt, zu Pind. Nem. VII u. Horat. carm. I, 22.
Leipzig, Nicolaigymn. 1882. 4. 18 p.
325. Steinberger, Alfons, de catharsi tragica et qualis ea fiat in
Euripidis fabulis. Stadtamhof 1882. 8. (Kgl. lyceum und altes
gymn. in Regensburg). 46 p.
326. Stoz/e , Remig., die lehre vom unendlichen bei Aristoteles.
Theil I. Augsburg. (Stud. anst. bei St, Stephan) 1882. 8. 28 p.
327. Teutsch , Joh. , der absolute genitiv bei Homer. Rudolfs-
werth 1882. 8. 13 p.
328. Vogrmz, G., zur casustheorie. Leitmeritz in Böhmen 1882.
8. 27 p.
329. Wagner, Jos., die idee des guten und die gottheit bei Piaton.
Nikolsburg 1882. 8. 56 p.
330. Walter, Jos., M. Tullii Ciceronis philosophia moralis Pars
altera. Sectio IV. Tullii ipsius quam maxime poterat, verbis ad viam
quandam et rationem revocabat. Mies. 1882. 8. 52 p.
331. Weinhold, Alfr. , Quaestiones Horatianae. Grimmae 1882.
4. Teubner no. 479.
332. Weiss, Adolf, die römischen kaiser in ihrem Verhältnisse
zu Juden und Christen. Theil I. Wien (akad. gymn.) 1882. 8. 16 p.
333. JVeissenborn , Edm. , gedankengang und gliederung von Ci-
cero's Laelius. Mühlhausen in Th. (höhere bürgerschule). 1882. 4.
13 p. Teubner no. 213.
334. Jl'eissschuh. religion, Charakter und sitte der Deutschen nach
der Germania des Tacitus. Leisnig 1882. 4. 23 p. (Teubner no. 504).
335. Wimmer, J., die historische kulturlandschaft. München,
(1. Ludwigsgymn.) 1882. 8. 60 p. (Festschrift znm Jubiläum der
univ. Würzburg).
Philol. Anz. XIII. i(>
18$ Bibliographie. Nr. 2.
Beilage B. Academica und dissertationen.
Bonn; 336* Untersuchungen, historische, Arnold Schaefer zum
25j. Jubiläum seiner akademischen Wirksamkeit gewidmet von früheren
mitgliedern der historischen seminarien zu G-veifswald und Bonn.
Bonh, Emil Strauss 1882. 8. VI, 364 p. 1 tafel.
Inhalt: Benedictes Niese, zur geschichte Solons und seiner zeit
p. 1. — Georg Loeschke, Phidias tod und die Chronologie des olym-
pischen Zeus. p. 25. — Thomas Fellner , zu Xenophons Hellenica
p. 47. — Adolf Bauer, antike ansichten über das jährliche steigen
des Nils, p. 70. — Wilh. Soltau, die ursprüngliche bedeutung und
cotnpetenz der aediles plebis, p. 98. — H. J. Müller, Onusa, p. 148.
— P E. Sonnenburg , der historiker Tanusius Geminus und die
annales Volusi. Ein Catullianum p. 158. — Konrad Panzer, die
eroberung Brittanniens durch die Römer bis auf die Statthalter-
schaft des Agricola, p. 166. Carl Hachtmann, zur Germania des
Tacitus, p. 178. Julius Asbach, zur geschichte des coosulats der
römischen kaiserzeit, p. 190. - Joh. Kreutzer, zu den quellen der
geschichte des kaisers Septimius Severus, p 218. — Friedr. Philippi,
zur reconstruction der weitkarte des Agrippa, Mit 1 tatel, p. 239. —
Berthold Volz, Zum jähre der schlacht von Pollentia. Eine replik
p. 246. — August Auler, Victor von Vita. p. 253. — Carl de Boor,
zur kenntniss der weltchronik des Georgios Monachos, p. 276. —
Paul Eivald , zum register Gregor VII. p. 296. — PuUl Hasse,
zur erhebung könig Friedrich I. p. 319. — Hich. Tannert, die be-
theiligung des herzogs Heinrich von Baiern an der wähl des jahres
1257, p. 336. — Max Hoffmann , der friede zu Wordingborg und
die hansische sundzollfreiheit, p. 314. —
337. Luebbert, Ed , de Pindari carminum quibus Olympiae ori-
gines canit fontibus. Bonn 1882. 4. 19 p. fProgr. acad.).
338. — — , originutn Eliacarum cäpita selecta. Bonn 1882. 4.
14 p. (Ind. lectt.).
339. — — , commentatio de Pindaro Locrorum Opuntiorum amico
et patrono. Bonn 1882. 4. 19 p. (Ind. lectt. hib.).
340 Anspach , E. , de Bacchidum Plautinae retractatione scae-
nica. Bonn 1882. 8. 61 p.
341. Chambalu , Aug., de magistratibus Flaviorum. Bonn 1881.
8. 31 p
342. Duemmler, Ferd , Antisthenica. Halis 1882. 8. 78 p.
343. Hoefer, Herrn., de particulis Platonicis capita selecta. Bonn
1882. 8. 41 p.
244. Liebenam , Guil., Quaestionum epigrapbicarum de imperii
Romani administratione capita selecta. Bonn 1882. 8. 79 p.
345. Marx, Frid., Studia Luciliana. Bonn 1882. 8. 98 p.
346. Stephan, Christ., de Pithoeanis in Iuvenalem scholiis. Bonn
1882. 8. 73 p.
347. Sonnenburg, P. E., de Menaechmis Plautina retractata li-
bellus. Bonn 1882. * 8. 45 p.
348. Wolters , Paul , de epigrammatum Graecorum anthologiis.
Halis 1882. 8. 36 p.
Frei bürg i. Breisg. 349. Kimmig, Otto, de Sestianae Cicero-
nianae interpolationibus. Friburgi Brisg. 1882. 8. 66 p.
350. Leonhard, Rob., de codicibus Tibullianis capita tria. Mo-
nachii. Ackermann 1882. 8. 65 p.
Goettingen. 351 Diithey, Karl, festrede zur akad. Preisver-
teilung (über die entwicklung der Wissenschaft der alten kunst bis
auf Winckelmann). Goettingen 1882. 4. 31 p.
Nr. 2. Bibliographie. 139
352. Heyse , Max, de legationibus Atticis. Goettingen 1882.
8. 72 p.
353. Rosenstiel , Frid. , de Xenophontis historiae Graecae parte
bis edita. Jeuae 1882. 8. 54 p.
354. Troebd, Woldemar, Quaestiones Hyperideae et Dinarcheae.
Jena 1882. 8. 46 p.
Halle. 355. Keil, Henr, de libris mss. Catonis de agricultura
disp Halle 1882. 4. XII p. Ind. lectt. aest.
356 — — , oratio de iure et ratione institutorum acadeinicorurn.
Halle 1882. 4. VIII p. (Ind. lectt.).
357. Baege, Max, de Ptolernaeo Ascalonita. Halle 1882. 8. 66 p.
358. bottermund, Guil. , de republica Rhodiorum commentatio.
Halle 1882. 8. 46 p.
359. Brinkmann , Adolf, de anacoluthis apud Aristophanem ca-
pita quinque. Halle 1832. 8. 73 p.
360. Clodius, Armin., Fasti lonici. Halle 1882. 8. 36 p.
361. Dtssel, Karl, de Admeti et Alcestidis fabula commentatio
archaeologica. Halle 1882. 8.
312. Dittmar , Franc, Prolegomenon ad hymnum in Cererem
Homericum specimen. Halle 1882. 8. 40 p.
363. Eiste, Oscar, de dum particulae usu Plautino. Halle 1882. 8. 34 p.
364. Hurdt, Guil., de Aeschinis emendatione. Halle 1882. 8. 66 p.
365. Haustein, Alfred, de ^enetivi adjectivis accommodati in lin-
gua Latina usu. Halle 1882. 8. 86 p.
366. Hempel, Otto, Quaestiones de Xenophontis qui fertur libello
de republica Atheniensium. Halle 1882. 8. 34 p.
367. Junqblut, Henr., quaestionum de paroemiographis; pars prior
de Zenobio. Halle 1882. 8. 42 p.
36i. Karsten, Gualth., de titulorum Ionicorum dialecto com-
mentatio. Balis 1882. 8. 33 p.
369. Kleinecke, Paul, de penthemimere et hephthemimere caesuris
a Vergilio usurpatis. Halle 1882. 8. 55 p.
370. Koob, Herrn., de mutis quae vocantur personis in Graeco-
rum tragoediis. Halis 1882. 8. 34 p.
371. Kühn, Carl, de priscorum Romanorum poesi populari. Halle
1882. 8. 46 p.
372. Maaten, Otto, de gradu et statu quaestorum in municipiis
coloniisque; quaestio epigraphica. Halle 1882. 8. 52 p.
373. Matthias, Franc. , Quaestionum Blandiniarum capita tria.
Halle 1882. 8. 72 p
373. Muchau, Hem. , observationes de sermone inscriptionum
Atticarurn saeculi quinti. Halle 1882. 8. 44 p.
375. Mueller, Aug., de auctoribus rerum a M. Claudio Marcello
in Sicilia gestarum. Halle 1882. 8. 45 p.
376. Neubauer, Frid., Atheniensium reipublicae quaenam Roma-
norum temporibus fuerit condicio. Halle 1882. 8. 46 p.
377. Pachnike, Herrn., de philosophia Epicuri. Halle 1883. 8.48 p.
378. Palm , Gustav , de Iuvenalis satira quinta decima. Halle
1882. 4. 16 p.
379. Plaehn, Gustav, de Nicandro aliisque poetis Graecis ab
Ovidio in metamorphosibus describendis adhibitis. Halle 1882. 8. 52 p.
380. Raebel, Otto, de usu adnorainationis apud Romanorum poetas
comicos. Halle 1882. 8. 66 p.
381. Rausch, Alfred, quaestiones Xenophonteae. Halle 1881.
8. 43 p.
382. Rose, Adolf, kaiser Anastasius I. Erster theil. Die äussere
politik des kaisers. Halle 1882. 8. 68 p.
10*
140 Kleine philologische zeitung. Nr. 2.
383. Schindler, Herrn., observationes criticae et historicae in
Terentium. Halle 1881. 8. 53 p.
384. Schwartz, Paul, de Iuvenali Horatii imitatore. Halle 1882.
8. 36 p.
385. Thiemann, Maxim., Quaestiones Polybianae. Halle 1882.
8. 44 p.
386. Wehrmann, Martin, de Herodotei codicis Romani aucto-
ritate. Halle 1882. 8. 42 p.
387. Zander, Aug. , de imperfecti atque aoristi apud Herodotum
usu. Halle 1882. 8. 43 p.
Marburg. 389. Caesar, Julius, oratiunculas duas promotorias
praemisit. Marburg 1882. 4. XI p. (Ind. lectt.).
390. — — de Aristidis Quintiliani musicae scriptoris aetate.
Marburg 1882. 4. XIV p.
391. Boehling, Georg, Schicksale und Wirkungen des w-laute3
in den indogermanischen sprachen. Marburg 1882. 8. 86 p.
392. Hennen, Gerh., de Hannonis in Poenulo Plautina precationis
quae fertur recensione altera Punica. Marburg 1882. 8. 48 p.
393 Kausei, Theod., de Thesei synoecismo. Marburg 1882. 4. 23 p.
394. Wolsc.ht, Aem., de Pseudo-Iosephi oratione quae inscribitur
ntol avToxgciioQog koyicfiov. Marburg 1881. 8.
Strassburg. 395. Dissertationes philologicae Argentoratenses
selectae. Vol VI. Argentorati. C. J. Trübner 1882. 8. II, 330 p. —
(1. Fr. Schroeder, de iteratis apud tragicos Graecos, p. 1 — 130. —
2. Paulus Müllensieffen, de titulorum Laconicorum dialecto, p. 131 —
260. — 3. Franc. Jos. Loefßer, de Calphurnio Terentii interprete, p.
261—330.) — Vol. VII. ibid. 1882. 8. II, 320 p. — (1. Herrn. Crohn,
de Trogi Pompei apud aatiquos auctoritate, p. 1 — 56. — 2. Adolfus
C ramer, de Manilii qui dicitur elocutione, p. 57 — 146. — 3. Carolus
Galland, de Arcadii qui fertur libro de accentibus, p. 147 — 232. — 4.
Henricus Pioen, de copiae verborum differentiis inter varia poesis
Romanae antiquioris genera intercedentibus, p. 23 — 318.
Kleine philologische zeitung.
Von der italienischen grenze, 25. juli 1882. Das in Rom
bei Civeili erschienene reisewerk von O. Haimann über die Ky-
renaiha, illustrirt durch vom Verfasser herrührende zeichungen
und versehen mit einer meteorologischen und zoologischen tafel,
verdient beachtung. Es hat auch gewissermaßen eine politische
bedeutung, denn es ist daraus zu entnehmen , wie sehr sich die
Italiener bestreben, in dem nachbarlande Aegyptens , der von
den trümmern dreier civilisationen bedeckten und von der tür-
kischen Verwaltung ganz verwahrlosten „Libyschen Pentapolis"
fuß zu fassen. Näheres giebt Augsb. allg. ztg. 1882, no. 212.
Eine anzeige von PI. Hallce, ,,einleitung in das Studium der
numismatik". Berlin 1882 Verlag von F. und P. Lehmann,
steht im reichsanzeiger 1882, Nr. 218.
Ausgrabungen in Rom. Der cultusminister Baccelli in Rom
beabsichtigt nicht bloß die letzten reste des forum romanum,
sondern auch sämmtliche partien des palatins incl. das capito-
linische tabularium bloßlegen zu lassen. Gegenwärtig ist man
dabei, den viaduct zwischen der Via Bonella und der Consolazione
Nr. 2. Kleine philologische zeitung. 141
aufzugraben. Diese partie erstreckt sich bis zur kirche San
Maria liberatrice, welche am anhange der triumphstrasse am fuße
der Caligulabauten liegt. Die reste von den alten Cäsaren-
palästen, die bis jetzt schon freigelegt sind, machen einen überaus
imposanten eindrnck. Sie sind übrigens auf der seite nach dem
forum trefflich konservirt , ein umstand , welcher dem archäolo-
gischen directions-comitd alle ehre macht. Es ist wahrlich keine
kleinigkeit, sich in diesem labyrinth von ruinen und funda-
menten zurechtzufinden. Ein einziger falscher Spatenstich kann
unbeschreibliche Zerstörungen anrichten. Durch die freilegung
der Cäsarenpaläste wird der topographische plan von dem alten
Rom wieder um einen interessanten beitrag bereichert. Reichs-
anzeiger 1882, no 224.
Salzwedel. Zur einweihung des reuen gymnasiums hieselbst
ist vom lehrer-collegium eine 7 abhandlungen enthaltende fest-
schrift herausgegeben: wir nennen von diesen Frz. Müller über
Claudius Rutilius Namatianus, von dr. Brandt, über die metrik
in Virgil's eklogen, beide, wie sich gebührt, in lateinischer spräche;
zum schluß giebt director dr. Legerlotz etymologische Studien
und metrische Übersetzungen aus verschiedenen dichtem. Aus
reichsanzeiger vom 11. december 1882, no. 291.
In dem wissenschaftlichen kunstverein hielt professor Mi-
chelet einen Vortrag über den vaticanischen Apoll vom Belvedere,
den er als kunstwerk römischer zeit und in der Stellung eines
bogenschützen nachzuweisen suchte. Weitere mittheilung giebt
Reichsanzeiger 1882, nr. 209.
Eine anzeige von Lübhe's und C. von Lützow's buch „denk-
mäler der kunst" 1882, lieferung 1 findet sich in Reichsanzeiger
1882, nr. 271.
Berlin. Die kunsthandlung von Fr. Ghirlitt in Berlin
liefert von neuem treffliche nachbildungen von terrakotten aus
Tanagra, dießmal aber gehören die originale (sieben) dem Louvre
an, welche mit den früheren elf aus dem Berliner museum eine
köstliche reihenfolge bezaubernder figürchen ausmachen. Es
sind fünf sitzende und eine stehende weibliche gestalt, wozu
sich noch eine sehr edle gruppe gesellt, welche man wohl etwas
willkürlich als „Ceres und Proserpina" bezeichnet. Namentlich
in den sitzenden figürchen giebt sich eine bewundernswerthe
mannichfaltigkeit der motive in Stellung , bewegung und aus-
druck zu erkennen; die verschiedensten Stimmungen, träumeri-
sches versunkensein, sinniges betrachten, schelmisches aufblicken
kommen in ungezwungenster weise zur entfaltung. In den halb
unbekleideten figürchen haben wir ohne zweifei idealgestalten
von musen u. dgl. zu erkennen ; die übrigen aber führen uns
reizende genrefiguren aus der griechischen frauenweit, und zwar
in der auffassung des täglichen lebens, vor. — Augsb. allg. ztg.
1882, nr. 352.
142 Kleine philologische zeitung. Nr. 2.
Assyrisches. In der november-sitzung der Society of bibl.
archeology zu London hat der rühmlichst bekannte englische for-
scher Theo. G. Pinches einen von den ausgrabungen des H.
Hormuzd Rassam auf dem gebiete der uralten sonnenstadt Si-
para (Sephairaim) herrührenden cyünder mit 159 Zeilen wohl-
erhaltenen keilschrifttextes besprochen. Derselbe ist datirt aus
der regierung des letzten babylonischen königs Nabunahid,
welcher bekanntlich im jähre 538 v. Chr. durch den Perser
Kyros besiegt und entthront ward. „Im dritten jähre seiner
(17 jährigen) regierung," sagt der text wörtlich (Lin. 26 — 29)
bewirkte der gott Marduk (Merodach), daß Kurasch, der könig
von Anzan, sein junger knecht, mit einem kleinen heere heran-
gezogen sei und den könig Istuvegu (Astyages) des Volkes Erim-
manda (Elwend nach Oppert) gefangen , sowie dessen schätze
aus dessen hauptstadt Agvatanu (Ekbatana) nach seinem lande
fortgenommen habe." Aber der kostbare fund gewährt uns
noch weitere anhaltspunkte in der babylonischen geschichte Aus
anlaß der erwähnung des heiligthums der göttin Anunit in Si-
para, welches Nabunahid restaurirte, erwähnt er einer früheren
Wiederherstellung, welche der könig Sagasalti-Burias, söhn des
königs Kudurri-Bel veranstaltet hatte (um 1050 v. Chr.) Zwi-
schen die beiden Zeitpunkte 553 und 1050 v. Chr. fällt Salmanu-
ristan, wenn dieser Assyrer, wie Pinches annimmt, mit dem aus
der langen inschrift der bronzethore von Balawat und sonst
wohlbekannten könige Salmanasar II. 859 — 825 v. Chr. iden-
tisch ist. Er faßt nämlich r i s t a n als assyrische Übersetzung des
babylonischen a s a r. Allerdings gedenkt Salmanasar II seines
zuges nach Babylon , und bei dieser gelegenheit mußte er
auch Sipara berühren , welche stadt mit ihrem heiligthume des
Sonnengottes für Nabonidus die veranlassung war, auf seinem
cylinder des besuches von Salmanasar II zu erwähnen. Die
überraschendste nachricht enthält der passus über die restau-
ration des tempels durch den babylonischen könig Nabu-
kudruzur (Nebukadnezar) , welcher 45 jähre vor Nabonidus
fällt. Dieß stimmt zum astronomischen kanon des Ptolemäus,
nach welchem Nabokodrosor von 604 — 561 regierte. Bei seiner
nachgrabung stieß Nabonidus in einer tiefe von 18 eilen auf
einen uralten cylinder, von welchem er wörtlich sagt: dieses
denkmal gehörte dem Naram-Sin, dem söhne des Sargon I, und
war seit 3200 jähren von keinem könige unter meinen Vorgän-
gern geschaut worden, bis der Sonnengott in d*m tempel, wel-
cher seine herzensfreude ist, es mir enthüllte." Die beiden ge-
nannten könige waren schon längst anderweitig als uralte be-
herrscher Babylons in der keilschrift-literatur bekannt. Na-
mentlich über Sargon I. wußte man außer seiner an die aus-
setzung des Moses erinnernden Jugendgeschichte, daß er als er-
oberer im osten nach Elam , im westen nach Syrien Tand Phö-
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nicien vordrang , wo er am ufer des mittelmeeres sein Standbild
errichtete. Wer hätte jedoch gewagt, ihn so früh anzusetzen,
als es durch den neuen fund gebieterisch erheischt wird, näm-
lich bis zum jähre 38ü0 v. Chr. hinauf? Jetzt erhält man erst
den gehörigen zeitrahmen , um die hunderte von königen un-
terzubringen, die derselbe Pinches vergangenes jähr entdeckt
hatte. Von nun an wird auch die stattliche reihe der könige
Babylons, wie Berosus sie überliefert hat , einer neuen Würdi-
gung unterstellt werden müssen. Bleibt auch die annähme la-
teraler dynastien selbst angesichts des neuen fundes nicht aus-
geschlossen, so wird doch immerhin die geschichte Babylons da-
durch in einen Zeithintergrund zurück verfolgbar, den man früher
als mythisch anzusehen geneigt war. Zugleich wird dadurch die
ägyptische geschichte und Chronologie, welche für die streng hi-
storischen anfange einen horizont um das jähr 4000 v. Chr. herum
beansprucht, aus ihrer bisherigen isolirtheit gleichsam erlöst, und
dem gebildeten publikum etwas mundgerechter gemacht. So lange
man es nur mit den Manethonischen dynastien des Memphitischen
hauses zu thun hatte, mochte der in ausschließlich classischen
Zeiträumen befangene philologe bedenklich den köpf schütteln
und die achseln zucken wenn die zurnuthung an ihn herantrat,
über seinen anfangspunkt um drei Jahrtausende weiter zurück
zu gehen. Jetzt kommt auch Chaldäa mit der nämlichen for-
derung ; denn offenbar waren Naramsin und Sargon I nicht pro-
tomonarchen. Für den von den classischen Schriftstellern stets
betonten parallelismus der geschichte Chaldäa's und Aegypten's
darf 'iie neue entdeckung als erwünschte bestätigung betrachtet
werden. — Augsb. allg. ztg. 1882, no. 354.
Rom, 16. dec. (Winckelmanns-feier.) Das kaiserlich deutsche
archäologische institut feierte gestern, wie alljährlich, den Jahres-
tag der geburt Winckelmanns durch eine feierliche sitzung, mit
der zugleich seine wöchentlichen Zusammenkünfte eröffnet wurden.
Gatti besprach zunächst die historischen und monumentalen überr
lieferungen , welche wir über die in der zweiten region Roms
belegene localität caput Africae besitzen. Die ältesten derselben
haben wir in den Inschriften der paedagogi a capite Africae, die
bis auf die zeiten Hadrians und vielleicht selbst Trajans zurück-
gehen. Der vortragende bewies sodann, daß der fragliche name
nicht, wie man gewöhnlich annehme, eine Straße bezeichne,
welche vom Colosseum nach SS. Quattro Coronati zulief, sondern
ein öffentliches gebäude, da die regionarier sowohl, als die topo-
graphie des bekannten anonymus Einsiedlensis , die nie Straßen
anführen, das caput Africae unter den monumenten der zweiten
region nennen. Freilich gab es eine städtische nach demselben
benannte straße , an welcher das betreffende gebäude belegen
war ; der name selbst jedoch bezeichnet nur dieses. Um die
richtung des in mittelalterlichen docuraenteu oft erwähnten vicus
144 Kleine philologische zeitung. Nr. 2.
capitis Africae festzustellen , erörterte Gatti die grenzhestimmung
vieler an demselben gelegenen häuser und kam zu dem resultate,
daß jene straße der heutigen via della Navicella entsprochen habe,
die jedenfalls eine antike straße sei und die einzige, welche
auf dem Caelius in den ältesten karten verzeichnet werde. Da
nun aber auf dem ganzen terrain zwischen dieser straße und
der kirche der Quattro Coronati und andererseits zwischen ihr
und dem tempel des Claudius sich nur Überreste von privat-
häusern gefunden haben , so zeigte der vortragende , daß noth-
wendig das caput Africae sich in den grenzen jener dreieckigen
area befunden haben müsse, welche durch den bogen des Dola-
bella, den letzten theil der Wasserleitung, die südfronte des tem-
pels des Claudius und die straße der Navicella umschrieben
werde. Diese bestimmung werde dadurch gesichert, daß gerade
hier die große , dem Caracalla von den paedagogi a capite Afri-
cae errichtete ehreninschrift (C. I. L. 6, 1052) gefunden sei.
Der vortragende schloß mit einer erörterung der bestimmung des
gedachten gebäudes, in welchem er ein kaiserliches pageninstitut
erkannte. Die paedagogi puerorum a capite Africae wurden für
identisch mit den paedagogi oder praeceptores puerorum Caesaris
erklärt, und der magister iatrolipta puerorum Caesaris, der Augusti
libertus a supellectile puerorum Caesaris und ähnliche andere in
Verbindung mit jener anstalt gebracht, wogegen die in der do-
mus Gelotiana am Palatin gefundenen sgraffitoinschrifteu mit exit
de paedagogio im gegensatze dazu auf pagen bezogen wurden,
welche dadurch ihre freude ausgedrückt hätten, der erziehungs-
anstalt entronnen und unter die eigentliche hofdienerschaft auf-
genommen zu sein. Prof. Heibig las sodann über die Homerische
beschreibung des Schildes des Achill. Dieselbe beruht nach ihm
keineswegs auf einem wirklich vorhandenen , für den weder die
altorientalische, noch die archäisch-griechische kunst irgend eine
analogie bietet , sondern die decoration ist von dem dichter er-
funden , besonders unter dem eindruck phönikischer metallar-
beiten. Verwiesen wurde auf silberschalen phönikischen Ursprungs
aus ky prischen und italischen gräbern, deren gliederung der Ho-
merischen beschreibung entspricht. Ferner sind sowohl das mitt-
lere rund, wie die es umgebenden concentrischen gürtel mit figür-
lichen darstellungen verziert, und war es demnach nicht schwie-
rig , einen ähnlichen schmuck auf einen schild zu übertragen.
Die vom dichter geschilderten scenen entsprechen vielfach den
reliefs solcher schalen. Namentlich hob der vortragende hervor,
wie der einfluß eines bildwerkes in der beschreibung der bela-
gerten Stadt (II. XVIII, 509 — 540) deutlich zu erkennen sei.
Wenn der dichter zwei heere mit verschiedenen absiebten die-
selbe belagern läßt, so erklärt sich dies aus einem bildwerke,
wie es eine phönikische schale von Amathus zeigt, auf der die
belagerte stadt den mittelpunct bildet und das feindliche heer
Nr. 2. Kleine philologische zeitung. 145
in zwei theile theilt. Um dann die zuerst beschriebene scene
mit der folgenden kampfscene zu verknüpfen, erfand der dichter
die Volksversammlung, aus welcher die bürger zum gefecht eilen.
Es wurde schließlich darauf hingewiesen , daß die beschreibung
bereits die fähigkeit verräth , die scenen , welche sie schildert,
künstlerisch anzuordnen, wie denn der schild des Achill ein
glänzendes zeugniß sei für die künstlerische begabung der Grie-
chen zu einer zeit, in der sie noch nicht im stände waren, einem
derartigen reichen ideeninhalt nach ähnlichen principien bildli-
chen ausdruck zu verleihen. Der Versammlung, welche von ein-
heimischen und fremden gelehrten zahlreich besucht wurde, wohn-
ten die botschafter Deutschlands und Oesterreichs , v. Keudell
und graf Ludolf, sowie der preußische legationssecretair am
päpstlichen stuhle, v. Rotenhan, bei. — Augsb. allg. ztg. 1882,
no. 356.
Prag, 21. dec. (Archäologisches.) Bekanntlich hat man auf
siebenbürgischem boden wiederholt alterthumsreste gefunden,
welche auf den betrieb der dortigen metallbergwerke interessan-
tes licht werfen. Hiezu gesellt sich aus neuester zeit ein be-
deutsamer fund. Im Hunyader comitat sind nämlich zwei sehr
roh gearbeitete statuen von barbarischen grubenarbeitern mit dem
grubenbeil, der grubentasche und noch anderen bergmännischen
attributen gefunden worden. Unseres wissens fehlte bis jetzt
eine antike darstellung römischer bergleute , wie denn bei An-
thony Rieh z. b. sich keine Zeichnung findet. Denn den „Fossor"
aus den christlichen katakomben wird man eher als todtengräber
fassen können, denn als bergmann. Hoffentlich erhalten wir
bald eine bildliche wiedergäbe jenes merkwürdigen fundes. —
Augsb. allg. ztg 1882, beilage zu no. 357.
Friedberg. Die stadt Friedberg in der Wetterau ist in der
archäologischen weit als alte Römerniederlassung wohlbekannt.
Im vergangenen sommer wurde dort eine neue Wasserleitung ge-
legt , welche eine fülle wichtiger römischer funde ergab , über
die jetzt Robert Schäfer in Friedberg in der ,,D. ztg." ausführ-
lich referirt. Wir entnehmen seinem bericht die thatsache, daß
die zahl der römischen truppentheile, die in Friedberg stationirt
waren, durch eine cohorte, diejenige der Aquitaner, von der ein
Stempel gefunden wurde, vermehrt wird. An vielen stellen der
stadt wurden fündamente von wohngebäuden bloßgelegt, welche
zum Schlüsse berechtigen , daß die römische anläge noch über
den umfang der heutigen stadt, von der bürg, dem castrum ab-
gesehen , hinausging. Ein säulenstumpf mit atticirender basis,
doppeltem wulst und plinthe deutet auf einen tempelbau. Mitten
in der straße wurde ein interessanter römischer töpferofen auf-
gefunden. Er ist in den gewachsenen lehmboden hineingearbeitet
und überwölbt; nach dem ersten brand erhielten wände und
sohle die genügende festigkeit. Unter den urnen befinden sich
146 Kleine philologische zeitung. Nr. 2.
gesichtsurnen und viele gefäße aus terra sigallata mit töpferstem-
peln. Von Wichtigkeit ist eine seltene silbermünze des kaisers
Pescennius Niger (194 — 195 n. Chr.) und eine solche des Geta,
des mitregenten Caracalla's. Bronzeinstrumente , darunter auch
chirurgische , geräthe aus eisen , knochen und bein , vermehren
in mancherlei weise unsere kenntniß römischen wesens. Um die
erhebung und bergung der funde hat sich Gustav Dieffenbach
zu Friedberg , der gelehrten weit durch seine ausgrabungen in
Nauheim, deren ergebnisse ein hauptbestandtheil des städtischen
museums in Frankfurt geworden sind, bekannt, besonderes ver-
dienst erworben. — Nationalzeitung no. 597 morgenausgabe 21.
december 1882.
Hamburg, 31. dec. Das neueste bulletin der hiesigen Ar-
chäologischen gesellschaft enthält einige interessante aufschlösse
über die letzten funde, die unter der aufsieht des ephoren Ca
vadias in Epidaurus gemacht worden sind. Unweit des antiken
theaters legten die arbeiter ein gemäuer bloß , das inzwischen
als ein Artemis-tempel rekognoszirt worden ist. Auf den säulen
welche das vestibül gebildet haben, befinden sich mehrere bis
jetzt unbekannte inschriften , welche von einem altathenischen
schriftsteiler namens Diomerles herrühren. Ueber die weiteren
funde schreibt der ephor Cavadias folgenaes : nachdem ich die
nachforschungen zurentdeckung des Polyklet-tempels beendigt hatte,
gedachte ich, auch die nächste Umgebung genauer zu untersuchen,
und dabei entdeckte ich den antiken Aeskulap - tempel. Dicht
an dem eingange fanden wir mehrere frauenbüsten , zwei davon
in knieender Stellung, und einen menschenkopf mit Vollbart, wel-
chen die hand eines feindes triumphirend hochhält. Auf der
ostseite der facade befindet sich ein relief, das den ceutauren-
kampf darstellt, auf der Westseite der facade eine Nereiden-
gruppe, von denen vier auf einem Hippopotamus sitzen. Mit aus-
nähme des kopfes , der ihnen absichtlich abgeschlagen worden
ist, sind die gliedmaßen von drei figuren noch intakt. Einer
der vorliegenden köpfe ist erst nachträglich aufgefunden worden.
Derselbe ist von großer Schönheit. Sämmtliche figuren stammen
aus der attischen schule und dürften etwa im fünften Jahrhun-
dert entstanden sein. Endlich entdeckten wir eine kolossalstatue
Aeskulaps Der gott sitzt auf einem throne •, vor ihm steht Hy-
gieia und seitwärts Victoria neben einer anderen frauengestalt,
für welche leider keine zuverlässige definition erbracht worden
ist. — Nationalzeitung no. 612 erstes beiblatt, 31. decemb 1882.
München. Ueber neue ausgrabungen Schliemanns in Athen
schreibt man der „Münchener allg. ztg." : wie wir hören, ist der
unermüdliche dr. Schliemann in begriff, einen laug gehegten und
oft ausgesprochenen wünsch aller freunde der attischen geschichte
zu erfüllen : er will stellen im nordwesten von Athen umgraben,
wo in der nähe der alten akaderaie der offizielle begräbnißplatz
Nr. 2. Kleine philologische zeitung. 147
für die in den kriegen Athens gefallenen sich befand. Bekannt-
lich ist bei zufälligen grabungen in diesem umkreise schon man-
ches wichtige denkmal an todtenlisten gefunden worden. Wenn
wir hinzufügen , daß dort zwischen dipylon und akademie das
grab desPerikles sich befand und vielleicht noch unter der erde
vergraben sich befindet, so glauben wir nichts weiter sagen zu
müssen, um die Spannung zu rechtfertigen , mit welcher den zu
erhoffenden resultaten entgegengesehen werden muß. Mit diesem
unternehmen wird sich Schliemann ein außerordentlich großes
verdienst und ein anrecht auf allgemeinen dank erwerben. Er-
füllt sich ihm später gar noch der andere plan, die uralte kul-
tur von Kreta durch ausgrabungen in Kreta wieder an das ta-
geslicht zu bringen, so haben wir für die künde der ältesten
griechischen kunst außerordentlich wichtige, epochemachende auf-
schliisse zu erwarten, mehr als von Mykenae. — Nationalzeitung
no. 18 erstes beiblatt 11. januar 1883.
Neue erwerbungen des Berliner museum an antiken scul-
pturen verzeicbnet Reichsanzeiger 1883, no. 33.
Antike Wasserleitung in Neapel Regierun^s - baurneister R.
Bassel berichtet aus Neapel im Centralblatt für die bauverwal-
tung von der auffindung einer antiken Wasserleitung. Neben
dem antiken tunnel , bekannt unter dem namen der grotte des
Posilipo wird zur zeit ein neuer tunnel in etwa 50 m entfer-
nung und 8 — 10 meter tiefer als jener behufs Herstellung einer
pf'erdebahn nach Pozzuoli ausgeführt. Hierbei ist man am Schluß
des vergangenen jahres auf eine antike Wasserleitung innerhalb
des berges gestoßen die den tunnel unter etwa 60 grad schnei-
det. Der kanal ist 1,5 — 2 m hoch, im oberen theile 0,5 — 0,6 m
im unteren 0,3 m breit, die decke ist halbkreisförmig meist ohne
besondere bedeckung, dagegen ist der übrige theil der wandung
mit schönem harten und marmorartig glänzenden stuck überzo-
gen, der bis zur halben höhe mit kalkablagerungen des durch-
geflossenen wassers bedeckt ist. Der boden besteht aus gleich-
mäßig dicht gelagertem kalktuff. Die herstellung des canals ist
in der weise bewirkt worden, daß in gewissen abständen runde
brunnen von etwa 0,90 m durchmesser (drei fuß römisch) von
der erdoberfläche hinabgeführt sind , die zur fortschaffung des
ausbruchsmaterials und wohl auch zum reinigen der leitung ge-
dient haben. In dem nach Neapel zu gelegenen theile (ca500m)
fand Bassel zwei derartige brunnen. In dem nach Capo Posi-
lipo zu belegenen theile unter der grotte des Posilipo fort be-
findet sich ebenfalls ein Schacht, der wohl zur materialausförde-
rung vermittelst des antiken tunnels gedient hat, dieser müßte
also gleich alt oder älter wie der canal sein. An diesem Schacht
macht der kanal fast einen rechten winkel nach norden und
setzt sich wiederholt seine richtung ändernd fort, um sich schließ-
lich in drei zweigcanäle zu theilen. Schutt hinderte an beiden
148 Kleine philologische zeitung. Nr. 2.
Seiten die weitere hegehung des canals, der im übrigen wohl er-
halten ist. Auffallend ist der häufige Wechsel der richtung.
Eine genaue aufnähme der ganzen anläge und freilegung der
weiteren canalstrecken ist angeordnet. Besonders interessant
ist das Vorhandensein von eingekratzten inschriften und zeichen
auf dem stuck des canals. Es findet sich eine inschrift in buch-
staben von 150 — 200 mm höhe, sowohl auf der rechten als lin-
ken Seite , welche von Griulio Minervini und Alberto Avena in
Neapel wie folgt gelesen ist MACEIN VS. DIADVMIINI. AVG.-
(usti) L(iberti). PROC(uratoris). ANTONTANI. DlSP(ensator).
HIC. AMBVLAVIT. — NIIRVA. — IIT. VIISTINO. COS.
PK. IDVS IANVAPvIAS.
Die inschrift auf der rechten seite hat nur statt ambulavit
PVIT. Am wichtigsten unter den eingekratzten inschriften ist
indeß eine dritte, welche folgendermaßen lautet: Macrinus Dia-
dumeni. Aug(usti). L(iberti). Proc(uratoris). Antoniani. Dispfen-
sator). Hie. Ambulavit. A. VILLA. POLLI. FIILICIS. QVAII.
IIST. IIPILIMONIIS. VSQVII. AD. IIMISSARIVM. NIIRVA.
IIT. VIISTINO COS.
Außerdem finden sich verschiedentlich mit pinsel und rother
färbe Liberi vivas sowie eingekratzte zeichen vor, zum theil zah-
len wie C. CC. CCC. CCCC. D u. s. w. die letzteren sind in je
29,5 m also 100 römische fuß entfernung. Endlich sind zeichen
in kreuzform, in dreizackform, vier übereinand erstehende dreiecke
u. s. w. vorhanden. Aus den inschriften geht hervor daß der
canal im jähre 65 unserer Zeitrechnung entstanden ist. — (Nach
Reichsanzeiger 7. febr. 1883 no. 33).
Oesterr eichische archäologische expedition nach Kleinasien. Die
folgende darstellung stützt sich auf einen „vorläufigen bericht
über zwei österreichische archäologische expeditionen nach Klein-
asien von Otto Benndorf", welcher in den „Archäologisch - epi-
graphischen mittheilungen aus Oesterreich" (jahrg. VI, heft II)
erscheint. Die erste dieser beiden expeditionen war eine von
Benndorf unter begleitung des architekten prof. Niemann , dr.
med. v. Luschan und hofphotographen Burger unternommene for-
schungsreise durch Karien und Lykien. Die beschäftigung mit
lykischer kunst hatte Benndorf nemlich auf einen aus dem jähre
1842 stammenden reisebericht von J. A. Schönborn (verwendet
und citirt in C. Ritter, Erdkunde von Asien IX, Kleinasien II,
p. 1138 sqq.) geführt, der in bewunderndem und verständniß-
vollem tone den hohen werth und die verhältnißmäßig vortreff-
liche erhaltung der Skulpturen am Heroon in Gjölbaschi pries.
Die auffindung und Untersuchung dieses monuments und daneben
der trümmerstätte des Hekatetempels zu Lagina, der von L. Roß
aufgefunden und von Ch T. Newton erwähnt worden war, wa-
ren der hauptzweck der ersten reise. Sie wurde am 6. april
1881 von Smyrna angetreten und führte über Scio, Halikarnaß,
Nr. 2. Kleine philologische zeitung. 149
Kos (wo eine bisher unbekannte späte theateranlage entdeckt
wurde), Knidos, Loryma, Rhodos an die südküste von Lykien
nach der Kekowabai. Von hier aus gelang es Benndorf nach
Schönborns absichtlich höchst beiläufigen angaben das gesuchte
Heroon zu finden. Mit erstaunlicher Schnelligkeit wurde das-
selbe untersucht, photographisch aufgenommen und dann die reise
nach Makri (Telmessos) fortgesetzt; dieser zug durch Lykien,
der verschiedene funde, besonders von inschriften, brachte, ging
durch den ganzen westen und süden der landschaft, brachte auf-
schluß über die läge des Kragos und Antikragos und führte über
Kadyanda und den bisher nur dem namen nach bekannten Es-
kereboghazpaß nach Karien und Lagina. Der Aktschai (Har-
pasos) war dabei, den früheren Voraussetzungen entgegen, als
längster nebenfluß des Maiander nachgewiesen worden. Die bei-
den in Lagina befindlichen säulenbauten, der größere tempel der
Hekate und das kleinere dem kaiserkult gewidmete heiligthum,
wurden mit der Newtonschen planskizze verglichen und insbe-
sondere der erstere „möglicher weise mit der anläge des beide
umschließenden peribolos gleichzeitige" gründlich untersucht; es
wurden wichtige, darunter auf Sulla und den mithridatischen
krieg bezügliche inschriften aufgenommen und der am äußeren
des tempels umlaufende fries nach inöglichkeit skizziert; er giebt
durchweg mythologische darstellungen , über deren Zusammen-
hang jedoch bei der Zerstreutheit der einzelnen blocke ein si-
cheres urtheil nicht zu gewinnen war. Zu den schon früher be-
obachteten reliefs kam insbesondere eine scene der Gigantomachie,
zwei von einander abgewandte Jünglinge, welche die motive der
gruppe von Ildefonso zeigen , und eine schöne weibliche figur
mit erhobener rechter band und einem eros an der brüst hinzu.
Stil und ausführung zeiten sich als hellenistisch. Im juli 1881 war
diese erste expedition beendigt.
Die zweite expedition, deren hauptaufgabe die Übertragung
der skulpturen von Gjölbaschi neben der durchforschung von
Karien und Lykien und etwa möglichen ausgrabungen in Lagina
war, kam durch das zusammenwirken eines kreises hochstehender
kunstfreunde, welchen hofrath Eitelberger die Photographien des
Heroon vorgelegt hatte, zu stände Im anfang des Jahres 1882
coustituierte sich „die gesellschaft für archäologische erforschung
Kleinasiens." Sr. k. hoheit erzh. Rainer schloß sich fürst Liech-
tenstein, graf Zicby, graf Lanckoronski, Nie. Dumba, die barone
Rothschild und andere an, mit der absieht auch in zukunft ähn-
liche aufgaben, wie die vorliegende, durchzuführen. Baron An-
drian , Benndorf, Bucher, Eitelberger, Hochstetter , Kuudmaun,
baron Warsberg Zumbusch wurden zugezogen und die expedition
vorbereitet. Ende april waren alle expeditionsmitglieder (Benn-
dorf, Petersen, iugenieur von Knaffl, dr. med v. Luschan , dr.
R. Schneider, geologe dr. Tietze, dr. Em. Löwy und dr. Franz
150 Kleine philologische zeitung. Nr. 2.
Studniczka , fünf geniesoldaten und arbeiter) mit ausnähme von
prof. Niemann, der erst später folgte, zu Gjölbaschi eingetroffen.
Während der ganzen Unternehmung blieb s. m. raddampfer
„Taurus", commandant Baritz von Ikafalva, der gesellschaft zur
Verfügung. Nachdem am südwestlichen fuß der akropolis ein
vorläufiges lager aufgeschlagen war, begann die äußerst schwie-
rige Übertragung des nöthigen materials , wie bretter , pfosten,
seile , winden , flaschenzüge etc. , auf den 2400 fuß hohen berg
von Gjölbaschi; sie währte wochen und nahm gegen hundert
kameele in anspruch ; mit großen Schwierigkeiten war auch die
herbeischaffung von lebensmitteln, insbesondere aber des wassers
verbunden und auch die beibtellung der nöthigen hilfsarbeiter
bereitete fortwährende Verlegenheiten. Ein geradezu gewaltiges
hinderniß jedoch lag in dem fehlen jeglicher straße für die beför-
derung der funde zum meere vor; diese straße mußte vom He-
roon abwärts mit einem 23 kilometer langen umweg im halb-
kreis um die akropolis , durch das hochthal von Tschukur in
das Dembretschaithal über den steilen, fast durchaus bewachsenen
abhang geführt werden-, abholzungen, felssprengungen, errich-
tung von futtermauern waren allenthalben nöthig; und das alles
in der sich fortwährend steigernden hitze der dortigen gegend;
in der zweiten julihälfte war auch dieß überwältigt. Schon in
der Zwischenzeit waren die einzelnen expeditionsmitglieder ihren
vorläufigen beschäftigungeu nachgegangen. Peterseu untersuchte
die stadttrümmer und ruinen , Niemann nahm das Heroon auf,
vermaß akropolis und wege, Luschan photographierte die funde,
Sehneider zeichnete die relieffriese und Tietze beschäftigte die
geologische Untersuchung des Djmbreplateaus-, Benndorf war
während dieser zeit von der leitung des ganzen , so wie kleine-
ren und größeren touren in die umgegend vollauf in anspruch
genommen.
Schon auf seiner reise nach Gjölbaschi hatte Petersen mit
dr. v. Luschan gelegenheit genommen, die bereicherung und be-
richtigung der geographischen landeskenntniß zu fördern, welche
aufgäbe auch später hauptsächlich diesen beiden herren zufiel.
Am 17. april schon in Makri angekommen, nahm Petersen die
bilingue inschrift des Apollonides und andere ab, untersuchte
die felsgräber und die akropolis und setzte dann mit Luschan
die reise über Xauthos, wo die ruinen studiert und unbekannte
inschriften copiert wurden , und Kasch nach dem bestimmungs-
orte fort. Auch während der zeit des wegbaues untersuchte er
abwechslungsweise von ingenieur Knaffl, dr. Schneider und dem
im mai zu besuch gekommenen prof. Zumbusch begleitet, die
nähere Umgebung von Gjölbaschi, fortwährend grabdenkmale und
ruinen aufnehmend. Auf einen kürzeren ausflug mit prof. Nie-
mann nach Hoiran, wo griechische und lykische inschriften und
ein Heraklesrelief gefunden wurden, folgte ein längerer mit dr.
Nr. 2. Kleine philologische zeitung. 151
Löwy über Phineka nach Rhodiapolis , wo nebst anderen eine
lange inschrift von den Verdiensten des Lykiers Opramoas ge-
funden und reconstruiert wurde. Die größte, letzte tour, leider
durch Petersens erkrankung unterbrochen, sollte durchs lykische
hochland und Karien nach Smyrna führen; sie wurde am 13.
juli, wieder mit dr. v. Luschan angetreten und zog sich über
Kasch, Gjömbe , den Akdagh, Gürdef, das reichlich Sarkophage
und grabsteine zeigte , nach Elmalü ; von da wurden züge nach
süd- und nordosten unternommen, Podalia als antiker name der
richtigen ruinenstätte zugewiesen , darauf nach westen gezogen.
Nach den vielen späten grabstein- und sarkophagformen fand
sich bei Jazyrgöll zuerst die griechische stele mit figuren oder
Ornament und inschrift. Die Untersuchung der ruinen von ßal-
bura und Kibyra lag wegen erkrankung Petersens schon dr. v.
Luschan allein ob. Inzwischen hatte Schneider einen austrug
nach Antiphellos und Tiissa unternommen, welcher der besichti-
gung der ruinen des antiken theaters und des dorischen grabes
von Antiphellos sowie der Sammlung von inschriften und andrer-
seits der genaueren durchforschung des Xanthosthales und der
ruinen von Tüssa galt. Ein zweiter ausflug mit Niemaun und
Studniczka führte nach osten bis Aladja Assar , wo zwei alt-
christliche ruinenstatten entdeckt und aufgenommen wurden.
Löwy und Studniczka beobachteten insbesondere Myra, Dembre
und die küste von Kekowa nach inschriften und antiken resten.
Als Benndorf selbst von einem großen ausflug, der unter Über-
schreitung des Alagirtschai über Kürdschekoi bis nach Adalia
im osten geführt hatte , ende juli nach Gjölbaschi zurückkehrte,
waren, durch außerordentliche Schwierigkeiten veranlaßt, die
transportarbeiten in langsamem gange ; die größten hindernisse
waren noch zu überwinden , da der bescheid über die theilung
der funde noch fehlte und diese nun abgebrochen und über den
gebauten weg zum meer befördert werden sollten •, dies alles
mußte sehr schnell geschehen , wenn man noch sicheres wetter
haben wollte ; nachdem nun die blocke bis auf eine dicke von
25 cm hinten abgemeißelt, numeriert, verpackt, photographiert
oder gezeichnet waren, mußten sie auf selbstconstuierten schütten,
immer etappenweise, zur nachtzeit, denn der tag war zu heiß,
in das Dembrethal bis Koitschi und dann vom flußbett des Dem-
bretschai bis zum Andrakifiuß unter unsäglichster anstrengung
geschleift werden. Am 8. September war diese schwerste arbeit
vollendet. Nachdem nun der langwierige theilungsakt über-
wunden , die kisten auf rasch hergestellten holzbahnen von der
mündung des Andrakiflusses auf das depotschiff gebracht waren,
konnte Benndorf, des vollendeten Werkes froh, am 13. september
die rückreise auf dem Taurus antreten, indessen von Knaffl und
dr. Löwy auch die letzte einschiffung der schätze überwachten ;
J 52 Kleine philologische zeitung Nr. 2.
anfangs october kamen dieselben wohlbehalten in den depots des
kaiserlichen kunstmuseuras in Wien an.
Kehren wir jetzt, nachdem der äußere verlauf der expedi-
tionen in den weitesten umrissen gegeben ist, nach Gjölbaschi
zur genaueren betrachtung des ortes und seiner monumente zu-
rück, so finden wir denselben als höchste erhebung des Dembre-
plateaus, das seinerseits wieder den vorbergen der mittleren von
den drei großen berggruppen angehört , welche , die lykische
berglandschaft beherrschend, sich bis zu 10000 fuß erheben; in
dieser gebirgigen, unzugänglichen, wasserarmen und aller größe-
ren städteanlage feindlichen natur finden wir die begründung
für die so lange erhaltung uralter culturformen und fremder
Sprache gegen das langsame eindringen griechischen wesens.
Von der akropolis auf Gjölbaschi nun, die nur vom westabhang
zugänglich ist , finden wir noch die reste einer polygonmauer,
der späten kleinen kirche und mäßig großer Steinhäuser; daran
schließen sich dann die grabmonumente.
Dies sind zunächst über dreißig colossale kalksteinsarkophage
„mit spitzbogigem dach, auf zwei oder mehrstufiger basis , die
ein hyposorion enthielt", zwei mit Skulpturen verziert; dann eine
große stele mit dem relief eines sitzenden hundes , ein hochal-
terthümlicher, massiver grabpfeiler , durchaus dem harpyienmo-
numente von Xanthos entsprechend, mit umlaufendem reliefband
geschmückt. Sacrale monumente finden sich , wie an fast allen
lykischen platzen , äußerst wenige. In dem Heroon , welches
einem orte angehörte, dessen namen uns in einer einzigen basis-
inschrift TPT2EUNÖAHMQZ nur, unsicher gegeben ist, da
kein auch nur ähnlich lautender Ortsname in Lykien vorliegt,
haben wir das grabmonument irgend eines „ortsgewaltigen" der
voralexandrinischen epoche; es steht auf der ostseite der akro-
polis, am ende und abschluß ihrer Umfassungsmauer, deren volle
breite es hat ; es bildet ein nicht ganz rechtwinkliges mauer-
viereck, welches sich bei der dicke eines meters drei meter er-
hebt und den geebneten boden des inneren hofartig einfriedet ;
diese wände sind zwei quadern stark und werden, je zwei selbstän-
dige parallelmauern bildend, welche die unbehauenen innenseiten
einander zukehren , oben von etwas vorspringenden deckplatten
mit einander verbunden. Weder dübel noch klammern sind
zur construction verwendet. In der mitte der südwand befindet
sich die pforte ; diese sowohl als die nordwand war bei der
auffindung vielfach gebrochen, die ostwand ganz zerstört; alle
vier wände waren innen auf den beiden obersten quaderschich-
ten mit forlaufenden reliefs verziert und bildeten die Umfassungs-
mauer des beiläufig in der nordwestecke befindlichen , aus dem
gewachsenen stein herausgearbeiteten, colossalen sarkopbags;
außen trug die eingangsmauer denselben schmuck. Dieser fries,
durchaus flaches basrelief, in der technik des hineinarbeitens
Nr. 2. Kleine philologische zeitung. 153
in die bereits versetzten blocke ausgeführt, nimmt über hundert
meter laufender fläche ein; die höhe der figuren wechselt mit
der höhe der quadern zwischen einem viertel und einem drittel
der naturgröße. „Singular ist die unmittelbar paarweise anord-
nung der streifen übereinander , welche an vielen stellen durch
ideelles oder factisches ineinandergreifen der composition wieder
aufgehoben ist." Der stein (kalkstein) hat einen schönen grauen
ton und ziemlich poröses aussehen, das sich wohl aus den vielen
kleinen hohlräumen , die sich an allem lykischen gestein finden
und dem bildhauer Schwierigkeit bereiten, erklären läßt. Nord-
mauer und äußere südmauer sind am stärksten verwittert , die
westwand und noch mehr die innere südwand sind trefflich er-
halten. Obwohl der reiz der Oberfläche zumeist fehlt, ist doch
die Wirkung der künstlerischen motive eine vollkommene , sowie
glücklicher weise die abfolge der composition eine völlig sicher
gestellte ; dies ist um so wichtiger , als ganz unvermittelt die
mannigfaltigsten Stoffe einander ablösen. Die äußere südwand,
deren thor an der Stirnfläche des thürsturzes mit den vorder-
theilen vier vorspringender geflügelter stiere geschmückt ist,
unter denen symmetrisch zwei ehepaare (kleine figuren in bas-
relief) auf fein gedrechselten sesseln einander gegenüber sitzend,
angebracht sind, zeigt uns im oberen streifen linkerhand, theil-
weise fragmentiert, wahrscheinlich eine schlacht von Griechen
mit Orientalen, vielleicht mit Amazonen ; in einer kämpferschaar
fallen drei berittene auf, von denen einem , der mit helmkappe,
eingebogenem schild , chiton und flatterndem mantel bekleidet
ist, das pferd vom lanzenstich des gegners durchbohrt unter
dem leibe zusammenbricht. Auch eine phrygische mutze und
eine Streitaxt werden wahrgenommen. Der streifen darunter
stellt Lapithen- und Kentaurenkampf, in gruppen von zwei bis
vier figuren angeordnet , dar ; die gruppe des Kaineus ist deut-
lich zu unterscheiden. Die composition zeigt Verwandtschaft
mit der altattischen weise, wenn sie gleich in fallen specieller
analogie , wie dort , wo ein Lapithe dem andrängenden nach
links niedergebeugten gegner ein bein stellt, in der energie
des motivs hinter dem Theseion- und Phigaliafries zurückbleibt.
Der über dem thürsturz rechts befindliche friesstreifen , stark
fragmentiert und zerfressen, gibt, nur den sachlichen zügen nach
noch erkennbar, den kämpf der Sieben gegen Theben; Kapa-
neus von einer gegen einen thurm gelehnten leiter herabstür-
zend; ein salpinxbläser, der dabei typisch zu sein scheint; Am-
phiaraos , auf dem von zwei pferden gezogenen wagen in den
erdspalt versinkend, und noch einige figuren sind zu unterschei-
den. Der untere streifen bietet uns in dem an den thürsturz
grenzenden theil einen auf estradenartiger erhöhung sitzenden
bärtigen herrscher, der, in griechischem gewand jedoch mit tiara,
von zwei dienern und vier knieenden gerüsteten hopliten um-
Philol. Anz. XIII. H
154 Kleine philologische zeitung. Nr. 2.
geben , von einem herangekommenen bärtigen mann , welcher
nach einer von Aelian überlieferten orientalischen sitte der wich-
tigen angelegenheit wegen wahrscheinlich auf einen goldenen
plinthos tritt, nachrichten über einen rechts dargestellten kämpf,
in dem die angedeutete landung einer flotte eine rolle spielt,
eben empfängt ; analogie zu dem auf dem plinthos stehenden :
die Perservase des Museo nazionale zu Neapel. Wenden wir
uns nun zur inneren südwand, so zeigt uns das thor mit bezug
auf die grabstätte und ihren kult zwei tanzende symmetrisch
componierte Jünglinge, den unteren theil in profil, Oberkörper
in Vorderansicht , mit lang gelocktem haar , ärmellosem chiton
und kalathos auf dem haupte ; der sepulcrale bezug zu der wohl
dem Demeterkult entnommenen darstellung (vgl. Stephani, Compte
rendu 1861, p. 63 sq.) dürfte lykisch sein, wie analogien zei-
gen ; acht gnomenhafte nackte gestalten machen die zum tanze
gehörige musik. Die osthälfte der südmauer zeigt eine noch
nicht begründete Unregelmäßigkeit der anordnung, indem nach
den drei der thür benachbarten blocken der fries gegen die ge-
meinsame höhe um eine steinlage sinkt. Der erste dieser drei
blocke trägt ein von einem mit rundschild , panzer und heim
gerüsteten krieger gelenktes Viergespann; die pferde schieben
sich perspectivisch nach rechts vor ; manches detail war der
maierei überlassen. Der zweite block bringt die Verfolgung der
Chimaira diirch Bellerophon ; er ist auf dem springenden Pega-
sos lanzenschwingend dargestellt , die Chimaira als löwin mit
Schlangenschweif und ziegenkopf auf dem rückgrat. Der dritte
block zeigt einen krieger in chiton, heim und schild, der eine
jugendliche gestalt mit ausgebreiteten armen, gewaltsam fortträgt.
Der übrige tiefer laufende streifen, der auf die ostwand über-
griff, stellt oben ein gelage bärtiger männer mit tanz und spiel
nach art älterer griechischer vasenbilder, gleichwohl jedoch mit
ausgesprochenem lokalcharakter, dar, unten einen ruhigen zier-
lichen tanz, zumeist von weiblichen gestalten ausgeführt.
Durch freie composition und durchgebildete klarheit im
allgemeinen und ebenmäßige treffliche ausführung im einzelnen
zeichnen sich die scenen der westhälfte der südmauer aus, welche
künstlerisch und sachlich die wichtigsten des ganzen frieses sind ;
künstlerisch vor allem der untere streifen mit der Meleagerjagd,
der so wie der darüber befindliche vortrefflich erhalten ist; den
mittelpunkt der ganzen scene, wenn auch in seinem laufe nach
links etwas vorgeschoben , nimmt der durch kämm und gerin-
gelten schwänz charakterisierte eber ein, der vorn und rück-
wärts von zwei hunden und zunächst von drei Jägern bedroht
wird; hinter ihm schwingt Theseus die keule , während Melea-
ger, dessen unterer theil nicht erhalten ist, ihm gegenüber seine
lanze zu schleudern im begriff ist; nun folgen beiderseits zwei
kämpferpaare , theilweise mit trefflich gebildeten flatternden ge-
Nr. 2. Kleine philologische zeitung. 155
wändern; Peleus und Atalante sind, ersterer mit Wahrscheinlich-
keit, letztere ganz klar zu erkennen ; links wird der verwundete
Aukaios von zwei genossen behutsam niedergelegt; außerdem
sind noch zwei verwundete dargestellt, der eine rechts dem An-
kaios entsprechend , der andere links noch stehend mit hilfe ei-
nes freundes sich fortschleppend : ein motiv, das im Phigaliafries
sich genau, nur entgegengesetzt orientiert, wiederfindet.
Der darüber befindliche streifen, durch eine leergelassene
stelle in zwei ungleiche hälften getheilt, führt uns auf der brei-
teren rechten den kämpf des Odysseus mit den freiem in sei-
nem ersten Stadium vor, da die waffen noch nicht herbeigeholt
sind; mit scharfer befonung des Vorgangs ist der Schauplatz nur
durch mehrere säulen und durch eine thüre am linken ende ge-
kennzeichnet ; die freier ruhen auf sieben betten; das gelage ist
durch die trinkgefäße angedeutet ; Odysseus steht in der gewöhn-
lichen tracht schießend am eingang; pfeil und bogen waren
gemalt; neben ihm Telemach , beide zusammen in der gruppie-
rung an die tyrannenmörder erinnernd ; die freier sind in allen
Stellungen der todesangst gegeben: mit tisch, schemel , gewand-
stücken suchen sie sich zu schützen ; Antinoos ist schon todt,
Eurymachos , auf dem ersten bett, fleht mit erhobener band um
gnade : in beiden fällen genau ausgeführte Übereinstimmung mit
der Odyssee , links schleicht Melanthios durch die halbgeöffnete
thür. Um so wichtiger muß uns diese darstellung sein, als bis-
her keine griechische reliefcomposition dieses Stoffes zu tage ge-
kommen war, und mit ausnähme der bilder einer Berliner schale
aus Corneto (5. jahrh. v. Chr.), welche die gleichen motive zei-
gend auf typische durchbildung hinweist, überhaupt keine grie-
chische darstellung des Stoffes. Die linke kleinere hälfte gibt
in herrlicher composition, wie man mit Sicherheit vermuthen kann,
Penelope mit ihren dienerinnen , welche dieselben, sie wie eine
göttin überragend, eben in die treuen und untreuen zu scheiden
scheint, indeß Odysseus mit schwert und fackel hinwegeilt.
Beide friesstreifen der westwand führen uns kampfdarstel-
lungen vor: im ersten drittel seh lacht zwischen Griechen und
berittenen Amazonen , die mitte eine belagerte Stadt und links
davon eine Griechenschlacht, von den schiffshiutertheilen einer
gelandeten flotte begrenzt. Insbesondere die mitte läßt die bei-
den über einander stehenden friesstücke ganz in einander über-
greifen und auch die auf dem unteren streifen befindlichen
schiffshintertheile laufen in dem oberen aus. Das bild der be-
lagerten Stadt zeigt uns die mannigfaltigsten scenen in klarer
composition; zwei spitzbogige thore, fünf thürme und zinnen
über die Stadtmauer als bekrönung hinlaufend schließen sie ab:
im inneren erblicken wir den tempel, vor «lern während der schlacht
ein opfer dargebracht wird , in seiner nähe den thronenden al-
tersgrauen herrscher, etwas weiter entfernt, durch pinen höheren
11*
156 Kleine philologische zeitung. Nr. 2
thron hervorragend eine weibliche figur; um die mauer aber
wogt der kämpf; auf der einen seite stürm, an anderer stelle
bereits geglücktes eindringen, abwehr der stadtinsassen mit lan-
zen und steinblöcken sind in wechselnden, oft wunderbaren mo-
tiven geschildert; und auch die fluchtscene fehlt nicht. Singu-
lar in der griechischen plastik ist die über das ganze bild sich
erstreckende perspectivische darstellung. Sichelschwerter und
der flügelschmuck der helme erweisen nach Herodots diesbe-
züglicher angäbe (VII , 92) die Stadt als lykisch. Nach rechts
hin schließt sich nun die Amazonomachie an, welche uns zu-
meist in gruppen von je zwei kämpfenden, die Griechen zu fuß
gegen die berittenen Amazonen andringend zeigt. Einzelne mo-
tive erinnern an den stil der parthenonmetopen und des par-
thenonfrieses. An entsprechender stelle rechts finden wir die
große Griechenschlacht, welche uns die verschiedensten Situa-
tionen des kampfes vorführt. Die nordwand trägt auf der rech-
ten seite, welche vielfach fragmentiert ist , oben die darstellung
einer jagd, darunter eine Kentauromachie. Auf der linken seite,
die wiederum beide streifen einheitlich zusammenfaßt, erblicken
wir die ausführlichste der uns erhaltenen darstellungen der Leu-
kippidensage. In klarster composition legt sich das ganze in
zwei mit feinstem detail der motive ausgestattete scenen zu bei-
den seiten eines perspectivisch gestellten antentempels, welcher
die ganze höhe beider streifen einnehmend vier figuren der obe-
ren reihe überschneidet, aus einander. Während uns die eine
seite in ausführlicher Schilderung eine Opferhandlung zeigt , in-
deß die zugehörige festgemeinde, als deren mittelpunkt ein chor
von zwölf Jungfrauen gelten darf, von aufregung und entsetzen
erfaßt ist, die uns in allen abstufungen vorgeführt werden, bringt
die andere die begründung in dem dargestellten raub zweier
Jungfrauen durch die auf zwei vom heiligthum weg dahinjagen-
den Viergespannen befindlichen Dioskuren, welche vorgebeugt
die gespanne lenken, von je einem begleiter, der die sich sträu-
bende Jungfrau hält, unterstützt; in heftiger Verfolgung stürzen
ihnen von allen seiten bewaffnete nach, unter denen die Apha-
riden, die bräutigame der mädchen , als berittene hervorragen.
Auch ihr vater Leukippos und ihre mutter Philodike sind mit
Sicherheit zu erkennen. Auch hier haben wir, von römischen
Sarkophagdarstellungen abgesehen , die erste antike reliefcompo-
sition dieser scene, die wohl auch Schlüsse auf das gemälde des
Polygnot im Anakeion zu Athen gestatten wird. Interessant ist
auch hier die vergleichung mit einer amphora Cat. Jatta 1096.
Von der ostwand ist bereits gesagt , daß sie zerstört gefunden
wurde; gleichwohl dürften die fragmente hinreichen, einen großen
theil des fehlenden zu reconstruiren.
So haben die prophetischen worte des ersten entdeckers
Schönborn , daß diese reliefs jedem museum zu einer wahren
Nr. 2. Auszüge aus Zeitschriften. 157
zierde gereichen würden, durch die unermüdliche arbeitslust und
energie des zweiten entdeckers Benndorf endlich ihre Verwirk-
lichung gefunden. John Löwy.
Auszüge aus Zeitschriften.
Deutsche litter aturzextung hrsg. von Max Roediger 1882, no. 31,
sp. 1109: Eugen Frohwein, verbum Homericum. Die homerischen ver-
balformen zusammengestellt. Nach dem tode des verf. dem druck
übergeben. Leipzig, Teubner 1881. IV, 144 p. 8. 3 mk. 60 pf.
Bietet manche dankenswerthe ergänzungen zu Seber, doch liegen die
vortheile nicht überall auf seite des nachfolgers. G. Hinrichs.
No. 32. Sp. 1150: Cornuti theologiae Graecae compendium. Rec.
et emendabat Carolus Lang. Leipzig, Teubner 1881. XX, 125 p. 8.
1 mk. 50 pf. Stender sieht in der ausgäbe einen wesentlichen fort-
schritt, meint aber daß die interpolationsschere stärker hätte gehand-
habt werden müssen unter anleitung sprachlicher Untersuchung. —
Sp. 1151: T. Maeci Plauti Menaechmi in usum lectionum suarum ed.
Joh. Fahlen. Berlin, Yahlen 1882. 8. IV, 97 p. 2 mk. Die aus-
gäbe soll nur grundlage für Vorlesungen sein und einen ausgewählten
apparat bieten: ref. O. Seyffert notirt einige beitrage zu demselben
die nicht hätten fehlen dürfen und differirt in der ansieht über die
aufnähme resp. nichtaufnahme einzelner emendationsversuche. — Sp.
1184: Hesychii Milesii onomatologi quae supersunt cum prolegomenis
edidit Ioannes Flach. Accedunt appendix Pseudohesychiana. Indices
spec. photolith. cod. A. Leipzig, Teubner 1882. LXXII , 263 p. 8.
9 mk. Wesentlich ein abdruck der biographica des Suidas, die unter
dem namen des Hesychius hier publicirt werden , ein Hesychius wie
er sicher nie existirte, jedoch ist das buch eine brauchbare material-
sammlung. R. Gropkis.
No. 34. Sp. 1209 : Pauli Orosii historiarum adversus paganos
libri VII accedit eiusdem liber apologeticus ex rec. Caroli Zangemei-
ster. (Corpus scr. eccl. Latin. Vindob. Vol. V.) Wien, Gerold's söhn 1882.
XXXIX, *19 p. 16 mk. Lobende anzeige von H. Holtzmann. — Sp.
1215: Th. Birt, das antike buchwesen in seinem verhältniß zur litteratur.
Mit beitragen zur textesgeschichte des Theokrit, Catull, Properz und
anderer autoren. Berlin, Hertz 1882. IV, 518 p. 8. 12 mk. Birt
sucht den einfluß des materials auf die schriftsteiler nachzuweisen,
zieht aber zu starke consequenzen. Dies normalbuch läßt sich in der
ausdehnung wie Birt will nicht erweisen, noch weniger der einfluß
des raumzwanges auf den schriftsteiler. Im einzelnen ist viel beleh-
rendes enthalten. H. Keil.
No. 35. Sp. 1247: The Protagoras of Plato with an introduetion
and critical and explanatory notes by E. G. Siehler. New -York,
Harper 1881. XVII. 140 p. 8. Eine in vortrefflicher weise deutschen
Schulausgaben nachgebildete und auf ihnen beruhende ausgäbe. E.
Heitz. — Sp. 1247: Fr. Oscar Weise, die griechischen Wörter im la-
tein. (Preisschritten der Jablonowskischen gesellschaft zu Leipzig.
(No. XV der histor.-ökonom. section.) XXXIII. Leipzig, Hirzel 1882.
VIII, 546 p. 8. 18 mk. Auf grund der griechischen Wörter in der
lateinischen spräche soll der griechische eultureinfluß nachgewiesen
werden. Die methode der Untersuchung vortrefflich. Als resultat
werden nach eulturgebieten die gewonnenen ausdrücke geschieden,
aber hin und wieder zu weit gehende folgerungen gezogen besonders
in den kapiteln thiere, pflanzen, mineralien, im folgenden ist der ge-
winn viel sicherer. Die darstellnng ist klar und übersichtlich. R.
Thurneysen.
158 Auszüge aus Zeitschriften. Nr. 2.
No. 36. Sp. 1275: Novum Testamentum Graece et Germanice.
Das neue testament griechisch und deutsch nach Tiscbendorfs letzter
recension und deutsch nach dem revidirten Luthertext mit angäbe
abweichender lesarten beider theile und ausgewählten parallelstellen
hrsg. von Oskar von Gebharät. Leipzig, Tanchnitz 1881. XVIII, 914 p.
8 5 m.k. Novum Testamentum Graece recensionis Tischendorfianae
ultimae textum cum Tregellesiano et Wescottio-Hortiano contulit
et brevi annotatione critica additisque locis parallelis illustravit Os-
car de Gebharät. Leipzig, Tauchnitz 1881. XII, 492 p. 8. 3 mk.
Sorgsame, die resultate der neutestamentlichen textkritik veranschau-
lichende ausgäbe. Nowack. — Sp. 1277: A. Schwegler, geschichte
der griechischen philosophie hrsg. von K. KUstlin. 3. verb. aufl. Frei-
burg i. Br., Mohr 1882. VIII, 46? p. 8. 6 mk. Bei der neubear-
beitung des nützlichen buches hätten die neuen arbeiten z. b. die
bahnbrechenden arbeiten Diels' mehr berücksichtigt werden müssen.
Freudenthal führt noch eine reihe irrthiimer an. — Sp. 1278: Lyco-
phronis Alexandra rec. Ed. Scheer. Vol. I Alexandra cum para-
phrasibus ad codicum fidem recensita et emendata indices subiecti.
Berlin, Weidmann 1881. XXXII, 148 p. V. v. Wilamowitz - Möllen-
dorff hebt die vielen Vorzüge der ausgäbe gebührend hervor, kritik
der handschriftlichen grundlage, beigäbe der paraphrase, der directen
citate, des genauen wortindex , im dialektischen hält sich Scheer mit
recht an die tragiker, die auswahl der emendation ist streng. - Sp.
1291: die antiken terracotlen. Im auftrage des archaeologischen in-
stituts des deutschen reiches hrsg. von Reinhard Kekule. Bd. I: die
terracotten von Pompeji bearbeitet von Hermarin von Rohden. Nach
Zeichnungen von Ludwig Otto. 80 p. illustr. text und 50 taf. folio.
Stuttgart, Spemann 1880. In mappe 60 mk. - Die publication der
meist geringfügigen terracotten Pompeis rechtfertigt sich durch ihre
bedeutung, die sie durch ihre feste datirbarkeit für die entwickelungs-
geschichte dieser kunstgattung gewinnen zumal im anschluß an Olympia.
Rohden behandelt diese allgemeinen gesichtspunkte in der ersten
hälfte des textes vorzüglich. Die zweite hälfte behandelt die einzel-
nen gegenstände unter beibringung alles nöthigen materials und aller
nöthigen erläuterungen. G. Körte.
Nr. 37. Sp. 1308: Friedr. Michelis , Piatons Theaetet, mit spe-
cieller beziehung auf den commentar von H. Schmidt in Fleckeisens
jahrbb. f. cl. phil. sowie auf Cartesius Meditationen und Kants kritik
der reinen Vernunft als grundlage einer richtigen erkenntnißlehre be-
arbeitet. Freiburg im Breisgau, Kiepert 1881. 220 p. 8. 4 mk.
Michelis will die Übereinstimmung der Offenbarung mit der lehre
Piatos darlegen, scholastisch und selbstinfallibel, nicht ohne Scharf-
sinn, aber unglaublich flüchtig und nachlässig. E. Heitz. — Sp. 1308:
Theobald Ziegler, die ethik der Griechen und Römer. Bonn , Strauß
1882. XIII, 342 p. 8. 8 mk. Das buch beruht auf Zeller, erreicht
ihn aber bei weitem nicht, die geschichtlichen reflexionen sind aner-
kennenswerth. G. v. Gizycki. — Sp. 1311: H. J. Polak , ad Odys-
seam eiusque scholiastas curae secundae. Emendationes ad Scholia
in Homeri Odysseam. I. II. Leiden, Brill 1881. 1882. VIII, 542 p.
7 fi. Erstaunlicher fleiß, große belesenheit, eindringender Scharfsinn
und geuauigkeit im kleinen machen die emendation sicher und das
buch werthvoll. Polak arbeitet auf eine genaue kritische geschichte
der Odysseegrammatiker hin. G. Hinrichs. — Sp. 1312: Aug. Godfr.
Engelbrecht, de scoliorum poesi. Wien, Gerold's söhn 1882. 8. 101 p. 3mk.
Das fleißige buch befriedigt die fragen, die vorlagen, im wesentlichen. E.
Hiller. — Sp. 1322: N. von Stackeiberg, Otto Magnus von Stackeiberg.
Schilderung seines lebens und seiner reisen in Italien und Griechenland
Nr. 2. Auszüge aus Zeitschriften. 159
nach tagebüchern und briefen. Mit einer vorrede von Kano Fischer
und Stackeibergs bildniß nach Vogel von Vogelstein. Heidelberg,
Winter 1«82 8. XII, 444 p. 9 mk. Das buch giebt zuerst eine
ausreichende Schilderung des bedeutenden kunstsinnigen edelmanns.
No. 38. Sp. 1339: Rudolf Ritzel, Untersuchungen zu Cicero's
philosophischen schritten. 2. theil: de finibus, de otficiis. Zwei ab-
tneilungen. Leipzig, Hirzel 1882. 8. 913 p. 18 ruk. Die erste ab-
theüung giebt eine entwickelung der stoischen philosophie von Zeno
bis auf Posidonius ni.t genauerer charakterisirung ihrer einzelnen Ver-
treter. In der zweiten abtbeilung untersucht er die quellen der ci-
ceronischen schritten, aus Hekaton ntul Ttkovg sei Cic. de fin. 3. buch,
aus Antiochus ntyi itXous buch 2 und 4, aus Panaitios Cic. off. 1. 2.
buch, im 3. sei Hekaton hauptquelle. Die Untersuchung bietet viele rich-
tige einzelresultate. Zu bedauern ist die äußere fbrmlosigkeit der
schritt. Ad. Weltmann. — Sp. 1342: Benedictus Niest-, die entwick-
lung der homerischen poesie. Berlin, Weidmann 1882. 8. VI, 261 p.
7 mk. Der Kirchhoffsche gedanke der allmählichen weiterentwicke-
lung der gedichte aus einem kern ist bis zu der läugnung eines
präexistenten sagenschatzes durchgeführt, doch giebt er andererseits
die möglichkeit einer volkspoe-ie zu. Der gedanke Niese's ist ver-
fehlt nach allen ge«etzen epischer poesieentwickelung. Die detailaus-
führung und -beobachtung enthält viel treffendes. Das sprachliche
ist zu wenig berücksichtigt. — Sp. 1344: Fiutarque vie de Ciceron
suivie du parallele de Demosthene et de Ciceron. Texte grec revu
sur le manuscrit de Madrid accompagne d'une notice sur Plutarque
et sur la source de la vie de Ciceron d'un argument et de notes en
francais par Ch. Gruux Paris, Hachette 1882. 8. 192 p. 1 fr.
Werthvoll durch die neue handschriftliche grundlage. H. D(ieis).
No. 39. Sp. 1375: Paul Girard, l'Asclepieion d'Athenes d'apres
de reeentes decouvertes. (Bibliotbeque des ecoles francaises d'Athenes
et de Rome. fasc. 23). Paris, Thorin 1882. 8. IV, 134 p. 5fr. 50 c.
Das buch ist nur in bezug auf das topographische von belang , für
die darscellung und auffassung des cultus des Asklepios sind die Stu-
dien des Verfassers nicht umfassend genug, und die kenntniß des wis-
senschaftlichen materials zu gering. U. v Wilamowitz - Möilendorff.
— Sp. 1377: Victor Cuchrvat , Histoire de l'eloquence latine depuis
l'origine de Rome jusqu'ä Ciceron. D'apres les notes de Adolphe
Berger. Ouvrage couronne par l'acade'mie francaise. II. ed. 2 tomes.
Paris, Hachette 1881. 8 XV, 331 und 373 p. 7 frcs. — Das buch
ist seicht, oberflächlich, das hauptthema, die entwickelung der römi-
schen beredsamkeit, ist gar nicht studirt, und geht in massenhaften gar
nicht in das buch gehörenden excursen unter, nur die diction ist gut,
klar und erklärt den beifall den Berger bei seinen Vorlesungen fand.
Aug. Reiff er scheid. — Sp. 1378: _ß. C. Jebb, Bentley. London. Mac-
millan 1882. 8. XII, 224 p. 2 sh. 6 d. Der verf. schildert die ge-
waltige wissenschaftliche und die groß angelegte aber durch theils
kleinliche theils tyrannische züge nicht wenig verdunkelte mensch-
liche persönlichkeit Bentley's in höchst gebildeter und anziehender
darstellung, mit klarem philologischen verständniß und fein fühlendem
entgegenkommen. — Sp. 1385: Alessandro Tartara, Dalla battaglia
della Trebbia a quella del Trasimeno. Questioni di storia romana.
Turm, Loescher 1882. 136 p. 8. Die schrift beruht auf eingehenden
philologischen und staatsrechtlichen studien und tüchtiger kenntniß
der litteratur. Holm.
No. 40. Sp. 1416: Curl Wachsmuth, studien zu den griechischen
florilegien. Berlin, Weidmann 1882. 4. 218 p. 12 mk. ./. Freu-
denthai lobt Wachsmuths meisterhafte Untersuchungen, misbilligt den
160 Auszüge aus Zeitschriften. Nr. 2.
plan zur edition der byzantinischen florilegien'. Nicht einverstanden
ist er mit der kritischen ausgäbe ix tu>p dtj/uoxoitov xrk. , wo die aus-
wahl der yviäfxai bei der großen Verschiedenheit der einzelnen Samm-
lungen nicht gerechtfertigt ist. — Sp. 1417: Martin Hertz, zur kritik
von Cicero's rede für den P. Sestius. Leipzig, Teubner 1881. 8. 52 p.
1 mk. 20 pf. Voll von anregung, wenn auch die positiven resultate
nur zum theil stichhaltig sind. A. Eberhard. — Sp. 1420: Jordanis
Komana et Getica rec. Theod. Mommsen. (Monumenta Germaniae hi-
storica. Auctorum autiquissimorum tom. V, pars prior. Berlin, Weid-
mann 1882. LXX1II und 200 p. 4. 8 mk. Iordanis de origine ac-
tibusque Getarum ed Alfr. Holder. (Germanischer bücherschatz hrsg.
von Alfr. Holder. Freiburg i. Br., Mohr 1882). 8. 83 p. 1 mk. 50 pf.
Mommsen hat die resultate bisheriger forschung sorgfältig verwertbet.
Eigentümlich ist ihm der versuch einer rehabilitirung des Ablabius
und die bypothese vom specifisch mösischen Charakter und Ursprung
der Getica. Die beweise für Ablabius sind durchaus ungenügend,
zumal das was ihm sicher zukommt sich mit Dexippus deckt. Auch
Mommsens beleg aus kap. 5 nicht stichhaltig. Auch den mösischen
Ursprung leugnet Schirren ebenfalls. — Holders ausgäbe beruht auf
dem Heidelberger und Pariser Codices. — Sp. 1425: K. B Stark,
nach dem griechischen Orient. Reisestudien nebst einer situations-
karte und photolithogr. taf. 2. ausg. Heidelberg, C. Winter 1882.
8. XII. 408 p. 5 mk. Empfehlende anzeige B. — Sp. 1430: Ferd.
Rosenberger, die geschichte der physik in grundzügen mit synchroni-
stischen tabellen der mathematik, der chemie und beschreibenden na-
turwissenschaften sowie der allgemeinen geschiebte. I. theil: ge-
schichte der physik im alterthum und im mittelalter. Braunschweig,
Vieweg und söhn 1882. 8. IX, 175 p. 3 mk. 60 pf. Der darstel-
lung fehlt die obiectivität des historikers. Die rein chronologische
folge ist zur darstellung der entwicklung nicht geeignet. Unzählige
einzelne versehen hätten vermieden werden können Gerland.
No. 41. Sp. 1451: Gustav Benseier, der Optimismus des Sokrates
bei Xenophon und Piaton gegenüber den pessimistischen stimmen in
der älteren griechischen litteratur. Chemnitz 1882. 4. 33 p. Von
einem gegensatz von Optimismus und pessimismus war überhaupt nicht
die rede. Nicht eine änderung der Stimmung sondern ein fortschritt
der erkenntniß bedingt die unterschiede. E.Heitz. — Sp. 1454: Ca-
rolins Rothe , de vetere quem ex Odyssea Kirchhoffius eruit vöetu.
Progr. des königl. französ. gymn. zu Berlin 1882. 4. 29 p. Das
sorgfältige programm entwickelt in klarer weise manche bemerkens-
werthe beobachtung. G. Hinrichs. — Sp. 1455 : Anacreonte. Edizione
critica di Luigi A. Michelangeli. Bologna, Zanichelli 1882. 8. XXXI,
320 p. 6 lire. Voll mühe und anstrengung ohne die entsprechenden
wissenschaftlichen resultate; immerbin ein brauchbares repertorium für
die textgeschichte. E. Hüler. — Sp. 1456 : Philipp Thielmann, das
verbum dure im lateinischen als repräsentant der indoeuropäischen
wurzel dha. Leipzig, Teubner 1882. 8. VIII, 134 p. 2 mk. 40 pf. Bare
kann nie vom stamme dha hergeleitet werden, im übrigen ist die schrift
als beitrag zum lexicon eine vortreffliche leistung. R. Thurneysen.
— Sp. 1459: Fr. Eyßenhardt, römisch und romanisch. Ein beitrag
zur Sprachgeschichte, Berlin, Bornträger 1882. 8. XI, 204 p. Das
buch enthält weder bezüglich der hauptfrage , (wie ist mit der that-
sache, daß die ältesien lateinischen iuschriften auslautendes m s (t) schon
im untergehen zeigen zu vereinigen , daß zwar das schriftlatein diese
consonanten im wortauslaut nicht anerkennt, wohl aber in den roma-
schen sprachen primäres s (t) fortlebte?) noch sonst für die romanische
grammatik brauchbares. G. Groebcr. — Sp. 1465: G. Perrot et Ch.
Nr. 2. Auszüge aus zeitschrifteu. 161
Chipiez, bistoire de l'art dans l'antiquite. Tome I: L'Egypte. Paris,
Hachette et co. 1882. 8. LXXvl, »79 p. 14 tafeln. 591 bolzsclm.
29 t'rcs. Eine dankenswerthe kritische, unsere anschauungen über ae-
gyptische kunst vielfach berichtigende arbeit. Adolf Er man.
No. 42. Sp. 1483: Commentana in Aristoteleni Graeca edita con-
silio et auctoritate acaderniae litteraruoi regiae Borussicae. Berlin,
G. Reimer lö82. 8. IX. bd: Simplicii in Aristotelis Physicorum libros
quattuor priores ed. Hermannus Diele. XXXII, 80U p. 27 mk. Bd.
XI: Simplicii in libros Aristotelis de anima edidit Michael Mayduck.
XIV, 362 p. Lobende aufzählung der Vorzüge der ausgaben. E. Heitz.
— Sp. 1487 : Otto Ernst Hartmann, der römiscbe kalender. Aus dem
nacblasse des verf. hrsg. von Ludw. Lunge. Leipzig, Teubner 1882.
8. XXXI, 266 p. 8 mk. Das werthvolle buch enthält immerhin
viel anfechtbares. Ein von Hartmann angenommenes mondsonnen-
jahr mit 10 effectiven mondmonaten ist ein unding, die hypothesen
über Umstellung d< s Januar und febrnar sind nicht besser. Die ab-
schnitte über den geschriebenen kalender, die älteste Schaltung und
die Schaltung des Servius Tullius haben bleibenden werth. — Hart-
manns ansieht über nundinen und amtsjahr dürften keinen beifall
finden, besser beurtheilt er die decemviralgesetzgebung. Wilhelm
Sollau. — Sp. 14b9: Lettres francaises inedites de Joseph Scaliger,
publiees et annotees par Philippe Tamizey de Larroque. Paris, Picard
1881. 8. 428 p. Die 124 neuen briefe bieten wichtige und interes-
sante beitrage zur geschichte der litterarischen zustände in der zweiten
hälfte des 16. und anfang des 17. Jahrhunderts. Die ausgäbe ist auch
wissenschaftlich bedeutend. A. Horawitz.
No. 43. Sp. 1527: 31. Porci Catonis de agri eultura liber M. Te-
renti Varronis rerum rusticarum libri tres ex rec. Henrici Keilii.
Vol. I, fasc. 1. Catonis de a. c. liber. Lpz., Teubner 1882. 8.
169 p. 2 mk. 40 pf. Catonis de agri eultura liber cp. VII et VIII
cum adnotationibus H. Keilii. Index scholl. Halle 1881. 4. XII p.
H. Keilii de libris manuscriptis Catonis de agri eultura disputatio.
Halle 1882. 4. (Ind. leett.). Keil hat sich die herstellung der Über-
lieferung zum ziel gesetzt, selbst wenig emendirt, in der Orthographie
wäre engerer anschluß an die handschriften zu wünschen gewesen.
Die ganze leistung ist eine vorzügliche. H. Jordan. — 8p. 1529:
Gottfried Hermannus, lateinische briefe an seinen freund Volkmann.
Herausgeg. von A. B. Volkmann. Heidelberg, Winter 1882. 8. IV,
66 p. 2 mk. Aus der stndierstube erfahren wir nichts, wohl aber
das reizende liebesidyll Volkmanns und seiner braut und die freundes-
vermittlung Hermanns. F. Leo. — Sp. 1533: L. Friedländer, dar-
stellungen aus der Sittengeschichte Roms in der zeit von August bis
zum ausgang der Antonine. 5. neu bearb. und verm. aufl. 3 bde.
Leipzig, Hirzel 1881. I. bd. XVIII, 524 p. , II. bd. XII, 592 p., III.
bd. XVI, 736 p. 33 mk. Lobende anzeige der neuen aufläge.
No. 44. Sp. 1564: Leopold Schmidt, die ethik der alten Griechen.
In 2 bdn. 1. bd. V, 400 p. II. bd. VI, 494 p. Berlin, Hertz 1882.
8. 15 mk. Nicht eine darstellung der philosophischen Systeme, son-
dern der ethischen anschaunngen des griechischen volks. Sehr gedie-
gen. — Sp. 1567: Herrn. Ziemer, junggrammatische streifzüge im ge-
biete der syntax. In 2 abschnitten. Zur geschichte der junggramma-
tischen litteratur. 2. abschn. : des psychologische moment in der bil-
dungsyntaktischer sprachformen. Kolberg, Post 1882. 8. VIII, 156 p.
2 mk. 70 pf. Ironische anzeige von H. Collilz. — Sp. 1569: Hans
Theodor Piiiß, Horazstudien. Alte und neue aufsätze über Horazische
lyrik. Leipzig, Teubner 1882. 8. XII, 367 p. 6 mk. Plüß will
sich in die zeit und Stimmung der dichtungen hineindenken. Dem
162 Auszüge aus Zeitschriften. Nr. 2.
subjectiven wird dabei zuviel rauin gegeben. — Sp. 1580: Th. Burck-
hardt- Biedermann , das römische theater zu Augusta Raurica. (Mit-
teilungen der historischen und antiquarischen gesellschaft zu Basel).
Neue folge II. Mit 5 abbild. Basel, Dettleff 1882. 4. 31 p. 4 mk.
Eine sorgfältige Untersuchung der Amerbachschen ausgrabuugsberichte
und messungen mit sichern resultaten. H Blümner.
No. 45. Sp. 1608: Appiani historia Romana ed. Ludw. Mendels-
sohn. Vol. II. Leipzig, Teubner 1881. 8. VI, p. 565 12'24. 4 mk.
50 pf. Beruht gegenüber Hekker auf neuer kenntnißnahme der hand-
schritten und richtigerer würdiguDg derselben. A. Niese. — Sp. 1608:
Karl Friedr. Hermann, lehrbuch der griechischen privatalterthümer.
3. verm. u verbesserte aufl. Nach der 2. von K. B. fctark besorgten
aufläge umgearb. u hrsg. von Hugo Blümner. Freiburg, Mohr 1882.
8. XVI, 556 p. Lobende besprechung der art der bearbeitung H.
Büchsenschütz. — Sp. 1 (3 1 0 : IV. Pökel, philologisches sehrütsteller-
lexikon. Leipzig, Alfred Krüger 1882. 8. VIII, 328 p. 6 mk.
Dankenswerth aber mit mancherlei mangeln behaftet. P. Pulch.
No. 46. Sp. 1642: Inscriptiones Graecae antiquissimae praeter
Atticas in Attica repertas consilio et auetoritate academiae Htterarum
regiae Borussicae ed. Hermann Roehl. Berlin , G. Reimer 18b2. XI,
193 p. fol. 16 mk. Rühmende inhaltsangabe von G. Hinrichs. —
Sp 1647: Max Duncker, geschichte des alteithums. VI. bd. 3. 4. 5.
aufl. Leipzig, Duncker und Humblot 1882. 8. XIV, 681 p. 13 mk.
Arnold ^chaefer rühmt besonders in der darstellung die scharfsinnige
und eindringende prüfung der mit einander streitenden politischen
gegensätze verbunden mit der Schilderung des unter ihrem einflusse
reifenden geistigen lebens — Sp 1653: C Husse , die Venus von
Milo. Eine u? tersnehung auf dem gebiete der plastik und ein ver-
such zur Wiederherstellung der statue. Mit 4 lichtdruck- und 4 li-
thogr. tafeln. Jena, Fischer 1882 fol. 13 p. 7 mk. Die arbeit ist
leider nicht rein anatomisch gehalten, sondern läßt sich von archäo-
logischen fundberichten und annahmen beeinflussen. R. Keku/e.
No. 47. Sp. 1677: Alfred Biese, die entwickelung des naturge-
fühls bei den Griechen und Römern. 1. theil: die entwicklung des
naturgefühls bei den Griechen. Kiel, Lipsius und Tischer 1882. VIII,
145 p. 3 mk. Lobende anzeige von Joh. Renner. — Sp. 1678: Ar-
minn Koechly , Opuscula philologica. Vol. I: Opuscula Latina ed. God.
Kinkel. VII, 597 p. 8. Vol II: Opuscula vernacule scripta ed. Em.
Boeckel. Leipzig, Teubner 1881 und 1882. 8. 25 mk. 80 pf. Der-
selbe, akademische vortrage und reden. Neue folge hrsg. von A".
Bartsch Heidelberg, Winter 1882. 8. 264 p. 6 mk. Die anzeige
macht besonders auf die vortrage über Demosthenes aufmerksam. —
Sp. 1685: Josef Thacher C/arke , Report on the investigations at As-
sos 1881. (Papers of the archaeological Institute of America. Classical
series vol. I). With an appendix containing inscriptions from Assos
and Lesbos and papers by W. C. Lawton and ./. S JHlter. Boston,
Williams and co. 1882. 8. 215 p. 21 sh. 1 d M. Conze giebt den
inhalt des buches und die hauptresultate der expedition an.
No. 48. Sp. 1707: Bardenhewer , Otto, die pseudoaristotelische
schritt „über das reine gute" bekannt unter dem namen „liber de
causis". Im auftrage der Görresgesellschaft bearbeitet. Freiburg,
Herder 1882. 8. XVIII, 330 p. 13 mk. 50pf. Enthält das arabische
original und handelt über dasselbe, der zweite theil über die von dem
Scholastiker benutzte lateinische Übersetzung und ihre benutzer, der
dritte theil über die hebräischen Übersetzungen. Ein bestimmter Ver-
fasser läßt sich nicht ermitteln, es ist aber auszug aus der croiytHncig
{tiokoywi} des Proklos spätestens im 12. wahrscheinlich schon im 9.
Nr. 2. Auszüge aus Zeitschriften. 163
Jahrhundert. Die lateinische Übersetzung ist ohne zweifei von Ger-
hard von Cremona gemacht 1167—1187. F. SusemihL — Sp. 1710:
A. Spengel, reformvorschläge zur metrik der lyrischen versarten bei
Plautus und den übrigen lateinischen scenikern. Berlin, Weidmann
1882. 8 IV, 429 p. 10 mk. Das buch ist für die messung der
cantica des Plautus grundlegend, nur das capitel über die Anapäste
scheint nicht so gut gearbeitet als die anderen und Spengel muthet
hier Plautus arge dinge zu. 0. Seyffert. — Sp. 1711: Joh. Gottfr.
Herder, denkmal Joh. Winckelmann's. Eine ungekrönte preisschrift
aus dem jähre 1778. Nach der Kasseler handschrift zum ersten male
hrsg. und mit litterarhistor. einleitung versehen von Alhert Duncker.
Kassel, Kay 1882. 8. XXXV, 61 p 2 mk. 50 pf. Die schritt so-
lange unter den acten der Societe des Antiquites de Cassel verborgen
ist für Herder wie er im jähre 1777 war höchst charakteristisch.
Bernhard Suphan.
No. 49. Sp. 1749: Aug. Coaat , la poesie alexandrine sous les
trois premiers Ptoleme'es Paris, Hachette 1882. 8. XIII, 525 p.
7,50 fres. Eine Sammlung einzelner Studien, die weder sehr in die
tiefe gehen, noch des neuen viel bieten, aber bei dem noch schlum-
mernden interesse für die poesie der Alexandriner dankenswerth sind.
G. Kaihel. — Sp. 1755: M. R Cagnat, Etüde historique sur les im-
pöts indirects chez les Eomains jusqu'aux invasions des barbares d'a-
pres les documents litteraires d'e'pigraphiques. Paris 18^2. 8. XV,
256 p. 3 karten. 10 fres. Fleißige und verständige bearbeitung der
dürftigen nachrichten über die indirecten steuern im römischen reiche.
O. Hirschfeld. — Sp. 1761: /. N. Madriff, die Verfassung und Ver-
waltung des römischer Staates. 2 bde. Leipzig, Teuhner 1881 und
1882. Bd. I, XIV, 596 p. 8. Bd. II, X. 805 p. 28 mk. Der Stand-
punkt des Verfassers ist der von 1832 und das buch ein protest gegen
die neuere besonders Mommsen'sche forschung Otto Seeck.
Nr. 50. Sp. 1777: H. Cremer, bihlisch-theologisches Wörterbuch
der neutestamentl. graecität. 3. sehr verm. u. verb. aufl. Lfg. 2-4.
Gotha, Perthes 1881-1882. p. 129—512. Die m ehrzahl der worte
gehört nicht in ein biblisch-theologisches Wörterbuch, auch die entwi-
ckelung der bedeutungen ist vernachlässigt. Bei alledem gelehrt,
fleißig und eine reihe ganz vortrefflicher artikel enthaltend C. Hül-
sten. — Sp. 1778: Adoif Harnack, die Überlieferung der eriechischen
apologeten des 2. j«brh. in der alten kirche und im mittelalter. (Texte
und Untersuchungen zur geschichte der altchristl. litteratur von Oscar
v. Gebhardt und Adolf Harnack. Bd I, heft 1. 2). Leipzig, Hin-
richs. Eine für die geschichte der Überlieferung der apologeten und
die litteraturgeschichte dieser periode ganz hervorragende leistung.
H. Hiiltzmann. — Sp. 1781 : Wilh. Schrader, erziehungs- und unter-
richtslehre für gymnasien und realschulen. 4. sorgf. ergänzte und be-
richtigte aufläge. Berlin, Hempel 1882. 8. XIV, 590 p. 10mk.50pf.
Anerkennende wenn auch von anderen ansichten ausgehende anzeige
von Sallwürk. — Sp. 1783: Ring, Michael, altlateinische studien. Preß-
burg, Steiner 1882 8. 142 p. 4 mk. Gemengsel mythologischer
phantasien und erstaunlicher etymologien. R. Thurneysen. — Sp.
1791: Victor Hehn, eulturpflanzen und hausthiere in ihrem übergange
aus Asien nach Griechenland und Italien sowie in das übrige Europa.
4. aufl. Berlin, Bornträger 1883. 8. IV, 522 p. 10 mk. Lobende
anzeige. — Sp. 1792: Franz Bernhüft, staat und recht der römischen
königszeit im verhältniß zu verwandten rechten. Stuttgart, Enke
1882. 8. IV, 252 p. 8 mk. Enthält manches neue und anregende
besonders durch seine stete bezugnahme auf andere rechte und kann
164 Auszüge aus Zeitschriften. Nr. 2.
gut als einleitung zur rechtsgeschichte dienen, eine streng wissen-
schaftliche originale leistung ist es nicht. W. Soltau.
No. 51. Sp. 1820: Petronii satirae et liber Priapeorum tertium
edidit Franc. Buecheler. Adiectae sunt Varronis et feenecae satirae
similesque reliquiae. Berlin, Weidmann 1882. 8. 252 p. 3 mk.
Lobende anzeige von K. Schenk/,. — Sp. 1826: W. Tomaschek, zur
künde der Haemushalbinsel. Wien 1882. 8. 73 p. 1 mk. 10 pf.
Anerkennende anzeige von H. Kiepert, der gegen einzelne punkte be-
denken ausspricht. — Sp. 1828: J. Overbeck, geschichte der griechi-
schen plastik. 3. umgearb. und vermehrte aufl. II. bd. Leipzig,
Hinrichs 1882. 8. VI, 563 p. 16 mk. Die Veränderungen rühren
wesentlich von den neuen funden her. Diese passen nicht recht in
das fachwerk des Overbeckschen werks. Eine gegenüber moderner
kunstgeschichte vollständig veränderte art der darstellung muß bei
dem stände des antiken materials nothwendig werden. R. Kekule. —
Sp. 1832: August Heller, geschichte der pbysik von Aristoteles bis
auf die neueste zeit. 2 bde. I. Von Aristoteles bis Galilei. Stutt-
gart, Enke 1882. 8. XII, 411 p. 9 mk. Nur ziemlich unvollstän-
dige vorarbeiten zn einer geschichte der physik. E. Gerland.
No. 52. Sp. 1851: beitrage zur historischen syntax der griechi-
schen spräche hrsg. v. M. Schanz. Würzburg, Stuber 1882. 8. Heft 1.
Frz. Krebs, die präpositionen bei Polybius. 147 p. 2 mk. 40 pf.
2. heft: Steph. Keck, über den dual bei den griechischen rednern mit
berücksichtigungr der attischen inschriften. 64 p. 1 mk. 80 pf. Lo-
bende anzeige von W. Dittenberger. — Sp. 1852 : T. Macci Plauti
comoediae. Rec. et enarr. Jo. Ludw. Vssing. Vol. IV, pars prior.
Militem gloriosum et Mercatorem continens. Kopenhagen, Gyldendal
1882. 8. 356 p. Sowohl textkritik wie erklärung tadelnde anzeige
P. Langen' s. — Sp. 1863: Albert Dumont et Jules Chaplain, Les Ce-
ramiques de la Grece propre. Vases peints et terres cuites. Premiere
partie: Vases peints. Paris, Didot 1882. 80 p. a 10 taf. groß-folio,
20 fr. Das vorhandene material ist nicht vollständig ausgenutzt, ja
stellenweis starke lücken. G. Kürte.
Litterarisches centralb/alt für Deutschland. Herausgeber und
verantwortlicher redacteur prof. dr. Fr. Zarnche. 1882. No. 28,
sp. 934: Meister, Rieh., die griechischen dialecte auf grundlage
von Ahrens' werk de Graecae linguae dialectis dargestellt. 1. bd.:
Asiatisch-äolisch, böotisch-thessalisch. Göttingen 1882. Vandenhoeck
und Ruprecht. VIII, 310 p. 6 mk. Lobende anzeige von G. M(eye)r.
— Sp. 935: Aly, Friedrich, die quellen des Plinius im 8. buche der
naturgeschichte. Marburg 1882, Elwert. 67 p 8. 1 mk. 85 pf.
Ref. tadelt die art der beweisführung und giebt nicht zu , daß
die quellenfrage so einfach liege wie Aly will, er lobt die fleißige ge-
genüberstellung der worte des Plinius mit denen der quellen. — Sp.
940: Lanqbehn , Jul., flügelgestalten der ältesten griechischen kunst.
München 1881, Th. Ackermann. V, 143 p. 8. 2 mk. 40 pf. Bu(r-
sian) findet des hypothetischen viel in der arbeit, wenngleich inter-
essante fragen angeregt sind. — Sp. 941: Hultsch, Friedr. , Heraion
und Artemision. Zwei tempelbauten Ioniens. Ein Vortrag. Berlin
1881 , Weidmann. 52 p gr. 8. 1 mk 50 pf. Auf metrologischen
theorien erwachsene darstellung der tempelbauten , gegen die Dörp-
feld aber technischen einsprach erhoben hat. Bu{rsian). — Sp. 941 :
Blümner, H. , Laokoonstudien. I. heft: über den gebrauch der alle-
gorie in den bildenden künsten. Freiburg i. Br. 1881 , Mohr. VI,
91 p. 8. 2 mk. Angabe des gedankengangs nebst widersprach ge-
gen einzelne behauptungen. A. Milchhöfer.
No. 29. Sp. 953: Lucius, P. E., der essenismus in seinem ver-
Nr. 2. Auszüge aus Zeitschriften. 165
hältniß zum judenthum. Straßburg 1881, Schmidt. 131p. 8. 3 mk.
Lobende inhaltsangabe von V- {Lipsius.) — Sp. 956: Zeller, Ed., die
Philosophie der Griechen. Register zu dem ganzen werke. Leipzig
1882, Fues's verlag. 2 mk. 92 p. 8. Unentbehrlich iür die benu-
tzung des buchs. — Sp. 970 : Pseudolysiae oratio funebris ed. Martin
Erdmann. Leipzig 1881, Teubner. (30 p. lex. -8). 80 pf. Genaue
bearbeitung des handschriftlichen materials. Eigne textesänderungen
fast gar nicht. B(/aß.) — Sp. 971: P. Ovidü Nusonis libellus de
medicamine faciei. Edidit Ant. Kunz. Praemissa est de codicibus
Ovidianis disputatio. Wien 1881, Gerold's söhn. VI, 92 p. 8. 2 mk.
80 pf. (Diss. Vindobon.). Der Verfasser giebt eine sorgfältige text-
recension, wo freilich der titel der schrift anzufechten sein dürfte
und tritt für die echtheit der schrift ein. A. R(iese).
No. 30. Sp. 998: Boeder, W., über C. G. Cobets emendationen
der attischen redner insbesondere des Isaios. Berlin 1882, Weber.
88 p. 8 (Progr. v. Gnesen). Verf. bestreitet mit recht die über
das maaß des erlaubten hinausgehenden textcorrecturen Cobets, ist
aber selbst von wissenschaftlicher kritik weit entfernt. B(laß.) —
Sp. 999: Lenchtenberger, G. , die positive Inhaltsübersicht der drei
olynthischen reden des Demosthenes. Berlin 1882, Gaertner. 17 p.
8. 40 pf. Eine recht daukenswerthe darstellung des logischen auf-
baus dieser 3 reden für gynmasialzwecke. B(laß). — Sp. 999: P.
Ovidii Nasonis Ibis. Ex novis codicibus edidit scholia vetera com-
mentarium cum prolegomenis appendice indice addidit B. Ellis. Ox-
ford 1881, Clarendon Preß. (LX1II, 204 p. 8.) Die arbeit voll von
entlegener gelehrsamkeit , ausgäbe und commentar bezeichnen einen
erheblichen fortschritt. A. Bliese ) — Sp. 1001 : Thode, Henry, die
antiken in den stichen Marc- Antons Agostino Veneziano's und Marco
Dante's. Leipzig 1881, Seemann. VI, 47 p. 6 tafeln. 4. 4 mk.
Eine treffliche frucht sorgsamer auf dem grenzgebiete von classischer
archäolo^ie und moderner kunstgeschichte gemachten studien über
den einfluß der antike auf die renaissancekunst. H. J{anitschek.) —
Sp. 1002: Brambach, W., das tonsystem und die tonarten des christ-
lichen abendlandes im mittelalter , ihre beziehungen zur griechisch-
römischen musik und ihre entwicklung bis auf die schule Guido's
von Arezzo. Mit einer Wiederherstellung der musiktheorie Beruo's
von der Reichenau nach einer Karlsruher handschrift. Leipzig 1881,
Teubner. (53 p. 8.) 1 mk. 60 pf. Lobende anzeige von H. R{ie)-
tn(a)nn.
No. 31. Sp. 1020: Jung, Jul. , die romanischen landschaften des
römischen reichs. Studien über die inneren entwickelungen in der
kaiserzeit. Innsbruck 1881, Wagner. XXXII, 574 p. 12 mk. F. R.
verurtheilt darstellung und inhalt des buches, jene sei salopp und un-
disponirt, letzterer zeige keine wirkliche historische auffassung; es
sei nur eine große materialsammlung, besonders gut für die zeit des
vorherrschenden christentlmms. — Sp. 1031: iustiniani imp. novellae
quae vocantur sive constitutiones quae extra codicem supersunt , or-
dine chronologico digestae. Graecis ad fidem codicis Veneti castiga-
tis ed. C. F. Zachariue a Lingenthal. 2 theile. Leipzig 1881, Teub-
ner. XV, 564, 436 p. 8. 10 mk. 50 pf. Lobende anzeige. - Sp.
1034: Heiberg, J. L., literargeschichtliche studien über Euklid. Leipzig
1882, Teubner. Lobende anzeige von -z r. — Sp. 1036: Wachs-
muth , Curt , studien zu den griechischen florilegien. Berlin 1882,
Weidmann. DI, 218 p. 4. 12 mk. Lobende inhaltsanzeige von
Bursian.
No. 32. Sp. 1068: Heller. Aug., geschichte der physik von Ari-
stoteles bis auf die neueste zeit. 2 bde. Bd. 1. Von Aristoteles bis
166 Auszüge aus Zeitschriften. Nr. 2.
Galilei. Stuttgart 1882, Enke. XII, 411 p. 8. 9 mk. Gute partien
(besonders Plato , Aristoteles , Roger Baco , Keppler) daneben andere
ganz kenntnißlos und nachlässig bearbeitet, besonders aber vernach-
lässigt der verf. die Chronologie in ungeheuerlicher weise. — z — r
(Moriz Cantor). — Sp. 1076: Frige'l, Andreas, epilegomena ad T.
Livii librum vicesimuin primum. Upsala 1881. 8. 56 p. Akadem.
buchhandl. (Upsala Umversitets ärsskrift 1881). Besonnenheit des
urtheils und Vertrautheit mit Livianischem Sprachgebrauch documen-
tiren sich, das buch ist eine fundgrabe grammatischer und lexikali-
scher beobacbtungen. A. E(vßner). — Sp. 1078: Brendicke , Hans,
genealogieen sämmtlicher griechischer götter und heroen in 18 Über-
sichtstafeln mit erklärnngen zum handgebrauche etc. Cöthen 1881,
Schettler. V, und anhing 6 p. 4 tat. fol. 2 mk. 40 pf. Wüste
compilation. Bu(rsian).
No. 33. Sp. 199: Klimke, Diodorus Siculus und die römische an-
nalistik. Königshütte 1881 , Lowack. 40 p. 2 mk Bittere aber
sachlich nicht zu vernachlässigende polemik gegen Mommsen's for-
schungen II. Die positiven annahmen Klimkes sind nicht haltbar.
F- R. — Sp. 1100: Urlichs, L. von, die Schlacht am berge Graupius.
Würzburg 18*2, Stahel. 27 p. 8. Urlichs ergänzt und berichtigt in
weitem umfange Hübner's aufstellungen über das römische heer in
Brittannien. — Sp. 1110: Pappageorg. Peter N., kritische und palaeo-
graphische beitrage zu den alten Sophoklesscholien. Leipzig 1881.
8. Teubner 86 p. 2 mk. Verf. bestimmt den werth der nand-
schriften für eine neue ausgäbe. Im zweiten theil giebt er viele wohl-
begründete emendationen. Ref. •/. K(vicala) fügt einige hinzu.
Hermes, bd. XVII, 3: U. v. Wilamowitz-Möllendorff, excurse zu
Euripides Herakliden, p. 337. O. Roßbach, de Senecae dialogis, p.
365. — H. Die/s, stichometrisches, p. 377. — H Buermann, zur text-
kritik des Isaios, p. 385. — A, Breysiy, die Germanicushandschriften und
ihre eintheilung, p. 401. — G.Kuihel, sententiarum liber secundus, p. 408.
— O Richter, die Fabier am Cremera, p. 425. — J. Vahlen, Varia, p.441. —
J H.Mordtmann, epiyraph. mittheilungen IV, p. 448. — Th. Mommsen, zu
Fr. Lenormants lexicon geographicum, p 458. — H Röhl , in Fran-
ciscum Lenormant inscriptionum falsarium , p. 460. — A. Kirchhoff,
zusatz, p. 466. — Th. Mommsen und C. Robert, könig Philipp V und
die Larisäer, p. 467. — Kühlewein, mittheilungen aus einer alten la-
teinischen Übersetzung der aphorismen des Hippokrates, p. 484. — C.
de Boor, der historiker Trajanus , p. 489. — Miscellen: F. Leo,
Atilia Pomptilla, p. 493. — Th. Mommsen, schauspielerinschrift von
Philippi, p. 495.
Heft 4: Th. Koch, Horaz carm. I, 12, p. 497. — O. Roßbach, Ob-
servationes in Iliadem latinam, p. 515. — Th. Mommsen, die Inschrift
von Hissarlik und die römische sammtherrschaft in ihrem titularen
ausdruck, p. 523. — E. Thomas, aristotelische Untersuchungen. I:
beitrage zur textkritik, p. 545. — E. Fabricius, die skeuothek des
Philon, das zeughaus der attischen marine in Zea (hierzu eine tafel),
p. 551. — J. Vahlen, Varia, p. 595. - A. Kirchhoff, eine attische
todtenliste (hierzu eine tafel), p. 623. — Th. Mommsen, das Augu-
stiscbe festverzeichniß von Cumae, p. 631. — Miscellen: A. Schöne,
verschiedenes, p. 644. — L. Colin, fxiviov, p. 645. — U.v Wilamowilz-
Möllendorff, KvxXoßoyog, p. 647. — Th. Mommsen, nachtrag zu p. 537,
anm. 1, p. 649. — Register p. 650. — Inhalt. III. — Verzeichniß der
mitarbeitet- (bd. I - XVII). V.
Neue Jahrbücher für jihilooqie und pädagogik von A. Fleckeisen,
bd. 125, hft. 7: 66. Sophokles Elektra, von'«/. Renner, p. 433-442.
— 67. Zu Solon (fr. 9 Bgk.) von F. Heidenhain, p. 442-446. - 68. Zu
Nr. 2. Auszüge aus Zeitschriften. 167
Theognis, von Ch. Ziegler, p. 446 — 448. — 69. Dionysios Periegetes,
von G. F. Unger, p. 449— 464. - 70. Zu Apollodoros ßißfood-qxtj, von
W. Gemoll, p. 464—466. - (44). Zu Athenaios (VII, 337a), von H.
Rühl. p. 466. — 71. Anz. v. Ph. Thielmann, das verbum dare im latei-
nischen als repräsentant der indoeuropäischen wurzel dha Leipzig 1882,
von G. Landgraf, p. 467—471. — 72. Oonjectanea Lucretiana, von
J. Woltjer, p". 471-472. — 73. Zu Ciceros rede pro Milone (29, 79)
von A. Uppenkamp , p. 472. — 74. In Plauti Truculentum, von E.
Baehrcns, p. 473 — 480. — 75. Bentleys ernendationen zu Senecas tra-
gödien, von A. Stachelscheid, p. 481 — 493. — 76. Die verba stringere,
juventare, lactizare, von H. Rünsch, p. 493—494 — 77. Zu Arnobius,
von H. Wetisky , p. 495—496. — 78. Zum pauegyricus des Pacatus
(cap. 44), von E. Klußmann, p. 496.
Heft 8 u. 9: 79. Anz v. B. Niese.- die entwickelung der Homeri-
schen poesie (Berlin 1882), von E. Kammer, p. 497 — 503. — 80. Ei-
nige bemerkungen über die spräche der griechischen elegiker, von J.
Sitzler, p. 504—518. — 81. Die aigis hei Homeros , von P. Stengel,
p. 518—520. — 82. Anz. v. TL Rühl : iuscriptiones graecae antiquis-
simae (Berlin 1882), von R. Meister, p. 521-525. — 83. Zu der neuen
inschrift von Lama, von F. B'nß , p. 525 — 527. — 84. Zu Appianos,
von B Hirschwälder, p. 527—528. — 85. Zu Aischylos. von ./. Ober-
diecli . p. 529 — 533. - 86. Sprachliche kriterien für die chroDologie
der Platonischen dialoge, von A. Frederking, p. 534 -541. — 87. Die
tragische furcht bei Aristoteles, von R. Philippson, p. 541 — 544. —
88. Zu Piatons Politikos, von Ä'. ./. Liehhold, p 545—550. — (39.)
Die Tühinger Nonuos-handschrift, von E. Patzig, p. 550 - 552. — 89.
Etruskische Studien, von J '. G. Cuno, p. 553 — 592. 90. Zu Iulius
Firmicus Maternns, von B. Dombart, p 592. — 91. Anz. v. K. Rei-
sigs Vorlesungen über lateinische Sprachwissenschaft neu bearbeitet
von LT. LLaqen. Erster band (Berlin 1881), von K. E. Georges, p.
593—599. — 92. Zu Julius Florus, von W. Gemoll, p. 599 600. —
93 Cicero und die Attiker, von O. Harnecker, p. 6ül 611. - 94.
Zu Cicero de inventione (I, 3, 4), von A. Eußner , p. 611-612.
(25). Zu Catullus (64. 94), von P. Pabst, p 612. — 95. Zu Cicero de
natura deorum, (I, § 49 f.), von P. Schwenke, p. 613 — 633. — 96. Zu
Tacitus, von C. Meiser und A. A. Draeger, p. 634. - 97. Anz. von
J. Grimm: der römische brückenkopf in Kastei bei Mainz und die
dortige Römerbrücke (Mainz 1882), von F. Otto, p. 635-640). - 98.
Zu Seneca (de benef. II 12, 2), von O. Weise, p. 640. —
Heft 10: 99. Homerische Studien, von A. Kiene, p. 641 — 648.
100. Zum fünften buche der Odyssee, von C. Gneiße, p. 649 — 658. —
101. Eine seltene anwendung von puugere, von TT. Rönsch, p. 658.
102. Zu Theokritos eidyllion XXVII, von Chr. F. Sehrwald, p. 659—
660. - 103. Der vertrag der Athener mit den Haliern, von H. Mül-
ler- Sir üb in g , p. 661 670. — 104. Zu Aristophanes wölken, (v. 528),
von A. Drescher, p. 670 — 672. — 105. Käseopfer, von P. Stengel, p.
672. — 106. Die metapber im lateinischen von Plautus bis Terentius,
von P. Longen, p. 673 -692. — 107. Die einleitung des dritten buches
von Vergilius Georcrica, von W H. Kolster, p. 691 — 719. — (96.) Zu
Tacitus (bist. I, 50), von E. Grünauer, p. 720. —
Heft 1 1 : 108. Drei Schriften von Leopold Wojewodsky, von K.
Ltigehil. p. 721 733. Der kanuibalismus in den griechischen mythen
(St. Petersburg 1874), p. 721-725. — Studien zur kritik und mytho-
logie der Odyssee (Ode-sa 1880), p. 725 — 726. — Einleitung in die
mythologie der Odyssee. Erster theil (Odessa 1881), p. 726—733. —
109. Die opfer der fluß- und quellgottheiten in Griechenland, von P.
Stengel, p. 733—736. — 110. Zenon von Kition, zu Laertios Diogenes
168 Literatur. Nr. 2.
VII, 1 — 12, 24—29, von F. Susemihl, p. 737—746. — 111. Zu Piatons
apologie des Sokrates, von E. Goebel , p. 747 — 750. — (42). Zu Dio-
nysios von Halikarnasos, von L. Sadee, p. 750 — 752. — (43). Zu Ho-
ratius (carm. II, 11, 3), von Th. Piiiß in Basel, p. 752. — (106). Die
metapher im lateinischen von Plautus bis Terentius, von P. Langen.
Schluß, p. 753-779. — 112. Ad Plauti Militem gloriosutn (v. 488),
von Th. Hasper, p. 780 — 784. — 113. Das antike buchformat der rö-
mischen elegiker, von E. Baehrens , p. 785 790. — 114. Zu Q. Cur-
tius Rufus, von J. Jeep, p. 791 794 — 115. Anz. von W. Pökel:
philologisches jschriftstellerlexicon (Leipzig 1882), von R. Klußmann,
p. 795—799. — 116. Zu Sallustius (Cat. 59, 2), von E. Grünauer,
p. 800. — 117. Zu Teuffels römischer litteraturgeschichte , von L.
Schwabe, p. 800.
Literatur 1882.
(dem Philologus und PhAnzeiger zugesandt).
Christ, W., die Attikusausgabe des Demosthenes. Ein beitrag zur
textesgeschichte des autors. (Mit 1 tafel). München 1882. 4. (Ab-
handlungen der königl. bayer. akademie der wissensch. I. cl. XVI. bd.
3. abth.).
Breska, A. von, Untersuchungen über die quellen des Polvbius im
3. buche. Berlin, Mayer u. Müller 1880. 8. 98 p.
Edon , Georges, Etudes paleographiques. Bestitution et nouvelle
interpretation du chant dit des freres arvales. Extraits de l'ouvrage
intitule ecriture et prononciation du latin savant et du latin popu-
laire. Paris, Belin 1882. 8. 40 p.
Festgruß, dem rector des gymnasiums zu Nürnberg, oberstudien-
rath dr. Heinr. Heerwagen zur 25. feier seines amtsantritts in dank-
barer Verehrung dargebracht von den lehrern der Studienanstalten
Nürnberg und Fürth. Erlangen, Deichert 1882. 8. 101 p.
Ciceronis , M. Tullii, pro L. Cornelio Sulla oratio ad iudices for
schools and Colleges by James S. Reid. Edited Cambridge 1882. 8.
Wessely, Carolus , Prolegoinena ad papyrorum Graeeorurn no-
vam collectionem edendam. Insunt disquisitiones paläographicae an-
tiquariae diplomaticae metrologicae chronologicae interpretationesque
nonnullorum papyrorum. Vindobonae, C. Gerold 1883. 8. 80 p.
1 tafel.
Bergk, Th. , die Verfassung von Mainz in römischer zeit. Sepa-
ratabdr. aus Westdeutsche Zeitschrift für geschichte und knnst. 1882.
Lichtenheld, Adolf, das studium der sprachen, besonders der clas-
sischen und die intellectuelle bildung. Wien, Holder 1882. 8. 259 p.
Willems, P., le senat de la republique romaine. Tome II les at-
tributions du senat. Louvain, Peeters 1883. 8. 784 p.
Brandt, Samuel, Eumenius von Augustodunum und die ihm zu-
geschriebenen reden. Ein beitrag zur geschichte der römischen litte-
ratuv in Gallien. Der 36. Versammlung deutscher philologen und
schulmänner in Karlsruhe gewidmet. Freiburg in Tübingen, J. C. B.
Mohr 1882. 8. 45 p.
Abhandlungen des archäologisch-epigraphischen seminars der Uni-
versität Wien, hrsg. v. O. BenndorJ und O. Hirschfeld. IL De ro-
manarum tribuum origine ac propagatione diss. Wilh. Kubitschek.
Wien, C. Gerold 1882. 8. 214 p.
Anton, H. S., etymologische erklärung homerischer Wörter. Theill.
Erfurt, Villaret 1882. 8. 139 p.
Nr. 3. 4. * März. April 1883.
Philologischer Anzeiger.
Herausgegeben als ergänzung des Philologus
Ernst von Leutsch.
36. Dr Adolf Fanta, der staat in der Ilias und Odyssee.
Ein beitrag zur beurtheilung der homerischen Verfassung. Inns-
bruck. Verl. der Waguer'schen univ.-buchh. 1882. 8. 97 p.
Während gewöhnlich die Verfassungsverhältnisse , wie sie
uns aus der Ilias und Odyssee entgegentreten , als ein zeugnis
des ältesten Verfassungslebens bei den Griechen überhaupt auf-
gefaßt werden, so daß der homerische Staat als ein bild des hel-
lenischen Staates in der sogenannten heroischen vorzeit betrachtet
wird, hat der Verfasser vorliegender schrift in der Voraussetzung,
daß die dichter der beiden epen die politischen Verhältnisse ihres
ortes und ihrer zeit auf den heroischen Staat übertragen haben,
es unternommen , uns aus Homer den ältesten staat der
Ioner in Asien mit berücksichtigung der s p äter en entwick-
lung desselben, soweit sie in der Ilias und Odyssee vorliegt, zu
rekonstruiren. Fanta, ein unbedingter anhänger der Lachmann-
Kirchhoff'schen liedertheorie (vgl. p. 3), glaubt darnach in den
ältesten theilen der beiden dichtungen Verfassungsverhält-
nisse des 10. und 9. Jahrhunderts, in den jüngeren des 8.
und 7 Jahrhunderts im asiatischen Ionien erkennen zu dürfen.
So wenig ich selbstverständlich leugne, daß der epische dichter,
unbekümmert um anachronismen , den kulturzustand seiner tage
in die ferne vorzeit tiberträgt und sich auch in der darstellung
politischer Verhältnisse den anschauungen seiner gegenwart nicht
gänzlich entziehen kann, so sieht er sich doch gerade auf diesem
gebiet wesentlich beschränkt durch die feste gestaltung der von
ihm darzustellenden sage ; an den in dieser vorausgesetzten mo-
narchischen formen kann auch der dichter einer bereits republi-
Philol. Anz. XIII. 12
170 36. Homeros. Nr. 3.
kanischen zeit nicht rütteln. Darum wird auch der homerische
Staat, der selbst „in den jüngsten theilen" auf dem princip der
wenn auch beschränkten monarchie beruht, kaum mit den ioni-
schen Staatsbildungen auch nur an der wende des 9. und 8.
Jahrhunderts, geschweige denn des 7. Jahrhunderts, verglichen
werden dürfen; denn daß in den dem mutterlande vorausschrei-
tenden kolonien um diese zeit mindestens die aristokratische
staatsform in völliger entwicklung bestand , möchte selbst aus
der dürftigen Überlieferung hervorgehen. "Würden wir also in
Ilias und Odyssee durchaus die politischen Verhältnisse zur zeit
der dichter erkennen wollen, so wären wir zu dem Schlüsse ge-
nöthigt, daß beide dichtungen in allen ihren theilen mindestens
dem 9. Jahrhundert angehören, einem Schlüsse, den Verfasser um
so weniger geneigt wäre zu seiner ansieht zu machen, da ihm
offenbar weniger daran liegt , uns ernstlich den ionischen staat
in seiner entwicklung vom 10. — 7. Jahrhundert zu schildern, als
vielmehr die homerische liedertheorie durch seine antiquarischen
Untersuchungen zu stützen. Mir allerdings scheint der von ihm
versuchte nachweis , daß in verschiedenen theilen der Ilias und
der Odyssee verschiedene Verfassungsverhältnisse vorliegen , am
wenigsten gelungen, ja nicht einmal für Ilias und Odyssee hat
er meines erachtens einen wesentlichen unterschied nach
dieser seite des kulturlebens zu ermitteln vermocht. Obwohl
ich mich nicht der hoffnung hingebe, den Verfasser von dem ge-
gentheil zu überzeugen, da er mancher meiner folgerungen mit
der waffe der höheren kritik begegnen dürfte, glaube ich ihm
doch den nachweis schuldig zu sein, warum er mich nicht über-
zeugt hat.
Beginnen wir mit der zweifellos wichtigsten frage nach der
bedeutung der homerischen ßaatlijsg. Verf. kommt in derselben
zu dem resultat, daß in den „älteren theilen" der Ilias nur ein
an der spitze des Demos stehender mann den titel puaiXevg
führt, während in den , jüngeren liedern" wie in der ganzen
Odyssee neben dem ßaaiXevg ein höherer adel der ßaatXijeg auf-
tritt, ein beweis von anfangen aristokratischer staatsform. Zu-
nächst bestreite ich , daß in bezug hierauf die „älteren" und
„jüngeren" lieder der Ilias zu trennen sind. Wenn in dem
„jüngeren liede" 7 69,160 Agamemnon ßaGtXevzaTos beziehungs-
weise ßaailev7£Qog (als Achilleus) genannt wird , so deckt sich
Nr. 3. 36. Homeros. 171
diese bezeichnung vollständig mit der anschauung des 1. gesangs,
in welchem Agamemnon dem Achilleus als der mächtigere (all
o8e (ptQreQog ianv, insl nleörtaatv avüßoti v. 281) dem persön-
lich tüchtigeren, als der fürst dem helden gegenübersteht. V. 392
hätte Fanta nicht ohne die bemerkung citiren sollen, daß hier
unter dem ßaatlsvisong nicht Agamemnon, sondern einer von
Achilleus kollegen zu verstehen ist ; dann hätte sich seine be-
weisführung von selbst erledigt. Ebensowenig ist es ihm gelun-
gen, dem alten Phoinix zudem titel ßuadtvg zu verhelfen; denn
wenn dieser T 311 zusammen mit mehreren ßaatlJjsg an letzter
stelle genannt wird, so ist er doch schon äußerlich durch den Zu-
satz j'f'pooj i7777rjlf(Ta von den übrigen getrennt-, wie sollte ihn
denn der dichter noch schärfer trennen , da er ihn bei seinem
Verhältnis zu Achilleus nun einmal in diese gesellschaft bringen
wollte! Wenn aber Phoinix / 607 yegate dimgecfsg angeredet
wird, so ist auch hier der vielleicht officielle titel der ßocoi-
\tjsi; durch ysyaii modificiert. Endlich T 84 sind unter den
T(jcömv ßuaiXljfii die selbständigen beherrsche!* troischer Städte
zu verstehen, zu denen auch Aineias, der fürst von Dardania,
zählt, der gewiß mit demselben recht den titel ßuatlsvg verdient,
wie der königssohn Paris in dem „älteren liede" d 96. Ehe
wir auf das Verhältnis dieser fürsten zu Priamos wie auf die
Stellung der achäischen ßaailT^g zu Agamemnon eingehen, wen-
den wir uns zur Odyssee und finden in „dem älteren Nostos"
den Phaiakenstaat als den einzig überlieferten typus eines ho-
merischen Staates in geordneten Verhältnissen. Hier treffen wir
nun allerdings 12 ßaadr^g neben Alkinoos (£ 54, # 390), so
daß der scholiast zu & 390 recht zu haben scheint, wenn er
diese Verfassung als eine aristokratische bezeichnet. Und doch
wird Alkinoos, dessen vater Nausithoos die Phaiaken nach Scheria
geführt , mit land versorgt und beherrscht hat, ausdrücklich als
der alleinige herrscher bezeichnet (£ 12) und zählen die ßuai-
Xtjsg in erster linie unter die ihm untergeordneten tjyrjTogtg tjd?.
fitdoir*!,-. Fragen wir, wie überhaupt der titel ßaaO.evi; außer
dem könig seinen Geronten zukommen konnte. War er , wie
Fanta anzunehmen scheint, von ihnen angemaßt, nachdem das
königthum zu einem schatten geworden war? Ich bin der mei-
nung, daß hier ein föderativsystem zu gründe liegt : wie Theseus
dadurch, daß er an die spitze der attischen ßaailtlg (Plut. Thes.
12*
172 36. Homeros. Nr. 3.
cap. 32) trat , den Staat begründet hat , so denke ich mir auch
den Alkinoos an der spitze seiner ßaailr/sg, deren zahl 12 sicher-
lich als unveränderlich gilt. (Nun wird auch klar, warum jeder
von ihnen ein erbliches yigag besitzen kann tj 150). Wenn aber
der oben citierte scholiast die Verfassung von Scheria der des
griechischen lagers gleichstellt, so hat er, abgesehen von dem
ausdruck aQiaToxQmia , vollkommen recht ; denn allerdings ist
das lager von Ilios als ein ähnlicher föderativstaat zu betrachten,
wie der Staat der Phaiaken. Die pabiXiieg, die zu gunsten Aga-
memnons gewissermaßen auf ihre Souveränität verzichtet haben,
führen, wie stets unter gleichen Verhältnissen, zwar ihren titel
fort, um so mehr, da dieser vornehmlich ihre Stellung zum heer
bezeichnet, und heißen auch noch Gxqvrovxoi B 86 (allerdings
ein sogenannter jüngerer zusatz), wie 9 41 die ßaaiXtteg von
Scheria; aber andererseits werden sie, wie diese, zu ffQOVTeg B
404 und ßovXtjqoQoi A 144 degradiert und mit dem übrigen
adel fast auf gleiche linie gestellt (5 188, / 334). Einer nur
ist könig [B 201); ihm hat Zeus GxijnzQov und 7i\ii\ verliehen
(7 38. 98); dieser, Agamemnon, führt faktisch vor Ilios allein das
axtjnTQOv nazgcotov aqtditov asi , welches Odysseus ergreift, um
in des königs namen die aufgeregte masse zurückzuhalten (Z? 186).
Wenn B 445 die obersten der Achaier als ol ä/uqp' ^TQsCoavß
dtozQtyhg ßaaiXijsg bezeichnet werden, so ist dies der treffendste
ausdruck für das besprochene Verhältnis : die ßaaiXqeg umgeben
den Atriden, wie die zwölf den Alkinoos , wie die paladine den
großen Karl. Daß sich dieses Verhältnis nach dem kriege wie-
der lösen wird und auch während desselben — natürlich nur
mit eidbruch — gelöst werden kann, kommt dabei nicht in be-
tracht. Daß aber der dichter diesen dem Agamemnon zur zeit
untergeordneten ßaatltjeg nicht noch andere ßaaiXijt-g, gleichsam
dritten grades , unterordnet , kann nur der Verfasser zum aus-
gangspunkt weiterer Schlüsse machen (p. 21). Indem wir das
ähnliche Verhältnis, in welchem die troischen ßnatljjsg zu Priamos
stehen , übergehen , wenden wir uns nach Ithaka. Hier scheint
allerdings das monarchische prinzip stark gelitten zu haben und
ein republikanischer geist zu spüren.
ccÄX' r/zoi ßaöihjjeg A^mäv siat x«/ nlloi
aoXXoi iv otfHfidlcp Idünrj^ t>s<>i tj8s nalatoi
läßt der dichter Telemachos etwas tibertrieben sagen (a 394).
Nr. 3. 36. Homeros. 173
Aber selbst Antinoos muß zugestehen, daß des Telemachos ge-
schleckt zur herrschaft über Ithaka am meisten berechtigt ist
(« 387 vgl. o 533), und nicht ob einer oder mehrere, sondern
wer herrschen wird, ist die streitige frage (u 401); auch dabei
gilt es als selbstverständlich , daß nur einer aus der mitte der
ßaaiXijsg durch die band der Penelope auf den erledigten herr-
scherplatz gelangen kann. Wenn nun in der Odyssee selbst
revolutionäre zustände geschildert werden, so braucht man ge-
wiß nicht darin politische reflexionen des dichters zu suchen ;
es genügt die erklärung, daß auch ein dichter des 10. Jahrhun-
derts , wenn er die noth eines seines rechtmäßigen herrschers
zwanzig jähre lang beraubten reiches schildern wollte, eben solche
zustände schaffen mußte. Und ich bin überzeugt, daß derglei-
chen schon in den monarchien des 11. oder 10. Jahrhunderts
vorgekommen ist. Haben wir denn nicht auch eine ötäam im
lager von Ilios? Wo Achilleus sich auflehnt gegen den träger
des von Zeus verliehenen scepters, wo Odysseus seine warnende
stimme ertönen läßt: ovx uyaftö* noXvxoiyavir} ' et$ xnigavog gdtto,
wo selbst das volk einen Vertreter seiner Opposition findet !
Ferner behauptet der verf. , daß in der Ilias unbedingte
erblichkeit auf grund der anschauung, daß Zeus dem geschlechte
die rifirt verliehen habe, vorausgesetzt werde, während in der
Odyssee die erblichkeit zurücktrete. Dennoch kennt er selbst
aus der Ilias eine reihe von fällen, in denen sogar fremde durch
die hand einer königstochter zur königlichen würde gelangen
(p. 51) oder vom könig zum mitregenten angenommen werden
(p. 50); dagegen läßt der dichter der Odyssee, wie wir gesehen,
selbst den Ithakesiern das bewußtsein erhalten bleiben, daß die
königswürde den Arkeisiaden gebühre. Des Verfassers beobach-
tungen werden aber noch feiner; er glaubt nämlich gefunden zu
haben, daß in den „älteren theilen" der Ilias von dem ßaadevg
einfach göttliche abstammung, gleichviel von welchem gotte, ge-
fordert wird, dagegen in den „jüngeren theilen" der Ilias und
Odyssee die ßaaiXrjsg im weiteren sinne sämmtlich abkömmlinge
des Zeus zu sein beanspruchen, so daß sie, nachdem sie mit dem
verschwinden der erblichkeit alle gleiches recht auf den thron
erlangt haben, nun um so mehr als abgeschlossene käste auftreten.
Der beweis für diese behauptung erscheint mir wiederum unge-
nügend. Sie kann nicht aus dem gebrauch der epitheta fitnTQtcpt'jC
174 36. Homeros. Nr. 3.
und dioysi?']g gefolgert werden. Denn in allen theilen der
Ilias und Odyssee haben dieselben eine besonders auszeichnende
bedeutung und kommen, ohne daß sich ihre etymologie im vollen
bewußtsein erhalten hat — denn auch die von anderen göttern
als Zeus abstammenden werden durch diese beiwörter ausge-
zeichnet — in der regel nur fürsten zu. Die wenigen ausnah-
men vertheilen sich gleichmäßig auf „ältere" und „jüngere"
theile der Ilias [A 280 vgl. B 660. Patroklos wird in „älteren",
Phoinix in einem „iüngeren" liede durch diesen titel ausgezeich-
net; in wirklich bedeutungsvollem sinn werden die den göttern
verwandten Phaiaken diotgsqisU genannt s 378). Noch weniger
verstehe ich des verf. beweisführung aus einzelnen stellen. Denn
wenn v 201 f. Philoitios sagt: „Zeus, du verderblichster aller
götter, du erbarmst dich nicht der menschen (<iv8(ja^), die
du selbst geschaffen hast!", so kann doch daraus unmöglich
folgen, daß die ßa'atXljsi; von Zeus abstammen sollen. Was sollen
ferner S 27 die worte der bewund erung beweisen, die den spros-
sen zweier auch im alten sinn königlicher geschlecbter geltend
nicht mehr sagen wollen , als daß Telemachos und Peisistratos
(der abkömmling des Poseidon!) in ihrer äußeren erscheinung
göttern gleichen ! Noch unbegreiflicher finde ich die herbeizie-
hung der legende von Herakles' geburt in T 95 ff , als ob die-
selbe auch in einem „älteren liede" hätte anders erzählt wer-
den können , als unter aufnähme der alten Überlieferung , daß
Herakles und Eurystheus abkömmlinge von Zeus sind. Fin-
den wir denn in den „älteren liedern" den fall, daß ein könig
von Zeus abstammt, seltner? Idomeneus (IV 449 ff.), Tlepolemos
(E 631) und Sarpedon (E 635) stehen gegenüber dem Achilleus
(</> 187 ff.) und Priamos (T 215 ff.), deren genealogie wohl nur
durch zufall in „jüngeren liedern" gelesen wird. In der Odyssee
wird meines wissens kein einziges noch lebendes geschlecht di-
rekt auf Zeus zurückgeführt, auch nicht des Agamemnon und
des Odysseus, obgleich es bei beiden nahe genug gelegen hätte.
Dagegen finden wir ebendaselbst Poseidon als den Stammvater
der Neliden (X 254 ff.) und des Alkinoos (/; 62 ff.) genannt.
Ich kann demnach zu keinem anderen resultat gelangen,
als daß in den homerischen gedichten die göttliche abstammung
der fürsten häufig — aber nicht immer, auch wo es nahe gelegen
hätte — hervorgehoben wird und vorzugsweise Zeus, aber au-
Nr. 3. 36. Homeros. 175
ßer ihm auch andere götter als ahnherrn erlauchter geschlechter
genannt werden ; göttliche abstammung von einem nicht regie-
renden ßaatltv^ läßt sich in der Odyssee nicht nachweisen. So
wenig sich in dieser frage Ilias und Odyssee oder einzelne theile
derselben von einander scheiden, ebensowenig ist es meines er-
achtens dem Verfasser gelungen eine in den einzelnen theilen
verschiedene anwendung des prädikats rjycai; aufzuspüren, wie
sich schon daraus ergiebt, daß Verfasser p. 18 für die von ihm
aufgestellte regel mehrere ausnahmen zugeben muß. Nicht
glücklicher scheint mir Fanta die frage nach der Stellung der
pnvltj gelöst zu haben. Nach ihm soll dieselbe erst in den
jüngeren theilen, nachdem die mahlzeiten der Geronten im Kö-
nigshause aufgehört haben officielle rathsversammlungen zu sein,
als ein „neues constitutives element" in den homerischen Staat
eintreten. Daß im lager von Ilios die mitglieder des rathes
sich vorzugsweise im zelte des Agamemnon und zwar beim mahle
versammeln, liegt in den Verhältnissen; ob übrigens die ßnvXtj
bei dem schiffe des Nestor im 2. buch einfach als jüngerer Zu-
satz zu streichen ist , bleibt für mich wenigstens noch zweifel-
haft. In dem geordneten Phaiakenstaate finden wir die ßovltj
ebenso beim mahle im palaste des Alkinoos wie außerhalb des-
selben , wohl auf öffentlichem platze ; daß auf Ithaka die Ge-
ronten nicht mehr an der königstafel zur berathung zusammen-
treten, wie es früher der fall war, als Odysseus noch anwesend
war (t 315), ergiebt sich aus der angenommenen läge der dinge,
die vom verf. bei seinen abstraktionen viel zu wenig berücksich-
tigt wird. Wie kann aber die ßovltj erst nach der ayogä. ein
konstitutives element des Staates geworden sein ! Doch ich breche
hier ab , um nur noch wenige einzelheiten anzuführen , so sehr
ich mich auch versucht fühle gegen jede seite des buches zu
polemisiren. — p. 12. Daß die primäre bedeutung von drj/xog
„vertheiltes land", nicht „volk (populus)" ist, hat Bernhard Man-
gold in Curtius' Studien VI, 401 ff. überzeugend nachgewiesen. —
p. 35 ff. Aus der mehrmals in der Ilias vorkommenden zahl
von fünf heeresabtheilungen gegen die herkömmliche Überliefe-
rung auf fünf ionische phylen zu schließen , wie verf. zu thun
scheint, ist sehr gewagt. — p. 39. oiy.r^g bezeichnet die sklaven
als hausgenossen, nicht als „besitzobjekt." — p. 41. fierardarui
bleiben „beisaesen", [a£toixoi. — p. 42. Wozu scheidet verf. das
176 37. Euripides. Nr. 3.
freie volk in noXlrai und ayonicörai , da er p. 44 selbst zuzu-
geben scheint, daß bei Homer unter den letzteren stets sklaven
verstanden werden? — p. 73. Die erklärung der wohl verdor-
benen stelle 1 184 — 187 vermag ich nicht zu acceptiren, noch
weniger die daraus gezogene folgerung, daß in „den jüngeren
theilen" die mahlzeiten der fjnvXtj von den Geronten abwech-
selnd dem könige gegeben worden seien. — p. 83 ff. Mag
die erklärung von £ 501 wegen des ausdrucks im i<jtoqi
auch streitig sein, nicht mißverstanden können die verse 503 —
506 werden, nach welchen die geronten deutlich als die richter
bezeichnet werden, die nicht bloß, wie Fanta meint, den 'immg
berathen, der, ohne an ihre urtheil gebunden zu sein, die ent-
scheidung allein fällen soll. — p. 85. Daß der verf. nicht mit
recht aus A 233 folgert, daß nach „den älteren liedern" sämmtliche
richter nur ein einziges , nämlich das königliche scepter geführt
haben (im gegensatz zu 2 505), ergiebt sich schon daraus, daß
jenes von Achilleus benutzte scepter zweiffellos das des herolds ist,
welches der redner während seines Vortrags in der hand hält
(^567, /? 37), ergiebt sich aber auch aus der sache selbst und
wird nicht dadurch widerlegt , daß dort der singular gebraucht
wird. — Wie wenig der verf. bei seinen interpretationen die
Situation ins äuge faßt, beweist namentlich p. 91 seine auffas-
sung der worte ft 297: EvQi>2p%', it ftäXa 8/j f*e ^*«£*7e, finvvov
soiTa, in welche der durch sein trauriges Schicksal aller könig-
lichen würde beraubte dulder Odysseus ausbricht, als er sich
von seinen durch die drangsale der meerfahrt ermüdeten gefährten
genöthigt sieht in Aia zu landen. Wer denkt da an staats-
rechtliche begriffe! Fanta aber folgert daraus den gesperrt ge-
druckten wichtigen satz, daß für den dichter der Kirkesage ein
Vetorecht des königs gegen den beschluß der Volksversammlung
nicht mehr existirt!
Eine sorgfältigere korrektur des druckes wäre wünschens-
werth gewesen.
Konrad Seeliger.
37. Jo. de Arnim, de prologorum Euripideorum arte
et interpolatione. Diss. von Greifswald 1882. 108 p. 8.
Wir wollen nicht leugnen , daß der Verfasser vorliegender
abhandlung verschiedene gute beobachtungen sowohl über ein-
Nr. 8. 37. Euripides. 177
zelne stellen der prologe des Euripides wie über die prologe
überhaupt und die kunstweise des dichters macht, müssen auch
eingehendes Studium und scharfsinnige combination anerkennen;
können aber doch nicht umhin unser mißfallen auszudrücken
über unwissenschaftliches , nicht nach der Wahrheit strebendes,
sondern nur mit äußerem scheine sich begnügendes gebahren.
Wenn z. b. Hipp. 29 ff. nicht anders als mit den änderungen
xai nQiv (jifv sl&tiv Tf/fo, y^l T()Oi^t]viag [nhTQuv nau avitjv
LlaWadoii) xuznipmv freut; rTjide taov Kvnoi8ng syxuxfiauro ge-
rettet werden kann , dann werden wir doch lieber auf die seite
der verurtheilenden treten. Es wird uns eingeredet, r^8e könne
„hieher" heißen und es werden zur beglaubigung verschiedene
stellen citiert. Sieht der Verfasser den unterschied nicht oder
will er ihn nicht sehen? Könnte es im lateinischen hac für huc
heißen ? Wer überhaupt dem dichter einen solchen stil zumu-
thet, zeigt von vornherein, daß er nicht bemfen ist , über echt-
heit oder unechtheit von versen zu urtheilen , wobei ein feines
Stilgefühl die erste bedingung ist. Daß aber noch mehr als
dieses fehlt, zeigen die erklärungen , welche zu Bacch. 30 f.
,,sie renommierten mit ihrer aufklärung" und Phoen. 21 ijSovfj
8ol\. seil. «i'7o gegeben wird. Das letztere würde ungefähr be-
deuten: „er machte sich ein pläsier daraus." Es verräth auch
einen mangel an methode, wenn dinge geändert werden, welche
in keiner weise den eindruck der corruptel machen können,
wie Ion 20 f. ano ngoyövmv oä^ovaa tov rs yrjyevov^ Eur/^do-
viov x«jV cp 770$' f] diog üoqtj xöfjcp naoa^sviaaa xrg geschrie-
ben wird.
Drum obwohl wir schon an einer anderen stelle nachge-
wiesen haben, daß die schrift von Klinkenberg de Eurip. pro-
logorum arte et interpolatione . gegen welche unseres Verfassers
abhandlung gerichtet ist, an vielfachen mangeln und unrichtigen
Voraussetzungen leidet, und Arnim gegen Klinkenberg natürlich
häufig im recht ist , ziehen wir doch den kühnen schnitt den
schwachen palliativmitteln vor. Entweder muß nachgewiesen
werden, daß die vermeintlichen fehler nicht vorhanden sind und
der grund eines anstoßes wegfällt, oder wenn die mängel aner-
kannt werden , zur annähme einer corruptel aber kein grund
vorliegt, ist die interpolation anzuerkennen. Nur die eine frage
ist noch statthaft und wohl zu erwägen , ob nicht dem dichter
178 37. Euripides. Nr. 3.
selbst die mangelhaftigkeit beizumessen sei. Als böcbst bedenk-
lich muß es auch erscheinen , auf grund weniger fälle gesetze
zu construieren und darnach ohne weiteres abzuurtheilen. So
heißt es von den Herakliden , diese sein das einzige von den
älteren stücken , in welchem eine bühnenperson innerhalb der
parodos lyrische verse habe; deshalb werden die verse 75. 76
dem chore vindiciert. Es scheint den Verfasser nicht zu küm-
mern, daß die grammatik dagegen einspruch erhebt; denn we-
gen '/Set? kann oo tnXag nicht anrede, sondern nur ausruf (,,o
ich unglücklicher") sein. Zur parodos der Bacchen wird be-
merkt, daß es nirgends in der griechischen tragödie vorkomme,
daß eine neu auftretende person, ohne angekündigt zu sein oder
durch ihre eigenen worte die aufmerksamkeit auf sich gelenkt
zu haben, angeredet werde. Der Verfasser setzt darum vers 56,
57 vor 53 und ergänzt vorher noch einen vers (//£/; ö' enyl&ov
aaaov aids Sw/nnrayr). Daß dieses verfahren irgend eine Wahr-
scheinlichkeit habe, wird niemand behaupten wollen. Es kann
sich doch nur fragen, ob es nicht genügt, wenn Dionysos den
eben einziehenden chor mit a\V a> linoüani xr£. begrüßt. Höch-
stens kann man zweifeln, ob nicht Dionysos den noch abwesen-
den chor in ähnlicher weise anrede wie Iph. T. 1446 Athena
den Orestes, so daß die stelle nur eine ankündigung in anderer
form gibt. Was soll man erst zu folgendem gesetze sagen : „in
den stücken , welche vor der sicilischen expedition aufgeführt
worden sind, gibt sich die den prolog sprechende person gleich
in den ersten versen kund ; in den späteren stücken hat sich
Euripides nachlässiger gezeigt"? Dieses gesetz reicht dem Ver-
fasser hin, um den Phrixos der zeit nach der sicilischen expe-
dition zuzuweisen ! Andere gesetze , welche entwickelt werden,
stellen sich als sehr einfache dinge dar , wenn man sie beim
rechten lichte betrachtet. So erscheint es dem Verfasser als
ein hauptgesetz der Euripideischen prologe , daß die handlung
niemals vor der parodos ihren anfang nehme. Nur die Hera-
kliden machen eine ausnähme. Das hängt natürlich mit der
theilnahme des chors an der handlung zusammen. Wenn der
chor sein interesse für die handlung kundgeben soll, muß er
dieselbe kennen. Nur wo der dichter den beginn der handlung
nöthig hatte, um die Schwierigkeit, das auftreten des chors zu
motivieren , zu lösen , mußte er von der normalen weise abwei-
Nr. 3. 38. Iophoii. 179
chen , nicht immer zum vortheile der Ökonomie. So gehört im
Oed. Tyr. die ankunft des Delphischen Spruches dazu , um den
chor mit gutem gründe einziehen zu lassen. Der auftretende
chor ist voll neugierde, den spruch zu erfahren. Er erfährt ihn
zuerst nur nebenbei und ungenau; genau erst nach der band,
nachdem er schon wie ein wissender darüber gesprochen. Man
darf auch die alten dichter nicht als in jeder hinsieht vollkom-
men und unfehlbar betrachten. Dann wird man auch nicht
alle Unebenheiten als beweise der interpolation und corruptel
betrachten , womit übrigens nicht dem alten schlendrian eines
verkehrten conservativen Standpunktes das wort geredet werden
soll. Wecklein.
38. 0. Wolff, quaestiones Iophonteae. Programm der
realschule und des progymnasiums zu Meißen 1882. 24 p. 4.
Das erste kapitel dieser abhandlung , welches den haupt-
theil bildet, behandelt zwar eine schon viel besprochene sache,
nämlich das gespannte Verhältnis beziehungsweise den proceß
des Iophon gegen Sophokles, bringt auch kein neues ergebnis,
untersucht aber die ganze frage mit solcher gründlichkeit und
so sicherer methode , daß man einen wissenschaftlichen gewinn
anerkennen muß. Das ergebnis der Untersuchung ist die fest-
stellung des satzes, daß die anekdote der komödie ihren Ursprung
verdankt und nicht auf Wahrheit beruht. Da die notiz des
Bios 2ocf.ov.'ksovQ die zuverlässigste quelle ist, darin aber die
nachricht, daß Sophokles die beschuldigung nagavoiag mit dem
vorlesen des Oedipus Kol. zurückgewiesen habe , auf den un-
glaubwürdigen Satyros zurückgeführt wird, so wird diese Vor-
lesung als ein erfundener zusatz des Satyros hingestellt und
nur ein streit zwischen vater und söhn bei irgend einer Ver-
sammlung der phratrie, bei dem zuletzt der söhn sich soweit
verstieg den vater für verrückt zu erklären, als eigenthum der
komödie betrachtet. Wenn dem Iophon , der durch seine auf-
führungen großes ansehen erlangt, etwa seine gegner nachrede-
ten, er beneide seinen vater um seinen rühm, so sei das viel-
leicht die anregung zu der erfindung für einen komiker gewe-
sen, etwa für Nikophon , weil in dem Biog vor tot '[oqäita
leicht Ntxoqxäv habe ausfallen können. Wir können uns mit
dieser auffassung nicht ganz befreunden , weil der erfindung so
180 39. Griechische komiker. Nr. 3.
jede pointe und jeder zweck genommen wird. Gegen die an-
sieht von Hermann, welcher xai nojs <AgtaTO(f><ittji;> iv dgü-
liaai (für doct/iuii) tlcsrjyay?^ thv lotföovTa avröo q)&ovoi)V7a xai
ngng tovg q>Q(X70Qag iyxalovrra xri. in dem Bios schreibt, wird
bemerkt, daß der angäbe eines bestimmten Stückes jtots nicht
entspreche, daß man, wenn man diese ansieht festhalten wolle,
jedenfalls annehmen müsse , daß der biograph schon in seiner
quelle das falsche dgüftati vorgefunden oder das mißverstandene
dgünaai in Ugaührj geändert und nozs zugesetzt habe. Das ist
richtig, immerhin aber besteht die meiste Wahrscheinlichkeit für
diese annähme von Hermann , da wir aus dem schob zu Ran.
810 wissen, daß in dem stücke dgävata die phratoren handelnd
vorkamen. Wenn aber diese annähme glaubwürdig ist, dann
macht der titel doä^ata auch die Vorlesung des Oed. Kol.
wahrscheinlich, da damit erst ein eigentlicher zweck des streit-
handels vor den phratoren ersichtlich wird.
Der zweite theil bringt ein resultat, welches zwar nicht
über jeden zweifei erhaben , aber doch sehr wahrscheinlich ist.
In dem Schob des cod. Ven. zu Aristoph Ran. 330 wird er-
zählt , wie die myrte um den preis der Semele den unterirdi-
schen göttern zu eigen geworden sei. Am Schlüsse heißt es :
örjlnl 8s xa) 'locpmv n igayixäi;. Daraus schließt der Verfasser
auf ein stück des Iophon, welches die aufnähme der Semele in
den himmel zum inhalt hatte. Recht passend wird in dem schob
nach [Av&oloynixn 8' iv Zä\*CQ eine lücke angenommen und dann
weiter geschrieben : ix 8s tov ix trjg fivgoivtjg nd&ovs 8stat8ai-
fiotia ■dtfov (irj Trgoacfigsö&ai irj "Hga. inel yitg <^Egutji;>, mg
qaaiv, . . vnoaisa&ai Xsyovaiv av7rj (für uvzw) xis.
WecMein.
39. Comicorum Atticorum fragmenta. Edidit Theodo-
rus Kock. Volumen I. Antiquae comoediae fragmenta. Lip-
siae, in aedibus B. G. Teubneri, 1880. XXII und 806 p. gr. 8.
Eine neue Sammlung der attischen komikerfragmente war
längst bedürfnis. Seit Meineke die große aufgäbe gelöst hatte,
zu deren bewältigung wohl niemand in dem grade befähigt war,
wie er , sind eine nicht unbeträchtliche anzahl neuer fragmente
bekannt geworden, und auch gegenüber den bereits bekannten
war die eonjecturalkritik nicht müßig geblieben und hatte viele
Nr. 3. 39. Griechische komiker. 181
beachtenswerte, zum theil evidente Verbesserungen zu tage
gefördert. Ueberdies konnte man Meineke's editio maior nicbt
benutzen, ohne stets die ergänzungen und berichtigungen im
5. bände derselben und in der editio minor nachzuschlagen. Es
gebührt also gewiß dem neuen herausgeber der wärmste dank
dafür, daß er uns eine vervollständigte, verbesserte und, was
durchaus nicht nebensächlich ist, bequem und übersichtlich ge-
ordnete Sammlung der attischen komikerfragmente zu schenken
beschloß, deren erster band, die alte komödie umfassend, uns
von den beiden noch ausständigen, die der mittleren und neuen
komödie gewidmet sein sollen , daß beste erwarten läßt. Vor
allem sei bemerkt, daß der vorliegende band nicht weniger als
125 fragmente enthält, welche weder in der editio maior noch
in der editio minor von Meineke enthalten sind. Hiervon ent-
fallen 85 bruchstücke auf Aristophanes, von denen nur 7 schon
in Dindorf's letzter ausgäbe der Scenici aufuahme gefunden ha-
ben. Selbstverständlich ist darunter viel zweifelhaftes gut, aber
auch so manche perle , namentlich aus E. Miller's m^langes de
HtteVature grecque (Paris 1868). Sehr zu bedauern ist es, daß
Kock keine neue collation des codex Marcianus des Athenaeus
zur Verfügung stand. Was die große menge von conjecturen
betrifft , welche seit Meineke's ausgäbe erschienen sind , so sagt
Kock praef. p. V, er habe die vollkommen sichern aufgenommen,
die beachtenswerthen erwähnt, die ganz haltlosen unberücksich-
tigt gelassen. Daran wäre nichts auszusetzen, wenn sich nur
die sache wirklich überall so verhielte. Aber daß Piaton fab. ine.
fr. 184, 3 noch immer zu lesen ist: axe^szöi,', unvyoi;, xald-
fiiva oxfXt] (jioowp kann ich mir nur durch die annähme erklä-
ren, daß Kock mein „prineip der silbenwägung" (Wien 1879)
noch nicht kannte, sonst hätte er gewiß eingesehen , daß dieser
vers einen metrischen fehler enthält und wohl auch meine leichte
Verbesserung xaXaftivoo (a.a.O. p. 232) aufgenommen. Aus
demselben buche p. 261 hätte er auch ersehen, daß seine con-
jeetur zu Aristophanes Jaizalrtq fr. 224 pat/pari Ipso oevta
statt des überlieferten %pav[Aatta nrsQosvra bereits von mir
gemacht war, und zwar aus einem metrischen gründe. Er hätte
dann auch bei Kratinos Nopoi fr. 124 mit xQvrsi^1 einen vers
schließen und mit oittvdmv einen anderen beginnen lassen, um
den metrischen anstoß zu beseitigen (vgl. prineip der silbenwä-
182 40. Horatius. Nr. 3.
gung p. 256). Ferner hätte er in Kratinos FIXovtoi fr. 165,3
den offenbaren metrischen fehler bemerkt (vgl. a.a.O. p. 261).
Endlich hätte er dann auch aus den Wiener Studien 1 (1879),
157 anm. 2 in Aristophanes fab. ine. fr. 678 statt Ssvgo meine
aus metrischem gründe nothwendige Verbesserung d sv gl auf-
genommen. Zu Aristophanes rijgag fr. 135 hätte Kock aus
meinem aufsatz „die ursprüngliche reihenfolge der komödien in
den vollständigen Aristophanes-exemplaren (Zeitschrift für österr.
gymn. 30 [1879], p. 904-907) erfahren können, daß das ci-
tat ^Agirsroquivtjg sv rqj &' Ftjga durch den von Novati veröf-
fentlichten index Ambrosianus der Aristophanischen komödien
eine überraschende bestätigung erhält, da dort in der that A]-
gag die neunte stelle einnimmt. Hierdurch wird die conjee-
tur von H. Jacobi (o statt d) widerlegt. Zu Aristophanes fab.
ine. fr. 589 vermuthet Kock, es sei statt cog 'Agiain^äirjg Jfqp»;-
%iv zu lesen: mg l4giaTnc(art]g"H gooa ir. Näher liegt : mg ' Agi-
aznqärtjg q>i]ai't>. Zu Kratinos KlsnßnvXTvai fr. 85, 2 nlrjyag,
iav firj a v a r ge xp y tu ngäy^ata macht Kock die unmetrische
conjeetur: nlriyng , ittv | 8iaaTQf(py | tu. ngiiyfiara. — Doch
genug der einzelheiten ! Möge Kock die vorstehenden bemer-
kungen nur als einen beweis meines lebhaften interesses an sei-
nem eben so mühevollen als im ganzen wohlgelungenen werke
betrachten. Am Schlüsse des dritten bandes würde ein index
fontium für die ganze Sammlung sehr erwünscht sein.
Isidor Hüberg.
40. Q. Horatius Flaccus erklärt von H. Schütz. Zweiter
theil: Satiren. Berlin, Weidmann'sche buchhandlung 1881. 8.
Vorliegende ausgäbe der Satiren ist eine recht tüchtige,
anerkennenswerthe leistung , welche die erklärung vieler stellen
fördert und den leser zum eigenen nachdenken anregt. Beson-
ders sind es die den gedankenzusammenhang vermittelnden bemer-
kungen, welche am meisten gelungen erscheinen, z. b. zu I, 1,
zu I, 3, 1, I, 3, 76 u.s.w. Nicht selten finden sich auch gute
erklärungen des einzelausdrucks , wie z. b. II, 8, 18 und wo
frühere ansichten wiederholt werden, tritt überall selbständiges
nachdenken und verarbeiten, nicht selten mit guten Zusätzen,
hervor, z. b. I, 3, 4, 7, 10 u. s. w.
Leider werden diese Vorzüge von zwei fehlem gedrückt.
Nr. 3. 40. Horatius. 183
Die darstellung ergeht sich nicht selten in zu großer breite und
Weitschweifigkeit, und die erklärung wird beeinträchtigt durch
eine allzu große Vorliebe für kritik, welche auch den längst ab-
geworfenen ballast wieder hervorholt, um ihn von neuem zu be-
seitigen, vgl. zu I, 3, 25. Nicht selten stört auch die unent-
schiedenheit des verf., wo eine entscheidung recht wohl möglich
ist, z. b. I, 3, 57.
Horaz ist im ganzen gut überliefert, so daß die kritik nur
einen geringen Spielraum hat , wenn sie willkühr und dilettan-
tismus ausschließt. Um so nothwendiger ist die forschung des
interpreten. Ich sage forschung, denn die entdeckung der
richtigen erklärung bedarf oft recht mühsamer arbeit. Um so
dankenswerther ist eine selbständige leistung, wie sie uns Schütz
geliefert hat , und um so erklärlicher ist es , wenn er nicht
überall das richtige getroffen zu haben scheint. Ein abschtuß
der erklärung kann eben nur durch das zusammenwirken vieler
kräfte gewonnen werden. So wird zu II, 1,2 nimis acer et ultra
legem tendere opus bemerkt: lex wie A. P. 135 operis lex, und
unten v. 63 mos operis. Hier ist es aber absichtlich zweideutig
gebraucht ; es handelt sich für den rechtskundigen Trebatius
darum, „ob die schranken des gesetzes durchbrochen werden."
Ja freilich und nichts anderes ! Denn eine lex satirae giebt es
nicht , und von der künstlerischen anläge oder aufgäbe eines
einzelwerkes , wie AP. 135 oder Juv. VII 102 sie ingens rerum
numerus iubet atque operum lex, ist hier auch nicht die rede,
sondern nur von einer schärfe des angriffs ? welche die schran-
ken des gesetzes zu durchbrechen droht. Daher wird v. 81
auf die folgen der inscitia legum , auf das klagerecht gegen
mala carmina hingewiesen. Den besten beleg giebt Epist. II 1,
150." doluere cruento dente lacessiti, fuit intactis quoque cura con-
dicione super communi, quin etiam lex poenaque lata, malo quae
nollet carmine quemquam describi. Zu v. 83 ist es erwähnens-
werth , daß sich der witz des Horaz bereits bei Plautus Persa
207 findet: quom ut dignas dico, bene, non male loquor, als ant-
wort auf die mahnung mitte male loqui.
Ebenso wenig scheint die annähme eines doppelsinnes v. 7
berechtigt: verum nequeo dormire. Der dichter leidet wirklich an
ayQvnria, gleichgültig ob momentan oder dauernd, ob aus die-
sem oder jenem gründe. Wahrscheinlich hat er den thätigkeits-
184 40. Horatins.
drang eines geistig geweckten und fruchtbaren menschen. Zu v. 14
halte ich die erklärung von Köchly am wenigsten für gesucht
und für allein richtig. Wie der Parther nicht von selbst vom
pferde sinkt , sondern von der waffe des feindes getroffen , so
stirbt auch der Gallier nicht etwa weil seine gaesa gebrochen
ist, er hätte ja noch Schwert und axt, sondern weil er von dem
pilum des Römers tötlich getroffen ist. Und wer könnte be-
haupten, daß cuspis der gaesa gleich sei? Auch die zu v. 35
ausgesprochene vermuthung erscheint mir unglücklich. Sehr
gut ist v. 39 die bemerkung „der stilus ist des Schriftstellers
schwert," aber es mußte eben deshalb auf den blutigen gebrauch
des stilus (yQttqtioi) hingewiesen werden, vgl. Plut. C. Grracch. 13
und Suet Caes. 82 , dann ergab sich die anwendung auf eine
richtigere entwicklung des Zusammenhangs ganz von selbst: ich
stamme allerdings von kriegerischen ahnen, gleichgültig ob ich
Lucaner oder Appuler bin , aber dennoch soll mein schwert
niemand verletzen u. s. w. V. 54 erklärt sich mirum ut einfacher
aus dem von Brix zu Trin. 495 erläuterten Plautinischen Sprach-
gebrauch, und v. 60 die verschränkte Wortstellung aus dem der
lateinischen prosa geläufigen Schema a(A)a, denn scribam alshaupt-
satz hat quisquis erit vitae color als untergeordneten nebensatz um sich.
Unbegreiflich ist mir, daß I 9, 78 der herausgeber von
Derenburg's erklärung nicht überzeugt werden konnte. Daß
der excurs von Fritzsche so viel einfluß gehabt haben sollte,
kann ich kaum glauben. Thatsache ist es, daß Horaz durch
das dazwischentreten eines rechtshandels, also von dem iuris peri-
tus Apollo, nicht direct von dem dichterfreund Apollo oder Mer-
curius, gerettet worden ist. Es muß also, wenn wir Horaz nicht
eitel nennen wollen, mit dem Apollo dieselbe bewandnis haben
wie mit dem Marsyas I, 6, 120. Zu II, 8, 26 nam cetera turba,
nos inquam cenamus avis conchylia piscis erklärt Schütz ganz
richtig und bemerkt dann: „wir anderen aßen tapfer darauf
los.u Damit ist nahezu das richtige getroffen. Das komische
liegt nämlich in dem ausdruck cenamus für gustamus, wo es sich
doch um die gustatio handelt, = denn wir, die plebeier, aßen
die feinsten leckereien förmlich mit löffeln, obwohl sie ganz be-
sonders absonderlich bereitet waren , — wie wir erst nachher
merkten! Damit sind, wie mir scheint, die bedenken und än-
derungen Döderleins vollständig beseitigt.
Nr. 3. 40. LToratius. 185
Sehr schwierig ist v. 15 Alcon Chium maris expers. So
viel ich sehe, und meine bemerkung bestätigt v. 70 ut omnes
praecincti recte pueri comptique ministrent , ist das bemerkbare
oder auffallende nicht der wein an sich , sondern der aufzug,
in dem er von den dienern vorgetragen wird, Dazu gehört die
pompa und die erscheinung oder ausstattung der sklaven. Der
eine sklave ist ein schwarzer Indier, fuscus Hydaspes, wenn auch
kein Mohr so doch eine auffallende Seltenheit, und dieser fremd-
ling bringt den italischen wein, das sollte jedenfalls piquant
sein! Der fuscus Hyclaspes war ein seltener luxussklave, folg-
lich auch Alcon ! Wie aber der eine diener durch fuscus , so
muß auch Alcon durch ein epitheton näher bestimmt sein. Da-
für bleibt nur maris expers übrig , ein attribut , das mit Chium
verbunden ganz zwecklos erscheint , man müßte denn einen be-
trug des Nasidienus annehmen , was jedoch die Charakteristik
des ganzen mannes nicht gestattet. Ist diese anschauung rich-
tig, so war Döderlein auf richtigem wege, wenn er maris expers
für virilitatis expers nehmen zu müssen glaubte : ein indischer
Mohr bringt den italischen , ein spado den griechischen wein !
Sprachlich unmöglich ist maris expers in diesem sinne gewiß
nicht, aber es fehlt an einem beispiel dieses gebrauchs, da auch
Pers. 6, 39 (noch unerklärt !) und Suet. Claud. 33 weder für
noch dagegen beweisen. Wenn indessen diese deutung unmög-
lich erscheint, darf man darum die Verbindung des maris expers mit
Alcon noch nicht aufgeben , die Zusammenhang und concinnität
(vgl. fuscus) erfordern. Es bleibt noch zu erwägen, ob jene worte
nicht nach Seneca Ep. 47, 7 (Haase) oder gar nach Ep. 95, 24
erklärt werden können. Der name Alcon ist griechisch und
weist auf einen feineren, jugendlichen Griechensklaven hin. Ist
etwa der träger des milden Chierweins weiblich gekleidet (indu-
siatus), so wie der träger des feurigeren Cäcubers als fuscus er-
scheint? V. 50 non sine aceto quod Methymnaeam vitio mutave-
rit uvam berechtigt der Wortlaut keineswegs zur annähme von
lesbischem Weinessig. Es war essig , dem man , um ihm einen
milderen geschmack und duft zu verleihen, einige lesbische trau-
ben beigesetzt hatte, die im essig zur gährung gelangten (yitio
mutare uvam). Aehnliches geschieht auch noch in unserer zeit,
wenn auch nicht gerade mit lesbischen trauben.
Iu I 10, 5 nee tarnen hoc tribuens dederim quoque cetera er-
Philol. Anz. XIII. 13
186 40. Horatius. Nr. 3.
klärt sich die Stellung von quoque, wenn man an den prosai-
schen gebrauch erinnert: nee hoc tribuens ideo (iccirco) cetera de-
derim. So ist es III, 12 und Epist. II 2, 38 nicht überflüßig,
die prosaische form herzustellen, aude Caesaris res dicere: multa
feres praemia laborum. Zu I 10, 90 Demetri teque Tigelli disci-
pularum inter iubeo plorare cathedras bemerkt Schütz ähnlich wie
Fritzsche: „spöttisch vom gesanglehrer bei mädchen (Fritzsche
plärren), zugleich aber ist plorare iubeo eine verwünschungsfor-
mel wie oi fA.m£eip xtlsim.11 Mit dieser form el drohte man seh läge
an , und nur dies ist hier passend : der dichter wünscht dem
Dem. und Tig., daß sie von ihren eigenen Schülerinnen mißhandelt
werden — inter cathedras, wie die Sklavinnen von ihrer herrin.
Der auffallende gebrauch von noster II 6, 48 beruht darauf, daß
man mit noster eris oder noster esto jemand bei sich willkommen
hieß , vgl. beispiele bei Lorenz zu Plaut. Mil. 890. Daher ist
noster hier soviel als dein freund, der, den du in deinen
freundeskreis aufgenommen hast. Zu dem Wechsel des ind. im-
perf. zur bezeichnung einer gewohnheit mit dem potentialen conj.
imperf. I 3, 10 zur bezeichnung einer handlung, welche nur
allenfalls einmal, nicht regelmäßig vorkommt, liefert ein treffen-
des beispiel Tac. Ann. I, 44 : si tribuni si legio industriam inno-
centiamque adprobaverant retinebat ordinem, ubi avaritiam aut crude-
litatem consensu obieetavissent , solvebatur militia. Kurz und tref-
fend erklärt Schütz I 3, 38 illuc praevertamur , aber sollte in
amatorem quod amicae turpia deeipiunt caecum vitia das quod nicht
einfach als in wie fern aufzufassen sein, wie oft oii fast dem
eog ähnlich erscheint, und Plautus quom gebraucht? Die schwie-
rige stelle I 3, 69 — 72 interpungiert Schütz ganz richtig, aber
ich kann mich nie bestimmen v. 70 cum als präposition aufzu-
fassen. Ich bringe cum mea compenset vitiis bona in Verbindung
mit dem epitheton dulcis (amicus) : wenn etwa ein lieber freund
meine Vorzüge und fehler, wie es billig ist, gegen einander ab-
wägt — in der regel wird ja der dulcis amicus seine liebe nicht
erst berechnen — , aber wenn er eine solche vergleichung an-
stellen sollte ; so soll er meine Vorzüge , wenn deren wirklich
in größerer zahl vorhanden sind , liebevoll hinnehmen (inclinet
factisch = amplectatur) , wenn er von mir geliebt werden will.
Der räum gestattet nicht, alle Vorzüge der ausgäbe und
alle bedenken dagegen zur spräche zu bringen. Darum be-
Nr. 3. 41. Livius. 187
schränke ich mich auf die benierkung', daß die Verhältnisse der
Chronologie und der erwähnten rjersonen recht besonnen behan-
delt sind. Wünschenswerth wäre freilich eine zusammenhän-
gende und vollständige erörterung der frage, in wie weit Horaz
personen, die er angriff, mit ihren wirklichen namen genannt, in
wie weit er dafür andere aus Lucilius bekannt und typisch ge-
wordene namen gebraucht hat.
Es bedarf kaum der bemerkung, daß die ausgäbe von
Schütz nicht für schüler gearbeitet ist und eine kurzgefaßte
Schulausgabe der Satiren und episteln noch immer ein vielleicht
lange unerfüllter wünsch bleibt. A. Weidner.
41. Karl Zangemeister. Die Periochae des Livius.
(= Heidelberger festschrift zur 36. philologen - Versammlung in
Carlsruhe, p. 89—106) 1882.
Entgegen der früher verbreiteten ansieht, daß die Perio-
chae des Livius aus randlemmata verschiedener leser zusam-
mengeflossen seien, bekennt sich der Verfasser, indem er die Un-
tersuchung von Ed. Wölffiin (comment. in honor. Th. Mommseni
p. 336 ff.) zum ausgangspunete nimmt, zu einer einheitlichen
abfassung derselben , und gewinnt für diese these eine neue
bestätigung aus dem von ihm im Wiener Corpus scriptorum eccle-
siasticorum herausgegebenen Orosius. Beide stimmen nämlich
oft gegen Livius miteinander überein, in einzelnen ausdrücken,
in fehlem wie in der gruppierung des Stoffes ; doch bewährt
sich hier eine von Niebuhr gelegentlich geäußerte ansieht, daß
wir zunächst eine größere epitome in der art des Trogus-Justin
anzunehmen haben , aus welcher einestheils die erhaltenen Pe-
riochen ein auszug sind , und welche auch Orosius benutzt hat.
Diese vollständigere epitome ist Verfasser geneigt in das 2. Jahr-
hundert nach Chr. zu setzen , woraus sich von selbst ergiebt,
daß ihr text der ersten dekade, so weit er sich restituiren läßt,
unberührt sein muß von der Nikomachischen recension des 5.
Jahrhunderts. Wenn daher eine vestalin bei Livius 2, 42 in
den erhaltenen handschriften Oppia, in den Periochae ülia heißt,
so benutzt Verfasser die Variante zur herstellung des namens
Popillia, der auch der form bei Dionys 8, 89 'Om/tia nicht so
fern steht. Da die größere epitome ebenfalls von Vopiscus,
Obsequens , Eutrop , Augustin de civ. d. (dem das von Orosius
13*
188 42. Curtius. Nr. 3.
benutzte exemplar vorgelegen zu haben scheint) benutzt ist, so
stellt sich uns die dankbare aufgäbe , aus den Übereinstimmun-
gen dieser die fragmente der ersten epitome zu reconstruiren.
Sie ist einstweilen vom Verfasser nur angedeutet; doch bemerkt
derselbe vorläufig zur characterisierung, daß der Verfasser der
epitome hie und da die von Livius citierten quellenautoren an-
führte, daß er aussprüche, verse, Orakel wörtlich wiedergab, den
prodigien besondere aufmerksamkeit schenkte , der darstellung
jedes jahres die namen der consuln im ablativ vorausschickte.
Aber der epitomator hat auch einige zusätze gelegentlich ein-
geschaltet, so nach Orosius 4, 17, 3 die erzählung von den rö-
mischen matronen, welche sich im jähre 211 nach Chr. an der
vertheidigung der stadt betheiligten (vgl. Silius Italicus 12,593),
oder 3, 4, 2 die erklärung der pest {Malaria) des jahres 365
v. Chr. aus physikalisch medicinischen Ursachen.
Man folgt den deductionen des Verfassers mit zunehmender
Spannung , je mehr man von den hauptsätzen überzeugt wird.
Eine erschwerung für die fortsetzung der Untersuchung ist es,
daß möglicher weise mehrere ausführliche Epitomae Livii cursiert
haben. Dann wird man auch andere autoren wie Florus, Anon.
de viris illustr. und ähnliche heranziehen müssen, und wenn
die Übereinstimmung von Quintilian 3, 7, 5 quod abiectus (Ro-
mulus) in profluentem non potuerit extingui mit Florus 1, 1 cum
abiectus (nach cod. Nazar.) in profluentem non potuit extingui un-
möglich eine zufällige sein kann, sondern wegen der verschie-
denen fassung bei Livius auf eine gemeinsame dritte quelle zu-
rückführt, so sieht man sich veranlaßt eine Epitome Livii schon
für das erste Jahrhundert nach Chr. anzunehmen. Da diese die
reden nicht mehr im Wortlaute wiedergab, so begreift sich dann,
warum man dieselben für rhetorische zwecke separatim sammelte
und herausgab, nach Suet. Domit. 10.
42. Q. Curti Rufi Historiarum Alexandri Magni — libri
qui supersunt. Recognovit Th. Vogel. Lipsiae 1880.
Der herausgeber schließt sich der ansieht der gelehrten an,
welche, wie Hedicke und Eußner, P (Parisinus 5716) für den
zuverlässigsten codex halten , hat aber Wölfflin's und Hug's
Warnung (Philol. anz. 1869. 1870), ihn nicht zu überschätzen,
angeblich beachtet, aus dem Bernensis 451 durch den letztge-
Nr. 3. 42. Curtius. 189
nannten über mehrere stellen auskunft erhalten und conjecturen,
nur wo sie von ihm aufgenommen worden sind, angeführt. Sehr
selten weicht er im text von seiner Schulausgabe ab, in welcher
er über seine eigenen Verbesserungen kurze rechenschaft giebt,
die hier durch den mangel an räum ausgeschlossen blieb. In
der nicht sehr umfangreichen annotatio critica, die dem buch
vorangeschickt ist, fehlt es nicht an druckfehlern ; so p. VII,
lib. III, 11, 23 veris Giunta], soll heißen veteri\ hier und da in
den Ziffern, wie III, 13, 12 filiusque , muß heißen 13, 14, sed
haud VII, 2, 9 (statt 7) etc. Auch in den nachweisungen linden
sich irrthümer •, z. b. wird IV, 4, 8 tanta vi inpulsa est als eine
konjectur von Foß angegeben, obgleich es schon in viel älteren
ausgaben gelesen wird.
Jene Pariser handschrift liefert in der that allein viele treff-
liche lesarten ; einige hatte Hedicke noch nicht berücksichtigt,
welche jetzt durch Vogel zu ihrem rechte gelangt sind; so evecta
IV, 4, 8, postero die IV, 5, 20 (vergl. III, 12, 13), vinciri eum
iussit VI, 7, 2ß} inclinantem ad misericordiam contionem für incli-
natam VI, 9, 28 etc. Dagegen muß es bei sorgfältiger verglei-
chung auffallen , daß dies manuscript , — wie es in ähnlichen
fällen auch bei andern Schriftstellern sich herausgestellt hat ■ — ,
weil es von einem unwissenden copisten , der die worte nicht
verstand , geschrieben zu sein scheint , häufig Wörter und silben
wegläßt-, so quoque in IV, 11, 13, agmen für agmeiis (d. i. agmi-
nis), princeps in IV, 13, 28, obliquum für agmen obliquum in IV,
15, 1, et für et ne in IV, 15, 13, hae für quum hae in IV, 16,
24, instructus für murus instructus in V, 1, 25, cum his für cum
his quae in V, 2, 18, in für incussae in V, 3, 18 etc. Danach
würde man, wo sich in diesem codex Wörter ausgelassen finden,
welche in andern guten handschriften stehen, ihm nur wenig
vertrauen schenken dürfen. Ich halte danach die von Vogel
nach dem cod. P für gut befundene auslassung von et vor pro-
cella in III, 13, 7, des iam in III, 10, 7 vor tot nicht für ge-
rechtfertigt ; in der letzten stelle heißt es : Iam Granicum amnem,
iam tot urbes — expugnatas — memordbat , und iam ist um so
passender, weil in der aufzählung zu einem neuen gegenständ
übergegangen wird , und die anapher des iam dem rhetorischen
stile des Curtius, noch dazu in einer rede, höchst angemessen ist
(s. Philol. auz. 1871, 172). Schwerlich ist demnach die lesart
190 42. Curtius. Nr. 3.
des P in III, 6, 19, welche Vogel adoptirt bat: Et quae leviora
haberi solent , plerumque militari gratiora vulgo sunt der fassung
der übrigen handscbriften : Et quae leviora haberi solent plerumque,
in re militari gratiora vulgo sunt vorzuziehen. In diesen stellen
ist denn auch Hedicke dem P nicht gefolgt, und Vogel hat hier
wenigstens die ihm zugekommene warnung außer acht gelassen.
Dagegen ist die auslassung des cum vor Dareo nach der Pariser
bandscbrift in dem satze III, 11, 23 qui Dareo tabernaculum ex-
ornaverant, wofür gewöhnlich gelesen wurde qui tum etc., nur zu
billigen und schon von Hedicke angenommen.
Aber wenn der Verfasser in einer anzahl von stellen wegen
der lesart dieses codex , den man mit einigem recht lacunosus
nennen darf , Wörter , die in andern guten handschriften stehen
und einen guten sinn geben, ja bisweilen erforderlich sind, aus-
läßt, dann muß man sich um so mehr wundern, daß er ohne
noth und ohne den Zusammenhang zu bessern ganz willkürlich,
und keiner handschriftlichen spur folgend , andere Wörter nach
eignem ermessen zusetzt. Das sollte ein herausgeber nicht thun,
besonders wenn er selbst über die interpolationen der kopisten
klagt, denn er macht sich so selbst einer interpolation schuldig.
So schaltet er At vor Leonnatus in IV, 12, 12 ein, magis vor ius
in III, 12, 16 (was um so übler ist, da in der folgenden
zeile wieder magis folgt, worauf sonst Vogel sehr achtet, siehe
p. XV, zeile 31, XVI, 23, XX, 8.9), at hinter audiebat in VI,
11, 9 (welches bei einer andern interpunction überflüssig ist),
tum vor cum maxime in VI, 6, 10 (wodurch geradezu eine ab-
schwäch ung hervorgebracht wird)-, iam hinter Philotan in VI, 11,
37, dum vor anceps in VI, 11, 40 (wodurch ein anderer, aber
keinesweges nothwendiger und durchaus nicht besserer sinn ent-
steht). In IV, 1, 17 wird duo vor hospites eingeschoben; ganz
unnöthig, da man aus dem folgenden alter ex his ohnehin schon
erfährt, daß es zwei waren: was er weise verschweigt, zeigt mil-
den meister des stils; vergl. Liv. XXI, 31, 6. In IV, 2, 24
wird haud vor paucioribus eingefügt : hat Vogel die gefangenen
gezählt, um die angäbe des Curtius zu verbessern? Und soll
nicht gerade dxirch das „paucioribus captis" die Zähigkeit des Wi-
derstands der Macedonier geschildert werden, die sich lieber nie-
derhauen als gefangen nehmen ließen? Oder wenn das deta-
chement, das so weit in den Libanon entsendet wurde, dem her-
Nr. 3. 42. Curtius. 191
ausgeber in den Worten des Schriftstellers zu klein erscheint, ist
nicht vorauszusetzen , daß der größte theil desselben bei dem
plötzlichen angriff sich zurückzog ? was er doch auch gethan ha-
ben muß, um die nachricht überbringen zu können, die hier mit-
getheilt wird. Ganz willkürlich ist VII, 3, 19 hinter subit von
Vogel eingeschoben et rubrum mare. Ueberflüssig ist ferner illud
vor ludibrium in IV, 15, 26, CC1C für C'CC in V, 1, 41; nicht
nöthig et liberos hinter coniugesque in V, 5, 8 , ebenso wie inqiät
hinter igitur in V, 7, 4, wo eine deutliche nachahmung oder ge-
radezu entlehnung aus Liv. I, 57 vorliegt, quo vor duo in VI,
4, 16, tum vor rex, VI, 7, 27 etc. Dosson endlich hat in der
Rev. crit. d'histoire et de litterature 1881, nr. 78, schon die hin-
zusetzung des fit hinter fere in III, 3, 6 getadelt und die ellipse
durch beispiele vertheidigt ; freilich haben hier schon ältere
ausgaben fit, aber ohne fere. Auch hinzufügungen andrer,
welche Vogel aufnimmt, sind nicht immer besserungen. In IV,
1, 15 wird deinde vor descendit (auch von Hedicke, nach Vin-
delin) aufgenommen , wenig passend , um so weniger , da in der
folgenden zeile inde folgt; da allerdings ein wort ausgefallen
sein muß , und ein Wechsel des subjects eintritt , haben frühere
herausgeber hier Jpse in Phoenicen descendit drucken lassen, und
die auslassung von ipse hinter missus erklärt sich wohl auch
leicht. Und aus eben diesem gründe, nämlich dem Wechsel des
subjects, läßt man sich denn auch bei Vogel sehr gern die ein-
schaltung des worts rex hinter explorare in III, 8,17 und des-
selben worts hinter munire in IV, 12, 24 gefallen (dagegen nicht
hinter circumire in VI, 5, 17). Auch der zusatz von fisi vor
viribus in IV, 5, 16, wenngleich von Dosson getadelt, giebt je-
denfalls eine besserung des sinnes und der sonst wenig geläufigen
construction ; die stelle, welche dieser anführt, Villi, 2, 25
(nicht 26), um den bloßen ablativ zu schützen, ist durchaus nicht
ähnlich.
Unter den sonstigen textveränderungen Vogel's sind manche
recht glückliche ; andere sind theils verfehlt, theils unnöthig und
nur aus der prurigo corrigendi hervorgegangen. Man glaube übri-
gens ja nicht, daß überall, wo er angiebt „scripsi" eine eigne
emendation vorliegt ; vielfach bezeichnet er so, was seit längerer
zeit in den gewöhnlichen ausgaben gelesen wird; so IV, 11, 2
die hinzufügung von tuet hinter continentia , welche der sinn
192 42. Curtiue. Nr. 3.
durchaus erfordert, so die einschaltung von deos vor debitos in
IV, 13, 13, ferner das ganz nothwendige dubitavere für dubitare
in X, 6, 17 u. s. w. ; andererseits fehlt öfter bei eignen conjec-
turen dies scripsi, wie z. b. VI, 2, 6 forte für apse, X, 2, 6
publici für publice etc.
Ich würde am liebsten die mir gelungen scheinenden con-
jecturen vollständig aufführen , aber dazu fehlt mir der platz,
und ich verspreche mir davon geringen nutzen : so muß ich mich
mit einigen beispielen begnügen. In IV, 1, 31 las man früher
velut in medio positis omnibus hostium cuncta agebantur, was wegen
der Zusammenstellung von omnibus und cuncta unmöglich ist; die
handschriften haben dis oder edis, daraus macht Hedicke bonis,
Vogel viel besser praedis. IV, 2, 13 heißt es: idque in Mace-
donum metum verterunt; für metum schreibt Vogel richtig interitum
(siehe Hug im Piniol, anz. 1871, p. 172). In IV, 11, 9 giebt
Hedicke nach den handschriften : Facilius est quaedam vincere
quam tueri: quam, hercule, expeditius manus nostrae rapiunt quam
continent! Dagegen Vogel : Facilius est quidem vincere quam tueri
praedam, quam hercule etc. (ohne ausruf, als relativsatz) •, nur
hätte das quidem, das an einem ganz ungehörigen platz steht,
weggelassen werden sollen ; praedam ist nämlich bei der abschrift
in eine falsche stelle, vor vincere, gerathen und, weil da unver-
ständlich, in quaedam verwandelt worden. In IV, 7, 26 halte
ich Vogel's besserung destinaretur. Vatesque für zutreffend ; für
beachtenswerth (und mit großer belesenheit in Philol. XXX,
686 vertheidigt) alte — suppurare in VII, 2, 9 , wo die hand-
schriften liefern: Nisi, quae delata essent , excussissem, valde dis-
simulatio mea superare potuisset und wo die herausgeber für su-
perare, das unverständlich ist, suspecta esse, eingesetzt haben, das
schon wegen des gleich darauf folgenden suspectos, mehr noch
wegen des sinnes unmöglich ist; dagegen nehme ich an dolor
soporatus recruduit in VII, 1, 7 (für welches Vogel nach P sup-
puratus giebt) keinen anstoß, weil das dem recrudescere zu gründe
liegende bild gänzlich aus dem bewußtsein entschwunden war
und nur die bedeutung sich wieder erneuern, wieder heftiger
werden übrig blieb, wie in pugna, seditio, amor recrudescit; selbst
für die erste stelle würde ich exuberare „um sich greifen , über-
hand nehmen" vorziehen; es ist gerade ein wort, welches in der
ersten kaiserzeit mit dieser bedeutung in aufnähme gekommen
Nr. 3. 42. Curtius. 193
war (z. b. exuberat umbra Werg. Gr. I, 191, der schatten wird zu
groß, corpus luxuriat exuberatque Gell. VII, 22, die korpulenz
nimmt überhand): Alexander will, daß Offenheit zwischen ihm
und seinem beere bestehe; würde er, so meint er, die schuldigen
nicht zur Verantwortung gezogen, sondern den verdacht auf ihr
vergehen in sein herz verschlossen haben , so würde diese seine
Verstellung — ich brauche ungefähr Vogels eigne worte — im-
mer weiter bei ihm wurzel gefaßt haben ; gerade das drückt
exuberare aus, und es liegt auf der band , wie leicht aus diesem
worte durch die Ungeschicklichkeit eines abschreibers superare
entstehen konnte. — Ich erwähne von emendationen Vogels
noch VII, 1, 35 hoc unum militiae ius usurpante für hoc unum
militiae suae usurpante; VII, 8, 11 morilus hominibusque nostris, wo
die hinzufügung von hominibusque wegen des folgenden et tempora
et ingenia cultiora sorlltis geradezu geboten erscheint; VI, 9, 21
Hos (gladios), si mihi creditis, Philotas in ine acuit, si ipsi (nämlich
creditis) , acui permisit für das handschriftliche si ipsi admisit,
woraus man si ipsi admiseritis gemacht hatte; VI, 10, 34 (medi-
camentum) qaod medicus dare constituerat für das unpassende im-
perfectum constitueret ; 111,2, 15 cibus, quem occuparunt, satiat für
occupati parant. In V, 5, 3 tota nocte cum equitibus itineris tanto
spatio fatigatis ad Araxen prima luce pervenit fehlt offenbar ein
participium ; Vogel setzt hinter tota nocte hinzu vectus , das aber
ohne equo nicht gut stehen kann ; warum nicht das üblichere
profectus ?
Dagegen halte ich folgende textveränderungen für unnütz,
weil nicht unbedingt durch die bescbaffenheit der handschriftli-
chen lesart erfordert. Er setzt IV, 1, 22 tetris (sordibus) für
aeternis; allerdings hätte der Schriftsteller auch so sagen können,
er wird es eben nicht gewollt haben ; aeternus wird ja auch sonst
von dem , was lange und unaufhörlich fortdauert , gebraucht ;
IV, 12, 11 facies für acies; die für die änderung aus III, 11,4
herbeigezogene stelle ist ganz andrer art ; es handelt sich da
um den anblick des heeres, in dem satz des vierten buchs um
die bestandtheile desselben, was man mit dem kunstausdruck
ordre de bataille nennt; III, 11, 8 in paucis insignis für in pau-
cissimis\ wozu die abschwächung? und wozu insignis, da eminens
vorher gebt ? VI, 4,19 non clausuni mare für non Caspium mare ;
daß es von manchen nicht für ein von den übrigen abgeson-
194 42. Curtius. Nr. 3.
dertes meer gehalten werde, war schon vorher, durch die angäbe
seines vermeintlichen Zusammenhangs mit der palus Maeotis aus-
drücklich genug erklärt, konnte also hier nicht als etwas neues
angebracht werden ; die lesart der handschriften ist völlig rich-
tig; C'aspium ist hier das gentile ; die Caspier werden IV, 12, 9
als volk aufgeführt : Curtius sagt daher : einige haben geglaubt,
daß dies meer nicht ein dem lande der Caspier ausschließlich
^angehöriges sei, sondern sich aus Indien bis nach Hyrcanien
hinein erstrecke, oder mit andern worten nur einen theil des
Indischen Oceans bilde etc.
Einige andre conjecturen scheinen mir geradezu verfehlt.
So schreibt Vogel III, 11, 4 egregie regem tuebantur für das,
was man bisher, allerdings auch nur nach vermuthung, las, und
was auch Hedicke hat stehen lassen: egregie se tuehantur; es ist
von der infanterie die rede, welche, mitten in die Perser einge-
drungen, sich zwar selbst trefflich vertheidigen, aber dem feinde
nicht schaden thun kann ; der könig dagegen stand, wie nachher
deutlich gesagt wird, bei der reiterei (17); manschließt es auch
leicht daraus, daß er mit den um ihn geschaarten begleitern (9)
in die persische reiterei einbricht. Uebrigens kann auch der
anfang des satzes, an dessen handschriftlicher Überlieferung eine
änderung unumgänglich ist , bisher noch nicht in Ordnung ge-
bracht sein : es tritt ein neues subject ein , da im vorigen ab-
schnitt von den Parmenio zu hülfe geschickten reitern, in diesem
von dem flügel des heeres selbst die rede ist, von welchem sie
detachirt worden sind ; durch das inmissi, das Foß aus dem hand-
schriftlichen ipsi gemacht hat , wird das nothwendige neue sub-
ject entfernt, und dies participium kann so, ohne jede Verbin-
dung , mit circumfusi zusammen nicht stehen bleiben ; es wird
zu lesen sein: Iamque ipsi in medium Persarum invecti et undique
circumfusi etc. — Wenn Vogel in III, 3, 5 für die handschrift-
liche lesart quodve regnum Asiae occupare habuisset, haud ambiguae
rei, weil vorher die vestis Persica ac vulgaris erwähnt war, ein-
setzen zu können glaubt, ohne übrigens selbst mit seiner ver-
muthung das richtige getroffen zu haben zu vertrauen: quodque
vestem Persicam ac vulgarem habuisset, haud ambigue regnum Asiae,
wobei zu regnum Asiae aus dem vorigen portendere hinzugedacht
werden soll, so weicht er doch zu weit von der Überlieferung
ab und übersieht wohl, daß gerade Curtius eine solche wieder-
Nr. 3. 43. Griechische geschichte. 195
holung einer ganzen reihe derselben ausdrücke sorgfältig ver-
meidet ; die Wahrsager wollen offenbar mit diesen worten , was
unter fulgor gemeint sei, erklären und das dem Darius in einer
ihn nicht verletzenden weise andeuten , und da der könig , wie
man aus späteren stellen sieht, Alexander noch gar nicht zutraut,
sich zum könig seines ganzen reiches machen zu wollen , sagen
sie, wie ich glaube : quem vel regnum Asiae occupare statuisse haud
ambigere se und weiter: quoniam in eotlem habitu quo Dareus
fuisset, quum cqvpellatus esset rex, in welchen worten ich quo hin-
zugefügt und esset aus dem in der indirecten rede unstatthaften
indicativ est gemacht habe.
Eine neue kritische ausgäbe , welche für spätere arbeiten
dieser art eine grundlage abgeben könnte , wie es von Hedicke
unternommen worden ist , hat Vogel nicht liefern wollen ; seine
annotatio critica schließt diese absieht deutlich aus ; es wird da
in vielen fällen zwar eine textveränderung angegeben, aber kei-
nesweges immer, woher die neue lesart stammt, noch auch wor-
auf die verworfene ältere beruht. Dagegen hat er einen an
vielen stellen verbesserten und im ganzen sehr wohl lesbaren
text, wenn auch nicht ohne einige willkürlichkeit, hergestellt;
und da er in den anmerkungen bereits die im buche vorgenom-
menen änderungen mehrfach widerruft , läßt sich erwarten , daß
er bei einem neuen abdruck, was noch mangelhaft oder tadelns-
werth erscheint, wird verbessern wollen. H, J. Heller.
43. Adolf Bauer, Themistokles. Studien und beitrage
zur griechischen historiographie und Quellenkunde. Merseburg
1881. Verlag von P. Steffenhagen, gr. 8. 173 p.
Das vorliegende buch hat die bestimmung, „die verschie-
denen Überlieferungen über Themistokles in ihrer eigenart zu
charakterisiren, die auffassungen, die zu verschiedenen zeiten gel-
tung hatten, ausfindig zu machen und so unsere kenntniß in der
richtung auf die geistesart der verschiedenen autoren und ihrer
zeit zu bereichern." Diesem zwecke gemäß werden die einzel-
nen quellen nach einander besprochen, in der art, daß entweder
einem einzigen autor oder einer gruppe zusammengehöriger au-
toren ein besonderer abschnitt gewidmet wird. Im wesentlichen
ist hierbei die chronologische folge eingehalten; nur fällt es auf,
daß Stesimbrotos erst nach Ktesias an die reihe kommt.
196 43. Griechische geschichte. Nr. 3
Als eine hauptaufgabe seiner Untersuchungen bezeichnet
Bauer die prüfung derjenigen angaben , die über Herodot und
Thukydides hinaus geboten werden. Er gelangt zu dem resultat,
daß das neue, was die späteren autoren im vergleich zu den
großen historikern bieten , fast nur auf Übertreibung ihrer be-
richte und Schlußfolgerungen aus denselben zurückzuführen sei,
und glaubt daher annehmen zu dürfen, daß den späteren ein
wesentlich über Herodot und Thukydides hinausgehendes mate-
rial nicht zu geböte stand. Daß die späteren die berichte des
Herodot und des Thukydides oft willkürlich abänderten, kann nun
freilich nicht in abrede gestellt werden ; von hier ist es aber
noch ein sehr weiter schritt zu der annähme , daß sie nicht in
der läge gewesen seien , aus anderen quellen werthvolle nach-
richten zu entnehmen. Von der unhaltbarkeit dieser ansieht hätte
sich Bauer leicht überzeugen können, wenn er sich nur die mühe
genommen hätte, diejenigen nachrichten über Themistokles und
seine zeit, die uns lediglich durch die späteren autoren übermit-
telt worden sind, zusammenzustellen. Die angaben des Herodot
und Thukydides beschränken sich im wesentlichen auf die grün-
dung der flotte, die anläge des Piraeeus, den antheil des Themi-
stokles an der besiegung des Xerxes , den Wiederaufbau und
die befestigung Athens, ostrakismos, proceß und flucht des The-
mistokles. Dagegen wird weder für das archontat des Themi-
stokles, noch für den ostrakismos des Aristides und den des The-
mistokles selbst , noch für die flucht des Themistokles der zeit-
punet angegeben. Ebenso erfahren wir nichts von dem Schieds-
spruch des Themistokles bei dem streite der Korinthier und Ker-
kyräer um Leukas, von seiner Strategie zur zeit des bergwerks-
gesetzes, dem Widerspruch des Miltiades gegen den antrag auf
Vermehrung der flotte, der Wirksamkeit des areopag vor der
Schlacht bei Salamis und von den nach dem kriege mit Xerxes
gefaßten beschlüssen über die alljährliche Vermehrung der flotte
um 20 schiffe und die Steuerfreiheit der Metöken. Wenn nun
die späteren für so wesentliche daten und thatsachen unsere ein-
zige quelle sind , so wird es ihnen wohl auch möglich gewesen
sein, uns unabhängig von Herodot und Thukydides manche an-
dere schätzbare nachricht zu übermitteln. Einer stadtchronik,
deren existenz Bauer nicht ohne weiteres hätte in abrede stellen
sollen, bedurften sie hierzu nicht, da sie auch aus den volks-
Nr. 3. 43. Griechische geschichte. 197
beschlüsseu manche wichtige thatsache entnehmen konnten. Daß
ihnen anderweitig nicht bekannte psephismen noch vorlagen,
zeigt die erwähnung eines kurz vor der schlacht bei Platää ge-
faßten beschlusses (Plut. Arist. lOfin.), dessen Wortlaut Plutarch
noch kannte, und soclann der in urkundlicher fassung überlieferte
name des Leobotes, der im proceß des Themistokles als ankläger
auftrat (Plut. Them. 23). Außer den Urkunden aber lagen den
späteren autoren auch litterarische quellen vor, unter denen na-
mentlich in betracht kommt das werk des Stesimbrotos von
Thasos über Themistokles, Thukydides und Perikles. Obwohl
diese schrift eine dem Themistokles feindliche tendeuz verfolgte,
so ist sie doch keineswegs ohne werth, wofür als beleg die auch
von Bauer nicht angefochtene nachricht von dem verhalten des
Miltiades gegen das bergwerksgesetz (Plut. Them. 4) angeführt
werden mag. Schmidt hat sich in seinem „perikleischen Zeit-
alter" sogar bemüht, nachzuweisen, daß für das leben des The-
mistokles Stesimbrotos die hauptquelle Plutarchs war. Wenn
nun Bauer auch gezeigt hat , daß die gründe , auf die Schmidt
seine ansieht stützt, häufig nicht zwingend sind, so ist es doch
sehr übereilt, zu behaupten, daß die neue primärquelle nunmehr
wieder zu den todten gelegt werden müsse. Bei der Unsicher-
heit unserer quellenforschung , die gerade von Bauer mit recht
betont wird, scheint diese behauptung überaus gewagt. Muß
nicht immer mit der möglichkeit gerechnet werden, daß eine
nicht im Herodot oder Thukydides enthaltene angäbe, für die
sich die quelle nicht bestimmen läßt, direct oder indirect auf
Stesimbrotos zurückgeht? Diese möglichkeit hätte in dem ab-
schnitt, der sich mit Stesimbrotos beschäftigt, wenigstens hervor-
gehoben werden sollen ; aixch wäre hier eine eingehende prüfung
der ansichten Schmidts, namentlich seiner principiellen gründe,
am platze gewesen. Statt dessen hat sich Bauer darauf be-
schränkt, in späteren abschnitten gelegentlich nachzuweisen, daß
in diesem oder jenem falle kein genügender grund vorliege, die
benutzung des Stesimbrotos anzunehmen1). Es ist klar, daß
1) Auch in der sehr ausführlichen besprechung, die Bauer den Unter-
suchungen Schmidts in der Zeitschrift für Österreich, gyrnn. 1881, p.
107 — 122 gewidmet hat, werden die von Schmidt geltend gemachten
inneren gründe nicht gewürdigt; namentlich ist dem umstand, daß wir
sehr wichtige nachrichten über Perikles allein dem Plutarch verdanken,
keine rechnung getragen.
198 43. Griechische geschichte. Nr. 3.
durch ein solches verfahren die für die quellenforschung überaus
■wichtige Stesimbrotosfrage nicht gefördert wird. Zudem ist die
polemik gegen Schmidt keineswegs immer gerechtfertigt. Als
beispiel hierfür möge angeführt werden die in excurs II ent-
haltene erörterung über das vierte capitel des plutarchischen
Themistokles. Plutarch berichtet hier über den flottengründungs-
plan des Themistokles und bemerkt hierbei unter berufung auf
Stesimbrotos , daß Miltiades sich jenem plane widersetzt habe.
In dem nämlichen capitel findet sich die im Herodot und Thu-
kydides nicht enthaltene angäbe, daß Themistokles die erbauung
von 100 schiffen beantragte. Ref. nahm in Übereinstimmung mit
Schmidt an, daß hier wiederum Stesimbrotos benutzt sei. Bauer
bemerkt hiergegen : „weil Thukydides nicht die quelle ist, muß
es nicht Stesimbrotos sein." Aber auf welchen anderen autor
sollen wir denn rathen? Da Stesimbrotos gerade in dem bericht
über diese Verhandlungen für eine thatsache als gewährsmann
genannt wird und für die benutzung anderer autoren nicht der
geringste anhaltspunct vorliegt, so liegt es doch nahe genug an-
zunehmen, daß Plutarch hier wiederum dem Stesimbrotos folgt.
