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Full text of "Philologus"

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PHlIiOLOGUS, 


»••M 


ZEITSCHRIFT 

FÜR 

DAS  KLASSISCHE  ALTERTHUM. 

HERAUSGEGEBEN 

VON 

ERNST   VON   LEUTSGH. 


WünfUnaarefsBigater  Band* 


•  .     • ••» 


GOETTI«0EIK. 

▼EBLAG    DER  DIETEBICHSCHEn    BVCHHAIVDLIJNG. 
iOfCOCLXKV!. 


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Inhalt  des  füafunddreissigsten  bandes. 


Pag. 
Veneichoitt  der  mitarbeiter  von  bd.  XXXIII— XXXV  nebst 

ihren  beiträgen VII 

Da»  fünfte  bneb  der  Odjaaee  und  das  prooemium   des  ersten 

baches.     Von  M.  Wegener 410 

Zum  Homer.     Von  A.  Skerh 559 

Die  homerischen  bjmnen  auf  Apollo.     Von  M.  Wegener .     •  217 

Der  homerische  hjmnus  auf  die  Demeter.     Von  demeelhen  227 

Hesiod.  Sent  Here  243.     Von  Ernst  von  Leutsißk     .     .     .  533 

Theogn.  39.     Von  demsalbett 367 

Pindars  zweite  pythische  ode.     Von  Fr.  Mezger     ....  430 

Zu  Pindars  Isthmien.     Von  R.  Eaud^enetein 255 

Ein  fragment  Pindars.     Von  Erwin  Bohde 199 

AeicfajI.  Bum.  218.     Von  R  SiMlze 704 

Sopbod.  Antig.  4.  5  nochmals.     P.  W.  Forchhammer.     .     .  201 

JS^/^  Äniig.  582.     Von  K  A.  J.  Ahrens 705 


iv  Inhalt. 

Pag. 

Sophocl.  Elect.  1.     Von  Ernst  von  Leuttch 642 

Soph.  Elect.  11.     Von  demselbm 670 

Soph.  Elect.  13.     Von  demsdhen 684 

Soph.  Elect.  42.     Von  demselben 288 

Soph.  Elect.  47.     Von  demselben 429 

Soph.  Elect.  514.     Von  demselben 409 

Zur  Vita  Sophoclis.     Von  demselben 278 

Sophokles  als  feldherr.     Von  demselben 226 

Sophokles  und  lophon.     Von  demselben 254 

Eurip.  Androm.  36.     Von  demselben 558 

Zu  dem  Hippoljtus  des  Euripides.     Von  C.  Schiiah     .     .     .  707 
Mittbeilungen  aus  einer  Tzetieshandschrift  von  Arist.  Plutus. 

Von  F.  A.  van  Velsen 696 


Zu  Thncydides  b.  III.     Von  R.  Rauchenstetn 577 

Die    rede    des    Brasidas   bei   Tbucyd.  IV,    126.      Von   Ad. 

Tarstrich    .     , 108 

Die  expedition  g^en  die  Drilen.     Von  W.  VoUhrecht .     .    •  445 

Zenon  von  Elea.     Von  Ferd.  Schneider 602 

Untersuchungen    über   die    platonischen    handschriften.      Von 

M.  S<^nz 643 

Bemerkungen    zum   kritischen    apparat  Platon's.     Von  dem- 
selben   368 

Zu  Platon's  Kratylos.     Von  demselben 369 

Zu  Platon's  Politeia.     Von  UMold 370 

Zsr  Tmon  PhliasiuB.     Von  Fr.  Kern 373 


BwidschrifUiches  xu  Lysiai.     Von  E.  Rosenberg 268 

2Kii  Aeschines.     Von  A.  Weidner 561 

Aochinea.     Jahreabericbt.     Enter  ftheil.     Von  K  Roeenherg ,  181 

Kritische  bemerkungen    za  Demetrins   tkqI  iqfAtjviCag,     Von 

C.  Hammer 712 

Hdladias  und  Libanius.     Von  R.  Föreier 710 

Bfymologica.     Scr.  G.  SAoemann 561 

Zum  Pseudolus  des  PlaatuB.     Von  A.  G.  F.  Lorenz   •     .     •  155 

Verg.  Aen.  I,  454.     Von  Fr.  Mezger 563 

Catoll.  XI Vb.     Von  Ernst  von  Leutsch 695 

Studien   über    Horaz.     I.  Francois   Gujets   randbemerkungen 

nm  Horaz.  —     II.  Horat.  Carm.  Ill,  14,  10.  —     III.  Uor. 

Cnnn.  IV,  3,  17  und  IV,  8,  28.     Von  1^.  Fritzsche  .     .  477 

Zn  Horaz.     Von  A.  Weidner 565 

Zu  Properz.     Von  H.  Ko^fUn 564 

Bemerkungen  und  erläuterungen  zu  P.  Papinius  Statius.     Von 

demselhen 493.  713 

Zn  Martialis.     Von  demselhen 564 

Zo  Piao's  Annalen.     Von  Ernst  von  Leutsch 198 

Zu  Cornelius  Nepot.     Von  J.  Lattmann   .....      476.  601 
Ut.  XXII,  12.  4.     XXin,  47.     XXX,  38,  4.     Von  G. 

F.  Unger 180.  204.  566 

Uv.  XXXIV,  2,  12.     Von  A.  Weidner 714 

Beiträge   zur   Charakteristik   der  spräche  des  Veliejus  Pater- 

caluft     yoa  G  von  Marawski, 7^5 


VI  lohalt. 

Pag. 

Zum  prolog  von  Tacitus  Agricola.     Von  C.  Pehr  ....  576 

Zu  JuBtinus.     Von  G.  F.  Unger 202 

Eutrop.  VIII,  10.     Von  E.  Wagener 109 

Bemerkungen  zu  Uygin's  fabeln.     Von  Robert  Unger  .     .     •  274 

Cic.  Quaest.  Tuscul.  V,  11,  34.     Von  Fr.  Zeyee   ....  117 

Cic.  Nat.  Deor.  II,  f  143.     Von  H.  KöstUn 715 

Zu  Cicer.  or.  pro  Rose.  Amer.  $.  7.     Von  A.  Weidner  .     .  718 

Quintilianus.    Jahresbericht.     Von  Ferd.  Meister    .     .     534.  685 

Zur  accentlehre  Quintilians.     Von  J.  Claussen 378 

Zu  Minucius  Felix.     Von  Ernst  Khtssmann 206 

Zu  den  kjpriscben  Inschriften.     Von  H.  L,  Ahrens     •     •     .  i 

Oskische  Inschriften.     Von  W,  Corssen 115 

Die  zahl  der  Elymerstädte.     Von  G.  F.  Unger 210 

Scenische  alterthiimer.     Jahresbericht.     Von  Albert  Müller    .  289 

Die  Webstühle  der  alten.     Von  H,  L,  Ahrens 385 

Die    praepositinn    cum    in    Verbindung    mit   dem    relativum. 

Zweiter  artikel.     Von  A.  Greef 671 

Auszüge   aus  scliriften   und  berichten  der   gelehrten    gesell- 
Bchaften  so  wie  aus  Zeitschriften.     .     .     .    213.  378.568.720 

Indices.     Coroposuit  G.  Tdl 737 

Verzeichniss  der  excerpirten  Zeitschriften 764 


Verzeichniss  der  Mitarbeiter. 

Bd.  XXXIII— XXXV  (siehe  bd.  XXXII,  p.  VI). 


E.  A.   J.  Ahrens    in   Coburg 

84,  76a. 
H.  L.  Ahreiu  in  Hannover  83, 

885.  577.  —  35,  1.  885. 
J.  Becker  in  Frankfort  83, 868. 
H.  E.  Beniken  in  Grou-Glo- 

gan  33,  564. 
Tk.  Bergk  in  Bonn  S3.  244. 

A.  Bischofif  in  Schweinfort  33, 

687.  —  34,  1.  561. 

A.  Brieger  in  Posen  33,  431. 

H.  Bochholtz  in  Berlin  33, 
216.  461. 

J-  Clanasen  in  Altona  85,  378. 

W-  Corssen  in  Lichtenfelde  f 
85,  115. 

^'  DeUefsen    in    Glückstadt 

^'  DiUenbnrger    in  Breslau 

84,  697. 

B.Dinter  in  Grimma  84,  710. 
^  Döring    in  Dortmund  33, 

881.  713. 

A^Doncker  in  Hanau  33,  156. 
"•  Düntzer  in  Köln  34,  880. 
A«  Eotmer  in  Würzburg  33, 

»88-84.166. 
^;  ".  Forchhammer  in  Kiel 

88,98.871.465.  —  35,201. 
J'Jrick  in  Höxter  38,  741. 
^i  JritiBche  in  Güstrow  38, 7 18. 

\*J;  Fritiiche  in  Güstrow  34, 
^     M  672.  —  35,  477. 

«•  Frohberger  in  Chemnitz  t 
»»  844.  476. 


Herr  K.  E.  Georges  in  Gotha  33, 

138.226.813.—  84,64.225. 
Gerber  in  GlücksUdt33,  617. 

733. 
L.  Gerlach  in  Dessau  33,  18. 

193. 
G.  Gilbert  in  Gotha  33,  46. 
0  Gilbert  in  Göttingen  83, 189. 
G.  Götz  in  Leipzig  84,  295. 
A.    Greef    in    Göttingen    83, 

736.  —  35,  671. 
W.  Hammer  in  Bamberg  34,375. 
C.  Härtung   in    Sprottau   33, 

148.  -  34,  206,  599. 
C.  Haupt  in  Plön  33,  373. 
M.  Hertz  in  Breslau  34,  757. 
W.  Hertzberg  in  Bremen  33, 1. 

E.  Herzog   in   Tübingen   38, 
376.  -  34,  497. 

J.  Hilberg  in  Wien  33, 693.  695. 
£.  Hiller  in  Halle  34,  226. 
0.  Hirschfeld  in  Wien  34,  85. 
J.  Jessen  in  Kiel  33,  191. 
0.   Kämmel    in  Dresden    34, 

516.  665. 
G.  Kaufmann  in  Strassburg  34, 

235.  385.  729. 

F.  Kern  in  Stettin  35,  373. 
£.  Klussmann    in  Rudolstadt 

35,  206. 
H.  A.  Koch  in  Pforta  t  33,  703. 
Ph.   Kohlmann    in  Posen  33, 

128  -  34,  474.  569. 
H.   KösÜin  in   Hamburg  34i 

755.  -  45,  498.  564. 


vm 


Verzeichniss  der  mitarbeiter. 


Herr  P.  Langen    in    Münster    38, 
708.  741.  —  84,  28. 
»      J.  Lattmann  in  Clausthal  85, 
476.  601. 

>  £.  V.  Lentsch  in  Göttingen  88, 

12.  28.  97,  127.  147.  156. 
185.  215.  417.  480.  460.  681. 
702.  —  84,  177.  688.  660. 
598.  666.  709.  728. 762.  757. 

—  85,  198.  226.  255.  278. 
288.  867. 409.  429.  588.  568. 
642.  670.  684. 

>  C.  Liebhold  in  Radolstadt  83, 

697.  —  84,  872.  —  85,  870. 
A.  0.  F.  Lorenz  in  Berlin  85,1 58. 
A.  Lowinski  in  Deutsch-Crone 

38,  878. 
K.Lugebil  in  Petersburg  33, 67. 
J.  Mahly  in  Basel  88,  248. 
F.  Meister  in  Breslau  84,  740. 

—  86,  534.  684. 
R.  Menge  in  Weimar  88,  727. 

F.  Mezger   in    Augsburg   85, 
480.  568. 

A.  Müller  in  Flensburg  88, 682. 

—  85, 289. 

G.  Müller  in  Göttingen  84, 74. 
J.  J.  Müller  in  Zürich  84,  96. 
A.  Palles  in  Bombai  83,  693. 
R.  Peiper  in  Breslau  88,  561. 

686.  787.  742. 
R.  Peppmüller  in  Halle  84, 180. 
C.  Peter  in  Jena  88,  571.  — 

85,  876. 
R.  Rauchenstetn  in  Aarau  88, 

566.  —  85,  255.  577. 
Fr.  Ritter  in  Bonn  f  84,  447. 
£.  Rohde  in  Kiel  85,  199. 
£.  Rosenberg  in  Ratibor  88, 

560.  702.  —  84,  65.  759.  — 

85,  181.  268. 
F.Rühl  in  Königsberg  83,  368. 
KSchadel  in  Hannovert38,685. 
M.  Schanz   in  Würzburg  84, 

874.  —  85,  868.  648. 
F.  Sohmalfeld  in  Eisleben  84, 

577. 
F.  Schneider  in  Gartz  a.  o. 

35,  602. 


Herr  0.  Schneider  in  Gotha  34, 414. 

>  G.  Schomann  in  Danzig  35 ,  661 . 

>  £.  Schulze  in  St.  Petersburg 

33,  730. 
»      W.  Skerlo  in  Graudenz  35, 559. 
»      A.  Spengel  in  München  33 ,  722. 
»      L.   Spengel    in  München  3S, 

574.  610. 
»      H.  Steinberg  in  Berlin  33, 449. 
»      W.  Studemund  in  Strassborff 

84,  270. 

>  R.  Suchier  in  Hanau  83,  314. 
»      Fr.    Susemihl    in   Greifswald 

33,  431. 

»      G.  Teichmüller  in  Dorpat  84, 

568. 
»      F.  Teufel  in  Carlsruhe  34,  574. 
»       R.  Thiele  in  Halle  34,  193. 

>  A.  Torstrick  in  Bremen  85, 103. 
»      Fr.  Umpfenbach  in  Frankfort 

34,  234. 

»  G.  F.  ünger  in  Hof  38,  29. 
227.  688.  691.  781.  —  84, 
60.  206.  369.   446.  515.   — 

35,  180.  204.  205.  210.  566. 
»      R.  ünger  in  Halle  88 ,   348« 

867.  418.  448.  475.  616.  — 
•  84,  27.  39.  73.  84.  186.  165. 
758.  —  35,  279. 
»      W.  YoUbrecht  in  Ratzebnrff 

85,  445. 

»      C.  Wagener    in  Bremen  83, 

871.  —  85,  102. 
»      H.  Weber  in  Weimar  33,  880. 

789. 

>  M.  Wecklein  in  Bamberg  84, 

182.  296.  589. 

>  Ph.  Wagener  in  Magdeburg  35, 

217.  227.  410. 
»      A.  Weidner  in  Darmstadt  86, 
561.  565. 

>  £.  Wölfflin  in  Erlangen    88, 

66.  139.   186.   -    34,   137. 
178.  412. 
»        Fr.  ZeysB  in  Marienwerder  85, 
114. 


L    ABHANDLMGEN. 


1. 

Zu  den  kyprischen  inschriften. 

1.     Eines    der    merkwürdigeren    ereignisse    auf  dem    gebiete 
der  spracbforschung    und    namentlich    der  griecliisclien  ist  die  ent- 
tifferuag  derjenigen  inscliriften  kyprischen  diulektes^   die    iu  einem 
gm  eigeothomlichen  schriftsjsteme  abgefasst   sind.      Nachdem    die 
Gogländer  Lang,    Smith  und  Birch  zuerst  den  weg  gezeigt  und 
^n  gebrochen    hatten ,    ist  dann  die  lösung  der  schwierigen  auf- 
gibe  durch  Johannes  ßrandis  in  dankenswerther    weise    weiter 
gefordert,   aber   doch    nur  bis  zu  dem  unbehagliche.n  stände,    dass 
nwneiir  unzweifelhaft  vorlug,  in  der  seltsamen  schrift  sei  wirklich 
griediische  spräche  kyprischen  dialektes  enthalten,    aber   für  jedcu 
fceoner  griechischer  spräche  und  ihrer  dialekte  eben  so  fest   stehen 
■niste,    die  BrandisWhe    lesung   habe  ganz  unmögliche  texte  her- 
gestellt.    Erst  den  an   jene    publication   sich    rasch    anschliessenden 
jrleichzeitigen  bemühungen  von  zwei  verschiedenen  seiten  her,  näm- 
lidi  des  jenenscr   gelehrten  Moritz  Schmidt^)  und  des  Strnss- 

1)  Versuch  zur  entzifferung  der  kyprischen  schrift 
in  Monatsb.  d.  Berl.  acad.  1873,  p.  643—671. 

2)  Anzeige  der  Brandis'scben  arbeit  Jen.  LZ.  1874,  nr,  6. 
Nachtrag  ebd.   nr.  16   (enthält  eine   anzahl  der  inschriften  in 

gewöhnliche  griechische  schrift.  umgesetzt). 

Die  inschrift  von  Idulion  und  das  kyprische  Syl- 
labar.  Eine  epigraphiscbe  studie  von  Moritz  Schmidt.  Jena. 
Maukens  verlag  1874  (102  und  VI  p.  Lithographirt  unter  beigäbe 
von  16  inschriften  in  der  originalen  schrift  nebst    der   Umsetzung    in 

Philologus.    XXXV.  bd.    1.  1 


2  Ryprisclie  inschriften. 

burger  paares  Deecke  nod  Siegismuod  ^)  ist  es  gchincreri  iiicli 
bluss  eitie  erhebliche  zahl  der  schriftzeichen  theils  richtiger  theil 
ganz  neu  zu  bestimmen,  sondern  auch,  was  viel  wichtiger,  dik 
ganze  system  der  räthselhaften  schrift  aufzudecken  und  mit  liülf 
dieses  gewonneneu  Verständnisses  den  wahren  laut  der  wichtig^tei 
inschriften ,  insoweit  es  überhaupt  die  eigeuthümliche  natur  de 
schrift  erlaubt,  im  ganzen  und  grossen  mit  überzeugender  sicher 
'   heit  darzustellen. 

Moritz  Schmidt,  der  durch  seine  früheren  werthvollen  arbeite 
über  den  kyprischen  dialekt  und  die  lykisclien  inschriften  für  di 
beschäftigung  mit  dem  probleme  der  kjprischen  inschriften  in  be 
sonderem  masse  berufen  erschien,  hat  (gestützt  auf  ein  reiche 
material  von  abklatschen  und  cullatiunen  theils  der  edirten  io 
Schriften  theils  anderer  noch  nicht  cdirtcr)  in  den  beiden  erstei 
kapiteln  seiner  schrift  „Au  ff i  ndu  ng  kyprischer  inschriften 
in  landesüblicher  schrift''  (p.  1  — 10)  und  „Die  ersten 
entzif  fern ngsv  ersuche"  (p.  11 — 23)  eine  historische  eio- 
leitung  gegeben  und  dann  in  dem  dritten  „Unser  entziffe- 
rn ngsversuch^'  (p.  24 — 90)  eine  genetische  darstellung  seiner 
eigenen  entzifferung,  die  in  sehr  belehrender  weise  erkennen  läsat, 
wie  die  entzifferung  von  ihrer  ersten  schmalen  basis  aus  durck 
scharfsinnige  benutzung  jedes  sich  bietenden  anhaltcs  immer  mehr 
boden  erobert  hat  Jedoch,  obgleich  in  den  letzten  paragraphem 
die  resultate  einigermassen  zusammengefasst  sind,  hat  doch  die  ge- 
wählte art  der  darstellung  unausbleiblich  eine  starke  Zersplitterung 
des  Stoffes  mit  sich  geführt ,  und  namentlich  ,  wenn  man  bei  dea 
inschriften  für  die  durch  die  Umsetzung  in  griechische  schrift  be- 
zeichneten auffassungen  nach  erläuterung  und  rechtfcrtigung  suclit; 
kann  man  solche  im  texte  der  abhandlung  bald  nur  sehr  mülisaK 
bald  gar  nicht  finden.     Ein  übelstand  ist  auch,  dass  die  abhandlung 

griechische  schrift  und   einer  tafel  mit  autographiscber    wiedergab« 
einer  inschrift). 

Zweiter  nachtrag.  Jen.  LZ.  nr.  32  (mit  bczugnahme  auf  dii 
arbeit  der  Strassburger). 

3)  Anzeige  der  Brandis*schen  arbeit  Liter,  centralbl.  1874 
nr.  11. 

Die  wichtigsten  kyp Tischen  inschriften,  umschriebe! 
and  erläutert  von  Wilhelm  Deeckc  und  Justus  SiegismunJ 
Strassburg  i.  E.,  in  Curtius'  Studien  b.  VII,  p.  217  -  264  (mit  eine 
schn'fttafel). 


Kyprische  inschrifteo.  3 

bald  in  ibreo  verschiedenen  theilen,  bald  der  deutung  der  inscbriften 
gegenäber  manche  widerspräche  zeigt.     Immer  aber  bleibt  die    lei- 

^ltaDg  eine  höchst  dankenswerthe. 
Aber  auch  Deecke  und  Si(^iBmund  (beide  lehrer  am  prote- 
ittotischen  gymnasium  zu  Strassburg)  haben  kein'esweges  das  üble 
prognostikon  gerechtfertigt,  das  ihnen  M.  Schmidt  durch  das  ge- 
riflgschätzige  urtheil  über  ihre  anzeige  der  Brandis'scheu  arbeit 
gestellt  hat  ^).  Dieselben  haben  keinen  einblick  in  die  entziffe- 
niBgs-werkstatt  gegeben,  sondern  nur  in  den  Vorbemerkungen  die 
Kultate  ihrer  forschungen  in  bezug  auf  die  schriftzeichen  und 
aaf  die  art  ihrer  Verwendung  kurz  und  klar  zusammengestellt, 
daoo  aber  die  behandelten  zwölf  inschriften  (zum  theil  durch  neue 
collatiooen  unterstützt)  durch  ausfuhrlichere  commentare  erläutert, 
ndass  ihre  arbeit  eine  sehr  willkommene  ergänzung  des  Schmidt- 
sciteo  Werkes  bietet.  Vor  abschluss  derselben  haben  sie  noch 
Scbmidt's  ersten  nachtri^  benutzen  können,  der  freilich  dessen  for- 
sciiuiigen  noch  auf  einer  mangelhaften  Vorstufe  zeigt,  aber  nur 
wcfliges  daraus  sich  angeeignet,  weil  sie  in  den  wichtigeren 
poBCten  bereits  selbständig  auf  dieselben  resultate  gekommen  wa- 
ren, in  andern  aber  auf  ihrer  abweichenden  aulfassung  beharrten, 
hl  diesen  hat  dann  Schmidt  zum  theil  späterhiu  durch  fortgesetzte 
fondiQDg  auch  seinerseits  dasselbe  urtheil  gewonnen.  Gerade  die 
äbereinstimmung  der  beiderseitigen  forscher  in  den  wichtigsten  re- 
saltateo,  und  zwar  grösstcntheils  auf  grund  ganz  unabhängiger 
arbeit,  gibt  eine  gute  bürgschaft  für  die  richtigkeit  derselben. 
Aber  es  sind  doch  manche  dilTerenzen  geblieben,  und  wenn  in  die- 
sen  die  Strassburger  zum  theil  weniger  richtig  geurtheilt  haben 
>ls  M.  Schmidt,  so  verdient  jn  andern  stücken  wieder  ihre  aulTas- 
>VDg  den  Vorzug,  und  im  ganzen  dürfte  durch  ihr  verdienst  das 
verstäadniss  der  kjprischen  Inschriften  nicht  unerheblich  weiter 
^fördert  sein  als  durch  Schmidt  ^). 

2.    Durch    einverständniss    von    beiden    selten    steht    nunmehr 

f)  P.  32  „ein  sehr  dürftiges  machwerk'* ;  p.  64  „so  wenig  er  (der 
^'  im  Lit.  ciintralbl.)  sich  im  übrigen  seiner  aufgäbe  gewachsen 
aeigt^ 

5)  Besonders  werthvoll  und  folgenreich  ist  ihre  entdeckung,  dass 
^  dieser  kypriachen  schrift  das  consonantischü  jod  graphischen  aus- 
drnck  gefunden  hat,  s.  nr.  11,  und  nicht  minder  diejenige  einer  auf 
'•»'  aasgebenden  form  des  Gen.  ag,  Dech  II,  b.  nr.  7. 


4  Kyprisclie   inscliriften. 

fest,  dass  die  kyprisclie  sclirift  eine  silbensclirift  ist,  aber  nicht 
dem  sinne,  dass  jede  gleiclilautende  siibe  durch  ein  besonderes  zc 
chen  ausgedrückt  würde,  sondern  nur  insoweit,  als  jedes  zeich< 
eigentlich  die  geltung  einer  silbe  hat,  nämlich  entweder  eines  eii 
fachen  vocales  oder  eines  mit  einem  nachfolgenden  vocale  verbui 
denen  consonanten ,  und  dass  die  letztere  art  von  zeichen  d 
geltung  nackter  consonanten  nur  durch  die  besondere  art  ihr 
Verwendung  nach  einer  bestimmten  convenienz  erlangt.  Bei  d< 
vocalen  hat  die  Verschiedenheit  der  quantitat  keinen  ausdruck  g 
funden;  die  diphthonge  erfordern  immer  zwei  zeichen.  Unter  di 
Konsonanten  sind  die  niutae  sehr  dürftig  bedacht,  indem  tenuis,  m 
dia  und  aspirata  eines  jeden  organs  nicht  von  einander  unte 
schieden  werden.  Ausser  diesen  finden  sich  die  vier  liquidae,  d 
Zischlaut  s  und  die  labiale  spirans  v  ausgedrückt;  über  j  und  d 
doppelconsonanten  herrscht  noch  kein  einverständniss. 

Von  hervorragender  Wichtigkeit  sind  die  beiderseitig  ec 
deckten  regeln,  nach  denen  sich  die  Verwendung  der  silbenzeich 
fdr  nackte  consonanten  richtet,  d.  h.  fiir  die  vor  andern  cons 
nanten  oder  im  auslaute  stehenden.  Dieselben  sind  Schm.  60 
und  DS.  226  ff.  bei  wesentlicher  Übereinstimmung  etwas  verschi 
den  gefasst.  In  anschluss  an  die  letztere  darslellung  ,  welche  c 
bessere  grundlage  zu  gewähren  scheint,  können  sie  noch  etn' 
präciser  und  in  einer  kleinigkeit  berichtigt  folgendermassen  au 
gedrückt  werden. 

a)  Jeder  auslautende  consonant  wird  durch  dasjenige  s 
benzeichen  bezeichnet,  in  dem  er  mit  e  verbunden  ist,  wie  ho.ro.i 
=  x^QOVy  io,%,8e,  =  Totg. 

b)  Jeder  anlautende  consonant  vor  einem  andern  u 
jede  inlautende  muta  sammt  j:^)  vor   einer  liquida  erhält  das, 

6)  Das  gelten  dieser  regel  für  p  ergibt  sicli  aus  e.u.te.re.ta.sa. 
=  ivp^maatü  I,  4*),  das  DS.  227  durch  ein  offenbares  verseh 
(neben  der  gleichbedeutenden  form  e.ve.re.ia.saJu.  I,  14,  die  all 
dings  zweideutig  ist)  unter  die  folgende  regel  gestellt  ist.  Dur 
ein  anderes  versehen  ist  ebd.  a.pi.ii.mUi.ko.ne.  II,  3  mit  der  lesu 
UßtdfiiXxoiy  als  beleg  für  die  behandlung  von  ßd  aufgeführt,  währe 
es    wegen  dfi  unter   die  regel  über  muta  c,  liq,  gehören  würde.    I 

*)  Die  romischen  Ziffern  hier  uud  im   folgendcu    hezieheu    sich    auf 
unten  behandelten  kyprischen  iuschriften. 


Kyprisclie  inscbriftea.  5 

oige  silbeazeichen  ^  das  den  nach  folgenden  vocal  enthält  ,  wie 
j^MMje,  =  niohg,  9a.ta.8i.ja,8e.  =  ^laafjag ,  ve,reAa.8e,  = 
f^Wf  pi.foJbi.po.re^e.  =  0$k6xvngogj  ha^iJseMe,to,u8e.  =  xa- 
^prjotgy  cu.ve.re.taMt.Ui,  =  ivpQtjjäaaiv. 

c)  lo  alien  andern  fallen  erhält  ein  inlautender  conso- 
taut,  dem  ein  anderer  folgt,  das  silbenzeichen  mit  dem  vorherge- 
MeD  ?ocale,  wie  a.raJiu.ro,  =  uQyvQUi,  ho,loM,a.%.  =  FoX/tüi^ 
mjüAoMe.  =  fuG&wVj  ha.te.seAa^e,  =  xaziaruGe,  ijtaJa.I».«».me.fta. 
.  =:  hulaXurftira,  eJbe.^^.  =  ix^od* 

A)  Enklitische  wö'rtchen  gelten  bei  der  anwendung  obiger  re- 
geln für  bestandtheile  des  Wortes ,  an  das  sie  sich  lehnen ,  wie 
Ujnie,  =  idcif,  to,8oAe.  =  waSt,  ta.8a.he.  =  jug  ye,  ha.8a,pa,i 
=  xug  nä^,  8i.8iJse,  =  cC^'  x$. 

Für  die  auslautenden  consonanten  sind  oil'enbar  die  silben- 
uiden  mit  e  gewählt,  weil  dies  der  schwächste  vocal  ist^  sodass 
es  liier  gleichsam  die  rolle  eines  stummen  e  hat.  Aber  auch  bei 
<iea  verbundenen  consonanten  muss  die  Schreibweise  auf  innern 
griiiidefl  beruhen ,  aus  denen  sich  die  Verschiedenheit  der  behand- 
iiiog  erklärt  Schmidt  hat  nun  p.  67  das  sehr  plausibel  klingende 
priocip  aufgestellt,  die  wähl  des  Zeichens  für  den  consonanten  richte 
sick  nach  dem  vocale  der  silbe,  zu  welcher  er  gehöre.  Für  die  meisten 
fälle  ist  das  unverkennbar  zutreffend  ;  aber  bedenken  entstehn  be- 
soDders  bei  denjenigen  fällen,  wo  im  iiilaute  a  mit  einem  folgen- 
dea  consonanten  verbunden  ist.  Denn  wenn  hier  Schmidt  in  Wi- 
derspruch mit  der  herrschenden  auffassuug  silbentheilungen  wie 
«?«r-iog,  fi4iT-&6gy  xaria-iaüt  und  sogar  ima- zag  (?)  aus  einer 
QDedirten  inschrift  anerkennt,  so  hätten  dieselben  zum  wenigsten 
*iclit  wie  selbstverständliche  hingestellt  werden  dürfen.  Aber  al- 
lerdiags  scheint  die  kyprische  Schreibweise  zu  bezeugen ,  dass  das 
^  in  jenen  fällen  stärkere  beziehung  zu  der  vorangebenden  silbe 
li^  als  zu  der  nachfolgenden ,    und    liefert    damit   für    die    lehre 

bitter  fehler  ist  es ,  wenn  i.ki.ma.me.no.8e,  1 ,  3.  4  von  DS.  in  Wider- 
spruch mit  ihrer  eigenen  regel  Ixfiafifihog  (also  mit  mut,  c.  liq.)  ge- 
lesen und  unter  die  folgende  regel  gebracht  ist.  —  Zweifelhaft  bleibt 
(*^>  das  DS.  der  folgenden  regel  unterworfen  haben,  indem  sie 
^•ftJnaMeM^e.  I,  21  ^AQafAVivg  lesen  (Schmidt  *AQ(tfjaytvg  oder  * AQfAtt- 
'f^f,  ich  selbst  * AQfAtiytvg) ,  wogegen  Schmidt  p.  hl  ma.na.nie.no. i.  in 
einer  nnedirten  inschrift  -fÄwafjuvot  gelesen  und  somit  fA¥  mit  mut.  c. 
h  gleichgestellt  hat. 


6  Kyprische  ioschriften. 

voo  der  silbentheilung  eineo  beaclitungswerthcn  beitragt).  Aelio 
liches  gilt  von  der  mit  einem  folgenden  a  verbundenen  muta  i 
e,he,so,8i,  I,  31^  von  Schmidt  desbalb  besser  Ex^o{v)iSi^  gelesen  al 
von  DS.  E^o{v)fft»  Es  ist  aber  eine  aufTuUende  inconsequenz^  wen 
Schmidt  anderseits  ieM,8i,o,u  XIII,  2  für  -dt^atoi  genommen  un 
p.  60  ausdrücklich  die  theilung  da-x^^oi  anerkannt  hat;  das  woi 
bedarf  einer  andern  auffassung.  Auch  scheint  es  schwer  die  dure 
Schmidt's  lesung  von  a.pi.fi.miJi.^'o.iie.  II ,  3  als  *u4ßdi(iÜ.xwv  gc 
forderte  theilung  d-ßd^  den  obigen  silbentheilungen  entsprechen 
zu  finden;  unten  wird  sich  eine  andere  lesung  des  namens  hei 
ausstellen. 

3)  Es  ist  klar,  dass  bei  diesen  eigenthümlichkeiten  der  k) 
prischen  schrift  auch  nach  richtiger  deutung  der  einzelnen  zeiche 
der  lesung  ein  grosser  Spielraum  bleibt,  zuerst  weil  die  kurze 
und  langen  vocale  nicht  unterschieden  sind,  dann  weil  jedes  eii 
muta  enthaltende  zeichen  eine  dreifache  auffussung  gestattet,  en« 
lieh  weil  es  nicht  selten  zweifelhaft  sein  muss,  bei  welchen  si 
benzeichen  der  vocal  für  stumm  zu  nehmen  sei.  Dazu  kommt  no( 
die  Unsicherheit,  welche  daher  entspringt,  dass  vor  einem  folgende 
consonanten  die  inlautende  nasale  immer  und  die  auslautende  o 
des  ausdruckcs  durch  die  schrift  Entbehrt,  s.  ur.  6.  Aber  au< 
bei  der  deutung  der  einzelnen  zeichen  bleibt  mancher  zweifei,  in 
besondere  in  den  kleineren  inschriften,  welche  zum  theil  wenig 
gut  überliefert  sind,  zum  theil  aber  (besonders  die  paphischen  ii 
Schriften)  von  der  hauptquelle,  der  idniischen  tafel,  sehr  abwc 
chende  zeichen  enthalten,  deren  sichere  deutung  durch  ihre  seltei 
heit  erschwert  wird.  Es  ist  deshalb  nicht  zu  verwundern ,  wei 
die  beiderseitigen  forscher,    obgleich  in  den  grundlagen  wesentlii 

7)  Ein  anderer  beitrag  wird  dadurcli  gegeben  ,  dass  das  ausla 
tende  y  der  präpositionen  mit  dem  folgenden  vocale  regelmässig 
ein  Silbenzeichen  zusammengefasst  wird,  einerseits  in  der  zusamme 
Setzung  wie  una,la,lusi.me.na,  =  iy-akaXia/niya ,  o.ne.te.he.  =  6v-i^r^ 
(analog  auch  pa,no,ni.o.ne.  =  nay'tjJyioy)^  anderseits  im  eigentlich 
präpositionalen  gebrauche,  wie  shu.no. ro.ko,i.se.  =  'J}\vy  ÖQXots  (7J\vy 
üuy,  8.  nr.  13);  ebenso  auch  überall  das  y  des  artikels,  wie  to.naj 
ku,ro.ne,  =  iby  uQyvQoy^  ta,na.ta.na,ne,  =  ray  *A^dyay^  to.na.i.lo.ne, 
Tüjy  uikiüy,  to.nuto.i.e.le.i.  =  toy  V  toi  tXu.  Nicht  anders  ist  in  pe.i 
ta.li.o.ne.  =  tiIq  (oder  ntq)  ^Hddhoy  I,  27  mit  dem  q  der  präpositi 
verfahren  und  mit  den  muten  der  elidirten  präpositionen  in  kajeji.jaj 
I,  27  =  xat'i&^ay,  a.po,i.  II,  3  =  dip*  ol  und  sonst.  Dagegen  ist  ai 
lantendea  s  nie  auf  gleiche  weise  bebandeVt,  s.  ^vl  \\i?.<^br.  XL 


Kypriscbe  Inschriften.  7 

einversfaiKfen ,    doch    in   der    deutung*    nicht   selten    anseinander  ge- 
g:8og«o  sindy  und  wenn  sie  bald  in  diesen  fällen  bald  auch  in  sol- 
chen einer  übereinstimmenden  auffassung  mehrfach  auch  für   andere 
deotongea    [ilatz    gelassen    haben.      Da    ich  nun  in  manchen  fällen 
eine  neue  richtigere  auffassung  ausfindig  gemacht  zu  haben  glaube 
is  andern  aber  schon  vorliegende  dcutungen  weiter  bekräftigen  za 
koBoen,  werde  ich  im  folgenden  die  von  Schmidt  und  Deecke-Sie- 
gisaood  behandelten  20  inschriften  unter  hinzufügung  einer  21sten 
I    TM  Schmidt  nur  im  original  -  texte    roitgetbeilten    der   besprechung 
,    BQtenieben  ®).     Dabei  soll  von  jeder  inschrift  zuerst  nach  dem  vor- 
I    ginf>;e  von  Deecke-Siegismund  der  text  mit  Umsetzung   der  silben- 
I    Kicheo  in    lateinische   schrift    wiedergegeben    werden ,    wobei    die 
ttouis  immer    auch    als    media    oder  aspirata  gefasst  werden  kann. 
i    Auch  die  für  das  verständniss  sehr  förderlichen  divisoren,  d.  h.  die 
I    treaooDgszeichen,   wodurch  in  den  meisten  inschriften  die  einzelnen 
I    Wörter  cNler  auch  complexe  enger  verbundener  Wörter  ohne  strenge 
CQQsequenz  gesondert  werden  (bei  Deecke-Siegismund  zum  theil   un- 
gciKuier    behandelt),    sind    sorgfältige    wenn    auch    nicht  der  form 
B>cli,  wiedergegeben.      Kine   zweite    columne    enthält   den    in  ge- 
vöboliche  griechische  schrift  übertragenen  text^  welcher  möglichst 
<iie  wirkliche   ausspräche   darstellen    soll.      Diesem  sind  dann  auch 
<iie  Varianten  (doch  s.  unt.)    von  Deecke-Siegismund  und  Schmidt 
beigegeben,    aus   denen    sich    zugleich    die    abweicliungen    des    la- 
teinischen   textes  von    dem  bei  Deecke-Siegismund  erkennen  lassen. 
Id  klammern  habe  ich  auch  die  lesungen  in  Schmidt's  erstem  nach- 
te zugefügt ,    insoweit    sie    von  denen  der  hauptarbeit  wesent- 
licher abweichen,    damit  erkennbar  werde,    in    wie    weit  Schmidt's 
fonchuDgen    von   den  Strassburgern  benutzt  werden  konnten.     Bei 
^  wichtigsten    inschrift ,    der    idalischen    tafel ,    ist    weiter    eine 
wörtliche  Übertragung  in  die  xo^vrj  angehängt,    um    als    kurze  er- 
l^teruog    der    eigenthümlichen    kyprischen    formen    und    ausdrücke 

8)  Ausser  den  schrifteii  von  Brandis,  Schmidt  und  Deecke-S legis- 
attnd  haben  mir  leider  nur  sehr  wenige  hülfsmittel  zu  geböte  ge- 
standen, nämlich  aus  dem  haupt-quellenwerke  Numismatique  et  In- 
*^]ption$  Cypriotes.  Par,  H,  de  Luynea,  1852  sorgfältige  durch- 
«ichnunffen  der  inschriften,  die  mein  alter  freund  geh.  archivrath 
9«>tefend  froher  fQr  sich  gemacht  hat,  und  Inscriptions  Cypriotes  in- 
«Atet.  Par  M.  de  Vogüe  im  Jonmal  Asiatique.  Sixiferae  Sörie.  Vol. 
^  (1868)  p.  491-50i?  mit  PL  IIL  IV. 


8  Kyprische   iDscliriften. 

zu  dienen,  nur  aus  diesem  gesicbtspuncte  zu  beurtlieileu.  Bei  jede 
insclirift  folgt  endlich  eine  genauere  Besprechung  der  zweifelha/^ 
teren  puncte. 

4)  In  dem  texte  mit  lateinischer  schrift  bin  ich  von  dem  ver^ 
fahren  der  strassburger  formal  in  folgenden  stücken  abgewicbeiu 
Zuerst  habe  ich  die  einzelnen  silbenzeichen  lieber  mit  Brandis  durch 
puncte  als  durch  striche  gesondert.  Ferner  habe  ich  die  stummeii 
vocnle  nicht  durch  die  schrift  kenntlich  gemacht,  weil  dieser  text 
ja  nur  den  Originaltext  ersetzen  soll^  dessen  zeichen  jene  stumm- 
heit nicht  erkennen  lasseu.  Endlich  habe  ich,  was  wichtiger,  den 
fünften  vocal  nicht  durch  y,  sondern  mit  Brandis  durch  u  wieder- 
gegeben, um  nicht  der  entscheidung  der  frage  vorzugreifen,  ob 
dieser  vocal  im  kyprischen  dialekte  den  gewöhnlichen  laut  des 
griechischen  v  gehabt  habe  oder  den  älteren  laut  des  lateinischen 
und  deutschen  u,  der  im  französischen  und  holländischen  gleich- 
falls zu  dem  von  y  abgeschwächt  ist.  Im  griechischen  hatten 
einige  dialekte  die  ältere  ausspräche  beibehalten,  namentlich  der 
bÖotische,  bei  dem  sie  gewöhnlich  mit  rücksicht  auf  die  bei  den 
gebildetsten  theile  der  Griechen  herrschende  ausspräche  durch  die 
Schreibung  ov  (auch  für  das  kurze  v)  ausgedrückt  wurde,  s.  Diall. 
I,  180  ff.,  196  ff.,  II,  519,  ganz  so  wie  am  gewöhnlichsten  bei  der 
Übertragung  römischer  namen  und  wÖrter  in  griechische  schrift,  s. 
Corssen  ausspr.  1,  344;  ferner  der  lakonische  dialekt,  für  dea 
zahlreiche  glossen  dieselbe  Schreibung  mit  ov  bieten  Diall.  II,  p.  18. 
Aber  hier  zeigen  jüngere  Inschriften  auch  ein  o  statt  des  kurzen 
V,  das  gleichfalls  nur  für  eine  andeutung  der  alterthümlicheu  aus- 
spräche zu  nehmen  ist,  wie  auch  nicht  selten  das  lateinische  ü  in 
griechischer  schrift  durch  o  wiedergegeben  ist,  s.  Corss.  I,  345.  Es 
ist  aber  keinesweges  anzunehmen ,  dass  überall ,  wo  das  v  in  der 
schrift  beibehalten  ist,  auch  die  attische  ausspräche  desselben  ge- 
herrscht habe,  wie  denn  die  böotischen  iuschriften  zum  theil  und 
die  älteren  lakonischen  quellen  das  v  zeigen ,  ohne  dass  eine  Ver- 
schiedenheit der  ausspräche  von  dem  ov  denkbar  wäre.  Man  darf 
mit  ziemlicher  Sicherheit  annehmen,  dass  so  alterthümliche  dialekte 
wie  der  eleische  und  arkadische ,  obgleich  ihre  quelleu  durch  die 
schrift  keine  abweichende  ausspräche  des  v  erkennen  lassen ,  doch 
dessen  alten  laut  bewahrt  haben.  Zu  einer  Veränderung  der 
schrift  war  hier  hei  der  entfernuug  von  dem   attisch-ionischen  ein- 


Kjprische  insclirifteo.  9 

eben  so  wenig'  Veranlassung  als  bei  den  Lakonen,  deren 
«isspradie  nur  Ton  den  gprammatikem  durch  ov  bezeichnet  zu  sein 
«h&aL  Dasselbe  gilt  im  vollsten  masse  von  dem  kyprischen  dia- 
lekte,  fiir  den  sich  überdies  noch  bestimmte  spuren  der  alten  aus- 
fprlche  finden.  Dahin  gehört  zuerst  das  in  den  kjprischen  glossen 
hn  Hesjcbius  nicht  selten  erscheinende  o  für  v,  s.  M.  Schmidt  in 
Zeüschr.  f.  vgl.  SprW.  IX,  366 ;  denn  dasselbe  wird  wie  in  den 
obi^n  fallen  nur  für  einen  ansdruck  der  alten  ausspräche  des  v 
n  nehmen  sein ,  weshalb  auch  die  Inschriften  kjprischen  dialektes 
keioeo  wandel  des  v  zeigen.  Ein  directerer  beweis  für  die  alte 
aonfirache  des  fünften  vocales  im  kyprischen  dialekte  ergibt  sich 
aber  noch ,  wenn  von  mir  (s.  unt.  zu  1 ,  16)  richtig  angenommen 
ist,  dass  die  hesychische  glosse  ^ovffßt  :  J^a/fia^,  welche  das 
Mfflitische  wort  zkis,  suza  darstellt,  dem  kjprischen  gebrauche  ent- 
wmmßa  und  auf  der  idaliscben  tafel  diese  mnnzbenennung  zweimal 
(I)  16.  26)  durch  ein  für  zu,  zu  nehmendes  zeichen  mit  der  bei 
geldaii|rabeo  üblichen  abkürzung  angedeutet  sei.  Ueber  eiuen  an- 
^  ähnlichen  fall  s.  zu  inschr.  V. 

5.  Auch  der  text  in  griechischer  scbrift  hat  einige  solche 
■ehr  nur  formale  abweichungen.  Zunächst  ein  äusserlicher  prakti- 
Kber  g^nd  hat  mich  veranlasst  statt  des  i  suhscriptum  überall 
cio  I  adscriptum  zu  setzen ,  wie  es  nicht  allein  die  alten  in- 
>chnften  in  der  nnzialschrif^  bieten^  sondern  auch  in  der  cursiv- 
Kbrift  die  älteren  liandschriften ,  nämlich  weil  einigemal  jenes  » 
fM^t  zu  anfang  einer  zeile  steht,  während  ich  doch  zweckmässig 
§)C&nden  habe  auch  in  dem  griechischen  texte  die  zeilen  scharf  zu 
*<>Bdeni.  Es  empfiehlt  sich  diese  ältere  Schreibung  aber  auch  in 
^  hinsieht,  dass  sie  deutlicher  erkennen  lässt,  wie  dos  mit  langem 
voctle  verbundene  f,  was  freilich  überall  für  die  ältere  griechische 
Sprache  gilt,  keinesweges  für  stumm  genommen  werden  darf,  son- 
dern nur  für  schwachtönend,  mag  es  auch  dieses  schwachen  lautes 
^cgen  zuweilen  abgefallen  sein.  Ueber  seinen  mangel  im  dat.  sing. 
^  beiden  ersten  declinationen  s.  unt.  nr.  8;  ausserdem  fehlt  es 
ia  der  3  sg.  cojij.  inschr.  I,  12.  24.  25.  29,  wie  häufig  im  dori- 
*^  dialekte  Diall.  II,  p.  36,  3.  Ein  bestimmteres  merkmal  für 
^  tonen  dieses  i  im  kjprischen  dialekte  bietet  die  idalische  bi- 
""Siuii  II,  4,  wenn  hier  das  letzte  zeichen  des  vermeintlichen  jv^f} 
"bweicbeod    vod  der  gewöbalicbea    and   auch    in    dieser    insclifift 


10  Rypriscbe  insckrifteo. 

inelirfach  erscheinendeo  gestalt  des  i.  nach  Deecke-Siegisinuud  p.  22£ 
vielmehr  dem  von  Deecke-Siegismund  auf  der  idalischeo  hronze^ 
tafel  als  ji.  gelesenen  (s.  nr.  1 1)  gleich  ist  (Schmidt  hat  in  seioem 
texte  freilich  das  gewöhnliche  zeichen).  Wenn  nun  Deecke-Siegis- 
mund  nichtsdestoweniger  dieses  zeichen  als  i,  und  zwar  als  i  sulh 
scriptum  anerkannt  haben,  so  scheint  mir  doch  die  natürlichere  und 
fast  unabweisbare  annähme  vielmehr  zu  sein,  dass  hier  gerade  eine 
ältere  dreisilbige  form  für  Tt/;^(x  erhalten  sei.  Dagegen  spricht 
keinesweges,  wie  Deecke-Sicgismund  geglaubt  haben ,  der  umstand, 
dass  das  nebenstehende  adjectiv  äys&a  (richtiger  ä^u^at)  das  ge- 
wöhnliche i.  zeigt;  denn  ganz  in  derselben  weise  haben  die  lesbi- 
schen dichter  im  dat.  pl.  das  adjectiv  mit  der  abgekürzten  endung 
mehrfach  zu  dem  Substantiv  mit  der  alteren  volleren  endung  ge- 
stellt, wie  igdraig  yioßatai,  uf^egCoig  ßgoTOKTt,  s.  Diall.  I,  112. 
Wenn  aber  der  kyprische  dialekt  zur  zeit  jener  inschrift  noch  eine 
endung  des  dat.  sg.  decl.  I  (oder  vielmehr  des  locativs,  s.  nr.  8) 
auf  -aj»  kannte  und  wenigstens  in  einer  feierlichen  religiösen  for- 
mel  verwandte,  so  ist  um  so  weniger  zu  glauben,  dass  in  der  ge- 
wöhnlichen endung  -ui  das  i  ganz  stumm  gewesen  sei. 

6.  Eine  andere  wesentlich  nur  formale  abweichung  des  grie- 
chischen textes  bezieht  sich  auf  die  in  diesen  Inschriften  erschei- 
nende eigenthümliche  behandlung  der  nasale.  Dieselbe  ist  nämlich 
vor  einem  folgenden  consonanten  im  inlaute  niemals  ausgedrückt 
wie  aM,  =  ävi(j  a,io.ro,po,sc.  =•  uvdQwnoQ,  a.ti.rlja.ta.ne,  = 
dvdQtävtaVj  pe.pa,meso,ne,  =  nffinafiigvuvj  auch  to.te.  =  lovät 
ebenso  wenig  aber  im  auslaute  der  präpositionen  h  =  iv  unc 
7f\vv  (=  cvv,  8.  nr.  13)  und  des  urtikels  vor  dem  folgenden  eng- 
verbundenen Worte  consonantischcn  anlautes,  wie  uiu,ha.i,  =  U 
tvxa^^  slm,tu,\ia,u  =  TSvv  iv^öit,,  toJio,ro,ne.  =  ror  jjfw^or,  tcpcui 
toAie,  =  TCüv  7iuC3ijt)v  y  ta.po.to.U.iie.  =  mr  utoXiv.  Nur  in  tut 
mg  ^Hddhov  1 ,  27 ,  wo  die  Verbindung  mit  dem  zunächst  foK 
genden  worte  loser  ist,  hat  der  artikel  die  nasale  bewahrt  An 
derseits  aber  fehlt  dieselbe  auch  dem  relativum  in  to  Jipei&ffMii 
I,  21.  Deecke-Siegismund  und  Schmidt  haben  sich  nun  übereio 
stimmend  dahin  entschieden,  dass  in  jenen  fällen  nicht  ein  vollstän 
diger  schwand  der  nasale  anzunehmen  sei ,  und  haben  sie  deshal 
in  der  griechischen  schrift  ausgedrückt,  nämlich  Deecke-Siegisman 
überall  durch    ein    eingeklammertes  (v) ,    Schmidt   aber    fast . 


Kjprisclie  ioscbrifiteo.  11 

eio/Bcb  dorch  die  ergänzte  nasale  unter  ausdruck  der  euphonischen 
renraiHl/uogen  in  y  und  ^  \  Es  ist  aber  klar  ^  dass  die  nasale, 
weoo  auch  nicht  ganz  unterdrückt,  docb  nur  einen  sehr  schwachen 
bot  gehabt  haben  kann ,  der  dazu  berechtigte  sie  nicht  für  einen 
Tolleo  consonanten  zu  halten  und  in  der  schrift  unberücksichtigt  zu 
lassen.  Dies  haben  auch  Deecke  -  Siegisoiund ,  die  sich  über  die 
laelie  p.  231  sehr  richtig  aussprechen,  mit  ihrer  art  der  schrei- 
iwDjjf  gemeint  Aber  diese  ist  ziemlich  unbequem,  und  da  die  ver- 
tcbwiegene  nasale  der  kjprischen  inschriften  eine  augenfällige  ähn- 
Udikeit  mit  dem  anuswara  des  Sanskrit  zeigt,  so  habe  ich  es  für 
das  zweckmässigste  gehalten  für  dieselbe  diese  sehr  sachgemässe 
nod  praktische  bezeichnung  zu  wählen.  Es  entsteht  aber  noch  die 
frtge,  ob  die  Unterdrückung  der  auslautenden  nasale  in  der  kypri- 
icbeo  schrift  sich  wirklich ,  wie  Deecke  -  Siegismund  und  Schmidt 
ugeoonraen  haben,  nur  auf  die  obigen  fälle  beschränke.  Aller- 
dings ist  in  den  meisten  andern  fällen  das  schliessende  v  auch  vor 
consonanten  bewahrt,  wie  t3'  x^qo¥  xov  I,  8,  jw'  TraCSioy  räfv 
I)  11.  Aber  es  ist  doch  nicht  zu  verwundern,  wenn  jene  entschie- 
dene neigung  zur  abschwächung  der  nasale  sich  wenigstens  in  ver- 
einzelteren fallen  auch  auf  den  auslaut  selbständiger  Wörter  er- 
i^kt  hat,  wozu  schon  der  erwähnte  fall  mit  dem  relativum  einen 
^liiergang  bildet.  Es  werden  sich  aber  zwei  fälle  finden,  Inschr« 
1}  19.  21 ,  wo  bei  unbefangenem  urtheile  der  mangel  des  v  im 
Acc  sing.  decl.  II  bei  Substantiven  anerkannt  werden  muss ,  .  und 
ftosserdem  inscbr.  IV  ein  l  für  das  enklitisch  angehängte  prono- 
neBlv. 

7.  Nicht  so  ganz  nur  formaler  natur  ist  meine  abweichende 
icbreibuDg  in  bezug  auf  eine  andere  scheinbar  entgegengesetzte 
^ndieioung,  die  das  v  in  diesen  Inschriften  zeigt,  in  zahlreichen 
^len  hat  nämlich,  wie  von  Deecke-Siegismund  p.  232  ff.  richtig  er- 
■^■nnt  ist,  der  gen.  sing.  decl.  II  durch  anfügung  eines  v  die  endung 
~ov  erhalten.     Es  gehören  dahin  noch  einige  fälle  mehr,    als  von 

9)  Dies  wird  durch  jäy  nig  *Hdulioy  1 ,  27  (wo  freilich  Schmidt 
K^n  das  ausdrückliche  zeugniss  des  schriftzeichens  rafi)  nicht  em- 
^ohlen,  und  Deecke-Siegismund  scheinen  den  euphonischen  wandel 
^  die  verschwiegene  nasale  gerade  wegen  ihrer  nicht  consonanti- 
•cben  natur  mit  recht  in  abrede  zu  stellen.  Uebrigens  hat  Schmidt 
ohne  consequenz  zuweilen  den  arükel  anaccentuirt  mit  seinem  nomeiv 
ytthaden,  einigemal  aucJi  die  nasale  eingeklsLmmert. 


12  Kyprisclie  inschrif^eo. 

Drecke -Siegismii od    anerkannt   sind,     nämlich:     I,    1    ju*    nioJu^ 

2,  ^OvdCi'kov  toy  ^Ovaatxv  TtQiüVy  4  uv€v  fjtia&wv,  5  ai# 
z(3  fjnffd-civ  xä  ^a'jl   ru    ifXVQ^^»  ^*  ^  'a'u  rtJ  uQyvguir 

TUjis  TÜJ  tuXd'jwVf  11  TW'   nuCdcjv    iwv  ^OvuaixvjTQutv, 

15  u'tI  tu  ij^riQUiv  Tt3  fuC&ojVy  19  Oogpov   tov  Qvpk- 

fiCwp  (?),  23.  24  loff  naCdag  Tog  ""OyualXwv,  25.  26 

uQyvQwv  (während  z.  6.  13.  15  in  derselben  Verbindung  ugyvQut), 
30.  ol  ^Ovaa^xvtiQvjp  naCdig;  II,  1  KsTtujv  xd  ^HdulCmv, 
2  TCtf  ninufiiqvjv,  3  o  ^Aß idhfjkCXxwv,  X  ^Ovutsi^ 

potxog  b  2t ad polxiüVy  XVII  ßaa^l^og  ^ExBTCfiwv.  Die 
Sache  ist  vollkommen  evident  und  in  Wahrheit  das  ci  des  columbus, 
was  aber  dem  Verdienste  der  strassburger  herren  durchaus  keinen 
eintrag  thut  M,  Schmidt,  der  sich  diese  eutdeckung  hat  ent- 
gehen lassen,  und  in  jenen  formen  überall  gen.  plurulis  anerkannt 
hat,  ist  (um  anderes  zu  übergehen)  nicht  allein  gezwungen  ge- 
wesen die  wunderlichen  plurale  ugyvgot  und  /jua&oC  (s.  Deecke- 
Siegismund)  zu  dulden,  sondern  in  verschiedenen  fällen  sogar  zu 
ganz  desperaten  erklärungen  seine  Zuflucht  zu  nehmen,  s.  unten  zu 
I,  1.  3.  U,  3.  X,  wie  auch  I,  6  zu  der  dreisten  lesuug  von  kK 
als  TcJv  vor  einem  vocale.  Auch  in  Nuchtr.  II  hat  sich  Schmidt 
noch  nicht  entschlossen  die  richtigkeit  der  entdeckuug  anzuerken- 
nen, sondern  nur  diese  frage  der  singular-genetive  „mit  v  ifthc/^ 
als  ;Eweifelhaft  zu  bezeichnen. 

Etwas  ähnliches  findet  sich  nur  im  arkadischen  diulekte,  wo 
in  TUßpl  tut  im^afifü)  Teg.  38  von  Deecke-Siegismund  richtig 
TWV'i  für  lat'l  anerkannt  ist;  sonst  haben  diese  gcnetive  hier  re- 
gelmässig den  ausgang  -co,  einmal  -ov>  Mit  recht  haben  sich  nun 
Deecke-Siegismund  gescheut  in  diesen  formen  ein  ephelkystisches  i 
anzuerkennen ,  weil  dies  gerade  den  kyprischen  inschriften  in 
stärksten  masse  fremd  ist  (s.  unt.  zu  Inschr.  XIX.  XX),  abei 
auch  keine  andere  erkläruug  der  auffallenden  erscheinung  versucht 
Es  fällt  aber  auf  dieselbe  einiges  Kcht,  wenn  man  bedenkt,  dasi 
asy  griech.  og,  ursprünglich  die  allgemeine  casusendung  für  dei 
gen.  singularis  ist,  die  ihr  g  ausser  decl.  Ill  und  den  femininei 
von  decl.  I  (wo  aber  der  arkadische  dialekt  -av  aus  -ao)  auch  ii 
manchen  dorischen  formen  der  pnmomina  erhalten  hat  (Diall.  II 
^4S  ff,,),    uad  dass  ein  alter  ausgang  -w^  vm  ^^\i.  Ävw^nVaris  decl 


Kyprisclie  inscbriften.  13 

IJ  gemi  dem  -ug  der  feminioa  in  decl.  I  entspricht  Danach  be- 
greift  es  sich,  dass  in  den  kjprischen  formen  auf  -(av  das  v  nicht 
oeo  xogefiigt,  sondern  an  die  stelle  des  älteren  g  getreten  ist,  ge- 
nüge wie  in  der  verbalendung  der  1  pluralis  -fisv  ^=:  skr.  -mas, 
kt  -mus,  dor.  -fitg,  in  dem  adverbialen vsuffixe  -d^sv  =  skr.  -la«, 
iat  -Ins,  und  in  manchen  vereinzelteren  fällen,  wo  zum  theil  auch 
gmde  dorische  dialekte  das  v  haben,  wie  dor.  niqvug  =  iti- 
fMn(r),  uU^  =  aUv,  ivdog  =  Xvdov,  dagegen  rhodisch  und  the- 
niseh  i^äv  =  i^riq^  rheginisch  av^if  =  av&ig^  s.  Diall.  II,  87. 
Bei  solcher  natur  dieses  v  ist  aber  kein  gprund  es  mit  Deecke-Sie- 
gissund  wie  einen  überflüssigen  zusatz  durch  kleinere  schrift  aus- 
nsundem ,  und  ich  habe  es  richtiger  mit  den  andern  buchstaben 
•is  vollberechtigt  in  reih  und  glied  gestellt. 

8.  Die  Zweideutigkeit  aller  vucale  hinsichtlich  ihrer  quan- 
tität  bringt  für  die  Umschreibung  in  gewöhnliche  griechische 
Schrift  mehrfache  zweifei.  So  zuerst  im  dat.  singularis  decl.  II. 
Beecke-Siegismund  haben  hier  das  -^X  der  inscbriften  regelmässig 
oiiDe  weitere  rechtfertigung  durch  das  gewöhnliche  -m  wiederge- 
gd)en  und  nur  inscbr.  ill  einen  locativ  ^Edahot  anerkannt.  Da- 
gegen Schmidt  hat  nach  analogic  des  böotischen  und  arkadischen 
diftlektes  überall  -o»  vorgezogen,  s.  p.  81.  82.  So  sehr  dies  aber 
Ulf  den  ersten  blick  durch  die  enge  Verwandtschaft  des  arkadischen 
direktes  empfohlen  wird ,  so  entstehen  doch  gewichtige  bedenken 
darcli  diejenigen  falle ,  wo  jenen  dativen  das  schliessende  ir  fehlt, 
Däalicb  II,  3  zcü  ^AnXvjn  iw  '-^^-,  XII  tw*  ^ttj  raj  '^/rÄwi'i, 
XIV,  3  TW  ^AnXiZn,  X.  XI  rw  'Ykdjüij  XIII,  3  reo  0$is- 
Itslun  XV,  3  TöJ  MttyrjQdoj  VI!  tw  poCxaji.  Denn  wälirend 
iwi  der  Schreibung  -o)  oder  besser  ^wt  sich  der  abfall  des  $  als 
^ioes  stumm  gewordenen  begreifen  lässt,  ist  bei  anerkennung  der 
Aussprache  -o»  das  schwinden  des  p,  von  Schmidt  immer  durch  ein- 
g^lammertes  $  bezeichnet  wie  loij),  geradezu  unverständlich. 
I^reilicb  haben  Deecke-Siegismund  ein  solches  auch  fur  den  rela- 
^veo  plural  oT  I,  31  angenommen,  aber,  wie  sich  zu  der  stelle 
zeigen  wird,  entschieden  irrig.  Die  sache  bedarf  aber  einer  etwas 
gräodlicberen  Untersuchung,  für  die  der  von  Deecke-Siegismund  in 
^otdir.  Ill  richtig  anerkannte  locativ  ^EdakioX  (^HSahroT)  einen 
t^teo  ausgaogspunct  bietet.  Es  ist  nämlich  ein  solcher  kypri- 
"^  locativ    auch  \d  /uoz^'^  -  ^"^OQ  •  Hdfio^  Hes.  (=   |Liv;[0i) 


14  Kyprische  Inschriften. 

erhalten,  and  es  wird  sich  bei  der  Besprechung    der    einzelnen 
Schriften  ergeben,  dass  nicht  allein  auch  ^AfivxXot  II,  3    für    c 
ähnlichen  locativ  zu  halten  sein    dürfte,    sondern  dass  auch  in 
rol  ^(OFi  joi  ^^kdngtuTcih  und  I,  31    jol  ^(Oki  roT '^HiaXirjj^  e 
locative  vorliegen,   und  dass  somit  der  locativ  des  kjprischen 
lektes  sich  nicht   bloss    auf    Ortsnamen    oder    vereinzelte    advei 
lischc    bildungen    erstreckte,   sondern  dem  Sanskrit  entsprechen! 
allgemeinerem  lebendigen  gebrauche  geblieben  war.     War  dies  ; 
der   fall,    so  wird  man  diesen  locativ  mit  grösster  wahrscheini 
keit   auch    in  der  Verbindung  mit  der  proposition  iy  =  iv  anzi 
kennen  haben,  mag  nun  der  sinn  ein  streng  localer  sein,  wie  I 
^  jul  ih$  und  I,  20  ^  2Cfiidoq  ugovQui^  oder  ein  temporaler 
I,  1  ^  joT  0,  piTH,    oder    ein    sonst  übertragener  wie  I,  3  h 
fAdxät    und   in  der  formel  l  tvxüi  XI.   XVIII,  2.  XIX,  4,  ?• 
Xäi  aCadui,  XIII,    V  tvxäp  ä^a^di  11,  4.     Der    locativ    ist  i 
auch  in  der  merkwürdigen  construction  der    präpositionen  äno 
||  (kyprisch  unv^  US)   mit    dem    scheinbaren    dative  anzuerkeo 
welche  der  kyprische  dialekt  mit  dem  arkadischen  gemein  hat, 
1,  5  ills  wX  foCxot  ToT  ßaCtXrjpoCj  I,  1 1  iJS  toi  X^Q^^  roids,  I 
utp    ot,  I,  8,  17    unv    IUI    C«*    t«*   ßaCt^Xtjpog  zui    (17.   18 
MaXavfjü^  lui  neöfjät),  I,  24  i71\  xut  ^ui  xaldi.     Es  ist  ders 
fall  wie  bei  den  ausdrücken  von  da,    engl,  from  there    statt 
älteren  von  danfnenj,  from  tlusnce,   indem  auch  hier  die  präposi 
der    entfernung  mit   einer   locativen    form   auf  die  frage  wo  8 
mit  einer  ablativen  verbunden   ist.     Es    ist    nuu    aber   sehr    bei 
tungswerth ,   dass  in  allen  jenen  fallen,    wo  ein  locativ  anerki 
werden  darf,  niemals  ein  sctrwinden  des  f  stattgefunden  hat,  w< 
in  decl.  I  noch  in  dcci.  II,    und    dass    dasselbe    in    der  schreib 
tvxajt  II,  4    (s.   ob.  nr.  5)     noch    besonders    gekräftigt    ersclii 
Ganz    anders  steht    es   mit   den  übrigen  fällen  des  dativs.     Zu 
mit  denjenigen,   wo  der  echte  alte  dativ,  dem  des  Sanskrit  und 
lateinischen  entsprechend,  anzuerkennen  ist.     Bei  diesem  sind  s( 
vorher    zahlreiche    beispiele    des   geschwundenen  »  aus  decl.  11 
gebracht  (alle  in  weihungsformeln) ,    und    damit  stimmt  aus  dei 
Tcc  ^Hmva    Tui  III,  1    und   das    von    mir  als  dativ  anerkannte 
X^Xu    inschr.  X.     Nicht  anders  aber   steht   es    auch   mit    dem 
strumentalen  gebrauche  des  dativs,    der    besonders    bei   der   pri 
jsitiou   ffi/y   klar  ist.     Denn  die  formel  TAv*  rvxäh  zeigt  inschr. 


Kjprisclie  inschrifteo.  15 

«tt^rdings  das  i,  entbehrt  aber  desselben  in  Thi'  xv^o.  XV,  4,  und 
L  m  Xli ,  3  wird  danach  dos  vor  tv^vt  stehende  unklare  zeichen 
l  {\eicbfalk  für  7Av*  zu  nehmen  sein.  Es  lassen  sich  hieraus  fol- 
■  gende  Schlüsse  ziehen.     Zuerst  dass  der  kjprische   dialekt   in    decl. 

II  eioen  auf  -o»  ausgehenden  locativ  bewahrt  hatte,  ganz  der  alt- 
iadisehen  endung  k  (aus  aA)  entsprechend ,  bei  dem  ein  schwinden 
des  (  nicht  eintreten  konnte.  Ferner  dass  umgekehrt  der  eigent- 
fidie  dativ  dieser  declination  auf  -uti  ausgegangen  sein  muss,  weil 
bei  diesem  das  schwinden  des  t  nicht  selten  eintritt.  Der  ausgang 
-CM  erklärt  sich  aber  fiir  den  eigentlichen  dativ  daher ,  dass  hier 
der  alte  kennlaut  a  mit  der  dativ  -  endung  b  =  al  contrahirt  ist, 
ibo  OM  aus  a-al.  Die  form  ^ur  den  instrumentalen  gebrauch  ist 
io  decl.  II  nicht  nachzuweisen,  wird  aber  wie  sonst  mit  dem  echten 
datif  zusammengefallen  sein,  wie  sie  denu  auch  in  decl.  I  mit  die- 
ten  die  Schwundfähigkeit  des  i,  theilt.  Sonst  musste  in  decl.  1 
der  ausgang  des  locativs  aus  d-i  (s.  jedoch  nr,  11)  und  des  dativs 
103  d-a»  wesentlich  auf  dieselbe  form  -ä»  hinauskommen.     In  decl. 

III  zeigt  auch  der  kyprische  dialekt  den  dativ  mit  der  eigentlich 
den  lorativ  zukommenden  endung  -i.  Jedoch  hat  sich  die  eigent- 
lidie  dativ-endung  -f*  =  skr.  -«f,  lat.  -l  in  dem  compositum  Ji- 
p((9tfitz  I,  21  (vgl.  XU,  1)  erhalten,  wie  nicht  minder  in  der 
naneosform  JuiTgitpr^gy  die  in  alten  attischen  inschriften  erhalten 
und  auch  bei  den  attischen  diclitcru  (statt  JiTiQirfrjg)  durch  die 
lan^  der  zweiten  silbe  bezeugt  ist,  s.  Thes.  II,  1470  A.  Spuren 
derselben  auch  in  der  homerischen  spräche  habe  ich  Fhilol.  IV, 
594  nachgewiesen,  l-eber  den  pluralen  locativ  lässt  sich  aus  den 
kjpriscben  inschriften  nicht  urthcilen.  Während  nun  also  der  ky- 
prische dialekt  in  decl.  II  einen  locativ  auf  -oi  neben  einem  dativ 
ttf  -UM  hat,  gewöhnlich  aber  jener  in  die  form  des  dalivs  aufge- 
gugen  ist ,  scheint  umgekehrt  im  arkadischen  dialekte  der  dativ 
^  fom  des  locativs  angenommen  zu  haben ;  denn  während  die 
^Te  auf  -0$  in  der  Inschrift  von  Tegeu  allerdings  meistens  lo- 
^eo  sinn  zeigen,  scheint  I.  20  ö^xuoriJQiov  to  ytvofxevov  loT 
'^{^»  mg  ^afiCav  doch  nur  für  einen  echten  dativ  gehalten  wer- 
^^  ZQ  können.  Im  bÖotischen  dialekte  erklären  sich  die  dative 
^f  -Ol  aus  einer  Verkürzung  des  ersten  vocales  im  diphthonge 
«H.  8.  Diall.  I,  193.   194. 

9)  Zweifel    aber   die   wähl  des  langen    oder    kurzen    voctt\es 


16  Kjpriscbe  Inschriften. 

können  ferner  auch  bei  den  casus  und  derivaten  der  Wörter  an 
-tvg  eintreten.  Deecke-Siegismund  und  Schmidt  haben  hier  gletdb 
massig  das  c  vorgezogen,  wie  ßuaMpogj  KBJtipsg,  Uq^ijav  I,  2i 
{jkiquav  Schmidt),  der  letztere  p.  84  mit  dem  eingestanduisse^  dan 
die  frage  schwierig  zu  entscheiden  sei,  aber  in  der  meinung,  da« 
auch  die  Sprachforschung  die  formen  mit  a  fordere.  Wenn  danil 
die  spraclivergleichung  gemeint  ist^  so  hat  diese  über  jene  schwie- 
rigen bildungen  doch  nur  sehr  unsichere,  schwankende  und  nichtv 
beweisende  vermuthungen  vorgebracht.  Innerhalb  der  griechisclieH 
Sprache  aber  weiset  alles  darauf  hin,  dass  vielmehr  der  lange  voea 
der  ältere  sei.  Denn  bei  Homer  findet  sich  ausser  dem  diphthoB- 
gischen  cv  und  £»  (wie  ßaCfXna)  der  kurze  vocal  bis  auf  gana 
vereinzelte  ausnahmen  nur  in  eigennamen,  denen  immer  eine  grö» 
sere  freiheit  gestattet  zu  sein  pflegt.  Später  erscheint  dann  dea 
lange  vocal  entschieden  vorherrschend  gerade  im  lesbischen  uuM 
als  £f  im  böotischen  dialekte  (Diall.  1,  117.  205),  die  besondein 
viel  alterthümliches  bewahrt  haben,  und  auch  die  attischen  deeli* 
nations-formen  lassen  sich  nur  verstehen ,  wenn  man  ältere  mit  i 
zu  gründe  legt,  s.  m.  Griech.  formen!,  p.  174.  Man  wird  h\m 
anzunehmen  haben,  dass  in  diesen  Wörtern  der  diphthong  «v  ain 
fiv  geworden  ist^  gerade  wie  der  jüngere  lonismus  auch  rsvg  fui 
vrfig  hatte,  und  wie  überall  in  diphtliongen  der  erste  lange  voca 
sich  sehr  leicht  verkürzt  hat.  Die  Verkürzung  vor  dem  conso* 
nantischen  (später  ausgefallenen)  p  hat  gleichfalls  in  der  decli- 
nation von  vrfig y  und  zwar  schon  bei  Homer,  ihre  analogic.  Bei 
der  altertbümlichkeit  des  kyprischen  dialektes  hat  man  nun  allefl 
grund  für  denselben  das  ältere  rj  anzuerkennen^  und  dem  tritt  auck 
der  nächstverwaudte  arkadische  dialekt  nicht  hinderlich  entgegeo, 
da  aus  demselben  über  die  gestaltungcn  der  wÖrter  auf  -avg  niditi 
bekannt  ist  als  die  auch  dem  kyprischen  dialekte  (inschr.  XVIII) 
gemeinsame  nomiuativ  -  form  Ug^g.  Diese  aber  führt  gerade  a«f 
eine  alte  form  -rjvg  zurück,  und  es  ist  sehr  wohl  denkbar,  daai 
in  den  kyprischen  inschriften  und  nicht  minder  bei  Homer  bei  die- 
sen Wörtern  und  ihren  derivaten  auch  in  dem  diphthonge  eigent- 
lich das  ri  richtiger  sei. 

10)  Mit  besserem  rechte  haben  Schmidt  und  Deecke-Siegisnioad 
den  kurzen  vocal  in  der  endsilbe  des  acc.  pluralis  decl.  II  voll- 
zogen, wie  jog  xuatyvijiog,  beiderseits  unter  berufung  auf  die  ana« 


Kjprisclie  iosciirifteo.  17 

Wgie  d«  arkadischen  dialektes,  und  mit  derselben  rechtfertigung 
Wbea  Deecke-Siegiflmund  audi  ixfp  I,  10.  22  s=  ^«»v  geschrieben, 
wikrend  Scbmidt  bier  inconsequenter  weise  i^rjv  gesetzt  hat,  aber 
p.  84  auch  i][iy  fur  xulassig  hält  Für  die  Verkürzung  der  end- 
lifte  hätte  aber  ausser  dem  arkadischen  dialekte  auch  in  den  glos- 
fCD  Hesjcb.  Ian6&'  ignsg  :  no&ir  ^xBtg.  nuy>$oi  und  ät(xsg: 
.  . .  ttjrovcig.  KvUQiOi  (s.  zu  I,  16)  eine  gute  stütze  gefunden 
werden  können.  Denn  die  endung  -cg  für  -e«g  in  2  singularis 
ingt  dafür,  dass  der  kyprische  dialekt  die  auch  in  einem  theile 
4er  dorischen  dialekte  bald  stärker  bald  schwächer  erscheinende 
■eignogf  zur  Verkürzung  der  auf  g  und  v  ausgehenden  endsilben 
(f{^.  DialL  11,  p  21)  in  besonderem  masse  besessen  bat.  Der 
glosse  ei  ßoki  :  iC  &ilHg.  Kvngto^  traue  ich  nicht  genug,  um 
Uer  mit  M.  Schmidt  Zeilscbr.  f.  vgl.  SprW.  IX,  366  sogar  auch 
die  Verkürzung  der  vocalisch  auslautenden  silbe  anzuerkennen, 
■udicfa  für  ßoXik,  was  Bergk  geradezu  bat  herstellen  wollen; 
■ir  scheint  die  besserung  ßoXkui  noch  wahrscheinlicher.  Wenn  in 
dea  glossen  a^^<£e«y  :  ^«^^ovr.  Kfingtot  (nach  av&oqov ^  wes- 
Ub  Salmasius  richtig  al^qt^Hi)  und  S  u  fAut  g  Ct^fi^v  :  to  avvuyHv 
ror  Jij/^ritQiaxdi'  xagnov.  KvnoiOt  diesen  kypriscben  verben  die 
iifioitif-endung  -eiv  gegeben  ist,  so  ist  dies  nur,  woran  M.  Schmidt 
••  a.  0.  nicht  hätte  zweifeln  sollen ,  eine  sehr  gewöhnliche  unge- 
■Migkeit  der  glossographen ,  die  nur  den  kyprischen  ausdruck  ins 
^t  fassten  und  ihn  dabei  in  der  gemeinen  form  des  inllnitivs 
iiffobrten.  Gerade  diese  infinitive  auf  -v  werden  von  jener  nei- 
'  fiog  zur  Verkürzung  der  endsilben  am  leichtesten  getroffen,  in  den 
Tabmlae  Heradeenses  z.  b.  ausschliesslich,  s.  Diull.  II,  176. 

11.  Deecke  -  Si^ismund  haben  besondere  silbenzeichen  für 
j^  je^  p  anerkannt,  die  sich  nach  p.  222  hauptsächlich  mit  para- 
sitisdier  entwickelung  des  lautes  j  nach  vorhergehendem  *  (auch 
m)  finden,  während  in  *ESahfjt  und  Ugejijuv  1,  31.  20  der  ge- 
hraneh  des  Zeichens  jL  statt  i.  eine  andeutung  gebe,  dass  nicht 
diphCbongisch  f»  zu  lesen  sei.  Anders  hat  Schmidt  über  diese  zei- 
ebeo  geurtheilt.  Das  von  Deecke-Siegismund  für  ja,  genommene 
erklärt  er  p.  25.  26.  47  für  ein  nach -vorhergehendem  ^gebrauch- 
tes seichen  des  a  und  hat  es  überall  durch  o  wiedergegeben.  Das 
p.  der  Strassburger  bat  er  stillschweigend,  selbst  ohne  es  in  der 
leidieiitafel  aufzufahren^  als  eine  blosse  modification  des  gewöhn- 
Plulologus.    XXXV.  bd.    1.  2 


18  Kjprische  insclirifteo. 

Hellen  Zeichens  för  i  behandelt,  was  es  allerdings  seiner  gesta 
nach  möglicherweise  sein  könnte.  Schon  Brandis  p.  665  hatte  c 
fdr  ein  i  am  ende  des  Wortes  oder  raumes  erklärt,  wo  die  erst 
hestimmung  fär  drei  unter  den  vier  beispielen  des  gehrauches  paati 
keine  von  beiden  fur  das  letzte,  nämlich  für  das  fast  zu  aafao( 
der  zeile  stehende  wort  i,e.re,ji.jaMe,  l,  20.  Aber  auch  Deecke 
Siegismund  haben,  wie  schon  oben  nr.  5  bemerkt  ist,  in  lii.iba.ji 
II,  4  das  letzte  sonst  von  ihnen  als  ji.  gedeutete  zeichen  nur  fih 
eine  graphische  modification  des  i.  genommen.  Endlich  von  dei 
beiden  zeichen,  welche  Deecke-Siegismuod  als  je,  gefasst  haben^  is 
das  erste  1,  6.  16  von  Schmidt  angedeutet  gelassen  und  das  an 
dere  in  inschr.  XVI.  XVllI  erscheinende,  weil  er  diese  inschriftei 
nicht  behandelt  hat,  gar  nicht  erwähnt.  Die  Schmidt'sche  aaf 
fassung  des  fraglichen  ja.  scheint  mir  nun  sehr  wenig  glaubliche 
zu  haben.  Denn  wie  wäre  es  wol  erklärlich,  dass  um  eines  vor 
hergehenden  t  willen,  das  bald  durch  sein  eigenes  zeichen  ausgs 
drückt,  bald  in  andern  silbenzeicben  enthalten  ist,  fiir  das  o  eil 
ganz  anderes  zeichen  ohne  unterschied  des  lautes  gewälilt  seil 
sollte?  Vielmehr  wenn  nach  dem  laute  t  so  häufig  statt  des  er 
warteten  o.  ein  gänzlich  verschiedenes  zeichen  gefunden  wird 
scheint  mir  die  folgern  ng  fast  u  nah  weislich,  dass  dadurch  eine  an 
veranlassung  des  vorhergehenden  t  modificirte  ausspräche  bezeich- 
net werde.  Dann  liegt  aber  kein  gedanke  näher,  als  dass  dem 
vor  dem  folgenden  vocale  sich  ein  vermittelndes  j  angescblossei 
habe,  wie  dem  u  und  v  im  lateinischen  und  griechischen  nicht  sei 
ten  r  und  p,  z.  b.  ugtCKvpovia  Curt.  p.  574,  das  pamphyliscb« 
oQoiißm  fiir  oQovpm  Diall.  11,  44  und  gerade  auch  mehrfach  ii 
den  kjprischen  inschriften  und  miinzlegenden,  wie  xancx^vpaö^ 
XIX,  3^  EipiX&ovtoq  u.  a.,  s.  Deecke-Siegismund  p.  222.  Ea  wiitl 
aber  II,  1  in  dem  namen  MiXtxjdd^wv^  wie  am  richtigsten  zu  lesen, 
sich  auch  ein  ja.  ohne  parasitische  natur  des  j  herausstellen,  lit 
aber  die  erkenntniss  gewonnen,  dass  die  kjprische  schrift  wirklieh 
einen  ansdruck  für  den  consonan tischen  laut  jod  hatte,  der  des 
griechbchen  anscheinend  sonst  gänzlich  fehlt ,  so  erhält  dadurdi 
auch  die  erkennung  der  seltenen  silbenzeicben  je.  und  ^'i.,  beaonden 
nach  vorhergehendem  »,  eine  stütze.  Eine  Schwierigkeit  madit 
dabei,  dass  nach  Deecke-Siegismund  für  je.  zwei  ganz  verschiedeai 
zeichen  dienen,  das  eine  I,  6.  16,  das    andere  in  den  grabschriftei 


KjpriBcIie  iiuchrifteii.  19 

\S\.  XVIII,  die  allerdiofcs  audi  soost  eigenthiimlichkeiten  der 
Klinft  zeigen.  Besondere  aufmerksamkeit  aber  verdient  das  zei- 
dran  jt^  bei  dem  nur  in  7n6X$jt  1,  6  der  parasitische  gebrauch 
iuk  j  angenomiB^n  werden  kann^  in  den  drei  übrigen  fallen  seines 
Yorkomnena.  Wenn  Deecke-Siegismund  in  ^Edahij$  1,  31  und 
k^^joy  1,  20,  richtiger  ^HdaX$l^$  und  Ugtjj^jav  (s.  nr.  9),  es 
nr  itatt  i.  gesetzt  sein  lassen,  um  die  diphthongische  ausspräche 
a  SB  Terhttten,  so  scheint  mir  das  wenig  glaublich.  Vielmehr  da 
üese  bikinngen  von  Wörtern  auf  ^evg  eigentlich  ein  p  verlangen 
■od  in  den  kjprischen  inschriften  vorherrscliend  zeigen,  liegt  es 
ttiie  kier  in  dem  j  einen  Stellvertreter  des  p  zu  erkennen^  wie 
^esei  m  der  abwandlung  jener  wÖrter  auch  der  Isis-hjmnus  durch 
<  ersetzt  bietet,  nämlich  ßatfikl^tog  I,  19.  IV,  1  und  yoyiitwv  I, 
19,  und  wie  auch  die  für  die  jüngeren  lonier  und  Aeuler  bezeug- 
ten fomen  ßaaikiiog  und  ßactXuog  (Diall.  I,  117)  nur  aus  einem 
ilteren  ßaöiXijtog  erklärt  werden  können,  in  dem  das  t  oder  eigent- 
iidi  j  ein  Vertreter  des  ursprünglichen  p  war.  Ich  habe  darüber 
ni&er  in  meinem  programme  'Pa  (1873)  p.  9  gebandelt  und  finde 
jetzt  in  den  obigen  kyprischen  formen  eine  schöne  bestätigung  der 
4ert  gegebenen  darstelhing.  In  diesen  scheint  übrigens  der  wandet 
^  f  in  j  durch  das  nachfolgende  «  befördert  zu  sein.  Endlich 
liiosichtlich  der  form  iv/aj»  II,  4,  welche  ich  vorher  nr.  8  als 
locativ  nachgewiesen  habe,  ist  zu  beachten,  dass  schon  vor  län- 
gerer zeit  in  Zschr.  f.  vgl.  SprW.  III,  83  von  mir  der  nach- 
web geliefert  ist,  der  freilich  keine  genügende  anerkenninig  ge- 
^MieQ  zu  haben  scheint,  dass  die  weiblichen  stamme  der  a-decli- 
utioD  ursprünglich  nicht  auf  d,  sondern  auf  ai  auslauteten.  Dazu  passt 
Mo  gerade  dieser  locativ  ivxcijh  nämlich  aus  tv^at-t^  ganz  vor- 
trefflich. Ob  in  demselben  eine  dehnung  des  vocales  eingetreten 
*ei  wie  in  dem  skr.  locativ  dhardjäm  mit  der  verstärkten  endung 
laut  flieh  nicht  mit  Sicherheit  erkennen. 

12.  Man  darf  hiernach  auch  zeichen  für  jo,  ju,  vermuthen; 
jedoch  haben  Deecke-Siegismund  aus  dem  umstände,  dass  überall 
eofiseqneot  i.o.  geschrieben  sei,  p.  225  den  schluss  gezogen,  dass 
eio  zeichen  fiir  jo,  überall  gefehlt  habe.  Aber  derselbe  ist  doch 
oiebt  zwingend,  da  auch  vor  den  andern  voculen  das  »  mehrfach 
oJme  parasitisches  j  erscheint,  und  man  wird  nur  annehmen  dürfen, 
damt    4am   i   vor   o  ein    geringeres    bedürfniss    hatte    jene    bindung 

2* 


20  Kyprbche  Inschriften. 

mit  dem  folgenden  vocale  zu  suchen  als  vor  a,  e,  i.  Man 
daher,  da  das  wort  xQ^*fOfjL€vop  I,  6  in  der  Wiederholung  dess« 
Zusammenhanges  1^  18  seinerseits  mit  einem  unbekannten  zei 
statt  des  o.  wiederholt  ist,  leicht  daran  denken  dieses  zeichen 
jo,  zu  nehmea  und  jjf^at^'ojucfoi'  zu  lesen  als  eine  präsensbih 
mit  j.  Jedoch  wird  sich  unten  zu  1^  6  ergeben,  dass  doch 
wahrscheinlicher  xQ^^tof*i>ov  zu  lesen  und  jenes  zeichen  für 
zu  halten  bt.  Ausserdem  findet  sich  dasselbe  nur  Inschr.  VI, 
es  von  Brandis  p.  667  nr.  45  wie  1,  18  (hier  auch  von  Sehn 
für  ein  anderes  zeichen  des  o  genommen  ist,  indem  er  die  h 
gruppe  ohne  zweifei  verkehrt  w  d-^ä  lies't  (von  Schmidt  i 
deutung  gelassen),  in  der  nunmehr  Zwria  als  genetiv  eines  ei] 
namens  erkannt  werden  kann. 

Ein  zeichen  für  za.  ist  bereits  von  Deecke-Siegismunc 
demjenigen  worte  der  idalischen  tafel  entdeckt,  das  von  Bn 
und  Schmidt  r«  gelesen  ist  (I,  8.  10.  17.  23.  24.  28.  30) 
es  in  der  melirzahl  dieser  stellen  ganz  unverkennbar  die  bedeui 
von  Y^  zeigt.  Aber  es  ist  eine  sehr  missliche  annähme,  dass  i 
des  sonst  überall  erscheinenden  silbenzeichens  ha,  in  diesem  w 
ohne  Verschiedenheit  der  ausspräche  ein  anderes  gewählt 
sollte,  und  es  ist  deshalb  ein  sehr  glücklicher  gedanke  von  Dee« 
il^iegismänd  vielmehr  eine  eigenthümliche  form  für  yl^  zu  m 
massen,  und  zwar  ^u,  weil  einerseits  ein  zeiclien  für  za.  t 
nicht  bekannt  war,  und  weil  andererseits  ein  dialektischer  gebri 
von  ^  für  y  sich  rechtfertigen  lässt  Freilich  haben  Deecke-i 
gismund  dafür  im  gründe  nur  Uesych.  ^€v  CuaS' an  yivtfua 
beigebracht  (auch  EtM.  408,  39  ^^vta  xd  ytvw,  xal  ^evtro 
&a§  TO  yBficaa&at),  da  die  ausserdem  verglichenen  arkadisc 
formen  ^ikkto  für  ßdlXia,  iiQ$&QOv  für  ßuQa&QOPy  im^ageip 
imßaQilv  weiter  abliegen.  Aber  gerade  fur  yl^  ist,  was  ihnen  < 
gangen ,  als  älteste  form  djä  anzuerkennen,  aus  der  durch  y 
Schmelzung  des  dj  in  g^^)   die  gewöhnlichen  formen  yä,    yrj,  y 

10)  Ganz  analog  mit  der  häufigen  und  bekannten  verscho 
zung  von  dv  in  b^  nämlich  in  der  weise,  dass  durch  die  aufnal 
der  Spirans  das  organ  der  muta  in  das  der  spirans  gewandelt  w 
Jene  bisher  nicht  beachtete  Verschmelzung  des  dj  in  g  lässt  sich  a 
in  andern  fällen  erkennen.  Namentlich  begreift  sich  so  die  ident 
des  präfixes  aya  mit  cfm,  C«,  da,  d  ;  ferner  die  auffallende  beg 
liehe  verwandtischafb  der  wurzeln  da^  und  yafA,  besonders  in  dd^ 


22  Kjprisclie  inschriften. 

durch   ye   (ayiO'a),  indem   er  es,    wie  auch  Deecke-Siegismund  ge 

than  haben,  für  das  silbenzeichen  he.  nimmt,  obgleich  dieses  in  der — • 
selben  zejle  und  in  seinem  übrigen  vorkommen  eine  zwar   ähnlichc^s 
aber    doch    wieder    nicht    unerheblich    verschiedene     gestalt    zeig^^i.. 
Eine    kyprische    form    ä^ad-og    fur    äyad-og ,    die    in  Inschr.  XUW 
sicherer   vorzuliegen   scheint,    lässt   sich    mit    ^cid'iog    =  ^ydd'ioc 
vergleichen,  welche  Wörter  keinesweges  composita  von  9^i6g,    son — 
.dern  mit  uyad-og  zusammengehörig  sein  werden,    wie  fur  ^ydd-ftk^ 
(statt  äydS-iog  mit  metrischer  dehnung)  bereits  von  alten  etjmola^ 
gen   und   unter  den    neueren    von    Göbel  angenommen  ist.     Beach  — 
tungswerth   ist    auch    Hesych.    u^sQog:    äyadog,  wo  die  reiheia— 
folge   das   von  Alberti  verlangte  a^etgog  empfiehlt.      Auf  eine  wei— 
tere  deutung    dieser   scbwierigeu  wÖrter    mag  ich  hier   nicht    ein- 
gehen.    In    11,    4    wird    aber   das  zweideutige  zeichen  nun  gleieb* 
falls    richtiger    fiir    za,    als   für    he.    zu    nehmen  und    u^a&a&   s«a 

lesen    sein,   zumal   da    auch    die    form    äy$&6g   auffällig    ist. 

Ein  silbenzeichen  zu.  habe  ich  I,  16.  26  nach  schwächeren  in- 
dicien  vermuthungsweise  anerkennen  zu  dürfen  geglaubt,  s.  unt. 
zu  1,  16. 

13.  Einen  ausdruck  für  den  doppelconsananten  $  haben  Deecke- 
Siegismund   in   einem  silbenzeichen   xe.   anerkannt,    das   in  folgen- 
den  Wörtern    (nach    ihrer    lesung)  erscheint:    xuqvI^  V,    puval^  U, 
2.  IX,  I?  1,  5.  6.  11.  24,  l^oQv^n  l  12  (bis).    24.   25,    mit  vs- 
riirter  gestalt  in  1^-  XX,  1,  ausserdem  nur  noch  Brandis  p.  658 
nr.  14  in  einer    dunklen    gruppe    Br.  Mus.  2.      Diese    auffassang 
des   Zeichens  scheint  besonders   durch    die   kleine    bilinguis   V    ge> 
sichert  zu  werden,  wo  der  in  griechischen  buchstaben  geschriebene 
text,  in  dem  doch  ohne   zweifei   gleichfalls    kyprischer   dialekt   xii 
erkennen  ist,  gerade  xagvl^  bietet,  und  so  hatte  denn   schon    Birch 
das    zeichen    für    £    genommen.     Dagegen    Brandis  p.  658  nr.  14 
hat  es  als  g  gedeutet  und  Schmidt,  obgleich  er   anfangs   in    seiner 
abhandlung   mehrfach   xSqv^   schreibt,   in    der  schrifttafel  p.  55  es 
als  ar  erklärt  und  p.  57  zweifelnd  als  a  oder  ce  gedeutet,  in  der 
Umschreibung   der  inschriften    aber    überall   durch    a  ausgedrückt. 
Bestimmt  hat  sich  derselbe  in  Nachtr.  II    dahin  ausgesprochen,  das 
zeichen   könne  nicht   für  xe.  genommen    werden,   weil  in  eJbe.so.ai. 
=  l$o(y)(T»I,  31  (woraus  von  Deecke-Siegismund  p.  225  weniger  an- 
sprechend nur  der  mangel  eines  so,  geschlossen  ist)   und    in    ta^jn. 


bo 


Kjpriscbe  inschriften.  23 

IftlMt.«.«.  Xlly  2,   das  er  (freilich    unricbtig)    In   xun^tx^lo^    um- 
leirieko  iiaty    der   ansdmck  für  den  laut  ^  aus  zwei  zeicheD  zu- 
inueiigesetit  sei.     Jenes  zeichen   werde  einen  laut  wie  im  böoti- 
icko  h,  Icc  =  ^   oder  wie  das  auslautende  «r  für  ^  im  italio- 
tibt&eo  ßdwvug    =    pdva$    ausdrücken.     Kurz    er    will  statt  des 
4oppdeonsooaDten   $   eine  besondere   art  des  Zischlauts  anerkennen, 
die  ndb  auch  in  anderen  dialekten  gefunden  habe,  aber  hier  unge- 
iin  durch  €  oder  ca  ausgedrückt  sei.    Für  diese  auffassung,  durch 
wdcbe  auch  das  immerbin   aufiFallige,    wenn    auch    nicht    unerhörte 
^  ror  consonanten  beseitigt  wird^  lässt   sich    noch    einiges   andere 
MffiUiren.      Zunächst   dass    in    der    Hesychiscben    glosse    icnod'' 
(^3rc(:  m^iv  ^xci;.  DatpiOi  (auch  von  Schmidt  anh.  II  kurz  an- 
googen),  wo    i(m6&'  offenbar   für   h   no^iv,   wirklich  ia  für  1$ 
godiriebeo    erscheint,  und  ebenso  ausser   dem  böotischen  und  tbes- 
aliwlien  dialecte   auch    im  arkadischen,   dem  nächsten  verwandten 
des  kjprischen.     Ein  anderes  kjprisches  beispiel    von  «r  fur  $  bie- 
tet sieb  in  Hesjch.  couvu:  d^Cytj,  ndg>ioty    von   M.    Schmidt    in 
^iXa   gebessert,    das    für  ^vi^krj    stehen   soll.      Aber   eine   ^vr^Xfiy 
eig.  ein  schabemesser  und  nach  der  ähnlichkeit   auch    eine  art  von 
Itleineo    Schwerte,    sonst    Sqinavov    genannt,    ist  von  einer  a^(vri 
nftr  ?erschieden,    und    es   scheint   vielmehr    klar,   dass    aouva    die 
Itjpnscbe    form    für    ein  %ouvri  von  '^im    (st.  ^ecr)  ist,  das  freilich 
oic&t  gefunden  wird,  aber   in    richtiger  bildung  das  Werkzeug  des 
lihy  d.  h.    der    thätigkeit    des    Zimmermanns    bezeichnet,  also  bell 
oder   axt.     Schon    Engel    Kjpr.   I,    591    hat    codvu  auf  st.  3AQ 
(wol  sphalma),   ^alvfa,    ^oavov    zurückgeführt.      Ferner    lässt  die 
aicht  selten   erscheinende   Schreibung  von  ca  für  a  vor  folgendem 
eoasonanten     (Diall.   D,    100.    557)    die    existenz    eines   dickeren 
Zischlautes    in   den  dialekten  erkennen,    in  welchem  Boeckh  zu  C. 
J,  nr.  25  nicht  unwahrscheinlich  den  laut  des  alten  aan  (Diall,   II, 
88)   vemuthet    hat,    indem    er   zugleich  das  iu  der  deutschen  aus- 
spräche und  zum  theil  auch  schrift    vielfach  für  s  vor  consonanten 
eii^etreteoe   tcb  vergleicht     Diesen   dickeren  zischlaut  nun  in  dem  . 
ans  £  gewordenen   c,  ca    anzuerkennen    ist    man  um  so  mehr  be- 
rechtigt,  weil   auch    das  Sanskrit    in    tihaah   =  i^,   »ex   denselben 
ilia'gang  zeigt.     Mit  der  annähme  aber,  dass  das  fragliche  zeichen 
der  kjprischen  schrift  jenen  zischlaut  darstelle,  lässt  das  xagv^  in 
4er  grieehiichen  schrift  der  kleineu  bilingnis,  über  das  Schmidt  sich 


24  Kjprische  inschrifteo. 

gar  nicht  ausgelassen  hat,  sich  in  der  weise  vereinigen,  dass 
ermangelung  eines  gebräuchlichen  griechischen  Buchstaben  für  jei 
dialektischen  zischlau t  als  nothbebelf  das  $  der  gemeinen  sprat 
genommen  sei,  wie  sonst  <r  oder  aay  während  derselbe  zwiscl 
$  und  a  eigentlich  in  der  mitte  stand.  Am  meisten  schwierigk 
macht  das  viermal  wiederkebrende  von  Deecke-Siegismund  ll^oqi 
gelesene  wort,  über  das  zu  I,  12  genauer  gebandelt  werden  mo 
Hier  genügt  die  vorläufige  hemerkung,  dass  sich  in  demseU 
allerdings  eine  form  des  aoristus  I  von  einem  verhum  auf  - 
finden  wird,  die  denen  mit  c  (älter  ca)  entspricht,  wofür  in  < 
Doris  grossentheils  $.  Man  begreift,  dass  auch  hier  jener  zugle 
mit  aa  und  mit  ^  nahe  verwandte  dickere  zischlaut  ganz  am  pla 
erscheint.  Allerdings  zeigt  die  form  »auaxBvpaCi  XIX,  3  nur  i 
gewöhnliche  c;  aber  auch  sonst  sind  in  diesen  inschriften  variat 
nen  des  dialekts  zu  bemerken,  und  möglicherweise  könnte  j< 
form  auch  zu  einem  xuttt(Tx$vd(o  gehören ,  wie  in  sehr  junj 
seit  ein  Imaxsvua»  erscheint. 

Wenn  ich  nun  also  mit  Schmidt  dahin  übereinstimme,  dass  < 
fragliche  zeichen  nicht  den  eigentlichen  doppelconsonanten  ^  e 
halte,  sondern  einen  dickeren  zischlaut,  so  kann  ich  doch  ni 
billigen,  wenn  er  diesen  durch  das  gewöhnliche  a  wiedei^egel 
hat,  weil  dabei  die  eigenthümlichkeit  des  kjprischen  dialekts  ni 
zu  richtigem  ausdruck  kommt.  Vielmehr  habe  ich  geglaubt 
der  Übertragung  der  zeichen  in  lateinische  schrift  die  bezeichno 
she,  wählen  zu  dürfen  (den  zusatz  des  e  verlangt  das  system  < 
kyprischen  schrift),  wie  durch  sh  ja  auch  der  dickere  indi» 
zischlaut  umschrieben  wird.  In  der  griechischen  schrift  aber  I 
das  aus  dem  alten  san  gewordene  Zahlzeichen  sampi  TA  die  bc 
lichkeit  geboten  den  kypriscben  laut  in  einfacher  weise  ansi 
drücken. 

Nicht  minder  wird  das  von  Schmidt  und  danach  auch  i 
Deecke-Siegismund  als  «u.  gedeutete  seltene  zeichen  richtiger  1 
s^ii.  zu  nehmen  sein.  Dasselbe  findet  sich  nämlich  1,  28  in  < 
von  Schmidt  aiv  ogxatg,  von  Deecke-Siegismund  awvogxotq  { 
lesenen  gruppe  und  in  einer  von  Brandis  p.  662  nr.  31  aus  . 
M.  1,  3  beigebrachten  noch  ganz  dunklen  stelle,  ferner  mit  mas 
variirter  gestalt  Inschr.  XV  in  der  von  Schmidt  ci(y)  vSxf  \ 
lesenen  formel  und  Inschr.  XI,  wo  Schmidt's  conjectur  nach  sei 


Kyprische  ioschriften.  25 

Tersic^og  darcb  eine  bessere  collation  bestätigt  ist.  Es  be- 
tchtiakt  steh  also  der  gebrauch  des  Zeichens  zunächst  auf  die  prä- 
f9^üm  aivy  weshalb  Deecke-Siegismund  p.  224  auch  die  deutung 
4v.  deakbar  gefunden  haben.  Dafür  ist  nun  nach  dem  obigen 
^»  an  die  stelle  za  setzen.  Eine  form  7t\vv  aber,  die  den  über- 
ging iwischeo  l^vr  und  cvv  darstellt,  wird  dem  kjprischen  dialekte 
ieidbter  zuzutrauen  sein  als  die  jüngste  verweichlichte  form  Cvv  ^^). 
Endlich  darf  man  auch  daran  denken  ein  entsprechendes  sil- 
beozeicbeo  sf^.  aus  den  complexen  zu  entnehmen,  welche  von 
Deecke-Siegismund  tHi.na.sa^e.  XVI.  XVII.  und  a,na,8a,se,  XVIU 
gelesen  und  sinngemäss  für  pavdccag,  ävd(f(faQ  genommen  sind. 
Aber  einerseits  ist  an  allen  drei  stellen  das  als  sa,  gedeutete  zei- 
chen von  dem  sonst  in  dieser  geltung  gebräuchlichen  verschieden, 
wie  freilich  auch  sonst  die  paphischen  inschriften^  zu  denen  jene 
^i  gehören,  manche  eigenthümliclie  schriftzeichen  bieten.  Ander- 
ieiU  wird  sich  alsbald  in  nr.  14  ergeben^  dass  die  jenen  lesungen 
n  gründe  liegende  annähme,  in  den  kjprischen  inschriften  seien, 
wie  in  den  ältesten  griechischen,  geminirte  consonanten  nur  ein- 
fiefa  aasgedrückt,  auf  sehr  schwachen  füssen  steht.  Wenn  liier- 
dorth  die  lesung  mit  c<f  bedenklich  wird,  so  spricht  dagegen  für 
eio  kjprisches  pdvalha  =  ävucaa  der  umstand,  dass  auch  diesen 
fenininen  auf  -<sad  eine  form  auf  -See  zur  seite  steht.  Denn  dass 
a\tJi,  fiv^di  ufxa^a  (von  dox,  fivx,  uy)  nicht  mittelst  eines  suffi- 
xes ta  gebildet  sind,  lässt  sich  aus  der  kürze  des  a  erkennen^  die 
öbemll,  wo  dieselbe  nieht  einer  jüngeren  Verkürzung  verdankt  wird, 
mf  das  suffix  -»a  zurückweist.  Somit  wird  die  endung  -^m  in 
j^en  Wörtern  nur  eine  modification  der  gewöhnlichen  -crja  und 
der  nicht  selten  mit  dieser  gleichstehenden  -^a  sein.  Unmittel- 
barer erscheint  jene  natur  der  endung  -$a  in  Hesjch.  J  a  $ « : 
^UoLdea.  ^HnHQWiaty  wo  Salmasius  nicht  übel  ddXa^u  bessern 
wollte,  aber  auch  eine  durch  ausstossung  des  A  aus  6Xd<^u  ent- 
ftiadene  form  erkannt  werden  kann,  wobei  denn  auch  &dXaaaa 
in  glaablicher  weise  auf  d-kdaau  zurückzufiihren  ist ;  das  d-  für  d 
iit  nach  macedonischer  weise,  vgl.  Üesych.  daXdyx^^'    &dXua- 

11)  Wie  der  echte  doppelconsonant  {  in  der  kjprischen  schrift 
dnrch  zwei  zeichen  ausgedrückt  ist,  wird  es  nach  Schmidt's  richtiger 
iemerkimg  auch  mit  tp  in  gleicher  weise  gehalten  sein,  wovon  sich 
aber  nocb  keine  beispiele  gefanden  haben. 


26  Kyprische  Inschriften. 

cav,  MaxtSovtg.  Der  Ursprung  des  ^  aus  der  verschmelxung-  ein« 
muta  mit  j,  der  hiernach  in  jenen  femininen  anzunehmen  ist,  lie| 
klar  am  tage  in  den  ionischen  formen  ^«^o^^  tQt<SoQ  ^i*  Statro, 
jQiCffog  und  wird  auch  am  natürlichsten  in  aXil^w  von  st.  aXtx  anef 
kannt.  Somit  habe  ich,  da  hei  diesen  kjprischen  räthseln  oboi 
einige  dreistigkeit  nicht  auszukommen  ist,  ein  pdvulha  anzner- 
kennen  gewagt,  dessen  dicker  zischlaut  7A  auch  hier  seine  Ter- 
wandschaft  einerseits  mit  rT<r,  anderseits  mit  ^  bewährt. 

14.  Schmidt  und  Deecke-Siegismund  haben  übereinstimnend 
angenommen,  dass,  wie  in  der  ältesten  griechischen  schrift,  fo 
auch  in  der  kjprischen  verdoppelte  consonanten  nur  einfach  aus- 
gedrückt seien.  Demgemäss  haben  sie,  während  die  inschriftea 
nur  den  einfachen  consonanten  bieten,  beiderseits  gelesen  AniX- 
Iwn  II,  3.  XII,  2  (Deecke-Siegismund  p.  238)  und  2(fifn6og  1,  20, 
und  auch  haXXaXKJfiiva,  wie  Deecke-Siegismund  1,  26,  ist  too 
Schmidt  p.  65  anerkannt,  obgleich  dieser  in  der  Umschreibung 
huXal-  gesetzt  hat.  Ferner  hat  Schmidt  ^AnoXXijuv  VI.  XIV,  3, 
KMixuiav  XV,  1,  nsQQ  I,  27,  anderseits  Deecke-Siegismund  U- 
fiagifiivog  I,  4,  awvoQxotg  I,  28,  pnvucoaq  XVI.  XVII,  wacca^ 
XVIII.  Bei  der  betracbtung  der  einzelnen  stellen  wird  sich  abei 
ergeben,  dass  IvakXaX^a^ivay  Ixfiafj^fxirog  und  avirogxoig  zweifellos 
irrige  lesungen  sind,  ferner  dass  die  Schreibungen  JSCfifudog  und 
TTiQQ  durch  den  dialekt  der  inschriften  nicht  sowohl  empfohlen  ah 
abgewehrt  werden,  und  dass  die  Schreibung  des  namens  KtVu' 
xfxiüv  auf  höchst  unsicherem  fundamente  ruht,  lieber  {p)avdaüa% 
das  noch  am  meisten  für  sich  hat,  ist  vorher  nr.  13  gesprochei 
worden.  Es  bleibt  also  nur  a,'po.lo,nu  übrig,  das  allerdings  nicb 
*AnvXu>vi  gelesen  werden  kann,  weil  diese  form  weiter  keinen  an 
halt  hat,  wohl  aber^y^^iAcSn;  was  auch  Deecke-Siegismund  p.  228fili 
denkbar,  aber  in  keiner  weise  wahrscheinlich  erklärt  haben.  De« 
wenn  auch  bei  Plato  Cratyl.  405  C.  auf  das  ^AnXmv  der  meistei 
und  besten  handschriften  nichts  zu  geben  ist,  so  bürgt  doch  dii 
gesicherte  thessalische  namensform  ^ Aiikovv  (Dial).  I,  220)  iiir  dai 
ältere  ^AnXwv  (mit  schwer  zu  bestimmenden  accenten,  da  die  be 
tonung  bei  Plato  keinen  werth  hat),  das  nunmehr  gerade  dei 
kyprischen  dinlekte  vindicirt  werden  muss,  weil  die  lesung  ^AniX- 
Xütri  mit  verdoppeltem  consonanten  nach  obigem  in  den  inschrifite 
keine   genügende    stütze  findet.     leider  findet  sich  auch  anderseit 


Kyprische  inscliriffen.  27 

keio  sicheres  and  entscheidendes  beispiel  fiir  den  ausdrock  eines 
[^■ioiiieo  consonanten  durcb  zwei  silbenzeichen.  Nur  in  Inschr. 
XFIIf  habe  ich  die  gruppe  'i  Isu.ru.ro^e,.  in  der  aber  die  deutung 
do  dritten  Zeichens  nicht  für  sicher  gelten  darf,  ^AyvqQoq  ge- 
beD.  Es  scheint  aber,  da  geminirte  consonanten  nothwendig  zu 
zwei  renchiedenen  silben  gehören,  die  sparsamere  Schreibung  dem 
ijllabarischeo  Systeme  der  kjprischen  schrift  überall  wenig  zu 
Cfltiprechen. 

15.  Das  auslautende  <r  ist  vor  folgendem  vocale  bei  der  par- 
dkd  xtt^  abgeworfen  in  xa  Vr2  I,  5  und  xa  ^HiaXfuiv  II,  1  nach 
tier  richtigeren  lesnng  (wogegen  xüg  u  I,  2.  4.  7.  15.  16.  27. 
sag^Orairtkü)^  1,  14),  desgleichen  bei  der  präposition  itog  =  noog 
indem  compositum  xoixo/JtBrop  i,  19.  21  nach  der  einleuchtenden 
dntung  von  Deecke-Siegismund.  Ks  zeigt  sich  hierin  ein  anfang  der 
io  den  ky prischen  dialekte  der  Hesjchischen  glossen  stark  her- 
fortreteoden  neigung  das  <r  zwischen  vocalen  zu  tilgen  oder  viel- 
■dir  nach  lakonischer  weise  in  den  asper  zu  verwandeln  (s.  M. 
Scbnidt  Zschr.  f.  vgl.  SprW.  IX,  367),  die  sich  aber  sonst  in 
den  dialekte  der  Inschriften  nicht  findet,  wie  auch  die  lakonische 
noch  nicht  bei  Alkman.  Mit  jenen  fällen  haben  Deecke-Siegismund 
p.  236  auch  TU  pavdaaug  XVII  zusammengestellt,  wozu  nach 
Bauer  lesung  noch  ju  v^iiQWv  I,  5.  15  kommt.  Es  sind  aber 
diese  fälle,  wie  schon  der  mangel  des  g  vor  p  erkennen  lässt, 
TOO  jenen  verschieden,  und  es  ist  hier  vielmehr  eine  abge- 
K^wächte  form  des  gen.  sg.  decl.  I  zu  erkennen ,  die  natür- 
lich am  leichtesten  bei  dem  artikel  eintreten  konnte.  Während 
ouillch  der  ursprüngliche  ausgang  dieses  casus,  den  wir  nach  nr. 
7  lis  -aog  zu  setzen  haben,  im  arkadischen  dialekte  gleichmässig 
^  nasculinum  und  femininum  zu  -av  geworden  ist,  nur  den 
weiblichen  artikel  zu^  ausgenommen,  bat  der  kyprische  dialekt 
^  die  maskulina  gleichfalls  den  ausgang  -av,  nur  I,  18  nach 
dorischer  weise  ^Afirivtju  und  nach  meinen  lesungen  VI,  2  Zoixia^ 
^Vlll,  2  &ogp^va,  für  die  feminina  dagegen  -a$,  und  zwar  ge- 
wdholich  auch  im  artikel  jug.  Aber  es  ist  klar,  wie  leicht  hier 
eine  abscbwächung  durch  die  abwerfung  des  so  wenig  constanten 
g  eiotreten  konnte.  Sehr  bemerkenswerth  ist  aber,  dass  das  schwin- 
den des  auslautenden  g  in  einigen  fällen  auch  den  nom.  sg.  decl. 
fl  getroffen  bat,  nämlich  inschr.    Xi   ^Aqi^toipdio    o  AqkCtuyoQav, 


28  Kjprische  ioscliriften  (I). 

wo  Schmidt  durch  eine  zweifellos  fehlerhafte  besserungc  -rog  ) 
woDoeo  hat«  XIV,  1  o.na,8uo.ro,  |  a  . . .,  wo  der  von  Schmidt  | 
gebene  text  deutlich  den  divisor  zeigt,  so  dass  der  name  nicht  i 
Schmidt  p.  38  für  verstümmelt  gehalten  werden  kann,  und  endli 
XU,  1  Ji(fs)C&€iii§  Tvit,  wo  nach  dem  Schmidt'schen  texte  d 
q  durch  einen  punkt  über  dem  zeichen  mi.  angedeutet  zu  se 
scheint;  Schmidt  hat  stillschweigend  -&s(jiig  gelesen.  Nicht  gai 
gleichartig  ist  der  gebrauch  von  o  für  das  relative  Sg  1,  12,  ( 
hier  der  artikel  mit  relativem  sinne  erkannt  werden  kann,  der  fr( 
lieh  selbst  das  alte  g  verloren  hat. 

16.  Ein  ausdruck  des  spiritus  asper  ist  bis  jetzt  in  d 
kjprischen  schrift  nicht  gefunden.  Die  accentuation  ist  im  stärl 
sten  masse  problematisch,  und  ich  wäre  deshalb  sehr  geneigt  g 
wesen  sie  ganz  fallen  zu  lassen,  wenn  nicht  griechische  schri 
ohne  accentzeichen  dem  äuge  gegenwärtig  gar  zu  fremdartig  c 
schiene.  Um  nun  aber  irgend  ein  princip  zu  befolgen,  habe  i 
die  erwägung  massgebend  sein  lassen,  dass  der  kyprische  dialc 
.angenommener  massen  (nr.  10)  hinsichtlich  der  endsilben,  die  b 
sonders  durch  die  betonung  beeinflusst  zu  werden  pflegen,  glei 
dem  arkadischen  am  meisten  mit  dem  dorischen  dialekte  stiron 
und  habe  deshalb,  ohne  irgend  einen  werth  darauf  zu  legen,  d 
system  der  dorischen  accentuation,  die  von  der  gemeinen  nicht  s 
erheblich  abweicht,  zu  gründe  gelegt;  Schmidt  und  Deecke-Siegi 
mund  haben  dieselbe  nur  zuweilen  gelten  lassen ,  während  s 
meistens  der  vulgären  betonung  folgen. 

Die  bisher  erörterten  abweichungen  meiner  texte  von  Decck 
Siegismund  und  Schmidt  sind  grösstentheils ,  insoweit  sie  mei 
formaler  natur  sind  und  häufig  wiederkehren,  in  der  Varia  lect 
nicht     berücksichtig^. 

Kyprische  inschriflen. 

I.     Bronzetafel  von  1  dal  ion  Luyn.  PI.  VIII.  I  \. 

(Schmidt  1,  Deecke-Siegismund  3). 


B. 

1.    OTS    TU    flTühv^HdukCtOV  XU 


A. 

1 .    o.te.  { ta.po.to.li.ne.e.ta.li.o.ne.  { 

Varia  lectio. 
Deecke-Siegismund:    1.  tudt  —  '£tf<tUuiy  xaußoQxcji^  —  |Ma]tfo*. 
Schmidt:   1.  'HdaUoy  xanj:6QX(ov  (xaußoQxovy  *  to*). 


Kjprische  inschrifiten  (I). 


29 


kaie.?o.ro.ko.De.ma.to.i.  |  ka. 
stke.tie.?e.se.  |  i.to.i.  |  pi.lo. 
ka.po.ro.De.ve.  te.  i.  to.  o.  na.sa. 
ko. 

2.  n.0. 1  pa.8i.le.a.8e.  |  sa.ta.8i. 
ko.fio.ro.se.  |  ka.se.a.po.to.li. 
se.  I  e.ta.n.e.Te.se.  |  a.no.ko. 
M.  I  o.Da.si.lo.ne.  |  to.no.na. 
si.ko.po. 

3.  ro.oe.to.oi.ja.te.ra.ne.  |  ka.8e.| 
to.8e.  I  ka.si.ke.ne.to.se.  |  i. 
ja.sa.ta.i.  |  to.se.  |  a.to.ro.po. 
se.  I  to.se.i.ta.i.  [  ma.ka.i.  | 
Lki. 

4.  D».me.no.ae.  |  a.De.u.  |  mi.si. 
to.ne.  I  ka.8a.|»ii.i.  |  e.u.ve.re. 
Uj5a.tu.  I  pa.si.le.u.se.  |  ka. 
se.  I  a.po.to.li.se.  |  u.Da.si. 

5.  lo.i.  I  kajie.  |  to.i.se.  |  ka.si. 
ke.ne.to.i.se.  |  a.ti.to.mi.si.to. 
oe.  I  ka.a.ti.  |  ta.u.ke.ro.De.  | 
to.Te.na.i.  |  e.she.to.i.  | 

6.  fo.i.ko.i.  I  to.i.pa.si.le.vo.8e.| 
ka.se.  I  e45be.ta.i.po.tu.li.ji.  | 
axa.ku.ro.  |  ta.l.ta.  |  e.tu.va. 
oo.i.je.  I  a.ti.to. 

7.  a.ra.ku.ro.De.  |  to.te.  |  to.ta. 
Ia.to.ne.  |  pa.si.le.u.se.  |  ka. 
se.  I  a.po.to.li.se.  {  o.na.si.Io  i.  { 
ka.se.  I  to.i.8e.  |  ka.si. 

^'  ke.ne.to.i.se.  |  a.pu.ta.i.  |  za.i.  | 
ta.i.pa.si.le.vo.se.  |  ta.i.to.i.ro. 
ni.  I  to.i.  I  a.]a.pi.ri.ja.ta.i.  j 
to.ko.ro. ne.  I 


€p6qxov  Mddok  »aq  Kmri- 
fsg,  r  TOi  OiXoxvjfQwv  pi' 
T«s  vZ  ^vaaayO" 

2.  qav,  ßaifiXBvg  ^TuafxvnQog 
*äg  a  nxoXtq  ^HduXitjpig 
upuiyov  ^OvdaiXov  liv  ^O^a- 
atxvM- 

3.  QutP  xov  IjaiTiqav  xaq  zog 
xaa^yvijiog  Ijda^uh  tdg  av- 
d  Qui  nog  Jog  V  ra*  f^^xut 
ixt- 

4.  fAOfiivog  uviv  inad^utv,  xdg 
nät  eifgr^idcaiv  ßaCiXitq 
xdg  a  ni6}^g  ^OvuaC- 

5.  Xutt  xäg  To7g  xaaiyvijtoig 
ai}  rm  fjna&uiv  xu  aii  tu 
vxVQ^^  iopivai  lis  jol 

6.  poCxot  joi  ßuCilr^pog  xäg 
ilh  räi  inoXiji  agyvgcj  t«. 
Lta.  !j  dvpdvoijs  ari  iw 

7.  ugyvQwv  tljÖs  tuj  laXuiwv 
ßaaifXhvg  xag  a  njoXig  ^Ova- 
(5(Xun  xäg  tdig  xuai>- 

8.  yvijjoig  unv  tni  ^tu  rai  ßa~ 
aiXTjpog  tut  loT  ^c^vl  loT 
^AXanqijdzuk  to  x^^Qo» 


Varia  lectio. 


Deecke-Siegismund :  3.  4.  [/iß]/«  \x[jjia\fjifiivüg        5.  tft  vx^Q^^\ 
OJ.  6.  dgyvQto  »a'  iw.  §  dv^ayoiji,  7.  Tüi{y)d$  icü(v)  8. 

""  ^v)  iu  tgtort  ly  * AX(f  iQijart^t  (?) 

Schmidt:  2.  i^Oyatuxyogov)  —  *HddXioy  {"HdaUtMg)  3.  4.  'Oya- 

mmtgoy  —    {laitgoy)  —    {l  t^  *  xq)    iyxifia/jiiyog  (lx&*/Liiyos)  —  xaaana* 
i9V(^caviv   {iv^iftjiäaa*)  5.  itofifAiaJ^üjy  x«(f)  dyu  ravxtgaty  {xaayrk 

ntmgoy)  icTol  ((*T^)  6.  ig  {{*)  —   ttgyvgto J^  \  |—   ?  rv*yo^* 


l^er^go 


roi    *)    —    jiZv   (tov) 


7.  {dgyvgoy)    tviydt 


8.  (a*  TO,)  y«    —  Ttt  Iv  TO»  %gviy$  {I  rw  *oa)v»)  —   *Akafjßgidj(u 
(aXaßtgtdra), 


30 


Kypriscbe  inscLriften  (I). 


9.  to.oi.to.i.  I  e.le.i.  |  to.ka.ra.u. 
o.me.Qo.ne.  |  o.ka.to.se.  |  a. 
1a.vo.  I  ka.se.  |  (a.te.re.ki.ni. 
ja.  I  ta.cpi.o.ta. 

10.  pa.ta.  I  e.ke.ne.  |  pa.Do.iii.o. 
ne.  I  u.va.i.se.  |  za.ne.  |  a.te. 
le.De.  I  e.ke.  |  8i.se.  |  o.na.si. 
lo.ne.  I  e.tn.se.  | 

11.  ka.8i.ke.ne.to.se.  |  e.to.se.  { 
pa.i. ta.se.  |  to.pa.i.to.ne.  |  to. 
Do.na.si.ku.po.ro.ne.  |  e.slie. 
to.i.  I  ko.ro.i.  |  to.i.te. 

12.  e.slie.  I  o.vi.slie.  |  i.te.pa.i.  | 
o.e.slie.  I  o.vi.slie.  |  pe.i.se.i. 
o.najsi.lo.i.  |  ka.se.  |  to.i.se.  | 
ka.8i.ke.De.to.i. 

13.  se.  I  e.to.i.se.  |  pa.i.si.  |  to.na 
ra.ku.ro.nc.  :  to.te.  |  a.ra.ku. 
ro.  I  ta.l.ta. 

14.  ka.se.  |  o.iia.si.lo.i.  |  o.i.vo.i.j 
a.nc.ii.  I  to.kii.si.ke.ne.to.ne.  { 
to.na.i.lo.iie.  ,  e.ve.re.ta.sa.tu.  | 
pa.si.le.ii. 

se.  I  ka.se.  |  a.po.to.li.se.  |  to. 
ve.na.i.  |  a.ti.  |  ta.u.ke.ro.oe. 
to.mi.si.to.ne.   |    a.ra.ku.ro. 
pe.lll  l.pe. 

Il.zu.e.  I  e.to.ko.i.je.  |  pa.si. 
le.u.se.  I  ka.8e.  |  a.po.to.li.8e.  | 
o.na.si. 

lo.i.  I  a.ti.    to.a.ra.ku.ro.  \  to. 
te.  I  a.pu.ta.i.  {  za.i.  |  ta.i.pa. 
si.le.vo.se.  |  ta.i.ma.la.ni.ja. 
i.  I  ta.i.  I  pe.ti.ja.i.    to.ko.ro. 


15. 


16. 


17. 


18. 


10. 


11. 


12. 


13. 


14. 


Toy  l  JoT  iXeti  to  xQuvofi€- 
vov  ^SixuTog  äXapw  xag  ra 
riQxnja  tu  imoTu 

TtuTu  ix^v  nuioivMV  vccug 
fay  auXi^y.  ij  xi  (r$^  \}vu- 
ChXov  r^  log 

naaiyvriTog  ij  Tog  naCiag 
T(S  natdwv  twp  X^vaaixv- 
itQOjp  Üh  Toi  x^Q^^  TOiSe 

t7hu)pt7hri,  Vrf  HMy  5  IThw- 
p(Tt\ri,  TtfCffH  ^OyafffXwi  xa^ 
ToTg  »aff^yt^TOi^ 

g  fj  ToTg  nMCi  Toy  ugyvgov 
ToSs,  ufjyvQut  ra./.ra. 


oXpwt 


xag  ^Oyuff(X(Mt$ 

TctJ'    »nta^yyjJTVJV   imv 

ipf^TjToiauTv  ßafftXiv- 


afXwp 


15.  g  xa^  a  nioXtg  Sopiyat 
\iil   ju    ifx^igwy  tlS  fA^a&wy 

16.  //  ^v.Tj.  17  dtvxotft  ßuaiXtig 
xag  ä  TTTohg  ^Oyatrt- 

17.  Xutt  ^xtI  Tüß  uQyvQoa  rwii 
änif  Tün  ^an  Tat  ßaaiXl^pog 
Tut  MuXavtjä' 

18.  k  Tut   TTtdCjdt   To  x^Qoy  to 


Varia  lectio. 

Deecke-Siogismund:  9.  *0(i')x«(i')fof  «A^oj  10.  nay  iSy$oy  12, 
i^oQv^ti,  lifi  na  o  i^oQv^»!  13.  aQyvQvt  la   ra.  15.  16.  i« 

v/jjßwv]  om.  —   To(y)  fiicS-oy  aQyugw  hC  f^y*  *JS.  (?).  5  dwxoijij  18. 

ntdia   —  /pffi;[o]^fi'ov    —   al^o). 

Schmidt:  9.  xaQavvfiiyoy  {xafßov-)  oxaros  aXa^ta  (ala^o)  —  iQixyu 
10.  ?/!;*'  nayiay^tav  (-«ov)  v*tg  {v*a$q)  yav  1x1  O^*)  ^1«  12.  4s  (I*) 

—   ig  ((*)o*<;  (o**)  tdtnat  oig  o*f  {ot*o**)  13.  rwv  dgyvgtoy  vSy&9 

agyvQO}  |^  |  |m  (dgyvgo  .  .  .)  14.  ailtoy  (akX(oy)  i^pgtjielffetytw 

{i^gtfrdctt*)  —  Tttüxtgtüy  iiavxiQoy)  15.   16.  itöy  /uta^aiy  dgypgrn 

S  III  IS  nt  5  doxot*  (dvixot)  17.  {rov  dgyvgov  Tovd§  d*)  —  y«   — 

{*kay$a)  18    {[nt]dio)  —  xagavofnyoy  (xagov-)  *A^tyia   aia^pm 

(akttjro)  —  tgixyta. 


Kyprbcbe  insclirifteo  (1). 


31 


ne.  I  to.ka.ra.u.zo.]ne.no.ne. 

a.iDe.ni.ja.  [  a.la.vo.  |  ka^e. 

ta.te.re. 

ki.DLja.  I  ta.e.pi.o.ta.  |  pa.ta.) 

to.po.e.ko.me.no.ne.  |  pü.8e.  j 

to.ro.vo. ,  to.tu.vi.iiii.o.ne  \  ka. 

se.  I  po. 

se.  I  ta.Di.e.re.ji.ja.De.  |  ta.8e. ' 

a.ta.Da.8e.  |  ka.se.  |  to.ka.po. 

ne.  I   to.iii.si.iDi.to.se.  |  a.ro. 

u.ra. 

i.to.ti.ve.i.te.inij5e.  |  o.a.ra.ma. 

oe.u.se.e.ke.  |  a.la.vo.     topo. 

e.ko.ine.no.oe.  |  po.se.    pa.sa. 

ko.ra. 
.    oe.  I  t(».no.Da.sa.ko.ra.a.  |  ka. 

se.  I   ta.te.re.ki.ni.ja.  |   ta.e. 

pi.o.ta.  I   pa.ta.  |   e.ke.ne.  | 

pa.no.ni.o.se.  |  u. 
;.    Ya.i.se.  I  za.De.  |  a.te^li.ja.   | 

Lo.ta.  I  e.ke.  |  si.se.  |  o.na. 

si.lo.ne.    e.to.se.  {  pa.LtOise.  i 

to.se.  I  o. 
4.   aa.si.lo.ne.  I  e.she.ta.i.   za.i.  j 
ta.i.te.  I  i.e.sbe.  |   to.i.  |   ku. 
po.i.  I  to.i.te.  I  e.8he.  |  o.vi. 
she.  I  1. 

25.  te.  I  o.e.she.  |  o.vi.she.  |  pe. 
i.8e.i.o.oa.8i.lo.i.  |  e.to.i.se.  { 
pa.i.si.  I  to.na.ra.ku.ro.ne.  i 
to.te.  I  a.ra.ku.ro. 

26.  De.pe.lll  l.pe.ll.zu.e.  |  i.te.  { 
ta.ta.la.to.ue.  I  ta.te.  I  ta.ve. 


xdg  rä  riq- 

19.  x^^^  ^«  imoxa  nata,  to 
TtotxofAfvov  ndg  Oogpo  id 
&vphfit(av  xaq  no- 

20.  s  xäv  Ugfjjijav  rag  ^ASdvag 
xäg  JO  xanov  rov  f  S(fA$- 
Sog  ägovQU' 

21.  I,  TO  JictCd'ffjuq  6  l^gfAu- 
vivg  ^i  uXapo,  i6  TWixo- 
luvov  nog  FJaffayoga- 

22.  Y,  xov  ^OvacajroQuvy  xug  tu 
rigXt^tjvt  tu  Imota  natu 
ix^v  TiavwrCog  l- 

23.  jioi^  ^aiv  uteXfja  loru.  tj  xi 
Ctg  ^Orda$Xop  ^  t^^  natdac 
TOC  '0- 

24.  vaaCkwv  ITA  iu$  ^at  luiäi 
t  ilh  tol  xunot  lolSi  IThw- 
pilhri,  r- 

25.  M,  0  IThfapOISri,  neCcst^Om- 
alXwi  fj  toig  nai,al  tov  ag- 
yifQOP  JoSi,  dgyvQU)- 

26.  y  m.  Ill  I  m.  II  ^v.  rj. 
'J?«    Tft'    ääkrwv     tads    tik 


Varia  lectio. 

Deecke-Siegismund :  19.  iw  So^aj  riu{v)  jgvfAiioy  (?)  20.  Hia- 

fu^           21.  'AQttfjirtvg  (?)  -    Itlßta             22.  navutvitag  24.  25. 

I  {7)11  —  iloifvlfi,  idi,  o  i^ogv^ti                   26.  hf  /ar.  E.  (?)  idi  i«  ra- 
^y)l»y  —   rddi  lyaklaktafAfya. 

Schmidt:    19.   nia  (nov)  ^x^fAtvov  nog  Tqojto  toy  Tv*/4toy  {To**fuoy) 
20.  UQiiay  —   JSi/4fi*ifo(  {2i(iüog  äqovQüt)  21.  Jkßi^ffug  o  \4ga' 

itanvf  {^AQO^y*vi)    —   ttXajrfa    {alajro)   ro/n   nw   {nov)  ix^ufvov  —  {//a" 
dy^ooy)        22.  COyaaayogov)  —  rgixyn»  —  naytoviotg  {naviavMg)       23. 

vj^;  _  f^^  (h,)  24.  k  (n  T  '  ^l  ('**)  -  ^^  ^*^  (^C^ 

5.  U2  o%g  0*5  (o»*  o**(   -    -imy  dgyvgtuy  nSydt  agyvgov       2Q.  SlIllSH 


32 


Kjprische  ioschriften  (I). 


pi.ja.  I  fa.te.  j  i.na.la.li.8i.me. 
na.  I 

27.  pa.si.le.u.se.  |  ka.se.  I  a.po. 
to.li.se.  I  ka.te.ti.ja.ne«  |  i.ta. 
ti.o.ne.  I  ta.Da.ta.na.De.  |  ta. 
ne.pe.re. 

28.  ta.li.o.ne.  ;  sbu.Do.ro.ko.i.se.  | 
me.lu  sa.i.  |  ta.se.  I  ve.re.ta. 
se.  I  ta.sa.te.  |  u.va.ise.  |  za. 
oe.  i 

29.  o.pi.si.si.ke.  |  ta.se.  |  ve.re. 
ta.se.ta.sa.te  j  lu.se.  |  a. du. 
si.jn.vo.i.ke.no.i.tu.ta.8a.ke. 

30.  za.se.ta.sa.tc.  !  ka.se.  to.se.  | 
ku«po.se.  I  to.so.te.  |  o.i.  I  o. 
Da.si.ku.po.ro.De.  |  pa.i.te.se.  | 
ku.se.  I  to.pa.i.to.De.  |  o  i.pu. 

31.  i.te.se.  |  e.ke.so.si.  {  a.i.ve.i. 
o.i.to.i.ru.n.i.  {  to.i.  |  e.ta.li. 
e.ji.  I  i.o.sL  | 


27.  ßaai7^tvg  xug  u  nroXig  xn- 
^A^dvuv  lav  mq  ^H- 

28.  Sdhov  7M}v  Sgxotg  ftrj  kvCa^ 
Tug     pqriTag     idffSe    vpw^^ 

29.  077^  a^g  x€  rug  pQi^Tag  rdcf^t 
kvCfjj    uvoclju  'poi>    yipoittM^ 

rdg  r* 

30.  ^c(C  rdaSi  xa^  tog  xdji»^ 
ToaSf  o\  ^Ovaa$xv7TQwv  naf — 
dig  xdg  rcD*  natdutv  o\  tmb— 

31.  tdig  ^x^oCi  alpeC,  of  14p7 
^u)vl  Toi  'HdaXirjjt  fai<r#. 


Varia  lectio. 

Deecke-Siegismund:  27.  28.  ntg'  'Eddkioy  cvwoQxotg  —  sQH^f 
29.  om   fQHTti^  31.  tlo{y)ah  —   ©(?)  l(y)  idi  iQiOUk  r^u  'Edahiß  UaO». 

Schmidt:    27.  tkqq  28.  faaai  —  t;*»^  yay  29.  onunatxt 

—    rdffti  —  {ytvoh*)  31.  (tlovai)  —  io(*)  Igö^y^  (rw  ^Qtavk  —  Xmm). 


1  *Orf   vriv    noUv  ^iSnXfov   inohogxow  MT^do^  xnl  K$tu7c, 

2  iv  rm  O^Xoxvnqov   hu  roÜ  ^Ovaaa/oga ,    2iaa(xvnQog  xal  \ 

3  noX^g    ^IdahfTg     ijvivyov    ^OvddXov     lov     luirJQa    xut      loic 
xaiJiyvijiovg  ivia&M  rovg  av^Quinovg  joig  h  i^  f^d^ij  ß^ßh^ 

4  fiirovg.    xut  nrj  avrid^sio  ßuaddg  xui  fj  noXtg  ^OvuaCha  xal 

5  jolg  xutTiyvrjToig  uvtI  tov  /ji^aB-ov  xut  uvtI  jov  irnj^tfgov  Jo5- 

6  vflti  ix  jov  oXxov  TOV  ßuaiXitag  xul   ix   r^c   noXsiog    uQyvgtnt 

7  tdlufTOv.    rj    SidoCrj    uvrt    lOv    ugyvgCov    rovJf  tov    tukdvtow 

8  ßaaikivg  xui  ij  noX^g  ^Ovaatkcft  xui  xoXg  xuo^/vi^xo^g   d.io   lij^ 
yijg    jijg   ßuGiXiiDg    iTjg    (iv)  lui    är,fi(p    x^    AXufingidxfj    lov 

8     j^fZgop  7 dp  iv  tw  ^Xet^    xbv   unxofiivov  ^Qxnvxog    ufiniAwvog, 

10  xui  xu  x^QXvri  ru  inopxa  ndpxu  Ix^iP    Cvp    nd<Si]    optiafi    Ijtt 

11  ß(op    uxiXTi.    idp    ng  ^OpufStXov    ri    xovg    xaGtyvijiovg    f   ro^ 

12  TTuTSag   xwv    nutiwp    xutp  ^Ovutuxvngov    ix   xov  x^qov  rovi$ 
i^cia^,  ivdep  rrrj,  og  (up)  ^?cJ<T/;,  xCCh  ^OpugCXm  xui  mtg  ««- 

13  ö^yvrjiot^-  ij  xoig  natCi  lov  ugyvqop  xopÖs,   uqyvgov  raAuvtor* 

14  Kai  ^OiuütXo)  oX(p  ursv  hSp  xuGhyvr^xuiv  xuHp  uXXu^r  cpv- 


KjprMche  iiischriftea  (1^  1),  33 

9i&iio  ßuC^Xsig  Kid  ij  noXig  dovvui.    ävil    zov    int^^fgov    tot  15 

fiic^ov  aQYvqov  S'  ntlixH^',   /T  ^ovca^  tjfiiav,    ij  didoCtj  ßa-  16 

€iXik  xai  ^  noXig^OvualXM  dvit  rov  dg/vgov  rovSe  ano  ?§5  17 

f^g  vj;  ßaa^Xiütg  ifjg  MuXavlug  ra^  mdtddoq  lov  xfJttQov  tof  18 

umofitroy  ^/i/jmr(u  dfimkwvog  xal  id  tigx^l  '«  inovju,  rov  19 

M^Cfxofjupop    ftgoQ   Govgov    top   OvifiCov   (?)   xai   ngdg    ri^f  20 

U^M9  jlg^  l4&tjvrjg    xal    idv   x^:foi    rov  iv  2(fnSog  dgovguy  21 
or  Ji^tfug  o  ^Agfidvovg  tlxf*    dfjJisXiovay    jov   ngoct^ofitvov 

moo;  TlaCayogav  lov  ^Owuouyoga ,    xal    id    Tig^vrj  td  iiotTa  22 

Jfufia  kXHv    ÜVV    nuat]    ovtJGH    inl  ßfov  unXri  o^r«.  idv  ng  23 

Wffiilav  jj  roi/g  naiÖug  jovg  ^Ovualkov  ix  ing   yijg   trjcSt   §  24 

^i  m  xi^jiov  iov6i  i'^^arj,  irdtr,  og  («1)  HwCij,   tCgh  ^Ovu-  25 

«ft«  ?  xolg    Ttuict    J  or    ugyvgov    lovii^    dgyvgov   d'  ntXixng  26 

^  ^ovffttg  tjfuev.    "EfOiv  tdv  diXiutv  mds  id  int}  id   «  iy-  27 
ft^foafifiiva    ßaCtXfvg    xal    ^    7f6X$g    xniiS^rixnt    ig   j^f  &fov 

ifir  ^A&^vrjv  r^f  mot  ^iddXiov  oitv  ogxoig  j^rj   Xvaa^   Tag    ^tj-  28 

W  tdaSi    ini    ß(or.    intC    ng    dr    idg  ^ijigttg  idaSs  Xvatj,  29 

ttwffftt    0»    yivono.      Tug    yi    yug    xdcda    xai    tovg   xijTf ovg  30 

i(n>'>i(  ol  ^OyaCixvjtgov    naTdsg   x<u    iwy    nufSwp    ol    nuldig  31 

^Omv   (hf,    OT   (UV    iv)    T(^    SljfJKp    TW  ^iSuXitT   W(T$, 

Z.  1.     Die  Strassburger  haben  gerade   zu    anfani^   dieser   in- 
icbrift   ung^Iück    g^ehabt;    ihr    irrthiim    xfnfpogxwv    für  ein  compo- 
M\tn  von    ogxog    zu    nehmen    ist    verhangnissvoll   geworden.     Sie 
[     sind  nämlich    dadurch    veranlasst    das    erste  wort  o.te,  als  wSb  zu 
diäten  und  in  der  inschrift  einen  eidlichen  vertrag  zu  finden,  durch 
den  könig  Stasikypros  und  die  bürgerschaft  von  Idalion  sich  gegen 
dk  Perser  und  Kitier  verpflichten  dem  aus  Kition  zur    behandluiig 
der  verwundeten  verschriebenen  arzte  Onasilos  nebst  seinen  brüdern 
iß  geld  oder  läoderei  einen  gewissen  lohn  zu    zahlen.      Die    vielen 
bedenken  dieser  auffassung  sind,    wie  p.   240  drei  ihr  beigegebene 
frag^ezeicben  erkennen  lassen,  den  Verfassern  selbst  nicht  ganz  ent- 
gangen;  oamentlich    ist   ausser    dem    angenommenen  seltsamen  Ver- 
hältnisse der  Perser  ihnen  mit  recht  besonders  schwierig  erschienen, 
ibss  Onasilos  für  die  iy  ifj  ind^fi  verwundeten  berufen  wird,  ohne 
dass  dieser  kämpf  näher   bezeichnet    wäre.      Ferner   sind    dieselben 
durch  jene   deutung    auch    bewogen    in   z.  5.  15  eine  unnatürliche 
coDstmction  anzunehmen  (s.  unt.)  und  in    z.  28,    um   das    in    z.   1 
▼ermeiotlicli    gefundene   digamma    von   vgxog    nicht  ganz   fallen  zu 
lasseo,  in    ffvvyogxotg    eine   ganz    verkünstelte  und  verwerfliche   le- 
song    aufzustellen.      Aber    für    ögxog   ist   das   digamma  überall   aus 
Fhilologns.  XXXV.  bd.   1.  3 


34  Kyprisclie  Inschriften  (I,  1). 

dem  Innern  hiatus  von  infogxog  mit  unrecht  gemothmasat;  die  !»• 
meriscben  gedichte  zeugen  aufs  entschiedenste  für  nackteo  vocali* 
sehen  anlaut,  und  die  alten  von  Oekonomides  publicirten  lokriacboi 
inschriften  von  Chaleion  und  Naupaktos,  die  das  digamma  besoo* 
ders  treu  bewahrt  zeigen ,  haben  das  wort  ohne  c.  Sehr  viel 
richtiger  hat  Schmidt  p.  42  xaxtpoQxutv  mit  nohoQiutp  verglickeo 
und  p.  68,  indem  er  jenes  o,te.  fiir  on  nimmt,  in  dem  ersten  aalif 
die  Zeitbestimmung  erkannt  „als  die  Meder  und  Kitier  Idalion  be» 
lagerten'^  wodurch  nun  die  fiäxtj  z.  5  verständlich  wird  und  aadi 
alle  übrigen  anstösse  wegfallen.  Der  in  noXtogxiip  eothalteaa 
stamm  iQX  ist  ohne  zweifei  mit  dem  von  ignog  identisch,  insoweit 
dieses  eine  umschliessende  verzäunung  und  dann  auch  den  um- 
schlossenen  räum  bezeichnet.  Spuren  des  digamma  von  Egxog  er- 
scheinen bei  Homer  in  den  biaten  E,  90  ovs'  uga  Egxta  und  (T,^ 
102  noti  igxCov;  über  eine  viel  grössere  anzahl  von  stellen  wider- 
strebt freilich  dem  digamma.  Ein  theil  derselben  zeigt  die  bedea- 
tung  abwehr,  schütz  gegen  etwas,  wie  igxog  fiiXiutv^  m 
welchem  sinne  das  wort  offenbar  mit  dem  äolischen  Sgxog  Icj^vQfa 
ßi'kivg  Ale.  15,  4  identisch  ist  und  zu  aQXHv  y  arcere  wie  aueb 
der  Wurzel  uXx  gehört,  entschieden  ohne  digamma.  Bs  begreift 
sich  aber,  dass  frühzeitig  eine  vermengung  dieser  beiden  verscbie- 
denen  Wörter  iqxog  eintreten  und  den  etwas  jüngeren  homerischen 
Säugern  dadurch  das  bewusstsein  des  digamma  in  dem  ersten  ab- 
gestumpft werden  konnte.  Auf  weitere  etymologische  combina- 
tionea  mag  ich  mich  hier  nicht  einlassen.  Sowohl  Deecke-Siq^ia- 
mund  als  Schmidt  p.  88  haben  nun  ihr  xanpoQxufv  für  eine  con- 
trahirte  form  (aus  -xoop)  genommen.  Aber  nach  der  analogie  des 
arkadischen  dialektes,  der  in  der  grossen  inschrift  von  Tegea  die 
gewöhnlichen  verba  contracta  sämmtlich  in  äolischer  weise  mit 
starker  flexion  bildet  nnd  namentlich  auch  I.  18  iufnoviuiy  52  ^a- 
fAtovteg,  wird  auch  hier  richtiger  ein  verbum  xatapogxußfAt  anza- 
erkennen  sein,  von  dem  dann  3  pl.  praet.  nach  einem  ganz  allge- 
mein geltenden  gesetze,  das  aber  speciell  von  dem  böotischen 
dialekte  bezeugt  ist  (Diall.  I ,  p.  46 ,  nr.  6) ,  auf  das  verkürzte 
'Ov  ausgehen  muss,  also  xunpoQxov. 

Während  nun  Schmidt  in  dem  obigen  puncte  richtiger  geur- 
theilt  hat,  ist  er  dagegen  durch  das  verkennen  der  kypriachen 
genetive  singiilaris  auf  -cur  (s.  vorbem.  7)   zu    der   Wunderlichkeit 


KjpriBcbe  Inschriften  (I^  1 — 3).  35 

verleitet   statt   des    einen    eponymos  OtXoxvngog   70S  ^Ovaaayoquv 

(wahrscheinlich   des    uqj^^tQtvg    r^g  vi^aov)  p.  68  eine  behörde  91- 

linxffot  oder    eine    ohe   dieses    namens   anzuerkennen,    aus   deren 

ciilleg;iun    oder   aus    deren    mitte   gerade    damals  Onosagoras   (sie) 

•b  Torstand  auf  ein  jähr  oder  Iciirzere  zeit  fungirte. 

lo  den  namen  von  Idalion  ist  das  anlautende  0. ,   das  die  kj- 

friicbeo  inschriften  hier  und  sonst  überall  zeigen,  von  Schmidt  für 

f^  TOD  Deecke-Siegismund  für  $  genommen,    wobei  diese  die  con- 

itaate  lange   der    ersten   silbe    bei  den  griechischen  und  römischen 

^iditera   ans    einer    metrischen    production    erklären.     Schmidt  hat 

«eh  för  seine   auffassung   p.  83   ausser  jener  länge  der  silbe  auf 

^ic  Bsgenbafte   etymologic  aus  sliov  "AX^ov  Stepb.  B.   und   auf  die 

aoliichen   formen    axz^i'f^,    ^rjfAvdMV   fur  äxiTvig^   ^»/t«-  (Diull.  I, 

.95)  berafeOy    und  ich  bin  ihr  um  so  mehr  gefolgt,    weil  auch  dos 

kjpriicfae   selbst    ein    schwanken  zwischen  e  und  T  erkennen  lässt, 

4a  t.  z.  24  offenbar  nichts  anderes  ist  als  X  =  f  oder,    das   die 

ittcbrift  oft  bietet,  vgl.  auch  zu  inschr.  XV,  3  über  ma,ke.ri,o.  = 

Maytgdj^,    und  XVIII,  2  Gogpijra»     Das    von  Deecke-Siegismund 

geiaeoe  ^Eiahwi'  (wie  auch  11,  1   Kiuutv  xa  ^EdahiZp)  als    con- 

1      tnliiie  form  des    gen.  pluralis  von  ^EduXuvg  ist  zweifellos  falsch, 

i     ^  die  contraction  für  den  kyprischen  dialekt,  der  in  den  Wörtern 

Mf  '(vg  (wenigslens  in  den  betreffenden    inschriften)    noch    das    c 

0^  ein  stellvertretendes  j  (vorbem.  11)  zeigt  und  überall  das  alte 

7  erhalten  zu  haben  scheint  (vorbem.  9),  ganz  unglaublich  erscheint. 

fesser  ist  daher  Schmidt's  ^HödXiov;    aber    dem  alten  griechischen 

i|irachgebrauchc    entspricht    doch    viel    besser   itxohv  ^HiuXCwv  = 

^liaktov,  s.  Torbem.  7,  wie  von  mir  noch  II,   1  gelesen  wird. 

Die  lesung  Muiot,  von  Deecke-Siegismund  für  unsicher  ge- 
halten, weil  über  das  silbenzeichen  ma.  noch  zweifei  waren,  ist 
jeixt  ganz  festgestellt,  nachdem  in  inschr.  XV  jenes  zeiclien  als 
erstes  eines  namens  maJse.ruo,  gefunden  ist,  während  zugleich  ky- 
prisclie  inschriften  griechischer  schrift  einen  ^An6Xkwv  Mayfgiog 
oder  WluyB(QMg  geliefert  haben,  s.  Schmidt  p.  66. 

Z.  2.  3.  Schmidt  ist  hier  wieder  durch  das  verkennen  des 
genetivs  auf  -oiv  zu  dem  verkehrten  ^OmciXav  top  ^ OvaaCxvitgov 
verleitet ,  wobei  er  p.  69  eine  obe  der  Onasikypren  vermuthet. 
Aber  auch  die  andern  stellen,    wo  derselbe  name  erscheint,    z.  11. 

3* 


36  Kjprische  inschriften  (I,  2 — 4). 

30,  werden  nur  verständlich,    wenn  man  den  Onaslkypros  als  vater 
des  Onasilos  und  seiner  brüder  erkennt. 

Z.    3.   4.      Schwierigkeit     macht    uhLma.me,no.s0.      Das    ¥on 
Deecke  -  Siegismund    herausgebrachte    IxfjLUfifAivoQ,    das    „vielleicht 
blutbenetzt,   verwundet  von  ix/nahut ^'  bezeichnen  soll ,    er- 
scheint  in    der    angenommenen    bedeutung    ziemlich    abenteuerlich, 
widerspricht  aber  auch,  wie  schon  anm.  6  bemerk  lieh  gemacht  ist, 
den  von  Deecke-Siegismund  selbst  aufgestellten  leseregeln,  die   für 
jene  lesnng  vielmehr  iJia.ma,-  fordern  würden.     Auch  die  annähme 
der    einfachen    Schreibung    eines    geminirten    consonanten    ist    nach 
vorbem.    14    unrichtig.      An    ähnlichen    fehlem    leidet   die    von    G. 
Curtius  zugegebene  vermuthung  eines  Ix^nfi^voq  von  xdfAViOj    wo- 
bei   l-    anscheinend    die    reduplication    verlreten    soll  ^'-).     Schmidt 
hat  lyxifiafiirog  geschrieben,  ohne  irgend  eine  andeutung  zu  geben, 
wie  diese  räthselhafte  form  verstanden  werden   solle.      Mir   scheint 
es  am  natürlichsten  ein  derivat  der  wurzel  ih  anzuerkennen,  die  in 
lat.    teere   gerade   den    vom   zusammenhange    geforderten    sinn    hat, 
nämlich    „in  pugna    icios".      Das    griechische    bietet    freilich    eine 
spur    dieser   wurzel    zunächst    nur   in    Hesych.    ixiiu  :  dxovjiof, 
nämlich   als   instrument   des  icere  ^^)  (genaueres  s.  unt.) ,    und  viel- 
leicht  in  Ixfidcui  :  i^OQiiriavn,  wofür  i\].  Schmidt  ul^^fidcai  vet- 
mutliet,    während    es    mit  diesem  vielmehr  nur  synonjm  sein  wird, 
vgl.  fitG.  24,   1   uixfAaJ^fi^'  to  xirelv.      Aber   auch  alxf*^  ^^^^ 
sich    leichter   aus    der  gunirten  wurzel  ih  erklären  als  mit  Curtius 
p.  668  und  Pott  WW.  1,  516    aus   ux-tfiri  mit  einem  ungewöhn- 
lichen überspringen  des  ».     Der  kreis  der  Verwandtschaft  erweitert 
sich,    wenn  man    mit  Priscian.  X,  1,  479    anerkennt,    dass    icere 
eigentlich    dasselbe    wort   mit  jacere    ist.      Die  bedeutungen  beider 
verba   vereinigen    sich    nämlich    auch    in    dem  griechischen  ßdlX^iv 
und   sind    im   lateinischen    nur  für  die  beiden  verschiedenen  formen 
der   wurzel    auseinandergegangen,    von    denen    ih  offenbar  aus  jeik 


12)  Curtius  beruft  sich  auf  Hesych.  xfXfditrat  :  xtxoninxtp.  Das 
dürfte  aber  aus  xix^axt  verderbt  sein  und  bringt  jedenfalls  in  keiner 
weise  eine  für  den  sinn  der  inschrift  passende  bedeutung. 

13)  Sehr  unrichtig  hat  W.  Dindorf  Thes.  IV,  576.  A  ifice  gebes- 
sert {„haud  improbahiUter*'  nach  M.  Schmidt),  während  er  selbst  ebd. 
720.  D  nachgewiesen  hat,  dass  trki  keinesweges,  wie  zum  theil  ge- 
glaubt war,  als  bczeichnung  des  Speeres  verwandt  ist,  soudern  des 
Schildes. 


KjpriBcbe  inschrifteo  (I,  3.  4).  37 

tmmmtageEogtn  ist.     Diese  wurzel  jak  erscheint  nun    aber    unter 

Botkweadigem  Verluste  des  j   auch    im    griechischen,    nämlich   zu- 

uebst  in  Hesjch.  uxjia  :  dogunoy  (cod.  dogara) ,  xäfAa^,  das 

offieobar  mit    dem    obigen  IxUa  von  w.  tH*  identisch  ist.     Aber  ei- 

geotlieh   ist    axi/a,    coutr.  uxi^    (wofür   häufig  falsch  äxiaCu  und 

tti?',  s.  Thes.  I,  1,  1357.  C,    1367.  A)    der    name   des  baun^es 

mmhwiu  h  oll  und  er,  der  nach  ausdrücklichem  Zeugnisse  zu  spee- 

Ko  benutit  wurde,  s.  LSeg.  63,  26  Bachm.  latt  divägovy    o  xa- 

Ithiu  axiii  (I.  uxifi)^  utf    ou  tä  dxoma  lifiveiai  ^  Phrjn.  Bekk. 

^,  8  r^^  ttxi^^j  tov  ^vtov,  uip*  ov  la  dxovna  tipLvnu^,     Es  ist 

biernadi   klar,    dass    der  bäum  von  einem  verlornen  äxxoy  =  ja- 

oshui  benannt  ist,    nämlich  nach  seinem  producte  wie  z.  b.  avxia, 

0irx$  von  cvxov^  dass  dann  aber  der  baumname  wieder  zur  bezeich- 

mag  des  Speeres  gedient  hat  wie   fkiUq    lanze,    vgl.    auch    Iria 

lehild.     Ein  anderes  parngogon  jenes  axiov  ist  uxxCg^  das  in  der 

bjzsDtioisehen  spräche  auch  den  bäum  äxiri  bezeichnet.     In    seinen 

gewöhfllicben  anwendungen  uuf  die  strahlen  der  sonne,  des  blitzes, 

der  Bugen  entspricht  es  auf  das  genaueste  dem  deutschen  strahl, 

nbd.  9iMe  f.,    und    hat   gleich    diesem    unzweifelhaft   ursprünglich 

die  bedeutung  eines  geschusses ,    wie   denn    in    allen  'jenen  anwen- 

doogeo  auch  ßikoq  gebraucht  wird.     Aber  auch  uxwv  Speer  wird 

uioBehr   viel   glaublicher    auf  w.   jah  =  ik   zurückzuführen    sein 

alsy  wie  allgemein  geschieht,  auf  w.  ak  mit  dem  begriffe  scharf, 

ipitz.     Eigentlich    ein    altes  participium  bedeutet   das   wort   dann 

dea  treffenden  und  verwundenden    (ßd'k'kuiVy  ferieiks),    was 

fur   diese    waffe    viel    bezeichnender    erscheint    als    die    erklärung 

,„8cliarf   seiendes    wie    u.  a.  L.  Meyer  Vgl.  Gr.  II,  87  ^^).     Auch 

ersckeiDt   nun  Uesjch.  äxoyiBg  :  axovUCoyng^   das    man    wegzu- 

bessem  bemüht  gewesen  ist,    gar  nicht  so  unglaublich,    nämlich  ab 

einziger  verbaler  rest  des  alten  äxw  =  jacio.     Hiernach  darf  also 


14)  Die  von  Curtius  nr.  2  und  Fick  p.  1  gemachte  zusammen- 
etellong  von  äxtoy  mit  skr.  acan,  die  von  jenem  durch  die  dem  indi- 
schen werte  beigelegte  bedeutung  „wurfgeschoss"  besonders  plausibel 
gemacht  ist,  beruht  nur  auf  schein.  Nach  PWb.  I,  510  bedeutet 
ofttfi  „Bchleuderstein,  stein,  fels'*,  verwandt  mit  apnn  stein  xxndapnan 
stein  =  äxfiiay  amboss  und  nach  Hesych.  kyprisch  altrQißavoy 
mörs^rkenle  (Curt.  nr.  3).  Es  ist  hier  also  der  begriif  stein  of- 
fenbar der  wesentliche  und  der  gebrauch  zum  schleudern  nur  ein  zu- 
fälliger. 


88  Rjpruiche  inschriften  (1,  3 — 5). 

DUO  ein  altes  hC/jia  =  ^ixi^^>  uxuiv  angeaommen  werdeo,  we 
ein  kjprisches  verbum  Ixifta-  mit  part.  perf.  Ixifiafiivogy  uemlid^ 
=  QxovnGfiivogf  our  wuhl  mit  etwas  weiterem  siooe  =  fiffiXq-^ 
f^iyogy  ictus. 

Mit  kaMi.paA.  hat  sich  Schmidt  p.  60  noth  gemacht  und  hier 
sogar  Mä(g)  ca^f  zu  lesen  vorgeschlagen.  Zweifellos  richtig  M 
von  Deecke-Siegismund  xug  nü$  erkannt,  vgl.  z.  b.  Plat.  Phaedr. 
229.  C  xut  nov  rtg  hu  ßvjfidg  aii6&ts  und  noch  besser,  da  yif, 
irjc  ^=.  nuigy  nutg  (Diall.  II,  369  ff.),  das  bei  Herodot  beliebte  xal 
xwgy  Her.  111,  108.  150.  V,  102.  VII,  194.  in  ähnlidier  weise  iit 
näi  auch  z.  12  gesetzt.  Der  häufige  anscheinend  pleooastiscbe 
gebrauch  der  indefiniten  adverbia  nov,  th/,  niog  entspricht  der 
gleich  gewöhnlichen  urbanen  Verwendung  von  t»^,  r». 

Das  folgende  verbum  pQ9jiäa9ai  ist  von  dem  z.  28.  29  er- 
scheinenden pQ^ia  =  ^ijiQu  abgeleitet  und  bedeutet  also  eine 
jjfi^a  „einen  vertragt'  machen.  Nach  der  natürlichen  constroctioa 
sind  mit  demselben  die  folgenden  dative  ^Oyatf(X»$  «cd  toi^  uu- 
ChyvTiJOig  zu  verbinden,  nicht  mit  dopivut,  zu  dem  Deecke-Siegis- 
mund, durch  die  unrichtige  auffassung  der  ganzen  Urkunde  (s.  za 
z.  1)  gezwungen,  sie  gezogen  haben;  eben  so  z.  14.  Den  sin- 
gular, der  bei  dieser  Stellung  der  worte  vollkommen  zulässig  ist, 
haben  dieselben  an  beiden  stellen  wegen  z.  6.  16  (s.  unt.J  dem 
von  Schmidt  gesetzten  plural  ansclieinend  mit  recht  vorgezogea. 
Was  dieser  mit  seiner  wunderlichen  Schreibung  ivv{^ijidaayiv  ge- 
meint hat,  ist  mir  unverständlich.  Richtig  urtheilen  Deeeke-Sie- 
gismund  über  iipgjjm  aajv  neben  der  ursprünglicheren  form  ipQif 
tdaujv  z.  14.  Die  kyprische  Schreibung  zeigt  gerade  deutlich, 
dass  das  v  in  jener  ein  echter  vocal  und  also  iv  ein  echter  diph<»  . 
thong  ist 

Z.  5.  Mit  ta.uJke,TOJke,  hier  und  z.  15  haben  weder  Schmidt 
noch  Deecke-Siegismund  etwas  anzufangen  gewusst  Diese  möchtea 
ein  wort  wie  Intxi^a  oder  noch  lieber  ein  wort  fur  arzneimittel, 
etwa  vY{^)^Q(iy  erwarten;  aber  das  anlautende  ra  mache  «cfawie* 
rigkeiten«  Mir  scheint  nun  dieses  ganz  evident  der  artikel  sein 
zu  müssen,  und  zwar  kann  es  dann  nur  tu  als  gen.  sing.  fem. 
fur  xa(  sein  wie  in  xä  pavdlhag  inschr.  XVII  (vgl.  vorbem.  15), 
Somit  ist  in  ujb0,ro.ti6.  ein  gen.  sing.  fem.  decl.  II  zu  suchen,  ttwl 
ich    habe   in   demselben  vxTiq^y  als  gen.  singularis  eines  v^yiqog  f. 


Kjpriscbe  ioscbriften  (I,  5 — 7).  39 

makuMty    das    fir    ein    compositum    von  x^Co   zu    nehmen.     Das 

fiib  V-  findet    sieb   ausserdem    in    Hesjch.   t;>lo^o^  :    fftgazdg, 

Ri^ytSok  und  ist  für  eine  partikel  zu  nehmen,    die   auch  den  stei- 

ffcrangiformen  v-iMQoq,    v-craiog  und  dem  kjprischen  präpositio- 

mleo  vpiK  *•   ^^-  ^2*  ^^  '"  gründe  liegt     Die  Bedeutung  dieser 

prtikel  ersebeint  am  deutlichsten  in  vtntQogy  vciarog.     Denn  diese 

M  gUKZ  sjnonjra  mit  on(ci€Qog,  ondnuiog  (über  die  steigerungs- 

nffixe  »tmQog,  -tnatog  s.  zu  inschr.  II,  3),    die  auf  ein  om-  zu- 

fiekgehen,    wober    auch    oma&e   und   dnCacisi,     Diese  aber  bilden 

dei  direeten  gegensatz  zu  nqoa^B  und  nqoctsui  von  nqo^  wie  häu- 

%  Is)  an  nqo^    z.  b.  U^ofAfiS^ivg  ^EmfAtjd^evg,    nqoyovo^  Intyoyoh 

Ji^^og  inlXoyogf  und  lassen  dadurch  erkennen,   dass  jenes  om- 

Bur  eise  andere  form  fiir  taC  ist,    die  sich  ausserdem  auch  in  He- 

iJfkoM$ßaX  :  Tniqta   (vgl.  intßuXoi  :  miQvai)  und  inCc- 

€mj^oy  :  ^  ufplg   tov  jqoxov   (sonst   Intaautiqov)   erhalten    hat, 

wo  TOO  II.  Schmidt  und  Thes.  V,  2092.  A    unrichtig   verderbniss 

^  f  io  o  angenommen  ist.      Bs   erscheint    auch    das  o    ebenso  in 

lit  ol,   osk.  op  =  in(.     Wie  also  in  viTuqogy  vataiog  das  v  = 

hl,  80  lässt  sich  auch ,   da  IniXiyiC&ui  der  gewöhnliche  ausdruck 

för  dss   ausbeben    eines    heeres    ist,    vXoyog  =  Ctqaiog  als   int- 

^y9g,  d.  b.   als  sjrercifus  conscri^ptua  fassen.     Duss  sich  auch  das 

kjprische  vpmg  gut  auf  den    begriff    von   Int   zurückfuhren    lässt, 

wird  unten    zu   z.  10  erhellen.     Wenn  nun  aber  jenes  v-  mit  Ijd 

ijaonjm  ist,    so  ist  das  von  mir  hergestellte   kjprische   ä   vxfjQOg 

itebts  anderes  als  das  gewöhnliche  to  Int^nqov,    wobei  wegen  des 

weiblicben  geschlechtes  am  besten  das  böotische  a  covyyQa^og  C.  1. 

w.  1560    und   arkadische  u  cvyyga^og  Teg.  I,    1.  55    verglichen 

werden  kann.     Der  ausdruck  ist  hier  in  dem  sinne  eines  über   den 

eigentlichen  lohn  hinaus  gegebenen  zugeldes  zu  verstehen,  vgl.  He- 

sjcb.  intx^^Qo^  *  TU  vnsQ  tov  fiia&ov    didofisra    loXg  x^igoiix- 

vatg,    wie  denn   im    Oriente    auch   jetzt    regelmässig    ein    solcher 

bakaebiscb   erwartet   wird.      In   z.    15    ist   deshalb    dieses    zugeld 

v/^og  TW  fAtc&w¥  =  TOV  fuc&Oü  genannt. 

H  6.  7.  Sicherlich  bezeichnet  FoTxog  hier  nicht  das  schatz- 
kaoa,  wie  Deecke-Siegismund  wollen,  sondern  das  besondere  könig- 
liche vermögen  im  gegensatze  von  ITA  lui  mohjt^  vgl.  II.  U'\  558. 
^AnQuoi£,  d  fUP  iij  fii  xiUvstg  oXxo\^€p  aXXo  \  EvfitjXt^  imdovvM, 
In    4»  beaeichnong   der    geldsumme  durch  die  gruppe  j—  |  |—  (so 


40  Kjpritfclie  iiischriften  (1,  6.  7). 

auch  z.  13)  haben  Deecke  -  Siegismund  das  zeicheo  |—,  das  in  der 
kyprischen  scbrift  ta,  bedeutet,  hier  an  der  ersten  stelle  für  das 
phönizische  zeichen  der  zahl  zehn  genommen,  an  der  zweiten  ab 
abkürzung  von  xaka\iu,  sodass  eilf  talente  herauskommen.  Di€Be 
deutung  trägt  aber  doch  nach  allen  selten  den  Stempel  der  un- 
wahrscheinlichkeit,  auch  hinsichtlich  des  betrages  der  summe,  ^as 
die  Verfasser  vergebens  zu  bemänteln  suchen.  Der  arzt  Demokedes 
wurde  nach  Herod.  Ill,  131  von  den  Aegineten  für  ein  talent  ge- 
dungen, dann  von  den  Athenern  für  100  minen,  zuletzt  von  Polf- 
krates  für  zwei  talente.  Die  natürlichste  annähme  scheint  mir  nin, 
dass  das  zeichen  %a.  beidemal  als  abkürzung  für  tdXavtov  dient, 
und  dass  nach  einer  kyprischen  sitte  dieses  münz-sigel  auf  beiden 
selten  der  zahl  gesetzt  ist,  gerade  als  wenn  wir  schreiben  wollten 
rihlr.  57  rMr,^  welche  sitte  auch  bei  der  andern  summe  z.  15. 
26  bestätigung  finden  wird.  So  kommt  dann  die  glaubliche  summe 
von  1  talent  heraus,  wobei  dann  natürlich  z.  7  lutdi  xCj  jaXäiukv 
als  gen.  singularis  zu  lesen  ist.  Schmidt  hat  bei  beiden  geldsum- 
roen  sich  jeder  erklärung  enthalten. 

In  SvFavoCjrj  und  der  correspondirenden  form  z.  16  scheinen 
mir  Deecke  -  Siegismund  zunächst  in  der  erklärung  des  letzten  Zei- 
chens ,  das  ausserdem  bis  jetzt  in  einem  unverständlichen  bruch- 
stücke  Vog.  III,  3  gefunden  ist,  einen  glücklichen  griff  gemacht 
zu  haben.  Durch  seine  erklärung  als  je,  sind  hier  nämlich  zwei 
Optative  gewonnen,  die  dem  zusammenhange  der  rede  sehr  gut 
entsprechen,  wenn  man  den  seltneren  gebrauch  des  Optativ  ohne 
on  oder  cjg  in  hauptsätzen  der  oratio  obliqua  anerkennt,  vgl. 
Kühner  Ausf.  Gr.  p.  593,  anm.  2.  Unrichtig  haben  Deecke -Sie- 
gismund durch  „es  möge  geben"  übersetzt;  der  Optativ  setzt  viel- 
mehr den  von  tvFQtijdiJajv  abhängigen  Infinitiv  doFiwui  fort,  also 
richtiger  „es  werde  geben".  Denn  allerdings  scheinen  die  beiden 
verba  dem  zusammenhange  nach  den  begriff  des  gebens  enthalten 
zu  müssen  und  von  Deecke  -  Siegismund  richtig  für  derivata  der 
Wurzel  do  genommen  zu  sein ,  zunächst  dvFavofjrj  (wie  Deecke- 
Si^ismund  geschrieben  haben)  als  von  einem  dvfuvut,  das  mit 
parasitischem  F  von  der  wurzelform  dv  ==■  do  gebildet  sei.  Diese 
ist  von  ihnen  durch  lat.  duim^  umbr.  fur-twitu  u.  a.  gerechtfer- 
tigt, vgl.  Corssen  Kr.  nachtr.  239,  Ausspr.  I,  364,  Curt.  n.  270; 
aber   auch    gerade    für   den    kyprischen    dialekt   wird    sich    später 


Kjprische  iuschriften  (I,  6 — 8).  41 

iojBcLr.  II,  3  ein  beleg-  derselben  finden,  der  noch  nicht  erkannt 
war.  Am  meisten  Schwierigkeit  macht  die  angenommene  form 
des  Optativs  mit  verstärkendem  rj,  die  sich  sonst  nur  bei  der  star- 
ken flexion  und  den  contrahirten  verben  findet;  Deecke-Siegismund 
sind  über  diesen  punct  etwas  leicht  weggegangen.  IMir  scheint 
eine  form  ivFuvoijs  besser  gerechtfertigt  werden  zu  können.  Der 
dem  griechischen  Optativ  entsprechende  potentialis  des  Sanskrit 
bildet  nämlich  in  der  ersten  conjugation,  welche  den  griechischen 
verben  auf  -cü  gleichsteht,  die  1  singularis  auf  -^am,  z.  b.  tud- 
ijam,  was  fiir  2.  3  singularis  ia  consequenter  weiterführung  die 
eadungen  -^jas,  -ijat  ergeben  würde,  wahrend  hier  die  kürzeren 
formen  4«,  -41  (=  gr.  -o»g,  -oi)  herrschend  sind.  Jenem  durch 
die  Analogie  der  ersten  person  geforderten  -bjat  entspricht  nun 
aufs  genaueste  ein  kyprisches  -oije.  Ks  stimmt  dazu  aber  auch 
die  gemeine  endung  der  3  pluralis  -our^  kjprisch  ohne  zweifei 
-oijfVf  die  allerdings  auch  einer  3  singularis  -otrj  entsprechen 
könnte.  Ausserdem  hat  sich  jene  art  der  optativ  -  llexiou ,  bei  der 
die  eigentlichen  endungen  durch  einen  kurzen  vocal  verstärkt  sind, 
in  dem  äolischen  optativ  des  aor.  1  erhalten  nämlich  singul.  1. 
-fia,  2.  -uag,  3.  -sti,  plur.  3.  -f«a)'.  Schmidt  hat  sich  zu  den 
beiden  fraglichen  formen  sehr  negativ  Verhalten.  in  nachtr.  II 
hat  er  freilich  die  dentung  jenes  Zeichens  als  je,  nicht  unbedingt 
verworfen ,  aber  doch  sehr  unwahrscheinlich  gefunden ,  dass  das 
ft  des  Optativs  durch  ein  parasitisches  j  noch  verstärkten  ausdruck 
gefunden  habe,  während  es  im  lesbischen  ku^orip  ganz  weggefallen 
sei,  was  aber  offenbar  für  den  sehr  verschiedenen  kyprischen  dia- 
lekt  nicht  das  geringste  beweist ;  auch  hat  er  dvfavotj^  ohne 
weitere  angäbe  der  gründe  uutcr  die  völligen  amatu  gerechnet. 

Z.  8.  üeber  ^a  =  /?  s.  vorbem.  12.  Die  griippe  ta.LioA, 
ro,ni.  ist  von  Deecke-Siegismund  tu  ^(i*)  toj  iqwh  gelesen  und 
z.  31  o.i.fo.t.ro.nt.  o{T)  i{v)  tuj  tgwvi  unter  zusetzung  eines  i, 
wobei  sie  ein  Xquik  oder  Iqwv  mit  der  bedeutung  „bezirk,  gebiet'^ 
als  von  dem .  semitischen  Ir  s  t  a  d  t  abgeleitet  anerkennen.  Schmidt 
hat  z.  8  TU  h  joi  i(}wrt  und  z.  31  ot  to(T)  t^o;^'^  geschrieben, 
beidemal  unter  zufügung  eines  i,  und  fasst  p.  68  Iqwy  als  ein 
periektikon  im  sinne  von  „  heiligtliümercumplex ,  teropelgütercom- 
plex^,  ohne  au  der  contrahirten  form  von  Uqo^  austoss  zu  neh- 
nen,    die    dem  dialekte  der  kyprischen  inschriften  sonst  fremd  ist. 


42  Kjprisclie  iDschrifteo  (1^  8.  9). 

Es  ist  aber  vielmehr,  ohne  dass  der  mangel  eines  subscribirten  oder 
andern  i  angenommen  zu  werden  braucht,  zu  lesen  rut  joi  jitfr/ 
und  z.  31  of  roX  ^(üvt  und  ein  ^wy  m.  echten  indogermaniscbea 
Ursprunges  anzuerkennen ,  nämlich  identisch  mit  dem  zendiscbea 
ravan  m.  ebene,  thai,  das  Fick  p.  166  mit  lat.  rü-s,  goth. 
H^ms  TonoQ  und  adj.  €VQvx(jDQog,  ags.  rüm  m.  spatiumy  locus,  adj. 
spatio8us  zusammengestellt  hat.  Aus  ravan  konnte  durch  zasam- 
menziehung  leicht  ^wv  werden ;  das  analoge  ngwp  (so  schon  Rom.) 
lässt  die  zusammenziehung  durch  die  andern  formen  jiQutot'ii  (Hom.), 
TTQrjuiv,  nqtwv  erkennen  und  ist  von  Fick  p.  129  mit  skr.  pratKifui 
abschüssig  zusammengestellt  Eine  spur  jenes  Stammes  rav^ 
findet  sich  auch  in  Hesjch.  ^avXov  :  äygavXov,  äyQoixov,  von 
M.  Schmidt  für  eine  Verstümmlung  aus  u/quvXop  genommen,  aber 
doch  wohl  eher  ^uv-Xov  zu  theilen  und  auf  ein  ^av  =.  rü-»  zu 
beziehen.  Das  neuentdeckte  ^dv  zeigt  z.  31  einen  weiteren  sinn, 
da  es  hier  das  ganze  gebiet  von  Idalion  bezeichnet,  z.  8  einen  en- 
geren auf  ein  stück  jenes  gebietes  beschränkten.  Sjnonjm  würde 
jjfcJ^a  sein;  da  ich  aber  in  der  paraphrase  ein  rowsculinum  ge- 
brauchte, habe  ich  dl^fnog  setzen  zu  dürfen  geglaubt,  das  bei  Homo* 
auch  jenen  weiteren  sinn  zeigt.  In  dem  roT  ^vorl  liegt  nun  deut- 
lich ein  echter  locativ  vor,  welcher  der  präpositiou  h  nicht  bedarf, 
wodurch  die  anderen  Schwierigkeiten  der  lesung  beseitigt  werden. 

Die  folgende  gruppe  ist  von  Schmidt  wegen  eines  noch  jetzt 
bei  Idalion  beflndlichen  ortes  ^AXufinQu  (s.  p.  49)  */iXufiß{i$äTa$ 
geschrieben,  wobei  man  aber  nicht  einsieht,  weshalb  er  das  ß  vor- 
gezogen und  dem  ausgange  auffallender  weise  -in  statt  des  sonst 
von  ihm  gesetzten  -a  gegeben  hat;  in  der  abhandlung  ist  p.  60. 
68  ^AXufjtngidia  gesetzt  Deecke  -  Siegismund  haben  für  ihre  le- 
sung keinen  weiteren  anhält  gehabt. 

Z.  9.  Die  gruppe  ka.ra.u»o.me.no,ne,  wiederholt  sich  in  der 
parallelstelle  z.  18,  nur  dass  hier  statt  des  Zeichens  für  o  ein  an- 
deres sehr  seltenes  erscheint ,  das  deshalb  von  Brandis  p.  667  or. 
45  und  Schmidt  für  ein  zweites  zeichen  dieses  vocales  genommen 
ist,  was  sehr  bedenklich,  weshalb  Deecke-Siegismund  auch  die  be- 
deutung  desselben  noch  für  unsicher  halten.  Ihre  lesung  xQ^^d- 
fit¥Ov  z.  9  (Schmidt  hat  keine  deutung  versucht)  scheint  mir  nun, 
obgleich  sie  selbst  sich  sehr  zweifelnd  aussprechen,  durchaus  preis- 
würdig  zu  seiu.     In    z.   18    könnte    mun ,    V\e   i&^^xi  NK^xXk^m«  VI 


Kjprisclie  losclirifteo  (I,  9).  43 

beaerkt  ist,  leicht  an  xQ^^OfASvov  denken,  wird  aber  doch  rich- 
tiger jenes  zeichen  fiir  zo,  nehmen  und  XQ^^tofJtsvov  lesen.  Denn 
diese  einscbiehung  des  C  bei  verbis  puris,  auch  sonst  nicht  eben 
seUen  (Cart.  p.  612  ff.),  ist  EtN.  485,  41  ff.  gerade  für  den  kj- 
prisdien  dialekt  mit  dem  auffallenderen  beispiele  xaXi^^w  statt  äol. 
MoXiqüt  =  xaXiut  bezeugt,  und  ein  /^ai;{^a;  findet  auch  in  dem 
wesentlich  identischen  /^ii/C^  (s.  unt.)  eine  stütze.  Dass  sich  in 
derselben  inschrift  die  formen  ;|f^avcii  und  XQ^^tf^  gleichbedeutend 
neben  einander  finden,  ist  nicht  auffallender  als  die  Schreibung 
ivFqritacaiv  z.  4  neben  iFgr^Tucajv  z.  14.  Deecke  -  Siegismund 
meinen  nun,  weil  ;|f^ava>  II.  E,  138  „streifen,  leicht  verwunden^^ 
bedeute,  könne  jif^ciJo^»  hier  wohl  den  sinn  von  „berühren,  an- 
grenzen" haben,  der  dem  zusammenhange  entspricht.  Sie  hätten 
diese  bedeutung  besser  begründen  können.  Denn  gerade  der  ver- 
langte begriff  der  annäherung  und  berührung  wird  in  dem  homeri- 
schen X9^^^ll  ^^^  ^^^^^  guten  auctoritäten  anerkannt ,  nämlich 
8ch.  A.  ^avcij.  Seh.  BL.  3(^9^,  EtlM.  182,  37  XQ*^  ^l^ovv  rd 
umoficu  xul  fTXrj(r$ä^w,  ß  ov  naqdytayop  jjfßavw  (nach  Et.  Par. 
nr.  2630  aus  ^Hqaxkttdng  mqX  irvfAoXoyCa^),  wozu  EtG.  100,  41 
die  stelle  E,  138  gefügt  bt;  ferner  EtOr.  67,  1  ian  ^Tj/sa  XQ^ 
TO  TiXtiffid^Qi  jfugä  ibv  xQ^iia*  ro  nuQuywyov  XQ^^  ^  C*"'^  ^> 
138).  oviw  O^Xo^ivoQ  iv  Ttp  n€Ql  fko^oavlXdßwv ,  woher  das  erste 
auch  EtM.  408,  32  mit  ^  iq  Xiyti^ßQog,-  Eustath.  1063,  30 
(XQUvaai)  /^oiro^  xai  XQ^^^  noiuv  ina^^v  SrjXoh  Die  jetzt 
vorherrschende  erklärung  durch  „ritzen,  leicht  verwunden",  bei  den 
alten  ^vcaiy  xaut^vcai,  im^vaat,  äfiv^nt,  ygdytui  (s.  Scholl.,  Pa- 
raphr.,  Apoll.  Lex.  168,  25,  Hesjch.,  Eustath.  531,  10  XQ^^^^^ 
jo  imnoX^g  ^iOat  elg  avtov  tov  xQ^^^  '^ov  Cüifiutog)  ist  dann 
aus  jenem  begriffe  der  berührung,  zugleich  mit  unrichtiger  bezie- 
hang  auf  XQ^i*  °^^^  ^^^  zusammenhange  der  homerischen  stelle 
erst  geschlossen  worden,  s.  besonders  Eustath.  1547,  62  avCai 
xaiu  Tovg  naXa$ovg  xul  to  ^^ytiv  xai  utffac&a^ ,  o&tv  jjf^aiJffa* 
TO  rot;  XQ^^^  avCui,  EtM.  814,  3  XQ^  .  .  .  to  ^iut,  i^  ou  XQ^^^ 
XQovffw  ^IXiddog  «'  XQ^^^U  "'''*  '^^^  ^(^i^fl  ^^'  oXCyov  lov  XQ^^^* 
tju^vcn,  f^xot  nqoüiyytan.  um  tov  xQ^^og^  XQ^>  ^^^^  ngoatpavcu 
xai  nifoa^icij.  Aber  viel  besser  ist  die  seltnere  erklärung  durch 
nXljia^y  s.  Bexjch,  ^ p a d a^  :  xaia^vtffj^  ^^^i^H  und  Choero\).  \u 
Psalm,  74,  29 ji^ptS  lo  jfXfjffffWj   /f  ov  xaiu   naQayuiyriv  XQ^^^^iu 


44  Kyprische  ioschriften  (I,  9). 

(mit  E,  1*^8),  wie  auch  in  Quint.  Smjrn.  XI,  76  tvu  j^^avaai^rcc 
Stojirj  (von  dem  draclien ,  dem  der  sriiwanz  abgehauen)  dieselbe 
auftassungf  vorliegt.  Denn  ^Quiiia  im  sinne  von  nkijacof  wird 
durch  den  gebrauch  bei  Herodot  gestützt,  VI,  75  ivi^gavs  ig  lo 
TTQoffvjTEOv  TO  (Tx^TTr^of.  Es  hängt  aber  auch  TrX^caut  mit  nt^ 
Xdaai,  irilug,  nXrjafov  eng  zusammen  (Curt.  nr.  367),  also  mit 
dem  begriflfe  der  nähe.  Auch  in  der  glosse  ixQ^*^^^^  •  ^^^~ 
Tvxtv  Hcs.,  die  sich  auf  eine  verlorne  stelle  beziehen  muss,  zeigt 
die  erklärung  den  begriff  der  beruh  rung.  Diese  wiederholt  sich 
in  Hesych.  j^gavaat  :  xaia^vOat,  XQ^^^^'  f^x^uCut.  yquipui.  in§^ 
Tv^sh',  wo  die  erklärungen  XQ'^^^^'  oti^dcai  sich  auf  das  von  XQ**^^ 
abgeleitete  XQ^t^^  *^^^^  ^^^  damit  gleichgestelltes  XQ^^^^  beziehen. 
Ein  zweites  seltneres  X9^^^  zeigt  sehr  entschieden  den  begriff 
der  engen  berührung,  s.  Hesjch.  XQ^t^^  •  cvrdnie^,  tfn}la(pu, 
Eurip.  Ph.  1625  yovata  firi  jjf^cJffii'  IfAU,  Med.  497  t?  dt^iä  xtCfjj 
l^g  av  noXV  tka^ßdvov,  xal  twvÖs  yovdrwr,  dg  fidirjv  xfjf^wir- 
fti^rt  xaxov  TtQog  urioog.  Sehr  gut  hat  Eustathius  p.  467,  24 
unter  benutzung  der  euripideischen  stellen  dieses  verbum  mit  er  x^^ 
(besser  iyXQff)  zusammengestellt,  das  EtM.  313,  55  sehr  richtige 
durch  iyyvjdrtjj,  ndiv  iyyvg  erklärt  ist,  indem  zugleich  mittelst 
eines  iyxQfivw  auch  iyxQ^^^^  daher  abgeleitet  wird,  wie  auch  Eu- 
stath.  925,  32  iyxQ^/^9^^^^  durch  iv  XQ^  y^^o^^tvog  erklärt  ist. 
Dieses  /^^//Trrco,  das  entschieden  den  begriff  der  engsten  berührung 
enthält,  erscheint  mit  /^cJ^co  ganz  übereinstimmend  gebraucht  io 
Eur.  Andr.  530  Xtcaov  yovvuCi  diOnoxov  XQ^f*^^^^  (Scholl. 
nQO(S£yyft(J^r)  i  anderseits  dem  herodotischen  gebrauche  von  /^mvco 
sehr  r.hnlich  in  iyxgffÄjrrfir  lu  xivrqa  vom  stechen  der  bienen 
und  scorpione,  ferner  iyXQ^f^^^^^  ^i^^^'i  häufiger  sjoonjm  mit  ifim^ 
Idauiy  ifjiTFKri^ai,  Man  darf  nicht  zweifeln,  dass  XQ^f*^^^  ™'^ 
iyXQM>  XQ^^^»  XQ^^^  ^"  demselben  kreise  gehöre,  dann  aber  auch 
mit  XQ^^*  ^^™  ^^^  allen  richtig  den  iu  ;^o^(r^«*  sehr  deutlich  er- 
scheinenden grundbegriiy  von  7r),r^aid^(jü  geben.  Alle  diese  Wörter 
aber  haben  mit  XQ^^  ^^  Wahrheit  nichts  zu  schaffen,  sondern  geheo, 
was  hier  nicht  weiter  ausgeführt  werden  kann,  auf  x^^Q  zurück^ 
wie  schon  Eustuth.  925,  36  durch  x^^Q^*  Xk*^'  x^^^^^>  ;|f^r/i;rrctf 
angedeutet  und  von  Buttmann  Gr.  II,  327  für  einen  theil  derselben 
entschieden  anerkannt  ist.  Dabei  ist  für  /f  r'^  eine  alte  Stammform 
j^r/^r,  /gaf^  a/izunehmen.     In  g\e.\c\\f!ir  \Ne\s^  ä1^W\i  -«kT^ts^ui,   itt- 


Kyprisclie   iDsclirifteu  (I,  9).  45 

Xaffat,  nilu^j  nXrjafov  (w.  naX)  mit  nvikufir\,  jmlma  in  enger  be- 
Ziehung.  Wenn  nun  für  XQ^^^  Theognost.  142,  23  die  Schrei- 
bung ohne  i  subacr.,  dagegen  ElM.  677,  23  die  mit  einem  solchen 
anerkannt  ist,  so  zeugt  das  nunmehr  entdeckte  kyprische  j^^ccv^u;, 
mit  /ocJC^  offenbar  identisch,  für  die  richtigkeit  der  ersten  Schrei- 
bung wenigstens  bei  dem  den  begriff  der  engen  berührung  enthal- 
tenden ,  nicht  von  XQ^i  abgeleiteten  verbum.  Dass  weder  ;^^«i;u; 
noch  xa^^^  soust  im  medium  erscheinen,  ist  bei  der  Seltenheit  des 
gebrauckes  ohne  belang.  Audi  die  construction  dieses  mediums 
mit  dem  genetiv  ist  bei  der  Verwandtschaft  der  bedeutung  mit 
unnodniy  fx^cdai  u.  a.  sehr  begreiflich. 

Dass  in  dem  von  Schmidt  ungedcutet  gelassenen  oJcaAo.se,  der 
genetiv  eines  personennamens  stecke,  ergibt  sich  besonders  aus  der 
paral leisteile  z.  18,  und  es  kann  dies  nicht  wohl  ein  anderer  sein 
als  auf  -ag,  gen.  -uviog.  Deecke-Siegismund  haben  unter  anknü- 
pfung  an  ^Oyxu  u.  a.  ein  ''0/xa(»)rog  gesetzt;  mir  Lat  ein  ^S2xaioc 
von  "Sixug  glaublicher  geschienen  ,  da  dieser  name  sich  einerseits 
durch  die  analogie  u.  a.  von  Kukkag,  -uvrog  (vgl.  xu/Matog, 
Ufxiaroc),  anderseits  durch  drc  personennamen  ^SixCfjLwp  j  ^Slxifxor, 
^Qxviog^  "SIkvV.oc,  "fixfXAog  (besonders  dorisch)  rechtfertigen  dürfte. 
Das  folgende  wort  a.l<i,vo,,  das  z.  18  in  derselben  Verbindung 
mit  XQ^^t^f*^^^^  vorkommt,  z.  21  aber  von  Jjx^  abhängig  erscheint, 
ist  von  Schmidt  gleichfalls  nicht  gedeutet,  von  Deecke-Siegismund 
aber  ukFut  gelesen  und  auf  ein  kyprisches  rxA^cug  =  uXiug  tenne 
bezogen,  indem  sie  z.  9.  18  aP.zto  für  genetiv,  z.  21  für  accusativ 
nehmen.  Aber  nicht  allein  scheint  es  gewagt  dem  kyprischen  dia- 
lekte  jene  attische  declination  zuzutheilen,  sondern  es  ist  auch  der 
begriff  tenne  für  jene  grenzbestinimung  ein  wenig  angemessener, 
du  eine  solche  nach  alter  sitte  nur  ein  zeitweilig  auf  dem 
felde  zugerichteter  platz  war.  Ferner  habe  ich  in  meinem  pro- 
gramme Tigislege  (1871),  p.  21.  31  für  ähwri,  älwg  die 
Wurzel  iav  nachgewiesen ,  ans  der  Km  (statt  lau)  geworden  ist, 
womit  eine  form  aXfwg  sich  nicht  verträgt.  Wenn  sich  Deecke- 
Siegismund  wegen  des  digamma  auf  Uesych.  ukova  :  xTpioi 
(Alb.  xrinog)  berufen,  auf  die  Ruhnken  das  KvfrQioi  der  folgenden 
ginsse  aXovgyd  bezogen  hat,  so  stimmt  dies  nicht  mit  der  herr- 
scljendeu    annähme,    dass  hier   nur    der  sonst  im   thessultscU^n  A\ä- 


46  Kjprische  Inschriften  (I,  9). 

lekte  übliche  wandet  des  cu  in  ov  stattgefunden  habe  ^^).  Für 
eine  andere  erklärung  von  a.la.vo.  findet  sich  ein  anhält  in  der 
glosse  Uesych.  uXu  :  &dXucauv,  ij  olvoq.  Kvxq&o$»  Hier  hat  M* 
Schmidt  die  erklärung  ohog  für  corrupt  erklärt  und  Ranke's  kühne 
besserung  ofv^  (wegen  LBachm.  64  18  aXa  :  ttiv  ^dXacaav.  Ij 
mg  lu/y  ovoxif»y  o^vxfiiug,  was  sich  auf  oJd'  uka  Od.  q^  455  he* 
zieht)  beifallswerth  gefunden;  ferner  Kvnqtoi  ,yCerti88%ma  emenda» 
tione'^  in  xojiqm  verwandelt,  das  sich  gleichfalls  auf  q,  455  be- 
ziehe, nämlich  auf  die  erklärung  des  Kallistratos,  s.  Scholl.  B.  H. 
M.  Q.  b  di  Ku7MiSiQaioq  ovduXa  (H.  ovduXas  B.  Q.  oli'  äXu) 
nuQu  to  Iv  j(a  oidm  xBiadm^  Eustath.  1828,  2  KaXXCaiqaiog  di 
ov6aka  tptXdSgs  ^aaC,  xui  rrQonaqol^viovttyg  änl  %ov  xonQia  Jq 
aAAo/c  Xvfiaiu  nugu  lov  ovdo%',  ^lo»  lov  ßuTiJQa,  xsCfASva.  Kalli- 
stratos  wollte  also  ein  von  ov6og  abgeleitetes  ovdaXa  =  xonqm^ 
woraus  aber  allerdings  (was  Schmidt  zu  erwähnen  versäumt  hat) 
bei  Suidas  und  Zontiras  ^^pesslmo  errore^^y  wie  Buttmann  zu  den 
Scliolien  richtig  sagt,  ein  uXa  :  tu  xojiQiu  entnommen  ist.  Lo- 
beck  Prolegg.  260  führt  auch  ein  ä  lu  : .  tu  xongia  Hes.  an, 
das  aber  nur  auf  Verwechslung  mit  Suidas  zu  beruhen  scheint. 
1st  es  nun  aber  wirklieb  notbweudig  oder  doch  gerathen  denselben 
thörichten  irrthum  durch  besserung  auch  iu  Hesychius  hineinzu- 
tragen ?  1st  ein  kyprisclies  SXa  oder  ula  im  sinne  von  ohog  so 
ganz  unglaublich,  dass  man  jenen  bedenklichen  schritt  doch  wagen 
müsste?  Mir  scheint  ein  uku  =  olvoc,  und  zwar  als  echtes  indo- 
germanisches wort,  in  altn.  öl.  ags.  ealu,  engl,  ale  (aus  altem  diu) 
=  hier  eine  gute  stütze  zu  finden.  Denn  dass  verschiedenartige 
berauschende  getränke  mit  demselben    namen    bezeichnet   sind ,    hat 


15)  Für  diesen  Wechsel  als  dem  kyprischen  dialekte  zukommend, 
obgleich  er  in  den  inschriften  nirgends  erscheint,  hat  M.  Schmidt 
Zeitschr.  f.  vgl.  SprW.  IX,  292.  366  noch  folgende  hesychische  glos- 
sen  angezogen:  ovai  :  tfvXai,  indem  er  aus  der  folgenden  glosse 
ovdqah  :  fifitii,  KvnQhOh  das  gentile  dorthin  zieht;  ig  ova  :  nogtvo», 
dyanawov,  indem  er  Igovä  :  aydnavaif:  oder  igovth  :  dyttnavo^  bes- 
sert und  Kvngioi  aus  der  vorhergehenden  glosse  dazu  nimmt;  endlich 
(Ltovgaiyfk  :  nagaxonnr,  fiaiynak,  wo  eine  andeutung  des  kyprischen 
Ursprunges  gänzlich  fehlt.  Man  sieht,  auf  wie  schwachen  ^undlagen 
das  vermeintliche  kyprische  ov  für  w  beruht.  Die  zweite  jener  glos- 
sen  habe  ich  in  meinem  programme  Pd  (1872)  p.  16  in  igova  : 
Travoi/j  ayanavov  als  imp.  eines  ^^ovctfi»  gebessert  und  schon  dort  lie- 
ber ibesmiiscben  dfalekt  anerkannt. 


Kjprische  ioscliriften  (I,  9).  47 

jft  seioe  bekannte  analogie  in  fti&v  wein^  ags.  meduy  ahd.  metu 
m.  honigtranky  skr.  madhu  h u n i g,  aber  aucb  ein  berauschendes 
getränk  aus  anderen  Stoffen  bezeichnend.  Als  derivute  jenes  uXa 
=  otrog  (yielleicht  corrumpirt  auch  in  SuXa  :  afAntXoq  Hes. 
enthalten)  können  auch  leicht  gelten  Hesjch.  aXiq  :  o^vßugjov 
(corrupt  aucb  uXq  :  o^vßafpov),  offenbar  eine  lakonische  form  für 
oXAg  oder  dXtq^  eine  art  von  becher  bezeichnend^  und  mit  unkla- 
reren snfifix  das  schon  homerische  uXnifov  becher,  dessen  über- 
lieferte alte  etymologien  sämmtlich  unbrauchbar  sind,  wie  nicht 
minder  die  Benfej'sche  WL.  II,  248  von  PuX  krümmen,  wäli- 
reod  das  wort  bei  Homer  entschieden  des  digamma  entbehrt.  Auch 
fehlt  es  für  alu  =  of^o^  nicht  an  andern  etymologischen  unknü- 
pfungen.  Denn  wenn  Od.  $,  464  der  olvoq  das  epitheton  riUoq 
erhält  und  dann  in  seiner  berauschenden  kraft  beschrieben  wird, 
so  liegt  die  vermuthung  nahe,  doss  die  benennung  uAa  mit  ^Xaoq 
und  seiner  ecliten  sippe,  namentlich  uXvu» ,  auch  etymologisch  zu- 
sammenhänge. Unrichtig  sind  von  den  alten  und  neueren  etymo- 
logen  jene  Wörter  (Curt.  p.  546  wenigstens  f^Xiog)  sehr  allgemein 
zu  uXu6&u%  und  seinem  Zubehöre  gestellt.  Aber  der  homerische 
gebrauch,  um  mich  auf  diesen  zu  beschränken,  zeigt  in  beiden 
Wörtern  sehr  entschieden  nicht  den  begriff  von  irren,  sondern 
von  ausser  sich  sein,  fAuCviad^fu,  furere,  und  zwar  erscheint 
äXvHv  gerade  ganz  synonym  mit  pkidvHV  und  ehrlnm  esse  in  ihren 
übertragenen  anwendungen.  Am  häufigsten  bezeichnet  es  das  aus- 
sersichsein  vor  übermässigem  schmerze,  /2^  12  vom  Achilleus  nach 
dem  tode  des  Patroklos,  E,  352  von  der  durch  Diomedes  verwun- 
deten Aphrodite  ux^OfiBprj  odvvijaiVj  t,  398  von  Pulyphem ,  als 
ihm  das  äuge  ausgebrannt  ist  (wo  Ameis  und  Giseke  Lex.  Horn. 
89a  sehr  wunderlich  x^goty  uXvuty  verbinden);  ähnlich  Oppian. 
Hai.  V,  228  ix  d'  odvwdwv  aiiQ  oXobg  fisdvij,  Theoer.  22  (20), 
98  fimi?  ii  nXrjyuig  fii^vuiVy  Lucret.  Ill,  1064  ^rius  urgeris  muU 
tis  miser  ündiqtie  curis.  Dagegen  6,  133  r)  uXvHg,  on  ^Iqov 
ivCxncag  vergleicht  sich  mit  Demosth.  Phil.  I,  c.  15  Ixhvov  fiB- 
Sv€iv  ifa  fjKyi&u  iwv  nQayfJtuiußv,  Uor.  Od.  I,  37,  12,  fortuna 
difici  ebria  uud  dem  deutscheu  siegtrunken.  Endlich  in  X,  70 
ol  x'  ifior  ulfiu  movug  uXvaaorieg  negi  dvfioy  xeicon*  iv  nqo- 
dvQOkCk  (die  ipa/is^^t(  xvy^g  des  Friamos)  erseheint  noch  eigenl- 
//eAer  der  In^iä  der  durch   eia    berauscheaded    geträuk    hctvorg^- 


48  Kyprische  inscliriften  (I,  9), 

rufenen  trunkenlicit,  vgl.  Jo.  Apocal.  17,  G  xal  sldov  irjv  yvruTxa 
fAtdvovaav  ix  lov  atfiaiog  TüJr  aytmv,  Plin.  N.  H.  XIV,  22,  28 
^XMS  saxi^uim  mAum,  Wie  ferner  6lv{i(;  ^ileog  'i,  404  der  be- 
rauschende wein  ist,  so  wird  (poiiug  fiX(e)i  O,  128.  ß,  243 
am  treffendsten  durch  sinn  berauscht  wiedergegeben  werden. 
Wie  nun  fie&viü  (fis&vfu)  Theognost.  149,  4)  von  fA^dv  abgeleitet 
ist,  so  darf  es  sehr  wahrscheinlich  dünken,  dass  äXvuß  (äkvCut 
Theogn.  1.  I.,  Arcud.  165,  24,  äolisch  nach  EtM.  254,  14)  von 
einem  uXv  stammt,  das  genau  dem  germanischen  alu  entsprechen 
würde.  Auf  dasselbe  lässt  sich  leicht  ijXog,  ^Isdg  für  dXp-og, 
u\ — fog  zurückführen.  IVlan  kann  auch  daran  denken  den  namen 
des  amicus  Au  Ion  fertilis  Baccho  Uor.  Od.  II,  6,  10,  felix  vi- 
iihis  Au  Ion  Martial.  XIII,  125  bei  Tarent  für  ein  aus  jenem 
t^.Xv  gebildetes  |)eriektik<>n  zu  nehmen,  uämlich  aus  uXp-wf  mit 
dem  bekannten  überspringen  des  ;-  wie  ^ovQoq  aus  Sogp-og  und 
rfvQOP  =  nervus.  Es  L'isst  sich  auch  die  beuennung  des  weines 
aus  einer  einfachen  wurzel  al  in  begrifflicher  hinsieht  versteheu. 
Denn  wie  der  beiunschende  wein  von  Ion.  fr.  9  äiQGivoog  genannt 
wird  und  eben  so  von  spateren  Dionysos,  so  ist  der  begriff  von 
uXvu)  Soph.  0.  Tvr.  914  durch  „vipoi-  yuo  uXqh  Svpov  Oldtnovq 
uyav  XvJKaai,  nutjofaiOi^'  genau  ausgedrückt.  Man  darf  daher 
jene  wurzel  dl  hier  in  dem  sinne  erheben  anerkennen,  welchen 
am  deutlichsten  das  lat.  alius  zeigt  ^^).  Wenn  nun  durch  die 
obigen  combinationen  das  überlieferte  kyprische  aXa  ==  ohog  ge- 
nügend gerechtfertigt  zu  sein  scheint,  so  lasst  sich  in  dem  a.ki.vo 
der  iusclirift  ein  davon  abgeleitetes  periektisches  uXupog  erkennen. 
Das  suffix  va  erscheint  nämlich  schon  zuweilen  im  Sanskrit  als 
verkürzte  gestalt  von  vant  mit  dem  begriffe  der  fülle,  wie  k^-va 
=  h^i^a-vant  langhaarig,  vgl.  L.  Meyer  Vgl.  gr.  II,  p.  613  und 
dazu  'IfAaogi  Uimaus  ==  skr.  himavant.  Aus  diesem  sufGx  er- 
klären sich  dann  die  periektika  auf  -eög  und  -6g,  wie  cviptog, 
Cv(f>6g  mit  parasitischem   y<  statt  p   und    iq^viogy    iq^rog    der    J^q^via 


16)  Vgl.  Curt.  nr.  523b,  Corssen  Ausspr.  I,  530,  Fick  p.  16, 
denen  ich  aber  darin  nicht  beistimme,  wenn  sie  dieses  al  mit  skr.  ar 
gleichstellen.  Vielmehr  scheint  mir  dasselbe  eine  modification  von 
an  zu  sein,  das  im  griechischen  dvd  sehr  entschieden  den  begriff  au  f- 
wärtä  zeigt,  wie  aXXog^  alius,  alUr^  gotki.  aii«  neben  «kr.  anja^  aniaroj 
goth.  anfhar. 


Kypruche  ituKsbriften  (I,  9).  49 

lialieiide  iNuim,  aber  auch  *EQt>E6g,  oacb  Strab«  XIII,  598  tqaxvq 
itg  Tonog  aral  Iq^v^uidfiq  io  Troas,  und  oflfenbar  in  gleichem  sinoe 
als  ortsDame  in  Doria  und  sonst,  also  mit  einem  ^Egtvosig  (suff. 
vmf)  ganz  gleichbedeutend.  Für  eine  modification  jenes  suffix  va 
ist  auch  das  periektische  -svg  zu  halten  wie  dovaxevg,  OsJiXivg, 
Tgl.  Lt.  Mejer  II,  615.  Wie  aber  das  mit  dem  suffixe  vant  ganz 
sjooDjme  maul  im  Sanskrit  gleichfalls  die  verkürzte  gestalt  ma 
zeigt,  z«  b.  djuma  =  ^mant  leuchtend,  so  hat  auch  das  suf- 
fix -/Aog  mit  jenem  -pog  analog  in  d^fiog  Waldung  die  pe- 
riektische bedeutung.  Es  darf  hiernach  uXa-pog,  das  auch  einen 
weinstock  bezeichnen  könnte,  in  dem  sinne  Weingarten  ge- 
oommen  werden,  was^fiir  die  stellen  der  inscbrift  aufs  beste  passt; 
namentlich  ergibt  sich  aus  z.  21 ,  dass  der  dkapog  ein  xJjnog  in 
besonderer  anwendung  ist.  Man  kann  nun  aber,  da  äXwtj  neben 
der  bedeutung  tenne  bei  Homer  Yorzngsweise  den  begriflf  eines 
ifAmXofVTog  ronog  zeigt,  aut  den  gedunken  kommen,  dass  eigent- 
lich zwei  verschiedene  Wörter  zu  unterscheiden  sind,  nämlich  uXtprj 
(ursprünglicher  uX<^u  y  s.  m.  prog^.  de  Theoer.  carm.  aeol.  III, 
p.  13  und  Tigislege  p.  31)  ienne  von  w.  lav  und  uXwi^ 
Weingarten  aus  uXa-pj^.  Denn  jenes  periektische  suffix  er- 
scheint auch  in  weiblicher  Verwendung,  wie  in  den  baumnamen 
auf  -va,  z.  b.  olCva  von  otaovj  und  den  gewöhnlicheren  auf  -iu 
wie  cvxia,  (vgl.  auch  die  lateinischen  baumnamen  auf  -v«),  am  ähn- 
lichsten mit  uXwq  in  dem  Ortsnamen  Ohwri,  Olvori,  der  ofi^enbar  mit 
Oiwovg^  Ohovccu  ganz  sjnonjm  ist.  Die  gleichfalls  schon  bei  Homer 
erscheinende  bedeutung  eines  baumgartens  könnte  daun  für  eine 
erweiterung  des  ursprünglichen  begriffes  genommen  werden  ^'^), 

Die  gruppe  fe.r0.fci.11i.ja.  ist  von  Deecke-Siegismund  r/^/iij», 
von  Schmidt  rgi^pM  gelesen.  Während  die  form  liqx^og  so  gut 
als  TQixvog  beglaubigt  ist,  habe  ich  jene  besonders  wegen  des  ar- 
kadischen duQXf*^  ^D  ^^i*  inscbrift  von  Tegea  vorgezogen. 

Z.  10.  Deecke-Siegismund  haben  hier  p.  251  nach  ihrer 
lesung  den  selir  unverständlichen  und  unglunbliclien  sinn  gefunden, 
dem  Onasilos  und  seinen  brüdern  werde  länderei  gegeben  mit  der 
bestimmung  „das  ganze  ohne  abgäbe  verkäuflich  zu  haben  mit  aus- 

17)  Bei  dieser  sonderung  erklärt  sich  auch,  weshalb  in  nolvxaQno^ 
ttlmi  ^ppi^ofra*  ^,  122  die  sonst  überall  ziMmge  herstellung  der  ^otm 
^jftfor  Dicht  möglich  ist,  vgl  de  Tbeocr.  carm.  aeol.  III,  p.  14. 
PhiloJogaB.  XXXV,  hd,  1.  4 


50  Kjprische  ioschriften  (I,  9.  10). 

nabme  der  ländereien^  d.  ii.  der  nutzniessang^'  und  in  der  parallel- 
steile  z.  22.  23  ,>ie  im  (oder  zum)  allverkaufe  abgabenfrei  zu 
liaben,  ausgenommen  die  ländereien  *S  während  p.  240  für  beide 
stellen  der  sinn  angegeben  ist  „ihnen  dafür  land  zu  geben,  denen 
ertrag  sie  (aber  nicht  das  land  selbst)  steuerfrei  verkaufen  kön- 
nen*'.  Wenn  sie  dabei  z.  10  näy  tSviOP  und  z.  22  napwvCwg  ab 
adverbium  mit  gleichem  sinne  lesen,  so  ist,  von  andern  bedenken 
abgesehen,  das  getrennte  nuv  uinov  mit  adverbialem  sinne  ^^  doch 
ganz  undenkbar.  Schmidt  hat  hier  zur  aufklärung  nichts  beige- 
tragen, indem  er  den  sinn  seiner  lesungen  naviovkov  und  navmvdjug 
ganz  im  dunklen  lässt  und  nur  p.  3t  das  äolische  nawtuiwiog 
(r=:  naPToJog)  vergleicht;  auch  das  folgende  wort  bleibt  bei  ihm 
durchaus  problematisch.  Mir  scheint  nun  wenig  zweifelhaft,  dass 
in  nui'üjptog  ein  mit  opCytifAi,  (iydfiiiP,  ovHag  u.  a.  zasammenhäor 
gendes  wort  zu  erkennen  ist;  diesem  wortstamme  wird  gerade 
für  den  kjprischen  dialekt  der  lebendige  gebrauch  durch  die  zahl- 
reichen Personennamen  mit  ^Ovaa-  bezeugt,  wie  in  dieser  inschrift 
^Oväa$Xoi  (auch  ein  Kjprier  ^Oyijctkog  Herod.  V,  104  ff.), 'Oi^a- 
aUvngo^i  ^OyaaayoQag^  inschr.  'X  ^OyaaCpoixog^  XIV  *Oyac(wQogy 
XXl^OyaaCnfAogy  mich  ^ Ornat fiog  Said.  Es  ist  aber  navwPMg 
in  seiner  bildung  mit  Iqiovviog  zu  vergleichen  (s.  auch  zu  inschr. 
XXI)  und  in  dem  sinne  „mit  dem  ganzen  nutzen'^  zu  verstehen, 
wie  von  Strabo,  Diodor  u.  a.  das  adjectiv  navoCxiog  im  sinne  von 
navoMiC,  navotxC,  navotxf^,  d.  i.  aifp  Skco  rw  oXx(fi  gebraucht 
wird.  Es  fragt  sich  aber,  welche  formen  des  wertes  an  beiden 
stellen  anzuerkennen  sind.  In  z.  10  erscheint  es  natürlich  nuviivhov 
als  acc.  sing.  masc.  generis  zu  fassen  und  auf  das  vorhergehende 
%oy  x^Qo^  zu  beziehen,  gerade  wie  auch  das  folgende  äuXr^y  von 
Deecke  -  Siegismund    mit   recht  für  den  nach  äolischer  weise  g^bil- 

18)  Deecke  -  Siegismund  meinen  auch,  dass  wegen  des  digamma 
von  iSyog  vielleicht  richtiger  nayyoiytoy  und  nayytoyiwg  su  lesen  sei, 
nämlich  mit  yy  statt  yp.  Es  ist  das  dieselbe  idee,  aus  der  das  ver- 
kehrte cuyyoQxotg  z.  28  hervorgegangen  ist,  in  dem  dialekte  dieser 
inschriften  ohne  allen  anhält ;  auch  ist,  wie  vorbem.  14  nachgewiesen, 
die  geminirende  lesung  des  y  unberechtigt.  Ausserdem,  da  bei  Ho- 
mer wyog  mit  Zubehör  durchaus  dem  digamma  widerstrebt,  scheint 
es  trotz  itoyov/Lttiy  und  trotz  skr.  vamaSy  lat.  vSnum  (Curt.  nr.  448) 
doch  sehr  bedenklich  dem  griechischen  worte  das  f  zuzuschreiben. 
Denn  da  va  oft  in  o  zusammengezogen  ist,  kann  äyoe  aus  einem 
^at^fff  =  akr.  vasnas  geworden  sein. 


Kjprische  inscbrifteo  (I,  10).  51 

deten  ace  siogvlara  yoo  anXiig  geoommen  ist  und  nothwendig  zu 
/tt»^09  gefaoreo  muss.  Anch  sonst  fioden  sich  adjectiva  auf  das 
erste  tod  swei  vorhergebenden  sobstantiven  bezogen  (Kühner  A. 
gr.  II,  71),  was  hier  um  so  eher  geschehen  konnte,  weil  das  „x»! 
lä  riQx^tja  natu^*  in  Wahrheit  nur  bedeutet  „sammt  allen  pflanzen*'. 
Dea  entsprechend  ist  dann  z.  22  navoivtog  als  acc.  plur.  masc.  generis 
zu  leseo  und  auf  lo  x^Qov  .  •  •  xäg  to  nanov  zusammen  zu  bezie- 
hen. Freilich  sollte  man  nun  auch  uTeXfjag  lorag  erwarten;  aber 
das  oeatrum  ättUja  loiUy  das  sicher  nicht  mit  Deecke  -  Siegisround 
nur  auf  rifix^^  >u  beziehen  ist,  aber  an  sich  in  beziehung  auf 
alles  vorhergehende  vollkommen  richtig  erscheint,  wird  sich  auch 
nebea  dem  masculinum  navmvtoq  als  geringe  inconcinnität  des  aus- 
drucks  entschuldigen  lassen.  Man  könnte  sonst  auch  allenfalls  das 
•dverbium  naviavttaq  vorziehen,  wie  bei  jungen  Schriftstellern  nav 
Sijßwg  im  sinne  von  navdrjfAii  vorkommt. 

Der  complex  u.va.i^e.  =  vpaig^  der  jetzt  auch  von  Schmidt 
so  gelesen  werden  muss,  nachdem  er  in  nachtr.  II  das  zeichen  va. 
anerkannt  hat,  ist  von  Deecke-Siegismund  für  eine  präposition  ge- 
nommen, die  ausser,  ausserhalb  zu  bedeuten  scheine  und  an 
lat.  «dbe-,  od-  in  w^^emens^^)  v^ors  erinnere;  auch  sei  man  ver- 
sucht skr.  vahis  ausserhalb  zu  vergleichen.  In  der  Verbindung 
vpa$g  Z*^y  (ausser  z.  23  auch  z.  28  in  anderem  zusammenhange) 
soll  dann  J^äv  wahrscheinlich  gen.  pluralis  sein  (was  aber  z.  10 
Dicht  zulässig,  da  es  sich  hier  nur  um  einen  einzigen  x^Q^^  ^^^°- 
delt)  und  bedeuten  „mit  ausnähme  der  länderei'',  wodurch  aber  kein 
für  mich  fassbarer  sinn  gewonnen  wird.  Ks  scheint  mir  nun  aber, 
dass  s.  10.  23  am  natürlichsten  eine  bestimmung  zu  erwarten  ist, 
wodurch  dem  Onasilos  sammt  seinen  brüderu  und  bezw.  dem  Ona- 
silos  allein  für  die  gegebene  länderei  abgabenfreiheit  auf  I  e  b  e  ii  s- 
zeit  zugesichert  wird,  die  sich  aber  auf  die  erst  hinterher  (z.  11. 


19)  Die  althergebrachte  auffassung  von  vehement  als  compositum 
von  meru  scheint  mir  durchaus  verkehrt  und  richtiger  von  L.  Meyer 
Vgl.  Gr.  II,  269  ein  derivat  mit  dem  suffix  ment-  anerkannt  zu  sein. 
Dann  ist  aber  vehemens  (obgleich  auch  von  Corssen  Ausspr.  I,  104 
als  die  filtere  form  dargestellt)  aus  vSmens  zerdehnt  wie  mihi  aus 
m^  =:  skr.  mä,  gr.  fto*  und  eohort  aus  cörSf  vgl.  curtis  und  cratis 
bürde,  goth.  haunU  Fick  p.  36.  Ganz  dieselbe  art  der  zerdeliTiUTia 
zeigt  sie«  im  abd.,  wie  maAai,  bihü  fär  mäi,  W/,  s.  Gilmni  (jt.  \, 
J8S  ff.    Mehr  hierüber  in  meiner  feBtechrift  „Avl^  und  Yilla"  p.  "11. 

4* 


52  Kjprisdie  insclirifteo  (I,  10). 

23)  erwäliQten  nacbkommeD  nicht  erstrecken  sollte;  denn  es  ist 
doch  nicht  leicht  denkbar,  dass  die  abgabenfreiheit  der  ganzen  fa- 
milie  für  ewige  zeiten  ertheilt  wäre.  Auch  z.  28  scheint  es  sinn- 
gemäss^ dass  die  eide  dahin  lauteten  die  vertrage  auf  lebenszeit  zu 
halten.  Und  allerdings  scheint  es  sehr  möglich,  dass  J^ä  in  jenen 
drei  stellen  nicht  die  kjprische  form  für  yi^  ist,  sondern  vielmebr 
für  ^(üj  (Cor})»  Denn  die  in  dem  verbum  erscheinende  doppelform 
des  Stammes  Z^  und  ^w  ist  auf  eine  ursprünglichere  form  J^af  zu- 
rückzuführen ,  aus  der  l^u  entweder  durch  contraction  aus  ^afa 
werden  konnte  oder  auch  ohne  suffix  aus  J^äv  wie  ^a,  yä  aus 
djäu.  Gerade  der  kjprische  dialekt  zeigt  aber  die  Stammform 
J^a(f)  in  der  glosse  J^ue$  :  ßiPsT  (?)  xai  nnt  (Cjr.  171  ^di$  : 
(fipodgcjg  nvvi),  vgl.  ^aiwttq  :  irviort^g.  Denn  bei  der  engen 
Verbindung  der  begriffe  athmen  und  leben  ist  durchaus  nicht 
zu  zweifeln,  dass  hier  derselbe  stamm  wie  in  l^qv  vorliegt ,  und 
auch  die  alten  grammatiker  haben  ^dm  auf  um  ro  m'iüf  zurück- 
geführt Epim.  Horn.  181,  34,  KtG.  230,  45,  EtM.  410,  34,  wo- 
bei Zusammensetzung  mit  der  partikel  C«  oder  auch  (EtM.)  pleo- 
nasmus  des  (  angenommen  wird.  Auch  für  das  hesjchische  ^dft 
ist  durch  die  cyrillische  erklärung  CfpoiQwg  nv%i  die  Zusammen- 
setzung mit  ^a  anerkannt,  wie  für  ^uivr^q  von  H.  Stephanus  Thes. 
IV,  4.  B  durch  das  vorgeschlagene  Cfodguig  nvioyt$gy  wogegen 
M.  Schmidt  dieses  für  d^aivng  stehen  lässt  Aber  die  echten  be- 
sjchischen  erklärungen  lassen  nichts  von  einer  Zusammensetzung 
merken,  und  Lobeck  Path.  I,  100  hat  deshalb  lieber  einen  pleo- 
nasmus  des  ^  anerkennen  wollen,  woran  natürlich  nicht  zu  denken. 
Es  bleibt  also  zunächst  nichts  übrig  als  einen  stamm  ^ttp  mit  der 
bedeutung  athmen,  leben  anzuerkennen.  Der  ursprünglichere 
begriff  des  athmens  erscheint  auch  noch  recht  deutlich,  wenn  die 
homerische  formel  oau  yuTuy  im  nvifti  w  xai  iqnH  P,  447.  er, 
131  in  h.  Cer.  365  durch  onoaa  ^uin  u  xal  iQjfi$  ersetzt  ist. 
Da  nun  aber  der  griechische  anlant  C  s^br  gewöhnlich  einem  j  der 
verwandten  sprachen  entspricht,  so  ist  man  berechtigt  neben  jenem 
J^af  auch  eine  wurzelform  jav  zu  vermuthen.  Auf  diese  aber  muss 
man  geneigt  sein  das  homerische  loi^  zurückzuführen,  wenigstens 
in  seinen  anwendungen  J,  276  ino  ZtfvQoiq  iwijg ,  Ay  308  l\ 
ävi/AOio  noXvnXdyxtoio  Icütjg^  wo  es  von  den  alten  durch  nvotj 
erklärt   wird,    uad  71,  127    ^UvGCui    i)\    nuQa  vii\)0\  n^^^i;  ^^^kv^ 


Kyprisehe  insclirifteo  (I,  10). 


lu^v  (t.  1.  iQiajjv)f  wo  man  es  vou  dem  1%alUu8  ignis  versteht ,  in 
beidea  verwenduogeo  also  sjnooyin  mit  uvTfjti}.     Dazu  kommt  docIi 
A'e  eine  he^cbiscbe  erkläruog  ^fv^ij  ^^)  >    die   sich    auf    eine    ver- 
lorne steile  zu  bezieben  scheint,  vgl.  skr.  atman  s  e  e  I  e  =  uvjfiiiy, 
ttVTffti^.     Ein  bedenken  entsteht  nur  daraus^  dass  der  in  allen  jenen 
drei  stellen  vor  dem  virorte  erscheinende  unerlaubte  hiatus   fur   aii- 
iaatendes  digamma  zu   zeugen   sdieint^^)^    in    welchem   falle    man 
dasselbe  mit  (fX^,   vis  verbinden  kann,   vgl.  lg  ävifiovy  nvqoq  fii- 
voQy    was  dem  sinne  der  stellen  sehr  gut  entspricht  ^^).     Die  wur- 
zelform jav   konnte    femer    durch    zusammenziebung    leicht    in    iv 
obcrgeben^  aas  welcher  form  sich  aufs  natürlichste  alf-oiv  leben, 
iMO-vm  y    aetas  für  aev-tas  erklären ,    nämlich   als  mit  vocalverstär- 
kaag   gebildet      Mit    diesen   Wörtern   gehören ,    wie    die    meisten 
spradiTergleiclier  anerkannt  haben,    auch  zusammen  skr.  aju-s  le- 
bend, mensch,    lebenszeit,    äjus  n.  leben  (im  PWb  auf  cift 
at h  men  zuriickgefabrt),  indem  der  iu  ihnen  anzuerkennende  stamm 

20)  Hesych.  ita^  :  dnotf-oQ«.  nyoij,  q(oytj,  avyij*  ipvx>i.  xttnyog,  vq/j^, 
Ttffavfn,  Von  diesen  erklär ungen  beziehen  sich  iftayr,  und  xfjavyij  auf 
den  gewöhnlicheren  gebrauch  von  ito^.  Wenn  aber  M.  Schmidt 
„ajtü^QQä  oQfiti  ad  itoxti  apectant,  avyi  tpvx^  xanyog  quo  re/eram  nescto**, 
so  geht  anoffOQa  vielmehr  auf  dyifÄoto  itoij ,  vgl.  Pollux  III ,  94  dno^ 
tfOQd  .  .  .  .  Tcai  nyivfdttnoy  dnoßolij  xai  o  JJu^;,  nytv/uaiog  nQooßokij  und 
Tbes.  I,  2,  1784.  B,  und  wegen  oQfn^y  das  für  alle  drei  homerische 
stellen  passt,  s.  EtOr.  75,  itaj  i  f^f^d  noMs  tfxoy^s  oq^h^.  Ferner  avyij 
und  xanyog  beziehen  sich  auf  Tit^^of  Itaii,  vgl.  Hes.  dr/Ltis  :  dnavyac^a. 
nt^otj  und  nvQog  avtfJi  Od.  n,  290.  f,  9,  bei  Eustathius  durch  xanyoq 
erklärt,  wonach  also  jene  erklärungen  aus  der  bedeutung  nyo^  herge- 
leitet sind.  Zu  n,  127  gehört  auch  die  letzte  erklärung  bei  Apio  p. 
EtG.  €07,  12  /  0)17  ff'Wyij,  nyorj,  qlo^,  vgl.  Hes.  at/r^if  :  nyoi^^  7A0I. 
Wegen  ^»/^  s.  ob. 

21)  Dasselbe  bedenken  gilt  auch  gegen  die  beziehung  des  wortes 
auf  w.  d^  hauchen,  woher  Cnrtius  nr.  587  das  wort  mittelst  einer 
kühneren  reduplication  abgeleitet  hat,  freilich  nur  die  bedeutung 
„stimme,  schall"  erwähnend,  in  welcher  das  wort  bei  Homer  aller- 
dings keine  spur  des  digamma  zeigt,  was  einen  wink  gibt  zwei  yer- 
schiedene  Wörter  anzuerkennen,  vgl.  anm.  22). 

22)  In  der  bedeutung  ^017  ist  /oii;  nur  eine  andere  form  für  id 
und  hi,  8.  meine  nachweisnngen  in  Zeitschr.  f.  vgl.  Spr.W.  III,  88  ff. 
92.  108.  Ebenso  kann  sich  ein  fKaif  zu  einem  fim  =  pig  verhalten, 
das  in  Wahrheit  in  ßia  erhalten  ist.  Denn  pis  ist  aus  cTTk  gewor- 
den, vgU  Hesych.  &Qie  :  tfvya/dtg,  was  aus  dpis  zu  erklären,  vgl. 
Hes.  rgi  :  ci  :  Kg^g  —  (fidgo^xtug  :  dtdoixiog  (cod.  doixiog)  und 
Diall.  U,  51,  Curt.  p.  447,  auch  lat.  eras  =  skr.  cvas.  Der  anlaut 
dp  ist  aber  bekanntlich  oft  zu  ß  geworden,  üebrigens  hat  dlea^ 
Wurzel  d^t,  wie  hier  nur  angedeutet  werden  kann,  ursprüngWcVi  deti 
begriff  binden. 


54  Kypriscbe  inschrifleo  (1,  10). 

1^  nur  eine  andere  gestaltung  von  äw  ist,  wie  zuerst  Beofey 
WL.  1,  9  nachgewiesen  bat.  Aber  alfil  mit  zubebör,  das  iMin 
allgemein  hierber  bezogen  bat,  gebort  vieUnehr  zn  skr.  hva  rnnrnt, 
wie  icb  früher  genügend  nachgewiesen  zu  haben  glaube").  — 
Wenn  nun  aber  das  J^u  an  jenen  drei  stellen  der  inschrifty  wirk- 
lich =  C«'!/,  so  liegt  darin  zugleich  der  volle  beweis  für  die  rich- 
tige deutung  des  Zeichens  za.  Die  partikel  vpMg  zeigt  die  grösste 
ähnlichkeil  mit  den  skr.  adverbien  auf  -dis,  wie  nlkAia  niedrig, 
fand»«  allmählich,  und  lässt  sich  in  natürlicher  weise  auf  die  zu 
z.  5  besprochene  mit  inl  synonyme  partikel  v  zurückfuhren ,  wo- 
bei parasitisches  digamma  zu  erkennen.  Es  wird  abo  auch  in 
vpatg  der  wesentliche  begriff  von  inl  erkannt  werden  dürfen,  das 
c.  acc.  sehr  gewöhnlich  das  erstrecken  über  einen  räum  bezeichnet, 
zuweilen  auch  den  des  zeitlichen  erstreckens,  wie  nokkov  ini  XQ^' 
vov  Od.  /i,  407.  Oy  414,  in^  ^co  xul  /Aiaov  JjfMQ  fi,  288,  ü^ 
up&Q(iin(ü¥  ytviuv  Xen.  Cyr.  V,  4,  2  (Kühner  A.  gr.  11,  437), 
sodass  also  vpaig  ^av  =  Ini  ßCov  so  viel  wäre  als  das  gewöhn- 
liche dtä  ßCov. 

Zweifellos  richtig  ist  eJse,  |  si^e.  (auch  z.  23),  wo  Schmidt 
sinnlos  ixv  ^^^ »  ^^^  Deecke-Siegismund  ^  ti  ctg  gelesen  and  als 
tX  xi  uq  gedeutet  Wegen  ^  =s  «2  stützen  sie  sich  auf  das  von 
mir  Diall.  II,  380  beigebrachte.  Dass  Schmidt  das  ausserdem  z. 
29  vorkommende  ctq  =  rig  nicht  erkannt  hat  (nach  p.  89  ist, 
was  si.se.  bedeute,  nocli  ganz  ungewiss),  ist  in  der  that  auffallend, 
da  ein  kyprisches  interrogatives  aCg  durch  Hesych.  ai  ß6X§  : 
tC  &iXi$g.  KvTtQtoi  bezeugt  ist. 

Z.  12.  Grosse  Schwierigkeit  macht  die  gruppe  e,se.  |  o.rti.4P«. 
(nach  der  lesung  von  Deecke-Siegismund),  die  hier  und  in  der  pa- 

23)  Wenn  Lobeck  Rhem.  4  und  Curtiiis  nr.  587  richtig  die  be- 
griffe athmen  und  schlafen  fOr  eng  verwandt  erkll&t  haben, 
dann  würden  auch  iavat,  dioat,  cfavw  hierher  gehören,  die  ich  schon 
früher  auf  die  mit  l^af  lautlich  identische  wurzel  djav  zurückgeführt 
habe.  Die  annähme  der  sprachvergleichenden  etymologen  (früher 
aucb  von  mir  gutgeheissen),  dass  der  stamm  (a,  Cta,  nur  eine  modi- 
fication derjenigen  wurzel  sei,  aus  der  skr.  g'iv,  lat.  vtv,ßr.  ßioe  her- 
vorgegangen sind,  muthet  dem  glauben  doch  etwas  zu  viel  zu.  Auch 
dktna,  von  Curtius  p.  483  zu  (aa  |^zogen,  scheint  mir  gr&nslich 
fremd.  Es  hat  als  wesentlichen  begriff  den  der  anordnung  des  le- 
bens ,  und  die  zweite  auf  schiedsrichterlichen  spruch  bezügliche  an- 
wendung  von  cfiaira,  cf»cMraa>  lässt  gleichfalls  den  gmndbegriff  des 
ordnens  erkennen. 


Kjprische  inscbriften  (1,  10—12).  55 

nllelsftelle  i.  24.  25  je  zweimal  erecbeint.  Scbmidt,  der  das  von 
jcMo  for  4P«,  genommene  zeichen  als  eine  besondere  art  von  g 
leitet  (von  mir  durch  sfc  bezeichnet,  s.  vorbem.  13)  und  das  zei* 
eben  m.  ungedeutet  lässt,  bat  gar  nichts  damit  anzufangen  ge- 
wiMst;  in  nachtr.  II  erklärt  er  jedoch,  0.M.  sei  gewiss  ein  adver- 
bial, mit  dem  lakonischen  i^ii  zu  vergleichen.  Deecke-Siegismund 
habeo  bei  ihrer  lesung  den  nach  dorischer  weise  mit  ^  gebildeten 
•or.  I  eines  verbnms  auf  -{^cn  anerkannt,  das  mit  i^ogC^m  gleich- 
ftebe.  Für  den  sinn  würde  dies  ganz  angemessen  sein,  wenigstens 
nach  dem  jüngeren  gebrauche  von  i^ogCl^siv,  wo  es  ganz  den  sinn 
von  hßalX^w,  ff^iXuvvtiv  hat;  aber  das  v  statt  »  erscheint  doch 
lehr  bedenklicb.  Weniger  gewicht  lege  ich  auf  den  von  Schmidt 
in  nachtr.  II  daher  entnommenen  einwand,  dass  das  e.jre.  immer 
durch  eineo  divisor  abgetrennt  ist.  Präpositionen  sind  in  dieser 
iaschrifit  von  ihrem  casus  mehrfach  durch  den  divisor  getrennt, 
wie  ävr(  z.  5.  15.  17,  nog  z.  19.  20,  J7A  z.  24,  und  eben  das- 
selbe konnte  natürlich  bei  einer  solchen  lockern  Zusammensetzung 
mit  einem  verbum  stattfinden,  welche  tmesis  erlaubt.  Aber  frei- 
lich ist  eine  solche  gerade  in  i^oQfC^tp  nicht  anzuerkennen,  weil 
dieses  nicht  ein  compositum  von  ogC^fiv,  sondern  ein  derivat  von 
i^ogog  ist.  Aber  wie  die  einschiebung  des  augmentes  sich  früh- 
zeitig, in  Wahrheit  durch  einen  Sprachfehler,  auf  solche  fälle  indi- 
recter  Zusammensetzung  erstreckte,  so  wäre  es  auch  nicht  zu  ver- 
wundern, wenn  die  inschrift  durch  den  divisor  die  trennbarkeit  der 
Präposition  irrthümlich  anerkennen  sollte.  Ja  sogar,  da  das  innere 
augment  sich  auch  auf  verba  ausgedehnt  hat,  die  nicht  einmal  se- 
cundäre  composita  sind,  sondern  eine  präposition  nur  scheinbar 
enthalten,  wie  dtanuv  und  diaxoPBiVj  ist  es  denkbar,  dass  auch 
hier  der  divisor  selbst  einem  gröberen  sprachirrthume  verdankt 
werde,  und  diese  möglichkeit  dient  gerade  meinem  eigenen  erklä- 
rungsversuche  zur  Voraussetzung.  Das  von  Deecke-Siegismund  fur 
ni.  genommene  zeichen,  das  ausserdem  nur  z.  19  in  einem  eigen- 
namen  erscheint,  ist  nämlich  von  denselben  (wie  auch  von  Schmidt 
p.  53)  dem  in  der  kleinen  bilinguis  inschr.  V  als  ru.  gesicherten 
gleichgestellt,  ist  aber  diesem  doch  nur  in  entfernterem  masse  ähn- 
lich. Dagegen  zeigt  es  enge  Verwandtschaft  mit  den  zeichen  ji., 
tfa.,  ma.,  za.,  indem  es  gleich  diesen  zwei  von  einander  abgekeVirle 
Itmmiaa  xur  gruadlage  hat ,    die   nur  durch  einen  oder  xwe\  \iä\A 


56  Kjpriscbe  inscbriften  (1,  12). 

oben  bald  unteu  in  verscbiedeneo  ricbtungen  scbwebende  kleine 
«triebe  modificirt  ist.  Das  fraglicbe  zeicben  bat  einen  solchen 
stricb  unten.  Am  näcbsten  sieben  ji,y  das  einen  entsprechenden 
strich  oben  bat,  und  va.,  wo  zwei  striche  unten.  Da  nun  auch 
sonst  bei  den  kjpriscben  scbriftzeicben  die  analogien  der  gestalt 
nicht  ohne  bedeutung  sind,  wage  ich  um  so  eher  das  noch  unbe- 
kannte zeicben  von  vi.  anzuerkennen  und  dann  jene  gruppe  ohne 
rücksiclit  auf  den  divisor  ühfoffThrj  zu  lesen,  nämlich  ab  aorist 
eines  verbums  l^vori^ia.  Um  dieses  aber  verständlich  zu  machen, 
bedarf  es  einer  etwas  ausfübrlicberen  betrachtung. 

Das  griechische  hat  einige  präpositionale  adverbia  mit  dem 
suffix  -w,  nämlich  f^cü,  ifcußy  awi»^  xdiia  nebst  dem  aus  änw&ey, 
uuuixiQia,  anwraTm  zu  scbliessenden  anm^  verschiedenartig  sind 
ngoifaw  und  onCaaio  (von  onC  =  ljiC)y  weil  hier  das  suffix  -<r(rai« 
Unter  jenen  bat  i^m  eine  sjrakusiscbe  form  l^o$  (Diall.  II ,  365), 
dem  ix^^^  *  ^^  Uesjcb.  unbekannten  dialektes  zur  seite  steht,  in 
dem  Valckenaer  richtig  ij^tfoT  (besser  ix^o$)  erkannt  zu  haben 
scheint.  Das  entsprechende  sjrakusiscbe  Ivdot  (ebd.)  ist  von  einer 
verstärkten  form  der  präposition  gebildet.  Aehnlicb  ist  aber 
auch  das  aus  mQOi&iy  naqoCuqoq  zu  entnehmende  naqoh^  das 
gleich  ndqoq  (neben  den  doriseben  t^oq  und  iyiog)  von  einer  mit 
sr^o,  skr.  pro  ursprünglich  gleichbedeutenden  form  Tiäq  oder  noL^ti 
gebildet  sein  muss  ^).  Nach  Herodian  EtM.  663,  28  war  schon 
im  alterthume  eine  von  ihm  verworfene  ansieht,  dass  wegen  der 
form  l^ot  richtiger  (^(p  mit  •  subscr.  zu  schreiben  sei,  und  dieser 
scbluss  auf  eine  ursprünglichere  form  -tp  erscheint  auch  vollkom- 
men gerechtfertigt,  wenn  auch  die  Schreibung  mit  -w,  die  von  den 
grammatikern  einstimmig  gelehrt  wird,  schon  durch  die  ältere  pa- 
radosis  gesichert  gewesen  sein  muss.  Auf  etwas  anderes  aber 
fuhren  die  formen  Hesjcb.  Svov  :  uvw.^Iwpig  und  i^ov&a  : 
iMTog.  Denn  während  dieses  allerdings  dem  thessalischen  dialekte 
zugeschrieben  werden  kann,  der  w  in  ov  wandelte,  so  ist  doch  der 
las  dieser  Wechsel  fremd,  und  das  ionische  avov  für  ävw  wird 
sich  nur  aus  einem  älteren  ärcov  erklären  lassen.  Der  unbequeme 
diphthong   ci/i;,    den  die   griechische   spräche  überall  selten  und  im 


24)  Curtius  nr.  347  hat  nUgos,   ndqot&t   nebst  goth. /atira  anna- 
iürllch  von  dem  ganz  sjnODymeii  tiqo,  %kt.  pra,  \sb\..  pro  ^g^An^^^^i^.. 


Kjprisdie  Inschriften  (I,  12).  57 

•iisg^ange  nirgends  bewahrt  hat,  konnte  einerseits  das  t;  leicht  ver- 
lieren, anderseits  dasselbe,  wie  nach  langen  vocalen  nicht  selten 
(s.  vorbjem.  9)  in  »  abschwächen,  woher  dann  die  form  -q»  und 
weit»  -Oft^  endlich  aber  auch  in  ov  übergehen,  wie  1711  häufig  in 
ov  und  fjiy  wt  in  Hj  0$, 

Diese  alte  form  auf  -tav  bestätigt  sich  auch  durch  verschie» 
deoe  TOD  präpositionalen  adverbien  auf  -oi  stammende  derivate. 
Ab  bekanntesten  ist  das  von  einem  ungebräuchlichen  vniqui  abge- 
lötete adjectiv  vntqmog^  d.  h.  im  obern  stock  eines  hauses  be- 
findlich wie  &uXafio^  insQtSog  (vgl.  Lobeck  Path.  I,  452),  dessen 
flubstantivisch  gebrauchtes  neutrum  vntqmovy  VTreguliov  schon  bei 
Homer  zur  bezeichnung  des  Oberstockes  dient  '^).  Für  vntQmov 
wird  die  Schreibung  mit  $  anerkannt  Theognost  130,  22,  EtM. 
780,  9y  ist  aber  den  handschriften  meistens  fremd  (insQw'  /7,  184 
auch  ¥en.),  wie  auch  bei  dem  adjectiv,  s.  Lobeck  a.  a.  o.  Eine 
andere  substantivirte  form  desselben  Wortes  ist  Imgwa  gaumen, 
schon  Horn.  II.  X,  495  vmQt^iiPy  nac|^  der  läge  im  munde  be- 
nannt. Die  Schreibung  mit  i  wird  Theognost.  106,  24  ausdrück- 
lich verlangt,  obgleich  dasselbe  auch  hier  gewöhnlich  fehlt,  wie 
bei  Homer  auch  im  Ven.  Die  echtheit  des  #  in  jenen  Wörtern  hat 
nun  Lobeck  a«  a.  o.  richtig  aus  dem  mit  vnBQMog  wesentlich 
identischen  vntqoioq  geschlossen,  das  aus  den  hesychischen  glossen 
vn^qoha^onivov  :  vrnqritpavtvoiiivov —  vniQo$fj(tä/Aevot  : 
iniQij^vouvTig  zu  entnehmen  ist.  Zu  imqoXoq  stellt  sich  aber 
ndqohog  :  nqaoq,  von  den  kritikern  für  corrupt  genommen  und 
in  wenig  glaublichen  weisen  gebessert,  aber  ganz  richtig  vou 
naqä  her  einen  solclien  bezeichnend,  der  sich  nicht  als  inegoTog 
über   andere,   sondern   ihnen   zur  seite  und  gleich  stellt.     Ein  xa- 


25)  Sehr  unglücklich  hat  die  Sprachvergleichung  nach  dem  vor- 
gange von  Pott  £.  F^  I  /  279  in  dem  -tuoy  dieses  wertes  die  skr. 
Wurzel  vas  wohnen  zu  entdecken  geglaubt ,  s.  Benfey  WL.  I,  297, 
Curt  nr.  206 ,  hier  nicht  ohne  zweifei  vgl.  p.  573 ,  wie  denn  auch 
Pott  selbst  WW.  II,  2,  477  bedenklich  geworden  ist.  üebrigens  ist 
zu  bemerken,  dass  die  form  mit  91  bei  Homer  nur  im  acc.  pluralis 
vntQ^a  erscheint,  und  zwar  immer  mit  der  elision  vntQ^'  11  ^  184.  tt, 
362.  ß,  358.  &,  761.  760.  q,  49.  r,  602.  7»,  356.  V»  I-  364,  dagegen  mit 
toi  sing,  vnsqiuioy,  IntQmtp,  plur.  vm^lita,  adv.  vneQtoio&fyj  wonach 
zwei  verschiedene  Wörter  zu  sondern  sein  dürften,  nämlich  in  vncQ<^a 
und  ein  vi,\>geleiteteB  r6  vns^tJtoy,  In  der  späteren  spräche  i%t  äiie 
^we/ee  form  durch  contraction  mit  der  ersten  zusammengefaVlen. 


58  Kyprische  insclirifteo  (I,  12). 

jotog  ist  zu  entnehmen  aua  dem  wunderlichen  xato$6fHvog  der 
Septuaginta  Abac.  2,  5  „b  df  xajotofuvog  xai  xara^oniiiigi  ärt^g 
dXuJ^wv''  und  bei  Philo  VII,  p.  652  „o  yä^  xaTOtofjtevog  ßeXifoatv 
oix  ävixfjai^^t  ^^^  ^^^  ^^^^  folgende  glossen  beziehen:  Hesjch. 
xaroto  fABPog  :  o  fiiiit  nXrjgo^oQCag  TnCTtvwp,  f  o  iv  vnoXi^tl^t 
^SQOfAtvog,  xai  o  vrnqritpavivofuvog  und  (nach  xaT  o$x^f*^^^^) 
xaro$6(JHvog  :  imgoQuip;  Phot.  Said.  LBachm.  274,  3.  xaio$6» 
liBvog  :  ivofidJ^wv  (o  vofuCj^cjv  gut  Zonar.  Phav.)  iavxov  fAiyav 
xai  q)vffü)yj  inff^rj^avog  (vjngrifäpwg  Suid.,  xai  imgriqiavivofitvog 
Zonar.);  Gloss.  MS.  in  XII  Proph.  (s.  M.  Schmidt  zu  Hes.) 
xatotai fjbfpog  :  imgoQWP,  vnigrjfapBvofUPog,  unaifSv,  Da  eiD 
compositum  xaiohfiat  in  dem  erforderlichen  sinne  undenkbar  er- 
scheint, ist  xaioiwfjbipog,  das  auch  in  der  zweiten  hesjchischeD 
glosse  durch  den  platz  gefordert  wird,  für  das  richtige  zu  halten 
und  das  xaroiaad^a^  auf  ein  xatoTog  zurückzuführen  wie  vtvb- 
goKiJ^ia&a^  auf  vmgoTog.  Es  bezeichnet  dann  aber  xujotogi  xa- 
jotwfjbfvog  einen  von  oben  herab  handelnden,  einen  xuTu^gopuip  und 
xaraßXinwv  inl  xXevaCfjt^ , '  vgl.  Poll.  II,  52.  Mit  vmgoihog  ist 
aber  ferner  zusammenzuhalten  l^wnkog^  das  für  ein  compositum 
Ton  üitff  genommen  ist  (wie  schon  Seh.  Eur.  Med.  621),  aber  in 
den  quellen  seiner  bedeutung  nach  durchaus  nur  als  derivat  Ton 
1^01  erscheint,  nämlich  Hesjch.  i^oin$op  :  ixtonop,  f^oty  Eur. 
Suppl.  1038  duifAaTwl  i^iin$og  ßißtjxs  (=  l^w).  Med.  621  XQO- 
y/^oiy  dfafidtuiP  i^uintog,  Ale.  549^  iwp6i  SwfiaTWP  l^wirCovg 
iiPüiPag  oX^ag  (=  l^co  oviag),  Arist.  Thesm.  881  aiiog  di  ügta^ 
Tci;  hdov  lex  ^  '%dni,og\  Aristid.  v.  I,  p.  235  ^aXaxta  l^aimog 
dem  xoXnog  entgegengesetzt.  Arg.  Arist.  Ljs.  läg  fih  t^wnfovg^ 
wo  Dübner  i^ta  bessern  will.  Geneigter  könnte  man  sein  bei 
xdiutnog  =  xanj^n^g  und  xaiuimäp  =  xaTqfpilp  (zuerst  bei  Ari- 
stoteles) die  Zusammensetzung  mit  ditp  anzuerkennen,  wenn  nicht 
gerade  die  analogie  mit  xairnpiqg  (s.  unt.)  dazu  riethe  auch  hier 
nur  ableitung  von  der  präposition  xatä  zu  vermuthen.  Anderes 
ähnliches  übergehe  ich,  weil  das  urtheil  zu  unsicher.  Aber  die 
vergleichung  von  i^wmog  mit  vrngwiog  lehrt,  dass  bei  beiden  eine 
form  auf  -utfiog  zu  gründe  liegt,  die  sich  gerade  aus  alten  ad- 
verbialen formen  l^o/i;,  inigutv  erklärt.  In  rä  vjugifa  (anm.  21) 
und  rj  imgma  ist  dann  das  «  aus  dem  alten  v  geworden,  das  aber 
/e/cAt  auch  wcg'faJleo  konnte. 


Kjpruche  ioschriften  (1,  12).  59 

DasB  aber  jeoeo  adverbialen  hildungeo  auf  -cjv  ältere  auf 
4m  sn  gründe  liegen,  die  ganz  dem  locatiY  singularis  der  stamme 
•of  i  und  «  im  sauBkrit  entsprecben,  lassen  die  formen  auf  -av 
erkennen,  die  sieb  aus  den  nachfolgenden  betracbtungen  ergeben. 
Besonden  belehrend  ist  die  lesbiscb  -  äolische  form  naquva  oder 
wdgawa  '^  fiir  nagitd  Diall.  1 ,  86 ,  die  sich  auch  in  dem  neuen 
äoliflcben  gedichte  Theokrit's  gefunden  hat,  wo  vs.  4  Bergk  rich- 
tig aoQaiuQ  fiir  TtaQavXagy  auch  in  fAuXXonaQavog  Theoer.  26 
(21),  6  enthalten,  vgl.  m.  progr.  de  Theoer.  carm.  Aeol.  Ill,  p.  11. 
Bin  dorisches  naqüa  ist  aus  den  compositen  bei  Pindar  cv/ra- 
qäog  P.  12,  16  und  xf*^ondQdog  P.  1,  44.  N.  7,  71  zu  entneh- 
neo  '^.  Als  bootische  form  ist  naQtid  zu  betrachten,  das  von  den 
graamatikem  fiir  äolisch  ausgegeben  wird,  während  EtG.  296,  17 
in  xaXhnaQiioQ  eine  tqojr^  Botwuxrj  das  »  in  tj  anerkannt  ist, 
vgl.  Diall.  I,  191.  Bei  Homer  ist  mtQftaC  in  der  attischen  ge- 
stall  überliefert;  aber  für  eine  ältere  form  TtagfjaC  oder  naqiiat 
zeugen  die  homerischen  composita  xaXXtndgijog,  fjbikionuQtiog,  tpoi- 
v$xonäQuogi  ;|faAxo;ra^/70(,  bei  denen  aber  die  übliche  Schreibung 
mit  1^  viel  schlechter  beglaubigt  ist  als  die  ohne  »  teubscriptum  ^®) ; 
ferner  das  faommscbe  nagrjiov,  bald  sjnonjm  mit  nuQBtd  bald 
einen  pferdeschmuck  bezeichnend,  und  das  von  den  attischen  und 
alezandrinischen  dichtem  im  sinne  von  naqud  gebrauchte  nagrjtgy 
auch   contrahirt   nuQfig.      Vergleicht    man    nun   diese  verschiedenen 

26)  Dieser  accent  ist  Epim.  Horn.  343 ,  18  überliefert  und  lässt 
sich  durch  ähnliches  rechtfertigen,  vgl.  Diall.  I,  109.  Die  AOxz.  11, 
301  als  äolisch  bezeichnete  form  ntcQotai  für  na^inil  würde  an  sich 
nicht  unglaublich  sein,  nämlich  als  analog  mit  vmgoios  s.  ob.,  wenn 
nicht  die  anderen  Zeugnisse  dazu  nOthigten  eine  corruptel  aus  na- 
QuvM  oder  naquai  anzunehmen,  s.  Diall.  f,  36.  191. 

27)  In  folge  meiner  erinnerung  Diall.  II,  143  hat  Bergk  -nuQ^os 
edirt,  aber  ohne  dass  diese  Schreibung  aus  den  handschriften  nach- 
gewiesen wäre.    Die  angäbe  zu  N.  7,  71  „/aXxonaQ^oy  seh."  ist  irrig. 

28)  KakUndopoq  mit  »  subscr.  wird  Eustath.  67,  45  anerkannt. 
Dflbgegen  Epim.  Horn.  343,  18  (nagtMi)  iy  cvy&ian  (ha  rov  tj  dti,  wo- 
bei der  Zusammenhang  zeigt,  dass  nicht  etwa  17  gemeint  ist ;  auch  ist 
EtM.  487,  6,  EtG.  295,  39  —  296,  17  in  xalhndgiios  nur  die  angeb- 
liche äolische  verwandlnng  des  tt  in  i|  anerkannt.  Der  ambrosianische 
palimpsest  hat  consequent  xalktnägiios  ohne  t,  s.  Buttmann  zu  Scholl. 
Od.  p.  586,  und  der  syrische  palimpsest  in  der  einzigen  stelle,  wo  er 
ein  compositum  von  nagnä  bietet,  Y,  297  /aAxoTrd^iyof.  Ebenso  hat 
der  venetus  in  jenen  compositen  immer  9  ohne  »,  nur  /a^onuQ^ov 
P,  294  und  xalhn&^of  T,  246  ausgenommen  ^  welche  stellen  in  ^^n- 
geieB  ergäüEungen  der  bandacbrift  atehen, 


60  Kjprische  inschriften  (1,  12). 

formen,  so  erscheint  es  notliwendig  ein  älteres  naqapa  zu  gründe 
zu  legen.  Aus  diesem  erklären  sicii  sofort  das  lesbische  naqavuy 
das  dorische  naqud  und  das  für  naqrnw,  ttaf^Cg  und  die  Gom- 
posita  auf  -nctQriog  zu  gründe  liegende  nuQrjd.  Aber  das  attische 
TmqHoi  setzt  mit  nothwendigkeit  eine  ältere  ionische  form  Tmqj^^ 
voraus  ^%  und  ebenso  das  homerische  jro^c^ar^  wenn  man  bei  diesem 
nicht  dreister  eine  falsche  Umschreibung  aus  n  APE  AI  annehmen 
will,  das  richtiger  nuqrial  zu  lesen  gewesen  wäre.  Nicht  weni- 
ger muss  das  böotische  nugr^d  aus  einem  älteren  naquid  oder 
naqffd  geworden  sein,  s.  Diail.  1,  186  ff.  und  p.  191.  Somit  ist, 
auch  wenn  die  Schreibungen  -ndQtjog  und  ^ndgfog  verworfen 
werden,  doch  die  existenz  von  alten  formen  nagud  und  TtuQrji^ 
für  gesichert  zu  halten.  In  diesen  muss  aber  das  t  aus  dem  p 
der  grundforra  naqäpa  geworden  sein  (vorbem.  9),  die  ihrerseits 
auf  ein  altes  adverbium  naquv  von  naqu  zurückgeht.  Denn  dass 
in  naquaty  das  Benfej  WL.  II,  335  und  Curtius  nr.  619  in  eine 
höchst  unglaubliche  Verbindung  mit  ovq  gebracht  haben,  einfach  ein 
derivat  der  präposition  naqa  zu  erkennen  ist  als  bezeicbnung  der 
beiden  seiten  des  antlitzes'^),  scheint  keinem  zweifei  unterworfen. 
Bine  gute  analogie  gewährt  die  oben  besprochene  gleichfalls  von 
der  läge  entnommene  benennung  des  benachbarten  körpertheiles 
vmqwa  von  iniq. 

Ein  altes  xaiav  schliesst  sich  aus  dem  derivat  »arrj^i^g   nie- 
dergeschlagen   mit   xairj^tTv  (dor.  xaTug>^aaQ  :  unofi^cag. 

29)  H.  Stephanas  Thes.  VI,  457.  A  erwähnt  ein  ionisches  naqp^ 
»«teste  Etjm.".  Aber  in  den  edirten  etymologiken  wird  diese  form 
nicht  gefunden  und  scheint  von  Stephanus  nur  durch  einen  gedächt- 
nissfehler  aus  dem  bOotiscben  (äolischen)  naq^d  gemacht  zu  sein.  In 
Eustath.  67,  43  t^v  naq^äv  naqijltiw  i&iUt  kiyuy  o  noitiiijf  ist  offenbar 
naqiqiow  zu  schreiben. 

30)  Sehr  naturgemäss  erscheint  der  gebrauch  des  duals  wie  bei 
o<r(j<.  Es  war  auch  II.  r,  34  naqad  acc.  offenbar  die  altüberlieferte 
lesart ,  die  Ixion  ganz  richtig  als  dual  fasste ,  während  Ptolemäus  von 
Askalon  aus  unbegründeter  abneigung  gegen  den  dual  ein  neutmm 
jä  naqttd  anerkannte,  s.  Epim.  Horn.  373,  18,  wo  die  letztere  auffas- 
sung  angenommen  ist  wie  auch  Scholl.  A  r,  35  und  EtM.  653,  26, 
ohne  zweifei  aus  Herodian,  s.  Herod.  ed.  Lenz  I,  372,  24.  Nach  je- 
nem scholion  haben  Arietarch  und  Aristophanes  na^tuds  geschrieben, 
während  in  Scholl.  BL.  jenem  das  neutrum  zugeschrieben  wird,  wie 
auch  X,  491  für  naqtuti  in  Scholl.  A  demselben  das  neutrale  naqttd 
bei^ele^t    ist,   das    gleichfalls  als  dual   für  die   richtige  lesart  gel- 

ten  dart. 


Kjpriscfae  inscbriften  (I,  12).  61 

upuicug,  Ton  M.  Schmidt  ohne  grond  bezweifelt),  wo  das  t;^  f  in 
9  iibergegangeo  ist.  Das  syoonjme  xurwnog  mit  xatwmuvy  wahr- 
■eheinlicb  aus  xuTtofog,  ist  vorher  bemerkt  Ebenso  ergibt  sich 
CID  vxiQÜv  aus  dem  mit  vermehrtem  suffix  gebildeten  tfrttgij^apog 
(dor.  vMfQag>apog  Pind.  P.  2,  28)  nebst  vmQrjfUPBiv  u.  a.  mit  ent- 
gfegengesetztem  begriffe,  irrig  für  ein  compositum  von  tpatvHv  ge- 
halten, aber  vielmehr  für  ijKQuF-avog  und  mit  dem  vorher  gefun- 
denen vjKQoTog  (von  inegtav)  wesentlich  identbch. 

Besonders  heaclitungswerth  sind  aber  mehrere  verba  auf  -avw 
(nar  im  aor.  1  und  futurum  erscheinend).  Zuerst  l^avaa$  :  i^iXtiv 
Hesjch.,  jo  i^fUTv  i^avaa^  Poll.  VI,  88,  wober  der  komiker 
Piaton  Comm.  gr.  fr.  111,  628  Mein,  joy  lynitpaXov  l^avaag^  was 
Eustatb.  1547,  57  fakch  erklärt  ist,  vgl.  Lobeck  Rhem.  12;  da- 
her ll^avCjriQy  nach  Hesjch.  und  Poll.  Vi,  88  eine  andere  be- 
nennung  einer  xgedyga  oder  uQnuyfj,  d.  h.  eines  instrumentes  zum 
herausholen  des  fleisches  aus  dem  kochenden  wasser,  nach  EtM. 
346,  56  von  Aeschjlos  gebraucht,  vgl.  auch  Hesych.  i^atQiiuQ  : 
uQndyfi^  eine  lakonische  form  für  H^a^qijrig.  Ferner  Alcm.  fr.  97 
xitv  fiwcap  xaiavifiig,  nach  Eustatb.  1547,  60  =  u<puvfCHg, 
und  Soph.  Ant.  620  ngly  nvQl  &iQfi^  noda  ri^  ngoaav  arj  im 
sinne  von  admovere.  Endlich  zwei  kjprische  formen  der  art  bei 
Hesjchins,  nämlich  Mvavov  :  iy&ig.  Kvnqiot,  von  M.  Schmidt  in 
irivov  gebessert,  aber  vol.  IV,  2,  p.  160  vielleicht  nur  durch  ein 
sphalma,  aber  gut  ivavbv  geschrieben,  also  für  Mvavaovy  und  anav- 
ov&ig  2akafjtCvio$j  von  Bergk  unter  Zustimmung  von  M.  Schmidt 
(vgl.  Auct.  Emend,  p.  44  a  zu  67,  28)  in  anavov  :  dig  gebes- 
sert, was  für  nuZaov  stehen  soll,  aber  vielmehr  aus  Mnuvov  oder 
vielleicht  noch  richtiger  aus  onavov  (vgl.  unten  zu  z.  29)  verderbt 
ab  kjpriscber  form  für  Inav<fov,  die  genauer  durch  inC&eg  zu  er- 
klären gewesen  wäre.  Diese  verba  sind  keinesweges,  wie  Lobeck 
ad  Aj.  p.  358,  Rhem.  12  geglaubt  hat,  composita  eines  simplex 
uva^,  sondern  gleich  dem  lat.  ejrtio,  (s.  unt.)  derivala  der  praposi- 
tionen,  die  zunächst  auf  adverbiale  formen  i^av^  xutuv,  ngöcav, 
iraVf  inav  (ojruv)  zurückzutüliren  sind.  Es  wäre  nun  auffallend, 
wenn  sich  nicht  auch  an  die  gewöhnlichen  adverbial  -  formen  auf 
-w  ähnliche  verbalbildungen  angeschlossen  hätten,  und  man  muss 
sich  sehr  versucht  füDea  vieles  hierher  zu  ziehen,  worin  jetzt  xu- 
sammeaaeUaog^  mit  tJaa$  geaehea  wird.     So  i^uiaat  im  sinne    vou 


62    .  Kjprisclie  inscbriften  (1,  12). 

ixßäXXitv,  expellere,  vgl.  ags.  t^ljan,  ^tan  (von  üt)  eficere,  ex- 
feilere,  ahd.  (^zön,  ga-ikzön  (von  ikz)  excludere,  und  ßlaiaiga 
als  instrument  zum  herausholen  (vgl.  i^avtmig).  Desgleicheo 
änwca$,  schon  bei  Homer  häufig  im  sinne  von  amwerey  ohne  dass 
überall  der  begriff  des  gewaltsamen  w&iTv  ganz  angemessen  er- 
schiene, dem  in  anwaato  ^xu  yigovra  Q,  508  das  ^xa  sogar  zu 
widersprechen  scheint;  vgl.  mhd.  wnen  entfernen  von  präp.  von. 
Auch  uvijiaab  zeigt  in  der  einzigen  homerischen  stelle  o,  553  oi 
IJklv  uvijiaaviBq  nXiov  ig  noXiv  nichts  von  der  krafit  des  w&uy, 
sondern  ist  nichts  anderes  als  äyayayiadat,  sodass  es  als  derivat 
von  ävä,  uvo)  viel  verständlicher  ist  Aber  freilich  haben  die 
Griechen  offenbar  schon  frühzeitig  solche  bildungen  selbst  auf 
fidsTv  bezogen  und  ihnen  deshalb  das  präsens  auf  -wd-iat  und  das 
innere  augment  zugetheilt,  sodass  eine  genauere  Scheidung  unthun- 
lich  wird  (vgl.  unten  über  uv&üai). 

Aus  den  formen  auf  -cTv  konnten  durch  den  Übergang  des  v 
in  i  auch  solche  auf  -a$  und  weiter  -ai  werden,  und  auf  diese 
weise  dürften  vielleicht  die  präpositionalen  bildungen  auf  -o*  zu 
erklären  sein,  die  freilich  auch  andere  auffassnng  zulassen  '^),  näm- 
lich naqat  und  vnat  mit  vnat&a  schon  bei  Homer,  xaraf  Apoll, 
de  synt.  p.  309,  28  und  Jo.  AI.  27,  30  bezeugt,  aber  nur  in  xa- 
tatßdirjg  und  Zubehör  gefunden  (xara^ßatog  schon  Hom.  Od.  r, 
110),  d^aC  bei  Aeschylos,  dnaC  nur  bei  jüngeren  dichtem  ^^). 

Weiter  aber  zeigt  sich  eine  in  -u  verkürzte  endung  jener 
adverbia  in  lat.  indu  =  dor.  ivSot  und  den  verben  ejmo,  indtro 
nebst  dem  aus  suhucula  zu  entnehmenden  auhuoy  die  keinesweges 
nach  der  herrschenden  ansieht  fur  composita  zn  nehmen  sind  '')> 
sondern  für  derivata  der  präpositionen ;  am  deutlichsten  erhellt  die- 
ser Ursprung  in  den  mann  ichfaltigen  anwendungen  von   exuo.     Aus 

31)  So  ist  nagai  Gurt.  nr.  346  für  die  einem  skr.  parS  entspre- 
chende locative  form  genommen,  wofür  besonders  auch  das  lat.  prae 
zu  sprechen  scheint,  das  Curtius  nr.  380  freilich  von  nagd  geson- 
dert hat. 

32)  Mitai  findet  sich  nur  Simon,  fr.  37,  17  in  dem  von  Bergk 
für  ^fjaßovkia  aus  conjectur  gesetzten  fUTa^ßolkt,  dessen  Unrichtigkeit 
ich  schon  in  meinem  programme  Simonidts  lamentatio  Danaae  (1853) 
nachgewiesen  habe. 

33)  Nach  der  gewöhnlichen  anffassung  mit  einem  dem  griechi- 
schen dv  gleichstehenden  stamme  du^  nach  Pott  WW.  I,  1,  626  mit 
einer  wurzel  u  =  skr.  vji. 


Kypriflcbe  iiucbriften  (I,  12).  63 

entsprecfaenden  bildung  superu  erklärt  sicfa  das  adjectiv  «ti- 
pmhua  fur  «wpero-««,  wie  sich  in  iaschriften  wirklich  fiodet,  und 
mt  eioea  eotsprechenden  vnegv  die  synonjinen  griechischen  Wörter 
inigßtog  and  mit  schwererem  suffix  vinggtCaXog  (von  Lobeck  Pro- 
^tgg.  91  gut  ftir  ein  paragogon  von  vniQßtog  genommen),  wo  ß 
ynd  ^  =  ^.  Alle  drei  ausdrücke  sind  synonym  mit  intgoTog  und' 
vMffpf^ay^gy  die  vorher  als  derivate  der  präposition  vnig  erkannt 
siod  **).  Auch  hier  hat  man  unrichtig  Zusammensetzung  aner- 
kannt'^); aber  das  wahre  verliältniss  wird  noch  besonders  klar 
durch  Hesych.  vnegßuv  (1.  vjtfgßäy):  imqwaVy  wo  sehr  un- 
glockliche  besserungsversuche  gemacht  sind.  Aber  deutlich  liegt 
den  werte  ein  infqßog  ss  imqwoq  zu  gründe. 

Um  nun  auf  das  fragliche  wort  der  inschrift  zu riickzu kommen, 
so  ist  es  klar,  dass  von  jenen  alten  adverbial  -  formen  auf  -ctfv 
leicht  auch  verba  auf  -atfi^w  gebildet  werden  konnten.  Von  die- 
ser art  lässt  sich  ein  uvwpd^m  erkennen  in  Aret.  p.  24,  14 
aviülerog  /irfiiat  (1  uvwiarog),  d.  i.  aursum  feraiury  aber  auch 
wohl  mit  n  =i  p  (vgl.  oben  i^wmog^  nujuinog)  in  Hesych. 
arwnuft or  :  äogurov*  unaQaxvov,  avinCiStqoifov.  Denn  die 
erste  und  letzte  erklärung  scheinen  hier  nur  auf  falschen  etymo- 
logien  von  w.  in  und  inC^ofiat  mit  uy-  priv.  zu  beruhen ,  wäh- 
rend die  mittlere  den  echteren  sinn  eines  avtamtSiöv  =  uvußpiarov 
bezeichnen  wird,  womit  zu  vergleichen  Herod.  VII,  139  ol  ßaa^Xia 
uvwcdfjkivo^.  Zu  jenem  uyatpfZat  werden  aber  auch  gehören  He- 
rod. I,  157  ig  &iOP  ar^crai  tov  Iv  ßgayx^JfiCty  VI,  66  dvu)t(fTOv 
yivofiivov  ig  irjv  UvitCfjv ,  wo  man  allgemein  (s.  Buttmann  Ausf. 
gr.  II,  314)  fehlerhafte  formen  fiir  ävoTaaty  ävodnov  anerkannt 
hat ,  obgleich  der  aorist  ohak  sonst  nur  in  sehr  junger  spräche 
erscheint     Es  dürften  aber  vielmehr  dfu/Caat   und    afo/lVrrot; ,    wie 


34)  Aach  das  adverbium  vnigqio  scheint  mir  nach  form  und  be- 
griff wenigstens  eben  so  leicht  mit  vnigßiog  verbunden  werden  zu 
kOmien  als  mit  hmgqvti^t  wohin  man  es  gezogen  hat  (Curt.  nr.  447). 
Man  kann  es  als  neutrum  eines  vnigqive  fassen,  das  mit  einem  vnig- 
q^tot  ebenso  identisch  ist  als  der  name  des  homerischen  hirten  Mt- 
lat^&w  mit  seiner  andern  form  Mikdr^toc,  Freilich  kann  aus  diesem 
hUg^vc  sich  leicht  auch  das  nachhomerische  vTugtfvijg  entwickelt 
haben. 

35)  Nämlich  vnigßtot  von  ßia  (Cnrt,  nr.  639),  vntgfialog  naßVi 
Buttm.  Lexil  JI,  213  und  Curt,  p,  70S  von  w,  tfv,  superbm  nacVi 
Ckiri.  Dr,  639  von  w,  Ai  (/fa)  oder/u. 


64  Kjprische  inscbriften  (I,  12)* 

richtiger  zu  schreiben,  zu  jenem  uvwC^uf  gehören,  wobei  dann  das 
unzusammengesetzte  iwwtaat  allerdings  mit  äy-lvtyxitv  ajnoDju 
ist,  indem  der  begriff  des  uvu  der  wesentliche.  Mit  diesen  Hero- 
dotischen  ausdrücken  bat  Buttmann  auch  Hesjch.  ävuctov  : 
iyxkijTOP  zusammengestellt,  indem  er  Svi^arov  :  uydxXrßov  vor- 
schlägt. Noch  richtiger  wird  uvmüiov  zu  sehreiben  sein  (die 
glosse  steht  zwischen  uvwd-ov  und  ävuiüayuqy  mit  jener  fireilich 
ausser  der  reihe),  während  lyxXritov  ganz  richtig  erscheint.  Denn 
die  junge  griechische  spräche  hat  iyxaXuad^ou  y  besonders  in  seinen 
derivaten  iyxXritog,  iyxXtjuviuj  nicht  selten  im  sinne  von  Ixx-ap- 
pellare,  s.  Thes.  Ill,  86.  D  —  87.  B.  —  432.  A.  Jedoch  wäre 
auch  ein  contrahirtes  uvfpciov  oder  auch  ein  ävannor  von  dem 
obigen  uvüjCm  in  demselben  sinne  sehr  wohl  denkbar,  wie  sich 
denn  dieses  wirklich  in  ganz  analoger  weise  gebraucht  findet,  s. 
Thuc.  Vlll,  93  ig  toifg  noXsfiCovg  ävwCak  (r^y  noUv)^  Dio  Cass. 
LH,  17  l(  tiv  drifiov  xa  jtquyfjba'^  dvuiatjg*  Es  mag  aber  nicht 
selten  in  derartigen  formen  das  alte  c»(,  dann  contr.  €p  durch 
blossen  fehler  zu  w  geworden  sein,  wie  z.  b.  für  uv^Cak  Herod. 
I,  157  V.  1.  ävücai.  Als  simplex  hat  sich  das  alte  urtataat,  frei- 
lich mit  unzutreffender  erklärung,  deutlich  erhalten  in  Uesjch.  ^yof- 
CTUt  :  TtQocrivix^fii  TrgocsvfjvtxTui,  wo  o»  aus  an,  ^.  Das  ana- 
loge i^wtcai  stimmt  nun  in  seiner  bedeutung  ganz  mit  dem  oben 
besprochenen  i^waat  (gleichfalls  vielleicht  Öfters  aus  il^waak  ge- 
worden) und  den  analogen  deutschen  verben  ags.  iktjan,  fian,  ahd. 
iizon  im  sinne  von  expellere,  aber  auch  mit  exuere,  wie  bei  Ta- 
citus av'Uis  bonis  exuere.  Ueber  die  kyprische  bildung  des  aorists 
mit  dem  dickeren  Zischlaute  7A  =  ah  ist  vorbem.  13  gehandelt. 
Es  ist  aber,  um  dies  zu  wiederholen,  die  Schreibung  e.s7»e.  |  o.viMhe. 
allerdings  eine  fehlerhafte  statt  e.8ho,vi,8he,  und  nur  daraus  zu  er- 
klären, dass  das  verbum  irrthümlich  für  ein  trennbares  compositum 
genommen  ist. 

Die  gruppe  i.l6.pa.i.  ist  von  Schmidt  durch  die  Schreibung 
idinut  als  unverständlich  bezeichnet,  wogegen  er  in  der  parallel- 
stelle z.  25  und  auch  z.  26  ute,  als  Ide  anerkannt  hat.  So  auch 
Deecke-Siegisinund,  die  ausserdem  z.  12  Idi  na,  indem  sie  an- 
geben, duss  hier  und  z.  25  Ide  den  nnclisatz  einleite,  dagegen  z.  26 
seine  jcewöhnliche  coordinirende  bedeutung  habe.  Jener  vermeint- 
//cAe  gebrauch  im  nachsntze,  sonst  o\\ne  W\si^v^>  «c^Oma^I  iei\k«t  %<^t 


Kjpriscbe  ioschriften  (1,  12).  65 

weoig    glaublicli ,    und  ich  lese  das  i,ie.  an  allen  drei  stellen  viel- 
niehr   X't§   ab    kjprische    form    fdr  Iv^iv    mit  »  fiir  e  wie  in  h. 
Der  abMl  des   v    wird    gerechtfertigt   durch  Hesjcb.  tano^*  ig- 
mg  :  Mo&iy  J^xiig.  Ild^iot  (M.  Schmidt    ohne    noth    no&iy),    of- 
fenbar für  Ix  7t6^%y  und  richtiger  lanod^  zu    betonen.     Ob    nod^t 
oder  jroTf  anzunehmen  sei,  ist  hier  nicht  zu  erkennen,   und  ebenso 
ist   die   form   der  inschrift  zwischen  ^C&€  und  ^ti$   zweideutig;    ich 
kabe  aber  die  tenuis  vorgezogen  zunächst  wegen  der  form  iyn   in 
dem    alten  Foedtf«  Eleorum  €.  I.  nr.   11 ,    die   bisher  verkannt  ist. 
Hier  lautet  nämlich  der  schlusssatz   nach  Boeckb's    iesung:    al  di 
nq  ra  fqd^a  Tat  xaddaXiono,  aXu  pdag  aXu  uXitna  aXu  Jü- 
fAOg    in\    in$uQ€^    x*    ipixoao    tu»  'irccvx'  iyqafifAivf^.     Hierin  ist 
aber    tri'   irrig   für  ian  genommen  (Diall.  I,  282.    II,  319)  und 
kano   anderseits  auch    nur   künstlich  mit  andern  als  plural  =r  tlal 
gefasst   werden.      Aber    die  interpunction  der  inschrift  nach  dufiog 
xeigt  deutlich,  dass  vidmehr  IVi'  für  htt  =  iv&tv  zu  nehmen  ist 
und  auch  hier  den  nachsatz  beginnt;    wegen    des    mangels  der  co- 
pula bei  uXu  -aXui  ^gL  i»  ^^^  grossen  inschrift  ton  Tegea  1.  41 
iXit  Ugdv   iXu   dafiofftoy  «frc  Xd$oy  und  1.  54  tXti  Uqdy  (Xf€  da- 
§i6ct0Pm      Die    tenuis    statt    &    ist    auch    in    Vrai/i'    =    iid^avru. 
Dassdbe  wort  ist  ferner  das  lat.  itide,   das  gleichfalls  zuweilen  im 
nacbsatze  steht,    wie  Plaut  Cure.  II,  3,   84  oitium  uhi  conspexi, 
esinie  me  tUieo  proiinus  dedi.     Aus    dem   griechischen    vergleiche 
Bum   u.    a.  Thuc.  II ,  84    wg    dt    arnxQCvuno ,    ipuvd^^y    Jij   xiX, 
Ganz    entsprechend    ist    aber   auch   der  gebrauch  von  jo&tv  Aesch. 
Ag.  200  ta€l  i*  uyuyxag  liv  Xinadpoy  —  lo^ty  tö  nayjoioXfioy 
fqoyiJy  fjiijfyyw    und  der  häufige  homerische  gebrauch  von  rcJ  im 
Dachsatze;    denn  dieses    ist   die    richtige    Schreibung   statt  des  ge- 
wöhnlichen i^  und  die  ursprüngliche   bedeutuug  =  löd^^y   anzuer- 
kennen,   vgl.   Diall.  II,  374,  m.  Griecb.  formenl.   p.   104   anm.  6 
■nd  über  die  von  Apollonius  und  Herodian  bezeugte  und  gebilligte 
ichreibung  Herod.  ed.  Lenz  I,  492  ff.     In   z.  26    wird   sich    das- 
selbe ^Ci€  =  iy&iv  statt   des   vermeintlichen    Idi    in    anderem    ge- 
kranche   gleichfalls  sehr   angemessen  zeigen.     Uebrigens  ist  iw^iv, 
cL  hnciy  I^Jpr«  Xyji,  lat.  inde  =  skr.  aias.     Wegen  des  in  diesem 
fehlenden  n  vgl.  skr.  adh-OM,  adknira  mit  lat  in/'-ra,  inf-eri,  goth. 
wni-wr.     Das    enklitische   nät  ist  z.  12    beigegeben    wie   in    xd( 

PbiJoJogus.    XXXV.  bd,    L  5 


66  Kjprisclie  inschriften  (1,  12—16). 

Sehr  gut  haben  Deecke-Siegismund  in  atfinty  das  für  Schmidt 
ganz  räthselhaft  geblieben  ist,  unter  vergleicbung  von  notvtjy 
ujtotvay  poena  eine  dialektische  form  für  tcAte*,  tCcu  erkannt, 
unter  beziehung  auf  Fick  Spracheinh.  p.  81,  wo  sehr  gut  das  za- 
sammengehören  von  rCvat  mit  notrfj  nachgewiesen  ist,  wenn  auch 
nicht  alle  gemachten  combinationen  zu  billigen  sind. 

Z.   13.     lieber  die  geldsumme  s.  zu  z.  6. 

Z.  14.  Die  eigenthümliche  form  aXXtJV  =  aXltar,  aus  dem 
ulten  äXjog  (lat.  alius)  durch  überspringen  des  j  geworden,  ist  von 
Deecke-Siegismund  gut  durch  Hesjch.  alkojgonov  :  äXXoto-- 
iqonov  geschützt  (auch  EtM.  35,  3  alXotqonoq  :  äXXoKJ;rQojrog). 
Schmidt  hat  durch  die  Schreibung  atXwv  das  wort  zweifelhaft  ge- 
lassen und  äussert  sich  p.  65  ziemlich  unverständlich,  jene  gruppe 
bedeute  wohl  tiüv  uXXutv  (wie  in  anh.  I  geradezu  geschrieben  ist) 
„vgl.  auch  EtM.  34,  10  atXa  äitt  rov  xaXä  KvrrQtot,  es  müsste 
denn  an  uXXtOh  aliXiot,  uiXiot  zu  denken  sein*'  (d.  i.  =  ovyyafA- 
ßgoir).  So  auch  p.  32  „tcüi^  aiXwv  =  lüiv  uXXcjp?*^  Dagegen 
p.  86  „Twv  aXXXwv  (aXXcDvy^  und  p.  87  „ob  r&y  aiXwv  rwv  SX- 
Xwv  bedeute,  ist  noch  nicht  völlig  sicher;  ahia¥^  wie  fiaXtow  = 
fAuXXov  wäre  zweifellos  äXXtJV*^  und  gleich  nachher  „twy  uiXatv". 
Die  einem  alXog  =  aXXog  vermeintlich  widerstrebende  form  ha- 
XuXiöfiivu  z.*  26  wird  unten  ein#  andere  erklärung  finden. 

Z.  15.  16.  Ueber  tu  vx^qwv  ff.  s.  zu  z.  5.  Die  gruppe  io. 
mi.«i.lo.fie. ,  von  Deecke-Siegismund  t6(v)  fMCd-ov  und  von  Schmidt 
tüiif  incdiiv  gelesen,  ist  nach  der  dort  gegebenen  erklärung  des 
vorhergehenden  wortes  für  gen.  singularis  zu  nehmen,^odass  &  vxfjQog 
TW  fiKS&üiv  =  70  intxHQov  Tov  fAic^ov  das  zugeld  zum  lohne 
bezeichnet.  Die  geldsumme  hier  und  z.  27  ist  von  Schmidt  wie- 
der gar  nicht  gedeutet,  von  Deecke-Siegismund  aber  in  einer  ganz 
unannehmbaren  weise,  indem  sie  das  die  vier  ersten  einsen  auf  bei- 
den selten  einschliessende  zeichen,  auch  sonst  =  pe.,  für  abkürzung 
von  nifins  nehmen ,  und  dabei  das  erste  m.  mit  den  folgenden 
vier  einsen  als  zehner  fassen  ,  das  zweite  n€.  mit  den  folgenden 
zwei  einsen  als  einer,  sodass  97  .herauskommen,  dann  das  folgende 
zeichen  (von  Schmidt  für  U.  genommen ,  nach  Deecke-Siegismund 
diesem  nur  entfernt  «ähnlich)  als  bezeichnung  der  mine  deuten  und 
endlich  das  weitere  e.  als  abkürzung  von^EiuXuvgy  also  zusammen 
97  idaliache   minen.      Eine    g\auUic\\we    de.\itu>!k^   'wltd  durch    die 


Kjprische  ioscliriften  (I,  15^  16).  67 

folgenden  zusammenstellungeo  an  die  hand  gegeben:  Ueaych.  ni- 
Xixvg  :  m  .  .  .  iq  ma&fifov  i^afAwtaiov  uQX^^ov'  ol  de  dexafA- 
wHuov  (cod.  dmdex-)  —  fi(Ai7iiXix{x)ov  :  tgtfAvdlov  jj  «- 
TQafivaiov  fi  mvtdiivovv*  to  yäg  Jixufivovv  niksxv  (TfiXixvg 
Mas.)  xaXf7ia$  naqa  iJaiphig;  Eustatli.  1878,  56  mXixsiov  fxh 
ov  fUa  Cfjfiacfa'  iijXoJ  yuQ  ^  Xil^^g  ofiwvvfiCag  Xoyqj  xum  tovg 
^tttXatovg  xai  aia&fiip  iv  Kq^jh  i^dfivovv  rj  dexu^vovv.  Ks  er- 
gibt sich  hieraus,  dass  in  Kreta  und  Kjpros  rechnungsmünzen 
anter  den  namen  niktxvq  (so  wird  auch  von  Musurus  richtig  ge- 
bessert sein)  und  ^fjturiXixxov  üblich  waren «  offenbar  aus  der  zeit 
her,  wo  äste  und  halbäxte  als  Zahlungsmittel  dienten,  nicht  überall 
von  gleichem  werthe,  aber  bei  den  Paphiern  nach  ausdrücklichem 
Zeugnisse  der  niXexvg  zu  zehn  minen  als  bequeme  mittelstufe  zwi- 
schen mine  und  talent,  also  wohl  auch  in  Kition  und  Idalion.  Mit 
grosster  Wahrscheinlichkeit  wird  nun  das  doppelte  pe.  als  abkür- 
zung  von  niXixvg  zu  betrachten  sein,  wie  in  der  andern  summe 
z.  6.  13  ta.  fiir  rdXartov,  so  dass  die  von  den  beiden  pe.  einge- 
schlossenen 111  1  (vgl.  zu  z.  6)  zunächst  die  summe  von  4  ns- 
XixHg  =-  40  fAvat  bezeichnen.  Schwieriger  ist  das  folgende  zu 
deuten.  Das  nach  der  zahl  11  folgende  zeichen  scheint  mir  nach 
soi^fältiger  vergleichung  aller  betreffenden  stellen  im  Lujnes'schen 
facsimile  dem  U,^  wofür  Schmidt  es  genommen  hat,  zwar  sehr 
ähnlich,  aber  doch  verscliicden  zu  sein,  und  ich  wage  darin  das 
noch  unbel^te  zeichen  für  zu,  zu  vermuthen,  das  hier  als  abkür- 
zung  einer  kjprischen  münzbenennung  ^vaa  dient,  vgl.  Hesych. 
t^ovOui  :  iqaxfJbrü,  Denn  dieses  wort  stammt  aus  dem  semiti- 
schen =  syr.  zuZy  chald.  znsa  und  konnte  sich  leicht  auch  bei 
den  kyprischen  Griechen  eingebürgert  haben.  1st  die  deutung 
riclitig,  so  liegt  darin  zugleich  ein  beweis  für  die  kyprische  aus- 
spräche des  fünften  vocales,  welche  durch  die  Schreibung  ^ovcat, 
in  gewohnter  weise  ausgedrückt  ist.  Endlich  in  dem  letzten  zei- 
chen e,  mag  ich  nicht  eine  abkürzung  des  ethnikons  erkennen, 
weil  auch  den  geldangaben  z.  6.  16  ein  solches  nicht  beigegeben 
ist,  sondern  verstehe  lieber  eine  abkürzung  von  fifuGv  oder  nach 
analogic  des  arkadischen  dialektes  in  der  inschrift  von  Tegea  z. 
25  ijfuccop.  Somit  wäre  hier  die  hauptsumme  der  fTiXixs$g^  wie 
bei  dem  mXavtoy  z.  6.  16,  durch  einschliessung  in  das  wieder- 
holte münzzeichea  hervorgehoben,  die  kleinere  münze  aber  nur  mit 

5* 


68  Kjprisclie  inscLrifteo  (1,  15 — 19). 

einer  einmaligen  bezeichnung  bedacht  Die  ganze  sudiroe  betrage 
40  minen  2Vs  drachmen.  Weshalb  eine  so  wenig  rande  sooiaie, 
lässt  sich  natürlich  nicht  sagen. 

Das  von  Deecke  -  Siegismund  gesetzte  dwxoijfi  ist  von  ibaen 
für  den  optativ  eines  präsens  dvixui  glommen,  das  sich  zu  Himxa 
ahnlich  verhalte  wie  ^xo»  zu  ^xa,  indem  sie  ausserdem  skr.  däe^ 
„darbringen,  gewahren*'  heranziehen.  Curtius  vei^eicht  in  der  an- 
merkung  noch  oXi%(a  neben  oXijiXina.  Schmidt,  der  das  letzte 
zeichen  des  Wortes  ungedeutet  lässt,  muss  wohl  etwas  äfanliches 
im  äuge  gehabt  haben,  wenn  er  das  übrige  ioxob  (nachtr.  1  <fai- 
xot)  geschrieben  hat.  Die  beziebung  auf  ^xcü  scheint  mir  sehr 
unzutreffend,  weil  hier  der  perfectische  sinn  ganz  fern  lieg^  Bes- 
ser passt  schon  3A./xcii,  wenn  man  die  beziehung  auf  das  nachho- 
merische iXiHXina,  das  in  dem  x  nur  zufallig  stimmt,  bei  aeite 
lässt.  Am  zutreffendsten  erscheint  jedoch  skr.  dcU;,-alt.  Es  scheint 
aber  der  kjprische  dialekt  noch  ein  anderes  beispiel  eines  durch 
verstärkendes  x  gebildeten  präsens  zu  bieten,  nämlich  in  Hesjch. 
a«»x/(  :  uTiQenig,  uxov$$g.  Kvnqtoi.  Hier  hat  M.  Schmidt 
Zeitscbr.  f.  vgl.  SprW.  IX,  293  unter  vergleichung  von  uBndig  : 
äxovHg  Cjrill.  die  erklärung  äxovitg  auf  ein  kjpriscbes  ät^g  s=s 
uteig  bezogen^  aber  zu  Hesjchius  dies  fallen  lassen  und  vielmehr 
die  von  Stephani  vorgeschlagene  besserung  von  ixovng  in  kuxop 
als  „iton  mdU^*  bezeichnet,  wobei  er  dann  zugleich  KvnQio^  in 
x6nQH>p  verwandeln  will,  eine  art  der  bessening,  welche  derselbe 
a.  a.  o.  p.  290  f.  noch  auf  vier  glossen  angewandt  bat.  Aber 
ein  kjprisches  äk(x%g  =  äxovug  scheint  sich  gut  rechtfertigen  zu 
lassen,  nämlich  äi(-xw  als  verstärkte  form  von  a/ui»  wobei  diCo$  : 
uxovoi  Hesjch.  das  mittelglied  bildet.  Dabei  wird  freilich  das  « 
von  äi'w  nicht  mit  Curt.  nr.  586  für  das  präsens-bildende  j  ge- 
nommen werden  dürfen.  Weshalb  ich  äuixoiJB  geschrieben  habe, 
s.  zu  z.  6. 

Z.  18.     S.  zu  z.  9. 

Z.  19.  Schmidt  hat  hier  und  z.  21  auch  noch  in  nachtr.  II 
an  seinem  nw  ixofuvov  festgehalten  und  no%xo(Uvov  für  noOfX" 
=  nqoa^x^  für  falsch  erklärt.  Aber  die  ausstossung  des  c  ist 
von  Deecke -Siegismund  genügend  gerechtfertigt  (s.  vorbem.  15) 
und  nicht  minder  durch  vergleichung  von  ngoaix^g  der  Ausdruck 
u^o0(j[Ofiewog  mit  gleichem  sinne. 


Kyprisciie  inscbriften  (I,  19—21).  69 

Aus  to.ro.vo,  babeo  Deecke-Siegismund  (s.  p.  230)  sehr  un- 
walincbeiolieb  den  dual  tcu  ^opta  gemacht  (freilich  sehr  zwei- 
felnd), weil  die  lesung  to(v)  ^fo(v)  nicht  zulässig  sei,  da  das 
sdilicssende  v  nur  bein  artikel  abfalle.  Viel  glaublicher  hat 
Schmidt  darin  einen  eigennamen  Tgopo  oder  nach  p.  52  jQwpo 
gesucht,  was  auch  Deecke-Siegismund  nicht  ganz  abweisen.  Aber 
in  diesem  falle  kann  man  doch  schwerlich  umhin  den  abfall  des 
aebliessenden  v  auch  bei  einem  nomen  anzuerkennen,  wofür  sich 
alsbald  s.  21  noch  ein  anderer  beleg  finden  wird^  vgl.  vorbem.  6. 
Statt  jener  alles  anhaltes  entbehrenden  namensformen  dürfte  aber 
▼idai^r  ein  Gdqpog  zu  erkennen  sein,  vgl.  OovQog  SvßagCnjg 
Tbeoo.  Progymn.  3;  denn  auch  das  adjectivische  &ovQog  ist  aus 
^oqpog  geworden  wie  dovgog  aus  doQp-og.  Den  folgenden  com- 
plex haben  Deecke-Siegismund  %o.%u.ru,ni%,o,ne.  gelesen  und  neben 
jenem  tcu  ^pw  zweifelnd  als  tutiv)  JqvfiUwv  gedeutet.  Schmidt» 
der  jenes  vermeintliche  tu.  ungedeutet  lässt,  hat  lov  Tv*jAtov. 
Aber  Deecke-Siegismund  haben  mit  recht  bemerkt,  dass,  wenn  die 
erste  g^ppe  einen  personennamen  darstelle,  die  zweite  wahrschein- 
lich den  vaternamen  in  der  kyprischen  genetivform  auf  -atv  ent- 
halte, wodurch  dann  die  stelle  mit  z.  21  to  notxofMvoy  nog  /7a- 
cayogav  tdv  ^Ovaauyoqav  ganz  parallel  wird.  Jenes  von  Deecke- 
Siegismund  für  TU.  genommene  zeichen  ist  aber  oben  zu  z.  12 
vielmehr  ahi  m.  erkannt,  und  es  dürfte  nun  am  wahrscheinlichsten 
tov  &vp$fiCww  zu  lesen  sein ,  wobei  der  personenname  OvpCfitog 
von  ^vog  mit  parasitischem  p  herzuleiten  ist,  vgl.  ''Av&tfiog  von 
är^og. 

Z.  20.  Die  lesung  von  si.mi.fo.s0.  als  JSffifAtdofy  wie  Deecke- 
Siegismnnd  und  Schmidt,  ist  nach  vorbem.  14  unrichtig;  auch  gibt 
der  kjprische  dialekt  sonst  keinen  beleg  für  die  äolische  gemi- 
nation der  liquida,  sondern  zeigt  sich  ihr  durch  alXog  für  uXlog 
(z.  14)  vielmehr  weniger  geneigt  ab  irgend  ein  anderer  dialekt 
SffAtdog  stimmt  mit  den  nicht-äolischen  namensformen  2tfAog^  2l^ 
fiWPl  £$fAvXog  u.  a. 

Z.  21.  Schmidt  hat  die  gruppe  li.v0.i.fe.mi.ss.  durch  Jif(-^ 
^ifAtg  wiedergegeben,  wie  er  p.  51  auch  für  möglich  hält  a.i.ve.i. 
z.  31  aip(  oder  atpi  zu  lesen,  p.  67  ve.i.koMa.  pixova.  Wie  er 
sich  diese  lesungen  gerechtferti^  hat,  ist  nicht  wohl  zu  erraüien. 
}tf  rorbem.  8  isi  darauf  biagewiesea,  daaa  das  J$pik-  de&  nam^aa 


70  Kyprisclie  iusclirifteu  (1,  21 — 26). 

die  ältere  form  des  dativs  darstelle,  von  der  sich  gerade  bei  diesem 
Worte  aucli  in  dem  namen  JiHzqiffiiq  (vorbem.  8)  und  in  den  ho- 
merischen gedichten  spuren  erhalten  haben,  nämlich  in  der  deh- 
Hung  der  endsilbe,  die  immer  in  der  formel  J^  <ptko^  und  noch 
auflallender  in  Ji\'  wq  By  781  eintritt.  Inschr.  XII  hat  denselben 
Personennamen  in  einer  weniger  sicheren  Überlieferung. 

Die  gruppe  a,Ta.ma,neM,8e,  ist  von  Deecke-Siegismund  ^jiqafi- 
vevg  gelesen,  von  Schmidt  '^AqafAavivq  und  in  der  abhandlung  p. 
57.  86  ^^QfiavivQj  wobei  immer  eine  topische  benennung  von 
einem  demos  oder  dgl.  her  verstanden  ist.  Aber  von  einer  derar- 
tigen näheren  bestimmung  einer  person  findet  sieb  in  diesen  ky- 
prischen  inschriften  nirgends  ein  sicheres  beispiel;  wohl  aber  ist 
die  durch  den  vaternamen  im  genetiv  sehr  gewöhnlich  und  gerade 
auch  in  dieser  Inschrift  z.  1.  2.  21  sicher  und  auch  z.  19  von 
mir  anerkannt ,  und  ich  sehe  nicht  ein ,  warum  eine  solche  nicht 
auch  hier  stattfinden  sollte.  Denn  wenn  man  das  wort  paroxjrto- 
nirt,  kann  es  sehr  wohl  der  genetiv  eines  namens  auf  -tjg  decl. 
Ill  sein,  der  nach  der  weise  des  ionischen  dialektes  und  einiger 
dorischen  (Diall.  II,  214)  aus  -iog  contrahirt  ist.  Den  von  mir 
anerkannten  namen  ^AqiAavriq .  vergleiche  man  mit  ^Aqik^vitifiq 
AOxx.  II,  299,  3,  Keil  Inscrr.  Boeot.  nr.  XXX,  das  auf  ein  '^Aq^ 
fiivrjg  decl.  III  schliessen  lässt,  und  auch  mit  ^Aqgiivag  (g.  -a), 
söhn  des  spartanischen  tjrannen  Nabis  Poljb.  XX,  13,  4.  Kj- 
prisches  a  für  «  wird  sich  auch  in  ddXrog  =  diXjog  z.  26 
finden.  Ueber  ä7M^6g  s.  zu  z.  9.  Hier  kann  a.Ia.tH>.  nicht  wohl 
etwas  anderes  sein  als  der  accusativ  „der  xiquogy  den  Divithemis 
als  Weingarten  hatte'S  sodass  der  mangel  des  schliessenden  v  aner- 
kannt werden  muss,   vgl.  vorbem.  6.     Ueber  no^xo^vov  zu  z.  19. 

Z.  22.  23.     Ueber  navcüvCog  ff.  zu  z.  10. 

Z.  24.  25.  S.  zu  z.  12.  Das  !^  z.  24  nehmen  Deecke-Sie- 
gismund  p.  252  für  eine  kürzere  form  von  Idi  und,  wenn  .es 
nicht  aus  diesem  graphisch  abgekürzt  sei.  Viel  richtiger  hat 
Schmidt  p.  89  eine  andere  form  für  ^  anerkannt,  das  in  der  In- 
schrift z.  10.   11.  13.  23.  25  erscheint,  s.  zu  '"HdakCtav  z.  1. 

Z.  26.  Ueber  die  summe  s.  zu  z.  15.  16,  über  ^tu  =  fv- 
&iv  zu  z.  12.  Hier  bedeutet  es  einfach  inde,  darauf.  Das  von 
Deecke-Siegisniund  aus  dem  folgenden  herausgebrachte  tu  taXdiv)- 


Kjpriscbe  Inschriften  (1^  26).  71 

die  talente,  diese  ausgetauschten  worte^*  ist  in  jeder  hinsieht  un- 
glaublichy  auch  schon  um  deswillen,  weil  es  sich  in  den  vertragen 
oiclit  bloss  um  talente  handelt  (in  Wahrheit  um  ein  talent),  son- 
dero  auch  um  andere  kleinere  summen,  dann  aber  insbesondere  um 
laodscheokung.  Die  abweichende  lesung  bei  Schmidt  rd  u  haXu- 
X$G(xiya  (das  er  aber  nach  p.  61.  67  auf  Iv-uXXtikl^iü  „unter  ein- 
ander abmachen^*  bezieht)  dient  auch  nicht  dazu  das  verständuiss 
zu  fordern.  Bei  meiner  lesung  zu'  id'kujj^  nehme  ich  duXiog  für 
die  kjprische  form  von  iikjog,  vgl.  Hesycli.  idXxiov  ;  mvdxiov. 
oJop  YQuikfkuiCikOY  (nach  daXaj),  wodurch  das  dialektische  u  des 
Wortes  gestutzt  wird,  auch  wenn  man  die  besserung  daXiCov  von 
Albert!  fiir  entbehrlich  hält  und  auch  das  x  statt  r  fiir  dialektisch 
oinint;  M.  Schmidt's  besserung  /a>l/J«ov  ist  schwer  verständlich. 
Ferner  IvaXaX^afiipa  ist  nicht  auf  ein  ulXt^Xf^fo  zu  bezieben,  wo- 
gegen einerseits  das  durch  z.  14  gesicherte  kjprische  uIXoq  für 
üXXog  streitet,  anderseits  die  unzulässigkeit  der  lesung  haXX-  (s. 
vorbem.  14),  sondern  auf  das  mit  uXtCgxü  sjnonjme  und  engver- 
wandte aXfpw ,  s.  Hesy eh.  äXlvnv  :  äX€Cq>Hv  —  uXT i  ui  : 
inofhütfak  —  uiXiXvai  :  to  ijiuXsiifiM  toCx(^  —  inaXtJvut  : 
ixaX§7^lfa$ —  xajaXiJvut  :  xarafiT^at  (A\hert\  xaiaXeTyfMy  viel- 
leiclit  xaTttCTjiA^^ai) ;  Phot.  xaiaXTvat  :  xaiaXitftai  (1.  xaiaXeTiffui) } 
femer  uXokfioq,  das  in  der  bedeutung  XQ^^H^  ^^^^  indXatptq 
iwf¥  lotxutv  mehrfach,  namentlich  aus  Sophokles  her,  bezeugt  ist, 
s.  Thesaur.  I,  1,  1570.  D.  und  IVi.  Schmidt  zu  üesych.  uXotfAu 
(L  äXatfiog).  Es  ist  offenbar  das  lat.  li-n-o,  dessen  wurzel  im 
griechischen  scheinbar  ein  prothetisches  a  angenommen  hat,  eigent- 
lich als  ersatz  eines  abgefallenen  consonanten,  vgl.  Corssen  Beitr. 
19,  Nachtr.  62  ff.,  Ausspr.  1,  177.  Von  diesem  äXhta  ist  äXü- 
XtüfAUi  das  richtig  gebildete  perf.  passivi.  Wie  aber  das  lat.  linere 
auf  das  schreiben  angewandt  ist  und  das  davon  abgeleitete  llUera 
eigentlich  den  aufgestrichenen  buchstaben  bezeichnet  (auf 
Si^&fQat,  papyrus  u.  dgl.),  während  yqdcpBiv  und  scrihere  eigent- 
lich vom  eingruben  der  schrift  gilt  (in  stein,  erz,  wachs),  s.  Cors- 
sen, so  konnten  auch  äXtt^at  und  uXCvat  auf  das  schreiben  ange- 
wandt werden,  und  jenes  ist  in  diesem  gebrauche  gerade  aus  dem 
kjpriscben  dialekte  her  bezeugt,  nämlich  Hesych.  ulBtnrJQiop  : 
yQu^Tov.  KvnQkOk,  von  U.  Siephaaua  Thes.  1,  1417  B.  gut  \u 
äX€4jrr^e^oy  gebessert  uad  als  airameniarium  gefasst  (^Meiueke  uu- 


72  Kjprische  ioschrifteo  (I,  26.  27). 

glücklich  äXftntiqQkOv  :  yva^lov),  und  S$f& iQuXo^^og  : 
yQufifAawdiducxaXog  naqa  Kv/tgCoig.  Die  letxte  glosse  laast  auch 
erkeunen^  dass  ii<p^iQM  das  in  Kjpros  übliche  sclireibnaterial 
waren;  freilich  sind  derartige  ausdrücke  auch  nicht  selten  beibe- 
halten y  wenn  zu  demselben  zwecke  später  ein  anderes  naterial 
verwandt  wurde,  wie  denn  Sokrates  Plutarch.  Q.  Gr.  p.  297.  F. 
sogar  von  di^^iqa^q  /aAxae;  spricht.  Jedoch  können  jene  diXft 
immerhin  für  d$y>9^igut  zu  nehmen  sein,  vgl.  Hesjch.  dk^d-iqu  : 
.  .  .  diXiog.  YQaiifAUTkov  y  wie  denn  der  gebrauch  von  iikgog 
überall  ein  sehr  weiter  ist,  vgl.  Eustath.  ad  Dion.  p.  242  dikiot 
—  anX(ag  a%  ßtßXot.  Wenn  nun  gesagt  ist,  der  könig  und  die 
bürgerschaft  hätten  tu*  diXicDv  jade  ra  pintja  tu  n  haXaUafAipu 
im  tempel  der  Athena  deponirt,  so  ist  rade  rä  pimja  diesen 
Wortlaut,  d.  h.  den  bis  dahin  angegebenen  Inhalt  der  beiden  ' 
vertrage  und  der  darüber  ursprünglich  ausgefertigten  Urkunden 
(^diXtoi),  und  ra  rc  IvaU^aXtCfsfya  „und  das  hinzugefügte 'S 
wie  lyyqdfia  mehrfach  im  sinne  von  nQOffygd^w  gebraucht  ist, 
nämlich  den  von  rag  ys  z.  29  an  angehängten  zusatz.  Man  hat 
nämlich  das  ganze  verhältniss  nicht  so  zu  verstehen,  wie  Schmidt 
p.  90  annimmt,  als  sei  dem  Onasilos  und  seinen  brüdem  für  ihre 
ohne  honorar  geleisteten  dienste  die  remuneration  erst  nachträglich 
verwilligt;  sondern  die  Urkunde  sagt  ja  mit  klarsten  werten,  daas 
die  verträgt  sich  nicht  auf  acta,  sondern  auf  agenda  der  arzte  be- 
ziehen, was  Deecke  -  Siegismund  auch  richtig  erkannt  haben.  Bg 
sind  aber  ursprünglich  zwei  verschiedene  vertrage  abgeschlossen, 
der  eine  mit  Onasilos  und  seinen  brüdern,  der  andere  mit  Onasilos 
allein,  beide  auch  auf  der  tafel  durch  den  absatz  z.  13 ,  wo  das 
letzte  drittel  leer  gelassen  ist,  scharf  geschieden.  Es  sind  aber 
diese  vertrage  zunächst  auf  zwei  dikiob  geschrieben  gewesen, 
worunter  man,  wie  bemerkt,  d$(p^i(iM  verstehen  kann,  oder  auch 
im  eigentlicheren  sinne  des  wertes  nCruxtg.  Später  aber  hat  .man 
sich  veranlasst  gesehen  noch  den  zusatz  z.  29  lUg  yi  ff.  hinzuzu- 
fügen und  unter  feierlichen  eiden  eine  auf  das  dauerhafitere  mate- 
rial der  bronzetafel  eingetragene  protokollarbcbe  Urkunde  über  das 
ganze  in  dem  tempel  der  Athena  zu  deponiren. 

Z.  27.  Schmidt  hat  nach  lesbischer  weise  (Diall.  1,  151)  mqQ 
geschrieben ;  aber  die  äolische  gemination  der  liquidä  ist  dem  kjpri- 
ächen  diahkte  fremd  (s.  zu  z.  20)  und  «lucXv  dv^  dfi^V^^^  «Aiffaaaun^ 


Kjprisclie  Inschriften  (I,  27 — ^29).  73 

des  einfach  geschriebenen  consonanten  nach  vorbem.  14  unzulässig. 
Deecke-Si^ismund  haben  nach  delphischer  weise  (Diall.  II,  357) 
wfQ*  nit  elision;  aber  das  natiirlicliste  scheint  ein  apokopirtes  mg 
anmakennen,  wie  auch  das  alte  Foedus  Eleorum  jiuq  noXifito  = 
Mtgi  noXifAOv  hat 

Z.  28.  Das  seltsame  avwoqnokq  bei  Deecke  -  Siegismund  ist 
nur  durch  den  irrthnm  veranlasst,  ogxoq  habe  das  digamma,  s.  zu 
z.  1;  aber  Thvv  s.  vorbem.  13.  Das  richtige  Xvaat  und  z.  29 
hiffii  ist  nunmehr  auch  von  Schmidt  in  Nachtr.  II  anerkannt,  nach 
seiner  angäbe  auch  von  Blau  gefunden.  Mit  Schmidt  habe  ich 
lieber  pgijiag  als  mit  Deecke-Siegismund  pQfjidg  betont;  denn  die- 
ses fQijira  ist  unverkennbar  nur  eine  durch  ausstossung  des  q  ver- 
weichlichte gestaltung  von  ^ifr^a,  wie  das  pindarische  cxSiniov  = 
cwriJnQciVj  auch  homerisch  cxrimovxoq.  Nicht  anders  verhält  sich 
noch  das  weibliche  suffix  -nq  zu  -xq^q  und  im  gründe  auch  das 
männliche  -ti;^  (-^a)  neben  -triq  und  -tutq.  lieber  vpatq  ^äv  s. 
zo  z.  10. 

Z.  29.  Mit  Deecke-Siegismund  om  (von  Schmidt  ungedeutet) 
ab  dialektische  form  für  ou  anzuerkennen  würde  mir  unzulässig 
scheinen,  auch  wenn  nicht  in  z.  1  ore  festgestellt  wäre.  Nicht 
glaublicher  ist  das  von  Curtius  vorgeschlagene  o^i,  das  mit  lat. 
tiH  fdas  in  Wahrheit  =  o^»  wie  rviher  =  igv&Qog)  und  o^ga 
verglichen  wird.  Vielmehr  da  zu  z.  10  die  alte  form  onC  für  ln( 
nachgewiesen  ist,  scheint  es  mir  kaum  zweifelhaft,  dass  oni  als 
kjprische  form  fiir  intC  zu  lesen  ist,  welche  conjunction  mit  ini 
zweifellos  eng  zusammenhängt.  Ueber  (Stg ,  von  Schmidt  wieder 
nicht  verstanden,  s.  zu  z.  10.  Das  neue  wort  uvoctay  von  Deecke- 
Siegismund  „friedlosigkeit^^  übersetzt,  scheint  von  Schmidt,  da  er 
nicht  betont  hat,  für  zweifelhaft  gehalten  zu  sein,  ist  aber  wohl 
als  sicher  anzuerkennen.  Der  ausdruck  wird  verständlicher,  wenn 
man  bedenkt,  dass  odog  den  directen  gegensatz  von  Uqog  und 
jocsr  bildet,  sodass  uvoc(ju  pot  yhonv  so  viel  ist  als  das  lat. 
mictT  esto  im  schlimmen  sinne,  in  welchem  das  griechische  Ugog 
nicht  üblich  ist,  sondern  statt  dessen  ii'uyrjg  iciio^  wie  auch  uyog 
>■»  gegensatze  zu  öaCa  steht,  vgl.  z.  b.  uyog  xexti^anai  Aesch. 
Sept.  1017.  Der  gebrauch  der  partikel  ye  ist  hier  freilich  sehr 
auffialleDd,  aber  das  von  Schmidt  p.  29,  SS  dafiir  vorgeacUagen« 
x^  ^sss  ixiZ  doch  gaax  uamöglicb. 


74 


Kjpriscbe  iosckriften  (1,  31.  II). 


Z.  31.  Die  Schreibung  i^if'  mit  Schmidt  entspricht  der  kj- 
prischen  schrift,  die  deutlich  zwei  consonanteD  anerkennt,  besser 
als  i$-  von  Deecke-Siegismund.  Ueber  ot  %oT  (jatvt  ff.  s.  su 
z.  8.  Wenn  Deecke-Siegismund  hier  Xwct  ohne  v  haben  in  Wider- 
spruch mit  ihrem  ^^o(p)ot  und  mit  dem  xQfvwvCt  u.  a.  des  arkadi- 
schen diulektes,  so  wird  dies  nur  ein  sphalma  sein. 

II.     Bilinguis  von  Idalion.     Lang  in  Transact,  of  the 
8oc.  of  bibl.  Archeol.     Vol.  I.   1872. 

(Schmidt  2,  Deecke-Siegismund  2). 


1 pa.si.le.vo.se.  |  miJi.ki. 

ja.to.no.se.  |  kcti.o.ne.  |  ka.e. 

ta.li.o.ne.  |  pa.si.le.u. 
2 me.na.ne.  |  to.pe.pa.me. 

ro.ne.   |  ne.vo.so.ta.ta.8e.   (   to. 

na.ti.ri.ja.ta.ne.  |  to.te.  |  ka.te. 

se.ta.se.  |  o.va.na.she. 
3 o.a.pi.ti.mi.li.ko.ne.  | 

to.a.po.lo.ni.  |  to.a.mu.ko.lo.i.  { 

a.po.i.vo.i.  I  ta.8e.  |  e.u.ko.la.se. 

4.    .  .  .  .  pe.tu.ke.  |  i.tu.ka.ji  |  a. 
za.ta.i. 


1. 


3. 


....  ßaCiXljpog  Mdtxjd- 
&a)vog  Kntwv  xu  ^HdaXtiav 
ßafftXfvlpoTog 

vav  TW  ninafiiqmv  pipo<ndiag 
Toy  ^ddqhdiuv  loJi  xaUataCt 


ö  pdvalh 


afACwr     BadXgnfAog^     o 

^AßidifitXxuiw  TW  ^Anhavk  zw 

*AfAvxXoX,  «y'  ol  pok  Tag  €v- 

Xwldg 

atwv  Tikog  i\7iiSvxi.  I*  tv- 


Deecke-Siegismund:  1.  Mtlxk/d^ayog  KtntSp  xa  'SditUmt^  2.  fcf- 
ray  fw(v)  —  vtßOitTarag  —  jrdya^  3.  Ußtdfiilxiay  fw  *An6llo)yt  ttS 

'AfitfxX<p  4.  nirv^f  i(y)  Tiyf«  dyt9-f, 

Schmidt:  1.  MtlxtäS^tayog  Kh^oy  {Ktnaiy)  xa^  ^HddUoy  2.  fiiyay 
xontnafAfqoy  ytnoiniag  (to  rnna/Lugtay  ytocoraraf  ?)  —  o*yas  3.  *Aß' 

dtuiXxtoy  7d(7)  *An6ll<oyt  to(l)  'A*x6k<ot  {*A\ji$]x^lip)  äyot^t  tag  tvx»las 
{rag  tixtolag)  4.  *tvxi  (doxi)  ly  rv/^  o^^o^^. 

Die  Inschrift  ist  auf  einem  steine,  der  offenbar  als  basis  einer 
Statue  diente.  Alle  zeileu  sind  rechts  (also  in  ihren  anfangen,  da 
die  schrift  nach  links  läuft)  stark  verstümmelt,  weniger  links. 
Da  der  umfang  der  lücken  aus  Deecke  -  Siegismund  und  Schmidt 
nicht  zu  erkennen  ist  und  ich  das  facsimile  nicht  habe  benutzen 
können,  machen  die  von  mir  versuchten  ergänzungeu  in  dieser  hin<- 
sicht  keinen  auspruch  auf  genauigkeit.  Ueber  der  kyprisclien  in- 
Bchrift  steht  eine  noch  stärker  verstümm^XVe  ^träxsiXv^^  \^V&\ilvl>sk.Ia^ 


Kyprisclie  ioschriften  (II,  1).  75 

deren  von  Deecke-Siegismund  mitgetbeilte  lierstellung  und  deutung 
durcb  Th.  Nöldeke  das  beste  vertrauen  verdient. 

Z.  1.  Der  name  des  königs,  von  Schmidt  MiXxid&wVj  von 
Deeeke - Siegismund  MiXxtjäd^wv  gelesen,  ist  in  dem  phönizischen 
texte  mlkjthn  geschrieben,  was  von  Nöldeke  Melel^athon  gelesen 
wird.  Schmidt  p.  27  hat  damit  den  namen  des  bekannten  phöni- 
zischen Schriftstellers  ^ayxfiividd-üip  oder  Sayxovviu&wv  verglichen. 
Zufällig  finde  ich  Journ.  Asiat,  ser.  VI ,  vol.  1 1  >  p.  443  in  einer 
von  Zotenberg  publicirten  phönizischen  inschrift  auch  den  namen 
zdßlm  =  2kidjaihon  und  dazu  die  bemerkung,  dass  auch  andere 
phönizische  namen  auf  'jathon  gefunden  werden.  Schmidt,  der  das 
vierte  zeichen  des  namens  nicht  für  ja, ,  sondern  für  a.  nimmt 
(vorbem.  11)  hat  nun  ganz  consequent  nach  analogie  von  2ayxüi- 
vtd&wv  den  zweiten  theil  des  Wortes  -nx&iov  geschrieben,  wie 
derselbe  in  der  gewöhnliehen  griechischen  schrift  allerding«  ausge- 
drückt sein  musste,  Wenn  man  aber  mit  Deeeke  -  Siegismund  das 
zeichen  ja.  anerkennt,  so  ist  es  unnatürlich  anzunehmen,  dass  das 
phönizische  -jathon  in  kyprischer  ausspräche  -ijddcüv  gelautet  habe, 
und  man  hat  vielmehr  der  phönizischen  form  ganz  entsprechend  als 
zweiten  theil  des  namens  -jd^wv  anzuerkennen.  Dann  bildet 
mi.UJiL  den  ersten  theil  und  ist  Mdtx-  zu  lesen,  vgl.  Hesjch. 
Afdlixa  :  roy  ^Hqaxkia  ^^fAa&ovcioi ^  wo  gleichfalls  das  se- 
mitische mdek  nach  kjprischer  ausspräche  in  der  zweiten  silbe  das 
$  angenommen  hat,  wie  dies  auch  im  namen  MehxiQirjg  aus  dem 
phönizischen  Mdkart  der  fall  ist.  Noch  besser  stimmt  Milichua 
(v.  I.  Milieus)  Sil.  lt.  III,  104  als  name  eines  mythischen  königs 
von  Spanien,  ahnherrn  der  Imilce,  den  Movers  Phoen.  I,  326  trotz 
der  länge  der  ersten  silbe  zweifellos  richtig  nicht  für  das  grie- 
chische MefUx^^  genommen  hat,  sondern  für  das  semitische  meleh, 
meiech,  wofür  auch  der  name  der  Imilce  zeugt,  den  der  dichter 
ausdrücklich  von  dem  des  ahnherrn  ableitet. 

Die  von  Deeeke  -  Siegismund  gesetzten  coutrahirten  genetive 
pluralis  Ktrtwp  und  ^EdaUfSv  sind  hier  eben  so  wenig  zulässig 
ab  letztere  form  f,  1,  und  es  war  hier  wie  dort  der  kyprische 
gen.  singularis  auf  -mv  herzustellen ;  über  die  Schreibung  *HduX- 
B.  ebend.  Das  anfangszeichen  dieses  namens  zeigt  hier  eine  ganz 
ungewöhnliche  gestalte  die  von  dem  üblichea  auch  z.  3  in  iv- 
jrt^Xaf  encheioendea  zeichen  des  e.  sehr  stark   abweicht.     ScAimVdt 


76  Kyprische  inscbriften  (U,  1.  2). 

bat  es  deshalb  vielmebr  für  le.  genommen  ^  dessen  bekanntes  zei- 
chen freilich  gleichfalls  sehr  verschieden  ist,  und  Kinov  xat*  ^Hdd- 
hot  gelesen,  ja  sogar  in  seinem  texte  das  gewöhnliche  zeichen  ie, 
stillschweigend  substituirt,  anscheinend  nur  aus  conjectur,  wie  er 
sich  dergleichen  besserungen  mehrfach  gestattet  hat.  Es  ist  aber 
auch  sein  Kiuop  nax  ^HddXiov  unverständlich  und  streitet  mit 
dem  von  Schmidt  selbst  p.  48  anerkannten  sinne  „unter  der  re- 
gierung  des  königs  Milkiathon  über  Kition  und  ldalion'%  der  um 
so  sicherer  zu  verlangen,  weil  die  könige  von  Kition  und  Idalion 
auch  aus  phönizischen  inscliriften  (s.  Deecke  -  Siegisnund)  bekannt 
sind,  lieber  die  form  xu  für  xäg  vor  vocalen  s,  vorbem.  15. 
Die  annähme  eines  zwiefachen  Zeichens  derselben  bedeutang  in 
dieser  inschrift  haben  Deecke  -  Siegismund  dadurch  gestützt «  dass 
dasselbe  auch  bei  ha.  uud  ko,  der  fall  sei.  Für  jenes  ist  nämlich 
gerade  bei  jenem  xu  eine  ungewöhnlichere  form  gebraucht «  die 
aber  doch  von  der  gewöhnlichen  nur  massig  abweicht;  fiir  fco. 
dient  z.  3  zweimal  ein  zeichen,  das  sicL  von  dem  gewöhnlicheo 
nur  durch  abrundung  unterscheidet,  aber  dadurch  einem  po.  hat 
gleich  wird.  Es  sind  aUo  diese  fälle  doch  nicht  ganz  analog  mit 
dem  gebrauche  zweier  gänzlich  verschiedener  zeichen  fur  e.,  nod 
es  bleibt  hinsichtlich  des  ersten  Zeichens  von  ^HSukkov  ein  verdacht 
hängen,  vgl.  zu  Inschr.  III.  —  Die  ei^änzung  ßaifikmi[p6xoq 
ist  von  Deecke-Siegismund  vorgeschlagen. 

Z.  2.  Die  ergänzung  „pint  IUI''  gibt  der  phönizische 
text  an  die  band,  wo  „im  jähre  111  1  der  herrschaft  des  Afelek* 
jathon",  vgl.  Inschr.  VIII  Jut  IIP',  VII  Jn  IP'.  Nach  Deecke- 
Siegismund  ist  diese  angäbe  des  regierungsjabres  zu  anfang  der 
ersten  zeile  verloren  gegangen ,  wo  mir  doch  nicht  der  rechte 
platz  für  dieselbe  zu  sein  scheint.  Ich  glaube  vielmehr,  das«  dort 
das  jalir  des  oberpriesters  angegeben  war,  das  auch  I,  1  in  dem 
j,l'  roi  OiXoxvnQUiv  piut>^'  erkannt  ist.  In  dem  verstümmeHen  ao- 
fang  der  zeile  hat  Schmidt  me.iMJM.  wenigstens  fragweise  ohne 
glück  für  fAf^vav  =  ftriva  genommen  und  in  lo.p6.pa.me.ro.fie.  mit 
einer  gröberen  Versündigung  gegen  den  dialekt  iwv  ni^kii  afu- 
Qw  gesucht.  Sehr  gut  haben  dagegen  Deecke-Siegismund  das 
erste  wort  in  lnaYo\fkh¥ä¥  ergänzt  und  in  p6.pa.m6.ro.ii«.  3fc(i')- 
Ttafiigwv  erkannt,  sind  aber,  weil  sie  dieses  für  gen.  pluralia  ge- 
aommea  haben ,    mil  dem   io.   in  veT\e|^«uW\l  ^«n)^^  >ai:<GA  WWl^ 


Kjpriscbe  inscbriften  (II,  2).  77 

um'  dieses  ra(r)  lesen  zu  können,   dreister  annehmen    müssen,   dass 

10.  aas  la.  rerlesen  sei,  welches  zeichen  allerdings  von  jenem  nur 
durch  den  mang«l  eines  Striches  abweicht.  Meine  lesung  *Enuyo- 
fi^ray  rw  tif'nafiiQwvy  wo  letztes  fiir  den  kjprischen  gen.  siugu- 
laris  aof  -oiy  (vorbem.  7)  zu  nehmen  ist  „des  fünftägigen  Zeit- 
raumes der  epagomenen''  (vgl.  xatä  nfv&tjfAiQoy  Xen.  Hell.  Vil,  1, 
4)  hilft  diesem  äbelstande  ab.  Mit  recht  haben  Deecke-Siegismund 
heaierkt,  dass  die  fünf  ixayofAiVM  rj/Aigat  des  ägyptischen  kalen- 
ders  in  Rjpros  leicht  durch  die  herrschaft  des  Amasis  eingang 
finden  konnten. 

Das  folgende  wort  ist  fiir  Schmidt  um  so  mehr  ein  unge- 
löstes riUhsel  geblieben,  weil  er  sich  durch  einen  neuen  abklatsch 
der  ioschrift  hat  verleiten  lassen  ymoidiag  zu  lesen.  Aber  auch 
Deecke-Siegismund  haben  nichts  brauchbares  gefunden.  Sie  mei- 
nen ,  dass  in  fie.vo.so.fa.lcf.se.  unverkennbar  vipo-  „neu^  enthalten 
sei  9  und  da  nach  der  revision  von  Euting  das  letzte  zeichen  viel- 
mehr ein  fie.  zu  sein  scheine,  vermuthen  sie  vtpocxarov  „neuauf- 
gericbtet",  auf  uv6q^dviu  bezüglich,  wobei  sie  also  wieder  das 
zweite  %a,  in  lo.  bessern  müssen.  Mir  scheint  es,  da  nothwendig 
eine  bestimmung  des  einzelnen  tag^  erwartet  werden  muss,  sehr 
deutlich  zu  sein,  dass  hier  ein  pepooraiog  als  ein  mit  vipaxoq, 
riatog  verwandter  und  gleichbedeutender  Superlativ  anzuerkennen 
iat.  Das  suffix  -oaiaiogy  mit  dem  derselbe  von  dem  stamme  np- 
gebildet  ist,  erscheint  nur  als  eine  modification  der  häufigen  stei- 
gerungs-suffize  --iauQog,   -icmxog    (besonders   auch    dorisch  Diall. 

11,  387)  und  der  seltneren  '(cnqog^  -Idaiog^  und  namentlich  ver- 
hält sich  vipoGtaiog  zu  vipaxog  ganz  wie  f»ti;|f^<rroTov  :  iaui- 
xaxov  Phot,  (mit  unrecht  Thes.  V,  1820.  C,  in  fkvxntxaxov  gebes- 
sert) zu  fjkvxuxog.  Mit  jenen  griechischen  steigern ngs-suffixen  sind 
aber  sehr  richtig  die  lateinischen  auf  -ister  und  -isftmus  vergli- 
chen, die  in  den  vereinzelten  bildungen  maglster,  miniefer,  sinister^ 
MinUtlmus,  wUisiimus  ersclieineu,  wobei  nur  den  superlativischen 
das  einfachie  suffix  -tama  zu  gründe  liegt,  dann  aber  auch  das  ge- 
wöhnliche superlativ-suffix  -iseimve  als  aus  -isfimus  geworden,  s. 
Bupp  Vgl.  Gr.  II,  32  ff.,  Corssen  Ausspr.  II,  42.  211.  550.  Es 
ist  aUo  Pip-oaxaxog  ganz  analog  mit  dem  gleichbedeutenden  no- 
viulmus  für  noo-islimus.     Das  abweichende  o  kann  man   au{    N«r- 


78  Kvprisclie   insciiriften  (II,  2.  8). 

schiedene  weisen  zu  erklären  versuchen  '^).  Der  genetiv  rgpO" 
(ttdxug  statt  des  gewöhnlichen  dativs  lässt  sicli  durch  ähnliches 
rechtfertigen,  wie  7^^  aiiriq  rjfiiQug  Isoer.  p.  170.  A  und  anderes 
der  art,  s.  Kühner  A.  Gr.  II,  323.  385.  Jedoch  da  das  letzte 
zeichen  des  Wortes  unsicher  und  nach  Euting  vielmehr  einem  ne, 
ähnlich  ist,  konnte  es  vielleicht  ein  ji,  gewesen  sein^  das  nicht  zu 
schwer  mit  ne.  verwechselt  werden  kann,  so  dass  vspocxdrajt  als 
temporaler  locativ  zu  lesen  wäre,  vgl.  z.  4  rvxajt  und  vorhem. 
8.  —     lieber  pdvalh  s.  vorbem.   13. 

Z.  3.  Die  ergänzung  ist  durch  den  phönizischen  text  „setzte 
unser  herr  Ba'alr(amy^  geboten,  wie  Deecke-Siegismund  anerkannt 
haben,  ohne  einen  griechischen  ausdruck  zu  geben.  In  dem  namen 
höbe  ich  die  phönizischen  vocale  beibehalten,  obgleich  die  jüngeren 
griechischen  quellen  BisX^ißovX,  BeeX^eßovßj  Bs(X<Xufj.rjg,  BtcXtpe^ 
ywQ  haben;  die  griechische  endung  ist  nach  dem  muster  des  fol- 
genden namens  gegeben.  Diesen  hat  Schmidt  ^^ßdifitXxwv  gelesen, 
was  sich  mit  dem  Systeme  der  kyprischeu  schrift  nicht  wohl  ver- 
einigen lässt  (s.  vorbem.  2),  und  p.  43  als  nominativ  fiir  den  namen 
des  weihenden  genommen,  der  von  dem  Moabiter-gott  Milkom  ab- 
geleitet sei,  hat  dies  auch  in  Nachtr.  II  noch  festgehalten.  Viel 
richtiger  aber  haben  Deecke-Siegismund,  die  ^ uißid/nClxwv  schrei- 
ben, nach  anleitung  des  phönizischen  textes,  wo  Baalram  als  der  wei- 
hende genannt  ist,  jenen  namen  als  den  (im  phÖnikischea  texte  ausge- 
fallenen) vaternamen  anerkannt,  der  im  genetiv  der  kyprischeu  form 
auf  -wy  stehe;  für  die  richtigkeit  dieser  auifassung  zeugt  auch 
der  vorgesetzte  artikel.  Da  auch  sämmtliche  frühere  von  Schmidt 
selbst  p.  16  ff.  beigebrachte  erklärungen  des  phönizischen  textes 
dazu  zwingen  in  ^^^ß-  den  vaternamen  zu  suchen,  ist  derselbe  of- 
fenbar nur  durch  sein  verkennen  des  genetivs  auf  -wp  verleitet.  Es 
ist  dieser  name  nun  aber  derselbe,  der  Jerem.  38,  7  mit  unrich- 
tiger vocalisation  ^eämelech  lautet,  in  der  septuaginta  * Aß6^(iiXtx 

36)  Die  beste  analogie  scheint  mir  lat.  posiertts,  postumua  zu  bie- 
ten ,  verglichen  mit  dem  synonymen  oniciiQog,  oniararog.  Denn  ich 
zweifle  nicht,  dass  diejenige  auslebt  richtig  ist,  welche  in  lat.  po»i 
etc.,  skr.  pafk'a  eine  apokope  anerkennt.  Es  würden  dann  on-icnQOf, 
(o)p-o8ierus  zu  theilen  sein.  In  vangoe,  vamTog,  welche  zu  I,  5  mit 
onimtQog,  onifftnrog  zusammengestellt  sind,  ist  der  anlautende  vocal 
der  Suffixe  nach  dem  vocale  entbehrlich  gewesen  oder  durch  con- 
traction geschwunden.  Tiefer  kann  ich  auf  die  Untersuchung  dieser 
ßteigerüDgB'Sufßxe  hier  nicht  eingeben. 


Kjprücbe  inschriften  (II,  3).  79 

o  Al&fw^f  äpfjg  ivrov^o^,  wie  als  die  pbönizische  form  ?on  Nöl- 
deke  Ahdnuitk  gesetzt  ist.  Wegen  der  gräcisirten  enduug  -f/nXxog 
Tergleichen  Deccke-Siegismund  ,/Jß6ihfAog  u.  a.".  Noch  näher 
stehen  Md^xog,  nach  Eunap.  vit.  Porphyr,  in  syrischer  spräche 
=  ßactXtvg,  und  MUicvs  bei  Silius,  s.  zu  z.  1.  Auch  ist  diese 
art  der  gräcisirung  semitischer  namen  überall  eine  höchst  gewöhn- 
liche, wie  in  zaiillosen  beispielen  bei  Josephus,  z.  b.  ^fdxioßog, 
^liSinjjiog.  Die  kjprischen  inschriften  bieten  noch  in  FafjidXrixog 
=  ^^(AuXfixog  =  Amdlek  Inschr.  VI  ein  recht  deutliches  beispiel. 
Die  Schreibung  ^^ßidfjt-j  die  der  form  des  status  constructus  ent- 
behrt, scheint  mir  aber  weniger  richtig ,  und  ich  habe  ^Aßhdifk- 
vorgezogen  y  da  die  semitischen  sprachen  eine  alte  form  des  status 
constructus  auf  -i  hatten,  von  der  auch  noch  das  hebräische  ein- 
zelne reste  zeigt  (s.  Gesenius  Hebr.  Gr.  ss.  90),  während  sie 
hänfiger  in  eigennamen  erscheint,  wie  Ahi-melech^  Hanni-hal.  Auch 
lässt  sich  zweifeln,  ob  nicht  richiigtr  ^ Aß $3 ifjuUxwp  zu  schreiben, 
llebrigena  bedeutet  der  name  eigentlich  „diener  des  königs'';  es 
wird  aber  unter  melek  hier  der  pbönizische  Herakles  zu  verstehen 
sein,  vgl.  MuXixa  :  rov  ^HgaxXia.  ^Afiad^ovc^oh  Hesych. 

Ueber  ^AnXw¥h  s.  vorbem.  14.  Für  die  lesung  des  folgenden 
haben  Deecke - Siegismund  sich  darauf  gestützt,  dass  einerseits  aus 
einer  Inschrift  ein  zu  Idalion  verehrter  ^AnoXkwv  ^AfivxXuTog  be- 
kannt ist,  und  dass  anderseits  in  dem  pbönizischen  texte  der  Bi- 
linguis  der  betreffende  gott  rsl^  vnkl  genannt  wird ,  während 
resfcef  auch  sonst  als  kyprisch-phönizischer  name  des  Sonnengottes 
bekannt  ist.  Somit  haben  sie  das  pbönizische  wort  in  mykal  vo- 
cal isirt  und  aus  dem  ky prischen  texte,  das  dem  a.  folgende  zeichen 
als  my,  deutend,  reo  ^AfivxXm  gewonnen,  welche  form  statt  ^Afjv- 
xXaC(p  sie  als  eine  ältere  zu  rechtfertigen  suchen  mit  der  vermu- 
thung,  dass  "Aiivxkuk  gerade  erst  nach  dem  alten  ^An6XXu)v  ''Afjiv- 
xkog  benannt  sei.  Nach  Schmidt  p.  67  haben  auch  Schröder  und 
Blau,  ^Afivx6X(a  lesend,  den  amykläischen  Apollon  verstanden,  und 
Schmidt  selbst,  der  in  Nachtr.  I  ^A[fii]x6X(p  geschrieben  hatte,  in 
der  abhandlung  aber  p.  (>6  die  besserung  to.i.mu.^o.Io.i.  vorschlägt, 
um  eine  dem  pbönizischen  mhl  genauer  entsprechende  namensform 
zu  gewinnen,  und  in  der  Umschreibung  der  Inschrift  ohne  deutung 
des  zweiten  Zeichens  ^A^xoXwt  gegeben  hat,  zeigt  sich  in  einem 
nnUi^Dfir^e)   eiaem  *^^vxoXoi  =  *A/uvxkaf(p    geneigter,    findet   ttWr 


80  Kjprisphe  inscliriften  (11^  3.  4). 

die  form  mit  recht  auffallend.  Dieses  bedenken,  das  gleichmäBsig' 
auch  das  ^^ifAvxXot  von  Deecke  •  Siegismund  tri£ft,  wird  gehoben 
durch  die  anerkennang  von  *yifjtvxXol  als  locativ ,  sodass  rcS 
^yinXwvt  TW  ^AfAvxXoX  mit  tu  ^Hrdva  lut  ^H3aJi$ot  Inschr.  111 
genau  correspondirt.  Aehnlich  ist  ^AnoXkwv  ^AfjivxXaiog  Aristoph. 
Ljs.  1299  o^AfivxXmg  atog  genannt.  Die  locativ  -  form  *^/«v  -  * 
xko7  von  ^''AfjkvxXat  rechtfertigt  sich  durch  KhXvvvoX  von  Kixvwa. 
In  der  betonung  dieser  locative  habe  ich  nicht  von  der  gemeinhin 
befolgten  regel  Herodian's  abgehen  mögen ,  wonach  die  überzwei- 
silbigen perispomenirt  werden,  auch  wenn  sie  von  barjtonen  stam- 
men, s.  Herodian.  ed.  Lens  1,  502,  obgleich  ich  gegen  die  rich- 
tigkeit  dieser  regel  bei  den  eigentlichen  locativen  auf  die  frage 
wo  starke  bedenken  hege. 

Die  folgende  gruppe  hat  Brandis  p.  655,  nr.  8  a.Qo,%xt.i.  ge- 
lesen und  axot/o»  gedeutet.  Auch  Schmidt  hat  das  zweite  zeichen 
für  hi,  genommen  und  uyoi,  pot  gelesen  (freilich  jetzt  mit  andeu- 
tung  eines  zweifeis  über  das  yo)  y  indem  er  p.  49  zweifelnd  uyo$ 
für  dtoi  nimmt  mit  y  für  »  wie  in  Hesych.  ^iayop  :  ro  ^«7or, 
^  xa^alqovCi.  2aXafiCvio$y  wo  aber  Meineke  sehr  beifalbwertb 
d^euiov  =  ^si^'iov  gebessert  hat,  was  der  platz  der  glosse  erlau?>t. 
Beide  lesungen  haben  sich  an  den  phönizischen  text  anschliessen 
wollen ,  wo  nach  dem  namen  des  gottes  nach  altern  erklärungen 
(Schmidt  16)  „may  he  hear  hie  voice  and  hlees  him"  oder  ähnlich, 
wogegen  Nöldeke  „denn  er  hörte  seine  stimme,  gab  segen^S  was 
in  sich  viel  glaublicher  erscheint.  Schmidt  hat  aber  a.  a.  o.  auch 
für  möglich  gehalten,  dass  jenes  zeichen  vielmehr  po,  sei  (über  die 
ähnlichkeit  von  Im»,  und  po.  gerade  in  dieser  inschrift  s.  ob.),  und 
für  diesen  fall  ^  Aßotpoh  =  ^Aoiw  als  beiname  des  Apollon  voig'e- 
schlagen,  was  in  jeder  hinsieht  verwerflich.  Deecke  -  Siegismund 
haben  nun  entschieden  das  zeichen  für  po,  erklärt  und  dahn  die 
gruppe  a.po.i.w.i.  sehr  schön  09'  c^  po*  gelesen ,  wofür  ich  nur 
nach  vorbem.  8  a(f  01  poi  gesetzt  habe.  Dieses  d^'  ol  =  ug>' 
oi  entspricht  nun  dem  „denn*'  des  phönizischen  textes,  wofiir  noch 
hätte  angeführt  werden  können,  dass  Thes.  V,  2267,  C.  Jg)'  oi 
im  causalen  sinne  von  quando  quidem  aus  Philo  beigebracht  ist 
Das  verbum  des  hörens  ist  mit  Deecke-Siegismund  in  der  nächsten 
lücke  zu  suchen. 

Z.  4,     Hier  habe  ich  zunächst  *)<^a«a  N«tWm  «t\%  ^nt    Ix^meri- 


Kjprische  ioscbriften  (II,  4.  111).  81 

icben  spräche  her  ergäbst,  ?gl.  W^  199  iqutav  atovaa.  Das  erste 
erhaltene  zeichen  der  zeile,  obwohl  von  Scbmidt  auch  jetzt  noch 
■icht  gedeutet,  scheint  doch  unverkennbar,  auch  wie  die  gestalt 
bei  Schmidt  wiedergegeben  ist,  pe,  zu  sein.  Wenn  nun  aber 
Deecke  -  Si^^mund  mn/x^  gelesen  und  in  l\7iiivx€  ergänzt  haben 
■it  der  annähme,  dass  dem  „gab  segen^^  des  pbönizischen  textes 
liier  ein  „er  ist  des  segens  theilhaftig  geworden^'  entsprochen  habe, 
so  erscheint  dies  doch  zu  wenig  glaublich.  Die  natürliche  auffas- 
sung  muss  dem  pbönizischen  texte  entsprechend  den  ausdruck  „gab*' 
verlangen,  was  auch  Schmidt  gefühlt  zu  haben  scheint,  wenn  er 
Nachtr.  I  *3ox€  gelesen  hat,  was  er  hinterher  nach  richtigerer 
dentang  des  mittleren  Zeichens  hat  verwerfen  müssen.  Aber  das 
von  Deecke-Siegismund  in  I,  6  entdeckte  kyprische  verbum  dvFdvia 
hat  gelehrt^  dass  der  kjprische  dialekt  statt  do  auch  die  wurzel- 
form dv  hat,  von  welcher  der  aorist  Mvxa  =  iSwxu  gebildet 
sein  konnte,  und  so  habe  ich  denn  (l)«^Jvxe  =  Iniiufxe  geschrie- 
ben, vgl.  Eur.  Bacch.  1128  uXX'  o  O-iog  tlgAaQHav  imSCdov  x^- 
^oTr.  Als  das  passendste  wort,  nm  das  „segen''  des  pbönizischen 
testes  auszudrücken,  ist  mir  tiXog  erschienen,  vgl.  Od.  q,  496  d 
jruQ  Ij^  uQ^Ctv  riXog  inAttiqriiSk  fivonoy  Aesch.  Sept.  260  ahov^ 
lUn^  IkOk  xovfpov  il  ioCfiQ  riXog.  Ceber  rvxajt  s.  Vorbem.  5.  8, 
über  ä^a&ä$  Vorbem.  12. 

Hl.     Auf  dem    bronzenen   griffe   eines    opfergeräthes 
von  1  dal  ion.  Luyn.     PI.  X. 

(Schmidt  U,  Deecke-Siegismund  4). 


1.  ta.e.ta.na.  |  ta.i.  |  e.ta. 

2.  li.o.i.  I  paJiaj'a.  — 


1.    we  ^Hidva  xuv  7/rfa- 
2.'  hol  IldxQa- 


Deecke-Siegismund:  ^A&äya  r^  *ESalAoi. 

Schmidt:  'A^dva  tr»  'HdaUot  (iä  l  "Hdalitp  ilttXtt(}0-) 

Das  anfangszeichen  des  von  Deecke-Siegismund  und  Schmidt 
*A&dva  geschriebenen  namens  ist  ein  unzweifelhaftes  e.,  wie  auch 
von  Schmidt  ausdrücklich  anerkannt  ist,  während  Deecke-Siegis- 
mund stillschweigend  gebessert  haben.  Man  wird  aber  weder 
einen  schreihfebler  der  iaschriü  aanehmen  dürfen  noch  die  numeuH- 
PhilologUB,   XXXV.  hd.    1.  6 


82  Kyprische  Inschriften  (111.  IV). 

form  ^E&äva  glaublich  finden  können,  da  die  idalisohe  Athena  1, 
20.  27  ^A&tiva  heisst  und  von  einer  wandelbarkeit  des  Tocales  der 
ersten  silbe  sonst  keine  spur  ist.  Ich  habe  deshalb  vorgezogen 
^Hxdva  als  kyprische  form  für  ^Imvrj  zu  schreiben ,  das  Steph.  B. 
s.  *Itu)p  als  beiname  der  Athena  bezeugt  ist,  wie  häufiger  ^IxwvCa^ 
%(airmg,  ^hwvCg.  lieber  kyprisches  ly  für  T  s.  zu  I>  1.  Wegen 
'dva  fur  -o/viy  vgl.  Ms&dva  =  Med^tipfj,  Sein  ^HdaXioi  will 
Schmidt  nach  p.  67  in  sehr  unwahrscheinlicher  weise  als  adj.  fem. 
,,der  idalischen''  genommen  wissen ,  zieht  hier  aber  noch  das  nicht 
minder  verwerfliche  m  l  ^HSaXCip  vor,  obgleich  Iv  vor  vocalen  das 
y  behält  und  auch  der  divisor  dagegen  spricht.  Aufifallend  ist  es, 
dass  der  name  ^HidXiov  hier  wieder,  wie  II,  1,  ein  anfangszeichen 
hat,  das  von  der  gewöhnlichen  hier  auch  in  e.ia.na.  erscheinenden 
gestalt  des  e.  stark  abweicht  (hier  freilich  ein  anderes  als  II,  1), 
und  man  kann  dadurch  auf  den  gedanken  kommen ,  dass  der  an- 
laut  jenes  namens  doch  ein  anderer  als  einfaches  ^  oder  €  ge- 
wesen sei.  Jedoch  findet  sich  die  hier  erscheinende  gestalt  des 
vermeintlichen  e.  ausserdem  XVII,  2  in  ^ExBrCfAwv,  3.  U^rjag  und 
XX,  1  zweimal  in  solchen  Verbindungen,  die  gleichfalls  die  be- 
deutung  e.  zu  bestätigen  scheinen.  In  der  letzten  gruppe,  deren 
letztem  zeichen  sich  ein  horizontaler  strich  anschliesst,  ist  von 
Deecke-Siegismund  wie  jetzt  auch  von  Schmidt  eine  abkiirzung  des 
namens  JlayxQurrjg  anerkannt.  Jedoch  ist  die  lesung,  besonders 
des  ra.,  nicht  sicher. 


IV.     Auf  dem  bronzenen  stiele  einer   opferkelle   von 
Idalion  Vog.  IV,  10. 

(Schmidt  8,  Deecke-Siegismond  5). 


a.mu.se.ka.te.te.i.ta.i.ti.o.i.ta.i.ko.lo. 
ki.a.i. 


^AfjLvg   xaxi&ri    l'  xäy  d^tm  xäi 
FoXyläy 


Deecke-Siegismund:  ci{me\8e,  Schmidt:  *A^£  xarid-tt. 

Das   zweite   zeichen    haben  Deecke-Siegismund   zweifelnd   für 

me,  genommen  und  danach  an  den  ägyptischen  namen  Aoh-mes  = 

^A^ac^g  gedacht.     Aber  es  ist  vielmehr   deutlich   das   in  ^A(kvxkol 

H  3  aaerkaaate  titti. ,    von  dem  es  aic\i  \^ev  No^u^  \»a  dvoKk  den 


Kypriiche  inscbrifiteii  (IV^VI).  83 

Maogel  eines  ponctes  untencbeidet,  del  in  Schmidt'schen  texte 
sogar  Forfaanden  ist.  Schmidt  bat  denn  auch  die  identität  mit 
jcoesi  seichen  anerkannt  und  in  dem  anhängsei  eventuell  ^Afkvg 
oder  ^jifAvg  verlangt  Es  wird  dies  aber  der  ägyptische  name 
^uifkovq  sein,  s.  Thes.  I,  2,  151  D,  wodurch  wieder  ein  beleg  fur 
die  dumpfere  ausspräche  des  fünften  kyprischen  vocales  gewonnen 
wird.  Tgl.  Vorhem.  4. 

Das  von  Schmidt  gesetzte  xarid-B^  haben  Deecke-Siegismund 
mit  recht  filr  den  kyprischen  dialekt  unmöglich  gefunden,  aber 
doch  bei  ihrer  eigenen  lesung  an  der  construction  des  verbums 
mit  h  c.  dativo  wohlbegründetes  bedenken  gefunden.  Es  ist  aber  ^ 
hier  gar  nicht  die  präposition,  sondern  das  pronomen,  s.  Hesych. 
Xp  :  avvj  (?)  aiv^v.  aitop.  Kvnqkot,  also  „Amns  hat^s  ge- 
weiht". Ueber  den  mangel  des  v  s.  Vorhem.  6.  Sehr  merk- 
würdig ist  die  form  »ari&ri,  da  sich  ein  i&tjv,  tig,  fi  oder  idatr, 
(og,  ta  sonst  durchaus  noch  nicht  gefunden  hat  Aber  wohl  bietet 
das  Sanskrit  a-dMn,  As,  äi  und  a^äny  äs,  ät. 

V.     Kleine  Bilinguis  von  Golgoi  Vog.  Ill,  1. 

(Schmidt  12,  Deecke-Siegismund  1). 

ka.m3be.  |  e.mi.  |  xaQvlh  ^^i 

Daneben  KAPYSEML  Schmidt  hat  in  der  abhandlung 
diese  Inschrift  unentziffert  gelassen  (wenigstens  hinsichtlich  des 
ersten  Wortes) ,  aber  in  Nachtr.  II  xaqvg  anerkannt ,  vgl.  Vor- 
hem. 13. 

VI.     Von  Golgoi  Cesn.  nr.  18. 

(Schmidt  13). 


neJe.ke.a.po.lo.ni.ka.ma.le.ko.se.zo. 
te.a. 

Schmidt:  ^AnoXXiovt  Kafia  .  . 


fjbdXrixog  Zwiia. 


Skhmidt  hat  das  weitere  nicht  entziffert  Aber  die  von  ihm 
hcMugteo  seichen  lassen  zuerst  den  namen  ra/iidXtjxog  erkennen, 
•ffenkar  dag  ßemitiscbe  Amaiel',    das    in    der  septuaginta  ^  A{ktCki% 

6* 


84  Kyprbcfae  inschrifteD  (Yl.  VII). 

geschrieben  ist,  aber  mit  Ifräcisirter  form  ^jifuuiXtixog  Joseph.  A«  J. 
II,  1.  2,  Steph.  Byz.  8.  rogäoXTta^  und  ^ ^ftaXtjxog  Apollin.  Ps. 
82,  13.  Denn  das  anlautende  Ajin  des  namens  ist  in  andern  fallen 
auch  von  der  Septuaginta  durch  y  ausgedruckt,  wie  in  rä^a  und 
FofAO^^,  8.  Genesius  Hebr.  Gr.  §.  6,  2.  Aber  auch  in  Steph. 
Bjz.  FoftoXita^j  Idyog  tr^g  Vdovf»a/af,  ^  äni  ^jifAaXijxov  ^uifia- 
Xfiting  ixXii&rj^  und  Joseph.  A.  J.  II,  1  t^c  ^UovgAaCag  t^v  Fo- 
ßoXlT$v  Uyoiiivfiv,  wie  auch  in  Steph.  Bjz.  FißaXa  :  .  •  .  . 
FißaXfivif  n  xal  *jifjbaXnxiug  17  juiv  ^IdovfAaCwv  X^Q^  fuztavo^ 
Ikic^fl,  werden  Foi^oXTiai,  FoßoXTug,  FißaXrjyii  den  stamm  des 
namens  Arnolds  mit  y  statt  Ajin  enthalten.  Der  vatername  Zw- 
tiag  erscheint  dagegen  als  ein  echt  griechischer,  Tgl.  OiXfovtdjiig 
Tkitov  aus  Kreta  Paus.  VI,  16,  5,  richtiger  wohl  Zwzov  von 
einem  aus  Zaniag  contrahirten  Zwjljg  (natürlich  nicht  die^  echte 
kretische  form,  die  ZwiCag  gelautet  haben  wird);  femer  jSwcSg 
C.  L  nr.  950,  mit  Zwxäg  eigentlich  identisch.  Analog  sind  2(a^ 
tiag  in  einer  spartanischen  inschrift  C.  I.  nr.  1279,  23,  SwTtjg 
(richtiger  wohl  2anlig)  in  einer  attischen  nr.  244,  13,  Swta^' 
und  2'(iira(  Thes.  VII,  1736.  A.  (diese  betonung  wohl  richtiger, 
obgleich  Herodian  AOxx.  IV,  335,  21  die  parozjrtone  Schreibung 
XU  schützen  scheint),  Swaiag  und  contrahirt  2ai(j^(  (G.  2waov)  He- 
rodian. ed.  Lenz  II,  321,  13  ~  683,  11  u.  a.,  2utaCag  häufig, 
SwaSg  Thes.  VII,  1729.  D.  Zweideutig,  ob  ZoicCov  oder  Sw 
aCov  von  nom.  -tag  C.  I.  nr.  2194  b.  Nahe  verwandt  sind  Zta~ 
nxog  und  2kaux6g,  s.  Keil  Anall.  107. 

VII.     Von  Golgoi  Cesn.  nr.  8. 

(Schmidt  14). 


1.  to.ti.ojie.to.vo.i. 

2.  ko.i.i.sa. 

3.  e.ti.  I  U.t  *0 


1.  TCO  Jibg  %&  pot- 

2.  Müh  ha 

3.  in  Ilf. 


Die  inschrift  kann  schwerlich  vollständig  sein.  Wenn  sie 
von  Schmidt  in  obiger  weise  richtig  gelesen  ist,  zeugen  der  nuui- 
gel  des  p  in  J$6g  und  in  (von  phog)    und    der   gebrauch    des   t 

37)  Durch  t  sind  erloschene  oder  verdunkelte  zeichen  angedeutet, 
darch  ?  woblerbAltene,  aber  unbekannte. 


Kjpriscfae  inschrifien  (VII — X). 


85 


statt  »  Id  lea  =  $laa  (wofiir  man  freilich  vielmehr  r^aa  erwarten 
flollte)  und  lb  =  phn  fiir  jüngperes  alter.  Letzteres  hat  Schmidt 
p.  87  richtig  mit  dem  arkadischen  ;iA^^»  T^.  I.  20  zusammen- 
gestellt 

Viil.     Von  Golgoi  Cesn.  nr.  11. 

(Schmidt  7). 


1.  e.te.i.lllji. 

2.  ta.ye.i.ko.na.ta.te.ne.a. 


1.  Iw  III  i  - 

2.  tu   piucova   tddi   Nia 


Die  inschrift  scheint  auch  zu  ende  schwerlich  vollständig  und 
Nta  nur  der  anfong  des  namens  zu  sein,  während  Schmidt  Nia 
ak  vollständigen  namen  betont  hat. 

IX.     Von  Soloi  Vog.  IV,  8. 

(Deecke-Siegismnnd  6). 


t.    o.va.na.8he.  |  sa.tajii.ja.se.  | 
2.    sa.ta.siJ£a.ra.te.ojie.  | 


1.  0  pdvalh  Stuiriiaq 

2.  JSiaatxQaTfog. 


Statt  StaaCjaq  hat  Schmidt  p.  4.  44  auffallender  weise  JSva^ 
iuyog  gelesen,  obgleich  das  zeichen  ja.  (von  ihm  sonst  für  a.  ge- 
nommen) vollkommen  deutlich  und  von  no,  ganz  verschieden  ist. 

X.     Brit  Museum. 

(Schmidt  5,  Deecke-Siegiamund  7). 


1.  to.i.te.o.i.  I  to.u.la.ta.i.  {  o.na.si. 
vo.i.ko.se.  |  o.sa.taj9ii.vo.i. 

2.  ko.ne.  |  ka.te^e.ta.se.e.u.ko.la.  | 
i.tu.ka.i 


1.  rm  &iw$  TtS^YXdmt^Ova" 
a(potxog  o  2iac$fo(^ 

2.  x(ov  xaii<naCi  ivxoi^»    ^ 
ivxa^' 


Sowohl  Schmidt  als  Deecke  -  Siegismund  haben  den  nominativ 
tSxf^hi  anerkannt,  diese  mit  der  erklärung  „wahrscheinlich  in  dem 
ooncreten  sinne  es  ist  ein  gelübde*'.  Das  scheint  mir  wenig 
glaublich,  und  ich  lese  lieber  iixcjXu  als  dativ  (Vorbem.  8)  zur 
bezeichnung  des  grundes^  wie  sieb  auch  vnig  fv/cüX^^  gebraucVkt 
BodeL     Durch  verkeoauog  der  geaeth' form  auf  -cüi'  (Vorbem.  T) 


86  Kyprische  inschrifteii  (X— XII). 

iat  Schmidt  p.  69,  wie  auch  schon  Nachtr.  1,  zu  der  gesachten  er- 
klärung  veranlasst,  o  STaaipoUüßv  bedeute  so  viel  als  o  Staat- 
co(xa)  TW  2mC$poCx(a. 

XI.     Cesn.    nr.  7   bei   Doell    Catal.    tab.  XI,   2    in  M6m. 
de  l'Acad.  de  Set.  Petersbourg  S^r.  VII,  T.  XIX. 


(Schmidt  8). 


1.  ti.^i.te.nii.  |  to.i.te.o. 

2.  to.a.po.lo.ni.  |  o.ne.te.ke. 

3.  *.tu.ka. 


1.  Ji{p)(&€fjn(js)  ffS$  d-tw 

2.  TcJ  *yi7iXwp$  ividipct 

3.  \7hv\   tv^a. 


Nach  dem  texte  bei  Schmidt  (auch  p.  41)  sind  das  zweite 
zeichen  der  ersten  zeile  und  das  erste  der  letzten  durch  kleine 
hochstehende  sigeln  ersetzt,  das  zeichen  se,  aber  nach  mL  z.  1 
durch  einen  über  diesem  zeichen  stehenden  punct  oder  kleinen 
strich,  vgl.  Vorbem.  15.  Schmidt  hat  hier  in  der  Umschreibung 
stillschweigend  -^ifug  gesetzt,  dagegen  jene  sigeln  nicht  aufge- 
löst, aber  p.  41  J$f(&€fA$g  gelesen  (s.  zu  I,  21)  und  p.  88  av(y), 
Ueber  ^^jtXuivt  Vorbem.  14. 

XII.     Cesnol.  nr.  4. 

(Schmidt  9). 


1.  e.po.to.8e.  I  ka.te.se.ta.se.  |  to.i. 

2.  ti.o.i.ta.pi.te.ki.si.o.i.  | 

3.  i.tu.ka.i.a.za.ta.i. 


1.  ^E<piadoQ  xariataae  tc?« 

2.  &Mt  (i(S)  0$3txiff(wi 

3.  l'  Tt;;|fä»  a^a&M. 


Schmidt:  'ßyotog  ("Enodog)  —  lamdixcht  (tiontdtfi^)  —  dyaS^. 

Aus  der  zwiefachen  Schmidt'schen  lesung  des  eigennamens 
lässt  sich  vermuthen,  dass  das  zweite  zeichen  nicht,  wie  in  seinem 
texte,  ein  unzweideutiges  ho.  ist,  sondern  von  einer  gestalt,  die 
einen  zweifei  zwischen  ko.  und  po.  gestattet,  s.  zu  II,  1.  3.  Wie 
nun  II,  3  statt  des  von  Schmidt  gelesenen  ayot  (oJbo.i.)  vielmehr 
a^)'  ol  (a.po.i.)  zu  erkennen  ist,  so  wird  auch  hier  po.  die  richti- 
gere auflfassung  sein,  und  ich  vermuthe,  dass  der  name,  über  dessen 
genauere  gestalt  Schmidt  nicht  im  klaren  zu  sein  angibt,  ^Efiadog 
za  lesen   iat      Es   wird   DämVich  ^rato^\l.  \«b.^«  VV^\«  lEQa  ein 


Kyprtscbe  Inschriften  (XII).  87 

«nsg^ezetdineter  pankratiast  ^E^ovdlutp  erwähnt  ^  nach  den  scholien : 
i  ip  jaTg  ^OXvfjtmdai  tpegofAivog  ^E^oviCwv  Matvahog  o&'j 
vgl.  Hesjch.  ^Eg>w3Cijy  :  ^Eqaxocdivriq  diu  rov  f  ^EyxaUwva 
ivayqufpn,  MMpdXiOV  nsQiodovCxrjy  nayaQauatnijv*  ö  3s  UoXifiiav 
diä  TOP  d  (cod.  ^Efpviiiov  —  ^Efpainoy  —  (Aivdkov  nsQiodixop), 
Man  erkennt,  dass  die  echte  form  dieses  arkadischen  namens  ^E(pW' 
d(oiw  ist,  woraus  auf  einen  namen  ^Exputioq  zurückgescblossen  wer- 
den darf^  von  dem  jener  eigentlich  ein  patronymikon.  Es  ist  aber 
^Efüiiog  für  ein  compositum  von  odog  zu  nehmen^  in  welchem  der 
anfangsvocal  des  zweiten  tbeiles  gedelmt  ist,  wie  auch  sonst  so 
häniig  ^®),  also  ursprünglich  etwa  einen  odm  kni,  ohCa  vatwr  be- 
zeichnend. Das  erscheinen  des  namens  in  Kypros  enthält  wieder 
ein  kleines  zeugniss  fur  die  arkadische  Verwandtschaft. 

In  z.  2  hat  Schmidt  (vgl.  auch  p.  27),  wenn  man  niclit  etwa 
jaxl  dix^toT  lesen  wolle,  fur  la.  die  hesserung  in  to.  vorgeschla- 
gen, die  allerdings  durch  zusatz  eines  kleinen  Striches  leicht  be- 
werkstelligt werden  kann,  und  dann  liimdix^^Coi  =  zw  Imd^l^m 
verstanden.  Jedoch  %eMjs\,o%,  kann  nach  Vorbem.  2  nicht  -(ff/crio» 
gelesen  werden,  und  diese  inschriften  bieten  sonst  auch  kein  bei- 
spiel  der  krasis.  Dazu  ist  imSi^$og  nicht  gerade  ein  wahrschein- 
liches epitheton  des  gottes.  Ein  solches  wird  allerdings  in  der 
fraglichen  gruppe  zu  suchen  sein ,  und  da  scheint  zunächst  jene 
hesserung  to.  =  jui  fast  unvermeidlich ,  um  den  artikel  des  epi- 
tbetons  zu  gewinnen.  Dieses  selbst  lese  ich  OiS^xiotun  und  finde 
fur  dasselbe  durch  folgende  allerdings  kühnere  combinationen  einen 
passenden  sinn.  Hesjchius  bietet  die  glosscn  c<ptitg  :  x^Q^^^ 
fAayHQ$xa(j  und  c^Cörj  :  x^Q^Hy  ^i®  ^^^  %^^  "^'^  1^^*  /^^  ^^^' 
glichen  hat  (Curt.  nr.  297).  Auch  dem  kyprischen  dialekte  kann 
man  leicht  ein  ipii^  zutrauen,  wie  u.  a.  der  lakonische  dialekt  ^iv 
för  c^iv  und  anderes  der  art  bietet,  s.  Diall.  II,  109.  Aus  dem 
stamme  ^id  konnte  ein  ^(ötxog  gebildet  werden  wie  iftik-txog 
und  zahlreichere  paragoga  auf  -axog^  und  zwar  entweder  in  jenem 
sinne  von  a^Cdsg  oder,   wie  x^Q^^  ^^^  ^^^'  fides,   mit   anwendung 

S8)  Freilich  nicht  bei  den  compositen  von  odog.  Jedoch  vgl. 
Hesych.  i^cidta  :  Hodos.  i^mdta,  wo  M.  Schmidt  mit  The8.  III,  1317.  D. 
iiodta  bessert,  für  welches  wort  ebd.  A  die  schreibang  i^odtia  als 
die  richtigere  anerkannt  ist.  Mir  scheint  aber  i^tod^a  vielmehr  eine 
alte  richtige  bildun^  mit  dem  safßx  -m,  und  nur  in  der  erkl^nm^ 
jMt  üpdfee  oder  üodlfM  zu  bessern. 


88  Kypriscbe  inschrifteD  (XII— XIV). 

auf  darmsaiten,  und  davon  weiter  gt^dex^tag.  Somit  wäre  o  ^tog 
o  0$6fx(<f$og  der  schutzgott  der  qndix^tay^  d.  i.  der  Wurstmacher 
(fur  tempelschmäuse)  oder  der  /idicine»,  wie  er  als  Mayttqkog  (Id- 
scbr.  XIV)  der  gott  der  fjkdyBtQot  ist.  Ueber  u^ad^og  =  dya&og 
s.  Vorbem.  12. 

XIII.     CesnoL  nr.  9. 

(Schmidt  10). 


1.  o.na.8i.o.ro.  |  a. 

2.  o.ne.te.ke.to.te.ti. 

3.  to.a.po.lo.ni. 


1.  ^OvaaUaqo  ^A  .  • 

2.  ovi^iL^  toSi  &t 

3.  TcJ  ^AiÜLäivi. 


Schmidt:  1.  'Oyactoffo  3.  *An6Xl<apt* 

Der  name  ^OvacCwQog  scbeint  mit  IwQog  =  olxog  (nach  der 
einen  erklärung  bei  Hesjcbius)  zusammengesetzt  zu  sein,  vgl.  ^Ova- 
aCfO$xog,  Ein  ähnliches  wort  findet  sich  Enrip.  Cycl.  52  in  deo 
Worten  des  chores  zu  dem  widder  des.  Kyklopen:  vnay^  cS 
vnay^  uS  xBqdaia  fjbrikoßoxa  ifiactcjQoy  Kvxkwnog  äygoßota,  wo 
man  araaiVjQog  gebessert  und  den  iwQog  =  ^Xd^  der  aiding  = 
ciad'fiog  verstanden  bat.  Aber  Ctaatwqov  dürfte  ganz  richtig  sein. 
Es  scbeint  nämlich  Itaqog  in  der  angeblichen  bedeutung  olnog  zu 
lavtiv  zu  gehören  und  eigentlich  den  ort  des  lavHv  zu  bezeichnen, 
also  den  aufentbalt  von  menschen  oder  vieh.  Mit  dem  synonymen 
ctdc^g  wäre  es  dann  in  ein  compositum  ciaatiaqog  oder  auch  viel- 
leicht ciaadaqov  n.  verbunden.  Der  chor  fordert  den  widder  ge- 
rade auf  zum  gehöfte  des  Kyklopen  die  heerde  heimzuführen. 
Ueber  den  mangel  des  scbliessenden  g  s.  Vorbem.  15.  Schmidt 
p.  38  erklärt  den  namen  für  verstümmelt,  was  aber  sein  text  nicht 
erkennen  lässt     Ueber  ^AnWvi,  Vorbem.  14. 

XIV.     Inschrift  von  Pyla. 

(Schmidt  6). 


1.  ki.li.ka.o.na.f.?. 

2.  a.^.ta.a.po.pa.ne.f.f 

3.  to.ma.ke.ri,o.fff 

4.  o.ne.te.ke.shu.tu.ka. 


1.  rtkyao  Na\  • 

2.  a.ia  än^  i*g>av  • 

3.  tüi  MayTiqCut[i.  . 

4.  ovi^tjxfJhv  vixa. 


Schmidt:  1.  K^XJUxduty  A  .  .      Z.  to^^  Mciy%QM^»^      ^.  ««V^^  t^X^. 


Kjpriscbe  inschriften  (XIV.  XV).  89 

Schmidt  hat  angenommen,  dass  das  auslautende  v  des  von  ihm 
gesetzten  namens  KiVuxdcov  mit  dem  anfangsvocale  des  folgenden 
wertes-  in  ein  silbenzeicben  verbunden  sei ,  was  nach  anm.  7  (vgl. 
SU  Inschr.  XVIIl)  unzulässig  ist,  und  jenen  namen  mit  dem  des 
sprichwortlichen  Milesiers  KiXhxaiv  gleichgebalten ,  aber  auch  ein 
FiXXixawp  punischen  Ursprunges  unter  vergleichung  von  FtUlxag 
Poljb.  36,  31  nicht  verworfen,  auch  aus  einer  unedirten  kjpri- 
schen  inschrift  den  namen  Jbt.UJka.vo.s0.  =  KiXtxapog  beigebracht. 
Dieser  lässt  nun  deutlich  erkennen ,  dass  in  der  vorliegenden  in- 
schrift hh.UJkajo.  für  den  namen  des  weihenden  zu  nehmen  und  ab- 
werfung des  schliessenden  g  anzuerkennen  ist,  vgl.  Vorbem.  15. 
Da  nun  nach  Vorbem.  14  auch  die  geminirte  lesnng  des  X  un- 
richtig ist,  ziehe  ich  vor  FCkyao  und  in  jener  andern  inschrift 
rCkyaFog  zu  lesen,  nämlich  als  phönizischen  namen,  vgl.  den  ba- 
bylonischen könig  rtXyaikoq  Ael.  H.  A.  Xll,  21.  Das  folgende 
bb  to.  wird  den  vatemamen  enthalten,  wie  auch  nach  Schmidt 
Blau  angenommen  hat,  indem  er  JUAixaW  *^/t  |  uiktda  liest,  wo- 
bei aber  das  erloschene  vorletzte  zeichen  in  z.  1  vernachlässigt 
ist.  Auch  ist  hier  das  letzte  zeichen  unsicherer,  da  es  die  gestait 
des  he,  in  umgekehrter  ricbtung  darstellt,  wie  auch  das  zweite  in 
z.  2,  das  über  der  figur  des  mi.  noch  einen  haken  hat,  nach 
Schmidt  noch  unbekannt.  Der  name  dürfte  gleichfalls  ein  semiti- 
scher und  zwar  vielleicht  ein  mit  Nahu-  zusammengesetzter  sein 
wie  NaßovxodovoaoQ  u.  a.  Das  folgende  ajpo.fia.ne,^  von  Blau 
kühn  in  ajpo.lojni.  gebessert,  von  Schmidt  nicht  gedeutet,  habe  ich 
für  an  Sfjtfpav  genommen,  d.  h.  „in  folge  göttlicher  stimmen'^,  vgl 
Soph.  0.  C.  102  xat  6fAg>ag  lä^  ^AnoXkwpog,  wobei  man  hier 
aber  vielleicht  an  träume  denken  kann,  vgl.  Hesych.  0^917  : 
•  •  •  •  ovitqwf  tpavidaikaja.  In  MayijQ((at  habe  ich  den  langen 
vocal  vorgezogen,  weil  die  formen  MayCqtog  und  Mayi(QM)g  in 
den  von  Schmidt  angezogenen  inschriften  griechischer  schrift  langen 
vocal  erkennen  lassen,  vgl.  zu  I,  1;  dieser  beiname  des  Apollon 
scheint  aber  deutlich  den  schutzgott  der  fidynQo$  zu  bezeichnen, 
vgl.  zu  Inschr.  XII. 

XV.     Grabschrift  von  Palai-Paphos  Luyn.  XI, 
Vog.  Ill,  2a. 

(Deecke'Siegiamand  8). 
J,  ti.mo.kaM.fOMpaM.f  /  f.   T^ftoxdqkPog  /Sa04l^\- 


90  KypriBche  iiuchriften  (XV.  XVf). 


2.  vo.8e.tajie.va.iia.8ha.se. 

3.  to.Lje.f.o.se. 


2.  pog  Ttt^  pavalhaq 

3.  TcJ  ^*€[^^]o^. 


lo  TtfioxaQ^fog  als  gen.  von  TifAOxagig  (sc.  ra^og)  ist  vod 
Deecke  -  Siegismund  das  p  als  ungenauere  Schreibung  anerkannt. 
Es  ist  nur  zur  Beseitigung  des  innern  hiatus  eingetreten  und  ver- 
tritt das  nach  $  natürlichere  parasitische  j.  Unrichtig  ist  von 
Deecke  -  Siegismund  Kvnqoxqdupoq  .  aus  Inschr.  XXI  verglichen, 
was  nur  eine  falsche  lesung.  UeDer  pavdThag  Vorbem.  13.  14. 
Das  dritte  zeichen  der  dritten  zeile  findet  sich  ausserdem  nur  In- 
schr. XVii  als  zweites  zeichen  desselben  Wortes  und  ist  in  beiden 
fällen  von  Deecke -Siegismund  für  je.  genommen,  nämlich  ijfQipog 
und  IjfQi^g.  Ich  habe  davon  nicht  abgehen  mögen,  obgleich  das  I» 
6.  16  als  je.  anerkannte  zeichen  gänzlich  verschieden  ist  und  weder 
Uqrijtjav  I,  20  noch  Uqrioq  XVI,  3  jenes  parasitische  j  zeigen. 

Das  fünfte  zeichen  derselben  zeile  findet  sich  nur  in  den  pa- 
phischen  Inschriften,  nämlich  als  vorletztes  der  Wörter  Uqriog  hier 
und  XVI,  3,  ßaChXviog  XVI,  1,  cnioq  XIX,  2.  XX,  2,  ferner  in 
Verbindungen,  wo  es  deutlich  den  artikel  o  darzustellen  scheint, 
XIX,  1.  XX,  1  (bis)  und  mit  geringer  Verstümmlung  zu  anfang 
von  XVJI.  Schmidt  hat  es  überall  für  vo.  genommen,  welche 
deutung  aber  nicht  allein  durch  die  letzten  fälle  sehr  unwahr- 
scheinlich wird,  sondern  auch  dadurch,  dass  Inschr.  XV  neben 
jenem  Uqriog  (Schmidt  Uqipog)  auch  ßaaiXripog  mit  dem  gewöhn- 
lichen ganz  verschiedenen  zeichen  für  vo.  hat.  Viel  richtiger 
haben  daher  Deecke-Siegismund  ein  zweites  (paphisches)  zeichen 
iur  0.  anerkannt,  dessen  gewöhnliches  zeichen  auch  in  den  paphi- 
schen  inschriften  gar  nicht  vorkommt,  nur  mit  ausnähme  einer 
zweifelhaften  lesart  in  XVIII. 

XVI.     Grabschrift  von  Palai-Paphos  Vog.  III,  2b.c. 

(Schmidt  15,  Deecke-Siegismund  9). 


A.  1.  pa.si.le.o.se. 

2.  e.ke.ti.mo.ne. 

3.  f  .i.e.re.o.sc. 
B.4.  ta.va.na.sha.se. 


1.  ßaCiX^og 

2.  ^ExstCfA^Ußv 

3.  [rctf]  Uqtios 

4.  ta  pavdThag. 


Schmidt:  na<fklpos  i^infAoy  ?MQipos. 


Kjprisebe  Inschriften  (XVI.  XVII).  91 

Die  kleine  Inschrift  B.  (von  Schmidt  nicht  gegeben)  ist  von 
Deecke-Siegismund  gut  mit  der  andern  combinirt  und  diese  auch 
gewiss  nach  anleitung  von  Inschr.  XV  richtig  gelesen,  obgleich 
das  in  ßaatXriog  für  le,  genommene  zeichen,  von  dem  in  XV,  1 
nur  ein  kleiner  rest  erhalten,  von  dem  gewöhnlichen  h.  gänzlich 
verschieden  ist;  es  ist  das  wieder  eines  der  eigenthüm liehen  pa- 
phischen  seichen.  Schmidt  scheint  an  dem  verständniss  der  in- 
sohrift  besonders  durch  das  verkennen  des  genetives  ^ExnCfAWv 
gehindert  zu  sein. 

XVII.     Grabschrift  von  Neo-Paphos  Vog.  IV,  5. 
(Deecke-Siegismtind  12). 


1.  o.i.je.re.se.ta.se.a.na.sha.se. 

2.  fku.raji>.se.to.f.ve.na.i.o.ka.i. 


1.  o  IjiQ^g  tag  ävalhaq 

2.  r^rt/^^oc  @o{q\piva.  P  [ii/'l- 
Xäk. 


X.  2  ist  von  Deecke  -  Siegismund  als  unlesbar  gar  nicht  ge- 
geben. Aber  unter  den  vier  letzten  zeichen  sind  das  erste  und 
vierte  ganz  deutlich  t.  Das  dritte,  von  Deecke  -  Siegismund  auf 
der  Schrifttafel  zweifelnd  für  U.  genommen,  stimmt  vielmehr  we- 
sentlich mit  demjenigen,  welches  111,  2.  XV,  1.  XX,  1  als  ha. 
anerkannt  ist,  nur  durch  gerundetere  gestalt  des  obern  theiles  ab- 
wdchend.  Man  wird  dadurch  gedrungen  hier  die  beliebte  schluss- 
formel  t.ltiJba.i.  =  }*  jvxä$  anzuerkennen,  obgleich  das  zweite 
zeichen  von  dem  gewöhnlichen  tu,  (das  auch  die  papbische  In- 
schrift XIX,  2  in  derselben  formel  zeigt)  gänzlich  abweicht  und 
vielmehr  mit  dem  ersten  der  ersten  zeile  stimmt ,  das  hier  für  o. 
zu  nehmen.  Wie  aber  dieses  für  eine  verstümmelte  gestalt  zu 
nehmen  sein  wird,  so  darf  man  auch  daran  denken  das  gleiche 
Dur  in  einem  winkel  bestehende  zeichen  für  eine  Verstümmlung  des 
Itf.  zu  halten,  auf  dessen  züge  es  freilich  weniger  leicht  zurück- 
geführt wird.  Es  bleibt  aber  auch  eine  andere  möglichkeit  Das 
anlautende  alte  t  ist  nämlich  zuweilen  auch  vor  t;  in  <r  übeige- 
gangen^  namentlich  in  oiv,  aber  auch  in  aSxov  u.  a.  (Diall.  II,  64). 
Da  nun  der  kyprische  dialekt  in  aCg,  Cig  für  tCg  y  xtg  eine  beson- 
ders auffallende  neigung  für  den  wandel  des  r  in  er  zeigt,  so  \at 
eg   wobi  denkbar,    daas  ia  deauelben  neben  iv^a  eine  form  ci^OL 


92  KypriBche  inschrifteD  (XYII). 

bestanden  habe  (vgl.  lesbisch  -  äolbcb  rv  und  av)  und  man  kann 
hier  um  so  eher  {*  CfSxa$  lesen  und  das  fragliche  zeichen  für  w, 
nehmen,  nachdem  das  bisher  für  m».  gehaltene  zeichen  eine  andere 
deutung  gefunden  hat,  s.   Vorbem.  13. 

Das  vorhergehende  der  zeile  muss  fast  mit  nothwendigkeit 
den  namen  des  priesters  und  den  vaternamen  im  genetiy  enthalten. 
In  jenem  ist  das  erste  zeichen  augenscheinlich  verderbt  und  er- 
laubt ziemlich  beliebige  deutung.  Das  dritte  ist  von  Deecke-Sie- 
gismund  in  der  schrifttafel  als  unenträthseltes  zeichen  (unter  un- 
richtiger hinweisung  auf  das  zeichen  jbi.,  das  nur  geringe  ähnlich- 
keit  hat)  mit  demjenigen  zeichen  in  XIX.  XX  zusammengestellt, 
das  dort  die  deutung  als  rti.  finden  wird,  und  darf  allerdings  fftr 
identisch  gelten.  Somit  habe*  ich  [a.]ku.ru.ro.8e.  gelesen  und  fiir 
^Ayv^^og  genommen  ,  das  mit  dem  attischen  namen  *jäyv(^^og  za 
vergleichen  ist.  Den  vaternamen  Io.f«tf0.tia.  habe  ich,  das  erlo- 
schene zeichen  fiir  ro.  nehmend,  @olQ]piva  gelesen  als  genetiy  voo 
OoQp^pagy  dem  ein  GovQfvfjg  gemeinen  dialektes  entsprechen  würde 
(über  kjpriscb  17  für  T  s.  zu  I,  1),  und  sehe  darin  eine  patrony- 
mische  bildung  von  dem  I,  19  gefundenen  Oogpog  =  &ovQogm 
Mit  unrecht  hat  nämlich  Lobeck  Prolegg.  214  die  behauptung 
aufgestellt,  in  allen  echtgriechischen  namen  und  appellativen  auf 
-Cvtig  sei  das  i  kurz.  Das  von  ihm  als  hjpokoristikon  bezeichnete 
iXa^Cvi^g  :  vißqog  Hesjch. ,  das  man  noch  richtiger  ein  patro- 
nymikon  nennen  dürfte,  ist  offenbar  analog  mit  den  weiblicheo 
patronymiken  auf  -ft^;,  wie  Eifjvfvri^  *üxiav(ptj,  und  muss  daher 
langes  T  haben.  Ihm  entspricht  ein  patronymisches  QovQlvrfq^  ky- 
prisch  Oogpi^vag,  wobei  auch  die  analogic  der  etruskischen  namen 
auf  'Tna  snd  -ena,  in  denen  gleichfalls  patronymische  bildung  an- 
zuerkennen ist,  sehr  beachtungswerth  erscheint  Schmidt  hat  p. 
5.  38.  51  in  den  zeichen  io.f.ve.fia.i.  (von  denen  das  u  oben  zur 
formel  }*  vixa^  gezogen  ist)  den  infinitiv  iopivM  gefunden,  wobei 
er  an  den  beiden  ersten  stellen  anscheinend  das  zweite  erloschene 
zeichen  ignorirt  hat,  an  der  letzten  aber,  wo  das  zeichen  %o.  als 
ergänzt  bezeichnet  ist,  das  erste  sicher  für  to,  zu  haltende,  das 
XV,  3.  XIX,  2.  XX,  2  wesentlich  in  derselben  gestalt  erscheiDt. 


Kjprische  inschrifieii  (XVIU).  93 

XYIII.     navitiqa  186  9.    B.  XX,   nr.  473,  2   (Neo- 
P  a  p  h  0  8). 

(Schmidt  4). 

to.ii.la.ta.i.ka.te*8e.ta.8e.8hu.ta.ka.iJTcS  ^YXita^  xaritnaa  7hv  tvxäh 
a.rLBLto*pa.to.o.a.ri^i.ta.ko.ra.u.|     ^Aq^aio^TO  o  ^AgtOiayogav. 

Der  ia  der  Pandora  gegebene  text  hat  nach  Schmidt  p.  58 
xwei  seilen,  deren  untere  den  anfang  bildet  und  mit  iifJka.i.a. 
icblietst.  Eine  von  Schroeder  in  Neo-Paphos  gekaufte  inscbrift 
gam  desselben  Inhaltes,  von  Schmidt  fiir  ein  fabificat  erklärt,  hat 
nach  p.  57  gleichfolls  zwei  Zeilen  in  derselben  Stellung,  deren 
zweite  mit  fuJsa.i.  beginnt  Schmidt  hat  daraus  geschlossen,,  dass 
die  echte  Inschrift  vielmehr  einzeilig  war,  und  hat  die  copie  der 
Pandora,  die  er  (ohne  genügenden  grund)  „herzlich  unverständig'^ 
nennt,  theils  mit  hülfe  des  angeblichen  falsificates  theils  aus  con- 
jectur  gebessert,  aber  über  seine  änderungen  nicht  zu  der  inschrift 
selbst,  sondern  erst  nachträglich  zu  nr.  15  einige  auskunft  gege- 
ben. In  Nachtr.  II  versichert  er  dann,  dieselben  seien  durch  eine 
oachträglich  erhaltene  bessere  copie  bestätigt.  Da  dieser  angäbe 
zniuLchst  im  wesentlichen  g^laubt  werden  muss^  bin  ich  der 
Schmidt'scben  herstellung  bis  auf  einen  punct  gefolgt,  obgleich  es 
mir  recht  wohl  denkbar  ist,  dass  zwei  echte  Inschriften  desselben 
Inhaltes,  aber  mit  verschiedener  brechung  der  zeilen  und  andern 
kleinen  differenzen  wirklich  existirten,  wie  ja  auch  Inschr.  XIX 
und  XX  sich  ähnlich  verhalten. 

In  ^YXdrat  und  rvxu$  ist  nach  UavdoiQa  das  letzte  zeichen 
von  dem  gewöhnlichen  i.  gänzlich  verschieden.  Auch  die  Schroe- 
der'sche  inschrift  hat  in  *YXuTa$  ein  ungewöhnliches  zeichen,  da- 
gegea  in  rvxät  das  bekannte.  Ich  wage  nicht  irgend  welche 
gehlasse  zu  machen.  Für  die  präposition  vor  tvxat  hat  UaviwQa 
ein  deutliches  i.,  dem  nur  ein  strichelcben  fehlt,  dagegen  Schroe- 
der ein  anderes  zeichen,  das  dem  von  Schmidt  hergestellten  shu. 
näher  steht  Wenn  zwei  Inschriften  anzuerkennen  sind,  ist  ein 
Wechsel  des  ausdrucks  zwischen  {*  tvx^&  und  Thv  xvxai,  denkbar, 
üeber  7Av,  wo  Schmidt  Cv{v),  s.  Vorbem.  13.  Entechieden  falsch 
ist  Schmidt's  „sichere  corrector",  durch  die  er  in  a.ri.«i.to.pa.to.o. 
(wofar  die  Scbroeder'acbe  copie  a,ri.Shto.naJo.M.)  das  letzte  0.  \u 


94  Kyprische  inchriftßn  (XVIII— XX). 

das  zeichen  90.  verwandelt  und  ^Aqiftnofavtog  o  gewonnen  bat 
(p.  58  ^Agiinwva  auf  grund  der  Schroeder'schen  Inschrift).  Die 
Verbindung  eines  auslautenden  consonanten  mit  dem  anfangsvocale 
des  folgenden  wortes  in  ein  silbenzeicben,  die  hierbei  angenommen 
wird^  gilt  nur  für  das  v  von  Ivj  lf\vv  und  dem  artikel  (s.  anm.  7), 
nie  für  g,  nicht  einmal  in  xdg  und  dem  artikel,  vgl.  »äg  a  nioX&C 
I,  2  u.  s.  w.,  xdg  ^OvaGtXü)h  I,  14,  Tag  ^A&dvag  I,  20,  jug  iv- 
X(fi^oig  II,  3,  Tag  ävalhug  XVII,  log  ^d&Qoinog  rog  l'  rai  I»  3^ 
wo  immer  ki.se.,  ta.«e.,  to.8e.y  nnd  ist  für  das  schliessende  g  eines 
selbständigen  wortes  vollends  unzulässig.  Vielmehr  ist  hier,  wie 
in  andern  fallen  (Vorbem.  15)  ein  abwurf  des  g  anzuerkennen. 
Das  m.  der  Schroeder'schen  copie  scheint  nicht  minder  ein  blosser 
fehler  zu  sein  als  das  na,  für  ptw 

XIX.  XX.     Grotteninschriften  von  Neo-Paphos 
Vog.  IV,  6.  7. 

(XIX.  Schmidt  16,  Deecke-Siegismund  10  —  XX.  Deecke-Siegismund  11). 

XIX.  1.    ta.f. pa.se.  |  o.a.ru.po.se.|l.  0a[Qv]vfag  o  ^Aqvßog  [6]  /uf- 
me.ka.  -----  se.  {  Ya[x7iviv\g 

2.    f.si.ne.  {to.scpe.o.se.  |u.i2.  ^9>a]<riv     xo     aniog     [roJe 

r         ^XQV<f^  «1   ^ 

3.  xdg     xaucxifipaae    ^A[jgXwvk 


3.  ka.se.  |  ka.te.se.ke.u.va 

se.|  a.    -        -  -  -  ri. 

4.  u.la.ta.i.i.tu.ka.i. 

XX.  1«  ta.ru.pa.se.  |  o.a.ru.po. 
se.  I  o.me.ka.ke.u.e.f . 
se.  I  e.she.pa.8i.ne.  | 
2.  to.se.pe.o.8e.  |  f  .te.f  .ke. 
re.se.  |  f  .po.ta.f .  {  u. 
la.ta.i. 


^AyJTo]Qi 
4.  *KA,ora*.  l'  Tv;|fa*. 

1.  &aQvnag  o  ^Agvßog  o  fA^ya- 

Kfivi[v]g  flhtpdatv 

2.  TO  (fniog  [toISb  l^QV^^i  V^h 


In  Inschr.  XIX  sind  die  zeilen  hinter  der  stelle,  wo  oben 
abgebrochen,  durch  einen  alten  riss  im  felsen  getheilt,  wodurch  der 
umfang  der  lücken  im  zweiten  theile  der  seilen  unklarer  wird. 
Weder  Schmidt  noch  Deecke-Si^ismund  haben  vollständigere  Um- 
schreibungen dieser  verschwisterten  inschriften  geliefert,  deren 
zweite  besser  erhaltene  für  die  herstellung  der  ersten  die  besten 
dienste  leistet,  weshalb  es  schwer  verständlich  ist,  weshalb  Schmidt 
jeae  bet  seite  gelaaaen  hat. 


Kjrpriflche  inscbriften  (XIX.  XX)«  95 

Beide  iiisdirifteo  baben  nun  xu  anfiiuig  unverkennbar  den  na^ 
■en  des  weihenden  und  den  vatemamen  im  genetiv  mit  dem  artikel. 
INe  lesung  wird  dadurcb  erschwert,  dass  beide  namen  dasselbe 
Mieben  enthalten,  das  ausserdem  nur  XVII,  2  gleichfalls  in  einem 
dank  leren  personennamen  erscheint.  Schmidt  hat  dasselbe  ohne 
weiteres  fur  ra.  genommen,  dessen  gewöhnliches  zeichen  ganz  ver- 
schieden bt,  ohne  glaubliche  namen  dadurch  zu  gewinnen  (er  gibt 
TcuQo^Ma.c :  fOM.Qa.QO.g) ;  Deecke  -  Siegismund  haben  die  deutung 
des  Zeichens  gar  nicht  versucht.  Mir  scheint  die  auffassu^g  des- 
selben als  m.  sehr  glaublich,  da  es  dem  in  Inschr.  V  als  rtf.  ge- 
sicherten zeichen  nicht  zu  fern  steht  (es  kann  nämlich  gleichfalls 
auf  zwei  nach  rechts  hin  offene  winkel  zurückgeführt  werden), 
and  da  nun  sofort  aus  ia.rti.pa.«e.  der  name  Oagvnag  gewonnen 
wird,  den  namentlich  ein  könig  der  Molosser  fuhrt  In  dem  vater- 
namen  ist  auch  das  auf  jenes  zeichen  folgende  zweifelhaft.  Deecke- 
Siegismund  und  Schmidt  haben  dasselbe  freilich  übereinstimmend 
fär  ro.  genommen ,  wobei  jetzt  ein  unbrauchbarer  name  ^AqvQ 
herauskommen  würde.  Aber  dasselbe  erscheint  ausserdem  XX,  2 
in  einem  solchen  zusammenhange,  dass  es  das  zweite  des  namens 
^AnXwvi  sein  muss  (s.  unt.),  und  bewährt  sich  dadurch  als  fo.y 
wenn  auch  dessen  gewöhnliches  zeichen,  das  aber  den  papbischen 
inschriften  fremd  ist,  eine  ganz  verschiedene  gestalt  bat.  In  a,ru, 
po.se.  habe  ich  dann  ^Aqvßoq  als  genetiv  von  ^Agwp  erkannt, 
womit  der  Sidonier  ^Agvßag  Od.  o,  426  und  der  epirotische  name 
^Aqvß(ß)aq^  wie  auch  ^Aqvfpo^  in  einer  Inschrift  von  Tbespiä  C. 
I.  nr.  1630  zu  vergleichen.  Der  diesem  namen  vorgesetzte  ar- 
tikel 6  ist  von  Schmidt  durch  die  lesung  po  (s.  zu  XV)  verkannt. 
Im  nächstfolgenden  halten  Deecke-Siegismund  me,ha.  wegen  der 
grossen  abweichung  der  zeichen  für  unsicher.  Jedoch  ist  das 
zweite  derselben  in  XIX  unverkennbar  das  gewöhnliche  ha.  (hier 
auch  von  Schmidt  anerkannt),  wälurend  seine  in  XX  überlieferte' 
gestalt  sehr  genau  mit  demjenigen  massig  abweichenden  zeichen 
stimmt,  das  auch  schon  an  andern  stellen  für  ha,  gefunden  ist,  s. 
za  XVII,  2  Etwas  unsicherer  ist  das  erste  zeichen,  aber  doch 
TOO  dem  gewöhnlichen  me.  nicht  zu  sehr  abweichend  und  der  an- 
geblich auf  münzen  sich  findenden  gestalt  besonders  in  XIX  (von 
Schmidt  nicht  ausgedrückt)  höchst  ähnlich.  Somit  scheint  me.ka. 
gwageod  gesichert    Deecke -SiegismnnA  soeben  nun  hier  eine  Vie- 


96  Kjprische  inschrifteD  (XIX.  XX). 

Zeichnung  der  heimath.  Da  eine  solche  aber  in  diesen  inschrifteo 
sich  in  keinem  sichern  beispiele  einem  personennamen  beigegeben 
findet  (vgl.  zu  I,  21),  so  erkenne  ich  lieber  einen  amtstitel.  Das 
wort  muss  bis  zu  dem  in  beiden  inscbriften  vor  dem  divisor  er- 
haltenen g  reichen.  Vor  diesem  haben  Deecke  -  Siegismund  in  XX 
den  ausfall  von  drei  zeichen  angedeutet,  was  aber  für  den  räum 
augenscheinlich  zu  viel  ist.  Es  können  höchstens  zwei  fehlen,  sehr 
wohl  aber  auch,  wie  ich  annehme,  nur  ein  einziges;  in  XIX  ist» 
wie  bemerkt,  der  umfang  der  lücke  sehr  unsicher.  Aus  o.meJsa, 
he.u.e,j^,80.  habe  ich  nun  sehr  leicht  o  fjtayaxiive[J]g  gewonnen,  das 
freilich  erst  der  erläuterung  bedarf.  Die  hesjchischen  glussen 
xijia  :  xad-aQfiuia  und  xsTu  :  xad^dqfiaia  (ygh  xt^oicaa&ut : 
xu&iiQaa&a&  —  xeciauTO  :  xa&jjgato  —  x^tidfjg  :  xa&agog 
—  xfjdiiv  :  •  •  •  itaOa^oV)  bieten  nämlich  einen  ausdruck  fiir 
religiöse  reinigungsmittel ,  der  sich  in  der  amphiktjonischen  In- 
schrift C.  I.  nr.  1688  in  anderer  form  wiederfindet.  Denn  wenn 
hier  1.  34  gelesen  wird  „&viv  iv  ^AvifiaCmg  rg&xrivav  x/yt/ai^, 
so  habe  ich  Diall.  II,  491  unter  vergleichung  von  Sophron's  rgtx^ 
jva  äU^tgiaQfidxwVi  und  weil  jene  glossen  den  plural  zeigen,  mit 
Zuversicht  hergestellt  TQixiivar  xfjvtav,  welche  besserung  der  zu- 
stand der  inschrift  erlaubt.  Es  entspricht  hier  also  den  formen 
jcifto  (richtiger  xrjta  zu  schreiben)  und  xiia  ein  altes  xfiva,  das 
aber  nicht  mit  Boeckh  xtjva  zu  schreiben  ist,  sondern  ohne  diärese 
Xfjva,  und  auf  ein  älteres  x^pa  zurückgeht,  dessen  p  in  jenen  for- 
men zu  «  geworden  ist,  vgl.  Vorbem.  11.  In  enger  Verbindung 
mit  diesem  worte  steht  ohne  zweifei  der  priestername  xott^g,  rich- 
tiger xoiifg  zu  schreiben  als  dialektische*^  form  für  aroievV,  s.  Hesjch. 
xoCijg  :  ItQivg  KaßtCgwVy  o  xa&atqwv  ^ovia.  o\  ii  xotjgy  ferner 
xo^oXfig  :  Ugevg,  vgl.  UgöXag.  Ebendahin  gehört  das  in  den 
drei  spartanischen  inscbriften  des  reiseberichtes  von  Conze  und 
Michaelis  p.  41  flf.  (Ann.  dell'  Inst,  di  corrisp.  arch.  T.  XXXIll) 
unter  opferdienern  erscheinende  xomxtiJq  I,  23  oder  xoaxttJQ  U, 
26.  III,  26,  dort  unglücklich  als  caacior  gedeutet.  Wenn  nun 
jenes  xoiijg  auf  eine  form  xoTa  zurückzuführen  sein  wird,  so 
konnte  der  kyprische  dialekt  von  xi^va  her  auch  leicht  ein  xijvtvg 
haben,  vgl.  ItQfvg  von  Ugd.  Ein  fAiyaxfjvBvg  ist  dann  deutlich 
=  dgxi'XV^^^^j  wenn  auch  dieser  gebrauch  des  fAiya-  in  der  bes- 
serer gräcität  sich  nicht  findet,  souderu  «tBt  \m  V^iAXi.^voAm^^'OL  «ti&- 


Kjpriscbe  ioscbriften  (XIX.  XX)*  d7 

dracke^  wie  fAiyäxriQv^  als  benennungf  für  Christas.  Aber  die 
Boglichkeit  einer  solchen  Zusammensetzung  in  der  kyprischen 
Sprache  ergibt  sich  genügend  aus  der  vergleichung  der  ähnlichen 
«kindischen  composita  wie  maki-d^a,  mdha-räg'ay  und  auch  die 
MfydßvCotj  die  priester  der  ephesischen  Artemis  scheinen  zu  ent- 
sprechen^ obgleich  hier  der  zweite  theil  des  namens  unklar  ist. 
Es  iit  aber  ein  priester  des  Apollon  zu  verstehen,  in  dessen  cultus 
die  reinigungen  eine  besonders  wichtige  rolle  spielten. 

Dass  das  in  XX  folgende  e^he.pa.8l,ne.  nicht  wohl  I7^  näc&v 
^  gelesen  werden  könne  (Schmidt  p.  53  inl  naCiv)^  haben  Deecke- 
Siegismund  richtig  bemerkt.  Das  y  l(p,,  ist  diesen  kyprischen  in- 
ichriften  überall  gänzlich  fremd  und  fehlt  auch  vor  vocalen^  wie 
^£  I,  21,  r^oo<T»  1,  31,  xarictaas  II,  2.  X,  inidvxi  II,  4,  ovi- 
^x(  VI,  xareoxtvpaOB  XIX,  3,  e/^i7<T€  XX,  2;  hier  würde  es 
vor  einem  consonanten  noch  weniger  um  platze  sein,  vgl.  naiaC  I, 
13.  25.  Wenn  aber  Deecke  -  Siegismund  i^ßaCiv  lesen  und  das 
folgende  fo.«e.pe.o.«e.  für  den  genetiv  to;  (fnl^og  nehmen  wollen,  so 
hat  dies  doch  zu  wenig  ansprechendes.  Die  natürliche  annähme 
ist,  dass  die  inschriften  gerade  die  weihung  der  grotte,  an  deren 
eingange  sie  stehen,  an  ^An6'kXu)v  ^Ykarrig  enthalten.  Denn  dass 
diese  grotte  von  Vogüe  unrichtig  für  ein  grand  tombeau  genommen 
ist  (wonach  Schmidt  p.  53  Cniog  durch  „grotte,  gruft,  todten- 
kammer**  erklärt),  und  dass  sie  vielmehr  eine  dem  gotte  geweihte 
war,  haben  Deecke-Siegismund  richtig  erkannt.  Neben  den  beige- 
brachten beispielen  von  Apollo-grotten  hätten  sie  aber  nicht  gerade 
die  wichtigsten  übergehen  sollen^  nämlich  die  orakel  -  grotte  zu 
Delphi,  die  für  gleichen  zweck  dienende  zu  Rlaros,  Tac.  Ann.  II, 
54  und  insbesondere  auch  die  zu  ^YXm  bei  Magnesia  dem  Apollon 
geweihte  grotte  Paus.  X,  32,  4,  da  der  kyprische  ^AnoXkwv^YXu- 
m  zu  jener  cultusstätte  ohne  zweifei  in  enger  beziehung  steht, 
Tgl.  Engel  Kjpr.  II,  666.  Ich  lese  nun  flh^äatv  =  Ix^arcriv. 
Zun  verständniss  des  sinnes,  in  welchem  das  wort  hier  gebraucht 
ist,  gibt  die  glosse  ex9)ay<Tig  :  un63H^ig  Hes.  anleitung.  Es 
erKheint  nämlich  änodHxvvvatj  besonders  bei  Uerodot  und  Xeno- 
phon,  in  dem  sinne  von  assignare,  anweisen,  zum  eigenthum 
übergeben,  aber  nur  bei  jenem  auch  von  dem  übergeben  eiue» 
besitze«  an  eiae  gottbeit,  also  im  siaae  von  weihen,  namVich  \, 
S9^ax^  T/^yog  a^od^Sarug  uad  rql  f^h  Aiax^  rfjLi€VOS  i,Tii- 
PhäologttB,  XXXV.  bd.  1.  j 


98  Eyprische  Inschriften  (XIX.  XX). 

S^av^  TU,  178  ol  J$ly)oi  loiCk  avifionn  ß(üf*6v  t€  unidt^ay. 
Hiernach  verstehe  ich  fltupdciv  =  anodiiH^kv  als  apposition  son 
folgenden  satze  in  dem  sinne  „als  weihung'^  In  XIX  ist  nor 
^JM»  erhalten,  und,  wenn  das  Vogüe'sche  facsimile  ganz  zuver- 
lässig ist,  fehlt  davor  nur  ein  einziges  zeichen,  nicht  zwei,  wie 
Schmidt  augedeutet  hat,  und  noch  weniger  drei,  wie  Deecke-Sie- 
gismund  angenommen  haben,  indem  sie  [e.xe.pa.]si.tie.  ergänzen. 
Jedoch  ist  ein  kleiner  fehler  des  facsimile  wohl  denkbar,  da  z.  S 
um  zwei  zeichen  weiter  vorspringt,  und  ich  habe  mir  die  stärkere 
ergänzung  angeeignet,  weil  es  zu  wenig  wahrscheinlich  ist,  dass 
das  einfache  ^uaiv,  was  man  sonst  annehmen  müsste,  mit  TThfdciv 
gleichbedeutend  gebraucht  sei. 