Warum Bauer gerade bestrebt ist, die am meisten berechtigte
annähme als durchaus unsicher hinzustellen, ist nicht einzusehen.
Uebrigens spricht für die benutzung des Stesimbrotos , wie an-
derweitig gezeigt werden soll, auch ein innerer grund. Wenn
nun aber die benutzung des Stesimbrotos an einer stelle, an der
er nicht citirt wird , mit großer Wahrscheinlichkeit angenommen
werden kann , so legt dies die vermuthung sehr nahe , daß er
auch noch für sonstige angaben Plutarchs quelle gewesen ist.
Die Stesimbrotosfrage kann hiernach keineswegs als erledigt be-
trachtet werden.
Durch die irrthümliche Voraussetzung, daß den späteren ein
über Herodot und Thukydides wesentlich hinausgehendes mate-
rial nicht zu geböte stand , ist Bauer verleitet worden , an sich
sehr glaubliche nachrichten lediglich deshalb in frage zu stellen,
weil sich ihre richtigkeit durch andere Zeugnisse nicht contro-
liren läßt. So bezweifelt er z. b. ganz ungerechtfertigter weise
die nachricht (Plut. Them. 11), daß die Athener vor der schlacht
bei Salamis diejenigen, die nur auf bestimmte zeit verbannt waren,
zurückgerufen hätten. Die angaben, daß die Athener beim her-
anrücken des Xerxes den Themistokles und für das folgende
Nr. 3. 43. Griechische geschichte. 199
jähr den Aristides zum argarriyoi; av70XQ(t7(OQ ernannt hätten
(Plut. Arist. 8 und 11), bezeichnet Bauer p. 80, note 1 geradezu
als Übertragungen aus der zeit des Thukydides. Aber woher
weiß er denn , daß nicht auch in früherer zeit einem einzigen
feldherrn unbeschränkte vollmacht übertragen werden konnte?
Lag eine solche maßregel gerade bei dem krieg mit Xerxes
nicht außerordentlich nahe? Auch macht die darstellung He-
rodots durchaus den eindruck, daß erst Themistokles und später
Aristides ein unumschränktes commando ausübten. Ebenso we-
nig ist es gerechtfertigt, die angäbe Plutarchs (Them. 7), daß
Themistokles nur mit widerstreben ein athenisches contingent
nach dem Tempepasse geführt habe, ohne weiteres zu verwerfen.
Uebrigens geräth Bauer mit seiner ansieht von der beschaffen-
heit der späteren Überlieferung selbst in Widerspruch , wenn er
eine nachricht des Aristoteles von der Wirksamkeit des areopag
vor der schlacht bei Salamis ohne bedenken aeeeptirt (p. 132)
und sein bedauern darüber äußert, daß uns nachrichten des Phi-
lochoros über Themistokles nicht überliefert sind (p. 129).
Sehr ausführlich erörtert Bauer das verhältniß des Thuky-
dides zu Herodot, doch erweisen sich auch hier die resultate,
auf die er das meiste gewicht legt, als unhaltbar. Es ist an-
erkannt , daß Thukydides an einigen stellen seines geschichts
werkes verdeckt gegen Herodot polemisirt. Bauer sucht nun
nachzuweisen , daß dies auch noch an anderen stellen der fall
ist, die jedoch größtentheils für eine solche annähme nicht den
mindesten anhält bieten. Höchst seltsam ist die behauptung,
daß Thukydides , wenn er den peloponnesischen krieg für den
bedeutendsten erkläre, hiermit sich gegen Herodot wende, der
den krieg mit Xerxes als den größten bezeichne (VII, 20).
Thukydides müßte ja in diesem falle ganz vergessen haben, daß
für Herodot, der allem anschein nach noch vor dem frieden des
Nikias sein werk ausarbeitete , der peloponnesische krieg gar
nicht in betracht kommen konnte! Zudem behauptet Herodot
an der von Bauer angeführten stelle nur , daß unter den bishe-
rigen heeresrüstungen (ozöloi) die des Xerxes die bedeutendste
gewesen sei, was doch auch Thukydides zugeben mußte. Ebenso
unglücklich ist die annähme, daß Thukydides, wenn er im epi-
taphios das perikleische Athen verherrliche, gegen die anschauung
von der guten alten zeit polemisire , die auch bei Herodot aus-
200 43. Griechische geschichte. Nr. 3.
druck finde in der bemerkung, daß Hellas in den drei genera-
tionen von Dareios bis Artaxerxes mehr Unglück habe erdulden
müssen, als in den zwanzig vorhergehenden, theils von den Persern,
theils durch den kämpf Athens gegen Sparta (VI, 98). Inwie-
fern in der Verherrlichung des perikleischen Athens ein Widerspruch
gegen diese bemeikung liegen soll, ist durchaus nicht einzusehen.
Thukydides ist vielmehr mit Herodot vollkommen einverstanden,
wenn er I, 23, 1 von dem peloponnesischen kriege sagt: nadrt-
fAara ts £vpi]rix&q yspsa&ai i§> avTqp r7j 'Eklädi via ol% stega iv
ioq> XQ°V(P- Woher weiß übrigens der Verfasser, daß Thukydides
nur für Athener schrieb?
Andrerseits muß jedoch anerkannt werden, daß Bauers Un-
tersuchung auch manche zutreffende bemerkung enthält. Mit
recht wird hervorgehoben , daß die kleinlichen rivalitäten der
verschiedenen griechischen Staaten , die schon bei Herodot sich
vordrängen, dem Simonides noch unbekannt sind. Mit den aus-
führungen über die beurtheilung des Themistokles bei Herodot
kann man sich fast durchweg einverstanden erklären. Die an-
gäbe, daß Themistokles sich durch die zweite Sendung an Xerxes
eine eventuelle Zuflucht in Persien habe sichern wollen, wird
vom Verfasser mit recht zurückgeführt auf das bestreben, die"
bereitwillige aufnähme zu erklären, die später dem Themistokles
am persischen hofe zu theil wurde. Bauer möchte sogar jene
sendung überhaupt in abrede stellen •, seine bedenken sind jedoch
nunmehr durch Dunckers sehr wahrscheinliche hypothese be-
seitigt.
Am besten gelungen ist der abschnitt, welcher über Ephoros
handelt. Bauer zeigt hier, daß die abweichungen des Ephoros
von Herodot und Thukydides sich in vielen fällen erklären
durch das bestreben , die darstellung effectvoller zu gestalten.
Besonders wird nachgewiesen, daß Ephoros sich die Verherrli-
chung des Themistokles in hohem grade angelegen sein ließ,
was namentlich hervorgeht aus dem von Herodot durchaus ab-
weichenden bericht Diodors über die zweite sendung des The-
mistokles an Xerxes. Das unlautere motiv, welches Herodot
dem Themistokles beilegt , fällt hier weg ; die sendung hatte
vielmehr lediglich den zweck, Xerxes zum schleunigen abzug zu
bewegen und so die persischen Streitkräfte zu verringern. Da
Plutarchs bericht (Them. 16) ganz die nämliche tendenz zeigt,
Nr. 3. 44. Griechische geschichte. 201
so muß man Bauer zugeben , daß derselbe nicht , wie Schmidt
und der ref. früher annahmen, auf den dem Themistokles ab-
geneigten Stesimbrotos zurückgeht, sondern daß Ephoros seine
hand im spiele hat, wenn er auch hier schwerlich von Plutarch
direct benutzt sein mag.
In dem nämlichen abschnitt macht Bauer beherzigenswerthe
bemerkungen über die methode der modernen quellenforschung.
Einen hauptfehler derselben erkennt er mit recht darin, daß man
häufig die geistige Selbständigkeit der späteren autoren, nament-
lich des belesenen Plutarch, zu sehr unterschätzt und daher auf
abweichungen, die in willkürlicher änderung ihren grund haben
können , zu großes gewicht legt. Nur scheint es mitunter , als
ob der Verfasser sich schon etwas zu sehr zu dem anderen ex-
trem hinneigte. Jedenfalls ist auch Bauer im rechte, wenn er
behauptet, daß Plutarch den Herodot und Thukydides sehr wohl
kannte. Gleichwohl bleibt es sehr fraglich , ob die zahlreichen
Übereinstimmungen mit Herodot , die sich in Plutarchs Themi-
stokles cap. 6 — 18 finden, auf directe benutzung desselben
zurückzuführen sind , wie Bauer annehmen zu müssen glaubt.
Die ganze darstellung macht, soweit sie einen vergleich mit He-
rodot zuläßt, eher den eindruck einer in bestimmter tendenz
unternommenen Überarbeitung , für die wir Plutarch doch wohl
nicht verantwortlich machen dürfen. L. Holzapfel.
44. Francois Lenormant, La Grande - Grece. Pay-
sages et histoire. Littoral de la mer Jonienne. Tome I. IL
Paris, A. LeVy 1881. 8. VII, 473; 466 p.
Die ergebnisse einer Studienreise längs der ostküste Groß-
griechenlands, unternommen im Oktober 1879, hat der vielge-
lehrte und mit den vornehmsten culturländern des alterthums
aus eigner anschauung bekannte Verfasser zu einem größeren
werk verarbeitet, welches in den vorliegenden theilen die strecke
von Tarent bis Squillace behandelt. Es ist sowohl für das ge-
bildete publicum wie für die gelehrte weit bestimmt, lebendig
und anschaulich geschrieben , der stoff in weitester ausdehnung
herangezogen : die geschichte der einzelnen orte wird vollständig
erzählt, nicht bloß die alte, auch die spätere bis in die neueste
zeit, dazu das leben aller berühmten männer, welche irgend ein-
mal dort gewirkt haben. Zur abwechslung dienen zahlreiche
Philo!. Anz. XIII. 14
202 44. Griechische geschichte. Nr. o,
abschweifungen verschiedener art, in welchen verf. gelegenheit
nimmt, eine fülle weitschichtiger kenntnisse zum nutzen der leser
zu entfalten. So veranlaßt ihn z. b. die erwähnung der ele-
phanten des Pyrrhos zu einem excurs über die Verwendung die-
ser thiere in den makedonischen heeren; wer in diesem nichts
neues finden sollte, dem wird um so reichere belehrung die ge-
schichte der hauskatze im alterthum bieten, welche der verf.
bei gelegenheit ihrer darstellung auf tarentinischen bildwerken
mittheilt. Vor allem ist es die religion der alten Völker, welche
ihn anzieht und zu ebenso häufigen wie eingehenden auseinan-
dersetzungen veranlaßt ; nicht viel weniger räum nimmt die dar-
legung über den Pythagoreismus ein: beide themata sind in
selbständiger weise behandelt.
Ein wichtiges ergebniß der mittelalterlichen Studien des
verf. ist der nachweis, daß die reste und spuren griechischen
wesens und lebens, welche man jetzt noch in Unteritalien findet,
mit dem alten Großhellas in keinem Zusammenhang stehen : land
und volk wurden unter der römischen herrschaft vollständig la-
tinisirt und erst durch das byzantinische regiment des VIU — IX.
Jahrhunderts das Griechenthum von neuem zur geltung gebracht,
welches sich dann auch unter den normannischen fürsten noch
lange behauptete. Eine andere feststellung von durchgreifender
Wichtigkeit betrifft den Ortswechsel der küstenbevölkerung : in
der Griechen- und Römerzeit hart am meer seßhaft, finden wir
sie jetzt demselben entrückt; der verf. zeigt, daß die Ursache
in dem (theilweise bekanntlich noch bis in unser Jahrhundert
hineinreichenden) corsarenunwesen der Moslemim lag, welches
die küstenstädte unaufhörlich heimsuchte und die geplagte be-
völkerung nöthigte, ihre sitze landeinwärts zu verlegen. Mit
wohlthuender wärme schildert er, wie jetzt unter der nationalen
regierung das viele Jahrhunderte hindurch mißhandelte land wie-
der aufzublühen beginnt und das berüchtigte brigantenthum Ca-
labriens allmählich mythisch wird, wie zumal seit dem bestehen
der dampfstraße längs der ostküste sich neues leben über den
ruinen regt und die aussieht gegeben ist, daß die städte wieder
ans meer vorrücken und die reichen schätze, mit welchen die
natur diese gestade ausgestattet hat, zur verwerthung gelangen;
aber auch wie eine nur annähernde Wiederkehr der glücklichen
zustände alter zeit trotz der bestgemeinten absichten und bemü-
Nr. 3. 44. Griechische geschichte. 203
hungen erst dann zu erhoffen steht, wenn der fluch der latifun-
dienwirth schaft gründlich beseitigt wird.
Auf die archäologischen erhehungen des verf., die nach läge
der dinge nicht bedeutend ausfallen konnten, einzugehen ist
nicht unsres amts ; auch seine ansichten über religion und my-
thologie mögen unbesprochen bleiben, nur die bemerkung können
wir nicht unterdrücken , daß es ein vergebliches bemühen ist,
den götterglauben der alten Oinotrer erkunden zu wollen. Namen
wie Oinotros, Sikelos, Italos, Italia, welche der verf. zu gotthei-
ten erhebt, bezeichnen ja weiter nichts als hohle personificationen
von Völkern und landern in der bekannten weise der Griechen:
mit dem weingott Dionysos in stiergestalt u.dgl. haben sie nichts
zu schaffen. Auch hinter dem Pan , welchen die münzen von
Pandosia zeigen, ist nichts besonderes zu suchen: die einwohner
glaubten in dem namen ihres ortes den des gottes zu finden.
Etwas mehr bezug auf die geschichte haben die localen heroen-
mythen , ihren werth schlägt aber der verf. zu hoch an , wenn
er z. b. die localisirungen der sage von Herakles mit den Ge-
ryonesrindern auf einen bestimmten umkreis beschränken und
hierin eine eigenthümlichkeit geschichtlicher art erkennen will:
man findet dieselben auch an andern orten, welche der held auf
dem wege von Erytheia nach Mykenai berührt haben konnte,
und sie dienten gleich den sagen von den heimkehrenden Troia-
fahrern dem zweck , den einwohnern altgriechische herkunft zu
vindiciren. Die geschichte der alten colonien Großgriechenlands
ist nur trümmerhaft überliefert : der verf. hat zu ihrer ergänzung
in geschickter und oft glücklicher weise die numismatik zu hülfe
genommen ; einiges neue hätte wohl auch aus den Schriftstellern
gewonnen werden können. Diese kennt er bedauerlicher weise
zum theil nur aus veralteten textausgaben, ein übelstand, welcher
sich hie und da auch in den wichtigsten partien des Werkes,
den topographischen Untersuchungen bemerklich macht. So ci-
tirt er aus Livius XXX, 1 9 die Ortsnamen Sypheum , Uffugum
u. a. , welche jetzt anders (Lymphaeum , Aufugum) geschrieben
werden , macht darauf hin bei Livius VIII, 24 die conjectur
Consentiam Sypheumque ex Lucanis, Bruttiorum. Acerinam (womit
überdies bruttische orte nach Lucanien verlegt werden und um-
gekehrt) und erfindet eine Stadt Acerina, jetzt Acri, angeblich
nach den handschriften , die unsres Wissens vielmehr consentiam
14*
204 44. Griechische geschichte. Nr. 3.
ex lucanis sipontumque bruttiorum acrentinam (die ausgaben ac Te-
rinam) bieten. Ein unglücklicher gedanke andrer art ist die
identification des ortes Citrezza bei Tarent mit dem Oebalia der
römischen dichter, einer poetischen bezeichnung der Stadt Tarent
selbst, in welcher der heros Hyakinthos söhn des Oibalos be-
sonders verehrt wurde.
Den Akalandros des Strabon erklärt verf. für verschieden
von dem des Plinius, jetzt Salandra, Salandrella (im mittelalter
Chelandra) zwischen Metapont und Herakleia, weil Strabon den
fluß in das gebiet von Thurioi setzt; wir halten das wegen der
Unsicherheit der grenzverhältnisse zwischen diesen städten für
zweifelhaft , jedenfalls aber die namensähnlichkeit mit dem Ra-
ganello nördlich von Thurioi, auf welchen Lenormant jenen
deutet, für gar zu gering. Mit recht legt er großes gewicht
auf die Verbindung östlicher küstenstädte mit westlichen (von
Metapont mit Poseidonia, Siris mit Pyxus, Kroton mit Pandosia,
Kroton mit Temesa) , welche auf sehr alten silbermünzen von
der gattung der incusi zum Vorschein kommt, und schließt dar-
aus auf das bestehen großer verkehrsstraßen, welche quer durch
das binnenland liefen; wenn von Sybaris solche münzen
nicht vorhanden sind, so darf man das aus dem umstand er-
klären, daß die Stadt colonien und abhängige orte auf der West-
seite besaß. Daß diese prägung nicht weiter herab als bis um
520 stattfand, möchten wir bezweifeln : der verf. sieht sich ge-
nöthigt, das 471 von Mikythos gegründete Pyxus für die er-
neuerung einer älteren Sybaritencolonie dieses namens zu hal-
ten, von welcher nirgends etwas gemeldet wird. Die colonien
von Sybaris sind aller Wahrscheinlichkeit nach damals nicht
selbständig gewesen und die meinung des verf., jenes ältere
Pyxus sei 511 mit Sybaris zerstört worden, wird durch den
umstand widerlegt, daß die der mutterstadt weit näher gelege-
nen colonien Skidros und Laos die Zufluchtsorte der die Zerstö-
rung überlebenden Sybariten geworden sind; ein irrthum ist die
meinung, welche Lenormant mit vielen theilt, als hätte zwischen
511 und 453 ein anderes Sybaris bestanden, s. Philol. XLI,
132. Man wird daher (da auch die oinotrische stadt Pyxos
sich nicht hierherziehen läßt) jene münzen in die zeit zwischen
471 und der Umwandlung von Siris in Herakleia (433) verlegen
müssen.
Nr. 3. 44. Griechische geschichte. 205
Die blüthe des alten Sybaris schildert verf. in lebhaften
färben, er erläutert die Ursachen derselben und führt auch die
anekdoten, welche von dem luxus der einwohner übertriebene
Vorstellungen machen , durch ansprechende deutung auf ihren
wahren werth zurück. In scharfsinniger weise erklärt er die
orientalischen eimiüsse, welche die etruskischen antiken zeigen,
aus der innigen Verbindung zwischen Sybaris, welches von meer
zu meer herrschte, und Miletos, dem hauptsitz und Stapelplatz
einer industrie , welche an orientalische Vorbilder anknüpfte :
Sybaris vermittelte nach dem verf. den vertrieb der milesischen
waaren zu den Etruskern. Diese denkt er sich damals schon
als besitzer Campaniens, was sie freilich den besten nachrichten
zufolge erst um die zeit des Untergangs von Sybaris geworden
sind. Die läge der alten stadt wird von dem verf., welcher
die topographische aufnähme Cavallari's benutzen konnte, besser
bestimmt als es bisher geschehen ist : unterhalb des punktes, wo
sich vom Crati (Krathis) der Crati vecchio, ein ausgetrocknetes
flußbette (Herodots ZrjQo^ KqÜoti^) rechts dem meere zu abzweigt,
und oberhalb der mündung des Coscile (Sybaris) in den Crati, dessen
linker zufluß er ist. Dort haben sich theils im Crati selbst theils in
nächster nähe antike baureste gefunden, welche aus der zeit des alten
Sybaris zu stammen scheinen. Der verf. fordert die französische re-
gierung auf, in nachahmung des von England und Deutschland in
Kleinasien und Olympia gegebenen beispiels großartige ausgra-
bungen zu veranstalten, von welchen er sich die aufdeckung ei-
nes neuen Pompeji verspricht. Eine seiner Voraussetzungen ist
zwar nicht stichhaltig : aus der angäbe Strabons, die Krotoniaten
hätten 511 den fluß über das zerstörte Sybaris geleitet, schließt
er , daß bis dahin die zwei flüsse , zwischen welchen die Stadt
lag , ohne sich zu vereinigen neben einander dem meere zuge-
flossen und in dem Crati vecchio der ursprüngliche unterlauf
des Krathis zu finden sei, welchen die Krotoniaten 511 in den
Sybaris geleitet hätten. Nach Diodors ausdrücklicher angäbe
haben jedoch sowohl 453 als 446 die zurückgekehrten Sybariten
sich zwischen beiden Aussen in der alten Stadt angesiedelt und
erst 444 die colonisten aus Althellas die quelle Thuria aufge-
sucht, ist also jene abgrabung nur eine vorübergehende gewesen,
und Strabon setzt das alte Sybaris an den Krathis , womit sich
die benennung der stadt nach dem Sybaris nur unter der vor-
206 44. Griechische geschichte. Nr. 3.
aussetzung vereinigen läßt , daß schon zur zeit ihrer gründung
im achten Jahrhundert dieser ein zufluß des Krathis gewesen ist.
Der ansatz des verf. wird aber hiedurch in anderer weise be-
stätigt: Strabon konnte nur dann oUovvtsg sn). ztjj KyädtSi sa-
gen, wenn die zwei flüsse sich gleich unterhalb der Stadt verei-
nigten und er nennt bloß den Krathis , weil dies der hauptfluß
ist. Auf das neue Sybaris, welches die vou den althellenischen
zuwanderern verjagten Sybariten 445 am Traeis (Trionto) grün-
deten , bezieht Lenormant die kleinen silbermünzen mit Pallas-
kopf und dem namen Sybaris , welche um 400 geschlagen zu
sein scheinen , ferner Theokrit V, 1 ff . , wo der hirt eines Sy-
bariten mit dem eines Thuriners Zwiesprache hält. Wir fügen
auch das Sybaris zu , welches nach dem sechsten Jahrhundert
in gemeinschaft mit Kroton und Kaulonia die Verfassung und
gesetzgebung der peloponnesischen Achaier annahm : daß Poly-
bios es mit Thurioi verwechselt hätte , ist schwer anzunehmen
und er scheint auch den Vorgang kurz vor , nicht in die zeit
des Dionysios I. zu setzen. Lenormant bezieht ihn in herkömm-
licher weise auf das gegen diesen gerichtete bündniß , welches
erst 393 geschlossen wurde: dies war aber nur ein kriegsbund
und umfaßte, Lokroi und Tarent ausgenommen, alle Italioten-
städte , z. b. auch Rhegion, wogegen bei unsrer auffassung von
Pol. II, 39 es drei Achaiercolonien sind, welche die (417 — 366
nicht bestehende) demokratie des mutterlandes annahmen.
Eine eingehende Untersuchung hat verf. der Stadt Pandosia
und dem Acheron gewidmet, wo der Molosserfürst Alexander
den tod fand : daß an das flußgebiet des Crati zu denken ist,
beweist er aus einer münze, welche auf einer seite eine nymphe
und den namen Pandosia, auf der andern einen jüngling mit
dem namen Krathis zeigt. Den Acheron erklärt er für den
jetzt Mucone genannten größten rechten zufluß des Crati mitte
wegs zwischen Thurioi und Consentia; sollten aber die Achaier
mitten im gebirge des binnenlandes eine colonie angelegt haben ?
Der periplus des sogenannten Skylax nennt Pandosia bei der
beschreibung der Westküste-, der sogenannte Skymnos zwar um-
gekehrt gelegentlich der ostküste ; aber dieser ist ein der geogra-
phie unkundiger compilator , der die historisch gemeinte Ver-
bindung, in welche seine quelle den ort als Achaiercolonie mit
Kroton , Sybaris (das er als Achaiercolonie Thurioi nennt) und
Nr. 3. 44. Griechische geschichte. 207
Metapont gebracht hatte {tavrag '^^aiovg xriaai Xeyovot), irrthüm-
lich auch auf die geographische läge ausdehnt. Pandosia lag
an der lucanisch - bruttischen grenze (Liv. VIII, 24); diese bil-
dete der Laos, die stadt ist also nordwestlich von Consentia zu
suchen, ebendahin setzt sie Skylax und für den Acheron darf
man einen der hauptstraße, welche dort über den Apennin nach
dem jetzigen Paola zum tyrrhenischen meer führt, nahen linken
zufiuß des Crati ansehen.
Die römische colonie Castra Hannibalis wird von Lenormant
mit guten gründen nördlich, nicht südlich, von Squillace, in dem
jetzigen Roccellata wiedergefunden; auf den stadtnamen Car-
cinus , welchen Mela an ihrer stelle erwähnt und der verf. auf
eine altachaische ansiedlung deutet, möchten wir nicht viel geben:
Mela hat wohl nur den flußnamen Carcinus, welchen er auf der
reichskarte las, fälsch verstanden. Großes verdienst erwirbt sich
der verf. um die topographie von Scolacium, indem er die an-
gaben Cassiodors, eines sohnes dieser stadt, zum ersten mal ver-
werthet. Er zeigt , daß Squillace genau den platz der Römer-
stadt einnimmt, eine stunde vom meer entfernt, und weist auch
den berg Moscius, die quelle Arethusa und die andern von dem
Gothenkanzler genannten örtlichkeiten überzeugend nach. Die
alte Griechenstadt Skylletion setzt er mit Wahrscheinlichkeit an
das cap , welches im innern des golfs vorspringt , entsprechend
der läge der ähnlich benannten küstenorte, welche sich sämmtlich
an gefährlichen felsenvorsprüngen befanden. Ebenso ansprechend
ist seine deutung des Sagraflusses zwischen Kaulonia und Lokroi
auf den Turbolo, an dessen mündung die straße eine art Ther-
mopylenpaß bildet. So wird die niederlage der Krotoniaten
trotz zehnfacher Übermacht begreiflich, zugleich auch der unver-
änderte fortbestand der machtverhältnisse beider Städte, welchen
man wegen der späteren ereignisse annehmen muß: die folge
war , wie bei dem kämpfe des Leonidas vor der übergehung,
nicht eine Überwältigung der angreifer, sondern ihr rückzug nach
starkem verlust.
Weniger selbständig, trotz der verständigen polemik, welche
er sonst den hypothesen der localantiquare entgegensetzt, ver-
hält sich der verf. gegenüber den von jenen aufgestellten iden-
tificationen der oinotrischen orte , welche lediglich auf namens-
anklängen beruhen. Mit ihnen erklärt er, vielleicht verführt
208 45. Ethik der Griechen. Nr. 3.
durch den gleichen fehler deutscher werke, Kyterion für Cutro,
Siberine für S. Severina, Menekine für Mendicino, Arinthe oder
Arianthe für Arenzano u. a. , bedenkt aber gleich seinen Vor-
gängern nicht, daß zur zeit des Milesiers Hekataios, aus welchem
Stephanos von Byzantion die namen anführt, Oinotrien nur dem
nachmaligen Lucanien entsprach, während die modernen orte
zu Bruttien gehören , zum theil auch am meere , nicht wie die
oinotrischen im binnenlande liegen. San Severina heißt im mit-
telalter Severiana , wovon das Siberina einer Urkunde nur eine
entstellung ist; für die identität von Arenzano mit Arinthe die
läge beider zwischen zwei Aussen geltend zu machen würde er
unterlassen haben, wenn er Meineke Steph. p. 119. 513 einge-
sehen hätte. U.
45. Die ethik der alten Griechen dargestellt von Leo-
pold Schmidt. Zweiter band. 494 p. 8. Berlin, W.
Hertz 1882.
Der zweite band ist dem ersten schnell gefolgt, und so liegt
ein werk vollendet vor, das an gründlichkeit und gelehrsamkeit
seinesgleichen sucht. Den werth desselben wird voll und ganz
erst derjenige ermessen , der wirklich eingehende Studien auf
dem gebiete der griechischen ethik macht. Referent, der auch
den ersten band angezeigt und dabei einige wünsche geäußert
hat, kann dies urtheil mit gutem gewissen aussprechen, muß sich
aber einem so bedeutenden buche gegenüber auf eine Inhalts-
angabe und einige bemerkungen beschränken.
Der Verfasser behandelt die einzelnen pflichtenkreise
nach altgriechischer auffassung in zehn kapiteln und zeigt uns
den menschen in seinem Verhältnis zu den g ö 1 1 e r n , zur n a-
turumgebung, zu den verstorbenen, zur familie, zum
Staat, zu den mitmenschen und zu sich selbst, von der
gastfreu ndschaft, von freundschaftund feindschaft,
von dem menschen und seinem besitz handelt je ein be-
sonderer abschnitt. Jedem kapitel sind auf p. 455 — 484 an-
merkungen beigegeben, die einzelne punkte näher erläutern oder
erörtern. Zwei register machen den beschluß: das erste stellt
die ethischen ausdrücke der Griechen zusammen, das zweite ist
ein litteratur- und kulturgeschichtliches register; beide sehr er-
wünscht und bequem zum nachschlagen.
Nr. 3. 45. Ethik der Griechen. 209
Daß der allgemeine und specielle theil mehrfach in einander
greifen und von dem einen auf den andern zurückverwiesen wer-
den muß, versteht sich von selbst. Gleichwohl laufen sie nicht
ineinander und das gleiche oder ähnliche erscheint an verschiedenen
stellen unter verschiedenen gesichtspunkten. Vergleichen wir z. b.
den ersten abschnitt des zweiten bandes: „der mensch im Verhältnis
zu den göttern", mit dem entsprechenden im ersten bände : „die
religiösen Voraussetzungen des sittlichen", so werden wir sehen, wie
die allgemeinen ethischen begriffe sich zu den einzelnen pflich-
tenkreisen stellen. Wir lassen dem autor selbst das wort, der
klar und bestimmt sagt : „insofern die götter die erhalter der
sittlichen weltordnung sind, erfüllt der mensch eine Obliegenheit
gegen sie, indem er dem sittengesetz genüge leistet; insofern sie
als seine beschirmer und berather in allen Verhältnissen des Ie-
bens dastehen, haben sie ansprach darauf, daß er ihnen die ge-
bührenden ehren erweise und den von ihnen gegebenen winken
die nöthige aufmerksamkeit schenke. Um des ersteren umstandes
willen erscheint jedes tugendhafte verhalten als ausübung einer
pflicht gegen die götter; aus dem letzteren entspringt der en-
gere kreis der religiösen anforderungen, der an dieser stelle
eine abgesonderte betrachtung erheischt; beide seiten fließen in
dem begriffe des durch „fromm" zu übersetzenden wortes —
svaf'ptiu — zusammen, dessen doppelbedeutung früher (bd. 1, p.
306 — 308) gegenständ der erörterung gewesen ist." Zugleich
diene dieser satz als beweis , daß die neuerdings auftauchenden
versuche, ein System der etik aus dem begriff des seinsollenden
oder sonst einem begriffe voraussetzungslos herauszuspinnen , in
der geschichte keine stütze finden. Eine ethik ohne religiöse
basis existiert nur in den köpfen der philosophen, thatsächlich
ist das sittliche handeln bei allen Völkern durch religiöse motive
bestimmt worden.
In welchem umfange und wie eingehend Schmidt die grie-
chische litteratur durchforscht hat, wurde schon in der anzeige
des ersten bandes bemerkt. Desgleichen, daß er überall aus
den ersten quellen selbständig geschöpft hat. Ob irgendeine
stelle von belang übersehen ist, vermag ich nicht zu sagen.
Wäre es der fall, so würde es dem ganzen nicht im min-
desten eintrag thun. Angestellte versuche haben das gegentheil
ergeben. Wo ich auf den ersten blick eine beweisstelle vermißte
210 45. Ethik der Griechen. Nr. 3.
oder hinzufügen zu können meinte, fand ich sie nachher an ei-
nem andern vielleicht passenderen ort. Unser buch ist keine
materialsammlung , und wenn ich es eine reiche fundgrube für
ethische Studien nannte , so will ich , um jedes mißverständnis
abzuwehren, ausdrücklich hervorheben, daß die ethischen ideen
in ihrer historischen entwickelung und bezeugung verfolgt und
nach ihrem innern Zusammenhang dargestellt sind. Wenn ich
von anderweitigen an das vorliegende werk sich anschließenden
Studien spreche, so habe ich eine vergleichung mit den sittlichen
begriffen anderer kulturvölker oder eine weiterführung bis zum
ende des Hellenismus im äuge; namentlich würden mich Unter-
suchungen über das Verhältnis der neueren (christlichen) ethik
zur alten griechischen interessieren. Für dergleichen arbeiten
haben wir hier eine weit bessere grundlage , als sie die man-
cherlei Sammlungen von parallelstellen aus den griechischen
klassikern bieten können. Kommt es doch nicht an auf die ein-
zelne, ähnlich oder verschieden lautende stelle, sondern auf den
Zusammenhang, in dem sie steht, auf die grundanschauung, aus
der sie hervorgegangen ist.
Der punkte, an denen ein weg aus der alten weit in die
moderne sich öffnet, giebt es in jedem kapitel. So am ende
des achten („freundschaft und feindschaftu) , das mit dem vor-
hergehenden über die „gastfreundschaft" die fortsetzung des ab-
schnittes über das „Verhältnis des menschen zu den mitmenschen"
bildet. Wenn Theophrastos sagt, daß nicht bloß der Hellene
dem Hellenen, sondern auch der mensch dem menschen ver-
wandt sei, und Antiochos von Askalon bei Cicero (de fin. V,
25, 65) fordert, die anhänglichkeit an die nächsten ange-
hörigen und stammesgenossen solle sich zur Caritas generis humani
erweitern ; wenn ferner die stoiker mit den übrigen affekten auch
den haß, die psychologische basis der feindschaft, verwerfen und
ein Marc Aurel nachdrücklich verlangt, daß die liebe zum men-
schengeschlecht auch denen , die uns hassen , und den schwer
fehlenden zu gute komme, da die götter, welche gerechten und
ungerechten gleichmäßig ihre wohlthaten spenden, hierfür ein
vorbild geben und da wir selbst nichts weniger als fehlerlos
sind : so stehen wir mitten im christenthum drin , nur die be-
gründung ist eine andere, die motive sind verschieden, so
verschieden als der christengott und die heidnischen götter. Wie
Nr. 3. 45. Ethik der Griechen. 211
jene männer die eigentliche grundlage des antiken fe indschafts-
begriffes aufheben, so hebt das christeuthum auch den antiken
fr eund schafts begriff auf , und es wäre einer näheren Unter-
suchung werth , ob und in wieweit der begriff der freundschaft
im Neuen testament eine stelle hat. — Auf den unterschied der
griechischen und christlichen anschauung macht Schmidt öfter
aufmerksam. Wir können ihm größtentheils beistimmen, z. b.
wenn er sagt, der wahre unterschied zwischen Hellenen und
Christen bestehe darin , daß der erstere von der Verpflichtung
gegen den menschen als solchen nur ein „getrübtes bewußtsein"
hatte. Aber zu dem unmittelbar vorhergehenden möchten wir
einige bedenken äußern. Der verf. führt die erörterungen des
Aristoteles aus der Nikomachischen Ethik (TV, 11) über den
werth des zornmuthes und der sanftmuth an und lobt die weite
des Standpunktes am Schlüsse der ausführung. „Diese sätze,"
sagt er, „lassen der Verschiedenheit nicht bloß des temperaments,
sondern auch der sittlichen betrachtungsweise einen so weiten
Spielraum , daß man ihnen wohl eine gültigkeit für alle Zeiten
beilegen kann ; denn auch der scheinbare diametrale gegensatz,
welchen in dieser hinsieht die ford erringen der antiken und die
der christlichen ethik zu einander bilden, stellt sich näher zu-
gesehen als ein quantitativer dar. Ist doch die richtschnur,
welche die fünfte bitte des vateruusers für das verhalten gegen
den persönlichen beleidiger eines mannes giebt, nicht ohne wei-
teres auf das gegen den beleidiger seines weiblichen verwandten
übertragbar u. s w.". Das letztere, ich muß es ehrlich beken-
nen, verstehe ich nicht recht. Weil Jesus, der Matth. VI, 12
doch zu seinen Jüngern spricht, diese und mit diesen uns beten
lehrt: xut aepsg rjfAiv ja öqnuXtjuaTa tjfxwr , mg aal rjfieig uqsijxa-
fisv rolg o <p siXst a ig rjfxtäv , so soll das nur unter männern
gelten, die frauen nicht mit einbegriffen sein ? ! Wenn ein mann
meine „weiblichen verwandten" beleidigt, so kann ich ihm „nicht
ohne weiteres" vergeben ? ! Das Neue testament wenigstens kennt
diese Unterscheidung nicht. Wenn Schmidt ferner meint, auch
der unbedingteste anhänger der bergpredigt könne das gefühl
des guten sohnes nicht verwerfen, der alle tücke und rohheit
seiner muthwilligen kameraden geduldig erträgt, aber in eine
wahre berserkerwuth geräth, sobald jemand über den vater lacht
und spottet (Goethes Hermann und Dorothea, gesang Euterpe) ;
212 46. Komische geschieh te. Nr. 3.
wenn er in dem worte des apostels Paulus : 6 fjliog ftrj inidvstto
im naQOQyiafjtm iptäv (Ephes. IV, 26) „das berechtigte der zor-
nigen auf wallung des augenblicks" anerkannt findet: so kann
ich nicht unbedingt zustimmen und muß darauf hinweisen , daß
das Neue testament einen sündigen affekt niemals als be-
rechtigt anerkennt, sondern höchstens entschuldigt. Die dem
obigen citat unmittelbar vorhergehenden worte: opyifsodc, ttat
firj a (x uqt dvsz s dürften in Verbindung mit Matth. V, 22:
nag o ogyi^ofisvog im adeXqw avtov gVoj^ot,' saiai t\j xgCast das
richtige ergeben. Auf eine weitere ausführung muß ich hier
verzichten. Ich wollte nur einen der punkte bezeichnen , der
mich zur weiterführung der angeregten gedankenreihe einladet.
Andere werden anderes finden, an dem sie mit ihrer kritik und
ihren Studien einsetzen. Vielfache anregung und gründliche be-
lehrung wird dem ausgezeichneten buche jeder, der es ganz oder
abschnittweise durcharbeitet, zu verdanken haben.
H. F. Müller.
46. Julius Beloch, der italische bund unter Roms he-
gemonie. Staatsrechtliche und statistische forschungen mit zwei
karten. Leipzig, B. G. Teubner 1880. 8. 237 p.
Der verf. hat in einem äußerlich nicht gerade umfangreichen
werke sich eine aufgäbe gestellt, deren lösung nicht allein die
Verarbeitung einer masse von detailuntersuchungen, sondern auch
umfassende historisch - kritische quellenstudien zur Voraussetzung
hat. Man hätte daher erwarten sollen , daß der verf. sowohl
auf die vorhandenen detailforschungen die gebührende rücksicht
nahm wie seinen Standpunkt den quellen gegenüber klar aus-
einandersetzte. Zu keinem von beiden jedoch hat sich der verf.
entschließen können. Zuvörderst sieht er so ziemlich von allem
demjenigen ab , was seit Niebuhr über diese dinge geschrieben
worden, ein mangel, der auch von dem recensenten in von
Sybels historischer Zeitschrift (1882, drittes heft p.
470) mit recht gerügt worden ist und um so mehr auffallen muß,
als das buch eine menge neuer, von den gewöhnlichen annah-
men abweichender, ansichten enthält. Auf denselben eigenthüm-
lichen dogmatischen Standpunkt stellt sich der verf. bei der be-
urtheilung der quellen, um deren kritische sichtung er sich keine
Borge macht, offenbar in der meinung, daß das in den letzten
Nr. 3. 46. Römische geschiebte. 213
dezennien hierüber geschriebene von solchen ignorirt werden
könne, denen, wie ihm, das glück zu theil geworden ist, auf
dem historischen boden selbst zu wohnen. Allein wie groß auch
der vortheil sein mag , der daraus dem verf. für die beurthei-
lung mancher in das gebiet seiner darstellung einschlägigen Ver-
hältnisse erwächst, so bleiben die literarischen denkmäler doch
ein feld eigenster Untersuchung, die durch intuition zwar geför-
dert, aber keineswegs ersetzt werden kann. Aber auch ganz
abgesehen von kritischen quellenuntersuchungen , erfahren wir
oft nicht einmal, ob das neue, das uns der verf. mittheilt, über-
haupt auf irgend eine quelle zurückgeht, da er in der beibrin-
gung von belegsteilen , wie gleichfalls schon von dem oben ge-
nannten recensenten mit recht getadelt wurde , geradezu karg
verfahren ist. Trotz der gerügten mängel verdient aber das
werk große beachtung, theils weil es im einzelnen eine menge
trefflicher beobachtungen enthält, theils — und das ist ein be-
sonders hervorzuhebendes verdienst des buches — weil es seit
langer zeit das erste werk ist, welches auf dem gebiete der ita-
lisch-römischen politik bis zu einem gewissen grade zum abschlusse
gekommen ist. Versuchen wir es, die hauptresultate desselben
in kürze anzuführen.
Das buch zerfällt in zehn abschnitte. In dem ersten, be-
titelt: „der gemeindekatalog des Augustus" sucht der verf. nach-
zuweisen , daß der beschreibung Italiens im dritten buche der
plinianischen universalencyclopädie , abgesehen von den küsten-
orten, ein geographisch-statistisches werk des Augustus zu gründe
liege. Darnach stellt der verf. zunächst fest, daß Plinius in
seinem Verzeichnisse nur diejenigen städte als colonien aufge-
führt hat, die Augustus allein oder in gemeinschaft mit Anto-
nius und Lepidus deducirt hatte ; andererseits liegt uns das ver-
zeichniß der augusteischen colonien bei Plinius vollständig vor,
weßhalb alle bei letzterem nicht ausdrücklich als colonien be-
zeichneten städte aus der liste der augusteischen colonien zu
streichen sind. Dagegen fehlt uns ein sicheres kriterium , die
colonien der triumvirn von denen des Augustus zu unterscheiden.
Daß in dem werke des Augustus die 46 colonien mit ihrem vol-
len namen angeführt waren, davon finden sich bei Plinius noch
manche spuren. In den diesem kapitel angeschlossenen beilagen
giebt uns der verf. die Verzeichnisse der augusteischen colonien
214 40. Römische gescbichte. Nr. 3.
sowie der italischen stadtgemeinden der elf augusteischen re-
gionen, die übrigens nach dem verf. nichts anderes sind als
die offizielle feststellung der alten landesgrenzen. Leider ist es
hier unmöglich, die ergebnisse dieser recht hübschen Untersuchung
im detail anzuführen. Auch das folgende capitel über „die tri-
buseintheilung Italiens" enthält manche neue ansichten, die viel
bestechendes haben , aber auch manchem widersprach begegnen
dürften, und zwar um so mehr, als gerade bei der behandlung
dieser der verf. die forschungen anderer gelehrten fast ganz un-
berücksichtigt gelassen hat. Wo der römische staat anfängt,
aus dem dunkel der vorzeit an das licht der geschichte zu treten,
finden wir nach Belochs ansieht Stadt und land in 21 distrikte
getheilt, eine künstlich geschaffene und ausschließlich lokale
eintheilung , wobei die vertheilung des ager Romanus unter
die 17 tribus rusticae nur etwa für die hälfte mit genü-
gender Sicherheit bestimmt werden kann. Die Ursprüngliche
tribuszahl zu verändern hat man sich in Rom nur schwer ent-
schließen können. Erst nach der annexion und assignation des
vejentischen gebiets, als keine wähl mehr blieb, wenn man nicht
das lokale prinzip der tribuseintheilung ganz und gar zerstören
wollte, errichtete man vier neue tribus. Seit dieser zeit hat ein
Jahrhundert lang die einsetzung neuer tribus mit der erweite-
rung der grenzen des römischen gebietes schritt gehalten , ob-
wohl auch jetzt der satz noch gültig geblieben ist, neue tribus
nur aus den an römische bürger viritim vertheilten distrikten
zu bilden, die gemeinden dagegen, welche vollständig in den
römischen bürgerverband aufgenommen wurden , einer schon be-
stehenden tribus zuzutheilen. Mit der Schließung der tribuszahl
35 mußte das lokale prinzip aufgegeben werden. Denn wenn
man auch bei aufnähme der cives sine suffragio in den bürger-
verband noch größere , räumlich geschlossene distrikte bildete
und neu gegründete colonien womöglich den benachbarten tribus
zuwies , so mußte man doch, da die geographische läge der co-
lonien in den bei weitem meisten fällen ein solches verfahren
unmöglich machte, das lokale prinzip im wesentlichen verlassen.
Die ertheilung der civität an die italischen bundesgenossen mußte
das bild der Italia tributim descripta natürlich von grund a\is
verändern. Die lex Iulia bestimmte 8 unter den landtribus zur
einzeichnung der neubürger, später (im jähre 84) werden sie
Nr. 3. 46. Komische geschichte. 215
auf alle landtribus vertheilt. Zwei tabellen sollen zeigen , wie
die im socialkriege den Eömern treu gebliebenen bundesgenossen
in alle 31 landtribus vertheilt wurden, und von den nicht treu
gebliebenen dasselbe mit wenigen ausnahmen gleichfalls nach-
weisbar sei. Gegen diese ausführungen hat man mit recht be-
denken erhoben ; ich beschränke mich darauf hierbei auf v. Sy-
bels historische Zeitschrift 1882, 3. heft, p. 469 und 470 zu
verweisen.
Capitel III handelt von dem ager Romanus. Bei der be-
stimmung der ursprünglichen grenzen desselben geht der verf.
von dem fest der Ambarvalien aus. Aber schon der beginn
der historischen zeit zeigt uns ein von diesen alten grenzen
verschiedenes bild, welches der verf. gleichfalls festzustellen sucht.
Die erste gebietserweiterung seit der königszeit ist die erobe-
rung der mark von Labicum und Bola in den jähren 418 und
415 v. Chr. Die bedeutendste erweiterung in der folge tritt
ein im Latinerkrieg. Wenn bei der besprechung der hierbei
eintretenden staatsrechtlichen Veränderungen der verf. für die Städte
Aricia , Lanuvium , Pedum und Nomentum die ertheilung der
vollen civität annimmt, so ist er an dieser stelle uns die gründe
hierfür schuldig geblieben. Offenbar stützt er sich hierbei, ohne
seine quelle anzugeben , auf Vilatte (de propagatione civitatis
Bomanae p. 18) und Clason , (Bömische geschichte II, p. 266\
welche für die genannten Städte die volle civität aus dem um-
stände folgern, daß Livius, während er von den übrigen nament-
lich erwähnten Städten ausdrücklich hervorhebe , die ihnen er-
theilte civität sei sine svffragio gewesen, dies bei Lanuvium,
Aricia, Nomentum und Pedum unterlasse. Dieses argument be-
wegt sich aber in einem bedenklichen zirkel: es stützt sich auf
die annähme einer genauigkeit im ausdrucke, während doch schon
der umstand , daß Livius bei den zuerst genannten städten den
beisatz : cum svffragio wegläßt, eine ungenauigkeit ist, wie wir
denn auch sonst bei Livius bei bezeichnung von dergleichen
rechtsverhältnissen die größte nachlässigkeit finden (vgl. des re-
censenten Latium und Bom p. 399 ff.). Der verf. verfolgt dann
chronologisch die weiteren gebietsvergrößerungen im zweiten und
dritten Samniterkrieg , und von da geographisch nach den ein-
zelnen ländern. Zuletzt versucht er den flächenraum der ver-
schiedenen gebiete im anschluß an die heutigen diöcesan-
216 46. Römische geschichte. Nr. 3.
grenzen zu ermitteln, wobei er von der behauptung ausgeht,
daß in allen fällen, wo es noch möglich ist, die ausdehnung der
alten Stadtgebiete mit den diöcesen zu vergleichen, wir die über-
raschendste Übereinstimmung finden. Der verf. wird sich bei
diesem schlußverfahren das bedenkliche desselben wohl selbst
kaum verhehlt haben.
In capitel IV spricht der verf. von der bevölkerung Italiens.
Ausgehend von den überlieferten censuszahlen , welche er ent-
gegen neueren ansichten als acht nachzuweisen sucht, verfolgt
er die entwicklung der populationsverhältnisse des römischen
gebiets bis zum ende des socialkriegs, von wo an die aufnähme
aller Italiker in den römischen bürgerverband eine weitere Un-
tersuchung unmöglich macht. Bei der berechnung der zahl der
bundesgenossen stützt sich verf. auf die von Polybius II, 24
überlieferten zahlen, wobei er im gegensatz zu Schweighäuser
und Mommsen für die ansieht Niebuhrs eintritt, daß die von
Polybius überlieferten zahlen die ganze überhaupt den einzelnen
italischen Völkern zu geböte stehende Wehrkraft mit einrechnung
der schon im felde stehenden truppen bedeuten. Aus diesen
zahlen ermittelt der verf. für die zeit des Hannibal'schen krieges
eine gesammtbevölkerung Italiens von etwa 6l/ä millionen freier
einwohner, sowie die volksdichtigkeit in den einzelnen ländern.
In capitel V spricht Beloch von den coneiliabula, fora und
coloniae. Als um den anfang des dritten Jahrhunderts die tribus-
zahl temporär und 50 jähre später definitiv geschlossen worden
war, und in folge dessen die tribus allmählich ihre administra-
tive bedeutung verloren, traten in letzterer beziehung an ihre
stelle die coneiliabula. Ursprünglich bezeichnet das wort die
dingstätte des gaus, später dient es im offiziellen Sprachgebrauch
als bezeichnung der landgemeinden ohne stadtrecht des römischen
gebiets. Seit dem socialkrieg wurden die coneiliabula fast aus-
nahmslos von den nachbargemeinden absorbiert, wogegen sie im
diesseitigen Gallien in der regel zu munieipien erhoben wurden.
Ueber ihre Organisation sind wir nur unvollkommen unterrichtet.
— Im gegensatz zu den coneiliabula, welche landgemeinden ohne
städtischen mittelpunkt sind, sind die fora von vorn herein stä-
dtische ansiedlungen. Ihre gründung hängt ursprünglich auf
das engste zusammen mit dem bau der italischen heerstraßen
(das älteste forum ist Forum Appii im Volskerlande). Das erste
Nr. 3. 46. Römische geschiente. 217
forum, welches nachweislich ohne beziehung auf eine straßen-
anlage gegründet wurde, ist Forum Subertanum. Nach dem so-
cialkrieg sind wie die conciliabula so auch die fora größtenteils
den nachbargemeinden attribuirt worden. Von den fora und
conciliabula sind die colonieen der ältesten gattung verschieden
durch die vorausbestimmte anzahl der landempfänger, den feier-
lichen akt der griindung in militärischen formen , die limitation
des gebiets, besonders aber durch den festungscharakter und die
läge am meere. Was der verf. im folgenden von der entwick-
lung des colonialrechts p. 112 (2. absatz) an sagt, entbehrt voll-
ständig der klarheit, durch welche sonst das buch sich vorteil-
haft auszeichnet.
Capitel VI behandelt die schwierige und verwickelte muni-
cipienfrage, und zwar, wie es dem recensenten scheint, in wenig
befriedigender weise , ganz abgesehen von dem verschiedenen
Standpunkt, den man in dieser frage sonst einnehmen mag. Denn
hier macht sich der mangel an kritischer Sichtung des Stoffes
und der auch sonst im ganzen buche hervortretende dogmatische
Charakter der darstellung noch viel mehr als in den übrigen
abschnitten fühlbar. Es würde zu weit führen, wollte man dies
überall im einzelnen nachweisen. Schon die Unterscheidung von
municipia foederata, municipien cäritischen rechts und municipien
ohne Selbstverwaltung wird man sich so ohne weiteres kaum ge-
fallen lassen, und das für die aufstellung von municipia foederata
angeführte beweismoment ist mehr als fraglich; denn daraus,
daß in den capenatischen inschriften der kaiserzeit Capena ein
municipium foederatum genannt wird , auf eine in der früheren
zeit bestandene municipiengattung dieses namens zu schließen,
würde selbst dann noch ein gewaltiges wagniß sein , wenn man
es auch nicht wahrscheinlich machen könnte , daß die genannte
bezeichnung auf eine Vermischung eines ursprünglich alten zwi-
schen Rom und der erwähnten Stadt bestehenden foedus mit dem
späteren municipalverhältnisse, in welches seit dem socialkriege
alle italischen Städte getreten waren, zurückzuführen sei. Ue-
berhaupt hat der verf. bezüglich der ganzen entwicklung des
municipalrechts weder das rein rechtliche noch das historische
moment, wie dies bei M. Voigt und A. W. Zumpt (vgl. dessen
studia Romana, insbesondere p. 342 und 343) mit dem reich-
haltigsten materiale bebandelt worden ist, in gebührender weise
Philolog. Anz. X11I. 1 ö
218 46. Kölnische geschichte. Nr. 3.
gewürdigt. Ich erlaube mir nur auf die von Zumpt ganz aus-
führlich begründete thatsache aufmerksam zu machen, daß der
römische Staat in der früheren zeit niemals das volle bürgerrecht
sofort an ganze städte , sondern immer nur au einzelne oder
höchstens an bevorzugte bevölkerungsclassen verliehen hat. Von
diesem gesiehtspunkte ausgehend wird man dann auch die Stel-
lung Gabiis und Tusculums sowie einer reihe anderer städte we-
sentlich verschieden auffassen müssen. Was der verf. dagegen
über die innere Organisation der municipien sowie über die prä-
fekturen sagt, ist richtig und klar auseinandergesetzt. Darnach
sind die letzteren ihm mit recht nichts anderes als durch Zu-
sammenlegung einer anzahl bürgergemeinden gebildete gerichts-
und Verwaltungsbezirke. Doch hätte rec. auch hier ein näheres
eingehen auf die ursprüngliche entstehung dieser einrichtung
gewünscht.
Capitel VII handelt von den kolonien latinischen rechts.
Wenn der verf. hier beginnt: „die grundlage aller staatsrecht-
lichen beziehungen zwischen Rom und Latium bildet bis zum
socialkriege das Cassische bündniß", so hätte er uns zunächst
doch über die natur dieses bündnisses genauer unterrichten müs-
sen; denn einmal sind diese bundesverhältnisse an und für sich
nicht so einfacher und unbestrittener natur, wie uns der verf.
glauben machen will, dann aber haben dieselben historisch manche
Wandelungen, insbesondere seit 390, durchgemacht, so daß hier
vor allem eine kritisch - historische Untersuchung geboten war.
Wenn der verf. den ausdruck Prisci Latini nach dem vorgange
Schweglers mit Plinius auf die Latiner des cassischen bündnisses
bis 338 v. Chr. bezieht , so mußte in einer neueren arbeit sich
doch wenigstens eine andeutung der thatsache finden, daß diese
Unterscheidung durchaus nicht mit der tradition stimmt, welche
Prisci Latini nur für die königszeit kennt. Den kern des neuen
Latiums bildeten nach dem verf. die sieben kolonien Signia,
Norba, Ardea, Circei, Sutrium, Nepete und Setia. Im ganzen
waren es 35. Die mehrzahl der ansiedier derselben bestand
aus römischen bürgern, die nach des verf.'s ansieht ihr römisches
bürgerrecht mit dem lateinischen nicht ungern deßhalb ver-
tauschten, weil das erstere in den weit entlegenen kolonieen prak-
tisch werthlos war. Conubium und commercium nimmt verf. nicht
nur zwischen den kolonien und Rom , sondern auch unterein-
Nr. 3. 46. Komische geschichte. 219
ander an. Den ausdruck XII coloniae bei Cicero (pro Caec.
35, 102) bezieht der verf. mit Savigny gegen Mommsen, der
darunter die seit 268 gegründeten zwölf jüngsten latinischen
kolonieen versteht, auf die zwölf kolonieen, welche nach Livius
(27, 9; 29, 15) im jähre 209 v. Chr. alle weiteren leistungen
an geld und mannschaft verweigert hatten und in folge davon
in ihrer Souveränität bedeutend beschränkt worden waren. Es
erheben sich aber gegen diese an und für sich ansprechende an-
sieht manche bedenken, die auch schon zum theil früher geltend
gemacht worden sind.
In dem über die italischen bundesgenossen han-
delnden VIII. capitel stellt der verf. zunächst den ganz richtigen
satz auf, daß die Verfassung Roms den weitgehendsten einfluß
auf die politische entwicklung der bundesstaaten geübt habe und
daß es daher gekommen sei, daß zur zeit des socialkrieges jede
einzelne italische stadtgemeinde kaum etwas anderes gewesen
sei als ein mehr oder minder getreues abbild der führenden
Stadt. Was die italischen Verfassungen der einwirkung Roms
vor allem verdanken , ist die allgemeine annähme des prineips
der collegialität und der niederen magistraturen ; doch hat sich
diese entwicklung in sehr verschiedenen bahnen bewegt, was
der verf. bei den städten der einzelnen länder nachzuweisen
sucht. Die zahl der bundesgenössischen städte berechnet er zur
zeit des Hannibalischen krieges auf mindestens 135, wobei selbst-
verständlich die Rom inkorporirten gemeinden nicht mitgerech-
net sind.
In dem darauf folgenden capitel über den alt - latinischen
bund berührt der verf. ein gebiet, in welchem es vor allem ei-
ner eingehenden Untersuchung der gemeinen tradition bedurft
hätte. Zwar unterzieht er die uns von Dionys (V, 61) über-
lieferte liste der 30 alt-latinischen gemeinden einer eingehenden
kritik, deren resultat im wesentlichen mit den ergebnissen Ihnos
und des recensenten (vgl. dessen Latium und Rom p. 208—227)
übereinstimmt, allein die weitere beweisführung, daß die weili-
inschrift von Nemi bei Priscian ein vollständiges verzeich-
niß der lateinischen bundesstädte enthalten habe, sowie die da-
tirung dieses dokuments schwebt ohne eine analyse der quellen
und ohne eine genaue und eingehende darstellung der entwick-
lung der bundesverhältnisse an der hand der tradition vollständig
15*
220 46. Römische beschichte. Nr. 3.
in der luft. Auch in betreff der vielumstrittenen frage von der
ächtheit beziehungsweise dem alter des ersten carthagischen han-
delsvertrags kann sich rec. mit der methode des Verfassers kei-
neswegs einverstanden erklären. Indem er für die ächtheit des
Vertrags und die Polybianische datirung desselben eintritt und
sich dadurch mit einer ganzen reihe moderner forscher in Wi-
derspruch setzt, hätte er die sehr gewichtigen gegnerischen ar-
gumente doch wenigstens einigermaßen würdigen müssen. Dies
vollständige absehen von allen früheren wissenschaftlichen ar-
beiten macht fast den eindruck , als ob der verf. alles bis jetzt
darüber geschriebene für vollständig verlorene arbeit halte. Dem
resultat der Untersuchung jedoch, daß zur zeit des cassianischen
bundesvertrags Latium außer Eom nicht mehr als 10 oder 11
autonome gemeinden gezählt, kann rec. um so mehr beistimmen,
als er bei seiner Untersuchung hierüber zu einem fast gleichen
ergebniß gelangt war. Mit der darstellung der weiteren ent-
wicklung der lateinischen bundesstädte jedoch , die es ganz un-
klar läßt, ob diese entwicklung mit Rom oder gegen Rom sich
vollzogen hat, kann sich rec. in keiner weise einverstanden er-
klären. Die von Clason und dem rec. für Tibur und Präneste
(für letztere Stadt auch schon von Niebuhr) aus verschiedenen
indicien gefolgerte äquische nationalität bestreitet Beloch mit
sehr schwachen gründen. Wenn er nicht bestreiten kann, daß
Tibur und Präneste schon früher dem lateinischen bunde gegen-
über eine Sonderstellung eingenommen und daß beiden Städten,
um diese Stellung auf die dauer behaupten zu können, kein an-
deres mittel übrig geblieben sei als anschluß an die benachbarten
Aequer, ohne welchen das erscheinen der Aequer im herzen
Latiums auf dem Algidus militärisch unmöglich gewesen sei , so
ist doch damit die sache im wesen zugegeben Waren die
städte lateinisch , so war doch bei den hauptsächlich auf raub
abzielenden kriegszügen des genannten Volkes zu allererst ein
kämpf mit den zunächst gelegenen städten zu erwarten, ehe sich
ihr angriff auf das entferntere Rom richtete, und weder neutra-
lität, noch selbst äußerer anschluß, den Beloch annimmt, hätte
Tibur und Präneste vor Verheerung ihres gebietes retten können.
Ferner zugegeben, ein solcher anschluß hätte stattgefunden, wa-
rum ist denn in der tradition nirgends von demselben die rede?
warum ist denn nicht, wie nach dem gallischen brande, von
Nr. 3. 46. Römische geschiente. 221
einem angriffe der genannten städte auf Rom die rede? Daraus,
daß die tradition dies verschweigt, scheint doch hervorzugehen,
daß sie sich dieselben ganz in den händen der Aequer dachte.
Dazu kommt, daß nach dem gallischen brande der name der
Aequer plötzlich verschwindet, und daß dieselben kämpfe, welche
die Römer vorher mit den Aequern geführt hatten, jetzt nur
noch gegen Tibur und Präneste gerichtet sind. Daß sich in
Präneste nur lateinische inschriften gefunden haben und keine
oskischen, beweist für die ursprüngliche hier herrschende natio-
nalität desselben gar nichts, da für eine solche erscheinung eine
reine anderer Ursachen sich denken läßt, wie z. b. die von dem
rec. aufgestellte annähme , daß der bevölkerungsuntersatz hier
wie in einem großen theil des Volskergebietes lateinisch war
und die herrschende classe der äquischen nationalität angehörte,
die dann sehr bald die lateinische spräche annahm.
Bei der erörterung über das foedus Cassianum vom jähre
493 v. Chr. (cap 10 ,,dus italische bundesrecht") übersieht Be-
loch zunächst, daß die von Dionys überlieferten Vertragsbestim-
mungen sowohl der tradition wie den sacralen einrichtungen
des bundes widersprechen. Die Dionys'schen bestimmungen setzen
ein bundesverhältniß zwischen sämmtlichen lateinischen bundes-
städten einerseits und Rom andererseits, also zwischen zwei
contrahenten voraus. Dem stehen aber die von Dionys selbst
über die festfeier auf dem Albanerberge überlieferten Satzungen
auf das bestimmteste entgegen. Da bei der genannten feier
Rom nur vorort ist , und sämmtliche Staaten , Rom inbegriffen,
gleichen antheil an dem feste haben, so muß dem entsprechend
der ursprüngliche bund — denn sacrale einrichtungen werden
immer am zähesten festgehalten — ein alle städte mit gleichem
rechte umfassendes bündniß gewesen sein. Und damit stimmt
auch die tradition überein, welche Rom als vorort, ja sogar als
gebietende stadt gegenüber den einzelnen latinischen städten auf-
faßt (vgl. Liv. II, 53; III, 19, 8; II, 30: Dionys VIII, 15,
IX, 60, IX, 67). Die in dem von Dionys aufbewahrten soge-
nannten Cassianischen bündniß überlieferten bestimmungen ge-
hören vielmehr dem vertrage vom jähre 358 an, wo die Rom
allmählich entfremdeten und unter sich verbündeten lateinischen
städte ein vorübergehendes schutzbündniß mit Rom gegen die
gallischen Überfälle geschlossen hatten. Daß spätere vertrage
222 46. Römische geschichte. Nr. 3.
dann ähnliche bestimmungen wie dieser letztere enthielt, beweist
gegen unsere datirung nichts. Denn da er später für den alten
cassianschen vertrag gehalten und als solcher bezeichnet wurde,
wurden die formen desselben für andere vertrage typisch, was
bei der Verschiedenheit der Verhältnisse wie in dem vertrag mit
Astypaläa (105 v. Chr.) eine geradezu komische Wirkung her-
vorbringt.
Im weiteren verlauf seiner erörterungen über das italische
bundesrecht sucht der verf. nachzuweisen, daß alle foedera mit
Rom zunächst zu militärischen zwecken geschlossen worden seien.
Aus dem recht über krieg und frieden leitet sich dann ein an-
deres hoheitsrecht, die Vertretung des bundes nach außen, sowie
die weitere folge ab , daß Streitigkeiten zwischen den einzelnen
bundesgliedern nicht mehr durch Waffengewalt, sondern durch
Schiedsgerichte zum austrag gebracht wurden , und damit hängt
wieder zusammen, daß Rom auch bei gewaltsamen inneren Um-
wälzungen und verfassungsconflikten eingriff. Unter demselben
gesichtspunkt ist auch Roms Oberaufsicht über die wege und
chausseen sowie über handel und verkehr aufzufassen. In allen
anderen beziehungen aber waren die glieder der eidgenossen-
schaft vollkommen souverän. Bundesbehörden gab es außer den
vier italischen oder flottenquästoren nicht, vielmehr versehen die
römischen magistrate als solche auch die leitung der bundesan-
gelegenheiten. Die bundesstaaten hatten das recht des commer-
cium, d. h. das recht freizügigkeitsverträge mit einander abzu-
schließen Die bewilligung des conubium hing nur von dem be-
schluß des römischen volkes ab ; ebenso stand der zugang zum
römischen bürgerrechte offen. Diese ausführungen stützen sich
jedoch mehr auf vermuthungen als auf bestimmte Zeugnisse, weß-
halb es schwierig ist, hier in detailerörterungen einzutreten. —
Der dem werk hinzugefügte geographische index sowie zwei die
territorialverhältnisse veranschaulichende karten sind eine dan-
kenswerthe beigäbe.
Die von dem rec. gemachten ausstände und entgegnungen
wollen übrigens den werth des buches keineswegs beeinträchtigen
oder herabsetzen ; wie in des verf. Campanien, so liegt auch in
diesem werke eine gediegene, auf reifem nachdenken beruhende
leistung vor, die auch bei einem prinzipiell vielfach verschiedenen
Standpunkte auf gerechte Würdigung anspruch hat und deßhalb
Nr. 3. 47. Römische geschichte. 223
allen freunden römischer alterthumskunde auf das beste empfohlen
werden kann. M. Zoeller.
47. H. Schiller, geschichte der römischen kaiserzeit. I.
band, I. abtheilung : Von Caesars tod bis zur erhebung Vespa-
sians. Gotha, Perthes 1883 8.
Es gibt wenige epochen in der ganzen alten geschichte,
die trotz ihrer vorzüglichen quellen so wenig bekannt sind, wie
die Römische kaisergeschichte. — Schon allein die schriftlichen
quellen sind vorzüglich ; wenn wir auch nicht wie bei der ge-
schichte des peloponnesischen krieges das werk eines zeitgenös-
sischen geschichtschreibers ersten ranges besitzen, so haben doch
männer die den geschilderten ereignissen nahe standen, wie Pli-
nius , Tacitus , Sueton , Plutarch und Ammianus Marcellinus —
um von geringeren zu schweigen — die geschichte römischer
kaiser geschrieben. Dazukommt aber noch ein umstand, der die
römische kaiserzeit von allen anderen epochen des alterthums unter-
scheidet: daß was über diese zeit geschrieben ist wird hier
in einem umfang durch dasjenige ergänzt, was aus dieser zeit
erhalten ist, wie er sich sonst nirgends im alterthume nachweisen
läßt. Die reste des alterthums die wir noch heutzutage mit
händen greifen können, stammen zum größten theil aus der kai-
serzeit. Von ganz besonderer Wichtigkeit aber für den histo-
riker sind die inschriften dieser zeit , gegen welche die der re-
publicanischen periode , qualitativ und quantitativ unverhältniß-
mäßig zurücktreten. Für die kaiserzeit besitzen wir inschriftlich
nicht nur die öffentlichen aktenstücke, Staatsverträge, reden und
Urkunden und briefe der kaiser, protokolle der behörden , weih-
inschriften, rechnungen , inventare , sondern auch solche massen
von privaten inschriften , daß es kaum irgend ein ereigniß des
menschlichen lebens von der geburt bis zum grabe gibt , das
sich nicht auf das unmittelbarste in den inschriften wiederspie-
gelt. Das leben der einzelnen, der communen und provinzen,
von denen uns die historiker wenig oder gar nichts zu erzählen
wissen, sehen wir gleichsam mit unseren äugen und fühlen hier
das warme leben pulsiren, wie kaum sonst bei irgend einer pe-
riode des alterthumes Die hülfsmittel sind also ebenso groß?
als der reiz der bisher immer noch ungelösten aufgäbe. An
neueren versuchen fehlt es allerdings durchaus nicht: Hoeck,
224 47. Römische geschichte. Nr. 3.
Peter , Merivale , Duruy , Champigny , Hertzberg haben in den
letzten Jahrzehnten die geschichte der römischen kaiser geschrie-
ben. Wie verschieden auch ihr ausgangs- und Standpunkt ge-
wesen, keiner hat den ansprächen genügt, die heutzutage an ein
derartiges unternehmen gestellt werden müssen. — Es ließ sich
also erwarten, daß neue versuche gemacht würden, und diese er-
wartung ist , ehe man es hoffen durfte , erfüllt worden. Fast
gleichzeitig mit dem dritten , die kaisergeschichte enthaltenden,
bände von Rankes Weltgeschichte, erschien auch der anfang von
Schillers geschichte der römischen kaiserzeit. In der ersten ab-
theilung des ersten bandes behandelt der verf. nach einer kurzen
Übersicht über die quellen und die bisherigen darstellungen im
ersten buche die kämpfe um die monarchie (1. die Vorbereitung
des triumvirats, 2. das triumvirat); das zweite buch (der Prin-
zipat) schildert zunächst die konstituirung und Weiterbildung des
Prinzipats bis auf Vitellius und schließt mit allgemeinen ab-
schnitten über municipalwesen , handel , industrie , die sittlichen
und gesellschaftlichen Verhältnisse, erziehung und Unterricht, re-
ligion und philosophie, litteratur und kunst dieser periode.
Um die frage beantworten zu können wie weit der verf.
seine aufgäbe gelöst hat, müssen wir noch einmal zurückkommen
auf jene oben erwähnten hülfsmittel, die nachrichten der antiken
historiker und die reste des alterthums selbst, beide ergänzen
und erklären sich gegenseitig; jedoch so, daß wir durch einsei-
tige benutzung dieses oder jenes hülfsmittels zwei wesentlich ver-
schiedene bilder jener zeit erhalten würden. — Wer den Schrift-
stellern und namentlich dem Tacitus folgt, erhält den eindruck einer
zeit die sich überlebt hat, bei der als gut nur die nachklänge einer bes-
sern vergangenen periode anerkannt werden, kurz eines absterbens
das sich durch Jahrhunderte hindurchzieht, während die reste und
inschriften des alterthumes zeugniß ablegen von dem frischen leben
der bis dahin arg mishandelten provinzen, namentlich in den la-
teinischen ländern des Westens und den gesunden zuständen ei-
nes bildungs- und schönheitsfrohen Zeitalters, das sich in litte-
rarischer, künstlerischer und technischer beziehung des reichen
erbes der vorhergehenden epochen erfreute. Bisher hatte man
fast ausschließlich aus der einen quelle geschöpft; was von die-
ser seite zu hoffen war, das hatten Tillemont und später Dru-
raann und Hoeck gethan durch Sammlung und Sichtung des
Nr. 3. 47. Römische geschichte. 225
schriftstellerischen materials, so daß ein neuerer bearbeiter wohl
manche einzelfrage anders beantworten , aber auf diesem wege
doch nicht weit über seine Vorgänger hinausgelangen konnte.
Es kam also nicht darauf an , ein neues mosaik aus den erzäh-
lungen des Tacitus, Sueton u. s. w. zusammenzusetzen; die auf-
gäbe unserer zeit ist , kann vielmehr die sein , dieses düstere
bild , das nicht falsch sondern nur einseitig ist , zu rectificiren
durch die noch erhaltenen reste des alterthums namentlich die
inschriften. Und grade das inschriftliche und numismatische
material zum ersten male für seine kaisergeschichte in größerem
umfange verwerthet zu haben, iat ein hauptverdienst des verf. —
Er hat sich dabei vorzugsweise an die neueren Sammlungen der
inschriften und epigraphischen abhandlungen gehalten und man
begreift, daß er eine benutzung der älteren Sammlungen von
Gruter und Muratori ablehnt. Ganz zu entbehren sind dieselben
natürlich erst, wenn die neueren Sammlungen vollständig an ihre
stelle getreten sind. Allein wie die Verhältnisse jetzt einmal
liegen, so würden die zu hoffenden resultate so wenig im Ver-
hältnisse zu der arbeit gestanden haben , daß man vom prakti-
schen Standpunkt die getroffene entscheidung nur billigen kann.
Vielleicht würde es sich sogar empfohlen haben, den inschriften
noch einen größeren räum einzuräumen, denn hier und da fehlt
doch die eine oder andere inschrift , die wenn auch nicht ab-
solut nothwendig , doch als stütze des gesagten wünschenswerth
wäre, nur ungern vermissen wir z b. bei der Varusschlacht den
bekannten grabstein des M. Caelius (Brambach C. J. Eh. 209.
Wilmanns 1451a) oder bei der Zerstörung Jerusalems, da wo
die abhandlung von Renier erwähnt wird , die inschrift des A.
Larcius Lepidus (Wilmanns) 1146 u. s w. Doch über die grenzen
des hier zulässigen und erlaubten kann man natürlich streiten.
"Während also die wichtigsten reste des alterthumes selbst, die
inschriften und münzen, hier zum ersten male für die kaiserge-
schichte verwerthet sind, kann man das von den anderen nicht
in gleicher weise behaupten. Es giebt keine zeit des altei-thu-
mes, die noch so direct wie die kaiserzeit zu uns redete durch
ihre stolzen triumphbögen, durch ihre technisch vollendeten
Straßen-, brücken- und hafenanlagen, durch die mächtigen ruinen
von tempeln, palästen, öffentlichen bauten in Rom und den römi-
schen provinzialstädten , die fast alle der kaiserzeit angehören ;
226 47. Römische geschichte. Nr. 3.
diese wichtigen zeugen für leben, Ordnung, technik und majestät
der kaiserzeit sind nur sehr mangelhaft verwerthet. Es fehlen
dem bilde, welches der verf. vor uns entrollt, jene warmen lo-
caltöne , durch welche z. b. Treitschke seine Schilderungen zu
beleben versteht, wenn er seine persönliche anschauung der ört-
lichkeit, oder den unmittelbaren eindruck, den der gegenständ
selbst auf ihn gemacht hat , auch direct auf den leser wirken
läßt. Nach dem vorliegenden buche scheint es fast, als ob der
verf. niemals den boden Italiens betreten. Ueberhaupt macht
der verf. in künstlerischer beziehung an sich nur sehr geringe
ansprüche. Es ist schwer eine Uias nach Homer zu schreiben,
aber fast ebenso schwer eine kaisergeschichte nach Tacitus •, und
die anforderungen steigern sich bei einem verf. der sich in be-
wußten gegensatz zu Tacitus stellt. — Der verf. schreibt aller-
dings verständig und verständlich, allein es fehlt ihm die gäbe
den leser zu packen , so daß derselbe auch wider seinen willen
dem ström der erzählung zu folgen gezwungen wird. Sein eigenes
raisonnement oder auch nur einen allgemeinen gedanken aus-
zusprechen , der die fülle des details verständlich machen soll,
vermeidet der verf. nach möglichkeit. Thatsachen nichts als
thatsachen bilden den inhalt des buches ! Das mag in den äu-
gen mancher ein lob sein, andere werden es mit mehr recht
für einen tadel halten. Man braucht sich noch keineswegs in
gemeinplätze und allgemeine phrasen zu verlieren , und kann
doch seinem leser zuweilen einmal einen vor- oder rückblick
gönnen oder ihm einen fingerzeig geben, um die zerstreuten ein-
zelheiten zusammenzufassen. — Dieser mangel tritt namentlich
im anfang des Werkes sehr deutlich zn tage. Schillers kaiser-
geschichte will ein selbständiges werk sein, nicht die fortsetzung
irgend eines anderen ; dann können wir aber doch eine einlei-
tung erwarten, um so mehr als die hier vertretene auffassung der
kaisergeschichte der bis jetzt herrschenden taciteischen entgegen-
tritt. In der einleitung mußte doch wenigstens die frage auf-
geworfen werden, wann die kaiserzeit beginnt, ob mit Augustus,
oder Julius Caesar, oder vielleicht gar schon mit Sulla? Noch
mehr aber vermißt man eine prinzipielle Würdigung des kaiser-
thums selbst und seiner Stellung in der Weltgeschichte. Es war
zu zeigen, daß das kaiserthum nicht einem spiel des zufalls seine
entstehung verdankt und sich bei einiger geschicklichkeit von
Nr. 3. 47. Römische geschichte. 227
Seiten der gegner auch hätte vermeiden lassen; es mußte im
einzelnen ausgeführt werden, wie in der letzten zeit der repu-
blik alles mit unwiderstehlicher wucht auf diese entwickelung
hindrängte , welche momente schließlich bei der entscheidung
den ausschlag gaben , wie dann dieses neue prinzip selbst in
kritischen augenblicken trotz des politischen Ungeschicks und
des todes seiner Vertreter bloß durch seine eigene Schwerkraft
sich aufrecht erhielt. Doch nicht nur die historische nothwen-
digkeit , auch die berechtigung des kaiserthumes mußte gezeigt
werden. ,,Das kaiserreich war der friede" und das gesunde
leben das sich in den provinzen unter dem schütze dieses frie-
dens entwickelte, ist die beste apologie des kaiserthums, welche
die geschichte kennt und anerkennt.
Statt dessen führt uns der verf. im eingang gleich mitten
in die wirren nach der ermordung Caesars ; es war doch we-
nigstens ein überblick nothwendig über die politische läge, über
die verschiedenen parteien , ihre ziele und Vertreter. Der verf.
läßt also den Vorhang aufziehen und das stück beginnen , ohne
personenzettel zu vertheilen und die ouverture abzuwarten. In
ähnlicher weise war auch bei der regierung des Tiberius ein
eigener abschnitt über Tacitus und Tiberius nothwendig; wenn
auch kaum zu erwarten war, daß der verf. bei seinem princi-
piellen Standpunkt, der sich in diesem werke und noch mehr in
seiner früher erschienenen geschichte Neros ausspricht, dem Ta-
citus gerecht geworden wäre.
"Wenn ich noch einige details herausgreifen soll , so ver-
misse ich zunächst in der vorausgeschickten litteraturübersicht
die nothwendigen ergänzungen zu unseren inschriftensammlungen
nemlich zum C. I. G. gehört Lebas - Waddington , zum C. I. L.
die französischen Sammlungen von Boissieu und Allmer; unter
den neueren darstellungen fehlen die werke von Beule* und
Champigny ; beide sind allerdings tendenzschriften wenn auch
in sehr verschiedenem sinne ; aber die ähnlichkeiten zwischen
der zeit des Augustus und Napoleons III. sind in der that so
groß , daß Schillers bild dieser zeit an leben sehr gewonnen
haben würde , wenn er einige gedanken und parallelen von
Beule* sich angeeignet hätte.
Das bild des Augustus zeigt hier überhaupt ziemlich abge-
blaßte färbe. Die früher so oft behandelte psychologische frage,
228 47. Römische geschichte. Nr. 3.
wie aus dem blutdürstigen triumvirn Augustus der spätere gü-
tige und milde herrscher geworden sei, wird weder aufgeworfen
noch beantwortet ; weil der verf. die extreme hier abzuschwächen
bemüht ist Die frage, welcher der triumvirn moralisch die größte
schuld trage an den greueln der proscriptionen, wird abgewiesen.
Von dem wüthen des Octavian beim ende des perusinischen bür-
gerkrieges gegen die einwohner gibt der verf. nur ein schwaches
bild, p. 83: ,, durch einen unglücklichen zufall ging die Stadt
in flammen auf ; die bewohner wurden geschont, nur die Caesar-
mörder und die decurionen mußten sterben " Das klingt aller-
dings sehr harmlos, und giebt keinen begriff von der erzählung
die sich bei Dio 48, 14, Sueton Oct. 15, Velleius 2, 74, Ap-
pian 5, 48 findet, daß Augustus kalten blutes 300 der vornehm-
sten bürger, um die manen des Divus Iulius zu sühnen, am
altar desselben habe abschlachten lassen. Dieses blutbad ist so
ungeheuerlich , daß jene historiker die in der kaiserzeit lebten,
es nur unter reserve mitzutheilen wagen ; aber unwahrscheinlich
ist es deßhalb durchaus nicht. Menschenopfer haben sich bei
den Römern und Etruskern verhältnißmäßig lange gehalten, auch
bildete bekanntlich der aberglaube beim Augustus einen hervor-
stechenden charakterzug ; und während der verwildernden bürger-
kriege war den betheiligten allmählich der maaßstab des erlaubten
verloren gegangen, und es ist psychologisch recht wohl verständ-
lich, daß der jugendliche sieger dem Caesar wie Achilles dem
Patroklos eine grausige menschenhekatombe dargebracht habe.
Mit bezug auf das ende des kaisers Claudius1) hält er im
gegensatz zu Ranke an der gewöhnlichen ansieht fest, daß der
kaiser vergiftet wurde. Glewiß mit vollem recht. Weniger kann
man ihm beistimmen in bezug auf den neronischen brand (p. 359)
und die Christenverfolgung. Der verf. vertritt hier seine alte
ansieht von der Unschuld Neros in vollem umfang wie früher.
Die auffassung des christenthums und seiner anfange ist ent-
schieden kühler als bei Ranke, mit recht verschmäht Schiller
diese auffassung durch einige phrasen zu beschönigen , denn es
ist ein schlimmes ding um den ausdruck „des enthusiasmus, na-
mentlich wenn keiner da ist." Das hätte ihn aber doch nicht
abhalten sollen die geburt Christi auch bei der regierung des Au-
1) Ein wunderbarer druckfehler ist p. 830 stehen geblieben von
der zensur die Claudius begleitete (statt bekleidete).
Nr. 3. 48. Römische beschichte. 229
gustus zu erwähnen und die chronologische frage etwas einge-
hender zu behandeln. — Bedenklich scheint dem rec. schließ-
lich noch das in der vorrede gegebene versprechen in dem zwei-
ten theile des ersten bandes die kaisergeschichte bis auf Diocle-
tian hinabzuführen ; denn es wäre doch entschieden ein mißver-
hältniß den jähren 43 v. Chr. — 68 n. Chr. denselben räum zu
gestatten, wie der doppelten zeit von 68 — 284 n. Chr., welche
die glücklichste periode des kaiserreichs umfaßt —
Doch ich breche ab mit diesen einzelheiten, die nicht dazu
dienen sollen, das verdienst und die arbeit des verf. zu verklei-
nern. Den höchsten ansprüchen zu genügen, lehnt der verf. be-
scheiden ab in der vorrede; dennoch bezeichnet seine kaiserge-
schichte einen wesentlichen fortschritt und wird bald für alle
ein unentbehrliches hülfsmittel sein, die sich mit dem Studium
dieser periode beschäftigen wollen.
48. P. Willems, le droit public romain depuis la fon-
dation de Rome jusqu'ä Jusdnien ou les antiquite's romaines en-
visa^des au point de vue des institutions politiques. 4. Edition.
Louvain, Charles Peters 1880. 666 p.
Verf. unterscheidet in beziehung auf die behandlung der
römischen staatsalterthümer zwei verschiedene methoden : die di-
daktische, wie er sie nennt, und die historische. Erstere — von
Becker und Mommsen angewandt — betrachtet jede einzelne in-
stitution für sich isolirt von ihrem Ursprung bis zu ihrem unter-
gang. Sie hat den einen hauptnachtheil, daß sie kein „wahres
und reelles gesammtbild der Verfassung (de Vensemble des in-
stitutions politiques) in den verschiedenen perioden der römischen
geschichte darbietet. Die „historische" methode andererseits,
nach der z. b. Langes werk gearbeitet ist, veranschaulicht zwar
die gesammtheit der institutionen in ihrer schrittweisen entwick-
lung , allein, strenge durchgeführt, kommt dabei nicht sowohl
eine alterthumskunde , als vielmehr eine politische geschichte
Roms heraus. Verf glaubt nun beide methoden combiniren zu
können. Er scheidet die betrachtung der staatlichen institutionen
Roms nach zwei großen epochen : 1) königs- und republikanische
zeit, 2) kaiserzeit; wobei die erstere epoche wieder in zwei ab-
schnitte zerfällt : „une periode de formation" und „une piriode de
Constitution definitive." Im einzelnen kommt dann in einem ersten
230 48. Komische geschiente. Nr. 3.
theile die entstehung und entwicklung der römischen Institutionen
(la gönhse et le diveloppement Mstorique des institutions romaines)
zur darstellung, indem der reihe nach die Organisation des altpa-
tricischen Staates, die servianischen reformen und die politischen
resultate des Streites zwischen patriciat und plebs behandelt wer-
den. Daran schließt sich in einem zweiten theil „ein systema-
tisches expose der republikanischen institutionen, wie sie sich in
der epoche ihrer große und Vollendung darstellen." Ein dritter
theil endlich behandelt das Staatsrecht der kaiserzeit und wird
seinerseits wieder — trotz der polemik des verf. gegen den
„exces de dogmatisme" Mommsens — nach den Schlagwörtern
„dyarchie" und „monarchie" in zwei abtheilungen gegliedert.
Es liegt auf der hand , daß diese eintheilung keineswegs
eine glückliche ist. Nirgends kommen die einzelnen institutionen
in ihrer individuellen eigenart und in ihren geschichtlichen Wand-
lungen zu wirklich klarer anschauung. Dem chronologischen
Schema zu liebe wird einerseits zusammengehöriges auseinander-
gerissen , andererseits werden dieselben dinge mit lästigen Wie-
derholungen mehrmals behandelt. So kann der verf. , um die
Organisation des patricischen Staates verständlich zu machen, im
ersten theile nicht umhin, auf die bedeutung des bürgerrechts,
der comitien u. s. w. in kürze einzugehen, während die ausführ-
lichere systematische behandlung der betreffenden rechtsver-
hältnisse und institutionen erst im zweiten theile folgt. Nach-
dem wir z. b. gehört, daß der bürger der königszeit das jus
commercii, connubii etc. besaß, wird das bürgerrecht mit seinen
verschiedenen attributen in dem die periode der „Constitution de-
finitive" behandelnden theile von neuem dargestellt nur unter hin-
zufügung des details, wobei man nicht begreift, warum wir über
dieses zum verständniß nothwendige detail erst hier etwas zu
hören bekommen. Als ob die begriffe des iustum matrimonium,
der patria potestas , des dominium ex iure Quiritium, der res man-
cipi etc. mit der „piriode de formation" gar nichts zu schaffen
hätten! — Nachdem ferner im ersten theil bereits von curiat-
comitien die rede gewesen, hinkt die begriffliche feststellung des
wesens der comitia im unterschied von contio und concilium erst
im zweiten nach ; und so ließe sich an einer fülle von weiteren
beispielen belegen , daß der logische aufbau des vorliegenden
Staatsrechtes außerordentlich viel zu wünschen übrig läßt. Es
Nr. 3. 48. Römische beschichte. 231
fehlt dem Verfasser — und mau sieht das auch seinen begriff-
lichen formulirungen an — die gäbe plastischer gestaltung, die
wir an Mommsens Staatsrecht bewundern , ein mangel der sich
auch noch nach einer andern seite hin bemerklich macht oder
vielmehr mit einer anderen schwäche des verf. zusammenhängt.
Wir meinen eine gewisse Unfähigkeit, das wesentliche vom un-
wesentlichen zu scheiden , so daß nicht selten ganz unwichtige
dinge in ungehöriger breite erörtert werden , während der plan
des buches auch das wichtigste nur in mehr oder minder apho-
ristischer weise zu behandeln gestattet.
Enthält doch das werk in einem, wenn auch starken bände
weit mehr als ein bloßes Staatsrecht, wie der titel vermuthen
lassen sollte. Ein gutes stück civilrecht, Völkerrecht, der cultus
in seinen beziehungen zum öffentlichen leben, die ganze Verwal-
tung , die gerichtsorganisation und die finanzen kommen gleich-
falls zur darstellung , während andererseits nicht wie in andern
handbüchern die diocletianische zeit den abschluß bildet, son-
dern erst die Justinians. Es ist klar, daß die dadurch bedingte
gedrängtheit der darstellung selten ein tieferes eindringen , eine
genauere motivirung oder ein sorgfältiges abwägen des in den
einzelnen fragen erreichten grades geschichtlicher Sicherheit ge_
stattet. Daher ist denn auch dem ganzen ein stark dogmatischer
zug aufgeprägt und im gründe wenig mehr geboten, als eine
einfache wiedergäbe der wirklichen oder vermeintlichen resultate
bisheriger forschung. Dabei verdient jedoch entschiedene aner-
kennung die ungewöhnliche Sorgfalt, mit der die gesammte
neuere und neueste literatur, insbesondere die deutsche, bis auf
kleinere und entlegenere publikationen herab verwerthet ist ;
und insoferne darf der äußere erfolg des werkes — es liegt
nemlich bereits die vierte aufläge vor — als ein wohl gerecht-
fertigter bezeichnet werden , wenn auch allerdings dieser erfolg
wesentlich mit dadurch bedingt sein mag , daß das werk seiner
ganzen anläge nach weniger für den engen kreis der eigentli-
chen fachgenossen, als vielmehr dem bedürfniß der studierenden
zu dienen bestimmt ist. Freilich dürfte gerade für diese des
gebotenen da und dort zu wenig sein. So ist doch z. b. gewiß
gar nichts damit gedient, wenn in der literarhistorischen Über-
sicht am anfang die bedeutung Niebuhrs kurzweg mit der be-
merkung cbprakterisirt wird , daß er „die methode Wolffs auf
232 49. Römische geschieht©. Nr. 3.
das Studium der römischen Institutionen angewandt", oder wenn
Rubino einfach genannt wird, ohne daß sein gerade für die me-
thodische behandlung der Verfassungsgeschichte in der folgezeit
so wichtiger Standpunkt auch nur mit einem worte angedeutet
würde ! Daß übrigens das buch aixch nicht frei ist von positiven
irrthümern und fehlerhaften angaben, sei nur nebenbei bemerkt.
Näher darauf einzugehen, ist um so weniger nöthig, als kaum
zu befürchten steht, daß dieselben bei uns irgend unheil stiften
könnten. Wir besitzen jetzt grade für das bedürfniß der ler-
nenden in dem werke Madvigs ein hülfsmittel, mit dem Willems
die coneurrenz nicht bestehen kann Robert Pöhlmann.
49. J. N. Madvig: die Verfassung und Verwaltung des
römischen Staates. Erster band 1881. 596 p. Zweiter band
1882. 805 p. Leipzig, Teubner. 8.
Das große werk Madvigs — die reife frucht einer mehr als
fünfzigjährigen beschäftigung mit dem römischen alterthum —
ist unter den denkbar ungünstigsten äußeren umständen zur aus-
führung gekommen, da sich der greise verf. seit mehr als einem
lustrum durch fast völlige erblindung die arbeit unsäglich er-
schwert sah. Trotzdem liegt , wenn auch gewisse mängel im
einzelnen unter diesen Verhältnissen unvermeidlich waren , im
großen und ganzen eine mustergültige leistung vor, die in hohem
grade das bietet, was der Verfasser selbst sich als ziel vor äugen
gestellt: „ein zusammenhängendes und wahres, durch innere
klarheit und Übersichtlichkeit befriedigendes bild des römischen
Staates , wie sein wesen sich geschichtlich in bestimmten formen
und öffentlichen einrichtungen entfaltete , in einer gestalt und
Vollständigkeit, die sowohl dem mit dem Studium der römischen
literatur beschäftigten philologen genügen könnten , als dem Hi-
storiker und dem wissenschaftlich gebildeten manne , der mit
ernsthaftem interesse das große phänomen betrachtet, welches
jener staat in der entwicklung des menschengeschlechtes und
der bürgerlichen einrichtungen darbietet." Dabei beansprucht
das buch keineswegs, einen absoluten ersatz für die anderen
handbücher der römischen staatsalterthümer zu gewähren , ver-
weist vielmehr ausdrücklich zu seiner ergänzung z b. auf die
arbeit Marquardts hin, schon aus dem gründe, weil Madvig auf
die anführung der neueren literatur durchgängig verzichtet und
Nr. 3. 49. Römische geschiclite. 233
sich im wesentlichen auf die darlegung der unmittelbar aus der
eigenen umfassenden Quellenforschung gewonnenen ergebnisse
beschränkt.
Was diese darlegung selbst betrifft, so beruht ihr haupf
vorzug auf der außerordentlichen besonnenheit und gewissen-
haftigkeit, mit der Madvig überall die grenze zwischen wissen
und nichtwissen genau abzustecken bemüht ist , auf der schar-
fen und klaren analyse dessen , was wirklich in den quellen
überliefert ist, wo die zweifei oder die nothwendigkeit ausfüllen-
der vermuthungen beginnen ; wenn auch freilich andererseits
nicht geleugnet werden kann , daß in folge der abneigung des
verf. gegen weitergehende kombinationen und hypothesen die
systematischen partieen des werkes einigen eintrag erleiden.
Um die in den einzelnen Institutionen verkörperten rechtsbe-
griffe erschöpfend zur darstellung zu bringen, bedarf es nun eben
einmal fast auf schritt und tritt der die lücken der Überlieferung
ergänzenden construction , und wir können es in dieser allge-
meinheit nimmermehr zugeben, wenn über das, was Mommsens
Staatsrecht in genannter hinsieht geleistet hat, kurzweg mit
der bemerkung abgeurtheilt wird, daß „hier die in der Wirklich-
keit hervortretenden formen und einriebtungen aus allgemeinen
dem bewußtsein der Römer untergeschobenen begriffen und theo-
rien, zumal so unbestimmten, wie collegialität u. s. w., abgeleitet
werden." Es dürfte wohl kaum allgemeinere billigung finden,
wenn so wieder in frage gestellt wird , was wir als eine der be-
deutendsten errungenschaften des Mommsenschen Staatsrechtes
betrachten; das verdienst, gewisse principielle momente des rö-
mischen Staatsrechts, wie Souveränität der gemeinde, collegialität,
annuität der beamten , begriffe, die nichts weniger als „un-
bestimmt" sind , gewissermaßen als wurzelbegriffe erkannt und
klargelegt zu haben, von denen aus eine ganze fülle staatsrecht-
licher einzelheiten , die früher jeder inneren organischen einheit
zu entbehren schienen , licht und Zusammenhang erhielten. Es
mag sich wohl aus der wesentlich philologischen bildung des
verf. erklären, daß er keine große neigung zeigt, sich tiefer in
publicistische probleme zu versenken. Allein eine solche nei-
gung hat doch gerade bei bearbeitern des Staatsrechts eine nicht
zu unterschätzende bedeutung. In der natur des Stoffes selbst
liegt ja eine gewisse innere nöthigung zu jener art der behand-
Philol. Anz. XIII. 16
234 49. Römische geschichte. Nr. 3.
]ung, die Bernays in seiner kritik des Mommsenschen Staatsrechts
treffend als eine „casuistische debatte" bezeichnet hat, insoferne
als die volle tragweite jeder Institution nur in ihrem zusammen-
gehen und zusammenstoßen mit anderen institutionen ermessen
wird und daher eine darstellung des Staatsrechts sich auch in
abwägender erörterung des für und wider auf die vernünftiger
weise denkbaren collisionsfälle einlassen muß, für welche unsere
lückenhafte geschichtliche tradition zufällig keinen beleg bietet.
Allerdings kann hier des guten leicht zu viel geschehen, und
es ist an sich wohl begreiflich und mag vielfach beifall finden,
daß verf. sich gerade auf diesem wege mit außerordentlicher be-
hutsamkeit und Zurückhaltung bewegt. Allein nach unserem ge-
fühl würde es — schon im interesse einer lebendigeren gestal-
tung des Stoffes — immerhin vorzuziehen gewesen sein, wenn
er sich in genannter hinsieht eine weniger strenge reserve auf-
erlegt hätte. — Freilich verdankt anderseits dieser selbstbeschrän-
kung das werk den vorzug, völlig frei zu sein von allen schiefen
und gekünstelten Spekulationen, wie sie Madvig unter bezugnahme
auf die theoretische construetion der kaiserlichen Staatsverfassung
bei Mommsen dem letzteren vielleicht nicht so ganz mit unrecht
zum Vorwurf macht.
Was die gliederung des inhalts angeht, so ist der ausgangs-
punkt Madvigs ein anderer , als der Mommsens , da nach seiner
ansieht eine darstellung des römischen Staatsrechts, die mit über-
gehung des volkes und Senates mit der magistratur anfängt, der
nöthigen grundlage entbehrt. Darüber ließe sich streiten ! Doch
mag es immerhin von dem gesichtspunkte aus, daß der Staat sich
als das organisirte volk darstellt, wohl motivirt erscheinen, wenn
— nach einer kvirzen geographisch - ethnographischen einleitung
über land und volk und die allgemeinen Voraussetzungen der ent-
wicklung des letzteren — zuerst von dem begriff des römischen volkes
und der römischen bürgerschaft gehandelt wird, wie er sich im
gegensatz zu den „Peregrinen", d. h. bundesgenossen und Lati-
nern , im besonderen gestaltet hat ; wobei zugleich die mannig-
fachen durch das institut der civitas sine suffragio, der municipal-
und colonialverfassung u. s. w. bedingten abstufungen innerhalb
der bürgerschaft selbst in ihrem wesen und werden mit großer
klarheit geschildert werden. Auf dieser grundlage baut sich das
zweite kapitel auf, welches die „innere Ordnung", insbesondere
Nr. 3. 49. Römische geschichte. 235
die ständische gliederung des römischen volkes behandelt. In
erster linie kommt dabei in frage das ursprüngliche verhältniß
zwischen patriciat und plebs , und verf. bekennt sich mit recht
zu der neuerdings unbegreiflicher weise angefochtenen auffas-
sung, wonach ersteres die „ursprünglich freien und vollberech-
tigten bürger" umfaßte, letztere die „ursprünglich politisch un-
berechtigten aber — im gegensatz zur clientel — an kein ge-
schlecht gebundenen neubürger." Weniger einverstanden sind
wir mit der darauf folgenden darstellung der stamm- und be-
zirkstribus , der curien - , classen - und centurienordnung , welch'
letztere z. b. in allzuengem anschluß an die tradition zu wenig
in ihrer ursprünglichen gewiß wesentlich militärischen bedeutung
gewürdigt wird. — Den abschluß des capitels bildet dagegen
eine umfassende und alle in frage kommenden gesichtspunkte
scharf beleuchtende erörterung der socialen, politischen und recht-
lichen Stellung der verschiedenen stände; wobei wir es allerdings
nicht gerechtfertigt finden, daß z. b. der so wenig hervortretenden
Masse der tribuni aerarii eine längere ausführung und eine eigene
hypothese gewidmet wird , während der verf. über das so emi-
nent wichtige colonat mit wenigen zeilen hinweggeht und sich
mit der constatirung unserer unkenntniß der entstehung dessel-
ben begnügt, ohne auch nur mit einem worte der neueren zum theil
doch gewiß sehr beachtenswerthen erklärungsversuche zu gedenken.
Nachdem so das volk nach seinen verschiedenen bestand-
theilen charakterisirt ist, folgt die darstellung seiner Organisation
als staat und zwar zunächst (cap. 3 — 5 ) im Zeitalter der repu-
blik. Voran steht auch hier , nach einer dogmatisch - geschicht-
lichen einleitung über die regierungsform und die vertheilung
der Staatsgewalt im allgemeinen , das volk , als ausgangspunkt
und oberster träger der staatlichen gewalt, dessen wille in drei-
facher form zum ausdruck kommt: Comitia curiata, centuriata, tri-
buta. Verf. verzichtet darauf, über das wesen und die Wirksam-
keit der curiatcomitien in der vorrepublikanischen zeit zu einem
klaren und bestimmten resultate zu gelangen. Was die beiden
letzteren formen betrifft, so werden im gegensatz zu den comitia
centuriata als den auf der consularischen initiative beruhenden
Versammlungen des gesammtpopulus die comitia tributa ihrem ur-
sprünglichen charakter nach als ausschließlich plebeische von
dem „eigentlichen Volksmagistrat", den tribunen, abgehaltene ver-
16*
236 49. Komische geschickte. Nr. 3.
Sammlungen aufgefaßt, während die eventuelle berufung durch
consuln zum zweck der ädilen- und quästorenwahlen einer spä-
teren zeit angehört. Mit großer vorsieht wird die frage der ur-
sprünglichen richterlichen und legislativen competenz der tribut-
comitien erörtert, insbesondere in ihrem verhältniß zu senat und
patriciat, wobei speciell die richtige auffassung der patrum aueto-
ritas als bestätigungsrecht des patricischen bestandtheils des Se-
nats hervorzuheben ist. Den beschluß bildet die darlegung der
modalitäten bei der Verhandlung und abstimmung , sowie der
publikation der gesetze.
Es folgt der senat als dasjenige organ der Staatsgewalt,
welchem die „allgemeine und dauernde leitung und lenkung des
Staats" zustand (cap. 4) und endlich als abschluß dieses theiles
ein kapitel (5) über die republikanischen obrigkeiten und beam-
ten, rnagistratus. In letzterem hat die durch die ganze anläge
des werkes ausgeprägte tendenz , die geschichtliche entwicklung
der Verfassung in ihrer totalität zu veranschaulichen , zu übel-
ständen geführt, die sich freilich nur dann vermeiden lassen,
wenn man, wie das Mommsensche Staatsrecht, ohne rücksicht auf
die übliche eintheilung in königs-, republikanische und kaiserzeit
einzig die sachliche Zusammengehörigkeit zum eintheilungsprineip
nimmt und jede institution abgeschlossen für sich zur darstellung
bringt. Indem verf. den umgekehrten weg einschlägt, ist er zu
manchen Wiederholungen genöthigt, da sich an dieser stelle nur
die thätigkeit einzelner magistrate , wie der tribunen und ädilen
erschöpfend behandeln ließ, bei der besprechung der andern vie-
les dem der kaiserzeit gewidmeten abschnitte vorbehalten bleiben
mußte. Was die feststellung der competenz und des wesens der
verschiedenen Magistraturen betrifft, so hat die schon angedeutete,
an sich ja so berechtigte scheu, durch allzubestimmte formuli-
rungen dem stoff gewalt anzuthun , den verf. wohl etwas hinter
dem erreichbaren ziele zurückbleiben lassen , indem so mancher
punkt minder vag und unbestimmt hätte gefaßt werden können,
als es hier geschehen ist. Besser bewährt sich dagegen die me-
thode des verf. in dem letzten theile des ersten bandes, welcher
das kaiserthum, seine formen und centralen regierungsorgane be-
handelt und eine besondere klarheit und Übersichtlichkeit ge-
wonnen hat durch die art und weise , wie hier drei große ent-
wicklungsperioden scharf auseinandergehalten weiden : eine erste
Nr. 3. 49. Römische geschickte. 237
mit einer monarchischen regierung, die wenn auch thatsächlich
ungebunden und oft tyrannisch , dennoch gleichsam ihr wesen
unter dem bewahrten scheine republikanischer Institutionen und
erinnerungen birgt, so daß die disharmonie zwischen dem über-
lieferten und dem neuen , welches das ganze noch nicht durch-
drungen oder bestimmte gestalt erhalten hat, überall zum Vor-
schein kommt ; eine dritte , (seit Diokletian und Constantin) die
das bild einer gleichartigen reichsorganisation zeigt mit conse-
quent durchgeführten verwaltungsformen in ausgeprägt despoti-
scher gestalt , unter der eine im ganzen politisch gleichberech-
tigte (oder , wenn man will , gleich rechtlose) bevölkerung lebt,
mit zwei in den verschiedenen reichstheilen besonders hervortre-
tenden und in der Verwaltung ungefähr in gleichem maße an-
erkannten nationalitäten und kulturformen , der römischen und
griechischen , das ganze durchdrungen von einer neuen religion
und Weltanschauung; — endlich zwischen diesen beiden epochen
eine unter Hadrian sich ankündigende , unter den Antoninen
fühlbarere und alsdann über den ausgang des zweiten Jahrhun-
derts und das ganze dritte Jahrhundert ausgedehnte zeit des
Übergangs und der ausgleichung. Auf eine theoretische con-
struktion der neuen „aus einem rein thatsächlichen zustande sich
entwickelnden, auf der anerkannten nothwendigkeit beruhenden"
staatsform verzichtet der verf. , indem er , für die ältere zeit
wenigstens , die existenz „jeder einigermaßen consequenten con-
stitutionellen theorie" leugnet und der ansieht ist, daß in betreff
dieser zeit die versuche begrifflicher bestimmung und begrenzung
der gerechtsame sich in hohle und widersprechende Spitzfindig-
keiten auflösen. Namentlich erklärt er den versuch, die ver-
schiedenen dem kaiser übertragenen Specialgewalten in begriff-
lichem zusammenhange darzustellen, für nicht gelungen, nebenbei
auch aus dem gründe , weil dieser versuch die proconsularische
gewalt zum ausgangspunkt nimmt, während Madvig geneigt ist,
den kernpunkt der Vorstellung von der regentengewalt vielmehr
in der consularischen macht zu suchen , wofür er freilich kaum
auf Zustimmung rechnen darf. Denn die stelle des Cassius Dio
LIV, 10 auf die sich Madvig stützt, und wo es allerdings heißt
7Tjv i^ovai'av ir\v täv ikutojp 8ia ßiov eXaßsv , beruht nach
Mommsens unzweifelhaft richtiger beobachtung auf einem irrthum.
Ihr steht das urkundliche zeugniß des Augustus selbst ent-
238 49. Römische geschichte. Nr. 3.
gegen, in Monumentum Ancyranum 3, 9: vnateiav uoi zöre Si-
Sofisvrjv aai iviavaiov v.o.) 8iä ßiov ob x i8s^äfxi]v. — Was das
verhältniß zum senat betrifft, so wird dasselbe dahin definirt,
daß der senat nebst den republikanischen magistraten formell
die hergebrachte republikanische administrative und seit Tiberius
zugleich die gesetzgebende gewalt vertrat, aber auf beiden ge-
bieten thatsächlich nur das organ des kaiserlichen willens
war. Dieß thatsächliche verhältniß sei einer schiefen auf-
fassung ausgesetzt , wenn man von einer zwischen dem kaiser
und dem senate getheilten regierung, von einer dyarchie, redet.
Der zweite band , der sich dem ersten würdig anschließt,
handelt zunächst von den theilen des reiches und ihrer Verfas-
sung und Verwaltung, wobei insbesondere das communale leben
nach all' seinen rechtlichen seiten zur anschauung kommt (cap. 7.)
Auch hier überall dieselbe besonnenheit und vorsieht des ur-
theils ; so z. b. in der frage der provincialvertretungen der kai-
serzeit, deren gewöhnlich zu hoch geschätzte bedeutung hier auf
das richtige maß reducirt wird; oder in der frage nach dem
charakter der römischen collegia, wo mit recht die übertriebene
betonung der religiösen seite bekämpft wird. — Getheilteren
beifall mag vielleicht das nächste kapitel (8) über das rechts-
wesen finden , insoferne als es den einen zu viel , den an-
dern zu wenig bieten wird. Uns scheinen die einem verfas-
sungsgeschichtlichen werke naturgemäß gezogenen schranken im
großen und ganzen richtig innegehalten. Madvig will selbst-
verständlich nicht das rechtssystem selbst in seiner ganz speciellen
entfaltung zur darstellung bringen, sondern das römische rechts-
wesen in seiner allgemeinheit als Staatsinstitution, die einen ge-
ordneten rechtszustand schaffen und erhalten will, so daß es er-
sichtlich wird, auf welchem wege der inhalt des rechtes festge-
setzt und entwickelt ward , (privatrechtliche und strafrechtliche
gesetzgebung) und wie der staat es sich angelegen sein ließ, daß
der einzelne sein recht finde und er selbst gegen verbrechen
geschützt sei. Nur soweit gewisse eigenthümlichkeiten der rechts-
auffassung und des Systems, besonders des familienrechts, in en-
gerer beziehung zur sittlichen grundlage des Staates und zum
politischen leben selbst stehen , sind natürlich auch sie berück-
sichtigt worden. Mehr, als sein titel besagt, bietet das folgende
(9.) kapitel über den Staatshaushalt, das finanz- und geldwesen,
Nr. 3. 49. Römische geschichte. 239
insofern als hier im anschluß an die erörterung über den ager
publicm auch die ganze agrargesetzgebung in ihrer geschichtli-
chen entwicklung zur darstellung kommt. Freilich befriedigt
uns gerade diese letztere partie am wenigsten , da dem verf.
offenbar die nationalökonomische seite der hier in betracht kom-
menden fragen nicht geläufig genug ist. — Die frage z. b. , ob
die lex de modo agri von 367 sich nur auf den ager publicus oder
auf den agrarbesitz überhaupt bezieht , kann doch wohl nicht
ohne jede wirthschaftspolitische erwägung entschieden werden.
Nebenbei bemerkt ist es nicht recht begreiflich, wie Madvig die
letztere erklärungsweise aus dem gründe verwerfen kann , weil
eine derartige beschränkung des eigenthumserwerbs dem aristo-
kratisch - timokratischen charakter des römischen Staates wider-
streiten würde ; — nachdem doch auch bei der von ihm ver-
tretenen auftässung das gesetz, wie er selbst ein paar Seiten vor-
her betont, ein entschieden demokratisches gepräge zeigt! —
In dem das geldwesen behandelnden theile dieses capitels hat
sich ein offenbares versehen an der stelle eingeschlichen, wo von
dem verhältniß des silbers zum gold im alterthum (= 11,9: 1)
im vergleich zur neuzeit (= 15,5: 1) die rede ist und mit recht
hervorgehoben wird, daß das gold theurer geworden ist. Trotz-
dem spricht der verf. unmittelbar darauf die behauptung aus,
daß „zur Zahlung einer gewissen in silber angegebenen summe,
wenn die Zahlung in gold überhaupt geschehen konnte , im al-
terthum weniger gold erforderlich war, als heutzutage, und
zur Zahlung einer gewissen in gold festgesetzten summe mehr
silber als heutigen tages." Das umgekehrte ist natürlich in bei-
den fällen das richtige. — Was die sehr klar und übersichtlich
gehaltene erörterung der steuerverfassung betrifft, so möchte ge-
gen dieselbe nur das eine einzuwenden sein , daß sie sich viel-
leicht etwas allzu enge an Savigny anschließt und über die ge-
gen einzelne aufstellungen desselben erhobenen bedenken etwas
zu unbekümmert hinweggeht. Dagegen beruht das nächste das
kriegs- und wehrwesen behandelnde kapitel zum theil auf eige-
nen Specialuntersuchungen , die Madvig schon in den siebziger
jahren publizirt hat. Der durchgehende charakter des werkes
zeigt sich auch hier z. b. in dem verzichte, von der einrichtung
des servianischen heeres ein klares bild zu gewinnen, sowie in
dem umstände , daß nicht die problematischen Verhältnisse der
240 50. Alte musik. Nr. 3.
früheren zeiten, sondern die epoche zum ausgangspunkt genom-
men wird , für welche Zeugnisse , wie die Schilderung eines Po-
lybius vorliegen. Eine sehr verständige das wesentlichste klar
und scharf hervorhebende Übersicht liefern endlich die beiden
letzten kapitel über die öffentliche gottesverehrung (cap. 11) und
über die verschiedenen einrichtungen zum allgemeinen besten
(cap. 12) d. h. über sittlichkeits- und mäßigkeitspolizei, gesund-
heits- und baupolizei, Verkehrs- und unterrichtswesen.
Zum Schlüsse sei hier noch auf den besonders für den ler-
nenden werthvollen umstand hingewiesen, daß der verf. den
einzelnen kapiteln meist ein kurzes expose über die für die be-
treffenden gebiete in befrackt kommenden quellen vorausschickt,
wie denn auch das ganze werk mit einem exkurs über Livius
und Dionysius v. Halikarnaß ,,als träger der Überlieferung über
das älteste und alte Rom" abschließt. Robert Pöhlmann.
50. W. Brambach, das tonsystem und die tonarten des
christlichen abendlandes im mittelalter, ihre beziehungen zur
griechisch-römischen musik und ihre entwicklung bis auf die
schule Guidos von Arezzo. Mit einer Wiederherstellung der mu-
siktheorie Bernos von Reichenau nach einer Karlsruher hand-
schrift. Leipzig, B. G. Teubner 1881. gr. 8. 53 p.
Der durch seine metrischen arbeiten, noch mehr aber durch
seine „neugestaltung der lateinischen Orthographie" bekannte verf.
hat sich mit vorliegendem schriftchen zum ersten mal auf einem
gebiet versucht, vor welchem die große mehrzahl der philologen
eine unüberwindliche scheu zu haben scheint. Der auffällige
mangel an monographien und detailforschungen auf dem noch
so dunklen gebiete der griechisch-römischen und ältesten mittel-
alterlichen musik läßt sich kaum anders, als aus der allgemein
verbreiteten irrigen meinung erklären, als gehörten zu derartigen
forschungen nicht blos die eingehendsten theoretisch-musikalischen
Vorkenntnisse, sondern vor allem fast übermenschliche geduld,
sich in dem scheinbar wüsten gewirr von transpositionsscalen
und octavengattungen zurechtzufinden. Ref. gesteht von vorn-
herein zu, daß durch den mangel an korrekten, auf handschrift-
lichen vergleichen beruhenden ausgaben der musiker Untersuchun-
gen auf dem gebiet der griechisch - römischen musik äußerst er-
schwert sind, die sache selbst aber ist entschieden leichter zu
Nr. S. 50. Alte musik. 241
verstehen und einfacher als allgemein angenommen wird. Zudem,
ist durch die arbeiten von Boeckh , Bellermann, Ambros, West-
phal, Paul, Kiemami und anderen, insbesondere aber durch Ge-
vaerts Histoire et theorie de la mushjue de l'antiquite" (Gand
1875 et 1881) der weg gebahnt und für detailforschungen ein
so überaus reiches feld geschaffen worden , wie auf wenig an-
deren gebieten der philologie ; und so muß denn jeder ernste
versuch in den einzelnen zweigen dieser Wissenschaft licht zu
schaffen von vornherein als besonders dankenswerth erscheinen.
Schon von diesem Standpunkt aus darf man die Brambach'sche
schrift als ein erfreuliches zeichen zunehmenden interesses an
musikgeschichtlichen forschungen auf dem gebiete der harmonik
mit freude begrüßen. Das thema selbst freilich, das sich der
Verfasser zum Vorwurf genommen hat, ist, — wenigstens wie der
titel ankündigt — , ein so umfangreiches , zum theil so schwie-
riges, daß man auf den ersten blick die Unmöglichkeit erkennen
muß, all' die angeregten fragen auf den 53 octav-seiten des
werkchens erschöpfend zu behandeln. Es enthält dasselbe viel-
mehr keineswegs eine erschöpfende darstellung der tonarten, des
toiisystems , der beziehungen der christlichen abendländischen
musik zur griechisch-römischen und die entwicklung jener von
einem neuen und bisher unbekannten Standpunkte aus aufgefaßt,
sondern es werden nur einige wenige punkte aus jenem großen
gebiete einer kritischen erwägung unterzogen.
Die einleitung gibt eine kurze übersieht über die haupt-
momente der entwicklung der musikalischen theorie vom VII —
XI. Jahrhundert, nachdem vorher der thätigkeit Guidos von
Arezzo und seines Zeitgenossen Berno von Reichenau gedacht
ist. Die bei dieser gelegenheit ausgesprochene ansieht, daß Guidos
bedeutung in der musikgeschichte „nicht seinen erfindungen son-
dern einem eigenthümüchen zusammenwirken glücklicher um-
stände" zuzuschreiben sei, theilt ref. durchaus nicht. Durch rein
zufälliges zusammenwirken glücklicher umstände ist noch kein
manu zu wahrhafter bedeutung in der kunstgeschichte gelangt,
ist noch in keiner kunst eine neue kunstepoche begründet worden.
Die Verdienste Guidos sind am verständigsten von Ambros ge-
würdigt worden; ich verweise auf Musikgeschichte II", p. 144 flg.
In dem ersten abschnitt handelt Brambach über zahl und
uamen der kirchentöne. Ausgehend von der behauptung
242 50. Alte musik. Nr. 3.
Fetis' (bist, de la mus. IV, p. 155), daß der tonumfang der vor-
gregorianischen kirchengesänge sicli nicht in die ältesten vier
(authentischen) tonarten einfügen lasse, hält er den heiligen Am-
brosius entgegen der allgemeinen annähme nicht für den be-
gründer derselben. Wer indessen jene ursprünglichen vier kir-
chentöne fixiert, oder, wie grade jene und nicht vier andere in
den allgemeinen gebrauch gekommen seien, gibt er nirgends an ;
im folgenden ist nur von der erweiterung der ursprünglichen
vier (also als bereits vorhanden angenommenen töne) als einer
änderung in der theorie, aber nicht in der praxis, die rede. Vor
allem aber widerspricht meines erachtens die thatsache, daß vor-
gregorianische kirchengesänge sich nicht in den umfang der
t. authentici fügen , immer noch nicht der annähme , Ambrosius
habe diese vier töne fixiert. Wenn ferner Brambach (p. 24)
vermuthet, Ambrosius' thätigkeit habe sich n u r auf die formen
der liturgie, die äußere gestaltung des kirchengesanges(?) , die
Verwendung des doppelchores bezogen , so ist diese vermuthung
absolut nichtig, so lange nicht der beweis dafür auf das strengste
geführt und dargethan ist, daß man mit völligem unrecht seit
uralten zeiten von „ambrosianischem kirchengesänge" gesprochen
hat und noch spricht. Denn wenn nach Brambachs vermuthung
die thätigkeit des Ambrosius sich nur auf solch' äußerliche dinge
erstreckt hätte , dann spräche man sicher mit unrecht von am-
brosianischem „gesange" ; der gesang selbst wäre dann eben
nichtambrosianisch gewesen, und nur das ,, äußere des
gesanges" (eine merkwürdige unklare bezeichnung !) ambrosianisch.
Auch in diesem punkte billige ich vollkommen, was Ambros II,
p. 19 und 59 sagt (vgl. auch Forkel Geschichte der musik II,
p. 163).
Was die zahl resp. zählungsweise der alten tonarten anbetrifft,
so halte ich die frage, wann man anfing anstatt vier haupt- und vier
nebentonarten überhaupt acht tonarten zu zählen , für ziemlich
irrelevant. Zu den anfangs allein für sich bestehenden vier ty-
pischen grundformen gesellten sich, aus ihnen gebildet, vier ne-
benformen mit denselben intervallenunterschieden. Die zusam-
mengehörigen formen wurden naturgemäß in der reihenfolge ne-
ben einandergestellt , und man zählte offenbar in frühester zeit
(VIII. und IX. Jahrhundert) IV töne authentici, IV töne plagii,
bis man die sache mechanischer ausübend und die tonarten einfach
Nr. 3. 50. Alte musik. 243
der reihe nach zählend zur zählungsweise I— VIII dadurch ge-
langte, daß man den plagalen ton von seinem authentischen als
selbständigen trennte und als zweiten ton bezeichnete. Selbst-
verständlich wurde damit der ursprüngliche begriff der haupt-
und nebentonarteu nicht verwischt, und Hucbald , wie jeder an-
dere denkende musiker jener seit scheidet, trotzdem er die Zäh-
lung I — VIII kennt, haupt- und nebentonart. Dasselbe gilt von
Berno von Eeichenau , dem die Zählung I — VIII wohlbekannt
ist; daneben aber theilt er die tonarten in superiores (I, III, V,
VII) und inferiores (II, IV, VI, VIII) ein. Die bezeichnungeu
selbst : superiores und inferiores sind vortrefflich gewählt , da sie
das wesen der tonarten sowohl ihrer läge als ihrer bedeutung
und Wichtigkeit nach bestimmen.
Der übrige theil des ersten abschnittes , so wie anhang I,
p. 37 flg. beschäftigt sich mit den nameu der kirchentöne, ins-
besondere mit den sprachlichen misbildungen , wie „tetrardus",
,,dem eine nachlässige, plebejische Sprechweise zu gründe liegt",
,,autentus", „plagis", „plagaUs" u. s. w. Die bezeichnung der mit-
teltöne als parapteres leitet der verf. (p. 39) von nanunTtoov ab
(= ,, Hügel eines kirchengebäudes"). Wenn er aber diesen aus-
druck damit erklärt, die parapteres seien tonarten, die den übri-
gen acht zur seite ständen, , .gewissermaßen deren flügel bildeten",
so ist diese erklärung entschieden viel zu weit. Sie umfaßt
nämlich auch die plagalen tonarten , die doch wohl sicher mit
recht als die s e i t e n tonarten der authentischen bezeichnet wer-
den. Franchinus Gafor (Mus. pract. I, 7) dehnirt die parapteres
fauch mixti genannt) so : Mixtus tonus dicitur, si authenticus est,
cpium vel totum gravius sui plagalis attigerit tetrachordum vel duas
saltem eins chordas. Also parapteres sind die mischung eines au-
thentischen tones mit seinem plagalen. Der tonus commixtus wird
von demselben gewährsmann so erklärt: commixtus tonus dicitur
si authenticus est , quum in eo species alterius quam sui collateralis
disponitur. Das wesentliche der mischtöne im allgemeinen besteht
also in dem übergreifen in andere töne, sei es in die verwandte
plagale tonart (tomis mixtus), sei es in eine beliebige andere, au-
ßer der plagalen, so daß also in jedem falle ein übergehen in
eine andere tonart stattfindet, und speciell bei den toni mixti ein
hinabsteigen zu der tiefer liegenden plagalen tonart. Daher
sagt Hucbald mit recht: „parapteres dicti eo, quod Her prae-
244 50. Alte musik. Nr. 3.
parant versibus descendendi." Hieraus ergibt sich meines
erachtens unzweifelhaft, daß Hucbald den ausdruck parapteres
als mit „pr aeparant" zusammenhängend auffaßt; sagt er doch :
p. dicti eo, quod . . . d h. = parapteres werden sie genannt,
weil sie u. s.w. Sollte also nicht vielleicht in parapteres eine
durch silbenverkehrung entstandene sprachliche misgestaltung von
„praeparantes" vorliegen? Sicherlich sind derartige abstruse bil-
dungen im mittelalter nichts seltenes (vgl. autentus, tetrardus etc.).
Doch sei dem, wie ihm wolle ; jedenfalls mußte Brambach seine
ableitung von nagünitnov so begründen: parapteres sind „flügel-
töne", weil sie von einer authentischen, die den festen unbeweg-
lichen bestandtheil der tonart, gewissermaßen den rümpf, bildet,
hinübergreifen in eine tiefere , oder höhere tonart , der sie sich
dadurch anfügen, wie etwa die flügel eines kirchengebäudes dem
hauptschiff angefügt sind. Mitteltöne werden sie genannt, weil
sie in der mitte zweier tonarten stehen , beiden angehören und
deshalb leicht den Übergang von einem ton zum anderen vor-
bereiten.
Der zweite abschnitt handelt von dem Ursprung der kir-
chentöne. Der verf. wendet sich gegen die von Ambros II, 13
vertretene ansieht, der heilige Ambrosius habe mit bedacht aus
den tonieitern des klassischen alterthums eine hauptskala ausge-
wählt : d e f g a h c4 d' , welcher zunächst drei weitere skalen
e — e', f — f, g — g' an die seite getreten seien. „Wäre dies rich-
tig", meint der verf., „so kann Ambrosius seine tonreihe unmög-
lich aus dem zeitgenössischen Skalensystem der heidnischen musik
entlehnt haben." Gewiß, aus dem skalensystem nicht ; denn auf
der stufe d stand, wie Brambach richtig bemerkt, die lydische
transpositionsskala mit b, statt h; wohl aber ist es möglich, daß
Ambrosius seine grundskala aus der reihe der allgemein ge-
bräuchlichen und praktisch bequem liegenden oetavengattungen
in ihrer Übertragung auf die tonstufen der lydischen scala nahm.
Der erste kirchenton repräsentirt unzweifelhaft die phrygische
oetavengattung , die für den gesang (vgl. Brambach p. 1 6 und
das zeugnis des Arist. Quint. p. 25 ed. Meibom) die brauch-
barste war. Dieser meinung ist auch Brambach ; wenn er aber
behauptet von einer grundskala wie die antike (aeolische) oeta-
venreihe A~ a— a' war, hätte man in praxi zur zeit der römi-
schen kaiser nichts gewußt, so ist dies eine behauptung, die erst
Nr. 3. 50. Alte musik. 245
des beweises bedarf, und die meines eraclitens in ihrem ganzen um-
fange sich kaum wird beweisen lassen. Die natur der sache
und insbesondere die art, wie das antike tonsystem entstand,
verlangt sicher grade das entgegengesetzte : d. h. das Vorhan-
densein einer grundskala. Ebenso wenig ist mir ein innerer
grund erfindlich, weshalb grade drei stufen : es d c der phrygi-
schen tonreihe / — f (transposition der reihe d — d' um l1/^ ton,
nach Bellermann) angesetzt wurden. Denn abgesehen davon,
daß die Bellermann'sche entwicklung dieser transpositionsskala
der hier Brambach folgt , ihre große bedenken hat , und nichts
weniger als unbestritten ist (vg^. Paul, Boetius p. XX flg.), so
erscheint ein solcher zusatz doch recht willkürlich. So sehr ich
also Brambach zunächst beipflichte, daß die phrygische tonleiter
als basis der neu zu schaffenden kirchentöne angenommen wurde,
weil sie die zum gesang geeignetste war, so scheint mir doch
die Brambach'sche darstelluug wie dies geschah, nicht ohne er-
hebliche bedenken. Ich meine: will man den Ursprung der kir-
chentöne, — die sicherlich den antiken tonarten entnommen sind,
erforschen , so muß man von der tonart ausgehen , die dem an-
tiken und christlichen System gemeinsam ist : von der aeolischen
oder hypodorischen tonart : AHcdefga. Gleichwie durch
transposition dieser skala auf jede tonstufe derselben sich die
antiken tonarten ergaben, so sind durch ähnliche transpositionen
auch die kirchentonarten entstanden. Bildete man die intervalle der
aeolischen skala auf dem fünften ton (hypate meson) derselben : so
ergab sich die tonreihe : efisgahc'd' e' . Diese tonleiter, im um-
fang der aeolischen urskala dargestellt, lautete : A H c d e fis g a,
und dies in die skala ohne Vorzeichen übertragen , ergab den
ersten kirchenton : d e f g a li c' d' . Wiederholte man dasselbe
verfahren eine stufe tiefer (Lichanos hypaton) so erhielt man:
d e f g a h & d' =ABcdefga = e f g a h c' d' e'
d. i. den zweiten authentischen ton. Dieselbe transposition wie-
derum eine stufe tiefer ergab den dritten , und noch eine stufe
tiefer , den vierten authentischen ton , von denen dann die be-
treffenden plagalen tonarten leicht gebildet werden konnten.
Die vier haupttonarten sind also nichts anderes, als durch trans-
positionsskalen gebildete und auf die tonstufen der lydischen
skala übertragene octavengattungen. Zu erwägen bleibt dabei nur
eines : weshalb grade die hypate meson zur ersten transpositions-
246 50. Alte musik. Nr. 3.
stufe gewählt wurde. Außer dem praktischen gründe, daß grade
die transposition auf dieser stufe die für den gesang bequemste
tonlage (phrygische skala) ergab , läßt sich dafür noch geltend
machen, daß die aeolische skala A — a sehr nahe beziehung zu
dem in der kaiserzeit gebräuchlichen avazij/.tu u.(xtidf,oXov des
Euklid hat : AHcdefga mit darauffolgendem avvtjfApirmv
und öteftvjTifVeoi'-system. Mittel- und ausgangspunkt dieses Sy-
stems war aber der ton E. Wie in dem einfachen heptachord
die mese der hauptton war , so entwickelte sich im System des
Euklid aus dem meson- tetrachord efga durch ansetzen des
tieferen tetrachordes und des proslambanomenos die reihe A H
c d e f g a — eine reihe, die identisch mit der aeolischen oc-
tavengattung war. Das bewußtsein von der Wichtigkeit dieser
hypate meson konnte niemals entschwinden , so lange dieses Sy-
stem beibehalten blieb ; und damit ist auch theoretisch erklärt,
weshalb grade diese transpositionsstufe zur bildung des ersten
kirchentones gewählt wurde, während das rückwärtsschreiten der
transpositionsstufe bei bildung der übrigen authentischen töne
sein treffendes analogon in der sich rückwärts verschiebenden
nomenclatur der kirchentonarten hat. Doch noch eine andere
folgerung ergiebt sich daraus : nicht die phrygische skala ist in
allererster liuie der ausgangspunkt der christlichen tonarten, son-
dern die alte normaltonleiter der Griechen ; sie ist der gemein-
same boden, auf dem sowohl die antiken, als die christlichen
tonarten erwuchsen, sie hat sich auch dem namen nach unver-
ändert zu allen zeiten erhalten , sie bildet die brücke von der
antiken zur mittelalterlichen musik.
Das von den kirchentönen abhängige tetrachordsystern, ins-
besondere die lateinischen bezeichnungen der tetrachorde, die be-
deutung der toni finales, die antike und mittelalterliche bindungs-
und trennungsweise der tetrachorde, die bedeutung des Boetius1)
für die mittelalterliche musik. insbesondere sein einfluß auf Huc-
bald wird in aller kürze im nächsten paragraphen (3) behandelt,
ohne daß neue resultate dabei zu tage gefördert werden. Daß
man zu Hucbalds zeiten von der alten theorie abwich und den
1) Diese Schreibart ist die handschriftlich verbürgte und auch
durch Ennodius VII, 13, Cassiod. I, 45 und II, 40 ebenso wie durch
Hucbald , Guido u. a. sichergestellt. Brambach schreibt noch Boe-
thius; zur frage selbst vgl. Paul, Boetius p. XLVI flg. insbesondere an-
merk. 2, p. XLVII.
Nr. 3. 50. Alte musik. 247
proslambanomenos in das tetrachordsystem einfügte, und mit dem
unzertrennbaren tetrachord der finales d e f g das mit hilfe des
proslambanomenos neugebildete tetrachordum gravium vereinigt
wurde, daß ferner eine neue Verwirrung durcb die hinzufügung
des r eintrat, und man deshalb statt des bisherigen nach art
des synemmenon gebildeten tetrachord - Systems ein in der weise
des avattjfjia dts^svyftevav gebildetes (TABc\def g) ge-
brauchte, ist auch anderweitig bekannt. Als nun in der schule
Oddos (X. Jahrhundert) das b rotuudum in gebrauch kam, wurde
die tetrachordeintheilung eine bedeutungslose theoretische Spie-
lerei , und das octavensystem trat als die natürliche grundlage
der skalenbildung an die stelle des tetrachordes. Damit war
auch der noch bis zum heutigen tage gebräuchlichen intervallen-
bezeichnung der weg gebahnt, bis endlich Guido von Arezzo, der
erste und größte musikalische praktiker, die letzten schritte that,
um das tetrachordsystem völlig zu beseitigen. Auf der stufe
des Übergangs zu dieser neuen theorie stehen Hermannus Con-
tractus (vgl. Brambach p. 30) und der Hirsebauer abt Wilhelm,
während Berno von Eeichenau (vgl. p. 22) bereits entschiedener
anhänger des octavensystems ist und in dieser beziehung Guido
von Arezzo offenbar nahe steht.
Damit sind wir zur besprechung des letzten abschnittes „die
theorie Bernos" oder wie der titel genau sagt : „Wiederherstel-
lung der theorie Berno's" gelangt. Die letzte bezeichnung be-
zieht sich offenbar auf die bereits von Riemann (Studien zur ge-
schichte der notenschrift p. 37) ausgesprochene thatsache, daß
Bernos Tonarius durch eine anzahl größere interpolationen seine
ursprüngliche gestalt verloren hat. Neue beweise gibt hiefür
Brambach p. 33. An dieser stelle sind denn auch die interpo-
lationen wie der echte kern übersichtlich zusammengestellt. Was
nun die zusätze der moderni selbst betrifft, so scheinen sie mir
freilich nicht der Berno'schen theorie so sehr widersprechend,
als Brambach meint. In bezug auf die tetrachordbildung ist
vorhin bereits hervorgehoben worden, daß Berno bereits auf mo-
dernem Standpunkt steht und dem octavensystem huldigt, wenn-
gleich er die tetrachordeintheilung noch kennt. Ebenso ist die
Verschiedenheit in der auffassung der quartengattungen nicht
sehr bedeutend. Die folge von halb- und ganzton ist bei den
guarten Bernos genau dieselbe, wie bei den der moderni; nur
248 50. Alte musik. Nr. 3.
wählt Berno das tiefere, die modernen das höhere tetrachord zur
darstellung derselben und Berno bezeichnet dasselbe in abwärts
gehender, jenein aufwärts steigender reihenfolge, nämlich: Berno:
d e f g, modern: A H c d; Berno: e f g a, modern: H c de;
Berno : g a h c, modern : c d e f. Die quartengattungen beider
parteien sind offenbar identisch, nur ihre bestimmung , und dies
ist offenbar das unwesentliche, ist verschieden. Ebenso halte
ich es für eine unwesentliche abweichung, wenn die moderni an
die stelle der notenzeichen Bernos : A — S die buchstaben A — G
a—g mit hinzunahme des bei Berno nicht genannten neuen pros-
lambanomenos F setzen. Im übrigen ist die von Berno aufge-
stellte theorie der quintengattungen leere Spielerei, höchstens
nur dem zwecke dienend , das octavensystem (aus quinte und
quarte bestehend) durch Verknüpfung mit den alten traditionen
leichter zugänglich zu machen (vgl. Brambach anhang p. 42).
Bemerkenswert!! und von Brambach nicht hervorgehoben ist,
daß Berno die ersten beiden quintengattungen durch hinzufü-
gung eines höheren tones zu der entsprechenden quartengat-
tung bildet , während er die dritte und vierte quintengattung
auf andre weise bestimmt : die dritte , von g a h c ausgehend,
durch hinzufügung eines tones unterhalb (um die den gefürch-
teten tritonus enthaltende quart /' g a h in der bestimmung der
quintengattungen zu vermeiden); die vierte indem er von der
ersten ausgeht. Denn die quart d e f g ist identisch mit ah c d
(vgl. das oben über die zusätze der moderni in betreff der quar-
tenbildungen gesagte)-, dieses tetrachord aber war für die be-
stimmung unbrauchbar, weil es von keinem finalen tone aus ge-
bildet ist. Ebenso erscheint charakteristisch für die Berno'sche
theorie, daß zur octavenreihe auch noch der ganze (resp. halbton)
oberhalb des höchsten tones der octavenreihe und ebenso auch
der zweite und dritte ton unterhalb des tiefsten gerechnet wird,
so daß also die Berno'sche skala ähnlichkeit mit dem tonus mixtus
xind commixtus hat. Naturgemäß mußten durch diese neue theorie
auch die parapteres allmählich ihre bedeutung verlieren.
Als quelle der Interpolationen bezeichnet Brambach den
Anonymus bei Gerbert I, p. 330 — 338 und führt hieraus die
betreffenden citate an. Ich meine indessen , es sei viel wahr-
scheinlicher, daß der anonymus Gerberts nicht direct als quelle
Nr. 3. 51. Geschichte der philologie. 249
gedient hat, daß vielmehr beide eine aus gemeinsamer quelle ge-
flossene darstellung der damals allgemein gebräuchlichen musi-
kalischen theorie enthalten.
Aus der beschreibung des cod. Durlacensis 36 t, die Bram-
bach p. 46 gibt , folgt die thatsache der interpolation auf das
sicherste. Den ersten stellen ist am rande BERN beigeschrieben,
während die interpolationen durch kreuze mit zugeschriebenem
M (= moderni) gekenzeichnet sind. Anhang p. 47 flg. gibt
hiervon ein anschauliches bild.
Nach dem gesagten formulirt ref. sein gesammturtheil über
das Brambachsche werkchen folgendermaßen: Brambach's tonsy-
stem u. s. w. ist eine lesenswerthe und vielfach anregende schrift,
die zwar in bezug aut die lehre von den kirchentonarten keinen
besonders bemerkenswerthen fortschritt bedeutet, aber durch die
genaue und echt philologische darstellung der theorie Berno's,
insbesondere durch die revision des cod. Durlacensis von blei-
bendem werthe ist.
Das äußere des schriftchens ist in jeglicher beziehung kor-
rekt und tadellos. Heinrich Reimann.
51. Magistri Petri Poponis colloquia de scholis Herbipo-
lensibus. Ein beitrag zur Vorgeschichte der Würzburger hoch-
schule als festgabe zu deren dreihundertjährigem Jubiläum aus
einer handschrift des XV. Jahrhunderts erstmals herausgegeben
von dr. G. Schepss. Würzburg, Stuber 1882. 8. 34 p. 1 bl.
1 mk. 50 pf.
Der Verfasser der uns vorliegenden hübsch ausgestatteten
festschrift hat durch seine interessanten mittheilungen eine em-
pfindliche lücke in der literatur über die Würzburger gelehrten-
schulen , welche an die stelle der 1413 aufgelösten ersten Uni-
versität traten, ausgefüllt. Die von Schepss veröffentlichte quel-
lenschrift — sie entbehrt in beiden handschriften eines titeis —
stammt aus dem ende des 15. Jahrhunderts und hat einen bis-
her nicht weiter bekannten magister Popon zum Verfasser, der
zuerst Schulmeister in Schweinfurt war und durch die intriguen
eines collegen von dort verdrängt nach Würzburg übersiedelte ;
hier hat er wahrscheinlich längere zeit an der blühenden dom-
schule gewirkt. In Würzburg war es auch, wo Popon in sehr
nahe beziehungen zu Cuspinian trat, wie dies aus der subacriptio
Philol. Anz. X11I l7
250 Bibliographie. Nr. 4.
zu Ovid's Remedia amoris im cod. Vindob. lat. 3111 hervorgeht:
„et in hoc clauditur hie über scriptus a Iohanne Spiesshamer eo exi-
stente colaterali in summo civitatis Herbipolensis anno Christi 1491."
Die äußerst fleißigen Untersuchungen über den inhalt des cod.
Monac. lat. 18910 geben dem verf. ferner gelegenheit, sich über
die schriftstellerische thätigkeit des humanisten Peter Luder und
über dessen abhängigkeit von Maximian, sowie über die Schriften
von dessen Zeitgenossen Samuel Karoch von Lichtenberg zu ver-
breiten. Das alle capitel der Colloquia durchziehende grund-
motiv ist das bestreben, die schule des stiftes Neumünster ge-
genüber der domschule recht gründlich herunterzusetzen , zu
welchem zwecke weder schimpf und spott, noch das noch hand-
greiflichere argument von blutigen raufereien gespart wird. Be-
züglich des zwischen beiden schulen bestehenden Unterschiedes
ergisbt sich das resultat, daß die Neumünster- schule in streng
scholastischer manier die lektüre der classiker ausschloß , wäh-
rend wir die domschule (ebenso wie die Schweinfurter schule)
in dieser beziehung ganz auf der seite des humanismus finden.
Die edition der Colloquia ist von Schepss mit fleiß und akribie
besorgt worden, während eine lange reihe von anmerkungen sehr
dankenswerthe erklärungen des zum theil schwer verständlichen
textes, parallelen aus den klassikern und den Schriften von Po-
pon's Zeitgenossen, namentlich dem oftbenutzten Manuale schola-
rium liefert. H. Haupt.
Bibliographie.
Me*langes Graux Als Charles Graux am 13. Januar 1882
im alter von 29 jähren , eben zurückgekehrt von einer wissen-
schaftlichen reise nach Italien und wohl in folge derselben einer
vielversprechenden Zukunft und der Wissenschaft zu früh entrissen
wurde, wandte sich ein comite" aus H. Weil, G. Boissier, E. La-
visse, Alfred Croiset, L. Havet bestehend, mit der bitte um bei-
trage zu einer sammelschrift an die dem verstorbenen persönlich
bekannten gelehrten, um das andenken des jungen philologen
zu ehren. Die erbetenen beitrage liefen zahlreich ein, aber erst
jetzt, nach langer pause scheint das buch, für das sich in Frank-
reich lange kein Verleger fand, seiner Vollendung entgegenzugehen.
Die Verlagshandlung Ernest Thorin in Paris versendet einen pro-
spect zur subscription mit dem verzeichniß der Verfasser und
ihrer beitrage. 80 gelehrte (darunter fast die hälfte Nichtfran-
zoaen), namen vom besten klänge aus allen ländern haben den
Nr. 4. Bibliographie. 251
mannigfachen inhalt zu dem buche geliefert , das allerdings ge-
eignet ist dem verstorbenen ein bleibendes andenken zu sichern.
Neben den Franzosen (z. b. Boissier, Brdal, Delisle, Desjardins,
Egger, Ruelle , Weil) finden sich 14 deutsche, ferner dänische,
holländische, schwedische, schweizer, belgische, italienische, grie-
chische , russische , ungarische , portugiesische, amerikanische ge-
lehrte vertreten, namen wie Mommsen , Madvig , Cobet , Compa-
retti, Cavallin leuchten hervor. Ein genaues inhaltsverzeichniß
wird nach erscheinen des bandes hier gegeben werden.
Die Schlett er' sehe buchhandlung (E. Franck's antiquariat)
versendet Catal. no. 9, den RAnz. nr. 47 bespricht.
Ausgegeben sind: verzeichniß von Fues's verlag in Leipzig,
schritten von Zeller, K. A. Schmid, Forbiger und anderen enthal-
tend ; — Verlag von Paul Nif in Stuttgart, illustrirte werke
von Lh.om.ond, Ziegler, Reinhardt und anderen enthaltend ; — von
Otto Spamer'' s schulbibliotheken ; — von Schulbüchern aus dem
veilage der Weidmann1 sehen buchhandluug in Berlin. Preis-
herabsetzung wichtiger werke aus dem Verlage von Mayer und
Müller in Berlin.
C atalog e der antiquare: verzeichniß no. 299 des antiquari-
schen bücher -lagers der Otto'schen buchhandlung in Erfurt; —
IX. verzeichniß antiquarischer bücher von Carl Steyer in Cannstadt.
Verzeichniß der wichtigeren Publikationen auf dem gebiete der alter-
tbumswissenschaft. 1883. III.
396 Anthologia lyrica curavit Th. Bergk. Ed. III ex poetarum
lyricorum graecorum ed. IV expressa. Leipzig, Teubner 1883. 8. V,
383 p. 3 mk.
397. Aristoteles Organon. Uebers. u. erläut. von/. H. von Kirch-
mann. 5 theile in 1 bd. Heidelberg, Weiß 1883. 8. 6 mk. (Bd. 1.
XII, 82 p. Bd. 2. XX, 150 p. Bd. 3. XXXI, 103 p. Bd. 4. XXXVI,
205 p. Bd. 5, XXVI, 66 p ). Kirchmann, J. H. v., erläuterungen zu
dein Organon des Aristoteles. 5 theile in 1 bd. Heidelberg, Weiß
1883. 8. (Bd. 1. V, 114 p. Bd. 1. VII, 260 p. Bd. 3. VII, 190 p.
Bd. 4. VI, 180 p. Bd. 5. VI, 64 p.).
398. Aristoxenos von Tarent. Melik und rythmik des classischen
Hellenenthums. Uebers. und erläutert durch R. Westphal, Leipzig,
Abel 1283. 8. LXXIV, 508 p. 30 mk.
399. Bartholomae , Chr., handbuch der altiranischeu dialekte.
[Kurzgefaßte vergleichende grammatik, lesestücke und glossar.] Leip-
zig, Breitkopf und Härtel 1883. 8. VII, 272 p. 6 mk.
400. Banndorf, Otto, vorläufiger bericht über zwei österreichische
archäologische expeditionen nach Kleinasien. [Aus archäologisch-epi-
graph. mittheiluDgen aus Oesterreich.] Wien, C. Gerold 1883. 8.
101 p. 5 tafeln. 3 mk.
401. Brentano, Franz, offener brief an prof. dr. Ed. Zeller aus
anlaß seiner schrift über die lehre des Aristoteles von der ewigkeit
des geistes. Leipzig, Duncker u. Humhlot 1883. 8. 36 p. 1 mk.
4(»2. Broschtnann , Martin, de yao particulae usu Herodoteo.
Leipzig 1882. 8. (Dies.). VIII, 89 p. 2 mk. 50 pf.
403. Buschmann, H., bilder aus dem alten Rom. Leipzig, Teub-
ner 1883. 8. IV, 283 p. 3 mk. 60 pf.
17*
252 Bibliographie. Nr. 4.
404. Commentaria in Aristotelem Graeca. Edita eonsilio et auc-
toritate acadeiniae litterarum regiae Borussicae. Vol. XIII, part. 1.2.
I: Sophoniae in libros Aristotelis de anima paraphrasis. Ed. Mich.
Hayduch. (VIII, 175 p.). II: Anonymi in Aristotelis categorias pa-
raphrasis. Ed. Mich. Hayduck. (IV, 86 p.). Berlin, G. Reimer 1883.
8. 9 mk.
405. Ewald, Paul, de vocis avvfid^ntcoi apud scriptores Novi Te-
stamenti vi ac potestate. Coramentatio et biblico-philologica et bi-
blico-theologica. Leipzig, Hinrichs 1883. 8. 91 p. 3 mk.
406. Find/y, Heinr., der altrömische kalender. Eine studie. Bu-
dapest, Kilian 1882. 8. 48 p. 1 mk. 50 pf. (Aus: Ungarische revue).
407. Friedländer, Jul., ein verzeichniß von griechischen falschen
münzen, welche aus modernen stempeln geprägt sind, zur warnung
zusammengestellt. Berlin, Weber 1883. 8. 53 p. 2 mk.
408. Gerber, A. et A. Greef, lexicon Taciteum. Fase. V. Leip-
zig. Teubner 1883. 8. (p. 481-576).
409. Gleditsch, Hugo, die cantica der Sophokleischen tragödien.
Nach ihrem rythmischen bau besprochen. 2. durch den abdruck des
textes vermehrte bearbeitung der Sophokleischen strophen des verf.
Wien, Konegen 1883. XV, 276 p. 6 mk.
410. Grasberger, Lorenz, die griechischen stichnamen. Ein bei-
trag zur -Würdigung der alten komödie und des attischen volkswitzes.
2. aufl. Würzburg, Stahel 1883. 8. IV, 78 p. 2 mk. 60 pf.
411. Gustaf sso a , Fr., de Apollinari Sidonio emendando. Hel-
singforsiae 1882. 8. XVIII, 123 p. 2 mk. 50 pf.
412. Hennen, Gerb., de Hannonis in Poenulo Plautina precationis
quae fertur recensione altera Punica. Marburg 1882. 8. 42 p. (Diss.j.
413. Hoer schein» ann , W. , scholia Hephaestionea altera integra
primum edita. Dorpat, 1882. 4. 30 p. 1 mk.
414. Homer' s Ilias. Schulausgabe von K F. Ameis. Anhang.
Heft 7. Erläuterungen zu gesang XIX— XXI von C. Hentze. Leipzig,
Teubner 1883. 8. 115 p. 1 mk. 50 pf.
415. Hübner, Emil, grundriß zu Vorlesungen über die griechi-
sche syntax. Berlin, Hertz 1883. 8. IV, 112 p.
416. Kekule, Reinh. , zur deutung und Zeitbestimmung des Lao-
koon mit 2 doppeltafeln im lichtdruck und einigen Zinkätzungen.
Stuttgart, Spemann 1883. 4. 47 p.
414. Kleiber, Ludw. , quid Tacitus in dialogo prioribus scripto-
ribus debeat. Halis 1883. 8. (Berlin, Mayer und Müller). 90 p.
1 mk. 20 pt.
418. Kuhfeldt, Ose, de capitoliis imperiiRomani. Berlin, Weid-
mann 1883. 8. 83 p. 2 mk.
419. Larfe/d, Guil., Sylloge inscriptionum Boeoticarum dialectum
populärem exbibentium. Composuit adnotavit apparatu critico in-
struxit. Praemittitur de dialecti Boeoticae mutationibus dissertatio.
Berlin, G. Reimer 1883. 8. XXXV, 232 p. 10 mk.
420. Zivi, Titi ab urbe condita liber XXVIII. Für den schulge-
brauch erklärt von F. Frieder sdorff. Leipzig, Teubner 1883. 8. VI,
127 p. 1 mk. 20 pf.
421. Ludwig, Theod. , de enuntiatorum interrogativorum apud
Aristophanem usu. Königsberg 1882. 8. Diss. 69 p. 1 mk. 20 pf.
4^2. Mehlis, C. , studien zur ältesten geschichte der Rheinlande.
6. abth. hrsg. vom histor. vereine der Pfalz. Mit 2 tafeln. Leipzig,
Duncker u. Humblot 1883. 8. IV, 64 p. 2 mk. 40 pf.
423. Münzer, Job., die ethik des Aristoteles und ihr werth auch
für unsere zeit. Vortrag. Wien 1882. 8. 12 p. 60 pf.
Nr. 4. Bibliographie. 253
424. Philaploikos, D., zwei vorschlage zur Vereinfachung des grie-
chischen Unterrichts. Bautzen, Weller 1882. 8. 15 p. 50 pf.
425. Piatons Verteidigungsrede des Sokrates und Kriton. Für
den schulgebrauch erkl. von prof. dr. H. Bertram. Gotha, Perthes
1882. 8. IV, 90 p. 1 rnk.
426. Ptuuti T. Macci , comoediae rec. instr. crit. et prol. auxit
Fr. Ritschi sociis operae adsumptis G. Loewe, G. Goetz, Fr. Schoell.
Toni. II, fasc. 111. Mercator rec. Fr. Ritschelius. Ed. II a Geo. Goetz
recognita. Leipzig, Teubner 1883. 8. XIII, 124 p. 3 mk. 60 pf.
427. Pluturchs ausg. Biographieen. Für den schulgebr. erkl. von
O. Seyffert u. Fr. Blaß. 3. bdch. : Theniistokles und Perikles. Von
Frdr. Bloß. 2. verbesserte auü. Leipzig, Teubner 1883. 8. 136 p.
1 mk. 50 pf.
428. Rohde, Theod., die münzen des kaisers Aurelianus, seiner frau
Severina und der fürsten von Palmyra. Als manuscript gedruckt. 3
abschnitte in 2 bdn. Mikolcz 1881 u. 1882. 8. IV, 429 p. 24 mk.
429. Röscher, Wilh. Heinr. , Nektar und Ambrosia. Mit einem
anhang über die grundbedeutung der Aphrodite und Athene. Leipzig,
Teubner 1883. 8. VIII, 116 p 3 mk. 60 pf.
4ö0. Rosenberg, Emil, die lyrik des Horaz. Aesthetisch - kultur-
hist. Studien. Gotha, Perthes 1<*83. 8. IX, 167 p 3 mk.
431. Sallusti Crispi C. , de bello Iugurthino liber. Für den
schulgebrauch erklärt, von J. H. Schmalz. Gotha, Perthes 1883. 8.
IV, 137 p. 1 mk. 20 pf.
432. Schmeier, Bernh., de translationibus ab homine petitis apud
Aeschylum et Pindarum commentatio. Königsberg 1882. 8. 78 p.
1 mk. 20 pf.
433. Schulin, F., das griechische testament, verglichen mit dem
römischen. Basel, Detloff 1882. (frogr. z. rektoratsfeier). 60 p. 2mk.
434. Schulz, Herrn., quae nova Sophocles protulerit nomina com-
posita. Königsberg 1882. 8. 74 p. 1 mk. 20 pf.
435. Schwarz, Anton, die königsrede in Sophokles Oedipus Rex
(v. 216—275). Paderborn, Schöningh 1883. 8. 44 p. 90 pf.
436. Sophocles Antigone scholarum in usum ed. Fr. Schubert.
Prag, Tempsky; Leipzig, Freytag 1883. 8. XII, 48 p. 40 pf.
437. Sophocles' Oedipus auf Kolonos. Für den scbulgebrauch erkl.
von rektor F. Sartonus. Gotha, Perthes 1882. 8. 111, 66 p. 80 pf.
438. Stangl, Thomas, Boethiana vel Boethii commentariorum in
Ciceronis Topica emendationes ex octo codicibus haustas et auctas ob-
servationibus grammaticiscomposuit. Diss. Monacensis. Gotha, Perthes
1882. 8. 2 mk. 40 pf.
439. Stürenburg, Heinr., de Romanorum cladibus Trasumenna et
CanDensi. Leipzig, Hinrichs 1883. 4. 20 p. 1 mk. 20 pf.
440. Tacitus, Cornelii, annales für den schulgebrauch erkl. von
dr. W. Pfitzner. 1. bdch. Buch I. II. Gotha, F. A. Perthes 1883.
8. IV, 130 p. 1 mk. 20 pf.
441. — ab excessu divi Augusti libri. Rec. W. Pßtzner. Par-
ticula I. Gotha, Perthes 1883. 8. 60 pf.
442. — des C. Cornelius, Agrikola und Germania. Uebers. und
mit den nöthigsten anmerkungen versehen von C. H. Krauß. Mit
anhängen für philologisch -gebildete leser. Stuttgart, Metzler 1883.
8. VI, 92 p. 2 mk. 20 pf.
443. Texte und Untersuchungen zur geschichte der altchristlichen
litteratur hrsg. von O. v. Gebhardt und Ad. Harnack. Bd. I. Heft 3 :
1. Die altercatio Simonis Iudaei et Theophili Christiani nebst Unter-
suchungen über die antijüdische polemik in der alten kirche. Von
Adolf Harnack. III, 136 p. 2. Die Acta Archelai und das Diatessaron
254 Bibliographie. Nr. 4.
Tatian's. Von Adolf Hamack. p. 137—153. Zur handschriftlichen
Überlieferung der griechischen apologeten. I. Der Arethascodex Paris.
Graec. 451. Von Oscar von Gebhardt. p. 154—196. Leipzig, Hinrichs
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textum Graecum continens. Leipzig, Teubner 1883. 8. VIII, 503p. 20mk.
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rum librorum fidero editos explanavit Ernst Friedr. Poppo. Ed. II
quam auxit et emendavit Jos. Matth. Stuhl. Vol. IV. Sect. II. Leip-
zig, Teubner 1883. 8. 230 p. 2 mk. 70 pf.
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Gehhardi. 3. theil. Buch 5. 6 Paderborn, Schöningh 1883. 8. XII,
183 p. 1 mk. 60 pf.
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philologische skizze. Fellin, (Berlin, Friedländer) 1883. 4. 87 p. 2 mk.
449. Xenophon^s Anabasis. Für den schulgebrauch erkl. von R.
Hansen. 1. bdch. Buch 1. 2. Gotha, Perthes 1883. 8. IV, 101 p.
1 mk. 20 pf.
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setzung des Pentateuch aus einem palimpseste der k. hof- u. Staats-
bibliothek zu München zum ersten male veröffentlicht. München, li-
terarhist. anstalt 1883. 4. VI; XXX, 88p. (Mit einer photolith.tafel).
Skandinavien.
451- Andrae , P. , Seneca paa sin Villa ved den appiske Vei.
Et Studie fra via Appia. Kjöbenhavn, Gyldendal 1883. 8. 98 p.
1 kr. 50 öre.
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notationibusque instruxit A. Friqell. (Upsala universitets arsskrift
1883 1.) üpsala akad. bokh. 1882. 8. 22 p. 1 kr.
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brevi annotatione instruxit Henricus van Heiwerden. Vol. V conti-
nens üb. VIII et indicem rerum. Traiecti ad Pihenum 1882. 8. IV,
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from its origin to the establishement of the Christian empire. Trans-
lated by W. J. Clarke. Edited by P. J. Mahaffy. London, Kelly
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A. W. Verrall. London, Macmillan 1883. 12. 160 p. 3 sh. 6 d.
458. Homers Iliad. Done into english prose by Andrew Lang,
Walter Leaf and Ernest Myers, London, Macmillan 1883. 8. 490 p.
12 sh. 6 d.
459. Liddell, H. G. and R. Scott, a greek english lexicon. 7th
ed. revised and augmented throughout. London, Frowde 1883. 4. 36 sh.
460. Perrot, George et Charles Chipiez , a history of art in an-
cient Egypt illustrated with 598 engravings in the text and 14 steel
and coloured plates translated and edited by Walter Armstrong. 2
vols. London, Chapman and Hall 1883. 8. 850 p. 42 sh.
Nr. 4. Bibliographie. 255
461. Reber, F. von, History of ancieut art. Translated and au-
ginented by Joseph Thacher Clarke. With 310 illustrations and a
glossary of technical terms. London, Low 1883. 500 p. 8 sh.
462. Suneox, George Augustus, a history of latin literature from
Ennius to Boethius. London, Longrnans 1883. 8. 2 vols. 930 p. 32 sh.
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2th ed. revised. London, Bell u. Sons 1883. 8. 196 p. 7 sh. 6 d.
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the Phaedo of Plato an introduction by W. W. Goodivm. New and
cheaper edition. New York 1883. 12. 2 sh. 6 d.
Belgien.
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de vue de l'enseignement de la philologie classique (Strasbourg, Bonn
et Leipzig). Louvain, Peters 18ö3. 8. 357 p. 5 frcs.
Frankreich.
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nients contenus dans les manuscrits grecs de la bibliotheque nationale.
Paris, Champion 1883. 4. iu 4 livr. ä 7 fr. 50 c.
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Grece: Xenopbane, Pannenide, Einpe'docle. Paris, Hachette 1883. 8.
276 p. 4 frcs.
469. — — , Metamorphoseon libros Ovidius quo consilio susce-
perit qua arte perlecerit. Paris, Hachette 1883. 8. 77 p. 1 fr.
47U. Casati, C. Charles, Fortis Etrnria. Origines etrusques du
droit romain premiere e"tude. Paris, Firmin-Didot u. co. 1883. 8. 21p.
471. Cuesuris, C. Iulii, commentarii de bello Gallico et de hello
civili. Nouveile edition avec des notes historiques philologiques et
litteraires en francais precedee d'une notice litte'raire et suivie de dic-
tionnaires de geographie comparee par M. Gidel. Paris, Belin 1883.
12. Xil, 458 p.
472. — — , Commentaires. Guerres des Gaules. Nouveile edition
d'apres les meilleurs textes avec une introduction des notes un ap-
pendice et une carte de la Gaule ancienne par Ch. Lebuigue. Paris,
Beim 1883. 12. XXIV, 311 p.
473. Ciceron , discours de, pour le poete Archias. Texte latin
publie d'apres les travanx les plus recents avec une nouveile colla-
tion du Gemblacensis un commentaire critique et explicatif une in-
troduction et un index par Emile Thomas. Paris, Hachette 1883. 8.
69 p. 1 fr.
474. Collignon. Max, Bas-reliefs grecs votifs du Musee de la Mar-
ciana a Venise. Paris, Maisonneuve 1883. 4. VIII, 18 p. 2pl. (Mo-
numents grecs publies par i'assoc. pour l'encouragement des etudes
grecques 1881.)
475. Delisle, Leopold, les tres anciens manuscrits du fonds Libri
dans les collections d'Ashburnham Place, communication faite ä l'aca-
detnie des inscriptions le 22 fevrier 1883. Paris 1883. 8. 23 p.
(Extrait du Journal ,,le Temps" du 25 fevrier 1883).
476. Du C'ange , Carolus Du Fresne , Glossarium mediae et in-
fimae Latinitatis, auctum a monachis ordinis S. Benedicti cum supple-
mentis integris D. P. Carpentarii Adelungi aliorum suisque digessit
G. A. L. Henzchfl , sequuntur glossarium gallicum tabulae indices
256 Bibliographie. Nr. 4.
auctorum et rerum dissertationes. Editio nova aucta pluribus verbis
alioruno scriptoruin a Leopold Favre. Niort et Paris 1883. 4. Livr.
1 — 3. (L'ouvrage formera 10 volumes publies en 100 fasc. a 3 fr.
chacun).
477. Lenormant, Francois, Histoire ancienne de l'Orient jusqu'aux
guerres mddiques. 9 ed. revue corrigee, considerablement augmente'e
et illustree de nombreuses figures d'apres les monuments antiques.
T. 3. Civilisation moeurs et monumens de l'Egypte. Paris, Levy I 883.
8. 430 p. 245 gravures, 5 planches dont 2 en Chromolithographie.
478. Ttte-Live livre 23. 24. 25. Nouvelle edition d'apres les
travaux les plus recents avec notice souimaires et notes historiques
litteraires et philologiques par AI. Harant. Paris, Berlin 1883. 12.
X, 226 p.
479. Longperier, Adrien de, un portrait de la Pythie delphique.
Paris 1883. 8. 8 p. avec medaille. (Extrait des meruoires de la so-
ciete des antiquaires de France t. 42).
480. Luoece, Oeuvres completes de, avec la traduction franeaise
de Lnqrange revue avec le plus grand soin par Bianrhet. Paris, Gar-
nier 1883. 8. XXXII. 397 p. (Bibliotheque latine-francaise).
481. Martha, Constant, Etudes morales sur l'antiquite. Paris,
Hachette 1883. 18. 3 fr. 50 c.
482. Patin, Etüde sur les tragiques grecs. Eschyle. 6 ed. Paris,
Hachette 1883. 18. VIII, 391 p. 3 fr. 50 c.
483. Peüisson, Maurice, les Romains aux temps de Pline le Jeune,
leur vie privee. Paris, Degorce Cadot 1883. 8. XX, 281 p. 2,50 fr.
484. Regnaud , P. , les parfaits composes en latin. Essai de re-
stitution du theme indo-europeen du verbe substantif. Lyon 1883.
4. 16 p. (Extr. des Annales du Musee Gruimet t. XIII).
485. Schlumberger , G. , Sceaux byzantins le theme de Cherson
et la Bulgarie. Paris 1883. 8. 19 p. (Extr. des Memoires de la so-
cie"te des antiquaires de France).
486. Sudtone, les douze Ce"sars, traduction nouvelle, avec le texte
latin commentaire historique et un index par Emile Pessonneaux. 6e
edition. Paris, Charpentier 1883. 18. 8. VII, 648 p.
487. Vachon, Marius, les ruines de Sanxay. Avec plans des
ruines 8 gravures dans le texte et 5 photogravures. Dessins de Lan-
cerot et d'apres les photographies de Pierre Petit. Paris, Baschet 1883.
8. 41 p.
488. Wallon,E., Elogesacademiques. 2 voll. Paris 1883. 18. 7 frcs.
Italien-
489. Alessandrini , Angelo, Bdma ed il Lazio de! punto di vista
agrario ed igienico: considerazioni. Roma 1882. 8. 10. 10, 239 p.
490. Bartolini, Domenico, su l'antica basilica di San Nicola in
Bari nella Puglia. Osservazioni storiche artistiche ed archeologiche.
Roma 1882. 8. 38 p. 8 tavv.
491. Canna, G., dell' umanita di Virgilio. Torino, Loescher 1883.
8. 51 p. 1,50 lire.
492. Cernti, Antonio, lettere inedite latine e italiane di Aldo
Manuzio il giovine. In Archivio Veneto t. XXIV, parte 1.
493. Cicerone in esiglio: lettere scelte ed Ordinate cronologica-
mente con note e appendici per cura del pro f. Attdio De Marchi.
Milano, Briola 1882. 16. IV, 95 p. 0,80 1.
494. Coen, Achille, di una leggenda relativa alla nascita e alla
gioventü di Costantino Magno. Roma 1882. 8. 191 p.
495. Comparetti, Domenico e G. de Petra la villa ercolanese dei
Pisoni i suoi monumenti e la sua biblioteca, ricerche e notizia. To-
rino, Loescher 1883. 4. VII, 296 p. 26 tavole. 125 lire.
Nr. 4. Bibliographie. 257
496. Fanfani, Pietro , Cento proverbi e motti italiani d'origine
greca e latina dichiarati. 2a ediz Firenze 1882. 32. 126 p. 1 1.
497. Lucrezio Caro , Tito, della natura delle cose. Traduzione
di Francesco de Antonio. Milano, Dumolard 1883. 16. VII, 285p 31.
498. Ovidio Nusone , P. , le inetuuiorfosi ridotte e annotute per
le scuole ginnasiali de Francesco d'Ovidio. Napoli, Morano 1883. 16.
80 p. 1,25 lire.
499. Rossi, Giambattista de, Note di topografia roraana raccolte
dalla bocca di Pomponio Leto ecc. Romae 1882,
500. Ruygieri, Emilio , Storia dei santi padri e dell' antica let-
teratura della chiesa. Vol. I. Roma 1882. 16. XLV, 432 p. 4,501.
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491. Luciano. Obras coinpletas de Luciano traducidas dii'ecta-
niente del griego con argumentos y notas por D. Cristöbal Vidal y
F. Delyudo. Toino 1. Madrid, Navarro 1882. 8. XXX VIII, 321 p.
14 reales.
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502. Festschrift zu dem dreihundertjähr. Jubiläum des königl.
gymnasiums zu Coblenz hrsg. von dem director des gymnasiums dr.
J. F. Binsfeld. Coblenz 1882. 8. 126 p. — 1. Adversaria critica
von Bmsfetd, p. 1. — 2. Der trochaeus und die deutsche spräche von
Becker, p. 17. — 3. Miscella critica von Weidgen, p. 33. — 4. Die
rose, eines der drei 'Wahrzeichen deutscher dichtung von Finsterwalder,
p. 51. — 5. Die zablangaben genesis V und XI. Nach dem hebräi-
schen und nach den siebenzig in ihrer Verwendung für die universale
Chronologie von Schubach, p. 75. — 6. Erläuterungen zur griechischen
teinpus- und moduslehre von Conrad, p. 99. — Hierzu: geschichte des
königl. gymnasiums zu Coblenz von 1582 — 1882. Von Worts.
Beilage B. Academica und dissertationen.
Berlin. 503. (Vahlen, Ioannes), (annotationes in Sophoclis Elec-
tram). Berlin 1883. 4. 14 p.
Bonn 504. Lübbert, Ed., Prolegomena in Pindari Carmen Py-
thium nonum. Bonn 1883. 4. 22 p.
Braunsberg. 505. Dittrich, Frauz , Sixti IV summi pontificis
ad Paulum III optimum pontificem maximum compositionem defensio.
Braunsberg 1883. 4. 11p.
Breslau. 506. Hertz, Martin, Auli Gellii noctinm Atticai'um
libri III caput III ex rec. et cum apparatu critico. Breslau 1883.
4. 7 p.
Erlangen. 507. Luchs, Aug., Emendalionum Livianarum par-
ticula altera. Erlangen 1882. 4. 13 p.
508. Alimonakis, Charalampos, Xiog f) y^cog tp rfj uQ/cuoJtjii,. Er-
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bri qui inscribitur de viris illustribus urbis Romae. Campoduni 1882.
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iavT<v 12 ßvßXi(x)v Mägxov 'Avrmvivov uvtoxuÜiooos 'Pw/utjs- 'Ev 'A&r,vcas
1881. 8.
Göttingen. 511. Sauppe, H. , commentatio de Atheniensium
ratione suffragii in iudiciis ferendi. Göttingen, Dieterich 1883. 4. 13 p.
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1882. 8. 58 p.
516. Rauch, Paulus, De Posidonio Lucretii Cari auetore in car-
mine de rerum natura Vi. ib. 18&2. 8. 52 p.
517. Voigt, Paul, Sorani Epbesii liber de etyinologiis corporis
humani quatenus restitui possit. ib. 1882. 8. 50 p.
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rusticarum libros. Halle 1883. 4. 12 p.
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Jenae 1882. 4. (Ind. lect. hib.). 13 p.
521. Ahlburg, H., was versteht man unter Charakterbildung und
wie ist dieselbe seitens der schule zu pflegen. Jena 1882. 8. 100 p.
522. Becker, Aug., de Rhodiorum primordiis. Lipsiae 1882. 8.
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523. Boclime, Gualterus, Dexippi fragmenta ex Iulio Capitolino
Trebellio Pollione Georgio Syncello collecta. Lipsiae 1882. 8. 58 p.
524. Bradke , P. v., über das Mänava-Grhya-Sütra I. Leipzig
1882. 8. 35 p.
525. Curäus, Andreas Wilh., der stier des Dionysos. Jena 1882.
8. 36 p.
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stantinopolitanischen stadtchronik. Jena lb82 8. 53 p.
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538. Neumann, Herrn., de Plinii dubii sermonis libris Charisii et
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547. Leutz, Ernst, de versibus apud Bomerum perperam iteratis.
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552 Mirsch, Paulus, de M. Terenti Varronis antiquitatum rerum
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553. Neckel, Otto, de nominibus Graecis compositis quorum prior
pars casuum l'ormas contmet Lipsiae 1882. 8. 68 p.
554. Neubert, Rud. , de Xenophontis Anabasi et Diodori quae
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555. Hoch, Georg, die schritt des alexandrinischen Dionysius des
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stotelis libris repetita. Lipsiae 1882. 8. 70 p.
557. Schneider, Max., de Dionysii periegetae arte nietrica et
grammatica capita selecta. Lipsiae 1882. 8. 50 p.
558. Schubert, Joh. Georg., de proxenia attica. Leipzig 1881.
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sitets ärskrift. Tomus XV. 1878 - 79. Lund 1878—79. Afdelningen
for Philosopbi Sprakvetenskap och Bistoria. 4. — No. II. S Linde,
Quaestiones etymologicae et grammaticae ad exempla dorica atticorum
scriptorntn relatae. 57 p. Tom. XVT. 1879-80. - No. II. S. J.
260 Kleine philologische zeitung. Nr. 4.
Cavallin, de Xenophonteo temporum et modorum usu in enuntiationibus
orationis obliquae primariis ad tempora praeterita relatis. Pars I.
52 p. — No. III. H. Andersson, de parodo chori in fabulis Aristo-
phaneis. 39 p. Tom. XVII. - No. II. S. J. Cavallin , de Xenoph.
etc. Pars III. 45 p. III. J. S. Cavallin, Aoristi infinitivus Homericus
ad verba dicendi et sentiendi relatiis num futurum tempus significare
possit. 30 p.
Marburg. 370. Bormann, Eug. , variae observationes de anti-
quitate Romana. Marburg 1883. 4. XIV p.
Münster. 571. Langen, P. , Analectorum Plautinorum parti-
cula III. Münster 1883. 4. 14 p.
Neuchatel. 572. Naville, Adrien, la science et l'art. Neuchatel
1883. 4. 11 p.
Paris. 573. Brochard , Victor, de assensione stoici quid sense-
rint. Parisiis. Levrault et Baillieres 1879. 8. 52 p.
574. Bemaye, S., De htesichoro lyrico. Lutetiae Paris. 1880. 8. 57p.
575. Oraüx, Charles, de Plutarchi codice manuscripto matritensi
iniuria neglecto. Paris 1880 8 57 p.
576. — — , Essai sur les origines des fonds grec de l'Escurial.
Episode de l'histoire de la renaissance des lettres en Espagne. Paris,
Vieweg 1880. 8. XXXII, 529 p.
Kleine philologische zeifung.
Reden des ministers von Goßler im abgeordnetenhause den
etat des cultus-ministerium betreffend theilt mit RAnz. no. 48,
beil. 1, no. 49 beil. 1, no. 50 beil. 2, no. 51 beil. 1, no. 52
beil. 1, no. 53 beil. 1, no. 54 beil. 1.
Die Augsb. allg. zeitg. machte 1879, no. 305, auf die be-
absichtigte herausgäbe eines räsonnirenden Verzeichnisses der
italienischen handschriften der florentinischen nationalbibliothek
aufmerksam: was von diesem werk bisher erschienen und wie
jetzt die weitere fortsetzung unter dem patrocinium des aufsichts-
rathes des florentinischen instituts für höhere Studien und unter
leitung des professors Bartoli begonnen und geplant ist, berichtet
dieselbe zeitung in der beilage zu no, 40 von 1883.
Ueber die Sammlung Saburoff berichtet dr. A. Milchhöfer in
der beilage zur Augsb. allg. ztg. 1883, no. 41.
London, 21 febr. Eine für den bibelforscher wichtige ent-
deckung ist so eben in Aegypten von den gelehrten des jüngst
gegründeten Londoner Vereins zur erforschung von Aegypten
bei Teil el-Maschuta, an der eisenbahn und dem canal zwischen
Tel-el-Kebir und Ismaila, welches für das alte Eameses gehalten
wird , gemacht worden. Die in der nähe befindliche eisenbabu-
station trägt den namen „Rameses." Eine daselbst aufgegrabene
inschrift ergiebt, daß der ort nicht Rameses, sondern das Pithom
und Succoth der bibel war. Pithom ist die kirchliche und Suc-
coth die bürgerliche bezeichnung des tempels und der Stadt.
Pithom wurde von den Israeliten für Rameses den großen ge-
baut. Succoth soll die erste Station auf ihrer route nach Pa-
lästina gewesen sein. Pithom = Succoth findet jetzt seinen
Nr. 4. Kleine philologische zeitung. 261
platz auf der karte und ein bestimmter punct in der route der
Israeliten ist festgestellt worden. A. Naville , der berühmte
schweizerische ägyptologe , leitet die arbeiten der forschungsex-
pedition. Augsb. allg. ztg. 1883, no. 55.
Rom, 23. febr. Nach den von wichtigen archäologischen
resultaten begleiteten ausgrabungen auf der rückseite des Pan-
theon ist in diesen tagen auf veranlassung des unterrichtsmini-
sters mit der demolirung der beiden Bernini'schen
glockenthürme begonnen worden, welche über zwei Jahrhun-
derte lang die Vorderseite des berühmten bauwerkes verunstaltet
haben. Man nannte sie die „eselsohren des Bernini" — eine
bezeichnung, die um so weniger als ungerecht gelten darf, wenn
man bedenkt, welcher barbarei der berühmte künstler sich dem
Pantheon gegenüber schuldig gemacht hat. Wenn sich an den
familiennamen des papstes Urban VIII das bekannte wort ge-
heftet hat: „Quocl non fecerunt Barbari, fecerunt Barberini", so
trägt Bernini die hauptschuld daran; denn er war es, welcher
dem papste den rath gab , zum gusse von kanonen für die En-
gelsburg und zur errichtung des großen ehernen Baldachins
über der confession der Peterskirche sich des bronzenen dach-
stuhles der Pantheon-vorhalle zu bedienen, wie aus der von sei-
nem söhne verfaßten lebensbeschreibung hervorgeht, wie des ge-
naueren die Augsb. allg. ztg. 1883, no. 61 mittheilt.
lieber die brochure: „das höhere Schulwesen Deutschlands
vom gesichtspuncte des nationalen bedürfnisses, für behörden,
Schulmänner und familienväter. Von dr. W. Vollhering, real-
schuldirector, Leipzig, Rudolf Lincke's verlag" enthält der Reichs-
anz. no. 61 folgendes: die vorliegende kleine schrift beansprucht,
wie der Verfasser in der einleitung bemerkt , keineswegs durch-
weg neue gedanken zu bringen ; sie will nur versuchen, verein-
zelt schon hier und da ausgesprochenes von einem neuen ge-
sichtspunkte aus zusammenzufassen und zu beleuchten. Der Ver-
fasser wünscht, weiten kreisen die erörterung der frage nahe zu
legen: „besteht die schule der jugend wegen, oder ist die Ju-
gend der schule wegen vorhanden?" Er will, daß die bethei-
ligten selbst, nicht nur, wie bisher, behörden und schulmänner,
deren urtheil ja leicht in dieser frage einseitig sein könnte, sich
in eingehender weise mit der schulfrage beschäftigen mögen.
Nicht minder wichtig, als die alles bewegende steuerfrage, sei
die folgende: „wird unserer höheren männlichen jugend auf kür-
zestem, also billigstem wege noch eine bildung zu theil, die die-
selbe befähigt, dereinst im kämpfe des lebens sich über die
menge emporschwingen und auf der höhe sich behaupten zu
können?" und die weitere frage: „ist es nicht möglich, auch dem
künftigen handwerker ohne zu großen Zeitaufwand eine höhere bil-
dung zu gewähren zu seinem eigenen, wie zum vortheile des
gesammten handwerks und damit auch zum nutzen der ganzen
262 Kleine philologische zeitung. Nr. 4.
nation?" Diese fragen sind es vornehmlich, welche der Verfasser
als sachverständiger schulmatm und von seinen erfahrungen auf
pädagogischem gebiete unterstützt , in der vorliegenden schritt
erörtert.
Handschriften des Sinaiklosters. In „Bibliotheque de l'^cole
des chartes XLIII, 1882, livr. 5. 6, p. 667" berichtet H. Omont
über die russisch geschriebene beschreibung des prof N. Kan-
dakoff zu Odessa über seine reise zum Sinaikloster im jähre 1881.
In dem buche ist auch ein kurzer berieht über die griechischen
handschriften des klosters gegeben (im ganzen 1303 manuscripte),
aus denen der Verfasser photographische facsimiles beigefügt hat.
Omont resumirt kurz über den inhalt derselben und giebt einen
theil der Kandakoffschen notizen, besonders die wichtigeren ma-
nuscripte betreffend wieder, darunter vornehmlich datirungen und
subscriptionen. Ein genauer katalog der handschriften wird von
prof. Victor Gardthausen in Leipzig — wie die Academy be-
richtet no. 564 — im verlage der Clarendon Preß in Oxford
herausgegeben werden.
Die handschriften von Grottaferrata , bisher noch wenig be-
kannt, werden jetzt durch den bibliothekar der abtei Antonio
Eocchi catalogisirt. Die erste 40 seiten starke lieferung ist er-
schienen unter dem titel: Codices Cryptenses seu abbatiae Cryptae
Ferratae in Tuscxxlano digesti et illustrati cura et studio D. An-
tonii Rocchi hieromonachi Basiliani, bibliothecae custodis. Tus-
culani typis abbatiae Cryptae Ferratae 1882. 4. 1 fasc.
Göttingen. Die bibliotheken Ashburnham und Ossuna. Lord
Ashburnham, der söhn des sammler's, hat seine berühmte hand-
schriftensammlung dem British Museum für 160000 L. St.
(3,200000 mark) zu kauf angeboten. Der preis gilt bei dem
werthe der Sammlung für nicht zu hoch ; es sind in ihr die kost-
baren handschriften des bekannten bibliomanen und bücherdiebes
Libri, dessen entwendungen in den französischen bibliotheken
ihm eine traurige berühmheit eintrugen , des französischen bib-
liophilen Barrois , die bibliothek Stowe oder Buckinghara und
eine reihe kleinerer erwerbungen enthalten, Sammlungen die sich
theils durch das hohe alter der manuscripte auszeichnen , theils
für bestimmte litteraturzweige besonders reich sind, wie die col-
lection Barrois für französische romanzen und chansons des mit-
telalters und die bibliothek Buckingham für Angelsächsisch Cel-
tisch und englische geschichte. Classikerhandschriften finden sich
verhältnißmäßig wenig, griechische texte der profanlitteratur so
gut wie gar nicht, lateinische Schriftsteller sind mehr vertreten,
z. b 9 Sallust-, 10 Virgilhandschriften , aber alte handschriften
wenig, zu nennen wären ein Cäsar des IX Jahrhunderts, mehrere
alte manuscripte von Cicero's Somnium Scipionis, Horatii sermo-
nes (IX. Jahrhundert), lustin (IX. Jahrhundert), Cassiodor histor.
eccles. (XI. Jahrhundert), Plinius Episteln (IX. Jahrhundert),
Nr. 4. Kleine philologische zeituug. 263
Lucanus de bello civ. (IX. Jahrhundert). Eine lateinische Über-
setzung des Oribasius (VII. Jahrhundert angeblich), Statius The-
bais (IX. Jahrhundert), ein Sallust (X. Jahrhundert), 2 Virgil-
handschriften (X. und XI. Jahrhundert) , ein Valerius Maximus
(VII Jahrhundert), Solin (XI. Jahrhundert) und einiges mehr. —
Aber sowohl unter den Libri\schen wie Barrois'schen handschrif-
ten findet sich ein theil aus französischen bibliotheken entwen-
deter handschriften und Frankreich verlangt jetzt für den fall
des ankauf's der Ashburnhambibliothek durch das British Museum
das recht, die ihm ursprünglich eigenen manuscripte zurückkaufen
zu dürfen. Leopold Üelisle der director der Bibliotheque na-
tionale , der durch einen bericht an die Academie des inscri-
ptions diese forderung in anregung brachte , hat in London die
zahl dieser handschriften auf 160 — 170 festgestellt, freilich dar-
unter die werthvollsten der bibliothek. Die englische regierung
und das Britisch museum haben in edeldenkender weise die an-
spräche Frankreichs anerkannt und sind bereit den rückkauf
der nachweislich Frankreich gestohlenen handschriften zu ge-
statten. Die mittel zum kauf der Ashburnhambibliothek wird
die englische regierung wohl ohne zweifei bewilligen ; die Trustees
des British Museum haben angelegentlichst den ankauf empfohlen.
Ebenso wird die französische kammer die geforderten 600000
francs wohl anstandslos bewilligen. —
Zu gleicher zeit steht in Spanien die werthvolle bibliothek
des verstorbenen herzogs von Ossuna (7000 handschriften 35000
bände) zu verkauf. Deutschland ist mit der familie in Verbin-
dung getreten, aber auch das ministerium Sagasta sucht die bib-
liothek Spanien zu erhalten. Ihr preis wird auf 5 millionen
francs angegeben.
Von professor dr. J. Kvicala ist ein ,,zur ab wehr" über-
schrie benes schreiben versandt, in welchem er sich gegen die
beschuldigung W. Gebhardi's zu Meseritz, er sei ein „fanatischer
Tscheche und deutschenhasser" ausführlich vertheidigt und wei-
tere vertheidigung noch in aussieht stellt.
Gotha. Am 30. november v. j. starb in Gotha der director
des Gymnasium Ernestinum Joachim Marquardt. Der verstor-
bene hat während seiner langjährigen gelehrten und pädagogi-
schen thätigkeit in Berlin, Dan zig, Posen und Gotha sich
in gleicher weise als 1 ehrer die pietätvolle liebe seiner
schüler, als gelehrter die bewundernde hochachtung
seiner fachgenossen, als mensch die aufrichtigste Vereh-
rung aller, die ihn kannten, erworben. So dürfte der wünsch
vielseitigen wiederhall finden dem verehrten manne etwa
in form einer marmorbüste, die in Gotha an passen-
dem platze ihre aufstellung finden soll, ein blei-
bendes denkmal zu errichten. — Das unterzeichnete co-
mite" richtet deshalb an alle f ach ge no s se n, schüler, freunde
264 Auszüge aus Zeitschriften. Nr. 4.
und Verehrer des verstorbenen die bitte baare beitrage für
diesen zweck wenn möglich bis zum 1. juni d. j. an den
mitunterzeichneten prof. v. Kampen (Gotha, Grabenstraße 12)
einsenden zu wollen , damit nach der höhe der eingekommenen
summe baldigst beschluß darüber gefaßt werden kann, in welcher
weise die ausführung eines würdigen denkmals möglich ist. (Fol-
gen die Unterschriften )
Auszüge aus Zeitschriften.
Rheinisches museum , herausgegeben von O. Ribheck und F. A.
Bücheier. XXXVI, 4. Zu der altlateinischen Duenos - inschrift, von
H. Osthoff, p. 481. — In Herodianum technicum critica (111) edidit
P. Egenoiff, p. 490. — Ciceros quelle für das erste buch der Tuscu-
lanen, von P. Corßen, p. 506. Studien zur Chronologie der grie-
chischen litteraturgeschichte. I. Homer (schluß), von E. Rohde , p.
524. — Zur entziffurung der messapischen inschrif'ten, von W. Deecke,
p. 576. — 'O irti Jtjvaiw äywv, von C. Wachsmuth, p. 597. — Mi 8-
celten: zu griechischen inschriften, von F. Blaß, p. 604. — Epigra-
phisches auf griechischen vasen (sebluß), von H. Heydemann, p. 617.
— Inschriften von Olympia, von F. Buecheler, p. 620. — Zu Theokrit,
von A. Ludwirh , p. 623. — Hieronymus-Sophronius als quelle des
Hesychius Milesius, von U. Flach, p 624. — Zu Cicero ad Atticum,
von S. Brandt, p. 630. — Noch einmal der hafen von Pompei, von
v. Duhn, p 632. — Eine stadtrömische inschrift und die Curatores lo-
COrum publicorum, von J. Klein, p. 634.
Bd. XXXVII, hft. 1: Urkundenstudien zur älteren römischen ge-
schichte, von O. Seeck , p. 1. — Arcadius und das Bachmann'sche
Jil-ixcv jrjs yQttfxfiauxrjg, von C. Galland, p. 26. — Lucan, Florus und
Pseudo-Victor, von E. Westerburg, p. 35. — Der verlasser der schrift
ntoi xößfiov, von Th. Bergk. Mit nachtrag von F B., p. 50. — Be-
merkungen zur Asinaria des Plautus, von O. Rbbeck, p. 54. — Die
Nonnus-quelle der Eudocia, von E. Patzig, p. 67. — lieber die auf-
gaben der lateinischen lexikographie , von E. Wö'fflin , p. 83. — —
Mise eilen: eine verderbung des textes und der topographie der
Ilias durch Aristarch (Z. 4), von F. Scholl, p.124. — Alexandros von
Pherae und die Artemis des komikers Ephippos, von Th. Kock , p.
130. — Zu Piatons Philebus, von H. GloSl, p. 136. — Handschriftli-
ches zu Alkiphron, von M. Schanz, p. 139. — Ueber den codex Guel-
ferbytanus des Tibull, von G. Goetz, p. 141. — Zur handschriftlichen
Überlieferung der philosophischen Schriften des Apulejus, von E. Rohde,
p. 146. — Quod mit conjunetiv nach Verbis sentiendi et declarandi,
von F. Blaß, p. 151. - Nachtrag zu p. 486, von H. Osthoff, p. 152.
Hft. 2: Römisch-punische vertrage, von G. F. Unger, p. 153. —
Eudokia, die gattiu des kaisers Theodosios II. als dichterin, von A.
Ludwich, p. 206. — Zur auslegung der horazischen öden, von F.
Buecheler, p. 226. — Demosthenica. Scripsit //. van Herweiden , p.
241. — Ueber den griechischen wortictus, von F Hanßen, p. 252. —
Zur Aulularia des Plautus, von K. Dzvdzko, p. 261. — Kritische be-
merkungen zu den Scriptores historiae Augustae, von J. Klein, p. 274.
— Miscellen: Zu griechischen dichtem, von Th. Kock, p. 292 —
Der Verfasser der schrift ntul xöa/jov, von F B. , p. 294. — Zu Niko-
laos von Damascus, von J Asbach, p. 295. — Strabo geogr. VII, p.
291, von Th. Bergk, p. 298. — Das alter der Plutarchhandschrift
Laurent, pl. 69, 6, von K. Fuhr, p. 299. — Ueber eine Lucianhand-
9chrift zu Modena, von J. Somnwrbrodt, p. 299. — Die tradition vom
Nr. 4. Auszüge aus Zeitschriften. ^65
tode des Aischylos, von O. Crusius, p. 308. Böotisch *2W|«, von R.
Meister, p. 312. Ueber die Verlegung des bundesschatzes von Delos
nach Athen, von G. Busolt, p. 312. — Zum codex Vossianus 86 des
Cicero, von H Deiter, p. 314. — Zu Varro und den Tironischen noten
(fortsetzung), von W. Schmitz, p. 317. — Der hafen von Pompei, von
A. Man, p. 319.
Hf't. 3: Conjectanea. Scripsit F. Buecheter, p. 321. — Das schema
der Zweikämpfe auf den älteren griechischen vasenbildern , von P. J.
Meier, p. 343. — Zur Chronologie des königs Artaxerxes III. Ochos.
Aus Th. Bergk's nachlaß mitgetheilt von A. Scharfer, p. 355. — Zur
entzifferung der messapischen inschriften , von W. JJeecke, p. 373. —
Ueber die ekphrasei* des älteren Philostratus , von A. Kalkmani >, p.
397. — Marginalien zum Truc-ulentus, von O. Ribhcrk, p. 417. — Die
lebenszeit des Zosimos, von L. Jeep, p. 425. — Zu Herakleitos Home-
rischen allegorien. Mit einem anhang zu griechischen dichtem, von
A. Ludnich, p. 434. — Das verfahren der Athener gegen Mytilene
nach dem aufstand von 428/7, von L. Ho/znptel, p. 448. — Mise ei-
len: zu der sage von den Sardinischen heroen, von E. Rnhde, p.465.
— Stichometrisches, von K Fuhr, p. 468. — Grammatisches, von J.
Buunuck, p. 472. — Aufhebung der gladiatorenschulen, von H. Use-
ner, p. 479. - Atacta philologica et archaeologica, scripsit R. Foer-
ster, p. 480. — Choricii dialexis, scripsit idem, p. 483. — Omare, von
Th. Aufrecht, p. 484.
Hft. 4: zur handschriftenkunde und geschiente der philologie, von
R. Fof-rster, p. 485. — Zur kritik von Cicero's Cato maior, von Chr.
Lütjohann, p. 496. — Ueber die apophthegmensammlung in den Fro-
ben'schen Gnomici, von C. Wachsmuth, p. 506. Altes latein , von
F. Buecheter, p. 516. — Bemerkungen zu den Menaechmi des Plautus,
von O. Ribbeck, p 531. — Trogus und Timagenes, von A. von Gut-
schuiid. p. 548. — De particularum quarundam in latinitate Hiero-
nyrni usu observationes. Scripsit C. Faucker, p. 556. — Zur hand-
schriftlichen Überlieferung des Tibull, von F. Hüter, p. 567. — Ueber
die spräche der briefe ad Brutum, von F. Becher, p. 576. — Urkun-
denstudien zur älteren römischen geschichte. Von O. Seeck , p. 598.
— Untersuchungen über Diodor's römische geschichte, von E. Meyer,
p. 610. Miscetlen: zu Aeschylos' Agamemnon, von O. Ribbeck,
p. 628. — Zu Aeschylus, von iV. Jieck/etn, p. 630. — Ecphantidis
locus restitutus. Scripsit J. Byivater, p. 633. — Nonnianum. Scripsit
FL. Seume, p. 633. — Zu Phileas, von G. F. Unger, p. 636. — Zur
dienstpfheht der athenischen bündner, von G. Busolt, p. 637. — Zu
Sueton, von G. Becker, p. 642. — Oskisch und pälignisch , von F.
Buecheter, p. 643.
Bd. XXXVIII, hft. 1: Epistula Plautina. Scripsit F. Leo, p. 1. —
Untersuchungen über die skepsis im alterthum. Aenesidem , von 1\
Natorp, p. 28. — Petron und Lucan, von F. Weste rburg , p. 92. —
De Constantini Cephalae anthologia. Scripsit P. Wolters, p. 97. Zu
Cicero's Orator, von .F. Heerdegen , p. 120. — Handschriftliches zu
Dionysios von Halikarnassos und Appianos, von L. Mendelssohn, p.
126. — — Miscellen : Coniectanea. Scripsit F. B , p. 132. — Zu
Aeschylos Eumeniden, von A. Ludwich, p. 133. — Zu den fragmenten
des Sophokles, von N. Weckirin, p. 136. Zu griechischen prosaikern,
von M Schanz, p. 138 — Ueber eine angebliche lücke im texte des
Thukydides, von/. M Stahl, p 143. — Ueber Pseudolysias' epitaphios,
von F. Reuß, p. 148. — Zum Perikleischen plane einer hellenischen
naiional-versammlung, von G. Busott, p. 150 - Ein mittelalterlicher
nachahmer des Lucanus, von K. Roßberg, p. 152. — Quamquana und
tarnen, von B. Riese, p. 154.
Philol. An». XIII. 18
266 Auszüge aus Zeitschriften. Nr. 4.
Heft 2: Die Kassiteriden und Albion, von G. F. Unger, p. 157.
Bemerkungen zum „ersten buche" des Properz, von Th Birt, p.
197. — Ein musikalisches accentgesetz in der quantitirenden poesie
der Griechen, von F. Haussen, p. 222. ~ Zu Cicero's Orator II, von
F. Heerdegen, p. 245. Scenica, von E. Rohde, p. 251. — Ueber
das lakonische wort xaaarjgaTÖQtv und die 9tjgo/ua)(ia bei den Griechen,
von .7". Baunack, p. 293. — Miscellen: ein unbeachtetes bruchstöck
des Ptolemaeus Lagi, von E. Rohde, p. 301. — Zu Philostratus, von
M. Schanz, p. 305. — Die sprichwörtersammlung des Escurialensis,
von 0. Cmsius, p. 307. — Die chalkidischen städte während des sa-
mischen aufstandes, von G. Busoli ', p. 307. — Die kosten des sami-
schen krieges, von demselben, p. 309. — Die regierung^zeit des königs
Paerisades I. von Bosporos, von A. Schaefer, p. 310. — Zur Parthenos,
von H. Heydemann, p. 311. — Addendum epistulae Plautinae, scri-
psit F. Leo p. 311. — Lexicalischer Zuwachs aus Sorani GyDaeciornm
vetus translatio latina, von C.v. Paucker, p. 312. — Handschriftliches
zur Iohannis des Corippus, von G. Loeioe , p. 315. — Berichtigung
zu p. 145, 316.
Neue Jahrbücher für phiJologie und pädagogik von A Fleckeisen,
bd 125, heftl2: 118. Rechtfertigungen zu meiner re^ension des ersten
buchs der Aristotelischen politik, von Moritz Schmidt, p. 801 ^24. —
(8.) Zu Stobaios anchologion, von R. Dressler, p. 824. — 119. Zu den
Theokritosscholien, von Ch Zieqler, p. 825 — 831. - (HO.) Zenon von
Kitiou , von E. Rohde, p. 831 ' 832. — 120. Zum fünften buche des
Lucretius, von A. Kannengießer, p. 833 — 837. - 121. Zur Würdigung
des dichters Tibullus, von L. Grasberaer, p. 838 848. — (7.) Zur
erklämng der Aeneis (II, 752 ff.), von Th. P.üß, p. 849-858. — 122.
Zu Tacitus Germania (c. 46), von A. du Mesnil , p. 858. — (73.) Zu
Cicero's rede pro Milone (29, 79), von E Meyer, p. 859 — 860. — (25)
Zu Catullus (64, 16), von A. Riese, p. 860. - 123. Anz. von A. Pal-
mer: Sex. Propertii elegiarum libri IV, (London 1880), von K. P.
Schulze, p. 861-864. — (98.) Zu Seneca (de benef. II, 12, 2), von H.
Göll, p. 865. 124. Zu der form prode = prod, pro, von H. Rönsch,
p. 865-866. — (39.) Noch einmal die Tübinger Nonnoshandschrift,
von // Flach, p. 867. — (65.) Philologische gelegenheitsschriften, p.
867-871. — Register der im Jahrgang 1882 beurtheilten schritten und
abhandlungen, p 872.— Berichtigungen zum Jahrgang 1882, p. 872. —
Sachregister, p 873—874. — Bitte, von A. Hug, p. 874.
Bd. 127, heft 1 : 1. Zu den griechischen elegikern, von W. Clemm,
p. 1 — 18. - Th. Bergk: poetae lyrici graeci, ed. IV, vol. II, (Leipzig
1882). — 2. Zu der schritt vom staat der Athener, (3, 12), von O.
Schroeder, p. 18. — 3. Zu Empedokles, von F. Blaß, p. 19—20. —
4. Anz. v N. Wecklein: über die technik und den Vortrag der chor-
gesänge des Aeschylus, (Leipzig 1882), von Ch. Muff, p. 21—28. —
5. Zu Euripides, von F. L. Lentz, p. 29—32. — 6. Zur biographie
des Thukydides (§. 25), von B. Hirschwälder, p. 32. — 7. Der letzte
kämpf der Achäer gegen Nabis, von F. Riihl, p. 33 -46. — 8. Epi-
graphisches, von P. Caner, p. 46—47. — 9. Zu Florus , (I, 37), von
A. Teuber, p. 48. — 10. Anz. v. E. Pai$: la Sardegna prima del do-
minio Romano (Rom 1881), von O. Meitzer, p. 49—61. - 11. Zum
Truculentus des Plautus, von K. Dzia'zko, p.6i— 64. — 12. Zur kritik
des Propertius , von K. Roßberg, p 65 -77. — 13. Ein druckfehler
bei Ovidius (trist. IV, 10, 107), 'von S. Brandt, p. 78—79. — 14. Zu
Xenophons Helleuika, von H. Zarborg, p. 79 — 80.
Heft 2: 15 Anz. v. A. Boetticher : Olympia, das fest uud seine
statte, (Berlin 1883), von J. Classen, p. 81-103. — 16. Zu Sophocles
Antigone (v. 150 f.), von H. Petri, p. 103 -104. — 17. Die änaywyr,
Nr. 4. Au6züge aus Zeitschriften. 267
in mordprocessen, von M. Sorof, p. 105 — 113. — 18. Zu Timon von
Phlius (fr. 49), von .F. Kern, p. 113 — 114. — 19. Das halsband der
Harmonia und die kröne der Ariadne, von W. Schwarte, p. 115 — 127.
20 Zu Lukianos, von J. Sommerbrodt, p. 128 - 132. — 21. Zu Gicero's
reden gegen Verres (IV, §. 41), von Emil Grünauer, p. 132. — 22.
Quisquiliae Plautinae, von l'h. Hasper, p. 133 — 134. — 23. Anz. von
H. Kluge: die consecutio temporum, deren grundgesetz und erschei-
nungen im lateinischen, (Cöthen 1883), von M. Wetzel, p. 135 — 141.
— 24. Zu ^eneca, von E. Heydenreich, p. 141 — 144. — 25. Inschrift
von Metapoution, von E. Haler, p. 144.
Hermes, bd. XVIII, heft 1: R. Hirzel , ein unbeachtetes komoe-
dienfragment, p. 1. — H Kühlewein, zu dem texte und den hand-
schnt'ten der hippokratischen abhandlung über was»er, lui't und orte,
p. 17. — G. Knauck Analecta, p. 28. A Gemoll, die beziebungen
zwischen Uias und Odyssee, p. 34. — H. Roehl, in Franciscuni Lenor-
mant inseriptionurn fulsariuni responsio altera, p. 97. — O. Richter,
Clivus Capitolinus. Ein beitrag zur topographie der stadt Rom , p.
104. — 31. S' hanz, zu Hermeias, p. 129. — A. Busse, zur textkritik
der nikomacbischen ethik, p. li>7. — Miscellen: G. Knaack, Menipp
und Varro, p. 148. — 0. Seeck, zur inscbrift von Hissarlik , p. 150.
H. Dessau, bemerkung zu einer Inschrift aus Delos, p. 153. — G.
Kaibel, inscbrift von Thermae, p. 15ü. — Th Mommsen, inscbrift des
Polhus Felix, p. 158 zu (Jiceros reden, p. 160.
Litt er arisch es centratb.att für Deutschland. Herausgeber und ver-
antwortlicher redacteur prof. dr. Fr. Zarncke. Nr. 33, sp. 1111: Statt
epithalamium (Silv. 1, 2) denuo editum adnotavit quaestionesque ad-
iecit archaeologicas Auy. Herzog. Leipzig 1881. 8. Breitkopf und
Härtel. 47 p. 1 mk. 80 pf. Die arbeit macht den eindruck verstän-
diger Sorgfalt. A R(iese). - Sp. 1112: Tartara, Alexander, Animad-
versiones in locos nonnullos Valeri Catulli et Titi Livi. Rom 1881.
8. Löscher. 102 p. Im ganzen anerkennendes inhaltsreferat. A.
Ryiese). — Sp. 1112: Straub, A. , le cimetiere gallo-romain de Stras-
bourg. Strasbourg 1881 , Trübner. 136 p. 8. 3 cartes, 17 pl. Aus-
grabungsberichte. Bu(rsian) — Sp. 1113: Birt, Theod. , das antike
buchwesen in seinem Verhältnisse zur literatur. Mit beitragen zur text-
geschichte des Theokrit, Catull, Properz u. a. autoren. Berlin 1882,
Hertz. VII, 51^ p. 12 mk. Gelehrte scharfsinnige Untersuchung mit
unanfechtbaren ergebnissen der hauptsache nach. Die terminologie
der buchtheilung ging aus der papyrusrolle hervor — nur war papy-
rus nie theurer als pergament, ferner hatte der autor nicht wie Birt
will gewinn bei der edition. Birt bestimmt den üblichen uuchumtang
hei prosa- und poesiewerken. Die folgerungen für Theokrit u. s. w.
sind überzeugend. Auch der annähme des großrollensystems und sei-
nes ersatzes durch das kleinrollensystem in Alexandrien billigt der
ref. L. Fr(tedländer).
No. 34. Sp 1142: Rickenbach, Heinr. v., die insel Sardinien vor
der herrschaft der Römer. Historisch -archäologische Studien nach
dr. Hector Pais. Brunn 1882. 8. 39 p. Verlag des Benedictiner-
ordens. Ein berieht über Pais' buch das eine tüchtige leistung zu
sein scheint. Sp. 1155: Matz, Friedr. , antike bildwerke in Rom
mit ausschluß der größeren Sammlungen. Nach des verf. tode weiter-
geführt u. hrsg. von F v. Du/m. 1 — 3. bd. Leipzig 1881 — 82. Breit-
kopf u. Härtel. XVI, 352 p. , VII, 484 p. , VI, 348 p. 33 mk. A.
M(i(chhbfrr) sucht dem leser einen begriff zu geben von der vortreff-
lichkeit der leistung und der verdienstlichkeit des Unternehmens. Das
wenige was ihm als unrichtig aufgefallen notirt er kurz.
No. 35. Sq. 1181: Neumann, Carl, geschiente Roms während des
2(?8 Auszüge aus Zeitschriften. Nr. 4.
Verfalles der republik. Vom Zeitalter des Scipio Aemilianus bis zu
Sulla's tode. Aus seinem nachlasse hrsg. von dr. JE Gothein. Breslau
1881. 8. Koebner. V, 623 p. Die schwächen des buches, ungleich-
mäßigkeit der behandlung, Vernachlässigung des epigtaphischen und
antiquarischen materials; die politische darstellung und psychologische
Charakteristik ist meist vortrefflich. — i>p. 1195: Hermann, Gottfried,
lateinische bnefe an seinen freund Volkmann, hrsg. v. A. B Volk-
mann. Heidelberg 1882. 8. Winter. VI, 66 p 2 mk. Per we-
sentliche inhalt ist auf die liebe Volkmanns zu Friederike Zink be-
züglich, deren geheimer brautverkehr durch Hermann unterhalten
wurde. Das ganze ist ein liebliches culturbild. — Sp. 1197: Jae</er,
Otto Heinr. , die gymnastik der Hellenen Neue bearbeitung mit 6
taf. bildern. Stuttgart 1881. 8. Heitz. 111, 336 p. 8 mk. Eine
tendenz- und agitationsschrift gegen das heutige turnen in ungenieß-
barem stil.
No. 36. Sp. 1218: Westerburg, Eugen, Untersuchung der sage, daß
Seneca christ gewesen sei Eine kritische Untersuchung nebst einer
recension des apokryphen briefwechsels des apostels Paulus mit Seneca.
Berlin 1881, Großer. 8. III, 52 p. 1 mk. 5U pf. Verf. scheidet die
briete in zwei gruppen X, XI, XII und 1 — IX, XIII, XIV, erstere sollen
vorhieronymisch , letztere nach dem 6 Jahrhundert entstanden sein.