Nach  Cniog  ist  von  Deecke  -  Siegismund  in  XX  gut  [fo.Jte 
ergänzt  und  das  in  XfX  erhaltene  zeichen  u.  durch  leichte  ergän- 
zung eini«  kleinen  Striches  in  to.  gebessert,  wobei  freilich  jetzt 
nicht  ToiJc,  sondern  xodi  zu  lesen,  wie  auch  Schmidt  p.  53  ih 
ümog  (tüde)»  Sehr  gut  ist  dann  von  Deecke  -  Siegismund  in  XX 
fjie.re.8e,  als  1^]XQ^(^^  gedeutet,  was  dem  andern  vorschlage  ixi^- 
QrjCB  bei  weitem  vorzuziehen;  der  stamm  ;|f^a  hat  ursprünglich  die 
allgemeine  bedeutung  geben,  die  leicht  auch  auf  das  religiöse 
weihen  angewandt  wird.  Auch  ihre  vermuthung,  dass  in  XIX 
dieses  ?XQV^^  ^^^  ^^^  erweiternden  xäg  xanaxivpaci  ausgefallen 
sei,  darf  für  wahrscheinlich  gelten.  Ich  habe  aber  noch  te  zuge- 
fügt um  den  umfang  der  ergänzung  mit  dem  in  z.  2  nothwen- 
digen  mehr  in  einklang  zu  bringen.  In  XIX  folgt  auf  jene  verba 
das  zeichen  a.  noch  vor  dem  felsenriss;  ganz  am  schluss  der  zeile 
ist  ein  deutliches  r».  mit  dem  divisor  zu  erkennen  (auch  von 
Schmidt  dafür  genommen),  das  aber  Deecke  -  Siegismund  fiir  ein 
sicheres  ni,  erklären  (worin  es  allerdings  durch  zufiigung  des  un- 
terstriches  verwandelt  werden  kann)  und  mit  jenem  a,  ergänzend 
in  a.[po.b.]ni.  verbinden.  Aber  es  ist  durchaus  nicht  glaublich, 
dass  diese  zeile  nach  dem  risse  nur  drei  zeichen  gehabt  habe, 
während  die  erste  sehr  sicher  deren  acht  hatte,  und  ich  vermuthe 
deshalb,  dass  jenes  o.  allerdings  das  erste  zeichen  von  ^AnXdvt 
ist,  dann  aber  vor  ^YXdtai,  ein  in  der  kürzeren  Inschrift  XX  feh- 
lendes anderes  epitheton  folgte.  Und  zwar  passt  sehr  gut  die  er- 
gäazung  l*AyiiTo]Qi>^  da  diese  sonst  ^em  li«^^  v3^K.^TDim«cA^  Vivqssl« 
mag  auch  dem  '^AnolXmKo.^vM^  aiig^V^ötlt^,  ä*  m^\A  ^\»&«tV\» 


Kypradlie  hmehiiAeü  (XIX— XXI).  99 

SdiolL  Theoer.  p.  504.  In  XX  ist  zwisdien  fxQ^^^  ^^^  'Klara* 
one  dunkle  gnippe  von  vier  zeicben,  von  Deecke-Siegismund  fiir 
«•po.Io.fii.  genommen,  indem  sie  die  „scbeinbar  widersprechenden 
tncben^^  för  verstümmelt  erklären.  Das  ist  das  erste  allerdings 
M  sehr,  dass  es  in  beliebiger  weise  gedeutet  werden  kann.  Da- 
gegen das  zweite  scheint  ganz  gut  erhalten  und  ist  genau  das- 
idbe»  das  in  z.  1  als  vorletztes  des  vaternamens  erscheint,  dort 
TOO  Deecke-Si^ismund  ohne  ertraglichen  anhält  fiir  ro.  genom- 
■en.  Hier  zeigt  es  nun  als  zweites  zeichen  des  zu  erwartenden 
L  ü.foh.ni.  sehr  deutlich  seine  bedeutung  po.,  die  vorher  auch  schon 
in  z.  1  zur  geltung  gebracht  ist.  Das  dritte  zeichen  erscheint 
jetzt  als  to.,  kann  aber  durch  Verlängerung  des  horizontalen  stri- 
dies  sehr  leicht  in  lo,  verwandelt  werden.  Auch  die  erhaltenen 
reste  des  verstümmelten  vierten  Zeichens  können  nicht  zu  schwer 
Mf  ein  fii.  zurückgeführt  werden.  Somit  scheint  a,po,lo.nu  ge- 
n^|[eDd  gerechtfertigt. 

XXI.     Brit.  Mus.  (Lang),  Schm.  autogr.  tafel. 

Diese  von  Schmidt  ohne  erläuterung  mitgetheilte  inschrift 
stellt  sich  nach  sicherer  oder  wahrscheinlicher  deutung  der  zeichen 
folgeodermassen  dar: 

1.  ku.po.ro.ko.ra.ti.vo.se.e.mi.o.la.o.  ' 

2.  o.te.o.mo.u.po.si.se.o.najii.ti.mo.se. 

3.  ti.i.80.ni.ta.se.ti.pa.se.e.mi. 

Der  anfai^  ist  von  Deecke-Siegismund  p.  259  unrichtig  /Cti- 

i^oxqdnpog  gelesen,   wofiir  statt   des   Zeichens   ho,   vielmehr  ha. 

wo  mfisste,   richtiger   von   Schmidt    p.   7    Kjingw    Koga   Jtpog, 

woran  sich  noch  ein  deutliches  i}/u/ •  schliesst ,  sodass   die    inschrift 

so  einer  statne  der  Aphrodite  gehört,  welche  selbst  redend  einge- 

fibt   ist,    wie   nicht   selten^    z.  b.   in    einem  epigramme  des  Dio- 

tiwM  Anth.  Plan.  158  mit  dem  anfange  'Sic  ngimtj  ^/igtifiCg  dfA\ 

Wäre  aber  der  wirkliche  anfang  der  inschrift  erhalten,    so  könnte 

4er  genetiv  Kvnqm  schwerlich  richtig  sein,    und  man  müsste  viel- 

Mehr  ein  hjpokoristisches  Kvnqoi  =  KvnQoyivua   erkennen,    vgl. 

^Afq^  trs  '^AfQoitvn   oder  ^A^QoyivHu    und    Tqtuji  =  TQUoyi- 

ma»     Jedoch  schon   die   wortstelluag   xoga  Ji,p6q   deutet    daraul 

kkj  däßg  maa  es  mit  venea  za  thua  bat,    deren  erste  auf  einem 

7* 


too  Kypriücbe  inschriften  (TSS). 

andern  steine  stellende  hälfte  verloren  ist,  und  auch  das  red< 
göttin  trägt  unverkennbar  einen  poetischen  Charakter.  E 
wage  ich  folgende  lesung  und  hypothetische  ergänzong. 

1.  "Aii  pdvalha]  Kvnqta  xoSga  Jtpög  ilfA.  ^loXaca 

2.  tctatf  — vv\  wie,  bfiov  noag  ^SiracCu/Aog. 

Aus  der  dritten  zeile  weiss  ich  nichts  zu  machen;  m 
ende  hat  sie  ein  deutliches  ^fit.  Zu  dem  ergänzten  anfange 
gleiche  man  den  eingang  des  Isis-hjmnus  Alyvniov  ßutsO^ta 
.die  göttin  gleichfalls  selbst  redet  und  sich  später  mehrfach 
aSs  (ohne  ^/c^)  einfuhrt,  und  wegen  Aphrodite  als  berrscherii 
Aegjpten  Hjmn.  Ven.  293  Kvngoio  IvxTifAsvrig  fisdiovaa, 
Scol.  1,  14  Kvnqov  iianotva,  Aelian.  V.  11.  Ill,  42  17  r^^ 
Ttqov  ßaiSiXtg^  Horat.  Od.  1,  3,  1  älva  potens  Cypri  u.  a. 
echte  kjpriscbe  benennung  ist  aber,  wie  man  aus  Inschr. 
XVI.  XVII  erkennt,  ävaa<fa  gewesen.  In  der  zweiten  zeil 
man  noch  den  namen  der  weihenden  frau  zu  denken,  einer  t 
des  lolaos  und  gattin  des  Onasitimos.  Der  hiatus  nach  ^  wi 
durch  die  hauptcäsur  entschuldigt.  An  ofiov  ist  nicht  et^ 
dialektischer  hinsieht  anstoss  zu  nehmen.  Das  -ov  der  h 
adverbia  (wofür  dorisch  -sTj  lesbisch  ^vt)  ist  nicht  von  dei 
dass  ihm  in  der  strengeren  doris  und  den  äolischen  dialektc 
entspräche,  das  dann  auch  im  kyprischen  dialekte  zu  verl 
wäre,  sondern  dieser  kann  es  sehr  wohl  mit  der  ias  und 
gemein  gehabt  haben.  Wenn  die  dorische  und  die  lesbische 
besser  dazu  stimmten,  könnte  man  geneigt  sein  dasselbe  alte 
Au,  (OV  zu  erkennen  wie  in  den  zu  I,  12  besprochenen  präp( 
nalen  adverbien.  Das  ende  der  zeile  ist  von  Schmidt  p.  3( 
^Ova^fCufiog  gelesen.  Da  diesen  in  Kjpros  beliebten  namei 
%>va(T-  (s.  zu  I,  10)  nicht  selten  ionisch-attische  formen  mitV 
zur  Seite  stehen,  scheint  die  länge  des  a  gesichert,  wobei 
^OvaaCufiog  für  den  hexameter  ganz  unbrauchbar  ist.  Abei 
das  ovrjat-  jener  composita  dem  aor.  I  ovljaai  und  dem  vei 
nomen  nv/^ag  entspricht,  so  sind  auch  bildungen  aus  der  u 
stärkten  Wurzel  ovä  denkbar,  die  iu  dem  aor.  II  ovaad-a 
scheint.  Dahin  gehören  anscheinend  die  in  attischen  insch 
vorkommenden  namen  "Ovaaog  C.  I.  nr.  272,  'Ovaad  nr. 
OyafffxXita  nr.  594,  in  deneu  e\u  \an^^  ä  w\i^VVS&^Vv  %<^v(\  ^ 
AeAa liebes  gilt  von  *OvdCijav  in  ein^T  \n&^t\^N^\i^«x^^\a 


Eypriscbe  iiMchrifiteii  (XXI)«  101 

nid  far  knraes  a  zeugt  auch  die  form  ^Owdcdiav  Choerob.  ad 
Theod.  1^  77,  3,  wenn  unverderbt.  Kurz  es  scbeinen  den  bildun« 
gen  rait  opätr",  ovtjif'-  gleichberechtigte  mit  ovac-  zur  seite  ge- 
standen zo  haben,  wie  in  ähnlicher  weise  z.  b.  JoaCd^^oq  neben 
JmOioq  gesichert  ist.  Die  form  ^Ovu<f(uiAogy  wenn  überall  zu« 
Ussig,  musste  hier  aber  vorgezogen  werden,  weil  sie  durch  me- 
trische dehnung  der  ersten  silbe  für  den  hexameter  brauchbar  ge- 
BBclit  werden  konnte.  Das  von  mir  gesetzte  ^üvaatu^oq  vergleicht 
sidi  xunächst  mit  äXiiStxaqnog  ^  liXiatotxog  u.  a.  von  w.  oX.  Die 
abolichkeit  ist  noch  grösser,  wenn  man  annehmen  darf,  dass  in 
den  stamme  ovä-  das  a  in  Wahrheit  kein  ursprünglicher  bestand- 
tbeil  der  Wurzel  ist,  sondern  ein  zusatz  wie  das  s  in  oXi<ra$, 
ul«ri-  von  w.  oXj  das  o  in  ofioaai,  und  gerade  auch  das  a  in 
iajuitrat,  JafiaaCcrguTog  a.  a.  von  w.  (faju.  Für  diese  annähme 
ipicht  ausser  einigen  jüngeren  verbalformen  (s.  Kühner  A.  Gr.  l, 
880)  Dud  den  derivaten  igiovvtog  und  kjpr.  navwvtog  (s.  zu  I, 
10),  auch  die  Sprachvergleichung.  Denn  unter  den  verschiedenen 
versuchten  combinationen  erscheint  all  die  natürlichste  doch  die 
niiammenstellung  mit  skr.  van^  für  welches  ausser  der  angeblichen 
Wdeutung  juvare,  to  serve  aus  der  vedischen  spräche  auch  die  von 
gewinnen  belegt  ist,  und  dem  deutschen  toimian,  das  in  dem 
einen  theile  seines  gebrauches  aufs  beste  mit  iy{paa&a&  stimmt, 
wie  gewin  =  ovifCtg,  Es  ist  dann  anzunehmen,  dass  das  ursprüng- 
Kcbe  va  in  dem  griechischen  iv  in  o  zusammengezogen  ist,  wie 
hinfig*^).  Freilich  ist  in  dem  stamme  om-  das  a  fester  ver- 
wichsen als  z.  b.  in  Jo/ia-  und  dadurch  dehnungsfähig  geworden. 
Man   sieht ,    dass  besonders  die  kleineren  inschriften  noch  fur 


89)  Diese  combinatioD,  zuerst  von  Pott  EF.  I,  255  vorgeschlagen, 
iit  von  ihm  auch  WWb.  II,  2,  137  ff.  festgehalten.  Benfey,  der  sich 
WL.  I,  335  dieselbe  angeeignet  hatte,  ist  II,  350  durch  unbegründete 
annähme  eines  äolischen  o^avaQ  (unter  falscher  berufung  auf  Diall. 
I,  92.  191)  auf  abwege  gerathen,  aber  im  Sanscrit-English  Dictionary 

L812a  zu  der  früheren  auflRassung  zurückgekehrt.  Beide  forscher 
ben  aber  unrichtig  eine  griechische  wurzelform  fop  anerkannt, 
während  dieser  stamm  nach  dem  zeugniss  der  homerischen  spräche 
des  j:  zweifellos  entbehrt  hat.  Uebrigens  sind  in  skr.  van  und  dem 
deutschen  winnan  offenbar  mehrere  ursprünglich  verschiedene  wur- 
seln  zusammengeflossen.  Namentlich  scheinen  dieselben  in  der  V>^- 
deutung  laborar^  deaihcb  mit  den  griechischen  stammen  mv  nnd  xov 
zas^menzügebören  die  auf  eine  vr\xtze\  kvan  zurückgehen,  also  diö 
uüaatende  muta  verloren  zu  haben. 


102  Kjpriscbe  iosdirifteii« 

maDcherlei  zweifd  räum  lassen.  Jedoch  ist  zu  hoffen^  dass  einer« 
seits  durch  vermehruDg  des  bekannten  materials,  anderseits  durch 
soiyfältige  neue  collationen  mancher  schon  edirten  inschriften  die 
möglichkeit  eines  sichereren  urtheils  geschafft  werden  wird.  H. 
Schmidt,  der  nach  seinem  Vorworte  mit  einem  apparate  kjprischer 
inschriften  von  71  nummern  gearbeitet  hat,  meistens  vortrefflichen 
papierabklatschen  und  sonst  zuverlässigen  copien  (nicht  selten  in 
mehrfachen  exemplaren),  wird  sich  den  grössten  dank  verdienen, 
wenn  er  seine  schätze  recht  bald  der  allgemeineren  benutzung  zu- 
züglich macht. 

Hannover,  H»  L,  Ahrens, 


Eutrop.  Vniy  10. 

Eutrop.  Till,  10  schreibt  W.  Harte!  (p.  56,  13):  Selewjiam 
Assyriae  whem  nobilisHmam  cum  quadraginia  mUtbus  domi- 
num cepit,  Hartel  hat  die  conjectur  Sjlburgs  quadraginfa  in  den 
text  aufgenommen,  die  mir  nicht  richtig  zu  sein  scheint ;  ohne  allen 
zweifei  muss  an  dieser  stelle  die  zahl  quadringmtis  stehen.  Dies 
bestätigen  nicht  allein  sehr  gute  handschriften  und  die  Übersetzung 
des  Paeanius,  sondern  auch  diejenigen  Schriftsteller,  welche  den 
Eutrop  all  quelle  benutzt  haben.  Zuerst  haben  von  den  hand- 
schriften der  Bambergensis  aus  dem  neunten  Jahrhundert  und  der 
Monacensis  aus  dem  zehnten  Jahrhundert  die  zahl  CCCC,  während 
wir  im  Cod.  F  oder  Gothanus  aus  dem  neunten  Jahrhundert  qua* 
dringenta  finden,  eine  lesart,  aus  der  eher  quadringenHs  als  qua^ 
draginta  herzustellen  ist.  Dann  übersetzt  Paeanius  diese  stelle 
durch  öTQari^oix&v  TBTgaxigfivQfwv  (ed.  Verhejk  p.  634).  Und 
zuletzt  haben  spätere  schriftsteiler  auch  die  zahl  quadrii^niis.  So 
Festus  cap.  21 :  Seleuciam,  Assyriae  urhem,  cum  quadringentis  mi- 
Uhus  hosüum  cepit;  —  Orosius  VII,  cap.  15  ed.  Bavercamp.  p.  492: 
Anion'mus  Seleuciam  Assyriae  urhem  super  Hydaspin  fUtvium  sitamy 
cum  quadringentis  millihus  hominum  cepit;  —  Isidori  Chronicon 
ed.  Roncalli  (II,  p.  443):  Uic  (AntoninusJ  ad  Parihos  profect%u 
Seleuciam  Assyriae  urhem  cum  quadringentis  millihus  hominum 
cepit.  —  Hieronymus  hat  freilich  nach  der  ausgäbe  von  Roncalli 
(I,  p.  461/462):  Seleucia  Syriae  urhs  cum  CCC  millihus  hominum 
a  Romanis  capto,  aber  auch  diese  zahl,  selbst  wenn  es  die  in  den 
besten  handschriften  überlieferte  ist,  spricht  mehr  für  quadringentis 
als  fur  quadraginta. 

Bremea,  G*  Wo«^«ivcr. 


IL 

Die  rede  des  Brasidas  bei  Thukydides  IV,  126. 


Dm   den  Perdikkaa  an   dem  bunde   mit  Sparta    festzuhalten» 
^e  Brasidaa  mit  ihm  einen  zug  geg^en   seine   feinde ,    die   make- 
donischen Ljnkesten,    unternommen.      Aber   trotzdem  sie  diese  be- 
siefj^teo,   wurde  die   Unterwerfung  derselben  nicht  erreicht.     Denn 
die  Illjrier,  welche  Perdikkas  zu  einem  hülfkzuge  gedungen  hatte» 
trafeo  zwar  ein,  schlössen  sich  aber,  wahrscheinlich  aus  besorgniss 
fir  die   eigne  Unabhängigkeit,    den    eben  besi^ten  Lynkesten    an. 
Doter  diesen  umständen  hatten    die    verbündeten    den    rückzug    be- 
schlossen,  der  dem  Brasidas  auch  aus  anderen  gründen  wünschens- 
werth  war.      Bevor  sie  aber  die  zeit  und  die  Ordnung  des    abmar- 
sches  festsetzen  konnten,   warf  sich  das  makedonische  beer,  in  der 
nacht  von  panischem  schrecken  ergriffen,  in  wilde  flucht,  in  welche 
auch   Perdikkas    selbst    hineingerissen  ward.     So    ihrer   bundesge- 
nossen  beraubt,  zum  rückzug  gezwungen  mit  einem  feind  im  rücken, 
der  eben  bedeutende  Verstärkungen  empfangen,  Verstärkungen  deren 
kampfesweise  und  kri^erische  eigenschaften  völlig  uogewiss  waren, 
bedurften  die  Griechen  ausser  der  ermahnung   auch   einer   ermuthi- 
guDg;  und  diese  suchte  ihnen  Brasidas,  so  weit  die  kürze  der  zeit 
es  verstatteti^^  zu  gebea  durch  eine  belehmng  über  das  wes^n  ^^t 
feiadJicben  scbaarea  und  ihrer  kaapfesarU 


104  Thnkydides« 

,^Wenn  ich  nicht  vermuthete  dass  ihr,  peloponnesische  mäoneri 
dadurch  dass  ihr  allein  gpelassen  seid  und  weil  die  gegen  euch 
Anrückenden  Barbaren  sind  und  zahlreich,  in  bestürzung  gerathen 
seid,  würde  ich  nicht,  wie  ich  es  nun  zu  thun  genöthigt  bin,  mit 
meiner  ermunterung  eine  belehrung  verbinden;  nun  aber  will  ich 
in  einer  kurzen  erinnerung  und  empfehluug  in  bezug  auf  den  ab- 
zug  der  unsrigen  und  die  menge  der  gegner,  versuchen  euch  von 
den  hauptsachen  zu  überzeugen'^ 

Dies  ist  die  propositio;  sie  bildet  ein  ganzes,  wie  schon  das 
vvv  8i  zeigt,  und  es  wäre  nicht  zu  begreifen  wie  Classen  sagt: 
uifQog  fiiv,  einfülirung  des  ersten  theiles,  dem  mit  ßagßaQOig  di 
der  zweite  foIgt^S  wenn  nicht  eben  jenes  fiiv  dastünde.  Allein 
dies  wort  ist  entweder  zu  tilgen  oder,  wie  mir  wahrscheinlicher, 
es  war  an  seiner  stelle  ausgelassen  und  ist  nun  an  unrechter  in 
den  text  gerathen.  Dies  unglückliche  fi^v  reicht  noch  über  die 
zeit  des  älteren  scholiasten  hinaas;  denn  er  schreibt  zu  dem  an- 
fang  der  rede:  ngooifiiaxij  (yvotd  l<ni,y  nal  ovu  xazucxivtiv  ix€& 
ovTt  avfAniguCfia.  —  Unter  nagafvia^g  ist  die  empfelilung 
verstanden,  wie  sie  sich  dem  feinde  gegenüber  zu  verhalten  haben, 
und  bildet  die  praktische  seite  zu  dem  inofuvrifia.  —  Uhti^BW 
habe  ich  aus  noth  ungenügend  übersetzt;  es  enthält  nicht  nur  das 
überzeugen,  etwas  sei  so,  sondern  auch  die  anregung  zu  dem  ent- 
schluss,  derogemäss  zu  handeln;  wie  denn  durch  vnofivrjiAa  und 
nagaCvsatg  diese  beiden  seilen  des  begriffes  aus  einander  gelegt 
werden. 

„Nämlich  tüchtig  zn  sein  in  kriegsthaten  geziemt  euch  nicht 
wegen  jeweiliger  anwese'nheit  von  verbündeten ,  sondern  ob  eurer 
innewohnenden  mannhaftigkeit,  und  vor  keiner  überzahl  anderer 
furcht  zu  hegen,  die  ihr  ja  auch  nicht  aus  solchen  Staaten  her 
seid  wo  viele  über  wenige  herrschen  ,  sondern  vielmehr  über  die 
mehrzahl  wenigere,  die  durch  nichts  anderes  die  herrschaft  erwor- 
ben als  dadurch  dass  sie  in  der  schlacht  die  oberhand  behielten'^ 

Er  nimmt  seine  argumente  aus  dem  wesen  der  Peloponnesier 
und  aus  dem  wesen  der  barbaren;  diese  stehen  in  einem  gegen- 
satz,  und  deshalb  scheint  mir  jenes  fiev,  welches  wir  oben  strichen, 
hier  eingesetzt  werden  zu  müssen:  äya&oTg  fih  yaq  ilvat  vfiTv 
frgoff^xet,  —  Aber  wie  sonderWr  Ack»&  ^W^  \A.wdftchriften  zu 
gehen    scheinen    Iv    alg    oi    nolXol    oUyuiv    u.qiRo»«w*    X^^mxOi 


Tbakjdides.  105 

koBint,  nach  /ii^^c»  grade  der  entgegengesetzte  sinn  heraus,    und 
aBedie  gequälten  Interpretationen  der  editoren  können  daran  nichts 
ändern^).     Ohne   zweifei    ist   das    ov    w^uschaffen;    nur    drängt 
sich  die  frage  auf,  wie  es  dahingekommen.     Hier  zeigen  sich  zwei 
■oglicbkeiten.     Die  eine  wird    angedeutet   von  Haacke,    wenn    er 
n^,   iv  aJg  könne  für  Iv   ixitvmg   ydq    genommen    werden.     In 
der  that,  wenn  man  das  xoiovitav  absolut  nimmt,   „die  ihr  ja  auch 
nicht  aus  so  gearteten  Verfassungen  stammt**,    und    den    relativsatz 
der  herrschaft  des  joiovkdv   entzieht,    wie    denn   einige    ausgaben 
aoch  Tor  iw  alg  ein  kolon  setzen:    so   ist   die    neue    negation   un- 
nmgänglich,  und  konnte  leicht  eingesetzt  werden.  —     Dies  ist  der 
eise  weg;    der  andere  aber  ist  viel  wahrscheinlicher.     Wie,  wenn 
Tbukydides,    als   er  OK  schrieb,    nicht    ov    sondern   ov    gemeint 
ftätte?    wenn    das   iv   afi^    erst    eingesetzt   wäre  nachdem  man  das 
OY  fiilsch    gelesen,    und    nun    genÖthigt    war    das    unerträgliche 
asyndeton  w^uschaffen?     Diese   vermuthung,    die   von    Abresch 
herrolirt,  halte  ich  unbedingt  fiir  richtig;    sie  erklärt  zugleich  wie 
es  kommt,  dass  keine  handschrift  anch  nur  eine  spur  des  richtigen 
erhalten   hat:,   denn    es    ist    klar   dass   gleich   der   welcher   dieses 
werk  ans  den  papieren  des  Tbukydides  herausgegeben    hat,   wenn 
er   einmal  jenes  OY  falsch  aufgefasst   hatte,    ndthwendig    iv  aJg 
einsetzen   musste^   so    dass   das   richtige    und   von  Tbukydides  ge- 
wollte in  dem  herausgegebenen  werke  nie  gestanden  hat. 

Der  sinn  ist  also :  dass  wenige  über  viele  siegen,  das  1st  euch 
nargiov:  hat  doch  nur  dadurch  die  handvoll  Dorier  sich  die  reich 
bevölkerten  landschaften  des  Peloponneses  unterworfen.  Nun,  was 
jene  um  der  berrschafit  willen  thaten,  das  thuet  ihr  jetzt  für  eure 
rettung.  —  Nicht  gut  scheint  mir,  dass  Classen  von  politischer 
gewöhnung  und  von  Staatsverfassung  spricht.  Nicht  deshalb  sollen 
die  Peloponnesier  jetzt  keine  überzahl  fürchten  weil  zu  hause  die 
periöken  nicht    mitstimmen,   sondern  weil    die  Spartiaten   stets   ein 

1)  Beisig  hat  diese  stelle  zweimal  behandelt.  Erst  bat  ein  freund 
sie  ihm  angezeigt  als  ein  beispiel  de  confusione  enunciationum  ubi  ne- 
gatur  aliquid;  ....  addidit  (Thuc)  particulam  ov  quasi  superius  /nrjdi 
abesset  Öoniect.  in  Aristoph,  I,  31.  Leipz.  1816.  Dann  giebt  er  1822 
in  seinem  commentar  zn  Soph.  Oed.  Cd.  v.  350,  in  einer  höchst  coil- 
fasen  abhandlun^  folgende  erklarung:  in  eo  siabüitur  per  ov,  illud  : 
üpjr  9xm.  Beide  „erklärungen",  die  sich  einander  a\ifhc\3eTi,  bIviv^ 
gleich  nichtig. 


100  TbufcydidM. 

heerlager  sind  in  einem  lande  das  sie  geg^en  die  übenahl  eroiiert 
haben  und  behaupten.  Dasselbe  konnten  zu  ihrer  biiitfaezeit  die 
Türken  von  sich  sagen. 

„Von  den  barbaren  aber,  die  ihr  aus  mangel  an  bekanntschaft 
mit  ihnen  fiirehtet,  müsst  ihr  aus  dem  vorher  gegen  die  Makedonen 
unter  ihnen  bestandenen  kämpfe  sowohl  wie  nach  dem  was  ich 
aus  ihrem  betragen  abnehme  und  von  anderen  höre»  euch  überzea- 
gen  dass  sie  durchaus  nicht  fürchterlich  sein  werden^^ 

Der  gedanke  hat  hier,  wie  nicht  selten  bei  Thukjdides, 
etwas  provocirend  gewagtes:  die  Peloponnesier  werden  a7aiQ0$ 
tCüv  ßagßdgwv  genannt,  und  unmittelbar  darauf  werden  sie  auf 
den  kämpf  verwiesen  den  sie  vorher  gegen  einen  theil  derselben 
bestanden  haben.  Allerdings  sind  zu  den  Ijnkestischen  Makedonen, 
die  sie  recht  gut  kennen,  da  sie  dieselben  so  eben  geschlagen,  in- 
zwischen die  Illjrier  hinzugekommen,  die  sie  noch  gar  nicht  ken- 
nen; und  es  ist  wahr  zu  sagen  dass  sie  von  «den  bekannten  plus 
den  unbekannten,  ab  einheit  gedacht,  noch  keine  erfahrung  haben. 
Aber  das  eigenthümliche  CiQVfpvov,  man  möchte  hinzusetzen  das 
av9adiq  seines  stiles,  zeigt  sich  doch  auch  hier.  Denselben  cha- 
rakterzug  des  Schriftstellers  kann  man  darin  finden 'dass  er  sagt 
roXg  Maxidoüiv  avTÜiv.  Denn  da  er  cap.  124  die  feinde  stets 
ol  Avyxfitnat  genannt,  unter  o\  Mamdovig  dag^en  die  unter- 
tbanen  des  Perdikkas  und  also  der  Griechen  bundesgenossen  ver- 
standen, so  ist  es  eine  harte  forderung  hier  in  den  Makedonen 
plötzlich  die  feinde,  die  Lynkesten  zu  erkennen.  Nun  hat  aller- 
dings Thukydides  weiter  oben  (iV,  83)  gesagt:  atqauvH  inl  ^Aq^ 
qißaiov  .  .  •  AvyxrjöTwv  Maxiiovcjv  ßuCilsa,  und  dass  die  Ma- 
kedonen in  die  zerfallen  die  Perdikkes  regiert  und  in  gewisse 
andere,  hat  er  so  eben  wenigstens  angedeutet,  IV,  124  init,  in 
den  Worten:  6  fih  wv  Ixqutbi  Max€36vwv  rrjy  ivpafnv. 
Aber  nichts  desto  weniger  ist  die  thatsache  dass  hier  unvermittelt 
die  feinde  mit  dem  namen  der  freunde  bezeichnet  werden  so  son- 
derbar, dass  man  es  den  älteren  erklärern  verzeihen  muss,  wenn 
sie  dies  nicht  erkennend  70?y  Max^ioaw  als  dat.  commodi  fassen 
oder  es  durch  gvv  erklären  und  sich  mit  dem  aixwv  irgendwie 
abfinden,  wie  Haacke:  <par%%m  ex  iia  if  sis  cer^aminibus  qaas  tarn 
in  Macedonum  gratiam  subiisUs ,  ^elcb^r  aW  a^toSv  mit  wv  ver- 
biadet,  oder  wie  JBioomfield,  dessen  er^auzuu^^ii  ^t  «w^^  iss^aoi  ^^x- 


Tbokydides.  iW 

gugeae  periode  der  philologie  bezeiclinend  siod :    ?$  uv  {äyüiviav 

taV  oS^)  Kfori/aivtad'e  (xar')  ainiv   (ovp)    rotg  Matkdoaw.  — 

Die  erkläniDg    der   yorliegeodeo    erscheiouDg   ist  in  der  situation 

n  suchen.     Dem  Perdikkas  zu  gefallen  ist  Brasidas  in  das  innere 

Torgedningen,    dessen  feinde  hat  er  geschlagen;    und   nun  werden 

£e  Griechen  von  eben  diesen  Makedoniern^   fur   die  sie  alles  ge- 

ftin  haben,    schmählich  im  stich  gelassen  und  in  eine  wirklich  be- 

/   dfl&kliche  läge  gebracht.    Man  kann  sich  denken  dass  die  Griechen 

withend   sind   auf  die  Makedonier,   wie  dies  denn  auch  cap.  128. 

M  ausdrücklich   gesagt    und   in   seinen  folgen  entwickelt  wird, 

BBd  zu    diesem   zorn    gesellt  sich  Verachtung  der  feigen  gesellen, 

^e  bei  nacht  und  nebel  davongelaufen  sind.     Jetzt  haben   sich   die 

kriechen  mit  den  vettern  dieser  braven   leute ,    auch  Makedoniern, 

ooefc  einmal  zu  schlagen;   und  es  ist  ganz  natürlich  dass  Brasidas 

Am  mit   dem  namen   bezeichnet  der  in  seinen  Zuhörern  mit  dem 

Mm  zugleich  die  Verachtung  entzünden  muss. 

„Pflegt  doch  auch  denen  die  sich  zu  vertheidigen  haben, 
ireon  ihnen  über  die  eigenschaf^en  des  feindes  der,  in  Wirklichkeit 
kraftlos,  die  meinung  der  starke  erregt,  vorher  eine  wahrhafte 
hdehmng  zu  theil  wird,  diese  zur  ermuthigung  zu  gereichen, 
während  anderseits,  wenn  der  feind  in  solider  weise  kriegerische 
eigenschaften  besitzt,  einer  der  das  nicht  im  voraus  wüsste,  sich 
leicht  allzu  tollkühn  gegen  ihn  benehmen  würde'^ 

Man  sieht  aus  der  Übersetzung  dass  ich  nicht  nQoffysvofiimj 
lese,  welches  im  besten  fall  nur  eine  fade  erklärung  zulässt,  son- 
dern jrQoyivofAivri»  Dies  rührt  von  1mm.  Bekker  her,  er  nennt  es 
mit  recht  aptius.  Dass  die  handschriften  alle,  wie  es  scheint,  in 
dem  nnriditigen  übereinstimmen,  thut  nichts,  da  Bekkers  conjektur, 
ausser  durch  den  sinn,  auch  durch  das  parallele  n^ondaig  voll- 
kommen gesichert  wird. 

Der  zweite  theil  der  periode  ist  auf  das  seltsamste  missver- 
standen worden,  trotzdem  schon  der  ältere  scholiast  das  richtige 
giebt:  iaot  ii  t&  ovu  iiatv  i<rxvQo(j  Tovtovg  il  fii^  ug  ifjtngoc&ev 
l^a^Ok,  ToXfifjQOUQOv  xal  ovx  oq& tig  avioTg  nqoCtv^x^riaaak. 
Classen  sagt  nämlich:  „bei  wem  aber  kraft  und  tüchtigkeit  wohl 
bq;ründet  ist,  auf  den  wird  man  muthiger  losgehen  weuu  mau 
diese  tageaschafit  vorher  nicht  kenat^',  Ebenso  vor  ihm  Krüget  *. 
„aar  her  wirkUcb  tächtigea  feindea  frommt    nichtbelehrung '^     \c\i 


108  Tbukjdides. 

wusgte  docL  niclit  dass  „bei  wirklicli  tüclitigeo  feindeo«  in  dem 
letzten  kriege  den  Franzosen  „ nichtbelehrung  gefrommt <<  hätte; 
wie  auch  sonst  die  Weltgeschichte  wenig  beispiele  für  ein  solches 
frommen  bieten  möchte. 

Ich  muss  abwarten  ob  meine  auffassung  dieser  stelle,  welche 
der  geltenden  grade  enfgegengesetit  ist,  bestritten  werden  wird. 
Einstweilen  genüge,  um  zu  zeigen  wie  Thukjdides  über  Verach- 
tung der  gegner  denkt,  die  worte  anzuführen  die  er  dem  Archi- 
damos  in  den  mund  legt,  II,  11.  g.  4—5  noXkdxtg  .  .  td  iXaaaop 
nXri^og  dtSiog  ufiitvoh  ^fivvaio  toig  nX(6vag  diu  id  naia^qo- 
vovvTug  unagaaxsvovg  ysvia^at.  XQI  ^^  ««^  ^^  ^.?  noXffjLta  tfi 
fih  yvvifkri  ^aqCttUovg  fnqaxivuvj    iip    Jl  fqy^  iiiioxag  naq^C- 

Nun  muss  aber  gefragt  werden  warum  Thukjdides  die  pe- 
riode  nicht  mit  Saa  fiiv  ydg,  sondern  mit  xal  yäq  oüa  f^iv  an- 
fängt, um  dies  klar  zu  machen,  fassen  wir  den  gedanken  kürzer 
so:  wahre  belehrung  zu  rechter  zeit  thut  gut  sowohl  wenn  der 
feind  trotz  anscheinender  stärke  schwach  als  wenn  er  wirklich 
stark  ist  Es  zeigt  sich  nun,  dass  der  satz  nicht  nur  zur  begrün- 
dung  des  fia&(h  XQV  dient,  sondern  erstens  dass  er  dies  thut 
durch  rückfiihrung  auf  eine  allgemeine  Wahrheit,  wie  oOa  und 
der  aorist  i&dgavve  zeigen,  und  hier  erlaube  ich  mir  aufmerk- 
sam zu  machen,  dass  die  leser  des  Thukjdides  keinesweges  immer 
oder  auch  nur  gewöhnlich  das  allgemeine  im  gegensatz  des  ein- 
zelnen lexicalisch  bezeichnet  finden  werden,  etwa  durch  ein  SXwg 
T€  oder  unter  umständen  ä<nf:  sondern  wie  hier  der  allgemeine 
grund  durch  ein  einfaches  auch  angeschlossen  wird,  so  bemerke 
ich  dass  manchmal  nach  einer  reibe  von  einzelheiten ,  die  mit  r£ 
aneinander  gereibt  werden ,  das  allgemeine  ebenfalls  mit  j$  ange- 
schlossen wird.  —  Also  erstens  führt  dieser  satz  den  vorliegen- 
den einzelfall  auf  eine  allgemeine  Wahrheit  zurück;  dann  aber 
geht  er,  in  seinem  zweiten  theil,  über  diesen  zweck  hinaus.  Es 
ist  nämlich  klar  dass  die  bebauptung:  dass  der  feind  nicht  so 
fürchterlich  sein  wird,  davon  müsst  ihr  euch  überzeugen,  sich  auf 
den  allgemeinen  satz  stützt:  denn  der  Wahrheit  gemässe  belehrung 
über  die  nur  anscheinende  stärke  des  feindes  ist  stets  gut  und  hat 
d/e  Wirkung",  die  welche  ihn  be8teV\«ii  x\i\«v%\dil\\cW  zn  machen. 
JAer  der  satz,    daas  verkenoung  der  VvrVL\\diWi  iöäiVa  Va^V. '»« 


ThukydideET.  109 

toUknboheit  verführt,  bat  mit  dieser  begrÜDdung  oiohts  mehr  za 
thun;  so  dass  wir  fragen  müsseo  warum  Thukjdides  dies  hinzu- 
gesetzt habe.  Hier  zeigt  sich  nun  wieder  der  psychologische 
blick  des  raeisters.  Denkenden  mändern  nämlich^  yrie  denn  aus 
iolchen  damals  die  griechischen  beere  bestanden,  diesen  männern 
die  Tor  kurzem  in  ihrer  heimath,  die  einen  im  Peloponnes,  die  an- 
dern in  der  Chalkidike,  viel  schlimmes  erfahren,  und  die  sich  eben 
jetzt  in  einer  gefährlichen  läge  befinden ,  muss  es  sonderbar  ^  ja 
verdächtig  vorkommen  wenn  der  eigne  feldherr  gegen  die  alte 
regel  der  gesunden  Vernunft  sie  zur  Verachtung  ihrer  feinde  auf- 
fordert. Soll  daher  seine  anffbrderung  irgend  eindruck  auf  sie 
nachen,  so  müssen  sie  vollkommen  überzeugt  sein,  dass  ihr  feldherr 
sich  darüber  wenigstens  keinen  illusionen  hingiebt,  wie  gefährlich 
es  ist ,  einen  feind  zu  verachten  der  es  nicht  verdient.  Nun ,  dies 
eben  spricht  der  zweite  theil  unsrer  periode  aus. 

„Diese  aber  haben  zwar  den  vortheil  dass  die  erwartung 
iiires  angrriffs  den  ihrer  unkundigen  schrecken  einflösst;  denn  durch 
ihre  massen  sind  sie  ebenso  furchtbar  für  das  äuge  wie  ihr  lautes 
geschrei  nicht  auszuhaken  ist,  und  wenn  sie  die  gebärde  des  ein- 
hauens  machen ,  fühlt  man  sich  wie  von  ihnen  bedroht.  Welche 
aber  das  aushalten,  die  im  nahekampf  anzugreifen  sind  sie  nicht 
so  vorzüglich.  Denn  einestheils,  da  sie  nicht  in  reih  und  glied 
fechten,  wird  sich  nicht  leicht  einer  was  daraus  machen  einen  ort 
aufzugeben  wo  er  bedrängt  wird;  und  andern  theils,  da  fliehea 
und  angreifen  ihnen  für  gleich  ehrenvoll  gilt,  so  giebt  in  ihren 
äugen  auch  keines  von  beiden  einen  massstab  für  die  tapferkeit: 
eine  solche  kampfesart  aber  die  alles  dem  eignen  ermessen  über- 
lädst wird  wohl  am  meisten  manchem  auch  den  vorwand  bieten 
sich  auf  anständige  art  in  Sicherheit  zu  bringen;  ferner,  wenn  es 
sich  darum  handelt  entweder  mit  uns  handgemein  zu  werden  oder 
ohne  etwas  aufs  spiel  zu  setzen  es  dahin  zu  bringen  dass  wir  vor 
achrecken  davonlaufen,  so  halten  sie  dieses  mittel  für  zuverlässiger: 
sonst  würden  sie  wohl  jenes  versuchen.  Endlich  seht  ihr  deutlich 
dass  all  das  schreckuiss  das  ihnen  vor  dem  kämpfe  innewohnt, 
der  Sache  nach  gering  ist  und  nur  auf  äuge  und  ohr  einen  ein- 
druck macht*'. 

Die  übersettuDg  ist  hier  sehr  frei  verfahren ,   obne   e\c\i  4lo^ 
^eaag'  zu   thua,    —     Ein  gewisser    humor    liegt  in  ov^  S(*^"^®** 


no  UmkjdMes. 

,,iiicht  entsprecheod^y  wie  auch  die  herausgeber  bemerken;  das- 
selbe konnten  sie  bemerken  von  lov  ig  x^^Q<^  iX^eip  matouQay 
TO  ixtpoßijastp  fffiug  äxivSvvoig  ^yovvmt.  —  Ob  ix^oßifim$¥ 
richtig  isty  und  nicht  dafür  ix^oßl^cat  geschrieben  warf  es  ist 
wenigstens  erlaubt  den  zweifei  aufzuwerfen,  da  es  ao  analogien 
zu  mciouQov  ianv  ixg)oßi^au>  gänzlich  fehlt.  Die  stelle  Xen. 
Anab.  II,  4,  19,  die  Krüger  anführt,  ist  ganz  andrer  art.  — 
Das  wichtigsle  was  zu  bemerken  wäre  ist  die  gliederung  des 
Satzes  von  ovn  yag  id^tv  an.  Es  sind  vier  glieder  des  beweises, 
sämmtlicli  durch  7/  in  beziebung  zu  einander  gesetzt,  und  von 
denen  das  vierte  alle  vorhergehenden  zusammenfasst ,  gleichwohl 
aber,  in  der  oben  bemerkten  weise,  dies  Verhältnis  nicht  lexika- 
lisch markirt.  Jeder  andere  Schriftsteller  hätte  vermuthlich  ge- 
schrieben okwg  u  näv  to  nqovnuqxov  6hvov  an  aizwv  ogun 
aaq)(vg  .  .  •  Da  diese  vier  glieder,  von  denen  zwei  wieder  eine 
begrundung  bei  sich  führen,  ein  Satzgefüge  bilden,  so  ist  demge- 
mäss  die  interpuuction  zu  ändern.  Ungemein  schwer  zu  übersetzen 
ist  uvs^iXe^'XTOv  xal  to  uvSquov  Ix^i.  Man  könnte  versucht  sein: 
„so  giebt  in  ihren  äugen  auch  keins  von  beiden  den  beweis  oder 
die  Widerlegung  der  tapferkeit^'.     Denn  ^Uyxog  ist  beides. 

„Haltet  ihr  nun  dem  stand  wenn  es  auf  euch  zukommt,  und 
setzet  dann  so  oft  es  an  der  zeit  ist  euren  rückzug  in  guter  Ord- 
nung und  in ,  reih  und  glied  fort,  so  werdet  ihr  sowohl  diesmal 
schneller  aus  aller  gefährde  kommen  als  auch  für  die  Zukunft  er- 
kannt haben  dass  dergleichen  häufen  denen  welche  ihren  ersten 
angriff  abwarten,  in  Verschiebung  des  angriffs  ihren  mannesmuth 
mit  drohungen  aus  der  ferne  prahlend  zu  erkennen  geben;  die  ih- 
nen aber  weichen,  dass  sie  denen,  in  aller  Sicherheit  ungestüm, 
auf  dem  fusse  folgend,  ihre  beherztheit  zu  fiihlen  geben'^ 

Das  relativum  womit  der  satz  beginnt  vereinigt  in  sich  die 
summe  des  vorher  ausgeführten;  jeder  weiss  wie  gern  die  Grie- 
chen es  anwenden,  und  wie  sehr  es  sich  durch  seine  lebhaftigkeit 
von  dem  ruhig  anschliessenden  relativum  der  lateinischen  spräche 
unterscheidet.  Es  verdiente  daher  wohl  einen  eigenen  namen: 
man  könnte  es  das  emphatische  relativum  nennen.  —  Der 
XMQog  ist  der  moment  wo  ein  angriff  der  feinde  abgeschlagen  ist; 
dann  nehmen  die  Griechen  den  durch  den  angriff  unterbrochenen 
rückzug  wieder  auf  ^  ai&tg.     Dies  scheint  mir  richtiger  ak^  wie 


Thukj<fl(fes.  (11 

CbaB€&  erklart:  ,,wie  ihr  vorgerückt  seid,  so  auch  wieder  .  .  /^ 
Auf  dem  wege  deo  mao  gekommen  wieder  zurückgehen ,  kann  so 
irlel  ick  weiss  nur  durch  näXtv  ausgedrückt  werden.  IldXty  : 
ti^tg  =  runus  :  itentm.  Der  irrthum  ist  veranlasst  durch  die 
iweideotigkeit  des  deutschen  toieder.  Brasidas  beginnt  ja  den 
racking  unmittelbar  nach  seiner  rede,  c.  127  toiavia  o  Bqaatiaq 
nafiatviaag  v/r^/c  to  aTQujevfiUj  und  macht  erst  halt  um  den  er- 
steo  ansturm  der  barbaren  abzuweisen.  Man  vergleiche  nach 
c.  127:  j^  re  ngviit]  oQfAfj  nagu  yvoSfitip  avxitTrfiaav  (dies  ent- 
spricht dem  o  vnofiilvavnq)  xal  zo  Xotnov  img)iQOfjb€vovg  fiiv  ie- 
XoiHfoi>  ifivvovjo  (durch  einen  schlimmen  druckfehler  hat  Classen 
ilfiimyjo),  ^(nf^u^dyiiov  S^  aiiol  vnBxdQovp*  Wenn  ich  aber 
diese  stelle  vergleiche,  muss  ich  mich  doch  fragen  ob  nicht  auch 
an  Qoserer  stelle  ebenso  gut  das  imperfectum  zu  lesen  sei,  vnd- 
fom;  statt  inayayovug.  Es  konnte  leicht  dem  ifnofisCvayisg  as- 
similirt  werden,  und  doch  hat  es  mit  beiden  Wörtern  eine  sehr 
verschiedene  bewandtniss.  ^YnofAiCvavug  löst  sich  auf  in  vnofiit- 
9an:  denn  es  ist  klar  dass  hier  von  einem  einmaligen  Vorgang 
TOD  dem  abschlagen  des  ersten  angriffs  der  barbaren,  die  rede  ist; 
das  folgende  aber  würde  man,  scheint  mir,  auflösen  in  oiar  xatgig 
li  (d.  h.  jedesmal  wenn  ihr  einen  angriff  abgeschlagen  habt), 
ijiuyiTi,  nicht  inayuyeif.  Dies  stelle  ich  als  vermuthung  hin. 
ganz  unmöglich  aber  scheint  mir  ds^a/iirotgy  und  ich  schreibe 
dafür  unbedenklich  ii^ofiivo^g.  Wann  suchen  denn  die  barbaren 
nach  chinesenart  die  Griechen  durch  geschrei  und  wüstes  waffen- 
geklirr  in  schrecken  zu  setzen?  Offenbar  während  ihrer  mehr 
erwähnten  fAiXXfitng^  bevor  die  Griechen  ihren  ersten  anfall,  t^v 
^diitriv  i^6oPy  abgeschlagen  haben;  denn  ist  das  einmal  ge- 
schehen, so  wissen  die  Griechen  waren  sie  sind,  und  die  barbaren 
koDoen  sich  von  noch  so  viel  drohungen  keinen  erfolg  mehr  ver- 
sprechen. Dieser  moment  kann  aber  nur  bezeichnet  werden  durch 
das  futurum  if^ofiirotg. 

Eh  wir  jedoch  von  dieser  rede  des  Brasidas  scheiden,  müssen 
wir  noch  die  frage  erörtern,  ob  wir  recht  gethan  unter  der  fiiX^ 
h(fig,  welche  zweimal,  §.  5  und  6,  darin  vorkommt,  das  erste 
■al  lediglich  die  erwartung  des  angriffs,  das  andere  mal  eine 
•bsichtliche  Verzögerung  des  angriffs  zu  verstehen. 

An  sich  heisst  /uikXtiv  nicht  zögern,   sondern    bevorBteWn^ 


112  ThukjdMes. 

und  aach  dieses  our  iosofero  das  bevorstehende  zu  erwarten  ist;  and 
dadurch  unterscheidet  sich  to  fiiXXop  von  dem  Icofuvov^  welches  das 
bedeutet  was  geschehen  wird  gleichviel  ob  erwartet  oder  unerwartet 
während  9  lo  fiiXXov  auch  von  dem  gesagt  wird  was  schliesslich 
nicht  geschieht,  wenn  man  es  vernünftiger  weise  erwarten  muss 
und  so  lange  man  es  erwarten  muss.  Aristot.  de  Gen.  et  Corr. 
B  11.  337  b  4:  o  ^itv  yaq  dXriOlq  elmTv  ot^  l(rra«,  Jet  tovto 
shut  non  ulrj&eg  ou  ianv  S  dt  vvv  uXrj&i^'  (innv  on  fAilkHj 
oviiP  xwXvei  /A^  yivicd-ut'  fiiXXwv  yäg  av  (deh  av)  ßadC^Hv  itg 
ovx  UV  ßadCcmr.  S.  p.  463  b,  22—31.  Man  sieht  dass  fj^eXXitv 
wesentlich  bezogen  ist  auf  das  beobachtende  subjekt^  wälirend 
iata&m  rein  objektiv  ist.  Zugleich  erhellt  aber  wie  fiiXXnv  zu 
der  bedeutung  des  zÖgerns  kommt,  welche  unzweifelhaft  häufig  im 
Sprachgebrauch  vorliegt.  Denn  da  das  (liXX^iv  sein  ende  er- 
reicht durch  das  eintreten  der  handlung,  so  braucht  einer  nur  den 
zustand  zu  verlängern  wo  der  andre  sagt  (acXXh:  dies  ergiebt  aber 
eine  absichtliche  Verzögerung. 

Wenden  wir  dies  nun  auf  die  erste  der  stellen  an  wo  die 
fiiXXrjCig  vorkommt,  so  scheint  mir  nicht  zweifelhaft  dass  die  bar- 
baren  mit  dem  angrifi*  absichtlich  zögern.  Sie  werden  ja  nicht  so 
thÖricht  sein  die  Griechen  anzugreifen  während  diese  in  Schlacht- 
ordnung dastehen,  sondern  warten,  wie  sie  dies  denn  wirklich 
thun,  bis  die  Griechen  sich  in  marsch  gesetzt  haben.  Diese  Zwi- 
schenzeit benutzen  sie  um  wo  möglich  durch  leere  demonstrationen 
die  Griechen  wie  man  sich  ausdrückt  zu  demoralisiren.  Diese 
demoralisation  zu  hindern  ist  eben  der  zweck  von  Brasidas  rede. 
Dass  also  das  zögern  der  barbaren  ein  berechnetes  war,  nehmen 
wir  für  erwiesen  an. 

Dasselbe  erhellt  aus  dem  schluss  von  ^.  5 :  lov  •  •  ig  x^^Q^i 
iX&tiv  mCxouqov  to  ix^oßi^CHv  ^fAug  axivSvvtag  ^yovPTM*  ixt(v(p 
yuQ  UV  jiQo  jovjov  ixifuivro.  Denn  da  das  ix^oßi^CHv  uxivivvcag 
ein  mittel  zum  zweck  ist,  dieses  aber  nur  durch  Vermittlung  der 
fiiXXrifftg  möglich  ist,  so  folgt  dass  auch  die  fiiXXrjfftg  ein  mittel 
zum  zweck  ist ,  also  in  einem  beabsichtigten  verzögern  des 
angriffes  besteht. 

Uienach  scheint  es  haben  wir  unrecht  gethan,  in  dieser  stelle 
die  fifXXriaig  durch  erwartung,  und  mcVit  dwt^Vi  N^tfkcliUWn^^  ver^ 


TJiakjdides.  113 

togerung^,  oder  eio  'äbaliches  wort,  zu  übersetzen.     Aber  es  scheint 
Mr  10. 

Wir  haben  hier  nämlich  den  fall  der  so  oft  vorkommt,  dass 
fii  griechisches  woK  einfach  eine  tbatsache  bezeichnet  ohne  dass 
iWr  diese  ein  urtheil  oder  eine  meinung  abgegeben  wird.  V^ivdog 
irt  eise  unwalirheit ;  ob  bewusst  oder  unbewusst ,  ob  lüge  oder 
irrtliOBi,  lieg^  nicht  in  dem  worte.  ^(ay  heisst  sehr;  dieser  hohe 
gnd  kann  ein  zu  hoher  sein^  das  kommt  auf  die  umstände  an; 
•^  das  wort  an  sich  spricht  dies  urtheil  nicht  aus.  JiußuXJiHv 
heisst  in  üblen  ruf  bringen;  ob  dieser  ruf  ein  unverdienter  und 
<i«  tmßäXlHP  ein  verläumden  ist ,  wird  nicht  gesagt.  Der  Über- 
setzer ist  hier  an  den  fuss  der  mauer  gedrängt:  in  den  meisten 
ßUeo  findet  sich  kein  neutrales  wort,  er  muss  sich  entscheiden, 
umI  wird  ein  urtheif  aussprechen  wo  der  Grieche  sich  begnügt  die 
tbatsache  zu  melden.  80  sind  die  Übersetzer  in  vielen  fällen  ge- 
ootbigt  dem  alten  autor  ein  urtheil  aufzudrängen  das  jener  doch 
den  leser  anheim  stellte.  Dass  man  dies  vermeiden  muss  wo  es 
geht,  liegt  auf  der  hand. 

Und  hier  geht  es  nicht  nur,  es  ist  auch  geboten.  Denn  ver- 
kürzt würde  der  satz  doch  etwa  so  lauten  müssen:  /jiXXovjtg  fjiv 
^ß(QoC  iiciy,  7TiJoafit%uvng  d'  oixiu»  Der  gegensatz  vuii  zögc- 
riMg  wäre  beschleunigung :  davon  steht  nichts  da.  Der  gegensatz 
Yom  geschehen  des  angriffs  ist  das  bevorstehen  und  die  erwartung 
des  angriffs :  jede  andere  Übersetzung  wäre  demnach  verkehrt. 

Dass  Thukydides  nachher  (durch  ixgdivjo)  das  bevorstehende 
^Is  ein  absichtlich  hingehnltenes  bezeichnet,  ist  ganz  richtig,  und 
er  kaoo  das  tliun  weil  das  wort  jenes  urtheil  zulnsst;  aber  in  dem 
Zusammenhang  worin  das  wort  zunächst  auftritt,  ist  dies  nocb  nicht 
gesdiehen,  wie  der  gegensatz  zeigt. 

Anders  stellt  sich  die  suche  §.  6;  hier  könnte  nicht  der  dat. 
iDstrum.  fAfXkfjatt  stehen  wenn  sie  nicht  das  mittel  zum  zweck 
lind  folglich  beabsichtigt  wäre ;  sonst  hätte  Thukydides  /utekXotfiig 
geschrieben.  Hier  ist  die  piXlricig  ebenso  beabsichtigt  wie  das 
ihr  entgegengesetzte,  iv  im  uC<paXiT  o^sTg:  denn  wie  diese  glieder 
>icb  entsprechen,  so  auch  alle  übrigen  in  dieser  trefflichen  periode, 
^^txofinovatv  :  iridxvvviat  .  loig  fjih  Tfjv  nQtitrjp  IcpoSov  de^o- 
ßipoig  :  oT  S'  uv  hX^coffw  ulzoig  .  unod^v  ämiXalg'  (dies  ist  ein 
^//T}  xaia  jrodag  .  to  urdQetor  :  to  sviffuj^oy.  Was  dies  \eti.\er« 
Pbilologus.    XXXV,  hd.    1.  g 


114  Thukjdides. 

wort  betrifft,  so  wird  es  allerdingpi  weseotlicli  gleichbedeutend  mit 
uvOQilov  gebraucht;  ursprünglich  aber  scheint  es  zu  bedeuten  was 
die  Engländer  animal  splHls  nennen.  Dies  würde  ganz  g^t  auf 
den  physischen  mulh  der  barbaren  ptuisen.  Dennoch  scheint  mir 
dies  nicht  richtig  zu  sein.  Den  barbaren  uviq%(a  zuzugestehen, 
welche  als  eine  ugnri  etwas  fiovi^ov  ist,  wäre  zu  ?ie1  elire,  die 
ihr  früheres  betragen  nicht  verdient  Der  Schriftsteller  scheint  da- 
her anzudeuten  dass  die  barbaren  erst  dann  eti  twiiie  kommen,  dass 
ihnen  erst  dann  der  kämm  schwillt,  wenn  sie  ihre  gegner  weichen 
sehen ;  dann  erst  zeigen  sie  sich  „beherzt*  ^). 

2)  Nachdem  ich  diesen  aufsatz  beendet,  fiel  mir  ein  nachzusehen 
wie  sich  G.  Grote  über  des  Brasidas  rede  und  insbesondere  ober  die 
bestrittene  stelle  äussere.  Ich  fand  (History  of  Qrece.  Vol.  VI.  Chap. 
LIV)  eine  fülle  treifender  bemerkungen  und  glücklicher  übersetzun- 
sen ;  aber  wiewohl  kein  grund  ist  zu  zweifeln  dass  Grote  auch  die 
nragliche  stelle  richtig  versanden,  bedaure  ich  sagen  zu  müssen  dass 
ich  in  seinen  werten  keinen  beweis  dafür  finde:  er  hat  diese  stelle 
übergangen. 

Bremen.  Ad,   Torsir'tk. 

Cic.  Tusctd.  Disputat.  V,  U,  34. 

Quare  demfi»  hoc  sane  Brufo,  ut  sii  heat%is  semper  sapiens: 
quam  sihi  conveniat,  ipse  viderit,  Gloria  quidem  huius  sentenilae 
quis  est  illo  viro  digmorl  nos  tarnen  ieneamns,  ut  sit  idem  hea- 
fi^simtcs.  In  dieser  stelle  findet  1.  P.  Binsfeld  im  Rhein,  museum 
1871,  p.  304  tarnen  anstössig  und  will  dafür  eliam  lesen,  indem 
man  nicht  einen  gcgensatz,  sondern  eine  Steigerung  erwarte,  wie 
5,  1 3,  39.  40  Certe  omnes  virtutis  compotes  heati  sunt.  Et  hoc 
quidem  mihi  cum  Bruto  convenit.  ,  . ,  Sed  mihi  videntur  etiam 
6eatisstnti,  und  5,  27,  76  At  ea  qui  adeptus  sit,  cur  eum  heatum 
modo  et  non  heatissimum  etiam  dixerim  (an  welcher  stelle  Hugo 
Weber  in  seiner  Coniccturae  TuUianae.  Weimar  1871  ,  p.  13 
für  das  unrichtige  handschriftliche  ut  treffend  at  gesetzt  hat). 
Allein  die  Steigerung,  die  an  diesen  beiden  stellen  durch  etiam 
mit  dem  Superlativ  bezeichnet  ist,  ist  hier  schon  hinlänglich  durch 
den  Superlativ  heatissimus  ohne  diese  partikcl  ausgedrückt;  tarnen 
aber  steht,  weil  tios  dem  vorhergehenden  illo  viro  entgegengesetzt 
wird,  ebenso  wie  an  den  beiden  angeführten  stellen  der  gegensatz 
durch  sed  und  at  bezeichnet  ist. 

Mnrienwerder.  Fr,  Zeyss, 


iir. 

Oskische  inschriften. 

1.  Wegebaninschrift  von  Pompeji. 

2.  Weiheinschrift  von  Capua. 

3.  Grabschrift  von  Gnmae. 

4.  Lncanische  grabschrift  von  Diano. 

In  der  Ephemerls  epigraphica  habe  ich  auf  grund  einer  nn 
nich  ergangenen  aiifforderiing  eine  zusammenstelhing  derjenigen 
oskischen  inschriften  veröffentlicht,  die  nach  Th.  Momm- 
sens  werk  iiber  die  unteritalischen  dialekte  an  das  licht  gekom- 
nien  sind  (Vol.  II,  p.  154  —  194j.  Diese  bezweckte  von  den  in- 
schriften zuverlässige  texte  zu  geben  mit  den  erforderlichen 
ai^aben  über  fundorte,  aufbewahningsorte  und  litteratur  derselben, 
lateinische  Übersetzungen  nach  meinem  verständniss  der  inschriften, 
nnd  kurze  erläuternde  bemerkungen.  Abbildungen  von  diesen 
sänmtlichen  oskischen  inschriften  nach  den  von  mir  selbst  genom- 
menen oder  von  guter  hand  mir  zugegangenen  abdrücken  und 
Zeichnungen  der  originale  und  eingehende  sprachliche  und  sachliche 
erklärungen  dieser  Sprachdenkmäler  würden  mehr  räum  und  ko- 
stenaufwand  erfordert  haben,  als  ich  der  redaction  der  genannten 
epigrnphischen  Zeitschrift  irgend  zuzumuthen  wagen  konnte.  Ich 
beabsichtigte  deshalb  dergleichen  erklärungen  von  mehreren 
dieser  inschriften  gelegentlich  später  an  geeigneten 
stellen  zu  geben,    wie    ich    dies  für  eine  derselben  auch  aus- 

8* 


116  Oskische  ioschriften. 

drücklich  zugesagt  habe  (a.  o.  I,  p.  1A7,  n.  20),  und  brioge  liier 
diesen  meinen  vorsatz  zur  ausfiihrung. 

1.    Wegebaninschrift  vpn  Pompeji. 

Am  15.  august  1851  wurde  diebt  bei  dem  siidlicbsten  tliore 
Ton  Pompeji  ein  travertiostein  gefunden  mit  einer  oskiseben 
wegebauinscbrift,  von  der  ich  nacb  meiner  eigenen  Zeichnung 
und  nacb  einem  abdruck  von  R.  Schöne  folgenden  text  gegeben 
babe>  Ephemer,  epigr.  Il,  p.  165,  n.  10:         ^ 

m  .  siuttiis  .  m  •  n  .  ptkntris  •  m 

a](dili8  .  ekak  .  vhim  .  teremn[a 

t]ten8  .  ant  .  pänttram  .  8taf[i 

anam  .  viu  .  teremnatust  .  per 

X  .  lussu  .  v£a  .  pämpaiiana  .  ter 

emnattens  .  perek  .  III  •  ant  .  kaf 

la  .  iüveis  .  meeUkiiess  •  ekass  .  vi 

ass  .  ini  .  via  .  iüviia  .  ini  .  dekkvia 

rim  .  medikeis  .  pümpaiianefs 

serevkid  .  imaden  .  uupsens  .  iu 

SU  .  afdilis  .  prufattens. 

In  dieser  abschrift  sind  die  beschädigten,  aber  in  ihrer  gel« 
tnng  noch  deutlichen  buchstaben  durch  untergesetzte  punkte  be- 
zeichnet. Der  oskische  vokal  o  ist  durch  das  zeichen  u  wieder« 
gegeben  im  ansehluss  an  den  oskiseben  buchstaben  dieses  vokals: 
Y ;  in  der  folgenden  erklarnng  aber  werde  ich  fliesen  laut  durch 
den  buchstaben  9  bezeichnen,  weil  die  denselben  enthaltenden  wort- 
formen dadurch  sprachlich  deutlicher  hervortreten.  Der  bequem- 
lichkeit  des  lesers  halber  stelle  ich  die  lateinische  Übersetzung  der 
vorstehenden  inschrift  voran,  und  lasse  die  sprachliche  ulid  sach- 
Jkhe  erklarnng  folgen: 


Oskiscbe  iDSchriften.  117 

Maius  Suttius  Maii  f.  Numisius  Poatius  Mail  f. 

aediles  faanc  viam  termina- 

verant  ante  pontem  Stabi- 

aium  .  Via  termiData  est  cippis 

X  .  lidem  viain  Ponpeianan  ter- 

minavenHil  cippis  III  ante  ae- 

de»  Jovii  Meilichii  .  Has  vi- 

as  et  viam  Joviara  et  decuma- 

Dani   medicis  Pompeiani 

solide  ab  ino  operati  sunt^  ii- 

dem  aediles  probaverunt 

Die  mehnabl  der  worte  dieser  inscbrift  ist  nacb  form  und 
Udeotuog  im  wesentlichen  bereits  ricbtig  bestimmt.  Die  nacbfol- 
g^eode  erklaning  wird  also  bauptsacblich  auf  die  grammatische 
form  uod  die  bedeutung  derjenigen  wÖrter  eingeben,  die  für  den 
sion  der  wq;ebauinscbrift  von  hervorragender  Wichtigkeit  sind, 
ood  zum  theil  noch  keine  richtige  oder  vollständige  erklärung  ge- 
funden haben,  indem  sie  nach  einander  folgende  hauptgegenstände 
bebandelt: 

i.  die  benennungen  von  wegen  oder  land- 
strassen,  die  in  der  pompejanischen  wegebauinschrift  ge- 
oaoot  sind; 

2.  die  verbal  formen  und  nominal  formen,  welche 
die  art  und  die  ausführung  des  Wegebaus  der  beiden  ge- 
oaooteo  ädilen  von  Pompeji  bezeichnen; 

3.  die  folgerungen  welche  sich  aus  der  vorliegenden 
inscbrift  für  die  eintheilung  und  strassenanlage  des 
Stadtgebietes  von  Pompeji  nach  der  abgrenzuag  des  templum 
^^  itolischen  augurallehre  etwa  ziehen  lassen. 

Ehe  ich  auf  diese  drei  punkte  eingehe,  muss  ich  über  den 
Fundort  des  steines  mit  der  vorstehenden  wegebauinschriffc 
^Qe  bemerkung  vorausschicken.  Ich  habe  denselben  bezeichnet 
^Qith  die  Worte:  inventa  ante  portam  Stahianam  (Ephemer,  epigr. 
'^  p.  165,  n.  20).  Dagegen  ist  neuerdings  wieder  behauptet 
forden,  der  stein  beflnde  sich  „in  dem  stabianer  thor"  (F.  Bü- 
^er,  Jenaer  literatnrz.  1874,  p.  610).  Das»  das  irrig  \&t 
^^hng  die  ausaagea  zweier  iiaUeaischer   archäologen,    wekVie   daa 


118  Oskische  inscliriften. 

stabianer  thor  und  den  stein  unmittelbar  nach  ihrer  ausgrabung 
sahen  und  untersuchten,  Bern.  Quaranta  und  Gull.  Minervini.  Der 
erstere  bestimmt  den  fundort  des  steines  folgendermassen ,  Memor. 
Ercolan.  di  archeol.  Vol.  VII,  Append,  p.  50:  Alzasi  qaesta  pietra 
—  circa  lä,  dove  finisce  un'  anilca  via,  poco  prima  di  giugnere 
alia  porta,  che  guardia  Sldbia  — ;  ed  a  cb»  dalla  ciHa  voglia 
uscire  presentasi  inclinata  indietro  un  pochino.  Mit  dieser  klaren 
und  unzweifelhaften  ortsbezeichnung  stimmen  auch  die  angaben  von 
Minervini  überein  (a.  o.  p.  1.  2.  3).  Das  hier .  genannte  südlichste 
thor  von  Pompeji  nach  Stabiae  zu  ist  aber  ein  einfacher  römi- 
scher bogenbau  (Miuerv.  a.  o.  p.  11.  Overbeck,  Pompeji  p.  54. 
55.  2  A.).  Der  stein  mit  der  wegebauinschrift  stand  also  um  ende 
der  stabianer  Strasse  ehe  man  zu  diesem  römischen  thor 
gelangt.  Minervini  berichtet  nun  aber  weiter,  dass  im  rücken 
dieser  inschrift  spuren  eines  älteren  bogenbaues  sichtbar 
seien  (a.  o.  p.  11  :  al  dorso  della  medesima  iscrizione  appariscono 
iracce  di  altra  piü  antica  costruzione  ad  orco),  und  schliesst  daraus, 
duss  dieser  bau  das  vorrömische  thor  von  Pompeji  nach 
Stabiae  zu  war  (a.  o.:  che  questa  costruzione  era  la  porta  Sta- 
hiana) ,  und  dass  somit  der  wegebaustein  unmittelbar  vor 
-  diesem  thor  seinen  platz  hatte  (a.  o.:  la  iscrizione  si  troverMe 
appunto  innanzi  alla  porta).  Auf  grund  dieser  nach  der  Sachlage 
einleuchtenden  Schlussfolgerung  habe  ich  von  der  inschrift  gesagt: 
inventa  ante  portam  Stahianam.  In  keinem  falle  hatte  also  die- 
selbe ihren  platz  in  dem  heute  so  genannten  stabianer  thor. 

Ich    ziehe    nun   die  benennungen  der  vier  in  der  in- 
schrift genannten  wege  in   betracht. 

Der  erste  derselben  ist  bezeichnet  durch  die  worte:  [ajidili« 
e^h  mam  teremn[ai\tens  ant  ponttram  Staf\i\anam  =  aediles  hie 
viam  terminaverunt  ante  pontem  Stahiannm.  In  diesen  werten 
wird  die  pronomiualform  eka-h  für  einen  acc.  sing.  fem.  erklärt 
mit  der  bedeutung  han-c,  also  entstanden  aus  ^6^fi-lb  für  ^ekam4sj 
in  dem  das  m  des  acc.  sing.  fem.  *eliamy  nachdem  es  sich  dem  gut- 
tural der  enklitischen  partikel  -h  =  lat.  -C6  zu  gutturalem  n 
assimiliert  hatte,  ausgefallen  sei;  und  das  soll  folgen  aus  den  la- 
teinischen Schreibweisen  Quictilis ,  nuc  u.  a.  für  QuinctiUSy  nunc 
(F.  Büchel.  a.  o.  p.  610).  Vou  diesen  beiden  wortformen  weist 
Quictilis  (C.  1.  Lat.  1,  841)  das  acWVu^^u  «v\i^  %>\tl>itiL(Aa  «  der 


Oskische  Inschriften.  119 

staamilbe    auf,    aber   nicht  den  ausfall  eines  aus  der  accusativen- 
dnog  m  entstandenen  n;  hue  für  hunc  aber  gehört  einer  grabschrift 
ifr  spaten  kaiseneit  an,   die  auch  sesto,   anima,  hoc  statt  sejrlifm, 
ammam,    hunc  aufweist  (Bull.  d.  Inst.  a.   1861,  p.  36,  verf.  Aus- 
ipr.  I,  261.  2  A.).     Das  altere  und  klassische  latein  kennt  nur  die 
aecisatiTfomien  him-c,    iUun-c,   tsNn-c,  tun-^,  nun-c^  han-c,  iU<tn-c, 
iilfii-c,   Mit   erhaltenem   n   statt   m  des  accusativsuffixes.     Die  an- 
gefilirten   lateinischen    Schreibweisen    können    also    nicht  beweisen, 
im  \m  oskiscben  dsa-h  ein  aus  nccusativischem  m    entstandenes   n 
Tor  h  geschwunden  sei.     Für  diesen   ausfall   findet   sich    nicht    nur 
in  Oskiscben   sonst    kein    beispiel ,    sondern    die    pronominalformen 
iM-c  fär  ^foiii-c,   acc.  sing.  masc.  vom  pronominalstamm  i-,  erwei- 
tert zu  to-,  und  etm«un-c  für  *0izazum'e  gen.  pinr.  fem.  vom  pro- 
Boaiiuilstamm  eiso-  beweisen  auch  durch  ihr   erhaltenes  n   statt    m 
vor  e,  dass  der  acc  sing.  fem.  vom  pronominalstamme  dbo-  *ekan^ 
gelautet   haben    muss    nach   art    der   oskiscben   accusativform  ion-c 
Qnd  der  lateinischen  han^c,  islon-c,  illan-c,  dass  mithin  eka-k  keine 
accusativform  ist.     Neben  eka-h   finden   sich    die   oskiscben    formen 
da  abl.   sing.   fem.    von    pronominalstammen    mit    der    angefügten 
pftrtikel  -Ib,  -c  :  eüa-hy  eiza^,  exa-c,   ia-c  und  die  abl.  sing.  masc. 
Beatr.  «isu-c-en,  »sat»c  neben  etsod  und  eksu-h,  die  alle  das  ablativ- 
suffix  -d  vor  dem  folgendem  -k,  .-c  eingebüsst  haben,    wie  die  la- 
teinischen   ablativformen  Jia-c,  ista-c,    itta-c^   ha^y    i8t(M:,     Daraus 
folgt,  dass  dbii-fe  abl.  sing.  fem.  ist,  durch  ausfall  des  ablativischen 
rf  entstanden  aus  ^ekad-h,    und  „hier"  bedeutet  (Buschke,    Osk.  und 
Sabell.  Sprd.    p.  181,    verf.    Ausspr.   I,    386.     II,    914,    2  aufl. 
Bnippacb,    Lautl.    d.  Osk.    spr.  p.  90.     Ender,    Formenl.   d.   Osk. 
spr.  p.  68.   Gl.    p.  29).      Bin    abintivisches    adverbium    eha-h   hier 
Bebes  einem  lokativischen  ehi-k  hier  ist  so  wenig    befremdlich    wie 
^a-c  neben  sxet-c  (verf  a.  o.  I,  386.  II,    914.     Kader,   a.  o.  Gl. 
P*  29),  und   im  lateinischen  die  ablati viseben  adverbien  ha-c,  isfo-c, 
^^  neben  den  locativischen  ^c,  isli-c,  ilU-c.     Die    ablativform 
^-k  passt  auch    vollkommen    in   den    Zusammenhang   der    in    rede 
''(eilenden  wegebauinschrift,  wie  sich  nach  der  erklärung  der  worte 
f*"^  ponfirom  8$afianam  ergeben  wird ,    und    ebenso   gut   passt  sie 
^  den  drei  anderen  stellen ,   wo  ekch-h  vorkommt  (Momms. ,  Unter- 
H  dial.  X,   20,    p.  180.    X,    24,    p.  183,    verf.  Kpbem.    epigr» 
y  p.  ISS,   a.  79.     Eader.  a.   o.  Gl.  29).     Dass   osk.  ponU-ra-m, 


120  Oskiscbe  inscliriften. 

„brücke"  bedeutet,  lat.  pont-em,  ergiebt  sich  daraus,  dass  das  os-* 
kiscbe  wort  für  „tlior"  veru  ist  und  für  „weg,  Strasse^  via  (verf. 
Ausspr.  I,  179,  anm.  2  A.)  Ponit-ra-m  ist  mit  doppeltem  #  ge- 
scbrieben  statt  mit  einfachem  wie  alUrei  (Aufr.  Z.  f.  vergl.  spr, 
II,  57.  Momms.  Unterit.  dial.  p.  247).  Die  oskische  Stammform 
fionUrä'  ist  also  mit  dem  suffix  -ra  weiter  gebildet  von  der  wur- 
zelform pofif-,  an  welche  der  lateinische  nominalstamm  fMml->-  in 
pont-i'um  das  suffix  -i  gefügt  hat ,  und  diesen  italischen  wortero 
stehen  zur  seite  skr.  panih-aiiy  path^t-s  pfad,  kchsl.  paf-t  weg, 
gr.  ndj'O-g  pfad,  tritt,  iraj-iu)  trete  (Curt.  Gr.  Et.  n.  349.  4  aufl. 
verf.  Ausspr.  II,  179.  2  A.).  Die  oskische  präposition  an%  ent- 
spricht der  lateinischen  ante,  antld-  (a.  o.  II,  321,  anm.  606.  908). 
Die  Worte  ant  poniiram  =  ante  pwitem  bezeichnen,  da  der  Samus 
und  die  brücke  über  denselben  ausserhalb  der  ringmauern  und  des 
stablaner  thores  von  Pompeji  lagen,  jedenfalls  einen  räum  aus- 
serhalb der  Stadt.  Wie  im  lateinischen  ante  porlam^  im  ita- 
lienischen xnnanzi  alia  porta,  im  griechischen  ttqo  nvXdtav^  im 
deutschen  vor  dem  thor  bedeutet:  weiter  hinaus  vom  mittelpankt 
der  studt  als  dieses  thor,  so  muss  man  das  oskische  ant  ponttram 
verstehen :  weiter  hinaus  als  die  brücke  des  Sarnus  vom  mittel- 
punkt  der  stadt  Pompeji  aus.  Das  ergiebt  sich  auch  daraus^  dass 
in  alter  zeit  der  Sarnus  dicht  an  der  südlichen  stadtmaner  von 
Pompeji  mit  dem  stabianer  thor  vorüberfloss ,  Plin.  H.  N.  111,  5, 
62  S. :  Pompeii  haud  procul  spectato  monte  Vesuvio,  adluente  vero 
Sarno  amne,  dass  mithin  der  räum  zwischen  diesem  thor  und  der 
stabianer  brücke  so  gering  war,  dass  derselbe  nicht  als  eine  be- 
sondere Strasse,  als  via  ant  ponttram  Stafianam  bezeichnet  sein 
würde.  Unter  dieser  via  ist  vielmehr  die  landstrasse  gemeint^  die 
von  dem  alten  stabianer  Ihor  von  Pompeji  bei  dem  fundort  des 
Wegebausteines  über  die  brücke  des  Sarnus  führte,  die,  wie  das 
verbum  teremnattens  der  inschrift  desselben  lehrt,  mit  grenzsteinen 
oder  irgend  welchen  grenzzeichen  versehen  wurde,  welche  das  län- 
genmaass  angaben ,  mit  welchem  die  Strasse  gemessen  war.  So 
standen  später  an  der  ganzen  länge  der  römischen  landstrasseo  bei 
Pompeji  meilenzeiger,  milUaria  (Overb.  Pomp.  I,  15.  2  A.).  Die 
erste  maasseinheit  jenes  alten  oskisch  -  samnitisclien  längenmaasses 
erstreckte  sich  vom  stabianer  thor  und  dem  Standorte  des  wege- 
bausteines  aus  über  die  dicht  davor  befindliche   brücke    des  Samus 


Oskisclie  Inschriften.  121 

hitmuB ,  so»  groflsten  theil  jenseits  derselben ;  hier  ant  ponUram 
Siaßanam  waren  somit  alle  grenzseichen  des  langenmaasses  der 
Strasse  nach  Stabiae  aufgestellt  mit  ausnähme  jenes  ersten  steines, 
der  am  anfangspunkte  derselben  seinen  platz  hatte.  Die  inschrift 
des  Steines  konnte  also  sehr  wohl  sagen  ekah  viam  „hier  den  weg*' 
statt  ^dsank  viam  jydiesen  weg^S  ^^^  ^^^^  die  genauere  angäbe  der 
hauptstrecke  dieser  landstrasse,  auf  der  die  durch  teremnattens  aus- 
gedrückte handlung  statt  gefunden  hat,  zwischen  der  Sarnusbriicke 
und  dem  gebiet  von  Stabiae  durch  die  worte  ant  ponUram  Sia- 
ßanam bezeichnen.  Diese  via  StafUtna  durch  das  landgebiet  von 
Pompeji  bildet  also  die  südliche  fortsetzung  der  heu- 
tigen $trada  Stahiana ,  welche  die  stadt  Pompeji  von  norden 
nach  Süden,  von  der  Porta  del  Vesuvio  bis  zur  Porta  di  Stahia 
durchschneidet.  Ks  unterliegt  keinem  zweifei  mehr,  dass  die 
Stadt  Pompeji  mit  ihrem  landgebiet  nach  den 
grenzbestimmungen  des  templum  der  italischen 
augurallehre  einget  heilt  und  von  Strassen  und 
wegen  durchzogen  war  (B.  Quaranta,  Mem.  Eraol.  d.  arch. 
Vol.  VII,  Append,  p.  89  f.  Nissen,  Das  Templum,  p.  63.  64  f. 
Fiorelii,  Gli  scavi  di  Pompei  dal  1861  al  1872.  Append,  p.  11), 
und  dass  die  strada  Stäb'wna  der  cardo  maximus  dieser  einthei- 
lung  innerhalb  der  stadt  war.  Demnach  ist  die  landstrasse  vom 
stabianer  thor  über  die  brücke  des  Sarnus  nach  dem  gebiet  von 
Stabiae  hin,  die  viam  ant  ponttram  Stafianam  der  cardo  maximus 
des  landgebietes  von  Pompeji,  welcher  den  südlichen  theil  dessel- 
ben in  eine  südöstliche  und  eine  südwestliche  hälfte  theilt. 

Die  bezeichnung  des  zweiten  weges,  von  welchem  die 
wegebnuinschrift  spricht,  ist  via  Pompaiiana  —  ant  kaih  Joveia 
Medikiieis  =  viam  Pompeianam  —  ante  aedem  Jörns  Meilichii, 
Via  Pompalutna  kann  nicht  eine  Strasse  innerhalb  der 
Stadt  Pompeji  bezeichnen,  etwa  die  jetzige  via  de  eepolcriy  da 
man  nirgends  im  alterthum  eine  Strasse  innerhalb  einer  stadt  nach 
dem  namen  derselben  benannt  hat,  wie  schon  Garrucci  und  üuschke 
hervorgehoben  haben  (Mem.  Ercol.  d.  arch.  Vol.  VII,  Append,  p.  34. 
Osk.  Sab.  sprachd.  p.  187).  Eine  via  Pompaiiana  in  Pompeji 
hat  es  so  wenig  gegeben  wie  eine  via  Romana  in  Rom,  oder  wie 
heut  za  tage  in  Berlin  eine  berliner  Strasse ^  in  Paris  eine  rue  de 
Paris  existiert.     Die  via  Fompaiiana  war  also  eine  landstrasse 


122  Oskiscbe  inscliriften. 

ausserhalb  der  Stadt,  die  durch  das  landgebiet  von  Poni|>e; 
nach  einer  benachbarten  Ortschaft  hinführte,  und  aller  wabrsdieio 
lichkeit  nach  von  den  bewohnern  dieser  den  namen  erhalten  hat 
Auf  derselben  ist  die  durch  das  verbum  Uremnatiena  bezeichnet 
handlung  vorgenommen  worden,  und  zwar  auf  einer  strecke  der 
selben,  die  bezeichnet  wird  durch  die  worte:  ani  haüa  Javeis  Met 
l{kiie{8  =  ante  aedem  Jovis  MeiUdki ,  von  denen  das  nomen  htiL 
sogleich  unten  etymologisch  erklart  werden  wird.  In  diesen  wortei 
kann  man  nicht  umhin,  ant  kaila  =  ante  aedem  zu  erklären  aui 
der  bezeiclinung  des  ersten  weges  ant  ponttram  =  ante  ponfem 
so  dass  ant  in  jener  wie  in  dieser  Verbindung  den  sachlichen  sini 
hat:  weiter  hinaus  vom  mittelpunkte  der  stadt  Pompeji.  Die  ab' 
greuzung  des  wegemaasses  uuf  der  via  Pompaiiana  ist  also  durcl 
die  ädilen  von  Pompeji  M.  Siuttiis  und  N,  Pontile  vorgennmmei 
worden  auf  einer  Wegstrecke  von  einem  tempel  des  Jovls  MeUi 
Mos  vor  einem  tiiore  der  stadt  an  bis  zur  grenze  des  landgebiet« 
von  Pompeji  hin.  Da  die  via  Pompallaiui  und  die  viam  ant  pont- 
tram Stafianam  nach  Stabiae  unmittelbar  nach  einander  genanm 
sind,  da  die  strecken  dieser  landstrassen ,  auf  denen  die  durch  te- 
remnattens  bezeichnete  einrichtung  getroffen  ist,  in  entsprechende! 
weise  durch  ant  haila  und  ant  ponttram  bezeichnet  sind ,  so  is 
wahrscheinlich,  dass  die  via  Pompaiiana  in  südlicher  riclitung 
durch  das  landgebiet  von  Pompeji  führte  wie  die  viam  ant  pont- 
tram Stafianam ,  die  Strasse  nach  Stabiae ,  dass  sie  also  e  i  i 
zweiter  cardo  war,  der  diesem  cardo  maxlmne  parallel  lief 
Für  diese  Wahrscheinlichkeit  werden  sich  unten  noch  weitere  an* 
haltepunkte  finden.  Es  bleibt  nun  von  der  bezeichnung  des  zweitei 
weges  das  wort  kaUa  zu  erklären.  Alle  etjmologien  desselben, 
die  von  den  falschen  lesarten  *haula  oder  ^halla  ausgehen  (verf 
Ephem.  epigr.  II,  p.  167),  sind  selbstverständlich  hinfällig.  Jeden- 
falls bezeichnet  haila  Jovels  Meeliklieie  einen  dem  Jovls  Meilichloi 
(Garrucci,  Mem.  Ercol.  d.  arch.  Append,  p.  33  f.)  geheiligten  ge- 
genständ. Ich  habe  haUa  in  Verbindung  gebracht  mit  cailare^ 
caelare  und  caelum  bunzen,  spitzmeissel ,  und  das  wort  cadatvm 
Signum  erklärt  (Ephem.  a.  o.).  Der  einwand,  dass  „dergleichen 
bewegliche  dinge  keine  grenzmarken  bilden <<  (F.  Büchei.  a.  o. 
609),  wiegt  nicht  schwer,  da  götterbilder  bei  altären  oder  gottes- 
Jtäusera   stehen   bleiben,    wo   sie  einmiA  %UV«\i.    ^vcUta  desto  we- 


Oskische  Inschriften.  123 

■iger  gebe  ich  neine  erklärung  von  haila  jetzt  auf  ^  hauptsäcblich 
Malb^  weil  in  rÖmiBchen  wegebauinscliriften  Standbilder  von  göt- 
tern,  so  viel  ich  weiss ^  sonst  nicht  erwähnt  werden,  wohl  aber 
■dirfach  teoipel  derselben  ,  so  zum  beispiel  Or.  6616:  vlas  circa 
»dem  Minervae  lapide  Uirbinato  testamento  stemi  iussii.  Or.  3310. 
OMiN  Augustam  ah  via  Annia  extra  fiortäm  ad  Cereris  $ilice  ster- 
«xdam  curarunt^  und  weil  an  den  landstrnssen  vor  den  thoren 
Rom  und  aoderer  städte  vielfach  tempel  der  götter  erbaut  waren 
(Begier,  Hist.  d.  ehem.  R.  I,  p.  264  f.  II,  33).  Ich  stimme  also 
den  früheren  erklärern  der  Wegebau inschrift  von  Pompeji  darin  bei, 
<lass  haHa  irgend  ein  dem  Jovis  Meilithios  geheiligtes  gebäude 
war,  also  aedem,  templum,  fanum,  deluhrum  oder  saceUum  bedeutet. 
Kalk  ist  kürzlich  wieder  für  ein  wort  derselben  wurzel  wie  lut. 
OBvlae  erklärt  worden  mit  dem  sinne  von  mQtßoXov,  also  von  Int. 
coMoeplirm,  locum  maceria  cinctum  (F.  Büchcl.  a.  o.  p.  610). 
Cdulae,  nur  im  plural  vorkommend,  bedeutet  „bürden,  umfriedigung, 
Temachung,  verzäunung"  für  das  vieh,  nnmentlich  fur  schaafe 
(Fest  p.  46  Muell.,  Verg.  Aen.  IX,  60),  und  wird  daher  von  den 
glossographen  niQfßoXot,  finviga^,  inavhg  erklärt  (Fest.  a.  o.  not. 
^üll.).  Lucilius  braucht  caulae  in  der  übertragenen  bedeutung 
Bcbranken  des  himmels,  des  leibes  oder  des  gaumens  (VI,  492.  II, 
951.  Ill,  255.  700.  706.  Vi,  839.  IV,  618.  658).  Daher  be- 
<leotet  caulae  auch  die  umfriedigung  eines  gotteshauses  oder  got- 
tesbildes  (L.  Corn,  de  XX  qu.  C.  L  Lat.  I,  202,  II,  41.  Murat. 
J*191,  3.  Macr.  Sat.  I,  9).  Cau-la-e  bezeichnet  niemals  ein 
»Mies'*  ding,  hat  daher  mit  cav-u-s  und  mit  ca-^u-m ,  mit  dem 
«wieder  vermengt  ist  (F.  Büchel.  a.  o.  p.  610),  nichts  gemein; 
«»«4a-e  stammt  vielmehr  mit  cau-*u-s,  cav-e-re,  cu-s-*o-«,  cu-ii-s, 
^'tthla  u.  a.  von  wz.  sku-  bedecken,  so  dass  es  die  bürden,  die 
uafriedigung  als  „deckendes,  schirmendes,  behütendes"  ding  be- 
zeichnet (verf.  Ausspr.  I,  353:  vergl.  I,  370,  2  aufl.).  Wäre  osk. 
*«*!  mit  diesem  cau-la-e  von  derselben  wurzelform  cat?-  ausge- 
^iingen,  so  müsste  es  durch  ausfall  eines  v  aus  ^kav-i-la  entstanden 
scio.  Da  aber  das  oskische  inlautendes  v  fester  hält  als  das  la- 
teinisdie,  wie  Gaaviis,  euvele,  suvad ,  Luvihis  u.  a.  neben  lat. 
Oaius,  sui,  sua,  Lucius  lehren  (Bruppach.  Lautl.  d.  osk.  spr. 
76),  so  kaoD  man  nicht  annehmen,  dass  in  osk.  fcaila  doa  \u\uu- 
leode  tf  gegebwuadea  wäre,  das  sich  in  iat.  oau-la-e  zu  u  erwe\e\\V 


124  Oskiscbe  iDScliriften. 

erhalten  liat.  Dem  lateinischen  cau-la-e  würde  ein  oskisches  *cat>- 
la-a  entsprechen,  wie  den  lateinischen  wortformen  aut,  ihetaurumy 
LouciiWy  Loucanam,  Notteeria  u.  a.  die  oskischen  avt,  thegavronif 
Lovhlf  Lovhanateis,  Luvhis  Jovhlioi,  tovHhs,  lovfreis,  NovUtnos,  NiW- 
hrinum  (verf.  auspr.  I,  315.  670.  671.  2  A.  Bruppach.  a.  o.). 
Also  osk.  kafla  hat  so  wenig  gemein  mit  cau-las ,  als  dieses  mit 
ca-e-lu-m;  haüa  kann  auch  nicht  verwandt  sein  mit  lat.  oa-e-Iti-m, 
gr.  xo-T-Xo-g  (verf.  a.  o.  I,  370),  sowohl  wegen  der  festigkeit 
des  inlautenden  v  im  oskischen  als  auch  wegen  der  von  cav-n-s 
hohl  weit  abliegenden  bedeutung  „gotteshaus*^  die  kaÜa  nach  dem 
Zusammenhang,  in  welchem  es  vorkommt,  haben  muss.  Ich  stelle 
daher  hai-la  zusammen  mit  -ciUiu-m  in  domwctl-iu-m  eigentlich 
^haushülle'%  daher  „wohnung,  wohnsitz^',  cU-iw-m  eigentlich  „hülle*', 
dann  „augenhülle,  augenlid'S  ndd.  hill-e  vorrathsraum  von  der  Wur- 
zel kil-  „decken,  hüllen**  einer  nebeuform  von  wz.  kaU  decken, 
hüllen  in  gr.  xaX-(a  hütte,  vorrathsraum,  xaX-to^g,  xaX-^a-^ 
bauschen,  skr.  i^äUä  haus,  khalHi'm  scheuer  (verf.  ausspr.  1,  460. 
461.  462  f.).  In  osk.  haü-a  ist  das  i  der  wurzelform  kiU  zu  ai 
gesteigert  (vergl.  a.  o.  I,  374  f.).  Also  bedeutet  hatl^  eigentlich 
haus  als  „hüllendes**  und  dann  gotteshaus  wie  lat.  aed^ea  :  haus  als 
„feuerstätte**  und  dann  gotteshaus,  tempel  (a.  o.  I,  374.  II,  228). 

Die  bezeichnung  eines  drittten  und  vierten  weg  es 
durch  das  gebiet  von  Pompeji  ist  enthalten  in  den  Worten  des 
letzten  satzes  der  in  rede  stehenden  wegebauinschrift:  ehtss  maas 
ini  via  Joviia  ini  dehkviarim  mediheis  Pompaiianeis  =  7mm  vkis  et 
viam  Jovmm  et  decumanam  medicts  Pompejani.  Die  beiden  ersten 
Worte  ekass  viass  bezeichnen  die  in  den  beiden  vorhergehenden 
Sätzen  genannten  wege,  die  viam  ant  ponHram  Stafianam  und  die 
via  Pompaiiana,  von  denen  die  erstere  sicher  von  norden  nach 
Süden  lief,  die  zweite  aller  Wahrscheinlichkeit  nach;  die  folgenden 
Worte  enthalten  also  die  bezeichnungen  eines  dritten  und  vierten 
weges  durch  das  landgebiet  von  Pompeji  (Garrucc.  Mem.  Ercol. 
d.  arch.  Vol.  VII,  Append,  p.  49  f.). 

Der  dritte  weg  wird  genannt  via  Joviia,  hat  also  seine 
benennung  Jov-iia  jedenfalls  erhalten  von  dem  gottesnamen  Jovi-, 
und  zwar,  weil  ein  heiligthum  dieses  gottes  an  dieser  landstrasse 
gelegen  war.  Ebenso  sind  die  vias  Herculia  einer  römischen  wege- 
bauiascbrift  (GruU  I.^  p.  150,  9)    \oti    ^\vi«m   ^«TVM\«e.tftm^e.l    in 


Oskische  inscIirifteD.  125 

ihrer  uDiiittelbareo  nähe  benannt.  Da  sich  nun  ergeben  bat,  dass 
vor  den  tboren  von  Pompeji  an  der  ma  Pompaiiana,  ein  tempel 
des  Javis  MeilidkioSy  die  Jsaüa  Javeis  Meelrikiieis,  gelegen  war^  so 
ist  der  scbiuas  nabe  liegend^  dass  es  eben  dieser  Jovis  und  dieses 
keiligthum  desselben  war,  nach  welcbem  die  via  Javila  benannt 
w«r.  Dann  lag  also  dieser  tempel  sowohl  an  der  via  Joviia 
als  an  der  via  PomfMtiana,  Und  da  es  nicht  glaublich  ist,  dass 
zwei  konststrassen  parallel  durch  das  landgebiet  von  Pompeji 
liefeo,  die  nur  durch  die  länge  oder  breite  eines  tempels  von  ein- 
ander getrennt  waren,  so  darf  man  schliessen,  dass  die  via  Jo^ 
viia  die  via  Pompaiiana  schnitt  und  dass  der  tempel  des 
J&vis  JHfeüu^ioB  an  der  kreuzung  dieser  beiden  wege 
grelegen  war.  Das  ist  um  so  einleuchtender,  da  römische  got- 
tesbäuser  und  kapellen  ja  so  häufig  an  kreuzwegen  lagen.  Wenn 
nun  die  via  Pompaiiana  y  wie  oben  als  wahrscheinlich  hingestellt 
ist,  parallel  mit  der  viam  ant  ponttram  Stafianam  von  norden 
nach  Süden  lief,  dann  muss  die  sie  schneidende  via  Joviia  die  ricli- 
tang  voo  Osten  nach  westen  gehabt  haben,  also  im  verhältniss  zu 
jenem  cardo  majrimtis,  der  Strasse  nach  Stabiae,  ein  decumamts 
des  südlichen  landgebietes  von  Pompeji  gewesen  sein. 

Die  vierte  landstrasse  ist  bezeichnet  durch  die  worle: 
via  —  dikhviarim  medÜieis  Pompailaneis  =  viam  —  decumanam  me- 
dicis  Pompeiani,  In  meiner  lateinischen  Übersetzung  dieser  stelle 
in  der  Ephemeris  epigraphica  steht  statt  medicls  verdruckt  medices 
(11,  p.  166),  und  es  ist  jedenfalls  meine  schuld,  dass  ich  diesen 
druckfehler  nicht  gesehen  habe.  Dass  es  aber  wirklich  ein  sol- 
cher ist,  erhellt  daraus,  dass  ich  die.endung  -eis  von  mediheis 
Pompaiianeis  ja  nie  anders  erklärt  habe  denn  als  suffixbildung  des 
gen.  sing,  von  stammen  auf  consonunten  und  auf  -o ,  dass  ich  als 
endungen  des  nom.  plur.  dieser  stamme  stets  -s  und  -o-s  angege- 
ben habe  (Ausspr.  II,  1037,  c.  1.  2.  Gen.  sing.  II,  1044,  c.  2. 
nom.  sing.),  und  dass  ein  nom.  plur.  mit  der  bedeutung  medices 
Pompeiani  an  der  obigen  stelle  keinen  vernünftigen  sinn  giebt 
(vergl.  Jenaer  littz.  1874,  p.  696.  Nachtr.  z.  art.  567).  Wenn 
mir  trotzdem  dieser  druckfehler  mit  einer  fülle  von  Worten  als 
grammatischer  fehler,  als  durchlöcherung  der  grammatik,  als  lapsus 
zur  last  gel^t  wird  (F.  B'acheL  a,  o.  609),  so  finde  ic\i  das  \vm 
d/eMsr  Seite  her  vollkommen  erklärlich.     Dasa  die  genitive  mcdikcis 


126  Oskisclie  insctiriften. 

Pompaiianeis    iiiclit   von    dem    folgenden    werte   sereohid    abhängen 
können,    wird    weiter   unten  aus  sprach  liehen  und  sachlichen  grin* 
den  nachgewiesen  werden.     Wichtig  ftir  das  verständniss  der  ganzen 
Inschrift  ist  nun  die  Benennung  des  vierten    weges   via   ädskviarim. 
Schon  B.  Quaranta  hat  gesehen,    dass  in  den  buchstaben  defcX^-  des 
letzteren  wortes  der  anfang  des  dem    lateinischen    äecumanam    ent-> 
sprechenden  oskischen    beiwortes    von    viu    enthalten   sei;    er    gingp 
nur   darin    fehl ,    dass   er  "Viarim    für   ein    besonderes  wort  ansah 
(Mem.  Ercol.  d.  arch.  vol.  VII,  Append,  p.  88  f.).     Das  adjectivum 
dekk'Vi-ari'tn  ist   mit   dem    suffix  -art   gebildet    von   dem    nominal- 
stamm    dehv-ia-  der    dem    umbrischen    iehü-ia-   in    dem   gen.    sing. 
iehv-ias  entspricht   (Tab.  Iguv.  II,  6,   1.     Aufr.  u.  Kirchh.  ümbr. 
sprd.  II,  336  f.     Buschke,  Osk.  Sab.  sprd.  p.  184:    verf.    Epliem. 
cpigr.  II ,  p.  167).     Dieser   nominalstnmm    ist   mit  dem    suffix    -tec 
gebildet    von    dem    stamm    des   Zahlwortes  der  zehnzahl  osk.  deHn-^ 
nmbr.  iehi-,    und    bedeutet   so  viel  wie  gr.  dixd-g  „gesammtheit 
von  zehn''.     Das  suffix  -ari  in  dekkv-i-arirm  hat  im  oskischen  sein 
s  erhalten    wie    dasselbe  suffix    in   den    lateinischen  bildungen  iug^ 
ari'8  (Grut.  I,   p.  35,  12.  vergl.  Or.  U.  6137)  cavi-are-s  (hoslUu) 
milii-afi'Sf   salut-arl-s    u.  a.    (verf.  krit.  beitr.   p.  332).     Da    nun 
nachgewiesen  ist ,    dass  in  der  eintheilung  und  strassenfiihrung  der 
Stadt  Pompeji  nach  den  grenzbestimmungen  des    templum   eine    der 
hauptstrassen  der  stadt,    welche  dieselbe  vom  noianer  thor  im 
Osten  bis  zur  westlichen  Stadtmauer  durchzieht ,  der  de- 
cumanus   maximus   war,    fast  rechtwinklig  durchschnitten  von  der 
strada  Stahiana,    dem  cardo  masimua  (Nissen  ,    über  das  templum, 
p.  63  f.     Fiorelli,    Gli    scav.   d.  Pomp.   d.  1861.  a.  1871.     App. 
p.   11),    so    habe  ich  das  oskische  adjectivum  d«fcJb-i-an-m  in  der 
bedeutung    dem    lateinischen    decif-m-ana-m    gleichgesetzt    (Kphem. 
a.  o. ,    vergl.  Nissen,    das  templum,    p.   12).     Demgemäss    ist  also 
die    via   dekhviarim    eine   durch  das  landgebiet  von  Pom- 
peji  sich   hinziehende    via  decumana ^    eine   fortsetzung 
des  decumanus  maximii8  innerhalb  der  stadt,  die  an  der  ost- 
Seite  derselben  bei  der  Porta  di  Nolu  ansetzte  und  bis  zur   grenze 
von  Nola  reichte.     Durch  dieses  ergebniss  wird  die  richtigkeit  der 
oben    ausgesproclienen    ansieht    bestätigt ,    dass    die  via  JoviU»  e  i  n 
zweiter   dccunmnus   war,    welcher   den   cardo  :  via  Pompaiianaj 
also    auch    den     cardo    maxlmus    '\c8    «ääWcXv^tl  \%.w^^g\«V^  n^w 


/ 


Oskifiche  ioschriften.  127 

PMipeji,     die    vfam    ant    ponHram    Stafianam     rechtwinklig 
schnitt. 

Von    den    accusativen    v^iam   dekkviarim  =  viam   decumanam 
\iagea  ab  die  genitive  sing,  medikeis  PompalianeiSy    welche  denje- 
■i^   obersten    heamten    von    Pompeji   bezeichnen ,    von    welchem 
j«ier  w^    Ursprung! icli    herrührte.      In   derselben   weise  sind  rö- 
■iicbe    landstrassen    benannt    oder     bezeichnet   mit    dem    titel    des 
obersten  Staatsbeamten,   der  sie   angelegt   hat,    zum    beispiel  Grut. 
149,  4:   Imp.  Caes.   divi  f.  Aug.  —   viam  superiorum   coss,    lern- 
en int^atamj  —  Gadeis  vsque  perduxH ,    und  in  der  kniserzeit 
ünA  viae  coasularee ,    viae  praetoriae  solche^   die  von  consuln  oder 
priUoren  angelegt  sind.   Dig.   XLIII,  lit.  8,  ^.  22:    Puhlicas   viae 
iicimiUy  quae  Graeci  ßaatX$xdgj    id  est  regiaSy    nostri  praeioriasy 
olit  eon^tikires  viae  appdlant ;   a.  o.  ^.  23 :    Privatae  viae  — ,    in 
(pus  esitur  de  via  consulari  (vergl.  Bergier,  Hist.  d.  ehem.  R.  III, 
50  f.).     Die  oskische  bezeichnung  viam  dekkviarim   medikeis  Pom- 
ffManels  entspricht  also  der  römischen  via  consularis,    viam  supe- 
riorum  eansulum   tempore  inchoaiam.      Wie   bei    den  Römern    der 
oeobau,  die  erste  anläge  der  Strassen  in  der  regel  nicht  sache  der 
Uikn  war,  sondern  der  consuln  oder  der  censoren,  und  später  der 
kaiser,   wohl  aber  die  erhaltung,    der  aushau  und  die  ausbesserung 
derselben,    so    lehrt    die    wegebauinschrift   von  Pompeji,    dass    ein 
medix   der    stadt   eine  Strasse  des   landgebiet  es   dersel- 
ben zuerst  angelegt  hat,    und  dass  später  zwei  ädilen  von 
Pompeji  dieselbe  ausgebaut  und  vervollkommnet  oder 
bloss  ausgebessert  und  wiederhergestellt  haben. 

Die  nun  folgende  Untersuchung  wird  die  bezeichnungen  der 
ausführung  und  der  art  des  Wegebaus  darlegen,  den  die 
beiden  ädilen  von  Pompeji  ausführen. 

Hier  ist  zunächst  die  bedeutung  der  drei  verba  uupsens,  (e- 
remnattens  und  prufattens  genau  festzustellen,  welche  die  aufein- 
ander folgenden  acte  des  Wegebaus  bezeichnen. 

Die  oskische  verbalformen  mip-s-ens,  ovn-a-fvg  3  pcrs. 
plur.  ind.  perf.  =  lat.  operati  sunt,  up-s^ed  3  pers.  sing.  ind. 
perf.  =  lat.  operatus  est,  ops-a-nna-m  acc.  sing.  fem.  gerund.  = 
tat.  operandam,  sind  von  einem  denominativen  oskischen  verbal- 
stamm op-S'iJ'  der  conjugation  auf  -a  gebildet^  der  dem  Wte\ai- 
achea   oßh-er-ä'    entspricht,    ia    dea    osk lachen    Inschriften    „Wueu, 


128  Oskiscbe  inscbriften. 

bauen  lassen'^  bedeutet,  und  von  bocbbauten  wie  von  w^ebauteo 
gebraucbt  wird  (Momois.,  Unterit.  dial.  p.  306^  verf.  z.  f.  vergl. 
spr.  XI,  323.  329.  330.  363.  XIII,  185.  Ausspr.  II,  1080,  c  3, 
Ender,  Formenl.  d.  osk.  spr.  gl.  p.  54,  verf.  Epbem.  epigr.  11, 
p.  169,  n.  23,  p.  187,  n.  78,  p.  188,  n.  79).  Der  denominative 
verbalstamm  osk.  op-s-ä-  lat.  op-er-ä-  ist  gebildet  von  lat.  opn^s, 
op-us,  skr.  ap-as  werk,  das  mit  ap-i-scl,  ap-iu^s,  etrusk.  ap^r-u-ce 
3  pers.  sing.  ind.  perf.  „baute*'  von  wz.  ap-  fügen,  verfertigen, 
machen  stammt  (verf.  Spr.  d.  Etrusk.  I,  689.  690).  In  altlateini- 
scben  inscbriften  bedeutet  op-us  vorwiegend  „bauwerk^  und  zwar 
des  bocbbnus  wie  des  Wegebaus,  opuSy  facere:  „ bauen <<^  op%ts  fa- 
ciufidum  curare:  „bauen  lassen'*  (€•  I.  Lat.  I,  p.  588,  c.  2).  Den- 
selben sinn  bat  op-ua  aucb  bei  lateinischen  Schriftstellern  in  Ver- 
bindungen wie  hx  de  opere  faciundo ,  redimere  opus,  und  bei 
kriegsschriftstellern  wird  opus  bäuGg  vom  befestigungsbau  gesagt. 
Also  in  der  Wegebau inscbrift  von  Pompeji  bedeutet  uupseiis  :  opus 
fecerunt  und  die  Verbindung  vlass  nupsens  :  vias  fecerunt.  Da  bei 
den  Römern  der  strassenbau  so  hervorragend  ausgebildet  war,  so 
weisen  ihre  Wegebau  inscbriften  eine  fülle  von  ausdrücken  auf,  die 
den  Wegebau  bezeichnen,  wie:  viam  fecit,  fecei,  faclundum  curavity 
fieri  iussit,  coti/ki  iussit,  perdusit,  munivity  stravit,  straverunt,  re- 
sHUtit ,  refecit,  refici  curavit ,  reparavit ,  restaurar(ij  fecii  n,  a. 
Im  oskischen  ist  nur  das  eine  verbum  upsa-  für  den  wegebau  er- 
weislich, und  mit  diesem  wird  auch  der  ausbau  oder  die  herstel- 
lung  eines  weges  durch  ädilen  bezeichnet,  den  ein  früherer  medix 
angelegt  hut,  wie  oben  nachgewiesen  ist. 

Die  verbalfurmen  ter^e-mn-ii-tlens  3  pers.  plur.  perf.  act.  = 
lat.  ter-min-a-verunt ,  ter-e-mn-a-tu-st  3  pers.  sing.  perf.  pass.  = 
lat.  ter-miti-^ita  est  gehören  zu  dem  denominativen  verbalstamm  der 
conjugation  auf  -a  ter-e-mn-a-,  umbr.  ter-mn-ä  in  ter-mn-a-s  = 
lat.  ter-min-a-tus  (AK.  Umbr.  sprd.  II,  390  f.  392),  lat.  ler-miit-a-. 
Dieser  ist  gebildet  von  dem  nominulstamme  osk.  ter-e-nuio-,  durch 
vokaleinschub  entstanden  aus  fcr-miio-,  umbr.  ter-mno-  in  ter-mmi, 
ier-mnes,  ter-mnom-e  (AK.  Umbr.sprd.il,  119.  252  f.  260.264) 
lat.  ter-mino'  in  ter-minu-s  „grenzzeichen*'.  Von  dem  stamme  osk. 
ter-e-mno'  für  ter-mno-,  ter-meno-  sind  ausser  dem  verbalstamme 
ter-e-mn-ä'  noch  gebildet  die  form  des  acc.  plur.  ter-e-mni-ss  = 
lat.    ter-mino-s  y     in    welcher    der     o-slv^mm    \w-e-xw\o-   «v^\   iavkw 


Oskische  inscbriften.  129 

l-8Uimiii  ler-tf-miti-  abgescbwäclit  bat  (vergl.  verf.Ausspr.ll,  605. 1043, 
c  2.  1044y  c.  1.  Schwäch,  d.  nomst.  2  A.),  und  ler-e-itidttn-io  nom. 
acc  plur.  neutr.  greoxzeicheD,  greozsleine,  lat  terminalia  (a.  o.  1, 
580;,  Mit  deiD  suffix  -to  weiter  gebildet  vom  stamme  ter-e-meno", 
f er-mcBO- ^).  Allan  vorstehenden  italischen  wortformen  liegt  ein 
itaiisdier  nomioalstamM  ter-nieno-  ,,  grenzzeichen '^  zu  gründe  mit 
den  suffix  ital.  -itietio,  -mino,  -mno,  gr.  -fjutvo,  skr.  -mana  (verf. 
a.  o.  I,  528.  JI9  258).  Ihnen  zur  seite  stehen  lat  ler-nten,  ter- 
flnoA  grenzzeicben  gr.  xiq-fiwfj  UQ-fia  grenzzeichen,  ziel,  ahd. 
dru^m  ende,  endstück,  und  alle  diese  Wörter  stammen  mit  lat. 
ira-n-s,  in-tr^-rej  ex-tr-a-re,  skr.  tar-a-s  durchdringend,  far-as 
darcbdringeode  kraft,  tarntAas  sich  hindurch  bewegend  von  wz. 
tar-  durchdringen  überschreiten  (Curt.  Gr.  et.  n.  238.  4  aufl.,  verf. 
Anaspr.  I,  511  f.  513  f.  2  aufl.).  Abo  bezeichnen  osk.  ter-e-meno- 
ter-^-mno-,  ombr.  ler-tniio-,  lat  ter-mino-  das  grenzzeichen  als 
„durchdringendes,  durchschneidendes,  trennendes,  scheidendes"  ding. 
Der  denominative  und  causative  verbalstamm  osk.  ier-e-mn-ä- 
ambr.  ter-mn-a-,  lat  fer-ntin-a-  bedeutet  somit  „grenzzeichen  ma- 
chen, mit  grenzzeichen  versehen".  Er  bedeutet  niemals  messen, 
Tcrmesseo,  abmessen  oder  bauen,  und  dadurch,  dass  man  dem  oski- 
Bchen  verbum  fer-e-mn-ä-um  die  bedeutung  metare  oder  viam  fa- 
cere  untergeschoben  hat,  ist  in  die  erklärung  der  wegebauinschrift 
¥0o  Pompeji  laoter  Verwirrung  hineingebracht  worden.  Auf  den 
Wegebau  angewandt  bedeutet  lat.  terminare  die  grenzzeichen  des 
längenmaasses ,  der  maasseinbeit  hinstellen,  mit  welchem  der  weg 
gemessen  ist,  mögen  das  nun  pfähle,  säulen,  cippen  oder  sonstige 
steine  sein«  Daher  steht  ierminarfuni)  auf  altrömischen  cippen 
oder  meilensteinen  geschrieben  (C.  I.  Lat.  I,  609.  613.  vergl.  a.  o. 
608.  610),  und  die  verbalformen  ierminavity  temiinaverunt  finden 
sieh  in  römischen  Wegebau  inscbriften  häufig  neben  dem  nomen 
ctp|io,  wie  noch  weiter  unten  zur  spräche  kommen  wird.  Für 
terminavii ,  terminaveruni  finden  sich  in  denselben  auch  die  aus- 
drücke ^erminoe  eiatui  ioueit ,  iussil  (Willm.  Exempl.  I.  Lat  1, 
865.  866)  und  terminos  exaltavervnt  (a.  o.  I,  850).  Allerdings 
wird    bei   den    römischen    Wegebau  ten    auch   die   breite   des  weges 

1)  Unrichtig  habe  ich  früher  08k.  ter-e-mni-M  und  ier-e-menn-'io 
Ton  einem  consonantischen  stamme  Ur-ß-men-  abgeleitet  (A.uft«pT.  1, 
573.  574.  2  A,> 

PbiMogus.  XXXV.  bd.    L  9 


130  Oskisclie  iDscbriften. 

nach  fussen  bestimmt  (Grut.  I.,  p.  201^  1.  Dig.  XLIIl,  tit. 
^.  21) ;  aber  grenzsteioe  oder  sonstige  greuzzeicben  dieses  breite 
maasses  werden  natürlicb  nicht  gesetzt.  Aus  dem  gesagten  ergic 
sicb^  dass  in  der  oskiscben  wegebauinsehrift  viam  teremnatte 
ebenso  wie  lat.  vkim  Urminaverunf  bedeutet:  sie  haben  den  w« 
mit  grenzzeichen  des  längenmaasses  versehen ,  und  tnu  ierenin 
inst  wie  lat.  via  terminata  est:  der  weg  ist  mit  grenzzeichen  d 
längenmaasses  versehen,  so  dass  sich  dieselben  an  der  alten  stras 
durch  das  landgebiet  von  Pompeji  ebenso  hinzogen  wie  später  d 
milliaria  an  den  römischen  laudstrasseu. 

Die  verbalform  pruf-ä-Ueihs  3  pers.  plnr.  ind.  perf.  =  h 
proh-ä-verunt  steht  in  der  pompejunischen  wegebauinsehrift  Da< 
uupsens  wie  in  anderen  oskiscben  bauinschriften  prof-a-tted  3  per 
sing.  ind.  perf.  =  lat.  proh-ä-vit  nach  opsannam  deded  =  la 
operaiidam  dsdit  (Momms.  ünterit.  dial.  p.  183.  180.  184^  vei 
Ephem.  epigr.  II,  p.  188,  n.  79)  und  nach  aamanaffed  baute,  lie 
bauen  (Momms.  a.  o.  p.  181  ^  verf.  Ztsch.  f.  vergl.  spr.  XI,  334 
Ephem.  epigr.  a.  o.  n.  76).  Diese  perfectformen  gehören  zu  de 
denominativen  und  causalen  verbalstamm  der  conjugation  auf  -i 
osk.  prof-a-'y  lat.  prob-cT,  der  gebildet  ist  von  dem  nominalstamn 
osk.  profo'y  lat.  proho-  „gut^S  der  also  „gut  heissen*'  bedeute 
Der  sinn  der  worte  aidüis  —  viass  —  fiupsen«,  wssu  aidilis  prufattei 
ist  also:  die  adilen  haben  die  w^e  ausbauen  oder  herstellen  ]m 
sen ,  und  dieselben  ädilen  haben  den  bau  gut  geheissen  und  de 
wegebaumeister  abgenommen  und  bezahlt. 

Die  ausführung  und  art  des  pompejanischen  w( 
gebaus  bezeichnen  ausser  den  besprochenen  verbalformen  do< 
die  nominalformen  imaäen,  serevhid  und  das  zweimal  verschied« 
abgekürzt  geschriebene  wort  perek.  per.  Das  zusammengesetzt 
ortsadverbium  imad^en  besieht  aus  dem  abl.  sing.  fem.  iniad  = 
lat.  %ma  und  dem  enklitisch  angefügten  locativ  -e-fi  vom  pronom 
naistamm  i-,  der  dem  lateinischen  -i-n  in  pro-i-tt,  de-i-n  gleich  g« 
bildet  ist,  so  dass  imad-eih  bedeutet  iiide  ah  ima  parte  (verf.  Ztsch. 
vergl  spr.  V,  126.  Ausspr.  II,  914.  915.  Ender.  Formenl. 
osk.  spr.  Gl.  p.  34).  Diesem  oskiscben  imad-en  entspricht  in  woi 
und  sinn  lat.  ah  imo  in  einer  römischen  wegebauinsehrift,  Willn 
Ex.  1.  Lat.  I,  n.  790:  Clivom  stravi  lapide  ab  imo  — ,  itenii 
eundem  ab  imo  leoavi,  der  sache  nach  in  Wegebauinschriften  auc 


Oskiscbe  iosckrifteo.  131 

§  fwnitimmto  (Grut.  J.  p.  690,  9.  Berger,  Hist.  d.  cbem.  R.  J, 
f.  m)  a  fundamenti8  (1.  R.  Neap.  3643  =  Or.  3213)  ah  fun- 
kmmtii  (Or.  6591). 

Ueber  das  wort  sereokid   ist   neuerdings   gesagt   worden ,    es 

sei  abl.  sing,  von  einem  stamme  serevht-,  sei  verwandt  mit  aervare 

it  ado  und  eh-^ervarey  und  bedeute  „but  und  aufsieht^' ;    von  die- 

lea  tenvkid   hänge  der    vorhergehende   genitiv   medikeis    ab ,    und 

diese  beiden  Wörter  zusammen  hätten  den  sinn:    ex  auctoriiate  m«- 

im  (F.   Biichel.    a.   o.    p.  609).      Ser-tMi-re    in    der    Verbindung 

<er-fHi-re  d§  cado  und  in  dem  compositum  o&-«er-t;-a-r«  ist  ein   de- 

Donioatives  verbum   von   dem   odjectivstamme   aer-vo-y    ursprünglich 

m-ta-  fest,   ganz,    heil,    von  dem  sogleich  weiter  die  rede  sein 

wird,  und    dieses  ser-VHi-re  (de  cado)  bedeutet  eigentlich  „geistig 

festetellen,    durch    beobachtung    feststellen  <',    daher   „  beobachten  **. 

GcMtzt    nun   eerevkld  wäre    von   der  grundbedeutung  „  feststellung 

dnrdi  beobachtung,  beobachtung^  zu  dem  sinne  „au&icht,  hut^S    ^f»* 

ipeclio,   CMslodia  gelangt,    dann  würde  aus  der  angeblichen  verbin* 

doog  medfteis  eerevkld  folgen,    dass  der  oberste  beamte  von  Pom« 

peji,  der  medix  als  aufselier  und  hüter  bei  den  wegebauten  amtlich 

thiitig  gewesen  wäre,  welche  die  beiden  niederen  beamten  der  stadt, 

die  ädilen  unternommen  und  gut  geheissen  haben :    da  das  niemand 

{glauben  kann,    so  wird  dem  Bwevh'idy   das  doch  „aufsieht,  hut"  be* 

deuten   sollte,   kurz   hinterher  der  sinn  ex  auctoriiate  „infolge  der 

arlieberschaft,  auf  veranlassung,  auf  anordnung^'  beigelegt,  der  völ* 

%  verschieden  ist  von  „au&icht,  huf  S  und  vollends  mit  eervare  de 

cado  und  chservare  nicht  die   geringste   begriffsverwandtschaft   hat. 

Und  gesetzt,    man    könnte    trotz   alle  dem    es   für  möglich  halten^ 

med&eie  Pompaüaneis  serevlsid  bedeute  ex  auctoriiate  medicis  Poni" 

pnani,  dann  müsste  doch  nothwendig  der  name  dieses  medix, 

des  Urhebers  und  anordnen  des  Wegebaus,  der  hauptperson  bei  der 

Sache,    genannt   sein.      Wo    in    lateinischen    Wegebauinschriften 

durch   ex  auctoriiate    oder   tussu  die  Urheberschaft  oder  anordnung 

eines  Wegebaus  durch  den  höchsten  Staatsbeamten    bezeichnet   wird, 

da  ist  immer  der  name   des   Urhebers   oder    anordners    dieses 

haus   genannt,    so   zum  beispiel,    Willm.  Ex.  I.  Lat.  1,    849:    Ex 

auctoriiate  impCeratorie)  Caesaris  divi  Traiani  Parthici  f(iUiJ  divi 

Nervae  nepofis   Traiani  Hadriani  Aug(u8t%)  —  JL.  Meetiue  Rusii- 

ctfs  rCecta)  r(egione)  restituit  cet.     Or.  U.  6618:  [tfjajic  viam  de-- 

9* 


132  Oskische  insclirifteo. 

rectum  —  restiiuli  iussu  TL  Claudi  Caesaris  Aug(iutiJ  Germfa- 
nlcl)  imperatoria  L.  RufeUius  Sever U8  prlmipUarit  (vergl.  Grut 
I.  p.  197,  4.  p.  198,  3.  4.  p.  199,  1). 

Also  aas  sacblichen  und  sprach! icheii  grüuden  kann  medikeit 
serevkid  nicht  bedeuten  ex  aucioritaie  medkis  oder  medicia  iussy. 
Oben  ist  nuchg^ewiesen ,  dass  die  worte  via  —  medikeis  fVmtfiaiia- 
neis  zusammengehören  und  eine  bezeicbnung  der  landstrasse  sind 
wie  lat.  Viani  superiorum  consulum  tempore  incho(atam)  und  via 
oonsularis.  Die  ablativiscbe  oskische  wortform  ser-e^v-hi^  kann 
sich  also  nur  auf  die  art  des  Wegebaus  beziehen.  Daher  haben 
ältere  erklärer  in  derselben  die  bedeutung  silice  finden  wollen,  das 
in  lateinischen  wegebauinschriften  mehrfach  vorkommt  in  Verbin- 
dungen wie  Or.  H.  6617:  viam  aUice  stenumdamy  a.  o.  6615: 
viam  lapidfe)  silicfe)  —  stenifeadam)  curfaverunt)  idemqfuej  pro- 
bfaverunt)  (vcrgl.  Or.  H.  6616.  Grut.  I.  p.  150,  5.  Belgier, 
Hist.  d.  ehem.  R.  1,  p.  64).  Aber  mit  aUice  lässt  sich  osk.  ser-e-v- 
jl'i-d  um  so  weniger  etymologisch  zusammenbringen,  als  dem  la- 
teinischen Worte  das  gleich  gebildete  etruskische  zü-c  =  sht-i-c-em 
zur  Seite  steht  (verf.  Spr.  d.  Etrusk.  I,  472.  681.  682).  Ich  be- 
gründe nun  eingehender  die  etymologie  von  osk.  aer-e-^-ki'd  ^  die 
ich  bereits  vorläufig  ausgesprochen  habe  (Bpbem.  epigr.  II,  p.  167). 
Das  wort  ist  mit  lat.  ser-v-a-re  „festhalten,  erhalten,  bewaliren^ 
und  mit  ser-v-a-re  „durch  beobachtung  feststellen  <<  in  der  Verbin- 
dung ser-v^-re  de  caeto  und  in  dem  compositnn  ob-«er-f;-a-r«  aus- 
gegangen von  dem  nominalstarame  aer-vo-  „fest,  ganz,  heil'',  der 
enthalten  ist  in  aer-vu^  knecht  als  „unversehrt'  erhaltener  kriegs- 
gefangener  und  in  den  namen  lat.  Ser-v-iu-^^  etrusk.  Ser-v-e,  Ser^-i 
neben  etrusk.  Sar-i;-e-na-« ,  skr.  aar-va-a  vollständig,  ganz  (verf. 
Spr.  d.  Etrusk.  II,  112.  121),  skr.  «ar-a-s  kraft,  stärke,  tauglich- 
keit  von  wz.  aar-  fest,  stark,  unversehrt  sein  (verf.  ausspr.  1,  485  f.). 
Vom  stamme  aer-vo-  ist  im  oskischen  mit  dem  suffix  -Jbo  weiter 
gebildet  der  adjectivstamm  aer-vi-ko-  wie  von  touta-  der  adjectivstamm 
toV'ti'kO'  in  (ou-U-com,  tov-ti-h-a  (a.  o.  11,  1080,  c.  3.  2  aufl.).  Aus 
aer-vi-hO'  wurde  durch  ausfall  des  i  aer-v-ha-  wie  aus  Vovi-Jb-ito-t: 
Jav-k'iiO'i  (Bruppacli.  LautL  d.  osk.  spr.  p.  51)  und  aus  M^-t^•J^ 
durch  vokaleinschub  aer-e-v-ho-  wie  aus  lat.  Hd^-iu-ay  osk.  HeU-e- 
V'ii-a  (verf.  a.  o.  II,  388).  Vom  stamme  aer-e-v-hh-  ist  das  ab- 
lativiscbe oskische  adverbium  ser-6-t;4;i-d  „fest*'  ebenso  gebildet  wie 


Oskisclie  inscliriften.  133 

TOB    stanine  am-prufo-    das    ablativisclic    adverbium  am-prufi-d  = 
lat.  ifit-probe,    ond  wie  im  lateiniscLeu  vom  stamme   facilumo-i    fa- 
Mumed    (a.  o.  II,    469).      Demnach    haben    die    oskiscben   worte: 
t^S8  —  ferevhid  imaden  nwpsens  genau  den  sinn :  vias  —  solide  ah 
tau»  operati  stinf.     Wie  in  der  oskiscben   wegebauinschrift  serevhid 
die  festigkeit  des  Wegebaus  hervorhebt,    so    in  den  entsprechenden 
roniflchen  Urkunden  der  ablativ  silice  oder  der  ausdruck  viam  mif- 
iiire   (C.    I.  Lat  11,   3270.     Willm.  Ex.  I.  Lat.  1,    799.     Ephem. 
epigr.  U,  199,  7.  200,  7).     Nach  den  angestellten  Untersuchungen 
röfliiseber  landstrassen  wurde    die    festigkeit    derselben 
erzielt    durch    lagen    von    grösseren    steinen    und    fest    gestampfte 
schiebten  von  kleinen  steinen,    sand    und    gerölle   in    verschiedener 
zahl  und  reihenfolge  über   einander   (liergier.    Bist.  d.  ehem.  R.  1, 
p.  174  f.  II,  p.  17  f.     E.  Paullus,  Die  Römerstrassen  mit  besond. 
rücks.  auf  d.'  röm.  zebentland,    p.  18.     J.  Scblett ,    lieber  Römer- 
Strassen    mit    bes.    rücksicht    auf    d«    Isarkreis,    p.  28    f.     Overb. 
Pomp.  1 ,    15.  2  A.).      Da    der   censor  Appius  Claudius    im  jähre 
312  V.  Chr.  eine  derartige  feste  iandstrasse  von  Rom    nach 
Capua  baute,  so  ist  begreiflich,  dass  um  dieselbe  zeit,    wie  sich 
unten    ergeben    wird,    als  Campanien   schon    unter  römischer  Ober- 
hoheit   stand,    zwei    ädilen    von    Pompeji    ähnliche    ch  a  us- 
sier te,    feste    landstrassen    in  dem  landgebiet^  von  Pom- 
peji herstellten.     Dass  diese  oben  mit  Steinplatten  belegt  gewesen 
sein    müssten,    folgt  aus  den  ausdrücken  serevhid  imaden  nach  der 
obigen  erkläning  nicht. 

Es  bleiben  nun  noch  die  abgekürzten  Schreibweisen  perek.  Hl 
nach  tsremnattens  und  per,  X  nach  ieremnatust  zu  erklären.  Dass 
diese  nicht  eine  bestimmung  der  breite  des  weges  nach  fiissen  oder 
schritten  enthalten  können,  hat  sich  aus  der  bedeutung  des  verbums 
feremnö-  „grenzzeichen  des  wegemaasses  setzen^^  ergeben.  Es  fragt 
sich  also  ob  perek.  per.  hier  ein  längenmuass  des  weges  bedeuten, 
das  durch  grenzpfähle  oder  grenzsteine  bezeichnet  ist  wie  lut. 
pedes,  miUia  peduniy  passusy  milUa  passuum  oder  ein  gränzzeichen 
des  längenmaasses.  Dass  perek.  nicht  pedes  oder  passus  bedeutet, 
ergiebt  sich  schon  aus  der  duneben  stehendenden  ziffer  111 ,  denn 
die  iptdilen  können  doch  nicht  sagen  ,  dass  sie  bloss  drei  fuss  oder 
drei  schritt  längs  des  weges  grenzzeichen  gesetzt  haben,  oder 
alle    drei    fuss    oder    schritt   ein    solclies.      Perek,    kann   auch   ety- 


134  Oskisdie  inscliriften. 

mologisch  mit  lat.  ped-es  nichts  gemein  haben;  denn  die  po 
pejanische  grafßtinschrift :  pd.  M,  M,  =  lat  pedes  M,  M.  (vc 
Ephem.  epigr.  l\ ,  p.  177 »  n.  46)  lehrt,  dass  dem  lat.  ped- 
gr.  iroJ'CV  im  oskischen  ein  wort  mit  dem  stamme  ped-,  pod-  e 
sprach,  und  oskisches  d  wird  nicht  zu  r  (Bruppach.  I^ntl.  d.  o: 
spr.  1,  63).  Es  ist  aber  doch  sehr  wahrscheinlich,  dass  die  Ca 
paner  und  Samniten  die  länge  des  weges  mit  dem  natürlicl 
roaas  von  fuss  und  schritt  roaussen,  wie  die  Latiner,  und  soi 
unwahrscheinlich  dass  pereh.  per.  ein  anderes  längenmaas  des  \ 
ges  bedeute.  Bei  der  vorliegenden  frage  ist  nun  aber  besond< 
zu  beachten ,  dass  perek.  Ill  und  per.  X  nicht  bei  derojei 
gen  verbum  der  inschrift  stehen,  welches  bedeut 
„den  weg  baue n^S  b e i  uupsens ,  sondern  bei  den  verb« 
formen  teremnatlens ,  teremnatust  mit  dem  sinn  „gränzzi 
eben  des  1  ängenmaasses  des  weges  setzen^^  In  lat 
nischen  wegebau inscliriften  finden  sich  bezeichnungen  des  läng< 
maasses  der  wege  wie  millia  passtium,  miUia  paesuSy  pedum  miU 
pedes  häufig  neben  den  verben  fecity  refecit,  munity  stemendam  < 
ravity  stemendam  curaverunt  y  stravi  u.  a.  (Or.  3312.  3324. 
1.  Lat.  III,  3201.  Willm.  Ex.  1.  Lat.  I,  799.  821.  790  u.  i 
Aber  neben  terminare  „gränzzeichen  des  wegemaasses  setzen^^  f 
den  sich  jene  bezeichnungen  nicht ,  ausser  wenn  zugleich  cifi 
dabei  steht,  so  weit  ich  habe  nachkommen  können.  Auch  Henz* 
den  ich  in  der  sache  um  eine  ausk unfit  ersuchte,  schreibt  mir,  di 
ihm  „keine  längenbestimmung  bei  erwähnung  der  termination  er 
nerlich  sei'S  Es  ist  also  unglaublich,  dass  in  der  oskischen  we§ 
bauinschrift  von  Pompeji  umgekehrt  bei  teremnattens ,  teremnaU 
die  längenbestimmung  durch  perek.  per.  angegeben  wäre,  hingeg 
bei  uupsens y  sie  bauteh  den  weg,  nicht  In  lateinischen  we^ 
bauinschriften  erscheint  neben  terminavity  terminaverunt  häufig  ci 
ablativ  cippo  (Gud.  1.  p.  73,  5.  Grut.  p.  196,  3  =  Willm.  I 
I.  Latl,  847.  Grut  I.  p.  197,  4.  p.  198,  34.  p.  199,  1.  fti 
ranta,  Mem.  Ercol.  d.  arch.  vol.  VII,  App.  p.  68.  69,  vgl.  Will 
n.  o.  I,  848.  849.  850),  und  termin(arunt)  findet  sich  auf  alti 
mischen  cippen  geschrieben.  Daraus  muss  man  schliessen.  dass 
der  oskischen  Wegebauinschrift  via  —  teremnattens  pere^,  HI  I 
deute:  viam  ierminat;erttni  cippis  trtbus  und  viu  ierenmatusi  p 
X  :  via  iermiuaia  est  cippis   decern  y    dass    also   pereh,    per.   abg 


Oskische  Inschriften.  135 

kirzte   Schreibweisen    für   das    wort  sind,  das  im  oskischen  cippus 
Wdeutet     Das  lasst   sich    auch    etymologisch    begründen,    wie    ich 
in  bereits   angedeutet    habe   (Ephem.  epigr.    p.  167).     ich   stelle 
per-0-lk.  zusammen  mit  umbr.  p«r-ca  stab  (AK.  Umbr.  sprd.  II,  107. 
247.  413.     Aufr.  Ztsch.  f.  vergl.  spr.  fl,  57)  lat.  per-ii-ca  stange, 
itab,  maasstab,    gr.  ntg-ovri  spitze ,  nadel,  stacliel,  irnq-d  spitze^ 
sf^tf-o)  durchdringe  durchbohre,  durchstosse,  nttQ-m  durchdringe, 
darchbohre,    durchstosse   fbu  wz.  par-  durchdringen,    hindurchbrin- 
gen,  binuberschaffen  (Curt  Gr.  et.  n.  356.  357.  4  aufl.).     Alle  diese 
nnbrisehen,    lateinischen  und  griechischen  Wörter  bezeichnen  dinge, 
die  an  oberen  ende  sich  zuspitzen  oder   sich    verjüngen ,    und    sind 
TOO  ihrer  befäbigung  zu  „durchbohren^'  benannt.     Auch  grenzpfähle, 
j^ransteioe,    meiiensteine    und    cippen   laufen  in  der  regel  spitz  zu 
oder  verjüngen    sich    nach    oben    wie    stangen    und    stäbe.       Also 
kooote  im    oskischen    ein    nominalstamm    per-ha-  einen   grenzpfahl, 
greoistein  oder  meilenstein  bezeichnen  wie  nmbr.  per-ca  einen  stab 
lat  per-fi-ca  einen  stab,  eine  Stange.     Aus  petAtOr  konnte    im   os- 
kischen durch  Vokaleinschub  per-e-ü»-  werden  wie  aus  *f0r-menn-itf : 
ttf-t-mam-iu ,   aus  ^/fel-v-ü-«  :  HdV^e^AfrS  aus  ^ser-v-hi^  :  ser-e- 
o-fci-d.     Psr-e-H*.  Hl  neben  teremnattens  und  per.  X  neben  terenitta- 
iu\  miissen  instrumentale  ablative    plur.   gewesen    sein,    sind    also 
zu  ergänzen  zu  per»e4e(ai8)  III,   per(ehais)  X  mit  der  endung  des 
ab),  plur.  der  femininen  stamme  auf  -ä  wie   exais-c-ett    (verf.  Aus- 
spr.  I,    695.    2  A.     Ender.    Formenl.    d.    osk.    spr.    p.  60).      ich 
glaube    somit   durch   sachliche    und   sprachliche  gründe  erwiesen  zu 
haben,  dass  die  abgekürzten  Schreibweisen  per-e-k.,  per. 
die  bedeulung  dppis  haben. 

Ich  fasse  nun  schliesslich  die  ergebnisse  der  vorste- 
henden Untersuchung  über  die  oskische  wegebau- 
in s  c  h  r  i  ft  zusammen. 

Nach  den  neueren  Untersuchungen  über  die  cintheilung  und 
strassenfuhrung  von  Pompeji  nach  den  grenzbestimmungen  des  ita- 
lischen femplum  war  die  Stadt  in  vier  regionen  von  unglei- 
cher grosse  get  heilt  durch  einen  von  osten  nach  westen 
gezogenen  decumanus  maximua  und  einen  denselben  schneidenden 
von  norden  nach  süden  laufenden  cardo  maximus ,  und  durch  die 
fortsetzung   dieser    linien    über   die    ringmauern   der  Stadt 


136  Oskisclie  inscbriften. 

hinaus  war  das  umliegende  landgebiet  von  Pompeji  in 
vier  entsprechende  bezirke  getbeilt. 

Der  decumanus  maximus  der  stadt  war  die  vom  nolaner 
thor  im  osten  bis  zur  stadtgrenze  im  w es  ten  laufende  Strasse, 
jetzt  Strada  Nolana,  della  Fortuna  und  ddle  Terme  genannt. 

Der  cardo  maximus  war  die  von  der  Porta  dd  Vesuvio  in 
norden  bis  zur  Porta  di  Stahia  im  süden  die  Stadt  in  ihrer 
ganzen  breite  durchschneidende  Strada  Stahiana. 

Durch  die  diesen  strassenlinien  parallel  gezogenen  decumani 
und  Cardines  war  die  Stadt  Pompeji  in  zahlreiche  viertel  getbeilt 
(Nissen,  Das  templum  p.  63.  64  f.  Fiorelli,  Gli  scavi  di  Pomp, 
d.  1861  a.   1872.     App.  p.  Vo). 

Dem  decumanus  maximus  innerhalb  der  stadt,  der 
Strada  Nolana  u.  a.  entspricht  im  landgebiete  derselben 
die  via  dekkviarim  genannte  landstrasse,  die  Fortsetzung 
jenes  decumanus  über  das  östliche  und  das  westliche  thor  der 
Stadt  hinaus,  nach  osten  zu  die  landstrasse  von  Pompeji  bis  zum 
gebiet  von  Nola.^ 

Dem  cordo  maximus  innerhalb  der  stadt,  der  Strada 
Stahiana  entspricht  im  landgebiete  von  Pompeji  die 
durch  tnam  ant  ponttram  Stafianam  bezeichnete  land- 
strasse, die  von  der  Porta  di  Stahia  über  die  brücke  des8arnus 
nach  Süden  liet  bis  zum  gebiet  von  Stahiae,  Daraus  folgt  mit 
Wahrscheinlichkeit : 

ein  zweiter  d4scumanus  des  landgebietes  von  Pom- 
peji war  die  via  Joviia; 

ein  zweiter  cardo  desselben  war  die  via  Fomjmiiana; 

am  schueidepu  nkte  beider  strassenlinien  lag  die 
haila  Joveis  Meelikiieis,  der  tempel  des  Jovis  Meilichios; 

der  durch  die  erklärte  wegebauinsch  rif  t  be- 
zeugte bau  der  beiden  ädilen  von  Pompeji  M,  Siuttiis 
und  N.  Poniiis  ist  ein  ausbau,  eine  Verbesserung  oder 
eine  Wiederherstellung  der  vier  genannten  Strassen 
im  landgebiet  der  stadt.  Bei  diesem  erhalten  die  beiden 
decumani  desselben,  die  via  dekkviarim,  die  ein  früherer  medix  an- 
gelegt hatte,  und  die  via  Joviia  ein  festes  fundament  von  unten 
auf;  die  beiden  cardines  des  landgebietes,  die  via  ant  ponttram 
Stafianam    und    die    via   Pompaiiana    werden    mit    grenzsteinen 


Oskische  inschrlffen.  137 

des   wegenaasses  'versehen,    die   den  römischen  cippl  oder  mil- 
Ilaria  entsprechen. 

Die  seit  der  abfassung  der  weg-ehauinschrift  von 
Pompeji  läflst  sich  wenigstens  annaherung>sweise  bestimmen. 
Die  überaus  re^^el massieren  gradlinigen  und  rechtwinkligen  buch- 
stabenformen  derselben  stammen  entschieden  aus  einer  jüngeren 
zeit,  als  die  spitzwinkligen  und  stumpfwinkligen,  unregelmässigen 
buchstaben  der  weiheinschrift  von  Agiwne,  jetzt  im  britischen  mu- 
seum, von  der  ich  A.  Murray  in  London  eine  vortreffliche  Photo- 
graphie verdanke.  Da  nun  diese  nicht  vor  der  mitte  des  vierten 
Jahrhunderts  angefertigt  ist  (verf.  Ausspr.  II,  110.  2  A.),  so  ist 
die  Wegebau inschri ft  jedenfalls  nach  dieser  zeit  geschrieben.  Das 
lehrt  auch  das  fehlen  des  auslautenden  m  der  formen  des  acc. 
sing,  vh  Patnpaiiana,  hatla,  Joviia,  das  sich  sonst,  abgesehen  von 
den  lukanischen  und  roamertinischen  inschriften  mit  griechischer 
Schrift,  nur  in  den  spätesten  inschriften  mit  einheimisch  oskischer 
schrift  findet  (verf.  Ephem.  epigr.  11,  p.  155),  die  nicht  lange  vor 
dem  verschwinden  der  oskischeu  spräche  aus  dem  amtlichen  und 
gescliäftlichen  verkehr  Ciimpnniens  um  180  v.  Chr.  (Mommsen  Unt. 
dial.  p.  107),  ja  vielleicht  zum  theil  noch  später  abgefasst  sind. 
Die  beamtentitel  medjkeis  und  aidilis  der  wegebauinschrift  und  die 
oskische  spräche  derselben  in  einer  amtlichen  Urkunde  lehren,  dass 
dieselbe  vor  dieser  zeit  abgefasst  ist.  Also  ist  sie  etwa  zwi- 
schen 300  und  180  v.  Chr.  niedergeschrieben.  Da 
ZQ  dieser  zeit  bereits  die  im  jähre  312  v.  Chr.  angelegte  rief 
Appia  von  Rom  nach  Cnpua  bestand,  so  ist  erklärlich  dass  in 
derselben  ädilen  von  Pompeji  landstrassen  des  landge- 
hietes  der  Stadt  c haussierten  und  mit  mcilensteinen 
versahen. 

2.     Weiheinschrift  von  Capaa. 

Nicht  lange  vor  dem  1.  October  1873  wurde  auf  dem  gebiet 
der  alten  stadt  Capua  ein  ziegel  von  der  form  einer  stele 
gefunden ,  auf  der  einen  seite  mit  dem  relief  eines  ebers  ,  auf  der 
anderen  mit  drei  rosetten  versehen,  und  auf  beiden  sei  ten  mit 
einer  weiheinschrift  gleichen  inhalts  beschrieben,  jetzt  im 
muaeu»    lu    Capua.      Diese    Inschrift  ist  zuerst  herausgegeben  und 


138  Oskisclie  inschriften. 

erklärt  von  G.  Minervini  (Bullet  della  CommissioD.  conservatr.  dha 
Terra  di  Luvoro.  Tornat.  del  1  Ottob.  1873,  p.  99.  100)  an^s 
darauf  von  mir  (Epliem.  epigr.  II,  162,  n.  13).  Seitdem  verdank  .^= 
ich  G.  de  Petra  zu  Neapel  papicrabdrücke  von  den  beiden  iu^ 
Schriften,  welche  einige  berichtigungen  der  bisher  bekannt  gewoE= 
denen  texte  ergeben.  Nach  denselben  lauten  die  beiden  weihein^H 
Schriften  mit  einer  ergänzung: 

a.  auf  der  seite  mit  dem  relief  des  ebers  in  zwei  reihen   vo»"   -i 
oben  nach  unten  geschrieben: 

ekas  .  iüvilas  .  iüvei  .  flagiui  stahint 
minnieis  .  kaisillieis  .  roinateis  .  ner(um) 

b.  auf  der  seite   mit   den    rosetten    in    drei    reihen    von    obevi 
nach  unten  geschrieben 

minieis  .  kaisillieis  .  minateis  .  ner(um) 

ekas  .  iuvilas  .  iüvei  .  flagiui 

stallint. 
In  der  ersten  Inschrift  ist  minnieis  unzweifelhaft,  in  der 
zweiten  tninieis  durch  zwei  papierabdrücke  gesichert.  Das  wort 
nach  ekas  las  Minervini  an  beiden  stellen  iuvilas;  abdrücke  voo 
Janelli  sollen  angeblich  beidemal  iüvilas  ergeben  (F.  Bücbel.  a.  o. 
609).  Aber  die  beiden  mir  vorliegenden  abdrücke  der  zweiten  In- 
schrift lassen  keine  spur  eines  diakritischen  punktes  in  dem  bucli- 
staben  v  von  iuvilas  wahrnehmen,  und  G.  de  Petra  schreibt  mir, 
dass  von  einem  solchen  auch  in  dem  original  nichts  zu  sehen  ist; 
hingegen  in  der  ersten  inschrift  ist  iüvil^is  sowohl  durch  den  pa- 
pierabdruck  uls  durch  die  ausdrückliche  aussage  von  G.  de  Petra 
bezeugt.  Die  buchstaben  der  ersten  der  beiden  inschriften  sind 
kleiner,  von  gedrungener  form  mit  dicken  schenkein  von  ungleich- 
artiger stärke,  wie  sie  pinselinschriften  aufweisen;  die  buchstaben 
der  zweiten  sind  grosser  mit  gleichmässigeren  schenkein,  und  die 
formen  des  a,  h  und  t  sind  im  ganzen  mehr  rechtwinklig  als  in 
der  ersten.  Das  spricht  dafür,  dass  die  erste  inschrift  bei  dem  re- 
lief des  ebers  etwas  älter  ist  als  die  andere. 

Die  Weiheinschriften  auf  den  beiden  seiten  des  ziegds  ent- 
halten dieselben  worte ,  aber  in  verschiedener  reihenfolge,  in  der- 
selben weise  wie  die  weiheinschriften  auf  den  beiden  seiten  eines 
anderen  ziegels  von  Capua ,  der  auf  der  einen  seite  mit  einem  eher 


Oskisclie  inscliriften.  130 

anf  der   anderen   mit   einem  frauenkopf  verziert  ist  (Efiliem.  epigr. 
11  y  p.  160}    n.  10).      Die   lateinische   Übersetzung   der  ersten  der 
beiden  obigren  Inschriften  lautet  nacli  meiner  erklarnng: 
Hae  iuvantes  res  (xagnn^Qux)  Jovi  Fulguratori 
Stent  (sacrae)  Minii,  Caesellii,  Minatis  nobiüum. 
G.  Minervini  hat  den  oskischen  beinamen   des  Jovei  :  FUig-ln-i 
richtige  verglichen  mit  lat.  fiag-r-a-rfy  fülg-ur,  gr.  (pXiy^w,   so  dass 
derselbe  eigentlich  den  „brennenden''  bedeutet,  also   der  sache  nach 
Fulg-uf'^-tor'i.     Derselbe  hat  ferner  in  der  inschrift  die    familien- 
nanen  von  drei  dedicanten  erkannt,  a.  o.  p.   101:    rawisiamo  tusl 
ner  trna    complessiva    determinazione    della   nobile  condizlone   delle 
famiglie  in  esse  commemorate  de*  Minii,    de'    CeseUii,   de*  Minaziij 
und  icb  habe  dem  italienischen    gelehrten   darin    beigestimmt,    dass 
hier  nur    die   familiennamed   der    drei    dedicanten    genannt    seien. 
Dieser  Sachverhalt    ist   seitdem    dahin    entstellt   worden,    ich    hätte 
;^u8  dem  einen  dedicanten  drei  gemacht''  als  ob  ich  „aus    der    rel 
fjplgraphicae  disciplina  gelernt,  dass  bei  den  Samniten  mode  (!)  ge- 
weseo  sich  einfach  Hinz  und  Kunz  (!)  zu  nennen"  (F.  Büchel.  Jen. 
liüz.  1874,  p.  609).     Also  weil  ich  zugestimmt  hübe,   dass  in  der 
if     vorstehenden    weiheinschrift    nur    die    familicnnamen    von  drei 
1      vornehmen  Capuanern  genannt  seien,  deshalb  soll  ich  mir  einbilden, 
r      die  Samniten  hätten  sich  bloss  mit  rufnamen  benannt.     Indem  ich 
die  ausdrucksweisen,  in  welchen  dieser  fehlscbluss  vorgetragen  wird, 
auf  sich  beruhen  lasse,   werde  ich  zuerst  beweisen,    duss  Minervini 
▼ollkommen  recht  hatte,  in  der  weiheinschrift  von  Capua  die  fa- 
niliennamen  von  drei    dedicanten   zu    sehen,    dann,    dass 
vielfach  in  oskischen,  lateinischen  und  etruskischen 
Inschriften  der  geschlechtsname  oder   familienname 
allein  geschrieben   steht,   nachdem    Vornamen  und    bezeicbnuu- 
gen.  der    abstaromung^    neben    den    familicnnamen    längst  sitte   ge- 
worden waren. 

Der  genannte  gelehrte  behauptet  also,  Minieis  (Minnieis),  Cai- 
siUieis,  3finatei8  seien  drei  namen  eines  dedicanten,  muss  also  Minieia 
(Minnieis)  fiir  einen  Vornamen  Minaieis  für  einen  zunamen  ansehen. 
Minius  kommt  bei  lateinisciietf  Schriftstellern  als  vorname  vor  (Cat.  R. 
R.  161.  Liv.  XXXIX,  13.  17.  Vergl.  Momms.  ünterit.  dial.  p.  270. 
G.  de  Petra,  Giorn.  de  scav.  d.  Pomp.  n.  s.  1,  p.  239.  Verf.  Ztscb. 
f.  vergl.  spr.  XX,  104).      Deshalb    habe   ich    die    sigle  MU\.   auf 


140  Oskiscbe  inscliriften. 

einer  bronzeplafte  der  Basil icata  mit  lateinisdier  schrift  ond  os! 
scher  form  i[es  fumiliennameos  Soles  als  vorname  des  vaters 
g^eiiitiv  Minii  erklärt  (Kpliem.  epigr.  II,  p.  198,  n.  90).  ^^ 
man  aber  für  die  namensformen  Minieis  und  MinnteU  in  den  v« 
siebenden  inscbriften  von  Capua  eine  zuverlässige  erklärung  geb 
so  verlangt  die  metbode  besonnener  forscbung,  dass  man  in  erv 
gung  liebt,  welcbe  bedeutung  dieser  name  sonst  in  inschrifi 
oskiscber  spracbe  mit  einheimischer  schrift  bat,  namentlich  in  s 
eben  von  Capua.  Nun  aber  finden  sieb  in  den  grabschriften  eii 
samni tischen  erbbegräbnisses  von  Capua  die  formen  des  familii 
namens  oder  gescblechtsnamens  Minies  nom.  sing.  masc.  und  31 
nieis  gen.  sing.  maac.  (verf.  Ztschr.  f.  vergl.  spr.  XX,  101  f.  104 
Ephem.  epigr.  11,  159,  n.  2.  5).  Daraus  folgt,  dass  auch  in  c 
Weiheinschriften  von  Capua  Minieis ,  Minnieis  dieselben  fanili< 
namen  sind  wie  jene  des  capuanischen  erbbegräbnisses.  Dt 
kommt,  dass  Minivs  in  lateinischen  inscbriften  ein  häufiger  fai 
lieniiame  ist  (C.  I.  Lat.  I,  p.  586,  c.  2.  II,  p.  727,  c.  1. 
p.  1080,  c.  3.  Willm.  Kx,  I.  Lat.  II,  p.  343),  auch  auf  ehern 
oskischem  Sprachgebiet  (Momms.  I.  R.  Neap.  ind.  nom.),  und  d 
derselbe  familienname  auch  bei  den  Elruskern  heimisch  ist,  z 
beispiel  in  Minias'  gen.  sing.  fem.  (verf.  Spr.  d.  Ktrusk.  I,  2 
II,  92). 

Min-aiei'S  habe  ich  für  den  gen.  sing,  eines  familiennam 
mit  dem  suffix  -aii  erklärt  wegen  der  oskischen  formen  des  g 
sing.  Lovkan-alei'S ,  Hereni-atei-s  und  wegen  der  bei  den  Rom 
und  Etruskern  gebräuchlichen  familiennamen  mit  dem  suffix  • 
(Ephem.  epigr.  II,  p.  162).  Diesem  oskischen  familiennamen  M 
atei'S  entspricht  genau  der  etruskische  Minnie  nom.  sing,  ma 
Mm-^iie-s  gen.  sing.  masc.  Min-aii  nom.  sing.  fem.  (verf.  Spr. 
Etrusk.  1,  29.1.  11,  92).  Von  dem  stamme  Miit-ati-  des  oskiscl 
und  etruskischen  familiennamens  ist  mit  dem  suffix  -io  weiter  ; 
bildet  der  lateinische  Min-at-iu-s  (C.  I.  Lat.  I,  p.  586,  c.  2. 
p.  727,  c.  1),  auch  auf  ehemals  oskischem  Sprachgebiet  (Mom 
1.  R.  Neap.  ind.  nom.).  MinaWus  kommt  als  vorname  vor  ( 
brett.  C.  I.  Ical.  Gloss,  p.  1175).  Ob  die  sigle  Min. 
Vornamen  MinatitM  oder  Minius  bedeutet,  lässt  sich  nicht  in  jec 
falle  mit  Sicherheit  entscheiden.  Aber  weder  in  lateinischen 
achriften    erscheint  Mittat mi«  jemals  als  zuname ,    noch    in    etrui 


Oskische  Inschriften.  141 

Ifkiale.  Daraus  folgt,  dass  auch  osk.  Minateü  kein  zu- 
mmm  ist,  sondern  ein  familiennanie  wie  etrusk.  Miiwie,  Ml- 
■ölet,  Mmate^  lat.  Äünatius. 

Ich    habe    die    abgekürzte    Schreibweise     iter,    der    weihein- 
sckrifteo    von  Capua    ergänzt   zu    dem    auf   der   tafel    von    Biintia 
Torkommenden  gen.  plur.  masc.  ner-um  mit  der  bedeutung  foriium, 
ss^um,  principum  (Ephem.  epigr.  a.  o.),   dem  grundsatz  gemäss, 
dttB  man  abgekürzt  geschriebene  Wörter  einer   zu    erklärenden    in- 
schrift  nach  wirklich  vorhandenen  Wörtern  in  inschriften    derselben 
.^     ipiadie   erklären    muss.      Dem    oskischen    gen.    plur.  masc.  ner^m 
M,     stekeo  zur  seite  die  umbrischen  pluralformen  des  worles  ner-f  acc.  plur. 
MK.,  fier-ii«  dat  plur.  masc  generis.     Singularformen  dieses  Wortes 
ctf    liad  weder  im  oskischen  noch  im  umbrischen  noch   in   einer    ande- 
•»i     itfl  itaJiscben  spräche  erweislich.     Also  fehlt  jede  bereclitigung,  in 
da  Toratebenden   weiheinschriften    eine    form   des   gen.    sing,  vom 
stuuie  net'  zu  eigänzen,  die  nirgends  vorkommt. 

Schon  aus  dem  gesagten  erhellt,  dass  die  worte  Mlnieü  fMin- 
mtis).  KaisUlieii y  Minateii  nerCum)  bedeuten  Minii,  Caeselliiy 
MTwaiiM  nobUitim. 

Dieses  ergebniss  werde  ich  nun  weiter  sicher  stellen  durch 
den  beweis,  dass  die  oskisch  redenden  stamme,,  die 
Etrusker  und  die  Römer  in  inschriften  die  personen 
Aäufig  der  kürze  halber  bloss  mit  dem  familienn amen 
oder  geschlechtsnamen  bezeichnen,  ohne  jeden  anderen 
Zusatz. 

Der  familienname  allein  steht  im  nom.  sing,  in 
oskischen  inschriften  verschiedener  art;  so  Maahdiis  auf 
einer  münze  von  Aurunca  (verf.  Ephem.  epigr.  II,  p.  184,  n.  72), 
Sahinis  =  lat.  Sabinius  auf  der  wand  eines  hauses  von  Pompeji 
(a.  o.  n.  39)^  Upils  =  Opilius  auf  der  einen  seite  eines  tlionge- 
fasses  von  Cumae,  und  Ufiis  s=  Ofius  auf  der  anderen  seite  des- 
selben (a.  o.  n.  18),  wo  nichts  berechtigt  die  beiden  namen  zu*  der 
benennung  einer  person  zu  verbinden,  ViUneis  auf  einem  ziegel 
von  Pompeji  (a.  o.  n.  48),  J7eQX€vog  auf  einem  ziegel  von  Mon- 
teleone  (Momms.  Unterit.  dial.  p.  192,  XXXVIII.  p.  285  f.).  Der 
familienname  allein  steht  im  gen.  sing,  in  piQtvs^  auf  einem 
grabstein  von  Sorrento  (a.  o.  p.  190.  XXIV)  KoitBttjtg  auf  einem 
ziegel  von  Moateleone  (a.  o.  p.  192.  XXXVIII,  p.  272).     Ebenso 


142  Oskisclie  insclirifteo« 

stellt  der  fumilienname  allein  von  dedicanten  auf  zie^eln  von  Ca- 
pua und  Cumae^  welche  reliefs  derselben  art,  ja  zum  tbeil  ganz 
dasselbe  bildwerk  aufweisen  wie  der  in  rede  stehende  ziegel  von 
Capua  mit  dem  eber,  den  rosetten  und  den  beiden  weibeinschriften 
der  drei  vornehmen  Capuaner;  so  der  gen.  plur.  allein:  Klwxj^ 
Uium  =  Clovatiorum  auf  einem  ziegel  in  form  einer  stele  von 
Capua  (verf.  Ephem.  epigr.  11,  p.  163,  n.  14),  Upsim  =  Opsio- 
rum  auf  einem  ziegel  von  Cumae  mit  relief  der  göttin  der  nacht 
(a.  o.  n.  19),  und  der  num.  sing.  IÜut;a[(i«]  oder  der  gen.  sing. 
Kluvalteis]  auf  einem  ziegel  vor  Cupua  mit  reliefs  eines  ebers  und 
eines  frauenkopfes  und  zwei  weiheinschriften  für  die  göttin  dumia 
(a.  o.  n.  10).  Genau  so  sind  also  die  drei  dedicanten  Minieis 
(Minnieis),  KaisillieiSy  Minaieis  auf  dem  ziegel  von  Capna  mit 
dem  relief  des  ebers  und  den  beiden  weiheiuschriften  für  den  «/o- 
ve^  Hagiu^  bloss  mit  ihrem  familiennamen  bezeichnet. 

In  etruskischen  Inschriften  sind  dedicanten,  künstler, 
verstorbene  uud  in  kunstwerken  dargestellte  personen  vielfach 
bloss  mit  dem  familiennamen  benannt,  nachdem  längst  bei  den 
Etruskern  nicht  bloss  vorname,  familienname ,  genitiv  des  vaterna- 
mens,  zuname,  sondern  auch  mannigfache  bezeichnungen  der  ab- 
stammung  von  der  mutter  und  der  verheirathung  in  der  personen- 
beuennung  sitte  geworden  waren  (verf.  8pr.  d.  Etrusk.  II,  §.  583). 
Ueberaus  häufig  findet  sich  allein  der  familienname  des  de- 
dicanten in  Widmungsinschriften  auf  thongefässen,  bronzen,  gräbern 
und  grabdenkmälern.  Von  diesen  führe  ich  hier  nur  an  allein 
stehende  familiennamen  von  dedicanten  in  campa- 
nisch-etruskischen  Weiheinschriften  auf  gefassen  von 
Nolu,  Capua  u.  a.,  zum  beispiel  die  nominative  sing.  Teci  (a.  o. 
1,  475.  476.  795),  Scarpwiies  (a.  o.  1,  427.  781),  Niifalus  (a.  o. 
1,  1001),  Tlhenus  (a.  o.  1,  1002)  Sarahus  (a.  o.  1,  319),  und  die 
genitive  sing.  VeU'mel^s)  (a.  o.  I,  521.  435),  Kanuiies  (a.  o.  i, 
527).  Diese  letzteren  entsprechen  also  den  campanisch-oskischen 
alleinstehenden  familiennamen  der  dedicanten  im  gen.  sing.  Minieis 
(Minnieis),  KamlUe{s,  Minaieis. 

Auch  die  Römer  schrieben  nicht  selten  statt  ihrer  volhstän- 
digcn  mehrnamigen  personenbenennuug  bloss  den  geschlechts- 
namen  oder  den  familiennamen.  Auf  ihren  münzen  sind 
bloss    mit    dem    geschlechtsnamen   genannt   die    miinzbeamten  Opei- 


Oskische  ioscbrifteo.  143 

«(Aw),  FWr(ftw)y  Pomp(e%%ui),  bloss  mit  dem  Gognomen,  dos  die 
fimiilie  eines  gescblechtes  bezeichnet  Me(teUu8),  Cina,  Flaus^  Tur- 
dl(««),  Cetegusy  Murena,  Natta,  Magnus,  Faustus,  Caesar,  Libo, 
LdmgiH(us)y  Philippus  u.  a.  (Momms.  Gesch.  d.  rum.  münzw.  p. 
44—290.  C.  1.  Lat  I,  p.  129—139).  In  einer  pränestiniseben 
grahschrift  ist  nur  der  familienname  des  verstorbenen:  Vaironius 
geaaant  (Ephem.  epig^.  1,  p.  30,  n.  122) ;  ja  sogar  ein  römischer 
censor  wird  allein  mit  seinem  familiennamen  bezeichnet:  [in  cen- 
sujro  Caecili  (Momms.  t.  Tiburt.  Ephem.  epigr.  II,  p.  199). 

Somit  ist  erwiesen  dass  in  den  beiden  weiheinschriften  des 
Ziegels  von  Capua  die  Worte:  Minie^  (Minjiiei«),  Kaisillieü,  Ml- 
naieU  ner(um)  bedeuten:  Afinii,  CaesiUii,  M'matis  noh'Ulum, 

Ich  habe  nun  noch  das  wort  iov-l-la-s,  luv-i-la-s  derselben  in 
erwäguog  zu  ziehen.  Es  ist  behauptet  worden ,  dieses  sei  nom. 
siog.  fem.  eines  adjectivums,  gebildet  vom  gottesnamen  Jovei  und 
bedeute  res  ad  lovem  perHnetites ,  „vielleicht  der  blitzsühne  die- 
Bead^  (F.  Biicbel.  a.  o.  p.  609).  Wollten  die  vornehmen  Ca- 
puaoer  dem  ,,blitzenden'^  gott  geräth  zur  „blitzsühne*'  weihen,  so 
müsste  man  erwarten,  dass  sie  dasselbe  nach  dem  churakteristisciien 
beinamen  des  „blitzenden  gotCes'*  Flagiul  benannt  hatten.  Aber 
auch  wenn  too-i-lo-s,  iuv-i-la-s  nicht  dinge  bezeichnen,  die  zur 
blitzsühne  gehören,  so  ist  doch  seine  ableitung  von  iovei  und  die 
angebliche  bedeutung  „dem  Jovis  gehörige  Sachen*'  unglaublich. 
io  romischen  weiheinschriften  sind  redeweisen  wie  ^lovi  lovialia 
Stent  oder  *3farti  Martialia  dederunt  ganz  ohne  beispiel.  Ebenso 
kommt  sonst  in  oskischen,  umbrisch^n  oder  etruskischen  weihein- 
schriften eine  derartige  ausdrucksweise  nicht  vor.  Und  das  ist 
begreiflich,  denn  ausdrücke,  die  auf  den  sinn  hinauslaufen  „dem 
gotte  gehörige  dinge  dem  gotte  schenken*^  enthalten  einen  Wider- 
spruch in  sich,  da  man  niemandem  etwas  schenken  kann,  was  ibm 
schon  gehört  Und  wenn  wenigstens  das  vermeintliche  oskiscbe 
adjectivum,  das  res  ad  lavem  pertinentes  bedeuten  soll  im  nom. 
sing,  neutr.  gebraucht  wäre,  also  etwa  ^iot;iIa,  ^iuvila  lautete, 
dann  könnte  man  allenfalls  zugeben,  dass  dasselbe  substantivisch 
gebraucht  wäre  in  der  art  wie  lat.  Cerealia,  Floralia,  Saturnalia, 
Volcanatia  u.  a.  Aber  einen  nom.  plur.  fem.  des  adjectivs  ioviläs, 
iuvUas  als  Substantiv  gebraucht  mit  dem  sinne  „sachcu  des  Jovis** 
kaoQ  man  so  wenig  der  oskischen  spräche  aufbürden,    wie   im  la- 


144  Oskisclie  inschrifteii. 

teinisclien  der  oom.  pliir.  fem.  iovlal^  für  sich  allein  als  substan- 
tivum  vorkommt  und  sachea  des  lovis  bedeutet,  und  so  in  der 
Verbindung  ^lovh  loviales  aient  in  einer  römischen  weiheinscbrift 
ersclieiut. 

Ich  muss  daher  bei  meiner  erklärung  verharren ,  dass  ior-i<- 
la-s^  iuv-i-la-a  acc.  sing.  fem.  eines  substantivums  ist,  das  mit  lat« 
luv-a-i  „es  erfreut^'  und  mit  iti-c-uttdu-«  für  ^iov-i-c-uiidtt-«  von 
einer  Wurzel  stammt  und  res  iuvantes,  erfreuliche  gegenstände  x^- 
QiiSiiJQtu  für  die  gottheit  bedeutet.  (Ephem.  epigr.  11,  p.  162). 
Man  kann  iuv-a-t  „es  erfreut,  ergötzt"  mit  lUtMi-re  helfen  ab- 
leiten von  der  wurzel  ju-  bewahren  vor,  abwehren,  oder  von  der 
Wurzel  JU"  anziehen,  au  sich  ziehen,  anspannen,  festhalten  (BoeLtl. 
u.  R.  sanskrwb.  VI,  138  f.).  Mir  ist  das  letztere  einleuchtender, 
so  dass  tuv-a-t  von  der  sinnlichen  bedeutung  „zieht  an,  fesselt*^ 
zu  der  vergeistigten  „ist  anziehend,  fesselnd,  ist  erfreulich,  ergötz- 
lich" gelangt  ist.  Von  dieser  wurzel  tu-  wurde  mit  vokalsteig'e- 
rung  von  u  zu  ou  ein  verbalstamm  iov-C',  jünger  itiv-i-  der  iCali^ 
sehen  conjugation  auf  -e  gebildet.  Von  diesem  sind  weiter  ^- 
bildet  lat.  ^'iov-i-c-inidu-s ,  iu-c-undu-s  (verf.  Krit.  beitr.  p.  43. 
128  f.  Nachtr.  p.  146  f.  Ausspr.  II,  575  f.  2  A.)  und  der  os- 
kisciie  nominalstamm  iov-i-ld-,  jünger  iut;-i-Iär-  in  dem  nom.  plur. 
fem.  iov-i4ä'8,  iifi;-i4a-«.  Von  derselben  wurzel  ward  danebeo 
ein  verbalstamm  der  conjugation  auf  -ä  :  iav^ä^,  jünger  itiv-a- 
gebildet,  der  in  lat.  iuv-a-t  vorliegt.  Neben  der  älteren  oskischen 
form  iov'i-la-s  steht  die  jüngere  tuv-i-la-s  wie  neben  JLovk-l, 
Lavh-an-atei-a  Nov-l-anu^m  die  jüngeren  formen  LMvh-t-Sy  Lmv^I* 
k'i'8,  Nnv-kr-inu-m.  Der  stamm  iov-i-lä-  ,ist  eine  bildong  mit  dem 
femininen  suffix  -lä  wie  die  lateinischen  substantiva  cande4a,  me- 
de-la,  suade-ln,  iuie-la  u.  a.  a4a  für  ^ag-su-la,  ma-la  fur  ^moj;- 
sU'lu  (a.  o.  1,  640.  641),  und  mit  dem  suffix  -lo  :  titib-i-lo,  titc^-»- 
lu'8  vom  verbalstamme  nub-e-  (a.  o.  1 ,  456).  Demnach  bedeutet 
ioV'i-la'S,  %uV'i'la'8  „erfreuliche  gegenstände^,  und  im  zusammen- 
hange der  in  rede  stehenden  weiheinschriften:  „erfreuliche  gaben*' 
für  die  gottheit.  So  bedeutet  gr.  ;|fapMrri7^«a  :  jjfo^^ci^a  ÖiZqu 
(Hes.),  und  wird  so  gebraucht  in  Verbindung  mit  verben  die  dar- 
bringen, weihen,  opfern  bedeuten  wie  x^Q^^ii/iqm  toTg  &iOig  äno^ 
uXiiv,  x'^Q^^^Q^^  uvau&ivatj  x^Q^^^iQ^^  &v€tr,  ilxiuia  ^veiv  xui 
XüLQiatr^qia y    Arrian.    Peripl.    P.    E.  p.   13,    10:    lavta    ffv^xnaviu 


Oskische  inschrifteo.  145 

pt^^aiiigia  i^  *AxtXXi7  äpuxmai.  Diesen  griechischen  ausdrücken 
einer  weiheformel  entsprechen  die  oskischen  der  weiheinschrift 
TOD  Capua:  eka$  lavilas  (iuvilas)  lovei  Flagiui  stahlnt  =  hae  iu- 
tantes  res  (jjra^iarif^ia)  lovi  Fulguraiorl  stent. 

3.    Grabschrift  von  Comae. 

Die   grabschrift   eines   steine«   von  Capua  in  form  einer  aedi- 
cutuj  jetzt  im  museum  zu  Neapel  lautet : 
Statie  Silies  Salavs. 
Ich    habe    dieselbe   wiederholt    und    eingehend  besprochen  und 
Bacbgewieseuy  dass  sie  zu  übersetzen  ist: 
Statins  Silius  Salvius, 

und  ans  vomamen  familiennamen  und  sunamen  eines  verstorbenen 
besteht  (Z.  f.  vergl.  spr.  XI,  325  f.  XX,  97.  Ephem.  epigr.  II, 
p.  164,  n.  17).  Kürzlich  ist  die  behauptung  vorgetragen  worden, 
esk.  Salavs  sei  nichts  anderes  als  lat.  salvus  und  könne  so  viel 
bedeuten  wie  lat.  t;it;tl,  viws  fecit  oder  vivos  (F.  Bücheier.  Jen. 
littz.  1874,  p.  610).  Wenn  im  lateinischen  salvus  gleichbedeu- 
tend wäre  mit  vivusy  und  wenn  in  lateinischen  grabschriften  saU 
ms  den  sinn  hätte  viws  fedt  oder  vivii^  dann  wäre  wenigstens 
einige  berechtigung  vorhanden ,  zu  schliessen ,  dass  Salavs  in  der 
oskischen  grabschrift  von  Cumae  denselben  sinn  haben  könnte. 
Da  aber  die  bedeutungen  von  lat.  vivus  und  salvus  ganz  ver- 
schieden sind,  und  da  salvus  in  lateinischen  inschriflen  niemals  den 
sinn  rtrtfs  fecii  oder  vivus  hat,  so  fehlt  dem  versuch  ein  oskisclies 
Salavs  mit  dieser  bedeutung  zu  beschaffen,  jeder  sprachliche  bodeii. 
Als  möglich  wird  zugelassen ,  dass  Salavs  ein  zuname  ** Salvus  sei. 
Meine  ansieht,  dass  Sal-a-v-s  aus  osk.  Sal-a^v-ii-s  entstanden  sei, 
wird  abgefertigt  mit  der  äusserung,  die  annähme,  dass  SaUa-v-s 
aus  SaUa-^'ii-s  habe  „verstümmelt'S  das  ganze  suffix  „ausgemerzt^' 
werden  können  gründe  sich  bloss  auf  „unkritische  vermengung' 
von  oskischen  vor-  oder  bei-  und  gentilnamen,  indem  mau  Heirens 
und  Heir^nts  „in  einen  topf  wirft",  weil  die  Lateiner  nur  Heren- 
nius  kennen,  Upils  wegen  des  lateinischen  Opilitis  durch  Opilius 
statt  durch  OpilhtSy  Vpfals  durch  Upfalius  wiedergiebt  (F.  Bü- 
chder  a.  o.). 

Philologns.     XXXV.  bd.    1.  10 


146  Oskificlie  inschrifteD. 

leb  beleuchte  zunächst  die  letzte  dieser  belmuptuogeo ,  dasM 
die  oomlDativformeii  UpilSf  UpfaUs  von  den  auf  -lo  auslaoteodeo 
Stämmen  Upilo-y  Upfalo-  gebildet  seien.  Oskische  nominalstäniiDe 
die  auf  -h  auslauten ,  werfen  im  nom.  sing,  dos  nominativzeicbeii 
8  mit  dem  vurhergeheuden  stummvoknl  o  ab,  und  lauten  in  diesem 
casus  auf  -l  aus;  so  die  zuuamen  Auhily  Mutü  =  lat.  MutUus, 
Fimly  die  vornamen  Mitly  Paa^ul  und  das  appellativum  famd  = 
lat.  famuUis  (Momms.  Unterit  dial,  gloss.,  verf.  Ztsch.  f.  vergl.  spr. 
XI,  324.  XX,  102.  Ausspr.  II,  605.  2  A.  Ender.  Formenl  d. 
osk.  spr.  p.  48.  vergl.  gloss.  Bruppach.  Lautl.  d.  osk.  spr.  p. 
48.  92.  Stephany,  De  numin.  Oscor.  declinat.  cum  Latin,  compar. 
p.  14).  Dass  im  umbrischen  der  nom.  sing,  von  stammen  auf 
'h  ebenso  abgestumpft  wurde  wie  im  oskisclieo  und  auf  -l  aus- 
lautete, lehrt  umbr.  hate-l  =  lat.  catu-lu-s  (AK.  Umbr.  sprd.  I, 
115.  116). 

Im  lateinischen  sind  ebenso  durch  abwerfung  der  nominativ- 
endung  -os,  -tis  nach  l  abgestumpft  die  nominative  sing.  /amtf-T 
für  famu-lu'8,  con-«ol,  con-^^,  praihsul,  es-md,  suh-sul,  mth-id  and 
spntlateinisch  fige-l  fur  fiffu-Ut-a  mas-ce-l  für  mM-cii-lii-«  (verf. 
Ausspr.  II,  593.  605.  2  A.).  Im  etruskiscben  hat  dasselbe  sehwin- 
den der  nominativendung  -o«,  -tfs  nach  I  stattgefunden  in  den  no- 
minativen  sing.  CTanU,  Siansly  Thatu^ü,  TliaiuUhtml,  Jltattackvd 
neben  TiHmchvilus  (verf.  Spr.  d.  Etrusk.  I,  126.  127.  154  f.  347. 
348.  vergl.  317).  Wie  nach  {  so  wird  auch  nach  der  anderen 
liquida  r  die  endung  -o9-,  -tis  des  nom.  sing,  von  0-stämmen  ab- 
geworfen im  oskischen,  umbrischen,  lateinischen  und  etruskischco 
(verf.  Ausspr.  II,  592  f.  605.  2  A.  Spr.  d.  Etrusk.  I,  348—354. 
836—838). 

Nach  diesem  gesetz  der  italischen  und  insbesondere  der  oski- 
schen nominativbildung  konnte  der  nom.  sing.  masc.  der  stamme 
üpilo'y  UpfalO'  nur  *T7pil,  ^Upfal  lauten  wie  von  osk.  MuUlo-, 
famelO'y  Paahuh-  die  nom.  sing.  masc.  Muiil,  famel,  Paakul,  Dar- 
aus ergiebt  sich  unwiderl^lich ,  dass  die  nominativformen  Upil-s, 
Upfals  nicht  von  den  stammen  UpiUh,  Upfalo-  gebildet  sind,  son- 
dern von  den  stammen  mit  dem  suffix  -to  :  Upilio-y  UpfaHo-,  dass 
somit  Upil'8  der  oskische  familienname  ist,  der  dem  lateinischen 
OpU-iu-$  entspricht  (Minerv.  Bull.  \ap.  n.  s.  I,  163,  verf.  Ztsch.   f. 


Oskuclie  Inschriften.  147 

wgl.  spr.  XI,  324.  XVIII,  254  f.  XX,  102.  103.     Ausspr.  II, 
605.  2  A.     Ender  a.  o.  p.  48.  49). 

Die    nominativform  Heiren^s  Icommt    vor   auf   einem    campani- 
Kkeo  zi^el,  Epiiem.  epigr.  II,  183,  u.  69:  Ueirens  Frus  up8ed=s: 
BmsHnlus  Frontus  operatus  est.     Neben  Heirens  stehen   die    nomi- 
Bitive  des  oskischen  faraUiennamens  Heirenn-i-Sy  Herenn-iu,  Heren-i 
(Verf.  a.  o.  II,  1078,    c.  3).     Daneben' erscheint  zu  Pompeji  und 
BODst  auf  ehemals  oskischem  Sprachgebiet  der    lateinische  familien- 
nane  fierenn-tu-s    (C.   I.   Lat.  IV,   p.  230,   c.  4.     Momms.  I.  R. 
Neap.  Ind.  nom.),    und    ebenso   häufig  auch  in  anderen  lateinischen 
ioichriften   (C.  I.  Lat.  I,  581,   c.  2.    II,  723,  c.  3.    Hl,  p.  1076, 
r.  3.    Willm.  Ex.  I.  Lat.  I,   p.  332).     Selten    ist  der  zuname  He- 
mn-itf^  (€.  I.  I^t.  II,  p.  738,  c.  4).     Bei  Livius    kommt  einmal 
der  Vorname    eines    Campaners    Herenn-iu-s    vor    (XXXIX,     13). 
Von  einem  familiennamen,  zunamen  oder  vornamen  mit  dem  stamme 
Beirenth-  ist  weder  im  oskischen  noch  im  lateinischen  eine  spur  zu 
fioden.     Selbst  wenn  man  nun  Heiren-M  in  der  obigen  zi^elinschrift 
a/s   Vorname    fiissen    wollte,    so   würde   er  doch  von  dem  stamme 
BeireH-iO'  herzuleiten  sein  wie  UpiUs  von  Upil-io-y  und  dem  cam- 
panischen Vornamen  üeretm-itt-s   entsprechen.     Da  aber  jenem  Hei' 
rcH'B    in    oskischen    inschriften   nur   die   familiennamen  Heiratn-i-Sy 
Herenn-iu,  HereH-i  zur  seite  stehen,    kein  vorname  desselben  Stam- 
mes, so  ist  der  schluss  vollkommen  richtig,  dass  Heirm-s  familien- 
uame  ist,    nicht  vorname  (Minerv.  Bull.  arch.  Nap.  n.  s.  Ill,  119. 
Kabr.  C.  I.  Ital.  Gl.  p.  566,  verf.  Ztsch.  f.    vergl.  spr.   XI,    324. 
XVIII,  255.   XX,  103.     Ausspr.  II,  605.  2  A.     Ender.  a.  o.  p, 
49.     Gl.  p.  32). 

Den  nominativen  I7pil-s,  Upfal-Sy  Heiren-s  von  den  stammen 
Upil'iO',  Upfttl'io-,  Heiren-iO'  geben  nun  die  vollste  sprachliche 
berechtigung,  Sal-a-t--s  der  grabschrift  von  Cumae  vom  stumme 
Sal-a-V'iO'  herzuleiten.  Neben  dieser  nominativform  steht  der  zu- 
name oder  familienzuname  Sal-a-v-ti-s  einer  grabschrift  von  Capua 
(verf.  Ephem.  epigr.  II,  p.  159,  n.  2),  durch  vokaleinschub  ent- 
standen aus  SaUV'ii'8,  Diesem  entspricht  der  lateinische  familien- 
namc  Sal-a-v-iu-s  auf  ehemals  oskischem  Sprachgebiete  (Momms. 
I.  R.  Neap.  Ind.  nom.).  Daneben  ist  häufig  der  lateinische  fnmi- 
liennarae  SaUv-Ui-s  (C.  K  Lat.  I,  p.  594,  c.  1.  II,  p.  729,  c.  3. 
Ill,  p.  1083,  c.  2.  VII,  p.  320,  c.  1.     Willm.  Ex.  I.  Lat.  II,  p. 

10* 


148  OskiscLe  inscliriften. 

355),  auch  in  Pompeji  und  sonst  auf  ehemals  oskbchem  sprackg'e- 
biet  (C.  I.  Lat.  IV,  p.  237,  c.  3.  1.  R.  Neap.  lod.  nom.),  nicht 
selten  der  zuname  Sal-v-iu-s  (C.  I.  Lat«  1,  p.  594,  c.  1.  11^  p. 
743,  c.  4.  Ill,  p.  1103,  c.  1.  VII,  p,  826,  c.  1.  VFillm.  Ex.  I. 
Lat.  p.  396),  selten  der  abgekürxt  geschriebene  vorname  Saü-v-in-s 
(C.  1.  Lat.  I,  p.  594.  c.  1.  Vi^illm.  a.  o.  II,  p.  402).  Diesen 
oskischen  und  lateinischen  formen  des  familiennamens  entspreclicn 
die  etruskischen  S^al-v-i,  S^aUv-i-s^  S  al-v-i-«  (vcrf.  Spr.  d.  Etrusk. 
II,  101.  106).  Ein  familienname,  zuname  oder  voraame  SaUvU'9 
oder  eine  nebenform  desselben  vom  stamme  Sal-vo-  Ist  in  oski- 
schem,  lateinischem  und  etruskischem  nidit  erweislidi;  also  ist 
auch  osk.  Sal-a-v-s  nicht  von  einem  stamme  Sal-ci-ro-  für  Sal-ro- 
gebildet,  sondern  mit  dem  zunamen  Sal-a-v-ii-s  und  dem  familien- 
namen  lat.  osk.  Sal-a-v-lu-s  vom  stamme  Sal-a-t;-to-  für  Sal-v-io^ 
wie  Heiren-a  mit  ITeereitii-i*«  vom  stamme  Heirenn-iO'  Upihs  vom 
stamme  l/'pil-io-  und  UpfaUs  vom  stamme  UpfaUio.  Demnach  ist 
SaUa-V'S  in  der  grabsclirift  von  Cumae  derselbe  zuname  wie 
SaUa-V-ii-s  in  der  grabschrift  von  Capua  (verf.  Ztsch.  f.  vergl.  spr* 
XI,  325.  XVIll,  255.  XX,  103  f.  Ausspr.  II,  605.  2  A.  fin- 
der, a.  o.  p.  49.  Gl.  p.  49).  Der  lantvorgang,  durch  welchen  in 
diesen  nominativformen  das  suffix  -io  vor  dem  8  des  nominativs 
ganz  geschwunden  ist,  hat  an  den  angefülirten  stellen  längst  seine 
eingehende  erklärung  gefunden.  Die  lantfolge  io  assimilierte  sieb 
erst  zu  »6  und  dann  weiter  zu  ü;  das  ti  verschmolz  zu  T,  dieser 
vokal  kürzte  sich  und  schwand  endlich  ganz.  Durch  denselben 
lautvorgang  entstanden  im  lateinischen  die  nominativformen  quins- 
tinxy  dec'unx  u.  a.  aus  ^</ui)tc-unc-iu-s,  *dec-unc-iu-«  neben  tfiic-ta 
(verf.  Ausspr.  II,  605.  2  aufl.),  in  etruskischen  nominativformen  auf 
9  mit  vorhergehenden  consonanten  von  stammen  auf  -io  wie  Tin^s^ 
PatUn-Sy  Tfcur-s',  l/cur-»,  Camar-s  AvlUs  Saiil^  u.  a.  (verf.  Spr. 
d.  Etrusk.  I,  362  f.).  Vi^enn  jemand  diesen  in  seiner  allmähligen 
Stufenfolge  an  der  hand  der  thatsächlich  vorkommenden  italischen 
nominativformen  von  stammen  auf  -io  längst  eingehend  und  genau 
nachgewiesenen  lautlichen  Vorgang  „ausmerzen^  nennt,  so  kann  die- 
ser unklare  bildliche  ausdruck  an  der  sache  nicht  das  mindeste 
ändern. 

Die   behauptungen    osk.    SaUa-v^a  sei    lat.   sal-ni-«,    bedeute 
aber  vivus  /ecit,    uud  UpiUsy    Upfai-a,   HeirenSy   Sälavs  seien  von 


Oskische  inschrtfieB.  149 

Jea  itämneii  I^pUo-,  Upfdloy  Heireno-  Mako-  gebildet,  sind  also 
inigj  und  was  za  guasteo  dieser  aufstellungen  vod  einer  „unkriti- 
Bchea  Termei^ui^'*  oskischer  familienDamen  mit  vorDamen  und 
«loameD  Torgehracht  warden  ist»  steht  nit  der  thatsäclilicben 
walirlieit  niobt  in  einklang. 

4.    Lncaniflche  grabschrift  von  Diano. 

lo  einem  manuscript  vob  Mandelli,  De  Lucania  der  bibliotbek 
zu  Neapel  befinden  sieb  swei  abbildungen  einer  inscbrift  in  oski- 
scher spracbe  mit  griecbiscber  scbrift  auf  einem  marmorstein,  den 
der  genannte  italienische  gelehrte  auf  dem  gebiete  der  stadt  Diano 
in  Lncanien  vorgefunden  hat.  Die  erste  dieser  abbildungen  (a.  o. 
ToK  I,  p.  94)  ist  durch  die  zweite  auf  grand  einer  revision  des 
originals  verbessert. 

Nach   abschrifteo    dieser   abbildungen    von  Tb.  Mommsen   und 
deo   durcligepaus'ten    Zeichnungen   derselben    von  G.  de  Petra  habe 
ich  deo  text  dieser  Inschrift  folgendermassen  gegeben : 
Am  Aaxovig  Ilaxf^kg 
OMug  itHü  mo.  €xo 
Sukapg  paXi 
(Ephem.  epigr.  II,  p.  153),  und  auf  grund  einer  Untersuchung  über 
die  Schreibweise  und  die  sprachformeu  der   inscbrift   habe  ich    die- 
selbe folgendermassen  ergänzt  und  erklärt: 

ji.  jianovkQ  IJuxpfug 

Ojwg  mia  aia(o)  cxo  {did%t).  — 

JSaXapQ  vale  . 
Aulus  Lamponius  Paqui  filius 
Oppius  pium  sacrum  hoc  (dedit).  — 
Salvias  (Salvi)  vale  . 
Nach  meiner  erklärung  enthält  der  erste  satz   dieser    inscbrift 
die  Widmung  der  begräbnissstätte  als  sttcrum  (diis  ma- 
nihuM)  durch  A.  Laponis,  der  zweite  den  abschiedsgruss  an 
einen    verstorbenen     aus    dem    geschlecht    oder   der 
familie  der  Laponis  mit  zunamen  Salavs.      Gegen   diese 
erklärang  ist  behauptet  worden,    die   vorstehende   inscbrift  sei  gar 
keine   grabschrift    sondern    eine    weihe! nschrift   zu    einem    votivgc- 


150  Ofikiscbe  loschrifteD. 

scLeuk  fur  rettung  uod  genesung  für  einen  golt  der  nickt  genannl 
sei  (F.  Bücheier  Jen.  littz.  1874,  p.  610).  Zu  diesem  zweck  wird 
dem  letzten  sutz  derselben:  Salavs  vale  der  sinn  beigelegt:  oh  goa- 
$ervatam  salutem  suam,  oder:  pro  aaluie  et  inoolumitate  (valetu^ 
dine).  Da  sich  nun  keine  möglichkeit  zeigt,  diesen  sinn  aus  den 
wortformen,  wie  sie  auf  dem  stein  geschrieben  stehen,  mittelst 
sprachgemässer  erklärung  herzustellen,  so  wird  behauptet  vale  sei 
ein  abgekürzt  geschriebenes  wort,  da  „die  volle  wortform  nicht 
mehr  in  die  zeile  zu  bringen  war'S  und  zwar  sei  dieses  t^ak  wahr- 
scheinlich ein  adjectivum  mit  dem  sinne  validus.  Nach  dem  worte 
vale  ist  nun  aber  in  den  beiden  facsimile  der  inschrift  von  Diano 
noch  räum  fur  einen  buchstaben.  Hätte  der  Schreiber  aus  mangel 
an  räum  hier  zu  einer  abkürzung  des  letzten  wortes  seine  Zuflucht 
nehmen  müssen,  so  würde  er  jenen  noch  verwendbaren  räum  zur 
hinzufügung  noch  eines  buchstabens  verwandt  haben,  durch  welchem 
klar  geworden  wäre,  dass  hier  ein  adjectivum  mit  dem  sinne  von 
validus  gemeint  sei,  nicht  die  verbalfiorm  vale.  Dass  der  Steinmetz 
aber  überhaupt  für  die  vorliegende  inschrift  nicht  durch  mangel  an 
räum  bedrängt  war,  sieht  mau  daraus,  dass  er  nach  eho  am  ende 
des  ersten  satzes  absetzte,  die  letzte  zeile  Salavs  vale  mit  bedeu- 
tend grösseren  buchstaben  schrieb  wie  die  beiden  vorhergehenden, 
und  am  ende  derselben  wieder  einen  leeren  räum  liess.  Die  be- 
hauptnug,  vale  sei  ein  abgekürzt  geschriebenes  wort,  entbehrt  also 
jeder  epigraph ischen  begründung.  Ferner  besitzt  ja  die  oskische 
Sprache  ein  adjectivum  valae-mo^m  mit  der  bedeutung  val-i^d-is^ 
simii-m  von  derselben  wurzel  wie  val-e-re  (verf.  Ztsch.  f.  vergl.  spr. 
y,  90  f.  Ausspr.  II,  114.  2  A.  Ender.  Formenl.  d.  osk.  spr. 
Gl.  p.  30).  Stände  nun  auf  dem  steine  von  Diano  eine  form  ^va4a 
geschrieben,  dann  hätte  man  eine  sprachliche  berechtigung,  hier 
von  einer  abgekürzt  geschriebenen  adjectivfbrm  des  Stammes  val^eo^^ 
val-aiO'  zu  sprechen;  da  die  form  aber  vale  lautet,  so  würde, 
selbst  wenn  hier  die  Voraussetzung  einer  abgekürzten  Schreibweise 
gerechtfertigt  wäre,  aus  dem  adjectivum  txiUae^iO'm  zu  folgern 
sein,  dass  vale  kein  theil  eines  adjectivums  ist.  Also  auch  sprach- 
lich ist  die  annähme  eines  solchen  haltlos.  Das  dem  vale  vorher- 
gehende wort  Sal-a-vs  wird  auch  hier  wieder  für  aaUvu-a  aus- 
gegeben wie  in  der  grabschrift  von  Cumae,  während  aber  dort 
dem   worle    der    sinn    vivus  fecit   oder   vmt  unteifpeschoben  wird, 


Oskucli«  inschrifteo.  151 

■•II  a  bier  io  der  inscbrift  von  Diano  wieder  einen  ganz  anderen 
baben,  nänlich  ob  mdutem  (conservatam)  oder  pro  »aluie,  also 
nicbt  die  Bedeutung,  die  es  noch  seiner  Wurzel  und  casus- 
foni  baben  inüsste:  der  beile,  unversehrte^  gesunde.  Es  ist  nicht 
DoCbig  diese  art  von  Interpretationen  zu  charakterisieren.  Nach- 
den  oben  nachgewiesen  ist,  dass  SaUa-v-a  in  der  grabschrift  von 
Cuouie  nom.  sing,  eines  zuoameus  vom  stamme  Sol-a-v-io-  ist,  folgt 
daraus,  dass  auch  Sol-a-v-«  in  der  grabschrift  von  Luca- 
nien  non.  sing,  desselben  Zunamens  ist.  Der  behauptung 
Stdavs  vale  bedeute  ob  salutem  conservatam  oder  pro  saluie  ei  in- 
cohtmiiate  (Vo^etudiiie^ ,  ist  damit  jeder  boden  sprachlicher  mög- 
Ucbkeit  entzogen. 

Icli  babe  also  das  vollständig  ausgeschriebene  oskiscbe  wort 
vaUe  fiir  identisch  erklärt  mit  der  in  lateinischen  grubschrifteu 
liäufigen  zweiten  pers.  sing,  inperativi  vaUc  lebe  wohl  von  einem  os- 
ktsclien  verbalstamm  der  conjugation  auf  e  vaUc',  der  dem  lateini- 
schen vaUe^  genau  gleich  ist,  da  die  oskiscbe  spräche  diese  con- 
jugationsklasse  aufweiset  wie  die  lateinische,  umbrische  und  etrus- 
kische  (verf.  Ausspr.  II,  351.  732.  2  A.  Spr.  d.  Etrusk.  II,  527. 
528.  II,  $.  536.  Ender.  a.  o.  p.  36).  Der  oskiscbe  satz:  Salavs 
vale  =  Sälvius  (SähiJ  vale  ist  also  ein  abschiedsgruss  an  einen 
verstorbenen  der  lucaniscben  familie  iMponis  mit  dem  zunamen  Sa- 
lär« wie  im  lateinischen,  (C.  I.  Lat.  I,  98:  P.' Cordt  mater  väle; 
a.  o.  I,  94:  Eudeeie  Cestia  h  vale  u.  a.  Der  nominativ  Salavs 
bat  die  bedeutung  des  vocativs  wie  lat.  deus  gr.  &§6gy  y)(kog  u.  a. 
(verf.  Ephem.  epigr.  II,  p.  157).  Nun  wird  es  zwar  fiir  „wun- 
derlich^'  erklärt,  dass  hier  Salavs  nicht  genauer  benannt  sei  (F. 
Bücbel.  a.  o.);  aber  das  ist  doch  nicht  wunderlicher,  als  dass  in 
der  oskiscben  grabschrift  von  Sorrento  der  verstorbene  bloss  mit 
dem  einen  namen  ptQu^ng  genannt  ist ,  in  einer  lateinischen  grab- 
schrift von  Praeneste  bloss  mit  dem  familienuamen  Vatronius,  dass 
römische  münzmeister  so  oft  bloss  mit  ihrem  familieunamen  oder 
familienzunamen  benannt  sind,  ja  dass  in  dem  ersten  der  vorste- 
henden abschiedsgrüase  die  mutter  des  P.  Cordus  garnicht  mit 
namen  genannt  ist.  Jeder  geschlechtsgenosse,  anverwandte  und  freund 
der  Ijaponis  wusste,  wer  mit  dem  Salavs  gemeint  sei,  wenn  er 
die  grabschrift  von  Diano  las,  und  das  genügte  für  ihren  zweck. 
Nachdem    sich   herausgestellt   hat    dass  Salavs  vale   nicht    den 


152  Oskische  laschrifteD. 

sino  haben  kann:  oh  saluiem  conservatam,  sondeni:  Sdlvius (Salvi) 
vdk  bedeutet  9  fallt  jede  möglicbkeit  hinw^  dass  der  erate  satz 
der  inachrift  von  Diano  zusammen  mit  dem  zweiten  die  weihein- 
schrift  eines  votivgeschenkes  für  rettung  und  genesung  sei.  Jener 
erste  satz:  A.  Aanovi^  Ilaxprikg  Onug  v»cü  a$a(o)  exo  (iiJir): 
Aulas  Lamponius  Paqui  ßiua  Oppiua  pium  sacrum  hoc  (dedii)  ist 
und  bleibt  also  die  widmungsinsebrift  eines  grabes, 
das  durch  dieselbe  als  sacrum  (diis  manibus)  erklärt  wird.  Das 
wort  ais-(o)  habe  ich  als  acc.  sing,  neutr.  verstanden  desselben 
Stammes  wie  sabell.  ais-o-s  bittopfer,  umbr.  es-un-u  opfer,  Tolsk. 
es-ar-is-tro-m  opfer,  skr.  ish^i^s  wünsch  von  wz.  is-  wünschen, 
so  dass  die  grundbedeutung  jener  italischen  Wörter  eigentlich  »^e- 
bet",  preceSy  tmprecaiio  ist  (Verf.  Ausspr.  I,  375.  2  A.  Ephem. 
epigr.  II,  p.  156).  Zu  diesen  gehören  auch  etrusk.  es'-tla  opfer, 
Opfergegenstände  (verf.  Spr.  d.  Etrusk.  I,  507.  889)  es-e-Uls 
heilig,  geweiht  (a.  o.  I,  923),  ais-a-r^  aes^a-r  nom.  sing.,  es-a^ri 
dat.  sing,  gott  als  „angebeteter",    alse-ra-s  dat.  plur.  göttinnen  (a. 