Ferner soll die letztere gruppe mit den acta Pauli die gleiche quelle
und zwar ebionitischen Ursprungs haben. Die beweise in der feinen
Untersuchung sind nur zum theil stichhaltig. — Sp. 1220: Fröhlich,
Franz, die gardetruppen der römischen ivpublik. Aarau 1882, Sauer-
länder. 50 p. 4. Sorgfältige Untersuchung und dankenswerthe er-
gänzungzuMarquardts und Mommsens aufstellungen. — Sp. 1234: Du-
mont, Alb. et Jules Chuptuin, les ceramiques de la Grece propre. Vases
peints et terres- cuites. Ire partie. Vases peints. Paris 1881, Didot
et co. 80 p. 10 tab. fol. 90 frcs. A. 3J(iichhöfer) berichtet über
den inhalt des ersten hef'tes, das die attischen thongetasse Griechen-
lands vollständig behandelt. Dumont scheidet nach den fundorten
5 typen mehr empirisch, als begründet; nur die Santorinvasen (an-
nähernd 2000 jähre v. Chr.) und die Hissarlikvasen eignen sich dazu.
Im übrigen verkennt Dumont zu sehr den unterschied zwischen fa-
brikations- und fundort.
No. 37 Sp. 1263: Culmann, F. W. , etymologische aufsätze und
grundsätze. V. Umschau auf dem gebiete der vergleichenden Sprach-
forschung. Straßburg, Schmidt 1882. 8. 48 p. Curiosum wie alle
Culmannschen schritten. ,
No. 38. Sp. 1298: Braune, Theod., observationes grammaticae et
criticae ad usnin ita sie tarn (tarnen) adeo particularum Plautinum ac
Terentianum speetantes. Berlin 1882, Calvary u. co. 63 p. 1 rak. 60 pf.
Anfängerarbeit in massigem latein ohne überzeugende resultate.
No 39. Sp. 1316: Festschrift, der 31. generalversammlung des
gesammtvereins der deutschen geschiebts- und alterthumsvereine zur
begrüßung dargebracht vom verein für hessische geschichte und landes-
kunde. Mit einer photolithographie, 3 lithograph. tafeln und 71 holz-
schnitten. Kassel 1882. 2 bl. 11, 101, 36 p. 4 tafeln. 4. Inhalt:
Georg Wulff, das Römercastell und das Mithrasheiligthum von Groß-
Krotzenburg am Main, nebst beitragen zur lösung der frage über die
architektonische beschaffenheit der Mithrasheiligthümer. 2. Reinhard
Suchicr, die römischen münzen , Stempel , inschriften und graffite von
Groß-Krotzenburg und der umgegend von Hanau; die erste abhand-
lung löst definitiv einen beträchtlichen theil der frage nach dem
rechtsrheinischen Limes. In Suchier's arbeit ist besonders das Ver-
zeichnis der lpgionfi- und cohortenstempel hervorzuheben. — Sp. 1328:
Nr. 4. Auszüge aus zeitschritten. 269
Heran de Viüefosse, A. et phedenat, H., cachets d'oculistes romains.
Tome I avec 2 pl. et 19 fig. int^-rcalees dans le texte, dessins de M.
Falcoz. Tour et Paris 188 , Champion. 8. 210 p Saubere publica-
tiou, aber wissenschaftlich bis zum Überdruß wenig voraussetzend.
No. 40. Sp. 1358: Huret, L., de saturnio Latinorum versu. Inest
reliquiarum quotquot supersunt sylloge. Paris 1880, Vieweg. XII,
517 p. 8. (Bibliotheque de i'ecole des hautes etudes, fasc. 43). Un-
nöthig breit, allerdings fleißig. Neue gesicherte resultate für die mes-
sung des Saturnius sind nicht gewonneu. Jedoch findet sich manches
irrige, die arsis könne jede beliebige kurze silbe verlängern, nur die
thesis paenultima dürfe unterdrückt werden u. s. vv. — Sp. 1364:
Hartnmnn, Otto Ernst, der römische kalender. Aus dem nachlasse des
verf. hrsg. von Ludwig Lunge, Leipzig 1882, Teubner. 8. XXXI,
266 p. 8 mk. Hartmann schließt sich im gegensatz zu Mommsen
möglichst eng an die tradition an. Nach ausführlicher Inhaltsangabe
drückt referent seine meinung über den werth der Hartmannschen auf-
stellungen nicht bestimmt aus, er neigt vielmehr zu einem non
liquet. —
No 41. Sp. 1380: Chambnlu, Aug., de magistratibus Flaviorum.
Adiecta est appendix de Titi nomine imperatoris. Boan i 882, Strauß.
1 mk. 31 p. Lobende anzeige. — Sp. 1389: Tnielmunn, Phil., das
verbum dare im lateinischen als repräsentant der indoeuropäischen
■wurzel dha. Leipzig 1882. Teubner. VIII, 134 p. 8. 2 mk. 40 pf.
Aus den gebrauchsarten des verbums dare zieht Thielmann den Schluß,
daß die bedeutungen did'övtu (da) und nfhevat (dha) unterschiedslos zu-
sammengeflossen seien, eine annähme die unmöglich ist, weil dha nie
zu da werden kann, sondern fa werden muß, ferner ist der unterschied
6 und d urindoge' manisch. Auch lasseo sich alle Wendungen, die
Thielmanri als beweise für dhe ansieht, aus der grundbedeutung „ge-
ben" erklären. Das material über den gebrauch von dare ist lichtvoll
gruppirt. B(> u)(jni(an). — Sp. 1395: Schnitze, Victor, die katakomben.
Die altchristlichen grabstätten, ihre geschichte und ihre monumente.
Mit 1 titelbild und 52 abbild. im texte. Leipzig 1882, Veit u. co.
X. 342 p. 10 mk. Der Charakter der altchristÜcheu kunst erschließt sich
dem verf. auf dem wege der volksthümlichen entwicklung in schrittwei-
ser ablösung vou der antike, ohne beihülfe der theologischen lehre und
Wissenschaft. Bei dieser richtigen grundanschauung sind die möglichen
einwände gegen annahmen des verf. nur secundärer art. Ref. bespricht
die erklärung des namens katacomben, die Symbolik der grabmonu-
mente. A. Mr. — Sp. 1397: Meyer, Ludw., die römischen katakom-
ben. Berlin 1882. 8. 72 p. 1 mk. (Sammlung gemeinverständl.
wissensch. vortrage hrsg. von Virchow und Holtzendorff. heft 387/88.)
Das buch führt den leser vorzüglich in die unterirdischen labyrinthe
ein. Der Standpunkt ist der de Rossischr-. A. Mr.
No. 42. Sp. 1409: The. Revisers and the greek text of the new
testament. By two members of the New Testament-Company. Lon-
don 1882, Macmillan u. co. 79 p. 8. 2 mk. 50 pf. Eine verthei-
digung der Westcott und Nortschen textrecensiou gegen einen angriff
in der Qnarterly Review.
No. 43. Sp. 1443: Bergk , Theod. , zur geschichte und topogra-
phie der Rheinlande in römischer zeit. Mit 1 karte Leipzig 1882,
Teubner. 8. IV, 188 p. 2 mk. 20 pf. Inhaltsangabe der scharfsin-
nigen, hin und wieder etwas gewagten Untersuchungen. - Sp. 1444 :
Grimm, Jul. , der römische brückenkopf in Kastei bei Mainz und die
dortige Rheinbrücke. Mit planen und Zeichnungen. Mainz 1882. 4.
IV, 55 p. 4 mk. Der Verfasser weist die pfeilerreste einer brücke
im Rheinbpft bei Mainz als römisch nach. Sp 1444: Wieseler, Karl,
270 Auszüge aus Zeitschriften. Nr. 4.
Untersuchungen zur geschiente und religion der alten Germanen in
Asien und Europa. Mit religionsgeschicbtlichen parallelen. Leipzig
1881 , Hinrichs. VIT, 176 p. 8. 5 mk. 50 pl. Vollständig irre ge-
hende Gerrnanoinanie. Sp. 1456: Demostliene , les harangues de.
Texte grec publie d'apres les travaux les plus recents de laphilologie
avec un commentaire critique et explicatif etc. par Henri Weit. 2 ed.
entierement revue et corn^ee. Paris 1881, Hachette et co. LH. 484 p.
8. Im allgemeinen ist die ausgäbe durch fleißige verwerthung der
inzwischen erschieneneu litteratur auf der höhe der Wissenschaft ge-
halten wordeu. Belangreichere erwe.terungen sind die wohlbegrün-
deten einwände gegen Ungers Chronologie, die entwicklung der an-
schauurg über die 4. philippika, daß die einzelnen bestandtheile von
Demosthene^ herrühren, das ganze von einem redactor überarbeitet sei.
Die emeudation ist ebenfalls mehrfach gefördert worden. £(iaß).
No 44. Sp. 1477: 1. Schvarcz, Jul., die demokratie. 1. bd. 2.
hälfte, 3. u. 4. abth. Leipzig 1881/82. Duncker u. Humblot 469—
749 p. 1,XXV— XCVL 2. Schwicker, Julius Schvarcz uud seine Schrif-
ten. Budapest 1882, Lauffer. 48 p. 70 pf. Das buch verdient das
Studium sowohl der philologen als politiker. Es fehlt völlig aber der
sinn für das historische und die gäbe wesentliches und unwesentliches
zu scheiden. Das ganze ist eine sehr anziehende kritik der einzelnen
ereignisse nach dem ruaß4;.be eines ideals der demokratie. Auch die
quellenkritik fehlt; Schvarcz scheidet durchaus nicht nach werth der
quellen. Andrerseits stellt er an die quellenkritik unlösbare forde-
rungen. F. E. — Sp 1488: Niese, Benedictus, die entwicklung der
Homerischen poesie. Berlin 1882, Weidmann. 8. VI, 261 p. Niese
läugnet die existenz einer vorhomerischen volkssage. llias und Odyssee
enthalten in sich allein die vollständige entwicklung des epos bis zu
den Kyklikern Urilias und Urodyssee waren von mäßigem umfang und
gedrungenen stils. Allmähliche weiterdichtung führte zu der gegen-
wärtigen gestalt. Cl(emm) erkennt Scharfsinn und klarheit des buches
an. giebt aber die resultate nicht zu, sondern behauptet die nothwen-
digkeit der Voraussetzung der volkssage, läugnet die möglich keit der
ausscheidung der götterscenen . des freiermordes etc. — Sp 1490:
Lechner, Max, de pleonasmis Homericis. Pars I. Ansbach 1882. 8.
31 p. Sehr brauchbare Untersuchungen. Cl(tmm).
No. 45. Sp. 1518: Ring , Michael, altlateinische Studien. Preß-
burg !882, Steiner. 142 p. 8. 4 mk. Eine fülle neuer, aber meist
halt- und werthloser erklärungen zum Arvallied. den salischen frag-
menten u. s. w. e. s. — Sp. 1519: Tevffel, W. S., geschichte der rö-
mischen litteratur. 4 aufl. bearb. von Ludw Schwube. Leipzig 1882,
Teubner. XVI, 1238 p. 14 mk. Anzeige ohne Würdigung der
leistung.
No 46. Sp. 1542: Droysen, Hans, Athen und der westen vor der
sicilischen expedition. Berlin 1882, Hertz. 59 p. 1 mk. 50 pf. Das
buch behandelt das interessante thema der ersten beziehungen Athens
zum westen besonnen und vorsichtig. Daß Thukydides angiebt , in
Athen seien nur mangelhafte Vorstellungen über Sicilien zur zeit der
expedition verbreitet gewesen, dürfte wohl im gegensatz zu Droysen
seine richtigkeit haben. G. B(moit) Sp. 1555: Biese. Alt'r. , die
entwicklung des naturgefühls bei den Griechen. Kiel 1882, Lipsius
und Tischer. VIII, 145 p. 3 mk. Verf. will die herrschenden vor-
urtheile über das naturgefühl der alten bekämpfen und kommt zu dem
durchaus richtigen facit, daß das moderne und antike naturgefühl nur
graduell nicht diametral verschieden seien. Bu(rsian).
No. 47. Sp. 1588: Commentationes philologae Ienenses. Edid. Se-
niinarii pbilol. lenensif! profesaores. Vol. I. Leipzig, Teubner 1881.
Nr. 4. Auszüge aus Zeitschriften. 271
IV, 238 p. 5 mk.. Gundermann de Iuli Frontini strategematon libro
qui fertur quarto behandelt die grundlegender textgestaltung in dau-
kenswerther weise. — Sarrazin de Theodoro lectore Theophanis fönte
praecipuo. Theodorus Lector vermittelte tür TheopbaDes den Sokrates
Sozomenos und Theodoret. — Sauerbrei sucht zu erweisen, daß gleich
von III, p 245 Dind. an in Zonaras XIV XV Theophanes als haupt-
quelle benutzt sei. K. J. Naumann). - Sp. 1590: Piauli, T. Maeci,
Menaechmi in iiftum iectionuui suarum ed. Ioannes Vaklen. Berlin
18X2, Vahlen IV, 99 p. 8. 2 mk. Die au-gabe soll wesentlich ein
bild der Überlieferung geben. Der apparat gibt citate der alten, aus-
wahl handschriftlicher lesarten und empfehlenswerter conjecturen.
In den text ist nur absolut sicheres aufgenommen.
No 48. Sp. 1625: Eesychii Miiesii onomatologi quae supersunt
cum prolegotnenis ed. Ioann. Flach. Accedunt appendix Pseudohesy-
chirtDa, iudices specimen photolith. cod. A. Leipzig 1882, Teubner.
LXXI, 263 p. 8. 9 mk. Wesentlich ein biographischer auszug aus
Suidas, die abgrenzung des Hesychius ist nicht möglicn, die aufnähme
der artikel aus den Platoscholien ist nicht gerechtfertigt. Betreffs der
Eudocia hält B(laß) Flachs einwände gegen Pulch für gerechtfertigt.
— Sp. 1626: M. Minucä Fei tax, Octavius. Rec. •/. J. Corne/issen.
Leiden 1882, Brill. XX, 7-1 p. Die einzige handschrift ist genügend
von Laubmann und Halm verwerthet. Dombart hat die conjecturai-
kritik vielleicht etwas zu wenig vorsichtig geübt. A. E(ußner). —
Sp. 1631 : Olympia und umgegend. Zwei karten und ein situations-
plan gez. von Kaupert und Dörpfeld. Hrsg. von E. Curtins und F.
Adler. Berlin 1882, Weidmann. 48 p. 3 karten. 4 mk. Anzeige
von Bu{rsitm).
No. 49. Sp. 1659: Kleinpaul, Rudolf, Rom in wort und bild. Eine
Schilderung der ewigen stadt und der Campagua. Mit 068 ülustrationen.
Lieferung 3-26. Leipzig 1682. Schmidt und Günther, p. 41 — 3ü8.
fol. a 1 mk. Inhaltlich und sachlich ist nur wenig an dem werk aus-
zusetzen , desto abstoßender wirkt der geschmacklose stil. Bu(rsian).
— Sp. 1667: Spengel, A. , reformvorschläge zur metrik der lyrischen
versarten bei Plautus und den übrigen lateinischen scenikern. Berlin
1882, Weidmann. 8. 429 p. Manch triftiger einwand, manch brauch-
barer Vorschlag findet sich hier, aber das verfahren des verf. ist nicht
zu billigen. Aus beschränktem material werden rigorose gesetze con-
struirt, was nicht paßt wird unter die anapäste verwiesen und hier
herrscht die größte willkür in prosodie und accent. — Sp. 1688: Halm,
Karl, über die echtheit der dem Justus Lipsius zugeschriebenen rede.
Eine literarhistorische Untersuchung. München 1882, Straub. 37 p.
8. Die echtheit der rede wird zweifellos erwiesen. — Sp. 1672: die
sammluug Sabouroff. Kunstdenkmale aus Griechenland hrsg. von Ad.
Furtwängler, 2 bde. Berlin, Asher u. co. 2 bl. 1 color. hth. gr.-
fol. Ankündigung einer guten ausgäbe der schätze der Sammlung. —
Sp. 1672: Farbiger, Alb. und Ad. IVinckler, Hellas und Rom, popu-
läre darstellung des öffentl. und häual. leben« der Griechen und Römer.
2 abth.: Griechenland im Zeitalter des Perikles. 3. bd. v. Ad. Winck-
ler. Leipzig 1882, Fues iResland). VI. 691 p. 11 mk. Der verf.
hat zu Forbigers nachlaß fleißig alles material zusammengetragen, ist
aber nicht ganz herr desselben geworden. Es finden sich massenhaft
kleine versehen, Widersprüche und Unebenheiten. Bu{rsian). — Sp.
1675: Curtius , Ernst, alterthura und gegenwart Gesammelte reden
und vortrage. 2. bd. Berlin 1882, Hertz. (VII, 347 p. 8.) 4 mk.
Lobende inhaltsanzeige.
No. 50. Sp. 1«">95: Gardthnusen, V., Mastarna oder Servius Tul-
lius. Mit einer einleitung über die ausdehnung des Etruskerreichs.
272 Aussauge aus Zeitschriften. Nr. 4.
Mit 1 tafel. Leipzig 1882, Veit u. co. 48 p. 2 mk. Anerkennendes
inhaltsreferat, doch scheint dem ref. die begründung der bastardschaft
des Mastarna nicht gelungen. — Sp. 1708: Anton, H. S., etymologische
erklärung homerischer Wörter. Theil I. Erfurt 1882, Villaret. VII,
143 p. 8. Fleißig aber kritiklos, für den Unterricht nicht zu ver-
wenden, e. s. — Sp. 1708: Cicero's rede für Sextus Roscius aus Ameria.
Mit den Testimonia veterum und dem Scholiasta Gronovianus hrsg. u.
erkl. von dr. Gustav Landgraf. 1. hälfte. Erlangen, Deichert 1882.
8. 117 p. 2 mk. Fleißig und besonnen, nicht überall vollständig.
A. E(ußner.)
No. 51. Sp. 1747: Fr. Blaß, über die ausspräche des griechi-
schen. 2. umgearb. aufl. Berlin 1882, Weidmann. 8. VIII, 109 p.
3mk. Verteidigung der erasmischen ausspräche, jetzt die brauchbarste
Sonographie über den gegenständ. Ch^eruni). - Sp. 1748: Schwis-
thal, Martin, essai sur la valeur phonetique de l'alphabet latin prin-
cipalement d 'apres les grammairiens de l'epoque imperiale, Paris
l'-82, Leroux. XI, 110 p. 8. Werthvoll wegen der Sammlung der
grammatikerstellen für den gegenständ, das vom Verfasser hinzuge-
fügte ist wenig befriedigend. B{ru)ym{ari).
No. 52. Sp. 1787: Daub , A., Studien zu den biographika des
Suidas. Zugleich ein beitrag zur griech. litteraturgeschichte. Frei-
burg i. Br. 1882, Mohr. 8. 4 mk. Bespricht einzelne litterar-histo-
rische coujecturen desverf. B(laß). — Sp. 1788: Hug, Arnold, Studien
aus dem classischen altertbuni. Heft 1. Freiburg i. Br. 1881, Mohr.
VIII , 2oO p. 8. 4 mk. Anerkennendes inhaltsreferat. B(Uiß). —
Sp. 1789: Ennodii, Magni Felicis opera omnia. Rec. et commentario
critico instruxit Gull. Hartel Wien 1882, Gerold. 8. 15 mk. (Cor-
pus script. ecclesiast. Lat. vol. VI). Lobende besprechung des in der
ausgäbe geleisteten. A. R(iese). Sp 1793: Andrae, Paul, Via Appia
deno Historie og Mindesmaerker. 1 bind. Kjobenhavn 1882, Gyl-
dendal. XIII, 316 p. 8. Frisch geschrieben und populär. C. S.
Literatur 1883.
(dem Philologus und PhAnzeiger zugesandt).
Kuntze, Joh. Emil, Prolegomena zur geschiebte Roms. Oraculum.
Auspicium. Templum. Regnum. Nebst 4 planen. Leipzig, Kuntze 1882.
8. 224 p.
Corpus scriptorum ecclesiasticorum editum consilio et impensis
academiae liter. caes. Vindohonensis. Vol. VIII. Salviani presbyteri
Massiliensis opera quae supersunt ex rec. Fr. Fauly. Vindobonae
1883. 8. C. Gerold. XVI, 354 p.
Caesaris , C. Iulii, belli Gallici libri VII acc. A. Hirtii über oc-
tavus rec. Alf. Holder. Freiburg u. Tübingen, J. C. B. Mohr 1882.
8. 396 p.
Schvarcz, Julius, die Demokratie von Athen. Leipzig, Duncker u.
Humblot 1882. 8. 27 mk. p. XXIX- XCV1, p. 1-749.
Gard/hausen, V., Mastarna oder Servius Tullius. Mit einer ein-
leitung über die ausdehnung des Etruskerreichs. Mit einer tafel.
Leipzig, Veit u. comp. 1882. 8. 48 p.
Benseier, Gustav, der Optimismus des Sokrates bei Xenophon und
Piaton gegenüber den pessimistischen stimmen in der älteren griechi-
schen litteratur. Chemnitz 1882. 4. 33 p. (Progr).
Goebel, Ed., exegetische und kritische beitrage zu Piatons apolo-
gie und Kriton. Fulda 1882. 4.
Schmidt. Leopold, das akademische studium des künftigen gym-
nasiallehrers. Rede. Marburg, Elwert 1882. 8. 21 p.
Nr. 5. 6. Mai. Juni IS83.
Philologischer Anzeiger.
Herausgegeben als ergänzung des Philologus
von
Ernst von Leutsch.
52. Engelbertus Schneider, De dialecto Megarica.
Dissertatio inauguralis. Gissae 1882. 8.
Zu denjenigen griechischen mundarten , von denen wir das
wenigste wissen, gehört noch immer die von Megara. Die be-
reicherungen unserer kenntnis , welche forschungen und ausgra-
bungen während der letzten jähre auf anderen gebieten in so
erfreulichem maße gebracht haben , sind hier fast ganz ausge-
blieben. Außer den in Olympia gefundenen fragmenten einer
wahrscheinlich selinuntischen inschrift (J. G. A. 514) ist kaum
ein epigraphischer fund der neuesten zeit, der dem Studium des
megarischen dialektes zu gute gekommen wäre. So erklärt es
sich, daß die skeptische Schätzung, welche Gustav Meyer (Grie-
chische grammatik p. XIV) den inschriftlichen quellen dieses dia-
lektes hat zu theil werden lassen, durch die vorliegende Untersu-
chung, die fleißige arbeit eines Schülers von Clemm, bestätigt wird.
Der Verfasser beginnt mit einer genauen Verzeichnung des
materials, das er verarbeitet hat. Die Inschriften theilt er nicht
selbst mit , sondern nur die stellen , an denen sie veröffentlicht
sind. Für die Stadt Megara ist das verzeichniß durch aufnähme
auch aller in xom) geschriebenen stücke , die durch die bemer-
kung p. 2 doch kaum motiviert wird, sehr angeschwollen. Ur-
kunden von irgendwie erheblichem werthe giebt es hier nicht.
Ebenso wenig sind solche aus den nachbarstädten Pagae und
Aegosthena erhalten. Von Aegosthena giebt es etwa ein du-
tzend inschriften aus der zeit, in welcher die Stadt dem boeoti-
schen bunde angehörte (223— 192 v. Chr.). Eine derselben (Le
Bas Voy. arch. II, nr. 1) ist, als ganz boeotisch geschrieben,
Piniol. Anz. XIII. 19
274 52. Grammatik. Nr. 5.
hier natürlich ausgeschlossen •, aber auch in mehreren anderen
(ebenda nr. 2. 3. 4. 5. 7ä. 10. 11) ist der dialekt so offenbar
aus boeotischem und megarischem gemischt, daß der Verfasser
nicht recht hatte sie als denkmäler des letzteren aufzuzählen.
Daß genitive wie Evneidw, 'AXxlfxco, der gebrauch von sv c. acc.
(iv neXioqiOQag mehrmals) aus dem boeotischen herübergenom-
men seien, giebt er weiter unten (p. 58. 51) selber zu. Auch
die dative avtoi, toi, sv zoi MeXafxnodeioi, iv X)y%r}GToi , welche
er p. 53 als megarisch anführt, haben mit diesem dialekte gar
nichts zu thun , sondern sind spuren der boeotischen herrschaft
über Aegosthena. — Unter den kolonien der Megarer steht in
erster linie Selinus mit zwei durch alter und umfang doch eini-
germaßen beträchtlichen denkmälern, dem schon erwähnten J. Gr. A.
514 und dem seit länger bekannten vom Apollo-tempel, J. G. A.
515. Schneider hat hier wunderlicherweise die citate nicht nach
Roehl gegeben, und so ist es ihm in dem einen fall, in dem er
es gethan hat, begegnet, eine inschrift zweimal anzuführen;
J. G. A. 517 und Holm, Jahresber. alterthumsw. I, p. 81, sind
identisch. — Als ursprünglicher name von Mesambria wird, wie
es scheint (p. 47), Metambria angenommen und das a aus Volks-
etymologie erklärt, während doch T auf den münzen dieser Stadt
nur ein fremdartiges zeichen für den laut oa ist (Kirchhoff
Alph. 3 11, Roehl zu J. G. A. 500). — Zu den kolonien der
Megarer rechnet der Verfasser auch Astypalaea. Ohne daß ich
die notiz des Pseudo-Scymnus, auf welcher diese Zusammenstel-
lung beruht, anfechten möchte, glaube ich doch, daß letztere in
bezug auf den dialekt nicht gerechtfertigt ist. Es macht einen
unterschied, ob eine kolonie außerhalb der eigentlich griechischen
weit gegründet war, wie die inseln und küstenstädte der west-
lichen meere und des Pontos Euxeinos, oder innerhalb und in
nächster nachbarschaft derselben, wie die inseln des aegaeischen
meeres. Jene hielten inmitten einer ungriechischen Umgebung
die heimischen gewohnheiten der spräche und schrift fest; bei
diesen erfuhren beide im fortdauernden lebendigen verkehr mit
griechischen nachbarn eine neue entwickelung. Rhodos, Kos,
Knidos sind von Argos aus kolonisiert, und doch fehlt es ihrer
mundart nicht an eigenthümlichkeiten , welche der argivischen
fremd sind, so daß hier ein besonderer zweig des Dorismus ge-
bildet ist. Von dem einfluß, den u. a. die nachbarschaft ioni-
Nr. 5. 52. Grammatik. 275
scher niederlassungen auf seine entwickelung gehabt zu haben
scheint, hat schon Ahrens Dial. II, 213 f. gehandelt. Zu diesem
zweige gehörte auch Astypalaea. Deshalb ist es nicht zu billi-
gen, wenn Schneider p. 43 die contraction von so zu ev in der
nominal- und verbalflexion, die sich in Astypalaea iindet (jzevo-
xQ<tThv± C. J. G. 2489, rrgocavsvftspog C. J. G. 2483, beispiele, die
er leicht hätte vermehren können) dem megarischen dialekte zu-
schreibt, wo es sich denn seltsam ausnimmt, wenn solche formen
mit wirklich megarischen, yvftvaaiaQ^ovvrog , Aa\KO-Aoä.xovq , auf
derselben seite zusammenstehen , ohne daß die frage , wie es zu
diesem unterschiede gekommen sei, nur gestellt wird.
Aus allen inschriften zusammengenommen lernen wir nicht
viel mehr, als daß das megarische zu der nichtionischen klasse
der griechischen mundarten gehörte.
Bei diesem thatbestande war es von vornherein klar , daß
der Schwerpunkt der Schneider'schen arbeit in den abschnitt
fallen mußte, der die handschriftliche Überlieferung behandelt.
Und hier war es ihm wirklich vergönnt gegen alle früheren be-
arbeiter einen erfreulichen fortschritt zu machen. Durch die
höchst dankenswerthe liberalität von Velsens wurde er in den
stand gesetzt die verse aus den Acharnern , welche in megari-
schem dialekte geschrieben sind, genau so, wie sie im Ravennas
stehen , und mit vollständiger kollation der wichtigsten anderen
handschriften abzudrucken. Freilich ist das resultat ein wesent-
lich negatives. Die Überlieferung ist eben , auch innerhalb der
besten handschrift, so verwirrt, daß wir eine sichere Vorstellung
von dem lautbestande des megarischen dialektes auch auf diesem
wege nicht gewinnen uud deshalb vorläufig überhaupt darauf
verzichten müssen. Schneider geht die einzelnen capitel der
laut- und flexionslehre durch, bringt in jedem die epigraphischen
und handschriftlichen belege zusammen und sucht festzustellen,
in wie weit die letzteren zu emendieren seien. Vielleicht wäre
es gut gewesen , den text , so wie er hier constituiert wird , im
zusammenhange abzudrucken uud neben die im Ravennas über-
lieferte form zu stellen. Der Verfasser hätte dadurch von seiner
eigenen ansieht ein zusammenfassendes und anschauliches bild
gegeben, während man sich so die von ihm geforderten korrek-
turen einzeln zusammensuchen muß.
Die hauptfrage ist die nach der behandlung der gedehnten
19*
276 52. Grammatik. Nr. 5.
e- und o-laute. Der Verfasser trifft mit dem referenten zusam-
men in der Verwunderung darüber, daß Roehl, ohne einen grund
seines Verfahrens anzugeben, in den inschriften von Selinus i\
und co statt der bisher angenommenen undiphthongischen et und
ov geschrieben hat, und stellt die letzteren wieder her. Die bei-
spiele von ov (mehr als 10) und si (9) überwiegen im Ravennas
erheblich über die von a> und // (Schneider p. 60), von welchen
letzteren sich nur za> 798. 834, tmvtm 790, Ijue* 741. 771 fin-
den. Wichtiger als das Zahlenverhältnis , das in einer so übel
zugerichteten Überlieferung nicht allzu viel bedeutet, scheinen
mir die allgemeinen gründe , besonders die rücksicht auf die
Verwandtschaft mit Korinth, welche ich bereits in meiner recen-
sion der Inscriptiones Graecae antiquissimae gegen Roehl geltend ge-
macht habe. Wenn ich für Tji*tt>, das der Ravennas 2mal neben
einmaligem ii'fjsvat (775, wo r^evai im Laurentianus) hat, eine
ausnähme beantragte, so geschah auch dies nicht, um nur der
majorität rechnung zu tragen, sondern weil sich anderwärts in
mundarten? die dem sogenannten milderen dorismns angehören,
TjfAtv auf inschriften findet l). Wie die formen reo, tcovtw statt der
richtigen tov, ravrol in den text gekommen sind, ist leicht zu
erklären, sei es, daß die reden des Boeotiers in den Acharnern den
anlaß dazu gegeben haben oder daß ein abschreiber bloß durch das
streben, so dorisch wie möglich zu schreiben, irre geführt wurde.
Einen solchen hyperdorischen zug glaube ich nun noch an
einer anderen stelle in den megarischen Worten bei Aristophanes
zu erkennen, dianeiväfieg steht v. 751, und Schneider begnügt
sich, nxwvTi, vixäfAi-g aus I. G. A. 515 daneben zu stellen und
auf die verschiedene art der contraction hinzuweisen. Aber wenn
man überhaupt daran glaubt, daß der dialekt einer griechischen
Stadt aus dem ihrer colonien erkannt werden könne (und in der
festhaltung dieses prineipes ist referent mit dem Verfasser voll-
kommen einig) , so darf eine solche Verschiedenheit nicht unbe-
anstandet bleiben. Die fälle , in welchen ao und «co in der
verbalflexion zu « werden (wie auf den tafeln von Heraclea
(fävii 1,117, tnsläo&m 1,127), sind auch sonst nicht allzuhäufig
neben den entgegenstehenden, in welchen ao, am auch dorisch
1) Die beispiele, welche ich a. o. (Philol. anz. XIII, [1883], p. 653)
zusammengestellt habe, ließen sich noch vermehren, u. a. aus dem ei-
genthümlich gemischten dialekt der jüngeren kretischen inschriften.
Nr. 5. 53. Grammatik. 277
zu so werden (vgl. Ahrens Dial. IT, 197). Hier haben wir nun
die contraction in m aus bester zeit in zwei sicheren beispielen
überliefert. Was dürfen wir anders thun, als 8iartEivä(iBii danach
in diantDWfAt^ korrigieren? So gewinnen wir wenigstens noch
ein merkmal für den megarischen dialekt, das zu dem unbe-
stimmten begriff ,, dorisch" hinzukommt und zusammen mit dem, frei-
lich nicht gleich sicheren, t] von ijui festgehalten werden mag, bis ir-
gend ein glücklicher zufall uns neuen stoff zuführt. Paul Cauer.
53. Fr. 0. Weise, die griechischen Wörter im latein. Leipzig,
Hirzel 1882. 4. VIII, 546 p. (Preisschriften, gekrönt und
herausgegeben von der Jablonowskischen gesellschaft bd. XXIII.)
Seitdem man erkannt hat , welch' reiches material die mo-
derne Sprachforschung dem kulturhistoriker bietet, lag es nahe,
vor allem an der band der fremdwörter einer spräche die frem-
den einflüsse, die auf die kultur des volkes gewirkt haben, dar-
zulegen; wie schön mußte sich dieser gedanke gerade bei den
Römern, die ihre ganze höhere kultur von den Griechen ent-
lehnten, durchführen lassen! Es wurden auch mehrere versuche
dazu (z. b. von Beermann, Saalfeld und Tuchhändler) gemacht,
ohne jedoch irgendwie zu genügen. Dank dem Preisausschreiben
der Jablonowskischen gesellschaft besitzen wir nun in Weises
umfänglichem buche eine grundlage , auf welcher die forschung
sicher weiter bauen kann.
Die ausführliche einleitung (p. 11 — 86), welche die kenn-
zeichen der griechischen Wörter nach lautgestaltung , form und
bildung erschöpfend und durchaus wissenschaftlich erörtert, wird
nicht zu lang erscheinen , wenn man erwägt , daß der verf. da-
durch vielen willkürlichen ableitungen , wie sie bei etymologen
und kulturhistorikern bisher mode waren, einen festen riegel vor-
geschoben hat. Mit recht verhält er sich zahlreichen angeblichen
lehnwörtern gegenüber skeptisch ; man betrachte nur die lange
liste der Wörter, die er für das lateinische reklamiert, auf p.
75 ff. , wo der leser der bequemlichkeit halber auch eine kurze
Verweisung auf die stelle des nachweises gerne sähe. Vielleicht
hätte Weise noch einige andere Wörter diesem Verzeichnisse bei-
fügen sollen, z. b. supparum und abolla, da aiqagnr und ußolm,'
„mantel" blos bei Arrian vorkommen, bei dem wir eher entleh-
mvng aus dem lateinischen voraussetzen dürfen. Halec oder allec
278 53. Grammatik. Nr. 5.
kann ein fremdwort sein, ohne daß es mit aXmov etwas zu thun
hat; die behandlung des suffixes wäre doch sehr merkwürdig.
Der kulturhistorische theil, welcher von p. 87 bis 325 reicht,
enthält eine umsichtige und genaue Zusammenstellung der resul-
tate, indem der Verfasser bei jedem abschnitt darlegt, was die
Kömer nach Italien schon mitgebracht, was sie sich auf italischem
boden selbständig errungen und endlich was sie von den Grie-
chen zu verschiedenen zeiten erhalten haben. Auf den reichen
inhalt näher einzugehen , gestattet leider der räum nicht ; ver-
schiedene punkte werden mit den fortschritten der lexikographie
modifiziert werden müssen, da nicht selten Wörter schon früher
als Weise annimmt nachweisbar sind, z. b. erwähnt schon Mar-
tial (13, 69) die catta. Leider geht der verf. auf den histori-
schen rahmen des römischen Hellenismus nur wenig ein (p. 87
— 91)-, diese lücke beabsichtigt Saalfeld durch die unter dem
titel „Italo-Graeca" erscheinenden hefte auszufüllen.
Im hinblick auf die vortreffliche ausarbeitung der beiden
ersten theile wollen wir mit Weise wegen des dritten nicht allzu
streng ins gericht gehen, dürfen aber nicht verhehlen, daß die-
ser von den vorhergehenden abschnitten erheblich absticht. Es
ist richtig, daß mit hilfe von Indices verborum nicht wenige
Wörter früher belegt und auch einige in den lexicis fehlende
neu hinzugefügt sind ; aber die vorhandenen lexika sind nicht
vollständig ausgebeutet. Zudem führt der verf. , wo mehrere
belegstellen vorhanden sind, in der regel blos die älteste an;
dadurch bekommen wir aber keine Vorstellung, welchen rang
jedes wort im Sprachschätze einnimmt. Diesem mangel wollte
der Verfasser abhelfen, indem er durch verschiedenen druck drei
grade der popularität unterschied, leider sehr inkonsequent:
Adytum, das nur dichter und poetisierende prosaiker kennen, soll
volksthümlich sein, ebenso der technische ausdruck acatalectus.
Weise hätte alle wissenschaftlichen ausdrücke im weitesten sinne
(namentlich die legionen von „fremdwörtern" bei Plinius) durch
kleinen druck kennzeichnen und bei den übrigen keine weitere
Scheidung eintreten lassen sollen , außer daß (etwa durch einen
stern) die anaS, siQij/jJra auszuscheiden waren. So hätten wir
ein anschaulicheres bild bekommen. Ich gebe im folgenden zum
buchstaben A einige nachtrage ; wenn auch die lesarten nicht
selten schwanken, so gilt doch das gleiche von anderen Wörtern,
Nr. 5. 53. Grammatik. 279
die Weise nichts desto weniger aufgenommen hat. Belege in
glossarien übergehe ich, trotzdem daß sich hier nicht wenig altes
gut birgt. Zu acedia acediosus Regula Bened. 48 ; acharistum
Boissier inscr. de Lyon p. 453. 454. Marc. Emp. 8 ; acromaticus
Not. Bern. 45,100; acronyctus Firm. math. 2, 8 (v. 1. acronychus,
dxQOVvxiog);? adamenon oder adaminon Apul. herb. 4; adarches
= adarcha Marcell. Anthol. 910, 57-, adonium Plin. 21, 60;
aepodixis Not. Tir. p. 152; aetion Curius Fort. art. rhet. 1, 15,
17, PI. werk des Varro; aetopon Apul. herb. 7; agalma Mart.
Cap. 6, 567, v. 12; agathodaemon, eine pflanze Apul. herb. 94;
agenealogetos Tert. praescr. adv. haer. fin. ; agennetos Tert. adv.
Valent. 35; alethinus Alypius descr. orb. 17, 12. 30; alicacabum
Theod. Prise. 4, 1; alopecias Plin. 32, 53; alphicus Grell. 4, 2.
Martial. 9, 96; ambrosiacus Plin. 14, 8; amphibolice Porph. Hör.
5. 2, 1, 48. Boeth. elench. soph. 2, 2; amphibolös Porph. Hör.
c. 1, 14, 10; amphigonum Frg. post Censor. 7; arnphitane Plin.
37, 54 unsicher; amygdalaceus Plin. 26, 69; anabolarium Not.
Tir. p. 158 (? -adium)\ anachites Plin. 37, 15; anacyclicus Por-
phyrius Anthol. 31; analectarius Muratori 77, 3 unsicher; anali-
rnoticus Theod. Prise. 2,24. 2, 2, 11 (v. 1. analepticus) ; analpha-
betus Fulg. myth. 1, 3 nach Freund?; ananeosis Curius Fort. p.
113, 22 ff.; andrachne Colum. 10, 376. Marcellus Anthol. 910,
58; zu ancora ancorago (fisch) Cassiod. var. 12, 4. Not. Bern.
16, 46; antanaclisis Isid. or. 2, 21, 12; anthemum Plin. 26, 55;
anthracias Solin. 37, 24; antidiegesis Fortunat. p. 112, 6; anti-
graphum Not. Tir. p. 155 und subscription bei Jahn, berichte d.
sächs. gesellsch. 1851, p. 332 ff. , dazu antigrapharius lustin. de
confirm. dig. ep. 29; antiparagraphe Fortunat. p. 105, 9; anti-
phona Isid. or. 6, 19, 7. eccl. off. 1, 7. Cass. inst. 2, 2. Cassiod.
hist. eccl. 10, 9; antistichon Pompeius p. 194, 34 K; antoecoet
Frg. post. Censor. 2; antoecumene Gromat. p. 61, 22. Probus ad
Verg. G. 1, 233 dreimal; antonomasivus Serv. Verg. A. 2, 171.
615. 5, 704. 10,668; antonomastice Osann ep. II, p. 182; apan-
gelticos Diomed. 426, 16; apithanos Fortun. p. 83, 27; zu apo-
rior aporiatio Tertull adv. haer. 49 und exaporior 2 Cor. 4, 8
Fris. Rufin. comm. Orig. in Rom. praef. ; apomnemoneuma Albinus
p. 553, 1; aporyma Metrol. p. 103, 8.9; archisynagoga Commod.
apol. 638. Not. Tir. p. 193 ; archisynagogicus Not. Tir. p. 9 ; ascitae
Aug. haer. 62; nscogephyrun Anon. de rebus bellicis ; aateriace
280 54. Grammatik. Nr. 5.
Cels. 5, 14; zu astrum astralis Aug. civ. d. I, p. 201,5 D. Avien.
phaen. 609 ; asyntheton Rufinianus 20. Isidor. 1, 36,20, -us Mart.
Cap. 9, 949; aulon Rönsch Itala p. 250; authemerium inschrift
im Bull. d. I. 1866, p. 66; axenos Frg. ine. trag. 182.
Außerdem wären oft nebenformen oder ältere belege anzu-
führen ; in bezug auf letztere bieten besonders die fragmente des
Varro reichlichen stoff zu nachtragen. Karl Sittl.
54. Hermann Kluge, die Consecutio temporum. Deren
grundgesetz und erscheinungen im lateinischen. Cöthen, Schulze
1883. 8. VIII, 124 p. 2 mk.
Die hauptgesichtspunkte, welche Kluge bietet, sind folgende:
er geht aus von allgemeinen erwägungen und sucht die wurzeln
jener erscheinung nicht auf speciell römischem grund und boden
sondern in allgemein psychologischen motiven. Die erörterung
beginnt mit einer betrachtung der in frage kommenden faktoren :
tempus, modus, art der hypotaxis. Im ganzen hält der verf. an
der herkömmlichen Scheidung der tempusklassen fest und ist da-
her genöthigt alle abweichenden beispiele durch besondere psy-
chologische gründe erklären zu müssen , was eben naturgemäß
eine sehr subjektive sache ist. Der verf. dieser zeilen, welcher
gleichzeitig in seiner dissertation „quaestiones syntacticae de elo~
cutione Tacitea Sallustiana Velleiana Caesaris" eine theorie der
consecutio zu begründen versuchte, führt diese unterschiede we-
sentlich auf eine Verschiedenheit von relativer und absoluter zeit-
gebung zurück und auf die verschiedene ausprägung dieser bei-
den arten der temporalen beziehung einerseits in den einzelnen
Satzgefügen, andererseits nach der Individualität des betreffenden
Schriftstellers. Was die einzelheiten anlangt, so zweifele ich ob
die herbeiziehung sprachwissenschaftlicher resultate und zurück-
gehen auf die bildung der formen für die vorliegende frage för-
derlich ist. Wenn es hierbei heißt, die conjunetive der praete-
rita entbehren des temporalen Charakters und dabei auf die hy-
pothetischen sätze verwiesen wird , möchte ich darauf aufmerk-
sam machen, daß 1) aus rhetorischen gründen öfter besonders
bei historikern anstatt des conjunet. imperf. oder plusq. sich die
betreffenden indicative finden , was nicht denkbar wäre , wenn
der temporale charakter keine bedeutung hätte. Ferner finden
wir, um des verf. methode treu zu bleiben , im griechischen ge-
rade den indicativ der historischen zeiten zum ausdruck der ir-
Nr. 5. 54. Grammatik. 281
realität herbeigezogen und selbst innerhalb des lateinischen finden
wir, um die verschiedenen grade der irrealität zu bezeichnen,
die temporale differenz beider conjunctive benutzt. Was soll
man endlich sagen, wenn p. 16 der verf. bei besprechung der
sogenannten ablehnenden frage sich, um die temporale bedeutung
des conj. imp. zu leugnen, gerade auf den temporalen unterschied
zwischen praesens und imperfectum stützt?
P. 35. 36 wird die rein temporale beziehung zweier hand-
lungen als die ursprünglichste hingestellt. Es läßt sich aller-
dings nicht leugnen , daß alle abhängigkeitsverhältnisse zweier
handlungen eine temporale seite haben und ebenso unzweifelhaft
ist, daß manche temporale conjunctionen noch andere, causale,
adversative , modale bedeutungen besitzen , aber diese sache nö-
thigt uns nicht zur annähme einer entwickelung dieser arten
der beziehung aus der temporalen , sondern zeigt uns nur , daß
die verschiedenen arten der beziehung zweier handlungen nicht
durch eine chinesische mauer von einander geschieden sind, wie
ja z. b. häufig der temporale Zusammenhang zweier handlungen
zugleich causal gefaßt werden kann. Schließlich scheint die er-
wäguug , daß der gesichtspunkt der zeit der allgemeine Hinter-
grund aller Unterordnungsverhältnisse sei, viel zu abstrakt, als
daß man sie dem „primitiven menschen", von dem der Verfasser
gelegentlich spricht (p. 26), als ausgangspunkt zutrauen kann.
P. 44 endlich finden wir mehrere beispiele aus Cato d. r. r.
durch welche dargethan werden soll , daß in dem vor der klas-
sischen periode liegenden sprachzustande das finale und conse-
cutive gebiet noch nicht scharf geschieden gewesen sei. Ich
halte es zunächst für unzulässig den Cato im lateinischen eine
ähnliche rolle spielen zu lassen wie z. b. im griechischen den
Homer, denn einmal steht Cato der klassischen periode zeitlich
viel näher als Homer der fertigen spräche und der unterschied
zwischen archaischer und klassischer spräche besteht im lateini-
schen mehr in dem bedeutungsunterschied der vocabeln, in dem
weniger vorgeschrittenen zustande der formenentwickelung und
im fehlen dessen, was die rhetorik mit sich brachte, als in einer
zu geringen ausbildung der logischen seite der spräche, die bei
der höhe des politischen lebens im damaligen Rom und bei der
rolle, welche die Jurisprudenz spielte, geradezu undenkbar wäre.
Die Ursache der Kluge'schen beobachtung ist daher nicht in ei-
282 55. Grammatik. Nr. 5.
nem unfertigen sprachzustande zu suchen, sondern in allgemeinen
umständen und in der natur der beispiele. Wenn es nämlich
schon in der gewöhnlichen darstellung nicht selten fälle giebt,
wo man sich fragt : wiegt die finale oder die consekutive bedeu-
tung vor?, so ist dies völlig unvermeidlich in einem buche, wel-
ches fast nur aus anordnungen besteht, wo es in der natur der
sache gelegen ist, daß zwei auffassungen gedacht werden können,
die finale, wenn die absieht des vorschreibenden mehr ins äuge
gefaßt wird, die consecutive, wenn der erfolg der Vorschrift mehr
in den Vordergrund gerückt werden soll. Eine solche doppelte
auftassung wird bei Cato noch dadurch unterstützt, weil er selbst
unzweifelhaft consecutive nebensätze nicht vorher durch adeo
u. dgl. signalisiert, vgl. 151 : „si quando non pluet, uti terra sitiat."
Vgl. ähnliche stellen bei Tacitus Agr. 12 „nox clara et extrema
Britanniae parte brevis, ut finem atque initium lucis exiguo discrimine
internoscas" (Agr. 21. h. II, 65. 34. V, 11. ann. III, 55. VI,
32). Auch aus cap. 15, 6 „ita aedifices, ne villa fundum quaerat,
neve fundus villam" möchte ich nicht den Schluß auf mangelhafte
Scheidung des consecutiven und finalen Verhältnisses ziehen, denn
der satz mit ne kann darin seinen grund haben , daß der autor
recht eindringlich sein wollte, vgl. z. b. wenn wir deutsch sagen:
„baue derart, daß ja nicht." Diese auffassung dürfte auch durch
die große rolle empfohlen werden, die in der betreffenden schrift
das prohibitive ne spielt. Schließlich würde es wohl auch kei-
nen anstand haben auf grund von I, 1 : „sie in animo habeto,
uti ne cupide emas, neve parcas" (cf. XXI, 4, XXXIII, XL VI)
vor dem ne noch ein ut einzuschieben. Georg Ihm.
55. Tabellarisches verzeichniß der hauptsächlichsten latei-
nischen Wörter von schwankender Schreibweise nach den neusten
ergebnissen zusammengestellt. Gotha, Fr. A. Perthes 1882. 8.
Mit den bestrebungen eine einheitliche rationelle deutsche
Orthographie in die schulen einzuführen hat die vor jähren be-
gonnene reform der lateinischen Orthographie in unsern höheren
schulen nicht gleichen schritt gehalten. Dort ist das ziel jetzt,
mögen sich auch einige sonderbundsstaaten noch einige jähre
sträuben, fast vollständig erreicht, hier aber ist noch alles beim
alten geblieben , und die barbarische art die lateinischen worte
durch eine scharf accentuirende ausspräche zu mißhandeln hat
Nr. 5. 55. Grammatik. 283
ihr seitenstück in dem gebrauch unbeglaubigter lateinischer wort-
formen des späteren mittelalters. Selbst in schulgrammatiken
und Übungsbüchern geht es vielfach noch nach dem alten Schlen-
drian weiter. Die orthographischen hülfsbücher von Brambach,
Wagener u. a. , welche den zweck hatten die resultate wissen-
schaftlicher feststellungen auf diesem gebiete in den schulgebrauch
einzuführen , haben nicht in der gehofften weise gewirkt , was
wohl zum theil seinen grund darin gehabt hat, daß ihre anläge
für den schulgebrauch nicht zweckmäßig ist. Denn in schulen,
wo man sich noch um die besserung der rechtschreibung be-
müht, hat man mehrfach es vorgezogen, sich eigne tabellen auf-
zustellen , um danach zu verfahren. Natürlich haben das nicht
mehrere schulen zusammen gethan, sondern jede für sich — um
der lieben freiheit willen ! Diese orthographischen zettel haben
dann auch ein ganz verschiedenes aussehen, je nachdem die fort-
schrittlichen ansichten in einem collegium vorwiegen oder zurück-
treten. Wir glauben nun , daß ein alphabetisches verzeichniß,
wie das oben verzeichnete, sehr wohl geeignet ist, alle jene mehr
oder minder localen oder provincialen experimente zu beseitigen
und bei allgemeiner einführung eine einheitlichere praxis zu för-
dern. Es ist nach seinem inhalt ausreichend für alle in der
Schulpraxis vorkommenden Wörter zweifelhafter Schreibweise, ohne
den äußeren umfang zu überschreiten , den der zweck des ein-
legens oder einheftens in grammatik resp. Übungsbuch bedingt.
Eine besondere druckschrift des bezüglichen worttheiles läßt die
zu wählende form sofort ins äuge fallen und gewährt so eine
schnelle belehrung. Zwar enthält auch dieser index hie und da
Verweisungen auf die richtigere alphabetische reihenfolge , doch
ersieht man sogleich an der stelle, wo die Verweisung steht, aus
dem druck die entscheidung, welche an der andern stelle ge-
troffen ist. Es läßt sich — und wir halten das für zweckmäßig
— bei der anführung zweier gleichberechtigten scripturen beim
gebrauch an derselben schule in der weise noch eine für die
lehrer bequeme methode in der handhabung dieser Orthographie
erzielen , wenn man durch unterstreichen noch eine für die be-
treffende anstalt festgesetzte norm eine noch engere wähl trifft,
wie sich das z. b. bei der assimilation in den verbis compositis em-
pfiehlt. — Ein wesentlicher vorzug des Verzeichnisses ist der,
daß es als das neuste das annähernd zuverlässigste material bie-
284 55. Grammatik. Nr. 5.
tet; seit der publication jener oben erwähnten hülfsbücher hat
die forschung und beobachtung manche früher empfohlene Schreib-
art wieder beseitigt und umgekehrt früher angezweifelte Schrei-
bungen wieder aufgenommen. Die berücksichtigung dieser um-
stände ist der neuen ausgäbe zu gute gekommen.
Indem wir auf einige besondere punkte des index eingehen,
bemerken wir zunächst, daß der verf. nach der formenlehre hin
sich weiter ausgelegt hat , als man grade in einer Orthographie
vermuthet, indeß wohl nicht zum schaden des ganzen; ohnehin
ist die grenze zwischen diesen beiden gebieten an manchen
punkten schwer zu fixieren. So sind formen wie (sumo) sumpsi,
sumptum, (adimo) ademptum , (abeo) abii, (alo) altum und alitum;
(coniunx aber) coniugis, contempsi , contemptum, dextera und dextra,
reppuli, repperi u. s. w. mitaufgenommen, die wohl mancher lie-
ber der grammatik zugewiesen sehen möchte. Ferner scheint
die aufnähme von exlex kaum nöthig : das wort wird vom schüler
entweder im vocabular gelernt oder dem wörterbuche entnommen.
— Bei einigen Wörtern hätte es der anführung einer nahezu
ausgerotteten form (auch als nebenform in klammern) nicht mehr
bedurft; so bei pellegere und perMeere. — Erklärlicher weise hat
der compromiß, der zwischen rationeller und gut beglaubigter
weise zuweilen geschlossen werden mußte , die volle consequenz
allgemeiner grundsätze gehindert ; wie sich auch ein gleiches bei
Brambach, L. Müller und Wagener zeigt. So lesen wir genitor,
genetrix; antemna, antenna aber sollemnis. Für die reihe inprimis
imprimis in primis möchte mit rücksicht auf die voraufgehende
anweisung „in compp. vor p = imp. seltener inp" sich als ein-
facher für den schüler ergeben : „imprimis aber getrennt in pri-
mis." — Gefreut haben wir uns, daß Boethius trotz der neuesten
ausgäbe wieder zu seinem rechte gekommen ist. Es soll zum
schluß nicht unerwähnt bleiben, daß dem index allgemeine, leicht
faßliche regeln über anfangsbuchstaben (der Verfasser hat den
romanischen gebrauch adoptiert) und Silbentrennung voraufge-
schickt sind. — Für eine spätere recension wollen wir noch fol-
gendes zu bedenken geben : erstens eine anzahl entlegener Wörter
fortzulassen, wie z. b. holitorius u. ä. , sodann den titel „tabel-
larisches" verzeichniß in „alphabetisches" zu ändern. Im inter-
esse der orthographischen reform kann man nur wünschen, daß
das musterhaft ausgestattete heft, welches der herausgeber einen
Nr. 5. 56. Epigraphik. 28^
„anhang zu jeder grammatik" nennt, wirklich jeder grammatik
beigelegt werde. L.
56. Fastorum civitatis Tauromenitanae reliquiae descriptae
et editae ab Eugenio Bor mann. Praemissae iudici lect. acad.
Marburg. 1881, N. G. Elwert. 32 p. 4.
Zu den schon lange bekannten inschriften mit rechnungs-
urkunden und beamtennamen , welche der boden von Taormina
geliefert hat, sind in den letzten Jahrzehnten neue funde gleicher
art gekommen, unter welchen die größte bedeutung dem langen,
zu etwa zwei drittheilen wohl erhaltenen strategenverzeichniß
einer marmorstele zukommt. Dieses, 1881 zuerst in Paris von Martin
und Lafaye gemeinschaftlich veröffentlicht, liegt jetzt, dank den
von Rieh. Schoene und Johannes Schmidt unterstützten bemü-
hungen Bormanns in einer wesentlich verbesserten, vollkommen
zuverlässigen ausgäbe vor uns ; um es aber für wissenschaftliche
zwecke wahrhaft nutzbar zu machen , mußte erst die Ordnung
und bedeutung der einzelnen reihen und gruppen ermittelt wer-
den, eine schwierige , aber vom verf. glücklich gelöste aufgäbe.
Die für den beschauer linke seite der stele beginnt mit A. moa-
zayo} 8 tu Tiivtb Itiav und verzeichnet dann 98 eponymen (nach
des verf. wahrscheinlicher annähme priester) mit je zwei Strate-
gen ; die schrift ist überall die gleiche , diese seite mithin auf
einmal niedergeschrieben. Dagegen von den 14 namengruppen
der rechten seite zeigt jede eine andere schrift, wurde also schon
zur zeit der treffenden beamten eingetragen; der anscheinend
dritte Stratege, welcher in den meisten auftritt, erweist sich an
dem verschlungenen yg , weiches auf den am anfang lesbaren
zeilen ihm vorausgeht, als grammateus ; die abgekürzten abthei-
lungsnamen, welche vielen beigegeben sind, möchten wir mit mehr
entschiedenheit als der verf. auf demen, jedenfalls nicht auf phylen
beziehen, da ihrer mindestens 21 gewesen sind. Denselben Cha-
rakter wie die gruppen dieser rechten seite zeigen die wenigen
ganz oben und ganz unten erhaltenen der mittleren-, dagegen
treten an deren linken rande in sehr kleiner schrift drei in der
weise der linken seite behandelte gruppen auf. Als erste und
älteste dieser reihen erweist sich die der 98 gruppen; ihre unmit-
telbare fortsetzung bilden, wie der verf. zeigt, die drei in klein-
ster schrift verzeichneten. Einer erheblich späteren und zugleich
286 56, Epigraphik. Nr. 5.
andersartigen Ordnung gehören die 14 der rechten seite an: dies
ergibt sich dem verf. aus den thatsachen , daß viele namen der
linken seite, begleitet von gleichen Vatersnamen, auf der rechten
ohne das iterationszeichen ß' oder / wiederkehren und daß über-
haupt kein Stratege dieser seite durch eine beigäbe dieser art
ausgezeichnet wird. Von selbst ergibt sich hieraus, daß die we-
nigen erhaltenen namen der mittleren seite , welche in großen
buchstaben geschrieben sind, der letzten zeit angehören.
Trotz der Überschrift argarayol öt-t ngvze ittmv sind , wie
der verf. in unwiderleglicher weise darthut, der jähre , welche
dies verzeichniß umfaßt, nicht 4 — 5mal, sondern genau ebenso
viele als es eponymen mit strategenpaaren enthält ; die Strategen
bildeten also ein größeres, aus 8 oder 10 mitgliedern bestehen-
des collegium, aus welchem alljährlich zwei austraten, um durch
ebenso viel neu eintretende ersetzt zu werden. Der verf. nimmt
8ia nivrs irmv = quinto quoque anno und zwar = alle 4 jähre;
wir glauben jedoch, daß eine distributive auffassung unter diesen
umständen nicht mehr statthaft, sondern per quinque annos zu er-
klären ist, so daß diä denselben sinn hat, wie in aoxovTsg diu
ßiov. Wie dem auch sei , die zwei ältesten beamtenreihen re-
gierten (98 — |— 3 =) 101 jähre-, dann folgt eine lücke, welche
der verf. , indem er die mit älteren beamten vollständig gleich-
namigen der rechten seite als enkel jener erweist, mittelst ebenso
feiner wie einleuchtender berechnungen auf etwa 30 jähre ver-
anschlagt; hierauf die 14 jähre der rechten seite; endlich die
der großgeschriebenen gruppen auf der mittleren seite, nach der
Schätzung des verf. über 40; im ganzen also etwa 185 und
darüber. Zu statten kam ihm dabei, daß er durch Benndorf,
dann Kaibel und Schmidt in den stand gesetzt wurde, von den
zwei schon bekannten gymnasiarcheninschriften, auf welchen ein
theil der eponymen wiederkehrt, einen verbesserten und ver-
mehrten text herzustellen und (unter weglassung der rechnungen)
zu veröffentlichen ; sein verdienst ist, diese als zwei stücke einer
einzigen stele erwiesen und ihre anordnung festgestellt zu haben.
Schwer zu finden und auch durch die scharfsinnige behand-
lung des verf. , wie uns scheint , noch nicht aufgehellt ist die
epoche der in der Strategenliste vorliegenden aera. Den gym-
nasiarchen des 86. jahres Agatharchos söhn Menons findet er
in einer, wie er zeigt, zwischen 168 und 157 v. Chr. geschrie-
Nr. 5. 56. Epigraphik. 287
benen delphischen inschrift wieder, laut welcher der Tauromenier
Agatharchos söhn Menons zum delphischen proxenos ernannt wird,
sucht demgemäß, weil letzterer schon vorher ämter und würden
in seiner heimath bekleidet haben muß, die epoche mehrere jähre
vor 253/242 und stellt sie auf mitte sommers (in welche ihm
das neujahr des kalenders von Tauromenion fällt) 263, weil in
dieses jähr der bündnißv ertrag Hierons mit Rom fällt , in wel-
chem unter andern von ihm schon vorher besessenen Städten
auch Tauromenion als sein eigenthum anerkannt wurde (Diodor
XXIII, 4). Wir würden, weil derselbe im herbst 263 vor-
läufig vereinbart, endgiltig aber erst im winter 263/2 oder noch
später abgeschlossen worden ist, das jähr 262/1 wählen, wenn
wir uns der ansieht des verf. überhaupt anschließen könnten.
Die vermuthung indeß , die Römer hätten für unterthanenstädte
eines königs , dessen herrenrecht (y.vQitven) über sie von ihnen
anerkannt wurde, eine ihren interessen dienliche, d. i. aristokra-
tische Verfassung ausbedungen, hat wenig für sich ; das bestehen
z. b. eines collegiums von 10 fünfjährigen Strategen scheint uns
nothwendig auf einen freistaat hinzuweisen. Wenigstens müßten
der homonymien mehr nachgewiesen sein als jene einzige, welche
sehr wohl zwei personen verschiedener zeit angehen kann : im
42. und 54. jähr erscheint ein erster, im 51. ein zweiter fJhXi-
azicov (piliöziwvog, im 72. und 84. ein dritter, im 94. jähr ein
vierter als Stratege; ein (pgvvig 'AnoXlodwQov im 60., ein andrer
im 80. jähr; ein EvxXsidag Nv/Acpodcögov amtiert im 94., ein
zweiter im (ungefähr) 138. jähr, ist aber nicht der söhn jenes,
der einem andern demos angehört. Die Strategen bildeten in
Tauromenion schwerlich die eigentliche regierung; höchster be-
amter war sicher nicht bloß in Katana Tyndaris Akragas, son-
dern wohl in den meisten sicilischen Städten zur Römerzeit der
proagore , welchen der verf. glücklich in dem bisher nQvzavig
gedeuteten tzq der rechnungsurkunden von Tauromenion wieder-
findet; das amt eines Strategen zu bekleiden war nicht jeder-
manns sache , seit dem vierten Jahrhundert finden wir in den
meisten fällen eine theilung der politischen thätigkeit durchge-
führt ; je nach fähigkeit und neigung werfen sich die einen auf
die militärische , die andern auf die rhetorische und juridische
seite derselben. Allerdings trifft das (etwa) 132. jähr, in wel-
chem eine neue Ordnung der Strategie anzuheben scheint, passend
288 56. Epigraphik. Nr. 5.
auf den abstand zwischen 263 \mä 134 v. Chr., dem consuljahr
des Kupilius , welcher die von den sclaven besetzte Stadt ero-
berte und durch ein gesetz neue einrichtungen ins leben rief;
doch betraf dieses die jurisdictionsverhältnisse und zwar die des
gesammten Sicilien , jene vorübergehende sclavenherrschaft aber
hat doch kaum auf die Verfassung der bürgerschaft einen ein-
fluß geübt.
Es scheint daher am räthlichsten , die errichtung des stra-
tegencollegiums an die erhebung Tauromenions zum freistaat an-
zuknüpfen. Durch die ermordung des Hieronymos 214 war den
Städten seines reichs das recht für sich selbst zu sorgen in die
hand gegeben ; kurze zeit nach ihr sehen wir die nördlich von
Leontini gelegenen außerhalb des bereiches syrakusischer macht
(Liv. XXVII, 29, 1)-, Tauromenion, die nördlichste, zugleich
eine enclave, hat sicher am ersten sich selbständig gemacht ; aus
dem freiwilligen übertritt zu Marcellus 212 (App. Sicil. 5) er-
klärt es sich , daß wir die Stadt später in der ehrenstellung ei-
ner civitas foederata finden. Ist Phileas , dessen söhn Hermon
im 12. und 29. jähre die Strategie bekleidete, mit Bormann für
den mechaniker Phileas aus Tauromenion, den gehülfen des Ar-
chimedes bei dem bau eines riesenschiffes für Hieron, zu halten,
so paßt 203 und 186 v. Chr. besser zur blüthezeit des sohnes
als 251 und 234. Der 168/157 zum delphischen proxenos er-
nannte Agatharchos söhn Menons könnte ein jüngerer bruder des
' Ayiag Msicorog, welcher im 22. 31. und 43. jähr (uns 193.
184. 172 v.Chr.), auch wohl vater des ' Ayd&aQ%ag ' Ay<t&aQ%ov
gewesen sein, welcher im 88. jähr (127 v. Chr.) die Strategie
bekleidete. Von 214 bis zur austreibung der einwohner und
gründung der römischen colonie Tauromenium 36 v. Chr. sind
179 jähre, zwar etwas weniger als nach Bormanns Schätzung
auf der stele verzeichnet waren ; aber die Überschrift A. aroa-
zayni 8ia nsvts stscop läßt das ursprüngliche Vorhandensein einer
zweiten: B. atQnanyoi iviavatoi (oder diu övotv , tgimv st.) auf
der zerstörten mittleren seite erwarten, welche ohne zweifei sich
auf die von Bormann für die Strategen der rechten seite nach-
gewiesene neuorganisation bezog. Diese muß also einige zeit
vor dem ersten jähr der rechten seite eingetreten sein und, weil
der mittleren seite jetzt einige gruppen mit größter schrift mehr
zuzuweisen, noch mehr aber mit kleinster abzusprechen sind, so
Nr. 5. 57. Griechische lyriker. 289
dürfen wir mit fug statt 185 oder mehr bloß 179 annehmen.
Setzen wir die neuordnung in das 128/131. jähr der aera, so
kommen wir in die zeit der herrschaft des Cinna 87 — 83 v. Chr.,
dessen Parteigänger Siciliens sich sogleich bemächtigten und unter
Perperna nach dem siege Sullas die insel zu ihrem Stützpunkt
gegen diesen zu machen suchten. In ihrem interesse lag es,
durch abkürzung der Strategiedauer die anhänger Sullas aus dem
regiment zu bringen und neue männer an ihre stelle zu setzen.
U.
57. Poetae lyrici Graeci. Eecensuit The od or u s B e r gk.
Editionis quartae vol. III , poetas melicos continens. Lipsiae
MDCCCLXXXII. II, 747 p. 8.
Die editio quarta des großen werkes findet mit diesem bände
ihren erfreulichen abschluß , durch das verdienst A. Schäfer's
und E. Hiller's, welche laut der von A. Schäfer geschriebenen
vorrede die herausgäbe besorgt haben. Bergk, der sich ja bis
zuletzt einer wunderbaren geistigen frische und produktionskraft
erfreute, hatte diesen band wie den zweiten im manuscript fertig
hinterlassen ; die herausgeber hatten und erfüllten nur die auf-
gäbe , das von Bergk gewollte getreu vorzulegen , ohne eigne
zuthaten.
Wie sehr der hochverdiente forscher nach wie vor für seine
lyriker thätig gewesen ist, zeigt schon der umfang dieses ban-
des , mit seinem wachsthum von mehr als 1 60 Seiten gegenüber
der 3. ausgäbe. Dafür machen das wenigste die seither neu ge-
fundenen fragmente aus : die kleinen ägyptischen , die ref. der
Sappho und dem Pindar zuwies , Bergk aber namenlos läßt ;
dann die aus Miller's Melanges und einiges wenige sonst. Die
hauptsache ist das anwachsen der noten, woran ziemlich jede
seite theilnimmt. Tbeils waren fremde ergebnisse zu verzeichnen,
theils die eignen zu berichtigen und zu mehren. Es war ja
Bergk's lobenswerthe art, gegen die eignen vermuthungen nicht
minder mißtrauisch zu sein wie gegen die fremden, und immer-
fort zu streben , an die stelle des guten besseres zu setzen.
Greifen wir einen von den dichtem heraus, um das gesagte
zu belegen. Alkaios frg. 5 (zum hymnus auf Hermes) ist be-
trächtlich erweitert , indem Bergk nicht ohne große Wahrschein-
lichkeit es auf Alkaios zurückführt, daß Hermes dem wegen der
Philol. Anz. XIII. 20
290 57. Griechische lyriker. Nr. 5.
rinder drohenden Apollon auch noch den köcher von den schul-
tern gestohlen habe (Horat. Od. I, 10-, schol. Hom. 0 256). —
Fragm. 9, 2 a not Kogcovrjag int nia et» v neue vermuthung;
das. 3 u(iq)i(ßalvEi) jetzt nach Welcker. — Fragm. 13 A hat
diesen platz, unter den fragm. der hymnen, erst jetzt erhalten
(vorher 83). Es wird nämlich aus dem ersten buche citirt (in
dem citat der note ist in dieser aufl. ' AXxalog ngmro^ ausge-
fallen). Diese Zuweisung wird richtig sein-, hat Alkaios hier
den homerischen hymnus auf den pythischen Apollon v. 306 f.
copirt? Freilich der alkäische hymnos auf Apollon war in al-
käischen Strophen verfaßt ; hier dagegen erkennt Bergk jetzt sap-
phisches metrum. — Fragm. 13 B (früher 13) jetzt mit Ahrens
fvntdtllog. — Eine sehr gute conjektur ist 18,9 ayxoivai (taue)
für ayxvgat; in der note ist Boeckh Seew. 132 statt 152 ge-
druckt. — 19, 3 f. jetzt efißa v^{ara) d. i. vaiata , aus überlie-
fertem ipßaivst, eine freilich äußerst unsichere conjektur. — Zu
fragm. 26 ist aus dem etymologicon Flor. Miller's ein neuer vers
hinzugekommen : olov (nidov) yäg yag nslzrai aicov. Mit welchem
rechte freilich Bergk diesen vers hier ansetzt, ist dem ref. völ-
lig unklar. — In fragm. 32 möchte Bergk jetzt archilochisches
metrum herstellen (wie in Diffugere nives) , während er dem ref.
vorwirft, daß er non curans numerorum proprietatem sapphisches
darin gesucht habe. Auch dies ist uns unverständlich. — 37 A
jetzt nöliog (Schneidewin) und di^öXm (Schmidt). Eef. hält übri-
gens in diesem fragm. tbv xaxondtgiSa für unbedingt falsch ; es
muß xaxonargidav heißen (vgl. £o<po8ognCdctg 37 B), = rov ix xa-
kbö« natigmv. — 39, 4 f. jetzt: (&sgog) onnorct qilöyiov xatd
yäv 7isnrd{xevov- navta xatavdvri {^avävco = avaivoa) ; 6 av&si xai
axolvfiog. ■ — 41,2 ««' öti Olxilaig; den namen Otxig gewinnt
er sehr schön aus Etym, M. Bvx%tg. Ist aber das dorische ver-
bum Xcö auch äolisch gewesen? Dazu scheint noixilaig am Schlüsse
des verses ziemlich sicher überliefert. Daselbst 5 jetzt diigu und dti-
gav für itsga und izsgav. (V. 4 möchte wohl x s g vaig zu schreiben
sein, [so auch Meister Dial. I, 42] nach den handschriftlichen spuren
und nach dem münzvertrage zwischen Mytilene und Phokaia, welche
inschrift äolisches xsgvav = xigvävai erweist). — 42 jetzt xax-
££«?«>. — 46 vermißt ref. die erwähnung seiner conjectur (Rhein,
mus. XXIX, 153) zpoiye ysveo&ai für sfioi yeyevt]0&ai. — 50 ist
neu eingefügt (früher adesp. 68); das vom ref. im Rhein, mus.
Nr. 5. 57. Griechische lyriker. 291
XXXII, 458 festgestellte versmaß, welches unzweideutig für Al-
kaios spricht, erkennt nun auch Bergk an. Er stellt aus diesen
in den Volum. Herc. erhaltenen resten in sehr genialer weise
eine Schilderung des physischen katzenj ammers her, welcher sich
bisher in der griechischen poesie noch nicht verherrlicht fand.
Die Überlieferung zwingt nicht gerade zur annähme dieses Sin-
nes. — 54 AB ergänzt beziehungsweise neu aus dem Etymolog.
Flor. — Frg. 55 v. 2 und 58 sind von Bergk an ihrem platze
belassen ; ref. kann seinerseits ebensowenig seine Überzeugung
ändern, daß jener vers der Sappho, dieser dem Alkman gehört.
Für 55, 2 beruft sich Bergk (zu Sappho 29) auf Aristoteles1
bestimmtes zeugniß , und will dagegen das zeugniß des späten
scholiasten nicht gelten lassen ; aber der späte scholiast schreibt
doch wohl aus älteren scholien ab und Aristoteles sagt: 2ancpm
ntnnitjusv slno.viog tov A\y.a.iov , wo das sinövtog (nicht
noiqaavzog) ebenso mehrdeutig ist wie Kiyei Rhet. II, 2 dio Xiysi
oQyt&ixfvog 6 ' AxiXKsvg. — Doch wir brechen ab; das vorste-
hende kann als probe genügen.
Zur controverse mit Bergk bieten dem ref. andre dichter
noch mehr gelegenheit als Alkaios, und wenigstens ein gedieht
eines andern dichters kann an dieser stelle zur besprechung kom-
men, nämlich des Simonides lied an Skopas, welches Piaton uns
erhalten. Ueber die anordnung der stücke, sowie darüber, daß
das gedieht nur Strophen und keine epoden hatte, schloß ich
mich in meinem aufsatze über dasselbe (Rhein, mus. XXVIII,
326 ff.) an Bergk an. Doch behauptete ich nach v. 2 eine lücke
im betrage von einer Strophe (str. 1, v. 3 — 7 und str. 2, v. 1 — 2),
und dagegen das Vorhandensein von anfang und Schluß des
ganzen, woraus dann folgte, daß das gedieht ein epinikion nicht
sein konnte, sondern nur ein skolion. Jetzt nun gibt auch Bergk
zu , daß es ein epinikion nicht sei , beläßt es indes unter den
inlvixot, weil die alten grammatiker es ebenso eingeordnet haben
könnten, so gut wie sie unter Pindar's epinikien fremdartiges
gestellt. Hierüber nun lohnt es sich nicht mehr zu streiten, da
die neue position Bergk's absolut unhaltbar ist. Auch die Voll-
ständigkeit des gedicktes giebt Bergk jetzt insoweit zu, als er
lediglich am anfange eine Strophe als fehlend annimmt. Der
grund ist derselbe , der auch mich zur annähme der lücke mit
bestimmte : nämlich in dem erhaltenen wird Skopas nirgends mit
20*
292 57. Griechische lyriker. Nr. 5.
namen angeredet. Aher da doch Piaton von v. 1 ausdrücklich
sagt (343 C) sv&vg ro ttqöjtov rov aopazog, so ist diese annähme
Bergk's völlig ausgeschlossen. Entweder also ist Skopas in dem
nach meiner annähme ausgefallenen stücke hinter v. 4 angere-
det worden, oder überhaupt nicht. Nun wird man sich zu letz-
terem ungern verstehen; ich fürchte aber, man wird es müssen,
falls man Platon's hinweisungen durchgängig und voll gerecht
werden will. Denn die Strophe oldi fioi ipusXEcag, nach meiner
herstellung die dritte, stand nach Piaton nicht sehr weit vom
anfange entfernt: 339 D oXiyov tov not^fxatog sig ro ngoo&ev
ngoelücüt; 344 B Xiysi yäg (iwa rovto (die anfangsverse) öXiya
dteX&oav. Mir entging das bedenken auch früher nicht; wenn
ich inconsequenter weise ihm nicht folge gab , so geschah dies
namentlich auch , weil bei Bergk der anschluß zwischen v. 2
und 3 nicht genügen kann. Er hält seine fassung auch jetzt
fest. Nun ist das stück, welches nach v. 2 zu folgen hat, von
Piaton nur in freierer paraphrase gegeben : inei d/xoiye i^agxn
bg av fit] xuxog rj (xr]8^ äyav andXa(ivog , tidcog ye ovijasi nöXiv
8ixav , vyirjg dvtjg xre., wofür das metrum dies sein muß : uu —
\j u — u u — u u — *_< u — u — u w — >_/ — ; also für
den anfang bis f^ö' lediglich uu — w . Bergk nun streicht insl
'i(i. Ǥ.., obwohl dies bei Piaton auch 346 D wiederkehrt (aXXd
fioi i^agxri), und schreibt weiter og av ij naxog, mit ergänzung
des (atj zu xaxog aus (iij8s. Ich dagegen meine, daß wir das
naxog ganz wohl entbehren können, das „genügen" aber nicht;
darnach schlage ich jetzt vor: äXig og niXiß /w?/t' dyav dnd~
Xapivog Eiöwg *' ovaalnoXiv dixav, vyiqg dvrjg (t* ovrjaln. Her-
mann, t bvaain. Schneidewin). Stand so bei Simonides, so ist,
glaub1 ich , der anschluß tadellos und auch die platonische Um-
schreibung vollkommen erklärt ; denn das xaxög ergab sich schon
als gegensatz zu dem dya&og in v. 1 von selbst. Somit haben
wir das gedieht wirklich vollständig, die anrede 2xona Kgeovzog
OsaaaXw stand in der Überschrift, und Piaton hat sie daher.
Was soll auch bei einem gedichte rein gnomischen inhalts die
anrede einer bestimmten person? Ich glaube übrigens, daß diese
gattung lieder, die sich unmöglich anders als skolien nennen
läßt, unter Simonides' werken für die alten eine besonders vor-
nehme stelle einnahm und mehr als irgend eine andre ihm den
ruf eines großen weisen verschaffte. Ich ziehe ebendahin frg. 57:
Nr. 5. 58. Pindaros. 293
7ig hbv alvijoete rocp ntövvog Aivdov vaizav KleößovXov xzs., wo
ebenso Kleobulos bekämpft wird , wie in dem besprochenen ge-
dicbte Pittakos; v. 1 möchte vielleicht tCg dt x ahi'jasis zu schrei-
ben sein. Hier wurde das thema der beschränktheit menschlichen
könnens behandelt ; es paßt nun vortrefflich dazu, als Schluß ei-
ner andern Strophe, das von Plutarch namenlos citirte fragment
(Adesp. 143): %oon£Q (jopntQ mit Gaisford, als maskul. ?) pövov
cqigvai vevaij (seil, ro etfAUQftti'ov), naQTsgä toviq) xi'xÄttxxi' dvdyxa,
vergleiche Sim. 57 ende: — — 8s aal ßgozsoi naldfjiai &gav-
ovn ' fiOiQov qmzög äds ßovXd.
Doch genug davon. Die besprechung eines buches wie das
Bergk'sche regt naturgemäß zu der bemühung an , gemäß dem
gegebenen schönen und ruhmvollen vorbilde auch selbst etwas
zu der herstellung dieser leider so zertrümmerten und doch so
reizvollen reste beizusteuern 1J. F. Blaß.
58. H. van Herwerden, Pindarica. (Comm. ex suppl.
anualium philologicorum seorsum expressa.) Lipsiae, B Gr. Teub-
ner 1882. 32 p. 8
Bemerkungen zu mehr als 150 stellen, darunter die hälfte
eigene conjeeturen van Herwerden's , offenbar meistens bei der
lectüre von Mezger's commentar entstanden. Wenn dieser vom
verf. mit recht getadelt wird , weil er „multa bonarum litteraram
splendore indigna" bietet , so verdient van Herwerden seinerseits
auch bei dieser arbeit den Vorwurf, die leistungen anderer ge-
lehrter vielfach außer acht gelassen zu haben. Vor allem die
grundlegende recension Tycho Mommsen's scheint van Herwerden
überhaupt nicht eingesehen zu haben: das zeigt sich zu Ol. 1,89.
6, 97. 14, 4. P. 8, 12. ib. 21 (cf. adn. crit. zu Ol. 9, 16 sq.).
1) Ueber das Pariser Alknianfragrnent hatte ich nicht sprechen
•wollen ; doch kam ich noch nachträglich durch zufall auf eine stelle
des Etymologicum Magnum, deren beziehung auf Alkman und zwar
auf dieses fragment bisher noch allen, auch Bergk , entgangen ist.
Diese stelle lautet bisher sinnlos so: 'Agaiiaanidrjq • xaicc ßvyxon>)v,
'AgaiTceatoiidrjs , w? ctotidtjs Gisidrjg, GvyxoTitj tov o. Dies geht ganz of-
fenbar auf Col. Ol, v. 3 : cUA' o«5cf 'Egcita cutdr/g ; Agcnra ist entweder
aus 'Egdia oder eher aus Agsra verdorben. Die buchstabenfolge der
glosse zeigt , daß der Verfasser des Etymologicum bereits 'Agatra —
las; zugleich aber zeigt die erklärung, daß er das ganze unsinniger
weise als ein "wort betrachtete; alt demnach ist die glosse in dieser
fassung nicht. Auf dem papyrus waren mir die buchstaben EP zwei-
felhaft; nur erneute besichtigung kann entscheiden, ob nicht etwa
doch \4gh(t dasteht.
294 58. Pindaros. Nr. 5.
N. 3, 19. 8, 21. 9, 23; auch hat augenscheinlich Mommsen Ol.
3, 42 aidoiiotazog gemeint (adn. er. p. 46) , und das neutrum
im text ist ein druckfehler. Genauere Zusammenstellungen und
erörterungen über das digamma standen bei J. H. H. Schmidt,
kunstformen der griechischen poesie IV (1872) 179 ff.; über Ver-
kürzung langer vokale innerhalb eines Wortes ebenda p. 120 f.;
über positio debilis , den optativus mit av und die Verkürzung
des bindevokales im conj. aor. vergleiche die (freilich erst kurz
vor der arbeit van Herwerdens verfaßte) dissertation von Breyer,
Analecta Pindarica, Breslau 1880; über die Verkürzungen näv
und vvv siehe Boeckh not. crit. zu Ol. 2, 93 und P. 3, 66 (wo-
mit auch die änderung bei van Herwerden zu Ol. 9, 40 sich
erledigt) ; über die Wortstellung in der Tmesis und über iv in
äolischen liedern (also nicht P. 4, 127 und J. 1,1) Boßler, De
praepositionum usu apud Pindarum (1862), p. 71 und 19; an
vielen stellen wäre ein hinweis auf Boeckh's erklärung am platze
gewesen.
Manches hätte van Herwerden besser unterdrückt, weil er
selber es kaum für richtig hält, z. b. die vermuthungen zu Ol.
1, 57. P. 3, 101. 8, 29. 74. 78. 9, 23. 29 ; auch den erfolg-
losen kämpf gegen eamjtai , sanofAsvoi u. s. w. zu Ol. 8, 11.
Ein rest von etwa 50 stellen soll in folgendem kurz besprochen
werden.
Ol. 1, 50 (Mommsen) will van Herwerden däofiara nach
einer Hesychischen glo&se. Diese periphrastische wendung ist
ebenso unpindarisch, als [telrj neben xgemv überflüssig. Die bis-
herigen erklärungen genügen allerdings nicht. Verbinde ai&sv
mit paXi} (also das komma zu tilgen), auqil mit rgani^atai, xgsmv
mit devzata (das letzte und feinste fleischgericht) ; xdza in tmesi.
— ibid. 60 zhagzoe, notov u&avaitov . . . scheint dem erfinder
selber nicht zu gefallen, notov ist überflüssig und hart neben
vinzag cmßgoaCav ze sowie avfinozaig. Auch haben sie nicht
selbviert zovzov ßiov, wohl aber aovov (dasselbe wort von den
unterweltsqualen Ol. 2, 67).
Ol. 2, 43 van Herwerden vicov iv di&Xotg. Eichtig ist, daß
der überlieferte text nicht iuvenum certamina bedeuten kann; es
sind die novi ludi, cf. N. 9, 11. — ibid. 56 van Herwerden:
g^ de viv %ymt> tig o'iasi zo fiillov, ozt . . . Dies wird schwer-
lich jemand verstehen „mortis formidine non agitabitur, quandoqui-
Nr. 5. 58. Pindaros. 295
dem . . ." Außer dem mit agsrai (sc. victoris) geschmückten
nlovzog — viv ist noch ein sidtiai ro fitXXov , eine omqiQoovvq
erforderlich. — ibid. 62 van Herwerden : xtirav tzuqu öiairav
mit Madvig, = in illa vita. Verf. anerkennt, daß dies „langui-
dum" ist. Richtig bemerkt er, daß weder xeivög tenuis noch nagu
propter sei (auch ist ötaiza bei Pindar nicht lebensunterhalt).
•/.tiiuv (sie) nagd diaiiav bedeutet „ein eitles leben lang"; vgl.
P. 11, 63 und Boßler p. 58. ■ — ibid. 87 yugvsrt (imperat.) be-
seitigt die Schwierigkeit der stelle nicht. — ibid. 9 6 f. avvuvro-
fiero£ (dXXd ptägycov yug avdgmv tb XaXuyJjaui) &tXcot> xgvcpov
tt&ipsv (letzteres schon G. Hermann) . . . Eine unzulässige pa-
renthese. Setze bei Mommsen y.atakaXftaai (niederschwätzen) für
zu XaXayJjaai.
Ol. 6, 12 ivdixov und Ol. 6, 15 ze daiadtviar. Beach-
tenswerth. — ibid. 97 verlangt van Herwerden mit unrecht das
praesens ÖgaCoi, vgl. P. 1, 40. 9, 90. 10, 21. Ol. 8, 29.
Ol. 7,97 van Herwerden xXuvöv. Unrichtig für Pindar ist
die angäbe, daß xotröv mit xXewov in den handschriften ver-
wechselt werde. Die siegreiche familie ist eine familia „publica."
Ol. 10, 7 oysXXcop verdirbt sinn und ausdruck: zwei par-
ticipia und zwei bilder.
Ol. 11,16 iyyvuofiai? Nein, vgl. Ol. 2,92; überdies liegt
ein futurgedanke vor.
P. 1, 45 verlangt van Herwerden umgekehrt dfxsvasa&ai.
Doch s. Boeckh n. er.
P. 3, 22 alcfyvtav heißt freilich nicht, wie man bisher über-
setzt, spernens, sondern foedans; aber ein grund, da^üXXoav zu
schreiben, liegt nicht vor. — ibid. 74 noatv statt nozz, ist will-
kürlich und bis zur unschönheit überflüssig : benutzt das pferd
nicht bei allen bewegungen seine beine? konnte es etwa im faust-
kampf siegen?
P. 4, 3 slctToiöaig, Iv oqiEtXofxsvov. Aber es steht ja doch
oepga (= Iva) im text und xcand^ovri ist ja kein verb. fin. ! Ein
arger misgriff. — ibid. 98 : allerdings Mezger mit seinem „mut-
tersöhnchen" fordert entschiedensten Widerspruch heraus ; allein
ebensosehr Härtung mit seinem axoztäg und van Herwerden mit
seinem nozs päg (vgl. ihn selbst z. P. 5, 112). Ueber noltog
siehe J. H. H. Schmidt, Synonymik der griechischen spräche no.
91. — ibid. 126 fxoi (Bergk) urttyiot (Härtung) ohne zwingenden
296 58. Pindaros. Nr. 5.
grund und schwerfälliger. — ibid. 142 q*i> (statt ßovg) ein über-
flüssiges wort, noch dazu in abgeschwächter bedeutung. — ibid.
173 dfAtaa&ivttg oder (NB.!) dg(l)fAvua&£vt8g dXnüg ? Die bis-
herigen erklärungen sind freilich unzulässig, alxd ist bei Pindar
stets heldenkampf (im concretesten sinn), wonach auch Ol.
1, 112 zu erklären und Ol. 9 fin. zu behandeln ist. So heißt
aiösa&evrsg dlxdv „hochachtend heldenkampf." — ibid. 199 nach
Koraes dpnloov. Ist neben dem s(xßalilv überflüssig, auch die
ausdrucksweise weitläufig und das wort schwerlich zu dfinvodv
verderbt. Allerdings von „verschnaufen" kann nicht die rede
sein, trefflich aber vom tiefen, starken athemholen beim beginn
der arbeit. Also wohl dp nvodv 8' qgmsg 'ianaaaav. — ibid.
213 r' dyavcp für nag1 avrcp sachlich unbegründet, avzog ähn-
lich vs. 135. 169. 250 [wohl zu lesen xlsxpsv rs Mtjöeia alv
(instr.) avrä rdv TlsXiao no&dv (nemlich das Vließ)]. — ■ ibid.
275 rovroo y\ y' ist flickwort; der gen. auf 00 nicht zulässig,
vgl. Herrn, dial. P. p. XL — ibid. 283 ogqiavi^ei ph (=liberam
servatf) xaxäg yXäaaav (paevvdv bnög ist ebenso unmöglich wie
die mit recht angegriffene hergebrachte erklärung. yXmaaa wie
oxp (auch qiaevtd, cf. Schmidt, Synonymik I, 584 und 592) müs-
sen auf einen dichter, chor, muse u. ä. (hier Damophilos) gehen.
Wohl iyxvgaaig snarovrasrijg, ßtorä | bgqiavC^ei psv xaxä ylcüaaav
qiasvvdv bnög — sein liederarmes leben in der Verbannung.
vßgl^mv ist nicht insolens, sondern nefarius, wie vßgig bei Pindar
überall frevel, gewaltthat (im concretesten sinn; die vßgig
der esel P. 10, 36 ist ihr lautes geschrei in der svyctfxia) —
gerader gegensatz zu dya&oig.
P. 5, 16 f. $xoov avyysvsg \ dvatolaiv \ aidoiozarov . . . will-
kürlich, ysgag ist bei Pindar der (concrete) siegespreis. Lies
h'xsig t' iyysvij | oqs&alpbv aidoiötarov ysgag d. h. habesque genti-
licium oculum (im sinne von Ol. 2, 10) clarissimum praemium (vic-
toriae); und dazu kommt zweitens (vs. 19 ff.) das lied. — ibid.
39 tbv [lovodgvov ivnöv beachtenswerth — ibid. 113 ntXz\iiXfii
(nvodV) ögövov willkürlich, auch der hinweis auf revolution
übermäßig deutlich.
P. 6, 29 tgiycov coli. P. 5, 103 (vbov qsigßsiai) unrichtig,
denn vojjfxa ist der einzelne gedanke. cpngsiv steht wie P.
4, 102.
P. 8, 8 f. dfieih^ov xagdlag nötav intXday sc. aliis, oder(!)
Nr. 5. 58. Pindaros. 297
äfisilt/og xagdiäig xü-iog i/zeXdß'Q (intr.) ; beides unzulässig. Vgl.
ivie'rai Union II. 16, 449 ; von „aliis" ist nicht die rede, sondern
von einem, der sein herz mit rachegedanken füllt, naliynotog
(in ganz demselben gegensatz) N. 4, 96. — ibid. 77 aXloz"1 aX-
Xov vtzsq&s (sc. äXXovl?) ßdXXcop , äXXov #' vnb yeiomv (sc. ßäX-
Xco) = modo hunc modo illum alii supeme iniciens aut (!) manibus
eins subiciens. — ibid. 94 ziya oder (!) noT^tm für yvcoua will-
kürlich. Die yvcöfAu ist vielmehr die Sinnesart des menschen.
P. 9, 67 hätte van Herwerden das überflüssige aisi für rjdij
nicht vorgeschlagen, wenn er den gebrauch von ifj8>] bei Pindar
verfolgt hätte. — ibid. 113 o'iov evqwv (quo invento) . . . nao-
de'voißi, nglv (iiaov a^ao (Bergk), eXsv \ coxvruzov yccfiov — un-
zulässig nicht blos wegen der construction von tzqiv, sondern 1)
weil er nicht t'Xer., sondern evger yäpov, 2) weil svoeh bei Pindar
nicht = ersinnen ist (auch nicht Ol. 4, 4).
P. 10, 38 doonoig (mit Bergk) oder nözoig. Daß sie essen,
ist schon durch Sutcuzo angedeutet; an trinkgelage im gegensatz
dazu zu denken, liegt kein grund vor. zoonoi sind vielmehr die
(musikalischen) weisen, cf. Ol. 3, 4. 10, 77. 14, 17.
Die verwickelte stelle P. 11, 41 ff. löst van Herwerden
höchst prosaisch ; er schreibt : Moiaa, to de zior, ei fxia&olo avv-
i&sv nugiysiv cpcovdv vndgyvgov ulXot"1 <xXXq>} nciov.c>yt\i?.v rt net-
to) nv&oii'xop to ys pvp tj &oaav8aiq>. — uiaOog ist überdies
nicht das honorar des dichters, vgl. N. 7, 63 ; J. 1,47; P. 1, 77.
Heimsoeth, Ehein. mus. V, 15. von Leutsch, ind. aest. Gott. 1862.
N. 1, 46 %dvog (bei Hesych , = erzo/ia) für igovog. Der
%o6vog , welcher so oft bei Pindar fast personificiert erscheint,
ist in der that bei dem erstickungstode bestimmend ; könnte der
erstickende mit dem aropia oder "^dvog den lebensodem anonvelv,
so würde er eben gar nicht nöthig haben zu ersticken.
N. 3, 33 Xelufins (für yiya&t) Flr^t-hg ava^f nsgiaXXov (für
vnigaXXov) . . . Bei Pindar wird Xd^7zco nur von sachlichem
subjekt gesagt, desgl. la^nqög. Ueber sv siehe Boßler p. 21. Zu
vnigaXXov vgl. die vielen pindarischen coraposita mit vnig und
Boßler p. 32. 49. — ibid. 72 f. dvtjg, y?goov (für rgitov !) iv na-
Xm*4$mai fie'gog txuaiog o'iov. Doch zgitov [j-sgog ist gesichert durch
P. 4, 65 und 12, 11. txuGTog (norn. masc. sing.) ist neben ?i9»o»
und 'ixnusv schwerfällig. iXdco = addere ist unmöglich ; viel-
mehr ist es intransitiv , ugeidg acc. der richtung. Es sind mei-
298 58. Pindaros. Nr. 5.
nes erachtens vier lebensalter, nicht drei und eine allgemeine
tugend gemeint. — ibid. 79 tbp-(9) aoidi/xov (= virum darum t).
Recht hat van Herwerden darin, daß Hegau nicht = spuma ist;
bei Pindar ist es „naß", wasser. (Atfxiy^evop und xtgvuftiia sind
jedenfalls zwei handlungen; es handelt sich um den mischtrank
von honig -J- milch -f- wasser (-j- wein -|- mehl).
N. 4, 38 xaraßciiveiv ist nicht = descendere, sondern (ad
finem) pervenire. — ibid. 67 rdv ovgavov. So anfänglich auch
Härtung, der dagegen einwendet, daß aq,tL,6ntioi nicht dazu
passe, doch cf. IL 10, 578.
N. 6, 10 sxnorietv statt in ns8icav unzulässig, ßiov ixno-
vhiv würde ganz anderes bedeuten, ägovga ist nicht = neSiov.
Schmidt, Synonymik no. 96 f.
N. 7, 15 svqi] iig . . . xXviaig doiSaig wohl richtig.
N. 8, 5 imxvguv weither herbeigeholt, überdies bei Pindar
nicht cum genitivo, auch nicht OL 6, 7. — - ibid. 21 oipov 8e fxofi-
qp « r'. Fallen neider über den tadel her, ihn zu verzehren ? Sind
Pindars kcyui das oxpov, so ist die that des siegers das Seinvw.
— ibid. 27 naXu^&r], Doch wird ja nicbt Aias, sondern Odys-
seus oder das volk durch dieses blut verunehrt. näXa&v?
N. 9, 23 igvxoixevoi. Vielmehr ist vöatog bei Pindar stets
= zug, nemlich festzug oder Seefahrt (P. 1, 35 nach Boßler zu
ändern, aber hiernach zu erklären; P. 4, 196 qitliav röaroio
fxoigav ist nicht amicam reditus fortunam, sondern amicam expe-
ditionis societatem, vgl. auch Ol. 6, 79. P. 4, 127. N. 10, 53).
igsi'dofiui heißt (schol. zu Aristoph. Pax 25) sich sputen. —
ibid. 28 dvaßaXXifiep wohl richtig. — ibid. 37 drei vermuthungen
für ßovXeveai , das trotz allem durch frg. 258 Boeckh gesichert
ist. Vielmehr mag der anstoß durch die änderung rgtxpcu t- lirto
gehoben werden.
N. 10, 13 6 8' olßwv qiegrarog. Daß ytgzazog trotz Her-
mann, Boeckh, Dissen, Härtung u. s. w. Zeus ist, beweist die
genaue parallele J. 6, init. Dort ist ferner [(tztjXOsv 'HgaxXtioig
yotaig parallel dem oXßcp Ixsro hier. — ibid. 50 ov ftuiifA st
acpiair, der erwägung werth. — ibid. 70 axäxps für s7Ää|e, wel-
ches durch P. 4, 23 geschützt ist. — N. 11, 5 Xoißaig dyana-
^üuerni wohl richtig.
J. 3, 54 Tnzmt für vctpmv. Was bedeutet dann rar sc. dXxüv?
Nr. 5. 59. Aischylos. 299
Ich verauthe xafitav, cf. P. 1,78.80. 8,48. Der blutige heldeu-
kampf (oben zu P. 4, 173) des Aias ist ein makel für die Grie-
chen , seitdem er in später nacht um sein schwert ermattet hin-
sank. L Bornemann.
59. Peter Dettweiler, über den freieren gebrauch
der zusammengesetzten adjektiva bei Aeschylus. 2. theil. Progr.
des großherz. gymn. in Gießen 1882/83. 40 p. 4.
Unserer besprechung des ersten theils in XIII, 2, p. 99 —
102 lassen wir die des zweiten theils folgen. Dieser behandelt
diejenigen Zusammensetzungen , welche auf dem streben nach
wortfülle beruhen. Wir können mit diesen gesichtspunkten, we-
nigstens im hinblick auf die arten, welche darunter gebracht werden,
nicht recht einverstanden sein. Wir lassen uns die drei ersten
arten gefallen, welche wir kurz durch die drei beispiele o£r-
uoXnu oificoyftara , nodämsi ntgißaXöüv faXy.tvyta.ti , XavxrjQt] Tor^a.
andeuten wollen : im vierten abschnitt aber werden solche com-
posita aufgezählt, welche „dem einfachen adjektiv gegenüber noch
ein charakteristisches moment zur ausmalung des Substantivs, zu
welchem das ganze als epitheton gehört enthalten" (^«Xxjjiaroi
xeodaovsg), im fünften solche fälle, bei denen „der einfache ad-
jectivbegriff in der Zusammensetzung einen zusatz erhält, welcher
dazu dient, das zugehörige Substantiv zu beleben und zu besee-
len." Wir glauben , daß die plastische veranschaulichung und
sinnliche belebung der begriffe für den dichter ein weit höherer
gesichtspunkt ist als die fülle des ausdrucks. Auch für die bei-
spiele der drei ersten abschnitte lassen wir das bloße streben
nach wortfülle nicht durchweg gelten. Es mag richtig sein bei
vielen beispielen, die mit -t'jQrig, -yorog, -yw'U'i -cpqwv, -f'ö//?, -oxp,
mxp, wnr^, -nnög zusammengesetzt sind, und doch unterscheidet
sich niaarjorjg von niaaristg durch eine veranschaulichende en-
dung. Aber uyornnuoi &i]Qeg lassen wir nur dem begriffe, nicht
dem poetischen werthe nach gleich ayoioi dljoeg sein; nicht das
streben nach wortfülle , sondern das bedürfnis dichterischer ver-
anschaulichung hat dort uynornuoi geschaffen.
Im einzelnen hat der verf . auch in dieser abhandlung manche
verkehrte auffassung berichtigt und bisher unerklärte ausdrücke
erläutert. Mit recht verwirft er für vvxzlnl.ayy.Tu HsXBV(*ara
Cho. 732 die erkläruug „nachts umherschweifend" ; er erklärt
300 60. Euripides. Nr. 5.
es „nachts verschlagend, herumirrenlassend". Wir denken, hesser
„nachts beunruhigend , die ruhe und stille der nacht störend" ;
dies paßt auch am besten für vvxTi'nlayxra 8t(^ata ebd. 511,
und vvxTinXayxTog si>vij Ag. 12 ist ein lager , bei dem durch
stürm und regen die nachtruhe gestört ist ; an ein herumirren
des Wächters wird nicht gedacht. Es ist lobenswerth , daß der
verf. die erklärung von poroQQv&fAovg döfxovg Suppl. 928 ernst-
lich in angriff genommen hat. Er deutet es „einsame Verhält-
nisse bietend". Vielleicht „gemacher, in denen ihr für euch al-
lein geordnet seid". Manche einwendungen möchten wir gegen
die erklärungen des letzten abschnitts erheben. So wird zu
Prom. 952 asuvöozofiog 6 fiv&ög sanv und Suppl. 915 l£ slev-
degocTOfiov ylmaorjg bemerkt : „nicht bloß die zunge ist slsv&e-
QÖaTO[xog, sondern auch die rede hat einen ehrwürdigen mund".
Wir können (STÖfia nur von dem mund des sprechenden verste-
hen. Weiterhin heißt es : „ähnlich wie in eXev&sQÖatof*og ylööaaa
nur von einem theile das ausgesagt wird , was dem ganzen zu-
kommt, haben die rippen der beiden feindlichen brüder dieselben
anldypa: ofxoonXuypa 7i\evQc6[iaTu Sept. 807". Vielmehr „sie
stammen aus denselben 07tXd%yvau , was auch nur wieder von
der person übertragen ist. In betreff des vielbesprochenen o.n-
7sgog (fang Ag. 263 meint der verf., die bedeutung „ein ge-
rücht , das noch keine flügel hat , das noch nicht flügge , noch
nicht reif ist", werde man jetzt doch als erwiesen annehmen
müssen. Wir können uns mit dieser abstrusen und weither ge-
holten, schwer verständlichen erklärung in keiner weise befreun-
den. Die einfache, natürliche deutung gibt der gegensatz zu
dem träume, von dem der chor vorher spricht: der träum-
gott ist beflügelt; ante q o g qi d 1 1 ;g ist die künde, die
nicht beflügelt, nicht geträumt ist.
N. Wechlein.
60. Georg Schmid, Euripidea. St. Petersburger Jour-
nal des ministeriums der Volksaufklärung. Klassische abtheilung.
1883. p. 433-458.
Obwohl die abhandlung von Gr. Schmid in einer Zeitschrift
erschienen ist, dürfte eine besondere anzeige hier am platze sein,
da die Zeitschrift dem philologischen publikum ferner liegt , wie
ein von S. d. i. von dem gleichen Verfasser in derselben
Nr. 5. 60. Euripides. 301
Zeitschrift im jähre 1880 veröffentlichter aufsatz dein ref. und
vielleicht auch noch vielen anderen bisher unbekannt geblieben
ist. Nachdem mir derselbe jetzt von befreundeter seite zuge-
schickt worden, theile ich daraus mit, daß eine reihe von stellen
der Alkestis, des Hippolytos, der Andromache, der Troades und
des Rhesos behandelt und vorzugsweise gegen änderungsversuche
von Nauck in schütz genommen wird, was an vielen stellen mit
erfolg geschieht. Auch die ansprechende vermuthung zu Tro.
627 xänsxoxpdfJT]'!' vsxqw sei erwähnt. Die vorliegende abhand-
lung beschäftigt sich mit dem Ion, zu welchem stücke der verf.
schon früher proben scharfsinniger kritik geboten. Wie er ehe-
dem die interpolation und Überarbeitung des prologs zu erweisen
versucht hat, so will er jetzt das gleiche von dem Schlüsse des
Stücks, der deus ex machina-^artie .darthun. Wir geben zu, daß
gerade diese partien leicht eine Überarbeitung erfahren konnten-,
da aber die argumentation zwar manches beherzigenswerthe, aber
nichts zweifelloses und zur Überzeugung zwingendes vorbringt,
gehen wir über die heikle frage lieber stillschweigend hinweg
und wenden uns den erfreulichen ergebnissen der abhandlung
zu. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird v. 805 als interpolation
bezeichnet. Ebenso annehmbar sind die vorschlage zu 1185 o
q>rjoi , zu 1187 sldsv , zu 1293 y.ani\inQr^g, Die zu 27 propo-
nierte änderung gXinsv cog &avovfievov (für &avovfi,irq>) ist fast
zu einfach, um glaublich zu erscheinen. Sollte es vielleicht ur-
sprünglich 7smcp TTQOddipaa'' tjl&sv mg &avovnivm geheißen haben?
Es kann aber auch thnev einfach in dem sinne „ließ den schmuck
zurück" genommen werden. Bei de^ änderung von 523 axpo-
fiai aov Qvatä^mv ■ rupiu ö' eiQiaam cfila wird der zusatz ?«/<«
8' . . q>ila zwecklos. Der gedanke von xov qvgiu^co , rayta. S1
svgiaxco qn'Xa ist doch klar und darf nicht zerstört werden. Man
findet denselben gedanken „mein thun darf nicht als qv6iät,HV
erscheinen, da ich nur mein eigenthum mir zueigne" Aesch. Suppl.
918 ; der ausdruck allerdings würde bestimmter und richtiger,
wenn es z«ju« <5' svqi'cxwv aym wie bei Aeschylus hieße. Sehr
geschickt wird 737 jovg aovg nalaiovg ixyovovg avTÖ^&orag in
tovg ytjg naXaiovg X7g\ verwandelt und damit der hauptanstoß
des verses beseitigt. Aber doch fragt es sich, ob man den vers
nicht als eine nachträgliche ergänzung zu betrachten habe.
Ebenso möchte man der änderung von 755 nXV lj ti &ea(j>üioiai
302 61. Thukydides. Nr. 5.
dsanntäv voatl; beifall spenden, wenn nur das vertrauliche 8«-
gjio7kv (tj 88<57tot<jöv „etwas von deiner herrschaft") hier ebenso
am platze wäre wie 751. Man erwartet &naq(iToiai Xofy'ov voam.
Die Verbesserung cpag/täxotg i&vrjn-AOfji;* scheint, so leicht sie ist,
unnöthig zu sein. Das präsens knüpft unmittelbar an die ent-
deckung des anschlages an : „da seht ihr, man will mich tödten" ;
wenn das imperf. gesetzt wird, erwartet man eine längere erzäh-
lung. N. WecMein.
61. Georg Osberger, kritische bemerkungen zu Thu-
kydides in : Festgruß dem rector des gymnasiums zu Nürnberg
oberstudienrath dr. Heinr. Heerwagen . . . dargebracht von den
lehrern der Studienanstalten Nürnberg und Fürth. Erlangen
1882. 8. p. 59—90.
In dieser abhandlung werden zuerst zwei stellen besprochen,
wo verkehrte zahlen überliefert sind. Schon längst ist das miß-
verhältniß beobachtet worden , welches zwischen den 3000 ho-
pliten der Korinthier in 30 schiffen I, 27, 2 und den 2000 ho-
pliten in den 75 schiffen der vereinigten flotte der Korinthier
und ihrer bundesgenossen I, 29, 1 besteht , ohne daß man an
den überlieferten zahlangaben ernstlichen anstoß genommen hätte.
Osberger macht mit recht darauf aufmerksam, daß das rgia^iXint.
der erstem stelle fehlerhaft sein muß. Er will statt dessen yl-
Xioi lesen. Was dort gestanden hat, ist mit Sicherheit nicht
zu ermitteln. Genau entsprechen würden den 2000 hopliten in
75 schiffen 800 in 30 schiffen. Mit gleichem rechte spricht sich
Osberger gegen die versuche aus III, 26, 1 ovo aal reaoagd-
novra t>avg gegenüber der III, 16, 3. 25, 1. 69, 1 angegebenen
zahl von 40 schiffen zu rechtfertigen, indem er zeigt, daß die-
selbe zahl um 13 vermehrt auch der summe von 53 schiffen III,
76 zu gründe liegt. Wenn er nun mit Krüger und van Her-
werden ovo xa) tilgt, so bleibt es doch räthselhaft, wie dies in
den text gekommen sei. Vielleicht ist die ganze zahl als zusatz
eines erklärers zu betrachten, der zu den III, 16, 3. 25, 1 be-
zeichneten 40 schiffen die beiden III, 5, 4 und III, 25, 1 erwähnten
trieren hinzuzählte. Mit der behandlung der übrigen stellen
können wir uns in keiner weise einverstanden erklären. III,
114, 3 will Osberger die den ersten theil des zwischen den
Amprakioten und Akarnanen geschlossenen Vertrages bezeich-
Nr. 6. 61. Thukydides. 303
nenden worte mazs fii'jze '4[ingaxioozag fisrd 'Axagvävcov azga-
zevsiv inl TlsXonovvriatovg \ir\zs 'Axagvävag fiszn ' Afingaximzüv
in ' ddqvai'ovg, ßotj&siv 8s zrj aXfojlmv umändern in atazs fi/jzs
' Aftngaxtojzag [isza IlsXonovvtjaioop azgazsvsiv im ' Axagrävag
xai 'Afjiyiloxnvg ^trjzs ' Axagiävag xal ' AßCpil6)[ovg fiszot. ' A&q-
vaiav in' 'Afingaxtcözag , ßnij&stv 8s zy aXXrjlmv. Wenn man
den fehlem der Überlieferung , die man oft nur deshalb findet,
weil man anstatt sich in den gedanken des Schriftstellers hinein-
zudenken ihm die eigenen vorgefaßten anschauungen aufzwängen
will , gleich mit derartigen schrankenlosen auf die handschrift-
liche tradition keine rücksicht nehmenden Umänderungen abzu-
helfen sich gestattet, so läßt sich freilich alles ohne alle Schwie-
rigkeit corrigieren , aber wir werden dann schließlich zu einem
texte des Thukydides gelangen , in welchem die überlieferte
form kaum mehr wiederzuerkennen ist. Derartiges kann auch
durch den hinweis auf die abweichungen der inschriftlichen und
handschriftlichen Überlieferung von V, 47, 1 — 8 nicht gerecht-
fertigt werden. Die stelle bedarf nicht der emendation, sondern
des richtigen Verständnisses. Die Akarnanen und Amprakioten
sagen sich gegenseitigen schütz ihres gebietes gegen die Pelo-
ponnesier und Athener in der weise zu, daß eine gemeinsame
aggressive action ausdrücklich ausgeschlossen wird, sie verpflich-
ten sich gegenüber den beiden kriegführenden parteien zu einer
gegenseitigen defensive ohne gemeinsame offensive. Es steht
daher ßoij&sTv im gegensatz zu ntgazsvsiv , wie auch seine Stel-
lung andeutet, und in voller ausführung würde die in ßoq&siv
8s z}] dXlrjlcov enthaltene bestimmung lauten: ßotjdsfp 8s zovg
' Afingaximzag zr\ ' Axagvävav in) IlsXonovvqaiovg xal zovg 'Axag-
parag zrj ' Afingaximzmv in'' ' A&tjraiovg. Daß die Amphilocher
nicht neben den Akarnanen in dieser Vertragsbestimmung er-
scheinen liegt wohl daran , daß sie in abhängigkeit von diesen
standen (vgl II, 68, 7), wie sie denn auch nicht II, 9, 4 neben
den Akarnanen als bundesgenossen der Athener aufgeführt wer-
den. III, 115, 3 z7]g ftsv ydg ytjg avzöüv ol 2vgaxöaioi ixgd-
zovv berechtigt das avzmv an und für sich zu keinem anstoß
und deshalb liefert auch der vergleich mit III, 86, 3 kei-
nen zwingenden beweis dafür, daß statt desselben szi zu lesen
sei. I, 91, 1 z(jüt> 8s o.\X<av dquxtovfisrcav xal aacpäg xarr/yo-
304 61. Thukydides. Nr. 5.
Qovvtav ort. zsi^szat würde, wenn auch Classens erklärung un-
haltbar wäre, doch die vorgeschlagene emendation zwv 8s %V[t-
ftaftw statt zcöv 8s alloov gar keine Wahrscheinlichkeit haben.
Zu tadeln ist allerdings an Classens erklärung, daß ihm oi
aquxvovfitvoi diejenigen sind, welche von Athen kamen; man
muß die übrigen ankömmlinge überhaupt verstehen ; denn hören
konnte man ja auch außerhalb Athens von dem mauerbau und
Athener werden darüber in Sparta nicht berichtet haben. VI,
43 xai innuycoyw ftiä zgiaxovza dyovay Innsag wird mit unrecht
mnsag bezweifelt und dafür Innozo^özag vorgeschlagen. Wenn
es in der rede des Syrakusaners Athenagoras VI, 37, 1 von
den Athenern heißt oig y- miazapai ov&' Innovg axolov&t'jaov-
zag, so beweist das nichts gegen Innsag, da wir hier möglicher-
weise eine rhetorische Übertreibung vor uns haben ; dann aber
kann auch hier sowohl wie VI, 64, 1 cicpiai ö' ov nagovrcov In-
nsmv die Verneinung von dem verstanden werden , was nur in
unbedeutendem , nicht in anschlag kommendem maße vorhanden
ist. Gerade so steht II, 25, 1 dv&Qoonoov ovh svovzüjv und I,
141, 3 ovzs l8ia ovzs iv xoivco XQyftazä iaztv avzolg , obwohl
§ 4 folgt dno zwv avzäv Sanavcovzsg. Zudem ist die zahl von
30 reitern so gering, daß sie kaum im gefechte verwendet wor-
den sein können ; wie sich denn auch in der weitern erzählung
des Thukydides davon keine spur findet; man wird sie vielmehr
zu andern dienstleistungen (als Ordonnanzen u. dergl.) gebraucht
haben. Wenn endlich die 30 reiter VI, 98, 1 bei der summe
von 650 reitern nicht mitgerechnet sind , so ist zu beachten,
daß dort nur die damals zusammengebrachten reiter (%vvsXsytj-
aav heißt es) berücksichtigt werden, die dann auch wirklich zum
kämpfe verwendet worden sind. Die von Osberger als gefälsch-
ter zusatz betrachtete parenthetische bemerkung xcoglg 8s avzolg
ol iv rioziSaia, zoia^iXiot qoav II, 31, 2 steht zwar nicht in di-
rectem zusammenhange mit dem zu erläuternden hauptsatze ozga-
zoneSöv zs ßtyiazov 8rj zovzo ä&ooov ' A&i]vumov iyivszo, hat aber
eine gewisse beziehung zu der diesem beigegebenen begründung
äxfiia^ovotjg izi zqg nölswg xal o'vnco vevocqxviag , indem erst
durch die hinzufügung dieser notiz , die als nebensächlich eben
in parenthese steht, der volle unifang der dx/xt] bezeichnet wird.
Wenn Osberger die erwähnung vermißt, daß Phormion mit sei-
nen 1600 hopliten (vgl. I, 64, 2. 65, 3. II, 29, 6) aus der
Nr. 5. 61. Thukydides. 305
Chalkidike zurückgewesen sei, so hängt diese auslassung mit dem un-
vollendeten zustand des geschichtswerkes des Thukydides zusammen.
II, 70, 3 i^sX&slv avzovg xal naiSag xal yvvalxag xal zovg inixovQOvg
l;vv ivi Ifxaziqp, yvvalxag 8s %vv 8voiv an der in bequemer und lässiger
form angefügten ausnähme yvvalxag 8s %vv Svoiv anstoß zu neh-
men ist pedantisch ; die worte zu tilgen geht schon deshalb nicht
an, weil dadurch die sachliche Übereinstimmung mit Diod. XII,
46, 6 aufgehoben wird. Wenn Osberger bei yvvalxag den ar-
tikel vermißt, weil das wort hier allein und nicht in der Ver-
bindung naiSsg xal yvvalxsg stehe, und die dem widersprechende
stelle III, 68, 3 yvvalxag 8s Tjv8oan68iGav nicht gelten lassen
will, weil Müller-Strübing dieselbe mit recht als interpoliert be-
zeichnet habe, so sieht man keinen grund, warum yvvalxsg nicht
ebenso gut allein als in der Verbindung naiSsg aal yvvalxsg des
artikels entbehren könne, und die stelle III, 68, 3 ist von Mül-
ler-Strübing ohne allen grund deshalb verdächtigt worden, weil
die hier erwähnten weiber Sklavinnen gewesen seien und des-
halb nicht mehr zu solchen hätten gemacht werden können,
denn auch sklaven kann man zu kriegsgefangenen machen, wie
denn auch Thukydides selbst VIII, 28, 4 av8Qano8a 8ovla und
ilevdsQa unterscheidet. Auch III, 26, 1 ig zi\v ' Azzixi]v ... iai-
ßuXov , onooq ol ' A&r\valoi ufiqozsQco&ev &ogvßov[isvoi tjaaov zalg
vavalv ig trjv MvziXtjvTjv xaranXsovaaig imßotj&TJGcoaiv gibt bei
richtiger auffassung zu keinem zweifei anlaß. Die Athener sol-
len durch den einfall in Attika abgehalten werden mit einer
größern flotte nach Mytilene zu segeln und ihrem dortigen heere
beistand zu leisten ; uucpozsQco&sv dogvßovusvoi heißt „von zwei
seiten, durch den krieg auf Lesbos und den einfall in Attika,
bedrängt"; hätte jener sie allein in anspruch genommen, so wür-
den sie eben von einer größern hülfesendung nicht abgehalten
worden sein. Wunderlich ist es, wenn in den folgenden worten
vnsQ FLavoaviov zov TlXsiOzodv anzog vliog das viiog deshalb ge-
tilgt wird, weil es sich weder, wie II, 95, 3. 100, 2. 3, um ei-
nen makedonischen könig handele noch auch, wie I, 111, 1.
VI, 54, 6, dem namen des vaters ein attribut folge, und wenn
kurz vorher ztjg iaßollqg zavzijg in den worten rjyslzo 8s trjg
iaßoXijg zavztjg KlsoustTjg deshalb beseitigt worden soll, weil
Thukydides sonst in den berichten über die einfalle in Attika
Lysio&at absolut gebrauche und iaßoXJ/g qysladai nur in i/yslzo
Piniol. Anz. XIII. 21
306 62. Sokrates. Nr. 5.
ztjg il~68ov ravzTjg II, 10, 3 eine parallele finde; gerade dies
beispiel beweist, daß auch qyeho zrjg ioßoXijg %avvt\g nicht zu
beanstanden ist. Nicht besser sind die gründe, wodurch in dem-
selben satze die unächtheit von naiQog de ddeXqiog &v darge-
than werden soll. X.
62. Dr. Gustav Benseier, der Optimismus des Sokrates
bei Xenophon und Piaton gegenüber den pessimistischen stimmen
in der älteren griechischen litteratur. (Beigabe zum programm
des königl. gymnasiums zu Chemnitz.) 1882. 33 p. 4.
Hält man es sich während der lectüre dieser interessanten
abhaudlung recht gegenwärtig , daß pessimismus (im absoluten
sinne) — worauf auch der verf. p. 1 7 hindeutet — die ansieht
ist, nach welcher in unserer weit die unlust nothwendig und
immer die lust überwiegt, so muß sich die Wahrnehmung auf-
drängen, daß ein großer theil der hier in ungeheurer zahl ge-
häuften citate durchaus nicht zum beweise dessen dienen kann,
was der verf. zu beweisen gedenkt, daß nämlich „bis zum auf-
treten des Sokrates mehr und mehr eine pessimistische Welt-
anschauung in der griechischen litteratur ausdruck findet".
Nicht beweisend wären zunächst offenbar alle diejenigen citate,
welche nur eine klage über die große zahl der mit dem er-
dendasein verbundenen übel enthalten, sowie diejenigen, welche
im gegensatze zu diesem einen zustand ungemischten glückes
sei es auf einem gesonderten sitze der seeligen sei es in einem
entschwundenen goldenen Zeitalter ausmalen; nicht beweisend
ferner alle noch so erschütternden darstellungen eines über ein-
zelne verhängten unseeligen geschickes, nicht beweisend alle
hinweise auf die heillosigkeit bloßer zeitzustände, nicht be-
weisend sogar der ausdruck der Verzweiflung an der Zukunft
eines bestimmten Staates, des entschiedenen Unglaubens an
die möglichkeit eines gedeihlichen ablaufes einer bestimmten ent-
wickelung. Umgekehrt ist auch die leugnung des werthes vieler
dinge, denen ein hoher werth beigelegt zu werden pflegt, noch
gar kein untrügliches zeichen einer pessimistischen Weltanschauung,
während die hervorhebung der Unbeständigkeit des menschen-
schicksals , der unentrinnbarkeit des Verhängnisses wenigstens
nicht unbedingt, Schilderungen aber, welche eine bestimmte art
von Übeln als die vergleichsweise schlimmste erweisen wollen,
Nr. 5. 62. Sokrates. 307
gar nicht mehr zur sache gehören dürften. Ist ferner der Schluß
von den avfißeßtjMÖra auf das wesen logisch ganz unzulässig,
so werden z. b. weiberverachtung und leugnung allgemein gil-
tiger sittlicher ideale nicht für hinreichende beweise einer pes-
simistischen denkweise gelten können, und überdies lehrt ja das
nahe liegende beispiel E. v. Hartmanns , daß der pessimismus
als solcher nicht mit nothwendigkeit auf diese consequenzen
führt. Sehr weit entfernt könnte auch der von eigentlichem
pessimismus sein, der im hinblicke auf die physischen und mo-
ralischen übel , namentlich aber auf das mißverhältnis von ver-
dienst und glück in dieser weit von der Schwierigkeit oder Un-
möglichkeit einer theodicaea spricht oder eine göttliche weltre-
gierung geradezu leugnet. Ganz verwirrend ist es schließlich,
wenn der verf. in seiner behandlung der Sophisten skepsis und
pessimismus vielfach zusammenwirft, da der letztere doch viel-
mehr ein sehr entschiedener dogmatismus ist ; als solcher aber
durfte er wieder nicht mit dem materialismus identificiert oder
als eine consequenz desselben hingestellt werden.
Machen wir nun die bienach nothwendig erscheinenden und
noch manche andere abstriche (so scheinen mir, um auch etwas ein-
zelnes hervorzuheben, einige ausspräche Heraklits nnd auch Demo-
krits falsch gedeutet), so würde die zahl der belege ganz ungemein
zusammenschrumpfen, freilich, wie wir zugeben, noch lange nicht
völlig verschwinden. Allein auch unter den dann noch blei-
benden aussprüchen müßten , wo irgend möglich, kundgebungen
einer vorübergehenden Stimmung, absichtliche poetische Übertrei-
bungen , tendenziös erscheinende darstellungen sorgfältig von
solchen gesondert werden, die nur als aufrichtige bekennt-
nisse eines „bewußten" pessimismus aufgefaßt werden können.
Namentlich aber dürften Stimmungen und gesinnungen , welche
ein dramatischer dichter seinen personen leiht, hier gewiß
nicht ohne weiteres als beweismaterial verwandt werden; auch
was der chor sagt , soll keineswegs immer eine allgemein und
uneingeschränkt geltende Wahrheit sein, und auch in den reden
der homerischen personen gehört vieles nur zur situations-
und charakterzeichnung und darf nicht als ausdruck einer dem
dichter oder dem allgemeinen zeitbewußtsein feststehenden mei-
nung angesehen werden. Wäre eine solche Scheidung vorge-
nommen, so hätten sich dem verf. gewiß sehr viele der bei
21*
308 63. Platou. Nr. 5,.
Euripides nachgewiesenen Widersprüche nicht als Widersprüche
des dichters selbst dargestellt. Was aber auch nach der genaue-
sten Sichtung noch zurückbleiben mag, das mag immerhin noch
eine interessante litterar- und cultur-historische verwerthung zu-
lassen, könnte jedoch, wie mir scheint, nicht zu dem ergeh nisse füh-
ren, daß die lebensanschauungen des Homer und Hesiod und auch
die des Sophokles und Euripides nicht grundverschieden wären.
In dem zweiten abschnitte, der uns den Sokrates im kämpfe
gegen „den pessimismus seiner Volksgenossen", als den begrün-
der einer entschieden optimistischen lehre vorführen soll, wird
zwischen eigentlich sokratischem und platonischem nicht streng
geschieden. Nun aber erscheint doch die platonische philosophie
eben nicht in dem sinne optimistisch wie die leibnitzische oder
hegelsche und in ihrer art selbst die plotinische. Die natur-
nothwendigkeit, welche das übel bedingt, erscheint ja bei Plato
nicht als das eigene werk der Vernunft, sondern als etwas von
dieser unabhängiges , das die idee in der erscheinung hemmt
und entstellt, dessen widerstand überwunden werden muß und
doch durch das zureden der Vernunft nicht vollständig
überwunden werden kann. Es hätte also wenigstens der ernste
versuch gemacht werden müssen , die hergebrachte auffassung,
nach welcher der Piatonismus eben dualismus ist, zu widerlegen
und durch eine richtigere zu ersetzen. H. v. Kleist.
63. Observationes criticae in Piatonis dialogos, von dr.
0. Apelt. Programm. Weimar 1880. 8.
Dieses programm behandelt 33 Platonische stellen theils
kritisch, theils exegetisch. Es zeichnet sich im allgemeinen durch
recht gesunden sinn aus. So liefert es p. 9 f. eine recht gute
erklärung von Polit. 278 B, einer stelle, deren Schwierigkeiten
noch nicht genau erkannt waren. Es kommt dabei besonders
auf die fassung der letzten worte ro pisv stsqov v.tl. an , für
welche Apelt das rechte Verständnis eröffnet, indem er to fisv
und ro de adverbiell faßt und nun deutet: Comparatione littera-
rum saepe instituta discipuli eo adducuntur, ut unamquamque litte-
ram et diversam appellent, quatenus (oo?) diversa est ab aliis
(non a se ipsa), et eandem, quatenus una eademque est secum ipsa
(non cum aliis). Ich habe dazu nur zu bemerken, daß in dieser
sinnesangabe die worte de) Kittn xavra übergangen sind und
Nr. 5. 63. Piaton. 309
daß sie mir allerdings auch keinen scharfen sinn zu ergeben
scheinen. An der stelle, wo sie stehen, gehören sie zu ag ral-
tov iavzq) (ov); dort sind sie aber müßig, denn was soll es hei-
ßen , daß ein lautzeichen stets in derselben weise sich
selbst gleich ist? Sie gehören dem sinne nach zu nQooayo-
Qsvso&at: der schüler soll sie stets in derselben weise, d. i. mit
unfehlbarer Sicherheit zu benennen wissen. Wir werden also
umstellen oder ändern müssen.
P. 5 f. sind einige stellen aus dem Sisyphus behandelt.
Zunächst 389 D, wo Apelt statt des handschriftlichen firj sidsvat
[i7]8e ßov)sie6&ai nm övvurov tw pt] imorafjbtvty tteq] aviäv evi-
dent richtig conjiciert fit] sivai azX. Indeß scheint mir in den
von Apelt angeführten Worten unmittelbar vorher noch ein fehler
zu stecken. Dort wird die kunst des feldherrn und des Steuer-
manns als beispiel angezogen und gefragt: rov fit] iniazd^tsvov
(jit]8srsQtt jovtbiv oiei £%eiv av rt ßovlsvso&ai tzeqi tobitav iov
steqov, o ii noiTjTsov Eit] avzw, onmg r\ C7Qa7t]yt]7E0v t] xvßsQvt]-
ieov Exsivoo av7w tw fit] ini67UfAZvq) ftr^s ö7Qct7t]yeiv fiijzs xvßeovüv.
Eine Übersetzung wird den fehler ans licht bringen : wenn je-
mand von beiden künsten nichts versteht und wenn er eine von
beiden ausüben sollte (denn so, mit condicionalem sinne, ist doch
offenbar der satz o ti noit]7sov xri. zu verstehen) , glaubst du,
daß er einen rath zu ertheilen vermöchte, wie er selbst, der
weder ein heer zu führen, noch ein schiff zu lenken versteht,
ein heer führen oder ein schiff lenken soll? Die worte ixeCvcp
av7w in ihrer scharfen betonung setzen einen gegensatz voraus,
durch welchen der gedanke verdorben wird. "Wem sie einen
rath ertheilen , ob sich selbst oder anderen , wer den rath b e-
f'oigt, das ist hier gleichgültig, wo gefragt wird, ob sie ei-
nen brauchbaren rath zu ersinnen wissen. Ich denke es ist
klar, daß ixsitcp avita . . . xvßegväv ein glossem ist, welches
die beziehung des vorhergehenden pronomens avzw erklären
sollte. — In demselben Sisyphus 391 C acceptiert Apelt Su-
semihls coDJectur fisWöv7cov statt fttj ovzav und verbessert
einige zeilen weiter oi><5' 6 fit] 7vy%dt>(ov sehr ansprechend in
ovdupfi 7vyi<xvwv. Verlangt dann aber nicht der gedanke, mit
auslassung von nsgl vor zmv pe'kXovTmv zu schreiben: ovdelg av
foi iä>v (xe\7,6v7(üv ßovXtvo^Etog 7vy%droi? Die entstehung des
negl wäre leicht erklärlich: man glaubte TÖtv fiOh'ii-Twr mit
310 63. Piaton. Nr. 5.
ßovlevoftsvog verbinden zu müssen. Im zusammenhange liegt
aber der nachdruck nicht darauf, daß jemand über zukünftiges
einen rath ersinnt, sondern darauf ob er bei ertheilung
eines rathes das zukünftige richtig erfaßt. Ferner möchte
ich die frage aufwerfen: ist der iambische rhythmus in ov8s)g
av oiV svßovXog ovr"1 v — v äv&gcönmv eti zufällig?
In der stelle Respbl. 430 E: xgetttco 8t] avtov Xfyovzsg
(sc. thv aoocpQova wie aus i) amqigoGvvt] ziemlich hart zu ergänzen
ist) ovx ofö' ovtiva tgonov vertheidigt Apelt das Xiyovtsg , wel-
ches von Schneider, Stallbaum, Hermann, Schleiermacher gebil-
ligt ist, gegen Madvigs conjectur qiaivovta, welche sich auf die lesart
der meisten Codices stützt. Er fügt dann als erklärung hinzu
(p. 11) xgsirtco 8t) — tgonov nihil esse nisi interpretationern ety-
mologicam ad praegressam vocem syxgatsia pertinentem. Piaton
habe dabei ausnahmsweise einmal gesundes etymologisches ur-
theil gezeigt. Ich glaube eine genauere erwägung des Zusam-
menhanges wird uns zur Verwerfung dieser Interpretation führen.
Welchen zweck sollte hier eine etymologische erklärung haben?
Ferner findet zwar Apelt es leicht, in den ausdrücken ini&v-
[iiäv iyxgdtsia und xgeittoav avtov die begriffe sni&vpiiäv und
avtov gleichzusetzen ; Piaton aber identificiert sie keineswegs.
Er hält eine ausführliche erklärung von Kgdttcov avtov für
nöthig (was wäre das wohl für ein erklärender zusatz, der we-
gen seiner dunkelheit einer ausführlicheren erklärung bedürfte
als das durch ihn angeblich erklärte ?) und in dieser erläuterung
(430 E — 431 B) kommt weder das wort noch der be-
griff ini&vfiiai vor! Endlich unterscheidet Piaton die aus-
drücke sm&VfAiöHv iyxgätsia und xgeittcov avtov ausdrücklich
als zwei verschiedene definitionen der oooygoovvt] resp. des acö-
qiQwv von einander; denn er hält es für erforderlich für jede
von beiden einzeln nachzuweisen, daß nach ihr auch seinem
idealstaate das prädicat der acoqigoavvt] zukomme, für dieses bis
431 B, für jenes von xai fit)v xai bis zum ende des kapitels,
wo noch besonders das xai in ovxovv x « / xavxa ogag ivovxa
aoi iv ty nolsi beweist, daß er von zwei begriffen spricht.
Demnach scheint mir auch jetzt der Platonische text noch nicht
ganz in Ordnung zu sein : zwischen iyxgätsia und Kgsittco 8t]
vermisse ich die andeutung, daß eine neue von den landläufi-
gen erklärungen des begrifies nmcfgom'ry folgt.
Nr. 5. 64. Plutarchos. 311
Auf die behandlung noch anderer aufstellungen Apelts
kann hier nicht eingegangen werden ; ich will nur hinzufügen,
daß ich ihm fast überall beitrete. Th. Becher.
64. Otto Siemon, Quo modo Plutarchus Thucydidem
legerit. Berolini 1881. (Dissertatio inauguralis). 8. 2 bl. 66 p.
Der Verfasser des uns vorliegenden schriftchens will durch
die Vereinigung der sämmtlichen parallelstellen des Thucydides
und Plutarch den nachweis liefern, daß der letztere nicht nur
in den moralischen Schriften, sondern auch in den biographieen
den Thucydides in umfassender weise direkt benutzt hat. Im
ersten theile werden zweiundzwanzig aus Thucydides geschöpfte
stellen der Moralia nebst dem gegenüberstehenden texte des
Thucydides abgedruckt und besprochen , welche beweisen , daß
Plutarch das ganze werk des Thucydides mit aufmerksamkeit
gelesen und eine entschiedene Vorliebe für dasselbe gefaßt hatte.
Im zweiten theile stellt der verf. eine reihe von stellen der
Plutarchischen biographieen des Cimon , Aristides , Pericles, Ni-
cias, Themistocles und Alcibiades mit den entsprechenden stü-
cken des Thucydides zusammen, dessen indirekte benutzung durch
Vermittlung des Ephorus oder anderer späterer schriftsteiler
ebenso wie die hypothese Adolf Schmidt's über Stesimbrotus der
Verfasser durchaus von der hand weist. Ueberall, wo irgend
welche ähnlichkeit des ausdrucks zwischen Plutarch und Thu-
cydides besteht, bezeichnet der Verfasser diesen als die vorläge
der biographieen und leitet die in den bericht des Thucydides
eingestreuten oder mit ihm im Widerspruche stehenden angaben
aus secundärquellen des Plutarch ab , über dessen schriftstelle-
rische technik er ein äußerst günstiges urtheil fällt : „ Vitas pa-
rallelas" heißt es am Schlüsse „Plutarchus ita composuit, ut mul-
torum scriptorum libris perlectis , quae ei idonea visa sunt , inde de-
sumeret atque contexeret .... Res non tales quales invenit ex auc-
toribus repetivit sed propria arte suoque iudicio iis in scribendo usus
est" (p. 63 sequ.).
Für die beurtheilung des werthes der abhandlung kommt
vorwiegend die von ausserordentlichem fleiße zeugende Sammlung
in betracht, da die sich ihnen anschließenden erörterungen fast
durchweg auf einen hinweis auf die nahe Verwandtschaft des
ausdrucks beider schriftsteiler sich beschränken und ein tieferes
312 65. Soranos. Nr. 5.
eingehen auf die hier in betracht kommenden quellenkritischen
hypothesen, namentlich über die benutzung des Ephorus durch
Plutarch vermissen lassen. Abgesehen davon, daß der verf.
keine einzige stelle des Diodor - Ephoros , wo dieser mit Thucy- '
dides und Plutarch verglichen werden konnte, mittheilt, hat er
sich auch augenscheinlich keine feste maxime hinsichtlich der
frage, wo direkte, wo indirekte benutzung des Thucydides an-
zunehmen sei , gebildet. Und doch hätte gerade nach dieser
richtung hin die Untersuchung des verf. sehr fruchtbar werden
können , wenn er an den Veränderungen , welche Plutarch an
den ihm vorliegenden texte des Thucydides vorgenommen , Plu-
tarchs methode der quellenbenutzung studirt und damit ein si-
cheres kriterium für die Scheidung der aus Thucydides entlehn-
ten stücke von dem eigenthum der anderen gewährsmänner des
Plutarch, namentlich des Ephorus, zu gewinnen versucht hätte.
Trotz dieser ausstellungen stehen wir nicht an, Siemon's
abhandlung, besonders wegen des in ihr übersichtlich zusammen-
gestellten umfangreichen materials, als einen wichtigen beitrag
zur Plutarchlitteratur zu bezeichnen, welcher seinen zweck, den
selbständigen schriftstellerischen antheil des Plutarch an den
aus einer reichen fülle von quellen zusammengetragenen biogra-
phieen zu erweisen, in der hauptsache erreicht hat.
Hermann Haupt.
65. Sorani gynaeciorum vetus translatio latina nunc pri-
mum edita cum additis graeci textus reliquiis a Dietzio repertis
atque ad ipsum codicem Parisiensem nunc recognitis a Valen-
tino Eose. (Cum 2 tabul. lith.). Lipsiae, Teubner 1882. 8.
[XX und 422 p.].
Der durch seine Anecdota graeco - latina sowie durch seine
ausgaben des Anthimus , des Plinius junior und des Cassius
Felix um die werke der alten mediciner verdiente gelehrte ver-
öffentlicht in dem vorliegenden buche 1) ein ineditum, nämlich
eine lateinische bearbeitung des einzigen uns erhaltenen werkes
des griechischen arztes Soranus, unter dem titel : Gynaecia Mu-
se i o n i s ex graecis Sorani in latinum translata sermonem p. 1
— 168. Der text dieser das original abkürzenden Übersetzung
ist nach den vom herausgeber selbst abgeschriebenen oder ver-
glichenen handschriften in Brüssel, Florenz und Kopenhagen,
Nr. 5. 65. Soranos. 313
die nicht selten stark von einander abweichen , mit besonnener
kritik festgestellt und die Varianten unter dem text beigegeben.
Der Übersetzer nennt sich in der vorrede Muscio (oder Mustio)
und stammte nach seinem Sprachgebrauch zu schließen aus Afrika,
wie Caelius Aurelianus und Cassius Felix . die gleichfalls grie-
chische ärzte übersetzten (p. IV). Der werth der Übersetzung
besteht nicht nur darin, daß mit hilfe derselben der griechische
text, der an mehreren stellen lückenhaft oder verderbt ist, er-
gänzt oder verbessert werden kann , sondern sie verdiente auch
deswegen der Vergessenheit , in der sie bisher begraben lag,
entrissen zu werden, weil sie, wie die Übersetzung des Oribasius,
als ein denkmal aus der zeit des Verfalls und des Übergangs
der lateinischen spräche in die romanischen ein sprachgeschicht-
liches interesse in ansprach nehmen kann. In richtiger Würdi-
gung dieses ihres Charakters hat der herausgeber in dankens-
werther weise in einem index die wichtigsten sprachlichen er-
scheinungen zusammengestellt. Ein ganz besonderes interesse
aber gewinnt die arbeit des Muscio als das original der bisher
unter dem namen des Mooxtcov herausgegebenen (Basil. 1566.
Vienn. 1793) schrift Hsg) tksv yvvaiy.eicov na&mv. Wie nämlich
Rose p. IV nachweist , ist der griechische Moschion nichts als
eine Übersetzung des lateinischen Muscio , der selbst nur ein
Übersetzer des Soranus ist.
2) Eine neue ausgäbe der von Fr. R. Dietz in einer Pariser
handschrift (cod. gr. 2153) entdeckten und 1838 zum ersten male
herausgegebenen schrift des Soranus 7jbqI ywatHsimv. Rose hat
hiebei nicht nur die arbeiten seiner Vorgänger, besonders des
Holländers Ermerins, der den Soranus 1869 mit einer lateini-
schen Übersetzung vielfach verbessert herausgegeben, oft aber
auch den text willkürlich geändert hatte, sorgfältig benutzt, son-
dern auch die Pariser handschrift , nicht ohne gewinn für die
feststellung des textes , selbst noch einmal nachverglichen. Da
er außerdem an zahlreichen stellen durch glückliche konjekturen
die Überlieferung der handschrift verbessert, sich aber von dem
fehler, in den Ermerins so oft verfallen ist, ohne genügenden
grund von der handschriftlichen Überlieferung abzugehen, durch-
weg frei gehalten hat, so muß die neue ausgäbe als ein ent-
schiedener fortschritt in der gestaltung des textes bezeichnet
werden und es ist nur zu bedauern, daß der druck desselben
314 65. Soranos. Nr. 5.
an nicht wenigen stellen durch den ausfall einzelner oder meh-
rerer worte entstellt ist. So ist zu verbessern: p. 173, 18
(itvtoi y s statt psvioi, p. 186, 15 zag ?jlixiag xal zag aXXag
n b q laz da s ig xal zo nozs statt rag tjXixiag xal zo nozs, p.
192,29 zq? nlsiova rtjg wqisXsiag zijv ßXdßip statt zw nXsiota
zqv ßhißrjv, p.195, 7 sxa&dg&tjöav an ag sun o 8 tat co g statt ixa-
&äQ&Tjaar) p. 204, 7 zu ig unsxpi'uig statt dnsipiaig, p. 204, 25
fTjcpszmoav al yvvaixsg iv zoig nXtjaiaafxoig statt t'i]Cps'zojoav
al yvvaixeg, p. 212, 10 i^ovaiag v n dg^ovz a statt i^ovaiag}
p. 235, 16 zu io%ia xal zo sniy d azgiov, p. 275, 11 cbg ngog
rjfjiäg statt ngog tjfiäg, p. 290, 13 zip Sidroiav aizov statt zyv
Sidvoiar, p. 292,12 o%t]fiaztXovGi zo ßgicpog statt a^fjiazi^ovai,
p. 314,10 7707« [AW oli], nozs 8 s zo ozöpiov avztjg statt nozs
(isr oX)] , p. 357, 4 zmv SioStv&qaofis'i'oiv vnb z ov i^ßgvov %co-
qicop statt 7c5>' Stodtv&tjnofAnwr, p. 375, 7 maavzcog 8s xal statt
maavztag 8s. An folgenden stellen scheint der herausgeber dem
refer. ohne grund von der handschriftlichen Überlieferung abge-
wichen zu sein, indem er p. 173, 25 rita statt zivag, p. 205, 1
zo anigpia statt zu. ansgfiazu , p. 252, 10 Xenzovg xal %vo(£>8eig
aXag statt Xsnzcv xal ivoä8sg ulag (cf. p. 292, 11), p. 259, 26
zgiqsiv statt zgstpsadui, p. 275, 21 %alwovg statt %a\tt>d, p. 281,8
nagai'ziog statt nagnizia, p. 297, 24 axsvaaziov statt xazaaxsva-
aziov schrieb.
Dagegen wären an andern stellen die von Ermerins vorge-
schlagenen Verbesserungen der handschriftlichen tradition vorzu-
ziehen gewesen: p. 189, 16 ngoßsßrjx/sza statt nagaßsßi]xöza,
ib. v. 23 ngoxaXsh statt ngoaxaXsiv, p. 194, 26 l8g<äza ngoxa-
Isiaftai statt ngoaxaXsh, p. 197, 19 dXiß^aofjsfov und ib. v. 21
dnolsaoizog1 p. 199, 20 (tslävzsgov statt usXavmzegov wie p. 334,
17. An beiden stellen ist (tsXarözsgov [sie) überliefert; das eine
mal nimmt Rose usXavmzsgov , das andere mal die übliche form
(xsXävzsgov in den text auf; p. 202,11 unölrfetv statt anölsiyptv
vgl. 231, 17. 232, 2. 311,1. 313, 4; p. 237,7 iaxsnda&oo statt
oxendo&co , wie das unmittelbar darauf folgende ai>sw%&(o be-
weist, p. 244, 25 fjgfftojzs'govg statt Tjgepozsgovg, ebenso p. 253,
13 eifiogqiozf'gat' statt svfiogcpcozf'gav, p. 295, 13 a'izia statt ai-
ria. — Daß bei der schlechten Überlieferung des textes auch
jetzt noch für die kritik manches zu thun bleibt, ist begreiflich ;
so ist, um auch unsrerseits ein scherflein zur Verbesserung des
Nr. 5. 65. Soranos. 315
textes beizutragen, p. 173,7 mit leichter änderung zuschreiben:
Ösi yäg dv8Qc68ovg zhtjnadsiag zrj ßovXoptvr} zoaoizov fiädrj^a
naQuXafieip, p. 194, 5 ist mit ausscbeidung des glossems vytsitfjv
zu schreiben: xa) zaTg &t]Xa'aig zö xa&olov awofiorayslv rtjv
nagöevlav, p. 195,16 ist die ungewöhnliche form naQunolsadrjvai
beizubehalten , da die spräche Sorans auch sonst manches von
den klassischen autoren abweichende hat, p. 196, 6 vermuthe
ich sv z?]QTJaet xeu yvXaxfi psvovaai, p. 198, 20 v/ovoiv statt
fyovcui, p. 239,21 övasqyov statt SvGt-Qyovg, p. 253, 9 anoaqny-
%&iv statt dnoGcpiy&sv, p. 258, 7 ddixsl scheint glossem zu xa-
xoaznfiayov, p. 274, 23 yscpalrj statt xsqalrtv, p. 283, 3 nugsozi
statt ngoGSGzi, p. 289, 16 8iä zb vno zwv cpaQ[A.ttxa)v zbv Gzö\iayov
fzoze Ttäa'isiv , p. 355, 22 urze-niaag statt ärzsQsioag. Von den
störenden druck- und accentfehlern will ich nur die auffallend-
sten anführen: p. 174, 24 lies Gvvrj&sg n, ebenso p. 214,9 lies
ovv?]&8g, p 256, 12 lies avza.Qy.sg, p. 175, 7 lies yQrjGzofiuösiag,
p. 195, 6 lies Gzgayymg ebenso p. 196, 3 cf. p. 207,4, p. 210,
9 lies sqirjliv , welche form des acc. sich oft bei Galen findet,
während eine form sqtjliv unerhört ist, p. 235, 14 lies avans-
nzüo&cu, p. 253, 7 lies iniQglxpai, p. 256, 18 lies Maxsdövsg,
p. 277, 4 lies xdzco&ev, p. 290, 4 lies (xtjze statt nözt, p. 295,
22 lies ßfä, p. 313, 7 lies ).snz6q>vUog, p. 327, 8 lies &ll\piv
wie p. 373, 24 und 282, 22, p. 337, 1 lies zivog, p. 350, 22
lies zolg, p. 373, 16 lies ?} statt tj, p. 376, 18 lies nazsipv^&ai.
Um schließlich auch auf den der ausgäbe beigegebenen
Index graecus zu kommen, so ist im interesse der lexikographie
nur zu bedauern , daß derselbe nicht noch ausführlicher ist.
Denn wie die werke der griechischen ärzte überhaupt so ist auch
die schrift Sorans , die nicht nur eine große anaahl bei andern
autoren nicht vorkommender termini technici, sondern auch sonst
manchen eigenthümlichen ausdruck enthält, in lexikographischer
hinsieht bei weitem noch nicht so ausgebeutet, wie zu wünschen
wäre. Eine um so willkommenere Vorarbeit wird dem lexiko-
graphen der erwähnte index sein , in dem meiner ansieht nach
folgende ausdrücke nicht fehlen sollten : ußagtjg 1,41. dßorftrjzog
II, 42. ddiazvncozog I, 59. d\r]&siv I, 93. dvana^nzsov I, 98.
ävÜQQonog II, 87 und dvaggöncog II, 48. dvsnt^tXrjzog I, 88.
dvsvsQyi]Gia I, 106. dvoazifxog I, 91. unsgidluGzog II, 60. ano-
8ozinog I, 38. a7r(>r',9f<T//oe I, 33. unoyoQZi^n I, 40. davM.?m>ia
316 66. Paroemiographen. Nr. 5.
I, 61. ßQcoftoo8i]g I, 91. ydatga I, 9. diäXctfjtßdvm (= doceo) II,
44. SisKTvXooa und 8tsntvX(oaig I, 46. 8mXaaiovog I, 91. 8vg8is-
yegiog vnvog I, 88. öt>sa&>axÄ?7TO£ II, 29. SvgnagäStKrog II, 62.
dygaegiygcupog I, 78. Svgs^vßmzog I, 102. xara t^v avrrjp lni~
ßoXtjv (= eadem ratione) I, 36. intfiovoog I, 109. imarayiv I, 91.
svanoxQtrog I, 1. evxopiatog II, 62. xataiönjaig II, 29. xaono-
yovta I, 42. xara^TtffjUos I, 73. nsv&tjaig I, 43. Tzagaaijiisioatsov
II, 53. naQsveiqavra rrjv %£iQa II, 60. 770«ooo I, 95. TZgosTtxoff I,
33. Tzpoi" oXCyov I, 91. agoasvoco I, 96. ntiXmoig I, 48. cvficpö-
tijg I, 10. arißaQcärsQog Xoyog I, 2. ovvanaQii^m I, 125. crwa-
vaXt]\pia I, 29. cn^stzotzt««;«) I, 38. avvojvv/xsa) I, 60. to rexor
(= mater) II, 54. 6r. Helmreich.
Q6. Maximilianus Warnkroß, De Paroemiographis
capita duo. Dissertatio inauguralis .... Gryphiswaldiae
MDCCCLXXXI. 8. 62 p.
Die von E. Miller in den Melanges de litterature grecque
(Paris 1868) aus einer Athoshandschrift veröffentlichten samm.
lungen von Sprichwörtern haben bisher nicht die genügende be-
achtung gefunden. A. Fresenius (de X?<-swv Aristoph. et Suet.
excerptis Byzantinis p. 8) machte darauf aufmerksam , daß die-
selben auch in dem miscellancodex Laur. 80, 13 enthalten seien.
Alsdann gab Ch. Graux in der Eevue de philologie II, 219 ff.
nachricht von einem Escurialensis (J£ — / — 20), in welchem jene
Sammlungen gleichfalls benutzt waren. Es war eine verdienst-
liche aufgäbe , dieses neue material mit dem Göttinger Corpus
Paroemiographorum zu vergleichen und zu untersuchen, ob sich
daraus vielleicht für die feststellung der art der Überlieferung
und des Zusammenhangs der erhaltenen Sammlungen etwas ge-
winnen läßt. Man muß dem Verfasser obiger dissertation dank
wissen, daß er die lösung dieser aufgäbe unternommen und die
beschäftigung mit der paroemiographischen litteratur der Griechen
wieder in fluß gebracht hat, die seit Vollendung des Corpus Par-
oemiographorum fast ganz brach gelegen hat. Warnkroß hat
durch seine sorgfältige arbeit eine neue grundlage geschaffen
für weitere Untersuchungen über die quellen der paroemiographi-
schen litteratur und über das Verhältnis der verschiedenen Samm-
lungen zu einander. Zwar tragen nicht alle seine resultate den
gleichen grad von Sicherheit an sich , manche punkte müssen
Nr. 5. 66. Paroemiographen. 317
vorläufig* noch unentschieden bleiben und bedürfen einer gründ-
licheren prüfung. Wer aber das corpus der paroemiographen
kennt, der weiß auch, welche Schwierigkeiten da zu überwinden
sind, welcher Schutthaufen da wegzuräumen ist. Es ist zu hof-
fen, daß die gegebene anregung nicht fruchtlos sein wird.
Das erste capitel handelt über Zenobios. Warnkroß
sucht nachzuweisen, daß die drei ersten Sammlungen in M (Miller
Melanges p. 349 — 375) allein den echten und ursprünglichen
Zenobios repräsentiren und daß die übrigen schon früher be-
kannten handschriften vielfach interpolirt sind. Die vierte Samm-
lung (Miller, p. 376 — 384) hat Warnkroß von seiner Untersu-
chung über Zenobios mit recht ausgeschlossen , denn sie zeigt
einen ganz andern charakter. Ich vermuthe , daß wir in ihr
den anfang des echten werkes des sogenannten Diogenian haben.
Von ihr sind zu trennen die excerpte p. 382 — 384, die nicht
aus paroemiographischer quelle sondern, was bisher nicht be-
merkt wurde, aus dem lexicon des Pausanias stammen.
Dagegen scheinen die Sammlungen I — III allerdings zusammen-
zugehören : an der spitze der ersten steht als Überschrift (Zr\v6)-
ßtov innofXT] rwv TaggaCov xat /Jidv/xav nagoifjuäv. Da nach
dem zeugnis des Suidas das werk des Zenobios aus drei büchern
bestand , so liegt es nahe , eben in diesen drei Sammlungen des
M die drei bücher des Zenobios zu sehen. Alle vier Sammlun-
gen in derselben form und in demselben umfange lagen auch
den Schreibern des Laurentianus (L) und des Escurialensis (2")
vor. Eine ganz andere Überlieferung zeigen die handschriften
P(arisinus) B(odleianus) V(aticanus) : in ihnen ist keine spur
der ursprünglichen drei bücher vorhanden, die einzelnen Sprich-
wörter folgen in alphabetischer reihe auf einander, während sie
in ML in allen drei büchern bunt durch einander gehen. Daß
die handschriften ML in der that die ursprüngliche form des
Zenobianischen werkes erhalten haben und daß die aphabetische
anordnung nicht von Zenobios herrührt, kann keinem zweifei
unterliegen. Aber nicht blos in der form, auch im umfang difife-
rirt der „echte" Zenobios bedeutend vom „unechten" : in M beträgt
die zahl der Sprichwörter aller drei Sammlungen 372, der Pari-
sinus, den Schneidewin und Leutsch bei ihrer ausgäbe zu gründe
legten, enthält 552 Sprichwörter, der Bodleianus gar 959. Ob
nun wirklich alles, was sich nur in PBV findet und in¥ fehlt,
318 66. Paroemiographen. Nr. 5.
als interpolirt und nicht - zenobianisch gelten muß, das scheint
mir nicht sicher und ausgemacht. Warnkroß' ansieht scheint
eine stütze zu haben an den numerirten Verzeichnissen vor jeder
der drei Sammlungen in M (siehe Miller p. 348). Solche Ver-
zeichnisse und inhaltsangaben pflegen auf gute alte zeit zurück-
zugehen. Dies gilt aber von diesen nicht ; denn auch L hat
solche Verzeichnisse , die aber nur diejenigen Sprichwörter ent-
halten, welche in den Sammlungen des (stark verkürzten) L selbst
vorkommen. Ein endgiltiges urtheil wird hierüber erst möglich
sein, wenn wir über den Laurentianus und Escurialensis genauer
unterrichtet sein werden. Innerhalb der einzelnen parömien
scheint auch die Überlieferung in M stark verkürzt und von dem
original weit entfernt zu sein. Noch größer ist die Verkürzung
in L, wo auch die zahl der Sprichwörter vermindert ist.
Im zweiten capitel spricht Warnkroß über Lukillos
Tarrhaios. Der nachweis, daß die hauptsächlichste (vielleicht
einzige) quelle des Zenobios Tarrhaios war und daß dieser nicht
wie man bisher annahm älter sondern jünger als Didymos ge-
wesen , ist unanfechtbar. Didymos schrieb mgl nagoi/iimv in
13 büchern, Lukillos nur in 3 büchern. Zenobios nahm sich
also das werk des letzteren zum muster, er gab gewissermaßen
eine neue aufläge des Tarrhaios, etwa wie Hesych vom lexicon
des Diogenian. Didymos wurde von Zenobios selbst vielleicht
gar nicht benutzt , die wenigen stellen , an denen er citirt
ist , lassen darauf schließen , daß Zenobios die citate bereits in
seiner quelle d. h. bei Tarrhaios vorgefunden hat. Außer bei
den paroemiographen erscheint das werk des Lukillos noch be-
nutzt bei Stephanos von Byzanz und in den scholien zu Piaton.
Die Sprichwörter die bei Stephanos erwähnt werden, verdankt
derselbe wahrscheinlich dem werke des Philon Byblios negt no-
Xemr, der in einer anderen schrift (nsgl diacpOQoav ai}fxaivoixiv<ov)
ein vollständiges excerpt aus des Lukillos vorrede brachte, das
von Eustathios erhalten ist. Mit recht erklärt sich Warnkroß
bei dieser gelegenheit gegen Valckenaer's behauptung , daß die
von Eustathios benutzte schrift des Erennios Philon von einem
späteren falscher mit benutzung der erhaltenen schrift des Am-
monios verfaßt sei. Das Verhältnis wird vielmehr das umge-
kehrte gewesen sein : Ammonios , oder wer sonst der Verfasser
der schrift tzbqI ofioiwv Kai SiacpOQOOP l^sco* war, schrieb die
Nr. 5. 66. Paroemiographen. 319
schrif't des Philon aus. Nicht ganz kann ich mich einverstanden
erklären mit Warnkroß1 ausführungen über die Plato-scholien.
In diesen ist, wie er durch vergleichung mit Zenobios nachweist,
das werk des Tarrhaios direkt benutzt. Aber er macht einen
unterschied zwischen den paroemien, die nur im Miller'schen Ze-
nobios vorkommen , und denen die sich nur in anderen hand-
schriften oder gar nicht bei Zenobios finden. Alle paroemien,
die in M fehlen, behauptet Warnkroß, hat der scholiast nicht
aus Lukillos sondern aus einem andern autor: diesen erkennt
er mit Naber und Mettauer in dem platonischen lexicographen
Boethos. Mir scheint diese Scheidung nicht begründet, ich glaube,
daß alle wirklichen paroemien in den scholien aus Tarrhaios ent-
lehnt sind. Denn selbst wenn der umfang der drei Sammlungen
in M dem ursprünglichen Zenobios entspräche , so folgt doch
daraus nichts für das werk des Tarrhaios. Schon der titel Zrjvo-
ßiov inixo\K7] muß uns hindern, Zenobios und Tarrhaios vollständig
zu identificiren. Daß der scholiast oder Photios paroemien aus Boethos
hat, ist nicht bewiesen, wir wissen auch nicht, ob Boethos über-
haupt in seinen platonischen lexica Sprichwörter erklärt hat.
Ich behalte mir vor auf diese frage an einem andern orte zu-
rückzukommen und habe über einzelnes in Warnkroß' arbeit
noch folgendes zu bemerken. P. 24 anm. 45 verweist Warn-
kroß wegen der Übereinstimmung des Ailios Dionysios bei Eust.
p. 589, 41 mit Diog. I, 63 (Bodleianus) auf Naber Proleg. p.
1 8 (Aelius autem Dionysius plura e Diogeniano in lexicon transtulit).
Naber dachte dabei jedenfalls nur an das lexicon des Diogenian,
und auch dies wurde von Ailios Dionysios nicht benutzt. Auch
Pausanias hat nicht aus Diogenian sondern aus erster quelle
geschöpft : die Übereinstimmung mit dem echten Zenobios und
mit Diogenian beruht überall auf benutzung derselben quelle
d. h. des Tarrhaios. Der unechte Zenobios ist bisweilen aus
Pausanias interpolirt: dies ergibt sich aus Zenob. III, 59 und
Eust. p. 368, 41. — P. 35 behauptet Warnkroß ganz ohne
grund , in Zenob. II, 91 (P) seien die worte "Innaoog yäq Tig
xtX. aus schob Plat. Phaed. 108 D interpolirt. Der arg ver-
kürzte L (Plut. I, 25) und der sehr ungleichmäßige Bodleianus
beweisen gar nichts. Gerade diese wörtliche Übereinstimmung
mit schob Plat. zeigt klar, daß wir hier in P die ursprüngliche
form der paroemie haben. Allerdings nicht die vollständige :
320 67. Paroemiographen. Nr. 5.
diese haben wir, wenn wir P und L verbinden; P hat den er-
sten, L den zweiten theil der paroemie erhalten. — P. 54 findet
sich ein auffallendes mißverständnis. Die gelehrte erklärung
des Sprichworts ZagSävtog yiX(Oi: in schol. Rep. 337 A schließt
mit den Worten ^nots ovv rb Ofitjgiyöv , o&ev xal ?) nagoifiia
t'acog SQQitj, fieC8?jöe ög &vftcp aagbäviov (xdXa ?olov, roi> an"1 at-
rmv xwv %8il<x>v ysXtora xai f^^XQ1 70^ asaijgevat yiyvofisvov ötipiaivsi.
Warnkroß übersetzt quamobrem Homericwm illud . . . non possit
explicari rov an aircöv xtX.u , bemerkt aber ganz richtig, daß
diese erklärung der homerischen worte die allgemein übliche im
alterthum war. Auch Tarrhaios weist sie nicht zurück, sondern
billigt sie, denn ^jporg, das Warnkroß mit „non" übersetzt, heißt
in der spräche der grammatiker und namentlich der scholiasten
„vielleicht, wahrscheinlich". Leopold Colin.
67 Fritz Scholl, zu den sogenannten Proverbia Alex-
andrina des Pseudo-Plutarch. (Aus der festschrift zur 36. phi-
lologenversammlung zu Karlsruhe. Freiburg i./Br. 1882. p.
39—57).
Von den im cod. Laur. 80, 13 enthaltenen sprichwörter-
sammlungen ist bisher nur eine edirt worden (CPGI, 321 — 342).
Sie trägt die Unterschrift TTkoviägyov nagoipiui aig l^Xs^avdgetg
i%Q(äi>70. Dieser seltsame titel hat zu einer controverse anlaß
gegeben. Während Schneidewin u. a. die Sammlung dem Chae-
roneer absprachen, vertheidigte H. Weber die Überlieferung.
Nun wird eine derartige thätigkeit des Plutarch allerdings auch
sonst bezeugt : der sogenannte Lamprias-katalog nennt unter den
Plutarchischen Schriften auch zwei über Sprichwörter, nagoipimv
ßißlia ß' (no. 55) und nsgl iäv nag' 'Ale^avögevai TzugotfiKÖv
(no. 142). Aber dies zeugnis kann nicht in betracht kommen,
da in dem katalog auch unechte schritten vorkommen. Und
auch wenn die angaben des katalogs richtig sind , so ist damit
die echtheit der Sammlung in L und die richtigkeit jener sub-
scriptio doch nicht bewiesen. Auf die differenz im titel (nagoi-
fiiai aig 'AXs^avdgeig i^gwvzo statt negl rmv nag' 'u4ls£ai>dgevoi
nagoi/jüäp) ist wohl wenig gewicht zu legen. In hohem maße
verdächtig ist aber, wie Scholl ausführt, daß der inhalt der
Sammlung ihrem titel gar nicht entspricht. Man merkt nichts
von besonderem Alexandrinerwitz, es sind lauter gemeingrie-
Nr. 5. 67. Paroemiographen. 321
chische paroemien. Unter 'Als^avdQslii können aber nur die ein-
wohner von Alexandria verstanden werden. Daß damit schrift-
steiler gemeint sein könnten , wie Scholl beiläufig bemerkt , ist
nicht denkbar '), Selbst wenn also Plutarch über alexandri-
nische Sprichwörter schrieb , so kann jene Sammlung in L die
betreffende schrift nicht sein. Ein anderer beweis liegt darin,
daß sie der 3. Sammlung in der Miller'schen handschrift ent-
spricht. Sie ist also ein theil des Zenobios, wenn, wie Miller
und Warnkroß annehmen, die Sammlungen I — III in M die drei
bücher des Zenobios sind. Scholl erklärt sich nicht unbedingt
für diese au sieht. Doch findet er mit Warnkroß eine gute
stütze derselben in dem umstände, daß innerhalb der drei Samm-
lungen kein Sprichwort doppelt vorkommt, mit vier ausnahmen.
Diese müssen, zumal sie in L nur einmal stehen, in M interpo-
lirt sein 2). An diesen umstand knüpft Scholl einige sehr beach-
tenswerthe bemerkungen über weitere interpolationen in der 3.
Sammlung des M , deren ergebnis er dahin zusammenfaßt , daß
„das mehr von M (gegenüber L) mindestens größtenteils auf
interpolation aus einer alphabetischen Sammlung beruht". Mit
geringerem erfolg, wie mir scheint, sucht Scholl solche interpo-
lationen auch in den M und L gemeinsamen partien nachzu-
weisen. Interessant sind die beobachtungen über die Zusammen-
gehörigkeit von Sprichwörter - reihen , die aus denselben Schrift-
stellern entlehnt sind. Weitere Untersuchungen nach dieser rich-
tung hin sind wünschenswerth und dürften fruchtbringend sein.
Am Schlüsse gibt Scholl auf grund einer genauen collation des
L zu vielen stellen des Pseudo - Plutarch die richtigen lesarten.
Man erkennt aus diesen mittheilungen die völlige unzuverlässig-
keit der Gronov'schen abschrift, auf welche sich alle späteren
herausgeber stützten. Z. b. Plut. I, 67 lautet am schluß nach
1) Auch in der glosse des Antiatt. 91, 14 ist mit 'Alt^avdgds nicht
auf Schriftsteller sondern auf den dialekt der Alexandriner bezug ge-
nommen, wie sich aus Aristoph. Byz. b. Eust. p. 1761, 30 ergibt, der
dieselben formen {Ik&yotsav etc.) für chalkidisch erklärt; andere be-
zeichnen sie als asianisch (Herakl. b. Eust. p. 1759, 35) oder böotisch
(Et. Mg. 282, 35. 426, 3) oder eaböisch (Bachm. An. Gr. II, 200).
2) Jedoch sind nicht alle vier am ende der 3. Sammlung inter-
polirt, wie Warnkroß (p. 11) annimmt, xgiog ra Toorftla und aftdt ra
TikXrivot; haben ihre richtigen stellen in II, ka und III, kß' und sind
interpolirt in III, qo' und goa ; dagegen sind dqvag nvg und nti ng
iv Kvdwvos in III, /u' und /ua interpolirt und stehen richtig in III,
goß' und Qoy', wie sich aus vergleichung mit L ergibt.
Philol. Anz. XIII. ' 22
322 68. Paroemiographen. Nr. 5.
Gronov's lesung : ttbqI romotg y.vxsoii' ng iptjcpog olor legt] xal
axirTjTog vemg t'OfAi^ofisvtj, in Wirklichkeit : naga loviotg yag xel-
tai tig xpqqog oiov hga aal axirrjiog ösöör vofii^o/jif'rt], wie schol.
Plat. Legg. 739 A. Leopold Cohn.
68. H. Jungblut, Quaestionum de paroemiographis pars
prior. De Zenobio. (Dissert. Hai. 1882). 8.
Das Studium der griechischen paroemiographen ist in den
letzten Jahrzehnten, wo doch in so manchem entlegeneren winkel
aufgeräumt ist, in auffälligster weise vernachlässigt worden, ob-
gleich durch die entdeckung der athoischen Zenobios-handschrift
für die textkritischen und litterar - historischen probleme eine
ganz neue basis gewonnen war. Außer den andeutungen Mil-
lers und Naucks trefflichem aufsatz (M6\. III, 151) sind nur
vereinzelte beitrage zur erklärung und kritik geliefert worden.
Erst das jähr 1881 brachte eine revision der ganzen frage in
der Greifswalder dissertation von M. Warnkroß, deren resultate
in der kurz darauf erschienenen Untersuchung Jungbluts einer
gründlichen kritik unterzogen und vielfach berichtigt und ergänzt
worden sind.
Jungblut folgt seinem Vorgänger schritt für schritt und han-
delt demnach zuerst über den werth und die herkunft der hand-
schriften (p. 1 — 21), dann über die quellen und entstehungs-
weise der Zenobianischen Sammlung (p. 21 — 42). Den anfang
macht eine gedrängte Übersicht der handschriftlichen hülfsmittel,
zum theil im anschluß an Warnkroß. Wie Miller und Warn-
kroß erkennt auch Jungblut in den drei ersten , nicht alphabe-
tisch geordneten sprichwörterreihen des Millerschen Athous (M)
und Laurentianus (L) die ältere gestalt der nach Suidas drei
bücher umfassenden Zenobianischen epitome, in der alphabetisch
geordneten redaction der Vulgärhandschriften die arbeit eines
diaskeuasten •, doch hält er von den argumenten seines Vorgän-
gers nicht viel und findet den hauptbeweis darin, daß die Sprich-
wörter der athoischen recension, mit berücksichtigung der ersten
buchstaben alphabetisch geordnet, im großen ganzen der reihen-
folge der vulgär - recension entsprechen. Diese an sich beach-
tenswerthe thatsache beweist aber nicht ganz das, was sie nach
Jungblut beweisen soll, sondern zeigt nur mit evidenz , daß die
den vulgärhand Schriften zu gründe liegende recension geordnet
Nr. 5. 68. Paroemiographen. 323
war wie die athoische. Ueber die Zusammengehörigkeit der drei
ersten Sprichwörter - reihen des Athous können doch nur innere
kriterien entscheiden Zu den von Warnkroß vorgebrachten
wird eine genauere Untersuchung über die quellen und compo-
situm der Sammlungen , wie sie neuerdings von F. Schoell be-
gonnen ist, werthvolle nachtrage liefern.
Erheblicher weicht Jungblut von Warnkroß ab in der Schä-
tzung der athoischen recension. Warnkroß sieht nämlich in ihr
nahezu die ursprüngliche gestalt des Zenobius und behauptet
unter anderem, daß sie alle von Zenobios aufgenommenen Sprich-
wörter umfasse und daß der bedeutende Überschuß von ca. 600
Sprichwörtern durch interpolation in die Vulgärhandschriften ge-
drungen sei. Jungblut opponirt p. 11 sq. sehr mit recht dage-
gen und vindicirt einer anzahl von artikelu die in A fehlen,
Zenobianischen Ursprung. Die frage nach der herkunft der
„interpolationen" (die doch wohl bedeutender sind, als Jungblut
annimmt) ist noch eine offene. Ref. hofft an anderer stelle zu
zeigen , daß in den vulgärhandschriften uuter den einzelnen
buchstaben sprichwörterreihen aus einer alphabetisch genau ge-
ordneten , der vierten athoischen entsprechenden Sammlung mit
den Zenobianischen verbunden sind , oder mit andern worten :
daß der den vulgärhandschriften zu gründe liegende archetypus,
wie der Athous, mit dem werke des Zenobios noch andere Samm-
lungen zu einer art von corpus paroemiographorum vereinigte.
Bei der musterung der vulgärhandschriften bekämpft Jung-
blut zunächst (p. 13 sqq.) die Überschätzung des Bodleianus (B)
auf kosten des Parisinus (P) und macht darauf aufmerksam, daß
in P die einzelnen artikel meist viel reichhaltiger sind als in B.
Das entschieden verkehrte urtheil, was Warnkroß hierüber ab-
gegeben hat , läßt sich nur dadurch erklären , daß er die bei
solchen Untersuchungen unentbehrliche ausgäbe Gaisfords nicht
benutzte und die hier und da nicht ganz präcisen angaben des
Göttinger corpus irrig zu gunsten von B auslegte (vgl. Warn-
kroß p. 13 adn. 23).
Den beschluß macht Jungblut p. 17 sqq. mit einer prüfung
der unter dem namen des Diogenian überlieferten Sammlung.
Er kommt im gegensatz zu Warnkroß und M. Schmidt zu dem
resultat , daß sie völlig identisch ist mit dem vulgär-
Zenobius. Zur erklärung der Überschrift beruft er sich auf
22*
324 68. Paroemiographen. Nr. 5.
den Parisinus 1773, wo der mit dem titel Tiagoiftiai StjfimSeig
versehenen Zenobianischen Sammlung eine abhandlung des Dio-
genian — Jioyeviarov nsgl nagoifiimv — vorhergeht: aus einer
contamination beider titel seien dann die nagoifiiai SqficöSsig ix
tijg dioysviavov avvttyojy'rjg entstanden (p. 21). Diese vermu-
thung scheint dem ref. völlig einleuchtend ; an ein besonderes
paroemiographisches werk des Diogenian wird man also nicht
mehr glauben dürfen. Eine andere frage ist aber, ob die man-
ches besondere bietende Pseudo- Diogenianische Sammlung nicht
aus dem lexicon des Diogenian interpolirt ist, woher wohl
auch die abhandlung nsgl tragoifiimi' stammt.
Auch über die quellen der Zenobianischen epitome ist
Jungblut in Hauptpunkten anderer meinung als sein Vorgänger.
Warnkroß war von der thatsache ausgegangen, daß die Samm-
lung des Lucillus Tarrhaeus, wie die des Zenobios, drei bücher
enthielt, während die Didymeische 13 bücher stark war. Da-
nach glaubt er , Zenobios habe lediglich die selbst wieder aus
Didymos abgeleitete Sammlung des Lucill excerpirt und erklärte
den überlieferten titel inirofirj imv TaQgalov v. a\ /Ji8v(iov tzkq-
otfxiäv für einen ungenauen ausdruck nach art der bekannten
grammatikerunsitte. Im gegensatz dazu hebt Jungblut p. 23
hervor , daß eine derartige ungenauigkeit bei gelegentlichem ci-
tiren wohl begreiflich, in einer Überschrift aber kaum wahr-
scheinlich, jedesfalls noch nicht belegt ist und hält an der streng
wörtlichen interpretation fest. Mit leichter mühe weist er so-
dann die Scheinargumente zurück , die Warnkroß für die von
ihm angenommene indirecte benutzung des Didymus durch Ze-
nobius aus den Didymusfragmenten abgeleitet hatte. Ebenso
widerlegt er mit guten gründen die behauptung seines Vorgän-
gers, daß die mit Zenobios verwandten partien bei Stephanos v.
Byzanz und in den Platoscholien aus Lucill allein geschöpft
seien-, ausschlaggebend sind hier die beiden p. 31 und 35 scharf-
sinnig behandelten stellen, an denen die ansieht des Lucill sich
mit dem übrigen material nicht recht verträgt oder geradezu
widerlegt wird. Damit fallen alle weiteren combinationen,
durch welche Warnkroß Lucill als einzige quelle des Zenobios
hatte wahrscheinlich machen wollen. Es bleibt dabei , daß Ze-
nobios seine Sammlung aus zwei quellen, Lucill und Didymos,
compilirt hat.
Nr. 6. Bibliographie. 325
Man wird demnach alle hauptresultate dieser soliden und
besonnenen arbeit ohne wesentlichen abzug anerkennen müssen
und kann nur wünschen , daß verf. die p. 42 in aussieht ge-
stellte , durchaus unumgängliche Untersuchung über die paroe-
miographischen bestände der späteren lexicographen recht bald
in angriff nimmt.
Form ixnd ausdruck des schrif'tchens ist schlicht und an-
spruchslos ; hier und da hätte verf. seinen ansichten vielleicht
etwas mehr relief geben können. Sehr wohlthuend berührt der
ruhige, rein sachliche ton der polemik. O. Crusius.
Bibliographie.
In England beabsichtigt der bibliograph Cornelius Walford
,,a dictionary of periodical literature" zu bearbeiten. Er schätzt
die zahl der zu verzeichnenden periodica auf 30000. — Sein
plan ist vier perioden zu scheiden 1) 1500 — 12. aug. 1712 (da-
tum der ersten Newspaper Stamp Act), 2) 1712 — June 1855
(Final repeal of Newspaper Stamp Acts) 3) 1855 — 1. jan.
1882 (Newspaper Libel and Kegistration Act). 4) Spätere zeit,
und dem inhalt nach in 6 classen zu sondern. 1) Newspapers
2) Periodicals (Magazines embracing Science Litterature Art So-
ciety etc., Reviews, Essays not political), 3) Academy Publications
(learned Societies and Book Clubs), 4) Ephemerides (Annuals, Alma-
nachs Yearbooks Indexes), 5) Biographical, Bibliographical (Memoire,
Biographies, Histories of Journals or magazines, Reprints of ditto,
Reprints of collected articles from Newspapers etc. Polemics
and Criticisms Prosecutions for Libel, Works on the Liberty of
the Preß Acts of Parliaments etc. History of Printing. 6) Per-
sonnel (Editors etc. Publishers, Pen-names and Pseudonyms).
Die anläge ist so großartig, daß man an der ausführbarkeit des
Unternehmens zweifeln möchte.
Erras, Buchhandlung in Frankfurt kataloge nr. 36. 37 ge-
schichte zeigt an Staatsanz. nr. 63 und nr. 39 ebendas. nr. 100.
Joseph Baer in Frankfurt am Main. Catalog nr. 124 Auetores
Graeci, grammatik, literaturgeschichte bespricht Staatsanz. nr. 68.
Dazu unter dem titel : ,,auswahl von größeren Serien von für wissen-
schaftliche institute unentbehrlichen werken aus allen fächern,"
650 nummeru , wovon anzeige ebendas. nr. 100: die werke in-
teressant. — Ferner nr. 126 schul- und Universitätsschriften, s.
ebendas. nr. 108.
Antiquarischer anzeiger nr. 10 der MwMer'schen buchhand-
lung in Breslau angezeigt im Staatsanz. nr. 81.
Ausgegeben ist: Jahresbericht der Herder'achen verlags-
handlung in Freiburg i. Br. vom jähre 1882. Verzeichniß
326 Bibliographie. Nr. 6.
von schul- und lehrbüchern der Nicolai 'sehen Verlagsbuchhand-
lung in Berlin, märz 1883; — Verlag von Leo Woerl in Würz-
burg : katholische Studien von Starnminger.
Mittheilungen der Verlagsbuchhandlung B. G. Teubner in
Leipzig 1883, no. 1: Bericht über die Bibliotheca scriptorum
Graecorum et Romanorum Teubneriana ; dann Imhoof- Blumer,
portraitköpfe auf griechischen münzen ; — Jos. Wex , K. Bayr,
die metra der alten Griechen und Römer im umriß erklärt und
übersichtlich dargestellt. — Erster bericht über die im jähre
1883 erschienenen neuigkeiten, neuen auflagen und fortsetzungen.
Cataloge der antiquare: Ludwig Bamberg in Greifswald, anti-
quarischer catalog no. 53 und no. 54; — S. Calvary u. co. in
Berlin, catalog no CLXX ; antiquarischer anzeiger der DietricK-
schen sort.-buchhandlung (A. Hoyer) in Göttingen 1883; — an-
tiquarischer catalog der Ed. GWte'schen buch- und antiquariats-
handluug (A. Winkler) in Berlin; — antiquarisches verzeichniß
no. 161 von List u. Franche in Leipzig, enthaltend die biblio-
theken von K. Halm in München und J. Marquardt in Gotha ;
— Adalbert Rente's antiquariat in Göttingen, catalog no. 64; —
X. verzeichniß antiquarischer bücher von Carl Steyer in Cannstadt.
Verzeichniß der wichtigeren publikationen auf dem gebiete der alter-
thumswissenschaft. 1883. III.
Deutschland. Oesterreich. Schweiz.
577. Acta Thomae graece partim cum novis codieibus contulit
partim primus ed., latine rec. praefatus est indices adiecit Max Bonnet.
Leipzig, Mendelssohn 1883. 8. XXVII, 220 p. 5 mk. (Supplementum
codicis apoeryphi I.)
578. Aischylos Agamemnon erklärt von F. W. Schneidewin. 2.
aufl. besorgt von Otto Hense. Berlin, Weidmann 1883. 8. XVI,
218 p. 2 mk. 25 pf.
579. Ansems, Bernhard, bedeutung und gebrauch von dia bei
Homer. Diss. München, Stahl 1883. 8. 79 p. 1 mk. 50 pf.
580. Band, Osk. , die attischen Diasien. Ein beitrag zur grie-
chischen heortologie. Berlin, Gaertner 1883. 4. 23 p. 1 mk. (Progr.).
581. Bn-ger, F., über die heerstraßen des römischen reichs. II.
Die meilensteine. Berlin, Gärtner 1883. 4. 21 p. 1 mk. (Progr.).
582. Bernays , Jac. , über die unter Philon's werken stehende
schrift über die unzerstörbarkeit des weitaus. Berlin, Dümmler 1883.
4. 82 p. 4 mk. (Aus abhandl. der Berliner akad. d. wiss.).
583. Blaß, Priedr. , de Geminö et Posidonio. Kiel , univ. buch-
handlung 1883. 4. 25 p. 1 mk. 20 pf.
584. Bohn , Ose. , über die heimath der Prätorianer. Berlin,
Gärtner 1883. 4. 24 p. 1 mk. (Progr.).
585. Braumann , Gust. , die prineipes der Gallier und Germanen
bei Caesar und Tacitus. Berlin , W. Weber 1883. 4. 44 p. 1 mk.
(Progr.).
586. Caesarts, C. Julii, de bello Gallico. Für den schulgebrauch
erkl. von Rud. Menge. Bdch. I. Buch 1. 2. Mit einer karte von Gallien.
Ausg. A. (Mit untergesetzten anm.). Gotha, Perthes 1883. 8. VIII,
124 p. 1 mk. 30 pf. Ausgabe B. Anm. in bes. heft. Ebda. 57 u.
66 p. 1 mk. 30 pf.
587. — — , commentarii de bello Gallico. Scholarum in usum ed.
Nr. 6. Bibliographie. 327
Ign. Prammer. Adiecta est tabula qua Galliae antiquae situs descri-
bitur. Prag u. Leipzig, Tempsky u. Freytag 1883. 8. XXX, 164 p.
3 mk. 60 pf.
588. Ciceronis, M. Tullii, orationes selectae XIV. Ed. XXI eruen-
datior quam post editioues Ernestii Seyfferti Ecksteinii curavit Otto
Heine. Halle, Waisenbaus 1883. 8. VIII, 396 p. 2 mk. 40 pf.
589. — — , Tusculanarum disputationum libri V. Für den schul-
gebraucb erklärt von L. W. Hasper. 1. bdch. Bucb I u. II. Ausg.
A mit unterges. aumerk. Gotba, Perthes 1883. 8. IV, 114p. Ausg.
B. Aumerk. in besond. beft. IV, 64 u. 48 p. 1 mk. 20 pf.
590. Curtius Ernst u. J. A. Kaupert, karten von Attika. Auf
veranl. des kais. deutseben arebäol. instituts und mit Unterstützung
des königl. preuß. minist, der geistl. Unterrichts- und medizinalangel.
. . . aufgenommen durch Offiziere und beamte des königl. preuß. groß,
generalstabes mit erläut. text. 2. heft. 4 karten chromolith. imp.-fol.
Mit text von Arthur Milehhöfer. Berlin, Reimer 1883. 4. 49 p.
ä 12 mk.
591. Demosthenes ausgewählte reden. Für den schulgebrauch
erkl. von Studienrektor J. Sorget. 1. bdehn. Die drei olynthischen
reden und die erste rede gegen Philippos entb. Ausg. A. Text und
kommentar in 1 bd. Gotha, Perthes 1883. 8. IV, 95 p. lmk. 20pf.
Ausg. B. Gesondert in 2 heften. IV, 29 u. 65 p. 1 mk. 20 pf.
592. Diels, Herrn., Tbeophrastea. Berlin, Gärtner 1883. 4. 28p.
Progr. 1 mk.
593. Dissertationes philologicae Halenses. Vol. V, pars 1. De
seviris Augustalibus. Scripsit Jo. Schmidt. Adiecta est tabula. Halle,
Niemeyer 1878. VIII, 132 p. pars 2. Ebda. p. 135—364. 8.
594. Edler, Otto, quaestiones Sertorianae. Herford 1880. 8.
(Diss. inaug.). Berlin, W. Weber. 42 p. 1 mk.
595. Eilger, G., die zusätze zu dem prooemium der Hesiodischen
theogonie. Vers 36-115. Berlin, Gärtner 1883. 4. 20 p. Progr. lmk.
596. Goebel, Ed., exegetische und kritische beitrage zu Piatons
apologie und kriton. Fulda 1882. 4. 20 p. (Paderborn, Schoe-
ningb). 80 pf.
597. Grünwald, Eug., quae ratio intercedere videatur inter Quin-
tiliani institutionem oratoriam et Taciti dialogum. Diss. Berlin,
Mayer u. Müller 1883. 8. 1 mk. 20 pf.
598. Herrlich, S., das verbrechen gegen das leben nach attischem
recht. Berlin, Gärtner 1883. 4. 22 p. 1 mk.
599. Horatius Flaccus. Q. Erkl. v. Herrn. Schütz. Theil 3: epi-
steln. Berlin, Weidmann 1883. 8. XII, 369 p. 3 mk.
600. Ihm, Georg, quaestiones syntacticae de elocutione Tacitea
comparato Caesaris Sallusti Vellei usu loquendi. Gießen, Ricker 1882.
8. 77 p. 1 mk. 60 pf.
601. Isaei orationes cum fragmentis a Dionysio Halicarnassensi
servatis ed. H. Buermann. Berlin, Weidmann 1883. 8. XIV, 156p.
602. K/att, M. , chronologische beitrage zur geschichte des achäi-
seben bundes. Berlin, Gärtner 1883. 4. 42 p. 1 mk. (Progr.).
603. Kleist, Hugo von, Plotinische Studien. 1. heft: Studien zur
IV. enneade. [IV, 1. 2. 3, 1 — 17. 4, 14. 4, 18—29 ine. 5, 6.] Hei-
delberg, Weiß 1883. 2 mk. 80 pf.
604. Lim, T., ab urbe condita libri. Recogn. H. J. Mueller.
Pars V, libros XXIII et XXIV continens. Berlin, Weidmann 1883.
8. X, 80 p. 75 pf.
605. — — — — erkl. von W. Weißenborn. 4. bd. Heft 3.
Bucb XXIII. 7. aufl. v. H. J. Müller. Berlin, Weidmann 1883. 8.
III, 119 p. 1 mk. 20 pf.
328 Bibliographie. Nr. 6.
606. Livi , T. , Scholarum in usum ed. Anton Zingerle. Pars
IV, lib. XXVI— XXX. Prag Tempsky u. Leipzig Freytag 1883. 8.
XXIV, 223 p. 1 mk. 20 pf.
607. Matthias, Franz, Quaestionum Blandinianarum capita III. Ha-
lis Sax. 1882. 8. 72 p. Berlin (Mayer u. Müller). 1 mk. 20 pf.
608. Milchhöfer, Arthur, die anfange der kunst in Griechenland.
Studien mit zahlreichen abbildungen. Leipzig, Brockhaus 1883. 8.
VII, 247 p. 6 mk.
609. Moll, Ludw., de temporibus epistularum Tullianarum. Quae-
stiones selectae. Diss. inaug. Berlin (Mayer und Müller) 1883. 8.
57 p. 1 mk. 20 pf.
610. Münzel, Bob., de Apollodori ntol &twv libris. Diss. Bonn,
Behrendt 1883. 8. 39 p. 1 mk.
611. Nitsche , Wilh., der rhetor Menandros und die scholien zu
Demosthenes. Berlin, Gärtner 1883. 4. 26 p. 1 mk.
612. Onyx, der, von Schaffhausen. Jubiläumsschrift des histor.-
antiquar. Vereins. Schaffhausen. Zürich, Hofer 1883. fol.
613. Ovidü Nasonis, P., carmina seleota. Scholarum in usum ed.
Henr. Steph. Sedlmayer. Prag, Tempsky; Leipzig, Freytag 1883. 8.
XVIII, 139 p. 80 pf.
614. Paucker , Carl, supplementum lexicorum Latinorum (circa
8 fasc). Fase. I. Berlin, Calvary u. co. 1883. 8. 96 p. 3 mk.
615. — — , Vorarbeiten zur lateinischen Sprachgeschichte. 3
theile. I. Materialien zur lateinischen wortbildungsgeschichte. II.
Uebersicht des der sogenannten silbernen latinität eigenthümlichen
Wortschatzes. III. Kleinere Studien. Lexicalisches und syntactisches.
Berlin, Calvary 1883. 8. 1. liefg. 8. Theil 1, p. 1-69. Theil 2,
p. 1—16. 3 mk.
616. Piatons apologie des Sokrates und Kriton. Für den schul-
gebr. bearb. von Ed. Goebel. Paderborn , F. Schoeningh 1883. 8.
XVI, 112 p. 1 mk. 20 pf.
617. — ausgewählte dialoge. Erkl. von gymn.-dir. C. Schmelzer.
3. bd.: Phädo. Berlin, Weidmann 1883. 8. 118 p. 1 mk. 20 pf.
618. Properz, elegien des. Von Karl Ludw. von Knebel. Neue
ausg. Leipzig, Reclam 1883. 8. 128 p. 60 pf. (Reclams universal-
bibliothek no. 1730).
619. Moehl, Herrn., Imagines inscriptionum Graecarum antiquis-
simarum in usum scholarum composuit. Berlin , Reimer 1883. 4.
III, 72 p. 4 mk.
620. Schiche, Theod. , zu Cicero's briefen an Attikus II. Berlin,
Gärtner 1883. 4. 24 p. 1 mk.
621. Sophocles. Erkl. v. F. W. Schneidewin. 5. bdeh.: Elektra.
8. aufl. besorgt von Aug. Nauck. Berlin, Weidmann 1882. 8. 185 p.
1 mk. 50 pf.
622. Schroeter , Rob. , quas formas norainum themata sigmatica
in vocabulis compositis Graecis induant. Diss. Cöthen 1883. 8.
95 p. Leipzig, Hinrichs. 1 mk.
623. Shidien, altitalische hrsg. von C. Pauli. Heft 1. Hannover,
Hahn 1883. 8. VIII, 72 p. 3 mk.
624. Tiedle, H., Nonniana. Berlin, Gärtner 1883. 4. 24 p. 1 mk.
625. Vergilt Moronis, P. , Aeneis. Für den schulgebr. erkl. von
Osk. Brosin. 1. bdeh. Buch 1 — 3 in 2. ausg. : mit kommentar unter
dem text und separat, Gotha, Perthes 1883. 8. VIII, 252 p., VIII,
63 p. u. 183 p. 2 mk. 40 pf.
626. Vergib gedichte. Erkl. von Th. Ladewig. 1. bdeh.: Bu-
colica und Georgica. 7. aufl. von dir. Carl Schaper. Berlin, Weid-
mann 1882. 8. VIII, 211 p. 1 mk. 80 pf.
Nr. 6. Bibliographie, 329
627. Zahn, Theodr., forschungen zur geschickte des neutestamentl.
Canons und der altchristlichen litteratur. 2 theil: der evangelien-
conimentar des Theophilus von Antiochien.- Erlangen, Deichert 1883.
8. IV, 302 p. 8 mk.
Skandinavien.
628. Lyth, P. G. , det republikanska Rom. Handbok i romersk
tornkunskap. Stockholm, Fr. Skoglund 1883. 8. 64 p. 75 öre.
England.
629. Bentley , Rieh., dissertations on the epistles of Phalaris
Themistocles , Socrates, Euripides and the fable's of Aesop. Edited
with an introduetion and notes by the late W. Wagner. London,
Bell 1883. 12. 620 p. 5 sh.
630. Gardner, P. , the types of greek coins: an archaeological
essay. Cambridge 1883. fol. 350 p. 31 sh. 6 d.
631. Geddes, W. D , Flosculi Graeci Boreales sive antbologia
Graeca Aberdonensis. London, Macmillan 1882. 8. 264 p. 6 sh.
632. Plato Theaetetus with a revised text and engl, notes by
Lewis Campbell. Second edition, London, Frowde 1883. 8. 296 p.
10 sh. 6 d.
633. Sophocles seven plays. In english verse by Lewis Campbell.
London, Paul, Trench and co. 1883. 8. 7 sh. 6 d.
Frankreich.
634. Beaudouin, Edouard, Etüde sur le Ius italicum. Paris,
Larose et Forcel 1883. 8. 143 p.
635. Cons, H., de Atace thesim propon. Paris, Thorin 1883. 8.
These. 109 p. et carte.
636. Earipide , Alceste. Texte grec entierement revu sur les
meilleurs e'ditions aecompagne d'un commentaire et precede d'une no-
tice sur Euripide d'une analyse litteiaire et d'un index bibliograplii-
que par Ed. Gasc-Desfosses. Paris, Belin 1883. 12. 155 p.
637. Gebelin, J., Quid rei militaris doctrina renascentibus litteris
antiquitati debuerit. Bordeaux, These 1881. 8. 62 p.
638. L'Olivier, Emmanuel, la methode de Piaton. Piaton expli-
que par lui-meme premiere partie : les atomes. Paris 1883. 12. 70 p.
639. Robert, Charles et Rene Cagnat, epigraphie gallo - romaine
delaMoselle. 2 fasc. Paris, Champion 1883. 4. VI, 34 p. etplanche.
Italien.
640. Cortese , Iosephus, de M. Porcii Catonis vita operibus et
lingua. Savonae 1882. 8. 165 p.
641. — — , Grammatica Catoniana. Savonae 1882. 8. 27 p.
642. Fantac/uzzi , Gius.. sulla necropoli dell' epoca romana fuori
porta Santa Caterina in Asti. Torino, Paravia 1882. 8. 22 p.
643. Finzi, Giuseppe, l'asino nella leggenda e nella letteratura.
Conferenze ecc. Torino, Paravia 1883. 8. 43 p. 1 mk. 50 pf.
644. Gutta, Michele, morfologia greca: osservazioni sulla decli-
nazione dei nomi con tema in «. Torino, Loescher 1882. 16. 24 p.
645. Land, Vittorio , metrica dei Greci e dei Romani. Milano,
Hoepli 1882. 16. 124 p. 1 mk. 50 pf (Manuali Hoepli).
646. LarrzelloW , Biagio , di un antico sepolcreto presso Chieti.
Chieti 1882. 16. 21 p. (Dal Giornale di Chieti anno II.)
647. Lupatelli, Angelo , Indicazione degli oggetti piü importanti
che si trovano nei musei di antichita etrusca romana e medievale esi-
stenti nella universita di Perugia con un appendice sull' apogeo
etrusco dei Volunni pressa la villa dei Palazzone. Perugia, Boneom-
pagni 1882. 16. 86 p. 1 lire.
330 Bibliographie. Nr. 6.
648. Mai, Angelo, Epistolario; primo saggio di conto lettere ine-
dite pnbblicate per cura di G. Cozza-Luzi. Bergamo, Bolis 1883. 16.
XIV, 189 p. 3,50 lire.
649. Morosi, Giuseppe, il significato della leggenda della guerra
troiana. Torino, Loescher 1882. 31 p. 8. (Dalla Rivista di filo-
logia XI.)
650 Morselli, E., il denione di Socrate. Milano-Torino , Duino-
lard 1882. 8. 14 p. (Dalla Riv. di filosofia scientif. II.)
651. Pinto, Giuseppe, Roma, l'agro roma.no e i centri abitabili.
Studio 2a ediz. aümeat. Roma , Loescher 1882. 8. 198 p. con
carta. 3 lire.
652. Piatone dialoghi tradotti da Ruggiero Bonghi. vol. IV.
Roma, Bocca 1883. 16. 263 p. 3 lire 40 c.
653. Sappa, Mercurino, Ovidio amorista citazioui ed appunti.
Torino, Loescher 1883. 8. 28 p. (Dalla Rivista di filologia XI.)
654. Sirabone, geografia dell' Italia antica tradotta e corredata
di una introduzione e note per uso delle scuole classiche da G. Sot-
tili. Vol. I. Pisa, Nostri 1882. 8. 185 p. 3 lire.
655. Trülini, Septimii Augusti, Pompeiana fasc. 1. Aesii 1882.
16. 36 p. 2 1.
656. Vannucci, Atto, Proverbi latini illuatrati. Vol. III. Milano,
Brigola 1883. 8. IV, 351 p. 6 lire.
657. Zanotti, Francesco Maria, la filosofia morale di Aristotile:
compendio con note e passi scelti dell' etica Nicomachea per cura di
L. Ferri e Fr. Zambaldi. 2 ediz. Torino , Paravia 1883. 16. VII,
190 p., 84 p. 1,80 1.
Spanien.
658. Pindaro, odas de, tracucidas en verso castellano con carta
prologo y notas por Ignacio Montes de Oca, obispo de Linares (Mejico).
Madrid, Navarro 1883. 8. XXIII, 366 p. 14 real. (Biblioteca clä-
sica vol. 57.)
Rußland.
659. Mahaffy, D. P., zur geschiente der klassischen periode der
griechischen litteratur. Uebersetzung von A. Wesselowski. 1. band:
poesie. (Ais beilage: Aufsätze des prof. Sayce überHomer's gedichte.)
Moskau 1882. 8. VII, 460 + 32 p. (russisch).
Beilage B. Academica und dissertationen.
Königsberg. 660. Jordan, Henr., Quaestiones orthographicae
Latinae. Königsberg 1882. 4. 5 p.
661. Crueger, Oscar, de locorum Theognideorum apud veteres
scriptores extantium ad textuin poetae emendandum pretio. Regi-
montii 1882. 8. 82 p.
663. David, Elieser, Dialecti Laconicae monumenta epigraphica.
ib. 1882. 8. 38 p.
663. Dirichlet, Georg Lejeune , de equitibus Atticis. ib. 1882.
8. 40 p.
664. Güterbock , Bruno G. , bemerkungen über die lateinischen
lehnwörter im irischen. Theill: zur lautlehre. Leipzig 1882. 8. 106 p.
665. Hecht, Rud., de etymologiis apud poetas Graecos obviis.
Regimontii 1882. 8. 96 p.
666. Kuehn, Carl, de pugna ranarum et inurium quae in Batra-
chomyomachia describitur observationes criticae. ib. 1883. 8. 52 p.
667. Kuhfeldt, Oscar, de Capitoliis imperii Romani. Berlin 1882.
8. 28 p.1).
1) Vollständiger im Weidmann'schen verlage erschienen, vgl. no.
418 dieses Verzeichnisses.
Nr. 6. Bibliographie. 331
668. Ludwig, Theodor, de enuntiatorum interrogativorum apud
Aristopbanern usu. Regimontii 1882. 8. 69 p.
669. Reiter, Hugo, Quaestiones Varronianae grammaticae. Regi-
montii 1882. 8. 122 p.
670. Schmeier, Bernardus, de translationibus ab homine petitis
apud Aescbylum et Pindarum conimentatio. ibid. 1882. 78 p.
671. Schultz, Hermann, Quae nova Sophocles protulerit nomina
composita. ibid 1882. 8. 74 p.
Rostock. 672. Kaibel, Georg, Eniendationes in Atheuaeum.
Rostock 1883. 4. (Ind. lectt.).
Straßburg 1881/82. 673. Der rektorat*wechsi>l an der kaiser-
Wilhelms- Universität Straßburg am 1. mai 1885. Straßburg 1882.
8. 62 p.
674. Cramer, Adolf, de Manilii qui dicitur elocutione. Argen-
torati, Trübner 1882. 8. 89 p.
675. Crohn, Herrn., de Trogi Pompei apud antiquos auctoritate.
ib. 1882. 8. 56 p.
676. Erdmann, Martin, de Pseudolysiae epitaphii codicibus. Lip-
siae, Teubner 1881. 8. 38 p.
677. Fabricius , Ernst, de arcbitectura Graeca commentatio epi-
graphica prior. Berlin, Weidmann 1881. 8. 44 p.
678. Galland, Carolus, de Arcadii qui fertur libro de accentibus.
ib. 1882. 8. 55 p.
679. Halbfaß, Willi., die berichte des Platon und Aristoteles
über Protagoras mit besonderer berücksichtigung seiner erkenntniß-
theorie. Leipzig, Teubner 1882. 8. 60 p.
680. Keüerhoff, Eduard, de collocatione verborum Plautina quae-
stiones selectae. Argentorati 1881. 8. (Aus Studemunds studien II,
p. 49—84).
681. Loeffler, Franc. los., de Calphurnio Terentii interprete. Ar-
gentorati, Trübner 1882. 8. 70 p.
682. Müllemiefen, Paul, de titulorum Laconicorum dialecto. Ar-
gentorati, Trübner 1882. 8.
683. Ilayidas, rtuioyios, r« Trjg Tonoyparf lag iwv tnwnvkttiv @r;ßwy
vriv tu)v vtutTiowv ((Q%aio).6yojv dnQtvpojfnya. 'Ev \4&r/yatg 1882. 8.
70 ak xai niva!;.
684. Ploen, Heinrich, de copiae verborum ditferentiis inter varia
poesis Romanae antiquioris genera intercedentibus. Argentorati,
Trübner 1882. 8. 56 p.
685. Pohl , Aug. , de oratione pro Polystrato Lysiaca. Argento-
rati, Trübner 1881. 8. 37 p.
686. Schroeder, Frid., de iteratis apud tragicos Graecos. Argen-
torati, Trübner 1882. 8. 90 p.
687. Stamm, Ad., tres canones harmonici edidit. Berolini, Weid-
mann 1881. 8. 30 p.
688. Voß, Georgius, de versibus anapaesticis Plautinis. Lipsiae,
Teubner 1881. 4. 18 p.
689. Warren , Minton , on the enchtic ne in early latin. Balti-
more u. Straßburg 1881. 8. 32 p.
690. Wuest , Georgius, de clausula rhetorica quae praecepit Ci-
cero quatenus in orationibus secutus sit. Argentorati, Trübner 1881.
8. (p. 229-328.) ')■
1) No. 674. 675. 678. 681. 682. 684. 685. 686. 690 sind auch, zum
theil in erweiterter form in den dissertationes Argentoratenses selectae,
no. 689 im American Journal of philology, no. 688 als pi-ogramm,
no. 680 in Studemunds studien, no. 677 erweitert als eigne schrift
erschienen.
332 Kleine philologische zeitung. Nr. 6.
Kleine philologische zeitung.
Der Reichs-anzeiger nr. 120 veröffentlicht eine auch in die
Zeitungen übergegangene Verordnung Sr. majestät des königs vom
21. mai d. j., die feier des 10. novemb. d. j. betreffend, als des
tages , an dem vor nun 400 jähren dr Martin Luther geboren
ist : der tag mahne die gesammte evangelische Christenheit , mit
dank gegen gott der Segnungen zu gedenken, welche Er in der
reformation dem deutschen volke geschaffen habe. Diese von
erhabenster stelle kommende aufforderung müssen vor allem gym-
nasien und Universitäten und in diesen ganz besonders die phi-
lologen als an sich gerichtet ansehen , weil durch Luther und
dessen gelehrten genossen Melanchthon das Studium des classi-
schen alterthums in diese anstalten eingeführt und seit der zeit
für Förderung wahrer cultur in der deutschen nation von se-
gensreichster Wirkung gewesen ist. Möge dieser tag und die mit
ihm verbundene betrachtung dieser Segnungen in allen betref-
fenden kreisen erkennen lassen, daß die überbürdung der gym-
nasiallehrer für höhere klassen, insonderheit der wissenschaftlich
erfolgreich thätigen, zu beseitigen, daß der selbständige privatfleiß
der älteren schüler zu wecken und zweckmäßig zu leiten sei, ebenso
erkennen lassen, daß das Studium der hohen Originalität griechi-
scher literatur und kunst nicht durch französische Oberflächlich-
keit beschränkt, die bildende erlernung lateinischer spräche
und stils nicht durch dem gymnasium fremde gegenstände beein-
trächtigt werden dürfe , daß endlich nur durch richtige Vorbil-
dung auf dem gymnasium der Universität ermöglicht werde, die
ihr inwohnende kraft und Wirksamkeit zu voller blüthe zu ent-
falten, ein ziel nur erreichbar, wenn befreiung der Universitäten
von den die lehr- und lernfreiheit erdrückenden Staatsexamina
erkämpft worden ist. — E. v. L.
Dr. Bück in Stuttgart, Martin Luther, bei Kneble, kurz be-
sprochen im Staatsanz. nr. 67. — R. Fries, Martin Luther, der
mann von Gott gesandt. Ein festgruß dargebracht der evange-
lischen Christenheit der alten und der jungen, zum X. nov. 1883,
bei Er. Schulze, Berlin, bespricht Reichsanz. nr. 118.
Johannes Müller, Luthers reformatorische Verdienste um schule
und- Unterricht, programm des Friedrichsgymnasium in Berlin,
1883, angezeigt im Staatsanz. nr. 73.
Ueber die Sammlungen des verstorbenen dr. Puhlmann in
Berlin , in denen ausgaben des Horaz , Livius und Florus aus
der bibliothek Melanchthon sich befanden, giebt Reichsanz. nr. 9 6
nähere mittheilung.
Von dem Neuen archiv der gesellschaft für äl-
tere deutsche geschichtskunde zur beförderung einer
gesamm {ausgäbe der quellenpchrifton deutscher geschichten des
Nr. 6. Kleine philologische zeitung. 333
mittelalters (Hannover, verlag der Hahnschen buchhaudluug)
liegt mit dem soeben ausgegebenen 3. heft der 8 band abge-
schlossen vor Im letzten heft berichtet der herausgeber des
,, Neuen archivs", prof. W. Wattenbach über das paläographische
prachtwerk des grafen Bastard. Dieses kostbare werk, das pracht-
vollste aller über paläographie veröffentlichten , hat den titel :
„Peintures et Ornaments des manuscrits , classes dans un ordre chro-
nologique, pour servir a Vhistoire des arts du dessin, depuis le IV e
siede de Vere chretienne jusqu1 ä la fin du XVIe." Graf Auguste
de Bastard begann die Veröffentlichung desselben im jähre 1832,
welche aber leider im jähre 1848 unterbrochen wurde, sodaß
das werk unvollendet geblieben, ist. Ein großer theil der zur
ausgäbe vorbereiteten materialien fiel nämlich einer feuersbrunst
zum opfer. Daher fehlt der text und die chronologische folge.
Da ferner die erschienenen lieferungen wegen ihrer großen kost-
barkeit (die lieferung von 8 tafeln kostete 1800 frcs.) nur an
sehr wenigen orten zu finden sind, so konnte es der paläogra-
phie und der kunstgeschichte nur in sehr geringem maße zu
statten kommen, um so weniger, da fast niemand weiß, was darin
enthalten ist und wo man ein einzelnes blatt finden kann. Und
doch giebt kein anderes werk von der pracht karolingischer kalligra-
phie eine so richtige Vorstellung. Da außerdem auch historische
notizen und facsimiles von geschichtlich wichtigen handschriften
darin aufgenommen sind , so ist es sehr dankenswerth , daß von
Wattenbach hier zum ersten male ein bequemes hülfsmittel zur
benutzung und citation des werks geboten hat. Zu gründe ge-
legt sind der inhaltsangabe die beiden exemplare im hiesigen
kupferstichkabinet und in der königlichen bibliothek. — Daran
reihen sich eine umfangreiche kritische behandlung der alaman-
nischen formelsammlungen, von Karl Zeumer, und ein verzeich-
niß der päpstlichen original-urkunden im Pariser nationalarchiv,
von S. Löwenfeld bearbeitet, — Reichsanz nr. 99.
Die Jahrbücher der königlich preußischen kunstsammlungen
bd. IV, heft 2 enthalten eine abhandlung von Th. Mommsen über
die excerptenhandschrift des Petrus Donatus aus der Hamilton-
sammlung. Der größtenteils im jähre 1439 geschriebene band
ist das adversarienbuch eines Italieners, des bischofs von Padua,
und päpstlichen delegaten Pietro Donato. Dem inhalte nach
sind diese kollektaneen, dem redner zufolge, im allgemeinen ohne
wesentliche bedeutung : die kurze römische chronik des Rufius
Festus, die schritt Frontins über die römischen Wasserleitungen,
Varro's preis des italienischen weizens, nach Macrobius, einzelne
ciceronische und cassiodorische briefe , Stammbäume der Catonen
und der Scipionen wechseln mit gedichten Virgils , aber auch
des Petrarca und eines gewissen Franciscus Fianus. Im Vor-
dergründe des interesses stehen die Inschriften , darunter (wahr-
scheinlich nur durch diese handschrift erhalten) diejenige, welche
334 Auszüge aus Zeitschriften. Nr. 6.
die künde von dem umbau der thermen in Reims durch Con-
stantin den großen aufbewahrt hat. Von diesen inschriften ist
jedoch das meiste aus der Sammlung des Cyriacus von Ancona,
des vaters der epigraphischen Wissenschaft, entlehnt, und darauf
beruht der werth der handschrift in einer hinsieht, denn wenn
wir auch nicht gerade neue denkmäler daraus kennen lernen,
so ist sie vielleicht unter ihren geschwistern die reinste und
schon als geschichtliches denkmal dieser sammelepoche von In-
teresse. In anderer beziehung ist sie deshalb sehr bemerkens-
werth, weil, wie sich herausgestellt hat, Cyriacus, der zu Donato
in freundschaftlichen beziehungen stand , sie mit eigenhändigen
eintragungen versehen hat. Das meiste interesse erwecken jedoch
seine Zeichnungen athenischer monumente, ganz besonders die
frontansicht des Parthenon (die , gleichwie eine tafel mit proben
der handschrift des Cyriacus, in lichtdruck facsimilirt, dem heft
beiliegt). Diese Zeichnung ist neben anderen zwar bereits in
dem barberinischen Zeichenbuch des architekten Giuliano da San-
gallo reproduzirt und aus diesem mehrfach publizirt; auch über-
läßt der vortragende kundigeren die entscheidung darüber, ob
aus der neu gefundenen , ziemlich schlechten Originalzeichnung
des Cyriacus für die herstellung dieses höchsten kunstwerks des
alterthums sich ein realer gewinn ziehen lassen werde ; immer-
hin aber dürfe man sagen , daß , wenn die trümmer des gewal-
tigen Originals der höchste schätz des britischen museums sind,
die älteste gesammtansicht, die von dem Parthenon existirt und
am 6. april 1436 aufgenommen worden ist, nicht den letzten
schmuck der Berliner Sammlungen bilde. (Zu bemerken ist da-
bei freilich, daß die mitgetheilte Zeichnung wenig nach einer
Originalaufnahme aussieht, vielmehr in jeder beziehung höchst
naiv und inkorrekt ist, ganz abgesehen von der phantastischen
giebelgruppe : eine vor zwei sich bäumenden rossen stehende,
von einer schaar von geflügelten amoren umgebene weibliche
figur darstellend , die doch mit den erhaltenen resten der Elgin
marbles sich in absolut keinen Zusammenhang bringen läßt.)
Reichsanz. nr. 116.
Auszüge aus Zeitschriften.
Litterarisches centralblatt für Deutschland. Herausgeber und ver-
antwortlicher redacteur prof. dr. Fr. Zarncke. Nr. 1. Kühn, Rieh.,
der Octavius des Minucius Felix. Eine heidnisch -philosophische auf-
fassuug vom christenthum. Leipzig 1882. 8. Roßberg. VIII, 71 p.
— Geldner, Karl, studien zum Avesta. 1. heft. Straßburg i. Eis.
1882, Trübner. IX, 181 p. 5 mk. — Spiegel, Fr., vergleichende gram-
matik der alt-eranischen sprachen. Leipzig 1882, Engelmann. IV,
559 p. 8. 14 mk. — Miller, Anton , die Alexanderschlacht nach
Strabo. 1. theil. Festgabe ... an die Iulia Maximilianea zu Würz-
burg , . . . . gewidmet von der .... studienanstalt Würzburg.
Würzburg 1882, Stahel. 66 p. 4. 2 mk. 50 pf. K. J. Nau-
mann). — Bursian, Conrad, der rhetor Menandros und seine Schriften.
Nr. G. Auszüge aus Zeitschriften. 335
München 1882, Franz. 152 p. 4. 5 mk. (Abh. d. bayr. akad. der
wiss. I cX. bd. XVI, III. abth.). B(laß). — Sittl, Karl, die Wiederho-
lungen in der Odyssee. Ein beitrag zur homerischen frage. Gekrönte
preisschrift. München 1882, Ackermann. 191 p. 8. 4 mk. C'((emm).
— Halset/, Charles S. , an Etymology of Latin and Greck. Boston
1882, Ginn, Heath u. co. XX, 252 p. 8. M{eye)r. — Härder, Franz,
index copiosus ad K. Lachmanni commentarium in T. Lucretii Cari
de rerum natura libros. Berlin 1882 , G. Reimer. 62 p. 8. 1 mk.
A. R(iese). — Tartara, Alexander, anirnadversiones in locos nonnullos
Valerii Catulli et Titi Li vi. Iterum emendatiores editae. Rom 1882,
Loescher. 102 p. 8. A. R(iese).
No. 2. Madvig, J. N. , die Verfassung und Verwaltung des römi-
schen Staates. 2. bd. Leipzig 1882, Teubner. X, 805 p. 16 mk.
F. R{ühl). — Faust, Ad., homerische Studien. Straßburg 1882, Trüb-
ner. 41 p. 8. 1- mk. Cl{emm). — ■ Holte, Johs., de monumentis ad
Odysseam pertinentibus capita selecta. Berlin 1882, Mayer u. Müller.
70 p. 8. C/(emm). — Pliiß, Haus Theodor, Horazstudien. Alte und
neue aufsätze über Horazische lyrik. Leipzig 1882, Teubner. XII,
367 p. 8. 6 mk. A. R(iese). — Kolster, W. H. , Vergil's eklogen
in ihrer strophischen gliederung nachgewiesen mit commentar. Leip-
zig 1882, Teubner. 8. XIII, 226 p. 4 mk. 80 pf. A. R{iese).
No. 3. Stnerh , Carl, sprechen iuud singen. Zwei populäre vor-
trage .... Wien 1881 , Seidel u. söhn. 48 [p. 1 mk. 20 pf. —
A'iamy, Rud., architektonik auf historischer und aesthetischer grund-
lage. Unter künstlerischer mitwiikung von A. Haupt. 1. bd. Han-
nover 1881 , Helwing. 1. abth.: die architektur als kunst. Aesthe-
tische forschungen. X, 194 p. 4 mk. — 2. abth. : architektonik des
orientalischen alterthnms. (X, 330 p.). 8 mk. 80 pf. H.J(anitschek)
No. 4. lohannis Euchaitorum metropolitae quae in codice Vati-
cano Graeco 676 supersunt Johannes Bolliq . . . descripsit Paulus de
Laijarde edidit. Goettingen 1882, Dieterich. XVI, 228 p. 4. 10 mk.
— Aristidis Quintiliani de musica libri III. Cum brevi annotatione
diagrammatis proprie sie dictis figuris scholiis cet. codicum mss.
Edidit Alb. Iahnius. Accedunt binae tabulae lithogr. Berlin 1882,
Calvary u. co. LH, 97 p. 8. 6 mk. A. R(iese). — Archivio paleo-
grafico italiano diretto da Ernesto Monaci. Vol. I, fasc. I. Rom 1882,
Martelli. 3 bl. 14 tavv. fol. 17,50 lire. Ad. Förster).
No. 5. — No. 6. Salviani presbyteri Massiliensis opera omnia.
Rec. et comment. critico instruxit Fr. Pauly. Wien 1883 , Gerold's
söhn. XVI, 359 p. 7 mk. (Corpus Script, ecclesiast. Latinor. Vol.
VIII). — Schanz, Martin, beitrage zur historischen syntax der grie-
chischen spräche. Würzburg 1882, Stuber. IV, 371p. 8. 5 mk. e. s.
— Q. Horatii Flacei , carmina öden und epoden des Horaz. Mit an-
merkungen von Lucian Müller. Giessen 1882, Ricker. XVI, 228 p.
8. 2 mk. 40 pf. A. R(iese). — C. Iuli Caesaris belli Gallici libri VII.
Accessit A. Hirti über oetavus. Rec. Alfr. Ho/der. Freiburg i. Br.
1882, Mohr. Vn, 396 p. 8. 15 mk. A. E{ußner). — Gilbert, Gu-
stav, handbuch der griechischen staatsalterthümer. Bd. I. Der staat
der Lakedaimonier und der Athener. Leipzig 1881, Teubner. VIII,
432 p. 5 mk. 60 pf. B{laß).
No. 7. Renan, Ernest, Marc-Aurele et la fin du monde antique.
Paris 1882, C. Levy. VI, 648 p. 8. — Neumann, Carl, das Zeitalter
der punischen kriege. Aus seinem nachlasse hrsg. und ergänzt von
Gustav Faltin. Breslau, Koebner 1883. 8. VII, 598 p. 12 mk. S.
— Hahn, Theophilus, on the science of language. Address at South
African Public Library. Capstadt 1882, Michaelis. 37 p. 8. G. v.
d. G(abelentz). — Cohn, Leop., de Aristophane Byzantio et Suetonio.
336 Auszüge aus Zeitschriften. Nr. 6.
Tranquillo Eustathi auctoribus. Leipzig 1881, Teubner. 90 p. 2 mk.
— Poetae Latini minores. Rec. et emend. Aemil. Baehrens. Vol. IV".
Leipzig 1883, Teubner. 445 p. 8. 4 mk. 20 pf. A. JR{iese). — Ces-
nola, Alex. Palma di , Salaminia (Cyprus). The history treasures and
antiquities of Salamis in the Island of Cyprus. With an introduction
by Samuel Birch and with upwards of 700 illustr. and map of an-
cient Cyprus. London 1882, Trübner u. co. XL VIII, 329 p. 4.
Bu{rsian). — Der onyx von Schaffhausen. Jubiläumsschrift des hi-
storisch-antiquarischen Vereins Schaffhausen. Zürich 1882, Hofer. 4
tafeln buntdruck u. 5 p. text fol. 8 frcs. H. H.
No. 8. Bruchstücke einer vorhieronymianischen Übersetzung des
Pentateuch aus einem Palimpseste der k. hof- u. Staatsbibliothek zum
ersten male veröffentlicht von Leo Ziegler. Mit einer photolithogr.
tafel. München 1883, Liter.-art. anstalt. XXX, 87 p. 4. E. R. -
Schult^', Victor, der theologische ertrag der katakombenforschung.
Zur orientirung und zur abwehr. Leipzig 1882, Drescher. IV, 30 p.
8. — Gerstenecker, Joh., der krieg des Othon und Vitellius in Italien
im jähre 69. Beiträge zur erklärung des Tacitus und Plutarch. Mün-
chen 1882, Straub. 81 p. 8. F. B{ühl). - Weber. Albr., das Sap-
tacatakaun des Häla. Leipzig 1881, Brockhaus. LXIII, 597 p. 8.
(Abhandlungen für die künde des Morgenlandes VII, 4). 32 mk. H.
J. — Kopp, W. , geschichte der griechischen litteratur für höhere
lehranstalten und zum Selbststudium. 3. gänzl. umgearbeitete aufläge
hrsg. von F. G. Hubert. Berlin 1882, Springer. XII, 230 p. 8. 3 mk.
Bu{rsian).
No. 9. Asana, Jamaspii Dastur Minocheherij Jamasp pahlavi, gu-
jaräti and english dictionary. Vol. III. Bombay 1882 , Karani.
(London, Trübner u. co.). XXVIII, p. 441-762. 8. Bthl. {Bothlingk).
— Lycophronis Alexandra rec. Ed. Seheer. Vol. I: Alexandra cum
paraphrasibus ad codicum fidem recensita et emendata, indices sub-
iecti. Berlin 1881, Weidmann. XXXII, 148 p. 8. 5 mk. A. L(ud-
wi)ch. — rQU/Aficcuxri rJJ? äkßavixijs ykaiaßyg xcacc rijv roaxixtjy dW-
ktxrov cvvTuxfttiß« vno Kiovarayri vo v XQKSio<f>ooic¥ov, Ev Kwv-
cxavnvovndl.il 1882. 165 p. 8. und 'Akßavixov äkrfctßijTtiQiov xam 16 iy
'Ekkiiöt ufÄiXovfitvov dkßavixbv idiwftct . . vno A. r. K o v lo v o iwtov.
'Ev 'A&rjvaig 1882. 164 p. 8. G. M{eije)r. — C, Plinii Secundi na-
turalis historia. D. Detlef sen rec. Vol. VI, Index I deorum et homi-
num. Index II locorum. Berlin 1882, Weidmann. XXIX, 307 p. 8.
4 mk. — Marquardt , Joachim, das privatleben der Römer. 2. theil.
Mit 23 holzschnitten. Leipzig 1882, Hirzel. XII, p. 373-858. 8.
10 mk. (Marqtcardt und Mommsen , handbuch der römischen alter-
thümer 7. bd ). Bu(rsian).
Philologische rundsch.au, 1882, nr. 18: J. Caesar, quaestiones ad
.Aristophanis Avec spectantes, anzeige von E. Ziegeler. — /. Kvicala,
studien zu Euripides, anzeige von Th. Barthold. — C. F. W. Mueller,
Ciceronis scripta. P. II, v. 1, anzeige von Adler. — H. Schliemann,
von Th. Schreiber.
Nr. 19: E. Abel, Orphei Lithica, angezeigt von A. Rzach. —
Ivc. Bruns, Plato's Gesetze, von K. J. Liebhold. — L. Behrendt, Über-
setzung des Horaz, angezeigt von E. Kräh. — jP. Trentin , Ciceronis
Epistolae selectae, von M. J. Hellen. — Ciceron lettres choisies, ange-
zeigt von J. T. — /. Jung, die romanischen landschaften des römischen
reichs, angezeigt von G. Egelhanf. — Ed. Cuq , de quelques inscri-
ptions relatives a Tadministration de Diocletien ; l'examinator per Ita-
Jiane : magister seorarum cognitionum, angezeigt von /. Jung.
Nr. 7. 8. Juli. August 1888.
Philologischer Anzeiger.
Herausgegeben als ergänzung des Philologus
von
Ernst von Leutsch.
69. Poetae lyrici Graeci. Eecensuit Theodorus Bergk.
Editionis quartae vol. II, poetas elegiacos et iambographos con-
tinens. Lipsiae, Teubner 1882. 522 p. gr. 8.
Der vorliegende band gebort zu dem litterariscben vermächt-
niß des großen kritikers , dessen Poetae lyrici den eigentlichen
mittelpunct seiner vielseitigen arbeiten bilden, er ist nebst dem
eben erscbienenen dritten tbeile der würdige und für alle zeiten
wertbvolle abschluß eines der Wissenschaft gewidmeten lebens.
Von der rastlosen thätigkeit Bergks legt ziemlich jede seite der
neuen ausgäbe zeugniß ab, welche um 107 seiten stärker ist als
die dritte, und die ergänzungen und berichtigungen sind ebenso
bedeutend wie zahlreich. Die Vollendung des druckes nach dem
tode des Verfassers muß mit unendlichen Schwierigkeiten ver-
knüpft gewesen sein, weil häufig auf einer und derselben seite
an 5, 6 verschiedenen stellen zusätze und Umarbeitungen erfolgt
sind und es gebührt dem herausgeber um so größerer dank, je
sorgfältiger er seine aufgäbe gelöst hat. Wie sehr Bergk selbst
auf vervollkomnung seines werkes bedacht war , tritt zwar we-
niger augenfällig aber desto bezeichnender hervor in kleinigkeiten,
wie in der berichtigung von citaten oder druckfehlern , in der
hinzufügung oder weglassung kurzer begründungen und in der
besserung am ausdruck, letzteres mehr zu anfang und in der
mitte des bandes als gegen ende , fast durchweg aber in den
einleitungen zu den einzelnen abschnitten. Bergk hatte beim
lateinschreiben und sprechen stets lieblingsausdrücke, mit denen
er von zeit zu zeit wechselte , stehend gebrauchte er aber das
ceterum, das auch in den Poetae lyrici hunderte von malen vor-
Philol. Anz. XIII. 28
338 69. Griechische lyriker. • Nr. 7.
kommt und das mit seinem ganzen wesen verwandt ist: leicht
fand er an einer eigenen oder fremden entdeckung noch etwas
auszusetzen ; sein Scharfsinn , seine immense gelehrsamkeit und
seine fruchtbare combinationsgabe drängten immer noch etwas
neues hervor und die gäbe rückhaltloser anerkennung war ihm
versagt geblieben; außer von Gottfried Hermann, Boeckh und
seinem Schwiegervater Meineke ließ er sich nicht leicht von je-
mand imponiren, aber auch diesen gegenüber prüfte er wie über-
all selbst und sein zum widersprach geneigter sinn trat wie in
großen literarischen fehden so in stiller arbeit und auf dem ka-
theder zu tage. Aber in diesem bände hat er sein ceterum oft
weggelassen (vgl. Phocylid. fragm. 15, 16, Pseudophoc. v. 21.
36. 42 u. o.) oder durch atque und ähnliches ersetzt, wenngleich
es noch immer unzählige male vorkommt: dafür zeigt er in ed.
IV eine passion für das wort testificabor, das ein fast sicheres
anzeichen eines neuen Zusatzes bildet.
Um den in ed. IV vorliegenden fortschritt einigermaßen zu
veranschaulichen , folge zuerst die angäbe der neu hinzu ge-
kommenen fragmente. Nächst einem zweifelhaften Hipparcheum
ist in erster linie zu nennen fragm. 7 des Sophocles nach dem
funde vom Aesculaptempel zu Athen bei Cumanudes 14&. V, 340,
das Dittenberger dem Sophocles abspricht, während Bergk es
mit Kaibel Ehein. mus. XXXIV für acht hält. Ein ebendort
gefundenes gedieht des Diophantus schließt sich an, ein aus der-
selben quelle stammender paian des Macedonius (?) wird im
dritten bände folgen. Außerordentlich schwach ist die gewähr
für die echtheit des dichternamens in dem unter Ion als fragm.
13 behandelten schol. Eurip. Androm. 631 , während das aus
Miller MeT 364 entnommene fragm. 15 ebendaselbst eine si-
chere bereicherung bietet. Von hier an sind Millers Mdlanges
eine hauptfundgrube für Bergk, die als nächstes neues fragment
das unter Antimachus p. 1 5 aufgenommene liefern ; in den ende
fragm. 16 ibid. behandelten resten bei Philodemus iiegl svasß.
p. 13 ed. Gomperz ist die Wahrscheinlichkeit für den namen
des autors so gering, daß Bergk mit recht aus ihnen keine be-
sondere nummer bildet; es könnte mit demselben gründe dem
Cleomachus zugeschrieben werden. Es folgt nun p. 332 unter
Demosthenes eine sehr ausführliche erörterung der Kaibelschen
hypothese, daß das ächte epigramm auf die bei Chäronea ge-
Nr. 7. 69. Griechische lyriker. 839
fallenen in der Aiith. Pal. 7, 245 enthalten und aus Deniosth.
De Cor. 289 verdrängt sei ; Bergk bekämpft diese auffassung,
welche namentlich Kirchhoff getheilt hat (vgl. auch Philol. anz.
IV, 274) und meint, mindestens müsse dann der Schluß des epi-
gramms in der Anth. verloren gegangen und dieser Schluß bei
Demosth. § 290 erhalten sein. Unter den fragmenten der iam-
bographie ist neu die Vervollständigung des fragm. 31 A des
Simonides (ed. III, fragm. 36) aus dem Florent. bei Miller Mel.,
sowie des hinzugekommenen fragm. 31 B aus schol. Lycophr.
633. Ansprechend ist die p. 459 am Schluß der Simonidea ge-
äußerte vermuthung , bei Hesych. u. "Exrogeg für ytsmvi'Ötjg zu
lesen £i(acoiC8tjs) die von Cobet aus Clem. Alex. Paedag. p. 261
beigebrachten verse stammen sicher wegen der auflösungen aus
der komödie. Eine wahrscheinliche ergänzung ist dem fragm.
Hipponax 4 aus Hesychius zu theil geworden ; neu ist ibid. fr.
20 aus Tzetz. schol. Arist. Plut. 9 bei Herwerden nach Soph.
0. R., ibid. fragm. 55 B aus Miller Melang. 19, ebendaher Hip-
pon. fragm. 65, 66, 67, 113 B, 119. Ob in der p. 512 aus
Diogen. Prov. VI, 47 citirten stelle für 'Hgodnrog zu lesen ist
'Hgcööag und bei Stob. CXX, 9 für AtcoviSu: 'Hgcovda bleibe
dahingestellt, desgleichen die am Schluß des fragm. des Aeschrio
mitgetheilten vermuthungen über Strabo VIII, 378.
Dies ist der Zuwachs im eigentlichen sinne , der meist dem
alten bestände unter hinzufügung eines A und B so eingeordnet
ist, daß keine oder doch keine wesentliche Störung der reihen-
folge herbeigeführt wird. An dieser ist glücklicher weise auch
sonst nur unbedeutend gerührt, so bei Aristoteles, Demodocus
und Archilochus. Aber bei weitem wichtiger als die neuen funde
ist die auf den alten besitz verwendete mühe; was seit 1866 er-
schienen ist , hat Bergk in seinen bereich gezogen und selbst
das entlegenste für seine zwecke durchforscht. Besonders einge-
hend sind die personennamen in den einleitungen behandelt und
auf das scheiden mehrerer gleichnamiger dichter, wie z. b. der
Euenus, große Sorgfalt verwendet, wie sich Bergk überhaupt mit
zunehmender Vorliebe der historischen forschung hingab. Aber
darüber kommt keine andere disciplin zu kurz und das anre-
gende , das Bergks arbeiten haben , liegt nicht bloß in seinem
schnellen und klaren denken, sondern sehr wesentlich in seiner
Vielseitigkeit, von der auch die neuen zusätze zeugen. Bald er-
23*
340 69. Griechische lyriker. Nr. 7.
klärt er in ihnen den Ursprung einer Variante, wie Pseudophoc.
1 8 , bald handelt er über die quantität einer silbe , wie Solon
37, 3 ; hier erörtert er die von Planudes geübte kritik, wie
Phocyl. 2. anmerk., dort eine orthographische frage wie Simon.
Amorg. einl. p. 441, bald macht er eine metrische beobachtung,
wie zu Solon 37 , bald einen grammatischen excurs , wie über
fih c. conj. pr. zu Pseudophoc. 21, bald ist es ein handschrift-
liches compendium , bald eine inschrift , bald ein vasengemälde,
das er bespricht , und immer so , daß er der sache etwas für
seinen zweck abgewinnt. Freilich fehlt es ihm nicht an will-
kürlichkeit und diese tritt bisweilen gerade dadurch hervor, daß
er ein princip betont. Was Bergk in der dialektkunde leistet,
ist bekannt ; durch wiederauffinden verschollener worte und for-
men hat er oft genug glänzend emendirt. Aber es ist ihm zur
liebhaberei geworden, worte zu schaffen und es genügt ihm, ein
wort nach dem Sprachgesetz gebildet zu haben, um es ohne wei-
teres in den text zu setzen, wie Mimnerm. 9 v. 5 axzrjsvrog: ad-
iectivum hoc auctoritate destitutum , sed probe factum, atque constat,
quantopere graeci poetae id genus adiectiva frequentaverint , oder
Pseudophoc. 181 ininaXXaxioig: quod restitui ininaHaxt'oig est
sane dftdgTVQOv, sed similitudine aliorum adiectivorum, velut inivofi-
cpidioig dl. tuearis, desgleichen bildet er neue constructionen, wie
Phocyl. 6 ägxeiG&ai jzap' soig: sane insolentia structurae offendit,
solet enim hoc verbum, quemodmodum alia eiusdem notionis dativum
asciscere, sed reeentiores nonnumquam etiam praepositionem addunt,
velut ayanäv nsgi et apud scholiastam Demosth. nuper ex cod. Pat-
mio editum dgxovfisvog stti vel ovv legitur, si rede memini - — ; ein
anderes mal hingegen hat er an einer neubildung eines andern
ganz dasselbe auszusetzen, was ihm selbst in analogen fällen eine
empfehlung zu sein schien, wie Pseudoph. 13, wo er die früher
aufgenommene speciosa correctio von Bernays Ttag&saitjv jetzt
verwirft : sed formae insolentia in hoc praesertim carmine offendit.
(Ich bemerke hier, daß die form fiäxagg, welche Bergk ed. IV,
Solon fragm. 14 aufgenommen hat, sich leicht durch die Um-
stellung beseitigen läßt OvÖs (läxag nslszai ßgoTog ovdsCg , vgl.
für die berechtigung umzustellen Bergk zu Mimn. fragm. 1, v. 4).
Hin und wieder verbessert er auch eine eigene Übereilung; so
hatte er ed. III zu* Phocyl. 3 v. 2 bemerkt possis ywanuxcov
conicere, ist aber ed. IV so offen zu gestehen yvraiy. ti'mr si integrum,
Nr. 7. 69. Griechische lyriker. 341
ioniee pro yvvutxfcov dictum, quamquam eiusmodi forma auctoritate
non minus est destituta quam jvvuixucov. Es ist also mehr die
genialität, als die methode, welche ihn so oft das rechte treffen
läßt und darum ist die Wiederherstellung grade der desolatesten
fragmente das feld , auf dem er sich am liebsten und oft mit
bewundernswerter Virtuosität bewegt. Eine systematische Un-
tersuchung auf breiter statistischer basis hingegen ist dem be-
weglichen geiste, der über eine fülle des wissens gebot und was
er brauchte gleich gegenwärtig hatte , nie so recht nach dem
herzen gewesen; sie hätte ihn zu sehr eingeschnürt. Darum
verhält er sich auch solchen arbeiten gegenüber, wie z. b. Ren-
ners Ueber die mischung der dialecte in der griechischen lyrik
(Curtius Studien I) ziemlich passiv, er sagt gleich p. 1: Renner
— cum plurimum ad aequabilem normam omnia redigere studuerit,
quam mei instituti rationes arcebant , passim tantum viri doctissimi
mentionem feci. Weiter geht er auf die principielle frage gar
nicht ein, citirt Renner mehrmals ganz beiläufig, billigt einmal
dessen resultat (p. 49 über die infinitivform auf sfisvai bei den
elegikern) und tadelt dasselbe ein anderes mal (p. 57 frustra
enim Renner contendit äreoog et hie et infra fragm. 40 prima syl-
laba producta esse pronuntiandum , quod nee rationem habet (??) nee
usu firmatur), behält sich also immer freie hand.
Um noch kurz auf Theognis einzugehen, so gilt das Philol.
XXIX, 680 und überhaupt in dem Jahresbericht über die grie-
chischen elegiker von der ed. III gesagte im wesentlichen auch
von ed. IV: nirgends vermißt man die anregende kraft Bergks,
aber nur zu oft muß man sich mit andeutungen und winken
begnügen , wo man eine sorgfältige beleuchtung oder auch nur
eine begründung wünschte. Es lag aber nicht im plane Bergks
und wohl auch außerhalb der möglichkeit , in einer kritischen
ausgäbe zugleich die kunstformen und stilarten der verschiedenen
dichter zu erörtern oder dem verständniß des einzelnen durch
eine methodische Interpretation zu hülfe zu kommen : und doch
arbeiten sich gerade bei Theognis die genaue erklärung, die er-
forschung der poetischen individualität und die kritik, d h.
außer der textgestaltung selbst die sonderung des ächten und
unächten , die Verbindung oder trennung der bruchstücke so
hand in hand , daß diese Operationen gar nicht von einander
gesondert werden sollten. Hält nun aber die vierte ausgäbe
342 69. Griechische lyriker. Nr. 7.
den Standpunkt der dritten im ganzen fest, so zeigt sich im ein-
zelnen doch gerade auch bei Theognis der ganz bedeutende fort-
schritt, wie sich von einer sorgfältigen und, wie es bei Bergk
nicht anders sein kann , durch und durch selbständigen Verar-
beitung der inzwischen erschienenen besonders reichhaltigen litte-
ratur erwarten ließ. Die andeutungen erweitern sich nicht selten
zu wirklichen excursen , deren wichtigsten ich unten noch mit-
theile, und wenn diese auch meist dogmatischer! oder polemischen
Charakter haben, so ist ihr werth doch sehr viel höher als der
so mancher kurz hingeworfenen paradoxen behauptung der frü-
heren auflagen , nach deren gründen man vergeblich forschte.
Damit soll die bedeutung ganz kurzer bemerkungen nicht ge-
schmälert werden, wie z. b. gleich zu v. 4, wo Harteis unmög-
liches 0' asCam abgewiesen wird mit den Worten quod sv is fxs-
coig gs vel sv rs as fisaaoig dici oportebat , an denen man gleich
den meister erkennt; leider aber ist er nicht immer so sachlich.
Eine reihe solcher excurse wird natürlich dem kitharodischen
nomos des Terpander zu theil, dessen berechtigung für die ele-
giker an den verschiedensten stellen , ziemlich ausführlich zu
Solon fragm. 13 und Theogn. 513, auch hier wieder in abrede
genommen wird, wie denn auch auf die neuste Pindarausgabe nach
dieser seite hin zu Theogn. 19 ein kurzer blick fällt; aber etwas
neues und wesentliches bringen gerade diese excurse nicht, was
wegen der mannigfachen genauen nachweisungen des nomos im
Philol. XXIX sehr zu bedauern ist. Es wäre etwas gewonnen
gewesen , wenn anstatt der energischen Wiederholung seiner be-
reits Rhein, mus. III ausgesprochenen ansieht Bergk etwa be-
wiesen hätte, daß einer der Philol. XXIX, 507 ff. zusammenge-
faßten gesichtspunkte falsch oder Theogn. v. 19 aqigtjyig nicht
auf den Nomos zu beziehen sei; so aber wird man ebensowenig
gefördert, als durch den spott über die numerorum virgula divina,
qua nunc imperita multitudo intempestive uti solet zu Simonid. Am.
fragm 7, den er aus den früheren ausgaben her beibehalten
hat, obgleich er nicht mehr zeitgemäß ist. Aber andere excurse
haben unleugbare bedeutung, wie der zu v. 542 über eine be-
stimmte form der braehylogie oder zu v. 715 über die adjeetiva
auf ?'c als communia; der interessanteste ist der zu 1081 über
die Überlieferung des textes, aus dem ich die wichtigsten sätze
folgen lasse, zugleich um an einem beispiele zu zeigen, wie we-
Nr. 7. 69. Griechische lyriker. 343
sentlich sich ed. IV von III unterscheidet. Nach einer aufzäh-
lung der Wiederholungen fährt er fort : Puerorum amoris cum ex-
pers sit prior pars gnomoiogiae (nam v. 253 et 371 parvi sunt
momenti), in novissima parte satis multa leguntur, quorsum spectat
censura apud Suidam «XX' iv [iiacp rovrcov naosanag^svai ixiagiai
xal naidixoi sgcoTsg , quam censuram non Suidas fecit, qui Theo-
gnidea non usurparit, sed alius quis, cuius in manibus erat Tiaec gnomo-
logia, neque vero naiSwäv volumen. Hoc ipso volumine etiam tunc
integro (nam cod. A particidam tantum continet) usus est, qui no-
vissimam gnomoiogiae partem adornavit, inde delibavit amatoria, velut
v. 1095 — 6 qui diversis locis repetuntur. Et huius quidem hominis
industriam inde a v. 949 fruit diesem verse läßt Bergk den zwei-
ten theil , den Schluß des ersten buches beginnen) usque ad um-
bilicum gnomoiogiae deprehendimus. Gern würde ich auch auf die
wichtige erörterung eingehen, welche die adnotatio zu 467 — 96
erfahren hat , die mit den Worten beginnt Improbavit haec omnia
Leutsch , Philol. 30 . 622 seqq. — — de proverbio fortasse ille
quidem rede, aber das ist unmöglich, ohne die frage der ächten
und unächten bestandtheile zu berühren , die zu weitschichtig
und so fern sie sich auf innere merkmale , also den kunststil,
stützt, mit einiger Sicherheit bisher nur für Theognis selbst und
Solon zu entscheiden ist. Was dagegen die Zusammengehö-
rigkeit der fragmente betrifft, so ist, um von den nur in den
anmerkungen ausgesprochenen vermuthungen abzusehen, im texte
kenntlich gemacht und damit als für Bergk feststehend bezeichnet
folgendes neue gegen ed. II: 1, v. 19 — 38 sind theile einer und
zwar der als prooemium dienenden elegie; v. 19 — 26 ist deren
unvollständig erhaltener anfang , 27 — 30 der anfang der media
pars, v. 31 — 38 der vollständig erhaltene epilogus. Auf das
urtheil über 31 — 38 ist ohne zweifei von einfluß gewesen Philol.
XXIX, 522, obgleich nicht diese stelle, sondern eine andere aus
dem folgenden bände citirt wird. Ueberhaupt ist Bergk leider
seiner schon in der kritik von ed. III gerügten zu allgemeinen
citirmethode getreu geblieben. 2, v. 79 — 86 hat Bergk jetzt
wieder vereint, während er früher nach 83 trennte, und 83
joaaovg 8' ov drjeig geschrieben. Auch Ziegler ed. II faßt 79 —
86 zusammen, was bei Bergk nicht erwähnt ist, behält aber mit
A zöaaovg ö' ov% sigotg bei. Ich halte die Vereinigung für ver-
kehrt; nlaiig und aiSmg sind zwei verschiedene dinge. Ueber
344 69. Griechische lyriker. Nr. 7.
den potentialis ohne av hat sehr vollständige litteratur Fritzsche
zu Theokr. VIII, 20 ed. maj. ; — 3., daß für 237—54 der in ed. III
vermuthete ausfall eines distichons zurückgenommen wird, be-
merke ich nur wegen des Philol. XXIX, 682 gesagten, welche
stelle hier hätte citirt werden müssen. 4., die schon früher nach
544 statuirte lücke deutet ed. IV durch zwei reihen punkte an
und meint jetzt, daß anstatt eines distichons (wie ed. III) zwei,
und zwar den schluß des einen und den anfang des andern ent-
haltend, ausgefallen sein. 5., v. 903—30, die ed. III mit Bekker
nach 922 getrennt waren, sind jetzt wieder zu einer elegie ver-
bunden und in folge dessen ist die vermuthung, daß v. 903 für
&i]qoov QrjQmv zu schreiben sei, aufgegeben. 6 , die sonst zusam-
mengefaßten v. 979 — 82 sind in zwei selbständige distiche auf-
gelöst und zu dem zweck 980 onevöew geschrieben. Die an-
merkung zu diesem verse ist so kurz gefaßt, daß sie fast unver-
ständlich wird; der corrector cod. A bezieht sich wohl auf die
von Ziegler mitgetheilte rasur in 982. Beiläufig sei bemerkt,
daß zu v. 991. 92 Philol. XXX, 197 zu citiren war; der pen-
tameter ist wohl sicher verdorben, keine conjectur hat aber bis-
her dem uXXoig aXXog zu seinem rechte verholfen. Da im hexa-
meter nur von einem einzigen die rede ist, erwartet man eine
Umgestaltung, die das neutrum aXXote aXXo in den text bringt;
passend würde ein gedanke sein wie öeoiaiv 5' aXXora aXXo qpt-
Xov, doch entfernen sich diese worte zu weit von der Überliefe-
rung. 7., nach 1082 der alten Zählung ist 41. 42 wiederholt,
so daß 1081. 2 -f- 41. 42 nur als Variation zu 39 — 42 er-
scheint. Endlich ist im zweiten buche vor 1239 mit cod. A
1151. 2 gesetzt, so daß beide eine elegie bilden. In der rei-
henfolge ist noch geneuert, daß das distichon Ovdha Kvqv'
(1185. 6 ed. III) vor das andre Novg aya&og (1183. 4 ed. III)
mit codd. AO gestellt ward , wie den neueren erhebungen über
den A durchgehends die größte aufmerksamkeit zugewendet ist;
so wird Jordan namentlich citirt zu v. 104 und seiner beobach-
tung über einige höchst befremdliche rasuren in A zu 632, wenn
auch ohne namensnennung , gedacht. Eine eigenthümliche frei-
heit gestattet sich Bergk in der anwendung der klammern; fort-
gelassen hat er sie jetzt mit recht 211. 12, wo sie nur mißver-
ständniß erregten; dagegen schreibt er neue 441 Ovöetg [yäg
ndvr'] iarl navöXßwg , mit der bemerkung y«Q navt"1 cancellis
Nr. 7. 69. Griechische lyriker. 345
saepsi, videntur haec a correctore inserta ad versum redintegrandum
etc., und 1331 (wo wirklich eine lücke ist) alSio (t1 m nal (xaXs),
Sidovg x<zqiv.
Die ausbeute , welche neue collationen für die ed. IV er-
geben haben, ist verhältnismäßig unbedeutend. Ich spreche hier
nur von den collationen, welche speciell für die ed. IV vorge-
nommen und noch nicht vorher veröffentlicht waren, denn es
versteht sich von selbst, daß Bergk alle sonst aus handschriften
(vgl. Tyrtaeus fr. 8) oder inschriften inzwischen gewonnenen
resultate gewissenhaft verwerthet hat. Für die ed. IV hat Holder
ihm den Heidelbergensis, cod. Palat. Gr. 43, verglichen, dessen
lesarten mit H bezeichnet zuerst in den Pseudophocylidea auf-
geführt sind. Für diese ist die handschrift indeß nicht von be-
lang ; mehr verspricht sich Bergk von einer neuen vergleichung
des Neapolit. J. E. 22 , den Bachmann für seinen Lycophron
benutzt hat und der seitdem unbeachtet liegt. An mehreren
stellen der sehr stark umgearbeiteten Pseudophocylidea erscheint
statt der angäbe B (Barroccianus) in ed. III das zeichen b,
schwerlich ein druckfehler, da es nur hinter M vorkommt und
Mb den von Studemund verglichenen Mutinensis bezeichnet-, es
ist aber nicht ersichtlich, warum B weggefallen ist. Für Xeno-
phanes ist außer Klein Erot. nichts zu benutzen gewesen und
der einzige iambus, ed. III als fragm. 9, hier nicht als beson-
deres fragment behandelt. Zu der p. 111 für v. 15. 16 vor-
geschlagenen construction aneiaavTag 8s xai sv^aftsvovg ia Sixaia
dvvao&ai kqtjogsiv ut tu dixuiu dvvacßai nQi]aasiv sit ex participio
sv^afAevovg suspensum möchte ich bemerken , daß die Verbindung
der beiden verba schon bei Homer formelhaft ist, Od. XV, 258
ibv 8s xfyapav Gnivdovt' sv^ofisvov zs doy naget vijt [AeXaivya.s.w ,
daher wohl auch hier sv^UfiSfovg absolut stehen muß. Für den Theo-
gnis, die hauptsache in diesem theile, ist zu beachten der wegfall
des K (Marc. 522) der ed. HI seit Zieglers und Ad. Hart's
nachweis, daß K aus dem Vatic. 0 (Vat. 915) geflossen ist; für
KO der ed. III erscheint also hier bloß 0. Die gerade im jähre
1880 besonders reiche litteratur für Theognis hat nur theilweise
berücksichtigung finden können : Recensionem Theognideorum ab-
solveram, cum Ziegler denuo (1880) edidit has elegiarurn reliquias,
quem mox subsecutus est novissimus editor Sitzler (Heidelberg 1880,
der später in Fleckeisens Jahrbüchern auch beitrage zu den
346 70. Antiphon. Nr. 7.
iambographen geliefert hat) ; van der Mey in Mnemosyne nova
VIII, 807 seq. de nonnullis Theognidis locis commentatus subiecit
exemplum cod. A. ; denuo examinavit codicem H. Jordan, Hermes
XV, 523. Nicht recht verständlich ist die notiz in den Addenda :
Adhibita est collatio codicis A ab A. Klügmanno confecta: vgl.
Jahrbücher für philologie 1881, p. 452. 672, da diese doch erst
nach Bergks tode erschienen ist; er muß sie also schon im ma-
nuscript zur Verfügung gehabt haben. Ich muß es mir versagen,
auf Theognis näher einzugehen , so viel veranlassung mir auch
die bemerkung p. 235 gäbe und so gern ich einige der von
Herrn. Schneidewin, De syllogis Theognideis , Argentorati 1878
behandelten fragen wieder aufnähme; die anzeige überschreitet
schon die in dem Phil, anzeiger zu beobachtenden grenzen. Es
genüge, hinzuzufügen, daß Bergk für Aeschylus eine neue colla-
tion der Anthologie von Finsler besessen hat; ob sich diese auf
weiteres erstreckte , ist nicht ersichtlich , aber anzunehmen , da
die erwähnung einer collation von wenigen versen nur berechtigt
wäre, wenn sie besonderes böte. Th. Fritzsche.
70. Frid. Ignatius, De Antiphontis Rhamnusii elocu-
tione. Gottingae 1882. (Dissertation). 8. 34 p.
Daß für Antiphon , wie für jeden andern schriftsteiler ein
wissenschaftliches speziallexikon als sicherste grundlage der kritik
und Interpretation nothwendig sei, werden wir dem verf. vorlie-
gender schrift gern zugeben. Indem er aber diese arbeit ge-
lehrteren und begabteren männern, wie er bescheiden sagt, über-
läßt, ist er zufrieden material zu einer solchen geliefert zu haben.
Zum zwecke seiner promotion hat er aus seinen Sammlungen
60 artikel veröffentlicht , gedenkt aber den noch verbleibenden
größeren theil in nächster zeit herauszugeben und einen alpha-
betisch geordneten index sämmtlicher bei Antiphon vorkommen-
den Wörter hinzuzufügen. Aus letzterer absieht erhellt, daß er
sich von seiner arbeit einen praktischen gebrauch verspricht;
dann wäre es aber besser gewesen die artikel von vornherein
lexikalisch zu ordnen , wenn auch zuvörderst aus leicht begreif-
lichen gründen nur ein theil derselben erschienen wäre. Wir
könnten uns indessen die getroffene auswahl , die 126 auf das
gerichtswesen bezügliche ausdrücke zusammenstellt, wohl gefallen
lassen, wenn wir in den artikeln selbst eine übersichtliche an-
\
Nr. 7. 70. Antiphon. 347
Ordnung fänden , die uns über den Sprachgebrauch des redners
ein klares bild gewährte. Verf. hofft auch wirklich in die „ru-
dis indigestaque moles" einige Ordnung gebracht zu haben ; refe-
rent gesteht, daß er sich das in der dissertation vorgefundene
material erst selbst hat zurecht legen müssen, um eine leidliche
Übersicht zu gewinnen. Da findet sich zusammengehöriges von
einander getrennt, unwesentliches in behaglicher breite ausgeführt,
wesentliches entweder ganz übergangen oder in einem nackten
citat verborgen. Wenn bei einem Schriftsteller, wie Antiphon,
von dem uns verhältnismäßig so wenig überliefert ist, die auf-
gäbe , ein speziallexikon zu schaffen , nicht allzu schwierig er-
scheint, so konnten wenigstens die veröffentlichten artikel sauber
ausgearbeitet und dabei zum theil wesentlich gekürzt werden.
Einen zweck hat der verf. allerdings im äuge gehabt, näm-
lich die Verschiedenheit des ausdrucks in den einzelnen reden
zu beobachten , wobei er insbesondere die tetralogien von den
gerichtlichen reden trennt , gewiß ein richtiger gesichtspunkt, da
über die echtheit einzelner reden noch nicht das letzte wort
gesprochen zu sein scheint-, aber indem er in mehreren artikeln
den stoff nach diesem statistischen prinzip theilt, ist er genöthigt
dieselbe sachliche erklärung zu wiederholen , überhaupt sachlich
zusammengehöriges zu trennen. Einfacher wäre es gewesen, am
anfang oder ende eines längeren artikels den statistischen befund
kurz anzugeben ; wären dann noch die kritischen versuche in
anmerkungen verwiesen worden , so würde sich bei möglichst
knapper ausführung der Sprachgebrauch leicht haben übersehen
lassen.
Das gesagte will ich nunmehr durch die besprechung einiger
artikel begründen. 28. /tixaiog. Die reden sind hier nicht von
einander getrennt. Der verf. beginnt nach einer kurzen statistischen
bemerkung, wie ich sie überall gewünscht hätte, (hier: „ubique
apud Antiphontem") mit dem substantivischen gebrauch des me-
trums: „ac primum quidem neutri cum articido coniuncto vis subest
iuris atque iustitiae", unterbricht aber nachher denselben durch den
adjektivischen und adverbiellen , um später zu ihm zurückzu-
kehren („redeamus ad usum adiectivi in modum substantivi usurpati"),
ohne daß auch nur ein unterschied in der bedeutung diese
trennung rechtfertigte : am Schluß wird der adjektivische gebrauch
wieder aufgenommen. Sicher ist mit diesem zu beginnen und
348 70. Antiphon. Nr. 7.
zwar in den beiden stellen, 77X, 51 und Aß 2, in welchen dY-
naiog als persönliche eigenschaft sich findet; die citate finden
sich in dem artikel, aber an stellen, wo sie am allerletzten ver-
muthet werden sollten. Wichtig ist es ferner, den persönlichen
und unpersönlichen gebrauch von öixaiov sfoai mit dem infin.
zu unterscheiden , worauf verf. wohl aufmerksam macht , ohne
sämmtliche citate darnach zu ordnen. Daß bei dem unpersön-
lichen dinatov die einfache copula fehlt, darf nicht verschwiegen
werden. Dem adjektivischen kann der adverbielle gebrauch
folgen, die Verbindungen des adiect. und adverb. mit synonymis
sind vom verf. ziemlich vollständig angegeben. Den Schluß
hat die substantivirung des neutrums zu bilden mit wichtigen
Unterscheidungen ; denn anders ist der gebrauch in dem satz
„spot zs ßoq&sTzs ttal zqj 8txaic>jH TIH, 80, als in dem ausdruck
„naga zö blnaiov Ta 1 und wiederum in „yiyväaxHv ia dixata"
TIH 8. In der bedeutung „ rechtsmittel " kommt ib öixatov
77X 24 vor, aber nicht in der anrede „ngtral tcöv 8ixaCcopli
TIH 85 ; darunter sind ol ta SUaia dixa^ovreg zu verstehen. Daß JTd
9 mit dem Oxon. xaialaußatsiv dixaiog iatt, nicht mit dem Cripps.
dinatov iari zu schreiben ist, folgt aus der dabeistehenden copula ;
nachher das unpersönliche Öixatov ohne dieselbe parallel mit avöaiov,
welches nur die unpersönliche konstruktion zuließ. Falsche citate
in dem artikel sind : 77X10 (für KM 10), rß 12 und B8 12. — 7.
'AnoXXvvai. Es genügt am anfang zu bemerken, daß das verbum
in den tetralogien nur einmal, Aß 3 (BÖ 10 änolsa&ai A^ vor
anoXvets sinnlos), in 77X" nirgends vorkommt; da der gebrauch
in KM und HH der gleiche ist, ist es überflüssig beide reden
zu trennen. Sämmtliche citate lassen sich leicht in folgende ru-
briken bringen: 1) in der bedeutung „töten", 2) kriminell a) vom
richter „verurtheilen" b) vom kläger „die verurtheilung veran-
lassen" c) intrans. „verloren sein", wegen äneigia, durch falsches
zeugnis u. s. w. 3) intrans. mit sächlichem Subjekt : 777/ 70 und
95. Das genus der formen ist vom verf. mit unrecht übersehen
worden ; mit recht hat er den gegensatz zu anoXvstv und aca-
£siv hervorgehoben, wozu ich aus 7777 qiet8sa&ai füge, indem ich
an der lesart des Oxon. q>uaayist>oig eben um des gegensatzes zu
anoXsaaat willen festhalte; dem anoxpriqiiaaödai würde xaraxpij-
(jjtaaadai um so mehr zu entsprechen haben, da diaxpqqii&a&at
Nr. 7. 70. Antiphon. 34(J
als vox media vorausgeht. Noch bemerke ich, daß flH 61 an
einen privatproceß nicht gedacht werden kann , wie nicht nur
aus dem ausdruck „xivdvvog fxsyag", sondern noch mehr aus den
Worten: „xa< zrj nöXsi xy vfxsreoa %Üqiv xctTa&EG&ai" hervorgeht;
ich glaube auch nicht, daß anoXXvvai von einer verurtheilung
im civilproceß gesagt werden könnte. — In dem artikel 43,
Nofiog glaubt der Verfasser besonderen grund zu haben, die re-
den von einander trennen zu müssen. Abgesehen von der auf-
falligen thatsache , daß das wort in der ersten tetralogie nicht
vorkommt , fast scheint es , absichtlich gemieden wird , finde ich
in den übrigen reden keinen unterschied im gebrauch dieses
Wortes , das sich bald im Singular bald im plural findet , bald
konkret ein bestimmtes, oft namentlich angeführtes gesetz be-
zeichnet, bald im kollektiven sinne, wie unser ,, gesetz" verwen-
det wird. Wenn der verf. beobachtet haben will , daß in der
zweiten und dritten tetralogie und der rede KM der singular
niemals kollektiv vorkommt, so sollte er uns doch im gegensatz
hierzu diesen gebrauch in den beiden übrigen reden nachweisen,
was er unterläßt. Mir aber scheint gerade in der dritten tetra-
logie, a 7, in den Worten „6 väfxog oodcög vfitv riiAmgsTa&ai na-
gadiöcooiv avröv (vgl. By 9) nicht an ein einzelnes gesetz ge-
dacht zu sein, ebensowenig KM 31 „ßsßoijütjTac tw ts zs&vsmri
na.} zw vopq)" (vgl. T1H 80 „sftoi zs ßoq&ehe xai zw dixaia>u),
wozu verf. ohne grund bemerkt : „videlicet ei legi qua utitur ac-
cusator". Wenn einmal einige von Antiphon benutzte gesetze
nach ihrem inhalt angeführt werden, wäre es konsequenter ge-
wesen, die sämmtlichen, welche von ihm citiert werden, in eini-
ger Ordnung zu sammeln. — 17. BdXXsiv. „vox in altera tetra-
logia frequentissime usurpata nusqtiam de teli missu videtur dicta
esse quae res potius exprimitur aut verbo aqpt&ttt, quod semel fit (8 5),
aut saepius verbo aaovzi^siv. ßaXXsiv vero de ictu missilium dici
solet". Ich beobachte , daß „ßaXXsiv" bei Antiphon , wie sonst
im griechischen , mit persönlichem objekt und im pass. mit per-
sönlichem subiect „treffen", absolut dagegen „werfen, schießen"
im gleichen sinne, wie dxovtt^siv und aqiievai, bedeutet. Den
beweis dafür liefert mir zunächst Bß 3 : „to nsioaxiov . . . fxsXs-
tcö*» dxovzi&iv . . . sßaXs jusV, ovv. ansxrsive 8s ov8sva" „der
knabe warf zwar, aber wurde niemandes mörder". Daß diese
erklärung die richtige ist, geht aus der entgegnung des anklägers
350 70. Antiphon. Nr. 7.
hervor y 5 : „zov (ist* ßaXövtu xal dxovzlaavza (N richtig) ovze
zgäaai ovze aTroxzsivai cptjoi" ; beide synonyme verba ßdXXstv
und dxovTi&iv sind gebraucht, weil der gegner das axovii&iv
und das ßdXXsiv (aber freilich nicht das ßdXXsiv rö [isigdxiov
y 5 und das ßdXXsiv xal anoxTeivsw y 6) zugegeben hat. Auch
§ 6 ist iov ßaXövzog bei 8id ttjv dxoXaaiav in demselben sinne
zu verstehen, wie 8 5 6 dqtslg. Ueber des verf. interpunktion
in Bß 3 sßaXe fisv ovx, dnixTEivs de ovSs'va" ist kein wort zu
verlieren.
Nicht glücklicher sind andere vermuthungen von ihm. Ge-
wiß hat Blaß TJX 32 richtig £Xs'y%stv si ri tjSixovvto hergestellt;
was soll dSixovvzai inmitten der imperfecta? Die schwierige
stelle T1H 94 wird von ihm gelesen: „vvv [*sv ovv yvwgiazal yi-
yvsa&E rijg Sixqg , tote 8s sixaa zal zcäv fiagzvgcov , vvv psv
So^aazat zwv oqxodv, tote 8s xgtzal zwv dXq&äJv". „eixaazaC"
beweist, daß dem verf. der gegensatz nicht klar geworden ist.
yvcagiazai — 8o^aazai entsprechen sich ebenso genau wie 8ixa-
GTai — xQiTai als hier synonyme begriffe ; wüßte ich zu erklären,
wie sich zdöv (lUQTVQtov eingeschlichen hätte, würde ich bei den häu-
figen beziehungen von dXrj&s'g und Stxaiov einfach schreiben : „vvv
fisv ovv yvcagiazai yiyvEO&s, tote 8s SixuGTal tö>v 8ixaimv (vgl.
§ 53 xgizai tüjv Sixatmv), vvv fisv 8o%aaTui, tote 8s xqitcu twv
äXtj&cöv. rß 7 scheint Ignaz, wenn man aus dem einfachen citat
p. 2 schließen darf, mit Blaß zu lesen: xal T?jg v/ASTsgag das-
ßsiag a'iTioi ovTsg avToi cpovsig siai. Es wäre dann mit cpovslg
etat dasselbe gesagt, wie im vorhergehenden gliede; wie viel
besser da der allerdings ungewöhnliche ausdruck in der ursprüng-
lichen lesung : xal z?jg vfiETs'gag EVGsßsiag cpovsig aiai, (Blaß, Att.
B. I, 118), wenn wir uns entschließen können amoi zu streichen
oder vielleicht oi avzoi (lateinisch sehr passend eidem „zugleich")
aufzunehmen. T1H 84 ist ag ti dvooiov ysysvtjzai zu halten,
dnaiaiov (Dobree) unnöthig, aTonov (Ignatius) geschmacklos.
FIX 8 behalten wir bei zolg xazrjyogoig xal Tolg inijQsd^ovaiv
und führen nicht mit Ignatius ein neues wort mit der änderung
zolg xazqyogoig zolg xuzEnqged^ovaiv ein; zovg fiagzvgag zovg
xaza/xagzvgovvzag wäre kein dem analoges beispiel.
Ich schließe mit dem wünsche , daß Ignaz seine fleißige
Sammlung, das veröffentlichte und das zurückbehaltene, zu einem
brauchbaren lexicon Antiphonteum (vielleicht in deutscher spräche)
Nr. 7. 71. Plautus. 351
verarbeiten möge; kritische versuche möge er möglichst be-
schränken und dem Oxoniemis die gebührende ehre erweisen.
K. S.
71. T. Macci Plauti comoediae. Kecensuit instrumento cri-
tico et prolegomenis auxit Fridericus Ritschelius sociis operae
adsumptis Gustavo Loewe , Georgio Goetz , Friderico Schoell.
Tomi II, fasc. II Amphitruo. Separattitel: T. Macci Plauti Am-
phitruo. Recensuerunt Georgius Goetz et Gustavus
Loewe. Lipsiae in aedibus B. G. Teubneri MDCCCLXXXII.
XII, 131 p. 8. 3 mk. 60 pf.
Der emsige fleiß , mit dem es Götz und Löwe ermöglicht
haben, uns in dem Zeitraum von etwa l1/^ jähren mit den kri-
tischen ausgaben von drei Plautinischen stücken, Asinaria , Au-
lnlaria und dem hier zu besprechenden Amphitruo zu beschenken,
verdient die höchste anerkennung und den wärmsten dank. Was
zum lobe der früher theils von Glötz allein theils zusammen mit
Löwe veröffentlichten stücke von den verschiedensten seiten ge-
sagt worden ist, gilt in vollem maße auch von der vorliegenden
ausgäbe des Amphitruo. Dieselbe erfüllt alle ansprüche, welche
an eine ausgäbe zu stellen sind , die fortan als kritische grund-
lage zu dienen bestimmt ist. Mit welcher Sorgfalt die heraus-
geber bemüht gewesen sind , den handschriftlichen apparat mit
der größtmöglichen Zuverlässigkeit auszustatten , zeigt der be-
richt über die kritischen hilfsmittel ; man darf danach vertrauen,
daß man sich überall auf festem, sicherem boden befindet. Die
citate sind mit bewährter sorgsamkeit und Vollständigkeit ge-
sammelt; ref. hat nur zu 727 und 863 die Zeugnisse des Acron
(Hör. C. I, 13, 4 und S. I, 5, 103) vermißt. Auch zur Ver-
vollständigung des anderweitigen kritischen materials ist nur we-
nig nachzutragen, wie 690 das von Luchs vermuthete continit,
818 das (wohl nothwendige) inpudenti Fleckeisens, von dem auch
1080 unerwähnt geblieben ist, daß er später zu der lesart des
Pylades zurückgekehrt ist (andrerseits war vor Fleckeisen 302
Lambin und 783. 785. 1004 Loman zu nennen, auf den auch
1060 neben Müller hingewiesen werden konnte), die vermuthung
Spengels, daß akt III bis IV, 2 auszudehnen sei ; nach analogie
anderer stellen konnte wohl auch 26. 39. 829 auf Langen, 293
352 71. Plautus. Nr. 7.
auf Lübbert verwiesen werden ; 882 ist von Braune sie me probri,
nicht ita sie probri vermuthet worden u. a.
Das von den herausgebern in der gestaltung des textes be-
folgte verfahren ist das gleiche wie in den früheren stücken.
Ueberall zeigen sie sich bedacht, in möglichst engem anschluß
an die Überlieferung und mit möglichst einfachen mittein einen
lesbaren text herzustellen. Hinsichtlich der vielfach als eine art
panacee verwendeten bekannten archaischen formen beobachten
sie dieselbe besonnene Zurückhaltung wie früher ; nur dem durch
das akrostichische argumentum bezeugten Alkumenas haben sie
872 aufnähme gewährt: warum nicht auch 486? Ebenso ver-
harren sie in der hiatusfrage in der früheren ablehnenden hal-
tung ; ein nicht unbeträchtlicher theil der von ihnen aufgenomme-
nen fremden und eigenen conjekturen dient der entfernung über-
lieferter hiate, von denen nur wenige (272. 275. 386. 575. 1012)
im text unbeseitigt geblieben sind. Zwar sprechen sie in der
vorrede die ansieht aus, daß wie der prolog so auch das stück
selbst von der thätigkeit der diaskeuasten nicht unberührt ge-
blieben ist 5 doch haben sie mit anerkennenswerther besonnenheit
im text nur wenig athetesen vorgenommen und sonst nur in den
anmerkungen ihren verdacht geäußert. Sehr ansehnlich ist die
zahl der stellen, wo sie zu der von Fleckeisen verlassenen Über-
lieferung zurückgekehrt sind , die freilich nach der ansieht des
referenten noch an mancher stelle hätte gewahrt werden müssen.
Sind z. b. 221 die worte legiones item, wie wohl unzweifel-
haft, wirklich ein glossem , so ist die entstehung desselben doch
nur begreiflich , wenn nostras (GL mit Bothe nostros) die ur-
sprüngliche lesart ist. Schwer denkbar ist es, wie 1061 nam
ubi pärturiens deos sibi invocat jemand dazu gekommen sein sollte,
das von GL gestrichene sibi einzuschalten; vermuthlich hat die
allerdings große Seltenheit der korreption einer positionslangen
silbe in der vorletzten arsis zur tilgung des sibi hier ebenso
veranlaßt wie 1131 adsum auxilio, Ampliitruo, tibi et tuis zur Strei-
chung des et, nach dessen wegfall ein schwerlich statthaftes asyn-
deton entsteht. 1075a wird das überlieferte ibo et cognoscam (ut
cognoscam GL mit Acidalius) genügend geschützt durch die von
Bailas gramm. Plaut, p. 14 beigebrachten belege. — Von den
fremden konjeeturen, denen aufnähme gewährt worden ist, fällt
natürlich Fleckeisen ein sehr großer theil zu; nächst ihm ist
Nr. 7. 71. Plautus. 353
unter den neueren kritikern ans häufigsten C. F. W. Müller ver-
treten. Unter den etwa 50 eigenen , in den text eingesetzten
vermuthungen sind eine anzahl sehr ansprechend, wie 215 Pro-
periter (für Propere), 294 die einschaltung von hodie, 408 die von
^mi male vor malae dolent , 968 qui (für ui), 1061 parturiens (für
parturit).
Da nunmehr auch für dieses vortreffliche stück der for-
schung eine sichere grundlage geschaffen ist, so wird voraussicht-
lich die mühe der hochverdienten herausgeber von den freunden
der Plautinischen muse durch verdoppelten eifer, die Wiederher-
stellung desselben zu fördern, gelohnt werden. Einige bescheidene
beitrage, gesammelt bei der lektüre dieser editio princeps , wie
man sie in gewissem sinne nennen kann, gestattet sich ref. hier
beizusteuern. 350 schreiben G L: Quid apud hasce aedis nego-
tist [nunc] tibi?: nunc pflegt aber in derartigen fragesätzen nicht
soweit von quid entfernt zu stehen, sondern in möglichster nähe,
gewöhnlich folgt es sogar unmittelbar darauf; eine sehr nahe-
liegende ergänzung des lückenhaften verses ist: tibi? [die] vgl.
Mgl. 440. Poen. V, 5, 27. Rud. 951. — Sollte 384, wo G L
Nam „Amphitruonis socium" dudum me esse volui dicere schreiben,
die handschriftliche lesart socium neme nicht folgendermaßen zu
ergänzen sein : Nam „Amphitruonis socium [ver]nae" me esse volui
dicere? — 627 Verum actutum nosces, inquam , me illum servom
Sosiam: so G L , die handschriften nosces quam illum nosces {in-
quam nur J) , mit änderung eines buchstaben ergiebt sich ein
ausreichender sinn: Verum actutum nosces (bezüglich auf das Qui
malum intellegere quisquam potis est ? des Amphitruo) , quom illum
nosces s. S. ■ — 958 erscheint die ergänzung ea ego exsoluam [una]
omnia einfacher als die änderung von exoluam in persoluam. —
520 Quoii ego hoc iam seipione — GL., es wäre wohl besser
die überlieferte Wortfolge ego iam hoc (vgl. 779. Aul. 189) bei-
behalten und nach stellen wie 1030. Mgl. 371. Pers. 786 die
handschriftliche lesart zu Quo[i po]l ergänzt worden ; pol hat schon
Camerarius gefunden. — Die 542 aufgenommene vermuthung
desselben Ut quom absim me ames , me tuam absentem tarnen ist
außer anderen gründen wegen des vor absentem überlieferten te
nicht zweiffellos ; dasselbe scheint vielmehr auf eine fassung wie
die folgende hinzuweisen: Ut quom absim, deames me, ut am[o]
te absentem tarnen oder me ames, ut amo te absentem tarnen: daß
Piniol. Anz. XIII. 24
354 72. Plautus. Nr. 7.
dasselbe wort au falscher stelle wiederholt wird , ist in unseren
handschriften nicht selten. Schwerlich richtig ist auch, was G L
1075b mit Kießling schreiben: Amphitruo hie [est] quidem erus
mens, da es in solchen formein regel ist, daß hie quidem {hiquidem)
zusammenstehen. Nach der Überlieferung widerspricht dieser
regel allein Ps. 445 meus hie est quidem servos Pseudolus, eine
stelle , die schon Fleckeisen , dem Lorenz mit recht folgt , durch
die Umstellung meus est hie quidem berichtigt hat; Merc. 366,
wo Ritschi mit C D Meus quidem hie pater est schreibt, bietet B
das richtige: M6us pater hi(c) quidemst vgl. Most. 1063 Erus mens
hi(c) quidemst. Nie steht est in diesen formein am anfang wie
bei Fleckeisen. Es ist entweder Amphitruo[st] hie quidem meus
erus oder Amphitruo hiequidem erus [est] meus zu schreiben. —
899 möchte sich durch ihre leichtigkeit die ergänzung Quor te
avortisti? Ita [ingeni] ingenium meumst (vgl. Stich. 126 vostrum in-
genium ingeni) vor der Umpfenbach'schen Quor te avortisti [quaeso] ?
— Ita ingenium meumst empfehlen. Die handschriften weisen in
diesem stücke merkwürdig viele kleine Kicken auf, sodaß es nicht
allzu kühn ist, eine solche auch 731 anzunehmen, wo die Über-
lieferung Te heri me vidisse, qui hac noctu in portum advecti sumus
allerdings nicht unbedingt dazu nöthigt , und zu schreiben : Te
heri me [et hunc] vidisse usw. vgl. 699 Nam dudum ante lucem et
istunc et te vidi. O. Seyffert.
72. Alazon. Ein beitrag zur antiken ethologie und zur
kenntniß der griechisch-römischen komödie nebst Übersetzung des
Plautinischen Miles gloriosus von Otto Ribbeck. Leipzig
1882. 8. VI, 193 p. 4 mk. 40 pf.
In Verfolgung der absieht, „an dem faden der Theophra-
stischen Charakterbilder die dort beschriebenen typen, wie sie in
der antiken komödie und von anderen beobachtern des täglichen
jebens im alterthum dargestellt sind, nach ihrer historischen ent-
wicklung und ihren mannigfachen Spielarten nach und nach zu
reproduciren", behandelt Ribbeck das gegenbild des schon früher
(Rhein, mus. 31, 387 ff.) von ihm geschilderten t'/geor, den dXn-
£oü'j', in den beiden ersten kapiteln — „charakter des Alazon"
und „zur Synonymik'' — des angekündigten buches in einer
nach inhalt und form als mustergültig zu bezeichnenden weise.
Ref. verstattet sich nur einige bemerkungen. Wenn es p. 26
Nr. 7. 72. Plautus. 355
beißt, Terenz habe die person des kocbes völlig aufgegeben, so
ist an den kocb Sanga Eun. IV, 7 zu erinnern ; der patruus
pultiphagonides im Poenulusprolog kann doch unmöglich einen
miles bezeichnen (p. 35) ; auch nennt sich der Miles gloriosus
nicht Neptuni nepos (p. 88) , vielmehr Veneria nepos. Für das
gebahren eines wichtigthuers war p. 52 vielleicht auch die hübsche
stelle Plaut. Pers. 307 ff. anzuführen (vgl. Cic. de or. I, 246).
Das dritte capitel ,,der Plautinische Miles gloriosus" — das stück,
welches alle den charakter des dlu'Ccov bildenden demente zu
einem in grellen strichen ausgeführten gesammtbilde vereinigt —
berührt zunächst die frage nach dem Verfasser des griechischen
Originals („schwerlich Menander") und nach der abfassungszeit
der lateinischen komödie, für deren entstehung in einer früheren
periode des Plautus ein weiterer beachtenswerther beweisgrund
aus dem umstand ermittelt wird, daß der dichter „in der detail-
lirten darstellung des miles gloriosus schwelgt", während er in
den nachweisbar späterer zeit angehörigen stücken „die breitere
ausführung militärischer prahlereien als ein sattsam behandeltes
thema ablehnt", um dann die komposition des Stückes einer ebenso
eingehenden wie einsichtigen kritik zu unterwerfen. Auch Rib-
beck kommt zu dem Schlußresultat, „daß mehrere getrennte ori-
ginale verschmolzen sein mögen, oder vielmehr theile derselben",
und findet eine überraschende bestätigung dieser ansieht in einer
novelle in „tausend und eine nacht", welche das erste der bei-
den im Miles gloriosus verwendeten motive für sich in so auf-
fälliger Übereinstimmung behandelt , daß der gedanke an eine
entlehnung fast unabweisbar erscheint. Nach Ribbeck's meinung
geht die arabische erzählung auf eine griechische quelle zurück,
und es ist ja nicht unmöglich , „daß ein arabischer Schriftsteller
seinen stoff gelegentlich auch einmal , immerhin durch nicht
mehr nachzuweisende Zwischenglieder, der griechischen bühne
verdankte". Aber auch das ist denkbar, daß ein lateinischer
schriftsteiler erkannte, wie sehr sich das erste motiv des Plauti-
nischen Stückes zu selbständiger behandlung eignet, und dasselbe
zu einer erzählung gestaltete, welche dann die quelle für die ara-
bische novelle wurde , und nach den von Ussing in dem jüngst
erschienenen bände seiner Plautusausgabe (IV, 1, p. 223) gege-
benen notizen ist diese vermuthung nicht unwahrscheinlich. Träfe
sie das richtige , so wäre die oben erwähnte Übereinstimmung
24*
356 72. Plautus. Nr. 7.
für die frage, ob die Plautinische koniödie kontaminiert ist oder
nicht, ohne werth.
Die bisher erwähnten bestandtheile des buches sind als ein-
leitung für die den schluß bildende Übersetzung des Miles glo-
riosus zu betrachten. Dieselbe ist nach der vorrede bereits vor
27 jahren vollendet und seitdem gelegentlich immer wieder
durchgefeilt worden. Eibbeck äußert sich selbst sehr bescheiden
über den werth dieser arbeit; unbedenklich ist ihm zuzugestehen,
daß die Übersetzung bei treuem anschluß an den Wortlaut, ton
und Stimmung des Originals in möglichst bequemer Umgangs-
sprache wiedergiebt: in einzelnen partien ist sie sogar meister-
sterhaft zu nennen. Dagegen ist ref. der ansieht, daß sich eine
größere glätte der verse auch ohne eine wesentlich freiere be-
handlung hätte erzielen lassen und „der Plautinischen art" nicht
widersprochen haben würde ; jedenfalls sind die verse des Origi-
nals in ihrer art ganz erheblich wohllautender als zum nicht ge-
ringen theil die verse der Übersetzung, die bisweilen so beschaffen
sind, daß es mühe macht, sich mit dem metrum zurechtzufinden.
Wer vermag wohl , um nur ein beispiel von vielen anzuführen,
370 aus den Worten „daß ich nicht soll gesehn haben was ich
gesehn" [quin viderim id quod viderim) ohne weiteres das metrum
herauszuerkennen? Auch mit Ribbeck's auffassung einzelner
stellen glaubt ref. nicht übereinstimmen zu dürfen ; z. b. über-
setzt er 947 Conditio nova luculenta etc. mit „was dir von
neuem durch meine Vermittlung doch für ein prächtiger antrag
kommt", aber novus kann hier nur bedeuten „noch nicht da-
gewesen, unerhört." An einzelnen stellen ist ref. gerade durch
die Übersetzung die Unrichtigkeit der von Ribbeck zu gründe
gelegten lesart erst recht klar geworden. So übersetzt er 797
das von ihm vermuthete ego rectis meis ei dabo mit : „zu seinen
händen direkt geb' ich ihn jenem"; aber wie kann rectis in
dieser Verbindung dies bedeuten? Die von Löwe im Ambrosianus
entzifferten anfangsworte eines in den übrigen handschriften zwi-
schen 797 und 798 ausgefallenen verses AURIS UE oder UT
reichen gerade aus, um deutlich erkennen zu lassen, daß auch
in der zweiten hälfte von 797 vom hören die rede war, wie ich
bereits Philol. XXIX, 397 f. vermuthet habe ; es ist unzweifelhaft zu
schreiben: ego rede (so BD) meas Auris utor. In dem vorange-
henden s/ audis hat Lorenz' Scharfsinn (Phil. XXXII, 419) si
Nr. 7. 73. Statius. 357
audes = sodes erkannt, in dem davorstehenden verberauit (yerbe-
raruit, verberatuit) glaube ich jetzt eine form von arbitrari zu er-
kennen und vermuthe, daß zu schreiben ist : Ne me surdum [esse]
arbitreris, sodes. O. Seyffert.
73. Sandström, C. E., Studia critica in Papinium Sta-
tium. Upsala 1878. Akad. buchh. gr. 8. VIII und 61 p. —
Desselben: Emendationes in Propertium, Lucanum, Valerium
Flaccum. Ebendaselbst gr. 8. 44 p. (Upsala, univers. Ärs-
skrift 1878. Filosofi etc. III und IV)1).
In dem ersten schriftchen bietet der verf. eine große zahl
von conjecturen zu Statius, namentlich zu dessen Silvae, die er
in der regel mit kurzen erläuterungen, selten mit längeren aus-
einandersetzungen begleitet. Dabei fällt vor allem auf, daß er
die einschlägige litteratur vielfach gar nicht kennt oder , wenn
sie ihm bekannt ist , nicht sorgfältig verwerthet. Daher erklärt
es sich , daß er conjecturen vorbringt , die längst von anderen
vorgeschlagen worden sind, z. b. Silv. V, 3, 218 „pavorem", wor-
auf, wie er aus dem commentare von Bährens entnehmen konnte,
schon Heinsius verfallen war, oder daß er vermuthungen anderen
zuschreibt als ihren eigentlichen Urhebern, z. b. Silv. I, 2, 122
„querimur" Hand (richtig Peyraredus) oder Silv. I, 4, 88 „plau-
debat" Markland (richtig Jortinus). Ja selbst lesarten aus hand-
schriften führt der verf. als eigene conjecturen an, z. b. Ach. I,
356 „sexuque", 659 „pendas", 8 1 8 „somnumque", Theb. VIII, 558
„aversatus". Diese nachlässige benutzung der litteratur bringt
es weiter mit sich, daß der verf. sich öfters an der emendation
von stellen versucht, für welche schon längst einleuchtende Ver-
besserungen vorgeschlagen sind, und zwar ohne dieselben zu er-
wähnen und zu widerlegen, z. b. Silv. I, 4, 13 „vos terque" (so
Nohl, „fausteque" Sandström), II, 6, 62 ff. „raptassent" und „Acir"
(so Madvig, „vastassent" und „quave Latinus ager si" Sandström),
IV, 4, 66 „haud tarde" (so Barth, Sandström „fugiant" statt
„subeant".) Auch kümmert sich der verf. oft nicht um die hand-
schriftliche Überlieferung. So schreibt- er z. b. Silv. IV, 4, 84
statt „abiisse" : „deusta", weil die ed. Veneta „deesse" hat, als
ob diese ausgäbe irgend eine gewähr hätte. Endlich sind seine
1) Vgl. Lit. centralb. 1878, p. 1275; 1879, p. 115; Bursian's jah-
resb. XIV, 165.
358 73. Statius. Nr. 7.
conjecturen nicht aus eingehender lectüre und sorgfältiger erwä-
gung hervorgegangen; sie sind vielmehr augenblickliche einfalle
und reproducieren nur den eindruck, welchen einzelne stellen bei
flüchtigem lesen auf ihn machten. Man darf sich daher nicht
wundern hier vieles angetastet zu sehen, was sich entsprechend
erklären läßt. So , um nur einige beispiele anzuführen , Silv.
I, 1, v. 23 „visus populis" statt „fessus bellis", 25 „e titulo" statt
,,e vultu" oder gar 28 „liaud minor ad Lagos iret gener aut Cato
Syrtes", wofür gleich noch ein anderer Vorschlag gegeben wird
„Haemonia, ad Lagos iret gener aut Cato Syrtesf", für „et minor
in leges iret gener et Cato castris", nicht „pacis", was von Bährens
herrührt. Diese beispiele charakterisieren hinreichend die wüste
art der kritik, die sich um die erklärung der Überlieferung nicht
kümmert und das, was eben in den sinn kommt, ohne jede er-
wägung hinstellt. Der verf. hat sich auch von stil und spräche
des Statius eine Vorstellung gebildet, die ganz unhaltbar ist.
Er verkennt , daß spräche und stil bei Statius im hohen grade
maniriertund geschraubt sind, daß sich bei ihm, wie bei seinem
Vorgänger und muster, Valerius Flaccus, mehrfach verkehrtes und
geradezu geschmackloses findet. Will man nun dies alles und
noch dazu etwa, wie der verf. p. II meint „quae ad vulgarem po-
tius inornatamque et humi repentem orationem pertinent", durch con-
jectur beseitigen, dann wird man allerdings viel zu thun haben,
aber nicht den text emendieren , sondern eine Umarbeitung des
dichters liefern. Die fluch tigkeit , mit welcher das ganze gear-
beitet ist, zeigt sich auch in den ziemlich zahlreichen versehen,
die sich besonders in den zahlen finden, dann in den verkehrten
Schreibweisen, wie „infoecundus, littora, moestus, solatium", nament-
lich in dem p. 6 und 7 fünfmal vorkommenden „Elaeus".
Uebrigens erkennen wir gerne an , daß es dem verf. nicht
an talent und Scharfsinn fehlt. Man findet daher in dem wüste
einiges , das beachtenswerth oder doch ansprechend ist , z. b.
Silv. I, praef. 11 „qua avi me reliquerit" ; 1, 102 „Elei scidptor
Iovis" ; 3, 16 „ante manus artemque", 21 „spumeus .. . saxosaque"
(vgl. mit Theb. IV, 801); V, 3, 171 „domus", Ach. I, 529 „at
me", Theb IV, 352 „tepidas", V, 400 „at cuncto" (richtig 0.
Müller „attoto"), IX, 116 „quae primum foeta", XI, 646 „volvere".
Auch hat er die interpunction an einigen stellen verbessert.
Wir wollen hier noch zwei stellen der Silvae kurz behau-
Nr. 7. 73. Statius. 359
dein, nämlich I, 4, 61, wo die codd. „Progresmsque" oder „Prae-
gressusque moras" bieten , wofür Bährens „Egressusque moros",
Sandströni „Praequestusque morasa schreiben ; ich vermuthe „Prae-
cisisque moris" ; dann IV, 8, 24, wo in den codd. „mutata" über-
liefert ist, was Markland und Bährens in „nudata" ändern, wäh-
rend es Sandström festhält und „a donis" statt „donis" schreibt ;
näher liegt wohl „mentita".
Noch weniger bedeutend sind die „Emmdationes" zu Pro-
pertius , Lucanus und Valerius Flaccus. Was Propertius anbe-
trifft, so ist der verf. mit der litteratur sehr wenig bekannt. Er
bringt daher vieles , was längst von anderen vorgeschlagen ist,
z. b. I, 8, 22 „acerba" (Scaliger); II, 28, 33 f. nach v. 2 ge-
stellt (Passeratius) ; 29, 23 beginn einer neuen elegie (CTuyetus).
III, 9, 8 kennt er nicht die conjectur des Lipsius „zma", die
Passeratius in seiner handschrift las, und schreibt ohne weiteres
„haec ex quo ducitur illau \ II, 22, 14 hat er nicht die interpunc-
tion von Lachmann beachtet und „quare" keck in „gnarum" ge-
ändert. Von allen vorschlagen sind nur zwei bemerkenswerth :
11,9,17 „nuptis" statt „nßfes", worin er mit Bährens Mise. Crit.
86 zusammentrifft, und 25, 2 „saeva vicem", wenngleich schwer-
lich richtig; alles andere ist verfehlt. Die verzweifelte stelle I,
20, 48 „rapto corpore" , wofür neuestens Bährens „accito compare"
vorgeschlagen hat , während Sandström „rapto corpore" beibehält
und „sonitum . . . fecitu in „comitem . . . civit" ändert, ließe sich
vielleicht so verbessern, daß man annimmt „corpore" sei, wie dies
öfters geschehen ist l) , durch Verwechslung aus „pectore" ent-
standen. Dies zugegeben ließe sich „rapto" leicht in „rupto"
verbessern und „rupto pectore" würde die hier kaum entbehrliche
nähere bestimmung des „sonitum fecit" geben. Das verbum „rum-
pere" wird nemlich öfters so, wie hier, gebraucht, wo „rupto pec-
tore sonitum fecit" den wilden schrei bezeichnet, der die brüst
hätte bersten machen können; man vergleiche Lucr. III, 297,
Verg Georg. III, 328 (Cop. 27), I, 49, luv. I, 13. Was Lu-
canus anbetrifft, so finde ich unter den vorgeschlagenen conjee-
turen nichts, was irgendwie bemerkenswerth wäre. I, 86 „fe-
licia" gehört Peyraredus, III, 607 „novat", V, 226 „in agro" van
Jever an. Fast das gleiche gilt von den zahlreichen emeuda-
1) Vgl. über solche Verwechslungen meine stndien zu Valerius
Flaccus p. 84 (352).
360 74. Valerius Flaccus. Nr. 7.
tionen zu Valerius Flaccus, von welchen sich nur etwa III, 163
„densa . . . magna" was übrigens schon , wie ich gelegentlich
nachweisen will, ein Holländer vorgeschlagen hat, 721 „fastigia",
VI, 152 „saevus tumor" noch hören lassen; VI, 594 wird richtig
„prior, generis" interpungiert. VI, 582 ist „ante" allerdings auf-
fällig, aber „totail gleich „tota mente" zu schreiben ist ganz ver-
kehrt; eher könnte man an „inde" denken. VI, 213 steht „nunc"
schon in der Bononiensis und „at" 21 4 habe ich in den text
meiner ausgäbe gesetzt, die Sand ström, wie es scheint, gar nicht
gesehen hat. Karl Schenkl.
74. Gebbing, Herrn., De C. Valerii Flacci tropis et
figuris. Marburg 1878, Elwert. 8. 90 p. 1 mk. 20 pf. T).
Der verf. spricht sich in dem Vorworte mit recht dahin aus,
daß bei Valerius vor allem auf eine genaue und sorgfältige er-
klärung gewicht zu legen ist. Wenn dies auch bei allen Schrift-
stellern erfordert wird und jede kritik , welche nicht auf einer
solchen erklärung beruht , scheitern muß , so ist dies doch ganz
besonders bei Valerius nothwendig , der einerseits die spräche
nur unvollständig beherrscht, andererseits sie mit einer unglaub-
lichen kühnheit meistert und daher bei seiner manirierten und
geschraubten ausdrucksweise so große Schwierigkeiten bereitet.
Um nun einen beitrag zur richtigen erkenntniß und Wür-
digung des stiles des Valerius zu liefern, behandelt der verf. den
gebrauch der tropen und figuren , die in den Argonautica so
zahlreich sind. Der stoff ist klar und übersichtlich gruppiert
und in jedem abschnitte das material sorgfältig zusammengestellt.
So ist denn diese schrift ein werthvoller beitrag zur erklärung
des Valerius und eine schätzenswerthe Vorarbeit für einen com-
mentar. Zu der ausarbeitung von commentaren wird man sich
ja doch entschließen müssen , wenn man die kritik fördern und
eine ganze reihe von dichtem , die jetzt nicht häufig gelesen
werden, einem größeren kreise zugänglich machen will.
Der verf. stimmt der ansieht bei, daß das gedieht des Va-
lerius uns im halbfertigen zustande vorliegt. Nichts desto we-
niger will er V, 565 neben 566 festhalten, indem er den Vor-
schlag von Bährens „volucrum" statt „nitidumu billigt. Aber wie
1) Vgl. Literar. centralbl. 1879, p. 116; Bursian's Jahresberichte
XIV, 166.
Nr. 7. 75. Silius Italicus. 361
soll „volucrumu in „nitidumil verderbt worden sein und gesetzt
auch , daß man dem Valerius ein solches bild zutraut , was ich
nicht billigen kann, so ist doch „volucrum chorus" auffällig. Auch
IV, 661 ff. kann ich nicht glauben, daß Valerius der stelle end-
giltig diese form geben wollte ; denn die von Gebbing angeführten
stellen IV, 333 f. und VI, 296 f. sind doch wesentlich anderer
art. Es liegt uns der entwurf des dichters vor, der sich in zwei ver-
schiedenen fassungen versuchte und bei der schließlichen redaction,
wie es scheint, 662 ausgeschieden haben würde. III, 411 wird
die gewiß sehr leichte und ansprechende conjectur Burmanns
„accenderitu gebilligt; aber das überlieferte „ascenderit" ist doch
nicht schlechterdings zu verwerfen und, wer den Sonnenaufgang
auf dem meere gesehen hat, muß den ausdruck gewiß passend
finden; auch heißt es V, 566 „adsurgens noxu. Recht annehm-
bar ist die conjectur „Sol traxitu statt „subtexit" V, 413; daß
,,SoZ" hier nicht fehlen kann , habe ich schon in den Studien
p. 80 (348) hervorgehoben. IV, 439 möchte ich „rebar" nicht
antasten; „reri" muß doch, wie man aus der etymologie und
dem particip „ratus" ersieht , die bedeutung „berechnen" gehabt
haben. Wenn es nun auch so gebraucht sich nicht nachweisen
läßt, so konnte doch Valerius diese bedeutung aus „ratus" er-
schlossen oder irgend woher entnommen haben; wir kennen
ja den Sprachgebrauch zu wenig, um schlechthin zu behaupten,
daß ,,reriu in dieser bedeutung nicht vorgekommen sei. „sie11
geht auf „novimus quae via iussos feratil zurück und ist daher
nicht unerträglich, wie Madvig Adv. II, 144 meint. Daß aber
„reputavi" , was Bährens vorgeschlagen hat , in „rebar sie11 ver-
derbt worden sein sollte, ist ganz unglaublich. — P. 75 steht
„ruptus . . . terrifiei" statt »ruptis . . . terrificique."
Karl Schenkt.
75. Barchfeld, Guil., de comparationum usu apud Si-
lium Italicum. Göttingen 1880 8. Diss.
Der mangel an poetischer begabung ist bei Silius überall
in seinem langen gedichte bemerkbar , in der behandlnng des
Stoffes im ganzen wie im einzelnen , aber nirgends fühlbarer als
in den vergleichen, in denen der dichter, nicht beengt von dem
ihm vielleicht durch seine quelle auferlegten zwang seine dich-
terische kraft frei hätte walten lassen können. Aber wie in der
362 76. Catullus. Nr. 7.
form überhaupt , so ist er auch hier fast ganz abhängig von
Vergil und schon die verhältnißmäßig geringe anzahl seiner ver-
gleiche (116 in 12216 versen gegenüber 229 bei Statius in
Achill, und Theb. ; zu Statius vergleiche jetzt Deipster , diss.
phil. argent. V, p. 85 sqq.) beweist, wie wenig Sil. die poetische
bedeutung derselben erkannt hatte und wie wenig productiv er
auch in dieser beziehung war. Unsere dissertation , deren verf.
das einschlagende material mit fleiß und umsieht gesammelt, gibt
dafür den besten beweis. Es werden die vergleiche nach um-
fang, Stoffen, den objeeten der vergleichung besprochen, ihre Ver-
bindung , ihre völlige oder nur theilweise richtigkeit untersucht.
Wenn dabei der verf. p. 15 meint, einen hinweis auf die bil-
dende kunst gefunden zu haben, so irrt er, wie die vergleichung
der münzen von Akanthus (Friedländer -Sallet, königl. münzca-
binet nr. 286, tab. IV) mit XI, 248 (pendens cervice) zeigt. So
wenig originell als im inhalt seiner vergleichungen ist Silius auch
in der form und Verknüpfung derselben : die imitationes im en-
geren sinn hat Barchfeld p. 29 sqq. zusammengestellt, p. 13
ist 1, 468 falsch citiert, p. 14 XIV, 191, p. 25 I, 424; p. 19
ist bei ceu quum V, 280 übersehen. R. Ehwald.
76. 0. Harnecker, beitrag zur erklärung des Catull.
Programm des städtischen progymnasiums zu Friedeberg Nm.
1879. 4. 22 p.
77. 0. Harnecker, Catulls carm. LXVIII. Programm
des städtischen gymnasiums zu Friedeberg Nm. 1881. 4. 14 p.
(Recensiert von Draheim in der Phil. Wochenschrift 1881, nr. 4,
p. 108, von K. Roßberg in der Phil, rundschau 1882, nr. 9, p.
261—263).
78. 0. Har necker, qua necessitudine coniunetus fuerit
cum Cicerone Catullus. Programm des städtischen gymnas. zu
Friedeberg Nm. 1882. 4. 8 p.
In der ersten abhandlung bespricht Harnecker zuerst Carmen
II , das schon sehr oft , zuletzt von K. Roßberg in Fleckeisens
jahrb. 1877, p. 841 zum gegenstände der betrachtung gemacht
worden ist. Mit recht weist Harnecker die vermuthung dessel-
ben, daß hinter v. 6 ein punctum zu setzen sei, da mit diesem
verse der gedanke endige , während die verse 7 und 8 paren-
thetisch zu fassen seien, als unhaltbar nach. Daß carm. II ferner
Nr. 7. 76. Catullus. 363
mit v. 10 geendigt hat, daß die drei hinter diesem gedichte in
den handschriften befindlichen verse mit demselben nichts zu
thun haben, sondern daß zwischen carm II und c. III ein lied
ausgefallen ist und zwar andern inhalts, ist auch für mich eine
ausgemachte sache. Wie es möglich ist, daß Süß (Catulliana
p. 2 ff.) für die von Pleitner und Klotz empfohlene Verbindung
der beiden bruchstücke IIb und XIV1 hat eintreten können, begreift
man nur schwer, wie aber Bährens den so gewonnenen sinn
gar in den text seiner ausgäbe hat aufnehmen können , bleibt
mir und vielen anderen unfaßbar. Mir fallen dabei stets die
worte Haupts ein , der bei besprechung dieser vorgeschlage-
nen Verbindung; zu äußern pflegte : diese herren (Pleitner, Klotz,
u. a ) könnten als motto auf ihre emendationen schreiben:
si gut forte mearum ineptiarum lectores eritis. Doch zurück zu
Harnecker. Während ich in meiner anthologie aus den elegi-
kern der Römer bd. I dem vorschlage von Scholl (Fleckeisens
jahrb. 1880, p. 493; gefolgt bin und est in den text aufgenom-
men habe, muß ich nun doch gestehen, daß das von Harnecker
vorgeschlagene es entschieden den vorzug verdient, da der passer
angeredet werden muß. In v. 8 behält Harnecker die über-
lieferte lesart bei, nur daß auch er die alte Verbesserung des
cum in tum aufnimmt, so daß der gedankengang des liedchens
wäre : sperling , du die freude meines mädchens — du bist ihr
trösterlein für ihre hchmerzen. Ja, ich glaube es, wie wird
(kann, mag) der schwere drang nachlassen ! Könnt mit dir ich
spielen, wie sie selber, und meine schweren liebessorgen erleich-
tern ! Auch bei dieser lesart und erklärung bleibt für mich v. 8
ungeheilt. Tum ist müssig, ja unlateinisch, ut acquiescet als aus-
ruf unpassend und auch die vom verf. hinzugesetzte erklärung,
daß der satz ut — arclor das credo fortsetzen und den eigent-
lichen gedanken „es solaciolum" erläutern soll, kann mich nicht
überzeugen.
P. 6 ff. behandelt Harnecker noch einmal c. XLIX. Ver-
anlaßt nämlich durch die recension von Ellis' Catullcommentar
durch K. P. Schulze (ZfG. 1877, p. 700 ff.) veröffentlichte
Harnecker in derselben Zeitschrift 1879, p. 72 ff. eine abhand-
lung unter dem titel : Catulls carmen 49 , ein beitrag zur klar-
stellung der beziehungen zwischen Catull und Cicero. Dasselbe
364 77. Catullus. Nr. 7.
thema behandelt auch das unter nr. 3 oben angeführte programm
vom jähre 1882.
Zwei auffassungen dieses kleinen gedichts stehen sich schroff
gegenüber. Die älteren erklärer und mit ihnen der verf. neh-
men an, daß der im gedieht ausgesprochene dank und das Ci-
cero vom Catull ertheilte lob ernst zu nehmen sei. Harnecker
(Zeitschr. für gymnas. 1877, p. 80) nennt das carm. 49 ein gra-
ziöses, launig gehaltenes dankbillet an Cicero. Dieser auffassung
steht die von Ribbeck (C. Valerius Catullus, eine literar-historische
skizze , Kiel 1863 p. 22 und p. 52) gegenüber; dieser nämlich
meint, Catull bedanke sich für einen directen oder indirecten,
absichtlichen dienst , den die Ciceronianische beredsamkeit ihm
geleistet habe, in den zweischneidigen, mehr noch schraubenden,
als geschraubten zeilen. Mit recht nennt derselbe p. 52 die
ernste auffassung und erklärung Schwabes durchaus unpsycho-
logisch , des dichters unwürdig und dem ton des gedichtes wi-
dersprechend. Aehnlich Jahn in der einleitung seiner ausgäbe
des Orator p. 8 (1869), der annimmt, daß auch im gespräch
mit den freunden und vor den leuten Cicero seine kritik wird
schwerlich zurückgehalten haben , was ihm die spöttische dank-
sagung des Catull (c. 49) eintrug. Während sich Harnecker
in dem oben genannten aufsatze gegen Eibbeck , Jahn und
Schulze wendet, versucht er in dieser abhandlung und zwar mit
mehr glück die beweisgründe von Süß (Catulliana p. 29 ff.) zu
widerlegen , der von der anordnung der Catullischen gedichte
ausgehend zu einer ähnlichen auffassung wie die obigen kommt.
Ich bin mit Harnecker ganz einverstanden, daß aus den umge-
benden gedichten für c. 49 gar nichts folgt, gebe auch Har-
necker darin vollständig recht, daß der ein erbärmlicher dichter
ist, der das, was er sagt und will, errathen läßt aus umliegen-
dem (p. 7). Gar nichts ergiebt sich aus den Worten Marce
Tulli, und sehr passend ist von Harnecker auf die worte Ciceros
in der ersten rede gegen Catilina XI, 27 : etenim si mecum patria,
si euneta Italia, si respublica loquatur : M. Tulli, quid agist hin-
gewiesen. Daß die meisten der von Süß vorgebrachten beweise
nicht stichhaltig sind, ist richtig; wenn aber auch hier p. 10
der verf. die worte Catulls ganz unschuldige redensarten nennt,
die geistreich und ganz leise spottend sind , eine art von salon-
complimenten, so gehen allerdings unsere auffassungen über das
Nr. 7. 77. Catullus. 365
gedieht doch auseinander. Daß die verse irgend eine bezic-
hung auf den proceß des Vatinius oder irgend eines andern
haben, glaube ich freilich auch nicht, sehe vielmehr mit Jahn
in einer absprechenden äußerung Ciceros die äußere veranlas-
sung. Die Wiederholung der worte pessimus omnium poeta in v.
5 und v. 6 , die Catull von sich braucht, und die bezeichnung
Ciceros im gegensatz dazu als optimus omnium patronus ist doch
gewiß nicht ohne grund. Was hindert anzunehmen, daß Cicero
sich ungünstig über den jungen dichter Catull geäußert , ihn
pessimus omnium poeta genannt habe? Für dieses anerkennende
urtheil , das Catull zu ohren kam , stattet er in diesen sieben
zeilen dem optimus omnium patronus, dem Marcus Tullius Cicero,
seinen besten dank ab. Wenn Harnecker in der recension der
römischen elegiker von K.P.Schulze (Zeitschr. für gymn. 1881,
p. 600 ff.), in welcher er natürlich denselben Standpunkt einnimmt
wie in seinen anderen Schriften, fragt, ob es kein mittel gegeben
habe, um Cicero zum bewußtsein seines nichts zu bringen, warum
Catull Cicero nicht lieber als dichter lächerlich gemacht habe,
so ist darauf sehr einfach zu erwidern: wollte Catull sich bei
Cicero für sein anerkennendes urtheil bedanken, so mußte doch
der spöttische dank auch an die richtige adresse kommen; da
jener ihn pessimus omnium poeta genannt hatte , den elendesten
dichter, so muß sich eben dieser dichter doch natürlich bei Ci-
cero, dem vorzüglichsten anwalte, für sein anerkennendes urtheil
bedanken. Wie ungeschickt wäre es von Catull gewesen sich
dafür bei Cicero als dem optimus omnium poeta zu bedanken !
Wenn der verf. endlich p. 18 darauf hinweist, daß die verse
disertissimae etc. von keinem schriftsteiler des alterthums citiert
werden, was in rücksicht auf die politische beziehung fast ganz
unmöglich, in rücksicht auf die litterarische sehr schwer erklär-
bar und seltsam wäre , so wollen ja diese und andere einwen-
dungen Harneckers nicht viel sagen. — Die hoffnung des verf'.,
daß sich auch andere für seine auffassung des carm. 49 entschei-
den, wird wohl kaum in erfüllung gehen, da sie verfehlt ist;
auch Magnus (Jahresberichte des phil. Vereins 1881, p. 362)
nennt Harnecker's erklärung unrichtig. Selbstverständlich hege
ich auch nicht im entferntesten den glauben, den verf. durch
diese wenigen worte überzeugt zu haben , das würde mir auch
durch viele nicht gelingen. Der irrthum Harnecker's v. 4 die
366 77. Catullüs. Nr. 7.
worte : gratias tibi mäximas Catullüs agit allein für sieb zu be-
trachten und darum harmlos zu fassen, darin ein : ich danke recht
sehr, das ernst gemeint sein soll, zu sehen und den ton des
ganzen gedichts zu tibersehen, sitzt, im verf. viel zu tief, um
ausgerottet zu werden. Ich wenigstens stimme Schulze bei (vgl.
zeitschr. für gymnas. 1880 in seiner abhandlung betitelt drei
Catullfragen), der einen solchen dank, wie ihn Catull nach Har-
necker's meinung dem Cicero hier abstatten soll, mit recht plump
und witzlos nennt.
Nachdem ich im vorhergehenden meinen Standpunkt darge-
legt , kann ich mich über das unter nr. 78 oben genannte pro-
gramm desselben verf.s kurz fassen. Nach kurzer einleitung,
in welcher Harnecker die geschichte der frage , die er erörtern
will, behandelt, sein Verhältnis zu Schulze bespricht, der Zeitschr.
für gymn. 1880, p. 366 in seinen drei Catullfragen äußert:
über das Verhältnis , in welchem Catull und Cicero zu einander
standen, giebt uns nur carm. 49 aufschluß , geht er zu seinem
thema über : qua necessitudine coniunetus fuerit cum Cicerone Ca-
tullüs und behandelt dieses in drei abschnitten : I. litterarum
latinarum illius aetatis historia ; II. res a Cicerone in foro aut
in re publica gestae; III. carminis 49 aut adiungendi Ms rebus
aut removendi ab Ulis traetatio. — Niemand von allen, die sich
mit dieser frage beschäftigt haben, hat — so lesen wir p. 2 —
die Zeitverhältnisse genau erforscht. Die gewöhnlich aus Cicero
angeführten stellen ad Att. VII, 2 , 1 ; Orat. 68, 161, 164;
Tusc. III, 19 fallen in die jähre 50—44, Catull aber starb 54.
Alsdann wendet sich der verf. gegen das ergebniß Schulze's
p. 380 : Catull ist also der intimste freund der redner und
dichter, welche von Cicero bekämpft wurden, und befehdet an-
dererseits die feinde derselben. Harnecker führt p. 3 diejenigen
an, welche freunde des Catull und Cicero waren, dann diejenigen,
welche feinde derselben waren. — Im II. abschnitt p. 4 han-
delt der verf. darüber : numqua rerum a Cicerone gestarum ad Ca-
tullum revocari possit , und kommt, nachdem er die von anderen
aufgestellten ansichten hierüber geprüft hat , p. 5 zum Schlüsse :
vel aecuratissima temporum aut rerum traetatio nihil profecit. Die
annähme, daß im carm. 49 auf eine vertheidigung Ciceros ange-
spielt sei , ist auch meiner ansieht nach , ganz unstatthaft. Im
III. abschnitt endlich geht Harnecker zum gedieht selbst über,
Nr. 7. 77. Catullns. 367
wobei er sich ganz besonders gegen Schulze in den drei Catull-
fragen und seine erklärung in den römischen elegikern wendet.
Eigenthümlich ist Harneckers (zeitschr. für gymnas. 1881 , p.
606 in der recension von Schulze's Römischen elegikern) geäu-
ßerte forderung , eine solche darstellung nicht in ein Schulbuch
aufzunehmen. Soll man etwa diejenige aufnehmen, die man für
unrichtig hält?
Ich breche hier ab , um noch einmal zum programm von
1879 (nr. 76) zurückzukehren, in welchem Harnecker p. 19 ff.
noch einige bemerkungen zum car. 61 des Catull macht. Mit
recht weist der verf. den von Roßberg (Fleckeisens Jahrbücher
1877 p. 127) gemachten Vorschlag, 114 — 119 nach 35 zu setzen
und v. 115 flaminern für flammeum zu schreiben als verfehlt zu-
rück. Noch leichter war es die mehr als wunderbare conjectur
Roßbergs ante alis (= alios) für amatis v. 46 aus sprachlichen
gründen zu widerlegen. Man begreift wirklich nicht die kühn-
heit derartiger Verbesserungsvorschläge. Am Schlüsse vertheidigt
der verf. Lachmauns Umstellung des v. 82. Druckfehler, die
ich nicht weiter anführen will , finden sich zahlreich , unver-
ständlich bleibt mir p. 19 der satz: der bräutigam selbst
ist im hause (171), nicht im brautgemach (191. 192); er harrt
der braut , die im feierlichen zuge unter leitung ihrer mutter
und ehrwürdiger matronen 186 [kann man aus der nichterwäh-
nung der brautmutter deren tod schließen?] zu seinem hause ge-
führt wird?
In dem 1881 erschienenen programm (nr. 77) behandelt der
verf. das viel umstrittene gedieht 68 in einer sehr gelungenen
art und weise, so daß ich ohne bedenken dem urtheile von
Magnus (Jahresber. des philol. Vereins 1881 , p. 365) beitrete,
der die gediegenheit und das gesunde urtheil anerkennt. Die
einwendungen Roßbergs (Philol. rundschau 1882, p. 261 ff.) sind
nichtig. — Verf. will in dieser abhandlung eine endgiltige ei-
nigung über cap. 68 versuchen, jedenfalls eine verhältnismäßige
menge von üblen vermuthungen zurückweisen ; ich meine, daß ihm
beides gut gelungen ist. Harnecker beginnt mit dem von Schulze
(drei Catullfragen; versuchten nachweis , daß Catull , Tibull,
Properz, Ovid und Horaz äußert selten das bloße praenomen ver-
wenden und erklärt mit recht den von Schulze gezogenen schluß :
die conjectur Scaligers zu c. 67, 12 Quinte und mit Lachmann
368 78. Cattillus. Nr. 7.
68, 11; 30; 66 Mani und Manius zu lesen ist unmöglich, für
falsch. Somit fällt jeder grund aus dem gebrauche des praeno-
mens auf die zerschneidung des gedichtes zu schließen. P. 3
geht Harnecker zum gedichte selbst über, wobei er seine Un-
tersuchung geschickt in drei gruppen gliedert. I. Das unglück des
Allius. Da der dichter das unglück, von dem der freund betroffen
ist, nicht nennt, so muß der versuch gemacht werden, dieses zu
erschließen. Natürlich ist dieser versuch schon oft gemacht.
Das, was wir erschließen, muß folgende bedingungen erfüllen:
a) das von uns erschlossene unglück muß mit den klageworten
des dichters, die offenbar aus dem briefe des freundes übernom-
men sind, in einklang zu bringen sein, b) dieses unglück muß
im epilog 149 ff., wenn nicht erwähnt, so doch angedeutet sein.
c) die art, wie der dichter dem klagenden freunde antwortet,
seine bitte um munera et Musarum et Veneris erfüllt, muß diesem
Unglücke conform sein, darf ihm wenigstens nicht widersprechen.
Nachdem der verf. gezeigt hat, daß alle bisherigen vermuthungen
hinfällig sind, versucht Harnecker den nachweis zu führen, daß
der name , der makellose ruf des Allius in gefahr gewesen sei,
daß ihm oder seiner familie irgend ein kompromittierendes
unglück betroffen , das der lästernden Verleumdung thür und
thor öffnete. Wenn es auch richtig ist , wie Magnus sagt , daß
man in der frage nach dem unglück des Allius zur gewißheit
nicht kommen kann, so scheint mir doch von allen aufgestellten
vermuthungen diese weitaus die beste, weshalb ich ihr auch in
meiner anthologie gefolgt bin. Die Verbindung von 41 ff. und
149 ff. ist von Harnecker sehr fein herausgefunden.
IL Die munera et Musarum et Veneris. In diesem theile
weist der verf. , indem er die von Ellis angeführten stellen er-
gänzt, überzeugend nach, daß wir keinesfalls an bücher zu den-
ken haben , um die Allius den dichter bittet , sondern nur an
poetische erzeugnisse , einmal mehr allgemein gelehrter , denn
erotisch — tändelnder art. Allius hat allerdings um lektüre,
aber nur um Catullische gebeten. Mit den worten : schicke mir,
was du hast , es ist mir gleich , ob es gelehrte arbeit ist , ob
tändelei — das sind ja doch deine beiden, gleichsam starken
Seiten, die fächer, in denen du brillierst, charakterisiert er gleich-
sam den dichter.
III. Die einheit von cap. 68 Während die alten ausleger
Nr. 7. 79. Catullus. 369
an dem gedieht keinen anstoß nahmen , verfiel Ramler (oder
Rode) auf eine trennung, die seitdem von vielen verfochten wird.
Wie ich denke, hahe ich Fleckeisens Jahrbücher 1882, p. 143 f.
ausgesprochen ; ich stimme mit Magnus, Kießling, Harnecker u. a.
für die einheit. Roßberg's worte (philol. rundschau 1882, p.
261), dem beide auffassungen gleich erscheinen, verstehe ich
nicht. Gut ist v. 32 die erklärung von nam durch annähme
einer gedankenpause: damit kann ich dich nicht erfreuen; aber
auch in meinem andern fache kann ich dir nicht so recht dienen,
denn mein eigentliches heim ist doch nun einmal Rom, hier habe
ich keinen großen vorrath von büchern. — Nachdem Harnecker
auch den weitern Zusammenhang klar und deutlich nachgewiesen
hat, schlägt er p. 10 mit Fröhlich vor die verse 43 — 50 anders
zu ordnen, worin ich ihm nicht beistimmen kann. S. 11 ff.
spricht Harnecker über die fabel des an M'. Allius gerichteten
gedichts, worauf ich hier weite nicht eingehe. C. Jaeoby.
79. K.P.Schulze, Catullforschungen, in der festschrift zu
der zweiten saecularfeier des Friedr. - Werder'schen gymnasiums
in Berlin p. 195 — 214. Berlin, Weidmann. 8. 1881. (Rec. in der
Philol. Wochenschrift nr. 4. 1882. p. 207 ff. von Draheim, in der
Philol. rundschau nr. 10. 1882. p. 296—300 von Harnecker).
Die bisher allgemein übliche annähme, daß Catull selbst
das uns vorliegende werk zusammengestellt hat, ruft mannigfache
bedenken wach: 1) wäre die aufnähme der gedichte gegen
Cäsar und seine günstlinge kurze zeit, nachdem er sich mit ihm
ausgesöhnt hatte , tactlos gewesen ; 2) fragt Schulze mit recht,
warum Catull seine gegner bald mit ihrem wahren , bald mit
erdichtetem namen angreife ; 3) mußte Catull nicht von den
beiden an Hortensius gerichteten gedichten entweder das eine,
das ihn als intimen freund des redners hinstellt , oder das an-
dere, das denselben keck angreift, ausmerzen? Nirgends be-
merke man in diesen beziehungen spuren einer vom dichter
selbst veranstalteten redaction; es fehlt, wie der verf. behauptet,
jedes prineip einer anordnung ; weder sei eine eintheilung nach
dem metrum zutreffend , noch das von Westphal und Süß ver-
suchte prineip der variatio. Westphal nimmt nämlich drei nach
dem metrum gesonderte theile (c. c. 1 — 60; 61 — 68; 96 — 116)
an, in denen das prineip unverkennbar sei : zwei zusammenge-
Philol. Anz. XIII. 25
370 79. Catullua. Nr. 7
hörige gedichte sind durch ein heterogenes getrennt. Daß dieses
princip wiederholt von Catull in anwendung gebracht ist, sei
nicht zu leugnen — hat es doch auch Horaz in den öden an-
gewendet — , wenn es aber Westphal durch die ganze Samm-
lung nachweisen wolle , so könne man ihm nicht folgen. Auch
Süß nimmt drei durch das metrum deutlich gesonderte theile an,
von denen der erste die kleinen lyrischen gedichte (1 — 60), der
zweite die Studien nach griechischen mustern (61 — 64), der dritte
die elegieen und epigramme 65 — 116 enthalte. Indem Schulze
auch diese annähme mit glück widerlegt, auf die ausführungen
Bruners in den acta soc. Fennicae, denen sich auch Ellis zum
theil angeschlossen hat, hinweist, kommt er zum Schluß: Catull
kann unmöglich die jetzt noch vorhandene Sammlung dem Cor-
nelius gewidmet haben ; dagegen spricht 1) das wort libellus (carm.
I, 1), das sich wie lepidus, novus , expolitus auf die äußere form
bezieht und den geringen umfang des werkes bezeichnet. Durch
Th. Birt, das antike buchweseu 1882, p. 401 ff. , werden diese
kurzen ausführungen des verf.'s wesentlich ergänzt, wenn auch
letzterer daselbst zu anderen resultaten gelangt und vier mono-
bibla verschiedenen inhalts annimmt. 2) Behauptet Schulze p.
10, daß die ausdrücke nugae, ineptiae, versus und versiculi nicht
für die längeren alexandrinischen gedichte passen ; 3) aber auch
nicht alle kürzeren gedichte (1 — 60) kann er mit carmen 1 dem
Cornelius gewidmet haben. Nach einer Widerlegung der Bru-
nerschen annähme zweier liedersammlungen — Bruners abhand-
lung habe aber bleibenden werth, da er unwiderleglich festgestellt
zu haben scheint, daß mit carm. 1 nicht die ganze uns vorlie-
gende Sammlung dem Cornelius gewidmet sein kann und dieses
gedieht sich nur auf die nugae, d. h. die kleineren lyrischen ge-
dichte , bezieht — zeigt der verf. , daß das princip der variatio
für 1-14 durchaus richtig ist; auf diese 14 gedichte passen
die oben genannten bezeichnungen. Dieses so gewonnene re-
sultat, das, wie auch Harnecker meint, wohl sicher ist, ist aber
doch kein neues, und Schulze hätte wohl auf die abhandlung
von E. v. Leutsch (Philologus 1870, bd. 30, p. 223 ff. und 1876,
bd. 35, p. 695) verweisen können, wo wir eine ganz ähnliche
ansieht geäußert finden. Auch Harneckers programm 1879 p. 4.
konnte angeführt werden. Auch ich glaube nun, daß in der that
1 — 14 allein herausgegeben und dem Cornelius gewidmet ist.
Nr. 7. 80. Catullus. 371
p. 16 ff. beantwortet Schulze noch zwei fragen, die sich ihm
von selbst aufdrängen : 1 ) sollte Catull außer dieser einen Samm-
lung keine zweite veranstaltet haben ? 2) wann und von wem ist der
uns jetzt vorliegende band catullischer poesie zusammengestellt
worden? dahin, daß er meint, es sei der über Catulli nach dem
tode des dichters nach und nach von unkundiger band zusam-
mengestellt. Die zweite frage nach dem Urheber und der zeit
muß unbeantwortet bleiben. — P. 18 f. giebt Schulze von den
worten carm. 31, 1 ff. eine richtige, aber keineswegs neue erklä-
rung ; in den römischen elegikern sind die worte uterque Neptunus
falsch erklärt. C. Jacoby.
80. J. Baumann, de arte metrica Catulli. Programm
des gymnasiums und der realschule zu Landsberg a. W. 1881.
4. 22 p. (Rec. in der Philol. rundschau 1882, nr. 6, p. 170 ff.
von Rzach).
Auf eine kurze einleitung, in welcher Baumann auf den
umgestaltenden einfluß der griechischen dichter auf die römi-
schen versmaße hinweist, folgt der erste theil A. de metris, und
zwar behandelt der verf. cap. I die jambischen metra, a) den
trimeter iarnbicus acatalectus , b) den trimeter iambicus claudus
oder choliambus, c) den trimeter iambicus catalecticus unter an-
gäbe derjenigen gedichte, in denen der dichter das betreffende
versmaß gebraucht. Cap. II handelt von den galliamben. Hier
konnte auf den aufsatz von Wilamowitz-Möllendorff im Hermes
XIV (1879), p. 194—201 betitelt: die galliamben des Kallima-
chos und Catullus , rücksicht genommen werden. Cap. III be-
spricht der verf. den größern asklepiadeischen vers und zwar
wunderbar genug bei dem choriambischen metrum , abgesondert
von den anderen logaoedischen versen. Ob er auch hierin
Kirchhoff folgt (vgl. p. 4 am Schlüsse der einleitung), weiß
ich nicht; eine eigentliche begründung fehlt, da die anfangs-
worte dafür nicht gelten können. Unter den Römern scheint
Catull dieses metrum zuerst in anwendung gebracht zu haben ;
er sowohl als Horaz lassen die basis regelmäßig aus einem spon-
deus bestehen. Im cap. IV werden die logaoedischen reihen behan-
delt und zwar zuerst der versus hendecasyllabus oder phalaecius ; daran
reiht sich der sapphische vers, der glyconeus, der pherecrateus, der
priapeische vers. Der verf. stellt das auf diese versmasse be-
25*
372 80. Catullus. Nr. 7.
zügliche in fleißiger und übersichtlicher weise zusammen, ohne
natürlich zu neuen resultaten kommen zu können. Das V. ca-
pitel ist dem hexameter des Catull gewidmet, dessen eigenthüm-
lichkeiten in recht verdienstlicher weise besprochen werden.
Unter den hexametern des Catull sind sehr viele onwdeid£ovt&§ ;
überhaupt sind die zahl der spondeen groß ; nur aus den spon-
deen besteht 116, 3. Catull folgt hierin den Alexandrinern.
Bei der sonstigen benutzung des Theokrit durch Catull ist es
nicht auffallend, daß carm. 64, 78 — 80 drei versus spondiaci auf
einander folgen wie Theokr. XIII, 42 — 44. Darauf folgt eine
besprechung der cäsuren des hexameters; bei den griechischen
dichtem ist bei weiten am häufigsten die tofiij natu tquov iqo-
Xaior, der die penthemimeres zunächst kommt. Bei den Römern
ist die letztere am häufigsten , bei Catull weit öfter zu finden
als die hephthemimeres. Gegen die annähme L. Müllers, daß
sich außer in acht versen die toju/) xatä Tfjiror tqüiuiov nicht
nachweisen lasse, scheint der verf. mit recht aufzutreten. P. 15
bespricht Baumann den ausgang des hexameters und schließt
das capitel mit einer betrachtung des pentameters.
B. De rebus, quae ad prosodiam pertinent. Catull verkürzt
nicht immer einen vocal vor dem andern ; im gebrauch der ge-
netive auf ins unterscheidet er sich wesentlich von anderen.
Da Eitschl Opusc. phil. II, 679 behauptet, daß Catull auch nicht
ein einziges mal ius gebraucht habe, 67, 23 sich aber sed pater
illius grati violasse cubile findet, so ist Baumann der ansieht, daß
hier ein fehler vorliege ; Bährens schreibt mit Muret : ipsius.
Ist aber eine änderung wirklich nöthig? — Besprochen werden
p. 18 die mit pro und re zusammengesetzten worte , sowie die
mit facere, ferner die aus dem griechischen herstammenden.
Aber Naiasin (64, 287) ist nur conjeetur von Haupt, Eous mit
e im anlaut entspricht natürlich dem griechischen iqiog. Ferner
ist natürlich Idomeneosne (64, 172) gen. sing, von Idomeneus, und
mit synizese zu lesen. An eine besprechung der vocale i und u
vor kurzem vocal reiht sich eine solche über die synizese. Cap. II
wird die längung von kurzen auslautenden silben vor muta cum
liquida besprochen (vgl. 4, 9 Fropontidä trucemve Ponticum sinum)
woran sich endlich eine behandlung der elision und des hiatus
reiht. Carl Jacoby.
Nr. 7. 81. 82. Horatius. 373
81. Q. Horatii Flacci Carmiua. Iterum recognovit Lu-
cianus Mueller. Lipsiae , in aed. B. G. Teubneri. 1881.
LXXVIII und 295 p. 8.
Der text ist wesentlich der der ersten ausgäbe und stimmt
mit dieser auch in der äußeren anordnung. Verkürzt hat L.
Müller bedauerlich den libellus de metris Horatiana mit rück-
sicht auf sein summarium , das nicht jedem primaner (und auch
für diese ist das buch ausdrücklich bestimmt) zugänglich ist.
Dagegen hat der von Ernst Schulze bearbeitete index nominum et
verum sehr an brauchbarkeit gewonnen , wenngleich nicht alle
angaben unbedingt zuverlässig sind, vgl. z. b. Pollio und Momm-
sen R. G. III, 605. Die prolegomena enthalten selbstverständ-
lich viel interessantes , sind aber ebenso selbstverständlich über-
würzt mit jenem salze , das mehr an den Borysthenes als an
Attika erinnert und daher die schmackhaft] gkeit beeinträchtigt.
Die art wie namentlich Keller auch hier wieder angegriffen wird,
ist durch nichts gerechtfertigt; insbesondere verletzt der passus
p. VII: de Ms ne iniquius videar existimare adscribam quae iudicat
Gregorms Senger in coniectaneis Horatianis Kievae nuper editis ser-
mone Rossico p. 72 — denn die quelle, aus der diese russische
autorität geschöpft hat , ist doch vermuthlich der herausgeber
selbst. Ich theile den stand punct Kellers nicht und bedauere
die Unterschätzung Bentleys von seiner seife , die aus einer an
sich berechtigten reaction gegen den zu weit getriebenen Bent-
leycultus hervorgegangen in das andere extrem umgeschlagen
ist, meine aber, daß eine ernste und unsäglich mühevolle arbeit,
deren fruchte wenigstens für die Orthographie selbst Müller zu-
geben muß und deren dienste für die kritik unbestreitbar sind,
einem meines wissens noch nicht weiter bekannten philologen
wie Gregor Senger respect genug einflößen müßte, um sich auf
sachliche Widerlegung zu beschränken. Th. Fritzsche.
82. Q. Horatii Flacci Opera a Mauricio Hauptio recognita.
Editio quarta ab Iohanne Vahleno curata. Lipsiae apud
S. Hirzelium 1881. 12.
Haupts text ist eine so musterhafte , bis zu jedem komma
und jedem anführungszeichen so durchdachte arbeit, daß er dem
ref. wenigstens mehr anregung bietet, als alle commentare, na-
türlich mit ausnähme des Bentleyschen. Man ist stets gewiß,
374 83. Propertius. Nr. %
daß Haupt gründe gehabt hat, so und nicht anders zu schreiben,
und diesen gründen nachzugehen ist lohnend. Die revision ei-
nes derartigen textes ist schwierig ; er soll auf der höhe der
Wissenschaft erhalten werden und fordert daher nachbesserung •,
andrerseits bedarf es der äußersten Zurückhaltung, um den kern
intact zu erhalten. Der herausgeber hat seine aufgäbe würdig
zu lösen gewußt. Zunächst stimmt seite für seite und zeile für
zeile der ed. IV mit denen der drei früheren auflagen, und das
ist geradezu eine nothwendigkeit für alle die, denen das buch
zum handexemplar geworden ist. Dies war aber nur möglich,
wenn die Lachmann — Hauptschen anschauungen über cap. III,
3 und IV, 8 festgehalten wurden ; aus Vahlens sonstiger behand-
lung der von Haupt noch als interpolirt bezeichneten stellen
darf man schließen , daß der herausgeber hierin nur eine sehr
weise concession gemacht hat. Die geringfügigen druckfehler
der ed. III hat Vahlen fast alle verbessert (so Sat. II, 3, 23 ;
Sat. II, 8, 76, 91; Ep. I, 15, 39; A. P. 194. 326); übersehen
ist S. I, 3, 109 rapientes anstatt rapientis, die inconsequenz C.
I. 16, 22 compesce und II, 20, 22 conpesce, sowie die wichtigere
in dem verbum aspicere , welches nur dreimal (S. II, 5,5; 6,
60; Ep. I, 16,6) richtig assimilirt, die übrigen lOmal ohne as-
similation geschrieben ist, vgl. Keller, Epileg. z. cap. I, 19. 8.
In einigen interpunctionsfragen kann zweifei obwalten ; so dürfte
das komma Epod. 6, 7; Sat. I, 5, 45 und 66, II. 5, 13 in ed.
III und IV zu streichen sein. Die bereicherungen , welche der
text Vahlen verdankt aufzuzählen , ist nicht dieses ortes ; sie
gehen in der textbesserung natürlich kaum über einen buchsta-
ben hinaus (cap. I, 20 tum bibes — tu bibes, Epod. 9 adhuc —
at hue, ib. mutabit — mutavit, Epod, 1 6 videri — videre u. s. w.)
ziehen sich aber durch das ganze werk und sind ebenso wichtig
wie die interpunctionsveränderungen, in denen der herausgeber
(vgl. Vahlen im Hermes XVII, 271 zu Sat. I, 3, 60) eine be-
sondere meisterschaft besitzt. Ep. II. 2, 159 hat Haupt Semi-
kolon, Vahlen komma; das richtige dürfte das kolon sein. Die
editio IV ist neben der ed. III für die kritik unentbehrlich.
Th. Fritssche.
83. Wei d gen, Quaestiones Propertianae. I. Coblenz 1881. 4.
In der Properzkritik hat sich neuerdings besonders durch
Nr. 7. 83. Propertius. 375
Vahlens Vorgang glücklicherweise immer mehr eine conservative
richtung bahn gebrochen. Mit athetesen, Umstellung, Versetzung
wird jetzt weniger operirt und auch die recensio erkennt trotz
Bährens als sichere grundlage die Überlieferung an, wie sie der
Guelf. repräsentirt und daß dieselbe weit häufiger der interpre-
tation als der emendation bedarf. Der verf. unserer quaestiones
hält sich gleichfalls von radicalen versuchen fern, aber trotzdem
bezweifle ich, daß seine veränderungsvorschläge auch nur an einer
stelle das richtige treffen. I, 11, 16 (Weidgen ecce pia) ist ac-
cepta beizubehalten, weil Properz hervorheben will , daß er wie
Cynthia das treuwort erhalten hätte, vgl. III, 13 (20) 18 am-
bos una fides auferet. — II, 7, 15 constare = esse kennt die au-
gusteische dichtersprache nicht. — III, 3, 6 ist vario corde un-
vereinbar mit fecit. — III, 13 (20) 23. 24 und III, 27 (29) 7
ist das handschriftlich überlieferte, III, 30 (32) 2 die schlagende
emendation von Heinsius beizubehalten : zu crimen habes vgl.
Kuttner, de Prop. elocutione p. 12-, zu nam id. ib. p. 56; facti
crimina tu mihi habes ist metrisch unstatthaft trotz IV, 3 (4) 14
und 10 (11) 22. III, 30 (32) eine dialogische composition an-
zunehmen, wie sie in andern propertianischen gedienten unzwei-
felhaft vorliegt, geht nicht an wegen v. 27 und 45 ; das tu v. 25
ist zu erklären wie v 49 ; die conjeetur zu v. 7 : Hoc ut iam spa-
tiere loco, quoeunque vagaris, Cynthia t ist unverständlich und v. 41
in tanto superorum examine unhaltbar wegen v. 42. IV. 1, 23 ist
vetustas der begriff, auf dem der ganze gedanke ruht : famae des
Guelf ist glossem, dem sich vetuste (sie cod.) aecommodirt hat.
Bei der besprechung von IV, 10 (11) 5 sq. hat Weidgen wohl
die Unrichtigkeit der jetzigen fassung nachgewiesen , aber seine
änderung ist unnöthig. Der verlangte sinn ergibt sich , wenn
nach mortem (sie Guelf.) und metum mit einem fragezeichen in-
terpungirt wird. V. 7 ist ista nicht zu ändern; es heißt: worte,
wie du sie sprichst vgl. e. g. I, 14, 7 ista dinge, die dich ent-
zücken I, 11, 28 ista littora gestade , wo du weilst IV, 17 (18)
20 ista das , was dein stolz ist) v. 59 ist Hannihalis spolia . .
vidi geradezu wunderlich : das speetavi v. 53, das Hertzberg tref-
fend durch Verweisung auf Plut. Ant. 86 erklärt, kann doch
nicht im ernst dafür angeführt werden. Haupts besprechung der
stelle (op. III, 205) halte ich durch Weidgen nicht widerlegt,
wenngleich die Überlieferung schwerlich intact ist. An v. 69
376 84. Propertius. Nr. 7.
anstoß zu nehmen verbietet schon V, 6, 67 sq. — IV, 15, 11
schlägt Weid gen vor: rescierat Dirce; aber testis erit ist nothwen-
dig, da das beispiel der Dirce , das Properz anführen will, eine
mahnung für Cynthia sein soll. Wenn aber Weidgen IV, 18,
29 gar conjicirt: Hie olim Mavors luctu populavit Achivos, | Atridae
magno clam stetit ultor Amor, so hat er, abgesehen von vielem
andern, ganz übersehen, daß mit Hie -luctus der bis dahin all-
gemein gehaltene gedanke auf den speciellen fall zurückkehrt :
wie jetzt Marcellus, so waren einst die Griechen vor Troja durch
plötzlich ausbrechende krankheit, deren veranlassung sie nicht
kannten und ahnten, hinweggerafft worden. R. Ehwald.
84. Weid gen, Quaestiones Propertianae. II. Coblenz
1882. 4.
Mit nicht besserem erfolg als in part. I behandelt Weidgen in
dieser fortsetzuug stellen besonders des fünften buches : IV, 18, 31 sq
scheitert die änderung : at tibi (nautasinas, h.q.t.u...) Hac animae
. . citae, schon daran, daß Marcellus in der ganzen elegie nicht ange-
redet wird. IV, 25, 10 conjicirt er: nectemere. V, 1,81. 82 nee . .
aut . . Iuppiter: Obliquae signa itero alta rotae. 87 dicant 88 canant
(wozu asira subjeet sein soll) V, 3, 7 fehlt im Neap. nur Bactra
per ortus. (Weidgen: intrantes Bactra perosa!) V, 4, 55 wo er
die conjeeturen von Krahner, Madvig, Cornelissen, Leo, Vahlen
übergeht, schlägt Weidgen vor : si capies, (sc. togam) . . . metuar . .
und v. 93 sq. Hac vice turpe Iovis . . iniustae (Neap. iniuste ; aber ^ ist
im Neap. = ae und e). V, 7, 57 Una Clytemnestrae stuprumve
in Tartara, wo schon die disjunetive partikel die conjeetur un-
möglich macht, ibid. v. 59 carpta sc. pars Stygii fluminis altera
(wo bleibt der gegensatz zu v. 57?). V, 9, 24 liest er mit Hein-
sius : Lucus ubi und schlägt selbst : segregat vor. ibid. 42 aspicite !
(Properz hat nur den singular mit folgendem fragesatz). Die
einzige änderung, die plausibel scheint, ist v. 66 nunc statt vix.
R. Ehwald.
85. Ad. Schneider Thuringus, De L. Cornelii Si-
sennae historiarum reliquiis. Dissertatio lenensis. Ienae, typis
Iulii Hoßfeld MDCCCLXXXII. 8. 61 p.
Die fragmente aus des Sisenna historien nehmen unter denen
der römischen geschichtschreiber in so fern eine Sonderstellung
Nr. 7. 85. Sisenna. 377
ein, als aus ihnen Nonius die größte zahl von fragmenten (mehr
als 120) überliefert hat, die wir überhaupt im Wortlaute von
einem derselben besitzen. Wie verführerisch ist also der reiz,
diese disiecta membra in den Zusammenhang der geschichtlichen
ereignisse einzureihen und so einerseits die in ihrer abgerissen-
heit meist nichtssagenden worte in historische Zeugnisse zu ver-
wandeln, andererseits für die erkeuntnis der von den erhaltenen
autoren benutzten quellen feste anhaltpunkte zu gewinnen !
Der Verfasser der vorliegenden Jenenser dissertation hat dem-
nach den versuch gemacht über das von Popma, Kiene, Riese
und dem referenten in dieser richtung beigebrachte hinauszu-
gehn und die sehr zahlreichen fragmente , welche bisher nur
worte geblieben sind, zu erklären.
Leider aber ist bekanntlich grade die Überlieferung des
bundesgenossenkriegs, den Sisenna im dritten und vierten buch
behandelt hatte und auf den sich also die aus ihnen erhaltenen
gegen 110 bruchstücke bezogen haben, eine sehr klägliche. Sie
beschränkt sich auf die epitomatoren des Livius , geringe frag-
mente des Diodor und auf den ,, höchst oberflächlichen, fehler-
vollen bericht des Appian" (Ihne, Eömische geschichte V, p. 255) ;
je detaillierter also die erzählung des Sisenna war und je kürzer
die ans ihr herausgerissenen stücke sind , oft nicht einmal voll-
ständige sätze, um so schwerer wird es fallen, in der so knappen
Überlieferung , welche nur die hauptzüge bietet , die stellen zu
finden , wo dieselben einzufügen sind. Es liegt hier die sache
ganz anders als z. b. bei Coelius Antipater, der in vorhandenen
werken erweislich benutzt ist und in seinen historien eine zeit
dargestellt hat , für welche wir in jenen ausführliche relationen
besitzen, sodaß sein von Priscian mitgetheiltes bruchstück Dex-
timos in dextris scuta iubet habere, welches nach der buchzahl aus
der erzählung der drei ersten jähre des zweiten punischen krieges
stammen mußte, in eine evidente beziehung mit einer stelle des
Livius gesetzt werden konnte (Relliq. I, p. CCXXVIII sq. 153 sq.).
Für Sisenna entbehren wir durchaus jeder sicheren spur, welche
in den ebengenannten quellen des bellum sociale auf seine be-
nutzung deuten könnte.
Unter solchen umständen ist es nicht zu verwundern, wenn
der große fleiß , welchen der Verfasser auf diesen theil seiner
dissertation verwendet hat , nur dürftige resultate geliefert hat.
378 85. Sisenna. Nr. 7.
Vieles ist selbstverständlich und bedarf keiner „illustratio" , z. b.
fragm. 87 (86 bei mir) Neque porta neque ullum foramen erat,
qua posset eruptio fieri, wo hinzugefügt wird: Fragmentum ad ur-
bem obsidione cinctam pertinet (p. 51); oder fragm. 37 (43) Ser-
vulum eius praernio libertatis indvctum magno cum tumultu conven-
tum in populum produxit armatum , welches fragment Schneider
umschreibt : Sine dubio Jiaec res ita intellegenda est, ut crimen in
dominum illius servi deferatur, quo damnetur. Praernio enim liber-
tatis proposito fieri non potuit, quin servi, qui multis in causis dela-
tores timebantur, dominos suos caluniniarentur (p. 31). Andere erklä-
rungen muß ich wenigstens sehr zweifelhaft nennen , trotz der
bestimmtheit, mit welcher sie gegeben werden , z. b. die zu fr.
65 (98) Id me neque metu neque calamitatis necessitudine inductum
facere, wo es beißt (p. 45): Verba ad colloquium, quod inter duces
utriusque partis de pacis condicionibus factum est , pertinent , und
dies so begründet wird: Conferri potest Cicero, qui in oratione
Philippica (12, 11, 27) colloquio tali, quod inter Cn. Pompeium con-
sulem et P. Vettium Catonem , Marsorum ducem , habitum esset, cum
ipse Uro in illius fuisset exercitu, se interfuisse narrat. Tum frustra
eos de pace egisse vel inde apparet , quod Marsi iterum pluribus
proeliis fracti pacem petierunt (Liv. ep. 76). Oder die zu fr. 94
(73) Inermos armati, impeditos expediti sine ullo suorum vulnere cunc-
tos inter ficiunt, welche lautet (p. 52): Verba respondent verbis Ap-
piani (I, 50fin.), qui fugam Cluentii a Sulla vidi ita describit:
nagaXvdsiayg de tjjg td^eoog ovo* o dXlog ofiilog sti tov
KXosvriov nagintivev , uXV ecpevyev ig NäJXav äxö G (i m g , xai
o ^vllag avioig snöfxevog sxtsivsv ig rgtafivgtovg sv
tw 8 g o [ACp , xa i r ä> i> IV oo X a i m v a v t o v g fx i ä n v Iq öe^o-
pii>. eo p, iva fi?j ol noXifjiini aqtiai ovrEaniaotsv srz'govg exiei-
vev dfiqii ro lg rsi^eaiv ig 8 1 a piv glov g' xat avv roiaSe
Kloivrtog ayo3ii'C,öusvog eneae. Ebenso urtheile ich über fr. 11
p. 23, fr. 13 p. 23, fr. 14 und 15 p. 24, fr. 21 p. 26, fr. 27
p. 27 u a. m. Was nützt der Untersuchung der Überlieferung
oder der thatsache eine beziehung , welche nur möglich genannt
werden kann? Hätte der verf. nur mit mehr Selbstverleugnung
die ars nesciendi geübt! Sein eifer in der Interpretation geht
aber so weit , daß er sogar bei fragmenten , für welche er ei-
gentlich an einer solchen verzweifelt, nachher dennoch eine ver-
sucht, so bei fragm. 19 [Omnia quae diximtis loca statim potitus),
Nr. 7. 85. Sisenna. 379
p. 26 : Quo spectent verba nescimus. Revocare ea fortasse licet ad
Papium Mutilum, qui et q. s. und fragm. 28 (Sublatus laetitia ni-
mia atque inpotentia commotus animi) p. 28: Ad quam rem haec
verba referenda sint, certe afftrmare non audeo. Putaverim eis nar-
rari, quo modo L. Iulius Caesar coyisul et q. s.
Bei der anordnung der fragmente hat Schneider die beob-
achtung von P. Schmidt (De Nonii Marcelli auctoribus gramma-
ticis. Lips. 1868) über die methode der quellenbenutzung des
Nonius zu gründe gelegt und die von ihm erhaltenen citate, so
weit es „stammcitate" sind , so geordnet , wie sie bei diesem in-
nerhalb desselben kapitels auf einander folgen (s. auch Relliq. I,
p. CCCXXX sq.). An die bruchstücke der einzelnen bücher
schließen sich Inhaltsangaben , deren fundamente jedoch auch
deshalb der Sicherheit ermangeln , weil bekanntlich die zahlen
der bücher unzuverlässig überliefert sind; so große berechtigung
also auch manche änderung haben mag, so wird man es doch
immer bedenklich finden, auf geänderte zahlen eine vermuthung
über die bedeutung des fragments zu bauen oder einen schluß
auf den inhalt des buches, dem es durch konjektur zugeschrieben
ist, zu ziehen.
In der textgestaltung hat der verf. auf Selbständigkeit ver-
zichtet und sich durchaus an die recension des referenten ge-
halten; so erwähnt er auch seitdem publicierte conjekturen nicht,
während Hertz in seinem programm de histor. Rom. reliq., Bergk
in der abhandlung über römische Schleudergeschosse, Madvig in
den Adversarien , "Wölfflin im Literarischen centralblatt (1871)
manchen werthvollen beitrag für die Verbesserung der fragmente
geboten haben.
Mit den elf aus den späteren büchern erhaltenen fragmenten
will Schneider in einer zweiten abhandlung sich beschäftigen
und damit „alteram dissertationis partcin" verbinden (p. 61); auf
eine litterargeschichtliche frage ist er schon in dem ersten
theile eingegangen (p. 16 sq. und 20 sq.), indem er die aus dem
frg. 3 gefolgerte meinung Rieses fin der Festschr. zur begrüßung
der 24. philologenversammlung zu Heidelberg) , daß Sisenna
außer seinem zeitgenössischen werke noch ein zweites „Ab urbe
condita" verfaßt habe, in gewiß zutreffender weise ablehnt.
Hermann Peter.
380 86. Frontinus. Nr. 7.
86. Gottholdus Grundermann, De Iulii Frontini
strategematon libro qui fertur quarto. Diss. philol. [Ienensis ]
Lipsiae 1881. 8.
Wie nothwendig eine kritische ausgäbe der strategemata
des Frontin (und Pseudofrontin) ist , wird von allen , die Dede-
rich's text zu benutzen veranlaßt waren , rückhaltlos anerkannt.
Jede tüchtige Vorarbeit zu einer neuen textrecension muß daher
besonders willkommen sein. Gundermann hat in seiner erstlings-
schrift , die auch in den Commentationes philologae Ienenses
vol. I erschien , eine fleißige Untersuchung der handschriftlichen
grundlage der strategemata und eine beschreibende übersieht von
72 zum theil noch nicht benützten Codices geliefert und als probe
der gewonnenen ergebnisse eine recension des (unechten) vierten
buches vorgelegt. Aus einem archetypus , der schon die Ver-
schiebung einer partie des zweiten buches in das vierte enthielt,
wie Hedicke im Hermes VI, 156 f. nachgewiesen hat, stammen
zwei an Zuverlässigkeit sehr verschiedene abschriften, auf welche
die erhaltenen Codices zurückzuführen sind. Die eine klasse ist
durch einen Harleianus des IX. Jahrhunderts vertreten und durch
einen Gothanus des IX. und einen Cusanus des XII. Jahrhun-
derts , welche beide nur excerpte bieten. Neben dieser klasse
und besonders dem Harleianus hat die in zahlreichen exemplaren
vertretene zweite klasse nur seeundären werth für die herstellung
des textes ; als der relativ beste codex dieser klasse erscheint
Parisinus D aus dem X. oder XI. Jahrhundert. Nach dieser Wür-
digung des bestandes unserer Überlieferung ist die von Gunder-
mann mitgetheilte probe des emendirten textes gestaltet. Ein
paar stellen , welche noch der emendation bedürfen , empfehlen
wir der beachtung. Die erzählung IV, 5, 7, wie die nach der
Schlacht bei Cannä eingeschlossenen kriegstribunen Sempronius
Tuditanus und Cn. Octavius sich mit den ihrigen durchzuschla-
gen suchten, schließt mit dem satze : De eunetantibus XII omnino
equitibus, L peditibus qui comitari sustinerent repertis, incolumes Ca-
nusium pervenerunt. Gerade das störende De ist im Harleianus
und Gothanus sicher überliefert-, wir schreiben daher mit kaum
nennenswerther änderung DC. Dieselbe zahl steht bei Livius
XXII, 50, 11, welche stelle sich mit der obigen berührt, ohne
jedoch ihre quelle zu sein. Demnach ist zu lesen: Sexcentis
(eunetantibus XII omnino equitibus , L peditibus') qui comitari susti-
Nr. 7. 87. Spartiarms. 381
nerent repertis, incolumes Canuxium pervenerunt. — IV, 7, 21 My-
ronicles Atheniensis . . suos edocuit, munentibus esse spem aliquam
salutis, cedentibus autem perniciosissimum ist wohl zu emendieren
perniciem certissimarn. — IV, 7,28 Pelopidas Thebanus cum
. . fluinen in quo tumultuarium fecerat pontem liberasset , ne sequen-
tibus hostibus iderti transitus maneret, novissimo agmini praecepit, in-
cenderent pontem. Man lese: super as set. — IV, 7, 29 Q. Nae-
vius . . excogitavit , ut delectos ex toto exercitu qui velocissimi vide-
bantur . . adiunctos equitibus iuberet usque ad moenia provehi, deinde
ibi positis nostris equitibus recipientibus inter hostium equitatum proe-
liari. Es ergibt sich aus dem zusammenhange wie aus der ver-
gleichung mit Liv. XXVI, 4, 5 und Val. Max. II, 3, 3 , daß
die den reitern beigegebenen auserlesenen es waren, welche ab-
gesetzt wurden, um zu fuße zu kämpfen. Nach delectos und
adiunctos ist daher positos zu lesen.
87. Aem, Perino, de fontibus vitarum Hadriani et
Septimii Severi imjieratorum ab Aelio Spartiano conscripta-
rum. (Dissertatio HeidelbergensisJ. Friburgi Brisigavorum a.
MDCCCLXXX. Typis Dilgerianis. 8.
Nachdem viel mühe und auch mancher Scharfsinn dar-
auf verwendet worden ist, die biographieen der Scriptores histo-
riae Augustae auf innere gründe hin bestimmten autoren zuzu-
weisen, scheint man sich nun allmählich davon überzeugt zu ha-
ben, daß hier zu einem sicheren resultat nicht zu gelangen und
daß es gerathen sei an der autorität der maßgebenden hand-
schriften festzuhalten, die man bis dahin leichtweg dadurch zu
beseitigen versucht hatte, daß man die thatsache der Überein-
stimmung derselben über die Verfasser leugnete. Mehr erfolg
verspricht die bearbeitung eines anderen gebietes, welches jetzt
zahlreiche junge historiker beschäftigt , die Scheidung der ein-
zelnen biographieen in ihre bestandtheile nach den quellen, aus
denen sie excerpiert sind. Nicht nur daß durch diese methode die
geschichtsforschung in den stand gesetzt wird, klarer über den
werth der in ihnen überlieferten nachrichten zu urtheilen, werden
wir so vielleicht mit der zeit das Verhältnis der Scriptores hi-
storiae Augustae zu ihren Vorgängern erkennen und die stufe
bemessen können, auf welcher die letzteren gestanden haben. Zu-
nächst sind wir nur auf die vergleichung des Herodian als der
382 87. Spartianus. Nr. 7.
einzigen erhaltenen quelle mit Capitoliuus angewiesen, die aber
leider bei den meisten gelehrten zu der ablehnung seiner direkten
benutzung geführt hat, so daß man auch hier nicht mit Sicher-
heit angeben kann, was von Capitolinus und was von der ver-
mutheten mittelquelle herrührt. Im übrigen fehlt es uns nicht
an hypothesen, und hört man die stimmen ihrer urheber, so sind
dieselben thatsachen gleich zu achten, wie sie von nachfolgern
denn auch nicht selten als fundament benutzt sind, um andere
hypothesen darauf aufzubauen : abgesehen von einzelnen beob-
achtungen ist jedoch ein festes ergebnis für die erkenntnis der
arbeitsweise unserer geschichtschreiber nur das von C. Kübel
anzusehn , der in seiner dissertation richtig dargelegt hat , daß
die biographie des Marcus Antonius , deren große Unordnung
Casaubonus fälschlich auf Verderbnis der handschriften gescho-
ben hatte, in vier abschnitte (cap. 1 — 14, cap. 15 — 19, cap. 20
— 28 und cap. 29) zerfällt, von denen der zweite und dritte die
darstellung des gleichen Zeitraums nach zwei verschiedenen quel-
len enthält. (S. dies, anzeiger VI, 1874, p. 376 f.). Daraus
werden wir folgern können , daß wenigstens Capitolinus zwar
mehrere vorlagen benutzt, sie aber nicht in einander verarbeitet
sondern für gewisse größere partieen je einer sich angeschlossen
hat; ein einheitliches Charakterbild werden wir von einem autor
nicht erwarten können, der nicht einmal äußerlich die einzelnen
excerpte mit einander verbunden hat , sodaß meist die fugen
zwischen denselben sichtbar klaffen.
Dagegen nimmt der verf. der oben citierten Heidelberger
promotionsschrift namentlich auf grund divergierender beurthei-
lungen eines Charakters oder innerlich unvereinbarer darstellun-
gen einer handlung ein zusammenarbeiten kleinerer stücke
aus verschiedenen vorlagen an und vertheilt den stoff der Vita
Hadriani unter drei autoren folgendermaßen :
1. Dem Marius Maximus gehören an: I — IV, 5. VII, 1 — 4.
XII, 1—5. XXIII— XXVII (außer den kleineren nachher auf-
gezählten Zusätzen); — 2. einem höfischen historiker, der vielleicht
unter den eigenen freigelassenen des kaisers zu suchen ist: V,
1—8. VI, 6—8. VII, 5— VIII, 11. IX, 6. XI, 3. XVIII. XIX.
XXI, 5 — 14-, — 3. einen ganz unbekannten autor: XIV, 8 — XVI,
6. XVII, 6 oder 8 — 12 ; ferner stammen vielleicht („quamquam
certa argumenta desunt") aus Marius Maximus IX, 1 — 6. IV, 10,
Nr. 7. 87. Spartianus. 383
aus der zweiten quelle XIII, 1 — 4. XVII, 1 — 5, aus der dritten
entweder XI, 4 oder XI, 6. XXV, 8 — 10. XX, 11; gar kein Ur-
sprung läßt sich für die durch die ganze Vita zerstreuten Zu-
sätze vermuten: I, 9. IV, 2-3; 6—7; 8; 9. V, 9— VI , 5.
XII, 6-8. XIII, 6— XIV, 7. XVI, 8; 9; 10 — 11. XX— XXI, 4
(außer XX, 3; 11 und XXI, 4). XXII. XXIV, 3-5.
Für die Vita Severi ist das resultat: I — IV, 5 stammen aus
Marius Maximus (außer der falschen angäbe II, 1 — 2, welche
aus einer dem kaiser sehr feindlich gesinnten quelle hergeleitet
wird), IV, 6 — V, 3 nicht aus Marius Maximus sondern aus ei-
nem unbekannten dem Severus günstigeren autor, V, 4 — IX aus
Marius Maximus ; X — XI sind aus verschiedenen quellen zusam-
mengesetzt, ohne das sich das eigenthum des Marius Maximus
herauserkennen ließe ; XII — XVII, 4 aus Marius Maximus (au-
ßer XIV, 5 — 13); cap. XVII, 5— XIX, 4 behält sich Perino
für eine spätere abhandlung vor und weist dann noch kurz cap.
XIX, 5 — 10 dem Marius Maximus zu (außer § 6 und vielleicht
auch 7 und 8); in betreff der übrigen kapitel tritt er Rubel bei
mit ausnähme der cap. XXII — XXIV, welche er nicht wie dieser
aus Cordus herübergenommen sein läßt sondern vielleicht aus
Helius Maurus.
Die Untersuchung ist sorgfältig und genau geführt , liefert
manche für die erklärung der beiden viten brauchbare bemer-
kung und korrigiert im einzelnen vielfach die annahmen anderer,
wie wenn sie richtig p. 38 ff. die von Höfner in seiner geschichte
des Severus behauptete benutzung des Cassius Dio durch Spar-
tianus widerlegt (s. auch Jenaer literaturztg. 1875, p. 843); neue
wichtige resultate enthält die arbeit indeß nicht, und so zutref-
fend Perino auch meist die einzelnen stellen der biographieen
charakterisiert und Widersprüche in dem berichte aufdeckt, so
gehn doch die daraus gezogenen folgerungen öfters über das
ziel hinaus , da er sich dabei eines in Wahrheit unbestimmten
faktors bedient. Mag immerhin Höfner den Marius Maximus zu
niedrig geschätzt haben, so ist es doch wenigstens sehr gewagt,
nur deshalb eine nachricht ihm abzusprechen, weil sie als unrich-
tig zu bezeichnen ist, wie dies der verf. auf p. 36 mit Sever.
5, 3 thut. Oder woher weiß er , daß die darstellung desselben
nicht einen kompilatorischen Charakter getragen : denn p. 41
argumentiert er über Sev. cap. 10 so : Primum diversae illae opiniones
384 88. De VV. illustribus. Nr. 7.
ita proferuntur , ut, cui scriptor accedat , non appareat , id quod ut
eompilatoris naturae optime convenü, ita a Marii Maximi consuetu-
dine abhorret.
Während ich also dem verf. zugestehe, daß wir in den bei-
den biographieen ein mosaik zu sehn haben , so ist doch seine
entwicklung zu oft auf rein subjektive gründe basiert, um auch
zu überzeugen, daß dasselbe aus so kleinen verschiedenen stein-
chen besteht ; ich glaube vielmehr zunächst noch, daß es größere
platten mit kleineren vereinzelten einsätzen gewesen sind,
aus welchen die biographen ihr werk zusammengefügt haben.
Auch darin kann ich ihm nicht überall folgen, daß die von ihm
hervorgehobenen Widersprüche sämmtlich dem Spartianus zur
last fallen und seine quellen sich von solchen durchaus frei ge-
halten haben ; demnach ist leider auch hier der gewinn für eine
sichere erkenntnis der art , wie unsere biographen gearbeitet
haben, und der beschaffenheit ihrer Vorgänger ein geringer. Denn
es liegt auf der hand, daß, je niedriger man die schriftstellerische
kunst der letzteren schätzt, man um so weniger berechtigt sein
wird aus Widersprüchen, die sich in der historia Augusta ergeben,
auf die benutzung verschiedener vorlagen zu schließen, da man
solche dann bereits diesen wird zutrauen dürfen.
Hermann Peter.
88. Joh. Rosenhauer, Symbolae ad quaestionem de
fontibus libri qui inscribitur de viris illustribus urbis Romae.
Campoduni 1882. 8.
Diese abhandlung streitet gegen Haupt und Hildesheimer,
welche als quelle der schritt De viris illustribus ein älteres biographi-
sches werk betrachtet hatten, Nepos oder Hyginus. Verf., dem übri-
gens als anhänger der Ungerschen bypothese der unterschied
beider namen gleichgültig ist, leugnet die alleingeltung einer
biographischen quelle, indem er nachzuweisen versucht, daß
die hauptquelle ein nichtbiographischer historiker war. Densel-
ben hätten unabhängig auch Florus und Ampelius ausgezogen.
Es fragt sich natürlich, wer jener in so weitem umfange aufge-
deckte historiker war. Verf. hat vorübergehend an Fenestella
gedacht, verzichtet aber auf den namen. Als zeit desselben be-
stimmt er das jähr 17 v. Chr., mit dem als dem säcularfeste er
seine geschichte abgeschlossen haben soll. Dieses folge aus dem
Nr. 7. 88. De VV. illustribus. 385
ungefähr gleichzeitigen Schluß der schritt De VV. illustribus, des
Florus und Ampelius. Hierzu sei gleich bemerkt, daß der abschluß
sich einfacher dadurch erklärt, daß jene drei autoren sich ab-
sichtlich auf die geschichte der republik beschränken. Eine
zweite quelle sei eine exempelsammlung , facta et dicta memora-
bilia (p. 27 — 34). Endlich erörtert verf. die Urquellen, die au-
toritäten jenes anonymen historikers (p. 35 — 61), Quadrigarius,
Coelius , Cicero und auch Livius werden ausgeschlossen, spuren
des Piso, Antias, Ennius, Sallust und Varro angenommen.
Die annähme einer gewissen Vielheit der quellen könnte als
fortschritt begrüßt werden. Im gründe kehrt aber das alte ein-
quellenprincip im „Über Jiistoricus" wieder. Dasselbe bleibt ein
eben so dunkles als gestaltloses denkmal der römischen literatur,
hierin Hildesheimers hyginusartigem autor des II. Jahrhunderts
nicht unähnlich. Ueber die literatur des augusteischen Zeital-
ters, dem es angehören soll, sind wir doch sonst leidlich unter-
richtet. Die ganze existenz jenes historikers beruht für den
verf. auf einer anzahl stellen, die nach ihm in einem biographen
unmöglich wären. Verf. vergaß, daß sie eben in einem biogra-
phischen werke, den Viris illustribus vorkommen. Man mag sie
fehler gegen die allgemeine disposition des buches nennen. Der
auctor de Viris illustribus stellte sich offenbar eine doppelte auf-
gäbe , römische geschichte und zwar am faden von biographien
zu schreiben. So erklären sich z. b. die Nichtrömer (Hannibal,
Pyrrhus u. s. w.) , die in die römische geschichte hineinpassen.
Jene beiden ziele waren nicht immer vereinbar , z. b. wo es in
den älteren zeiten an biographischen details fehlte. Sollte man
den autor schelten, daß er Postumus u. a. nicht ganz überging?
Ref. ist übrigens der ansieht, daß das büchlein uns erst in einer
wenn auch ausführlichen epitome überliefert ist , von sicheren
Umgestaltungen , wie den Überschriften der kurzen capitel ganz
zu schweigen. Ampelius benutzte noch das vollständige exemplar.
Die zeit der entstehung der schrift De VV. illustribus muß in die
spätere kaiserzeit fallen. Florus ist nämlich zweiffellos benutzt.
Die nachlässigkeit dieses autors ist zu ersichtlich, als daß man
seine zahlreichen fehler nicht auf diesem wege entstanden sich
denken könnte. Wenn dieselben versehen sich in den Viris il-
lustribus wiederfinden , so ist nur blindes vertrauen auf Florus
anzunehmen möglich. Was die quellen anbetrifft, so haben die
Piniol. Anz. XIII. 26
386 89. Archaeologie. Nr. 7.
bisherigen bemühungen , entweder einen bestimmten annalisten
oder einen hypothetisch existirenden autor ausfindig zu machen,
sich nachgerade selbst widerlegt. Man sollte auf eine lösung
verzichten, die sich durch abrundung nur scheinbar empfiehlt,
und ernstlich eine Vielheit der quellen in das äuge fassen. Wun-
derlich ist es, daß man die unleugbaren beziehuugen zu den
elogien des Augustus ganz vernachlässigt, obgleich sich das vor-
livianische gepräge der vortrefflichen nachrichten vollauf dadurch
erklärt. Neben ihnen sind andere quellen benutzt worden, hi-
storische Übersichten, wie z. b. Florus, wohl auch, wie verf. gut
vermuthet hat, eine Sammlung von anecdoten und andere hand-
bücher, wie sie einem autor der späten kaiserzeit geläufig waren.
Alex. Enmann.
89. Joh. Bolte, de monumentis ad Odysseam pertinen-
tibus capita selecta. Berolini apud Meyerum et Muellerum.
MDCCCLXXXII. 70 p. 8.
In mittelmäßigem latein behandelt der verf. eine reihe von
monumenten, vasen u. a., welche sich auf die Odyssee beziehen.
Er beschränkt sich auf folgende abenteuer : die blendung Poly-
phems, die flucht des Odysseus aus der höhle, dessen begegnung
mit Kirke, den sirenen, den phäaken ; statt einer vollständigeren
Sammlung, die sehr zu wünschen wäre, gibt er drei excurse,
welche mit dem hauptgegenstande nur in einem losen zusammen-
hange stehen, die der blendung vorausgehenden Vorgänge , die
tödtung eines geführten auf dem bekannten Münchener relief
(Brunn nr. 133) und andern werken im capitolinischen museum
und in Paris , hätten , auch wenn sie anders gedeutet werden
sollten , nicht fehlen dürfen. In der erklärung geht der verf.
zweckmäßig in chronologischer Ordnung von den älteren werken,
besonders vasenbildern, zu späteren plastischen und malerischen
werken über. Dabei bekundet er durchweg großen fieiß , ge-
sundes urtheil und umfassende gelehrsamkeit : in den meisten
fällen, in denen es sich um streitige fragen handelt, darf man
seine entscheidung annehmen , so z. b. wohl über die vase des
Aristonophos. Das gefäß Trabbia (p. 13) habe ich in Palermo ge-
sehen ; wie die abbildung in dem schriftchen des fürsten Opus-
coli varj di archeologia Siciliana zeigt, ist es sicher eine Leky-
thos. Das „lekythenartige gefäß", welches Welcker 1862 in
Nr. 7. 90. Archaeologie. 387
Nola sah (A. denkm. 5, p. 236) muß von der amphora in Dres-
den (p. 20) verschieden sein.
Die anhänge handeln 1) von der darstellung der Verwand-
lungen, 2) von dem töpfer Nikosthenes, 3) über die fischgestalt
der Sirenen ausführlich und lehrreich. Unter 1 habe ich die
schöne Karlsruher terracotte der Io, die Gerhard in seinen My-
kenäiscben alterthümern herausgegeben hat, vermißt. Nr. 2 ist
eine schätzbare ergänzung des von Brunn und de Witte gelie-
ferten Verzeichnisses aus späteren funden, wodurch die gesammt-
zahl der fabrikate auf 72 nummern vermehr wird. L. Urlichs.
90. Georg. Wissowa, De Veneris simulacris Romanis.
Vratislaviae apud Guilelmum Koebnerum. MDCCCLXXXII.
53 p. 8.
Eine fleißige und gelehrte arbeit , welche namentlich eine
gründliche kenntnis der monumente an den tag legt , aber we-
nige sichere resultate erzielt hat. Der verf. will beweisen, daß
die griechische Venus erst durch die gründung eines tempels
der Venus Erycina auf dem Capitol a. u. 537 — 39 in Rom auf-
genommen, bis dahin die altrömische gottheit der gärten und
des wachsthums überhaupt verehrt worden sei , gelangt aber zu
keiner ermittlung ihrer gestalt. Unter deren verschiedenen na-
men fehlt die Venus alma, nach welcher in der Xllten region,
also einer entlegenen gegend, ein vicus benannt war, ein name,
der recht eigentlich auf die grundbedeutung hinweist. Wenn
der tempel der Venus am Circus, den im jähre 459 Q. Fabius
Gurges erbaute, nicht als griechisch, sondern noch als altrömisch
betrachtet wird, so hat der verf. zwar recht, indem er behauptet,
daß in dem wesen der göttin nichts ausdrücklich griechisches
liege , aber wohl nicht recht , wenn er meint : nulla imprimis li-
brorum Sibyllinorum consultatio. Denn bei Liv. 10, 31 geht un-
mittelbar die erwähnung von pestilenz und prodigien voraus
librique ob liaec aditi. Die Verbindung des tempelbaus liegt
nahe. Ueber die gestalt der Venus Erycina spricht der verf.
vorsichtig und wahrscheinlich : sie habe in einer sitzenden Stel-
lung eine taube auf der band gehalten , und ein amor neben
ihr gestanden. Nicht ganz genügt die behandlung des tempels
an der porta Collina : es müssen ihrer ursprünglich , wie bei
den tres Fortunae, mehrere und zwar zwei gewesen sein. Denn
26*
388 Bibliographie. Nr. 8.
wenn Livius 30, 38 schon im jähre 552 einen erwähnt, so stimmt
damit die erzählung bei Ovid. Fast. 4, 871 überein. Danach
hatte Marcellus ein heiligthum erbaut ; dieses wird durch den
berühmteren tempel des Jahres 573 verdunkelt worden sein.
Hierauf, meint der verf. , sei durch Sulla ein neuer typus
der Venus Felix verbreitet worden, den man namentlich in Pom-
peji , einer sullanischen colonie , erkenne : einer vollbekleideten
göttin mit einem rüder in der linken, einem Ölzweig in der rechten.
Aber von einem tempel in Eom ist, wie er selbst zugibt, keine
rede, und nach dem epigramm bei Appian Bell. civ. 1,97 hatte
der dictator die göttin im träum gesehn tsv^8öi zoig "Agzog \iag-
vtipipqv honlov , also eine Venus Victrix. Diesen typus der
Venus Victrix führt der verf. auf Pompejus mit recht zurück,
bestimmt ihn aber nicht näher.
Der ausführlichste und beste theil der abhandlung verbreitet
sich über den tempel und die statue der Venus Genetrix. Zwar
hat auch hier der verf. sich zu sehr auf Becker's stellensamm-
lixng verlassen, wenn er p. 25 behauptet: post ipsas Iuliorum
Claudiorumque familias extinetas et templi nulla iam fit mentio neque
ipsa haec Venus ita commemoratur, ut Iuliorum non aliam quandam
Venerem Genetricem intellegendam esse extra dubitationem positum sit
Denn unter Domitian erwähnt Statius silv. 1, 86 das pferd La-
tiae qui contra templa Diones Caesarei etat sede fori und unter
Hadrian nennt Phlegon fr. 62 den koloß des Tiberius naga rcp
rijg 'Aygodizqg isgto, o iativ iv zj] 'PcofiaCcov ayogä, ja vielleicht
bezieht sich auch Trebell. Pollio 30 tyrann. 32 darauf. Aber
über die gestalt der berühmten bildsäule handelt der verf. lehr-
reich. Er bringt beachtenswerthe gründe für die meinung seines
lehrers Reifferscheid und gegen die von Kekule" vor, die, wenn sie
auch die letztere nicht schlagend widerlegen, doch alles was für
die andere gesagt werden kann , klar hervorheben. Auch was
er über die Venus Capitolina und die statue des hadrianischen
doppeltempels sagt, ist wohl überlegt und nicht unwahrschein-
lich. L. Urlichs.
Bibliographie.
Eingesandt ist : verzeichniß werthvoller werke aus dem Ver-
lage von F. A. Brockhaus in Leipzig zu ermäßigten preisen bis
31. december 1883.
Nr. 8. Bibliographie. 389
Verzeichniß der ausgaben griechischer und lateinischer
Schriftsteller im verlage von B. G. Teubner in Leipzig.
Mittheilungen der Verlagsbuchhandlung B. G. Teubner in
Leipzig, no. 2 erste abtheilung: künftig erscheinende bücher:
archiv für lateinische lexikographie und grammatik, mit einschluß
des älteren mittellateins. Als Vorarbeit zu einem Thesaurus
Linguae latinae mit Unterstützung der königl. bayr. academie der
Wissenschaften herausgegeben von prof. Eduard Wölfflin: folgen
nähere angaben über das unternehmen vom herausgeber. Folgen
mehrere Schulbücher , darunter G'ornelii Taciti Germania erklärt
von G. Kaufmann, und Ciceronis oratio pro L. Flacco, erklärt von
Adolf du Alesnil.
Transactions of the Oxford philological Society 1880 — 1881.
Oxford 1881. 30 p. 1881—82, ibid. 82. 26 p. 8: die
beiden uns vorliegenden berichte enthalten in gedrängtester
form eine fülle von mittheilungen und auszügen über abhand-
lungen von mitgliedern der philologischen gesellschaft zu Ox-
ford, die in ihren Sitzungen gelesen sind. Werthvolle beitrage
zur kritik der autoren , zur litteraturgeschichte und geschichte
des alterthums sind in ihren resultaten kurz veröffentlicht, wäh-
rend die arbeiten in extenso zum theil bereits an anderer stelle
erschienen sind. Namen wie Monro, Ellis, Nettleship, By water,
Wordsworth bürgen für die bedeutung des dargebotenen. Hier
ist es nur möglich kurz den inhalt der beiden heftchen zu ver-
zeichnen.
1880 — 81. R. Ellis, the Naples Ms. of Propertius
(abgedruckt American Journal of philology vol. I, no. 4). Ellis
bestreitet Bährens' behauptung, daß der Neapolitanus interpolirt
sei und behandelt zum beweise III, 5, 6, II, 23, 22, IV, 1, 31,
III, 15, 32, II, 33, 37, II, 9, 21, III, 11, 13. 14, II, 2Q, 43.
44. III, 24, 6. — F. E. Warren, the Stowe Missal (zur
celtischen philologie). — W. W. Fötaler , on rhetorica ad
Herennium IV, 5 4. 6 8. Nach diesen stellen fixirt er die
abfassung der schritt auf 84 v. Chr. — Monro , on nlhg and
xSqijfq. Monro leitet ab: aXscov genet. : tzXeiaaog oder nXtaaog
daraus nXtaog nom. plur. nXs'aeg und vermittelst Hyphaeresis
nXisg. — Bryce, u p o n 1 1 h a k a. Behandelt die homerische geo-
graphie Ithaka's. — Prickard on some passages in Aeschylus
and Sophokles Aesch. Ag. 104 ff. 717 ff. 931 ff. Persae 329 f.
Soph. Antig. 556. — H. F. Pelham, on the common lands of
the roman people. Erörterung und betrachtung der leges agra-
riae. — R. Ellis, on Aeneis X, 702 sqq. — H. Nettleship, 1) on
the word amen tum. Die ursprüngliche form sei admentum.
2) Gracchus ap. Gell. XV, 12. Er schlägt statt omnium natio-
num vor: omnium rapomwn. 3) Gellius X, 25, 5 statt veientie-
moedia müsse ancyragogus stehen (?). 4) On Placidus Deuerl. p.
9, 9. 11, 7. 12, 16. 14, 1. 22, 23. 24, 5. 25, 4. 25, 7. 28,2.
390 Bibliographie. Nr. 8.
28, 19. 30, 5. 38, 20. 50, 1. 58, 16. 59, 9. 59, 11. 59, 22.
66, 24. 67, 7. 79, 23. 84, 4. — H. Richards, the history of
the words rsigaloyia and rgiloyia (vgl. Journal of Philology
vol. VII). — Rhys, etymological notes (cel tisch - lateinische ety-
mologien). ■ — H. NettlesJiip, on four Oxford Mss of the Origines
of Isidorus. — D. B. Monro , on vr^ydrsog (= made of spun-
work), 2) on the origin of the construction of the infinitive with
tiq)v and naQog. Die Ursache war, daß der infinitiv aufhörte
als casusform (zur präposition tjqiv oder ndgog gehörend) be-
trachtet zu werden.
1881 — 82. Pelham, on the Lex Semponia C. Gracchi de
provincia Asia. Das gesetz führte nicht vectigalia an stelle des
Stipendium in Asien ein , sondern bestimmte nur die art ihrer
einziehung. — D. B. Monro, on fjtt'av&yr, 3. dualis eines zwei-
ten aorist einer nichtthematischen conjugation. — F. A. Warren,
on the Leofric-Missal. — F. W. Jackson, on the fragmentary
leaves at the beginning of Codex Venetus. Beschreibung. — Mar-
goliouth, on (xtj ov when prefixed to participles. — F. Yorhe Po-
well , on the Eriphyle myth. and on an Irish verse parallel to
Darrada Liod. — Snow, (etymological) notes on Aurelius and
Duellum. — A. Sidgwich, on than i} and cot,'. — Coole Wilson, on
some passages in Xenophon's Memorabilia , Piatos Philebus and
Theophrastus de sensu. Ueber Zeller's Interpretation von Xen.
Memor. IV, 11, 34. III, 11, 4: dann Phileb. 31 A, Eth. Nie.
X, 3, 6. Theophr. de sensu § 90. — W. Scott, on some diffi-
culties connected with the Epicurean theology. — W. W. Fow-
ler, on the early history of the Quaestiones perpetuae speciell
in Verbindung mit der Lex Iudiciaria des C. Gracchus. — M.
Sayce, on the Execration Eormula in Phrygian inscriptions. —
Butcher, on some passages on the Philippics of Cieero. — Snow,
on the use and distribution of oi'oa in the Homeric poems.
Giornale storico della letteratura italiana diretto e redatto
da Arturo Graf, Francesco Novati, Rodolfo Renier. Roma, Torino,
Firenze, Erm. Loescher. Editore 1883. Anno I, fasc. 1. Mit
diesem uns vorliegendem hefte beginnt eine Zeitschrift ins leben zu
treten , die sich speciell der wissenschaftlichen erforschung der
italienischen litteraturgeschichte widmet. Wenn nun zwar der
größere theil ihrer artikel dem inhalte des Philologus ferner
steht, so machen wir unsere leser doch darauf aufmerksam, weil
sie darin für die geschichte der philologie bedeutsame aufsätze
wohl hin und wieder werden erwarten dürfen. Der gang der
italienischen litteraturgeschichte besonders die zeit des humanis-
mus bietet Stoff genug dazu. In dem ersten hefte erregt die
aufmerksamkeit des philologen die publication eines bibliotheks-
catalogs aus den jähren 1459 — 1469: G. Mazzatinti, Inventario
dei codici della Biblioteca Visconteo - Sforzesca redatto da Ser
Facino da Fabriano nel 1459 e 1469 auf p. 33 — 59. Diese
Nr. 8. Bibliographie. 391
bibliothek wurde von Pavia 1499 von Louis XII. nach Blois überge-
führt, wanderte unter Franz I. nach Fontainebleau und ist heute in
der Bibliotheque nationale zu Paris. Der catalog der eine menge
classischer autoren verzeichnet , (mediciner lateinisch , Aristoteles
und Aristotelescommentare lateinisch , Varro , Cato , Palladius,
Vitruvius, Boetius, Vulgata, Psalteria, Augustinus, Isidorus, Cas-
siodorus theologische tractate, Hieronymus briefe, Digesta, Plato,
Cicero, Tibullus, Seneca, Valerius Maximus, Lactantius, Plinius,
Caesar , Livius , Iosephus , Sallustius , Curtius , Iustinus, Orosius,
Florus, Frontinus, Macrobius, Fulgentius, Ausonius, Cassiodorus,
Prudentius, Suetonius, Vegetius, Eutropius, Hegesippus, Solinus,
Histoi-ia Apollouii Tyrii, Dictys, Homer, Servius Vergilcommen-
tar, Ovid, Persius, luvenal, Statius, Claudian, Martianus Capella,
Lucanus, Priscian etc.) ist ein wichtiges denkmal für die ge-
schichte der Bibliotheque nationale.
Ueber die bei List und FrancJce erschienenen kataloge der
bibliotheken von C. Halm und J. Marquardt giebt notizen Ausgb.
allg. ztg. nr. 119.
Cataloge der antiqiiare : Antiquarischer katalog der Ed. Götz' -
sehen buch- und antiquariatshaudlung (A. Winkler) zu Berlin,
classische philologie und alterthumskunde, — W. Koebner (L. F.
Maske's antiquariat) in Breslau, catalog no. 161 : eulturgeschichte;
— XL verzeichniß antiquarischer bücher von Carl Steyer in
Cannstadt.
Verzeichniß der wichtigeren Publikationen auf dem gebiete der alter-
thumswissenschaft. 1883. V.
Deutschland. Oesterreich. Schweiz.
691. Baedeker, Carl, Griechenland. Handbuch für reisende. Mit
einem panorama von Athen. 6 karten. 7 planen und anderen bei-
gaben. Leipzig, Baedeker 1883. 8. CXXII, 371 p. 7 mk. 50 pt.
692. Biographi Graeci qui ab Hesychio pendent, rec. Jo. Flach.
Berlin, Calvary u. co. 1883. 8. X, 150 p. 4 mk. 50 pf.
693. Blaß, Friedr. , einiges aus der geschickte der astronomie
im alterthum. Rede. Kiel, univ.-buchh. 1883. 8. 16 p. 1 mk.
694. C'hristensen, Heinr., beitrage zur Alexandersage. Hamburg,
Nolte 1883. 4. 39 p. 1 mk. 25 pf.
695. Cicer onis, M. Tullii, de legibus libri ex recogn. Joh. Vah-
leni iterum editi. Berlin, Vahlen 1883. 8. XXIV, 208 p. 4 mk.
696. Collection Sabouroff, la, Monuments de l'art grec publies par
Adolf Furtwaengler. Livr. 2. fol. Berlin, Asher u. co. 10 lith.-chro-
molith. u. heliogr. taf. 9 bl. text. In mappe 25 mk.
697. Corpus inscriptionum latinarum consilio et auetoritate aca-
demiae litterarum Borussicae editum. Vol. X. 2 partes: Inscriptiones
Bruttiorum Lucaniae Campaniae, Siciliae, Sardiniae latinae. Ed.
Theodor Mommsen. 2 partes. Berlin, G. Reimer 1883. fol. 124 mk.
698. Dahl, Bastian, die lateinische partikel ut. Eine von der
Norwegischen Universität . . . belohnte preisschrift. Christiania, Asche-
hong u. co. 1882. 8. VI, 304 p. 4 mk. 75 pf.
699. Dieterici, Fr. , die sogenannte theologie des Aristoteles aus
dem arabischen übersetzt und mit anmerk. versehen. Leipzig , Hin-
richs 1883. 8. XVIII, 224 p. 8 mk.
392 Bibliographie. Nr. 8.
700. Dilthey, Wilh., einleitung in die geisteswissenschaften. Ver-
such einer grundlegung für das studium der gesellschaft und der ge-
schichte. Bd. I. Leipzig, Duncker u. Humblot 1883. 8. XX, 519 p.
10 mk. 80 pf.
701. Enderlein, Oscar, de M. Antonio oratore. Leipzig 1882. 8.
(Dissert.). 46 p. 1 mk. 20 pf.
702. Ewald, Paul und Gustav Löwe, Exempla scripturae Visigo-
thicae XL tabulis expressa. Liberalitate ministerii . . . adiuti edid.
Tabulas photograpbieas arte Antonii Selfa Escorialensis maximam par-
tem confectas phototypice descripserunt A. Naumann et Schroeder.
Lipsienses, Heidelberg, Koester 1883. fol. In mappe. VIII, 30 p.
40 taff. 50 mk.
703. Frantz, Job., die kriege der Scipionen in Spanien 536 — 548
a. u. c. Müncben, Ackermann 1883. 8. V, 77 p. 1 mk. 60 pf.
704. Halm , Karl , über die echtheit der dem Justus Lipsius zu-
geschriebenen reden. Eine litteraturhistorische Untersuchung. Mün-
chen 1882. 8. 37 p. (Aus sitzungsber. der bayer. akad. d. wiss.).
705. Hitzig, Herrn., studien zu Isaeus. Bern -1883. 4. 29 p.
Progr. 1 mk.
706. Humboldt, Wilh. von, sprachphilosophische werke, hrsg. u.
erklärt von H. Steinthal. Hälfte 1. Berlin, Dümmler 1883. 8.
256 p. 6 mk.
707. Jahrbücher für classische philologie hrsg. von Alfr. Fleck-
eisen. XIII. supplementband. Heft 2. Leipzig, Teubner 1883. 8.
p. 239-440. 4 mk.
(Inhalt: Ad. Gerber, naturpersonification in poesie und kirnst
der alten, p. 239—318. — Karl Joh. Neumann, Strabons landeskunde
von Kaukasien. Eine quellenuntersuchung p. 319 — 354. — W. Gu-
nion Rutherford , zur geschieh te des Atticismus. Zwei abhandlungen.
Aus dem englischen übersetzt von A. Funck, p. 355—399. — Peter
N. Pappageorg, codex Laurentianus von Sophokles und eine neue kol-
lation im scholientexte, p. 401 — 440).
708. Jordan, Henr., de formae nrbis Romae fragmento novo dis-
putatio. Romae (Berlin, Asher) 1883. 4. 10 p. 1 tafel. 2 mk.
709. Kteinschmit, Max, de Lucili saturarum scriptoris genere di-
cendi. Commentatio ab ordine philos. Marpurgensium praemio or-
nata. Marburg, Elwert 1883. 8. VIII, 135 p. 2 mk. 80 pf.
710. Kuntze , Emil, der provinzialjurist Graius wissenschaftlich
abgeschätzt. Leipzig, Hinrichs 1883. 8. 25 p. 80 pf.
711. Lenel, Otto, das edictum perpetuum. Ein versuch zu dessen
Wiederherstellung. Mit dem für Savignystiftung ausgeschriebenen
preise gekrönt. Leipzig, Tauchnitz 1883. 8. XXIV, 455 p. 16 mk.
712. Manns, P. , die lehre des Aristoteles von der tragischen
Katharsis und Hamartia erklärt. Karlsruhe, Reuther 1883. 8. 86 p.
1 mk. 80 pf.
713. Meister, Rieh., zur griechischen dialektologie. I. Bemer-
kungen zur dorischen accentuation. IL Die excerpte mgl diatexicov
namentlich in bezug auf die abschnitte nsol ^togidos. Göttingen,
Vandenhoeck u. Ruprecht 1883. 4. 16 p. 80 pf.
714. Meyer, Ludw., Tibur. Eine römische studie. Berlin, Habel
1883. 8. 80 p. 1 mk. 40 pf. (Sammlung . . . wissensch. vortrage
hrsg. v. Virchow und Holtzendorff no. 413. 414).
715. Mommsen, Tycho, griechische formcnlehre. Frankfurt a/M.,
1883. 4. 48 p. 1 mk.
716. Münzel, Rob., quaestiones mythographae. Berlin, Weid-
mann 1883. 8. VI, 25 p. 1 mk. 20 pf.
717. Paucker, C. v., materialien zur lateinischen wörterbildungs-
Nr. 8. Bibliographie. 393
geschickte. I. Die mit präpositionen zusammengesetzten verba. 26 p.
1 mk. 50 pf. IL Die adiectiva auf orins. 19 p. 1 mk. 20 pf. III.
Die adiectiva auf -bilis, 26 p. 1 mk. 50 pf. IV. Die adiectiva auf
-osus und -entus. 21 p. 1 mk. 50 pf. Berlin, Calvary u. co. 1883.
8. 5 mk. 70 pf.
718. — — , vorarbeiten zur lateinischen Sprachgeschichte. 3
theile. [1. Materialien zur lateinischen wörterbildungsgeschichte. 2.
Uebersicht des der sogenannten silbernen latinität eigenthümlichen
wertschatzes. 3. Kleinere Studien, lexikalisches und syntaktisches.]
2. liefg. 1. theil. p. 65-96. 2. theil p. 17-64. Berlin, Calvary
1883. 8. 3 mk.
719. — — , Supplementum lexicorum Latinorum. Fase. 2. (p.
97—192). Berlin, Calvary 1883. 8. 3 mk.
720. Periplus , der des Erythräischen meeres von einem unbe-
kannten. Griechisch und deutsch mit kritischen und erklärenden an-
merkungen, nebst einem vollständigen Wörterverzeichnisse von B. Fa-
■bricius. Leipzig, Veit u. co. 1883. 8. III, 188 p. 6 mk.
721. Preller, L. , römische mythologie. 3. aufl. von H. Jordan.
2. bd. Berlin, Weidmann 1883. 8. XII, 490 p. 5 mk.
722. Ranke, Leop. von, Weltgeschichte. 3. aufl. Theil I: die
älteste historische Völkergruppe und die Griechen. 2 abtheilungen.
XII, 378. VI, 302 p. 18 mk. II: die römische republik und ihre
Weltherrschaft. 2. abth. VI, 415, VI, 416 p. 20 mk. Leipzig, Dun-
cker u. Humblot 1883. 8.
723. Sybel , Ludw. von, kritik des ägyptischen Ornaments. Ar-
chaeologische studie. Marburg, Elwert 1883. 8. 41 p. 2 tafeln.
1 mk. 20 pf.
724. Teüamentum novum Graece. Theilii editionem recognovit
perpetuaque collatione textus et Tregellesiani et Tischendorfiani ante
et post inventum Sinaiticnm editi locupletavit Ose. de Gebhardt. Ed.
stereot. XIII. Leipzig, Tauchnitz 1883. 16. XXVI, 646 p. 2mk.25pf.
725. Tirocinium philologum sodalium regii Seminarii Bonnensis.
Berlin, Weidmann 1883. 8. IV, 135 p. 3 mk.
(Inhalt: De Philippo Opuntio scr. E. Praetorius, p. 1. — Ani-
raadversa in Euripidis Phoenissis scr. J. Schumacher, p. 10. — De
theatri Attici orchestra scr. J. Hoepken, p. 13. — Argumenta Nu-
bium Aristophan. em. O. Ulrich, p. 27. — De consolationibus scr.
A. Gercke, p. 28. — De pyxide Atheniensi scr. F. Winter, p. 71. —
Philodemea ed. J. Kernke, p. 78. — De Appiani usu temporum scr.
H. Berg, p. 91. — Coniectanea Latina scr. E. Muellenbach , p. 98.
— Aenigmata latina hexasticha ed. P. Brandt, p. 101.)
726. Valentin, Veit, neues über die Venus von Milo. Leipzig,
Seemann 1883. 8. V, 50 p. (Beiträge zur kunstgeschichte , heft 7).
727. If'agner, Rieh., quaestiones de epigrammatis Graecis ex la-
pidibus collectis grammaticae. Leipzig, Hirzel 1883. 8. VI, 127 p. 2 mk.
728. Westphal, Rud. , die musik des griechischen alterthums.
Nach den alten quellen neu bearb. Leipzig, Veit u. co. 1883. 8.
VI. 354 p. 9 mk.
729. Wölfflin , Ed. , gedächtnißrede auf Karl v. Halm , gehalten
... zu München ... am 28. märz 1883. München, Franz 1883. 4.
36 p. 1 mk.
Skandinavien.
730. Hammarstrand , S. F., Romerska rikets författningshistoria
fran Augustus til west-romerska rikets fall. Förra afdelningen. Förra
heft. Upsala, R. Almquist u. J. Wiksell 1882. 8. 156 p. 1 kr. 50 öre.
394 Bibliographie. Nr. 8.
England.
731. Abel, Carl, Slavic and Latin. Ilchester leetures on conipa-
rative lexicography deliv. at the Taylor Institution Oxford. London,
Trübner 1883. 8. VIII, 124 p. 5 sh.
732. Aristophanes Acharnians translated into english verse by
Robert Yelverton Tyrrell. Dublin, Hodges 1883. 8. 66 p. 2 sh. 6 d.
733. Frankfurter, 0., Handbook of Pali: Being an elementary
grammar a chrestomathy and a glossary. London, Willians and Nor-
gate 1883. 8. 16 sh.
734. Fergasson , J. , the Parthenon : an essay on the mode by
which Light was introduced into greek and rornan temples. London,
Murray 1883. 4. 130 p. 21 sh.
735. Pindar, the Nemean and Isthmian ödes. With notes ex-
planatory and critical introductions and introductory essais by C. A,
M. Feumell. Cambridge 1883. 8. 280 p. 9 sh.
736. Se/lar, W. Y., The roinan poets of the Augustinian age. —
Virgil. 2nd edition. London, Prowde 1883. 8. 432 p. 9 sh.
737. Wallace, Edwin, Outlines of the philosophy of Aristotle com-
piled. 3rd ed. Cambridge 1883. 8. 130 p. 4 sh. 6 d.
America.
738. Harris, J. R. , New testament autographs. Supplement to
the American Journal of philology no. 12. With 4 plates. Baltimore
1883. 8. II, 54 p. 3 sh.
Frankreich .
739. Antoine, Fr., de casuum syntaxi Vergiliana. These. Paris,
Klincksieck 1882. 8. 259 p.
740. Choix, Auguste, etudes sur l'architecture grecque. Premiere
etude : l'arsenal du Piree d'apres le devis original des travaux. Paris
1883. 4. 46 p. 2 pl.
741. Clavel, l'hellenisme en france depuis 1840. Discours. Lyon
1883. 8. 44 p.
742. Curiius, E., histoire grecque. Traduite de l'allemand sous
la direction de A. Bouche-Leclercq t. 5 et dernier. Paris, Leroux 1883.
8. 583 p. 7 fr. 50 ct.
743. Dareste , Rod. , les papyrus greco - egyptiens. Paris 1883.
4. 11 p. (Extr. du Journal des Savants mars 1883).
744. Extraits des auteurs grecs concernant la geographie et l'hi-
stoire des Gaules. Texte et traduction nouvelle publ. par Ed. Cougny.
T. 4. Paris. Coones 1883. 8. VIII, 406 p.
745. Hippeau, C. , le theätre a Rome , origines jeux fescennins
atellanes etc. Paris, Cerf 1883. 8. XIV, 238 p.
746. Jurien de la Graviere, les campagnes d'Alexandre; le drame
macedonien. Paris, Plön et Cie. 1883. 18. XX, 199 p. et carte de
l'Asie mineure.
747. Kerviler , Rene, les Veuetes: Cesar et Brivates Portus.
Nantes 1883. 8. 47 p. (Extr. du Bulletin de la societe archeol. de
Nantes).
748. Le Breton, Gaston, la ceramique polychrome ä glacures
metalliques dans l'antiquite. Rouen 1883. 8. 45 p.
749. Longperier , A. de, oeuvres reunies et mises en ordre par
G. Schlumberger. T. 2. Antiquites grecques romaines et gauloises.
Premiere partie (1838-1861). Paris, Leroux 1883. 8. XXXI, 537 p.
11 planches.
Nr. 8. Bibliographie. 395
750. Morel, J. A. , Histoire d'Aoste (Isere) autrefois Augustum
Allobrogum. Precedee d'une notice detaillee avec commentaire de-
scriptif etyrnologique et epigraphique par Casimir Guirimand. Gre-
noble, Drevet 1883. 8. LXXXIV, 44 p. 2 fr. 50 c.
751. Omo7it, H. , Voyage au Sinai en l'annee 1881: Impressions
de voyage les antiquites du monastere du Sinai par N. Kandakofi (en
russe). Odessa 1882. 8. avec un atlas de 100 photographies par J.
X. Raoult, in fol. Notice. Paris 1883. 8. 12 p. (Extrait de la
Bibliotheque de l'ecole des chartes 1882.)
749. Patin, etude sur la poesie latine. 3e ed. T. 1. 2. Paris,
Hachette 1883. 18. VIII, 378, 488 p. 7 frcs.
759. Tamizcy de Larroque , Philippe , les correspondants de Pei-
resc. V. Claude Saurnaise lettres inedites ecrites de Dijon de Paris et
de Leyde a Peiresc 1620 — 37 publiees avec avertissements uotes et
appendice. Dijon 1883. 8. 186 p. (Memoires de l'acadetnie de Dijon.)
751. Teuffel, W. S., Histoire de la litterature romaine traduite
sur la troisieme ed. allemande par J. Bonnard et P. Pierson avec
preface de Th. H. Martin. P. 1. 2e tirage. Paris, Vieweg 1883. 8.
XXIV, 405 p.
752. Thedenat, EL, Encore les inscriptions latines de l'expositions
de fouilles d'Utique. Vienne, Savigne 1883. 8. (Extr. du Bulletin
epigr. de la Gaule 1882).
756. Vallat, Gustavus, Quomodo Menandrum quoad praecipuarum
personarum mores Terentius transtulerit. These de Paris. Paris,
Rousseau 1883. 8. 133 p.
Italien.
754. Biadega, Giuseppe, da libri e manoscritti: Spigolature. Ve-
rona, Münster 1883. 16. VIII, 302 p. 4 lire.
755. Cavallari, Franc. Saverio , sulla topografia di talune citta
grcche di Sicilia e dei loro monumenti. Palermo 1879. 8. 112 p.
(Archivio storico sicil. IV.)
756. , Thapsos. Palermo 1880. 8. (Ebda V.) 19 p.
757. Celesia, Emanuele, storia della letteratura in Italia ne' se-
coli barbari. Vol. 2. Genova 1883. 16. 428 p. 4 lire.
758. Dyer, T. H., sulla storia dei re diRoma: dissertazione tra-
dotta da Osvaldo Perini. Verona 1883. 8. 221 p. 3 lire.
759. Ghirardini, Gherardo, di un sepolcreto antichissimo sco-
perio presso Corneto. Tarquinio, Roma 1882. 4. 32 p. 1 tav.
760. — — , lanecropoli antichissima di Corneto-Tarquinio: nuova
memoria. Roma 1882. 4. 86 p. 3 tavv. (Dalle Notizie degli scavi
di antichitä 1881 e 1882).
761. Kopp, W., le antichitä piüvate dei Romani traduz. con note
ed aggiunte di N. 3Ioreschi. 2a ediz. Milano, Hoepli 1883. 32.
131 p. 1, 50 1. (Manuali Hoepli).
762. Paoli, Cesare , programma di paleografia latina e di diplo-
matica esposto sommariamente. Firenze 1883. 8. 67 p. 1,75 1. (Pub-
blicazioni dei Instituto di studi superiori.)
763. Riva, Giordano, il concetto di Aristotile Sulla felicita ter-
restre secondo il lib. I eX dell' EticaNicomachea. Prato 1883. 8. 30 p.
Spanien.
764. Arriano historia de las expediciones de Alejandro traducida
directamente dei griego por Federico Baräibar y Zumarraga. Madrid,
Navarro 1883. 8. 369 p. 14 reales. (Biblioteca clasica'58).
765. Ciceron, M. Tulio, obras completas de, traducidas dei latin
por D. Marcelino Menmdcz y Pelayo. Tomo III. Madrid , Navarro
1883. 4. 359 p. 14 reales.
396 Kleine philologische zeitung. Nr. 8.
766. Duncker, Maximo, Historia de la Grecia t. IV, que com-
prende desde el levantamiento del paeblo contra la nobleza hasta al
gobierno de los Pisistratidas 630 — 561 antes J. C. vertida del aleman
por D. F. Garcia Aynso. Madrid, Travedra 1883. 4. 403 p. 24 r.
767. Roda, Arcadio, los oradores rouianos. Lecciones explicadas
en el Ateneo cientifico y literario de Madrid en el curso de 1873—74
con un prölogo del Excmo. Sr. D. A. Cdnovas del Castillo. Madrid,
Suärez 1883. 8. XXXI, 390 p. 12 reales.
Griechenland.
768. Jrj fiiTäct , M. r., b io9^6g Ttjg Koglv&ov. 'Ev 'A&r^vaig 1883.
8. 63 p. /utra ytcoygcup. nivctxog.
769. Kövrov, K. 2., yXioaaxai nagairigrjGtig ctvaqsgö/usvai tlg trjv
viav tXXtjvixrjv yXwcßav. Ev A&qvaig 1882. 8. Xß', 593 aeX. 14 Jg.
770. Kov fiav ovdt], 2n<p. Afr., ßvvctycoyrj Xs^tcov ä9i]<IavgloT(ov iv
rolg tXXtjVixolg Xs&xolg. t,e, 399 otX. 8. 14 dg.
771. NixoXa idov, F., 'lhddog orgaTrjyixri (fiaGxtvtj xal Tonoygctfia
{fxera. ovo mvdxav). Ev A&qvcug 1883. 340 aeX. 8. 6 dg.
773. 2% Xif fxavv, 2o(piag' Egg., 'Og/opsvög {fxixa 4 niväxwv).
60 atX. 8.
Kleine philologische zeitung.
München, am 20. märz trug Ed. Wölfflin in der Sitzung der
königlichen academie der Wissenschaften eine gedächtnißrede auf
K. Halm vor. (Sie ist jetzt gedruckt).
Im märz merkwürdiger ausbruch des Aetna, der Catania be-
droht, s. Augsb. allg. ztg. beil. zu nr. 84 : wegen der ausbrüche
im alterthum zu beachten.
Zum geburtsjahr Christi, bemerkungen von Stech, in Augsb.
allg. ztg. nr. 85.
Die Augsb. allg. ztg., beilage zu no. 87 macht aufmerksam
auf eine verdienstvolle arbeit von Heinrich Maionica, gymnasial-
lehrer in Görz, betitelt: „Aquileja zur Römerzeit." Programm
des gymnasiums zu Görz von 1881.
lieber L. v. Steines „bildungswesen" bringt die Augsb. allg.
ztg. beilagen zu no. 87 und no. 88 eine ausführliche besprechung.
Ueber die auffindung der Abassiden - gräber bei Cairo be-
richtet die Augsb. allg. ztg. no. 90.
In der Augsb. allg. ztg. beilage zu no. 93 behandelt A.
Ausfeld die frage über die ausspräche des lateinischen.
Am 28. und 29. märz tagte in München die XIII. general-
versammlung des Vereins bayerischer gymnasiallehrer, in welcher
dr. Deuerling sehr beachtenswertes über, das was die gymna-
sien jetzt drückt , aussprach : möge es die verdiente beachtung
finden! — In derselben Versammlung sprach dr. Fleischmann
über die Schlacht bei Marathon. Vergl. Augsb. allg. ztg. 2.
beilage zu no. 94.
Berlin. Im auftrage des königs von Griechenland hat der
geheime baurath professor Adler in Berlin den entwurf für ein
Nr. 8. Kleine philologische zeitung. 397
museum in Olympia aufgestellt, welcher, wie die „Köln,
ztg." meldet, vor kurzem die genehmigung des königs Georg
erhalten hat. Das museum soll die zahlreichen in Olympia gefun-
denen kunstschätze, deren verbleib an ort und stelle der könig auf
die bitte der provinz Elis bei einem besuch jener feststätte zugesagt
hatte, vereinigen, und der banquier Syngros aus Athen schenkte die
summe von 1 60,000 mk. Die ausführung des baues soll bereits
in kürzester frist beginnen. Die spezielle leitung ist dem regie-
rungsbauführer Siebold übertragen, während die Oberleitung
in den händen des architekten dr. D ö r p f e 1 d in Athen , mit-
glied des deutschen archäologischen instituts daselbst, ruhen wird.
Als bauplatz ist der fuß der berge von Druwa am rechten Kla-
deos-ufer gewählt worden , damit durch den neubau in keinem
falle etwaige alte fundschichten verdeckt werden. Nationalzei-
tung no. 171.
Unter der Überschrift „neue funde aus Aegypten" giebt
Adolf Bauer in der Augsb. allg. ztg. beilage zu no. 104 einen
äußerst interessanten bericht über das in Fajüm aufgefundene
alte archiv, dem die Veröffentlichungen von Blaß, Wessely und
Hartel entstammen : ebenso über die von Graf gefundenen ge-
wäuder.
Rom, 21. april. Das kaiserlich deutsche archäo-
logische institut beging gestern in herkömmlicher weise
den Jahrestag seiner Stiftung. Zuerst besprach Lanciani die to-
pographie der neunten region des alten Rom , welche sich vor
den anderen namentlich durch ihre zahlreichen und ausgedehnten
Säulenhallen auszeichnete — eine eigenthümlichkeit, welche ihre
erklärung in der völlig ebenen beschaffenheit ihres terrains finde.
Hier, in der Tiber-ebene, seien fast alle bedeutenderen gebäude
durch Säulenhallen verbunden; in republikanischer zeit eine Sel-
tenheit und nur praktischen zwecken dienend, seien sie seit Au-
gustus recht eigentlich mode geworden. In einem Zeiträume von
zwanzig jähren habe sich das ganze Marsfeld mit ihnen bedeckt,
das beispiel aber des Augustus und seiner freunde und höflinge,
habe nachahmung gefunden bis in die zeiten des späten kaiser-
thums. Der vortragende zählte die vorzüglichsten anlagen die-
ser art auf, und besprach dann in eingehender weise diejenigen
unter ihnen, welche durch neuere ausgrabungen oder durch ent-
deckungen von documenten früherer Jahrhunderte in letzter zeit
besser bekannt geworden sind. Zu jenen gehören namentlich
der porticus der Argonauten mit dem Neptunstempel, bekannt
durch die relieffiguren von provinzen und trophäen, welche theils
früher , theils in den letzten jähren ausgegraben wurden ; zu
diesen die dem Diocletian und Maximian zugeschriebenen Säulen-
hallen in der nähe des Pompejus-theaters durch iuschriften als
porticus Iovia und Herculea bezeichnet und von Lanciani mit der
Wiederherstellung jenes theaters selbst in Verbindung gebracht.
398 Kleine philologische zeitung. Nr. 8.
Die kürze der zeit verhinderte ihn , des näheren auf die erläu-
terung der Pompejanischen gebäudegruppe einzugehen; vielmehr
beschränkte er sich darauf, ein fragment des capitolinischen
Stadtplans zu besprechen, welches zwei tempel, einen runden pe-
ripteros , den anderen einen rechteckigen hexastylos peripteros,
zur auschauung bringt, welche bisher noch nicht richtig unter-
gebracht worden sind. Er zeigte, daß sie der ostseite der por-
ticus Pompeiana angehören. Der runde tempel sei im hofe des
klosters von S. Nicolo a Cesarini noch jetzt vorhanden und
werde nächstens bei gelegenheit der Verlängerung der Via Na-
zionale freigelegt werden; der rechteckige sei noch zu an-
fang des 16. Jahrhunderts von Sangallo aufgenommen und be-
schrieben , wahrscheinlich aber bei dem bau der kirche S. Ni-
colo zu gründe gegangen. Lanciani schloß mit einer lebendigen
Schilderung der garten und villen-anlagen, welche das alte Rom
einerseits vom Pincio über den Esquilin bis nach Sa. Croce, an-
derenteils am Janiculus umgaben, aber diese anlagen seien we-
der im hohen sommer, noch im kalten winter benutzbar gewesen.
Um den einwohnern Spaziergänge für jede Jahreszeit zu ver-
schaffen, dazu seien die Säulenhallen angelegt worden ; in diesen
habe man das Marsf'eld von einem ende bis zum anderen durch-
wandern können. Der vortragende wies die gewaltige ausdeh-
nung dieser anlagen durch eine berechnung ihres flächeninhalts
nach , beschrieb dieselben den angaben der alten Schriftsteller
gemäß und behandelte sodann ausführlicher die nachrichten,
welche uns über Wiederherstellungen oder neubauten in der spä-
ten kaiserzeit erhalten sind, indem er namentlich bei den unter
Gratian, Valentinian und Theodosius erwähnten Porticus maxima
verweilte. Nach seiner ansieht erbauten diese kaiser allerdings
einen Säulengang, der von dem Pompejanischen bis zum pons
Aelius führte und mit dem triumphbogen von S. Celso endigte ;
dazu gehörige säulen seien im jähre 1880 gefunden worden.
Außerdem aber hätten jene kaiser die vorhandenen älteren Säu-
lenhallen durch neue mit einander verbunden und Porticus maxi-
ma sei der name geworden für den ganzen complex von Säulen-
gängen, welche vom pons Aelius bis an die porta Ostiensis führten
— eine ansieht , welche übrigens bereits einmal von de Rossi
ausgesprochen sei. Den mit vielem beifall aufgenommenen er-
örterungen Lanciani's folgte ein Vortrag des professors Henzen,
über ein vor kurzem in das Ungarische nationalmuseum zu Pest
aufgenommenes militairdiplom , von welchem durch die gute der
museumsverwaltung eine wohlgelungene nachbildung in gyps
vorgelegt werden konnte. Nach allgemeinen erläuterungen über
die für das römische militärwesen sowohl, als für die kaiserge-
schichte und sogar für die topographie der stadt Rom äußerst
wichtige monumentenclasse dieser bisher fälschlich als tabulae
honestae missionis bezeichneten bronzediptychen und die in ihnen
Nr. 8. Kleine philologische zeitung. 399
aufgeführten Privilegien wurde das vorliegende exemplar der
regierung des kaisers Domitian , und zwar dem jähre 84 , zuge-
schrieben. Es bezieht sich auf die in der provinz Pannonien
liegenden heeresabtheilungen. Der umstand, daß diese, welchen
hier nur bürgerrecht und connubium zugesprochen wird , in ei-
nem ähnlichen document aus dem folgenden jähre als dimissi
honesta missione bezeichnet werden, gab anlaß zu einigen bemer-
kungen über die Unsicherheit der damaligen politischen läge,
welche die entlassung der ausgedienten Soldaten im jähre 84
nicht gestattete. Der befehlshaber der Pannonischen provinz in
dieser zeit, Fuuisulanus Vettonianus, ist durch andere inschriften
hinlänglich bekannt. Wichtig ist das neue diplom für die con-
sularfasten des betreffenden Jahres , indem es im September als
consuln C. Tullius Capito Pomponianus Plotius Firmus und C.
Cornelius Gallicanus namhaft macht. Der erste ist gänzlich un-
bekannt , wogegen der zweite als früherer Statthalter des Lug-
dunensischen Gallien und als einer der vom kaiser Trajan mit
der einführung seiner alimentarstiftung betrauten hohen beamten
nachgewiesen wurde. Für römische topographie ist nicht ohne
interesse , daß das original des neuen diploms angeheftet war
auf dem Capitol ad thensarium vetus. Der vortragende zeigte,
daß das thensarium vetus ohne zweifei nichts anderes sei, als die
im jähre 60 erwähnte aedes thensarum, die remise der heiligen
processionswagen ; dieselbe sei allmählich zu klein geworden und
deshalb eine neue gebaut, von der die ursprüngliche durch das
beiwort vetus unterschieden werde.
Aus der National - ztg. vom 1. mai nr. 201 entnehmen wir
folgendes : Das denkmal auf dem Nemruddagh. In der von der
gesellschaft für erdkunde am 4. november vorigen jahres
abgehaltenen sitzung hatte professor Kiepert, von einem in Kur-
distan am oberen Euphrat auf dem Nemruddagh belegenen al-
terthümlichen monumente nähere mittheilungen gemacht, die darin
gipfelten: daß es sich nach den angestellten ermittelungen um
ein nationalheiligthum und eine königsgrabstätte der alten Kom-
magener mit zahlreichen kolossalfiguren der nationalgötter han-
dele. Inzwischen hat auch die akademie der Wissenschaf-
ten durch den bericht des von ihr mit der Untersuchung des
monuments beauftragten Stipendiaten des kaiserlichlich deut-
schen archäologischen Instituts dr. Otto Puchstein gele-
genheit erhalten, sich von neuem eingehend mit dieser angelegen-
heit zu beschäftigen. — Daß die akademie überhaupt von dem
Vorhandensein des monuments auf dem Nemruddagh und seiner
großartigkeit kenntniß erhielt, ist ein verdienst des jetzigen kon-
suls Müller-Raschdau in Newyork, welcher vom ingenieur
Karl Sester , der Mesopotamien viel durchforscht , kenntniß von
diesem denkmal erhalten : Müller veranlaßte den ingenieur, sich
mit der Berliner academie wegen weiterer erforschung in ver-
400 Kleine philologische zeitung. Nr. 8.
bindung zu setzen, worauf dieser folgende Schilderung an die
academie gelangen ließ : Zwischen Malatia und G-erger am Eu-
phrat liegt am fuße des berges Nimroddach die Stadt Kiachta
und auf dem gipfel dieses berges ist ein assyrisches grabmal,
ein hoher steinhügel und rund herum vierundzwanzig statuen,
frauen und männer , auf stuhlen sitzend. Eine jede statue ist
17 meter hoch vom köpfe bis zum fuße und besteht aus 7 zer-
legbaren steinen. Der sockel ist gänzlich mit römischer schrift
bedeckt. Alle statuen, frauen und männer, haben die assyrische
mutze auf und sind so fein in hartem quarz ausgehauen , wie
ich noch nie etwas gesehen habe. Ein opfertisch und in hohen
Steinplatten ausgehauene priester liegen auch noch da herum."