0.  I,  634).  Das  oskische  wort  ais-^o)  konnte  die  beiden  bedeu- 
tungen  heiliger,  geweihter  gegenständ  und  heilige  handlung,  opfer 
in  sich  vereinigen  wie  lat.  sacrum.  Es  bezeichnete  in  der  lucani- 
sehen  grabschrift  die  grabstätte  als  geweiht,  geheiligt  den  göttern 
der  unterweit  wie  lat.  sacrum  (diis  manibus).  Dass  sich  in  der- 
selben kein  wort  fiir  grab  oder  grabdenkmal  findet,  ist  so  wenig* 
befremdlich,  als  dass  ein  solches  wort  in  lateinischen  widmungsin- 
Schriften  von  begräbnissstätten  fehlt  (Willm.  Ex.  I.  Lat.  I,  326. 
327.  242.  232.  231  u.  a.)  In  weiheinschriften  etruskiscber  gra- 
ber und  grabdenkmäler  ist  überaus  häufig  das  wort,  das  diese 
bezeichnete,  als  selbstverständig  weggelassen  (Verf.  spr.  d.  Etrusk. 

1,  548  f.  590  f.).  Die  lucanische  grabschrift  von 
Diano  besteht  also  aus  einer  Widmung  der  grabstätte 
durch  A.  Lamponis  und  aus  einem  abschiedsgruss  oder 
nacbruf  desselben  an  seinen  verwandten  (Laponis)  Sa- 
lavs.  Ebenso  enthalten  inschriften  römischer  gräber  die 
Stiftungsinschrift  des  grabes  und  den  nachruf  an  die 
verstorbene  person,  wie  zum  beispiel  C.  I.  Lat.  I,  1256: 
L.  ManiMitis  Q.  medic,  veivos  fedt.  0u(Sh  dk  MtviXQuttjg 
JrifAriiqtov  Tqa}Xkavoq  ^vctnog  ohodoirig  T^iiv  lnotfiC%v.  — 
Maxsuma  Sadria  S,  f.  bona  proha  frugsi  salvs,  * 

Lichtenfelde.  W.  Corssen, 


IV. 

Zum  Pseudoltis  des  Flaatas. 


t^$midohi8,  Dicht  P$eudulu8y  nannte  Plautus  selbst  sein  stück: 
sonst  hatte  er  nicht  die  paronomasien  bilden  können  1205:  Ede- 
jpol  hominem  uMeronem  Pseudolum:  ut  docU  dolum  Cömmeti- 
intii  1244:  Svperauit  dolüm  Trolanum,  dtqfie  iHixem,  Pseii- 
dolus. 

Anf  das  Wortspiel  in  letzterem  verse  hat  schon  Naudet  auf- 
■erkaam  gemacht,  wenn  er  auch  mit  Gujet  das  dolum  Trolanum 
ftilsch  Tom  trojanischen  späher  Dolon  verstand:  s.  Th^^tre  de 
Piaute,  trad.  nouv.  (collation  Panckoucke),  VIII  (Paris  1837) 
p.  485  ad  T.  1221.  Gegen  Ritschl's  Pseuduhts  opponirten  Osann, 
Z.  f.  A.-W.  1849,  nr.  28,  p.  193  ff.  (allerdings  nicht  mit  genü- 
genden beweisen:  Ritschi,  praef.  Pseud.  p.  VIII,  Opusc.  II,  p.  404  sq. 
not.);  0.  Sejffert  in  der  zweiten  these  seiner  dissertation  (de  uers. 
hacch.,  Berol.  1864)  und,  mit  überzeugenden  gründen,  im  PhiloL 
XXV,  p.  448,  anm.  3;  desgleichen  Fleckeisen  in  den  N.  jiihrb. 
f.  pbilol.  XCIII  (1866),  p.  9  AT.,  dem  Usener  im  Ind.  lectt.  Grj- 
pbiaw.  1866,  p.  Vlil  beitritt.  Auch  Corssen,  Ausspr.  IH,  p.  73—76 
hält  P»eudolu8  für  die  unzweifelhaft  ältere  form,  für  die  vielleicht 
nach  der  Gracchenzeit ,  als  auch  in  acht  lateinischen  Wörtern  das 
suffix  dus  in  ulua  umzulauten  begann,  ein  Pseudulua  aufgekom- 
men sei.  So  mag  der  titel,  den  die  bandschriften  des  Nonius  von 
einer  varronischen  Satira  Menippea  überliefern,  Paeudulua  Apollo 
gelautet   haben.     8.  über   dieselbe,   die  sonst  völlig  unbekannt  ist, 


154  Plautus. 

Büclieler  im  Rh.  mus.  n.  f.  XIV,  p.  430  f.  und  in    der   kleineren 
Petroniusausg.  p.  201. 
V.  5  sq.  R> 

Duorüin  labori  cgo  Ii6minuin  parsiss^m  liibens: 

Mei  t6  rogaudi  et  tis  respondendi  mihi. 
8o  Ritsclil  und  Fleckeisen;  das  ei  tis  stammt  her  von  G.  J.  Voss, 
de  anal.  IV,  4,  der  darauf  geführt  wurde  durch  Gellius  NA.  XX, 
6  ^).  Nachdem  hier  ^.  7  der  genetiv  no«(ri  in  Verbindungen 
wie  nosM  miserius  (oblUus)  est  richtig  zusammengestellt  ist  mit 
dem  mcl  in  ebendenselben,  heisst  es  weiter  ^.  8:  „Mei"  autem 
casus  interrogandl  esty  quem  genetiuum  grammatich  aocani,  et  ah 
eo  declinatury  quod  est  yyego";  Iwius  deifide  pluratiuum  est  „no«'^ 
„Tt(i"  aeqtie  declinatur  ah  eo,  quod  est  „tu'%*  huius  itidem  plufa- 
tiuum  est  „uo^^  $.  9.  Sic  namque  Plautus  dedinault  in  Pseudolo 
in  hisce  uersihus:  (folgen  3 — 6).  „Mei"  enim  Plautus  hoc  in  loco 
tton  ah  eo  dixit^  quod  est  y^meus^^^  sed  ah  eo,  quod  est  „ego".  ^.  1 0. 
It(tque  si  dicere  uelis  „patrem  mei"  pro  y,patrein  meum^^^  quo 
Graeci  modo  t6v  naiiqu  fjtov  dicunt,  tuuel^a^e  quidem,  sed  recte 
profecto  eaque  raiione  dices,  qua  Plautus  dixit  „labori  met"  pro 
„lahori  meo'*.  In  diesen  worten  liegt  durchaus  nichts,  was  zur 
aufnähme  eines  tis  nöthigt;  im  gegentheil  spricht  die  Zusammen- 
stellung von  fiiei  und  tui  in  §.  8  und  das  gleich  nach  dem  iui  in 
^.  9  folgende  citat  grade  dafür,  diu»  Gellius  in  seinem  Plautas- 
exemplar  hier  mei  und  tui  neben  einander  las.  Will  man  ein- 
wenden :  „aber  im  folgenden  spricht  er  ja  nur  von  mei",  so  kann 
darauf  nicht  blos  mit  einem :  „was  für  mei  gilt,  gilt  natürlich  auch 
für  tuiy  das  er  sich  nicht  die  mühe  gab  ausdrücklich  hinzuzufügen'^ 
geantwortet  werden,  sondern  vielmehr  mit  der  frage:  „wie  sollte 
Gellius,  hätte  er  neben  dem  mei  ein  tis  gefunden,  sich  die  gele- 
genheit  haben  entgehen  lassen  diesen  seltenen  archaismus  zu  erör- 
tern"? Das  scheint  mir  ebenso  undenkbar,  als  wenn  er  hier,  wo 
er  mei  erklären    will,    mis  gelesen    hätte.  —     Wenn  G.  J.  Voss 

1)  De  arte  gramm.,  Amstelod.  1662,  ed.  II,  torn.  II,  p.  193.  Von 
anderen  beweisen  für  mis  kennt  er  einen  aus  Trinummns,  Scena  Solei- 
potenti  d.  h.  IV,  1,  ohne  nähere  angäbe;  vermuthlich  das  mis  822  B., 
was  auch  Meursius  falsch  interpretirte ;  und  das  später  anzuführende 
ennianische  Ingens  cura  mis  (Ann.  131  V.);  für  Üs  führt  er  richtig  an 
Mil.  glor.  IV  2,  42. 


Pluutus.  155 

4cfliaiigeaclitet  tit  vermuthete,  so  war  der  grund  dazu  wohl  die 
Miideriiare  Schreibung  der  (jielliushaDdschriften,  die  (s.  Ritschl's 
aoDot.  crit.  ad  Pseud.  6)  et  in  Ujl  et  uiti/y  et  tuitif  bieten,  welch' 
letzteres  es  ja  auf  der  hand  liegt  zu  deuten :  t'tf  m.  1 ,  tui  s.  1. 
wfd.  Ol.  2;  ein  unwissender  späterer  abschreiber  müsste  dann  das 
Itti  in  die  zeile  hinunter  gezogen  haben.  Aber  wie  kum  denn  ein 
tif'  in  die  Gelliushandschrift  ^  Sollte  vielleicht  eher  umgekehrt 
ein  grammatiker ,  der  seine  gelehrsamkeit  zeigen  wollte,  dem  tui 
in  den  versen  des  alten  komikers  ein  tis  beigeschrieben  haben? 
Die  stelle  wird  noch  räthselhafter,  wenn  wir  unsere  Pluutusband- 
schrifteo  ansehen:  et  te  BCD,  et  tui  F,  ed.  princ,  Nonius;  desgl. 
J.  F.  Gronov  (wie  in  seinem  Gellius)  und  alle  folgenden  vor 
Ritschi.  Ich  wage  hier  keine  entscheidung,  bevor  Studemund's  ab- 
dniek  des  A  vorliegt. 

Nor  erscheint  es  mir  sehr  unwahrscheinlich ,  dass  Plautus, 
der  stets  nach  assonanz  strebt,  in  zwei  parallelen  gliedern  hier 
met  und  tiSy  Bacch.  1200  tis  und  mea  (opera)  geschrieben  hüben 
sollte.  Die  bandschriften  geben  an  letzter  stelle  i/*  für  tijl  das 
nach  C.  E.  G.  Schneider's  Vorschlag  G.  Hermann,  Ritschi  und 
Fleckeisen  aufnahmen.  Man  wird  sich  im  Pseudolusverse  (der  aus 
den  Bacchides  ist  völlig  verschrieben)  entweder  zur  aufnähme  eines 
mis  neben  tif*  (mit  Ausonius  Popma^);  ^^foriasse  uere^^  Ritschi)  ent- 
schliessen  oder  mei  und  tui  behalten  müssen:  Bothe's  Vorschlag 
meo  und  tuo  verstösst  zu  sehr  gegen  die  Überlieferung.  In  der 
aufnähme  solcher  archaischen  formen  wie  mis  und  tis  ist  aber, 
wenn  sie  nicht  aus  irgend  einem  gründe  ausdrücklich  gefordert 
werden,  vorsieht  anzurathen.  Sie  sind  zwar  bezeugt  von  den 
grammatikern,  s.  die  citate  bei  Neue,  Lat.  form.  II,  p.  126  f.  ^.  2 
(Priscian  denkt  an  eine  imitatio  Graecomm,  die  auch  dupUces  ge^ 
ft«l»ifi  gehabt  hätten:  ifAOv  und  ifiovg  =  mei  und  mis!  Weit 
verstifindiger  Gellius  a.  a.  o.  §.  10).  Aber  von  belegstellen  giebt 
es  nur  ^ine,  noch  dazu  im  höchsten  grade  unsichere,  der  von  Pris- 
cian erlialtene  vera  aus  den  Annalen  des  Ennius  (131  V.):  Ingens 
cura    mis  concordibus   aequiperare.     Die   letzten  worte  sind  sicher 

2)  De  usu  antiqu.  locut.  I  (nicht  II,  wie  bei  Ritschi  verdruckt 
ist)  cap.  10,  p.  598  der  ausg.  von  A.  D.  Richter,  Lips,  et  Dresd.  1741. 
Von  anderen  beweisen  fur  mis  wird  hier  nur  angefahrt  Poen.  V,  4, 
16:  rebtts  mis  agundis,  natürlich  ganz  falsch. 


156  Plautu& 

verecbriebeo ,  und  ein  mi«  hier,  wo  mihi  (oder  mihiit)^  wie  Sca- 
liger bemerkt,  überaus  nahe  liegt,  erscheint  so  unglaublich,  daw 
man  einen  irrtbum  Priscian's  annehmen  muss ').  —  Ans  dem 
Corpus  gramm.  I^att.  von  Keil  füge  ich  noch,  weniger  bedeutende 
Zeugnisse  bei  seite  lassend,  die  worte  des  Sergius  hinzu  (IV,  p* 
502,  2  sqq.):  In  genitiuo  plemmque  geminantur,  ut  „mi«'^  ud 
„i»el'%  „ii^^  uel  „tui" :  dicimus  enim  tui  (sie!)  causa  te  rogo  et 
yytis  causa  ie  rogo",  „mis  causa  te  rogo"  ei  „mei  causa  te  rogo". 
Sed  f,misl^'  et  „tis^'  a  coHSuetudine  recesserunt,  hahes  tarnen  in 
Pia u to.  Bei  diesem  sind  handschriftlich  bezeugt  und  zur  Ver- 
meidung eines  unerträglichen  hints  durchaus  nothwendig:  Trin.  343 
ne  tis  dlios  m^sereat ,  Mil.  glor.  1024  L.  quia  tis  egedt.  Viel- 
leicht ist  auch  mit  Luchs,  im  Hermes  VI,  p.  274,  Capt.  764  her- 
zustellen: quia  mis  miseret  nemiihem;  mau  beachte,  dass  die  rede 
an  allen  drei  stellen  ein  über  den  gewöhnlichen  dialog  hinausge- 
hendes, pathetisches  gepräge  trägt. 

Was  schliesslich  die  syntaktische  erklärung  jener  genetive 
mei  —  tui  oder  mis  —  Us  betrifft,  so  li^t  hier  eine  aus  der 
grammatisch  oft  undeutlichen  ausdrucksweise  der  (alten)  Volks- 
sprache erklärliche  Unregelmässigkeit  vor.  Diese  bedachte  nicht, 
dass  das  possessive  pronomen  eigentlich  zu  lahori  gehören  müsse, 
sondern  verband  es  rasch  mit  dem,  was  ihre  aufmerksamkeit  be- 
sonders in  bescblag  nahm :  mit  den  beiden  personen ,  duorum  ho- 
minum  ,  wozu  also  mei  und  tui ,  als  possessive  genetive  von  ego 
und  tu,  in  apposition  stehen.  Schon  Gellius  scheint  sie  ganz 
richtig  verstanden  zu  haben ;  die  neueren  Interpreten  machten  sich 
viel  unnütze  beschwer  mit  ihnen,  wie  u.  a.  die  verworrene  anmer- 
kung  in  der  vulgatu  zeigt,  bis  Ladewig  in  seiner  recension  der  Bothe'- 
sclien  ausgäbe  Z.  f.  A.-W,  1842,  p.  1071  das  richtige  wieder 
hervorzog.  Ihm  schliesst  sich  Holtze  an,  Synt  prisc.  script.  I^t. 
I,  p.  350,  und  macht  auf  den  ähnlicheu  fall  aufmerksam  ,  in  dem 
das,  was  einer  person  gehört,  mit  der  person  selbst  vei^lichen 
wird :  z.  b.  Haut.  393  quoius  mos  masumest  consimilis  uostruta, 
statt  consimilis  moris  uostri ,  „mit  euch"  statt  „mit  eurem  cha- 
rakter^^     Uebrigens  sind  ja  Verwechslungen  der   verschiedenen   ge- 

3)  Nachträglich  sehe  ich,  dass  auch  Yahlen  in  einer  späteren  ab- 
baodluDg,  Rh.  mus.  }tVI,  p.  574  f.,  mihist  lesen  will  und  an  ein  miss- 
verständniss  Priscian*8  glaubt,  wenn  auch  sonst  ein  mis  sicher  seL 


Flautus.  157 

netive   der   personalprODomioR   nicht    so  selten :    nostromm  (-arum) 

■od    nostrorvm    (-arum)    für    nostrum    und    nostrum    (gen.    partit.) 

kommen   etwa  zwölf  mal  vor  bei  den  alten  dramatikern  ^    s.  Most. 

270  U  mit  der   anm.,    wozu  noch  Poen.  Ill,  1,  37  und  Uec.  216 

1«  fügen  sind ;    mlsereri  nostrum  und  uestnim  fand  Gellius  a.  a.  o. 

[      (•  11  hei  Gracchus   und  Claudius  QuaJrigarius;    selbst    bei  Cicero 

finden  sich   ja,    um  von  dem  fast  durchgängigen  omnium  nostrum 

I       und  omnium    uestrum   abzusehen    (vgl.  Haut.  386  uitam  tuam  — - 

I       oniiium^e  adeo  tio^^ramm),    einzelne  Verwechslungen,   s.  Madvig's 

I        Granm.  ^.  297,  in  den  anm. ,    und  HofTmann  zu  Cicero's  ausgew. 

briefen,  III,  5,  4;  8,  3. 

104 — 106.     Id  B  C  D  steht,  ein  paar  unwesentliche  schreib- 
fdiier  abgerechnet : 

Spero  alieunde  hodie  me  bona  opera  aut  liaec  roea 
Tibi  inuenturum  elTe  auxilium  argentarium. 
Atque  id  futurum  unde  unde  dicam  nefcio. 
V.  106    geben    CD    unde    drei    mal     hinter    einander.      Was 
Ritechl    in   der    ausgäbe   im    texte   hatte:    Atqui  (wohl  richtig)  Ul 
fittvrum  unde,    linde  dicam  niscio ,    war    schwer    verständlich    und 
idieint  jetzt  von  ihm  selbst  aufgegeben  zu  sein ,    da    er  im  Rhein. 
■08.  XXV,   p.  311  futurum  cunde   dkam    vorschlägt.      Bis    eine 
erschöpfende  Untersuchung  über  cuhl,  cunde,  cusquam,  cuter  u.  s.  w. 
vorliegt,  welche  formen  gleichzeitig  mit  Ritschi  auch  Bergk  in  den 
Beiträgen  zur  lat.  gramm.  1,  p.  119  ans  licht  zog,  und  denen  auch 
Mtndemund    in   dem  so  eben  erschienenen  bände  I  seiner  „Studien'* 
(fascic.  1,  p.  230,  not.  1,  p.  233,  not.  3)  nicht  abgeneigt  scheint, 
möchte  ich  nur  futurum  unde  esse  dicam  vorschlagen.  —     Warum 
io  104    me    durch    mea    verdrängt   und   in   105  nach   Tibi   gesetzt 
werden  soll ,  habe  ich  nicht  finden  können ;  auch  glaube  ich  nicht, 
dasB    der    völlig    verschriebene    schluss    des    verses  durch  Ritschl's 
(bona  opera)  hercle  aut  mala  geheilt  worden    ist :    schoa    die  Stel- 
lung des  Ikercle  erregt  bedenken.     Weit  hesser,  aber  wohl  zu  kühn, 
ist    O.  Seyffert's   bona  opera,    ut  antidlkoc  (cfr.   16  sq.,    109  sq.). 
Mao  hat  das  bona  opera,    wie  schon  die  lesart  des  F  zeigt:    bona 
Opera   aut   mala,    verstanden  „im  guten'*  und  also    im  folgenden 
einen  begriff  für  „im  bösen**  gesucht,  so  d^ss  an  techina,   maclüna 
oder  ein  anderes  der  zahlreichen  plautinischen  nörter  fur   „listigen 
anschlagt  zu  denken  wäre,    wenn  nur  eines  sich  dem  verse  fügen 


158  Plautiis. 

ti'ollte.  Indessen  scheint  die  ganze  Zusammenstellung^  im  g'uted 
oder  im  bösen**  im  munde  eines  Fseudolus  wenig  wnlirsclieinlich, 
und  es  dürfte  in  der  corruptel  eher  ein  zweites  adjectiv  zu  (bona) 
Opera  stecken,  sei  es  nun  „schnell  ersonnen**,  ,,kühn  ausgeführt*^ 
oder  ein  anderes  hier  passendes. 

Während  die  erste  scene  des  Pseudolus  im  ganzen  gut  über- 
liefert ist  uhd  durch  den  überous  lebhaften  ,  aufs  reichste  ausge- 
statteten dialog  einen  seltenen  genuss  gewährt,  auch  von  interpo- 
lationen  frei  ist  ^) ,  zeigt  sich  dagegen  die  ganze  zweite  scene 
(=  I  2  -f~  ^  "f*  ^  uul^O  ■*"  hohen  grade  mit  solchen  angefüllt; 
es  ist  öfter  der  fall  in  den  plautinischen  komödien,  dass  grade  die 
nach  den  meistens  am  besten  componirten  und  überlieferten  ein- 
gangsscenen  folgenden  scenen  es  sind,  in  denen  sich  ein  nachbesserer 
recht  breit  macht :  ich  erinnere  nur  an  Mostell.  1 ,  2  und  3 ,  Mil. 
glor.  II  2,  und  dann  an  III  1,  erste  hälfte  (bis  765  R.)  Bs  ist 
Usener's  verdienst  im  prooemium  zum  greifswalder  sommerindex 
1806,  in  dem  das  ganze  canticum  Ballio's  133 — 229  kritisch  be- 
handelt wird,  auf  solche  einschiebsei  aufmerksam  gemacht  zu  haben. 
Zuerst  wird  v.  142  At  faciem  ffuom  aspicias  eonim,  Imut  mSi 
nidentitr  :  6pera  fallvni  stillschweigend  aus  dem  texte  entfernt: 
gewiss  mit  recht,  da  er  einen  ganz  isolirten  und  mit  der  übrigen 
rede  des  Ballio  wenig  stimmenden  gedanken  enthält;  ebenso  wer- 
den die  sinnlosen  worte  151  Nempe  ita  animati  estis  iros  mncite 
Imc  duritla  ergo  gestrichen  als  „ex  uersu  152  pessime  conficta** 
(p.  10).  Von  den  versen  155  sq.,  die  Ritschi  zu  kühn  mit  ein- 
ander vermengt  hatte ,  erkannte  bereits  Fleckeisen ,  dass  sie  im 
anschluss  an  die  handschriften  zu  lesen  seien  : 

V.  155:    Adsfstite   omnes  contra  me  et  quae  loquor  aduortite 

änimum. 

V.  156:    Hue  ädhibete  auris,    quae  ^go  loquar,  plagigeroln 

genera  höminum. 

Die  einzige  wesentliche  änderung  ist  Bothe's  pJagigerula  fur 
das  handschriftliche  plagigera^    metrisch   nothwendig  und  acht  plau- 

4)  Nur  gegen  91  hat  Madvig  (s.  die  annot.  crit.  bei  Ritschi)  ver- 
dacht erhoben ,  und  gewiss  begründeten :  denn  der  vers  ist  ja  sehr 
auffallend  neben  93,  und  der  einsatz,  mit  dem  Pseudolus  herausplatzt 
92  sq.,  wäre  kräftiger  und  schlagender,  wenn  91  fehlte.  Doch  wage 
ich  nicht  ihn  ohne  weiteres  zu  entfernen. 


Plautus.  159 

ttaiadi:  Most  861  L.  Zugleich  sah  Fleckeisen,  dass  voo  den  bei- 
den gam  dasselbe  besagenden  versen  nur  ^iner  acht  sein  könne, 
ond  klaminerte  deshalb  156  ein;  desgleichen  Uäener,  1.  I.  p.  8 — 10^ 
der  den  vers  für  eine  ursprünglich  am  rande  beigeschriebene  pa- 
rallelstelle aus  irgend  einem  anderen  stücke  hält.  Ich  möchte 
jedoch  wegen  des  in  155  ungewöhnlich  als  präposition  gebrauchten 
contra  (Mil.  glor.  101  L.  anm.;  Müller,  Nachtr.  zur  plaut.  pros, 
p.  99)  und  wegen  der  weit  ansprechenderen  zweiten  vershälfte  von 
156  elier  diesen  zweiten  vers  fur  den  ächten  halten,  wozu  auch 
Maller  a.  a.  o.  und  Bcrgk  im  Philol.  XVll,  p.  56  und  in  den 
Beitr.  z.  lat.  gr.  1 ,  p.  83  geneigt  scheinen  ,  man  möge  ihn  nun 
mit  Bergk  II.  11.  schreiben  plagigera  genera  Iwmonum  oder,  wie 
oben  angeiiihrt,  mit  Bothe,  was  ich  w^en  der  bei  Plautus  häu- 
figen and  nicht  selten,  wie  hier^  herabsetzend  und  schmähend  ge- 
brauchten diminutive  vorziehen  würde:  vgl.  scuiigendus  Cas.  II  3, 
44;  rnvnerigeruU  (ohne  jene  nebenbedeutung)  Pseud.  181;  damni^ 
gendi  True.  II  7,  1 ;  geruUis  Bacch.  1003,  geniUfiguU  ibd.  381.  — 
Aach  166  Pemam  calltim  glandium  snmen  face  in  aqua  iaceant. 
satin  auäis?  muss  sicherlich  mit  Usencr  p.  5  und  13  sq.  gänzlich 
entfernt  werden,  da  er  hier  völlig  unpassend  und  nach  Stich.  360 
pentam  ei  glandium  deicite  fabricirt  erscheine.  Ich  mache  noch 
aufmerksam  auf  Pemam  suis,  abdomen,  sumen,  glandium  Cure.  323 ; 
Pemam,  ewnen,  glandium  ibd.  366;  Rsto  pemam,  samen  stiis, 
spectile,  caUum,  glandium  Carbon,  fr.  2;  Capt.  903  sqq.,  Men.  210. 
V.  201.  Die  metrische  Schwierigkeit  in  der  überlieferten 
Wortfolge  Id  tibi  profecPo  taurus  fiel  veranlasste  Ritschi  zu  der 
Umstellung  Tibi  id  profecto,  Müller,  Plaut,  pros.  p.  249,  und 
Usener  behalten  die  handschriftliche  Wortfolge,  die  letzterer  durch 
A.  Spengel's  theorie  von  gewisser  metrischer  frciheit  im  ersten 
fasse  (T.  Maccius  Plautus  p.  113,  wo  diese  stelle  fehlt)  rechtfer- 
tigen zu  wollen  scheint.  Auch  Fleckeisen  behielt  in  seiner  aus- 
gäbe die  Überlieferung  bei,  schlug  aber  später  in  den  N.  Jahrb.  f. 
philol.  bd.  Cl  (1870),  p.  784  anm.  vor,  eine  alte  affirmativpar- 
tikel  cor^fo  für  profecto  hier  und  anderswo  einzusetzen,  wodurch 
mehrere  metrische  anstösse  gehoben  werden  würden.  Das  nach- 
drückliche Id  tibi  an  der  spitze  des  satzes  ist  gewiss  zu  halten, 
and  ich  kann  mit  dem  vorschlage  Bergk's,  Beitr.  z.  lat.  gr.  I, 
p.  8§  f.  anm.«  nicht  einverstanden  sein :  Deuinxere  ad  tauniniy  item 


160  Plautus. 

siringam  dd  camarium:  hoc  ilbi  \  PtofMo  iaurua  fiet.  Der  fehler 
muss  im  folgendeu  stecken,  und  da  Geppert  in  den  Plautin.  stud. 
II,  p.  60  aus  A  den  „Schreibfehler«'  PR0FECTV8  notirt,  ist  Tiel- 
leicht  Id  tibi  pro  ten  us  iauruß  {ie%  zu  lesen ,  wenn  auch  der 
dactylische  wortfuss  hei  den  anhängern  der  Lachmann'schen  »^regel^ 
bedenken  erregen  wird.  Die  Schreibung  protenua  ist  durch  Nooius 
p.  255  b  sqq.  ed.  Basil,  gesichert,  über  die  bedeutung  („sofort,  als- 
bald") genügt  eine  Verweisung  auf  Corssen's  darlegung,  Aussp. 
u.  s.  w.  IP,  p.  419  f.  anm. 

V.  205—208.  Ob  auch  hier  in  v.  207  mit  Ritschi,  Fleck- 
eisen und  Usener  eine  dittographie  zu  206  zu  erkennen  ist^  bleibt 
bei  der  beschaffenlieit  der  Überlieferung  vorlaufig  noch  unsicher. 
Die  stelle  gehört  zu  den  verzweifeltsten  in  dem  an  Schwierigkeiten 
aller  art  überreichen  stück,  und  nur  eine  glückliche  entziflferung 
des  A  wird  es  vielleicht  noch  vermögen  sinn  und  metrum  in  die 
an  und  für  sich  nicht  so  verdächtigen  worte  207  zu  bringen. 
Restitutionsversuche  im  engen  anschlusse  an  die  handschriften  ge- 
ben 0.  Seyffert  im  Philol.  XXV,  p.  449  ff.,  vgl.  dazu  Müller, 
Plaut,  pros.  p.  89,  und  A.  Spengel,  T.  Maccius  Plautus  p.  148, 
nach  Weise's  Vorgang,  gegen  welchen  W.  Christ  einspruch  erhebt 
in  den  „Metr.  bemerk,  zu  den  Cant,  des  Pl.'<  p.  52  (=  Sitzungs- 
berichte der  bayr.  akad.  d.  wiss.  1871  ,  1).  Dagegen  entfernt 
Usener  p.  6  und  17  die  worte  nlmta  sum  siuliua  (205)  als  glos- 
sem  zu  fiimium  indocUis  fui,  streicht  ganz  den  von  Ritschi  und 
Fleckeisen  eingeklammerten  vers  207  und  vertheilt : 

205 :  Sed  nimium  füi  indoctus  .  nempe  illi  audeant  id  facere 

206:  Quibus  ut  seruiant  suos  illos  cogit  araor. 

PS.  Vah  tace. 
CAL. 

Quid  eaii 

208:  Male  morigeru's. 
PS. 

Male  facts  mihi,  quom  sermone  huic  obsonas. 

Hiergegen  ist  einzuwenden,  dass  ein  demonstrativum  vor  Qui- 
bus  unentbehrlich  scheint,  dass  die  Wiederholung  von  illos  zwecklos 
ist,  und  dass  sowohl  das  Male  morigerua  des  Calidorus  wie  auch 
das  Male  facis  mihi  des  Pseudolus  unpassend,  ja  letzteres  fast  un- 
verständlich ist.     Und  da  im  A  eben  dieses    offenbare  glossem   das 


Plautufl.  161 

idH  plmitinisehe  Maie  morigern^s  (wozu  ein  mihi  wolil  kaum  ent» 
bebK  werden  kann)  verdrängt  liat^  so  scheint  auch  darauf  kein 
grosses  gewicht  gelegt  werden  zu  können^  dass  der  A  das  Vah 
Mf  seile  für  sich  vor  NIMIV88TVLTV8  hat,  wie  Geppert  in 
^ko  Plautin.  Studien  II,  p.  62  mittheilt,  sondern  man  muss  für  208 
■it  Fleckeisea  und  Kiessling  (in  den  N.  jahrb.  f.  philol.  bd.  XCVII 
(1868),  p.  641)  der  palatinischen  recension  den  vorzog  geben 
und  lesen: 

FS.  Vah   tice.     €AL.  Quid   est?     PS.   Male    mihi   mori- 
geru's,  quöm  sermoni  huius  öbsonas. 
(der  B  hat  C  Vah  face  P.  Quid  e/i;  hulu8  für  huic  schlug  schon 
Ritscbl    vor     in     der    annot    crit.).      Hieran    schliesst    sich     denn 
got  209: 

€AL.  T»ceo.     PS.  At  taceas  malo  multo   quam    tocere    te 

aütumes. 
wo  das  autnme$  eine  conjectura  palmaris  Th.  Bergk's  ist,  Philol. 
XVII,  p.  40  ff.,  vgl.  Ind.  an.  Hai.  aest.  1862,  p.  VII,  aufgenommen 
TOD  Usener.  —  In  vs.  206  sq.  kann  nichts  gethan  werden,  bevor  Stade- 
Bood^s  collation  des  A  vorliegt;  Geppert  a.  a.  o.  p.  60  las  PRO' 
HIBEBIT  und  EOS  QVOD  SOLENT;  der  vers  scheint  eine 
weitere  ausfiihrong  des  quihua  ai  seruiant  suos  amor  coglt  ent- 
halten zu  haben,  etwa  Jmmo  semper  frohibebit  eoe  suos  amor,  ne 
fadant  adversum  eos ,  quod  uoUnt  (malintl).  —  In  205,  der 
nach  Geppert  a.  a*  o.  p«  62  auch  im  A  mit  audeant  schliesst, 
kann  in  der  ersten  vershälfte  die  Überlieferung  zur  noth  gehalten 
werden,  wenn  sum  gestrichen  und  fui  umgestellt  wird  (Sid  nimis 
siuUus ,  nimium  indodus  fii :) ,  obgleich  grade  das  letzte  wort, 
worin  Sejffert  a.  a.  o.  die  interjection  ful  finden  wollte,  starkes 
bedenken  erregt.  In  der  zweiten  vershälfte  verbessert  Bugge, 
Philol.  XXXI^  p.  252 ,  sehr  ansprechend  Ne  Uli  haud  audeant, 
„vgl.  Bacch.  1056,  Mil.  11^ 

Nachdem  Ballio  225 — 229  seine  drohungen  gegen  Phoeniciura 
ausgestossen  hat,  entsteht  zwischen  dem  in  laute  Verzweiflung  aus- 
brechenden Calidorus  und  seinem  sklaven  ein  kurzes ,  höchst  er- 
regtes Zwiegespräch.  Pseudolus  ist  zwar  auch  erbittert  über  die 
Schändlichkeit  des  kupplers,  behält  aber  seine  fassung  und  sucht 
den  aufgeregten  jüngling  zu  beruhigen  (237):  In  rim  qtu>d  sit 
praaiörlaris ,  quam  re  dduorsa  animo  auscultes.  Die  darauf  ful- 
Philoloiri»*  XXXV.  bd.  2,  11 


162  Plautus. 

geode  antwort  (238)  Nugae  istaec  sunt :  non  iucundum$t ,  «it» 
amdiis  facit  atulte.  (durch  ein  P6rgin?  des  Pseudolus  zum  vene 
vervollständigt)  hat  einen  für  die  augenblickliche  läge  ond  atiai- 
mung  des  Calidorus  so  wenig  passenden  inhalt,  dass  ich  fast  an« 
nehmen  mochte ,  sie  sei ,  anderswoher  entlehnt  (denn  an  and  für 
sich  ist  der  vers  ja  gut),  erst  am  rande  beigefügt  und  dann  in  deo 
text  gerathen.  Wie  viel  passender  erscheint,  nach  den  in  stets 
steigendem  affect  rasch  und  kurz  einander  folgenden  wechselredea 
235  sq.  als  gipfel  der  rathlosen  Verzweiflung  Calidor's,  sein  O 
Pseüdole  mi,  sme  sim  nihil»/  mit  dem  er  sich  dem  Pseudolus  um 
den  hals  wirft.  Darauf  dieser  ungeduldig  und  unwillig:  Mtitin 
tti0?  Sine  modo  ego  abeam.  So  möchte  ich  lesen  statt  des  band* 
schriftlichen  Mttte  me  8is,  P.  sine.  C.  modo  ego  abeam,  was 
Müller,  Plaut,  pros.  p.  430,  in  folgender  fassung  behält:  Mitte 
me  eis.  PS.  Sine  modo  ego  abeam.  Dass  die  letzten  vier  worte 
richtig  sind ,  erkannte  Ritschi  in  der  praef.  Pseud.  p.  XIV ,  und 
Fleckeisen  setzte  sie  in  den  text ;  für  das  Mitte  me  sis  lesen 
beide  wohl  zu  kühn:  sine  sis.  PS.  Sino.  —  Im  folgenden  verse 
240  empfiehlt  sich  für  RitschPs  Nunc  tu  sapis  de  mum  zur  Ver- 
vollständigung des  verses  vielleicht  eher  Nunc  tu  sapis  sane; 
vgl.  €as.  615  G.  Sapis  sane;  sane  sapis  Pseud.  662,  sane  sapit 
Men.  790,  sane  sapio  Amph.  448;  recte  sapio  Pseud.  496^  reclitis 
«apimus  Ter.  Ad.  832. 

Inzwischen  hat  Ballio  auf  der  entgegengesetzten  bühnenseite, 
von  wo  aus  er  die  beiden  anderen  noch  gar  nicht  bemerkt  hat, 
die  mädchen  hiueingeschickt  und  rüstet  sich  nun  mit  den  Worten 
241:  It  dies:  ego  mihi  cesso  .  /  tu  pra4 ,  puere  zum  abgang,  so 
dass  Calidorus  erschrocken  (denn  er  muss  ihn  ja  jetzt  um  jeden 
preis  sprechen)  dem  Pseudolus  zuruft:  Heus^  abiit  (er  ist  schon 
fortgegangen!):  quin  rhtocas'i  Pseudolus  hat  keine  so  g^sse  eile 
(242):  Quid  properas?  Placide!  desto  mehr  aber  Calidorus:  At 
prius  quam  abiat!  und  vollends  Ballio:  Quod  hoc  mSum?  tarn 
placide  is,  püerel  Es  folgt  nun  eine  von  den  im  Plautus  nicht 
seltenen  scenen ,  wo  eine  person  eine  andere  anredet ,  die  nicht 
sehen  noch  hören  will,  sondern  nur  sich  beeilt  fortzukommen.  Es 
wird  uns  hier  oft  sehr  schwer  uns  vorzustellen,  wie  das  arrange- 
ment solcher  auftritte  gewesen  sein  mag  (ich  erinnere  nur  an  Trin. 
IV  3,  bis  1070,  und  an  Mere.  V  2,  bis  885)^  und  manche  ganz 


Piautus.  163 

MfirKche  und  nieht  abzuweraende  fragen  müssen  unbeantwortet 
UeibeB.  Z.  b»  die  hier  so  naheliegende:  musste  Ballio  nicht  so- 
gkkfa  den  das  gesprach  beginnenden  Pseudolus  an  der  stimme 
crkemieB,  da  sie  doch  früher  schon  mit  einander  su  thun  gehabt 
katUn  (233  sq.,  270,  337)1  Oder  noch  eher:  warum  kehrt  er 
»ch  Dicht  sogleich  um,  wie  man  doch,  wenn  man  eile  hat,  zu  thun 
plegt,  besonders  nach  einem  so  auffalligen  grusse,  wie  ihn  Pseu- 
doloa*  darbringt : 

243 :  Hödie  nate,  heus  hödie  nate,  tfl>i  ego  dico,  heus  hödie  nate. 

Hatte  er  es  gethan,  würde  er  sowohl  den  Pseudolus  sofort 
erkannt  haben  als  auch  den  Calidorus,  der  ihm  früher  schon  man- 
cbea  geM  gebracht  hat  (247  sq.,  305,  320);  er  thut  es  aber 
Dicht,  denn  sonst  könnte  er  nicht  noch  251  sagen:  quisquis  es. 
Diese  bedenken  also  nothgedrungen  bei  seite  lassend,  müssen  wir 
ms  im  übrigen  ein  möglichst  klares  bild  von  dem  spiel  der  hau- 
deloden  personen  zu  machen  suchen  und  der  bühnenkenntniss  des 
als  sceneinstructeur  fungirenden  dichten  vor  allem  zweierlei  zu- 
traoen,  was  die  nöthige  Ökonomie  mit  zeit  und  räum  durchaus  er- 
fordert :  anweisung  der  Schauspieler  zu  raschem ,  behendem  agiren, 
und  möglichst  schnellen ,  schlagenden  abschluss  solcher  spannenden 
zwischenscenen.      Die    vorliegende    denke    ich    mir    nun  folgender- 


Der  Schauplatz  ist  in  Athen  auf  offener  Strasse,  nahe  einem 
naeh  dem  hafen  führenden  thore.  Die  rückseite  der  bühne  stellt 
drei  häuser  dar:  das  am  meisten  rechts  (vom  Zuschauer),  dem 
ausgang  nach  dem  forum  (und  aufs  land  hinaus)  zunächst  gelegene 
ist  das  des  Ballio:  denn  auf  die  bitte  des  als  cacula  verkleideten 
und  angeblich  aus  der  fremde  (vom  hafen  her)  kommenden  sjko- 
phanten  (051):  84d  mihi  propera  möfislrars  uhi  sit  ös  lenonis 
aedium,  antwortet  der  mit  ihm,  also  von  der  linken  (hafen-)  seite 
her,  kommende  Pseudolus:  TMium  hoc  est  (052)»  Vom  thore  aus 
ist  es  das  siebente:  so  zählt  der  vom  hafen  kommende  Harpax 
595 — 598.  Das  mittlere  haus  gehört  dem  Simo  (526,  896),  das 
linke  dem  Callipho  (411,  456).  Wenn  also  am  Schlüsse  der  er- 
sten scene  Calidorus  und  Pseudolus  sich  ganz  nach  links  zurück- 
gezogen haben,  kann  der  aus  seinem  hause  tretende  und  die  vor 
demselben  postirten  serui  und  seruae  so  lange  (133 — 229)  anre- 
dende Ballio  meistens  jenen  beiden    den    rücken    kehren,    wodurch 

11* 


164  Plautus. 

ihr  UDbemerktbleibeo  und  ihre  zwischenreden  108  ff.  201  ff*,  dem 
Zuschauern  um  so  wahrscheialicher  werden.  Nachdem  nun  Ballio, 
wie  bereits  gesagt,  eilig  den  weg  von  seiner  hausthüre  zum  sce- 
nenansgange  angetreten  bat,  wird  er  durch  die  anrede  des  Pseu* 
dolus  243 — 245  zwar  zum  stehen  gebracht,  kehrt  sich  aber  nicht 
um ,  sondern  macht  sich  nach  vier  kurzen  repliquen  mit  einem 
Nimis  molestu^s  (249)  wieder  auf  den  weg»  so  dass  Calidorus 
drängt:  Reprelumde  hominem^  adaequere,  und  Pseudolus  selbst  kei- 
nen anderen  rath  weiss  als  quer  über  die  bfihne  zu  eilen  und 
den  abgehenden  (i  puere  249)  den  weg  geradezu  zu  verlegen: 
occedamus  7mic  ohuiam  250.  Ballio  hört  den  ungelegenen  frager 
von  hinten  herankommen  und  will  mit  einem  iupjnter  te  perda$, 
quiaquis  es,  noch  schneller  davongehen:  —  da  taucht  der  abschre- 
ckende köpf  seines  „alten  freundes"  (233)  unmittelbar  vor  ihm 
auf,  mit  einem  äusserst  glücklich  angebrachten,  zweideutigen  Te 
uolo  jene  Verwünschung  parirend,  und  hinter  ihm  der  Calidoms, 
so  dass  Ballio ,  das  bevorstehende  langweilige  klagelied  ahneod, 
wohl  recht  aus  herzensgrund  das  At  uoe  ego  a  mho  8  ausstöast 
Br  sucht  dann  auf  einem  umwege  (Vorte  hac,  puere,  te  252) 
den  ausgang  zu  gewinnen,  verfolgt  von  Pseudolus,  der  ihn  zuletzt 
sogar  anfasst,  aber  mit  einem  barschen  Omitie  abgefertigt  wird* 
Da  beginnt  Calidorus  selbst  zu  flehen:  Ballio,  and»,  aber  ebenso 
vergebens:  unter  vier  kurzen  repliquen  gewinnt  Ballio  den  aus- 
gang und  ist  mit  dem  schroffen  Dicito  quando  hahebie  258  im  be- 
griff zu  verschwinden,  als  der  kluge  Pseudolus  das  zauberwoict 
ausspricht ,  das  den  ^  herz-  und  gewissenlosen  menschen  zu  allem 
bewegt:  Potin  üt  eemel  modo,  Bällh,  hue  cum  tüo  lucro  re- 
epkias?  (264),  und  er  wirklich  gehör  schenkt. 

Die  dazwischenstehenden  fünf  verse  259 — 263  können  nicht 
von  Plautus  sein.  Ich  will  kein  besonderes  gewicht  darauf  legen, 
dass  sie  sich  nicht  in  den  kretisch-trochäischen  rvthmus  fügen,  der 
sich  bisher  ungezwungen  ergab;  dass  263  fuit  und  est  gegen  den 
plautinischen  Sprachgebrauch  Verstössen,  vgl.  Becker  in  Studemund's 
Studien  1  1 ,  de  interrog.  obl.  p.  253,  cl.  310;  dass  260  ff. 
Mortua  uerha  nunc  re  facis  eine  höchst  auffallende  Wortstellung 
ist  (man  könnte  ja  umstellen  Mortua  ri  facis  u4rha  nunc),  dass 
die   metaphora    res    mortua    sonst    nicht   hei  Plautus   vorkömmt  % 

5)  Sollte  hier  vielleicht  eine  verkehrte  anwendang  des  sprich* 


Plautiu.  165 

fvin  actam  agia  (nach  Cistell.  IV  2,  36,  Ter.  Pfaorm. 
419  u.  8.  w«)  bier  durch  nichts  motivirf  ist:  aber  ist  das  deok- 
har,  dasi  Plaatus,  der  doch  ualäiigbar  tbeatraliscbeo  tact  inid  prak- 
tische rootioe  besass,  nach  der  gelungenen  kurzen  und  schroffen 
ahfcrtigang  255 — 258  noch  sich  selber  und  seinen  schauspielern 
ann&taey  den  effect  nor  schwächende  mühe  gemocht  haben  sollte 
Bit  einer  so  breiten  und  doch  inhaltsleeren  wieder^ 
h  o  1  n  n  g  des  vorigen  f  Und  ist  vollends  das  möglich,  dass  er  den 
Pseodolus  sagen  lassen  kann  262:  No8oe  aaltem  hunc:  quia 
es$7  —  nachdem  Ballio  251  beide  gesehen  und  erkannt 
hat,  wie  noch  sum  ttberfluss  ans  seinen  antworten  255 — 258 
deutlich  hervorgeht  ?  Plautus  mag  sich  bei  der  composition  seiner 
■ticke  mancherlei  inconsequenzen  schuldig  gemacht  und  in  späteren 
acten  oft  vergessen  haben,  was  er  in  den  ersten  geschrieben :  ein 
so  krasser  Widerspruch  aber  in  dieser  kurzen,  genau  zu  in- 
struirenden  scene  scheint  mir  undenkbar.  Die  fiinf  verse  sind 
entweder  spätere  schauspielerinterpolation ,  wie  sie  z.  b.  an  der 
ganzen  parde  1079 — 1086  nachgewiesen  ist  von  A.  Kiessling  in 
seinen  sehr  verdienstlichen  bemerkungen  zum  Pseudolus,  Rhein, 
mos.  XXiil,  p.  422  f.,  oder,  was  ich  eher  glauben  möchte,  sie 
verdanken  ihren  Ursprung  einem  der  falscher,  die,  wie  wir  bereits 
im  grossen  canticum  sahen,  durch  beifügung  von  parallelstelleo  aus 
anderen  stücken  oder  durch  eigene  Fabrikate  den  text  so  arg  ent- 
stellten. 

Da  in  den  obigen  citaten  melurere  abweichungen  vom  texte 
Ritschl's  und  Fleckeisen's  vorkommen,  stelle  ich  die  verse  243 — 264 
hier  zusammen  mit  kurzer  angäbe  der  aufgenommenen  ände- 
rn ngen. 

Pseudolus. 
Hödie  nate,  heus,  hödie  nate:  tibi  ego  dico:  lieus,  hödie  nate, 

Redi  6t  respice  äd  nos  .  t  e,  tam  6tsi  occupätu^s, 
245.  Mordmur  .  mane:  6  m,  conloqui  qui  uolunt  te. 

Ballio. 

Quid  hoc  est?  quis  6st,  qui  moräm  mi  occupäto 

JMolMam  optulit? 

Wortes  „de  irritis  conatibus":  uerba  ßunt  mortuo  (Phorm.  1015)  vor- 
liegen? Vgl.  Poen.  IV  2,  18:  uerba  facü  emortuo;  Bacch.  519:  ad 
sepulerum  mortuo  dixit  logos. 


166  PlautuB, 


Fuft. 


Firnis  fiuperbe« 


PseudoluM« 
Qui  tibi  Bospitalia 


Ballio. 

Mortudst,  qui  fult:   qui  sit,  üsuat, 
Pseudolus, 


BalHo. 
Nimis  molestu'B, 
Calidorus« 

R^prehende  homioem,  ads^quere, 
Ballio, 

I,  puere« 
Fseudolus, 
250,  Occ^anus  häc  obuiam, 

Ballio. 

luppit^r  ta 
Perd^t»  quisquis  ds, 
Pseudolus. 

Te  uolo, 
Ballio, 

'At  uoB  ego  Ämbos. 
Vorte  hac,  puere,  td, 

Pseudolus, 

NoQ  lic^t  conloquf  tef 
Ballio. 
At  mihi  dod  lub^t, 
PseudoluB, 

Sio  tuimBt  quippiaiii  in  reml 
Ballio, 
Iwicötne,  opBecrö,  bitere  dn  non  licötf 
Ps^udoluB, 

Vab, 
25»  a.        ^  MMa, 

Ballio, 

Omitte, 
CaüdoruB, 

Ballio^  audi. 


Plautus.  167 

Ballio. 
255  b  -f   256.  Surdüs  sura  prof6cto  iDani  loglstae. 

Calidurus. 

257.  Dedi,  dum  fuit. 

Ballio. 

Non  petd,  quod  dedfeti. 
Calidorus. 

258.  Dabö^  quaodo  erit 

BalHo. 

Dicitö,  quando  hab^bis. 
Pseudolus. 
264.     Potio  ut  semel  modo^   Ballio,   buc  cum  tuo  lucro  respicias? 

Die  beiden  trochäiscben  verse  uoterbrechea  die  kretischen  an 
dee  beiden  spannendsten  stellen ,  wo  am  lebhaftesten  agirt  wird 
und  Calidorus  miteingreift,  wie  oben  genauer  dargelegt.  —  244 
le  scheint  mir  hart  zu  fehlen ;  tarn  etsi  schreibt  jetzt  auch  Kitschig 
Trin.'  679;  tarn  eUi^a  occupatus  Pleckeisen,  Müller  PI.  pr.  p. 
762.  —  245  em  0.  Seyffert,  Stud.  Plaut  p.  22;  ebenso  Usener  in 
den  N.  Jahrb.  f.  philol.  CVII  (1873),  p.  399  f.  ~  248  qui  8it, 
ususi  Bursian  in  den  N.  Jahrb.  f.  philol.  LXXVIl  (1858),  p.512; 
ebenso  Bergk,  privatim.  —  249  sqq.  Im  cod.  B,  den  ich  nach- 
collaiionirt  habe,  sind  die  grossen  initialen,  deren  Wichtigkeit 
Ritschi  selbst  hervorhebt  in  der  annot.  crit.  zu  243,  erhalten  in 
folgenden  Wörtern:  Nimis  vor  molestuSy  Reprehende,  AccedamuSf 
luppiteTy    Perdat,  Aty  Non  vor  licet  y  Licet  vor  neopse^^^cro  (sie)» 

u 
Omille,  Dediy  JHciio  (so  m.  1,  erstes  i  radirt),  Mortutty  Kosce, 
lam  dius*  (sie,  dann  2 — 3  spatien  vor  Scio).  —  252  hoc,  puere, 
te  Müller,  Nachtr.  z.  PI.  pr.  p.  139  f.  —  25l  Mit  den  hand- 
schriften,  auch  Brix  zu  Capt.^  123;  quipiam  Pleckeisen.  — 
255  sq.  Die  metrische  anordnung  ergiebt  sich  ungezwungen  aus 
den  handschriften  und  ist  beibehalten  von  Studemund ,  de  cant. 
Plaut  p.  46 ,  und  0.  Seyffert ,  de  vers,  bacch.  p.  32  und  43 ; 
nur  messen  beide  den  vers  8urdu8  e.  q.  s.  als  dim.  bacchiacus  -f-  trip, 
iamb,  catalectica,  da  sie  inanilogistae  als  ^in  wort  im  voc.  plural  is  fassen. 
Einfacher  scheint  es  mit  Saimasius  iiiaiii  logistae  (dat.  iucommodi)  zu 
schreiben  und  es  auf  Calidorus  zu  beziehen,  den  amaior:  308,731. 


168  Plautus. 

Studemund  ist  nicht  ohne  bedenken  wegen  der  bedeutung  .Ton  lo- 
gisia^  die  doch  vielleicht  in  der  komödie,  wo  hgi  ,,  leeret  ge* 
schwätz <<  so  häufig  ist,  denkbar  sein  mag;  Rost,  opusc.  Plant.  I, 
p.  95  hält  nur  uutnihquuB  für  richtig;  Bursian  a.  a.  o.  schlägt 
yor  inanVa:  logi  isiaec.  Das  metrum  bleibt  jedenfalls  unverändert. 
»  257  fmfo  „rechne'^  für  peio:  Bergk,  privatim,  vielleicht  rich- 
tig. —  258.  Dicito  Bugge,  Philol.  XXXI,  p.  252  f.  —  264. 
Qum  tuo  lucro  Müller,  Nachtr«  z.  pl.  pr.  p.  140. 

Es  folgt  die  grosse  trochäisclie  septenarscene  265 — 393,  die 
in  mehreren  partien,  wie  in  der  ganzen  Schilderung  des  wechseln- 
den gemiithszustandes  Calidor's  und  in  dem  schimpfiterzett  357  ff.^ 
sehr  gelungen,  in  anderen  aber  von  ermüdender  breite  ist.  Na- 
mentlich 307 — 320  möchte  man  gerne  entbehren;  gegen  307  er- 
hob schon  Bursian  a.  a.  o.  verdacht,  als  spätere  erweiterung  von 
306.  Sichrere  kennzelchen  von  verderbniss  zeigt  schon  die  erst« 
replique  des  Ballioi  denn  268  N6n  potest  (potia  est  Fleckeiaen) 
pietäti  opeisth  huic,  lituti  res  sunt  oiterae  bleibt  an  dieser  stelle» 
selbst  wenn  man  mit  Kiessling,  Rhein,  mua«  XXIll,  p.  414  f., 
sicut  für  ut  schreibt  (so  haben  nämlich  die  handscbriften) ,  doch 
völlig  unverständlich,  und  gebort,  wenn  er  überhaupt  acht  ist^ 
nach  285,  wie  schon  Ladewig  im  Philol.  XVII,  p,  457  f.  gese« 
heu  hat.     Der  nächste  vers, 

D^os   (|uiden),   quos   roaxume   aecumst,    metuere,    eoa   mi« 

numi  facit, 
ist,  selbst  wenn  man  ihu  mit  Ritschi  in  der  annut.  crit.  und  Fleck« 
eisen  dem  Calidorus  giebt,  so  ganz  überflüssig,  klingt  so  fremd« 
artig  im  Piautus  und  sieht  einer  versificirten  raudglosse  eines  ge- 
lehrten lesers  so  ähnlich,  dass  man  ihn  wohl  unbedenklich  entfernen 
kann.  -<^  Auch  284  ist  verdächtig:  Ndm  id  hio  metuit,  ni  iUam 
uenäas  6b  simultatim  suam.  Die  erklärung  der  furcht  des  Cali- 
dorus ist  für  den  längst  in  alles  eingeweihten  Zuschauer  und  leser 
ganz  überflüssig,  und  285  Fitit  ocoasidy  si  udlet,  idm  pridem  ar- 
gentum  lit  dar  et  schliesst  sich  besser  an  das  At  dabil,  parahit 
283  an.  Das  ineorrecte  simültateni  suam  ist  zwar  nicht  ohne 
beispiele,  vgl.  Ampb.  1066  terrore  meo,  Phorm.  1016  nedegentia 
tu  a  und  odio  tuo^  Madv.  Gr.  g.  297  b,  anm.  1,  aber  simnltas  ist 
e|n  unpassender  ausdruck  für  das  verhältniss  zwischen  Ballio  und 
Calidorus ,  besonders  im  munde  des  Sklaven }    es   ist  ein   höheren 


Plaatus.  169 

itilgathiiigen  aogelidriges  wort  und  fiodet  sick  in  den  palliateo  nur 
■och  Phorm.  232  in  schwungreiclierer  diction.  —  Ich  übergehe 
andere  stellen,  die  zwar  ohne  allen  schaden  für  die  composition  der 
seene  fehlen  könnten,  wo  es  aber  doch  bei  dem  blossen  verdacht 
sda  bewenden  haben  muss,  z.  b.  die  schon  genannte  partie  von 
307  (oder  doch  von  309)  bis  320  incl^  die  matten  verse  299  sq. 
nnd  die  sehr  unklaren  ausdrücke  und  anspielungen  301  sq.  (von 
einer  thenerang  des  dies  zur  zeit  der  auffuhrung  der  komödie  wird 
nirgends  etwas  berichtet,  so  viel  ich  habe  finden  können);  aber 
an  schlösse  der  scene  sind  390 — 392  ganz  unerträglich.  Pseu- 
doltts,  entschlossen  dem  Ballio  einen  streich  zu  spielen,  hatte  385  sq. 
gesagt  *Ad  mm  rem  ustut  hömiiie  astuto,  ddcto,  cauto,  cäUido^), 
Qui  inperata  ecficta  reddat,  ftön  qui  uigUnna  dörmiat,  und  gleich 
darauf  empfohlen  389:  Prdpera^  adduo  hominem  hue  cito,  woran 
sieh  vortrefflich  393  anschliesst:  CAL.  lam  hk  faxo  aderlU  PS. 
P6tine  ut  aheasi  Tibi  moram  dictis  creaa.  Schon  Ladewig 
machte  in  seinen  „Plautin.  Studien'^  Pbilol.  XVII,  p.  457  darauf 
aufmerksam,  dass  jene  forderung  Ad  eam  rem  u.  s.  w.  sich  durch- 
ans  nickt  vertrüge  1)  mit  697  sq.,  wo  Calidorus  vom  markte  zu« 
röckkehrt  in  begleitung  seines  freundes  Charinus  und  diesem  sagt: 
P9eudoluB  m%  %%a  inperauit,  üt  aliquem  hominem  strenuom,  Bifn«- 
uoUntenh  addücerem  ad  s«,  worauf  Charinus  erwidert  Söruae  im-- 
perium  probe:  Nam  et  amicum  et  bineuolentem  ducis.  —  2)  mit 
390 — 392,  wo  Calidorus  mit  einem  male  anfängt :  Paüci  ex  multis 
sunt  amiciy  hdmini  oerti  qui  eient,  Pseudolus  dieses  zugiebt:  Scio 
ego  i9tuo  (das  folgende  ist  verschrieben)  und  mit  der  aufiorderung 
schliesst  Atque  esquaere  ex  Ulis  multis  wiUm,  qui  certüs  siet. 
Ladewig  wurde  nun  durch  die  wegen  des  amicus  scheinbare  Über- 
einstimmung zwischen  390 — 392  und  697  sq.  und  auch  durch  die 
Wiederholung  des  verses  384  (der  jenem  fersten  verlangen  des 
Pseudolus  nach  einem  homo  astutus  doctus  cautus  callidus  385  sq. 

6)  So  ist  wobl  dieser  vers  zu  lesen.  Ritschi  fand  im  A:  eallido 
und  vermathete  daher  homine  astuto  docto  netto  fQr  das  hominem  astu- 
ium  doetum  $eitum  der  handschriften ,  was  Fleckeisen  auch  in  den 
text  setzte.  Im  A  konnte  jedoch  aciium  ei,  was  die  palatinische  re- 
cension vor  calUdum  bietet,  nicht  gelesen  werden:  Geppert  las  aber 
statt  dessen  CAVTO  vor  CALLIDO,  Plautin.  stud.  11,  p.  61,  was 
das  richtige  sein  wird,  da  8citu$  nicht  recht  mit  den  drei  anderen 
adjectiven  stimmt;  das  asyndeton  ist  ja  acht  plautinisch. 


170  PlautuB. 

vorangeht)  an  einer  späteren  stelle:  II  1,  11,  zii  der  aonabme  ge- 
führt, dass  wir  in  390 — 392  die  hand  des  dichten  hätten,  wäli- 
rend  384 — 386  unächt  seien ,  nämlich  nach  einer  von  ihm  aiil 
Vorliebe  befolgten  theorie  spätere  ausfdllung  einer  im  texte  vorge- 
fundenen lücke;  in  dieser  lücke  habe  die  auflfordernng  des  Pseu- 
dolus  an  Calidor ,  sich  nach  einem  amicus  certus  umzusehen ,  ge- 
standen und  dann  wären  gefolgt  390—392,  387—389,  393;  zu 
letzterer  Umstellung  wurde  Ladewig  veranlasst  durch  den  in  die 
äugen  springenden  vortrefflichen  anschluss  des  lam  faxo  hie  aderit 
393  an  das  Propera:  adduc  hominem  hue  dto  389,  der  schon  oben 
hervorgehoben  wurde.  —  Ich  glaube  die  Schwierigkeit  anden» 
lösen  zu  können.  Der  vers  384  H6c  ego  oppidwn  ddmoenlre  v$ 
hodie  capiatür  uolo  kehrt  allerdings  im  canticum  II,  1  als  elfter 
vers  wieder;  aber  an  einer  stelle,  wo  sowohl  Ritschi  (Opusc.  11, 
p.  279  sq.,  cfr.  768  sq.)  wie  Bei^k  (Z.  f.  A.-W.  1852,  p.  349— 
352)  starke  interpolationen  nachgewiesen  haben.  Bergk^s  ver- 
schlag zur  herstellung  der  betreffenden  stelle  ist  so  einfach  und 
ansprechend,  dass  man  es  fast  bedauert  nachträglich  zu  bemerken, 
wie  ihm  durch  zufall  das  frühere  vorkommen  des  elften  verses 
hier  (als  384)  entgangen  ist«  Hier  kann  er  nicht  entbehrt  wer-: 
den,  wie  Ritschi  mit  recht  betont,  es  sei  denn  dass  man  su  der 
weitgreifenden  annähme  schreiten  wollte,  er  sei  aus  H,  1,  11  hier 
beigesclirieben  und  habe  eine  andere,  ächte  fassung  verdrängt,  was 
mir  aber  wegen  der  fast  durch's  ganze  stück  festgehaltenen  bild- 
lichen ausdrucksweise  unwahrscheinlich  ist:  vgl.  ausser  II,  1  be- 
sonders 766:  lam  ^o  hoe  ipsum  oppidum  ixptignatum  fdxo  ertl 
lenonium,  und  1064:  arx  Ballionia,  —  Ist  nun  also  384  unent- 
behrlich und  sind  demnach  auch  die  folgenden  verse  bis  389  tncl. 
nicht  anzutasten,  so  fragt  es  sich,  wie  der  Widerspruch  zwischen 
dem  hier  verlangten  hämo  astuius  doctus  cauius  callidua  und  dem 
697  sq.  gebrachten  homo  8trenuo8y  amicus  et  heneuoletis,  zu  lösen 
sei.  Ja  das  ist  ebeu  einer  von  jenen  kleinen  widersprächen ,  die 
man  bei  Plautus ,  wie  bei  anderen  dramatikern,  bisweilen  findet; 
bei  jenem  fast  in  jeder  grösseren  palliata :  ich  erinnere  an  die  in 
meiner  einleitung  zum  Miles  gloriosus  p.  42 — 44  dargelegten  und 
hoffe  sehr  bald  an  einem  anderen  orte  mehrere  aus  dem  Pseu- 
dolus  darlegen  zu  können.  Als  Plautus  384  sqq.  schrieb,  schwebte 
ihm  das  bild  des  bei  der    intrigue    zu    verwendenden    sjkopbanten 


Plautus.  171 

tot:  als  Cbarinus  kommt,  hat  er  jenes  vergessen  und  wendet  sieb 
gmns  der  Schilderung  dieses  liebenswürdigen  heiteren  Jünglings  zu, 
die  ihm  denn  auch  trefflich  gelungen  ist.  -—  Aber  jemand,  der 
den  kleinen  Widerspruch  durchaus  beseitigen  wollte,  schob  zur  ver- 
mitteluiig  die  (anderswoher  geholten  oder  selbst  fabricirten  ?)  verse 
390 — 392  ein  und  bedachte  nicht,  dass  er  hierdurch,  ohne  jeden 
notivirten  Übergang,  zwischen  zwei  eng  zusammengehörende  verse 
eloeo  ganz  fremden  gedanken  eindrängte,  der  noch  dazu  mit  dem 
disrakter  des  Calidorus  und  mit  der  eile,  die  sein  anliegen  hat, 
gar  Dicht  stimmt.  Ob  der  gedanke  vollends  auch  schief  ausge- 
druckt war,  bt  bei  der  beschaffenheit  der  Überlieferung  namentlich 
391  schwer  zu  entscheiden:  utnimque  kann  nicht  richtig  sein,  da 
man  ja  doch  nicht  einen  dilectua  halten  kann  unter  den  amici 
pauci ,  qui  homini  oerii  8ient ,  und  den  amici  multi  (qui  homini 
cerii  non  iient),  um  6inen  zu  finden,  qui  certus  siet.  Daher  ist 
auch  Ladewig's  uMmque  (Z.  f.  A.-W.  1842,  p.  1074)  nicht  zu 
halten,  und  in  v.  392  muUis  jedenfalls  verschrieben;  ein  utcum" 
giM,  wie  Acidal  ^  wollte,  hat  Plautus  nur  Epid.  1,  1,  47:  Utcumque 
in  dl$o  uentti$  eat,  exin  uelum  %Mrtiiur  (=  Poen.  Ill,  5,  9)  und 
Bacch.  662  (unsicher).  Was  im  A  die  ursprüngliche  fassung  ge- 
wesen ist,  überlasse  ich  scharfsinnigeren  zu  ergründen :  Csener  und 
Bugge  haben  es  versucht,  N.  Jahrb.  f.  philol.  XCI  (1865),  p.  264 
und  Philol.  XXXI,  p.  454;  Geppert's  mittheilungen  aus  demsel- 
ben ,  Plautin.  stud*  11 ,  p.  60  und  58  f. ,  lassen  das  baldige  er- 
scheinen des  Stndemund'schen  abdrucks  noch  mehr  wünschen. 

Der  folgende  monolog  des  Pseudolus,  I,  4  uulg.,  zählt  unter 
seinen  21  versen  jedenfalls  3,  vielleicht  4  oder  5,  unächte.  Zuerst 
bat  Kiessling  im  Rhein,  mus.  XXIII,  p.  419  den  störenden  v.  403: 
Fadt  iUud  uerlsimiley  quod  menddciunuft ,  dem  auch  durch  Bergk's 
änderung  Fa<Me  illud  e.  q.  s.  (ind.  Halens.  1858/59,  p.  VI)  nicht 
recht  aufgeholfen  wird,  als  einschiebsei  entfernt:  erst  dann  tritt 
die  nöthige  concinnität  zwischen  401  sq.  und  404  sq.  ein.  \och 
viel  breiter  macht  sich  der  interpolator  in  den  drei  folgenden  versen : 

7)  Seine  worte  sind  Divin.  p.  349 :  Neacio  quid  hoc  inierpretatio- 
m$  wt  ad  uirumque  uocem,  cum  Lambinus  astutum  et  incertum  desig- 
nari  ait,  ütrumoue  ent  utrorumque ,  eertorum  seil,  amicorum  et  incer^ 
forum,  Eorum  dilectua  iubetur,  Veterea  tarnen  utrinque ,  quod  sensui 
asquB  aptum;  nee  ineptum  ufcumque,  si  quia  ita  malit. 


172  Plautus. 

40&     Atque  6go  me  iam  pridem  bufc  daturum  dizeraiOy 

407.  Ac  uölui  inicere  trägulam  ia  nostrum  senem: 

408.  Verum  is  oescio  quo  pacto  praesensCt  prius, 

die  ja  übrigens  recht  gut  gelungen  sind.  „Im  ersten  verse  be- 
stätigt der  Ambrosianus  die  von  Ritschi  gemachte  Umstellung  me 
iam  pridem  huic,  im  zweiten  geben  die  handscbriften  sämmtlicb 
At  statt  Ac."  Geppert,  Plaut,  stud.  I,  p.  70.  Aber  die  unächtheit 
dieser  verse,  die  Geppert  a.  a.  o.  p.  71  bezweifelt,  geht  hervor 
aus  folgenden  gründen:  1)  in  der  ganzen  ersten  scene  kommt  auch 
nicht  das  mindeste  von  ihrem  inhalte  vor:  denn  erst  hier  erfährt 
Pseudolus  die  noth,  in  der  sein  herr  sich  befindet,  und  giebt  das 
versprechen  ihm  zu  helfen  selbst  auf  kosten  des  vaters;  2)  der  v. 
408  steht  im  directesten  widersprach  mit  418 — 426  im  anfange 
der  folgenden  scene:  denn  erst  dort  bekannte  Pseudolus  zu  wissen, 
dass  Simo  von  der  Verlegenheit  seines  sohnes  gehört  habe  und 
schon  ahne,  dass  es  auf  ihn  abgesehen  sei ;  er  hätte  also  426  sa- 
gen müssen  Herum  ftraesensit.  Deshalb  streicht  auch  Sauppe  io 
den  Quaest.  Plaut,  (ind.  Gotting.  1858/59),  p.  6  den  vers.  — 
Drittens  konnte  das  fragulam  inicere  407  leicht  gebildet  werden 
nach  folgenden  stellen:  Epid.  V,  2,  25: 

Trägulam  in  te  inicere  adornat :  n6scio  quam  fabricäm  facit. 
Cas.  II,  4,  18 : 

Ego  pol  istam  iam  äliquouorsum  trägulam  decidero. 
Poen.  IV,  2,  97: 

Sätine,  priusquam  unümst  iniectum  t^lum,  tum  instat  älterum ! 
Most.  570  R.  555  L. : 

Continuo  adueniens  pilum  iniecisti  mihi. 
Auch  Weise,  Die  komödien  des  PI.  kritisch  nach  Inhalt  und  form 
beleuchtet  I,  p.  172  f.,  verwirft  die  verse  (und  überhaupt  den  gan- 
zen munolog !),  desgleichen  Ladewig  im  Philol.  XVII,  p.  456  f.,  wo 
er  noch  darauf  aufmerksam  macht,  das  Jiuic  406  ganz  beziehungslos 
dastehe;  die  verse  seien  ausfuUungen  eines  grammatikers  in  einer 
textlücke,  in  der  wahrscheinlich  Pseudolus  seinen  vorsatz  ausge- 
sprochen habe,  dem  Ballio,  der  ihn  so  geärgert,  zu  prellen,  s.  234, 
382,  524—530,  675—677. 

Ob  aber  auch  v.  409,   der  allerdings  entbehrt  werden  könnte. 


Plautufl.  178 

aoch  so  oobedingt,  wie  Ladewig  will,  zu  streichen  ist,  scheint  mir 
doch  nicht  völlig  sicher.  Allerdings  kommt  dieser  vers:  Sed  cön- 
ftrimunda  u6s  mihi  atqüe  ordtiost  auch  III  1  wieder  vor :  22 
(=  788  R.)  und  kann  dort  wegen  des  Wortspieles  mit  dem  Con- 
ftrimere  dentes  787  keinesfalls  entbehrt  werden  ,  so  dass  er  also 
hier  (409)  verkehrten  ortes  stände:  es  ist  aber  die  frage,  ob  jene 
scene  audi  wirklich  von  Plautus  herrührt.  Einen  vers  der- 
selben, 768,  hat  Sauppe  (dem  Ritschi  später  beigetreten  ist  im  Rh. 
BUS.  XV,  p.  430,  vgl.  Opusc.  1^  p.  258)  als  unächt  erwiesen  in 
den  eben  erwähnten,  sehr  dan  kens  wertben  Quaest  Plaut,  p.  8, 
deren  Inhalt  wohl,  von  der  nicht  nöthigen  athetese  des  verses  177 
■nd  dem  lu  unsicheren  awn  argentum'i  1325  abgesehen,  in  jede 
künftige  ausgäbe  des  Pseudolus  übergehen  wird.  Mir  scheint  die 
ganze  scene,  deren  Inhalt  der  widerlichsten  art  ist,  späterer  scbau- 
spielerzusatz,  auf  die  niedrigste  klasse  des  publicums  oder  doch 
auf  die  niedrigste  art  der  erhaschung  seines  beifalis  berechnet. 
Der  jmer  hat  sonst  gar  nichts  im  stücke  zu  tbun:  denn  der  855 
angeredete  ist  der  pedisequos  Ballio's.  Die  scene  ist  für  die  com- 
position des  Stückes  völlig  entbehrlich :  zur  ausfüllung  der  nöthigen 
pause  zwischen  764  sqq.,  wo  Pseudolus  abgeht  um  den  Simia  zu 
instruiren,  und  905,  wo  er  mit  diesem  zurückkehrt,  genügt  völlig 
die  scene  mit  dem  koche  III,  2  (dessen  ankunft  schon  157  und 
169  f.  in  aussieht  gestellt  war),  die  überhaupt  geschickt  mit  dem 
ganzen  in  Verbindung  gesetzt  ist:  vgl.  561  mit  895 — 904  und 
1068  sq.,  1089  sq.  Hierdurch  und  durch  die  erwägung,  dass  die 
rück  kehr  des  Ballio,  gegen  den  Simia  IV,  1  und  2  ins  feld  ge- 
führt wird,  doch  motivirt  werden  musste,  wird  es  sicher,  dass  auch 
diese  scene  (III,  2)  aus  demselben  griechischen  original  stammte, 
dem  der  Pseudolus  überhaupt  entlehnt  ist,  so  dass  hier  keine  con- 
tamination vorliegt  —  Wird  es  nach  diesen  allgemeinen  ge- 
sichtapunkten  vielleicht  nicht  unwahrscheinlich,  dass  III,  1  späterer 
Zusatz  ist  (verdächtige  einzelheiten  habe  ich  bisjetzt  nicht 
bemerkt),  so  wird  auch  die  roöglichkeit  zugegeben  werden  müssen, 
dasa  V.  409  ursprünglich  I,  4,  16  stand,  und  von  dort  für  III,  1, 
22  entlehnt  wurde. 

Die  letzte  (fünfte)  scene  des  ersten  actes  ist  auch  nicht  ganz 
unangetastet  vom  interpolator  geblieben,  obwohl  der  vorzüglich 
fliesaende  dialog  ihm  nur  wenig  gelegenheit  bot   seine   erweiterun- 


174  Plautus. 

gen  anzubringen.  Als  solche  haben  Ritschi  und  Pleckeisen  die 
zwei  halbverse  iatuc  dherat  Uihglus  und  lllut  erat  fMra4sen$  502  sq. 
gut  erkannt,  desgleichen  die  unmetriscben  und  (selbst  wenn  man  sie  mit 
A.  Spengel,  Plaut,  p.  40  f.,  durch  ein  conuenit  in  einen  vers  ver- 
wandelt) ganz  überflüssigen  Worte  nach  543 :  De  iatac  re  aut  si 
de  ea  re  unqitam  inter  noa  coiifienimti«,  vielleicht  auch  v.  467,  um 
nicht  von  485  (=  527)  zu  sprechen.  Desto  stärker  ist,  wie 
schon  oben  berührt ,  II ,  1  interpolirt ;  dann  aber  hören  die  ein- 
schiebsei allem  anscheine  nach  fa|t  völlig  auf:  mit  ausnähme  der 
von  mir  verdächtigten  scene  111,  1  und  der  von  Kiessling  in  den 
Symb.  philol.  Bonn.  p.  838  f.  als  feinere  dittographien  zu  737 — 
744  bezeichneten  verse  745 — 750  (worin  ich  nicht  beipflichten 
kann),  liegt  nur  noch  1079 — 1086  entschieden  unächtes  vor,  wie 
schon  oben  beiläufig  bemerkt  wurde;  ich  hatte  mir  schon  vor  jäh- 
ren die  ganze  stelle  eingeklammert,  da  sie,  wie  schon  das  erste 
aufmerksame  durchlesen  des  Pseudolus  ergiebt,  neben  der  896  ff. 
erzählten  begegnung  auf  dem  markt  und  neben  1067,  dem  grell- 
sten Widerspruch,  unmöglich  bestehen  kann. 

Zum  schluss  möchte  ich  ein  paar  einzelne  stellen  besprechen. 
V.  549 :  Quin  rue  ut  irem,  iam  lieri  conetitwram.  Diese  lesart 
der  handschriften  wäre  nur  haltbar,  wenn  man  annehmen  dürfte, 
dass  auch  in  atatuo  und  compositen  des  u  zur  zeit  des  Plautua 
noch  zuweilen  lang  gebraucht  worden  wäre;  aber  solche  messong 
ist  nur  bei  einsilbigen  stammen  nachweisbar :  plüit  Men.  63,  füit 
Pseud.  285,  füimue  Capt.  262,  adnüit  Bnn.  Ann.  136  u.  s.  w., 
vgl.  Fleckeisen  im  Rhein,  mus.  XIV,  p.  631  f.  und  Corssen, 
Ausspr.  11  ^  p.  680  f.  Bothe  und  Weise  behalfen  sich  mit  dem 
conetituueram  des  Salmasius,  Ritschi  und  Fleckeisen  schrieben  mit 
Reiz  conetitiueram,  letzterer  aber  bewies  alsbald  a.  a.  o.  p.  628  ff. 
(wo  unsere  stelle  fehlt)  die  unzulässigkeit  solcher  formen,  nnd 
Ritschi  ist  ihm  jetzt  beigetreten  opusc.  II,  p.  258.  Müller,  Pbut. 
pros.  p.  553  anm.,  fasst  den  vers  als  frage,  also  Quin  =  Quine: 
„das  verlangst  du  von  mir,  während  ich  doch  —  V*  und  fügt  hinzu : 
„der  schluss  ist  leicht  anders  zu  berichtigen".  Ich  wage  den  vor- 
Bclilag  mecum  etatueram,  wofür  ich  freilich  aus  der  komödie  trotz 
alles  suchens  nur  Hec.  195  beibringen  kann:  nam  constitui  cum 
quodam  hospite,  me  esse  iUum  conuenturam.  Letzteres  ist  ja  aber 
bei  Cicero  häufig,    der  auch  sagt  Verr.  Ill,  41,   95:    H  hahuisti 


Plautus.  175 

wUrtuium  cnm  animo  ac  ddiheraUtm;  Li?iu8  hat  ttatuere  apud  am- 
mum  My  39,   11. 

V.  560  sq. ,    wo    Sauppe   1.   1.    p.  7    und    Pleckeisen    (still- 
achweigcend)    die   unhaltbare    ptersonenvertheilung  Ritschl's  iiberein- 
•tioMieod  berichtigt  haben,    sagt  Simo  Ai  ego  dd  fonim  iho:    iam 
ddere    hie    und  Pseudolus   ermahnt  Actutüm  redh.     Aber    das    iam 
ad€ro  hie  (im  A:  turn  adero,  in  den  übrigen  handschriften  tarn  hie 
adero)  kann  nicht  richtig  sein.     Plautus    hat    in    solchen    häufigen 
redensarten  des  täglichen  lebens  fast  immer    feststehende  folge    be- 
stimmter Wörter,  an  die  seine  leser  sich  dermassen  gewöhnen,  dass 
jede  abweichung  sie  stutzig  macht  und  zum  genaueren   untersuchen 
auffordert      So  ist    hier    schon  das    neben  ero  weit  seltnere  adero 
auffällig,    noch  viel  mehr  aber  die  nachstellung  des  hie  bei  Ritschi 
■nd  Fleckeisen  oder  das  fehlen  desselben,  nach  cod.  A,  bei  Sauppe 
1.  I.     ich  glaube,    dass  Plautus  auch  hier  nur  tarn  hie  ero  schrieb, 
und   führe    dafür    folgende    stellen    an :    Amph.  969    iam   hlc  ero, 
quom    iUi    censdfis    isse    me.  •—    AcMüm  redi.     So  cod.  B    nach 
eigener  collation,  nur  cum  illic.  —     Epid.  Ill,  3,  43  Reuörtere  ad 
%ne  estimplo,  —     Continuo  hk  ero  (desgl.).  —     Cas.  Ill,  1,    12 
Ctira,  ego  ad  forum  modo  iho  .  iäm  hie  ero,  —    Bene  dmhula.  — 
P«.  331,  Rud.  444,  1224:  Jam  hhe  ero.  —     Cas.  11,  3,  2:  %i 
hc  ero.  —  Men.  225,  Aul.  I,  2,  11  und  26:  Iam  ego  hie  ero. — 
Cas.  IV,  2,  7:    ego  eras  hie  ero.   —     Stich.  67    aut  iam  egomet 
'     hie  ero.   —     Ibd.  537  iam  ego  apud  te  ero.  —     Cas.  Ill,  6  ,   18 
I      Ego  iam  iniuB  ero  (cod.  A,  die  übr.  codd.  Iam  %ni%i8  ero;    Geppert 
1     hm   ego    iniua    ero)»     Vgl.    Ter.   Haut.  872   Ego    domi   ero.    — 
Adero  finde  ich  nur,   und  durch  das  mctrum  geboten,    Bacch.  100 
Prius  hie  adero;  Aul.  II,  3,  7:  iam  ego  hie  adero;  Stich.  66:  Iam 
ego  d&mi  adero.  —     Amph.  545  (=  I,  3,  47)  hat  B:    Prius  tua 
opinione    hie    adero   honum    animum   habe.      Fleckeisen  setzt  eiiim 
nach  Prius  ein  und  eo   vor   honum;    letzteres    kaum    richtig,    wie 
i^chs  in  Studemund's  „Studien^*  1,    1,    p.   16    not.    bemerkt:    Irnhe 
animum   honum    ist   die   gewöhnliche  Wortstellung  (Mil.  glor.  804, 
1236,  1357,  Ps.  925,  Cas.  11,  6,  35,  Epid.  IV,  2,  31,  überall  am 
versschlusse,  dagegen  Pseud.  866  f.  Habe  modo  honum  animum.  — 
QuaStOy  qui  possum  ^   doce,    Bonum  animum  hahere ,  qui  te  ad  me 
addmedm   domumf);    der   hiat   scheint   mir   durch    die  kleine  pause 
nach  adero  gestattet.     Wer  an  einem  tuad  (Ritschi  im  Rhein,  mus. 


176  Plautus. 

XXIV^  p.  486)  zweifelt,  wird  nach  prius  ein  enim,  ego  oder  ahn* 

liches   wort    einsetzen   und    die    veraclileifung    tua  opinidne   anneh- 
men müssen. 

V.  741.  In  der  ersten  vershalfte  sind  die  seltenen  Wörter 
Murnnam,  possum ,  defrutum  glücklich  erhalten;  für  eine  genu- 
gende  erklärung  derselben  ist  kürzlich  gesorgt  worden  von  Moritz 
Voigt  in  einem  aufsatze :  ,,über  mur'tola,  murrata,  mtirritia'S  Rhein, 
mus.  XXVIll,  p.  56 — 64,  für  dessen  klare  und  pracise  darstellnng 
man  erst  recht  dankbar  wird,  wenn  man  selbst  sich  längere  zeit 
abgemüht  hat  mit  den  Exercitationes  Plinianae  von  Salmasius  und 
Gesner's  Chrestomathie,  der  verworrenen  und  widersprechenden 
Zeugnisse  alter  grammatiker  nicht  zu  gedenken.  —  In  der  zweiten 
vershälfte  gehen  CDPZ  melUnam^  B  mdmanii  A,  wie  es  scheint, 
mellaniy  womit  das  mella  bei  Plinius  h.  n.  XIV,  13,  15  (92)  im 
citate  des  verses  stimmt;  und  dann  haben  noch  alle  Plautushand- 
Schriften  ein  md,  Ritschi  und  Fleckeisen  schreiben  meVmam  md, 
und  ersterer  fügt  noch  hinzu:  a  Plauto  tarnen  scriptum  esse  mvU 
sum  suspicor.  Gegen  beides  erhebt  Bugge  gerechte  bedenken  in 
„Tidsskr.  f.  philol.  og  pädag.«  VI,  p.  14  (=  Philol.  XXVIIi, 
p.  563  f.):  von  mel  hätte  mit  dem  suffix  ina  nur  mdlina  gebildet 
werden  können,  nicht  meUfia,  und  dieses  wort  (oder  meUamy  was 
Bugge  vorzuziehen  scheint,  da  es  auch  bei  Columella  XII,  11  und 
47  sicher  steht)  hätte  schwerlich  durch  corruptel  aus  mvlsum  ent- 
stehen können.  — -  Das  folgende  mel  ist  neben  mdlinam  uner- 
träglich, sei  es  nun  durch  dittographie  oder  durch  übei^eschriehene 
Interpretation  des  seltenen  ^)  vorhergehenden  Wortes  entstanden : 
Plautus  kann  nicht  erst  drei  arten  süssen  weines  nennen,  dann  hin- 
zufügen „honigsüsses  getränk"  (honigwein,  wenn  man  will),  und 
schliessen  mit  der  Zusammenfassung:  „honig  jeder  art'*  (ein  solches 
adjectiv  steckt  nämlich  in  den  letzten  zügen  der  handschriften : 
quoiusmodi  oder  quouismodi)^  schon  aus  dem  gründe  nicht,  weil 
honig  kein  geträn k  ist     Wohl  aber  kann  er  nach  jenen  drei  arten 


8)  Meilina  ist  ein  an.  Ity.,  denn  das  ebenso  lautende  wort  Epid. 
I,  1,  21  {Aut  81  Imeüina  attulUti  cod.  B)  ist  sicherlich  Terscbrieben. 
Scherzhafte  bildang  ist  wohl  anzuerkennen  True.  IV,  1,  6:  nimio 
magnae  melliniae  mihiat ,  was  man  ts  nimio  magnae  uohtpiaii  mihist 
erkl&rt 


Ploutus.  177 

lineB  weines  xnsammenfassend  schliesseo:  „(kurz),  Lonigsiisse  ge- 
traoke  (hooigweioe)  jeder  art^S  Welche  form,  meUinam  oder  mel- 
lam ,  wir  duo  wählen  sollen ,  beruht  auf  der  metrischen  form  des 
letzten  adjecti?8.  Ritschi  und  Fleckeisen  haben  (m^ifiam,  mel) 
^SM^vatmod»  9  Bugge  äussert  sich  nicht  darüber.  Diese  form  des 
atfjectiTs,  die  natürlich  auf  quolusquoiusmodi  und  auf  der  liäuflgen 
eioiilbigen  ausspräche  von  quoius  (eitfs  huitis),  beruht,  kömmt  zwar 
bei  Cicero  yor  (alles  gesammelt  in  Neue's  Lat.  formenlehre  II, 
f.  178  f.),  bei  Plautus  aber  noch  nicht,  denn  auch  Bacch.  400  ist 
es  nur  eine  conjeetur  Scaliger's,  aufgenommen  und  noch  jetzt  ver- 
tlieidigt  yon  Ritschi  in  den  Opusc.  II »  p.  727.  Es  wird  daselbst 
recht  ansprechend  voi^^escli  lagen  das  dreisilbig  ausgesprochene  quo- 
Uumodi  Men.  575  zu  schreiben  ^oimodi  (warum  nicht  noch  lieber 
qwi9tnodl7)y  vielleicht  auch  noch  an  anderen  stellen,  „namentlich 
aber  Persa  IV,  4,  96  (=  648),  nur  nicht  Persa  111,  1,  58  (= 
S86y^  Aber  grade  an  der  letzten  stelle,  die  Ritschi  mit  dem  vor- 
hergehenden verse  so  schreibt:  ^. 

Tace  stülta  •  non  tu  nunc  hominum  mor^s  uides, 
Quoiüsmodi  hie  cum  fäma  facile  nübituri 

{Quoius  BD ,    iJuiua  A) ,    hat   der  Decur latus  eine  beachteiiswerthe 
?«riante  ^oitiUmodi,  die  uns  auch  zur  herstellung  des  Pseudolus- 
rerses    helfen    kann.     Gujet  fasste  sie  richtig  =   Cttiusuis  modi, 
and  so  auch  neuerdings  B.  Becker  in  seiner  vorzüglichen    abband - 
long  über  die  indirecten  fragesätze  im  alten  latein  (=  Studemuod's 
Studien  I,  1,    p.  286);    tritt  der    daselbst    geltend  gemachte  syn- 
taktische grund  hinzu ,    so  wird  kein  zweifei  mehr  sein ,    dass  zu 
lesen    ist:    non    tu    nunc  hominum  mor^  uides?     Quoiuismodi  hie 
cum    fäma  fädle   nühiiur.    —      Im    Pseudolus verse    erklärt    schon 
Naudet  das  überlieferte  quoius  modi  richtig  als    cuiuscumque    modi 
and  fügt  hinzu  „Forte:    quoiusuis^^,  ohne  näher  anzugeben,  wie  er 
sich  dann  den  ganzen  vers  hergestellt  dachte;  einsilbige  ausspräche 
des  ^oitis  eius  huius  scheint  er    nicht    gekannt    zu    haben.     Neh- 
men wir  aber  diese  auch  hier  an  und   fugen    der    handschriftlicheu 
Überlieferung  einen  einzigen  strich  bei,    so  haben  wir  Qtioiui^modi 

(wie  C  im  Persa  386)  =  Quoiusuismodi ,  was  im  vorhergehenden 
mdUnam  erheischt;  der  vers  dürfte  also  gelautet  haben:  Mi&rrinam, 

Philologus.  XXXV.  M.   J.  ^^ 


178  Plautus. 

pasaüiHy  defrutum  y  meUinam  quolusulsmodi  (was  auch  quoiuinnodi 
oder  (luoisuiamodi  gesclirlcben  werden  kann). 

Nachdem  in  IH,  2  der  koch  als  höchste  seiner  leistungeo  die 
Wiederholung  des  kunststückes  der  Medea^  einen  greis  wieder  jaog 
zu  machen ,  in  aussieht  gestellt  hat ,  fragt  Ballio  874  sq.  Ehern 
quanth  istuc  vnum  mi  coqulnare  pirdocesi  Da  im  Torhci^ehendeo 
nur  von  jenem  kunstsfück  die  rede  gewesen  ist  und  Ballio's  erste 
frage  872:  Eho,  an  eiiam  uenefkusl  mit  der  antwort  873:  Immo 
^epol  uero  sum  hömlnum  scruatdr  magis  zu  keinerlei  missverständ- 
niss  anlass  geben^  bleibt  es  auffallend,  dass  der  koch  fragt  876: 
Quldl,  völlig  unerklärlich  aber  ist  Ballio's  antwort:  'üi  f e  «emem, 
ni  quid  sttrrlpids  mihi,  wo  Ut  weder  final  noch  epexegetisch  (zu 
isiuc  unum  coquinare!)  sein  kann.  Jene  zweite  frage  Ballio'i 
875:  Quanti  istuc  unum  mi  coquinare  pMioces?  erfordert  durchaus 
eine  antwort,  wie  sie  877  erfolgt:  81  crddisy  nummo:  si  tio»,  iie 
mlna  quiJem,  und  daher  müssen  wir  annehmen,  dass  876  an  ganz 
falscher  stelle  steht.  Wo  er  aber  hingehört,  habe  ich  noch  nidit 
herausbringen  können;  vielleicht  sind  andere  glücklicher. 

y.  1010  verstehe  ich  nicht  Ritschl's  und  Fleckeisen's  lesart 
der  antwort  des  verkleideten  Simia.  Ballio  las  im  hriefe  des 
Miles  (1009):  Harpds  calator  mius  est  y  ad  te  qui  ueiiil  .... 
blickt  dann  auf  und  fragt:  Tunis  %s  Harpaxl  (wenn  nicht  etwas 
ganz  anderes  in  dem  faphax  der  handschriften  steckt),  worauf  Si- 
mia antworten  soll:  Ego  sum:  atque  Harpax  quidem.  Die  hand- 
Bchriften  geben  atque  ipse  harpax  quidem  ^    doch    weiss    man   noch 

nicht,  was  im  A  steht;    Ritschi  las  nur  ATQ PA^y  wo 

allerdings  für  ein  ipse  kein  ranm  wäre.  Dass  nun  jenes  atque 
Harpax  quidem  „und  zwar  der  Harpax  in  eigener  person*'  bedeute 
(und  was  sollte  es  sonst  bedeuten?),  wird  nicht  bewiesen  werden 
können ;  eher  würde  Fleckeisen's  atque  ipse  Harpax  quidem  dazu 
passen.  Was  aber  diese  bestätigung  des  Ego  sum  bezweckt  (einen 
reiz  auf  die  lachmuskeln  der  die  verkappung  des  Simia  kennenden 
Zuschauer?),  verstehe  ich  nicht  und  möchte  daher  vorläufig  lieber 
auf  die  vulgata  atqite  ipse  harpax  quidem  „und  zwar  bin  ich  selbst 
ein  mensch,  der  seinem  namen  ehre  macht^'  (Harpax  —  ipse  har- 
paxy  vgl.  653 — 656;  wortgetreue  Übersetzung  ist  uns  ja  nicht 
möglich);  ein  ähnliches  quidem  scheint  Bacch.  222  zu  stehen:  Nam 
iam  hue    adueniet    mUes  ....     CHR.    Et   miUß   quideml     MUnd 


Plautus.  179 

nrv    ein    soldat  !'^     „Und  was  fiir  einer  ^<     223 :    Qui    de   ämit- 
tmwda  Bdcdkide  aurum  hie  4xlgit,  —     Eioe  hülfe  des  A  haben  wir 
dagegen  leider  nicht  zu  erwarten  in  dem  verzweifelten  verse  1049^ 
den  ich  nur  erwähne  um  darauf  aufmerksam  zu  machen,    dass  ge- 
wiss nach  müiiariB   verderbt    ist:    m'üifaribus    (so    nur  Da)    wird 
■ach  de«  sonstigen  gebrauch  des  Plautus  jedenfalls  erwartet:  928 
1004,  Bpid.  I,  1,    14;  Trin.  721;  Poen.  V,  5,  7;  True.  V,  16; 
kann  aber  nicht  richtig  sein.     Denn  Simia  sagt  keineswegs:  „lasst 
■ot    davon   gehen   mit  soldatischen    schritten   (indem   wir  so  thun, 
F     ab  wäre  ich  wirklich  ein  cacula  militariay^  sondern,  wie  die  läge 
der  dinge  dringend  erheischt  und  seine    heftigen  werte    1046  sqq. 
an  Pseudolus  deutlich  bekunden:    „lasst  uns  davon  eilen,  was  wir 
mir   irgend    können,    bevor    der    nahe  feind  zur  besinnung  kommt 
und  uns  zurückholen  will*^     Solche  bedeutung  liegt  aber  nicht    in 
dem  ausdruck  gradvs  miliiaris,  der  im  gegensatz  zum  gradua  ple- 
muB  (gradu  pleno,  gradu  citato^  se  inferre)  „laufschritt*^,   grade  das 
regelmässige,  ruhige  marschtempo  bezeichnet.     Vgl.  Vegetius  I,  9: 
MUitaH  ergo  gradu  XX  milia  paseuum  horte  V  dumtaxat  aesHuia 
comficienda  eunt.     Pieno  autem  graduy  qui  citatior  eet^  iotidem  Iwris 
XXIV  milia  peragenda  eunU     Anderswo  sagt  Plautus  grandi  gradu: 
True.  II,  2,  31,  vgl.  besonders  Epid.  I,  1,  11 — 14:  Di  inmortales 
te  infelicent ,   «f   lif  es  gradihue  grändihue!     Nam  ul  apud  portum 
te  wnepexi,  ctirrictilo  occepi  eeqtii:    Vis  adipiecendi  poteetae  mddo 
fuil.   —     Scurra^e.  —     5cio,   Te  ieee  quidem  hominetn  miliiarem; 
"WO  also  das  langsame  faule  schlendern    eines    städtischen    pflaster- 
treters  (zur  Most.  15  L»,    Brix  zum  Trin.  202)   dem   ruhig    und 
regelmässig    vorwärts    schreitenden    soldatenschrilt   entgegengesetzt 
wird.  —     Erwartet  wird  im  Pseudolusverse  irgend  eine   komische 
beseichnung  der  eile,  wie  „mit  siebenmeilenstiefeln'^;   die  verschrei- 
bung*  deutet  auf  ein  compositum  von  miUe, 

V.  1065,     0  förftMiafe,    c^o  fortunaiam   manum     nach    der 
palatinischen   recension  Ritsclil    und  Fleckeisen,    wie  alle  ftüheren. 

Aber  der  A  hat :  FORTVNÄl OMANVM,  wonach  Sauppe 

quaest.  Plaut,  p.  13  sehe  ansprechend  herstellte:  0  fdrtunafe,  fdr- 
imnatam  cido  mannm;  die  assonanz  fortunate  fortunatam  ist  so 
acht  plaotinisch,  dass  an  der  richtigkeit  dieser  Zusammenstellung 
for  jeden  kenner  des  dichters  kein  zweifei  mehr  obwalten  kann 
nnd  beispiele  ganz  überflüssig  sind.     Nur  verstehe  ich    noch    nicht, 

12* 


180  Plautuf. 

warum  grade  die  fartunaia  manu9  hervorgehoben  wird;  es  liegt 
durchaus  kein  grund  vor  die  manus  des  Simo  als  eine  foriunaUi 
SU  bezeichnen»  eher  die  des  Pseudolus,  die  den  $ymbolu$  auf- 
schnappte und  damit  den  sieg  ermöglichte«  Ballio  wähot  sich 
1052  sqq.  völligen  sieger  durch  die  gunst  der  Fortuna;  er  wakol 
auch  seinen  alliirten,  den  Simo,  durch  die  gunst  derselben  sieger 
in  der  wette  um  20  minen  (536  sq.  1068  sq.),  wünscht  dass  er 
komme,  tit  mea  laetitia  laetus  promiscam  stet  (1062),  und  will 
ihm  in  seiner  freude  als  glücksgenossen  die  hand  drücken  (Capt. 
838,  859,  Rud.  243,  Mere.  149):  also  müssen  beide  personen 
erwähnt  werden  1065  und  Plautus  schrieb  sicherlich:  0  fortunate^ 
fMunato  ddo  muniim. 

Rom.  Aug.  0.  Fr.  Lorenz. 

Nachtrag  zu  p.  177.  Auf  (/tioiui^modi  ist  sowohl  im  Pseu- 
dolusverse  wie  Bacch.  Ill,  2,  16  auch  gekommen  A.  Luchs,  „Zur 
lehre  von  der  genetivbildung  der  lateinischen  pronomina*'  p.  32, 
welche  abhandlung  (aus  dem  in  Vorbereitung  begriffenen  vol.  I, 
fasc.  2  der  Studemund'schen  „Studien^')  mir  durch  die  "gute  des 
Verfassers  schon  jetzt  zugänglich  geworden  und  zur  benutzung 
freigestellt  ist.  D,  o. 


Zu  LiviuB. 


XXII,  12,  4  victos  tandem  quos  Martios  antmos  Romanig. 
Dass  qtios  unmöglich  ist,  hat  Heerwagen  bewiesen ;  Gronovs  quoque 
ist  der  Wortstellung  wegen  nicht  annehmbar.  Das  wohlfeilste  aas- 
kunftsmittel  haben  diejenigen  ergriffen,  welche  mit  Valla  das  un- 
bequeme wort  wegstrichen;  dasselbe  leidet  eben- so  wie  Weissen- 
borns  conjectur  aliquando  an  dem  übelstand,  dass  die  entstehung  der 
verderbniss  dabei  nicht  erklärt  wird.  Heerwagen  schreibt  mit  Je- 
nicke  antiquos,  vgl.  c.  25,  10  «i  antlquw  animus  plebei  Romanae 
esset;  dort  freilich  steht  kein  zweites  adjectiv  dabei,  während  hier 
das  eine  neben  dem  andern  ziemlich  überflüssig  wäre.  Ich  schlage 
illos  vor,  welches  wenigstens  dadurch  sich  empfiehlt,  dass  es  den 
überlieferten  buchstaben  am  nächsten  kommt. 

Hof.  ^  ^.  F.  Unger. 


11.    JAHRESBERICHTE. 


45.    Aeschines. 

(Erster  theil). 


1)  Aescliiois  orationes  ed.  Fr.  Fraoke.  8.  Lips.  1860.  ite- 
ram  ed.  Lips.   1863. 

2)  Aeschinis  orationes  e  codicibus  partim  nunc  primum  ex- 
cussis  edidit,  scholia  ex  parte  inedita  adiecit  Ferd.  Schultz. 
8.     Lips.  1865. 

3)  Ruhdewald:  De  nonnullis  orationum  Aescbiois  et  De- 
mostbenis  de  legatione  male  gesta  habitarum  locis.  Burgsteinfurt. 
1867.  G.  Fr. 

4)  Gilbert,  Otto:  Ea  quae  Demostbenes  et  Aescbines  in  ora- 
tioDibas  de  falsa  legatione  habitis  de  tempore  primae  et  secundae 
•d  Pbilippum  legationis  narrant,  num  inter  se  consentiant,  quaeriiur. 
Marburg.  Cattor.  1867. 

5)  Hillebrand:  Explicationeset  emendationes  Aescbineae.  Weil- 
borg.  1868.  G.  Fr. 

6)  Hug:  Der  entscbeidungskampf  zwischen  Aeschines  und 
Demosthenes.     Zürich  1869. 

7)  Rede  gegen  Ctesipbon,  übersetzt  von  Titus  Wilde.  Gör- 
litz. 1870.  G.  Fr. 

8)  Röhmheld :  Quaestiooes  de  Aeschinis  oratione  contra  Ctesi- 
phoDten.     Marb.  Catt.  1871. 

9)  Aeschinis  in  Ctesiphontem  oratio.  Recens.  Expl.  Andreas 
Weidner.     Lips.  1872. 

9)  Aeschinis  orationes.    Recens.  Andreas  Weidner.    Berol.  1872. 

Dazu  kooiaieD  artikel  in  Zeitschriften  von  Schultz,  Linder, 
Richter,  Frohberger,   Dahms  und  E.  Rosenberg. 

Obwohl  die  litteratur  des  Aescbines  seit  dem  jähre  1860  keine 


1 82  Jaliresberidite. 

reicbliche  genannt  werden  kann,  glaubte  icb  dennoch  zweckmänigf  zu 
handeln»  wenn  ich  den  stoff  in  drei  tbeile  zerlegte  und  jede  einselne 
rede  fiir  sich  bebandelte.  Es  ist  nämlich  die  äussere^  haod- 
schriftliche  kritik»  welche  in  diasem  jahrzehend  besonders  reich- 
liche fruchte  gebracht  bat,  auf  die  wir  daher  unser  bauptaugeoDierk  zu 
richten  haben.  In  dieser  beziehung  aber  sind,  wie  Weidner  mit 
recht  hervorhebt,  die  einzelnen  reden,  jede  für  sich,  als  ein  ganzes 
zu  behandeln,  nicht  blos,  weil  sie  auf  theilweise  verschiedenen  hand- 
schriften  beruhen»  sondern  weil  auch  dieselben  handschriften  in 
den  verschiedenen  reden  anlass  zu  einer  verschiedenen  beurtheilung 
ihres  werthes  gegeben  haben.  Einer  späteren  Aeschineskritik  wird 
es  vorbehalten  sein,  die  gesonderten  Untersuchungen  über  den  werth 
und  die  classification  der  handschriften  fiir  die  einzelnen  reden 
wieder  zu  einem  ganzen  zusammenzufassen,  um  endgültig  festzu- 
stellen ,  ob  viele  handschriften  des  Aeschines  das  Schicksal  der 
bandschrift  h  getheilt  haben,  bei  der  sich  nachweisen  lässt,  dass  der 
Schreiber  fur  die  einzelnen  reden  verschiedene  quellen  benutzt  bat. 
So  lange  aber  wird  es  misslich  bleiben  anzunehmen,  dass  df  in  der 
Timarchea  auch  an  zweifelhaften  stellen  vor  den  lesarten  der  hand- 
Schriftenklasse  B  der  vorzog  zu  geben  sei,  dass  df  überhaupt  vor- 
urtheilsfrei  zu  betrachten  seien,  wie  Weidner  es  thut,  da  dieselben 
sich  in  der  Ctesiphontea  als  eine  unlautere  quelle  ausgewiesen 
haben.  Auch  das  muss  bei  einer  zusammenfassenden  Aeschines- 
kritik vermieden  werden,  dass  bei  demselben  redner  verschie- 
dene handschriften  mit  dem  gleichen  buchstaben  bezeichnet  werden. 
So  fasst  Weidner  in  der  einen  rede  mit  A  zusammen  dd,  während 
df  sich  unter  M  befindet»  während  er  in  der  andern  df  mit  A  be- 
zeichnet. 

I.    Die  rede  gegen  Timarchos. 

Unter  der  angegebenen  litteratur  gehörten  an  diesen  platz  be- 
sonders die  ausgaben  von  Schultz  und  Weidner,  wie  sie  denn  über- 
haupt die  bedeutendsten  leistungen  fur  Aeschines  während  dieser 
jähre  sind.  Sie  sind  entgegengesetzt  in  ihrer  ganzen  anläge  und 
stehen  dennoch  in  engem  bezuge  zu  einander.  Die  ausgäbe  von 
Weidner  wäre  meiner  mcinung  nach  unmöglich  gewesen  ohne  die 
von  Schultz,  und  die  letztere  hat  erst  ihren  rechten  werth  erhalten 
durch  Weidner's  ausgäbe.  Denn  die  ausgäbe  von  Schultz  fan4 
trotz  des  erstaunlichen  fleisses  und  der  bewundrungswürdigen  Sorg- 
falt in  der  Sammlung  der  lesarten,  trotz  der  selbständigen  verglei- 
chung  nicht  unwichtiger  handschriften,  des  Vai,  Laut,  Fhr,  Barh, 
Abb,,  und  einer  erneuten  collation  des  so  wichtigen  Parisinus  nicht 
den  verdienten  beifall,  weil  mau  in  das  chaos  der  lesarten  nicht 
Ordnung  gebracht  sah  und  selbst  nicht  hineinzubringen  vermochte. 
Die  bei  jeder  Aeschinesarbeit  fast  sitte  gewordene  klage  über  die 
traurige  beschaffenheit  der  handschriften  dauerte  fort;    von  der  in- 


Jahresberichte.  183 

krilik  allein  versprach  man  sich  noch  erfolge,  die  sie  ja 
in  der  that  gehabt  hat,  wenn  auch  die  meisten  errungen- 
MJMftea  auf  diesem  gebiet  den  character  des  subjectiven  geschmacks 
4ei  betreffenden  kritikers  und  seiner  an  den  redner  herangetrage- 
Bcn  principieu  nicht  verleugnen.  Und  so  viel  war  ja  richtig  »n  der 
klage:  eine  handschriflt  wie  der  Urbinas  des  Isokrates,  der  Parisinus 
da  Demosthenes  war  nicht  gefunden.  Man  gab  es  bis  auf  spär- 
KdM  anfange  auf,  durch  eine  geschickte  Zusammensetzung  der  uns 
crkaltenen  handschri fiten ,  durch  combination  sich  ersatz  für  den 
■aogel  zu  verschaffen.  Das  hat  Weidner  gethan.  Mit  diesem  viel- 
Wklagtea  handschriftlichen  material  errichtet  er  ein  stolzes  ge- 
biode,  das  nach  seinen  eigenen  Worten  ihm  in  seinem  fundament 
and  leinen  liaupttheilen  allen  stürmen  zu  trotzen  scheint  Eine 
nlcbe  Sicherheit  in  der  heilung  kritischer  Schwierigkeiten  war 
bitiier  im  Aeschines  unerhört,  und  ist,  wie  ich  fest  glaube,  beim 
Aeidiines  auch  unerreichbar,  wenn  sich  auch  von  jetzt  an  die 
luuKkehrifitliche  kritik  beim  Aeschines  wieder  mehr  hervorwageu 
and  bedeutendere  erfolge  erzielen  wird.  Darin  eben  setze  ich  das 
fCrosie  verdienst  Weidner's ,  dass  er  durch  seine  geniale ,  aus 
einem  giiss  hervorgegangene  arbeit  den  todten  schätz,  den  wir 
n  den  handschriften  besassen,  aufgerührt,  und  angeregt  hat,  die 
eiazeloen  theile  dieses  Schatzes  näher  zu  untersuchen  und  würdigen 
m  leruen.  G^en  die  Solidität  seines  gebäudes  aber,  gegen 
seine  ganze  methode  und  deren  erfolge  erlauben  wir 
HM  einspräche  zu  tliuen  und  hoffen ,  unsere  entgegengesetzte  nn- 
siclit  zur  geltung  bringen  zu  können. 

Weidiier  hat  seine  gruuddätze    bei    der    kritischen    behandlung 
der  Timarciiea     am'   sdilusse    der    Prolegomena     zur   Ctesiphontea 
dargelegt.      Früher    theilte    man    die    handschriften    des    Aeschines 
in  zwei    klassen    (Scheibe).      Der    scheidungsgrund    war    ein    un- 
2vreif bender,  denn  das  alter  der  handschriften  ist  an  und  tür  sich 
far  ihre  gute  nicht  entscheidend.     Besser  schon  ist   die   eintheilung 
k  drei  klassen  bei  Franke.     Er  unterscheidet    1)   gute,   ahgm  Ti- 
mar€heae  2)  schlechte  und  interpolirte ,   eklics.     3)  mittlere    plhgdfr. 
Genügen    wird   dieselbe  jedoch    keinem.      Denn,    um   von    ande- 
ren  abzusehen,    was    soll    uns   ein   genus   medium ^    das   wir   nach 
mibjectivem    ermessen    bald    als    gut ,    bald    als    schlecht    heranzie- 
heo  dürfen  ?     Einen  fortschritt  zeigt ,   wie    es   zu    erwarten   stand, 
F.    Schultz's    eintheilung    in    vier    klassen,     doch     sind    auch     bei 
ihm  die  theilungsgründe  nicht  scharf  und  concis  genug.      Es    lässt 
sich  bei  minus  depravati  —  probos  interdum  —  ad  primum  genus 
proxhme  accedit  zu  wenig   bestimmtes   denken    und    das    verhältniss 
der  einzelnen  handschriften  zum  archetypus  wird  dadurch   nicht  er- 
klärt.    Dieses  verliältniss  klar  zu  legen,  bt  das  bauptstreben  Weid- 
ner's.    Znnäcbst  fuhrt   er   den    nachweis,    dass    alle    unsere    hand- 
schriften auf  ei  Den  archetypus  hinweisen.     Die  zum  beweise  dafür 


184  Jahresberichte. 

ungerührten  stellen  verdanken  wir  meist  seinen  eigenen,  richtigen 
conjecturen.  Durchaus  mit  recht  streicht  er  nicht  hios  im  ^  8 
mit  den  früheren  herausgebern  die  worte  oi  (lovov  —  ^ffrogun, 
sundern  dieselben  auch  im  §  7.  Diese  worte  erinnern  mich  an 
Lycurg.  in  Leoer.  §  8  und  9,  wo  die  zweimal  von  den  haod- 
schrifren  gebotenen  worte:  wg  fMi^ie  —  ä^Cav,  ebenfalls  an  bei- 
den stellen  unpassend,  wahrscheinlich  eine  candhemerkung  waren, 
die  an  beiden  stellen  in  den  text  kam.  Dass  ferner  im  §  22  der 
Vorschlag,  die  worte  ovg  di  —  naCSfav  zu  streichen,  .von  Weid- 
ner noch  nicht  gemacht  ist,  ist  wirklich  seltsam,  da  er  ganz  evi- 
dent ist.  Gern  hätte  ich  auch  §  128  unter  den  von  allen  band- 
schritten gemeinsam  schlecht  überlieferten  stellen  bemerkt  gefunden, 
wo  die  Verbesserung  Weidner's  to  ndXai  für  das  fehlerhafte  jijy 
nöhv  nicht  blos  dem  sinne  genügt,  sondern  auch  handschriftlich 
leicht  ist.  Auch  eine  lücke,  glaube  ich,  lässt  sich,  zum  beweis  des 
gemeinsamen  Ursprungs  unserer  handschriften  anfuhren.  Es  heisst 
im  §  88  am  Schlüsse  eines  beweises :  ixBivot  fAiv  y§  ol  laXaC" 
nwoot  ov  SvvdfAivot  ^f]QCtg  afjia  xai  nerCuv  intnyxetv ,  rä  fM- 
ytara  jüv  Iv  äv^guinotg  xuxtSv,  lavratg  i^Qi^aavto  c^fAipoqaig, 
oviog  ()'  oix  l^iXuiV  jrjp  iavrov  ßdeXvgCav  xarixHV,  Es  ist  nicht 
zweifelhaft,  dass  Taviutg  ixQ^i^^^^  cvfupoguTg  eine  euphemistische 
redcnsart  ist  fur  d-avdrtp  ^rjfitovffdau  Das  ergiebt  der  Zusammen- 
hang der  stelle,  das  erc^iebt  der  häufige  gebrauch  dieser  phrase: 
s.  Lysias  XIII,  40.  XXIV,  3.  XXV,  11.  XXV,  15.  Daraus 
gebt  hervor,  dass  zu  ovjog  das  verbum  fehlt  und  nicht  aus  dem 
vorhergehenden  zu  ergänzen  ist.  Wir  erwarten  ungefähr  folgen- 
den sinn:  „und  dieser,  für  den  sich  nicht  einmal  milderungsg^nde 
auffinden  lassen,  wie  für  jene,  welche  sterben  mussten,  sollte  Ver- 
zeihung erlangen?'^  So  erst  würde  die  periode  im  geschmack  der 
attischen  redncr  schliessen ,  vrgl.  Hl,  158,  und  Lysias  würde  sie 
wohl  mit  einem.  Shvov  eingeführt  haben.  —  Auch  §  145  ist  in 
allen  handschriften  eine  kleine  lücke.  Es  muss  durchaus  heissen 
fj  jijv  uvTov  awrrjglavy  was  auch  Weidner  vermuthet  —  Doch 
hat  die  frage  nach  dem  archetypus  zunächst  nach  meinem  da- 
fürhalten nur  untergeordnetes  Interesse  für  die  kritik  .unseres  red- 
ners.  Es  stehen  ungefähr  zehn  ähnlichkeiten  der  handschriften  hun- 
dert Verschiedenheiten  gegenüber,  und  eine  betrachtung  dieser  fuhrt 
zu  dem  viel  näher  liegenden  resultat,  dass  wir  zwei  verschiedene 
recensionen  vor  uns  sehen,  dass  der  eben  construirte  archetypus  in 
weiter  ferne  vor  unseren  handschriften  liegt  und  erst  viele  mittel- 
glieder  gefunden  werden  müssen,  um  den  Zusammenhang  zu  ver- 
mitteln. —  Weidner  unterscheidet  zwei  klassen  von  handschriften, 
die  ous  jenem  archetypus  hervorgegangen  seien;  die  eine  umfasst 
fd  und  wird  A  genannt,  die  andern  ahgm  mit  dem  namen  B, 
Alle  übrigen  sollen  aus  AB  durch  contamination  entstanden  sein, 
weshalb  wir    ihrer    entbehren    könnten.      Zu    dieser  scbeiduog   der 


Jaliresberichte.  185 

kaadschriften  ist  Weidner  veranlasst  1)  durcL  die  verschiedenen 
ildkiiigen  der  -Satzglieder  in  beiden  liandsdiriftenklassen,  2)  durch 
fnnere  locken.  Dazu  habe  ich  zu  bemerken ,  1)  in  bezug  auf 
die  Stellung,  dass  auch  lop  und  besonders  Vat.  Luur.  dieselbe  Wort- 
folge gewähren,  wie  die  übrigen  handschriften  der  klasse  B,  doss 
ebcttto  in  dieser  beziehung  Barb.  Abb.  mit  A  übereinstimmen. 
Auch  hq  stehen  der  Stellung  in  A  sehr  nahe ,  wenn  sie  auch  an 
eiligen  wenigen  stellen  noch  auf  eigene  band  verschiedene  Wort- 
folge zeigen  (cfir.  ^  62.  106) ,  2)  in  betreff  der  lücken,  dass  die 
io  {  149  sich  findende  nur  in  Abb.  unausgefiillt  geblieben  ist. 
Auch  in  ^  152  ist  es  nur  Abb.,  der  die  lücke  mit  f  theilt^  wäh- 
reod  i  mit  B  übereinstimmt  Denn  auf  I  ist  keine  rücksicht  zu 
Bdiaen,  da  derselbe  abi  mit  einer  seltenen  flüchtigkeit  und  leicht- 
Wertigkeit  geschrieben  sich  ausweist.  Auch  die  lücke  in  ^  87  ist 
lelvreteh.  Wir  werden  dort  genöthig^^  eine  Unterscheidung 
der  beiden  bände  in  a  zu  machen.  Dort  nämlich  stimmt 
Bv  pr.  a  mit  bglmopr  Vat.  Laur.  Es  ist  also  a  später  im  sinne 
TOB  A  umgeändert,  wie  die  lücke  in  f  im  |  149  nach  B  ausge- 
fällt wurde.  Diese  beobachtung  bestimmte  mich  zu  einer  unter- 
ndiuDg  der  beiden  redactionen  in  a.  —  Wir  finden  pr.  a  ^  3 
übereinstimmend  mit  hdmor  Laur.  Barb.  I^ur.  1,  ^  10  mit  Imopr 
^•t^  i  34  mit  glmpr  Vat.  Laur.,  ^  84  mit  glmop  Vat.  Laur.,  §  24 
■it  hglmopr  Vat.  Laur.  und  pr.  f.  (an  dieser  stelle  ist  iu  f  und 
a  durch  die  zweite  band  das  fehlerhafte  xoivtjv  hineininterpolirt), 
i  47,  wo  ^Impr  Vat  Laur.  und  pr.  af  das  nach  aller  urtheil  zu 
tilgende  imogxutp  weglassen.  Auch  ^  55  sind  glopr  Vat.  Laur. 
■it  pr.  a  ohne  interpolation,'  ^  62  fehlt  in  hglmopr  Vat.  Laur. 
B<rb.  und  pr.  a  das  fehlerhafte  ngog  tu  yovaia,  ^  67  geben 
Wg^  Abb.  und  sec.  a  ngwiot  oviot,  pr.  a  mit  den  übrigen  lässt 
dtt  interpolirte  nqwiok  weg.  —  Durchaus  falsches  dagegen  bietet 
pr.  o  mit  ^mop  Vat.  Laur.  zusammen  im  ^  84.  Unsicher  bin  ich 
r  io  betreff  des  $  88.  Dort  lässt  pr.  a  mit  glmopgr  Vat  Laur. 
hii  vor  ^ayäiw  weg.  Das  imC  könnte  dastehen,  wenn  die  frage 
rorher  verneint  wäre;  so  aber  dient  fia  tov  ^Hgoxkia  nur  zur 
rerstärkung  des  ^ardjtp  i^rjfuw^fiaav :  vrgl.  die  in  Passow's 
lexikoD  anter  fia  angeführten  stellen.  Debrigens  gebraucht  Ae- 
schines  diese  lebhaften  Versicherungen  ungemein  häufig,  cfr.  28, 
52,  69,  73,  76,  98.  Zweifelhaft  ferner  erscheint  mir  ^  92,  wo 
pr.  a  mit  glmopr  Vat  Laur.  xai  nquyiA  ufAuqivQov  ^x^vtaq  weg- 
lassen. Sicher  dagegen  §  119,  wo  pr.  a  mit  glmopr  Vat  Laur. 
TovT*  hinter  liXo^  nicht  gewähren,  was  von  allen  seit  Bkr.  ge- 
tilgt ist.  In  ^  151,  wo  pr.  a  mit  hfghlmpq  Laur.  Barb.  tJtjwv 
für  ^TTor  gewähren,  dürfen  wir  wohl  nur  an  eine  häufige  barid- 
schriftliehe  corruptel  denken.  Dagegen  giebt  §  170  pr.  a  mit 
ghKk  Vat  Laur.  fi)y  nujQtpav  ohne  oiaCuv  mit  recht,  wie  Scheibe 
bewieaeo  liat     Auch  ^  96  ist  oiaiav  nach  nuJQtiiup  zu    entfernen. 


186  Jahresberichte. 

wie  an  jener  stelle  richtig  überliefern  pr.  f  und  ^.  Aus  den  bis« 
her  erörterten  ergiebt  sich  zunächst,  dass.  pr.  a  an  einer  mengt 
von  stellen  einen  kürzereu,  weniger  interpolirteu 
text  als  die  übrigen  handschriften  und  als  a  sec. 
gewähren.  Mit  Sicherheit  zogen  wir  dies  resultat  aus  ^  24, 
47,  55,  62,  64,  119,  670.  Sodann  entnehmen  wir  aus  diesei 
Zusammenstellung,  dass  pr.  a  in  den  meisten  dieser  fälle 
mit  ^mop  Vnt  Laur.  übereinstimmt,  und  dass  6  seltener 
die  reinheit  von  pr.  a  bewahrt  hat  (mit  ausnähme  von  ^  24,  62. 
87).  Es  ist  also  a  später  nach  einer  handschrift  dei 
klasse  A  überarbeitet  worden,  und,  wie  wir  bewiesen 
haben,  nicht  zum  vortheil  des  Aeschioes.  Spuren  von  correcturen 
in  a  hat  Schultz  angemerkt:  ^  65  {jCg  h  Abb.  corr.  a),  |  IIS 
(offra»  ^^fia^c^v  hifhg  Barb.  Abb.  corr.  a),  §  122  (iftumov  hh£ 
corr.  tt),  ^  143  (nuQuxu&eno  h  corr.  a),  $148  (^i^ccxa*  bdfh^ 
Barb.  Abb.  corr.  a),  §  165  (yivtirui  hp  Vat.  Abb.  corr.  a),  |  178 
(67i^  corr.  a),  $194  {naqtach  hdfhg  Burb.  Abb.  corr.  a),  194  {ioi<^ 
Totovrotg  bfghlq  Abb,  corr.  a).  Wenn  wir  von  der  letzten  wenig 
wichtigen  stelle  absehen,  so  zeigen  alle  angegebenen  beispiele  deut 
lieh,  dass  in  allen  fällen,  wo  a  corrigirt  wurde,  dadurch  eine  Über- 
einstimmung mit  h  und  eine  anähnlichung  aa  A  erreicht  wird 
dass  aber  die  handschri  ftengruppe  ghnopr  Vat  Laur 
unberührt  von  diesen  correcturen  geblieben  ist 
Auch  scheint  die  corrector  der  handschrift  a  nicht  sehr  gründlicl 
gewesen  zu  sein;  wir  fiuden  nämlich  trotz  derselben  noch  vieh 
stellen,  wo  a  und  h  auseinandergehen  und  a  noch  jetzt  überein« 
stimmt  mit  glmopr  Vat.  Laur.  So  §  120:  agopr  Vat.  Laur 
k(r^ivy  ceteri  flmiv,  $  124.  125.  129.  130.  150.  154  (a^^nio  Vat 
Laur.:  i^  dv  uiiov  ngu^ufiu»  Dagegen  hdfhg  Barb.  Abb.:  i 
jov  ngdl^avia).  156.  157.  159.  162  (häßq  Barb.  Abb.:  dCxaiog 
ceteri  fiiigtog)  176.  177.  178.  184.  Bs  ist  also  h  im  letz 
ten  theil  der  rede  nach  A  überarbeitet;  wir  würdet 
behaupten,  dass  h  im  letzten  theil  der  rede  aus  einer  der  klassi 
A  nahen  quelle  abgeschrieben  sei ,  wenn  nicht  die  Stellung  dei 
Worte  in  h  ihn  als  ursprünglich  der  klasse  B  angehörig  aus- 
wiese. —  Nach  dem  soeben  erörterten  scheint  sich  leicht  dei 
schluss  zu  ergeben,  dass  die  handschriftengruppe  glmopr  Vat.  Laur 
aus  a  vor  seiner  correctur  abgeschrieben  sei,  dass  aber  dann  jedi 
dieser  handschriften  durch  eigene  corruptele  das  ihnen  gemeinsam« 
an  vielen  stellen  verloren  habe.  Doch  ergiebt  sicli  diese  ansich 
als  unrichtig  1)  weil  durch  diese  handschri  ft  engruppi 
an  vielen  stellen  eine  eigenthümliche,  der  hand 
Schrift  a  fremde  lesart  geboten  wird:  $6,  wo  Imopr  I^ur 
Bern,  für  Trohnf^  bieten  noXtt ,  was  Weidner  mit  recht  in  dei 
text  gesetzt  hat;  §  43,  wo  gmopgr  Vat.  Laur.  nofA7t€vwv  bieten 
was    mir   des    vorangestellten    ^y    wegen    passender    scheint;    $  4t 


\ 


Jahresberichte.  187 

wiederholen  fimopr  Vat  Laur.  ^afvornu  nach    yio$ ;    ^54   lassen 
^opr  Vat.  Laur.  tavrtj  hinter  dfargiß^   aus,    was  Weidner   fur 
^  text   leider  nicht  berücksichtigt  hat;    ^61  wiederholen  glmop 
^k  Laur.  cJy  fälschlich;    $  82    bieten   glmopr   Vat.  Laur.    einfach 
ood  richtig:    thou  yuQ  airov  tfATtHQor,  während  ah  und  A  lovrwv 
'0  Terachiedener    Stellung    hinzusetzen.      Soll    hier   eine   conjectur 
ff^m  etwas  farblosen  satze  aufhelfen,  so  mochte  ich  nicht  roioviwv 
^ie  Weidner,    sondern    ifjntHQOiaiov    für    ifAnstgov  tovtwv  vor- 
^^lagen.     ^  64  bietet  ^i  Laur.  das  zur  herstellung  des  richtigen 
^UQiHw   führende   naorjt:   $  119    bieten   gmopr  Vat.  Laur.  Bern. 
^«a  von  Schultz  aufgenommene  äno^uvfiutfH,      Hierher   stelle    ich 
^Ocb  ^190,    wo  g  mit  Theon  uTvxrjjuiäjwv  bietet,    was  dem  sinn 
^^r   stelle    entsprechender  ist ,    als    ädtxri/uidjwr.      Von    besonderen 
ifisarten  dieser  handschriffengruppe   verzeichne    ich    noch:     11,  13, 
31,  51,  53,  54,  72,  80,  94,  117,  1^5,  133,  154,    ohne   dass  ich 
^dtung  für  sie  beanspruche.  —     2)  Weil  sich   stellen    finden,    in 
^«nen  glmopr  Vat.  Laur.  mit  A  gegen  B  überliefern,    oder   gegen 
«^  und  B,  eine  eigene,  handschriftlich  nicht  aus  jenen  sich  erklä- 
v-«iide   lesart    bieten.      Der    erste    fall    scheint  sehr  selten  zu  sein. 
l€^  habe  nur  ein  beispiel   gefunden;    ^  97,    Af glmopr  Laur.  Burb. 
Abb.  Iq!^  für  u(p^,  was  auch  recht  gut  gemeinschaftliche  handsclirift- 
liehe  verderbniss  sein  kann.     Für  den  zweiten  fiibre  ich  an:  $30: 
S^LOtiraiy  was  bis  auf  Weidner  im  texte  stand,  ebenso  ufia  §  50, 
#«3vo  fiir  nagd  im  ^  58.     ^  96  bieten  ahdfhpq  Burb.  ivgiffxofiivovj 
^rährend  unsere  handschrifitengruppe  das  in  dieser  Verbindung    häu- 
tige  und    allein    richtige   fiqtCxovxoq  bieten.     Das  angeführte 
genügt    zu  einem  vollständigen  beweise,  dass  Weid- 
ner's    ansieht,    die    übrigen   handschriften  ausser  df 
uod  ahgm  seien  aus  Vermischung    beider   kinssen    her- 
vorgegangen, durchaus  falsch  ist.      Ich    würde    kein  be- 
denken tragen,  den  archetjpus  der  gruppe  glmopr  Vat.  Laur.,    den 
w^ir  mit  D  bezeichnen  wollen,  auf  gleiche  stufe  zu  stellen  mit  dem 
von  ah  und  df,  wenn  nicht  D  sich  als  ein  näherer  verwandter  von 
ah  durch  die  consequent  mit  ihm  übereinstimmende  Stellung  zu    er- 
kennen   gäbe.      Dagegen   wage  ich  mit  bestimmtlieit  zu  behaupten, 
dass  D  eine  mit  pr.  a  nahverwandte  handschrift    ist,    die  noch 
dadurch  von  besonderer  Wichtigkeit  für  uns  wird ,    dass    an    vielen 
Stelleo,    wo    in  a  die  ursprüngliche  lesart  durch  die  correctur  und 
interpolation  nach  A  nicht  mehr  sich  erkennen  lässt,    durch  D  die 
ursprüngliche  lesart  uns  erhalten  ist.     Dabei  gebe  ich  zu,   dass  die 
einzelnen  handschriften,  die  aus  D  abgeschrieben    sind,    nicht   blos 
durch  Schreibfehler  arg  entstellt  sind ,    sondern    auch    im   laufe  der 
zeit  einwirkungen  und  Veränderungen  nach  A  erfahren  haben.     Da- 
her  kommt  es,    dass  einzelne  handschriften  so  oft  mit  A  über- 
eiDStimnen,    z.  b.  g  ($  8,  13,  18,  56,  111,    191)    ferner   m    (56, 
95)  r  (95,120).  —     In  ähnlichem  verhältniss  zu  A,  wie 


188 


Jahresberichte. 


D  zu  By  scheint  mir  der  archetypus  (£)  der  hand 
Schriften  hq  zu  stehen.  Sie  gewähren  nicht  blos  viele  be 
sondere  lesarten  ^  sondern  variiren  noch  auf  eigenje  band  die  stel 
lung  der  Wörter,  während  sie  bei  streitigen  fallen  zwischen  A  und 
B  in  der  Stellung  mit  A  übereinstimmen :  vrgl.  62,  103,  106 
116,  122,  131,  133,  147,  149  (wo  sie  einen  vers  hinzusetzen) 
150,  171  (wo  sie  mit  pr.  a  eine  offenbare  interpolation  gewähren) 
173.  —  Ehe  ich  diesen  abschnitt  schliesse,  möchte  ich  noch  ein- 
zelne beobachtungen  über  die  zur  klasse  A  gehörigen  handschriftei 
anfügen.  Es  ist  mir  aufgefallen,  dass  pr.  f  häufig  lücken  zeigt 
von  denen  einige  berechtigt  sind  und  erst  später  durch  interpola- 
tion ergänzt  wurden,  z.  b.  §  6,  wo  erst  sec,  mänus  das  hässlichi 
xai  €v  hinzusetzte;  ^  58  lässt  pr.  f  mit  Barb.  Abb.  mit  recht  aus 
(fvyxvßevTwVy  §  96  ebenso  oiaCup,  $109  Xawg  hinter  aXkä  mit  i 
Abb.,  durchaus  richtig  §  159  mit  A  zusammen:  iq^wv,  was  schoi 
von  den  Turr.  gestrichen  wurde,  $176  giebt  pr.  f  das  richtig 
xat  für  uXXa  xaC  oder  dXXti.  Auch  §  105  bin  ich  der  ansieht 
dass  das  bei  pr.  f,  Abb.  und  I  fehlende  xai  idv  uXXwv  erst  au 
dem  folgenden  eingesetzt  ist,  und  dass  im  $  175  erst  durch  strei 
chung  des  xaC  mit  pr.  f  das  richtige  verbältniss  zwischen  den  drc 
participien  hergestellt  wird.  Dadurch  glaube  ich  mich  zu  der  an 
nähme  berechtigt,  dass  pr.  /  ursprünglich  weniger  interpolirt  wai 
und  dass  eine  spätere  reduction  ausser  vielem  richtigen  zur  aus 
füUung  ungerechtfertigter  lücken,  wie  $  11,  13,  41,  44,  109,  11) 
u.  s.  w.,  auch  manche  interpolation  hinzugefügt  hat.  In  diese 
lücken  stimmt  mit  pr.  f  am  meisten  überein :  Ahh^  während  ä  sie 
oft  von  f  und  namentlich  von  pr.  f  entfernt,  also  ungefähr  in  dei 
verbältniss  von  b  zu  a  in  II  steht.  Dadurch  einlebt  sich  folgend 
figur,  die  im  grossen  ganzen  dem  Sachverhalt  entsprechet 
dürfte : 


^Imopr  Vat.Laur. 


f  Barb. 


Wir   wollen  jetzt  Weidner's  handschriftenclassification    ihre 
fruchten  und  erfolgen  nach  näher  beleuchten.     Besondera  sit 


Jahresberichte.  189 

ik  ferscbiedenen   Stellungen   in    beiden    klassen  verhäng- 
iia>?oll  fur  die  kritilt  desselben.     Er  vermag  sie   sich    nur    so    zu 
'•   erklaren,    dass    in  dem  archetypus  ein  interpolirtes   wort  über  den 
^i  geschrieben  wurde,  das  nach  rechts  in  die  eine,   nach  links  in 
A'e  andere  klasse  hinübergenommen  wurde.     Dann  würde  es  unsere 
fficfct  sein,  diese  zuthat  wieder   herauszuschaffen.      Wir   erläutern 
^iese  seine  methode  an  einigen  iraispielen.     |  7  bietet  A:    nQwiov 
Mh  yuQ  mgl  rfjg  awtpQocvyrjg  tuiv  na(dwv  iCjv   tjfjtfTigwy   ivofjLO- 
^iv^€tp  xai  d^a^^ijdtjv  änidei^ay.     B  dagegen:    nQÜirov  fih  yuq 
•»•l$o9ijfifSav  xik.     Daraus  combrnirt  Weidner,   dass  ivofio&hrjaav 
«o^  fremde  zuthat  sei.     Dabei  kann  die   verschiedene   Stellung    nur 
4qs   einzige   motiv  gewesen  sein,   denn  straffen  und  knappen  satz- 
hmu  <larf  man   bei  Aeschines   ebenso    wehig   wie    bei    den    übrigen 
*^aem  mit  grund  erwarten.     Ja,    man  darf  befürchten,    dass  man 
«furch   solche   änderungen   gegen    die   Sprechweise  des  redners  sün- 
tligt.     Das  behaupte  ich  z«  b.  von    §  17,    wo  Weidner    wie    noch 
spater  in  der  rede  (^  57,   122)  fhat  nach  ijyijaaTo  wegen  wech- 
selnder Stellung  streicht.     Dagegen  verweise  ich  auf   ^  44:    igyov 
^iwa§  vofAt^tiVy    ^  138:    fjyovviai    ilvMy    §   137:    ilvat    {jyovviat, 
^   139:   rjyijffaTO  fhat  fAsydntjVj   ^  142:    thai  rdriofiiv,    ^  180: 
fMtyiinijv   (ha$    vofit^oviftv ,    H,    100.   149.     Grade    bei   ihai    und 
«ten  verbis  des  glaubens  finden  wir  häufig  einen  Wechsel    der    stel- 
Iviiig,    auch  in  den  handschriften  anderer  redner,    z.  b.    im  Gripps. 
land  Ozon.,  wo  die  herausgeber  sich  stets  mit  recht  für  eine  der- 
selben   entschieden    haben.      Nach    diesem   princip  änderte  Weiduer 
aaocfa:  37,  41,  43,  47,  48,  49  (wo  für  die  lesart  in  B  ^  67    nn- 
^^efiilirt  zu  werden  verdient)  50,  53,  57,  58,  61,  63,  67,   wo  ich 
^w   von    Weidner    verbannte   aitov   sogar  hineincorrigiren  würde, 
'^enn  es  nicht  handschriftlich  überliefert  wäre,  ^78,  wo  nag'  vfAiv 
^r  nicht  zu  entbehren  ist,  was  Weidner  nachträglich  selbst  eiuge- 
aehen  hat,   ^  80,  81,  wo  ich  gegen  die  von  Weidner  angeführten 
stellen  auf  ^  55  aufmerksam  mache,   auch  zu  bedenken  gebe,  duss 
eine  solche  hinzufugung  bei  einem  manne  aus  dem  ae/ivoarrov  avv- 
iiqiov  nicht  unpassend  ist ,    ^  88 ,  wo  ich  die  änderung  des  oq  in 
wv  billige,  $103,  wo  xvQtog  den  gegensatz  nagu  tutv  inngonaty 
verlangt,  wie  naXg  dem  ivsygä^rj  gegenübergestellt  wird,  ^  107,  wo, 
wenn  aciXynav  oder  ßdtXvgCav  fehlte,  wir  entweder  Toaavirjv  ydg 
oder  ein  xal  vor  yvvaixag  haben  müssten,  ^  114,  115,  116,  121, 
123,  135,  140,  154,  160,  169  u.  s.  w.     Wie  viel  willkür    dubei 
herrscht,    wie    man    bei    dieser    methode   zu  sicheren  resultaten 
überhaupt  nicht  kommen  kann,    geschweige    denn    auch    nur  annä- 
hernd überzeugen,  können  wir  schon  daraus  ersehen,  dass  Weidner 
selbst  zwischen  der  herausgäbe  der   prolegomena   zur    rede    gegen 
Ctesiphon  und  seiner  gesammtuusgabe  verschiedene  vorschlage  in 
bezog  auf  sn  tilgende  Wörter  gemacht  hat  z.  b.  im  §  58.     lu  den 
prol^^a^nen  will  Weidner  lesen:   xai   uviol  xal  im  au/xußcvxGJv 


190  Jaliresbericlite. 

7»!'«^^  wobei  allerdings  auf  keine  weise  einzusehen  ist,  wie  wir  zo 
dem  einfachen  xul  uXkot  Jtfig  in  pr.  f  Barb.  Abb  kommen.  In  der 
ausgäbe  jedoch  steht  mit  recht  Sauppe's  xal  aXkot  uvig.  Vi^gl. 
ferner  §  49 »  wo  ttqwiov  (liw  zu  streichen  eine  siinde  gegen  die 
gewohnheit  des  Aeschines  wäre,  ^o  es  nur  geht,  mit  nqCajow  fUv 
—  iJiHia  %iX*  zu  t heilen  und  zu  sondern.  —  Die  meisten  dieser 
änderungen  Weidner's  haben  etwas  bestechendes  für  uns,  die  wir 
an  einem  knappen  redestil  besonders  gefallen  finden,  wenn  gleidi 
auch  durch  manche,  namentlich  solche,  wo  es  sich  um  auslassung  - 
der  obliquen  casus  von  uvxog  handelt^  sich  härten  in  der  darstel-  - 
lung   ei^eben    —   aber   nur   sehr   wenig  von  diesen  fast^i 

zahllosen    änderungen    sind   not h wendig   oder    über 

haupt  wahrscheinlich.  Wenn  wir  eine  solche  gewaltsames 
methode  für  die  richtige  halten  sollten,  müssten  wir  mindestens^ 
verlangen,  dass  sich  alle  stellen,    wo  sich  verschiedene  Stellungen^ 

finden,    durch    dieses   mittel  heilen  Hessen.     Wenn  sich  aber  unge 

fähr  eben  so  viel  stellen  finden,  wo  durch  diese  radicalcur  keinem 
heilung    erzielt    wird,    so    können    wir  auch  von  jenen  stellen  nur" 

halten,    dass  sie  durch  zufall  nach  jener  methode  sich    schein 

bar  heilen  liessen.  Zum  beweise  führe  ich  an :  §  1 :  A  wgo&ovto^^ 
inkdiC^ui  Tov  koyov,     B    ImS^d^w    nqruoviog    jov    Xoyov,     Ebenso^ 

wenig    wie    ich    daran    zweifle,    dass  A   die  richtige  Stellung  ge 

währt,  da  sie  die  schwerere  ist  und  Aeschines   eine   sehr-^ 
verschränkte  Wortstellung  durchaus  liebt,  ebenso  we — 
nig    sehe    ich    die   mÖglichkeit,    durch    streichen    die    verschiedene^ 
Wortstellung  zu  erklären.     |  20:  yf  fitju  Iv  r^  <^(7/uq9  f»,r^n  Iv  15^ 
ßovXfj,     B   umgekehrt.     Weidner    thut    unrecht,    eins    der    beiden^ 
glteder  zu  streichen,  da  für  die  ausführlichkeit  eines  gesetzes  beiden 
nuthwendig   sind:    vrgl.  II,   115.    Ill,    108.     §  44:    ^  noUic^M 
jug   änodiC^iig*     B   mit   recht    umgekehrt.     ^    A6:    A  mit   recht: 
7^    fjLuqtvQovvu    xai  fA^.     B  umgekehrt.     $  52 :    A  doxii  jovttf, 
B  mit  recht  umgekehrt.     ^  72:    B  mit  recht  fywy€  vnoXa^ßdww* 
A :    oTfAut    fyu)y€.      Sehr    bezeichnend    ist   |  75 :    A   ini   tr^  aiif 
uhfa*     Es  unterliegt  keinem  zweifei,    dass    die    lesart    in    B:     if^ 
aiila  laviff  die  Viclitige ,    dem    sinn    am    besten   entsprechende   ist. 
Daraus    geht    hervor,    dass    die   Stellung    in    A  nicht  blos  vielfach 
falsch    ist,    sondern    auch    von  einer  nicht  unkundigen  hand  verän- 
dert in  den  text  gebracht  wurde,    wie  denn  überhaupt  die  lesarteo 
in  A ,    wenn  sie  auch  oft  falsch ,    dennoch    niemals    unsinnig  sind : 
vrgl.  z.  b.  ^  38.  99.     Zur  beurtheilung  des  eben  angeführten  ^  75 
vergleiche  man  noch  die  einleitung  von  Blass  zu  Dinarch  p.  VI.    §  81 : 
B:    Ixttvov    70V  awiägCov.     A   umgekehrt.     §  86:    Ji  falsch:    7» 
xui  uXko.     B  richtig  xal   uXlo   u.     Es    ist    weder    nöthig    7»    zu 
streichen,    noch   gerathen  ,    da   dies  pronomen  in  einer  auffallenden 
weise  von  Aeschines  geliebt  ist.     $92:    A  xuxwg  sram   B  umge- 
kehrt.    §  93:  B:  fitjöev  vfuv.     A  umgekehrt     §  95.     B:  0  ^A- 


Jahresberichte.  191 

^  l^iap,    A   amgekdirt,   iiud    lasst    sich    fur   die  Stellung  in  A 
vergieichen  }  25  und  27.     ^  102:  B  richtig  Sg  in  xal  vvv  ioii. 
^  kn  xai    vvv.     Für   diese    formelhaft   gewordene    redewendung 
c^.  155  und  .157.     ^115:    B:   iavifo  inaquaufitvo^ ,    A   umge- 
^elrt.     ^  118  ist  die  Stellung  in  B  die  richtige;    die  tilgung  des 
^i^gng    gtgen    den   Sprachgebrauch    der  attischen  redner.     ^  121: 
^:  Xoyop   vnoßdXXuiy    A   umgekehrt.   —      An    allen    angeführten 
bellen 4  die  sich  noch  vermehren  Hessen,  wird  bei  der  ohnehin  ge- 
waltsamen methode  Weidner's  nicht  das  geringste  erreicht  oder  er- 
klärt.    Folglich  rauss  eine  andere  zur  hebung  der   Schwierigkeiten 
S^sucht  werden.     Auch  ist  bei  den  meisten  von  Weidner  durch  til- 
^uDg  g^nderten  stellen  nicht  einzusehen ,    was   einen  interpolator 
Vermocht  haben  sollte,  d^s  gestrichene  über  den  text  zu    schreiben. 
Ebenso  wenig  vermag  ich    mit  Weidner's    methode    übereinzu- 
stimmen,   wenn  beide  handschriftenklassen    einen  ver- 
^  chiedenen    text    gewähren.      Ich   erwähne   zunächst  ^  40: 
csi^glinpr  Vat.  Laur.:    cj^  uiio  lovqyov  iSeir^f,  ähnlich  o  Bern,  und 
Aid.  H.,  dagegen  gewähren  dfhq  Barb.  Abb.:  jö  ngäyfia.     Bekker 
«and  Weidner  streichen  das  streitige  wort.     Aber    1)    was    soll    es 
keissen:  M  bieten  avto?     Es  bleiben  ja  bei  den  angeführten  hand- 
s«lirifiten  kaum  noch  welche  übrig,   jedenfalls  keine  massgeblichen. 
2)  ist   das   kahle    wg   uvto   Hh^s    nicht   äschineisch:    s.  Ill,   62. 
Ill,  141.    II,   13:    vrgl.    auch  Ps.  Dem.    in  Lacr.   ^  1    in  Dionys. 
^  13.    in  Eubul.  f  25.    de   Hai.  32.     Einen   ähnlichen    fall    haben 
^ir  ^  7 :  A  ol  xccrri  rovg  xaigoifg  hiirovg   vo^odiiai,   B  hat  für 
xaiQovg    —    jif^o'i'ovg.     Weidner   oi   xax    ixshovg    vofio&hai*     Es 
Ut  möglich,  dass  so  im  archetjpos  stand,  aber  kaum  wahrschein- 
lich, da  die  längere  redensart  xnt^  ixeivovg  rovg  XQOvovg  unstreitig 
bei  Aeschines    häufiger    ist,    s.  40,    43,    44,    108.       Dass    es 
I        aber   an    diesen    beiden    und   einigen    anderen  stellen 
nur  durch  zufall  möglich  ist,  den  stein  des  anstosses 

Im  entfernen,  zeigen  eine  menge  stellen.  So  §  7:  A  inofri- 
(Tay,  B  richtig  i/riatrjirav.  §  23:  A  twv  ^A&rjyafwv  ändvTwv^ 
B  richtig :  j(Sv  SXkwv  ^Adtivadjjv  (doch  ist  wohl  rbv  ßovX6fA€vov 
trotz  i  32  zu  entfernen)  ^49,  B  richtig  uv&gvjnov.  A  äv- 
Sgog,  f  74:  B  richtig  iXrtoku,  A  Xiyono  (dass  selbst  in  der 
endong  ro  kein  Schreibfehler  in  A  steckt,  geht  aus  dem  folgenden 
.  yvtagfZfTat  für  yfwqfj^omg  hervor).  §  80 :  B  richtig  vfiäg  ino- 
fsp^aofj  A  vfiTp  iguß.  ^  102:  B  richtig  dia  i^v  ucdhHav.  A 
Sia  njr  voüov.  Der  begriff  voaog  ist  erst  in  dem  folgenden  t^k 
avfi^ogap  i^v  mgl  la  oftfiaia  enthalten.  $  13:  B  richtig  ^a- 
wdii^  i/jfHovir&a&.  A  anoSviiifxHv.  Weidner  hat  die  lesart  in 
A  in  den  text  gesetzt,  der  gegensatz  von  xgfvBff&ai  würde  aber 
ein  iv&6g  bei  äna&piiffxuv  erwarten  lassen,  cfr,  auch  §  91.  — 
}  15:  ^  xal  TtaQUPOfLov  t»,  B:  ri  iuv  n.  Weidner  schreibt 
xar,  recht  bnbsch,  aber  nicht  rathsam,  da  wir  deutlich  zwei  reeeu- 


192  Jahresberichte. 

sionen  vor  uns  sehen ,  die  jede  ihre  berechtigaag  bat  y  jedeofidb 
nicht  handschriftlich  sich  aus  einander  erklären  lassen.  Auch  sehe 
ich  im  ^  13  nicht  ein,  warum  es  nöthig  ist,  den  sing^ular  fQu^ijv 
zu  schreiben,  steht  doch  im  ^  15  der  plural  yga^dg  vßff§wg! 
Wir  kehren  zu  den  zeichen  der  verschiedenen  redactioneo  zurück. 
^  74,  ^  ovx  iiSojtg,  B  richtig  oix  oQiSvug,  denn  nicht  auf  da» 
kennen,  sondern  auf  das  sehen  der  person  kommt  es  aa. 
§  74  B  richtig  imq  avTov.  A  vMiQ  ixiCtov.  §  117.  A  ra 
irvfiffigovja :  ilaxCotovg  di  B  richtig  .  to  cvfAfigov  und  oXfyovg 
6L  §  114:  .4  TO&yaQovv,  B  TOiydQTO&.  f  116:  A  Xktnnok, 
B  richtig  XiU^TTiM.  |  136 :  A  yeyipqa^ai  farblos  und  schlecht, 
B  6vijßfßrjxfva$.  —  Daraus  geht  hervor  >  dass  es  vei^ebliches, 
verkehrtes  bemühen  ist,  die  thatsache  einer  zweiten  re- 
daction an  einigen  stellen  entfernen  zu  wollen  durch  willkür- 
liche tilgungen  (wie  z.  b.  $  49 :  A  Sta  t(  d^,  B  d$a  tt  ovr. 
Weidner  dm  rC,  Vi^l.  dagegen  §  69).  Aber  ausser  der  thatsache 
einer  verschiedenen  recension  in  beiden  handschriftenk lassen  tritt 
uns  aus  den  angeführten  beispielen  entgegen,  dass  die  recension 
in  B  fast  an  allen  orten  dos  bessere,  weniger  triviale  lieferte, 
dass  aber  in  bezug  auf  die  Stellung  der  Wörter  beide  klassea, 
die  eine  an  dieser,  die  andere  an  jener  stelle ,  soviel  wir  io  die- 
sem punkte  zu  urtheilen  im  stände  sind,  gleichmässig  richtiges 
und  falsches  bieten.  Aus  diesem  letzten  gründe  bin  ich  auch  nicht 
der  meinung,  dass  die  Stellung  in  der  einen  oder  anderen  klasse 
mit  bewusster  absieht  geändert  ist.  Wenigstens  habe  ich  ein  fe- 
stes princip  nicht  zu  entdecken  vermocht,  und  halte  es  nicht  für 
gerathen,  mich,  wie  Uug  es  bei  Antiphon  thut,  auf  das  gebiet  des 
geschmacks  zu  begeben  und  von  einer  eleganten  oder  weniger  ele- 
ganten stellupg  zu  sprechen.  Damit  treten  wir  zunächst  der  frage 
nahe^  wie  wir  uns  nun  die  verschiedene  Stellung,  die  verschiedene 
redaction  zu  erklären  suchen.  Wer  die  lesarten  des  Crippsianus  and 
Oxoniensis  mit  einander  vergleicht,  wird  man  eine  auffallende  ähnlich- 
keit  in  ihren  abweichungen  und  denen  unserer  beiden  k lassen  zu- 
geben müssen.  Wir  müssen  also  auf  erklärungsversuche  sinnen^ 
wie  Blass,  Hug,  Scholl  sie  aufgestellt  haben  — ^'und  diese  genü- 
gen auch  bei  Aescbines.  Unser  archetypus  war  ursprunglidi 
schlecht  und  flüchtig  geschrieben.  Es  fehlten  eine  menge  noth- 
wendiger  worte ,  vielleicht  gerade  die ,  welche  Weidner  als  inter- 
polirte  herausschafft.  Entweder  wollte  derselbe  Schreiber  seine 
versehen  gut  machen  und  brachte,  was  er  ausgelassen,  über  dem 
text  an,  oder  ein  anderer  corrigirte  den  schlechten  archetjpus 
nach  derselben  oder  nach  einer  anderen  handschrift,  jedenfalls 
nach  einem  codex.  Nun  wurden,  wie  Weidner  es  annimmt, 
die  Worte  in  A  und  B  in  den  text  aufgenommen,  wobei  sich  na- 
türlich manche  Verschiedenheit  der  Stellung  ergab,  da  man  nicht 
immer    wusste,   hinter  welchem  worte  der  eioschub  erfolgen  sollte. 


i  Jabresbericlite.  193 

I  ABer  die  eingeschobenen  worte  waren  handscliriftlicli.  — 
Peroer:  unser  archetypus  kam  aber  auch  noch  auf  andere  weise 
in  einer  doppelten  lectio.  Ein  corrector  setzte  nach  einem  ande- 
ren codex  die  abweichenden  lesnrten  dieses  über  die  linie,  und  A 
n4  B  hatten  die  möglichkeit,  die  untere  oder  obere  für  sich  zu 
wiAlen.  Ob  dieser  corrector  derselbe  war,  welcher  die  Aüchtig- 
iekeo  des  archetjpus  corrigirte,  lasse  ich  dahin  gestellt.  Die 
looaiuDe  aber,  dass  es  schon  in  sehr  früher  zeit  verschiedene  re- 
cessiooen  der  reden  gegeben  bat»  ist  1)  natürlich,  weil  ein  redner 
ron  profession  und  so  langem  leben,  wie  Aeschines,  gewiss  öfter, 
gefeilt  und  geglättet,  seine  reden  herausgegeben  hat,  ist  2)  bewie- 
sen an  reden  des  Demosthenes,  3)  wird  sie  bewiesen  werden  an 
Zeugnissen  aus  dem  alterthum  an  Aeschines  selbst.  Auch  verdient 
hier  die  bemerkung  des  scholiasten  angeführt  zu  werden:  6oxova§ 
Si  fiok  ol  Xdyo$  (MCiä  mg  dCxag  yqdfpiC&ut  (Bern,  yiygdipd^m). 
Unser  archetjpus  war  an  und  für  sich  schon  interpolirt,  wie  Weid- 
ner  es  bewiesen  hat.  Es  ist  auch  kaum  glaublick^  dass  der  gram- 
natiker,  der  das  recensiren  unseres  archetypus  nach  einer  fremden 
haodschrift  übernahm,  die  sich  ihm  günstig  erweisende  gelegenheit 
zu  eigenen  ergänzungen  hätte  immer  vorübergehen  lassen,  und  so 
ist  es  denkbar,  dass  manche  von  den  von  Weidner  vorgeschla- 
£^enen  tilgungen  berechtigt  sind ;  nur  muss  jede  tilgung, 
wenn  sie  angenommen  werden  soll,  einen  grund  in 
sich  selbst  haben.  So  ist  es  mir  z.  b.  wahrscheinlich,  dass  im 
§  37 :  rovrq«  ii  nrngayfiiviav  il^ax^io  u  ^fjfAa  tlimVj  o  i<sny 
Ofio&ov  toig  igyoig  loTg  TifAuQxov  das  wort  ^TjfAa  ein  erläuterndes 
glossem  ist,  nicht  weil  ah  dafür  igyov  geben,  sondern  weil  bei  solchen 
undelicaten  Sachen  der  etwas  sehr  ängstliche  Grieche  möglichst 
unbestimmt  zu  sprechen  pflegt,  s.  §  38:  iX  n  üa^tag  iXnoi^Ak 
xtJu  §  55.  §  70:  u^d  yt  ngouxO'icofjtai  j$  aaqiicjfqov  dnilp  xiX. 
Ill,  174  und  die  von  Frohberger  zu  Ljsias  XiV,  2  angeführten 
stellen.  —  Alle  diese  annahmen,  die  icli  zur  erklärung  gebraucht 
habe,  finde  ich  von  anderen  ihrer  möglichkeit  nach  bewiesen  und 
schon  mit  nutzen  für  die  kritik  angewandt.  Mehr  mühe  habe  ich 
mit  der  erklärung  der  ferneren  Schicksale  der  aus  dem  archetj- 
pus geflossenen  handschriften.  Dass  sie  alle  auf  eigene  band 
durch  grammatikerweisheit  verunziert  wurden ,  hat  nichts  unmög- 
liches, aber  dass  sie  dann  noch  wieder  oft  nach-  und  mit  einander 
verglichen  und  geändert  wurden,  ist  eine  annähme,  die  noch  spä- 
terer   näherer   begründung^  wartet. 

Ich  gehe  zu  dem  beweise  über,  dass  die  annähme  mehrerer  recensio- 
nen  speziell  bei  Aeschines  berechtigt  ist.  Die  rede  gegen  Timarchos 
erfreute  sich  ganz  besonderer  beliebtheit  und  bekunntheit  im  alterthum, 
wie  sich  aus  den  vielen  citaten  ergiebt.  Sie  verdiente  dieselbe,  weil 
sie  sich  in  einer  schmutzigen  sache  ohne  die  geringste  frivolität  bewegt, 
•ich  an  atellen  zu  wahchaft  grossartigem  scbwunge  und  zu  gnorneu 

nnok^ns,    XXXV.  bd.    L  13 


194  Jahresberichte. 

mit  tief  sittlichem  inhalt  erhebt  Sie  hat  ähnlichkeit  in  too  nod 
gedanken  mit  der  Leocratea  des  Ljcui^s.  Wie  vielmehr  sie  aber 
den  allen  mit  recht  zugesagt  hat,  als  jene,  zeigt  der  nmstand, 
dass  die  des  Lycurgus  selten  erwähnt,  die  des  Aeschines  so  sehr 
häufig  benutzt  wurde.  —  Gleich  der  anfang  wird  von  Hermogenes 
und  Gregor  von  Korinth  citirt.  An  der  Stellung  des  wgomiog  ini^ 
iii^ia  — ,  dem  Inl  vor  drjfAOCCoig,  dem  activum  inavcgd-ovin  and 
der  einfiigung  von  ävSgeg  erkennen  wir,  dass  Hermogenes  and 
Gregor  der  klasse  A  näher  stehen  als  B,  Wenig  gebe  ich  auf 
das  bisher  übersehene  fehlen  des  elvM  bei  Gregor  hinter  ^yi^edfAur^ 
da  die  ausgäbe  von  Walz  an .  druckfehlern  schon  in  diesem  §  reicli 
ist.  Auch  Stobacus  geht  im  §  2  mit  ^.  Im  §  3  dag^en  bietel 
in  bezug  auf  oj$  Hermogenes  die  Stellung  in  B,  während  Gregoi 
auch  hierin ,  wie  in  dem  ganzen  §  A  folgt.  Nur  in  folgenden 
weicht  er  ob,  was  ich  ebenfalls  bisher  noch  nicht  bemerkt  sehe; 
1)  er  lässt  nsgl  fih'  ovv  loviwv  fifXQCwq  iXjdJ^fa  fAOt  ngo($Q^c9-w 
weg.  Sollte  das  nicht  die  zuthat  eines  rhetors  sein?  Sie  fin- 
den sich  in  der  rede,  und  Weidner  scheint  mir  mit  recht  §  91 
tvQ(<fxiTa$  yäq  ix  rcJv  ihonav  gestrichen  zu  haben;  2)  im  § 
lässt  er  lovro)  hinter  j^  avjtp  Xoyop  aus^  mit  recht,  wie  i 
glaube;  denn  ich  weiss  keinen  bezug  fiir  joiSitp;  3)  er  hat 
mzQa  nuCiv  äp&guSnotg  blos  den  dativ.  Auch  diese  abweiclioi 
scheint  mir  nicht  so  werthlos ,  wie  die  des  Stobaeus  in  dl 
§.  —  Es  kann  nicht  mein  zweck  sein,  hier  alle  citate  aufiia-- 
zählen ;  nur  die  will  ich  nennen ,  welche  eine  bemerkung  nötiiig — 
machen.  So  ist  in  §  48  aus  Stobaeus  das  fitjdi  mit  recht  von 
Weidner  entnommen,  cfr.  dazu  §  181.  Auch  hat  Stobaeus  fiir 
das  compositum  imSix^c&m  das  einfache  dix^(F&M  mit  recht. 
Vielleicht  hat  Aeschines  noch  viele  solcher  simplicia  gehabt,  sonst 
würden  die  einzeluen  recensionen  nicht  gerade  in  den  conqHisitis 
so  sehr  auseinaudergehen :  vi^l.  §  57:  B  ^onCir.  A  dg^o$Tuif. 
47,  47,  51,  53,  70,  75,  90,  92,  112,  113,  178,  183.  —  Im 
§  52  zeigt  Gregorios  vielfache  abweichungen.  Das  von  Pranke 
durch  conjectur  gestrichene  xal  vor  fiij  (jkovov  gewährt  er  nicht. 
Er  lässt  aber  auch  uXX^  imdiC^o)  avTovg  Xiytap  aus,  sodass  fSv  Iv 
jaTg  oixtMg  xiX.  sich  auf  die  äyQio$  beziehen  würde ;  das  ist  aber 
nach  §  40  nicht  möglich.  Es  ist  aber  überhaupt  fraglich,  ob  die 
Worte  (3v  iv  laig  olxta^g  ävsiXfjfifAivog  yiyovi  nicht  eine  remi- 
niscenz  an  §  40  überhaupt  sind,  da  es  dem  redner  nicht  darauf 
ankommt,  zu  zeigen,  dass  er  bei  ihnen  sich  häuslich  eingerichtet 
habe,  sondern  gerade,  dass  er  mit  sehr  vielen  Umgang  gehabt  und 
häuGg  gewechselt  hat.  Ich  möchte  daher  glauben,  dass  zu  lesen 
ist:  lav  J'  iffAug  urafAyqaag  dnodsC^u)  (gm:  vJtoitCl^ia)^  vTnQßttt- 
vwi  Tovgde  tovg  uygCovg,  KridwvlSriv  xal  AitoxXstd/jp  xal  Oig- 
Ouvdgovj  iiri  fiovov  xtX.  Auch  im  vorangehenden  §  giebt  eine 
lesart  bei  Gregor  zu   denken.      Es    heisst   dort    nämlich:    ov  yaq 


Jahresberichte.  195 

^ig  Iva  tovto  nguTTCtiv,  inl  fAtcd^^  di  t^v  nQu^tv  aotovfjuvog, 
aiif  juof  doxii  jovvp  Ivöxog  that  für  o  fdq  xiX.  Unsere  lesart 
stiaat  wohl  mit  dem  scholion  zu  dieser  stelle^  welches  den  unter- 
leUed  zwischen  haii^iiv  und  no{^'ivB^v  in  die  an  zahl  setzt,  aber 
ücbt  mit  dem ,  was  wir  sonst  darüber  wissen.  Tzetzes  sagt  mit 
eng  auf  unsere  stelle:  nogv^tuv  fikv  Xiyutv  x^v  Inl  f$ia&^ 
ipOfiivTpf  al^XQUP  TfQa^tv,  hu^qtav  dl  xriv  uno  i^ovg  xui 
/i$(fdt.     (Walz  VII,    p.  1186).     Damit    stimmt  Thom.  Magist. 

385.  s.  V.  ijatgia  :  iiatQil  fiiv  vjio  igutnov ,  noQVivnat  di 
ro  jov  tvxovTog*  Vrgl.  auch  Xenoph.  Mem.  I,  6,  13.  Es  ist  also 
li  fuö^^  Si  nur  d^m  gegensatz  schadend  und  dem  Sachverhalt 
cht  entsprechend.  Ich  schreibe  also,  bis  eine  bessere  conjectur  ge- 
odeo  ist:  o  yuQ  nqoq  Iva  t^v  ngä^tv  noiovfitvog  uvt<^  fio^  xtX. 
•  Im  §  129  findet  sich  die  verschiedene  Stellung  sogar  in  den 
s  Hesiod  citirten  versen.  Doch  ist  hier  die  verschiedene  stel- 
Dg  wohl  in  den  handschriften   des  Hesiod   selbst  schon    gewesen, 

die  verse  auch  in  der  von  A  gebotenen  Stellung  citirt  werden, 
ihrend  B  mit  der  handschrift  des  Hesiod  übereinstimmt.  — 
149  bietet  Hermogenes  für  aviofig  —  avi^.  Auch  Gregor 
beint  an  diese  lesart  zu  denken,  wenn  er  sagt  p.  1321,  15: 
iQctxaTaSv  ofioia^og  avri^  ysvic^ut*  So  schreibe  ich  denn,  zn- 
eich  mit  rücksicht  auf  die  citirten  verse:  uvayiyvwcxi  d)}  5  (B) 
gl  JOV  bfAoiatpog  avtdo  yivia&at  Xiyn.  —  Die  resultate  aus 
ten  citaten  aus  dem  alterthum  sind  1)  die  dadurch  verbesserten 
sllen;  2)  die  erkenntniss,  dass  Thomas  Magister  und  Stobaeus 
ne  zur  handschrift enklasse  A  gehörende  handschrift  benutzt  haben, 
ISS  die  Stellung  von  A  ausserdem  noch  beglaubigt  wird  durch 
thenaeus,  Dio  Chrjsostomus  und  die  in  Bacbmann's  Anecdota  zu- 
mmengefassten  antoren;  3)  dass  Harpocration  und  Hermogenes 
ae  namentlich  in  bezug  auf  Stellung  der  Wörter  zur  handschrif- 
oklasse  B  gehörige  handschriftenklasse  gebraucht  haben;  4)  dass 
e  meisten  citate  aus  dem  alterthum  eine  dritte  recen- 
on  voraussetzen,  die  von  den  beiden  uns  erhaltenen  in 
mlicher  weise  abweicht,  wie  diese  unter  einander.  Diese  recen- 
>n  benutzten:  Sopater  (§  13),  Schol.  zu  Aristoph.  Acharn.  (§  23: 
llifiyoQkiv  für  XiyHv),  Ammonius  und  Hermogenes ,  besonders 
«r  Uerodian  und  Suidas  (s.  §   128.  §  69.  172.   183). 

Nach  dieser  Untersuchung  kann  als  ausgemacht  gelten,  dass 
0  herausgeber  des  Aeschines  sich  zu  entscheiden  hat,  welcher  re- 
nsion  er  folgen  will,  und  sich  die  frage  vorzulegen,  welche  er 
r  des  Aeschines  würdiger  hält.  Bisher  ist  diese  frage  von  den 
jrausgebern  in  einem  der  handschriftenklasse  B  günstigem  sinne 
itscbieden  worden.  Weidner  dagegen  baut  seine  ausgäbe  beson- 
n  auf  recension  Ay  der  er  in' zweifelhaften  stellen  den  vorzog 
ebt.  Ein  endgültiges  urtheil  darüber  lehnt  Weidner,  lehne  auch 
h  ab.     Das  jedenfalls   müssen    wir  Weidner   zugeben,   dass   bei 

13* 


196  Jabresbericbte. 

einer  ausgäbe  nacb  il  ein  festerer  connex  der  zu  einer  periode  ge- 
börenden  sätze,  eine  geringere  anzahl  nichtssagender  flickworter 
gewonnen  wird;  aber  es  ist  fraglich  und  nicht  zu  beweisen,  da» 
eine  solche  prägnante  kürze  antik  ist.  Dazu  kommt,  dass  A 
auch  unzuverlässig  ist,  indem  es  nothwendige  Wörter  auslässt,  z.  b. 
§  32:  ujro.  38:  fiäXtcia.  41:  rig.  53;  ys.  67:  tovto.  72: 
iavTov.  95 :  in.  96 :  Cipodga  (denn  das  einfache  ovTUf  g^oügt 
nicht  cfr.  f  145  und  den  geläufigen  gebrauch  dieser  phrase  bei 
Ljsias  or.  Ill)  136:  ovx(*  154:  ds  t(.  Es  liegt  also  nahe  zu 
denken ,  dass  auch  manche  ^J//  und  oviog  nur  durch  flücbtigkeit 
in  A  fehlen.  —  Auch  mag  noch  erwähnt  werden,  dass  A  oft  in 
den  temporibus  von  B  abweicht,  und  selten  so,  dass  Weidoer  Ä 
folgen  konnte  cfr.  z.  b.  98.  99. 

Ehe  ich  diesen  abschnitt  über  die  handschriftliche  Überliefe- 
rung der  Timarchea  schliesse,  will  ich  noch  über  die  von  Gurlitt 
für  Franke  verglichenen ,  und  von  Redslob  nochmal  für  Scliultz 
collationirten  randnoten  der  hamburger  Aldina  der  attischen  redner 
einiges  für  unsere  rede  bezügliches  bemerken.  Sie  sind  hand- 
schriftlich, und  zwar  gehört  der  codex  zur  klasse  B,  wie  das 
aus  ungefähr  50  lesarten  hervorgeht,  während  die  Aldina  auf  einem 
zur  klasse  A  gehörenden  codex  beruht.  In  besonderen  fällen 
stimmt  er  zusammen  einmal  mit  corr.  h  und  corr.  Vat.  (§  19), 
dreimal  mit  p  (24,  45,  148),  einmal  mit  l.  Eine  mischung  beider 
klassen  findet  sich:  64,  64,  74,  100,  184.  In  bezug  auf  die  den 
raudglossen  eigenthümlichen  lesarten  ist  zu  bemerken,  dass  nur 
einzelne  anspruch  auf  beachtung  haben.  Als  solche  verzeichne 
ich  1)  §  5 :  Aid.  hat:  naqu  Toig  fofiovg  u  Xiyovtuq  ^  ßißiw 
xoTug.  So  giebt  A.  Aber  die  herausgeber,  auch  Weidner,  sind 
B  gefolgt  und  drucken:  rj  Xiyovxaq  ^  ßtßiwxojag.  Der  rand 
giebt  ^To»,  was  verschrieben  sein  kann  aus  ij  on.  Es  ist  aber 
Sit  sowohl  in  A  als  in  B  an  mehreren  stellen  verschrieben  für  r». 
Und  so  glaube  ich,  dass  das  richtige  hier  durch  Verbindung  von 
A  und  B  gefunden  wird,  wenn  wir  tj  n  schreiben.  Für  diesen 
gebrauch  des  pronomens  rt  verweise  ich  auf  III,  195:  nagä  joig 
vofiovq  yqatpovrd  ri,  auch  auf  II,  115  und  I,  102.  2)  Die  Aldina 
hat  nicht  (5<fng,  wie  bei  Schultz  zu  lesen  ist,  sondern  Sg  ng. 
Die  handschrift  xal  ogug.  Der  rand  gewährt  /offug,  was 
als  conjectur  Scaliger's  und  Wolfs  angeführt  wird, 
woraus  leicht  dos  richtige  x*  (Saug  gemacht  werden  konnte.  3) 
^154  steht  am  rande  di  Uj  was  zu  dem  richtigen  von  B  gebo- 
tenen Ss  tC  führt. 

Wenn  wir  von  den  durch  Weidners  kritische  methode  er- 
folgten änderungen  absehen,  so  ist  die  rede  in  der  neuen  au^abe 
sowohl  durch  die  eigeuen  conjecturen  des  herausgebers  als  durch 
aufnähme  fremder  conjecturen  erheblich  lesbarer  geworden.  Ohne 
vollständig  sein  zu  wollen,  bespreche  ich  einzelne  stellen :  zunächst 


Jahresberichte.  197 

halte  ich  meine  früher  geäusserten  bedenken  gegen  die  richtige 
ibtfiiefeniBg  des  ^  8.  aufrecht.  Oer.redner  verspricht  die  gesetze 
9iiil  j'^g  iinoiSfitaq  in  aller  ausführlich keit  durchzugehen,  natür- 
üeb  our  in  der  absieht,  diesen  gesetzen  das  thun  und  treiben  des 
Tiaarehos  entgegenzustellen.  Dann  durfte  der  redner  nicht  fort- 
Alireo :  a(ka  dl  xal  ßovXofiat,  vÜ  avigsg,  SiB^iX^uv  (ß  TtQodti^iX- 
^üy)  irqChov  fQog  vfiug  iig  i^ovift  ol  vofioi  mql  trig  noXnag, 
MtiXtP  di  fAträ  lovio  äyii^Bidcat  joifg  rgonovg  tov  TtfiuQxov. 
Der  erste  theil  dieses  satzes  ist  eine  kaum  erträgliche  recapitu- 
lation des  Torangegangenen,  die  hei  ufj a  nicht  mehr  nöthig  ge- 
wesen wäre  —  abgesehen  von  dem  unverständlichen  nsgi  Trjg  no^ 
Xiü^ ,  an  dessen  heilung  sich  Sauppe ,  Oahiiis ,  Weidner  versucht 
haben.  Aber  wir  wollen  eine  solche  breite  dem  Aeschiues  nicht 
durchaus  absprechen.  Was  aber,  frage  ich,  soll  das  ngwiov  nach 
ufta?  Und  wenn  es  stand,  musste  es  nicht  ngwiov  fjtep  dem 
folgenden  iruhv  di  gegenüber  heissen  ?  Hs  ist  daher  mindestens 
DOihig,  so  zu  corrigiren :  ufAU  de  xal  ßofikofiuh  cJ  a..  ngodu^iX- 
9ilv  nqvg  vfiäg  dg  ix^v6ty  ol  vofioi  ovrot  ifj  noXn  {ifj  ndXet 
mit  Weidner),  xai  fMirä  rovio  uvTt^etuaa$  xtX.  Für  xai  wurde 
graXiP  de  substituirt  aus  §  37.  Vrgl.  auch  ^  155,  wo  wir  ein 
anderes  tricompositum  von  iXd^elv  finden.  —  Während  ich  Weid- 
ners  vorschlage  im  §  8  divuQov  nach  {nnia  zu  tilgen,  ebenso 
im  ^  15  TnnoCfjxiv  hinter  ilvat,  billige,  kann  ich  mich  mit  der 
tilgung  der  schweren  worte:  og  oder  wg  oiöe  xu&uqm  äiaXiy^iat 
TIM  öwfian,  nicht  befreunden.  Eine  erwahnung  dieser  art  ist  bei 
der  erwahnung  der  Priesterwürde  durchaus  angemessen.  Auch 
kann  nicht  unsinniges  in  unseren  hnndschriften  an  den  rand  ge- 
schrieben sein.  Ehe  wir  es  tilgen,  müssten  wir  mindestens  die 
form  finden,  in  der  es  interpolirt  wurde,  s.  II,  143.  Auch  im 
§  27  und  §  97  geht  mir  Weidner  mit  dem  streichen  zu  weit. 
Dort  heisst  es  in  allen  handschriften  :  uniOH^fv  ovg  xQh  Srjf/^rjo- 
Qkip  xal  ovg  ov  dti  Xiynv  iv  im  di^fica.  Ueber  die  wortfulle  bei 
attischen  rednern  ist  von  anderen  und  mir  schon  so  viel  geredet, 
dass  ich  darauf  nicht  zurückkommen  will.  Aber  mit  Weidner  in 
Xiytip  iv  T€J9  drifitA  zu  tilgen,  sollte  mau  schon  durch  stellen  ver- 
hindert werden,  wie  §  31,  wo  xoTg  dxovovat  in  einem  scharf  ent- 
gegengesetzten satze  in  derselben  Stellung  sich  zweimal  befindet, 
oder  ^112:  äxO'OfAut  fj^av  Xiytav,  ävuyxri  d'  iaily  aljr&Tv», 
lis  ^  97  sodann  ist  Weiduer  über  Cobet  hinausgegangen  und  hat 
auch  noch  tig  tr^v  äyoQuv  getilgt,  mit  unrecht;  denn  dies  wort 
macht  die  glosse  ixqiigovaav  allein  denkbar.  —  Kühn  finde  ich 
auch  die  durchgängige  änderung  des  tXiid^Bqog  in  iXiv^iq^og,  wo 
es  in  der  bedeutung  steht :  einem  freien  geziemend.  Auch  hier  ist 
Weidner  Cobet's  beispiel  gefolgt,  der  z.  b.  Ill,  154  nicht  iXiv- 
d^i^mg  *atdiv9eCg  dulden  wollte.  So  ändert  Weidner  ^  42:  iXiv- 
^iifop  hinter  yiwaloy,  ^123  tktvdiqov  [an  welcher  stelle  ich  auf 


198  Jahresberichte. 

keinen  fall  eine  änderung  zugeben  kann,  da  der  redner  die  nöqvok 
gleichwie  die   tovXoy   den    IXbv&€Qo&    entgegensetzt,   s.   ^  138:    a 
roTg  iXsvd-iQoig  ^yovvto  bIvm   ngaxiia ,    ravia   roTg    dovXotg   dm- 
ilnov  fjtri    Trouip]^   ^  156    iXiv&igwv  in  iXiv&igCcjg,    wogegen   zu. 
vergleichen  ist  ^  159:  dg  rag  jojp  ikivd-iQWv  Siaigtßdg. —  $74^ 
fehlt  Twojtiv  bei   nqSl^w ,    mit  recht,    1)  weil  ^  nqäi^g  auch  ohn^ 
avTH  das  in  rede  stehende  vergehen  bedeutet,   s.  ^  74:  zh  ngayfia^ 
§  75:   ^   TiQÜl^tg;    2)   weil  dann   nicht    sogleich    darauf  ngog   jj^ 
avdyxfi  tavtn  folgen  würde.     In  demselben  ^  ist  das  iiiviok  hin— » 
ter  ovJOi  in  xotvv9  zu  verwandeln ,    denn    es    handelt   sich    darum  ^^ 
eine  vorher  ausgesprochene  behauptung  zu  exemplificiren.      Der    ic^ 
fiivjo^    liegende    gegensatz    folgt   erst   in   oficjg*    —     $89  mus^a 

vftag  vor  uv  iywye  gestrichen  werden.     Denn  in  einer   noXtg  ix 

xXrjtog,    in  einem  gedachten  fall,  sind  ihm  die  jetzigen  zeu 

gen    natürlich   gleichgültig.      Subject    zu    fAaqtvqdg    fJio$   ytpia&a^m 
ist  toig  agtcia  ddoiag,  —     §  i45  würde  Iv  i^  aA^or^^a  als  ge — - 
gensatz  zu  iv  irj  avrou  naxqldt  sehr  passend  sein.  —     $152  ha^K= 
Weidner  mit  Uillebrand  joiwv  nach  ndXtv  gestrichen,  ohne  grund^^ 
was  ich  an  anderer  stelle  bewiesen  zu  haben  glaube.  —  Im  $  16^^ 
hat  Weidner  die  lesart  in  Ä  naqa  ffwOi^xag,    welche   seit  Reisk^^ 
mit  der  in    B   xaiä    avr&ijxag   vertauscht   war,    wieder   restituirt^. 
ohne  dass  ich   glaube,    dass  die  an  und  für  sich  sehr  schwer  ver — 
ständliclie  stelle  dadurch  leichter  würde.     Ich  denke  mir    den    sini^ 
so:    Aescliines  will  klar  machen,    wohe^   das   eigentlich    mode  g^e—^ 
worden  sei  xaru  Cvv&i^xag  ixaiQHv.     Einer  von  den  büi^em    war** 
auf  diesen  einfall  gekommen.     Das  blieb  unbemerkt,    so    lange   er* 
ein    Privatmann    war.      Als  er  aber  sich  am  öffentlichen  leben  be- 
theiligte und  gegenständ  öffentlicher  besprechungen  wurde,    machte 
man  diese  seine  that  besonders  lächerlich.     Bei  diesem  sinn   ist 
allerdings  eine  conjectur  nothwendig,  eipe  ähnliche,  wie  Bekker  an 
dieser  stelle  vorschlug.     Ich  möchte  schreiben:   Xiyttat   xaru    cw- 
d^r^xag    ^xat^gr^xivM    xäg    nag*    ^Avx^xXh    xeifiivag'    oixin    d'  uSp 
IdiuixTig,     äXXa    ngog    xu    xo^wä    ngoüiwv    xal    Xo^og(a$g    7X€g$~ 
ntnxiav  xxX. 

Altona.  £mU  Rwenherg, 

Fiso's  Annalen 

werden  im  Philol.  Anz.  VII,  1,  p.  58  so  gedacht,  dass  die  ereig- 
nisse  und  die  verschiedenen  Jahrhunderte  in  ihnen  gleichmässig  und 
daher  —  wegen  der  sieben  bücher  —  alle  kurz  behandelt  gewesen : 
die  gewöhnliche  meinung.  Aber  auf  die  annalisten  hat  Knnius 
einfluss  gehabt  und  wie  bei  ihm  die  Schilderung  je  näher  sie  der 
gegenwart  kam,  um  so  weitläufiger  ward,  so  ist  das  auch  bei  den 
Prosaikern  gewesen  und  somit  bei  Piso  die  geschichte  des  zweiten 
punischen  kriegs  ausführlicher  beschrieben,  als  irgend  ein  anderer 
krieg.  Ernst  von  JLaulSGJb. 


Ul.   MISCELLEN. 


A.    Mittheilimgen  aus  handschriften. 

1.    Ein  fragment  Pindars. 

Im  codex  Palatinus  73  der  vaticanischen  bibliothek  findet  sich 

(^f  fol.  170  b)   zu    Lucians    Dial,    mort  111  zuerst   ein    scholion, 

welches  mit  schol.  G  bei  Reitz  I,  p.  338,  11  übereinstimmt.    Dann 
li^'sst  es  aber  im  Palatinus  weiter: 

jov  (fol.  171a)  tov  yaq  idv  Too^uiviov  »al  lov  uXXov 
fAiiAvt^iuk  ntviaqoq  iv  iji  ^Sfj  ^)  tw»'  ^la&fnoptxwv  *)  tfj  ^ 
dg  KafSfivXov^)  ^PoStov  nvxiriv  Igjoqh  dl  ovxoq*  6  & 
i&iXwv^)  T€  xal  äwäfievog  ißgu  näcx^iv  ruv  ^AyafJL^Ski 
TQoq>ü»vC(p  ^  &'  ixaiußoXov  avfißovXiay  kußviv  •  6  de  r^F 
neQl  tavia  ^qdav  avvTul^ag  Xiyn  oviutg:  bier  bricht  das 
scholion  ab. 

1)  T?  öi^jj  cod.  2)  ICOMWNIK  cd.  3)  f^  d.  i.  ihr 

cd.  4)  xdofiiilor  (die  eigennamen  natürlich  alle  mit  klei- 

nem anfangsbacbstaben)  5)  cT*  &ilo}y  cd.  6)  r^o- 

if>(ayi(o  cod. 

Die  Worte  des  Pindar  reiclien  wolil  nur  von:  6  d'  t&iXuiy 
bis:  Xdßviy^  wenn  ich  das  weiterhin  folgende  richtig  verstehe,  so 
sollte  nun  eine  nfqttpqaCiq  der  Pindarischen  worte  erfolgen,  welche 
aber  der  Schreiber  des  scbolions  wegliess  (r^v  mql  lavxa  tpqdaw, 
■it  einer  allerdings  seltsamen  tmesis,  statt :  tt^v  lOviwy  mqC^qac^v? 
Oder  steht  ^quotg  geradezu  statt  7t€qC<pqua§gj  sowie  bei  Synesius 
Dio  p.  824,  7  Dind.  vorkommt:  ^  lüy  Tifinwy  ^qdc^g  statt  Ix- 
fqaö§g?).  —     Die  ode  feierte  einen  sieg  des  Kasmylos  von  Rbo- 


200  Miscellen. 

dos  im   faustkampf  an   den   istlimischen    Wettspielen:    es    ist    dies, 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach^  derselbe  Kasmjlos  von  Rhodos,  söhn 
des  Euagoras,   auf   dessen  zu  ehren  eines  an  den  pjthien  errunge- 
nen  sieges    im   faustkampf  gesetztes   Standbild  Simonides    ein    epi- 
gramm   gemacht   hat,    fr.  154  Bgk.      Dass    unter   den    Terlorenen 
isthmischen  siegesliedern  des  Pindar   gerade   ein   solches    zur    feier 
eines  sieges  im    faustkampf  auftaucht,    bestätigt    die    richtigkeit 
der  Böckh'schen  berechnung,  nach  welcher,   dem  (wohl  von  Aristo- 
phanes von  Bjzanz  durchgeföhrten)  anordnungsprincip  der  pindarischea 
epinikien    gemäss,    die  verlorenen  isthmischen  öden  solche  gewesen 
sein  müssen  quae  aut  pancratiastas  aut  Uictatores  aut  cursores   ce- 
l^rahant  (Pind.  fragm.  p.  557),    denn    diesen   sind  die  puglles  je* 
denfalls    anzuschliessen ,    da  ja  nicht  der  geringste  zweifei  darüber- 
bestehen  kann,    dass  schon  zu  Pindars  zeit  der  faustkampf  zu  denm 
kreise   der    isthmischen    wettkämpfe    gehörte   (vgl.   das    siegerver-- 
zeichniss  bei  Krause,  Die  Pjthien,  Nemeen  und  Isthmien  p.  209  ff.> 
—  lieber  den  sinn  der  Piudarischen  worte  erwarte  ich    von    kun— 
digeren  belehrung.     Die  worte  juv  ^Aya[AridU    Tgoqxavftp  0^  ixa^ 
laßoXov  cvfßrßovX(av  Xaßojp,   weiss  ich  nicht  anders  zu  constrniren^ 
als    indem    ich    annehme,   dass    cvfißovXCu,  gleich  andern  verbalen 
Substantiven,  mit  dem  dativ  verbunden  sei  nach  analogie  des  ver— 
bums,    von   welchem   es    abgeleitet    ist    (vgl.    Krüger  Sprachl.  48, 
12,  4);  also,   wie  etwa  Hesiod  sagt  (Theog.  93):  Movadaay  Ug^ 
iociq  uv&Qüi7ioi<sip  „der  Musen  heilige  gäbe  an  die  menschen'^,   8i> 
Piodar :  i«v  ixuTußdXov  CvfißovXUv  ^j4yainijSeX  Tgojxüvft^  r/,  „deiz 
rath  des  ApoUon  an  Agamedes  und  Trophonios,-  d.  i.  welchen  Apollon 
dem  Agamedes  und  Trophonios  gab*^   —  Diesen  rathschlag  des  Apoll 
(welcher,  völlig  wie  hier,  ixajaßoXog  schlechthin  genannt  wird  bei 
Pindar  P.  VIII,  til)  an  die  berühmten  kunstfertigen  brüder  nahm  also 
derjenige,  von  dem  Pindar  hier  redet,  auch  seinerseits  und  für  sich 
an :    denn  so  wird  ja  wohl  das :    mv    CvfißovkCav  Xaßwv  zu  ver- 
stehen  sein;    vgl.  Philemon   fr.  ine.  LXXXV   (IV,  p.  59):    äy^q 
yvvaixog  Xafißdvmv  GvfißovXtav.      Aber  welchen  rathschlag  des 
gottes    meint    der    dichter?     Ich  wüsste   mich    keines   solchen    aus 
den  sagen  von  Trophonios  und  Agamedes  zu  erinnern,  ausser  des- 
jenigen, dessen  Plutarch  gedenkt,  consol.  ad  Apoll.  14:  mql  ^Aya- 
fi-i]dovg  xal  Tqofpwvtov  ^tjai  IKvdagog,  t6v  viutv  rdv  iv  AiX^oTg 
oixodofA^aavTug  aluTv  nagä    tov  ItinoXXwvog   fuc&ov  tbv  i^  av* 
Toilg  inayyitXaad^ai  ilg  ißöofAriv  ^fiigav  unodüiffHv,  iv  roaovKo 
i*  cvcojjffta^a»  iwaqaxiXBvaaa^ai,    jovg  3i,  noiijaaviag  i6 
nqoqiax^hv,    ifj    ißSofJttj    vvxil  xaTaxoifirj&ivtag  uXevi^tfat»     (Vgl. 
Cicero  Tusc.  I,  47,  114,    gleich    dem  Plutarch  aus  Krantor  ynql 
niv^ovg  schöpfend).     Erzählte  etwa  Pindar,   seine  eigne  andeutung 
genauer  ausfübrend,    eben    in  diesem  siegesliede  jene  schöne  sage? 
(BÖckh  fragm.  p.  568  setzt  die  erzählung    in   den  paean   auf   den 
pythischen  Apoll,   Bergk  Ljr.  p.  295,    mit  Wjttenbach,    lieber  in 


[ 

J 


Miscelleo.  201 

die  &Q^Poi).  Der  sinn  der  hier  erhaltenen  worte  könnte  dann 
•dfl:  der  aber,  da  er  den  willen  und  die  macht  hatte,  des  lebens 
itattlich  zu  gemessen  (ißgä  ndax^iv  nicht  im  unedlen  siune,  den 
ißnog  bei  Pindar  überhaupt  nicht  hat),  den,  einst  von  Apull  dem 
Tropbonius  und  Agamedes  gegebenen  rathschlag  sich  aneignend  — 
maebte  eben  von  seinen  mittein  zum  aßgä  ndax^^v  gebrauch,  in- 
^  er  jene  nuQaxiX^vifig  des  gottes  an  die  beiden  brüder  wie  ein 
«rpe  diem  verstand,  welche»,  auf  seine  Verhältnisse  angewendet, 
der  guter  des  lebens  zu  geniessen  mahnte,  so  lange  es  tag  sei. 
Kiel.  Erwin  Rohde, 


TL  Zur  erklänmg  und  kritik  der  Schriftsteller. 

2.    Sophocles  Antigone  4,  5  nochmals. 

ovoiv  yaQ  ovt    ua/hvov  ovt    aitjg  unq 
oZx*  alcxQov  ovt   aufiov  ia^^  oTtdlov  oi 
iiov  iS(a¥  u  xäfiWP  oix  oncjn    iyw  xaxcJr. 
Zu  deo  nachfolgenden  bemerkungen  wurde  ich   durch    des   director 
dr.  Raspe  Osterprogramm  des  gymnasiums  von  Güstrow  veranlasst. 
Bei  der   gründlichen    besprechung    der  ersten  250  verse  der  Anti- 
gMe  kommt  der  Verfasser  auch  auf  das  vielbesprochene    uitjg  uuq 
!■  rierten  vers,   wo    er  das  Dindorfsche  uirjctfiof  billigt.     Weder 
(lieser  änderung    noch    irgend    einer    anderen    der    vorgeschlageneu 
kooote  ich  beistimmen.     Ich  halte  die  lesart   der   handscliriften    für 
ricbtig  und  komme  zu  folgender  erklärung. 

Zeus ,    durch    Hera    verleitet,   hatte   unbesonnen    und    b e- 
tliort   einen    eid    geschworen:    der   an   diesem   tage  geburne  aus 
aeioem   geschlecht    werde   die  umwohnenden  alle  beherrschen.     Als 
SOG   durch   die   list    der  Hera  Eurystheus    früher   als  Herakles  ge- 
koren war  und  Zeus  die    durch   täuschung   veranlasste   unbeson- 
oenheit  seines  schwurs   erkannte,    schleuderte    er    die  Ate    vom 
himmel  herab.     Die  Ate  ist  nun  unter  den  menschen  die   Urheberin 
jeglicher  bethörung  und  Unbesonnenheit,    wie    sie    es  war,    durch 
die  Zeus  den  Agamemnon  „den  verstand  nahm''   als    er    sich    mit 
dem  Achill  entzweite:  Hom.  11.  19,  136: 

ov  dwdfujv  XiXa&ia&^  «ri/ff»  ,?  fQoiiov  udad^ijv, 
äXk^  iml  äaadfiriv  xaC  fjnv  ^qivag  i^iXeio  Zev^  — 
Aehnlich   Sophokles  Antig.  623    —   6t(^    ^qivag  &iog  uy€$  nqog 
atavm 

An  deutlichsten  ergiebt  sich  der  begriff  der  Ate,  wenn  mau 
sie  nach  der  lehre  des  altertbums  von  den  cardinaltugenden ,  die 
schoo  in  Honer  wurzelt,    betrachtet.     Aristoteles,    der    trotz   der 


202  Miscelleo. 

aufzählung  von  tugenden  im  vierten  buch  der  Nikomachischen  etbik, 
doch  wo  er  im  allgemeinen  der  tugenden  erwähnt ,  immer  die  be- 
*  kannten  vier  nennt,  unterscheidet  die  drei  ethischen  tugendeo  des 
hand  eins  (aviqita  ^  CtotpgoOvfri  und  dixmoavprj)  und  die  tagend 
des  denkens  (ipQovriCig  oder  d&uvota,  oQ^og  Xoyog)  bekanntlich 
in  der  weise,  dass  die  ethischen  tugenden  im  gründe  nur  dadurch 
zu  tugenden  werden,  dass  der  verstand  übereinstimmt  mit  dem,  was 
das  herz  begehrt.  1st  der  verstand,  sind  die  gigivfg  bethört,  dann 
handelt  der  mensch  verkehrt,  unbesonnen,  mag  er  im  übrigen  ethiscfa 
gut  und  tadellos  sein.  Die  Ate  wirkt  nie  ein  zu  viel  oder  zu 
wenig  der  tapferkeit,  massigung  oder  gerechtigkeit ,  ist  niemals 
Ursache  der  fiox^figCa  und  Twvrjgfa ,  sie  schädigt  nur  den 
verstand,  ßXänut  (pgivag,  (Od.  14,  178)  und  durch  diese  be- 
thörung  der  ^Qovtfiig  entsteht  das  tragische  afiägtijfAa.  Daher 
wird  bei  Sophokles  (Antig.  1260)  das  eigene  afidgrfifia  des  Kreon 
der  fremden  cer/;  entgegengesetzt:  ovx  aXlorgCav  StrjVj  ulX'  avjo; 
afAUQiwv.  Dieser  fehler  oder  diese  schuld  ,  wenn  man  will ,  be- 
steht nicht  in  einer  moralischen  unwürdigkeit ,  sondern  in  einer 
Unbesonnenheit,  in  dem  unterliegen  des  Verstandes  unter  einer  lei- 
denschaft,  vor  dem  die  tpgovriCkii,  das  ^qovklv  hätte  bewahren  sol- 
len. So  wird  die  utri  objectiv  zum  fluch ,  subjectiv  zur  schuld, 
an  sich  aber  ist  sie  nichts  anderes,  als  die  Ursache  des  fiij  fpqovklrs 
eventuel  efner  ufiagzCu  fitydXfj  und  somit  das  princip  der  tragodie. 
Daher  sagt  Aristoteles  in  der  Poetik  13  uvdyxrj  uqa  lov  xaXw^ 
^oi'ra  (xvd^ov  —  furaßdlluv  ovx  ilg  Bvivxtav  ix  dvon^Cagy  äXXd 
loivuiTfov  i^  tvivxfag  elg  dvCivxCav  firj  did  fJioxS-figCaVj  äXXa 
Si^  ufAugrCav  fjLeydXfjv, 

Es  ist  wohl  kaum  eine  tragodie,  in  welcher  nicht  der  tra- 
gische held  vou  der  Ate  in  jene  aus  der  Unbesonnenheit,  dem  ^i^ 
(pQoyeTvy  entsprungenen  fehler,  in  eine  äfiagita  fitydXfi  hineinge« 
führt  wäre.  Aias,  Orest,  Herakles  selbst  und  die  Okeaniden,  Oedi- 
pus und  seine  söhne  sammt  den  Sieben  gegen  Theben,  und  Kreon 
und  Haimon  sie  alle  sind  der  Ate  verfallen  weil  sie  bethört  und 
unbesonnen,  von  der  avota  beherrscht,  der  ^qovriüig  zuwiderhan- 
delten oder  begehrten.  Man  vergleiche  die  zahllosen  stellen  bei 
Aeschylos  und  Sophokles,  in  denen  die  utri  genannt  wird. 

Um  nun  zum  Oedipus  und  seinen  töchtern  zurückzukehren, 
so  ist  zunächst  klar,  dass  sich  mit  jener  Ate,  der  Oedipus  unter- 
lag, als  sich  die  Wirkungen  seiner  Unbesonnenheit,  seiner  uvoiu  of- 
fenbarten, nicht  nur  viel  schmerzliches,  sondern  auch  viel  schimpf- 
liches und  unehrenhaftes  verband.  Er  hatte  seinen  vater  ermordet, 
seine  eigene  mutter  gelieirathet  und  mit  ihr  kinder  erzeugt.  Es 
war  Unverstand ,  dass  die  söhne  abwechselnd  regieren  sollten  und 
es  war  schimpflich,  dass  die  brüder  sich  bekriegten  und  im  wech- 
selmord  sich  gegenseitig  tödteten.  Schimpf  und  schände  war  auch 
auf  die  töchter  übergegangen ,   aber  von  der  Ate  waren  sie  völlig 


st 

»4Ü 


"7  ' 


Miscellen.  203 

uberiilirt   geblieben^    keine   ihrer  bandlungen,    keins    ihrer  worte 
kitte  bisher    das   ^QoyeTy  verleugnet;    ihnen  war  das  alaxQOv  und 
^  aufiov,    an    dem    sie    als    töcbter    des    Oedipus    theilnehmen 
Muten 9    TÖllig    frei   von    der  Ate:    uirig   artQ»     Das  ist  es   also 
was  Antigone  sagen  will:    wir  haben    von  den  leiden  von  Oedipus 
kr  jedes    schmerzliche ,   jedes   jedoch    von  eigener  Unbesonnenheit 
freie  schimpfliche  und  entehrende   erfahren.     Es    ist   diese   zurück- 
weisang  der  eigenen.  Ate  im  munde  der  Antigone  um    so    bezeich- 
sendery    ab  sie   selbst   grade    im  begriff  ist,    durch  die  verbotene 
kestattnng  des  bruders  die  Ate  auf  sich  selbst  herab  zu  beschwören. 
Nach  diesem  ist  also  einleuchtend,  dass  Wörter  wie  calamitas, 
wfarimnium ,   nosa,   infaustum   den    sinn  der  worte  der  Antigone 
licht    treffen.      Am    nächsten    käme    Zehlickcs    culpa    vacans    und 
Seidlers    immeriia,  wodurch    urrig  äug    allerdings  richtig  als  ein- 
•cbniDkung  des  alc^QOV  und  uiifiov  erscheint,    ohne    dass  der  be- 
triff der  atfi  wiederg^eben  ist. 