Diese beschreibung ergänzte Sester später durch eine selbstge-
fertigte planskizze. Die mitglieder der akademie wußten von
einem monumente, wie es Sester schilderte, durchaus nichts, da-
her ertheilte die akademie dem damals auf einer wissenschaft-
lichen reise befindlichen dr. Puchstein den auftrag, in gemein-
schaft mit dem Ingenieur Sester den Nemruddagh näher zu er-
forschen. — Am 15. april 1882 traten dr. Puchstein und Se-
ster, ausgerüstet mit den erforderlichen empfehlungen, von Alex-
andrette ab ihre forschungsreise an und erstiegen bereits am 4.
mai von Kiachta aus den unter den höhen des nördlichen Tau-
rusgebirges alles überragenden Nemruddagh. Die plattform war
jedoch noch mit schnee bedeckt, weshalb eine eingehendere Un-
tersuchung sich für den augenblick nicht ermöglichen ließ. Die
reisenden beschlossen daher, vorerst einen ihnen gleichfalls auf-
gegebenen streifzug nach Mesopotamien hinein zu unternehmen
und kehrten erst in den ersten tagen des juni an das hauptziel
ihrer reise zurück. Ueber das ergebniß ihrer forschungen hat
professor C o n z e der akademie in der öffentlichen sitzung am
25. januar dieses Jahres folgende mittheilungen gemacht. Auf
dem über 6000 fuß hohen berggipfel ist von kleinen steinen
ein gewaltiger tumulus aufgeschüttet, etwa 150 meter im durch-
messer der basis und etwa 45 meter in der höhe messend. Je-
derseits nach westen und osten legt sich eine terrasse an den
fuß dieses tumulus, auf welcher im wesentlichen dieselbe aus-
stattung, gleichsam in doppelter monumentaler ausfertigung wie-
derholt ist. Mit dem rücken gegen den tumulus gekehrt, thro-
nen jedesmal fünf etwa 17 meter hohe menschliche sitzbilder,
von thierbildern flankirt. Ebenfalls auf beiden terrassen wieder-
holt , wenn auch nicht in ganz gleicher anordnung fassen den
platz vor diesen riesenbildern lang fundamentmauern ein , auf
denen platten mit reliefdarstellungen menschlicher gestalten
standen. Wie sie sich anbetend zu den sitzbildern hinzuwenden
scheinen, so stand vor jedem von ihnen selbst wiederum ein al-
tärchen, wie ihrer Verehrung gewidmet. Die riesigen sitzbilder
stellen den könig selbst, welcher sich hier hochbetagt ein grabmal
Nr. 8. Kleine philologische zeitung. 401
errichtete, in einer reihe mit hellenisch-persischen gottheiten dar.
In der dominirenden mittelfigur erkennt dr. Puchstein den Zeus
Oromazdes , auf den ehrenplätzen links von ihm den jugendlich
ideal dargestellten könig und rechts von ihm die Kommagene,
die Personifikation seines reiches. Auf den reliefplatten aber
waren die ahnen des herrschers dargestellt. Das alles erklärt
in ausführlichster weise die große griechische inschrift , welche
auf den sesselrückseiten der thronenden bilder, auch sie in dop-
pelter ausfertigung im westen und osten wiederholt, sich befin-
det , und präzisiren in einzelnen inschriften , welche jeder der
reliefplatten auf ihrer rückseite aufgeschrieben sind. — Die ent-
zifferung der großen inschrift ist das hauptstück der Puchstein'-
schen arbeit. „Ich der könig Antiochus", so beginnt sie, ,,habe
für ewige zeiten die werke meiner gnade auf heiligem gründe
mit unantastbarer schrift verzeichnet." Der volle titel des kö-
nigs läßt keinen zweifei, daß der Stifter des monuments der kö-
nig Antiochus von Kommagene ist , dessen abstammung von ei-
nem könige Mithridates und einer syrischen prinzessin und des-
sen zeit (um 69 — 34 v. Chr.) Mommsen erst jüngst klar gestellt
hat (Mitth. des deutsch-archäol. Instituts zu Athen I, p. 27 ff.).
Nachdem der könig, so erläutert dr. Puchstein die inschrift
weiter , die frömmigkeit seiner gesinuung , die ihm macht , eine
glückliche herrschaft und alle lebensgüter eingetragen habe, in
beredten Worten geschildert, verleiht er dieser Versicherung durch
anführung seiner gottesfüchtigen thaten überzeugenderen aus-
druck: nicht allein, daß seine herrschaft den göttern unterge-
ordnet und anvertraut war, er hat ihnen auch abbilder geweiht
und für deren Verehrung sorge getragen. Hier an der statte,
wo es ihm galt , nahe den himmlischen sitzen der götter eine
ruhestätte für seinen eigenen, von der seele verlassenen leib zu
errichten, hat er dieselbe zugleich zu einer kultstätte der götter
und seiner seligen ahnen bestimmt. Er ließ es nicht bei
der anläge des heiligthums allein bewenden , sondern setzte
auch priester ein, welche mit freigebig gestifteten mittein jähr-
seinem geburts- und seinem krönungstage eine solenne feier zur
lieh an ehre der götter veranstalten sollten. Um der bestän-
digkeit dieser seiner einrieb tungen versichert zu sein , ver-
pflichtete er durch ein ausdrückliches gesetz alle nach ihm
kommenden gewalthaber, dieselben aufrecht zu erhalten. — Dr.
Puchstein konnte ein eingehenderes Studium des auf der fund-
stätte vorhandenen großartigen forschungsmaterials nicht bewerk-
stelligen, da ihm die hierzu erforderlichen hülfsmittel fehlten;
er hatte bei seinen mehrere wochen dauernden arbeiten mannig-
fache Schwierigkeiten mit den von ihm für die nur oberflächliche
beseitigung des gerölls engagirten kurdischen arbeitern zu be-
stehen. Im verein mit Sester trat er am 26. juni die rückreise
an und traf am 16. juli nach dreimonatlicher abwesenheit wieder
Philol. Anz. XIII. 27
402 Kleine philologische zeitung. Nr. 8.
in Alexandrette ein. Die akademie der Wissenschaften hat von
seinem reiseherichte mit lebhaftem interesse kenntniß genommen
und ihm ihre anerkennung für die art der erledigung des ihm
ertheilten auftrags votirt, außerdem aber den beschluß gefaßt,
bei dem bisher erreichten nicht stehen zubleiben, vielmehr eine
neue expedition mit allen für die abschließende erforsckuDg der
denkmalsstätte nothwendigen hilfsmitteln auszurüsten. Die lei-
tung derselben, deren Zeitdauer, von Alexandrette ab und wieder
dahin zurück, auf drei monate berechnet ist, hat die akademie
dem bekannten und auf diesem gebiete bewährten ingenieur dr.
H u m a n n antragen lassen , der sich auch zu deren Übernahme
bereit erklärt hat. Ihm werden dr. Puchstein und Sester , ge-
genwärtig ottomanischer ober-ingenieur des vilajet Diarbekir, zur
seite treten ; außer ihnen soll das personal der expedition aus
noch einem ingenieur, einem arzt, einem gipsformer und einem
photographen bestehen. Die auf über 30,000 mk. veranschlagten
kosten sind durch königliche munificenz bereit gestellt. Die ex-
pedition wird noch in diesem sommer und zwar in nicht zu
ferner zeit ihre reise antreten und läßt nach dem über das for-
schungsgebiet bis jetzt bekannt gewordenen auf eine reiche aus-
beute für kunst und Wissenschaft hoffen.
Zur „Nephrit - frage" die in letzter zeit viel behandelt ist,
bringt einen beitrag die Augsb. allg. ztg. beil. zu no. 108.
Ueber Sarkophage und römische inschriften aus der gegend
von Trient giebt nachrichten das Archivio Trentino hft. 2 (Trient
bei Marietti): vrgl. Augsb. allg. ztg. beil. zu no. 116.
Münzen in der nähe von Rochester gefunden aus 4. jahrh.
p. Chr., worüber näheres in Augsb. allg. ztg. nr. 117.
Ueber Perugia mit blicken auf das alterthum bringt man-
cherlei Augsb. allg. ztg. beil. zu nr. 118.
London. Die britische regierung lehnt den ankauf der gan-
zen Ashburnham'sammlung ab, ist aber nicht abgeneigt, einzelnes
zu erwerben. Augsb. allg. ztg. no. 125.
Einen bericht über das Jahrbuch der kunstsammlungen des
österreichischen kaiserhauses enthält Augsb. allg. zeitg. beil. zu
no. 126.
Augsb. allg. ztg. beil. zu no. 128 enthält einen beachtens-
werthen aufsatz von Urlichs „Zur gymnasialfrage".
Lübke bespricht in Augsb. allg. ztg. beil. zu no. 132 in
eingehender weise „die reliefs in Gjölbaschi".
Dem Eeichs-anz. no. 136 entnehmen wir folgendes: Unter
dem titel „Pergamon, geschichte und kunst" ist vor
kurzem der interessante Vortrag publizirt worden , welchen pro-
fessor L. von Urlichs am 8. märz d. j. in Würzburg gehalten
hat. Der vortragende giebt zunächst eine anziehende, klare dar-
stellung der geschichte des landes und seiner herrscher und dann
der entstehung und bedeutung des berühmten altarbaues und
Nr. 8. Kleine philologische zeitung. 403
seiner herrlichen Skulpturen. Die dann folgende erklärung des
großen frieses ist besonders geistvoll und sehr lesenswerth. Was
die kunstgeschichtliche Stellung des frieses betrifft, so findet der
vortragende in komposition und behandlung anklänge an die
gruppen des Laokoon und des Farnesischen stieres ; die meister
des letztgenannten Werkes waren nach Plinius: Apollonios und
Tauriskos , söhne des Menekrates aus der pergamenischen Stadt
Tralles ; söhne des letzteren waren , wie inschriftlich bezeugt,
auch in Pergamon beschäftigt, so daß die vorsichtige frage, ob
es diese gewesen, nicht unberechtigt erscheint. Auch den soge-
nannten sterbenden Alexander möchte der vortragende mit die-
sem stil verbinden und nennt ihn den leidenden junggebildeten
Ilerakles , nach der erzstatue , die Lucullus nach Rom brachte.
Die liebe zum kolossalen, den sinn für dramatisches pathos
könnten die Sicyonier , unter denen Lysippos gelebt hatte , hin-
über getragen haben : nicht direkt , sondern über Rhodos , das
nach dem tode Alexanders fröhlich aufblühte und zu einem
herde der kunst wurde, woher auch die schöpfer des Laokoon
stammten. Gelernt hätten die Pergamener ohne zweifei von
diesen meisterwerken , aber nachahmer seien sie nicht gewesen :
„ihre kühnheit vereinigte sich mit Originalität , ihre kunst war
die höchste potenz des gewaltigen und gewaltsamen hellenismus,
vollendete meisterschaft ihr Werkzeug, ihre werke ein glänzendes
muster der bewegtesten kraft , einer kraft , die man leicht mit
erhabenheit verwechselt." Unter manchen anderen vorgetragenen
ansichten verdient erwähnung , daß Urlichs annimmt , der ster-
bende fechter und die fälschlich „Arria und Paetus" benannte
gruppe, die er sämmtlich für Gallier hält, stammten ebenfalls
aus Pergamon und seien etwa auf Nero's geheiß nach Rom ge-
bracht worden. — Von dem eindruck , den der fries auf den
beschauer hervorbringt, sagt er: es sei nicht jene sanfte beru-
higung, jene sittliche erhebung, welche die betrachtung der be-
scheidenen hoheit eines Phidias erweckt, auch nicht jener stille
frieden, welchen die anderen aus Pergamon herrührenden weib-
lichen köpfe athmen, sondern vielmehr jener dramatische nerven-
reiz, dem ähnlich , wenn wir ein bild von Rubens sehen , wenn
wir von Wagners tönen ergriffen werden, wenn uns Milton den
kämpf und die wuth der gefallenen engel schildert. — Ueber
den werth der Pergamonfunde sagt er : sie haben die altgrie-
chische kunst besser kennen gelehrt, das bild der zeit des Phi-
dias vervollständigt, nicht ohne eigenen schatten, der Wissen-
schaft große dienste geleistet. Die funde von Pergamon haben
ein ganz neues licht angezündet, welches eine hohe, großentheils
originelle kunstblüthe beleuchtet und gezeigt, was die vermeintlich
ausgearteten letzten Jahrhunderte nach Alexander vermochten, und
dabei habe die ganze erwerbung , einschließlich des transports,
rund 120000 mk. , d. h. weniger als das „berühmte" bild von
27*
404 Auszüge aus Zeitschriften. Nr. 8.
Rubens gekostet. — Die kleine durch viele geistvolle apercu*
für den kunstfreund höchst anregende schritt ist im Verlage von
T. 0. Weigel in Leipzig erschienen.
Auszüge aus Zeitschriften.
Deutsche litter atur zeitung hrsg. von Max Roediger. IV. Jahrgang
1883. No. 1. Victor Schulze , die katakoinben. Die altchristlichen
grabstätten, ihre geschichte und ihre monumente. Mit einem titel-
bilde und 52 abbildungen im texte. Leipzig, Veit u. co. 1882. X,
342 p. 8. 10 nik. H. Holtzmann. — Wilh. Geiger, ostiranische cultur
im alterthum. Mit einer Übersichtskarte von Ostiran. Erlangen, üei-
chert 1882. VIII, 520 p. 8. 12 mk. Ferd. Justi. — Carolus Wes-
sely, Prolegomena ad papyrorum graecorum novam collectionem eden-
dam. Insunt etc. Wien, Gerolds söhn 1833. 8. 80 p. 1 tafel. 3 mk.
(Dissert.). W. Hartel. — Schweisthal, Martin, Essai sur la valeur pho-
netique de l'alphabet latin principalement d'apres les grammairiens
de l'epoque imperiale. Paris, Leroux 1882. XI, 110 p. 8. H. Keil.
— Eduard Gebhard, studien über das verpHegungswesen von Rom und
Constantinopel in der späteren kaiserzeic. Dorpat 1881. 92 p. 8.
(Diss.). Otto Seeck.
No. 2. Albert Martin, les scolies du manuscrit d'Aristophane a
Ravenne. Etüde et Collation. (Bibliotheque des ecoles franc. d'Athe-
nes et de Rome fasc. 27). Paris, Thorin 1882. XXVIII, 232 p. 5 fr.
U. v. Wilamowitz-M'öllendovff. — N. r. nokirtjg , ö rjXtog xazä toiig
dtjfMÖdHs [tv&ovg. Athen 1882. 54 p. 8. E. H. Meyer. — A. Dräger,
über syntax und stil des Tacitus. 3. verb. aufl. Leipzig, Teubner
1882. XIV, 130 p. 80 pf. Ig. Prammer. — Victor Gantier, la con-
quete de la Belgique par Jules Cesar. Brüssel, Lebegue et co. 1882.
365 p. 8. 7,50 frcs. W. Dittenberger. — F. Schulin, das griechische
testament verglichen mit dem römischen. Basel 1882. 60 p. 4. J. Merkel.
No. 3. Oskar Seyffert , lexicon der classischen alterthumskunde.
Culturgeschichte der Griechen und Römer. Mythologie und religion,
litteratur, kunst und alterthümer des Staats- und privatlebens. Mit
343 abbild. und einem plan der ausgrabungen von Olympia. (Meyers
fachlexika). Leipzig , Bibliographisches institut 1882. VIII , 732 p.
7 mk. 50 pf. Büchsenschütz. — Mittheilungen : H. Dressel antiqua-
rische funde in Italien. 1. Münzfunde im gebiet von Novara. 2.
Etruskische gräber in Bologna. 3. Ausgrabungen in Corneto.
No. 4. J. J. Oeri, beitrage zum verständniß der Trachinierinnen
des Sophokles. Berlin, Weidmann 1882. 8. 67 p. 2 mk. G. Kaibel.
— Glossarium mediae et infimae latinitatis conditum a Carola Du
Fresne domino Du Cange etc. digessit G. A. L. Henschel. Ed. nova
pluribus verbis aliorum scriptorum a Leopold Favre. 1er fasc. Niort,
L. Favre 1882. 64 p 4. a lief. 3 frcs. K. Zeumer. — V. Gardt-
hausen, Mastarna oder Servius Tullius. Mit einer einleitung über die
ausdehnung des Etruskerreichs. Mit 1 tafel. Leipzig, Veit u. co. 1882.
8. 48 p. 2 mk. Otto Seeck. — Olympia und umgegend. Zwei kar-
ten und ein situationsplan. Gez. von Kaupert und Dörpfeld herausg.
v. E. Curtius und F. Adler. Berlin, Weidmann 1882. Dazu 48 p.
text. 4 mk. A. Milchhöfer. — Mittheilungen: H. Dressel, antiqua-
rische funde in Italien. 4. Ausgrabungen am römischen forum. Der
Arcus Fabianus. Funde auf dem Capitol. Ein vergrabener obelisk.
Archaische marmorstele vom Esquilin.
No. 5. Leo Meyer, vergleichende grammatik der griechischen
und lateinischen spräche. 1. bd. 1. hälfte. 2. aufl. Berlin, Weid-
mann 1882. VI, 640 p. 9 mk. Joh. Schmidt. — Rieh. Meister, die
Nr. 8. Auszüge aus Zeitschriften. 405
griechischen dialebte auf grundlage von Ahrens' werk de Graecae lin-
guae dialectis dargestellt. 1. bd.: asiatisch-äolisch , böotisch, thessa-
lisch. Göttingen, Vandenhoeck u. Ruprecht 1882. VIII, 318 p. 6 mk.
G. Hinrichs. — Alessandro Tartara, animadversiones in locos nonnul-
los Valeri Catulli et Titi Livi. Rom, Loescher u. co. 1881. 102 p.
8. F. Leo. — Ed. Bertrand, un critique d'art l'ans l'antiquite. Phi-
lostrate et son ecole avec un appendice renfermant la traduction d'un
choix de tableaux de Philostrate l'ancien , Philostrate lejenne, Cho-
ricius de Gaza et Marcus Eugenicus. Paris, Thorin 1882. 367 p. 8.
5 frcs. A. Kalkmann. — Sorani Gynaeciorum vetus translatio Latina
nunc prinium edita cum additis graeci textus reliquiis a Dietzio re-
pertis atque ad ipsum codicem Parisiensem nunc recognitis a Valen-
tino Rose. Cum duob tabulis lithogr. Leipzig, Teubner 1882. XXI,
422 p. 8. 4 mk. 80 pf. H Haeser. - Mittheilungen: H. Dressel,
antiquarische funde in Italien. 5. Eine neue sabellische inschrift. 6.
Oskische inschrift aus Pompei.
No. 6. Lucianus Samosatensis Franc. Fritzschius recensuit. Vol.
III, pars II. Rostock, Werther 1882. CXX, 162 p. 8 mk. F. Blaß.
— Vergils eklogen in ihrer strophischen gliederung nachgewiesen mit
commentar von W. H Kolster. Leipzig, Teubner 1 882. XIV, 226 p. 8.
4 mk. 80 pf. F. Leo. — Hanf Rauchenstein, der feldzug Caesars ge-
gen die Ilelvetier. Eine kritische belenchtung mit einer vorausge-
henden abhandlung über die Glaubwürdigkeit der commentarien Cae-
sars zum gallischen krieg. Zürich 1882. 102 p. 8. Ditlenberger.
No. 7. Franz Brentano, über den creatianismus des Aristoteles.
Wien, Gerold's söhn 1882. 34 p. 8 (Aus sitzungsber. der Wiener
akad.). — Derselbe, offener brief an prof. dr. E. Zeller aus anlaß sei-
ner schrift über die lehre des Aristoteles von der ewigkeit des geistes.
Leipzig, Duncker u. Humblot. 36 p. 8. E. Zeller. — Eine griechi-
sche schrift über Seekrieg, zum ersten male hrsg. und untersucht von
K. K. Müller. Würzburg, Stuber 1882. 53 p. 8. 2 mk. 40 pf.
Rirh. Förster. — Georg Voigt, die Wiederbelebung des classischen al-
terthums oder das erste Jahrhundert des Humanismus. In 2 bdn. IL
bd. 2. umgearb. aufl. Berlin, G. Reimer 1881. VIII, 548 p. 8 mk.
Aug. Reiff er scheid. — Adolf Bauer, die Kyrossage und verwandtes.
Wien, Gerold 1882. 8. 86 p. 1 mk. 40 pf. E. H. Meyer. — Karl
von Jan, die griechischen Saiteninstrumente. Mit 6 abbild. in Zink-
ätzung. Leipzig, Teubner 1882. 36 p. 4. 1 mk. 10 pf. (Progr. v.
Saargemünd). Bellermaun.
No. 8. Salviani presbyteri Massiliensis opera omnia rec. et com-
ment. critico instruxit Fr. Pauli/. (Corpus script. eccl. Latin. Vin-
dobon. vol. VIII). Wien, Gerold's söhn 1883. XVI, 359 p. 8. 7 mk.
H. Sauppe. — Jules Marlha,\es sacerdoces atheniens. These. Paris,
Thorin 1881. 8. VIII, 184 p. 5 frcs. U. v. Wüamotvitz-Möllendorff.
— W. S. TeuffeVs geschichte der römischen litteratur. 4. aufl. bear-
beitet von Ludw. Schwabe. Leipzig, Teubner 1882. 8. XVI, 1238 p.
14 mk. 31. Hertz. — II. Haeser, Jehrbuch der geschichte der me-
dicin und der epidemischen krankheiteu. 3. voll, umgearb. aufl. I.
bd.: geschichte der raedicin im alterthum und mittelalter. XXVIII
u. 875 p. II. bd.: geschichte der medicin in der neuesten zeit. XIV,
1120 u. 35 p. III. bd.: geschichte der epidemischen krankheiten.
XVI, 995 p. Jena, Fischer 1875 — 1882. 63 mk. 50 pf. Ruschmann.
No. 9. Georg Bühler, leitfaden für den elcmentarcursus des San-
skrit mit Übungsstücken und zwei glossaren. Wien, Konegen 1883.
8. VII, 171 p. 2 tafeln. 5 mk. ^Aviwv Iov tov Bvtavriov, <jvy-
yoaffiux; rij? n'c ixctToviaiTtjoidoc; XQtiOToq9sict tjtot roönov tov 'EkXrjvonos-
7iw? ffiofoftai txdidofzfvog ^«'(«v Ttjg 'ElXrjiw/.rjc; fiolcciag /utT« xal 7>jg tlg
406 Auszüge aus Zeitschriften. Nr. 8.
ttjv xa&WfuXtj/uevqv nagacpQätisug (ytvopwqs) vnb N. K. (NHtqcpÖQov Ka-
loytQu). Athen 1881. XVI, 108 p. 1,25 frc. A. Eberhard. — Herrn.
Kluge, die Consecutio temporuin deren grundgesetz und erscheinun-
gen im lateinischen. Köthen, Schulze 1883. VIII, 124 p. 2 mk. H.
J. Müller.
No. 10. Raphael Garrucci, addenda in Sylloge inscriptionum La-
tinarum aevi romanae rei publicae usque ad C. Iulium Caesarum ple-
nissima. Turin 1877. Accedunt emendationes quaedana et index ti-
tuloruna digestus per loca ordine alphabetico. Turin 1881. 31 p. 8.
1,25 lire. H. Jordan. — Georg Voigt, die briefsammlungen Petrarca's
und der Venetianische Staatskanzler Benintendi. München, Franz 1882.
101 p. (Aus abhandl. der bayer. akad. der wiss. III. kl. bd. XVI).
Adalbert Horawitz. — Monumenta tachygraphia codicis Parisiensis La-
tini 2718 transscripsit adnot. edid Gull. Schmitz. Fase, prior formulas
et capitulare Ludovici Pii Aquisgranense continens. Adiecta sunt
XXII tabulae phototypae notarum Tironianarum sirnulacra exhibentes.
Hannover, Hahn 1882. VIII, 50 p. 4. 10 mk. W. Wattenbach. —
Adolf Bötticher, Olympia, das fest und seine statte. Nach den be-
richten der alten und den ergebnissen der deutschen ausgrabungen.
Mit vielen holzschnitten und 15 tafeln in kupferradierung. Berlin,
Springer 1883. XII, 407 p. 8. 20 mk. R. Bohn.
No. 11. Bruchstücke einer vorhieronymianischen Übersetzung des
Pentateuch. Aus einem Palimpseste der königl. hof- u. staatsbibl. zu
München. Zum ersten male veröffentlicht von Leo Ziegler. München,
literar. anstalt 1883. XXX, 88 p. 4. 15 mk. A. Mezger. — Fr.
Kaulen , Assyrien und Babylonien nach den neusten entdeckungen.
2. erweit. auü. Mit 49 illustrat., einer schrifttafel u. 2 karten. Frei-
burg i. Br., Herder 1882. VIII, 223 p. 4 mk. Schrader. — Karl
Sittl, die widerholungen in der Odyssee. Ein beitrag zur homerischen
frage. Gekrönte preisschrift. München, Th. Ackermann 1882. 192 p.
8. 4 mk. G. Hinrichs. — Ludwig Lindenschmit, tracht und bewaff-
nung des römischen heeres während der kaiserzeit etc. Braunschweig,
Vieweg und söhn 1882. 296 p. 4. 6 mk. W. Dittenberger. — Carl
Neumann, das Zeitalter der punischen kriege. Aus dem nachlasse des
verf. hrsg. und ergänzt von Gustav Faltin. Breslau, Köbner 1883. 8.
VII, 598 p. 12 mk. J. Partsch. — Mittheilungen : H. Dressel, anti-
quarische funde in Italien. 1. Gräbermobiliar in Ventimiglia. 2. Pa-
tronatstafel einer frau in Volsinium novum. 3. Münzfund in Pompei.
Das urtheil Salomonis und die bestrafung des Marsyas auf pompeiani-
schen Wandgemälden. 4. Inschrift aus Verona.
No. 12. Aristoteles über die dichtkunst. Nach der ältesten hand-
schrift hrsg., ins deutsche übersetzt, mit kritischen anmerkungen und
einem exegetischen commentar versehen von Friedr. Brandscheid.
Wiesbaden, Rodrian 1882. IX, 163 p. 8. 3 mk. 60 pf. E. Heitz. —
Die sogenannte theologie des Aristoteles aus arabischen handschriften
zum ersten mal hrsg. v. Fr. Dieterici. Leipzig, Hinrichs 1882. VIII,
172 p. 8. 6 mk. Moritz Steinschneider. — H. Hübschmann, die Um-
schreibung der iranischen sprachen und des armenischen. Leipzig,
Breitkopf und Härtel 1882. 44 p. 1 mk. Bartholomae. — Conrad
Bursian, der rhetor Menandros und seiue schriften. (Aus den abhandl.
der bair. akad. d. wiss.). München , Franz 1882. 4. 152 p. 5 mk.
U. v. Wilamowitz-Möllendorff. — Franc. Härder, Index copiosus ad
K. Lachmanni commentarium in T. Lucretii Cari de rerum natura li-
bros. Berlin, G. Reimer 1882. 62 p. 8. 1 mk. F. Leo. — Gia-
como Lumbroso , l'Egitto al tempo dei Greci e dei Romani. Turin,
Bocca 1882. 8. 204 p. 5 mk. </. Krall. — Hans Dütschke, antike
bildwerke in Oberitalien. Bd. I: die antiken bildwerke des Campo
Nr. 8. Auszüge aus Zeitschriften. 407
Santo zu Pisa. 131p. Bd. II: zerstreute antike bildwerke in Florenz.
254 p. Bd. HI: die antiken marmorbildwerke deruffizien in Florenz.
269 p. Bd. IV: antike bildwerke in Turin, Brescia, Verona und
Mantua. 403 p. Bd. V : antike bildwerke in Vicenza , Venedig, Ca-
rajo, Modena, Parma und Mailand. Mit einem generalregister über
alle 5 theile. VIII, 460 p. Leipzig, Engelmann 1874—1882. 34 mk.
60 pf. F. v. Duhn. — Mittheilungen : H. Dressel, antiquarische funde
in Italien. 5. etruskische antiquitäten im Bologneser Appennin. 6.
ausgrabungen am Heraklestempel zu Selinunt. 7. reisebericht aus
Großgriechenland.
No. 13. Titi Livii ab urbe condita libri ex rec. Andreae Friqelii.
Vol. II, fasc. 1, libr. XXI continens. Gotha, F. A. Perthes 1882. 53 p.
40 pf. H. J. Müller. Abhandlungen des archäologisch-epigraphischen
seminars der Universität Wien hrsg. von O. Benndorf und O. Hirsch-
feld. II. Julius Dürr, die reisen des kaisers Hadrian. Wien, Gerolds
'söhn 1881. 8. 124 p. 4 mk. 80 pf. O. Seeck. III: Wilh. Kubit-
schek, de Roinanaruin tribunum origine ac propagatione. 1882. VII,
214 p. H. Dessau. — Frz. Schnorr von Carolsjeld, katalog der hand-
schriften der königl. öffentl. bibliothek zu Dresden. 1. bd. Enth. d.
abtheilungen A-D und F— H. Leipzig, Teubner 1882. XV, 648 p.
8. 15 mk. 2q. Mittheilungen: //. Dressel, antiquarische funde in
Italien. 8. aus der nekropolis von Orvieto. 9. die eselsohren des
Bernini. Publication über das pantheon. Gräber auf dem Esquilin.
Ausgrabungen in Antemnae. 10. ein matronenstein aus der provinz Como.
No. 14. Friedr. Blaß, über die ausspräche des griechischen. 2.
vollst, umgearb. aufl. Berlin, Weidmann 1882. 8. 209 p. U. von
Wilamowitz-Möllendorff. — Callimachi hymni et epigrammata. Vdal-
ricus de Wilamowitz - Möllendorff recognovit. Berlin, Weidman 1882.
59 p. 8. 75 pf. E. Hiller. — Exempla codicum Amplonianorum Erfurten-
8ium saec. IX— XIV hrsg. von W. Schum. Berlin, Weidmann 1882.
24 taf. mit 25 abbild. u. 28 p. text. fol. 20 mk. H. Breßlau. —
Mittheilungen: H. Dressel, antiquarische funde in Italien. 11. münz-
schätze in Carovigno und Casalino. 12. Rhodische amphoren auf dem
berge Eryx. Punische inschrift aus Lilybaeuin. 13. das forum zu
Concordia. 14. ein lararium in Pompei. 15. militärdiplom aus Sar-
dinien. —
No. 15. Les actes des Martyrs. Supplement aux Acta sincera
de Dom Ruinart par M. Edmon le Blant. Extrait des Memoires de l'a-
cademie des inscr. t. XXX. 2e partie. Paris , imprim. nation. 1882.
292 p. 4. 12 frs. — K. Lehrs, de Aristarchi studiis Homericis. Ed.
tertia. Leipzig, Hirzel 1882. VIII, 506 p. 8. 9 mk. G. Hinrichs.
— Hecht, Maxim., Quaestiones Homericae. Königsberg, Nürmberger
1882. 8. 31 p. 1 mk. 20 pf. (Diss.). G. Hinrichs. — Georg Weber,
allgemeine Weltgeschichte. 2. aufl. unter mitwirkung von fachgelehr-
ten revidirt und Überarb. l.bd.: geschichte des Morgenlandes. XXIV,
854 p. II. bd. : geschiebte des hellenischen volkes. XVI, 939 p.
Leipzig, Engelmann 1882. 14 mk: 50 pf. A. Bauer.
No. 16. Rieh. Adalb. Lipsius, die apokryphen apostelgeschichten u.
apostellegenden. Ein beitrag zur altchristlichen litteraturgeschichte.
1. bd. ßraunschweig, Schwetschke u. co. 1883. IV, 633 p. 8. 15 mk.
H. Holtzmann. — Persepolis. Die aebämenidischen und säsänidischen
denkmäler und inschriften von Persepolis, Istakhr, Pasargadä, Shähpür
zum ersten male photographisch aufgenommen von F. Stolze im an-
scbluß an die epigraphisch - archäologische expedition in Persien von
F. C. Andreas. Mit einer besprechung der inschriften von Th. Nöl-
deke. Berlin, Asher u. co. 1882. 2 bde. gr.-fol. 1. bd. 7 p. text
und 73 lichtdr. -tafeln und 73 bl. erklärungen. II. bd. 12 p. text in
408 Auszüge aus Zeitschriften. Nr. 8.
77 lichtdr.-tafeln mit 77 bl. erltlärungen. 450 mk. Schrader. — H.
S. Anton, etymologische erklärung homerischer Wörter. Theil I. Er-
furt, Villaret 1882. VIII, 144 p. 8. 2 mk. 40 pf. G. Hin-
richs. — Marx, Frid. , Studia Luciliana. Bonn, Behrendt 1882. 8.
102 p. 2 mk. Franz Härder. — M. Minucii Felicis Octavius rec.
J. J. Cornelissen. Leiden, Brill 1882. 8. XX, 74 p. 1 mk. 50 pf.
K. Zangemeister. — Kuntze , Joh. Emil , prolegomena zur geschichte
Roms. Oraculum , auspicium, templum , regnum. Nebst 4 planen.
Leipzig, Hinrichs 1882. 8. 224 p. 5 mk. — Otto Seeck, die groß-
herzoglich badische alterthümersammlung in Karlsruhe. Antike bron-
zendarstellungen in unveränderlichem lichtdruck hrsg. von dem groß-
herzogl. conservator der alterthümer. Neue folge. Heft 1. Karlsruhe,
Ulrici 1883. 10 bl. fol. 5 mk. A. Furtwängler.
No. 17. Maurice Croiset, Essai sur la vie et les oeuvres de Lu-
den. Paris, Hachette u. Co. 1882. IV, 396 p. 8. 7,50 frcs. F. Blaß.
No. 18. Porphyrii quaestionum Homericarum ad Iliadem perti-
nentium reliquias collegit disposuit edidit Herrn. Schrader. fasc. I
u. IL Leipzig, Teubner 1880 u. 1882. XI, 496 p. 8. 16 mk. G.
Hinrichs. — Gugl. Studemund, Due commedie parallele di Difilo. Tu-
rin, Loescher 1883. 8. 21 p. (Aus der Rivista di filologia XL) G.
Goetz. — T. Macci Plautl Amphitruo recensuerunt Georg Goetz et
Gust. Loewe. Leipzig, Teubner 1882. XII, 131 p. 8. 3 mk. 60 pf.
— Theodor Bergk, zur geschichte und topographie der Rheinlande in
römischer zeit. Leipzig , Teubner 1882. 8. 188 p. 1 tafel. 5 mk.
20 pf. Bormann. — Milchhöfer, die anfange der kunst in Griechen-
land. Studien. Mit zahlreichen abbildungen. Leipzig, Brockhaus
1883. 8. VI, 247 p. 6 mk. F. von Duhn.
No. 19. Scholia Hephaestione.a altera integra primum edita a
W. Hoerschelmann. (Dorpater univ. progr.). Leipzig, Teubner 1882.
4. II, 30 p. 1 mk. U. v. Wilamowitz-Möllendorff. — Henricus Doulcet,
Quid Xenophonti debuerit Flavius Arrianus. Thesis. Paris, Klinck-
sieck 1882. 8. 94 p. 3 fr. 50 c. B. Niese. — Max Dnncker , ge-
schichte des alterthums. VII. bd. 3. 4. 5. aufl. Leipzig, Duncker u.
Humblot 1882. 8. VII, 496 p. 9 mk. 80 pf. Arn. Schaefer.
No. 20. F. Collard, trois universites allemandes considerees au
point de vae de l'enseignement de la philologie classique (Strasbourg,
Bonn et Leipzig). Louvain, Peeters 1879—1882. 8. 357 p. 4 mk.
M . Hertz. — Moritz Schmidt, über den bau der Pindarischen strophen.
Leipzig, Teubner 1882. 8. XXX , 144 p. 4 mk. G. Kaibel. — B.
Dahl, die lateinische partikel ut. Eine von der norwegischen Univer-
sität . . . belohnte preisschrift . . . hrsg. von J. P. Weiße. Kristiania,
Grondel 1882. 8. VI, 304 p. H. J. Müller. — A. Conze, C. Hu-
mann, R. Bohn, H. Stiller, G. Lolling, O. Raschdorff, die ergebnisse
der ausgrabungen zu Pergamon. Vorläufiger bericht 1879. Mit 7 ta-
feln. 120 p. fol. 1880—1881. Mit 4 tafeln. 55 p. fol. Berlin,
Weidmann 1880 u. 1882. fol. 20 mk. O. Benndorf.
No. 21. Fr. Ignatius, de Antiphontis Rhamnusii elocutione com-
mentatio. Berlin, Mayer u. Müller 1882. 8. IX, 201 p. 5 mk. Ar-
nold Hug. — Iohannes Euchaitorum metropolitae quae in codice Va-
ticano Graeco 676 supersunt Iohannes Bollig S. F. descripsit, Patilus
de Lugarde edidit Goettingen , Dieterich 1882. 4. XVI, 228 p.
10 mk. Spyr. B. Lambros. — Theodor Schreiber, die Athena Par-
thenos des Phidias und ihre nachbildungen. Ein beitrag zur kunst-
geschichte. Leipzig, Hirzel 1883. 8. 100 p. 6 mk. Conze.
No. 22. Adolf Harnack, die altercatio Simonis Iudaei et Theo-
phili Christiani nebst Untersuchungen über die antijüdische polemik
in der alten kirche. — Ders. , die acta Archelai und das Diatessaron
Nr. 8. Auszüge aus Zeitschriften. 409
Tatians. — Osk. v. Gebhardt, zur handschriftlichen Überlieferung der
griechischen apologeten. I. der Arethascodex. Paris Gr. 451. (Texte
und Untersuchungen zur geschichte der altchristlichen litteratur von
0. v. Gebhardt und Ad. Harn_ack. I. bd. 3. heft.) Leipzig, Hinrichs
1883. 8. 196 p. 6 mk. H. Holtzmann. — Engelbertus Schneider, de
dialecto Megarica. Gießen 1882. 8. VIII, 87 p. (Diss.). Gustav
Hinrichs. — Emil Huebner, grundriß zu Vorlesungen über die grie-
chische syntax. Berlin, Hertz 1883. IV, 1 12 p. 8. 3 mk. M. Schanz.
— A. Milchhüfer, die befreiung des Prometheus. Ein fund aus Per-
gamon. Berlin, G. Reimer 1882. 4. 43 p. 1 tafel. A. Furtw'dngler.
Nr. 23. Hermann Müller, überPlotins schrift niQl&twoiag. Nord-
hausen 1875. 4., und ders., Plotins forschung nach der materie. Ber-
lin, Weidmann 1882. 1 mk. 60 pf. (Ilfelder programme). — t. —
Hugo von Kleist, Plotinische studien. 1. heft: studien zur IV. En-
neade. Heidelberg, Weiß 1883. 8. VHI, 152 p. 2 mk. 80 pf. H.
F. Müller. — Die sogenannte theologie des Aristoteles aus dem Ara-
bischen übersetzt und mit anmerkungen versehen von F. Dieterici.
Leipzig, Hinrichs 1883. 8. XVIII, 224 p. 8 mk. V. Rose. — Ba-
brius edited with introductory dissertations critical notes commentary
and lexicon by W. Gunion Rutherford. London, Macmillan u. co.
1883. 8. CHI, 202 p. 12 sh. 6 d. G. Kaibel. — Charles Nisard,
notes sur les lettres de Ciceron. Paris, Didot 1882. 4. 238 p. 5 fr.
A. Eberhard. — Otto Benndorf, vorläufiger bericht über zwei öster-
reichische archäologische expeditionen nach Kleinasien. Wien, Gerold
1883. 8. 101 p. 4 tafeln. 3 mk. R. Kekule.
No. 24. Hans Flach, geschichte der griechischen lyrik nach den
quellen dargestellt. I. bd. Tübingen, Fues 1883. 8. XVI, 358 p.
6 mk. 40 pf. E. Hiller. — Carl Pauli, altitalische studien. I. heft.
Mit 1 lithogr. tafeln. Hannover, Hahn 1883. 8. VI, 72 p. 3 mk. —
Winckelmanns briefe an seine Züricher freunde nach den auf der Zü-
richer stadtbibliothek aufbewahrten originalen in verm. u. verbess.
gestalt neu hrsg. von H. Blümner. Freiburg i. Br. 1882. 8. X, 238 p.
5 mk. F. v. Duhn.
Hermes, XVIII. bd. 2. hft. : Th. Mommsen, die italischen bürger-
colonien von Sulla bis Vespasian, p. 161. — U. v. Wilamowitz-Möllen-
dorff, die beiden electren, p. 214. — A. Piccolomini, quaestionum de
Archilocho capita tria, p. 264. — H. J. Polak, ad Choricii declama-
tiones duas recens editas notulae, p. 271. — O. Seeck, die reihe der
stadtpräfecten bei Ammianus Marcellinus, p. 289. — P. Stengel, Av-
xäßag, p. 304. — A. Gemoll, zur Dolonie, nachtrag zu bd. XV, p. 557 ff.
p. 308. — — Mise eilen: K. Boysen, ein angebliches fragment des
Eratosthenes, p. 312. — 31. Franke/, der begriff des ri/utifia im atti-
schen Steuersystem, p. 314. — C. R., zur inschrift von Larisa, p. 318.
— H. J. Müller, zu Livius, p. 319.
Litterarisches centralblatt für Deutschland. Herausgeber und ver-
antwortlicher redacteur prof. dr. Fr. Zamcke. Nr. 10. Piatos aus-
gewählte dialoge. Erklärt von C. Schmelzer. Symposion. Berlin
1882, Weidmann. 98 p. 8. 1 mk. M. W{o)hlr{a)b. — Brandt, Sa-
muel, Eumenius von Augustodunum und die ihm zugeschriebenen
reden. Ein beitrag zur geschichte der römischen litteratur in Gal-
lien. Freiburg im Breisgau 1882, Mohr. 46 p. 8. A. E(ußner.)
No. 11. Schröder, E., die keilinschriften und das alte testament.
Mit einem beitrage von dr. Paul Haupt. 2. umgeänd. und verm.
aufl. nebst chronolog. beigaben, zwei glossaren, registern und einer
karte. Gießen 1883, Ricker. VII, 618 p. 18 mk. F. H(ommel.) —
Mürdter, F., kurzgefaßte geschichte Babyloniens und Assyriens nach
den keilschriftdenkmälern. Mit besonderer berücksichtigung des alten
410 Auszüge aus Zeitschriften. Nr. 8.
testaments. Mit Vorwort von prof. Friedr. Delitzsch. Nebst 28 abbild.
Stuttgart 1882, Gundert. VIII, 279 p. 3 mk. — Das gemälde des
Kebes. Deutsch von F. S. Kraaß. Der schluß aus dem arabischen
des Ibni Muskve'ih von prof. dr. Fr. Müller. Wien 1882, Gerold's
söhn. 33 p. 8. 1 mk. 30 pf. B(laß). — Blümner, Hugo, Laokoon-
studien. 2. heft. Ueber den fruchtbaren moment und das transito-
rische in den bildenden künsten. Freibnrg i. Br. 1882, Mohr. VI,
99 p. 3 mk. A. M{ilchhöfer). — Exner, Sigm., die physiologie des
fliegens und schwebens in den bildenden künsten. Vortrag . . . Wien
1882, Braumüller. 37 p. 8. 1 mk. A. M(ilchhöfer). —
No. 12. Roch, Georg, die schrift des alexandrinischen bischofs
Dionysius des großen „über die natur". Eine altchristliche Widerle-
gung der atomistik Demokrit's und Epikur's. Leipzig 1882. 8. 60 p.
(Dissert.). — Pierret, Paul, le livre des morts des anciens Egyptiens.
Traduction complete d'apres le papyrus de Turin et les manuscrits
du Louvre. Paris 1882, Leroux. 661 p. 10 frcs. G. E(bers). —
Engelmann, W. , Bibliotheca scriptorum claissicorum. 8. aufl. umfas-
send die litteratur von 1700—1878. Neubearbeitet von dr. E. Preuß.
2. abth. Scriptores latini. Leipzig 1882, Engelmann. IV, 771 p.
16 mk. — Ribbeck, Otto, Alazon. Ein beitrag zur antiken ethnologie
und zur kenntniß der griechisch-römischen komödie nebst Übersetzung
des Plautinischen Miles Gloriosus. Leipzig, Teubner 1882. 8. VI,
193 p. 4 mk. 40 pf.
No. 13. Glossar zum Bombay departemental third book of Sam-
skrit übers, von Eug. Hultzsch. Wien 1882, Konegen. III, 82 p. 8.
1 mk. 80 pf. Wi. — Aristoteles über die dichtkunst. Nach der äl-
testen handschrift hrsg. ins deutsche übers. Mit krit. anmerkungen
und einem exeget. commentare versehen von Friedr. Brandscheid.
Wiesbaden 1882, Rodrian. IX, 163 p. 3 mk. 60 pf. — Benndorf,
Otto, vorläufiger bericht über zwei oesterreichische archäologische
expeditionen nach Kleinasien. Wien 1883, Gerolds söhn. 101 p. 1
taf. u. 2 karten. 8. A. M{ilchhöfer.)
No. 14. Henze, Otto, de Stobaei florilegii excerptis Bruxellensi-
bus. Freiburg i. Br. 1882, Mohr. 36 p. 2 mk. 50 pf. — Plutarque
vie de Ciceron suivie du parallele de Demosthene et de Ciceron.
Texte grec revu sur le manuscrit de Madrid accompagne d'une notice
sur Plutarque etc. par Ch. Graux. Paris 1882, Hachette. 191 p. 16.
B(laß).
No. 15. Christ, W. , die Attikusausgabe des Demosthenes, ein
beitrag zur textesgeschichte des autors. Mit 1 tafel. München 1882,
Franz. 82 p. 4. 2 mk. 50 pf. (Abhandlungen der bayer. akad. d.
wiss.). Bl(aß). — Müller, K. K., eine griechische schrift über Seekrieg.
Zum ersten male herausg. und untersucht. Würzburg 1882, Stuber.
53 p. 8. 2 mk. 40 pf. Bl(aß). — Hasse, C, die Venus von Milo.
Eine Untersuchung auf dem gebiete der plastik und ein versuch zur
Wiederherstellung der statue. Mit 4 lichtdruck- und 4 lithogr. tafeln.
Jena 1882, Fischer. 13 p. gr.-fol. 7 mk. A. M(ilchhöfer.). — Kiel,
Friedr., die Venus von Milo. Ein neuer versuch ihrer ergänzung, er-
klärung und Würdigung. Mit einer holzschnitttafel. Hannover 1882,
Hahn. VII, 64 p. 8. 2 mk. 40 pf. A. M(i/chh!Jfer.)
No. 16. Ranke, Leopold von, Weltgeschichte. 3. theil: das alt-
römische kaiserthum. Mit kritischen erörterungen zur alten geschichte.
1. u. 2. abth. Leipzig 1883, Duncker u. Humblot. VIII, 546 p. XI,
356 p. 21 mk. F. — Bröcker, L. O., moderne quellenforscher und
antike geschichtsschreiber. Innsbruck 1882, Wagner. IV, 107 p.
2 mk. 40 pf. F. R{rihl.) — Meyer, Leo, vergleichende grammatik der
Nr. 8. Auszüge aus Zeitschriften. 411
griechischen und lateinischen spräche. 1. bd. 1. hälfte. 2. aufl. Berlin
1882, Weidmann. VI, 640 p. 8. 9 mk. B(ru)gm(an).
No. 17. Mehlis, C, Markomannen und Bajuwaren. Eine studie
zur geschichte der deutschen Völkerwanderung. Mit einer kartenskizze.
München 1882, Riedel. 27 p. 4. — Westermayer, Ad., der Protagoras
des Plato. Zur einführung in das verständniß der ersten Platonischen
dialoge erklärt. Erlangen 1882, Deichert. VI, 202 p. 8. 2 mk. 40pf.
M. W(o)hlr(a)b. — Studemund, Wilh., due commedie parallele di Di-
filo. Turin 1883, Löscher. 21 p. 8.
No. 18. Die lateinischen Übersetzungen des Ignatius hrsg. von
Paul de Lagarde. Göttingen 1882, Dieterich. (Abhandl. der Göttin-
ger gesellsch. d. wiss. bd. 29.) — Poetae lyrici Graeci. R.ec. Theod.
Bergk. Ed. quarta tomus II et III. Poetas elegiacos iambographos
et melicos continentes. Leipzig 1882, Teubner. IV. 522, HI, 747 p.
8. 23 mk. 20 pf. — Tommasi-Crudeli , Conr., die malaria von Rom
und die alte drainage der römischen hügel. Ins deutsche übers, von
Ad. Schuster. Mit einem vorwort von dr. 31. v. Pettenkofer. Mün-
chen 1882, Rieger. 30 p. 8. 80 pf. 31. Bu{rsian).
No. 19. Dieterici, Fr., die sogenannte theologie des Aristoteles
aus arab. handschriften zum ersten mal hrsg. Leipzig 1882, Hinrichs.
(Vni, 180 p. 8.) 6 mk. — Saalfeld, G. A. , Italo-Graeca. Kultur-
geschichtliche studien auf sprachwissenschaftlicher grundlage gewonnen.
Hannover 1882, Hahn. 1. heft. Vom ältesten verkehr zwischen Hellas
und Rom bis zur kaiserzeit. 49 p. 8. 1 mk. 2. heft: handel und
wandel der Römer im lichte der griechischen beeinüussung betrachtet.
Kulturgeschichtl.-sprachwissenschaftliche abhandlung. 78 p. 8. 2 mk.
40 pf. e. s. — Kleinpaul, Rud., Rom in wort und bild. Eine Schil-
derung der ewigen stadt und der Campagna. Mit 368 illustr. Lief.
27—30. Leipzig 1882, Schmidt u. Günther.) p. 309-356. älief. lmk.
Neue Jahrbücher für philoloqie und pädagogik von A. Fleckeisen,
bd. 137, heft III. 26' Zu Sophokles, von J. Renner, p. 145—159. —
27. Die Vergiftung mit stierblut im classischen alterthum, von W. H.
Röscher, p. 159 — 162. — 28. Utra futuri oratores Attici uti maluerint,
Uco an tfpj'ffo), von E. R. Schulze, p. 163—166. — 29. Die gegner in
der ersten rede des Isaios, von E. Albrecht, p. 167—168. — 30. Die
weihinschrift des Dianahaines von Aricia, von J. Büoch, p. 169—175.
— 31. Zu Iustinus, von R. Sjn-enger und A. Eußner, p. 175 — 176. —
32. Anz. v. E. Sittl .- die localen Verschiedenheiten der lateinischen
spräche (Erlangen 1882), von Th. Vor/el, p. 177—192. — (13.) Ein
druckfehler bei Ovidius (trist. IV, 10, 107), von E. Goebel, p. 192. —
33. Pseudoboethiana, von Th. Stangl, p. 193—208. — 34. Zu Ciceros
Brutus, von A. Fleckeisen, p. 208—210. — 35. Zu Gellius (XVI, 7, 4.
5), von H. RUnsch, p. 211 — 216.— 36. Sallustius und Aurelius Victor,
von Th. Opitz, p. 217—222. — 37. Zenon von Kition, von F. Suse-
mihl, p. 223—224. - 38. Zu Livius (XXII, 3, 6) von E. Eisen, p. 224.
4. heft: 39. Studien zu Babrios und den Aisopeia, von O. Cru-
sius, p. 225—249. — 40. Zur erklärung und kritik der Homerischen
gedichte. I, von A. Gemoll, p. 250 — 253. — 41. Zu Theoguis, von
Chr. Ziegler, p. 253— 255. — 42. Das thronfolgerecht der spartanischen
kronprinzensöhne, zu Herodotos VII, 3, von G. Heidlmann , p. 255 —
256. — 43. Zu Piatons Apologie des Socrates, von E. Goebel, p. 257
— 260. — 44. Anz. v. C. Jacoby : anthologie aus den elegikern der
Römer I. II (Leipzig 1882), von O. Harnecker, p. 261— 272. — 45. Zu
Ovidius Fasti (VI, 803—806), von W. Gilbert, p. 272. — 46. Das fra-
gmentum Cuiacianum des Tibullus, von E. Hiller, p. 273-274. —
47. Anz. von W. Hartel : Ennodii opera omnia (Wien 1882), von B.
Dombart, p. 275-284. - 48. Zu Livius (VH, 40, 9) und Aelius Spar-
412 Literatur. Nr. 8.
tiauus (v. Sev. 22, 4), von J. Gotisch, p. 284. — (33.) Pseudoboethiana
(schluß), von Th. Stangl, p. 285—301. — 49. Wisibada , von J. G.
Cuno, p. 301 -302. — 50. Philologische gelegen« eitsschriften, p. 303—
304. — Berichtigung zu heft III.
Literatur 1883.
(dem Philologus und PhAnzeiger zugesandt).
Lange, L., de pristina libelli de republica Atheniensium restituenda
commentatio. Pars prior. Lipsiae 1882. 4. 31 p.
Unger, Georg Friedr. , Kyaxares und Astyages. München 1882.
4. (Aus abhandlungen der Münchener akademie der wissensch. bd.
XVI. der philol. philos. abth.).
Plauti, T. Macci , comoediae. Rec. instrumento critico et prole-
gomenis auxit Fr. Ritschelius sociis operae adsumptis Gustavo Loewe,
Georgio Goetz, Friderico Schoell. Tomus II, fasc. II. Amphitruo rec.
Georgius Goetz et Gustavus Loewe. Lipsiae , Teubner 1882. 8.
XII, 131 p.
Marci Antonini, D. imperatoris , commentariorum quos sibi ipsi
scripsit libri XII. Rec. Ioannes Stich. Lipsiae, Teubner 1882. 8.
XVIII, 211 p.
Ruft Festi Avieni Aratea edidit Alfredus Breysiy. Lipsiae, Teub-
ner 1882. 8. XIX, 83 p.
Polybii historiae. Editionem a Lud. Dindorfio curatam retract.
Th. Büttner -Wobst. Vol. I. Leipzig, Teubner 1882. 8. CXXV, 361 p.
Poetae lyrici Graeci rec. Th. Bergk. Ed. IV, vol. III poetas me-
licos continens. Leipzig, Teubner 1882. III, 747 p.
Scholia Hephaestionea altera integra primuin edita a. W. Hoer-
schelmann. Dorpat 1882. 4. (Progr. acad.).
Schroeter, Adalb., geschichte der deutschen Ilomerübersetzung im
XVIII. jahrn. Jena, Costenoble 1882. 8. VIII, 360 p.
Wehrmann, Martin, de Herodotei codicis Romani auctoritate. Ha-
lis Saxonum 1882. 8. 42 p. (Diss. Hai.).
Wiedemann , Alfred , die älteren beziehungen zwischen Aegypten
und Griechenland. Leipzig, Barth 1883. 8. 23 p.
Sylloge inscriptionum Boeoticarum dialectum populärem exhiben-
tium. Composuit adnotavit apparatu critico instruxit Guil. Larfeld.
Praemittitur de dialecti Boeotica mutationibus dissertatio. Berolini,
G. Reimerum 1882. 8. XXXVI, 232 p.
Gustafsson, Fridolfus V., de Apollinari Sidonio emendando. Hel-
singforsiae 1882. 8. XVIII, 123 p.
Stroebel, Eduardus, de Ciceronis de oratore librorum codicibus
mutilis antiquioribus. Erlangen 1883. 8. 76 p.
Scriptores fabularum Graeci. Volume first containing the My-
thiambics of Babrius. Babrius edited with introductory dissertations
critical notes , commentary and lexicon. By W. Gunion Rutherford.
London, Macmillan 1883. 8. CIO, 202 p.
Stangl, Thomas, Boethiana vel Boethii commentariorum in Cice-
ronis Topica emendationes ex octo codicibus haustas et auctas obser-
vationibus grammaticis. Gotha, Perthes 1882. 8. 104 p.
Wortmann, Ernst Franciscus, de comparationibus Plautinis et Te-
rentianis ad animalia spectantibus. Marburgi, Cattorum 1883. 8. 61 p.
Hübner, E. , grundriß zu Vorlesungen über griechische syntax.
Berlin, W. Hertz 1883. 8. IV, 112 p.
Nr. 8. Literatur. 413
Schmidt, Leop. , das akademische studium des künftigen gymna-
siallehrers. Rede. Marburg, Elwert 1882. 8. 21 p.
Tacitus, C. Cornelius, Agrikola und Germania. Uebersetzt u.s.w.
von C. H. Krauß. Stuttgart, Metzler 1883. 8. VI, 71 p.
Vollheriny, W., das höhere Schulwesen Deutschlands vom gesichts-
punkte des nationalen bedürfnisses. Leipzig, Lincke 1883. 8. 46 p.
Dahl, Bastian, die lateinische partikel ut. (Preisschrift.) Hrsg.
von J. P. Weiße. Kristiania 1882. 8. 304 p.
Ihm , Georgius , Quaestiones syntacticae de elocutione Tacitea
comparato Caesaris Sallusti Vellei usu loquendi. Gießen 1882. 8. 77 p.
Junyblut, Henr. , Quaestionum de paroemiographis pars I. De
Zenobio. Halis Sax. 1882. 8. 42 p.
Gilbert, Walteri , ad Martialem Quaestiones criticae. Dresdae
1883. 4. 26 p.
Krumbacher, de codicibus quibus interpretamenta Pseudodositheana
nobis tradita sunt. München 1883. 8. 48 p.
Probst, Arthur, beitrage zur lateinischen grammatik. I. zur lehre
vom verbum. Leipzig, Zangenberg u. Himly 1883. 8. 104 p.
Buschmann, EL , bilder aus dem alten Rom. Leipzig, Teubner
1883. 8. IV, 284 p.
Kinch, C. F., Quaestiones Curtianae criticae. Hauniae, Gyldendal
1883. 8. 108 p.
Hiller, Rieh., die latein-methode des J. A. Comenius. Zschopau
1883. 8. 46 p.
Urlichs, L. von, pergamenische inschriften. Würzburg, Stahel
1883. 8. 32 p.
Westphal, Rudolph, die musik des griechischen alterthums. Nach
den alten quellen neu bearbeitet von Rud. Westphal. Leipzig , Veit
1883. 8. 188 p.
Der periplus des Erythräischen meeres von einem unbekannten.
Griechisch und deutsch mit kritischen und erklärenden anmerkungen
nebst vollständ. Wörterverzeichnisse von B. Fabricius. Leipzig, Veit
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Stanql, Th. , Pseudoboethiana. (Ausschnitt aus Fleckeisens Jahr-
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Angermann, geographische namen Altgriechenlands. Meißen 1883.
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Kukala, Rice, de tribus Pseudacronianorum scholiorum recensio-
nibus. Vindobonae, Konegen 1883. 8. 49 p.
Schweder, E., beitrage zur kritik der chorographie des Augustus.
Theil III: über die „chorographia", die römische quelle des Strabo
und über die provinzialstatistik in der geographie des Plinius. Kiel,
Schwers 1883. 8. 60 p.
Schneider, Max., de Dionysii Periegetae arte metrica et gramma-
tica capita selecta. Lipsiae 1882. 8. 52 p.
Plotini Enneades praemisso Porphyrii de vita Plotini deque or-
dine librorurn eius libello ed. Ric. Volkmann. Vol. I. Lipsiae, Teub-
ner 1883. 8. XXXIV, 350 p.
Cornelii Taciti libri qui supersunt. Quartum recognovit Carolus
Halm. Tomus I— IL Lipsiae, Teubner 1883. 8. IV, 373 p. 391 p.
Mommsen , Aug., Chronologie. Untersuchungen über das kalen-
derwesen der Griechen, insonderheit der Athener. Leipzig, Teubner
1883. 8. VIII, 532 p.
Cornelii Nepotis vitae. In usum scholarum recensuit et verborum
indicem addidit Michael Gitlbauer. Friburgi, Brisgoviae, Herder 1883.
8. VHI, 189 p.
414 Literatur. Nr. 8.
Die sogenannte theologie des Aristoteles aus dem arabischen über-
setzt und mit anmerkungen versehen von dr. Fr. Dieterici. Leipzig,
Hinrichs 1883. 8. XVIII, 224 p.
Loewy , Emanuel, Untersuchungen zur griechischen künstlerge-
schichte. Wien, C. Gerold's söhn 1883. 8. 117 p. (Abhandlungen
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Bergk, Theod., die Verfassung von Mainz in römischer zeit. (Se-
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I, p. 498-515.
Porphyrü quaestionum Homericarum ad Iliadem pertinentium re-
liquias collegit disposuit edidit Hermannus Schrader. Pasc. II. Lip-
siae, Teubner 1882. 8. p. 183—496.
Sorani Gynaeciorum vetus translatio Latina nunc primum cum
additis Graecis textus reliquiis a Dietzio repertis atque ad ipsuin co-
dicem Parisiensem nunc recognitis a Valentino Rose. Lipsiae, Teubner
1882. 8.
Poetae Latinae minores recens. et emendavit Aemilius JBaehrens.
Vol. IV. Anthologia Latina. Lipsiae, Teubner 1882. 8. LIV, 445 p.
Kerne, Otto, de Stobaei florilegiis excerptis Bruxellensibus. Frei-
burg im Breisg., Mohr 1882. 8. 36 p.
Schneider, Engelbert, de dialecto Megarica. Gissae apud Ricke-
rum 1882. 8. 88 p.
Euler, Carl, de locatione conductione atque emphyteusi Graecorum.
Gissae 1882. 8. 46 p.
Braun , Phil. , reiseerinnerungen aus dem Peloponnes. Cassel,
Scheel 1882. 8. 40 p.
Milchhoefer, Arthur, die befreiung des Prometheus, ein fund aus
Pergamon. Zweiundvierzigstes Winckelmannsprogr. der archäologi-
schen gesellschaft zu Berlin. Mit einer tafel und 3 Zinkdrucken.
Berlin, G. Reimer 1882. 4. 43 p.
Soltau, Wilh. , die ursprüngliche bedeutung und competenz der
aediles plebis. Bonn, Strauß 1882. 8. (Separatabdruck aus histori-
schen Untersuchungen , Arnold Schaefer und 25jährigen Jubiläum
gewidmet). 50 p.
Sophoclis Aiax scholarum in usum ed. Frid. Schubert. Prag u.
Leipzig, Fr. Tempsky u. G. Frey tag. 1883. 8. (Bibliotheca scripto-
rum Graecorum et Romanorum ed. curantibus Ioanne Kvicala et Ca-
rolo Schenkl).
Oberhummer, Eugen, Phönizier in Akarnanien. Untersuchungen
zur Phoenizischen kolonial- und handelsgeschichte. Mit besonderer
rücksicht auf das westliche Griechenland. München, Th. Ackermann
1882. 8. 84 p.
Rebling, 0., versuch einer Charakteristik der römischen Umgangs-
sprache. 2ter mit einigen Veränderungen versehener abdruck. Kiel,
Lipsius u. Fischer 1883. 8. 48 p.
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Torino, Loescher 1883. 8. (p. 107—205).
Schiller, Herrn., geschichte der römischen kaiserzeit. Bd. I. Gotha,
Perthes 1882. 8. VIII, 496 p.
Rosenhauer, Ioannes , Symbolae ad quaestionem de fontibus libri
qui inscribitur de viris illustribus urbis Romae. Campoduni 1882.
8. 61 p.
Marx, Fridericus, Studia Luciliana. Bonnae 1882. 8. 100 p.
Meyer, Leo, vergleichende grammatik der griechischen und latei-
nischen spräche. Bd. I. Berlin, Weidmann 1882. 8. VI, 640 p.
Callimachi hymni et epigrammata. Ud. v. Wilamowitz-Mullendorff
recognovit. Berlin, Weidmann 1882. 8.
Nr. 8. Literatur. 415
Nicholson, Edward Byron, new Homeric researches I. On Sup-
posed metrical mimicry in the Homeric poeins. Oxford s. a. (1882).
(Privatdruck).
Löivtier, Heinr., die herolde in den homerischen gesängen. (Progr.
des staatsobergymn. zu Eger.) 1880/81. Eger 1881. 8. 25 p.
Horatius Flaccus , Q , recensuit atque interpretatus est Io. Gasp.
Orellius. Editionem minorem sextam post Io. Geo. Baiterum curavit
Guil. Hirschfelder. Vol. I. fascic. posterior. Odarum libri III. IV.
Carmen saeculare epodi. Berolini, Calvary 1882. 8. p. 195 — 456.
Krieg, Cornelius, grundriß der römischen alterthümer. Mit einem
überblick über die römische litteraturgeschichte. Ein lehrbuch für
studirende der oberen gymnasialklassen und für lehramtskandidaten.
2. völlig umgearb. u. vermehrte aufl. Mit 64 illustr. und Stadtplan.
Freiburg i. Breisg., Herder 1882. 8. XVI, 370 p.
Weidner, A., kritische beitrage zur erklärung der griechischen
tragiker. Darmstadt, C. F. Winter 1883. 8. 68 p. (Progr. 1883 no. 567).
Horatii Flucti, Q., carmina scholarum in usum edidit Michael Fet-
schenig. Prag u. Leipzig, Tempsky , Freytag 1883. 8. XX, 218 p.
1 mk. 20 pf.
Collard , F., Trois universites allemandes consideres au point de
vue de l'enseignement de la philologie classique. (Strasbourg, Bonn,
Leipzig). Louvain 1879 — 82. 8.
Voß, Ernestine , briefe von , an Rudolf Abeken mit erläuternden
anmerkungen hrsg. von prof. dr. Fr. Folie. Hälfte 1. 2. Dresden
1882. 1883. 4. (Prog.). 39 u. 31 p.
Langen, P., Analecta Plautina III. Monasterii 1883. 4. 14 p.
Kühl, Joseph., homerische Untersuchungen. 2 theil : die bedeu-
tung des accentes in Homer. Jülich 1883. 4. 13 p.
Dettweiler , Peter , über den freieren gebrauch der zusammenge-
setzten adiectiva bei Aeschylus. 2 theil. Gießen 1883. 4. 13 p.
Anhang zu Homer's Ilias. Schulausgabe von K F. Ameis. VII.
heft: erläuterungen zu gesang XIX — XXI von C. Hentze. Leipzig,
Teubner 1883. 8. 115 p.
Mommsen, Tycho, griechische formenlehre. Frankfurt a. M. 1883.
4. 48 p.
Ehwald, R., gedächtsnißrede auf Joachim Marquardt. Gotha 1883.
4. 16 p.
Dem hohen Jubelpaare . . . Heinrich XIV. und Agnes regierenden
fürsten und fürstin jüngerer linie Reuß . . . dargebracht vom lehrer-
kollegium des fürstl. gymn. zu Gera. 1. G. Schneider, Plato's auffas-
sung von der bestimmung des menschen, p. 1 — 16. 2. Rud. Klußmann,
Curae Africanae, p. 17—30. 3. Rieh. Büttner, die Verwandlungen
der Kirke. Ein beitrag zur erklärung und kritik von Hom. Od.X, 212
-445, p. 31-39.
Benicken, H. K., die litteratur zum sechsten liede vom zorne des
Achilleus im sechsten und siebenten buche der Homerischen Ilias.
Theil I. Progr. von Rastenburg, ostern 1883. 20 p.
Hernien, Gerb., de Hannonis in Poenulo Plautina precationis quae
fertur recensione altera punica. Marburg 1883. 8. 48 p.
Aischylos Agamemnon erklärt von F. W. Schneidewin. 2. aufl.
besorgt von Otto Hense. Berlin, Weidmann 1883. 8. XVI, 218 p.
Gerber A. und Greef, A., Lexicon Taciteuin. Fase. V. Lipsiae
1883. 8. p. 481—576.
Gilbert, Joh., Meletemata Sophoclea. Diss. inaug. Dresdae 1883.
8. 38 p.
Nitsche, Wilh., der rhetor Menandros und die scholien zu Dein o-
sthenes. Berlin 1883. 4. 26 p.
416 Literatur. Nr. 8.
Keil, Henr. , observationes criticae in Varronis rerum rusticarum
libros. Halae 1883. 8. XII p.
Kolbe, Alex., bemerkungen über die tragische schuld in Sophokles
Antigone. Treptow a. R. 1883. 4. 10 p.
Beck, Aug., ein lied aus der tragödie könig Oedipus. Basel 1883.
4. 35 p.
Festschrift zu dem dreihundertjährigen Jubiläum des königl. gym-
nasiums zu Coblenz hrsg. von dem dir. des gymn. J. P. Binsfeld.
Coblenz 1882. 8. 126 p.
Worbs, Herrn., geschichte des königl. gymnasiums zu Coblenz von
1582—1882. Coblenz 1882. 8. 38 p.
Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum ed. curantibus
Ioanne Kvicala et Carolo Schenkt: Sophoclis Antigone ed. Fr. Schu-
bert. Prag und Leipzig, Tempsky et Preytag 1883. 8. T. Livi ab
urbe condita libri ed. A. Zingerle. Pars IV. lab. XXVI — XXX. Prag u.
Lipsiae 1883. 8. P. Ovidii Nasonis carmina selecta ed. Henr. Steph.
Sedlmayer. ib. 1883. 8.
Braumann , Gustav , die principes der Gallier und Germanen bei
Cäsar und Tacitus. Berlin 1883. 4. (Friedr.-Wilh.-gymn.).
Deutschmann , de poesis Graecorum rythmicae primordiis. Mal-
medy 1883. 8.
Friedländer, Julius, ein verzeichniß von griechischen falschen mün-
zen, welche aus modernen stempeln geprägt sind. Zur Warnung zu-
sammengestellt. Berlin, Weber 1883. 8.
Röscher, W. H., nektar und ambrosia. Mit einem anhange über
die grundbedeutung der Aphrodite und Athene. Leipzig, Teubner
1883. 8.
Plauti , T. Macci , Mercator rec. F. Ritschelius editio altera a
Georgio Goetz recognita. Lipsiae, Teubner 1883. 8.
Braun, Phil., de gebrauch von ovwg in der Ilias. Marburg 1883.
8. (Festschrift für prof. Collmann.)
Traube, Lud. , Varia libamenta critica. Monacii 1883. 8. 38 p.
Westphal , R., Aristoxenus von Tarent. Melik und rythmik des
classischen Hellenenthums , übers, u. erläutert. Leipzig, Ambr. Abel
1883. 8. LXXIV, 508 p.
Luebbert, Eduard, prolegomena in Pindari Carmen pythiumnonum.
Bonn 1883. 4.
Menge, Rud., Quaestiones Caesarianae. Eisenach 1883. 4. 6 p.
Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum ed. Io. Kvicala
et Carolus Schenkl: C. Iulii Caesaris commentarii de bello Gallico
scholarum in usum ed. Ign. Prammer. Prag und Leipzig 1883. 8.
XXX, 164 p. — Sophoclis Oedipus rex. schob in usum edid. Frid.
Schubert, ib. 1883. XIII, 54 p.
Crusius, Otto, Analecta critica ad paroemiographos Graecos. Ha-
bilitationsschrift. Leipzig, Teubner 1883. 8. 44 p.
Kleist, Hugo von, Plotinische studien. Heft 1: studien zur IV.
enneade. Heidelberg, Weiß 1883. 8. 152 p. 2 mk. 80 pf.
Fabricius , B. , der periplus des Erythräischen meeres von einem
unbekannten. Griechisch und deutsch mit kritischen und erklärenden
anmerkungen nebst vollständigem Wörterverzeichnisse. Leipzig, Veit
u. co. 1883. 8. 188 p.
Wülffilin, Ed., gedächtnißrede auf Karl von Halm, geh. in der öf-
fentl. sitzung der königl. bayer. akad. d. wiss. . . . am 28. märz 1883.
München 1883. 4. 36 p.
Nr. 9. 10. September. October 1883.
Philologischer Anzeiger.
Herausgegeben als ergänzung des Philologus
von
Ernst von Leutsch.
91. Die ausspräche des griechischen von A. R. Rangab 6.
Zweite verm. aufläge. Leipzig, Wilhelm Friedrich. 1882. 8. 2 mk.
Verf. bezweckt mit dem büchlein nichts geringeres , als zu
veranlassen., daß die neugriechische ausspräche dem gesammten
griechischen unterrichte zu gründe gelegt werde. Zu diesem
behufe bemüht er sich zu zeigen, daß nicht allein die gebildeten
classen des hellenischen volkes die altgriechische spräche von
jeher festgehalten haben, sondern daß auch die Volkssprache der
jetzigen Griechen echt hellenischer abkunft sei, sie enthalte „viele
Wörter und grammatische formen , die der uralten mundart an-
gehören , in der classischen zeit aber von der gebildeten ober-
flache in die tieferen schichten des volkes niedersanken , dort
aber durch die Jahrhunderte hindurch bis heute fortbestanden"
— daher will er für die erlernung des griechischen die methode
des Unterrichts in den neueren sprachen anwenden, wobei noch
der nutzen sei, daß „eine spräche, die in allen civilisierten län-
dern einen nothwendigen bestandtheil des öffentlichen erziehungs-
planes bildet, wofern sie überall auf gleiche weise ausgesprochen
wird, als allgemeines Umgangsmittel der gebildeten aller Völker
dienen" kann. — Dies führt ihn zu der Untersuchung der frage:
welche ausspräche ist aber berechtigt, diese einheitliche und al-
lein einzuführende zu sein?
Wenn er sich nun dabei für die neugriechische ausspräche
entscheidet, so müssen wir diesem uns aus pädagogischen grün-
den entschieden widersetzen, und andererseits ist es auch nöthig
das erwähnte utilitätsprincip auf alle weise von der schule fern-
zuhalten. Wo soll es denn hinführen, wenn die schule alles
Philol. Anz. Xni. 28
418 91. Griechische grammatik. Nr. 9.
nützliche und diesem oder jenem liebhaber nothwendig schei-
nende wissen lehren soll ? Die kraft unserer knaben ist doch
nicht eine unendliche und die aufgäbe der schule ist doch nur
„die harmonische entwickelung des menschlichen geistes nach
den verschiedenen formen seiner thätigkeit, andererseits die er-
füllung dieses geistes mit den ewigen anschauungen und ideen,
welche seiner thätigkeit richtuug, maß und inhalt zu geben ge-
eignet sind". (Schrader, erziehungs- und unterrichtslehre p. 1).
Sehen wir nun aber die begründung an, wodurch der verf.
seine ansieht von der ausspräche des griechischen als die rich-
tige erweisen will. Da bringt er nun den alten streit der Eras-
miten und Reuchlinianer, der nach der vortrefflichen arbeit von
Blaß (Ueber die ausspräche des griechischen 2, Berlin, Weid-
mann 1882) als definitiv erledigt angesehen werden sollte, von
neuem auf den tisch ; wobei ihm dann noch ein chronologisches
versehen verhängnißvoll werden mußte, wenn es nicht etwa erst
der eigenen theorie des Verfassers seine entstehung verdankt.
Den dialog vom jähre 1527, in welchem Erasmus den löwen
vom baren über die ausspräche der Griechen unterwiesen wer-
den läßt , ist später als das factum , auf das Erasmus dabei re-
curriert, er habe sich einen geborenen Griechen behufs erlernung
der ausspräche gemiethet, ebenso ist es später als der brief vom
jähre 1518, in welchem Erasmus den Lascaris bittet, ihm einen
Griechen als lehrer für die Löwener hochschule zu empfehlen:
es fällt somit der Vorwurf, Erasmus selbst habe seine ansieht
nicht ernst genommen , in sich zusammen. Den andern dialog
„Echo" vermag ich mit den mir zu geböte stehenden hilfsmitteln
nicht zu datieren, glaube aber bestimmt, daß er v o r jenen vom
jähre 1527 anzusetzen ist, womit denn auch seine beweiskraft
in dieser beziehung hinfällig würde. Er würde eben nur zeigen,
wie Erasmus vor seiner genaueren Untersuchung dieses punetes
das griechische ausgesprochen habe.
In der folge (p. 10 — 20) wird nun zunächst der lautwerth
der consonanten ß y 8 £ 0 qi % untersucht. — Gleich bei ß ist
diese Untersuchung (wenn man die wenigen bemerkungen darüber
so nennen darf) schief angefaßt, die beispiele schlecht gewählt ;
denn wenn Rangabe auf das Cratinosfragment bei Eustathios zu-
rückgeht, so kann das wohl für den lautwerth des ij verwandt
werden (aber das paßt natürlich in seinen plan nicht , nach
Nr. 9. 91. Griechische grammatik. 419
welchem ?/ wie i lauten muß) , niemals aber für ß ; denn beim
nachahmen von thierlauten kommt mit wenigen ausnahmen, wo
das rollende des krächzens u. dgl. nachgeahmt werden soll, wie
in unserm rab rab , in erster linie das vocalische element zur
anwendung. Und so läßt Rangabe" thatsächlich das neugrie-
chische schaf me blöken , sollte also auch dem ßrj des Cratinos
mindestens die geltung von we (nicht wi) zugestehen. Dazu
kommt, daß in der that auch Eustathios daselbst das gewicht auf
den vocal legt , indem er ausdrücklich vorausschickt : ol de av-
xoi (sc. Ol nulaioty tpaoiv ouotcog (Ai[AijTi>iäg xut ßtj ob fxqv ßai,
[it'fiTjaw nooßdiav qiojvrj*,' . Kfjutirog ' od' t]).i&iog worzsg ngößatov
ßrj ßq Xiymv ßuöiXei. — Das gleiche ist der fall bei miau und
vtanv. Ja man könnte den consonanten ganz weglassen und
würde mit iaov resp. lüov nicht weniger den klagenden ton der
katze treffen. Und was das aristophanische not im gegensatze
zu ygv betrifft, so ist zu bemerken , daß es bei Aristophanes in
den Acharnern junge schweinchen , ferkel sind , deren ton ein
quieken (not) ist, während die alten thiere das dumpfere
grunzen hervorbringen, Daher ist die frage ,,und die Schweine,
sollen sie xot xot schreien oder ygv u. s. w.?" eine müssige, da es keine
wähl giebt, sondern beide laute von ihnen ausgestoßen werden a).
Und wir bemerken gegen ßangabe", daß allerdings dem Zeug-
nisse von thieren in solchem falle eine gewisse geltung keines-
wegs abgesprochen werden darf: man muß nur die richtigen
Schlüsse daraus ziehen wollen und nicht einer vorgefaßten mei-
nung zuliebe dasselbe in tendenziöser weise misbrauchen.
Was die bemerkungen über y und die Stellung des g und c
im lateinischen aiphabet betrifft, so verrathen dieselben nur, wie
wenig der verf. die resultate der Wissenschaft berücksichtigt (s.
Kirchhoff , Studien zur geschichte des griechischen alphabets, 2,
p. 118 vgl. mit 120, womit auch zu vergleichen ist was Momm-
sen, Römische geschichte I, 2, p. 219 ff. über die entwickelung
der alphabete in Italien sagt).
Wenn Iustinus, der den namen der XQioziavot mit ihrer
XQt]GT(')7tji; zusammenbringt, als beweis für die ausspräche des
1) Dies ygv spricht sehr dafür, daß v jedenfalls nicht mit den
Neugriechen = i, sondern eher noch etwas dumpfer al3 das erasmi-
sche ü , ähnlich dem noch jetzt in einzelnen theilen Griechenlands,
besonders Böotien hörbaren dem ov genäherten v zu sprechen wäre.
28*
420 92. Metrik. Nr. 9.
7] wie i angeführt wird, so ist zu bemerken, daß auf solche ten-
denziöse etymologieen blutwenig zu geben ist: viel gewichtiger
ist das dem gegenüberstehende, von Blaß (a. a. o. p. 33) ange-
führte Zeugnis des Martianus Capeila III, § 235 E autem vocalis
duarum graecarum vim possidet , nam cum corripitur s graecum est
ut ab hoc hoste; cum producitur r\ra est, ut ab hoc die.
In dieser weise ließen sich fast seite für seite irrthümer
und Unrichtigkeiten aufzählen, doch es sei genug.
Wir bedauern aufrichtig, daß der auf andern gebieten der
alterthumswissenschaft so verdiente Verfasser das Unglück gehabt
hat, dies büchlein zu schreiben. Fast noch mehr aber ist zu
bedauern , daß es eine zweite aufläge erlebt hat. Denn unser
wissen ist nicht gefördert, wohl aber wird die erkenntnis der
Wahrheit für weite kreise dadurch erschwert, wo nicht gar ver-
hindert. Georg Schoemann.
92. De poesis Graecorum rhythmicae primordiis. Scripsit
Deutschmann. Malmedy 1883. (Programm). 24 p. 4.
Deutschmann's arbeit ist gleichzeitig erschienen mit meinem
aufsatz „ein musikalisches accentgesetz in der quantitirenden
poesie der Griechen" (Rheinisches museum 38, p. 222 ff.), mit
welchem sie sich inhaltlich vielfach berührt. Es handelt sich
um die ältesten spuren der berücksichtigung des accents in der
griechischen dichtkunst. Deutschmann befindet sich unzweifelhaft
auf richtigem wege, wenn er (p. 7) behauptet: „Ex altero ante
Chr. n. saeculo numerus eorum versuum cuiusvis metri, quorum paen-
ultima syllaba aceentu feritur, maior fit", wozu er in der anmer-
kung bemerkt: „Summi momenti mihi videtur esse, quod in penta-
metris quoque paenultima aceentu effertur. Nonne inde concludendum
est, accentum non cum ictu congruisse, sed in cuiusvis metri veterum
syllaba paenultima accentum positum esset" Deutschmann hat also
richtig erkannt, daß die anfange der rhythmischen verskunstbei
den Griechen schon in alter zeit zu suchen sind, er hat richtig
erkannt, daß es keineswegs das streben nach Vereinigung von
grammatischem accent und metrischem ictus ist, welches zuerst
die dichter dazu führte, die vertheilung der grammatischen ac-
cente im verse gewissen regeln zu unterwerfen, für den elegischen
pentameter im besonderen hat er eine zutreffende beobachtung
gemacht, die ihn leicht hätte dazu führen können , das von mir
Nr. 9. 92. Metrik. 421
(p. 226 ff.) dargelegte gesetz der fortschreitenden barytonirung
des versausganges zu entdecken. Freilich hat er alles dieses
mehr geahnt als erwiesen , die einzelnen beispiele (inschriftliche
epigramme , dichterstellen etc.) , die er als beweise vorbringt,
sind meist von sehr zweifelhaftem werth, denn aus einem dutzend
vereinzelter verse lassen sich bei vorliegendem gegenständ kaum
Schlüsse ziehen ; eine sichere feststellung des thatbestandes mit
hülfe statistischer Zählungen findet man bei unserm Verfasser
nicht. Auch ist sein resultat selbst in der oben mitge-
theilten unbestimmten fassung nur annähernd richtig. Vor allen
dingen kann ich das zusammenwerfen von steigendem und fal-
lendem versausgang nicht billigen. Nur für steigenden versaus-
gang habe ich eine schon in alter zeit beginnende und schließ-
lich (bei den verschiedenen metren zu verschiedener zeit) zum
gesetz erhobene Vorliebe für barytonirung erwiesen ; viel später
beginnt nach meiner ansieht die regelung des accentwesens bei
fallendem versausgang, auch sind hier die Verhältnisse aus ver-
schiedenen gründen weit verwickelter , unter anderem deshalb,
weil zwei durchaus nicht wesensgleiche gesetze neben einander
hergehen , nämlich erstens die abneigung gegen proparoxytoni-
schen versausgang (über ihre Ursache habe ich mich p. 244 aus-
gesprochen), zweitens die neigung accent und versictus auf der
letzten vershebung zusammenfallen zu lassen ; Nonnus z. b. kennt
nur das erstere , Paulus Silentiarius in seinen hemiiamben nur
das zweite gesetz. Deutschmann's behauptung „in cuiusvis metri
veterurn syllaba paenultima accentum positum esse" ist ferner, auch
so weit es sich um steigenden versausgang handelt , dahin zu
berichtigen, daß im pentameter soviel ich gesehen habe niemals,
im iambischen trimeter erst seit Georgius Pisidas proparoxyto-
nischer versausgang vermieden wird. — Was das wesen der
erscheinung betrifft, so finde ich Deutschmanns vergleich, den er
p. 15 ausspricht: „Quodsi quaerimus , quid accentu in fine posito
efficiatur, eum contenderim locum rimorum obtinere", wohl geeignet,
uns dem verständiß der sache näher zu bringen.
In betreff des hauptresultates der arbeit wird das gesagte
genügen, doch habe ich zu einigen einzelheiten noch bemerkun-
gen hinzuzufügen : zu p. 3 : Deutschmann's vermuthung , schon
im ersten Jahrhundert n. Chr. habe man acut und circumflex
mit dem gehör nicht mehr unterscheiden können , ist zurückzu-
422 92. Metrik. Nr. 9.
weisen. Babrius fühlte jedenfalls den unterschied sehr deutlich.
Indem Babrius Wörter wie xä^roo und tov7o (mit dem accent auf
der ersten more) gegenüber Wörtern wie [itjtiiq (mit dem accent
auf der zweiten more) in eine kategorie setzt (vgl. meinen auf-
satz p. 239 — 41), bestätigt er die Überlieferung, wonach der
acut auf der länge = gravis -f- acut, der circumflex aber =
acut -J- gravis ist. In der that gibt es im griechischen
eigentlich nur einen (grammatischen) accent, den acut*,
der accent aber füllt nur eine more. Kurze silben ge-
statten daher nur eine art der betonung: ihr vokal trägt den
acut; silben mit kurzem vokal, die positione lang sind, gestatten
auch nur eine art der betonung: ihr vokal trägt den acut, sie
haben also den accent auf der ersten more; silben mit langem
vokal (oder diphthong) gestatten eine zweifache art der betonung:
der acut kann auf der ersten more des vokals stehen (circum-
flex), oder der acut kann auf der zweiten more des vokals stehen
(acut auf der länge). Es ist ein mangel der accentbezeichnung,
daß der acut auf kurzem vokal und der acut auf der zweiten
more eines langen vokals durch dasselbe zeichen ausgedrückt
wird, und es ist ein unglücklicher zufall, daß nicht für den acut
auf der länge, sondern für den circumflex ein besonderes zeichen
und ein besonderer name in gebrauch gekommen ist, denn in
Wirklichkeit sind nicht etwa Wörter wie äXg und novs, die jetzt
das gleiche accentzeichen tragen, übereinstimmend betont gegen-
über dem ein abweichendes zeichen tragenden o?>c', sondern über-
einstimmend betont sind aXg und olg mit dem accent auf der
ersten more , gegenüber novg mit dem accent auf der zweiten
more 1). Der unterschied von acut und circumflex wird aller
1) Wir werden demnach den alten streit, ob äkko n oder äklo u
zu schreiben ist, den ich selbst früher (Rhein, inus. 37, p. 256) noch
ungeschlichtet ließ, jetzt mit bestimmtheit dahin entscheiden können,
daß (in Übereinstimmung mit Herodian's lehre) ccXkö » zu schreiben
ist nach analogie von öw/ud n. Der acut auf positionslanger silbe ist
in diesem falle dem circumflex gleich zu achten, weil sowohl in dkko
als in awfxa der accent auf der ersten more steht. Diejenigen unter
den alten grammatikern, die sich für «AAo n entscheiden, stützen sich
auf die falsche analogie der behandlung der enclitica nach paroxy-
tonis mit kurzer paenultima, z b. nöfin it, ein irrthum, der veranlaßt
ist durch die oben gerügten mängel der accentbezeichnung. Dagegen
können diejenigen, die allo n vorschreiben, nicht wohl durch falsche
doctrin geleitet worden sein , und deshalb ist diese accentuirung als
die bessere zu betrachten.
Nr. 9. 93. Metrik. 423
Wahrscheinlichkeit nach zugleich mit dem unterschied der langen
und kurzen vokale geschwunden sein; zu einer zeit, wo man
o und ro in der ausspräche nicht schied , wird man auch den
accent in tö, rro und z<a nicht mehr haben unterscheiden können. —
Zu p. 5 : der hymnus vespertinus des Gregor von Nazianz ist wohl
unprosodisch aber nicht accentuirend , unter den 50 versen, die
er zählt (das gedieht ist unvollständig in Christ's anthologie),
sind 13 auf der ultima betont, einer auf der antepaenultima und
36 (= 72 °/o) auf der paenultima; letztere zahl ist nicht groß
genug , um beachtung des accentes am versschluß sicher zu
stellen. — Zu p. 8 : Nomina propria entziehen sich zwar bei
vielen Byzantinern den gesetzen des quantitirenden Versbaues,
hinsichtlich der accentgesetze aber pflegen sie, soweit meine be-
obachtung reicht, keine ausnahmestellung einzunehmen ; auch bei
Sophronius steht es nicht anders, denn er gestattet die betonung
der ultima nicht nur bei eigennamen. — Zu p. 14: Crusius'
vermuthung, der accent stehe in den versen des Babrius auf der
vorletzten silbe in nachahmung lateinischer hinkiamben, ist schon
deshalb nicht zu billigen, weil sie die specielleren, nur aus dem
wesen des griechischen accents erklärbaren gesetze (vergl. oben
zu p. 3) außer acht läßt. — Zu p. 17: in den skazonten des
Pseudocallisthenes vermag ich kein accentgesetz zu erkennen. —
Mit dem, was Deutschmann von p. 18 an über diejenigen Anacre-
ontea des Palatinus sagt , in welchen er beachtung des accents
zu erkennen glaubt , bin ich vielfach nicht einverstanden , doch
würde es zu weit führen, wenn ich hier darauf eingehen wollte.
F. Haussen.
93. Otto Keller, der saturnische vers als rhythmisch
erwiesen. Leipzig und Prag 1883. 8.
Weil Havet in seinem umfangreichen buche die quantitie-
rende auffassung des Saturniers bis zum extrem durchführte, ist
jetzt ein sehr natürlicher rückschlag erfolgt. Schon Westphal
hatte dem wortaccente eine hervorragende rolle zugeschrieben ;
Keller behauptet nun , der saturnische vers sei , wie bereits
Huemer geahnt , völlig rhythmisch , d. h. blos durch den wort-
accent beherrscht. Nachdem er durch beispiele aus allen mög-
lichen perioden den nachweis, daß die nationale poesie der Römer
jederzeit auf demselben principe beruhte, zu erbringen versucht
424 93. Metrik. Nr. 9.
hat, stellt er p. 27 ff. nicht weniger als sechszehn gesetze für
den rhythmus des strengen saturniers fest, wobei sich eine auf-
fällige ähnlichkeit mit den von W. Meyer (Der ludus de Ante-
christo, München 1882) entdeckten regeln ergibt. Das gewöhn-
liche strenge schema soll / v / V I V / V II / V / I V / V s&n'i
daneben begegnen noch drei andere. Der ältere und rohere
Saturnier ist viel ungebundener (p. 39), so daß hier ein gewöhn-
liches ohr einen rhythmus überhaupt nicht wahrnimmt. Keller
geht nach seinen grundsätzen die saturnischen bruchstücke p.
15 — 26, 40 — 49 und besonders 57 — 73 mit lästigen Wiederho-
lungen durch. Dem älteren verse ist so ziemlich alles erlaubt;
die zahl der hebungen eines verses kann zwischen vier und neun
schwanken ! Dadurch wird es möglich , nicht blos die Duenos-
inschrift und das älteste Scipionenepigramm , sondern sogar die
aufschrift der ficoronischen eiste, allerlei bauerregeln und ähn-
liches — das Wiegenlied lalla lalla lalla nicht ausgenommen —
hier unterzubringen. Zur strengeren periode gehören vor allem
die dichterfragmente , die übrigen Scipioneninschriften und CIL.
I, 1006. Der erste anhang gibt das bekannte alte von unserem
verse handelnde fragment, der zweite Havets gesetze als folie
zu Kellers schrift ; dann folgen noch einige rhythmische gedichte
von Griechen und Römern. Die hohe bedeutung des problems
für die metrik, litteraturgeschichte und Sprachforschung, sowie
der warme appell, den der Verfasser an die jüngere generation
der philologen richtet , nöthigen uns , im folgenden auf die ein-
zelnen fragen genauer einzugehen , um unser aus „unbefangener
prüfung" entsprungenes ablehnendes urtheil zu motivieren.
Zunächst will Keller die historische Wahrscheinlichkeit seiner
theorie durch eine Zusammenstellung alter rhythmischer verse
erhärten. So dankenswerth diese Sammlung ist, so wenig genügt
sie zum beweise, sobald wir jene zerstreuten notizen gliedern.
Man findet hier 1. gedichte, bei denen vers- und wortaccent zu-
sammenfällt (p. 6 ff.), eine sitte, welche erst in Cäsars zeit nach-
zuweisen ist; 2. sogenannte schlechte verse, an denen die plebe-
jische ausspräche schuld trägt. So sprachen die Schreiber der
orakeltäfelchen C. I, 1440 ff. auslautendes s und r offenbar gar
nicht und alle endvokale kurz (wie C. IV, 1516 forma, Orelli
7386 simplicl). Kurzes / und U ist oft halbvokalisch, wie in
facHia C. I, 542, 4, consiljum 1454, tumHo II, 1821. IN 7017
Nr. 9. 93. Metrik. 425
ist ae, wie im spätlatein überhaupt, zu e geworden u. s. w.
Auch die „rhythmischen" hexameter des Commodian finden blos
auf diese weise eine erklärung. Dank der spätlateinischen Ver-
wirrung der quantitat im munde des volkes entsprang endlich
aus beiden kategorien die wirkliche rhythmische poesie , deren
älteste proben in den triumphliedern der legionen Aurelians vor-
liegen, während vor dem jähre 500 überhaupt nur höchst we-
nige beispiele existieren. Wer möchte unter diesen umständen
glauben , daß die gesetze der mittelalterlichen rhythmen einfach
auf archaische metren übertragbar seien, oder auch nur die these
vertheidigen, das römische volk habe immer der accentuierenden
poesie gehuldigt?
Wiewohl mit jenen angeblichen Vorläufern ein wichtiges
bollwerk von Kellers hypothese fällt, so wäre es doch auch mög-
lich, daß er durch ihre ungehinderte anwendung auf die erhal-
tenen reste den Wahrscheinlichkeitsbeweis erbrächte. Wir haben
indes bereits oben darauf hingewiesen , daß Keller nicht einmal
die zahl der liebungen , welche doch neben der betonung das
grundprincip der rhythmischen dichtung ist, genau bestimmt, wo-
durch sein Saturnier fast nur an den phantastischen „freien rhyth-
men" der neueren poesie eine parallele hat. Doch selbst diese
unerhörte freiheit führt nicht zu dem gewünschten resultate.
Auch der lateinische accent muß gewaltsam der theorie ange-
paßt werden. „Einsilbige Wörter unselbständigen Charakters wie
pronomina, präpositionen, konjunktionen , das verbum substantivum
brauchen keinen ton zu haben" ; warum sind victus est und quem
profata ausgenommen? „Einsilbige schwere bedeutungswörter
müssen stets betont sein" ; nichts desto weniger gibt Keller den
Wörtern vir, non, re, quei und heic (heice) keinen ton. Man mag
es sich gefallen lassen, daß mihi, tibi, sibi, meus, tuus, suus das-
selbe Schicksal trifft ; was sollen wir aber zu qui minus, sie quo-
que, sine q-ura sagen? Ohne seine theorie würde Keller ferner
gewiß nie Perficit tu(a) ut essent und dpud nympham betonen.
„Jedes viersilbige und jedes proparoxytonon kann doppelten ton
haben". Den beweis sollen wieder die späten rhythmen liefern,
obgleich hier W. Meyer eine bedeutende lücke auszufüllen ge-
lassen hat. Wir wollen nämlich wissen, wann diese Wörter blos
einen einfachen ton haben und wie weit dies etwa mit vulgärer
Verstümmelung zusammenhängt. Faktisch gibt der verf. blos den
426 93. Metrik. Nr. 9.
viersilbigen Wörtern , welche den hauptaccent auf der vorletzten
silbe haben , zwei tonzeichen , während seiner theorie zu liebe
alle übrigen (34 an der anzahl) blos eines erhalten, z. b. fortis-
simos. Wer sollte demgemäß nicht glauben, daß bei Keller den
dreisilbigen Wörtern weit seltener ein doppelaccent zukommt?
Weit gefehlt ! Richtig ist gewiß, daß solche Wörter, sobald sie mit
einer langen silbe schließen, nicht den einfachen ton haben, und
doch müssen wir ploirume , mdxsume, plürimos, rümitant und rife-
runt in den kauf nehmen. Hingegen versieht Keller kurze ge-
wiß nicht stark betonte endsilben auffallend oft mit dem accent.
So richtet sich also nicht das versmaß nach der accentuation,
sondern letztere nach Kellers hypothese, denn die natürliche be-
tonung würde das aufgestellte schema umstürzen. Aus demselben
subjektiven bedürfnisse entspringen die schlimmen elisionen ds-
per(e) affleicta, qu(ei) dpice und vot{6) hoc.
Keller hat freilich recht , wenn er gegen die moderne auf-
fassung des Saturniers front macht. Mit gutem gründe verwirft
er die willkür, mit der man gewisse inschriften in das saturnische
System zwängt, wie die grabschrift des bäckers Eurysakes (p. 11)
und den titulus Mummicmus, bei dem er jedoch soviel hatte zu-
geben sollen, daß das original in Saturniern abgefaßt war. Von
solchen nebenbemerkungen aber abgesehen x), ist er in der haupt-
sache gewiß auf dem falschen wege. Der Saturnier lehnt sich
blos darin an die rhythmischen maße an, daß die dritte, vierte
und sechste hebung immer und die übrigen häufig mit dem
grammatischen hauptaccente zusammenfallen2); im übrigen be-
ruht er aber einzig und allein auf der quantität. Nur treten
dabei einige leicht erklärliche freiheiten ein. Wie nämlich Korsch
entdeckt hat, befindet sich neben der hauptcäsur auch nach der
zweiten hebung ein einschnitt ; die angeblichen ausnahmen, welche
Havet (p. 210 ff.) zusammenstellt, sind alle höchst unsicher. Das
gleiche gilt von der zweiten vershälfte, wiewohl hier auch die
theilung des verses in 4 -(- 2 oder 2 — J— 4 silben zulässig war.
1) Er hat richtig erkannt, daß mehrere Saturnier des Livius im
laufe der zeit zu hexametern umgebildet wurden, z. b. cum socios no-
stros mandisset impius Cyclops. Havet hätte sich dabei viele unnö-
thige mühe sparen können.
2) Die alten betonten also, wie schon an sich natürlich ist, mä-
f/tiique, bellique, udprimüs{^), Patröchts und ASneäs. In hatte den vollen
ton ; man sagte apüdvos, nicht dpud vos, ebenso interse.
Nr. 9. 93. Metrik. 427
Vor diesen nebencäsuren nun darf in der hebung eine kurze
silbe stehen. Außerdem kann in der basis des verses wie so
oft statt des iambus ein trocbaeus eintreten. Man bemerkt sofort,
daß diese licenzen der quantität mit denen des accentes genau
korrespondieren. Bios hinter jenen beiden cäsuren ist die auslas-
sung der Senkung erlaubt ; die strengeren dichter gestatten sich die-
selbe sogar nur in der zweiten vershälfte 3). Wir haben demnach
als beliebtestes schema x x ü ^L. | (p) iL. u \\ Ji~ Z jA. | (ü) -ü- ü.
Tribrachys oder anapäst sind wohl nur dann statt des iambus
zulässig, wenn ein wort auf andere weise nicht in den vers geht.
Elision findet blos bei einem kurzen vokal (ausgenommen in der
cäsur) statt , apokope dürfte bei sacrä in und sei in vorliegen.
Außerdem verdient beachtung, daß 1 und aus / entstandenes E
(wie in eunt) und vor vokalen nach einfacher konsonanz als
halbvokal zu gelten pflegt.
Diesen regeln fügen sich die theils dem sinne theils der äu-
ßeren beglaubigung nach unversehrt erscheinenden fragmente
des Livius und Naevius, ferner die Zweitälteste Scipioneninschrift
und das Soraner weihgedicht. Die älteste Scipioneninschrift
preßt Keller gleich den früheren in den rahmen des gewöhnli-
chen Saturniers, obgleich, wie er selbst richtig bemerkt, die be-
schaffenheit des steines unzweifelhaft hindert , im zweiten verse
viroro zu ergänzen. Offenbar haben wir es mit einem kürzeren
verse von blos fünf hebungen zu thun ; alle ergänzungen sind
also vom übel , apud vos ausgenommen , wenn anders censor ein
hypermetrischer zusatz zu einer älteren formel ist, und im ersten
verse muß natürlich Romai stehen. Abgesehen von dem letzten
durch den eigennamen gestörten verse haben wir den vers in
3 X 3 -\- 2 oder 2 -4- 3 X 3 silben zu zerlegen. Das gleiche
metrum mit cäsur vor der vierten hebung4) bietet die Duenos-
inschrift, ein sehr ähnliches zahlreiche hymnen des Rigveda.
Den gewöhnlichen, aber bereits in der Zersetzung begriffenen
Saturnier zeigen die zwei jüngeren Scipioneninschriften. Einmal
(Quibus seVn longa licuisset übe utier vita) ist die hauptcäsur
und in dem zusatzverse der ersten die Caesura Korschiana ver-
nachlässigt. Am anfang von C. I, 34 fällt sogar die Senkung
3) Es fällt blos muHi mor--tales (weniger Mine ex — ibant) auf.
4) Durch die erkenntuis dieses gesetzes erledigt, sich der streit,
der über die worttrennung im zweiten verse geführt wird.
428 93. Metrik. Nr. 9.
vor der hauptcäsur aus Das epitaph des Naevius erklärt Keller
für späteren Ursprungs ; der dichter selbst hätte gewiß weder die
hauptcäsur noch die Caesura Korschiana verletzt. Den Sprüchen,
orakeln und ähnlichen erzeugnissen der römischen volksmuse die
Zwangsjacke anzulegen oder aus dem texte des Livius Saturnier
herauszudichten, habe ich keine lust. In C. I, 1006 finde ich
holperige choliamben.
Wie tief die auffassung des altrömischen metrums in die
geschichte der lateinischen spräche eingreift, geht aus berühmten
Schriften hervor, in denen der leser eine menge alter längen
durch saturnische verse belegt findet. Keller wendet sich leb-
haft gegen diese manier, fördert aber die frage durch die bloße
negation und die ignorierung der vergleichenden Sprachforschung
nicht weiter. Meine eigene anschauung macht die annähme ei-
ner archaischen länge blos in enim 5), inerant und Troiäm noth-
wendig. Gegen das letzte wird nach p. 61 f. der verf. selbst
nichts einwenden, inerant bewahrt noch das augment; das erste
aber stützt sich auf die form einom, welche in der Duenosinschrift
vorkommt. Zu diesem vielbesprochenen räthsel der lateinischen
Sprachgeschichte will auch Keller seinen beitrag liefern, indem
er p. 40 anmerk. *** behauptet, es könne nicht dze, sondern die
stehen ; der betreffende buchstabe sei nach unteritalischer art
dreistrichig. Nun ist aber diese form den Italern völlig unbe-
kannt 6) und in Großgriechenland blos bei den Achäern, welche
auf die einheimischen alphabete nicht gewirkt haben, im gebrauch.
Keller behauptet ferner , gegen mich polemisierend , die Ortho-
graphie sei unerhört; er hätte jedoch in meiner schrift die ganz
analogen Schreibweisen MarUes (auf der Fuciner bronze) und
Brutsena (Garrucci 2113) angeführt gefunden. Bedenklicher ist,
daß er in spätlateinischen inschriften , welche s = dj(j) bieten,
ebenfalls das dreistrichige I finden will. Karl Sittl.
94. Untersuchungen über die ältesten lateinisch-christlichen
rhythmen. Mit einem anhange von hymnen von dr. Johann
Huemer. Wien, Alfred Holder 1879. 75 p. 8.
Indem referent sich damit begnügt, die litterarische seite
5) Livius schrieb natürlich , wie schon der homerische text er-
gibt, nicht ?ieque tarnen oblitus, sondern ncque mim te(d) oblitus.
6) Kursive formen des etruskischen J, wie bei Fabretti CIL 1490
und 1777 haben damit nichts zu thun.
Nr. 9. 94. Metrik. 429
dieser sorgsamen und nützlichen schrift (die aufzählung der äl-
testen lateinischen rhythmischen hymnen, die gelegentlichen kri-
tischen bemerkungen, den anhang) lobend zu erwähnen, wendet
er sich zu einer kurzen prüfung der hauptresultate des metri-
schen theiles. Die wichtigste frage ist ohne zweifei : was ist das
wesen der rhythmischen verse? „Metro quid videtur esse consi-
milet Rhythmus. Rhythmus quid estf Verhorum modulata compo-
sitio non metrica ratione, sed numerosa scansione ad iudicium aurium
examinata". So sagt Marius Victorinus (Keil.) VI p. 206 in ei-
ner von Huemer p. 6 ausgeschriebenen stelle. Was ist nun
diese „numerosa scansio ad iudicium aurium examinata"'? Huemer
gibt daraxxf als antwort (p. 59): „es erhellt, daß für das metrum
das quantitätsprincip (ratio metrica), für den rhythmus das ac-
centuationsprincip (scansio ad iudicium aurium examinata) in der
verskunst maßgebend war". Diese antwort ist gewiß nicht un-
richtig und ohne zweifei im sinne des Marius Victorinus gegeben,
aber referent ist doch der ansieht, daß das festhalten an dem
üblichen gegensatz zwischen quantitirenden versen und accent-
versen nicht geeignet ist , uns klarheit in der sache zu ver-
schaffen. Wir müssen , wenn wir das wesen und die entwicke-
lung der „rhythmischen" poesie verstehen wollen, zunächst nicht
quantitirende und accentuirende, sondern quantitirende und
unprosodische verse unterscheiden. Regelung des wortac-
cents in seinem verhältniß zum metrischen ictus ist auch in quan-
titirenden versen möglich. (Diese regelung braucht keineswegs
immer in der richtung zu erfolgen, daß Übereinstimmung mit dem
metrischen ictus erstrebt wird ; es kann auch — z. b in den un-
prosodischen hexametern vor der penthemimeres — widerstreit ge-
fordert werden). Huemer sagt mit recht (p. 59): Diesem (dem
versaccent) in seinem verhältniß zum wortaccent haben schon
die metrischen dichter eine concession gemacht, indem sie an
gewissen versstellen den widerstreit beider accente mieden . . .
Der rhythmus erhob diese erscheinung zum gesetz". Die ge-
setze, durch welche die vertheilung der wortaccente in unproso-
dischen versen beherrscht werden , sind nicht verschieden von
denen, die sich auch in quantitirenden finden, nur pflegen sie
in den unprosodischen strenger befolgt und genauer bestimmt
zu werden. Nothwendig aber ist die befolgung irgend welcher
accentgesetze in unprosodischen versen keineswegs, es gibt un-
430 94. Metrik. Nr. 9.
prosodische verse (u. a. in der griechischen poesie, z. b. die un-
prosodischen gedichte des Gregor von Nazianz) , in denen der
wortaccent von keinerlei regeln beherrscht wird. Das accent-
wesen ist daher durchaus nicht geeignet, als unterscheidendes
merkmal für quantitirende und „rhythmische" verse betrachtet
zu werden. — Es handelt sich ferner um die gründe , welche
dazu geführt haben können , unprosodische verse zu bauen.
Deren sind drei: 1) der verfall der quantität in der gesprochenen
spräche. Huemer's ansieht ist , daß die quantitirende messung
durch griechischen einfluß der lateinischen poesie autgedrängt
sei, während die volkspoesie stets zu „rhythmischem" versbau
geneigt habe. Das älteste beispiel lateinischer rhythmischer dich-
tung ist für ihn das bauernlied bei Cato de re rust. 141. Ee-
ferent dagegen zweifelt nicht, daß die älteste römische poesie
quantitirend gewesen ist ; es folgt dies mit Sicherheit schon dar-
aus , daß das drama die griechischen metra nicht wie etwas
völlig fremdes sklavisch nachahmte , sondern prosodische eigen-
thümlichkeiten hineintrug, die nur aus der heimischen quanti-
tirenden poesie entnommen sein können. Das „bauernlied"
aber bei Cato ist prosa mit eingestreuten allitterationen. Die
Zerstörung der quantität in der spätlateinischen spräche ist nicht
darauf zurückzuführen, daß die römische Volkssprache von jeher
bestimmter Unterscheidung der quantität abgeneigt gewesen sei,
sondern ist veranlaßt durch die wachsende intensität des wort-
accents, der in nachchristlicher zeit die quantitätsverhältnisse der
spräche so zu verschieben begann , daß die in der poesie üb-
liche theilung der silben in längen und kürzen zur ausspräche
nicht mehr völlig paßte, und schließlich dem volksidiome die fähig-
keit quantitirender silbenmessung gänzlich raubte. In dieser hin-
sieht, wie in manchen anderen, darf man sich nicht durch äußere
analogieen verleiten lassen, archaische und vulgärlateinische sprach-
erscheinungen durcheinanderzuwerfen. Manche Vorgänge, z. b. der
abwurf auslautender consonanten, wiederholen sich scheinbar und
sind doch im vorclassischen und im nachclassischen latein, wenn
man der sache auf den grund geht, ganz verschieden zu er-
klären. 2) das streben, accent und versictus zusammenfallen zu
lassen. Dies konnte dazu führen , accentuirte kürzen (nicht mit
längung betonter kürzen, sondern mit kürzung unbetonter längen
beginnt der verfall der quantität im lateinischen) in die vers-
Nr. 9. 95. Epigraphik. 431
hebung zu setzen, vergl. Huemer p. 21 „der versaccent hebt
am leichtesten eine kurze silbe , die bereits einen ton , er sei
haupt- oder nebenton, im worte hat". 3) die art des musikalischen
Vortrags. Dieser grund wird mit recht von Huemer hervorge-
hoben. Gregor der große machte (wie Huemer p. 19 darlegt)
den abendländischen kirchengesang zu einem unraetrischen, in
welchem alle töne in lauter noten von gleichem werth gesungen
wurden , und diese einrichtung des kirchengesanges mußte den
zersetzungsproceß des quantitätsprinzips begünstigen.
Ueber die frage nach der auflösbarkeit der längen , die er
verneint, über synaloephe , syncope, hiat , ferner über caesuren
lind Strophenbildung spricht Huemer in lobenswerther weise.
Auch über allitteration und reim handelt er. Wie schon in frü-
heren arbeiten , so geht er auch in dieser (p. 78) zu weit hin-
sichtlich der annähme von consonantenabfall, sogar vom conso-
nanten r nimmt er an, derselbe habe den reim nicht stören kön-
nen , da er verstummt gewesen sei. Daß diese Voraussetzung
unzulässig ist, lehrt ein blick auf die romanischen sprachen.
95. Quaestionum epigraphicarum de imperii Romani admi-
nistratione capita selecta. Dissertatio historica, quam scripsit et
. . . defendet publice pridie Calend. Aug. anni MDCCCLXXXII
. . . Guilelmus Liebenam. Bonnae ex Caroli Georgi ty-
pographi academici officinis. 1882. 8.
Der Verfasser vorliegender, Arnold Schaefer gewidmeten dis-
sertation, welche, wie gegenwärtig so manche andere, von dem
wissenschaftlichen streben an dem rheinischen musensitze zeugnis
ablegt, hat es sich zur aufgäbe gemacht (was aus dem titel der
dissertatiou nicht klar hervorgeht), besonders den theil der römi-
schen provinzialverwaltung zu beleuchten, der den procuratoren
zufiel, indem er mehr als wie es bisher geschehen ist , die tituli
zur erklärung heranzieht. Die Untersuchung beschränkt sich
auf die zeit zwischen Augustus und Diocletianus und geht von
den bestrebungen der kaiser aus , mehr und mehr eine einheit-
liche Verwaltung im reiche zu erzielen. Zu dem zwecke sind
die Ritter besonders brauchbar, die kein Standesbewußtsein haben,
wie die Senatoren , weil sie auf durchaus verschiedenen wegen
in die höhe kommen. Der kaiser hat einzelne leute vor
sich, die ihm allein ihr steigen und ihr amt verdanken, das sie
432 95. Epigraphik. Nr. 9.
dann auch nur als seine Stellvertreter führen. Daher werden
besondere Vertrauensstellen, wie die präfectur von Aegypten, nur
leuten aus dem ritterstande anvertraut. Verf. spricht zuerst „de
ordine equestri". Wie die ritter im gegensatze zum Senate be-
günstigt werden , so werden auch die procuratorenstellen , die
sonst von freigelassenen verwaltet wurden , vermindert , die
der ritter vermehrt (von den 14 stellen für freigelassene wer-
den von Hadrian 3 auf ritter übertragen). In dem zweiten
theile „de müitiis equestribus" werden die militärischen grade auf-
gezählt , welche der Verwaltung einer procuratur voranzugehen
pflegten. Es sind die praefectura cohortis, tribunatus militum le-
gionis , praefectura alae, zu denen unter Septimius Severus noch
der centurionatus oder primipilatus kommt. Einer, der so seiner
militärischen pflicht genügt hat, bekommt den titel „a müitiis =
müitiis perfunctus, der freilich auch verliehen werden kann, aber in
diesem falle rückt der inhaber desselben nicht in eine procuratur
ein. Nachdem nun im folgenden theile „quid sit procurator" be-
griff und wesen des procurators festgestellt ist (die res privatae
principis per Italiam aut per provincias als praedia, vectigalia tri-
butaque, salinae metallaque, auch in den senatorischen provin-
zen sind die hauptsächlichsten gegenstände seiner thätigkeit),
wird in dem hauptheil „de officiis et auctoritate procuratorum" ge-
handelt. Der procurator ist niemals beamter, sondern mandatar
des fürsten, mit dessen tode die procuratur erlischt, die von dem
nachfolger, soll sie weiter bestehen, erst erneuert werden muß.
Der procurator hat kein imperium, sondern ihm stehen nur einige
cohorten zur aufrechterhaltung der Ordnung zur Verfügung. Seit
dem jähre 53 ist er einzig und allein dem fürsten verantwort-
lich und sein rechtlicher entscheid hat geltung wie der des für-
sten selber •, berufung dagegen ist nur an den fürsten möglich.
Die grenzen zwischen den befugnissen des procurators und des
proconsuls oder legaten stehen nicht immer genau fest, weshalb
es oft zu Streitigkeiten kommt. Bei seiner rückkehr aus der pro-
vinz, die er, wie es seit Tiberius mehr und mehr üblich ge-
worden ist, längere zeit verwaltet, hat der procurator rechen-
schaft abzulegen. Die längere Verwaltung und die genaue con-
trolle kommen den provinzen zu gute. Procurator und proconsul
oder legat haben ihren sitz gewöhnlich in einer Stadt , nur in
Germanien hat der procuratur seinen sitz in Trier, der legat
Nr. 9. 95. Epigraphik. 433
in Reims. Im dritten Jahrhundert wird die civil- und militär-
verwaltung anders getheilt, die erstere bekommt der praeses, die
letztere der dux. Schließlich sind auf p. 57 — 79 in alphabeti-
scher Ordnung , ausgenommen die präfecten von Aegypten und
die procuratoren von Alexandrien, die provinzen , in welchen
procuratoren residierten, soweit der verf. aus den inschriften ge-
wißheit erlangen konnte , aufgezählt. In der reihe derselben
— es sind 39, wenn ich richtig gezählt habe — ist Achaja die
erste, Thracia die letzte. Auf p. 54 äußert sich verf. folgender-
maßen : Haec fere de procuratorum officiis et auctoritate explorari
possunt. Pauca quidem sunt neque admodum certa\ for-
tasse autem haec disquisiti o nonnulla adhuc non sa-
tis explorat a in lucem protulit. Was verf. hier in einem
nicht gerade mustergültigen latein — auch sonst, namentlich in
der einleitung, wo noch eine reichliche anzahl von druckfehlern
dazu kommt , wäre wohl zuweilen etwas mehr korrectheit er-
wünscht — beansprucht , kann ihm ohne bedenken zugestanden
werden. Er hat die einschlägigen werke , die er p. 5 und 6
aufzählt — es wäre freilich zu wünschen gewesen, daß dies
nach einem bestimmten princip geschehen wäre — , verständig
benutzt und manches weiter ausgeführt oder berichtigt, was die
beistimmung des lesers finden wird. Aber dem referenten will
es doch scheinen , als ob verf. seinem gegenstände noch näher
gekommen wäre, wenn er bestimmter zwischen dem procurator,
der neben (oder unter) einem proconsularischen oder prätorischen
Statthalter in einer prätorischen oder kaiserlichen provinz seinen
kaiserlichen herrn vertrat , und dem , der seine provinz als be-
auftragter des kaisers (mehr oder minder) selbständig verwaltete,
unterschieden hätte. Der letztere hat offenbar eine ähnliche Stel-
lung , wie jeder andere kaiserliche Statthalter, unter umständen
also auch ein imperium. Das geht aus Tac. Ann. 12, 49 (wo-
mit noch Ann. 13, 8 verglichen werden mag) deutlich hervor.
Wenn an dieser stelle auch erzählt wird, daß schließlich ein
aus Syrien geschickter legat die von dem procurator Iulius Pe-
lignus angerichtete Verwirrung löste , so ist doch mit keinem
worte gesagt, daß dieser seine befugnisse überschritten hätte»
als er „auxiliis provincialium contractis tanquam recuperaturus Ar-
meniam" aus seiner procuratur Cappadocien in Armenien einfiel.
Wolffgramm.
Philol. Anz. XIII. 29
434 96. Theognis. Nr. 9.
96. De syllogis Theognideis. Ad summos in philosophia
honores in amplissimo philosophorum ordine academiae Wilhelmae
Argentinensis rite impetrandos scripsit Hermannus Sehne i-
dewin Gottingensis. (41 p.). Argentorati apud Carolum I.
Truebner MDCCCLXXVIII. 8.
97. De Theognide eiusque fragmentis in Stobaei florilegio
servatis. Scripsit Hermannus Schneidewin. (Abhandlung,
als beilage zum osterprogramm des Sievertscben realgymnasiums
zu Stettin 1882 erschienen). Stettin 1882. 4.
Es war schon öfter die vermuthung hingeworfen, daß unser
Theognis aus der zusammenfügung verschiedener Sammlungen
entstanden ist. In der 1878 erschienenen doctordissertation,
welche den manen des unvergeßlichen academischen lehrers F.
W. Schneidewin von dem söhne geweiht ist, suchte H. Schnei-
dewin diese ansieht zu begründen und im einzelnen auszuführen.
Die auffallende erscheinung daß in unsrem Theognis von v. 1038
an bis v. 1220 die zahl der wiederholten distichen 48 beträgt,
während bis v. 300 keine, von da bis v. 1038 nur 6 Wiederho-
lungen sich finden, wird daraus erklärt, daß ein abschreiber meh-
rere Sammlungen (soll doch wohl heißen zwei Sammlungen) der
Theognisfragmente in der weise vereinigte, daß er von den versen,
welche in den ihm vorliegenden anthologien ebenso oder ähnlich
lauteten, einige beibehielt. Die zweite Sammlung begann von
v. 1000 oder genauer zwischen v. 878 und 1038; es wird ver-
muthet, daß im eingange sich die anrufung eines gottes befand,
die uns verloren gegangen ist. Die Wiederholungen innerhalb
der ersten Sammlung , sowie die einzige Wiederholung innerhalb
der zweiten hälfte werden auf zufall oder das bestreben lücken
auszufüllen zurückgeführt.
Im fünften capitel (p. 19 — 29) werden die in den beiden
Sammlungen vorhandenen differenzen der lesart besprochen. Die
entscheidung fällt zu gunsten der zweiten Sammlung aus mit
ausnähme der verse 555 — 556 und 213 — 218. Bei der letzteren
versgruppe hatte Bergk darauf hingewiesen, daß v. 1071 — 1074
eine verkürzte redaction geben, hatte es aber unterlassen darauf
hinzuweisen, wie aus der auslassung des distichon IJovivnov
ogyyv ia%e nolvnXoxov , oy not) 7i8t(jrj Trj nyoao/.tiXrja'i] rolog
iduv icpdtij die änderungen des Wortlautes in der zweiten re-
daction mit nothwendigkeit folgten. Unentschieden bleibt die
Nr. 9. ^ 96. Theognis. 435
wähl zwischen v. 97 — 100, wie sie in der ersten Sammlung und
wie sie hinter v. 1164 überliefert sind. So möchten wir aber
auch über v. 555 — 556 urtheilen Xgi) zoX\iüv %a\enol<sn> iv aX-
ysai xsifisvop uvSga ngög zs \9emv uuslv sxlvaiv ad~aväzo)v, welche
hinter v. 1178 in anderer fassung wiederkehren (A zolfiäv ^QV
laXsnaiaiv e» uXysatv ijzog s%ovza, ngog 8s &eö>i> alzeiv xzX. 0.
zolfiäv %y)) ynlenotaiv iv aXysaiv tjTzag s%ovza ngog zs &8<av al-
tüv xzX.). Der grund um dessentwillen sich Schneidewin gegen
■jimn e^ovra entscheidet, erscheint uns nicht zwingend ; im gegen-
theil, wenn diese wendung sonst nicht vorkommt, so konnte grade
dies der anlaß für die Substitution des geläufigen iv diyeai xei-
finov werden. Man vergleiche z. b. Aesch. Pers. 991 ßon ßoä
[tslfwv hroadiv ijtoo. Bei Aeschylos kommt tjzog nur einmal,
bei Sophocles gar nicht vor , und doch wird man eine solche
stelle nicht beanstanden. Die differenz zwischen v. 40 Kvgvs,
xvsi nnXig rjdej StSoixu 8s fit) zsxiß ärSga sv&vvz7jga xax?jg vßgsmg
tjutTforii,- und v. 1082 vßgtat^v, %aXt7iijg tjytfxüva azuatmg läßt sich
mit Bergk auf lückenhafte Überlieferung der elegie zurückführen,
in welcher beide pentameter ihren platz fanden. Bei der wähl
zwischen v. 619 I7ÖXV iv dfAi]^nvir]rsi y.vXlv8ofxai u%vv{isvog xfjg
620 uxgqv yug ntvlr\v oi>x vnsgedgä/jofiet' und der Überlieferung
hinter v. 1114 noXXä ö' ufxr/xavirjai — «Qxhv V*g nsvii]g ent-
scheidet sich Hermann Schneidewin nach dem vorgange des va-
ters für uxgr/r yug nevitfg. Sollte nicht ursprünglich 7ag%T]t yug
nf.vtrtg gelesen sein? In Solons fragment 37 v. 5 dachte Bergk
an die änderung tkv svsxa zug%rj nävznxfsv xvxsv/xsvog anstatt
ztäv o"ifx' ag%tji>. Hesych. züg%t]' vctQu&G - uzugyov ' a%si[iuGzov
(die handschriften üzüga%or, aber die reihenfolge der buchstaben
verlangt üzug^ov), zagyairsiv ragdaastr, zdgyavov tj zo zagdaaov.
Hierhin zog Ahrens auch znoxiftov ■ zo ßagv xai fjunijzöv , wenn
anders o äolisch für a stehe. In der zweiten abhandlung wird
p. 10 als handschriftliche Überlieferung des Theognis ungenau
axgtjv yug nsvitjg angegeben; Stobaeus hat axgtjv nsritjv.
Aus cap. VII, welches von den fragmenten anderer dichter
handelt , welche um der sinnähnlichkeit willen eingefügt sind,
heben wir hervor daß v. 752 — 756
Tal-za fia&tiav, qr<l szaTgs, 8txaicog xgtjftaza notov
oojygova dvjxov s%wv ixzog dza<fdaXi?]g)
aui zöJv ö' inscov (Jiefxtq/jivog r ig 8s zsXevzqv
29*
436 97. Theognis. Nr. 9.
aii'i'jaeig [ivdq> Goocpgovi nsi&öfietog
als epilog zu v. 697 — 718 bezeichnet werden. In diesen versen
hat der dichter ausgeführt, daß reichthum bei den menschen mehr
gilt als klugheit, beredsamkeit und schnellfüßigkeit. Daran schließt
sich aber, wie uns scheint, die ermahnung in v. 752 — 756 doch
gar zu unvermittelt an. Es sind wohl in derselben elegie verse
gefolgt, in denen auf gottesfurcht im gegensatze zum reichthum
gedrungen wurde. Die worte zäv 8' inicov fiifivrjfxhog scheinen
auf eine derartige ausführung zurückzuweisen. Die verse 731
— 742 und 742 — 753, mögen sie nun von Theognis oder Solon
herrühren — von v. 719 — 28 steht letzteres fest — gehören
sicher nicht derselben elegie an wie v. 697 — 718 und v. 753
— 56. Die letzten verse hängen durch das Stichwort nlavioi
nexoQijiAttog mit v. 697 — 718 zusammen. V. 731 — 742 haben
wegen der sinnähnlichkeit mit v. 743 — 52 hier ihren platz ge-
funden und ständen wohl richtiger hinter diesen. Jedenfalls
hat der Verfasser der dissertation darin recht , daß die verse
729 — 30 durch zufall an diese stelle gerathen sind.
In der zweiten abhandlung stellt sich als resultat heraus,
daß der gewinn aus Stobaeus für Theognis nicht erheblich ist.
Dagegen ist das Florilegium für die bestimmung der zeit, in wel-
cher die Sammlungen aus Theognis entstanden , von großem
werthe. Stobaeus , welcher zu ende des fünften und zu anfang
des sechsten Jahrhunderts lebte, fand schon die Sammlung vor,
auf welche unsere Überlieferung zurückgeht. Letztere entstand
zur zeit des Julianus und Cyrillus. Stobaeus ist, wie H. Schnei-
dewin mit Nitzsch annimmt, einer besseren Überlieferung gefolgt.
Das distichon 1157 — 58, durch welches der gedankenzusammen-
hang hergestellt wird, ist nur bei Stobaeus vorhanden, wie denn
die herausgeber aas ebendemselben drei andre distichen am
Schlüsse des ersten buches hinzugefügt haben.
Die 65 stellen aus Theognis, welche Stobaeus anführt,
werden in ihrem Verhältnis zu der handschriftlichen Überliefe-
rung des Theognis einer prüfung unterzogen. Von den 78 versen,
welche sie enthalten, ist die mehrzahl ohne alle abweichung von
derselben ; ein kleiner theil zeigt geringe Varianten , nur in we-
nigen finden sich erhebliche differenzen. In v. 499
dcpQOvog uvöyog o(.iäg xai ac6(f(jovog oiiog ozav 8rt
fflirj vnty fidryor, xovqiov sO)]nt töor.
Nr. 9. 97. Theognis. 437
Ev tivqi uer xqvoov ts mii Ugyvgnv iSgisg ut8gsg
ytvcoaxnva\ drSgog <5' olvog £8si%s toov
yut ftaXa nsg mvvzov tlv vnsg ut'rgnv tjgato nlvtav
entscheidet sich Schneidewin für die Überlieferung des Stobaeus
nax'nrjTa de näaav iXs'y/st, indem er geltend macht, daß sv nvgi
und ohog einander entgegengesetzt sind und da das erstere wort
ohne epitheton steht, auch für das zweite wort dies wahrschein-
lich ist. Es ist wohl möglich, daß die worte tov vnsg uhgnv
rtQUTo 77/joo»' aus den vorhergehenden worten orap 8t] ni't>rj vnsg
H?7qov entstanden sind, aber das ungewöhnliche des ausdrucks,
welcher ja, wie Bergk gezeigt hat, eine erklärung zuläßt, macht
uns bedenklich. Wenn freilich »"tuto, wie Ahrens wollte, das
ursprüngliche war, so würde dies bedenken wegfallen. Auch in
v. 640 zieht Schneidewin die Überlieferung des Stobaeus ßovXuig
8' ovm snsotv rc zeXog der handschriftlichen Überlieferung ovx
iaejtPTO isXog vor, da die form yivtn weder bei Homer noch
bei Hesiod vorkommt und die stelle bei Pindar Ol. XII, 10
nn).)d 8' ap&gcojioig nugu yväuur 'insatr an Theognis anklingt.
Daß die form ye'pza sich bei Hesiod nicht findet, ist ein irrthum,
auch will es uns nicht einleuchten , daß Pindar bei der anwen-
dung der den Griechen so geläufigen metapher an Theognis ge-
dacht habe. Auch v. 651 wird die Überlieferung des Stobaeus
aioygu S'iu ou i&iXopra ßirj xuxu noXXa SiSüay.tig in schütz
genommen mit der neuen erklärung : eum qui turpia repudiat, vi
multa mala doces. Dazu konnte v. 684 verglichen werden ni 8s
zu y.uXu £^7oi(7i*' xa^-t77\i zsigöuaoi nsvirj. Ebenso urtheilt Schnei-
dewin über v. 699 nüaiv 8* didgänoig (die handschriften des
Theognis fzitjdsi 8' dvügoonwi), v. 964 optip' s%si (neben nötig
uv g), v. 1161 xoosaai (neben zsXs'gui), v. 1162, wo Schneidewin
mit Bergk in der Überlieferung des Stobaeus sv^tutzog die ur-
sprüngliche lesart ?» usaaq) azi/dtair sv avtszoTg yvtzat erhalten
sieht. Wir vermissen den hinweis darauf, daß v. 636 Stobaeus
allein das richtige hat 01 vvp si nolXolg diQgxicog nXtyui } sowie
v. 157 Zevg yag rm 70 tuXuptov sniogsnsi a/.Xazs uXXcog und
v. 177 näg yag drtjg, was Bergk dem handschriftlichen v.ui yug
vorzog. Zu v. 158 wird p. 15 angegeben, daß die handschriften
des Theognis außer der Mutinensis anstatt (tqdev ovStp haben;
es mußte genauer 8\i8h heißen. Das distichon v. 179 — 80
lautet bei Stobaeus %gij ö' dti xazu yrtr ze aai svgia reo?« 9a-
438 97. Theoguis. Nr. 9.
Xäaarjg ditya&at ^alsntjg, Kvgis, Xvgiv hsvltjg (diehandschriftd.es
Theognis Xgq yag ofAvüg im). Von sonstigen ungenauigkeiten
ist uns aufgefallen p. 12 die angäbe, daß o^dti v. 1032 hand-
schriftliche lesart sei; es ist conjectur von Emperius und Bergk ;
ebensowenig ist v. 504 yXcöaaqg handschriftlich. Auf p. 11 wird
als lesart des Stobaeus v. 701 angegeben ng £%oi anstatt n*v
s%oi. Zu der lesart des Stobaeus ßa&vxtjTsu növton v. 175 war
p. 16 zu bemerken, daß dieselbe auch von cod. A des Theognis
geboten wird.
Andere abweichungen werden p. 13 — 15 auf den sprich-
wörtlichen character gewisser Sentenzen zurückgeführt. So hatte
Bergk über das distichon v. 255 — 56 geurtheilt. Dahin rechnet
Schneidewin das distichon v. 331 — 332, wo die emendation des
pentameters noch nicht gelungen ist, sowie das distichon v. 409
—410
Ovdiva &7]Ouvq6v xara&rjGFai svdov afisivm
j4l8ovg rjt' dya&oig drdgaoi, Kvgt>\ sustcu.
So lautet der hexameter richtig bei Stobaeus , während er im
pentameter die Variante hat t}i> aya&oig av8güat , Kvgvs , didcog.
Hier nimmt der Verfasser an , daß die erste sylloge das richtige
hat; in der doctordissertation schloß er sich (p. 27) an Stude-
mund , welcher in seinen Vorlesungen eine schwerere Verderbnis
im Pentameter annahm. Auch über das distichon v. 509 — 510,
welche im Theognis zweimal in abweichender form stehen , bei
Stobaeus in einer aus beiden redactionen gemischten form, hatte
der Verfasser in seiner doctordissertation (p. 13) gehandelt und
sich für die Überlieferung der meisten handschriften des Sto-
baeus entschieden.
Beachtenswerth ist die vermuthung, daß in dem distichon
v. 496—97
"AffQovog dtdgbg ofimg xai acöygoiog ofoog, orav dq
nivQ vnsg ftitgov, novqmv s&tjxs voov
die Variante ayav bei Stobaeus von jemand herrührte, welcher
die sentenz als eine illustration des [xtjSsv ayav bezeichnete.
Wir hoffen noch öfter in die läge zu kommen von schrift-
stellerischen leistungen des sohnes unseres verehrten leider so
früh dahingeschiedenen academischen lehrers zu berichten.
Nr. 9. 98. Griechische tragiker. 439
98. Hermann Koob , de mutis quae vocantur personis
in Graecorum tragoediis. Dissertation von Halle 1882. 82 p. 8.
Der verf. hat es verstanden, einem thema, von dem man
sich wenig neues verspricht, interessante Seiten abzugewinnen
und durch sichtung und Zusammenstellung der einzelnen fälle
nicht nur die gewöhnlichen annahmen sicher zu stellen, sondern
auch sich ergebende streitige fragen zu lösen und verkehrte
urtheile zu berichtigen. Er halt sich auch von dem fehler frei,
alles bestimmen zu wollen, und befolgt den richtigen grundsatz,
daß nur, was der dichter selbst angibt , gelten könne , alles an-
dere in das gebiet werthloser hypothesen zu verweisen sei. Nur
in betreff der begleitung fürstlicher personen wird aus der ana-
logie der vielen fälle, wo wir es nachträglich erfahren, und aus
einigen besonders signifikanten stellen wie Ai. 1115 gefolgert,
daß die begleitung durch SoQVCpogrjfiaTa auch da anzunehmen
ist , wo wir weder bei der ankündigung des auftretens noch
sonst etwas darüber hören. Um so mehr haben wir uns ge-
wundert, daß der verf., welcher selbst p. 26 sagt: quarnquam
swpra vidimus de servis cornitantibus fere nusquam mentionem fieri,
tarnen aliae personae, si adsunt, secundum tragoediae usum fere sem-
per antea nominantur, im Aias den Menelaos als ymqidv nyäoconov
mit Agamemnon zurückkehren lassen will , obwohl die ankündi-
gung i8oot eont-.vaa ihv rszQarrjXuTrjV 'Ayafxi^vov r}(Atf ds'i'QO 7618'
ögficüfiiioi' 1223 eine solche annähme bestimmt ausschließt. Was
will dem gegenüber der hinweis auf ßo^v ' s4zQst8mv 1319 be-
deuten ? Odysseus brauchte ja nicht auf das erste geschrei gleich
zu erscheinen.
Gut wird bemerkt, daß wo kinder auf der bühne sprechen,
es immer gesangspartien sind , daß man darum annehmen darf,
daß solche rollen von wirklichen kindern gegeben wurden, weil
die durch den gesang gesteigerte stimme auch bei kindern durch
den weiten räum des athenischen theaters hin vernehmbar war.
Kinder treten bei Aeschylus niemals, bei Sophokles einmal, bei
Euripides öfter auf. Die behauptung von Richter, daß die rol-
lenvertheilung dem dichter nie hemmend in den weg trat, wird
widerlegt; immerhin aber muß man anerkennen, daß die dichter
sehr oft es verstanden , aus der noth eine tugend zu machen.
Ich erinnere nur an die schweigenden personen des Aeschylus.
Sept. 395 will der verf. mit Grotius täiSe schreiben, weil die
440 98. Griechische tragiker. Nr. 9.
sechs führer nicht zugegen seien. Er kennt die Schwierigkeit
dieser frage und die Verhandlungen darüber, wie es scheint,
nicht; auch nicht die annähme, daß ein theil anwesend sei, ein
theil bereits an den thoren stehend gedacht werde. Wir stim-
men dem verf. bei, wenn er Sept. 677 Eteokles sich vor den
äugen der Zuschauer rüsten, nicht aber, wenn er Agamemn. 83
Klytämnestra heraustreten läßt mit einigen mägden , die opfer
tragen und auf verschiedenen altären Weihrauch ins feuer werfen.
Das einzige wort ntQtntfinia 87 kann diese annähme widerlegen.
Der verf. verwirft die emendation zu Cho. 713 nniu&önovr t«
to"v8s aal ^vvffinoQov und gibt dem Orestes außer Pylades noch
diener als gefolge. Es scheint nicht, daß alrocpoQTop 675, be-
sonders da noch nixeia aayfj damit verbunden ist, von dem ver-
standen werden kann, der sein gepäck mit sich führt, d. h. von
sklaven sich nachtragen läßt, nicht von dem, der es selber trägt.
Daß Orestes am Schlüsse diener hat , beweist nichts. Dort ist
er der neue herr des hauses und die diener desselben stehen ihm
zu geböte. Oed. Tyr. 16 und 18 sollen knaben und Jünglinge
unterschieden sein ; offenbar aber sind dieselben personen gemeint,
mögen es knaben , mögen es Jünglinge gewesen sein Wahr-
scheinlich übrigens ist v. 18 späterer zusatz. Die ansieht, daß
im Hipp, die Jäger stumm bleiben und das lied 58 ff. hinter
der scene von dem nachher auftretenden chor gesungen werde,
wird verworfen, ebenso auch die annähme, welche der scholiast
mit evrav&a per nvv Svvaiai nQoano^gtjanaüai toTq nno tnv
Xognv an die hand gibt, daß zu Jägern personen des eigentlichen
chors genommen worden seien. Die zeit zwischen 114 und 120
sei für den Wechsel des kostüms zu kurz; es müsse also wie
in den anderen stücken , von denen der scholiast spricht, ein
nebenchor gesungen haben. Uns scheint, daß gerade deshalb
mit #<»£>m' bnadol 108 die Jäger ins haus geschickt werden,
während der alte diener noch zurückbleibt und einige worte
spricht , damit sich zeit zur umkleidung ergebe. Es konnte ja
auch zwischen dem abtreten des dieners und dem auftreten des
chors eine kleine pause sein. Mit recht aber bemerkt der verf.
gegen Barthold , daß der chor der Jäger nicht aus sklaven be-
standen habe, sondern aus denselben freien altersgenossen, welche
1098 angeredet werden; daß jedoch am Schlüsse der sterbende
Hippolytus nur von zwei dienern geführt werde. Dazu genügen
Nr. 9. 99. Griechische tragiker. 441
zwei; ob aber auch in den Trach. zwei genügen, um den tod-
kranken Herakles zu tragen, ist sehr zweifelhaft; zum wenigsten
scheinen vier Sänftenträger nöthig zu sein. Die meinung , daß
der befehl Iph. Taur. 468 ff. an die tempeldiener , nicht an die
diener des königs gerichtet sei , scheint uns mit der bedeutung
von fte&tivat nicht in einklang zu stehen, welches nicht „entfes-
seln" heißt, sondern „loslassen", also denen gilt, welche die
fremden in fesseln herbeigeführt haben.
Ein anhang handelt über den gebrauch von wagen und
thieren auf der griechischen bühne. Wir sind mit den beiden
sätzen, daß wagen und pferde nicht ungebräuchlich gewesen und
daß diese nur auf der bühne, nicht in der orchestra zum Vor-
schein gekommen seien, einverstanden , wenn auch im einzelnen
manches fraglich beiben muß.
Man sieht, es werden allerhand interessante fragen ange-
regt und behandelt. Wir wollen bei einer erstlingsschrift auch
nicht vergessen anerkennend hinzuzufügen , daß die behandlung
den eindruck guter methode macht. N. Wechlein.
99. Gustav Oehmichen, de compositione episodiorum
tragoediae Graecae externa. P. T. Erlangen 1881. 96 p. 8.
Wenn man auch der arithmetischen Übungen an den stücken
der griechischen scenischen dichter etwas überdrüssig geworden
ist, wird man die schrift von Oehmichen doch nicht ohne inter-
esse lesen, einmal weil die frage der symmetrischen composition
in neuer weise und nach neuen gesichtspunkten behandelt wird,
dann weil nicht eine bestimmte zahl ein Prokrustesbett abgibt,
sondern nur durch die systematische Ordnung und Zusammen-
stellung der einzelnen fälle symmetrischer gestaltung die aus-
dehnung derselben ermittelt werden soll. Da die Symmetrie mit
recht auf die einzelnen glieder des dialogs beschränkt wird,
sucht der Verfasser zuerst in einem allgemeinen theile für die
abtheilung und gliederung feste normen zu gewinnen. Wir be-
gegnen da manchen bemerkungen, welche unseren beifall haben,
z. b. wenn die chorische exodos in stücken des Aeschylus von
der späteren scenischen exodos unterschieden wird. Dagegen
müssen wir unsere bedenken äußern, wenn der verf. zur parodos
sowohl vorausgehende monodien als auch nachfolgende dialog-
partien , welche nur die parodos fortsetzen, die handlung nicht
442 99. Griechische tragiker. Nr. 9.
weiterführen, wie im Prometheus, in der Elektra des Sophokles,
im Oedipus auf Kolonos rechnet. Es ist wahr, in der Helena geht
die monodie der Helena in den gesang des chors über, läßt sich
also nicht davon trennen. Gibt uns das aber ein recht, die mo-
nodie der Elektra in Sophokles Elektra zur parodos und nicht
zum prolog zu rechnen ? Wir sehen ja genau, wie die begriffe
sich gebildet haben, und müssen eben nur sagen, daß die aus
der historischen entwicklung hervorgegangenen begriffe der man-
nigfaltigkeit der erscheinungen nicht entsprechen und die dichter
bei ihren Schöpfungen sich nicht um die termini technici geküm-
mert haben. Freilich scheint der verf. die historische entwick-
lung jener begriffe nicht anzuerkennen, wenn er aräotpov nicht
im gegensatz zu tiÜqo8ol;, sondern als actionis statio auffaßt. Es
ist eine folge dieser nach unserer meinung ganz irrigen auffas-
sung, wenn die chorika Ant. 781 — 800 und 1115 — 54 deshalb
nicht als otäaipia^ sondern bloß als interscaenia betrachtet werden,
weil die choreuten acrius commoti quam par est in stasimis. Auch
die Aristotelische definition , nach der die parodos zu den cho-
rika gehört und t] nQOjztj Xt^ig olov %oqov ist, verbietet jeneer-
weiterung des begriffes parodos. Am meisten aber müssen wir
die erklärung von olov %oqov im sinne von „chori nondum divisi"
abwehren; olo<; muß die gleiche bedeutung „selbständig, abge-
schlossen, ein ganzes bildend" haben, welche das wort in jenem
capitel durchweg hat. Daß die gliederung, welche für die stücke
des Aeschylus entworfen wird, nicht in allen theilen richtig sein
kann, geht schon daraus hervor, daß die botenscene in den
Sieben gegen Theben mit 652, nicht mit 682 abgeschlossen und
nicht sieben, sondern sechs paare von reden unterschieden werden.
Wenn die erste und die letzte botenrede mit 22 versen sich ent-
sprechen sollten , so würde die Symmetrie weiter fordern , daß
die erste strophe nach der ersten rede des boten, nicht nach
der des Eteokles stünde.
Der besondere theil behandelt die symmetrische komposition
der epeisodien bei Aeschylus und zwar nach vier gesichtspunkten,
nach der zahl der personen, nach der art derselben, nach der
zahl der verse , nach der art derselben. Der verf. fügt also zu
dem bis jetzt gewöhnlich behandelten gesichtspunkte zwei neue.
Symmetrie in der zahl der personen findet der verf. in denje-
nigen scenen , in welchen am anfang und am ende gleich viel
Nr. 9. 99. Griechische tragiker. 443
personen spielen oder auf der bühne sind , während die mitte
mehr oder weniger personen zeigt ; Symmetrie in der art der
personen, wenn die entsprechenden partien den gleichen personen
zukommen. So stellt z. b. folgendes schema, worin A = " Aroaaa,
a = äyjeloi;, X = #ooo£,
X A X. «, XaX. Au; A
die Symmetrie in der art der personen für das erste epeisodion
der Perser dar. Wir fürchten fast, daß diese Symmetrie nur in
der figur auf dem papier, sonst nirgends wahrgenommen werde.
Freilich setzen wir uns damit dem tadel aus, welchen der verf.
bei der behandlung der dritten art der Symmetrie gegen dieje-
nigen ausspricht , die nicht an die absieht des dichters glauben
wollen. Wir können trotz allem wenig glauben haben. Der
wesentlichste unterschied, der zwischen dialogpartien, welche mit
lyrischen partien verbunden sind, und anderen dialogpartien be-
steht, ist nicht beachtet worden und doch könnte gerade dieser
unterschied uns zeigen, wo absieht des dichters zu erkennen ist,
wo nicht. Wenn in der zweiten scene des ersten epeisodions
der Perser der böte nach jeder Strophe und antistrophe drei
verse oder Suppl. 347 ff. der könig ebenso fünfmal fünf verse
hat, so ist die absieht des dichters in ganz anderer weise deut-
lich als in dem schema für Eum. 614 — 73:
Ap. Ch. Ap. Ch. Ap. Ch. Ap.
8 3 15 4 8 5 17.
Was sollen solche einzelne gleiche zahlen , wie hier die zwei
achter, ohne durchgreifende Symmetrie? Noch weniger können
wir uns von dem zweck der sache überzeugen , wenn die verse
der einzelnen Schauspieler zusammengezählt und die gewonnenen
summen in responsion gesetzt werden. Z. b. Pers. 433 — 46
spricht Atossa 2 3 2, der böte dazwischen 3 und 4 verse,
beide also je 7. In der ersten scene des ersten epeisodions der
Perser kommt dreimal die zahl 1 7 zum Vorschein :
Ch. At. Ch. At. Ch. At. Ch. At. Ch.
4 14 3 39 11 6 14x1 3
Ganz anders nimmt sich das schema für Prom. 613 — 30 aus:
Io Pr. Io Pr. Io Pr. Io Pr.
2 1 6X1 2 1 6X1.
Zuletzt wird an die stelle der Symmetrie die Proportionalität ge-
444 99. Griechische tragiker. Nr. 9.
setzt. So erhalten wir in der zweiten scene des zweiten epei-
sodions der Perser folgende zahlen :
D Ch. D Ch. ! D At. D At. D A
13 « 3 «' I 6 6 24x1 14 6
56
D
Ch
D
Ch
D
Ch D
Ch
D
28
3
3
1
1
1 2
2
43
56
und- damit, sobald man nur 13 am anfang für 14 und umge-
kehrt 43 am ende für 42 gelten läßt, dagegen bei der summie-
rung der letzten partie 43 rechnet, in den zahlen 14. 28. 42.
56 die schönste geometrische progression (1x14, 2x14, 3x14,
4x14). Etwas anderes als künstelei können wir hierin nicht
finden. Und als wollte der verf. sich selbst widerlegen, fügt er
noch einige bemerkungen über den dramatischen rhythmus an,
welcher die Symmetrie wieder aufhebt. Hätte z. b. der dichter
in dem Zwiegespräch der Klytämnestra und des Orestes Cho.
668 — 718 Symmetrie schaffen wollen, so würde er folgende zahlen
K 0 K 0 K
9 12 9 12 9
gegeben haben ; nun aber hat er ein rhythmisches gefüge er-
zielt, indem er was er zweimal der einen zahl wegnahm, der
anderen zufügte:
K 0 K O K
6 17 9 7 12
d. i. 9—3 12+5 9 12—5 9+3
Man möchte hiernach wirklich meinen, daß für den dichter die
zahl, nicht der gedanke das erste gewesen und daß er ein an-
hänger der Pythagoreischen zahlenlehre gewesen sei.
Ja die zahl hat etwas verführerisches. Es scheint bisher noch
niemand dieser Verführung entgangen zu sein. Auch ref. be-
kennt sich zu einer solchen Jugendsünde. Wird nicht endlich
einer kommen, der nur das thatsächliche und für alle glaub-
liche zum Vorschein bringt? Der verf. der vorliegenden abhand-
lung machte den besten anlauf dazu ; aber der entdeckungseifer
scheint ihn über die grenze geführt zu haben. Vielleicht wird
er bei der behandlung der sophokleischen und euripideischen
episodien das rechte maß wieder finden. N. Wecklein.
Nr. 9. 100. Sophokles. 445
1 00. Peter N. Pappageorg, kritische und paläogra-
phische beitrage zu den alten Sophokles-scholien. Leipzig, Teub-
ner 1881. 87 p. 8.
Die neue schritt von Pappageorg hat uns aus zwei gründen
gut gefallen, einmal weil sie eine reihe schöner emendationen
zu den scholien des Sophokles und des Homer bringt, zweitens
weil wir glauben sie als prolegomena zu einer neuen, kritischen
ausgäbe der scholien des Sophokles betrachten zu dürfen. Der
erste theil entwickelt die grundsätze, welche eine solche ausgäbe
zu befolgen habe. Das hauptergebnis dieses ersten theils, daß
den scholien der florentiner handschrift G neben den scholien
von La eine selbständige bedeutung beizumessen sei, müssen
wir bestreiten. Wie Pappageorg zeigt, bestehen die abweichun-
gen des cod. G von La meist nur in Versetzungen oder in aus-
lassung einzelner sätze und ganzer scholien. Weggelassen sind
besonders solche scholien , welche verwirrt und unverständlich
sind, natürlich aus dem gründe, weil der byzantinische gramma-
tiker nichts damit anzufangen wußte. Richtige lesarten bietet
G dagegen meist an solchen stellen , wo die Verbesserung sehr
leicht ist und jedem einfällt. Nachdem ich übrigens bei den
scholien des Aescbylus die erfahrung gemacht, daß viele solcher
emendationen nur Verbesserungen der collation , nicht des hand-
schriftlichen textes sind, so zweifle ich sehr , ob in den scholien
zu Ai. 204, 183, El. 1434 (fi-iööfAtpai für xi]8o[ieioi , dtkcov für
öecöi, vfihfgov für vaisgor wirklich in der handschrift steht. In
arg corrupten stellen des La. läßt uns G stets im stich. Diese
handschrift wimmelt von Zusätzen und correcturen späterer gram-
matiker, die oft verkehrt und werthlos sind. Ferner führt Pap-
pageorg verschiedene stellen an, in welchen man die lesart von
G mit unrecht aufnahm, weil man die von La. nicht recht ver-
stand oder den Sprachgebrauch der La.-scholien nicht kannte.
Schön zeigt z. b. der verf. , wie in dem scholion zu Phil. 598
das sinnlose oh in G weggelassen ist, während es aus der ab-
breviatur von ovtco entstanden. Dieser letzte punkt sagt uns
genug Nachdem Pappageorg selbst festgestellt hat. daß die
zusätze in G meistentheils verwässerte scholien aus byzantinischer
zeit sind, führt er für den selbständigen werth derselben nur
das eine an, daß drei scholien zu OT. 750, Ai. 83 und 581
auf alte quellen hinzuweisen scheinen. Das erste scholion und
446 100. Sophokles. Nr. 9.
der neue zusatz des letzten scholions steht auch bei Suidas.
Der zusatz xai iv IJoifAsai ^öyo) ydg slxog ovöev ol n rv%nv>
lautet bei Suidas: \6yep ydo ov8ev eXxog ol8d nov ^avov. Pap-
pageorg möchte nach jener fassung schreiben : löyco ynp eixog
ovöev olSd nov tv^ov j <zofi?jg> , was keinen geschickten sinn
gibt. Er bemerkt dazu: „ob die erwähnung des verses in G
von einem alten scholion herrührt oder das fragment zusatz ei-
nes späteren grammatikers ist, mag dahingestellt bleiben-, daß
auch der zweite fall möglich ist, beweist das scholion von G zu
Oed. Tyr. 1264, in dem Tzetzes erwähnt und uns zugleich ein
fragment aus der Niobe von Aeschylos überliefert wird." Wir
zweifeln keinen augenblick, daß der zweite fall richtig ist. Mehr
würde das scholion zu Ai. 83 beweisen, in welchem der name
des Didymus genannt wird, wenn nicht Dindorf dazu bemerkte:
id fortasse etiam in L fuit, in quo tres versus ita sunt obliterati, ut
non appareat quid scriptum fuerit. Wir sehen also , die scholien
von G gehen ganz und gar auf die des La. zurück; die zusätze
derselben , etwaige Verbesserungen oder verschlimmbesserungen
sind byzantinischen Ursprungs und alles ist aus byzantinischen
quellen geschöpft. Einen selbständigen werth können dieselben
nicht beanspruchen. Für die behandlung der Sophokleischen
scholien kommen sie eigentlich nur in betracht bei denjenigen
stellen , wo im La. Wörter im laufe der zeit verlöscht sind,
was besonders bei Ai. 1 — 150 der fall ist. Wenn darum eine
neue ausgäbe diejenigen scholien von G, welche irgend einen
werth zu haben scheinen, als anhang unter dem titel excerpta
ex G bringt, so kann das nicht schaden; nur darf man nicht
glauben, darin irgend etwas zu finden, was aus alexandrinischen
scholien stammt.
Die hauptaufgabe des neuen herausgebers wird die mög-
lichst sorgfältige collation des La. sein, auf die gefahr hin,
daß für den text und das Verständnis des dichters wenig oder
gar nichts gewonnen werde ; denn darin geben wir dem verf.
recht, wenn er findet, daß die scholiasten in den meisten fällen
die corrupten lesarten des La. vor äugen haben und erklären.
Doch kann man bei der auffassung einzelner stellen abweichender
ansieht sein. So halten wir daran fest, daß in dem scholion zu
Trach. 129 dlX' in) nrjfxati xai #«£>«, wo es heißt: nTifia 8e
avu rov TTi'jfiaTi v.at' dnoxon^v, die richtige lesart nijfAct erhalten
Nr. 9. 100. Sophokles. 447
ist und daß nur die in dem scholion hervortretende verkehrte
auffassung die Verwandlung von nt/un in nr^uii und von /«()«
in %an{t. zur folge gehabt hat. Pappageorg meint, der scholiast
habe aW im nrtuu te xai %aoix. gelesen. Ebenso möchten wir
die eruirung der lesart nkiotog aus dem scholion zu Phil. 1099
für richtig halten , während Pappageorg der ansieht ist , im er-
sten scholion sei aXsiarag irrthümlich für Xtpnvo^ gesetzt worden
und der verf. des zweiten scholions habe es beibehalten, nach-
dem es einmal im ersten stand. Es ist schon zweifelhaft, ob
wir das scholion an zwei Verfasser vertheilen dürfen.
Die zweite abtheilung der schrift gibt eine große anzahl
von mehr oder weniger bedeutenden Verbesserungen zu den
scholien. Trefflich wird z. b. in dem scholion zu Trach. 188
xtt&aignfisvcp in y.ut Osijnfjt'i c>p , in dem zu 0. T. 417 iXaaia in
iXavrovaa , zu 0. K. 237 v.u) t! in xairoi , zu Ai. 998 manag
Otov in wi.' 77f(j"i ötoi> , in dem scholion Cr zu Phil. 316 nuCa
QrjfAUTa in TiiACogi^uTu emendiert. Sehr richtig hat der verf. ge-
sehen, daß in dem schol. zu 0. T. 132 avtig zum lemma und
£t]THv tu nugatteifisva ijuip zum scholion des vorhergehenden
verses gehört. Es ist aber in diesem scholion noch eine weitere
Unordnung eingetreten. Denn die doppelte erklärung entspricht
offenbar der grammatisch möglichen doppelten auffassung Tuq-atij
[*td£i7ng GHonfh 7D TTgog noair — to ngoq nooir [is&s'pTixg axo-
neh rayaiiTi. Wie die erste richtige in dem ersten scholion ge-
geben ist, so muß die andere in dem zweiten scholion enthalten
sein. Es wird also wohl geheißen haben: i\ £yiy<; tjvdyxa&v
r/fiitg , fis&fvrai; ro öxojitii tu xutu tot eporov tu ngog noaiv
nagaxsifiEta t](*ir, tu uqiarrj ^TjTth, tovteotiv tu dqart) airtyfxaia.
In dem scholion zu 0. Tyr. 899 enthalten die unverständlichen
worte tj A t sapi, wofür in Gr ■/] diu rar arjjtsCcoi steht, Boeckh
8tu to'h 'la/tidwv schreiben wollte, Pappageorg )] 8ia tu atjunia
setzen will, augenscheinlich weiter nichts als das lemma ov8e
tur 'Okvuniav. In dem scholion zu OK. 489 ist richtig txtt in
fynvai verwandelt, nur kann xu*i bleiben (Otng, xai . . ?%ovai
xui ngndvnyrui) , da damit eben der Übergang von tyovai in
ejff» erklärt wird. In dem scholion zu Ai. 297 wird wohl am
einfachsten äkV weggelassen, dessen einfügung das vorausgehende
od leicht veranlassen konnte (pl yug avaigsi -/.uto. rtjv axrjvr)v
ar&gwnop (hg f|oo rirug ut'siXet). In dem scholion zu Ai. 1043
448 101. Iuba. Nr. 9.
ist nuyeaTiv nicht in na^iaiijaip zu verwandeln, sondern zur Her-
stellung der gewöhnlichen ausdrucksweise zu beseitigen : nidutäg
6t i oh ovfAnuO tjöoop nügeaziv.
In dem scholion zu El. 78 glaubt Pappageorg das compen-
dium, welches tii-sü bedeutet, in jovtov verwandeln zu sollen,
weil in solchen fällen der Zusammenhang den ausschlag zur rich-
tigen auffassung der compendien gebe. Ueber die compendien
möge sich Pappageorg, wenn er eine collation der scholien vor-
hat, genau unterrichten; er wird dann finden, daß sie nicht so
beliebig, wie er glaubt, aufgefaßt werden können. In dem vor-
liegenden scholion heißt msy öe einfach: „einige aber geben
die erklärung". N. Wecklein.
101. Friedrich Reuß, De Iubae regis historia romana
a Plutarcho expressa. Wetzlar 1880. 4. 27 p.
Der Verfasser stellt im eingange den bemerkungen H. Pe-
ter's über Plutarch's Romulus und Numa (Quellen Plutarch's,
p. 146 ff.) die behauptung entgegen: ex iis autem, quae viri docti
ad id tempus in fontibus illius eruendis profecerunt , haec potius lex
statuenda videtur, ut ex uno praecipue scriptore . . . ille quae con-
silio suo inservire viderentur elegerit et transscripserit. Die Quellen-
forschung der letzten jähre hat zwar manche schöne resultate
für Plutarch zu tage gefördert, aber so weit scheint sie mir denn
doch nicht „vorgeschritten" zu sein, daß man zur aufstellung
einer solchen lex berechtigt wäre. Reuß weiß auch zur stütze
seiner behauptung blos die Untersuchung Gr. Grilbert's über Plut.
Theseus (Philol. XXXIII, 47 ff.) anzuführen. Selbst wenn be-
wiesen wäre , daß dieser nichts als eine compilation aus der
Atthis des Ister ist, so ergibt sich daraus noch nicht, daß man
nun für alle Vitae nur eine quelle annehmen muß. Reuß will
indes für sein „gesetz" einen weiteren beweis liefern durch das
Verhältnis des Plutarch zu könig Iuba von Mauretanien. Die
benutzung Iuba's durch Plutarch, zuerst von Heeren vermuthet,
wixrde längere zeit geleugnet, ist aber jetzt wohl allgemein an-
erkannt. Es fragt sich nur, in welchem umfange sie stattge-
funden hat. H. Peter (Ueber den werth der historischen schrift-
stellerei von könig Iuba II. von Mauretanien, Meißen 1879) hat
mit vollem rechte davor gewarnt, daß man sich von könig Iuba
als historiker zu hohe Vorstellungen mache. Reuß hat sich durch
Nr. 9. 101. Iuba. 449
diese waruung uicht abschrecken lassen, er geht viel weiter als
alle bisherigen forscher. Er glaubt nicht nur, daß Plutarch in
den Quaestiones Romanae und im Romulus und Numa (und an
einzelnen stellen in einigen andern biographien) Iuba zu rathe
gezogen habe, sondern daß mehrere römische viten fast vollstän-
dig aus Iuba abgeschrieben seien. In der vorliegenden schrift
sucht Reuß dies zunächst für die biographien des Romulus und
des Numa nachzuweisen.
Im 1. capitel handelt der verf. über das Verhältnis der
Quaestiones Romanae zu den Vitae und im allgemeinen über die
spuren der benutzung der römischen geschichte des Iuba. Hier
hebt Reuß insbesondere die zahlreichen Wiederholungen und die
gleichlautende darstellung einzelner einrichtungen des römischen
Staats- und religionswesens in verschiedenen biographien hervor,
die auf die benutzung eines und desselben Schriftstellers hinweisen.
Die thatsache wird niemand leugnen können. Nachdem die bis-
herigen sorgfältigen Untersuchungen festgestellt haben, daß Plu-
tarch in den Quaestiones Romanae sich vorzugsweise an Iuba an-
schloß, werden wir auch für viele erläuternde bemerkungen und
excurse über römische einrichtungen und gebrauche in den bio-
graphien, die sich meist mit ausführungen in den Quaestiones Ro-
manae nahe berühren, mit Sicherheit oder mit Wahrscheinlichkeit
Iuba als autor annehmen können. Aber daraus folgt nicht ohne
weiteres, daß Plutarch in den betreffenden viten auch den rein
historischen theil aus Iuba entlehnt hat: das muß erst bewiesen
werden. Reuß erinnert an die mehrfache Übereinstimmung Plu-
tarchs mit Appian. Aber was er zum beweise, daß ihr gemein-
samer autor Iuba gewesen , anführt , ist durchaus ungenügend.
Reuß citiert Plut. Caes. 55 und App. BCivil. II, 101: ich
glaube, die stellen sprechen eher gegen ihn. Beide Schriftsteller
erwähnen, daß Iuba als kind in Cäsars afrikanischem triumph
aufgeführt wurde : ich bezweifle, daß Iuba selber dies von sich
erzählte. Asinius Pollio (vgl. Thouret, Leipziger Studien I, 324ff.)
hat es gewiß erwähnt, aber Iuba wird es ihm schwerlich nach-
geschrieben haben. Reuß verweist ferner auf L. Keller, der die
benutzung Iubas durch Appian in den Libyka, wie Reuß meint,
„certis argumentis demonstravit" . Dem gegenüber genügt es auf
die vortreffliche arbeit von Th. Zieliriski (Die letzten jähre des
zweiten puuischen krieges, Leipzig 1880) zu verweisen. — Die
Philol. Anz. XUI. 30
450 101. Iuba. Nr. 9.
folgenden ausführungen des verf . über Plutarchs Quaestiones Roma-
nae sind theils eine recapitulation der Untersuchungen von Thilo,
Kießling, Soltau und Barth theils nachtrage zu denselben. Daß
Varro, der einigemal citiert wird, von Plutarch nicht direkt be-
nutzt wurde , ist besonders von Barth (und zuletzt noch sehr
gründlich von P. Glaeßer, De Varron. doctrinae ap. Plut. vesti-
giis, Leipzig 1881) bewiesen worden: es kann als feststehend
angesehen werden , daß Plutarch alle Varroniana dem könige
Iuba verdankt. Außerdem ist bemerkenswerth , daß Iuba auch
seinen Zeitgenossen Dionys von Halicarnaß benutzt und dessen
angaben nicht selten mit den erklärungen Varro's verschmolzen
hat. Schwierig ist die frage, welcher schrift des Iuba die
fragmente angehören, die uns Plutarch überliefert, ob der iato-
Qia 'Pcopaiitfi oder den 'OiAoiöztjtsg. Barth wies dieselben der
letzteren schrift zu, Reuß bemüht sich diese annähme zu wider-
legen und behauptet, daß Plutarch nur die „römische geschieh te"
benutzt habe. Ich zweifle, ob sich die frage mit voller Sicher-
heit entscheiden läßt. Die schrift '0[Aot,6zt]zeg wird allerdings
nur zwei mal ausdrücklich citiert, aber wir ersehen, daß darin
griechische (und andere) analogien römischer dinge behandelt
waren. Es liegt also nahe, auch andere auf römische antiqui-
täten bezügliche fragmente, in denen ja überall mit Vorliebe die
ähnlichkeit und Verwandtschaft mit griechischen einrichtungen
hervorgehoben wird, derselben schrift zuzuweisen. Anders steht
es mit den rein historischen fragmenten , die ohne zweifei aus
der von Steph. Byz. bezeugten 'Pco/.ia'i'xrj iazogia stammen. Viel-
fach aber ist die fassung derart, daß man ebenso wohl an die
'OfioiorijTig als an die ' Poouat'ai] lazooia denken kann. Ich meine
also, daß weder Barth noch Reuß vollständig recht hat. Plu-
tarch wird beide Schriften benutzt haben : im einzelnen aber
überall bestimmt anzugeben , was er aus der einen , was er aus
der andern entlehnt hat, ist unmöglich. Die annähme, daß
Plutarch alles aus der lazogia 'PcoiAaixi) habe , scheint mir auch
durch den umstand ausgeschlossen, daß schon im zweiten buch
der numantinische krieg erzählt war, die antiquitäten also in
diesem werk unmöglich so ausführlich behandelt sein konnten,
wie man aus den fragmenten bei Plutarch schließen muß: an-
dererseits bestanden die O^oiozijreg aus mindestens 15 büchern.
Im zweiten theil unternimmt Reuß eine analyse der beiden
Nr. 9. 101. Iuba. 451
biographien (Romulus und Numa) und sucht im einzelnen seine
annähme von der alleinigen benutzung des Iuba möglichst zu be-
gründen. Es würde zu weit führen , wollte ich mich hier auf
eine vollständige prüfung oder Widerlegung seiner ausführungen
einlassen. Ich begnüge mich damit, kurz meinen Standpunkt
zu markieren und die punkte anzugeben, in denen ich dem verf.
nicht beistimmen kann. Daß ein großer theil des inhalts der
beiden biographien aus den schritten unseres Iuba geflossen ist,
steht fest: insbesondere ist an allen den stellen, wo Varro und
Dionys von Halicarnaß contaminiert erscheinen, diese contamina-
tion wahrscheinlich auf Iuba zurückzuführen. Daß Plutarch
alles aus Iuba's römischer geschichte abgeschrieben hat, kann
ich nicht glauben. Plutarch liefert kein excerpt aus einer quelle,
die bereits dasselbe in derselben reihenfolge enthielt, er hat das
material aus verschiedenen quellen oder mindestens aus verschie-
denen stellen seiner vorlagen zusammengetragen und selbst ver-
arbeitet. Die größeren antiquarischen excurse hat er wahrschein-
lich aus Iuba's 'Optoiorijtig entnommen, den rahmen der histori-
schen erzählung, soweit er Iuba folgt, aus der latogia 'Ptofia'ixrj.
Ob die erzählung von der geburt und jugend der Zwillinge
(Rom. 3. 6 — 8), für welche Fabius Pictor und Diokles citiert
werden, ebenfalls aus Iuba ist , scheint mir nicht sicher. Zwei-
felhaft ist mir ferner, ob das fragment des C. Acilius (Rom. 21),
wie der übrige inhalt des capitels, aus Iuba abgeschrieben ist
(Reuß p. 19. vgl. Barth p. 35). Dagegen glaube ich, daß Va-
lerius Antias von Plutarch selbst benutzt ist. Zwei mal
wird dieser annalist ausdrücklich citiert (Rom. 14. Num. 22),
außerdem finden sich spuren seiner benutzung an einigen andern
stellen (Rom. 10. 24. 25, vielleicht auch Num. 5. 6). Die noth-
wendigkeit der annähme, daß an allen diesen stellen die rela-
tion des Valerius durch vermittelung des Iuba zu Plutarch ge-
langt ist;, hat Reuß nicht bewiesen. Vielmehr scheint manches
hier auf direkte benutzung hinzudeuten. Rom. cap. 14 stellt
Plutarch die angaben des Valerius Antias und des Iuba ein-
ander gegenüber: jener gab als zahl der geraubten Sabinerinnen
527 an, dieser 683. Iuba folgt hier Dionys von Halicarnaß
(II, 30) ; Dionys bezeichnet aber die zahl 527 als die von Varro
angegebene (II, 47). Ich schließe hieraus , daß Iuba die diffe-
renzen der schriftsteiler über die zahl der geraubten Jungfrauen
30*
452 102. Cassius Dio. Nr. 9.
überhaupt nicht erwähnte: denn sonst würde er für die zahl 527
wohl nicht Valerius Antias sondern Varro oder mindestens beide
genannt haben. Plutarch hat also hier die Annalen des Valerius
selbst eingesehen. — Die ableitung des namens Celeres von Celer
dem mörder des Eemus (Rom. 10) rührt von Valerius Antias
her (Dion. Hai. II, 13). An den beiden stellen aber, wo von
den Celeres die rede ist (Rom. 26. Num. 7) , wird hierauf
keine rücksicht genommen und Celeres vielmehr von celer ab-
geleitet. Da nun Plutarch an diesen beiden stellen wahrschein-
lich Iuba folgt, so kann Rom. cap. 10 nicht aus Iuba sein, und
Plutarch hat hier Valerius Antias direkt benutzt. Daß Plutarch
im Poplicola diesen annalisten ausgeschrieben hat, ist allgemein
anerkannte thatsache. Leopold Colin.
102. Adolf Baumgartner, über die quellen des Cassius
Dio für die ältere römische geschichte. Tübingen 1880. 8. 61 p.
(Eine anzeige von anderer hand s. Philol. anzeiger XI, p. 359).
Der inhalt dieser schrift entspricht nicht ganz dem titel.
Sie handelt ausführlich über die quellen des Cassius Dio in den
theilen, die der 3. — 5. dekade des Livius entsprechen. Dagegen
wird die älteste zeit, für welche die erste dekade des Livius
zur vergleichung vorliegt, auf wenigen Seiten abgefertigt, die
geschichte des Pyrrhischen und ersten punischen krieges gar
nicht berührt. Wir wollen dem verf. diesen mangel seiner ar-
beit nicht so sehr zum Vorwurf machen, da wir wissen, mit wel-
chen Schwierigkeiten eine solche Untersuchung verknüpft ist; wir
würden zufrieden sein , wenn der verf. für den theil des dioni-
schen geschieh tswerkes, der den zeitraum von 536 bis 588 um-
faßte, zu wirklich sicheren resultaten gelangt wäre. Aber er
hält sich für berechtigt, die ergebnisse seiner Untersuchung ohne
weiteres auch auf den theil, der die geschichte bis zum zweiten
punischen kriege behandelte , zu übertragen : gegen ein solches
verfahren müssen wir uns erklären , zumal da die gewonnenen
resultate durchaus nicht sicher sind. Baumgartner hält die be-
nutzuag des Livius durch Dio für erwiesen durch den von Nissen
(Kritische Untersuchungen p. 309) bemerkten umstand , daß ein
falsches cognomen bei Livius 32, 26 (L. Cornelius Lentulus statt
Merula) sich auch bei Zonaras (IX, 16, p. 446 B) findet. Nissen
hatte nun behauptet, daß für den zeitraum von 553 bis 588
Nr. 9. 102. Cassius Dio 453
Livius durchweg (auch in den polybianischen partien) Dio's haupt-
quelle gewesen, nur selten sei daneben ,,ein unbekannter Schrift-
steller" benutzt. Gegen diese behauptung wendet sich Baum-
gartner, nach seiner ansieht hat Dio das werk des Polybius selbst
benutzt. Dies nachzuweisen und außerdem durch ausschaltung
der livianischen berichte „eine Übersicht über den von Dio neben
Livius und neben Polybius benutzten unbekannten annalisten
zu gewinnen und dessen Stellung in der entwickelung der römi-
schen geschichtschreibung zu fixieren" ist der zweck seiner ar-
beit. In dem ersten abschnitt (p. 1 — 5) wird bemerkt, daß Dio
für die Urgeschichte Roms hauptsächlich das werk des Dionys
von Halicarnaß ausgebeutet habe , und kurz auf einige stellen
hingewiesen , die aus Livius stammen sollen. Einzelne partien
(z. b. die erzählung vom ende des Sp. Maelius : Zonar. VII, 20)
werden als contamination aus Livius und Dionys bezeichnet.
Der zweite abschnitt (p. 5 — 33) behandelt Dio's darstellung des
zweiten punischen krieges. Hier wird durchgängige benutzung
des Livius behauptet, alle mit Livius übereinstimmenden berichte
des Zonaras werden auf Livius zurückgeführt. Neben Livius
und neben Polybius, nach welchem nur einige stellen gearbeitet
sind, ist „durchgängig noch eine annalistische quelle der bedenk-
lichsten art benutzt worden" (p. 32). Der Verfasser derselben
hat auch griechische berichte verarbeitet und soll selbst grie-
chisch geschrieben haben. Im dritten abschnitt (p. 33 — 55)
werden Dio's berichte über den zeitraum von 553 bis 588 ana-
lysiert. Der schluß lautet wiederum, daß Livius hauptquelle sei;
daneben aber sei Polybius selbst stark benutzt und außerdem,
aber spärlicher als für den hannibalischen krieg, dieselbe an-
nalistische quelle. Auf letztere wird dann schließlich noch eine
stelle des Zonaras aus der geschichte des krieges mit Pyrrhus
zurückgeführt und daraus die benutzung eines und desselben
annalisten durch Dio in allen theilen seines werkes (bis 588)
gefolgert. Wer dieser annalist war, will Baumgartner nicht ent-
scheiden; er behauptet nur, daß es einer der um die mitte des
zweiten Jahrhunderts v. Chr. lebenden annalisten war, die ihre
geschichtswerke in griechischer spräche schrieben: er läßt also
die wähl zwischen P. Cornelius Scipio (söhn des älteren Afri-
canus), A. Postumius und C. Acilius. Dies kurz der inhalt der
schrift.
454 102. Gassius Dio. Nr. 9.
Ueberzeugend scheint mir darin nur der nachweis, daß Dio
für die zeit nach dem zweiten punischen kriege das werk des
Polybius selbst benutzt hat. Alles übrige ist rein hypothetisch
und entbehrt der nöthigen begründung. Ob Dio schon für seine
darstellung des hannibalischen krieges bisweilen Polybius be-
nutzt, mag dahingestellt bleiben. Die von Baumgartner ange-
führten stellen beweisen es nicht. Die notiz von der freilassuug
der bundesgenossen Zon. VIII, 25, p. 413 B (Baumgartner p. 13)
findet sich nicht blos bei Polybius sondern auch bei Appian
Hann. 10 und bei Livius 22, 7, 5 (diese stelle hat Baumgartner
übersehen). Daß Appian aber hier nicht Polybius folgt, ergibt
sich aus der differenz der zahlen der gefallenen (Appian 20,000,
Polybius und Livius 15,000) und der von Maharbal gefangenen
Eömer (Appian 10,000, Polybius 6000). Zon. IX, 2, p. 420 A
kommt im ausdruck allerdings Polybius sehr nahe (Baumgartner
p. 19), aber auch bei Appian Hann. 28 ist der Wortlaut nicht
verschieden , in der sache aber weichen beide von Polybius
vollständig ab. Was das Verhältnis zu Livius betrifft, so scheint
es mir noch nicht vollkommen festgestellt. Weder ist für die
benutzung der 4. und 5. dekade das falsche cognomen ein voll-
giltiger beweis noch für die 1. dekade das an Liv. 1, 26, 11
anklingende fragment des Dio (5, 13). Am allerwenigsten aber
beweisen Baumgartner's ausführungen (p. 6) die benutzung der
3. dekade. In dem bericht über die Vorgänge in Rom nach der
Schlacht bei Cannae sagt Zonaras IX, 2, p. 419 C: xai naga-
XQWCt- rmv noXiräv ov robg r/ßmvrag (xövov alXa Kai fiaQijßtjxovmJs
rjdt] xaTsXe%ar. Dagegen berichtet Liv. 22, 57, 9 : iuniores ab
annis septendecim et quosdam praetextatos scribunt. naorißriKGTeg ist
das directe gegentheil von praetextati: man sollte also meinen,
Dio müsse hier eine andere quelle als Livius vor sich gehabt
haben. Baumgartner behauptet, Dio habe hier Livius ausge-
schrieben, in seinem exemplar müsse aber quosdam praeter aeta-
tem statt quosdam praetextatos gestanden haben , und er hält ge-
rade durch diese art der discrepanz die benutzung des Livius
für diplomatisch gesichert. Diese an sich höchst künstliche er-
klärung ist um so weniger berechtigt, als die ganze stelle des
Zonaras sachlich von Livius stark abweicht: Baumgartner be-
müht sich (p. 18) vergebens sie mit Livius in einklang zu brin-
gen, Dennoch möchte ich die benutzung des Livius nicht
Nr. 9. 102. Cassius Dio. 455
durchaus iu abrede stellen. Das werk des Livius besaß während
der ganzen kaiserzeit ein solches ansehen, daß wohl kein histo-
riker, der sich mit der geschichte der republikanischen zeit be-
faßte , es ganz unberücksichtigt lassen konnte. Aber daß Dio
ihn durchgängig benutzt , daß er ihn insbesondere in der ge-
schichte des zweiten punischeu krieges seiner darstellung zu
gründe gelegt , das muß bestritten werden. Dio hat sich nicht
darauf beschränkt , immer blos einen autor auszuschreiben, er
hat verschiedene quellen in einander gearbeitet. Ganz richtig.
Aber Baumgartner denkt sich dieses ineinanderarbeiten rein me-
chanisch , so daß er oft in einem und demselben satze bei Dio
verschiedene quellen glaubt unterscheiden zu können. Fast auf
jeder seite liest man die behauptung , daß von einem bericht,
auch wenn er nur aus wenigen zeilen besteht , der eine theil
aus Livius der andere aus der annalistischen .quelle sei. Z. b.
p. 17: „die der schlacht von Cannae vorhergehenden maßregeln
sind wesentlich aus Livius ejitnommen. Die noth des Hannibal
steht Liv. 22, 40, die ersten gefechte bei Liv. 22, 41 : wo je-
doch der zug fehlt Sxebp iTie/mQijasr etc., welchen dagegen
Appian hat . . . Die kriegslist bei Zon. 417 0 stimmt völlig
genau überein mit Liv. 22, 41, 6 — 9, ebenso ist Zon. 418 A — C
= Liv. 22,43 — 48, dazwischen ist aber eingeschoben
v.ui tu ooutaru" etc. In allen solchen fällen liegt es doch wohl
näher anzunehmen , daß dem bericht des Dio und dem des Li-
vius dieselbe quelle zu gründe liegt, die von beiden in verschie-
dener weise verarbeitet wurde. Dieser annalistischen quelle,
nicht Livius, ist Dio in der geschichte des zweiten punischen
krieges vornehmlich gefolgt. Seine darstellung, die zumeist auch
durch Appian vertreten ist , steht in vielen dingen in scharfem
gegensatz zur polybianischen. Livius folgt bald jener annali-
stischen bald der polybianischen tradition , bisweilen nimmt er
auf beide rücksicht. Wo Livius Appian und Dio gegen Poly-
bius zusammenstimmen, gehen die drei berichte, unabhängig von
einander , auf dieselbe annalistische quelle zurück. Dieses von
verschiedenen Seiten durch theilweise sehr gründliche Untersu-
chungen über die quellen des zweiten punischen krieges gewon-
nene resultat ist durch Baumgartner's ausführungen nicht umge-
stoßen. Für Dio's Verhältnis zu Livius ist hauptsächlich der
umstand maßgebend, daß fast überall, wo Livius der polybianischen
456 102. Cassius Dio. Nr. 9.
darstellung folgt, Dio von ihm abweicht, wo Livius die polybia-
nische darstellung verläßt, Übereinstimmung zwischen ihm und Dio
(und Appian) eintritt. „Hätte Cassius den Livius benutzt , so
wäre es unerklärlich , warum er es gerade an den stellen , wo
Livius von Polybius abhängt, vermieden hätte, aus ihm zu schö-
pfen", bemerkt mit recht Zieliriski (Die letzten jähre des zweiten
punischen krieges p. 118). Dasselbe Verhältnis, das Zielinski
für die letzten jähre des krieges (Livius buch 29 und 30) fest-
gestellt hat, läßt sich im allgemeinen auch für die übrigen bücher
der dritten dekade nachweisen. Hierbei ist es für unsere frage
zunächst gleichgiltig, ob Livius auch schon in den ersten büchern
der dritten dekade Polybius selbst benutzte oder ob die Über-
einstimmung beider auf benutzung einer gemeinsamen quelle
beruht. Was nun die von Dio benutzte annalistische quelle be-
trifft, so ist ihr .charakter von Baumgartner im ganzen richtig
gekennzeichnet. Nur daß sie griechisch abgefaßt war , ist eine
unbewiesene behauptung. Die worJ;e Zon. VIII, 21, p. 405 D
nävraq ydg rnvg vlovg etc. sollen auf ein griechisches original
hindeuten, „da sich die löwenbrut im lateinischen nur durch Um-
schreibungen wiedergeben läßt" (p. 6). Ich verstehe nicht, in-
wiefern der lateinische ausdruck catuli eine bloße Umschreibung
und matter sein soll als das griechische axvfjivoi. S. Cassiod. ad a. 424.
Dann soll bei Zon. IX, 5, p 425 D die dorische form der Worte nag
xscpalai' Kai (irj ttuqix. yganfiüv den griechischen charakter der quelle
beweisen. Die anekdote war aber gewiß noch zur zeit des Cassius
Dio so bekannt, daß er sie nicht erst einer historischen quelle
zu entnehmen brauchte. Gesetzt aber, die quelle war griechisch
abgefaßt, wer soll als Verfasser derselben gelten ? Den söhn des
Scipio Africanus für den Verfasser eines werkes zu halten , in
welchem allerlei prodigien , träume und unglaubliche dinge in
großer menge erzählt waren und zahlreiche Übertreibungen und
rhetorisch ausstaffierte Schilderungen vorkamen, ist rein unmöglich.
Das werk des A. Postumius wird nach dem geradezu vernich-
tenden urtheil des Polybius (XL, 6) ein ernsthafter historiker
schwerlich in die hand genommen haben. Ueber C. Acilius
reicht unsere kenntniß nicht aus, um zu beurtheilen, ob in sei-
nem geschichtswerk solche absurditäten vorkommen konnten. Eine
notiz des Zonaras läßt sich auf ihn zurückführen : Zon. IX, 2,
p. 420 A o/ 81 TtBfjiiip&ivTsg etc. coli. Cic. de off. III, 32, 115.
Nr. 9. 102. Cassius Dio. 457
Aber diese angäbe fehlt bei Appian , ist also wahrscheinlich
nicht aus der gemeinsamen quelle , aus welcher der vorherge-
hende bericht genossen. Baumgartner selbst legt kein gewicht
auf die stelle, er will sie aus Livius 22, 61 ableiten, wo die-
selbe notiz als Variante [quidam auctores) gegeben wird.
Auf die sonstige litteratur über Cassius Dio nimmt Baumgartner
nur wenig rücksicht. Die sehr verbreitete annähme, daß die anna-
listische quelle Dio's das geschichtswerk des Coelius Antipater
gewesen, wird zwar erwähnt , aber eine eigentliche Widerlegung
ist nicht versucht. Die zahlreichen stellen , die bei Dio-Zonaras
auf Coelius hinweisen, werden theils verschwiegen theils aus Li-
vius abgeleitet (z. b. Zon. IX, 1, p. 419 A der rath Maharbals:
s. Coel. BG-ell. X, 24, 6). Baumgartner merkt nicht oder will
nicht merken, daß seine Charakteristik des annalisten auf keinen
besser paßt als auf Coelius. „In romanhaftem ausmalen und
detaillirtem übertreiben aller irgendwie effektvollen Situationen"
(p. 32) hat wohl kein römischer geschichtschreiber mehr gelei-
stet als Coelius. Für den bericht über die Schlacht am Trasi-
mennus bezeichnet Baumgartner die quelle Dio's als eine solche,
die „jedes ereignis mit möglichst gräßlichen nebenumständen ver-
sieht" : daß der bericht aus Coelius geflossen ist (Cic. de div.
I, 35), verschweigt er. Aus Zon. VIII, 22, p. 407 C ff. und
408 D folgert Baumgartner (p. 8) ganz richtig, daß Dio's quelle
griechische berichte kannte und benutzte. Von Coelius wissen
wir aber, daß er den Griechen Silen stark benutzt hat. Nur
einmal befindet sich Dio (Zon. VIII, 23, p. 410 C) im gegensatz
zu Coelius (b. Livius 21, 46, 10). Diese eine differenz ist kein
beweis gegen die sonstige benutzung. Dio folgte hier der ge-
wöhnlichen tradition, die auch Livius vorzieht. Es ist auch
durchaus nicht unmöglich (Posner p. 59), daß bei Coelius selbst
beide Versionen erwähnt waren. Baumgartner's polemik gegen
Posner ist nur insoweit berechtigt, als sie sich gegen dessen an-
sieht von der ausschließlichen benutzung des Coelius richtet.
Wenn nun Dio's quelle für den zweiten punischen krieg wirk-
lich Coelius war, so fällt damit Baumgartner's ansieht, daß Dio
für die ganze ältere geschichte neben Livius etc. einen und den-
selben annalisten benutzte , von selbst. Beweise , daß Dio den
annalisten , den er für den zweiten punischen krieg zu gründe
legte, auch für die zeit nach diesem kriege weiter benutzte, sind
458 103. Strabo. Nr. 9.
nicht vorhanden. Für den griechischen Charakter der für den
Zeitraum von 553 bis 588 benutzten quelle sieht Baumgartner
(p. 45) einen beweis in einer stelle des Zonaras (IX, 21 p.
454 D), die sich als ein plagiat aus Herodot IV, 200 erweist.
Möglich , daß Dio hier eine griechische quelle ausschreibt ; für
die quelle im zweiten punischen krieg folgt daraus nichts. Aber
kann nicht Dio selbst dies plagiat an Herodot begangen haben?
Ebenso kann das andere plagiat (Zon. VIII, 6 p. 378 C) an
Herodot V, 25 von Dio selbst herrühren, es kann aber auch aus
irgend einem griechischen Schriftsteller stammen, der über Pyrrhus
geschrieben. Keinesfalls genügen diese stellen, um die identität
der quelle mit der für den zweiten punischen krieg benutzten
zu erweisen. Leopold Cohn.
103. Die Alexandergeschichte nach Strabo. 1. theil von
A. Miller. Festgabe an die Universität Würzburg von der
königlichen Studienanstalt Würzburg. Würzburg 1882. p. 66.
Der um die erklärung Strabon's bereits wohlverdiente Ver-
fasser der vorliegenden schrift geht in derselben von den worten
p. 70 y.ai rjfxiv 8' vntjg%Ei> im nliov xaridstv lavta vnofivijfta-
tiL,o(A£voiq rag l^ls^ävÖQov nnü^eii,' aus, indem er daraus ent-
nimmt, daß Strabon vor seinem geographischen werke eine Alex-
andergeschichte verfaßt habe. Für diese habe derselbe die quel-
lenautoren eingehend studiert , verglichen und mit kritischem
blicke verwerthet. Neben Ptolemaeus und Aristobulus, die ihm
ebenso wie dem Arrian als unzweifelhafte autoritäten zu gelten
schienen, seien trotz scharfer urtheile über ihre unglaubwürdig-
keit , die sich freilich nicht sowohl auf die geschichte Alexan-
ders überhaupt als speziell auf die berichte über Indien bezögen,
noch manche andere wie Nearchus, Onesicritus, Clitarchus, Me-
gasthenes benutzt worden. Nun hat der Verfasser bemerkt, daß
in dem geographischen werke Strabons „die Alexanderge-
schichte als fortlaufender, hellglänzender faden durch seine geo-
graphische behandlung der ostasiatischen länder sich hindurch-
schlingt". Diese beobachtung veranlaßt ihn zu dem versuche
aus den in der Geographie erhaltenen, auf Alexander bezüglichen
angaben das verloren gegangene historische werk Strabon's über
Alexander zu reconstruieren. Gleichzeitig hofft er dadurch ein
kriterium zur prüfung der von Ka erst, Beiträge zur quellenkritik
Nr. 9. 103. Strabo. 459
des Qu. Curtius 1878, p. 35 aufgestellten vermuthuug zu lie-
fern, nach der die Alexaudergeschichte Strabons das von Arrian,
Plutarcb und Curtius benutzte Sammelwerk ist. Auf diese ein-
leitung folgt als erster theil der reconstruction eine vollständige
Zusammenstellung der auf die avdßaa ig Alexanders bezüglichen
oder damit irgend iu Verbindung stehenden nachrichten Strabons.
Für die anordnung derselben dient die von Arrian gegebene
darstellung des ganges der ereignisse als grundlage.
Dies ist der inhalt der vorliegenden schritt, die in ihrem
einleitenden theile wohl keinem erheblichen widersprach begegnen
dürfte. Nur d i e behauptung erscheint einigermaßen gewagt,
daß Ptolemaeus ein hauptgewährsmann Strabon's gewesen sei,
da er in der geographie nur ein mal als autor citirt ist und
deutlich auf ihn hinführende spixren daselbst kaum irgendwo
nachweisbar sind. Bei den übrigen autoren aber brauchte Miller
gar nicht so ängstlich zwischen Strabons beurtheilung der indi-
schen und seiner werthschätzixng der sonstigen nachrichten zu
scheiden, da ja Strabons neigung selbst den autoren, welchen er
vorzugsweise gefolgt ist, gelegentlich etwas am zeuge zu flicken
genugsam bekannt ist. Indem wir es uns versagen hier auf die
Kaerst'sche hypothese einzugehen , die auch vom Verfasser nur
gestreift ist, wenden wir uns nunmehr zu der hauptfrage : ist es
möglich aus den angaben iu der Geographie die Alexanderge-
schichte so zu construiren , wie es Miller versucht hat ? Daß
Strabon sein werk über Alexander hier und da für seine Geo-
graphika verwerthet hat, habe ich schon früher vermuthet (Quib.
fontt. Strabo in 1. XV usus sit p. 13), und es unterliegt keinem
zweifei, daß eine anzahl der von Miller hier zusammengestellten
angaben, wenn auch in mehr oder weniger abweichender gestalt
in jenem werke eine stelle gehabt haben. Bei einer recht be-
deutenden anzahl aber ist dies schwerlich der fall gewesen. Um
nur einige umfangreichere stücke zu nennen , so kann ich mich
nicht überzeugen, daß die ausführliche beschreibung von Apamea
p. 577; oder die spezielle geschichte des tempels von Ephesos
p. 640 ; oder endlich der eingehende bericht des Megasthenes
über Indien theile jenes Werkes gewesen sind. Gerade bei dem
letzteren liegt die sache aller Wahrscheinlichkeit nach vielmehr
so, daß Strabon in der geographie zur ergänzung der aus seinem
geschieh tswerke entnommenen historischen partien die rein geo-
460 103. Strabo. Nr. 9.
graphischen resp. ethnographischen nachrichten des übrigens nicht
zu den geschichtschreibern Alexanders gehörigen Megasthenes
hinzunahm (cf. p. 702). So würde eine sorgfältige Sichtung die
zahl der bruchstücke nicht unbeträchtlich vermindern, aber auch
der rest würde noch genügen , um die von dem Verfasser hier
wie schon früher aufgestellte behauptung zu bestätigen , daß
Strabon in dieser geschichte einen in mancher beziehung selb
ständigen Standpunkt einnimmt. Dies gilt namentlich von seiner
darstellung des indischen feldzuges, obgleich z. b. an den p. 45
in den noten besprochenen stellen Strabon mit seinen angaben
nicht gar so allein steht, wie Miller meint: die todesart des
Bucephalas berichtet ebenso das Sammelwerk bei Arrian 5, 14, 4 ;
und den namen erklärt wenigstens fast ebenso Gell. N. A. 5, 2 ;
wie ich vermuthe, nach Chares.
Wir haben in dem vorstehenden darauf hingewiesen, daß
unseres erachtens der Verfasser in dem eifer die reconstruction
möglichst vollständig zu machen, zu weit gegangen ist, dies hin-
dert uns aber nicht das verdienstliche dieses Unternehmens voll-
auf anzuerkennen, und wir hegen nur den wünsch, daß bei der
bearbeitung des II. theiles größere entsagung geübt und durch
das leicht begreifliche streben nach Vollständigkeit nicht das ru-
hige urtheil über sicheres und unsicheres, getrübt werde.
Zum schluß noch eine correctur eines der p. 65 hinzuge-
fügten addenda : die conjectur Armeniam statt Arbela rührt nicht
von mir her, sondern von Th. Vogel, dem herausgeber des Qu.
Curtius. A. V.
In Strabos yBoaygaqiixd finden sich viele bemerkungen zu
der geschichte Alexanders des großen , den ländern und orten,
die er berührt hat , naturwissenschaftliche notizen etc. Da nun
Strabo, wie man aus seinen eigenen andeutungen schließen muß,
früher ein historisches werk geschrieben hat, in dem er Alexander
behandelte , so meint verf. , man könne durch Zusammenstellung
der betreffenden worte der yecoygacptxct sich ein bild von der
Alexandergeschichte Strabos machen, ja sich einen abriß seiner
\4ls%dv8Qov Tigdhig bilden, zumal da man deutlich erkenne, wie die
Alexandergeschichte als fortlaufender, hellglänzender faden durch
seine geographische behandlung der ostasiatischen länder sich
hindurchschlingt. Dagegen ist folgendes zu sagen: ist es nicht
Nr. 9. 103. Strabo. 461
das allernatürlichste vou der weit, wenn »Strabo die ostasiatisehen
länder an der band des feldzuges Alexanders behandelt? Ge-
rade durch diesen zug wurde erst der östliche theil des persi-
schen reiches der kenntniß erschlossen. Das wissen des abend-
landes über Ostpersien, Indien u. s. w. datirt gerade aus jener
zeit, und die späteren Schriftsteller, wie auch Strabo, schöpfen
ihre nachrichten fast ausnahmslos aus den berichten der älteren
geschichtsschreiber über Alexanders zug. Das argument wäre
also hinfällig , und ebenso die hypothese , wenn verf. keine
schlagenderen gründe beizubringen wüßte. Und in der that, er
hat keine weiteren. Er bleibt vielmehr dafür, daß die angaben
Strabos über Alexander in den yumyQucpixu auch in den tiqu-
"E,ni ' AIe^Üv8qov gestanden haben , jeden beweis schuldig. Ja,
diametral entgegengesetzt seiner ansieht ist eine stelle Strabos,
die verf. — sonderbar genug — selber citirt: C. 515, XI, 9, 3:
dQtjy.nzeg de noXXa nsQi toJv IlaQ&iamp lo/xifxcav iv 7t] ixztj zäv
löiooixäv vTzofivtjfx «roor ßißXqp , devzegot 8s räv /xtru FloXvßiov
n uq als ixp o fi s v ivzavda /./ /) tavToXoysip 8 6 £ co fisv.
Danach wäre also viel eher anzunehmen , daß das , was Strabo
in den yeKtyQaqixä aus der Alexandergeschichte giebt, nicht
in den nQÜ&i^ gestanden hat und hier theilweise zur ergänzung
nachgetragen ist. Und Strabo hätte hier durchaus zweckmäßig
nachtrage liefern können, da er nach seiner eigenen angäbe die
yeooyyarptxü für denselben leserkreis berechnet hat, wie die
v7io[Ai>jtxovtv[j.a7U] man vergleiche nur, was Strabo C. 13,1,1,22
über anläge und zweck seines werkes sagt. Mit dem prineip
der abhandlung kann ich mich also durchaus nicht einverstanden
erklären. —
Doch gehen wir auf die ausführung selbst ein. Abgesehen
von den beiden abschnitten 25 (p. 34 — 41) und 30 (p. 47 — 65),
welche excurse enthalten , stellt verf. , wenn wir recht gezählt
haben, 143 stellen aus Strabo zusammen, welche sich auf die
Alexandergeschichte beziehen. Unter diesen sind aber nicht
weniger als 85 rein geographisch und enthalten von geschichte
keine spur. Und das hierin enthaltene geographische material
hätte doch Strabo seiner geographie einverleiben können und
müssen — wollte er überhaupt etwas einigermaßen vollständiges
liefern — , auch wenn er vorher keine Alexandergeschichte ge-
schrieben hätte. Und zu diesen 85 stellen kommen von den
462 103. Strabo. Nr. 9.
anderen noch manche hinzu, die nur äußerlich und ganz gele-
gentlich auf die Alexandergeschichte bezug nehmen, wie z. b.
C 579, XII, 8, 18, wo erzählt wird, daß Apamea häufig von
erdbeben heimgesucht wird , und daß Mithridates bedeutende
geldsummen zum Wiederaufbau der Stadt bewilligt habe. Dann
fährt Strabo fort: Xiyftai de xa\ in"1 ^Xs^Üp8qov naganlijaia
avfißijvat. Und deshalb gehört das stück zur Alexandergeschichte ! ?
Solcher stellen ließen sich noch mehrere anführen. Verf. hat
also nur bewiesen, daß Strabo für die erforschung der Alexander-
geschichte, namentlich nach der geographischen seite, wesent-
liche dienste leistet. Damit beweist er aber nur allbekanntes,
denn kein forscher über diese geschichte hat bis jetzt Strabo
außer acht gelassen. —
Trotz dieser ausstellungen hält ref. die arbeit für verdienst-
lich, insofern sie (im ersten theil die äväßaatg ' AXs^ävdgov ; die
xatäßaaig soll später folgen) eine vollständige übersieht der stellen
giebt, welche auch nur in irgend einer hinsieht für die geschichte
Alexanders verwerthet werden können. Als parallelstellen sind
die betreffenden citate aus Curtius Eufus , Arrian und Plutarch
hinzugefügt ; der Vollständigkeit wegen hätten wohl noch Diodor
und lustin, ja vielleicht auch anekdotensammler wie Valerius
Maximus u. a. aufnähme verdient. Das werk würde an brauch-
barkeit dadurch nur gewinnen. Am Schluß des ganzen ist je-
denfalls ein index nominum nothwendig. Auch in diesem theile
wäre ein conspectus locorum sehr am platze gewesen, da einzelne
Seiten (nach Casaubonus Zählung) ziemlich auseinandergerissen
und an verschiedenen stellen zu suchen sind.
Im einzelnen ist die ausführung fast durchweg sorgfältig
und genau. Wir wollen nur folgendes bemerken. Als lapsus
calami ist es wohl aufzufassen, wenn verf. unter die berichter-
statter über Indien (p. 2) neben Klitarchus , Aristus, Polyklitus
u. a. auch den Kallisthenes zählt, der doch schon vor dem zuge
nach Indien bei Alexanders aufenthalt in Baktra hingerichtet
wurde. — In der geographischen behandlung der auf die Alex-
andergeschichte bezüglichen länder und orte vertreten Strabo
und Arrian die richtung des Eratosthenes (p. 4): Curtius soll
mit seinen ansichten der voreratosthenischen zeit angehören. Das
scheint verf. — auch im weiteren verlaufe — doch etwas zu
scharf urgirt zu haben. Er selbst zeigt an vielen stellen, so
Nr. 9. 104. Phrynichos. 463
p. 6 anmerk. 2, p. 11, anmerk. °, p. 13, anmerk. **, nament-
mentlicli p. 18, anmerk. *** u. ö. , wie Curtius in seiner theil-
weise unprädizirbaren ignoranz in bezug auf geographiscbe fra-
gen so unzuverlässig ist, daß man wobl nicbt selten schwanken
muß, ob seine geographischen ansichten auf rechnung der vor-
eratosthenischen periode, oder seiner Unwissenheit zu setzen sind.
— Der zweck der genealogischen darstellung des karischen für-
stenhauses (p. 7 unten), nachdem die ausführliche stelle Strabos
darüber ganz abgedruckt war, ist dem ref. nicht erfindlich. —
P. 18, anmerk. *** spricht verf. über die zeit der gründung
Alexandriens, ob vor oder nach dem zuge zum Ammonium. In
bezug auf die quellen „liegen bei Arrian und Curtius zwei sich
widersprechende berichte vor : mit jenem stimmen Strabo lind
Plutarch überein, mit diesem Diodor und lustin". Das ist, was
Plutarch betrifft, nicht ganz richtig : vgl. meine schrift de Trogi
Pompei apud antiquos auctoritate, im 7. bände der Dissertationes
Argentoratenses , p. 33 ff. Diese richtigstellung erstreckt sich
auch auf die gleich darauf folgende erzählung Strabos über die
gründungssage der Stadt. — An druckfehlern wäre mit überge-
hung einiger von selbst verständlicher zu verbessern p. 3 mitte:
C. Müller, scriptt. de reb. AI. M. p. VI statt 6.
H. Crohn.
104. The new Phrynichus, being a revised text of the
grammarian Phrynichus, with introductions and commentary by
W. G-union Rutherford. London 1881. 8.
Unter den erhaltenen grammatischen werken des griechischen
alterthums nimmt die Ekloge des atticisten Phrynichos einen her-
vorragenden platz ein. Trotz des fragmentarischen und verderbten
zustandes, in dem sie überliefert ist, hat die schrift für uns un-
schätzbaren werth wegen der fülle vortrefflicher beobachtungen
und regeln über die spräche der attischen Schriftsteller. Je
weiter die philologische forschung über attischen Sprachgebrauch
vorschreitet, desto mehr findet sie die Vorschriften des Phrynichos
bestätigt und begründet. Der Werth der Ekloge ist von jeher
anerkannt worden : das beweist namentlich auch die nicht ge-
ringe zahl von ausgaben, die seit 1517 auf einander gefolgt
sind. Zuletzt wurde sie im jähre 1820 von Lobeck herausge-
geben. Was Lobeck in dieser ausgäbe für Phrynichos und für
464 104. Phrynichos. Nr. 9.
griechische grammatik und lexikographie geleistet hat , ist be-
kannt: Lobeck's Phrynichos ist noch heute ein für jeden philo-
logen unentbehrliches buch. Dennoch ist es kein überflüssiges
unternehmen, nach Lobeck eine neue ausgäbe des Phrynichos
zu veranstalten. Bei aller vortrefflichkeit ist doch naturgemäß
manches in der Lobeck'schen ausgäbe heute veraltet. Im laufe
von 60 jahren hat sich vieles geändert , der Standpunkt , auf
dem die Wissenschaft heute steht, ist ein ganz anderer als der
welchen Lobeck einnahm. Gewaltig sind die fortschritte, welche
die textkritik in folge der erschließung und benutzung neuen
und besseren handschriftlichen materials inzwischen gemacht hat.
Wie sehr unsere kenntnis der attischen spräche durch das reiche
inschriftliche material berichtigt und erweitert wurde , braucht
kaum hervorgehoben zu werden. Man kann daher eine auf
grund der neuen resultate der grammatischen forschung unter-
nommene neubearbeitung des Phrynichos nur willkommen heißen.
Es muß anerkannt werden , daß der neue herausgeber W. G.
ßutherford sich bemüht hat zur erklärung des Phrynichos alle
nöthigen hilfsmittel heranzuziehen und zu verwerthen : von seinen
eigenen fleißigen Studien über attische formenlehre und Sprach-
gebrauch legt der gelehrte commentar zeugnis ab. Zwar fordert
manche behauptung zu Widerspruch heraus , in der behandlung
des textes vermißt man die nöthige akribie : aber alle ausstel-
lungen, die man im einzelnen machen kann, dürften das allge-
meine urtheil von dem werth der ausgäbe nur wenig beeinträch-
tigen. Im interesse des buches selbst wäre zu wünschen ge-
wesen, daß der Verfasser den commentar nicht englisch sondern
lateinisch geschrieben hätte.
Die einrichtung der ausgäbe weicht von der in Deutschland
üblichen ab: auf den griechischen text der einzelnen artikel,
die numerirt sind, folgt unmittelbar der englische commentar.
Alles was zur kritik des textes gehört, ist in den anhang ver-
wiesen : diese trennung des kritischen apparates von dem text
ist wenig vortheilhaft. Die reihenfolge der glossen ist im wesent-
lichen dieselbe wie bei Lobeck (in der ausgäbe des Callierges,
der editio princeps, war sie alphabetisch): nur hat ßutherford
noch öfter als dies Lobeck bereits gethan hatte glossen ähn-
lichen inhalts an einem orte vereinigt: ßutherford no. 50. 51.
52 = Lobeck p. 69. 135; ßutherford no. 58. 59 = Lobeck
Nr. 9. 104. Phrynichos. 465
p. 76. 101 (ßgaSiov); Rutherford no. 115. 116 = Lobeck p.
139 (evQao&at). 183; Rutherford no. 124. 125 = Lobeck p. 149
(J]i). 236; Rutherford no. 135. 136 = Lobeck p. 157. 160;
Rutherford no. 301. 302 = Lobeck p. 327 (qsdyopai). 347;
Rutherford no. 324. 325 = Lobeck p. 343 (}'«/*«?/). 345.
Der text des Phrynichos befindet sich in einem schlimmen
zustande. Die vulgata beruht auf der ausgäbe des Nunnesius
(1586), der eine jetzt unbekannte handschrift benutzte. Wesent-
lich verschieden ist die Überlieferung in der editio princeps (Rom.
1517) und in den (von dieser abhängigen) beiden folgenden
ausgaben, der Aldina (Venet. 1524) und der Vascosana (Paris.
1532). Rutherford hat neben diesen älteren ausgaben zwei hand-
Schriften des Phrynichos benutzen können, die wiederum sowohl
von einander als von den beiden bisher bekannten Überlieferun-
gen abweichen. Die eine, Laur. plut. 6, 22 (A), stimmt in den
meisten fällen mit der editio princeps (und mit Phavorinus) überein
und ist wie diese im Verhältnis zur vulgata sehr unvollständig.
Die andere, Laur. plut. 57, 24 (B), nähert sich mehr der Über-
lieferung der Nunnesiana , doch fehlen auch in ihr viele artikel
und der Wortlaut der glossen ist oft stark verkürzt. Benutzt
sind ferner die Varianten des cod. Paris, suppl. 70 (P), welche
von Bachmann An. Gr. II, 382 — 401 ediert sind. Eine vierte
handschrift, Laur. plut. 57, 34, die nur ein excerpt aus dem
letzten theile des werkes enthält {ßnirozog — anijQiiafiEvov : Lo-
beck p. 333 — 447) , hat Rutherford für den kritischen apparat
nicht benutzt (aus welchem gründe, ist nicht angegeben), sondern
eine abschrift des excerpts (mit allen fehlem der handschrift)
in die zweite appendix verwiesen. Die genannten hilfsmittel
reichen nicht aus, um als grundlage für eine kritische recension
des textes dienen zu können. Keine der erwähnten ausgaben
und handschriften enthält das echte und vollständige werk des
Phrynichos, sie bieten nur verschiedene mehr oder weniger aus-
führliche excerpte. Ein citat aus Phrynichos bei Steph. Byz.
s. v. ' A&ijiui findet sich in unserer Überlieferung der Ekloge
nicht. Am vollständigsten war die handschrift des Nunnesius,
sie scheint der echten Überlieferung am nächsten zu kommen.
Viele artikel finden sich ausschließlich in der Nunnesiana: nur
wenige von diesen erregen den verdacht der interpolation , die
meisten lassen wegen ihrer form keinen zweifei an ihrer echtheit
Piniol. Anz. XIII. 31
466 104. Phrynichos. Nr. 9.
auikommen. Dagegen ist ein anderer umstand bedenklich : wäh-
rend cod. Laur. A übereinstimmend mit dem zeugnis des Suidas
(s. v. <IJqvvi%o<j) das werk in zwei abtheilungen überliefert, war
im cod. Nunnesianus der zweite theil als Inno^r] bezeichnet,
und hinter der glosse ai^naltoTta&tjvai (Lobeck p. 442), welche
im Laur. A. u. a. die letzte ist, begann im cod. Nunnes. mit
u-QVl 7ov tgitov ein angeblich dritter theil, der jedoch mit aus-
nähme von vier glossen nur Wiederholungen bereits früher be-
handelter Wörter enthält. Mit recht hat Rutherford die auch
von Lobeck recipierte Scheidung des werkes in eine 'Exloyi] und
eine 'Emt&pij beseitigt und die echte eintheilung in zwei bücher
wiederhergestellt. — Eine neue kritische ausgäbe des Phrynichos
bleibt auch fernerhin ein bedürfnis. Es müssen vor allem die anderen
noch vorhandenen handschriften herangezogen werden, vielleicht
findet sich unter ihnen eine, welche einen besseren text enthält. Nicht
benutzt sind bis jetzt cod. Paris. 1045. 2650. 2662. 2986 und
cod. Marcian. 486 (s. Fabricius BG. VI, 175). Ferner sind
in Rom drei Phrynichos-handschriften : cod. Vat. gr. 1377. 1410.
Palat. gr. 243. Nach den proben zu schließen, die ich von
diesen durch meinen freund G. Wissowa erhalten , stimmen alle
drei im wesentlichen mit cod. Laur. A und der editio princeps
überein : demnach scheint die tradition, wie sie im Laur. A vor-
liegt, am meisten durch handschriften vertreten zu sein.
In folge dieser mangelhaften benutzung von handschriften
unterscheidet sich der text des Phrynichos bei Rutherford nur
wenig von dem Lobeck'schen. Rutherford schließt sich im we-
sentlichen an die vulgata an, nur wenige lesarten hat er aus
seinen handschriften, namentlich aus Laur. A., genommen: z. b.
s. v. negitaatvatv (p. 28 Lobeck) aXloxonag für alXoxmTfgmg,
s. v. unönalai (p. 45 Lobeck) SvoiiQairco für dvai^ane u. a.
Der kritische apparat läßt accuratesse und Vollständigkeit ver-
missen. Die Varianten des cod. Parisinus (P) sind bald angegeben
bald bei seite gelassen. Bei einigen artikeln bemerkt Ruther-
ford „corripuit P": dies gilt aber im allgemeinen von den mei-
sten artikeln, höchst selten zeigt P dieselbe form der glosse wie
die übrigen handschriften. Die angaben über auslassungen in
P sind unvollständig, der vermerk „om. P." fehlt bei folgenden
artikeln: no. 28 (Alxa'ixov aäfta). 29 (vtjgov vÖojq). 37 (// opcpai).
63((t«()co(7oj). 197 (tiQoadtioOni). 203 (ßaoiXioactp 2). 220 (dt8ovatp\
Nr. 9. 104. Phrynichos. 467
239 («W 0717]). 253 {luv ah]q). 280 (ecpiöoxovg). 289 (Xv%vlav).
296 ((ia&fiog). Falsch sind die angaben über no. 49 (vlm).
70 (do'idior): diese fehlen nicht in P, sondern stehen nur an
anderen stellen (Bachmann An. Gr. II, 393. 39'^). Die Über-
lieferung in P ist wegen der starken zusammenziehung der glos-
sen eine ungenaue und daher zumeist wenig brauchbar, doch
finden sich auch einige artikel mit besseren lesarten, die mehr
beachtung verdienten als sie bei Rutherford gefunden haben (s.
unten). Ich bemerke noch, daß Thomas Magister, der bekannt-
lich ganze artikel - Serien aus Phrynichos entlehnt hat (Ritschi,
Proleg. p. LXXIII seqq.) x), ein dem P sehr ähnliches exemplar
der Ekloge gehabt haben muß, seine Phrynichos- Artikel stimmen
meist wörtlich oder dem sinne nach mit P überein : vgl. Thom.
Mag. 5, 3. 17. 74, 8. 109, 11. 124, 12. 172, 1. 202, 10. 12.
203, 1. 255, 13. 258, 12. 259, 7. 290, 8. 301, 9. Eklatant
zeigt diese Übereinstimmung Thom. Mag. 107, 8 irt'xvoa ' At-
tixo), ivsyyoov EXXtjvsg ' rö 8s ive%VQi[iaiot> Xsysiv, mg lanoxXsidtjg,
ttdoxtftov. Dieses coc InnoxXeCdqe ist ein wunderliches misver-
ständnis des von Phrynichos gebrauchten ausdruckes ov q.Qovt)g
'bznoxXeid'Q, das aber nicht von Thomas Magister begangen ist, wie
Rutherford (p. 468) meint, sondern sich bereits in seinem Phry-
nichos-exemplar vorgefunden hat; denn dieses mg 'InnoxXsidtjg
hat auch P. — Daß die lesarten des bruchstücks in cod. Laur.
57, 34 (C) nicht im kritischen apparat angeführt werden , ist
bereits oben gerügt worden. Zumeist stimmt das excerpt mit
der vulgata überein. Von den abweichenden lesarten scheinen
mir folgende beachtenswerth: s. v. diSwrj (p. 345 Lobeck) hat
C tovto rn svitTixrjv (für tovtov), wie Lobeck richtig vermuthet
hatte, s. v. e£aX\d£ai (p. 363 Lobeck) ebenso qvlntTsa&ut. für
qtvXatiofxevov. s. v. atiofiSTQsia&ai (p. 383 Lobeck) ist Siulvav
(C) dem Ai'oor der vulgata vorzuziehen: auch P und Thom. M.
335, 6 dtaXeXvfAevmg. s. v. Qvpt] (p. 404 Lobeck) ist ol de vvv
n\ia#äc (C) besser als ol 8s vvv aptadslg (vulg.). Aus C lernen
wir auch ein neues fragment des atticisten Eirenaios (vgl.
Haupt Opusc. II, 434 seqq.) kennen. Der artikel uAoureveo&ai
lautet nach der vulgata (p. 442 Lobeck): axgctreveadui • u8onCf*m
ov7i Ol 7£ noXXoi xgävzai roi/top reo ovnuaji «a\ Mt'vavSgog • Xtys
1) Ritschl's ausgäbe des Thomas Magister scheint Eutherford
nicht gekannt zu haben.
31*
468 104. Phrynichos. Nr. 9.
oiv ovx iyxQttTeveo&ai, in C dagegen: syxgatsvsaS-ai (lies a-) pij
Xsys , aXXa Xsys ovx syxQazsvszai ' ovica x a l EiQTjvaiog, og
xai ib syxoarsvsG&ai (lies «-) sG%äz(ag ßdoßaoov xaXsT. Es ist
die einzige stelle, wo Phrynichos einen Vorgänger citiert.
Auf emendierung des textes hat Eutherford wenig mühe ver-
wandt, s. v. ifxntvsi (p. 17 Lobeck) mußte unbedingt Scaliger's
fioi (für (xov) in den text gesetzt werden, spmzvsi fxov kann kein
Grieche jemals gesagt haben: übrigens wird /joi. durch Thom.
201, 3 xazanzvoa aov ' l^inzva aoi2) 8s ov8slg toöv Soxifxmv be-
stätigt, s. v. noranog hat Lobeck mit recht an den Worten tzo-
thnog 8s sanv — Soxu slrcti anstoß genommen und sie für ei-
nen späteren zusatz erklärt. Rutherford hat ihn nicht wider-
legt: das wort cpgdvtfiog , welches einen hauptanstoß bildet, hat
Eutherford gestrichen, wir erfahren aber nicht, ob es in irgend
einer handschrift fehlt, s. v. vlsa (p. 68 Lobeck) schreibt Ru-
therford (ptla^svog, sv rolg s tisq) itjg 'IXtdSog avyygdfj^iaai : so
kann Phrynichos nicht geschrieben haben; vielleicht sv zcp s'
(fffjHffTfi)) nfQi rtjg 'IXiddog avyyouftfiazi : ob damit die schrift
ttsqi orjftsioor zcäv ir rft 'IXiddt oder tzsqi zkv nao' '0(.irjQop yXcaaoäp
(vgl. Suid. s.v. (&ili%svog) gemeint war, ist nicht ersichtlich, s.v.
(Aovöq,&a.l[Aov (p. 136 Lobeck) ist das zweite ixov6cpöal(tov, das Eu-
therford aus seinen handschriften aufgenommen, ohne zweifei nur ver-
schrieben für fioiöfximtot, welches nicht nur Nunn. sondern auch P
bietet. Ueberhaupt hat hier der von Eutherford gar nicht beachtete
P die beste lesart : fiov6q>9aXfiov ovtt sgsTg aXV izsocqdaXuov, et
xai Kgarivog [AOiofipazov Xsysi zov KvxXcona ' qtvaixäg yäg o
Kvxlmxp [xovöy&alfxog : man sieht hier, wie leicht bei der zu-
sammenziehung jener fehler entstehen konnte, s. v. ixigmaai
(p. 208 Lobeck) gibt Eutherford die corrupte lesart der vulgata
wieder : die richtige Überlieferung haben Laur. A editio princeps
(und die drei vaticani) ixzQmaai • zovzo xpsvye, Xsys 8s ?£««-
ßläaai, xai ä/tßXioxsi. s. v. mjioiv (p. 245 Lobeck) ist die vul-
gata ganz corrupt (vgl. Lobeck) , auch hier hat Eutherford die
ganz vorzügliche Überlieferung des P unbeachtet gelassen : nrj-
ftswg xai 7it]%SG)v (lies 7ii'j%sa)i) ' Azztxmg , uXla pu\ ntj^oir xat ni\-
%sog. s. v. fittfifiö&QsnTov (p. 299 Lobeck) mußte nach Lobeck's
bemerkung (die Eutherford selbst anführt) rtjdaXXaSovv für 777-
■&sXa8ovv geschrieben werden. Vgl. Aristoph. Byz. und Suet.
2) Dieses wollte Oudendorp in aov corrigieren!
Nr. 9. 104. Phrynichos. 469
b. Eust. p. 971, 39 Ael. Dion. ibid. 971, 28 (Pbot. rtj&aUaSoig)
Pollux III, 20 Phryn. Bekk. 65, 30 Diese stellen beweisen
auch, daß Rutherford ganz ohne grund den artikel verdächtigt,
er fehlt nur in Laur. A und editio princeps, was gar nichts be-
sagen will. s. v. ijur/.sqalaiov (p. 328 Lobeck) ist ij^ixoavov
sicherlich bloße corruptel für das attische rjpiixQuiQa: den byzan-
tinischen Schreibern war jjfiixgavov geläufiger, vgl. Eust. p. 710, 50
•AQaXga yao ' Amxäg ta tii-q} ttjv xsqxilrjr, oüsv nctQix reo xoa-
[trAfifl (Thesm. 227) irptXcotai rig Ttjv htoav rjuixQatoav 'rjroi to
tjuixgctrov (bei Pollux VI, 160 haben BC richtig tjftCxoaioa, A
Tj/xingapov). s. v. toQxooat (p. 360 Lob.) hat Lobeck mit recht
das 8f nach piäV/of gestrichen und an der ganzen form der
glosse anstoß genommen ; auch hier verdient der von Ruther-
ford gar nicht erwähnte Wortlaut des P den Vorzug: WQy.was •
nai ooxcdrrjg ß' eycö • ov7(a Konruog agiara cprjßf iqtj y a q 8ia
toi öö X-sysiv ßä.XXuv ?j 8iu rov l. s. v. sö^azoog (p. 389 Lobeck)
hat P ?n) rov axgcog statt im toi axgov.
Während so nach meinem dafürhalten Rutherford's text-
kritik viel zu wünschen übrig läßt, verdient der commentar
dagegen volle anerkennung. Man erkennt fast auf jeder seite
die große gelehrsamkeit und den unermüdlichen fleiß des Ver-
fassers und sein redliches bemühen , möglichst über jede frage
ins klare zu kommen und feste endgiltige resultate fremder und
eigener forschung zu geben. Rutherford begnügt sich nicht da-
mit die einzelnen regeln des Phrynichos zu begründen resp. zu
widerlegen, er geht immer (und darin zeigt er sich als der wür-
dige nachfolger Lobeck's) auf das allgemeine und benutzt die
einzelne beobachtung des Phrynichos als ausgangspunkt einer
sorgfältigen bis in das kleinste detail gehenden Untersuchung
des ganzen gegenständes , von dem die regel des atticisten nur
einen punkt bildet. Zu Phryn. s. v. arjpiävai. wird eine klare
und erschöpfende darstellung des attischen gebrauchs des aorists
der verba auf -aivco gegeben, zu nstju-'o-cevoer eine ausführliche
auseinandersetzung über das augment der zusammengesetzten
verba. Im anschluß an Phrynichos' regel über mov/iai (ntofiai)
behandelt Rutherford die dorischen futura auf -ovftai und weist
nach , daß ihr gebrauch im attischen sich auf ein minimum be-
schränkt3). In dem folgenden artikel {jqkeintaC) wird eine voll-
3) iffv^ovfira brauchen einige male Aristophanes und Euripides, nach
Rutherford ,,metri causa": anderer meinung ist Schanz Proleg. Legg. p. XV.
470 104. Phrynichos. Nr. 9.
ständige Übersicht der perfecta mit sogenannter attischer redu-
plication gegeben und der gebrauch des a im perf. und aor.
pass. bei vokalischen verben behandelt; Eutherford stellt hier
die feste regel auf : „alle verba, die im aor. pass. ein a annehmen,
erhalten es auch im perfect" (p. 99). Zu anoxoidyvat, gibt Ru-
therford eine Statistik der deponentia mit passivem aorist; zu
to güntapa eine Übersicht über den gebrauch der verschiedenen
verba „schlagen" {jvntoa naico narüaaoi n). 1)06(0) und ihre flexion
im attischen, s. v. cpayopat finden wir eine umfangreiche aus-
einandersetzung über die verschiedenen kategorien der verba mit
medialem futur (p. 376 — 412): „alle verba, die eine sinneswahr-
nehmung oder functionen der menschlichen organe ausdrücken
(rufen, hören, sehen, riechen, genießen, berühren, verba der be-
wegung etc.) sind entweder ganz deponentia oder bilden , wenn
sie activa sind, gewöhnlich mediales futurum". Phrynichos' regel
über die syntax von nillta — Phrynichos will nur die con-
struction mit inf. praes. oder fut. gelten lassen — sucht Ruther-
ford zu rechtfertigen durch eine vollständige Statistik des ge-
brauchs von ptXXm in der attischen poesie. Diese ergibt, daß
sowohl die komiker als Aischylos und Sophokles den aorist nach
[iFllm äußerst selten gebrauchen : in der komoedie kommen auf
48 beispiele für praes. und futur. nur zwei für den aorist, bei
Aischylos kommt der aorist einmal vor, bei Sophokles gar nicht
(Oed. R. 967 schreiben die meisten herausgeber xrevefo für xzu-
vhv). AufEuripides und die attische prosa hat Rutherford seine
Untersuchungen leider nicht ausgedehnt4), s. v. öidqitj behandelt
Rutherford eingehend die optative mit doppelten formen (p. 429
— 456) ; aus dem Sprachgebrauch der komoedie wird nachgewiesen,
daß im opt. aor. act. nur die formen eie(v) siag siav als attisch
gelten dürfen; ähnlich steht es mit dem gebrauch der formen
oi'?jv oltjc ofrj und mi]v iär\q mtj in der attischen komoedie und
prosa (in der tragoedie sind daneben auch die formen oi/n otg
oT tpfii gebräuchlich) ; im plural werden fast nur die kurzen for-
men olfifv ohe oisr cpfjsv cors q>ei> und alftev ¥ize eist (opt. aor. pass.
und opt. aor. der verba in fit) gebraucht. Das von Phrynichos
getadelte didmt] (ebenso 8qhj) ist längst überall beseitigt: ebenso
muß aber auch das so sehr eingewurzelte ßicprj dem einzig rich-
4) Bei Plato ist nach Schanz Proleg. Symp. p. VIII der inf. aor.
nach fxüho sehr selten.
Nr. 9. 104. Phrynichos. 471
tigen ßtoiij weichen, die analogie von 8oitjv yvoir\v älohjv ver-
langt durchaus ßioi?]v, die handschriften dürfen für ßtwrjv ebenso
wenig als für Sidmtjv Öop/jv (jrmijv aXqnjv) als autoritäten ange-
sehen werden (vgl. Cobet Miscell. crit. p 454). Die angeführten
beispiele mögen genügen , um eine annähernde Vorstellung zu
geben von der großen menge der in diesem commentar behan-
delten wichtigen fragen. Bei dem noch immer vorhandenen
mangel an vollständigen Sammlungen und indices über die spräche
der attischen Schriftsteller ist es natürlich , daß manche fragen
noch nicht definitiv entschieden werden können. Eutherford
selbst hat vorzugsweise die attische komoedie und tragoedie durch-
forscht. Die arbeiten der Vorgänger auf diesem gebiet hat er
so weit als möglich benutzt und berücksichtigt, vor allem Cobet's
arbeiten und Veitch's Greek Verbs Irregulär. Mit Cobet theilt
Eutherford die strenge consequenz in der feststellung der atti-
schen formen und beseitigung aller unattischen aus den texten
der klassischen autoren. Eutherford ist jedoch viel vorsichtiger
als Cobet, er verfährt nicht so radikal und apodiktisch wie die-
ser und stellt keine regel auf ohne eingehende begründung und
sorgfältige behandlung aller stellen. Von Cobet's gleichmacherei
hält Eutherford sich im allgemeinen fern, er unterscheidet genau
zwischen den einzelnen perioden des atticismus und weist wie-
derholt auf den unterschied der älteren (voreuklidischen) und
der späteren attischen spräche hin , der spräche eines Antiphon
und Thukydides und der eines Demosthenes und Aischines. Daß
Xenophon unter den attischen Schriftstellern eine eigene Stellung
einnimmt, ist bekannt ; man hat längst hervorgehoben, daß Xe-
nophon viele jonische und dorische ausdrücke und formen braucht
(Cobet N. L. 388 ff.): Eutherford gibt ein vollständiges alpha-
betisches Verzeichnis aller bei Xenophon vorkommenden jonischen
Wörter (p. 165 ff.). Xenophon's spräche weicht so sehr von dem
reinen atticismus ab, daß sich bei ihm bereits specielle ausdrücke
der ttatvij finden: Eutherford nennt sie darum eine anticipation
der xo/j/; (p. 59. 62. 115. 160 u. a.). Von manchen Wörtern
braucht Xenophon bald die attische bald eine dem attischen
sonst ganz fremde form. Eutherford betont daher mit recht
(auch gegen Cobet, z. b. p. 109), daß man mit änderungen ge-
gen die handschriftliche Überlieferung bei Xenophon sehr vor-
sichtig sein muß. Bisweilen möchte er aber doch in der anwen-
472 104. Phrynichos. Nr. 9.
düng dieses princips zu weit gegangen sein. So hält er Anab.
2, 1, 22, wo die handschriften theils ansnQi&t] theils an ex glvaro
haben, die unattische form nnsxijt&t] für die richtige Überliefe-
rung, ebenso Cyrop. 1, 6, 16 ijntjTai, obwohl einige handschriften
axeaiai' haben und diese lesart in der avvayoayi] Isgecov %grj(ri[Amv
Bekk. A. G. I, 364, 15 bezeugt wird. An zahllosen stellen
haben die Schreiber die ihnen geläufigen formen statt der atti-
schen geschrieben; daß sie auch umgekehrt die texte der atti-
schen Schriftsteller nach den regeln der atticisten änderten,
scheint mir denn doch sehr fraglich. Bei einem derartigen
schwanken der handschriftlichen Überlieferung wie in den ange-
führten fällen verdient meiner ansieht nach die dem attischen
Sprachgebrauch entsprechende lesart den vorzug.
Daß der commentar mancherlei enthält, was zu controversen
anlaß gibt und der berichtigung und ergänzung bedarf, ist na-
türlich. Ich will nur einiges hervorheben. Die regel des Phry-
nichos über drsi'lXsif (nicht av&ilelv) ist für die attischen schrift-
steiler allgemein gültig: auch Xen. Hell. 7, 2, 8 muß wohl
öwsilXovTo und Anab. 4, 5, 36 ntgiEilltiv geschrieben werden.
Was die Orthographie dieses Wortes betrifft, so meint Cobet (V
L. 87. 361), daß es i'llsiv gelautet habe und daß so überall
zu schreiben sei. Rutherford bemerkt mit recht, daß Cobet dies
allzu zuversichtlich behaupte. Die diphthongische form (t-illsir),
welche Phrynichos 5) hier bietet , hat die beste handschriftliche
Überlieferung der attischen schriftsteiler sowohl als der gramma-
tiker für sich. Ar. Ran. 1066 ist negtail'köftevog überliefert:
dafür ist nsgisiXdusvog (Cobet nsguld/jisvog) zu schreiben nach
dem Zeugnis des Photios (nsgietXdusiog • asQisiXtjadfABvng)6). Ar.
Nub. 762 hat cod. Rav. zwar /'Ms, die scholien aber (auch schol.
Rav.) und die übrigen handschriften bieten hXIs. Eur. Hei. 445
spricht das handschriftliche ngoaeilei mehr für ngöastlle als für
ngoadl?. Thuc. II, 76 irsi'kJiOVTsg alle handschriften. Plat. Symp.
206 D ehsillsTai Clarkianus (di>s(llsitai Venetust) und Timaeus
lex. Plat. (== schol. Symp.) dvtllerai (lies ärsiDiezai) ■ dtnlluzai :
5) Die Schreibung mit * bei Bekk. An. Gr. I, 19, 14 ist also
schuld der abschreiber. Ebenso schrieb Phrynichos Bekk. An. 29, 9
ohne zweifei a.noy.tsivvvai, nicht anoxnvvvai.
6) Die lesart nsguM/usvos wird auch bestätigt durch ein neues
sehol. Rav. (Martin, les scolies du manuscrit d'Aristophane p. 81) «Vri
rov nsgui<Xt]#fls xctl avaigacpslg, stksiv (lies tXXXsip) yccg rb <svczgi(fiiv .
Nr. 9. 104. Phrynichos. 473
vgl Timaeus eiXXofiivmv • awsGralfiSvcov, nvyxsxlstfis'rcov. In dem
alten gesetz bei Lys. 10, 17 schreibt man änlXXei , cod. Pala-
tinus hat anst'XXei; in dem gesetz bei Dem. 37, 35 Paris. 2 von
erster hand f%etXXm. Bei Hesychius zeigen die Schreibung mit si
die glossen s'JEsilsir d. i. F%elXXtiv (sonst lautet bei den gramma-
tikern dieses verbum, von dem s^ovXfjg 8ixrj abgeleitet wird, ilEil-
Xeir), avvstXofisva d.i. avvsiXXonsva und avvslXug. Für die Schrei-
bung mit st sprechen endlich die formen tslaai Teiaafisvog u. ä.
in den älteren attischen inschriften. — Phrynichos tadelt kns-
Xaioofxai (für anttfit) und snsiFXsvaöpisvo^ (für sns^tmv^ als un-
attisch : Rutherford gibt ein vollständiges schema der conjugation
von £Q%o/A,ai (p. 103 ff.). Von diesem verbum war im attischen
nur gebräuchlich der indicativ des praesens ; auch das particip
ig^nfisvog und das imperfect JjQ"///j>ji> kommen im allgemeinen bei
Attikern nicht vor (snsl;eg%6(Asvoi bei Antiphon, nsQi(gysto einmal
bei Aristophanes). Für das verderbte ansgy/pisroi bei Lys. 16, 19
billigt Rutherford mit den neuesten herausgebern Dobrees con-
jectur a\xnsyius,voi. Ueberflüssig war seine auseinandersetzung
über Fn/joyorzo und ngoarjg^ovto bei Thuk. 4, 120. 121 : diese
formen sind nicht von ineg^ofiai und ngoasnynuai abzuleiten
sondern von srrÜQyouai und 7zgoodg%0[*ai, wie nach Buttmann
und L. Herbst auch Classen richtig erklärt. Bei Xenophon
wechseln attische und unattische formen. Für das futur stellt
Rutherford die regel auf, daß im indicativ nur slf.it ge-
braucht wird , iu den andern modi aber (da 'im ioipi etc. prä-
sens-bedeutung haben) die formen iXtvcoifit]i> iXsvaeß&ai slsvaö-
(isvoc als attisch gelten dürfen. Rutherford will daher iXsvasa&ai
bei Lys. 22, 11 nicht angetastet wissen. Ich stimme ihm hierin
bei-, denn von allen vermuthungen die aufgestellt sind läßt
keine erkennen, weshalb daraus oiv. iXsvasa&ai gemacht sein
sollte: oi' «araqrsi^sG&at Rauchenstein (Rutherford p. 111 nennt
diesen gelehrten irrthümlich Rauch), ovxs'ti qsv£s6&ai Scheibe,
ov TQs'xp£6&nt Cobet, ov nogsvasa&m Frohberger. Ob aber darum
auch iXsvaoCfAijv und iXsvaofisvog als attisch erklärt werden dür-
fen, scheint mir sehr zweifelhaft, da Phrynichos ausdrücklich das
participium ins^sXsvai'uerog verwirft: vgl. Pollux V, 155 slfii,
^Gt, «qp/Jo^«f, rzagsGOftai, aagaysvtjGOfiai, tinavTijanftnt, iaavsifii,
snarrj£(o ' to yag iXsvGOfiai Otirjgng fxsv sigijxsv , 7mr 8s xaraXo-
yotdiiv cvy ni x«xß;/«fVo/ . h'r<ti und imv (auch i'mui) haben sowohl
474 104. Phryuichos. Nr. 9.
präsens- als futur-bedeutung (Cobet V. L. 307. N. L. 407. Küh-
ner, Grriech. gramm. II, 122). — Von der form f'cptjg sagt Phry-
nichos hgti fxsv nagd rolg äg^aioig alV öliyov . to de nluajov
eq-qo&a. Kutherford ist strenger: „s(pijg was never med by good
writers". Kühner I, 658 führt noch sechs stellen für scptjg an,
in allen aber wird jetzt mit recht die handschriftliche Überliefe-
rung verworfen: auch Xen. Cyrop. 4, 1, 23, wo eqiijg vielleicht
richtig, ist die änderung eg^fftf' eine leichte. Die von dem At-
ticisten Ailios Dionysios u. a. als gut attisch bezeugten formen
ola&ag und ijodag scheinen Eutherford verdächtig (p. 228): er
legt auf die angäbe des Choiroboskos, wonach ola&ag bei Kratin
vorkam, kein gewicht und polemisiert gegen Nauck, weil er Eur.
Ale. 780 ola&ag schrieb (für oJ8ag). Es scheint mir jedoch kein
grund vorhanden zu sein, die grammatiker-zeugnisse so unbedingt
zu verwerfen. Durch den ausdruck (des Ail. Dionysios) anyoo
'EllipiMÜ, in welchem Eutherford eine Zweideutigkeit sieht, wird
gerade mit großem nachdruck der echt attische gebrauch des
ola&ag neben ola&a betont. Das handschriftlich überlieferte
oldag ist zum mindesten ebenso verdächtig, die form kommt sonst
bei guten Attikern (auch in der tragoedie) nicht vor: auch bei
Xen. Mem. 4, 6, 6 kann man an der richtigkeit des oldag zwei-
feln, da kurz vorher ola&a gebraucht ist. (Bei Homer findet
sich oldag einmal a 337: Zenodot schrieb qdsig, Bekker xidqg).
Die form l/a&ag , welche Nauck bei Eur. Hei. 587 Iph. Taur.
814 in den text gesetzt hat, ist allerdings nur durch Ail. Dion.
bezeugt, doch war sie vielleicht auch alte Überlieferung in dem
homerischen vers E 898 tja&ag evigitgog (ija&ag Ven. A u. a.).
— Zu Phryn. s. v. xvtjfiida bemerkt Eutherford ganz kura: the
passage is either corrupt or contains an erroneous Statement. Nur
nvTjfilSa ist corrupt, niij^ig hat stets langes T (es ist dafür as-
güfitg vermuthet), sonst ist alles in Ordnung. Von 6acpav(g be-
merkt, wie man aus Lobeck's anmerkung ersehen kann, dasselbe
Athen. II, 56 e: nag ig wurde sowohl mit kurzem als mit langem 6
gebraucht, lang gebrauchen es nur, wie aus Athen. III, 105 e
hervorgeht, dichter der mittleren komoedie, kurz die älteren At-
tiker, und Athenaeus bemerkt (106 b) xagt'deg de ßga^e'mg ol
3 Aitix-o) aralöyag. Die mittlere und neuere komoedie ist für
Phrynichos nicht maßgebend. — Ueber die casus von dio gibt
Phrynichos folgende regel : dval ///} leye alla dvolr . dvsiv §' Sau
Nr. 9. 104. Phrynichos. 475
usv doxtfiov, zw 8s aXXoxOTtog alrw jfo/yffft««' rivag sjuragatturm '
enl yag (lövtjg yevixijg 7i&tzat, ov-/) 8s dorixijg. Rutherford ver-
dächtigt den ganzen passus über dvslv und hält ihn für einen
späteren zusatz. Die form 8veh galt jedoch, wie es scheint, bei
den grammatikern allgemein als attisch. Der artikel des Phry-
nichos wird aufs beste illustriert durch eine stelle des Eustathios,
die wie die meisten atheistischen regeln bei ihm vermuthlich aus
Ailios Dionysios stammt. Nach einer gelehrten erörterung über
den gebrauch von 8in (öt-co) bei Homer heißt es bei Eust. p.
803, 33: Xiyu 8s ro uvto ls$rAv x«J ort 70 Svoiv v.ui Im 80-
zixijg naija ' AruxoTg olov „dvoiv yvvaixolv slg avrjg ov ö7t'gysTuiu
(Mein. Com. IV, 626). iv siigcp 8s rönq) qijcn xai ort 8vo y.ai
iv tu) cö 8itt> . . . ' Aziixoi Xsyovaiv Sxarigwg, dvoiv ö"' tni ysn-
xrtg xa) dorixijg, i 0 8s dvelv anaviov aaga t n 1 g naXai-
01 c, sart 3' oft tag naget 0 0 v x v 8 1-8 rj (1, 20). Isyovai. 8s
xal röjv 8vo xut jolg 810. rö 8s 8 v a 1 ßägßagov, qiijai, xai xata.
XQijatv ' An\y.i}\ y.ai y.uzu Xoyov yga^uariy.ov . Xsysi 8s xui ort
vfco7SQCOf th ygi'tcpeiv dveiv ' ov8sv yug Svixov tig sir Xijyen q,aaiv
01 ävaXoyixoi (lies avaXoyiauxoi). vgl. schol. Eur. Hec. 45 8voTv
im yevtxqg xai 8ozix7jg} 8vs?r ds im ysvixtjg. Auf attischen in-
schriften findet sich dvsiv nicht: Wecklein, Cur. epigr. 28. —
Zu Phrynichos' regel %v<xrgav ptrt Xtys u)).a arXsyyiSa macht
Rutherford die auffallende bemerkung : this question must rest upon
the authority of Phrynichus as . . . neither loord is encountered in
Attic writers. Zvazoa findet sich außer in einem Diphilos - frag-
ment (Pollux X, 62) nicht bei Attikern , arXsyyig dagegen war
ein im attischen häufig vorkommendes wort, das von den lexico-
graphen durch %vorga erklärt wird; vgl. schol. Plat. Hipp. H,
368C = Phot. arXsyyig Pollux VII, 179 Erotian s v. — Phry-
nichos verwirft das Substantiv aldexaarortjg , nennt dagegen das
adjeetiv av&sxaarog ein xälXtojov ovo/ta. Rutherford bemerkt,
daß das erste beispiel von av&ixaarog sich bei Aristoteles finde.
Phrynichos scheint jedoch das auch bei älteren Schriftstellern
vorkommende av&' sxaara (Aesch. Prom. 949 Eur. Hec. 1227) im
sinne zu haben, das im alterthum vielleicht in einem worte geschrie-
ben wurde. Aus Menander citiren aldixuaiog Phrynichos selbst
Bekk. An. Gr. 17, 24 und die avruyojyi, Xshcov Bekk. An. 462, 25.
Als einleitung sind vorausgeschickt zwei skizzen über den
Ursprung des attischen dialekts und über die spräche der atti-
476 105. Plautus. Nr. 9.
sehen komoedie. In der ersten wird hauptsächlich der unterschied
der spräche der tragiker von der der attischen komoedie und
prosa hervorgehoben und durch den umstand bewiesen , daß in
der tragoedie noch viele jonische ausdrücke und flexionsformen
vorkommen , die in der späteren attischen spräche eine Umbil-
dung erfahren haben oder vermieden wurden. Die komoedie re-
präsentiert im allgemeinen den reinsten atticismus. Wo sich bei
komikern ausdrücke finden, die sonst im attischen nicht gebraucht
werden, da hat man fast immer epische oder tragische (auch
lyrische) reminiscenzen und parodien anzunehmen : dieselben fin-
den sich am meisten in den hexametern und anapästen , aber
auch bisweilen in jambischen und trochäischen versen. (Beide
abhandlungen erschienen kürzlich in deutscher Übersetzung : s.
Fleckeisen's Jahrb. suppl. XIII, 357—399).
Kleine irrthümer und versehen kommen in dem Ruther-
ford'schen buche mehrfach vor , druckfehler in großer anzahl
(das Verzeichnis p. XII ist ganz ungenügend), p. 87 das wort
Kt]\tg consequent falsch accentuirt (xyXig)] p. 269 Phryn. App.
Soph. p. 49 irrthümlich citiert statt Antiatt. 104, 28 (aus Lobeck
p. 180 übernommen)-, p. 289 Hesych. s. v. ufißlvoysi misver-
standen : nicht h^tnooiay.co wird aus Sophokles citiert sondern api-
ßXvaxsi, wozu sxTiTQWGxsi die erklärung bildet ; p. 360 die merk-
würdige angäbe „Aristotle quotes it from Polybius" : vgl. Lobeck
p. 301. Leopold Colin.
105. De comparationibus Plautinis et Terentianis ad ani-
malia speetantibus. Dissertatio inauguralis, quam publice de-
fendet Ernestus Franciscus Wortmann Hannoveranus.
Marburgi Cattorum 1883. 62 p. 8.
Der Verfasser beginnt mit einigen allgemeinen bemerkungen
über die anwendung von eigenschaften der thiere in vergleichen
bei dichtem, namentlich über den unterschied zwischen den epi-
kern, welche die löblichen eigenschaften, und den komikern,
welche die den menschen lächerlich machenden eigenschaften zu
vergleichen pflegen. Sodann behandelt er in dem ersten theile
die form der vergleichungen : die metapher, welche entweder
im substantivum oder adjektivum oder verbum liegt und die ver-
gleichung im engeren , eigentlichen sinne , wobei die verschie-
denen partikeln aufgezählt werden , welche dieselbe einleiten :
Nr. 9. 105. Plautus. 477
quasi, itidem, itidem ut , tarn quam etc. etc. In dem zweiten
theile werden die vergleichungen mit rücksicht auf den inlialt
geordnet und nähere erörterungen bezüglich dessen , was die
dichter durch dieselben ausdrücken wollen, daran geknüpft. Der
Verfasser beobachtet dabei die naturwissenschaftliche klassifika-
tion: säugethiere mit ihren unterabtheilungen, vögel, amphibien,
fische usw. usw. , nachdem er zuvor die begriffe , welche sich
auf mehrere Massen von thieren beziehen , z. b. belua lacerare
devorare , behandelt hat. Endlich zieht der Verfasser die resul-
tate aus der Untersuchung , welche dahin gehen , daß Plautus
viel reicher ist als Terenz sowohl in anzahl der beispiele, als in
der art des ausdrucks und der Verwendung derselben, daß ferner
der axisdrucksweise des Plautus der Stempel der Originalität auf-
geprägt ist , während Terenz sich auf die gewöhnlichsten und
geläufigsten metaphern und vergleichungen beschränkt. So ent-
hält die arbeit eine weitere beachtenswerthe bestätigung des ur-
theils über die plautinische und terenzianische spräche, welches
im allgemeinen freilich bereits feststeht.
Die beispiele hat Wortmann anscheinend nach' den neuen
kritischen ausgaben citirt, ohne jedoch darüber eine bemerkung
zu machen , selbst da nicht , wo der von ihm benutzte text von
der handschriftlichen Überlieferung abweicht. Auf kritische er-
örterungen brauchte der Verfasser allerdings nicht einzugehen,
wo sie seine Untersuchungen weiter nicht berühren , aber er
mußte wenigstens die quellen seines textes nennen. Auch wird
nie eine andeutung gemacht , ob die citirten stellen bezüglich
ihrer echtheit angezweifelt worden sind, selbst unzweifelhaft un-
echte stellen, z. b. aus dem Pönulusprolog , werden ohne jede
bemerkung als plautinisch citirt. Im einzelnen möchte ich zu
p. 14 belua fere eadem vi ac bestia de hominibus stultis vel impu-
dicis dicitur bemerken , daß bestia nie de hominibus stultis ge-
sagt wird, dagegen belua ganz besonders den begriff der dumm-
heit, des plumpen benehmens oder der thierischen leidenschaft
wiedergibt. P 19 polemisirt der Verfasser gegen eine konjektur
Bentley's zu Eun. IV, 4, 22 unter anderen mit den Schlußworten :
praeterea autem criticorum esse non poetam corrigere sed contextum
hac aetate omnes consentiunt : gegen einen gelehrten , wie Bentley,
ironisch zu werden, steht einem jungen manne übel an, oder
meint Wortmann in der that, daß Bentley in seiner Terenz-
478 106. Lateinische dichter. Nr. 9.
ausgäbe sich vorgenommen habe , den dichter selbst zu corri-
giren ? dann muß er die anmerkung Bentley's zu der erwähnten
stelle doch nur höchst flüchtig gelesen haben. P. 38 zu „levior
plumä" ist nachzutragen Men. 488. Ein wunderliches misver-
ständniß zeigt der verf. p. 32 bei erklärung von Poen. III, 2, 21 :
macerato hoc pingues fiunt auro in barbaria boves. Diese durch
barbaria sofort für jeden kundigen als echt römisch -plauti-
nisch gekennzeichneten worte hält Wortmann für ex Graeco
quodam comico Tiausta, versteht auch nicht, was im vorhergehen-
den verse die worte aurum comicum bedeuten und kommt so
zu der erklärung hoc auro distributo homines pauperes in externa
terra divitias parant. Muret hat schon richtig bemerkt, daß mit
aurum comicum lupinen gemeint sind, deren sich die Schauspieler
statt goldmünzen zu bedienen pflegten ; als viehfutter wurden sie
in Italien sehr geschätzt, s. Plin. Nat. hist. XVIII, 136.
106. Samuel Brandt, eclogae poetarum latinorum in
usum gymnasiorum. Lipsiae, Teubner 1881. VIII u. 146 p. —
1 mark.
107. Carl Jacoby, anthologie aus den elegikern der
Römer, für den schulgebrauch erklärt. 1. bd. : Ovid und Catull.
Leipzig, Teubner 1882. VIII u. 132 p. —
Um einem in der Badenschen direktorenconferenz 1879 con-
statierten bedürfniß abzuhelfen, vereinigt Brandt in vorliegender
textausgabe ausgewählte stücke aus allen wichtigeren römischen
dichtem, welche sonst auf gymnasien nicht gelesen werden. Er
bietet fragmente des Ennius und Lucilius , größere abschnitte
aus Lucretius, gedichte des Catull, Tibull, Properz, einige we-
nige elegien des ja durch die Chrestomathien schon sehr zugäng-
lichen Ovid, 45 epigramme des Martial und auch einen abschnitt
aus Iuvenal. Das büchlein ist mit freuden zu begrüßen, und
bei dem niedrigen preise desselben wird man nicht darüber
rechten, ob wirklich die über 50 seiten füllenden abschnitte aus
Lucretius , der doch kaum in der Masse gelesen werden kann,
ohne erklärende anmerkungen, welche durch die äußeren mittel
zur erleichterung des Verständnisses nicht ersetzt werden können,
für die mehrzahl der schüler von werth sind. Ist doch des ge-
botenen vieles, und die auswahl eine durchaus verständige, wenn-
gleich gewiß der eine das, der andere jenes vermissen wird, ich
Nr. 9. 106. Lateinische dichter. 479
z. b. Catull carm. 85. Der text ist mit besonnener Zurückhaltung
von allen unnötbigen willkürlichkeiten festgestellt, und ein kurzer
kritischer anhang legt über die textesgestaltung rechenschaft ab,
genaue freilich nur bei den drei ersten dichtem. Aus sittlichen
gründen anstößige verse sind weggelassen (bei Tibull und Pro-
perz), ein verfahren, das bei Schulausgaben gewiß billigung ver-
dient Biographische notizen leiten jeden dichter ein, eine den
inhalt bezeichnende Überschrift jedes gedieht. Am Schluß des
buches (vor dem kritischen anbang j sind die in frage kommenden
metren verzeichnet und die in kleineren lexicis gar nicht oder
nur ungenügend erklärten worte und namen erläutert. Dem
zweckmäßig eingerichteten büchlein und mit ihm der lektüre be-
sonders des Catull , Tibull , Properz ist eine recht schnelle und
recht weite Verbreitung zu wünschen.
Nachdem Jacoby im Vorwort dargelegt hat, in welcher
weise sich seiner ansieht nach die elegikerlectüre in die sechs-
jährige dichterlektüre der preußischen gymnasien einzufügen habe,
bietet er nach einer literaturgeschichtlichen einleitung über die
elegie aus Ovid 8 abschnitte der Fasten und 12 elegien , aus
Catull 23 gedichte. Jedem der beiden dichter ist eine biogra-
phische einleitung vorausgeschickt, Catull auch eine übersieht
seiner versmaße. Die auswahl der stücke ist durchweg eine an-
gemessene. Der commentar ist ausführlich , ausführlicher viel-
leicht, als es für ein Schulbuch wünschenswerth ist; dies hat
theilweise seinen grund darin, daß in einer leider jetzt sehr üb-
lichen Verbindung das buch (vgl. das vorwort) „für sebüler und
lehrer" bestimmt ist; aber auch so konnten viele anmerkungen,
besonders zwecklose parallelstellen, wegfallen, z. b. in no. I (Ov.
Fast. I, 193—218) die anmerkung zu v. 6. 12. 17. Im allgemeinen
ist der commentar sorgfältig gearbeitet, und die freude an dem-
selben wird es uns nicht trüben, wenn der herausgeber (in einem
Schulbuch gewiß mit recht) nicht nach neuen erklärungen oder
neuen lesarten gestrebt hat und die abhängigkeit von seinen Vor-
gängern oft deutlich bekundet. Wünschen wir daher dem buche
eine entsprechende Verbreitung.
Im folgenden sollen für die erste hälfte des buches (Ovid)
einige berichtigungen gegeben werden :
Zu einleitung p. 8 z. 15 ff. Statt „des schönen geschlechtes"
muß es heißen „des andern geschlechtes" ; denn von der kunst
480 107. Lateinische dichter. Nr. 9.
die liebe des schönen geschlechts zu gewinnen und zu erhalten,
handelt nicht die ganze ars amandi, sondern nur buch I und II.
— P. 8 z. 34 ff. ist ein versehen untergelaufen. Man staunt,
wenn man liest : „die tendenz der Fasten geht auf eine Verherr-
lichung der politik des Augustus hinaus. Durch erneuerung
von vergessenen sacralen einrichtungen will der dichter den sinn,
der jene gegründet, im römischen volke wieder erwecken". Denn
die sacralen einrichtungen erneuert doch nicht der dichter, son-
dern Augustus! Die erklärung des mißverständnisses giebt ein
satz Peter's , der Jacoby (laut citat) als original gedient hat :
„Mit dieser Versicherung stimmt durchaus überein, daß die ganze
tendenz der fasten auf eine Verherrlichung der politik des Au-
gustus hinausgeht , durch erneuerung von vergessenen sacralen
einrichtungen den sinn, der jene gegründet, im römischen volke
wieder zu erwecken". Jacoby hat offenbar diesen völlig zutref-
fenden satz Peter's falsch verstanden, indem er auffallenderweise
die infinitive auf „tendenz" statt auf „politik" bezog. — No. I,
v. 12 (Ov. Fast. I, 204) ist die interpunction sinnstörend ; vgl.
Fleckeisens jahrb. 1878, p. 771. — II, 28 (Fast. I, 524). In
der anm. muß es statt „aller Rom feindlichen städte" heißen :
„aller Troja feindlichen städte". Gemeint sind die städte Grie-
chenlands. — III, 8 (Fast. II, 388) ist dieselbe unzulässige
erklärung gegeben , wie bei Peter und Seyffert. tarnen gehört
doch gewiß (nur) zu flent und flent tarnen ist ein zusatz zu peragunt
iussa, der parenthetisch die erzählung iussa peragunt . ... et ge-
minos in loca iussa ferunt unterbricht. Die interpunction ist hier
bei Jacoby auffallenderweise die richtige und mit seiner erklä-
rung nicht vereinbar. — III, 18 (Fast. II, 398) hätte nicht die
matte conjectur E. Hoffmann's nescio quod statt nescio quem auf-
genommen werden sollen. Kann man sich nicht dazu entschließen
anzunehmen , daß das von der descendenz so häufig concret ge-
brauchte genus hier einmal von der ascendenz concret gebraucht
sei, was ref. vertreten möchte, so ist die bei Peter gebotene er-
klärung aufzunehmen. — V, 30 (Fast. III, 208) ist die anm.
der Peter's gegenüber höchst unklar. — VI, 79 (Fast. II, 765) ist
mit Peter quod als pronomen gefaßt ; es ist doch wohl conjunction
„der umstand, daß". — VI, 126 (Fast. II, 812) ist die gram-
matische anm. falsch. Daß in prosa quanti stehen müßte, ist
zwar eine regel Seyffert's, aber nicht richtig. Wenn aber Jacoby
Nr. 9. 107. Lateinische dichter. 481
gar magno stare aus Ovid als parallele anführt , so ist ja dies
auch in prosa das einzig mögliche. — VII, 13 (Fast. II, 207)
erklärt Jacoby mit Seyffert und Peter ipsi als gegensatz zu dem
aus castra ponunt („lassen aufschlagen") zu entnehmenden be-
griffe clientes. Das ist gesucht ; ipsi ist einfach gegensatz zu castra.
— IX, 8 (Trist. I, 1, 8) ist die anmerkung höchst sonderbar.
Daß Ovid von einer papyrusrolle redet und nicht von einem
pergamentband (in buchform) , ist unbedingt klar. Und doch
denkt Jacoby, so wenig das sonstige, was er hier angiebt, dazu
paßt , offenbar an die pergamentbände , wenn er von „einband
der bücher" redet und sagt, daß die blätter „an einer seite
durch leimen zusammengefügt waren" (die zur rolle zusammen-
geleimten papyrusstreifen waren natürlich mit ausnähme des er-
sten und letzten an zwei Seiten zusammengeleimt!) und daß
„die drei anderen Seiten einen schwarzen schnitt hatten"-, auf
die falschheit dieser dreizahl mußte schon Ovid's geminae frontes
aufmerksam machen. — IX, 40 (Trist. I, 1, 40). Daß tempora
(„Verhältnisse") nicht mit „geschick" paraphrasiert werden darf,
zeigt schon v. 37 tempora rerum („die Verhältnisse, unter denen
etwas entsteht oder geschieht") , worauf es trotz nostra zurück-
weist. — IX, 56 f. (Trist. I, 1, 56 f.). Der Zusammenhang ist
in ganz gesuchter weise erklärt, wie auch bei Seyffert. Es ist
überhaupt kein Zusammenhang da, sondern tarnen ist, wie so oft
bei Ovid abbrechend, („doch geh"), vgl. z. b. v. 105. —
IX, 88 (Trist. I, 1,88). e media plebe soll nach Jacoby, wie auch
nach Seyffert, im gegensatz zu „hoch und niedrig" stehen. Na-
türlich steht es nur im gegensatz zu den hohen qui e media plebe
prominent. Uebrigens hätte sich Jacoby nicht bei ut satis be-
ruhigen sollen. — IX, 91 (Trist. I, 1, 91). Für hinc wird die-
selbe verfehlte erklärung gegeben, wie bei Seyffert, auffallender-
weise aber wieder (wie no. III, 8) trotzdem die richtige inter-
punction •, hinc gehört natürlich zu dicere und heißt , wie auch
der gegensatz in v. 92 (locus) klar zeigt: „von hier aus, wo ich
jetzt bin (fern von Korn)". — X, 67 (Trist. I, 2, 67): In die-
ser kürzung gäbe die Seyffertsche anmerkung, welche Jacoby hier
bietet, dem schüler das Verständnis von invidiosa auch dann nicht,
wenn non vor invidiosa nicht ausgelassen wäre. — XI, 7 (Trist
I, 3, 7) hält es ref. für sehr fraglich, ob apta mit Seyffert als
acc. plur. neutrius zu fassen ist. Vielmehr : „ich hatte zu vorbe-
Philol. Anz. X11I. 32
482 108. Christliche poesie. Nr. 9.
reitungen weder die zeit noch die rechte Stimmung". — XII
(Trist. III, 3). Die anmerkungen zu v. 19 (sic-ut) und v. 43 ste-
hen zwar ebenso bei Seyffert, sind aber weder nothwendig noch
richtig. — XIV (Trist. IV, 10). v. 87 und 131 sind durch
druckfehler der interpunction für schüler unverständlich. V. 106
ist die Seyffertsche anmerkung, welche Jacoby herübergenommen
hat, durch weglassen der temporis erklärenden worte so gekürzt,
daß sie den schüler nicht mehr zum Verständnis des textes führt.
— XV (Ep. ex Ponto III, 2). Eine parallelstelle , welche of-
fenbar v. 4 oder v. 3 f. erläutern soll, ist zu v. 2 und zu einem
aus diesem entnommenen lemma gesetzt. V. 34 ist die bezeich-
nung „causal" als verfehlt zu streichen. V. 106 ist die anmerk.
schief: statt „die familie des Cotta, welche" muß es heißen:
„Cotta, welcher". — XVI, 23 f. (Ep. ex Ponto I, 3,23 f.). Die
klammern im text sind zu beseitigen ; das distichon ist entschie-
den echt. — XIX, 43 (Am. III, 9, 43) ist conjunctivus optativus
ein lapsus calami statt potentialis. W. Gilbert.
108. De carmine christiano codicis Parisini 8084 contra
fautores paganae superstitionis Ultimos. Diss. phil. scr. Grrego-
rius Dobbelstein, presbyter. Lovanii, excudebant Vanlin
thout fratres 1879. 8. 54 p. l).
Eine eingehende erklärung des merkwürdigen gedichtes
(c. 4 Anth. lat. T. II ed. Riese) wäre gewiß sehr erwünscht. Wenn
man dies aber von der vorliegenden französisch geschriebenen
abhandlung nach deren titel erwartet , so wird man sich bei
der lectüre enttäuscht fühlen. Nach einigen bemerkungen über
den codex und die Orthographie in dem gedichte, wobei die ganz
unmotivierte ansieht ausgesprochen wird, daß der Schreiber einem
dietate gefolgt sei (ein blick in Ribbecks Prolegomena zu Vergil
hätte vom gegentheile überzeugen können), gibt der verf. den
text und bespricht dann die zeit der abfassung und den vom
dichter so scharf angegriffenen praefectus urbi, wobei er sich an
Mommsen (Hermes IV, 358 ff.) anschließt, ohne aber die wich-
tige stelle bei Zos. V, 41 (vgl. Wiener Studien I, 73) heranzu-
ziehen, weiter stil und composition, woran sich ein fortlaufender
commentar, eine disposition und eine französische Übersetzung
anschließen. Der eigentliche haupttheil der abhandlung, der
1) Vgl. Bursians Jabresber. bd. XXVII, 97.
Nr. 9. 108. Christliche poesie. 483
commentar, ist nicht gleichmäßig gearbeitet. Es finden sich in
ihm erürterungen über ganz gewöhnliche dinge und zwar in
großer breite mit citaten aus Preller und Marquardt ; daneben
sind aber wieder manche stellen, die einer erklärung bedürften,
übergangen. Von interesse ist die bemerkung zu v. 47 , wo
„Hierium" als beiname des Vulcanus mit rücksicht auf die Lipa-
rische insel Hiera gedeutet wird. Damit würde stimmen, daß
für Venus v. 74 „Galatea" steht. Bedenkt man nun, daß v. 59
das griechische „epaeta" (67 „efebus") erscheint, so möchte man
in dem Verfasser einen Griechen vermuthen, der des latein nur
unvollkommen mächtig war. Und dies zugegeben, wäre v. 87
ein „Paphu" und 106 ein „Cybibae" immerhin denkbar. Wenn
aber der verf. v. 47 „qui Hierium docuit sub terra quaerere solem"
übersetzt „qui apprit ä dicouvrir en terre le dieu soleil d'Hiera"
und dazu die erklärung gibt: „si Flavien en fit venir une statue
du soleil, eile devait avoir un caractere particularier relatif au mythe
d'Apollon, fils de Vulcain et de Minerve (Cic. N. D. III, 23). Le
poete Vappelle ä bon droit „Bacchi magistrum", si, comme le dit
Lucain (V, 71 et suiv.; cf. Serv. ad ecl. V, 66), le Parnasse etait
consacri ä Phoebus et ä Bacchus", so hat man eine probe von
den Ungeheuerlichkeiten , welche die Übersetzung und der com-
mentar bieten. Der dichter gebraucht nämlich eine sprichwört-
liche redensart „sub terra quaerere solem" und faßt „solem" bild-
lich, wie v. 109. Außerdem ist noch die bemerkung zu v. 121
werthvoll, wo der verf. „hydropem" im übertragenen sinne unter
berufung auf Prud. Perist. II, 239 ff. deutet, wodurch allerdings
eine große Schwierigkeit behoben wird. Er hätte aber auch an-
führen sollen, daß die stelle des Prudentius durch Hör. C. II, 2, 13,
welche verse Prudentius offenbar vor äugen hatte, ihr licht erhält.
Will man noch ein beispiel von den Verkehrtheiten haben, welche die
Übersetzung enthält, so vergleiche man die Übertragung von v. 48 f.
„lorsque, en creusant son champ, il en avait par Tiasard arrache un poirier
quHl donnait comme le compagnon des dieux et le maitre de Bacchus".
Hier steht „sibi" für „ei" und „fossor de rure" ist soviel als „fossor
rusticus". Die stelle wird sofort klar, wenn man Hör. Sat. I, 8, 1 ff.
vergleicht, welche verse der dichter vor äugen hatte („maluit
esse deum" = „diceret esse deum"). Haupt hat richtig erkannt,
daß hier an Priapus zu denken ist ; ob man aber deshalb mit
ihm „ministrum" für „magistrum" schreiben soll , ist eine andere
32*
484 109. Petronius. Nr. 9.
frage. Daß der dichter Prudentius nachgeahmt hat, ergibt sich auch,
wie der verf. richtig bemerkt, aus „celsa Tonantis" v. 2 (Prud.
Perist. VI, 98); aber „Capitolia" ist in diesem verse, wie Zos.
V, 41 beweist, nur von dem Capitol zu verstehen, nicht aber
allgemein gleich „templa" zu fassen. Den nachahmungen von
Vergil, welche der verf. p. 21 ff. zusammenstellt, ohne aber selbst
etwas neues zu bieten, ist noch hinzuzufügen : v. 5 : E. VIII, 49
(„puer improbus"), 87: A. IV, 166 („pronuba luno") ; zuv. 74 kann
man Nemes. E. III, 63 „Jove prosatus ipso" vergleichen (vgl.
66 = Nemes. E. III-, 46, 1 = Nemes. E. II, 20). Was den
text anbetrifft, so behält der verf. mit recht v. 43 „dedere"
bei („quos" ist soviel als tivdg; „dedere morti" ist von den Christen
gesagt, welche der präfect verleitete an seinen opfern theil zu
nehmen und sie so dem ewigen tode preis gab ; vgl. 79 f. „qui
vellent sine lege mori"), ebenso v. 56 „ne" (weil „tempora pacis"
nämlich „esse" einem „temporibus pacis se impediri" gleichkommt),
aber ohne diese stellen zu erklären. Wenn er aber v. 5 „ne-
fanda" („nefandae" Haupt), 31 „Jovi" {„Jovis" Morel) verthei-
digen will {„Jovi" soll ein dativus commodi sein), so ist dies ent-
schieden verfehlt. Was soll man aber sagen, wenn er v. 26
statt „Jovis" „io vis" schreibt (weder aus der unklaren Übersetzung
noch aus dem ebenso unklaren commentare kann man ersehen,
was damit gemeint sein soll) oder v. 84 „per turpia foedera" her-
stellt? v. 73 ist die Überlieferung „cymbala quem" jedenfalls richtig
und nicht mit Morel, dem der verf. beistimmt, „cymbalaque" oder
mit Haupt „cymbala, quae" herzustellen. Freilich seltsam bleibt
es , daß die Berecyntia mater den präfecten lehrt „lustrare choros
ac molles sumere thyrsos"; vielleicht ist vor 73 ein vers ausge-
fallen, v. 96 ist zu schreiben „quid, miserande, Ceres, subter
Proserpina, mater"; es darf also „miserande" nicht in „miseranda"
geändert werden , vgl. 111; der dichter identificiert Ceres und
Proserpina und weist jene der ober-, diese der unterweit zu.
v. 42 steht im texte fälschlich „polluctos" (der codex hat „pol-
lutos") , 116 hat der codex „coniuncx", nicht „coniunx", wie bei
Mommsen durch einen druckfehler angegeben ist. — Man sieht,
daß der gewinn, den man aus dieser arbeit ziehen kann, ein ge-
ringer ist. Karl Schenkt.
109. Segebade, J. , Observationes grammaticae et cri-
ticae in Petronium. Doctordissertation. Halle 1880. 8. 54 p.
Nr. 9. 109. Petronius. 485
Das vorliegende schriftchen hat bereits in der Philol. rund-
schau 1881, p. 369 von H. v. Guericke und in Bursians Jahres-
bericht bd. XXVII, p. 57 von L. Friedländer eine anerken-
nende beurtheilung gefunden. Der verf. behandelt darin in
zwangloser folge einige punkte des Sprachgebrauches des Petro-
nius, und zwar spricht er in dem ersten capitel „de proverbiis
et quibusdam comparandi formis, de pleonasmis et ellipsibus , de
asseverandi quibusdam formulis, de quibusdam verbis singulari modo
iisurpatis, de parataxi pro hypotaxi posita, de asyndeto, in dem zweiten
capitel über den gebrauch von partikeln : „et, que , ae {atque),
sed, autem, tarnen, atque, verum, vero, aut, vel, sive, seu, ve". Das
material ist sorgfältig gesammelt und verständig angeordnet. Es
ist daher die abhandlung als ein werthvoller beitrag für die
kenntniß des Sprachgebrauches des Petronius und überhaupt für
die syntas zu bezeichnen. Nur hat, wie dies schon in den re-
censionen bemerkt wurde , der verf. dem begriffe „Vulgärlatein"
eine zu weite ausdehnung gegeben und die Lingua vulgaris, den
sermo rusticus nicht immer genau von dem sermo eotidianus ge-
schieden. Auch ist er nicht von dem vorwürfe freizusprechen,
daß er alles nach einem kämme scheren will. Wenn er bemerkt,
daß Petronius sich in den meisten fällen einer gewissen Wendung
bedient, so sucht er stellen, welche von dieser scheinbaren regel
abweichen, durch änderung zu beseitigen, z. b. p. 26, wo er
bemerkt , daß Petronius , wenn er einem „et . . . quidem" ein
„autem" oder eine ähnliche partikel gegenüberstellt, das zwischen
„et" und „quidem" eingeschobene wort in genaue Übereinstimmung
mit jenem nach „autemu bringt. Da werden denn nun die wi-
derstrebenden stellen cap. 47, 97, 115 einfach verbessert und an
der ersten „cocus potentiae admonitusu vorgeschlagen, mit der be-
gründung, daß in der Überlieferung eine „inconcinnitas" und über-
dies eine „incptia" liege ; „warn cocus obsonium, non obsonium cocum
in cidinam ducitu. Was soll denn aber „cocus obsonium ducit"
hier heißen ? Den accusativ („den koch zog das gericht, das er
herstellen sollte , in die küche") kann man ganz gut verstehen.
Ein anderes beispiel bietet gleich p. 27, wo auf grund der be-
obachtung, daß Petronius in der regel die rede einer person an
ein vorhergehendes verbum mit „et . . . inquit" anknüpft, an
drei stellen cap. 9, 41, 68 ein „et" eingeschoben wird. Ebenso
wird p. 32 cap. 59 und 70 „atque" vor „c" und „lu angezweifelt.
486 109. Petronius. Nr. 9.
P. 11 zieht der verf. , da er bemerkt hat , dato die f'ormel „ad
summam" dort vorkommt, wo Encolpius seine eigenen worte oder
die anderer anführt, „ad summam" cap. 31 zu den worten des
sklaven unter berufung auf Bücheier, der aber diese ansieht mit
recht aufgegeben hat. In den anmerkungen werden mehrere
stellen kritisch behandelt, auch finden sich am Schlüsse p. 50 ff.
einige solche erörterungen angefügt. Darunter scheinen mir
beachtenswerth : die Streichung von „scilicet sine medulla" cap.
137 (p. 33), welche worte allerdings ganz wie glossen aussehen,
dann die ergänzung von „scito" vor „autem" c. 61 , welche
Bücheier in der neuesten ausgäbe aufgenommen hat; nur än-
dert er „scito" in „scitis". Die andern vermuthungen halte ich
nicht für berechtigt, wie z. b. cap. 41 (p. 51) „cum <herus>
heri summa cena eum indicasset", 71 (p. 51) „scilicet" statt
„licet11, was man durch „kannst du" wiedergeben kann, wenn
auch Bücheier diese conjeetur in den noten erwähnt, 74
(p. 4) „tanquam <vinum> vivum", 93 (p. 51) „sub eodem casu",
von Bücheier angeführt, vielleicht „sub eadem casau ; denn „casa"
scheint vulgär für „aedes, domusu gebraucht worden zu sein,
vgl. cap. 136, 138, wie „casula" 44, 46, 111, 125 (p. 52)
„ubertas" statt „paupertas", 127 (p. 20) „mea" gestrichen. An-
deres hat schon Friedländer zurückgewiesen. Ich komme noch
auf drei stellen, nämlich cap. 58 (p. 47), wo der verf. „aut nu-
mero vapula" vorschlägt, welche vermuthung den beifall Guericke's
gefunden hat ; indessen will sich dies nicht gut an das folgende
anschließen. Vielleicht „mapale" ein ähnlicher vulgärer ausdruck,
wie „casa". Darnach könnten die worte den sinn haben: „oder
(wenn du schon dich umschauen mußt) zähle bis du nach hause
kommst, die häuser ; da kommt man nicht auf schlechte gedan-
ken und wird man nicht ein taugenichts". Cap. 72 (p. 38)
kann nicht mit Heinsius „sparserat itau geschrieben werden, son-
dern es ist entweder „at" mit Bücheier zu streichen oder in „et"
zu ändern. Cap. 29 (p. 6) kann doch Trimalchio kaum in
das mosaik des vestibulums „cave, cave canem" haben einsetzen
lassen.
P. 3 ist fehlerhaft „apocoloeynthosi" geschrieben, p. 18 „Stel-
las" statt „stelas", p. 28 ist in der note 18 nach „deinde" „cap.
64" ausgefallen, p. 31 steht „novum" statt „novem", p. 33 note 22
muß es wohl „docent" statt „docet" heißen.
Nr. 9. 110. Iulius Caesar. 487
110. C. Iulii Caesaris commentarii de bello gallico erklärt
von Friedrich Kraner. Zwölfte verbesserte aufläge von W.
Di tt enb e rger. Berlin, Weidmannsche buchhandlung 1881. 8,
Die zwölfte aufläge der Kraner-Dittenberger'schen ausgäbe
des BGallicum unterscheidet sich nicht wesentlich von ihrer Vor-
gängerin. Doch hat der herausgeber eine reihe kleinerer ände-
rungen und Verbesserungen vorgenommen , welche sich fast alle
empfehlen. Wir heben die wichtigeren kurz hervor : es steht
jetzt I, 25, 5 spatio mit Dinter; II, 32, 3 re renuntiata mit
Paul; 35, 3 Turonos statt Turones von Dittenberger selbst ge-
ändert confr. p. 388; V, 44, 12 mit Paul de latus, 45, 2 sum-
mamque. VI, 1, 2 mit Ciacconius consul; VI, 29, 1 homines nach
Oudendorp , 30, 2 hominibus mit Oudendorp nach guten hand-
schriften. 39,4 dispecta paucitate1). VII, 36; 2 qua dispici poterat,
beidemale mit Paul für despecta.
I, 17, 6 stützen die codd. die lesart necessari am rem, und
diese werden hier schließlich entscheiden müssen ; wir sind daher
nicht für das an sich ebenso gute necessaria re, was Dittenberger
jetzt hat. III, 7, 2 möchten wir mit rücksicht auf den ähnlichen
gebrauch des plusquamperfekts bei Cäsar das handschriftliche
Memarat beibehalten für Pauls hiemabat. III, 15, 1 ist das
neue deiectis dem bisherigen disiectis vorzuziehen , am besten
aber wohl Menges desectis. — Das VII, 20, 3 aufgenommene ipse
sine für das handschriftliche ipsum ist sehr ansprechend. Wie
wäre es aber mit: qui se ipse sua munitione defenderet? = durch
seine natürliche festigkeit vgl. II, 29, 2 oppidum egregie na-
tura munitum und so oft. — Dittenbergers eigner Vor-
schlag endlich , VII, 8, 4 zu schreiben „ne ab Jiostibus diripian-
tur", verdient entschieden beachtung.
Die nächste aufläge des buches 2) wird zu der neuen kritischen
ausgäbe von Holder Stellung zu nehmen haben. Dabei möge
der herausgeber besonders auch der Orthographie seine aufmerk-
samkeit zuwenden , denn diese liegt zur zeit ziemlich im argen
und läßt ein bestimmtes System vermissen. So lesen wir im ge-
gensatz zu der sonst üblichen Schreibweise I, 13, 2 intelli gereut
1) Damit dürfte auch der Vorschlag E. Fischers : Bell. AI. 74, 3 statt
paucitate — comperta zu lesen comtempta , an Wahrscheinlichkeit ver-
lieren.
2) Korrekturnote: Leider gelangt obige besprechung erst nach
dem erscheinen der 13. aufl. zum abdruck. Seh.
488 110. Iulius Caesar. Nr. 9.
statt intelle gereut; 15, 3 nonnu n quam statt nonnumquam; 18, 3
repperit als präsens statt reperit; 20, 2 ad olescentiam statt ada-
lescentiam; 44, 3 opportere statt oporfere; IV, 38, 5 literis statt
litteris; 1,12,6 insig-nis statt insi-gnis u. s. w. Die Orthographie
muß aber entweder auf die Schreibweise der besten und ältesten
handschriften , oder aber auf eine gesunde norm gegründet sein.
Für eine zunächst nicht den zwecken der Wissenschaft dienende
ausgäbe dürfte sich das letztere empfehlen. Jedenfalls erscheint
ein schwanken, wie es hier vorliegt, nicht statthaft.
Die äußerst instruktive einleitung steht auf der höhe der zeit.
Ein paar kleinigkeiten seien zur eventuellen benutzung angemerkt.
So vermissen wir p. 28 zeile 11 v. u. bei erwähnung der „be-
richte Cäsars an den senat" einen hinweis auf II, 35, 4. IV,
38, 5. VII, 90, 8. — Auch Sueton. Div. Iul. 56 (p. 25, 10
Koth) wünschten wir angezogen: „Epistulae quoque eins ad sena-
tum extant, quas primus videtur ad paginas et formam memorialis
libelli convertisse, cum antea consules et duces nonnisi transversa
charta scriptas mitterenta. Ebenda verdiente Petersdorff's pro-
gramm : C. I. Caesar num in hello Gallico enarrando nonnulla e
fontibus transscripseritt (Beigard 1879) der erwähnung. — P. 29
heißt es: „die Zeitgenossen Cäsars haben die meinung ausge-
sprochen, daß er durch seine commentare nur stoff für eine ge-
schichte, nicht geschichte selbst geben wollte". Wenn aber an
den hier in betracht kommenden stellen Cicero; Brut. 75, 262
und Hirtius praef. zu Gall. VIII, § 5, der erstere sagt »dum
v oluit (sc. Caesar) alios habere parata, unde sumerent, qui vellent
scribere historiam , u. s. w."? der letztere: »qui sunt editi, ne
»cientia tantarum verum scriptoribus deesset, u. s. w.", so klingt dies
nicht wie die äußerung einer subjektiven „meinung", sondern wie
ein hinweis auf eine von Cäsar selbst bestimmt ausgesprochene
absieht; er muß dies ja nicht in einer einleitung gethan haben.
P. 31 war mit rücksicht auf die bekannte verwerthung der
reden seitens der alten historiker eine bemerkung über Cäsars
Stellung zu dieser sitte am platze. P. 34 wird vom BAfricae
gesprochen. Kraner selbst hat, gewiß mit recht, geschrieben:
Bellum Africanum, das von Nipperdey aufgenommene Africae
aber verworfen. Vgl. Kraner ed. Tauchn. p. XXXVI. Vgl.
auch Fröhlich, das BAfricanum etc. Brugg 1872, p. 6 — 7.
P. 42 — 43 wird die römische acies besprochen und Gölers
Nr. 9. 110. Iulius Caesar. 489
ansiebt als von Hug (Neue jahrbb. 85, p. 213) widerlegt erklärt,
zugleich BAfr. 60, 3 und BAlex. 37, 4 citiert. Die letztere
stelle ist ganz unvollständig beigedruckt. Wir möchten die-
selbe fast als eine solche ansehen, die ausnahmsweise Göler
recht gibt. Vielleicht thut Dittenberger besser , jene nicht aus
Cäsar stammenden beweisstellen bei seite zu lassen. P. 59 steht
zeile 9 v. u. der neue fehler 59 statt 50. P. 48 zeile 16 hie-
rachie statt hierarchie. P. 61 maurerbohrer statt mauerbohrer.
P. 13 lies unten in dem citat aus Sueton reda und traieiens statt
rheda und traiieiens (Roth). Indes, eine aufzählung der druck-
fehler würde zu weit führen, denn diese sind in der vorliegenden
aufläge so zahlreich, daß dadurch beinahe das gute renomme des
buches gefährdet wird. Beispielsweise sind im text in ganz
kurzem Zwischenraum II, cap. 3 — 4 nicht weniger als drei ste-
hen geblieben civitates (3, 2) statt civitatis', ebenda postestatem
statt potestatem und sumerert (4, 3) statt sumerent.
Der kommentar befindet sich in gutem zustand ■, doch mag
hier und dort noch nachgefeilt werden. Wir durchlaufen etliche
seiten des achten buches.
P. 333 zeile 2 vermißt man eine note über das zu imper-
fectum zu ergänzende Substantiv. Z. 4 lies ab statt a. Für die
note selbst empfiehlt sich eine bessere fassung , auch ist zu be-
merken , daß Hirtius den alexandrinischen krieg nicht von an-
fang an erzählt. — Z. 5 v. u. lies : die häufige Verbindung —
bei Hirtius gehört zu den eigenthümlichkeiten , durch die sein
stil u.s.w. — Zu § 5 ist bemerkt: ebenso urtheilt Cic. Brut. 75"
falsch für : „mit bezug auf Ciceros urtheil", denn wenn sich Hir-
tius auf fremdes urtheil beruft (omnium iudieio) so hat er dabei
jedenfalls in erster linie den ihm nahe stehenden Cicero im äuge.
Vergl. übrigens auch Kraner ed. Tauchn. p. XVI anmerk. 28
ende. — P. 334 wünschten wir zu § 8 eine note über mihi —
nobis (pluralis modestiae?) — audimus (man). Z. 5 links schreibe
Uzitta statt Uzita. — § 9 scheint mir die erklärung hoc = hac
re unrichtig, vgl. auch cap. 19, 3. — Zu 1, 1 „superiore" be-
merke : „kapitel 1 behandelt noch das jähr 52 , die erzählung
der geschichte des jabres 51 beginnt erst cap. 2, 1", vgl. vpri-
die Kai. Ian. etc.". Zu 2, 1 fuerat vgl. AI. 57, 1 ; zu habuerat
VIII, 54, 3 vgl. AI. 10, 4. — 3, 2 möge quod mit anderen rich-
tiger als relativ erklärt werden. — 4,4 lies im citat aus civ. I,
490 111. Iulius Caesar. Nr. 9.
55, 1 : dissipatos timore statt timore dissipatos. — 6, 1 citiere zu
initium nasceretur: Alex. 58, 1. 76,1. — 8,4 ist das citat veraltet;
schreibe „Kriegswesen § 14 anmerk.". — 9, 2 zu castra ca-
stris conferre vgl. Alex. 61, 2 und 4 und civ. III, 79, 3. —
P. 339 rechts z. 8 schreibe deminutiv statt diminutiv. 12, 3 zu
fungendi muneris citiere Alex. 43 , 4 spes provinciae potiundae.
Ueberhaupt scheint es uns angezeigt, daß zu Gall. VIII vor
allem aus dem BAlexandrinum parallelstellen erholt werden. So
zu praef. 3. Alex. 27, 3 — 8; zu 41, 2 (opto mit acc. c. inf.)
Alex. 27, 4; zu 41, 6 (non tantum): Alex. 32, 4. 34, 2. 42, 1.
49, 2. 58, 4. 63, 5, 67, 1 u. s. w. Dabei dürfte Fischers pro-
gramm : „das achte buch vom gallischen kriege u. s.w. , Passau
1880", gute dienste leisten. — 12, 4 setze z. 6 vor „was" ein
komma. Ebenda wird geschrieben organis i rt, 18, 1 zeile 4 „pas-
si e renden". Auch in der deutschen Orthographie wäre konsequenz
erwünscht. Zu 13, 4 bemerke: der Superlativ minimus hat hier
wohl bereits den werth eines positivs. Vgl. secundis minimis —
que rebus — adverso mediocri casu; dazu die parallelstelle Alex.
49, 3 naut magni et evidentis aut rainimi et sordidi". — 14, 4
lies im citat: aggeres statt aggerem. P. 343 z. 2 schreibe „rand"
statt ,,punkt". — 19, 2 z. 4 lies: eine bei Hirtius sehr häufig
ohne u.s.w. statt eine sehr häufig bei Hirt. u. s.w. Ebenda am
ende 17, 3 statt 17, 2. — 32, 2 z. 8 fehlt vor neuerungen
„von", u.s.w. u.s.w. Hiemit mag gezeigt sein, daß auch der
kommentar , trotz seiner gute , noch immer der nachbessernden
band bedarf.
Ein buch, das so wohl bekannt und anerkannt ist, wie das
vorliegende, bedarf einer besonderen empfehlung nicht.
Heinrich Schiller.
111. C. Iulii Caesaris commentarii de Bello Gallico. Scho-
larum in usum ed. Ign. P ramm er. Adiecta est tabula, qua
Galliae antiquae situs describitur. Pragae F. Tempsky ; Lip-
siae, Gr. Freytag 1883. Kl. 8. XXX, 164 p. — 65 kr. =
1 mk. 10 pf.
Prammer hat, gestützt auf die kritische Cäsarausgabe Düb-
ners und mehr noch auf die Holders, zugleich unterstützt durch
seine Vertrautheit mit dem Sprachgebrauch des autors selbst *)
1) Man vergl. seine recensionen in den letzten Jahrgängen der
Zeitschr. für das österr. gyninasialw.
Nr. 9. 112. Cornelius Nepos. 491
und mit der einschlägigen litteratur 2) , einen wohl lesbaren und
den zwecken der schule entsprechenden text geliefert. Von sei-
nen eignen änderungen verdienen beachtung : I, 1 , 5 ea pars
statt eorum una pars; 15, 3 die einfügung von a vor novissimo
agmine, vgl. 23, 3; 25, 5 aberat statt suberat der codd. — Der,
20 p. umfassende, kritische apparat enthält manches überflüssige,
z. b. die erwähnung von Kvicalas ansieht zu I, 8, 1 u. s. w. ;
anderes sollte genauer gegeben sein. Nachdem z. b. III, 30, 4 3)
u. ö. steht: „scripsl oder reeepi cum aliis editori bus" durfte
dieser zusatz anderwärts nicht fehlen. Denn nun wird beispiels-
weise III, 26, 6 Prammers scripsi die falsche vermuthung er-
wecken , er habe allein oder zuerst reeipit an dieser stelle in
den text gesetzt, während dies hier schon von Schneider, Whitte,
Dübner aufgenommen wurde. Kurz , es wäre hier größere ein-
heit, präcision und genauigkeit am platz. Daß auf einheitliche
gestaltung der Orthographie und auf korrekten druck große Sorg-
falt verwendet werden würde, war, im hinblick auf Prammers
Peinlichkeit in derlei dingen, vorauszusehen.
Statt eines kommentares wird der herausgeber seinem text
ein Schulwörterbuch beigeben. Damit charakterisiert sich sein
unternehmen als gegenstück zu dem Menges 4) , der durch seine
anmerkungen das spezialwörterbuch verdrängen möchte.
H. Schiller.
112. Cornelius Nepos. Texte latin publie d'apres les tra-
vaux les plus recents de la philologie avec un commentaire cri-
tique et explicatif et une introduetion par Alfred Monginot.
Deuxieme edition revue et corrigee. Paris, Librairie Hachette
et Cie. 1882. XLIV, 361 p. gr. in-8.
In der Hachette'schen Sammlung commentierter klassiker-
ausgaben, welche nach art der einst beliebten ausgaben cum notis
variorum gearbeitet sein sollen , liegt jetzt Monginot's Cornelius
Nepos in zweiter, mit der Jahreszahl 1882 bezeichneter ausgäbe
2) Nicht zu billigen wäre es , wenn Prammer Frigell's ausgäbe
nicht eingesehen haben sollte, was u. a. auch seine bemerkung zu I, 3, 3
zu beweisen scheint, wo es statt Dübner heißen muß Frigell.
3) Ich benutze die gelegenheit, auf R. Menge Quaest. Caesarianae
Programm v. Eisenach 1883, aufmerksam zu machen, wo das, hier
von Prammer verworfene „omnibus Gallis" der handschriften verthei-
digt wird.
4) Vgl. seine ausgäbe in der Bibliotheca Gothana.
492 112. Cornelius Nepos. Nr. 9.
vor. Die erste, 1868 erschienene ist im Philol. anzeiger II,
212 — 216 besprochen, die besprechung aber vom herausgeber
nicht beachtet worden. Zur durchsieht der neuen ausgäbe ver-
lockt das vielversprechende , schon vom december 1879 datierte
Avertissement des herausgebers, welcher versichert : Le texte a ite"
revu tout entier et corrige en nombre d'endroits d'apres la derniere
recension des manuscripts publice par M. C. Halm . . . Nous avons
aussi puise une foule de remarques utiles et curieuses , soit pour le
texte, soit pour V Interpretation dans le Spieilegium criticum in Com.
Nep. I et II de M. Nipperdey, dans Vedition de Cornelius du mime
auteur, 7e edit. revue par M. le Dr. Bernhard Lupus, dans celle
du Dr. Siebeiis, 9 edit. revue par M. le Dr. Jancovius. Das buch
von Lupus über den Sprachgebrauch des autors erwähnt der
herausgeber, insofern es ihm für die sprachlichen Vorbemerkungen
seiner sedezausgabe nützlich gewesen ist. Die wichtigsten er-
scheinungen der jüngsten zeit: Nipperdey's große ausgäbe in der
bearbeitung von Lupus, Cobet's recognition des textes und G.
F. Unger's abhandlung über den sogenannten Cornelius Nepos
konnte der herausgeber noch nicht benutzen. Immerhin dürfte schon
von der im Avertissement erwähnten literatur ein gewinn von be-
deutung für die ausgäbe erwartet werden. Der herausgeber stellt
ihn wenigstens in aussieht, indem er sagt: Nous sommes heureux
de reconnaitre ce dont nous sommes redevable h ces excellentes publi-
cations , et nous sommes persuade que nos lecteurs nous sauront gre
d'avoir largement mis a contribution les travaux de ces eminents phi-
lologues. Aber die hoffnung des lesers wird getäuscht, wenn er
bemerkt , daß die ausgäbe gar nicht neu gedruckt ist , sondern
nur mit wenigen stereotyp - platten änderungen vorgenommen
wurden. In der 44 Seiten füllenden introduetion sind vier zeilen
neu gesetzt, um eine tendance fächeuse des autors in eine disposi-
tion regrettable zu verwandeln ; sonst stimmen beide auflagen,
wenn diese bezeichnung erlaubt ist, zeile für zeile überein. Auch
im text und commentar entsprechen sich seite für seite; nur
p. 321 ist in der neuen ausgäbe eine von der folgenden seite
herübergenommene textzeile hinzugefügt. Wenig will es heißen,
wenn der text jetzt durchweg cum statt quum aufweist, so daß
quum nur noch in einzelnen noten sein dasein fristet. Selbst
ein so störender druckfehler wie p. 314 die entstellung des na-
mens Fleckeisen ist nicht berichtigt. Als proben , mit welchem
Nr. 9. 113. Tacitus. 493
rechte die neue ausgäbe revue et corrigee genannt wird, seien
die Verbesserungen aus der ersten und der letzten vita mitge-
theilt. Milt. 1 ist die note zu cum quibus erweitert, die folgende
zu Pythia um ebenso viel gekürzt. 2 wird Barbarum statt Bar-
barorum geschrieben und eine anmerkung dazu gegeben, die frü-
here note zu prudentia aber dafür gestrichen. 3 ist der Schluß-
satz der note zu ipsarum mit einem andern vertauscht. 5 ist
die bemerkung zu acie e regione instructa am anfang erweitert
und am Schlüsse entsprechend abgekürzt. 8 ist communitas statt
comitas aufgenommen und die note danach umgestaltet. Att. 8
steht jetzt dicis causa statt necis causa im text und demgemäß
ist der commentar abgeändert. 13 ist die anmerkung über
optimis rebus weggelassen und durch einen zusatz gleichen an-
fangs zu der note über salis ersetzt. 21 ist im text impedire
vor conemini eingeschoben und statt der früheren note zu conemini
eine andere von gleich vielen zeilen zu impedire gegeben. So
wenigen und wenig bedeutenden Verbesserungen gegenüber ist
wohl die frage berechtigt: Quid dignum tanto tulit hie promissor
hiatu ?
113. Cornelii Taciti dialogus de oratoribus. Eecognovit
Aemilius Baehrens. Lipsiae in aedibus B. G. Teubneri.
MDCCCLXXXI, 103 p. 8.
Daß Bährens in seiner recognition des Taciteischen Dialogus
mit kritischem apparat und commentar des neuen eine fülle bieten
werde, ließ sich nach seinen früheren arbeiten erwarten. Eine
ausgäbe dieses gelehrten könnte die fachgenossen nur dann über-
raschen , wenn sie nichts überraschendes brächte. Die vorlie-
gende schlägt gleich in der recension .des textes ein von den
übrigen herausgebern der jüngsten Jahrzehnte abweichendes ver-
fahren ein. Zwar die thatsache, daß die Überlieferung des Dia-
logus auf der Hersfelder (früher Fuldaer) handschrift beruht, von
welcher Henoch von Ascoli bald nach 1450 (genauer zwischen
1457 und 1460) eine abschrift nach Italien gebracht hat, steht
auch für Bährens fest, der den bedenken von Voigt (Wiederbe-
lebung des classischen alterthums 2 , I, 256 ff.) kein gewicht bei-
legt. Nachdem aber Nipperdey (1848; Opuscula p. 393) ange-
nommen hatte, daß aus Henoch's für uns verlorener handschrift,
die er für die ursprüngliche hielt, drei copien genommen worden
494 113. Tacitus. Nr. 9.
seien, die des Pontanus, welche im Perizonianus (Leid. B) vorliege,
der Vaticanus 1862 (A) und eine dritte abschrift, auf welche
unsere übrigen Codices zurückgehen, statuiert Bährens, indem er
mit Reifferscheid (Suet. rell. p. 411 sqq.) die directe abstammung
von A und B aus dem Henoch'schen originale (0) bestreitet,
wie Michaelis in seiner ausgäbe zwei copien , die er als M
und N bezeichnet. Unter N versteht er die vorläge von A und
B, unter M die unmittelbare oder mittelbare quelle der übrigen
handschriften, aus deren großer zahl er den Farnesianus (C),
Vaticanus 1518 (D) und 4498 (/J) und den Ottobonianus (E)
hervorhebt. Während nun Michaelis die gruppe des A und 2?,
also (nach der bezeichnung von Bährens) N als die vorzüglichere
dem texte zu gründe legte, zieht Bährens die gruppe M vor,
indem er behauptet, die Vertreter von M seien allerdings weni-
ger sorgfältig geschrieben als die von N, aber M sei ein reinerer
repräsentant des gemeinsamen Originals (0). Die auf M zurück-
zuführenden handschriften hat jedoch Bährens wieder abweichend
von Michaelis gruppiert. Michaelis hielt D für eine abschrift
aus M, stellte daneben eine jetzt verlorene abschrift, aus welcher
C und J stammen, und erklärte E für einen aus C und A con-
taminierten codex. Dagegen erwies schon Steuding (Realschul-
programm Würzen 1878), daß E neben C und 4 selbständig
sei ; und dies wird auch von Bährens anerkannt, welcher J und
E unmittelbar aus M ableitet, für C und D aber als mittelglied
eine handschrift annimmt, die zuerst von C und dann, nachdem
sie mit A collationiert und danach mehrfach verändert war, von
D copiert wurde. Bei der weit und tief greifenden verderbniß
aller erhaltenen handschriften darf, wie Bährens ausführt, keine
auf besondere geltung anspruch erheben. Ueberall muß die les-
art der vorläge , von welcher jede der beiden gruppen stammt,
eruiert und von M und N auf das gemeinsame original O zu-
rückgeschlossen werden. Allein die große Schwierigkeit, die der
herausgeber nicht verhehlt, aber zu überwinden glaubt, liegt in
der häufigen Unsicherheit der lesart von M und N. Die lesart
in N vermag der herausgeber nur dadurch zu gewinnen , daß
er alle correcturen , die dem codex B eigentümlich sind , als
Italorum commenta verwirft. Aber wenn auch Meiser (Gymna-
sialprogramm Eichstätt 1871) in dem scharfsinnig durchgeführten
versuche, die correcturen in B auf eine „wiederholte sorgfältige
Nr. 9. 113. Tacitus. 495
vergleichung der alten handschrift", zum theil auch auf die bei-
ziehung anderer handschriften zurückzuführen, wohl zu weit ging,
so ist doch der gegenbeweis, daß alle diese Verbesserungen ex in-
genio gemacht seien, nicht geliefert und auch durch den macht-
spruch des herausgebers (nam velle Jus correcturis proprium pre-
tium adscribere, hoc vero est ignorare Italorum commenta) nicht er-
setzt. Noch weniger sicher läßt sich aus den Varianten der an-
deren, durch interpolation und contamination stärker beeinflußten
handschriftengruppe die lesart der vorläge M gewinnen. So
wird man zwar den muth und die geschicklichkeit des heraus-
gebers in der reconstruction von M und N anerkennen , aber
zunächst doch lieber auf die zuverlässig erkennbaren Zeugnisse
der einzelhandschriften den text begründen. Für die höhere
Würdigung, welche der gruppe M bei Bährens zu theil geworden
ist , scheint zunächst der umstand zu sprechen , daß von etwa
200 stellen , an welchen M und N einander gegenüberstehen,
mehr als 80 bei Andresen (in der größeren ausgäbe, Berlin 1877)
ebenso wie bei Bährens constituiert sind , während jene stellen,
an welchen die beiden herausgeber N folgen, die zahl 50 nicht
erreichen. Aber die erwägung der qualität der discrepanzen
muß das ergebniß des Zahlenverhältnisses doch modificieren.
Hier sei nur an das eine erinnert , daß gegen 30 abweichende
lesarten nur Wiederholungen des gleichen fehlers in N, nämlich
der Verwechslung von ille mit iste sind. Größeres Selbstvertrauen
noch als in der recension des textes bekundet Bährens in der
emendation. Im gegensatze und in scharfem Widerspruche gegen
Vahlen, dessen exegetische und kritische beitrage zum Dialogus
ein conservatives verfahren als das richtige erweisen sollten, hat
Bährens mehr neuerungen in den text eingeführt, als vielleicht
irgend einer seiner Vorgänger. Es mögen in runder zahl 200
conjecturen sein , die in den 42 capiteln des Dialogus bei Bäh-
rens aufnähme gefunden haben. Unter diesen ist der kleinere
theil von älteren und neueren philologen entlehnt (ein zehntel
davon trifft auf Andresen) ; die mehrzahl rührt vom herausgeber
selbst her. Die vermuthungen , welche Bährens im 31. bände
des Eheinischen museums und im 115. bände der Jahrbücher
für philologie veröffentlicht hatte , sind jetzt nur theilweise wie-
derholt, theilweise durch andere ersetzt. Den kritischen neue-
rungen der ausgäbe im einzelnen prüfend zu folgen ist an diesem
496 113. Tacitus. Nr. 9.
orte nicht möglich; um eine prohe zu geben, verzeichnen wir
die emendationen des herausgebers , welche er in den text der
rede des Maternus cap. 36 — 41 aufgenommen hat.
36, 6 plura sibi assequi valebant „damals vermochte man
mehr im eignen interesse zu erreichen." An dem handschrift-
lichen videbantur hat auch Andresen anstoß genommen. — 36,19
plus notitiae ac nominis apud plebem probabat. Wegen
der unklaren beziehung des folgenden hi hatte schon Andresen
früher eine lücke in der Überlieferung vermuthet. Bährens
deutet dieselbe im texte an und ergänzt sie im commentar : apud
plebem <par abat, quae nisi viros multis spectatos dis-
criminibus non> probabat. — 36,25 quin immo sibi ipsi <pro-
ceres> persuaserant. Um ein passendes subject des satzes zu
gewinnen , wollte Halm immo in omnes ändern , was Andresen
guthieß. Bährens meint, seine ergänzung proceres müsse man
für die geeignetste halten , wenn man bis gegen die mitte des
folgenden capitels aufmerksam lese. — 36, 28 cum parum esset
in senatu breviter censere nisi qui <tulit> ingenio et eloquentia sen-
tentiam suam tueretur. Andresen, der unter Ritschis Zustimmung
die stelle für lückenhaft erklärt hatte, ließ gegenüber den nach-
weisungen Vahlens seine bedenken zurücktreten. Bährens hält
an der annähme einer lücke fest, für welche er eine einfachere
ergänzung als die von Andresen und Eitschl vorgeschlagenen
gesucht hat. — 37, 6 haec monumenta antiquorum, quae in
bybliothecis adhuc manent statt des überlieferten haec vetera quae
et in antiquorum bybliothecis adhuc manent, eine complicierte emen-
dation , deren diplomatische möglichkeit der commentar zu er-
weisen sucht. An vetera hatte auch Andresen, an et schon Heu-
mann und an antiquorum Schurzfleisch anstoß gefunden. — 37,37
quo maiores adversarios et acriores pugnas sibi ipsa sola sumpse-
rit , tanto altior et excelsior et Ulis nobilitata discriminibus in ore
hominum agit , quorum ea natura est, ut securi <ipsi aliorum
cernere pericula> velint. In diesen worten liegt eine ganze
reihe von conjecturen vor, die aber auch in die texte von Halm,
von Scholl und von Andresen eingang gefunden haben. Neu
ist die emendation der worte ipsas desumpserit. Die schon von
Agricola erkannte und seitdem auf sehr mannichfache art aus-
gefüllte lücke vor velint oder secura velint hat Bährens in glei-
chem sinne wie Vahlen, aber mit abweichendem Wortlaut er-
Nr. 9. 113. Tacitus. 497
gänzt. — 38, 1 transeo ad formam et consuetudinem iudiciorum .
quae etsi nunc aptior est [ita erii~\, v et er um eloquentiam tarnen il-
lud forum magis exercebat. Das logische bedenken , zu welchem
die Überlieferung veterum iudiciorum anlaß gab, suchten Andresen
und M. Schmidt auf verschiedene weise zu lösen, Knaut durch
transposition vor illud forum. Bährens zieht die Umstellung zu
eloquentiam vor, besonders mit rücksicht auf das überlieferte ita
erit. Hierüber bemerkt er : quibus in litteris videre mihi videor
corruptam nescio qua librarii inscitia casuve infelici vocem veterum,
ultro ut iam appareat id quod inlinea praecedenti legitur veterum
esse correcturam supra ita erit adpositam. — 39, 24 eiusmodi
libr i quoque extant ut ipsi qui egerunt non aliis magis orationibus
censeantur. Das bedenkliche des handschriftlichen ipsi quoque qui
egerunt suchte Andresen durch die änderung legerunt und die
Verwandlung von censeantur in accendantur zu heben. Bährens
will durch die Umstellung von quoque zu libri den gedanken ge-
winnen : orationes a veteribus sub tali condicione habitae ut erant
animi spiritusque plenae , ita scriptae quoque , quales liodie legimus,
adeo nos delectant ut ex Ulis solis iudicium feramus de auctoribus,
neglectis reliquis eorum actionibus. — 40, ß ut est natura invidiae,
pulpiti quoque ut histriones artibus uterentur. Haase hat ut hi-
striones statt et histriones , Osann artibus statt auribus vermuthet \
pulpiti statt populi ist conjectur von Bährens , der sich darüber
selbst nicht mit gewohnter Zuversicht äußert : dedi , ut in loco
conclamato, meam qualemcumque coniecturam . verba ut est natura
invidiae sie explico : ut est proprium invidiae , omnibus machina-
mentis, concessis inlicitis, uti. — 41, 2 quod super est antiqui ora-
toribus horum <t emporum>. Auch hier ist die conjectur des
herausgebers neu; aber der anwendung der conjecturalkritik
konnten schon seine Vorgänger sich nicht entziehen. — 41, 10
quo modo videlic et minimum usus minimumque profectus ars me-
dentis habet. Das in N überlieferte inde hat keinem , das durch
M bezeugte tarnen nur wenigen herausgebern entsprochen. Den
Zwiespalt der tradition erklärt Bährens durch die annähme, daß
O undeutliche züge gehabt habe , die für ?n (tarnen) und für in
gelesen werden konnten. Da videlicet im 15. Jahrhundert ui ge-
schrieben wurde, so hält Bährens seine vermuthung auch für äu-
ßerlich begründet. — 41, 22 si aut vos prioribus saeculis aut Uli
quos miramur his nati essent aut deus aliquis vitas ac \vestrd\ tem-
Philol. Anz. XIII. 33
498 113. Tacitus. Nr. 9.
pora repente mutasset. Das überlieferte ac deus, wofür schon A.
Wagener aut deus vorgeschlagen hat, erklärt Bährens für ver-
kehrt : si enim aut praesentes oratores vetere aut antiqui recenti tem-
pore erant nati, quid iam opus erat deo Mo ex machina t ortum puto
prius ac ex posteriore . eis quae fieri licuit per rerum naturam , per
tertium aut adiecit Maternus poeta poeticum ex logo quodam Aesopio
leporem {cf. Horatius serm. I, 1, 15 sqq.) . quamquam vel ipse
deus in partes vocatus nihil potuit efficere aliud quam ut praesen-
tium et veterum vitas ac tempora mutaret. —
Wir haben den lesern die neuerungen des herausgebers in
den capiteln 36 — 41 mit seiner motivierung vorgelegt, wir dür-
fen ihnen nun das urtheil überlassen. Aber wir haben dabei
die in den bezeichneten capiteln enthaltene rede dem Maternus
zugeschrieben, was noch immer nicht allgemein zugestanden ist;
darüber wird also ein wort der begründung gestattet sein. Bäh-
rens hat, im anschluß an Döderlein und Meiser, klar entwickelt,
wie gerade der charakter des Maternus dazu angelegt erscheint,
daß ihm der autor den vermittelnden und versöhnenden abschluß
des gespräches zuweisen konnte. Diesen psychologischen nachweis
durch sprachliche gründe zu stützen sollte versucht werden ; und
Knaut hätte sich ein verdienst erworben, wenn er (Gymnasialpr.
Magdeburg 1879) die analyse der spräche des Maternus nicht mit
einer eleganten wendung abgelehnt hätte. Tacitus läßt zwar
mit bewußter absieht (1, 17) und anerkannter kunst die einzel-
nen theilnehmer des gespräches nach ihrer individuellen weise
reden , aber er leiht doch allen ohne unterschied seinen Wort-
schatz und wortgebrauch und seine rhetorik. So läßt sich die
eigenthümlichkeit eines Aper, Messala und Maternus weniger
leicht erweisen als empfinden. Wie trügerisch aber auch das
Stilgefühl sein kann, ist ergötzlich zu sehen, wenn z. b. in den
capp. 36 — 40, 7 die einen den tonfall des Messala, andere die
eigenart des Maternus wahrzunehmen glaubten , während wieder
andere weder dieses noch jenes empfanden, sondern den Secundus
heraushören wollten. Wer sich für Maternus entscheidet, kann
hienach kaum der frage ausweichen, ob nicht berührungen im
gedanken und ausdruck für die identität des Sprechers, der in
den capp. 11 — 13 und 36 — 41 auftritt und auch sonst kurze
Zwischenbemerkungen macht, zeugniß ablegen. So wird assiduus,
das sonst nur ein mal im Dialogus vorkommt, in den worten des
Nr. 9. 113. Tacitus. 499
Maternus 4, 2 und in dessen zweiter rede an drei stellen ge-
braucht: 38, 18; 40, 1; 36, 9 und 12 wo es zweimal nach
einander steht , obschon der Wechsel mit continuus nahe lag.
Aehnlich wird incessere von Maternus mit Vorliebe verwendet :
24, 6; (27, 6;) 40, 5. Bezeichnend ist wohl auch die häufung
horazischer reminiscenzen in beiden reden: 12, 3 in strepitu
(urbis): Hör. Ep. II, 2,79 inter strepitus •, 12,4 sedente ante ostium
litigatore: Ep. I, 5, 31 atria servantem clientem, Sat. I, 1, 10 con-
sultor ubi ostia pulsat; 12, 15 apud deos . ., quorum . . inter esse
epulis ferebantur: Od. IV, 8, 29 Iovis interest optatis epidis ; 41,
21 credite, optimi . . viri: Ep. II, 3, 6 credite, Pisones; 41, 22
si . . deus aliquis vitas . . repente mutasset : Sat. I, 1 , 15 si quis
deus dicat: mutatis discedite partibus. Aber bedeutsamer ist die
Übereinstimmung im folgenden.
Wie 12, 25 Asinii liber als beispiel angeführt wird, so auch
38, 15 orationes Asinii (ab ipso Pollione habitae). Wie uns die
beredsamkeit 12, 7 hoc primum habitu cultuque commendata ent-
gegentritt, so treffen wir 39, 2 das gegenbild : quantum humili-
tatis putamus eloquentiae attulisse paenulas istas? Dem felix saecu-
lum 12, 12 entspricht 36, 5 beata res publica; jenes war nach
12, 13 oratorum et criminum inops, denn nach 41, 8 supervacuus
esset inter innocentes orator. Im Zeitalter der Unschuld 12, 14
war nee ullis aut gloria maior aut augustior lionor (quam poetis) ;
dazu stimmt 41, 13 sie minor oratorum honor obscuriorque gloria
est inter bonos mores. Die behauptung 12, 10 eloquentiae usus re-
cens et ex malis moribus natus wird bestätigt 37, 20: (mala) cum
aeeiderent, ingentem eloquentiae materiam subministrabant. Mit 13, 3
licet illos (oratores) certamina et pericula sua ad consulatus evexe-
rint stimmt 36, 21 hos (qui plus dicendo poterant) et praeturae et
consulatus vocare ultro videbantur. Man vergleiche ferner den sinn
oder Wortlaut folgender stellen: 11, 7 in causis agendis efficere
aliquid und 37, 23 illustrem orationem efficere ; 11,11 notitiae ac
nominis gleich 36, 18 notitiae ac nominis; 11, 16 securitatem me-
lius innocentia tueor quam eloquentia und 41, 4 quis enim nos ad'
vocat nisi aut nocens aut miser ; 13, 5 neque apud divum Augustum
gratia caruit neque apud populum Romanum notitia und 36, 17
plus apud prineipes gratiae , . . plus notitiae ac nominis apud ple-
bem; 13, 9 ne nostris quidem temporibus und 36, 3 horum quoque
temporum, 13, 4 malo securum . . secessum und 37, 39 (hominum)
33*
500 113. Tacitus. Nr. 9.
ea natura est , ut secura velint. Mögen manche unter diesen be-
ruh rungspunkten vereinzelt minder beweiskräftig erscheinen , in
ihrer Vereinigung bilden sie eine feste stütze für die richtigkeit
der Überlieferung, welche die ganze rede der capp. 86 — 41 dem
Materaus zutheilt. Die zuerst von Heumann vorgebrachte, neu-
erdings namentlich von Andresen vertheidigte annähme einer
lücke im cap. 40, 7 wodurch der anfang der rede des Maternus
und der Schluß der cap. 28 begonnenen rede des Messala oder
einer rede des Secundus verloren gegangen sei, zu welcher capp.
36—40, 7 gehörten — , diese annähme wird von Bährens ver-
worfen, da die handschriften keinen fingerzeig geben und da der
Zusammenhang der gedanken und die formelle anreihung sich
ohne eine solche hypothese erklären. Auch gegen Steiners be-
hauptung einer lücke zwischen cap. 41 und 42, in welcher eine
rede des Maternus enthalten gewesen sei, während die voraus-
gehenden capitel dem Secundus angehören sollten , hat Bährens
sich erklärt, indem er den ausfall eines abgerundeten ganzen
ohne zurücklassung von resten und spuren unwahrscheinlich fin-
det. So weit folgen wir dem herausgeber willig, in der Über-
zeugung uns auf sicherem boden zu bewegen. Aber eine in der
luft schwebende, durch keine zuverlässige andeutung des autors
unterstützte annähme ist es , daß der dichterisch begabte Ma-
ternus durch die audax paupertas zum redner geworden sei. Im
Zeitalter des Nero und Vespasian galt noch nicht, was nach Do-
mitian seine richtigkeit gehabt haben mag, daß nur die armen
die Studien liebten (Plin. Ep. VII, 22, 2). Den begabten führte
der zug der zeit in die rednerische laufbahn ; einer individuellen
veranlassung bedurfte es nicht. Wie Maternus zum dichter ge-
worden ist, nur danach fragen wir ; dazu läßt uns Tacitus auch
den Schlüssel finden. Maternus spricht es im cap. 37, 22 aus:
crescit enim cum amplitudine verum vis ingenii, nee quisquam claram
et illustrem orationem efficere potest nisi gui causam parem invenit.
Die dürftigkeit und beschränkung der Stoffe , die dem redner
seiner zeit noch zu geböte standen , befriedigte das höhere stre-
ben nicht ; die politischen und socialen zustände , aus welchen
einst reiche und umfassende aufgaben für den redner erwuchsen,
waren zum glücke ruhigeren Verhältnissen gewichen; glänzende
beredsamkeit mußte sich in der dichtung würdige vorwürfe su-
chen. Vgl. Martial. Ep. I, 62, 7 duosque Senecas unicumque Lucanum
Nr. 9. 113. Tacitus. 501
facunda loquitur Corduba; VII, 63, 11 emeritos Musis et Phoebo
tradldit annos proque suo celebrat nunc Helicona foro. Was unter
Douritian Silius Italicus that, auf welchen sich die letzten verse
beziehen, was unter Nero der jüngere Seneca und Lucan gethan
hatten , das dürfen wir nach dem fingerzeige des Tacitus für
Maternus annehmen.
Aus der zutheilung der ersten rolle des gespräches an Ma-
ternus folgert Bährens, daß Tacitus im Dialogus den nebenzweck
gehabt habe, den verkannten idealisten gegen die anschuldi-
gungen seiner gegner zu vertheidigen. Indem er das bild eines
edlen dichters und ruhigen unterthanen zeichnete, dem es nicht
an sinn für die Vorzüge der gegenwart fehlt, habe er ihn ge-
genüber den über seine Schwärmerei für die republicanische Ver-
gangenheit umlaufenden gerüchten zu rechtfertigen gesucht. Je-
doch zum Verständnisse des Dialogus bedarf es dieser Voraus-
setzung eines nebenzweckes nicht ; denn daß die hauptrolle ei-
nem charakter zugewiesen ist, welchem der autor sich congenial
fühlte, erklärt sich ohne weiteres von selbst. Warum soll es
nun Tacitus auf eine apologie des Maternus abgesehen haben ?
Angenommen, unser Maternus sei jener sophist gewesen, der
nach Dio Cassius LXVII, 12, 5 wegen seiner declamationen ge-
gen die tyrannen auf Domitians befehl den tod erleiden mußte,
so konnte dies allerdings aulaß werden, daß der Dialogus sich
zu einem ehrendenkmal für den hingeschiedenen gestaltete, falls
die schrift erst unter Domitian entworfen und nach dessen stürz
herausgegeben wurde ; nur bleibt bei dieser von Andresen em-
pfohlenen vermuthung die im Dialogus waltende Stimmung des
heiteren behagens ein räthsel. Wenn man aber , wie Bähreus
selbst, die abfassung und herausgäbe des Dialogus in die regie-
rungszeit des Titus setzt, so kommt die von Dio erzählte ge-
schichte gar nicht in betracht ; denn es ist nicht einzusehen, wie
die etwa im jähre 76 stattgefundene recitation des Cato, auf
welche die des Thyestes nach 3,10 bald gefolgt sein muß, nach
einer reihe von jähren unter einem späteren herrscher den dichter
gefährdet haben soll. Aber was berechtigt überhaupt zu der
annähme, daß Tacitus dem Maternus besonders nahe stand? Er
selbst erzählt cap. 2 nur, daß er als begleiter des M. Aper und
Iulius Secundus in das haus des Maternus kam und zeuge des
denkwürdigen gespräches ward. Und während er seiner begei-
502 114. Boethius. Nr. 9.
sterten hingebung an diese beiden inänner ausdruck gibt, ge-
denkt er mit keinem worte seiner Verbindung mit Maternus, die er
doch um so weniger verläugnen durfte, wenn er dessen Imputa-
tion oder existenz retten wollte. Ist nun aber der Dialogus ohne
die Voraussetzung einer nebenabsickt verständlich , ist die be-
hauptete enge beziehung des Tacitus zu Maternus nicht erweis-
lich und ist ein bestimmter anlaß zur vertheidigung des Maternus
in der zeit, als der Dialogus veröffentlicht wurde, nicht bekannt :
so müssen wir die von Bährens vorgetragene hypothese ablehnen.
Anerkennung verdient es aber , daß Bährens in einer ausgäbe,
die sich die erklärung des Dialogus nicht zum eigentlichen ziele
gesteckt hat, auch solchen fragen nicht aus dem wege gegangen
ist. Hätte er doch, bevor er das füllhorn seiner kritischen neue-
rungen ausschüttete, im stillen erwogen, ooq> nlzo* rjpiav navtö$\
114. Boethiana vel Boethii Commentariorum in Ciceronis
Topica emendationes ex octo codicibus haustas et auctas obser-
vationibus grammaticis composuit dr. Thomas S tan gl. Dis-
sert. Monac. 1882. 104 p. 8.
Der schon durch seine textkritischen bemerkungen zu Ci-
ceros rhetorischen Schriften bekannte Verfasser bringt hier ein
neues Zeugnis seiner gelehrsamkeit den manen Halms dar.
Im prooemium (1 — 16) bespricht er das Verhältnis der acht
handschriften, die er zuerst vollständig verglichen hat, und findet,
daß alle einem archetypus entstammen, aber zwei Massen bilden.
Näher wieder berühren sich in der A-klasse M * (Monac. 14272), B l
(Bamb. M IV, 1), E (Einsiedl. 324) einerseits und B2 (Bamb.
M V, 13), M4 (Monac. olim Ratisbon. D 97), M5 (Monac. 6341)
andrerseits. Aus einem etwas verschiedenen exemplar (A1) schei-
nen abgeschrieben M2 M3 (Monac. 6362 und 6367), beide einst
Frisingenses. Referent kennt nur die Bamberger handschriften
zum theil und möchte deshalb nur für diese zu bedenken geben,
ob denn nicht zwischen B1 und B2 ein größerer unterschied an-
zunehmen ist. Denn es bietet, wenn die notizen des ref. richtig
sind, z. b. zu p. 271, 12 (Orelli) B1 sit topicorum, B2 topicorum
sit, zu p. 273, 9 B1 eges offendat (-it m. s.) und cü über si ge-
schrieben , B2 giebt eine ganz abweichende lesart : cui cum adi-
cit illud : etsi admonitore non eges . ostendit animi sedulitatem . cum
si quem commonendum credit oblivionis videatur arguere. Ob auch
Nr. 9. 114. Boethius. 503
noch in einer andern handschrift Stangls diese lesart steht, wagt
referent nicht zu behaupten, zumal da es bei Stangl p. 18 heißt:
etsi admonitore . . sedulitate, si . . . C d. h. alle sieben hand-
schriften (mit B2j außer Einsiedlensis. Noch andere große Ver-
schiedenheiten könnten genannt werden, so zu p. 273, 22
u. a. Wenn B2 zu demselben näheren kreise gehört wie M4M5,
so werden wohl auch diese jene lesarten enthalten; man vermißt
p. 8 f. eine befriedigende angäbe für die nähere Verwandtschaft
dieser Codices.
Im ersten theile (17 — 62) werden geringere fehler des bis-
herigen textes bei Orelli auf grund des gesammelten handschrift-
lichen materials mit reichem erfolge besprochen. Nur wenige
stellen erregen zweifei, so p. 276, 39 (p. 21): omnis quippe ars
imitatur naturam atque ab liac materia suscepta rationes ipsa viam-
que conformat, ut quum facilius id quod ars quaequ e promittit
tum elegantius fiat, velut parietem struere naturalis ingenii est, sed arte
fit melius. Mit M1 B1 u. a. schreibt Stangl quoque; allein sollte
nicht quaeque mit bezug auf omnis ars gesetzt sein? Denn jede
kunst bringt nur die sache, die ihr zukommt, besser und schöner
zum ausdruck , sie ersetzt nicht die anläge , sondern vervoll-
kommnet sie.
Was aber besonders die lektüre der auch in gewandter
spräche geschriebenen abhandlung genußreich macht, sind die
eingestreuten grammatischen bemerkungen , die besonders zahl-
reich im zweiten theil (63 — 101), in dem größere fehler des
textes besprochen werden, sich finden. Erschöpfend ist da z. b.
die Untersuchung über discribere (p 74); interessant sind auch
die vergleiche mit den romanischen sprachen , so bez. des häu-
figen plur. statt des sing, bei den späteren römischen Schrift-
stellern (p. 56), über die bildung der adjektiva auf -osus (p. 95 f.).
Neben diesen glanzpunkten der dissertation verschwinden dinge,
die an sich schon kleinigkeiten sind, wie daß in der p. 12 ab-
gedruckten einleitung des B' zu dem kommentar des Boethius
steht: gravia sunt in principiis aut — , iure publico, conseera-
tionis iure , wie auch Stangl vermuthet , statt conservationis.
Schließlich sei bemerkt, daß nach einer mittheilung von befreun-
deter seite B1 (nr. 336 M IV, 1) fol. 39a und B2 (nr. 337 M
V, 13) fol. 8a, was als fortlaufender text der Topica allein in
frage kommen konnte , dicitur zu Cic. Top. 47 deutlich steht,
504 Bibliographie. Nr. 9.
denn fol. 236 von B1, wo nach brieflicher angäbe des Verfassers
(vgl. p. 28 der dissertation) die lesart ducitur vorkommt, war
vom ref. nicht eingesehen worden.
Hammer.
Bibliographie.
Es ist versendet : Verzeichnis werthvoller werke aus dem
verlage von F. A. Brockhaus, zu ermäßigten preisen bis 31.
december 1883 durch alle buchhandlungen Deutschlands und
des ausländes gegen baarzahlung zu beziehen.
Das leben und wirken von Alexander Kirbacli, des besitzers
der frühern Dyck'schen buchhandlung in Leipzig, bespricht kurz
Allg. ztg. nr. 207.
Von HaberWs katalog der kunst- und biichersammlung des
in Mailand verstorbenen cavaliere Carlo Morbio giebt einiges
nähere Allg. zeit. beil. zu nr. 327.
Im verlage von G. Freytag in Leipzig und F. TempsJcy in Prag
erscheint ein Sammelwerk betitelt: Das wissen der gegenwart, dessen
XV. bd. enthält: Leben und sitten der Römer in der kaiserzeit
von prof. dr. Julius Jung. — Jungs' mit abbildungen versehenes
büchlein giebt eine sehr populär gehaltene darstellung. Aus-
führlicher berichtet der St.-anzeiger nr. 173.
Unter der Überschrift: „Neue publicationen über Griechen-
land" bespricht Ch. Beiger in der Augsb. allg. ztg., beil. zu nr.
166 die von E. Curtius und J. A.Kaupert herausgegebenen karten
von Attica (vgl. Ph. anz. suppl.-hft. 2, p. 372), ferner A. Böt-
ticher , auf griechischen landstraßen , und das durch hülfe von
Lolling so brauchbar gewordene handbuch v. K. Bädeker : vgl.
dazu auch dieselbe zeitung 1879, beil. zu nr. 14, 1881, beil.
zu nr. 216, 1882, beil. zu nr. 361. 362, wo andre hierher ge-
hörende werke angezeigt sind.
Dr. H. Schliemann ist jetzt sehr mit einer neuen bearbei-
tung seines werkes über Troja beschäftigt und hält sich deshalb
öfter in Leipzig und in England auf : das werk soll „Ilios, Stadt
und land der Trojaner" betitelt sein und nicht bloß in deutscher,
sondern auch in englischer und französischer spräche erscheinen,
weshalb er auch mit englischen gelehrten verhandelt, die zusätze
und beilagen liefern sollen : von allem diesen erzählt Allg. ztg.
beil. zu nr. 237. 254. 270.
Der katalog der bis jetzt wenig bekannten Burheimer bib-
liothek ist, vom antiquar K F. Meyer bearbeitet im august d.j.
erschienen und theilt aus ihm interessantes die Allg. ztg. beil.
zu nr. 241 mit.
Ausgegeben ist: Bibliotheca philologica von W. Müldener,
Nr. 10. Bibliographie. 505
35. Jahrgang. 2. lieft. Juli bis december 1882. Göttingen,
Vandenhöck und Ruprecht.
Mittbeilungen der verlagsbuchbandlung B. G. Teübner in
Leipzig. Nr. 3. Abtheilung I, künftig erscheinende bücher :
Plutarcbs Themistokles für quellenkritische Übungen kommentiert
von dr. Adolf Bauer; — Analecta critica ad paroemiographos
Graecos. Scripsit Otto Crvsins; — M. Tulli Ciceronis ad M.
Brutum Orator. Recensuit F. Heerdegen ; — T. Macci Plauti
comoediae Recensiüt instrumento critico et prolegomenis auxit
Fridericus Ritschelius sociis operae adsumptis Gustavo Loewe,
Georgio Goetz , Friderico Schoell. Tomi II, fasc. 3: Poenulus.
Ritschelii copiis ex parte usi recensuerunt Georgius Goetz et Gu-
stavus Loewe. — — II Erschienene bücher : briefwechsel zwi-
schen A. Boeckh imd K. 0. Müller; — Commentationes philo-
logae Ienenses ; — Herodiani ab excessu divi Marci libri octo.
Ed. L. Mendelssohn ; — J. Rumpel, lexicon Pindaricum ; — Ver-
handlungen deutscher philologen und Schulmänner zu Karlsruhe ;
— Euclidis opera omnia. Ed. J. L. Heiberg et H. Menge. Vol. I ;
— Titi Livi liber XXII erklärt von E. Wölfflin.
No. 4. Abtheilung I : künftig erscheinende bücher : Otto
Gilbert, geschichte und topographie der Stadt Rom im alterthum ;
— Aristotelis quae feruntur Magna Moralia. Recognovit Fr.
Susemihl; — Aristophanis Ecclesiazusae. Recensuit A. von Velsen.
IL Erschienene bücher : Aristophanis Thesmophoriazusae. Re-
censuit A. von Velsen ; — J. Ilberg, studia Pseudippocratea ; —
Historicorum Romanorum fragmenta collegit . . H. Peter; —
Poetae latini minores. Recensuit . . Aem. Baehrens. Vol. V ; —
Abth. II : authologie aus den lyrikern der Griechen von dr. E.
Buchholz. Bd. IL Dritte aufläge; — Ciceros rede über das
imperium des Cn. Pompejus. Herausgegeben . . . von A. Eber-
hard; — Herodotos. Erklärt von dr K. Abicht. Bd. III. Dritte
aufläge; — Homers Ilias. Erklärt von J. La Roche. Theil I.
Dritte aufläge ; — Lucians ausgewählte Schriften. Erklärt von
dr. K. Jacobitz. Bd. IL Zweite aufläge ; — Sophokles Öidipus
auf Kolonos. Erklärt von L. Bellermann.
Kataloge der antiquare: Antiquarischer anzeiger nr. 98 von
Fr. Haerpfer in Prag ; — Leo Liepmanssohn, antiquariat in Berlin,
catalog XXV.
Verzeichniß der wichtigeren Publikationen auf dem gebiete der alter-
thumswissenschaft. 1883. VI.
Deutschland. Oesterreich. Schweiz.
774. Aristophanis Thesmophoriazusae rec. Adph. v. Velsen. Leip-
zig, Teubner 1883. 8. 88 p. 2 mk.
775. Aristotelis quae feruntur Magna Moralia. Recogn. Franc.
Susemihl. Leipzig, Teubner 1883. 8. XIX, 126 p. 1 mk. 20 pf.
776. Becker, A. v., versuch einer lösung der Celtenfrage durch
Unterscheidung der Gelten und der Gallier. 1. hälfte. Mit einer
506 Bibliographie. Nr. 10.
karte u. einem urlgedruckten briefe von Jac. Grimm. Karlsruhe, Bie-
lefeld 1883. 8. 124 p. 2 mk. 70 pf.
777. Benicken, Hans Karl, studien und forschungen auf dem ge-
biete der homerischen gedichte und ihrer litteratur. Das 12. und 13.
lied vom zorne des Achilleus in NSO der homer. Ilias. Nebst regi-
sterband. ; Innsbruck, Wagner 1883. 8. CCXLVII, 1312 p. 44 mk.
(ohne register.)
778. Benndorf, Otto , griechische und sicilische vasenbilder. 4.
(schluß)-lieferung. Taf. 46-61. fol. Text p. 99- 121. Berlin, Gut-
tentag 1883. fol. 50 mk.
779. Bergk, Theod. , fünf abhandlungen zur geschichte der grie-
chischen philosophie und astronomie. Hrsg. von Gustav Hinrichs.
Leipzig, Fues 1883. 8. VII, 189 p. 4 mk.
(Inhalt: 1. Wann ist Plato's Theaetet abgefaßt? 2. Plato's
gesetze. 3. Ueber die echtheit der Jiaks&ig. 4. Aristarch von Samos.
5. Die Philostrate).
780. Blau, Aug., de Aristarchi discipulis. Jena, (Pohle) 1883.
8. 78 p. (Diss.). 1 mk. 25 pf.
781. Braun, Phil., der gebrauch von ovrog in der Ilias. Ein bei-
trag zur. histor. grammatik der griech. spräche. Marburg, Elwert
1883. 8. 57 p. 75 pf.
782. Briefwechsel zwischen August Boeckh und Karl Otfried
Müller. Leipzig, Teubner 1883. 8. X, 442 p. 9 mk.
783. Buchhold, Ludw., de paromoeoseos (allitterationis) apud ve-
teres Romanorum poetas usu. Leipzig 1883. 8. 111 p. 1 mk. 50 pf.
(Diss.).
784. Cicero's rede über das imperium des Cn. Pompeius. Für
den schul- und privatgebrauch hrsg. von Fr. Richter. 3. umgearb.
aufl. von Alfr. Eberhard. Leipzig , Teubner 1883. 8. 76 p. 60 pf.
785. — reden gegen L. Sergius Catilina. Für den schulgebrauch
erkl. von Karl Hachtmann. Gotha, J. A. Perthes. (Ausgabe A u. B).
1883. 8. IV, 75 oder IV, 39 und 36 p. 1 mk.
786. — rede für L. Flaccus. Erklärt von Ad/', du Mesnil. Leipzig,
Teubner 1883. 8. VI, 225 p. 3 mk. 60 pf.
787. Commentationes philologae Jenenses edd. Seminarii philol.
Ienensis professores. Vol. II. Leipzig , Teubner 1883. 8.
(Inhalt: Dexippi fragmenta ex Iulio Capitolino Trebellio Pol-
lione Georgio Syncello collecta scr. Gualterus Boehme. 2. De Rho-
diorum primordiis scr. Aug. Becher. 3. De codicibus Propertianis
scr. Ric. Solbisky. 4. De Festi et Pauli locis Plautinis scr. Edu-
ardus Leidolph. 5. De Aristarcho Pindari interprete scr. Paulus Feine.)
788. Cornelii Nepotis vitae in usum scholarum rec. et verborum
indicem addidit Mich. Gitlbauer. Freiburg i. Br. 1883. 8. VII,
189 p. 1 mk.
789. Corpus inscriptionum Latinarum consilio et auctoritate aca-
demiae litterarum regiae Borussicae editum. Vol. IX. Inscriptiones
Calabriae Apuliae Samnii Sabinorum Piceni Latinae ed. Theod. Momm-
sen. Berlin, G. Reimer 1883. fol. LXIX, 52 u. 847 p. 4 kart. 90 mk.
790. Dahlmann , F. C. , quellenkunde der deutschen geschichte.
5. aufl. Quellen und bearbeitungen der deutschen geschichte neu zu-
sammengestellt v. G. Waitz. 3. aufl. Göttingen , Dieterich's verl.
1883. 8. XX, 341 p. 6 mk.
791. Dehner, Seb., Hadriani reliquiae. Part. I. Diss. Bonn 1883.
8. 43 p. 1 mk. 20 pf.
792. Detto, W. A. , Horaz und seine zeit. Ein beitrag zur bele-
bung und ergänzung der altclassischen studien auf höheren lehran-
stalteu. Berlin, Gärtner 1883. 8. IX, 198 p. 3 mk.
Nr. 10. Bibliographie. 507
793. Duncker, R. , de Paeonio Eutropii interprete. GreifFenberg
in Pomm. 1880. 4. (Berlin, Mayer u. Müller.) 21 p. 1 mk.
794. — — , iuter privatarum causarum orationes Dernosthenicas
quae pro genuinis habendae sint, quaeque pro falsis breviter expo-
nitur. Pars I. GreifFenberg i. Pomm. 1877. 4. 17 p. 1 mk.
795. Sichert, Otto, vollständiges Wörterbuch zu den Schriftwerken
des C. Julius Caesar und seiner fortsetzer. 8. verb. aufl. Hannover,
Hahn 1883. 8. IV, 254 p. 1 mk. 80 pf.
796. Engelbrecld, Aug. Gottfr., studia Terentiana. Wien, Gerold
1883. 8. 90 p. 3 mk.
797. Euclidis opera omnia. Ed. i". L. Heiberg et H. Menge.
Vol. I: Elementa. Ed. et latine interpretatus est I. L. Heiberq. Vol.
1, libr. I-IV. Leipzig, Teubner 1883. 8. 3 mk. 60 pf.
798. Fisch, K., zu Horaz Carmina II, 2. Progr. Aarau , Sauer-
lender 1883. 4. 16 p.
799. Fokhe, A., rettungen des Alkibiades. I. theil: die Sicilische
expedition. Emden, Haynel 1883. 8. IV, 87 p. 1 mk. 75 pf.
800. Gebhardt, Ose. v. u. Adf. Harnack, texte und Untersuchun-
gen zur geschichte der altchristlichen litteratur. 1. bd. 4. heft. 1.
Die evangelien des Matthaeus und des Marcus aus dem codex purpu-
reus Rossanensis hrsg. von Ose. v. Gebhardt. LIV, 96 p. 2. Der an-
gebliche evangeliencommentar des Theophilus von Antiochien von
Adf. Harnach. p. 97— 176. Leipzig, Hinrichs 1883. 8. 7 mk. 50 pf.
801. Goetz, Geo. , de compositione Poenuli Plautinae commenta-
riolum. Jena 1883. 4. Ind. leett. 50 pf.
802. Grünauer, E., kritische bemerkungen zum texte des Livius.
Winterthur 1882. 4. 12 p. 80 pf.
803. Gomperz, Theod., Herodoteische Studien 1. Wien, Gerolds
söhn 1883. 8. (Aus sitz.-ber. d. Wiener akad.). 40 p. 60 pf.
804. Guttmann, Carl , de earum quae vocantur Caesarianae ora-
tionum Tullianarum genere dicendi. Diss. Greifswald 1883. 8. 76 p.
1 mk. 20 pf.
805. Haas, Lor., über die schritten des Sextus Empiricus. Frei-
sing (Datterer), 1883. 8. 29 p. 1 mk. 20 pf.
806. Hatch, Edwin, die gesellschaftsverfassung der christl. kirchen
im alterthum. Acht Vorlesungen. Vom verf. autor. Übersetzung der
2. durchgesehenen aufl. besorgt und mit excursen versehen von Adf.
Harnack. Gießen, Ricker 1883. 8. VIII, 260 p. 4 mk.
807. Herodiani ab excessu Divi Marci libri VIII ed. Ludw. Men-
delssohn. Leipzig, Teubner 1883. 8. XVI, 255 p. 6 mk. 80 pf.
808. Hillmann, Fridr., de arte critica in Orphei Argonauticis fac-
titanda capita IL Leipzig, Matthes 1883. 74 p. 1 mk.
809. Hirschfeld, Otto, Gallische studien. Wien, Gerolds söhn 1883.
8. 60 p. 90 pf. (Aus sitzgsber. d. Wiener akad.).
810. Historicorum Romanorum fragmenta colleg. disp. rec. Her-
mann Peter. Lipsiae, Teubner 1883. 8. XXVIII, 428 p. 4 mk. 50 pf.
811. Hoehn, Paul, de codice Blandinio antiquissimo. Diss. Jena
1883. 8. 55 p. 1 mk.
812. Hoff mann, Otto Adb., de imperatoris Titi temporibus recte
definiendis. Diss. Marburg, Elwert 1883. 8. 34 p. 1 mk.
813. Jebb, R. C. , die reden des Thukydides. Autor. Übersetzung
von J. Imelmann. Berlin, W. Weber 1883. 8. III, 65 p. lmk.60pf.
814. Imhoof- Blumer, F., choix de monnaies grecques de la col-
lection de — . 2 ed. Paris. Leipzig, Köhler 1883. 4. 9 tafeln 1 bl.
text. 12 mk.
815 — — , monnaies grecques. Publ. par l'academie royale neer-
land des sciences. Leipzig, Köhler 1883. 4. IV, 518 p. 9 taff. 45 mk.
508 Bibliographie. Nr. 10.
816. Jung , Jul. , leben und sitten der Römer in der kaiserzeit.
Abth. I. Mit 9 Vollbildern und 70 in den text gedr. abbildungen. 2.
abth. Mit 10 Vollbild, u. 63 in den text gedr. abb. Prag u. Leipzig,
Tempsky u. Freytag 1883. 8. (Das wissen d. gegenwart bd. 15 u. 17.)
817. Keller, Otto, der saturnische vers ais rhythmisch erwiesen.
Prag, Tempsky; Leipzig, Freytag 1883. 8. 83 p. 1 mk. 50 pf.
818. Kielmann, Heinr. Ad., der äytog bntovaiog in der brodbitte
des herrngebets. Eine sprachwissensch. Untersuchung. Kreuznach,
Schmithals 1883. 4. 42 p. 1 mk. 20 pf.
819. Klein, Wilh., die griechischen vasen mit meistersignaturen.
Wien, Gerold 1883. 4. 88 p. (Aus denkschriften der Wiener akad.).
820. Kleinpaul, Rud. , Neapel und seine Umgebung geschildert.
Mit ca. 150 illustr. 1. hei't. Leipzig, Schmidt u. Günther 1883. fol.
12 p. 1 mk.
821. — — , Rom in wort und bild. Eine Schilderung der ewigen
stadt und der Campagna. Mit 368 illustr. Leipzig, Schmidt u. Gün-
ther 1883. fol. 46 lieff. ä 1 mk.
822. Köhler, Carl Sylvio, die Weisheit der tragiker. Realcon-
cordanz der spräche und lehren in den tragödien des Aeschylos, So-
phokles, Euripides. Griech. - deutsch hrsg. Halle, Hendel 1883. 8.
X, 200 p. 5 mk.
823. Koepp , Fr., de gigantomachiae in poeseos artisque nionu-
mentis usu. Bonn, Strauß 1883. 8. 66 p. 2 mk.
824. Kr äff er t , Herrn., beitrage zur kritik und erklärung lateini-
scher autoren. Aurich, Reents 1883. 8. 153 p. 3 mk. 60 pf.
825. Kopp, Arthur, de Ammonii Eraüii aliorum distinctionibus
synonymicis earumquecommuni fönte. Königsberg 1883. 8. 108 p. 2mk.
826. Kukula, Rieh., de tribus pseudacronianorum scholiorum re-
censionibus. Wien, Konegen 1883. 8. V, 49 p. 1 mk.
827. Lehnerdt, Max, de locis Plutarchi ad artem speetantibus.
Königsberg 1883. 8. 46 p. Diss. 1 mk.
828. Liebl, Hans, beitrage zu den Persiusscholien. Straubing
1883. 8. 54 p. 1 mk. 50 pf.
829. Livii, T. , ab urbe condita über XXII. Für den schulgebr.
erkl. von Ed. Wulff Lin. Mit 1 kärtchen. 2. aufl. Leipzig, Teubner
1883. 8. VI, 102 p. 1 mk. 20 pf.
830. Loewy, Em. , Untersuchungen zur griechischen künstlerge-
schichte. Wien, Gerold's söhn 1883. 8. III, 117 p. 4 mk. 80 pf.
(Abhandlungen des archaeol.-epigraphischen seminars der univ. Wien
hrsg. v. O. ßenndorf und O. Hirschfeld. IV.)
831. Lucian ausgewählte Schriften für den schulgebr. erkl. von
Carl Jacobitz. 2. bdehn. : die todtengespräche. Ausgewählte götter-
gespräche; der hahn. 2. mehrf. berichtigte aufl. Leipzig, Teubner
1883. 8. 150 p. 1 mk. 20 pf.
832. Marcks, Joh. Fr., symbola critica ad epistolographos Graecos.
Bonn 1883. 8. 54 p. Diss. 1 mk. 20 pf.
833. Matzat, Heinr., römische Chronologie. 1. bd.: Grundlegende
Untersuchungen. Berlin, Weidmann 1883. 8. XII, 354 p. 8 mk.
834. Maurer, Theod., noch einmal Julius Caesar's brücke über
den Rhein. Vademecum für Aug. Rheinhard , baurath in Stuttgart.
Mainz, Diemer. 12 p. 40 pf.
835. Mayerhoefer, Anton , die brücken im alten Rom. Ein bei-
trag zur römischen topographie. Mit 1 karte. Erlangen, Deichert
1883. 8. III, 96 p. 2 mk.
836. Meier, M. H. E. und G. Fr. Schoemann, der attische proceß.
4 bücher. Eine gekrönte preisschrift. Neu bearb. von prof. J. H.
Lipsius. 1 bd. Berlin, Calvary 1883. 8.
Nr. 10. Bibliographie. 509
837. Mommsen, Aug., Chronologie. Untersuchungen über das
calenderwesen der Griechen, insonderheit der Athener. Leipzig, Teub-
ner 1883. 8. VIII, 532 p. 14 ink.
838. Müller, Joh., der stil des älteren Plinius. Innsbruck, Wag-
ner 1883. 8. XI, 158 p. 4 mk.
839. Munier, Moritz, die paläographie als Wissenschaft und die
Inschriften des Mainzer museums. Mainz, Diemer 1883. 4. 29 p.
1 tafel. 1 mk.
840. Naguiewski , Darius, de Iuvenalis vita observationes. Riga
1883. 8. VI, 66 p. 2 mk. 50 pf.
841. Neuhaenser, Jos., Anaximander Milesius sive vetustissima
quaedam rerum universitatis conceptio restituta. Bonn, Cohen 1883.
8. XVI, 428 p. 14 mk.
842. Neumann, Karl Joh., Strabon's landeskunde von Kaukasien.
Eine quellenuntersuchung. Leipzig, Teubner 1883. 8. 36 p. 1 mk.
(Aus Fleckeisens jahrbb. suppl.-bd. 13).
843. Ov xofö /uog, 2. A. , rj vr\Goq nt7idotj&os. Diss. Jena 1883.
8. 32 p. 75 pf.
844. Pappageorg. Pet. N., codex Laurentianus von Sophokles und
eine neue kollation im scholientexte. Leipzig, Teubner 1883. 8.
40 p. (Aus Fleckeisen's Jahrbüchern f. philol. Suppl.-bd. 13).
845. Piatonis opera quae feruntur omnia. Ad Codices denuo col-
latos ed. Martin Schanz. Vol. VI, 2. Charmides , Laches, Lysis.
Leipzig, Tauchnitz 1883. 8. VIII, 90 p. 2 mk.
846. Plotini Enneades praemisso Porphyrii de vita Plotini deque
online librorum eius libello ed. Rio. Volkmann. Vol. I. Leipzig,
Teubner 1883. 8. XXXIV, 350 p. 3 mk. 60 pf.
847. Poetae Latini minores rec. et emend. Aem. Baehrens. Vol. V.
Leipzig, Teubner 1883. 8. 446 p. 4 mk. 20 pf.
848. Probst, Arth., beitrage zur lateinischen grammatik. I. Zur
lehre vom verbum. Leipzig, Zangenberg u. Himly 1883. 104 p. 3 mk.
II. Zur lehre von den partikeln und konjunktionen. Ebda 1883. p.
105—172. 8. 2 mk.
849. Ranke, Leop. von, Weltgeschichte. 3. theil in 2 abth.: das
altrömische kaiserthum. Mit krit. erörterungen zur alten geschichte.
Leipzig, Duncker u. Humblot 1883. 8. VIII, 551 u. VIII, 356 p. 21 mk.
850. Rheinhard , Aug. , C. Jul. Caesar's Rheinbrücke. Eine tech-
nisch-kritische studie. Mit 3 eingedr. abbildungen. Stuttgart, Neff
1883. 8. 16 p. 50 pf.
851. Ruete , Edm., die correspondenz Cicero's in den jähren 44
u. 43. Histor. Diss. Marburg, Elwert 1883. 8. V,122p. lmk.40pf.
852. Rumpel, Jo. , lexicon Pindaricum. Leipzig, Teubner 1883.
8. 498 p. 12 mk.
853. Rutherford, W. Gunion , zur geschichte des Atticismus. 2.
abth. übers, von A. Funck. Leipzig, Teubner 1883. 8. 45 p. 1 mk.
(Aus Fleckeisens jahrbb. suppl.-bd. 13).
854. Saalfeld, Günther Alex. E. A. , küche und keller in Rom.
Berlin, Habel 1883. 8. 48 p. (Virchow's u. Holtzendorffs Sammlung
gemeinverst. wissensch. vortrage. Heft 417).
855. Sallustii Crispi, C. bellum Catilinae , bellum Iugurthinum.
Ex historiis quae extant orationes et epistolae. Rec. Aug. Schneider.
Accedunt incertorum rhetorum suasoriae ad Caesarem senem de repu-
blica et invectivae Tulli et Sallusti personis tributae. Prag, Tempsky;
Leipzig, Freytag 1883. 8. XVI, 130 u. VI p.
856. — — , de bello Iugurthino liber. Für den schulgebrauch
erklärt von J. H. Schmalz. Gotha, Perthes 1883. 8. IV, 137 p.
(Ausg. A.). 1 mk. 20 pf.
510 Bibliographie. Nr. 10.
857. Sammlung der. griechischen dialektinschriften von F. Bechtel,
A. Bezzenberger, F. Blaß, H. Colitis, W. Deecke , A. Fick, G. Hin-
richs, R. Meister hrsg. von H. Collitz. Heft 1: die griechisch -kypri-
schen inschriften in epichorischer schritt. Text und Umschreibung mit
einer schrifttafel von dr. Willi. Deecke, Göttingen, Peppmüller 1883.
8. 80 p.
858. Sammlung Sabouroff, die. Kunstdenkmäler aus Griechen-
land hrsg. von Adolf Furiwüngler. 2. liefg. Berlin, Asher 1883. fol.
10 tafeln, 9 bl. text. 25 mk.
859. Schmitt, Heinr. Ludw. , quaestiones chronologicae ad Thu-
cydideni pertinentes. Diss. Leipzig 1882. 8. 105 p. 1 mk. 60 pf.
860. Schall, Fritz, Adolf Schoell, weil. geh. hofrath und oberbi-
bliothekar in Weimar. Berlin, Calväry 1883. 8. 39 p. 1 mk. 20 pf.
(Aus Bursians biogr. Jahrbuch.)
861. Schulz, K. , zur literärgeschichte des Corpus juris civilis.
Leipzig, Breitkopf und Haertel 1883. 8. 34 p. 1 mk.
862. Schurz, Wilh., de mutationibus in imperio Romano ordi-
nando ab imperatore Hadriano factis. Bonn , Strauß 1883. 8. VI,
68 p. 2 mk.
863. Schwarz, Reinh., astronomische Untersuchung über eine von
Archilochus und eine in einer assyrischen inschrift erwähnte sonnen-
finsterniß. Wien, Gerolds söhn 1883. 8. (Aus sitzgsber. d. Wiener
akad.). 14 p. 70 pf.
864. Servii grammatici qui feruntur in Vergilii carminacommen-
tarii rec. Geo. Thilo et Herrn. Sagen. Vol. II, fasc. I. In Aeneidos
libros VI— VIII commentarii. Leipzig, Teubner 1883. 8. 306 p. 10 mk.
865. Siebeck, EL, über wesen und zweck des wissenschaftlichen
Studiums. Rede. Berlin, Habel 1883. 8. 36 p. 1 mk. (v. Holtzen-
dorff's zeit- u. Streitfragen. Heft 182.)
866. Sittl, Karl, geschichte der griechischen litteratur bis auf
Alexander den großen. Theil I. München, Ackermann 1884. 8. VI,
359 p.
867. Sophokles. Für den schulgebrauch erklärt von Gast. Wolff.
5. Theil : Oidipus auf Kolonos v. Ludw. Bellermann. Leipzig , Teub-
ner 1883. 8. VI, 202 p. 1 mk. 50 pf.
868. Stern, Ernst von, Catilina und die parteikämpfe in Rom
der jähre 66-63. Abhandlung. Dorpat, Karow 1883. 8. 178 p.
3 mk. 60 pf.
869. Studien, Leipziger, zur classischen philologie. Hrsg. v. G.
Curtius, L. Lange, O. Ribbeck, H. Lipsius. Bd. 6. Heft 1. Leipzig,
Hirzel 1883. 8. 192 p. 4 mk. 50 pf.
(Inhalt: Theod. Matthias, de Apollonii Dyscoli epirrhematici
et syndesmici forma genuina. — Guil. Frye, de Heraclidae Milesii
studiis Homericis. — Georg Curtius, oi&tls /uy&tls.)
870. Taciti, Cornelii libri qui supersunt. Quartum recogn. Ca-
rolus Halm. 2 tomi. Leipzig, Teubner 1883. 8. ä 1 mk. 20 pf.
871. Testamenti, veteris , librorum canonicorum. pars I: graece
edita a Paulo de Laqarde. Goettingen, Dieterich's sortim. in conim.
1883. 8. XVI, 541 "p. 20 mk.
872. Tobler, Adf. , die altvenezianische Übersetzung der Sprüche
des Dionysius Cato. Berlin, Dümmler 1883. 4. 87 p. (Aus abhandl.
d. Berliner akad.).
873. Uffelmann, J. , die entwickelung der altgriechischen heil-
künde. Berlin, Habel 1883. 8. 32 p. 60 pf. (Virchow's u. v. Hol-
tzendorffs Sammlung gemeinverst. wissensch. vortrage. Heft 418).
874. Untersuchungen , philologische, hrsg. von A. Kießling und
Nr. 10. Bibliographie. 511
U. v. Wilamowitz-Möllendorff. Heft 6 : Analecta Eratosthenica. Scrips.
Ernst Maaß. Berlin, Weidmann 1883. 8. 153 p. 3 mk.
875. Urlichs, L. von, Pergamon, geschiente und kunst. Vortrag.
Leipzig, Weigel 1883. 8. 31 p. 1 mk.
876. Voigt, Mor., die XII tafeln. Geschichte und system des
civil- und criminalrechts wie processes der XII tafeln nebst deren
fragmenten. 2. bd: das civil- und criminalrecht der XII tafeln. Leip-
zig, Liebeskind 1883. 8. X, 845 p. 13 mk. 60 pf.
877. Wagner, Jos., zur athetese des dialogs Euthyphron. Brunn,
1882. 8. 46 p. 1 mk.
878. Waßner, Jul. , de heroum apud Graecos eultu. Kiel , Lip-
sius u. Tischer 1883. 8. 53 p. 1 mk. 60 pf.
879. Weise , Paul , de Bacchidum Plautinae retraetatione quae
fertur. Berlin, (Mayer u. Müller) 1883. 8. 62 p. 1 mk. 20 pf.
880. Xenophon's Memorabilien. Mit einleitung und anmerkungen
hrsg. v. Mor. Seyffert. 4. durchgeseh. aufl. Leipzig, Holtze 1883. 8.
VIII, 202 p. 1 mk. 80 pf.
881. — — Anabasis. Für d. schulgebrauch erkl. v. R. Hansen.
2. bdehn. Buch III— V. Gotha, Perthes 1883. 8. Ausg. A. p. 103
-231. 1 mk. 20 pf.
881a. Xenophontis institutio Cyri rec. et praef. est Arnoldus Hug.
Ed. maior. Leipzig, Teubner 1883. 8. C, 344 p. 1 mk. 50 pf.
881b. Ziemer, Herrn., junggrammatische streifzüge im gebiete der
syntax. In 2 abschn. 2. Aufl. Kolberg, Post 1883. 8. X, 158 p.
2 mk. 70 pf.
Skandinavien.
882. Horats Oder og Breve udg. til Skolebrug af E. Lembcke.
Tredje paa ny gjennemsete Udgave. 438 Sider. 8. KJ0benhavn,
Reitzel 1883. 8. 6 kr.
883. Kinch , C. F. , Quaestiones Curtianae criticae. KJ0benhavn,
Gyldendal 1883. 8. 110 p. 2 kr.
884. Planti T. Macci, comoediae. Rec. et enarr. J. L. Ussing.
Vol. IV. Pars IL Pseudolum et Poenulum continens. Kjabenhavn
1883. 8. 370 p. 9 kr.
Niederlande.
885. Hartmann, J. J. , Studia Antiphontea. Lugduni Bat. 1882.
8. 39 p. 2 mk.
886. Isocratea. In usum scholarum Collegis H. J. Nassau-Noor-
deivier. Groningen, Wolters 1883. 8. IV, 56 p. 0,75 fl.
England.
887. Cicero , pro P. Sestio oratio ad judices with introduetion
explanatory notes and critical appendix by Herbert et Holden. London,
Macmillan 1883. 12. 352 p. 5 sh.
888. Cox, George W., a general history of Greece from the ear-
liest period to the death of Alexander the Great. With a sketch of
the subsequent history to the present time. New ed. London, Long-
mans 1883. 8. 740 p. 7 sh. 6 d.
889. Denton, W. , the ancient church in Egypt. 3d edition.
London, Rivingtons 1883. 8. 24 p. 6 d.
890. Dobree's Adversaria cum praefatione Gtiillelmi Wagneri.
Vol. III. Miscellaneae observationes ad varios scriptores Graecos.
London, Bell 1883. 12. 5 sh. (Bohn's classical series.)
891. Euripides , Hercules furens by F. A. Paley. London, Bell
1883. 8. 1 sh. 6 d.
512 Bibliographie. Nr. 10.
892. Horace Ödes ed. with introduction and notes by T. E.
Page. London, Macmillan 1883. 12. 484 p. 6 sh.
893. — Satires Ed. with notes by Arthur Palmer. London,
Macmillan 1883. 18. 436 p. 6 sh.
894. Parker, J. H. , the Via Sacra in Rome. 2nd ed. revised
and enlarged. London, Parker 1883. 8. 200 p. 12 sh.
895. — the architectural history of the city of Rome. Based
on J. H. Parker's Arcbaeology of Rome for use of students. By Arthur
Shadwell. 2nd ed. London, Parker 1883. 8. 274 p. 6 sh.
896. Sonnenschein, E. A., Bentley's Plautine Emendations from
his copy of Gronovius. Oxford 1883. 4. 2 sh. 6 d.
Amerika.
897. Merriam, A. C. , the Greek and Latin inscriptions on the
Obelisk-crab in the Metropolitan Museum, New York, A. Monograph.
New York 1883. 8. 111, 49 p. 2 sh. 6 d.
Belgien.
898. Fredericq , Paul, de l'enseignement de Vhistoire dans les
athenees beiges. Gand. 1883. 8. 17 p. (Extrait de la Revue de
l'instr. publ. en Belgique t. XXVI.)
899. Minucius Felix, Octavius. Edition classique avec une intro-
duction litteraire des remarques sur la langue d'Octavius des notes
philologiques en francais et un appendice critique par l'abbe Ferdi-
nand Leonard. Namur, Wesmael-Chartier 1883. 8. 175 p. 2 fr.
900. Willems, P. , le droit public romain ou les institutions po-
litiques de Rome depuis l'origine de la ville jusqu'ä Justinien. 5 ed.
Louvain, Peeters 1883. 8. 695 p. 12 fr.
Frankreich.
901. Analecta sacra spicilegio Solesmensi parata ed. Joannes
Baptista card. Pitra episcopus Tusculanus. Tomus IV: Patres anteni-
caeni orientales. Paris, Roger et Chernoviz 1883. 8. XXXIV, 524 p.
902. Annuaire de la faculte des lettres de Lyon. Ire annee,
fasc. 2: litterature et philologie. 1. Stances sanskrites inedites d'a-
pres un manuscrit de la bibliotheque universitaire de Lyon par Paul
Regnaud. 2. Pasitele et Colotes par E. Belot. 3. Corneille Agrippa
par Ph. Soupe etc. Paris, Leroux 1883. 8. 163 p.
903. Barges, J. J. L., Notice sur les antiquites de Belcodene (an-
cien castrum de Bolcodeuis, Bouches du Rhone). Paris, Leroux 1883.
4. 82 p.
904. Baret, Adrien , Quid anglica lingua latinae debeat. Paris,
Cerf 1883. 8. 68 p. (These de Bordeaux).
905. Blanchard, Gustave, Venetes Nannetes et Samnites. Nantes
1883. 8. 41 p. (Extr. du Bulletin de la soc. arche'ol. de Nantes).
906. Boissiere , Gustave, l'Algerie romaine. 2 ed., entierement
revue et considerabl. augm. le et 2e parties. Paris, Hachette 1883.
8. XXXVIII, 711 p. 7 frcs. (Bibliotheque variee).
907. Bossuet, J. B., oeuvres inedites decouvertes et publ. sur les
manuscrits du cabinet du roi etc. par Auguste Louis Menard. T. 2.
(Juvenal en vers, Perse en prose et en vers; Piaton; Terence; Xeno-
phon ; Lucrece etc.). Instruction au prince pour bien regner. Paris,
Firmin-Didot 1883. 8. LXXXIII, 374 p.
908. Bulltot , J. G. , la stele funeraire du gladiateur eduen Co-
lumbus conservee au musee de la Maison Carree a Nlmes. Autun
1883. 8. 11 p. (Extr. des Memoires de la societe eduenne).
909. Ciasca, A., de Tatiani Diatessaron arabica versione codicem
Nr. 10. Bibliographie. 513
arabicum Vaticanum XlVm descripsit locorumque Evangelii inTatiani
opere contentorum seriem exbibuit. Paris 1883. 8. 27 p.
910. Dancoisne , L. , description de soixaote et onze tesseres de
bronze. Paris 1883. 8. 11 p. 3 pl. (Extr. de l'Annuaire de la so-
ciete franc. de numistnatique 1883).
911. Dareste, Rudolphe, le proces d' Herinias 117 av. J.-C. Paris,
Larose 1883. 8. 15 p.
912. Delisle, Leop. , notice sur les niaimscrits disparus de la bi-
bliotheque de Tours pendant la premiere rnoitie du XIXe siecle. Paris
1883. 4. 204 p. (Extr. des Notices et extraits des manuscrits t. 31, 1).
913. — — , les tres anciens rnonurnents du fonds Libri dans
les collections d'Ashbumham-Place. Paris 1883. 8. 32 p. (Extraits
des Comptes rendus de l'academie des inscr. et belles-lettres 1883,
p. 47 -75).
914. Droysen, J. G. , Histoire de l'Helle'nisme. Traduite de l'al-
lernand sous la direct. de A. Bouche-Leclerq, T. L, Histoire d'Alex-
audre Le Grand. Paris, Leroux 1883. 8. XLII, 815 p. 10 fr.
915. Dumeril, H., de constitutionibus Marci Aurelii Antonini.
Toulouse 1883. 8. 119 p. (These de Paris).
916. Ebert, A., Histoire generale de la litterature du moyen äge
en Occident. Traduite de l'alleuiand par le dr. Joseph Aymeric et le
dr. James Condamin. T. I: Histoire de la litterature latine chretienne
depuis les origines jusqu'a Charlemagne. Paris, Leroux 1883. 8. VI,
703 p. 10 frcs.
917. Euripide, Theätre d'. Traduction nouvelle precedee d'une
notice biographique et litteraire accompagnee de notes explicatives
et suivie de notes de J. Racine sur le theätre d'Euripide par Emile
Pessonneaux. Nouvelle ed. 2 vol. Paris, Cbarpentier 1883. 18. XIV,
441 u. 469 p. 7 fr. (Bibliotheque Cbarpentier).
918. Fagnet, Emile, de Aurelii Prudentii Cleinentis carmiuibus
lyricis. Bordeaux 1883. 8. 153 p. (These de Paris).
919. Fiervüle, Charles, notices et extraits des manuscrits de la
bibliotheque de St. Omer no. 115 et 710. Paris 1883. 4. 112 p.
(Extr. des Notices et extraits des manuscrits t. 31. 1).
920. Fustel de Coulanges , la cite antique etude sur le culte le
droit les institutions de la Grece et de Rome. 10 edit. Paris, Ha-
chette 1883. 18. 483 p. 9 fr. 50 c. (Bibliotheque variee).
921. Henri/, V., de sermonis humani origine et natura M. Te-
rentius Varro quid senserit. Lille 1883. 8. 95 p. (These de Paris).
922. Henry, V., Etude sur l'analogie en general et sur les forma-
tions analogiques de la langue grecque. Lille 1883. 8. 441 p.
923. Homere, lTliade d'. Texte grec revu et corrige d'apres les
documents authentiques de la recension d'Aristarque accompague d'un
commentaire critique prece'de d'une introduction et suivi des prole-
gomenes de Villoison des prolegomenes et des prefaces de Wolf de dis-
sertations sur diverses questions homeriques etc. par Alexis Pierron.
2 ed. corrigee. Paris, Hachette et Cie. 1883. 8. CXLVI, 740 p. 8 frc.
924. Horace , oeuvres completes de. Traduction de la collection
Panckoucke. Nouv. ed. revue avec le plus grand soin par Felix Le-
maistre et pre'cede'e d'une etude sur Horace par H. Rir/aidt. Paris,
Garnier 1883. 18. L, 425 p. (Bibliotheque latine francaise).
925. Lenormant, Francois, a travers l'Apulie et la Ligurie notes
de voyages. T. 1. Paris, Levy 1883. 8. VIII, 37 p. T. 2. Ebda.
1883. 8. 423 p.
926. Le Saint, L., fastes de l'Algerie ancienne et moderne. Li-
moges, Ardant 1883. 8. 240 p.
927. Zivil, Titi, ab urbe condita libri XXIII. XXIV. XXV. Texte
Philol. Anz. XIII. 34
514 Bibliographie. Nr. 10.
latin publie avec une notice sur la vie et les ouvrages de Tite Live
des notes critiques et explicatives trois cartes et des illustrations d'a-
pres les monuments par O. Riemann et JE. Benoist. Paris, Hachette
1883. 16. XXIV, 323 p. 3 cartes. 2 frc. 25 c. (Classiques latins).
928. Loth, J., De voeis Aremoricae usque ad sexturn post Chri-
stum saeculum forma atque significatione. Redon 1883. 8. 54 p.
(These de Paris).
929. Madvig, J. N., l'etat romain sa Constitution et son admini-
stration traduit par Ch. Morel. T. 2. Paris, Vieweg 1883. 8. 332 p.
930. Marie, Maxim., Histoire des sciences mathematiques et phy-
siques. T. 2 : de Diophante a Viete. Paris, Gauthier- Villars 1883.
8. 319 p.
931. Mispoulet, J. B. , les institutions politiques des Romains ou
expose historique des regles de la Constitution et de l'administration
romaines depuis la fondation de Rome jusqu'au regne de Justinien.
T. 2: l'administration. Paris, Pedone-Lauriel 1883. 8. 560 p.
932. Nageotte , E., Histoire de la litterature grecque depuis ses
origines jusqu'au VI siecle de notre ere. Paris, Garnier 1883. 18.
520 p., carte litteraire de la Grece, plans, bustes d'auteurs.
933. Omont, Henri, note sur quelques manuscrits d'Autun, Be-
sancon et Dijon precedee du projet d'un catalogue general des manu-
scrits de France en 1725. Paris, Champion 1883. 8. 51 p. (Extrait
du Cabinet historique).
934. Orieux , Eugene , Cäsar chez les Venetes deuxieme etude.
Nantes 1883. 8. 65 p. carte. (Extr. du Bulletin de la soc. archeol.
de Nantes). '
935. Patin, H.. Etudes sur les tragiques grecs. Euripide. 6e ed.
T. 1. 2. Paris, Hachette 1883. 18. 432 u. 459 p. 3 fr. 50 c. (Bi-
bliotheque variee).
936. Plutarque. Vie de Demosthene. Texte grec revu sur le ma-
nuscrit de Madrid accompagne d'une notice sur Plutarque et sur les
sources de la vie de Demosthene par Ch. Graux. Paris, Hachette 1883.
16. XXVI, 101 p. 1 frcs.
937. Ptolemaei, Claudii, Geographia e codicibus recogn. prolego-
menis annotatione indicibus tabulis instruxit Carolus Muellerus. Vol. I,
pars 1. Paris, Firmin Didot 1883. 4. 2 col. 578 p. 15 frcs.
938. Quintard, Leop. , Dissertation sur la Station appelee Mose
inscrite sur la table de Peutinger (voie romaine de Metz ä Reims.)
Nancy 1883. 18. 15 p.
939. Raget, O., Note sur un fragment inedit de table iliaque du
cabinet de M. Thierry. Paris 1833. 8. 7 p. (Extr. des Memoires
de la soc. des antiq. de France t. 43).
940. Renan, Ernest, Histoire des origines du christianisme. Index
general avec une carte de l'extension du christianisme vers l'an 180.
Paris, C. Levy 1883. 8. 2 col. IV, 303 p. 7 fr. 50 c.
941. Riviere, Emile, prothese chirurgicale chez les anciens : Une
jambe de bois ä l'epoque gallo-romaine. Paris 1882. 8. 6 p. 3 fig.
(Assoc. franc. pour l'avanc. des sciences. Congres de la Rochette 1882).
942. Silva, J. P. N. da, decouverte d'une ville romaine en Por-
tugal en 1882. Paris 1882. 8. 6 p. (Ebda).
943. Taillebois , Emile, Inscriptions gallo -romaines decouvertes
dans le departement des Landes. Dax 1883. 8. 24 p. et pl. (Extr.
des Mem. du congr. scientif. de Dax.)
944 — — , Recherches sur la numismatique de la Novempopu-
lanie depuis les premiers temps jusqu'a nos jours. Dax 1883. 8. 56 p.
(Ebdaher).
945. Teuffei, W. S., Histoire de la litterature romaine. Trad.
Nr. 10. Bibliographie. 515
sur la 3e edit. alleniande par J. Bonnard et P. Pierson avec preface
de Th. H. Martin, t. 3. Paris, Vieweg 1883. 8. VIII, 352 p.
946. l'issot, Chaides, deuxieme rapport sur l'inscription de Sidi
Amor Djedidi (colonia Zarnensis). Paris 1883. 8. 10 p. et pl. Extr.
des Archives des rnissions scientif. 3 serie t. 10.)
947. Wailly, Alfr. de, nouveau dictionnaire de versification et
de poesie latines. Gradus ad Parnassuni. 7e ed. revue et corr. Paris,
Delagrave 1883. 8. 2 col. XLV1II, 678 p.
Italien.
948. Bassi , D. , di una statuetta del Sonno che si conserva nel
R. Museo Torinese di archeologia e del suo niito nell' antichita. In
Atti della soc. di archeol. perla prov. di Torino. Vol. IV.
948a. Brunialti, Attilio, le Amazzoni nella storia e nella leg-
genda. In Atti della Filotecnica di Torino. Vol. V.
949. Canna, Giov., della umanitä di Virgilio. Conferenza. To-
rino, Loescher 1883. 8. 51 p.
950. Chiapelli, Alfredo, le Ecclesiazuse di Aristofane e la reppu-
blica di Piatone. Studio. Torino, Loescher 1882. 3 lire.
951. Floro , Lucio Anneo, Epitome della storia rotnana da Ro-
molo sino a Cesare Augusto: antico volgarizzamento anonimo tratto
da un manuscritto inedito e pubblicato per cura del prof. Luigi Ca-
lori. Bologna 1883. 8. X, 147 p.
952. Godio, Guglielmo, l'Egitto antico in Atti della Filotecnica
di Torino. Vol. V.
953. Jatta . Giulio , le nionete greche di argento della Magna
Grecia. Trani, Vecchi 1882. 8. 139 p.
954. Luciani, Seb. , Catalogo illustrato della antiche monete ro-
mane disposte con ordine cronologico nel nionetiere del cav. S. Lu-
ciani. Bari 1882. 8. 34 p.
955. — — , Cenno cronologico sulla nioneta romana dalla fon-
dazione di Roma sino al 1870. Bari 1882. 8. 34 p.
956. Morselli, Enrico, la famiglia dei Cesari. In Atti della Fi-
lotecnica di Torino. Vol. V.
957. Maoni, Damiano, Antichita romane a Fornovo e Martinengo
nel Basso Bergamasco. Milano 1882. 8. 11p. (Dali' Archivio sto-
rico Lombardo).
958. Passeri, Tommaso, la colonia Carsiolana in Agrum Aequi-
colorum ossia Arsoli nella sua origine. Roma 1883. 16. 26 p. 1 lire.
959. Piccinelli-Taeggi , Oderisio, Paleografia artistica di Monte-
Cassino disp. 5a che contiene le scrittura latina etc. Montecassino
1883.
960. Piatone, i dialoghi nuovamente volgarizzati da Eugenio Fer-
rui. Vol. IV: Dialoghi teoretici. La reppublica. Padova 1882. 8.
12 lire.
961. Promis, vaso rornano con bollo trovato presso Torino. In
Atti della soc. di archeol. di Torino. Vol. IV.
962. Visconti, P. E., Catalogo del Museo Torlonia di sculture an-
tiche con pianta litogr. degli edifizii che lo contengono. Roma 1883.
16. 205 p.
963. Vit, Vincenzo de, Opuscoli letterarii editi ed inediti ora per
la prima volta reuniti in uu solo volume. Milano 1883. 8. VIII,
454 p. 5 lire. (De Vit, opere VII.)
964. Xenojjhontis Expeditio Cyri curante H. Ottino. Augustae
Taurinorum. Paravia 1883. 16. 207 p. 2 lire.
965. Zuppetti , Giuseppe, Misteri della toeletta presso le donne
antiche romane : studii ed appunti. Venezia 1883. 8.
34*
516 Bibliographie. Nr. 10.
Rußland.
966. Bonnell, Ernst, beitrage zur alterthumskunde Rußlands
[von den ältesten zeiten bis zum jabr 400 n. Chr.]. Hauptsächlich aus
den berichten der latein. u. griech. Schriftsteller. 1 bd. St. Peters-
burg 1882. 8. IV, 503 p. 10 mk.
Beilage A. Schul Schriften und programme.
967. Arlt, A., Catuü's 36. gedieht Horaz Sat. 2, 1, 34-39. Wohlau.
14 p. Teubner no. 192.
968. Baeker , die metaphern in den Satiren des Horaz. Stral-
sund. (Realgymn.). 16 p. No. 133.
969. B aer winkel , über den Ennius und Livius. Sondershausen.
6 p. No. 647.
970. Bardey, Ernst, das sechste consulat des Marius oder das
jähr 100 in der römischen Verfassungsgeschichte. Nauen. 71 p. 8.
No. 108.
971. Bar dt , C. , die legende von dem augur Attus Navius. El-
berfeld. (gymn.) 11 p. No. 399.
972. Berger, Fr., über die heerstraßen des römischen l-eiches. IL
die meilensteine. Berlin, (Louisenstädt. gewerbesch.). 21 p. No. 98.
973. Beneke, Fr., beitrage zur inetrik der Alexandriner. Berlin,
progr. des städt. gymn. zu Bochum. 32 p. No. 317.
974. Benicken, H. K. , die litteratur zum 6. liede vom zorne des
Achilleus im 6. u. 7. buche der Homerischen Ilias. Theil I. Rasten-
burg. 20 p. No. 15.
975. Binde, R., L. Annaeus Seneca quid senserit de rerum natura
ac de vita humana. Groß-Glogau (evangel. gymn.). 30 p. No. 167.
976. Bohn , Oscar, über die heimath der Prätorianer. Berlin,
(Friedrichs-realgymn.). 24 p. No. 91.
977. Braumann, Gust. , die prineipes der Gallier und Germanen
bei Caesar und Tacitus. Berlin, (Friedr.-Wilh. gymn.). 44 p. No. 56.
878. Brosig, M., die botanik des altern Plinius. Graudenz. 30 p.
No. 32.
879. Brünnert, Wilh. , Sallust und Dictys Cretensis. Erfurt.
18 p. No. 211.
980. Brunzlow, Ottokar, über das formenprineip in der bildenden
kunst der Aegypter. Schwerin. 33 p. No. 586.
981. Buschmann, H., die „enfants terribles" unter den rhetoren
des Seneca. Parchim, (Festschr. f. dir. dr. G. C. H. Raspe in Güstrow),
p. 25—31. No. 584.
982. Decker, Friedr., über die Stellung der hellenischen frauen
bei Homer. Magdeburg, (Pädag. d. klost. Uns. lieb.fr.). 38 p. No. 217.
983. Detlef sen, Detlef, die maaße der erdtheile nach Plinius.
Glückstadt. 16 p. No. 253.
984. Dettwei/er, Peter, über den freieren gebrauch der zusammen-
gesetzten adiectiva bei Aeschylus. 2 theil. Gießen, p. 19—40. No. 568.
985. Deutschmann , de poesis Graecorum rythmicae primordiis.
Malmedy. 24 p. No. 408.
986. Diels, Herrn., Theophrastea. Berlin, (Königsstädt. gymn.).
28 p. No. 64.
987. Ehwald , R. , gedächtnißrede auf den geh. ober - schulrath
Marquardt. Gotha. 17 p. No. 630.
988. Ellger, G. , die ^usätze zu dem proömium der Hesiodischen
theogonie (vers 36 — 115). * Berlin, (Sophiengymn.). 20 p. No. 60.
989. Evers, M., Xenophon quomodo Agesilai mores descripserit.
Düsseldorf, (Königl. gymn.). 22 p. No. 398.
Nr. 10. Bibliographie. 517
990. Fahlmd, wie unterscheidet sich der Platonische tugendbe-
griff' in den kleineren dialogen von dem in der republik. Greiffen-
berg in Potain. 18 p. No. 118.
991. Ferwer, der senat und die thronfolge in Rom von Commo-
dus bis Aurelian. Groß-Glogau, (kath. gymn.). 16 p. No. 168.
992. Fischer, William, Studien zur byzantinischen geschichte des
XI. jahrh. I. loannes Xiphilinus, patriarch von Constantinopel. II.
Die patriarchenwahlen im XI. jahrh. III. Die entstehungszeit des
Tractatus de peculiis, des Tractatus de privilegiis creditorum, der Syn-
opsis legum des Michael Psellus und der Peira und deren Verfasser.
Plauen im Voigtl. 56 p. No. 495.
993. Fuß, beitrage zur Volksetymologie. Düsseldorf, progr. der
ritterakademie Bedburg. 12 p. No. 386.
994. Gasda, kritische bemerkungen zu Dio Chrysostomus und The-
mistius. Lauban. 19 p. No. 174.
995. Gehlert, K., de Cleomene III. Lacedaemoniorum rege. Leip-
zig, (königl. gymn.). 26 p. No. 493.
996. Genest, Otto, Osteuropäische Verhältnisse bei Herodot. Qued-
linburg. 22 p. No. 224.
997. Gerlach, über mythenbilduug in der alten kunstgeschichte.
Dessau. 22 p. No. 224.
998. Gilbert, Walther, ad Martialem quaestiones criticae. Dresden-
Neustadt. 26 p. No. 488.
999. Golisch , de praepositionum usu Thucydideo. Part. VI: de
nyog praepositione. — Eine kleine dorfgeschichte wortgetreu aus dem
griechischen. (Dio Chrysost I, 7). Schweidnitz. 25 p. No. 187.
1000. Gortzitza, Otto, kritische sichtung der quellen zum ersten
panischen kriege. Straßburg in Westpreußen. 19 p. No. 40.
1001. Greve , Theod., kritik der quellen zum leben des älteren
Gracchus. Aachen, (realgymn.). 34 p. No. 424.
1002. Großmann, A., die philosophischen probleme in Plato's
Protagoras. Neumark Westpr. 17 p. No. 36.
1003. Grübet, B., de satirae Romanae origine et progressu. Posen,
(Friedr.-Wilh. gymn.). 12 p. No. 143.
1004. Hauch, Alb., über das reich gottes nach der lehre Christi
und der idealstaat Piatos. Osterode Ostpr. 16 p. No. 21.
1005. Hache, Rieh., de partieipio Thucydideo. Pars IL Löbau,
Westpr. 8 p. No. 33.
1006. Haeniche, zu Cicero's reden de lege agraria. Stettin, (kö-
nig-Wilh. gymn.). 18 p. No. 127.
1007. Helmreich, Christian, das erste buch der Ilias und die lie-
dertheorie. Ploeu. 16 p. no. 258.
1008. Heine, Wilh., auf welchen wegen sollten verfassungsmäßig
die gesetze in Athen zu stände kommen und wie wich man in ein-
zelnen fällen davon ab. Rawitsch. 24 p. No. 154.
1009. Henkel, Guil., de Catullo Alexandrinorum imitatore. Jena.
17 p. No. 609.
1010. Herrlich, S., die verbrechen gegen das leben nach attischem
recht. Berlin, (Humboldtsgymn.). 22 p. No. 62.
1011. Hill, der achäische bund seit 168 v. J. Chr. Elberfeld,
(oberrealschule). 25 p. No. 434.
1012. Hunrath, Karl, über das ausziehen der quadratwurzeln bei
Griechen und Indern. Hadersleben. 36 p. 1 tafel. No. 254.
1013. Joost, A., de Luciano (fdo/urjQw. Regimonti Pruss. Progr.
v. Loetzen. 28 p. No. 12.
1014. Kammer, Ed., zur homerischen frage. III. Lyck. 20 p.
No. 13.
518 Bibliographie. Nr. 10.
1015. Kariowa , bemerkungen zum spracbgebrauche des Denio-
sthenes mit berücksicbtigurig anderer attischer redner. Pleß. 20 p.
No. 184.
1016. Keiiz, E. v. , über thierliebhaberei im alterthume. Duder-
stadt. 34 p. No. 304.
1017. Kirchhoff, Fr. Chrn. , neue messungen der Überreste vom
theater des Dionysos in Athen nebst einigen bemerkungen. Mittafel.
Altona. 8 p. 1 tafel. No. 251.
1018. Kirchner, Hans, über die grammatischen quellen des Ser-
vius. 2 theil. Brieg. p. 19—37. No. 161.
1019. Klatt, M., chronologische beitrage zur geschiehte des achäi-
schen bundes. Berlin, (progymn.). 42 p. No. 66.
1020. Knaack, Georg, Coniectanea. Stettin, (Marienstiftsgymn.).
11 p. No. 125.
1021. Koenig,E., Quaestiones Plautinae. Patschkau. 18 p. No. 183.
1022. Koepke , Reinh. , die lyrischen versmaße des Horaz. Für
primaner erklärt. Landsberg a. W. 31 p. 8. No. 79.
1023. Kraffert, Herrn. , beitrage zur kritik u. erklärung lateini-
scher autoren. III. Aurich. p. 105 — 153. 8.
1024. Krakauer, G. , Commodus und Pertinax. Breslau , (ober-
realschule). 12 p. No. 195.
1025. Kruszweski, Anton, Epiktets ethik. Aachen, (gymn.). 30 p.
No. 383.
1026. Kühl, Jos., Homerische Untersuchungen. Tbeil II: die be-
deutung des accentes im Homer. Jülich. 13 p. No. 404.
1027. Lange, Adolf, animadversiones criticae de Aeneae commen-
tario poliorcetico. Cassel. 46 p. No. 351.
1028. Langrehr, Gr., de Plauti Poenulo. Friedland. (p. 13—25).
No. 594.
1029. Lehmann, Bernh., das volk der Sueben von Caesar bis Ta-
citus. Ein beitrag zur ethnographie der germanischen urzeit. Deutsch
Crone. 22 p. No. 30.
1030. Lohr, aus dem alten Rom. Ein brief an die schüler des
gymnasiums. Wiesbaden. 22 p. u. karte. No. 363.
1031. Lückenbach, Anton, canticum chori Aiacis Sophocleae vers.
596-645 enarr. Montabaur. 22 p. No. 360.
1032. Manns, Richard, die präpositionen bei Sophokles I. Neu-
haldensleben. 16 p. No. 221.
1033. Meister, Rieh., zur griechischen dialektologie. I. Bemer-
kungen zur dorischen accentuation. IL Die excerpte thqI &t>cd£xTa)v
namentlich in bezug auf die abschnitte nsgl Jiogi&og. Leipzig, (Nico-
laischule). 16 p. No. 491.
1034. Menge, Rud., Quaestiones Caesarianae. Eisenach. 6 p. No. 607.
1035. Mertz, Mich., beitrage zur feststellung der läge und der
jetzigen beschaffenheit der Römermauer zu Köln. Köln, (oberrealsch.).
28 p. No. 429.
1036. Methner, R., de tragicorum Graecorum minorum et ano-
nymorum fragmentis observationes criticae. Pars extrema. Bromberg.
12 p. No. 134.
1037. Menzel, R. , adnotationes ad aliquot Aeschyli Supplicum
loco8. Breslau, (Friedrichsgymn.). 20 p. No. 157.
1038. Meyer, P., de vita Constantini Eusebiana. Bonn (p. 23 —
28) in festschrift des Crefelder gymn. f. d. gymn. zu Moers. No. 395. 1882.
1039. Mommsen, Tycho, griechische formenlehre. Frankfurt a. M.,
(städt. gymn.). 48 p. No. 354.
1040. Mucke, Ernst, de consonarum in Graeca lingua praeter
Asiaticorum dialectum Aeolicam geminatione. Bautzen. 36 p. No. 483.
Nr, 10. Bibliographie. 519
1041. Münseher, F. W., gliederung des platonischen Protagoras
und dreier staatsreden des Deraosthenes mit vorangehender epistula
gratulatoria ad Fr. Miinscherum. Jauer. 21 p. No. 171.
1042. Neumann, Carl, de primariis optandi iubendi vetandi enun-
tiatis apud Homerum comparato usu Hesiodeo. Varel. 14 p. No. 606.
1043. Niemeyer, Carl Aug. Ed., über die gleichnisse bei Quintus
Srnyrnaeus. Theil I. Zwickau. 19 p No. 498.
1044. Kitsche, Wilh., der rhetor Menandros und die scholien zu
Demosthenes. Berlin, (Leibnitzgyrnn.). 26 p. No. 63.
1045. Oertner, Horazens bemerkungen über sich selbst in den
satiren. Groß-Strehlitz. 22 p. No. 189.
1046. Otto, Pauca de Ciceronis Laelio. Paderborn. 12 p. No. 329.
1047. Peters, K., de Isocratis studio numerorum. Parchim. (Fest-
schrift für dir. G. C. H. Raspe in Güstrow), p. 8 - 19. No. 584.
1048. Pßtzner, W., Quae causae fuerint cur Nero princeps omissa
in praesens Achaia a Benevento in urbem subito regressus sit. Ebda.
p. 20—24.
1049. Preuß , zum sprachgebrauche des öppian. IL Liegnitz,
(evang. gymn.). 23 p. No. 176.
1050. Ruths, geschichtliches über den streit zwischen den anhän-
ge™ der altklassischen litteratur und der modernen bis zum 17.jahrh.
einschließlich. I. th. St. Wendel. 18 p. No. 421.
1051. Rauterberg, Albert, Quaestiones Plautinae. Wilhelmshaven.
14 p. No. 293.
1052. Renner, kritische u. grammatische bemerkungen zu Homer.
Zittau. 28 p. No. 497.
1053. Ribbach, de Aristarchi Samothracis arte grammatica. Naum-
burg. 48 p. No. 220.
1054. Richter, de epigrammate Chaeronensi. Malchim. 10 p.
No. 592.
1055. JRiemann, Observationum in dialectum Xenophonteam spe-
cimen primum. Jever. 16 p. No. 601.
1056. Rmdtorff, E., die religion der Phoenizier. Weimar, (real-
schule I. ordn). 19 p. No. 611.
1057. Sander, Carl, über die zeiteintheilung in den homerischen
gedichten. Stralsund, (gymn.). 26 p. No. 129.
1058. Schacht, die hauptquelle Plutarchs in der vita Luculli.
Lemgo. 11 p. No. 638.
1059. Schambach, einige bemerkungen über die geschützverwen-
dung bei den Römern besonders zur zeit Caesars. Altenburg. 19 p.
No. 618.
1060. Schelte, Emil, de M. Antonii triumviri quae supersunt epi-
stulis. Particula prior. Frankenberg i. Schi., (realsch.). 55 p. No. 508.
1061. Schicke, Theod. , zu Cicero's briefen an Atticus. IL theil.
Berlin, (Friedrichs-Werdersches gymn.). 24 p. No. 54.
1062. Schlitte , De Plinii Secundi studiis grammaticis. Nord-
hausen. 16 p. No. 222.
1063. Schmidt, Ernst, eine hauptquelle in Plutarchs Themistokles.
Marienburg. 16 p. No. 34.
1064. Schwarz, Henr., Coniectanea critica in Ciceronis orationes.
Hirschberg. 10 p. No. 170.
1065. Stender, Jul., beitrage zur geschichte des griechischen per-
fekts. Leipzig, (progr. d. gymn. zu M. -Gladbach). 22 p. No. 410.
1066. Storch, auswahl Horazischer öden in rhythmischer Über-
setzung. Waidenburg i. Schi. 18 p. No. 191.
1067. Stürenbury, Henr., de Romanorum cladibus Trasumena et
520 Bibliographie. Nr. 10.
Cannensi. Adiecta est tabula geogr. Leipzig, (Thomasschule.) 20 p.
1 tafel. No. 492.
1068. Thele , Theod. , Hermes, — Mercurius, — Wuotan. Eine
studie zur deutschen mythologie. Hechingen, (höh. bürgersch.). 20 p.
8. No. 445.
1069. Thedinga, Fr., die bedeutung der reden in Piatons Phae-
drus. Hagen. 8 p. No. 337.
1070. Tiedke, H., Nonniana. Berlin, (Graues kloster). 24p. No.52.
1071. Weidner, A., kritische beitrage zur erklärung der griechi-
schen tragiker. Darmstadt. 68 p. 8. No. 567.
1072. Weniger, Lud., das kollegium der sechzehn trauen und der
Dionysosdienst in Elis. Weimar. 24 p. No. 610.
1074. Werther, Th. , de Persii Horatii imitatore. Halle, (latein.
hauptschule.) 27 p. No. 213.
1073. Wetzet, Jo., quaestiones de trilogia Aeschylea. Berlin, (Col-
lege francaise). 27 p. No. 55.
1075. Willmann, ein brief Cicero's (ad fam. V, 12.) Halberstadt.
16 p. No. 212.
1076. Witt, Carl, über den genetiv des gerundiums und gerun-
divums in der latein. spräche. Theil II. Gumbinnen. 16 p. No. 4.
1077. Wittmann, L., wie ist Homer in der schule zu lesen. Bü-
dingen. 25 p. No. 566.
1078. Würmann, Fr. , Caesaris de bello Gallico commentarii bre-
viter comparati cum Xenophontis Anabasi. Becklinghausen. 22 p.
No. 330.
1079. Wollseiffen , A., Achilles und Hector auf einer pränestini-
schen eiste. Bonn , (festschr. des Crefelder gymn. für das gymn. zu
Moers), p. 1-16. No. 395.
1080. Zippel, Gustav, die losung der prokonsularischen provinzen
in der früheren kaiserzeit. Königsberg. 36 p. No. 7. (Friedrichs-
collegium).
B. Academica und dissertationen.
Amsterdam 1882. 1081. Gunning, Joh. Herrn., de Babyloniis
Aristophanis fabula. Trajecti ad Rhenum. 1882. 8. 91 p.
Berlin. 1082. (Vahlen, Joh., In Sophoclis Electram emenda-
tiones). Index lect. aest. Berlin 1883. 4. 14 p. — (Vahlen, Joh.,
de bello Bernaysii ,,de Luciano et Cynicis" inscripto. Ind. lect. hi-
bern. 1882/83. Berlin 1882. 4 15 p. — Curtius, Ernst, die Griechen
als meister der colonisation. (Festrede.) Berlin 1883. 4. 16 p.
1083. Bolte, Joh., de monumentis ad Odysseam pertinentibus ca-
pita selecta. Berolini 1882. 8. 72 p.
1084. Eggert , Joh., de Vaticani codicis Thucydidei auetoritate.
Berlin 1882. " 8. 44 p.
1085. Evangelides, Margarites, zwei capitel aus einer monographie
über Nemesius und seine quellen. Berlin 1882. 8. 60 p.
1086. Fiegel , Maximil. Meyer, Historia legionis III. Augustae.
Berlin 1882. 8. 48 p.
1087. Gericke, Joh., de abundanti dicendi genere Tacitino. Berlin
1882. 8. 73 p.
1088. Graffunder, Paul, de Crippsiano et Oxoniensi Antiphontis
Dinarchi Lycurgi codieibus. Berlin 1882. 8. 89 p.
1089. Gruemould, Eug. , Quae ratio intercedere videatur inter
Quintiliani institutionem oratoriam et Taciti dialogum. Berlin 1882.
8. 57 p.
1090. Guide, Otto, Quaestiones de Lysiae oratione in Nicomachuin..
Berlin 1882. 8. 46 p.
Nr. 10. Bibliographie. 521
1091. Lohmann, Gull., Quaestionum Lucretianaruin capita cluo.
Brunsvigae 1882. 8. 58 p.
1092. Moll, Lud., de temporibus epistolarum Tullianaruui. Berlin
1882. 8. 57 p.
1093. Ruhlecke, Alb., Septem adversus Thebas et Prometheum
vinctum esse fabulas post Aeschylurn correctas. Berlin 1882. 8. 71p.
1094. Schenk, Rio., de genuini quem vocant genitivi apud Ae-
schyluni usu. Berlin 1882. 8. 124 p.
1095. Schulze, Paul, de Lysiae oratione trigesima. Berlin 1882.
8. 42 p.
1096. Sorof, Martin, de ratione quae inter eos Codices recentiores
quibus Aeschyli tabulae Prometheus, Septem adY. Thebas, Persae
continentnr, et codicem Laurentianum intercedat. Berlin 1882. 8. 60 p.
Breslau. 1097. Hertz, Martin, Auli Gellii noctium Atticarum
libri III , caput III ex recensione et cum apparatu critico. Breslau
1883. 4. 7 p.
1098. Reiff er scheid, Aug., Anecdotum Fulgentianum. Breslau 1883.
4. 10 p.
1099. Bmzoska , Julius, de canone decem oratorum Atticorum
quaestiones. Vratisl. 1883. 8. 101 p.
1100. Fellmann, Maxim., de w? wcne particulis consecutivis ea-
rumque apud tra^icos Graecorum poetas vi et usu. Vratisl. 1883.
8. 80 p.
Hol. Guttmann , Georg., de ratione quae Aeschinis Ctesiphon-
teae cum eius commentariis intercedit capita duo. Vratisl. 1883.
8. 45 p.
1102. Klimek, Paul, Coniectanea in Iulianum et Cyritti Alexan-
drini contra illum libros. Vratisl. 1883. 8. 42 p.
1103. Sartorius, Max., die entwicklung der astrouomie bei den
Griechen bis Anaxagoras und Empedokles in besonderem anschluß an
Theophrast. Halle 1883. 8. 39 p.
1104. Sclaoierczina, Theod., Frontoniana. Vratisl. 1883. 8. 62 p.
1105. Seemann, Henricus, de asyndeto Sophocleo quaestiones. ib.
1882. 8. 57 p.
1106. Selige, Julius, Symbola ad historiam librorum Sallustiano-
rum condendam datur. 1. De studiis in Sallustio Crispo a Pompeio
Trogo et lustino epitomatore collocatis. Saguni 1882. 8. 26 p.
1107. Wenzig , Carl, die conception der ideenlehre im Phaedrus
bildet den einheitlichen grundgedanken dieses dialogs und liefert den
schlüssel zum verständniß der Platonischen ideenlehre überhaupt. Bres-
lau 1883. 8. 64 p.
Dorpat. 1108. Iloerschelmunn , W. , Scholia Hephaestionea al-
tera integra primum edita. Dorpati 1882. 4. 30 p.
1109. Basiner, Oscar, de bello civili Caesariano. Quaestiones
Caesarianae. Pars I. Mosquae 1883. 8. 78 p.
1110. Knauer, Friedr., über die betonung der composita mit «
privativum im sanskrit. Dorpat 1882. 8. 68 p.
Gießen. 1111. Schürer, Emil, über tfuytiv %b nv.cy^a Joh. 18, 26.
Gießen 1883. 4. 24 p.
1112. Ihm, Georg, Quaestiones syntacticae de elocutione Tacitea
comparato Caesaris Saliustii Vellei usu loquendi. Gießen 1882. 8.
Goettingen. 1113. Sauppe, Herrn., Emendationes Plutarcheae.
Goettingen 1883. 4. 15 p. Ind. lect.
Münster. 1114. Bastgen, Philippus, quo tempore et consilio
Pindarus carmen Olympicum secundum et tertium composuerit. Mo-
nasterii 1883. 8. 36 p.
522 Kleine philologische zeitung. Nr. 10.
1115. Heuwes , Joseph, de tempore quo Ovidii Amores Heroides
Ars amatoria conscripta atque edita sint. Rheine 1883. 8. 57 p.
1116. Hundertmark, Josef, de imperatore Pertinace. Münster
1883. 8. 38 p.
1117. Loehrer, Jos., De C. Julio Vero Maximino Roinanoruni impe-
ratore. Münster 1883. 8. 44 p.
1118. Müller, Job., de M. Antonio Gordiano III. Romanorum im-
peratore. Münster 1883. 8. 39 p.
1119. Westhoff, Bern., Quaestiones grammaticae ad Dracontii car-
mina minora et Orestis tragoediam spectantes. Münster 1883. 8. 53 p.
Rostock. 1120. Kaibel, Georg, de inscriptione Halaesina com-
mentariolus. Rostochii 1882. 4. 18 p. (Pestschrift zur Jubelfeier
von Würzburg).
1121. Dopp, Ernestus, Quaestiones de marmore Pario. Vratisla-
viae 1883. 8. 63 p.
1122. Kirchner, Karolus , De Propertii libro quinto capita sex.
Wismar 1882. 8. 86 p.
1123. Polstorff, Henr. , De versibus aliquot Iuvenalis male sus-
pectis. Suerini 1882. 8. 36 p.
Utrecht. 1124. Kreunen, Marius, dissertatio litteraria exhibens
Prolegornena in Cirin. Dotecomiae 1882. 8. IV, 104 p.
Würz bürg. 1125. Urlichs, L. von, Pergamenische inschriften.
Sechszehntes programm des v. Wagnerschen kunstinstitutes. Würzburg
1883. 8. 31 p.
1126. Dittmeier, Leonardus, Quae ratio inter vetustam Aristotelis
rhetoricorum translationem et Graecos Codices intercedat. Monachi
1883. 8. 68 p.
1127. Lutz, L., allgemeine betrachtungen über die präpositionen
bei den attischen rednern. Würzburg 1883. 8. 27 p.
1128. Oven, Emil von, die finalsätze bei Xenophon. Würzburg
1882. 8. 63 p.
1129. Bertram, Adolf, Theodoreti episcopi Cyrensis doctrina chri-
stologica quam ex eius operibus composuit. Üildesiae 1883. 8. 178 p.
1130. Kranich, Ant. , der heilige Basilius in seiner Stellung zum
filioque. Braunsberg 1882. 8. 124 p.
1131. Ludwig, F. , der heilige Johannes Chrysostomus in seinem
verhältniß zum byzantinischen hof. Braunsberg 1883. 8. 175 p.
Kleine philologische zeitung.
Ueber die historische bronze - ausstellung in Wien berichtet
die beil. zur Allg. ztg. nr. 145.
Die pompejanische Wandmalerei erörtert nach Mau in beil. 1
zur Allg. ztg. nr. 148 R. Schöne : vrgl. ob. nr. 1, p. 50.
Ueber die durchstechung des Isthmos von Korinth bringt
einen artikel die Allg. ztg. beil. zu nr. 151.
„Auch zur schulfrage. Expectorationen eines alten Schul-
mannes", ist ein aufsatz in beil. zur Allg. ztg. nr. 156 über-
schrieben, der alle beachtung verdient: unter anderm spricht
er auch gegen das vielerlei, was jetzt auf den gymnasien ge-
trieben wird, sich aus, berührt die Universitäten, und zeigt über-
all offenes äuge für das wahre. Er wird aber auch nichts helfen,
scheint es doch, als müßten die folgen des jetzigen Systems noch
Nr. 10. Kleine philologische zeitwag. 523
greller hervortreten, um abhülfe zu veranlassen. Wie z. b.
die in diesen blättern schon mehrfach bekämpften prüfungs-
commissionen an den Universitäten (s. PhAuzeig. IV, 1, p. 6.
VIII, 9, p. 463. IX, 2, p. 126) wahres Studium vernichten,
wird allmählig vielerwärts zugegeben : gewissenhafte professoren
beklagen sich laut über das langweilige , höchst selten nur zu
einigermaßen erfreulichen resultaten führende geschäft, das ihnen
die grade jetzt , wo in der Wissenschaft entdeckung auf entde-
ckung folgt , für wissenschaftliches Studium so nothwendige zeit
raubt, sehen ferner mit schmerz , wie wahres Studium unter den
Studenten mehr und mehr verschwindet. Denn ein großer theil
derselben vergeudet, von den gymnasien ungenügend vorbereitet
entlassen und durch die anhäufung der lehrfächsr zerstreut und
ohne neigung zu selbstständiger arbeit, im anfang der Studienjahre
die zeit, manche verlernen auch wohl als einjährige ein gut theil
von dem, was auf schulen erlernt worden — dann plötzlich von
dem herannahenden examen geängstet sucht man so viel als
möglich sich einzuprägen (der philolog liest dann statt der grie-
chischen texte deutsche Übersetzungen) — und glaubt sich ge-
borgen, wenn es gelingt, knapp am rande des durchfallens durch
die prüfung durchzuschlüpfen. Aber das amt offenbart die schwä-
chen und so quält man sich dann später durch brocken von
nachprüfungen sich mühselig eine existenz zusammenzustöppeln.
Gelingt dies auch — Staat kann der staat mit solchen durch
sein eigenes System gewonnenen errangenschaften nicht machen,
er wird vielmehr gar bald zuzusehen haben, wie er die errun-
genen wieder los wird. — E. v. L.
Das buch von P. Groß, ,;die tropen und figuren. Ein hülfs-
buch für den deutschen, lateinischen und griechischen Unterricht
auf höhern lehranstalten", Kiel 1880, wird in Allg. ztg. nr. 157
beil. empfohlen, mit recht : denn die rhetorik, welche die schmuck-
mittel der künstlichen poesie wie prosa kennen lehrt, wird trotz-
dem daß die alten selbst auf sie aufmerksam machen , bei be-
handlung der klassiker zu sehr vernachlässigt.
Die Nephrit - frage beschäftigt die gemüther noch immer: s.
Allg. ztg. beil. zu nr. 148. 164.
Neue erwerbungen der assyrischen Sammlungen des
Brittischen museum verzeichnet Allg. ztg. beil. zu nr. 166.
Ueber eine „Luther -Stiftung" zur erziehung von kindern
evangelischer pfarrer und lehrer giebt nachrichten die Allg. ztg.
beil. zu nr. 167.
Die ertheilung von Stipendien an junge gelehrte, welche
die central-direction des instituts für archäologische correspondenz
beschlossen, verzeichnet die Allg. ztg. in beil. zu nr. 174.
Die Jahresversammlung des Devaer alterthumsvereins (Sie-
benbürgen) am 30. mai war sehr interessant , vor allen wegen
der alterthümer aus Sarmfcegethusa , der dacischen königstadt;
524 Kleine philologische zeitung. Nr. 10.
die theils in DeVa theils in Nemethi aufgestellt sind : nirgends
finden sich jetzt so viel Mithras-sculpturen, zum theil mit neuen
motiven. Die vortrage berührt Allg. ztg. nr. 175: graf G&a
Kuun d'Osdola sprach über die Wanderungen aus dem Orient
über Ungarn, der professor Teglas über das bergwerk Bohicza:
andre vortrage waren von geringerem interesse.
Berlin, 28. juni. In der sitzung der academie ward über
die Charlotten-stihung für philologie berichtet (einer Stiftung von
Charlotte Stiepel, geborne freiin von Hopfgarten) : das reisestipen-
dium ward dem dr. Christ. Hülsen in Rom zuerkannt. — Auch
wurde ein bericht des dr. Humann verlesen , betreffend die ab-
formung des August-monuments in Angora und eine reise nach
Boghaskiöi in Kleinasien.
München, 1. juli. Hier wird jetzt ernstlich an die errich-
tung eines vierten gymnasiums gedacht.
Göttingen, 5. juli. Im verlage von Carl Ricker in St. Pe-
tersburg werden im laufe des herbstes und winters folgende
werke erscheinen : I. Quinctus Ennius. Eine einleitung in das
Studium der römischen poesie. Von Lucian Müller. 20 — 22
bogen, gr. 8. — II. Q. Enni carminum reliquiae. Emendavit
et adnotavit L. Müller. Accedunt Naevi librorum de hello
Poenico quae supersunt. 16 — -20 bogen, gr. 8. — Das erste
werk , welches hauptsächlich leben und dichtungen des Ennius
auf grund neuer Untersuchungen schildert, ist vom Verfasser
so erweitert, daß es als einleitung in das Studium der römi-
schen kunstdichtung überhaupt benutzt werden kann. — Es zer-
fällt in 1 0 bücher (I. : einleitung ; IL : bildung und geschmack der
Römer zur zeit des Ennms ; III. : leben des Ennius ; IV. : die
dramen des Ennius, Pacuvius und Accius ; V. : die Satiren des
Ennius ; VI. : die annalen — der umfangreichste abschnitt — ;
VII. : grammatisches ; VIII. : Metrik. Prosodie. Euphonie. Poe-
tische Spielereien -, IX. : über den kunstwerth der dichtungen des
Ennius ; X. : fortleben des Ennius bei der nachweit. Die aus-
gäbe der fragmente des Ennius und Naevius, die gleichfalls im
manuscript vollendet, ist grade so ausgestattet wie die des Luci-
lius (prolegomena ; kritischer apparat •, exegetischer commentar
und indices). — Der Verfasser entschloß sich zu ihr, weil seine
ansichten über die gestaltung des textes beider dichter ebensosehr
als über die höhere kritik derselben von denen des prof. Vahlen
abweichen.
Das schon von Plinius (NH. III, 45, 129) erwähnte Castua
wird ausführlich in Allg. ztg., beil. zu nr. 183 besprochen.
Ueber den anbau des aus Australien stammenden, das fieber
vertreibenden baumes Eukalyptus bei den sogennannten Tre
Fontane in den pontinischen sümpfen giebt ein artikel in der Allg.
ztg. beil. zu nr. 185. 186 auskunft und kommt bei der geschickte
Nr. 10. Kleine philologische zeitung. 525
des orts auf die geschichte des geschlechts der Sal vier und den
kaiser Otho, ebenso auf den tod der apostel Petrus und Paulus.
Die Lutherbüste von professor Donndorf bespricht Allg. ztg.
nr. 189.
Die Boccelli'schen gesetze, den Unterricht in Italien betref-
fend, werden besprochen und gegen angriffe deutscher pädagogen
vertheidigt von H. Schuchardt in Allg. ztg. beil. zu nr. 190.
Einen kurzen bericht über neue erwerbungen des königlichen
museum in Berlin enthält Allg. ztg. beil. zu nr. 190.
Ein denkmal für J. H. Voß ist am 6. juli in Eutin er-
richtet: näheres giebt Allg. ztg. nr. 191.
Die reform des höhern Schulwesens in Elsaß -Loth-
ringen wird in Allg. ztg. nr. 197 besprochen und der jetzige
zustand als ungenügend bezeichnet, dabei auch das medizinische
gutachten, was im PhAnz. XII, 11, p. 576 flg. mitgetheilt, bemän-
gelt: vrgl. zu diesem kämpf PhAnz. VIII, 6, p. 309. X, 11, p. 515.
Ueber Laby rin th- darstellungen handelt die Allg. ztg.
beil. 1 zu nr. 207 nach einer in den Sitzungsberichten der Mün-
chener akademie (1883) gedruckten abhandlung von Wilhelm Mayer.
Die resultate der schrift von W. H. Koscher über nektar
und ambrosia bespricht Allg. ztg. in beil. zu nr. 212: die
schrift wird auch im PhAnzeiger besprochen werden.
Die von Ziegler edirten bruchstücke einer vorhieronymischen
bibelübersetzung bespricht die Allg. ztg. in beil. zu nr. 212:
auch diese und verwandte erscheinungen werden nächstens in
einem Jahresberichte des Philologus besprochen werden.
Mains, 30. juli. Die wegen eisenbahnbaues in den südöst-
lichen Vorwerken der citadelle angestellten ausgrabungen haben
mächtige grundlagen von großen römischen bauten an das tages-
licht gebracht : welche bestimmung diese bauten hatten , scheint
noch nicht erkannt. Zu bedauern ist, daß diese reste ganz weg-
geschafft werden müssen. Wir hoffen , bald näheres mittheilen
zu können.
Nach Allg. ztg. nr. 213 feiert die anstalt in Schnepfen-
thal nächstens ihr lOOjähriges Jubiläum.
Zu Leipzig entschlief am 1. aug. in hohem alter einer unserer
namhaftesten gelehrten, Wilhelm Dindorf. Geboren 2. Januar 1802
in Leipzig , erhielt er wie sein jüngerer bruder Ludwig , über
welchen näheres PhAnz. III, 12, p. 611 mittheilt, seine erste
bildung in Donndorf und auf der Thomasschule in Leipzig, be-
zog dann schon 1817 die Universität seiner Vaterstadt und ha-
bilitirte sich 1821 auf ihr: als er einen durch Johannes Schulz
veranlaßten ruf an die Universität Berlin abgelehnt, erhielt er
in Leipzig eine außerordentliche professur und zwar für literatur-
geschichte; aber obgleich seine Vorlesungen sich unausgesetzt
großen beifalls zu erfreuen hatten — unter andern war in den
letzten jähren seiner thätigkeit als docent Theodor Bergk sein
526 Kleine philologische zeitung. Nr. 10.
eifriger zuhörer — legte er doch schon 1833 dies amt nieder, um
sich einer seinen neigungen mehr entsprechenden schriftstellerei un-
gestörter widmen zu können. Was er durch diese den griechischen
Schriftstellern, namentlich den dramatikern genützt hat, bedarf
an diesem orte keiner erörterung ; besaß er doch eine seltene
kenntniß der griechischen spräche jeder periode : auch seine aus-
gaben griechischer prosaiker der verschiedensten zeiten , vor al-
lem aber die mit dem bruder durchgeführte bearbeitung des
Thesaurus linguae graecae von H. Stephanus liefern davon die
glänzendsten beweise. Nahmen diese leistungen auch viele zeit
und mühe in ansprach , eine ungemeine arbeitskraft gestattete
ihm auch auf andern gebieten bedeutend zu sein : Dindorf ward
in Leipzig — und das will doch etwas sagen — als trefflicher
geschäftsmann geschätzt und war in gesellschaften für eisenbahn-
bauten und dergleichen als einsichtsvolles mitglied stets gesucht
und von einfluß : die erwerbung eines bedeutenden Vermögens
war die folge dieser so mannichlältigen rastlosen thätigkeit. Dies
alles hinderte aber den von krankheit nie heimgesuchten nicht
zeit auch für geselligkeit und Umgang mit freunden zu finden :
zwar unzugänglich größern und üppigen gastereien sah er gern
einzelne freunde bei sich oder verkehrte in kleineren kreisen
bei andern wie noch in spätem jähren bei Fr. Ritschi. Zur
richtigen Würdigung dieses so arbeitsvollen lebens gehören aber
auch die harten schicksalsschläge und prüfungen , von denen es
betroffen : Dindorf war zuerst glücklich verheirathet mit der
tochter Gr. H. Schäfers : er verlor sie früh und eben so die von
dieser ihm geborne innig geliebte tochter : eine zweite ehe gab
ihm ersatz und sein leben floß nur durch verschiedene einzelne
reisen namentlich nach England ab und an unterbrochen einfach
und still dahin, bis der 1871 erfolgte tod des bruders eine nie
verharschte wunde schlug: nicht lange darauf scheint der sonst
so vorsichtige mann in gewagte Unternehmungen sich eingelassen zu
haben, die 1878 mit dem Verluste seines Vermögens endeten, ja ihn
sogar seiner bibliothek beraubten : man darf wohl annehmen, daß
diese umstände auf die letzten wissenschaftlichen arbeiten Din-
dorfs einen nachtheiligen einfluß ausgeübt haben: die ausgäbe
der scholien zur Ilias entspricht den früheren leistungen nicht.