Wenn  Buttmann  (Lezilogus  I ,    p.  227)    in   der  utrj  zugleich 
den  begriff  des  Unglücks  und  der  schuld  findet,  so  wird  man, 
wenn  man  alle  stellen  vergleicht ,    den    gemeinsamen   begriff   Ver- 
blendung  oberall   zn    gründe    liegen   finden.     Führt  die  verbleu- 
en^ zu    einer  „ufzaQtia  /ue/aAi^'S    dann   ist   sie    gewiss  ein  un- 
gUeky   und   wenn  der  verblendete   durch   sich    selbst,    und    nicht 
^rch  die    götter    verblendet   ist ,   wird   er   auch  von  der  schuld 
sieiit  frei  zu  sprechen  sein.     Ich  hatte  einst  im   philologischen    se- 
■iiiar  die    frage   aufgeworfen:    woher   die   vier  cardinultugenden ? 
M^b  antwort'^  sandte  mir  Jansen,    gegenwärtig   conrector  des  liie- 
ligeo  gymnasiums,    seine  reiche  abhandlung  (Meldorfer  programm) 
ȟber  die  beiden  Homerischen  cardinaltugeuden^^      Es   sind   die  tu- 
geaden  des  handelns  und  des  denkens,    die   ethische   und    die   dia- 
wetische.     Der  Verfasser  hat  alle  stellen,  die  für  diesen  gegensatz 
k  betracbt    kommen,    und   die   parallelen  ausdrücke  zusammenge- 
stellt    Und  indem  er  auf  die  natürliche    Verbindung   beider   kräfte 
sMDSchen  hinweist,    zeigt  er  wie  der  glaube  der  Griechen,    der 
alles  auf  die  götter  zurückführte,    auch    es   nicht   verschmähte,    in 
ihnen  die  Urheber  der  bethörung   der   denkkraft,    der    Verblendung, 
des  ,j/g>QipaQ  ßldmuv^'  zu  erkennen.     Ueber  das  auftreten  der  vier 
cardinaltog^en  im  Pindar  und  deren  Überlieferung  aus   den    älte- 
sten   Zeiten   spricht   Dissen    in    den    prolegomenen    seiner    ausgäbe 
p.  XIII  ff.,  binders  p.  XXII.  —  Bei  den  pbilosopben  verschwindet 
die  ani.     Dem  Plato  ist  der   yovg,    dem  Aristoteles   die    ^govrjaig 
die  beherrscherin  der  ethischen  tugenden.      Eine  lierrschaft  der  äiij 
oder  des  gottes  hatte  für  sie  natürlich  keine  bedeutung.     Die  ein- 
schrinkende   bedeutung   der  worte  bei  Sophokles  würde  deutlicher 
bervortreteo,  wenn  geschrieben  wäre  atrig  /  Steg. 

Kid.  Dr^  Forchhammer. 


204  Miscellen. 

3.    Zu  Livius. ' 

XXIII,  47  wird  der  Zweikampf  erzählt,  welchen  der  CiUBpaoer 
Vibellius  Taurea  uud  der  Römer  Claudius  Asellus,  beide  die  besten 
reiter  in  ihrem  beere,  mit  einander  bestanden.  Lange  zeit  tum- 
melten sie  die  rosse,  ohne  bandgemein  zu  werden ,  bis  endlich  die 
Sache  eine  Wendung  nahm,  welche  den  persönlichen  muth  des  nnr 
in  reiterkÜDsten  starken  herausforderers  in  beschämender  weise  in 
frage  stellte.  Uievon  heisst  es  §.  5  fg.:  tum  Campanut  Ro^ 
mano  „equorum^^  inquit  „hoc,  non  equitum  erit  certamen,  nisi  e 
campo  in  cavam  hanc  viam  demittimus  equos.  ihi  nullq  ad  evagam' 
dum  spatio  commimis  conserentur  manus^'  diclo  prope  dUus  eqnom 
in  viam  Claudius  deiecit ;  Taurea  verbis  ferocior  qtiam  re  „minims^ 
sis",  inquit  „cantherium  in  fossam^^ ;  quae  vox  in  ruslicum  inde 
proverhium  ahiit. 

Die  aufiallende  erscheinung,  dass  Taurea  einem  Vorschlag  nicht 
nachzukommen  wagt,  den  er  doch  selbst  gemacht  hat,  pflegt  da- 
durch erklärt  zu  werden,  dass  man  diesen  für  einen  scherz  nimoit. 
Dann  wäre  freilich  der  Campaner  nicht  bloss  feige  sondern  auch 
thöricht  gewesen:  wenn  er  keine  lust  hatte,  den  kämpf  an  einem 
orte  zu  führen,  an  welchem  seine  meislerschaft  als  reiter  ihm  nichts 
nützte,  so  war  es  höchst  unbesonnen,  ja  aberwitzig,  auch  nur  im 
scherz  einen  Vorschlag  zu  machen ,  den  der  gegner  für  sich  and 
gegen  ihn  zu  benutzen  das  recht  hatte.  Vielmehr  ist  es,  da  Taurea 
das  turnier  ofTenbur  nur  im  vertrauen  auf  seine  kunst  eingegangen 
hat,  höchst  uiiwahrscheinlicli,  dass  er  auch  nur  im  scherz  einen  so 
.gefährlichen  Vorschlag  gemacht  habe,  und  überhaupt  dürften  bei 
einem  so  ernsten  wafiengang  beide  kämpfer  zu  kurzweiligen  äusse- 
rn ngen  wenig  lust  gehabt  haben,  im  interesse  des  Römers  dage- 
gen lag  es,  den  gegner  von  dem  freien  und  ebenen  kampfplatz  zu 
entfernen,  auf  welchem  derselbe  im  vortheil  oder  wenigstens  nicht 
im  nachtheil  war;  darum  glauben  wir,  dass  Livius  Romanus  Cam- 
pano  geschrieben  hat.  Wie  dereinst  die  technische  Überlegenheit 
der  Punier  zur  see  von  Duilius  durch  anwendung  des  enterhakens 
zu  niclite  gemacht  worden  war,  welche  den  kämpf  der  schiffe  einer 
landschlaclit  ähnlich  machte  und  den  kriegerischen  Vorzügen  der 
Römer  freieren  Spielraum  schuf:  so  wusste  Claudius  Asellus  den 
reiterzweikampf  auf  einen  platz  hiuüberzuspielen,  auf  welchem  dem 
gegner  seine  Virtuosität  als  reiter  nichts  mehr  half,  und  einen 
kämpf  mann  gegen  mann  herbeizuführen,  in  welchem  die  persön- 
liche tapferkeit  allein  den  ausschlag  gab.  [Und  müsste  nicht  ei 
vor  diclo  eingefugt  werden  ?  —  E.  v.  L.] 

Hof.  G.  F.   Unger. 


Miscellen.  205 


4.    Zu  Jastinas. 

Von  dem  kri^  des  Pliilippos  g'egen  die  llljrier  im  j.  359 
■agt  Justinufl  7,  6,  7:  heUo  in  lUyrios  transluto  multa  milia  ho- 
9iium  caeditf  urbem  iwhilissimam  Larissam  capit;  hinc  Thessaliam 
tmprooi«!»  expugnai.  Er  wurde  Lochst  walirsclieiulick  in  Oberma- 
kedonieo  geführt,  welches  nach  der  niederlage  und  dem  fall  des 
Ferdikkas  von  dem  Dassaretierköuig  Bardylis  besetzt  worden  war, 
während  Philippos  im  osten  mit  zwei  tlironbewerbern  und  ihren 
mädiftigeo  beschützern ,  dem  OdrysenkÖuig  und  den  Athenern,  und 
sa  gleicher  zeit  mit  den  Paeonern  zu  thun  hatte.  Der  lijperbolische 
ausdruck  0(Xi7inog  nagaXaßatv  triv  MuMiovCav  dovXivovcav  YA- 
Ivi^olq  in  dem  elogium  bei  Diodor  16,  1  erhalt  seine  uothweu- 
dige  bescbränkung  aus  Diod.  10,  4,  wo  Bardylis  im  besitz  eines 
tbeils  der  makedonischen  städte  erscheint,  und  dies  können  nur  die 
zwischen  der  illyrischen  grenze  und  der  makedonischen  hauptstadt 
Edessa  =  Aigai  gel^enen  gewesen  sein,  welche  von  illyrischem 
einflusa  unberührt  geblieben  war  (Diod.  16,  3).  Die  Unterwerfung 
der  bevÖlkerungen  bis  zum  see  von  Lychnidos,  welche  nach  Diod. 
16,  8  der  ai^  fiir  Philippos  zur  folge  hatte,  bedeutete  mithin  im 
weaentlichen ,  wie  Curtius  Gr.  gesch.  3,  418  richtig  erkannt  hat, 
oicbta  anderes  als  die  Wiederherstellung  der  alten  natürlichen  gren- 
sen  zwischen  Makedonien  und  lllyrien.  Wir  suchen  daher  das  von 
Justin  genannte  Larissa  in  Obermakedonien  uud  zwar  wegen  der 
Wichtigkeit,  welche  sein  besitz  hatte,  an  der  grossen  heerstrasse 
▼OD  Lychnidos  nach  Rdessa,  der  ehemaligen  via  Egnatia. 

Die  Schwierigkeit  freilich ,  welche  bisher  die  unerweislichkeit 
der  ezistenz  eines  illyrischen  Larissa  machte,  wird  durch  die  Ver- 
legung Larissa's  nach  Makedonien  schwerlich  gehoben :  obgleich  es 
eine  stelle  gibt ,  welche  eine  stadt  dieses  namens  in  Makedonien 
und  noch  dazu ,  wie  die  in  ihrer  Umgebung  stehenden  namcn  be- 
weisen, gerade  in  den  bei  Justinus  gemeinten  westlichen  gegenden 
nennt.  Der  Synekdemos  des  Hierokles  gibt  an:  MaxidovCa,  vno 
xowCovXdgMv,  noXng  Xß\  0fa6uXovCxij  IKXXij  EvQWjiog  Jlov 
Biggout  ^Eoqdala  *E3&<jffa  KiXXrj  ^Ak^wnla  AdgiCCa  ^HquxXhu 
jidxxov  ^jiviayyta  (Antigoneia)  u.  s.  w.  Wesseling  z.  d.  st.  (Corp. 
script,  bist.  Byz.  3,  410)  will  yiuQhcaa  streichen  ;  einmal  weil  es 
in  der  parallelstelle  des  Constanlin  Porpliyrog.  Them.  2,  2  fehlt, 
welche  die  andern  makedonischen  städte  des  Synekdemos  enthält. 
Dies  beweist  zwar  nichts:  denn  Constantin  will ,  der  Überschrift 
^Enagxfft  Muxidovtaqi  vnd  xovaiXidgiovy  noXng  Xa  zufolge,  eine 
Stadt  weniger  geben  als  der  Synekdemos;  es  hat  also  wahrschein- 
lich in  der  Zwischenzeit  die  stadt  an  bedeutung  verloren.  Aber 
Weaaeling  weist  fiuch  darauf  hin,  dass  das  von  Stephanos  von  By- 
zaac  gegebene   verzeicbniss  der    orte,    welche  den    namen  Larissa 


206  Miscelleo. 

führten^    keinen  makedonischen   dieses  namens  kennt,    und  hierauf 
ist  gewicht  zu  legen. 

Straho  9^  5,  19  und  Stephanos  unter  jiuQiifui  zählen  ?ierzebn 
Larissen  auf,  zum  grössten  theil  obscure  oder  auch  ganz  verschol- 
lene orte,  von  denen  sonst  nirgends  gesprochen  wird,  darunter  drei 
in  Thessalien  und  eines  in  Thrakien,  den  nachbarländern  Makedo- 
niens. Es  ist  daher ,  obgleich  diese  Verzeichnisse  sich  noch  durch 
ein  assyrisches  am  Tigris  (Xen.  Anab.  3,  4,  7)  und  ein  campani- 
sches (Dion.  Halic.  Antiq.  1,  21)  vervollständigen  lassen,  nicht 
leicht  anzunehmen,  dass  jene  „angesehene  stadf'  Makedoniens  den 
Urhebern  derselben  entgangen  ist,  zumal  Strabo  dabei  den  Theo- 
pompos^  des  Trogus  gewährsmann  in  den  „philippischen  geschich- 
ten*^,  ausdrücklich  citirt.  Ich  vermuthe  daher ,  dass  Uierokles  *Aq^ 
viaau  geschrieben  hat.  Nachdem  Brasidas  im  j.  423  den  engpass, 
welcher  aus  dem  obermakedonischen  ftirstenthum  Ljnkos  nach 
Osten  führte,  erstürmt  hatte,  befand  er,  die  obengenannte  heeratrasse 
ziehend,  sich  bald  in  Amissa,  der  westlichen  grenzstadt  des  eigent- 
lichen köuigreichs  Makedonien^  Thukjd.  4,  128  xai'  ucg>täinav 
fiuXXov  iwv  av&tjfjiSQOv  u<pixvi7Tai  ig  \/Q»ta(Tav  ngätov  irig  Uiq» 
dlxxov  uQX^g»  Die  auch  von  Ptolem.  3,  13,  20  genannte  stadt 
lag  also  nordwestlich  oder,  wie  Kieperts  neueste  karte  sie  ansetzt 
nördlich  vom  see  Begorritis,  zwischen  Kelle  und  Edessa. 

Als  eine  der  östlichsten,  vielleicht  die  östlichste  von  den  ma- 
kedonischen Städten,  welche  Bardylis  besetzt  hielt,  und  zugleich  die 
hau pt Strasse ,  auf  welcher  Philipp  gegen  ihn  heranziehen  mussle, 
beherrschend,  ist  Amissa  wohl  für  beide  kriegführende  theile  von 
besonderer  Wichtigkeit  gewesen.  Sie  ist  walirscheinlich  in  den 
bericht  des  Trogus  und  seines  auszüglers  gemeint;  doch  möchte 
ich,  da  der  fehler  sich  aus  der  griechischen  uncialschrift  am  leich- 
testen erklärt,  ihn  zu  den  lesefehlern  des  Trogus  rechneu,  auf 
welche  (z.  b.  Just.  32,  2,  1  iemplum  Didymael  lovis  statt  j^lkv- 
fjLuCov  d.  i.  ^Ekv^atov)  v.  Gutschmid  im  Lit.  ceutralblatt  1872, 
8p.  660  aufmerksam  gemacht. 

Hof.  G.  F.  Unger, 


5.    Zu  Minucius  Felix. 


Vor  einigen  jähren  sprach  ich  die  ansieht  aus,  dass  die  hand- 
schrift  des  Arnobius  weniger  durch  fremde  einschiebsei  als  durch 
lücken  veruustaltet  sei  (Philolog.  XXVi,  366).  Seitdem  hat  Mi- 
chael Zink  (blatter  für  das  bayerische  gymnasial wesen  Vil,  29.5 — 
312,  VIII,  292 — 316)  sorgfältig  über  die  interpolationen  und  dit- 
togrnphien  des  manuscripts  gehandelt,  freilich,  nach  meiner  Über- 
zeugung,   im    aufspüren    derselben    viel    zu    weit   geltend.     Allein 


Miscelleo.  207 

«t  diese  ootersuchung  beweist  die  flüclitigkeit  des  abschreibers 
1  dieat  indirect  als  neuer  beweis  für  die  von  mir  aufgestellte 
icht.  Denn  der  eilende  vergisst  sicherlich  leichter  als  dass  er 
ht  zu  seiner  aufgäbe  gehörendes  zusammenraffte. 

Einen  dritten  beweis  für  die  lückenhaftigkeit  des  codex  lie- 
k  die  neueste  litteratur  über  Minucius  Felix.  Schon  Halms 
indicgende  ausgäbe  giebt  dem  einigermassen  eingeweihten  eine 
Nue  menge  ?on  stellen  an  die  hand ,  die  durch  Wiedereinfügung 
I  Wörtern,  welche  der  leichtfertige  abschreiber  übersprang,  ge- 
lt werden  konnten.  Die  recenseoten  dieser  ausgäbe,  Sauppe, 
rtel,  Bursian  und  Usencr  sowohl  als  auch  Dombart  und  Mähly, 
khe  später  ihre  „kritischen  beiträge^^  spendeten  ^) ,  haben  das- 
be  heilmittel  in  verhältnissmässig  äusserst  zahlreichen  fällen  an- 
wendet. Der  Schreiber  des  codex  des  Minucius  Felix  ist  aber 
canntlich  dieselbe  person  mit  dem  Schreiber  des  Arnobius,  an 
sen  apologetik  der  Octavius  angefügt  ist.  Der  brüsseler  codex 
an  als  abschrift  des  pariser  manuscripts  eben  so  wenig  in  be- 
idit  kommen  als  die  aus  derselben  quelle  geflossene  editio 
inceps. 

Die  folgenden  bessern ngsvorschläge  basieren  grösstentheils  auf 
enselben  principe,  indem  sie  meistentheils  durch  einfügung  ausge- 
illeoer  silben  oder  wÖrter  dem  gestörten  satzbau  oder  dem  man- 
:eloden  sinne  der  Überlieferung  abzuhelfen  suchen. 

Die  Worte  cap.  2.  4:  itaque  cum  diluculo  ad  mare  inamhu" 
BJido  IHore  pergeremtia  haben  Cellarius  zu  der  äuderung  litori  ver- 
nlasst  und  Mähly  stimmt  diesem  vorschlage  bei.  Mir  ist  die  dabei 
ü  statuierende  construction  weit  anstössiger  als  die  handschrift- 
iefce  Überlieferung,  und  auch  Halm  scheint,  indem  er  Cellarius' 
orschlag  stillschweigend  überging,  ebenso  gedacht  zu  haben.  Je- 
er anstoss  schwindet,  wenn  man  liest,  litora  peragraremus, 

Doss  cap.  5.  4:  itaque  indignandum  omnibus,  indolescendum 
t  audere  quosdam^  et  hoc  studiorum  rüdes,  Utterarum  profanos, 
perfes  artium  etiam  sordidarum,  certum  aliquid  de  summa  rerum 
maiestate  decemere,  de  qua  tot  omnihus  saeculis  sectarum  plurir 
trum  usque  adhuc  ipsa  philosophia  deliherat  etwas  gestört  sei, 
ben  die  bei  Halm  verzeichneten  gelehrten  und  nach  diesen  Bursian, 
r  plurimae,  imo  usque  adhuc,  Mälily,  der  plurimarum  summt  vir» 
]ue'us(pte  adhuc,  endlich  Koch,  der  plurimarum  sententiis  usque  vor- 
ilagt,  erkannt.  Allein,  so  nahe  die  emendation  des  ersteren  der 
erlieferung  steht,  so  wenig  entspricht  die  Verbindung  sectarum  plu- 
nae  dem  sprachgebrauche  des  Minucius,  und  Mälily 's  vorschlug  lässt 
i  veranlaissung  der  abirrung  des  Schreibers  vom  original  nicht  erken- 
B.     Ueberdiess  fehlt,  da  Minucius  die  früheren  Streitigkeiten  der 

1)  Leider  sind  mir  bis  jetzt  £.  Baehrens*  Icciiones  laUnae  (Bonn 
70)  noch  nicht  eu  geeicht  gekommen« 


208  Miscellen. 

Philosophen  den  gegenwärtigen  entgegenstellt,  bei  dem  ersten  gliede 
ein  perfect,  das  aus  dem  folgenden  praesens  deliberat  schwerlich 
entnommen  werden  kann,  ich  vermuthe  deshalb:  de  qua  tot  om^ 
nihus  saeculis  sectarum  plurimarum  philoaophi  rixati  sunt 
at  que  usque  adhuc  ipsa  philosophia  deliberat.  Die  abkürzung 
pliirijcati  sunt,  welche  dem  vorhergehenden  plurimarum  so  ahnlidi 
ist,  veranlasste  die  abirrung.  Ueber  usque  adhuc  vgl.  Stürenburg 
zu  Cic.  pro  Archia  pag.  27  (latein.  commentar). 

Wie  cap.  5.  4  Wirtli  statt  de  summa  verum  ac  maiestate  de- 
cernere  gelesen  wissen  will  maiestate  dei  decernere  und  Halm  ihm 
nahezu  beistimmt,  so  wird  wohl  eher  cap.  5.  7  statt  unde  haec  rdigto, 
unde  formido7  ebenfalls  zu  lesen  sein  unde  dei  formido'^  Cäciliua 
bezieht  sich  in  seiner  auseinandersetzung  im  wesentlichen  auf  Kpi- 
kur,  und  zwar  wie  er  ihn  aus  Lucrez  kennt  —  eine  bisher,  so- 
viel mir  bekannt,  noch  nicht  bemerkte  ähnlichkeit  des  Minucios 
Felix  mit  Arnobius  — ,  ja  Minucius  ahmt  den  Lucrez  selbst  im 
Wortlaute  nach.  Die  hier  ausgesprochenen  ansichten  stammen  aus 
dessen  fünftem  buche,  ich  habe  der  sprachlichen  nacbahmung  die- 
ses dichters  durch  Minucius  noch  dicht  näher  nachgehen  können, 
bemerke  aber,  dass  sogar  cap.  2.  1:  nam  negotii  et  visendi  mei 
gratia  Romam  contenderaty  relicta  domo,  coniuge,  liheris,  et  quod 
est  in  liheris  amahilius,  adhuc  annis  innocentihus  et  adhuc  dimi- 
diata  verha  temptantil^jtis ,  loquellam  ipso  offensantis  linguae  frag^ 
mine  diilciorem ,  wo  dinge  des  gewöhnlichen  lebeos  erzählt  werden 
und  an  physische  oder  philosophische  erörterungeu  nicht  gedacht 
wird,  eine  genaue  bekanntschaft  des  Miuucius  mit  Lucrez  zu  tage 
tritt.  Freilich  steckt  auch  in  dieser  stelle,  wie  schon  Mähly,  der 
et  quia  nihil  est  in  liheris  amahilius  vorschlägt,  bemerkt,  ein 
Schreibfehler.  Denn  der  Zwischensatz  quod  est  in  liheris  amahilius 
lässt  für  den  comparativ  keine  logische  vergleichung  zu:  was  soll 
es  nämlich  heissen,  Octavius  habe  haus,  weib  und  kinder  und  zwar, 
was  an  kiudern  noch  liebenswürdiger  sei,  kinder  in  den  zartesten 
jähren  verlassen?  Es  wird  gelesen  werden  müssen  relicta  domo, 
coniuge,  liheris  et  —  quo  quid  est  in  liheris  amahilius?  —  adhuc 
annis  innocentihus  et  adhuc  din^idiaia  verha  temptantihus,  toqtieUam 
ipso  offensantis  linguae  fragmine  dulciorem.  Die  letzten  Worte 
verrathen  eine  nacbahmung  des  Lucrez  (V ,  230) :  almae  nutricis 
hlanda  atque  infracta  loquella.  Um  nun  auf  die  stelle  5.  7 
und  den  Vorschlag  dei  formido  zurückzukommen,  so  findet  sich  bei 
Lucrez  (V,  1218):  praeterea  cui  non  animus  formidine  divum 
contrahitur? 

Auch  das  unmittelbar  folgende  cap.  5.  8  giebt  lucretianische 
idcen  wieder:  die  formen  und  gestalten  der  erde  sind  ohne  wähl 
und  Vorbestimmung  durch  das  zufällige  zusammentreffen  der  atome 
entstanden,  lösen  sich  in  diese  demente  wieder  auf  und  kehren 
60  zu  ihrer  quelle  zurück  :    ein  bestimmter  und  bestimmender  wille 


Miscelleo.  209 

boTBclite  dabei  nicht  vor.  Die  worte  des  Minucius  lauten:  Iwmo 
cl  animal  omne  quod  nascitur,  inspiratur,  attolliiur,  elenieniorum 
«I  nolimfaria  concretio  est^  in  quae  ruraum  homo  ei  animal  omne 
dividitur,  «oknltir,  di«sipa(tfr:  ita  in  fontem  reßuunt  ei  in  semet 
cmifiMi  revolvuntur^  nullo  artifice  nee  ivdice  nee  autore.  In  diesen 
Worten  hat  ut  hinter  demeniomm  viele  besserungsversuche  hervor- 
gerufen: Halm  räth  velut,  Mähly  uHquen  Usencr  streicht  es.  Koch 
fiigi  ein :  fortuita  aut  vol,  concr.  Am  leichtesten  ist  wohl  geholfen, 
wenn  nan  sehreibt  dementorum  involuntaria  concretio  est,  Sagt 
doch  Cäcilios  cap.  5.  7  selbst:  eint  fortuitis  concursionihus  to- 
Has  mandi  membra  coalita. 

Cap.  12.  7  warnt  Cäcilius,  sich  an  den  bekannten  vers  des 
Ennius : 

quod  est  ante  pedes  nemo  spectat:  caeli  scrutantur  piagas 
anschliessend:  desinite  caeli  piagas  et  mundi  fata  et  secreta  rimari: 
rntis  est  pro  pedibus  aspicere.  Schon  der  substantivische  gebrauch 
der  Verbindung  pro  pedibus  hätte  zur  herstellung  der  ausgefallenen 
Wörter:  satis  est  quod  est  pro  pedibus  führen  sollen;  der  ab- 
■chreiber  irrte  von  dem  ersteren  est  zum  zweiten  ab. 

Cap,  16.  2 :  sed  in  Natdli  meo  versutiam  nolo,  non  credo : 
proci4  est  ab  eius  simplicitate  subtilis  urbanitas.  Usener  will  ent- 
weder nolo  streichen,  oder  volens  non  credo  gelesen  wissen.  Ein- 
facher und  dem  sinne  angemessener  ist  wohl  folgende  änderung: 
sed  in  Natali  meo  versutiam  statuere  nolo;  nam,  credo,  procul 
est  ab  ei%is  simplicitate  subtilis  urbanitas,  Aehnlich  Koch:  sed  a 
Naläli  meo  versutiam  coli  non  credo. 

Nicht  hierhin  gehört  cap.  14.  5:  sic  adsid%ie  temeritate  de- 
cepii  culpam  iudicii  sui  transferunt  ad  incerti  querellam.  Minucius 
warnt  davor,  sich  durch  schöne  worte  bestechen  zu  lassen  und  da- 
bei den  kern  der  sache  aus  den  äugen  zu  verlieren.  Die,  welche 
so  handeln,  sähen  sich,  je  mehr  sie  zuversichtlich  ausgesprochenem 
glauben  schenkten,  desto  öfter  von  verständigeren  des  irrthums 
überwiesen.  Dann  folgen  die  citierten  worte,  an  denen  mit  recht 
Uaeoer  anstoss  nimmt  und  etwa  sie  adsentandi  temeritate  (denn  in 
adsidue  liege  ein  genetiv  versteckt)  zu  ändern  vorschlägt.  Mir 
fielen  bei  dieser  stelle  die  bemerkungen  Lachmanns  zu  Lucret.  V, 
679,  pag.  304  ein;  doch  wage  ich  nur  schüchtern  den  Vorschlag 
zu  äussern:  sie  adsequa  oder  obse(iua  temeritate  decepti. 

Rudobtadt^).  Ernst  Klussmann, 

1)  Bei  der   correctur    habe  icli    Kocli^s    emendationen   eingefügt 
(Rhein.  Mus.  XXVIH.  615  ff.).  Kl. 


PhUologDs.  JXXV.  hd.  1.  13  a 


210  Miscelleo. 

C.    Zur  griechischen  geschichte. 

6.    Die  zahl  der  ElymersUidte.  ^ 

Diodor  13,  114  tbeilt  den  text  eines  gegen  ende  405  zwi- 
schen Dionjsios  und  den  Karthagern  zu  stände  gekommenen  frie- 
densvertrages  mit,  in  dessen  anfang:  Kagx^l^ovCutv  ilpa$  ^cr  rcJy 
i^  aQx^g  änoCxwv  ukXovg  u  xal  2ixavoißg,  ^thyovpiCovg  tc  xal 
\/ixQayavj(vovg ,  hi  f  *Jfi€Qa(ovg'  ngig  8k  jovioig  u.  s.  w.  ich 
mehrere  fehler  finde.  Erstens  die  anwendung  des  w^^u  seiner 
Unbestimmtheit  mit  dem  wesentlichsten  erforderniss  eines  solchen 
instruments  unvereinbaren  Wortes  uXXovg ,  das  auf  Diodors  rech- 
nung  zu  setzen  die  exactheit  der  übrigen  artikel  verbietet ,  das 
selbst  in  diesem  undenkbaren  fall  übel  angebracht  sein  würde, 
weil  dann  die  für  die  Karthager  wichtigsten  Staaten  ungenannt 
blieben,  während  ein  so  unbedeutendes  volk  wie  die  Sikaner  aus- 
drücklicher nennung  gewürdigt  sind.  Kin  zweiter,  nicht  minder 
grosser  fehler  liegt  in  dem  partitiven  verhaltniss,  welches  zwischen 
Tüßv  änotxuiv  und  den  darauf  folgenden  accusativen  besteht:  in 
folge  dessen  verkehrter  weise  die  ältesten  bewohner  der  insel,  das 
iberische  volk  der  Sikaner,  und  die  Uellenjen  von  Selinus,  Akra- 
gas  u.  8.  w.  zu  colonisten  der  Karthager,  also  zu  Phoenikem  oder 
Libyern  gestempelt  werden.  Auch  die  partikel  ^v  ist  an  dieser 
stelle  nicht  erklärlich  und  könnte  nur  durch  Versetzung  (iÜCa^/17- 
Sovtwv  fiBv  ihai)  haltbar  gemacht  werden.  Um  aber  der  ganzen 
stelle  aufzuhelfen  ist  es  gerathener,  die  partikel  zur  ablösung  des 
genetivs  rojv  änolxcov  von  seinem  unpassenden  verhältniss  zu  deu 
folgenden  accusativen  zu  benutzen:  während  für  aXXwr  der  name 
entweder  einer  Stadt  oder  eines  ganzen  volkes  einzusfellen  ist. 
Die  geschichtlichen  thatsachen  ergeben,  dass  wir  das  letztere  tbun 
müssen. 

Zur  zeit,  da  nach  aclitjährigem  bestand  des  oben  erwähnten 
friedens  der  krieg  zwisclieu  Dionysios  und  den  Karthagern  wieder 
ausbrach,  im  j.  397  finden  wir,  in  folge  eben  jenes  405  abge- 
schlossenen Vertrags  ausser  den  von  Diodor  13,  114  genannten 
Volksgemeinden  (den  Sikanern  und  den  Hellenen  von  Selinus, 
Akragas,  Himera,  Gela  und  Kamarina)  noch  folgende,  gleichfalls 
im  westlichen  theil  der  insel  gelegene  städte  als  abhängige  ver- 
bündete der  Karthager:  Motye  (Diod.  14,  47  fgg.) ,  Ervx  (14, 
47  fg  ),  Panormos,  Solus,  Egesta,  Eotella  und  Hulikyni  (diese  fünf 
Städte  14,  48  und  14,  53  fggO«  I^^^i  von  ihnen,  Motye  Pan- 
ormos  und  Solus,  waren,  wie  aus  Thukydides  6,  2  bekannt  ist, 
punische  colonico,  die  einzigen,  welche  sich  nach  der  einwanderung 
der  Hellenen  erhalten  hatten;  auf  sie  beziehen  sich  also  die  worte 
des   friedensvertrags :    tutv   1$   äQ^ljg  äno(xwv*     Von  den  vier  an- 


Miscelleo.  211 

dtm  geliörteD  zwei,  Egesta  (auch  Segesta  und  Akesta  genannt) 
und  Erjx,  nach  Thnkjd.  a.  a.  o.  und  anderen  sicheren  Zeugnissen 
deo  Elymern ;  nit  recht  hat  man  -7-  wegen  Vergil  Aen.  5,  387  fgg., 
wo  neben  Acestes  und  Erjx  auch  Kntellus  als  heros  der  nach  Si- 
cilien  grewanderten  Troer  (d.  i.  der  Eljmer)  gefeiert  wird,  wegen 
Tzetzes  zu  Ljkophr.  471  KgifAtoaug  yewa  idv  ^Eyicrrjyy  og  rgiig 
imtn  n6Xi$g  ^E/iaiap  ^EvUXXav  xai  ^Eqvxa  und  Servius  zu  Aen. 
5y  73  —  auch  Enteila  für  eine  Elymerstadt  erklärt.  Wenn  Thu- 
kjd.  5,  2  ^tXtov  uX^xofA^ifov  JvHy  TqüSwv  uvtg  d^a^vyovTsg  ^A^tuovg 
mkototg  aquxvovviat  nqog  it^v  2ixbX(uv  xal  oftogok  loig  2txavoTg 
9iM^ffttPug  ^v/inavjig  fih  ^Ekvfioh  ixXi^^tjaav^  noXng  3'  aviuiv 
^Egwi  Tf  xul  ''Eyana  bloss  diese  zwei  küstenstädte  den  Eljmeru 
zuspricht,  so  erklärt  sich  diese  ungenauigkeit  aus  der  mangel- 
haften, nur  auf  einen  periplus  angelegten  künde  eines  von  Alt- 
kellaa  zugereisten ;  ein  eingeborner  Schriftsteller  ^)  würde  die  bin- 
nenstadt  Entella  nicht  übersehen  haben.  Gleiche  mangelhaftigkeit 
der  Völkerkunde  Siciliens  zeigt  Thukjdides  am  Schlüsse  jenes  ca- 
fitds:  (0o(y$xig)  MoTvrpf  xal  2oXdspia  xal  ITdvoQfiov  iyyvg  jwv 
^EXvfiWv  ^vvoixCaaviig  hifiovro:  denn  nur  Motye  grenzte  an  die 
Eljmer,  dagegen  Panormos  und  das  noch  Östlicher  gelegene  Solus 
hatte  nnr'Sikaner  zu  nachbarn,  welche  durch  ihre  Stadt  Bykkara^) 
auch  die  Elymer  Egestas  von  Panormos  trennten.  Was  bloss  von 
Molje  gilt  hat  Thukydides  oder  sein  gewälirsmann,  verführt  durch 
die  politische  Verbindung  der  Punier  mit  den  Elymern  (Thuk.  a. 
a.  o.  fährt  fort:  ^vfifiaxfff  tc  nCawot  r/j  ruiv  ^EXvficov),  auf  die 
drei  ponischen  städte  zusammen  bezogen. 

Das  zeugniss  des  Thukydides  darf  uns  also  nicht  abhalten, 
den  Eljmern  noch  andere  städte  ausser  den  zwei  von  ihm  ge- 
oaoDten  zuzuweisen:  hat  er  Entella  übersehen,  wohl  weil  es  eine 
kinoenstadt  war,  so  konnte  ihm  dasselbe  auch  mit  Ualikyai  be- 
gegnen. Dies  wird  von  Holm  Gesch.  Sic.  1,  61  und  andern  für 
eine  Sikanerstadt  angesehen,  weil  es  weder  hellenisch  noch  puuisch 
noch  eivmisch  gewesen  sei;  hiegegen  spricht  aber  Diodor  14,  48 
( JiovvCiog )  WQfiTjCey  inl  rag  toxi  KugxriSovCo^g  ayfifia^ovcag 
MoXttg»  2$xavol  fABv  nuvthg  ngoaex^QV^^^^  ^^h  ^vgaxovcCohg' 
TUßV  ii  aXXwv  ndXewv  Trivjs  fAorov  iUfiuvav  iv  ilj  Kag/rj- 

X'S  Hieraas  ergibt  sich ,  dass  die  angaben  des  Thukydides  über 
die  Eljmer  nicht  nüt  Niebuhr  R.  Gesch.  1 ,  203  aus  Antiochos  yon 
Sjrakus  abgeleitet  werden  dürfen  und  dass  Wölfflin,  Antiochos  von 
Sjrakus  und  Coelias  Antipater  p.  8  fgg.  zu  weit  geht,  wenn  er  die 
ganze  Vorgeschichte  der  expedition  nach  Sicilien  bei  Thuk.  6,  2  —  5 
auf  jenen  zurückführt.  Hiegegen  spricht  auch  die  Verschiedenheit 
der  beiderseitigen  berichte  über  die  Vertreibung  der  Sikeler  aus  Ita- 
lien, welche  Wölfflin  p.  11  vergebens  zu  beseitigen  sucht. 

2)  Thnkyd.  6 ,  62  "^Txxaga  noktafia  £ixaytx6y ,  wonach  bei  Diodor* 
18 ,  6  "Txxaga  StxiXtxhy  nohüfta  zu  lesen  ist  Shxavhxoy,  Holm  1 ,  35& 
hat  diese  stelle  nicht  berücksichtigt. 


212  Miscellen. 

dovtoav  ipiX(a'  avxat  Sb  ^ffav  ''AXixvak  SoXfjlvq  ^Eyana  Ildv- 
oQfiog  ^EvnkXa  und  14,  55  Tcoy  Zixavwv  iXtyoh  avyxurid'tvjo 
joTg  u^^ovfiivoiq  vno  JiOwcCovy  aniairjaav  ds  7raQajüitia(o§g  xai 
ol  ^AXixvaTo$.  Zu  den  punischen  uod  gtiechisclieii  colooieo,  welche 
sämmtlich  bekannt  sind,  gehörte  es  nicht;  für  sikelisch ')  kann  es 
ebenso  wenig  angesehen  werden,  einmal  wegen  seiner  tage  im 
Westen ,  und  dann ,  weil  durch  den  vertrag  ?on  405  sämmtliche 
Sikelerstädte  für  selbständig  erklärt  worden  waren  (Diod.  13,  114 
2ix€Xovg  anavxai;  aixovofiovg  itvai),  während  wir  Ualikjai  auf 
grund  jenes  Vertrags  im  karthagischen  bundesgebiet  finden  (Diod. 
14,  48,  s.  oben).  Ausser  der  thukydideischen  stelle  über  die 
Elymer  gibt  es  kein  zeugniss,  welches  uns  hindert,  diese  als  gran- 
der und  einwohner  von  Ualikyai  anzusehen:  wohl  aber  spricht  po- 
sitiv dafür  die  läge  des  ortes ,  dessen  gebiet  südlich  an  das  der 
Hellenen  von  SeJinus  grenzte,  auf  allen  andern  selten  aber  von 
Eljmern  umschlossen  war.  Nördlich  war  Egesta  die  nächste  Stadt, 
östlich  Entella  und  westlich  Liljbaion,  Steph.  Byz.  ^AX^xvak  noX^q 
^ixfXCag  /icra^d  XHfiivrj  ^EviiXXrig  xal  AiXvßatov;  am  Vorgebirge 
Lilybaion  wohnten  aber  Elymer,  ehe  die  Karthager  dort  die  gleich- 
namige Stadt  anlegten,  Strnb.  13,  1,  53  Alvitav  Blg^E/iCiav  xa- 
laqat  cvv  ^Ekvfim  Tgußl  xal  ^Egvxa  xal  AhXvßmov  xatai^Biv, 

So  ergibt  sich,  dass  die  vier  städte  Egesta,  Entella,  Erjx  und 
Ualikyai,  welche  sammt  den  punischen  colonien  Motye,  Panormos 
und  Solus,  den  sikanischen  orten  und  fünf  Griechenstädten  auf 
grund  des  von  Diodor  13,  114  mitgetheilten  Vertrags  von  405 — 
397  dem  karthagischen  bundesgebiet  angehörten ,  sämmtlich  von 
Elymern  bewohnt  gewesen  sind.  Der  name  dieses  Volkes  als  die 
gesammtbezeichnung  der  vier  nicht  besonders  genannten  städte  muss 
also  bei  Diod.  a.  a.  o.  gestanden  haben  und  hat  demnach  der  text 
wohl  folgendermassen  gelautet:  Kagxv^ovCwv  (tva^^nXr|v  (statt  fjtiv) 
ifjjv  1$  ^QX^^  ano(xu)¥  ^EXvfiovg  (statt  ulXovg)  ts  xal  2ixavovgj 
^sXivovvrCovQ  u.  s.  w.  Wie  Atytara  oft  statt  "Eyttna  gefunden 
wird,  so  konnte  ^EXvfiovg  in  AiXv/jiovg  und  dies  in  aXXovg  über- 
gehen. 

Hieraus  aber  geht  weiter  hervor,   dass   die   zahl  der  selbstän- 

3)  Eine  sikelische  stadt  dieses  namens  nennt  Thukyd.  7,  32  ni^" 
TiH  ig  Tujy  £tx$kü)y  tovg  ti^y  diodoy  J^x^yrag,  Ktyrognidg  n  xal  *Aitxpahvg ; 
diese  war  aber  von  der  oben  besprochenen  verschieden  und  im  osten 
bei  Centuripa  an  einer  aus  dem  inneren  nach  Syrakus  fahrenden 
Strasse  gelegen,  also,  wie  auch  Thukydides  angibt,  eine  Sikelerstadt. 
Cluver  Sic.  388  verlangt  'JyvQ§yaiovg  und  Holm  1,  358  denkt  eben- 
falls an  einen  irrthum  der  abschreiber  oder  gar  des  Thnkydides:  je- 
nen und  vielleicht  auch  diesem  war  aber  das  westliche  Halikyai 
schwerlich  bekannt.  Die  Elymer  waren  nach  den  alten  stammver- 
wandte der  Sikeler  und  auch  andere  Ortsnamen  finden  wir  beiden 
gemeinsam :  vgl.  Eryke  und  Motyke  der  Sikeler  mit  Eryx  und  Motye 
an  der  Elymerküstc. 


Miscellen.  213 

digen  Eljmeretädte  sicli  genau  auf  die  vier  eben  genannten  be- 
laofen  hat;  ein  eigebniss,  welches  sich  vielleicht  zur  Verbesserung 
doer  stelle  des  Servius  benützen  lässt.  Dieser  nennt  zu  Verg. 
Aen.  5,  73  als  gründungen  des  0ymu8  princeps  Troianorum  die 
Städte:  Ägoa,  Entdia y  Egesta,  von  welchen  aber  die  erste  sonst 
nii^ends  genannt  und  daher  einer  verschreibung  dringend  ver- 
dächtig ist.  Holm  1,  376  wird  durch  Asca  an  Ascanius  erinnert; 
hiegegen  spricht  aber  das  fehlen  des  dritten  consonanten,  welchen 
in  text  hinzuzufügen  wiederum  der  umstand  verbietet,  dass  die  mit 
eriooerungen  an  Ascanius  so  freigebigen  alten  Schriftsteller  von 
einer  hiuterlassenschaft  desselben  in  Sicilien  gar  nichts  wissen. 
Asca  dürfte  vielmehr  aus  Alicja(e)  entstellt  sein. 

Hof.  G.  F.  Unger, 


D.    AuBzüge  aus  Schriften  und  berichten  der  ge- 
lehrten gesellschaften  so  wie  aus  Zeitschriften. 

ZtDölfter  hericht  des  antUiuariscIh-historischen  Vereins  für  Nalie 
und  Hunsrück,  Sommer  1873.  Ausgrabungen  am  bahnhof  zu 
Bingerbrück  und  zu  Kreuznach  (mit  abbildungen),  berichtigungen 
und  Zusätze  zu  Brambach's  Corpus  inscriptionum  Elienanarum. 

Mltthellungen  des  historiscihen  Vereins  für  Steiermark,  21.  heft. 
Graz  1873.  P.  3 — 14.  Knahl,  die  römischen  Altendorfer  anti- 
quitäten  der  pfarre  St.  Johann  am  Draufelde.  Die  1840  gefunde- 
oeo  alterthümer  sind  theilweise  nach  dem  schlösse  Wurmberg  ge- 
bracht (sechs  stück  mit  zwei  fragmeuten  von  inschriftsteiuen), 
theils  in  Altendorf  geblieben  (zehn  stück  mit  zwei  inschriftfrag- 
oMnten),  theils  nach  Pettau  übergeführt  (sieben  stück  mit  zwei  in- 
schriftfragmenten). 

Arthiv  des  Vereins  für  siebenhürgische  landeshunde.  Neue  folge. 
Bd.  XI.  Hefl  1.  (Hermannstadt  1873).  P.  98—117.  GoasSy 
Archäologische  analekten.  Es  wird  zuerst  die  inschrift  des  Corp. 
iDBcr.  I^t.  lU,  n.  1464  weitläufig  besprochen  und  dem  als  anhäu- 
ger  des  Macrinus  bekannten  Ulpius  Julianus  zugewiesen,  dann  wer- 
den eine  anzahl  von  römischen  inschriften  aus  Varhely  und  der 
umgegend  gegeben,  die  dem  verf.  nach  1868  bekannt  geworden 
sind.  Einige  derselben  sind  schon  aus  dem  von  dem  verf.  nicht 
eii^esehenen  Co^p.  inscr.  Lat.  Ill  bekannt,  unter  andern  die  dort 
unter  n.  6269  aufgeführte.  Zu  bemerken  ist  eine,  zu  Brazowa 
eine  halbe  stunde  östlich  von  Varhely  gefundene:  IVI.IVL.PAP. 
IVSTVS.DEC.  II  C0L.0B.H0N.P0NT1F  ||  CAMPVM.CV[m].SVIS|| 
ADITIBVS.CLVfaiJT.ET  ||  STATVAM.PO[s]ViT.  Wenn  der  verf. 
ans   einer    missverstandenen   stelle  Eckhefs   die   münzen    der   geiis 


214  Miscellen. 

Titia  mit  dem  Pegasus  alle  für  restitute  a  Trajano  hält,  so  irrt 
er  sehr.  Die  restituirte  münze  ist  bei  Cohen,  tiiofiitciies  de  la  r4' 
ptihl,  rom.  tafel  XLV,  flg.   15  abgebildet. 

Sitzungsberichte  der  philoa ,- phihl.  und  hist,  dasse  der  h.  b. 
akad.  d.  wiss,  zu  München  1873.  Heft  IV.  ^y  p.  457  —  518. 
Bursian,  beitrage  zur  geschichte  der  classischen  Studien  im  mittel- 
alter.  Es  werden  besprochen  1)  die  grammatik  des  Winfried -Bo- 
nifacius;  2)  die  Echasis  cuiusdam  captivi;  3)  die  Quirkialia*  des 
Mitellus  von  Tegernsee.  —  P.  519 — 580  f.  Lauthy  über  alt- 
ägyptische musik.  —  P.  581  —  596.  Wetzstein  y  das  nadelöhr 
von^  Jerusalem.  —  P.  599 — 622.  Spengel  jiiii.,  über  die  compo- 
sition der  Andria  des  Terentius. 

Numismatisclie  Zeitschrift ,  herausgegeben  und  redigirt  von 
C,  W.  Huher  und  Jos.  Karahacek,  Band  II.  (Wien  1870).  P. 
1  — 16.  Reichardty  beitrage  zur  phönikischen  numismatik  (Laodikea 
am  Libanon,  Käme,  Akar,  Bjblus,  Berytus,  Heliopolis,  Lacepta).  — 
P.  17—27.  J.  Frledländery  ^ErESTAHBEMl,  eine  anfrage.  — 
P.  28 — 30.  Reichardty  der  Adonis-tempel  zu  Byblus  auf  münseo 
des  kaisers  Macrinus.  —  P.  31  —  48.  v.  SaUet  y  die  münzen  des 
Vaballathus  und  der  Zenobia  (erklärung  der  Vaballatbus-umschriften: 
lovUoQ  AvQT^Uog  CsmtfAwg  0YABAAAj4&0C  A&HNOdwQog 
Ynauxoc  AYToxgaiiüQ  Cxquiriyog  PCVfiaCwv  und  VABALA- 
THVS  Vir  Consularis  Rex  IMperator  Dux  Romanorum  y  und  be- 
schreibung  der  nlexandrinischeii  münzen .  des  Vaballathus  und  sei- 
ner mutter).  —  P.  49  —  51.  Neudech,  uuedirter  quiuar  der 
familie  Satriena.  —  P.  52  —  59.  Karabaceh,  die  angeblichen 
^£0- münzen  arabischer  prägung  (nicht  AEOy  sondern  ACOakiq 
ist  zu  lesen).  —  P.  257 — 270.  v.  Prokesch-Osteny  Inedita  mei- 
ner Sammlung.  —  P.  271 — 279.  v.  Sallety  einige  unedirte'oder 
merkwürdige  unteritalische  und  sicilische  münzen.  —  P.  280 
—  284.  J.  Friedländer  y  münzen  von  Phanagoria  unter  den  namen 
Agrippias  und  Caesarea  mit  dem  köpfe  der  Livia.  —  P.  285  — 
288.  Brugschy  geographisch-mythologisches  verzeichniss  der  Nomen 
Ober  -  Aegyptens  nach  den  angaben  der  denkmäler.  —  P.  289 — 
320.  Sibilian ,  numismatischer  ausflng  von  Constantinopel  nach 
Bithynien  und  Paphlagonien.  —  P.  321  —  328.  J.  FriedHnder, 
einige  berichtigungen  zu  Combe*s  Descriptio  nummorum  Guilelmi 
Hunter,  —  P.  338  —  345.  Sibilian,  drei  sehr  seltene  münzen 
armenischer  dynasten  (Tigranes,  Oisames,  Arsaces).  —  P.  340  — 
348.  ./.  Frledländery  eine  münze  von  Ptolemais  in  Pamphylien.  — 
P.  349 — 384.  P.  Becher,  eine  studie  über  die  münzen  von  Amor- 
gos.  —  P.  385  —  388.  J.  Friedländer,  das  geräth  auf  den 
münzen  von  Aegiale.  —  P.  389 — 426.  Huhery  zur  alten  numis- 
matik Aegyptens  (Ptolemaeus  V.,  Epiphanes,  Kleopatra  I.,  kÖnigin- 
muttcr  und  regentin).  —  P.  427 — 442.  Trau»  römische  lo^ita 
(bronzemedaillons    von  Badrianus ,    Commodus    und   Gallienus,  und 


Miscellen.  215 

0mrtU9  TOD  Gallienus).  —  P.  443  —  448.  Missong ,  unedirte 
nönze  des  römisdien  kabers  Vabolathus.  —  P.  449 — 452.  Mis- 
mmg,  eine  römiscLc  iDÜnz|irobe  (aus  der  zeit  des  Julianus  11).  — 
P.  453  f.     •/.  Friedländer,  byzantinische  marken. 

Dritter  Jahrgang,  erstes  halbjahr  (Wien  und  Berlin  1871). 
P.  1  —  50.  Imhoof'Blnmer ,  die  flügelgestalten  der  Athena  und 
Nike  auf  münzen.  —  P.  51 — 72.  von  Prohesch-Oaten,  Suite  des 
moniuties  inMtes  d'or  et  d^argent  d' Alexandre  le  Grand  (41  gold- 
■räozeo,  87  silbermünzen).  —  P.  73 — 82.  J.  Friedländer,  die 
ersten  griechischen  königsmünzen  Aegyptens.  —  P.  83  —  90. 
R^dwrdt,  drei  merkwürdige  münzen  der  könige  Agrippa  I  und  II.  — 
P.  91  —  96.  von  Sallet,  Berenike  II  und  Kleopatra  Selene.  — 
P.  97—100.  von  Sollet  y  Fulvia  Plautiana.  —  P.  101  —  104. 
vom  Salkt,  denar  des  Vaballatbus.  —  P.  105 — 142.  Trau,  neue 
falschung^o  römischer  münzen. 

-«     —     Bd.  Ill,    abth.  2.     (Wien    1872).     P.  321— 387. 
Imkoof'Blumer,  zur  münzkunde  und  paläographie  Böotiens  (mit  ab- 
biMnngen    auf  taf.  IX  und  X  und  in  liolzschnitt).     Uebersicbtiiche 
dantellnng    des   gesammten    literarischen    materials   zur    bootischen 
■ÜDzkunde,  beschreibung  seltner  und  unedirter  münzen  der  Imhoof- 
scheo  Sammlung,    berichtigung    zahlreicher    irriger    bestimmungen. 
Von  25  böotischen   städtenamen,    welche   in    der   numismatik    auf- 
ulme  gefunden    hatten,    wird    die    hälfte    gestrichen:    Anthedon, 
Aspledon,  Delion,  Dionysiu,  KIcon,  Erythrae,   Hyle,    Isniene,   Sa- 
ryvna,    Peleknnia,    Potniae,    Thisbe.      Besonders   reichhaltig   und 
interessant    ist   die   aufzählung    der  münzen   von  Haliartos,    Orcho- 
■eoos  und  Pharae.  —     P.  388—418.    Imhoof-Blumer,  Anaktorion, 
Argos,  Lepsimandos.     Tempelschlüssel  auf  münzen  (mit  abbildungcn 
auf  tafel  X).     Die  nach  Elis   verlegten    münzen    korinthischen    ge- 
priiges  mit  F/4  werden  für  Anaktorion  vindicirt,  die  nach  Thyrea 
rerlegten  münzen  mit  Q  nach    Argos,  eine  den  rhodischen   münzen 
aiioliche  silbermünze  mit  .//Ff  nach  dem   karischen    Städtchen  Lep- 
naandos    verwiesen.    —      P.  419  —  426.     von  Sollet,    Satrapen- 
■ünzen    mit    griechischer    iuschrift.      Es    sind  münzen  von  Orontas 
usd  Spitbridates ,     kleinasiatischen    Satrapen.    —     P.   427  —  429. 
iikrsAacher,  Satrapenmünze  mit  aramäischer  schrift.     Dieselbe  wird 
den  Ariarathes  I.  zugeschrieben.  —     P.  430  —  432.     Friedländer, 
das  silphium.     Mit  abbildung  der  im  nördlichen  Kaschmir   neuerlich 
aufgefundenen    pflanze    (narthexj,    welche    ein    asa   foetida    liefert, 
wie  das  alte  silphium  und  der   auf    den    kyrenäischen    münzen    ge- 
gebenen darstellung  vollständig  gleicht.  —     P.  433  f.     Levy ,  die 
aramäische    legende    auf    einer    drnchme   athenischen    gepräges.  — 
P.  435 — 444.     L,  Mayer,    mittheilungeu    über  falsche  in  der  Le- 
vaote  angefertigte  antike    münzen    (goldmünzen    des   Amyntas    von 
Galaüeo,   der  Städte  Ephesos  und  Abdera,    lykische  gold-  und  sil- 
benBOOseo,  tetradrachmen  von  Ephesos,  Chios,  Rhodos  und  Samos^ 


216  Miscellen. 

und  andere).  —     P.  445  —  448.     Levy ,   eine  unedirte  münze  des 
nabntlinisclien    königs    Obodas.      Mit    einem    nachtrage   von    Karw»- 
haceh,  —     P.  449 — 457.     77k  Mommscn^  zu  den  münzen  Ag'rip(»a''8 
I.  und  II.     (Num.  zeitsclir.  Ill,  p.  83  f.).  —     P.  458—478.     Th. 
Mmnmsen ,    imperatortitel    des  Titus.  —     P.  479  —  484.     Fried- 
lander,  CONOB^   die  endlose  frage.  —     P.  485—500.     P.  Lam- 
hro8,    unedirte   münzen    und     bleibullen    der   despoten     von    Epirus 
(mit   zwei    tafein).    —      Die    miscellen    enthalten    auf   p.    593   f. 
zwei    interessante    neue    alexandrinisclie    münzen    des    Nero^     voo 
Friedländer  y    und  p.  595  f.    eine    uachricht    über   einen    fund    von 
nachpragungen  römischer  consular-denare  in  Ungarn^  von  Ncuded ; 
das    Vorwort    vertritt   eine    gedachtn issrede    auf  Christian  WillielvB 
Hnher,  den  ersten  hcrausgeber  der  Zeitschrift. 

Zeitschrift  fvif  %\um\8matlh.  Herausgegeben  von  dr.  Alfred  vor» 
Sallet  I,  4.  (Berlin  1874).  P.  291—304.  J.  FriedUnder,  die  er- 
Werbungen  des  kön.  müuzkabinets  im  j.  1873.  Besonders  interessant^ 
durch  genauere  mittheilungen  über  die  erwerbungen  aus  der  Foxsclien 
Sammlung  und  über  die  22  medaillons  des  J.  Biedermann  in  Wien. 
Das  berliner  cabinet  besteht  jetzt  aus  44,000  griechischen  münzen 
(860  goldnen  und  nahe  an  14,000  silbernen),  aus  31,000  römi- 
schen (1670  goldnen  und  14,500  silbernen)  und  aus  etwa  85,000 
mittelalterlichen,  neueren  und  orientalischen  münzen  und  medaiilen, 
also  aus  ungefähr  160,000  stücken.  —  P.  305  —  313.  A.  oob 
Salleiy  die  ältesten  tetradrachmen  der  Arsaciden  (mit  einer  tafel).  — 
P.  314 — 318.  A,  von  Sallet,  Pertinax  Caesar,  der  söhn  des  kai- 
sers Pertinax.  Ein  alexandriner  mit  der  inschrift  IIEPTINAS 
KAICAP.  —  P.  319  f.  Paul  Lamhros ,  unedirte  münze  too 
Teneu  (im  gebiete  von  Corinth).  Eine  kupfermünze  mit  den 
köpfe  der  Julia  Domna.  —  P.  321  —  334.  F.  Imhoof- Blumer, 
numismatische  bericlitigungen.  Es  sind  zahlreiche  berichtigungen 
von  bestimmungen  der  Hunter'schen  Sammlung  von  Taylor  Combe's 
catalog,  Leake's  Numismata  Hellenica,  nnd  bemerkungen  über  die 
angeblichen  königsmünzen  der  phrygischen  stadt  Kubyra.  — 
P.  335  f.  Louis  Meyer ,  unedirte  kleinasiatische  kaisermünzeo. 
Es  sind  kupfcrmünzen  von  Baratea  in  Lycaonien  unter  Pbilippus, 
von  Mopsuestia  in  Cilicien  unter  Vulerianus,  von  Aemonia  in  Phrv- 
gien  mit  dem  köpfe  der  Poppnea,  und  von  Ococlea  in  Phrjgien 
unter  Gordian  III  geprägt.  —  In  dem  abschnitte  „literatur"  werden 
besprochen:  J.  Brandis,  versuch  zur  eutziflerung  der  kyprischen 
Schrift;  J.  Friedländer,  über  einige  römische  medaillons;  J,  de 
RoitgS,  Monnaies  des  Nomes  de  TEgyptc.  Besonders  ausführlich: 
F.  de  SauJcij,  Xumismatique  de  la  Terre-Sainte ,  description  des 
monnaies  autonomes  et  imperiales  de  la  Palestine  et  de  TArabie 
petr^e. 


L    ABHANDLUNGEN. 


V. 

Die  homerischen  hymnen  auf  Apollo. 

All  hjoinas  aaf  Apollo  sind  546  vene  bandschriftlicb  iiber- 
Ktfert,  num  hat  jedoch  allgemein  anerkaant,  dass  diese  ganze  bunte 
nl  wirre  nasse  von  veraen  nicht  ursprünglich  ein  ganzes  aus- 
mAtn  konnte.  Mit  recht  hat  man  aus  Thncjdid.  III ,  c  104 
gHcbloflsen^    dass  der   hjmnus   auf  den   delischen  Apollo  mit  vers 

178  schliesst.  Baumeister  und  andere  gelehrte  haben  sich  mit 
Akt  thatsache  im  wesentlichen  b^niigt  und  zwei  hymnen  ange- 
Muien,   einen    auf  den  delischen  Apollo  1  — 178,   einen   zweiten 

179  —  546  auf  den  pythischen  Apollo.  Andere  haben  versucht, 
dsielne  stücke  als  selbständige  gedichte  auszusondern.  Auch  Bau- 
■dster  musste  erkennen,  dass  mit  jener  trennung  die  aufgäbe  der 
intik  noch  nicht  zu  ende  war,    er    war   genötliigt    hier    und    da 

)  locke  xn  konstatieren,  diese  und  jene  verse  auszuwerfen. 
Der  sogenannte  zweite  hjmnns  war  ohne  anfang,  und  im  ganzen 
wird  auch  er  gesehen  haben,  dass  die  durch  jene  trennung  ge- 
sdiaffenen  gedichte  durchaus  nicht  in  klarer  und  geordneter  weise 
erzählen.  Wenn  dem  zweiten  kjmnus  der  anfang  fehlt,  so  be- 
stand zweifellos  die  thätigkeit  des  interpolators  nicht  blos  in  einer 
lokalen  and  mechanischen  anreibung  des  zweiten  gedieh ts  an  das 
erste,  sondern  um  den  riss  zu  verdecken,  muss  er  das  selbständige 
proomium  des  zweiten  beseitigt  haben.  Es  lag  also  die  absiebt  vor, 
darch  die  Verbindung  verschiedener  stücke  ein  neues  ganze  herzu- 
Philologns.  JJXV.  hd.  2.  14 


218  Homeroa. 

atellen ;  die  aufgäbe  einer  methodisclien  kritik  bt  es  also  ma  uoter- 
flucljen,  ob  dieser  plan  des  interpolators  sich  auf  die  verstÜBmelnog 
des  zweiten  gedicbtes  beschränkt  hat,  oder  ob  auch  die  luckeo  ood 
störenden  verse  auf  diesen  versuch  zurückzuführen  sind  ;  oder  da  es 
ja  an  sich  gleichgültig  ist,  wie  der  eine  oder  andere  gelehrte  sich 
das  sachverhältniss  gedacht  hat,  ist  es  noch  beute  die  aufgäbe  der 
kritik  zu  untersuchen,  mit  welchen  sonstigen  stücken  der  von 
Thucjdldes  citierte  hjmnus  verbunden  ist,  und  welche  eotstdluog 
er  selbst  und  die  mit  ihm  verbundenen  verse  dadurch  erfahren 
haben. 

Allgemein  hat  man  anerkannt,  so  viel  ich  sehe,  dass  der  von 
Thucjdides  angezogene  hjmnus  auf  den  delischen  Apollo,  den  ich 
B  nennen  will,  mit  vers  178  schliesst,  auch  dass  v.  170 — 181 
ohne  Zusammenhang  mit  dem  vorhergehenden  und  folgenden  stehen, 
ist  sicher. 

Dann  folgt  vs.  182 — 206  ein  stück,  das  die  macht  des  musicie- 
renden  gottes  an  dem  eindrucke  schildert,  den  sein  spiel  auf  die  oljsi- 
pischen  götter  ausübt  Baumeister  hat  vollkommen  richtig  erkannt, 
dass  zwischen  diesem  stücke  und  den  versen  1 — 13  ein  sehr  ge- 
nauer parallelismus  statt  findet,  wie  dort  die  macht  des  muside- 
renden  gottes,  so  wird  hier  die  des  bogen  führenden  gottes  an  dem 
eindruck  auf  die  olympischen  götter  dargestellt.  Doch  sind  die 
verse  1-13  durchaus  nicht  so  in  Ordnung,  wie  man  aus  deai 
schweigen  der  commentare  zu  dieser  stelle  schliesseo  sollte.  V. 
1 — 4  heisst  es:  ich  werde  des  Apollo  gedenken,  vor  dem  die 
götter  im  hause  des  Zeus  zittern,  wenn  er  eintritt;  und  sie  sprin- 
gen auf,  wenn  er  sich  nähert,  alle  von  ihren  sitzen,  wenn  er  den 
bogen  spannt.  Das  zittern  und  aufspringen  der  götter  erscheint 
als  eine  regelmassige  folge  der  bewaflfneten  erscheinung  Apollo's. 
Wie  kann  dann  aber  die  nothwendige  Weiterentwicklung  dieser 
regelmässig  wiederkehrenden  situation  als  ein  einzelner  fall  der 
Vergangenheit  mit  fjiCfjLve  5,  ixdXacce  6,  dvixqifiaat  8,  tiffip  9, 
iduiXB  10  dargestellt  werden?  Enthalten  die  verse  5 — 11  die  er- 
zäiilung  einer  einzelnen  thatsache  der  Vergangenheit,  so  nuss  ein 
gleiches  von  v.  2 — 4  gelten.  Ja  sollte  man  es  denn  wohl  an  sich 
für  glaublich  halten,  dass  der  dichter  sagen  wollte,  jedesmal,  wenn 
Apollo  mit  dem  bogen  unter  die  götter  tritt ,  zittern  diese  und 
springen  von  ihren  sitzen  auf?     Baumeister  meint  nun  freilich,  die 


UomeriM.  219 

• 
itter  •prangen  ras  ehrfurcht  von   ihren  sitzen    auf,    aber  zittern 

ii^ftio9C$)  sie  denn  aucb  aus  elirfurcht?     V.  6  scbliesst  Leto  den 

;Scber  und  f.  4  ist  der  bogen  gespannt;   also  batte  der  gott  den 

«gen  gespannt,  den  köcber  geöffnet  vermutblich,  um  zu  scbiessen. 

Kittem  nun  die  götter  und  springen  von  ibren  sitzen  auf,   so  tbun 

lie  das  vennuthlich  aus  furcbt  vor  dem  gotte ,    der  sieb  anscbickt 

10  lehiessen. 

Mnssten  die  verse  2 — 4  einen  einzelnen  fall  der  vergangen- 
bot  erzäblen,  so  mussten  verse  vorausgeben,  aus  denen  deutlich 
henrorging,  dass  das  hier  gewählte  präsens  von  vergangenen  that- 
ladiea  zu  denken  sei,  also  ein  präsens  bistoricum  ist.  Sicher  also 
lehlois  sich  v.  2 — 13  nicht  unmittelbar  an  v.  1  an.  Der  anfang 
kl  pasen  hjmnus  ist  also  verstümmelt. 

Apollo  trat  einst  anter  die  götter,  spannte  den  bogen,  öffnete 
des  köcber,  die  übrigen  götter  geriethen  in  schrecken  und  spran- 
po  von  ibren  sitzen  auf.  Allein  Leto  blieb  neben  dem  Zeus, 
laks  dem  söhne  den  bogen  und  köcher  ab  nnd  verscbloss  diesen. 
Zsu  reicht  dem  söhne  zum  vrillkommen  die  nektarschaale.  Da 
■txen  sich  auch  die  übrigen  götter  und  Leto  freut  sich,  dass  sie 
iiiWB  bogenfnbrenden  starken  söhn  geboren  bat.  —  Warum  spannt 
ler  gott  den  bogen  und  greift  nach  dem  pfeile  ?  Die  thatsache 
tdlwt  ist  80  wenig  als  der  grund  der  haodlungsweise  Apollo's  an- 
lenwo  überliefert  Das  ganze  trägt  durchaus  den  charakter  freier 
idterischer  erfindung,  auf  zorn  oder  feindschaft  gegen  die  übrigen 
Stter  dürfen  wir  also  nicht  schliessen,  das  würde  der  anerkannten 
Jigiösen  tradition  widersprechen.  Wenn  die  mutter  sich  freut, 
Ben  l»ogenfuhrenden  söhn  geboren  zu  haben,  so  kann  die  gehurt 
r  kurze  zeit  früher  stattgefunden  haben,  und  der  gott  kann  sich 
D  übrigen  Olympiern  gegenüber  bisher  noch  nicht  als  bogenfiih» 
iidcn  gott  gezeigt  haben.  Soeben  ist  er  im  Oljmp  angekommen, 
r  vater  begrüsst  ihn,  deutlich  kommen  wir  somit  auf  die  situa- 
•D,  dass  Apollo  den  bogen  gefertigt  bat,  zu  den  göttern  kommt 
i  sich  hier  in  seiner  bewaffneten  erscheinung  furchtbar  zeigt, 
i  Matter  nimmt  dem  söhne  das  gefahrliche  Spielzeug  ab.  Wäre 
ersiimt  gewesen,  so  würde  der  dichter  kaum  eine  andeutung 
roo  unterlassen  haben,  besonders  da  Zeus  und  Leto  doch  seinen 
rn  hatten  besänftigen  müssen.  So  wird  nun  auch  deutlich,  was 
zweiten  verse  vorausgegangen   sein    muss,    die  andeutung 

14* 


220  Homeros. 

oder  ausfUlirung,  dass  Apoll  geboren  ist,    daas   er   des    bogeo  ai^ 
findet  und  mit  dieser  erfindung  zum  Olymp  g«ht. 

Die  Integrität  des  anfanges  können  wir  also  nicht  aoerkeiiBM^ 
und  das  sogenannte  proömium  enthält  eine  erzählung ,  die  sj^Uer 
fällt  als  die  geburt  und  diese  nothwendig  vorausselst«  sonst  kt 
V.  11 — 13  unverständlich.  Es  müssen  also  schon  ernste  hedenkea 
rege  werden,  ob  dies  stück  mit  der  nachfolgenden  erzählung  ?oa 
der  geburt  des  gottes  im  echten  zusammenhange  stand,  vorher- 
gehen durfte  es  auf  keinen  fall,  und  es  wird  sich  zeigen,  dass  ia 
lijmnus  B  auch  keine  spätere  stelle  hierfür  ist.  Nun  ist  in  de» 
Versen  14 — 18  ein  selbständiger  anfang  überliefert,  der  ia  knrzea 
Zügen  die  geburt  des  gottes  schildert,  diese  züg«  wiederholen  sich 
im  liymuus  B  nicht,  obgleich  in  diesem  die  darstellung  episch  detail- 
lirt  ist;  die  vermuthung  liegt  daher  nahe,  dass  dies  der  anfang  n 
den  versen  2  — 13  war,  d.  h.  zu  einem  hjmnus,  den  wir  A  neonea 
wollen.  Nun  war  schon  oben  bemerkt,  dass  die  rv.  182 — 206 
ein  paralleles  gegenstück  zu  unseren  versen  (2 — 13)  bilden.  Der 
gedanke  zu  dieser  art  der  Schilderung  ist  gewiss  in  ein  und  des* 
selben  köpfe  entsprungen,  dies  stück  als  eine  nachahmung  vmi 
2 — 18  anzusehen,  ist  kein  zwingender  grund,  zunächst  ist  nat 
veranlasst,  auf  denselben  dichter  zu  schliessen  und  beide  stücke  filr 
bestandtlieile  eines  hymnus  zu  halten. 

Doch  Baumeister  sucht  die  nachahmung  auch  daraus  zu  er- 
weisen, dnss  er  behauptet  v.  207  sei  aus  v.  19  binübergenommea, 
und  v.  19  flgd.  sei  das  echte  original  zu  v.  207  flgd.  Dass  hier 
eine  anlehnung  statt  findet,  kann  nicht  zweifelhaft  sein,  doch  ebenso 
wohl  kann  das  verhältniss  umgekehrt  sein.     Der  vers  heisst: 

IJwQ  t'  äg^  vfAvi^ffü)  ndtTtjg  ivvfjtyov  lovia, 
darauf  folgen  die  vcrse  20 — 24,  die  auch  Baumeister  nicht  isi 
Zusammenhang  aufrecht  erhalten  kann.  Fragt  der  dichter,  wie  er 
den  gott  besingen  soll  und  lässt  er  die  weitere  frage  folgen :  soll 
ich  vielleicht  deine  geburt  schildern,  so  sieht  er  ausser  dieser 
möglichkeit,  den  gott  zu  feiern ,  noch  eine  anzahl  anderer  mog- 
lichkeiten  und  verfährt  er  korrekt  und  logisch  richtig,  so  wird  er 
das  thema,  das  er  wirklich  ausfiihren  will,  als  schliesslicben  ge- 
gensatz  den  anderen  möglichen  thematen  gegenüberstellen.  Rr  wird 
fragen:  soll  ich  dicb  so,  oder  so,  oder  so  besingen?  und  darauf 
antworten:    nein    so   will  ich  dich  besingen.     Diese  korrekte  form 


Homerofl.  221 

in  Iwdanfaiqm  fiodet  sich  207  flgü.  üurclmus  und  frotx  der  ver- 
itia«lniig  der  verae  ist  die  negierende  antwort  mit  ov  fjtijr  213 
Mcb  XU  erkeooeo.  Einen  anderen  punkt  werde  ich  unteti  noch 
crwiliBeD,  aber  adion  dies  genügt  vollkoromeQ  zum  nachweis,  das» 
f.  19  flgd.  auB  F.  207  flgd.  entlehnt  ist.  Damit  fallt  also  dieser 
iülipankty    dass    ?.  2 — 13  in    v.  181  flgd.    nachgeahmt   sei. 

V.  19  iSvfkVOP  I6wta.  Als  der  Überarbeiter  diese  worte  her- 
äbenahoi  fielen  ihn  die  verse  20 — 21  ein,  die  allerdings  eine  aus- 
fihniBg  des  (vvf»yo(  enthalten  und  ebenso  mechanisch  associierte  er 
■it  4er  in  ?.  20 — 21  berührten  ausdehnung  der  Apollofeier  die 
n.  22—24,  die  ihm  aus  142  im  gedächtniss  wareir. 

Hatte  nun  der   Überarbeiter    veranlassung   mit    v.  19    zu   dem 

kfBBiis  B  überzuleiten,  so  konnten  die  vorhergehenden  verse  keniea 

editen  Zusammenhang  mit  diesem   hymnus   haben.      Da   ferner    eia 

gnod  nicht  vorlag»  anzunehmen,   v.  2—13   seien  in   v.  182  flgd. 

Nckgeahmt,   so   ergiebt   sich    bei   der   gleiclien    composilionsweise 

I  ißf  ichluss  von  selbst,    dass  die  letztere  stelle  die  fortsetzung  zur 

enteren  bildet.     Dass  v.  11  — 12  die  götter  sich  setzen,  weist  auf 

.  die  fortsetzung  dieses  Stückes,    es  musste  ein  gespräch  folgen,    in 

im  die  berrlichkeit  des  gottes  gerühmt  wurde.     Da  v.  123  Apollo 

ickn  nach  Pjtho   geht,   muss   sein    heiligtbum    und    seine   orakel- 

ititte  hier  schon  gegründet  sein.     Hatte  Apollo  sein  Orakel   schon 

fcgründet,  so  musste  ihm  Zeus  die   gäbe   schon    verliehen    haben, 

wiien  nntrjiglichen  ratlischluss  den  sterblichen  zu  verkünden  und  fand 

Im  ai^^eutete  gespräch  im  Olymp  statt,    so  war   hier  die  natür- 

iidra  stelle   fiir  jene    belehnung    des   gottes   mit   der    Weissagung. 

Hierauf  verlasst  Apollo  den  Olymp  und  sucht  eine  zum    heiligthum 

geeignete  statte,  er  gründet  Pytho,  erfindet  die  pborminx,  denn  nach 

Baseren  bymnua  dürfen  wir  schwerlich    daran   denken,    dass   diese 

erfiodoog  eigentlich  dem  Hermes  gehört.     Mit  der  pborminx  kehrt 

er  in  den  Olymp  zurück  und  versetzt  die  götter  in  entzücken  und 

lieitere  luat     Ohne  zweifei  ist  der  inhalt  eines  solchen    hymnus    in 

jeder  beziebung  abgerundet  und  wohl  geordnet.     Nun   ist   uns   die 

yxäkluog  erhalten,    wie  Apollo  die  lander  durchzieht  und  scbliess- 

ich  Pjtfao  gründet,    214 — 387.      Diese    verse   werden   durch    das 

ihea  ackoD  berührte  selbständige  proömiom  eingeleitet,  v.  207—213. 

Leider  ist  diese  stelle   handschriffclich   unvollständig  überliefert,    es 

srschvrert  dies  die  kritik  nicht  unwesentlich.      Doch  soviel    ist   er- 


222  Homeros. 

sichtlich,  dass  der  dichter  als  mögliche  themata  seines  liedes  lauter 
einzelne  stücke  und  episoden  aus  dem  leben  des  gottes  anfuhrt  ^), 
dass  er  213  aber  erklärt,  keines  von  jenen  abenteuern  werde  er 
besingen.  Wie  verbindet  sich  aber  damit  v.  214  f  dieser  vers  scheint 
ja  die  fragen  noch  einmal  au&unehmen,  nachdem  der  dichter  sich 
schon  für  ein  thema  entschieden  hat.  Geschah  dies,  so  ist  deut- 
lich, dass  214  nicht  die  echte  fortsetzung  jenes  proömiums  ist. 
Doch  lässt  sich  der  fall  auch  anders  denken.  Der  dichter  erklärt : 
das  will  ich  nicht  singen,  sondern  .wie  dies  oder  das  g^chab,  oder 
wie  Apollo  zuerst  sein  orakel  gründete.  Dass  auch  diese  indirekte 
frage  kein  korrekter  Übergang  zum  folgenden  war,  ist  deutlich  aus  den 
^.  Der  dichter  wollte  ja  nur  eben  eine  einzelne  episode  aus  dem 
leben  des  gottes'  besingen.  Dass  auch  der  ausdruck,  der  gott  sei  auf 
die  erde  herabgesti^en,  ein  orakel  zu  suchen,  inkorrekt  ist,  unter- 
liegt gleichfalls  keinem  zweifei.  Bine  solche  einzelne  episode,  wie 
sie  dies  proömium  andeutet,  liegt  nun  gleichfalls  vor,  das  ist  die 
Überführung  kretischer  manner  nach  Pytho.  Der  Zusammenhang 
mit  der  gründungsgeschichte  ist  nur  sehr  locker,  wenn  auch  nidit 
unmöglich.  Dies  ist  offenbar  das  ursprüngliche  thema,  zu  dea 
unsere  verse  ahi  proömium  dienten,  in  den  verloren  g^angenen 
versen  stand  etwa:  nein  ich  will  besingen,  wie  der  gott  als  del- 
phin  kretische  manner  für  sein  heiligthum  gewann. 

Die  verse  214  flgd.  stehen  also  nicht  im  echten  zusammen- 
hange mit  dem  proömium  207 — 213,  der  hjmnus  A  erforderte  eine 
erzählung  von  der  gründung  Pythos,  dies  muss  das  stück  sein,  das 
ursprünglich  zwbchen  vv.  2  — 13  und  182 — 216  stand.  Bis  Apollo 
auf  seiner  Wanderung  nach  Delphi  gelangt,  werden  die  berührten 
orte  nur  kurz  erwähnt  ausser  Onchestos  und  Telphusa.  Die  epi- 
sode von  dieser  quelle  entlehnt  aus  A  die  verse  287 — 295,  denn 
287  flgd.  stören  die  erzählung,  da  Telphussa  offenbar  den  gott 
von  seinem  vorhaben  abzubringen  suchen  muss,  bevor  er  den  grund 
zu  seinem  tempel  legt.  Bei  der  abfassung  dieser  episode  ist  also 
hymnus  A  benutzt,  das  stück  244—276,  375—387  ist  also  vom 
Überarbeiter    eingeschoben.      Auch   die   eingeflochtene   legende   von 


l)  Auch  dies  spricht  dafQr,  dass  v.  19  mit  dem  delischen  hjmnns 
nicht  im  arsprünglichen  Zusammenhang  steht,  da  dieser  nicht  einen 
einzelnen  zug  ans  dem  leben  des  gottes  besii^ 


Homero».  223 

Oochcstos  hebt  neh  im  tone  merklich  gegen  die  erzählung  ab  und 
widenpricht  offenbar  der  Ökonomie  der  composition,  also  auch 
dieses  stuck  wird  vom  überarbeiter  eingelegt  sein,  v.  231  — 23^. 
Ferner  ist  mit  Baumeister  die  erzählung  vom  Pj^tbon  zn  Streichern 
da  nach  300 — 304,  356 — 374  Apollo  einen  weiblidien  dracheo 
eneblag^.  Das  eingeschobene  stück  ist  durch  die  Verbindung  mit 
HHerem  hjmous  entstellt,  bildete  aber  sicher  ursprünglich  einen 
tbcil  einer  selbständigen  dichtung.  Ich  werde  an  einer  anderen 
Meile  auf  die  ursprüngliche  gestalt  dieses  Stückes  eingehen,  hier 
geaigt  es,  zu  konstatieren,  dass  es  nicht  zum  hjmnus  A  gehörte. 
Der  umfang  dieses  gedichtes  ist  somit  im  wesentlichen  fest- 
gestellt: 

V.  14—18,  2—13,  182—206,  214-230,  239—243, 
277-304,  356—378. 
Die  iberfahmng  der  Kreter  nach  Delphi  bildet  gleichfalls  eine 
idbitibdige  dichtung  C,  die  ans  den  versen  207—213,  210—546 
kstaod,  vor  dem  proömtum  müssen  einige  verse  ausgefallen  sein, 
10  itntn  der  name  des  gottes  genannt  war. 

Wir  gehen  nun  dazu  über,  die  echte  gestalt  des  hymnus  auf  den 
Mischen  Apollo  B  zu  rekonstruiren.     V.  19  war  aus   C   entlehnt, 
r.  20 — 24  ohne  Zusammenhang  mit  dem  folgenden  war  durch  me- 
dkaoische    ideenassociation   angeschlossen.      V.  26    ist    im    wesent- 
Uchen  gleich  v.  17,  die  thatsache  fehlt  im  hymnus  B  trotz  der  de- 
(aiJlirten  ausfdhrung  der  geburt  und  da  v.  14 — 18  im  guten  zusam- 
■enbang  stehen,  so  wird  der  vers  an  dieser  stelle  echt  sein.     Hier 
vird  in  kurzen  zögen  die  geburt  skizziert,    in   der  einleitung  zum 
kjmnus  B  fehlt  dazu  jede  veranlassung,  da  die  geburt  noch  ausführ- 
lich beschrieben  wird,   die  verse  27  —  28   sind    in   ihrem  jetzigen 
SBiaaimenbange  hat   uDverständlich ,    und    kein    verständiger   kann 
verkennen,  dasi  diese  ganze  erwäbnuug  der  geburt  des  gottes  doch 
aar   durch   den   nnechten  eingang  v.   19  herbeigeführt  ist.      Fallen 
nun  diese  verse,    so    ist   das    iy^tr   v.  29  ohne  bezug.     Was  hat 
überhaupt  die  ausführung  der  verbreiteten  herrschaft  des  gottes  am 
aofaoge  dieses  hjmnus  zu  thun?     Offenbar  darf  der   gott  sich    er- 
bebend   von   Delos   erst   dann    seine   herrschaft    über    viele    lander 
gründen^  wenn  er  geboren  ist.     Bin  solches  stück  von  der   ausge- 
dehnten herrschaft  des  gottes  gehörte  also  hinter  die  geburtsscene. 
Da  das  stück  falschlich  vom  Überarbeiter  hierher  gesetzt  ist,    kann 


224  Homeros. 

sieb  natürlich  v.  45  audi  nicht  richtig  anscblieasen.  Es  kornnt 
bei  der  vorliegenden  Verbindung  der  falsche  gedanke  heraus,  der 
gott  herrsche  überall,  wohin  die  mutter  auf  ihrer  Wanderung  ge- 
kommen sei,  und  wo  ihr  eine  statte  zum  gebären  verweigert  wurde. 
Im  gegentheil  gründet  der  gott  da  sein  heiligthum,  wo  die  matter 
gastlich  aufgenommen  ist,  auf  Delos.  Der  erste  delische  hjmnos  B 
kann  also  erst  mit  v.  45  beginnen,  vorausg^angen  muss  sein, 
durch  viele  lander  sei  die  göttin  gewandert,  eine  statte  zu  finden« 
Die  beiden  ersten  verse  45 — 46  sind  jedoch  vom  Überarbeiter  zu- 
sammengeflickt, um  eine,  wenn  auch  thörichte  Verbindung  mit  dem 
vorhergehenden  herzustellen.  Die  göttin  verlangte  nicht,  von  den 
durchwanderten  ländern,  so  wenig  als  von  Delos,  dass  ihrem  söhne 
ein  haus  oder  tempel  gebaut  werde,  umgekehrt  verspricht  sie  ja 
der  insel,  dass  der  söhn  einen  tempel  bauen  solle.  Der  ausdruck 
olxia  &iad-at  kehrt  137  wieder  und  weist  recht  deutlich  auf  das 
flickwerk  hin.  Die  originalverse  beginnen  also  erst  mit  47,  von 
hier  liest  man  ohne  anstoss  bis  v.  87,  dieser  vers  verbindet  sich 
schlecht  mit  82,  die  worte  l)u/u€va»  avd^Qiinoi^  XQ^^Q^^^  ^^ 
vorher  nsQMaXkia  Pfjov  finden  sich  auch  284,  und  da  Delos  keine 
orakelstätte  war,  und  Letu  auch  nichts  dergleichen  versprach  oder 
versprechen  konnte,  da  doch  erst  die  belehnung  von  Zeus  aus- 
geheo  musste,  so  können  die  verse  8Ü — 81  hier  nicht  echt  sein. 
Wahrscheinlich  fiel  das  ifAfABvut  av^quimtiv  XQV^^^Q*^^  ^^"^  Über- 
arbeiter bei  TKQtxaXkia  vi^ov  ein ,  aber  es  tritt  hier  doch  auch 
deutlich  das  bestreben  hervor  die  Weissagung  mit  hineinzuziehen. 

In  guter  Ordnung  geht  die  erzahlung  weiter  bis  119,  das 
stück  120 — 140  aber  ist  sehr  entstellt.  V.  125  von  jifai^  bb 
126  =  12—13,  vss.  131—132  ist  sinnlos;  wie  kann  Apollo  es 
hier  als  seinen  beruf  bezeichnen,  den  menschen  den  untröglicbea 
rath  des  Zeus  zu  verkünden,  ehe  Zeus  ihm  diese  gäbe  verliehen 
hat?  Wie  kann  ihm  bogen  und  kitharis  lieb  sein,  ehe  er  sie  er- 
funden hat? 

V.   135—136: 

&äfAßiov  ä&dvaxah*  XQ^^0  ^'  ^Q^  //^Ao$  äimoa 
ßißQtd-H,  xa&OQWCa  Jiog  yirjTovg  ti  yivi&Xfiy, 

muss  unmittelbar  auf  die  gehurt  des  gottes  folgen,  also  nach    119 

einsetzen. 


Homeros.  225 

V.  137—139: 

Jjrd-fi^,  fig  Sti  r«  ^»ov  ovQto^  uv&ftftv  vXr^<;» 
Deios  bliht  ror  freude  wie  ein  gebirge  vom  grünendeD  walde. 
Dn  iflt  eio  wirkliebes  bild ,  das  etwas  geistiges  mit  sinnlicbem 
fcrgldcbt  —  Die  insel  freut  sieb  niebt  über  die  geburt  des  gottes, 
aoB^ern  dass  Apollo  ibr  den  vorzug  vor  anderen  inseln  und  län- 
gen gegeben  und  auf  ibr  sein  beiligtbum  gegründet  bat.  Die 
griiiidang  des  tempels  muss  also  vorber  erzäblt  gewesen  sein :  diese 
cmhlang  ist  verloren  gegangen.  Dass  diese  gründung  durcbaus 
fa  «olage  des  bymnus  entspriebt,  wird  niemand  leugnen.  V.  140 
beint  der  gott  wieder,  wenn  aucb  in  der  apostropbe  weniger  an- 
itünig,  uqyvQOJO^OQ  und  ixwnjßoXog. 

Die  versreibe  120 — 140  enthält  also  1.  verse,  die  aucb  im 
\jmnn  A  standen  und  bier  v.  12 — 13  allein  an  ibrer  stelle  wa- 
nn, denn  unmoglieh  kann  die  göttin  sieb  126  freuen,  einen  bogen 
tnfoiden  sobn  geboren  xu  baben;  2.  v.  130 — 131  verstiessen 
gegen  die  situation;  3.  die  verse  135 — 136  geborten  unmittelbar 
üinter  119,  sehlossen  also  die  versreibe  120 — 134  aus.  In  diesen 
veneo  tritt  wieder  das  bestreben  auf,  neben  kitbaris  und  bogen 
A'e  Weissagung  des  gottes  zu  berübren,  die  drei  motive,  von  denen 
^bjmnus  A  sang.  Zweifellos  hat  der  Überarbeiter  v.  120 — 134 
Umgediebtet  und  so  den  faden  zerrissen  :  die  gründung  des  tem- 
peb  ging  dabei  ganz  verloren. 

Nachdem  der  gott  sein  beiligtbum  auf  Delos  gegründet  bat, 
hgab  er  sieb  auch  nach  anderen  orten  (140  flgd.) ,  bald  auf  den 
KpkthoB  bald  schweift  er  zu  inseln  und  menseben.  Man  fragt  doch 
irobl  zu  welchen  menseben,  man  erwartet  ohne  zweifei  auch  bier 
noch  lokalangaben.  V.  142  ist  vollkommen  in  der  Ordnung,  wenn 
hier  die  verse  30  —  44  einsetzen.  Dass  diese  versreibe  zum 
hymoas  des  ehiisehen  sängers  gehörte,  beweist  deutlieb  v.  38: 

xal  Xtog  9  y^(ff*f^  XiTfaQUJidtri  ilv  aXl  xiittti. 
Also  B  besteht  aus  den  versen: 

47—80,    83—119,    135—136,   137—139,    141  —  143, 
30—44,  144—178. 
Da    nicht   klar  ist,    ob  das  Certamen  Hom.  et  Hes.    p.  325  Göttl. 


226  Homeros. 

unseren  echten  delisriien  hymnus  vor  äugen  hatte,  oder  das  ganze 
wüste  liandschriftlicli  überlieferte  konglomerat  von  versen,  so  kann 
diese  stelle  auch  nicht  als  beweis  gelten^  dass  der  hjmn.  B  nit 
V.  1    begann. 

Hiermit  glaube  ich  mich  b^nügen  zu  dürfen,  es  mag  über 
einzelne  verse  das  urtbeil  sich  anders  gestalten  können,  die  grund- 
züge  der  ursprünglichen  bestandtlieile  scheinen  mir  jedoch  sicher 
zu  sein. 

Zeitz.  R.  Wegener, 

Sophokles  als  feldherr. 

Die  wähl  des  Sophokles  zum  feldherm  ist  schon  im  alterthun 
mit  kopfschütteln  betrachtet,  wie  das  jov  nonitijp  bei  Strabo  (XIV, 
1,  18,  p.  638),  Sophoclem  poet  am  bei  Justin  (111,  6,  12),  audi 
die  zusammeustellung  mit  Perikles  an  diesen  stellen  zeigt:  ja  die 
erzähluiig  im  Argum.  Soph.  Antig.  p.  7  Hcrm.,  dass  der  Antigone 
wegen  das  amt  eines  tnQaTtjydg  Sophokles  erhalten  habe,  fliesst  ans 
derselben  auffassung:  daher  denn  Schneidewin  (Antig.  p.  31)  mit  recht 
sie  als  erfindung  bezeichnet,  nur  hätte  er  die  „grammatiker^  weglas- 
sen sollen,  da  hier  nur  an  Duris  von  Samos  oder  an  Hieronymos  von 
Rhodos  uud  ähnliche  peripatetiker  zu  denken.  Derselben  quelle  ent- 
stammt auch  Cic.  Offic.  I,  40,  144.  Freilich  scheint  Sophokles 
selbst  hiergegen  zu  sein:  Ion  lässt  ihn  ja  den  ausspruch  des  Pe- 
rikles erzählen  (Athen.  Xlll,  p.  604  D):  ...  im^Hmq  JJi- 
QtxXrjg  noyH¥  ^iv  f*  irpri,  argaTrjyHv  <J'  :ovx  inCciocd-at.  Aber 
man  bedenke,  dass,  da  Sophokles  das  selbst  unter  lachen  erzählt, 
es  nicht  so  schlimm  gemeint  gewesen  seiu  kann,  ferner  dass  man, 
um  daraus  Schlüsse  zu  machen ,  den  Zusammenhang  des  g/esprächs 
näher  kennen  müsste.  Aber  die  motive  der  Athener  zur  wähl  lie- 
gen deutlich  in  desselben  Ion  (I.  c.  p.  604  D)  worten  vor:  rd 
fAivjot  TioXmxä  ovji  cofpog  ovit  ^sxi^Qiog  ^v,  älk'  wg  Sv  ug  tlg 
rujw  XQV^^^  ^A&TjvaCiüv ,  d.  h.  er  war  kein  Staatsmann  von  fach, 
verstand  aber  was  die  Staatsgeschäfte  verlangten,  so  gut  wie  jeder 
Athener,  der  dem  Staate  gegenüber  gewissenhaft  seine  pflichten  er- 
füllen wollte  und  konnte :  es  war  also  Sophokles  aus  der  classe 
burger,  aus  der  die  bei  weitem  meisten  atQatTjyol  gewählt  sind. 
Und  dazu  kommt,  dass  das  amt  des  atgatrjydg  ja  nicht  allein 
den  dienst  des  feldherrn  verlangt ,  sondern  dass  es  in  Athen  selbst 
ein  administratives  war:  dass  aber  in  dem,  was  finanzen  und  ähn- 
liche dinge  erforderten,  Sophokles  sehr  tüchtig  war,  also  nicht  bloss 
in  idealen  lebte,  ist  anderweitig  bekannt.  Dies  zur  ergänzung  von 
Philol.  Suppl.-bd.  I,  p.  106. 

Ernst  V.  Leulicfc. 


VI. 

Der  homerische  hymnus  auf  Demeter. 

Die  vielen  und  mannigfaGhen  anstösse  des  hjmnus  auf  De- 
■eter  haben  mich  va  einer  zusammenfassenden  kritik  des  gedichtes 
Tcnolusty  die  ron  den  bisherigen  ansichten  nicht  unbedeutend  ab- 
weicbenden  resultate  habe  ich  in  der  folgenden  abhandlung  zusam- 
■enzofassen  gesucht. 

1. 

1)  V.  1  —  19.     Die  ersten    verse    unseres    gedichtes    ergeben 
Mgenden   sachlichen   Zusammenhang:    Zeus    giebt    dem  Hades    die 
Persephone  (v.  3)  ohne  die  bewillig^ng  der  mutter,  die  erde  lässt 
die  narziase   hervorspriessen    (v.  9)   J^ig  ßovXrjat,   auf  des    Zeus 
rath  d.  b.  befelil    und   zwar  x^Q^^^f^^^^  Dokviixjfi.     Die    narzisse 
wird  ab  doXog  hervorgebracht,    mit  ihr  soll  die  Jungfrau  also  ge- 
täuscht werden.     Diese  staunt  über   die   Schönheit    der    blume    und 
will  sie  brechen,    dabei  öffnet  sich  ein  erdspalt  und  Hades  springt 
heraofl.     Es  ist  deutlich,   dass  die  list  nur   darin    bestehen    konnte, 
das«  die  erde  eine  blume  von  ungekannter  Schönheit    an    einer    be- 
■tinnten  stelle  hervorbrachte ,    an    der   stelle ,    wo    Pluto    hervor- 
brechen wollte.     Dem  entsprechend  ist  in  den    versen  8 — 17    auch 
nur  von  einer  narzisse  und  einer  stelle  die   rede.      Lauert    der 
gott  also  an  einer  stelle  unter  der  erde,  wo  ein  Zugang  zu  seinem 
reiche  ist,  so  wird  er  nicht  mit  ross    und    wagen   aufsteigen,    uro 


228  Uomeros. 

seine  beute  nach  einem  anderen  zugange  io  die  unterweit  zu  fabreo. 
Er  wird  hervorspringen  und  die  Jungfrau  mit  sich  in  die  tiefe 
reissen.  Die  list  der  erde  und  die  benutzung  des  wagens  stehen 
daher  in  keinem  echten  zusammenhange.  Die  fahrt  zu  wagen  setzt 
eine  ähnliche  situation  voraus  als  die  Schilderung  bei  Ovid  und 
Cluudian.  Die  vv.  18  flgd.  setzen  sich  also  gegen  das  vorherge- 
hende ab. 

V.  5  —  7  sucht  Persephone  mit  den  Okeaniden  blumen.  Die 
genannten  blumen  müssen  sich  auf  der  wiese  vorgefunden  haben, 
wird  unter  diesen  auch  die  narzisse  auf  ganz  gleicher  linie  ge- 
nannt, so  tritt  sie  damit  als  ein  gewöhnlicher  schmuck  der  wiese 
auf,  ist  also  ungeeignet  zu  dem  beabsichtigten  dokog.  Die  vv. 
5 — 7  können  daher  nicht  mit  den  folgenden  versen  im  ursprüng- 
lichen zusammenhange  stehen.  —  An  sich  hat  das  motiv  der  nar- 
zisse eine  blumeniese  nicht  zur  nothwendigen  Voraussetzung,  Per- 
sephone könnte  die  blume  auch  wohl  vom  Olymp  aus  gesehen  haben. 

Nennen  wir  die  in  den  vv.  8 — 17  enthaltene  erzählung  A, 
so  kennt  diese  die  mitschuld  des  Zeas,  die  list  mit  der  narzisse, 
aber  nicht  den  raub  zu  wagen. 

2)  V.  18—58.  V.  18^21  kennen  die  benutzung  des  Wa- 
gens, gehören  also  nicht  zu  A.  V.  18  mit  Bücheier  za  streichen, 
sehe  ich  keinen  grund,  der  vers  stimmt  allerdings  mit  v.  32 
überein y  doch  lässt  sich  sehr  wohl  denken,  dass  der  Überarbeiter, 
welcher  die  ursprünglich  getrennten  erzählungcn  verband ,  mit  die^ 
sem  ihm  bekannten  verse  von  A  zur  anderen  erzählung  (B)  über- 
zuleiten suchte.  Es  erscheint  dies  sehr  wahrscheinlich,  da  v.  17 
mit  noXvdiyfiwv  schliesst  wie  v.  31 ,  also  der  schluss  von  v.  17 
und  V.  18  in  engem  zusammenhange  vom  dichter  gefühlt  zu  sein 
scheint.  —  Des  Hades  erscheinung  in  A  war  ursprünglich  ge- 
wiss mit  einigen  der  situation  entsprechenden  und  daher  mit  der 
gesammterzählung  schwer  zu  vereinigenden  zügen  g^childert.  An 
stelle  dessen  setzte  der  Überarbeiter  wohl  die  reminiscenz  aus 
V.  31—32. 

y.  20 — 58.  Das  auftreten  der  Hecate  wird  durch  äyytXiovaa 
begründet.  Zu  diesem  zwecke,  botschafit  zu  geben,  ist  es  sidier 
sehr  passend,  wenn  der  bote  von  sich  sagen  kann:  kiyta  vvifAii^Tia 
ndvra  v.  58.  Hecate  hat  aber  nach  ihrer  eigenen  aussage  nur 
den  schrei  der  Jungfrau   gehört ,    mit    äugen    aber   nichts    gesehen 


Homeros.  229 

(f.  57  und  68)^    sie   weiss    also    gerade    so   wenig   als    Demeter, 
danach  ist  sie  als  botin  unbrauchbar.  —     V.  24 — 26  heisst  es: 
tl  fAn  — 

uUv  i^  uvjqov  *Exdt/i  Xynaqoxqr^difAVoq 
Hihög  t€  äva^. 
Also  aar  Hecate  und  Helios  hören  es,  die  art  der  Wahrnehmung 
beider  gottheiten  wird  gleichgestellt,  und  doch  ist  es  fiir  die  wei- 
tereotwicklung  von  grosser  bedeutung,  dass  Hecate  den  schrei  nur 
gehört,  Helios  aber  die  that  gesehen  hat.  War  der  zweck 
TOB  Hecate's  auftreten  der,  botschaft  zu  geben,  und  kömmt  derselbe 
zur  ausfiihrung,  so  ist  die  rolle  des  Helios  überflüssig  und  damit 
nmulässig  geworden.  Nur  einmal  kann  die  künde  gegeben  wer- 
den, also  gehören  beide  gottheiten  verschiedenen  erzählungen  an. 
Worden  sie  in  einer  erzählung  vereinigt,  so  musste  die  thätigkeit 
der  einen  verstümmelt  werden ,  Hecate  darf  daher  den  schrei 
nor  gehört  haben.  Bei  der  Vereinigung  gelang  es  jedoch 
den  uberarbeiter  nicht,  die  spuren  der  echten  erzählung  ganz  zu 
tilgen. 

Die  persönlichkeit  beider  gottheiten  macht  es   leicht ,    die   zu- 
gdidrigkeit    zu    den    beiden    erzählungen  A    und   B  zu    bestimmen. 
Helios,  der  am  himmel  wandelnde  taggott,  sieht  alles,  was  auf  der 
erde  vorgeht,  er  wird  auch  gesehen  hüben,  wie  Pluto  die  Jungfrau 
Aof  dem  wagen  fortführt,   dem  entsprechend    sagt    er   v.  81:    dg- 
^ttl^ug  InnoiiSiV  uyiv.     Hecate,  die  göttin  der  nacht  und  der  unter- 
weit,  sitzt  in  der  höhle  (v.  25),    sie  wird  es  gesehen  haben,  wie 
flades   die   göttin    durch    den    erdspalt    in    die   tiefe    gerissen    hat. 
Natürlich  wird  sie  auch  den   schrei    der  Persephone   gehört   haben. 
Entsprechend  steht  von  dem  einmaligen ,    plötzlichen   aufschreien  in 
A :    /tt/^CFC  ()'  a^'  OQdhtt  fwvtj  (v.  20).     Bei  dem  plötzlichen  her- 
abreissen  war  nur  ein  aufschreien  möglich,  während  sie  anhaltend 
geschrien  haben  wird,  wenn  sie  auf  dem  wagen  fortgeführt  wurde. 
Hecate  ist  ein  motiv  von  A,  Helios  von  B. 

V.  27 — 29.  Persephone  schreit  zum  Zeus,  doch  dieser  sitzt 
abseits  von  den  göttern  in  einem  tempel.  Diese  bemerkung,  das 
bat  selbst  Franke  gesehen  ,  kann  nur  eine  erklärung  geben  sollen, 
warum  Zeus  der  tochter  nicht  hilft  Nach  A  hatte  Zeus  selbst 
dem  Hades  die  tochter  gegeben,  eine  solche  erklärung  wäre  also 
widersinnig.     Sie  setzt  eine  erzählung  voraus,  nach  der  Zeus  nichts 


230  Romeros. 

von  des  bruders  vorhaben  ahnt  und  es  sicher  gehindert  babea  wfirde. 
Die  verse  Icönnen  also  nur  zu  B  gehören  ^). 

Die  V.  30—32: 

TiajQOxajfyvfiiog,  noXvOfifiuvioßQ,  noXvdiyfnav, 
tnjfo^g  u&avuTo^C&  Kqovov  noXviüWfiog  vlog 
enthalten  die  motive  von  A  und  B.  Mit  dem  auftrage  des  Zeus 
ist  offenbar  seine  einwilligung  gemeint  ^  die  beiden  letzten  verse 
enthalten  eine  nichtssagende  häufung  von  namen,  dass  sie  vom 
Überarbeiter  stammen ,  zeigt  die  Verbindung  beider  motive.  Der 
psychologische  grund  der  einfügung  ist  leicht  ersichtlich,  die  vor- 
hergehenden verse  schlössen  des  Zeus  mitbetheiliguug  aus,  ur- 
sprünglich gewiss  noch  deutlicher  als  in  der  vorliegenden  Fassung; 
da  hielt  es  der  Überarbeiter  denn  für  seine  pflicht,  durch  einen 
ausdrücklichen  viriderspruch  jeden  gedanken  an  des  Zeus  onschuld 
zurückzudrängen. 

V.  22  -  28 :  Oidi  ug  d&avätwv  u.  s.  w.  Der  grammatische 
Zusammenhang  ist  ein  sehr  laxer.  Der  anfang:  „kein  gott  oder 
sterblicher,  selbst  die  Ueleien  (i)  nicht"  machen  den  ganz  be- 
stimmten eindruck,  dass  wirklich  niemand  den  schrei  hörte,  ver- 
stärkt wird  dieser  eindruck  durch  die  namentliche  hervorhebung 
der  Heleien  ('?).  Doch  lenkt  der  dichter  ein;  wenn  nicht  Hecate 
es  gehört  hätte  und  Helios,  doch  nun  nicht  ^a)yrig,  sondern  xovgrig 
xixXofiivrig.  Diese  gedankenverbindung  macht  so  entschieden  den 
eindruck  der  ursprünglichen  Vereinzelung,  dass  es  nicht  glaublich 
erscheint,  der  dichter  habe  sie  in  ununterbrochenem  zusammenhange 
gedichtet.  Tropfenweis,  ohne  gegenseitige  einwirkung  setzt  sich 
Vorstellung  an  Vorstellung,  daher  fehlt  im  hauptsatze  das  nothwen- 
dige  UP  oder  xev,  V.  25  enthält  ein  motiv  aus  A,  v.  26  ans 
B,  xovgrjg  xfxXofiivrjg  deutet  auf  wiederholtes  rufen,  also  auf  B.  — 
V.  23  bietet  die  handschrift  oid*  uyXaoxuqno^  iXalat,  was  Büchler 
in  den  text  aufgenommen  hat.  Was  die  wilden  Ölbaume  für  eine 
besonders  nahe  beziehung  zum    raube   haben    sollten,    verstehe   ich 


1)  Franke  macht  den  Zeus  zum  weibe  wenn  er  sagt:  luppüer, 
ut  ne  clamores  Froserpinae  audtret,  procul  m  ab  eo  loco  tenuit ,  quo 
ülam  raptum  tri  aciebat.  Er  sieht,  dass  Zeas  sich  fortbegeben 
habe,  doch  nicht  in  ^aio? 


Homeros.  231 

nicht  An  unserer  stelle  müssen  wesen  bezeichnet  sein,  von  denen 
Bsn  suerst  annehmen  sollte,  dass  sie  den  schrei  gehört  hätten. 
Diss  hier  nur  die  begleiten nnen  der  göttin  genannt  sein  konnten, 
steht  mir  ausser  zweifei,  ich  begreife  daher  nicht,  dass  man  bei 
Rulinkens  conjektur  baTgat  nicht  stehen  geblieben  ist.  B  enthielt 
■it  der  blumeniese  auch  gespielinnen  der  Persephone,  für  A  fehlen 
die  sparen  gänzlich.  Der  zwischengedanke  ovd'  —  hulQat  stört 
die  c6acinnität  im  hohen  masse,  so  dass  wir  ihn  dem  Überarbeiter 
lusehreiben  müssen,  er  bt  in  die  situation  von  A  eingefügt,  es  er- 
idteiot  also  sehr  wahrscheinlich,  dass  dies  aus  rücksicht  auf  B 
gocliehen  ist.  Mit  der  Veränderung  des  verses  ging  auch  das 
Dotbwendige  xiv  verloren.  —  Der  doppelte  begriff  des  hörens 
T.  23  und  25,  im  haupt-  und  nebensatze  ist  höchst  störend,  und 
w&rde  es  noch  mehr  sein,  wenn  der  zwischengedanke  ov6'  u.  s.  w. 
fortfällt.  Doch  es  war  unrichtig ,  dass  Hecate  den  schrei  der 
tocliter  nur  hört,  als  botin  muss  sie  den  raub  und  rauher  ge- 
sehen haben.  Schwerlich  wird  der  dichter  sich  für  diese  angäbe 
nit  einem  nackten  ttSi  begnügt  haben ,  auch  vom  detail  wird  ei- 
niges ausgeführt  gewesen  sein.  Die  verse  hüben  also  eine  nicht 
oobedeotende  Umänderung  erfahren,  und  zwar  lagen  verse  aus  A 
10  gründe,  an  die  und  in  die  der  Überarbeiter  Stückchen  nach  der 
situation  von  B  einflickte. 

Es   gehört   viel   leichtglaubigkeit    zu    der    annähme,    niemand 

unter  göttem  oder  menschen  habe  das  schreien  der    göttin    gehört, 

wenn  diese  im  wagen    fortgeführt    wird   über    eine    weite   strecke 

der  erde  und  in  ihrer  angst   schreit ,    dass    die    berge  zittern    und 

iie  tiefe  des  meeres  erbebt.     So  kann  B  unmöglich  erzahlt   haben, 

ood  davon  geben  noch  spuren    in   unserem    texte   zeugniss.      Zeus 

■usste  vom  Olymp  entfernt  werden,  denn  sonst  wäre  ihm  der  raub 

nicht  entgangen.     Noch  unwahrscheinlicher   ist   es,    dass    auch   die 

gefährtinnen  nichts  gehört  haben  sollen.     Doch  warum    geben    sie 

der  Demeter  nicht  künde?     Darüber  heisst  es  v.  44 — 45: 

TJ  6*  ovT$g  liifiv^tt  fAv^ncucdat 

tjäiXiv  ovji  &$wv  ovu  S-vriJWP  ap^qwnvDV, 

ond  ^iXw  heisst  trotz  allen  sträubens  nichts  weiter   als    wollen, 

sie  wollen  der  mutter   keine   antwort   geben.      Furcht    vor    dem 

Zeus  kann  nicht  schuld  sein,  denn  dieser  ist  unbetheiligt,  vielleicht 


232  Homeros. 

furcht  vor  dem  Hades  oder  feindscbaft  gegen  die  göttin  ').  Wolier 
ein  solcher  hass  sich  schreiben  sollte,  kann  ich  nicht  sagen.  Der 
einzige,  der  der  mutter  den  raub  mittheilt^  ist  Helios  und  auch  er 
leitet  seine  worte  mit  den  versen  76 — 77  ein: 

Er  will  es  sagen  aus  mit  leid  und  achtung,  nicht  weil  er 
allein  es  weiss;  er  deutet  damit  deutlich  an,  dass  die  gottin  von 
anderen,  denen  mitleid  und  achtung  fehlt,  dies  nicht  zu  erwarten 
hat.  Nach  B  haben  die  gefährtinnen  und  die  anderen  götter  sicher 
etwas  gehört  und  gesehen,  sie  können  den  rauh  nicht  hindern, 
oder  sind  wohl  gar  mit  dem  rauher  im  bunde.  -—  Hieraus  wird 
deutlich,  dass  die  worte  oii*  xtX,  v.  23  erst  vom  Überarbeiter  binzo- 
gesetzt  sind,  und  zwar  weil  ihm  ein  solcher  widersprach  gegen 
die  erzählung  B  nothwendig  erschien. 

Eine  entscheidung ,  ob  die  von  Baumeister  und  anderen  t.  3S 
angesetzte  lücke  oder  Büchelers  athetese  von  vv.  35 — 86  das  rich- 
tige trifft,  halte  ich  für  unmöglich. 

B  muss  mindestens  bis  v.  46  gehen,    wenn    dieser   vera  nichC 
mit  Bücheier  zu  streichen  ist,    denn   v.  45    steht  das  oben  bespi 
diene  ^^«Xe.     Doch  auch  die  folgenden  verse  bis  51  scheinen  mebi 
der  botschaft  des  Helios  zu  entsprechen.     Am  morgen  des  zehntel 
tages  soll  Hecate,    die  göttin  der    nacht,   der    Demeter    beg^i 
ciXug  iv  x^^Q^^^^^  ^x^vca  (v.  51—52).     Der  Charakter  der  Hecatc^ 
und  die  fackel  in  ihrer  band  weist  die    begegnung    der    nacht    zu.. 
Mit   Helios   dagegen    konnte    sie   nur    entweder    am    morgen    oder 
abend    zusammentreffen ,    wenn   der    gott   hinauf-   oder  herabsteigt 
auf  der  steilen  Sonnenbahn  '). 

Um  dies  nachzutragen,  v.  21:  xfxXofAivrj  nariqa  Kqo- 
vtdtjv  vjTUTOv  xal  uQiffiovy  weist  auf  ein  längeres  verweilen  auf 
der  erdoberflache,  es  gehört  also  wohl  zu  B:  recht  deutlich  zeigt 
sich  hier  die  art  der  Überarbeitung.      Der   nachdichter   haftete    mit 

2)  An  furcht  vor  Zeus  w£Lrde  man  nach  Clandian  znn&chst  den- 
ken ,  doch  setzt  dies  eben  die  mitschuld  des  Zeus  voraus ,  die  B 
nicht  kennt. 

8)  Sollte  vielleicht  auch  cilat  dem  Helios  entlehnt  sein,  der 
den  glänz  zwar  nicht  in  der  band  hält,  aber  doch  bringt.  Von  der 
fackel  ist  diese  bezeichnung  auffallend  und  nicht  genügend  durch 
Apoll.  Rhd.  y  293.  d  308  gestützt. 


Horoeros.  233 

• 

im  blick  ao  der  enählung  B,  nach  kurzer  abschweifung  zu  A 
kehrt  seio  blick  auf  den  zuletzt  benutzten  vers  von  B  zurück  und 
er  niamt  in  die  weitererzäblung  ein  stück  von  v.  21  hinüber: 

KavQfjg  »txXofjkfvi^g  naisga  KgovCd rjv. 
Zo  B  gehören  nr.  (17)  18—21,  mit  ausscbluss  von  idxfj<^^  <^'  Sgl* 
•Vm»  ywÄ  (V.  20),  27—29,  34—51. 
VV.  22—26  wesentlich  nach  A. 
V?.  30«-32  Zusatz  nach  A. 
VF.  52 — 59  überarbeitete  entlehnung  aus  A. 
yy.  60—63  zu  B,  entstellt  durch  Hecate. 
3.     VV.  59 — 89.     Am  veahrscheinlichsten  ist  es  gewiss,  dass 
Dneter   sich   absichtlich  zum  Helios    begiebt,    nicht   dass   sie    ihn 
afillig  trifft.      In    Übereinstimmung    mit    der   in    B   geschilderten 
luffeo  Wanderang  weist  sie  auf  ihr  entstelltes  aussehen  hin  (v.  64). 
Ihre  rede  ist  sehr  schön    und   in   vollkommener    harmonic    mit   der 
ntiatioo ,   in  folge  der  Weigerung   aller   anderen   wesen ,    die   sie 
Wngt,   fleht  sie  den  gott  um  mitleid  an.     In  Unordnung  dagegen 
i>t  die  rede  des  Helios.      Passend  giebt   er   zuerst    seinem    mitleid 
wA  aeiner  acbtung  ausdruck.     Doch  v.  77  fährt  er  fort : 
ottSi  T*g  akXog 
uXttog  ad^avätwv,  il  fiij  vt^ikrjysQiia  ZetK»-, 
og  fihp  idüfx*  ^^C3tj  d-aXtg^v  xfxXlq(J&a$  axo^up 
avtoxaCiyptjTtp. 
Der  anschluss  mit  ovdf  setzt  die  angäbe  einer   thatsache   vor- 
tut) die  der  in  unseren  versen   angegebenen   homogen    ist.      Diese 
ftblt.    Den  wichtigsten  punkt,    dass  und  von    wem   die   tochter 
{geraubt  ist,  musste  Helios  an  die  spitze  stellen,  wenn  er  nicht  mj- 
I   sfificiren  will.     Dies   folgt   erst   v.  80.      B    kennt    des  Zeus    mit- 
icitald  nicht,    A   nicht  den   raub   zu    wagen,    also   verdanken    die 
rr.  77  ügd,  erst  dem  Überarbeiter  ihre  entstehung;  dieser  dichtete 
ais  rücksicht  auf  A  des  Helios  antwort  um  und  setzte  den   beson- 
ders vermissteil  punkt  von  der    mitschuld   des  Zeus    gleich   an    die 
spitze.     Dabei  lief  ihm  eine  reminiscenz  an  v.  20    bei   den    Worten 
fifydXa  läxovcaw  mit  unter.     In    v.  20  darf  dieser    ausdruck    nur 
den  einmaligen  aufschrei    bezeichnen,    hier   wird    ein    wiederholtes 
sehreieo  Toraasgesetzt ;    Demeter  selbst  hatte  gesagt  v.  67:   jtjg  S* 
aiCrfp^  09*  äxovCa.     VV.  77  —  81    ist   also    flickarbeit    des    Über- 
arbeiters. 

Philologiis.     XXXV.  bd.    2.  15 


234  Uomeros. 

VV.  82-— 87.  Paränese  an  Demeter,  nicht  so  onabläsBig 
xüroen^  nicht  sei  der  leibliche  bruder  unziemlich  zum  schwiegt 
söhne.  Dieser  versöbnnngsversuch  widerspricht  der  rolle  des  t 
lios  und  den  tadelnden  Worten  über  Zeus  in  vv.  77  flgd.  gii 
direkt  Seine  aufgäbe  ist  es  nur  auskunft  zu  geben,  diese  häi 
er  gewissenhafter  ausfuhren  sollen.  Ausserdem  zürnt  die  got 
noch  gar  nicht  um  es  kurz  zu  sagen,  die  worte  sind  einer  re 
des  Zeus  entlehnt,  in  der  er  die  göttin  zu  versöhnen  sucht  T 
besser  und  gewichtiger  bezieht  sich  dann  avxotaalyvrßoq  und  ofito 
ftOQog  (v.  85)  auf  Zeus.  Welche  ehre,  den  leiblichen  bruder  c 
Zeus  als  Schwiegersohn  zu  haben!  Zur  weiteren  empfehlung  fii 
Zeus  noch  hinzu,  Pluto  hersche  in  der  unterweit  Das  überliefe) 
äfA^i  Si  ufA^v  giebt  keinen  sinn,  eben  so  wenig  Schneidewi 
nfAfj,  gefordert  wird  ungefähr  ein  ausdrnck  wie  laa  df  nfAtjg  I 
Xuxfß  der  echte  Wortlaut  wird  schon  vom  Überarbeiter  bei  üb« 
tragung  auf  Helios  entstellt  sein.  V.  87  muss  heissen:  um 
denen  wohnt  er,  deren  herrscher  er  geworden  ist,  ein  trost  1 
Persephone,  dass  sie  im  reiche  des  Pluto  wohnen  wird. 

Wollte  man  selbst  die  echtheit  der  rede  des  Helios  zugeb 
wie  wäre  es  möglich,  dass  dieser  unmittelbar  nach  seinem  ti 
stungsversuche  die  rosse  weitertreibt,  ohne  auch  nur  abzuwartt 
ob  seine  worte  den  beabsichtigten  erfolg  haben.  Es  ist  ein  reii 
schuss  in  das  blaue. 

Die  Hecate  ist  während  und  nach  dem  gespräche  vollstänc 
vergessen,  ein  beweis  mehr  für  die  unorganische  Verbindung  beic 
gottheiten  in  unserem  hjmnus. 

4.  VV.  90  —  94.  Von  Demeter  heisst  es  weiter  toxi 
90C^ia&€Taa  &€UiP  uyoqriv  xai  fiatqiv  ^OXvfknov.  Sie  muss  a 
vorher  auf  dem  Olymp  gewesen  sein.  In  die  rede  des  Helios  p 
ren  verse  aus  einer  versöhnenden  rede  des  Zeus  aufgenomroc 
danach  wird  es  deutlich,  dass  Demeter  nach  einer  der  erzählnn^ 
ihr  kind  beim  Zeus  zurückgefordert  hat.  Zeus  hat  dabei  versuc 
die  mutter  zur  einwilligung  zu  bewegen,  doch  vergeblich, 
weigert  die  rückgabe,  die  göttin  verlässt  den  Olymp.  Die  wei{ 
rung  des  Zeus  entspricht  der  erzählung  A,  während  B  eine  hü 
reiche  einmischung  desselben  für  natürlich  hielt,  wenn  er  den  re 
bemerkt  hätte.  Dass  die  scene  im  Olymp  fortgelassen  ist,  hat 
wahrscheinlich  mit  einer  gewissen  öconomie    des   Überarbeiters    s 


Homeros.  235 

und  zeigt  auch  wohl,  dass  sich  jene  scene  nicht  noth- 
wendig  und  eng  an  das  gespräcb  mit  Helios  anschloss.  Das  motiv 
fOB  A  ist  auch  deutlich  in  v.  91  ausgesprochen ,  denn  eben  nur 
■ach  dieser  erzählung  hat  Demeter  grand,  auf  den  Zeus  zu  zürnen. 
Nidit  in  der  situation  von  A.  ist  die  lange  Wanderung  der  göttin 
begründet,  nachdem  sie  einmal  auskunft  über  das  Schicksal  rder 
toditer  erbalten  hat,  ebenso  wenig  die  entstellung  ihrer  göttlichen 
götalt. 

II. 

Der  anfenthalt  der  göttin  bei  Keleos   hat,    wie  schon  Preller 
tak,  nicht  mehr  seine  echte  stelle  in  der  Demetersage.     Nach  über- 
eimtlBBender  tradition  giebt  die  göttin  bei   diesem   aufenthalte  in 
Eleoiis  dem  menschengescblechte  die  ackerfrucht  und   ihren  kultus. 
Sie  leigt  sich  hier  als  die  gütige,  s^ensreiche  Spenderin,  die  mit 
des  getreidekorn  das  menschengeschlecht  zn  höherer  gesittung   zu 
fiben  sucht     unvereinbar  mit  dieser  ihrer  milden  Stimmung  ist  ihr 
lutt  und  zom  gegen  die  übrigen  götter  und  besonders  g^en  Zeus, 
^n  Zorn ,    dem  sie   bereit   ist  das   ganze   menschengeschlecht  zum 
Opfer  zu  bringen.     Ebenso  wenig  vereinbar  ist   damit  ihr   schmerz 
am  den  verlust  der  tochter ,  der  alle  anderen  gefühle  und  gedanken 
akorbirt.     Trotzdem  ist  dieser  aufenthalt   in  Eleusis    in   der   dich- 
^Dg  fest  mit  dem    raube   und  dem    umherirren    verbunden.      Doch 
iit  das  streben  der  dicbtung  nicht  zu   verkennen ,    wenigstens  eini- 
gennassen  diesen  widersprach  zu   heben.      Lehrreich    ist    in    dieser 
l»eiiehung  das  verschiedene  verfahren  Ovids   in   den  Metamorphosen 
ood  Fasten.     Fast.  IV  lässt  er  die  göttin   zwar   zum  Keleos   kom- 
men, doch  nicht  im  zorne  die  feldfrucht  zurückhalten,  obgleich  der 
•chluss  jener  erzählung   mit   Sicherheit  beweist,    dass   die    vorläge 
des  diehters  oder  die  ihm  geläufige  version  der  sage  letzteren   zug 
enthielt,  er  schliesst  mit  den  Worten  IV,  617: 

largaque  proveniet  cessatis  messis  in  arvis. 
Id  den  Metamorphosen  erzählt  er,  wie  Ceres  die  frucht  des 
feldes  vernichtet,  übergebt  aber  den  aufenthalt  in  Eleusis,  als  un- 
vereinbar mit  jener  schrecklichen  massregel.  Auch  bei  Apollodor 
I,  5,  1  fehlt  neben  dem  aufenthalte  in  Eleusis  die  Vernichtung  der 
feMfmeht.  Noch  weiter  trieb  die  Orphiker  das  richtige  gefübl  für 
den  widersprach .  in  der  sage,  sie  lassen  zwar  die  göttin  in  Eleusis 

15' 


236  Homeros. 

einkehren,  aber  bevor  sie  weiss ,  was  mit  der  tochter  geschehen 
ist;  dies  erfährt  sie  von  den  Eleusiniern,  und  mit  feinem  takte 
lassen  sie  dafür  die  dankbare  göttin  den  Eleusiniern  das  waizen- 
körn  und  ihren  kultus  geben.  Wie  Claudian  diesen  theil  der  sage 
behandelte  oder  behandeln  wollte,  ist  nicht  ersichtlich.  So  viel 
sieht  man  jedoch  aus  den  angeführten  änderungen,  dass  dem  alter- 
thume  nicht  das  gefühl  für  die  mangel  der  vorliegenden  sagenge- 
stalt  abging. 

Im  einzelnen  finden  sich  nun  gleichfalls  starke  Widersprüche^ 
so  zuerst  in  betreff  der  gestalt  und  des  aussehens  der  göttin.  Das 
V.  188  geschilderte  auftreten  der  Demeter  ist  majestätisch ,  walir- 
haft  göttlich,  die  menschliche  Wohnung  vermag  ihre  g^talt  kaum 
zu  fassen,  scheu  und  bleiche  furcht  flösst  sie  der  zukünftigen  herrin 
ein,  Metaneira  weicht  vor  ihr  vom  herrensitze.  Das  kann  nicht 
dieselbe  gestalt  sein,  von  der  es  v.  94  hiess: 

tlSog  äfiuXdvPOvtra  uoXvv  j^qopov  ovii  uq  iviqwv 
figoQowr  yCvwcxe. 
Ebenso  wenig  kann  diese  gestalt  v.  101  flgd.  gemeint  sein.     AncJi 
der  27G  ilgd.  bescliriebenen  Verwandlung  ist  jene  hoheit  gebietende 
göttin  nicht  mehr  fähig. 

Wir  sehen  also  auch  hier  wieder  die  Vereinigung  zweier  ur- 
sprünglich getrennten  motive,  die  mit  dem  einen  und  anderen  mo- 
tive gegebenen  consequenzen  sind  leicht  zu  erkennen.  Metaneira 
kann  jene  hoheitgebietende,  göttliche  gestalt  nicht  für  lohn  zu 
ummendiensten  miethen,  es  fehlten  ihr  auch  die  103  6gd.  gefor- 
derten qualitäten  zu  diesem  behufe.  Der  ammendienst  der  göttin 
hat  also  das  entstellte  aussehen  der  göttin  zur  Voraussetzung ,  die 
göttliche  gestalt  einen  anderen  zweck. 

V.  98  lieisst  es  f^eio  (T  iyyig  oioio,  nach  dem  vorhergehenden 
kann  hierzu  nicht  Eleusis  als  lokal  gedacht  werden,  im  hauptsatze 
war  von  den  noXug  xal  nCovu  igya  die  rede,  im  nebensatze  vom 
KeUoTo  dwfiOj  also  nur  beiläufig.  V.  98  erzählt  jedoch,  als  ob 
unmittelbar  vorher  von  Eleusis  die  rede  gewesen  wäre,  als  ob  er- 
zählt wäre:  sie  kam  nach  Eleusis.  Unser  vers  setzt  also  nicht  un- 
mittelbar das  vorhergehende  fort.  Auch  die  ungenaue  Zeitbestim- 
mung mit  ngiv  v.  96  trägt  ganz  den  Charakter  einer  Überleitung 
zu  einem  ursprünglich  fremden  stücke.  VV.  94  —  97  ist  verbin- 
dendes füllstück  des  Überarbeiters. 


Hoineros.  237 

V.  Ill  erkenoeo  die  mädcben  die  gÖttia  nicht,  x^li^oi  di 
M  &¥qto7cty  oQua^M,  das  Terbum  ogätJ&M  muss  dem  sinne 
uch  gleich  yiyvwaxHv  sein.  Der  grand  also,  dass  die  gottiu 
oidit  erkannt  wird,  liegt  in  der  allen  göttern  gemeinsamen  eigen- 
tbüinlichkeit,  nicht  aber  in  einem  besonders  entstellten  aussehen 
der  Demeter.  V.  94  war  das  ddoq  afAoXdvtovifa  grund  der  Un- 
kenntlichkeit und  in  gleichem  sinne  steht  die  mit  v.  101  begin- 
nende beschreibung  von  dem  aussehen  der  göttin.  Beide  gründe 
idiliessen  sich  gegenseitig  aus  und  stehen  im  zusammenhange  mit 
den  beiden  oben  ausgeführten  motiven  von  der  gestalt  der  Demeter. 
Wir  nennen  die  erzählung  mit  dem  motive  der  entstellung  des 
uusebens  I,  die  andere  II. 

Als  antwort  auf  die  von  dem  chor  der  mädcben  gesprochenen 
V?.  113 — 117  erzählt  Demeter  eine  gfeschichte,  wie  sie  aus  Kreta 
geraubt,  aber  den  räubern  entflohen  sei.  Im  höchsten  grade  un- 
wahrscheinlich muss  es  sein,  dass  die  rauher  eine  alte,  kraftlose 
frau  für  den  sklavenmarkt  fortgeschleppt  haben,  wahrscheinlich 
irt  eine  solche  that  nur  an  einem  jugendlichen  weihe.  Die  erzäh- 
longf  passt  also  nur  zur  situation  von  II. 

VV.  135 — 144  stellt  sich  die  göttin  als  bejahrt   dar,    also  1; 
die  von  ihr  gegebene   beschreibung   entspricht   den    103  flgd.    aiif- 
gefiihrten  anforderangen  an  eine  amme  in  königlichen  häusern. 
V.  157  flgd.  Tuwv  ovx  UV  %C^  a  xam  nguiitawv  ojfwn^v 
iidog  aufkriüaüu  dof^wv  änovoatpCiSüH^v, 
älXä  di  Si^oviai'  Srj  yuQ  &60tCMfXog  itrct, 
Voss  übersetzt  und  bemerkt  dazu :   „  keiner  wohl  möchte,  selbst  im 
ersten  anblick  deine  gestalt  missachtend,  dich  vom  hause  entfernen; 
oeifl  aufnehmen  werden  sie  dich ;   denn    in   der   gestalt   ist   würde 
irie  die  einer  göttin*^     Er  schiebt  den  begrift*  selbst    unter,    als 
ob  ein  nul  oder  n€Q  im  texte  stände,    dies   hätte  nicht  fehlen  dür- 
fen ,  giebt  aber   auch    einen   verkehrten   sinn ;    es   würde    heissen : 
auch  wenn  sie  deine  gestalt  beim  ersten  anblick  missachteten,  wer- 
den sie  dich  nicht  fortstossen,   weil  du  von  göttlicher  gestalt  bist. 
OflTeobar  muss  das   uufAul^Hv   dadurch    veranlasst   gedacht    werden, 
dass  die  gÖttin  nicht  als    d-to{(x(kog   erkannt    wird ,    zugleich    soll 
aber  die  anerkennung ,    dass   sie    &§o€CxiXog   sei    der    grund    dafür 
seio,    dass  man  sie  nicht   fortstösst,    das    wäre    widersinnig.      Der 
participialsatz    ist    negativ   zu    fassen   (s.  Krüger  Gr.  1  67.  8,  8). 


238  Romeros. 

Dann  entsteht  folgender  guter  sinn:  gleich  beim  ersten  anblick 
werden  sie  deine  gestalt  nicht  missachten  und  dich  fortstossen, 
so  göttergleich  bist  du.  Von  göttlicher  würde  steht  nichts  im 
texte.     Die  verse  gehören  zu  II. 

YV.  194 — 211  sind  unglücklich  in  den  bestehenden  susam- 
menhang  eingefügt.  Metaneira  ist  vor  der  göttin  vom  sessel  ge- 
wichen, diese  schlägt  die  äugen  nieder :  aus  schäm  wie  Hjron.  Yen. 
157?  Sie  setzt  sich  schweigend  auf  einen  von  lambe  gebrachten 
schemel,  warum  weder  sie  noch  Metaneira  ein  wort  der  begriissai^ 
sprechen ,  ist  unverständlich ,  da  die  könig^n  doch  später  Demeter 
mit  x^^Q^  yvvM  begriisst.  Statt  des  grasses  wird  der  becher  ge- 
bracht, nach  allgemeiner  und  auch  homersicher  sitte  (s.  Od.  o,  123) 
folgt  die  bewirthung  dem  g^usse  mit  Worten. 

Die  YV.  200—201 : 

fiXX^  ayiXaOtogy  anatnog  idijwog  ^di  noTtjrog 
^(fjo  n6&(p  fjuvv&ovifa  ßa&v^ijivoM  ^vyaiQog, 
können  nicht  ursprünglich  von  der  verhältnissmässig  kurzen  zeit 
zwischen  eintritt  und  begrüssung  gesagt  sein.  Besonders  setzt  das 
fA^vv&Hv  doch  eine  zeit  von  wochen  und  monaten  voraus,  ebenso 
ist  das  fasten  nur  bemerkenswerth  für  tage  und  wochen,  nicht 
für  einige  minuten.  Bin  stein  bei  Eleusis  hiess  Agelastos,  auf  dem 
die  göttin  in  dumpfem  dabinbrüten  gesessen  haben  soll.  Für  diese 
situation  passen  die  verse  genau,  nur  will  ich  nicht  widerspruchslos 
erklären,  dass  sie  gerade  auf  jenem  steine  gesessen  haben  soll, 
obgleich  nichts  wahrscheinlicher  ist. 

Die  vv.  194 — 211  sind  also  einer  erzählung  entlehnt,  nach 
der  Demeter  bei  Eleusis,  vielleicht  auf  der  Tdrqa  dyiXainog,  lange 
in  ihrem  schmerze  sass  und  von  der  lambe  erheitert  wird,  viel- 
leicht stand  ursprünglich  198  statt  dCg>QOv  niiQrjg»  Mit  diesen 
versen  fallen  zugleich  die  direktesten  beziehungen  auf  den  raub 
der  Persephone,  nur  noch  in  dem  wegen  der  commissur  verdäch- 
tigen verse  98  steht  <jp/^ov  TBurjfAivtj  rjioq  und  dieselben  worte 
V.  181.  Hier  ist  eine  epische  formel  ohne  die  geringste  indivi- 
dnalisirung  gebraucht.  Die  vermuthung  liegt  daher  gewiss  nahe, 
doss  die  erzählung  von  der  göttin  einkehr  bei  Keleos  nrsprünglich 
nichts  wusste  von  dem  schmerze  der  göttin.  So  stimmte  denn 
unsere  erzählung  zu  den  für  die  echte  gestalt  der  sage  oben  aus- 
geführten anforderangen.      An  jenen    beiden   stellen   scheint   sogar 


Romeros.  239 

die  epische  phrase  aus  dem  eingeigten  stücke  von  der  lambe   ent- 
lebt lu  sein^   denn   auch    v.  198   beisst   es:    uui^fiipii  ^<nr'   ixl 

VF.  225 — 230  hofft  Demeter^   dass  weder  zauber  noch  zau- 
beriiniat  dem  knaben  schaden  wird,    denn    sie   wisse  ein  viel  bes- 
seres gegenmittel    g^en   die   besprechung,    ein    herrliches   mittel. 
Die  ijnikvalri    wird    verschuldet    gedacht    xa»o^qatffi<Si    -n^r^vfiq, 
Ninnt  die  göttin  einen    in    der   Zukunft   möglichen    fall,   wie   die 
kertosgeber  doch  annehmen  müssen,    so    traut   sie    sich    selbst   die 
wtfKpgadCfj  zu,    denn   sie   ist  ja   nun    die   amme   des  knaben  und 
iieisst  290  demgemäss    u&ijrrj.     Auf  die   fernere    Zukunft^    wenn 
Demophon  nicht  mehr  in  den  bänden  der   göttin    ist,    können   sich 
<üe  Worte  auch   nicht   beziehen ,    denn    dann    hat   Demophon    über- 
biupt  keine  n&ijvri  mehr  (s.  221  über  die  länge  der   in   aussieht 
genommenen    dienstzeit) ,    und   die   göttin   ist   ihm   nicht  mehr  mit 
ihrem  gegenmittel  zur  seite.     Ueberhaupt   sprechen    die  worte  di- 
rekt gegen  eine  solche  annähme  in  der  Zukunft ,    die  göttin  nennt 
iiir  mittel  fAiya  fpiqfKQOVy    sie    muss    es   doch    also  mit  einem  an- 
deren vergleichen,  dies  andere  muss  also  schon  zur  anwendung  am 
koakea  gebracht  und    ihr   bekannt   sein.      Also   der    ausdruck   und 
der  iohalt  jener  verse  verl^en  die  xaxog)QadCTj  in   die   vergangene 
leit    Demophon  war  also  von  der  amme  bezaubert,   diesen  zauber 
ta  losen,  erklärt  Demeter  sich  bereit     Bisher  war  von  einem  zau- 
ber nirgends  die  rede,    und  dies  war    notbwendig,    wenn   Demeter 
iko  heilen   sollte.     Auffällig   musste   es    (v.  171  flgd.)   sein,    dass 
Metaneira  der  hülfesuchenden  fremden,    ohne  sie  gesehen  zu  haben, 
Ijf'  ämlQoyt  fjucd-tp    obdach    und    dienst    bietet.      Der    unendliche 
lohn  bt  nur  gerechtfertigt,  wenn  sich  Metaneira  von   der   fremden 
einen  grossen  dienst  versprach,  z.  b.  die  heilung  ihres  kindes.     Dies 
■otiv   kennt    auch  Ovid   in  den  Fasten.    —     Die    heilung    bedingt 
nicht  ein  dienstverhältniss,   die  göttin  braucht  nicht  amme  des  kin- 
des zu  werden.     Als  amme  war  Demeter  eine  alte  frau,    als   arzt 
dagegen  kann  sie  sehr  wohl  in  ihrer   göttlichen    g^talt    zum  Ke- 
leofl  kommen.     Da  die   entstellung    des   aussehens    ihren  deutlichen 
zweck  in  dem  dienstverhältniss  findet,    so    muss   die   heilung  zu  11 
gehören.     Diese  redaktion  erzählte  ahso,    wie    die  göttin    von  der 
kraokheit  des  kindes  hört,    es   zu  heilen  verspricht  und   in    göttli- 


240  Homeros. 

cber,    ehrfurcht    gebieteodeo    geslalt    iu    den    palast    des    Releo^ 
tritt  *). 

2.  Die  feuertaufe.  V.  231—232  nimmt  Demeter  desi 
knaben  in  ihren  duftenden  busen,  die  mutter  freut  sich,  233  heisiK« 
es  dann  weiter:  wg  tj  (abv  KthoTo  —  äyXaov  vlov  hQi^.  Dm^ 
tragen  am  busen  ist  nicht  die  art ,  wie  sie  den  knaben  emähr^^ 
nach  236  flgd.  verfolgt  sie  dabei  einen  ganz  anderen  modus.  Of^ 
fenbar  ist  der  Zusammenhang  gestört.  Der  duftende  busen  ent- 
spricht dem  göttlichen  äusseren,  er  weist  also  auf  II,  hieran  wird 
sich  gewiss  die  heilung  des  kindes  geschlossen  haben ,  da  dies'« 
aber  dem  gesammtverlaufe  der  erzählung  nicht  entsprach,  wurde 
sie  ausgeschlossen  und  der  Überarbeiter  ging  zur  erzählung  I  übep. 
Denn  das  folgende  gehört  zu  I,  die  göttin  pflegt  den  knaben  ta^ 
und  nacht  (237,  249).  Ihr  langer  aufenthalt  kann  nicht  die  hei.- 
lung  zum  zwecke  haben,  sie  verrichtet  am mendienst  (cf.  235 — 241^« 
Zu  I  gehört  gleichfalls  die  rede  der  Metaneira  213 — 23,  die  V9Ki 
dem  überlegenen  gefühle  des  tröstenden  mitleids  getragen  ist,  oh»^ 
spur  von  ehrfurcht. 

Es  folgt  nun  der  versuch,    den  Demophon  unsterblich  zu  m^^' 
eben.     Unerfindlich  ist  der  grund,    der  die    göttin    hierzu  beweg-' 
Die  Unsterblichkeit  ist  die  höchste  gnade,    die  ein    gott  dem  mei^' 
sehen   gewähren    kann,    die  liebewahnsinnige  Kalypso  hat  sie  dec^ 
Odysseus  zugedacht,  die  Thetis  ihrem  geliebten  kinde.     Apollod.  9:: 
13,  6  hat  uns  die  erzählung  von  diesem   versuche   der  Thetis   er- — 
halten.     Dass  Thetis  in  ihrer  liebe    ein    vollberechtigtes    motiv    zmM 
einer  solchen  gnade  hatte,    ist   zweifellos.      Auch    ist   der    versucb 
für  das  spätere  leben  des  beiden  von   bedeutungsvollen    folgen    ge« 
wesen,    dies  lehrt  die  sagenüberlieferung ,    so  weit  sie   die  unver- 
wundbarkeit  des  beiden  kennt,    und  findet  seine  stütze  in  der  ver- 
wandten sage  von  Siegfried  und  Wolfdietrich,  wenngleich  letzterer 
durch  ein  christliches  taufhemd  geschützt  wird.     Dagegen    schwebt 
das  unternehmen  der  Demeter  nach   veranlassung    und    erfolg    voll- 
ständig in  der  luft. 

Die  erwähnte  stelle  bei  Apollodor  hat  eine  so  nahe  Verwandt- 
schaft  mit    unserem    hymnus,   dass    eine   anlehnung  des    einen    be- 


1)  Nach  diesem  zusammenhange  liegt  kein  grund  vor,  xaxo^gaditi 
in  anderem  sinne  als  bosheit  zu  fassen. 


/ 


Homeros.  241 

ndites  ao  den  aoderen  ausser  zwei  fei  stellt.  Ich  hebe  die  stelle 
aas:  ig  ds  lyivvriCi  &ixkq  ix  JlriXiwg  ßqitpoq,  ä^dvaxov  &iXovaa 
fOf^ffM   ToviOj    xQv^u  HrjXiwg   dg  to  mg  iyxQvßovtfa  i^g  vvxtog 

ttfißdocfa,  Ilfjkii^g  di  imniQi^oag  xal  uanatQOvia  wv  naiia  idwv 
inl  10V  nvQog  ißofitfB ,  xal  0iug  xwXv&eTGu  Trjv  nqoatqtCiv  u- 
MoM  vfimov  jov  ndida  anohnovCa  nqbg  Nriqvfdag  äxno. 
Die  öbereinstimmung  im  inhalte  ist  deutlich,  würde  aber  zum  be- 
weise der  entlehnung  nicht  genügen.  Jedoch  wird  dem  aufmerk- 
stiieo  leser  eine  auffallende  Übereinstimmung  in  der  form  nicht 
eotgaogen  sein: 

Ap.  ilg  jo  nvQ  lyxQvßovCa 

Hjmn.   239   vvxjug   3i  xQvnTsaxt   nvgog   fiivH,    tjiu 

SuXov. 
248  5«fyij  ö*  ttvqI  Iv*  noXXw  —  xgvntn. 
Das  xQVTTjBtv  iv   nvgl  bedeutet    ein    einfaches    hineinlegen    in 
das  feuer,  nicht  wie  Voss  239  im  anschluss  an  Od.  c  488 : 
(ig  d*  Ixi  ng  duXdv  anoi^fi  ivixgvyft  fAtXaCvtj  xjX., 
CID  verscharren    in    glimmender    asche,    es    heisst   ja    auch    uicht 
<fifoin^  sondern  nvg,  in  diesem  sinne  sagt  daher  Apollodor  an  zweiter 
>t«Ile  Inl  JOV  fivgog  y    rings   um    das    kiud    lodert   die  flamme  wie 
001  ein  holzstück  und  verbirgt  es  gleichsam.      Das   kind    bleibt  ja 
<iocb  sichtbar,  also  ist  xgvTnEkv  ein  stark   metaphorischer  ausdruck, 
<fer  auf  eine  poetische  vorläge  des  Apollodor  hinweist: 
Apld.  /t»«^'  rifiigav  di  ixQ^^^  ufißgoaCu  •  .  . 
Hymn.  236  ^/lajo  ;|f^^€<rx'  dfißgoaC^  .  .  • 
Apld.  IJrjXevg  S^  ifuzfjgi^aag  .  .   . 
Hjmn.  244  imirigiqcacu. 
Diese    auffallende   sprachliche   Übereinstimmung    bei    der    gleichheit 
des  Inhaltes  weisen  deutlich   auf  ein    verhältniss    der   abhängigkeit. 
In  anschluss  an  die  Achilleussage ,  zeigten  wir,    hat  die  erzählung 
ihre  volle  berechtigung,  nicht  so  in  unserem  hymnus.     Der  hymnus 
lehnt  sich  also  an    die  Achilleussage    au    und    bei    der    Übereinstim- 
mung der  form  an  die  poetische  quelle  Apollodors.     Ja  es  hat  der 
hymnus  noch  deutliche  spuren  bewahrt,    die    es    unzweifelhaft    ma- 
chen,   dass  die  verse  desselben  umgesetzt   sind   aus    einer  Achilles- 
dicbtung.      Bs   ist   dem    Überarbeiter    nicht    gelungen,    die   spuren. 


242  Homeros. 

welche  auf  den  urspriioglicben  zweck  der  verse   fähren ,   ganz   i 
tilgen. 

V.  236  ovi'  ovv  ahov  Hdiav^  ov  &fi(fdf$ivog  ydXu  (Mfirgo 
Dies  von  der  Thetis  gesagt  ist  ohne  anstoss,  von  der  Demeti 
sinnlos.  Von  Achilles  ist  diese  thatsache  auch  sonst  überliefei 
und  die  falsche  etjmologie  des  namens  ist  dabei  gewiss  massgi 
bend  gewesen^  Apollod.  3,  13,  6.  Vrgl.  Preller  Gr.  mjth.  II,  p.  40 
anm.  2. 

VV.  237  —  47    charakterisieren    sich   als   bestandtheile  von 
Demeter  würde  dann  als  alte    entstellte   frau    sehr  unpassend   {d 
xaianvitovaa  genannt,  sehr  passend  Thetis^. 

V.  243  fehlt  das  objekt  zu  aKitpuio,  richtig  dag^en  sag 
Apollod.  aCnatQovxa  xiw  naiia  Idwy  iul  lov  TtvQog»  Seine  et 
Zählung  ist  also  in  guter  Ordnung,  ein  gleiches  hat  nan  also  vo 
seinem  originale  vorauszusetzen,  der  gestörte  ausdruck  des  hjmna 
kann  also  nicht  als  original  vorgelegen  haben. 

Die  Worte  der  Metaneira  248 — 249  sind  in  unserem  zusan 
menhange  geradezu  komisch,  die  fremde,  ruft  sie,  verbirgt  dich  i 
feuer,  mir  aber  bringt  sie  trauer  und  leid.  Warum  sucht  sie,  d 
herrin,  das  kind  nicht  zu  retten  und  der  dienerin  zu  entreisse 
Dagegen  wenn  Peleus  die  göttliche  gemahlin  belauscht  und  siel 
wie  sie  den  Achilleus  verbrennt,  so  muss  er  sich  dem  höheren  wi 
len  der  göttin  mit  resignation  fiigen,  und  eine  solche  resignati« 
enthalten  unsere  verse.  Deutlicher  wird  dies  noch  durch  v.  21 
T^$  d'  aie  ila  ^idwv.  Wenn  Metaneira  ihre  worte  laut  ruft,  w 
doch  anzunehmen  ist,  so  muss  die  göttin  sie  auch  hören,  währe 
unser  vers  eine  überwiegende  Wahrscheinlichkeit  durchblicken  läa 
dass  die  worte  nicht  hätten  gehört  werden  können.  Der  ve 
führt  deutlich  auf  eine  situation,  nach  der  die  sprechende  perst 
als  lauscher  (imvjQtjaag)  dargestellt  wird,  sie  will  nicht  bemer 
werden,  doch  der  entsetzliche  anblick  entringt  ihr  die  klagend 
Worte,  die  sie  verrathen.  Der  lauscher  ist  Peleus,  der  die  gatt 
furchtet  oder  doch  bangend  voraussieht,  dass  sie  ihn  verlasse 
könnte. 

Da  zürnt  die  göttin  252  x^^^^f*^^   —    TtaTdu   ^CXoVy    t 

2)  Als  Demeter  ihre  gottheit  wieder  nimmt,  heisst  es  277: 
cxidytKTO, 


Homeros.  243 

Sikmw  M  fityaQOKfkif  h$xuy  xrX.y  also  sie  zürnt  uod  legt  das 
Hebe  kind  hin,  das  sie  unverhofft  geboren  hat.  Ein  subjekts- 
weebd  ist  durch  nichts  angedeutet  und  berechtigt.  Das  subjekt 
10  hiXfi  ist  also  Demeter ,  dies  passt  nur  in  den  Zusammenhang 
der  Achilleossage  entsprechend  der  muttermilch  v.  236.  Nach  un- 
seroB  zosammenhange  ist  Metaneira  mutter,  und  auf  diese  soll 
audi  wohl  das  äiXnjov  bezogen  werden^  da  Demophon  ein  otpfyovog 
ist  und  schon  219  SiXarog  hiess.  Bei  der  Übertragung  der  verse 
luf  Demeter  -  Metaneira  hielt  sich  der  Überarbeiter  möglichst 
streng  an  sein  original,  den  relativsatz  253  musste  er  auf  Meta- 
neira übertragen,  ihren  namen  einzufügen  erlaubte  das  metrum  nicht, 
er  g[laabte  daher  genug  gethan  zu  haben,  wenn  er  dies  verhältniss 
durdi  SiflMTOv  andeutete,  da  Demophon  allein  ja  mit  diesem  worte 
beidchnet  werden  konnte.  —  Der  Demeter  zorn  über  die  stö- 
roog  ist  eben  so  wenig  erklärlich  wie  das  ganze  unternehmen. 

y.  262  fugt  Demeter  ihrer  klage  eine  prophezeiung  bei : 
»beia  Stjz,  unsterblich  hätte  ich  ihn  gemacht,  nun  kann  er  dem 
tsde  nicht  entrinnen,  ehre  aber,  unvergängliche,  wird  ihm  ewig 
beiwohnen,  weil  er  auf  meinen  knien  gesessen  und  an  meinem 
boseo  geruht  hat".  Man  denke  sich  dies  vom  Achilles  gesagt^  wie 
treffeod  und  schon  ist  das  tiefe  leid  des  mütterlichen  herzens,  das 
Tonuisahnt,  wie  der  glänzende  söhn,  der  herlichste  held  des  grie- 
cbifldien  Volkes,  dahin  sinken  wird  in  der  blüthe  der  jähre.  Und 
wie  inhaltlos  klingen  diese  worte  vom  Demophon,  von  dessen  ufiAtj 
itf^nog  die  Griechen  so  viel  wussten,  dass  die  dichter  ihn  einfach 
bei  dieser  gelegenheit  verbrennen  Hessen,  ohne  befürchten  zu 
braudieoy  dem  griechischen  bewusstsein  zu  nahe  zu  treten. 

y.  265  fährt  die  göttin  fort: 

WQijC^v  d'  Squ  Tov/iy  nBQ^nXofAivutp  ivtavtfSy 
natSsg  'Ekiva^vCwv  noXifiov  xal  ^vXomv  ah^v 

Ke  tllgemeine  bestimmung  aX^v  rjfAä ja  nuvxa  ist  übertrieben  und 
geht  über  die  erste  Zeitangabe  (SQijütv  weit  hinaus.  Der  anfang 
verräth  deutlich,  dass  eine  andere  fortsetzung  beabsichtigt  war. 
Mit  richtigem  gefuble  hat  man  nach  207  eine  lücke  angenommen, 
deoD  es  fehlt  die  not li wendige  beziehung  auf  Demophon.  Nach 
den  vorhergehenden  muss  dem  Demophon  in  diesen  kämpfen  der 
üitergang  vorhergesagt   sein.      Der   kämpf   ist  zweifellos  ad    hoc 


244  Uomeros. 

erfuoden,  die  psychologische  veraolassuog  lag  im  originale,  wo 
Thetis  dem  söhne  zwar  ehre  aber  auch  in  der  bliitbe  der  jabre 
den  tod  vor  Troja  voraussagte.  Also  auch  hier  zeigt  sich  du 
motiv  vom  kämpfe  nur  berechtigt  für  die  Achillessage. 

Sollen  die  vv.  256  —  57  die  beabsichtigte  Wirkung  babea, 
so  muss  Metaneira  Demeter  als  göttin  erkannt  haben,  im  munde 
ihrer  dienerin  würden  die  Worte  nur  als  strafbare  frechheit  klin- 
gen. Dem  Überarbeiter  ist  es  nicht  gelungen  die  erkennungssceoe 
an  ihrer  richtigen  stelle  einzusetzen,  diese  folgt  erst  268. 

VV.  268 — 274  ist  die  Stimmung  der  göttin  wieder  eine  ver- 
söhnliche, sie  setzt  ihren  kult  ein. 

VV.  287   flgd.  eilen   die    Schwestern    des    knaben    herbei   und 
besorgen    dies    und    das,    die    dritte  iaavTo  notaf  anakoiCh   iki^i^ 
avacir^aoviSu.  &vwdeog  ix   dalufAOto.      Eben   hat   die   mutter   noeh 
mit   der    göttin    gesprochen    und    nun    soll   sie    geweckt    werden. 
Auf  keinen  fall  können    diese    verse    voraussetzen,    dass  Metanein 
die  lauscheriu  gewesen  ist,  wer  dies  gethan,  sagt  uns  der  hymnns 
nicht.     Die   vv.  284 — 291   sind    in    der    vollkommensten    Ordnung 
unter  einander.     Doch  bemerkt  Franke  richtig,   dass  von  den  oben 
genannten  vier  töchtern  nur  drei    bei   der    arbeit    verwendet    wer- 
den,   wo   ist  die  viertel     Apollod.  1,  5  erzahlt  nun,  dass  Demeter 
in   das  haus  der  Metaneira  kommt  und  von  der  lambe  zum    lachen 
gebracht  wird.     Sie   ernährt    den  Demophon,    will    ihn    unsterblich 
machen  und  legt  ihn  nachts  in  das  feuer,    die  sterblichen  theile  an 
ihm  zu  tilgen,  am  tage  aber  (xa&'^  iniiqav)  wächst  Demophon   wi- 
der erwarten,    doch  Praxithea  beobachtet  die  göttin  und  überrascht 
sie,  wie  sie  das  kind  im  feuer  verborgen  hat  und  schreit  auf,  jca- 
jaXußovaa    dg   nvg     iyxixgvfAfAivov    uvtß6ii<fi.      Also    hier 
findet   sich    der  ausdruck    xQVjnuv    wieder,    ebenso   das    innfjQfhj 
eine  anlehnung    an    unseren   hjmnus    oder    an   die   Achillessage   ist 
daher  zweifellos.  —     Die  lauscherin  bei  Apollodor   ist    nun  Praxi- 
thea,   die   Bekker   im    index    mit   recht    aus    dem    zusammenhange 
Celei  filia  nennt,  Apollodor  schweigt  über  sie.     Dies  ist  eine  nach- 
lässigkeit,    zum    namen   des  Demophon  hatte  er  erklärend  hinzuge- 
fügt:   rot;  70    yuQ    fjv   ovofAo    tm    nrndL      Die    nachlässige  eile  des 
epitomators  zeigt  sich  noch  deutlicher  in  den  Worten   xad-^  iifUqav 
Je  nagaä6'^(jjq  ai^avofJkivov  tov  Jfifkotpiartog^  imiriQfiC^v  ^  ilqali- 
^iu.     Mit   xtt^'    fifiiguy    wollte    er    offenbar   den    g^ensatz 


HoDieros.  245 

Torhergeheoden  mg  vvxrag  dg  twq  xnuil&Bt  einfuhren,  greift  aber 
gleich  weit^   und   spricht   von    dem    auftallenden    wachsthnm    des 
knibeo.     Mit  gleicher  nachlässigkeit  hat  er  vergessen   zu    erzählen, 
wie  Demeter   dazu    kömmt   vom    brunnen    nach   Bleusis   zu    gehen. 
Ib  der  Originalerzählung  wurde  sie  wohl  von    des  Keleos    töchtern 
dam  bewogen.     Liess  Apollodor  dieses    stück    der    erzählung    aus, 
M  rerior  er  auch  die  gelegenheit,  die  namen  der  töchter  zu  nennen. 
Ako  nur  drei  töchter  verwerthete    der   hymnus    an    unserer   stelle^ 
ApoIIodors  erzählung  giebt  uns  nun  die  einzig  passende  erklärung, 
dttB  die  vierte  eben  die   lauscherin   war,    daher    wurde  es   nöthig 
die  mutter   zu   wecken.      Unser    hymnus    enthält   also   spuren    von 
nrei  erzablungen,    in  der  einen  stört  Metaneira,    in    der    anderen 
eioe  töchter  das    unternehmen.      Der    name  Praxithea    ist   unserem 
lijoious  unbekannt.      Eine  Zuweisung    zu    einer    der    reduktionen  1 
oder  II  halte  ich  für  unmöglich,   beide  entlehnten,    wie  es  scheint, 
io  roher  weise  die  feuertaufe  aus  einem  Achillesliede,   diese    hatte 
ibo  mit  keiner  eine    innere    Verwandtschaft.      So    viel   ist    jedoch 
ndier,  dass  beide  redaktionen  eine  feuertaufe  enthielten.     Ob  beide 
direkt  aus  der  Achilleussage  ihre  nachbildung  entlehnten,  ist  schwer 
in  tagen,  doch  nicht  sehr  wahrscheinlich.     Ursprünglich  kam   doch 
wobl  nur  einer  auf  diesen    gedanken    und   gab   damit   den    anstoss, 
den  ähnliches  auch  in  andere  gedichte  von  der  Demeter   aufenthalt 
b  Eleosis  je  nach   der   individuellen    situation   aufzunehmen.      All- 
■ahlich  hat  sicher  die  dichtung  die  hervorgehobenen  anstösse  mehr 
und    mehr   beseitigt,    besonders    unter    den    bänden   freischaflPender 
knstdichter.     So  erzählt  Ovid  Fast.  IV,  544  flgd.    die    geschichte 
roB   Triptolemos,    dessen    ansehen    als    heros  des    ackerbaus    und 
gonstlings  der  Demeter  eine  solche    gnade  schon    viel    begründeter 
encheinen  liess.     Aus  einem  ähnlichen  gefuhle  liess   wohl    die   von 
Apollodor  benutzte  dichtung  den  Demophon  verbrennen,  um  die  un- 
kkanote    persönlichkeit   dieses    k nahen    abzustossen    und    dem    be- 
rfibrnteren  Triptolemos    platz    zu    schaffen.    —      Bei   Ovid    genügt 
eioe  nacht  zur  heilung,    mit  richtigem  takte  lässt  Ov.  v.  556  ihre 
irorte  direkt  an  Ceres  richten,    das  in  unserer  erzählung  ganz  un- 
berechtigte motiv  des  lauschens  hat  er  ganz  beseitigt.     Die  mutter 
wuekt  zufällig  auf  und  mit  dem  rufe:   quid   facis?    reisst    sie   das 
liod  aus  der  glühenden   asche.      Also    die   störenden   anklänge    an 
lie  Acbilleuflsage   sind    überwunden.      Doch    eine   flüchtigkeit,   wie 


246  Homeros. 

80  oft^  hat  Ovid  sicb  za  schulden  kommen  lassen,  die  gotlio  giek 
sich  gar  nicht  zu  erkennen.  —  Man  sieht  hier  wieder,  dass  d«B 
alten  das  gefiihl  für  zusammenhangslosigkeiten  und  nngeiiageiile 
motivirung  in  ihren  epischen  dichtungen  nicht  gefehlt  hat. 

Doch  zurück  zu  den  versen  unseres  hjmnus.  W.  292  -  803 
der  scliluss  der  nacht  und  die  ausfühning  der  befehle  der  gSttia 
muss  in  beiden  redaktionen  erzählt  gewesen  sein  in  zieailich  äba- 
lieber  weise. 

Wie  der  raub  aus  zwei  erzählungen  zusammengearbeitet  war, 
so  auch  die  einkehr  bei  Keleos.  Es  erscheint  daher  gewiss,  das 
in  A  wie  in  B  ein  solcher  aufenthalt  in  Eleusis  erzählt  wurde. 
Da  zwischen  dem  raube  und  der  einkehr  kein  innerer  echter  Zu- 
sammenhang besteht,  so  können  auch  nicht  innere  gründe  fiir  die 
Zusammengehörigkeit  von  A  und  B  mit  I  und  II  vorliegen.  Kon- 
statirt  wird  aber  die  thatsache,  dass  vor  der  entstehung  unseres 
hymnus  die  episode  in  Eleusis  fest  mit  dem  raube  der  Persephone 
verbunden  war.  Dies  ist  vor  allem  der  ausbildung  und  Verbreitung 
der  eleusinischen  mysterien  zu  danken.  Beziehung  auf  die  mjste- 
rien  zeigen  daher  die  verse  205,  473  flgd.,  270  also  unser  hjmims 
ist  kontaminirt  aus  zwei  dichtungen,  deren  jede  in  mechanischer 
weise  die  episode  von  Eleusis  aufgenojnmen  hatte. 

Ob  und  wie  weit  durch  die  kontamination  die  namen  verän- 
dert sind,  lässt  sich  nicht  mehr  entscheiden,  doch  scheint  in  dem 
befehle  der  götttin  270,  über  dem  Kallichoros  ihr  einen  tempel 
zu  bauen,  doch  eine  andeutung  zu  liegen,  dass  sie  hier  geruht 
habe  in  Übereinstimmung  mit  der  späteren  sage.  Nach  v.  99  hatte 
sich  Demeter  an  den  parthenischen  brunnen  gesetzt  (s.  Voss  zu 
V.  99).  Die  beiden  redaktionen  mögen  verschiedene  namen  ent- 
halten haben. 

Seien  hier  noch  einige  Worte  über  Keleos  gestattet.  Nach 
Pausanias  11,  12,  4  flgd.  und  11,  14  war  die  Deroeterstätte  Keleae 
eine  art  filiale  von  Eleusis ,  Djsaules  sollte  den  kult  der  göttin 
hierher  gebracht  haben.  Keleos  ist  oflfenbar  der  eponjmus  zu  Ke- 
leae, seine  persönlichkeit  steht  also  in  ursprünglicher  Verbindung 
nur  mit  Keleae.  Er  hat  in  Eleusis  den  heros  Eleusin  als  gast- 
geber  der  Demeter  verdrängt,  obgleich  z.  b.  Panyasis  die  göttin 
noch  bei  diesem  einkehren  liess  (Apollod.  1,  5,  2).  Es  liegt  hier 
also  eine  von  H.  D.  Müller  mehrfach  nachgewiesene  urokehruog  des 


Homeros.  247 

«ivpranglicheD  Terbältnisses  vor,  nicht  von  Bleusis  nach  Keleae 
kaai  der  kalt  der  göttin,  sondern  umgekehrt.  Später  nahm  der 
berühmtere  ort  diesen  rühm  für  sich  in  ansprach.  Auch  kam 
mithin  wohl  der  name  des  Demophon  nach  Eleusis^  doch  gelang  es 
diesem  nicht  mehr  dem  Triptolemos  die  einfiihrung  des  ackerbaus 
streitig  zu  machen^  und  Demophon  wurde  zu  einer  nichtssagenden 
person,  die  später  möglichst  beseitigt  wurde. 

Den  versuch,  jeden  einzelnen  vers  der  episode  nach  seiner 
zBgekörigkeit  zu  bestimmen,  halte  ich  für  unausführbar,  die  gege* 
Woen  andeutungen  enthalten  auch  genügenden  aufschluss  über  die 
entstehung  derselben,  dass  wir  uns  ein  solches  mehr  oder  weniger 
geistreiches  spiel  versagen  dürfen. 

Hl.     Versöhnung  und  rückkehr. 

Schon  oben  war  darauf  hingewiesen,  dass  der  zorn  der  göttin 
aidi  nicht  mit  ihrem  auffenthalte  beim  Keleos  vereinigen  lasse. 
Noch  eben  hat  sie  wohlwollend  ihre  mysterien  eingesetzt  und  sich 
einen  tempel  bauen  lassen,  nun  setzt  sie  sich  nieder  in  demselben, 
ohne  dass  ein  zwischenereigniss  eingetreten  ist  und  lässt  das 
schrecklichste  jähr  über  die  erde  kommen. 
V.  302  flgd.:  uiuQ  ^ay&rj  JrjfA^triQ 

ivd-a  xa^i^o/uiivrj  fjtaxuQwv  ano  voaqtw  andvrujv, 
§A(fAPi  mSd-t^  fiivv&ovCa  ßa&v^iipoio  &vyutQOCj 
nehmen  den  v.  92   unterbrochenen   faden    wieder  auf  und   klingen 
nach  in  den  Worten  an  jene  stelle  an,  wo  es  heisst: 

poatptO&tTtra  &mv  äyoQtjv  xal  fAolxQay  "OXvfinov. 
Die  Vernichtung  der  feldfrucht  ist  ein  echtes  motiv  zu  A,  Zeus 
liatte  sich  geweigert,  die  tochter  zurückzugeben,  nun  sucht  die 
grollende  gottin  die  götter  zu  zwingen.  In  B  ist  Zeus  schuldlos 
am  rauhe,  also  darf  ihn  hier  der  zorn  der  mutter  nicht  treffen. 
Wir  stehen  hier  also  an  der  echten  fortsetzung  von  A,  nur  sind 
einige  verse  zur  Überleitung  nothwendig  geworden.  Diese  werden 
von  dem  Überarbeiter  stammen,  der  die  episode  von  Eleusis  in  A 
einlegte. 

V.  316  ciSc  fg>a&\  Referierend  ging  voraus,  dass  Zeus  die 
Iris  snr  Demeter  gesendet  hat.  Die  formel  cog  iijpaio  kann  ihrer 
B^nr  und  dem    konstanten   gebrauch    nach    nur   eine   direkte    rede 


248  Romeros. 

abschliessen.  Auch  an  unserer  stelle  muss  eine,  später  voai  ober- 
arbeiter  umgesetzte  und  abgekürzte,  direkte  rede  vorau^^an- 
gen  sein. 

V.  319   findet  Iris   die   göttin    in    ihrem    tempel    bei  Eleusis, 
hierin  liegt  nicht  noth wendig  eine  beziehang  auf  die  episode,  schon 
nach  der  ersten  gestalt  des  hjmnus   konnte   die   göttin   hier    einen 
tempel  besitzen.     Nach  der  echten  gestalt  der   sage   muss  Demeter 
unmittelbar    nach   der   Weigerung    des  Zeus   den   Oljmp    verlassen, 
sich    an   einem    orte    niedergelassen    und    das    verderben   über    die 
menschheit  gebracht  haben.     Als  ort  ihres  aufenthalts    würde   pas- 
send ihr  tempel  bei  Eleusis  gewählt  sein,  nicht  der  von  den  Eleu- 
siniern  täglich   besuchte   brunnen.      Ungestört   mass    die    göttin   io 
einsamer  stille  sitzen.     Ihr  sitz  am  bninnen  ist  nur  im   Zusammen- 
hang mit   der   einkehr    in  Eleusis    gerechtfertigt,    ebenso    der  aiu 
V.  200  verrouthete    stein  Agelastos.      Nach    der   echten    sage   log 
sich  die  göttin  sogleich  in  ihren  tempel  zurück. 

Nach  dem  erfolglosen  versuche  der  Iris,  die  göttin  zurückzo- 
fiihren,  sendet  Zeus  die  übrigen  götter  einzelnen  zur  Demeter,  die 
ihr  vergeblich  ihre  gaben  bieten.  Dies  stück  der  erzählung  ist  m 
guten  zusammenhange,  so  dnss  ich  nur  leise  die  vermuthung  wag«, 
es  wäre  ursprünglich  nusgeführter  gewesen ,  eines  jeden  gottes 
gaben  wären  aufgeführt,  ähnlich  wie  in  dem  bekannten  chore  in 
Euripides  Helena.  Onterstützt  wird  diese  vermuthung  allerdingt 
durch   die   schon  v.  316  flgd.  bemerkte  kürzung  des  Überarbeiters. 

Schliesslich  sendet  Zeus  den  Hermes  zum  Hades  mit  dem  auf- 
trage: 336  o^Q^  ^Atäfjv  fiokaxdiCi  nagrnqxt/jifvog  iititach.  Hält 
es  Zeus  für  geboten,  dem  Hades  gute  worte  zu  geben,  so  muss  er 
das  recht  sich  aus  den  bänden  gegeben  haben,  den  rauher  zur  zu- 
rückgäbe zu  zwingen,  d.  h.  er  trägt  selbst  mit  die  schuld  an 
raube,  also  A. 

V.  342  trifft  er  den  Hades: 

Tovyi  ävaxTa   äofAWV  ip70<J&€  iovia 
rjfAivov  Iv  "kt^^BCCk  avv  aiSotfi  nagaxont* 
Friedlich  sitzen  sie  zusammen  und  Persephone  heisst   die    gemahlin 
des  Hades.     Nach  A  ist  ein  volles  jähr  vergangen  seit  dem   raube, 
ein  versöhnliches  verhältniss    der  Persephone   zum  Hades    erscheint 
also  nicht  unpassend.     Die  beiden  folgenden  in  ihrer  erklärung  und 


flomerotf.  S40 

tfürferuDg  luwidi^ren   verse   haben   die  absiebt,    Peraepbone  im 
denpnieh  sy  842 — 43  aU  traurig  und  zürnend  danustdlen. 

V.  347  spricht  Hemes  gegen  des  Zeus  befebl  dessen  willen 
n  and  kategoriseh  ans»  seine  werte  sind  nicht  fMxXaxof.  Auch 
agert  sieb  Hades  mit  keinem  werte,  obgleich  ihm  A  dazu  volles 
cht  giebt.  Hermes  spricht  nicht  nach  der  situation  von  A.  Die 
•  349  von  S^a  an  bis  856  sind  jedoch  ans  A. 

V.  348  Ziflg  fii  jAnilQ  Jjpwytv  äyavfip  lliQCifdriutv 
i^ayayiiP  ^E^ißivC^  furä  ag>4aQ. 
stcr  üfiT^  lassen  sich  nur  die  oljmpiscben  götter  verstehen,  dem 
nmmatischen  zusammenhange  nach  ist  es  jedoch  unmöglich.  Dr- 
prifaiglich  muss  die  beziebung  auf  &sol  klar  gewesen  sein.  Der 
in  wurde  entstellt ,  weil  der  Überarbeiter  zu  A ,  den  nun  fol- 
[Mdea  Versen,  überleiten  wollte.  Der  anfang  vott  Hermes  rede 
;thorte  zu  B ,  zweifellos  wird  der  Überarbeiter  mehr  als  diese 
mu  verse  B  entlehnt  haben,  auch  von  den  vorhergehenden  müssen 
wboi  einige  zu  B  gehören.  Da  er  im  weiteren  verlaufe  von  B 
1  Widerspruch  mit  der  von  ihm  geschaffenen  situation  gerieth, 
vir  er  genSthigt  zu  A  überzuspringen.  Direkte  anlehnung  an  A 
itUten  die  w.  838  und  889: 

•it  ganz  übereinstimmend  mir  849.     Auch   die  v.  888   vorherge- 
soden  werte  sind  denen  in  v.  849  sehr  ähnlich,  es  heisst  hier: 

vs.  888  lg  fdoq  l^ayayilv  fmä  iatiMPoq  — 

vs.  849  t^oyayiTv  ^Eqiß%v<f^^  finä  c^iaq. 
Ke  beziebung  des  Cfiaq  auf  die  götter  bestätigt  sich  somit,  also  an 
häcber  stelle  im  auftrage  und  in  der  botschaft  selbst  findet  sich  ein 
Mtoss  in  der  form,  dabei  direkte  beziebung  auf  A.  Daraus  ergiebt 
cb,  dass  der  auftrag  ursprünglich  in  direkter  rede  abgefasst  war, 
r  überarbeiter  hielt  sich  an  B  und  setzte  sie  in  ein  referat  um, 
I  der  allgemeinen  situation  gerecht  zu  werden,  ging  er  zu  A 
er,  ebenso  natürlich  in  der  botschaft  selbst. 

V.  357  flgd.  Hermes  hat  den  auftrag  ausgeführt,  Hades 
Mi,  gehorcht  aber  dem  befehle  des  Zeus.  Diesem  lächeln  des 
ies  SUMS  ein  überlegenes  gefiibl  zu  gründe  li^en.  Zeus  als 
0ÜMmg  hat  aber  das  recht  die  rückgabe  zu  fordern,  dies  erkennt 
Phikilogiis.  XXXy.  hd.  2.  16 


250  Homeroir. 

auch  Hades  an;  also  von  den  fuiXaxa  fmj  kebe  spur.  —    S^i 
fordert  Hades  nun  die  Persephone  auf»    350  hciknrtn,  diesen 
Xivi$p  enlsprecben  nor  die  drei  ersten  verse,  dann  fol^  v.  363 

Br  setzt  also   mit   bestimmtheit  voraus,    dass    er    der  gemahl 
Persephone  sein  wird  und  sucht  diese  mit  ihrem  loose  ausznsöhn 
vs.  364:   Iv&a  d*  lovaa  dianocattg  ndvimv  xiL:   ivda  kann 
die  Unterwelt  bezeichnen,  also  können  die  worte  nicht  in  der  un( 
weit  selbst  gesprochen  sein.     Hades   fälirt  noch   weiter   fort, 
Persephone  Versprechungen   und   Vorspiegelungen   zu    machen ,    ' 
den  ehren,  die  sie  als  seine  gemahlin  haben  wird.     Die  worte  k 
neu  nicht   im  Hades  gesprochen   sein,  sie    nehmen  die  vermähli 
als  noch  bevorstehend  an,    also   müssen   sie    gesprochen   sein, 
Pluto  die  Persephone  fortfiihrt.     Der  erfolg  der  worte  ist  v.  l 
ausgesprochen:  cü^  yxirOy  y^drjaip  d^  nsqtipQiav  DfQCitpoviWy  d 
es  heisst  weiter,  schnell  springt  sie  auf,  Hades  giebt  ihr  den  g 
natkern.     Nach  der  beabsichtigten  entwicklung  der  erzählung,  \ 
sich  Persephone  offenbar  freuen,    dass  sie   wieder  zur  mutter 
rückkehren  darf.     Nach  dem  zusummenhange  der  verse  selbst  ni 
die  freude  jedoch  als  resultat  der  Versprechungen  des  Hades  gell 
wieder  ein  klarer  beweis,   dass  die  vv.  363 — 370  erst  mechani 
in  unseren  Zusammenhang  eingefügt  sind. 

V.  37 1 ,    also    im  augenblicke    der    abreise  giebt  Hades 
Persephone  den  granatkern,    gutwillig  wird   sie  ihn   besonders 
diesem  augenblick  nicht  genommen  haben,  und  zwingen  kann  er 
nicht  imbeisein  des  Hermes.      Unschicklicher  konnte    der   mon 
nicht  gewählt  werden.     Es  fehlt  dem  dichter  auch  nicht   ganz 
gefiibl  hierfür,  v.  411  lässt  er  daher  Persephone  erzählen: 
avtikQ  0  kdx^Qri 
ifkßaXi  fio^  ^otl^g  xoxxoMj  fAiXtrjif^  Idwdriify 
axovcav  di  ßCff  fii  ngogrjvuyxaaoi  ndaaa&ai. 
Heimlich  vor  dem  Hermes  und  gezwungen  will  sie  g^essen  lial 
V.  357  lächelte  Hades,   als  er  des  Zeus    befehl   gehört    hatte, 
leitet  ihn  hier  offenbar  das  geftihi,  des  Zeus  befehl  kommt  zu  s 
Persephone  gehört  ihm,  d.  h.  sie  hat  von  der  frucht  der  unten 
genossen.     Dies  muss  also  vor   der   ankunft    des  Hermes    gewf 
sein.     Die  vv.  363 — 369  enthielten  ein   stück   erzählung,    wel 
die  gespräche  während    der   fortführung  behandelte,    sie    bewd 


Bomeros.  251 

ibo  doeb,  dan  ursprünglich  in  einer  der  redaktionen  der    verkehr 
im  flades  und  der  Persephone  nach  dem  raube  behandelt  war,  hier 
!     wir  offenbar  die  echte  stelle  für  das    motiv   vom   granatkern.    — 
Weno  Hades  während  der  fortführung,  also  zwischen  dem  momente 
ia  raabes  und  der  ankunft  in  der  unterweit,    zeit  hat  zu  gesprä- 
I     cko,  80  setxt  dies  ein  längeres  verweilen  auf  der  oberweit  voraus, 
i     tüat  also  auf  die  situation  von  B.     Da  in  B  der  raub  ohne  vor- 
I     wiaeo  des  Zeus  geschah,    so  hatte  Hades  nach  der   situation   von 
B  allen  grund,  möglichst  bald  die  Jungfrau  an  sich  zu  ketten,   das 
■oti?  vom  granatkern  würde  also  sehr  gut  zu  B  passen. 
VV.  375—385.     Hermes  führt  die  Jungfrau  zur  mutter. 
VV.  385 — 403  folgt  die  verstümmelte  begrüssungsscene    zwi- 
lebea  mutter  und  tochter.     Demeter  fragt  die  tocliter,  ob  sie  etwas 
Ma  Hades  genossen  hat,   sie  kennt  die  folgen  davon.     Sie   fährt 
T.  404    fort   zu   fragen ,    durch   welche  list  Hades  die  tochter  ge- 
tauscht habe.     Offenbar   hätte    vorher   eine    antwort  gegeben    sein 
Mneo,    ob   die   tochter  der  fragenden  mutter  ganz  angehört  oder 
aicbt.    Wäre  die  antwort  mit  einigen  bejahenden  versen    gegeben, 
10  würde  sich  die  weitere   frage    nach   dem    wie    v.  404   richtig 
nad  sachgemäss    anschliessen.      Die    nun    folgende    erzäblung    der 
Penephone  enthält  wörtliche  entlehnungen   aus    der   obigen    erzäh- 
lang,   V.  409—410  =  338—339,   411  =  371,    412  =  372 
alt  geringen   abweichungen.  —     Die    erzählung  vom   raube    ent- 
Ut  die  motive  beider  redaktionen   gemischt  v.  414  ügd.;    abwei- 
cliead  von  der  obigen  erzäblung  werden  die  namen  der  gespielinnen 
geaaont.     Von  dem  66Xo^   durch    die   narzisse   ist   nicht    die   rede, 
doch  schwebt  die  betreffende   stelle   dem   dichter   vor  äugen,    428 
iieiast  es: 

vaQMtCCor  &*   op  i(pva\  licmq  xqoxov,  iVQiTa  jf^cJr, 
lis  ob  sich  das  nicht  von  jeder  blume  sagen  Hesse,  v.  8  hiess  es: 

>aqxkac6v  &*  <^v  Ifpvai  doXov  xaXuxvinkd^  xovqh* 
Dem  nachdichter  fehlte  also  nicht  ganz  das  gefiihl  für  die  unpas- 
leode  Verbindung  in  v.  8.  —  Die  Wiederholung  der  erzählung 
irt  in  keiner  weise  durch  die  frage  der  Demeter  gerechtfertigt; 
lie  hatte  nur  gefragt ,  wie  Hades  die  tochter  zum  genusse  des 
graoatkems  gebracht  habe.  Wir  hatten  gesehen ,  duss  ein  stück 
der  erzählung  des  rauhes  beseitigt  war,  einige  verse  und  das  motiv 
des  granatkerns  waren  dadurch  an   eine   faliche  stelle   gekommen« 

16  • 


3S2  flonerof. 

Als  antwort  auf  die  frage,   wie  Peraeplione  zqb  gwame  im  gra- 
natkerns  geitommen  sei,    erzählt  sie  die   geschichie   vom    ravbe. 
Bs  ist  wohl  deutlich,   dass   eine  echte  verhindaag  des  Motives  nit 
dem   raube  selbst   dadurch    eine   grosse   Wahrscheinlichkeit    erhält. 
Während  der   fortführung  wird   sie  schon  davon  gegessen    haben, 
ursprünglich  erzählte  dies  Persephone  der  mutter,  der  fiberarbeiter 
hatte  das  motiv  verstellt,    das   musste   auch    in   der  nachenähluD|f 
geschehen,    daher  setzte  er  die  erzählung  vom  granatkern  in  sd- 
veränderter  gestalt  gleich  an  die  spitze  der  antwort  ond  licas  nin, 
um  von  der  echten  antwort  nichts   fortzulassen,    den   raub   folgcs 
in  der  von   ihm   zusammengearbeiteten   gestalt     Er  merkte   nidi^ 
dass  er  mit  der  Verstellung  jenes  motivs  eigentlich  jedes  recht  inr 
erzälilung  des  raubes  verlor;   er  betrachtete  diese  stelle  auch  woU 
als  günstige  gelegenheit  die  namen  der  gespielinnen  nachtragen  n 
können  ^). 

VV.  434«— 437.  Mutter  und  tochter  sitzen  den  ganzen  tMf 
zusammen  und  sind  fröhlich.  Ist  diese  fröhlichkeit  berechtigt  es* 
mittelbar  nach  dem  v.  433,  wo  es  heisst: 

Tovio  to$  axwfAfvfi  TiBQ  uXti^iü  nan^  d/oQtvi^, 
nachdem  die  göttin  zu  der  erkenntniss  gekommen  ist,  dass  sie  di^ 
tochter  ein  ganzes  drittheil  des  Jahres  entbehren  mussf     Zwischen 
433    und   434   ist    nicht   echter  Zusammenhang.   ^     Ist  die   be^ 
grüssung  der  Hecate  echt,  so  gehört  sie  zu  A. 

V.  441  sendet  Zeus  die  Rbeia  zur  Demeter,  als  zweck  wii^ 
angegeben,    sie  zu  den  göttern  zu  fuhren.     Zeus  ist  sieh  bewnsA 
dass  die   rückkehr  noch   von   bedingungen   abhängt,   er  verapridi^ 
daher  1)  die  grössten  ehren,    und   2)  bewilligt  er  die  tochter  an^ 
zwei  drittheile  des  jahres  (vivd).      Eben    hat    er   der  mutter    di^ 
tochter  zuführen  lassen  in  der  absieht,    dass   sie  dieselbe  ganz  be^ 
sitzen  soll,  das  fatum  aber,  und  das  wusste  Demeter,  verbietet  e^ 
Zeus  wille  kommt  nach  dem   vorhergehenden   dabei    gar    nicht   is* 
betraclit.      Was  hat   also  Zeus    noch    zu    bewilligen  f     Der  Rhei^ 
botschafit  steht  mit  dem  vorhergehenden  nicht  in  echtem  zosaaimen^ 
hange;  je  weiter  man  liest,  desto  klarer  wird  dies. 

4)  Prellers  ansieht»  dass  die  erste  ersähluag  vom  raube  unecht 
seil  ist  durchaus  modern  nach  der  art  der  heutigen  novellisük  xmS- 
lässt  ein  verst&ndniss  des  altepischen  gesanges  in  hohem  grade 
vermissen. 


HoaerM.  258 

Kflnaiig  F.  448,  iSg  fyat*  nach  iodirekten  referate. 

Rhda  begiebt  rich  snr  Demeter  über  das  wflstlieg^ende  feld 
1  apricbt  467: 

aXV  1&§,  rixvQP  ifiiv,  nal  nt(9io,  fAr^di  n  Xtf^v 
a^i^X^g  fkivia$v§  »iXat9B^$  Kgoplnavt, 
ohpa  di  naqnov  a<Jf<  fi^ecßkov  ivd^uirtQ^m» 
neter  grollt  oocb  und  bat  die  frucbt  der  erde  aocb  uicbt  lu« 
ickgegebea«  es  kann  der  gnind  zum  zoroe  also  noch  nicht  ge- 
lben sein,  dämm  lässt  Zeus  ihr  ehren  und  die  tochter  für  zwei 
rittheile  des  jahres  bieten.  Bis  dabin  hatte  Zeus  die  götter  ver- 
[ebens  abgesandt,  nun  schliesslich  schickt  er  der  göttin  leibliche 
lütter  und  g^ebt  so  weit  nach,  dass  die  tochter  nur  ein  drittheil 
b  Jahres  beim  Eades  bleiben  soll.  Wenn  diese  bestimmung  ober 
b  aofenthalt  der  Proserpina  durch  des  Zeus  willen  geschieht, 
MDB  das  motiv  vom  granatkeme  nicht  vorausgesetzt  werden,  denn 
lau  wurde  das  fatum  sie  zurückhalten.  Dass  Zeus  allmählich 
int  sachgiebt,  beweist  sein  Interesse,  also  seine  mitschuld  beim 
übe,  so  erzählte  A,  während  B  den  granatkern  verwendet.  A 
näblte  also,  wie  die  göttin  sich  in  ihren  lempd  zurückgezogen 
lud  die  ackerfrucht  verderbt  hätte.  Zeus  will  sie  versöhnen  und 
icbiekt  alle  götter  nach  einander  zur  Demeter  mit  anerbietungen, 
cbliemlich  die  eigene  mutter,  die  Jungfrau  soll  nur  einen  theil 
b  Jahres  in  der  unterweit  zubringen,  so  weit  hat  er  nachgegeben. 
)i  eodlich  lässt  die  göttin  sich  erweichen.  —  Nach  B  kömmt 
iuMlbe  resnitat  heraus  durch  den  genuss  des  granatkemes. 

W.  473 — 83.  Die  einsetzung  der  mjsterien  sind  ein  echter 
crtaodcheil  der  einkehr  bei  Keleos.  Die  namen  477  enthalten 
^«■Qthlich  eine  Verbindung  beider  redaktiouen. 

VV.  486 — 89  können  zu  A  wie  B  gehören,  ein  hinweis  auf 
Ü€  eine  oder  andere  redaktion  fehlt. 

V.  302  von  uidq  —  334  zu  A,  im  anfange  Überleitung  und 
(inang  314—316. 

TV.  334 — 433  B  einzelne  Veränderungen  nach  A;  Umstellung 
b  verse  363—369;  371—374. 

VV.  434—347  flickverse? 

VV.  438—440  nach  A. 

VV.  441—473  Ißnt(f  zu  A,  kürzung  442-447. 


254  Boneros. 

473 — 482  nach  I  oder  II. 

Diese  bemerk ungen  habe  ich  über  die  echte  gestalt  unseres 
hymnus  mitzutheileo ,  die  vergleichung  voo  Apollodora  darstellung 
dieses  gegenständes  behalte  ich  mir  für  eine  andere  zeit  vor.  — 
Ich  bin  nicht  gemeint,  dass  die  einzelnen  nach  redaktionen  be- 
stimmten verse  nun  wirklich  stets  wörtliche  entlehnungen  aus 
dem  originale  sind,  sie  schliessen  sich  nur  nach  Inhalt  und  stark 
nach  der  form  an  dieses  an. 

Zeitz.  FJk.  Wegener, 

Sophokles  und  lophon. 

Dass  lophon  von  seinem  vater  sorgsam  erzogen  —  offenbar 
weil  er  früh  poetische  anläge  verrieth  —  und  beide  stets  in  be- 
stem einverständniss  gelebt,  setzt  Aristoph.  Ran.  73  flg.  ausser 
allen  zweifei.  Woher  nun  der  process,  den  Soph.  Vit.  ^.  13  be- 
richtet? xuC  nou  ...  iv  \  Sgufian  dcfjyayt  tÖv  Vo^pcüvra  avt^i  f 
y)&ovovvTa  xul  nqog  rovg  ipQuioqaq  lyxotXovPta  t(§  natgt  wg  vjto 
yi^Qfog  nuQa^Qovivvri'  ol  de  itp  Yo<jpcüiTf  InntfAfiCaw,  Dass  lo 
ilgrjyayi  Sophokles  nicht  subject  sein  kann,  ergiebt  das  folgende: 
denn  das  zeigt,  dass  dieser  stoflf  wenigstens  eine  scene  eingenom- 
men, wie  er  also  nimmer  in  einer  tragöd  ie  gestanden  habe,  trefflich 
dagegen  zu  einer  komödie  passe.  AgKftogxivijg,  der  name  des  einzig^en  in 
der  vita  namentlich  angeführten  komikers,  ist  ausgefallen,  wie  G.  Her- 
mann gesehen ;  dann  ist  iv  Jgdifiaa^v  zu  schreiben.  Daraus  folgt  aber 
weiter,  dass  diese  erzählung  erst  nach  Sophokles  tode  entstanden :  die 
JgdfAaia  müssen  nach  den  Fröschen  entstanden  seyn,  da  ja  zu  ihrer 
zeit  an  ein  zerwürfniss  zwischen  vater  und  söhn  noch  nicht  ge- 
dacht  war.  Aber  konnte  denn  der  gedanke  an  ein  solches  nach 
Sophokles  tode  entstehen?  Allerdings:  denn  die  mla  zeigt,  dass 
lophon  nach  dem  tode  des  voters  zu  dessen  ehren  mancherlei  ge- 
than,  als  da  ist  das  begräbniss,  die  schmückung  des  grabes;  selbst- 
verständlich hat  er  tragödien  des  vaters  aufgeführt:  grade  bei 
letzteren  hat  sich  gelegenheit  zu  spott  gefunden  und  die  Aristo- 
phanes zu  einem  streit  zwischen  lophon  und  dem  vater  ausgebildet: 
man  beachte  besonders  qtd-ovovviu  ^  was  nur  auf  die  Stellung  als 
tragiker  gehen  kann.  Und  dies  bestätigen  in  gewisser  weise  auch 
die  fragmente  des  stücks  Jgd/Aara:  fr.  1  Bergk.  zeigt  deutlich, 
dass  im  stücke  die  phratoren  versammelt  waren :  sie  horte  man 
zuerst  hinter  der  scene  lärmen,  fr.  3  B.,  vi^l.  Arist.  Ran.  755: 
dann  waren  sie  tafelnd  auf  der  bühne,  fr.  5,  und  schalten  über 
magere  opferthiere,  fr.  2:  darauf  passt  auch  fr.  8  das  fji^iuLyuytTv, 
Scholl,  ad  Arist.  Ran.  810:  dabei  kam  der  streit  zwischen  So- 
phokles und  lophon  vor.     Aehnliche  scenen  waren  in  den  ^a$TaXitg. 

Ernst  wm  Xeulscfc. 


VII. 

Zu  Pindars  Isthmien. 

Pind.  Isthm.  I,  24  f.:    oJä  tf  X^Q^^^   anovtd^ovuq  alxfialg,  \ 

not  hd'fpotg  ixot*  Iv  ittfxo^Q   Uv.     Für  alx^uTq,    das  der   sclio- 

L    Uait   aixfidg    erklärt,    vermutbet    ebeodarum    Bergk    alx^atq    als 

^  ioüscben    accusativ     und    ebenso    soll    hd^tvoiq     Sioxotg,    iodem 

er  fur    onoj^   iv    vorschlägt    onoxav,     äoliscber    accusativ    sein. 

\m    Wenn   der    dativ    anstö'ssig    wäre,    obscbon    wir   doch    auch    bei 

Hon.  II.  IV,    490  axotrKTfv   3$A'    dovQt   lesen,   so    könnte    man, 

^  atorit^Hv    keines    objectes     bedarf,    für    alxfAoig    vermuthen 

^[9y  „was   sie    speerwerfend    fiir    preise    gewannen 'S    ^^^    ^^^' 

•UBnif.     Doch  ist  nichts  zu    ändern.      Im    folgenden    macht    inou 

kr  handscliriften  wegen  der  kürze  der  letzten    sjlbe,   wofiir   eine 

m   ^kgt  erwartet  wird,  bedenken.     Hermann  schrieb  o;ror'  h,  andere 

S   oxoV  av  oder  weniger  passend  ojioV  sv,  Mommsen  bezeichnet  ohne 

r    iegriindung  onoii    im    texte.      Bergk    endlich   glaubt    bnoiuv    sei 

ioKsch  gewesen  fur  bnon.     Sollte  die   kürze   nicht   gerechtfertigt 

seia  dorcb  vftiQtiQov  v.  2,    so    liesse  sich   ocdxig  vermuthen,    wo 

dann    die    construction    wäre   xal    oJa   Icxov    btfuxtg    St(Txo$g  Uv. 

Das»  übrigens  auch  iv  vor  Staxotg^   welches  in  allen  handschriften 

feiiU,  entbehrlich  ist,   zeigt  Uom.  Od.  IV,  626  SCaxonfiv  rionovro 

xai    afyttvifjffiv   Uvugj    wo    die    natürlichste  construction  jiqnovTO 

Uvng  ist. 

Vs.  36:  u  viv  igstdoi^ifvov  vavuytatg  \  i^  uiingriiag  iXhg  iv 
9(^oiff0a  I  dil^aTO  avvjvxfa.  Da  igeidicdaC  tiv$  sich  auf  etwas 
stntzeo  heisst,  auf  Schiffbrüche  (vuvaytaig)  aber  im  mecre  zur  ret- 
ting sich  niemand  stützen  kann ,    so   vermuthete    ich   schon  läii^t 


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Je 

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256  Piodaro«. 

vavayfotg  „auf  8chiffttriiromer<<,    woraaf  mich    auch  der 
plnral  vavayfMg  führte.     Mit  vergnügen  sah  ich  später  bei  Hoa»* 
sen ,   dass  schon  Erasm.  Schmid  so  schrieb ,   was  aacb  Bergk  ail 
recht  au^enommen  hat. 

Vs.  41 :  $1  d'  aQiT^  *aTuxHta§  naCav  offfdvm  Für  ntnaaalUsM 
U9§  in  der  bedeutung  ,^icb  auf  etwas  verlegen'^  findet  sich  schwer» 
lieh  ein  beispiel.  Man  hat  mebreres  versucht  Früher  schlug  ich 
vor  nifoaixi^  itg,  dem  überlieferten  xu  fern  und  dam  nicht  ener- 
gisch genug.  Darum  will  ich  jetzt  xatixi^  t§g  „wenn  einer  seis 
ganzes  streben  für  die  erreichung  des  sieges  festhalt  oder  znsasH 
menhält^^ 

Vs.  52  ff. :  Sfifu  d^  foix«  Kgovav  cmtCx^ov^  vlop  \  jreitov*  ifM' 
ßofiipo^g  iviQyitay  |  agfidnap  Utnodqoiuov  «cXo^crai«  Schwtf- 
lich  ist  für  Poseidon  das  beiwort  Irniodqoiuoq  schicklich »  woU 
aber  für  wagen.     Darum  vermuthe  ich  ijntodfOfjUwv. 

Vs.  68:  aUa^cm  d'  ifAnCmwv  ytlf.  Aus  v.44  so  wie  am  des 
Schlüsse  des  gedichtes  sehen  wir,  dass  eine  neidisdie  gegenpartci  1 
ezistirte,  die  zum  verhöhnen  bereit  war.  Bergk  nahm  mit  recht 
an  dem  unpassenden  Ifknlntuxv  anstoss  nnd  wollte  allerdings  de* 
sinn  angemessener  aXk/o^g  IvMjjinjfav.  Dem  überlieferten  naber 
vermuthete  ich  schon  früher  iiknail/uiv  „verhöhnend'^ 

II.  7  f.:  ovS*  Inif^vavTo  yXvxiTai  fnXif&oyyov  Jiotl  Ufff^ 
XoQag  I  äg/vfiikdiicak  Tfqofsmna  fioX^uHOfunfot  iotSaL  Die  phraie 
aQyvQta&iTaak  nqo^fana  war  schon  dem  sdiol.  anstösmg,  der  nfi" 
aana  schleppend  fiind.  Auch  Dissens  künstliche  erklärung:  »^liedcr, 
die  nach  silber  ausseben'S  womit  zugleich  ein  ansdruck  der  kälti 
bezeichnet  werde,  ist  nicht  annehmbar.  Hier  hat  ghube  ich  Moritz 
Schmidt  (Find.  Olymp,  siegesgesänge  p.  CXXXVIII)  einen  treffli- 
chen dienst  geleistet,  der  nqoda  n^  schreibt  und  es  mit  iiti^pam^ 
verbindet:  „und  nicht  wurden  die  süssen  lieder  von  der  Terpsichore 
um  geld  irgend  wohin  in  die  ferne  verkauft^^  Zur  unterstötsnag 
dieser  emendation  mache  ich  noch  aufmerksam,  dass  sonst  überall 
im  gedieht  an  dieser  stelle  die  zweite  trochäische  dipodie  b  eine 
länge  ausgeht,  so  dass  schon  dadurch  ttqoCfana  sich  als  fabch 
erweist. 

Vs.  12  f. :  liSül  Y&q  äv  cofog,  ovx  äyvßi  ditdin  \  ^Ic^iUav 
Innolet  vCxav.  Der  Zusammenhang  sdieint  doch  wegen  des  voraoa- 
gehenden  lc€l  yuQ  wy  ifofog  zu  verlangen,  dass  imui  ain  ifpän^ 


Pindar«»!.  257 

»ictt  i/wwia  Fentebe.  „Du  bist  einsicbtigy  dir  einem  denen 
mAt  imkandigen  besinge  ich  u.  i.  w/'  so  wie  es  naeb  Vorgang 
euMi  aebol.  auch  Kajser  verstanden  hat.  Da  aber  nach  Mommsen 
Annot  crit  soppl.  p.  111  die  elision  des  jota  nicht  gestattet  ist, 
■a  wärt  ayrmt  äifiia  nit  sjnisese  xu  lesen  um  so  eher  als  man 
spüer  fiw  sfirach  und  schrieb. 

Vs.  19  f. :  Mt^  ro^r  *Xi§va7g  i^^EQixS'ftSav  xaginaotv  aqaqiaq  \ 

TfSq  hnaqaXq  h  ^yi&ävatq  ov*  IfAifi^rj.      Es   scheint  gerathener 

L     10^*  mit  Mommsen  ak  relativ  zu  fassen  wie  Nem.  IV,  52  und  zu 

I     iilcrpongiren  xtU  t6dh,  Kkuvaiq  ^Eqix^ndav  —  Iv  W^aVa»;,   oln 

\    'p^Mf^  ood  wo  er,    nachdem  ihm  zu  Athen  der  preis  zugefalleui 

J|    im  Wagenlenker  lobte.     Denn   wenn   man  id^»    ab   demonstrativ 

mAttty   so  ist  man  genöthigt  nach  nkuvaiq  ein  t   oder  (T  einzu« 

Kkieben,  was  die  handschriften  nicht  haben. 

Vs.  42:  nUmv  N§(Xa¥  ngog  äxTcig.  Das  letzte  wort  ist  unsicher, 
4  die  handsebriften  äxjdv  nnd  avyäg  geben.  Ich  glaube  es  sei 
a  Khreiben  ox^ag ,  vgl.  Eurip.  Hei.  491  Ntdav  naf*  ox^aig, 
w»  vidleicht  selbst  aus  einer  reminiscens  an  Pindar  entstanden 
k.   S.  unten  zu  IV,  16. 