Aber dem sei wie ihm wolle, so lange die classische philologie
geachtet sein wird, so lange wird auch W. Dindorfs name ein
geachteter sein. — E. v. L.
Zürich, 2. ang. Heute ward hier das 50jährige Jubiläum
unserer Universität gefeiert. Dazu vrgl. G. von Wyst, die hoch-
schule Zürich in den jähren 1833—1883, kl.-fol. , Zürich, bei
Meyer und Zeller.
In dem buche von Fr. v. Hoffnaas „Jenseits des Brenner"
wird das Museo civico in Bologna beschrieben, in dem sich viele
alterthümer befinden.
Nr. 10. Kleine philologische zeitung. 527
Einige Schriften über die ältesten sitze und Wanderungen
der Kelten und deren verhältniß zu den Galliern werden in
der Allg. ztg. beil. zu nr. 228 besprochen.
In London ist im Brittischen museum zur Lutherfeier eine
Sammlung von Luther-reliquien ausgestellt, welche handschriftli-
ches von Luther und manches auf die reformation bezügliche enthält.
Ueber den streit, in den Humann wegen Überführung eines
von ihm in Saldja Guszi entdeckten und angekauften monuments
(basreliefs) aus vorassyrischer periode nach Berlin mit dem cu-
rator des museum von Konstantinopel gerathen , giebt näheres
Allg. ztg. nr. 230 : damit sind die mittheilungen ebendas. nr. 250
zu verbinden, nach denen das relief an Humann noch nicht aus-
geliefert worden : bei dieser gelegenheit werden auch noch andre
interessante fundobjecte erwähnt, die in neuerer zeit in Konstan-
tinopel eingetroffen sind.
Athen, 19. aug. Ausgrabungen auf Delos , von der franzö-
sischen schule unternommen, haben zur entdeckung eines theaters
geführt, ebenso zu der eines privathauses, in dessen hof ein
prachtvolles mosaik blosgelegt ist. Weitere ausgrabungen dürf-
ten zur entdeckung eines bezirks der altstadt führen.
Ueber die entdeckung antiker gewandstoffe in Egypten von
Theodor Graf, gegenwärtig besitzer eines haudlungshauses in Wien,
giebt äußerst lehrreiche auskunft Georg Ebers in der Allg. ztg.
beil. zu nr. 234. Dazu vgl. Philol. XLIII, 1, p. 116flgg.
Das schreiben des pabstes Leo XIII. an drei cardinäle in
betreff der vaticanischen archive bringt in Übersetzung vollstän-
dig Allg. ztg. beil. 1 zu nr. 237 und nr. 238, ein interessantes
aktenstück, in welchem der pabst die neuere geschichtschreibung
und zwar nicht allein die deutsche und protestantische, sondern
auch die italienische und katholische, verdammt, dann aber ver-
langt, daß geschichte und philosophie der geschichte nach Vor-
gang von Baronius und allenfalls von Muratori im sinne des hei-
ligen Augustinus zum frommen und nutzen der päbstlichen lei-
tung der kirche solle geschrieben werden, so daß die Verdienste
derselben um Staat und Wissenschaft , die wohlthaten , die sie
diesen erwiesen, in klares und wahres licht gestellt würden:
dabei wird auch ab und an auf die jetzt herrschende Verkom-
menheit der politischen zustände Italiens ein blick geworfen.
Unter der Überschrift „Orvieto" geht ein aufsatz von Th. F.
auf die an der stelle dieser Stadt gelegenen alt - etruskischen
Städte Velsina , Volsinii , Volsena und ihre ruinen näher ein in
der Allg. ztg. nr. 238, beil. zu nr. 239: sehr beachtenswerth.
London, 21. aug. Die vom antiquar Shapira aus Jerusalem
nach London gebrachten auf ziegenfelle geschriebenen angeblich
uralten manuscripte sind von englischen gelehrten als fälschungen
erkannt worden ; es berichtet darüber auch Allg. ztg. nr. 238. 245.
Vgl. auch PhAnz- VII, 7, p. 344. VIII, 1, p 58. 3, p. 175.
528 Auszüge aus Zeitschriften. Nr. 10.
Nachrichten über neue ausgrabungen in Rom auf dem forum
melden die auffindung und feststellung des templum sacrae urbis,
worüber ausführlich AUg, ztg. beil. zu nr. 249 berichtet.
Interessante mittheilungen über Karl August von Weimar
und Knebel, den Übersetzer des Lucrez, giebt Allg. ztg. beil.
zu nr. 251.
Um die mitte Septembers ist in Nordtirol eine grabstätte
alter zeit entdeckt, in der sich auch eine römische kupfermünze
fand: nähere auskunft steht zu erwarten: s. Allg. ztg. nr. 264.
München, 21. sept. Heute starb hier C. Bursian: einen ne-
krolog widmet ihm Baumeister in Allg. ztg. beil. zu nr. 275.
Die Allgem. ztg. bringt in ihrer beil. zu nr. 267 einmal
wieder einen artikel die überbürdung der seh ü ler betref-
fend, einen gegenständ, den man doch endlich ruhen lassen sollte,
da die bis zum Überdruß gepflogenen Verhandlungen alle Unter-
richtsanstalten beachtet haben und beachten. Das wahre und
sehr einfache will man nur nicht sehen. Wer dem Staat und
der menschheit tüchtig nützen will — und das soll jeder wollen
— muß viel und tüchtig lernen : wer viel lernen will, muß aber
viel, sehr viel arbeiten: viele und tüchtige arbeit schadet dem
körper weder in der Jugend noch später etwas. Dagegen muß
schon die Jugend so zur arbeit angeleitet werden , daß die lust
zur arbeit und der wahre Wissensdurst mehr und mehr wächst,
während auf der schule und auf der Universität nur gearbeitet
wird mit hoffnung auf erlösung von der arbeit : daraus erwach-
sen dann die oben p. 522 beklagten zustände. — E. v. L.
Die enthüllungsfeier des nationaldenkmals auf dem Nieder-
walde am 28. September wird vom hauptmann Zernin in der
Allg. ztg. beil. zu nr. 268, in nr. 273. beil. zu nr. 275 (vrgl.
auch nr. 278) ausführlich beschrieben.
Eine kurze Übersicht über die in Rom in neuerer zeit aus-
geführten ausgrabungen geben die in der Allg. ztg. beil. zu nr.
274 stehenden „Römischen annalen" : daselbst ist auch die rede
von dem für neuere kunst vom Staate ™ gründenden national-
museum.
Auszüge aus zohsdirifteu.
Hermes. XVIII, 3: E. Maaß , Tibullische sagen, p. 321. — E.
Hiller, die Tibullische elegiensammlung, p. 343. — E. Albrecht, bei-
trage zur texteskritik des Isaios, p. 362. — A. Köhler, bandschriften
römischer mediciner: 1. Pseudoplinii medicina, p. 382, 2. Cassius Felix,
p. 392. — ü. v. Wilamowitz-Möüendorff, Pbaetbon. p. 396. — C. Ro-
bert, die Phaethonsage bei Hesiod, p. 434. — M. Fränkel, die Anti-
dosis, p. 442. — i — Mise eilen; C. Robert, ein antikes numerirungs-
system und die bleitäfelchen von Dodona, p. 466. — K. Zacher, codex
Bononiensis des Aeschylus, p. 472. — R. Förster, zu Acbilleus und
Polyxena, p. 475. — E. Blaß, zu dem papyvusfragment aus Aristo-
teles politie der Athener, p. 478. - E. Maaß, zu S. 342, p. 480.
Nr. 11. November 1883.
Philologischer Anzeiger.
Herausgegeben als ergänzung des Philologus
Ernst von Leutsch.
115. T. Macci Plauti comoediae. Recensuit instrumenta
critico et prolegomenis auxit Fridericus Ritschelius sociis operae
adsumptis Gustavo Loewe, Georgio Goetz, Friderico Schoell.
Tomi II, fasciculus III. Mercator. Separattitel: T. Macci Plauti
Mercator. Recensuit Fridericus Ritschelius. Editio al-
tera a Georgio Goetz recognita. Lipsiae in aedibus B. G.
Teubneri MDCCCLXXXIII. XIII, 124 p. 8.
Von dem ersten stück seiner Plautusausgabe, dem Trinum-
mus , war es Ritschi noch selbst vergönnt , eine zweite ausgäbe
zu veranstalten ; jetzt hat von den erben seines Unternehmens
Götz das letzte , den vor fast dreißig jähren erschienenen Mer-
cator , in einer auf neuen sorgfältigen kollationen beruhenden
bearbeitung herausgegeben. Den Ambrosianus hat Löwe ver-
glichen, der über die beschaffenheit der erhaltenen blätter in der
praefatio bericht erstattet, den Vetus Hinck, den Decurtatus Götz
selbst, den codex Ursini Mau. Der aus der neuen vergleichung
der zweiten handschriftenklasse sich für die feststellung des textes
ergebende gewinn ist freilich kein bedeutender. Zahlreichen
neuen fehlem stehen nur vereinzelte gute lesarten namentlich des
Vetus gegenüber. So hat derselbe 516 wie A das allein richtige quid
nomen, 936 id vor mentitust wie CD, mit denen er auch 555
zwei verse, einen echten und einen unechten, nicht, wie Ritschi
angab , nur einen aus beiden fassungen gemischten giebt ; 41
bestätigt er Pylades vermuthung puerilist meus, 201 das von
Camerarius vermuthete , von Keil und C. F. W. Müller bezwei-
felte oecucurri, 881 Ritschi' s C'aelum ut est. Sehr bedeutend ist da-
gegen der gewinn aus der collation des Ambrosianus, welche sich
Philol. Anz. X11I 35
530 115. Plautus. Nr. 11.
auch auf die von Ritschi nicht eingesehenen blätter mit den versen
356—424. 589—601. 681 — 696 erstreckt hat, auf denen aller-
dings bei ihrer schlechten beschaffenheit nur einzelnes lesbar war.
Nach Lowe's berechnung müssen die zwischen 619 und 681
verlorenen blätter mehr verse enthalten haben, als in den Pala-
tini überliefert sind. Auch nach 687, an einer stelle, wo ge-
wiß niemand etwas vermißt, steht in A noch ein vers, von dem
Löwe leider nur die anfangsbuchstaben lesen konnte. Mehrfach
bestätigt A die lesart der andern handschriften , vgl. 393. 511.
768 (Nisi — Ni). 770. 771, oder die des Vetus gegenüber CD,
vgl. 285. 461. 765, andrerseits auch die von CD gegenüber
B vgl. 312. Auch zahlreiche vermuthungen , namentlich von
Ritschi, haben durch A bestätigung gefunden , wie die von Pi-
storis und Ritschi vorgenommene, von Ussing nicht als probabel
befundene Umstellung von 764 und 765. Außerdem findet sich
in A noch eine Umstellung, die der verse 401 und 402, auf
die wohl niemand gekommen wäre. Verhältnismäßig groß ist
die zahl der zu den schon bekannten hinzutretenden stellen, wo
A einer anderen rezension folgt: 300 benest — bonumst, 301 elo-
qui fideliter - — eloqui si quid velim, 320 atque id vi obtingit deum
— humanuni autem ignoscerest , 553 lucrumst (übrigens schon von
Bergk Z. f. A. W. 1855, p. 225 vermuthet) — lucrost, 767 quia
novisse me negas — quia me non novisse ais ; auch 413. 713. 753
scheint A erheblich im Wortlaut von den Palatinen abzuweichen,
wie 278. 402. 482 in der Wortstellung. Bekanntlich bietet A
in diesem stücke in der Orthographie viel eigenthümliches : zu
den bekannten beispielen kommen jetzt noch eine ganze zahl
neuer hinzu mit ei für i, doppeltem s nach langen vokalen
(aussim, nassum , ussum , vassa, laboriossi, caussa 400, was wohl
nur aus versehen nicht in den text gesetzt ist wie 281 dei-
cito), doppeltem i nach langen vokalen (aiiunt, baiiolare). Frei-
lich sind auch neue fehler dieser handschrift zu tage gekommen;
fraglich scheint jedoch, ob das 543 nach ideo stehende feci bloße
interpolation und nicht eine in den text gezogene Variante zu
ideo ist. Vermißt habe ich 393 die irre ich nicht von Stude-
mund gemachte angäbe , daß A nach poterit räum für die per-
sonenbezeichnung läßt : es gehört also das bestätigende admodum
dem Charinus. 257 könnte es scheinen, als hätte A bloß Rhodo
für ex Rhodo ; mißverständlich ist auch 989 die angäbe EV
Nr. 11. 115. Plautus. 531
Redde D2EZ, om. BCD1: das om. soll sich doch wohl nur auf
die personenbezeichnung beziehen. — Eine weitere werthvolle
Vervollständigung hat der apparat durch die Zusammenstellung
der seit 1854 veröffentlichten kritischen beitrage zu dem stück
erhalten, welche nur weniges vermissen läßt, wie 231 Keller-
hoff's Umstellung haud multo post, 955 Brix' personenvertheilung
I modo ergo. ■ — Cura. — 227 ist zu schreiben noctem hanc — pro-
xumam Bentleius , der indessen diese konjektur selbst wieder ge-
strichen hat; 476 schrieb Lambin Num, nicht Nam, 450 Ussing
Eia, quae mihi somnias?
Der text der Götz'schen recension weicht an einer erheb-
lichen zahl von stellen von dem der Ritschl'schen ausgäbe
ab ; doch ist auch da , wo Ritschl's lesart aufgegeben ist , die-
selbe mit bestimmten ausnahmen (s. praef. XII) in den anmer-
kungen erwähnt, so daß das andenken des meisters in pietätvoll-
ster weise erhalten ist. Auch von der ursprünglichen vorrede
ist der theil herübergenommen, in welchem Eitschl seine ansichten
über die Überarbeitung und lückenhaftigkeit des Stückes darlegt.
Zu einem beträchtlichen theil sind die abweichungen von Ritschi,
auch abgesehen von stellen, wo A hülfe gebracht hat, durch das
zurückgehen auf die Überlieferung veranlaßt. Wir heben 393
und 768 hervor, wo durch annähme einer Unterbrechung die
bandschriftliche lesart ausreichend gerechtfertigt erscheint. Auch
15 und 26 waren die überlieferten lesarten Quos pol ego (Plautus
braucht edepol nicht in Verbindung mit dem relativpronomen)
und stultitiaque adeo (s. Braune, Observationes p. 29) festzuhalten,
mag man über das übrige denken wie man will. Daß 673
Quid onerist? richtig ist, hat Loch durch Asin. 56. Trin. 763
erwiesen. Sollte 615 nicht das Nee der handschriften (Götz mit
Varro Non) zu halten sein? Ebenso steht Men. 687 neque offenbar
für die einfache negation, auch 688 ist das nee nicht wohl anders
aufzufassen ; vgl. noch Vidul. fr. Ambros. III, 34 ed. Stud. Auch
687 darf wohl die überlieferte form Lesbiam nicht angetastet
werden, vgl. Rhodiam Cure. 444 und Bergk zu Simon. Epigr.
119. Ist 906 das orato der handschriften wirklich unhaltbar?
Eutychus will offenbar wünschen, daß Charinus Vernunft annimmt;
derselbe merkt die absieht und antwortet ausweichend: wende
dich um die erfüllung deines Wunsches an die götter; so scheint
das folgende derides? des Eutychus erst recht begründet. Daß
35*
532 115. Plautus. Nr. 11.
366, wo Götz mit CD Meus quidem hie pater est schreibt, viel-
mehr das Meus pater hie quidemst des B (auch A scheint Meus
pater zu haben) richtig ist, glaubt ref. oben (p. 354) erwiesen
zu haben. Auch 929 ist die von derselben handschrift gebotene
Wortfolge Neque edepol volo (Götz mit CD Neque volo edepol) die
regelmäßige. Bei der aufnähme von fremden konjekturen hat
Götz mehrfach auf Ritschl's Vorgänger zurückgegriffen ; die mehr-
zahl gehört der neueren zeit an. Nicht mit allen diesen kon-
jekturen kann sich ref. einverstanden erklären. 730 schreibt
Götz mit Bothe Istaec quidem Mast ; entspricht aber nicht das
überlieferte Istä quidem allein dem Plautinischen gebrauch? Hat
Acidalius den vers Non tu scis quae sit ülaec? — Immo iam scio,
wie es scheint, richtig hinter diesen gestellt, so würde in den
Zusammenhang ganz gut etwa folgende ergänzung passen : Istä
quidem Mast — Quae Mast? lila — \jiausc\io h\ercle\ ia\m\. Vers-
schlüsse sind in diesem stücke noch mehrfach verstümmelt, vgl,
922, wo vielleicht ut ob[litus fu]il zu ergänzen ist. Daß Fleck-
eisens ergänzung Hercle qui 436 falsch ist, glaubt ref. noch im-
mer mit recht behaupten zu dürfen ; auf die von ihm Stud.
Plaut, p. 6 vorgeschlagene vermuthung Hercle Munc di[yi] ist jetzt
auch Scholl (praef. XIII) verfallen. Sicher falsch ist auch die
vermuthung desselben 762 [At] ita me amabit Iuppiter; nie wird
diese formel mit at eingeleitet. Ist der hier in der cäsur des
jambischen trimeters in Verbindung mit Personenwechsel über-
lieferte hiatus wirklich zu beseitigen, so muß es auf andere weise
geschehen. Sollte es hinsichtlich der leidigen hiatusfrage nicht
überhaupt gerathen sein , an stellen wo die zulässigkeit des
hiatus fraglich erscheint und weder sinn noch Sprachgebrauch
eine änderung erheischt, etwaige bedenken und vorschlage in
den anmerkungen zu äußern? So würde eine inconsequenz ver-
mieden, wie sie bei Götz mehrfach hervortritt , daß hiate durch
keineswegs sichere änderungen an der einen stelle beseitigt und
anderwärts im texte belassen sind, wo ihre entfernung nicht viel
stärkere mittel erfordert. Zu den stellen, wo der gedankenzu-
sammenhang die beseitigung eines nach der ansieht des ref. sonst
nicht unstatthaften hiatus erfordert, gehört jedenfalls 727 Die
igitur. — Dicam. — Atqui dieundümst tarnen. Götz schreibt At
[pol] qui^ aber Dorippa's worte zeigen, daß ihr mann eine ein-
wendung versucht hat: vielleicht ist mit leichter ergänzung zu
Nr. II. 116. Vergilius. 533
schreiben : Dlcam: \ai~\ . . . vgl. Phorm. 1002. Eigene konjekturen
hat Götz etwa 30 in den text aufgenommen, darunter einige sehr
ansprechende , wie die ergänzungen 709 \Immo\ equidem hercle
und 1024 Haec adeo [addo] ut. Gegen manche glaubt ref. be-
gründete einwendungen erheben zu dürfen. So schreibt Götz
1013 zum theil in anlehnung an Ritschi Vide modo. — Vidi. —
Sat habeo, während die handschriften Video me fide. — Satis habeo
haben. Gegen diese vermuthung spricht u. a. der umstand,
daß die Verderbnis eines v in / und umgekehrt in den hand-
schriften des Plautus und wohl auch sonst zu den größten Sel-
tenheiten gehört. Bei geringer abweichung von der Überlieferung
ergiebt einen ausreichenden sinn : Vide. — Mea fidi. — Satis habeo.
Ref. kann den bericht über diese arbeit nicht schließen,
ohne den dank für diese wertvolle bereicherung der Plautini-
schen literatur und die hoffnung auszusprechen, daß uns Götz
mit seiner in aussieht gestellten ausgäbe des Poenulus recht bald
beschenkt. O. Seyffert.
116. Vergils Eklogen in ihrer strophischen gliederung nach-
gewiesen mit kommentar von W. H. Kolster. Leipzig, druck
und verlag von B. G. Teubner 1882. XIII, 226 p. 8.
Ein viel versprechender titel ! Was 0. Ribbeck, den spuren
G. Hermanns folgend, nachzuweisen gesucht , aber nicht zu all-
gemeiner anerkennung gebracht hat , daß Vergils Eklogen stro-
phisch gegliedert seien , das unternimmt Kolster zur evidenz zu
führen. Ihm scheint es, der nachweis sei bisher nur für die 7.
Ekloge gelungen und nirgends recht fruchtbar gemacht. Rib-
beck habe seinen gedanken nicht für die Interpretation ausge-
beutet, behandle die sache nur als kritiker und nicht ohne Will-
kür, schließe die Strophen, wo der sinn keine interpunktion ge-
statte , und lasse eine Strophe auch mit einem worte über das
versende hinübergreifen. Andrerseits bleibe Ribbeck auf halbem
wege stehen, indem er nicht die ganzen gedichte strophisch glie-
dere, sondern eine zahl von nicht strophischen theilen ausscheide,
den rahmen der dichtung, innerhalb dessen allein die strophische
gliederung stattfinde. Das vorliegende buch hat nun die auf-
gäbe , Ribbecks entdeckung in ihrer bedeutsamkeit zur geltung
zu bringen, die allgemeinheit der strophischen gliederung in Ver-
534 116. Vergilius. Nr. 11.
gils Eklogen darzuthun, kurz die konsequenzen des Ribbeckschen
gedankens zu ziehen.
Ribbeck hat außer den korrespondierenden kola auch grö-
ßere abschnitte bezeichnet, die in responsion stehen. Aber ver-
gebens sucht man bei ihm antwort auf die fragen, warum nicht
auch diese größeren abschnitte unter sich strophisch gegliedert
sind wie die kola? ja ob sie es positiv nicht sind? ob es Stro-
phen gibt, deren kola sich nicht entsprechen ? ob bei Vergil die
responsion antistrophisch oder mehrstrophisch ist? ob hier willkür
herrscht oder gesetz? Kolster getraut sich diese fragen zu be-
antworten ; eine exakte lösung ist in aussieht gestellt. Und man
muß gestehen, daß sie ihm gelungen ist, — wenn man die man-
nigfachen künste für statthaft erachtet, deren er sich für seinen
nachweis bedient.
Betrachten wir gleich die erste Ekloge nach der von Kolster
gefundenen gliederung:
I. Strophe und gegenstrophe : v. 1 — 5 und 6 — 10.
II. „ „ v. 11-18 und 19—26.
III. „ „ v. 27—35 und 40—48.
IV. „ „ v. 36—37 und 38—39.
V. „ „ v. 49—63 und 64—78.
VI. v. 79-83.
Man sieht, das kunststück ist gelungen ; aber unter welchen
Voraussetzungen? Streng hält Kolster an dem satze fest, daß
am Schluß der Strophe vers und sinn sich vereinigen müssen;
das scheint aber auch die einzige feste regel zu sein, sonst ist
beiläufig alles erlaubt. Die Strophen mit ihren gegenstrophen
können von beliebiger länge sein ; in der ersten Ekloge schwankt
die länge zwischen dem minimum von 2 und dem maximum von
15 versen; es gibt aber auch viel längere Strophen (z. b. 5,
20 — 44 und 56 — 80) und andrerseits auch solche, die nur aus
1 vers bestehen (wie 3, 1 und 2). Strophe und gegenstrophe
können durch ein anderes strophenpaar getrennt werden , wie
1,36 — 39; für dieses kommt der name mesodus zur anwendung.
Die trennung der Strophe von ihrer gegenstrophe kann aber
auch durch verse ohne responsion geschehen (z. b 3, 40 — 43).
Sie geschieht ferner dadvirch, daß die gegenstrophen erst auf eine
reihe von Strophen folgen (z. b. 2, 6 — 7; 8 — 11; 12 — 16 und
17—18; 19—22; 23—27). Noch verwickeitere gliederung ist
Nr. 11. 116. Vergilius. 535
möglich: 5,45 — 52; 81 — 84 und 5,53 — 55, 85 — 90 erscheinen
nicht strophenpaare, sondern gruppen von je 3 zusammengehö-
rigen Strophen , aber die theile der gruppen sind getrennt und
trennen wieder zwei andere korrespondierende Strophen (oder
lieder, wie sie der verf. nennt), und zwar so, daß zwischen die-
sen größeren Strophen zwei Strophen der ersten und eine der
zweiten gruppe stehen , hinter der größeren gegenstrophe eine
Strophe der ersten und zwei Strophen der zweiten gruppe folgen.
Wie eine anzahl von versen ohne responsion zwischen den stro-
phischen theilen stehen kann , so kann sie ihnen auch folgen,
wie 1, 79 — 83; sie kann auch vorangehen (z. b. 2, 1 — 5). Es
können innerhalb einer Strophe zwei und mehrere personen reden,
wie 1, 19 — 26; es kann auch die rede der nemlichen person
in mehrere Strophen zerfallen, wie 1, 36 — 39; ebenso kann eine
rede zum theil der einen , zum theil der anderen Strophe , be-
ziehungsweise dem Schlüsse einer gegenstrophe und dem anfang
einer neuen Strophe angehören, wie 1, 46 — 48 und 49 — 58;
Personenwechsel fällt gar nicht in die wagschale. Ferner verse,
deren gegenseitige beziehung aus formellen und inneren gründen
unverkennbar ist, können nach Kolsters theorie von der respon-
sion ausgeschlossen sein ; so gehört der von Menalcas gesprochene
vers 3, 43 necdum Ulis lalra admovi, sed condita servo und die
Wiederholung desselben durch Damoetas v. 47 nicht einer Strophe
und der entsprechenden gegenstrophe an, sondern 47 gehört der
vierten gegenstrophe an , 43 aber einer mesodus , die nicht in
responsion steht. Darüber wird freilich Kolster selbst bedenk-
lich , aber sein bedenken richtet sich nicht gegen seine theorie,
sondern gegen die echtheit des verses , wird jedoch nicht weiter
verfolgt Während ferner Ribbeck gerade die gleichheit der
kola zu erweisen suchte, gibt Kolster diese preis ; er meint, Vergil
gestalte die reihenfolge der kola zwar gerne gleich , aber noth-
wendig sei es nicht; z. b. die fünfte strophe 1, 49 — 63 besteht
aus 2-f 2-4-3-f 3 + 2 -f 3, die gegenstrophe, 1, 64—78 da-
gegen aus 3 — |— 3 — {— 3 — |— 2 — j— 2 — j— 2 versen. Ribbeck wird ge-
tadelt , daß er zwischen strophe und kolon nicht scharf unter-
schieden habe; aber Kolster kommt 2, 8 — 11 selbst in den fall
nicht zu wissen, ob er strophe oder kolon sagen soll. Allein
mit allen diesen mehr oder minder gelinden mittein vermag der
verf. seine theorie noch nicht durchzuführen ; es müssen auch
536 116. Vergilius. Nr. 11.
verse zum opfer fallen, die überliefert sind, und verse in rech-
nung gezogen werden , die in den handschriften leider fehlen.
Natürlich werden für die annähme einer interpolation und einer
lücke innere gründe vorgebracht ; aber wenn der verf. unter
den gründen für die unechtheit von 2, 39 anführt, daß dieser
vers den parallelismus unterbricht, und bei der vertheidigung
der von Eibbeck angefochtenen verse 2, 32 f. auf ihre unent-
behrlichkeit für die angenommene strophische gliederung sich
beruft, so sieht dies einem circulus vitiosus in der beweisführung
nicht unähnlich. Bei der gestellten aufgäbe , die strophische
gliederung der Eklogen nachzuweisen , wäre es einzig richtig,
in dem gelieferten nachweise der echtheit oder unechtheit frag-
würdiger verse ein beweismoment für die strophische gliederung
zu suchen. Der verf aber dreht die sache einfach um und im
Schlußwort seines kommentars zur zweiten Ekloge rühmt er sei-
nem sogenannten princip ausdrücklich nach, es habe einen neuen
beweis ergeben für den ausfall eines verses und ein mittel zur
vertheidigung zweier angezweifelten verse. Einem verfahren,
das so wenig verlegen in der wähl der mittel ist, vermögen die
Eklogen keinen widerstand zu leisten. Mit diesen mittein wird
es leicht gelingen, noch manche andere dichtung in sogenannte
Strophen zu zerschneiden.
Der verf. selbst glaubt an sein princip. Auf eine Überra-
schung des lesers durch wenige kühne züge, die den gegner
zur ergebung ohne besinnen zwingen, hat er es nicht abgesehen.
Breit ist seine beweisführung angelegt, in behaglicher breite wird
sie durchgeführt. Wiederholungen werden nicht gescheut; ge-
sprächiger, ja redseliger Vortrag ist, wie es scheint, dem verf.
natürlich. Sein familiärer ton vermeidet nicht leere Wendungen
(z. b. öfter „bis so und so weit"), nicht lange ketten von rela-
tivsätzen , nicht einförmigkeit des ausdrucks. Um wenigstens
hiefür ein beispiel, und zwar gleich das erste beste zu nehmen,
p. III f. lesen wir, daß der stürm der zeit dem dichter den be-
rather zuführte, der ihn dem zuge der zeit entzog und den
eigenthümlichen z u g seiner natur pflegte , wodurch er zur be-
trachtung der natur sich hingezogen fühlte ; dann daß Pollio
es war, der ihn in den kreis, den er am sich bildete, hinein zog
und in ihm eins der ersten mitglieder des sich nunmehr bilden-
den dichterkreises heran zog. Auch an Unklarheit des ausdrucks
Nr. 11. 116 Vergilius. 537
leidet bisweilen die darstellung des verf. ; z. b. in der erläute-
rung zu 3, 74 f. : „Nur der mund des geliebten versichert ihn
seiner liebe — er nennt es in schöner litotes animo non spernis
me; — aber deine that geht damit nicht hand in hand; an-
statt an seinem munde zu hängen und den augenblick des bei-
sammenseins auszubeuten, fröhnst du seiner jagdlust und beutest
für sie des geliebten hülfe aus, läßt mich fern bei den jäger-
netzen stehen". Auffällige Schreibfehler sind nicht ganz verein-
zelt, druckfehler häufiger, auch in citaten. Die citierweise des
verfs. erscheint überhaupt da und dort eigenartig. Unschädlich
ist es, wenn z. b. p. 80 Fischers Römische Zeittafeln als „Rö-
mische geschichtstabellen" citiert werden oder wenn bei anfüh-
rung der Jahrb. f. philol. u. pädagogik auch der band des Jahrgangs
citiert wird , in welchem nichts einschlagendes steht ; unange-
nehmer berührt p. 12 „Nemesian in seinem Cynegetikon". P. 128
bezieht sich der verf. auf eine in zwei theilen erschienene ab-
handlung von Völter [so!] über Cornelius Gallus Bonn 1840
und Elberfeld 1844; p. 196 gesteht er, daß ihm von Völkers
[diesmal richtig!] beiden abhandlungen nur die erste zugänglich
gewesen ist. Es wäre übrigens kaum zutreffend , daraus zu
schließen, daß der verf. auf litteratur verweise, die er nicht kennt ;
sonst würde er wohl häufiger auf die hauptschriften , statt auf
popularisierende oder Sammelwerke sich berufen. In der that
scheint der verf. mehr, als wünschenswerth ist, aus zweiter hand
geschöpft zu haben, trägt auch , was er da gefunden , treulich
vor, wobei er manchmal vergißt, daß der leser, der sich an ein
vierzehn bogen starkes buch über die Vergilischen Eklogen wagt,
nicht auf dem Standpunkte des sekundaners stehen dürfte. So
wird man eine erklärung der manumissio unter berufung auf den
artikel in Paulys Realencyklopädie hier nicht erwarten. Dagegen
vermißt man im kommentar nicht selten umfassende kenntnis
der zur erläuterung des einzelnen dienlichen litteratur; z. b.
was zu 3, 70 f. silvestri ex arbore leeta aurea mala p. 45 über
citronen und orangen gesagt ist, zeugt dafür, daß dem verf, die
instruktiven mittheilungen von Hehn , Culturpflanzen und haus-
thiere 2. aufl. p. 386 ff. unbekannt waren Im kommentar zu
Ekloge 2 — 5 findet sich keine hindeutung auf die originellen
erklärungsversuche von Changuion, Virgil aud Pollio , die im
Philol. anz. IX, 50 f. kurz besprochen sind. Aber auch in der
538 116. Vergilius Nr. 11.
kenntnis der Vergillitteratur im engsten sinne zeigen sich be-
deutende lücken, die sich nicht aus etwaiger enthaltsamkeit des
verfs. im citieren erklären. Wenn z. b. die erläuterungen von
Leutsch zu Ekloge VI — X nicht genügend beachtet sind, so darf
man wenigstens zweifeln , ob der verf. sie gekannt hat. Wenn
aber wiederholt Kappes als autorität für irgend eine bemerkung
angeführt wird , die dieser gelehrte einem Vorgänger verdankt,
so muß der verf. in den betreffenden fällen unterlassen haben,
jene Vorgänger zu befragen. Selbst die vierte aufläge der sam-
melausgabe Forbigers ist wenigstens nicht ausgenutzt.
Eine vollständige und allseitige erklärung erwarten wir in
dem vorliegenden kommentar nicht. Augenscheinlich soll dieser
neben der darlegung der strophischen gliederung nur anregungen
und ausführungen über solche punkte geben , die von den aus-
lege™ weniger betont oder nicht in dem erwünschten sinne be-
handelt sind. Dem kommentar zu jeder Ekloge ist der text
derselben vorangestellt, nach Ribbeck mit wenigen unerheblichen
abweichüngen konstituiert, mit übersichtlicher angäbe der von
diesem herausgeber und der vom verf. gefundenen gliederung.
Eine einleitung zum ganzen ist nicht gegeben , wird auch nicht
entbehrt. Nach einer andeutung des ausführlichen Vorwortes
p. XIII hatte der verf. an eine biographie des dichters zur Orien-
tierung gedacht ; es war eine richtige erwägung, die ausführung
zu unterlassen. Die chronologischen und litterarhistorischen fra-
gen sind im kommentar nur gelegentlich, aber auf überschauliche
weise behandelt. Die von Eibbeck mehrfach abweichende ansieht
des verfs. über die Zeitfolge und ursprüngliche anordnung der
Eklogen wird p. 75 kurz zusammengefaßt. Damit steht aber
das resums* p. 92 theilweise im Widerspruch. Die auffassung
der litteraturbewegung weckt manche bedenken. So steht p. V :
„aber schon pochten die Vorläufer einer neuen zeit , Catull und
Cornelius Gallus , an die thür . . . Ihre freunde und begünstiger
fanden sie [auch Catull ?] unter den machthabern und ihren freun-
den , namentlich Pollio und Mäcenas , Messala und Octavian."
Vielleicht mag hier der fehler nur in der darstellung liegen.
Aber Pollios richtung scheint doch nicht treffend aufgefaßt zu
sein, wenn zu 3, 86 Pollio et ipse facit novacarminenp. 49 bemerkt
wird, daß „man zweifelhaft sein kann, ob die novo, carmina uns
auch hier auf die . . neue richtung hinweisen, die, nach dem
Nr. 11. 116. Vergilius. 539
muster des griechischen gebildet, das formlose abweisen will und
nach reinheit und eleganz der spräche strebt, griechische regel-
richtigkeit, anmuth und Schönheit zu ihrem ziele macht, oder ob
in Pollios litterarischer thätigkeit zwei perioden sollen bezeichnet
werden und gesagt sein, daß er ein streben in früheren jugend-
lichen jahren wieder aufgenommen habe". Der verf. fügt hinzu:
„es verschlägt nicht viel, für welche ansieht man sich entschei-
det". Allerdings; denn es läßt sich keine von beiden begründen.
Was wir aus Ecl. 8, 10, aus Hör. Od. II, 1, 9 und Sat. I, 10,
42, aus Tac. Dial. 21, 30 entnehmen können, weist bestimmt
auf archaistische tragödien hin. — Wenn der verf. ferner p. IV
schreibt: „was Vergil bis dahin [d. h. vor den Eklogen] ge-
dichtet , fragen wir vergebens , aber schwerlich wird es dem In-
halt des Culex fern gelegen haben , dichtungen mythologischen
inhalts in anlehnung an die Alexandriner", so vergißt der-
selbe das auch sonst bestätigte zeugnis des Donatus Verg. Vit.
p. 58, 21 (Reifferscheid) mox cum res Romanas inchoasset, offensus
materia ad bueolica transiit. — Von der Metamorphosendichtung
weiß man doch etwas mehr, als der verf. zu 6, 31 ff. verräth
und in seiner Schlußbemerkung p. 140 andeutet. — Im kom-
mentar zu der Metamorphosenskizze in der 6. Ekloge und zur
Schilderung des neuen goldenen Zeitalters in der 4. Ekloge macht
sich der mangel ausgedehnter lektüre der römischen dichter be-
sonders fühlbar. Auch die nachahmer Vergils mußte der verf.
weit mehr für seine erklärung heranziehen, nicht um diese zu er-
weitern, wohl aber um sie zu präcisieren und zu berichtigen. Auf
Theokrit wird immer wieder hingewiesen ; auf das fehlen seiner
spuren in der 4. 6. und 10. Ekloge fmit ausnähme des anfangs)
wird gewicht gelegt. Bekanntlich versuchte Schaper besonders
aus metrischen eigenthümlichkeiten zu erweisen, daß die drei soeben
bezeichneten Eklogen, welche eigentlich keine bueolica sind, einer
späteren zeit als die sieben übrigen angehören. Wenn hiegegen
der verf. die auffallenden unterschiede daraus erklären will, daß
Vergil in den drei fraglichen Eklogen statt des Theokrit einen
anderen dichter nachgeahmt habe , so scheint er uns so wenig
als Schaper seine ansieht zur evidenz zu bringen. Die einwen-
dungen des verfs. aber empfehlen wir der beachtung um so
mehr, da wir über diese Streitfrage hier nicht verhandeln wollen.
Auf metrische specialitäten läßt sich der verf. nicht ein. Daß
540 116. Vergilius. Nr. 11.
diesem gebiete seine Vorliebe nicht zugewandt ist, dafür fehlt es
nicht an deutlichen zeichen. Zwar versucht er an stellen, wo
ihm ein vers ausgefallen zu sein scheint, eine beiläufige nach-
dichtung ; aber er geräth in konflikt mit der prosodie, wenn er
zwischen 10, 39 und 40 den angeblichen vers zu ergänzen wagt:
quanta tunc forem felicitate[l] beatusl Und der metrik thut er
gewalt an, wenn er Vergils et longum „formose, vale vale", inquit,
„Iolla" 3, 79 p. 47 durch den lückenhaften hexameter über-
setzt: „langsam sprach sie: valet, valet denn, o hänschen".
Ein seltsames mißverständnis führt den verf. zu einer neuen
auffassung der vielfach gedeuteten 4. Ekloge. Was sich die
gelehrten „träumen" ließen von dem neugebornen söhne des
Pollio, von einem erwarteten söhne des Octavian oder gar von
Bacchus, verwirft der verf. und bezeichnet p. 60 als den besun-
genen den frieden zu Brundisium. „Auf die zeit der perturbatio
omnium rerum folgt endlich einmal eine zeit der Ordnung. Diese
Ordnung selbst ist der erwartete knabe". In solcher Interpre-
tation des begriffes ordo läßt sich der verf. nicht stören ; obwohl
ihn die betrachtung des Zusammenhangs auf die richtige auffas-
sung hindrängt, kehrt er doch zu seiner mißdeutung zurück.
Wenn der verf. p. 61 „die Ordnung der dinge von vorn be-
ginnen" läßt, so glaubt man ihn jetzt auf dem rechten wege zu
finden, aber nur um alsbald zu gewahren, wie er auf seinen irr-
gang wieder einlenkt mit der äußerung p. 62 , daß sich „die
Ordnung aus dem schrecklichen gewirre erheben werde". Tref-
fende schärfe in der worterklärung wird überhaupt nicht selten
vermißt; so sucht der verf. in summittite 1, 45 der präposition.
„die bedeutung des verdeckten, beherrschten, sicher vermittelten"
zu vindicieren ; befriedigender wäre es, wenn er statt der drei-
fachen möglichen bedeutung nur eine treffende zu finden lehrte.
Zur erklärung von protenus 1,13 werden beispiele nach der ver-
alteten weise gehäuft, ohne daß perioden oder stilgattungen un-
terschieden sind , daher ohne wissenschaftlichen gewinn. Um
Servius, auf welchen der kommentar mit recht sorgfältig rück-
sicht nimmt, in der auffassung von tantum 2, 3 im sinne von
tantum modo zu bekämpfen, fragt der verf. : „was könnte in das
einfache tantum diesen begriff der beschränkung hineintragen?"
Aber der begriff liegt natürlich darin , denn omnis determinaiio
est negatio. Und um nur eines der vom verf. hier zusammen-
Nr. 11. 116. Vergilius. 541
gewürfelten beispiele herauszugreifen, Cic. p. Mur. 37, 78 er-
klärt Halm tantum dicam ganz richtig durch „nur so viel".
Ein ander mal läßt es der verf. an belegen fehlen , wie wenn
er zu 3, 68 anmerkt: „parta ist nicht = parata; das hieße,
ich habe sie schon im hause , doch das ist nicht der fall , aber
er hat sie gewählt und weiß sie zu gewinnen , wann es sein
soll". Den allgemeinen satz kann man ohne weiteres zugeben,
wiewohl ein schlagendes beispiel nicht überflüssig wäre ; die an-
wendung auf die vorliegende stelle aber bedarf gar sehr eines
überzeugenden beleges. Allzu scharf scheidet der verf. in der
note zu 3, 91 iungat volpes: „ich dächte nicht currui , dazu ist
der fuchs zu klein, sondern iugo connectat [!]". Aber wozu wer-
den denn thiere gejocht, wenn nicht zum ziehen? Ist etwa 8,
27, worauf der verf. hinweist, iungentur iam grypes equis nicht
ebenso zu verstehen? — Wir beschränken uns, an diese wenigen
stellen , die .ins den ersten Seiten herausgegriffen sind , zu erin-
nern, obschon wir eine längere reihe anführen könnten, wo dem
verf. die richtige Worterklärung nicht geglückt sein dürfte. Ab
und zu einmal wird auch nicht ausgelegt, sondern untergelegt.
Nur ein beispiel ! 2, 39 sagt Damötas von seiner fistula zu Co-
rydon : te nunc habet isla secundum. Dazu bemerkt der verf. :
„habere heißt auch für etwas halten. Damötas personificiert die
flöte, legt ihr ein eigenes urtheil bei, daß Corydon, so lang Da-
mötas lebe, der zweite sänger sei . . ."
Nicht glücklicher ist zuweilen die grammatische erläuterung.
Zum mindesten ein unangenehmer Schreibfehler liegt p. 161 vor:
„Stella nascitur ist sonst kein gewöhnlicher ausdruck, weicht wohl
nicht bloß dem metrisch und phonetisch unbequemen orere [!] aus."
Aber Verwirrung stört das über 2, 2 nee quid (oder quod) spe-
raret habebat gesagte. Der verf. exemplificiert : ,,non habeo, quid
faciam, ich weiß nicht, was ich thun soll"; dann folgt die appli-
kation ■ „Corydon begriff nicht , was er hoffe". Es müßte kon-
sequent heißen : was er hoffen solle ; wie völlig sich aber da-
durch der sinn der stelle ändert, bedarf keiner erörterung. —
2, 1 Corydon ardebat Alexim erklärt der verf. : ,,er beglühte den
Alexis = suchte ihn durch die glut seiner liebe zu gewinnen"
und fügt die unbrauchbare bemerkung bei: „nur Calpurnius
Ekloge VII hat ihm darin zu folgen gewagt." Sein citat hat
der verf. offenbar nicht nachgeschlagen : darüber ist kein wort
542 116. Vergilius. Nr. 11.
zu verlieren. Daß der transitive gebrauch von ardere einfacher
zu erklären ist, lehrt Kühner, Ausführl. gramm. II, 195, wo auch
die parallele bei Hör. Od. IV, 9, 13 arsit adulteri crines ange-
führt wird. Wenn der verf. etwa mit Nauck u. a. diese anders
deuten will , so wäre doch ausdrückliche ablehnung geboten.
Von Gell. VI, 8, 3 (delphini) pueros . . arserunt war wohl auch
zu reden. Und die analogie von Prop. I, 13, 23 flagrans amor
Herculis Heben, auf die sowohl Kühner a. a. o. als die ausleger
verweisen, kann nicht bestritten werden. — Auch den anderen
„sprachlichen neuerungen" Vergils geht der verf. aufmerksam
nach. 2, 72 mollique paras detexere iunco wagt er die gleichung :
aliquid molli iunco detexere = de molli iunco texere; das compo-
situm ist aber nicht anders gebraucht als Tibull. II, 3, 15
fiscella levi detextast vimine iunci. — Unter die sprachlichen neue-
rungen zählt der verf. auch 3, 94, wo er die gleichung gibt:
parcite . . procedere = parce procedite. Aber hier irrt der verf.
zweimal; denn was er als neuerung Vergils bezeichnet, erscheint
bereits bei Plaut. Pers. II, 5, 11 und Ter. Hec. III, 1, 2; und
was er als den sinn der Verbindung angibt , erweist sich schon
durch das dabei stehende nimium als unmöglich. Es genügt,
wieder auf Kühner II, 156 zu verweisen. — 3, 1 cuium pecus?
rechnet der verf. p. 55 gleichfalls zu den neuerungen Vergils,
aber p. 36 hat er es selbst als archaismus prädiciert unter hin-
weisung auf Ter. Eun. II, 3, 29 [30]. Mehr beispiele gibt
Neue, Formenlehre II, 234 f. — 3, 109 quisquis versteht der
verf. richtig im sinne von quisque und nennt den gebrauch eine
neuerung, indem er sich von Heynes ausspruch quisquis relativam
vim habet nee absolute poni potest imponieren läßt. Siehe aber
Neue II, 249 f. (und Madvig zu Cic. de fin. V, 9, 24). — „Die
mehr als kühne neuerung des verdoppelten atque statt et, et",
welche der verf. zu 5, 22 hervorhebt, wird durch Wagners ein-
fache erklärung beseitigt. Siehe auch Kühner II, 651.
Wir halten nach diesen proben hier inne , indem wir un-
sere bedenken gegen die vom verf. vorgetragene auffassung des
Zusammenhangs unterdrücken. Eine Verständigung wäre ohne
weitläufige erörterungen nicht möglich und bei dem principiellen
gegensatze überhaupt nicht wahrscheinlich. Den verf. erfüllt
das bewußtsein der eminenten bedeutung, welche die entdeckung
der strophischen gliederung für die Interpretation haben soll,
Nr. 11. 117. Iulius Caesar. 543
indem sie den Schwerpunkt der gedanken finden, das gesetzmä-
ßige der gedankenfolge erkennen, die knappheit des ausdrucks
verstehen lehre (p. X). Wir glauben aus seinem buche zu er-
sehen, daß die künstlich hergestellte gliederung der Eklogen zu
künstlichen deutungen verlockt und die Unbefangenheit in der an-
wendung der einfachen interpretationsgesetze stört. Die von uns
hier mitgetheilten beobachtungen wurden sogleich oder im wei-
teren fortgange unserer besprechung durch theils ausgewählte theils
beliebig herausgegriffene beispiele belegt. Wenn wir dabei aus-
gesprochen haben , daß uns der versuchte nachweis jener glie-
derung mißlungen erscheint, und wenn wir nicht verhehlen, daß
der breite und bunte kommeutar auch in der oben angedeuteten
beschränkung, deren berechtigung wir anerkennen , den wissen-
schaftlichen forderungen nicht genügt, so kann dieses urtheil
vielleicht irrig , aber sicher nicht leichtfertig genannt werden.
Gewiß werden die leser manche anregungen aus dem mit seltener
rüstigkeit und unverkennbarer liebe geschriebenen buche des ehr-
würdigen Verfassers schöpfen; aber die hoffnung, welche der verf.
p. X ausdrückt, daß durch seine arbeit das urtheil über Vergil
wesentlich modificiert werde , — diese hoffnung bleibt wohl un-
erfüllt.
117. C. Iulii Caesaris commentarii de Bello Gallico. Für
den schulgebrauch erklärt von dr. Albert Doberenz. Achte
aufl. besorgt von dr. G. Bernhard Dinter. Leipzig, B. G.
Teubner 1882. gr. 8. XIV, 386 p. mit einer karte.
Bernhard Dinter , der bisher schon die kritische textaus-
gabe der kommentarien Cäsars und seiner fortsetzer für den
Teubner'schen verlag besorgte, hat nun auch die neuherausgabe
der im gleichen verlag erscheinenden verdienstvollen Schulaus-
gabe des BGallicum von Doberenz übernommen. Wir finden,
daß das buch unter seinen bänden beträchtlich an werth ge-
wonnen hat Das anmerkungsmaterial ist um 50 druckseiten
erweitert, eine Vermehrung, die besonders dem ersten, grundle-
genden , und dem achten , bisher ungebührlich vernachlässigten,
buche zu gute kommt. (So ist cap. 25 und 26 in der siebten
aufläge mit kaum 5 zeilen abgethan, jetzt erhalten sie 29). Auf
jeder seite findet man zusätze oder bessernde änderungen, öfters
sind die letzteren rein formell und verrathen Dinters streben,
544 117. Iulius Caesar. Nr. 11.
dem buche mehr und mehr seinen individuellen charakter auf-
zuprägen.
Bedeutungsvoller noch als die thatsache dieser Vermehrung
und Verbesserung des buches ist die tendenz, von welcher der
herausgeber der neuen aufläge ausging. Doberenz hatte ledig-
lich das interesse des schülers im äuge gehabt, Dinter will „eine
Schulausgabe herstellen, die auch den bedürfnissen der erwach-
senen einigermaßen gerecht wird", und zwar will er in letzterer
beziehung später noch weiter gehen. Wir glauben, daß dieje-
nige Schulausgabe die beste ist , welche dem schüler (hier =
tertianer) gerade das bietet, was er braucht, nicht weniger, aber
auch nicht mehr. Daß unser buch gar manches bringt und
bringen will, was über die bedürfnisse des schülers hinausgeht,
gesteht Dinter selbst zu. Es ist uns also zweifelhaft, ob ein
fortschreiten in der bezeichneten richtung die Verbreitung des
buches unter den schul ern befördern wird, falls Dinter sich
nicht entschließt , alles weitergehende in einem anhang zusam-
menzustellen oder aber eine doppelte ausgäbe des buches zu
veranstalten ; dagegen wird das buch unter den „erwachsenen"
um so mehr freunde gewinnen müssen , je mehr es deren inter-
essen berücksichtigt. Fehlt es uns ja doch immer noch an einer
Cäsarausgabe, die einen eingehenden und besonders alle sprach-
lichen erscheinungen genügend beleuchtenden kommentar böte.
Dank verdient in dieser beziehung Dinters streben, im einzelnen
genau zu konstatieren , wie Cäsar irgend ein wort oder einen
ausdruck sonst gebraucht resp. ersetzt , oder wie sich andere
Schriftsteller besonders Cicero im gleichen falle verhalten. Es könnte
hierin noch viel weiter gegangen werden ; zu buch VIII wäre
der gebrauch des BAlexandrinum noch öfter heranzuziehen.
Die textveränderungen sind p. 384 — 85 zusammengestellt.
Dieselben betreffen zu einem nicht geringen theil die Orthogra-
phie. Wir meinen der herausgeber sollte in diesem punkte in
seiner „Schulausgabe" recht vorsichtig sein , und der zufälligen
Überlieferung keine beachtung schenken. So wäre wohl die än-
derung von vinculum I, 4, 1 in vinclum besser unterblieben, umso-
mehr als der Romanus das erstere hat. Dem schüler ist mit
solchen dingen nichts genützt, der Wissenschaft aber auch nicht,
wenigstens so lange die maßgebenden handschriften nicht alle
ganz genau bekannt sind. Eine reihe von Wörtern finden wir
Nr. 11. 118. Iulius Caesar. 545
nun mit klammer in den text aufgenommen, die Doberenz weg-
gelassen hatte, auch sonst etliche mit diesen zeichen versehen,
die letzterer nicht beanstandet hatte. Es fällt uns auf, daß I,
42,6 das neu aufgenommene ei nicht auch eingeklammert wird.
Druckfehler sind uns in geringer zahl aufgestoßen. — Wir
wünschen der neuen aufläge, die, wie gesagt, ganz bedeutende
fortschritte gegen ihre Vorgänger aufzuweisen hat , eine recht
allgemeine Verbreitung. Heinrich Schiller.
118. Dr. Gustav Braumann, die principes der Gallier
und Germanen bei Cäsar und Tacitus. Programm des könig-
lichen Friedrich- Wilhelms-gymn. zu Berlin. Ostern 1883. 4. 44 p.
Der Verfasser giebt auf den ersten zehn quartseiten eine
vollständige naturgeschichte des Wortes princeps, seine Zusammen-
setzung und etymologie besprechend, seine örtliche, zeitliche und
den rang bezeichnende bedeutung ausführend und seine Verbin-
dung mit andern ausdrücken , seine gleichstellung mit andern
Wörtern an zahlreichen beispielen erläuternd. Dadurch kommt
er denn zu dem schluß, daß bei Cäsar und Tacitus, auf Gallier
wie auf Germanen angewendet, princeps keinerlei amtliche Stel-
lung ausdrückt , sondern nur mit nobilis etwa gleichbedeutend
und ganz so , wie von späteren Schriftstellern , von Livius an,
proceres und primores , gebraucht wird; er zeigt an den stellen
Cäsars , welchen einfluß die principes dennoch , ohne eigentliche
amtsbefugnisse , bei den gallischen und germanischen Völker-
schaften besaßen; er untersucht ferner die Stellung des senats
bei diesen und führt die sehr plausible ansieht durch, daß er
aus den delegirten der pagi bestanden habe. Die abhandlung
ist eben so gründlich wie lehrreich. Ich möchte nur einen ein-
zigen einwand gegen eine im vorübergehen gemachte äußerung
(p. 20) erheben; es scheint mir nicht annehmbar, daß der stand
der nobiles oder equites bei den Galliern durchweg sich der herr-
schaft der Eömer widersetzt, die plebes also etwa sich ihr ange-
schlossen habe; in den meisten fällen (1,18, 1,31, V, 56 u.s.w.)
fand gerade das gegentheil statt, allerdings immer so, daß ir-
gend ein princeps an der spitze der demokratischen partei stand ;
und nur im siebenten kriegsjahre machten der ritterstand und der
große häufe, sonst meistentheils entzweit, ganz so wie die früher im
gegensatz zu einander stehenden völkergruppirungen , gemein-
Philol. Anz. XIII. 36
546 119. Tacitus. Nr. 11.
schaftliche sache, um das joch der fremdherrschaft abzuschütteln.
— Es hätte übrigens noch erwähnt werden können , daß , wie
aus der namensaufschrift vieler gallischer münzen hervorgeht,
das münzrecht nicht von der ausübung einer fürstlichen herr-
schergewalt abhängig war, sondern jedem princeps zustand; es
finden sich z. b. münzen mit der legende Orcitirix, Dubnorix etc.,
trotzdem, daß weder Orgetorix noch Dumnorix jemals ein herr-
scherrecht oder auch nur eine amtsgewalt besaß.
H. J. Heller.
119. G. Clemm, de breviloquentiae Taciteae quibusdam
generibus. Praemissa est commentatio critica de figuris gramma-
ticis quae vocantur brachylogia, aposiopesis, ellipsis , zeugma.
Teubner 1881. 8. 158 p.
Die Taciteische kürze des ausdrucks zeigt sich nicht bloß
in häufung und unvermittelter folge der einzelnen gedanken,
sondern erweckt dem Übersetzer die größte Schwierigkeit durch
die so zahlreichen ellipsen des verbum regens in haupt- wie ne-
bensätzen. Zwar haben darüber die verschiedenen herausgeber,
wie Nipperdey, Dräger, Heraus, in ihren ausgaben zahlreiche
bemerkungen eingestreut ; nicht wenige programme und disser-
tationen haben reiches material über verschiedene arten von aus-
lassungen zusammengetragen ; allein in erschöpfender weise hat
noch niemand bisher die einzelnen erscheinungen der ellipse und
verwandter figuren bei Tacitus zusammengefaßt und übersicht-
lich geordnet. Deshalb war es ein dankenswerthes unternehmen
Clemm's, den stoff in abschließender weise zu behandeln. Und
man muß gestehen , daß er die sache völlig beherrscht und die
einschlägige litteratur , soviel sich sehen läßt , übersichtlich sich
zurecht gelegt und gewissenhaft benutzt hat. Zuerst giebt der
verf. (p. 1 — 41) eine kritische geschichte der brachylogie, apo-
siopese , ellipse und des zeugma von der alten zeit bis heute.
Dabei wird jedoch hie und da zu wenig gewicht auf das ab-
hängigkeitsverhältnis einzelner rhetoren gelegt. Die schrift eines
Gregorius von Corinth z. b. ist doch wohl nichts mehr als eine stil-
übung nach uns meistens noch vorliegenden werken eines Apsines
u. a. Auch das geschwätz eines Sanctius u. a. hätte unbeschadet
des werthes der kritischen forschung kürzer behandelt werden
können.
Nr. 11. 119. Tacitus. 547
Von p. 42 an handelt der verf. de verborum omissione vel
suppressione und verspricht im gegeusatze zu seinen Vorgängern
nach grammatischen und logischen grundsätzen die möglichkeit
einer auslassung erörtern und dann erst die ergänzungen nach
Destimmten gesichtspunkten ordnen zu wollen. Es werden nun
die fälle erschöpfend angeführt, in denen ein verbum ausgelassen
ist, weil es (§ 1) genügend angedeutet ist durch ein adverb,
einen kasus oder eine präposition oder (§ 2) weil die lebhaftig-
keit der darstellung leicht fieri, esse u. a. ergänzt. Dabei wie
bei den folgenden abschnitten findet sich gelegenheit, manche
bestrittene stelle zu retten oder richtig zu erklären; Hist. IV,
35, 5 beginnt der verf. mit recht den nachsatz mit rarum; da-
gegen kann man ihm darin nicht beistimmen, daß er arma in
vehiculis mit Beräus als apposition sc. habentes auffaßt: es werden
drei objekte anzunehmen sein , lebloses mit lebendem , wie so
häufig, gemischt, vgl. Hist. II, 13 inopes agrestes et vilia arma]
also {deprehendit et) compositus invadit, wie Ann. IV, 3, IV, 47
(s. 44). Zu Ann. VI, 50 pavor hine in omnes ist wohl invasit,
nicht evasit zu ergänzen. — Im dritten abschnitte bespricht der
verf. das abhängigkeitsverhältnis der indirekten rede von einem
zu ergänzenden verbum oder von einem Substantiv und adjektiv
in allerdings etwas zu subtiler Unterscheidung, weiß aber dabei
durch methodische behandlung auch hier manche stelle zu schü-
tzen, so besonders die Infinitive Ann. XII, 64, 4 und XIV, 61, 11.
Nicht wohl richtig hat er dagegen Ann. XII, 1 7 emendiert :
quod aspernati sunt victores, quia — arduum esset: belli potius iure
caderent. Daß esset nicht eben in der oratio obliqua nöthig ist,
sagt doch gerade der von ihm citierte Nipperdey a. a. o. Ann.
I, 7 ; vielleicht ist das überlieferte ut zu ändern in ac. — Ein
weiterer theil handelt von den auslassungen von verben, wenn
sie aus vorhergehenden oder nachfolgenden begriffen im haupt-
oder nebensatz oder im koordinierten Verhältnis sich ergänzen
lassen. Dabei sind aber auch fälle aufgezählt, die eine ganz
gewöhnliche erscheinung bei den weitschweifigsten Schriftstellern
bilden und kaum als ellipsen zu betrachten sind. Dahin gehö-
ren z. b. (p. 110) die Verbindungen Ann. III, 74 properantius
tarnen quam ex utilitate sociorum, Germ. 45 frumenta ceterosque
fructus patientius quam pro solita Germanorum inertia laborant u. a.
Ueber die formen der ellipse haben nun schon viele gehandelt
36 *
548 120. Anonymi. Nr. 11.
und es ließ sich da nicht vermeiden , dinge , die von anderen
gelehrten genügend erörtert wurden, wiederholt der Vollständig-
keit wegen anzuführen. Verschieden davon und größtentheils
Doch nicht gesichtet sind die figuren ano xotrov und des zeugma,
die vom verf. in gleich gründlicher weise untersucht und durch-
gegangen werden. Daß man über manche punkte anderer mei-
nung sein kann, läßt sich bei einer so großen menge von bei-
spielen leicht begreifen. So faßt der verf. als figur and xoivov
(p. 119) Germ. 4 assuerunt, das eher im zweiten gliede verb. trans.
sein dürfte und deshalb nicht unter das angegebene schema fiele ;
vgl. Ann. I. 58 probabam, worüber freilich Clemm. (p. 148) an-
ders urtheilt. Ebenso nimmt er (p. 137) Germ. 7 hortamina als
„mittel zur aufmunterung" und versteht darunter effigies et signa
quaedam detracta lucis. Aber diese Symbole tragen ja die prie-
ster , nicht die frauen in die Schlacht , wie a. a. o. kurz vorher
ausdrücklich gesagt ist; vielmehr wenn sie sanctissimi testes,
maximi laudatores sind , bringen sie auch w o r t e der aufmunte-
rung ; vgl. c. 8 proditur acies inclinatas iam et labantes a feminis
restitutas constantia precum. — Angehängt ist ein dankens-
werter und mit verschwindenden ausnahmen vollständiger index
locorum tractatorum sowie ein conspectus verum tractatarum.
hr.
120. AI. Enmann, eine verlorene geschichte der römi-
schen kaiser und das buch De viris illustribus urbis Romae:
Quellenstudien. Philol. supplem. bd. IV. heft 3. p. 334—501.
Mit dieser Untersuchung hat sich Enmann um die litteratur
der späteren kaiserbiographieen ein anerkennenswerthes verdienst
erworben. Indem er glücklich den hebel bei Aurel. Vict. Caes.
26 und Eutrop. IX 1 f. einsetzt, weist er darauf hin, wie der
ihnen gemeinsame irrthum , dass es nur zwei Gordiani gegeben,
sich auch in einer quelle des Capitolinus gefunden habe und
wie noch andere merkwürdige Übereinstimmungen zwischen den
genannten drei autoren vorliegen, und verfolgt von hieraus in
jenen die spuren einer verlorenen geschichte der römischen kai-
ser in biographieen. So analysiert er im ersten kapitel p. 340
— 350 das Verhältnis zwischen Aurelius Victor und Eutrop in
der geschichte der jähre 235—284, im zweiten p. 350 — 396
das zwischen diesen beiden historikern und den Scriptores hi-
Nr. 11. 120. Anonymi 549
storiae Augustae, zeigt dann nach einer darlegung des Verhält-
nisses der Epitome zu den Caesares im dritten kapitel p. 396 —
407 die Übereinstimmung der nachrichten Eutrops und Victors
in der geschichte der elf ersten kaiser mit Sueton (kap. IV,
p. 407 — 432) und versucht im fünften p. 432 — 443 eine Cha-
rakteristik der so wiedergewonnenen summarischen „kaisergeschichte
in biographieen", deren abfassung er in die zeit des Diokletian
verlegt. Das sechste kapitel p. 443 — 460 soll das Vorhanden-
sein einer fortsetzung derselben von Diokletian bis Julian glaub-
lich machen, das siebente p. 460 — 499 beschäftigt sich mit dem
buch eichen De viris illustribus.
Schon dieser kurze überblick läßt die methodische anläge
der schrift erkennen. Die bis dahin zerstreut gemachten bemer-
kungen und beobachtungen über einzelne übereinstimmende stellen
in Eutrop, Aurelius Victor und der Historia Augusta sind hier
erweitert und zu einem klaren gesammtresultat zusammengefaßt.
Ebenso theile ich die grundanschauung des verf. durchaus, wenn
er die jetzt herrschende methode bekämpft, in den quellenunter-
suchungen die fähigkeit verschiedene quellen zusammenzuarbeiten
oder wenigstens zusammenzustellen , in der regel geringen (ver-
lorenen) kompilatoren bereitwillig zuzugestehn, höher stehenden
(erhaltenen) autoren aber ebenso gewöhnlich abzusprechen (p. 487),
und daher nicht ohne weiteres, wenn z. b. Aurelius Victor und
Eutrop selbständige zusätze haben, auf die benutzung einer ver-
schiedenen quelle schließt. Auch die bedeutung der Übereinstim-
mung je nach dem inhalte der stelle scheidet er gewiß mit recht
und legt derselben in der Charakteristik von persönlichkeiten
größeres gewicht bei als in dem bericht über thatsachen. Nur
in einem wichtigen punkte vermag ich ihm nicht beizupflichten.
Je treffender er nämlich selbst hervorgehoben hat, daß der grad
der Übereinstimmung der oben genannten autoren in einzelnen
biographieen und perioden der kaisergeschichte ein mehr oder
minder großer ist, am größten in mehreren (in das hauptexcerpt
eingeschobenen) abschnitten der Vita Marci mit Eutrop und der
Vit. Severi mit Aurelius Victor nächstdem überhaupt zwischen
Eutrop und Victor in den jähren 235 — 284, gering in der ge-
schichte der julisch-flavischen kaiser, um so mehr wundern wir
uns, daß er für die ganze zeit von Augustus bis zu Carus, Ca-
rinus tind Numerianus die benutzung der nämlichen kaiserge-
550 120. Anonymi. Nr. 11.
schichte angenommen hat. Wie läßt sich eine solche Ungleich-
heit erklären? Noch weniger kann ich mich von jener fort-
setzung durch die geschichte der kaiser von Diokletian his zu
Julian überzeugen oder von der Verbindung der schrift De viris
illustribus mit den rekonstruirten kaiserbiographieen zu einem bio-
graphischen corpus der römischen geschichte.
Indes sind diese beiden letzteren punkte für die hauptsache
ohne tiefere bedeutung ; wichtiger würde es sein, wenn Th. Opitz
und Wölfflin ihre ansieht, daß das originalwerk des Aurelius
Victor uns verloren gegangen und die Sammlung der Caesares
(ich lasse die Epitome absichtlich bei seite) nur ein auszug aus
demselben sei, gegen Enmanns argumente aufrecht erhalten
könnten. Doch möchte ich es bezweifeln und zwar hauptsäch-
lich wegen der Übereinstimmung von Spart. Sever. 17,5 — 19,5
und Aurel. Vict. Caes. 20 (p 364 — 368); beide berichte weisen
wie mehrfach die nämlichen ausdrücke , so genau die gleiche
ausdehnung auf, sodaß, da weder Spartian den Victor, noch
dieser jenen benutzt hat , bei Aurelius Victor unmöglich an ein
excerpt des Originalwerkes gedacht werden kann. Dasselbe ver-
hältniß, welches zwischen Capitol. Marc. 16, 5 — 18, 1 und Eu-
trop. VIII, 11 — 14 beobachtet ist, kehrt hier zwischen Spartian
und Victor wieder. Ebendaraus ergiebt sich mit evidenz der
umfang jener verlorenen kaiserbiographieen , der, ganz verschie-
den von Marius Maximus und Junius Cordus, von dem des Eu-
trop und Victor nicht wesentlich abwich. Dies hat Enmann
zutreffend ausgeführt. Vorsichtiger möchte ich über die quali-
fication jenes anonymus zum geschichtschreiber urtheilen und ihn
noch nicht „einen höchst achtbaren historiker" (p 442) nennen.
Das verdienst eines „fest umschriebenen" planes gebührt Sueton,
dessen Schablone durch alle übrigen erhaltenen kaiserbiographieen
durchscheint.
Auch im einzelnen begegnen wir in unserer abhandlung
scharfsinnigen bemerkungen und beitragen für die geschichte der
litteratur und der thatsachen ; viele derselben bestehen bei einer
kritischen prüfung, andere bezweifele ich, z. b. seine auseinan-
dersetzung auf p. 353. Dieselbe betrifft den Schauplatz der er-
mordung des Alexander Severus, welchen Orosius, Eusebius,
das Chronikon paschale und Syncellus (s. Clinton Fast. Rom.
p. 248) in die nähe von Mainz verlegen; daß sie am Rhein er-
Nr. 11. 120. Anonymi. 551
folgt ist, erhellt auch aus dem klaren verlauf der thatsachen (s.
Herodian VI 7, 3 ff.). Um so mehr fällt es auf, daß Aurelius
Victor erzählt (Caes. 24, 4): agentem casu cum paucis vico Bri-
tanniae, cui vocabulu?n Sicila, trucidavere, und Lampridius (V.
Alex. 59, 6): denique agentem eum cum paucis in B ritannia, ut
alii volunt in Gallia (so auch Capit. Max. 7, 4 undEutrop. VIII 23)
in vico cui Sicilia nomen est, — occiderunt. Wie soll in dieser
kritischen Situation Alexander nach Britannien gekommen sein?
Es ist daher allgemein ein historischer irrthum angenommen und
diese Überlieferung einfach ignorirt worden. Enmann will sie
wenigstens erklären (die holländische dissertation von S. W. de
Groot, de Alex. Severo imp. bietet p. 50 sq. auch hierüber nichts)
und meint (p. 353), ein autor, der Britannien genau kannte und
dem der keltische namen einer dortigen Ortschaft wegen des
gleichklanges mit Sicilien sich besonders eingeprägt hatte, habe
zum namen Sicil(i)a in Gallien bemerkt, daß der ort auch in
Britannien gelegen haben könne , und im entdeckungseifer der
letzteren version vielleicht den vorzug gegeben. Diese vermu-
thung scheint mir aber wenig glaublich , viel näher liegt eine
andere, daß Alexander Severus auch hier mit Septimius Severus,
der bekanntlich in Eboracum verstorben ist, verwechselt ist, oder
auch, daß Britannia in der gemeinschaftlichen quelle des Lam-
pridius und Victor für Germania verschrieben war; jedenfalls
würde eine interpunktion hinter in Gallia zu machen , der ort
Sicil(i)a in der umgegend von Mainz zu suchen sein.
Endlich hat unsere Untersuchung der erklärung und der text-
kritik der Scriptores historiae Augustae , des Aurelius Victor
und des Eutrop manchen gewinn gebracht, nicht nur für ein-
zelne stellen , sondern auch im allgemeinen insofern , als man
aus Enmanns vergleichung wieder ersieht, wie die konstituierung
des textes eines der drei genannten werke von der der beiden
anderen abhängig ist. Ich gebe hierfür ein beispiel. Spartian
charakterisiert den kaiser Septimius Severus c. 18, 4 in folgender
weise : Philosophiae ac dicendi studiis satis deditus, doctrinae quoque
nimis cupidus , latronum ubique hostis. vitam suam privatam
publicamque ipse composuit ad fidem, solum tarnen vitium crudelitatis
excussans. Jeder leser wird in diesem zusammenhange an den
gesperrt gedruckten worten anstoß nehmen und leicht zu einer
konjektur geneigt sein ; erst Aurelius Victor lehrt uns die rieh-
552 121. Cicero. Nr. 11.
tigkeit der Überlieferung und die Ungeschicklichkeit des Spartian
beim excerpieren ; denn dort lesen wir (Caes. 20, 21): Denique
ne parva latrocinia quidem impunita patiebatur, in suos animadver-
tens magis , quod vitio ducum aut etiarn per factionem fieri vir ex-
periens intelleger et, Philosophiae, declamandi, cunctis postremo libe-
ralibus deditus studiis, idemque abs se gesta ornatu et fide paribus
composuit.
Von druckfehlern notiere ich als störend p. 352 in der
ersten stelle links decem mensium anstatt duum m. p. 414 ist
z. 1 für „Sueton" einzusetzen „Eutrop" und z. 4 für „den" : „der".
Die nächste aufgäbe auf diesem gebiete würde nun sein,
die griechische Überlieferung über unseren Zeitraum zu prüfen
und sie dann mit der lateinischen zusammenzustellen ; dann wür-
den sich auch für die letztere noch manche neue resultate finden,
alte schärfer bestimmen lassen. Hermann Peter.
121. M. Tullii Ciceronis orationes selectae XIV. Editio
vicesima prima emendatior quam post editiones Ernestii, Seyfferti,
Ecksteinii curavit Otto Heine. Part. I. Pro S. Roscio Ame-
rino. Pro lege Manilia. Halis sumptibus librariae orphano-
trophei. MDCCCLXXXIII. VIII, 66 p. 8.
Die ehrwürdige hallenser ausgäbe ausgewählter reden Ci-
ceros erscheint soeben wieder in geschmackvoller ausstattung
correct gedruckt. Bekanntlich bot die ausgäbe früher den text
von Ernesti und verzeichnete die abweichungen von Gruter am
fuße der Seiten. Dann gestaltete Seyffert als herausgeber diese
noten zu einer Sammlung instructiver lesarten und sein nach-
folger Eckstein folgte ihm in diesem verfahren, welches anregende
kritische erörterungen im unterrichte ermöglichen sollte. Als
Heine 1867 die zwanzigste aufläge besorgte, ersetzte er jene
ausgewählten lectiones veterum editionum durch die aus der großen
ausgäbe von Baiter und Halm geschöpften scripturae codicum
praestantissimorum und durch mittheilung einzelner conjecturen.
Wie früher so ist auch jetzt jeder rede das Argumentum Ernestii
vorangestellt. Der text wurde sorgsam revidiert. Wir verzeich-
nen eine reihe von lesarten der Rosciana, in welchen derselbe
sowohl von C. F. W. Müllers recognition als von Halms aus-
gäbe letzter hand abweicht: §4 debeam nach den handschriften,
12 ostenderiti8 nach hss. , 17 et qui nach Madvig , 44 a te vita
Nr. 11. 121. Cicero. 553
eius nach Vahlen , 56 et zu tametsi gestellt nach G. Krüger, 61
aut confitere nach Hotoman, 80 pessumdare nach Trojel, 81 iidem
nach Heraeus, 99 quid est nach einem vorschlage von C. F. W.
Müller, 105 suspicione computetis nach Richter (der s. hoc c. schrieb),
115 [Roscio] nach Hotoman, 116 atqui nach den meisten hss.,
120 at neque in dominos quaeritur: Sex. enim Roscius reus est; nee
est iniquum de his quaeri , vos enim dominos esse dicitis theilweise
nach Madvig (der jedoch in vos quaeritur und de hoc quaeri
schrieb), 142 splendor nach Richter, 153 comparatum esset nach
Rinkes. Eigenen emendationen Heines sind wir in dieser rede,
auf welche wir unsere bemerkungen beschränken, nicht begegnet.
Und doch sucht man noch an einigen stellen abhülfe gegen
schaden des textes, die sich auf die neuesten ausgaben fortgeerbt
haben. Wir legen nur wenige beispiele vor. Ob in dem satze
8 31 nulla res tanta existet , iudices, ut possit vim mihi maiorem
adhibere metus quam fides nicht metus zu streichen ist, lassen wir
dahin gestellt; dafür scheint zu sprechen, was wir § 10 lesen:
opprimi me onere officii malo , quam id, quod mihi cum fide semel
impositum est, aut propter perfidiam abicere aut propter infirmitatem
animi deponere. Auch § 135 ut hominem prae se neminem putet,
ut se solum beatum , solum potentem putet läßt sich nicht mit Si-
cherheit die interpolation des ersten putet behaupten ; denn wenn
auch die unbefangene vergleichung mit dem viermal wiederholten
venierint § 130 zeigt, daß jenes doppelte putet keine conversio
bildet, da es keine rhetorische Wirkung thut, sondern nur den
chiasmus stört , so ist doch bei der redundantia in dieser rede
jede annähme eines glossems gewagt. Doch in den worten § 55
qua de causa huc inimicus venias wagen wir inimicus bestimmt für
ein glossem zu erklären. Daß huc und inimicus sich schlecht
vertragen, darauf deutet schon der umstand, daß die neuen her-
ausgeber Halm, Richter, Eberhard, Müller wie Heine gegen die
handschriften der lesart der Cratandrina huic inimicus gefolgt sind.
In huc liegt jedoch der fehler nicht ; dies erhellt aus dem fol-
genden te adduetum esse im vergleiche mit § 80 te a sectoribus
huc adduetum esse. Aber inimicus paßt nicht in den Zusammen-
hang , da ja unmittelbar vorher das bestehen einer feindschaft
verneint worden ist und da mit qua de causa auf ein anderes
motiv der anklage hingedeutet wird , das dann in den nachfol-
genden worten quaestus te cupidum esse seinen ausdruck findet.
554 121. Cicero. Nr. 11.
So ist denn mit tilgung von inimicus zu lesen qua de causa
huc venias. Wir schliessen hier das bedenken an, welches der
Zusammenhang in § 54 anregt. Der redner hat § 53 ausdrück-
lich gesagt : Exheredare pater filium cogitabat. Mitto quaerere,
qua de causa; quaero , qui scias. Unmöglich kann er gleich
darauf sagen : Exheredare filium voluit. Quam ob c au samt
Denn es muß ihm zwar zugestanden werden, einen so wichtigen
punkt in der rede zu wiederholen , wie er sofort § 54 darauf
zurückkommt : Verum concedo tibi, ut ea praetereas, quae cum taces,
nulla esse concedis : illud quidem, voluisse exheredare certe tu planum
facere debes. Aber wenn eben erst die erörterung des einen
punktes abgelehnt, die eines anderen angekündigt ist, so kann
auch nur die letztere ausgeführt, die erstere aber höchstens ein-
leitungsweise angedeutet werden. Daraus folgt für die inter-
pretation , daß in dem satze Quid ergo adfers , quare id factum
putemus nicht quare id factum zu verbinden und im sinne von
qua de causa zu fassen ist , sondern daß quare zu putemus ge-
hört, wie § 94 zu intelleg atur, und etwa durch „auf welche that-
sache hin" übersetzt werden kann. Für die kritik folgt, daß
das spiel von frage und antwort nicht mit den Worten : Quam
ob causam t Nescio, beginnen kann, sondern erst mit Exheredavitne ?
Non. Das vorausgehende und einleitende kann nur recapitulirend
sein : wie Exheredare pater filium cogitabat § 53 hier durch Ex-
heredare filium voluit aufgenommen wird, so Mitto quaerere, qua
de causa mit einem advocatenkniff durch Quam ob causam, nescis.
So wird zu lesen sein. Noch mag einer stelle gedacht werden,
in welcher die redezeichen bei Heine wie bei Halm zum theil
fehlerhaft, bei anderen herausgebern mangelhaft — wenigstens
für die schule mangelhaft — erscheinen. Die figur der percon-
tatio ist in der Eosciana häufig angewendet , indem der redner
seinen gegner fragt, antworten läßt und widerlegt. In den
§§ 39 — 41 ist die anwendung weniger einfach. Die rolle des
fragenden wird hier den zuhörern übertragen, wie dies aus den
Worten § 39 At hoc ab accusatore ne dici quidem audistis aufs
deutlichste hervorgeht; der redner behält es sich vor, die be-
schuldigungen der anklage mitzutheilen und die dadurch her-
vorgerufenen fragen zu beantworten oder zu commentieren. Dem-
nach ist die wechselrede § 39 richtig bei Heine bezeichnet, aber
§§ 40 f. ist zu schreiben : „Quae res igitur lantum istum furorem
Nr. 11. 122. Handschriften. 555
Sex. Roscio obiecitf" Patri, inqu.it, non placebat. „Patri non pla-
cebat f quam ob causam t" — necesse est enim . . necessariis. Kur-
sus igitur eodem revertamur et quaeramus , quae tanta vitia fuerint
in unico filio, quare is patri displiceret. At perspicuum est nullum
fuisse. „Pater igitur amens, qui odisset eum sine causa, quem pro-
crearat?" At is quidem fuit omnium constantissimus. Ergo . . .
Doch genug der bedenken, welche die anderen ausgaben so gut
treffen als die vorliegende ! Aber speciell der vorliegenden aus-
gäbe gilt die anerkennung, daß sie dem bestreben des tages, in
Schulausgaben ja nur das nothdürftigste zu bieten , womit der
schüler „fertig" werden kann, nicht huldigt ; daß sie dem Schü-
ler etwas zumuthet und zutraut und ihm aus der vorhalle einen
einblick in die statte der Wissenschaft gönnt. Der herausgeber
und die Verlagshandlung haben sich dadurch ein wahres verdienst
erworben.
122. Georg Schepss, zwei Maihinger handschriften.
Programm der lateinschule Dinkelsbühl 1877/s. 28 S. 8.
Die Untersuchungen des Verfassers betreffen zwei bisher noch
unbekannt gebliebene handschriften der bibliothek des Schlosses
Maihingen unweit von Marktoffingen , einer Station der bahn-
linie Nördlingen-Dinkelsbühl.
Der eine codex , von Schepss mit A bezeichnet , ein char-
taceus saec. XV, ist in einer mit vielen compendien versetzten
minuskel geschrieben , wahrscheinlich von einem hörer des flo-
rentiner humanisten Jacobus Publicius , welcher letztere selbst
der Verfasser einiger in der handschrift enthaltenen rhetorischen
Schriften ist. Außer diesen und einigen andern nachklassischen,
übrigens meist schon edirten Schriften, z. b. Hieronymus"1 vita
Malchi und vita Pauli primi eremitae, enthält Maih. A. die Sal-
lust' sehen bella nebst einer kurzen einleitung und von Cicero
de Officiis, Paradoxa, Cato maior, Laelius, de Inventione und eine
Sammlung sogenannter Epistulae ad familiäres, endlich den Auetor
ad Herennium, zum theil mit scholien und summarien.
In der zu de Officiis mitgetheilten auswahl von lesarten
begegnet sich A nur ganz vereinzelt mit den besseren hand-
schriften, desto öfter mit Bern, c und auch mit p, und zwar
bis auf II § 76 laus abstinentiae und das über der zeile stehende
556 122. Cicero. Nr. 11.
quando l § 29 J) durchweg in falschen lesarten, denn II § 29,
wo A in Übereinstimmung mit c maluimus bietet, ist gar kein
grund von der lesart der besten handschriften malumus abzu-
weichen. Noch viel größer aber ist nach der bemerkung des
Verfassers die zahl der stellen, an welchen A gegen Bern, c
und p steht. So bescheiden nun auch die Stellung sein mag,
die man der handschrift bei der zahl ihrer fehlerhaften lesarten
und interpolationen zuweisen muß, so verdient es doch beach-
tung, daß in derselben Lambins offenbar richtige Verbesserung
III § 121 ex. monitis praeceptisque statt rnonumentis bestätigung
findet. Desgleichen ist in den Paradoxa, in welchen A man-
ches gleichartige mit V2 bietet, Christ's nothwendige ergänzung
I § 12 quid minor nunmehr bezeugt. Cato maj. § 61 hat A
richtig notum est carmen, während die übrigen handschriften noch
totum hinzufügen , was freilich ebenso gut durch zufall wegge-
lassen sein kann, wie es in den text gekommen ist. Merkwür-
dig ist § 16 die Übereinstimmung mit Q in der von Lahmeyer,
freilich mit unrecht, aufgenommenen lesart ruina. Endlich ist
auch § 20 in ennii posteriori libro statt Naevii erwähnenswerth,
wo natürlich der name des Ennius nur wegen der äußeren ähn-
lichkeit (in nevii C, in evii Giss.) , vielleicht auch weil er dem
Schreiber bekannter war , demselben in die feder geflossen ist.
Im Laelius ist eine stellenweise Übereinstimmung mit DE und
auch mit dem Parisinus zu bemerken. Wie dieser, wonach die
betreffende notiz bei Müller „P solus, ut videturu zu berichtigen,
hat A § 2 cum et ego , dahinter aber die interpolation presens
essem, ferner § 5 mit P und D die bloßen worte ad senem senex
de senectute ohne weiteren zusatz und am ende desselben § ipse
wie PDE, jedoch vorher tu statt te, § 37 mit P numquam inquit
voluisset (außerdem nur noch G numquid , entstanden aus numq.
inquid) und § 59 dixero = PM. Auch mag noch erwähnt wer-
den, daß § 57 die auffällige, aber durch die absieht, den Chias-
mus zu nostra causa faceremus recht scharf hervortreten zu lassen,
wohl erklärliche Stellung faeimus causa amicorum schon den
Schreiber unserer handschrift veranlaßt hat causa zu tilgen. Für
1) Quando, über dessen causalen gebrauch vgl. Dräger Hist. synt.
II1 649, hat Müller mit recht wieder aufgenommen, während sonst
allgemein das von Ambr. A überlieferte und auch im Maih. A im
text stehende quoniam i'ecipirt war.
Nr. 11. 122. Sallustius. 557
die epistulae ad familiäres beschränkt sich der Verfasser
darauf, die in A vorhandenen 60 nummern aufzuzählen: am voll-
ständigsten ist das zweite buch vertreten, aus welchem nur ep. 17
fehlt. In der schrift de inv entione hat die Maihinger hand-
schrift mit der Pariser eine reihe von lesarten und lücken ge-
mein, unter denen besonders auffällig entgegentritt I § 35 an infacetus
hinter officiosus eingeschaltet ; aber auch die Übereinstimmung
mit R verdient beachtung z. b. I § 31 designatur, II § 110 co-
gnoverit tum genere tum etiam formas eas intelliget , II § 1 70 die
lücke quo — perficiat u. s. w. Zu Auct. ad Herenn., aus welchem
nur fünf lesarten mitgetheilt werden, bemerkt der Verfasser, daß
A an ein paar stellen mit der Freisinger handschrift gehe.
Dem Sallust-text geht eine knappe geschichtliche ein-
leitung zum Catilina voran. Zwischen dem text wie am rande
finden sich scholien, die dem Verfasser zufolge eine ansehnliche
belesenheit namentlich in der poetischen litteratur bekunden.
Im Jugurtha werden die marginalscholien spärlicher und ver-
siegen allmählich fast ganz. Ein direktes abhängigkeitsverhält-
niß zu irgend einer einzelnen handschrift läßt sich nach der
vom Verfasser mitgetheilten probe seiner collation nicht feststellen,
nur so viel läßt sich sagen , daß die zumal im anfang des Ca-
tilina von interpolationen nicht freie handschrift dem sogenannten
genus alterum angehört, wie einerseits aus der vollständigen Über-
lieferung von Jug. c. 103,2 — 112,3, andererseits aus den, von
den handschriften des tertium genus ausgefüllten , lücken in Cat.
c. 5, 9. 6, 2. Jug. c. 21, 4 und c. 44, 5 sich ergiebt.
Dieselben merkmale des Sallusttextes weist auch der zweite
Maihinger codex auf, welcher außerdem von klassischen Schrif-
ten nur noch die Ars poetica des Horaz nebst dem anfange einer
erklärung zu derselben enthält. Derselbe , gleichfalls ein char-
taceus, mit B bezeichnet, stammt aus der zeit zwischen 1459
und 1473 und zwar vom magister Ambrosius Alantsee, der, wie
der Verfasser wahrscheinlich macht, den grund legte zu der an-
gesehenen firma der Wiener Verleger Leonhard und Lucas Alantsee,
die vielleicht seine söhne waren. Um uns auf den Sallusttext
zu beschränken, zumal da die aus der ars poetica mitgetheilten
lesarten sehr spärlich sind , so läßt sich nach dem vorliegenden
auszug aus der collation des Verfassers auch für B eine be-
stimmtere Stellung als die Zugehörigkeit zu dem genus alterum
558 123. Plinius Secundus. Nr. 11.
nicht angeben. Zwischen A und B selbst herrscht eine verhält-
nismäßig große Verschiedenheit; an interpolationen scheint B
noch reicher zu sein. A. Strelitz.
123. Felix Koehler, De Plinii Secundi minoris locis
quibusdam interpretandis et emendandis. Programm des königl.
kathol. gymnasiums zu Neisse 1882. 17 p. 4.
Es wäre schadenfroh, zu wünschen, daß der titel der oben
bezeichneten schrift die erwartung lesenswerther kritischer und
exegetischer beitrage zu den briefen des Plinius bei fachgenossen
wecke und täusche. Und es ist beinahe pflicht desjenigen lesers,
der sich von der absoluten werthlosigkeit der schrift überzeugt hat,
vor der lectüre zu warnen. Wenige proben werden sich zur ab-
schreckung wirksam erweisen. Zur Interpretation : II 8, 1 Stu-
des (sei. litteris), an piscaris , an venaris , an sirnul omniat p. 2
Studere cum dativo numquam non conjungendum est. Sed Plinius
illiusque aetatis scriptores absolute adhibent. — An simul omnia t
Verbum „facis" supplendum est, quod saepe deest, si vocabula : „nihil
aliud quam , quid aliud quam , nihil amplius quam" inter se cone-
ctuntur. Confer Liv. II, 32, 9. — III 5, 5 studiosi tres. p. 7
Verbum „studere (II 8, 1)" et adiectivum „Studiosus" a Plinio et
ab aliis scriptoribus illius aetatis etiam absolute adhibentur; supplen-
dum est „litteris" vel „litterarum" ; loco „Studiosus" ipsum vocabulum
„scholasticus" in usu erat. — Zur kritik: II 1, 5 dum sequitur
colligitque. p. 5 Verbo „colligit" genuina lectio inest, neque Vaticani
codicis lectio : „collocate" respicienda est. Codicis Vaticani lectio
„collocate" non nisi e verbo „colligitque" originem duxisse iam inde
facile intellegitur , quod librarius fortasse formam litterae q non satis
distinete cognovit, quare consonantem: q cum insequenti vocali: i in
syllabam cat iungendam esse putavit , sicut paullo post litteras : qe
i. e. que expressit per vocales: e. Facillime igitur forma: colligitqe
in collocate abire potuit. Das kann genügen. Nachdem man
beim durchlesen der schrift mit staunen sich gefragt hat, was
denn der verf. will, erfährt man am Schlüsse seine absieht:
Plures locos Plinianos interpretari longum est ; at me diseipulos su-
periorum quidem classium impellere spero, ut etiam Plini epistularum
lectione delectentur etc. Dazu also die aus verschiedenen briefen
entnommenen bruchstücke , deren inhalt sich auf das leben des
Plinius und auf die Schriften und das ende seines oheims be-
Nr. 11. 124. Römische alterthümer. 559
ziehen ! Und dazu diese interpretation und diese kritik ! —
Doch damit unsere anzeige nicht nur eine abmahnung, sondern
auch eine anregung enthalte , wird ein kleiner anhang de locis
quibusdam emendandis gestattet sein : 116,6 legit mihi nuper
epistulas; uxoris esse dicebat : Plautum vel Ter entmin rnetro solutum
legi credidi, quae sive uxoris sunt, ut adfirmat, sive ipsius, ut negat,
pari gloria dignus qui aut illa componat aut uxorem, quam virginem
accepit, tarn doctam politamque reddiderit. Man lese : uxorem, quam
virginem accepit < indoctam ^>, tarn doctam politamque reddiderit. —
I 20, 7 . . ita eludit , ut contendat hos ipsos, quorum orationibus
nitar, pauciora dixisse, quam ediderint, ego contra puto; testes sunt
multae multorum orationes et Ciceronis pro Murena . . . : ex his
apparet illum permulta dixisse, cum ederet, omisisse. An dixisse hat
Mommsen anstoß genommen und <iquae^> dixisset vermuthet ;
einfacher ist es dixisse zu streichen, da es leicht von einem leser
aus dem vorhergehenden satze zur erläuterung von permulta hier
wiederholt werden konnte. — VII 30, 5 (orationem Demosthenis
nuTik Mt/Siov) habui in manibus , non ut aemularer — inprobum
enim ac paene furiosum — , sed tarnen imitarer et sequerer. Sollte
in furiosum nicht ein ursprüngliches furto simile verborgen
sein? — IX 33, 5 postero die obsident litus, prospectant mare
et siquid est mari simile. Die letzten worte sind unverständlich.
Der Zusammenhang lehrt, daß die menge nach dem delphin
ausschaute, der tags zuvor einen schwimmenden knaben auf sei-
nen rücken genommen hatte. Man spähte , ob man nicht etwas
wie ein seethier gewahren könne : siquid est marin o simile.
Auch bei Quint. i. o. V 10, 61 steht marinum substantiviert in
diesem sinne.
124. Grundriß der römischen alterthümer mit einem über-
blick über die römische litteraturgeschichte. Ein lehrbuch für
studierende der oberen gymnasialklassen und für lehramtscan-
didaten von dr. Cornelius Krieg. Zweite völlig umgear-
beitete und vermehrte aufläge mit 64 Illustrationen und Stadtplan.
Freiburg i. Breisgau 1882. 8.
Die erste aufläge dieses äußerlich vortrefflich ausgestatteten
buches erschien 1872 und umfaßte 240 Seiten, die zweite aufläge
ist sehr vermehrt, da sie mit index 370 Seiten enthält, ob damit
die Verbesserung gleichen schritt gehalten, hat ref. nicht beur-
560 124. Römische alterthümer. Nr. 11.
theilen können , da ihm die erste aufläge nicht zugänglich ge-
wesen ist. Auffallend an dem buche ist — wenigstens für einen
norddeutschen schulmann — der titel ; es präsentirt sich als lehr-
buch für studierende der oberen gymnasialklassen , [d. h. doch
wohl für primaner und allenfalls obersecundaner] und lehramts-
candidaten , verfolgt also einen doppelten zweck , einerseits bei
Schülern das interesse und verständniß für römische alterthümer
zu wecken , andererseits candidaten des höheren schulamts stoff
genug zu bieten , ein examen pro facultate docendi zu besteh n.
Dieser aufgäbe gerecht zu werden ist nicht leicht. Der verf.
scheint allerdings mehr den ersten gesichtspunkt verfolgt zu haben.
Indeß so richtig auch die bemerkung ist, daß ,,ein wirkliches
verständniß und eine fruchtbare lektüre der römischen klassiker
nicht möglich ist ohne kenntniß des öffentlich- politischen lebens
der Römer", so ist doch zu bemerken , daß es uns in der that
eine überbürdung scheinen würde, sollte ein primaner ein buch
von 370 Seiten über römische alterthümer systematisch durch-
arbeiten, darüber müßten andere, wichtigere gegenstände, gram-
inatik und Stilistik vernachlässigt werden , höchstens als nach-
schlagebuch möchte dem schüler eine so umfangreiche darstel-
lung der alterthümer gute dienste thun. — Auch für lehramts-
candidaten enthält das buch thatsächliches mehr als genug, eine
kurze Orientierung über die wissenschaftliche behandlung der
alterthümer wäre aber wohl am platze gewesen, da man von ei-
nem candidaten erwarten darf, daß er wisse, welche gelehrten
dieses oder jenes gebiet der alterthümer speciell und bahnbre-
chend behandelt haben. Nur einmal p. 32 wird Urlichs Codex
topographicus Urbis Romae citiert , durch ähnliche Verweisungen
auf Friedländers Sittengeschichte, Mommsen - Marquardts hand-
buch, Lange und andere würde der grundriß Kriegs entschieden
gewonnen haben; und zu solchen citaten bot sich unendlich oft
gelegenheit. Doch sehen wir uns endlich das buch genauer an.
Ref. würde weit den ihm zu geböte stehenden räum überschreiten,
wollte er alle bemerkungen die er sich bei aufmerksamer lek-
türe des grundrisses gemacht, in dieser anzeige verwerthen, es
sei daher gestattet, nur zwei abschnitte einer speciellen bespre-
chung zu unterziehen , dabei sei aber von vornherein bemerkt,
daß dieselben offenbar die schwächsten des ganzen buches sind,
nämlich der vierte abschnitt der staatsalterthümer — der das
Nr. 11. 124. Römische alterthümer. 561
heerwesen behandelt — und die litteraturgeschichte. Auch hier
können wir nur die gröbsten versehen hervorheben. § 73, 2
wird nämlich die stärke des servianischen klassenheeres auf 1800
reiter und 17500 mann oder 175 centuriae peditum angegeben-,
beides ist unrichtig, an reitern waren nur 1200 zu verwenden,
wie Krieg selbst § 87 in Widerspruch mit § 73 angiebt; die
zahl der centuriae peditum, kann aber nicht 175 gewesen sein,
da sich dieselben nicht gleichmäßig auf die vier feldlegionen
des Servius vertheilen lassen. Von velites ist in der servia-
nischen heerordnung überhaupt noch keine rede, diese finden wir
erst in der entwickelten manipularlegion. Die accensi „nur mit
steinen bewehrt" waren sicher nicht dazu bestimmt, in die lücken
der vorderen reihen (der schwerbewaffneten) im nothfall einzu-
rücken, ihr platz war hinter der phalanx oder in der letzten reihe
derselben. In bezug auf die bewaffnung der einzelnen census-
classen ist auf p. 108 (servianische Verfassung) zurückverwiesen.
Dort wird die landläufige darstellung nach Dionys gegeben, in
der anmerkung aber heißt es: „die nach Polybius gegebene
aufstellung der classen und centurien weicht allerdings von Liv.
I, 43 ab". Wo hat denn Polybius über die servianischen clas-
sen gehandelt? Wir haben leider grund, das nicht für einen
bloßen Schreibfehler Kriegs zu halten. Doch weiter. Die Schil-
derung der manipularlegion des Camillus § 74 ist völlig verfehlt.
Mag man über die reformen des Camillus denken wie man will
— ref. hat darüber seine ansieht im Philologus 27, 368 sq. nie-
dergelegt — entschieden falsch ist es, wenn Krieg sagt; „Mithin
betrug die gesammte stärke des römischen heeres vier legionen
oder 20000 pedites und 1200 reiter, davon waren zwei legionen
römische bürger und zwei legionen socii (nominis Latini)u . Das
verhältniß der socii zu den legionen scheint dem verf. ganz un-
klar geblieben zu sein. — Auf derselben p. 143 wird das wort
manipulus etymologisch erklärt, — solche erklärungen hat Krieg
sehr oft und meist mit glück eingefügt — warum wird aber bei
diesem worte zwei mal p. 143 und 161 das weniger gute ge-
sagt und erst p. 162 die einzig richtige erklärung des wortes
gegeben?
Betreffs der quineunx der späteren manipularordnung behauptet
Krieg, die Intervalle der Triariermanipel seien doppelt so groß
gewesen als die der übrigen Waffengattungen. Wenn das wirk-
Philol. Anz. XIII. 37
562 124. Römische alterthümer. Nr. 11.
lieh die — übrigens durchaus falsche — meinung des verf. ist,
warum giebt er denn p. 144 eine davon gänzlich abweichende
Illustration der quincuncialstellung ? Solche Widersprüche müssen
ja die heilloseste Verwirrung anrichten. Doch es kommt noch
schlimmeres. Wahrhaft staunenerregend ist es, wenn Krieg nach
kurzer erwähnung der mängel in der manipularstellung behauptet,
Marius habe zur abstellung derselben je zwei manipel zu einer
kohorte vereinigt, während Cäsar erst drei manipel verband , so
daß erst seit Cäsar das regiment 10 statt früher 15 kohorten
zählte. Das steht doch mit allem, was wir von der Organisation
des Marius wissen im schreiendsten Widerspruch!
Was soll man dazu sagen, daß Krieg § 84 unter „feld-
zeichen" zunächst richtig bemerkt, Marius habe den adler zum
feldzeichen der ganzen legion gemacht, — d. h. doch nach all-
gemeiner ansieht , den adler als solchen erst eingeführt — uns
aber p. 162 belehrt: „der adler hatte vor Marius seinen platz
bei den triariern , seit Marius in der ersten kohorte" ? ! Damit
stimmt allerdings die äußerung (p. 163) „in der schlacht am
Trasimenus vergrub der fahnenträger den adler mit seinem
Schwerte".
Das bisher gesagte bezieht sich auf mehr oder weniger zwei-
felhafte punkte des heerwesens , wo aber thatsachen bestimmt
überliefert sind, da hätten wir auch bei Krieg die richtige dar-
stellung erwarten dürfen ; aber man höre ! Wie reimt sich p.
145 : „jede legion hatte 6 tribuni militum von denen jeder zwei
monate abwechselnd die legion befehligte" mit Polybius VI,
34, 3 xa) 8vo oepäg avrovg 8ieXoi>ttg d?>d fiSQOs tijg sufiijvov trjv
SCfitjvov agiovair . ? Nach Krieg müßten die tribunen auch im
winter kommandiert haben.
§ 81 heißt es : Cäsar vermehrte die reiterei bedeutend und
gab jeder legion etwa 1000 mann bei, die unter römischen prae-
fecti alarum standen. Abgesehen davon , daß nicht praefecti ala-
rum sondern eguitum bei Cäsar erwähnt werden , ist die zahl
1000 viel zu hoch gegriffen. Schambach bei Fleckeisen 82, 215
berechnet die einer legion beigegebenen reiter auf höchsten 200,
das scheint mir der Wahrheit viel näher zu kommen. Aehnlich
ist es, wenn Krieg p. 174 behauptet „in der feldschlacht hatten die
alten gewöhnlich keine geschütze, sondern nur bei belagerungen" ;
damit steht weder Hirtius de BGallico VIII, 14 aciem eo loco
Nr. 11. 124. Römische alterthümer. 563
constituit unde tormento missa tela in hostium cuneos conici possent
im einklang, noch die Vorschriften, die Vegetius III, 14 am
ende giebt.
Diese proben werden wohl genügen. Es wäre ein leichtes
noch dutzende ähnlicher verstoße anzuführen, die sich bei be-
schreibung der lagerordnung , des dienstes im heere, der flotte
und in anderen capiteln finden.
Daß auch die übrigen abschnitte des grundrisses nicht ohne
mangel sind, wird man hiernach erwarten , zum beweise genüge
es, anzuführen, daß p. 42 die zweite der rogationes Liciniae Sex-
tiae angegeben wird : ne quis plus 11 iugera agri publici possideret,
statt Z); ferner wird p. 43 C. Sempronius Gracchus zum consul
des jahres 123 gemacht. p. 2 muß es statt scriptores rei agra-
riae — rusticae heißen, wie Krieg p. 341 selbst angiebt.
Auch in der bildung neuer worte ist der verf. nicht immer
glücklich z. b. p. 51 avancierung der centurionen, p. 141 Ad-
vocatie ; auffallend ist der ausdruck : die consuln waren gebo-
rene oberfeldherrn p. 60.
Unsere bemerkungen zu der litteraturgeschichte müssen wir
leider sehr kurz fassen. Bietet schon der grundriß der alter-
thümer eine menge an sich wissenswerther, aber für den Stand-
punkt eines schülers überflüssiger dinge, so ist das in noch hö-
herem maße bei dem anhange über die litteratur der fall. Sollte
man es wirklich für wünschenswerth halten , daß ein primaner
wisse, um 280 n. Chr. habe ein dichter Aurelius Olympius Ne-
mesianus gelebt, daß er ferner die namen der scriptores histo-
riae augustae kenne ? Nach ansieht des ref . müßte die litteratur-
geschichte nach kurzen Vorbemerkungen über die archaische pe-
riode , die zeit von Sulla bis Mark Aurel behandeln, alles an-
dere ist geradezu ballast für einen schüler. Was ist aber da-
mit gedient, daß man, abgesehn von beigegebeuen abbildungen
über Cäsar 1/a seite , über Cicero eine ganze halbe seite text
nachlesen kann? — Die strenge Scheidung von poesie und prosa
ist zu misbilligen , sie führt nur zu doppelten Übersichten resp.
Charakteristiken , auch wird z. b. L. Annaeus Seneca an zwei
verschiedenen stellen behandelt p. 335 und 348. Auf diese weise
kann der schüler einen begriff von der schriftstellerischen thä-
tigkeit des Seneca nicht bekommen. — Daß aber ein lehramts-
kandidat hierher seine examensweisheit hole, ist nicht anzunehmen,
37 *
564 Bibliographie. Nr. 11.
da notizen über Codices, ausgaben u. s. w. gar nicht gegeben
sind. Erwähnen wir zum schluß noch einige Unrichtigkeiten.
P. 324 wird Catull neben Tibull als Vertreter der elegie ge-
nannt, verf. hätte Properz sagen sollen. Heißen die iambi des
Horaz wirklich epod ae? ich möchte keinem abiturienten rathen,
so zu antworten. Phaedrus hat nicht 9 sondern 5 bücher ge-
schrieben, nicht 92 sondern 94 fabeln außer den pro- und epi-
logen und anderen kleinen zuthaten. Der titel der Germania
heißt entweder de origine et situ Germaniae oder de origine situ
moribus ac populis Germanorum liber — nicht aber ein mixtum
compositum von beiden. Der dialogus de oratoribus war nicht
als fünfte sondern erste schrift anzuführen. Warum werden die
Rhetorica ad Herennium nicht kurzweg dem Cornificius zugeschrieben?
Nach all diesen bemerkungen möchten wir bei benutzuug
des grundrisses von Krieg vorsieht empfehlen, den verf. aber
bitten, den inhalt des buches einer nochmaligen sorgfältigen durch-
sieht zu unterziehn und falls ein brauchbares compendium der
röm. alterthümer daraus werden soll , bibliographische notizen
in reichem maße in den anmerkungen beizufügen.
Druck und papier ist vorzüglich , die illustrationen recht
passend ausgesucht. Druckfehler habe ich nur einen gefunden
„studirende" statt studierende p. 334.
Hermann Bruncke.
Bibliographie.
Mit anfang des Jahres 1884 soll unter redaction des dr.
O. Hartwig in Halle und K. Schulz in Leipzig im verlag von
Harrassowitz in Leipzig ein Centralblatt für bibliothekenwesen
erscheinen, über dessen einrichtung EAnzeig. no. 215 näheres
mittheilt.
Vom „Führer durch die königlichen museen" in Berlin, der
von der generalverwaltung herausgegeben wird , ist die vierte
aufläge erschienen : die in ihr gemachten Veränderungen bespricht
EAnzeig. no. 237.
Ueber H. Schliemann's Troja, was noch in diesem jähre er-
scheinen und in vielen punkten von der ersten bearbeitung (1881)
abweichen soll, berichtet EAnzeig. no. 245 beil. 1.
Mittheilungen der Verlagsbuchhandlung B. G. Teubner, 1883,
no. 5, I. abtheilung: künftig erscheinende bücher: Ontologia
Platonica ad notionum terminorumque historiam sjmbola. Scr.
Dan. Peipers; — Autolyci Pitanei de sphaera quae movetur
Nr. 11. Bibliographie. 565
liber, de ortibus et occasibus 11. duo. E 11. msscr. primum edi-
dit, latina interpretatione instruxit, scholia antiqua arliunxit
Fr. Hidtsch; — - M, Tullii Ciceronis Epistularum 11. XVI. Re-
censuit Lud. Mendelssohn ; der verf. giebt äußerst wichtige notizen
über das ihm für die recension zu geböte stehende material. —
II. abtheilung : erschienene bücher.
J. J. Wechenhauers in Tübingen Antq. catalog no. III, be-
sonders Luther und reformation betreffend, RAnz. n. 209: glei-
ches bietet K. F. Köhlers in Leipzig Antiquarium no. 386.
Joseph Baer, Antiquarischer catalog no. 131, die bibliothek
des Sprachforschers Lorenz Diefenhach enthaltend, wird im RAnz.
no. 235 kurz besprochen.
Verzeichniß der wichtigeren Publikationen auf dem gebiete der alter-
tbumswissenschaft. 1883. VII.
Deutschland. Oesterreich. Schweiz.
1132. Appel, Ernst, de genere neutro intereunte in lingua latina.
Erlangen, Deichert 1883. 8. 121 p. 2 mk. 40 pf.
1133. Aristophanis comoediae. Annotatione critica etc. instr.
Fred. 31. H. Blaijdes. Pars V. Pax. Halle, Waisenhaus 1883. 8.
XVI, 330 p. 6 mk.
1134. Ausonii, D. Magni opuscula, rec. Karl Schenkl. Adi. est
tabula. Berlin, Weidmann 1883. 4. LXIV, 302 p. 10 mk. (Monum.
Germ, histor. Auetores antiq. V, 2.)
1135. Aviti, Alcimi Ecdidii, Viennensis episcopi opera quae super-
sunt, rec. Rud. Peiper. Berlin, Weidmann 1883. 4. LXXVI, 376 p.
12 mk. (Monum. Germ. hist. Auetores antiq. VI, 2).
1136. Beiträge zur historischen syntax der griechischen spräche
hrsg. von M. Schanz. 2. bd. lieft 1 : Philipp Weber, entwickelungs-
geschichte der absichtssätze. 1. Von Homer bis zur attischen prosa.
Würzburg, Stuber 1884. 8. VII, 138 p. 3 mk.
1137. Bednarz, Geo. , de universo orationis colore et syntaxi
Boethii. Pars I. De Boethii universo orationis colore. Breslau, Koebner.
1882. 8. 32 p. 1 mk.
1138. Bergk, Theod., kleine philolog. Schriften, hrsg. von Rud.
Peppmüller. Bd. I. Zur römischen litteratur. Mit Bergks Bildniß.
Halle, Waisenhaus 1884. 8. XXXII, 718 p. 10 mk.
1139. — — griechische litteraturgeschichte bd. 2 aus dem nach-
laß hrsg. von Gustav Hinrichs. Berlin, Weidmann 1883. 8. XI,
544 p. 6 mk.
1140. Birt, Theod., de partieipiis quae dieuntur perfecti passivi.
Marburg, Elwert 1883. 4. 24 p. 80 pf.
1141. Boltz , Aug., die hellenischen taufnamen der gegenwart
soweit dieselben antiken Ursprungs sind nach gebrauch und bedeutung.
Leipzig, Friedrich 1883. 8. 48 p. 1 mk. 20 pf.
1142. Brockmann, F. J. , System der Chronologie. Unter beson-
derer berücksichtigung der jüd., röm., christl. und russ. Zeitrechnung,
sowie der osterreehuung. Als beitrag zur eulturgeschichte, insbeson-
dere für historiker, philologen, theologen und freande der astronomie
. . . dargestellt Stuttgart, Enke 1883. 8. VII, 112 p. 3 mk.
1143. Bücheier, Franc, Umbrica interpretatus est. Bonn, Cohen
u. Sohn 1883. 8. VI, 223 p. 7 mk.
1144. Cauer , Paul, delectus inscriptionum graecarum propter
dialectum memorabilium iterum composuit. Leipzig , Hirzel 1883.
XVI, 365 p. 7 mk.
566 Bibliographie. Nr. 11.
1145. Cicero 's ausgewählte reden, erkl. von Carl Halm. Bdeh. 7:
die reden für L. Murena und für P. Sulla. 4. verb. aufl. , besorgt v.
G. Laubmann. Berlin, Weidmann 1883. 8. VII, 139 p. 1 mk. 20 pf.
1146. Clasen, Chrn. , historisch - kritische Untersuchungen über
Timaios von Tauromenion. Kiel, Lipsius u. Tischer 1883. 8. 97 p.
2 mk. 40 pf.
1147. Corpus inscriptionum Atticarum consilio et auct. acad.
boruss. Vol. II, pars II. Inscript. atticae aetatis quae est inter Eu-
clidis annum et Augusti tempora, ed Vir. Koehler. Pars 2. tabulas
magistratuum catalogos nominum instrumenta juris privati continens.
Berlin, Reimer 1883. fol. VIII, 540 p. 54 mk.
1148. Demosthenes' ausgewählte reden, erkl. von Anton Wester-
mann. 1. bdch. I — III. Olynthische reden. IV. 1. rede gegen Phi-
lippos. V. Rede vom frieden. VI. 2. rede gegen Philippos. VIII.
Rede über die angelegenheiten im Chersonnes. IX. 3. rede gegen
Philippos. 8. verb. aufl., besorgt von Emil Rosenberc/. Berlin, Weid-
mann 1883. 8. 244 p. 1 mk. 80 pf.
1149. Dierks , Herrn., de tragicorum histrionum habitu scaenico
apud Graecos. Goettingen. akad. buchh. 1883. 8. 51 p. 1 mk. 20 pf.
1150. Egger, Jos., Katbarsisstudien. Wien, Hoelder 1883. 8.
40 p. 1 mk. 80 pf.
1151. Euripides Medea, zum schulgebrauche mit erklärenden an-
merkungen versehen von Wolfg. Bauer. 2. aufl., durchgesehen von
N. Weck'ein. München, Lindauer 1883. 8. 82 p. 1 mk.
1152. Fick, Aug., die homerische Odyssee in der ursprünglichen
sprachform wieder hergestellt. Goettingen, Peppmüller 1883. 8.
330 p. 12 mk. (Suppl.-bd. zu Bezzenbergers beitrage zur künde der
indogerm. sprachen.)
1153. Fraenkel, Arthur, die quellen der Alexanderhistoriker.
Ein beitrag zur griechischen litteraturgeschichte und quellenkunde.
Breslau, Kern 1883. 8. VIII, 471 p. 12 mk.
1154. Funk, F. X., die echtheit der ignatianischen briefe aufs
neue vertheidigt. Mit einer literarischen beilage : die alte lateinische
Übersetzung der Usher'schen Sammlung der Ignatiusbriefe und des
Polykarpbriefes. Tübingen, Laupp 1883. 8. VIII, 214 p. 5 mk.
1155. Gellius, A. , noctium Atticarum libr XX, ex rec. et cum
apparatu critico M. Hertz. Vol. I. Berlin, Hertz 1883. 8. VIII,
447 p. 10 mk.
1156. Gomperz, Theod., herodoteische studien IL (Aus Sitzungs-
ber. d. Wiener akad.) Wien 1883, C. Gerolds S. 88 p. 1 mk. 40 pf.
1157. Herodotos , erkl. von H. Stein. Bd. I, heft 1. Einleitung
und Übersicht des dialekts. Mit einer Karte von H. Kiepert. 5. verb.
aufl. Berlin, Weidmann 1883. 8. LX, 236 p. 2 mk. 40 pf.
1158. Hirzel , Rud. , Untersuchungen zu Ciceros philosophischen
Schriften. 3. theil. Academica priora. Tusculanae disputationes. Leip-
zig, Hirzel 1883. III, 576 p. 12 mk.
1159. Horaz, briefe. Ins deutsche übersetzt u. m. e. einleitung,
inhaltsübersichten und sprachl. anmerkungen versehen von Frdr.List.
1. buch. Erlangen, Deichert 1883 8. XXIV, 137 p. 2 mk.
1160. Jordan, H., Marsyas auf dem forum in Rom. Berlin, Weid-
mann 1883. 8. 30 p. 1 mk. 60 pf.
1161. Livius, T., ab urbe condita libri, recogn. H. J. Mueller.
Pars III, libros V et VI contin. Berlin, Weidmann 1883. 8. VIII,
80 p. 75 pf.
1162. . Erkl. von W. Weißenborn. 7. bd. 2. heft. Buch
XXXIII, XXXIV. 3. aufl., besorgt von H. J. Mueller. Berlin, Weid-
mann 1883. 8. IV, 202 p. 1 mk. 80 pf.
Nr. 11. Bibliographie. 567
1163. Mallet, Frdr., quaestiones Propertianae. Goetfcingen 1882,
akad. buchh. 8. (Diss.) 68 p. 1 nik. 20 pf.
1164. Mehlis, C, studien zur ältesten geschiente der Rheinlande.
7. abth. Leipzig, Duncker u. Hamblot 1883. 8. V, 42 p. 1 tafel.
1 mk. 60 pf.
1165. Ovidii Nasonis , P. , carmina , edd. H. St. Sedlmayer, A.
Zingerle, O. Güthling. Vol. II. Metamorphoseon libri XV. Schol. in
usum ed. Ant. Zingerle. Leipzig, Freytag 1884. 8. XXX, 334 p.
1 mk. 25 pf.
1166. Papageorgios, Petrus N., beitrage zur erklärung und kritik
des Sophokles. Pars I. Jena 1883. 8. Diss. 40 p. 1 mk. 20 pf.
1167. Petschenig, Mich., über die textkritischen grundlagen im
2. theile von Cassians collationes. Wien, Gerold's söhn 1883. 8. 31p.
(Aus Sitzungsber. d. Wien, akad.)
1168. Pluto' s ausgewählte dialoge, erkl. von C. Schmelzer. 2. bd.
Grorgiaa. Berlin, Weidmann 1883. 8. 183 p. 1 mk. 80 pf.
1169. Plautus , T. Maccius, ausgewählte comoedien. Erkl. von
Aug. O. Fr. Lorenz. 2. bdeh. Mostellaria. 2. umgearb. aufl. Berlin.
Weidmann 1883. 8. 239 p. 2 mk. 40 pf.
1170. Ribbeck, Otto, Kolax. Eine ethnologische studie. Leipzig,
Hirzel 1883. 8. 114 p. 4 mk. (Aus Abhandl. d. sächs. gesellsch.
d. wiss.)
1171. Saalfeld, Günther Alex. E. A., der hellenismus in Latium.
Kulturgeschichtliche beitrage znr beurtheilung des klass. alterthums
an der hand der Sprachwissenschaft gewonnen. Wolfenbüttel, Zwissler
1883. 8. VII, 281 p. 6 mk.
1172. Sammlung der griechischen dialektinschriften von
hrsg. von Herrn. Collitz. 2. heft: Die äolischen inschriften , von dr.
Fritz Bechtel. Anhang: Die gedichte der Balbilla, von dr. H. Collitz.
Die thessalischen inschriften, von Aug. Fick. Goettingen, Peppmüller
1883. 8. 143 p. 2 mk.
1173. Samiver, Karl, geschichte des älteren römischen münz-
wesens bis ca. 200 v. Chr. (554 d. stadt). Aus den hinterlassenen pa-
pieren hrsg. von M. Bahrfeldt. Mit 4 lichtdrucktafeln und 1 karte.
Wien. Berlin, Kühl in comm. 1883. 8. Mit 4 tafeln. 215 p. 7 mk.
1174. Schiller, Herrn., geschichte der römischen kaiserzeit. I. bd.
2. abth. Von der regierung Vespasians bis zur erhebung Diokletians.
Gotha, Perthes 1883. 8. IV, 497 u. 980 p. 9 mk.
1175. Schivartz, F.W. L., prähistorisch-anthropologische studien.
Mythologisches und kulturhistorisches. Berlin 1884, Hertz. VIII,
520 p. 8. 12 mk.
1176. Stahr, Ad., herbstmonate in ober-Italien. 2 theile. 3. aufl.
Oldenburg, Schulze 1884. 8. 290, 334 p. 6 mk.
1177. Studien, Berliner, für classische philologie und archaeologie,
hrsg. von Ferd. Ascherson. 1. halbband. Berlin, Calvary u. söhn.
1883. 8. IV, 356 p. 7 mk. 50 pf. (Inhalt: Wilh. Gemoll, unter-
tersuchungen über die quellen, den Verfasser und die abfassungszeit
der Geoponica. VIII, 280 p. — Ernst Kuhnert , de cura statuarum
apud Graecos. 72 p.
1178. Tacitus' historien, 1. u. 2. buch, für den schulgebrauch
erkl. von Ignaz Prammer. Wien, Holder 1883. 8. X, 119 p. 1 mk. 20 pf.
1179. Traube, Ludw. , varia libamenta critica. München 1883.
8. (Diss.) 39 p. 1 mk.
1180. Washietl , Jos. Andr. , de similitudinibus imaginibusque
Ovidianis. Wien, Gerolds söhn 1883. 8. VI, 193 p. 6 mk.
1181. Wattenbach, Wilh., scripturae graecae speeimina in usum
scholarum collegit et explieavit. Ed. II. der: Schrifttafeln zur ge-
568 Bibliographie. Nr 11.
schichte der griechischen schrift. Berlin, Grote 1883. In mappe. fol.
17 p. und 20 tafeln. 16 mk.
1182. Wiedemann, Alfr., Sammlung altägyptischer Wörter, welche
von klass. autoreD umschrieben oder übersetzt worden sind. Leipzig,
Barth 1883. 8. 46 p. 5 mk.
Skandinavien.
1183. Homers Odyssee 1 — 4. Med anmerkninger til skolebrug
ved F. C. L. Trojel. Anden udgave ved E. Trojel. KJ0benhavn,
Philippsen 1883. 8. 144 p. 2 kr. 25 öre.
1184. Belsheim, J. , der brief des Jacobus in alter latein. Über-
setzung aus der zeit vor Hieronymus nach codex ff1 Corbeiensis , frü-
her in Paris, jetzt in St. Petersburg, aufs neue hrsg. KJ0benhavn,
Mailing 1883. 8. 15 p. 50 öre.
England.
1185. Plautus Trinummus, with notes and introduction by C.E.
Freeman and Rev. A. Slonian. Oxford, Clarendon Press 1883. 12.
146 p. 3 sh.
Frankreich.
1186. Albert, Maurice, de villis Tiburtinis principe Augusto.
Paris, Thorin 1883. 8. 99 p. et carte. (These de Paris.)
1187. — — , le culte de Castor et Pollux en Italie. Paris, Thorin
1883. 8. VII, 176 p. (Bibliotheque des ecoles franc. d'Athenes et
de Rome fasc. 31.)
1188. Bourgoin, Auguste, de Claudio Mario Victore rhetore chri-
stiano quinti saeculi. Paris, Hachette 1883. 8. 123 p. (These de
Paris.)
1189. Bournet, Albert, Rome, etude de litterature et d'art. Paris,
Plön, Nourrit et Co. 1883. 18. 316 p.
1190. Colliqnon, Maxime, Mythologie figuree de la Grece Paris,
Quantin 1883. 8. 360 p. avec 131 fig. 3 l'rcs. (Bibliotheque de 1'
enseignement des beaux arts.)
1191. Delisle, Leopold, les manuscrits du comte d'Ashburnham.
Paris, Champion 1883. 8. 23 p. (Extrait de la Bibliotheque de l'e-
cole des chartes 1883.)
1192. — — , les manuscrits du comte d'Ashburnham. Rapport
etc. , suivi d'observations sur les plus anciens manuscrits du fonds
Libri et sur plusieurs manuscrits du fonds Barrois. Paris 1883. 4.
VIII, 127 p.
1193. Letelie, J. A. , les fouilles gallo-romaines de Sanxay et le
P. Camille de la Croix. Paris 1883. 8. 7 p. et plan.
1194. Mondry- Beaudoin, Quid Korais de neohellenica lingua
senserit. Bordeaux 1883. 8. 71 p. (These de Paris.)
1195. Omont. Henry, Inventaire sommaires des manuscrits grecs
conserves dans les bibliotheques publiques de Paris autres que la bi-
bliotheque nationale. Paris 1883. 8. 10 p. (Extr. du Bulletin de
la soc. de l'hist. de Paris et de l'Ile de France juill. aoüt 1883.)
1196. Virgile, oeuvres de. Traduction nouvelle accompagnee du
texte latin et precedee d'une notice biographique et litteraire par
Emile Pessonneavx. 8e edition, revue pour le texte et pour la tra-
duction. 2 vols. Paris, Charpentier 1883. 18. XXIV, 399, 437 p.
(Bibliotheque Charpentier.)
Italien.
1197. Cipollina , Benedetto, *la tomba di Terone ed i tempii do-
rici in Italia. Osservazioni critiche. Girgenti 1883. 16. 21 p.
Nr. 11. Kleine philologische zeitung. 569
1198. JEuripide, tragedie, volgarizzate da Giuseppe de Spueehes.
Palermo, Pedone Lauriel 1883. 2 vol. 876 u. 542 p. 9 lire.
1199. Facsimili di antichi manoscritti per uso delle scuole di fi-
lologia neolatina pubbl. da E. Monaci. Roma, A. Martelli. fasc. 1.2.
50 tavole. fol.
1200. Grazio Falisco , il Cinegetico volgar. dal D. Pietro Dona
col testo a fronte e con note storico-filologiche. Padova 1888. 16.
68 p. 1 lire.
1201. Ihne , W., Roma antica dalla f'ondazioue aH'incendio gal-
lico. Traduzione di Teresa Amici-Masi con nna lettera di Rwjgero
Bonghi. Bologna, Zanichelli 1883. 16. XVI, 256 p. 1 1. 50 c.
1202. Jordan, Henricus , de formae urbis Romae fragmento novo
disputatio. Romae, Salviucci 1883. 4. 10 p. 1 tavole.
1203. Rotta, Paolo, sulle sette basiliche anticbe stazionali di Mi-
lano. — San Stefano (quinta basilica) cenni storici illustrativi. Mi-
lano 1883. 8. 84 p
1204. Verati, Bartol., studii filologici. Strenna pel 1883. Modena
1883. 8. 80 p. 1 lire.
1205. Zambaidi , Franc, le parole greche dell'uso italiano. 2a
ediz. completamente rifatta. Torino, Paravia 1883. 8. VIII, 171 p. 31.
Zu heft IX X p. 515 verbessere no. 965 Zuppetti in Zoppetti.
Kleine philologische zeitung.
Das septemberheft der Deutschen rundschau enthält
eine beschreibung der von G. Hirschfeld durch Paphlagonien und
angrenzende länder unternommenen reise.
Von der bei Brockliaus in Leipzig erscheinenden „Geschichte
der kunst im alterthum" von G. Perrot und Ch. Chipiez liegen
19 hefte vor, die kunst Egyptens beschreibend und durch viele
abbildungen illustrirend : einiges darüber theilt RAnz. no. 244 mit.
Karl Blind erklärt in beil. zur Allg. ztg. no. 279, daß er
an der herausgäbe des nächstens erscheinenden werkes von H.
Schliemann über Troja — s. oben p. 564 — nicht betheiligt
sei, nur einen beitrag dazu liefere.
Von dr. Haller's sprichwörterwerk ist der zweite theil er-
schienen, der auch das klassische alterthum berücksichtigt : eine
kurze anzeige dieses bandes enthält Allg. ztg. no. 280.
Das erste heft des werkes ,,die großherzoglich badische
alterthümer-sammlung in Karlsruhe" enthält bronzen und bron-
zegefäße der ältesten zeit : näheres darüber giebt Allg. ztg. bei-
lage zu no. 285.
In Mexico sind höchst merkwürdige bauwerke aus vermuth-
lich sehr alter zeit entdeckt worden, über die ein kurzer bericht
sich in Allg. ztg. no. 298 findet.
Berlin, 10. noverojper. Der zutritt zu den ausgrabungen
auf dem Forum Romanum , welche vom italienischen ministerium
seit einiger zeit veranstaltet sind , ist verboten und von den
ergebnissen derselben konnte daher nicht berichtet werden. Jetzt
hat das ministerium selbst eine publication darüber bekannt ge-
570 Kleine philologische zeitung. Nr. 11.
macht : dies dokument lautet nach der National-zeitung, morgen-
ausgabe, no. 520 folgendermaßen : „Bei den ausgrabungen, welche
in der nähe der kirche S. Maria Liberatrice zwischen der Via
Sacra und der Via Nuova an der nördlichen ecke des Palatins
ausgeführt worden sind, haben soeben sehr bemerkenswerthe ent-
deckungen stattgefunden. Man wußte im allgemeinen, daß sich
an diesem orte die gebäude erheben sollten, welche zum berühm-
ten tempel der Vesta gehörten, insbesondere das haus
der Vestalinnen. In der that hatte man bereits im jähre
1497 an demselben orte zwölf piedestale von statuen wiederge-
funden , die zu ehren der großpriesterinnen der Vesta errichtet
waren Im jähre 1549 entdeckte man noch zwei andere piede-
stale, während man den tempel der göttin zerstörte, der übrigens
noch ziemlich gut erhalten war. Seit dem beginnen der gegen-
wärtigen ausgrabungen hatten die arbeiter die ruinen eines ebenso
großen und schönen gebäudes an den tag gelegt , dessen plan
und eintheilung vollkommen für das haus der Vestalinnen paß-
ten. Es ist dies ein atrium, das im innern von gemächern ver-
schiedener große umgeben ist, von einem tablinum oder haupt-
saale mit reichem marmorpflaster und thüren , deren einfassung
von porta santa ist, während der unterbau und der kränz von
rosso antico sind. Das tablinum steht mit dem atrium durch
einen porticus in Verbindung, dessen säulen von grauem marmor
noch auf dem fußboden liegen. — Die annähme , daß dieses
atrium dasjenige der Vesta war und daß das haus ihr gehörte,
hat heute eine glänzende , wenn auch unerwartete bestätigung
erhalten, und zwar durch die entdeckung von drei anderen gro-
ßen piedestalen, welche denjenigen ähnlich sind, die man in den
jahren 1497 und 1549 fand, und welche wie diese inschriften
zu ehren der großpriesterinnen tragen. Die auf den piedestalen
befindlichen namen gehören der blüthe der römischen aristokratie
des 3. Jahrhunderts an. Jede halbsäule trägt in gleicher weise
das datum des tages und jahres der widmung. — Außer die-
sen monumenten hat man ferner entdeckt: 1. eine dem Commo-
dus durch einen einfachen bürger gewidmete inschrift ; 2. eine
dem Alexander Severus von den Unternehmern der Straßen in
Istrien u.s.w. gewidmete inschrift; 3. eine unversehrte und sehr
schöne büste des Annius Verus ; 4. eine zweite kaiserliche kopf-
lose büste; eine sehr beträchtliche menge von marmorwerken,
inschriften , figuren und Ornamenten. — Es wäre überflüssig,
auf die Wichtigkeit dieser ergebnisse noch ausführlicher hinzu-
weisen. Die entdeckung des locus Vestae muß als wichtigstes
resultat angesehen werden, welches yi den letzten jäh-
ren durch die archäologische Wissenschaft und
insbesondere durch die römische topographie erzielt wor-
den ist". — Dazu bemerkt die National - zeitung : Die archäo-
logen werden sich jedenfalls beeilen, diese neuesten entdeckun-
Nr. 11. Auszüge aus Zeitschriften. 571
gen für ihre Wissenschaft in jeder hinsieht nutzbar zu machen.
Entdeckungen , wie die soeben gemeldete , legen jedenfalls voll-
gültiges zeugniß dafür ab, daß die italienische regierung unter
den pflichten, welche sie durch den einzug in liom übernommen
hat , diejenigen , welche im interesse der wissenschaftlichen for-
schung an sie herantreten, mit besonderem eifer zu erfüllen weiß,
so daß auch hier ein vergleich mit den früheren zuständen dem
neuen regime nur zum vortheile gereicht. — Weitere wichtige
entdeckungen dürfen erwartet werden.
Auszüge aus zeitschrifteil.
Literarisches centralblatt für Deutschland. Hrsg. u. verantw. re-
dacteur prof. dr. Fr. Zarncke , 1883, no. '20: Rzach, Alois, neue bei-
trage zur teclmik des nachhomerischen hexameters. Wien 1882, Ge-
rolde söhn. 128 p. 8. 2 mk. A. L{udwi)ch. — Köchly's, Herrn.,
gesammelte kleine philologische Schriften. Unter leitung von Geo.
Mart. Thomas, hrsg. von Gottfr. Kinkel und Ernst Böckel. 2. bd.
Deutsche aufsätze. Mit 1 lithogr. taf. Leipzig 1882, Teubner. IV,
406 p. 8. 10 mk. 8U pf. Cl(emm), — Ruß Fesii Avieni Aratea. Ed.
Alfr. Breysig. Leipzig 1882, Teubner. XIX, 83 p. 8. 1 mk. — Seyffert,
0. , lexicon der klassischen alterthnmskunde. Culturgeschichte der
Griechen und Römer .... Mit 343 abbild. u. 1 plane der ausgra-
bungen von Olympia. Leipzig 1882 , Bibliogr. institut. VIII, 372 p.
8. 7 mk. Bu{rsian).
No. 21: Zahn, Theod., forschungen zur geschichte des neutesta-
mentlichen kanons und der altkirchlichen litteratur. 2. th Der evan-
geliencommentar des Theophilus von Antiochien. Erlangen 1883,
Deichert. VI, 302 p. 8. 8 mk. \p. (Lipsius.) — Westdeutsche Zeit-
schrift für geschichte und kunst, hrsg. von dr. F. Hettner und dr. K.
Lamprecht. Jahrg. I. Trier 1882, Lintz. 10 mk. Th. L{indne)r. —
Bühler, Georg, leitfaden für den elementarcursus des Sanskrit mit
Übersetzungsstücken und zwei glossarien. Wien 1883, Eonegen. (VII,
171 p. 2 schrifttafeln.') 5 mk. — Pauli, C. , die etruskischen Zahl-
wörter. Stuttgart 1882, Heitz. VI, 156 p. 8 7 mk. (Etruskische
Studien und forschungen 3 hft.) D{eecke). — Imperatoris Marci An-
tonini commentariorum quos sibi ipsi scripsit libri XII. Rec. Joann.
Stich. Leipzig 1882, Teubner. XVIII. 211 p. 8. 1 mk. 80 pf.
No. 22: Heydenreich , Ed., Livius und die römische plebs. Ein
bild römischer geschichtsschreibung. Berlin 1882, Habel. 48 p. 8.
50 pf. (Sammlung wissensch. vortrage, hrsg. v. Virchow u. Holtzen-
dorff, no. 401.) F. R(ühl) — Hühner, E , grundriß zu Vorlesungen
über die griechische syntax. Berlin 1883, Hertz. IV, 1 1-2 p. 8. 3 mk.
B(rug)m(a)n. — Meyer, L., die römischen katakomben. Berlin 1882,
Habel. 72 p. 8. 1 mk. und derselbe, Tibur. Eine römische studie.
Ebd. 1883. 80 p. 8. 1 mk. (Virchow und Holtzendorff's Sammlung
wiss. vortrage, lieft 387/88. 413/14 )
No. 23 : Commentaria in Aristotelem graeca. Consilio et aueto-
ritate academiae litterarum regiae Borussicae edita. Berlin 1882,
G. Reimer. Vol. IX. Simplicii in Aristotelis physicorum libros quat-
tuor priores commeritaria ed. Herrn. Diels. XXXI, 800 p. 27 mk.
Vol. XI. Simplicii in libros Aristotelis de anima commentaria, ed.
Mich. Hat/duck. XIV, 361 p. 12 mk. — Stürenburg, H. , de Roma-
norum cladibus Trasumenna et Cannensi. Adiecta est tabula geo-
graphica. Leipzig 1883. 4. (Programm der Thomasschule.) S.
572 Auszüge aus Zeitschriften. Nr. 11.
Coüard , F. , trois universites allemandes considdrees au point de vue
de l'enseignement de la philologie classique. (Strasbourg , Bonn et
Leipzig ) Löwen 1882, Peters. (Bonn, E. Strauss.) 357 p. 8. —
T. Plauti Macci, Amphitruo. Recensuerunt Geo. Goetz et Gust. Loewe.
Leipzig 1882, Teubner. XII, 131 p. 3 mk. 60 pf. (Plauti comoediae
II, n.) (O. Ribbeck.) — Boetticher, Ad., Olympia, das fest und seine
statte. Nach den berichten der alten und den ergebnissen der deut-
schen ausgrabungen. Mit vielen holzschnitten u. 15 kupferrad. Ber-
lin 1883, Springer. (XII, 407 p.) 20 mk. — Milchhoefer, Arth., die
anfange der kunst in Griechenland. Studien. Mit zahlreichen abbil-
dungen. Leipzig 1883, Brockhaus. VII, 247 p. 8 6 mk. Bu(rsian).
— Woltmann , Alfr. , und Woermann, Karl, geschichte der maierei.
Mit vielen Illustrationen und holzschnitten. 2. bd. Leipzig 1882,
Seemann. XIII, 800 p. 8. 36 mk. H. J(anitschek).
No. 24: Gebhardt, Ose. v., und Harnack , Ad., texte und Unter-
suchungen zur geschichte der altchristlichen litteratur. 1. bd. 3. hft.
Leipzig 1883, Hinrichs. III, 196 p. 8. 6 mk. 1. Harnack, die al-
tercatio Simonis Iudaei et Theophili Christiani nebst Untersuchungen
über die antijüdische polemik in der alten kirche. 2. Derselbe , die
Acta Archelai und das Diatessaron Tatiani. 3. v. Gebhardt, zur hand-
schriftlichen Überlieferung der griechischen apologeten. I. Der Are-
thascodex (Paris Gr. 451). ip. (Lipsius.) — Larfeld, Guil., sylloge in-
scriptionum Boeoticarum dialectum populärem exhibentium. Adnot.
etc. Praemittitur de dialecti Boeoticae mutationibus dissertatio. Ber-
lin 1883, G. Reimer. VII, 232 p. 8. 10 mk. P. C(auer). — Sorani
Gynaeciorum vetus translatio Latina, nunc primum edita cum additis
Graeci textns reliquiis a Dietzio repertis atque ad ipsum codicem
Parisiensem nunc recognitis a Val. Rose. (Cum 2 tab. lithogr.) Leip-
zig 1882, Teubner. XX, 422 p 8. 4 mk. 80 pf. Iw. M(üller).
No. 25: Eyssenhardt, F., Hadrian und Florus. Berlin 1882, Habel.
32 p. 8. 50 pf. (Virchow und v. Holtzendorff's Sammlung, h. 397.)
— Canini, Marco Antonio, etudes etymologiques. Rom, Loescher.
XVI, 286 p. 8. B(rug)m(a)n. — T. Zivi ab urbe condita liber II.
Med förklaringer af A. Trigell. Stockholm 1882, Norstedt u. söhne.
121 p. 8. A. E(ußner). — Lindenschmit , Ludw., tracht und bewaff-
nung des römischen heeres während der kaiserzeit mit besonderer be-
rücksichtigung der rheinischen denkmale und fundstücke. Dargestellt
in 12 tafeln u. erläut. Braunschweig 1882, Vieweg u. söhn. 29 p. 4. 6mk.
No. 26 : Supplementum codicis apoeryphi. I. Acta Thomae graece
partim cum novis codieibus contulit partim primus edidit latine re-
cens. praefatus est indices adiecit Max Botmet. Leipzig 1883, Men-
delssohn. XXX, 220 p. 8. 5 mk. ip. {Lipsius.) — Fisch, Karl, die
sociale frage im alten Rom bis zum Untergang der republik. Vortrag.
Aarau 1882, Sauerländer. 36 p. 8 60 pf. - Feldmann, Jos , latei-
nische syntax in den haupiregeln mit rücksicht auf die ergebnisse
der vergleichenden Sprachforschung übersichtlich zusammengestellt.
Hannover 1882, Hahn. XII, 69 p. 8. 1 mk. 20 pf. — Stolz. Friedr.,
zur lateinischen verbalflexion. Studien Innsbruck 1882. VI, 74 p.
8. 2 mk. Cl(emm). — Karten von Attika. Aufgenommen durch
Offiziere und beamte des k. preuß. großen generalstabes. Mit erläut.
text hrsg. von E. Curtius und /. A. Kaupert. Erläuternder text.
Heft 2 von Arth. Milchhöfer ■. Nebst 4 karten. Berlin 1883, D.Reimer.
(49 p. Karten gr. fol.) 16 mk. Bu{rsian).
No. 27 : Heinze, Max, der eudaimonismus der griechischen Philo-
sophie. Erste abhandlung. Vorsokratiker. Demokrit. Sokrates. Leip-
zig 1883, Hirzel. 115 p. 4. 4 mk. A. K. — Historische Untersu-
chungen. Arnold Schaefer zum 25jähr. Jubiläum seiner akad. wirksam-
Nr. 11. Auszüge aus Zeitschriften. 573
keit gewidmet von früheren mitgliedern der histor. seminarien zu Greifs-
wald und Bonn. Bonn 1882, Strauss. V, 364 p. 8. 1 karte. 13 mk.
50 pf. — Mehlis, C-, Studien zur ältesten geschichte der Rheiulande.
Mit 2 tafeln. 6. abth. Leipzig 1883, Duncker u. Hmnblot. (IV, 64 p.
8. 2 mk. 40 pf.) — Culmann , F. W. , etymologische aufsätze und
grundsätze. VI. Umschau auf dem gebiete der historischen Zeitformen
und ihrer angmente. 2. Beitrag zur aufklärung grammatischer ge-
heimnisse. Straßburg i. E., 1883, Schmidt. 48 p 8 1 mk. B{rii)gm(ari).
No 28: Schmidt, Leop., die ethik der alten Griechen. In 2 bdn.
Berlin 1882, Hertz. V, 400 VI, 494 p. 8. 7 mk. - ss— . — Desünon,
Justus von, die quellen des Flavius Josephus in der jüdischen arcbäo-
logie. Buch XII — XVII = jüdischer krieg buch I. Kiel 1882, Lipsius
u. Tischer. 128 p. 8. 3 mk. — Tartara, Aless., dalla battaglia della
Trebbia a quella del Trasimeno. Questioni di storia romana. Turin
1882, Loescher. 133 p. 8. F. R{ühl). — Reinhardstöttner, Carl, die
plautinischen lustspiele in späteren bearbeitungen. I. Amphitruo.
Leipzig 1883, Friedrich 77 p. 8 — Müchhöfer, Arthur, die befreiung
des Prometheus , ein fund aus Pergamon. 42. Winckelmannsprogr.
Mit 1 tafel u. 3 Zinkdrucken. Berlin 1882, G.Reimer. III, 43 p. 4. dt.
No. 29: Kleinpaul, Rud., Rom in wort und bild. Eine Schilde-
rung der ewigen stadt und der Campagna Lief. 31 - 36. Leipzig
1883, Schmidt u Günther, fol. ä 1 mk. Bu(rsian). — Inscriptiones
graecae antiquissimae praeter Atticas in Attica repertas. Edid. Herrn.
Roehl. Berlin 1882, G. Reimer. V, 193 p. fol. 16 mk. F. R(ühl).
— Lucianus Samosatensis , Franc. Fritzschius rec. Vol. III, pars II.
Rostock 1882, Werther. CXX, 162 p 8. 8mk. Bu{rsian). — Hart-
mann, J. J. , studia Antiphontea. Leyden 1882, de Brenk u. Smits.
39 p. 8. R. — Röscher, W. H., nektar und ambrosia. Mit einem
anhang über die grundbedeutung der Aphrodite und Athene. Leip-
zig 1883, Teubner. VID, 116 p. 8. 3 mk. 60 pf.
No. 30 : Müller, Karl Otfried, geschichte der griechischen litteratur
bis auf das Zeitalter Alexanders. Nach den hdschr. des verf. hrsg. v.
dr. Ed. Müller. 4. aufl. Mit anmerkungen und Zusätzen bearb. von
Emil Heitz. 1. bd. u. 2. bd. 1. hälfte. Stuttgart 1882, Heitz. (XVI,
336 p. , VI, p. u. p. 1-210.) 12 mk. B(luss). - Westphal, Rud.,
Aristoxenus von Tarent. Melik und rythmik des classischen Hellenen-
thums übers, u. erklärt. Leipzig 1883, Abel. LXXIV, 508 p. 8. u.
derselbe, die musik des griech. alterthums. Nach den alten quellen
neu bearb. Leipzig 1883, Veit u. Co. VII, 354 p. 8. 9 mk t.
No. 31 : Jordanis Romana et Getica. Rec. Theod, Mommsen. Ber-
lin 1882, Weidmann. LXXIII, 199 p. 4. 8 mk. (Monum. Germ. hist.
et Auetores antiquiss. t. V, 1) W. A(rndt). — Der Periplus des ery-
thräischen meeres, von einem unbekannten. Griechisch und deutsch.
Mit kritischen und erklärenden anmerkungen nebst vollständ. Wörter-
verzeichnisse von B. Fabricius. Leipzig 1883, Veit u. Co. 188 p. 8.
— Hennen, Gerh. , de Hannonis in Poenulo Plautina precationis quae
fertur recensione altera Punica. Marburg 1882, Ehrhardt. 41 p. 8.
1 mk. Jq. - Goetz, Georg, de compositione Poenuli Plautinae com-
mentariorum. Jena, Neuenhahn 1883. 48 p. (Ind. leett.) Aq. — d'Arbois
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Paris 1883, Thorin. 412 p. 8. Wi[ndisch).
No. 32: Martin, Alb., le manuscrit d'Isocrate Urbinas CXI de la
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Bonn 1883, Georgi. 46 p. 8. J. Sdt.
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574 Auszüge aus Zeitschriften. Nr. 11.
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Wien 1883, Gerold's söhn. 89 p. 8. Ii—ff. — Goeler von Ra-
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gen zum klass. alterthum und seine darstellungen aus der klass. my-
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6 tafeln in lichtdruck. Jena 1882, Costenoble. XI, 224 p. 8. 10 mk.
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Kegan, Paul u. Trench. XV, 358, V, 398 p. G. v. d. Gabelentz. —
Troebst, W., quaestiones Hyperideae et Dinarcheae. Pars I. IL Ber-
lin 1881. 82, Mayer n. Müller. 26 p. 4. u. 43 p. 8. B{lass).
No. 35: Roehl , Herrn., imagines inscriptionum Graecarum anti-
quissimarum in usum scholarum composuit. Berlin 1883, G. Reimer. :
III, 72 p. fol. 4 mk. F. R.
No. 36 : Lipsius, Rieh. Adalb., die apokryphischen apostelgeschich
ten und apostellegenden. Ein beitrag zur altchristl. litteraturgeschichte.
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sprachphilosophische werke. Hrsg. und erklärt von dr. H. Steinthal.
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schelius. Ed. altera G. Goetz recogn. Leipzig 1883 , Teubner. XIII,
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kalenderwesen der Griechen, insonderheit der Athener. Leipzig 1883,
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Gog e Magog. Turin 1883, Loescher. 602 p. 8. W. F. — Delisle,
Nr. 11. Auszüge aus Zeitschriften. 575
Leop., les tres anciens manuscrits du Fonds Libri dans les collections
d'Ashbumham-Place. Paris 1883. 32 p. 8. — Derselbe, notice sur
les manuscrits desparus de la bibliotheque de Tours pendant la pre-
rniere moitie du XIX. siecle. Ebd. 200 p. 4. — Ders., les manuscrits
du conite d'Ashburnham. Rapport. Paris 1883, Champion. 23 p. 8. E.R.
No. 40: Renan, Ernest, histoire des origines du christianisuae.
Index ge'neral avec une carte de l'extension du cbristianisrae vers
Tan 180. Paris 1883, Calmann Levy. IV, 297 p. 6 mk. - Aristotle's
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Wi{ndisch).
Neue Jahrbücher für philologie und pädagogik von A. Fleckeisen,
bd. 127, hft. 5 und 6: 51. Die Orakelinschriften von Dodona, von H.
R. Pomtow, p. 305—360. — 52. Die einführung der in Homerischer
zeit noch nicht bekannten opfer in Griechenland, von P. Stengel,
p. 361-379. - 53. Zu Antiphon., von E. Albrecht, p. 379—382.' —
54. Zu Archimedes, von F. Biass, p. 382. - 55. Die regierungen des
Peisistratos, von G. F. Unger, p. 383-392. — 56. Ueber den schluß
des zweiten epeisodion in Sophocles Antigone, von F. Kern, p. 393
-403. — 57 Anz. v. H. Uscner: philologie und geschichtswissenschaft
(Bonn 1882), von F. Heerdegen, p 403-404. - 58. Zu Epikuros brief
an Herodotos. von F. Bockemüller, p. 405 — 412. — 59. Zu Quintilianus
(XII 10, 64), von A. Eußner, p. 412. - 60. Zu Dionysios von Hali-
karnasos, von L. Sadee, p. 413 — 414. — 61. Ay/u/unm dg t« atpaiQtxä,
reste einer verloren geglaubten schritt, von F. Hu/tsch , p. 415-420.
— 62. Zu Ovidius metamorphosen (IX 44), von E. Grünauer, p. 420.
— 63. Zu Ciceros philosophischen schritten, von W. Friedrich, p. 421
— 434. — (21) Zu Ciceros reden gegen Verres (IV 128), von J. Schien-
ger, p. 434. — 64. Anz. v. T. L. Papillon: Virgil with an introduction
and notes. I. II. (Oxford 1882), von W. H. Kolster, p. 435—440. —
65. Zu Sallustius (Hist. fr. I 56), von K. Kraut, p. 440.
Heft 7: 66. Anz. v. F. W. Schneidewin und O. Hcnse: Aischylos
Agamemnon (Berlin 1883) von N. Wecklein, p. 441—451. — 67. Zu
Aischylos, von K. Lugebil, J. Mahly, A. Hillebrandt, p. 452—456. —
68. o ontQ « in der bedeutung „weshalb obgleich während", von R.
Schneider, p. 457- 466. — 69. Zur hypothesis von Aristophanes wespen,
von K. Zacher, p. 466-468. — 70. Zu Ciceros brieten (XV 4, 9) von
B. Hirschivälder, p. 468. — 71. Pausanias und seine ankläger, von J.
H. Ch. Schubart, p. 469-482. - 72. Anz. v. K.Baedeker: Griechen-
land, bandbuch für reisende (Leipzig 1883), von L. Schwabe, p. 482
— 483. — 73. Zu Ciceros rede pro Miloue (29, 79), von A. Uppenkamp
und F. Rhode, p. 483— 486. — (9.) Zu Florus, von A. Eußner, p. 486.
— 74. Aninntm inducere im archaischen latein, von A. Funck, p. 487
— 492. — (49.) Wisibada, von <S'. ITidmann, p. 492. — 75. Horazischer
realismus (carm. I, 25) von Th. Plüss, p. 493 — 503. — 76. Zum libellus
de Constantino Magno, von E. Hey dem eich, p. 503 — 504.
Heft 8: 77. Anz. v. C. Wessely : prolegomeua ad papyrorum grae-
corum novam collectionem edendam (Wien 1883), von H. Landwehr,
p. 505 — 513. — 78. Zu Hieronymus de viris illustribus, von W. Gemoll,
p. 513 — 514. — 79. Zur geschichte des zweiten athenischen bundes,
von A. Hoeck, p. 515 — 522. — 80. Zur Schlacht hei Marathon, von
F. Lahr, p. 523 — 525. — 81. Homerisches, von C. Nauck, p. 526. —
576 Literatur. Nr. 11.
82. Zur landeskunde und geschiente Kilikiens, von K. J, Neumann,
p. 527-551. — 83. Zu Minucius Felix (Oct. 10, 3), von A. Eußner,
p. 551. - 84. Zu Hesychios Milesios , von E. Hesselmeyer, p. 552. — I
85. Em vermeintlicher archetypus des Lucretius , von A. Brieger , p.
553—559. — 86. Zu Ciceros briefwechsel mit M. Brutus, von O. E.
Schmidt, p. 559 — 567. — 87. Zur lateinischen anthologie, von A.
Eußner, p. 568. - 88. Zur Orestis tragoedia, von K. Roßberg, p. 569
— 575. — (50) Philologische gelegenheitsschriften, p. 575-576.
Rheinisches museum für phdologie, bd. 38, heft 3 : Die Überlieferungs-
geschichte der terenzischen koniödien und der commentar des Donatus,
von F. Leo, p. 317. — Zwei doubletten im Livius, von W. Sie.glin,
p. 348. — Zu Herodians Schriften mol hvofxänav und ntgl juovrjgovs
kiSfwg, von A. Ludwich, p. 370. — Zur Chronologie der Arsinoe Phi-
ladelphos, von A. Wiedemann, p. 384. — Ueber die sprichwörtersamm- :
lungen des Laurentianus 80, 13, von H. Jungblut, p. 394. — Alkame- \
nes und die giebelcompositionen des Zeustempels in Olympia. Die
kunstgeschichtlichen angaben des Joannes Tzetzes und des Suidas, von
R. Foerster, p. 421. — Zu Plautus Amphitruo, von O. Ribbeck, p. 450.
— Handschriftliches zu den Poliorketica und der Geodäsie des soge-
nannten Hero, von K. K. Müller, p. 454. — Miscellen : Zum leben
der Erinna, von H. Flach, p. 464 — Zu Xenophons üvgoi, von H.
Zurborg , p. 464. — Archaeologische kleinigkeiten, von R. Foerster,
p. 467. - Zu Vergil, von F. Cauer, p 470. - Zu Horat. Epod. 15, 21,
von W. Ribbeck, p. 471. — Zu Statius' Silven, von B. Friederich,
p. 473. — Pompejanisch-Römisch-Alexaudrinisches, von F. B., p 474.
— Die staatliche anerkennung des gladiatorenspiels, von Demselben,
p. 476. — Caro, von Demselben, p. 479. — Handschriftliches zu Co-
rippus, von G. Lüive, p. 479. — OAYMATOIIOIOS, von **, p. 480.
Literatur 1883,
(dem Philologus und PhAnzeiger zugesandt).
Unger, Gr. F., zur geschichte der Pythagoräer. Aus Sitzungsber.
d. philos.-philol. u. histor. classe d. k. bayer. akad. d. wiss. 1883. II.
Feine , Paul , de Aristarcho Pindari interprete. Aus Comment.
philol. Ienenses II.
Thielmann , Philipp , beitrage zur textkritik der vulgata. Speier
1883. 8. 63 p.
Keller, Otto, der saturnische vers. Leipzig u. Prag, Tempsky.
1883. 8. 83 p.
Stangl, Th., 'Ofxoiöirjng in Cicero's rhetorischen Schriften und den
lateinischen rhetoren. München 1883. 8. 22 p.
Ziwsa , Carl , die eurythmische technik des Catullus. Theil II.
Wien 1883. 8. 40 p.
Me triam , Augustus C. , the greek and latin inscriptions on the
obelisk-crab in the metropolitan Museum , New York. New York,
Harper 1883. 8. 49 p.
C. Sallusüi C'rispi bellum Catilinae bellum Iugurthinum ex hi-
storiis quae extant orationes et epistulae. Recensuit Augustinus
Scheindler. Accedunt incertorum rhetorum suasoriae ad Caesarem
senem de re publica et invectivae Tulli et Sallusti personis tributae.
Pragae et Lipsiae, Tempsky u. Fleischer 1883. 8. XVI, 130 u. VI p.
Weygoldt , G. P., die philosophie der Stoa nach ihrem wesen und
ihren Schicksalen für weitere kreise dargestellt. Leipzig, Otto Schulze
1883. 8. IV, 218 p.
Nr. 12. December 1883.
Philologischer Anzeiger,
Herausgegeben als ergänzung des Philologus
Ernst von Leutsch.
125. H. Landwehr, papyrum Berolinensem no. 163
musei Aegyptiaci commentario critico adiecto edidit H. L. Gotha,
Perthes 1883. 35 p. 8 und 2 facsimile-tafeln.
Dieses schriftchen behandelt jene zwei papyrusfragmente,
die mit zahlreichen anderen 1879 in den besitz des Berliner
museum gekommen sind und aus Medinet - el - Faijüm stammen.
Wie ein zweifelloses bruchstück von Aristoteles nolizsiu twv
' A&ijraimt in das archiv des arsinoitischen gaues kommen konnte,
ist schwer zu erklären ; daß dieser ganze große papyrusfund aus
Arsinoe stammt, nicht aus Krokodilopolis, wie p. 4 behauptet wird,
ist ebenso zweifellos und durch die letzten über theile desselben
erschienenen arbeiten von Hartel (Wiener Studien für klassische
philologie V. bd. : eine bürgschaftsurkunde aus dem jähre 487
nach Chr.), Karabacek (Denkschr. der kaiserl. akad. in Wien,
XXXIII. bd.: der papyrusfund von El -Faijüm) und Wessely
(Prolegomena ad papyrorum Grraecorum novam collectionem edendam
Wien 1883) nachgewiesen. Darf man vermuthen, daß diese aus dem
j zusammenhange des übrigen materials fallenden stücke bestimmt
waren , abgewaschen und für Urkunden verwendet zu werden ?
Blaß hatte zuerst (Hermes XV, p. 366 ff.) die nun neuer-
lich behandelten zwei fragmente publicirt, Bergk (Eheinisches
museum n. f. XXXVI, p. 87 ff.) ein stück beziehungsweise den
text auf einer seite des einen fragmentes, mit recht der athenischen
Politie des Aristoteles zugewiesen. Blaß stimmte dann (Hermes
XVI, p. 47 ff.) dieser ansieht zu. Darüber hinaus bietet nun
die vorliegende schritt außer einigen unwesentlichen correcturen
zu den lesungen des ersten herausgebers , deren Zuverlässigkeit
Piniol. Anz. XIII. 38
578 126. Grammatik. Nr. 12.
sich aber nur vor dem originale bejahen oder in abrede stellen
ließe, die facsimiles des papyrus und die vermuthung, daß die
ganzen reste der Politie des Aristoteles angehören, was übrigens
schon Blaß Hermes XVI im gegensatz zu Bergk , der an ver-
schiedene excerpte, u. a. auch aus Aristoteles Politie gedacht
hatte, angenommen hat. Die textrestitution zeigt gegenüber den
facsimiles einige ungenauigkeiten , einige andere versehen hat
Blaß Hermes XVIII p. 478 hervorgehoben. Demgemäß ordnet
Landwehr die beiden fragmente so an , daß er zwischen den
beiden bruchstückweise erhaltenen blättern zwei verlorene an-
nimmt. Dieser ansieht wird man beipflichten können. Die be-
handlung der historischen fragen stellt der verf. in einer dem-
nächst erscheinenden schritt forschungen zur attischen geschichte
in aussieht. Die übrigen mit fleiß behandelten detailfragen über
worttheilung in papyrushandschriften , so wie die paragraphen
über Harpokration und Polyaen enthalten theils bekanntes, theils
kommen sie zu keinem rechten ergebnis. (S. Philol. 43, 1,
p. 106 ff. — E. «, L.) Adolf Bauer.
126. R. Meister, zur griechischen dialekt&logie. I. Be-
merkungen zur dorischen accentuation. II. Die excerpte tisqi
dialeximt;, namentlich in bezug attf die abschnitte w$@t /Jojqi'öuc.
Göttingen 1883. 16 p. 4.
Meister gibt in dem vorliegenden programm eine probe sei-
ner in aussieht stehenden neubearbeitung des dorischen dialekts,
welche die besten hoffnungen erweckt. Der erste theil behan-
delt eine der schwierigsten fragen der griechischen dialektfor-
schung , nämlich den dorischen accent , und zwar in einer von
Ahrens, der gerade in diesem punkte vielfach fehlging, durchaus
abweichenden weise. — Die besonderheiten des aeolischen ac-
cents sind gegenüber dem uns allein ausreichend bekannten io
nisch-attischen durchweg neuerungen, und wir können daher für
die urgriechische betonung aus dem aeolischen nichts lernen.
Wären dagegen nicht leider die nachrichten über den dorischen
accent so mangelhaft , so würden wir wohl aus dem dorischen
und dem ionisch-attischen das urgriechische betonungssystem er-
schließen können, wie wir aus zwei handschriften das gemein-
same archetypon zu reconstruiren pflegen. Wäre z. b. der von
Meister höchst wahrscheinlich gemachte satz richtig, daß es im
Nr. 12. 126. Grammatik. 579
dorischen keine nsotanaatg *avt}vayy.aGpisvri gab, d. h. daß auch
bei kurzer ultima die lange paenultima nicht nur den cirQumflex
sondern auch den acut tragen konnte nach denselben vielleicht
ursprachlichen gesetzen, nach welchen der eintritt des circumflex
in den endsilben geregelt ist, so würden wir gewiß, wenn wir
nur genauere nachrichten hätten, wichtige aufklärung über jene
jetzt unbekannten gesetze erhalten. Gestützt auf den eben vor-
ausgeschickten satz verwirft Meister die bisher aufgestellten er-
klärungsversuche für die paroxytonirung der formen wie nTwxeg
und nrojy.u* und erklärt dieselbe aus dem „streben, den accent
des nom. singularis in der flexion beizubehalten"; wenn es freilich
überhaupt keine TTtuianumg nurr^-uyxitßut't rt gab, so sieht man
nicht ein, warum Meister zu einer analogiebildung seine Zuflucht
nimmt. Näher liegt es (Meister erwähnt dies nicht) in der be-
touung der nom. plur. wie uv&Qtonot das produkt einer ausglei-
chung zu sehen, durch welche die Dorier gleichmäßige betonung
im ganzen pluralis {u.p&Q(änoi avdywncov av&Qtönoig äf&gconoog^
erreichten1;, denn die regel, auslautendes at und oi hätten für
den dorischen accent als lang gegolten, welche Ahrens aufstellt,
wird von Meister mit recht aufgegeben. Auf uniformirung wird
auch, wie ich vermuthe, die betonung iazüijuv , sXaßov usw. zu-
rückgehen; man vermied den Wechsel des accents im plural,
indem man flectirte iatäaaftsg iaziioaze iardauv , und erreichte
zugleich bei den formen auf -o> differenzirung der ersten person
singularis und der dritten person pluralis. Aus diesen drei fällen
[rj7wv.ij lu-d-ooinoi iazdöav) läßt sich freilich nicht entnehmen,
daß die nsgionaßig xazi]vayxa.O[Aei>t] im dorischen nie existirt habe,
denn bei uvOgfonoi und iataaat liegt sicher, bei nieixeg viel-
leicht eine junge Umgestaltung des accentes vor ; unerklärlich
müßte dagegen ohne diese annähme die paroxytonirung der infin.
aorist. wie \i nm, ,1/m'tui etc. erscheinen, welche Meister mit großer
Wahrscheinlichkeit behauptet. Aus den Theokritscholien zu id.
I, 83 über die verbalformen auf -i^rai weiß auch Meister nichts
sicheres zu entnehmen. Ferner behandelt er die oxytonirung
der sonst circumflectirteu adverbia auf -tag, der einsilbigen sub-
1) Interessante parallelen zeigt das neugriechische; so findet sich
neben dem nom. pluralis üySyamoi auch dv&Qu,noi wie im dorischen im
anschluß an die casus obliqui äv&Qulnwv usw., umgekehrt hat beim ad-
iectiv der nominativ die casus obliqui nach sich gezogen: üyqioi,
ayoiwv usw.
38*
580 126. Grammatik. Nr. 12.
stantiva und der eigennamen mit aus -aitav -ämv contrahirter
endung -äv wie 'di.*n&*. Letztere erklärt er als durch die ana-
logie der nicht contrahirten oxytonirten eigennamen auf -üv wie
Tnüv verursacht. In betreff deradverbia auf -mg und der ein-
silbigen substantiva handelt es sich um die erklärung des Zeug-
nisses: icl fiOvoavXlaßa ovoftaru ßctQvzpvovöiv ol dwgtsig' l polmg
de nui ra aoiorr/zog 8t]).mzixd IniQQtjfxaza ■ xaXmg aocpwg xofxipmg
anlmg. Mit recht verwirft Meister die Ahrens'sche conjectur
o^vzoiuvaip für ßaQViovovow und weist vielmehr darauf hin, daß
die grammatiker den ausdruck ßufjvzoitlv auch von denjenigen
Wörtern anwenden, deren accent im Zusammenhang der rede
,,xo,u(^£zat Big ßa(jniaiu. Wir werden Meister auch folgen dürfen,
wenn er weiter schließt : „es ist also die grammatikerstelle auch
fernerhin als ein zeugnis dafür festzuhalten , daß im dorischen
die einsilbigen nomina, soweit sie nicht als contracta den regeln
über die accentuation contrahirter silben zu folgen hatten , oxy-
tona waren" ; im irrthum befindet er sich aber , wenn er meint,
die einsilbigen nomina hätten im dorischen „den alterthümlichen
accent gegenüber der im aeolischen dialekt regelmäßig, im io-
nisch-attischen hier und da eingetretenen perispomenirung be-
wahrt". Vor allen dingen steht die regel, daß die einsilbigen
neutra den accent zurückziehen 2) , zu gut im einklang mit den
allgemeinen betonungsgesetzen der griechischen spräche 3) , als
daß wir in ihr eine neuerung des ionisch-attischen erblicken
dürften; der verdacht der unursprünglichkeit muß vielmehr auf
das dorische gelenkt werden. Ein Übergang des circumflex der
endsilben in den acut findet sich auch im attischen sporadisch
unter dem einfluß des rhetorischen accents, ich erinnere an idov,
welches aus idov entstanden ist , an doppelformen wie 7/ und rj,
co und «, auch an mg und mg sowie an zmg, schließlich an ov-
8sig und fii]8eig neben elg, wo vielleicht etwas ähnliches vorge-
gangen ist. Ein solcher sporadischer Übergang, der wohl der
nachklang eines ehemals gültigen allgemeinen gesetzes ist4), wird
für das dorische in weiterem umfange angenommen werden dürfen.
2) Circumflectirte einsilbige neutra haben zurückgezogenen ac-
cent, denn der circumflex besteht aus acut + gravis, vgl. Phil. anz.
XIII, p. 422.
'6) Die wenigen oxytonirten neutra wie noröv sind substanti-
vierte adiectiva.
4) Es kann z. b. eine zeit gegeben haben , wo jeder circumflex
auf endsilben im verlauf der rede in den acut verwandelt wurde.
Nr. 12. 126. Grammatik. 581
Zum Schluß möchte ich nebenbei auf die Wichtigkeit einer
„Variante" hinweisen , welche uns aus dem dorischen betonungs-
system erhalten ist. Es ist überliefert (Herodian ed. Lentz I, 47.
24): ,,7o 8t (igÜTtjn ' j4ttmoi fAev ßayvvovßip oi. dmgisTg ol£vrovGivlt.
Bringen wir damit in Verbindung, daß der gemeingriechische
genetiv ftrjrgng eigentlich einen nominativ *ui}7>]q voraussetzt, so
erkennen wir in dem schwanken zwischen cpnnrrjg und T'par/Jp,
lirjzijg und i'rjrrto eine spur von größerer beweglichkeit des ac-
cents in älterer zeit , welche für die beurtheilung mancher er-
scheinungen im griechischen accentuationssystem von höchster
bedeutung ist.
Im zweiten theile liefert Meister im anschluß an seine ab-
handlung über die abschnitte der grammatikerexcerpte neg)
_4loli8nct die er Griechische dialekte I, 26 ff. (I, 23 ff. ist druck-
fehler) gegeben hat, eine scharfsinnige Untersuchung über die
abschnitte 77?o/ do)gt'8<>c. F. Haussen.
Der erste abschnitt der inhaltreichen kleinen schrift giebt
„bemerkungen zur dorischen accentuation" und versucht in den
Wirrwarr der über dieselbe erhaltenen Zeugnisse der gramma-
tiker klarheit zu bringen. An erster stelle wird die regel be-
handelt, nach welcher die Dorier nn(8sQ, yvvalusg, cpaze*', nroaxag
u.s.w. betonten (Ahrens Dial. II, 29). Meister bestreitet, daß
hier eine nachwirkung der alten accusativ-endung ~avg und ein
übergreifen ihrer analogie in den nominativ vorliegen könne;
denn die ursprünglichkeit kretischer formen wie aTart'jgnvg, pni-
ßahlövravg sei nicht erwiesen. Sie ist aber doch mindestens
ebenso wahrscheinlich wie die annähme, daß solche formen schon
zu anfang des fünften Jahrhunderts nach falscher analogie der
entsprechenden in der a - deklination (xdvg, ngsiytvTÜrq u. dgl.)
entstanden seien. Meister zieht es vor, in nalSei;, nrojyag u. ä.
ein festhalten der accentuation des nom. sing, zu erkennen, in-
dem er scharfsinnig nachweist, daß natg ursprünglich oxytonon
gewesen sei. Aber diese erklärung paßt weder auf nnii&t*, das
der Verfasser deshalb (p. 3 f.) als unechtes beispiel zu eliminieren
sucht, noch auf yvval-Atc, das ihm gar keine Schwierigkeit macht,
von dem man aber kaum sagen kann, daß es die ursprüngliche
betonung des nom. sing, beibehalten habe. Schwerer noch wiegt
ein anderes bedenken gegen Meisters auffassung. Er muß kon-
582 126. Grammatik. Nr. 12.
sequenter weise annehmen, daß auch im acc. sing. nuiSa, yv-
vaUa u. s. w. betont worden sei. Aber damit wird über den frei-
lich sehr dürftigen bestand der grammatischen Überlieferung hin-
ausgegangen, was bei der von Meister bekämpften ansieht nicht
nöthig war. Daß naidu einmal auf dem papyrus des Alkman
steht, kann doch keinen beweisgrund abgeben, am wenigsten für
Meister, der fehlerhaft betonte formen aus derselben quelle
anderwärts (p. 8) anführt.
Umgekehrt spricht nun aber für jene frühere ansieht der
umstand, daß es auch andere fälle dorischer betonung giebt, in
denen dieselbe durch das festhalten der quantität einer sonst
verkürzten, ursprünglich langen endsylbe begründet zu sein scheint.
Meister selbst (p. 4) führt aus zwei grammatikerzeugnissen , die
er geschickt gegenseitig ergänzt und emendiert , den nachweis,
daß der inf aor. I activi auch bei langer paenultima dorisch par-
oxytonon war, daß also azäaai, dslgai so gut als iatäauv, iSsi*
Qav (Ahrens II, 28 f.) betont wurde. Ueber den muthmaßlichen
grund dieser betonung spricht er sich nicht aus; man kann wohl
nicht anders als nach Ahrens' Vorgang hier ein fortwirken der
ursprünglichen länge der endungen -ai , -an, (und -o»r, -evr)
annehmen, das auch durch nominalformen wie dyyshöi^ avOgianoi
bestätigt wird. Hätte das dorische wirklich (wie oben von Mei-
ster behauptet wurde) eine besondere neigung gehabt den accent
des nom. sing, in der flexion festzuhalten, so wären formen wie
die zuletzt angeführten völlig unbegreiflich.
Noch an einer anderen stelle scheint der Verfasser das von
natur zusammengehörige und gleiche getrennt zu haben. Ueber
die dorische betonung der medialen futurformen auf -ai liegen
Zeugnisse vor, die einander widersprechen. Nach Schol. Theoer.
I, 83 scheint es, als hätten die Dorier 7Jystäi , aber iaashai
betont. Meister fordert gleichmäßigkeit , und da an mehreren
anderen stellen (angeführt p. 5) ausdrücklich gesagt wird, daß
die formen mit kontrahierter paenultima dorisch properispomena
gewesen seien (also hetthat , so folgert er, daß -ai in medialen
verbalendungen überhaupt bei den Doriern so gut wie bei den
übrigen Griechen für kurz gegolten habe. Es ist hier leider
kein räum die frage genau zu erörtern. Ich glaube, daß Meister
(p. 6) in der deutung der wichtigen Herodianstelle (Schol. B 393)
mit unrecht Lehrs statt Ahrens gefolgt ist. Ein sicheres urtheil
Nr. 12. 127. Grammatik. 583
über den werth der übrigen Zeugnisse dürfte bei dem zustande
der gesammten Überlieferung nicht möglich sein. Wenn es aber
darauf ankommt vorläufig das wahrscheinliche zu bezeichnen,
so spricht alles dafür, die endung -«/, die in zwei anderen fällen
der fiexion (nom. pluralis der a-deklination und infin. aor. I. ac-
tivi) dorisch als lang galt, auch in den medialen konjugationsen-
dungen als lang gelten zu lassen ; was Ahrens gethan hat.
Im zweiten abschnitte behandelt Meister „die excerpte nagt
SiclXextcoi), namentlich in bezug auf die abschnitte ntgl ^/co^/öo*",
und zwar im anschluß an die darlegung, welche er Dial. I, p.
2G ff. von dem gegenseitigen Verhältnis der verschiedenen excerp-
tenfamilien in bezug auf das aeolische gegeben hat. Er hatte
deren drei unterschieden , deren charakteristische merkmale nun
auch an den abschnitten über das dorische nachgewiesen werden.
Die excerpte der zweiten familie (hauptsächlich vertreten durch
Aldus Manutius : Thesaurus , Cornucopiae et Horti Adonidis p.
242 sqq.) enthalten selbst wieder zwei getrennte abschnitte, deren
zweiten eine systematische dialektische grammatik bildet, wäh-
rend der erste nur in einer Sammlung von näBij twv Xs^tau>
aus dorischen mundarten besteht. Als quelle für diesen ersten
abschnitt vermuthet Meister (p. 12) die schrift des Tryphon nigl
7iu0mi ).£$t<av.
Ueber die handschrift , aus der Aldus Manutius seine dia-
lektischen excerpte ([legi diakexToav ix täv 'Jmdvvov ygafifxan-
y.nv 7!-/ii-a(oi) entnommen hat, ist nichts bekannt, so daß der
erste druck derselben in der ausgäbe der „Horti" vom jähre 1496
die alleinige grundlage aller späteren ausgaben bildet. Daß die
„Horti" selbst noch einmal gedruckt worden seien und zwar im
jähre 1 504, ist zwar wiederholt gesagt worden ; Meister hat aber
durch genaue bibliographische ermittelungen festgestellt , daß
sich von einer solchen zweiten ausgäbe keine sichere spur findet,
und er begründet so die vermuthung (p. 14), daß alle darauf
bezüglichen notizen nur durch ein versehen entstanden seien.
Dagegen sind die excerpte tzegl diuXr/.rmr von Aldus selbst im
jähre 1512 und später von anderen mehrfach wieder gedruckt
worden, worüber genaueres von Meister p. 15 mitgetheilt wird.
Paul Cauer.
127. Angermann, geographische namen Altgriechen-
584 127. Grammatik. Nr. 12.
lands. Progr. d. fürsten- u. landesschule St. Afra in Meißen.
1883. p. 1—31. 4.
Das interesse , dem die vorliegende arbeit ihre entstehung
verdankt, ist das völkerpsychologische. Der Verfasser sucht, in-
dem er verwandte erscheinungen aus anderen Sprachgebieten
zum vergleich heranzieht , die gesichtspuncte festzustellen , nach
denen die Griechen in der auswahl der Wörter und wortstämme
für die benennung von örtlichkeiten verfahren sind. Er ist sich
der Schwierigkeit einer solchen Untersuchung in der „neben der
Sprachwissenschaft noch drei andere Wissenschaften — ethnologie,
geschichte und geographie — konkurrieren", vollkommen bewußt
und weit entfernt alle einzelnen ableitungen geographischer na-
men, die er verwerthet, als sicher in anspruch zu nehmen. Viel-
mehr weist er selber im voraus auf zwei gründe der Unsicher-
heit auf diesem gebiete hin : einmal ist es oft ungewiß, von wel-
chem unter den Völkern, die nach einander Griechenland in be-
sitz genommen haben, ein name geschaffen worden sei; zweitens
seien viele alte namen durch Volksetymologie verdunkelt worden.
In bezug auf den ersten punkt bestimmt Angermann anderen
forschem gegenüber seine eigene Stellung dahin (p. 7) , daß er
„eine nichthellenische, mehr oder minder dichte vorbevölkerung
indogermanischen Stammes für Griechenland" annimmt, „die zum
großen theil in den Hellenen aufgegangen" sei Danach beweist
die Übereinstimmung eines namens mit griechischer bildungsweise
noch nicht , daß er wirklich griechisch sei ; er kann in vorgrie-
chischer zeit entstanden sein, dann aber die Wandlungen der mit
der seinigen verwandten griechischen spräche durchgemacht ha-
ben, so daß er dann als griechisch erscheint.
Die mißliche aufgäbe, hier eine grenze festzustellen, hat der
Verfasser nicht in angriff genommen ; er berührt sie im weiteren
verlaufe seiner darstellung nur in gelegentlichen andeutungen.
Seine absieht war, für flüsse und städte die zahlreichen wirklich
griechischen namen zu sammeln und zu zeigen , „von welchen
ideen die Griechen bei dieser art der namengebung ausgegangen
sind". Die am häufigsten begegnenden ideen sollen hier kurz
wiedergegeben werden. Unter den flußnamen giebt es solche,
die ursprünglich wasser, bach , quelle bedeuten, z. b. XnQaSgog.
Andere bezeichnen die schnelle, reißende bewegung, z. b. £wsq-
jfsmc, Govqi'm. Gießbächen sind häufig thiernamen gegeben
Nr. 12. 127. Grammatik 585
worden, z. b. Kging , Tavgog, "EXcupng , "Oqn;. Der begriff des
rauschens, tosens ist ausgedrückt in namen wie Kayä!^, Keluftog,
Boi'yojf. Die liebliche seite des wassers ist bezeichnet in den
namen Egaaivog, KaXXtggorj u. a. , die wohlthätige, segen ver-
breitende wirkung in "OXßtog. Vielfach finden sich namen, die
von der färbe des wassers hergenommen sind: Anvxaota, Mt'Xae,
&civ9og, oder von der temperatur, wie Qfgung, oder von den im
wasser enthaltenen mineralischen Substanzen, wie aAXvg(?), Oeiovg,
oder von der umgebenden Vegetation, wie ducpvog, niarüviog,
SeXivovg. — Den Schluß dieses kapitels bilden (p. 18 — 20)
flußnamen , die entweder etymologisch undurchsichtig sind oder
doch keiner der vorher angegebenen kategorien untergeordnet
werden können.
Die beispiele der namengebung für städte hat der Verfasser
in fünf klassen geordnet. Die erste umfaßt solche namen, denen
der begriff „sich aufhalten, verweilen, wohnen" zu gründe liegt,
z. b. Kv\ir\ (== y.murj) , QuXiipiai. Hierher sind auch gerechnet
bezeichnungen einer befestigten örtlichkeit, wie Nsov Tti%og,
TlvQyni u. a. , und namen , welche an das zusammenströmen, an
die Versammlung der menschen erinnern, wie 'Ennöotor, ' Ayogd.
— In die zweite klasse sind gestellt solche namen, die von der
topographischen läge der Stadt herstammen: Atnsia , " Axgui,
KnXcoiul, X)(j?a&c(riio) , IJXuzaiai , Tledieia , Avtqcov , ' TSnoiaaa,
dij*rutov} Alyui '(?), AlytaXog u. a. — Für die dritte klasse, na-
men, „die von produkten des bodens, insbesondere der Vegetation,
und der dadurch bedingten beschäftigung der bewohner herge-
nommen sind", stellt Angermann eine specielle bearbeitung in
aussieht und giebt hier nur wenige beispiele. — Die vierte und
fünfte klasse werden durch städtenamen gebildet , die von per-
sönlichen eigennamen abgeleitet sind, seien dies nun solche von
göttern und heroen, wie in TloTiduia, EgfiaTov . FJgäxXeia, oder
von hervorragenden menschen , herrschern und Städtegründern,
wie ' Aniytvfia, Engerix*], K\eo7ia7(ii<; u. a.
Die interessanten Zusammenstellungen des Verfassers im ein-
zelnen zu prüfen kann hier unmöglich versucht werden. Nur
auf ein allgemeineres bedürfnis sei es erlaubt hinzuweisen , das
dieselben empfinden lassen. Der oben angedeuteten aufgäbe,
griechische namen von vorgriechischen zu scheiden, könnte wohl
dadurch vorgearbeitet werden, daß die griechischen namen selber
586 128. Anakreon. Nr. 12.
nicht bloß sachlich sondern auch chronologisch eingetheilt würden.
Es macht einen erheblichen unterschied , ob zur bildung eines
geographischen namens einfach ein fertiges appellativum oder
adiectivum verwendet worden ist, wie Tavpog, Ktlaöog, riv-
ftsiat (quelle in Achaja), Oigpog , Flvyyoi, " Axqu , AXneia, i7s-
diov, Aynuä, — oder ein wortstamm, den Zusammensetzung oder
deutliche ableitung erkennen läßt, wie in Xagadijog, ^nsg^siog,
EXianojVj na[ißwTtg, KaD.tQfjöt] , TginvQyt'u, Kogvfjiavrig , OqOo-
zroXig, 'Txpol^, Mt&v8(jtor, — oder endlich eine wurzel, die her-
auszuerkennen etymologischer Scharfsinn erfordert wird, wie ta,
tau in Tävtoog (p. 11), Qv in QiafAtg , TovSca (p. 12), nad
„tönen, rauschen" in Nf'8a\ Nsdwv (p. 13), sar „schützen, hüten",
griechisch erweitert sqk, in 'Egio^siög (p. 23), adh (die richtung
von oben nach unten oder umgekehrt ausdrückend) in ' 'M&tjvui
„anhöhe" (p. 25), letzteres mir wenigstens wenig einleuchtend.
Im ganzen wird man finden , daß die namen der ersten art zu
den jüngsten, die der letzten zu den ältesten bildungen auf die-
sem gebiete gehören. Es lag außerhalb der aufgäbe , die sich
der Verfasser gestellt hatte , hier eine durchgehende sonderung
der sprachlichen schichten vorzunehmen; aber vielleicht wäre
es möglich gewesen , innerhalb der einzelnen gruppen bei ver-
werthung der angeführten beispiele diesen chronologischen unter-
schied zu berücksichtigen. Paul Cauer.
128. Anacreonte, edizione critica di LuigiA. Michel-
angelo Bologna 1882, Zanichelli XXXI u. 320 p 8. 6 lire.
Man kann dem herausgeber dieser neuen kritischen Ana-
kreonausgabe mangel an fleiß nicht vorwerfen, es fehlt ihm auch
nicht an kenntniß der einschlägigen litteratur , und seine arbeit
ist im ganzen genommen eine höchst dankenswerthe, aber trotz-
dem entspricht sie nicht durchaus den von der heutigen philo-
logie gestellten anforderungen. Die ausgäbe enthält zunächst die
Anakreontea mit beibehaltung der anordnung des Stephanus, es
fehlen jedoch sowohl die gedichte , welche Stephanus ganz fort-
ließ (nr. 1. 6. 20 nach Zählung des codex Palatinus) , als die-
jenigen (nr. 39. 57. 59), die er im anhang mit den echten frag-
menten des Anakreon gab. (Nr. 6 Ztzqog nXinmv nod"1 svgov,
sicher eines der besten gedichte der palatinischen Sammlung,
hält Michelangeli (p. 287), indem er Rose zu folgen meint, für
Nr. 12. 128 Anakreon. 587
ein carmen immensuralile saeculi decimi ; dies urtheil Rose's gilt
dem vorhergehenden gedieht nr. 5 Kalllreym tngsvaov und ist
von Michelangeli fälschlich auf nr. 6 bezogen). Michelangeli ist
keineswegs der ansieht, daß die von Stephanus und ihm aufge-
führten Anakreontea wirklich alle dem Anakreon zuzuschreiben
seien (einige hält er für echt, vgl. p. XV), es ist daher schwer
zu begreifen , warum er diese 6 weggelassen hat. Es folgen
sodann die größeren echten fragmente des Anakreon und zum
Schluß das epithalamium des Theodorus Prodromus Osäiav avaaaa
Kv77iti , die nachrichten über die bis dahin nur mangelhaft be-
kannten lesarten des das gedieht des Prodromus enthaltenden
codex, die Porte- du-Theil in den Notices et extraits VIII, 2, p. 125
gegeben hat, sind Michelangeli unbekannt geblieben. In metrik
und prosodie des herausgebers ist der Standpunkt ein ver-
alteter. In der herstellung des textes zeigt er sich selbstän-
dig und nicht urtheilslos , es fehlt auch nicht an eigenen emen-
dationsversuchen , die theilweise nicht ohne weiteres als verfehlt
bezeichnet werden dürfen, evidente besserungen hat jedoch refe-
rent nicht gefunden. Seltsamer weise ist 33, 1 der druck fehler
Zv utv (der codex hat av f.h ) aus Rose's ausgäbe übernommen.
Michelangeli's ausgäbe muß trotz ihrer mängel als recht nützlich
bezeichnet werden , weil sie die lesarten der älteren ausgaben
mit großer ausfiihrlichkeit aufführt Den werth der italienischen
Übersetzung vermag referent nicht zu beurtlieilen.
Professor Sitzler in Tauberbischofsheim hat in der Philolo-
gischen Wochenschrift II, nr. 26 eine ausführliche und sachkundige
recension der vorliegenden ausgäbe geliefert, in welcher er manche
beachtenswerthe conjeeturen vorbringt. Sitzler macht aber Mi-
chelangeli folgenden Vorwurf: ,,Ueber die correcturen des Palatinus
hat er sich kein festes urtheil gebildet ; bei näherer betrachtung
hätte er gefunden, daß alle nur den werth von conjeeturen ha-
ben; sie verbessern theils Schreibfehler, theils suchen sie cor-
rupte stellen wiederherzustellen , endlich geben sie auch erklä-
rungen(P), vergl. z. b. 9, 3l : avay.n'/Xm zu avyxaXvntoau. Es
ist sicher , daß der corrector häufig conjicirt und gelegentlich
recht albern conjicirt hat , die zahlreichen correcturzeichen ohne
hinzugefügte correctur (an diesen stellen hoffte der corrector of-
fenbar bei erneuter durchsieht emendationen zu finden) deuten
sogar darauf hin, daß er dabei bedächtig und ernsthaft zu werke
588 129. Piaton. Nr. 12.
ging ; es ist auch sicher , daß die wirklichen besserungen des
correctors meist auf beseitigung von leicht erkennbaren Schreib-
fehlern hinauslaufen , aber das beweist noch immer nicht , daß
der corrector durchweg ex ingenio geändert habe. Es ist sehr
wohl möglich, daß er die vom Schreiber copirte vorläge mit der
abschrift verglich und nur , wo er auch so zu keinem befriedi-
genden text gelangte , zu eigenen conjecturen griff. Daher ist
referent der ansieht, daß man 32, 7 (zählung nach dem Pala-
tinus) mit dem corrector Hut statt mout zu schreiben hat; nicht
statthaft ist übrigens, in demselben verse die handschriftliche
lesart önöaa cpeyovaiv beizubehalten, wie Sitzler will, denn ein
solcher metrischer fehler ist in diesem gedieht unmöglich. Auch
das ngndo&eig (nämlich im stich gelassen vom Bromios) in 17,4
für das metrisch unmögliche avQoo&ni's (auch dem dichter dieses
gedichtes dürfen wir keine prosodischen fehler zutrauen) wird
richtig sein. Die wichtigste stelle aber ist 13, 12. Hier zwei-
felt referent Studemund folgend nicht, daß das am rande bei-
geschriebene 'Päiitjc statt Kg^rrji; einzusetzen ist. Es liegt auf
der hand, daß das attribut ttjc anuvr fyovaqg zu Kg^Ttji; sehr
schlecht, zu 'Päfjiij<z vortrefflich paßt, referent hat aber noch ei-
nen zweiten grund für 'Pcaurj*: in die wagschale zu legen: be-
trachtet man die reihenfolge der aufgezählten orte, so findet man,
daß zunächst (v. 7 — 17) gegenden, die um das Aegaeische meer
gruppiert sind , genannt werden : Athen , Korinth , Lesbos , die
Kleinasiatische küste, Rhodos. In zweiter reihe (v. 18 — 23)
werden in weiterem kreise um die vorher genannten herumlie-
gende gegenden genannt : Syrien , Aegypten und — jedenfalls
nicht Kreta, sondern Rom. An dritter stelle nennt der dichter
schließlich (v. 24 — 27) die entlegensten länder, die ihm bekannt
sind : die gegenden außerhalb der säulen des Hercules im westen
und im osten die Baktrer und Inder. Natürlich kann die frage,
welche ja keine neue ist, nicht auf grund der Anakreontea al-
lein, die nur einen geringen theil des Palatinus einnehmen, ent-
schieden werden. Es wäre immerhin möglich , daß die ange-
führten Varianten nur conjecturen sind, dann aber sind es gute
conjecturen. F. Haussen.
129. Th. Bern dt, de ironia Menexeni Platonici. Mona-
sterii Guestfalorum. 59 p. 1881. 8.
Nr. 12. 129. Piaton. 589
Diese doctordissertation eines schon gereiften mannes liefert
für die erklärung des platonischen dialogs Menexenus reichlichen
ertrag, wenn sie auch nach des ref. meinung in manchen punkten
über das ziel hinausschießt und das letzte wort noch nicht ge-
sprochen hat. Der verf. beabsichtigt zu zeigen, daß die tendenz
des dialogs nicht gegen Thukydides oder Lysias, sondern gegen
Gorgias gerichtet sei, welchen Piaton unter dem namen der
Aspasia versteckt habe ; und diese absieht ist , wie mir scheint,
erreicht. Berndt behandelt p. 7 — 26 die dialogischen partien
des Menexenus und weist nach, daß Sokrates sich hier so stelle,
als aeeeptiere er jetzt die von ihm sonst bekämpften ansichten
des Gorgias. Es folgt dann p. 26 — 58 eine besprechung der
angeblich von Aspasia stammenden leichenrede, welche Sokrates
vorträgt ; sie ist der form nach voll von den rhetorischen sche-
matis des Gorgias (p. 26 — 45) und dem inhalte nach so gleich-
gültig gegen die Wahrheit , so schmeichelhaft für den Chauvinis-
mus der Athener, wie das die im platonischen Gorgias als xo-
fotxeia charakterisierte art der rhetoren war (p. 45 — 48). Verf.
findet auf diesem seinem wege für nicht wenige punkte eine schöne,
einleuchtende erklärung. So ist es z. b. unbestreitbar, daß An-
tiphon 236 A nicht als lehrer des Thukydides einen hieb be-
kommt (Berndt verweist es p. 15 f. ganz richtig in das reich
der phantasie, daß er überhaupt lehrer des Thukydides gewesen
sei), sondern daß er als Vertreter der praktischen bered-
samkeit von dem sich mit dem epideiktischen redner Gor-
gias identificierenden Sokrates ironisch als unbedeutend behan-
delt wird.
In anderen punkten kann ich Berndt nicht beistimmen; er
scheint mir, wie schon gesagt, nicht selten zu übertreiben. Das
ist der fall bei der rolle , welche er den Sokrates spielen läßt.
Es ist ihm nicht genug, daß Sokrates sich als rhetoren sc hü 1 er
hinstellt, er geht weiter und behauptet, Socratem . . . e diseipulo
rhetoris (Aspasiae) magistrum esse factum (p. 7, vgl. p. 24). Das
wäre ja recht schön, widerspricht aber doch dem thatbestande:
Sokrates sagt ausdrücklich, aus sich selbst vermöge er dergleichen
nicht (236 A), und wann hat je ein eitler Gorgias als lehrer
solches bekenntnis abgelegt? Sokrates ist zwar selbst von As-
pasia nach art der rhetoren zum auswendiglernen gezwungen
(236 B) , aber er verlangt es nicht von Menexenus. So wenig
590 129. Piaton. Nr. 12.
man sagen darf, daß Phädrus , wenn er in dem nach ihm be-
nannten dialoge die rede des Lysias recitieren will, sich als
lehrer geriere , so wenig darf man das von Sokrates behaupten.
Er läßt den Menexenus an seinem vorgeblichen genusse theil-
nehmen, das ist alles ! Noch bedenklicher aber wird es , wenn
Berndt a. a. o. sich zu der annähme verleiten läßt, Menexenus
andererseits spiele die rolle eines rhetorenschülers, dessen pflicht
es sei, mit ausschluß aller kritik nur andächtig zuzuhören und
auswendig zu lernen und wenn er daraus den viel besprochenen
blinden gehorsam desselben erklärt, der ihn sagen läßt: iut nv
ys . . . säe xai avfA^ovXsvißt; aQ%8tv, nQO&vfArjnouai tl 8? fiij, uv
(234 B). Diese äußerung des Menexenus wird gethan , bevor
Sokrates von seinen fingierten rhetorischen bestrebungen spricht ;
wollten wir also im ernste mit Berndt annehmen, daß Menexenus
sich in ironisierender absieht als rhetorenschüler anstelle , so
würden wir dazu gedrängt Piaton die gesöhmacklnsigkeit zuzu-
trauen , daß Sokrates und Menexenus sich vor an fang des
dialoges über ihre rollen geeinigt hätten, und das wird Berndt
wohl selbst nicht wollen. — Berndt fährt dann fort, so erkläre
sich auch der unterschied zwischen dem Menexenus im Lysis,
welcher als fqigvixoij bezeichnet werde, und dem unseres dialoges.
Ich kann dem gegenüber nur auf meinen aufsatz über Piatons
Lysis (Philologus XLI, 2) hinweisen, wo p. 287 f. dargelegt ist,
daß jene Charakterisierung als tgiati-AOS nur scherzhaft gemeint sei,
da Menexenus sich factisch durchaus als folgsam und als das
gegentheil von eristisch zeige.
Berndt will beweisen, daß Sokrates hier eine ganz andere
denkweise zeige als sonst: Sokrates gebraucht 243 C von den
in der Schlacht bei den Argiuussen ertrunkenen den ausdruck
ava^iov ivjjii -tv/öiTe<: es traf sie ein unverdientes Schicksal.
Darin findet Berndt p. 10 einen gelegentlichen hieb auf die
feldherrn, während sie doch sont von Sokrates wohlwollend be-
urtheilt seien; aber konnte denn das nicht auch der beste freund
der feldherrn sagen? — In demselben Zusammenhang führt
Berndt aus : im Georgias befehde Sokrates diejenigen, welche bei
aller Unwissenheit sich den schein des wissens zu geben wüßten,
im Menexenus aber sage er, das volk gebe demjenigen die ämter,
welcher der tüchtigste zu sein scheine •, dabei werde zweimal
das partieipium 8o£a$, einmal das Substantiv dö<~a gebraucht
Nr. 12. 129. Piaton. 591
(238 E. 239 A). Auch das kann ich nur als gesucht betrachten :
im Menexeuus ist ja gar nicht von solchen die rede, welche sich
einen falschen schein zu geben wissen, sondern von einer ansieht
der Volksversammlung. Ist es nicht echt sokratisch dem altj&og
kein wissen, nur ein meinen zuzugestehen? — Gesucht ist es
auch, wenn Berndt p. 14 f. meint, die prahlerei des Sokrates,
als sei es eine kleinigkeit solche rede in der manier der epideik-
tischen rhetoren zu stände zu bringen (235 f.), erkläre sich aus
der nachahmung des Gorgias, wie dieser anderweitig von Piaton
selbst geschildert werde. Gorgius rühmt sich seiner schlagfer-
tigkeit , vermöge derer er in jedem augenblick auf jede frage
antworten und diese antwort kurz oder lang einrichten könne ;
seine freunde behaupten , er sei jeden augenblick fähig einen
epideiktischen Vortrag zu halten. Das alles aber soll doch nicht
etwa die leichtigkeit der kunst, sondern die virtuose gewandt-
keit des künstlers beweisen. Sokrates umgekehrt bezeichnet eine
bestimmte art von kunstfertigkeit, nämlich das loben der Athener
vor athenischem publicum als leicht ; das könne auch ein tech-
nisch nicht ausgebildeter redner (236 A). Es liegt demnach
nicht , wie bei Gorgias, ein prahlen mit seiner persönlichen fä-
higkeit vor, sondern ein spotten über die leichte kunst, aus der
man doch so viel mache. Die parallele ist also verfehlt. —
Anderes, was ich ähnlich beurtheilen muß, kann hier nicht mehr
behandelt werden.
Trotz aller solcher einschränkungen bleibt des verf. beweis,
daß Gorgias der gegenständ der ironie und des Spottes sei, be-
stehen ; war doch dasselbe auch schon von Dionysios von Hali-
karnaß auf das unzweideutigste ausgesprochen — Was ist nun
aber veranlassung und zweck des dialoges? Was ist insbeson-
dere der zweck seines haupttheiles, des loyog iairuqsiog? Berndt
bezeichnet ihn p. 59 als speeimen ironiae mimicae. Daß nun der
dialogische theil des platonischen werkes voll ist von ironie und
spott über die epideiktische rhetorik, das wird niemand bestreiten.
Aber auch der Epitaphius? Das hat Berndt nirgends
bewiesen; ich glaube auch nicht, daß es sich beweißen läßt.
Und doch kommt nicht weniger als alles darauf an. Ist die
rede eine parodie der gorgianischen manier, dann freilich ist
sie ein speeimen ironiae mimicae; wie aber, wenn das nicht der
fall wäre? Eine parodie enthält Übertreibungen; sind die
592 130. Piaton. Nr. 12.
vorhanden? Berndt sagt zwar p. 59 , die artificia oratoria seien
large adhibita: aber auch von Gorgias hören wir, er habe mit
ihnen seine rede im Übermaße verziert (s. die urtheile des Ci-
cero, Dionysios u. a. bei Berndt p. 25. 27)! — An einer an-
deren stelle p. 58 sieht sich Berndt selbst zu dem Zugeständnis
gedrängt, imitationem non aeque insignem aut immoderatam esse at-
que in Agathonis oratione (im Symposion), er spricht von der mode-
ratio, welche Piaton gezeigt habe, er giebt zu (p. 19), die nach-
ahmung sei so trefflich, ut interdum Gorgiam ipsum loqui putemus,
er spricht sogar p. 57 von hoher Vollendung der rede. Wo
bleibt da die ironisierende parodie ? — Die alten vollends haben
von einer solchen nichts bemerkt: Dionysios tadelt Piaton, aber
nur, weil er überhaupt zu solchen kunststücken sich degradiert
habe, nicht weil er sie maßlos übertreibe (bei Berndt p. 25),
er sagt, Piaton habe geschmack daran gefunden (iß«.(TÖtt?, bei
Berndt p. 17); Hermogenes gar erklärt die rede für den schön-
sten aller panegyrischen vortrage (ibid. p. 1). Auch das athe-
nische volk verstand doch sonst ironie , und doch ließ es diese
rede öffentlich vorlesen (Cic. Or. § 151). Also enthält die rede
keine parodie, also auch keine ironie! Piaton hat die manier
des Gorgias nur einfach nachgeahmt, hat gezeigt, daß er so et-
was auch könne. — Wie ist er dazu gekommen ? Das wissen
wir nicht ; vielleicht bewog ihn dazu ein äußerer anlaß , etwa
der höhn seiner gegner, als schelte er nur deshalb auf ihre art,
weil sie ihm zu schwer sei, oder was es sonst gewesen sein mag.
Daraus ergiebt sich auch , weshalb er die autorschaft der rede
der Aspasia zuschreibt. Es ist ähnlich wie im Symposion mit
Diotima: eine ironische, schalkhafte bescheidenheit , welche den
höhn der gegner scheinbar als berechtigt anerkennt, dabei aber
die hülle so durchsichtig wählt, daß Menexenus den wahren autor
sofort (249 E) erkennt.
Der druck der Berndtschen dissertation ist korrekt, einige
leichte versehen, besonders bei den zahlen, verbessert jeder leicht
selbst, nur p. 24, zeile 19 ff. ist ein satz völlig aus den fugen
gegangen. Th. Becher.
130. Das wesen des denkens nach Piaton von dr. Karl
Uphues, professor am gymnasium zu Aarau. Landsberg a/W.,
Hermann Schönrock 1881. 139 p. gr. 8.
Nr. 12. 130. Platon. 593
131. Die definition des satzes. Nach den platonischen
dialogen Kratylus, Tbeaetet, Sophistes. Von dr. Ka rl Uphues.
Landsberg a/W., Hermann Schönrock 1882. 73 p. gr. 8.
„Meine schrift will das wesen des denkens aus dem Sprach-
bau herleiten und den Sprachbau als die norm der philosophie
erweisen. Sie will einen dämm bilden gegen die alles beherr-
schende naturwissenschaft". So beginnt das Vorwort der zuerst
aufgeführten schrift. Es kann aber nicht die aufgäbe eines re-
ferenten für eine philologische Zeitschrift sein , über das ganze
der von dem verf. nach dieser norm entworfenen philosophie ei-
nen kritischen bericht zu liefern , meine bemerkungen werden
sich hier vielmehr nur auf die Wesensbestimmung der spräche,
von welcher der verf. ausgeht, und diejenigen sonstigen momente
beziehen dürfen, für welche er sich auf die autorität Platon s
berufen zu können glaubt.
„Sprechen ist lautes denken", sagt der verf. in der ein-
leitung (mit Schleicher) , und auch den anderen satz : „denken
ist lautloses sprechen" will er sich aneignen. „Sprache und
denken" — heißt es p. 29 — „decken einander völlig , sind
ganz und gar mit einander identisch". Gegen jeden der beiden
so zusammengefaßten sätze muß ich entschiedenen einspruch er-
heben. So gewiß es ist, daß eine folge von lauten nur dadurch
zur rede wird , daß sie einen gedanken ausdrückt , so gewiß
scheint es mir, daß die spräche den gedanken unmittelbar in
formen zu geben vermag, die zu dem logischen umrisse des
satzes kein wesentliches glied hinzufügen, wohl aber allen glie-
dern desselben ein eigenthümliches nur psychologisch bedeutsa-
mes colorit verleihen. Andererseits sind sprechen und denken
doch auch insofern nicht identisch, als die rede keineswegs im-
mer den gedanken, der durch sie mitgetheilt werden soll, und
zu dessen mittheilung sie in der that genügt, wirklich in seiner
Vollständigkeit ausprägt. Man könnte erwidern, die von der
rede übergangenen aber nothwendig zu ergänzenden Zwischen-
glieder würden durch ein denken ergänzt , das eben auch ein
sprechen, wenn auch kein laut werdendes sprechen sei. Allein
einerseits wird dieses wegen der ungemeinen Schnelligkeit , mit
der unser denken oft solche ergänzungen vollzieht, nicht immer
möglich sein , und in dem , was der verf. p. 30, 23 gegen den
spanischen philosophen Balmes bemerkt , kann ich nicht sowohl
Philol. Anz. XIII. 39
594 131. Piaton. Nr. 12.
eine Widerlegung als eine bestätigung der von diesem vertretenen
ansieht erkennen. Andererseits ist es sehr wohl möglich , daß
die typischen satzformen einer spräche immer nur einen unvoll-
ständigen, wenn auch für alle zwecke hinreichenden, ausdruck
der gedanken-gliederung zulassen; von einer regelmäßigen Ver-
vollständigung des gedankens mittels eines lautlosen Sprechens
wird aber unter solchen umständen um so weniger die rede sein
dürfen, als es, wie die erfahrung lehrt, vielfach der besonderen
erinnerung bedarf, nicht alles, was bei einem satze gedacht
werde , sei in ihm zum ausdrucke gekommen , und als der ver-
such , es nun wirklich auszudrücken , immer erst ein besonderes
besinnen nöthig macht und vielleicht gar nicht ohne einen der
Sprache angethanen zwang ausführbar wird. — Der verf. will
indessen weit mehr behaupten als diese vollkommene entsprechung
von gedanken und rede , die ich bisher schon bestreiten mußte,
seine absieht geht — was er besonders nachdrücklich in der
einleitung zur zweiten schrift betont — nicht auf eine p a r a 1-
lelisirung, auch nicht allein auf den nach weis, daß ein den-
ken ohne sprechen etwa aus psychologischen gründen unmöglich
sei, sondern auf eine eigentliche identificierung von sprechen
und denken. Das denken an und für sich ist nach ihm nicht
etwa eine Verbindung von bloßen Vorstellungen, denn eine solche
sei uns unmöglich , sondern gar nichts anderes als die Verbin-
dung der die Vorstellungen bezeichnenden Wörter zu sätzen (p.