III.     Gegen  die  einheit  dieses  gedichtes,  das  schon  die  scholia- 
to  und  auch  alte  handschriften  in  zwei  gedichte  trennten,  nämlich 
m  V.  1 — 18  ab  bthm.  Ill,    von  v.  19  an  ab    IV,   während  6. 
I,  Böckh  und  Dissen  die  einheit  festhielten,    haben   sich  in 
zeit    mehrere  stimmen   geäussert.     Bergk    trennte   es   in 
swei    öden,    und   mit    einigen  modificationen    treten  seiner  ansieht 
aack  ScknitBer  und  Bulle  bei,    letzterer  mit    der    meinung  III  sei 
^iter  gediditet  und  von  Pindar  als  einleitung  der    angenommenen 
IV  Torangesetxt  worden,  so  dass  beide  gedichte  ein  ganzes  bilden* 
Gegen  die    trennung    hat   sich  Mezger  jahrbb.    f.  philol.   bd.  95, 
p.  892«— 400  ausgesprochen,   und   nach   öfterm  zweifeln  und  wie- 
derholter öberlegung  muss  ich  seinem  resultate  beitreten,   das  sich 
ikm  in  gründlicher  Untersuchung  über  den  ideengang  und  über  den 
kaoptgedanken  ergeben  hat.     Nur  in  einem  punkte  kann   ich   seine 
■ewang  nicht  theilen.     Nämlich  v.  29  (F.  avoqia^g  i'  lax(liTai€w\ 
tXxa&ir  tnuJiatCtv    äjnop&'  *HQaxXi{a$g  \  »al   fitptiu   fiaxQCjiQav 
mt%4iikv  äf^dp,  findet  er  der  Zusammenhang  gestatte  nicht  (fmv- 
it&iF  ab   imperativ   zu   fassen;    und   in   der  that  bt  der  sinn  nur: 
dH  Kleoaymiden  haben  das  höchste  an  trefflichkeit  erreicht)  üW 


258  Pindaros. 

welches  hinaus  nicht  weiter   zu   streben    ist.      Wenn   Mezger    Bua 
aber  p.  898  vorschlägt  fiaxgoTBQa  und  ägnäv  (sc  iah),  so  atek 
dieser  directen  behauptung  fAfjxin   entgegen,    da  lo   ovxiT$    ndthig 
wäre.     Lässt  man  firjxfn  stehen ,   so    kann  anviduv  nur  inperati- 
visch  sein,    freilich  nicht  passend  an  den  sieger  gerichtet,    sondero 
wie  bei  Pindar  mehrmal  ganz  allgemein,    man  solle  nicht  über  das 
mögliche  hinaus  streben.     Gern  fände  man  aber  den  gedanken   der 
Unmöglichkeit   ausgesprochen,    und   den   gäbe  Cbrists   räv   (früher 
wollte  ich  av  statt  xa()  oix  fri.     Doch  eine  änderung  des   fifpiiu 
ist  nicht  nöthig.     Mit   unrecht  ferner  denkt   Mezger   mit  HartoD|f 
daran    fiaxgoTiqav   in   juaxgouga   zu  ändern ,   weil   man   von  der 
agnä  das  beiwort  fiaxQOTcga  überhaupt  nicht  sagen  könne,    liebli- 
cher ist  seit  Homer  allerdings  das   beiwort  fu(^wv,    welches    ab« 
vom  metrischen  abgesehen    hier  weniger   befriedigen   würde;   desa 
gerade  das  bild  der  Herakles-säulen,  welches  die  idee  der  grossteo 
noch  erreichbaren  entfernung  in   sich   schliesst,    ruft  dem    beiwoit 
fiaxgouoav  als  dem   geeignetsten.   —     Vermuthlich   nur   aus   ve^ 
sehen  citirt  Mezger  v.  45  jtav  tot    ioi'TWP  ii&Xmv  statt   äoiiäf, 
wie  seit  Härtung  die  herausgeber  schreiben. 

Vs.  36 :  i'tJv  d'  av  finu  x^^l^fQ^ov  noixCXatv  /urivtSv  J^6g>av  x^^^ 
dtTf  q>o^h>ixeoKTiv  avdrjifiv  ^oJoi^.  Die  werte  notxtXiav  fifjvwv  aU 
temporalen  genitiv  wie  ^igovgj  ;|f<i^cüvog  xtX.  mit  Dissen  anfxii' 
fassen  geht,  wie  Härtung  gezeigt  hat^  nicht  an,  und  auch  di^ 
Stellung  widerstrebt.  UofxiXog  in  der  bedeutung  „zweifelhaft,  ge^ 
fährlich"  kommt  erst  bei  spätem  vor  wie  Polybios.  Ich  bleibe 
bei  meinem  alten  Vorschlag  noixfXcjg,  mit  av&fjatp  zu  verbinden- 
Durch  diese  anticipation  und  schroffe  Stellung  nach  ;|f€ftfi/^«oy  winl 
schon  auf  das  folgende  x^^^  fOtviXBO^ifiv  avdriCiP  ^odotg  hinge^ 
wiesen. 

Vs.  52  f.:  xal  xgicaov  äwdgwv x^^gopwv  \  ictpaXt  Tfx^a  xata- 
^uQ\f)ai<f,  Mommsen  schreibt  i6(puXe  ux^a  xaTa^dgtffm  nach  den 
scholien,  so  dass  tvxu  aus  v.  49  wie  zu  diioX  v.  51  so  auch  zu 
fff(paXi  als  subject  gedacht  wäre.  Obwohl  sich  gegen  die  construction 
des  infinitivs  xuTafiugtliui,  vgl.  mit  P.  IV,  146,  wo  Mommsen  noch 
mehr  beispiele  citirt,  nichts  einwenden  lässt,  so  verdient  doch  die 
K*.  iirt  T(/ra  xaianugxfiato^ ^  letzteres  nach  allen  handschrifien  den 
Vorzug.  Denn  dass  der  schwächere  bisweilen  über  den  stärkern 
siegt,   das   hat  zwei   Ursachen;  bald  ist  es  die  rv^^    xafall,    bald 


Piiidiiro8.  259 

r/jrnf^  list  and  ranke,  and  ux^^  ^^^  ^^^^  ^'^  subject  besonders 
benrortreten ,  da  es  die  einleitang  zum  folgenden  beispiel  geben 
DiiHB,  dass  Odjssens  den  preis  vor  Aias  gewann. 

Vs.  53  f.:  fcrrc  fiap  ACavtog  uXxav  ^ohiov^  lAv  otftCa  \  h  wxrl 
mfUtv  mgi  f^  ffaaydvw  fkOfjutpuv   ^x^t  jtatditsaw  ^EXXdvwv.      Statt 
JttP  otpfa  will  Moriz  Schmidt  jh'  ätfia^   so  dass  zha  zn  (lOfi^uv 
gtiborte,   aaf  den    ersten  anblick  ansprechend.     Doch  scheint  at//€a 
luer  ungeeignet,    da  sich  Aias  dadurch  tödtete,   dass   er   durch  den 
B^ng  auf  sein  in  die  erde  gestecktes  schwert,    wie   wir  aus  So- 
pliokles  wissen,   sich  seine  brüst  durchbohrte  und  seine  kraft  (aA- 
tif)  zerschnitt ,    nicht  seine   u^pia ,    welches  eher   ein  kitav  statt 
rajMfy  erforderte.      Die    genaue    bestimmung    durch    itpta    findet 
Scbmidt   unnöthig,  ja   er  meint  sogar  es  sei  pufidiusctflt»m.     Aber 
warum  sollte  sich  Pindar  nicht  an  die  durch  den  scholiasten  ausdrück- 
lieb kezeugrte    tradition    der    Aithiopis    gehalten    haben?      Au    ^€i 
nflmt  man  anstoss,  Schnitzer  dachte  an  das  imperfect  von  x^^>  vf'9\\' 
Rod  Kajser    an    der    zulässigkeit    dieser   contraction    bei    Pindar 
iwdfelte   und   tx^v  (d.  i.  ^Xx^^)    vorschlug,    was  auch  M.  Schmidt 
will.    Aber  wohl  ist  auch  das    präsens   1/;»    in  Pindars    sinne    zu 
?ertheidig^n.     Der  Vorwurf  des  Aias  gegen  die  Hellenen,    die   vor 
Tfoia  waren,   ist   bleibend  und  bleibt  auch  in  der  Vorstellung  von 
^  ende  des  beiden  in  steter  geltung.    fjofi^i^v  nv$  ^ar,    grund 
no  Vorwurf  gegen    einen   haben,    auch    bei    den    tragikern,   wie 
Soph.  Ai.  180  und  mehrmals  bei  Euripides. 

Vs.  65:  Zu  der  art,  wie  der  fuclis  auf  dem  rücken  liegend 
^cn  angriff  des  adlers  abwehrt,  erzählen  die  Zeitungen  von  1841 
^n  ahnliches  beispiel  aus  dem  Walliser  lande. 

IV.  16  &varu  ^vatolffi  nqinu.  Lesen  wir  bei  Kur.  Alkest. 
799  ovtaq  Ss  &rriTOvg  d^vrjia  xal  fpgoytTv  xQ^^^i  ^^  )^VLfktk  man 
ttich  hier  eine  reminiscenz  an  Pindars  worte  finden. 

Vs.  56  ff.:    oPio*  jnvtpXioiat  fiaxgng  \  fiox^og  avigwi"    oid' 

maai  ianutoi  \  iXitdtov  ^xvKf*  omv,     im  letzten  verse  ist  weder 

die  lesart  ganz  sicher  noch  findet  sich  bis  jetzt  eine  völlig  befriedi- 

jfeode  erklärung.     Der  erste  theil,  dass  der  fioxgog   i^ox^og   nicht 

fergeblich  war,    führt  auch  im    zweiten    auf  den  gedanken ,    dass 

aoch  die  kosten ,    so    gross    sie   waren ,    nicht    umsonst   verwendet 

waren,    sondern   dass  sie    im    erfolg  die  gehegten  hoffnungen    und 

i^en   erfüllten.      Somit   wage   ich,    bis   besseres    erschelut, 


260  Pwdaroi. 

folgende  conjectur:  ovi?  onotftu  dandvak^  iXndwf  i^iiKew*    Be- 
ksDot  ist  die  phrase  Untttnw  uvog,  einer  söche  verlustig  gekem 

V,  42:  avdtt0€  to$^i6v  /  1^^*  Aadi  hier  ist  die  lessrt 
unsicher  und  bat  viele  conjecturen  veranlasst.  Da  aber  die  Aldini 
und  ein  von  Mommsen  d  bexeicbneter  cod.  Vaticanns  now  nach 
avia0t  haben,  so  vermuthe  ich  aviaüi  nov  idh^ViT  Imag» 

Vs.  45  f. :  XCcCofiat  na!6a  &Qaevp  ü  ^Eg§ßo(ag  |  ivdQl  ryli 
$<7vov  äfiiv  fAo^Qfdiov  nXiCM.  Statt  invov  äfiov  verautbcCoi . 
schon  Portus  und  Heyne  einen  dativ  ^tfvtfi  äfjt^.  Da  aber  Teb* 
mon  den  eben,  wie  von  v.  35  an  erzahlt  wird,  sum  gdage  ko«^ 
mendeo  Herakles  als  gast  so  ausgezeichnet  geehrt  bat,  was  Herakl« 
freudig  anerkennt,  so  glaube  ich  bei  meiner  schon  früher  geioi- 
serten  vermuthung  ävigl  x^ii  iHyoxtfM^  verbleiben  zu  sollen. 

y\j  39  ff.  0  d*  ä&avdTU}>  fA^  9'Qa0cim  ^S-ovog  \  o  n  »^ 
nvo>  lfäfA€QOP  dmnfov  \  txakoq  Ijni/uf  ynqaq*  Mit  recht  setai 
Bergk  und  Mommsen  ein  punkt  nadi  ^opog.  Dann  scheint  skr 
ti  ii  statt  S  T»  erforderlich. 

VII,    1    Kkidvdqt^  ng    aXtnfa  n  Xvjfov  \  tvdoiw,    J  fkh 
Kafidruiv  \  —  ursyngitu).    Dass  aXtxtf  n  unpassend  sei  ist  mtk^ 
fach   anerkannt   worden.      Hartungs   aUxCa  n  hat  man  mit  reekt 
verworfen.     Bergks  aXtxiära,  äolisch  statt  äX^iuwt^gj   ist  gerade 
dieser   form  wegen,    wie  Moritz  Schmidt  bemerkt,  zu  beaweifdB. 
Er  dagegen  schlägt  (Find.  Ol.  Siegesges.  p.  CII)  vor  ptcdXtau.  iifin 
oder  auch  divn  und  jetzt  das  unentbehrliche  ng  vor  das  fiberlie- 
ferte iyHQirWj  wofür  zuerst  Hermann  avtyHQirta  schrid».     Da  aber 
die  Jünglinge,  des  Kleandros  alten^enossen,  wie  auch  v.  65  iXSMfif 
ng  andeutet,  aufgefordert  werden  den  sieger  zu  feiern,  so  vermi« 
thete  ich  KUdvdqtp  thg,  aX$xigy    avri  Xvjfov.     und  sei   ea   da« 
der  isthmische  sieg,  wie  die  Überlieferung  annimmt,  jetzt  gefeiert 
wird,  oder  der  nemeische,  wie  Leopold  Schmidt  p.  156  glaubt,   so 
ist  ttin   am    platze.     Denn  welcher   von   den  beiden  siegen  auch 
der  erstere  war,  so  blieb  er  doch  kaum  ohne  feier.     Dass  es  der 
nemeische  war  folgert  L.  Schmidt  aus  v.  4  f.  ^laS-fAHidog  u  vbiag 
anotva  xal  Nifify  \  äidXwp   ou   »fdrog   ihvQBj   weil   NesMa   an 
zweiter  stelle  genannt  werde.     Das  ist  aber  ungewiss,     und  denk- 
liur   ist,    dass  wegen   der  kriegszeit  die  feier  des  früheren  sieges 
verschoben  wurde  und  beide  siege  jetzt  zusammeagefeieK   werden, 
worauf  T<  —  xaC  führen  könnte.     Aber  auch  so  wäre  ovm   iiidit 


da  ancb  die  v.  66  f.  genaonteo,   wenn  aclion  weniger  be- 
ilege,  die  Klearcbos  xu  Megara  und  Epidanros  erwarb, 
gdcgeabeit  lor  feier  geboten  batten« 

b  deo  aogefiibrten  worten  am  v.  5  vennutbet  Bergk  aidhav 
iHh  UQaio^s  ao  daas  lich  dorch  o&§  diese  werte  auf  beide  sieg« 
koogea,  was  anspreebend  aber  docb  nicht  nötbig  ist.  Ancb  nacb 
StiUf  mit  einem  kolon  su  interpungiren,  wie  Tjcbo  Mommsen 
1Mb  Paow  tbut,  kann  ich  nicht  billigen,  da  dem  pfnag  des  ersten 
gliedei  das  sweite  mit  ii&hap  St$  ugarog  iiivQi  just  parallel 
«lipricht 

Vs.  10 :  ^"6  TavToXov  Xi&ov  uaqd  ng  hQitffiv  SfAfu  d-iog.  Da 
ille  Strophen  am  anfange  dieses  verses  eine  lange  silbe  haben,  so 
nrriUh  sich  ^i  als  falsch.  Bergk  emendiit  es  mit  dem  pjrrhichius 
im,  aber  eine  länge  scheint  vorzuiiehen«  Mommsen  schreibt  xcU 
Twidla^ß,  was  Schnitzer  in  der  Eos  I,  p.  280  nicht  ohne  grund 
kit  findet.  Ich  schlage  vor  n^  Tavtalov,  die  partikel  besogen 
Mf  nmQitQü^v.  Ceber  n^  vgl.  Isthm.  V,  59  ÜQ^cnai  nif  *  Iv 
ßfn(no^,  wo  freilich  Bergk  nav  iv,  Mommsen  aber  mit  schoK 
Mf  i^  h  schreibt 

Vs.  ii — 14:  itoXfAatov  *EXkddk  fioxS'ov.  dkX*  ifkol  dilfia  fiiv 
^i^fogUpwv  I  MaguQav  t'  itmvin  fkiq^fivav    16   di   nqh  nodog 
J^iM»  Oll  €*omtv  I  XitiV^  ^^^  dohog  yaq  aidp  In  avÖQdüt  xqi^ 
imn.     Ich  stimme  der  ansieht  Schnitzers  bei,   der  weder  Momm* 
i4     lern  X^Qf^  "^^^  diiiM,  (denn  wie  sollte  die  freude  über  den   sieg 
■iJ   im  gewaltigen  kummer   über    die  Hellas   drohende  gefahr   stillen 
vi    klonen  f)  noch  Bergks  alX  tfA    oi  dufUA  ikiv  naqaxofHYov   xag- 
'f    »fmp    luavCf  fUQffAväv    zulassig   findet   und    das    handschriftliche 
i      MtiQOiXOfUputv  statt    7ia((otx6fAivop   beibehält.      Dagegen    halte  ich 
tt  naeh  «ofrf^av,  worauf  auch  der  scbol.   führt,    für  nötbig,   so 
dsM  9i6g  subject  zu  lnav0t  ist     Ferner   ist   zu    bemerken,    dass 
iVid  in  bcziehung  auf  die  negation    in    dtdXfAanv  steht      Dann 
wird  der  Zusammenhang  befriedigend:  den  über  dem  haupte  schwe- 
benden tantalesstein  hat  uns  ein    gott   irgendwie  abgewandt,   eine 
fir  Bellas   nicht  zu  ertragende  last,   aber  er   hat    den  schreck 
der  Vergangenheit  und  den  harten  kummer   (um    die  zukunft)   ge- 
stillet    Gleichwohl  muss  man   immer  das   nächstfolgende   im   ouge 
babca,   denn   das  lebensscbicksal  ist  ganz  unzuverlässig;    ober  mit 
fittang   der   fireiheit    haben    wir   auch   gegen   dieses    einen    troat. 


262  Pindaros. 

Für  XQVt*^  ^^^  ^'^^  Bergk  nacb  f^eopold  ScLmidt  mit  reeht  XQ^M^ 
naviohog  gescLrieben ,  deun  nach  utC  ist  nuv  wenigsteni  est- 
bebrlich. 

Vs.  31:  Iml  &iCtpajUiv  ri»oveav*  dm  f  evßovXog  ir  fiiifa$(fi 
Oifitgi  Offenbar  war  die  erste  bälfte  scboo  in  alter  leit  ferstiia- 
melt,  dalier  die  unsicherbeit  in  den  handschriften.  Vieles  ist  da 
versucbt  worden.  Keineswegs  in  der  meinung  das  sichere  gefunden 
zu  baben  bringe  ich  docb  meinen  versuch  vor:  lire)  ^ic^aunt 
jfqotpiQiv  naXatop  ivßovXog  iv  fiico^a$  &ifi$g»  Ueber  nqofiQHv 
vgl.  L  IV,  43  ToXaw  Atytvav  nQotpiqn  Ctofjku  ndtgay»  —  Und 
V.  33  bat  wohl  K.  L.  Kajser  mit  ipiqxiQov  yopov  h^  avaxia  die 
leichteste  heilung  vorgeschlagen,  indem  er  Bergks  st  verwirf)^ 
weil  hier  keine  hypothetische,  sondern  die  directe  behauptung  des 
Orakels  erwartet  wird,  der  söhn  werde  noch  stärker  sein  als  der  \ 
vater. 

Vs.  47 :  fuvrl  yäq  JtJv'  aXiynv  xul  yufiop  Gmog  avataa.    Wenn 
Bergk  vorschlägt  (partl  6^  ivväv  uXiynv  »al  yu/MOV  &inog  apaxntf, 
so  fällt  zuerst  die  tautologie  ivpoip   und   ydfjkov   auf  und    avoanaq 
findet  Kajser  wegen  der  durch  position  herbeigeführten    länge  be- 
denklich.    Schnitzer  vertheidigt    die    herkömmliche    lesart    arasrs» 
nämlich  Zeus  als  höchster  der  götter,    wofür    sich    anfuhren   laut 
Eur.  Iph.  Aul.  703   Zivg    f^yyvqiSf    »ul   dtitatf  o    »vgtog.     Aber 
Kajser  wendet  richtig  ein ,    dass  auch  Poseidon  mitgeholfen  babe^  j 
was  durch  ^vv   aXiynv  deutlich  genug   ausgedrückt  sei,    und   will 
darum  uva»i$s    d.  i.  dem  Peleus.     Jedoch  das  hervorzuhebende  Ü» 
dass  nun  doch  nach  änderung  ihres  sinnes  beide  götter  mitebander 
die  ehe  des  Peleus  mit  der  Thetis  beforderten,    und  in  diesem  be- 
traclit  schlug  ich  schon  1844  in  Commentt  Pind.  avanti  vor  und 
beharre  jetzt  auf  diesem  Vorschlag  desto  mehr,  als  ich  aus  Mobb- 
sens  ausgäbe  ersehe,  dass  auch  zwei  Triklinianische  handschriflen,  die 
er  i'  und  ^  bezeichnet,  avaxtt  bieten.     Wenn  Kajser  dagegen  ein- 
wandte,   dass  Pindar  den  dual  vermeide,    so    habe   ich   zwar  kela 
anderes  beispiel  aus  Pindar,    denke  aber,   dass  in  einem  so  singu- 
lären  falle  der  dichter  den  dual  gerade  um  das  auffallende    hervor- 
zuheben, doch  anwenden  konnte. 

Aarau.  Rudolf  RauchensMn. 


VIII. 

Handschriftliches  zu  Lysias. 

Seit  der  berühmtea  entdeckuog  Sauppe's,  dass  alle  uns  be- 
I  kanntea  baodschrifteo  des  Ljsia«  aus  dem  cod.  Palatinus  stammen, 
findet  mao  in  kritiscbeD  Schriften  zu  den  reden  des  Lysias  nur 
Mich  selten  angäbe  oder  berücksicbtigung  einer  handschriftlichen 
Mtix  ausser  aus  X,  höchstens  noch  aus  dem  scharfsinnig  interpo- 
Krteo  C.  Daher  ist  es  auch  zu  begreifen,  dass  wir  noch  bis  heute 
fiir  den  Ljsias  eine  ausgäbe  entbehren,  in  der,  wie  in  der  ausgäbe 
fa  Aescbines  von  Schultz,  bei  jeder  stelle  die  abweichenden  les- 
>Keo,  nicht  eklektisch  wie  bei  Bekker,  angegeben  sind.  Und  doch 
wirde  eine  solche  für  die  kritik  des  Lysias  von  nutzen  sein. 
Dens  es  lässt  sich  1)  nicht  leugnen,  dass  in  unseren  heutigen  text 
•mcbe  note  aus  einer  abgeleiteten  handschrift  hat  aufgenommen 
werden  müssen.  Sie  ist  vielleicht  zwar  nur  eine  conjectur  des 
idireibers  jener  handschrift  gewesen,  dennoch  aber  verdient  auch 
diese  ihrem  urheber  zugeschrieben  zu  werden.  2)  Es  ist  zuzu- 
geben, dass  die  Schreiber  der  handschriften  die  kunst  des  lesens 
der  alten  handschrift  theilweise  sehr  gut  verstanden,  und  es  ist 
ebenso  anzunehmen,  dass  vor  Jahrhunderten  die  schrift  in  X  an 
■aneben  stellen  leichter  zu  lesen  gewesen  ist,  wie  heute.  3)  Von 
dem  codex  G ,  welcher  mit  F  U  V  die  lücken  in  dem  Kpitaphios 
nicht  bat,  und  dennoch  auch  andere  reden,  wenigstens  die  achte, 
enthält,  muss  angenommen  werden,  dass  er  in  einem  anderen  ver- 
zu  X  steht,    wie   die    übrigen    uns    bekannten.      Weuu  et 


264  LjBiag. 

auch  vidleicbt  nicht  aus  X  abgeschrieben  ist,  »i  einer  leit,  wo 
dieser  nandum  male  trunoatus  fuit,  was  Sauppe  fiir  anwahndidi- 
lieb  erklärt  (Kp.  crit.  p.  9),  so  lässt  sich  doch  wohl  kein  aodcnr 
ausweg  finden,  als  anzunehmen,  dass  6  ausser  X  noch  aodm 
quellen  benutzt  hat  Da  ieh  nun  eine  ähnliche  haudschrif^ 
wie  G,  entdeckt  zu  haben  oder  besser  wieder  an's  licht  lieh« 
zu  können  glaube,  so  mag  es  entschuldigung  finden ,  wenn  ich  ai 
einigen  stellen  handschriftliches  material,  über  das  man  mit  reckt 
seit  Sauppe  zur  tagesordnung  übergegangen  ist,  wieder  henrorhohL 
Ich  fand  nämlich  in  der  bekannten  Aldina  der  attischen  redocr 
(mit  ausnähme  des  bocrates  und  Demosthenes)  in  der  stadtbiblie» 
thek  zu  Hamburg,  über  die  ich  theil weise  schon  an  anderer  stelle 
gesprochen  habe  theils  noch  des  weiteren  an  anderem  orte  n 
sprechen  gedenke,  noten  zu  einer  grossen  anzahl  der  reden  dei 
Ljsias,  mit  der  Überschrift:  coUatum  ex  libra  vehri  veneio.  Dm 
die  band,  welche  diese  noten  schrieb,  eine  ältere  ist,  wie  die  Chri- 
stian Wolfs,  des  einstigen  besitzers  dieser  Aldina,  kann  hier  nidit 
bewiesen  werden ;  wohl  aber  ist  es  nöthig ,  die  bemerkung  Tif- 
tor's  anzuführen  (vorrede  zu  seiner  ausgäbe  des  Ljsias  1740:  Qr. 
Attici  von  Reiske  VI»  p.  58):  Hoc  Merea  hoho»,  ^fiiod  numerm, 
me  scilicet  opera  V.  C.  st  ^ds  Utterie  hene  msriü  lo*  ChrielM 
Wolfii  Hamhurgensis  nacfum  esse  variantes  Isciionst  oodictt  Fi- 
fteli,  eiusdem,  ut  suspicor,  quo  usus  oUm  est  Jfureliis.  Doch 
stellt  sich  heraus,  dass  Taylor  diese  randglossen  entweder  nicht 
vollständig  mitgetheilt  sind  oder  derselbe  sie  nicht  zu  würdigw 
verstanden  hat  Jedenfalls  sind  sie  in  der  Varieias  lecUomis  Ut 
siacae  bei  Reiske  nicht  volktändig  erhalten.  —  Audi  sonst  noch 
bemerkt  man  hier  und  da  spuren  einer  bekanntschaft  mit  dieier 
oder  jener  randglosse,  doch  ohne  erfolg  fiir  den  text  and  die  si- 
tersuchung  über  den  werth  der  handschrift  cfir.  Scheibe  in  prsflf 
critica  zu  Ljsias  or.  VII,  35.  —  Die  randglossen  sind  zwar  alk 
bei  Ljsias  von  einer  band  geschrieben,  doch  ist  es  nicht  ondenk« 
bar,  dass  der  Schreiber,  welcher  die  handschriftlichen  noten  an  dei 
rand  setzte,  auch  aus  sich  heraus  einige  hinzusetite,  wie  id 
dassdbe  an  vielen  stdlen  bei  Andocides,  Ljcurgus,  Isaeus  bewieset 
zu  haben  glaube.  Wir  werden  einige  stellen  finden,  die  wir  ii 
der  that  für  conjecturen  des  Schreibers  des  randes  zu  halten  he 
rechtigt  sind.    Der  gedanke  Gurlitts,    dass  diese  noten  ans  eine 


Lysias.  205 

•^10  aniiqua  stammen,  ist  unmög^lich,  wie  sieb  aus  den  noten  von 
Mftit  ei^iebt  Meine  vermuthungen^  dass  liier  ein  Zusammenhang 
krtefae  mit  den  annotationes  Taylor.'s ,  in  denen  er  die  Varianten 
9  AkiHMy  CoUliniano  codice  ei  marglnibus  editionis  Stephanicae 
nrÖffentlichte ,  und  viele  andere  annahmen  in  hezug  auf  einen  zu- 
wwenhaog  mit  den  in  jener  zeit  so  häufigen  von  Reiske  in  der 
liileituDg  angeführten  noten  haben  sich  nicht  bestätigt ,  dagegen 
iitmir  ein  enger  Zusammenhang  mit  den  schedae  Brular- 
ÜMM,  den  ich  schon  im  Isaeus  gefunden  hatte,  auch  hier  aufge- 
ftUai  und  zur  gewissheit  geworden.  Es  ist  wunderbar ,  dass 
Ifliike  dieser  gedanke  bei  dem  abdruck  der  Varietaa  leotionis  Ly- 
\  mot$  nicht  gekommen  ist.      Wie   dieser    Zusammenhang    gewesen 

■  iäf  weiss  ich  nicht.     Doch  glaube  ich,  dass  die  gelehrten,    welche 

■  I      4ie  id^eiae  BrvUartianae    schrieben,   unseren    notenscbatz    kannten 

,  ud  daran  ihre  weiteren  bemerkungen  knüpften. 

In  der  handschrift,  welche  unserem  rand  zu  gründe  liegt, 
waren  in  den  übrigen  reden  mit  ausnähme  der  zweiten  dieselben 
Kekeo  wie  im  Palatinus.  So  ist  z«  b.  zwar  in  or.  VI  mancherlei 
hV  wbosert,  aber  weder  der  anfang  ergänzt  noch  angemerkt,  dass 
•r.  V  und  VI  verschieden  seien.  Dagegen  sind  die  lücken  in  der 
iwdten  rede  fast  ganz  so,  wie  wir  sie  heute  lesen,  ergänzt.  Da- 
fatb  zeigt  unsere  hand  entweder  eine  andere  quelle  als  X,  oder 
He  iit  zu  einer  zeit  abgeschrieben ,  wo  jene  pagina  in  X  noch 
Umut  war.  —  Bei  der  anführung  der  noten  werde  ich  mich  raög- 
liduter  kürze  befieissigen  und  nur  diejenigen  anführen,  welche 
entweder  etwas  neues  zum  texte  hinzubringen  oder  bezeichnend 
«sd  fiir  die  handschrift  selbst,  deren  werth  und  Ursprung. 

Or.  I.     Wie   sehr  die    randglossen    mit    den    schedae  Brular- 

tumae  übereinstimmen,   gebt   sogleich   aus  der  Überschrift  der  rede 

krvor.     Rand  und  schedae  geben  xai    iqatoadivovq  fioix^(aq.     Bei 

den  jdbdae  Bmlarluinae  wird  bemerkt,   dass  diese  note  aus  einem 

csAss  oeftfs  (C.  V.)  stamme;    und   ich  zweifle  durchaus  nicht,    dass 

diener  codex  veius  identisch    mit  unseren  randglossen  ist.  —     ^.1 

Aid.:   f)  $rf,   rand:   kXriu.      Neuerdings    kehrt    van    Herwerden  zur 

Icsart  der  Aldina  und    einiger    handschriften   zurück,    mit   unrecht, 

wie  icb  glaube,    da  aus  den  von  Frohberger  zu   der   stelle   ange- 

fiUfften  parallelstellen  hervorgeht,  dass  das  einfache  participium  statt 

des  Satzes  mit  <}  genügt  und  gesetzt   zu   werden    pflegt.   —     Für 

PhUologn«.    XXXV.  bd.    2.  17 


266  Lysias. 

das  falsche  fAax(}dg,  das  schon  Stephanus  io  das  durch  X  bests- 
tigte  iiixqdq  änderte,  findet  sich  am  rande  fUxQag,  —  Bioe  aof- 
fallende  älinlichkeit  zeigen  die  randglossen  auch  mit  deo  lesaites 
des  cod.  M  corr.,  soweit  uns  dieselben  von  Bekker  mitgetheilt 
sind;  z.  b.  ^.  16:  cS  ^CXtuu  für  das  richtige  EvgiChju.^^  f.  17: 
noiia&iCg  für  nXriyiCg.  Es  ist  gefährlich,  diese  lesart  schlecbterer 
handschriften  gegenüber  der  auctorität  von  X  zu  vertheidigen,  n- 
mal  im  §.  25  ebenfalls  von  natdaanv  die  rede  ist,  aber  bezeich- 
nender ist  no6ic&iCg  an  dieser  stelle  gewiss  und  beweisender 
ebenfalls.  Es  liegt  dem  angeklagten  daran  zu  beweisen,  dsis 
Eratosthenes  nicht  an  den  herd  gelangen  konnte,  wo  er  ja  schots 
hätte  erlangen  müssen.  War  es  ihm  dazu  nöthiger,  dem  ehebrecber 
die  bände  zu  binden,  oder  die  füsse  zu  fesseln f  Wenn  ferner 
der  einfache  schlag  genügte,  um  ihn  so  hinzuwerfen,  dass  das 
fesseln  der  füsse  nicht  mehr  nöthig  war,  warum  wurden  ihm  dem 
noch  die  bände  gebunden  f  Ich  möchte  daher  vorschlagen  »i 
schreiben :  nXtjytig  xal  noi^a^iCq.  —  f.  82  bietet  rand  mit  M.  corr. 
und  0  cJ  vor  üviqtq.  —  f.  87  fügt  rand  di  hinter  axitim^e 
ein  mit  M  corr.  —  f.  40  schiebt  rand  hinter  ^^  mit  M  corr. 
xaC  ein  und  giebt  ij  »at  jov  CvvimwfiiSovid  fAO$  itgayayup;  Ich 
halte  dies  xaC  für  berechtigt.  Der  gedankengang  bt  folgender : 
am  sichersten  wäre  Eratosthenes  gewesen,  wenn  ich  anderswo  ge- 
speist hätte,  schon  weniger  sicher  wäre  er  gekommen ,  wenn  ich 
allein  zu  hause  gewesen  wäre,  am  wenigsten  ist  sein  komaeo 
wahrscheinlich,  wenn  ich  auch  noch  einen  gast  mitbrachte.  Za 
eigayuyBiv  ei^änzte  der  redner  im  gedanken :  nicht  blos  mich  selbst, 
sondern  auch  noch".  Hinzu  kommt,  dass  ein  solches  »a(  hinter  f 
echt  griechisch  ist,  s.  Prohberger  zu  XIII,  92.  —  ^.  45  raod 
und  M  corr.  für  oire  —  ovii,  was  schon  Reiske  gefunden  hatte.  — 
§.  47  i^afiagrijcovTm  fur  i^ufiaQTr^ifovc^  mit  C  N  und  corr.  M.  — 
§.  47  idv  ys  für  idv  Sij  was  schon  seit  Stephanus  aufgenommen 
ist.  Es  stimmt  also  rand  mit  M  corr.  überein  in  ^.  16,  27,  32, 
37,  40,  45,  47,  von  denen  §§.  32,  37,  45,  47  allgemein  gebil- 
ligt sind.  —  Mit  0  zeigt  rand  Übereinstimmung  an  folgenden 
drei  stellen:  ^.  28  (im  vor  iCxata  gestrichen)  $.  32  ((S  vor  av- 
ÖQsg  hinzugefügt)  §.  42:  inoitjffdfirjv  für  ino&ovfAtiv,  —  Eine 
eigene,  mir  wenigstens  aus  keiner  anderen  quelle  bekannte  con- 
jectur  oder  handschriftliche  lesart  bietet  rand  §.  46,    wo  für  rov- 


Ljsias.  267 

iMT  geichrieben  bt  joifovTwy.  Frokberger  conjicirt  für  Tovnay 
—  KiQl  mixiav,  was  ich  nicht  biliigeo  kann.  Ea  konnte  ge- 
wiM  xovtiav,  wie  in  der  citirten  stelle  bei  Antiphon,  fehlen,  aber 
iis  fdilen  ist  doch  nicht  nothwendig.  Warum  sollte  der  red- 
Mr  nicht  sagen  dürfen:  „dass  keiner  von  denen,  die  es  jetzt 
wiaea,  es  wusste'^l  Ich  halte  aber  Toaovttav  für  bezeichnender 
ab  fovra»r  nnd  fiir  mehr  empfohlen  durch  ^.  27,  s.  auch  111,  29. 

Or.  III.  Der  rand  giebt  nur  spärlich  Terbessemngen.  Im 
f  1  und  2  wird  ig  für  dg  voi^eschlagen^  wohl  als  reminiscenz 
n  die  voriiergehende^  nnljsianische  rede.  Ljsias  aber  pflegt  dg 
ij/A^  Bl&sTv  zu  sagen.  — •  f.  14  hat  rand  für  inad-Bv  mit  den 
tMa$  Brulartianae  RadiVy  ^.16  mit  COX  das  richtige  InafAvvuv^ 
f  17  mit  den  handschriften  das  richtige  Adfimovog  für  AdfAjrovg, 
{.  26  TOiotTTO  für  ravta»  Besondere  lesarten  bietet  rand  an  vier 
iteOen:  i)  f.  15  Aid.  avrcS,  rand  avjwr.  Richtig  ist  airov,  2) 
{.  31  ist  mit  recht  am  rand  fur  öianwfuvov  verbessert  Simni- 
finog.  Meistens  wird  fiuguMOV  wie  ein  masculinum  in  der  rede 
Whaodelt,  besonders  da,  wo  es  so  weit  von  dem  adjectiv  entfernt 
iit,  wie  hier.  Cfir.  $.  15  r  aviop  ßoßvia.  $.  32:  avjop.  ^.  37: 
Imvov»  Dagegen  allerdings  ^.  35 :  ^Ttpav  —  ^tvyovj  wo  fin- 
^imp  ganz  nahe  dabei  steht.  3)  §.  40  ist  merkwürdigerweise 
&  ttafcgäg  —  (fvfA^qdg  vorgeschlagen.  Ohne  dass  ich  diese 
iadening  für  richtig  halte,  möchte  ich  doch  daran  erinnern,  dass 
gerade  CvfifoqaC  in  dieser  rede  eine  eigenthümliche  bedeutung  hat 
»kgierden^,  wie  auch  Prancken  in  seinen  Commentationes  p.  32, 
to  ^.  4  bemerkt.  4)  f.  42  rand  tiyovfiivo^  mgC  für  ^yov/Afvot 
vs/^.  —  ^.  1,  2,  14,  16,  17,  40,  42  stimmt  rand  überein  mit 
0,  den  wir  auch  schon  in  der  ersten  rede  als  eine  ähnliche  hand- 
ichrifit  kennen  gelernt  haben. 

Or.  IV.  An  vier  stellen  ist  die  rede  am  rand  verändert  1) 
f  1  for  mgi  toviwv  mit  CMOX  mql  ndvtuiv  geschrieben,  aber 
nicht  bt  Ikaßov  oder  änidwxa  in  die  allgemein  angenommene 
dritte  person  verbessert.  Darin  stimmt  rand  mit  X.  —  2)  §.  4  ist 
zwischen  iu  und  ^ficv  richtig  eingeschoben  rifAiig.  —  3)  f.  15  ist 
für  Toitfaw  nqoxktiChv  geschrieben  xovxov  nqoxXfjatv,  was  schon 
Markland  als  das  richtige  erkannte.  —  Etwas  neues  lernen  wir  aber 
4)  aus  {.  0 ;  CMX  geben  iQavfAclyi.  O  jQavfAay.  Reiske  schlug 
vor 9    was  allgemein  adoptirt    ist:    iqavfid  n,     Rand  hat  deutlich 

17* 


268  Lvsias. 

rQavftaTuyf  oder  Tielmehr  t  o  vfiardyi.  Daraus  daap  4er  raad  ken 
Q  eioBckiebt,  glaube  ich  abnehmen  zu  können,  dan  es  anvarstaBda 
an  den  rand  geschrieben  wurde,  wodurch  die  note  nor  ao  weitl 
gewinnt.  Icii  schlage  daher  iQavftuju  u  vor»  was  auck  bessa 
zu  dem  plural  vnuSmu  passt 

Or.    VII    zeigt    eine    genaue    durcharbeitnng.      Von    kleioerei 
Verbesserungen    erwähne   ich   ^.  2:    umoQwtatov   for   ujiof^undvp^, 
^.  10  fiir  hov  —  C^ixop  (statt  oi^xoi')-  —  f-  22  iv^yayig  für  uTnj^ 
}^uyig*     Grössere    finden  sich  §.  2   für  ßovXortiu  —  o,i«  uw  ßoi- 
XwvTMj    §.  6    für  iiSoiXtt  das    richtige    dtJoC^p,    ^  17  Aid.:  ik 
Tolvvv  Tiiiv  ti  hlxoTOßv.     Daraus  macht  rand  it$  toCrw   cl  tm  d-- 
xoiiur.     Ich  halte  diese  stelle  für  besonders  greeignet,  sowohl  naa 
die  handschriftliche  grundlage  der  noten,  als  auch  ihr  alter  zu  be- 
weisen.    Mit  slxoTütv  war  die  stelle  auf  keine  weise  zu  verstebei ; 
erst  Pdlmerii  conieciura  olxnwv  macht  ein  verständniss  möglich.  — 
Im  §.  23  ist  für  di  zavtriv  —  xal   tavttjw^    f.  31    für    TtuyitXi^ 
—   noXvnXwg   geschrieben.      Wichtiger   als   diese   Terbesserungea^ 
die  sich  längst  in  unserem  texte  befinden,   sind  folgende:    1)  f  5 
Aid.  anqaiov  rand  unquxiovj    was    ich    trotz  Francken's  bedeokeo 
für  richtig  holte.     Diese  lesart  giebt  allein   noch  0^   während  die 
übrigen,  auch  X^;  anqarov  oder  angaffiow  gewähren.   —     ^)  fS^ 
währt  der  rand  für  nqoxiov  *»  fiQWiiwg  mit  CMOXy  woraus  der 
richtige    name    TlQuiiiag   sich    ergiebt.      Sehottus,    Markland   wA 
Reiske*  hatten  sich  wunderbar  bei  dieser  stelle  beromgequält,  —  S) 
^.  22  geben  alle  lihri:    xaCiot  el  ^p^g  [Arj  iitv.     Rand:   xadoi  d- 
ffiiq  fi    ideTff  woraus  sich  leichter  die  conjectur  Reiske's  einlebt  — 
4)  §.  22  ist  für  ovtw  verbessert  ovrwg,  ohne  dass  ich  einen  gruod 
wüsste.     Auch  für  die  Stellung   xai  fiaqivqwv  inoQfidti ,    die  «h* 
runde  durch  a,hx.  gefordert   wird  ,    sehe   ich    keinen   grund ;    doch 
>timmt  auch  0  mit  dieser  Stellung  überein.   —     5)  §.  26  steht  bei 
Aid.    das    falsche   Xaßiiv.     Statt    des    richtigen    Xadilv    steht    ai« 
rande  das  unvernünftige  uyiiv.  —     6)  §.  28  steht  bei  Aid. :  Iv  ^ 
SkkSgcp.      Rand    diydqwv.      Wir   lesen   jetzt    iiviqoVf    doch    ist 
iivdqwv  bei  der  leichtigkeit  der   äoderung    wohl   vorzuziehen,    du 
gleich  darauf  fnug  iXaCag  folgt.  —    7)  §.  28  steht  am  rande  füi 
utqxTov  —  iviqxiov,  was  auch  0  darbietet     Ich  halte  dies   ge- 
gentheil  der  gebräuchlicheren  lesart  für   richtig.      War    der    bann 
etwa,  wenn  er  wohl  eingehegt  war,  weniger  sichtbar?     Fiel  nicht 


Ljsias.  269 

wenn  er  adiöo  eingehegt  war,  das  äuge  erst  recht  auf  ihn? 
Dazu  komint,  dass  wir  gerade  aus  dieser  rede  erfahren,  dass  noch 
ein  gewisses  stück  land  um  den  bäum  herum  heilig  war  und  nicht 
Miaut  werden  durfte,  s.  §.  25.  Und  dies  sollte  nicht  eingehegt 
«ein?  —  8)  g.  35  giebt  Aid.:  oviog  ovx  l^&sXiv.  Rand:  oSt wg 
4'  oix  rf&iXfiasy.  Das  (T  ist  allgemein  angenommen.  Den  aorist 
lii«tetauch  0,  und  liessesich  derselbe  wohl  vertheidigen.  —  9)  ^.  35: 
ifMi  di  SoxH  ttva$  rand  schiebt  dnvoy  vor  ilvai^  ein,  was  in  den 
text  ejp  „oodice  veieri  veneio  Taylori^*  von  Scheibe  aufgenommen 
i«t—  10)g.  38:  fAaXkof  jovtc^  äxivdvvwg.  Rand  Tot/toi".  Das- 
selbe conjicirte  als  meUiis  Taylor   und    ist  jetzt    allgemein    aufge- 

BOBoeo.   —     11)  Schreibt  rand  mit  CMO  g.  40  für  oirtxa 

ima,  —  Auffallend  war  auch  in  dieser  rede  die  übereinstim- 
■oDg  mit  0 ,  cfr.  §.  6 ,  23  und  28.  Doch  finden  sich  auch  ver- 
scliiedeoheiten,  cfr.  7,  8,  9. 

Or.  X.  Rand  hat  zwei  noten :  §.  20  Aid. :  aiiijQov.  Rand 
<A%ot;g.  §.  20  Aid.  ivvow,  Rand  svrovv.  Es  ist  unzweifelhaft 
hrovv  zu  schreiben,  da  iivovv  unsinnig  ist. 

Or.  XII.  Die  Verbesserungen  sind  mit  wenig  ausnahmen  rieh« 
tig,  aber  ohne  besonderen  werth ,  da  wir  sie  aus  anderen  band- 
fldiriften  längst  kennen.  Ich  hebe  hervor  §.  25 :  ^v  .  no&igop 
üiisch  für  das  richtige  rjv  •  noiegoy»  §.  29  steht  in  den  hand- 
sdiriften  rrag'  aviov  non  xal  Ajf^^cr^c^  eine  lesart ,  die  noch 
jüngst  einen  freund  gefunden  hat.  Canterus  schrieb  naqd  lovnou, 
Reiske  richtig  naqä  tov  non.  Dieselbe  lesart  bietet  schon  der 
nod,  lilgt  aber  ausserdem  das  jeaf,  wodurch  der  Cobet'schen  athe- 
tese  des  xat  wenigstens  etwas  gewicht  verliehen  wird,  das  ihr  aus 
den  Sprachgebrauch  fehlt.  Auch  fügt  der  rand  eine  lateinische 
oWrsetzung  hinzu:  a  quo  imidem;  cfr.  übrigens  ^.  34.  —  Im 
i  63  ist  grund  vorhanden ,  an  willkür  des  randes  zu  denken. 
Bei  Aid.  steht:  ioxovCk  Xaov  o!^io$  ytyifrjad^at.  Das  falsche  Xffov 
ist  am  rande  in  Xawv  verwandelt,  statt  in  das  richtige  taovy  was 
CX  bieten.  Markland  hatte  Xoov  conjicirt.  —  Ausserdem  hat 
raod  in  dieser  rede  einige  lateinische  noten.  Zunächst  wird  daran 
erionert,  dass  der  anfang  der  rede  ähnlichkeit  habe  mit  Cicero  pro 
^fe  JMsnilta,  sodann  wird  die  stelle,  wo  der  redner  bekennt,  weder 
&  sich  noch  für  andere  bisher  processirt  zu  haben,  lateiniscii 
tibersetzt.     Ferner  wird  beim  worte  ufigiC&vQog  bemerkt:  iiota  pro 


270  Ljsiiu. 

illo  dfi^i^dXaciog  (??)  tj  äfi^idi^iog;  ich  lialte  diet  fur  die  b* 
teiDiscbe  iibersetzungr  eines  scLoIiods  y  welches  anf  die  gleichardgfe 
bildung  TOD  a/jt^i&äXafiog  und  äfi^td'VQog  aufmerksam  machte.  — 
Badlich  lesen  wir  am  rande  zu  §•  79:  frae(^aru9  locus  ad  090- 
tendxtm  iwHicum  aitimos  a  mUericordia, 

Or.  XVI.  Richtig  verbessert  ist  im  ^.  13:  ndnag  iwqm 
für  ndvTig  itiquiv  H^riv  für  i^ti  .  im  §.  14:  avlXiYhrtav  fiir  cvl- 
Xe/ovjwv.  Wichtig  ist  in  demselben  ^.13  die  Verbesserung  na- 
Qaaxivdauyja  für  naqacx^vdaavik ,  wodurch  eine  unzweifelhaft 
richtige  conjectur  v.  Herwerden's  bestätigt  wird.  Am  rande  a 
(.18  glaube  ich  aus  den  undeutlichen  buchstaben  heraus  zu  er- 
kennen:  ilhidi  primus  %n%re  tnaitu,  fosiremuM  ffmere  bellum.  lo 
der  varieto«  lecttontim  bei  Reiske  steht  nichts  von  jener  wichtiges 
randnote. 

Or.  XVII.     Der   Vollständigkeit  wegen    führe    ich    an:   f  i 
dirjyi^aiüfiut    richtig   für    ikfiyr^aofiai,.     (•   1    ixiCrov  fiir    ixiCvwg* 
Wichtig    ist    die    randnotiz  zu   (.  4.     Für  iQitg  yaq  xai  riccaa^ 
sollen  wir  lesen:    rqlg  yuQ    xal    uxqdx^g.      Dieser   Vorschlag  iai 
nicht    neu,    er   steht  bereits    in    der  VarmtaB  leclioitttm    aus  des 
schedae  Brulartianae,     Es   ist   dies   ein  locus  vexatiäsimua.    Frao- 
eben  nimmt  nicht  blos  (p.  121)  an  dem  xu(  anstoss,    wofür  er  ij 
setzen  will,   sondern  meint,   ^ravius  ulcus  latere.    Es  kommt  dem 
Sprecher  darauf  an,    zu  beweisen,    dass  bei  der  öflfentlichen    confis- 
cation   nichts   vei^essen   sei,    wodurch    er   sich    straflos    halteo 
könnte.     Also  war  dieselbe  sehr  genau  gewesen,    mao  hatte  sie 
mehrere  male  aufschreiben  lassen.     Folglich  ist   die   lesart   des 
randes  für  die  stelle  sehr  passend ,    und   der  gebrauch    von    xal  in 
dieser   Verbindung  übi  numerus   nan    accurate   initur  oul  per  ooii- 
temtum  eleoaiur  hier  gerechtfertigt.     Die  conjectur  ist  leipht,  jedes- 
falls  leichter,   als  wenn  man  XXX,  7   zweimal  g^en  die  aucto- 
rität  von  X  genöthigt  wird  zu  lesen  x%iqaxoa(u>p  für  rqiaxoffitav* 
Dagegen  hat  die  bemerkuog  des  randes  zu  f.  8,   hinter  naq*  ifitA 
einzuschieben   za,    was   auch  Taylor   für  to   conjicirte  unter  ver* 
gleichung  von  f.  5,  wenig  Wahrscheinlichkeit  g^enüber  dem  hand' 
schriftlichen  jjfai^rov^    scheint  vielmehr  reine   conjectur.     Uebrigentf 
weicht  rand   hier  von   den  acheiae  Brülartkinae  ab,    welche    tw$ 
gewähren. 

Or.  XIX.     In  der  ganzen   rede  ist   nur  eine,    aber   bemer« 


Ljsias.  271 

kcMwerthe  äodeniiig.  Id  der  Aldioa  lese  ich  $.  23:  äXX*  ovm 
(lev  fpf  6wa7og  ndvta  noQaaxona  xtX,  Das  ist  unverständlich, 
leiske  wollte  mit  leichter  Veränderung  eines  Vorschlags  von  Sca- 
Viger:  aXX'  ovxl  fSv  ^v  dvvaiog  xtX»     Bekker  conjicirte  aufgrund 

.   der  lesart  in  X  (ovx  il  ^w  dvratog)  und  in  C  (ovx  il  dvvaiog  ^v}: 

*  ttU'  ovx  ^  (^t^t'ttTi;  ^y  navta.  Prohberger  billigt  zwar  diese  con- 
jcctor»  verbessert  aber  mit  recht  die  Stellung.  Ich  finde  dies  u 
Tor  ndvia  etwas  schwach,  auch  paläographisch  die  änderung  nicht 
a»  leicht.  Am  rande  steht  fiir  ^lov  —  oliov.  Mag  dies  conjectur 
oder  handschriftliche  lesart  sein»  jedenfalk  ist  es  unbrauchbar, 
fiikrt  aber  vielleicht  auf  ein  für  unsere  stelle  nicht  unpassendes 
adverbiales  oaov  oder  dq  oOov  (s.  z.  b.  XXXI,  12). 

Or.  XXXI.     Die  randglossen  zu  dieser  rede  sind  fiir  uns  von 

■  grosstem  werthe.  Schon  im  §.  3  ist  eine  wichtige  Variante.  Bei 
Aldoi  steht  äkXa  fAuXJiov,  on  und  so  hat  auch  X  (o,Ti),  eine 
lenrt,  die  noch  heute  von  Rauchenstein  fiir  richtig  und  von  Hal- 
bertMa  nur  in  anu  geändert  wird.  Das  von  Frohbei^er  gebil- 
%te  iX  T$,  welches  Tajior  fand  und  Cobet  von  neuem  conjicirte, 
ladet  sich  schon  in  der  Aldina  über  oi$,  verkehrterweise  in  ein 
wort  zusammengezogen.  An  eine  conjectur  haben  wir  um  so  we- 
liger  zu  denken,  als  das  bald  darauf  in  einer  lacunula  in  der  Al- 
diia  fdilende  ^fjcCy  was  zum  sinne  durchaus  nothwendig  ist,  nicht 
ergänzt  wird,  auch  kein  ähnliches  dafür  substituirt  ist.  —  $.9 
kt  die  Aldina  das  unconstruirbare  naqucx^lv;  ebenso  X.  Reiske 
■aclite  dasans  das  richtige  naqiax^  und  nach  C  fügte  Bekker  noch 
das  f  ephelc  hinzu.  Am  rand  finden  wir  eine  dem  richtigen  nahe 
Terwandte,  aber  an  und  für  sich  sinnlose  notiz:  nuqtaxilv*  — 
{.13  lautet  bei  Frohbei^er:  ^AXka  fitjv  ovd'  ämx^ifai^i  yi  tcSv 
jnUmv  oidivl  tovtov  unodox^fAoicavug ,  Sg  ovn  r«vg  ixiqovg, 
oU'  iiupmiqovg  ^anqog  ian  nqoSovg  xiA.  El  fkivio^  u  (liqog 
Hauken  jtav  noXu&v.  In  den  handschriften  steht  für  og  ovj$  — 
oW  f?,  was  sinnlos  ist.  Reiske  conjicirte  ohne  Wahrscheinlichkeit 
0»  yuqy  worin  Bekker  ihm  folgt.  Der  oben  gegebene  text  ist  dn& 
verdienst  Sauppe's,  doch  macht  der  einschub  des  og  die  änderung 
weaiger  leicht.  Auch  sehe  ich  zu  der  erweiterung  des  ov  in  ovrt 
ii  der  häufigen  gegenüberstellung  von  ov  —  ulXd  keinen  grund. 
Ulich  verlangt  der  folgende  satz  mit  il  fihvio&  im  vorbeigehenden 
eioeii  ihm  entsprechenden.     Sehr  wohl  gefallt  mir  daher,    was   am 


272  Lysias. 

raod  steht  für  ovi^  il  —  tl  ov,  nur  das«  ich  fur  il  lieber  tl 
oi  wünschte.  „Durch  die  verurtheilung'  werdet  ihr  each  kei 
feinde  verschaft'en,  wenn  wirklich  er  beide  verrathen  zu  bai 
überführt  ist.  Sollte  aber  sich  ein  dritter  theil  finden"  u.  s. 
Für  eine  conjectur  halte  ich  diese  leichte  Umsetzung  der  wo 
um  so  weniger,  als  der  corrector  an  vielen  stellen  so  gerio 
grammatische  kenntnisse  verrieth,  dass  er  gewiss  fiij  für  ol  \ 
schrieben  hätte.  —  §«19  ist  t'  hinter  vvv  in  i^  verwandelt  i 
nach  I0T6  ein  fiiv  eingeschoben.  Für  /liv  war  nach  jou  \ 
Reiske  ein  rc  eingeschoben.  An  und  für  sich  sind  beide  lesar 
ti  —  n  und  ftev  —  6i  hier  gleich  passend.  Doch  bestimmt  m 
die  von  Francken  und  Frohberger  gemachte  bemerkung,  dass  s 
in  dieser  rede  eine  bei  Ljsias  unverhältnissmässig  häufige  entj 
gensetzung  einzelner  glieder  mit  fisv  —  di  findet,  dazu,  der  ra 
glosse  fjiiv  —  Si  den  vorzog  zu  geben.  Auch  ist  es  nicht  wa 
scheinlich,  dass  man  für  t€  ein  3i  conjicirte  und  ein  fAiv  einscli 
wenn  die  einschiebung  eines  correspondirenden  t(  im  vorangeben 
gliede  so  nahe  lag.  —  ^.  20  steht  in  der  Aldina:  iyaty^  i 
on.  Ebenso  ist  die  lesart  in  X.  Markland's  conjectur  ofSa 
ijSrj  finden  wir  durch  den  rand  bestätigt,  ebenso  wie  Reiske's 
vor  olxtXoi  in  demselben  §.  —  §.  24  ist  für  uya&ov  das  r 
tige  xaxov  eingesetzt.  —  Im  §.  32  ist  mir  die  randglosse 
verständlich.  BovX^vhv  ist  in  seiner  ersten  silbe  unterstri< 
und  am  rand  ßov  geschrieben.  Es  war  wohl  das  darauf  folgi 
ßovXiviC&ai  gemeint,  was  auf  diese  weise  zu  dem  durch  X 
glaubigten,  aber  falschen  ßovXicdah  werden  sollte.  —  Auch 
anfang  sogleich  bin  ich  mir  über  eine  randnotiz  nicht  recht  li 
In  den  für  den  anfangsbuchstabeo  der  rede  reservirten  vierecki 
räum  der  Aldina  ist  vor  elf  T^q  t^va  olde  geschrieben  tov  o^ 
An  dieser  stelle  ist  die  randglosse  völlig  unsinnig.  Ich  mö 
vermutheu,  dass  dieselbe  an  eine  falsche  stelle  gekommen  ist 
vor  üfioaag  gehört,  wie  ja  diese  abundanz  so  sehr  häufig  ist, 
z.  b.  X,  32  und  z.  b.  die  von  Frohberger  hierzu  angeführte  s 
aus  Xenophon. 

Zu  den  zweifelhaften  oder  allgemein  für  unecht  erklä 
reden  des  Lysias  sind  uns  folgende  randglossen  bekannt.  1)  Oi 
in  dieser  rede  liegt  die  hauptthätigkeit  des  Schreibers  der  r 
glossen.     Die  zahl  derselben  ist  gross    und   nicht    blos    auf   eil 


Ljsias.  273 

kiteo  hat  sich  der  corrector  beschränkt,  sondern  auch  die  ganze 
pmt  lücke  in  der  Aldina  von  §.  24 — 28  und  kleinere  an  an- 
dereo  stellen  ausgefüllt.  Diese  stücke  liefern  den  deutlichen  be- 
weis, dass  die  zu  gründe  liegende  handschrift  zur  gattung  der  uns 
bekannten  gehört,  da  grössere  ab  weichungen  nicht  gefunden  wer« 
den.  Wir  wollen  auch  hier  die  sehr  zahlreiche  correctur  der 
draekfehler  übergehen,  ebenso  kurz  berühren  die  vielen  stellen 
wo  rand  die  jetzt  allgemein  angenommene,  uns  aus  unseren  hand- 
sehriften  bekannte  lesart  gewährt,  wie  ^.  2:  i^uvat.  §.3:  iv 
iti(  Twv  n&vioiwv  igyoig  für  Xoyoig  ohne  jo7g.  §.  4 :  /uLovai  fiiv 
für  juoraft  ii'y  wie  schon  Muret  gab.  §.  7 :  Idiaiq  statt  des  rich- 
tigen litakg;  auch  MN  geben  liiaiq,  §.  6:  iavjviv  für  altwv. 
f.  10 :  -iitg  ir  T^  noXifitp  tvxng  für  inC,  was  schon  Schot- 
tis  ex  Mureto  als  lesart  seines  cod.  Venetus  ein- 
setite.  ^.  17  und  18  ist  ixßdXovug  (mit  falschem  accent)  für 
iMßaViomg.  $.21:  dovXniavLO^m  für  dovXtiasa&ai.  $.21:  vo- 
ftfiomg  für  vofjtCcavxeg  geschrieben.  —  Bei  den  theils  von  dem 
jetzigen  texte  theils  von  allen  handscliriften  abweichenden  les- 
ttten  des  randes  haben  wir  wiederum  die  frage  zu  beantworten, 
ob  wir  conjecturen  oder  handschriftliches  material  vor  uns  sehen. 
Diese  frage  ist  im  allgemeinen  dahin  zu  beantworten,  dass  beides 
untereinander  gemischt  ist,  in  dem  einzelnen  falle  aber  wird  sich 
Seiten  eine  sichere  entscheidung  treflfen  lassen.  Für  conjectur  halte 
icb  z.  b.  $.  3,  wo  für  ma$v  ivd-quinoig  der  rand  ndnag  uv^Quinovg 
(pebt.  Beide  constructiooen  von  u^tov  sind  zwar  häufig  und  beide 
coBstructionen  können  an  unserer  stelle  angewandt  werden.  Aber 
wegen  des  folgenden  vfivovvrag  u.  s.  w.  ist  der  dativ  der  schwe- 
rere and  deshalb  wahrscheinlichere,  casus.  $.  7  bietet  rand  für 
•V  xofiiXiO^at  —  firj  xofit^Bif&ai.  Wir  befinden  uns  an  einer 
Terdorbenen  stelle,  soviel  aber  scheint  mir  festzustehen,  dass  firj 
ttr  eine  conjectu»  dem  folgenden  ^rj  ysvofihwy  zu  liebe  ist  (^^ 
fUMvo^ipwy),  —  §.  22  hat  rand  für  iv^dde  u^I^ovim  —  ii'- 
m^a  ä^tiovjai,  Dass  dieser  ändern ng  nicht  folge  zu  geben  ist, 
xbeint  mir  aus  $.  26,  wo  dieselbe  Verbindung  unangefochten  sich 
uidet,  hervorzugehen. 

Mit  voller  Sicherheit  lässt  sich  eine  conjectur  nachweisen 
{.32.  Dort  steht  bei  Aldina:  xura  yrig  trig  ßagßdgoig  änaviri- 
^nat.     Rand  giebt  für  ßagßdgoig  die  barbarische  form  ßugßdQrjg, 


274  Ljsias. 

Aus  welchem  gründe,  ist  ja  klar.     Es  ist  aber  ßaqfHqo^q  richtig 
und  es  war  nur  vqg  in  loiq  zu  ändern.      Den   genetiv    yriq  jedoch 
fand  der  corrector  auch  in  seiner  handschrift  wie  er  erbalten  ist  ia 
MNUVC.  —     Zahlreicher  sind  bei  weitem  die  stellen,    wo  hand- 
schriftliche Überlieferung   ausser    allem   zweifei   steht.      Als  beson- 
ders bezeichnende  stellen  führe  ich  on:    1)  ^.  13:    ixitvovg  t  oit 
tidouq    bietet    noch   jetzt    die    ousgabe    von    Sclieibe.     re   gebea 
CMNX,  während  Reiske  des  vorhergehenden  fiiv  wegen  di  wollte. 
Rand  tilgt  j   —  eine  lesart,    die  Le  Beau  willkommen  sein  nuss, 
der  p.  73  in   der   häufung   der    participien   ohne    das   anknüpfende 
ii  etwas  Lysianisches  zu  sehen  glaubt.      Ich   möchte  lieber   lesen: 
ovd^   ixBtvovg   tldoteg   xtX,    —      2)   §.  15   lesen   wir  jetzt:    £»- 
gvadia  uvtov  ixtuvovia  tovg   Ixitug   airwv  i^eXHVm     Rand    giebt 
für  Ixhag  avjuiv  —  Ixmtioviag  lavrcSy,    was  in  ähnlicher  weise 
auch  andere  handschriften  gewähren,   ohne   dass  wir  ihnen  zu  fol- 
gen einen  grund  wüssten.  —  3)  §.  16  ist  6i  hinter  joaovxov  g^lgt, 
wie  denn  überhaupt  in   der   hinzusetzung    und    weglassung   des  U 
in  diesem  und  dem  vorhergehenden  §  zwischen  Aldina    und   seine»  . 
corrector  und  andrerseits  unserem  texte  eine  grosse  Verschiedenheit 
besteht.     So  fehlt  hinter  inulXu^avitg  das  ii^    ebenso  hinter  iki^ 
dagegen   steht   es    hinter   Ixitvovg.      In   allen  fällen  aber  erscheint 
der  heutige  text  der  räthlichste.   —     4)  §.  23:    ilXa   vofAi^ovug 
joy  iixXiä  &dva%ov  äd-avatov  mgl  twv  uyadwv   xaiak^lnkiv  Xo- 
yov.      Dazu    hat   der    rand    zwei    noten.      1)    Für    Tuqt  —  naqd. 
2)  für  xaxaXttnHv  —  indsCmtv,     Das  erste  kann  conjectur  sein 
und  ist  ja  auch  wirklich  von  Markland  conjicirt,    das  zweite  kann 
nicht  conjectur  sein,    weil   es    unsinnig  ist;    es   hat    am    meisten 
ähnlichkeit  mit  unoXiCnnv  in  U.     Ich  halte  daher  auch    nuQa    fiir 
handschriftlich    und   will    es   statt   ntgl   im    texte,    weil   jkbqI  xwf 
äyaSwv  überflüssig  ist  nach    aixXiu    &dvarov    (denn    nur    ayudol 
können  einen  solchen  finden),  nagu  twv  u/a&wv  einen  neuen  pas- 
senden begri£f  hinzubringt,   denn   rühm  von   braven  ist  besonders 
ehrenvoll.     Für  den  Wechsel   zwisclien    naqä    und    mgl   vergleiche 
sogleich  im  §.  26 :  naqd  codd.  mgC  U.  —  5)  §.  24  steht  am  raod 
das  falsche  oXCywv  luiv  ulXtav,   wofür   oXty^   ^^    lesen    ist.      Das 
ist  entweder  ein  Schreibfehler  in   der    handschrift   oder   setzt   auch 
in  ihm  ein  ursprüngliches  iXtyfjii  fiiv  voraus,  wie  wir  in  F  finden»  — 
6)  §.  26  bietet  der  rand  mit  U  ovjui  il  iii  iax((ag   fiir   oi/roi   dk 


Si 


Lysias.  275 

im  wxiwr.  7)  f  26  streicht  rand  r'  vor  Iv&dSi.  —  8)  §.  26 
leMB  wir  am  rande  das  vollkommen  unverständliche  &aviiaarwv 
itakiuwv  igywv.  —  9)  g.  48  bietet  rand  fur  xajaoiuvrog  —  im- 
Ctdnog.     Wie  oben  so   bietet   auch    hier  U    mit   anooiuviog   eine 

ilkaliehe  verderbniss.  —  iO)  $.  49   ist  das  richtige  umvctiq  in  das 
«isioDige^    aber  auch   von   anderen  handschriften  gebotene  unäcrjg 
gäadert  —  ü)  $•  52  wird  der  artikel  vor  äXkoTgfav  gestrichen.  — 
12)  ^.  73  steht  am  rand  für  tovg   amutv  das    ganz    unverständ- 
Itdie  T$  avriJr.     Vielleicht  ist  rcSf  ein  Schreibfehler  und   es   stand 
für  ta\  ddfpon  rovg  uirtwv^  woran  man  schon  seit  Reiske  anstoss 
ubi  in   den    handschrifteo    &   räv   avxvjv  auf  ^giiftat    bezogen, 
kmtik  verkehrte  Wiederholung  wir  in  &dtfftti  vor  uns  haben:  vi^K 
ixo^  und  änogCa  im  folgenden  §:  auch  s.  femer  fur  diese  verbin- 
dmg^  zweier  genitive  in  dieser  bedeutnng  Xenoph.  Anab.  V,  5,  18.  — 
13)^.  74  bietet  der  rand  mit  M   corr.    richtig,    wie   ich   glaube, 
stfn  für  nwg,  —  Es  handelt  sich  ja  um  die  zeit,  um  die  unver- 
giagiichkeit  der  trauer.     Nur  einem  ndu  entspricht  mit  recht   das 
flilgeDde  rore.  —     ^^)  i»  79  schiebt  rand  und  M  corr.    vor   ntgl 
tthw  den    artikel   id  ein.     Mit   unrecht.  —     Durch   alle   diese 
ftellen  ist  handschriftliche  grundiage   bei   den    meisten    correcturen 
ndiergestellt  und  die  vom  rande  neu  herzugebrachten  noten    haben 
ra  80  mehr  anspruch  auf  Untersuchung  ihres   werthes.      Ueber  die 
Handschrift  selbst  sind  wir  nach  dem  bisherigen  und  bei  dem  eklektischen 
ver&bren  Bekker's    in   der    anfiihrung  der   handschriftlichen    noten 
oor  im  stände  zu  bemerken,  dass  sie  ausser  mit  M  corr.,   mit  dem 
sie  schon  in  der  ersten  rede  häufig  übereinstimmte,   auch  mit  GlIV 
berührung  zeigt;    und  zwar   scheint  unsere  hand  mit  den  drei  zu- 
kfzt  genannten  zu  einem  engeren  kreise  von  solchen  zusammen- 
zogehoren,    die   eine   andere   Stellung  der  Wörter  geben, 
wie  die  uns  aus  anderen  handschriften  bekannte  und  aufgenommene 
cfr.  ^.  26:  UV  rand:    i^v  vfxrjv  rwv  ngoyovatv.     §.  27  UV  rand: 
iiOMoakitg  fih  xal  x^^^^^'     i'  ^^ •  ^^  rand:  noXv  dp  ifrj  ^gyov. 
Abweichende   Stellung   zusammen   mit  G   gewährt  der  rand  §.51: 
ol  f$h  avjoi  nolXuxov  äya&oC,     Hier  hat  der  Schreiber  des   ran- 
des    ober   noXXaxov   ein   b    und  über  uya^oC  ein  a  gesetzt.     Auch 
sonst  tritt  die  ähnlichkeit  mit  UV  an  vielen  stellen    zu   tage:    cfr. 
f  8.  10.  23.  25.  26.  26.   27.  28.   32.   48,    endlich   $.41,    bei 
welcber  stelle  wir  einen  augenblick   verweilen   wollen.     Rs   heisst 


276  Ljsias. 

dort:    inidnl^aw  dl  nuCtv  äv&Qu!no$g,  vtxiqaavitg  rfi  vavfiaj[(a,  Sn 
xQiTnov  ftn    oXtyw¥  vneq  t^$  iXBv&(q(ag  mvivvtvuv  f  fk^a  noL- 
'kwv    ßaa^XivofAivatv   ixig  Trjg   airuiv   dovXtCtig.     UV   raod  bietei 
für    dovXfCag   —   SovXivHv.      Diese   stelle    ist   vieÜBch    behandelt. 
Taylor  zwar  hält  alle  Schwierigkeiten  für  gehoben,    wenn   er  für 
aviwv  schreibt  triqiav y    doch  Reiske  schon   geht  weiter;    er  ?cf> 
misst  als  gegeosatz  zu  ßaaiXsvofiivfav  ein  otitovofiovfiivotv  und  M; 
iliv^fQCag   ein    xoivl^g.      In    ähnlichem   sinne   spricht    sich  Scheite 
aus.      Ich    glaube,   die   heilung   inuss  an  einer  anderen  stelle  voll- 
zogen werden.     Es  ist  augenscheinlich ,    dass   der   citirte  satz  die 
Wiederholung  eines  im  §.  33  befindlichen  ist:    ^/^ijcra/ueyo»  xQiiuw 
diui  /i€i'  uQijrjg  xai  mvfug  xni  fvyijg  iUv&iQCup  ij  ficr'  ovtlioii; 
xal    nXovTOv    SovltCav   rl^g  nuiQ(Sog.     Es  wäre  daher   wunderbar, 
wenn  bei  /i£76c  hier,    menschen    und   nicht  vielmehr  „guter*'  zu  er- 
gänzen wären.     Ich  glaube   daher,    dass    ßaaiJiivofiiywv    entweder 
als  erklärender  zusatz  zu  tilgen  ist  oder  in  ßaaiX^vofUvovg  zu  ve^ 
wundein,  duss  aber  hinter  dovkktag  ein  dem  x^vivvivuv  gegenübe^ 
stehendes  iovXivuv  einzuschieben  ist.     Ich  schreibe  diesen  satz  also: 
inidn^av    de    nuCtv    uv^qwnoig  .  .  -^    on    xqhhop    fi$i^    oUyw 
vn€Q   jl^g    iXtv&BQtag    xtvdvvivHv   fXrj   ^    fuiä    noXkuiy    vmg    i?c 
uvrußv  SovXtCug  Sovhvnv,  —     Aus  der  zahl  der  stellen,    wo  der 
rund  von  allen  übrigen  handschriften  abweichendes  bietet,  führe  ich 
ferner    an:    §.   18;     rj/ov/Aevot    r^F    ndvnav    ikBV&sQ(uv    Ofiovowp 
fjvui,   fieyCorr^v,      Am  rande  steht  für   die   unterstrichene   silbe   m 
in  ofiovoiav  —  er»,    sodass   wir  dadurch  ein  unverständliches  woK 
ofioGiay  erhalten.     Diese  stelle  hat  Markland    und  Reiske   Schwie- 
rigkeiten gemacht,   und  es  lässt  sich  nicht  leugnen,    dass    ofiovoMV 
schlecht    in    den    Zusammenhang    passt.      Aus    dem    folgenden  gelit 
hervor,  dass  der  redner  sich  die  demokratie  als  eine  tjrannis  unter 
dem  gesetze  denkt,  und  deswegen  hat  Markland's  laovofjtfav,  was 
recht  gut  in  ofAOC^uv  stecken  kann,   nach  Veränderung  der  Stellung 
der  Wörter  im  satze  einige  Wahrscheinlichkeit,  —     Im    §.  21    hat 
rand  rjyovfKPOi  di  für  tiyriadfAivot  di  und  gleich  darauf  ist    vo/uf- 
Gavug  in  vofuC^ovug   wie  in  FGII    geändert.     Auch    könnten    wir, 
wenn  wir  der  gute  unserer  hand  ganz  sicher  wären,    getrost    den 
infinitiv  futurum  xaTadovXü}(f(a&a$  in  den  infinitiv  aorist    mit   der- 
selben verwandeln,  ohne  gegen  den  Sprachgebrauch  zu   handeln.  — 
^.  31  :   yluxiÖMfiovioi  8iy  ov  taJg  tpvxatg  ivSiiTg  ysvo/jLfvoij  uXXu 


Lysias.  277 

mX^i^ovg  tffit/a&ivitg  xih  Rand  giebt  für  taig  ywxaTg  den 
;usativ>  der  wohl  stehen  könnte,  (cfr.  Mätzner  zu  Ljc.  Leoer. 
48),  aber  nicht  zu  stehen  braucht.  Uebrigens  halte  ich  diesen 
nu  communis  der  Epitaphii  für  verderbt.  Das  ifßfvc&ivu^*  will 
•r  nicht  passen ,  da  die  Lacedäinonier  sehr  wohl  die  menge  der 
etnde  kannten.  Besser  würde  eine  fortsetzung  des  negativen  ge- 
lukeos  sein,  etwa  so:  olii  nrij^avng  xtX.  Auch  pflegt  in  sol- 
dwa  stellen  der  muth  und  das  geschick  der  Athener  und  Spartaner 
■it  einander  verglichen  zu  werden,  ivSsiorsgoi}  doch  liegt  es 
■ir  fern,  etwas  hineinverbessern  zu  wollen.  —  In  demselben  §. 
bt  rand  fiir  lovrq»  ttß  tQ6n(p:  jovtov  tov  iqonov.  —  ^.  33 
bieten  die  besten  handschriflen  IxxXtvuv^  andere  xataX^Ttur,  Das 
richtige  ixkAnnv,  was  schon  früh  vorgeschlagen  wurde,  auch  von 
Taylor  in  einer  handschrift  gefunden  war,  steht  am  randc.  — 
(.  35  fiir  nqowvroq  rand :  jQoi,6viog  mit  MN.  —  §.  39  ist  für 
fnoiXiSp  nö&og  geschrieben  niv&og,  —  g.  67  giebt  rand  mit 
X  zusamroeo  in$ds(;avTo  richtig  für  imSil^avTsg,  —  Von  den 
Wdeo  schollen  zu  dieser  rede  habe  ich  an  anderer  stelle  ge- 
iprocben. 

Lysias  VIII.  In  dieser  vielfach  dunklen  rede  finden  wir  die 
nadglossen  schon  fast  alle  für  die  herstellung  des  textes  unnöthig, 
k  sie  mit  den  lesarten  anderer  handschriften  zusammenstimmen. 
So  steht  im  §.  1  bei  Aldina  ovg,  am  rand  joi^g  fjiiv.  §.  3  ist 
war  unr^YY^^  *"  iniiyyiXs  corrigirt,  nicht  aber  zugleich  b  in  ff, 
irie  X  bietet  §.  3  ist  ferner  J^  tu  wohl  in  iqia  verwandelt, 
iber  der  accent  auf  td  von  der  enklitika  fii  vergessen,  auch  der 
^ris  auf  ü  nicht  geändert,  und  doch  hat  der  corrector  für  nöthig 
tefuoden,  im  §.  4  den  kleinen  druckfehler  inonjcaco  für  iaoii^aajo 
ai  Dotiren.  $.  4  verbessert  rand  mit  CDGOX  xaC  für  tj.  §.  9 
Sr  xaxvjg  —  xuxog.  §.  9  verbessert  er  loTg  ifioTg  ävayxaCoig 
ihne  erfolg  in  i/AoC.  Ich  wundere  mich  aber,  dass  das  richtige 
t/noFg  in  den  critischen  commentaren  dem  Stephanos  zugeschrieben 
irird,  während  die  Aldina  es  schon  bietet.  —  §.10  wird  tlg  in 
Ei$  Terwandelt,  aber  es  ist  kein  o  wie  C  bietet,  davor  eingescho- 
b«D.  —  Im  §.  13  bietet  rand  mit  DO  für  on  —  ou,  wohl  nur 
IcB  vorhergehenden  not  zu  liebe.  —  Verschrieben  oder  miss- 
rcntaoden  ist  die  randnote  siioxivovpmg  im  §.  7  für  iidoxt- 
poma$. 


278  Lysifui. 

Ps.  Lj8.  or.  IX  entliak  zwei  randnoteD  1)  im  f.  5  ist  mft 
recht  für  inlUxio  verbessert  iuCXixjo.  2)  in  demselben  ^.  för 
T^  0iX(ov  tqani^ri  —  lov  Otklov^  ähnlich  wie  in  0;  doch  ist  fir 
den  artikel  bei  dem  eigennamen  kein  grund  ersichtlich. 

Behandelt  und  zum  grössten  theil  scheinen  mir  Terbessert  fol- 
gende   stellen  I,  27,  40,  46.     Ill,   31.     IV,  9.     VII,   6,    22,   25, 
28,  35.     XII,  29.     XVI,  13,     XVII,  4.     XIX,  23.     XXXI,  \ 
13,  19,  20,  32.     (II),  13,  18,  23,  41,  73,  74. 

Ratibor.  E,  Roaenherg. 


Zur  Vita  Sophoclis. 

Dies  im  ganzen  sehr  werthvoUe  excerpt  aus  einer  nachweisbar 
in  der  voraugusteischen  zeit  entstandenen  biographie  ist  wie  so  oft 
bei  solclieu  auszügen  durch  auslassungen  entstellt;    darauf  habe  ich 
schon  Philol.  I,   p.  132  hingewiesen   und  jetzt    wieder   Phil.  Am. 
VII,  4,  p.  204,  und  zwar  deshalb,  weil  die  neuem  bei  ihren  venrachai 
darauf  nicht  genug  geachtet  haben.     So  heisst  es  ^.  3:    xai  fum 
ttiy  iv  JSaXafiTvi  vavfAuxCctv  ^A^tivaTok  mql   xqonaiov    oytwv  ftai 
Xvgag  yvfivog  äktikififiivog  loTg  nMuv(J^ova$  (vrgl.  Thuc.  I,  50,  1 1) 
Twv  Ijttvixfuiv  (muss  riv  tnCvtxov  heissen)  l^l^QX^^'  ^'^^  ^^^  Worte 
TKQi  rqonaiov  ovtwv  corrupt .  sind ,  ist  klar,  aber  die  bis  jetzt  be- 
kannt gewordenen   conjecturen   (s.  0.  Jahn  zur  st.)   sind    alle   ua- 
haltbar:    wie   werden   denn   alle  Athener  um  das  jqojtaiop  tanzen! 
Es  ist  deutlich  hier  alles  athenisch:   nach   einem  sieg  stellten  die 
Athener  zunächst  ein  tropaion  auf  und  dann  lassen  sie  tanzen:  also  rwr 
A^rivatwv  mql ,  •  zqonaiov  attiiSavTUiv:  was  aber  soll  mqll 
ausgefallen  ist  der  ort,  wo  das  tropaion  aufgestellt  war,  der  bei  eioer 
Seeschlacht  au  und  für  sich  nicht  unbestimmt  ist,  aber  anch  bei  land- 
sclilachten  angegeben  wird;    so  Inl  rq)  ^Pito  Thuc.  II,  84,   4:    so 
ders.  I,  30,  1.  IV,  38,  4.  V,  3,  4.  VII,  23,  4:  Xenoph.  Anab.  VII,  8, 
32:    vrgl.  auch  Thuc.  1,   63,  3.     Dies    die   gel^enheit,    wo  So- 
phokles  tanzte:    dabei   fiijä  Xvgag  zu  beachten,   weil    er   dadurch 
recht  als  künstler  und  Chorführer  bezeichnet  ist,    da,   wie  bild- 
liche darstellungen  zeigen,  die  Chorführer  eine  lyra  tragen.     Ebenso 
zeigt   natavCJ^ovmv  sachkenntniss :    das    wort    bezeichnet  den   oder 
einen  der   chore,    welche  zu  der  feier  die  Athener  befohlen  hatten. 

Emsl  von  LeidsciL 


IX. 

Bemerkungen  zu  Hygini  Fabnlae. 

Hjg.  fah.  14.  ÄBUrUm  f  Pyremi  flius  matre  Aniigona  Piheretls 
flui,  cjr  wrhe  Pel%nna  .  all»  aiunt  f  Prisci  ßium  ex  urhe  Fi- 
müi,  quae  est  in  radlcihue  F^yllel  mantis y  qui  est  in  Thessalia, 
pe  Im»  duo  flumina  Apidanus  et  Enipeus  separatim  proiecta  in 
«mim  coitoefittffil.  So  lautet  die  stelle  bei  M.  Schmidt,  p.  44, 1 2,  der  nur 
Mgendes  hiozufiigt:  pdlne  F  corr,  £  PrUci]  imo  Cometae,  Der 
TOTichlag  Cometae  für  Prisd  zu  lesen  ist  aus  palaographischco 
gifioden  ebenso  noaDnebinbar,  wie  der  Damentlich  von  Barth  zu 
tat  Tbeb.  IX,  321,  p.  985  aasgegangene  Cometae  statt  Pyremi 
n  lesen.  Da  es  niclit  zu  bezweifeln  ist,  dass  hier  Asterius  und 
Aiterum  zusammengeworfen  sind,  so  muss  man  erstens  Muncker 
Wftimmen,  der  Prisd  für  die  verderbung  too  Hyperasii  hält,  son- 
fan  PAine  nicht  mit  Schmidt  in  Pelina,  sondern  in  Pallene  gleich- 
bib  mit  Muncker  nach  Apoll.  Rhod.  1,  178  abändern;  endlich  wird 
statt  ^/remi  nicht  mit  Burmann  Pyreti,  sondern  Perrhaebi  (auf  das 
£e  farianten  bei  Properz  perM^  Pirrei,  Tgl.  Burmann  Prop.  Ill,  3, 
U  fahren)  zu  schreiben  sein:  das  giebt: 

Aaterion  Perrhaebi  filius  —  ex  urbe  Pallene.  Alii 
aiunt  Hjperasii  filium. 
BtnhiAus  ist  eben  der,  den  andere  Cometes  nennen.  Aber  weiter 
latSehmidt  unerwähnt  gelassen,  dass  in  den  folgenden  worten  (z.  15) 
Bartk  yrofecta  (etwa  in  erinnerung  an  Poer.  Astron.  III,  31?), 
oad  Spitzner  de  Ind.  Argonaut,  p.  12  als  durchaus  sichere  verbes- 
ing' provscfa  geben.     Für  das    letztere   spricht   der  gebrauch 


280  Hyginus. 

des  vehl  bei  Avienus  und  progredl  bei  Ammianus  und  IsidoroB,  dia 
vergleichung  des  Apollonius  aber  ausserdem  fiir  die  binzufaguBg 
des  Wortes  proculi  procul  provecta,  wie  procul  provolvere,  pr»- 
cul  porrigere  bei  Avienus. 

Fab.  15,  p.  50 ,  11  Schm.  quos  ut  vUlit  Iphlnoe  custm 
poriae  fitniciotH^  Hypsipylae  reg'mae^  cut  Polyxo  aetaie  consti- 
Vuia  dedit  coimlium ,  ut  eos  luribua  hospitallbus  ahUgarei,  — 
Schmidt  schreibt  cusios  jwrtae  constliuta  (was  mit  beispielen  nicht 
belegt  wird)  und  nimmt  nach  aetate  eine  lücke  an,  ohne  nöthiguog 
und  ohne  Wahrscheinlichkeit :  denn  aetate  consMuta  ist  Übersetzung 
des  z.  b.  d'Orville  wohl  bekannten  ijhxCa  xadiCmCa;  schon  eta 
Hollander  hat  bemerkt:  fahulas  svas  Hyglmis  mttgnam  partem  gor* 
cinnavit  ex  scriptoribus  Graeds  praecipue  poetarum  8choliaiti$f 
(fttorum  verba  saepe  vertit  parum  latine,  quod  multls  e  locis  ctm* 
stat,  vgl.  zu  f.  125.  136.  141  u.  a.  Allerdings  nennt  Statins  die 
Polyxo  aevl  maturOy  Apollonius  yr^QaX  Sh  (ftxt^olctv  imaxu^ov^ 
Ttoiidci:  warum  sollten  andere  das  alter  der  cu9to9  portae  nicht 
höflicher  bezeichnet  haben  ? 

Im  folgenden  satz  vermuthet  Schmidt  largltionibus  ntiptialihuSy 
was  schon  dem  bericht  des  Apollonius  widerspricht  und  dem  nadn 
folgenden  Iwspit'wque  invitaret  alle  bedeutung  nimmt.  Es  ist  wohl 
kaum  zweifelhaft,  duss  ursprünglich  hier  largioribus  hospitalihm 
gestanden  hat;  denn  hospitalia  bedeutet  auch  die  dona  hotpitalia. 
Gloss.  Labb. :  ^inov  id  dajQoy  ro  Jiifinofjuyoy  ^iv(p  Hospitale. 

Endlich  dürfte  es  räthlicher  sein  z.  13  eas,  was  die  Freisinger 
handschrift  giebt,  in  heroas  zu  verändern,  als  in  eos  mit  Scheflfer 
und  Muncker,  denen  Schmidt  gefolgt  ist,  so  dass  die  stelle  lautet: 
Polyxo  aetate  constituta  dedit  consilium^  ut  heroas  lar- 
gioribus hospitalibus  obligaret. 
Im  übrigen  ist  hier  zu  erwähnen,  dass  M.  Schmidt's  ausgäbe  reich  ist 
an  unrichtigen  und  unnÖthigen  angaben.  Zu  anfang  des  capitels  lieisst 
es:  Lemniadae  F.  corr.  Bunt,  und  zu  z.  12:  Polixo  F.  corr.  Bunt. 
Aber  auf  Lemniades  hat  Muncker  hingewiesen  und  Polyxo  steht 
in  der  Staverenschen  ausgäbe.  Ebenso  heisst  es  f.  25 ,  p.  56 ,  5 
glaucem  F.  Glaucen  Bunt.,  während  Glaucen  doch  Muncker  ver- 
langt und  Staveren  in  den  text  gesetzt  hat.  Seltsamer  weise  fehlt 
hier  einmal  das  cilat,  welches  wir  z.  b.  p.  50^  8  linden:  hypsi- 
pylem  F.  corr.  Comm,  cf.  Neue  formenl.  I,  p.  60.     Während  fiir 


HygiDus.  281 

mlkkm  «ittBaD  erliaterte  sachen  die  einmalige  erwähnung  p.  LH 
[c£  MvDck.  Diss.)  Yollkoaimen  genügte,  wird  mit  einer  unermüd- 
icbkeit»  welche  sich  fiir  syntactisclie  und  lexicalische  fragen  nir- 
gends bemerklich  macht,  jenes  buch  citirt  p.  64,  19  zu  Amazanam, 
73,  14  SU  SfiktBgam,  96,  23  zu  Briseidanty  48,  22  zu  Salaminam 
(later  binzufugang  einiger  im  augenblick  zusammengerafften  stellen) 

IB,  s.  w.  Um  anf  Bunte  zurückzukommen,  so  bemerkt  Schmidt 
f  64,  19  Olrtfoe  F.  oorr.  Buitl.,  da  doch  Otrere  Muncker  mit 
4m  Worten  verlangt:  Chraecum  namen  ^Orgiigri  si  respicias,  O^re- 
m$cnha§  ojporfef,  ut  recfe  $crip^um  c.  112  (obschon  er  zu  c  31, 
Vit  Foffl,  auch  Oirira  fur  möglich  hält);  ferner  p.  10,  17  ga» 
Uhm  nimsrtts  F.  oorr.  Bunl.,  während  Nemertea  schon  Muncker 
duymt  und  Scheffer  geschrieben  hat.  P.  11,  1  fiamphede  F.  oorr. 
Anl.,  da  doch  gestützt  auf  die  von  Muncker  beigebrachten  stellen 
ftireren  Pemphredo  geschrieben  hat;  ferner  p.  81,  15  lairam  F. 
Uliram  J?tfiil.  16  laira  F.  Hilalra  Bunt.,  da  doch  Hilairam 
MkoB  der  von  Muncker  erwähnte  Meursius  Mise  Lac.  11,  15 
f.  168  beigestellt  hat.  An  unzähligen  anderen  stellen  müsste  in 
.fe  weise,  welche  Schmidt  fiir  sich  p.  33,  11  befolgt:  CUium  2 
\  lBmi$.J^  wenigstens  Bunt.  (Munds.)  stehen  z.  b.  45,  23  yi^ffov  add. 
Ami.  40,  7  Neaera  oonj.  Bunt.  93,  12  moesia  F.  corr.  Bunt.  (vgl. 
wieder  104,  9  Moesiam  F.  corr.  Scheff.).  Doch  es  verlohnt  sich 
4»  mohe  nicht  ausführlich  nachzuweisen,  welche  unverdiente  be- 
rieksichtigong  Schmidt,  der  die  Muncker  -  Staverensche  ausgäbe 
tteh  keiner  seite  hin  ausgenutzt  hat,  einer  ausgäbe  hat  zu  theil 
werden  lassen,  welche  er  selbst  (mit  vollem  rechte)  eine  edltio  Koc 
tueulo  indlgna  nennt 

Fab.  18.  Lycu8  rex  insulae  Propontidis  Jrgonautas  re- 
upit  hospitio  Ml  honorem  so,  quad  Amycum  interfecerant  y  quod 
tvai  taepe  inficiaretur.  —  Schmidt  bemerkt:  in  honorem 
[Pelopis  st]  qiiod  2  e  achol  Jpoll  Ehod.  11,  752  infi- 
cunretnr  F.  insidiaretur  corr.  2  e  Bchol.  Stat.  Theb.  Ill, 
353.  Die  ergänzung  I^pis  et  erlaubt  der  räum  des  Frei- 
tiager  fragments  nicht;  es  wäre  wenigstens  räthlich  gewesen 
in  noi  hmorem  zu  schreiben;  ausserdem  stimmt  diese  unklare 
kine  (der  Schol.  Paris,  sagt  ufAU  Jm  to  nfirjO-^vM  IliXona 
mr  avtw  9iiov  vni  twv  ^EXXiivotv)  nicht  zu  der  aus- 
HUUbkAf  mit  welcher  der  zweite  grund  (äfia  Si  nai  3kä  tdv 
Plnlologiis.  XXXV.  bd.  2.  IH 


282  Hyginus. 

^^ifuvxov  —  tpovop)  von  Hygin  angegeben  wird.  Dieser  folgte 
wie  sich  auch  aus  dem  über  infidaretur  su  sagenden  ergiebt,  den 
Scbol.  edit.  p.  504:  Ainoq  —  dta  j6  ngog  lovg  Bißgvxag  «al 
^AfjLVTtop  ix^^i  tpiXo^ivwg  joig  ^Agyovavjag  vntSi^aro.  Die  Ter- 
besserung  aber,  welche  Schmidt  dem  letzten  satztheile  sa  tlieil  wer- 
den lässt,  enthält  einen  doppelten  fehler.  Einmal  ist  das  ohne  wei- 
teres  in  den  text  gesetxte  €um  insidiarelur  noch  unerhörter,  ab 
das  an  anderer  stelle  Yon  Düker  abgewiesene  insidiare;  sodaai. 
streitet  die  behauptungy  dass  die  Argonauten  (Schol.  Apollon.  II,  7M| : 
p.  504)  den  Amycus  wegen  der  dem  Lycus  bereiteten  nacbstellsa- 
gen  getödtet,  gegen  alle  Überlieferung  und  besonders  gegen  des 
bericht  Hygins  f.  17  selbst.  Schmidt  hätte  durchaus  bis  xn  der 
änderung:  qui  ei  Baepe  insidiatus  fu$ra$  Yorscbreiten  müssen; 
denn  der  scholiast  des  Statins^  auf  den  er  sich  beruft,  sagt :  Amyon 
hanc  consuetudinem  semper  hahuii,  iil  insidiaretur  in  B»- 
hrycio  nemore,  vhi  si  qtns  forte  advena  deveHuius  fuitset,  ab  m 
caesiibus  provocaUis  occumbere$,  wie  Mythogr.  II,  140:  eemper  in 
Behryciö  nemore  insidiae  eecutus  erat  rgl.  i,  93.  Die 
berichtigung  des  textes  ist  auf  anderem  wege  su  gewinnen,  fl»* 
nor  im  sinne  von  gratia  ist  ebenso  bekannt,  wie  die  redeweise  m 
gratia,  quod  —  (s.  unten  zu  f.  106)  und  so  rechtfertigt  sicli  der 
Valg.  p.  380  gemachte  Vorschlag  in  hoiwrem  etfm,  quod  —  za 
lesen.  Weiter  aber  hat  die  endsilbe  des  Wortes  interfecerant  den 
aiisfall  des  Wortes  ante  bewirkt  und  in  folge  davon  ist  die  an- 
gäbe des  grundes,  aus  dem  die  Ai^onauten  beim  Lycus  gastliehe 
aufnähme  fanden,  verdunkelt  worden:  sie  war  ursprünglich  fol- 
gende : 

recepit  hospitio  in  honorem  eum,   quod  Amycum  interfece- 
rant, ante  quos  regnum  saepe  inf estaretur. 
Infesiaretury  welches  allein  dem  verbältniss  des  Amycus  zum  Lycus 
entspricht,   hat  schon  Muncker,    den  Schmidt  wieder  übergeht,   er- 
kannt, freilich  für  ein  depotveiM  zu  erklären  versucht  (vgl.  su  f.  37). 

Im  folgenden  satze:  Argonautae  dum  apud  Xyciim  morantur 
et  etrcnnentatum  exiesent  wird  morarentur  (vgl.  f.  12)  zu  schrei- 
ben sein;  im  nächstfolgenden:  morantur  Iphis  musste  Schmidt 
Muncker's  Verbesserung  Tiphys  um  so  mehr  in  den  text  setzen, 
als  das  Freisinger  fragment  mora  typhis  giebt,  s.  zu  f.  67. 

Fab.  28    qui   ah   ApoUins    nacti   sunt    interfecti,      Schmidt 


Hjginus.  283 

[will   p.   57    und    LI    schreiben:    ah    Apolline    enecii    mnt    d.  Ii. 

niBMt   an 9     daw    inlmflscH    die    glosse    zu    enecH    ist,    ohne 

li    xu    BBgtn,    dass    erst    zu    beweisen    war,     was    z,  b.    nach 

tttideodorp  nicht  bewiesen  werden  kann,    dass  der  von  Apollo  her- 

ikigefiihrte  tod  ein   eneoari  genannt   werden    kann.      Schmidt,    der 

ISlivcren  kanm  ein  und  das  andere  mal  erwähnt  (vgl.  f.  138  p.  16, 

|I0)  hat  hier  nicht  darauf  geachtet,   dass  dieser  statt  nacH  auf  die 

Igttigeadsten  aactoritäten  gestützt  Naxo  vorgeschlagen  und  die  bil- 

Figug  Heyne^s  (zu  Apoilod.  p.  104)  gefunden  hat;  er  hätte  nur  in 

lemng  z.  b.  an  Scaliger  Nasi  schreiben  sollen. 

Ebenso  unstatthaft  ist  die  behandlung,    welche   dem    ende  des 

■  cipitels:    wrpmübus    sunt    deligail.      Est    siyx    inter    colum§iam 

\$Am    ad  quam    sunt    ddigaii    —    von    Schmidt    zu     theil     ge- 

ist      Br    iiihrt    Barth's    Verbesserung     est    sMx    vUcera 

nnd    fragt    selbst,     ob     statt    inter    nicht    interanea     zu 

ia   sei,    ohne    der    von    Heiosius    herrührenden,    von    Muncker 

[■cht    übergangenen    Verbesserung     intestina     zu     gedenken     und 

anzumerken,    dass    Muncker,    der   styx   aus    Hesjchius    (zu 

r  Hjg'.  und  zu  Anton.  Lib.  31)  erklart,    nur  an  den  schreienden  vd- 

'  gd  denkt :   jedenfalls  ist  eine  ajv^ ,  welche  ivuga  verzehrt ,  etwas 

gtaz  uaerliörtes.     Aber    der  rechtfertigung  bedurfte  nicht  blos   der 

ms  oisoem,  iecur,  fibraSy  cor,  pectus  carpeiis,   trdlietis,  exedens  ge- 

geonber  *die  strix  interanea  edens,   sondern   auch   die    Wortstellung 

■ad  Wortwahl:    est    interanea    (an    einer    anderen   stelle    sagt 

Hjgin:    viscera  eins  exest)    und   die  Sprechweise   exest   sedens 

eshnnnam   und   strix  —  colu  mnani'  sedens    (an    insidens  hatte 

Barth  gedacht),  die  von  sedere  equum,  sedere  cathedram  immer  noch 

verschieden    ist.     Was    Schwenck    für    diese    stelle    ermittelt    hat, 

gieht  Schmidt  nicht  an.     Strix  als  Übersetzung    von    (Jrog    scheint 

anspielung  auf  Otus  zu  sein  und  die  buclistaben  i  est  weisen  viel- 

leidit  auf  incessit  hin,  so  dass  zu  lesen  wäre: 

aerpentibus  sunt  deligati :  incessit  strix  infra  colum- 
nam  sedens. 
Fab.  29  sensit  Amphitryon  numen  aliquod  fuisse  pro  se.  — 
Ea  sengt  von  einem  eigenen  geschmack,  wenn  Schmidt  für  fuisse 
futuisse  schreibt  und  in  den  text  setzt.  Hat  er  wirklich  nicht 
daran  gedacht,  dass  keine  Verwechselung  häufiger  ist  als  die  von 
fmU  mad  fecit  und  dass  facere,    irqäyfAU   und    ähnliche    worte    in 

18* 


284  Hyginus. 

dem  bier  verlangten  sinne  längst  ron  Wouweren  und  Burmam 
nachgewiesen  sind?  Die  kühnbeit,  mit  welcber  Schmidt  hier  ver 
fahrt,  wird  übrigens  noch  von  der  übertroffen,  welche  er  f.  148 
gezeigt  bat.  Er  will  nämlich  statt:  vtderunt  es  eo  Martern  id  m 
faceret  fmdor  lerrui^,  lesen:  vieervnt  mares^  feminae  id  ne  fm^ 
cerent  pudor  terruit,  als  ob  die  worte  einer  Verbesserung  bedärfie^i 
deren  sinn  einfach  dieser  ist:  seit  der  zeit,  in  welcher  Mars  ü^ 
übele  erfobrung  gemacht  hatte,  hat  er  sich  gescheuet  /beere,  ilermi 
facere  (wie  es  bei  Petron  heisst:  qtiare  non  facimusf)  oder  id  fih 
cere,  quad  fecerai  /idem  facerejy  wie  bei  Ovid :  fedi  Atrides,  Qitei 
ei  non  faceret,  Ivrpifer  eeeef  «fiere. 

Fab.  30.  ^ti^iae  r^ie  [eferctie]  heibile  fiüo  die  purgavit  «m- 
iorem  partem  love  adiuiore  fiumine  *  ammieso  ioium  elerctre  ahluit.  -^ 
Schmidt  begnügt  sich  zu  ammisso  folgende  bemerkung  hinzu zufiigea: 
ammisso  cod.  F  Munck.  immiseo  Mic.  i.  m.  Serv.  Vii^.  Aen.  VII|p 
300  admisso  Comm.  Und  doch  hatte  Heinsius,  dem  Mnnckeir 
beistimmt,  aus  Servius  fluvio  (fiumine  Adv«  p.  215)  Alpheo  im» 
mieso,  Staveren  statt  ^mmieeo  (ed.  princ.)  Minyeio  verbesieii 
und  Vossius  nach  der  angäbe  von  Amts.  Sedul.  V,  426,  p.  249 
und  Burm.  Anth.  Lat.  I,  13 ,  1  p.  193  am  rande  der  Commdina 
fiumine  iitmieeo  vd  Alpheo  inmieso  vd  Alpheo  et  Peneo  in- 
mieso  beigeschrieben.  Fur  die  einsetzung  des  namens  Alpkee 
schien  der  von  Muncker  bemerklich  gemachte  umstand  einigen  an- 
hält zu  geben,  dass  die  ed.  princ.  ^m mieso  bat;  jetzt  wird,  da 
das  fragm.  Fris.  ammiseo  giebt,  anzunehmen  sein,  dass  auch  an 
dieser  stelle  falsch  abgetheilt  ist:  mmieeo  ist  in  mieeo,  a  ist 
mit  den  beiden  letzten  silben  des  vorhergehenden  Wortes  susanunen- 
genommen  mine  a  die  verderbung  Minya  (wie  Minyeius  bei  Pan- 
sanias  und  sogar  ßovvia  vlovj  woraus  Staveren  und  Roulez 
einen  Boweu  vlog  gemacht  haben  statt  Mr^vkov  zu  schreiben,  bei 
Ptolem.  Heph.  V,  p.  194,  3)  für  Menio  (vgl.  f.  14  ilfinyae.  Frie. 
Mifioie):  fiumine  Menio  inmisso.  Denn  dass  jener  fluss  nicht 
PeneoSy  sondern  Menioe  geheisseii,  hat  nach  der  in  den  Theb.  Pa- 
radoxa gegebenen  darlegung  weder  6.  Hermann  noch  ausser  an- 
deren Schubert,  Schneidewin,  Dindorf  bezweifelt. 

Aber  es  bleibt  noch  anderes  zu  besprechen  übrig.  Indem 
Schmidt  den  umstand  ganz  übergeht,  dass  Muncker  die  worte  ^- 
mine  ammisso  totum  stercus  abluit    far   eine   glosse  hält,    streicht 


Hjgioas.  285 

tr   telbflt    (mit  Scheffer)    das    erste  iterous  (wofür  Heinsius  servus 

Ivill),   Yersetst    die   worte   maiorem   partem    in  die  vorhergehende 

«Qe:    S$ffmpkallde8    —    quae  —    iaculahaniur   eagittis   interfecit 

iaculabaniwr,   rerwandelt  weiter  love  in  Minoe  und  weiset 

worleo  Minoe  adiuiore  ihre  stelle  in  der  folgenden   seile  Tau- 

f  cum  quo  Pasiphae  eonoubuit^  ex  Creta  —  adäusit  nach  con- 

ao:  das  sind  sahireiche,  aber  nicht  blos  an  sich  bedenkliche, 

auch  durchaus  rerwerfliche  änderungen.     Es  ist  leicht  ein- 

wenn  es  auch  noch  keiner  bemerkt  hat,    dass  Hjgin    dem 

eine  doppelte  thätigkeit  zuschreibt:   die  erste  siercus  tino 

li«  fwrgaoil  maiorem  partem  ist  diejenige,  welche  besonders 

kunstdenkmäler  erkennen  lassen,   auf  denen  Hercules  mit  dem 

iivg  dai^^tellt  ist;    die  zweite   ist   die  von  der  mehrzahl  der 

dbrtftsteller   erwähnte:    flumine   Menio    inmiseo    totum  eter* 

m$  ahlnit.      Offenbar   hat  Schmidt   nicht  in   erwägung   gezogen, 

purgetre  ebenso  gebraucht  wird,    wie  das    z.  b.    von  Wjtten- 

•eh  erläuterte  xa&afQUVj   und  steroue  hohile  oder  vielmehr  bu- 

mlinum   (Veget.  f,  13,  S)    purgare    ebenso   richtig   bt    bei 

kal  Diac  Exe  Fest.  p.  132.     Munck.  p.  85,  wie  o  etercore  purgare 

m  Cato.     Was  endlich  die  worte  love  adiutore  anlangt,    so  sind 

tt  unverdächtig  und  für  den  leicht  zu  erklären,    der    nur  an   die 

Tbermopjlen  und  den  Skamander  denkt     Ohne   zwingenden  grund 

Ut  Muncker    und   ausser   ihm  Heinsius  Adv.  X,  2,   p.  215    statt 

Im»  lolao  geschrieben;   iiir  Schmidt  aber  hätte   näher  als  ilfiitoe 

ie  änderung  Menedemo  gelegen:  denn  über  den  Menedemos  aus 

Bis  {vj^iSuiiy  ^HqoxIsT  thqI  i$(  Kud-aQffiw^  xov  Avyiov  xonqov, 

iMi   anoctqiiffak   xiv   norafiov)   ist   in   einem   tischgespräche    bei 

AtgBstus  verhandelt  worden.     Somit   bedarf  die   stelle   des  Hjgin 

mr  folgender  änderungen : 

Augiae  regi  stercus  bubulinum  uno  die  purgavit  ma- 
iorem partem,  love  adiutore  flumine  Menio  inmisso  totum 
stercus  abluit. 
So  wenig  man  also  Muncker  zugeben  darf,  dass  die  worte  flumine 
—  abHuii  von  eiAem  glossator  stammen,  so  sehr  kann  man  dahin 
idgen  in  der  kurz  vorhergehenden  stelle:  unde  poetea  et  ipse 
fM$.  Äprum  in  Phrygia  Erymanthium  occidit,  eine  glosse  zu 
isdeo.  In  einem  beim  druck  ausgefallenen  addendum  zu  Sin. 
p.  222  war  sowohl  zu  p.  197  über   den   durch    den   blitz  eotiüii- 


286  Hyginus. 

deten  Scheiterhaufen  Soph.  Phil.  728  (vgl.  jetst  dort  Sejffert] 
oachgetrageo  y  als  zu  p.  194 ,  wo  über  das  otaischc  Phrfgia  g^ 
handelt  bt^  hinzugefügt,  dass,  wer  die  Yerbesserung  in  Phegia  nidtj 
billigt  (Sin.  p.  186),  annehmen  kann,  dass  die  worte  in  Ain^ill 
als  glosse  (Ujgin  selbst  sagt  in  monte  Oetaeo  f.  36)  fiber  perin 
geschrieben  gewesen  und  von  einem  nachfolgenden  abschreiber  da« 
hinter  aprum  efngesetzt  worden  sind.  Jetzt  hat  Schmidt  einM| 
perüt  in  Phrygia*     Aprum  —  geschrieben. 

Was  weiter  die  stelle  anlangt,  welcher  Schmidt  die  worta 
maioreni  partem  zuweisen  zu  können  geglaubt  hat,  so  verdient  im- 
merhin Grunov  eine  erwähnung,  der  Thes.  1.  iah,  Eeee  ut  aa^illii 
geschrieben  hat.  Dass  das,  was  über  Bunte  gesagt  ist:  ilU  qmt 
dem  ah  molesto  illo  eruendi  et  deliberandi  singula  ad  rem  perii 
nentia  lahore  mne  quam  aversus  (Sin.  p.  43),  auch  auf  den  oeocs 
sten  herausgeber  anwendung  findet ,  zeigt  sogleich  auch  noch  d» 
folgende  stelle:  Hippolyten  Amazonam  Marti$  et  Otrirat  rs 
ginae  filiami  cui  reginae  Amazonis  halteum  detraxit.  —  Schmid 
nimmt  eine  lücke  nach  ßiam  an  und  streicht  das  zwischen  m 
gitiae  und  halteum  stehende  Ämazoni».  Man  erfahrt  nichts  ym 
dem  vorschlage  Barth's:  Tum  Hippolyten  —  cui  necatae  MaW 
tium  halteum  — ,  Muncker's:  cui  retinae  Amazonum  oder  Amm 
zoniae,  Vorst's  zu  Justin.  II,  4,  17,  p.  67  Amazoni  (nicht  ilmci 
zonum^  wie  Wopkens  angiebt);  man  erfährt  weiter  nichts  davoKi 
dass  Bildebrand  zu  Appul.  de  Mag.  98,  p.  627  Amassome  als  dati' 
genommen  und  r^ina  Amazonis  verbunden  wissen  will  und  das 
Elmsley  zu  Eur.  Heracl.  217,  p.  75  (duhitanter)  verbessert:  /Bios 
iftler^ecit,  cui  mortuae  aureum  halte%%m  detraxitz  alles  im 
lieh  vermuthungen,  welche  wohl  der  vermuthung  nachstehen  durften 
dass  fiUam  cui  aus  ßiam  vicit  (nach  Serv.  Aen.  XI,  661 
und  reginae  aus  re^ium  insi^ftie  verlesen  ist: 

Otrerae  reginae  filiam  vicit,  regium  insigne,  Amazonii 
balteum,  detraxit. 
(jov  ""AfAa^ovoq  ^wat^ga  Schol.  ApuUon.  Rhod.;   vielleicht  auch,  in 
erwägung    der    besonders    von    Broukhujzen    besprochenen   irrung 
Amazoihlum  halteum,  was  f.   14  steht). 

Fab.  35  qui  ut  a  virgine  rogatur  parentes  eivs  oorom  ea 
interficere  tieUe  coepit,  —  Schmidt ,  der  unerwähnt  lässt ,  dasi 
Scheffer    T  ausserdem    del    Bio    zu    Sen.   Berc.   Oet.   206)    roga- 


Hyginufl.  287 

•  Ittr     geschrieben    hat    und    in    den    Anal.    Prop.    p.    16    (nos) 

legtttwr    vorgeschlagen     ist,    vemuthet    ftorogaiwr,    ohne    ir- 

|«adwie     nachzuweisen ,     dass    prorogare    so     gebraucht    werden 

kinne,     wie    differre.      Dem    sinne    nach    passender    ist    das    von 

i.Beinsiiis    gefundene    und     von    Muncker    nicht    gemissbilligte    ob- 

mrgaiur.     Da  die  Verwechselung  von  rogar$   und   iurgare  zu  Stat. 

Sei.  ult  53,   p.  83  nachgewiesen  und  der    gebrauch    des  iwrgaiur 

durch  Horaz  und  die  scholiasten  hinreichend  gesichert  ist,    so  darf 

■aa  wohl  annehmen,    dass  Hjgin   wie  sonst  obnir^faliir ,    so    hier 

mgatur  gesclirieben  hat: 

ut  a  virgine  iurgatur. 
b  ähnlicher  weise  hat  Lactantius  aus  Horaz  emirari  entlehnt 
(HsDck.  p.  849.  Abresch.  Mise.  Obss.  VI,  p.  285).  Der  entge- 
po|^esetzte  fehler  scheint  sich  f.  107:  quae  —  ira  B/Bnervae  ab- 
inrgata  sunt  ah  Agamemnane  et  MemAao  et  üJ^eei  data  zu  fin- 
den: abrogata,  was  zu  Stat.  I.  d.  vermuthet  und  in  so  fern  richtig 
lit,  als  Aiax  der  natürliche  erbe  der  wafi^en  des  Achilles  war  (quod 
(rater  patrvdte  eins  fuit  vgl.  Soph.:  onXa  i(id)y  ist  jedenfalls 
gbmblicher,  ak  ahnegatay  was  Schmidt  verlangt,  ohne  zu  bedenken, 
iim  ein  so  bekanntes  wort  keinem  abschreiber  veranlassung  ge- 
geben haben  würde  zu  dem  unerhörten  (von  Barth.  Adv.  Ill,  6 
allerdiogs  gebilligten)  ahiurgata  abzuirren. 

Fab.  37  itibet  wm  Aihenas  ad  Aegeum  proficieci  eosque 
qti  itinera  infestahantur  omnes  occidi^  —  Schmidt  nimmt  vor 
wifüe  eine  lücke  an ,  indem  er  im  übrigen  sich  begnügt  die 
f  lenrt  des  F.  eosque  omnee  qui  und  die  Verbesserung  des 
\  GoBiielinus  eosque  qui  illic  tum,  sodann  die  lesart  des  cod. 
Frii.  if  inert,  den  Vorschlag  Scheffer's  infestahant  und  Halm's 
Tcmothung  t(iner  anzuführen.  Itiner  findet  sich  bei  Hjgin  im 
coDunentar  zu  Cinna's  Propempticon ,  passt  aber  fiir  diese  fabeln 
nicht,  in  denen  wenige  Zeilen  später  (f.  38)  iter  steht;  aber  selbst 
b  den  falle,  dass  es  annehmbar  wäre,  ist  durchaus  nichts  gewon- 
nb:  denn  niemand  wird  Muncker  glauben,  dass  infestahantur  hier 
•li  deponens  gebraucht  sei,  und  gegen  die  Verbesserung  Scheffer's 
wf^stahant  vi  (denn  so  bat  nicht  ohne  paläographische  umsieht 
Scheffer  geschrieben ,  aber  nicht  in  fest  a  b  a  ti  I ,  wie  Schmidt  an- 
giebt)  spricht  schon  die  Stellung  des  wertes  vi.  Wer  bedenkt,  dass 
t  18  statt  iiifestarsliir  in/'iciarefur  die  lesart   der    handschrift 


288  Hjginui. 

ist,  der  wird  es  glaublich  finden,  dass  infßstahantvr  hier  ans  is- 
ficlahaniur  entstanden,  dieses  aber  die  verderbung  des  worCei 
insidiahantur  ist ,  welches  in  Verbindung  mit  dem  dativ  der  sacke 
den  abschreibern  weniger  geläufig  war,  die  wohl  auch  eber  aa 
iter  infesinm  e$  periciiIoMmi,  als  an  insidiatorea  viae 
dachten.  Giebt  nun  die  handschrift  weiter  eosque  omn$s,  so  ist 
in  omnes  wohl  nur  die  Verstümmelung  von  latranes  ta  erkennen, 
€0  8 que  aber  mit  der  letzten  silbe  oder  den  letzten  silben  des  vor- 
hergehenden Wortes  profidsci  zu  cleosqae:  iscieosqve  za  verbin- 
den und  so  das  durchaus  unentbehrliche  Isthmicosque  wieder- 
zugewinnen: ein  name,  welcher  sich  bei  Claudian  Ruf.  1,  252  in 
gleicher  weise  verdunkelt  findet:  denn  statt  Isihmiaoa  giebt  der 
Patav.  iimea  und  viele  andere,  in  denen  c  noch  nicht  mit  e  ver- 
tauscht ist,  Hmtca,  tinica.  Dass  aber  vor  eofque  oder  vielmehr 
Isihmkoaque  etwas  fehlt,  liat  nicht  Schmidt  zuerst^  sondern  der 
von  Schmidt  allein  nicht  erwähnte  Hicyllns  vermotbet  Was 
Scheffer  mit  benutzung  der  von  Commelinus  vorgenommenen  Ende- 
rung  vorschlägt:  qui  eo«,  qui  illic  tum,  hat  keine  paläographische 
Wahrscheinlichkeit.  Dagegen  empfiehlt  sich  die  annähme,  daaa  hier 
dasselbe  versehen  vorliegt,  welches  f.  29  bewirkt  hat,  dass  jetzt 
im  codex  über  concfibiiil  u$  unum  diem  usurparet  die  worte:  ^iii 
tarn  l%bens  cum  eo  concuhuit  geschrieben  stehen  d.  h.  ein  dop- 
peltes profidBci  vom  Schriftsteller  gesetzt  war  etwa  in  folgender 
(von  Muncker  f.  4  besprochenen)  weise:  proficiacl.  Qui  po- 
VUus  ense  coepil  AilrniOB  proficisci.  Die  ganze  stelle  dürfte 
daher  einst  so  gelautet  haben : 

iubet    eum  Athenas    ad  A^eum  proficisci.     Qni  potitns 
ense    coepit   Athenas    proficisci   Isthmicosqae 
latrones,  qui  itineri  insidiahantur,  omnes  oecidit. 
Halle  a.  S.  Robert  Unger. 

(Fortsetzung  folgt) 


SophooL  Eleotr.  42 

hatte  auch  Reisig,  ad  Oed.  Colon.  Ann.  critt.  p.  164  fJMX(^  XQ^^ 
herstellen  wollen,  freilich  ohne  allen  grund;  es  ist  das  hei  0.  Jahn 
nachzutragen,  also  auch  ein  zusatz  zu  Philol.  Anzeig.  Vif,  4,  p.  208. 

Ernst  von  Isutmk. 


IL    JAHRESBERICHTE. 


29».     Seenisohe  alterthümer. 

(S.  bd.  XXIII,  p.  2730 

1.  Fr.  Wlesdety  griechisches  theater.  In  Brscli  und  Gruber 's 
i&%.  eocyclopädie  der  Wissenschaften  und  künste.  Sect.  I,  band 
lilXXili,  pg.  159  bis  256;  mit  einer  tafel. 

2.  Wecklein,  Studien  zur  scenischen  archäologie.  Im  Pbilo- 
Uigiis  band  XXXI,  1872,  pag.  435  bis  463. 

3.  Sommerhrodty  hnpr^wng  dieser  schrift.  Im  Philologischen 
Aneiger.     Band  IV,  1872,  pag.  508  bis  517. 

4.  A.  MuUery  die  construction  des  griechischen  theaters  nach 
rUnioHM.     In  Jahn's  Jahrbüchern  1872,  pag.  691  bis  697. 

5.  F.  Wiesderi  disputatio  de  difficilioribus  quibusdam  Pol- 
licii  aliorumque  scriptorum  vetenim  locis  ad  rem  scaenicam  spec- 
ttttibos.     Göttinger  prorectoratsprogramm  1866.     4.     20  s. 

6.  und  7.  F.  Wiesderi  commentatio  de  tesseris  eburneis  os- 
ittNjae  theatralibus  quae  feruntur.  I.  Göttinger  Index  Scholarum. 
So«Ber8emester  1866  und  fortsetzung  Ind.  Schol.  Wintersemester 
1866/7.     4.     18  bezw.  18  s. 

8.  F.  Wiesderi  commentatio  de  difficilioribus  quibusdam  Pol- 
^is  aliorumque  scriptorum  veterum  locis,  qui  ad  ornatum  scae- 
vcsBspectaot  Göttinger  Index  Scholarum.  Wintersemester  1869/70. 
4.    22  s. 

9.  Sommerbrodt ,  über  das  somation  der  griechischen  schau- 
<M«r.     Im  N.  rhein.  museum  1870.     Pag.  424  bis  427. 

10«  F.  Wiesdery  Monumenti  scenici  in  Annali  dell'  instituto 
^  comspoDdeoia  archeologica.  Vol.  43.  Roma  1871,  8.,  pag.  97 
Mi  107  mit  TavT.  d'agg.  G.  H.  J. 


290  Jahresberichte. 

11.  B.  untold,  plaUe  mit  scenischen  vorsteUtingen  im  (JoU 
Romano,  Im  festgruss  der  philologischen  gesellschaft  zu  WQrzh 
«n  die  XXVI.  Versammlung  deutscher  philologen  und  scliulmän 
Würzburg,  Thein.     1868.     8.     Pag.  142-^157.     Mit  tafel. 

12.  Sommerhrodt,  das  altgriechische  theater.  Mitabbildun 
in  holzschnitt.     Stuttgart.     Krais  und  Uoffmann.     1865.    8.    8( 

13.  B.   Arnold  y    die    tragische  huhne    im  alten    Athen 
speddler   herückstchtigung  der   SophoUeischen  Antigone,     Progra 
des  k.  Wilhelms-gjmnasiums  zu  München.     1868.     4.     16  s.     . 
2  tafeln. 

14.  B.  Arnold,  das  altrömische  theatergebäude.  Eine  stu« 
Programm  der  k.  studien-anstalt  zu  Würzburg.  1873.  4.  2£ 
Mit  einer  tafel. 

15.  C,  IV,  Lindi%er  y  Dionysos  -  theatern  i  Athen.  Om  res 
taterna  af  de  senast  anstöllda  grafningara  a  platseu  für  Dionys 
theatern  i  Athen.  Ur  Tidskrift  for  pjggnadskonst  och  logeni 
vetenskap.     Stockholm^  Marcus.     1865.     4.     24  s.     Mit  5  taf< 

16.  PliotographieeHy  herausgegeben  von  Hinrichs,  Leipzig. 

17.  PervanoglUy  mittheilung  im  Archäologischen  anzeiger, 
nuar  1866,  nro.  205,  pag.  169  bis  172. 

18.  MatZy  1  rilievi  del  proscenio  del  teatro  di  Bacco 
Atene.  In  Annali  delP  instituto  di  corrispondenza  archeolog 
Vol.  42.  Roma  1870.  8.  Pg.  97-106.  (Vgl.  Mon.  dell'  i 
Vol.  IX.     Tav.  16). 

19.  Tuckermann  y   das   odeum   des  Herodes  Atticus    und 
Regula  in  Athen,     Mit  4  bildtafeln.     Bonn,  Marcus      1868. 
perialfol.     7  s. 

Die  auf  den  folgenden  blättern  gegebene  übersiebt  schli« 
sich  an  unsern,  in  dieser  Zeitschrift  band  \XII1,  pg.  273  bis  S 
und  pag.  482  bis  540  veröffentlichten  Jahresbericht  über  scenis 
altertliümer  an.  Da  dort  zum  ersten  male  im  Philologus  di< 
zweig  der  alterthumskunde  behandelt  wurde,  so  hatten  wir  ni 
nur  die  resultate  derjenigen  scbriften,  denen  das  verdienst  gebüt 
auch  auf  diesem  verliältnissmässig  erst  seit  kurzer  zeit  i^ultiviei 
gebiete  das  system  strengwissenschaftlicher  durchforschung 
schriftlichen  und  bildlichen  quellen  zur  anwendung  gebracht 
haben,  ausfuhrlich  mitzutheilen,  sondern  auch  über  damals  noch  u 
grossartige  entdeckungen  eingehend  zu  berichten.  Gegenwäi 
haben  wir  es  hauptsächlich  mit  dem  ausbau  des  vorlängst  gegi 
deten  gebäudes  zu  thun,  und  nur  wenige  punkte  werden  zum 
sten  male  zur  besprechung  gelangen.  Wir  haben  uns  daher 
häufigen  Verweisungen  auf  den  erwähnten  —  der  kürze  halber 
mit  dem  buchstaben  J  bezeichneten  —  Jahresbericht  diesmal  küi 
fassen  können,  zumal  wir  über  mehrere  der  angeführten  schri 
bereits    im  Philologischen  Anzeiger    berichtet    und    dasjenige, 


Jahresberichte.  29  t 

über  den  chor,  die  tanzkunst,  die  sceoiscbe  ausstattung  einzelner 
iramen  u.  dergl.  geschrieben  ist,  fiir  eine  besondere  besprechung 
aof^part  haben. 

Weitaus  die  bedeutendste  erscheinung  aus  den  letzten  zehn 
Jahren  liegt  in  der  unter  nro.  1  genannten  schrift  vor.  Dieselbe 
MQgt  einerseits  von  der  staunenswerthen  belesenheit  und  ausseror- 
^tlicben  denkmälerkunde ,  welche  dem  Verfasser  in  folge  seiner 
kngjäbrigen  beschäftigung  mit  dem  fraglichen  gegenstände  eignet, 
oiid  beweist  andrerseits  den  Scharfsinn,  mit  dem  Wieseler  dieses 
gewaltige  material  zu  combinieren  im  stände  ist  Da  indessen  der 
iweck  der  abhandlung  nicht  die  darstellung  der  scenischen  alter- 
tbiiner,  sondern  allseitige  besprechung  des  griechischen  theaters  ist, 
so  sind  mancherlei  uns  ferner  liegende  fragen  herangezogen,  über 
weiche  auch  nur  kurz  berichtet  werden  wird.  Wir  bedauern  uns 
eine  solche  beschränkung  auflegen  zu  müssen ,  aber  eine  ausfiihr- 
liebe  behandluug  des  ganzen  würde  das  mass  eines  Jahresberichts 
erheblich  überschreiten,  zumal  schon  das  nothwendig  zu  besprecbende 
einen  bedeutenden  räum  in  anspruch  nehmen  wird,  da  der  Verfasser 
viel  nenes  geboten  hat,  was  zum  grossen  theile  nicht  unwesentlich 
von  seinen  früheren  ansichten  abweicht  und  daher  eine  um  so  sorg- 
fältigere beachtung  erfordert. 

Der  aufsatz  zerfällt  in  vier  abschnitte:  1)  begrifi^  des  worles 
^(liTQov;  verschiedene  arten,  bestimniung  und  benutzung  der  theater 
(pag.  1.59— 172);  2)  theater  zu  Athen  und  in  Attika  (pag.  172— 
186);  3)  Übersicht  der  theater  in  den  ländern  mit  griechischer  be- 
rölkening  und  cultur  ausserhalb  Attika's  (pag.  186 — 202);  4)  bau 
uod  einrichtUDg  des  theaters  (p.  202*- 2.56). 

Im  ersten  abschnitte  handelt  nun  der  Verfasser  nach  anfuhrung 
^^r  etymologic  von  ^iaigop,    wobei  die  von  Plutarch  de  mus.  27 
<^rwähnte  ableitung  von  ^ed^  nicht  übergangen  wird^  zunächst  von 
^  verschiedenen  bedeutungen  dieses  wortes,    und  stellt  als  solche 
0  „Schauplatz**   oder    in   der   regel   ,,schauhaus*S    2)  „Schauspiel'^ 
^otsprechend    den    Wörtern    diu,    d-iufjiUy  &swq(u,    ^iuigrifiu  und 
*pt(iacuhim,    und  3)  die  ^,zuscliauer",    ^saiul,  &iulfAtvoi,  diWQol 
auf.     Al'e  diese  bedeutungen    werden    mit    zahlreichen    stellen    be- 
legt;   von    den    für    nro.  2    angeführten  möchte  ich  jedoch  Aelian 
Var.  hist.  II,  13    lieber   zu  der  bedeutung  „schauhaus*'  ziehen.     Es 
fieisst   dort:    o  dt  Iwxqdiri^  anuv^ov  fi(v  intffotia  lolg  &{uTQoig' 
if  noii    3i  EiQtnidrjg  —   rjwttCew    xutroTg   igaytadolg,    tort    y€ 
d^tixvkito.     Hier  ist  ßeuiQoig  von  den  gebäuden  zu  verstehen,  weil 
Aelian    weiter  fortfährt :   xal  Thtquioi  de  uywv^^ofjih'ov  lov  Eigt- 
n(dom  xal    ixu    xurj^ei,    und    weil   es  bekannt  ist,    dass  in  Athen 
mehrere    theater   existierten   (vgl.  Wies.  p.  182).     Wenn    nun  der 
ver£  sodann  bemerkt,   dass  die  bedeutung  „Zuschauerraumes    welche 
voo  neueren  als  die  erste  und  eigentlichste  in  architektonischer  be- 
ziefaaog  befrachtet  werde,   sich  weder  bei   griechischen ,    noch  b«i 


292  Jahresberichte. 

lateinischen  Schriftstellern  nachweisen  lasse ,  und  demnach  mit 
lern,  rechte  an  einer  grossen  anzahl  von  stellen  (a.  5)  diese 
tung  verwirft,  so  kann  ich  diese  ansieht  nicht  völlig  theilen,  gl 
vielmehr,  dass  an  einigen  stellen  unter  dem  fraglichen  worte 
radezu  der  Zuschauerraum  verstanden  werden  muss,  an  andern 
nigstens  nicht  ganz  ausgeschlossen  werden  kann,  wenn  auch 
hedeutung  mit  andern  concurriert.  Die  ersteren  stellen  sind 
gende:  Plut.  Timol.  34,  wo  es  von  Mamerkos  heisst:  i&H  ^ 
w  iftanov  dkä  fUcov  lov  ^^dxQOV  nul  nqoq  u  tiSv  ßdt 
dqofM^  tpigSfAiPog  cwigQfi^e  ri^v  KifoXiiP  iig  uno&aPovfA 
Wären  hier  mit  Wies,  die  Zuschauer  zu  verstehen,  so  wäre 
die  erwähnung  des  ßd^qov  eigenthümlich ;  Joseph.  Antiqu.  19 
13:  3§itov  jov  d'idtQov  xigag  o  KaiCag  (Caligula)  il^h  ^o  ^ 
seler's  (p.  245,  a.  62)  deutung  auf  den  zuschauerkreis  wenig 
sprechend  bt;  Varro  R.  R.  III,  5,  13:  gradaiim  9un$  Blrucia 
&iaiQtdha  fmum,  mfi^tiHs  orabrit  itt  omn\hu9  columfiis  im^ 
MdiUa  avifim;  Hör.  Ep.  II,  1^  60:  Ho8  edifcif  et  hos  arto  si'i 
l^lro  speclat  JRoma  potens  und  Auson.  Prolus.  ludi  de  VII 
21 :  ciffieala  (nicht  cuneati,  wie  Wies,  hat)  crevit  haec  iheatri 
manitas.  Die  bedeutungen  „Zuschauerraum*^  und  „zuschauer<< 
currieren  in  der  bei  Wieseler  fehlenden  stelle  Cic.  ad  Quint  i 
1,  14,  42:  qtumiam  eiti«modi  theatrum  es  sortitus^  ceU^rltal 
fertissimuin,  magnitudine  ampltMtfittim,  itidicio  condiHs^imum,  m 
autem  ita  resonans  ecl.  „Zuschauerraum^  und  „ganzes  th« 
concurrieren  in  folgenden  stellen:  Dem.  Mid.  p.  533,  15:  to 
ovp  nqmov  ^yavdxiow  cl  amx^Qfiyol  xai  xtaXvffnv  fyaaav, 
Jl  iTtXTjQui&fj  tö  d'iajQov  xal  JOV  ox^v  cvPHktyfAivoh  i 
Ini  TOP  &ywpa,  wxvrioaPy  iXaCuv^  ovitlq  r^tpaio*  Da  Wieseler 
Zuschauer  versteht,  so  beruft  er  sich  auf  Eurip.  Iphig.  Taur.  v. 
Köchlj:  noXXol  S*  inXtjgui&tifiiP  (vgl.  auch  Andrem.  1097  i 
t'  tnXfiQovpt^  iXg  re  ßovXsvriQia)  i  indessen  ist  dieser  euripide 
ausdruck  für  ad-qoi^tad^otk  wohl  nur  dichterisch;  weshalb  ich 
bei  Plutarch  Phoc.  5  nkriqovfAivov  jov  d-fdjgov  und  Antoi 
nXrjQovfAipmv  d-idjQWP  ebenso  wie  bei  Isoer.  de  pace  §.82  i 
iäp  nXnQi^  i  xo  »iajqop,  Poljaen.  Strat.  VI,  10,  p.  225  W 
iml  dl  nXriq^q  jo  &ittjqov  ^p  und  Diodor  XIII,  97,  6  (fehl 
Wieseler)  jov  d'tdjqov  ^ij&ovjog  lieber  an  den  Zuschauerraum 
auch  an  das  ganze  theater  denke.  Endlich  concurrieren  diese 
den  bedeutungen  noch  bei  Ovid.  A.  A.  I,  89  Sed  tu  praecipue 
vis  venare  theatris  und  ebds.  497  Neo  sine  te  curvo  sedeai 
ciosa  theatro. 

Der  verf.  zieht  in  derselben  anmerkung   (5)   noch   die    e 
rung  des  Wortes  amphiiheatrum  als  hieher   gehörig   heran, 
der  einen,   von  Dio  Cass.  XLIII,  22:    Oiajqov  jt  xwfiyiux6> 
xttl    afA^kd'iaxqov   ix    jov    niqi^   naptaxo&^v    ijqag    uviv   <r. 
iX^tv  JtQoO€qqi9fi  gegebenen,    der  sich  auch  Guhl  und  Koner 


Jabresberidite«  293 

*  Gr.  and  R.  3.  aufl. ,  p.  529^  anm.  1  anschliesseD ,  be- 
itet  d'iajQov  allerdings  den  siuchauerraum ,  und  spricbt  die 
Jle  gegen  Wieseler;  ob  in  den  übrigen  stellen  mit  dem  verf. 
tscbieden  die  bedeutung  ,,ganzes  tbeatergebäude**  anzunehmen  ist^ 
scheint  mir  zweifelhaft,  im  gegentheil  dürften  an  denselben  beide 
xleatungen  concurrieren.  Die  stellen  sind  Cassiod.  Varr.  V,  42: 
«m  ikeairum  ^  quod  est  hemlsphaerium  ^  Graece  dicatur^  amphi' 
\mirum  quasi  in  unum  iuncla  duo  visariay  recis  constat  esse  no- 
liitoltim.  Plin.  Nat  bist  36,  117,  wo  von  Curio  erzählt  wird: 
\ntra  iuxta  duo  fecit  amjiHissima  li^o ,  cardinum  singuiorum 
ttnüli  suspenso  libramento ,  in  quibus  utrisque  antemeridiano  ki- 
orum  spectaculo  ediio  inter  sese  aversis  ne  invicem  ohstreperent 
saesae,  repente  circumactiSy  ut  contra  starent^  postremo  iam  die 
uceimtihus  tahulis  (so  die  Yulgata  bei  Sillig ;  Jan  nach  den  band- 
cbriften :  vt  constat ,  post  primes  dies  etiam  sedentHms  aliquis) 
iraibu«  in  se  coeuntihus  faci^t  amphitheatrum  gladiaiorumque 
ndla  edehat  (vgl.  Friedländer  darst.  a«  d.  R.  sittengesch.  11^  220). 
^vid.  Met  XI ,  25 :  structoque  utrimque  theatro.  Vielleicht  hat 
Qch  Moromsen  ad  Res  gest  d.  Aug.  p.  65  :  Equidem  —  credi- 
mn  oocabfflum,  ^ftiod  hie  primum  invenitur  nee  vere  Graecum  est, 
»ilio  fHurali  numero  solo  usttrpatum  esse^  cum  essent  amphitheatra 
imqmm  (heatra  duo  nur  an  den  Zuschauerraum  gedacht  Sodann 
leint  der  verf.,  es  gebe  keine  griechische  stelle,  an  der  das  wort 
^iajQov  im  sinne  von  Zuschauerraum  den  Wörtern  ogxv^Q^  oder 
n/rj}  entgegengesetzt  werde.  Aber  bei  unbefangener  betrachtung 
'ird  man  dies  doch  trotz  Wieseler's  Widerspruch  für  die  folgenden 
elles  in  anspruch  nehmen.  Diese  sind  Plut  Phoc.  34 :  .  • . .  t^v 
tüifitttw  inhiqwcav  ol  ägxovug,  oi  dovXov,  ov  £cVoy,  ovx  SufAOv 
noxQfvavreg,  uXkä  näc$  xal  ndamg  avansntaiiivov  to  ßr^f^a  iral 
>  ^iujqov  itagacxopug  (logeion  und  übriges  theatergebäude  ein- 
Jiliesslicfa  der  Sitzreihen).  Philostrat  Vit  Apoll.  5,  7,  p.  88,  1 
1.  Kays,  tgayipiiay  3*  l7iayyHXu&  Mal  xt^agqiöiav  avdgdciVy  61g 
in  x^sargov  ien,  fi^u  cxfjpil  ngog  rä  joiavTUy  CuiS^oy  di  av- 
>fiiig  xal  yvfjtvu  ndvxa  (bühne  und  Sitzreihen).  Vgl.  über  die 
Dschlagende  geographische  frage  in  betreff  des  theaters  zu  Oljmpia 
i^iesel.  p.  201,  anm.  122.  Nach  diesen  ausfuhrungen  müssen  wir 
ohl  annehmen,  dass  d-iatgov  wenn  auch  selten  und  mitunter  mit 
vlerii  bedeutungen  vermischt,  so  doch  jedenfalls  den  Zuschauerraum 
oeicbaen  kann ;  eine  möglichkeit,  welche  auch  der  Verfasser  mit 
CD  Worten :  „jedenfalls  wäre  sie  nur  als  eine  äusserst  seltene  an- 
iteKeo^  schliesslich  zulässt 

Auch  für  bühne  kommt  theatrum  vor,  so  bei  Isid.  Origg. 
0,  253  :  scaenicus  (jftii  in  theatre  agit ;  schwerlich  aber  bei  Liv. 
0}  51,  3 :  theatrum  et  proscaenium  ad  ApoUinis  locavit,  wo  Wie- 
^  theatrum  für  bühne  und  proscaenium  für  die  hinterwand 
ivat    Es  würde  der  ausdruck  dann   dasselbe  bedeuten ,  wie  L\v. 


294  Jaliresberidite. 

41,  27,  5:  el  acaenani  aedUlhus  praetoribusqae  praebendam  ftcil 
locaveruntjy  falls  man  unter  Boaena  auch  die  riickwand  zu  ?entehcs 
hätte.  Ich  möchte  mich  jedoch  lieber  der  auffassung  RitschL 
(Parerga  zu  Plaut,  und  Ter.  p.  217  anm.)  anschliessen,  der  untc 
iheatrum  den  Zuschauerraum,  wahrscheinlich  ohne  sitzstufeo,  ab« 
mit  steinernen  schranken  um  die  oavea,  versteht,  da  bei  proacaeninm 
sowohl  an  die  bühne  als  an  die  hinterwand  gedacht  werden  kann. 
Zweifelhaft  bleibt  die  sache  indessen,  wie  auch  die  Inschrift  Ore/Ii 
3303  iheatrum  et  proscenium. 

Nachdem  der  verf.  sodann  bemerkt  hat,  dass  die  baulidi- 
keiten  für  gjmnische  und  alle  arten  von  musischen  agonen  ebco- 
falls  theater  genannt  wurden,  sowie  dass  diese  bezeichnung  io 
späterer  zeit  auch  auf  die  für  gladiatorenkämpfe  und  thierh^eo, 
welche  von  Rom  aus  nach  Griechenland  gelangten,  bestimmten  ge- 
bäude  angewandt  werden  konnte,  dass  sie  aber  vornehmlich  an  den 
gebäuden  fiir  die  musischen  agonen  haftete,  wendet  er  sich  zu  den 
unterschiede  zwischen  theater  und  odeion.  Nur  wenige  theater 
werden  gradezu  odeen  genannt:  1—3)  in  Athen  das  an  der  eo- 
neakrunos,  das  perikleiscbe  und  das  des  Uerodes  Atticus,  4)  dsi 
zu  Korinth  (Paus.  II,  3,  6);  5)  das  zu  Patrae  (ibid.  VII,  20,  3); 
6)  das  zu  Smyrna  (ibid.  IX,  35,  2)^  7)  dos  zu  Patara  (C.  J.  Gr 
4286);  8)  das  zu  Kanatha  (ibid.  4614:  Sfaigonieg  wdcFov);  ii 
Rom  die  bauten  9)  des  Domitian  (Suet  Domit.  5)  und  10)  dei 
Trajan  (Dio  Cass.  69,  4);  endlich  in  Carthago  11)  der  bau  de 
Septimius  Severus  (TertuU.  Res.  earn.  42).  Einige  von  diesei 
kommen  auch  unter  der  bezeichnung  vTrvuQoqfiov  d'iaiQoy  vor,  s* 
bei  Philostr.  Vit  Soph.  II,  1,  5,  p.  236,  30  Kays,  der  bau  de 
Uerodes  Atticus  zu  Korinth  und  bei  Suid.  'Hgwiqg  das  odeion  dei 
Regula  in  Athen.  Lateinisch  wurden  solche  gebäude  theatra  iecti 
genannt,  es  lässt  sich  jedoch  die  bezeichnung  solcher  gebäude  ah 
odea  nicht  nachweisen.  Hieher  gehören  die  Inschrift  des  kleinei 
theaters  zu  Pompeii  (Wieseler  deokm.  d.  b.  p.  12;  Mommsen  Inscr 
Regni  Neapol.  lat.  2241):  C.  QVINCTIVS  C.  F.  \AlJG.  |  M 
PORCIVSM.  F.  I  DVOVIR.  DEC.  DECR.  |  THEATRVM  TECTVM 
FAC.  LOCAR.  EIDEMQVE  PROBAR.  und  nach  Stat  Silv.  III,  5 
91  eins  zu  Neapel.  Festzustehen  scheint,  dass  alle  odeen  bedeck 
waren. 

Der  verf.  hat  sich  schon  in  seiner  abhandlung  über  die  Thj 
mele  p.  50  ff.  über  die  odeen  ausgesprochen,  und  ich  habe  in  der  be 
sprechuog  dieser  schrift  (J  p.  501  ff.)  darauf  aufmerksam  gemacht 
dass  wir  uns  aus  mangel  an  bestimmten  nachrichten  hier  sehr  au 
dem  boden  der  conjectur  bewegen ;  und  das  ist  seit  jener  zeit  nich 
anders  geworden,  indess  ist  in  dem,  was  Wieseier  jetzt  giebt,  eii 
wesentlicher  fortschritt  nicht  zu  verkennen.  Er  unterscheidet  zwe 
clossen  von  odeen,  einmal  rundgcbäude  mit  einem  gerüst  für  dl 
auftretenden  in  der  mitte  und  gebäude  die  dem  tlieater  glichen  mi 


Jaliresbericlite.  295 

einer  büliiie.  Die  erstere  art  ist  die  ältere  und  auch  später  nickt 
aligekomDien.  Das  älteste  derartige  gebäude  ist  die  skias  in  Sparta 
(Teiiall.  Apol.  6.  Et.  M.  p.  717.  Paus.  Ill,  12,  8.  14,  1),  das 
xweite  des  odeion  an  der  Enneakrunos,  das  dritte  das  perikleisclie  ^), 
du  vierte  der  von  Curtius  Peloponn.  II ,  222  und  235  erwähnte 
nuKÜMiu.  In  Rom  gehört  hieher  das  rundgebäude  des  Trajan  (Paus. 
V,  t2,  4),  falls  dies  mit  mehreren  forschem  als  odeion  aufzufassen 
ist  Bestimmt  sind  diese  baulichkeiten  fiir  musische  agouen,  bei 
deoeo  es  sich  um  gesang  oder  musik,  oder  um  beides  in  verbin- 
doDg,  oder  um  recitationen  handelte.  Dass  kyklische  oder  ditliy- 
inabische  chore  in  odeion  auftraten,  ist  nicht  bekannt  Dramen  — 
und  xwar  wohl  die  in  späterer  zeit  üblichen  dramatischen  mono- 
dieeo  —  konnten  nur  in  der  zweiten  art  von  gebäuden,  den  thea- 
terfornigen  odeien,  aufgeführt  werden.  Als  älteste  dieser  gattung 
sind  bekannt  die  bauten  des  Uerodes  Atticus  zu  Athen  und  Korinth. 
Solche  kleinere  theater  —  theatra  iecta^)  —  scheinen  in 
späterer  zeit  mehrfach  den  grösseren  unbedeckten  beigegeben  zu 
lein  (Tert.  Apol.  6);  es  fragt  sich,  ob  diese  theater,  wie  häufig 
((Cfdiieht,  geradezu  als  odeen  zu  bezeichnen  sind.  Es  würden  dann 
die  bedachung,  die  geringen  dimensionen  und  die  beziehung  zu 
eben  grösseren  theater  genügen,  um  ein  odeon  zu  charakterisieren. 
Dtt  dach  lässt  sich  in  dieser  weise  schwerlich  anführen ,  da  die 
Ar  die  odeen  bestimmten  aufführungen  auch  in  unbedeckten  thea- 
tem  stattfanden  (Hesjch.  ^dflov  lonog,  iv  (o  ttqIv  to  &iaiQow 
xttTußxfvaa&lqva^  ol  ^atffcadoi  xul  ol  xtd^agmdol  ^ywyf^ovio  und 
viele  andre  stellen,  die  der  verf.  in  anm.  30  anführt)  und  die  be- 
dacboDg  wahrscheinlich  schütz  gegen  kälte  und  Sonnenbrand  ge- 
wahren sollte,  wie  denn  z.  b.  die  Kameen ,  an  denen  die  skias 
gerade  benutzt  wurde ,  in  die  heisseste  jahrszeit  fielen.  Ebenso- 
wenig ist  die  geringfugigkeit  der  dimensionen  ein  absolutes  at- 
tribut  der  odeen,  denn  von  denselben  waren  z.  b.  die  athenischen 
pwtTy  als  viele  unbedeckte  theater.  Endlich  lässt  sich  nicht  be- 
hoptea,  dass  irgend  ein  odeon  zu  irgend  einem  unbedeckten  theater 
in  besonderer  beziehung  gestanden  habe;    und    wenn   man    vollends 

*  1)  Hinsichtlich  des  odeions  an  der  enneakrunos  widerspricht  auf 
grand  von  Schol.  Arist.  Vesp.  1109  und  der  terrainverhältnisse  ent- 
schieden Wacbsmuth  die  stadt  Athen  im  alterth.  p.  275  ff.  Das 
perikleische  erklärt  er  auffallender  weise  p.  277  nicht  fQr  einen 
r^ndbaUf  während  er  p.  553  sagt:  „dagegen  wurde  für  die  musikali- 
Kben  aufführnngen,  die  Perikles  zu  einem  theil  der  panathenäenfeier 
inachte,  ein  besonderes  kreisrundes  gebäude  am  ostabhange  der 
barg  aufgerichtet". 

2)  Yen  beachtenswerther  seite  (Tuckermann  in  seiner  unter  nro.  19 
▼eneichneten  scbrift)  wird  angenommen,  dass  die  alten  vollstän- 
dig bedeckte  theater  nicht  kannten ;  vergl.  was  unten  p.  852  über 
die  restanration  des  daches  beim  odeion  des  Herodes  in  Athen  ge- 
sagt wird. 


296  Jahresberichte. 

nach  Vitruv.  V,  9   angenommen  hat,    dass    die  odeen  deo    in  bb- 
bedeckten    theatern    sitzenden    bei    plötslichem  regen   achats   biet« 
sollten,   so   passt   das  auf  mehrere  bekannte  fälle  geradeso  niek; 
in  denen  die  odeen  keineswegs  in  unmittelbarer  nähe  derbedccktsi 
theater    gefunden    werden.      Den    unterschied    zwischen    iheainm 
tectum    und  theaterförmigem    odeon    setzt   der   verf.   darein,   dw 
dieses  ausschliesslich   für  gesang    und    musik  errichtet    ist,  jeM 
sich  in   seiner   bestimmnng  durchaus    nicht   von   dem  unbedecktii 
theater  unterscheidet     Da  wir  nun  aber  nicht  wissen,  welche  asf- 
führungen  in  jedem  nachrichtlich  oder  durch  reste  bekannten  A01- 
trum  tectum  stattgefunden  haben,    auch    recht  wohl   in  einem  sol- 
chen   gebäude    abwechselnd    beiderlei    auflFiilirungen    Torgekomnci 
sein  können,  so  scheint  es  mir  gerathen,  statt  Wieseler's  dreitbei- 
Inng    anzunehmen,    uns   mit  einer  zweitheilung  lediglich  nach  der 
form  als  rundg^bäude  oder  theatra  tecta  zu  b^nügen. 

Im  weiteren  verlauf  (p.  164  ff.)  führt  der  verf»  auf  groad 
zahlreicher  belegstellen  aus,  dass  nicht  in  allen  theatern  jede  vi 
von  musischen  agonen,  in  manchen  nicht  einmal  dithyrambische  vd 
kjklische  chore  und  dramen  zur  auffiihrung  gelangt  sind.  Der 
umstand,  dass  das  theater  hauptsächlich  platz  des  dionysischen  feit- 
Spieles  war,  gilt  zunächst  von  Athen,  Attika,  den  stammverwandtes 
und  den  unter  Athen's  geistigem  einflusse  stehenden  orten;  ubc^ 
liaupt  ist  dem  Dionysos  erst  mit  der  zeit  jene  umfassende  beiie- 
huDg  zum  theaterwesen  zu  theil  geworden;  neben  ihm  hatte  na- 
mentlich Apollo  theil  an  demselben ,  mit  dem  freilich  DionyiM 
immer  mehr  in  Verbindung  gebracht  wurde  (s.  auch  Luders  die 
dionysisclien  künstler  p.  109  ff.).  Die  theatergebäude  dienten  viel* 
fuch  anderen  zwecken.  In  Athen  wurden  dort  schon  früh  hahneii- 
kämpfe  abgehalten  (Aelian.  Var.  hist.  11,  28),  später  auch  gladiato- 
renkämpfe  römischen  brauchs  (Philostr.  Vit  Apoll.  IV,  22,  p.  73, 
32  Kays.  Dio  Chrys.  Orat  31,  $.  121),  welche  auf  dem  grie- 
chischen festlande  zuerst  in  der  colonic  Julia  Corinthus  (Welcher 
Syll.  Epigr.  gr.  p^  132),  und  zwar,  obwohl  die  stadt  ein  amphi- 
theater hatte,  im  theater  gegeben  wurden.  In  Platää,  der  einzigen 
in  dieser  beziehung  noch  genannten  Stadt  des  mutterlandes  (Apul. 
Metam.  X,  p.  78  ff.  ed.  Uip.)»  fanden  sie  auf  der  agora  statt. 
Weiteres  über  die  gladiatorenspiele  angeführte  übergehen  wir,  er- 
wähnen aber  den  diesen  näher  stehenden  ^aßdofiaxCag  ayiiif  (Plut 
Alex.  4).  Ebenso  kamen  besonders  in  Asien  die  thierkämpfe  und 
jugden  iu  gebrauch,  die  sich  auch  auf  dem  europäischen  festlande 
in  Thessalien,  Korinth,  Platää,  Athen  und  Eleusis  finden  (Ael. 
Spart  Hodr.  18.  Artemid.  Oneir.  1 ,  8).  Wo  kein  amphitheater 
vorhanden  war,  auch  selbst,  wo  es  ein  solches  gab,  wurden  sie 
ausser  im  stadium  und  auf  der  agora  im  theater  g^^ben  (Lac 
Tox.  59.    Porphyr,  de  Abstin.  111,  20,  p.  143,  11  Nauck).     Auch 


AAmbendiid  289 

flchansCellaiigcn  kommen   im    theater    vor,    selbst   da, 
n«  OD  fltadiam  vorhandeo  war  (Luc.  Anach.  38). 

JOer  sehr  bekannte  gebrauch,  im  theater  Volksversammlungen 
scheint  von  Athen  auf  die  übrigen  griechischen  ort- 
■ilafteo  ibergegangen  su  sein;  ob  die  ersten  spuren  desselben 
rImmi  bei  Arist.  Equitt  749  zu  finden  sind,  ist  zweifelhaft  Demosth. 
Mai,  {{.  8.  10  und  Aesch.  fals,  leg.  $.61  zeigen,  dass  verhand- 
hngco  fiber  angelegenheiten  des  heiligtliums  und  der  feste  des 
DioQjaos  gesetzlich  im  theater  stattfanden.  Auch  sonst  versam- 
■rite  sich  das  volk  hier,  besonders  wenn  man  auf  starken  besuch 
iwkaete  oder  einen  besondern  pomp  entfalten  wollte  (Diod.  XVf, 
84,  Harpocr.  s.  v.  niQ(noXog)*  An  den  Dionjsien,  wenn  tragö- 
dieo  gegeben  wurden,  nahm  man  ehrenbezeugungen  (Aesch.  Ctesiph. 
f  43.  Dem.  de  Cor.  ^.  120),  vertheilung  der  überschüsise  des 
tribaCs  (Isoer,  Pac.  ^.  82),  die  Vorführung  der  waisen  der  im 
biege  gebliebenen  (ibid.  und  Aesch.  Ctesiph.  ^.  154)  u.  a.  m.  im 
tktter  vor.  Indessen  blieb  auch  die  pnyx  versammlung^stätte 
(Pkiloch.  ap.  Schol.  Arist.  Av.  997),  namentlich  nahm  man  dort 
ik  wähl  der  magistrate  und  besonders  die  des  Strategen  vor  (Poll. 
mi,  132  und  andre  in  anm.  97  angeführte  stellen).  Ausser  dem 
iMjsischen  theater  in  Athen  diente  auch  das  im  Piraeus  den  Athe- 
mn  zur  Versammlung  (Lys.  Agor.  ^,  32,  55  u.  a.  m.)  Auch 
Um  wird  die  Verleihung  von  ehrenkränzen  bei  gelegenheit  der  auf- 
fiknnig  von  tragödien  vorgenommen  (C.  Inscr.  Gr.  101;  auch  in 
Siluiiz  noch  in  später  zeit  ibid.  108).  Auch  letztere  sitte  ging  von 
Athen  auf  die  übrigen  Hellenen  über,  und  finden  sich  zahlreiche 
khge  dafür  auf  den  inseln  der  ehemaligen  athenischen  bundesge- 
Men  (Tenos  C.  1.  Gr.  2330  —  33;  Sjros  2347c;  Keos  2354 
t.i.n.).  Ausserhalb  Attika's  findet  sich  die  sitte  am  ft-ühsten  be- 
lesgt  für  Syracus  (Plut.  Timol.  34.  38),  für  Agrigent  schon  wäh- 
ittd  des  peloponnesiscben  krieges  (Frontin.  Strateg.  Ill,  2,  6);  in 
6iQügriechenland  für  Tarent  (Val.  Max.  II,  2,  5).  Es  folgen 
weitere  bdspiele  für  das  griechische  festland,  die  inseln  und  den 
MiatiKhen  continent.  Der  fragliche  gebrauch  scheint  in  den  spä- 
tena  Zeiten  eher  zu-  als  abgenommen  zu  haben. 

Sodann  wendet  sich  der  Verfasser  gegen  die  meinung  Donald- 
m^§  (gestalt  und  einriebt  d.  gr.  th.  in  Stuart  und  Rev.  alterth. 
T.  Ath.  übers.  V.  Wagner  III,  212),  0.  Müllers  (Arch.  $.  289, 
A.  3)  und  Geppert's  (altgr.  bühne  pag.  107.  127),  dass  der  redner 
ie  der  Volksversammlung  von  der  bühne  herab  gesprochen  habe 
tnd  lacht  wahrscheinlich  zu  machen,  dass  zu  diesem  behüte  jedes- 
■il  ein  geriist  in  der  orchestra  errichtet  oder  in  dieselbe  hinein- 
gekscbt  worden  sei.  Der  beweb  scheint  mir  aber  nicht  völlig 
crbneht  zu  sein;  denn  aus  Plut.  Timol.  34  ist  nichts  zu  entneh- 
■ci,  ebenso  wenig  aus  Plut.  Marceil.  20;  Timol.  38  und  Nep. 
TiaoL  4,  2  können  wohl  nicht  veranschlagt  werden,  da  es  svcVv 

rhUok^ag.  XXXV.  bd.  2.  19 


hier  urn  einen  gam  besondereo  fall  nit  einem  Uinden  mmmm  I«»- 
delt.  Plut  DemetP.  34  und  Arat  23  will  der  verC.  aelhet  sielt 
in  anM|»ruch  nelunen.     Athen.  V,  51»   p.  21 3e:   mal    im^iMw  t 

uai  Itpfi  xtk.  beweist  nur  für  das  aufbeten   in   der   orchtstr«.    Ii 
bleibt   also  nur  Tim.  Lex.  Plat.  p.  190  Rubnk. :    ojcQfßag   nifiuk 
to  iv  t^  d-tätQif  u^ifiiPOv,  ig>^  oi   Unanoi  ot   la    iiifMCHi   U-  i 
Yovn^  &vfAikfj  yuQ  oidinu^  ^v  Xiy^k  ywiv  uq  XoytXov  Itfr*  Sf|i0  ' 
itnoQtafiivfi    ^vXwt/,    efia    i^ljg    oxQ(ßug   3i   o^ofuiJ^Mw^.      Es  irt  - 
richtig,   dass  hier  gegen  die  ansieht,   als  sei  der  onqtßa^  die  An 
niXri    oder   das   Xoyiiov   gestritten    wird;    ob    aber    eine   so  spill  * 
nachricht  ohne  weiteres  auf  die  älteren   zeiten    nbertragea  werte 
kann,    und   ob    man   nicht  vielmehr  für  die  früheren  jahrhaDdoll 
eine    Verwendung   der  tbymele  zu  diesem   zwecke   anoehmen  miui^ 
wenn  nicht  gar  die  bühne  selbst  gebraucht  wurde,  scheint  mir  d<ifh 
sehr  der  Überlegung  werth.     Für   etwaige   Volksversammlungen  ii 
kreisrunden  odeen  nimmt  auch  der  verf.  die   Verwendung   der   tbj^ 
mele  an.     Mit  bestimmtheit   lässt   sich  meines   erachtens  die  firagl 
nicht  entscheiden. 

Mit  zahlreichen,   hier  nicht  zu   wiederholenden,    belegen  will 
im   weiteren   verlauf  gezeigt,    dass  in  den  theatern  die  bilder  jm 
dichtem,    schauspielern,    musikern    und    andern   dort    auftretend«^ 
selbst  banausischen,  künstlern,  ferner  die  von  personen,  welche  wA 
um   den  Staat  im  kriege  oder  im  frieden  verdient  gemacht  hatlti) 
aufgestellt   wurden.      Man    begrub   sie   auch  dort  und  setzte  ihsei 
denkmäler.     Letzteres  wird  für  die  ältere  zeit  nur  dadurch   bewit- 
sen,  dass  Suidas  (s.  v.)  erzählt,  Drakon  sei  im  theater  von  Aegin 
begraben;    in    späterer   zeit   finden   wir  eine  mime  Basilla,  die  in 
amphitheater    zu   Aquileja    begraben   ist  (C.  1.  Gr.  6750).     Dnci 
und  leichname,  vielleicht  von  schauspielern,  sind  im  theater  zu  Fif 
sulae  gefunden  (Wieseler,  denkm.  d.  h.  p.  27  zu  111 ,  i  Ic).     Vss 
dem  denkmale  eines  legionars  (leg.  Ill  Cjren.)    im  theater  la  Be« 
stra  berichtet  C.  I.  Gr.  465  L     Man  stellte  auch  Stelen  mit  velkfr 
beschlüflsen  im  theater  auf  (C.  I.  Gr.  4345)  oder  brachte   aia  aft 
gebäude  an  (ibid.  1710  v.  9;  2782;  2787;  2812),  wohl  weU  dil 
theater  zu  den  besuchtesten   platzen   gehörten.     Bine  auaserordent- 
liche   ehrenbezeugung    im    theater   wird    ferner   nachgewiesen   am 
Plut.  Sulla  11,    so    wie   einige  fälle   von   bestrafungea    aus  Pint 
Timol.  34  und  Philon.  adv.  Place,  p.  975. 

2iu  anderweitigen  zwecken  ist  das  Dionjsostheater  oder  ir* 
gend  ein  anderes  griechisches  theater  nicht  benutzt  Wenn  maa 
geglaubt  hat  aus  Plut  Phoc.  34  die  gelegentliche  beautzung  dm 
theaters  als  gefängniss  nachweisen  zu  können,  ao  ist  das  nhfiwo 
irrthümlich,  als  wenn  aus  Xen.  Hellen.  IV,  4,  3  gezeigt  wesdea 
soll,  das  theater  sei  ein  gewöhnlicher  aufenthaltsori  geweaea.  KaA* 
lieh  sollen   nach   Plato  Apol.   p.  26  e    in  der   orchestra  des  Dia* 


die  sdirifteil  4m  AuKtagoraa  verkauft  worden   seio  ; 

iat  die  stelle  idioii  vorlängst  anderweitig  erklärt. 

Der  aweite  absoliniti  (p.  172—186)  handelt  iron  den  theatern 

a  AlkeB  «ad  Attika,  und  erörtert  sanäehst  die  frage,  wo  und  in 

Mkk  eioeai  lokale  sn  Athen  die  dramen  zuvörderst  zur  aufführung 

jfkntdkt  wurden.     Der  verf.  wiederholt   hier   im  wesentlichen   die 

seiner  DisfmtaHo  ie  hco,  qvo  ante  iheairum  BacM  lapi- 

€saPfW!$um  Aihmi9  acH  $mi  liidi  «oenici  (Göttinger  prorecto- 

1860).     üeber  die  ältesten  seiten   fehlen  allerdings   die 

I,   indessen  ist  es  eine  glaubliche  vermuthung,   dass   die 

ly  so   lange  sie  sich   in   den  schranken  des  einfachsten  kj- 

Ubehen  chores  hielten,  auf  dem  vorplats  jenes  alten  cultnstempels 

air  aaflöhmng  gelangten,   welchen  der  Jiowaog  ^Ekiv&iQivg  (oder 

*Mkiß^Qi9g,  AfKifaloq^   o  h  Atfkvaiq,    Aifivaiog^    o   In^   laxdqag, 

vgl  aom.  5— -12)    in   dem    südlich   von   der  akropolis   belegenen 

ksion  hesass  (Burs,  geogr.  v.  Grchld.  1,  296  flF.    Curtius  erl.   Uni 

m  den  sieben  karten  pg.  22.     Wachsmuth  1.  1.  1,  305,  384,  385, 

SN,  401).     Schwierig  aber  ist  die  beantwortung   der  frage,    wo 

die  dramen  seit  den  neuerungen  des  Tbespis  und  vor  erbauung  des 

iliissmea  Dionjsostheaters  aufgeführt  worden  sind,    da   in  den  uns 

darilber  erhaltenen   nachrichten   ein   auffallender  Widerspruch   statt« 

idtfL    Die  eine  gruppe  der  gewährsmänner  sagt,    der   Schauplatz 

Sil  in  der  bezeichneten  periode  das    lenäon    gewesen :    Hesjch.  Inl 

JbpaUfi    ayiiv:    itniv  ir  t^  ntnn  Aifva*ov  mqtßo'kov  Mxov  /Aiyav 

wd  i¥  avrcSI  Arj[waiov  Jmvvcov  Uqov,  iv  &  iTnnXovvio  ol  dywvfg 

^Jhpmitöv,    nqlv    to    d-iav^ov    olHodhfAfi&f[vai*     Phot.    p.    162: 

Ji^imtw  niffCßolog  fi^iyag  ^Ad-^vfitsw,  h  (S  tovg  äywvag  fjyov  hqo 

ni  $iinqw    olnodofiri^rpfM.      Bekk.    Anecd.    p.  278:    Ar^vatov^ 

a^  Jwvicov^    i^*  oS  zoifg  ä/divag  ht&Boav  nQÖ  lov  to  ^ia- 

^»  a90$xodofMidijpa$*     Dagegen  sagen   andere  zeugen  aus,   dass 

vir  erbanoog   des  tbeaten   die  agonen   auf  der  agora  abgebalten 

mm:  Photias  106,  2:    Xxf$a,  fä  iv  tjj  ayoqa,   09'  w   i&Bwno 

^  ^tavpiftaxav^  ix;'Cii9W^  jiglv  ^  natafSnwaft&rivM  r6  iv  JiovfSaov 

Hn^.     Bastath.  Od.  Ill,  350,  p.  1472,  4:   Icnov  äi  St$  Xxqm 

Wfum^^ivtopwg  Hdrowto  xal  tä  iv  tg  äyoga,    atp    wv  i&twvro 

it  maitt$or  wig  Jtoweutuovg  äywvag  teqIv  ^  fSmuaC&rpfM   t6    iv 

ämiao»  &iaTQov.     Während  diese  nachrichten  klar  und  bestimmt 

M,  ist    die  folgende   bei  Snid.  und  Hesjch.  s.  v.  uiyiCfov  d-ia: 

sJ^'SffO^    ^v  *A&iivtic$v  nhfiiov  xov    Uqovy   iv&a    nqiv   ytviad^at 

Hnqov  TO  Xmqm  imiywov*   ay'  Jig  alyitQOv  ol  fkti  l^ovug  lonov 

tduiifow,  bald  zur  ersten,  bald  zur  zweiten   gruppe  gezogen,   je 

■aohdcBi  das  Ugiv  fiir  das    des  Dionysos   oder    das  der  l^^goöfni 

wMti§iog  gehalten   wurde.      Ob    man   aber   überhaupt   irgend   ge- 

wUkA  auf  diese  naehricfat  zu  legen  hat,  wird  zweifelhaft,  wenn  man 

mm  andre  grappe  von  notizen  in  betracbt  zieht,    welche  dazu  be- 

iHBait  aiody    die  sprichwörtliche   redensart   naQ*  ot/c(()ou  ^im,  v\ 

19  • 


292  StümB^mAUl. 

erklären  (Hes.  rnxQ'  aly^tqw  &ia.  Phot  p.  81  and  Et  IfagE 
p.  444,  16;  Bustatb.  Od.  E,  p.  1523,  25;  Suid.  dm'  aiy§(Qov  ^itt; 
Bekk.  Anecd.  p.  354  und  419;  alle  gesammelt  bei  Schneider  AtL 
theaterw.  p.  62  ff.)  und  besagten,  dass  in  der  nähe  des  theatan 
eine  pappel  gestanden  habe,  ohne  jedoch  hinzuxufngen,  wo  nek  , 
dies  theater  befunden  hätte.  Obwohl  nun  diese  nachricht  in  hobor 
grade  den  anschein  eines  etymologischen  mjthos  bat ,  ist  sie  dtd 
zur  beweisfiihrung  dafür  benutzt,  dass  die  spiele  auf  der  agoit 
stattgefunden  hätten,  weil  man  diese  pappel  mit  einer  andern,  4ii . 
auf  dem  markte  gestanden  haben  soll,  wie  es  scheint,  ohne  biai«- 
chenden  grund  identificierte.  Hes.  s.  v.  ii^  aiyi(Qwv  sagt  oämKck; 
^Aviqontkia  xov  &n  ulyitgiav,  dvti  tov  cvxo^dvttjPj  innd^  ix  f% 
ii^  rfj  uyoqä  alyttqov  xik  ntvdxta  i^iiTnov  [iovt€in$v  l^ijqrmi^ 
Dass  aber  diese  sykophantenpappel  von  jener  andern  pappel  a 
trennen  ist,  scheint  schon  der  umstand  anzudeuten,  dass  hinter  fa 
betreffenden  werten  des  Hesjchios  ohne  alle  Scheidung  noch  Al 
Worte  oi  icxaiot  stehen,  welche  ohne  zweifei  eine  andre,  wä 
jener  ersten  gruppe  stimmende,  erklärung  der  werte  an'  afyftfm 
enthalten. 

Fragen  wir  nun  nach  den   ansichten  der   forscher,    so   habii 
zunächst   Uoeckb,    Leake,    G.    Hermann,    Schneider,    Fritzsche  vd 
Geppert  (s.  die  nach  Weisungen  bei  Wieseler  anm.  17)   einfsch  m- 
genommen,  dass  die  dramen  im  lenäon  aufgeführt  seien«     Bine  fi^ 
mittelung  der   beiden    entgegenstehenden  nachrichten  versuchten  CL 
Hermann   (Lpz.  litteraturz.  1817,    p.  478  ff.)   und   Schneider  (Att 
theaterw.  p.  6.  32,    anm.  24),   und  zwar  dahin,  dass  die  agoaci 
an  den  städtischen  Dionysien  auf  der  agora,  an  den  Lenäen  im  le- 
näon stattfanden;   ferner  Curtius  (Erl.  text  p.  25),    nach  dem  £i 
spiele  im  bezirk  des  Dionysos  vorgingen ,  aber  die  Sitzreihen  auf  im 
altmarkte  aufgeschlagen  wurden,  so  dass  man  vom  markte  ans  d 
Schauspielen  zuschauen  konnte.     Jede  vermittelung  verwerfen  Wie- 
seler und  Wacbsmuth  1.  1.  p.  510,  anm.  1.     Brsterer  meint,  gegei 
die  nachricht  des  Hesych.   Inl  Arpfain^   und   die    damit  stimmend 
erwecke  der  umstand  misstrauen,  dass  es  danach  scheine^  ab  ob  £§ 
agonen   nur  vor,    nicht  aber  nach  der  erbauung  des  theaters  im 
lenäon  stattgefunden  hätten.     Indem  er  daher  in  dieser  gruppe  von 
nachrichten  einen  fehler  vermuthet,  glaubt  er,  dass  in  ihrer  gemein* 
samen  quelle,    vermuthlich  einer  alten  erklärung  zu  Arist.  Acbara* 
504,  die  präposition  dno  gestanden  habe,  welche  dann  in  nqi  besw« 
nqXv  verderbt  sei.     Uienach  entscheidet  sich  der  Verfasser   für    den 
altmarkt.      Dem   gegenüber   sucht   Wachsmoth    den   fehler   in    der 
nachricht  des  Photius  und  Bustathius;    es   seien   in   derselben  zwei 
glossen  zusammengeflossen,  deren  eine  die  XxQ^a  iw  iff  dyoqd,  die 
andre  die  scenischen  Xxqm  betraf.     Aus  Poll.  VII,  125 :  ixg$OMo$oi 
i*  dalv  ol  nrjyvvvug  td  ntgl  trjv  dyoqdv  XxQHty  erhelle,  dass  man- 
cherlei gerüste  auf  dem  markte  aufgeschlagen  worden   seien   (Bes. 


Jadresbericbte.  t9i 

▼.  TxQia;  Wadisn.  1.  K  p.  201).  IndeMen  gesteht  Wachsmuth 
Ihatf  daat  ihn  diese  lösang  nicht  ganz  befriedigt  und  empfiehlt 
Boeo,  die  sich  in  gleicher  läge  befinden,  einfach  den  Widerspruch 
i  constatieren  und  sich  die  Unfähigkeit,  denselben  zu  heben,  zu 
[Citeheo.  -  Diesen  rathe  möchte  auch  ich  folgen,  zumal  Wieseler's 
dmr&ioniges  verfahren  doch  wohl  nicht  über  jeden  zweifei  er- 
laben ist;  denn  das  gegen  die  erste  gruppe  geltend  gemachte  be- 
imken  ist  nicht  sehr  erheblich.  Die  nachricht  hat  auch  so»  wie 
M  dasteht,  ihren  guten  sinn,  wenn  man  nur  besondern  nachdruck 
isf  den  TRQfßoXog  legt,  in  welchem  auf  einer  nicht  näher  bezeich- 
neten stelle  die  spiele  stattgefunden  haben  sollen,  von  denen  es 
geinss  nicht  nöthig  war,  besonders  zu  berichten,  dass  sie  später 
isf  den  im  lenäon  liegenden  theater  aufgeführt  wurden«  Uebri- 
g«BS  werde  ich  nicht  übergehen,  was  der  yerf.  zur  stütze  seiner 
Manng  sonst  beibringt.  Deberhaupt,  sagt  er,  war  der  markt  in 
fitsrcr  zeit  nicht  nur  der  platz  des  waaren Verkehrs  und  des  Öf- 
Intlickea  lebens,  sondern  auch  des  gottesdienstes ,  und  es  wurden 
dsit  den  gemeinsamen  göttem  heilig^hämer  und  altäre  errichtet  und 
fartfeieni  gehalten  (vgl.  Guhl  und  Koner  1.  I.  3.  aufl.  p.  120); 
k  Sparta  war  auf  dem  markte  ein  heiliger  tanzplatz,  von  dem  der 
ime  oMrkt  xoQog  hiess  (Cort.  Pelop.  II,  229.  231);  Plato  (Legg. 
tu,  p.  81 7c)  lässt  geradezu  bühnen  auf  dem  markte  aufschlagen. 
Allerdings  befand  sich  auf  der  agora  weder  ein  tempel,  nocb  ein 
akar  des  Dionysos;  auch  nnter  den  zwölf  göttern,  denen  der  altar 
aif  den  markte  geweiht  war,  hatte  Dionjsos  keinen  platz  (Pe- 
toien  das  zwölfgöttersjstem  bei  den  Griechen,  Hamburg  1853, 
^  14  ff.  Mommsen  Heortol.  p.  394,  anm.  *) :  Pind.  frgm.  dithjr. 
S,  V.  7 — 10  Sehn.:  /fio&iv  ri  fii  tri/v  äyXaa  \  tSm  noQiv&M 
Mida  StvrtQov  \  inl  t6p  xKfaoiera^  &t6v,  [  rov  Bgofi^ov  tov 
%iß6ap  n  ßgoTol  xaXiofiiv).  Indessen  kann  dieser  umstand  nicht 
Wremden;  der  cult  des  Dionysos  konnte  überall  verrichtet  wer- 
fai,  wo  mit  den  gehörigen  gebrauchen  das  gottesbild  aufgestellt 
ofcr  sein  altar  errichtet  war  (Theoer.  26  anf. ;  orakel  bei  Dem. 
Kd.  |.  52).  Auch  in  späterer  zeit  noch  wurden  auf  der  orchestra, 
wdcbe  sich  in  Athen  auf  der  agora  befand  (Wachsmuth  1. 1.  p.  170 
lud  509),  ditbjramben  aufgeführt. 

Es  entsteht  nun  für  den  verf.  die  frage,  auf  welcher  stelle 
kt  agora  die  spiele  gehalten  wurden ,  denn  dass  es  sich ,  selbst 
wcaa  das  theater  fur  jede  auffuhmng  neu  hergerichtet  wurde,  um 
tiiiea  festen  platz  handelte,  scheine  ans  den  angaben  über  die 
lehrarzpappel  gefolgert  werden  zu  müssen.  Die  beantwortung 
^idcr  frage  richte  sich  nun  nach  der  ansieht,  die  man  über  die 
igen  habe.  Nehme  man  für  alle  zeiten  mit  Forchhammer  nur 
liicn  markt  an  oder  betrachte  man  bei  der  annähme  von  zwei 
MUeo  die  orchestra  als  zur  älteren  gehörig,  so  werde  man  jene 
aach  für  die  des  theaters  halten^    so  dass  nur  die  buSskue 


294  Jahresberichte. 

jedeimal  aus  bolx  errichtet  worden  sei.  Dagegen  hahe  Cortiaf 
(VerhdI.  der  Hamburg,  philologen-yers.  p.  69  ff.;  Attische  stadfas 
11,  p.  46;  ErL  text  p.  27.  Bursian  Gr.  geogr.  I,  280  C 
Wachsm.  1.  I.  I»  p.  497  ff.)  sehr  wahrscheinlich  gemacht,  im 
unter  den  Pisistratiden  eine  neue  agora  im  Kerameikos  eotstante 
und  dieser  die  orchestra  zuzuweisen  sei  (Wachsm.  1.  L  p.  170  od 
509).  Danach  könne  also  jene  orchestra  auf  der  neuen  lyofi 
nicht  mit  dem  alten  theater  in  Verbindung  gebracht  werden.  Di- 
hingegen  biete  sich  von  selbst  die  vermuthung,  der  platz  der  spiih 
sei  identisch  gewesen  mit  dem  der  volksveraammlnogen.  Di«i 
wurden  vor  alters  in  der  nähe  des  heiligthunMs  der  ^AfffUk^ 
navdri(iog  abgehalten  (Harpocrat.  s.  y. :   ^AiuMuoimqaq  h  vf  mf/i 

trjv  aQxafav  äyogäp  S$ä  ti  ivtav&a  nivra  xhv  d^/^or  ffwayt^^ 
10  Ttaiaiiv  iw  taig  ixxXfi0(a§g,  ag  haXow  iyof^dg).  Dieses  W» 
ligthum  setzt  nun  der  verf.  mit  Leake»  Forcbhammer  und  Bonim 
1.  1.  1,  303  (vgl  auch  Wachsm.  1.  1.  p.  247,  405  ff.  «ad  411 
Anders  Curtius  Att  stud.  U ,  45  ff.  ErL  text  p.  22.  24)  ao  ta 
südwestlichen  abhang  des  burghügels  und  verlegt  dorthin  auch  Ai 
Schaugerüste  des  altern  theaters  (lies,  und  Suid.  s.  v.  alyit^am  ^UHi 
wo  also  das  Uqov  fiir  das  der  ^A^^iiti  mipSvifkog  erklärt  isi 
h^a  im  sinne  von  „in  dessen  nähe*'  geüssst  wird.  Dass  der  n- 
schauerraum  an  einer  anböhe  lag,  dafür  werden  die  atellen,  wskk 
die  Schwarzpappel  iuävoi  tov  d-%dtqov  ansetzen  (Bustath.  Sau 
Bekker  Anecd.  s.  oben)  aufgeführt. 

Den  bau  selbst  anlangend,  so  bestanden  biihne  und  sitzreiliai 
aus  holz,  wie  Hesych.  s.  v.  XnQ^a*  xai  tä  {«iUm  ovrwg  Afyont 
^Ad"fivritf^Vi  a<)p'  wv  id-eaSvio  ngb  lov  iv  ^^Mvvffov  üiuxQov  ytvMt» 
berichtet,  und  wenigstens  die  bühne  wurde  jedesmal  neu  rndgt* 
schlagen,  die  orchestra  bildete  der  natürliche  erdboden.  Ans  Hcii 
nag^  alyifQov  d-ia  wird  geschlossen,  dass  die  Zuschauer  sasses. 
Als  die  zahl  derselben  gestiegen,  sei  der  räum  zu  eng  gewoides« 
so  dass  man  sich  drängen  und  stossen  (Schol.  Luc  Tim.  49),  ji 
selbst  die  Schwarzpappel  als  sitz  zu  hülfe  nehmen  musste.  Ol.  70, 1 
brachen  nun  bei  einem  wettkampfe  des  Pratinas,  Aeschylus  uaä 
Choerilus  (Suid.  in  AltfxvXog  und  IlQajhag)  die  Sitzreihen  sasa»* 
men  (Curt.  Erl.  text  p.  34.  Wachsm.  1.  1.  p.  511),  und  man  be- 
schloss  ein  steinernes  theater  zu  bauen,  zumal  des  Aeschylus  nenr 
rangen  ein  würdiges  lokal  erheischten.  Man  baute  nun  nach  dea 
verf.  das  Dionysostheater  nicht  an  der  früheren  stelle,  sondern  ia 
Lenäon,  weil  der  alte  platz  für  einen  solchen  hau  zu  klein  war 
die  alte  agora  der  neuen  gegenüber  immer  mehr  verödete,  das  a» 
sehen  des  Dionysoscultus  seit  Pisistratus  immer  mehr  gestiegen  w« 
(Welcher  Nachtr.  z.  Aesch.  tril.  p.  248  ff.)  uad  die  agoneo  m 
den  grossen  Dionysien  aufgekommen  waren  (MoauBsan  Heortai 
p.  58  ff.).     Der  gott  konnte  nun^   anstatt^  sich 


JahrcBbericfate.  295 

■nkta  m  begpebeo,  die  nenge  in  sein  eignes  heiligthnm  kmmen 
am&a.  Den  narkte  blieb  dagegen  die  aoffuhniog  des  dithjrambos 
(Xen.  Bippareh.  8,  2.  Petersen  I.  1.  p.  14.  -Mommsen  1.1.  p.  394). 
Vor  den  Perserkriegen  hatten  wabrscheinlicb  die  sitireiben 
in  steiaemen  theaters  nicht  die  ansdehnung,  wie  nachher;  ob  aber 
im  Tcrf.  nit  der  behanptvng,  sicherlich  sei  noch  kein  voll- 
süadig  aosgeiiibrtes  steinernes  bühnengebäude  vorhanden  gewesen, 
fscht  bat,  ist  mir  zweifelhaft  (vgl.  auch  Wachsmuth  I.  1.  p.  553, 
wmu  2).  Schon  Phil.  23»  p.  589  habe  ich  darauf  aufnerksam  gemacht, 
itm  für  die  Aescfajleischen  nenerungen  gerade  eine  mit  mannig- 
fKhoi  Vorkehrungen  versehene  feste  skenenwand  von  der  grössten 
bdeatnng  sein  musste.  Möglicher  weise  war  eine  solche  aus  hols 
krgestellt,  jedenfalls  erscheint  des  Verfassers  sicherlich  als  za 
tek.  Nachdem  dann  das  theater  wahrscheinlich  durch  Mardonins 
flingen  aefaaden  erlitten  hatte  (Cnrt.  Erl.  text  p.  34.  Wachsm« 
L  L  p.  553) ,  wurde  es  wieder  in  den  gehörigen  stand  gesetzt, 
■i  siad  damals  bei  der  rasch  zunehmenden  blüthe  Athens  wohl  die 
■gemessen  vermehrt  worden.  Der  nunmehr  angebrachte 
wird  sich  mehr  auf  den  zascbauerraum ,  als  auf  das  büln 
■mggbaade  bezogen  haben,  da  dieses  bei  den  aufiiihrungen ,  wo 
«Ttutlich  wegen  der  deputationen  der  bundesgenossen  vM  prackt 
mtfirilet  wurde,  durch  die  decorationen  den  engen  entzogen  war. 
Sich  bleibt  das  dunkel.  Der  redner  Lykurg  hat  nach  verschie* 
kmn  nachrichten  das  theater  vollendet  Hjperid.  bei  Apsines  de 
«te  rbet  p.  708  Aid. :  rax^it^  ^  int  itj  Stotxtjcu  rwv  ;|^^jua7iui» 
lift  noQOwg,  ipxoiofAiiin  Si  t6  d^eaiQOv^  to  ^iiiov,  vsoigta.  Plut. 
?.  Ljc  p.  271,  19  ed.  Westerm.:  xal  ri  h  JttnnSaov  &iaTQ&p 
tm^ranh  iimiXiffiv.  Psephisma  des  Stratokies  ibid.  p.  279,  89: 
ffoQ  dl  Tövro$g  fifiUqya  nagaXaßww  rovg  n  viw<To(KOvg  xal  r^v 
Uhto&ijxip  xal  t6  d-imqov  rh  Jiovvataxiv  i^itg/dcajo  xal  IjK" 
riU$i  XiX.  Paus.  I,  29,  16:  olnodofAtifiata  ih  inniUß^  fjklv  ro 
hargov  bigiav  vnag^afAivoiP  xiX.  Endlich  ein  von  Kumanudis 
^m.  N.  f.  Nov.  1862,  nro.  241  und  von  Carl  Curtius  Phi- 
Uig.  XXIV ,  p.  83  ff.  ediertes  inschriftsfragment :  ....  lovq 
ntfCofxovg  illt^xod6fui>fjiHp  ^  i^v  di  üxivo&rixriv  xal  to  ^iargow  ro 
^mfusmxiv  i^fjQyätfato  ^  %6  n  tnddwv  lo  Ilava&fpfaixov  xal  th 
f^ßimciop  70  «ara  ri  AixHOf  xarBCxivaötv  •  .  •  •  Diese  nach- 
rieht ist  verschieden  verstanden  worden.  Sommerbrodt  (vgl.  Phil.  23, 
^  283)  meinte,  man  habe  bis  zur  zeit  des  Lykurg  nicht  aufge- 
^,  das  theater  auszuschmücken,  nach  dieser  zeit  aber  sei  bei 
fai  Binken  des  Athenischen  Wohlstandes  und  dem  herunterkommen 
fa  theaterwesens  keine  Sorgfalt  mehr  auf  dasselbe  verwandt.  Ur- 
Us  (vgl.  ebds.  p.  539)  glaubte  dem  Lykurg  die  auffiihmng  der 
dMaMWMid  zuschreiben  zu  sollen,  ähnlich  Bursian  Gr.  geogr.  I, 
M7.  Wienler  bezieht  die  notisen  auf  den  vollkommenen  ausbao 
'n  UhBSDgebäwies ,  das  erst  jetzt  mit  einer  stehenden  biUme  unA 


296  JahreBberidiie. 

Termothlich  aach  mit  mehr  decoratiyem  achBock  an  den  dieae  a« 
gebenden  wänden,  hauptsächlich  an  der  hinterwand,  Tenebea  ad 
Wachsm.  1.  I.  p.  593  denkt  an  einen  neubau,  yielleieht  eine  er 
Weiterung,  jedenfalls  an  einen  totalen,  mit  prachtvoller  aasschm- 
ckung  verbundenen  umbau  des  alten  einfachen  steingebaudes.  Ciri 
Curtius  (Philolog.  XXIV,  p.  270)  hält  mit  recht  dafiir,  da»  W 
der  höchsten  pracht  der  scenischen  darstellungen  im  fünften  jall^ 
hundert  für  die  dazu  erforderlichen  grossartigen  decorationen  «ad 
maschinerieen  jedenfalls  ein  steinernes  bähnengebäude  Torhandei 
gewesen  sein  müsse  und  folgt  im  übrigen  Wieseler.  Hinsichtlidi 
des  Schmucks  glaubt  er  mit  ürlichs,  Ljcurg  habe  das  bähnenge- 
bäude mit  seinen  wänden  und  intercolumnien ,  die  treppen  wie  die 
ränder  der  Sitzreihen,  die  orchestra  und  die  parodoi  mit  statuoi 
von  dichtem  und  Staatsmännern,  mit  gruppen  nach  dramatisdwi 
motiven  und  anderem  plastischen  schmuck  versehen.  Ferner  viodi- 
ciert  C.  Curtius,  um  dem  werte  S^tgydticS^w  gerecht  so  werdwi 
auch  dem  Lykurg  die  erweiterung  der  Sitzreihen  im  ansehloss  aa 
zur  stütze  dieses  bestimmtes  mauerwerk,  welches  an  der  weaticitc 
des  theaters  ausgegraben  ist  (Curt.  KrI.  text  p.  89).  Interessaal 
ist,  dass  derselbe  gelehrte  auch  das  higuiP  vnagl^afAtvunf  des  Paa- 
sanias  nachweist  und  zwar  aus  einem  volksbeschluis  von  jähre  Ol 
109,  2  (archon  Pythodotus),  wo  der  rath  belobt  wird,  weil  a 
xaXßg  »al  itxaCwg  InBfitXi^&fj  rvjg  ivxoafiCag  tov  ^iärgav  (Kaa» 
nudis  Philister  A,  p.  190).  In  einem  andern  bescbluas  auf  der 
selben  säule  (col.  B)  wird  ein  KtjtpurogxSv  KifaXCtavog  ^^tiftSpoSci 
ein  rathsherr,  erwähnt  als  inl  to  ^iargmSv.  Diese  bauten  wurd« 
durch  den  krieg  unterbrochen  (Ol.  110,  2)  und  erst  nach  de 
Schlacht  bei  Chaeronea  durch  Lycurg  wieder  aufgenommen  am 
vollendet.  Den  abschluss  derselben  setzt  C.  Curtius  Ol.  112,  i 
(vgl.  Wachsm.  1.  1.  p.  599)  im  anschlnss  an  die  in  der  neunte 
prytanie  dieses  jahres  verfasste,  in  J.  jahrbb.  1860,  p.  60  ff.  publi 
eierte,  Inschrift:  %al  vvv  imdidw*^  (Eudemos  aus  Platää)  f^  fij 
notiiChv  xov  ffxaitov  xal  xov  &tdjQOV  tov  Ilavad-fjvalxov  /(3U< 
^svyrj  xni  javta  mnofut^fv  äifnvtu  ngo  JTava&tjvaCwVi  in  welche 
die  Worte  tov  Uavad-rivaXxov  hinter  tnadtov  zu  setzen  sind  (vgl 
Curt.  Erl.  text  p.  39.  Wachsm.  1.  1.  p.  600  und  anm.  1).  Wahr 
scheinlich  seien  die  von  Lycurg  am  theater  vorgenommenen  baute 
gerade  bis  zum  panathenäenfeste  fertig  geworden.  So  weit  € 
Curtius. 

Wieseler  berichtet  ferner,  dass  bei  der  unter  Hadrian  verge 
nommenen  neuen  eintheilung  des  Zuschauerraums  gewiss  auch  bau 
liehe  Veränderungen  in  betreff  der  gesammtheit  der  sitzstufen  statl 
fanden  und  statuen  des  kaisers  in  den  einzelnen  keilen  anfgeatel 
wurden  (vgl.  Vischer  entdeckungen  im  th.  d.  Dien.  p.  48  und  51 
Wachsm.  1.  1.  p.  692).  Ob  damals  auch  das  bübnengebäiide  tieft 
in  die  orchestra  vorgeschoben    wurde,    ist   sweifelbafi;    niclit   ni 


JabreBbericbte.  397 

ihnebeinliefa  dsge^Hy  dass  damals  die  Theatergeb.  I,  I  abge- 
Mete  aifiiise  geschlagen  wurde  (Vischer  1. 1.  p.  59).  Wahrscbein- 
^  erlitt  das  tbeater  aucb  beim  einfall  der  Skjtbea  (Gotben  nach 
»ell  in  Erscb  and  Gruber  bd.  75^  p.  117;  Heruler  nacb  Wacbs« 
ith  1.  1.  p.  707  und  anm.  2),  welcbe  im  jabre  267  Atben  ero- 
rteo  und  yerbrannten  (Ressell  ebds.  p.  127),  scbaden,  indem  das 
hnengebäiide  zerstört  wurde,  welcbes  dann  der  arcbont  Phadros, 
eldien  Rhusopulos  (Pbiiolog.  XX,  p.  573;  Wacbsm.  1.  1.  p.  704) 
iter  Diocletian  setzt,  wieder  aufbaute,  wobei  die  biibne  weiter  in 
e  orchestra  vorgeriickt  wurde. 

Ausser    dem   Dionjsostheater ,    dessen    officieller    name   nach 
tappe  zn  hje.  rel.  p.  78  und  C.  Curtius  1.  1.  p.  270  to  Siurgov 

JtovuCtaxov  war,  gab  es  in  Atben  aucb  noch  odeen.  Das  äl- 
ite  derselben  lag  in  der  nähe  der  enneakrunos  (vgl.  Bursian  1.  1. 

299;  Curtius  Erl.  text  p.  34;  Wachsmuth  1.  1.  p.  275  ,jen- 
Üi  des  llissos^  und  p.  278)  und  war  von  Solon  oder  Pisistratus, 
II  sieb  nicht  entscheiden  lasst,  iiir  die  an  den  Panathenäen  statt- 
deoden  musischen  agonen  erbaut.     Die  zweifei,    welcbe  Scbrader 

N.  Rb.  mos.  XX,  p.  194  und  Biller  im  Hermes  VII,  p.  395 
pn  die  ezistet»  desselben  erhoben  haben,  sind  von  Wachsmuth 
I.  p.  503,  a.  1  zaräckgewiesen  worden  (der  auch  die  von  Schill- 
cb  Od.  d.  Herodes  p.  11  (s.  Phil.  23,  pg.  501)  aufgestellte  bebaup- 
lg,  daas  im  odeion  die  proben  der  draroen  abgehalten  wurden, 
rtütigt,  und  zwar  auf  grund  von  Schol.  Arist.  Vesp.  1109:  To;ro^ 
ttigottüi^,  Iv  tp  ilcid-act  (conj.  ttuid-fffav)  not^fiata  änayyiXXHv 
h  T^^  ilg  ti  OiaiQov  anayytXCag  und  Schol.  Aeschin.  Ill,  67 : 
T/vorro  ir^o  rcZly  fjnydXwv  ^^towcCtav  r,fAfQatg  iXtya^Q  fyngocd'tv 

w  ditkö  xaXovfiivm  rwv  rgayipSwv  äywv  xai  tnCäHttg  wv 
Xkov(fk  dqaikdtoiv  äyatriJ^strS-at  iv  rw  d^idjQ(p\  anders  Wieseler 
■.  65).  Diese  agonen  gingen  nun  später  in  das  theater  über, 
e  Hesycb.  w8%iov:  tonoq,  iv  i  nqlv  th  9iatQ09  xataaxtvaird'ijvu$ 

^fpwSol  xal  ot  xtd^agtödol  ^ywvC^ovio  berichtet.  Perikles 
lot.  PericI.  13)  fügte  denselben  das  citberspiel,  den  gesang  und 
I  flötenspiel  hinzu,  wahrscheinlich  Ol.  83,  3  (Meier  Brsch  und 
«b.  Ill,  10,  285  ff.),  wo  dieselben  zuerst  im  tbeater  gehalten 
rden,  und  vollendete  sodann  Ol.  84,  1  oder  2  (Wacbsm.  I.  I. 
554,  a.  2)  das  neue,  nordöstlich  vom  Dionjsostbeater  gelegene 
acbsm.  I.  1.  p.  242.  Curt.  Erl.  text  p.  36)  odeion.  (Cfr.  Plut. 
rid.  13;  Pausan.  I,  20,  2;  Theophr.  Char.  3;  Vitruv.  V,  9,  1). 
■elbe  soll  nach  Pseudo-Dicäarch  (Müll.  Frgm.  bist.  Gr.  II,  244. 
'.  59,   1)  das  schönste  der  weit  gewesen  sein;    die  nachabmung 

zdtes  des  Xerxes  jedoch  hält  Wacbsm.  I.  I.  p.  554,  a.  1, 
ne  die  benutzung  Persischer  mästen  und  raaen  zur  dachcon- 
letion  für  fabelei.  Als  Sulla  Athen  belagerte,  wurde  das  ge- 
4e  durch  den  tjrannen  Aristion  zerstört  (Appian.  B.  Mitbr.  38) 

i^ter  durch  den  könig  Ariobarzanes  II  Philopator  voü  Ca^^^- 


39g  JiAraberichte. 

docien  (gestorben  52,  anders  Curt.  Erl.  text  p.  4S,  aber  ••  WadH 
1. 1.  p.  667,  a.  3j  wiederbergestellt  (Vitr.  1.  1.  C.  I.  Gr.  357).  Ai 
fiiUend  ist  nun,  dass  Pausanias  (I,  20,  3)  dieses  odeion  aar  gi 
beiläufig  erwähnt  und  es  lediglich  als  xataaxifiatrfka  besei^n 
während  er  das  alte  odeion  an  der  Enneakranos  I,  14,  1  ^dri 
und  1,8,6  sogar  &iajQov  nennt  Später  (Vll,  20,  3),  als  d 
odeion  des  Herodes  Atticus  gebaut  war ,  bezeichnet  er  dieses  i 
das  ^diiov  von  Athen.  Hienach  ist  es  wahrscheinlich,  dass  tro 
der  restauration  des  Ariobarzanes  das  Perikleische  odeion  ansa 
gebrauch  gesetzt  und  das  an  der  finneakrunos  wieder  benutzt  won 
bis  das  des  Herodes  fertig  gestellt  war  (anders  Curtius  Philolo 
XXIV,  p.  278,  anm.  57).  Die  bestimmnng  des  letztem  fnr  i 
Panathenäen  wird  dadurch  wahrscheinlich,  dass  Herodes  s^n  st 
dium  fiir  die  feier  dieses  festes  herrichtete  (Paus.  I,  i9,  7;  PI 
lostr.  Vit.  Soph.  11,  1,  4  und  5.  Ueber  neuere  ansgrabungen 
diesem  stadium  s.  Carl  Curtius  Philolog.  XXiX,  p.  704  f.  Ft 
ner  Wachsmuth  1.  I.  p.  695). 

Der  umstand,  dass  im  yorstelienden  das  älteste  odeion  < 
noch  zu  Pausanias  zeiten  in  gebrauch  stehend  erwähnt  wird,  AI 
den  verf.  wieder  zu  Lykurg  zurück,  mit  dessen  namen  der  I 
oder  wohl  richtiger  die  restanration  eines  odeions  nach  Hyperi< 
verbunden  ist.  Hinsichtlich  der  frage,  welches  odeion  hiemit  ( 
meint  sei,  theilt  C.  Curtius  Philolog.  XXiV,  pg.  278  die  vi 
verf.  vorgetragene  ansieht,  dass  das  Perikleisch«  nicht  in  betn» 
kommen  könne,  da  dasselbe  zu  Ljkurg's  zeiten  ein^  restaarati 
wohl  noch  nicht  nöthig  gehabt  habe,  dass  also  an  das  ältere  ( 
bände  an  der  Enneakronos  zu  denken  sei  (Curt  Erl.  text  p.  4 
Wachsm.  I.  1.  p.  553  u.  602,  a.  1).  Dieses  war  zwar  in  d 
Perserkriegen  gewiss  beschädigt,  ist  aber  in  und  gleidi  nach  d< 
peloponnesiscben  kriege  als  gerichtslokal  in  gebrauch  (Arist  Vo 
1109.  Xen.  Hell.  11,  4,  9.  Bursian  I.  1.  p.  299).  Hier  geh 
nun  die  ansiebten  Wieseler's  und  C.  Curtius'  auseinander.  I 
sterer  (über  dessen  meinung  C.  Curtius  I.  I.  nicht  ganz  genau  i 
feriert)  lässt  das  gebäude  zweimal  restaurieren,  zunächst  naeh  d 
Perserkriegen  zu  einem  gerichts-  und  amtslokale,  sodann  dm 
Lykurg  zur  aufführung  von  agonen.  Letzterer  nimmt  nur  eii 
restauration  an  und  meint,  das  gebäude  habe  während  des  pelopo 
nesischen  krieges  und  zur  zeit  der  dreissig  beschädigt  gestandi 
und  die  Lykurgische  restauration  habe  bezweckt,  dasselbe  zu  eim 
amtslokale  zu  machen.  In  der  that  dient  es  als  solches  den  cn 
^vXaxfg  und  furgovofiot  bei  Demosth.  Phorm.  §.  37  (vgl.  in  Neo> 
p.  1362),  und  zwar  höchst  wahrscheinlich  nacb  beendigung  c 
von  Lykurg  vorgenommenen  bans,  da  die  in  der  rede  gegen  d 
Phormio  erwähnte  thenrung  in  die  jähre  330 — 326  fällt  und  i 
finanzverwaltung  des  Lykurg  in  die  jähre  338—326  zu  setzen 
(C.  Curtius  1.  1.  p.  91).     Da   nun   durchaus   keine   nidiereo    imh 


Mmsbericble.  299 

viditeo  tt€r  diesen  bwi  dei  Ljkurg  exietiereo,  so  thut  man  am 
L  Wtos,  sich  wie  Curtius  jeder  Termuthuog  darüber  zu  enthalten^ 
I  irwD  man  out  diesem  auch  zugeben  kann,  dass  das  gebäude  ne* 
m  ktsbei  noch  zu  mimischen  agoaen,  namentlich  so  lange  das  Peri- 
UeSsche  odeion  zerstört  war,  und  auch  später  zu  Pausanias'  zeit 
f  Tor  errichtnng  des  dritten  odeions  gelegentlich  benutzt  sei ^. 
Anf  ies  Panaanias'  ^jraiatfxcvatf/ia'  darf  man  kein  grosses  ge- 
viebt  legen. 