27). „Eine Verbindung der vorgestellten Wirklichkeiten zu ur-
theilen im bloßen denken", heißt es p. 41 der zweiten schrift,
„ist schlechterdings unmöglich, nur durch das verbum als
aussagemittel kann eine Verbindung von Vorstellungen zu
stände gebracht werden" (vgl. p. 28 der zweiten und p. 38 der
ersten schrift). Eine eingehende kritik dieser ansieht, in der
ich ein scharfsinniges, aber sich selbst durchaus mißverstehendes
apercu sehen muß , ist nicht mehr dieses ortes. Es sei nur be-
merkt, daß sich der verf. durch die folgerung, den Chinesen,
deren spräche den unterschied von nomina und verba nicht
habe , könnte also auch kein denken (im eigentlichen sinne des
Wortes) zukommen, nicht in Verlegenheit setzen läßt (p. 45). Im
übrigen genüge die ausdrückliche erinnerung, daß dem verf.
nicht etwa das , was die personenform des verbums bedeuten
oder ausdrücken mag, sondern das verbum finitum als wort
Nr. 12. 130. Piaton. 595
der spräche ein „wesensconstitutiv" des denkaktes ist (p. 41
der zweiten schrift). Das widerspruchsvolle dieser bestimmung
scheint mir besonders handgreiflich p. 31 der ersten und p. 43
der zweiten schrift zu tage zu treten. Ich habe mir im lesen
der betreffenden ausführungen wiederholt die frage vorgelegt:
sollte dem verf. , der sich doch sonst so belesen zeigt, das ja
auch von Madvig so hoch gerühmte capitel über die spräche
und das denken in Lotzes Mikrokosmus (II, 5, 3) und Lotzes
Logik (I, 1) ganz unbekannt geblieben sein ? Vielleicht würde
sich der verf. einen solchen zweifei energisch verbitten ; dann
muß ich aber einfach bekennen, daß es mir bislang unbegreiflich
ist, wie jemand, der Lotzes behandlung der frage kennt, sich
in dem sinne des verf. über das wesen des denkens und sein
Verhältnis zur spräche auslassen kann.
Muß ich mich also gegen die Voraussetzungen wie gegen
das aus ihnen abgeleitete ablehnend verhalten, so darf doch die
anerkennung nicht fehlen , daß der verf. seine sache mit auf-
bietung einer gewiß achtungswerthen kraft und durchweg mit
einem eifer verficht, wie ihn nur die volle Überzeugung unter-
halten kann. Daß diese Überzeugung aber in Wahrheit eine
stütze in gewissen platonischen sätzen findet, muß ich wiederum
in abrede stellen. /Jrävnia xu> fo'yog ittvtöv sagt Piaton aller-
dings Sophist. 263 E, und eine behauptuug gleichen inhaltes
findet sich Theaetet 189 E. Daß aber die von Piaton hervor-
gehobene identität von denken und sprechen die von dem verf.
behauptete sei, ist unerweisbar und unglaublich Piaton durfte
sich so sehr wohl ausdrücken , auch wenn er nichts anderes
meinte, als was die von ihm hinzugefügten erläuterungen besagen :
das nachdenken ist ein durch (gedachte) fragen und antworten
vor sich gehendes verhandeln der seele mit sich selbst, das 1 o-
gische wesentlich ein dialogisches. In dem aber, was der
verf. p. 82 f. zu der bekannten über die Vereinigung von o-tanig
und •Aiiqcn.c im seienden handelnden stelle des Sophistes (248 B —
249 D) bemerkt, vermag ich, soweit ich es verstehe, nichts zu
entdecken , was mich in meiner Zustimmung zu der von Peipers
(Erkenntnistheorie Plato's p. 590 f.) gegebenen erklärung irre
machen könnte. — Uebrigens hätte der verf. sich für seine grund-
legende ansieht doch auch — mit eben so viel oder eben so
wenig recht — auf Aristoteles (vgl. Anal. Post. I, 10. 76,
39*
596 131. Piaton. Nr. 12.
b, 24: uv nrpoi* iov £§a> höyov, äXXa ng<m zov iv ry ipvpj), be-
sonders aber auf die stoiker berufen können. Diese behaup-
teten ja mit aller entschiedenheit , gedanke und wort seien ein
und dasselbe, nur von verschiedenen seiten betrachtet, und ga-
ben daher ihrer dialektik zwei haupttheile : von dem bezeichneten
und von dem bezeichnenden, in welchem letzteren theile nicht
allein die laut- und Sprachlehre , sondern auch die theorie der
dichtkunst und der musik begriffen war. Vgl. Heraklitus (oder
Heraklides) Alleg. Hom. cap. 72, p. 142: ötnlovg £ köyog .
rovtODv 5s oi (piläöoqiot iov (asp svdia&siov xakovai zov Ös
nQOCpOQixof. o (xsv ow tmv svdov Xoytapimv iattv e^ayyeXog , o
ds vno iolg arsQtotg xadsioxtai . yctai Ös joviat ^(jtja&ai aui to
&eiop. Aus diesem citate allein wird es freilich deutlich, daß
auch diese identität nicht die von dem verf . gemeinte sein kann.
— Einen Schnitzer, wie er sich dann p. 88 unten findet, hätte sich
der verf. nicht entschlüpfen lassen sollen. Man liest dort: „der
Goethe sehe satz: ins innere der natur dringt kein geschaffner
(siel) geist, hat darum keinen sinn". Der verf. ist zu verweisen
auf Goethes gegen Haller gerichtetes egipramm: Allerdings.
Dem physiker. Auf einiges einzelne einzugehen bietet sich noch
gelegenheit, wenn wir uns nunmehr zu
der zweiten schrift wenden. Es werden uns in dersel-
ben drei eindringende, auf grund umfassender litteraturkenntnis ge-
führte einzeluntersuchungen (über ovopa und Qt]fia im Kratylus
— im Theaetet — im Sophistes) geboten, anregend und för-
dernd selbst für den, der mit der endabsicht, mit manchen ein-
zelnen aufstellungen und selbst der ganzen argumentationsweise
des verf. sich nicht einverstanden erklären kann. — Es soll in
der ersten abhandlung zunächst gegen Benfey bewiesen werden,
daß 6*o/ua im Kratylus doch nicht jedes wort, sondern nur be-
nennung bedeute; benennung aber sei ein wort nur, sofern es
etwas wirkliches oder als wirklich gedachtes bezeichne. Ist dem
aber so, und rechnet der verf. dann ganz folgerichtig auch noch
die adverbia zu den öio^az«, so vermissen wir doch die aus-
drückliche angäbe, warum nun die präpositionen und conjunetio-
nen hier nicht auch erwähnt werden. Etwas wirkliches bezeich-
nen in gewissem sinne auch sie , nämlich die praepositionen die
Stellung zweier als einfach geltender inhalte in einer einfachen
beziehung , die conjunetionen dagegen die verschiedenwerthige
Nr. 12. 131. Piaton. 597
Stellung zweier beziehungen oder urtheile zu einander. Zu den
ovi'uata würden hienach nicht gehören allein die interjectionen
und diejenigen partikeln , die dem tonfalle der stimme ähnlich
fast nur noch den gemüthlichen antheil des sprechenden an sei-
ner aussage andeuten. — Zu dem eigenthümlichen Schlüsse von
dem wahren und falschen Xoyoe auf das wahre und falsche
orofin C385B,C) hat Hermann Schmidt bemerkt, die meinung sei,
jedes einzelne wort als theil oder glied des satzes müsse
wahr oder falsch sein. Ob dies eine zutreffende auslegung der
platonischen stelle ist, will ich hier nicht entscheiden, daß diese
ansieht aber an sich unhaltbar sei, kann ich nicht zugeben.
Leider ist mir die schrift von H. Schmidt über Piatons Kratylus
nicht zur hand , ich glaube aber, daß folgende erläuterung in
seinem sinne sein wird: Nimmt man aus dem satze: „der äffe
ist vernunftlos" das subjeet heraus, so ist in dem satzfragmente
,, — ist vernunftlos" die stelle des subjeetes doch nicht ganz ent-
leert, vielmehr ist durch den bestimmmten sinn und die bestimmte
verbindungsweise der übrigen theile immer schon ein bestimmter
begriffsumfang für das subjeet vorgeschrieben , den es in Wirk-
lichkeit nicht überschreiten kann. Wahr wird nun das in die
stelle des grammatischen subjeetes eintretende wort genannt,
wenn es ein wirkliches bezeichnet, das in diesen begriffsumfang
gehört, in dem anderen falle falsch Bildet man nun den fal-
schen satz : ,,der mensch ist vernunftlos", so ist in demselben in
der that jedes einzelne wort falsch ; denn mag ich nun „mensch"
oder „ist" oder „vernunftlos" aus diesem satze herausgreifen,
keines dieser Wörter bezeichnet ein wirkliches , das innerhalb
desjenigen begriffsumfanges liegt, der durch die jedesmal übrig
bleibenden Satzglieder für die jedesmal auszufüllende stelle vor-
geschrieben wird. In dem wahren satze dagegen : „das thier ist
vernunftlos" ist in der that wiederum jedes einzelne wort wahr.
— Weiterhin sucht der verf. nachzuweisen, daß ovoua sowohl
wie Qtj<<(t im Kratylus zwei bedeutungen hätte: nvofxn sei zu-
nächst soviel wie benennung, sodann im engeren sinne ausdruck
des subjeetes und komme so auch zu der bedeutung: Substantiv;
Qrjua aber bedeute zunächst den sprachlichen ausdruck für mehr
oder minder zusammengesetzte prädicate, sodann an zwei stellen
auch aussagewort (431 B und 424 E), das ja thatsächlich immer ein
zeitwort sein müsse. Ich bemerke nur, daß ich 431 B in dem
598 132. Athenagoras. Nr. 12.
Satze : loyoi ydg nov . , ', tj tovtcov %vv&eoig lativ wegen des
litimitierenden nov in Xöyot nicht das subject sondern das prä-
dicat sehen zu müssen glaube , ohne auf die änderung der ar-
gumentation, die mir hienach allerdings nothwendig schiene, ein-
zugehen. - - Den gedankengang dieser und der beiden folgenden
abhandlungen will ich hier nicht s&izzieren , ich begnüge mich,
auch aus den letzteren noch ein paar punkte herauszugreifen,
über die ich abweichender meinung bin. Der verf meint , öm-
voia und öe£a bezeichneten Theaetet 206 D durchaus denselben
begriff, während 189 E Siavotiadai als nachdenken von der 8<J!-a
und dem do%a£ew , dem feststellen des Schlußergebnisses, unter-
schieden würde. Es scheint mir indessen, daß auch 206 D ein
unterschied zwischen öidvoia und do£« erkennbar ist. Jiävoia
bezeichnet den gedanken als thätigkeitsform im gegensatze zu
seinem inhalte, der <5ö£« ; diese beiden momente wären nun so-
wohl an dem abschließenden urtheile als an jedem der vermit-
telnden gedanken zu unterscheiden , es ist aber nur natürlich,
daß an dem ergebnisse das moment des inhaltes , an den auf
dasselbe hinführenden gedanken das der thätigkeit hervorgehoben
wird. — Wenn sodann 189 E nachdrücklich betont wird, daß
das do^ä^etv ein leytiv, die do%a ein \oyo$ tiyqm'voe sei, so
kann dies dem ganzen zusammenhange nach nur den zweck ha-
ben, gehörig einzuschärfen, daß der denkinhalt, um den es sich
hier handelt, nicht eine einzelne Vorstellung oder ein einzelner
begriff, sondern ein urtheil sei. — Wenn Piaton im Sophistes
(261 D) bemerkt, weder aus bloßen ovö^ara noch aus bloßen
QrjfAara komme ein \öyo^ zu stände, so meint der verf, welcher / öyoe
mit „satz" wiedergiebt, Piaton habe übersehen, daß im griechi-
schen jede finite verbalform einen „vollständigen ganzen satz" bildet.
Ich glaube vielmehr schließen zu müssen, daß löyo^ an jener stelle
nicht satz, sondern nur „redeganzes", eine rede, die für sich allein
einen verständlichen abgeschlossenen sinn bietet, bedeuten kann,
und finde diese auffassung durch alles, was Piaton dort auf jene
bemerkung folgen läßt, lediglich bestätigt. H. v. Kleist.
132. Die philosophie des Athenagoras. Von Friedrich
Schubring. Berlin, Weidmannsche buchhandlung 1882.
(Wissenschaftliche beilage zum programm des Köllnischen gym-
nasiums. Ostern 1882). 26 p. 4.
Nr. 12. 133. Propertius. 599
Zu der umfassenden aufgäbe, den einfluß der griechischen
philosophie auf die in der entwickelung begriffene christliche
lehre und lebensanschauung nachzuweisen , will der verf. einen
beitrag liefern , und man wird zugestehen müssen , daß die for-
schung auf diesem gebiete noch manche ergebnisse liefern könnte,
die doch auch für den philologen von interesse wären, und daß
der Athener Athenagoras vor vielen anderen eine monographische
behandlung unter dem angegebenen gesichtspunkte verdient. Be-
zweifeln aber muß ich, daß sich auch umgekehrt eine irgendwie
bedeutsame einwirkung des christenthums auf die weitere aus-
bildung der griechischen philosophie in ihrer letzten gestalt, auf
die des Neuplatonismus wird erweisen lassen ; von einer bethei-
ligung des christenthums bei der entstehung dieser lehre
wird ohnehin nicht die rede sein können. — Die vorliegende
wohl durchdachte und klar geschriebene abhandlung beschränkt
sich nun auf die , allgemeinen und propädeutischen fragen" : es
wird zunächst über die philosophische bildung des Athenagoras,
sodann von seiner meinung über wesen und aufgäbe der phi-
losophie , weiter über die Offenbarung als quelle der erkenntnis
nach Athenagoras und über die mittel der Offenbarung, schließ-
lich über die bedeutung gehandelt , welche nach Athenagoras
doch auch die menschliche verstandesthätigkeit als mittel zur
erkenntnis hat. Ueberall ist der verf. mit erfolg bemüht, den
genauen nachweis zu liefern , wie die anschauungen des Athe-
nagoras in der späteren griechischen philosophie wurzeln oder
doch nicht aus dem vorstellungskreise heraustreten , in welchem
sich diese bewegt hatte ; es will mir aber scheinen , als ob es
hiezu mehrfach nicht so weitläuftiger ausführungen bedurft, son-
dern eine einfache Verweisung auf Zeller, an dessen auffassungen
sich der verf. ja doch im wesentlichen anschließt, genügt hätte.
Es wäre jedenfalls wünschenswerth, daß der verf. die fortsetzung
seiner nun des raumes wegen unvollständig mitgetheilten Unter-
suchung bald nachlieferte und seine Untersuchung auch auf die
„materielle seite" der lehre des Athenagoras ausdehnte , auch
wenn es ihm nicht möglich sein sollte, die in dieser probe beliebte
ausführlichkeit der darstellung beizubehalten. H. v. Kleist.
133. Guido Kühlewein, kritische bemerkungen zu Pro-
pertius. (Aus der festschrift der gymnasien Nürnberg und Fürth.)
600 134. Ovidius. Nr. 12.
Von den vom verf. gemachten conjecturen scheint keine
einzige das rechte zu treffen: I, 1, 20 sollertia, I, 13, 12 ama-
tus (zu amicus s. IV, 19 (20), 9 und I, 18, 20) I, 14, 5 Utque
nemus tantas statt Et nemus unde (so Lachmann •, codd. : omne)
satas , I, 17, 3: Cassiopes saltum visura; wie soll das schiff in
den saltus kommen? I, 21, 5. 6: Sic te servato possint g. p., Ut
soror Acca tuis sentiet e lacrimis, wobei die bedenken Lachmanns
übersehen sind • daß das gedieht nicht aufschrift eines grabmals
sein kann, hat eben derselbe schon trefflich erörtert. II, 1, 5
compsi. Aus den fragmenten am Schluß von lib. II will Kühle-
wein (vgl. jetzt Birt, Rheinisches museum 1883, p. 202' sqq. und
207 sqq. , der el. 9 für ,,ganz complet" hält, auch Vahlen hat
die zeichen der lücken beseitigt) eine neue elegie restituiren:
9, 1-40. 8, 17—24. 9, 47. 48. 8, 25—28. 9, 49—52, wobei
er die starken widerspräche der einzelnen stücke ganz übersehen
hat. III, 4, 1 Atossa statt Etruscal III, 30, 35 quamquam Idaea
parens; quamquam (und gar mit dem conjunetiv) kennt Pro-
pertius nicht ; Ida hätte der verf nicht angetastet , wenn er
sich der darstellungen der bildenden kunst erinnert hätte III,
32, 26 stultum statt Bergks: serum (codd. solum) IV, 11, 7 intexta
lacerna : kann denn intexta lacerna heißen : die (von der hand
der gattin) verzierte 1.? V, 1, 57 moenia ist von Hertzberg
quaest. p. 157 gut vertheidigt. V, 3, 7. 8 iteratos Bactra per
ictu8 soll sich ictus auf pfeilschüsse beziehen ! über Sericus s.
Jacob p. 217. V, 11, 4 macht die änderung vices statt viae die
bedeutung ebenso unmöglich. R. Ehwald.
134. Tank, de tristibus Ovidii recensendis. Stettini 1879.
8. (Greifswalder dissertation).
Die handschriftliche grundlage der Tristien ist seit Heinsius
eine sehr unsichere gewesen , und dieser gesteht offen : cum in
nullo Nasonis poemate peius nobis prospectum fuerit a membranis
antiquis ac fidis, inter sordes exemplarium mendosissimorum diu hae-
rendum esse non duximus. Hatte aber Heinsius keinem der vielen
von ihm benutzten handschriften ein Vorrecht gegeben, obwohl er ihre
classificirung erkannte, und eigener subjeetiver entscheidung und
Willkür ohne bestimmte prineipien den handschriften gegenüber
allzu großen Spielraum gegönnt, so waren ihm doch alle späteren
herausgeber gefolgt, bis zuerst R. Merkel in seiner für die Ovid-
Nr. 12. 134. Ovidius. 601
kritik bahnbrechenden ausgäbe von 1833 den text auf einer fe-
sten handschriftlichen basis zu begründen unternahm und zwar
hauptsächlich auf die autorität des Palatinus I, eine ansieht, die
trotz des schon von Loers erhobenen Widerspruchs noch vielfach
maßgebend ist, wie ihr z. b. noch Riese in den theilen folgt,
wo der Marcianus fehlt; Merkel schied die codd. in zwei klassen:
die eine bilden nach ihm Palatin. I, Goth. , Bern., die zweite
Guelf., Vat. I, Pol. I u. a. ; diese zweite gilt ihm als die inter-
polirte. Die ausgäbe von V. Loers (Treviris 1839) bezeichnet
keinen fortschritt , da Loers über den werth der handschriften
zu keinem entschiedenen urtheil gelangt ist; Binsfelds Vertei-
digung resp. bevorzugung des Hamburgensis hat keine anhänger
gefunden. 1850 war es sodann wiederum Merkel, der in der
vorrede seiner kleineren ausgäbe, in der er dem Palatinus schon
nicht mehr so unbedingt folgt, wie in der früheren, zuerst auf
ein neues hilfsmittel hinwies, den vortrefflichen Marcianus 223,
den vielleicht schon Heinsius gekannt x), jedenfalls aber in seiner
maßgebenden bedeutung nicht erkannt hat. Freilich war es
Merkel nur vergönnt den codex für 11,1 — 165 und II [, 1 — 6
zu benutzen , ganz zu verwerthen versuchte ihn zuerst Riese :
leider aber konnte dieser nicht wissen , daß der Marcianus aus
zwei durchaus verschiedenen theilen, einem alten (saec. XI) und
einem ganz jungen (saec. XV) besteht und daß nur jener (I, 5,
11 — III, 7, 1 und IV, 1, 12— IV, 7, 5) die geltung verdient,
die er auch diesem zuwendet, wie dies zuerst v. Wilamowitz bei
gelegenheit seiner ausgäbe der Nux (Comment. phil. in hon. Th.
Mommseni p. 389 sqq.) ausgesprochen hat. Dieses verhältniß
aber klar gelegt und die consequenzen daraus gezogen zu haben,
ist das hauptverdienst der Tank'schen dissertation. Der codex
selbst 2) , mit dessen beschreibung Tank seine Untersuchung be-
ginnt (s. jetzt auch Kunz in den prolegomena zu seiner treff-
lichen ausgäbe de Med. faciei (Wien 1881) p. 5 sqq.) ist erst
durch Georgio Antonio Vespucci 1499 in die bibliothek von San
1) Trist. 1, 9, 5 bemerkt Heinsius: eris sospes : unus codex. Der
Marcianus hat so. Auch einige andere spuren weisen auf bekannt-
schatt hin. Mit dem Marcianus Politians hat er nichts zu thun.
2) Tank benutzt außer der collation bei Riese eine ihm durch
v. Wilamowitz zu geböte gestellte: ich habe den codex auch zum
größten theil verglichen und G. Vitelli hatte die gute, meine colla-
tion zu revidieren und zu vervollständigen. Dütschkes collation ist
in der that ungenau.
602 134. Ovidius. Nr. 12.
Marco gebracht worden (die betreffende notiz heißt habitus a fre
e. q. s.), kann also gar nicht identisch sein mit dem 1493 aus
ihr entliehenen und 1494 verlorenen codex vetustior Politians,
und enthält, wie die zu beginn des alten Tristienstückes erhal-
tene zahl XVII zeigt, die reste einer wahrscheinlich den ganzen
Ovid , vielleicht sogar die untergeschobenen stücke umfassenden
handschrift: erhalten sind theile der Metamorphosen (auf der
rückseite des letzten Metamorphosenblattes die nux und de medi-
camine faciei) und auf fol. 58 — 65 die oben bezeichneten stücke
aus den Tristien. Die beschreibung dieser und die characteri-
sierung des Schreibers bei Tank ist im allgemeinen zutreffend:
er ist flüchtig, des lateinischen fast unkundig, aber ebenso zuver-
lässig und harmlos als ungebildet. Im einzelnen ist folgendes
zu erwähnen' Marcianus hat I, 7, 15 sqq. die verse in der rei-
henfolge: 19.16.15.20. — 111,4,78 ist die notiz Keils richtig;
II, 1-3 add. m1. 162 fehlt im Marcianus; 560 hat er; IV, 2,
24 von m1 Te. II, 521 folgt 523. 522. Auch war zu bemer-
ken , daß der alte theil des Marcianus von zwei verschiedenen,
gleich alten händen geschrieben ist, die einander ablösen, 1, 7,
33, doch so, daß die erste hand an verschiedenen stellen wieder
erscheint: so II, 262— 302. 466 — 473. 111,4, 44 — 57. 6, 21 sqq.
möglich auch, daß einzelnes nur mit verschiedener feder geschrie-
ben ist. Ob die correcturen von derselben zweiten hand stam-
men wie die einzelnen texttheile, ist sehr schwer zu entscheiden,
aber durchaus unwahrscheinlich; jedenfalls sind die correcturen
über alle theile gleich vertheilt, die beiden hände des textes
gleich werthig und gleichartig und ihre vorläge die gleiche, was
zwar Tank auch für den mit dem Schreiber gewiß gleichaltrigen,
von einem späteren librarius zu unterscheidenden corrector, aber
schwerlich mit recht annimmt: ich glaube, daß das, was von
diesem (der einfachheit wegen wird man ihn als m2 bezeichnen)
stammt , theils eigener emendation und eigener besserer sprach-
kenntniß theils einer dem Gruelf. außerordentlich nahestehenden,
aber von der vorläge des Marcianus verschiedenen quelle ent-
nommen ist. Jedenfalls ergibt sich für den archetypus des Mar-
cianus, daß er vielfach schwer lesbar, in minuskeln ohne wort-
abtheilung (auch elegientrennung kennt der Marcianus nicht) ge-
schrieben und an den versenden arg verstümmelt war. Daß er
Varianten enthielt (Tank p. 58) ist richtig, aber nicht zu über-
Nr. 12. 134. Ovidiuö. 603
sehen, daß an der einzigen stelle, wo eine solche sicher von m1
stammt, nämlich IV, 1, 86 dieselbe nicht mit t über der zeile,
sondern mit -f- am rande nachgetragen ist, und daß sie im ar-
chetypus jedenfalls viel seltener waren, als man nach Tanks an-
sieht annehmen müßte. Richtig hat Tank nachgewiesen , daß
der jüngere theil des Marcianus mit dem alten weder äußerlich
noch innerlich verwandt ist, vor allem aber im einzelnen constatiert,
daß die sonst bekannten Tristienhaudschriften in zwei classen zer-
fallen (p. 9 sqq.) und dnß mit der einen (Guelf. saec. XIII; von
diesem benutzte er eine, wie ich nach eigener vergleichung der hand-
schrift bezeugen kann, sehr sorgfältige collation Kießlings ; Vat. I
saec. XIII nach Mau bei Tank p. 49) Pal. II u. a.) der Marcianus
vetus, der freilich innerhalb dieser gruppe eine singulare Stellung
einnimmt, im allgemeinen stimmt, währeud Marc. nov. der zweiten
(Goth. saec. XIII, Hamb., Pol. I) angehört. Da nun Marcianus sich
als beste textesquelle erweisen läßt, so verlangt eine methodische
verwerthung der Überlieferung den ihm nahe stehenden codd.
auch da, wo er fehlt, den Vorrang einzuräumen. Pal. I aber
ist durchaus interpolirt. Dieses resultat halte ich im allgemei-
nen als durchaus richtig (praktisch verwerthet hat es zuerst S.
Brandt in seinen Eclogae poett. latt. Leipzig 1881). Daß der
Guelf. keine ungetrübte textesquelle ist , ist zuzugeben und
ebenso, daß der Goth. , der noch vielfach nahe berührung mit
Marcianus zeigt, an manchen stellen ihm überlegen ist; sehr
häufig findet es sich, daß eine im Guelf. begonnene interpolation
im Gothanus fortgesetzt ist : das schlagendste beispiel für die
Unsicherheit der diplomatischen grundlage finde ich IV, 8, 34sqq.
wo v. 34 statt Parte premor vitae deteriore meae der Gothanus
parce precor vitae posteriore meae und v. 36 der Guelf. : curriculo
facta est paene ruina meo statt curriculo gravis est facta ruina meo
bietet. — Der nachweis der relativen gute des Guelferbytanus
— auf einzelheiten einzugehen ist hier nicht der ort — aber ist
um so werthvoller, als er vollständig erhalten ist: übrigens sei
hier erwähnt , daß vom Gothanus , seit ihn Merkel benutzt hat,
durch C. Zangemeister noch ein stück (III, 12, 51 — IV, 1, 4)
und ebenso auf eine mittheilung Anzianis hin eine vollständige
abschrift der excerpte Politians in dem Münchner exemplar der
editio Veneta von 1489 aufgefunden worden ist (s. Kunz 1. 1.
p. 25). R. Ehwald.
604 135. Cicero. Nr. 12.
135. Edmund Lange, Quid cum de ingenio et litteris tum de
poetis Graecorum Cicero senserit. Dissertatio Halensis 1880. 8. 70 p.
Der Verfasser stellt sich auf den richtigen Standpunkt, daß
Cicero's anschauungen über griechische litteratur am unverfälsch-
testen in seinen briefen , zumal den hier besonders in betracht
kommenden an seinen bruder und an Atticus, minder treu und
zwar schon der dialogform wegen in den philosophischen und
rhetorischen schritten und am wenigsten echt — man braucht
nur an die Verherrlichung des unbedeutenden Archias zu den-
ken — in den reden erscheinen. Doch irrt er, wenn er meint,
daß Cicero in den an zweiter stelle genannten schritten durch
die rücksichtnahme auf die geringschätzung, mit der seine lands-
leute die griechische litteratur ansahen, sich habe verleiten lassen,
auf kosten derselben den werth der römischen litteratur unge-
bührlich hoch anzuschlagen. Jene geringschätzung war in den
kreisen, für die Cicero schrieb, keineswegs in dem maße und in
dem umfang vorhanden, wie der verf. glaubt; es herrschte viel-
mehr eine so große Voreingenommenheit für griechische spräche,
poesie und philosophie in Rom, daß Cicero gerade um derselben
zu begegnen und auch in der litteratur der nationalen eigenheit
größere geltung zu verschaffen , aber auch im interesse seiner
eigenen litterarischen bestrebungen das im übrigen so stark aus-
gebildete Selbstbewußtsein der Römer auch nach jener richtung
hin zu heben eifrig bemüht war. Gleichwohl ist er von dem un-
vergleichlichen werthe griechischer bildung und von der Über-
legenheit des griechischen geistes innerlich überzeugt und läßt
dies besonders klar in seinen briefen durchblicken.
Was die einzelnen im ersten theile der dissertation in Un-
tersuchung gezogenen zweige , die spräche , philosophie , bered-
samkeit und geschichte betrifft, so wird auf das überaus schwan-
kende in Cicero's urtheilen und die grenzenlose Selbstüberhebung
hingewiesen, die ihn oft zur Ungerechtigkeit gegen die Griechen
verführt habe. Neben mehreren stellen , in denen er ausdrück-
lich den reichthum und die fülle der lateinischen spräche gegen-
über der griechischen betont, findet sich eine stelle (Tusc. II, 25),
die das gerade gegentheil besagt. Wenn er ferner der naiven
aufforderung des Atticus (Leg. I, 5), auch als geschichtsschreiber
hervorzutreten und den Griechen den vorrang streitig zu machen,
nichts weiter entgegenzustellen weiß als die entschuldigung mit
Nr. 12. 135. Cicero. G05
dem mangel an zeit, während er sein völliges Unvermögen dazu
fühlen mußte und in der that in seinen urtheilen über geschichts-
schreibung fast ausschließlich die rhetorische seite berührt, so ist
dies allerdings auf einen hohen grad der auch sonst von ihm be-
kannten eitelkeit zurückzuführen. Daß er jedoch so vermessen
gewesen sei, sich für einen größeren redner als den Demosthenes
selbst zu halten , stellt sich bei unbefangener betrachtung der
angezogenen stellen (Brut. 204, de Or. 103 sq.) als eine unbe-
gründete vermuthung heraus, vgl. auch Quintil. X, 1, 24. Ebenso
steht es mit der behauptung, daß Cicero, während er sonst die
griechische philosophie und deren hauptvertreter zu wiederholten
malen in den himmel erhebt , De div. II, 5 den Römern seine
eigenen philosophischen werke als vollgültigen ersatz für die
der Griechen angepriesen habe. Ich finde in den Worten : ut
Graecis de philosophia Utteris non egeant nur den ausdruck für seine in
der that verdienstvollen bemühungen, der philosophie auch in Rom
eine statte zu bereiten. Schließlich sagt aber auch Lange selbst
(p. 27): quamquam vix mihi possum persuadere eum, cum de hac
re interrogatus esset, principatum horum trium generum {eloquentiae,
philosophiae, historiae) distinctis verbis sibi tribuere ausurum fuisse.
Die Untersuchungen des verf. über den Standpunkt , den
Cicero in der beurtheilung der griechischen dichter einnahm,
sind in mancher beziehung verdienstlich. So giebt er (p. 35 ff.)
für Homer eine dankenswerthe Übersicht der stellen , die Cicero
tLeils im original theils in poetischer oder prosaischer Übersetzung
citiert , und weist mit recht darauf hin , daß seine anschauung
von der unvergleichlichen dichtergröße Homer's außer der be-
kannten stelle (Tusc. V, 114), an der er die plastische anschau-
lichkeit desselben bewundert, fast nirgends auf bestimmt ausge-
sprochenen ästhetischen gründen beruht. Eine weitere bekannt-
schaft Cicero's mit der epischen poesie der Griechen stellt Lange
in abrede. Doch muß er wohl den Antimachus, dessen kennt-
niß er bei Brutus und Atticus (Brut. 191) voraussetzt, auch
selbst gekannt haben ; ob diese kenntniß freilich eine genauere
gewesen ist, muß dahin gestellt bleiben, und ebenso scheint es
sich in bezug auf Hesiod zu verhalten. Lange dagegen geht
in seinem vorurtheil, dem Cicero eine möglichst beschränkte lek-
türe der griechischen dichter zuzutrauen , so weit , daß derselbe
ihm zufolge wo möglich gar keinen griechischen lyriker gelesen
606 135. Cicero. Nr. 12. I
hätte. Ist dies bei einem so hervorragend gebildeten Philhel-
lenen (um eine bezeichnung, die Cicero sich selbst beilegt, bei-
zubehalten) schon von vornherein sehr unwahrscheinlich, so tritt
noch hinzu, daß er z. b. den Archilochus und Pindar wieder-
holentlich in einem athem neben Homer und mit als haupt-
Vertreter griechischer dichtung nennt und , wenn auch die be-
nutzung des ersteren auf bloßer, aber, wie mir dünkt, nicht un-
wahrscheinlicher vermuthung beruht, jedenfalls aus Pindar drei I
citate vorliegen , die vollständig als nicht unmittelbar aus dem
original geschöpft zu erweisen der verf. sich vergeblich bemüht, j
Daß Cicero, was er von Epicharm weiß, aus einer blüthen-
lese geschöpft hat , können wir unbedingt annehmen , aber daß j
er von Aristophanes, dem facetissimus poeta veteris comoediae, wie
er ihn nennt (Leg. II, 37), originale kenntniß besessen habe,
kann auch abgesehen von den citaten aus demselben, die Lange
wieder sämmtlich als aus sekundären quellen geschöpft ansehen
möchte , keinem zweifei unterliegen. Von den Vertretern der
neueren komödie — denn der mittleren geschieht bei Cicero
überhaupt keine erwähnung — , scheint ihm nur Menander be-
kannt zu sein, wenigstens nennt er weiter keinen. Ein direktes
citat aus Menander findet sich bei Cicero allerdings ebenso we-
nig als ein bestimmt ausgesprochenes urtheil über denselben,
aber bei dem bekannten engen anschluß des Terenz an seine
griechischen originale ist es durchaus berechtigt, wenn der verf.
die wiederholt geäußerte bewunderung Cicero's besonders für die
Charakterzeichnung in den aus Menander übertragenen komödien
auch auf diesen mitbezieht. Hierbei mag auch der von ihm her-
vorgehobene und als nicht zufällig betrachtete umstand berührt
werden, daß unter den 30 citaten aus Terenz alle bis auf drei
den stücken angehören, die nach Menander gearbeitet sind. Fer-
ner aber können wir wohl annehmen, was Lange übersehen hat,
daß Quintilian in dem überschwänglichen lobe, das er dem Me-
nander ertheilt (X, 1, 69 ff. s. I, 8, 7), durch Cicero nicht un-
beeinflußt geblieben ist Wenn Cicero unter den tragischen
dichtem dem Sophokles die palme reicht und doch aus diesem
weit weniger, wenn auch umfangreichere stellen anführt, als aus
Euripides (vgl. p. 57 ff.), so erklärt dies Lange ganz richtig mit
dem bei letzterem vorwiegenden rhetorischen und philosophischen
moment. Zugleich betont er den mangel irgend welcher cha-
Nr. 12. 136. Scriptores latini. 607
rakteristik des einen wie des anderen; doch ist dies, da, wie
er selbst mehrfach hervorhebt, Cicero die griechischen dichter
überhaupt nicht vom Standpunkt des kunstrichters betrachtet,
gar nicht zu verwundern. Zu der vermuthung, daß Cicero den
Aeschylus, der ihn allerdings weniger angesprochen haben mag,
nur in seiner Jugend gelesen habe, sind wir wohl nicht berech-
tigt. Was die alexandrinischen dichter betrifft , so ist Cicero's
Übersetzung von Arat's fltuivofisva und Jioar^ikla gewiß beson-
ders aus dem streben nach formeller ausbildung hervorgegangen,
aber wir dürfen doch auch getrost annehmen, daß er über den
werth jener im alterthum gefeierten lehrgedichte nicht gar ge-
ring gedacht habe , und spricht er sich auch selbst nicht dar'
über aus, so läßt er doch andre, wenn auch nur ganz im all-
gemeinen, den Arat loben. Von weiteren dichtem aus dem
kreise der Alexandriner soll er kaum einen einzigen gelesen
haben: aber wenn er die schritten des Alexander Ephesius zu-
geschickt bekommt und mit worten tadelnder kritik zurückschickt
(ad Att. II, 20, 6. 22, 7), wenn er den damals viel gelesenen
Euphorion seiner dunkelheit wegen tadelt und überhaupt im ge-
gensatz zu dem ihm von anderer seite eifrig gespendeten lobe
herabsetzt, so ist es gewiß nicht wahrscheinlich, daß er diese
dichter nicht gelesen haben sollte.
Einige bemerkungen über Cicero's gegensätzliche Stellung
zu dem in den bahnen der Alexandriner wandelnden , jungen
römischen dichterbunde und eine aufzählung der in seinen Schrif-
ten sich findenden griechischen verse von unbekannten Verfassern
oder sprichwörtlichem charakter bilden den schluß der lehrreichen,
wenn auch nicht selten zum Widerspruch herausfordernden ab-
handlung. A. Strelitz.
136. [Ed.] Ortmann, Scriptorum latinorum, qui in scholis
publicis fere leguntur, loci non pauci vel explanantur vel emen-
dantur. [Osterprogramm des gymnasiums zu Schleusingen 1882]
17 p. 4.
Konrektor Ortmann erzählt in der oben bezeichneten schritt,
er habe zu Magdeburg griechisch in prima gelehrt, jetzt be-
handle er zu Schleusingen in Sekunda und prima namentlich
Cicero und lateinische stilübungen. Wenn er einen lateinischen
autor in der schule interpretiere oder zu hause lese, finde er da
608 136. Scriptores latini. Nr. 12.
und dort anstoße ; aber ohne daß er sich viele mühe gebe oder
in der betreffenden litteratur sich umsehe , biete sich ihm ein
ausweg durch emendation oder interpretation , und zwar pflege
dies der richtige ausweg zu sein (p. 16: „nitro recta vel emendandi
vel interpretanda via mihi se offerebat"). Ortmann ist demnach ein
glücklicher kritiker oder hält sich wenigstens dafür. Seine gute
meinung wird durch den absatz, den der von ihm redigierte
Cornelius Nepos gefunden hat (p. 2), bestätigt. Zur Charakte-
ristik dieser bearbeitung des Nepostextes wird angeführt, daß
viele darin vorgebrachte änderungen auch in Cobets ausgäbe
1881 begegnen. Vielleicht ist es auch umgekehrt für die von
Cobet am Nepos geübte kritik charakteristisch, daß sie sich viel-
fach mit einer für schüler zugeschnittenen bearbeitung des textes
berührt. Als ein muster genauer und besonnener interpreta-
tion rühmt Ortmann wiederholt (p. 2. 16) Peter's ausgäbe des
Agricola. Warum daneben Peter's gleichartige ausgäbe des Dia-
logus kein wort der anerkennung findet, erklärt sich wohl aus
demselben gründe, der das lob über Piderits ausgaben der bücher j
de oratore und des Brutus und das schweigen über dessen aus-
gäbe des Orator veranlaßt hat. Die annähme, daß Ortmann die
einen kennt, die andere nicht, findet ihre berechtigung in der
mangelhaften litteraturkenntnis, die sich überhaupt in der schrift
bemerkbar macht. Der Verfasser belehrt uns zwar, daß Madvig
in nicht wenigen abhandhxngen die kritik der Ciceronischen
Schriften gefördert habe, ja er glaubt sogar beifügen zu müssen,
daß dieselben in Engelmanns Bibliotheca verzeichnet stehen ; selbst
aber scheint er z. b. Madvigs Epistola ad Orellium übersehen zu
haben, da er p. 6 f. wenigstens viermal versäumt hat sie zu be-
rücksichtigen. Zunächst behandelt der verf. stellen aus Tacitus'
Germania und Ciceros Sestiana. Hier ist davon nicht zu reden,
da jene schon in der Zeitschrift für das gymnasialwesen 1878,
diese ebenda 1879 veröffentlicht waren, und da über jene von
Wölfflin in Bursians Jahresbericht XVIII, 243 f., über diese von
Iwan Müller daselbst XXII , 248 ff. referiert worden ist. Es
folgen kritische beitrage zu Ciceros reden in Verrem IV, de
imp. Pomp., in Catil. I, pro Mil., Phil. I, zu Brutus, Tusculanae
und Laelius, zu Sallusts Catilina und Iugurtha, zu der ersten de-
kade und dem XXI. buch des Livius, endlich zu Tacitus' Ann. I, II
und Agricola. Wir heben nur weniges hervor , um zu zeigen,
Nr. 12. 136. Scriptores latini. 609
welche Vernachlässigung der einschlägigen litteratur der verf.
sich erlaubt bat. Was zu Verr. IV, 43 über die scheinbare
ellipse vor praesertim cum gelehrt wird , ist oft genug gesagt ;
vgl. Nägelsbach, Stilistik p. 595 f. und die dort angeführte litte-
ratur, besonders Halm zu Cic. Süll. 6, Phil II, 64. — Verr.
IV, 87 findet der verf. in aere „leve et supervacaneum" ; das ver-
stand wohl Madvig a. a. o. p. 75 n. besser. — Zu IV, 102
schlägt der verf. die tilgung von minime vor, indem er schreibt:
„Equidem existimo Ciceronein hoc scripsisse", aber vergißt, daß schon
Halm minime gestrichen hat, dem C. F. W. Müller und Iwan
Müller beistimmten. — Zu Verr. IV, 146 a magistratu Siculo be-
merkt der verf.: „Delenda sunt haec"\ aber daß die worte, rich-
tig bezogen und verstanden, in den zusammenbang passen, hat
wieder Madvig a. a. o. p 87 gezeigt, dessen Epistola auch p. 74
zu Verr. IV, 90 und p. 76 zu 102 beachtet werden mußte. —
Diesen andeutungen über die aus Verr. IV behandelten stellen
mögen nur noch einige über die aus Livius entnommenen folgen.
Zu I, 43, 7 ('nicht 35, 9) his accensi cornicines tubicinesque , in
duas centurias distributi sagt der verf. : „Sic igitur locus legendus
est . . . Quod si rede statuimus . . ." Wer sollte hienach glau-
ben, daß his (statt in his) schon von Perizonius, duas (statt tres)
von Sigonius, dem auch Lange beipflichtete, vermuthet worden
ist, daß auch Frigell sich dafür entscheidet, und daß so bei M.
Müller und H. J. Müller im texte steht? — Zu I, 59, 5 schlägt
der verf. vor , ad portas zu tilgen , was vor ihm schon H. J.
Müller 1879 in Weißenborns ausgäbe als glossem erklärt hatte.
— VII, 39, 14 ni sequeretur aus dem texte zu entfernen, ist
doch nicht statthaft , so lange man die einleuchtende rechtferti-
gung von Madvig, Em. Liv. ~ 183 nicht widerlegt hat. — So
ließe sich leicht fortfahren. Zu Lael. 58 bemerkt der verf. :
„übicunque apud veteres abundantia significatur, non affluens, af-
filiere, affluentia, sed afluens, afluere, afluenti a scri-
bendum est." Einen beweis versucht er nicht. Daß Halm und
Christ diese formen an einzelnen stellen bei Cicero aufgenommen
haben, während C. F. W. Müller sich ablehnend verhält; daß
Dombart die ganze frage in den Jahrbüchern für philologie 1877,
341 — 347 umfassend und gründlich erörtert hat, weiß der verf.
nicht oder läßt es seine leser nicht wissen. Doch dies sind ein-
zelheiten ohne weitere bedeutung. Aber weiter greift es und
Piniol. Anz. XIII. 40
610 137. Scriptores latini. Nr. 12.
bedenken muß es erregen, wenn der verf. zur jagd auf glosseme
förmlich auffordert. „Calcaribus potius quam frenis in hoc genere
utendum" sind seine worte (p. 16). Aber je leichter es ist und
je weniger talent es erfordert, zu streichen und zu tilgen, um so
mehr ist gerade hier der kritische eifer zu zügeln. Für die
vom verf. mit unrecht bekämpfte ergänzung erkannter lücken
und für die berichtigung erweislicher textfehler liegt schon in
der Schwierigkeit eines probablen fundes ein nützliches hemmniß.
Wir wagen sofort eine jener von Ortmann verpönten ergänzungen
vorzuschlagen, da wir in Verr. II, 3, 6 eine lücke zu finden
glauben in den Worten : tantum avium numerum tarn prope ab
domo, tarn bonis fructuosisque rebus detineri. Unverkennbar ist die
beziehung auf die kurz vorhergegangene stelle quod multis locu-
pletioribus civibus utimur , quod habent propinquam, fidelem fructuo-
samque provinciam. Wie sich propinquam und prope a domo, dann
fructuosam und fructuosis rebus entsprechen, so müssen sich fidelem
und certis bonis entsprechen. Vgl. p. Q. Rose. 12, 33 tum
enim propter rei publicae calamitates omnium possessiones erant in-
certae, nunc deum immortalium benignitate omnium fortunae sunt certae.
137. Cruces philologicae. Beiträge zur erläuterung der
schulautoren. Von dr. Theodor Maurer. Mainz, verlag von
J. Diemer 1882. VI, 41 p. 8.
rrEiner deutschen gymnasialsitte seinen tribut leistend"
schrieb der verf. des in der Überschrift bezeichneten programms
seine exegetischen „beitrage" ; sie in den buchhandel zu geben
veranlaßte wohl der wünsch , „das geleistete" nicht auf die
schulkreise beschränkt , sondern auch „seitens der wissenschaft-
lichen öffentlichkeit" anerkannt zu sehen. Cäsar und Vergil,
Homer, Plato, Plutarch und Schiller haben ihn gekreuzigt. Mit
„sensus und iudicium" sucht er den richtigen gedanken zu finden,
die zwar von „Schwester doctrinau hülfe empfangen, aber auch
dar wo „alle doctrina nicht vor einem capitalen grundirrthum
geschützt hat", „die sache ins blei bringen können". Er be-
ginnt mit der erklärung der brückenconstruetion bei Cäsar BGal-
licum IV, 17 [nicht 1, 6] und sucht zu erweisen, daß § 6 mit
veränderter interpunetion zu lesen sei: haec utraque (sc. tignd)
insuper bipedalibns trabibus, immissis quantum eorum tignorum iunetura
distabat binis utrimque fibulis , ab extrema parte distinebantur Die
Nr. 12. 137. Scriptores latini. 611
jochpfähle seien nicht neben, sondern hinter einander „in längs-
richtung mit dem ström" eingerammt zu denken-, „hier liege
der hund begraben". Die worte quantum eorum tignorum iunc-
tura distabat seien nicht auf das § 3 angegebene intervallum pe-
dum duorum zwischen den beiden verbundenen jochpfählen zu
beziehen, sondern auf die volle distanz eines solchen jochpfahl-
paares, welche außer dem lichten abstand von 2 fuß noch zwei-
mal die balkenstärke von je V/z fuß, also 5 fuß betrage. Die
fibulae seien die „auf beiden seiten des holms" eingelassenen
„schließkeile". Der verf. behauptet p. 4, „daß bisher noch kein
interpret bei dieser doch natürlichsten annähme [hinter einander
gestellter jochpfähle] verharrt" sei. Aber ein „nachtrag", der
umfangreicher ist, als der Vortrag der obigen erklärung selbst,
nennt p. 8 Feldbausch als Vorgänger in dieser annähme, dessen
„arbeit jedoch ohne nachwirkung" geblieben sei. Eine nach-
wirkung berichtet aber der verf. selbst ; während er nämlich p. 7
sagt, daß „dem Zeichner der Cäsarbrücke in Lübker's Reallexi-
kon zu dem artikel pontes der instinct das gleiche (arrangement
von streben und querbalken zu einem bock) an die hand ge-
geben" habe, bemerkt er p. 8 nachträglich, die Zeichnung gehe,
„wie der augenschein lehrt", auf Feldbausch zurück. Hätte
der verf. auch das „verzeichniß der abbildungen" bei Lübker
aufgeschlagen, so würde er gefunden haben , daß die Zeichnung
aus J. C. Held's Cäsarausgabe entnommen ist, wo sie am Schlüsse
in größerem maßstabe mit der erläuterung von Feldbausch steht.
Neu ist also die entdeckung des verfs. nicht. Zu dem erwähnten
nachtrag kommt aber noch ein nachwort im „Vorwort". Da
nämlich die schrift schon vor ihrem erscheinen eine öffentliche
besprechung erfahren hat (was übrigens in der heutigen philo-
logischen literatur nicht ohne beispiel ist), so sucht der verf.
seine deutung gegen die von dem recensenten L. Noire' erhobenen
einwürfe zu vertheidigen. „Wer recht hat, zu entscheiden, steht
— so sagt der verf. p. V — nicht bei der tagesmeinung : die
zeit wird richten". Nun wir können so gut warten, als der
verf. selbst, ja noch besser, da wir uns inzwischen auch nach
den erläuterungen von Wirth, Maxa u. a. umsehen können, was
ihm vielleicht als überflüssige doctrina erscheint. Leider hat er
es auch für überflüssig gehalten, die dem Sprachgebrauch Cäsars
widersprechende „deutung des distare auf die volle, im gegen-
40*
612 138. Geschichte. Nr. 12.
satz zur lichten distanz" zu begründen-, denn daß sie außer von
Noire" „noch von keinem philologen sonst1', dem sie der verf.
mittheilte, beanstandet worden sei , wird doch nicht als begrün-
dung gelten sollen. Die zweite vom verf. behandelte stelle ist
Verg. Aen. V, 522 ff. , wo das mit den Worten magno futurum
augurio monstrum bezeichnete wunder als „mord und apotheose
Cäsars" gedeutet wird. Freilich ist die deutung alt , wie der
verf. wieder nachträglich erfuhr, und seinem „sensus und iudi-
cium" war nur vorbehalten, ,,den bezug auf die apotheose in ihrer
bedingtheit durch den mord Cäsar's klar ins äuge zu fassen".
Die einzelheiten der erklärung können wir nicht reproducieren.
Auf die behandelten stellen aus der Odyssee 2, 243 ff. ; 5, 350;
9, 116 ff. •, 17, 291 ff. soll nur mit einem worte verwiesen wer-
den, ebenso auf die gelegentlich besprochene stelle aus Plutarchs
Erot. 770 B. Bei Plato Symp. 188 [nicht 118] C ruft der verf.
„herunter mit dem aufgesetzten läppen!" und beseitigt y.a)
l^mvvatQ und stellt neg} hinter &nnvg [die weglassung von fj vor
aofßsia scheint ein versehen zu sein]. Symp. 190 E liest er
OJOnfQ oi ta oo« zffjtvovves nat (liWovitg zagiftsveiv </^^i'ooi>,
7«/"V Ogih'r, indem er die worte von dem einpökeln des fischro-
gens verstehen und TaTy ftgih'i durch „am schöpfe" wiedergeben
will. Die lesart bei Schanz , die erklärung von Hug bleiben
unbeachtet, wie überhaupt der verf. durch naive unkenntniß der
rrbeiten anderer und ebenso naives Wohlgefallen an dem von
ihm „geleisteten" geradezu überrascht. Seine manier der dar-
stellung erinnert an L. Noire\ erreicht ihn aber nicht
138. Die ältesten beziehungen zwischen Aegypten und
Griechenland , von Alfred Wiedemann. Leipzig , Barth
1883. 22 p. 8.
Das ergebniß , mit welchem der aufsatz , ursprünglich ein
an der Universität Bonn gehaltener Vortrag, schließt , ist folgen-
des: eine unmittelbare einwirkung der ägyptischen cultur auf
die griechische läßt sich vor Psammetich I. nicht nachweisen ;
was in vorgeschichtlicher zeit aiis Aegypten zu den Griechen
kam, die schreibekunst, wurde ihnen durch die Phoeniker zuge-
bracht. In dem volksnamen Hanebu , welcher in später zeit die
Griechen bezeichnet, hat E. Curtius den der Ionier erkennen
wollen und aus» seinem vorkommen auf sehr alten denkmälern
Nr. 12. 139. Geschichte. 613
geschlossen, daß jene schon in altersgrauer zeit in oder bei Ae-
gypten seßhaft gewesen seien : beide namen haben nichts mit
einander zu schaffen , Hanebu bedeutet „alle nordvölker" und
seine anwendung richtete sich, wie verf. zeigt, je nach der aus-
dehnung des politischen horizonts der Aegypter und der macht-
sphäre ihres reiches: zuerst hießen so die bewohner des nörd-
lichen Delta und Südwestpalästinas, dann die von Nordkanaan,
später weicht er immer weiter nach norden zurück. Auf einen
großen bund namhafter Mittelmeervölker, der Achaier, Tyrrhener,
Sardinier, Sikeler, Lykier u. a. bezog zuerst de Rouge das bünd-
niß der Akauasha, Turisha, Shardana, Shakalsha, Leku und
anderer meeranwohner, welches ztzerst gegen Mernptah I., dann
gegen Ramses III. gerichtet war; daß an unbedeutende küsten-
stämme des angrenzenden Libyen zu denken ist, deren namen
sich zum theil noch in der geographie des Ptolemaios vorfinden,
hat ref. und Duncker bemerkt; der verf. macht durch neue
gründe jener abenteuerlichen deutung den garaus. In religiöser
beziehung ist besonders Charon und die Sphinx als ägyptisch
in ansprach genommen worden ; aber der vermeintliche todten-
fährmann ist ein priester, welcher die todtengebräuche vollzieht,
und der kahn dient den leidtragenden verwandten dazu , die
leiche über den Nil in die nähe der begräbnißstätte zu bringen
und dann selbst wieder zurückzufahren. Auch die ägyptische
Sphinx ist nach gestalt und wesen von der griechischen ver-
schieden , worüber , sowie über andere verwandte gegenstände
man die schrift selbst nachlesen mag, in welcher Otfried Müllers
polemik gegen die von Herodot aufgebrachte Aegyptomanie eine
glänzende rechtfertigung aus der feder eines kundigen Aegypto-
logen erfährt. U.
139. Ethnologische forschungen über Osteuropa und Nord-
asien. I, : Die Gothen in Taurien von W i 1 h el m Tomas che k.
Wien 1881, Alfr. Holder. 79 p. 8.
An der südküste der Krim von Sewastopol bis Kaffa er-
hielt sich nach dem abzug der Gothen aus Südrußland ein klei-
ner rest dieses volkes , nur wenige tausend streitbare männer
zählend , die Gothi Tetraxitae des Procopius , welche allen an-
stürmen der vom sechsten Jahrhundert an nach einander herein-
brechenden nomadenhorden , der Hnnnobulgaren , Avaren , Oha-
614 Bibliographie. Nr. 12.
zaren , Peczenegen , Rumänen u. a. mannhaft widerstanden , im
übrigen aber sich als ein gutes culturelement bewährten,
fleißige und gegen fremde gastliche landwirthe, dem christen-
thum eifrig zugethan und treue verbündete der Oströmer : das
bisthum, dessen Sprengel sie bildeten, führte den namen Gothia
bis zum jähre 1779, in welchem sie Katharina II. nach Mariu-
pol am asowschen meer verpflanzte. Dort hört man jetzt nur
tatarisch und neugriechisch sprechen; aber noch in der mitte
des XVII. Jahrhunderts konnte der kaiserliche gesandte an der
pforte, Bousbecque aus dem munde eines ihrer spräche mäch-
tigen Griechen ein kleines gothisches glossar zusammenstellen.
Der verf. , welcher mit dieser schrift einen cyklus von abhand-
lungen über die mongolischen und andere für die oströmische
geschichte wichtige Völker einleitet und sich für diese aufgäbe
ebensowohl durch ausgebreitete linguistische kenntnisse wie durch
gründliche historische Studien vorbereitet zeigt , hat , besonders
durch zwei russisch geschriebene abhandlungen von Kunik und
Bruun (1874) unterstützt, ein reiches, fast eine fortlaufende ge-
schichte der Krimgothen lieferndes material zusammengebracht
und kritisch verarbeitet, die beziehungen und Verhältnisse der
erwähnten nomadenvölker, die läge der orte, die bedeutung der
personen- und Ortsnamen nach kräften festgestellt und die go-
thischen sprachreste einer neuen behandlung unterzogen. In
bezug auf letztere möchten wir erinnern , daß das fehlen des
anlautenden h z. b. in iel (heil) kaum aus einem organischen
proceß, vielmehr wohl nur aus der eigenthümlichkeit des neu-
griechischen, dieses lautes entbehrenden organs zu erklären ist;
in stofflicher beziehung vermissen wir rücksichtnahme auf die
nachricht des Procopius im Gothenkrieg IV, 5, daß die Tetra-
xiten zuerst am ostufer des kimmerischen Bosporus gewohnt und
dieses dann dem hunnobulgarischen stamm der Utiguren über-
lassen hatten. U.
Bibliographie.
Ludwig Rosenthal, antiquar in München, macht bekannt ca-
talog no. XXXVIII, der eine Bibliotheca Lutherana enthält, d. h.
Schriften von Luther selbst und über dessen werke, worüber re-
ferirt BAnzeig. no. 248.
Ueber die cataloge no. 132. 335 — letzterer classische ar-
Nr. 12. Kleine philologische zeitung. 615
chäologie — 133 von Joseph Bär u. comp, in Frankfurt am Main
giebt näheres RAnzeig. no. 253. 276.
C. Harrassowitz cataloge no. 98. 99, wichtiges für die alter-
thumswissenschaft enthaltend, bespricht RAnz. no. 268.
Lohmann und Lutz in Frankfurt a. M. veröffentlichen catal.
no. 44, über den RAnz. no. 276 beil. 1 referirt.
Cataloge von antiquaren : Paul Lehmann in Berlin , catalog
no. 29; Paul Neff in Stuttgart, festcatalog; Schletter' 'sehe buch-
handlung [E. Franck) in Breslau, catalog no. 183.
kleine philologische zeitung.
Mainz, 6. november. Ueber einen in der nähe der anläge
seit einigen tagen gemachten römischen fund wird der
„Darmst. ztg." folgendes mitgetheilt: Vor dem Neuthor am Al-
bansberge war ein bürgerlicher begräbnißplatz des römischen
Mainz. Schon in den vierziger jähren hat der Mainzer alter-
thumsverein ausgrabungen am Albansberge mit erfolg vorge-
nommen ; in den letzten tagen sind weiter unterhalb , in der
neuen anläge, dem eingange in den Finkschen weinberg gegen-
über, durch die umführungsarbeiten der Ludwigsbahn römische
gräber blosgelegt, und zwar bisher nur frauen- und kindergrä-
ber. Bis jetzt sind zwei steinsärge aufgedeckt , außerdem ein
bleisarg und mehrere einzelgräber ohne spuren eines sarkophages.
Der eine Sarkophag, an dessen langseite der name Messia Maxima
eingehauen steht, birgt eine frauenleiche, an der sich ein präch-
tiger haarzopf in acht zierlichen strängen geflochten, mit resten
der haube erhalten ; das ursprünglich schwarze haar ist in der
erde röthlich geworden. Der sarg barg außerdem u. a. eine
nadelbüchse aus bein mit drei goldreifen, eine bronze- bulle, ein
größeres holzkästchen mit bronzebeschlag und gut erhaltenem
Schlüssel, nadeln aus bein mit knöpfehen, wie sie häufig in rö-
mischen gräbern sich finden. Die dabei gefundenen münzen
gehören der zeit von Hadrian bis zum ende des dritten Jahr-
hunderts an. In einem anderen frauengrabe fanden sich arm-
ringe und nadeln aus gagat, ein interessantes räucherfaß in
form einer sitzenden figur u. a. Der bleisarg barg auffallender
weise nur noch ein weibliches gerippe ohne jede beigäbe. Die
kindergräber sind durch die beiliegenden Spielsachen, sowie durch
die Zierlichkeit der beigaben charakterisirt ; so durch ein nied-
liches bronzegefäß von 9 cm höhe, durch kleine gläser und thon-
gefäße , armringeichen u. s. w. Ein besonderes interesse bietet
eine kleine bronzefigur, einen genius in bisher wohl nicht be-
kannter weise darstellend. Für die sorgfältige ausbebung und
dankenswerthe Überweisung des materiell nicht gerade werth-
vollen, aber für die alterthumskunde überhaupt und für die to-
pographie von Mainz sehr wichtigen fundes an das hiesige mu-
616 Auszüge aus Zeitschriften. — Literatur. Nr. 12.
seum gebührt der direktion und insbesondere den herren inge-
nieuren der Ludwigsbahn die größte anerkennung. Nach been-
digung der ausgrabungen wird der alterthumsverein gelegenheit
nehmen, den fand einem größeren publikum vorzuführen.
Worms. Line interessante Soldaten inschrift fand sich in
Worms, diejenige des centurionen Aurelius, des sohnes des
Dizzacus , üie besonders durch die erwähnung der zweiten par-
thischen legion interessant wird, die in den E,h einlanden erst
einmal , zu Köln , konstatirt worden ist. Diese legion wurde
von Septimius Severus (193 bis 211 n. Chr.) errichtet und lag
in Italien bis zu Diokletian. Interessant ist ferner , daß die
charge des centurio angegeben wird. Der durchaus un römische
name bringt die vermuthung nahe, daß der vater vielleicht ein
freigelassener sklave aus einer entlegenen provinz des römischen
Weltreichs war. Den Römerstein deckte ein fränkisches plat-
tengrab und liefert so zugleich ein neues beispiel dafür, wie
die zertrümmerer der Ilömermacht die hinterlassenen steindenk-
mäler der besiegten für ihre zwecke verwendet haben.
Auszüge aus Zeitschriften.
Literarisches centr alblatt für Deutschland. Hrsg. u. verantw. re-
dacteur prof. dr. Fr. Zatucke, 1883, no. 41 : Auffarth, Aug., die pla-
tonische ideenlebre, Berlin 1883, Dümmler. Vü, 123 p. 8. 2 mk.
40 pf. — Bardeuhvwer, Otto, die pseudoaristotelische schrift über
das reine gute, bekannt unter dem namen liber de causis. Freiburg
i. Br. 1882, Herder. XVIII, 3o0 p. 13 mk. 50 pf. Isaei orationes
cum fragm. a Diouysio Halicarnassensi servatis. Ed. H. Bürmann.
Berlin 1883, Weidmann. XIV, 156 p. 2 mk. 40 pf. B(lass). — Theo-
phanis chronograpliia. Rec. Carolus de Boor. Vol. I. textum Graecum
continens. Leipzig 1883, Teubner. VIII, 505 p. 20 mk.
Literatur 1883,
(dem Philologus und PhAnzeiger zugesandt).
Kukula, Rice, de tribus Pseudacronianorum scholiorum recensio-
uibus. Vindobonae, Konegen 1883. 8. 49 p.
Fokke, A., rettungen des Alkibiades. I. Die Siciliscbe expedition.
Emden, W. Baynel 1883. 8. IV, 87 p.
Rumpel , Ioannes, Lexicon Pindaricum. Lipsiae, Teubner 1883.
8. 498 p.
Euclidis opera omnia, edid. J. L. Beiiery et H. Menge. Euclidis
Elemeuta, edid J. L. Heibery. Vol. I. Lipsiae, Teubner 1883.
8. X, 332 p.
Herodiani ab excessu divi Maixi libri octo, edid. Lud. Mendels-
sohn. Lipsiae, Teubner 1883. 8. XX, 255 p.
Co/nmentationes philologae Ieueuses. Vol. II. Lipsiae 1883. 8. 327 p.
Briefwechsel zwischen August Boeckh und Karl Otfried Müller.
Leipzig, Teubner 1883. 8. X, 442 p.
Jung, Jul., leben und sitten der Römer in der kaiserzeit. I. abth.
Prag 1883. 8. 198 p.
Index rerum
Adler, F., s. topographie.
Aegypten.
Bauer, A.,neuefundeaus Aeg.397.
Ebers, G., üb. d. entdeckung an-
tiker gewandstoffe in Aeg. 527.
Pithom u. Succotb 260.
Aeschylus.
Dettweiler, P., üb. freieren ge-
brauch d. zusamm enges, ad-
jectiva b. Aescb. 99. 299.
Kirckhoff, A. , Aesch. tragoe-
diae 799.
Paley, F. A., comnient. in scho-
]ia Aesch. Medicea 808.
Prickard, on some passages in
Aesch. and Soph. 389.
Röhlecke, A., Septem adv. Theb.
et Prom. V. esse fabb. post
Aesch. correctas 806.
Schenk , R., de genuini . . . ge-
netivi ap. Aesch. usu 96.
Aetna, ausbrach 396.
Alterthüroer, griechische.
Guggenheim , M. , d. bedeutung
d. folterung im att. proz. 871.
Müller, K. E., eine griech. schrift
üb. Seekrieg 121.
Starker, J., de nomophylac. Athe-
niens. 45.
— römische.
Fowler , W. W. , on the early
hist. of the Quaestiones per-
petuae. . . 390.
Jung, J. , leben u. sitten der
Römer in d. kaiserzeit. 504.
Erieg, C, grundriss d. röm. al-
terth 559.
Eubitschek, W., de Roman, tri-
buum origine .... 889.
Madwig, J. N., d. Verfassung u.
Verwaltung d. röm. Staates 232.
Philol. Anz XIII.
Pelham , H. F. , on the common
lands of the roman people 389.
on the Lex Sempron. C. Grac-
chi de prov. Asia 390.
Willems , P., le droit public ro-
main .... 229.
Alterthumsverein in Deva, Jahres-
versammlung 523.
Anakreon.
Michelangeli , L. A. , ediz. cri-
tica 586.
Angermann, s. griech. gramm.
Anonymi.
Enmann, A., eine verlorene gesch.
d. röm. Eaiser u. das buch
de viris ill. . . . 548.
Antiphon.
Ignatius, F., de Antiph. Rh. elo-
cutione 346.
Apelt, O., s. Piaton.
Archaeologie. ausgrabungen, s. das.
Biese, A., entwickelung d. na-
turgefühls b. d. Griechen. 53.
Blümner , H. , Laokoon-studien.
894.
Bolte, J. , de monumentis ad
Odyss. pertinentibus . . . 386.
Denkmal auf d.Nemruddagh 399.
Hirschfeld in Eleinasien 68. 569.
Humann in Eleinasien 68.
Lübke,d.reliefsinGjölbaschi. 402.
Mau, A., Pompej. beitrage 50.
Michelet, Apoll v. Belvedere 141.
Milchhöfer, A., d. befreiung des
Prometheus. . . . 124.
Olympiafunde 67. österr. expe-
dition nach Eleinasien 148. Per-
gamon , bildl. reconstruction d.
akrop. 67. Pompejan. Wandma-
lerei 522. Sarkophage aus d.
gegend v. Trient 402. Schlie, d.
40 a
618
Index rerum.
Nr. 12.
Berliner Amazonenstatue 903.
Schliemann, neue ausgrab, in
Athen 146. ders., neue bearbeit.
des werks üb. Troja 504. 564.
569. Stark, C. B., handbuch d.
archaeol. d. Kunst 900. terra-
kotte d. herrn v. Sabouroff 68.
terrakotten aus Tanagra, naeh-
bildungen 141. Urlichs, L. v.,
Pergamon 402. Wissowa, G., de
Veneris simul. Rom. 387.
Archaeologisches institat in Rom.
Winckelmanns-feier 143. Stif-
tungsfest 397.
Aristophanes. Gunning, J. H., spec.
liter. inaug. de Babyloniis Ar.
fabula .... 812.
Arnim, J. v., s. Eurip.
Ashburnham- Sammlung, ankauf.
402.
Assyriologie.
Pinches, Th. G., üb. einen keil-
schrifttext aus Sipara 142.
Neue erwerb. d. assyr. Sammlun-
gen des brit. mus. 523.
Athenagoras. Schubring , F. , die
Philosophie des Athen. 598.
Auetor de viris ill. Rosenhauer, J.,
symbolae ad quaest. de fontt.
libri .... de viris ill . . . 384.
s. Anonymi.
Ausfeld, A., s. lat. gramm.
Ausgrabungen. in Abusina 68.
Athen, statue d. Juno od. Aphrod.
67. Cairo, Abassidengräber 396.
Delos, theater 527. Epidaurus,
tempel d. Asklep. 67. 146. Fried-
berg i. d. Wetterau 145. Huny-
ader comitat, statuen röm. berg-
leute 145. Mainz 525. 615. Mexico,
bauwerke 569. Neapel, ant. Was-
serleitung 147. Nordtirol, grab-
stätte 528. Rom, forum 69. 141.
528. 569; Pantheon 261.
Baehrens, Aem., s. Tacitus.
Barchfeld, W., s. Silius It.
Bastard, s. geschichtskunde.
Bauer, A.,s.griech. gesch. ,Aegypten.
Baumann, J., s. Catull.
Baumgartner, A., s. Dio Cassius.
Becher, F., s. Cicero.
JSelger, Ch., s. geographie.
Beloch, J., s. röm. gesch.
Benseier, G., s. Sokrates.
Berger, H., s. Eratosth.
Bergk, Th., s. Poetae lyr. Gr.
Berndt, Th., s. Piaton.
Bibel. Ziegler, bruchstücke einer vor-
hieronymischen bibelübers. 525.
Bibliotheken. Ashburnham u. Os-
suna 262.
Biese, A., s. archaeol.
Blümner, H., s. archaeol.
Bock, C, s. Horaz.
Boetbius. Stangl , Th., Boethiana
vel Boethii Cominentariorum in
Cic. Topica emendationes.... 502.
Bolte, J., s. archaeol.
Bormann, E., s. Fasti.
Brambach, W., s. musik.
Brandt, S., s, dichter.
Braumann, G., s. Caesar.
Breska, A. v., s. Polybius.
Bröcker, L. O., s. Diodor.
Bronze-ausstellung in Wien 522.
Bryce, s. geographie.
Bück, s. Luther.
Bücheier, F., s. Petron.
Bursian , C, nekrolog 528.
Butcher, s. Cicero.
Büttner- Wobst, Th., s. Polybius. _
Caesar. Braumann , G., die princi-
pes d. Gall. bei Caes. u. Tac. 545.
Doberenz , A. , comment. de B.
Gall., 8te. aufl. bes. von B. G.
Dinter 543. Holder, A., B. Gall.
843. Kraffert, H., beitr. z. kritik
u. erkl. lat. autoren 723. Kraner,
F., comment. de B. Gall., herausg.
v. W. Dittenberger 487. Pram-
mer, J , comment. de B. Gall. 490.
Cassius Dio, s. Dio C.
Catullus. Baumann , J. , de arte
rnetr. Cat. 371. Harnecker , O.,
beitr. z. erkl. d. Cat. 362 ; ders.,
Cat. carm. LXVIII . . . 362 ; ders.,
qua necessitudine coniunetus
fuerit cum Cicerone Cat. 362.
Schulze , K. P. , Catullforschun-
gen 369.
Charlotten-stiftung 524.
Chipiez, Ch., s. Kunst.
Christ, W., s. Demosth.
Christus. Steck , bemerk, zum ge-
burtsjahr 396.
Cicero. Becher, F., üb. d. spräche
d. briefe ad Brutum 775. But-
cher , on some passages on the
Philippics 390. Cobet, C. G., ad
epp. Cic. et Bruti 774. Hanusz,
J., opisanie i ocenienie listöw
Cyceronskich »ad familiäres« . . .
760. Heine , O., oratt. selectae
552. Lange, E., quid cum de
Nr. 12.
Index rerum.
619
ingenio et litteris tum de poetis
Graecorum Cic. senserit 604.
Meyer, P., Untersuchung üb. die
frage d. echtheit des brietwech-
sels Cic. ad Brut. 765. Rühl, F.,
üb. d. cod. Laurent. 53, 35
7J53. Schmalz, J. H., üb. d. lati-
nität des P. Vatinius in den bei
Cic. . . . erhaltenen briefen 760.
ders., üb. d. Sprachgebrauch des
Asin. Pollio in den bei Cic. . . .
enthalt, briefen . . . 760. Schmidt,
F., d. cod. Tornes. der briefe
Cic. an Att. . . . 764. Voigt, Gr.,
zur gesch. d. handschriftl. über-
lief, der briefe Cic. in Frank-
reich 759.
Clemm, 6., s. Tacitus.
Cobet, C. Gr., s. Cicero.
Cornparetti, D., s. epigraphik.
Cornelius Nepos. Monginot, A.,
ausgäbe 491. Unger, G. F., der
sogen. Com. Nep. 733.
Comificius, beitr. v. W. W. Fowler
389.
Crüger, 0., s. Theognis.
Curtius, E., s. topographie.
Curtius Rufus. Vogel, Th., ausg. 188.
Demosthenes. Christ, W., d. Atti-
cusausgabe des Dem. ... 113.
Dettweiler, P., s. Aeschylus.
Deutschmann, s. metrik.
Dichter, lateinische. Brandt, S.,
eelogae poet. latinorum . . . 478.
Jacoby, C. , anthologie aus den
elegikern d. Römer . . . 478.
Dindorf, L., s. Polybius.
— , W.. nachruf 525.
Dinter, G. B., s. Caesar.
Dio Cassius. Baumgartner, A., üb.
d. quellen des Cass. Dio für die
ältere röm. gesch. 452.
Diodoros. Bröcker, L. 0., moderne
quellenforscher und antike ge-
schichtschreiber 679. Evers, E.,
ein beitrag z. Untersuchung der
quellenbenutzung bei Diod. 675.
Dittenberger, W., s. Caesar.
Dobbelstein, G., s. poesie.
Doberenz, A., s. Caesar.
Donatus, P., excerptenhds. 333.
Ebravd, W , s. lat. gramm.
Ebers, G., s. Aegypten.
Ellis, R., s. Vergib
Enmann, A., s. Anonymi.
Ennius. Müller, L., Q. Ennius, eine
einleitung in d. studium d. röm.
poesie 524. ders., Q. Enni car-
minum reliquiae 524.
Fpigraphik. Cornparetti, D., iscri-
zioni greche di Olimpia .... 84.
Liebenam, W., quaestionum epi-
graph. . . . capp. selecta 431.
Müllensiefen , P. , de titulorum
Lacon. dialecto 789. Röhl, H.,
inscriptt. Gr. antiquissimae ....
641.
Eratosthenes. Berger, H., d. geogr.
fragmente d. Erat. 104.
Erdmann, M., s. Lysias.
Ethik, s. philosophie.
Ethnologie, s. geschichte.
Etymologie. Rhys, etymol. notes
390. Vanicek, A., etymol. wör-
terb. d. lat. spr. 1.
Eukalyptus , anbau bei Tre Fon-
tane 524.
Enripides. Arnim, J. v., de prolo-
gorum Euripid. arte . . . 176.
Oeri, J. J., interpolation u. re-
sponsion in den jamb. partieen
der Androm. 666. Schmid, G.,
Euripidea 300.
Evers, s. Diodor.
Fanta, A., s. Homer.
Fastorum civit. Tauromen. reli-
quiae descriptae . . . v. E. Bor-
mann 285.
Florilegien. Wachsmuth, C. , Stu-
dien zu den griech. floril. 683.
Fowler, W.W., s. Cornificius, röm.
alterth.
Frick, C, s. Pomponius Mela.
Fries, R., s. Luther.
Fritzsche, H., s. Theokrit.
Frontinus. Gundermann , G. , de
Jul. Front, strategem. libro . . .
quarto 380.
Galenus. Wellmann, E., Galeni . . .
de partt. philos. libellus 29.
Gardthausen , V., s. röm. gesch.
Gebbing, EL, s. Valer. Flaccus.
Gellius, beitr. v. EL Nettleship 389.
Geographie. Angermann , geogr.
namen . . . 584. Beiger, Ch.,
neue publicationen üb. Grie-
chenld. 504. Bryce, upon Ithaka
389. Haimann, G., Kyrenaika 140.
Hansen, R., beitrage z. alt. geogr.
40. Lenormant , F. , la Grande-
Grece 201.
Geschichte. Kelten , älteste sitze
und Wanderungen 527. Toma-
schek, W. , ethnolog. forschun-
620
Index rerum.
Nr. 12.
gen über Osteuropa und Nord-
asien 613. Wiedemann, A. , die
ältesten beziehungen zw. Aegyp-
ten u. Griechenld. 612.
Geschichte, griechische : Bauer, A.,
Theruistokles 195. Lenormant,
F., laGrande-Grece 201. Schvarcz,
J., d. demokratie 869.
— römische: Beloch , J. , d. ital.
bund unter Roms hegemonie 212.
Gardthausen , V., Mastarna od.
Serv. Tullius 883. Schiller, H.,
gesch. d. röm. Kaiserzeit 223.
Geschichtskunde. Neues archiv d.
gesellsch. f. ältere deutsche ge-
schichtsk. (Bastard'sches werk)
332.
Glaser, A., s. Sophokles
Goetz, G., s. Plautus.
Gossler, v., reden 260.
Graf, A., s. literaturgesch.
Grammatik. Gross, P., die tropen
u. figuren 523.
— griechische: Angermann, geo-
graph. namen Altgriechenlands
583. Margoliouth, on fxrj ov when
prefixed to participles 390. Mei-
ster, R., z. griech. dialektologie
578. 581. Monro, on nkteg and
#s't>»?«e 389. ders., on prjydre og 390.
ders., on /uiayO-tjv 390. Pfordten,
H. v. d., z. gesch. d. griech.
perf. 5. Rangabe, A. R., d. aus-
spräche des griech. 417. Schnei-
der, E., de dial. Megarica 273.
Sidgwick, A., on than § and w?
390.
— lateinische: Ausfeld, A., d. aus-
spräche d. lat. 396. Ebrard, W.,
d. allitteration in d. lat. spr. 10.
Kluge, H., d. consecutio temp.
280. Rebling , O. , versuch einer
characteristik d. röm. Umgangs-
sprache 904. Sittl, K, d. loka-
len Verschiedenheiten d. latein.
spräche .... 777. Tabellari-
sches verzeichniss der hauptsächl.
lat. Wörter v. schwankender
Schreibweise .... 282. Weise,
F. O., d. griech. Wörter im lat.
277. Wölfflin, E., d. allitterieren-
den Verbindungen d. lat. spr. 6.
ders., d. gemination im lat. 73.
Graux: Melanges Graux 250.
Gross, P., s. grammatik.
Guggenheim, M., s. griech. alterth.
Gundermann, G., s. Frontin.
Gunning, J. H., s. Aristoph.
Gymnasien. Deuerling, was d. gymn.
jetzt drückt. 396. München 524.
Salzwedel, festschrift z. einwei-
hung 141. Urlichs, z. gymnasial-
frage 402.
Haimann, G., s. geogr.
Halke, H., s. numismatik.
Haller, span. Sprichwörter 569.
Halm, K. F. v., nachruf 69. ge-
dächtnissrede von Ed. Wölfflin
396.
Hamilton-sammlung . . 65.
Handschriften d. florentin. national-
bibl. 260 ; des Sinaiklosters 262.
von Grottaferrata 262. fälschuu-
gen Shapira's 527. Landwehr, H.,
papyrum Berolin ed. 577.
Schepss, G.. zwei Maihinger hand-
schriften 555.
Hansen, R., s. geographie.
Hanusz, J., s. Cicero.
Harnecker, O., s. Catull.
Hauler, E., s. Terentius.
Haupt, M., s. Horatius.
Heine, O., s. Cicero.
Henzen, s. inschriften.
Herwerden, H. v., s. Pindar.
Hiller, E., s. Theokrit.
Hirschfeld, G., reise in Kleinasien 68.
Holder, A., s. Caesar.
Homer. Fanta , A. , d. staat in d.
IL und Od. 169. Heibig, über
das schild des Achill. 144.
Rothe , C. , de vetere quem
ex Odyss. Kirchhoffius eruit
NOZTSll . . 18. Schrader, H. ,
Porphyrii quaestionum Homer,
ad IL pertin. rell. coli. 793. Sittl,
K. , d. Wiederholungen in d.
Odyss. 15. Snow, on the use ...
of olco in the Hom. poems 390.
Horatius. Bock, C, de metris Hör.
lyr. 35. Haupt-Vahlen, aus«?. 373.
Mueller, L., ausg. 373. Schütz,
H., satiren 182.
Huemer, J., s. metrik.
Humann , K. , reise in Kleinasien
68. streit ... in Konstantino-
pel 527.
Jacoby, C, s. dichter.
Ignatius, F., s. Antiphon.
Inschriften, s. epigraphik. Henzen,
militairdiplom aus Pest 398. sol-
dateninschrift in Worms 616.
Iophon. Wolff, O., quaestt. Iophon-
teae 179.
Nr. 12.
Index rerum.
621
Isidorus. Nettleship, H. , on four
Oxford Mss. of the Orig. 390.
Isthmus von Korinth, durchstechung
522.
Juba. Renas, F., de Jubae regis
hist. Rom. a Plutarcho expressa
448.
Jung, J., s. röin. alterthümer.
Jungblut, H., s. paroemiographi.
Karl August v. Weimar u. Knebel
528.
Kaupert, J. A., s. topograpbie.
Keller, 0., s. metrik.
Kirchhoff, A., s. Aeschylus.
Kluge, H., s. lat. gramm.
Kock, Th., s. komiker.
Koehler, F., s. Plinius d. j.
Kolster, W. H., s. Vergib
Komiker, griechische. Kock, Th.,
comicorum Att. fragmenta 180.
Komödie , attische. Muhl , J. , z.
gesch. d. alten att. kom. 668
Koob, H., s. tragiker.
Kraffert, H., s. Caesar.
Kraner, F., s. Caesar.
Krauss, F. S., s. scriptores hist. A.
Krebs, F., s. Polyb.
Krieg, C, s. röm. alterth.
Kroschel, J. S., s. Piaton.
Kühlewein, G., s. Propertius.
Kubitschek, W., s. röm. alterth.
Kunert, R., s. Piaton.
Kunst. Lübke und C. v. Lützow,
denkmäler d. kunst 141. Perrot,
G. , und Ch. Cbipiez, gesch. der
kunst im alterth. 569.
Kunstsammlungen, Jahrbücher der
königl. preuß. 333. Jahrbuch der
kunstsamml. d. österr. kaiserhau-
ses 402.
Labyrinth-darstellungen 525.
Lanciani, s. topograpbie.
Landwehr, H., s. handschriften.
Lange, E., s. Cicero.
Langen, P., s. Plautus.
Lenormant, F., s. griech. gesch.
Leo XIII. , schreiben betreffs der
vatican. archive 527.
Liebenam, W., s. epigraphik.
Literatur. Walford, C, a dictionary
of periodical literature 325.
Literaturgeschichte. Giornale sto-
rico della letterat. ital. diretto
.... da A. Graf cett. 390.
Livius. Zangemeister, K. , d. pe-
riochae d. Liv. 187.
Loewe, G., s. Plautus.
Lübke, s. kunst.
Lucanus, s. Statius.
Luther, M., v. Bück 332; v. R.
Fries 332. Müller, J. , Luthers
reform. Verdienste . . . 332. Lu-
therstiftung 523. Lutherbüste von
Donndorf 525. Luther-reliquien
im brit. mus. 527. Lutherfeier
332.
Lützow, C. v., s. Kunst.
Lysias. Erdmann, M., de Pseudo-
lysiae epitaph. codd. 712. ders.,
Pseudolysiae or. funebr. 713.
Madwig, J. N., s. röm. alterth.
Maionica, H., s. topographie.
Margoliouth, s. gr. gramm.
Marquardt, J., denkmal 263.
Mau, A., s. archaeol.
Maurer, Th., s. philologie.
Meister, R., s. griech. gramm.
Mekler, S., s. philol.
Mela, s. Pomponius Mela.
Metrik. Deutschmann , de poesis
Graec. rhythmicae primordiis420.
Hueiner, J., üb. d. ältesten lat.-
christl. rhythmen 428. Keller,
O., der saturn. vers. 423.
Mettauer, Th., s. Piaton.
Meyer, P., s. Cicero.
Michelangeli , L. A., s. Anakreon.
Michelet, s. archaeol.
Milchhöfer, A., s. archaeol.
Miller, A., s. Strabo.
Macewen, A. R., s. satire.
Monginot, A., s. Cornelius Nep.
Monro, s. griech. gramm,
Muhl, J., s. att. komödie.
Müllensiefen, P., s. epigraphik.
Müller, L., s. Horatius, Ennius.
— J., s. Luther.
— K. K., s. Seekrieg.
— 0., s. Statius.
— Strübing, H., s. Thukyd.
Münzen, der kaiser Pescenn. Niger
u. Geta 146. bei Rochester gef.
402.
Museen. Berlin, erwerbungen an
ant. sculptt. 147; neue erwer-
bungen 525 ; führer durch die
königl. nmseen 564. Bologna,
museo civico 526. Karlsruhe, al-
terthümer-sammlung 569. Olym-
pia 396.
Musik. Brambach, W., d. tonsystem
u. die tonarten . . im mittel-
alter . . . 240.
Q22
Iudex rerum.
Nr. 12.
Mythologie. Powell, on the Eri-
phyle myth. . . . 390.
Nationaldenkmal auf dem Nieder-
wald, enthüllung 528.
Naturgefühl, entwickelung des bei
d. Griechen, v. A. Biese ... 53.
Nektar und ambrosia, von W. H.
Röscher 525.
Nemruddagh, denkmal 399.
Nephritfrage 402. 523.
Nettleship, EL, s. Gellius, Placidus,
Isidorus.
Numismatik. Halke, H., einleit. in
d. Studium d. numism. 140.
Oehmichen, G., s. tragiker.
Oeri, J. J., s. Euripides.
Ortmann, E., s. scriptores lat.
Osberger, G., s. Thukyd.
Ovidius. Tank, de Tristibus Ovid.
recensendis 600.
Paley, F. A., s. Aeschylus.
Pappageorg, P. N., s. Sophokles.
Papyrus, s. haudschriften.
Paroemiographi. Jungblut , H. ,
quaestt. de paroem. pars prior
322. Scholl, F., zu d. sogen. Pro-
verbia Alex, des Pseudo-Plut.
320. Warnkroß, M., de Paroem.
capita duo 316.
Pauly, F., s. Salvianus.
Pelham, H. F., s. röm. alterth.
Perino, E., s. Spartian.
Perrot, G., s. kunst.
Petronius. Buecheler, F., Petron.
satt, et liber Priap. 43. Segebade,
J. , observationes grammat. et
crit. in Petron. 484.
Pfordten, H. v. d. , s. gr. gramm.
Philologie. Maurer, Th. , cruces
philol. 610. Mekler, S., lectionum
Graec. 'spec. 102. Schepss , G.,
Mag. Petri Poponis colloquia . . .
249. Transactions of the Oxford
philol. Society 389. Warren, F.
E., the Stowe Missal 389.
Philosophie. Schmidt, L., d. ethik
d. Griechen 208.
Phrynichos. Rutherford, W. G , the
new Phryn. 463.
Pindar. Herwerden, H. v., Pinda-
rica 293. Schmidt, M., üb. den
bau d. Pindarstrophen 656.
Placidus , beitr. von H. Nettleship
389.
Piaton. Apelt, O., observatt. criti-
cae . . . 308. Berndt, Th., de
ironia Menexeni Piaton. 588. Ku-
nert, R., quae inter Clitophontem
dial. et Plat. remp. intercedat
necess. 111. Mettauer, Th., de
Plat. scholiorum fontibus 709.
Poschenrieder, F., die Piaton. dia-
loge in ihrem verhältniß zu den
Hippokrat. Schriften 705. Stall-
baum, G., Protagoras, 4. aufl. v.
J. S. Kroschel 106. - üphues, K.,
d. wesen d. denkens nach Piaton
592; ders., d. definition des Sa-
tzes 593.
Plautus. Goetz , G. , u. G. Loewe,
Amphitruo351. Langen, P., ana-
lect. Plautin. part. I et II . . . 116.
Ribbeck, O., Alazon 354. Ritschi,
F., Mercator, 2. aufl. v. G. Götz
529. Ussing, J. L., T. Macci
Plauti comoediae 719. Weidner,
A., advers. Plaut. 31. Wortmann,
E. F., de comparationibus Plau-
tinis et Terent. 476.
Plinius d. j. Koehler, F., de Plinii
See. min. locis quibusdam . . .
558.
Plutarch. Scholl, F., zu d. sogen.
Proverbia Alex, des Ps. -Plut.
320. Siemon, O., quo modo Plut.
Thucydidem legerit 311.
Poesie, christliche. Dobbelstein, G.,
de carmine christiano . . . con-
tra fautores pag. sup. 482.
Poetae lyrici gr. ed. Th. Bergk
289. 337.
Polybius. Breska, A. v., untersuch,
über die quellen des Pol. b. III
831. Büttner- Wobst, Th. , Pol.
hist. edit. 825. Krebs, F., d. prä-
positt. bei Pol. 24.
Pomponius Mela. Frick, C, Pom-
pon. Melae de chorogr. libri tres36.
Porphyrius, s. Homer.
Poschenrieder, F., s. Piaton.
Postgate, J, P., s. Propertius.
Powell, s. mythol.
Prammer, J., s. Caesar,
Prickard, s. Aeschyl.
Propertius. Ellis, R. , the Naples
Ms. of Prop. 389. Kühlewein, G.,
krit. bemerk, zu Prop. 599. Post-
gate, J. P., select elegies of Prop.
. . . 837. Sandström, C. E., eraen-
datt. in Prop., Lucanum , Val.
Flaccum 357. Weidgen, quaestt.
Propert. 374. 376.
Puhlmann, Sammlungen 332.
Rangabe, A. R., s. griech. gramm.
Nr. 12.
Index rerum.
623
Rebling, 0., s. lat. gramin.
Rechtsgeschichte. Willems, P., le
droit public roinain . . . 229.
Reuß, F., s. Iuba.
Rhys, s. etymol.
Ribbeck, 0., s. Plautus.
Ritschi, F., s. Plautus.
Röhl, EL, s. epigraphik.
Röhlecke, A., s. Aeschylus.
Röscher, W. H., s. nektar.
Rose, V., s. Soranos.
Rosenhauer, J., s. auctor de vir. ill.
Rothe, C, s. Homer.
Rühl, F., s. Cicero.
Rutherford , W. Gunion , s. Phry-
nichos.
Sabouroff, v., terracotte 68. 260.
Salvianus. Pauly, F., Salviani Presb.
Massil. opera omuia . . . 858.
Sandström, C. E. , s. Statius , Pro-
perz.
Satire, römische. Mocewen, A. R.,
the origiu and growth of the
Roman satiric poetry 36.
Schenk, R., s. Aeschylus.
Schepss, G., s. philol., handschriften.
Schiller, H., s. röm. gesch.
Schlie, s. archaeol.
Schliemann, H., s. archaeol.
Schmalz, J. H., s. Cicero.
Schmid, G., s. Euripides.
Schmidt, F., s. Cicero.
— , L., s. philos.
— , M., s. Pindar.
Schneider, A., s. Sisenna.
— , E., s. gr. gramm.
Schneidewin, H., s. Theognis.
Schnepfenthal, lOOjähr. Jubiläum
525.
Scholl, F., s. paroemiographi.
Schrader, H., s. Homeros.
Schroeder, F., s. griech. tragiker.
Schubring, F., s. Athenagoras.
Schuchardt, H., s. unterrichtswesen.
Schulwesen, s. unterrichtswesen.
Schulze, K. P., s. Catull.
Schütz, EL, s. Horatius.
Schvarcz, J., s. griech. gesch.
Scriptores hist. Aug. Krauß, F. S.,
de praepositt. usu ap. sex scrip-
tores hist. A. 78.
Scriptores latini. Ortmann , E.,
scriptorum latin. . . . loci . . .
emeudantur 607.
Seekrieg. Müller, K. K., e. griech.
schritt üb. Seekrieg . . . 121.
Segebade, s. Petronius.
Shapira, fälschungen 527.
Sidgwick, A., s. gr. gramm.
Siemon, 0., s. Plutarch.
Silius Italicus. Barchfeld, W., de
comparationum usu ap. Sil. It.
361.
Sisenna. Schneider, A.. de L. Com.
Sis. historiarum reliquiis 376.
Sittl, K., s. Homer, lat. gramm.
Snow, s. Homer.
Sokrates. Benseier, G., d. Optimis-
mus d. Sokr. . . . 306.
Sophokles. Glaser, A., quaestt. So-
phocl. partic. alt. 103. Pappa-
georg, P. N., kritische u. palaeo-
graph. beitrage zu d. alten So-
phocl.-scholien 445.
Soranos. Rose, V., Sor. gynaec. ve-
tus translatio lat. . . . 312.
Spartianus. Perino, E. , de fontt.
vitarum Hadr. et Sept. Sev. im-
per. ab. Ael. Spart, conscripta-
rum 381.
Stallbaum, G., s. Piaton.
Stangl, Th., s. Boethius.
Stark, C. B., s archaeol.
Starker, J., s. gr. alterth.
Statius. Müller, 0., electa Statiana
834. Sandström, C. E. , studia
crit. in Papin. Stat. 357.
Steck, s. Christus.
Stein, L. v., bildungswesen 396.
Strabo. Miller, A., d. Alexanderge-
schichte nach Strabo 458. 460.
Swoboda, H., s. Thukyd.
Tacitus. Baehrens, Aem., dial. de
oratoribus 493. Clemm , G. , de
breviloquentiae Tacit. quibus-
dam generibus 546.
Tank, s. Ovidius.
Terentius. Hauler, E., Terentiana
120.
Theognis. Crüger, 0., de locorum
Theogn. ap. vett. scriptt. ex-
stantium . . . pretio 19. Schnei-
dewin , H., de syllogis Theogni-
deis 434. ders., de Theogn. frag-
mentis in Stob, servatis 434.
Theokritos. Fritzsche , H. , ausg.,
besorgt v. E. Hiller 87.
Thukydides. Müller-Strübing, H.,
Thukydid. forschungen 670. Os-
berger, G., krit. bemerk, zu Thuk.
302. Swoboda, H., Thukydid. quel-
lenstudien 821.
Tomaschek, W., s. geschichte.
Topographie. Castua 524. Curtius,
624
Index locorum.
Nr. 12.
E., u. J. A. Kaupert, karten von
Attica 872. ders., und F. Adler,
Olympia und umgegend 877.
Forum Romanum 569. Gatti,
caput Africae in Rom 143. Lan-
ciani, d. neunte region d. alten
Rom 397. Maionica, H. , Aqui-
leja zur Römerzeit 396. Orvieto
527. Perugia 402.
Tragiker, griechische. Koob, H.,
de mutis . . . personis in Grae-
corum tragoed. 439. Oehmichen,
Gr., de compos. episodiorum tra-
goediae gr. externa 441. Schroe-
der, F., de iteratis ap. trag. Gr. 663.
Transactions . . ., s. philologie.
Unger, G. F., s. Cornel. Nepos.
Universitäten. Zürich, 50jähr. Jubi-
läum 526.
Unterrichtswesen. Reform d. höh.
Schulwesens in Elsaß-Lothr. 525.
Schuchardt, H., d.Boccelli'schen
gesetze 525. Zur schulfrage 522.
Ueberbürdung der schüler 528.
Vollhering, W., d. höhere Schul-
wesen Deutschlands . . . 261.
Urlichs , L. v. , s. gymnasien , ar-
chaeol.
Uphues, K., s. Piaton.
Ussing, J. L., s. Plautus.
Vahlen, J., s. Horatius.
Valerius Flaccus. Gebbing, H., de
C. Val. Fl. tropis et figuris 360.
s. Statius.
Vanicek, A., s. etymol.
Vergilius. Ellis, R., beitr. z. Aen.
389. Kolster, W. H., Verg. eklo-
gen in ihrer stroph. gliederung
. . . 533.
Viri illustres, s. auctor de vir. ill.
Vogel, Th., s. Curtius Ruf.
Voigt, G., s. Cicero.
Voß, J. H., denkmal 525.
Wachsmuth, C, s. florilegien.
Warnkroß, M. , s. paroemiographi.
Warren, F. E., the Stowe Missal
389. on the Leofric - Missal 390.
Weidgen, s. Properz.
Weidner, A., s. Plautus.
Weise, F. 0., s. lat. gramm.
WellmaDn, E., s. Galenus.
Wiedemann, A., s. geschichte.
Willems, P., s. rechtsgesch.
Wilson, s. Xenophon.
Wissowa, G., s. archaeol.
Wolff, 0., s. Iophon.
Wölfflin, E., s. lat. gramm.
Wortmann, E. F., s. Plautus.
Xenophon. Wilson, on some passa-
ges in Xen. Memorab. . . . 390.
Zangemeister, K., s. Livius.
Ziegler, s. bibel.
Index locorum.
Achill. Tat. 1, 6
124
Aeschyl. Choeph. 247
802
Aeschin. Ctes. 4
48
—
— 361
803
Aeschyl. Agam. 12
300
—
— 406
99
54
98
—
— 538
802
83
440
—
— 566
802
87
440
—
— 668-
718
444
— — 104 sqq.
389
—
— 675
440
126
799
—
— 679
803
263
300
—
— 692
99
294
99
—
— 713
440
356
801
—
- 715
801
474
803
—
— 732
299
479
803
—
— 894
805
717
389
—
— 962
98
828
804
—
— 975
801
906
803
—
— 980
801
931 sqq.
389
—
Eum. 18
803
995
98
—
— 24
801
1182 sq.
803
—
— 33
802
1456
101
—
- 59
801
Nr. 12.
Aescbyl. Eurn. 201
349
486
538
614—673
674
675
679
678
897
932
— Pers. 28
128
173t
150
325
329
332
540
629
661
672
786
825
— Proni. 132
137
176
397-405
415-419
464
465
613-630
707 sqq.
952
1012
1093
— Sept. ad Th. 33
45
100
106
— 274
282 sqq.
395
423
563-566
621
631
652
677
807
833
835
875
— — — 1054 sqq.
— Suppl. 347 sqq.
443
457
Piniol. Anz. XIII.
Index
ocorum.
625
803
Aeschyl. Suppl. 469
804
802
507
98
799
538
98
98
621
805
443
721
98
802
731
98
803
867
804
99
915
300
803
926
802
803
928
300
805
— vide Schol. ad Aeschyl.
801
Ale. fr. 5 Bergk
289
802
9, 2
290
802
9, 3
290
99
13 A
290
801
13 B
290
389
18, 9
290
800
19, 3 sq.
290
98
26
290
804
32
290
98
37 A
290
98
39, 4 sq.
290
801
41, 2
290
801
41, 5
290
802
42
290
802
46
290
802
50
290
806
54 AB
291
806
55, 2
291
99
Anacreont. nr. 6 Cod. Palat.
586
802
9, 32
587
443
13, 12
588
806
13, 7-17
588
300
13, 18-23
588
802
13, 24-27
588
99
17, 4
588
98
32, 7
588
799
33, 1
587
98
Andoc. de myst. 84
48
799
Anthol. lat. II c. 4 v. 5 Riese 484
799
26
484
807
31
484
439
43
484
799
47
483
804
56
483
808
59
483
97
73
484
442
74
483
440
84
484
300
87
483
98
96
484
804
106
483
101
121
483
807
— Pal. 7, 245
339
443
Antimach.fr. 16 Bergk
338
802
Antiph. Aß 2
348
99
— Aß Z
40 b
348
626
Iudex '.
oco
rum.
Nr. 12.
Antiph. Bß 3
350
Aristot. Eth. Nie. X, 3,
6 390
-r« l
348
Arrian. Ind. 37, 3
106
— rß 7
350
—
— 43
105
— rd 9
348
Athen. II, 56 e
474
— KM 31
349
__
III, 105 e
474
— I1H 8
348
Aurel. V. Caes. 20
550
61
349
—
20, 21
552
70
348
—
24, 4
551
80
348
—
26
548
84
350
Auson. 438, 3
14
85
348
Bekk. Anecd. 191, 20
45
94
350
—
- 283, 16
45
95
348
—
— I, 19, 14
472
— JZX 8
350
Boeth. Comment. in Cic
Topp.
24
348
—
p. 271, 12 (Orelli)
502
32
350
—
p. 273, 9
502
51
348
—
p. 273, 22
503
Apollon. Rh. IV,
267
94
—
p. 276, 39
503
270
94
Caes. B. AI. 74, 3
487
385
92
—
B. G-. I, 1, 4
847
1239
94
—
1, 5
491
Appian. B Civ. I
97
388
—
2, 10
844
II, 101
449
—
3, 7
852
— Hann. 10
454
—
3, 16
856
28
454
—
4, 1
544
Apul. Met. 5, 4
13
—
10, 1
723
— — 5, 6
13
—
11, 8
730
Arist. Quint. p.
25 ed.
Mei-
—
15, 3
491
bom
244
—
17, 6
487
Aristoph. Ach. 630
820
—
25, 5
491
632 sqq.
815
—
31, 9
851
— — 652 sqq.
818
—
35, 4
724
655
820
i —
40, 10
724
751
276
—
40, 17
852
— Avv. 286
93
—
42, 1
730
— Babyl. fr. 66
K.
815
—
44, 8
850
68
815
—
47, 19
850
69
815
—
53, 4
725
70
814
__
54, 1
730
71
815
—
— II, 3, 3
852
75
815
—
8, 2
726
76
814
—
9, 1
856
79
815
—
17, 6
844
93
814
—
19, 5
726
— rrjgag fr. 1 K
669
—
20, 1
731
135
182
—
24, 4
727
— Jairaktjs fr. 224 K.
181
—
35, 3
487
- Fab. ine. fr. 589 K.
182
—
- III, 1
849
678
182
—
1, 6
731
— Lys. 988.
792
—
7,2
487
— Nubb. 762
472
—
15, 1
487
— Pac. 25
91
—
19, 2
727
— — 145 schol.
874
—
21, 3
731
— Rann. 330 schol.
180
—
27, 1
731
— - 1066
472
—
— IV, 17, 6
610
Aristoph. Byz. ap.
Eust. p.
1761,
—
20, 1
728
30
321
—
- V, 12, 3
732
Nr. ]
2.
I
nclex
occ
rum.
627
Caes.
B.
G. V, 12, 8
85 2
Catul
. LXIV, 78-80
372
— —
—
24, 7
852
—
—
172
372
— —
—
43, 14
850
—
—
287
372
— —
—
49, 4
852
—
LXVII, 12
367
__ _
—
56, 13
851
—
—
23
372
— —
VI
, 1, 3
728
—
LXVUI, 1
368
— —
—
14, 3. 4
729
—
—
32
369
— -
—
15, 2
851
—
—
41
368
— —
—
23, 4
729
—
—
149 sqq.
368
—
31, 6
850
—
CXVI, 3
372
— —
—
39, 4
487
Ci(
s. Epp. ad. Att. II, 20,
6 607
— _
VII, 3, 6
850
—
—
— 22, 7
607
— —
—
4, 7—8
729
—
—
— 24, 1
764
— —
—
8, 4
487
—
—
ad Brut. 1, 2, 2
767
— —
—
10, 2
729
—
—
- 3,2
771
— —
—
18, 1
850
—
—
- 3, 4
771
— —
—
20, 3
487
—
—
— 4
771
— —
—
29, 4
732
—
—
- 4, 3
767
— —
—
55, 5
856
—
—
- 4, 6
768
— —
—
81, 5
851
—
—
- 6, 1
768
— —
—
89, 9
850
—
—
- 7, 1
769
[-]-
- VIII, praef. 4
852
—
—
— 10, 3
767
—
5
488
—
—
— 10, 4
768
— —
—
20
855
—
—
- 11, 1
768
— —
—
3, 2
489
—
—
— 12, 1
776
— —
—
4, 4
822
—
—
- 14, 1
768
—
6, 1
490
—
—
- 14, 2
776
— —
—
9, 2
490
—
—
— 15, 1
767
— —
—
9, 18
850
-
—
- 15, 3
767
— —
—
12, 3
490
—
—
- 15, 5
767
— —
—
12, 4
490
—
—
- 15, 6
768
— —
—
13, 7
844
—
—
— 16, 6
768
— —
—
16, 5
856
—
—
— 18, 4
768
— —
—
17, 6
851
—
—
— II, 1, 1
767
— —
—
20, 4
851
—
—
— 2, 3
771
— —
—
24, 2
856
—
—
- 3, 4
768
— —
—
34, 13
856
—
—
— 4, 3
767. 771
— —
—
41, 2
490
—
—
- 5, 1
768
— —
—
46, 4
852
—
—
- 5, 4
768
— —
—
48, 2
847
—
—
ad fam. V, 9, 10
760
— —
—
55, 7
855
—
—
— X, 31-33
761
Capitol. Marc. 1
550
—
or.
p. Caec. 35, 102
219
Cassiod.
[, 45
246
—
—
Cat. III, 9, 22
8
— II,
40
246
—
—
p. Cluent. 6, 18
10
Caton
R
R. c. 15, 6
282
—
—
p. Deiot. 11
761
— —
141
430
—
—
p. S. Rose. 4
552
— —
151
282
—
—
- 12
552
— —
15
1, 10
14
—
—
— 17
552
Catull
■ I,
1
370
—
—
— 31
553
- II,
6
362
—
—
— 39-41
554
10
363
—
—
— 40
554
— XXXI
1 sqq.
371
—
—
— 44
552
— XLIX
3 sqq.
365
—
—
— 53
554
— LXI,
i6
367
—
- 54
554
—
82
367
—
—
— 55
553
—
114-119
367
—
— 56
553
— —
186
367
—
- 61
553
628
Index locorum.
Nr. 12.
Cic. or. p. S. Rose. 80
553
C. I. L. I, 1440
424
81
553
1454
424
94
554
II, 1821
424
99
553
5015
782
105
553
IV, 1173
79
115
553
1516
424
116
553
Com. Nep. praef. 1
758
120
553
I, 1
493
135
553
2
493
142
553
~ 2, 3
758
153
553
3
493
p. Sest. 69, 144
10
— — — 5
493
in Verr. II, 3, 6
610
6, 2
738
— 47, 117
10
— — — 8
493
IV, 43
609
II, 9, 1
747
87
609
VII, 7, 3
758
102
609
VIII, 1, 5
752
146
609
X, 1, 3
758
V, 8, 21
10
XIII,
737
48, 127
10
xm, 4, i
758
— Cat. M. 16
556
4, 5. 6
735
20
556
XIV, 1, 2
752
61
556
XV, 2, 2
758
— d. Divin. I, 24, 49
833
XVIII, 1, 5
749
II, 5
605
8, 2
738
— Lael. 2
556
XXI, 3, 5
735
5
556
XXIII, 13, 1
735. 745
9, 29
10
XXIV, 1, 1
753
37
556
1, 2
753
57
556
1, 3
753
58
609
2, 2
753
59
556
2, 3
753
— d. Legg. I, 5
604
3, 1
753
II, 37
606
3, 3
753
III, 18, 40
118
3, 4
753
— d. Off. I, 29
556
3, 5
753
II, 29
556
XXV, 1, 1
753
II, 76
555
1, 3
753
III, 121
556
1, 4
753
— Parad. I, 12
556
2, 1
754
— Tusc. II, 25
604
3, 1
754
— - V, 114
605
4, 1
754
- Brut. 75, 262
488
4, 2
754
191
605
4, 3
754
204
605
4, 5
736. 754
— d. Inv. I, 31
557
5, 1
754
L _ 35
557
5, 3
754
II, 110
557
5, 4
754
170
557
6, 2
754
— d. Or. 103 sq.
605
6, 5
754
— Topp. 47
503
7, 1
754
C. I. Gr. 2483
275
7, 2
755
2489
275
7, 3
755
— - 3046
. 792
493
C. I. L. I, 34
427
8, 2
755
542, 4 .
424
8, 3
755
1006
424. 428
8, 4
755
Nr. 12.
Index locorum.
629
Corn.
Nep. XXV, 8, 5
755
Curt.
Ruf. IV, 11, 13
189
— —
— 8,
6
755
—
—
- 12, 9
194
— —
- 9,
2. 3
755
—
—
— 12, 11
193
_ _
- 9,
6. 7
755
—
—
— 12, 12
190
— —
- 10
1. 2
755
—
—
— 12, 24
191
— —
- io,
3. 4
755
—
—
— 13, 3
192
__ _
— 10
5. 6
755
—
—
— 13, 28
189
— —
— 11,
1. 2
755
—
—
- 15, 1
189
— —
- 11
3. 6
756
—
—
— 15, 13
189
_. —
- 12
1. 2
756
—
—
— 15, 26
191
— —
- 12
3
756
—
—
- 16, 24
189
_ —
— 13
493
—
—
V, 1, 25
189
— —
- 13
1. 2
756
—
—
— 1, 41
191
— —
- 13
3. 5
756
—
—
- 2, 18
189
— —
- 13,
6. 7
756
—
—
— 3, 18
189
— —
— 14
2. 3
756
—
—
— 5, 3
193
— —
- 15
1. 3
757
—
—
— 5, 8
191
— —
- 16
3. 4
757
—
—
— 7, 4
191
— —
- 17
1. 2
757
—
—
VI, 4, 16
191
— —
- 17
3
757
—
—
— 4, 19
193
— —
— 18,
2. 3. 6
757
—
—
— 6, 10
190
— —
— 19
736
—
—
- 7, 26
189
— —
— 19,
1. 2
757
—
—
— 7, 27
191
— —
- 20
1. 2
757
—
—
— 9, 21
193
— —
- 20
3. 4
757
—
—
- 9, 28
189
— —
— 21
493
—
—
— 10, 34
193
—
— 21,
1
757
—
—
- 11, 9
190
— —
— 21,
2. 3
758
—
—
- 11, 37
190
_ —
- 22,
2. 3
758
—
_.
- 11, 40
190
— —
— 22
4
758
—
—
VII, 1, 7
192
Cornific. ad
Her. IV, 54. 68
389
—
—
— 1, 35
193
Cratin
. Kkioßovkli>«i fr. 85, 2 K
182
—
—
- 2, 9
192
— Nö/xot fr.
124
181
—
—
- 3, 19
191
— m
OVTOl fl
. 165, 3
182
—
—
- 8, 11
193
Curt.
Ruf. III, 2, 15
193
—
— -
— X, 6, 17
192
— —
- 3,
6
191
[Cyprian.] orat. I Hartel.
3
— —
- 3,
5
194
p. 144, 5
77
— —
- 6,
19
190
Denaosth. de Cor. 134
48
— —
— 8,
17
191
—
—
290
339
— —
— 10
7
189
[-
■] 25, 47
872
— —
- 11
4 193
194
[-
1 in Neaer. 80
46. 48
— —
- 11
8
183
Diodor. I, 4
676
— —
- 11,
23
190
—
—
37
678
— —
- 12,
16
190
—
—
46
676
—
- 13,
7
189
—
—
50, 2
678
—
IV, 1,
15
191
—
—
59, 3
. 678
—
— 1,
17
190
—
III
, 11
678
—
- 1,
22
193
—
—
38
670
—
- 1,
31
192
—
V,
21
676
—
- 2,
13
192
—
XI
12-14
680
- 2,
24
190
—
Xn, 30-34
680
_
- 4,
8
189
—
—
55
674
_
- 5,
16
191
—
XIV, 98
682
— 5,
20
189
—
XV, 66
682
- 7,
26
192
XVII, 7
43
- 11,
2
191
—
XX
., 24, 4
38
- 11,
9
192
Diogen. Prov. VI, 47
339
630
Iudex locorum.
Nr. 12.
Dion. Cass. 54, 10 237
Dionys. Hai. V, 61 219
VII, 64 890
Enn. Ann. 557 13
Ennod. VII, 13 246
Eratosth. fr. III B 15 105
24 105
127 105
Etym. M. 421, 11 94
— — s. v. IdQcttittattttfqs 293
Eupol. 'AatQärsvtoi, fr. 1 669
Eur. Ale. 780 484
— Andr. 266-268 667
441 sq. 667
532 665
557 sq. 667
582 667
609 667
— — 631 schol. 338
638 667
647 667
947-953 667
998-1008 667
1075 667
— Bach. 30 sq. 177
193 664
— Hec. 683 664
— Hei. 155 663
445 472
587 474
— Heracl. 75. 76 178
388 665
— Hipp. 29 sqq. 177
— — 58 sqq. 440
108 440
1098 440
— Ion. 20 sq. 177
27 301
523 301
737 301
755 301
805 301
1185 301
1187 301
1293 301
— Iph. T. 39 663
468 sqq. 441
814 474
— Med. 767 102
— Phoen. 21 177
1229 665
— Suppl. 21 665
— Troad. 627 301
— Fragni. 587 102
801 103
Eust. p. 368, 41 319
589, 41 319
Eust. p. 803, 33
475
Eutrop. VIII, 11-14
550
23
551
- IX, 1 sq.
548
Flor. 1, 1
188
Frontin. Strat. IV, 5, 7
380
7, 21
381
28
381
29
381
[Galen.] de partt. philos. p.
6, 6
Wellmann
31
- - p. 7, 18
31
7, 39
31
8, 6
31
8, 12
31
— 9, 31
31
Gell. N. A. 5, 2
460
10, 25, 5
389
12, 1, 21
10
15, 12
389
Gnomol. Byzant. nr. 8 Wachs-
nauth
703
126
703
— Uro. ed. Gu. Meyer p.
31 102
32
102
48
102
Gregor. Tur. hist. Franc. 4
36 121
Harpocr. s. v. vouopvXaxss
45
Herodian. I, 47, 24 Lentz
581
— VI, 7, 3 sqq.
551
Herodot. 2, 104
42
Hieronym. in Ezech. 4
784
Hippocrat. Aphor. sect. l.
, 57
Erm.
708
- Coac. 354
708
— d. Flatt. c. 1
708
— d. Locis in hom. c. 4
705
c. 5
706
— d. Morbb. c. 2
706
— d. Nat. oss. c. 14
707
Hippon. fr. 4 Bergk
339
20
339
55 B.
339
65
339
66
339
67
339
113 B
339
119
339
Hom. Ä 144
172
233
176
— B 86
172
404
172
445
172
— ä 96
171
280
174
— E 898
474
- / 69
170
Nr. 12.
Iudex locorum.
631
Hom. / 160
170
Hör. Satt. H, 8,
50
185
607
171
I.
Ö. A. 62 a
791
— 2 501
176
—
- 75
791
— T 95 sqq.
174
—
- 79
792
311
171
—
— 82
646
— T 84
171
—
— 86
792
— ß 243 sqq.
612
—
— 88
789
— d 27
174
—
— 107
644
— * 350
612
—
- 110
644
— £ 12
171
—
— 112
644
- »7 150
172
—
- 113
650
241 sq.
19
—
- 113*
650
243—297
19
—
- 115
650
251—258
19
—
— 119
649.
650
— & 390
171
—
— 129
645
— i 16-28
19
—
— 165
651
29 sq.
19
—
— 186
643
34-36
19
—
- 321
651
39—536
19
—
— 322
651
— — 116 sqq.
612
—
— 329
646
— x 528—530
17
—
— 342, 4
649
532
17
—
— 355
646
— A 184—187
176
—
- 360
643
— /* 297
176
—
- 370
647
403-414
19
—
— 407
645
— q 291 sqq.
612
—
— 471
643
655
— v 201 sq.
174
—
— 475
648
— Yide Schol. ad Hom.
—
— 477
648
Hör. A. P. 251
35
—
— 483
644
— Carmm. I, 20
374
—
— 491
651
— Epp. II, 2, 38
186
—
— 500
274
650
2, 100
837
—
- 505
650
— Epodd. 2, 1-20
35
—
— 512a
644
— — 9
374
—
— 514
273.
274
16
374
—
— 515
274
276
— Satt. I, 1
182
—
— 517
274
_ 3, 1
182
Inscriptt. Olymp.
362
[Röhl in-
— 3, 4
182
äcriptt. antiq.
112)
84
— 3, 10
186
— 56 (Röhl 115)
85
— 3, 38
186
- 363 (Röhl
118)
86
3, 69-72
186
Ion. fr. 13 Bergk
338
3, 76
182
—
— 15
338
9
837
Larnprid. V. Ale
x. 59
6
551
9, 78
184
Lex. Cant. s. v.
yofxoq
vkaxig
45
10, 5
185
Liv. I, 26, 11
454
10, 90
186
—
— 43
561
II, 1, 2
183
—
— 43, 7
609
1, 7
183
—
- 59, 5
609
1, 14
184
—
II, 42
187
1, 35
184
—
VII, 39, 14
609
1, 39
184
—
VIII, 24
203
1, 54
184
—
X, 31
387
1, 60
184
—
XXI, 46, 10
457
1, 83
183
—
XXII, 7, 5
454
6, 48
186
—
— 40
455
8, 15
185
—
- 41
455
8, 26
184
—
- 43-48
455
632
Index locorum. Ni
Liv. XXH, 57, 9
454
Lys. Epitaph. 34
— XXVI, 41, 19
12
40
— XXIX, 16, 6
10
41
— XXX, 38
388
42
— XXXII, 26
452
44 71
Lucan. 2, 567
12
54
— 5, 87
12
55
— 7, 446
12
58
Lucret. I, 6
76
60
650
14
62
— II, 352
13
67
514
13
71
736
14
78
- III, 59
13
Mar. Victorin. VI, p. 206 K
304
14
Martian. Cap. § 235
316
13
Mela, s. Pomponius Mela.
460
13
Mimnerm. fr. 9, 5 Bergk.
751
14
Minuc. Fei. 18, 1
— IV, 232
14
Orioii Floril. 7, 2
233
14
Oros. 4, 17, 3
456
13
Ov. Fast. I, 524
511
13
II, 207
- V, 113
13
388
298 sq.
76
398
950 sq.
76
765
1064
13
812
1368
14
— Met. V, 639
1383
13
XIII, 282
1393
13
XIV, 172
1400
14
XV, 299
— VI, 93 sq.
14
— Trist. I, 1, 8
102
14
1, 10
418
14
1, 56 sq.
461
13
1, 88
920
14
1, 91
1109
13
3, 7
Lys. X, 17
473
5,11-111,7,1
— XVI, 19
473
— ■ — — 7, 15 sqq.
— XXII, 11
473
9, 5
[— ] Epitaph. 3
716
II, 1-3
4
714
1-165
6
717
262-302
7
715.717
466-473
10
716.718
III, 1-6
13
715.716
4, 44-57
15
717
4, 78
— — 17
714.715
6, 21 sqq.
19
715.716
12,51— IV, 1,4
21
716
IV, 1, 12— IV, 7, 5
23
715.717
1, 86
24
715
2, 24
25
715
8, 34 sqq.
26
715
Pausan. I, 1
27
715
— p. 506
28
715
Pers. 6, 39
29
718
Petron. p. 11, 14 Buch.
31
716
52, 23
Nr. 12.
715
715
716
716
716
716
713
715
716
715
715
715
715
429
420
340
788
665
188
480
481
480
480
480
480
12
14
13
12
481
481
481
481
481
481
601
602
601
602
601
602
602
601
602
602
602
603
601
603
602
603
876
881
185
44
44
Nr. 12.
Index
locorum.
633
Petron. 9
485
Pind. Isthm. 3, 54
298
26, 36
44
— Nem. 1 ep.
662
29
486
■ 1, 46
297
31
486
3, 33
297
36, 26
44
3, 72 sq.
297
41
485. 486
3, 79
298
45
74
4, 38
298
47, 31
44
— — 5 str.
662
47
485
7 str.
662
58
486
7, 15
298
59
485
8, 5
298
61
486
8, 21
298
68
485
8, 27
298
70
485
9, 23
298
71
486
9, 28
298
72
486
10, 13
298
74
486
10, 50
298
93
486
10, 70
298
117
15
11 str.
662
127
486
11, 5
298
Phleg. fr. 62
388
— Ol. 1, 50
294
Phocyl. fr. 2 Bergk
340
1, 60
294
3, 2
340
1, 112
294
6
340
2, 43
294
[-] - 13
340
2, 56
294
18
340
2, 62
295
21
340
2, 87
295
181
340
- - 2, 96 sq.
295
Phot. t. I, 57
688
3 str.
658
60
688
3 ep.
660
- Bibl. p. 112a, 14 Bekk.
689
3, 42
294
Phrynich. s. v. dxgaifvea&ai, 467
6, 12
295
— — dveikketv
472
6, 15
295
— — cmoxQid-rjvai
470
6, 97
295
— — ctnönakcti
466
8 ep.
661
— — av&ixaßTÖTtjg
475
10, 7
295
— — didu>t]
467
11, 16
295
— — dvo
474
11 str.
661
— — txjQwßca,
468
12 str.
662
— — t/Anna,
468
— Pyth. 1, 45
295
— — i^akkd^at
467
2 ep.
661
— — Tjfxixfffäkaiov
469
3, 22
295
— — xvq/ui&cc
474
3, 74
295
— fACCfAfAO&QtmoV
468
4 str.
661
— [Atkk(x)
470
4, 3
295
— — juovörffrakfiov
468
4, 98
295
^VGTQa
475
4, 126
295
— — nsgieoasvoiv
466
4, 142
296
— — nwüv
468
4, 173
296
— — noianog
468
4, 199
296
— — gdmafia
470
4, 213
296
QVW
467
4, 283
296
— — GtlfXKVCtt
469
5, 16 sq.
296
— — Grto/niTQtio&at
467
5, 39
296
— — vlia
468
5, 113
296
— — (fdyofiat
470
6, 29
296
— — wpxwff«
469
8 str.
662
Philol. Anz. XIII.
40 c
634
Index 1
3CO
rum. Nr.
12.
Find. Pyth. 8, 8 sq.
296
Plat. Resp. 462 CD
709
8, 77
297
—
Sis. 389 D
309
8, 94
297
—
— 391 C
309
9, 67
297
—
Soph. 248 B- 249 D
595
9, 113
297
—
— 261 D
598
10, 38
297
—
— 263 E
595
11, 41 sq.
297
—
Symp. 186 CD
708
Plac. p. 9, 9 Deu.
389
—
— 188 C
612
11, 7
389
—
— 190 E
612
12, 16
389
—
— 206 D
472
14, 1
389
—
Theaet. 189 E 595.
598
22, 23
389
—
— 206 D
598
24, 5
389
—
Tim. 70 AB
706
25, 4
389
—
— 70 CD
706
25, 7
389
—
— 74 D
705
28, 2
389
—
vide Schol. Piaton.
28, 19
390
—
Com. fab. ine. fr. 184, 3 Kock
181
30, 5
390
—
— Hyperb. fr. 2 Mein.
670
38, 20
390
Plaut. Ainph. 163
116
50, 1
390
—
— 215
353
58, 16
390
—
- 221
352
59, 9
390
—
- 294
353
59, 11
390
—
— 319
33
59, 22
390
—
— 350
353
66, 24
390
—
- 384
353
67, 7
390
—
— 408
353
79, 23
390
—
— 486
352
84, 4
390
—
— 520
353
Plat. Clit. 407 B
112
—
— 542
353
— Crat. 385 B, C
597
- 622
34
424 E
597
—
— 627
353
431 B
597
—
— 731
354
— Legg. V, 750 D
707
—
- 802
32
— Menex. 234 B
590
—
- 872
352
236 A
589. 591
—
— 899
354
236 B
589
__
— 968
353
238 E
591
—
— 1061 352
353
239 A
591
—
— 1075^
352
243 C
590
—
— 1075*»
354
249 E
592
—
Asin. 100
34
— Phaedr. 270 C
705
—
Aul. 55
32
— Phileb. 31 A
390
—
— 312 sq.
32
— Polit, 278 B
308
—
— 377
33
— Prot. 309 C
110
—
- 560
33
313 B
110
—
— 613
33
313 C.
110
- 623
33
327 E
110
—
Bacch. 613
116
330 B
108
- 1079
116
334 C
110
—
Capt. 277
32
335 A
110
_
— 373
32
345 C
110
— 440
32
350 A
107
—
- 534
33
357 A
111
—
— 582
33
358 A
110
—
— 596
32
- Resp. 405 CD
708
—
- 940
32
430 E
310
Cas. 1, 1, 30
13
431 B
310
—
- 4, 2, 3
13
Nr. 12.
Index loco
rum.
635
Plaut. Cas. 4, 3, 1
13
Plaut. Merc. 727
532
4, 4, 1
13
—
— 730
532
5, 2, 17
13
—
- 753
530
— Cure. 55
31
—
— 762
532
200
116
—
— 764 sq.
530
201
116
—
- 767
530
424
33
—
— 768
531
— Epid. 64 sq.
33
—
— 771 (782)
722
365
33
—
— 881
529
— Eun. IV, 4, 22
477
—
- 906
531
— Men. 150
32
—
— 909 (920)
721
210
32
—
- 922
532
242
32
—
— 929
532
292
32
—
— 936
529
828
33
—
- 955
531
971
119
—
— 989
530
1089
33
—
— 1013 .
533
1125
34
—
- 1024
533
— Merc. prol. 27
116
—
Mil. gl. 300(298)
720
48
116
—
— 370
356
15
531
—
— 797
356
26
531
—
— 947
356
41
529
—
Most. 145 (148)
721
201
529
—
— 162
118
227
531
—
— 713 (725)
722
231
531
—
Pers. 346
118
257
530
—
— 648
33
278
530
—
Poen. I, 1, 15
116
295 (298 Ritsch!)
720
—
- III, 2, 21
478
300 sq.
530
—
- V, 4, 52
118
310 (313)
722
—
Rud. 193
116
316 (319)
720
—
Stich. 692
116
_ 320
530
—
Trin. 317
116
366
532
—
— 504
33
393
530. 531
—
- 831
118
401 sq.
530
Plin. Epp. I, 16, 6
559
402
530
—
— I, 20, 7
559
413
530
—
— n, 1, 5
558
436
532
—
— n, 8, 1
558
450
531
—
— III, 5, 5
558
476
531
—
— VII, 30, 5
559
. 482
530
—
- IX, 33, 5
559
508 (516)
722
—
N. H. 3, 45, 129
524
516
529
—
- 3, 130
892
539 (547)
720
—
— 6, 16
38
543
530
—
— 6, 35
37
553
530
—
- 6, 62
105
555
529
Plut. Arist. 8
199
615
531
—
— 10 fin.
197
619
530
—
— 11
199
673
531
—
Caes. 55
449
687
531
—
Erot. 770 B
612
688
531
—
Num. 5. 6
451
693 (701)
722
—
- 7
452
694 (702)
722
—
— 22
451
709
533
—
Rom. 3
451
713
530
—
— 6-8
451
636
Plut. Rom. 10
14
24. 25
26
— Them. 4
11
— — 16
23
[— ] Proverb. Alex.
Polluc. V, 155
— VI, 160
— VIII, 94
— VIII, 102
Polyb. I, 2, 7
4, 4
4,5
9, 8
11, 10
36, 3
36, 8
37, 4
37, 5
43, 6
53, 10
58, 8
59, 2
59, 7
80, 13
83, 1
85, 6
87, 3
— II, 4, 9
5, 5
9, 2
9, 8
10, 3
18, 1
19, 10
22, 11
24
24, 13
29, 5
30, 4
33, 16
34, 12
39
39, 6
50, 5
56, 3
63, 6
63, 7
— III, 6, 1
10, 1
17, 6
19, 4
29, 1
I, 67
Index locorum
.
451. 452
Polyb.
in, 31, 9
451
—
—
32, 1
451
—
—
47, 4
452
—
—
47—48
197
—
—
59, 4
199
—
—
59, 5
197
—
—
60, 3
200
—
—
70, 7
197
—
—
72, 9
321
—
—
75, 5
473
—
—
79, 1
469
—
—
79, 8
45
—
—
82, 2
47
—
—
94, 6
828
—
—
96, 8-14
827
—
—
100, 1
827
—
—
104, 4
828
—
—
108, 6
828
—
—
112, 9
829
—
—
116, 6
829
—
—
117, 3
829
—
IV
, 71, 5
829
—
v,
18, 5
829
—
24, 5
829
—
—
26, 4
829
—
—
74, 9
829
—
VI
, 20
27
—
—
34, 3
828
—
IX
, 9, 1
829
—
—
29, 12
829
—
XXXVII, 1, 1
830
—
XXXVIII, 7, 3
830
Pompon. Mel. I, 6
830
—
—
— 12
827
—
—
— 13
828
—
—
— 15
828
—
—
— 19
829
—
—
— 94
26
—
—
— 112
830
—
—
— 114
216
—
—
II, 20
827
—
— 30
827
—
—
— 22
26. 828
—
—
— 43
828
—
—
— 55
830
—
—
- 69
206
—
—
— 84
828
—
— 126
826
—
III, 15
827
—
—
— 39
827
—
—
— 54
827
—
—
— 67
829
—
—
~ 71
828
—
- 72
830
—
— 75
27
—
— 80
827
—
- 85
Nr. 12.
827
830
25
833
830
827
827
830
26
26
828
26
828
828
833
829
828
827
827
26
831
29
25
27
26
25
893
562
29
28
29
28
43
37
37
37
38
43
38
38
38
38
38
43
38
39
39
39
39
39
39
39
39
40
40
38. 40
40
Nr. 12.
Ponrpon. Mel. III, 107
Procop. B. Goth. IV, 5
Propert. I, 1
1, 20
1, 24
- — 1, 35 sqq.
2, 10
2, 13
5, 8
5, 23
6, 20
8, 12
8, 22
8, 25
11, 16
13, 12
14, 5
16, 8
16, 10
16, 13
16, 38
16, 42
17, 3
18, 20
19, 11
20
20, 4
20, 7
20, 11
20, 33
20, 48
20, 49
- — 20, 52
20, 67
21, 5. 6
21, 9
22, 6
- II, 1, 5
5, 4
5, 21 '
7, 1
7, 7
7, 13
7, 15
7, 20
8, 17-24
8, 25—28
9, 1—40
9, 17
9, 21
9, 47. 48
9, 49-52
22, 14
23, 22
25, 2
26, 43
33, 37
Index 1
ocorum.
637
40
Propert III, 1, 18
841
614
—
— 1, 23
841
837
—
— 2, 3
841
600
—
— 3, 6
375
840
—
— 4, 1
600
838
—
— 5, 6
389
841
—
— 5, 23
841
841
—
- 5, 27
841
841
—
- 5, 31
841
838
—
- 5, 33
841
839
—
— 5, 37
841
841
—
— 9, 8
359
841
—
- 9, 13
840
841
—
— 11, 13
389
375
—
— 13 (20), 23
375
600
—
— 15, 32,
389
600
—
- 19, 35
839
841
—
— 23, 1
841
841
—
— 23, 5
841
841
—
— 23, 7
841
841
—
— 24, 6
389
841
—
— 27 (29), 7
375
600
—
— 29, 3
841
600
—
— 29, 5-8
841
839
—
— 30 (32), 2
375
839
—
— 30 (32), 27
375
841
—
- 30, 35
600
841
—
— 30, 41
375
841
—
— 30, 45
375
841
—
— 32. 26
600
359
—
IV, 1, 28
841
841
—
— 1, 29
841
841
—
— 1, 30
842
841
—
— 1, 31
389
600
—
— 1, 40
842
841
—
— 3, 7
842
841
—
— 3, 27
842
600
—
- 3, 32
842
841
—
— 3, 33
842
841
—
- 3, 42
842
841
—
— 3, 45
842
841
—
- 7, 1
842
841
—
- 7, 22
842
375
—
— 7, 25
842
841
- 7, 29
842
600
—
- 7, 31
842
600
—
— 7, 46
842
600
—
— 7, 47
842
359
—
— 7, 61
842
389
—
- 7, 63
842
600
- 9, 38
842
600
_
- 9, 36
842
359
—
— 9, 42
842
389
—
— 9, 43
842
359
— 9, 57
842
389
— 10 (11), 5 sq.
375
389
—
- 11, 7
600
638
Propert IV, 15, 11
17 (18), 20
17, 31
17, 32
17, 59
17, 69
18, 29
18, 31 sq.
19 (20), 9
23, 11
23, 15
23, 18
24, 2
— — 25, 10
— V, 1, 30
1, 57
1, 81. 82
1, 87
— - 2, 3
2, 10
2, 12
2, 34
2, 39
2, 58
3, 7
3, 7. 8
4, 55
6, 3
6, 22
6, 28
6, 45
6, 60
7, 57
9, 24
9, 42
9, 66
11, 4
11, 8
11, 13
11, 14
11, 21
11, 26
11, 27
11, 37
11, 39
11, 40
11, 44
11, 66
11, 70
11, 93
Quintil. 3, 7, 5
10, 1, 69
Sali. Cat. 5, 9
6, 2
— Jug. 21, 4
38, 7
43, 1
ndex locorum.
Nr.
12.
376
Sali.
lug
. 44, 5
557
375
—
—
103, 2-112, 3
557
842
Salvian.
GD. 1, 28
861
842
—
—
1,
31
861
375
—
—
1,
33
861
375
—
—
1,
37
861
376
—
—
1,
44
861.
863
376
—
—
1,
48
861.
863
600
—
—
1,
49
862.
863
842
—
—
1,
54
862.
863
842
—
—
1,
59
864
842
—
—
2,
2
864
842
—
—
2,
8
863
376
—
—
2,
9
862
837
—
—
2,
14
862
600
—
—
2,
23
862
376
—
—
3,
58
866
376
—
—
4,
20
862
842
—
—
4,
24
865
842
—
—
4,
36
865
842
—
—
4,
38
861
842
—
—
4,
66
864
842
—
—
6,
38
865
842
—
—
7,
18
865
376
—
—
7,
48
862.
863
600
—
—
7,
58
868
376
—
—
7,
59-61
866
842
Schol
Ä
jsehyl. Sept.
493
812
842
—
—
Suppl. 3
809
842
—
—
—
12
812
842
—
—
13
810
842
—
—
—
24
810
376
—
„.
42
810
376
—
—
77
810
376
—
—
81
810
376
—
—
106
810
842
—
—
144
811
600
—
—
165
811
842
—
—
200
811
842
—
—
209
811
842
—
_
267
811
842
—
—
—
299
812
842
_
—
336
812
842
—
—
351
812
842
Schol
Hom. A 1
794
842
—
—
—
42
796
842
—
—
177
797
842
—
—
B
393
582
842
—
—
Z 77
797
842
—
116
798
188
—
168
798
606
—
—
234
795
557
—
—
- 265
798
557
—
9
1
795
557
—
—
520
798
12
—
K
252
794
12
Schol
Platon. Ale. I,
118 C
711
Nr. 12.
Index 1
ocorurn.
639
Schol. Piaton. Ale. I, 119
A 711
8criptt. H. Aug.
Get. 6, 7
83
Apol. 18 B
711
—
—
Gord. 19,
6
83
19 C
711
—
—
Hadr. 2, 5
80
23 E
711
—
—
Heliog. 16, 5
83
Menex. 235 E
711
—
—
Pertin. 8,
4
83
Phaedr. 230 A
710
—
—
Prob. 13,
1
83
235 C
711
—
—
Trig. tyr.
8, 9
83
236 A
710
—
—
— 21, 1
80
236 B
710
—
—
- 32, 2
82
236 C
710
Sedul
IV, 275
787
240 C
710
Senec
Agarn. 123
14
257 D
710
—
—
207
14
260 C
710
—
—
277
14
267 C
710
—
—
656
75
Resp. 599 D
711
—
—
988
12
599 E
711
—
Apocol. 8
14
600 A
711
—
—
p. 235, 7
Bü.
45
600 B
711
—
II.
Für. 75
75
600 C
711
—
—
99
74
Symp. 172 A
711
—
—
110
74
Tim. 20 A
711
—
—
498
75
Scbol. Soph. Ai. 1-150
446
—
—
523
75
83
445. 446
—
—
572
15
183
445
—
—
900
74
204
445
—
—
919
13
297
447
—
—
1160
13
581
445
—
—
1218
75
998
447
—
—
1242
74
1043
447
—
—
1287 sq.
14
El. 78
448
—
—
1313
74
1434
445
—
—
1314
75
Oed. C. 237
447
—
H.
Oet. 87
75
489
447
—
—
202
78
Oed. T. 132
447
—
—
207
75
417
447
—
—
550
75
750
445
—
—
631
78
899
447
—
—
753
74
1264
446
—
—
756
74
Phil. 316
447
—
—
765
75
1099
447
—
—
846
75
Trach. 129
446
—
—
861
74
188
447
—
—
1130
75
Scriptt. H. Aug. Alex. 3,
5 82
—
—
1134
12
28, 8
83
—
—
1201
74
29, 4
83
—
—
1435
74
— — Aur. 3, 3
83
—
—
1503
14
_ 26, 6
83
—
—
1595 sq.
75
- — Car. 2, 6
83
—
—
1759
74
— — Claud. 1, 3
82
—
—
1825
75
5 1
82
—
1873
78
Clod.' Alb. 2, 5
83
—
—
1880
75
Diad. 7, 4
83
—
1891
75
Firm. 3, 2
83
—
—
1930
75
Gall. 2, 5
80
—
—
1944
75
3, 2
82
—
_
1959
75
6, 3
83
—
Med. 13
75
14, 5
82
—
—
25
75
640
Index locorum.
Nr. 12.
Senec. Med. 32
90
139
229
266
447
741
845
911
935
980
— Oed. 106
249
350
■ 497
572
642
880
1017
1038
— Phaedr. 9
83
663
851
882
888
1159
1230
1247
1268
— Phoen. 12
40
407
663
— Thyest. 101
102
189
265
321
481 sq.
828
916
946
1024
— Troad. 107
191
585
625
627
680
721
739
791
933
967
993
1011
75
75
77
15
74
75
12
75
75
14
74
74
74
15
13
12
74
75
13
74
74
74
74
15
15
74
74
74
74
Senec. Troad. 1013 77
Sil. It. XI, 248 362
Simon, fr. 31 A ed. Bergk 339
31 B J 339
— — 57 293
Sisenn. fr. 3 379
37 (43 Peter) 378
65 (98) 378
87 (86) 378
94 (73) 378
Solon fr. 13 ßergk 342
14 340
37, 3 340
37, 5 345
Soph. Ai. 1115 439
1223 439
1319 439
— Ant. 556 389
781-800 442
— — 1115-1154 442
— Oed. C. 1083 103
— Oed. T. 16 440
18 440
917 102
1526 102
— Phil. 187 102
736 665
1382 102
vide Schol. Soph.
74 j Soran. Gynaec. p. 173, 7 Rose 315
75 I 173, 18
75
173, 25
75 | 186, 15
13 189, 16
74 192, 29
75 194, 5 •
15 194, 26
75 195, 7
14 195, 16
14 196, 6
75 197, 19
74 198, 20
75 199, 20
14 202, 11
75 204, 7
75 205, 1
12 212, 10
74 235, 16
75 237, 7
74 244, 25
74 252, 10
74 253, 9
75 253, 13
75 258, 7
75 259, 26
75 274, 23
15 275, 11
314
314
314
314
314
315
314
314
315
315
314
315
314
314
314
314
314
314
314
314
314
315
314
315
314
315
314
Nr 12.
Index locorum.
625*
Soran. Gynaec. p. 275, 21 314
281, 8 314
289, 16 315
290, 13 314
292, 12 Rose 314
295, 13 314
297, 24 314
314, 10 314
355, 22 315
357, 4 314
375, 7 314
Spart. Hadr. 1—4, 5 382
1, 9 383
4, 2-3 383
4, 10 382
5, 1-8 382
5, 9-6, 5 383
6, 6-8 382
7, 1—4 382
7, 5-8, 11 382
9, 1-6 382
9, 6 382
11, 3 382
11, 4 383
12, 1-5 382
12, 6-8 383
13, 1-4 383
13, 6-14, 7 383
14, 8-16, 6 382
16, 8 383
17, 1-5 383
17, 6 3x2
18. 19 382
20, 11 383
21, 5-14 382
23-27 382
24, 3-5 383
25, 8-10 383
— Sept. Sev 1 4, 5 383
4, 6-5, 3 383
5, 3 383
5, 4-9 383
— - 10-11 383
12-17, 4 383
17,5-19,4 383
17, 5-19, 5 550
18, 4 551
19, 5-10 383
22-24 383
Stat. Ach. I, 3 835
97 835
529 358
— Silv. praef. 6 835
9 835
11 358
28 835
1,1, 23 358
Piniol. Anz. XIII.
Stat. Silv. I, 1, 25
1, 28
4, 61
28
47
IV, 4, 84
8, 24
V, 3, 171
— Theb. I, 52
171
186
314
390
II, 461
— 462
622
— — - 680
ni, so
— 101
— 479
— 513
522
576
577
624
IV, 151
352
643
716
V, 21
400
620
IV, 160 835
827 836
936 836
IX, 116 358
XI, 646 358
Stephan, ßyz. s. v. 'A&tjvai, 465
— — 'Avaia 43
— — MvQktKt 42
— — ■ Xagt/iccTcct 41
Stob. Ecl. I, 3, 23 p. 118 666
3, 33 p. 122 666
- II, 1, 17. 18 p. 3 v. 24
358
358
359
835
835
835
357
359
358
836
837
836
835
835
835
835
835
835
835
836
835
835
836
836
836
836
836
358
835
836
836
358. 835
836
Mein.
- Flor. 7, 55
8, 13
29, 22
38
80-82
Strab. p. 474 C.
- 577
— 640
— 702
— 767
- N. p
13, I, 1, 22
40 d
685
700
665
665
698
684
677
459
459
460
106
461
626*
Index
ocorura.
Nr. 12.
Strab. p. 515, XI, 9, 3
461
Ter. Eun. 267
120
- p. 579, XII, 8, 18
462
— Hec. 165
119
— VH, 314
893
— Phorm. 863
120
— VIII, 3, 12
879
Theogn. v. 4
342
3, 13
883
— 19
342
— — 3, 14
882
- 19-26
343
3, 24
883
- 19-38
343
3, 32
880. 882
— 27—30
343
— XI, 14, 13
38
- 31-38
343
— XV, 1, 20
105
— 35
21
Suet. Aug. 86
79
- 79—86
343
Suid. s. v. vofioffvlaxts
45
— 97-100
435
Tac. Ann. I, 58
548
— 125
20
III, 74
547
— 132
23
VI, 50
547
- 157
23. 437
XII, 17
547
— 158
437
49
433
- 175
24
64, 4
547
- 177
20. 437
437
XIV, 61, 11
547
— 179 sq.
— Dial. 4, 2
499
- 186
21
11, 7
499
— 189
20
11, 11
499
— 211
344
12, 4
499
— 213—218
434
12, 7
499
— 216
22
12, 12
499
— 237-254
344
12, 13
499
— 256
21
12, 15
499
— 320
24
13, 3
499
- 331 sq.
438
13, 5
499
- 332
24
24, 6
499
— 425
24
36, 6
496
- 428
22
36, 9
499
— 432 sqq.
21
36, 12
499
— 441
344
36, 19
496
— 457
22. 23
36, 21
499
— 467 sq.
21
36, 25
496
— 467-496
343
36, 28
496
— 472
21
37, 6
496
_ 476-492
23
37, 22
500
- 478
22
37, 37
496
— 496 sq.
438
38, 1
497
— 499
436
38, 18
499
— 509 sq.
438
39, 2
499
— 513
342
39, 24
497
- 528
23
40, 5
499
— 542
342
40, 6
497
— 544
344
40, 7
500
— 555 sq.
434
41
' 500
— 606
24
41, 2
497
— 619
435
41, 10
497
— 636
23. 437
41, 21
499
— 640
437
41, 22
497
— 651
24 437
— Germ. 4
548
— 684
437
7
548
— 697—718
436
45
547
— 715
342
- Hist. IV, 35, 5
547
— 721
21
Ter. Adelph. 4, 7, 33
13
— 722
22
Nr. 12.
Theogn. v. 724
— 729
— 731-742
— 742-753
— 752—756
— 903—930
— 956
— 963
— 964
— 979 - 982
— 993
— 999
— 1071 — 1074
— 1081
— 1082
— 1114
— 1135
— 1157
— 1161
— 1164
— 1178
— 1239
— 1331
Theocr. I, 14
56
58
83 schol.
85
96
106-110
125
136
— II, 24
60
74
88
137
— III, 14
18
27
28
80
126
— IV, 11
— - 21
— V, 1 sqq.
14
38
— VI, 31
— IX, 30
— X, 34
— XI, 16
— - 74
- xn, i. 2
— XIII, 24
— XIV, 68
— XV, 28
Index 1
icorum.
22
Tbeocr. XV, 37
436
—
— 50
436
—
— 67
436
—
— 79
435
—
- 127
344
—
— 142
23
—
— 145
23
—
XVI, 61
437
—
XVII, 7
344
—
— 54
22
—
— 68
22
—
— 120
434
—
— 137
342
—
XVIII, 48
344
—
XX, 7
435
—
— 31
23
—
XXI, 17
436
—
XXII, 122
437
—
— 150
23. 435
—
- 178—180
435
—
XXIII, 47
344
—
— 59
345
—
XXIV, 16
88 ' —
— 84 sq.
93 —
- 136
89 -
XXV, 70-84
579. 582 —
XXVII, 29
92 -
— 41
88
—
XXX, 24
95
Theophr. de sensu § 90
94
Th
om. Mag. 5, 3. 17
89
—
— 74, 8
93
—
— 107, 8
95
—
— 109, 11
93
—
— 124, 12
89
—
— 172, 1
88
—
— 201, 3
88
—
— 202, 10. 12
93
—
- 203, 1
93
—
- 255, 13
93
—
— 258, 12
90
—
— 359, 7
90
—
— 290, 8
91
—
— 301, 9
95
Thucyd. I, 22
206
—
— 23, 1
95
—
- 27, 2
91
—
— 29, 1
89
—
— 91, 1
95
—
- 113
92
—
0, 10, 3
95
—
— 25, 1
88
—
- 31, 2
95
—
— 70, 3
95
—
- 76
95
—
III, 2 - 19
90
- 3, 3
627*
93
93
95
93
90
88
93
94
95
94
93
94
88
92
95
91
94
95
95
95
92
93
95
95
95
91
95
89
94
390
467
467
467
467
467
467
468
467
467
467
467
467
467
467
821
200
302
302
303
673
306
304
304
305
472
571
671
628*
Index locorum.
Nr. 12.
Thucyd. III, 16, 3
302
Varr. Satt. fr. 440
44
25—50
671
—
- 449
44
25, 1
302
—
- 485
44
26
672
—
- 486
44
26, 1
302. 305
—
- 493
44
33
672
_
— 579
44
■ 68
673
Ve
get. r. mil. III, 14
563
68, 3
305
Vefl. Pat. I, 7, 2
886
114, 3
302
Venant. Fort. III, 5, 5
787
115, 3
303
—
9, 65
787
— IV, 1, 3
824
—
— IV, 18, 16
787
24, 2
824
—
22, 1
787
41
672
—
- VI, 5, 38
787
~ - 120
473
Verg. Aen. V, 522 sqq.
612
— V, 47, 1-8
303
—
— VI, 734
12
— VI, 37, 1
304
—
- X, 702 sqq.
389
43
304
—
Ecl. I, 1—5
534
54, 6
305
—
6-10
534
64, 1
304
—
11-18
534
98, 1
304
—
13
540
— VIII, 65—70
822
—
19—26
534. 535
90
873
—
27—35
534
Valer. Flacc. III, 163
360
—
36—37
534
411
361
—
38-39
534
721
360
—
40-48
534
_ iv, 439
361
—
45
540
■ 661 sqq.
361
—
46—48
535
V, 413
361
—
49-58
535
565
360
—
49-63
534
566
361
—
64—78
534
VI, 152
360
—
79—83
534. 535
213
360
—
- II, 1
541
582
360
—
2
541
594
360
—
3
540
Varr. Satt. fr. 2. 3
44
—
6—7
534
5
44
—
8—11
534
28
44
—
12—16
534
30
44
—
17—18
534
88
44
—
19-22
534
— - 90
44
—
23—27
534
- — 97
44
_
32 sq.
536
— — 119
44
—
39
536. 541
128, 2
44
—
72
542
_ 141
44
—
— III, 1
542
157
44
—
10
539
158
44
—
40—43
534
— — 206
44
—
43
535
207
44
—
47
535
211
44
—
68
541
237
44
—
70 sq.
537
261
44
—
— — 74 sq.
537
296
44
—
79
540
376
45
—
86
538
397
44
—
91
541
398
44
—
94
542
428
45
—
109
542
437
44
—
V, 22
542
Nr. 12.
Index reruin zu den exeerpten.
629*
Verg. Ecl. V, 45-52
535
Xen. Anab. IV, 5, 36
472
53—55
535
— Cyr. I, 6, 16
472
81-84
535
IV, 1, 23
474
85-90
535
— Hell. I, 1, 19
25
VI, 31
539
4, 8
25
X, 39 sq.
540
4, 21
25
Vulg. 2. Cor. 10, 1
15
6, 38
25
— Ephes. 6, 5
15
II, 1, 22 sqq.
25
— Ezech. 4, 14
77
4, 31
873
14, 4. 7
76
111, 2, 25
880
883
20, 49
77
3, 11
27
46, 14. 15
77
4, 11
25
— Gen. 7, 2. 3
76
IV, 2, 7
26
7, 2. 9
76
VII, 28
472
7, 15
76
— Mern. III, 11, 4
390
9, 2
15
IV, 6, 6
474
14, 10
76
11, 34
390
— Jerem. 4, 10
77
Xenophan. fr. 9 Bergk
345
7, 4
77
Zenob. II, 91
319
22, 29
77
— III, 59
319
24, 3
77
Zonar. VII, 20
453
32, 17
77
— VIII, 6, p. 378 C
458
— Jes. 6, 3
77
21, p. 405 D
456
— Job. 39, 24
14
22, p. 407 C
457
- Joel 1, 15
77
23, p. 410 C
457
3, 14
76
25, p. 413 B
454
— Marc. 5, 33
15
- IX, 1, p. 419 A
457
— Psalm. 21, 14
15
2, p. 419 C
454
- — 54, 6
15
2, p. 420 A
454
456
- 67, 13
77
5, p. 425 D
456
- Tob. 2, 6
13
16, p. 446 B
452
- - 8, 7
14
21, p. 454 D
458
Xen. Anab. II, 1, 22
472
Zos. V, 41
482
484
Index rerum zu den exeerpten.
Actes des Martyrs . . . par M. Ed.
le Blaut 407.
Aegypten. Lurnbroso , G., l'Egitto
al tempo dei Greci e dei Rom. 406.
Pierret, P. , le livre des morts
des anciens Egyptiens 410.
Aelius Spartianus , beitr. v. J. Go-
lisch 411.
Aeschylus. Arnoldt, R., d. chor
im Agam. 71. Crusius, O., tod
d. Aesch. 264. Ludwicb, A., beitr.
z. Eumen. 265. Lngebil, K., beitr.
575. beitr. v. J. Oberdieck 167.
Ribbeck, O., beitr. z. Agam. 265.
Schneidewin, F. W., u. O. Hense,
Agam. 575. Wecklein, N., beitr.
265. ders., üb. d. technik ....
d. chorgesänge 266. Zacber, K.,
codex Bonon. 528.
Alazon, v. O. Ribbeck 410.
Alexandriner. Couat, A., la poesie
alexand. 163.
Alexandros v. Pberae u. d. Arte-
mis d. kom. Ephippos , v. Th.
Kock 264.
Alkiphron. Schanz, M., handschrift-
liches 264.
Alterthum. Hug, A., stud. aus d.
class. alterth. 272.
Alterthümer, griechische: Busolt,
G. , z. dienstpfiieht d. athen.
bündner 265. Deneken , F., de
630*
Index rerum zu den excerpten.
Nr. 12.
theoxeniis 72. Forbiger , A., u.
A. Winkler, Hellas u. Rom 271.
Fränkel, M., d. begriff des w-
fitjfj,u im att. Steuersystem 409.
Gilbert, G., handbuch d. griech.
staatsalterth. 335. Heidtmann,
G., d. thronfolgerecbt d. spartan.
kronprinzeii8öhne 411. Hermann,
K. F., lehrbuch d. griech. pri-
vatalterth., herausg. v. H. Blüm-
ner 162. Martha, J., les sacer-
doces athen. 405. Röscher, W.
H., d. Vergiftung mit stierblut
im class. alterth.411. Sorof, M.,
d. dnaytoy^iu mordprozessen 266.
Stengel, P., käseopfer 167. ders.,
d. opfer der fluss- u. quellgott-
heiten 167. ders., die einführung
der opfer in Griechenld. 575.
Alterthümer, römische: F. B., d.
staatl. anerkennung des gladia-
torensp. 576. Cagnat , M. R.,
etude hist. sur les impöts indi-
rects chez les Romains 163. Geb-
hard, E., Studien üb. d. verpfle-
gungswesen v. Rom u. Constant.
404. Hartmann , 0. E. , d. röm.
kalender 161. 269. Jung, J., le-
ben u. sitten d. Römer in d.
kaiserzeit 574. Madwig, J. N.,
d. Verfassung u. Verwaltung d.
röm. Staates 163. 335. Marquardt,
J., d. privatleben d. R. 336. Mat-
thias, B., d. röm. grundsteuer u.
d?vectigalrecht 574. Usener, H.,
aufhebung d. gladiatorenschulen
265. s. kriegsalterthümer.
Alterthumskunde. Seyffert, O., lexi-
con d. class. alterthumsk. 404. 571.
Altlatein. Funck , A., animum in-
ducere 575. Ring, M., altlat.
Studien 163. 270.
Ammianus Marc. Seeck, O., d. reihe
der stadtpräfecten bei AM. 409.
Anakreon. Michelangeli , L., A.,
ausg. 160.
Anthologia lat. beitr. v. A. Euss-
ner 576.
Antiphon. Albrecht, E., beitr. 575.
Hartmann, J. J., studia Antiph.
573. Ignatius, F., de Antiph.
Rh. elocutione comm. 408.
'AvTiaviov tov Bv&piCov . . xQrjßjorj-
&im 405.
Apokryphen. Bonnet, M., Acta Tho-
mae graece 572. Lipsius, R. A., d.
apokr. apostelgeschicht. 407 574.
Antoninus. Stich, J„ Imp. M. An-
tonini commentariorum . . . libr.
XII ... . 571.
Apollodoros. Gemoll, W., beitr. zu
biblioth. 167.
Apologeten. Gebhardt, O. v., zur
handschriftl. überlief, der gr.
apolog. 409. 572. Harnack, A.,
d. überlief, d. griech. apolog.
163. s. patristik.
Apostelgeschichten, s. Apokryphen.
Appianus. beitr. B. Hirschwälder
167. Mendelssohn, L., App. hist.
Rom. 162.
Apuleius. Rohde, E.,z. handschriftl.
überlief. 264.
Arcadius. Galland, C. , Arcad. u.
d. Bachmann'sche At&xov 264.
Archaeologie. Adamy, R., archi-
tektonik auf histor. u. aesthet.
grundl. 535. Benndorf, O., be-
richt üb. zwei . . . expedd. nach
Kleinasien 409. 410. ders. u. O.
Hirschfeld, abhandl. des archäol.-
epigr. seminars in Wien 407.
Biese, A., d. entwicklung d. na-
turgefühls b. d. Griechen u. Röm.
162. 270. Blümner, H., Laokoon-
studien 70. 164. 410. Bötticher,
A., Olympia 266. 406. 572. Burck-
hardt- Biedermann, Th., d. röm.
theater zu Aug. Raurica 162.
Cesnola, A. P. di, Salaminia
(Cyprus) 336. Clarke, J. Th., re-
port on the investigations at
Assos ... 162. Conze, A., Humann,
Bohn, Stiller, Lolling u. Rasch-
dorff, d. ergebnisse d. ausgrab,
zu Pergamon 408. Dressel, H.,
antiquar. funde in Ital. 404. 405.
406. 407. Dumont, A., et J. Cha-
plain, les ceramiques de la Grece
propre 164. 268. Durm, J. , d.
baukunstd. Griechen 70. Dütsch-
ke, H., ant. bildwerke in Ober-
ital. 406. Exner , S., d. physiol.
des fliegens u. schwebens in d.
bild. künsten 410. Fabricius, E.,
d. skeuothek d. Philon 166.
Förster, Alkamenes u. d. giebel-
compos. d. Zeustempels in Ol.
576. Förster, R., archaeol. klei-
nigkeiten 576. Furtwängler, A.,
d. Sammlung Sabouroff 271. Gi-
rard, P., l'Asclepieion d'Athenes
. . . 159. Grimm , J. , d. röm.
brückenkopf in Kastei . . . 167.
Nr. 12.
Index reruin zu den excerpten.
631:
269. Hasse, C, d. Venus v. Milo
162.410. Hultsch, F., Heraioa
u. Arteinision 164. Kekule , R.,
d. ant. terracotten 158. Kiel, F.,
d. Venus v. Milo 410. Langbehn,
J., üügelgestalten d. alt. gr. kunst
164. Matz, F., ant. bildwerke in
Rom . . . 267. Meier, P. J., d.
schenia d. Zweikämpfe . . . 265.
Meyer, L , d. röm. katakomben
269. 571. Milchhöfer, A., d. an-
fange d. kunst in Hellas 408.
572. ders., d. befreiung d. Prom.
408. 573. d. onyx v. Schaffhau-
sen 336. Overbeck, J , gesch. d.
griech. plastik 164. Schreiber,
Th., d. Athena Parth. d. Phi-
dias . . . 408. Schwartz, W., d.
halsband d. Harmonia . . . 267.
Schulze, V., d. katakomben 269.
Seeck , O. , d. großherzogl. bad.
alterthümersammlg. 408. Stolze,
F., u. Th. Nöldeke, Persepolis
407. Straub, A., le cimetiere
gallo-rom. de Strasbourg 267.
Thode, H., d. antiken in d. Sti-
chen Marc - Antons 165.
Wachsmut h , C, b ini Jqvcüw
ceyiAv 264. Wolff, G., d. Römer-
castell u. d. Mithrasheiligthum
v. Groß-Krotzenburg 268.
Archilochos. Piccolomini, A., quae-
stionum de Archil. capita tria
409.
Archimedes. beitr. v. F. Blass 575.
Aristarchos, s. Homer.
Aristides Quintilianus. Jahn, A., de
musica libri III .. . 335.
Aristophanes. Caesar, J., quaestt.
ad Arist. Aves spectantes 336.
Drescher, A., beitr. z. d. wölken
167. Martin, A., les scolies du
manuscr. d'Aristoph. ä Ravenne
404. Zacher, K. , z. hypoth. v.
Ar. wespen 575.
Aristophanes Byzantius. Cohn, L.,
de Arist. Byz. et Suetonio Tranqu.
Eustathi auct. 335.
Aristoteles. Bardenhewer . O., d.
pseudoaristot. schrift ȟb. das
reine gute" . . . 162. 616. Blass,
E. , zu d. papyrustragm. aus
Arist. politie der Ath. 528.
Brandscheid, F., dichtkunst ausg.
406. 410. Brentano, F., üb. d.
creatianismus d. Arist. 405.
ders., offener brief. an prof. dr.
E. Zeller . . . 405. Busse, A., z.
textkrit. d. nikom. ethik 267.
Dembowski, J.. quaestt. Aristot.
70. Diels, H., Simplicii in Aristot.
Physioorum libros . . . 161. Die-
terici, F., d. sogen, theologie d.
Arist. . . . 406. 409. 411. 574.
Hayduck, M., Simplicii in libros
Aristot de anima 161. Manns,
P., d. lehre d. Ar. v. d. trag,
katharsis .... 574. Philippson,
R., d. trag, furcht bei Arist. 167.
Prantl, C, Arist. de coelo . . 70.
ders., Arist.. .de coloribus . . 70.
Schmidt, M., rechtfertigungen ...
266. Thomas, E., aristot. unter-
such. 166. Wallace, E., Ar. psy-
chology . . . 575.
Aristoxenus v. Tarent, v. R. West-
phal 573.
Arnobius. beitr. von H.Wensky 167.
Arrianus. Doulcet, H. , quid Xeno-
phonti debuerit Fl. Arr. 408.
Assyriologie. Kaulen, F., Assyr. u.
Babylonien . . . 406. Mürdter,
F., kurzgef. gesch. Babyl. u. As-
syr. . . . 409. Schrader , E. , d.
keilinschr. u. d. alte testam. 409.
Athenaios. beitr. v. H. Röhl 167.
Ausgrabungen. Dressel, H., bei Cor-
neto 404 ; ders., forum in Rom
404; ders., am Heraklestempel
zu Selinunt 407 ; ders. , aus d.
nekropolis v. Orvieto 407.
Avienus. Breysig, A., Aratea 571.
Babrius. Crusius , O. , studien zu
Babr. u. den Aisopeia411. Gitl-
bauer, M.. ausg. 72. Rutherford,
W. Gunion, ausg. 409.
Bentley, von R. C. Jebb 159.
Beredsamkeit. Cucheval , V., hist.
de l'eloquence lat. . . . 159
Bibel. Cremer, H. , biblisch-theol.
wörterb. der neutest. graecität
163. Gebhardt, O. v., Novum
Testam. Graece et German 158.
ders., Nov. Test. Graece ... 1 58.
The Revisers and the greek text
of the new testament 269. Zahn,
Th., forschungen z. gesch. d. neu-
testam. kanons . . .571. Ziegler,
L. , bruchstücke einer vorhier.
Übersetzung d. Pentateuch. . .
336. 406.
Bibliotheca scriptorum classicorum,
v. W. Engelmann, neu bearb. v.
E. Preuß 410.
632*
Index rerum zu den excerpten.
Nr. 12.
Bibliotheken. Schnorr v. Carols-
feld, F., katalog d. handschr. d.
kgl. bibl. zu Dresden 407.
Birt, Th., d. antike buchwesen in
s. verhältniß z. litterat. 157.267.
Boethius. Stangl, Th., Pseudoboe-
thiana 411. 412.
Caesar. Holder, A., ausg. d. B. G.
335. s. rörn. gesch.
Calliinachus. Wilamowitz-Möllen-
dorff, U. v., hymn. et epigr. rec.
407.
Cato. Keil, H., Catonis de agr. cult.
über 161. ders. , Cat. de a. c.
über cp. VII et VIII . . .161.
ders., de libris mss. Catonis de
a. cult. disput. 161.
Catullus. Harnecker, 0., Carmen
LXVIII... 69. beitr. v. P. Pabst
167. Riese, A., beitr. 266. Tar-
tara, A., animadvv. in locosnon-
null. . . . 267. 335. 405.
Choricius. Foerster, R., Chor, dia-
lexis 265. Polak, H. J., ad Chor,
declamatt. duas . . . notulae 409.
Chronologie. Mornmsen, A., chro-
nol. 574.
Cicero. Becher, F., üb. d. spräche
d. Ep. ad Brutum 265. Brandt,
S., beitr. zu Cic. ad Att. 264.
Cic. lettres choisies 336. Corssen,
P., Cic. quelle f. d. 1. buch d.
Tuscul. 264. Deiter, H., z. cod.
Voss. 265. Eussner, A., beitr. zu
de inv. 167. Fleckeisen, A., beitr.
z. Brutus 411. Friedrich, W., zu
Cic. philos. schrift. 575. Grü-
nauer, E., beitr. z. red. gegen
Verres 267. Harnecker, O., Cic.
u. die Attiker 167. Harnecker,
O., Cic. und die Attiker 167.
Heerdegen, F., beitr. z. Orator
265. 266. Hertz, M., z. kritik v.
Cic. rede für d. P. Sestius 160.
Hirschwälder , B. , beitr. z. d.
brief. 575. Hirzel, R., untersuch,
zu Cic. philos. schrift. 159. Land-
graf, Gr., Cic. rede f. Sext. Rose.
272. Lütjohann , Chr., z. Cato
maj. 265. Meyer, E. , beitr. z.
pro Mil. 266. Mommsen , Th.,
beitr. zu Cic. reden 267. Muel-
ler, C. F. W., Cic. scripta 336.
Nisard, Gh., notes sur les let-
tres de Cic. 409. Schienger, J.,
z. d. Verr. 575. Schmidt, O. E.,
z. Cic. briefwechsel m. Brut. 576.
Schwenke, P., beitr. zu d. nat.
d. 167. Trentin. F., Cic. epp. se-
lectae336. Uppenkamp, A., beitr.
zu p. Mil. 167. 575.
Cobet, s. philologie.
Constautinroman, beitr. v. E. Hey-
denreich 575.
Constantinus Ceph. Wolters , P.,
de Const. Ceph. anthologia 265.
Corippus. Loewe , G., handschrift-
liches z. Johannis 266.
Cornutus. Lang, C. , Com. theolo-
giae Graecae comp. 157.
Crecelius , W. , festgabe f. ihn 72.
Culturgeschichte. Geiger, W., ost-
iran. eulturim alterth. 404. Hehn,
V., culturpflanzen u. hausthie-
re... 163. Saalfeld, G. A., Italo-
Graeca 411.
Curtius, E., alterth um u. gegen-
wart 271.
Curtius Rufus. beitr. v. J. Jeep 168.
Demosthenes. Christ, W., d. Atti-
cusausgabe des D. 410. Herwer-
den, H. v., Demosthenica 264.
Leuchtenberger , G., d. positive
Inhaltsübersicht d. olynt. h. reden
165. Weil, H., les harangues de
Dem. 71. 270.
Dichter , griechische, beitr. v. Th.
Kock 264.
Diodoros. Klimke, Diod. Sic. u. d.
röm. annalistik 166. Meyer, E.,
untersuch, üb. Diod. röm. gesch.
265.
Diogenes Laert. beitr. v. F. Suse-
mihl 167.
Dionysius d. Gr. Roch, G., d. schrift
des alexandr. bischofs Dion. d.
gr. üb. d. natur 410.
Dionysius Hai. Mendelssohn, L.,
handschriftliches 265. beitr. v.
L. Sade'e 168. 575.
Dionysius Periegetes, v. G. F. Un-
ger 167.
Diphilus. Studemund, W., due com-
medie parall. di Difilo 408. 411.
Rlv^a, v. R. Meister 265.
Ekphantides. Bywater, J. , Ecph.
locus restitutus 265.
Elegiker. Baehrens, E., d. antike
buchformat d. röm. eleg. 168.
Clemm , W. , z. d. griech. eleg.
266. Jacoby, C„ anthol. aus den
elegikern d. Römer 411. Sitzler,
einige bemm. üb. d. spräche d.
griech. eleg. 167.
Nr. 12.
Index rerum zu den excerpten.
633*
Empedokles. Blass , F., beitr. 266.
Ennodius. Hartel, W., ausg. 272.
411.
Epigraphik. Garrucci, R., addenda
in Sylloge inscriptt. latin. . . .
406. Mordtmann, J. H., epigraph.
inittheil. 166. s. in Schriften.
Epikuros. Bockemüller, F., zu Ep.
brief an Herod. 575.
Eratosthenes. Boysen, K., ein an-
gebl. fragni. d. Erat. 409.
Erziehung, s. unterrichtswesen.
Escurialensis, d sprichwörtersamm-
lung des, v. 0. Crusius 266.
Essenismus. Lucius , P. E., d. es-
senism. in seinem verhältniß z.
judenthum 164.
Ethik , s. philos.
Ethnologie. Fligier, ethnol. forsch-
ungen .... 573.
Etrusker. Cuno, J. Gr., etrusk. Stu-
dien 167. Dressel , H. , etrusk.
gräber in Bologna 404. ders.,
antiquitäten im Bologn. Appen-
nin 407. Pauli, C. , altital. Stu-
dien 409. ders., d. etrusk. Zahl-
wörter 571.
Etymologie. Canini, M. A., etudes
etyruol. 572. Culmann , F. W.,
etymol. aufsätze . . . 268. 573.
Halsey, Ch. S., an etymology of
latin and greek 335.
Eudocia. Ludwich, A. , Eud. . . .
als dichterin 274. Patzig, E., d.
Nonnus-quelle d. Eud. 264.
Euklid. Heiberg, J. L., literargesch.
studien üb. Eukl. 165.
Eumenius. Brandt, S., Eumenius
v. Augustodunum .... 409.
Euripides. Klotz-Wecklein, Phoe-
nissae, 70. Kvicala, J., stud. zu
Eurip. 336. Lentz, F. L., beitr.
266. Wilamowitz-Möllendorff, U.
v., excurse zu Herakl. 166.
Fastoruni civit. Tauromenit. reli-
quiae descriptae . . . . v. E. Bor-
mann 72.
Firmicus Maternus. beitr. von B.
Dombart 167.
Florilegien. Wachsmuth, C, studien
zu d. griech. florilegien 159. 165.
Florus. beitr. v. A. Eussner 575.
beitr. v. W. Gemoll 167. Teuber,
A., beitr. 266.
Frontinus. Gundermann , de Juli
Front, strategem. libro IV 271.
Piniol. Anz XIII.
Galenus. Wellmann, E. , lib. de
partibus philos. 72.
Gellius. beitr. v. H. Rönsch 411.
Geographie. Mommsen, Th., zu Le-
normantslexic. geogr. 166. Stark,
K. B., nach d. griech. Orient
160. Tornaschek , W. , z. künde
der Haemushalbinsel 164. Unger,
G. F., d. Kassiteriden u. Albion
266.
Germanicus. Breysig, A., die Ger-
manicushdss. . . 166.
Geschichte. Bauer , A., d. Kyros-
sage . . . 405. Bröcker , L. O.,
moderne quellenforscher u. s. w.
410. Duncker, M., gesch. des al-
terth. 162. 408. Hettner, F., u.
K. Lamprecht, westdeutsche zeit-
schr. f. gesch. u. kunst 571. Hi-
stor. Untersuchungen, Arn. Schae-
fer gewidmet 572. Mehlis, C,
Markomannen u. Bajuwaren
411. ders., sud. z. alt. gesch. d.
Rheinlande 573. Mürdter , F.,
kurzgef. gesch. Assyr. u. Babyl.
.... 409. Neumann, z. landes-
kunde u. gesch. Kilik. 576. Ranke,
L.v., weltgesch. 2. theil 71. 410.
Renan , E. , hist. des orig. du
christianisme .... 575. Schae-
fer, A., z. chronol. d. königs Ar-
taxerxes III Ochos 265. ders., d.
regierungszeit des königs Pae-
risades I. von Bosp. 266. We-
ber, G., allgem. weltgesch. 407.
Wieseler, K., untersuch, z. gesch.
.... d. alten Germanen in Asien
u. Europa 269.
— griechische: Busolt, G. , üb. d.
Verlegung des bundesschatzes ...
265; ders, zum Perikl. plane
einer hellen, nationalvers. 265 ;
ders., die chalkid. städte wäh-
rend d. sam. aufstandes 266;
ders., d. kosten d. sam. krie-
ges 266. Holzapfel , L., d. ver-
fahren d. Athener gegen Myti-
lene . . . 265. Mommsen , Th.,
u. C. Robert , könig Philipp V
u. die Larisäer 166. Droysen,
H., Athen u. d. westen . . . 270.
Hoeck, A. , z gesch. d. zweiten
ath. bundes 575. Lohr , F. , z.
schlacht b. Mar. 575. Roth, K.
L. , griech. gesch. , herausg. v.
A. Westermayer 72. Rühl, F.,
d. letzte kämpf d. Achaeer...266.
40 e
634*
x rerum zu den excerpten.
Nr. 12.
Schubart , H. Cih., Pausanias u.
s. ankläger 575. Scbvarcz, J., d.
demokratie v. Athen 270. Unger,
d. reg. des Peisistr. 575.
Geschickte, römische: Bergk, Th.,
z. gesch. u. topogr. d. Rhein-
lande in röm. zeit 269. 408.
Chambalu , A., de magistr. Fla-
viorum 269. Eyssenhardt, F.,
Hadrian u. Florus 572. Fisch,
K., d. sociale frage im alt. Rom
572. Friedländer, L., darstell,
aus der sittengesch. R. . . 161.
Gantier, V., la conquete de la
Belgique par Jules Cesar 404.
Gardthausen , V., Mastarna od.
Seryius Tüll. 271. 404. Gersten-
ecker, J., d. krieg des Othon u.
Vitell. 336. Jung, J., d. roman.
landschaften d. röm. reichs 165.
336. Kuntze, J. E., prolegg. z.
gesch. Roms 408. Mommsen, Th.,
ital. bürgercolonien v. Sulla b. Ve-
spas. 409. Neumann, C, gesch.
Roms während d. Verfalls d. rep.
71. 267. ders., d. Zeitalter d. pun.
kriege, 335. 406. Pais , E. , la
Sardegna prima del dorn. Rom.
266. Rauchenstein , EL, d. feld-
zug Caesars gegen d. Helvet.
405. Renan , E. , Marc-Aurele et
la fixt, du monde. ant. 335. Rich-
ter , O. , d. Fabier am Cremera
166. Rickenbach, H. v., d. insel
Sardinien 267. Seeck, 0., urkun-
denstud. z alt. röm. gesch. 264.
265. Stürenburg, H., de Roman,
cladibus Trasumena et Cann.
. 571. Tartara, A., della battaglia
della Trebbia a quella del Tra-
sim. 159. 573. Urlichs, L. v., d.
Schlacht am berge Graupius 166.
Glossarium mediae et infimae la-
tinit. cond. a C. Du Fresne do-
mino du Cange etc. digessit G.
A. L. Henschel , ed. nova . . . .
a L. Favre 404.
Gnomici. Wachsniuth , C. , üb. d.
apophthegmensammlung in den
Froben'schen Gnom. 265.
Grammatik. Baunack, J., gramma-
tisches 265. Geldner, K., studien
z. Avesta 334. Meyer, L., vergl.
gramm. d. griech. u. lat. spr.
404. 410. Spiegel, F., vergl.
gramm. d. alt-eran. sprachen
334. Ziemer, junggramm. streif-
züge im gebiete der syntax
161.
Grammatik, griechische: Blass, F.,
üb. d. ausspräche des griech. 272.
407. Hanssen , F., üb. d. griech.
wortictus 264. Henry, V., etude
sur l'analogie .... et les form,
analogiques de la langue gr.
574. Huebner, E. , grundriß d.
gr. syntax 409. 571. Meister, R.,
d. gr. dialecte . . . 164. 404.
ders., z. gr. dialektologie 574.
Schanz, M. , beitr. z. hist. syn-
tax d. griech. spräche 164. 335.
Schneider, E., de dialecto Me-
gar. 409. Schneider, R., o önsq
$...-. 575. Schulze , E. R.,
utra futuri oratores Att. uti ma-
luerint, $&ä an tfj^ffw 411.
Grammatik, lateinische: Blass, F.,
quod mit conjunctiv .... 264.
Braune , Th. , observatt. grarn-
maticae . . . 268. Buecheler, F.,
altes latein 265. ders., oskisch
u. pälignisch 265. Dahl , B., d.
lat. partikel ut 408. Kluge, H.,
d. consec. temporum 267. 406.
Feldmann, J., latein. syntax
572. Langen, P., d. metapher im
lat 167. 168. Reisig, K.,
vorles. üb. lat. Sprachwissenschaft,
neu bearb. v. EL Hagen 167.
Riese, B. , quamquam u. tarnen
265. Ring , M. , altlat. studien
163. 270. Rönsch, H., d. verba
stringere , juventare , lactizare
167. ders. , seltene anwendung
von pungere 167. ders» , zu d.
form prode 266. Schweisthal,
M., essai sur la valeur phonet.
de l'alphabet latin ... 272. 404.
Sittl, K., d. localen Verschieden-
heiten d. lat. spräche 411. Stolz,
F., z.lat.verbaflexion 572. Thiel-
mann, Ph., d. verbum dare im
lat. . . . 160. 167. 269. Weise,
F. O., d. griech. Wörter im la-
tein. 157.
Gymnastik. Jaeger, O.H., d. gymn.
der Hellenen 268.
Hadrianus. Dehner, S., Hadr. rell.
p. I 573.
Handschrifteukunde. Delisle, L.,
les trois anciens mss. du Fonds
Libri dans les collect. d'Ashburn-
ham-Place 574. ders., notice sur
les mss. desparus de la bibl. de
Nr. 12.
Index renun zu den excerpten.
635*
Tours .... 575. ders. , les mss.
du comte d'Ashburnhani 575.
Foerster, R. , z. handschriften-
kunde .... 265. Schum , W.,
exempla codd. Amplonianoruin
Erfurt. 407. Wessely, prolegomm.
ad papyrorum gr. novam coli,
edeudam 575.
Hephaestion. Hörschelinann , W.,
scholl. Hephaest. altera. .. 408.
Herakleitos. Ludwich, A., zu Her.
Homer, allegorieen 265.
Herder, J. G., denkmal Jon. Win-
ckelmann's, herausg. v. A. Dun-
cker 163.
Hermann, G., lat. briete an seinen
freund Volkmann , herausg. von
A. B. Volkmann 161. 268.
Hermeias. beitr. v. M. Schanz 267.
Hero. Müller, K. K., handschriftl.
zu d. Poliorketica . . 576.
Herodianus Techn. Egenolff, P., in
Herod. techn. critica 264. Ludwich,
A.,zu Her. Schriften ntQiovofj.dr(av
u. tuqI fiov. k£%£<og 576.
Hesiod. Robert, C, d. Phaethon-
sage bei Hes. 528.
Hesychius Milesius. Flach, H., ausg.
157. 271. ders, Hieron. Sophr.
als quelle des Hes. 264. Hessel-
meyer, E., beitr. 576.
Hieronymus , s. Hesych. Mil. Ge-
moll, W. , beitr. zu de viris ill.
575. Paucker, C, de partic. qua-
rundam . . . usu observatt. 265.
Hippokrates. Kiihlewein, eine alte
lat. übers, der aphorismen 166.
ders., zu d. texte u. d. hdss. der
hippokr. abhandl. üb. wasser . . .
267.
Homer. Anton, H. S., etymol. er-
klärung hom. Wörter 272. 408.
Bolte, de monumentis ad Odyss.
pertinentibus . . . 335. Buch-
holz , E. , d. offen tl. leben d.
Griechen im heroischen Zeitalter
72. Christ, v., d. sachlichen wi-
derspräche d. Uias 72. Faust, A.,
homer. studien 335. Frohwein,
E. , verbum Hom. 157. Gneiße,
C, z. 5. buche d. Od. 167. Ge-
moll, A., d. beziehungen zw. II.
u. Od. 267. ders., zur Dolonie
409. ders., z. erkl. u. krit. d.
Hom. ged. 411. Hecht, M.,
quaest. Homer. 407. Kiene, A.,
homer. studien 167. Lechner, M.,
de pleonasmis Hom. 270. Lehrs,
K., de Arist. studiis Homer. 407.
Nauck , C. , Homerisches 575.
Niese, B., d. entwicklung d. hom.
poesie 159. 167. 270. Polak, H.
J., ad Odysseam . . . curae sec.
158. Rohde, E, studien z. chro-
nol. . . . 264. Rossbach, O., ob-
servatt. in Iliadem lat. 166.
Rothe, C. , de vetere quem ex
Odyssea Kirchhoffius eruit pöötm
160. Scholl, F., verderbung des
textes d. Uias .... 264. Sittl,
K., d. Wiederholungen in d. Od.
335. 406. Stengel , d. aigis bei
Hom. 167. Wojewodsky, L., Stu-
dien z. kritik u. mythol. d. Od.
167. ders., einleit. in d. mythol.
d. Od. 167.
Horatius. Behrendt, L. , übers, d.
Horaz 336. Buecheler, F., z. aus-
leg, d. Hör. öden 264. Kock, Th.,
carm. I, 12 ... . 166. Müller,
L , ausg. 335. Plüß, Th., Horaz-
studien 161. 335. ders., beitr.
168. ders., Horaz. realismus 575.
Ribbeck, W., beitr. 576. Schütz,
H., episteln 575.
Hug, A., s. philol.
Humanismus. Voigt, G., d. Wie-
derbelebung d. class. alterth
405.
Hyperides. Troebst, W., quaestt.
Hyperid. et Dinarcheae 574.
Ignatius. Lagarde, P. de, d. lat.
übersetz, des Ignat. 411.
Inschriften. Beloch, J., d. weihin-
schr. d. Dianahaines v. Aricia
411. Blaß, F., z. d. neuen insch.
v. Larisa 167. ders., beitr. 264.
Buecheler , inschr. v. Olymp.
264. Cauer , C, epigraphisches
266. Cuq , E. , de quelques in-
scriptt. rel. a l'ädministr. de
Dioclet. 336. Deecke, W., z. ent-
zifferung d. messap. inschr. 264.
265. Dessau, H., bemm. zu einer
inschr. aus Delos 267. Dressel,
H., sabellische inschr. 405. ders.,
oskische aus Pomp. 405. ders.,
aus Verona 406. ders. , patro-
natstafel einer frau in Volsin.
nov. 406. ders., matronenstein
aus d. provinz Como 407. ders.,
punische inschr. aus Lilybaeum
407. ders. , militärdiplom aus
Sardinien 407. Heydemann, H.,
636*
Index rerum zu den excerpten.
Nr. 12.
epigraph. auf griech. vasen 264.
Hiller, E., inschr. v. Metapont.
267. Kaibel, inschr. v. Thermae
267. Kirchhoff, A., att. todten-
liste 166. Klein, J., eine stadt-
röm. inschr. 264. Larfeld, W.,
sylloge inscriptt. Boeot . . . .
572. Mommsen, Th. , schauspie-
lerinschr. v. Philippi 166. ders.,
inschr. v. Hissarlik 166. ders.,
d. August, festverzeichniß v. Cu-
mae 166. ders., inschr. d. Poll.
Felix 267. Müller-Strübing, H.,
d. vertrag d. Ath. mit d. Haliern
167. Osthoff, H., z. d. altlat.
Duenos-inschr. 264. Pomptow,
R., orakelinschr. v. Dodona 575.
Robert, C, ein ant. numerirungs-
system u. d. bleitäfelchen v. Do-
dona 528. Röhl, H., inscriptt.
Gr. ant. 162. 167. 573. ders.,
imagines inscriptt. gr. ant. . . .
574. Seeck, 0., z. inschr. v. His-
sarlik 267. Unger, G. F., röm.-
pun. vertrage 264. s. epigraphik.
Johannis Euchaitorum metropoli-
tae quae . . . supersunt J. Bol-
lig . . . . descripsit P. de La-
garde edidit 335. 408.
Jordanes. Holder, A. , de origine
. . . Getarum 160. 574. Momm-
sen, Th., Romana et Getica 160.
573.
Josephus. Destinon , J. v.. d. quel-
len des Fl. Jos 573.
Isaios. Albrecht , E. , d. gegner in
d. ersten rede des Is. 411. ders.,
beitr. zur texteskritik des Is.
528. Bürmann , z. textkritik des
Is. 166. ders., Isaei oratt. ... 616.
Isokrates. Martin, A., le manuscr.
d'Isocr. Urb. CXI . . . 573.
Justinian. Zachariae von Lingen-
thal, C. F., novellae 165.
Justinus. beitr. v. R. Sprenger u.
A. Eußner 411.
Justus Lipsius. Halm , K. , üb. d.
echtheit der reden des J. L. 271.
xaodrjQarÖQiv. J. Baunack, üb. d.
lakon. wort xnaatigato qw . . . .
266.
Katakomben. Meyer , L., d. röm.
katak. 269. 571. Schultze, V.,
d. theol. ertrag d. katakomben-
forßchung 336. ders. , d. kata-
komben 269. 404.
Kebes. Krauß', F. S. , d. gemälde
des Keb. deutsch 410.
Koechly , A., opuscula philol. 162.
571.
Kvxloßögog, von U. v. Wilamowitz-
Möllendorff . . . 166.
Komoedie. Hirzel, R, ein unbeach-
tetes komoedienfragm. 267.
Kriegsalterthümer. Fröhlich, F., d.
gardetruppen d. röm. republik
268. Lindenschmit, L., tracht u.
bewaffnung d. röm. heeres . .
406. 572.
Kunstgeschichte. G. Perrot et
Ch. Chipiez, hist. de l'art dans
l'antiquite 160. Woltmann, A.,
u. K. Woermann, gesch. d. ma-
ierei 572.
ArjfifAaia tlg m ßtfaiQixd . . . . v.
F. Hultsch 575.
Lenormant. Röhl, H., in F. Lenor-
mant inscriptt. ialsarium 166.
267.
Lexikographie. Coray, A., griech.-
franz. Wörterbuch , herausg. v.
Mamuka 71. Wölfflin, E., üb. d.
aufgaben d. lat. lexicogr. 264. .
Literaturgeschichte. Flach , H.,
gesch. d. griech. lyrik . . . 409.
Kopp, W., gesch. d. griech. lit.
336. Müller , K. O. , gesch. d.
griech. lit. 573. Rohde, studien
z. chronol. d. griech. literatur-
gesch. 264. Schwabe, L., zu Teuf-
fels röm. literaturgesch. 168.
Teuffei, W. S., gesch. d. röm.
litt. 270. 405.
Livius. Eisen, E., beitr. 411. Fri-
gell , A. , epilegomena . . . 166.
ders., ausg. 407. 572. Golisch,
J., beitr. 411. Heydenreich, E.,
Liv. u. d. röm. plebs 571. Mül-
ler, H. J., beitr. 409. ders., ausg.
574. Sieglin, W. , zwei doublet-
ten im Liv. 576.
Lucanus. Roßberg , K., ein mittel-
alterl. nachahmer . . . 265. We-
sterburg , E. , Lucan , Flor. u.
Pseudo-Victor 264. s. Petron.
Lucilius. Kleinschmit, M., de Lu-
cili .... genere dicendi 574.
Marx, F., studia Lucil. 408.
Lucretius. Brieger , A., ein ver-
meintl. archetypus d. Lucr. 576.
Härder , F. , index ad K. Lach-
manni comment. in T. Lucret.
335. 406. Kannengießer , A. , z.
Nr. 12.
Index rerum zu den excerpten.
637*
5ten buche 266. Woltjer, J., con-
iectanea Lucret. 167.
Lukianos. Croiset, M., essai sur la
vie . . . de L. 408. Fritzsche, F.,
ausg. 405. 573. Sommerbrodt, J.,
üb. eine Luk.-hds. zu Modena
264. ders., beitr. 267.
Avxäßag, v. P. Stengel 409.
Lykophron. Scheer, E., Alexandra
158. 336.
Lyrik, s. literaturgesch.
Lysias. Erdmann, M., Pseudolysiae
oratio fun. 165. Reuß, F., üb.
Pseudolysias' epitaph. 265.
Medicin. Haeser, H., lehrbuch d.
gesch. d. med .... 405. Köhler,
A. , handschriften röm. medici-
ner 528.
Menandros. Bursian, C, d. rhetor
Men. u. seine Schriften 334. 406.
Menipp und Varro, v. G. Knaack
267.
(xevxov, von L. Cohn 166.
Metrik. Diels, H , stichometrisches
166. Fuhr, K. , stichometrisches
265. Havet, L., de saturnio Lat.
versu 269. Rzach, A., neue beitr.
z. technik des nachhom. hexam.
571. Spengel, A., reformvorschlä-
ge z. metrik d. lyr. versarten . . .
271.
Minucius Felix. Cornelissen. J. J.,
Octavius ausg. 271. 408. Eußner,
A., beitr. 576. Kühn, R., d. Oc-
tav. des Min. Fei. 334.
Montanismus. Bonwetsch, G. N.,
gesch. d. Mont. 71.
Münzen. Dressel, K., münzfund bei
Novara 404; ders., in Pompeji
406; ders., in Carovigno 407.
Suchier, R., d. röm. münzen...
von Groß-Krotzenburg 268.
Musik. Brambach, W., d. tonsystem
u. d. tonarten ... im mittel-
alter . . . 165. Hanssen, ein mu-
sikal. accentgesetz 266.
Jan, K. v. , d. griech. saitenin-
strum. 405. Westphal, R. , d.
musik d. griech. alterth. 573. s.
Aristoxenus.
Mythologie. Brendicke, H., genea-
logieen sämmtl. griech. götter
. . . 166. noXiTrjs, 6 Tjkiog xara
tovs drjfiujdfis juv&ovg 404. Ro-
bert, C, d. Phaethonsage bei
Hesiod 528. Rohde, E., zu d. sage
von den sardin. heroen 265.
Röscher, nektar u. ambrosia 573.
Wilamowitz-Möllendorff, U. v.,
Phaethon 528. Wojewodsky, L.,
d. kannibalismus in d. griech.
mythen 167.
Naturgefühl , d. entwicklung des
b. d. Griechen u. Römern von
A. Biese 162. 270.
Neugriechisch. Boltz, A., d. hellen.
od. neugriech. spräche 70. Deff-
ner, M., zakon. gramm. 71. Kov-
XovQHÜTqc;, A. r, äkßavixov uhfa-
ßriiKQiuv . . . 336. XgtOTO(fOQi(frjS,
K. , yga/jfianxrj rrjs ccXßavtxtjG
ykuiaorjs . . . 336.
Nicolaus Damasc. beitr. v. J. As-
bach 264.
Nonnos. Flach, EL, noch einmal
d. Tüb. Nonnos-hds. 266. Patzig,
E., d. Tübinger Nonnos-hds. 167.
Seume, EL, Nonnianum 265.
Orestis tragoedia. beitr. v. K.
Roßberg 576.
OAYMATOnOIOS 576.
Omare, v. Th. Aufrecht, 265.
Orosius. Zangemeister, C.. hist. adv.
pag. libr. VII .. . 157.
Orpheus. Abel, E. , Orphei Lithica
336.
Ovidius. Brandt, S., ein druckfehler
bei Ov. 266. Ellis, R., Ibis 165.
Gilbert, W., beitr. 411. Goebel,
E., eiu druckfehler b. Ovid. 411.
Grünauer, E. , beitr. zu d. met.
575. Kunz, A., libellus de medi-
cam. faciei .... 72. 165.
Pacatus. Klußmann , E. , beitr. z.
panegyr. 167.
Paedagogik, s. unterrichtswesen.
Palaeographie. Archivio paleogr.
ital. dir. da E. Monaci 335.
Patristik. Harnack, A., d. altere.
Simonis Judaei et Theophili
Christ .... 408. 572. ders., d.
acta Archelai u. d. diatessaron
Tatians 408. 572
Paulus Orosius, s. Orosius.
Periplus. Fabricius , B. , d. Peripl.
d. erythr. meeres . . . 573.
Petrarca. Voigt, G., d. briefsamm-
lungen Petrarca's . . . 406.
Petronius. Buecheler, F., ausg. 164.
Westerburg, E., Petron u. Lucan
265.
Phileas. ünger, G. F. beitr. 265.
Philologie. Buecheler, F., conjee-
tanea 265. Commentatt. philo!.
638*
Index rerum zu den excerpten.
Nr. 12.
Jenenses 270. Poerster, R., atacta
philol.265.Hug, A., studien aus d.
class. alterth. 72. Kaibel, senten-
tiarum lib.sec. 166. Pökel, W., phi-
lol. schriftstellerlexicon 162. 168.
Eöder, üb. C. G. Cobets emen-
dationen . . . 165. Usener, H.,
philol. und geschichtswiss. 575.
Vahlen, varia 166.
Philosophie. Benseier, G., d. Opti-
mismus des Sokrates . . . 160.
Heinze, M., der eudaimonismus
d. gr. philos. 572. Natorp , P.,
untersuch, üb. d. skepsis 265.
Schmidt, L., d. ethik d. alten
Gr. 161. 572. Schwegler, A.,
gesch. d.griech. philos. 158. Zel-
ler, E. , d. philos. d. Gr. 165.
Ziegler, Th., d. ethik der Gr. u.
Römer 158.
Philostratos. Bertrand, E., un cri-
tique d'art dans l'antiquite 405.
Kalkmann, A., üb. d. ekphraseis
d. alt. Phil. 265. Schanz, M.,
beitr. 266.
Physik. Heller, A., gesch. d. phy-
sik . . . 164. 165. Rosenberger,
F., d. gesch. d. physik ... 160.
Pindaros. Schmidt, M., üb. d. bau
d. Pindarstrophen 408.
Piaton. Auflahrth , A. , d. piaton.
ideenlehre 616. Frederking, A.,
spracbl. kriterien f. d. chronol.
d. dialoge 167. Gloel, H , beitr.
z. Pbileb. 264. Bruns . J., Plat.
gesetze 336. Göbel, beitr. z.
apolog. 168. Liebhold , K. J.,
beitr. z. Politikos 167. Michelis,
F., Theaetet 158. Schmelzer, C,
ausgew. dialoge 409. Siehler, E.
G., Protagoras 157. Westermayer,
A., d. Protagoras .... 411.
Plautus. Baehrens. E., in Trucul.
167. Dziatzko, beitr. z. Aul. 264.
ders., beitr. z. Truc. 266. Götz,
G. , de compos. Poenuli Plaut,
commentariorum 573. ders., u.
G. Löwe, Amphitr. 408. 572.
Hasper, Th., beitr. z. Mil. glor.
168. ders., quisquil. Plaut. 267.
Hennen, G., de Hannonis in Poen.
Plaut, precationis . . . recen-
sione altera Pun. 573. Leo, F.,
epist. Plaut. 265. ders., adden-
dum 266. Reinhardstöttner, C,
d. plautin. lustspiele in spät,
bearb. 573. Ribbeck, O., bemni.
z. Asin. 264. ders., marginall. z.
Truc. 265. ders., bemm. z. Me-
naechmi 265. ders., Alazon 410.
ders. , beitr. z. Amphitr. 576.
Ritschl-Götz, Mercator 574. Spen-
gel, A., reformvorschläge z. me-
trik d. lyr. versarten b. Plaut.
.... 163. Ussing, J. L., Mil.
glor. u. Merc. 164. Vahlen, J.,
Menaechmi 157. 271.
Plinius. Aly, F., d. quellen d. Plin.
im 8. buche d. naturg. 164. Det-
lefsen, D., nat. bist. 336.
Plotinos. Kleist, H. v., Plotin. Stu-
dien 409. Müller, H., üb. Plot.
schritt nt(jt Stugiae 409.
Plutarch. Fuhr, K., d. alter d. Plu-
tarchhdschr. Laurent, pl. 69, 6
.... 264. Graux , Ch., vie de
Ciceron 159. 410.
Poetae Latini minores rec. Aem.
Baehrens 3'ö6.
Poetae lyrici graeci, ed. Th. Bergk
266. 411.
Polvbius. Krebs, F., d. präpositt.
bei Polyb. 164.
Porphyrius. Schrader, H., Porph.
quaestt. Homer. . . . reliquias
ed. 408.
Propertius. Birt, Th. , bemm. z.
ersten buche 266. Palmer , A.,
ausg. 266. Roßberg, K., z. krit.
266.
Prosaiker, griechische, beitr. v. M
Schanz 265.
Ptolemaeus Lagi. Rohde, E. , ein
unbeachtetes bruchstück d. Ptol.
266.
Quintilian. beitr. v. A. Eußner 575.
Rechtsgeschichte. Bernhöft , F.,
staat u. recht d. röm. kaiserzeit
163. Bruns, C. G. , tontes juris
Rom. ant. 70.
Rom, s. topographie.
Rubens. Goeler v. Ravensburg, F.
v., Rubens u. d. antike 574.
Sallustius. beitr. v. E. Grünauer
168. Kraut, K., beitr. 575. Opitz,
Th., Sali. u. Aurel. Victor 411.
Salviani presbyteri Massil. opera
omnia rec ... F. Pauly 335. 405.
Sanskrit, s. Sprachwissenschaft.
Scaliger. Tamizey de Larroque, Ph.,
lettres frauo. inedites de J. Sca-
liger 161.
Schlieraann, s. archaeol. Schreiber,
Th., H. Schliemann 336.
Nr. 12.
Iudex rerum zu deu excerpten.
639*
Schriftwesen. Taylor, J. , the ai-
phabet. 574.
Schvarcz, Julius, u. seine Schriften,
v. Schwicker 270.
Scolia. Engelbrecht, A. G.. de
scoliorum poesi 158.
Scriptores hist. Aug. Klein, J., kri-
tische bemm. . . . 264.
Seekrieg. Müller, K. K., eine griech.
schrift üb. Seekrieg . . 405. 410.
Seneca. Göll, H., beitr. 266. Heyden-
reieh, E., beitr. 267. Roßbach,
0., de Sen. dialogis 166. Stachel-
scheid , A. , Bentleys emendatt.
...167. Weise, 0., beitr. 167. We-
sterburg , E., Untersuchung d.
sage, daß Seneca christ gewesen
268.
Simplicius. Diels, H. , Simplic. in
Arist. Physic. libr. . . . 161.571.
Hayduck, M., Simplic. in libros
Arist. de anima 161. 571.
Sokrates, s. philos.
Solon. beitr. v. F. Heidenhain 166.
Sophokles. Kern, F., üb. d. schluß
des zweiten epeisod. in Soph.
Ant. 575. Oeri, J. J. , beitr. z.
verständnißd. Trachin. 404. Pap-
pageorg, P. N. , krit. u. palaeo-
graph. beitrage z. d. alten So-
phoklesscholien 166. Petri , H.,
beitr. z. Antig. 266 Renner, J.,
beitr. z. Electra 166. ders., beitr.
411. Wecklein, N. , beitr. z. d.
fragin. 265.
Soranos. Paucker , C. v. , lexical.
Zuwachs aus Soran. gynaec. vet.
translat. lat. 266. Rose, V., So-
rani gynaeciorum vetus trans-
latio lat. . . . 405. 572.
Sprachwissenschaft. Arbois de Ju-
bainville, H. de, introd. a l'etude
de la litter. celtique 573. Asana,
Jamaspii Dastur Minocheherij
Jamasp pahlavi . . . 336. Büh-
ler, G., leitfaden f. d. elenientar-
cursus d. sanskrit . . . 405. 571.
Eyssenhardt, F., römisch u. ro-
manisch 160. Geldner, K., stud.
zum Avesta 334. Glossar z. Bom-
bay depart. third book of Sam-
skrit übers, v. E. Hultzsch 410.
Hahn. Th. , on the science of
language 335. Hübschmann, H.,
d. Umschreibungen d. iran. spra-
chen 406. Humboldt, W. v.,
sprachphilos. werke 574. Kauf-
mann - Hartenstein , J. , üb. d.
wichtigsten result. d. sprach-
wissensch. 575. Masing, F., laut-
ges. u. anal, in d. meth. d. vergl.
sprachwissensch. 574. Rhys, J.,
the early Britain-Celtic Britain
575. Schrader , O., sprach vergl.
u. urgesch. 574. Spiegel , F.,
vergl. grarnm. alteran. spr. 334.
Weber, A., d. Saptacatakam des
Häla 336.
Sprichwörtersammlung d. Escurial,
v. O. Crusius. 266. H. Jungblut,
üb. d. sprichwörtersamml. des
Laurent, 80, 13 . . . 576.
Stackeiberg , O. M. v. , biographie
von N. v. Stackeiberg 158.
Statius. Friederich , B. , beitr. z.
Silv. 576. Herzog, A., Stati epi-
thalamium . . . 267.
Stobaios. Dreßler, R., beitr. z. an-
thol. 266. Henze, O, de Stob,
floril. excerptis Bruxellens. 410.
Stoerk, sprechen u. singen 335.
Strabo. Bergk, Tb., geogr. VII, p.
291 .. . 264. Miller, A., d. Alexan-
derschlacht nach Strabo 334.
Sueton. Becker, G., beitr. 265.
Suidas. Daub, A., studien z. d. bio-
graphika 70. 272.
Tachygraphie. Schmitz , W., mo-
numenta tachygr. . . 406.
Tacitus. Baehrens, Aem., dial. de
oratt. 71. Clemm , G., de brevi-
loquentiae Tacit. quibusd. gen.
71. Dräger, A„ üb. syntaxu.stil
d. Tac. 404 Grünauer, E., beitr.
zu hist. 167. beitr. von C. Meiser
u. A. Draeger 167. Mesnil, A.
du, beitr. z. Germ. 266.
Terentius. Leo, F., d. überliefe-
rungsgesch. d.Terenz. komödien
. . . 576. Meißner, C, d. cantica
u. ihre eurhythmie 71.
Theodorus Lector. Sarrazin , de
Theod. Lect. Theophanis fönte
praecipuo 271.
Theognis. beitr. v. Ch. Ziegler 166.
411.
Theokrit. Ludwich, A., beitr. 264.
Sehrwald, Ch. F., beitr. zu id.
XXVII . . 167. Ziegler, Ch., z.
d. Theokritosscholien 266.
Theophanes. Boor, C. de, Theoph.
chronographia 616.
Thukydides. Hirschwälder , B.,
beitr. z. biographie 266. Stahl,
640*
Index locorum zu den excerpten.
Nr. 12.
J. M., üb. eine angebliche lücke
im texte . . 265.
Tibull. Goetz, G., üb. d. cod. Guel-
ferb. 264. Grasberger, L., z. Wür-
digung 266. Hiller, E., z. hand-
schr. überlief. 265. ders., d. frag-
mentuui Cuiacian. des Tib. 411.
Maaß, E., Tibull. sagen 528.
Tibur, v. L. Meyer 571.
Timon von Phlius, beitr. v. F.
Kern 267.
Topographie. Baedeker, K., Grie-
chenld. 575. Curtius, E., u. J.
A. Kaupert, karten v. Attica572.
Duhn, v., noch einmal d. hafen v.
Pompeji 264. Kaupert u. Döip-
feld, Olympia u. umgegend 271.
404. Kleinpaul, R., Rom 271.
411. 573. Mau, A., d. hafen v.
Pompeji 265. Richter, 0., clivus
Capitol. 267. Tomaschek , W.,
z. histor. topogr. v. Persien 574.
Tommasi-Crudeli, C, d. malaria
v. Rom u. d. alte drainage d.
röm. hügel, deutsch v. A. Schu-
ster 411.
Trajanus. Boor, C. de, d. histori-
ker Traj. 166.
Trogus u. Timagenes, v. A. v. Gut-
schmid 265.
Universitäten. Collard , F. , trois
univ. allemandes . . 408. 572.
Unterrichtswesen. Schrader, W., er-
ziehungs- u. Unterrichtslehre .. 163.
Varro. Schmitz, W., z. Varro u. d.
Tiron. noten 265.
Vergilius. Cauer , P. , beitr. 576.
Kolster, W. H., d. einleit. d. 3.
buches d. Georg. 167; ders., Ver-
gil's eklogen . . . 335. 405. Pa-
pillon, T. L., Virgil . . . 575.
Plüß, Th., z. erkl. d. Aen. (II,
752) . . 266.
Wessely, C, prolegomena ad pa-
pyrorum graec. novam collect.
edendam 404.
Winckelmanns briefe an seine Zü-
richer freunde . ., herausg. v.
H. Blümner 409.
Wisibada, v. J. G. Cuno 412.
— , v. S. Widmann 575.
Xenophon. Zurborg, EL, beitr. zu
Hell. 266. ders., beitr. z. nögog
576. s. Arrian.
[ — ] Schröder, O., beitr. z. staat
d. Athener 266.
Zenon von Kition, v. E. Rohde 266.
v. F. Susemihl 411.
Zosimos. Jeep, L., üb. d. lebenszeit
265.
Index locorum zu den excerpten.
Aristoph. Nubb. 528 167
Athen. VU, 337a 167
Catull. LXIV, 16 266
Cat. LXIV, 94 167
Cic. Epp. XV, 4, 9 575
— p. Mil. 29, 79 266. 575
— Verr. IV, 41 267
128 575
— d. Inv. I, 3, 4 167
— d. Nat. d. I, 49 sq. 167
Diog. Laert. VII, 1—12 167
24—29 167
Flor. I, 37 266
Gell. N. A. XVI, 7, 4. 5 411
Herodot. VII, 3 411
Hör. Carmm. I, 12 166
25 575
II, 11, 3
— Epodd. 15, 2
Stat. Silv. I, "
Strab. VII M
Liv. VII, 40, 9. 411
- XXII, 3, 6 411
Minuc. Fei. Oct. 10, 3 576
Ov. Fast. VI, 803-806 411
- Met. IX, 44 575
- Trist IV, 10, 107 266. 411
Pacat. Panegyr. c. 44. 167
Plaut. M. glor. 438 168
Quintil. XII, 10, 64 575
Sali. Hist. fr. I, 56 575
- Cat. 59, 2 168
Senec. d. Benef. II, 12,2 167. 266
Solon. fr. 9 Bergk 166
Soph. Ant. 150 266
Spart. Sev. 22, 4 412
Tac. Germ. c. 46. 266
- Hist. I, 50 167
Id. XXVII 167
Phl. fr. 49 267
. II, 752 sqq. 266
Jie\p. Ath. 3, 12 266
HECKMAN
BINDERY INC.
MAY 92
N. MANCHESTER,
z^^' INDIANA 46962