In  Wieader's  ausfuhrnng  ist  nun  mit  der  eben  behandelten 
frige  eine  zweite  verknüpft  Die  bereits  citierte,  von  Bergk  (J. 
jalurU».  I860,  p.  60  ff.)  veröffentlichte,  inschrift  erwähnt  nämlich 
ib  bm  des  Lykurg  ein  panathenaisches  theater,  und  Wieseler  ist 
■it  Bergk  geneigt,  dieses  als  identisch  mit  dem  ädstov  des  Hjpe- 
rifa  anziisehea.  Da  indess,  wie  bereits  angedeutet,  C.  Curtius' 
imidit,  die  worte  tov  Dava^rpfaixov  seien  nur  durch  ein  versehen 
im  iteinmetzea  hinter  tov  &idiQav  geratlien ,  so  dass  die  stelle 
«s^änglich  lautete:  tlg  n^r  noftjtuv  jov  OtaiCov  tov  Uava&rj^ 
fmoi  xal  w  ^idtQov,  ausserordentlidi  annehmbar  ist  (vgl.  auch 
Wmlsmath  I.  I.  p.  600  a.),  so  ist  für  uns  jene  hypothese  hin- 
fiüigf;  Bergk  «ad  Wieseler  jedoch  folgern  aus  derselben,  dass  die 
mis  des  Dieg.  Laert  III,  56:  olov  Imifo»  tijxaQfSt  igdfiaaiv 
iJUmt^Ofto  [JtwvCtokq,  Afj[va(o$q,  I7avad7jva(a&g,  Xvt^o«;],  wr  lo 
umgiop  ^r  aawQ^xiw  —   in   der    bereits  Wyttenbach   die   einge* 

JUiBimrien  worte  als  interpolation  verwarf  —  doch  auf  Wahrheit 
Wishe,  und  dass  an  den  panathenäen  dramen  au%efiihrt  seien. 
Ich  möchte  mit  andern  (vgl.  auch  Läders  die  Dionysischen  künstler 
f»  110,  anm.  225)  bis  zur  beibringung  klarer  beweise  mich  da- 
gigtn  ablehnend  verhalten  nnd  übergelie  daher  die  ausfuhrliche 
ütersnchung,  durch  welche  Wieseler  die  auffuhrung  von  dramen 
II  dem  restaurierten  odeion  an  der  Bnneakrunos  wahrscheinlich  zu 
ttidieB  sacht 

Es  gab  aber  auch  noch  andre  theater  in  Athen,  so  eins  im 
fcaos  Kollytos,  in  welchem  an  den  ländlichen  Dionysien  tragödien 
isd  komödien  gegeben  wurden  (Dem.  de  Cor.  ^.  180;  Aeschin. 
TisL  }.  157);  indessen  sind  wir  über  den  platz  und  die  bauart 
iesselben  völlig  im  unklaren.  Dasselbe  ist  der  fall  in  betreff 
•mes  etwaigen  theaters  im  demos  Melite,  auf  das  die  erwähnung 
4er  ^fOKtHTMe  m  ntgt  irjp  Uvina  bei  Rangab6  Antiqu.  Hell.  nro. 
2285  (vgl.  Burs.  I.  I.  p.  277  anm.)  führt.  Ausserdem  erwähnt 
Phikistrat.  V.  Soph.  11 ,  5 ,  3 :  l^wiUyovxo  f*h  Sr}  ig  to  h  rtp 
M§fmf*tut^  ^eaiQ09,  o  irj  inü)v6fAa<na$  ^^yqmTttlov  (vgl.  auch 
fUd.  11»  8,  2)  ein  theater  als  Versammlungsort  einer  gesellschaft, 
die   mr   seit  des  Herodes  Atticus  den  Sophisten   Alexander  hören 

3)  Dass  es  vom  3ten  jahrh.  an  auch  ftlr  lehrvorträge  der  philo- 
m^e«  iMmatat  sei,  sucht  Wachsm.  1.  1.  p.  635  u.  a.  1  naA\iL\rN^\&^iL. 


,100  JfaJbresberickte. 

will.  Näheres  ist  ans  nicht  bekannt,  naaentlicli  ist  sein  TerUk- 
DISS  zam  Dionjsostheater,  auf  welches  ich  abweicbend  Ton  Wieseler 
Philostr.  Vit.  Apoll.  IV,  21  mit  Mommsen  hesiehea  Bodite,  dss- 
kel.  Ob  es  zunächst  nach  Wieseler  fiir  sceniscbe  «affoliniBgs^ 
oder  nach  Curtius  (Erl.  text  p.  43)  und  Wachsmnth  (I.  1.  p.  671) 
für  vortrage  der  rhetoren  bestimmt  war,  lasst  sich  nicht  entscM- 
den;  dahingegen  hat  man  mit  aller  Wahrscheinlichkeit  den  Romt 
Agfrippa  fur  den  erbauer  zu  halten  (vgl.  Bursian  I.  1.  I,  292).  In 
Piraeus  gab  es  nur  ein  theater,  das  Dionysische,  wie  jetzt  9b«- 
einstimmend  angenommen  wird  (s.  anm.  103  und  Wachsm.  I  L 
p.  320,  a.  2  und  3);  es  existierte  schon  zu  Kuripides'  zeit  (Aeliai. 
Var.  hist.  II,  13)  und  wird  von  Thucjdides  (VIII,  93)  erwäbat 
Seine  stelle  ist  genau  angegeben  anf  den  zweiten  blatte  von  Curtiu' 
sieben  karten.  Die  existenz  eines  theaters  zu  Eleosis  (anm.  111)^ 
dessen  zeit  sich  allerdings  nicht  bestimmen  lässt,  ist  erst  seit  kw- 
zem  bekannt  (Epbim.  arch.  1860,  uro.  4082);  ziemlich  erhalttt 
Ist  das  theater  in  Thorikos ,  über  dessen ,  durch  höchst  anoMk 
formen  ausgezeichnete,  cavea  Wieseler  Denkm.  d.  b.  I,  25  nti 
p.  7,  sowie  Bursian  I.  I.  1,  353  nachzusehen  sind.  Wahrscbeinlidi 
hatte  auch  der  demos  Phljeis  nach  Isaeus  de  Ciron.  hered.  §.  ii 
ein  theater.  Von  solchen  in  andern  demen  ist  nichts  bekaoit; 
vermuthungen  s.  in  anm.  117  und  118.  In  betreff  der  Stadt  Ss- 
lamis  wird  von  aufführungen  erst  in  Inschriften  ans  der  zeit  nsck 
Ol.  123  (C.  I.  Gr.  108.  Bph.  arch.  4097,  v.  57)  bencfatet;  m 
steinernes  theater  darf  indessen  mit  Sicherheit  als  früher  bestehcsd 
angesetzt  werden. 

Der  Verfasser  handelt  nun  zum  Schlüsse  des  abschnitte!  noch  voi 
den  gebäuden   und    anlagen,    welche  den  sogenannten  Dionjsisdrts 
kUnstlern  zu  ihren  Übungen  und  andern  zwecken    dienten.      Leider 
giebt  es  über  diesen  interessanten  punkt  nur  sehr  wenige  und   ai- 
bestimmte    nachrichten ,    so    dass   wir  wesentlich  auf  combinatioaca 
angewiesen    sind.      Was  Sommerbrodt   seiner   zeit   darüber    gesagt, 
haben  wir  Phil.  23,  p.  534  mitgetheilt.    Im  einzelnen  wird  nan  bmchtit 
1)  über  das  sogenannte  „haus  der  Meliteer*';  Res.  MihrioiP  oho^i 
h  TW  Twv  Mtl^jiwp  driiJKa  ohog  tjr  nafifisyi^riq,  dg  op  of  igayiifiol 
ifAeXftfüv.     Phot.  MiXniwv   (Cod.  Dresd.  M^lnimv)  olnoq:    h  t^ 
irit^w  nafifAByi&rjg  ^v  olxog,    ilg  ov  of  rgayrndol  q>onwvng  ifAiXi- 
Twv!    Et.  Magn.  p.  576,  39  und  Theogn.  in  Bekk.  Anecd.  p.  281, 
25:    MfXfToipy    otxog,    Iv  ^    ol   igaytpioi  Ipukirtav*     Aus  dieses 
verschiedenen  lesarten  stellt  Wieseler  im  anschluss  an  Forehhammer 
Topogr.  p.  84,  anm.   140  aTs  ursprüngliche  form  der  glosse  etwa 
folgende  her:    MfXsniSv  (oder  MtXfTtiv),    ohog*  MfXijiwv  Ir  i^ 
Si^fAM  xtX.     Ob  Zenob.  Prov.  11^  27:    tjv  Jl  ovfo^  o  ohog  9*iyttq 
tlg    inoSox^v    rgayatSdiv    fAiC&ovfAtvog    hieher    gebort,    ist    zwei- 
felhaft: vrgl.  jedoch  Bergk  bei  Mein.  Com.  Gr.  Fr.  II,  2,  p.  994. 
2)  berichtet  Philostr.    Vit.   Soph.  II,   8,  2,   p.  251,  25    ed. 


layi.  TOD  einem  „ratiibause  der  konstler'*:  6iaX$n(iv  dl  (Dämlich 
i«r  sopbist  Pbilag^roB)  iifkiqag  tog  tixtaqaq  naqriXd^iv  tg  td  TcSr 
^imiav  ßovXitmiiftoP,  o  Ji)  (fi*oS6firita$  naga  tag  tov  KtgafAnxov 
Jiilag  oi  mQQW  jwr  Imdiav,  Bursian  1.  I.  I,  290  Dennt  das- 
Mlbe  »TenanmluDgsbans  der  kÜDStler  und  handwerker*'  und  fugt 
Um  „oflfenbar  das  alte  rathbaus  des  vorwiegend  aus  solcben  be- 
ildieodeo  demos  der  Kerameis*^     Vgl.  Wachsmutb  1.  1.  p.  264. 

3)  spricbt  Atbenaeus  V,  48,  p.  212  d.  e  von  einem  ,,ge* 
■eiosBmen  beerde"  und  „bezirke'*  der  Dionysischen  künstler :  vm^v- 
tffw  d^  avjdi  (dem  Atbenion)  »al  cl  tkqI  tov  JUwifov  xtjiylTm, 
m  SfyfXor  tov  viov  JtovtSaov  (des  Mitbridates)  xaXovfiig  inl 
n^r  xoiy^v  icttuv  xai  ia$  mgi  ruvtfip  sv^ug  r«  xal  cnowSäg.  — 
h  ik  tij^  u^ivH  Tiav  Tf/nroiv  ^vatah  t'  inrnXovvro  ini  j^  ^yi&rj- 
fiwog  rtuQovafa  xai  fniä  xi^gvxog  nQoava^wvtjütwg  cno%daL 
Boniaa  I.  I.  a.  2  meint,  dies  lifAtvog  bange  mit  dem  erwähnten 
j}«»üivii7^iov  'der  nx^Tray,  zu  denen  auch  die  Dionysischen  künstler 
gdiort  hätten,  zusammen.  Lüders  indessen  1.  I.  p.  72,  a.  132  will 
«se  80  enge  Verbindung  des  avvodog  der  itx^ixM  mit  den  band- 
werkern  nicht  anerkennen,  weil  dieselbe  nicht  erweislich  sei  und 
Athen,  deutlich  sage,  die  Dionysischen  techniten  seien  in  ihren 
teapel  gegangen,  um  dem  Mitbridates  zu  opfern. 

Hieher  gehört  noch  folgende  stelle  des  Pausanias  (1,  2,  4) 
Uwr  das  bans  des  Pulytion :  ^  ii  biqa  twv  otoo/v  fx^$  fih  Uqa 
Mvj  ^f«  di  /vfAvdffiov  ^Egfiov  xaXovfitPOv,  itnt  ik  iv  aiifj  xai 
n^vkviCawog  otxCa,  xa&'  ^v  nagd  r^r  h^EXtvotvi  dqSitfün  xiXa^v 
*A^^a(iity  ffaalp  ov  tovg  ä^avifftdrovg*  In^  i^ov  di  äviUo  J^o- 
nNM9.  Jtopvffor  3i  ravtov  xaXova$  MtXnofMvov  ini  Xoytp  xoi&dB 
V  imUipnig  ^AnoXXwva  Movffayirriv  •  •  •  •  furä  3i  ti  tov  Jio- 
^ffn  jifitpog  iCTtv  oXxrjfJM  äydifiaxa  ^ov  Ix  mjXov  xrX. 

Ad  diese  nachrichten  knüpft  nun  der  verf.  folgende  vermu- 
IhiiigeD.  Zu  Dächst  ist  er  der  aasicht  —  wenn  ich  anders  den 
etwas  Doklarea  ausdruck  p.  184  richtig  verstanden  habe  — ,  dass 
fa  Dionysische  temeoos  des  Pausanias  identisch  sei  mit  dem  bei- 
Kpa  bezirk  der  künstler,  von  dem  Athenäus  spricht.  Br  stützt 
ach  dabei  auf  die  im  Dionysostheater  gefundene  sesselinschrift 
(Vischer  Bntd.  p.  19,  uro.  18):  ^hgitog  J$ovvaov  MiXnofAivav 
b  7«p«*TCtfV.  Wenn  nun  auch  diese  combination  wahrscheinlich  ist, 
»  kann  sie  doch  oicht  als  bewiesea  gelteo,  da  wir  einerseits  nicht 
riaseD,  wie  lange  jenes  von  Athenäus  erwähnte  heiligtbum  existiert 
tat,  andrerseits  ebenso  wenig  kenntniss  davon  haben,  wann  der 
oa  Pausanias  erwähnte  bezirk  dem  Dionysos  Melpomenos  geweiht 
it  Gegen  eine  ähnliche  vermutbung  Wjicbsmutb's  (Rh.  mus.  XXIII, 
.  50),  welcher  das  temenos  des  Atftnäus  auf  grund  derselben 
mebrift  dem  Dionysos  Melpomenos  zuweisen  will,  bat  Lüders  I.  1. 
.  71,  a.  130  geltend  gemacht,  dass  die  Verbindung  dieses  gottes 
lit  deo  Dionysischen  künstlern  nicht  ao  eng  gewesen  sei,  iaaa    ^t 


nicht  auch  noch  andere  prieeter  gehabt  habe   (s.  b,    aoa    imk   g«- 
seblechte    der   Euniden,    vgl.    Vischer  1.  I.   p.  19,   bto.  24),    uwk 
Wachsmutb  selbst  hebt  jetzt  (D.  st  Ath.  l  Alth.  I,  p.  215,  a.  4> 
hervor,    dass  nos  die  läge  des  hains  der  Dionysischeo  kttnatler  m* 
bekannt  i«t.     Wenn  Wieseler  sodann    das    haua    des  Paljtioo   «it 
dem  nbungsbause  in  Melite  identificierC,    so    ist   4as    recht    wub 
scheinlich ,    da  das    erstere    ebenfalls  im   demos  Melite  gelegea  » 
haben  scheint  (vgl.  Bursian  1.  1.  p.  279).     Wacbmnutli  I.  L  p.2i5 
begnügt  sich ,    das   übungshaus   mit   dem  beiirke  des  Pauaaaiai  m 
Zusammenhang    zu  bringen,   ohne  Wieseler's  weiter  gehender   vir- 
muthuDg  beizustimmen.     In  der  that  ist  auch    der    beweis    schw« 
zu  erbringen.     Die  identificierung  endlich  des  ßovlivtiiQ&op,  weldMi 
von  Philostratus  an  das    dipjlon   verlegt   wird,    mit    dem    üboogi» 
hause  im  demos  Melite  weist  der  Verfasser  mit    recht   zurück   asA 
bemerkt  dabei  mit  berofung  auf  die  in  Pei^^us  für    die  Dionjii- 
sehen  künstler  existierenden  gebäude  (über  welche  indessen  Loden 
1.  I.  p.  22,  anm.  51  abweichende  ansichten    ausspricht),   dass  da 
solcher  überfluss  von  gebäuden  für   diese   genossenschidfit  nicht  b^ 
fremden  dürfe.     Im  einzelnen  denkt  er  sich  die  sache  so,   dass  Pi- 
Ijtion's  haus  bald    nach    der    dort   vorgegangenen    entweihung   dkr 
elensiuischen  mysterien  dem  Dionysos  geweiht  wurde.     Nun  giagoi 
die  Schauspieler,  welche  ihre  Wohnungen  anderswo  hatten,  sa  ihrai 
Übungen  dorthin  (g>onüvTig  Phot.);    als   sie  aber  nach  Alexander*! 
zeit  immer  mehr  die  geltung  von  priestem   erlangt   hatten,   wni^e 
wenigstens  einem  theile  von  ihnen  dieses  haus  zur  wohaong  angf* 
wiesen.     Vor  Alkibiades'  zeit  wird  es  kein  eigentliches  übangsha« 
gegeben  haben.     Das  zeugniss  bei  Bekk.  Anecd.  p.  72,  17:  x^^ 
fMV  i  Tonoq,  Iv&a  6  x^Q^T^^  ''^^^  ^'  X^Q^^S  *^^  ^ov^  iTtOKQni^ 
Cvvä/wv    cvt'iXQOTHj    wcIchcs   mit    grosser   wahrseheinlichkeit  vi 
die  früheren  zeiten  zu  beziehen   ist,    zeigt,   dass    der   chor^  dai 
lokal  für  die  einübung  der  Schauspieler  besorgte;  oder  es  gab  aaik 
der   Staat,    vielleicht    durch    vermittelung    des  theatronea    (Boekk 
Staatsh.  P,  308)  dasselbe  her,    am   einfachsten  durch    ttberiasrasf 
eines   zimmern    im    theater.      Je    weniger   die   choregen  im  stanzt 
waren  besondere  leistungen  zu  übernehmen  ^   desto  mehr  wird  mv 
für  ein  öffentliches    local   gesorgt   haben;    von  einem  solcbmi  mr 
einübung  tragischer    chore   findet  sich   indessen   zu  Athen  keine 
spur.      Wenn  Ross  Archäol.  aufeätze  I,  p.  241,  anm.  40  vermnthet 
hat,  Vitruv  V,  9  sei  darauf  zu  beziehen,  ao  hat  der  verfiMser  diese 
ansieht  mit   recht   (anm.  134)   zurückgewiesen.     Zum   schlnaa   des 
abschnittes  wird  endlich  noch  bemerkt,  dass  wahrscheinlich  die  fir 
die  Dionysischen  künstler   bestimmten    ankigen  sämntlicben  Atheni- 
scheu  techniten  sowie  alled  theatern  Athen's  und  der  umgegeod  za 
g^te  kamen.     Es  wird  aus  dieser  kurzen  Übersicht  zur  genüge  er- 
hellen,   wie   sehr   man   sich  hier  auf  dem  bodea  der  conjector  be- 
wegt ;  was  wir  aus  directen  Zeugnissen  wissen,  ist  nur  sehr  wenig. 


JiiMsIiericbA  S9$ 

Dar  iBhalt  4m  UL  ahscboittes,  welcher  vod  p.  186  bis  202 
m  übersiebt  der  theater  id  den  landerii  mit  griechischer  bevöl- 
•nog  und  cultar  ausserhalb  Attika's  giebt,  liegt  von  deo  sceoi- 
tbeo  altertbümero  im  eogereo  siooe,  mit  deneo  sich  diese  blatter 
wnngtweise  %u  bescbäftigeo  haben»  einigermassen  ab,  so  dass  wir, 
(hgesehen  davon,  das«  es  untbunlich  sein  würde  aus  dieser  ganx 
gabeBten  fülle  von  material  einen  gedrängten  auszug  zu  geben, 
Nbin  aua  jenem  gründe  es  vorziehen  unsere  leser  auf  den  artikel 
kt  «aejclopädie  selbst  zu  verweisen  und  uns  sofort  zum  IV.  ab- 
idMUtle  wenden,  welches  von  bau  und  einrichtung  des  theaters 
Udelt 

Dieser  zerfallt  in  zwei  unterabtheilungen :  A.  theile  des 
theaters,  ihr  name  und  ihre  bestimmung  (p.  202  bis 
Ul),  und  B.  bauliche  einrichtung  des  theaters  in  sei- 
sea  gewöhnlichen  zustande  (p.  231  bis  256). 

Nachdem  der  Verfasser  zunächst  eine  kurze  Übersicht  über  die 
kspttbeile  des  theaters  gegeben  hat,  handelt  er  (p.  203  bis  206) 
ttsr  die  thymele.  Da  wir  jedoch  die  von  Wieseler  im  jähre 
1847  veröffentlichte  schrift :  „Ueber  die  thymele  des  Griechischen 
ÜMiterB,  Göttingen  8.«'  bereiU  Phil.  23,  p.  337  bis  345  ausführ- 
\Uk  besprochen  haben,  so  übergehen  wir  die  hier  gegebenen  aus- 
fikningen  und  beziehen  uns  auf  das  dort  gesagte. 

Neuerding^s  hat  jedoch  Wecklein  im  zweiten  abschnitte  von 
ir.2  (1. 1.  p,  439  f.)  die  Wieselersche  theorie  über  die  thymele  als 
bktk  nachzuweisen  und  G.  Hermann's  ansieht  von  einem  in  der 
•itbestra  aufgeschlagenen,  oQx^atqa  genannten,  brettergerüst  zur 
fBÜnng  zu  bringen  gesucht.  Er  geht  dabei  von  der  behauptung 
IM,  das«  die  der  Wieselerschen  ai^umentation  zu  gründe  liegende 
Mb*)  dea  Suidas  und  Et.  Alagnum  in  der  form  des  letztern  am 
«iprnnglichsten  erhalten,  aber  auch  da  schon  verstümmelt  sei. 
Hiater  (Taci/yi)  tj  sei  eine  lücke,  und  die  worte  Iva  aaipianqov  fXnia 
M^ten,  dass  eine  andre  erklärung  von  ox^yif  dort  gestanden  habe; 
Mt  Siiidas  sei  denn  cxrip^  ^  als  sinnlos  ausgefallen.  Diese  zweite 
idJirang  habe  besagt,  dass  axtivi^  die  bühne  und  irnqucxr^vha  der 
B^  Ti|y  cwiivipf  inodtdHyfiivog  lonog  jaig  tlg  top  uyuiva  na- 
wtuwtis  (Schol.  Bav.  ad  Dem.  Mid.  17)  sei.  Hienach  sei  die 
H^ilt^a  nicht  die  bühne,  sondern  das  tanzgerüst  des  chores  und 
it  Ühymele  behalte  ihre  von  jenem  gesonderte  Stellung. 

4)  JTop^  i<Fuy  17  ftifffj  &vQa  tov  ^targov.  nugamc^yta  (negHtx^yia) 
I  im  Iv^fr  *ai  fy^ty  (fydo&§y)  i^s  /iitn/g  9vgaf  ijalxa  xdyxtlXa).  tva  äi 
0I  &»)  caif4engüy  tXnia  {ünoiyri  ^)  fuia  yt^y  cxtjyijy  iv&vc  xai  ni  ntt^ 
MaKfa^Mi  (mgun^yta)  17  o^/ifcrijpa*  avjti  di  iifny  6  tonog  ö  ix  aayidtoy 
my  to  idtt<f>os,  aif>*  (if^*)  ov  ^tttigi^ovffty  oi  fUfiof  hfn  {ilra)  fiitd  rijy 
ffm^ay  ßätfÄOf  {^y)  10 v  Jtoyvaov  {ntgdytayoy  olxodofiiffia  xiyoy  ini  tov 
MMr)^  dt  (o)  xaUiTai  &ü^iXtj  naga  to  ^c»v.  fitra  dt  li^y  ^fiiXtiy  y  xoyi^ 
p«  (of;|nf«V|po),  rovWcm  to  xäita  ^datfog  tov  sfidtgov.  Die  Zusätze  und 
ri^«iAit  des  JSt.  Magn.  habe  ich  in  klammem  eingeachloa&en. 


804  ial^esbendif«. 

Die  frage,  welche  fassung  der  stelle  die  ältere  um,  nC 
schwer  zu  entscheiden.  Während  die  worte  (nrijyi)  ^  nod  die 
utQaywvov  olxodofjtrifia  xivöv  xrX.  für  die  priorität  des  Bt.  j 
zu  sprechen  scheinen,  charakterisieren  sich  die  worte  jjfoAxa  wdpatllm 
leicht  als  späterer  zusatz  und  in  mehreren  stellen  ist  SuidM  af- 
fenbar  richtiger.  Giebt  man  nun  auch  das  yorbaodenaeb  cuir 
liicke  zu ,  so  fragt  es  sich  doch  noch  sehr ,  was  ausgefallea  'wL 
Habe  ich  mit  meiner  weiter  unten  zu  erwähnenden  aonahaie,  da« 
die  worte  Iw&iv  xai  iydtv  x%q  (M4criq  ^vqitq  die  decomtioiiea  •■ 
beiden  Seiten  der  hinterwand  bezeichnen,  das  richtige  getroffen,  st 
geben  cxfivji  und  nagucx^via  nur  den  begriff  der  hinterwand,  aal 
es  ist  dann  doch  sehr  gewagt  anzunehmen^  dass  durch  tm  tftefl^ 
liQov  hXnta  eine  ganz  dem  frühern  widersprechende  erklärung  eia- 
geleitet  worden  sei;  man  hat  vielmehr  vorauszusetzen,  dass  di«M 
zweite  erklärung  lediglich  die  erstere  in  deutlicherer  form  wieder» 
holte,  woraus  sich  denn  auch  der  ausfall  dieser  worte  bei  Suidai 
leichter  erklärt.  Auf  der  ergänzung  dieser  lücke  beruht  aber  dis 
ganze  deduction  Wecklein's,  und  wie  ich  nicht  glaube,  dass  do^ 
selbe  in  seinem  verfahren  glücklich  gewesen  ist,  so  kann  ich  aad 
die  sonst  so  gut  beglaubigte  theorie  Wieseler's  in  dieser  wwi 
nicht  fur  erschüttert  erachten.  Vgl.  unten  meine  bemerknngea  nr 
achten  bedeutung  von  cxrivri  und  zu  den  jtaqaax^vm,  so  wie  Wie- 
seler's anm.  46  auf  pag.  211. 

Es   möge   hier  sofort   angeschlossen   werden,    was  Weekkia 
p.  442  über  die  Charonische  stiege  sagt.     Br  verlegt  dieselbe  aick 
Poll.  IV,  132  in  die  orchestra,   da  dei^leichen  vorrichtangea  fiir 
gewisse  fälle  des  auftretens  des    chors   nothwendig  gewesen  M 
dürften,    und    jedenfalls    habe  diese  Vorrichtung  in  Verbindung  wk 
jenem ,    oqx^GJQa  genannten ,    hölzernen  gerüste  gestanden.     Die  7 
bis    8'  betragende  höhe   desselben    habe  hingereicht,    um    in   doi 
räume  unter  dem    boden  sowohl    personen    den   aufenthalt  zo  ge- 
statten, als  auch  die  fragliche  Vorrichtung  anzubringen.     Mi^  aack 
im  bunten  Wechsel  der  dramatischen    scenen    einmal    ein  geist  wd 
der  thjmele  —  denn  so  muss  ich  die  Wecklein'sche  igx^^Qct  ■■* 
deuten  —  erschienen  sein  —  obwohl  das  im   höchsten    grade  at- 
wahrscheinlich  ist  — ;  jedenfalls  muss  nach  den  Worten  des  Pollai: 
al    di  x^Q^^^^^   xUfAaxig    xara    icec    i»  rwv  liwktwv  Mad'6imig 
xitfA^vav  ja  iXiwika  an   aviwv  avanifjLnovd  die  charonische  stiegt 
auf  der  bübne  gesucht  werden.      Pollux   denkt    gar    nicht    an   die 
orchestra ;   xara   ist  wie  in  xccia  xddtJOP  =  ad  perpsndtciiiiiM  a 
übersetzen,    und   man   bat  eine  den  treppen  zwischen  den  Sitzreihen 
entsprechende  läge  anzunehmen.     Vgl.  J,  p.  336  und  Sommerbfodt 
in  nro.  3,  pag.  513  ff. 

Hierauf  spricht  der  verf.  kurz  über  die  schauspielerbnhne 
[pxqtßaq ,  svggesiua ,  piilpittim  oder  ftvA]^%%%u ,  ßrifAU ,  loyMP)  und 
wendet  sich  dann  (p.  207)  zu  einer   ausführlidien   erörterung   der 


Jahresberichte.  305 

cnchiedeneD  bedeutaogeo  des  Wortes  axfivij,  bei  der  wir  etwas 
änger  ferweileo  miisseo.  Da  cxfimj  oboe  zweifei  mit  <nr»a  zusam- 
MBUbigt  (vgl.  Curt.  Gmndziige  d.  Gr.  etjm.  4  aafl.  p.  168),  so 
■I  der  groodbegrifip  des  wertes  zunächst  der  eines  schatten  bie- 
bedeckten  platzes  oder  bans,  dann  der  eines  zeltes  oder 
i;  aofs  theater  wurde ,  wie  man  annimmt,  das  wort 
_  I,  da  die  dramatischen  auffiibning'en  ursprünglich  unter 
iiaMi  baumdache  oder  einem  zelte  aus  baumzweigen  oder  vor 
emoi  solchen  vorgegangen  seien ,  wie  sie  im  bakebischen  culte 
etwas  gewöhnliches  waren.  Alles  dieses  wird  anm.  25  —  30  mit 
ächriftlichen  und  bildlichen  quellen  bel^t. 

Im  theater  bedeutet  nun  axijvi^  zuerst  den   bedeckten   räum, 
Tsr  welchem   sich    der    eigentliche    Schauplatz   der   handlang,    die 
Ukae,  befindet  y  und  da  die  Zuschauer  von  demselben  nur  die  vor- 
dwwaad    erblickten,   zweitens    auch   nur  diese  wand.     In    den 
nyreichen  stellen,    welche  vom  verf.  anm.  31  bezw.  32  für  diese 
Wsstnngen  angeführt  werden,  ist  es,   wie  derselbe  selbst  bemerkt, 
,  acbt  immer  möglich  zu  entscheiden,  welche  von  beiden  anzunehmen 
iri;    Im  gaazen  stimme  ich  mit  der  den  betreffenden  stellen  gegt- 
koea  beziehnng  überein,  indessen    kann  man  hinsichtlich  Phy larch. 
M  Athen.  XIV,  3,   p.  614e:    Jfifii^jqtoq  o   noXtoQxtiTtig  —   jr^v 
Amfiuxov  ailiiv  xaifftixSg  cxfivqq   ov6iv    d^atpiqnv   iXiyip  *   raviu 
f  hioiwv  h  jdvffffj^axog ,    iyd    totvvv,    i^rj,    noqvtiv  ix   iQuyixr^g 
Uip^g  oix  ioQOLXu  i^iovCav   uAd  Plut  Demetr.  25:    Xoi6oQwv  dg 
lif  tQwra  zfjg  Aafitag  IkiyB  vvv  tiqwjov  iwgaxivM  noQvtjv  nQOiQ- 
J^^miv  ix  tQu/ixijg  Cxtpf^g,  welche  auch  für  die  erste   bedeutung 
aogefnhrt  sind,  zweifeln,  ob  in  denselben  wegen  der  offenbaren  ge- 
gcsiiberstellung  der  xwfuxil  und    tgayix^  (fxrjvij   nicht   gerade   eine 
kngnahflM  auf  die  decorationswand  zu  sehen   ist.     Ueber  Eustath. 
li  11.  p.  976,  15:  to  iyxvxXtjfia  —  firixdvrjfAa  ^r  vnoigoxov,  if 
A  üiixpvTO  ja  ip  ifi  cxkvfi  f  ^sxrivfi  habe  ich  bei  gelegenheit  des 
hgUhilia  (PhiL  23,  p.  330;  vgl.  ebds.  p.  298)  eine  abweichende  ansieht 
imgCBprocheo,    die  ich    auch  der   Verbesserung  des  Verfassers  ge- 
ganöber,  der  cxtvj^  für  cxinfi  lesen  will,  aufrecht  halten  zu  sollen 
glaabe.     Doch  kommt  auf  diese  Verschiedenheiten  in  der  auffassung 
weolg   an;   dass   cxrifti   beide   bedeutungen    hat,   ist   ohne  zweifei 
rjditig»   in    der   letzteren,    wofür  die  Lateiner  auch  fnms  scaenae 
mgtn,  kommt  es  bei  den  Griechen  aber  nur  bei  lexikograplien  vor, 
rad  auch  bei  diesen  nur  so,    dass  zugleich   an    die   decoration  ge- 
lacht werden  muss  oder  kann  (anm.  32).     Drittens  wird,    indem 
laa  die  bedeckten  seitenräume  der   bühne   als   integrierenden   tlieil 
es  bedeckten  raumes  hinter  der  biihne  betrachtet,    der  name  axijyij 
■f  das  ganze  bühnengebäude    Übertragpen.      Von   den   beweissteilen 
■■I.  36)  kann  ich  folgende  unbedenklich  anerkennen :   Vitr.  V,  8 
r,  2)  an  erster  stelle;  V,  9,  1 ;  9,  9.    Festus  u.  orchestra  p.  181  M.; 
üiwedcs  111,  p.  487  P.  und  die  von  Wieseler  a.  146  gebesserten 

naioleguM.   XXXV.  bä.  2.  20 


306  Jaliresberichte. 

stellen  des  Isid.  XVlll,  42,  I  und  ibid.  43;  audi  44.  Umgtfi 
nehme  ich  die  hedeutung  bühne  an  bei  Vitr.  V,  3,  8;  5,  3;  I 
2;  6,  8  (da  Rose  und  Müller  -  Strübing  iti  scaenam  lesen);  8  C 
2)  an  zweiter  stelle.  Bei  demselben  V,  5,  1  (Wieseler  bat  falsdi 
lieh  8,  1)  bleibt  es  zweifelhaft,  ob  bühne  oder  fnns  Moamiae  w 
verstehen  ist.  Viertens  bezeichnet  cxjjyif  die  bühne  selbst,  wob 
mit  vollem  rechte  belegsteilen  nicht  weiter  beigebracht  sind;  sii 
kann  ich  der  bemerkung  (anm.  37),  dass  Vitruv  «ctt^Na  in  dieM 
sinne  nicht  gebraucht  habe,  nach  dem  gesagten  nicht  beistisuses 
Fünftens  scheint  crxijrj;  auf  das  sonst  fÄfJX*^pf]  (s.  Phil.  23,  p.  3^' 
genannte  gerüst  bezogen  worden  zu  sein:  vrgl.  Phot,  und  8sii 
2Quyix^  (TjtijyiJ,-  Kt.  M.  p.  763,  27;  Tim.  Lex.  Plat.  p.  259;  Ar 
rian.  Disp.  I£pist.  Ill,  p.  449;  Julian.  Or.  I,  p.  4a  —  ftelka 
welche  auf  Plat.  Clitoph.  II,  p.  407  A  zurückgehen,  wo  in  eni 
gen  handschriftcn  statt  fAfJXc^vfiQ  „<rx^i'^(^*  gelesen  wird.  1st  dies  dr^ 
richtige  lesart,  so  ist  es  freilich  nocli  fraglich,  ob.  Plato  naaic 
telbar  die  ftrixavif  mit  diesem  ausdrucke  bezeichnen  wollte,  sdc» 
nur  im  allgemeinen  an  die  bühne  dachte,  auf  der  die  fn^j^arif  ge 
braucht  wurde.  Im  letztern  falle  würden  die  lexikograplieo  ai 
ihren  angaben  geirrt  haben.  Sechstens  geht  unser  wort,  i* 
die  bühne  dem  theater,  andern  gebäuden  für  öffentliche  spiele  g<e 
genüber,  eigenthümlich  ist,  auch  auf  das  ganze  theater  über,  li 
betreff  der  in  anm.  39  angeführten  beweisstellen  habe  ich  zn  be 
merken ,  dass  der  gegensatz  von  Aywvig  axtjv$xo(  gegenüber  des 
aruSiuxoC  oder  yvfAvixoC,  und  von  scaena  und  areua  bei  Suet.  Tib 
35  nicht  notliwendig  auf  die  hier  angenommene  bedeutung  t»i 
cxrj¥i^  zurückzuführen  ist.  Die  siebente  bedeutung,  wonach  cxtfri 
von  der  dccorationswand  und  der  hauptdecoration  selbst ,  ja  «vc:! 
von  den  periakten  gebraucht  wird,  schliesst  sich  eng  an  die  zweit:« 
an  (vgl.  anm.  40.  41).  Endlich  achtens  bedeutet  Cxtivii  di^ 
mittelthür  ^)  oder  den  mittleren  Zugang  zur  bühne  nach  Suid.  s.  ^ 


5)  Hier  möge  kurz  erwähnt  werden ,  was  Wecklein  im  HI.  ftV- 
Bchnitt  von  nro.  2  über  Pollux  IV,  124  ausführt.  Durch  analyse  de^ 
stelle:  r[t$üiy  dt  rwy  xam  i^y  axrf»^^y  ^V(}t!iy  j  fiiffij  fitp  ßucUu^y  f  «vv^ 
Ittioy  ^  olxog  fydo^og  $  nny  tov  ngvjiaytüyumvyro^  rov  dgttfi€not,  9  ^ 
dt^tit  tou  dfvnQayvjytaTovyrof  xamyuiyioy  if  dt  agtartga  rd  §vuli&iany 
t^th  ngoaianoy  ^  Ugoy  i^ijQijfiiofiiyoy  i  aotxof  iany,  iy  dt  rgay^fidi^  |  fiVf 
J«{ift  ^vQtt  |«y(üV  icny,  ttuXT^  dt  9  kma,  ro  di  xliatoy  iy  xm/i^i^  s«- 
Qdxntat  nagä  li^y  olxiay ,  nagantraüfian  dijlo^fnyoy  xrL  sucht  er  den 
satz  wahrscheinlich  zu  machen ,  dass  Pollux  bei  den  angaben  über 
die  thüren  eine  scaena  tragica,  satt/rica  und  comiea  im  sinne  habe,  wie 
sie  Vitruv  V,  8  beschreibe.  Demnach  bezieht  er  ohne  zweifei  richtig 
die  ausdrücke  ßaaiXitoy,  ffn^fttoy  und  olxog  fydo^og  auf  die  tragOdie 
bezw.  das  satjrspiel  und  die  neue  komödie.  Die  linke  thtlr  erhalt 
zunächst  die  allgemeine  bezeichnung  als  aufenthaltsort  f&r  den  trita 
gonisten  {tunkiciaioy  nQoaainoy) ,  welche  etwas  später  durch  den  zu 
satz  erklärt  werde,  dass  sie  in  der  tragödie  zur  sklavenwohnung  («J^ 


Jnhresbericlite.  307 

*n^^  (s.  oben  pag.  303,  anm.  4).  Vgl.  Phil.  23,  p.  338.  Da  es  nun 
118  verschiedenen  gründen  wahrsclieinlicli  ist,  doss  Suidas  von  dem  zur 
tiffiihriing  ?on  dramen  liergericliteten  theater  redet,  so  bezeichnet 
ir  Bit  cxfjvr/  die  bau|itdecoration ,  welche  sich  in  der  mitte  des 
linterg^odes  befand  und  benennt  diesen  theil  durch  das  hervortre- 
iftadste,  nämlich  die  grosse  mittelthür,  die  in  der  tragödie  meist 
ycbtbar  war;  und  in  sofern  die  decoration  des  centrums  wesentlich 
fai  Schauplatz  der  handlung  bestimmte,  kann  es  nicht  wunder  nehmen, 
«■dl  die  thür  allein  als  axijpij  bezeichnet  zu  sehen.  Somit  ist, 
wcDBgleich  diese  notiz  vielfach  bedenken  erregt  hat,  doch  kein 
gnsd  vorhanden,  an  der  richtigkeit  derselben  zu  zweifeln.  Wie- 
■eler  nimmt  indessen  die  sache  etwas  anders,  als  sie  im  vorste- 
henden dargel^t  ist,  indem  er  nicht  bloss  an  die  in  der  mitte  des 
hintergrundes  befindliche  decoration  denkt,  sondern  unter  (nrjjvjf  die 
gaumtsumme  der  vor  der  hinterwand  angebrochten  decorationen 
versteht.  Wenn  nun  auch,  sagt  er,  unter  dieser  Voraussetzung  der 
gebrauch  von  dvQU  sich  recht  wohl  erklären  lässt  in  allen  denje- 
aigeo  fällen,  wo  nur  eine  thür  in  der  decorationswand  dargestellt 
wir,  so  war  derselbe  doch  unmöglich,  wenn  deren  mehrere  vor- 
kttien;  dann  musste  man  von  mehreren  thüren  sprechen  oder  ein 
wort  gebrauchen ,  welches  ein  portal  mit  mehreren  durchgängen 
beieichoete.  Und  dass  dies  letztere  wirklich  der  fall  gewesen  sei, 
mmU  Wieseler  aus  drei  stellen  nachzuweisen,  in  denen  das  portal 
«Isrch  die  ausdrücke  al  fiiffup  d^vgui,  ul  nägodot  und  o  nvXuiv 
bcxeicbnet  werde.  Es  sind  diese  stellen  aber  desswegen  misslich, 
weil  wir  aus  andern  quellen  nicht  im  stände  sind  nachzuweisen, 
woher  die  dort  genannten  personen  aufgetreten  sind.  Da  somit 
der  feste  ausgangspunkt    fehlt,    wird   man  die  stellen  auch  ander- 

^rgoitulum)  führe ;  Ugoy  i^tjQtjfnofiiyoy  und  aontos  bezogen  sich  auf  das 

atjrspiel  und  die  kom6die.    Der  umstand,   dass   aucn  eine    bestim- 

muDg  für  die  rechte  seitenthQr  in  der  tragOdie  nachfolge,  erkläre  sich 

<^rau8,  dass  Pollux  fQr  diese  zuerst  auch  nur  eine  allgemeine  bestim- 

mnog  gegeben  habe.    Der  ausdmck  noixog  werde  endlich  durch  den 

SQiats  rd  (ff  xlimotf  xiL  erklärt.     Dabei   ist  jedoch   hinsichtlich    der 

werte  nuf^anmcfum  dijlovfiiyoy  übersehen,  was  Wieseler  in  den  denk- 

milem  d.  bühnenw.  p.  81  zu  X,  10  ausführt.     Diese  behandlung  der 

itelle  hat  viel  ansprechendes;    indessen   lässt  sich    dagegen   geltend 

ffladien  einmal  die  grosse  confusion   der  ganzen  anordnurg ,   sodann 

daas  nicht  angegeben  ist,   welche  bedeutung  der  rechteu  thür  im  sa- 

fynpiel  und  in  der  komödie  zukommt,   und    endlich  dass  das  xliaoy 

sJs  complex  der  wirthschaftsgebäude  doch  zu  dem   städtischen   hause 

ies  angesehenen  attischen  burgers ,   wie  es   die  neuere  komödie  for- 

lert,   kaum   passt.     Ueberhaupt   kann   nicht  genug  betont  werden, 

lass  man  bei  Pollux  aus  der  anordnung  der  im  einzelnen  so   schätzt 

mren  notisen   nur  mit  der   grOssten  vorsieht  Schlüsse  ziehen  darf. 

Hebt  PoÜux   nicht   selbst   genau    das    verhältniss    seiner    einzelnen 

Achrichten  zu  einander  an,  so  ist  gemeiniglich  nur  ein  loses  aggregat 

nzQBehmen. 

20* 


308  Jahresberichte. 

weitig  deuten  können.  Zunächst  handelt  es  sich  um  das  aaftret 
der  phallophoren.  Semos  sagt  bei  Athen.  XIV  ^  16,  p.  622d: 
ds  ^a}Jioy)6QO&  —  nagiQxovrat  ot  /abp  i»  nagodovy  of  ii  ga: 
fiiaag  lä^  ^v(^ag  ßahovtsg  iv  ^o^/u^  xal  Xiyopieg*  Ool  Bä^x^  n 
Hier,  meint  Wieseler,  bezeichne  der  letztere  ausdmck  nicht  umm' 
telbar  die  einzelnen  in  der  hinterwand  befindlicheo  thiireii,  soodci 
die  hinterwand  als  portal  für  mehrere  thüren;  hätte  Semos  je« 
gewollt,  so  hätte  er  auch  sagen  müssen  „durch  die  Seiteneingange^ 
Doch  ist  uns  nicht  bekannt,  ob  nicht  wirklich  der  eine  theil  d< 
phallophoren  nur  aus  dem  einen  Seiteneingange  gekommen  ist,  u 
ausserdem  würde  ja  auch  nach  einem  ganz  bekannteo  sprachgi 
brauche  die  eine  roittelthür  recht  wohl  durch  den  plural  ii  f^^ 
&VQM  bezeichnet  werden  können.  In  der  zweiten  stelle  sagt  Pk 
tarch  von  Demetrius  (Vit.  34):  aitvQ  6i  xataßu^*  wotkq  ol  rp« 
ytaiol  Siä  Twv  uvw  nagodwr  xrA.  Obgleich  ich  mit  Wieseler  as 
nehme,  dass  Demetrius  aus  der  grossen  thür  in  der  mitte  de 
hinterwand  hervortrat,  kann  ich  der  ansieht,  dass  diese  durch  jw 
ccvcu  naqodvDv  als  ein  grosses  portal  gefasst  werde,  nicht  bei 
pflichten,  denke  mir  vielmelir  die  sache  folg«ndermassen.  Ks  w« 
sitte,  dass  die  redner  im  theater  von  der  thjmele  (s.  oben)  benJ 
sprachen ;  auf  diese  gelangten  sie  gemeiniglich  nicht  von  der  bohac 
her,  sondern  durch  einen  der  eingänge  in  die  orchestra  (vgl.  Wie- 
seler p.  170,  namentlich  anm.  127).  Demetrius  hatte  gründe,  wie 
die  Schauspieler  aus  einem  der  Zugänge  zur  bühne  au&utretea; 
aus  welchem,  wird  nicht  bestimmt  gesagt,  wenngleich  unsere  obig« 
annähme  sehr  wahrscheinlich  ist  Plutarch  kam  es  darauf  an,  die- 
ses hervorzuheben,  und  darum  sind  die  worte  Sm  nSw  avm  nuqo- 
dwv  nicht  mit  xaiaßäg,  sondern  mit  äamg  oi  rgaytpdol  zu  ver- 
binden und  für  eine  unmittelbare  bezeichnung  sämmtlicher  auf  die 
bühne  führenden  thüren  zu  halten,  die  ja  alle  je  nach  zeit  osd 
umständen  von  den  schaus|)ielern  benutzt  wurden.  In  der  drittes 
stelle  endlich  berichtet  Semos  bei  Athen.  XIV,  16,  p.  622  b:  oi  il 
ld^v^aU.0^  ciyfi  iivt,  jov  Ttvlwvog  ilaaXd^ovftg,  oiav  xara  fkitnpiiif 
iQXqctQuv  yivifivja^y  imCiQirpovC^v  d^  jo  ^iaigov,  Xiyovt§g  xrX. 
Wieseler  meint  nun,  die  ithyphallen  seien  wie  die  phallophorts 
uuf  der  bühne  aufgetreten  —  worüber  wir  übrigens  aus  anders 
quellen  nichts  wissen  — ,  ergänzt  daher  zu  dgtXd^ovng  nicht  r^ 
oQxriciQav,  sondern  nimmt  dieses  wort  in  der  gewöhnlichen  tkea* 
tralischen  bedeutung  „auftreten^'  und  erklärt  imifiQi^owfty  dg  n 
SiajQov  als  „sich  mit  Worten  an  die  znschauer  wenden*^  Es  liegi 
auf  der  hand,  dass  es  sich  hier  wesentlich  um  die  frage  handelt 
ob  die  letztere  Übersetzung  haltbar  ist.  Ich  kann  das  nicht  an 
nehmen,  da  sie  sich  meines  wissens  durch  verwandte  stellen  nich 
stützen  lässt,  und  glaube  daher  die  deutung  „eine  schwenkuni 
nach  den  Zuschauern  hin  machen"  festhalten  zu  sollen.  Bine  solch« 
bewegung  würde  aber  ganz  unverständlich  sein     wenn  wir  nvlii 


Jabresbericb^e»  Mft 

Ib  hioterwand  ini  siane  eines  portals  fassen  wollten^  da  dann  die 
dijphallen^  in  die  orchestra  gelangt,  den  Zuschauern  von  selbst 
(egenöber  stehen  würden.  Es  bleibt  daher  wohl  nichts  anderes, 
ibrig,  als  ein  auftreten  durch  einen  der  eingänge  der  orchestra  an- 
naebneo,  wobei  denn  allerdings  nicht  bestimmt  ist,  durcL  welchen 
4»  beiden  ^).  Alle  diese  stellen  scheinen  sich  auf  das  theater- 
gebiade  ohne  decorationen  zu  beziehen^  Wieseler  meint  aber,  dass. 
bei  Arist.  Bth.  ad  Nie.  IV,  2:  olov  —  xwfACpSoTg  X^Q^Y^^  ^^  VI 
mgoiip  noQfVQUP  dtftfiqwv,  utamq  o%  Me/aQt7g  auch  beim  deco- 
mrten  theater  sämmtliche  Zugänge  der  bühne  durch  ndqodoq  be* 
Mtcboet  seien.  Es  scheint  mir  das  nach  dem  vorstehenden  bedenk- 
fieb,  und  icli  schliesse  mich  lieber  an  die  frülier  vom  Verfasser 
(Denkn.  d.  b.  p.  81)  gegebene  erklärung  dieser  stelle  an,  der  zu- 
fiil§[e  fl  adgoiog  die  mittelthür  sein  soll.  Wenn  dann  noch  gesagt 
wird,  dass  bei  Schol.  ad  I^cian.  Philops.  29:  inl  iwv  d-iaTgaar, 
fvAra  T^  mtguSo^oy  imrsXeta&at  f Je»  xal  jiXioy  ^e«y  nCcttwg, 
umdty  img  7«^  muq'  iminga  tijg  fAicrjg  tov  &(dTgov  d-vgag 
{anu  6{  ngog  j^p  ev&ituv  tov  detitgov  irXtvgdy  äyiwyetfayj  ov 
xul  i  axtiy^  xal  ti  ngoaxijvMy  Icjt)  fitixaywv  dvo  fAiuwgtJ^ofiiywv 
f  tS  agamguiy  dfoig  xai  ^guMg  lyiy)dy$C^  nagiv^v  xih  die 
mkI  der  bühne  zu  gelegenen  wände  der  Seitenflügel  wegen  der  in 
joler  an  ihnen  befindlichen  thür  als  thüren  bezeichnet  würden,  so 
Tcraiig  ich  auch  dieser  ansieht  nicht  beizustimmen,  da  doch  einfach 
gesagt  wird,  dass  die  betreffenden  Vorrichtungen  sich  über  jenen 
Üiirea  befinden.  Indessen  thun  diese  Verschiedenheiten  in  der  auf- 
wog der  lehre,  dass  die  fiiatj  &vQn  „cxrivi^'*  genannt  worden 
Mi,  keinen  eintrag. 

Der  Verfasser  gelit  sodann  zu  einer  auseinandersetzung  der 
Meutungen  des  Wortes  ngocxijuov  über,  wozu  auch  Wecklein 
vo.  2,  p.  448  ff.  und  Sommerbrodt  nro.  3,  p.  512  ff.  zu  ver- 
gieichen  sind.  Die  für  das  theater  wichtigen  sind  folgende.  1) 
kühne,  und  zwar  als  gerüst  oder  bau  vor  der  cxriviq,  indem  man 
fa  gedielten  boden  mit  einrechnet  (vgl.  Phil.  23,  p.  309  ff.);  zu 
keaerken  ist  aber,  dass  ngoaxi^v^oy  nicht  bloss  die  bühne  zum  auf- 
treten ist,  sondern  auch  der  unmittelbar  vor  der  frons  scaencie  ge- 
^geoe  freie  räum  (vgl.  anm.  66  und  67).  Somit  sind  ngocx^v^oy, 
fmpnf  und  Xe/fTov  identisch ,  wie  ich  das  schon  a.  a.  o.  ausgeführt 
ibe^),  indessen  lässt  sich  dieser  gebrauch  des  Wortes  nicht  vor 
'olfbius    nachweisen.      2)  Als    in    späterer  zeit   für   „bühne**   das 

d)  Mein.  Athen,  bd.  IV ,  p.  298  ad  h.  1.  erklärt  npJuay  als  corh- 
ffw,  ex  quo  in  orchesiram  adiius  patehat, 

7)  Nur  ist  das  Phil.  23,  pg.  310  über  Sommerbrodt^s  ansieht  gesagte 
eh  ebds.  311  und  Wieseler  in  anra.  69  etwas  zu  modificieren.  Al- 
;ding8  bat  ngocx^y^v  eine  weitere  bedeutung  als  Aoy«ior,  wie  i<jh 
rt  ans  der  Inschrift  von  Patara  nachgewiesen  habe  ^  aber  nicht  in 
nunerbrodt*s  sinne. 


310  Jahresberichte. 

wort  scaena  üblich  war,  scheint  proacaenium  auch  vom  zn  seh  au  er- 
ruum,  welcher  ja  vor  der  bühne  belegen  war,   gebraucht  wordeo 
zu    sein.      S.    Plaut.   Poenul.    17 :    scorUmi    exoletum   ne    quis  m 
proscenio  sedeat^).     Claud.  I^ud.  Stil.  II,  403:   Pompetaiu»  dabnat 
quantas  proscenia  platistis,    und  zwar  wahrscheinlich  mit  bezug  auf 
diejenigen  silze,  welche  sich  ganz  in  der  nähe  der  bühne  befandea, 
etwa  wie  in  den  beiden  theatern   zu  Pompeii   (Wieaeler  Deokn.  i 
b.  II,  7  A  und  B)  eine  fortsetzung  der  sitzstufen  zu  bemerken  iä^ 
deren  Vorderseite  der  bühne  parallel  lauft.     3)  Nicht  ohne  bedeokea 
giebt  Wieseler  zu,   dass  nach  Athen.  XIII,  51,  p.  587b,    wo  im 
hetäre  Nannion  TiQOCxqvi^ov  genannt  wird,  dieses  wort  auch  fürte 
vor  der  scaenae  frons  zur   befestigung  der  decoration   angebrachte 
rüst-  undr  ahmenwerk  gebraucht  sein  könne,  wie  ich  das  eben- 
falls Phil.  23,  p.  327  angenommen  habe.     4)  Wird  für  Cram.  Anecd. 
Parisin.  I,  p.  19:  d  fikv  S^  ndvia  i^  Al<sxvXio  ßovXiiui  x&  mql 
Tfiv  cxrivriv  evQijfjiaju  nqooyifiHP,  ixxvxXiifiaTa  xul   Tngidxtov^  xa^ 
fitixavug  i^fjiargag  n  xal  ngoCxi^via  xai  dKmyCag  xal  xfgavvocxü" 
niiu  xxk,  ansprechend  vermuthet,  dass  nqocxriviu  die  decoratioo»- 
tafeln  bezeichne^).     Hier  meinte  Sommerbrodt,    indem  er  nor  bb 
die  bühne  dachte  (vgl.  Phil.  23,  p.  311,  anm.  32),  corrigieren  zu  sollcs 
und  schrieb  nuquaxrina  —  eine  Verbesserung,    welche   ich    gego 
Schönborn,    der  die  für  aufnähme  von  maschinen  und  decorationen 
befähigte    steinerne    bühnenwand    bezeichnet    glaubte,    vertheidigte. 
Indessen  schliesse  ich  mich  jetzt  lieber  Wieseler  an,    der   anm.  It 
treffend    ausführt,    es  habe  dem  Verfasser  dieser  stelle  offenbar  oor 
daran   gelegen,    die  am    häufigsten  vorkommenden  g^enstände  des 
maschinen-  und  decorationswesens ,    oder    die,    welche   ihm    als  die 
wichtigsten  erschienen,  hervorzuheben  und  auf  Aeschylus  zurückxu- 
führen.     Fasse  man  das  wort  in    der    angegebenen    bedeutung,  ^ 
erhelle    auch,    warum    ngoaxijvia    und    S$(fuyfM    zusammengestellt 
seien;    beide    gegenstände  beträfen  die  decorationen  vor  der  hinter- 
wand;    die  ngoaxiivia  enthielten  die  in  maierei  ausgeführten,  väb* 
rend  die  diCuyCat  zu  denjenigen  gehörten,  welche  nicht  bloss  durdi 
maierei  hergestellt  werden  konnten. 

5)  versucht  Wieseler  die  bedeutung  theater  vor  hang 
nachzuweisen,  indem  er  sich  auf  Duris  von  Samos  bei  Athen.  Xll< 
50,  p.  536a,  Suid.  s.  v.  rtQOGxrjyiov  und  Sjnesius  Aegypt.  II,  S 
p.  128c  stützt,  und  am  schluss  von  anm,  73  noch  andere  erwä 
gungen  andeutet,  welche  nunmehr  in  dem  sub  nro.  5  aufgeführte! 
Göttinger  prorectoratsprogramm  von  1866,  pg.  5  ff.  vorlieget 
Wäre  nun  Wieseler's  beweisführung  zwingend,  so  müssten  wir  ui 

8)  Der  verf.  hält  quis  für  verderbt  aus   quasi  und  &88t  dann 
proscenio  als  gleichbedeutend  mit  in  conspeciu  omnium, 

9)  Neuerdings  hat  Weckleiu  in  nro.  2  aus  dieser  stelle  nachz 
weisen  versucht,  Aeschylus  habe  die  bühne  erfunden,  ist  aber  v* 
Sommerbrodt  nro.  3,  p.  510  ff.  widerlegt  worden. 


Jahresberiebte.  311 

\Az  alles  aträubena  (vgl.  Pbil.  23,  |».  327)  dazu  verstehen,  für  daa 
riechiacbe  theater  einen  Vorhang  anzunehmen.  Jedoch  sind  die  er- 
räboten  beweisstellen  trünimerhafte  Überlieferungen,  bei  denen  man 
rat  durch  ergäozungen  und  eine  reihe  von  Schlüssen  auf  einen 
forhaog  kommt,  die  also  bei  etwas  anderer  betrachtung  zu  andern 
resultaten  fiiliren:  sodann  sind  auch  die  im  prorectoratsprogramm 
lusgefuhrten  gründe  durchaus  nicht  über  jeden  zweifei  erhaben, 
ind  endlich  erregt  es  von  vorn  herein  kein  günstiges  vorurtheil, 
bfls  wir  aus  der  zeit  der  grossen  tragiker  und  komiker  kein 
Heileres  zeugniss  über  das  Vorhandensein  eines  Vorhangs  haben, 
nris  doch  bei  der  annalime  eines  solchen  im  höchsten  grade  auf- 
lilieiHi  ist,  wenigstens  haben  uns  die  Römer,  bei  denen  der  vor- 
bug  üblich  war,  nicht  ohne  solche  stellen  gelassen. 

Ehe  ich  aber  auf  4ie  beweisführung  des  Verfassers  eingelie, 
sind  einige  allgemeine  bemerkungen  vorauszuschicken.  Ich  habe  an 
laderer  stelle  (Phil.  23,  p.  318)  mich  mit  entschiedenheit  dafür  ausge- 
tprodien,  dass  es  den  Cj! riechen  bei  ihren  dramen  wirklich  um  illu- 
sioo  XU  thun  war  und  dass  deshalb  der  skenographie  eine  bedeu- 
lende  stelle  im  antiken  bühnenwesen  eingeräumt  werden  müsse.. 
ledocli  darf  man  darin  nicht  zu  weit  gehen.  Auch  wir  haben  in 
Boserem  theater  verschiedene  dinge,  bei  denen  alle  illusion  mit 
imm  schlage  zerstört  und  uns  deutlich  ins  bewusstsein  gerufen 
irird,  dass  wir  es  nur  mit  einem  spiel  zu  thun  haben.  Man  denke 
M  die  diener,  welche  selbst  nach  den  ergreifendsten  scenen  tische 
lod  Stühle  wegnehmen,  um  eine  sceneuverwandluug  vorzubereiten, 
m  die  Vorgänge  bei  der  Verwandlung  selbst  und  die  mauipulationen, 
!■  die  neu  geschaffene  scene  wieder  für  dos  drama  herzurichten. 
tttn  denke  ferner  un  den  Souffleurkasten ,  die  so  störende  stimme 
b  Souffleurs  selbst ,  die  ganze  cinrichtung  des  Orchesters  u.  s.  w. 
Hao  hat  neuerdings  als  unalogie  mit  dem  griechischen  theater  mit 
tdit  die  Oberanimergauer  passionsspiele  herangezogen.  Mau  höre, 
m  es  dort  zugebt.  Forsch :  das  passionsspiel  zu  Oberammergau 
I  Baiern.  Bamberg,  1870,  p.  90,  anm.  1  erzählt,  duss  nach  der 
Heu  scene  (Christi  leiden  vor  dem  geistlichen  gerichte)  manchmal 
ise  pause  für  das  mittagsessen  gemacht  werde.  Es  sei  interessant 
■  leben,  wie  während  dieser  „neben  Tyroler  hirten,  Schwäbischen 
Mero,  eleganten  Müncheuer  damen  die  kinder  Israels  aus  der 
fütty  die  rubbincr  aus  dem  synedrium,  die  töchter  Jerusalems  u.s.w. 
lebend  und  scherzend  und  die  bekannten  grüssend  nach  ihren  be- 
ibeideiien  Wohnungen  laufen".  Alles  dieses  hindert  natürlich  die 
(Schauer  nicht,  sich  im  folgenden  acte  wieder  mit  voller  andacht 
n  eindrucke  des  gewaltigen  Spieles  hinzugeben.  Wenn  w  i  r 
n  an  solchen  dingen  keinen  anstoss  nehmen,  so  brauchen  wir 
I  den  Griechen  gewiss  nicht  mehr  scheu  vor  ähnlichem  voraus- 
letzea,  nomentlich  nicht  anzunehmen  —  und  damit  komme  ich 
ladast  zu   den    punkten,    welche  Wieseler  uro.  5 ,   p.  5    geltend 


3 1 2  Jahresberichte. 

macht  — ,  doss  die  in  einzelneo  dramen  hervortretenden  aehwierij 
keiteti,  die  Schauspieler  heim  beginn  des  Stückes  in  die  gehörige 
läge  zu  bringen,  welche  sich  leicht  durch  annähme  eines  rorbangc 
lösen  lassen,  nur  auf  diese  art  gelöst  werden  können.  Der  irtri 
sagt  I.  1.:  Accedit ,  quod  cavendum  erat,  ne  scama  prius  contpkt 
retWy  quam  aptum  esset.  Nee  profecto  in  fabfdiSj  quae  aetaks 
tulemnt,  äesunt  exempla  satis  tdonea  ad  probandnm,  quod  volumm 
logeum  ah  initio  oculis  eortim ,  qui  spectahant ,  subtractnm  fum 
(natürlich  durch  einen  Vorhang).  Dafür  wird  nun  zunächst  de 
anfang  des  gefesselten  Prometheus  geltend  gemacht  Binverstaade 
hin  ich  mit  dem  Verfasser  darüber,  dass  Prometheus  durch  eis 
hölzerne  figur  dargestellt  wurde.  Wie  aber  bei  dieser  annaha 
der  titane  auch  ohne  Vorhang  recht  wohl  auftreten  konnte,  liabe  ic 
Phil.  23,  p.  520  und  Philolog.  Anz.  1871,  p.  320  des  weiteren  aui 
einandergesetzt.  Die  massive  felsendecoration  —  massiv  wegen  de 
schliesslichen  katastrophe  —  war  durch  eine  auf  die  mittelthur  de 
steinernen  bühnenwand  zulaufende  schlucht  (die  ^qa/l^)  in  zw« 
theile  getlieilt.  Da  dieselbe  eine  schräge  richtung  hatte,  so  wa 
es  möglich  die  holzfigur  vor  beginn  des  Stücks  im  verborgenen  s 
aufzustellen,  dass  sie  durch  eine  kleine  bewegung  an  die  richtig 
stelle  der  anschmiedung  gebracht  werden  konnte.  Diese  annaba 
halte  ich  noch  jetzt  aufrecht  und  bedarf  daher  keines  vorhaagi 
Sodann  beruft  sich  Wieseler  (1.  1.  p.  6)  auf  den  Wächter  im  bc 
ginn  des  Agamemnon ,  der  sofort  beim  anfang  des  Stücks  auf  dm 
dache  liegen  müsse,  da  er  nach  seinen  eignen  werten  schon  Torbe 
wache  gehalten  habe.  Ohne  zweifei  hat  der  verf.  von  moderaei 
Standpunkte  aus  recht,  sollten  aber  die  alten  anstoss  daran  geaosi 
men  haben,  ihn  erst  bei  beginn  des  Stücks  aus  dem  hause  auf  da 
dach  steigen  zu  sehen?  (vgl.  Phil.  23,  p.  521).  Ferner  wird  der  an 
fang  der  Wespen  herangezogen.  Ich  glaube  aber,  dass  Xanthias  a» 
Sosias  einfach  'auftraten  —  woher,  ist  nicht  zu  entscheiden  — 
und  sich  dann  vor  den  äugen  der  Zuschauer  zum  schlafe  nieder 
legen;  ebenso  wird  Bdeljkleon  grade  wie  der  wächter  im  Aga 
memnon  aus  dem  hause  auf  das  dach  gestiegen  sein.  Die  znschaoe 
werden  hieran  ebenso  wenig,  wie  an  dem  hellen  tageslichte,  ao 
stoss  genommen  haben,  zumal  sie  v.  54  ff.  mit  den  werten  tpif^ 
VW  xaieCnca  rotg  d-saruTg  tov  Xoyov  eine  vollständige  zerstörasj 
aller  illusion  hinnehmen  mussten.  Eine  analogic  bietet  meines  ei 
achtens  die  einlege  von  Pjramus  und  Thisbe  in  Shakespeare 
Sommer nachtstraom  (V,  scene  1),  deren  vielfachen  unterschied  vo 
der  Aristophanischen  komödie  ich  allerdings  nicht  verkenne,  doc 
haben  die  worte  des  Prologus :  Getilles,  perchance  yo«  tmmder  i 
tlhis  show  u.  s.  w.  und  die  später  folgenden  des  Pjrarans:  No^  % 
tniihy  Sify  he  should  not  u.  s.  w.  so  viel  ähnliches  in  der  dictk 
mit  mehreren  aristophanischen  stellen,  dass  wir  daraas  aucii  ai 
die   ähnlichkeit    des    auftretens    schliessen   zu    können  glauben.     I 


Jabresberick  te.  313 

lieber  weise  vergleicht  M.  Haupt  im  Index  Berolin.  Winteraem. 
r2/3,  p.  6  Moliere:  Molierii  est  exodium,  actum  primum  anno 
12y  La  oomtesse  d*E8carbagnas.  In  eiits  exodii  scaena  decima 
mta  haec  dicuntur:  „Madame,  je  viene  vous  avertir  que  la  co- 
yite  sera  hientdt  prHe,  et  que,  dans  un  quart-dlkeure ,  nous  pou- 
ms  passer  dans  la  saUt^^,  Non  mutatur  autem  postea  scaena^  sed 
^  in  60  est,  ut  comoedia  tUa  incipiat,  in  eodem  hco,  in  quo  antea 
iMta  acta  sunt,  sedilia  disponuntur  adsidenique  spectatores  voluitque 
klierius  credi  eos  locum  mutasse,  Baudissin  bemerkt  in  der  über- 
BtaDg  III,  p.  385:  ,^ta(t  nun,  wie  das  heut  zu  tage  unerlässlich 
dwinen  wurde,  sich  einen  decorationswechse)  gefallen  zu  lassen, 
enetzeo  sich  die  Zuschauer  in  gedanken  in  den  theatersaal,  und 
ie  gräfin  mit  ihrer  gesellschaft  verlasst  ihr  zimmer  nicht*^  Ich 
labe  die  Überzeugung,  dass  sich  die  komödie  der  Griechen  ähnlich 
fotaltete,  und  brauche  daher  hinsichtlich  des  anfangs  der  Wolken, 
»f  den  sich  Wieseler  ebenfalls  beruft,  nur  zu  sagen,  dass  auch  da 
krejiiiades,  Phidippides  und  die  sklaven  vor  den  äugen  der  zu- 
chaaer  erat  aufgetreten  sein  und  sich  dann  niedergelegt  haben 
leHen.  Wenn  nun  (p.  7)  weiter  gesagt  wird,  es  gebe  keine 
Jjgeneineo  gründe,  aus  denen  bewiesen  werden  könne,  die  Grie- 
!ka  hätten  keinen  Vorhang  gehabt,  so  scheint  mir  namentlich  der 
««erkuiig :  quod  enim  non  solum  logeo,  verum  eilam  orchestra  ute- 
wtur  ad  agendum,  nostras  sententlae  non  of  fielt ;  nam  procul 
Is^io  vdum  non  praetendebatur  logeo ,  nisi  vacua  facta  orchestra, 
[cgenüber  Sommerbrodt's  (J.  jahrbb.  1861,  bd.  83,  p.  568)  aus- 
iüining  von  grossem  gewichte  zu  sein,  der  sich  folgeodermassen 
napricht:  „Sie  (die  dramatischen  darstellungen)  waren  ja  anfäiig- 
idi  kein  Schauspiel  für  das  volk,  sondern  ein  festspiel  vom  ganzen 
olke  und  im  namen  des  volkes  zu  ehren  des  gottes  aufgeführt, 
htbestra  und  skene  von  dem  Zuschauerräume  zu  trennen  oder  gar 
lie  orchestra  von  der  bühne  so  abzusondern ,  während  gerade  der 
W  auf  der  orchestra  den  ältesten  theil  der  festfeier  bildete, 
riinie  den  Griechen  völlig  widersinnig  erschienen  sein.  Erst  im 
oaischen  theater  war  das  drama  nichts  anderes,  als  ein  Schauspiel 
b  das  volk.  Die  orchestra  verlor  ihre  frühere  bedeutung  und 
rurde  als  Zuschauerraum  von  den  Senatoren  benutzt.  Von  einer 
■tfeier  von  selten  des  Volkes  war  ebensowenig  die  rede  wie 
M  ans''. 

Wir  wenden  uns  nun  zu  den  bereits  signalisierten  beweis- 
ellen  Wieseler's.  Die  stelle  des  Duris  (ytyofiivwv  Si  jvüv  Jriiifi- 
\(wv  ^j^diprjciv  iygdffTo  inl  jov  nqoaxfivtov  [Mein.  Addend,  ad 
theo.  p.  246  wohl  ohne  grund  vno<Sxqv(ov\  {i  ^rjfii^jQio^)  inl 
g  ohtovfAhtig  oxovfitvog)  wird  von  Wieseler  anm.  73  behandelt, 
dMiein  sie  schon  von  Sommerbrodt  J.  J.  1.  I.  p.  567  besprochen 
.  Beide  gelehrte  weichen  sehr  von  einander  ab.  Ersterer  ist 
r   eiiaicht»    Duris   habe   ohne  zweifei  die  aufführung  von  dramen 


314  Jahresberichte. 

IUI  sinne  gehabt  and  unter  ngotfxijviop  einen  Vorhang*  verstandei 
denn  es  sei  nicht  einzusehen,  wie  der  auf  „die  persooiGcation  de 
bewohnten  erde"  (Wieseler  schreibt  Olxovfiivtjg)  sieb  stützeadi 
üemetrios  einen  platz  in  den  decurationen  für  ein  bestinntefl  dnmt 
einnehmen  konnte,  wenn  in  demselben  auch  die  handlung'  auf  der 
erde  vorging.  Sommerbrodt  hatte  das  geniälde  ab  eine  deronh 
tionsmalerei  betrachtet,  wenn  auch  die  menge  nicht  zu  einer  thei- 
tervorstellung ,  sondern  zu  einer  festfeier  im  theater  versamoMlt 
war;  bekanut  sei  ja  aus  Plut.  Dem.  12,  dass  die  Athener  die 
Dionysien  Demetrien  umgenannt  hätten  (vgl.  Mommsen  Heortoloi^. 
|).  61,  anm.  *^^).  Dann  hatte  er  den  bei  Athen.  VI,  253  b.  c 
uutbewahrten  ithyphallos  mit  dieser  nachricht  in  Verbindung  ge- 
bracht und  vermutliet,  dass  Demetrius  mit  diesem  festgesang  im 
theater  begleitet  und  dass  dort  vor  der  bühnenwand  seine  apotheotc 
durgestellt  sei.  Man  könne  nicht  mit  Lohde  annelimen,  dass  das 
gemälde  ein  theutervorhung  gewesen  sei,  da  der  Vorhang  nael 
Lohde  nach  zwei  seiteu  uuseinandergezogen  werde  ond  somit  dai 
bild  ebenfalls  in  zwei  hälften  zertheilt  worden  wäre;  ein  bedenke» 
das  sich  indessen,  fulls  überhaupt  die  annähme  eines  Vorhangs  rich- 
tig wäre,  leicht  dadurch  erledigte,  dass  man  auf  jeder  hälfite  des- 
selben ein  besonderes  bild  annähme.  Wenn  nun  Wieseler  nadi 
einer  analyse  der  stelle  bei  Athen.  VI,  253  zu  zeigen  sucht,  data 
dieselbe  von  der  nachricht  des  Duris  getrennt  zu  halten  sei,  so  bal 
er  gewiss  recht;  ebenso  wie  bei  dem  aus  Probus  ad  Verg.  Georg. 
Ill,  25,  p.  23  Keil,  geführten  nachweise,  dass  solche  vorhänge 
mit  eingewebten  bildcrn  in  der  kuiserzeit  vorgekommen  sind.  In« 
mer  aber  scheint  es  mir  niisslich  aus  der  nackten  notiz  des  Duris 
gerade  auf  dramutische  aufliihrungen  zu  schliessen  —  wie  ja  deso 
der  verf.  auch  selbst  zugibt,  dass  Duris  die  aufluhning  kykliscbcr 
cliörc  (vgl.  Mommsen  I.  1.  p.  388  und  394  f.)  im  sinne  gehabt 
hüben  könne,  und  selbst  angenommen,  dass  man  an  dramen  zu  den« 
ken  habe,  so  ist  es  heute  doch  schwer  zu  entscheiden,  ob  nidit 
eine  durstcilung,  wo  Demetrius  sei  es  auf  der  erde  reitet  (Sob- 
nierbrodt),  sei  es  sich  auf  die  Olxovfiirrj  stützt,  doch  zu  dem  in- 
hulte  des  Stückes  passen  konnte.  Namentlich  muss  man  bedenken, 
dass  diese  darstellung  eine  ovation  ohne  gleichen  für  Demetrius 
sein  und  das  bild  demnach  eine  möglichst  lange  zeit  vor  den  augea 
der  Zuschauer  stehen  sollte.  Lässt  sich  damit  ein  vorhangsCild 
vereinigen  ,  das  doch  während  der  längsten  zeit  unsichtbar  war  I 
Andrer  art  sind  die  von  Pnibus  erwähnten  bildnisse.  Wenn  nim 
von  einer  andern  seile  her  nichts  für  den  Vorhang  spricht,  st 
glaube  ich  aus  dieser  stelle  einen  beweis  für  dessen  existenz  nicht 
Jicrneliuien  zu  können,  im  gegentheil  on  der  bedeutung  „decora- 
tionswand"  festhalten  zu  sollen. 

Die  zweite   stelle  —  ein    wahrscheinlich   dem  Polybius    zuzu- 
schreibender,  bei  Suid.  s.  v.  jwQOCXJ^nov  aufbewahrter  satz  —  lautet 


Jaliresbericlite.  315 

»oaxifvfov:    TO    XQO  r^g  axrjt^^g  nuqunhaafiw    J  d^  n^fj  nagiX- 
>liivri  jr^y  ngö^atv  xa&äjftQ  irrl    (wofür  Wieseler    anm.  74    mit 
«r  grössten    wahrscIieiDlicIikeit  t&  schreibt)    nQoffxij^toy  noQsyvfi- 
mot  jug  dXiid^€7g   inivotag.      Leider    kennen   wir    den    znsaminen- 
Ving  dieses   fragmentes    nicht;    es   scheint    indessen    das   Schicksal, 
welches  den  falschen    vorwand    wegzieht    und    die   wahre    meiuiing 
«igt,  mit  einem  theaterarbeiter  vei^lichen  zu  werden ,    der    irgend 
:  etwas,  das  ngocxijvioy  genannt  wird,  wegzieht,    um  den  wirklichen 
i  untMid    eines   dings   an    den    tag   zu    bringen.      Nehmen   wir  nun 
'  OMo  biihnenvorliang   an,    so  scheint  uns  der  vergleich   zu    hinken. 
Derselbe  bedeckt  den  schein,   ngotpaa^g  und  lasst  weggezogen,  die- 
ses xu   tage    treten;    nehmen  wir  aber  eine  decorationsmalerei  an, 
^jedenfalls  so  weggezogen   werden    konnte,   dass    der    ausdruck 
9ic^ilx«r^ai   seine    berechtigung    hat   (vgl.   die  acaena  ducHlis  des 
Serrius),   so    passt   der  vergleich.     Es  trat  dann  das  rahmen-  und 
rutwerk    hervor,    welches   den    äkiiS-iTg   imrofug    entspricht.      Es 
bleibt  nun    noch   die  stelle  des  Synesius  Aegypt.  II,  8,   p.   128c: 
iful;  ovv  TO  Iv&ivdi  cvXXoytcofAid'a j    ndiog   äv  o  rtiayfiivog  yi- 
WTo   d'tajr^g,    1j    autpig    i*    dd  xui  nqovmov  elnnv^    tig  ixtlvog, 
001^  Iv  T^  X^Q^  TfiQ^fjiiPH  iu  dnxyvfAivaj  xad-'  ixaaiov  iv  ju^h 
:  9^oxvmovTa   röv   naquinmCfiaiog'    tl   di   iig  slg  j^v  exrjvrjv  Big- 
fid^oiiOj    xul  70  XtyofAtrov  dg  tovio  xwo^d^uXfit^ono  i$ä 
Tov  nqoffx^vtov,    r^v  naqafSxiviii-  ud^qoav  anaCav  vS^iwv  Ino- 
nio(fu$,  inl  TovTov  ol  ^EXkurodlxat  jovg  fiutniyo^oqovg  orrXC^ovat' 
mi  Xa&wv  di  ovdh  ca^ig  dddrj,  f^oXig  u  iiwp  xai  Cvyx^x^fkiva 
vi\  adtdxqnu  ^%     Auch    hier    will  Sommerbrodt    die    decorations- 
I  waod  vor  dem  bühnengebäude  erkennen;    dem    gegenüber  muss  ich 
■ich  mit  Wieseler   (anm.  75  und  nro.  5,    p.  7,    anm.  6)    einver- 
[  standen  erklären,  der  an  ein  siparlum  mimorum  (Schol.  luven.  VIII, 
185:  Siparium  vdum  est,  sub  quo  latent  paradoxi,  cum  in  scaenam 
fndeunt)  denkt.     Ilqocxjiiviov  ist   hier   gleichbedeutend    mit   naqa- 
Mwsiia  gebraucht,  und  die  worle  nqoxvmovtu  %ov  rruqan€iuo/j,aiog 
■  Tcrbicien    an   eine   decoration    zu    denken.      Es    kann   jedoch   diese 
itdle  fiir  die  gute  Griechische  zeit  nichts  beweisen. 

Bei  der  nun  folgenden  Untersuchung,  welche  nachweisen  soll, 
te  nqoaxijnov  6)  den  ganieen  räum  hinter  der  bühne, 
•bo  das  gesammte  hintere  bühnengebäude,  bezeichne,  geht  der  verf. 
von  der  inschrift  des  theaters  zu  Patara  (C.  I.  Gr.  4283,  wo  es 
veo  der  Velia  Procula  heisst:  uvjoxqdxoqi,  avi&qxhv  xul  xadU- 
^tv  x6  T«  nqoaxr^viotf ,  v  xauaxevaiJiv  ix  ^ifAMwv  o  nuiriq 
«tit^g  Koivjog  OidXiog  Tiuuvog,  xul  top  iv  avioy  xoCfAOP  xal  i« 

10)  Sommerbr.  J.  J.  1.  1.  p.  567  anm.  hat  richtig  erkannt,  dass 
ms  in  den  hervorgehobenen  werten  eine  sprichwörtliche  redensart 
aufbewahrt  ist.  Wieseler  anm.  75  bestätigt  dies  und  fügt  hinzu,  dass 
dg  fovro  mit  rb  hyofuyoy  zu  verbinden  sei. 


316  Jaliresbericbte. 

ntQl  avio  xal  ifiv  loir  uviqidvnav  xal  äyaXf*dtußp  urdifiaCiv  xul 
T^iv  jov  Xoydov  xuiatncevriv  xal  nkdxuanv^  a  inotffiiv  ai%i)  mi 
zwei  stellen  des  Sueton  (Nero  12:  Hos  ludü»  tpeciavit  e  protcaü 
fastigio  und  ibid.  26:  Interdiu  qvoque  dam  gestaUn-la  Mdla  delalw 
in  theatrum  seditiontbus  pantomimorum  e  parte  prosceiiU  miperion 
signifer  simul  ac  spectator  aderat)  aus,  in  denen  bislang  das  woit 
ngoffxiiviO¥  von  der  frone  scaenae  erklärt  worden  bt  ^*).  Dioe  ; 
deutung  befriedigt  ihn  aber  nicht,  insofern  all  man  gewiss  aicfat 
bloss  an  die  vordere  seite  der  steinernen  bühnenhinterwand ,  son- 
dern an  diese  hinterwand  überhaupt  zu  denken  habe.  Der  toC 
entnimmt  nun  aus  Alkiphr.  Ep.  II,  4,  5:  ^»^  (Fk^xiQa)  aiif 
(Mipuvdqw)  xal  la  nqoavDniia  ituajiivdZta  xai  tag  ic&l^tai  if- 
6vw  xal  ToTg  nQO<JxrirCo$g  itfir^xa  tovg  SaxivXovg  ifAatntjg  nUj^ovCet 
iwg  ay  xqoxaXCan  to  d-iaxqov,  wo  er  das  handschriftliche  nqocxijr 
vtotg  gegen  Meineke's  in  den  Fr.  C.  Gr.  IV,  722  ff.  vorgebraditf 
corrector  naqacxrivtokg  beibehält,  die  von  ihm  gewünschte  bedeo- 
tung,  nämlich  den  ganzen,  in  melirere  abtiieilungen  zerfallendes 
(daher  der  plural),  räum  hinter  der  biiline.  Unterstützt  wird  so- 
dann diese  erklärnng  durch  Liv.  40,  51,  3:  theatrum  et  proecennm 
aäApollmhS  locamt  und  die  Inschrift  Or.  3303:  theatrum  et  pretot 
lüum,  wobei  Wieseler  auch  hier  consequenter  weise  die  bedeutosg 
„Zuschauerraum"  für  theatrum  verwirft.  Hienach  wird  zur  etjoio- 
logischen  rechtfertigung  gesagt,  man  müsse  den  Standpunkt  desje* 
nigen  einnehmen,  der  von  aussen  das  theatergebäude  anschaut;  for 
diesen  liege  das  fragliche  gebäude  vor  der  ecaena  und  könne  so 
als  nqoaxi^nov  bezeichnet  werden.  Endlich  wird  gezeigt,  wie 
diese  deutung  in  der  insclirift  von  Patara,  bei  Suet.  Nero  12, 
IMut.  Lyc.  6  und  Cod.  Theud.  XV,  7,  12  ^^  theils  berechtigter 
uls  die  gewöhnlich  angenommene,  theils  die  einzig  richtige  sei 

Sehen  wir  nun,  in  wie  weit  wir  dieser  ausfuhrung  beistia- 
men  können.  Und  da  erscheint  mir  zunächst  die  vom  verf.  gege- 
bene etymologische  deutung  unwahrscheinlich  zu  sein.  Sie  scblieait 
sich  einmal  nicht  an  die  vom  Verfasser  entwickelte  grundbedentong 
von  axrit'i^  »II,  und  sodann  hatte  jemand,  der  auf  der  Strasse  stand, 
wohl  kaum  veranlassung,  nach  der  läge  der  bühne,  die  ihn  in  des 
»ugenblicke  gar  nichts  anging,  die  vor  ihm  liegende  front  des  ge- 
bäudes  zu  bezeichnen,     ^anz  anders  ist  es,   wenn  vom  Standpunkte 

11)  Auch  Plut.  Lyc.  6:  orny  tis  äydXfiam  xai  ygaif-as  $  nqocxiifMt 
&tdigaßy  9  <niyas  fiovXtvnjQkjy  ^üx^fiiyaq  ntgutmi  ixxhftndCoywH  ^xo- 
ßlinoßüt  wird  in  demselben  sinne  herangezogen. 

12)  Si  qua  in  publicia  porticibus,  vel  in  hit  civitaium  locis,  m  qui' 
bus  nosfrae  solent  imagines  eonsecrari,  pictura  pantomimum  veste  Kumüi 
et  rugosis  sinibus  agitatorem  aut  vilem  offerat  histrionem^  iüud  revd' 
latur ,  neque  unquam  posihac  liceat  in  loco  honeslo  inhonestae  adnotmt 
personas :  in  aditu  vero  Circi  vel  in  theatrorum  prosceniis  ui  eoüoceniur^ 
non  cetamus  fad  ann,  894). 


Jaliresbei  ichte.  317 

icB  »ucfaauera  aus  die  biibne  nach  der  hinter  ihr    li^^nden    Cxijptj 
y^KQOdlieiinoy*'  genannt  wird.     Es  erscheint   mir   zwar    nicht    durch- 
las onoKiglich,   dass    hie   oder    da  unter  nqonxf^viov  der  gesammte 
tan  hinter  der  bühne  zu  verstehen  ist ,    aber   dann  muss  die  erklii- 
nag  vom  Standpunkte  des  zuschauen  aus  gesucht   werden  —  und 
4im  sicli  eine  solche  finden  lässt,    wird   sich  weiter  unten  zeigen. 
Piifen  wir    zuvor ,    an    welchen  der  angezogenen  stellen  durchaus 
4er  gesammtbau  zu  verstehen ,    und   an  welchen  mit  der  bedeutung 
»kbterwand*'  auszukommen    ist.      Letzteres    ist    der  fall   bei  Suet. 
Nero  12.  26  (vgl.  Phil.  23,  p.  316  f.),  Plut.  Ljc.  6,  Liv.  40,  51,  3 
Id  der  inschrift  Or.  3303.     Hinsichtlich  der  stelle  im  Cod.  Theo- 
Waons  scheint  es  mir  gar  nicht  festzustehen ,  dass    die   worte  in 
idil«  circi  und  in  f^lromm  proscenii«  sich  entsprechen  müssen,  was 
im  verfuser  annimmt  (anm.  92) ,    indem  er   unter  proscenium  den 
Amhgang  durchs  bühnenhaus  versteht.      Beide  örtlichkeiten    sollen 
\m  gegensatze  zu  einem  locus  hofiesfus  stehen;  das  ist  der  frtll  mit 
km  iditus  circi,    weniger   aber   mit  dem  durchgange  durchs  büh- 
Mnhins,  das,  wenn  es  auch  nicht  immer  fiir  hochstehende  personen 
veecrvirt  war,    doch  jedenfalls  der  vorauszusetzenden  eleganten  ar- 
cUtdUnr  wegen  eine  höchst  anständige  passage  war.     Sollte    man 
nebt  lieber  an  gemälde  an  der  hinterwand  der  bühne  denken,    de« 
res  vorkommen    audi    von   Wieseler  p.  253 ,    anm.   145    nachge- 
wieKO  wird?     Fragen  wir  nun,   wie  nQOCxiqyi^oy  zu  der  bedeutung 
Jbbterwand''  kommt,   so    scheint  die   sache  folgende  zu  sein.     In 
enter  bedeutung  ist  nqoCxf^viov  identisch  mit  Xoyiiov;  eine  tlieater- 
UUme  wird  aber  zu  einer  solchen  erst  durch  die  liinterwand;   fehlt 
€cse,    so    haben   wir   eher  ein  thjmeleartiges  geriist.     Es  ist  also 
itfiirlich,   dass  unter  dem  namen  nQoaxrinov  auch  die  gränzen  des 
UUmearaumes  verstanden  werden,  und  diese  werden  eben  durch  die 
Inaterwand  und  die  seitenwände  gebildet,  sei  es  dass  besondere  pa- 
mkeniea  existieren  oder  nicht.     Ob  nun  die   hinterwand    in   ihrer 
giBttB  höhe  oder  nur  bis  so  weit,    als   die    zum   stück   gehörigen 
^eeofatiouen  reichten,  in  diesem  sinne  mit  zum  ngocxi^nov  gerech- 
iet  wurden ,   wage  ich  nicht  zu  entscheiden.     Konnte  nun  die  büh- 
leilimterwand,  welche  wohl  ausnahmslos  die  vorderwand  eines  mehr 
<Ar  weniger  tiefen  gebäudes  war,  als  itQocxijnov  bezeichnet  wer- 
te, so    ist   es   nur  ein  kleiner  schritt  zu  der  annähme,    dass  hie 
uid  da  auch  dieser  gesammtbau  so  genannt  wurde.      Und   dies    ist 
te  MI  in   der   inschrift    von  Patara ,    wie    ich    das  jetzt    gegen 

ausfahrung  in  J,  p.  311  zugebe,  da  aus  den  warten  tor  Iv 
tnf  xoCfiov  xal  tu  negl  uiio  doch  wohl  auf  das  gesammte  ge- 
liide  geschlossen  werden  muss,  lieber  die  stelle  des  Alciphron 
int  sich  schwer  urtheilen.  Bedeutet  nqoCxjqv^ov  auch  hier  den 
:ea  hinteren  bau,    so  macht  allerdings  der  plural  ngoax^na 

Schwierigkeit.      Gljkera    mag    den  Menandcr    wohl    in   den 
angekleidet  haben  (cfr.  J,   p.  309),    da  sie  ilireu  ^«- 


318  Jahresberichte. 

liebten  aber  wahrscheinlich  auch  hat  spielen  sehen  wollen  und 
den  nQocxrjpCoig  nichts  sehen  konnte,  so  kann  Meineke's  corre 
nuQuaxYivto^q  doch  richtig  sein,  die  sich  auch  empfiehlt,  wenn 
annimmt,  dass  Menander  durch  die  seitenthüren  hinter  den  perial 
abgegangen  ist.  Ist  es  auf  der  andern  seile  aber  wahrscheiol 
dass  er  als  protagonist  durch  die  mittelthür  abtrat ,  so  rerd 
wieder  die  handschriftliche  lesart  den  Vorzug.  Die  sache  bl 
mir  zweifelhaft.  Die  stelle  endlich,  welche  von  der  betäre  S 
nion  handelt,  möchte  ich  nicht  hielier  ziehen,  wie  das  von  ^ 
seier  wenigstens  unter  gewissen  Voraussetzungen  geschehen  ist 
lieber  das  inoaxi^ptow  (p.  219  ff.)  habe  ich  Phil.  23,  p.  312 
gehandelt  und  die  ansieht  Sommerbrodt's,  nach  der  dieses  wort  eil 
seits  den  dunkeln  räum  unter  dem  XoyiTop ,  andrerseits  das  nnl 
geschoss  des  skenengebäudes  bezeichnen  könne,  zu  der  meinii 
gemacht ,  während  Schönborn  nur  die  letzte  bedeutung  gelten  1 
sen  will.  Wieseler  theilt  nun  diese  meinung  ^^),  ich  dagegen  Im 
nach  eingehender  prüfung  aller  argumente  an  der  meinig^  f 
ich  gebe  hier  ebenfalls  zunächst  die  wenig  zahlreichen  quel 
Poll.  IV,  124:  TO  if  vnocxiiv$ov  »to(r$  xal  uyaXfiuiCot^  xixocfi 
ngog  to  ^furgov  HTQainfiivoig,  ino  to  loyiTov  xiCfisror.  Atl 
XIV,  31,  p.  B31  f.:  xui  ndXbn  fxlv  i6  noQu  ToTg  ox^iotq  tide 
fitTv  GfiiAilov  r^v  xaxonx^taq.  o&ip  xal  ^AatanoiiaQog  o  0Xiac 
xgoiaXt^o/jthov  nori  nvog  ivjv  uvlfiTÜv  öiargfßwv  avidg  in 
TW  vno<TXfjp[(^  „U  tovt';  ilmv ,  d^Xov  on  f*iya  xuxov  yiyon 
wg  oix  av  uXXatg  iv  Toig  noXXolg  ivdoxtfAijffuvTog.  Poll.  IV,  1! 
fA{gri  dh  ^tujgov  jtvXlg  xai  ^oliy  xai  xaTuio/Ai^,  xsgxfdtg,  cxi, 
o^/if(r7^(x,  XoytTov,  ngoCxr^viov  naqncxr^i'm  vjioCxqvia,  An  and 
stellen  findet  sich  das  wort  nicht.  Vi^eun  sich  nun  der  verf. 
seine  ansieht  zunächst  darauf  beruft,  dass  Poll.  IV,  123  die  vj 
axTJi'ia  neben  denjenigen  theilen  des  theaters  aufiührt,  welche  ol 
zweifei  zum  bUhnengebäude  gehören,  so  ist  das  zwar  richtig,  d( 
ohne  beweisende  kraft,  da  Pollux  die  Wörter  ngoaxi^vtoy^  na^ 
<fxr,ua  und  vnoGxtjv^a  nur  desshalb  zusammenstellt ,  weil  sie 
gleicher  weise  gebildet  siud  und  gleiche  endung  haben.  Sol* 
Zusammenstellungen  finden  sich  häufig  bei  diesem  schriftstel 
Man  vgl.  IV,  57;  58;  63;  155;  164;  171.  Der  zweite  gru 
dass  bei  Poll.  IV,  124  das  inoaxtjvtor  unmiUelbur  nach  den  | 
genständen ,  welche  auf  der  bühne  standen ,  und  vor  den  d 
thüren  der  hinterwand  aufgeführt  werden,  woraus  geschlossen  w 
den  soll,  dass  letztere  im  inoCxi^Hov  lagen,  wird  wenig  gewi 
haben,  wenn  man  beachtet,  dass  wir  dem  Pollux  zwar  scliätzb 
nachrichten  aller  art  verdanken,  dass  dagegen  auf  seine  anord« 

13)  P.  222:  „Während  der  namo  ngoaxirior  dem  räume  hii 
der  bühne  vom  Standpunkte  des  ansserhalb,  vor  der  front  des  tl 
tors,  befindlichen  gegeben  ist,  steht  der  name  ^omttjytcp  für  den 
ben  ranm  nur  in  beziehung  auf  die  bühne  selbst". 


Jaliresbericlite.  319 

cht  viel  zu  geben  ist.  So  führt  er  z.  b.  IV,  02,  wo  er  ähnlich 
ie  §.  123  mit  den  Worten  fii^ri  di  twv  ogyuvwy  beginnt,  den 
OFttl  iiroXvqiog  (steg,  cheüolet)  nicht  hinter  den  sniten  und  vor 
eo  uyxwfiq  auf,  wohin  er  doch  gehört,  sondern  i^ach  dem  nXrin- 
^  und  dem  /o^(Totoi'oi'.  Dahingegen  muss  man  dem  verf.  un- 
ndingt  beistimmen,  wenn  er  in  der  stelle  des  Athenaeus  das  viroerxjf- 
m¥  auf  den  räum  hinter  der  bühne  deutet  (vgl.  Phil.  23,  p.  314). 
Hierauf  wird  der  oben  angeführte  satz  des  Poll.  IV,  124  herangezogen 
«od  in  folgender  weise  übersetzt:  „das  hyposkenion  war  mit  sau len 
lod  kleinen  bildsäulen  geschmückt  worden,  die  den  Zuschauern 
ngewendet  waren,  als  unmittelbar  bei  der  bühne  liegend^^  Diese 
tionq  und  uyalfiaTiu  sollen  sich  auf  die  decoration  beziehen ,  und 
iwar  auf  die  paläste  in  der  tragödie,  und  sich  nur  vor  der  hin- 
tenrand  der  bühne,  nicht  auch  zu  den  seiten  dieser  befunden  haben; 
^eao  nur  so  sei  der  zusatz  ngog  t6  d-iaigov  mqafAiairoig  nicht 
aWurd.  Kndlich  fuge  Pollux  die  auf  die  läge  des  hyposkenions 
ktügliche  notiz  hinzu,  um  genauer  auseinanderzusetzen,  in  wiefern 
4Mielbe  mit  jenem  schmuck  versehen  sei ,  nämlich  als  räum  hinter 
ien  Ibgeion,  nicht  aber  zu  den  beiden  seiten  desselben.  Wie  schon 
klar  sein  wird ,  denkt  sich  nämlich  der  verf. ,  dass  Pollux  das 
theater  im  sinne  hat,  wie  es  bei  gelegenheit  dramatischer  auflTüh- 
nwgen  aussieht ;  und  das  ist  in  beziehung  auf  den  vor  den  oben 
tog^fübrten  Worten  erwähnten  ßwfiog  und  die  TQcins^a  wohl  rich- 
tig, wird  sich  aber  schwerlich  für  die  ganze  stelle  nachweisen 
bssen;  gewiss  nicht  durch  die  erwnhnung  der  Zuschauer  —  so 
^t  Wieseler  diuiqov  — ,  du  das  wort  nach  meinen  obigen  aus- 
föhrungen  auch  vom  Zuschauerräume  gebraucht  werden  kann,  und 
ebensowenig  durch  das  plusqunniperfectum  xsxöafiijTO,  welches 
ebenso  gut  „war  geschmückt^'  heisscn  kann,  wie  „war  geschmückt 
worden'',  und  gesetzt  auch,  Pollux  spräche  durchweg  von  der 
4ecorierten  bühne,  so  steht  doch  fest,  dass  das  inocxriviov  in  mei- 
■en  sinne,  nämlich  als  vorderwand  des  unter  dem  XoyiTov  befind- 
ficbeo  raumes,  nicht  ebenfalls  decoriert  war,  sondern  bei  jeder 
bettotzung  des  theaters  dasselbe  aussehen  hatte.  Mir  scheint  doch 
inaer  das  beispiel  aus  dem  Dionysostheater  zu  Athen  wegen  seiner 
Merkwürdigen  Übereinstimmung  mit  Pollux  zu  der  letztern  auflfas- 
MBg  zu  berechtigen.  Früher  fasste  auch  Wieseler  die  sache 
ebenso  auf,  wie  seine  bemerkung  zu  taf.  IX,  15  der  Denkm.  d.  b. 
f  62  beweist.  Jedenfalls  war  doch  dieser  räum  vorhanden  und 
fir  die  Versenkungen  von  Wichtigkeit;  er  musste  auch  nach  der 
•rdiestra  zu  einen  abschluss  durch  eine  wand  haben.  Es  wäre 
lach  auffallend,  wenn  uns  der  name  dafür  gar  nicht  überliefert 
rire.  Wieseler  macht  nun  noch  sprachliche  gründe  geltend.  In 
len  stellen,  wo  vnd  axtjvfjg,  Cxr^v^  oder  cxiivi^v  vorkomme  — 
Not.  Phoc.  5");  Arat.  15;  Philostr.  Vit.  Apoll.  VI,  11;  p.  113, 
14)  An  den  durch  den  druck  hervorgehobenen  BteVLen  \^\.   vslyV. 


320  Jabresbericbte. 

5  sequ.  Kays.;  Vit.  Sopb.  1,  9,  1 ;  p.  208,  18  Kajs.;  Neroa  - 
p.  338,  30  Kays.:  Poll.  IV,  128;  ISO;  Suid.  a.  t.  ßgom 
Scbol.  Aritft.  Nubb.  294;  Scbol.  Aescb.  Eumen.  47  —  sei  die  h 
ziebung  auf  den  raum  binter  der  bühne  vorwaltend;  da  nun  im 
axfjnor  etymologiscb  für  alle  diese  drei  verbinduogreD  atebeo  kdaa 
so  sei  an  das  gebäude  binter  der  bübne  zu  denken.  Da  ich  diei 
bedeutung  für  Atbenaeus  zugebe,  so  kann  icb  dieser  ausfiilinii| 
beistioimen ;  für  Poll.  IV,  124  bat  sie  micb  aber  nicht  iibeneugl 
Man  darf  nicht  ausser  acht  lassen,  dass  dort  vai  to  Xo/iTo\ 
stellt,  und  dass  in  einer  Conventionellen  redensart  —  wie  wir  m 
in  vnd  <nnivrig,  ffxfipfi,  Cxtjtniw  doch  offenbar  erkennen  mfiisen,  di 
sie  meistens  unserem  „hinter  den  coulissen^  entspricht  —  nich 
ohne  weiteres  ein  wenn  auch  verwandtes  wort  substituiert  werdei 
kann.  Ich  glaube  daher,  man  wird  an  unserer  stelle  dabei  bleibei 
müssen,  vnd  durch  „unter^*  zu  übersetzen,  halte  an  meiner  fräbem 
ansieht  fest  und  gebe  nnr  darin  nach ,  dass  wir  nicht  oar  das  na 
tere  geschoss  des  bühnengebäudes ,  sondern  den  ganzen  bau  be 
Athenueus  zu  verstehen  haben.  Das  römische  wort  für  vnocwiinm 
war  poslscenium^  welches  sich  allerdings  jetzt  nur  noch  einmal  he 
Lucrez  (d.  R.  N.  IV,  1181)  und  zwar  bildlich  gebraucht,  findet 

Der  Verfasser  wendet  sich  nun  zu  der  frage  nach  den  naQu- 
axijvia  und  bemerkt  von  vornherein ,  dass  die  neuere  forschaag 
nocii  nicht  zu  einem  sicheren  resultate  gelangt  sei.  Die  ältesH 
stelle,  wo  sich  das  wort  findet,  ist  Demosth.  IMid.  §.17:  uai  oii 
Iviavda  ictri  irjg  vßgswg,  uXXu  iocoviop  avjt^  mgi^Vj  iZcti  roi 
iautpuvw/j^ivoy  ugxovja  dtiqt&Hqf,  lovg  /opi^/^oig  avyijyiy  In*  ifU^ 
ßowv ,  ännküiv,  ifAVvava$  naQiünjxutg  totg  xgnaTg,  naguCx^n» 
(pQuiivjv  ngoariXwv,  idiuirrjg  iSv  iä  dtjfiotna,  xaxä  xal  ngu/fiuia 
äf/^vSrjTu  fioi  nugixii»y'  lieber  die  aus  diesem  verfahren  des  Mi- 
dias  entspringende  Verlegenheit  spricht  sich  Ulpian  zu  d.  st.  au : 
la  nugaaxfiviu  fpgdxrwv,  lovUauv  unog>guuwv  lug  iml  vjg  Cxip^H 
ilCüSov^ ,  Iva  o  X^Q^^  uvuyxu^fitak  7Kg$$iva&  Jkc  i^g  E^w^r 
(lisodov,  xal  oviw  ßgudvvonog  ixifrov ,  cviAßaCyfi  xaTuy^kä^a^ 
JtjfAoadhrji'^^).  Midias  wollte  also  dem  chor  den  eigeatlicben 
weg  in  die  orchestra  versperren   und    zwang  ihn    so    den    nmntg 

Sicherheit  an  das  gebäude  hinter  der  bühne  zu  denken;  vielleicht  bei 
Pollux  IV,  130,  Suid.  ßgotn^  und  dem  scbol.  zu  den  wölken.  An  die- 
8CU  letzten  drei  atollen  kann  man  recht  wohl  an  den  raum  unter  der 
bühoe  denken,  da  dort  bei  der  besseren  resonanz  der  donner  gewal- 
tiger wurde,  als  wenn  die  maschine  durch  die  steinerne  wand  von  der 
bahne  getrennt  gewesen  wäre.  Zwischen  die  steinerne  hinterwaad 
und  die  decorationswand  ist  das  ßgoynloy  wohl  kaum  zu  setaen.  Dm 
6ma9iy  des  Pollux  kann  auch  bei  unserer  aufl^sung  zur  vollen  gel- 
tung  kommen. 

15)  Hierauf  beziehen  sich  wahrscheinlich  Et.  M.  p.  653,  7;  Bekk 
Anecd.  p.  292,  12;  Phot.  p.  389,  21,  welche  &st  ganz  aberei&stim 
mend  aussagen:  nagacx^ynt  a%  tlco^ok  ai  §it  r^y  üx^y^y. 


Jahresberichte.  321 

durch  den  an  der  aassenfront  des  theaters  befindlichen  eingang   zu 
■Mchen  und  aber  die  Strasse   durch    einen    der   Seiteneingänge   der 
ttrchestra    einzuziehen.      Diese    erklärung    des    ausdrucks  dtu    jrjg 
W^m^gy  ilaodov  wird  unter  allen  umständen  aufrecht  erhalten  wer- 
ben können,   selbst  wenn    man   gegen  Wieseler  das  Vorhandensein 
?on  thiireo,    welche  aus  den  Seitenflügeln  in  die  eingänge  der  or- 
diestra  fuhren ,    als    sicher   annimmt  ^^).      Wos  wir  uns  unter  den 
sv^03n^fta    vorzustellen    haben,   lernen   wir   aber   weder   aus  De- 
■«itbenes  selbst,    noch  aus  Ulpian.     Einiges  gibt  Schol.  Bavac.  zu 
d.  8t  (Harpocr.  Phot.  Suid.  s.  v.  nagacx^vta):  io^x§  di  xuJi$ia&a$ 
MfMnrifna    (wg  xai  Q^o^gaaioq   Iv   bIxoci^   vofiuip   inocmp^atvH 
Harp.)   o    nuqtk    r^r    cxrivtiv    u/roSsduyfAivog    tonoq   lalg   ilg    tov 
ijwa  udtQaaxivaTg,     Wozu  dieser  lonog  bestimmt  gewesen,   wis- 
i«i  wir  nun,  aber  wo  er  gelegen  war,   bleibt  doch  noch  dunkel; 
ifiMhlich    wäre    es    möglich,    die  sämmtlichen    räume    neben    der 
bilse,  sowohl   die    hinter,    als  an  den  selten  derselben  gelegenen, 
dvoDter    zu    verstehen.       Von    Wichtigkeit     wäre    es,    wenn    wir 
wÜMten,    von    welcher   seite   her   der    kjklische   chor   aufzutreten 
plegte,  darüber  aber   besitzen  wir  gar  keine  nachrichten.     Sicher 
ist  Bach    unserer   stelle,   dass   er   nicht   durch  die  «Tcrodoi  der  or- 
cbcitra,   also   auf  der  bühne  auftrat.     Hier  entsteht  nun  die  frage, 
ob  er  aus  der  mittelthür  oder  von  der  seite  her  zu  kommen  pflegte. 
^    ht  Ban  mit  Wieseler  der  ersteren  ansieht,    so   muss    man    naga- 
(Rnfvia  zunächst  auf  die  hintern  räume   beziehen,    kann    aber   auch 
die  aller  Wahrscheinlichkeit    nach    zu  Demosthenes'   zeiten   vorhan- 
deoeo  Seitenflügel  mit  darunter  verstehen ,   da  ja  der  chor  bei  ver- 
sperrung  der  gewöhnlichen  eingänge  noch  durch  die  Seiteneingänge 
ÜUte  auftreten  können.     Berücksichtigt  man    aber   die    dem   schol. 
[   Ba?aricum  angehängte  zweite  erklärung:    ö  di  JCSvfioq  rag  ixa- 
liQiüd'iv  tlig    iQX^<ftQag   (=  XoyiCov)   staodovg   ovro)   <jpi}(r2   xa- 
Uiad^at,  welche  offenbar  zeigen  will,  wie  das  absperren  des  ronog 
■oglich  gewesen  sei,   so  wird  man  sich  eher  zu  der  annähme  nei- 
gen, dass  der  chor  von  der  seite  her  auftreten  musste  und  dass  es 
far  ihn  aus  irgend  einem  gründe  nicht  zur  frage  kam,  die  hinteren 
dagange  zu    benutzen.      Man   wird   dann    die    naqacxr^vM  auf  die 
Kttenflügel  deuten.     Kurz,    aus  Demosthenes   und  seinen  erklärern 
alleio,   ist    kein  bestimmtes  resultat  zu  gewinnen.     Eher  lässt  sich 


16)  Allerdings  schweigen  die  schriftsteiler  über  diese  thüren 
gfloslich,  und  ans  den  denkmälem  ist  es  nicht  recht  gelangen  sie 
iBchznweisen ;  doch  kann  ich  es  nicht  über  mich  gewinnen,  diesem 
utptmtnium  ex  siUntio  volle  beweiskraft  zuzuschreiben,  da  ich  es  für 
Uchst  unwahrscheinlich  halte,  dass  die  choreuten  des  dramas  beim 
iofbreten  erst  in  vollem  costüm  auf  die  Strasse  hätten  wandern  müs- 
aSD,  nm  in  die  %Xcodog  zu  gelangen.  Wo  diese  thüren  zu  suchen  sind, 
Ueibt  unbestimmt.  Im  odeion  des  Herodes  sind  sie  von  Tnckermann 
gäüanden. 

Philologus.  XXXV.  hd.  2.  ^1 


822  Jahresbericlite. 

aus  der  von  Scbönborn  (Skene  der  Helleneo  p.  94)  auf  die  seiU 

flügel   gedeuteten,    aber  nicht   näber  interpretierten  stelle  des  A 

stides  II,  p.  397  etwas  entnehmen.     Die  stelle  lautet:    uQj[atov 

fäot  doxHg  mgl  MuSfiov  xal  ^AtpQodhii^  Xoyov  ivunovc^at.  ^ 

yuQ  (o(  ^  juiv  xa&tjtno   xexoCfAtifiiPfj ,   o   Jl   Mwfiog   duq^pnt 

ovx  fx^^  ^  ^'  ulndctJM*  uXevTüiV  Jl  avtiiQ  fih  amCx^to,   n^r 

ßXavjfiv    l'cTxcii^cv    ttüT^g.    (icTf    ufägxa    avf^ßfjvMf    f^V'^f    ^^    i 

^Atpqoihfiv  uxovCuk  xaxiSg  fnin    rov  Muifiop   «IjnTv    cS*    xal   < 

7^1"  axfjviiv  d-avfjtäZwv  rä  xagaaxfjvia  ^rtdcw  xain 

Xoyovg  u^tlg  hi^QHg  ra  naga^&fyfiaia.     Obige  dieser  stelle   v 

Schönborn  gegebene  deutung  erklärt  Wieseler  anm.  129  filr  falsi 

,,Es  liegt'*  sagt  er,    „doch  wohl  auf  der   band,    dass    hier   0kq 

uud    Tfugacxifv^a   im    bildlichen    sinne    gebraucht   ist,    den    wort 

naQaf&iyfiara  und  k6yo$  entsprechend.     Sxip^  bedeutet,  wie  ai 

sonst  „den  schein,   das  unwahre 'S    nagaax^na  das  gegentbeil  4 

von<^     Dass  jedoch  diese  bemerkung  unhaltbar  ist,   wiH  eioe  ai 

lyse  der  stelle  zeigen,  die  man  nicht  richtig  Yerstehea  kano,  oh 

auf  den  anfang   der   rede  zurückzugehen.      Dort   (p.  865)    erkli 

Aristides,    ein   lästerer  habe    ihn   durch   eine    mittelsperson    weg 

einer  gewissen  stelle  in  einer  rede  tadeln  lassen.     Es    heisst :  s 

toCvvv  xal  nqvirjy  ug  lo  avib    nQoßXtjfui    not^cdfkivog   (tadelsuc 

unter  der  maske  der  freundschaft)  unaYyiltuiiv  tri  xw¥  IfkUtr  Ix 

Xfvi    ngog  fAt,    wg   uga  ovx  ogdcig  naga^iy^affiipf  /ufro^v  t 

iyxwfitov  xal  kJf  Xoywv  tiSp  fig  Jtjv  ^iov.      Dass    er    über   si 

und  seine  rednerische  tüchtigkeit  etwas  eingeschoben  habe,  ergeh 

die  folgenden  worte:    ov  yäg  ilxig  uga  that  ntgl  uvtov  xal  ü 

uvTov  rt  Xiyuv  nvä,  uXXuig  u  xal  iv  rotg  axg$ßwg  Mo^k^  nam 

il  diivoi  ndvtag  mgl  rwv  Xoywr  twv  ijfjifTigwp  SiTov  n   vmgi 

Xovctf    —   xal    on    iX  u  aXXo  aAXfr)  xal  tovto  fifiTv  ämCgyatna 

Diesem  tadler  nun  will  Aristides  in  einer  rede  antworten.     Hierai 

ergibt  sich  die  richtige  deutung  der   stelle   p.  397,    die    folgend! 

sinn    hat:    du    kümmertest    dich    nicht    um   die   rede   (joig  koym 

dgiilg;    vgl.  p.  365  init.  vovdfiiiv  bigovg   äq>irtag    iauroiSg),   i 

du    derselben    nichts    anhaben    konntest ,    sondern    richtetest    deii 

tadelsüclitige  aufmerksamkeit  auf  die  nagafd-iyfäaja    d.  i.   die  w 

bensädilichen    äusserungen.      Diese    nagutp&iyfAata    verhalten    si« 

nun   zur    eigentlichen  rede  wie  der  pantoffel  der  Aphrodite  zu  di< 

ser  selbst   und   die   nagaax^vta    zur    axrjyii.      Da    nun    ^avfAa^u 

gebraucht    wird,    so    haben  wir  gewiss  an  die  decorierte  bübae  i 

denken;    die    7ragaax^v$a    dagegen    scheinen   die  steinernen,    nid 

decorierten,    Seitenflügel    gegenüber   der  decorierten  hinterwand  i 

sein.     Allerdings  lässt  sich  die   suche   zur   evidenz   nicht    erweise 

da  noch  eine  andre  möglichkeit  der  erklärung  vorliegt. 

Diese  entnimmt  der  verf.  aus  der  schon  pag.  21 1 ,  ann.  A 
behandelten  stelle  des  Suidas  u.  a«:  axtjv^  tcnv  ^  fUcq  &v^ 
2oZ  d-fdigov  nagaifx^yia  de  ja  iv&iv  xal  ivd'tv  tijg  fütnjg  &vgu 


Jahresberichte.  823 

Wie  wir  oben,  als  wir  die  achte  bedeutung  des  Wortes  om^i^if  be- 
lynchen,  geieigt  haben,  fasst  Wieseier  hier  axrji^  als  die  summe 
der  decoratiooen  an  der  hinterwand,  und  folgerecht  erklärt  erjetxt 
ik  ttaQaaxTtyia  für  die  ,^eitenscenen'^^  denen  es  bei  dramatischen 
infiährungen  zwei  gab,  nämlich  die  periakten  nebst  den  durch  sie 
gduldeten ,  unmittelbar  auf  die  bühne  führenden ,  Zugängen  ^^)  und 
&  (von  der  bühne  ans  gerechnet)  dahinter  belegenen  wände  der 
Mteaflägel  mit  den  in  ihnen  befindlichen  thnren:  der  grammatiker, 
•■f  den  jene  stelle  des  Suidas  zurückgehe ,  habe  das  theater  bei 
fdegeoheit  von  auffuhrungen  im  sinne  gehabt  und  desswegen  zu- 
lidist  ao  die  periakten  mit  ihren  Zugängen  gedacht;  indessen 
kkoe  er  auch  die  benachbarten  wände  der  Seitenflügel  mit  ihren 
tUirai  gemeint  haben.  Schon  oben  bemerkte  ich,  dass  In  dem 
Mlie:  (Txj^yif  icnv  ij  (Aitnj  ^vga  tov  duivgov  —  cxt^yi^  nur  die 
kttptdeeoration,  welche  sich  in  der  mitte  des  hintergrundes  befinde, 
knidine  und  machte  auf  die  dÜferenz  dieser  und  der  Wieseler- 
icka  auffussung  aufmerksam.  Da  ich  keine  veranlassung  habe, 
■eise  meinung  aufzugeben,  so  beziehe  ich  consequenter  weise  hier 
du  wort  nagaaxijvia  auf  diejenigen  partieen  der  hintergrundsde- 
ctration,  welche  rechts  und  links  von  der  mittelthür  lagen.  Mei- 
Mi  erachtens  empfiehlt  es  auch  eine  betrachtung  der  stelle  des 
Mdu  im  ganzen,  völlig  von  den  periakten  und  den  wänden  der 
•Mteaflügel  abzusehen.  Es  ist  nicht  zu  verkennen,  dsss  der  gram- 
■ttiker  eine  beschreibung  derjenigen  theile  des  theaters  geben  will, 
welche  vom  postscenium  aus  in  gerader  richtung  bis  zum  boden 
der  xavtaiga  hin  liegen,  ohne  dabei  die  gegenstände  zu  berühren, 
welche  sich  an  der  seite  befinden.  Dass  er  dabei  das  zum  zweck 
Tio  bühnenspielen  decorierte  theater  im  äuge  hat,  scheint  keinem 
iweifel  zu  unterliegen.  Demnach  lässt  er  folgen  1)  Scaenae  frons 
■it  der  decorations  wand  =  axrjpij  und  naQucxtjviu ,  2)  oq^r^aiQu 
^  loytlov,  3)  die  thjmele.  Eine  beziehung  auf  die  periakten, 
die  Seitenflügel  oder  die  Zugänge  von  den  selten  her  vermag  ich 
Mclit  zu  erkennen.  Kehren  wir  nun  zu  der  stelle  des  Aristides 
ttrick,  so  ist  es  möglich,  dass  dieser  Schriftsteller  die  jfagaffxi^pta 
uA  die  axTivr^  in  dem  eben  entwickelten  sinne  einander  entgegen- 
gtttellt  hätte. 

Wenn  wir  somit  die  beziehung  der  stelle  des  Suidas  auf  sei- 
ItteiBgange  leugnen,  so  gewinnen  wir  diese  doch  unzweifelhaft 
nu  da*  erklärung  des  Didjmos ,  welcher  sich  fast  gleichlautende 
KelleB  aus  dem  Et.  Magn.,  Bekk.  Anecd.  und  Photius  anschlieaaen ; 

17)  Da  diese  Zugänge  nirgends  genannt  werden,  auch  durch  die 
ron  Polloz  lY ,  126  in  beireff  der  rechten  periakte  gebrauchten 
rorte:  *al  ^tovt  n  ^alarnovg  inayit  schwer  nachgewiesen  werden 
:0imen  (s.  Wieseler  Anm.  119),  so  scheint  mir  ihre  existenz  doch 
sreifelhait  zu  sein.  Ich  komme  auf  dieselben  noch  weiter  unten 
irOck. 

21* 


324  Jahresberichte. 

und  von  diesen  thüren  der  seitenwände  kann  die  bezeichnunj 
gacxr^via  recht  wohl  auf  die  ganzen  Seitenflügel  übertragen 
Das  umgekehrte  verhäitniss  stellte  ich  Phil.  23,  p.  309  auf,  b< 
aber  nicht  die  möglicbkeit  der  vom  verf.  angenommeneo  ordi 

Bhe wir  nun  auf  die  Seiteneingänge  kommen  —  über 
Wecklein  uro.  2,  p.  446  ff,  im  wesentlichen  dasselbe  sagt,  w 
Phil.  23,  p.  300  ff.  ausgeführt  habe  —  ist  die  annähme  des  y 
sers  zu  berühren ,  dass  es  auf  jeder  seite  der  bübne  zwei  zu 
gegeben  habe ,  zunächst  einen  offnen ,  d.  h.  nicht  durch  ein* 
gebildeten ,  zwischen  der  bühnenhinterwand  und  der  periakte 
sodann  einen,  der  durch  eine  in  der  wand  des  Seitenflügels  I 
liehe  thür  gebildet  wurde.  Das  Vorhandensein  dieser  erhell 
Poll.  IV,  126:  naQ*  ituiuqu  dl  twp  6vo  d-vqwv  jüiv  Jft 
fiiCfjv  aAAai  ovo  thr  av ,  fila  ixaHgw&n;  aus  den  fol( 
Worten:  ngig  a^  at  nfgtaxro^  av(jL7iinijyuiT$v,  ij  fiiv  dfl^M  r 
nöXiwg  dfikovca^  fj  d*  iiiga  tu  i*  uoXiwg,  fiuhma  nx  i 
fkh^g*  xal  diovg  Tt  dakaxtCovg  inayst,  xo2  ndv^'  ocu  In 
attQU  ovxa  ij  i^rixoLvri  ^ignp  ddvvarUj  und  zwar  weder  a 
ix  UfAivog  und  tä  i»  noksrng  noch  aus  ^ndya  vermag  i< 
ezistenz  jener  ersteren  Zugänge  zu  folgern.  Es  kommt  hiei 
sentlich  auf  den  platz  der  periakte  an;  Pollux  lässt  es  unenl 
den,  ob  sie,  von  der  hiuterwand  aus  gerechnet,  vor  oder  hint 
thür  ihren  platz  gehabt  hat  Ich  glaube,  man  muss  sie  hint 
thür  setzen;  bei  der  entgegengesetzten  annähme  hätte  ma 
zahlreichen  platzen  des  theaters  stets  die  tliür  selbst  erblick 
in  die  räume,  zu  welchen  sie  führte  hineingesehen,  was  dod 
mieden  werden  mussfe.  1st  diese  annähme,  welche  durch  enl 
dende  stellen  nicht  widerlegt  werden  kann,  richtig,  so  fallen 
offenen  zngänge  von  selbst;  angenommen  aber,  ich  hätte  geii 
entsteht  doch  die  frage,  wozu  diese  offnen  Zugänge  dl 
Sollten  sie  irgend  eine  praktische  hedeutung  haben,  so  mussti 
Jiinten  auf  irgend  eine  weise  mit  den  hinter-  oder  seitenräum 
Verbindung  stehen;  wie  eine  solche  bei  hölzernen  Seitenflügeln 
Phil.  23,  p.  304  f.)  etwa  hergestellt  war,  entzieht  sich  begr 
jeder  kenntniss,  so  viel  aber  steht  fest,  dass  auf  den  grundris« 
theater,  weiche  steinerne  Seitenflügel  hatten,  an  jener  stelle  i 
aus  keinerlei  öflnung  nachgewiesen  werden  kann.  Wie  mii 
schon  nacli  vorstellendem  das  Vorhandensein  jener  Zugänge  I 
zweifelhaft  ersclieint,  so  ist  es  in  noch  höherem  grade  de 
unwahrscheinlich,  weil  dieselben  nirgends  mit  einem  besoo 
namen  genannt,  oder  auch  nur  deutlich  bezeichnet  werden. 

Gehen  wir  nun  auf  die  erörterungen  des  Verfassers  in  I 
der  nuQodoi  über.  Er  sagt  zunächst  (p.  225):  eben  diese  \ 
(der  Seitenflügel)  heissen  sonst  nuQodoh  in  dem  sinne  von 
gänge^^  oder  „seitenzugänge^^  Anm.  152  fugt  er  dann  hinzu 
die  möglicbkeit  einer  beziehung  dieses  Wortes  auf  die  eiogäii( 


Jahresbericfate. 


325 


4ie  orchtttra  oicht  io  abrede  gestellt  werden  könne.  Ich  sehe  die 
nebe  umgekehrt  an  und  beziehe  sunächst  den  fraglichen  namei» 
aaf  die  eingänge  der  orchestra  ^  gebe  aber  zu ,  dass  derselbe  mit- 
ratcr  von  den  fraglichen  eingingen  auf  die  bühne  gebraucht  ist» 
Weoiger  gewicht  lege  ich  darauf,  dass  unter  nagoSot  die  wände 
tcnlaiiden  werden  sollen,  wälirend  ich  mich  einfach  an  die  bedeu- 
Ung  ,^Bgänge*<  halten  zu  sollen  glaube. 

Sehen  wir»  welche  bewebe  der  verf.  für  seine  behauptung 
Wibrisgt.  Zunächst  Plut.  Arat.  23;  imat^lcag  de  lai^  nuQoSotg 
UttiiQw3€P^^  jovg  V/;)rtt«ov(  airdg  uno  tT,g  (rxi^r^g  $ig  /nicor 
m^19b.  Anm.  123  wird  nun  ausgeführt,  wie  man  sich  die  be* 
MinBg  za  denken  habe.  Eine  besetzung  der  thüren  sei  unoöthig 
pweseo,  da  dem  Aratos  die  gefabr  wesentlich  von  vorn,  nament- 
Udi  vom  Zuschauerräume  her  drohte,  von  der  seite,  überhaupt  vom 
btttengebäude  her  nidit  (Plut.  Demelr.  34:  onXotg  f^h  ffvv4(pQu^€ 
tp  Sxiprijr  xal  öoQVfpogo^g  i6  Xoyiloy  ftiQifXttßs  war  die  suche 
Mixers);  besetzte  er  nun  die  seitenwände»  so  sicherte  ihn  diese 
mteellang  auch  gegen  solche^  die  sich  durch  die  eiugänge  der  or- 
dctfra  geschlichen  hatten.  Mir  scheint  er  im  gegentheil  die  ein- 
gisge  zur  orchestra  in  der  weise  besetzt  zu  haben,  dass  dieselben 
Auch  üofi  truppenreibe  rechtwinklig  durchschnitten  wurden.  Ge- 
WIM  hatte  Aratus,  wenn  es  auch  nicht  erzählt  wird,  die  eingänge 
TOS  der  Strasse  in  den  hinteren  raum  gesichert,  so  dass  auch  durch 
fc  lediglich  aus  dem  bühnengebäude  zugänglichen  Seitenflügel  nie- 
uui  kommen  konnte.  Hierin  stimme  ich  mit  dem  Verfasser  über- 
01,  auch  darin,  dass  ihm  die  orchestraeingänge  besonders  gefähr- 
Keb  waren.  Wurden  diese  in  der  von  mir  angegebenen  weise 
bmetzty  so  war  Aratos  vollkommen  gedeckt  und  das  ganze  theater 
•geschlossen.  Hienach  entnehme  ich  aus  dieser  stelle,  dass  nag- 
•Jm  auf  die  orchestraeingänge  zu  beziehen  ist.  Wenn  ferner 
meb  gesagt  wird,  dass  man  eher  an  die  wände,  als  an  die  darin 
hfitdiichen  thüren  zu  denken  habe,  weil  auch  die  gegenüberge- 
Mte  (Rn^Fif  als  ein  portal  zu  fassen  sei,  so  ist  die  letztere  be- 
kftptang  bei  der  Vieldeutigkeit  des  Wortes  tfjn/vif  zweifelhaft,  und 
Witt  sie  richtig  wäre,  so  wäre  daraus  doch  noch  kein  sicherer 
mMbss  auf  die  bedeutung  von  ndgodot  zu  ziehen. 

Eine  andre  stelle,  aus  der  ich  im  gegensatz  au  Wieseler  auf 
ie  von  mir  aufgestellte  bedeutung  von  ndgodot  schliesse ,  findet 
äd  beim  scholiasten  zu  Aristoph.  Equit.  148.  Der  text  lautet 
4rt:  iS  f$axfigte  uHanonwXa,  Mgo  ievg\  c2  fpCXiotHy  dvdßaiPi 
9m^g  fj7  n6X§$  xal  y^w  fUPfCg,  und  das  seholion:  Ua,  (ptiatv^ 
Ar  f^(  isagod^y  lal  to  Xioyelov  dvaßji,  diu  it  ovv  U  r^^  Ttugodov; 


8)  Dieses  ixarigmS-itt  gehört  offenbar  zu  intm^cag;  die  Verbindung 
ditd^^dot  ixatigta^tp ,  welche  Wieseler  p.  231,  anm.  152  anaiinmt, 
«heiat  nnzulässig  zu  sein. 


326  Jahresberichte. 

jovro  yäq  ovx  ävayxdioy.  Xtxttov  ovPy  ou  drußaCvnv  iXiyito  r 
ini  TO  Xoy$7ov  flc^evat,  o  xal  ngoaxHiut.  Xiyitat  yuQ  xaxußatm 
10  unaTJkdmad-ai  ivnMiy  uni  rov  nakmov  id-ovg.  tig  h  $¥ 
liiXfl  il  16  ävdßaiwi.  Der  verf.  behandelt  diese  stelle  in  an 
127 ,  natürlich  von  seinem  Standpunkte  aus.  Ich  stimme  mit  ihi 
in  der  annähme  überein,  dass  der  wursthändier  nicht  durch  eine 
eingang  der  orchestra,  sondern  aus  einem  Seitenflügel  der  bübi 
aufgetreten  sei ;  ich  denke  aber  weiter  unten  zu  zeigen,  dass  w 
nicht  anzunehmen  haben ,  dieser  selbst  werde  durch  ndqodoq  k 
zeichnet,  wie  der  verf.  will,  der  indessen  noch  lieber  an  die  wai 
des  Seitenflügels  als  portal  denkt,  und  des  ix  wegen  annimmt,  d 
wursthändier  habe  sich  gerade  in  der  tliür  befunden.  Wenn  de 
selbe  ferner  daran  denkt,  avdßuwk  deute  auf  ein  tieferliegen  d 
Seitenflügel,  so  läge  doch  darin  eine  ausserordentliclie  erschwerui 
für  die  tragöden,  die  sich  schon  auf  ebenem  boden  nur  mit  schwi 
rigkeit  bewegen  konnten,  und  für  die  wagenaufzüge,  die  auf  dei 
selben  wege  kamen;  ganz  abgesehen  davon,  dass  von  einem  sc 
eben  tieferliegen  weiter  nichts  bekannt  ist.  Ich  hoffe,  die  folgen 
analyse  des  scholions  wird  zeigen,  eine  wie  wertlivolle  stütze  di 
selbe  für  meine  oben  ausgesprochene  ansieht  bildet.  Der  erste  d 
drei  grammatiker,  die  ich  mit  Wieseler  annehme,  hält  es  fur  not 
wendig  den  sonst  bei  Aristophanes  für  „  auftreten  '*  nicht  wied 
vorkommenden  ausdruck  ävdßaiVB  zu  erklären,  und  sagt  daher  X 
ix  xqg  naqoiov  inl  th  Xoyiiov  araß^;  ob  er  dabei  an  ein 
Seitenflügel  oder  an  einen  eingang  der  orchestra  gedacht  bat,  läi 
sich  mit  evidenz  nicht  nachweisen;  obgleicli  ich  geneigt  bin  1 
dem  zweiten  scholiasten  das  letztere  anzunehmen;  denn  dieser  wa 
dert  sich  jedenfalls,  dass  sein  vormann  eine  solche  behauptung  ai 
stellen  konnte,  erklärt  sie  für  unnöthig  und  fugt  eine  erläutemi 
über  die  bedeutung  von  uvaßaCvHv  hinzu :  upaßutvHv  heisse  „ai 
treten'S  wie  sich  das  auch  gezieme,  da  xaiaßahnv  nach  alter  sil 
(wo  man  allerdings  auf  die  improvisierte  bühne  vom  erdboden  hi 
aufsteigen  und  wieder  herabsteigen  musste)  „abtreten**  heisse.  D 
dritte  scholiast  endlich,  dem  diese  erläuterung  noch  nicht  genii| 
setzt  noch  hinzu,  ävdßMvt  werde  so  gebraucht  wie  bei  der  d 
fiiXri  (im  Wieselerschen  sinne) ,  womit  er  allerdings  nicht  sag 
will,  dass  der  uXXavronwXrig  auf  der  thymele  aufgetreten  s 
Hienach  ergiebt  sich  mit  evidenz,  dass  aus  dem  eventuellen  mii 
verstand niss  des  zweiten  scholiasten  auf  eine  bezeichnung  der  i 
chestraeingänge  durch  das  wort  ndqoiok  zu  sdiliessen  ist. 

Eine  dritte  stelle,  aus  der  ich  das  nämliche  entnehme,  fiw 
sich  Plut.  Dem.  34 :  avxbq  Sk  xaraßdg  wcmg  ot  rgaytfidoi  iia  r 
uvüi  nagoSwv.  Der  Verfasser  leugnet  durch  eine  mir  nicht  fp 
klar  gewordene  ausführung  (anm.  152),  dass  den  avw  nagoi 
andere  entgegenstehen,  die  tiefer  gelegen  haben  müssen  und  w« 
nur  in  den  eingängen  zur  orchestra  zu  suchen  sind. 


Jahresbericbte.  327 

Ist  DUO  ana  deal  voratelieoden  meine  ansieht  wahnclieinlich 
^worden,  so  wird  sie  zur  gewissLeit  durch  Pollux  IV,  126^^), 
eiie  stelle  y  die  Wieseler  gerade  fiir  seine  ansieht  anführt.  Ganz 
riebdg  bea^rkt  derselbe,  die  nuQodok  seien  nicht  identisch  mit  den 
£UfU  ivo  ^vQai^  diese  lägen  in  den  wänden  der  Seitenflügel,  jene 
leica  nicht  die  oben  von  mir  als  sehr  fraglich  bezeichneten  offenen 
ngioge,  am  allerwenigsten  die  eingänge  in  die  or- 
cbestra,  sondern  die  der  bühne  zugekehrten  wände  der  seiten- 
ligel  als  portale.  Dann  würde  sich  aber  Pollux  ausserordentlich 
«■doitlich  ausgedrückt  haben ,  denn  im  wesentlichen  würden  dann 
<lodi  die  jruQodoh  mit  den  &vqu$  identisch  sein.  Einen  ausfiihr- 
lichea  beweis  für  seine  behauptnng  tritt  nun  der  Verfasser  nicht 
an,  MNidern  bringt  in  anm.  125  nur  den  umstand  in  anschlag,  daas 
4ie  bei  Pollux  IV,  128:  Ij  fifixotvn  ^^  d-toig  diUrva^  »al  ttguig 
>ti(  li^  äiQi,  BfÄXi(foy)6vtag  f  tfBQCiag,  xal  xhim  xaju  xijv  ägt- 
ia^p  ndqoioyj  vmq  7^y  axrjvrjv  j6  vtffog  —  erwähnte  nägodoq 
oSeobar  eine  von  den  beiden  sei,  über  welche  der  verf.  des  ono- 
■Htikon  kurz  vorher  IV,  126  gesprochen  habe.  Diese  jtdqodoq 
liegie  aber  nach  Schul.  Luc.  PJiilops.  29  (torn.  Vll,  p.  357  Lehm.), 
—  s.  oben  pag.  309  —  ohne  zweifei  im  bühnengebäude.  Sicher- 
lich ist  der  Verfasser  mit  dieser  behauptung  in  vollem  rechte,  nur 
iit  nicht  nachgewiesen,  dass  nugodog,  so  oft  es  vorkommt,  jedes- 
■al  dasselbe  bedeutet.  Wieseler  ist  selbst  in  dem  ganzen  zur  ver- 
mdlung  stehenden  theile  seines  aufsatzes  geneigt  den  griechischen 
woennungeo  der  verschiedenen  bühnentheile  die  mannigfaclisten  be- 
laitungen  beizulegen;  warum  soll  das  wort  ndgodog  eine  aus- 
«iMie  in  dieser  beziehnng  macbenl  Was  klarheit  und  bestimmt- 
leit  im  einzelnen  anlangt,  so  lässt  gerade  Pollux  viel  zu  wünschen 
i^ig,  er  oder  sein  gewährsmann  schreibt  aus  der  anschauung  her-  * 
«1  und  setzt  bei  seinen  lesern  die  richtige  auffassung  des  Wortes 
a  jeder  einzelnen  stelle  voraus ;  daher  kann  es  uns  nicht  wundern, 
reoa  er  {.  128 »  wo  er  von  der  /117/avif  spricht,  in  der  annähme. 
Im  diese  bekannte  maschine  von  keinem  leser  in  die  eingänge  zur 
vdiestra  gesetzt  werden  wird ,  ohne  weiteres  ihre  stelle  durch 
Kra  rijy  ugkCi^quv  ndqodov,  die  bekannte  eingangsthür  zur  bühne, 

19)  Ich  gebe  die  stelle,  obgleich  schon  oben  pag.  824  die  häHte 
Ittnlben  angeführt  ist,  ihrer  wichtiffkeit  wegen  noch  einmal  voll- 
Üodig:  naq  Ixanga  di  twy  dvo  d-vgiar  v5y  mgi  niy  fiicip^  aXla&  dvo 
^  £y,  fUa  ixtnigat^iy,  ngog  Sg  al  mgiaxtot  cvfsntJtJiyacty,  4  t**^  '^^^^^ 
^  Ih*  niXs(af  dtjkovca ,  i  <r  higa  rd  ix  noUtog,  fidluna  iä  ix  Uuiyog 
^  ^ffo^C  n  ^ttlttrriövc  indytt,  xai  ndy&\  oca  inax^icnga  oyta  tj  fjui- 
p)  ^giuf  ddvyank  ti  ffi  intorgafptihy  al  mgioxio»,  9  A^»d  fiiy  dfiiißtt 
nay  [t9noy],  äft^dngat  dt  /upoK  hnaXkdrtovcty*  nüy  fiiyiot  nagodiav 
pip  di^id  dygo^iy  $  ix  Ufiiyoi  $  ix  nolnae  dyu'  oi  cf«  dlXax6(^tif 
{W  a^^ycvfityo»  xard  njy  iiigay  tlffiatny,  fi<ttk9öyne  dSf  xatd  tfjy  og- 
ngay  inl  ffr  cx9iy^y  dyaßaiyovck  dtd  xhfidxwy*  nif  di  xXi(4axos  ol 
ffiüi  xUfioxrligts  xalovymt. 


828  Jahresberichte. 

hezeichoet,  ohne  eio  missveratändniss  zu  fUrchteo.  Aasfiihriiche 
ist  der  verf.  in  der  behandlung  der  oft  besprocheoeo  ichwierigkeii 
welche  bei  Pollux  126  entsteht,  ^jeenn  man  die  naqoiok  auf  dii 
bühne  verlegt,  indem  nämlich  dann  die  parodoi  ganz  die  eatgeges- 
gesetzte  bedeutung  bekommen,  als  die  entsprecheqden  periaktea^ 
durch  erklärung  der  Schwierigkeit  abzuhelfen  ist  ihm  bei  seioei 
auffassung  nicht  möglich,  er  hat  daher  zu  einer  teztesänderung 
greifen  müssen.  Die  betreffende  conjeclur  ist  auch  in  aro.  5 
p.  8  ff.  vorgebracht,  und  besteht  darin,  dass  statt  fcur  /li^rro«*^^ 
jiaQodwy  ^  fih  Jc$»a  geschrieben  wird  i^  furä  öi^id,  was  beissei 
soll:  „von  den  Zugängen  führt  der  nach  rechts  hin  fuhrende  voa 
lande  her'^  Der  nach  „rechts  hin  führende  eingang"  sei  aber  de 
linke  Seitenflügel  des  bühnengebäudes ,  und  somit  entspreche  be 
Pollux  die  linke  parodos  ganz  der  linken  periakte,  sowie  dh 
rechte  der  rechten.  Damit  wäre  dann  unter  annähme  der  Wiese 
lerschen  grundanschauung  die  stelle  des  Pollux  geheilt;  es  frag 
sich  nun,  ob  die  conjectur  evident  ist.  Das  muss  ich  jedoch  be 
zweifeln,  da  einmal  keine  stelle  vorzukommen  scheint,  durch  welch 
der  ausdruck  §  gj^nä  Jc^iu  in  diesem  sinne  gerechtfertigt  werde 
könnte;  und  wenn  sich  eine  solche  auch  nachweisen  Hesse,  a 
scheint  mir  die  sache  noch  aus  einem  andern  gründe  unhaltbai 
Wer  derartige  ausdrücke  gebraucht,  rouss  einen  bestimmten  stand 
punkt  einnehmen,  hier  den  des  den  Zuschauern  zugekehrten  scbaa 
Spielers;  wie  das  auch  Wieseler  annimmt.  Kin  solcher  wird  an 
unter  allen  umständen  die  ausdrücke  „rechts^'  und  „links*^  auf  die 
jenigen  theile  der  bühne  anwenden,  die  ihm  zur  rechten  oder  linke 
band  liegen.  Er  kann  daher  die  ihm  zur  linken  hand  befindlich 
parodos  entweder,  indem  er  auf  die  frage  wohin?  antwortet,  al 
die  „nach  links  führende",  oder  indem  er  die  frage  woher!  beaat 
wertet,  als  die  „von  links  her  führende'^  bezeichnen,  aber  onmög 
lieh  erscheint  es  uns,  dass  ein  Schauspieler  die  ihm  zur  linken  lie 
gende  thür,  aus  welcher  ein  weg  an  ilim  vorbei  nach  rechts  fail 
führt,  als  ^  M^^^  iil^td  bezeichnet  —  ein  ausdruck,  welcher  aai 
im  munde  desjenigen  berechtigt  sein  würde,  der  in  dem  (vofl 
Schauspieler  aus  gerechnet)  linken  Seitenflügel  der  bühne  standi 
und  zwar  so,  dass  er  das  gesiebt  nach  der  den  Zuschauern  zngc 
kehrten  wand  hinwendet.  Dieser  Standpunkt  kann  hier  aber  duicli 
aus  nicht  in  betracht  kommen.  Hienach  befinden  wir  uns  nicht  ii 
der  läge,  die)  Wieseler'sche  conjectur  und  damit  die  lösung  der  b< 
Pollux  vorausgesetzten  Schwierigkeit  anzunehmen.  Für  uns  exi 
stiert  diese  Schwierigkeit  auch  nicht,  da  bei  der  beziehung  de 
jtaQoSoi  auf  die  eingänge  zur  orchestra  die  rechte  parodos  ai 
der  linken  periakte  und  die  rechte  periakte  mit  der  linken  parodc 

20)  Aach  dieses  fti^rot  möchte  ich  für  meine  ansieht  in  anspnu 
nehmen;  es  macht  nachdrücklich  darauf  aufmerksam,  dass  du  fc 
gende  zu  dem  vorhergehenden  im  gegensatze  steht. 


Jahresberichte.  329 

eorreBpondiert.  Allerdings  müssen  wir  dabei  annehmen,  dass  die 
gegenstände  anf  der  bahne  vom  Schauspieler,  die  einginge  zur  or- 
dMslra  Yon  Zuschauer  aus  beurtheilt  werden  —  eine  ansieht,  die 
IhittnaBn  zu  Rode's  Übersetzung  des  Vitruv  1,  280  aufgestellt  hat 
vd  die  wir  Phil.  23,  p.  322  vertheidigt  haben.  Sie  rouss  nur  ein 
weiig  anders  gefasst  werden,  um  den  von  Wieseler  mit  recht  gel- 
tesd  gemachten  bedenken,  dass  die  Hellenen  die  bühne  nie  so  scliroflf 
wm  zoschauerraume  getrennt  hätten  und  dass  man  kein  recht  habe, 
die  eingaoge  zur  orchestra  dem  Zuschauerräume  zuzuweisen,  zu 
begegnen.  Auf  das  erste  bedenken  wird  der  Verfasser  selbst  ein 
n  grosses  gewicht  nicht  legen,  da  es  wesentlich  nur  gegen  einen 
freilich  zu  starken  ausdruck  Schönborn's  (Skene  d.  Hellenen  p.  73, 
I.  20)  gerichtet  ist,  der  den  grund  dieser  bezeicbnungsweise  darin 
üdit,  dass  bei  den  Hellenen  skene  und  theatron  zwei  ganz  von 
ciNsder  getrennte  gebaude  seien.  Das  zweite  bedenken  wird  sich 
dneh  folgende  betraclitung  erledigen.  In  unserem  modernen  büh- 
Mowesen  bezeichnen  wir  übereinstimmend  mit  den  alten  das  auf 
der  bahne  befindliche  vom  Standpunkte  des  Schauspielers  aus ;  das 
Ui  zoschauerraume  befindliche  dagegen  vom  Standpunkte  des  zu- 
idttoera,  z.  b.  die  rechte  und  linke  seite  des  parkets.  Die  selten 
dci  Orchesters,  welches  weder  zur  bühne,  noch  zum  Zuschauerräume 
gehört,  bezeichnen  wir  nach  dem  sitze  des  kapellmeisters,  der  den 
nadiauem  meistens  den  rücken  zudreht;  es  erhellt  das  daraus, 
dug  wir  in  concerten,  wo  der  kapellmeister  den  zuhÖrern  zuge- 
wtsdt  ist,  die  selten  des  Orchesters  entgegengesetzt  benennen. 
AdiBiick  ist  die  sache  bei  den  alten.  Die  periakten  n.  s.  w.  wer- 
den vom  Standpunkte  des  Schauspielers,  die  selten  der  cavea  von 
dem  des  Zuschauers,  die  eingänge  der  orchestra  aber,  welche  weder 
n  dem  einen,  noch  zu  dem  andern  theile  des  theatergebäudes  ge- 
Uren,  von  dem  des  chors  aus  bezeichnet.  Da  dieser  nun  bei  dru- 
aitischen  aufilihrungen  meist  den  Zuschauern  abgewandt  ist,  so 
itiamt  diese  bezeichnung  mit  derjenigen,  welche  vom  Standpunkte 
dei  Zuschauers  hätte  angewandt  werden  müssen.  Da  aber  der  clior 
Hdi  häufig  die  umgekehrte  Stellung  einnahm,  so  ist  von  vorn«- 
herein  zu  vermuthen,  dass  in  der  bezeichnung  der  orchestraein- 
gHge  nicht  immer  dasselbe  princip  beobachtet  ist;  und  in  der  that 
iodet  sich  eine  stelle,  welche  das  gegentheil  von  dem,  was  Pollux 
kM,  aussagt.  In  der  Vita  Aristoph.  vol.  1,  nro.  Xil,  §.  14,  p. 
XXXVll  der  ausgäbe  von  Bergk  heisst  es  vom  chor:  d  gj^sv  wg 
i»o  TTig  nolcwg  9^/£ro  inl  to  d'iaxQov,  3tä  r^g  uQiOifQug  aipldog 
fkgtt,  il  di  tig  und  u/Qov  d*a  jrjg  d(^$ug.  Interessant  ist  ferner, 
km  die  von  der  construction  des  theaters  handelnde  stelle  Vitruv's, 
Inf  die  ich  weiter  unten  zurückkommen  werde ,  nach  der  jetzt 
hadschrifUich    festgestellten    lesart    sich    gar    nicht    deuten    lässt, 

nao  nicht  jene  von  Buttmann  richtig  gefundene,    aber    nicht 

gentig  gefasste,  lehre  befolgt. 


330  Jaiireibericbte. 

Knüpfen  wir  bier  sofort  das   an,   was   der   ytrhmer  f,  2dl 
an   positiven   aufstellungen   über   die    benennnng    der  eingiöge  ii 
die  orcbestra  sagt,    so   braueben    wir  wohl  kaum  beBonders  sa  bt- 
flierken,  dass  wir  mit  der  bebauptung,    es  sei  nur  eine  möglicb- 
k  e  i  t  vorbanden,  das  wort  ndgoiog  auf  die  eingänge  zur  orcbotia 
zu  bezieben,  praktiscb  aber  sei  dasselbe  stets  von  den  verscbieden« 
eingängen  zur  bttbne  gebraucht    worden,    uns    nicht    einverstBoda 
erklären  können.     Auch  auf  die  ansieht,  dass  es  geradezu  wunderbar 
wäre,  wenn  bei  dem  mangel    eines  eigentlichen   mitteleingaagcs  n 
die  orchestra  die  in  dieselben  führenden  eingänge  ndgoia^  in  de» 
sinne  von  Seiteneingängen  genannt  würden,  können  wir  ein  giossn 
gewicht  nicht  legen;   denn  wir  behaupten  gar  nicht,  dass  der  asM 
ntcigoSog    durchaus    auf    einen    Seiteneingang    bezogen    werd« 
müsse.     Wenn  indessen  die  zugäng^  zur  bübne  sämmtlich  mig^ 
odok  genannt  werden,  so  ist  kein  grund  zu  leugnen,   dass  die  n- 
gänge  zur  orchestra,  die  nun  einmal  eben  von  der  seite  her  fiibrtca, 
so   genannt    wurden.      Vielleicht   denkt    man    sich   den  gaosea  war  j 
sammenhang  richtig  folgendermassen :    der   einzug  des  chors  in  die 
orchestra  biess  nägoSog  (Poll.  IV,  108:    xui   ij   fiir  tta^iog  ffv  ] 
XOQov  miqodog  xakeiia^;   109:  lc&^  on  Si  »ai  ita^'  ii^a  iuowivt^  j 
xriv  nägodov).     Was  war  natürlicher,  als  dass  man  den  weg,  des  j 
der   chor    nahm,    ebenfalls   so    nannte?     Nun   gieng  der  name  aaf  \ 
die  parallel  liegenden  Zugänge  zur  bühue  über,    und  endlich  wardi  | 
er  allgemein  von  den  eingängen  zu  derselben  gebraucht.      Aristopk  ■ 
Nubb.  326  und  Av.  296  c.  Schol.  gebraucht  tXaoiog  för   den  du-   , 
gangsraum,    nicht  für  die  eingangs t h ü r ;    man  müsste  sonst  as-   ; 
nehmen,  dass  der  chor  in  der  that  in  vollem  costüm  von  der  strasM  \ 
eingezogen  sei,  wogegen  sich  das  gefühl  sträubt. 

P.  227  erwähnt  der  verf.  das  bei  Bekk.  Anecd.  1,  367   vor-    ; 
kommende   wort    mg^axiivtov,   welches   wahrsclieinlich   das   tbettet 
gar  nicht  angeht. 

Hinsichtlich  des  imaxifviov  endlich  verweise  ich  auf  das,  wai 
ich  Phil.  23,  p.  314  f.  auseinandergesetzt  habe,  und  bemerke  our, 
dass  der  Verfasser  die  glosse  des  Hesych. :  x6  int  iljg  (ntijr^^  xunt/ti' 
ytoy  von  einer  in  den  decorationen  vor  der  hinterwand  darge- 
stellten Wohnung  erklärt.  Aus  mangel  an  nachrichten  wird  wobl 
schwerlich  ein  sicheres  resultat  gewonnen  werden  können. 

In  späterer  zeit,  als  vielfach  die  auffuhrungen,  welche  friber 
in  der  orchestra  stattfanden,  auf  die  bühne  übergingen,  wurden 
mehrere  auf  die  erstem  bezüglichen  namen  auf  die  letztem  über- 
tragen. So  heisst  zunächst  in  zahlreichen  stellen  (s.  anm.  180) 
ogxi^ffrga  „bühne**;  ferner  wurde  d'v/j^f'Xrj  (anm.  140;  Sehol.  Arist 
Equ.  149  möchte  ich  jedoch  nicht  hieher  ziehen)  ebenfalla  für 
„bühne**  gebraucht,  jedoch  so,  dass  diesem  worte  hauptidldilieii  die 
beziehung  auf  den  tanz  und  die  vocal-  und  instramentalmuaik  eigen 
blieb  (anm.   141);    indessen   erhielt  sich  in  den  fortwährend   beste* 


JabresbericLte.  331 

theatern  nicbt  römiscben  gebraucbs  die  alte  thjmele  (anm. 
142).  Das  wort  t^ditoy  sodann  wurde  nicbt  nur  auf  die  bühne 
(Ala.  Aphrod.  in  Metan.  Ill  (IV)  p.  146  ex  vers.  Genesii:  odium 
fan  iiHa§iam  tkeaMy  quae  nunc  ihymde,  id  est  scaena^  nuncti- 
fMtar),  sondern  aucif  auf  das  ihea$rum  iiberbaupt  übertragen,  wel- 
cfcei  letztere  wort  wieder  für  „bübne'^  und  auch  ^bübnengebäude^ 
gcbraadit  wurde  (anm.  144). 

Wenn  nun  sum  scbluss  dieses   abschnittes    nocb   über   die  be- 

ladiBnngen   des   suscbauerraumes  kurz    die   rede    ist,    und    unter 

bwignalime  auf  frühere  ausfübrungen  nocbmais  gesagt  wird ,   der- 

könne  nicbt  durch  ^iaiQov  bezeichnet  werden ,    so   habe   ich 

ts  oben    gezeigt,   dass    diese    bebauptung    in   solcher   strenge 

Mdit  richtig  ist,   und  enthalte  mich  daher  hier  eines  weiteren  ein- 

gdims    auf   diese    frage.      Die    Römer   nennen    diesen    tbeil    des 

seit  Cicero  cavea  (l^el.  7;    de  Harusp.  resp.  12),  wohin- 

i  gifia  der  entsprechende  griechische  ausdruck  ti  noü^v^  der  neuer- 

1 4igi   neliach   gebraucht   ist,    bei   den  alten  sich  nicht  nachweisen 

iÜmt     To  i^/MXvx^Uov,    welches   bei  Phot.  p.  351  ,    16:    iqxncjqa 

sfdhor  Inkifdii  iv  t^  äyoq^'  dtu  xul  tov  d'kdxQOv  jo  »diia  ij/ti*- 

[  «UUor j    o£  Mui  ol  X^Q^^  i^^^  *^^  cJ^/ovyio  mittelbar  abi  be- 

des  Zuschauerraumes   anzusehen   sein   soll,    scheint    mir 

\  mr  des  balbkreis  der  OQxi^TQO,  zu    bezeichnen.      Ebensowenig   be- 

die  coffMia   hemxoff^  bei  Vitr.  V,  8  (7,  1).     Gewöhnlich 

kmcicliiien  die  Griechen  den  fraglichen  räum  mit  tu  Xxqta. 

Hierauf  geht  der  Verfasser  zum  letzten  abschnitte  seines   auf- 
las  über,    welcher    von    der  „baulichen  einrichtung  des 
[theaters    in    seinem    gewöhnlichen    zustande'*   handelt, 
{  ud  bemerkt    zunächst ,    dass   dos   theater  sich  aus  dem  tanzplatze 
fa  k jklischen  chore ,    der  als  orchestra  des  theaters  die  mitte  des 
baus  einnahm,  in  form  eines  kreisstücks  entwickelte,   indem 
dl  theil  des  kreises  durch  das  sich  längs   der   orchestra    in    form 
Mi   recbtecks    hinziehende    bühnengebäude    abgeschnitten    wurde, 
vdchem    gegenüber  der  Zuschauerraum    in    form  eines   nach    oben 
Ui  stetig  zunehmenden    kreisstückes   die   peripheric   der  orchestra 
CMcentrisch  umgab.     Der  verf.  nimmt  also  nicht    an,    dass   jemals 
M  völlig   kreisrunder   bau    existiert   habe,    wie   das  Wecklein  in 
m.  2,  p.  441  ausspricht:  „die  construction  des  griechischen  oder 
MhcaischeD  theaters,  in  welchem  nur  ein  kreisabschnitt  als  bühnen- 
■brig  bleibt,    weist  augenscheinlich  darauf  hin,  dass  das  ge- 
tiide    für    die    Zuschauer    sich    aus   einem    vollständig  kreisrunden 
entwickelt  liat^.      Auf   die    schwäche   des    dafür    angeführten 
liaca,    dass  nämlich   bei   der    anfänglichen   bedeutung  des  chors 
ttae  ■oicke  anläge  wie  bei  unserm   circus    die    natürliche    gewesen 
I  dui  das  natürliche  und    zweckmässige    für    das    ursprüngliche 
kaltea   sei ,   hat  Sommerbrodt  uro.  3 ,    p.  508  ff.  nachdrücklich 
gemacht,  und  darauf  hingewiesen,    dass  jed^ufeW«  \i>\t 


33;^  Jaliresberickte. 

für  die  ältesten  zeilen,  wo  überhaupt  ein  theafterlMia  noch  nie 
vorhanden  war,  an  einen  solchen  circiisartigen  raun  gedacht  we 
den  könne.  Ebenso  entschieden  hat  derselbe  gelehrte  die  andei 
mit  der  ersten  in  Verbindung  gesetzte,  behauptung  Wecklein's  % 
rückgewiesen,  dass  Aeschylus  nach  Cramer  Anecd.  Paris.  1,  p.  I 
das  ngoffxiiviov,  die  eigentliche  bühne  erfunden  habe.  Mao  kai 
Sommerbrodt  nur  beistimmen,  wenn  er  sagt:  „wenn  irgend  etw 
vor  dem  bau  eines  stehenden  gebäudes  vorhanden  gewesen  s< 
muss,  so  ist  es  das  f>Qoaxijviov^\ 

Aus  den  folgenden  ausführungen ,  welche  sich  auf  die  add« 
sierung  des  theaters  an  auhÖhen ,  die  wähl  eines  gesunden  platz 
die  akustik  der  theater  und  die  anläge  derselben  an  lebhaft 
platzen  der  Stadt,  das  Vorhandensein  von  wasser  in  deo  theater^ 
bänden,  sowie  auf  die  grossenverhältuisse  und  architektonisch 
details  derselben  beziehen,  hebe  ich,  da  es  bei  der  reichen  fü 
des  materials  schwer  ist  einen  auch  nar  einigernuissen  befriedige 
den  auszug  zu  geben,  nur  die  constrnction  des  griechischen  thf 
ters  nach  Vitruv  hervor.  Es  ist  bekannt,  zu  wie  vielen  deutui^ 
versuchen  es  geführt  hat,  dass  Vitruv  V,  8  bei  seiner  constructi 
einen  so  weitläuftigen  weg  eingeschlagen  hat,  der  in  der  that 
vielen  missverständnissen  anlass  geben  konnte,  Phil.  23,  p.  284 
folgte  ich  im  wesentlichen  Schönborn,  der  durch  seine  besprechi 
gen  in  der  Z.  f.  A.-W.  1853,  nro.  40  und  41  und  dann  wied 
in  seiner  „skene  der  Hellenen*'  p.  49  ff.  das  richtige  verständn 
der  stelle  erheblich  gefördert  hat,  nur  in  der  deutung  des  worl 
iniervalUtm  wich  ich  ab,  und  hatte  mich  dabei  des  beifalls  W 
scleras  zu  erfreuen,  der  p.  343  und  anm.  48  mir  recht  gie 
Nun  hat  neuerdings  Wecklein  in  nro.  2,  p.  435  fi*.  auf  eim 
neuen  wege  wesentlich  andere  resuhate  gefunden  und  mich  dadui 
veranlasst,  Scliönborn's  und  meine  erklärung  einer  revision  zu  u 
terziehen.  Dabei  hat  sich  ergeben,  dass  ich  zwar  nicht  im  stan 
bin  Wecklein's  ergebnissen  beizustimmen,  aber  doch  bekennen  mo 
in  einem  stücke  mich  versehen  zu  haben.  Die  erkenntniss  dies 
irrthums  hat  mich  sodann  unter  dem  mathematischen  beistände  m 
nes  damaligen  collegen  Klander,  wie  ich  glaube,  zur  völligen  I 
sung  aller  Schwierigkeiten  geführt.  Ich  habe  über  die  eioscbl 
genden  fragen,  namentlich  über  die  gründe,  aus  denen  mir  Wec 
lein's  ausführungen  unannehmbar  erscheinen ,  ausführlich  in  <J 
unter  nro.  4  angeführten  abhandlung  gesprochen  und  indem  i 
der  kürze  wegen  auf  diesen  aufsatz  bezug  nehme,  beschränke  i 
mich  hier  darauf  das  positive  der  neuen  erklärung  mitzutheilen. 

Die  Worte  des  Vitruv  lauten  nach  dem  durch  die  ausgäbe  v 
Rose   und    IMüller-Strübiug   gesicherten  texte    folgendermaasen: 
Graecorum    thealris    non    omnia    iisdem    raiUmibus   sunt    /iictMi 
(d.  h.    wie    im    römischen   theater ,    über    welclies   V ,  6    gehand 
wird),  qmd  primiim  tu  ima  circinaHoM,   ut  in  Lairn»  trigonorr 


Jahresberichte.  833 

^jvoltiior,  in  eo  quadratarum  irium  anguHi  circmationis  lineam  tan- 

j/iRl:  9t    cuius    quadrati   latus    est  proximum  scaenae  praeciditque 

cmshram   drdnationis ,    ea    regiothe  designatur  finitio  proscaenii: 

fi  ab  9a  regions  ad  9Xtr9mam    circinationem    ctirvaturae   paralMos 

Uua  dssignatur,  in  qua  constituitur  scaenae  frons:    per  centrumque 

erdtestras  prascaenii  e  regione  paralldos    linea    descrihitur,    et    qua 

met  drdnationis  lineas  destra  ac  sinistra    in   comihus    hemioyclii 

cmtra  signantur,  et  circifio  amlocato  in  dextro  ah  intertmllo  sinistra 

6rcinnagitur  circinatio  ad  proscaenii  sinistram  partem  .  item  centro 

cniocato    in    sinistra    oomu    ah   intervallo  dextro   circumagitur  ad 

frmaenii  destram  partem  .  ita  trihus  centris  hac  descriptione  am- 

fHknm  hahent  on^^ram  Graeci  et  scaenam  recessiorem  minoreque 

Mtndine  pulpitum.     Ich  bemerke  von  vorn  herein,  dasa  es  bei  dem 

■aigel    jeder    angäbe    über    den    radius    des   zweiten    und    drilten 

kicwes  för  einzig  richtig  zu  halten  ist,    diese   mit  dem  radius  des 

!    wbeises  auszuführen.     Hieraus  aber  ergiebt  sich,  dass  —  bei  der 

-    UMglichkeit,  in  der  ausführung  der  Vorschrift  circino  conlocato  iu 

I    dttrtro  ah   intervallo  sint«lro  ...  ad  proscaenii    sinistram  partem 

'    ait  einer  zirkelöffnung,    die   dem   radius    des  urkreises  gleich  ist, 

<iie  ftjiistfo  pars  proscaenii  in  irgend  einer  weise  zu  berühren  und 

[   ki  der  gleichen  Unmöglichkeit  in  der  ausführung   der   entgegenge- 

I  «ctEleo   Vorschrift   —   die    ausdrücke  „rechts'^   und   „links<<  in    der 

>   weite  des  Pollux  verstanden  werden  müssen,  der  für  die  orchestra 

dea  Standpunkt  des  Zuschauers,  für  die  bühne  den  des  Schauspielers 

«Mgebend  sein  lässt  (vgl.  oben  pag.  329).     Wende  ich  mich  nun 

u  der  construction   selbst,    so    macht   die   einschreibung   der  drei 

ijoadrate  in  den  kreis,  und  zwar  so,  dass  die  zwölf  ecken  derselben 

die  pffipherie  in  zwölf  gleiche  abschnitte  zerlegen  (folgt  aus  V,  6: 

farikus   interwiUis)y   die   bestimmung    einer    beliebigen  quadratseite 

I  tnr  /initio  proscaenii  nach  der  orchestra  hin,    und    die  construction 

einer  zu  dieser  parallelen  tangente,    durch   welche  die  bühnenwand 

I   iodiciert    wird,    keine  Schwierigkeit.     Die  parallelos  linea  per  cen- 

irwn  ortkestrae  proscaenii  e  regione   lege   ich   jetzt,    durch   Weck- 

kin's  bemerkungen  und  einige  weitere  erwägungen    belehrt,   durch 

fa  Biittelpunkt  des  urkreises.     Im  folgenden  nelime  ich  intervallum 

üb  eioeo  der  zwölf  abstände  der  quadratecken  auf  der   peripherie, 

io  dMi  das  wort  hier  dasselbe    bedeutet,   wie  V,  6.     Bei  der  nun 

Al^deo  coDstniction  des  zweiten  kreises  ist   der    zirkel    in   deo- 

jetigea   punkt   einzusetzen,   in  welchem  die  durch  das  centrum  des 

Irkreises   gelegte   parallele    die    peripherie    desselben   links  an  der 

fnitio  prosooeiiii  schneidet;  und  da  die  Seiten  in  den  zur  orchestra 

gehörigen  theilen  der  construction  vom  Standpunkte  des  Zuschauers 

ans   beartheilt  werden,    so  wird  damit  die  Vorschrift  des  Vitruvius 

eimno   conlocato  in    dextro   erfüllt.      Von  diesem  neuen  centrum 

MS  ist  aber  mit  dem  zweiten  schenke!  des  zirkeis  nur  e  i  n  solches 

ii|iefT«U    erreichbar,    welches   (vom   Standpunkte   des   Schauspielers 


334  Jahresberichte. 

aus)  als  sinistrum  bezeichnet  werden  kann,  iianilicfa  datjeaij 
welches  sich  von  der  ecke  der  finiiio  proscaenü  bis  fast  sum  ] 
rührungspunkte  der  tangente  erstreckt  Wird  nno  von  dietea 
tervall  aus  nach  der  nach  links  hin  verlängerten  finitio  prosos« 
ein  kreisbogen  construiert^  so  wird  durch  den  schneidepankt  In 
das  ende  der  bühne  bezeichnet  Der  dritte  kreis ,  welcher  auf  i 
gegenüberliegenden  seite  in  ganz  derselben  weise  constniiert  wi 
bestimmt  rechts  das  ende  der  biiline.  Verbindet  man  oan  di< 
beiden  endpunkte  mit  dem  punkte,  in  welchem  ein  in  der  mitte  i 
/initio  proscamii  errichtetes  perpendikel  den  ursprunglidieo  kr 
schneidet,  so  entsteht  1)  ein  gleichschenklig-rechtwinkliges  dreie 
dessen  schenke!  die  als  zweites  und  drittes  centrum  angeoomma 
punkte  schneiden,  und  2)  ist  das  erwähnte  perpendikel,  durch  n 
ches  der  abstand  des  prosceniums  von  der  gegenfiberliegen 
gränze  der  Sitzreihen  gegeben  wird,  genau  Iwlb  so  gross  als 
bühnenlänge.  Dieselben  Verhältnisse  wiederholen  sich,  wenn  i 
die  beiden  endpunkte  der  als  finitio  proscamii  angenommenen  q 
dratseite  mit  dem  centrum  des  ursprünglichen  kreises  verbin 
indem  3)  das  so  entstehende  dreieck  ebenfalls  ein  gleichschenkl 
rechtwinkliges  und  4)  der  abstand  des  centrum  ordietirae  von 
finitio  proscaenü  halb  so  gross  als  die  quadratseite  ist  W( 
schon  diese  eminent  symmetrischen  Verhältnisse  ein  gutes  vorurti 
für  die  richtigkeit  der  construction  erwecken,  so  wiH  diese  sdilic 
lieh  dadurch  zur  gewissheit,  dass  sich  für  die  bühnenlänge  i 
bühnenbreite  das  verhältniss  von  12  zu  1  ergibt;  denn  da  der 
stand  der  finitio  proscaenü  von  dem  gegenüberliegenden  punkte  < 

orchestra    i^/^  radien   (genau  1  -j-    — -)  beträgt,   so  ist  die  bi 

nenlänge   gleich   3'/?    radien,     die    breite    aber   gleich    '/?    rad 

(genau  1  —  --). 

Hiemit  verlassen  wir  diese  so  bedeutende  arbeit,  —  wel( 
ein  würdiges  seitenstück  zu  des  verf.  denkmälern  des  bühnenwss 
bildet,  und  wenn  man  sich  auch  mit  manchen  einzdheitea  ni 
einverstanden  erklären  kann,  doch  auf  jähre  hinaus  eine  rei 
quelle  der  belehrung  bleiben  wird  —  und  wenden  nns  so  i 
oben  unter  uro.  5  angeführten  programm  desselben  Verfassers,  v 
ches  es  sich  zur  aufgäbe  gemacht  hat,  einige  schwierige,  das  li 
neu  Wesen  betreffende,  stellen  des  Pollux  und  anderer  schriftitt 
theils  durch  richtige  erklärung,  theils  durch  Verbesserung  zur  k 
heit  zu  führen.  Der  erste  abschnitt  desselben  (p.  4 — 8)  baa 
über  das  ftuQanitaafjia  bei  Pollux  IV,  §.  122:  i^itnt  di  xai 
naqaniiaa^ia  avXatav  xaXeJr,  ^YntgCdov  tlnövtog  iv  i^  *aia  l 
TQoxXiovg  „oi  di  ivpia  uQXOYi^g  ilcr^wrto  h  ifi  aro^,  7nQi^Qa\ 
fA€vo(  Ti  fiiQog  avtng  aikafa^^.     Wenngleich  der  verf.  geneigt 


Jabresbericlite.  835 

^  Gnechisdiea  theater  wie  dem  RöraischeD  einen  Vorhang   zozu- 

iehrabeo  —  eine  ansieht,    die   ich   nicht  theile  und  deren  begrün- 

^V  (K*  ^  ^*)  ^^  ®^^^  P^*  ^^^  ^*  entkräftet  zu  haben  glaube 

^  10  spricht  er  sich  doch  mit  recht  dafür  aus ,   dass    an    unserer 

Stade  onmöglich  von  einem  irgendwie  im   theater  verwandten  vor- 

kmgt  die  rede   sein   könne,    wed«r  von  dem  bei  den  Römern  üb- 

Kefcea    (G.  Hermann   de   re   seen,    in   Aesch.  Or.   in   ed.  Aesch.  II, 

€66),   da  Pollux  gewiss  nicht    auf  Römisches  biihnenwesen  bezug 

gcaommeo  habe,  noch  von  dem  zum  schütze  der  caoea  ausgespannten 

mkm  (Stieglitz  Kncycl.  d.  barg.  bauk.  IV,  55),  das  in  der  guten 

Crieeiuscben    zeit,    von  der  Pollux  spreche,    noch  nicht  üblich  ge- 

vcaen  aeL     Dies  bezeuge  Aeschin.  in  Ctesiph.    ^.  76,    eine    stelle, 

um  der  anch  auf  die  des  Pollux  das  richtige  licht  falle.     Dieselbe 

aatet:    ^ijfiocdip^t:   yuQ    h^avibv    ßovXevCag  oidififar  g>atnjannt 

f^üfßtiav  itg  nqo^iqtav  »aXicag,    uUiu    tot«   nqutrov  nqicßnq  tU 

t^o§i^ia9  ixäXiCt,   xal    nqocm^dXMu  i^tjxt  Mal  g>otPix(dag 

w9^$§niTact  Mal  ufAU  r^  W^Qf  iyMo   loig  frQicߧeiv  iig   j^ 

fiaiQov  iicTi  Mal  Cvqimcd-ak  6*(k  t^»  äaxilfioavvijy. 

Der  zweite  abschnitt  behandelt  Poll.  IV,  126,  eine  stelle, 
wütht  bereits  oben  anm.  19  angeführt  ist*^).  Der  verf.  erhebt 
fachst  den  einwand,  dass  die  parodoi,  welche  er  für  die  auf  der 
bShae  befindlichen  Seitenzugänge  hält,  eine  ganz  andre  hedeutung 
haben  sollen,  als  die  periakten  und  ändert  daher  am  schluss  fj  julv 
itfia  in  ^  fiita  St^tu.  Ich  verweise  hierüber  auf  meine  ausfäh- 
rsigen  pg.  328  ff.  Es  bleiben  aber  noch  andere  Schwierigkeiten. 
Siisial  bietet  uygo&iy  zu  zweifeln  veranlassung.  Der  verf.  macht 
■it  recht  geltend,  die  drei  ausdrücke  dygo^iv,  ix  hfiipog  und  Ix 
xäiwg  würden  dann  einen  guten  sinn  haben,  wenn  von  drei  ver- 
idiiedenen  arten  von  stücken  die  rede  wäre,  welche  entweder  auf 
te  lande  (wie  Euripides'  Elektra),  oder  in  einem  hafen  (wie  die 
Sopplices  des  Aeschylus),  oder  in  einer  Stadt  spielten;  aber  wenn 
■IB  auf  die  bestimmangen  über  die  periakten  sehe ,  so  erhelle, 
im  nur  in  der  stadt  spielende  stücke  ins  äuge  gefasst  seien. 
IbcBso  stimme  ich  der  nun  folgenden  polemik  gegen  G.  Hermann 
«d  meine  behanptungen  in  Phil.  23,  p.  323,  deren  ergebniss  das  ist, 
km  durch  erklärung  der  stelle  nicht  geholfen  werden  könne,  voll- 
lomoMo  bei,  und  erkläre  mich  iiir  die  änderung  von  uyqo&Bv  in 
if^iO'tv,  wonach  Pollux  lehrt,  was  aus  der  nähe  komme,  sei  es 
IM  dem  hafen,  sei  es  aus  der  Stadt,  trete  durch  die  rechts  vom 
■Mhaoer  bel^ene  parodos  (natürlich  in  dem  von  mir  oben  p.  329  ff. 
ertretenen  sinne)  ein.  Hienach  gewinnen  auch  die  ausdrücke 
Xkaxo^tp  und  n%^oC  das  richtige  verständniss ,  indem  der  erstere 
ii  «IkNids,  d.  b.  fion  e  foriu  %id  ex  whe  zu  erklären,  der  lefcitere 

21)  Vgl.  Wecklein  nro.  2,  pg.  447  ^.,  der  nichts  wesentlich  neues 
■teiogt. 


336  Jahresbericlite. 

im  gegeosatze  zu  ix  hfii^og  zu  denken  ist  Sodano,  tihtt  der 
verf.  fort,  könnte  man  anatoss  nehmen  an  den  Worten:  ^  iti^ 
(mqiaxTog)  tu  ix  nokkwq,  fAuXtcta  zu  ix  hfjtirog  (^^loc),  ia- 
sofern  als  die  stadt  doch  von  grosserer  bedeutung  aei  als  der 
liafen  und  man  etwa  erwarten  sollte:  tu  ix  noXtwg  fAuhaia,  c&a 
Ttt  ix  XifAii'oq.  Allein  im  hinblick  auf  Poll.  IV,  131 :  xuTfßuUm 
Si  ini  laq  mgtuxjovg  OQog  detxvvvru  tj  ^tihtirav  $  jtotafiiw  f 
uXXo  Tf  lOMvrov  wird  richtig  angenommen,  dass  auf  den  periaktoi 
meist  landscbaften,  auf  dem  hintergrunde  dagegen  gemeiniglicli  fii 
auf  die  stadt  bezüglichen  darstellungen  angebracht  gewesen  seiei 
Schliesslich  will  der  verf.  noch  to  nuv  ändern.  Ohne  aweifd  iit 
die  vor  Bekker  übliche ,  wahrscheinlich  ebenfalls  bandacbriftlic^ 
lesart  jonov  der  Bekkerschen  vorzuziehen  und  ist  auch  von  Scbos- 
born  (die  Skene  der  Hell.  p.  107)  richtig  erklärt.  Dieser  g^ 
lehrte  sagt,  da  die  /Oi^ce  viele  Tonoh  in  sich  fasse,  so  meine  Pfl> 
lux,  weuii  die  rechts  vom  Schauspieler  gelegene  periakte  gedrdt 
werde,  ändere  sich  nur  der  ?o;ro(  in  der  /cJ^a,  bei  nndrehui|[ 
beider  erfolge  eine  i;nderuug  der  /iJpa;  und  da  der  t6noq  adiC 
einen  iu  die  fremde  führenden  weg  anzeige,  so  werde  durch  Jm 
drehen  der  rechten  periakte  augedeutet,  dass  jener  weg  nun  m 
anderer  und  nncli  einem  aiulern  orte  der  fremde  hin  führender  sei, 
als  der  bisher  gesehene.  Im  anschluss  an  diese  letzte  ausfiihnnf 
schlägt  Wieseler  die  Verbesserung  nuioy  vor;  indessen  so  feil 
dieselbe  ist,  so  halte  ich  sie  doch  für  nnnöthig  und  glaube,  dm 
wir  uns  bei  To;roi'  beruhigen  können. 

Der  dritte  abschnitt  beschäftigt  sich  mit  den    auf  die  bespr»- 
chene   stelle   unmittelbar   folgenden    Worten :    (^.  127)    ilc^ldont; 
de  xuTu  rrjf  oqx'^<Tiquv  iii  i^v  axtjrfiv  upaßutvovai  diä  xiUftaW* 
ttiq  ds  xXi'finxog  oi  ßuS^/jol  xXifiaxitJQS^  xuXov¥iu^j    und    zwar  n- 
nächst  mit  deren  erster  liälfte.     Der  verf.    erklärt   sich    nach  v«r* 
werfung  anderer  ansichten,    über  welche  auch  J,  p.  324    berichtft 
ist,    für   die   von  Sommerbr(»dt  Z.  f.  A-W.   1845,    p.  360   vorg«-  1 
tragene,  der  zufolge  aus  der  stelle  zu  entnehmen  sei,  dass  es  nr« 
sitte    gewesen ,    wie    für   den    chor   in    der   orchestra ,    so  iiir  die 
Schauspieler  auf  der  büline    aufzutreten,    dass    aber    doch    mitaatcr 
Schauspieler  durch  die  orchestra  auf  die  bühne  gelangt  seien.     Diae 
ansieht  tlieile  ich,    muss  mich  aber  näher  darüber  aussprecbeo,   dl 
ich  die  nugodoi  anders  fasse  als  Wieseler,  und  daher  nicht  leugaei 
kann,    dass    in  den  Worten  oi  ds  aXXaxo&iv  —  ktcCa^kp  geraden 
das    auftreten    der    Schauspieler    in    der  orchestra  —  wogq^  ick 
Phil.  23,    p.  326  gesprochen    habe  —  gelehrt  zu  werden  scbetot 
Kine  Übersetzung  der  stelle  wird  am  besten  den  Zusammenhang  «ad 
meine  ansieht  darlegen.     Pollux  sagt  also  :  ,,von  den  eiogängea  ia 
die  orchestra  aber  führt  der  rechts  (vom    Zuschauer)   gelegene  van 
der  nähe  her,  sei  es  aus  dem  hafen  oder  aus  der  stadt;    wer  aber 
anderswoher    zu    lande    ankommt,    tritt   durch  den  andern  eingang 


Jdkresberie&ie.  tlSi 

Am  aber  fiir  die  sebanspiele  oicbt  regel,  sondern  aiis- 
le  ist,  xeigt  der  yerlaaf,  wenn  wir  ricbtig  übersetzen :  „in  den 
n  aba*,  wo  scbauspieler  (wie  die  erwähnten)  in  der  orchestra 
^«treten  sind,  besteigen  sie  die  bühne  auf  einer  treppe^.  So 
l^e&ssty  glaube  ich,  bietet  die  stelle  keine  Schwierigkeit.  Der 
üaaser  wendet  sich  nun  zu  den  letzten  Worten  des  Pollux:  rf^q 
nXifMLMog  oi  ßad-fioi  xhftaMr^gtg  xaXovwtat,  Man  bat  mehr- 
I  geaeint,  auf  eben  diese  treppe  sei  Athenaeus  Mechan.  ed. 
evenot.  Paris.  1643,  p.  8:  »atiöxevaffav  Si  j$vig  iy  noX$oQM(a 
pMMUfy  yivfj  fraganXiiifia  toJg  Tt&§fAirotg  iv  toig  Stargoig  ngdg 
nQOOMTina  totg  inoxgnaTg  zu  beziehen,  und  G.  Hermann  äus- 
te  IQ  der  Jen.  lit  zeitung  1843,  pg.  600,  die  fraglichen  Stürm- 
ern seien  ebenfalls  treppenförmig  gewesen  und  daher  als  un- 
ikdscb  verworfen  worden.  Diese  lange  als  richtig  angenom- 
ne  Erklärung  zweifelt  Wieseler  wohl  mit  recht  an  und  stellt 
ansieht  auf,  Athenäus  vergleiche  leitem,  welche  von  den  schau- 
Biem  vorkommenden  falls  an  die  bübnenhinterwand  angesetzt 
rdeo  seien ,  da  dann  die  6.  (vgl.  oben  pg.  315  ff.)  bedeutung 
I  Mi^ctnjnar  statt  haben  würde.  Ausserdem  macht  er  auf  die 
enbilder  in  Denkm.  d.  bühnenw.  IX,  12  und  13,  wo  diese  leiter 
kommt,  und  auf  die  xidgov  naXaiä  xXTfia^  bei  Eur.  Phoen.  100 
■erksam.  Wenn  aber  auch  die  Unterredung  zwischen  Dikaeo- 
is  und  Enripides  bei  Aristopb.  Acharn.  394  ff,  angezogen  wird, 
kann  ich  allerdings  zugeben,  dass  Dikaeopolis  sich  einer  vom 
C6Q  gescboss  auf  die  Strasse  führenden  leiter  bedient  habe,  um 
gaben  des  Euripides  zu  empfangen,  mich  aber  keineswegs  mit 
perhorrescierung  des  ekkjklems  in  dieser  stelle  einverstanden 
lären.  Wieseler  stützt  sich  auf  xXiU  Jtrjxrä  dwfAaTWV  (v.  479) 
.  behauptet:  Scüket  iUud  ixxvxXiTff&a$ ,  quod  v.  409  indicatury 
^brsf,  ntMl  aliud  quam  fores,  quae  erant  in  coenacuHo,  apertae 
I.  Ist  auch  Nubb.  184  mit  dem  verf.  gewiss  nicht  an  ein  ek- 
Llema  zu  denken,  so  würde  man  doch  in  den  Acbarnern  durchaus 
bt  verstehen,  wie  der  dichter  das  verbum  IxxvxXitv  ohne  einen 
^rechenden  Vorgang  anwenden  konnte.  Wir  müssen  vielmehr 
Amen,  dass  das  ekkjklema  in  diesem  falle  auch  im  obern  stock- 
rk  vorkomme,  was  gewiss  möglich  gewesen  sein  wird,  zumal 
m  das  obere  gescboss,  um  dem  „herausgedrehten^*  dichter  platz 
lassen,  gegen  das  untere  etwas  zurücktrat.  Wie  ich  mir  das 
GAren  im  allgemeinen  denke,  habe  ich  Phil.  23,  p.  331  auseinan- 
gesetzt  und  dort  gezeigt,  dass  das  xXtls  Trrjxjd  iwfAdrwv  dabei 
I  volles  recht  behält.  Wecklein  nro.  2,  p.  451  hebt  richtig 
vor,  dass  wir  hier  und  Thesm.  95  eine  parodie  des  ekkjkicma's 
erkennen  haben,  wie  Pac.  174  eine  solche  des  ulüiQrjfAa»  — 
ecklein  spricht  dort  auch  über  die  theatermascbinen  xqddfj,  l^cJ- 
a,  CiQOfiiayf  fjfAKngoftoPj  i^fuxvxXtov;  ich  glaube  aber  nicht, 
i  wir  über  diese  dinge  je  zu  sicheren  resultaten  gelangen  wer-« 

liilok^ns.    XXXV.  bd.    2.  22 


its  Jihrcikriclte 

den).    Zw  fchloM  der  abhandlang  bringt  dur  ver£  aadb  mmtm^F 
jectnr   za  Poll.  IV,  128:    to  iäip   IntfUfiM»  Isi  {vlw  «f^ 
ßii&QOVj    indem  er  statt  v^^k,    welches  «Herdiags  dsige  mM»- 
rigkeit  macht,  mich  aber  keioeswegs  za  der  eben  entwiekekna  m^ 
sieht    veranlasst    hat,    unter    berufiing  auf  die  glonae  des  Hesfdk 
vy>iXxiTtu,  nQoiQimuu  —  igttXxroy  schreibt,    so  dasa  der  ainn  dv 
stelle   wäre:    eccydema    est   in  Ugnit  frotracta  vd  prspnlsa  httk\ 
Die  Sache    ist   zweifelhaft;    schon  im  Tliesannis  s.  w.  i^htm  «i  j 
in  Schmidt's  kleinerer  ausgäbe  des  Hesjcb.   wird   YeraindMt ,   dM  •■ 
v^Xxita^  für  i^huta^  verschrieben  sei.     Zum  scfaloas  bemerke  id^ ' 
dass  der  verf.  zwar  vollkommen  recht  zu  haben  scheint,   wenn  m- 
die  bemerkung  des  Atheoäus  nicht  auf  die,    die    verbindang  ifi» 
sehen  lugeion  und  orchestra  herstellende ,    treppe  besiebt ,   dam  • 
aber    bei    dem   geringen   uns  zu  geböte  stebmiden  material  sc^w 
sein   wird,    über    die  art   der  fraglichen  leitem  lu  einem  sichMi 
resultate  zu  gelangen. 

Die  unter  nro.  6  und  7  verzeichneten  abhandinngen  besetf 
tigen  sich  mit  den  tesseren  aus  elfenbein  und  knocken^  von  dmm 
eine  nicht  eben  grosse  zahl  erhalten  ist.  Ks  sind  dies  kleine  iureii* 
förmige  Scheiben,  welche  meist  auf  der  einen  seite  bildliebe  Um- 
stellungen, auf  der  andern  namen  und  zahlen  oder  blosse  laym 
tragen.  Lange  zeit  war  man  über  die  bedeatung  dersetbea  im  «• 
klaren,  bis  fast  zu  gleicher  zeit  und  unabhängig  von  einander  Wi^ 
seier  und  Henzen  hinsichtlich  einer  classe  dieser  andosglien  ik 
ohne  zweifei  richtige  erklärung  aufstellten,  dass  sie  ab  tbealih 
billets  anzusehen  seien,  da  denn  die  bildlichen  darstellungen  and  i» 
namen  den  cuneus,  an  dem  sie  als  inschriften  und  bermea  ükt 
husten  angebracht  gewesen,  und  die  zahl  die  sitzreibe  des 
bezeichne.  Beide  gelehrte  stützten  sich  dabei  wesentlich  anf  i 
im  theater  von  Sjrakus  existierende  keilinschriften,  a.  b.  BjtSl" 
A122A2  NHPHUoSs  BA2IAISSA2  OIAISTlJoS,  JU 
oAYMnioY,  fjQAKXEOS  xPATEgoOPoNog ,  und  die  stelle  W 
Tacitus  Ann.  II,  83:  Equester  ordo  cuneum  GermniNci  ajijwikitf, 
qui  luniorwn  dicdfatur  (vgl.  Wieseler  Theatergeb.  p.  28).  Vm 
aber  sind  bei  weitem  nicht  alle  erhaltenen  tesseren  auf  das  theslv 
zu  beziehen,  und  wir  müssen  es  dem  Verfasser  dank  wissen,  di0 
er  uns  aus  dem  reichen  schätze  seiner  belesenheit  und  denkmilfl^ 
künde  weit  mehr  bietet,  als  der  titel  verspricht,  indem  er  until 
berücksichtigung  des  von  andern  gelehrten  geleisteten  (Gerhai' 
Bulletino  1830,  pg.  265;  Garucci  J  piombi  ant.  raccolti  dall'  cm 
Princ.  il  Card.  Lodov.  Altieri  Rom.  1847;  Henzen  Annali  XX 
p.  273  ff.,  XXIi,  p.  357,  taf.  M;  Lill,  p.  120.  Mon.  ined.  ? 
taf.  21,  4.  Franz  C.  J.  Gr.  IV,  1,  p.  273  ff.  n.  a.  m.)  ober  eim 
verhältnissmässig  grosse  anzahl  von  tesseren  aller  classeo,  danute 
nicht  wenige  hier  zum   ersten   male   besprochene   exemplar«,    tim 


JhlMAeridfe.  889 

pbt  ami  dieselbe  nit   einem   aiuserordentlich    lehireicben 
b^leitet. 

Ehe  ich  jedoch  auf  die  mittheilung  der  resultate  dieser  eben 
m  tief  eindringenden  als  interessanten  Untersuchungen  eingehe,  be- 
■trikc  ich,  dasB  wir  uns  hier  auf  einem  gebiete  bewegen,  welches 
4Hdich  seigtj  wie  trümmerhaft  unsere  Überlieferung  über  manche 
des  antUten  lebens  ist  und  dass  wir  daher  in  yielen  fällen 
yermuthungen  über  den  zweck  der  einzelnen  exemplare 
können,  nicht  selten  uns  auch  mit  einem  tum  liqtiet 
kqpriigen  müssen.  Namentlich  ist  es  oft  schwierig  die  beziehung 
der  lahlseichea  zu  ermitteln,  auf  welche  ich  ein  grösseres  gewicht 
kge,  ab  der  Verfasser,  der  mitunter  ihre  bedeutung  ignoriert 
Bm  diese  Zahlzeichen  —  deren  meist  doppelte  setzung  in  römi- 
scher und  griechischer  form  nicht  auffallen  kann,  wenn  man  be- 
dmkt,  dass  die  tesseren  zum  grossen  theile  aus  Unteritolien  stemmen 
nd  dass  dort  auch  in  römischer  zeit  noch  g^echische  tragödien 
i^jfefihrt  wurden  —  hier  grade  ein  charakteristisches  merkmal 
Udea^  mögen  sie  ab  ordinalien,  wie  bei  den  theatermarken,  oder 
9h  cardinalien,  wie  bei  den  miBSvUa,  aufzufassen  sein,  scheint  mir 
m  übersehen  werden  zu  dürfen.  Ich  stimme  daher  in  manchen 
drntangen  nicht  mit  dem  yerfasser  überein.  Auch  weiche  ich  von 
diaselben  in  der  reihenfolge  der  besprechung  ab.  Wieseler  hat 
ttt  dem  vollsten  rechte,  um  ganz  objectiv  zu  werke  zu  geben,  ein 
Uiglieh  von  der  äusseren  erscheinung  hergenommenes  system  be- 
Mgt,  indem  er  I,  tesseren  mit  bildern,  namen  und  zahlen,  II,  tes- 
IM  mit  bildem  und  blossen  Zahlzeichen  und  III,  tesseren  mit 
Usssen  Ornamenten  und  Zahlzeichen  oder  ohne  Ornamente,  aber 
■it  ahkeichen  unterscheidet,  und  in  den  beiden  ersten  classen 
steh  eine  reihe  von  unterabtheilungen  macht;  fur  die  nachstehende 
Amicht  schien  es  mir  jedoch  sich  zu  empfehlen,  von  dem  muth- 
■smlichen  gebrauch  der  tesseren  auszugehen  und  die  einzelnen  ex- 
■iplare  nach  den  resultoten  der  forschung  zu  gruppieren.  Ich 
kbe  daher  die  sämmtlichen  von  Wieseler  erwähnten  tesseren  mit 
liMr  lanfenden  nnmmer  bezeichnet,  und  lasse  hier  zur  leichteren 
«intierang  in  den  abhandlungen  die  nachweisung  folgen,  auf  wel- 
chr  Seite  sich  dieselben  beim  Verfasser  besprochen  finden.  Iste 
ikhandlung,  uro.  1 — 5a  ==  pg.  6;  uro.  5b — 10  =  pg.  7; 
in.  11—12  =  pg.  85  uro.  13—16  ==  pg.  9;  nro.  17—20  = 
R.  10;  nro.  21—25  =  pg.  11;  nro.  26  =  pg.  12;  nro.  27— 
»SS  pg.  13;  nro.  30  —  32  =  pg.  14;  nro.  33  =  pg.  15; 
««.  34—36  =s  pg.  16;  nro.  37  —  41  =  pg.  17.  2te  ab- 
htadUng,  nro.  42  =  pg.  3;  nro.  43—45  =  pg.  4;  nro.  46 
^  pg.  5;  nro.  47 — 51  =  pg.  6;  nro.  52—59  =  pg.  7;  nro. 
••--70  =  pg.  8;  nro.  71—76  =  pg.  9;  nro.  77—88  =  pg. 
»;  nro.  89—99  =  pg.  11;   nro.  100—106  =   pg.  12;    nro. 

22* 


»a:  JaliraberifMe: 

107—111  s  pg.  13;   nro.  112—117  =s  pg.  14  and  IS; 
118—120  =  pg.  16. 

Wenden  wir  uns  dud  zu  dem  eiDzeben  uod  zwar  suDidHl 
deDJenigen  tessereD,  welche  unzweifelhaft  theatraliscbem  gebrai 
g^ieot  haben  y  so  bietet  uns  die  erste  g^uppe  exemplare  mit  g 
terbildern  auf  den  avers;  und  zwar  zeigen  nro.  1)  Agal 
dämon;  2)  die  Dioskuren;  3)  Apollo;  4)  Kastor;  5)  Ares  (< 
exemplare);  6)  Helios;  7)  Athene;  8)  Hera;  10)  zwei  Mos 
11)  Erato;  12)  Eos.  Der  reyers  trägt  überall  die  entsprechen 
namen  im  nominativ,  die  römische  zahl  über  demselben,  die  g 
chische  darunter.  Die  höchste  zahl  ist  12.  Zu  besonderen 
merkungen  geben  folgende  nummern  veranlassung:  bei  7)  heisst 
römische  zahl  Vlll ,  unter  der  inschrift  A&HNA  steht  abei 
und  darunter  Z.  Henzen  vermutbet,  dies  sei  geschehen,  um 
siebenten  platz  auf  der  achten  stufe  zu  bezeichnen ;  indessen  wi 
dabei  doch  der  mangel  einer  zweiten  römischen  Ziffer  aoffal 
Wieseler  fasst  das  H  als  zu  dem  namen  gehörig,  welchen  er  i 
A@HNj4(i)H  liest;  da  diese  form  hier  bedenklich  ist ,  so  gli 
ich,  dass  Z  die  ursprüngliche,  aber  falsche  zahl  gewesen,  und  sp 
die  richtige  darüber  gesetzt  ist.  In  ähnlicher  weise  zeigt  10  o 
halb  der  inschrift  MOYCAl  die  zahl  VI,  unterhalb  derselben 
und  darunter  c*  Hier  beziehe  ich  mit  Wieseler  das  0  zum  nai 
so  dass  die  inschrift,  obwohl  auf  dem  avers  nur  zwei  dai^pe« 
sind,  „die  neun  musen^'  lautete.  Endlich  ist  zu  nro.  12  hervoi 
heben,  dass  sich  zwischen  den  buchstaben  E  und  üt)  ein  viellc 
als  Y  zu  deutendes  zeichen  findet;  daher  liest  Wieseler  EY 
(Franz  EPÜOS).  Obwohl  die  ntiq  lakonisch  ußviq  und  leab 
aviog  (Ahrens  Diall.  H,  49;  1,  56)  heisst,  so  zweifle  ich  doch 
fiir  die  muthmassliche  entstehungszeit  der  tessera  auffallenden  t 
wegen  an  dieser  deutung;  möglicherweise  ist  das  fragliche  zek 
zufällig  entstanden  und  die  lücke  ist  durch  den  auf  allen  t&m 
befindlichen  punkt  verursacht  Hieher  gehört  endlich  noch  9, 
den  namen  im  dativ  zeigt:  KOPHI  mit  XV  und  IE.  An 
weihgeschenk  ist  desshalb  wohl  nicht  zu  denken.  Die  zw 
gruppe  theatralischer  tesseren  umfasst  exemplare ,  deren  re 
namen  von  menschen  zeigt  Der  avers  hat  bei  folget 
männliche  bartlose  köpfe:  nro.  13)  AXAIC  fur  ^Axonoq^  wie 
FAIC  für  rdioq;  17)  JlAlVPACy  wobei  zu  bemerken  ist,  < 
das  original  in  der  Kestnerschen  saiamlung  den  namen  Yolktäi 
zeigt,  nicht,  wie  Wieseler  annimmt,  nur  bis  auf  die  beiden  let 
buchstabeu;  20)  NAIC,  wo  in  der  mitte  wegen  durdilöclier 
der  tessera  etwas  zu  fehlen  scheint,  also  etwa  NAIBIC  für  I 
vius;  Wieseler  glaubt  wegen  der  kräftigen  bildung  des  halsei 
einen  athleten  denken  zu  sollen.  Bärtig  sind  folgende  köpfe 
BAXYAOC,  16)  JAMAC;  18)  (Kt^)C[0wN;  19)  AHN. 
für    Ai]VMog;    22)   ein    unheilbar   verstümmelter  j    im  gfenitiv 


Jahraberichte.  Sit 

mti»  name  <COT€.  Die  letsten  drei  köpfe  sind  durch  eine  binde 
■  tolebe  yon  siegern  in  einem  kampfspiele  charakterisiert.  Von 
\)  TPY0WN  ist  eine  beschreibung  des  kopfes  nicht  gegeben. 
¥eiUieb  sind  folgende  köpfe:  23)  EI^($ccay,  2A)  XEAUOJVH; 
l&)  OIMH  (Minerrini:  CIMH ,  Franz  OPMH).  Ueber  keine 
iiinr  peraonen ,  von  denen  es  übrigens  glaubhaft  ist ,  dass  sie  su 
Im  dieater  in  irgend  einer  beziehung  gestanden  haben,  lasst  sich 
etwas  sicheres  angeben.  Die  höchste  ziffer,  welche  in  dieser  classe 
foriioiimt,  ist  15 ;  die  Zahlzeichen  sind  doppelt 

In  der  folgenden  gmppe  befinden  sich  auf  dem  avers  mehr 
•fo  weniger  deutlich  erkennbare  darstellungen  von  baulichkeiten; 
isf  dan  revers  namen  von  personen  sowie  römische  und  grie- 
eliidie  Zahlzeichen.  Nro.  27^  28  und  28a  zeigen  nach  Wieseler 
nse  bohnendecoration  und  den  namen  AWXYylOYy  wonach  der 
betreffende  enneus  durch  eine  statue  oder  huste  des  grossen  dich- 
tn  ausgezeichnet  war.  Nro.  29  und  30  haben  auf  dem  revers 
n  fcrschiedener  weise  verschrieben  den  namen  EYPYAOXOY 
mk  die  sahkeichen  fiir  II.  Da  nun  der  avers  des  letzteren  ex- 
Mplara  einen  theil  eines  amphitheaters  zeigt  —  woran  Wieseler 
mIcss  Boch  zweifelt  — y  so  ist  es  wahrscheinlich,  dass  auch  die 
cbwer  erkennbare  Zeichnung  auf  nro.  29  dasselbe  bedeutet;  Wie- 
der jedoch  nimmt  dies  auf  das  entschiedenste  in  abrede.  Die 
lebe  bleibt  daher  dunkel. 

Nro.  41  nnd  42  sind  zwei  besonders  interessante  exemplare. 
b  erstere  (cfr.  Wieseler  Theatergeb.  lY,  15),  in  der  nähe  von 
iemlaneum  oder  Pompeji  gefunden,  zeigt  auf  dem  avers  halb- 
rdsfömige  Sitzreihen  mit  einem  thurme;  das  letztere  einen  vier- 
skigmi  thurm  mit  mauern  und  davor  einen  mit  platten  belegten 
lilz;  auf  dem  revers  haben  beide  das  wort  HMIKYKAIA  und 
e  nhlzeichen  für  XI.  Benzen  bezieht  die  inschrift  auf  den  obern 
Bgang  in  theater,  der  nicht  in  keile  getheilt  war  und  denkt  hei 
m  plural  an  dort  aufgestellte  holzbänke,  während  Wieseler 
qenig^  halbkreisförmigen  sitzstufen,  welche  sich  in  den  beiden 
leatem  von  Pompeji  unterhalb  der  cunei  unmittelbar  an  der  or- 
iistra  befinden  und  nicht  in  keile  getheilt  waren,  ins  äuge  fasst 
fie  zahl  gingfe  dann  auf  den  platz,  der  thurm  auf  eine  bühnende- 
Mration.  Vielleicht  ist  aber  die  ebenfalls  von  Wieseler  ausgespro- 
keae  vermuthung,  dass  man  an  ein  amphitheater  zu  denken  habe. 
Hinziehen.  Die  Verschiedenheit  der  darstellung  auf  nro.  42  würde 
iiiiditlich  der  deutnng  einen  unterschied  nicht  bedingend 

Bine  andere  classe  hat  auf  dem  revers  keine  namen,  wohl 
hr  die  doppelten  Zahlzeichen,  auf  dem  avers  einen  köpf  oder  eine 
■pr.  So  zeigen  nro.  48  die  Roma  oder  Minerva,  uro.  52,  53, 
^y  55  '^   weibliche   köpfe  mit  einigen  hier  unwesentlichen  attri- 

22)  Zo  nro.  55  ist  zu  bemerken,  dass  Wieseler  die  nicht  za  em« 


342  JahrailMridt«. 

buten;  nro.  49,  50,  51  maiinlicbe  köpfe,  die  lerbrocheoe  nm  fif 
einen  theil  eines  gesiebtes;  ferner  nro.  47  einen  scbrriteBden Amt 
mit  der  cither;  endlicb  nro.  111  eine  komiscbe  maske  (auf  d« 
revers  steht  die  griechische  zahl  über  der  römischen ,  was  hier  al- 
lein vorkommt).  Ich  sehe  nicht  recht,  warum  Wieseler  seine,  Th» 
tergeb.  p.  40  zu  IV,  18  geäusserte,  meinung,  dass  sieh  an  cimb 
cuneus  des  theaters  dieselbe  maske  befunden  habe,  aufgegeben  kl 
nnd  jetzt  die  maske  für  ein  amulet  hält  Dagegen  schdnea  air 
entschieden  die  zahlen  zu  sprechen.  —  Die  höchste  lahl,  weMi 
in  dieser  classe  erscheint,  ist  wieder  XV. 

An  diese  unzweifelhaft  auf  das  theater  so  beziehenden  ttf- 
seren  scbliessen  wir  solche,  welche  für  anderweitige  spiele  ge- 
golten zu  haben  scheinen.  Zunächst  gehören  hieher  nro.  44,  45, 
46,  welche  auf  dem  avers  in  einem  kränze  die  inschrifiten  iJais- 
^ifva^a  (verschrieben)  bezw.  Uv&ia  und  Ntgoivia  tragen.  An 
dem  revers  haben  44  und  45  doppelte  Zahlzeichen,  während  bei  M 
über  das  allerdings  wahrscheinliche  Vorhandensein  von  zahlen  nidif 
bekannt  ist  Dass  die  panathenäen  und  pjthien  auch  an  andern  ortcf 
als  Athen  und  Delphi  gefeiert  wurden,  zeigt  Krause  in  Paulj  R.  C 
V,  11 10  und  VI,  336  ff.,  auch  dess.  Hellen.  11,  2,  p.  53  flg.  Ueber  di 
Neroneen  vgl.  Tac.  Annal.  14,  20.  Suet.  Nero  12.  Die  von  den  vo 
rigen  verschiedene  nro.  43  trägt  auf  dem  avers  nor  eineo  kraa 
mit  bändern,  auf  dem  revers  zwischen  den  zablseieben  die  inschrii 
'OAvvTTHx.  Auch  dieses  fest  wurde  an  sehr  verschiedenen  ortea 
auch  zu  Neapel,  gefeiert;  s.  Krause  a.  o.  V,  914«  Die  bochst 
hier  erscheinende  zahl  ist  XV.  Wieseler  meint  nun,  die  teaser« 
gingen  auf  errungene  siege,  ohne  hinzuzufügen,  ob  dann  die  »ffen 
die  zahl  derselben  andeuten  sollen.  Wenn  nun  auch  die  Inschrift 
""EXivCihta  iv  ""A&nva^g  y'  (<^-  '•  ^^^  ^^^^)  <^«^  ^^^^  dreifacha 
sieg  gebt,  so  wäre  doch  ein  funfzehnfacher  recht  auffallend 
Warum  soll  die  zahl  nicht  ebenfalls  die  sitzstufe  bedeuten  nnd  i 
den  kränzen  eine  andeutung  der  spiele  zu  erkennen  sein? 

An  nro.  43  schliesst  sich  passend  nro.  31.  Avers  theil  da« 
gebäudes;  revers  zwischen  den  beiden  zeichen  für  VII  die  ver 
stümmelte  Inschrift  ....  EYCIN ,  über  deren  ergänzung  «fi< 
ansichten  auseinander  gehen.  Wieseler  will  JSmviffrog  (genitiv 
lesen  und  scheint  die  marke  auf  den  cuneus  eines  theaters  zn  he 
ziehen ;  die  von  Henzen  vorgeschlagene  lesung  ^Ekivchta  web 
er  ab,  weil  die  auf  spiele  bezüglichen  tesseren  einen  kränz  zeigten 
Henzeu's  deutung  ist  nun  einerseits  sehr  wahrscheinlich,  andrenett 
ist  aber  auch  der  gegengrund  Wieseler's  recht  plausibel,  wenn 
gleich  nicht  verkannt  werden  darf,  dass  wir  bei  der  geringen  an 
zahl  der  hieher  gehörigen  tesseren  keineswegs  mit  Sicherheit ' 


ander  passenden  zahlen  VI  und  Z  angiebt,   das  zwar  verstfimmeli 
original  aber  deutlich  die  ziffer  Yü  erkennen  l&sst. 


JUirabericbte.  343 

•He  «of  ipide  beiligliebeii  markeo  darcb  einen  krans  ausge- 
waren.  Die  eotacbeidung  ist  «cbwer.  Daas  iilirigeoa  die 
aoeh  ia  Ron  und  PoteoK  gefeiert  warden,  darüber  vrgL 
MiBien  Heortok^e  p.  264  f.  Suet.  Claud.  25.  Mit  grosser 
vAncbeiBlicbkeit  indesseo  werden  nro.  34  und  35,  avers  ein 
•Mj^linR  i0$nuf^m^  revers  AjiCOC  bezw.  .  NCOC  zwischen  den 
ofcni  fiir  111  anf  spiele  bezogen,  wenngleicb  unklar  bleibt,  auf 
wdcbe.  Endlich  vermnthet  Wieseler  sär  fein  und  ansprechend, 
km  aro.  32,  avers  eichenkranz  (nicht  lorbeerkranz ,  wie  Henzen 
will)  Mit  bandem ,  revers  ^En(Saq)ftg  zwischen  den  Ziffern  fiir  X, 
Hf  den  capitolinischen  agon  (s.  Juven.  VI,  387,  Snet.  Dom.  4) 
gikt,  in  welchem  fipidaphnis  gesi^  habe;  jedoch  bleibt  unklar, 
WM  dts  Zahlzeichen  bedeuten  sollen. 

Hiemit  ist  die  reihe  der  mit  Sicherheit  auf  das  theater  oder 
ifide  zu  deutenden  tesseren  abgeschlossen,  und  es  beginnt  ein  ge- 
KtC,  anf  dem  es  leider  nur  zu  leicht  ist  zu  irren.  So  ist  es 
Mbit  bei  der  ersten  bieher  gehörigen  gruppe  nur  gestattet,    ver- 

(Mtkaagen  auszusprechen.  Nro.  36,  37,  38,  39  und  40  zeigen 
nf  dem  revers  zwischen  Zahlzeichen  appellativen  für  den  begriff 
»ttti«;  so  39  und  40  DYyiH ,  38  .  .  .  WN^  zu  ergänzen  zu 
BYAÜON,  36  und  37  JITEPA,  über  dessen  bedeutong  Wieseler 
RJiwaakt,  das  aber  nach  Schol.  Eurip.  Phoen.  114  =  alXok  di 
Ipßehi  yaiTf  toi^  Ma&itag^  lä  vvv  xaXovfäiva  ntigd,  ämg 
W  t^  MoraiOtiVff  toulSi*  ^vqav  xaxacxivdicavtiq  XiStpf  xaiä  t< 
pSfnq  »al  nkätog  r^  uvXu  rov  tifxovg  l^of^tp  uirlig  jra^a  n/- 
Tslb  na9rßjAckv,  fig  oXoxahcov  t^v  9vQav  vofi(^9ak.  zavrrip 
Uvm  icrSinv  ovx  idgafavj  äXX'  (S<rmg  xQifAafji4pfiy,  rwv  3i  tiv- 
Ur  glitofiivoiP  xa&difap  avta&iv  i^  xixoXxtafüvriy  dvQav  xrX. 
n  crklüren  sein  dürfte.  Ueber  die  darstelinng  auf  dem  avers  von 
ini.  40  ist  leider  nichts  bekannt,  indessen  wäre  es  auffallend, 
wenn  dieselbe  nicht  wie  die  übrigen  exemplare  mauerwerk,  thürme 
«rf  there  zeigte.  Auf  nro.  37  erscheint  ausserdem  noch  fin  last- 
tlier.  An  die  darstelinng  von  stadtthoren  möchte  ich  nun  nicht 
Ulcu,  weil  sich  in  diesem  falle  die  zahlen  schwer  erklären 
fanen,  sondern  dass  es  sich  um  thore  von  getraidemagaziuen  han- 
Ut,  wo  denn  die  zahlen  die  nummer  der  thnr  andeuten,  an  wel- 
ckea  anf  diese  tesseren  hin  das  getraide  ausgetheilt  wurde.  Frei- 
fidb  erscheinen  zahlen  wie  XllI,  XII  und  IX  in  diesem  sinne 
gttommen  etwas  hoch.  Vielleicht  gehören  bieher  auch  nro.  110, 
iVtti  ein  unbestimmbares  gebäude,  nach  Wieseler  sicherlich  kein 
Leiter,  revers  XIII  und  /T,  und  uro.  120,  avers:  unter  der  zahl 
Bl  ein  thurmähnliches  gebäude  mit  einem  bogenthore,  die  grie- 
cUttlie  Ziffer  fehlt;  revers  ohne  darstellung. 

Eine  nicht  geringe  anzahl  der  erhaltenen  tesseren  scheint  ihre 
tAttrung  aus  der  sitte  der  sartea  convivaUs  und  der  sparsionen 
^  theater  zu  finden,   ohne  dass  sie  sich  indessett  immef  eWet  ^\«- 


344  Jahrebbericbte; 

ser  Classen  mit  bestimmtheit  zaweisen  liessen.  Bi  warde  otte  M 
den  gastmäblern  in  verscbiedener  weise  eine  art  von  lotterie  m 
veranstalten,  bei  der  die  tiscbgenossen  ein  loos  Bogea,  aaf  weM« 
das  ibnen  zufallende  mitunter  sehr  bedeutende  gesebenk  yenekkut 
war.  Lamprid.  Elagab.  22  erzäblt:  SorUs  Mm  coiwivalet  wrifki 
in  cocUearibiuf  hahuit,  ut  alius  eshiherei  (exiret  Salm.)  dec«m  «- 
melos,  alius  decern  muscasy  alius  deoem  Uhras  atcri>  alius  deem 
plAimhiy  alius  decern  struthiones,  alius  decern  ova  piiUuicr,  «I  vtm 
sories  esseni  et  fata  tentarentur  ^^).  Bei  spielen  wurden  yon  den 
Veranstalter  tesseren  ausgeworfen,  auf  denen  in  gleicher  weise  ve^ 
zeichnet  war,  was  dem  empfänger  zukam.  Diese  von  den  Latei* 
nern  tesserae  genannten  marken  werden  in  griecbiacben  qneUa 
zum  theil  evfißoXuy  zum  theil  (fg>a$QCa  genannt,  woraus  indeaci 
wohl  kaum  zu  scbliessen  ist,  dass  das  letztere  wort  stets  eine  kn- 
gelförmige  marke  bezeichnet,  zumal  Sueton  tessera  gebraocbt,  wfl 
Dio  ffg>aiQ(a  bat.  Vgl.  über  Agrippa  Dio  Cass.  49,  43,  4 
»al  riXog  CvfißoXä  ti  nva  ig  r6  d-iaiQOv  nata  »oqv^^  i^ 
Q^tpi,  Jfp  (Aiv  agyvQiov  tm  di  ia&^ra  tt^  de  SXko  xh  fif^rsa 
über  Caligula  ibid.  59,  9,  6:  oxi,  dl  yvfjtvixov  xi  xwa  aym 
notrtCag  avfjißoXa  dklQQttpt  xal  l^  avxwv  nXsTcxa  xoTq  äQmi6a(ii 
avxd  dUdcüKB,  x0  fih  qtavXip  Ixagiaaxo  xxX, ;  über  Nero  Suet  11 
SfMrsa  et  papulo  missiUa  omnium  rerum  per  omnes  dies:  singA 
quotidie  miUa  avium  cuiusque  generis,  multiples  penus,  tessen 
frumentariae,  vestis,  aurumy  argentum,  gemmae,  margaritae,  lobuki 
pictae,  mancipia,  iumenta,  atque  etiam  mansuetae  ferae;  novisti« 
naves,  insulae,  agri,  Dio  t)l,  18,  1:  ndvxa  füw  yag  xa  sxoXsn 
Xitnaxa  a  av^qianoh  ia&tovCt,  ndvxa  ds  xal  xä  aXXa  xa  xtpud 
xaxa,  tinxovg  ävdgdnoda  J^tvytj,  jif^vcr/ov  agyvQ$ov,  ic&ffia  n» 
xCXriv  Idtdov  diä  cvfißoXütv*  a^mqkt  yotq  fuxQa  ytygafAf^iva  i 
ixtttna  avjwv  Mxovia  ig  xiv  SfitXoy  iqQlnuh  nai  idtdoxo  o  xk  ti 
J^'  ixitv(üv  TJgnactv.  Vgl.  ferner  über  Titus  ibid.  66 ,  25 ,  5 
über  Domitian  ibid.  67,  4,  A,  und  Suet.  4;  über  Hadrian  Die  61 
8,  2.     Femer  Martial  VIII,  78,  7  ff.: 

Nunc  veniunt  subitis  lasciva  nomismata  nimbis, 
nunc  dat  spectatas  tessera  larga  feras, 
und  endlich  die  auf  die  oben  citierte  stelle  aus  der  vita  des  Bl 
gabal  folgenden  worte:  quod  quidem  et  ludis  suis  exhibuit,  quu 
et  ursos  decern  et  decern  grillos  et  ,decem  lactucas  et  deoem  a« 
Uhras  in  sorte  hahuit.  Auf  diese  gebrauche  nun  bezieben  sieb  v* 
unsern  tesseren  nro.  71,  avers  meerkrebs,  revers  V  (rectioa  1 
und  <;    72,   avers   base  oder   kaninchen,    revers  VII  und  Z;    1 

23)  Etwas  anders  ist ,  was  Sueton  75  von  Augustas  berichi 
SoUbat  et  inaequalissitnarum  rerum  sortes  et  aversarum  iabukm 
picturas  in  convivio  venditare  incertoque  easu  spem  mercantmm  vel  fi 
Btrari  vel  explere:  ita  ut  per  singulos  lectos  lieitaUo  ßeret  et  seu  iaeh 
»eu  lucrum  eommunicaretur. 


Jabresberichte.  845 

•Nn  fiegender  widder,  revera  HI  and  F;  74,  avers  kofif  eines 
ihn  (ralleicht  eine  keule  daneben) ,  revera  XIII  und  /r;  75, 
im  iwei  taabea  oder  enten.  Revera  II  und  B;  76,  aven  ein 
Udner  vogel ,  revera  XV ,  IE.  Wenn  der  verf.  der  ansieht  ist, 
im  diese  exemplare  auch  auf  weihgeschenke  gehen  könnten,  so 
■odite  ich  das  der  xahlen  wegen  bezweifeln,  welche  bei  diesen, 
n  Tortrefflich  zn  den  schriftlichen  Zeugnissen  stimmenden,  tesseren 
dm  mass  des  zu  erwartenden  geschenkes  bezeichnen.  Sodann  ge- 
Uren  hieber  nro.  77,  avere  fliege  oder  biene,  revera  X  ohne  grie- 
dutche  Ziffer;  78,  avera  widderkopf,  revera  XIII;  79,  avera  hase, 
Kfcrs  Villi;  80,  avera  frosch,  revers  111;  81,  avera  polrp  oder 
do  ähnliches  thier,  revera  XI 111  und  FJ;  82,  avera  eberkopf,  re- 
TcnXV;  83,  avera  fisch,  revera  XI  und  iji.  Vielleicht  sind 
Uff  SBzoschliessen  anter  nro.  88  mehrere  exemplare,  die  auf  dem 
iven  bilder  von  tbieren,  z.  b.  von  zwei  fischen,  zeigen,  deren 
men  aber  leer  ist;  und  nro.  107,  108  und  109,  auf  deren  avera 
jetet  unbestimmbare  dinge  encheinen,  während  der  revers  die  zahl- 
iddmi  V  und  E,  bezw.  VI  und  <  sowie  XI  und  lA  trägt.  Per^ 
Iff  existiert  im  berliner  antiquarium  (nro.  2590)  eine  kleine  He- 
pnk  Maos  mit  der  zahl  V  and  ein  kleiner  liegender  bund  (2564), 
Mf  dem  aber  von  einer  zahl  keine  spur  zu  entdecken  ist. 

Dan  sieb  unter  den  vom  Veranstalter  der  schau-  und  son- 
ifipa  spiele  für  das  volk  bestimmten  geschenken  auch  esswaaren 
maden,  sagt  ausser  Dio  Cass.  61,  18  (s.  oben)  oucb  Suet.  Domit 
4:  SepUmimiiali  gacro  quidem  Senaiui  equiilque  panariisy  plehei 
i)NNlelHa  cum  cheonio  dtsirtbutis,  inituim  vescetidi  primus  feciiy 
od  dass  diese  waaren  ebenfalls  durch  tesserae  angewiesen  wurden. 
Die  66,  25,  5 :  ctpm^ta  yäq  l^vXiva  fnxgd  Sviu&ev  ig  rd  d-iatgov 
Ip^tmH  (seil.  Titus),  av/jtßoXov  ixovra  ro  fjth  idwdffiov  nvhg^ 
i  dl  Ic^l^iog.  Hierauf  scheinen  sich  zu  beziehen  nro.  99  avera 
kMcben  mit  fruchten,  revera  XVI,  h;  100,  avera  körbeben  mit 
Mchten,  revera  XV,  IE;  102,  avera  orangenzweig  mit  drei  fruchten, 
lerera  LIV,  eine  schwer  zu  deutende  aufschrift.  Möglicherweise 
in  es  die  zahl  54 ;  Wieseler  jedoch  hält  die  zeichen  für  buch- 
ileben,  dann  aber  wird  die  deutung  als  tessera  missilis  sehr  un- 
Mer.  Ich  möcbte  eine  tessera  des  berliner  antiquariums  (nro. 
U9l)  heranziehen,  welche  in  der  form  eines  kleinen  fisches  gear- 
kket  ist  und  auf  der  einen  seite  die  lateinischen  buchstaben  VIX 
Mgt ,  die  nicht  zu  erklären  sind ;  dreht  man  aber  den  fisch  um 
«rf  liest  dann  die  griechischen  buchstaben  XI A ^  so  erhält  man 
die  anweisung  auf  1000  fische.  Vielleicht  ist  auch  bei  dem 
biglielien  exemplare  die  form  der  buchstaben  der  art ,  dass  die 
Mkwierigkeit  sich  in  gleicher  weise  lösen  lässt.  Endlich  gehören 
lewiss  noch  mehrere  unter  nro.  104    zusommengefasste    exemplare 

r,  welche  in  der  form  von  fruchten  gearbeitet  und  mit  zahl- 
versdien  sind. 


346  Jabraberidite. 

Aus  Martial  ist  bekannt,  dass  anch  for  wein  anwairai 
gegeben  wurden;  dieser  dichter  spricht  zwar  nor  tob  metalh 
marken,  was  aber  wohl  die  Verwendung  von  dfenbeioemen 
knöchernen  tesseren  zu  diesem  zwecke  nicht  ausachliesst.  Vgl 
26,  1  ff.: 

Seztiliane,  bibis  quantum  subsellia  quhique 

Solus:  aqua  toties  ebrius  esse  potes. 
Nee  consessonim  vicina  nomismata  tantum, 

Aera  sed  a  cuneis  ulteriora  petis; 
und  I,  11,  1: 

Cum  data  sint  equiti  bis  quina  nomismata,  qaare 

Bis  decies  solus,  Seztiliane,  bibis? 
Vrgl.  ausserdem  die  oben  angeführte  stelle  Till,  78,  9.  Sa 
sich  hierauf  nicht  uro.  101  beziehen:  avers  unten  spitz  zakmfe 
amphora,  revers  VII,  Z,  wohingegen  Wieseler,  foils  ein  unter 
amphora  sichtbarer  gegenständ  eine  vUia  sein  sollte,  an  den  i 
in  einem  spiele  denkt;  ferner  die  unter  nro.  105  zusammei 
fiissten  tesseren  aus  verschiedenem  material  mit  amphoren  ond 
dern  gefnssen,  aber  ohne  Zahlzeichen. 

Wieseler  führt  sodann    eine   anzahl   von  tesseren   auf,    du 
avers  auf  die  jagd  bezügliche  dinge  zeigt,  während  anf  dem  re' 
nicht  überall  Zahlzeichen  vorhanden  sind.     So  nro.  89,    avers 
fender   base   und  köcher,   revers  VII;   90,  Jagdhund   ndben  ei 
bäume,  revers  XXI  (wenn  die  zahl  antik  ist);  91  (von  blei),  a 
laufender   hirsch,    der  vom  Jäger  am  geweih  gefasst  wird,    re 
IUI;    92 — 96  (von  blei),  avers  bei  allen  bild  eines   laofenden  ( 
stehenden  hirsches,  revers  leer;   97  (von  blei),  avers  oflRene  bo( 
tbür,    revers  laufender  Jagdhund;    98  (aus  bronze)  drei  ezempl 
avers  jagende  hunde  auf  einem  mit  bäumen  bepflanzten  nmoutue 
terrain,    über  den   revers  ist   nichts  bekannt.     Dass  diese  tessi 
sämmtlich  auf  venationen  gehen^  ist  wohl  nnzweifelhafit ;   aber 
niger  sicher,    ob  sie   eintritts-  oder  erinnerungsmarken  sind, 
Wieseler  will ,   oder  ob  sie  endlich  zu  beziehen  sind  auf  vorkoi 
nisse,    wie   sie    angeführt    werden   bei   lul.  Capitol.  Gordiani  i 

3:    Ex9%a%   silüa  eifi«  memotah^Usy   quae  pMa  est 

qua  pUstura  etiam  nunc  continentwr  cervi  palmaU  difceiifi  mi 
Briiannisi  equi  feH  XXX,  oves  ferae  C,  aices  X,  iawH  Gypi 
C,  struthianes  MauH  miniaii  CCC,  onagri  XXX,  apri  CL,  ü 
CCy  damae  CC.  Haec  cwtem  omnia  pofmlo  capienda  coficessti 
munerie  quod  sexium  edehat;  und  Flav.  Vopisc.  Frobus  19:  F 
tionem  in  Circo  ampUseimam  dedit,  iia  ut  papuhte  cunc^o  c 
peret.  Genus  autem  epectacvHi  fuit  tale,  Arboree  veHidae  per 
Utes  radidtus  vulsae  connexie  late  longeque  trdbi^ue  afßxae  « 
terra  deinde  euperiacta  totusque  Circus  ad  siHvae  oofitiltia  spee 
gratia  novi  viroris  effronduit.  Immissi  deinde  per  emiMr  adUue  s 
ihiones  mille,  mille  cervi,  miUe  apri^  mitte  damaSj  ihieee^  MSt  fm 


Jabraibericbte«  S47 

ien  hmhaUoa  anifitaUa,  quanta  vd  aU  pofuerunt  vd  invmM^ 
«Mini  dmnde  popular»,  rapuit  (fuiaque  quod  voluit,  Ob  die 
aUeo  «of  deo  tessereo  dann  etwa  andeuteten,  wie  viel  thiere  der 
bcntier  der  marke  nehmen  durfte,  muss  dahin  gestellt  bleiben. 

Wenn  wir  im  vorstehenden  einige  exemplare,  welche  nicht 
cm  bOd  auf  der  kreisfläche  zeigen,  sondern  gradezu  in  der  form 
anes  thieres  n.  s.  w.  gearbeitet  sind,  der  darauf  angebrachten 
nblen  wegen  m  den  mitsilia  rechneten,  da  wir  die  vom  verf. 
M^eworfoie  frage,  ob  das  vorkommen  von  zahlen  die  geltung  als 
nolet  ausschliesse ,  nach  reiflicher  erwäguug  bejahen  möchten, 
»können  wir  die  nun  folgenden  anticaglien,  welche  der  zahlen 
otbdiren  mit  dem  verf.  för  amnlete  oder  weihgeschenke  halten. 
El  hudelt  sich  um  mehrere  kleine  mause,  und  wenn  ich  diese 
lieber  für  amulete  ab  für  weihgeschenke  erkläre,  so  berufe  ich 
neb  auf  Plinius,  der  N.  H.  8,  57,  $.  221  die  maus  ein  haud 
iftnmdum  in  oatmiis  eiiam  pühUcis  animal  nennt  und  erzählt: 
ürmit  LanuvH  dipeis  argmtM  Marsicum  portendere  heUumy  Cat' 
hm  imp0rtilari  ajmd  Clusium  fa«cii#,  quihua  in  culciafu  uttbatur, 
tsMwm ;  und  J.  223 :  Cum  candidi  provenere  Utetum  faoiuni  osten* 
tnu  Nam  $aricum  occenfu  diiimi  otupicia  annaies  refertos  ha* 
hrnvf.  Taler.  Max.  I,  1,  5  sagt:  Occentm  autem  torids  audiius 
Mio  Maximo  dtctalifram,  C.  Flaminio  magiatertum  of^ium  depo^ 
mmK  oamam  prae&uif.  Hienach  kann  es  nicht  auffallen,  dass  die 
■US  ak  amulet  dient  (s.  0.  Jahn  über  den  abergl.  d.  bös.  blicks 
k  d.  alten  in  den  Vhdl.  d.  kgl.  sächs.  gea,  d.  wiss.  Lpzg.  1855, 
^  61  md  ebendas.  p.  98  die  bemerkungen  über  den  hund).  Gehen 
irir  zo  dem  einzelnen  über,  so  fasse  ich  unter  uro.  85  zwei  ex- 
»pkre  808  erz  und  silber  zusammen,  der  schwänz  des  einen  bü- 
kt einen  ring,  durch  welchen  der  foden  gezogen  wurde.  Nro.  84 
u  exemplar  aus  elfenbein  mit  der  auch  C.  luscr.  Gr.  7029  auf 
iner  maos  ans  Chalcedon  vorkommenden  inschrift  §lfil  2fiCv&€(ag; 
vo.  86,  eine  maus  aus  bronze  mit  den  werten  SACRUM  SB- 
!IIJND(ki  disl),  dieren  schwänz  ebenfalls  einen  ring  bildet.  Mög- 
ieh,  dass  dieser  inschriften  wegen  die  kleinen  figuren  lieber  als 
reihgescbenke  anzusprechen  sind.  Gern  rechnete  ich  hieher  auch 
Uu  87,  einen  halbmond  ans  knocken  mit  einem  menschlichen  profil 
1  der  mitte,  wenn  nicht  die  mir  in  ihrer  beziehung  unklar  ge- 
Kebeae  zahl  VIII  darauf  stände.  Auch  bei  der  tessera  nro.  119, 
rera  über  der  zahl  VI  der  köpf  des  Ammon ,  der  nach  Jahn 
Mersfbrter  phalerä  p.  26  vielfach  als  amulet  verwandt  wurde, 
nren  leer,  hindert  mich  die  zahl  diese  bedeutung  anzuerkennen. 

Ich  führe  nun  diejenigen  tesseren  auf,  deren  deutiing  mir 
iekl  gelungen  ist,  und  zwar  zunächst  eine  gruppe,  deren  bildliche 
mtellnng  auf  dem  avers  grosse  ähnlichkeit  mit  nro.  47 — 56 
it,  <lBMn  aber  die  zahlen  fehlen.  Nro.  60,  Amor  mit  einer 
II  der   rechten;    61,   brustbild    der  Isis^   62,   ko^i   4«c 


348  Jldiresberichte. 

Veiiug  (es  bleibt  zweifelhaft,  ob  der  reven  anprfioglidi  oliiis  «flE/ 
zeichen  war);  63 ,  weiblicher  köpf  mit  der  Stephane »  danrtea  «» 
theil  eines  scepters;  64,  weiblicher  köpf;  65,  köpf  does  allv 
mannes;  66,  köpf  eines  Jünglings;  67,  köpf  eines  kriegm  (fid- 
leicht  Mars);  68,  kopt  eines  athleten;  69,  köpf  eines  bekrimt« 
athleten.  Der  verf. ,  welcher  auf  die  darstelluogen  ein  grämum 
gewicht  legt,  als  auf  die  zahlen,  geht,  um  die  beiden  groppen  nicH 
von  einander  zu  trennen,  so  weit,  jene  erstere  gruppe  überall  nicht 
auf  theaterplätze  zu  beziehen.  Idi  meinerseits  sehe  in  den  lahki 
ein  characteristisches  merkmal,  muss  also  die  beiden  classen  cst- 
schieden  gesondert  halten,  und  gestehe  die  möglichkeit  zu,  dass  wir 
in  den  uro.  60—69  lediglich  omamente^  welche  in  einer  natirliA 
nicht  mehr  zu  bestimmenden  weise  verwandt  wurden,  so  erkeasii 
haben.  Ganz  unklar  bleibt  uro.  70,  avers  EFMIAC  ohne  bild, 
revers  leer. 

Nicht  der  mangelnden  Zahlzeichen  —  denn  wenigstens  li* 
mische  sind  auf  dem  revers  vorhanden  — ,  sondern  der  dantel- 
lungen  wegen  bleiben  unklar  uro.  57,  avers  ein  halbnackter,  n* 
bärtiger,  auf  einem  bette  liegender  mann,  revers  XI  (nach  Hem 
vielleicht  erst  später  hinzugefugt);  nro.  58,  avers  ein  bekränzter, 
etwa  als  Medusenhaupt  zu  bezeichnender  köpf  (vgl.  Gaedechc«^ 
das  Medusenhaupt  von  Blariacum,  Bonner  WinckelmannsprograMi 
1874  p.  6,  anm.  11),  revers  XII;  und  nro.  59,  avera  weiblickr 
köpf  mit  einem  theil  der  bekleideten  brüst,  revers  IIL 

Ebenso  wenig  lässt  sich  bestimmtes  sagen  ober  die  bleicnie 
tessera  nro.  103,  avers  ein  kleiner  vogel,  revers  granatapfd;  viel- 
leicht ein  weihgeschenk  für  die  Venus.  Das  ebenfalls  bMenM 
exemplar  nro.  106,  avers  eine  spitz  zulaufende  ampbora,  renn 
ein  palmzweig  zwischen  den  buchstaben  T  und  Y  bezieht  der  vcrf. 
vielleicht  mit  recht  auf  den  sieg  in  einem  spiele.  Da  sich  ead- 
lich  bei  nro.  118,  nicht  einmal  die  geg^enstände  bestinmeo  laaso^ 
mit  denen  das  auf  dem  avers  dargestellte  gefäss  gefällt  ist»  wA 
auf  dem  revers  auffallender  weise  nur  das  griechische  laUzeidiei 
A  steht,  so  bleibt  auch  diese  tessera  unklar.  v 

Den  mangel  der  römischen  zahl  theilt  mit  der  vorigen  uro.  SS, 
ein  höchst  bemerkenswertbes  exemplar,  avers  der  obere  theil  f^wm 
skelets,  revers  v^  und  •  .  .  ÜOTOC ,  ohne  zweifd  zu  BPCVTOC 
zu  ergänzen.  In  den  „Theatergeb/^  zu  IV,  14  enthält  sidi  der 
verf.  jeder  erklnrung.  jetzt  gibt  er  seine  frühere  ansieht,  nadi  der 
das  wort  dem  Zahlzeichen  entspreche,  auf  und  erkennt  darin  dnea 
eigennamen  (s.  Demosth.  Or.  32).  Mit  vollem  rechte  verwirft 
er  die  beziehung  auf  das  theater  und  denkt  an  die  noglickkeit, 
eine  deutung  aus  Petron.  34  zu  finden,  wo  die  sitte,  bei  etnem 
gastmalile  ein  skelet  auf  den  tisch  zu  setzen ,  vorkomnt  Dabei 
bleibt  aber  die  zahl  unerklärt.  Sollte  diese  tessera  sieb  nidit  ans 
dem ,   was  bei  Bekker  und  Marqu.  R.  alth.  V ,  i ,  873    fiber   die 


Mmsberidite  ^49 

g^Migt  bty  erklären  lassen?  Diese  wurden  von  ge- 
wBielaftea  bergerichtet  und  in  einzelne  sorfes  getbeilt,  welche  xu- 
lickt  durch  eine  mit  dem  namen  des  betreffenden  socius  bezeicb- 
Ute  U$9dla  markiert  wurden,  wäbrend  erst  später  der  käufer  die 
gnWItte  mit  einem  bleibenden  titulus  versah.  Jlgmog  wäre  dann 
im  name  des  «ochis,  A  die  nummer  der  sors.  Bei  einer  so  dun- 
kda  frage  möge  auch  diese  vermuthung  gestattet  sein. 

Bei  nro.  26^  avers  ein  unbestimmter  gegenständ,  revers  0^- 
NOYC  CEPAUIC  und  die  zeichen  VII  und  Z,  nimmt  der  verf. 
CEPAillC  für  den  personennamen  Stgaittaq,  0ANOYC  für  den 
•ee.  plar.  von  ipavoq  und  hält  das  ganze  für  ein  weibgeschenk, 
faNB  iDschrift  besage  Septem  lantemae  dedisse  Serapidem.  Völlig 
Mriedigt  mich  diese  so  scharfsinnige  deutung  nicht. 

Ich  habe  noch  eine  reihe  von  tesseren  zu  erwähnen  (2.  abhdlg. 
pg;  17  und  18),  welche  auf  dem  avers  lediglich  ornamentale  zeich- 
Msgfeo  tragen,  nämlich  concentrische  kreise  und  zwar  vertieft  oder 
wMm  gearbeitet,  so  dass  im  letzteren  falle  die  tessera  mit  der 
ttfrehsteo  gattung  der  phalerä  ähnlichkeit  hat.  Auf  dem  revers 
Um  sich  Zahlzeichen,  entweder  griechische  und  römische,  wo 
4bb  die  letztere  den  oberen  platz  einnimmt,  oder  —  und  das  ist 
bafiger  —  nur  römische;  einmal  finden  sich  beide  neben  ein- 
■rfsr  gestellt,  einmal  die  römische  auf  dem  avers  und  die  grie- 
düiche  auf  dem  revers ,  einmal  fehlen  auch  die  Zahlzeichen  gänz- 
lieb. Keine  zahl  gebt  über  XXV  hinaus.  Auf  die  frage  nach  der 
rerweodung  dieser  classe  lässt  sich  natürlich  nur  mit  vermuthungen 
Mtworteo;  dienten  sie  als  ieseerae  frumentariae ,  oder  ist  es  die 
do&chste  gattung  theatralischer  eintrittsmarken ,  bei  denen  die 
■noMT  die  zu  benutzende  thür  andeutete?  Dies  räthsel  wird  wohl 
iuMf  ungelöst  bleiben. 

Em  ebenso  schwieriges  räthsel  geben  der  forschung  endlich 
«mge  tesseren  auf,  deren  avers  eine  hand  in  verschiedener  haltung 
migt,  während  sich  auf  dem  revers  lediglich  römische  Zahlzeichen 
iadeo.  Sehen  wir,  ob  die  sjmbolik  der  band  (abgesehen  von  den 
fartuM  eonoordiae  den  zeichen  der  gastfreundschaft)  uns  einen  an- 
bit  für  die  erklärung  bietet  (Vgl.  0.  Jahn  lieber  den  aberglauben 
lai  bösen  blicks,  I.  I.  p.  28  ff.  und  Becker  Die  heddernheimer 
rotivhand.  Frkft.  a.  M.  1861).  Zunächst  ist  nach  Apul.  Metam. 
LI,  10  p.  775 :  qvartue  aefptHatie  ostendehat  indicium^  deformatam 
uamm  einisiram  porrecta  palmula ,  quae  genuina  pigritia ,  nulla 
sBerfia  praediia  videhatur  aequitaii  magis  aptiofy  quam  dextra 
i«  linke  band  im  cult  der  Isis  das  symbol  der  aequitas.  Wie« 
sler  hat  sodann  auf  folgende  auf  Aegjpten  bezügliche  stelle  des 
Mador  111,  4  aufmerksam  gemacht:  ^  [abp  Si^ta  toig  duxivXovg 
nera/Aipovg  Ixoptfa  (frifiaCvet  ßCov  noQtfffioVy  fj  d*  tvvSwfAog  Cvv- 
f^irtl  viQfiötP  xai  ^vXax^p  XQW^''^^*  l^cmer,  und  zwar  auf 
nrimteiueo,  wo  sich  mehrfach  zwei  ausgestreckte,  mit  der  innevii 


S50  JUraberieblfl. 

fläche  dem  beschauer  xagdiehrte,  häode  findeo,  ut  lie  ijrBdbol  dhr 
ezecratioD,  nämlicb  gegen  denjenigeo,  welcher  etwa  die  wiacha 
xum  tode  des  begrabenen  gewesen  ist  Zu  den  annieten  gegn 
den  bösen  blick  gebort  die  band^  wenn  der  daunen  zwiadbeo  doi 
zeige-  und  mittelfinger  der  geschlossenen  band  duichgeiteckt  ist«— 
ein  obscöner  gestus,  italienisch  la  fica  genannt;  auch  die  aam- 
mengeballte  band,  namentlich  die  linke,  schebt  eine  ähnliche  be- 
deutung  gehabt  zu  haben,  die  auch  dann  stattfindet,  wenn  der  mit- 
telfinger der  gesclilossenen  band  an  den  phallus  erinnernd  ausge- 
streckt ist.  Andre  bedeutung  haben  die  votivhande^  aänmtfiäe 
weibliche  und  rechte  bände  und  meist  mit  einer  grösseren  od« 
geringeren  anzahl  von  symbolischen  thieren  und  gegenständen  ti^ 
sehen.  Becker  unterscheidet  folgende  arten:  eine  völlig  ausge- 
streckte band,  dann^  und  dies  findet  sich  am  häufigsten,  dauMi^ 
zeige-  und  mittelfinger  gerade  aufgerichtet,  die  übrigen  fii^^  eia- 
gezogen.  lieber  die  bedeutung  dieser  gesten  belehrt  uns  \m  doi 
mangel  an  schriftstellen  ein  in  der  nähe  von  Mainz  gefundea« 
diptjchon  (Grivaud  de  la  Vincelle  Recueil  pl.  XXVIU,  2),  dtmm 
oberes  feld  einen  mann  zeigt,  welcher  die  rechte  in  der  an  swcitv 
stelle  erwähnten  haltung  emporhebt,  während  in  dem  mittleren  eis 
solcher  die  gleiche  band  in  der  ersten  haltung  ausstreckt  Bdfc 
manner  bilden  den  mittelpunkt  je  einer  gruppe  von  personell,  des« 
gegenüber  der  erste  offenbar  ein  gelöbniss  oder  versprechen  leistst, 
der  andre  dagegen  sich  vertheidigend  und  bittend  emcheint  Bai 
einer  dritten  gruppe  von  votivbänden  endlich  halten  daumen,  zeige- 
und  mittelfinger,  oder  nur  die  beiden  ersten  einen  pinieoiapCN 
(attribut  der  Cybele)  oder  ein  ei,  falls  dies  richtig  erkannt  iM. 

Leider  bieten  diese  bemerkungen  kaum  einen  anhält  für  die 
erklärung  uuserer  tesseren.  Nro.  112,  avers  die  ersten  drei  fing« 
ausgestreckt,  die  beiden  letzten  eingezogen,  revers  11,  könnte, 
falls  sie  eine  rechte  band  zeigt  —  was  nicht  feststeht  —  da  die 
deutung  auf  ein  weihgeschenk  meines  erachtens  durch  die  aaU 
ausgeschlossen  ist,  eine  eintrittsnuirke  zu  ludi  votM  sein^  jedoch 
ist  das  nur  eine  höchst  unbestimmte  vermuthung.  Nro.  116,  aven 
ebenso,  revers  INV^  dagegen  möchte  als  weihgeschenk  anraspre- 
chen  sein,  wenn  nicht  der  umstand  entgegenstände,  dass  die  hand 
eine  linke  ist.  Nro.  115,  avers  daumen  und  Zeigefinger  ausge- 
streckt, die  übrigen  finger  eingezogen,  revers  Villi,  bleibt  mir 
unklar,  da  die  band  ebenfalls  die  linke  ist,  und  die  zahl  so  wie 
der  nicht  ausgestreckte  mittelfinger  die  deutung  all  votivhand  ans- 
schliessen.  Dasselbe  ist  der  fall  mit  nro.  114  ^  avers  daiuMa^ 
Zeigefinger  und  kleiner  finger  ausgestreckt,  die  übrigen  zusannmea- 
gezogen,  revers  IUI  (zwei  gleiche  exemplare  mit  XIII  and  XY 
werden  ebenfalls  vom  verf.  erwähnt).  Stände  nicht  die  zahl  auf 
dem  revers,  und  wäre  nicht  auch  der  daumen  ausgestreckt,  so 
könnte  man  an  ein  amulet  denken  in  derjenigen  stellinig  der  band, 


i 


SSf 

Wildbe  mmn  in  iCalieD  hmmo  earnuto  nennt,  und  die  ein  albeit  be- 
t«lei  flchatzaiUel  gegen  den  bösen  blick  abgiebt.  Ferner  ist  die 
Ulke  kaad  nro.  118  »i  erwähnen,  revers  XII;  über  den  avers 
«gt  Wieseler:  Manus  poUice,  indke  et  medio  digiti$  parrectisy  ita 
tMBM  «1  foUes  el  iMdäjr  digiiuB  rem  parvam  rotundam  leneanf, 
fdiqHtf  dwibue  dtgitie  ooniractie.  Eine  mit  dieser  bescbreibung 
itiaiMnde  band  befindet  sich  im  darmstädter  museuiu  (cfr.  Becker 
l  L  p.  14),  indessen  ist  die  bescbreibung,  welche  auf  der  abbil- 
4mf  in  den  Mon.  ined.  IV,  taf.  LH,  21  beruht,  selbst  ungenau, 
h  das  original  den  runden  gegenständ  entschieden  nicht  zeigt. 
huA  hier  fehlt  mir  die  deutung,  da  bei  der  linken  hand  und  dem 
igtitr eckten  mittelfinger  an  eine  ieseera  efMrea  und  etwa  an  das 
MfmM  der  schenkenden  band  nicht  wohl  zu  denken  ist  Nro.  117 
rnfficfa,  ein  von  Wieseler  nur  beiläufig  erwähntes  exemplar  aus 
im  moseum  CamfMha,  ist  zu  ungenau  beschrieben,  um  hier  be- 
nUuncbtigt  werden  zu  können.  Da  der  revers  aber  ohne  zahl- 
siichai  so  sein  scheint,  so  könnte  an  ein  amulet  oder  weihgeschenk 
ficht  wobl  gedacht  werden.  Aus  alle  diesem  erhellt,  dass  das 
nttsd  seine  lösung  noch  zu  erwarten  hat. 

üeb«r    die    unter    nro.   8    verzeichnete    abbandlung,    welche 

Uehst   interessante   Untersuchungen    im   anschluss   an  die  bekannte 

im   kostiim    der   Schauspieler    betreffende    stelle   des   Pollux    IV, 

US  — 119  enthält,    habe  ich  bereits  im  Philolog.  Anzeiger  1870, 

^109  ff.  berichtet  und  verweise  die  leser  um  so   lieber  auf  dies 

Weht  lugäogliche  referat,    als  es  auch  hier  unmöglich  sein  würde, 

im  iberaiui  reichen  inhalt  der  schrift  anders,   als  in  ganz  kurzem 

anssnge  wiederzugeben.      Nur   auf  den   über   das  cwfAanop   ban- 

dehden  abschnitt  (pg.  3— -8)  muss  ich  hier  näher  eingehen,  da  die 

fem  Terf.  att%estellten  ansichten  von  Sommerbrodt  in  nro.  9    aufs 

ertadiiedenate  bekämpft  worden  sind. 

Bs  kommen  fiir  dieses  stück  der  schauspielergarderobe  fol- 
Mde  atdlea  in  betracht:  1)  Poll.  IV,  115  xai  cxfv^  f^h  fj  rwp 
wMOx^tnäp  CioXTf  (17  ^  avTi)  xal  cwfAajtov*^)  ixaXiito),  ifxivo- 
wmo^  di  o  nqottuiJtonoioq,  2)  Poll.  II,  235 :  awfAattov  ^^)  ij  ruSv 
JuMC^rcSr  <noilif.  8)  Phot  Lex.  (rwfHinu,  rä  upanXätffAajay  olq  ol 
wMmtgnal  iuMSdttovctv  avtovg'  ovriag  UXcItwv»  4)  Luc.  Jup.  trag. 
41  d  io$aSta  notaivttg  ol  XQaya^donokol  7ane(xa<r(  (ft,  avd/xri  SvoXv 
&unQW  igio«  nüXow  xai  ^AgtatoSfifiOr  xai  Sdivqov  ijyBT(fd-a(  a 
999ic  thai  roxi  ti  la  ngoauna  viv  daSv  aviu  xal  mig  iiAßdiaq 
mmi  tai^  nad^Qng  ;if»raiya^  xal  ;|rAa/ut/dac  xal  x^^Q^^^^  *^^  ^Q^^ 
fm^^dta  xai  awfAatia  xal  juXla,  olg  ixtlvot  CifAvvvovffk  r^v 
r^fifdlav.  Die  stelle  der  Vita  Aeschjli  ed.  Robortelli:  r^v  crxi;- 
fijv  iaoa^ifie  xal  t^v  otfnv   jiiy  ^tiafAivtav   xarinXtiiiB   to  ig  vno" 

S4)  Am  rande  einer  handschrift  steht  ««tfutuiop. 
25)  Ohne  Tariante. 


852  MumbericU«. 

MQiiag  ;|fc*^70^i  aximcag  xal  rtp  aiifkaxt  iJSajrmJ^ntg  f$^o^  n 
toig  xo&6qvo&Q  ikmwqtaag  können  wir  unberückiBiehtigft  bmeo,  dl 
das  ehemak  von  Wieseler  und  VVestermann  durch  conjeetur  hergv- 
stellte  Gwfiuifto  jetzt  mit  recht  vom  verf.  selbst  aufgeg^beo  wild; 
ob  aber  das  von  ihm  vorgeschlagene  CW/uar»  dem  von  ioterpoliatM 
handschriften  gebotenen  Cvq/Aau  vorzuziehen  ist»  scheint  mir  sdir 
zweifelhaft 

Der  verf.  macht  nun  darauf  aufmerksam,  dass  er  bereili  ii 
seiner  schrift  über  das  satyrdrama  p.  188  aam.  eine  ähnlichkcit 
zwischen  dem  (S(a(Aaxkov  einerseits  und  dem  nqoyainqtdiw  ssi 
nqoauQvlihO¥  andrerseits  y  ohne  jedoch  die  Identität  derselben  n 
behaupten,  zugegeben  habe.  Dass  jenes  von  diesen  garderobe- 
stücken verschieden  sei,  folge  aus  dem  itaadx%ou0§v  and  dem  dnreh 
«mifaftottes  zu  übersetzenden  ävanXdcfjtaia  des  Photius,  sowie  m 
der  getrennten  anfiführung  beider  bei  Lucian.  Ob  aber  dieser  n 
diesem  sinne  zu  veranschlagen  ist,  ist  zweifelhaft  geworden,  seit 
Sommerbrodt  I.  1.  milgetheilt  hat,  dass  im  cod.  Marc  434  die  ob« 
durch  den  druck  hervoi^ehobenen  worte  fehlen.  Sollten  dieM 
demnach  als  glossem  zu  nqoyuifiQCdHi  anzusehen  sein^  so  wüfde 
die  stelle  eher  für  die  identitat  des  cmfkdtwv  mit  dem  TXQo/aCiqS' 
iiov  angeführt  werden  müssen. 

Wenn  sich  nun  der  verf.  dahin  ausspricht,  das  Ca^ftdnw  mi 
unser  tricot,  so  macht  er  dafür  geltend,  dass  durch  dieses  oft  ad 
darstellungen  von  scenen  der  alten  komödie  vorkommende  klei- 
dungsstück  corpus  ipgum  ewpHmi$ur,  und  macht  zugleich  darad 
aufmerksam,  dass  auf  derartigen  abbildungen  dieses  Tom  halse  Ui 
zu  den  hüften  reichende  gewand  nicht  nur  die  stelle  des  jxqoffnq' 
v(S&0¥  und  nqoyadxqidkov  mit  vertritt,  sondern  auch  das  verstärkti 
gesäss  und  den  phallus  ^^  zeigt  Vgl.  namentlich  Denkm.  des  bib' 
nenw.  taf.  IX,  11.  12.  15.  taf.  A,  25.  Den  auf  der  hand  lie* 
genden  einwurf,  dass  Lucian  von  der  tragödie  spreche,  in  der  dod 
der  natur  der  sache  nach  dieses  wenig  würdige,  das  oaekte  vcr 
tretende,  gewand  —  wie  denn  auch  die  mit  demselben  bekleidet« 
komiker  keine  tunica  tragen  —  nicht  vorkommen  könne,  widerleg 
er  selbst,  indem  er  sogt,  dass  das  (fwfAux$ov  in  seinem  sinne  zwai 
besonders  in  der  komödie  und  dem  satjrspiel  seine  stelle  gehak 
habe,  aber  doch  auch  in  der  tragödie  mitunter  voi^ekomm« 
sei.  Indem  er  dann  noch  einen  schritt  weiter  gelit,  behauptet  m 
jede  bedeckung  des  ganzen  körpers  oder  einzelner  körpertheil 
(abgesehen  vom  köpfe),  wodurch  deren  form  mehr  oder  aiindc 
genau  ausgeprägt  werde,  heisse  aü)fAduov$  wie  nqoifwnov  zai 
gesiebte,  so  verhalte  sich  awfjkdxtov  zum  übrigen  körper;  kort,  c 
sei  das,  was  er  in  früheren  Schriften  in  ermangeiung  eines  bessere 
namens  äpa^vqCdtg  genannt  habe. 

26)  Vgl.  die  allerdings  erst  durch  correctnr,  aber  eine  evident 
gefundene  glosse  des  Hesychius  afo^äxw  xa  üxvinw  aiMa, 


iaIireBbericlit&  SU 

Gegen  dieie  aosfilhrai^  hat  Sommerbrodt  zoDächst  gdtend  ge- 
idity  daiB  tricotgy  die  möglichst  wenig  körperlich  sein  goUen, 
aeglich  nachahmangen  des  ieibes  genannt  werden  könnten  ^  und 
m  Mm  sich  mit  tricots  nicht,  wie  Photias  es  wolle,  ausstopfen 
iaaej  sodann  aber  unter  anerkennung  der  Übersetzung  ?on  äva- 
Idcfuaa  durch  imitationes  und  unter  beziehung  auf  Lucian  die 
kfitkät  von  atafiäT$ov  and  ngoyatFigCStov  behauptet  —  eine  stelle, 
riicfae,  die  ächthcit  der  fraglichen  werte  angenommen,  ganz  be- 
Qiden  gegen  Wieseler  spreche,  dessen  nonnumquam  keineswegs 
Imogen  könne. 

Wieseler  betont  also,  indem  er  das  grössere  gewicht  auf 
^oDox  legt,  besonders  den  Charakter  des  cwfAUTiov  als  gewandung, 
ImuBerbrodt  dagegen  hält  sich  lediglich  an  Photius,  ohne  auf 
^qIIux  rücksicht  zu  nehmen,  und  zwar  desshalb,  weil  er  mit  Din- 
0ff  im  Thesaurus  bei  Poll.  IV,  115  afaftattiov  vorzieht,  und 
inmter  den  inbegriff  alles  dessen,  was  zur  bekleidung  und  aus- 
tattong  des  mmpfes  gehört,  versteht.  Sxtwj  bezeichne  dort  den 
iBien  theaterapparat  des  Schauspielers,  auch  seine  maske.  Dass 
leinf  im  engeren  sinne  för  ngoctofiiTov  stehe,  zeige  der  umstand, 
Ml  sofort  der  CMivononSg  als  maskenfabrikant  genannt  werde. 
IB  deminutivum  awfAciuovy  welches  bei  Photius  am  platze  sei, 
ibe  hier  unmöglich  gesetzt  werden  können.  Ob  dieser  mit  grossem 
ilorfrian  aufgestellte  unterschied  zwischen  autfiduov  und  (Toijua- 
m  ganz  wahr  ist,  scheint  mir  zweifelhaft.  Einmal  ist  ctafkot- 
m  in  dem  postulierten  sinne  doch  recht  abstract;  sodann  wech- 
h  mehrfach  die  betreffenden  formen  als  Varianten,  z.  b.  yqafi- 
iifloy  und  /qafAfiäuoVi  agfuitHog  und  aQfjtduog;  auch  sind  ad- 
etiva  wie  m$CfAdnoi  und  jrvivfkduog  zu  berücksichtigen.  Ferner 
ebt  bei  PolL  II,  235  awfAuuoy  ohne  Variante.  Aus  der  erwäh- 
Dg  des  cxivono&og  folgt  nicht,  was  Sommerbrodt  will,  da,  wie  ich 
CB  pg.  318  f.  gezeigt  habe,  bei  Pollux  meist  die  äussere  wort- 
im  fiir  die  anordnung  massgebend  gewesen  ist  und  dies  auch 
er  der  fall  zu  sein  scheint  Ich  möchte  also  auf  diesen  unter- 
Ued  nicht  eben  gewicht  legen. 

Nach  meiner  ansieht  haben  beide  forscher  recht,  und  ich  hoffe 
f  beider  Zustimmung  zu  der  folgenden  entwickelung.  JSwfAoittov 
t  ohne  zweifei  zunächst  nach  Photius  identisch  mit  ngoyactgldiov 
ri  MQOOTiQvfSiOP*  Dass  diese  Verstärkung  des  körpers  beim  tra- 
idien  kostüm  nöthig  war,  ist  bekannt;  sollten  aber  diese  garde- 
bestücke ihren  zweck  vollständig  erfüllen,  so  genügte  es  nicht, 
(  ao  den  körper  in  irgend  einer  weise  anzuhängen  oder  anzu- 
iden,  sondern  sie  mussten  durch  darüberziehen  eines  tricots  so 
1^  wie  möglich  mit  dem  körper  verbunden  werden,  so  dass  der 
l  diese  weise  hergestellte  gewissermassen  neue  körper  nun  mit 
*  fibrigen  garderobe  bekleidet  wurde.  So  ging  denn  ganz  natür- 
li  der  name   cwfAauov    von  den    polsterstücken    auf  das   tricot 

■hilologiis.   XXXV.  bd.  2.  2ä 


iS4  JatirMberidiM. 

aellMt  über.  Id  der  komödie  dud  wurde  das,  wai  io  der  fragMic 
decent  verborgen  war,  in  carrikierter  weise  aar  acbaa  getragen 
ja  es  kommen  gestalten  vor,  die  nicht  nur  an  brost  und  bMcft 
dieses  cwfAoiuov  zeigen ,  sondern  deren  ganzer  kdrper  damit  le» 
kleidet  is^  so  dass  Pollux  es  recht  gut  als  ^  täp  vM0XQ$n5p  &n34 
bezeichnen  konnte.  Ist  das  wort  deminutiv,  so  verhält  es  ndi 
damit,  wie  mit  unserem  deutschen  leib  eben,  welches,  wie  Soa- 
merbrodt  selbst  sagt,  ebenfalls  ein  dem  leibe  enganliegendes  Ud- 
dungsstück  bezeichnet  Ist  es  adjectiv,  was  nach  dem  ohigeawoM 
möglich  ist,  so  bedeutet  es  das  körperliche,  natiirlicb  wieder  n* 
nächst  im  sinne  von  Sommerbrodt  und  erst  an  zweiter  stelle  is 
der  von  Wieseler  aufgestellten  bedeutung;  es  mag  denn  auch  ik 
form  coffAatHoy  dafiir  stehen  können. 

Bin  interessantes  beispiel  für  das  cwfiättov  im  weitesten  siste 
bietet  die  unter  uro.  10  aufgeführte  abhandlung  desselben  yo^ 
fassers,  auf  deren  erster  tafel  (G)  ein  auf  die  alte  komödie  be* 
zügliches  vasengemalde  publiciert  ist.  Auf  einem  felsigen  term 
ohne  irgend  eine  andeutung  einer  wohnung  kommt  von  rechts  her 
ein  krieger,  der  einen  auf  einem  felsvorsprunge  ihm  gegenfito^ 
sitzenden  mann  zum  feldzuge  abholen  zu  wollen  scheint.  DisNi 
hält  ihm  aber  mit  der  linken  die  innere  seite  seines  Schildes  est- 
gegen,  während  er  in  der  erhobenen  rechten  eine  zur  kriegertsdm 
ausrüstung  gehörende  binde  (vgl.  das  römische  eingukim  mlUUm] 
hält.  Wahrscheinlich  will  er  damit  andeuten,  er  sei  mit  sein« 
ausrüstung  noch  nicht  fertig  und  werde  daher  der  aafforderaig 
nicht  folge  leisten.  Zwischen  beiden  steht  ein  dritter  mann,  dei 
den  ersten,  welchem  er  den  rücken  zuwendet,  durchaus  nicht  be* 
achtet  und  sich  lediglich  mit  einem  hunde  beschäfitigt  Aach  die- 
ser mann  scheint  b^agliches  stillleben  den  Strapazen  des  feMzogei 
vorzuziehen.  Alle  drei  personen  tragen  ansser  der  chlamjs  M 
tricot  mit  carricaturartig  verstärktem  bauch  und  gesäss;  auch  im 
phallus  fehlt  nicht  Der  krieger  trägt  einen  heim  mit  starkes 
rossschweif,  bei  den  beiden  andern  ist  das  lange,  auf  weichlidikeil 
deutende,  haar  hervorzuheben. 

Auch  die  beiden  andern  vasenbilder  mit  darstellui^ea  ans  4a 
alten  komödie  sind  recht  interessant  Auf  tafel  U  schreiten  zwe 
manner,  ein  weih  in  der  mitte,  auf  einer  städtischen  Strasse  vei 
rechts  nach  links  hin.  Oass  das  terrain  so  au&uiassen  ist,  zeige 
einige  am  boden  liegende  steine  und  eine  im  hintergronde  aage 
brachte  binde,  durch  welche  eine  wohnung  bezeichnet  zo  werde 
scheint.  Wahrscheinlich  sind  die  manner  auf  dem  wege  zu  ein« 
gelage,  wie  aus  zwei  grossen,  eiförmigen,  mannigfach  gemusterte 
kissen,  welche  an  den  kleidern  der  manner  befestigt  sind,  i 
schliessen  ist  (cfr.  Diog.  Laert.  II,  139).  Das  frauenzimmer  mad 
den  eindruck  der  6$d/iijgog  hatqa  (cfr.  Poll.  lY,  154:  ^  ^|  <ImI 
/AtTdog  (baCga)  /u/r^jt  TtOMPiti  r^v  xtyaXfiv  tumfXijmtu)   and   i 


iab«sberiG&te;  855 

irilffidMiiilicli  den  oMUineni  auf  der  Strasse  begegnet,  vod  denen 
im  links  sichtbare  sie  zu  umfassen  und  mit  sich  fortzuziehen,  der 
aidre  sie  jenem  zu  bestreiten  scheint  DeB  letzteren  maske  drückt 
«fosncht  aus;  das  haar  steht  in  uuffullender  weise  weit  über  die 
itini  ?or  und  endigt  auf  den  seilen  in  kleinen  locken.  Bei  den 
Widsa  männlichen  figuren,  deren  costüm  mit  dem  auf  denkm.  d. 
kühaeBW.  taf.  IX,  11«  12.  15  erscheinenden  zusammenzustellen  ist, 
hakn  wir  den  x*^^^  ufi^ifkdisxo^oq  vorauszusetzen;  ärmel  und 
ksNB  machen  aber  entschieden  nicht  den  eindruck  von  tricot 

Anf  tafel  J  erscheint  auf  einem  roh  gearbeiteten  podium 
Gilui  ein  lorbeerbekränzter,  singender  und  spielender  kitharöde, 
Ncbli  der  preisrichter,  ein  kahlköpfiger  mann,  der  in  der  rech- 
tes einen  lorbeerzweig  hält  und  dem  andern  aufmerksam  zu- 
Urt  In  der  mitte  steht  als  versprochener  preis  ein  dreifuss.  An 
im  wand  ist  ein  ball  (ab  preisgäbe  erwähnt  bei  Wieseler  denkm. 
i  b.  p«  112)  oder  eine  patere  (ebenfalls  preisgäbe)  aufgehängt 
falerenant  ist  bei  dem  kitharöden  die  genaue  darstellung  des 
fttUi»y  und  des  plectrums,  welches  er  zum  xgixHP  in  der  rechten 
hüt  Cfr.  Apul.  Florid.  11,  15:  Cithara  haltheo  caelato  apta 
McÜm  iuttinektr:  manua  eins  ieneraey  ftracerula  laeva  distantihua 
dffitif  nmvo$  mottlur,  dex$ra  psaUefilis  gesiu  puUdbulum  citharae 
ilnoasi  CSV  fHtraia  percutercy  cum  vox  in  canfioo  interquievit. 
Beide  figuren  tragen  die  ll^mfkiq,  unter  dieser,  wie  es  scheint,  auf 
im  bmst  tricot;  hosen  und  ärmel  schliessen  jedoch  nicht  so  eng 
•a  den  korper  an,  dass  man  sie  fiir  tricot  halten  müsste.  Dass 
beide  figoren  nackte  fiisse  haben,  ist  ohne  besondere  bedeutung  und 
■esi  wohl  der  nachlässigkeit  des  künstlers  zugeschrieben   werden. 

Die  drei  vasen,  deren  bilder  so  eben  beschrieben  sind,  stam- 
MB  nach  itil  und  technik  oflFenbar  aus  dem  südlichen  Italien;  nä- 
\mt  nachrichten  über  ihre  herkunft  fehlen.  Die  erste  und  dritte 
befinden  sich  im  Museo  nazionale  zu  Neapel  (uro.  3368  und  3370), 
die  zweite  im  museum  zu  Moskau. 

Die  in  nro.  11  beschriebene  und  erklärte  bronzeplatte  — 
ciae  Spiegelkapsel  aus  der  römischen  kaiserzeit  — ,  deren  erklä- 
mag  zuerst  von  Lanzi  (Saggio  d.  1.  etr.  11,  p.  248  f.  (p.  197  f.) 
lenncht  ist  und  von  der  Platner  (Beschreib.  Roms  111,  3  p.  495) 
MM  ungenaue  beschreibung  gegeben  hat,  ist  zuerst  von  Jahn 
[Aith.  Ztg.  1867,  XXV,  p.  73  flF.  taf.  225,  1)  ")  ediert,  welcher 
Mi  dem  kostnm  der  personen  und  aus  dem  ornamentalen  beiwerk 
mchgewiesen  hat,  dass  scenische  darstellungen  zu  erkennen  seien, 
«f  eine  deutung  derselben  sich  aber  nicht  eingelassen,  vielmehr 
Ee  mebung  ausgesprochen  hat ,  es  sei  nicht  einmal  anzugeben ,  ob 


27)  Die  darstellung  bei  Arnold  ist  genauer,  indem  angegeben 
%  welche  tbeile  des  randes  fehlen,  und  bei  mehreren  personen  die 
utiiinrne  deutlich  ausgeführt  sind. 

2a* 


m  Jaliresfcericiit«. 

4te  drei  daratdluDgeD  mit  einander  im  zusammenhaiig  attodeii  «fa 
doch  nach  irgend  welcher  auswahl  zusammengestellt  seien.  Tkfar 
dringt  Arnold  ein  und  hat,  wie  es  scheint,  die  richtige  deotiig 
gefunden. 

Die  darstellung  der  runden  platte  zerfällt  in  drei  reihen;  ii 
der  ohern  erscheinen  vier  personeu ;  eine  von  fast  weiblicher  scImi- 
heit  duckt  sich,  die  hände  auf  den  rücken  gebunden,  ängstlich  ftr 
einer  andern  mit  mehr  markierten  zügen ,  die ,  den  Oberkörper  n- 
riickgeworfen,  mit  der  linken  den  rechten  arm  jener  ergriffen  hit, 
gleich  als  wollte  sie  dieselbe  an  sich  heranziehen  und  dann  ait 
grösserer  gewalt  hinwegstossen ;  dabei  hat  sie  den  rechten  ans 
ausgestreckt  und  die  faust  geballt.  Rechts  neben  der  leidesdoi 
person  steht  ein  bärtiger  mann  mit  dem  ausdruck  des  schmenei; 
in  der  linken  trägt  er  ein  scepter.  Ganz  links  steht  eine  kleise 
figur,  welche  auf  die  sich  entwickelnde  scene  blickt  und  ein  nickt 
b^timmbares  ding  (vielleicht  eine  rolle)  trägt,  aber  so  wenig  cha- 
rakterisiert ist,  dass  sie  sich  nicht  deuten  lässt  Am  rechten  wd 
linken  ende  dieser  reihe  befindet  sich  je  eine  wasserorgd,  fiber 
deren  gebrauch  im  bühnenwesen  Wieseler  Denkm.  d.  b.  p.  99  ge- 
handelt hat.  In  der  mittleren  reihe  flieht  vor  zwei  in  jeder  lid 
eine  fackel  haltenden  freuen  eine  person  nach  der  rechten  seit^ 
wo  ihr  eine  ebenso  wie  die  beiden  andern  charakterisierte  entge- 
gentritt. Die  verfolgte  person  sucht  sich  durch  ausstrecken  4er 
arme  zu  schützen.  Links  wird  das  bild  durch  eine  etwas  eatferst 
stehende  weibliche  figur  abgeschlossen,  welche  nur  in  der  rechtet 
hand  eine  fackel  trägt  und  sich  nicht  am  angriff  betheiligt,  soi- 
dern  lediglich  die  andern  frauen  anzufeuern  scheint  In  der  antefcs 
reihe  erscheint  als  hauptfigur  eine  fran  mit  schmerzlicheni  aot- 
druck,  die  in  jeder  hand  eine  fackel  trägt,  und  vor  einer  redili 
von  ihr  stehenden  person  kniet,  welche  ihr  den  rtickeo  zukehrt 
und  sich  mit  dem  gewande  das  gesiebt  bedeckt,  vielleicht  sich  die 
thränen  aus  den  äugen  wischt  Hinter  der  knieenden  person  M 
eine  dienerin ,  welche  ihr  beim  niederknieen  behülflich  gewesen  iit 
oder  ihr  wieder  aufhelfen  will.  Ganz  links  erscheint  eine  mch 
links  gewandte  person,  die  sich  nach  den  übrigen  umblickt.  Leider 
sind  gesiebt,  brüst  und  hände  im  original  ganz  undeutlich.  Des 
abschluss  bilden  rechts  und  links  je  zwei  masken ,  rechts  bärtige} 
links  unbärtige. 

Diese  darstellungen  bezieht  nun  der  Verfasser  in  längerer  am- 
fiihrung  auf  den  Pentheus-mjthus,  in  welchem  er  drei  hauptae- 
mente  unterscheidet:  1)  Dionysos  wird  als  des  gottes  begleiter 
und  diener  gefesselt  vor  Pentheus  gebracht,  der  ihn  sodann  zur 
weiteren  grausamen  behandlung  abfuhren  lässt;  2)  Pentheus  gerüth 
unter  die  Mänaden,  um  dort  durch  seine  mutter  und  deren  oehwe- 
stern  zerrissen  zu  werden;    3)  Agave  kehrt  mit  den  baupte  ihres 


JahrMbericiite.  857 

hInni  triiiBpliieraid  san  Kadnos  luiiick,  könnt  tan  bewmttieiB 
irer  ikat  and  gfiebt  sicb  nun  den  ichnienliclisten  klagen  hin. 

Anf  dai  erale  moment  bezieht  der  verf.  die  dantellung  der 
•kven  reihe.  Die  leidende  person  sei  durch  das  weibische  äussere 
ui  durch  die  dem  Dionjsos  eigenthömliche  kopfbedeckung ,  eine 
■it  schleifen  versehene  mitra,  so  wie  durch  die  gebundenen  bände 
tb  dieser  gott  charakterisiert  Pentheus'  haltung»  dessen  Jugend- 
liebe und  bartlose  bildung  zu  beachten  sei,  stimme  ganz  zu  Eur. 
Btkeb.  V.  509  und  670  ff.  Das  den  biihnenkönigen  eigenthiimliche 
Mepter  habe  bei  der  vorliegenden  situation  nicht  wohl  angebracht 
werden  können.  Die  person  zumeist  rechts  sei  von  Brunn  als 
Kadaos  erklärt,  der  seines  enkels  verfahren  missbilligte.  Das  un- 
ten bild  anlangend,  so  denkt  der  Verfasser  an  die  darstellung  des 
■•■eotes,  wo  Agave  zur  besinnung  gekommen  sei;  sie  habe  sich 
im  KadoMM  zu  fiissen  geworfen,  dieser  aber  könne  den  anblick 
der  aogliicklichen,  welche  die  mordwaffen,  die  fackeln,  noch  in  den 
UUen  halte,,  nicht  ertragen.  Die  person  zumeist  links  sei  viel- 
ieidit  Dionysos,  der  sich  an  dem  schmerze  der  Agave,  als  ihrer  wohl- 
Twdientett  strafe,  weide  (Nonn.  Dion.  46,  269  ff.).  Auffallend  sei 
jedoch,  dass  der  ganzen  scene  keine  direkte  hindeutung  auf  die 
rtittgekabte  tödtung  des  Pentheus  gegd»en  werde.  Die  erklärung 
dci  nittelbildes  endlich  giebt  der  verf.  auf  grund  der  von  Welcker 
(Aeiehjl.  trilug.  p.  S27  ff.,  496,  naclitrag  p.  122  ff.)  gezogenen 
nmase  der  aeschjlischen  trilogie  Pentheus,  und  zwar  des  dritten, 
Sangtat  genannten,  Stücks,  wobei  er  darauf  aufmerksam  macht, 
dmi  schon  Welcker  vermuthe ,  Agave  habe  mit  einer  bakchischen 
&ekel  auf  den  Pentheus  geschlagen.  In  der  verfolgten  person  er- 
kcaat  er  demnach  den  l*entheus,  in  den  drei  angreifenden  die  Agave, 
ho  und  Autonoe;  die  den  angriff  leitende  person  sei  die  Lyssa, 
die  nach  Aesch.  frgm.  163  N.  in  den  Xantrien  auftrat  und  zum 
mgriff  antrieb.  Diese  sehr  ansprechende  erklärung  ist  mit  um- 
acht  durchgeführt.  Für  die  kenntniss  des  theatralischen  kostüms 
irt  die  platte  nicht  fördernd.  Sämmtliche  personen  tragen  den  lan- 
gm  hochgegürteten  ärmelchiton,  die  meisten  dabei  noch  einen  über- 
Wüf;  fost  alle  figuren  lassen  den  onkos  erkennen,  und  der  kothum 
isdct  sich  an  allen  deutlichen  fussen.  Ob  die  personen  masken 
tngen,  ist  nicht  zu  bestimmen. 

Es  sind  noch  einige  zur  Orientierung  auf  dem  gebiete  des 
friochischen  theaterwesens  bestimmte  Schriften  zu  erwähnen.  So 
bringt  uns  der  um  diese  disciplin  so  hochverdiente  Sommerbrodt  in 
■ro.  12  eine  reife  frucht  seiner  Studien.  Das  kleine  buch,  bereits 
ia  der  Z.  f.  österr.  gymn.  1866,  p.  330  besprochen,  ist  mit  einer 
woblthuenden  wärme  geschrieben  und  daher  besonders  geeignet  den 
liro  nicht  allein  in  das,  was  bei  der  lecture  der  tragödien  von 
lischen  dingen  zu  wissen  nöthig  ist,  einzuführen,  sondern  na- 
eingehenden  Studium  dieser  meiiterwerk«  aiaus«^^« 


3S8  Jahrabericliie. 

Dass  der  verf.  die  resultate  seiner  so  verdienstlicbeD 
de  Aeschyli  re  ecenica  wiederholt,  ist  selbstverstündlich«  Du  lei 
mich  mit  diesen  Schriften  in  meinem  Jahresberichte  aiuAhrlMh  ke- 
schäftigt  und  im  einzelnen  die  gründe  dargelegt  habe,  ans  des« 
ich  in  verschiedenen  punkten  mit  dem  verf.  eicht  einverstaiidea  m 
kann,  so  beschränke  ich  mich  hier  darauf,  unter  beiugiiahme  Mf 
jene  ausfubrungen  die  kleine  schrift  auf  das  angelegentlichste  n 
empfehlen. 

Nro.  13,  eigentlich  ein  populärer  vortrage  bat  den  iweek, 
schillern  der  beiden  oberen  classen  als  einleitung  in  die  lectOre  der 
tragiker  zu  dienen  und  wird  denselben  ohne  Zweifel  TollstäB% 
erreichen.  Ueber  einige  punkte,  welche  eine  berichtignng  vcrhs- 
gen,  vrgl.  Philolog.  Anz.  I,  1869,  p.  8. 

Nro.  14  bebandelt  das  römische  theatei^baude,  dessen  eigei* 
thümlichkeiten  in  den  Schriften  über  die  griechische  bühne  beUänCy 
erwähnt  zu  werden  pflegen,  abgesondert  und  verdient  alles  hik 
Auf  einzelheiten ,  mit  denen  ich  nicht  übereinstimmen  kann,  bile 
ich  Philolog.  Anz.  VI,  1874,  p.  258  aufmerksam  gemacht 

Mit  nro.  15  wenden  wir  uns  zum  Dionjsostheater  ni  AtlMi. 
Die  leider  schwedisch  geschriebene  abhandlung  gic^  eine  ausfittr- 
liche  beschreibung  der  so  interessanten  entdeckung,  etwa  wie  im 
bekannte  aufsatz  von  Vischer,  über  den  wir  PhiL  28,  p.  482  C 
eingehend  berichtet  haben.  Um  uns  nicht  zu  wiederholen,  woHei 
wir  hier  nur  hervorheben,  (dass  die  sehr  sorgfiiltig  nach  Zilkr 
gearbeiteten  tafeln  im  wesentlichen  folgenden  Inhalt  haben:  taf. 
XXVIII  und  XXIX,  fig.  1  wiederholt  den  plan  aus  der  Bphimeris; 
fig.  14  gibt  in  vergrössertem  massstabe  die  orchestra,  die  13  cmM 
mit  den  67  sesseln  in  restaurierter  orduung,  sowie  die  antem  süi- 
reihen.  Taf.  XXX  und  XX  Xi,  fig.  2  bietet  einen  dnrdiscbDitt 
des  gesammten  zum  theater  gehörenden  gebietes  nach  dem  stände 
der  ausgrabungen  im  märz  1863.  Fig.  5  gibt  eine  probe  von  dtf 
anläge  der  sitzstufen  und  fig.  15  eine  ansieht  des  damals  noch 
nicht  aufgedeckten  terrains  bis  zur  burgmauer.  Auf  tafel  XXXH 
finden  wir  abbildungen  von  sesseln  und  zwar  fig.  8  vom  doppd- 
thron  des  fStQav/iyog  und  des  xif^v^  (nro.  71  und  72  nach  Viacher, 
cfr.  Phil.  23,  p.  493),  fig.  10  vom  sessel  des  Vc^t^;  %>Aiffft]i(«( 
Ntxri^  (nro.  70  V.,  Phil.  23,  p.  488);  fig.  11  von  dem  der  7f^ 
Uarjväg  ^Aa^fov  (nro.  74  V.,  Phil.  23,  p.  489);  fig.  12  voa 
ebrensessel  des  Marcus  Ulpius  Eubiotos  (nro.  73  V.,  Phil.  28,  p. 
488);  endlich  fig.  13  vom  throne  des  Vf^fvg  Jtavvtfov  ^EXtvd-i- 
Qiwg  (nro.  43  V.,  Philol.  23,  p.  490). 

Unter  nro.  16  haben  wir  einige  von  Hinrichs  in  I^pzig  her- 
ausgegebene photographieen  aufgeführt.  Phil.  23,  p.  482  konntea 
wir  nur  nro.  40,  welche  die  westliche  seite  der  cavea^  das  par- 
quet der  orchestra  und  die  westliche  hälfte  des  proskenion  dar- 
BteUt,    and  nro.  54  mit  den  an  der  hyposkenionswand    erhaltenei 


Jahreiberichte.  350 

Iptarea  erwahneo;  jetit  fugen  wir  bioza  nro.  26:  die  dftliche 
Le  der  orcheetra  ?od  der  treppe  des  proskenion  ab  nehtt  einigeo 
■ein  und  «tsreihen;  nro.  85  (nuch  bei  Wieeeler  in  Eraeb  und 
vber  taf.  fig.  2a):  ansiebt  der  ruinen  des  bühnengebäudes  der 
chestra  and  der  unteren  Sitzreihen;  nro.  39:  aussiebt  von  den 
iien  des  skeoengebäudes  auf  die  östliche  seite  der  cavea;  nro.  41: 
ficht  der  ruinen  des  skenengebäudes  tou  osten  gesehen;  von  der 
res  sind  die  westlichen  sessel  und  sitireihen  siebtbar. 

Bekanntlich  konnte  die  archäologische  gesellscbaft  zu  Athen 
ich  einer  mehr  als  zweijährigen  pause  erst  im  november  1865 
B  sasgrabungen  im  Dionjsostheater  wieder  aufnehmen  und  zwei 
mate  lang  fortsetzen.  Ueber  die  resultate  dieser  arbeiten  he- 
chtet Pervanoglu  in  dem  unter  nro.  >  17  aufgeführten  schreiben, 
omg^elegt  sind  das  ganze  skenengebäude ,  sowie  zum  theil  die 
ncm  seitenflOgel  der  Sitzreihen.  Die  quermauern  des  ersteren, 
er  weldie  ich  nach  dem  Zillerschen  plane  Phil.  23 ,  p.  497  ff. 
richtet  habe,  reichen  bis  zu  den  äussersten  ecken  der  Sitzreihen 
d  sind  über  60  meter  lang.  Nur  ihre  fundamente  aus  hartem 
•ghimeratsteine  sind  erhalten^  aber  aus  manchen  architectonischen 
ilCB,  welche  bei  der  ausg^rabung  gefunden  worden  sind,  kann  man 
k  das  gebände  in  gedanken  theilweise  ergänzen.  Da  das  von 
nraaoglu  in  dieser  beziehung  gesagte  sehr  kurz  und  ohne  an- 
iBwoher  genommene  ergänzung  unverständlich  ist,  so  ist  es  dop- 
i  erwünscht,  dass  auf  dem  7ten  blatte  der  Curtius'schen  sieben 
rten  zur  topi^aphie  von  Athen  eine  karte  des  Dionjsostheaters 
!h  den  neueren  entdeck ungen  gegeben  ist.  Curtius  bemerkt 
rläntemder  text  p.  61  f.),  dieser  plan  sei  vollständiger  als  der 
lersche   und    zwar    1)  hinsichtlich    des   Zuschauerraumes    sowohl 

dem  halbrund  der  Sitzreihen,  als  auch  in  seiner  äusseren  be- 
iazai^  namentlich  an  der  ostseite,  und  2)  hinsichtlich  des  ske- 
igebäudes,  von  dem  ein  weiterer  nicht  unerheblicher  theil  der 
liehen  seite  blossgelegt  sei.  Was  die  westliche  b^^nznng  des 
aten  betreffe,  so  sei  die  gradlinige  mauer,  welche  zur  akropolis- 
oer  hinansteige,  eine  aus  alten  sitzstufen  errichtete.  Wo  sie  an 
em  südlichen  ende  auf  die  Umfassungsmauer  des  theaters  stosse, 
be  eine  maueriinie  gegen  westen  ab.  Es  sei  dieselbe  mauer, 
khe   in    ihrer   fortsetznng   der   terrasse  des  asklepieion  u.  s.  w. 

unterbau  gedient  habe.  Auf  der  ostseite  des  theaters  sehe 
I  ein  entsprechendes  mauerstück,  das  ebenfalls  einer  terrasseu- 
ler  angehöre.  Es  sei  wohl  die  terrasse,  auf  welcher  Pausanias 
I  odeion  zum  theater  komme.  Ausfuhrlicher  spricht  Pervanoglu 
r  die  zahlreichen  bei  jenen  ausgrabungen  gemachten   funde,   die 

hier  als  uns  weniger  interessierend  nur  kurz  erwähnen  wollen, 
sind  epistylfragmente  aus  weissem  marmor,  ionische  kapitale, 
tuiten,  alles  aus  römischer  zeit;  femer  eine  wohlerhaltene  mar- 
phtte   mit   sechs   tragischen    masken    in   hochrelief  \oti  ^\«e 


360  Jabreriiericlite. 

römiflcher  arbeit;  sodftDii  eine  manBorne  kogel,  0>Si  ■•  ui  And- 
messer,  mit  theilweise  mooströsen  reliefdantellangen ,  eiligerilitn 
zeiciien  und  vielen  unentzifferten  inschriften  and  xahlen  -^  nel- 
leicht  ein  abraxasstein ;  drei  männlicbe  bekränzte  marmorkdpfc  ii 
natürlicber  grosse»  wahrscheinlich  bildnisse  berühmter  8eh«iu|iiekr 
und  choregen»  welche  im  theater  aufgestellt  waren;  tono  «Mr 
männlichen  gewandstatue  von  guter  römischer  arbeit»  vielleicht  im 
bärtigen  alten  Dionysos  ^EXiv^iqtvg  darstellend  (Paus.  \ ,  19,  1); 
ausserdem  fragmente  eines  Silen  in  natürlicher  grosse;  endlich  eil 
kleines  fragmentiertes  relief  von  guter  arbeit  mit  zwei  weibliebeD 
figureu,  zu  denen  vermuthlicb  noch  eine  dritte  gehört,  vielleicht 
die  Hören  darstellend.  Von  den  inschriften  erwähnen  wir  nr 
^AtpQoilTfi{(;)  ivuywvCoVj  da  diese  gottheit  bisher  unbekannt  wir. 
Wahrscheinlich  empfing  die  Aphrodite  diesen  beinamen  ab  vonto- 
herin  der  wettkämpfe  der  Schönheit,  welche  wie  auf  Cjpem  (Bogd 
Kjpros  II,  178  f.)  in  römischer  zeit  vielleicht  auch  in  Athen  eis- 
geföhrt  wurden. 

Ueber  die  sculpturen  an  der  vorderwand  des  hjposke&ioD  im 
Dionjsostheater,  über  welche  ich  Phil.  2Z,  p.  314  und  497  km 
gehandelt  habe,  liegt  jetzt  in  uro.  18  ein  ausführlicher  haicht  Ter, 
dem  ich  folgendes  entnehme.  Links  von  der  orchestra  und  preike- 
nion  verbindenden  treppe  fehlen  am  hjposkenion  alle  relie4»lattei^ 
und  da  keine  spur  von  ihnen  erhalten  ist,  so  scheinen  sie  sches 
im  akerthume  weggenommen  zu  sein;  rechts  von  der  treppe  findoi 
sich  vier  Steinplatten  mit  reliefdarstellungen ,  welche  durch  drei 
nischen  von  einander  getrennt  sind.  Da  eine  technische  prufbif  j 
derselben  ergeben  hat,  dass  sie  sich  nicht  mehr  an  ihrer  ur-  i 
sprünglichen  stelle  befinden»  so  haben  wir  die  reliefs  früher  m 
setzen  als  den  umbau  des  logeions,  der»  nach  der  Inschrift  zn  iff-  \ 
theilen,  im  dritten  oder  vierten  jalirhundert  nach  Chr.  stattgefbidm  \ 
hat;  indessen  dürfen  wir  sie  auch  nicht  weiter,  als  bis  in  den  «i- 
fang  der  kaiserzeit  zurücksetzen ,  da  die  arbeit  plump  und  die  •■- 
Ordnung  der  figuren,  welche  sämmtlich  en  face  gesehen  werdei} 
steif  ist.  Der  grosse  Silen»  welcher  als  gesimsträger  in  der 
nische  zwischen  der  zweiten  und  dritten  platte  (die  bddea  andern 
nischen  sind  leer)  kniet  und  der  ursprünglich  das  änsserste  glied 
einer  reihe  von  trägem  gebildet  haben  wird»  ist  von  besserer  l^ 
beit  und  scheint  einer  früheren  zeit  anzugehören. 

Die  reihenfolge  der  reliefs  ist  von  Phaedros  schwerlidi  geia* 
dert,  da  von  links  nach  rechts  ein  fortschritt  in  den  dargestelltes 
ereignissen  stattGndet  Was  die  ursprünglich  auf  der  linken  seile 
der  treppe  vorhandenen  platten  dargestellt  haben»  bleibt  völlig  dan- 
ket; nur  können  sie  sich  nicht  gut  auf  Dionysos  bezogen  haben, 
da  die  erhaltenen  reliefs  mit  der  gehurt  desselben  beginnen,  die  anjf 
der  ersten  tafel  dargestellt  ist.  Zeus  sitzt  auf  einem  febea,  vor 
ihm   steht  Hermes,    bereit   den    neugeborenen  gott  den  amnea  zv 


JaiireBberiGlite.  S61 

ttwgebcu;  aaf  jeder  aeite  eio  tanzender  Kuret,  von  denen  der  links 
McUbnre  nit  erhobenem  schilde  den  nicken  des  Hermes  schützt^ 
irakrend  der  andre,  zur  vertbeidigungc  bereit,  das  jetzt  zerstörte 
Mbwert  zückt;  offenbar  bewachten  sie  die  niederkunft  des  Zeus. 
Aaf  der  zweiten  platte  ist  der*  gott  schon  erwachsen.  Mit  einem 
knnen  gewande  und  leichter  nebris  angethan^  steht  er  rechts  von 
eiiiai  viereckigen  altar;  hinter  ihm  ein  Satjr,  sich  auf  den  fuss- 
ipitxen  erhebend  und  mit  der  rechten  band  sich  das  gesiebt  be- 
deckend. Links  vom  altar  zieht  ein  mann  ein  störriges  böckchen 
—  das  bekannte  opfer  des  Dionysos,  s.  Verg.  Georg.  II,  380  — 
Mck  sich;  ihm  folgt  eine  mit  dem  doppelchiton  bekleidete  weib- 
Kche  gestalt,  eine  schüssel  mit  obst  und  kleinen  kuchen  tragend. 
Dieae  beiden  figuren  werden  ansprechend  ab  I kariös  und  Erigone 
gedeutet;  jener  wird  hier  allerdings  nicht  als  der  wirth  des  Dlo- 
BjMB,  sondern  als  derjenige  dargestellt,  der  den  gott  bei  seiner 
•nkonft  in  Attika  zuerst  mit  einem  opfer  ehrte.  Im  demos  Ikaria 
eoManden  die  scenischen  spiele  (Athen.  II,  40  B  äjri  fAi&tjg  xal 
i  i^(  jQaytfidfag  iVQB<f^g  iv  ^Fxaqt^  ttiq  ^Atux^g);  der  chiton  mit 
knnen  ärmeln  und  das  über  die  linke  schul ter  geworfene  feil 
ekirakterisieren  den  landmann,  und  die  weibliche,  allerdings  jetzt 
keplose,  figur  wird  nach  den  schlanken  formen  eher  für  die  tochter 
dl  fir  das  weih  jenes  zu  halten  sein.  Hinter  dem  gotte  erblickt 
■u  reben,  das  geschenk  des  gottes  für  die  gastfreu ndschaft  des 
Ikirios^  und  hinter  diesem  liegt  ein  hund,  wahrscheinlich  die  MaTga, 
kekaant  als  b^leiterin  der  Erigone,  als  sie  ihren  vater  suchte 
(Preller,  Gr.  mjth.  1,  525  f.). 

Auf  der  vierten  platte,  welche  wir  zunächst   behandeln,    sitzt 
reehts  ein  fast  nackter   mann    auf   einem   throne,    nur   der   zipfel 
eines  mantels  bedeckt  die  schenke!,   zwischen  denen  sich  die  reste 
eioei  scepters  zeigen.     Hinter  ihm  oberhalb    eines   felsens    erschei- 
nea  adit  sänlen  —  die  faqade  des  parthenons  auf  dem    burgfelsen 
Wnicbnend.     Demnach  haben  wir  in  der  männlichen  figur  den  Dio- 
ijioe  in  seinem  heiligen  bezirke  thronend  zu  erkennen.     Links  von 
ikü  stehen   drei    figuren,    in   der   mitte   ein  ebenfolls  fast  nackter 
jiogling,    der    durch    eine   keule  als  Theseus  charakterisiert  wird. 
Die  weibliche    figur    zu    seiner    linken    hält    im    linken    arme^  ein 
grosses  fällhorn  und  stätzt  den    horizontal    ausgestreckten    rechten 
ana  auf  ein  langes  scepter,     in  ihr  erkennt  der  verf.   die  Elgi^vri; 
die  zweite  weibliche   figur ,    ebenfalls  mit  dem  doppelchiton  beklei- 
det,  trägt  einen   weiten    mantel ,   der   ihr  den  hinterkopf  und  die 
sebaltem  bedeckt;    auch  sie  hält  ein  scepter.     Nach  Pausen.  I,  18, 
S  nXriaiov  dl  Ugviavitov  ianv^    iv   w    vofiot  rs   ol   tov  SoXwvog 
^  T*yQf^f*t^vot'  xal  &kS¥  Elgi^vfjg  äyäXfiaja  xiUat  xal  'EüiCag, 
ipigtapng  xal  äXXoi,  xrX.  ist   sie  als  Hestia   zu   deuten.     Theseus 
idieint  also  als  repräsentant  seines  awotxnffAog  dargestellt  zu  sein, 
von  denjenigen  gottheiten^  welche  denselben  ayiiiboV\mt\«(i\ 


362  Jabresbericbte. 

uod  wäbreod  auf  der  zweiten  platte  die  baaern  den  weiogott  abr 
beieogt  hier  die  stadt  dem  Dionysos,  welcher  acbon  yoo  sei» 
beiligthum  besitz  genommen  hat,  ihre  ebrerbietui^.  Merkwon^g 
weise  zeigt  die  dritte  tafel  fast  dieselben  figuren  wie  die  ?iei1 
nur  in  umgekehrter  Ordnung,  auch  ist  die  figur  zumeist  link 
welche  dem  Dionysos  entsprechen  würde,  ausgemeisselt  Matz  In 
merkt,  dass  dieselbe  nicht  gesessen  haben  könne,  da  der  platz  m 
fUr  eine  stehende  ausreiche.  Dieser  auffallende  umstand ,  dass  <h 
kiinstler  auf  der  dritten  platte  nicht  eine  neue  darstellung  aus  di 
geschichte  des  gottes  gegeben  hat,  wird  sich  wohl  our  schwer  ei 
klären  lassen,  ebenso  wenig  wie  der  wahre  grund,  weubalb  di 
vierte  figur  absichtlich  beseitigt  ist,  wird  gefunden  werden  könnei 
Gegen  Rhusopulos'  ansieht,  die  figur  sei  im  höheren  grade  )m 
schädigt  gewesen,  als  die  andern,  macht  der  verf.  geltend,  da 
man  nicht  einsehe,  warum  diese  figur  mehr  gelitten  haben  sollt 
als  die  übrigen  und  stellt  seinerseits  die  vermuthung  auf,  die  Atb 
ner  hätten  aus  Schmeichelei  gegen  einen  beamten,  vielleicht  «k 
kaiser  selbst,  beabsichtigt,  die  ausgebrochene  figur  durch  eine  d 
betreffende  person  darstellende  zu  ersetzen.  Indess  bleiben  das  n 
vermuthungen.  Schliesslich  ist  zu  bemerken,  dass  die  figureo  sdli 
sowie  das  beiwerk  vielfach  verstümmelt  sind,  so  dass  diese  anspr 
chende  erklärung  mit  grösster  Schwierigkeit  verbunden  war. 

Das  odeion  des  Herodes  Attikos  betrifft  nro.  19.  Währei 
die  in  unserem  vorigen  berichte  '®)  (Phil.  23 ,  p.  499  ff.)  bespn 
ebene  schrift  Schillbach's  den  gegenwärtigen  zustand  der  ruine  b 
schreibt  und  im  anschluss  daran  das  gebäude  im  grossen  und  ga 
zen  wiederherzustellen  sucht,  beschreibt  Tuckermann  das  bis  ii 
kleinste  hinein  restaurierte  bauwerk  und  berührt  dessen  gegenwä 
tigen  zustand,  von  dem  übrigens  auf  dem  titelblatte  eine  ansic 
gegeben  ist,  nur  in  soweit,  als  es  zur  begründung  der  restauratii 
nothwendig  ist.  Ist  demnach  die  schrift  wesentlich  eine  archite 
tonische  und  entzieht  sie  sich  in  manchem  stücke  der  beurtheilni 
des  Philologen,  so  ist  sie  doch  fiir  diesen  in  hohem  gerade  lel 
reich,  weil  der  architect  genöthigt  war,  jeden  stein  der  mine  w« 
genauer  zu  prüfen,  als  dies  bislang  geschehen  war.  Ks  katin  d 
her  nicht  überraschen,  dass  eine  solche  prüfung  mehrfach  zu  a 
dern,  und  wohl  richtigem,  resultaten  gefuhrt  hat,  als  die  unti 
suchungen  der  Vorgänger.  Von  den  vier  tafeln  giebt  die  en 
den  oberen  und  unteren  grundriss,  die  zweite  den  aufriss  der  sii 
front  und  einen  durchschnitt  des  skenengebaudes  und  der  fläc 
desselben,  die  dritte  den  aufriss  der  skenenfront;  die  vierte  endli 
einen    durch  die   achse   des   ganzen   gebändes  gelegten  querschni 

28)  Derselbe  ist  hier  überhaupt  zu  vergleichen.  Grandrisse  c 
gebäudes  s.  bei  Wieseler  Denkm.  I,  26  und  bei  demselben  in  Era 
und  Gruber  taf.  fig.  4;  weitere  nach  Weisungen  ebds.  p.  180,  anm.  ' 
S.  auch  nro.  53  der  Hinrichs^schen  photographieen. 


MbrariMrickto.  S63 

fltf  doB  nMNoClidi  die  elegante  dachconstniction  xu  tage  tritt, 
ffir  bedaoero  lebbaft,  diese  von  der  hohen  Schönheit  und  pracht 
im  gebäodet  lengenden  tafeln  nicht  abbilden  lassen  lu  können, 
MMBtlicb  weil  wir  bei  deren  mangel  genöthigt  sind  uns  kürzer 
n  ftwen»  als  wir  es  wünschten. 

Nadi  dnigen  einleitenden  bemerkungen  über  die  gründang  des 
gdbindes,  die  theater  zu  Athen,  den  unterschied  zwischen  theater 
wd  edeion,  die  Zerstörung  und  fernere  geschichte  sowie  die  läge 
toRTCs  banwerks  wendet  sich  der  Verfasser  zur  beschreibong  des 
leitsarierten  gebäudes.  Die  südfront  desselben  besteht  aus  einem 
»ttdgdiiude  mit  zwei  flügeln,  welche  je  zwei  vestibula  und  zwi- 
sd^  ihnen  ein  treppenhaus  enthalten.  Die  beschreibung  beschränkt 
äA  aaf  den  östlichen  flügel,  mit  dem  der  westliche  fast  vollkom- 
MD  correspondiert.  Schillbach  (?gl.  Phil.  23,  p.  507)  meinte, 
im  östliche  vestibnlum  habe  kein  gewölbtes  dach  gehabt,  Tucker- 
Msa  dagegen  gibt  ihm  ein  tonnengewölbe  aus  schnittsteinen.  In 
im  anliegenden  räume,  zu  welchem  auch  aus  dem  westlich  an- 
itMuaden  restibulum  ein  zugang  führte,  lag  die  treppe,  welche 
atn  eine  doppelte  war,  sich  dann  auf  eine  kurze  strecke  verei- 
mfiiBj  um  in  zwei  armen  weiter  zn  fuhren,  und  zwar  westlich  auf 
ie  höhe  des  ersten  diazoma,  östlich  in  einen  über  dem  äussersten 
mtibnlum  etwas  höher  gelegenen  räum.     Zum  ersten  diazoma  ge- 

Sie  man,  da  die  achse  desselben  nicht  gerade  auf  die  der  thür 
,  durch  ein  mit  grosser  finesse  schräg  angelegtes  portal  *^). 
Am  dem  an  zweiter  stelle  genannten  räume  gelangte  man  durch 
doe  thür  ins  freie  zu  einem  an  der  Umfassungsmauer  Torbei  nach 
fcr  barg  fahrenden  wege  '^.  Ob  aus  demselben  noch  eine  zweite 
ttiir  zor  Stoa  Eumenis  geführt  hat,  lässt  sich  der  verschüttung 
ngtn  nicht  entscheiden,  ist  aber  wahrscheinlich.  Auf  einer  sicher- 
Keb  aas  holz  construierten  —  es  sind  keine  spuren  mehr  vorhan- 
Im  —  treppe  gelangte  man  dann  auf  die  höhe  des  zweiten  dia- 
Mwm,  daa  oben  an  der  Umfassungsmauer  lag  (Canines'  angäbe  bei 
Visseier  Denkm.  I,  26  ist  falsch),  und  noch  weiter  hinauf  ins 
Mte  geschoss'^),  das  nach  den  noch  vorhandenen  fensterpfeilern 
ii|;eBommen  werden  muss  nnd  vom  Zuschauerräume  licht  erhielt; 
tt  befanden  sich  dort  wohl  die  Wohnungen  des  theaterdienstperso- 
ids     Ein  viertes  geschoss  endlich,  welches  durch  die  höhenanlage 


29)  Nicht  klar  ist  es  uns  geworden,   wie  der   YertAaser  weiter 
en,   wo  er  beim  zugang  zum  zweiten  diazoma  eine  in  der  achse 

kr  parodoi  liegende  gallerie  fordert,  sich  anf  eine  ähnliche  anläge 
beim  ersten  diazoma  bezieben  kann,  da  er  hier  die  Schwierigkeit  in 
uiderer  weise  gelöst  hat. 

30)  Auf  der  Westseite  entsprach  dieser  tbQr  wohl  nor  ein  Fenster, 
It  das  terrain  einen  ähnlichen  weg  nicht,  gestattete. 

31)  Auf  taf.  II  fehlt  die  angäbe  der  treppe. 


364  JabresbericliCe. 

del  theater»  bedingt  ift  und  nur  fensteröffnangen  Back  sMm  gi 
habt  haben  kann,  diente  wahrscheinlich  zu  räumeo  fflr  eo«tteeq.i.w 

Das  zwischen  den  flugein  belegene  skenengdbäade  enthielt  ■ 
untern  geschoss  einen  grossen  gewölbten  saal  (cfr.  Phil.  2$,  f, 
507)  von  21,77  m.  länge,  5,27  m.  breite  und  9,46  b.  hohe,  d« 
sehr  wahrscheinlich  auch  zu  Verhandlungen  benutzt  wurde,  hä 
beiden  Seiten  desselben  lagen  oflenbar  nicht  gewölbte  vorzionMr, 
in  denen  sich  die  hölzernen  treppen  für  die  höheren  stockwcrin 
des  skenengebäudes  befanden.  Aus  verschiedenen  pfeilerrcitei 
schliesst  der  verf.,  dass  der  räum  über  dem  grossen  saale  in  zirai 
gleiche  sale  zerlegt  war,  während  Schillbach  ein  zweites  stud 
hier  überall  nicht  annehmen  zu  sollen  glaubte.  Da  diese,  nk 
durch  zwei  Stockwerke  reichten,  so  übertrafen  sie  an  höhe  u 
etwas  den  unteren  räum.  Das  licht  erhielten  sie  durch  zwei  reiba 
von  fenstern,  die  in  der  frons  scaenae  lagen.  Ueber  diesen  rii- 
men  befand  sich  ein  ebenfalls  vom  Zuschauerräume  her  beleuchtet 
geschoss,  wohl  zu  diensträumen  u.  s.  w.  bestimmt.  Darauf  folgti 
das  dach  in  einer  höbe  von  26  m.  über  dem  fussboden. 

Zur  bühne  führten  aus  dem  grossen  saale  drei,  und  aus  da 
Vestibülen  (paraskenien)  je  eine  tbür.  Der  architektonische  aufba 
der  skeuenfront  war  mit  vier  stützenreihen  arrangiert,  namlid 
einer  freien  säulenstellung  und,  entsprechend  den  erwähnten  did 
fensterreiben,  drei  pilasierstellungen  mit  ihrem  gebälk.  Für  die 
restauration  der  säulenstellung  sind  in  den  resten  alle  anknüpfungi' 
punkte  vorhanden,  auch  ist  aus  den  basenprofilen  der  säulenstnhh 
mit  Sicherheit  auf  die  korinthische  Ordnung  zu  schliessen.  Dil 
zwölf,  durch  die  drei  thüren  in  vier  gruppen  getheilten,  säulei 
stehen  1,84  m.  von  der  mauer  ab,  ruhen  auf  sockeln  von  1,30  ■ 
höhe  und  haben  0,8  m.  im  durchmesser.  Sie  umrahmten  die  hinto 
ihnen  in  der  mauerfirout  liegenden  thüren  und  uischen  mit  ihrei 
Statuen  (vgl.  Phil.  23,  p.  506)  und  trugen  selbst  über  dem  ge 
bälk  statueogruppen.  Für  die  restauration  dieses  plastischen  schmucki 
sind  kaum  anhaltspunkte  vorhanden,  man  hat  jedoch  hier  dei 
grössten  luxus  vorauszusetzen  (vgl.  Paus.  VII,  20,  3). 

Die  fenster  des  zweiten  gescbosses  waren  mit  rafiünement  an 
geordnet.  Zwischen  den  zwölf  pilastern  und  den  beiden  eckpfeilen 
befanden  sich,  wie  im  untern  geschoss,  dreizehn  wandflächen;  voi 
diesen  traten  die  drei  mittleren,  durch  bogennischen  ausgezeichnet 
hervor;  die  beiden  äussern  enthielten  fenster,  während  die  mittlon 
geblendet  war  und  wahrscheinlich  eine  Dionjsosstatue  aufnahn 
(andre  vermuthungen  s.  Phil.  23,  p.  507)  '^.  Von  den  zu  beidei 
Seiten  befindlichen  je  fünf  räumen  enthalten  der  zweite  und  viert« 
fenster,  der  erste,  dritte  und  fünfte  dagegen  sind  volle  wandflächeo 

32)  Dieses  hervortreten  des   mittleren   theiles  der  wand   setii 
sich  im  dritten  und  vierten  geschoase  fort. 


JabretberiGiit«.  S65 

k  1b  jrittai  and  Tierten  geichoss  wediseln  in  gleicher  weise  fenster 
B  ail  WMidflieiieD,  über  dem  Dionysos  war  wahrseheinlicb  im  dritten 
ft  üiek  eine  tafel  nit  der  dedicationsinscbrift  angebracht,  da  ein  im 
K  -4ihint«'  liegenden  saale  befindlicher  pfeiler  die  anläge  eines  fen- 
B  itan  aosscblon,  das  sich  dagegen  im  vierten  befand,  bei  dem  auch 
ab  ansdruek  der  geringsten  belastuug  wahrscheinlich  nur  stützen 
■it  figürlichem  schmuck  ang^rdnet  waren.  Die  decoration  der 
■kcaeBwand  bestand  aus  einer  bekleidung  mit  marmortafeln  von 
0^  bis  0,4  m.  dicke,  wie  sie  noch  an  den  säulenstühlen  gemessen 
wwdea  können.  Deutliche  spuren  beweisen,  dass  die  mit  den  fen- 
iten  abwechselnden  wandfiächen  gefärbt  waren  und  zwar  mit  ver- 
■Uedenen  nüancen  von  blauer  und  rother  färbe. 

Der  fiissboden  der  skene,  1,10  meter  höher  als  der  der  or- 
nihte  auf  81  der  tiefe  nach  liegenden  holzbalken,  welche 
einerseits  in  die  plinthe  unter  den  säulenstühlen  betten,  an* 
nach  der  orchestra  zu  durch  eine  hölzerne  wand  gestützt 
Die  nenn  hier  im  erdreich  befindlichen  löcher,  welche 
Mifibach  (cfr.  Phil.  23,  p.  506)  als  für  die  Vorkehrung  zum 
Mi6ieben  des  Vorhangs  bestimmt  ansah,  hält  der  verf.  für  die  ein- 
MldMier  der  stide  dieser  holzwand.  Vor  dieser  steht  zur  ver- 
UeMong  derselben  ein  brüstungsmäuerchen  von  0,80  bis  0,89  m. 
tfbke;  die  ausserordentliche  schwäche  desselben  machte  die  holz- 
wmd  erforderlich.  Die  länge  der  bahne  zwischen  den  paroske- 
■Mswäoden  beträgt  35,4  m.  ^  die  tiefe  von  der  mauerflucht  bis 
mr  aoiseDkante  der  brfistung  8,04  m. ;  der  freie  räum  dagegen 
nrischen  den  säulenstühlen  ist  30,4  m.  lang  und  5,86  m.  tief: 
iho  nicht  den  Vorschriften  des  Vitruv  entsprechend,  welcher  für 
fie  römische  bahne  das  verhältniss  von  8  zu  1  fordert.  Wenn 
^  HB  auf  anserm  theater  Vorstellungen,  zu  denen  coulissen,  maschi« 
Mrieea,  vorhänge  u.  s.  w.  noth wendig  waren,  gegeben  werden 
Hlttea,  so  waren  unbedingt  holzeinbauten  nötbig;  da  aber  die 
iadanentierung  des  prosceniums  solche  nicht  gestattete,  so  können 
faartige  aufliibrungen  nicht  stattgefunden  haben;  da  ferner  grosse 
iwwirkungen  von  Instrumenten  ohne  holzeinbauten  in  dem  stei- 
Hnen  gebände  nicht  zu  erzielen  waren,  so  werden  die  auifiih- 
imgen  sich  aaf  wettkämpfe  von  chören  beschränkt  haben,  die  dann 
im  platz  auf  der  thjmele  hatten,  während  die  begleitenden  mn* 
■kir  auf  der  bahne  standen.  Ob  dieser  mit  grosser  bestimmtheit 
VMi  verf.  aufgestellten  Schlussfolgerung  rückhaltlos  beizustimmen 
iil^  möchte  ich  bezweifeln. 

Von  der  bühne  führten  in  den  achsenrichtungen  der  drei 
gfüsea  thären  drei  treppen  in  die  orchestra,  Schillbach  (Phil.  23, 
f,  506)  nahm  deren  nur  zwei  an.  Die  parodoi,  welche  sich  nach 
Mden  selten  bis  etwas  über  die  aus  dem  zweiten  vestibulum  fuh- 
leode  thir  erstrecken,  bilden  auf  3,95  m.  ein  gerades  tonnenge- 
wMfce  von  6,80  m.  höhe  und  2,96  m.  breite.     Sodann   geben   sie 


S66  Jahraiberidite; 

auf  3,07  m.  länge  in  ein  fiiUendes  tonnengewölfae  über^  nod  kk 
nen  sich  beim  austritt  an  einen  gurtbogen ,  dessen  mamorpfiäki 
noch  stehen.  Warum  das  gewölbe  seine  höhenlage  veriiiidert,  iii 
nicht  ganz  klar;  mit  sitzstufen  waren  die  parodoi  nicht  äberkMi 
(Schillbach's  annähme »  vgl.  Phil.  23,  p.  504),  da  diese  «eh  mchl 
in  gleicher  flucht  mit  den  übrigen  befunden  haben  könoten.  Foa 
dem  gurtbogen  an  folgt  man  der  wangenmauer  der  ersten  treppt 
im  Zuschauerräume  8,81  m.  lang  nach  der  orchestra  md  der 
proedrie. 

Die  orchestra  ist  in  einer  neignng  angelegt ,  so  dass  in  der 
mittenachse  der  boden  an  den  ersten  sitzstufen  um  0,48  m.  tiefv 
liegt,  als  an  der  bühnenbrüstungsmauer ;  hieraus  ist  zu  achliesso^ 
dass  der  vor  der  proedrie  herlaufende  wasserkanal  zur  entwasie- 
rung  bestimmt  ist  (anders  Schillbach,  vgl.  Phil.  28,  p.  504  sad 
Wieseler  Ersch  und  Gruber  p.  240,  a.  33).  Im  übrigen  besiehe 
ich  mich  in  betreff  der  orchestra  und  cavea  auf  meinen  firfiheNi 
beriebt  pg.  504  ff.  und  bemerke  nur,  dass  oberhalb  des  ersten 
diazoma  14  (Schillbach  13)  sitzstufen  vorhanden  gewesen  zn  sein 
scheinen  und  dass  aus  architektonischen  gründen,  wq^  eines  osl- 
lidierenden  fensters  an  der  treppenhausmauer,  von  den  von  S^iU- 
bach  angenommenen  Säulengange  abzusehen  ist,  der  auch  bei  eiMSi 
bedeckten  theater  ein  grosser  luzus  gewesen  sein  wiirde.  Da  die 
achsen  des  zweiten  diazoma  nicht  auf  die  entsprechenden  thnren  4m 
treppenhauses  führen,  so  nimmt  der  verf.  eine  gallerie  an,  die  in 
der  achse  der  parodoi  von  der  thür  zum  diazoma  hinüber  führte. 
Die  zahl  der  Zuschauer,  welche  auf  den  Sitzreihen  platz  findsa 
konnten,  wird  auf  4772  berechnet  (Schillbach:  5438,  wenn  asck 
die  orchestra  besetzt  war). 

Sehr  interessant  ist  endlich  die  dachconstruction.  Aus  einigCB 
noch  an  der  Umfassungsmauer  der  cavea  vorhandenen  Strebepfeilen 
(c£r.  Phil.  23,  p.  508)  schliesst  der  verf.  auf  zwanzig  äquidistaiti 
Verstärkungspfeiler,  denen  ebensoviele,  radial  sich  nach  der  skene 
hinein  erstreckende,  dachbinder  entsprachen.  Aus  der  anssermdeat- 
lieben  stärke  der  flügelmauern  der  treppenhäuser  ist  femer  aaf 
eine  starke  pressung  vom  dache  zu  schiiessen.  Hält  umui  damit 
zusammen,  dass  die  erwähnte  abwässerung  der  orchestra  ein  opaioB 
über  derselben  bedingt,  wie  dieses  ja  auch  schon  der  hinreicheudsa 
beleuchtung  wegen  durchaus  nothwendig  war,^  so  ergibt  sich,  dam 
sich  gegen  die  paraskenionswände  ein  polygonaler  kränz  von  bal- 
ken  stemmte,  welcher  den  architektonischen  abschluss  der  dach- 
binder bildete,  die  ihn  in  den  winkelpunkten  unterstützten.  Zwi* 
sehen  den  beiden  endpunkten  muss  nun  der  dachbinder  zweimal 
gestützt  werden,  und  dies  geschieht,  indem  zunächst  auf  den  hodei 
des  zweiten  diazoma  ein  sjstem  von  zwanzig  balken  au^estett 
wird,  welche  die  dachbinder  in  ungefähr  '/i  ihrer  länge  treffen 
ein  zweites  sjstem  von  ebensovielen  balken  ruht  sodann  auf  dea 


iaiiresbericbte.  667 

fASÜkj    wdclies   durch   die   auf   dem   boden   des  zweiten  diazoma 

ilekaiiden  pilasto  getragen  wird,    schneidet    die  erstgenannten  bal- 

ken  und  trifft  die   dachbinder   in   etwa  ^7  ^hrer  länge.     Da  diese 

itätieB    sowohl   im    Schnittpunkte    als   auch   durch    horizontal    ?om 

Isnem  ende  dtf  dachbinder  auslaufende  balken  verankert  sind ,    so 

kSaneo  sie  nicht  aasweichen.     Das  dach  der  skene  endlich,  welches 

ngleicb  das  des  skenengebäudes   bildet,    ist    im    anscliluss    an    die 

TM  Lohde  festgestellte  dachconstruction  der    bühnen    von  Aspendos 

lad  Orange  restauriert,   und  zwar  li^en  die  binder  in  den  achsen 

kt  pilaster  an  der   frmiB  ^caenae.      Dieses   dachgeriist   sowie   das 

i»  cavea  ist  mit  einer  holzcassettendecke  verkleidet.     Möglich  ist^ 

4m  das   opaion   der  cavea    durch   ein    velarium   verdeckt  werden 

koBüte»  dessen  anbringung  keine  Schwierigkeit  machte.  " 

Da  in  süden  der  mine  eine  chauss6eanlage  viel  zerstört  hat, 
an  fiaden  sich  nur  ganz  geringe  anbaltspunkte  fur  etwaige  sich 
4srt  anlehnende  portiken.  Der  verf.  stellt  ein  sehr  ansprechendes 
•Mb  gartenanlagen  einschliessendes  system  her.  Für  die  archi- 
taetiir  der  südfa^de  des  skenengebäudes  nimmt  er  in  drei  stock« 
werken  je  neun  bogennischen  an^  welche  durch  pilaster  eingerahmt 
äid;  sie  sind  sämmtlich  geblendet  bis  auf  die  eingang^tbür,  welche 
ii  der  mitte  des  untern  geschosses  liegt.  Die  treppenhäuser  waren 
nr  im  obersten,  dem  dach  des  skenengebäudes  gleich  übenden, 
gvebois  mit  fenstern  versehen  und  zeigten  im  übrigen  die  ununter- 
kecbene  wandfläche. 

Wir  scbliessen  mit  dem  wünsche,  dass   es  dem  verf.  gestattet 
;   tm  mogBy   ähnliche  durch  lebendige  anschauung  so  sehr  fördernde 
[  vbaiten  auch  für  andre  theater,  namentlich  die  gebäude  von  Aspen- 
te and  Orange  auszufuhren. 

Flensburg.  Alheri  MüUer. 

Theogn.  39  flgd. 

IfaleC  ein  lehrreiches  beispiel,  wie  die  letzten  ordner  dieses  textes 
■it  diesem  umgegangen  sind.  Vers  40  l&vvjfJQa  xofc^g  vßgtog 
ijfutiQfig  pasBt  za  vs.  39  nicht,  da  solchen  mann  man  nicht 
firebtet:  es  muss  daher  vs.  1082  hierher  vßQUtt^v,  ;^aAc;r^( 
Ift^nx  CtaCkog,  ein  tjrann  ist  also  im  anzuge:  auf  den  und  die 
wiWu  —  die  sind  vs.  41  mit  acioC  bezeichnet  —  beziehen  sich 
Heb  vs.  41.  42.  Damit  sind  eben  zustände  bezeichnet,  die  auf 
Athen  und  Pisistratos,  nicht  auf  Megara  zu  Theognis'  zeit  passen : 
mgieicht  man  Solon,  fr.  IV  B.,  besonders  vs.  5,  so  sprechen  auch 
die  werte  für  Solon.  Ist  der  aber  der  Verfasser^  so  ist  KvQVi 
iitepoUition:  Phokos  könnte  dagestanden  haben.  Es  ist  also 
VI.  40  aus  irgend  einem  andern  gedichte  aus  irgend  einem  zwecke 
Kuher  gestellt:  vs.  39-— 42  sind  eine,  vs.  1081  flgg.  eine  zweite 
redaction.     Ganz  anders  freilich  Bergk. 

Em$t  van  Leuffc7i. 


HL   HISCELLEN. 


A.    Zur  erklänmg  und  kritik  der  schrifteteller. 

6.    Platon. 

1.     Bemerkungen  zum  kritischen  apparat  Platon'ii 

In    meinen   „  Studien  ^<   habe   ich   p.  2  bezüglich   der  Taticaid 
J&i   welche   bekanntlich   von   einem   und  demselbeo  Schreiber  ge- 
schrieben sind  und  eine  handschrift  ausmachen,  bemerkt,  dan  die- 
selben wahrscheinlich  dem  XII.  Jahrhundert  angehörten.    Bei 
dieser  angäbe  folgte  ich  dem  urtheii  eines   mit  griechischen    hand- 
schriften  sehr   vertrauten  mannes^    den  ich    in   der   sache  befragt 
hatte.     Nach  meiner  meinung  gehörte   die    handschrift    einer   spi- 
teren  zeit  an;  und  meinen  zweifei  durchblicken  zu  lassen»  bezeich- 
nete ich  daher  auch  jene  angäbe  nur  als  eine  wahrscheinliche. 
Und  in  der  that,   mein  zweifei  scheint  berechtigt  gewesen  zu  sein, 
denn  in   der  wohl  seltenen  schrift  Reoaitsio  Maniworiplonim  Codi- 
cum,   (jftfi  tx  WMmtM.  bibKolhaca  Falicana  a.  1797  proctimloriktt 
GoXiwMkm  iure  belH  seif  fKicIartfm  \%dMxmfwii  ergo  et  tftitiia   pacif 
traditi  fuere  lAfmae  1803  wird  p.  55  die  vaticanische  handaehiift 
dem  XV.  Jahrhundert  zugetheilt.     Diese   einst  sehr   hodtgeschitzte 
handschrift   hat   ihre    bedeutung  eingebiisst,  seitdem  ich  in  meinen 
,,studien^^  p.  51  den  nachweis  erbracht  habe,  dass  sie  in  fast  allen 
dialogen,  welche  sie  mit  dem  Clarkianus  gemeinsam  hat,   aus  dem- 
selben abgeschrieben  ist.     Interessant  ist  nun,  dass  auch  sie  wieder 
die  quelle  von  anderen  handschriften  geworden   ist      DurchUatteni 
wir  z.  b.  den  kritischen   apparat  zum  Symposion,    so   finden    wir, 
dass  hier  Wj  nach  der  angäbe  Bekker's  ein  Angelicas,  den  ich  aber 
trotz  der  eifrigsten  nachforschungen    in    der   bibliothek    nicht  auf- 
finden konnte  (vgl.  Studien  p.  8),  mit  z/  zusammengeht,    und  4am 
w  gegenüber  von  J  eine  weitere  stufe  der  verderbnin  reprSseotirt 
Man  vgl.  folgende  beispiele,  an  denen  J  und  w  mit  ihren  leaarten 


Mbedleii.  M9 

Mirt  dMteheo:  878,  12  alterum  xa\  &m.  Jw  889,  20  davXifag 
•m.  392,  15  ^fAßtivcu]  l^vfAßatvBk  397,  6  l^v/j^^igiad-at  wamg] 
i9itfiQia^a$  xal  wffHiQ  411,  3  d-QQvßti&ui]  ^oßii^öi  417,  10 
lmxkv'\  iXp  429,  7  Uogog]  naigog  443,  7  tva  Xifj]  Xv  S3fi. 
Ifon  lesarten,  mit  denen  w  isolirt  dasteht,  glaube  ich  hier  absehen 
n  können.  Aber  direct  stammt  w  nicht  aus  J,  dies  geht  hervor 
am  mehren  stellen ,  in  denen  wir  in  w  zwei  lesarten  mit  einander 
verbanden  sehen;  man  vgl.  461,  9  5ir^]  on  Sinj  «d,  465,  22  inl] 
lu  Jy  hk  inl  tD.  Bs  muss  also  u?  auf  eine  handschrift  zurück- 
gekeo,   in  der  zu  den  lesarten  des  Vaticanus  noch  andere  hinzuge- 

1~  figt  waren.  Bs  lässt  sich  auch  noch  in  anderer  weise  darthun 
4ii  zwischen  w  und  J  sich  mindestens  noch  ein  mittelglied  be- 
ünden  haben  muss.  Wenn  wir  nämlich  folgende  auslassungen  von 
«  betrachten :  379 ,  2  Ugoiwog .  nal  xovto  fii¥  ^ttov  xai  &av- 
luoiov  AOlf  8  /AOk  iüTü)  aqqrifa  rä  ti^tifUwa.  ukXa  fii]  fAi  ^tiXam 
383,  14  3&afifixayuiT9a$  twv  tlativa$  iig  'Aidov.  TOiyäQTO$,  so 
luHiDen  wir  als  Ursache  der  weglassung  nicht  ein  ofAototikivtow 
mfiihren.  Da  die  drei  auslassungen,  wie  man  sieht,  an  umfang 
wk  gleichkommen,  so  muss  man  vielmehr  die  weglassung  durch 
iknpringen  von  drei  Zeilen  erklären.  Offenbar  war  also  zwischen 
4/  aod  10  ein  mittelglied,  in  dem  jede  der  obigen  drei  auslassungen 
iiis  nile  fällte.  Die  ersdieinung,  die  wir  bei  späten  Platohand- 
Mkrifteo  so  häufig  antreffen,  dass  sie  in  den  einzelnen  dialogen 
giK  venchiedeoe  quellen  haben,  wiederholt  sich  auch  bei  10;  denn 
ii  den  dialogen,  die  Bekker  ausser  dem  Symposion  von  w  noch 
mliationirt  hat,  stammt  w  nicht  aus  J. 

2.    Zu  Platon's  Kratjlos. 
CratjL   390  E   sagt   Hermogenes:    ovm    ix^,   cJ    JSwxQang, 

htty  ahmg  USaXfinig  nna&ripa$j  dXXä  donä  (AOk  &ie  Sv  fAoXXov 
waaS^tcd'af  cro*,  §X  juo»  di^tutg,  ^ntva  g>^g  ihat  t^v  ^vffik  oq^ 
^nfia  ipOfAatog*  Die  werte  a^cie  doxui  fiok  w3t  &v  fjkälXow 
nmed^inif&at  fehlten  ursprünglich  sowohl  im  Clarkianus  als  im 
Teaetos  II;  dieselben  wurden  erst  von  einer  späteren  band  hinzu- 
gCMtst  Da  in  diesen  Worten  av  mit  dem  futurum  anstoss  erregte, 
aa  acUiig  Cobet  MMm.  II  (1874)  p.  284  statt  des  futurum  mia^ij^ 
0Bi0J^a#  deo  aor.  nuif&^cu  vor;  Naber  dagegen  will  ftiurd-^ffBO- 
9ui  4M  tilgen;  ef.  comment.  Plat.  II,  p.  71,  wo  er  als  vortheil 
aeiacr  Verbesserung  anführt  „lucrahknur  elegantem  elUpein".  Mit 
huUtm  vorschlagen  ist  der  stelle  nicht  geholfen.  Wir  müssen  bei 
der  keihiDg  lediglich  von  der  Überlieferung  der  ersten  band  im 
GkrkiaDos  and  Venetos  II  ausgehen  und  von  dem  zusatz  der 
sweittD  kaad  vorlänfig  ganz  absehen.  Es  ergibt  sich  nun  sofort, 
imm  der  gon  sasati  entbehrlich  ist,  wenn  statt  fto«  geleseu  ^it4 

miolcgnB.  XXXV.  bd.   2.  24 


870  HiMelleii; 

fäti,   eine   verwecbslnng ,   die  in  handschriften  Torkoniiit  ef.  Bekk. 

Gorg.  33,  15  fioi]  (i^  J-  Euthjphron.  367,  7  fiot]  fkijE.Uk 
liehandelte  stelle  belehrt  uns,  wie  gefährlich  es  is^  bei  der  platoni- 
schen kritik  die  ursprüngliche  Überlieferung  der  guten  handadirifteB 
ausser  acht  zu  lassen. 

Cratjl.  423  A  heisst  es :  xal  d  titnov  ^iovra  ^  u  aXXo  rwv 

avTWP  avifiaia  nal  cx^fiaia  ijmtovgiiv  h((vo$g  und  weiteriiio 
avTW  yaQ  avj  otfiat,  diqXwfAu  rav  t^  awfAUJk  iytyvno,  fAtfiffCU" 
Ikivov,  wq  ioMf,  Tov  awfiaiog  ixHvo  o  ißovXsio  dtiXüiikin,  Statt 
dr^kwfid  jov  T^  Ccigiau  lesen  wir  im  Clarkianus  dijXmfM  tov  (fm- 
fAüTogj  dasselbe  hat  von  erster  band  der  Venetus  J7.  Mit  rdcksicbt 
auf  diese  Überlieferung  werden  wir  lesen  dijlwfAd  rov  und 
(TcJ/uarog  als  Interpolation  tilgen. 

Würzburg.  JH  SdWms. 


7.    Zu  Platons  Politeia. 

Plat.  Reip.  VI,  p.  496  C  xal  tavnov  3^  x&v  iXlymif  o{  ftwiiim^ 
xal  ywcdfAtvin  (ig  ^ü  xal  fäaxdQ$ov  ro  xnjfjta  xal  nSv  noXläv  w 
Ixav&g  liivtig  rifv  fiavtav  xal  Su  oiddg  ovdiv  vy$kg  äg  inog  fhmw 
mgl  Tcc  Twv  noXiütp  ngämr  ovd^  t<n$  ^vfifjMxog,  [u^  Sjo9  us, 
Ifvv  iiü  Xfjftf  %&v  iixatiov  ßoifd-Huv  ffci^on^  Sv,     Die   lesart   ftm* 
luvok    haben   die   codd.  A&IIJKvy  während   ;'€vo/tt<yo»  durch  die 
untergeordnete  klasse  der    manuscripte  rertreten  wird.      Entweder 
würde  yivofinot  als   marginale  anzusehen   und    zu    entfernen  sein 
oder  es  dürfte,   wenn  man  der  antorität  der  bessern  handschriftea 
sich  anschliesst,  die  annähme  nicht  ungerechtfertigt  erscheinen,  dass 
die  lesart  derselben,  y^ofuvoh  da  sie  fur  den  sinn  mindestens  über- 
flüssig, wo  nicht  störend,  ist,  aus  iXofnvot  entstanden  sei,    ao  dass 
der  thätigkeit  des  kostens,  welches   hier  natürlich  bildlich  su  tw- 
stehen  ist,  die  richtige  wähl  vorausgeht.     Wer  mit  den  6Xfyo$  ge- 
meint sei,  geht  aus  den  werten  von  Sokrates  ndyfffuxQw  6^  n,  cS 
^AdiCfjkam,  Utmrak  XW9  xa^  ä^Cav  ofitXavvtwv  ^tXoaofCf  bervor. 
Ferner  ist  es  nicht  wahrscheinlich,  dass  der  philosoph  geschrieben 
hat  gii^'  orov  tig  Iwv  inl  t^v  xwv  dtxalww  ßoij&iHitv  tfuJ^oit'  ar, 
da  wohl  kaum  von  einem  aufsparen  bis  zu   einem    kritischoi  mo- 
ment   oder    von    einem    übrigbleiben  aus    vorangq^gmem  kämpf, 
sondern  von  einem  sofortigen  eintritt  in  den  dienst  der  phtloaopÜe, 
in  den  kämpf  um  die  höchsten  guter  und   einem   konsequoiten   be- 
harren in  demselben  die  rede  sein  soll.     Aus  diesem  gründe  mMkte 
ich  vorschlagen,   die  fraglichen  worte  des  textes  zu  äiideni  in  itd 
jp  Wf  dntafwf  fiaijOiCf  anovia^ot  av.    Dass  die  konatnietioii  4es 


MkeeneD.  Si7i 

▼erbi  tfrnrnfial^Hr  mit  Inf  m.  dativ  oefaen  mgC  m.  accusativ  auch  bei 
Piaton  nicht  xa  den  ungewöhnlichen  erecheinungen  zahlt,  beweisen 
Stollen  wie  Gorg.  502  B  to  dl  d^  17  asfjtvfj  avt/j  xul  d-avfiaffir^y 
o  jijg  TQuyti^Uitg  no(ri(ngi  l<jp'  cS  ianovdaxij  und  Ljs.  219  B 
naCa  ij  jowvtfj  Oaovdij  oix  ini  loviotg  iotlv  ianoviaofiipti. 

Ib.  p.  501  B.    ^Emna,  offAM,  uTKQyalofjtsvot  Ttvxvä  av  Ixa- 
tiQWf^    avoßXiirouv    nQoq    t€    to    g>van    itxatov    xal   xakoy   xai 
9w^9  xal  ndvta  xa  xoiavxa  xai  nQog  ixHvo  av  xo  iv  xolg   ay- 
9^9(Hgy    ifAHototiv  ivfA/ntypvvug   t€  xai  xiQayytivng  ix  xüiv  im- 
v^Hßfuixüiv    xo    avdQ$(xilop   xxX.      Die    worte    jfQog    ixiJvo    av 
TO  iw  xoTg    av^Qvinoig  ifAHomtv   geben   keinen   rechten   sinn  und 
pmen  auch  nicht  in  die   konstruktion.      Die    durch   das    vorange- 
btade  ixaxigwg  angebahnte  doppelbeziehung  wird  durch   die    nach- 
folgende korrelation  (xi  —  xai)  näher  ausgeführt,   und   es  drängt 
neh  fast  die  nothwendigkeit  auf,  zu  schreiben :  xai  ngig  xo  ixilvo 
tttfio  iv  xoJg  avd^QuijiOig  ifjknomv,    was   gleich   dem  mit  xf  einge- 
fiUiHen  ersten   gliede   von    anoßlino^^v  abhängig   ist     Dem  sinne 
nach  schliesst  sich  diese  erörterung  unter  andern  an  die  p.  497  C 
amgesprochenen  gedanken  an:  Toi;ro  dl  avxo  iggn^ri  fiBv  xat  xon, 
on  diii<Tot  7»   ail  iviiviu  iv  x^   nolit  Xoyov   Ixov   xrjg    noXtxeCag 
roy  avToy,    ovmg  xai   cv  o  vofAo^ixtig  i/wv  xovg  vofjtovg  ixCd'Hg, 
Qod  ansBordem    herrscht  zwischen   der   methode  der  weltschöpfung 
(Tim.  28  A.  B)  und  der  Staatenbildung   eine   unverkennbare    ana- 
Isgie.     Denn   das   <rx^fM   in    p.  501    A   entspricht    oflFenbar   dem 
üa^dinyfjM  des   itifAtovgyog  im  Timäus,   während   der  Xoyog   die 
riditige  Auffassung  und  intuition  des  gesetzgebers ,    von    der  seine 
iateationen  getragen    sind,    kennzeichnet.      Ueber  die    begriffliche 
TttwandtBchafifc  endlich  von  antgydZfa&ui  im  Timäus  mit  ifjtnouTv 
10  der  vorliegenden  stelle   bedarf  es   wohl    keiner   besondern   er- 
UamDg. 

Ib.  p.  511  A  ToSto  xoCwv  vofix6v  fiiv  xo  Mog  ikiyov,  vno- 
^iCta$  <r  ipayxa^ofjbivfiv  yfvxv^  XQV^^f*^  "^Q^  ^•^  ^^xfja&v  avxov, 
oi»  iif  igjA^  iov0av  ftS^  oi  ivvafjtivTjfv  xCjv  vno&Bffiutv  avcoxiQUi 
ixßtUvtWß  iix6c$  ii  XQ^f^i^^^  avxoTg  xoTg  vno  xwv  xäxw  änet" 
xaa^iic$  xai  ixihotg  nqog  ixHva  wg  ivagyiak  diio^aCfAivo^g  x€ 
xai  x§x$firifiivotg.  Ganz  abgesehen  von  den  ersten  Worten,  in  denen 
aostott  der  lesart  der  vulgato  yoijTOt;  Stallbaum  nach  der  autorität 
der  meuten  handschriften  die  auch  von  Schleiermacher  empfohlene 
hmrt  vofßov  hergestellt  hat,  obgleich  dieselbe  in  einer  nicht  grade 
wünschenswerthen  form  mit  den  folgenden  Worten  von  Sokrates  To 
xofwov  inQOV  fiäv&avt  xfAtjfAa  xol  votjwv  Xfyovfd  fAi  xovto  xtA« 
korrespondirt,  ist  die  konstruction  des  verbums  aiuixd^fxi  mit  vno 
wohl  nicht  haltbar,  sondern  ano  dafür  zu  schreiben,  da  ja  die 
dxdvtg  von  den  dingen  der  erscheinungsweit,  dem  sinnlich  wahr- 
Bdmbaren  entnommen  werden  sollen.  Ferner  heisst  es  am  schluss 
fiel  aeehsten  bnchei  511  B   nach    der  aufzählung    und   stufenfol^«^ 

14* 


m  ttMeeOw. 

der  yier  nud^ikata  Iv  rj}  tfwx^  yiyrofHwa  (der  voiiiUg,  Jkdv^Ht, 
n((Sug  und  ihac(u,)  «ai  jafov  aita  ava  Xoyw,  (SemQ  I9'  olg 
iiFiiw  aXri^dag  fiftix^tv,  ovrui  lauia  Cutpfpfitaq  fiyijcd§uvog  futixHv* 
Oil  iS^ncQ,  uiq  die  aiwicbt  ala  eine  subjektive  zu  bexeicbneD)  zu 
dem  particip  ^yi^cdfuvog  gehört  ^  so  fehlt  zu  ovna  daa  entspre- 
chende, für  d^n  sinn  nothwendige  korrelat.  Deshalb  neine  ich, 
dfuw  nicht  1^'  olg^  sondern  if  oaov  (soweit  als,  in  dem  grade 
wie)  zu  schreiben  sei,  wenn  der  gedanke,  dass  der  grad  der  klar- 
heit  von  dem  grade  der  theilnahme  an  der  Wahrheit,  der  fMtlStg 
T^$  äXfi&%(agi  abhängig  ist,  deutlich  und  präcis  ausgedruckt  wer- 
den soll. 

Ib.  Yll,  p.  534  A  sind  die  verschiedenen  erkenntnissstufen  scharf 
von   einander  geschieden,   wie  schon  an  früheren  stellen  der  Poli- 
teia:  ^Aqiuxth  ovv,  ^v  d'  iyd,  wansg  to  nqot^qov^  xiiv  ftkv  mq^ 
rqiß  fiOiQuv  in^GJiifAfiv  xaXii9,    diviiqav  ii    dtdvotaPy    iQfvfpf  df 
n(^ty  xal  elxaciav  mdqvriv   (vgl.  u.  a.  511  E)*  %al  ^wufAtponqsL 
fkh  raSm  dol^av,  l^tfvafi^ouQa  i^  ixiiva  f^oi^cr«»*    »ai   do^av  fuv 
Jt9Qi  yiviCiP,  v6fja$p  dk  nsQl  oiaCav   xai  ou  oiffCav  nqog  yivtc^v, 
yot7<r«v  ;r^oc  66^av,    ijMmififjv  nqog  nfct^y  xai  itdvowp  irqig  il- 
xac^tor.     Der   gegensatz   zwischen   avaCa   und   /iviCtg   ist    analog 
dem  gegensatz  zwischen  votjCtg  und  dofa;   dazu   kommt  das   Ver- 
hältnis» in  welchem  die  imor^fifj  als  höchste  der  höheren  erkennt- 
niasstufeii  zur  9(<n$gf  der  ersten  von  den  niederen  erkenntnissstafen 
sich  befindet,  analog  mit  dem  verhältniss  der  dtdvoM  zur  iixaaia. 
Die   Verbindung  xal   in  ist   hier    entschieden  unhaltbar  und  dafür 
xal  in  zu  schreiben,  so  dass  die   an   der  spitze  der  periode  ste- 
hende   konstruktion    äqicxik    xuX%Ip    hier    ruhig    noch    fortwirkt 
Bine  grössere  Schwierigkeit  bieten  die  folgenden  werte:  t^v  6'  If 
olg  ravia  avaXoylav  xal  6w(Q€Civ  di^i  i^^^fQOv,  iol^atttov  »  xal 
votiTov    iüifitv   xjX,      Schon    Stallbanm     nennt    die    konstruktion 
eine  orßiio  pavio  liheriuo  ooti/brmofa,  aber  mit  diesem  euphemismas 
kann  man  sich  nicht  begnügen,    sondern  es  ist  iuxn  "*  '^'^'^  ""^ 
mit  vorhergehendem   av^    das  neben  xavra  leicht  ausfallen  konnte, 
liinter  dieses  pronomen  zu  stellen,  so  dass  die  worte  lauten:    r^ 
d'  ifl"  dig  ravt'  Sv  iUxn  ävaloyiav  xal  dtalQiCtv  Ixaiigov^  Jofa- 
itrov  n  xal  vofitoi  iüifAiv*    Müller  übersetzt:  „daa  verhältniss  der- 
jeuigeu   gegenstände   aber,   womit  diese  sich  beschäfitigen  und  die 
doppeltheilung  jedes  der  beiden,  des  gemeinten  und  des    gedachten, 
übergeheu  wir^^     Diese  Übersetzung  setzt  audi  ein  verbum  in  dem 
relativsatz  voraus,  während  die  doppeltheilung   von   selbst  in  die 
nugen  springt.     Ausserdem  ist  in  den  folgenden  werten  (C)  og  dv 
M    ^XH   i^tcaa^ak  7^  Xoyt^   änb    iwp  iXkutP   ndviiop  dfkkiiv 
T^y  %ov  aya^ov  liiav,  xal  mcmq  iv  ftdxfj   dfa    ndvitop  iXfyxiUP 
dni^oivj  fikfi  ndvta  xatd  do^aPj   aXXd  xai   overlay  nfodvfJU»ifUPog 
iXiyx^tp  xii.    nicht   ovalav,    sondern    vofiiSiv   zu  schreiben ,    denn 
Ol  handelt  sich  hiery   wie  der  Zusammenhang  beweist^  in  erstei 


Kale  mri  nftldtft  ta  iltii  ^»Unniefaied  der  «rkeatiflilisfeMi ,  iii<;fat 
4m  eikmmtniunhjAu^  welcfaeB  letetefe  bus  deiH  Vöi4re^«i!iettden 
tJ^  t0^  4;'i>^v  tffktP  mit  leitihHgk^it  ^ygittzt  wird. 

lb.  YUy  p.  540  E  St^ö^  piv  ai^,  ^v  S*  lyui,  ngicfßvUQöt  tv/xdvioa^ 

di  naTiaC  Oivxäv  naqaXaßSvuq  ixto^  twv  vvv  fj&civ,  u  xal  of  yovT^g 
^X^nm,  &(iifp(ovtä$  h  töT^  ff^nfgotg  tQÖnöi,^  xal  vofAOig,  öva^p  ototg 
8tiXflkv^afA$p  ror€.  Wovoo  die  beiden  konjünktive  lxnifi\ff(a(fiv 
QQd  ^giipwrTM  abhängen,  ist  nicht  ersichtlich;  wahrscheinlich  sind 
sie  aus  versehen  anstatt  der  formähnlichen  JFutura  ixnifA^ovctv  and 
^iifona$  in  den  text  gerathen,  die  ohnehin  durch  das  gesetz 
der  cotuec.  modorum  gefordert  werden.  In  den  folgenden  Worten  von 
S41  A  xal  ovtta  jdx^atd  n  xal  ({torra  noXtv  u  xal  nohriCav, 
[p  tlXiyofifVi  xaratnucav  avrtjv  u  ^viai(AOviq<Snv  xal  lo  id^vog, 
h  ^  Sv  lyyi^aiy  nXiiina  oyif(rt«r,  würde  der  relativsatz  die  in- 
finitiTkonstruktion  unerklärt  lassen,  während  Xiyofiiv  ohne  voran- 
g^iendes  relativ  die  konstruktion  und  den  sinn  bequem  und  ohne 
gRMse  Umwälzung  gestaltet. 

Rudolstadt.  lAMM. 


8.    Zu  Timon  Phliasios. 

Sextus  Empiricus  citiert  im  ersten   buch  seiner  pjrrhonischen 

Hjpotjposen  (1,  224)   aus  den  Sillen  des  Timon  von  PUius  zwei 

stellen,  welche  für  die  kenntuiss  der  philosopheme  des  Xenophanes 

TOD  grosser   Wichtigkeit  sind.     Die  erste  gibt  bestimmte  andeu- 

toogen  darüber,  wie  erst  allmählich  und  in  hohem  alter  Xenophanes 

ans  skeptischer  Stimmung   sich  zq    seinen   pantheistischen   dogmen 

herausgearbeitet  hat:   vergK  des  verf.  beitrag  zur  darstellung  der 

pbiL  des  Xenophanes.    Danziger  gjmn.  progr«  von  1871,  p*  4  anm* 

uod  dess.  Ueber  Xenopb.  von  Kolophon.     Progr.  des  Stettiner  stadt» 

gjmn«   von  1674 ,   p.  13.     Die  zweite  noch  wichtigere  stelle  ent* 

hak  eine  kurze  darlegung  der  lehre  des  Xenophanes.     Leider  sind 

diese  verse  comimpiert  und  lückenhaft  überliefert     Sie  lauten  nach 

dem  Bekkerschen  text  des  Sextus: 

S€$v0fdvrig  vndtvq>og,  ofifjgamttjg  imcxwittfigj 
i$tog  uM^  uv&QoiTWP  &tiw  inXdaai'  hfop  Andnf}, 
äaxfidij,  POiQWTOv  iii  vetifJM. 
im  ersten  verse  ist  statt  des  metrisch  unhaltbaren  ImffxcSmfig 
an«  Ijaertius  Diogened  schon  längst  Intxonrrjg  hergestellt  und   von 
Mnllach    (fragm.    phil.    gr.)    wie    von    Wachsmuth    (De    Timone 
Miasio)  mit  recht  in  den  text  aufgenommen. 

Unsicherer  schon  ist  die  Wiederherstellung  der  hiifiJA|^i^^H^ 


S74  Mifloellen, 

des  «weiten  verses.  Die  lesart  schwankt  iwischen  Imp  äJ 
^qumov  (SV)  und  la  xov  &ndvd^q(ano9  (G).  Was  in  dem  Bek« 
kerschen  texte  steht,  ist  eine  vermuthnng  von  Fabridas,  aber  vixk 
unbedenklich  wegen  der  ungewöhnlichen  Verbindung  vod  Wio^  nid 
an6.  Weiter  aber  vom  handschriftlichen  führen  die  conjeetnni 
Scaligers  akXov  dn^  äv&goSttoiv  nnd  Mullachs  aXkop  andv&Qwmw* 
Am  nächsten  der  Überlieferung  steht  das  von  Roeper  vorgescUi^ 
gene  oq  %ov  andv^qtanov  (vergL  Wachsmuth  a.  a.  o.  p.  64); 
noch  enger  aber  schlösse  sich  an  die  handschriften  ^  wenn  ■« 
schriebe  tv  xhv  andv&Qfonov  „seinen  (i6v)  der  gewöhnlichen  neo- 
schenmeinung  widersprechenden  gott  stellte  er  dar  als  eine  einheitf*. 
Dann  erschiene  hier  an  der  passenden  stelle  die  von  Xenophanei 
zaerst  ausgesprochene  einheitslehre.  Damit  würden  auch  —  wii 
sehr  ins  gewicht  fällt  —  die  nachfolgenden  worte  des  Seztni 
stimmen,  durch  welche  er,  hier  wie  in  andern  stellen,  die  citiertefl 
Worte  erklärt:  Idoyfidrt^t  ii  i  Sivo^dvtig  nagä  mg  vuSv  aUw 
iv&Qoinwv  ngoXi^ug  tv  dvM  to  nav.  Freilich  fugt  Seztua  hinn: 
xal  Tov  d-idv  avfjiifivl^  idiq  naüiv^  eine  wendung,  die  man  nieht 
ohne  zwang  als  eine  zu  dieser  zweiten  stelle  gehörige  erklämng 
gelten  lassen  kann.  Sie  ist  aber  nichts  anderes  'als  eine  kum 
wiedergäbe  des  wenigen,  was  vom  dogmatischen  inhalt  der  zeno* 
phaneischen  philosophie  in  der  ersten  stelle  vorkam,  und  hier,  wie 
leicht  einzusehen,  gerade  am  passenden  orte  hinzugefügft 

Die  weiteren  erklärenden  worte  des  Seztus  bahnen  auch    des 
weg  zu  einer  wenigstens  wahrscheinlichen  restitution   des    dritteD, 
arg  verstümmelten  verses.     Seztus  fahrt  fort:  cfrai  ik  c^^f^tS^ 
xttl  äna^ij  xal  afurdßXriTav  xal    loj^txov.      Durch   afa$QOf^^ii  ist 
das  hov  &ndvTfi,  durch  dnad^  das  a(r*fi&li  erklärt,  und  das  letzte 
attribut  Xoytxov   entspricht  ohne  allen   zweifei  dem  letzten  woite 
des  verses  vofjfia.     Nur  für  äfA€tdßXr[TOv   findet  sich    nichts   ent- 
sprechendes,  sondern    das   gänzlich   unbrauchbare   voiQanov;    dean 
was  soll  ein  verständig  gemachter  oder  zu  verstände  gekommener 
gott  nicht  bloss  in  der  philosophie  unseres  Bleaten,    sondern    über- 
haupt bedeuten?     Aber  auch  die  änderung  in  vaqtinqov ,  die  von 
Paul   zweifelnd    vorgeschlagen    und    von   Roeper   und    Wachsmuth 
gebilligt  ist,    hat  das  bedenkliche,   dass   eine  ungewöhnliche»    rhe- 
torische Wendung  (verständiger  als  der  verstand)  in  den    text  ge- 
setzt wird.     Frei   gemacht  von   der   Verlockung,    in    dem    überlie- 
ferten voiQWTOv  ein  derivatum  von  vom  zu  sehen,   hat  sich  Her- 
mann mit  seinem  vorschlage  dtrxrj&rj  joqvwtov  oXov  voov  ^d§  v6fißa^ 
Nur  ist  gegen  diese  Schreibung  einzuwenden,    dass  rogviorov  (mnd 
gemacht)  an  sich  schwerlich  ein    passender   ausdruck   ist,    um   das 
kugelförmige  der  gottheit  (oder  weit)  zu    bezeichnen  ') ,    und 


1)  Wenigstens  würde  man  etwa  tvTOQvof  erwarten,  was  sich  bei 
Timon  findet,  wo  er  den  Pyrrhon  mit  der  sonne  verffleicht  (Fnurm. 
v.  146  MuUach). 


MifcelleD.  87S 

■leile  der  begriff  dei   kagelfömigeD   nicht   lu    erwarten 

mt,  der  ja  am   ende  des  zweiten  veraes  schon  durch  laop  andvtfj 

«Bgedentet   war,   sondern    irielmehr  der  begriff  der  unveränderlich- 

keit.     Ausserdem  ist  die  Verbindung  oXov  voop  17dl  vorjfia  unwabr- 

icMnlicb.     Xenopbanes  nennt  seinen  gott  ganz   äuge,    ganz   ohr, 

gu»  denken 9  aber  nicht,    wie  Hermann   will,    tautologiscb  ganz 

tekea  und  gedenken.     Fast  scheint  es,  als  ob  das  durch  togvonov 

kseitigte   roigmtov   doch    noch   nachträglich    zu   der   einschiebung 

dm  roor   geführt   habe.     Dasselbe    bedenken   ist  gegen   Mullachs 

ttbreibnng  dcxri^ri,  voop  aitoVy  a(3top  ^dc  v6i^fia  geltend  zu  ma- 

dien.    Nicht  minder  bedenklich  ist   es,    mit  Wachsmuth    ein    wort 

ms  der  |iaraphrase  des  Sextus  unverändert  in  den  text  zu  nehmen. 

Br  ichreibt    den   anfiing   äüxr^^  -i  äna&rj.     Aber  durch  äftad^i^g 

erklärt  Sextus  ja  gerade  das  poetische  äaxfi&iig. 

VieDeicht  kommt  man  dem  ursprünglichen   näher  ^    wenn   man 

•dinibt:  ätntti^y  [fA6vo']v,  o[vd'  ii\iQa)T6v,   [SXov  t]<  v6fifAa.     Für 

dieie  Schreibung  spricht,   dass  ohne   Veränderung  der  überlieferten 

iNKktaben  ^,  nur  durch  restitution  des  in  dem  verstümmelten  verse 

TenmthKch   ausgefallenen    der    von    Sextus    erwähnte    begriff  des 

ifmußhiTOP  und  zwar  an  der  rechten   stelle  in  den  werten  ent- 

Uten  ist     Bedenklich  möchte  scheinen,   dass   in   fAOPOP  noch  ein- 

■d  auf  die  einheitslehre   hingewiesen    wird;    aber   eine    müssige 

Wiederholung  würde  es  keinesw^  sein ;  denn  während  die  einheit 

ia  iweiten  verse  im  sinne  der  uniformität  gemeint   ist,    erschiene 

lie  bier  im  sinne  der  Singularität.     Und  es  wäre  recht  wohl  mög- 

'M,  dass  Sextus    in  seiner  paraphrase    auf  diese   Unterscheidung 

oiefat  weiter  eingehend,  sondern  mit  seinen  werten  Ir  §lpa$  to  nap 

die  einhdtslehre  zusammenfiissend,   auf  die  wiedergäbe  des  fiovov 

versiditet  hätte.     Ein  zweites  bedenken  wäre  metrischer  art     Der 

restituierte  vers  hat  den  trochaeus  im  vierten  fiisse.     Aus  Timons 

iragsMuten  kann  ich  nun  einen  so  gebauten  vers  nicht  nachweisen, 

wohl  aber  aus  denen  des  Xenopbanes: 

Fngm,  6,  2  JMuU.:  ^  /gdtpat  x^^Q^^^*  *^^  ^Q/^  nUTp  amq 

avigig 
14,  2:  <}d(J$5  äfiipl  d'iwv  n  xal  acca  Xfy(a  n§Ql  ndvtwv 
21,  19:  avdqäp  S  aivilv  xtyojov  og  ia&Xä  mwp  apafuCvo» 
Ich  verhehle  nun  aber  nicht,   dass   weder  die  citierung  xeno- 
phaneiacher  verse  für  Timons  metrik  eine  ausreichende  begründung 
enthalt,   noch  die  einschiebung  des  fiovov  durch  eine  blosse,    wenn 
anch   immerhin   probable    möglicbkeit    genügend   gesichert   scheint 
Beiden  Schwierigkeiten  würde  man  entgehen,  wenn  man  statt  giovop 
das  dann  allerdings  nur  zur  ausfullung  dienende  ^«oV  und  für  oXov, 
das  ich  wegen   des   xenophaneischen  verses  (fragm.  2)  ovXog  oQf, 

2)  Bis   anf  die  geringfflg^e   änderung  des  in   tji   überlieferten 
übrigens  in  cod.  V  von  dem  §  getrennten)  H  in  N, 


S76  MimUeo. 

ovXog  d$  vobT,  ovXoq  3i  r'  ohovh  lieber  hättaj   näp  «etxte. 
würden  die  beiden  emendierten  verse  laaten  : 

Sr  t6y  amivd-QUinov  &{6f  inXdcar^  Icov  ändrtg. 

So  wäre  in  diesen  versen  alles  enthalten  und  nur  das,  was 
Sextus  in  seiner  paraphrase  angibt,  dass  nftmlich  Xenophanes  sei« 
nen  den  menschlichen  vorstellnngen  (und,  können  wir  hinznf^peo, 
dem  menschlichen  wesen)  widersprechenden  gott  au%efas8l  habe 
als  eine  einheit,  als  tiberall  gleich  (also  auch  im  sinne  des  Xeoo- 
phanes  auch  kugelförmig),  keinem  leiden,  keiner  Veränderung  un- 
terworfen und  als  ein  denkendes  wesen. 

Stettin.  Franz  Kern, 


9.    Zum  prolog  von  Tacitus'  Agricola. 

Bs  sei  erlaubt,   von  der  viel  behandelten  stelle  Tac  Agr.  1  ^ 
At  nunc  narraturo  miln  vitam  defuncH  hominis  wnia   opus  fmX^  ^ 
<jfiiam    non  fMtissem   incuMtlurtis   Xaxn    saeva    et   infegta    virtutikft^^ 
tempora,    eine   neue   erklärung  vorzutragen,  durch   die,   wie  m^^ 
scheint,    nicht   nur  die  stelle  selbst  vollkommen  verständlich  wird^^ 
sondern   auch    ihr    Zusammenhang    mit   dem   ganzen    prolog    voUsi    ^ 
licht  erhält.     Der  grund,   warum   man   sich   bisher  vergeblich  ma 
die  erklärung  der  stelle  bemüht  hat,    besteht  darin,   dass   maa  die 
nothwendigkeit  einer   entschuld igung   oder    einer   erlaubniasnadiia- 
chung   von  seiten   des  Tacitus    immer  auf  die  abfaasungazeit  der 
Schrift  bezogen  hat;  unter  dieser  Voraussetzung  ist  es  unbegreiflidi 
und  wird  es  trotz  aller  deutungsversuche  immer  bleiben,   wie  Ta- 
citus in  der  glücklichen  zeit  eines  Nerva  oder  Trajao,  wo  es  er- 
laubt war  seitlire  «ytiae  veli«  el  <]fttae  scfilias  dicere,   von  einer  sol- 
chen nothwendigkeit  sprechen  konnte,   und  eben  so  wenig  wird  es 
unter   dieser  Voraussetzung    möglich   sein,   das   perfectum   /«il   zu 
rechtfertigen,  an  dem  übrigens  nur  Wex,  der  es  entweder  streichen 
oder  mit  esl  vertauschen  will,    erheblichen  anstoss   genommen  hat. 
Diese  beiden  Schwierigkeiten  nun  werden  nach  meiner  ansieht  voll- 
ständig gehoben,    wenn   man    die   stelle  nicht  auf  die  gq^wart, 
sondern  auf  die   Vergangenheit   unter  Domitian  bezieht,    und   wenn 
man   demnach  übersetzt:    „dagegen  hätte  ich   in  der  Jetztzeit  der 
erlaubniss  (des  Domitian)  bedurft,   die   ich    (jedoch)   nicht   nachge- 
sucht haben  würde,    da  ich  in  dem  falle  war,    so  furchtbare   und 
den    tugenden    feindselige   Zeiten   anzuklagen".     Dass   er  mit  mmc 
in  einem  Zusammenhang,   wo  überhaupt  von  Domitian  die  rede  ist, 
und  im  gegensatz  gegen  die  gute  alte  zeit   die  zeit   des  Domitian, 
nicht  die  unmittelbare  gegenwart  bezeichnet,    kann   nicht   auffallen 
und   eben   so   wenig   wird  man   von   dem   gebrauch  des  indicativs 


MiMMMS«  oil 

OfNiff  /Ml  aostots  nebneo   dürfen,  der   gam   eben  so  gesetzt    ist, 
wie  er  bei  ojpwiMy  Ucknt,  aequum  fuH  und  dergl  gesetzt  zu  wer- 
den   pfl^t;    man   braucht  das  venia  opus  fuii  nur  mit  dem  gleich- 
bedeatenden  vema  peienda  fuit  zu   vertauschen,    um  jeden   anstoss 
in  beaeitigen.     Nunmehr  aber   ist   der   Zusammenhang  des   ganzen 
prologs  vollkommen  klar  und  durchsichtig.     Der  wesentliche   inhalt 
denelben  besteht  in    einer  anklagenden    Schilderung  der  schweren, 
?or   kanem  überwundenen   zeit   des  Domitian,    in    der  jede   freie 
iuM^roDg  unterdrückt  und  grausam  verfolgt  worden   sei,    und   die 
iuidi  in  der  glücklichen  zeit  des  Trajan  insofern  noch  immer  nach« 
wirke,    als  der  druck    derselben   der   natur  der  sache  nach  noch 
iuier  auf  den  geistern  laste:    demungeachtet   aber  (so   macht  der 
verf.  dann  den  Übergang  zu  seinem   thema,    obgleich    ihm    nämlich 
^n    deshalb   nur   eine   incandita  ac   rudis   vox  zu   geböte  stehe) 
wolle  er  doch  es  unternehmen,  die  geschichte  der  nächsten  Vergan- 
genheit und  der  gegenwart  zu  schreiben.      Er    beginnt   daher    mit 
dem  glück  der  alten  zeit  der  freiheit,   wo    es  allgemein  üblich  ge- 
wesen,  den    rühm    ausgezeichneter   manner    der  nachweit  zu  über- 
iiefem  (wenn  dabei  zugleich  beiläufig  erwähnt  wird,  dass  dies  auch 
in  spaterer  seit  geschehen  sei,  so  sind  die  nosfra  iempora  offenbar 
li^r  auf  die  seit   von  Domitian   zu    beziehen),    und   wo    treffliche 
>^nner  sogar,   ohne  neid  zu  erregen  oder  einen  Vorwurf  auf  sich 
*^    sieben,   ihr   eigenes  leben   geschrieben  hätten.      Hierauf  folgt 
'tan  Bit  At  nunc  cett  im  gegensatz  gegen  das  frühere  glück   die 
*childemng  der  drangsale  der  zeit  Domitians,  die  das  ganze  zweite 
^pitel  füllt,   und  dann  c.  3  die  klage,    dass   selbst  in  der  gegen- 
%lrtigen  glücklichen  zeit  die  folgen  jener  drangsale  in   bezug   auf 
das   geistige   leben    noch    nicht  überwunden    seien.     Ist  aber   der 
prolog  sonach    im   wesentlichen    eine    anklage    des  Domitian,    so 
pMst  dies  vollkommen  sn  dem  inhalt  der  ganzen  sclirift,   die  eben- 
iUls  impUdU  nnd  espUdie  nichts  anderes  ist  als  eine  anklage  des 
alles    edle   und    grosse  und    insbesondere   den    trefflichen  Agricola 
verfolgenden  und  unterdrückenden  despoten;    weshalb    es   mir  auch 
sribegreiflich   ist,   wie   man    die   worte  incusaturus   tarn  saeva  — 
kmpora  bat  deuten  können :  „wenn  ich  angeklagt  hätte'^  als  wenn 
er  dies  nicht  wirklich  gethan  hätte. 

Irre  ich  nicht,  so  erhält  auch  das  auf  unsere  stelle  folgende 
hgimus  nun  eine  bessere  rechtfertigung.  Wenn  er  vorher  gesagt 
hat :  unter  Domitian  konnte  ich  nicht  daran  denken ,  die  gegen- 
wärtige Schrift  zu  veröffentlichen  (denn  dies  ist  der  wesentliche 
sinn  der  stelle),  so  ist  es  wenigstens  nicht  ganz  unpassend,  wenn 
er,  um  dies  zu  begründen,  fortfährt:  es  steht  geschrieben,  dass 
etwas  derartiges  an  Arulenus  Rusticus  und  Herennius  Senecio  mit 
dem  tode  gestraft  worden  ist. 

Jena.  Carl  Pe^er. 


378  Miflcelleii. 

10.    Zur  accentlehre  Qaintilians. 

In  meinen  Quaestiones  Quintilianeae  (Leipzig  1873)  p.  SZ^ 
habe  ich  behauptet,  dass  Langens  ansieht  von  der  acoeotldire 
Quintilians  —  abgesehen  von  der  doctrin  der  übrigen  lateinisehtt 
grammatiker  —  widerlegt  werde  durch  Qaintilians  eigene  woite 
^.  27:  Nam  cum  dico  „circum  litora",  famquam  umnn  munti9 
dissimulata  distinctUme ,  itaqw  iamquam  in  una  voce  una  «1 
acuta;  quod  idem  accldlt  in  iUo  ,yTroiae  qui  ftrimus  ah  6rvf*, 
Ich  habe  erklärt,  dass  unter  acuta  eine  wirklich  mit  einem  ae- 
centus  acutus  versehene  silbe  zu  verstehen  sei.  Langen  behauptet 
dagegen  in  dieser  Zeitschrift  bd.  33 ,  p.  741 ,  dass  acuta  hier  in 
allgemeinen  eine  accentuirte  silbe  bezeichne.  So  steht  behaop- 
tung  gegen  behauptung.  Den  beweis  für  die  richtigkeit  seiner 
ansieht  bat  Langen  nicht  hinzugefügt  Da  nun  Quintilian  in  des 
ganzen  vorhergehenden  abschnitt  §.  22 — 26  acut  and  circumflex 
scharf  scheidet,  so  muss  ich  bei  meiner  ansieht  bleiben,  dass  audi 
§.  27  unter  acuta  eine  wirklich  acuirte  silbe  gemeint  sei. 

Gleichsam  eine  bestätigung  der  von  ihm  gegebenen  erklirung 
von  acuta  findet  Langen  in  den  Worten  $.31:  E»%  auUm  «a 
omni  wce  utiqiue  acuta  (sc,  9)ßaha)^  »ed  fififiguom  plus  wm. 
Hier  werde  mit  acuta  im  allgemeinen  eine  betonte  silbe  be- 
zeichnet. Jedoch  der  satz  lautet  vollständig:  Est  autem  in  omni 
voce  utique  acuta^  sed  nunquam  plus  una  nee  unquam  uUimSi 
ideoque  in  disyllahis  prior  ^  praeterea  nunquam  in  eadem  (sc.  voct) 
flex  a  et  acuta.  Erst  mit  allen  diesen  Zusätzen  ist  die  ausge- 
sprochene regel  est  in  omni  voce  utiq^  acuta  in  richtiger  weiie 
beschränkt.  Auch  an  dieser  stelle  ist  also  unter  acuia  eine  wirk- 
lich acuirte  silbe  zu  verstehen.  In  betreff  der  in  der  Halmscheo 
ausgäbe  folgenden  worte  q;üoniam  est  in  fiesa  et  aouta  verweise 
ich  auf  Quaest.  Quint,  a.  o.  u6d  auf  Revue  critique  1873  ur.  51. 

So  lange  mir  keine  andere  stelle  Quintilians  vorgeführt  wird, 
halte  ich  daher  meine  p.  327  ausgesprochene  ansieht  aufrecht, 
dass  Quintilian  im  streng  grammatischen  sinne  mit  acuta  sylUa 
stets  nur  eine  mit  dem  accentus  acutus  versehene  silbe  bezeichne. 

Altena.  J.  ^tiM«i. 


B.    Auszüge  aus  Schriften  und  berichten  der  ge- 
lehrten gesellschaften  so  wie  aus  zeitsehriften. 

Le  spectateur   militaire,    1869    enthält    nichts   philologisches. 
1870  märz:  Anquetil:  das  lager  des  Marins.     In  folge  einer  idvifi 


Miseenen.  879 

»  ingeoieara  and  alterthamsfoncheri  B.  Desjardins  liber  die  fog" 
m  Marimnes  war  der  manchall  Vaillant  mit  ihm  in  streit  gera- 
ten fiber  die  stelle^  auf  welcher  Marius  im  kriege  gegen  die 
'eutoneo  und  Ambronen  sein  lager  an  der  Rbonemiindang  aufge- 
^hlagen  babe«  Desjardins  antwortete  in  einer  neuen  scbrift: 
Mne  el  Danube;  nottvettes  ohaervatuma  sur  ha  fosses  Mariennes, 
)  camp  de  Marius  cett.  Anquetil,  mit  beiden  nicbt  ganz  einver- 
tanden,  setzt  seine  eigne  ansieht  auseinander^  den  ganzen  feldzog- 
flan  des  Marius  dabei  erläuternd.  Darin  giebt  er  dem  marscball 
recbt,  dass  er  mit  ihm  annimmt,  Marius  habe  sein  lager  auf  der 
lud  Camargue  (d.  h.  Cafi  MarU  ager)  gehabt,  um  seinen  in 
und  am  Arles  liegenden  truppen  Sicherheit  gegen  einen  angriff  des 
Mildes  zo  Terschaffen,  lenkte  Marius  auf  dem  rechten  ufer  des 
flones  und  um  eine  hügelzone  bei  der  stadt  herum  den  Rhone  ab; 
da  ichon  vorher  zwei  mündungen  vorhanden  waren  und  so  eine  dritte 
hiimkam,  so  entstanden  zwei  inseln;  daher  ist  auch  der  pliiralis 
let  G^mai^ues  üblich;  da  jedoch  im  laufe  der  zeit  die  mittelmün- 
dsng  versandete,  blieb  nur  eine  insel,  links  durch  die  alte  haupt- 
■ibdang  grand  Rhdne,  rechts  durch  den  von  Marius  geschaffenen 
petit  Rbdne  begränzt.  Auf  der  neu  entstandenen  zweiten  insel 
befand  sich  das  lager  der  Römer ;  ein  besonderer  canal,  fosses  Ma- 
rmnes  diente  dazu,  ihnen  in  gesicherter  weise  lebensmittel  zuzu- 
führen. —     1871  und  1872  enthalten  nichts  philologisches. 

1873.  mal:  Choppin,  La  cavaUrie  romaine.  1.  partie:  Re- 
enitement.  —  Organisation.  —  Administration.  —  Juni:  2.  partie: 
Initniction.  —  Service.  Eine  lesenswerthe  abhandlung,  nur  in  der 
aafliihrung  einzelner  thatsacben  nicht  genau  genug. 

1874.  Febr.:  Rouhyy  Le  sUge  de  MarseiUe  par  Jules  Cisar; 
Hude  d^an^hMogie  topographique  el  militaire.  Nach  der  im  ersten 
tkdie  auf  15  seiten  gegebenen,  bis  zum  ende  des  mittelalters  fort- 
^fnhrten  geschichte  der  stadt,  bestimmt  der  verf.  im  zweiten  theil 
lie  läge  der  stadt  zur  zeit  Cäsars,  bespricht  die  configuration  der 
;fiste,  giebt  die  topographic  der  jetzigen  stadt,  prüft  sodann  die 
ken  texte,  welche  Massilia  beschreiben,  ferner  die  Veränderungen, 
reiche  das  meer  an  der  küste  bewirkt  hat  und  endlich  die  mei- 
angen  derjenigen,  welche  der  jetzigen  stadt  und  der  alten  eine 
erachiedene  läge  zuschreiben.  —  März:  Rouby ,  Le  sUge  de 
§BNrseitte  (fortsetzung).  In  diesem  dritten  theil  seines  aufsatzes 
econstruirt  der  verf.,  nach  den  angaben  der  alten  schriftsteiler, 
en  boden,  die  ausdehnung  und  die  beschaffenheit  der  alten  stadt, 
»wie  die  richtung  der  ringmauer  zur  zeit  Cäsars,  die  läge  der 
itadelle  und  der  arsenale.  Dazu  zwei  karten.  —  April:  Rouhy 
tc  (forts.).  Der  verf.  giebt  in  dieser  folge  seines  dritten  theiles 
ie  archäologischen  und  historischen  beweise  seiner  annahmen,  eine 
chatsnng  der  bevölkerung  der  alten  stadt  zu  Cäsars  zeit  (60000 
lenadien)    und    fuhrt    die    abweichenden    ansichten    der    fTuli«i«\i 


380  Miaetilleii. 

Schriftsteller  über  die  alte  ringnauer  an.  -— >  Hai :  Jloii&y  eto. 
(forts.).  In  dem  vierten  theil  seiner  abliandlung  schildert  der  Ter! 
die  helagerungsoperationen,  sucht  die  stelle,  weldie  das  lager  des 
Trebonius  gehabt  haben  muss,  zu  ermitteln  und  beachreibt  die  bei- 
den Seeschlachten  und  die  angriffsarbeiten.  —  Juli:  Bioykff  etc. 
(schluss).  Der  verf.  fährt  fort,  für  die  angriffsarbeitea  ihre  atrik 
zu  ermitteln,  untersucht  die  beschaffenheit  der  verschiedenen  bela- 
gerungsmaschinen,  besonders  des  mwculus^  schildert  die  anxuadaag 
der  werke  und  die  anläge  des  neuen  damms,  genug  alle  Opera- 
tionen bis  zur  Übergabe  der  Stadt,  immer  mit  rücksicht  auf  die  Ert- 
lichen Verhältnisse.  Ueberhaupt  bleiben  die  topographischen  enait- 
telungen  für  die  ringmauer  und  für  die  belagfemogsarbeitea  d«r 
Römer,  die  sich  ohne  karte  leider  nicht  genau  angeben  lassen,  dal 
hauptverdienst  dieser  ausgedehnten  und  gründlichen  abhaniViag; 
Gleichwohl  hält  der  verf.  seine  ausfiihrungen  nicht  für  unfehlbar; 
eine  unerwartete  entdeckung,  sagt  er,  kann  sie  umstürzen,  aber  sii 
auch  bestätigen.  —  Aug.:  Le  Cori-SMgnany  Im  eommmiUilkwt 
de  Cisar,  Der  verf.  sucht,  zur  herichtigung  einer  erklämng  in 
dem  aufsetze  Rouby's  über  die  belagerung  von  Marseille,  naän« 
weisen,  dass  iigna  tranaveria  (nach  Guischardt)  daii^  poiilra  pt- 
seea  en  cro'is  bedeuten  müsse  (b.  civ.  II,  9).  Uebrigena  erführt 
man  aus  diesem  aufsatz,  dass  Ronby's  ausarbeitung  für  Napoteaa's 
leben  Cäsar's  bestimmt  gewesen  ist  —  Die  übrigen  hefte  voa 
1874  enthalten  nichts  philologisches. 

Revue  critique  d'hietoire  et  de  Utteraiure  (s.  Phil.  XXX,  IM) 
1868,   nr.  29:    Poll,  die  sprach  Verschiedenheit  in  Buropa  an  dei 
Zahlwörtern   nachgewiesen,    mit   anerkennung   angeaeigt  von  Bcr- 
gaigne.   —     Gerhard,   gesammelte  akademische   abhmndhingeii  nvi 
kleine  Schriften,  rühmlichst  besprochen  von  G.  Perrot,  der  nebeibll 
die  übrigen  Schriften  Gerhard's  aufEählt  —     Trawl,   lezikon  Ihar 
die  formen  der  griechischen  verba,  an  dem  die  streng  alpbahelischs 
anordnnng   als    räum    wegnehmend,   von  C.  T.   getagt   wird.  — * 
Nr.  30:   Papers  Wörterbuch  der  griechischen  eigennanen,  8te  aal« 
neu   bearbeitet   von  Benseier,    rühmlich    angezeigt  von  Ch«  M.  — ^ 
Nr.  31:    Fahim,  Aristotelis  de  Arte  poetica  über.  1867,  ait  eiai« 
gen    uusstellungen   angezeigt    von   €h.  T(bnrot).  —     Nr*  32:   A 
Trendelenburg,  Grnmmaticoruni  Graeoorum  de  arte  tragica  iodieio- 
rum   reliquiae,    1867;    der   berichterstatter  meint,   der  titd  müsie 
heissen  de  irihus  poetis  tragicie  und  findet  an  der  anordnung  Man- 
ches  auszusetzen.   —     Nr.  33:    Bopp ,    Grammaire   eompar^e   dea 
Inngues  indo-europ^ennes  etc.  traduite  sur  la  2.  ^ition  et  pr^c^d^ 
d'tntroductions  par  Br^al,  torn.  II:    in  einzelheiten,  theils  «lit  an- 
erkennung, theils  zur  Widerlegung,  eingehende  anzeige  von  Meunitf^ 
der  das  deutsche  buch  wie    die    treffliche    französiscbe    hearbeituBg 
ein  xr^/i«  ig  äil  nennt.  —     Czwalina,  De  Bari|)ridi8  atndio 
biJitatis:   lobende   anzeige;   Weil   hat  in  den  von  ihm 


ttiMaUM.  aSf 

I  siebtQ  tra|^i«ii  dea  EaripidM  schoii  friiber  die  njmmetne 
renty  welch«  der  verf.  nactauweuen  bemüht  ist,  in's  licht  ge^ 
.  —  Nr.  34:  Schlot imann ,  die  inscbrift  Eschnunazani ,  ko- 
der  Sidonier,  1868:  anzeige  von  H.  Z.  —  LahaMy  Etudea 
la  soci6t4  romaine.  Histoire  de  la  pr^ture;  mit  einigen  ans- 
ingen verbundene  anerkennende  recension  von  P.  Gide.  — 
scky  der  Baturniscbe  vers  und  die  altdeutsche  langzeile:  recht 
It  von  6.  P(errot).  —  Nr.  35 :  Tk.  Arm.  Friiztchcj  Theocriti 
ia  iterum  edidit;  anerkennende  anzeige,  mit  einigen  ausstellungen, 
Ch.  T(hurot).  [S.  Phil.  Anz.  II,  nr.  10,  p.  510].  —  Nr.  36: 
kim,  J10NY210Y  H  AOmNOY  HEPI  YiPOYS,  1867. 
»ge,  mit  einigen  Verbesserungen,  von  Ch.  Thurot.  —  Gfiiil- 
II I  Dictionnaire  topographique  de  Tarrondissement  de  Louhans 
k  die  alten  aamen  angebend),  angezeigt  von  77.  —  Nr.  37: 
ierl,  grammatische  Studien  Ister  theil,  der  conj.  perf.  and  das 
eiact.  im  älteren  latein.  Anzeige  von  Ch.  Thurot,  der  die 
hh  des  verf.  lobt,  aber  verschiedene  seiner  annahmen  zu  wi- 
igmi  sucht.  «^  Nr.  38:  Clemm ,  De  compositis  Graecis  quae 
erbis  inoipiunt.  Anerkennende  anzeige  von  Ch.  T(hurot).  — 
lMI«my«  Alesia,  son  veritable  emplacement.  AusfiUirliche  be- 
ebnng  des  buches,  welches  noch  einmal  alle  für  Alise-Sainte- 
«  entscheidende  momente  zusammenfasst,  durch  E.  Hoffmann 
fien,  welcher  die  der  belagerung  Alesia's  vorangehende  reiter- 
kcht«  mit  dem  kaiser  Napoleon,  an  der  Vingeanne  stattfinden^ 
r  aber  vor  der  schlacht  einen  andern  marsch  nehmen  lasst  als 
kaiser.  -^  Nr.  39:  Wescker^  Etude  sur  le  monument  bilingue 
)elphes;  ausführliche  kritische  beleuchtung  des  vortrefflichen 
1  von  Ch.  M.  —  Bmndorf  und  Schoeiie,  die  antiken  bild«- 
La  des  lateranensiscben  museums;  empfehlende  besprechung  von 
I  Berge,  -^  Nr.  40:  KitchtUy  Catalogns  Codicnm  mss.  qui  in 
otbeca  Aedis  Christi  apud  Oxonienses  adservantur;  anzeige  von 
I.  -^  Chagsang,  Le  spiritualisme  et  l'id^l  dans  l'art  et  la 
e  des  Grecs;  lobende  anzeige  von  Ch.  Thurot,  der  nur  die 
ücke  $pintuaU»me  y  apmtualisme  papulaire  verwirft  und  eini- 
ansichten  des  verf.  über  die  inscenirung  der  griechischen  stücke 
iiber  Pindars  „Sehnsucht  nach  dem  uneodlichen<<  entgegentritt  -— 
AI :  Tobler,  bibliographia  geographica  Palaestinae,  empfohlen 
A.  C.  —  Curiius,  Studien  zur  lateinischen  und  griechischen 
motik.  Istes  heft;  mit  einigen  gegenbemerkungen  warm  em- 
€n  von  C.  Thurot.  —  Nr.  42 :  Collection  philobgiqae,  avec 
vant«propos  de  BrM  1.  fisscicnle,  la  th^orie  de  Darwin  et  la 
ce  du  langage,  de  l'importance  du  langage  pour  Thistoire  na- 
le  de  l'homme.  Besprochen  von  G.  P(errot).  -^  Nr.  .44: 
tofin,  De  Pindari  usu  syntactico;  anzeige  v.  Ch.  Thurot.  — 
45:  Gui9chmidy  De  temporum  notis  quibus  Eusebius  utitur  in 
■icis  canonibus.    Anzeige  von  Chevalier.  —     Nr.  46:  fiHo^fst^ 


382  Hiflcdlen. 

Dictionnaire  topograpbique  da  Haut-Rbin  (aucb  die  rSmiMheD  iia- 
mea  behandelnd),  angezeigt  von  Mossmann.  —  Nr.  47:  Coifftoii, 
Essai  d'interpr^tation  de  quelques  noms  gaulois  (Genabam,  Gergofia» 
Noviodunum),  angezeigt  von  lubainville,  der  die  au&teUang^  det 
verf.  missbilligt  —  Nr.  51:  Hoche:  ^Iwdvrw  FQafAfMgtuM 
^AXil^avdqiüig  (rov  OtXojtovov)  Aq  to  ngdüiov  (zweites  heft  9ig  to 
divjfQOv)  TTjQ  NtxofJbäxov  l^^i^fii^Tix^g  %lgay(opjg,  angeseigt  von 
Martin,  der  mebrere  bei  Hoche  vennisste  erklärungen  zum  Istea 
buche  giebt  —  La  question  d'Aristodeme ,  gegen  Waehnuth, 
Rhein,  museum  1868,  p.  582  flg.  und  673  flg. 

1869:  nr«  1:  Twiety  De  arte  declamandi  et  de  roBanis  de- 
clamatoribus.  Anzeige  von  Boissier,  der  lieber  eine  oder  die  andre 
frage  gründlich,  als  viele  unvollständig  behandelt  gesehen  hätte. — 
Nr.  5 :  berichte  über  die  Fortschritte  der  wissenschaftlichen  stodica 
in  Frankreich.  Hiernach  hat  nur  die  celtische  philologie  und  die 
celtische  numismatik  fortschritte  gemacht.  —  Nr.  7:  3/burtha,  Le 
poeme  de  Lucr^ce,  angezeigt  von  Cb.  Tharot,  der  darauf  aafiaolL- 
sam  macht,  dass  der  verf.  das  gedieht  nar  vom  standpankt  der 
moral  aus  bespricht  —  Nr.  8:  Delbrüdi,  ablativ«  local^,  inatni- 
mentalis.  Anzeige  von  Cb.  Thurot.  —  Nr.  9:  Oirard,  Le  aea- 
timent  rdigieux  en  Gr^ce  d'Homere  k  Eschyle;  empfohlen  Toa  Gh. 
Thurot  —  Nr.  10:  ütherweg,  system  der  logik  and  geachidte 
der  logischen  lehren;  empfohlen  durch  €h.  Thurot  —  DeaBstaiari^ 
Note  sur  Templacement  de  la  villula  d'Ausone,  Bordeaux  1869.  -^ 
Nr.  11:  £llts,  Catulli  liber;  mit  einigen  einwendungen  gdobt  roa 
Cb.  M.  —  Nr.  12:  Telfy,  Corpus  juris  attici,  graece  et  latine^ 
ziemlich  streng  beurtheilt  von  Caillemer.  [S.  Phil.  Anz.!,  p.l  1 8].  —  fiM^ 
Grammatica  celtica  ed.  2a;  äusserst  anerkennende  beurtheUui^  von 
Jubainville,  der  zuletzt  ausruft:  P(mrqwn  M,  ßbd  aW-U  fMW 
fram^aisl  —  Latendorfy  Stbasiiani  Frand  de  P^hagara  efaagat 
symhoUs  diifmiatio.  —  Nr.  13:  Riese,  Anthologia  latba,  es- 
pfoblen  von  Boissier.  —  Reumont,  gescbichte  der  stadt  Rom. 
Bd.  2.  Anzeige  von  Reuss.  —  Nr.  14:  BeuU,  Histoire  de  Part 
grec  avant  P^ricl^s.  Viele  irrtbümer  aufdeckende  recension  von 
William  Cart  —  Nr.  15:  Seemann,  die  götter  und  heroen  Grie- 
chenlands: empfehlende  anzeige  von  de  la  Bei^e.  —  JRo^»  horoa 
de  Bdloffuety  Kthnog^nie  gauloise ;  lobende  beurtheilung  von  Gaidoiy 
der  dem  verf.  nur  vorwirft,  alle  fabeln  über  den  druidisaias  aa 
glauben.  —  Nr.  16:  BaiUy  (und  Egger),  Manuel  pour  Ttede 
des  racines  grecques  et  latines;  sehr  anerkennende  beurtbeflaag 
von  Meunier,  zu  dessen  eingebenden  bemerkungen  Thurot  eiaige 
ausstellungen  hinzufügt,  und  G.  P(errot)  einen  strengen  tadel,  dass 
der  verf.  nicht  tür  die  beigefügten  ableitungen  der  framdsiadiea 
vocabeln  eben  so  Diez  benutzt  babe^  wie  er  doch  fir  die  griechi- 
schen und  lateinischen  etjrmologien  Curtius  und  Leo  Hejer  a 
rathe  gezogen  hat  —    Hirzd,  De  bonis  in  fine  Phileki 


Hifcellen.  389 

benrtiieilt  tod  x^s  welcher  findet,  dass  der  verf.  die  platonische 
Philosophie  gründlich  kennt,  aber  der  klarheit  der  darstellung  er- 
■langelt  —  Corpus  scriptorum  ecciesiasticorum  latinorum,  vol.  III, 
p.  i.  Cjpriani  opera  ex  recensione  Uartelii,  empfohlen  von  Nicolas.  — 
Nr.  17:  BwraUtn^  luli  Exuperanti  opusculum,  mit  einigen  verbesse- 
rm^pvorschlägen  benrtheilt  von  J.  Kl.  [S.  Phil.  Anz.  I,  p,  265].  — 
LomgpMer:  Recherches  sur  les  insignes  de  la  questure  et  sur 
lea  r^pients  Mon^taires;  anzeige  von  de  la  Berge.  —  Nr.  18: 
ÜDanmntfi  >  untersnchungen  über  die  homerische  frage,  billigende 
aoseige  von  H.  Weil.  —  Nr.  19:  Mor^,  über  das  von  ihm  rev. 
areh.  1868  herausgegebene  lateinische  gedieht  des  IV.  Jahrhunderts 
gegen  die  beiden  ond  die  erläutern ngen  desselben  von  Rossi  (Bull. 
di  arch,  crist.  jali,  aug.,  sept  1868)  und  Ellis  (Journal  of  Philo- 
logy, 1868,  lief.  2,  p.  66  flg.),  so  wie  die  von  Riese  in  der  An- 
diologia  gemachten  emendationen.  —  Nr.  20:  Bumoufy  Histoire 
de  la  litt^rature  grecque,  eingehende  kritik  von  H.  Weil,  der  dem 
Terf.  vorwirft,  zu  viel  einfluss  den  Indern,  zu  wenig  den  Phöni- 
dem  suwschreiben ,  manche  etjmologien  für  verfehlt  erklärt  und 
versehiedene  irrthümer  anzeigt.  „Das  werk  kann  mit  nutzen  von 
deojenigen  hefiragt  werden,  welche  die  geschichte  der  griechischen 
iiteretnr  kennen;  diejenigen,  welche  sie  daraus  lernen  wollten, 
wttrdeo  sidi  vielen  irrthümern  aussetzen,  wenn  sie  nicht  die  be- 
hanptungen  des  verfassen  controlirten ".  —  Nr.  21:  Gerhardy 
gesamBelte  akademische  abhandlungen  u.  s.  w.  2te  abtheilung, 
welche  G.  Perrot,  wie  die  erste  lobt,  jedoch  die  neue  manier,  in 
welcher  die  ahhildungen  hergestellt  sind,  missbilligend.  —  Nr.  22 : 
Etukm,  über  den  Sprachgebrauch  des  Aristoteles,  beobachtungen 
ober  die  präpositionen ;  anerkennende  beurtheilung  von  Ch.  Thurot, 
dtf  jedoch  tadelt,  dass  der  verf.  die  aus  dem  lateinischen  über- 
setste  schrifit  de  plantis  mit  in  seine  arbeit  gezogen  hat  —  0.  Jahn, 
ans  der  alterthnmswissenschaft,  populäre  aufsätze;  sehr  anerkennende 
anieige  von  William  Cart.  [S.Phil.Anz.ll,l,p.lO]. —  Sanio,  Varroniana 
in  den  schrifiten  der  römischen  Juristen,  und  Chappuis,  Fragments  des 
OQTragea  de  M.  Terentius  Varron  intitule  Logistorici,  Uebdomades 
vd  de  imaginibus,  de  forma  philosophiae,  anzeige  von  Ch.  M.,  der 
besonders  das  zweite  werk,  als  eine  genaue  und  methodische  frag- 
■entensammlung  lobt.  —  Nr.  23:  Rihheck,  formenlehre  des  atti- 
■cbea  dialects,  angezeigt,  mit  verschiedenen  ausstellungen,  von  x^»  — 
JülacMU  opuscula  philologica,  vol.  11,  ad  Plautum  et  ad  gramma- 
tieaai  latinam  pertinentia;  Ritachl,  neue  plautinische  excnrse.  1.  heft: 
aaalautendes  D  im  alten  latein;  Spengd,  T.  Macci  Plauti  Trucu- 
leotus;  drei  anzeigen  von  Ch.  M.,  der  selbst  zuhÖrer  Ritschl's  ge- 
wesen ist,  und  der,  trotz  aller  anerkeuuung  seiner  Verdienste  um 
Plantas,  nicht  umhin  kann,  die  herbheit  seiner  äusserungen  über 
diejenigra,  welche,  ohne  zu  seiner  schule  zu  gehören,  sich  mit  dem 
komiker  beschäftigen,   zu  rügen,    und  welcher  d\«  n^t« 


384  HticelleD. 

dienste  der  Spengelacben  arbeit  anerkennt  —  Nr.  24:  Lsfioi 
Etudes  de  mythelogie  celtique;  anzeige  von  6.  P(errot).  - 
Schmidtliy  De  omissa  apud  optativum  et  coniunctivum  ar  partica 
commentatio;  anzeige  v.  Ch.  Thurot,  der  viele  willkürlichkeiten 
den  annahmen  des  verf.  findet  und  dem  derselbe  in  dem  bestreb 
alle  Verschiedenheiten  der  erscheinungen  erklären  zu  wollen  i 
weit  geht.  [S.  Phil.  Anz.  I,  1,  p.  2].  —  Nr.  25:  Telfi 
vertheidigung  seines  corpus  iwria  AUM  gegen  die  kritik  Call 
lemer's  (s.  o.  nr.  12)  und  antwort  Caillemer's.  —  Nr.  26 
FoerateTy  Quaestiones  de  attractione  enuntiationum  relativarni 
qualis  quum  in  aliis  tum  in  graeca  lingua  potissimumque  apa 
graecos  poetas  fuerit;  günstige  beurtheilung  von  Ch.  Thuro 
der  jedoch  die  allgemeine  theorie  der  attraction,  welche  de 
verf.  giebt,  für  schwach  erklärt.  [S.  Pbilol.  Anz.  I,  nr.  ! 
p.  5].  —  Clavely  De  M.  Tullio  Cicerone  graecorum  interpret* 
anzeige  eines  ungenannten  bericbterstatters ,  der  dem  verf.  voi 
wirft y  die  neuen  ausgaben  Cicero's,  nicht  einmal  Madvig's  ausgsli 
de  Finibus  eingesehen  zu  haben.  —  Nigra,  Glossae  Hibernici 
veteres  codicis  Taurinensis;  anzeige  von  Gaidoz,  demzufolge  dnt 
Nigra  einzelne  falsche  lesarten,  welche  Ebel  in  der  Gramiaatic 
celtica  von  Stokes  entlehnt  hatte,  verbessert  werden  und  nach  da 
auch  bei  Cäsar,  entgegen  der  annähme  von  Zeuss,  mit  Mona  nid 
Man,  sondern  Anglesey  gemeint  ist  — •  Nr.  27:  Cwrfiua,  studi« 
zur  griechischen  und  lateinischen  grammatik.  2.  heft.  GäBstif 
beurtheilung  von  Ch.  Thurot.  —  Nr.  28:  Bemayt,  die  heraklü 
sehen  briefe.  Lobende  anzeige  von  Ch.  Thurot,  der  einige  tei 
Verbesserungen  vorschlägt  —  Ehert,  Tertullian's  verhältniss  i 
Minucitts  Felix  nebst  einem  anhange  über  Commodian's  can» 
apologeticum ;  anerkennende  beurtheilung  von  Boissier.  —  Nr.  21 
CorsMft,  über  ausspräche  u.  s.  w.  der  latetnischen  spradie.  2 
ausgäbe.  Ister  bd.  Sehr  anerkennende  anzeige  von  Bi^l,  welch 
einige  einwendungeii  macht,  betreffend  Corssen's  behandlung  4 
Sanskrits  und  der  primitiven  wurzeln,  so  wie  seine  nicht  ima 
übereinstimmenden  hinweisungen  auf  seine  früheren  Schriften.  | 
Phil.  Anz.  II,  10^  p.  489].  —  Bemtdorf,  griechische  und  sicilisc 
vasenbilder;  anerkennende  besprechung  von  William  Cart 
Volchmannf  leben  Schriften  und  philosophic  des  Plutarch  von  Chi 
ronea;    empfehlende    beurtheilung    und    Inhaltsangabe   von  j^« 


Druckfehler. 
P.  368  z.  5.  2.  i  V.  u.  ist  w  statt  oi  zu  lesen.     Auf  p.S< 
steht  w  richtig. 


L    ABHANDLIIliGEN. 


X. 

Die  websttthle  der  alten  ^). 

(.  1.     Das   weben   ist    eine  so    uralte   kunst,   dass    aus  den 

ibrer  erfindung  und  allerältesten  anwendung  bei   den    cultur- 

▼^i^tkeni  directe  Überlieferungen  natürlicb  nicbt  vorbanden  sind   und 

isr  aus  den  einfacbsten  einricbtungen ,   wie  sie    noch   in   späteren 

uktk  und  zum  theil  bis  in  die  neueste  zeit  bier  und  da  sieb  vor- 

fako,  ein  rückscbluss  auf  die  ersten  zustände  der  allmablich  mebr 

ioi^ildeten   kunst  gemacbt    werden    kann.      In   dem   teebniscben 

worterbncbe    von   Karmarscb    und  Heeren  aufl.  1,    b.  Ill,   p.  586 

(in  aufl.  2  weggelassen)  ist  nun  der    nocb  jetzt    in  Ostindien    ge- 

knncbliche  höchst  einfache  Webstuhl,  dessen  einrichtung  durch  eine 

k^^cgebene  abbildung  veranschaulicht  wird,    als  das   prototyp   des 

■aiereo  immer  künstlicher  gewordenen  Webstuhles  dargestellt   („die 

einfachste   und    zuverlässig   älteste  bauart  des  Webstuhls'*)-     Jedoch 

1)  Dieser  aufiuitz  sollte  eigentlich  als  einleitung  zu  einer  ab- 
handlang  über  die  auf  das  weben  bezüglichen  ausdrücke  der  alten 
sprachen  dienen.  Da  mir  aber  dieselbe  im  laufe  der  ausarbeitong 
ni  sehr  angeschwollen  ist ,  als  dass  ich  auf  ihre  Vollendung  und  Ver- 
öffentlichung rechnen  könnte ,  habe  ich ,  als  mein  freund  v.  Leutsch 
mich  um  einen  neuen  beitrag  zu  seinem  Philologus  drängte,  mich 
entschlossen  diese  arbeit  in  selbständiger  j^estalt  mitzutheilen.  Na- 
türlich werden  einige  spuren  der  ursprünglichen  bestimmung  zu  er- 
kennen sein.  Namentlich  ist  über  die  einzelnen  einricbtungen  und 
ger&Üie  der  Webstühle,  weil  diese  später  besprochen  werden  sollten, 
hier  nur  in  so  weit  gehandelt,  als  es  zur  Unterscheidung  der  im  klas- 
iiaehen  alterthome  gebrauchten  Webstühle  beiträgt 

Phüologus.  XXXV.  bd.  3.  25 


886  Die  Webstuhle  der  alten. 

findet  sich  selbst  bei  diesem  schon  eine  einrichtung,  die  nicht 
eine  ursprüngliche  betrachtet  werden  kann,  nämlich  eine  Torri 
tung,  um  durch  treten  mit  den  fiissen  die  Schäfte  zu  r^t» 
durch  welche  die  theilung  und  kreuzung  der  aufzugsfäden  venu 
telt  wird.  Ein  richtigeres  bild  des  ältesten  Webstuhles  gibt  dah 
die  darstellung  der  bei  den  arabischen  Beduinen  üblichen  art  d< 
webens  in  Burckhardt's  vortrefflichen  bemerkangen  äbc 
die  Beduinen  und  Wahaby  p.  54  (Dtsch.  ausg.  1831);  dei 
hier  stimmt  die  einrichtung  ganz  mit  jener  indischen,  nur  dass  je 
Vorrichtung  zum  treten  fehlt.  Die  Schilderung  lautet  folgend« 
müssen: 

„Die  arabischen  frauensleute  bedienen  sich  eines  sehr  einftch 
Webstuhles;  er  heisst  nutu  und  besteht  aus  zwei  kurzen  stalM 
die  in  gewissem  abstände  je  nach  der  gewünschten  breite  des 
webenden  Stückes  in  die  erde  gesteckt  werden.  Ein  dritter  s( 
wird  quer  über  dieselben  gelegt.  Etwa  vier  englische  eilen  t 
diesen  Stäben  entfernt  werden  drei  Stäbe  auf  dieselbe  weise  aoj 
bracht  und  über  die  beiden  horizontal  liegenden  querstäbe  der  m 
zug  (8ddüh),  Um  den  obern  und  untern  theil  des  aufzuges 
gehöriger  entfernung  von  einander  zu  halten,  wird  ein  flacher  sl 
(menatMih)  zwischen  dieselben  gelegt.  Ein  stück  holz  dient  < 
weberschiff,  und  ein  kurzes  gazellenhorn  wird  angewendet,  um  d 
faden  des  weberschiffes  anzuschlagen.  Der  weberstuhl  steht  i 
dem  mdharrem  oder  vor  der  weiblichen  abtheilung  des  zeltes  o 
wird  von  der  mutter  und  ihren  tö'chtern  beschickt*^ 

Diese  beschreibuog  ist  besonders  auch  dadurch  sehr   belehre 
dass  sie  die   sämmtlichen   nothwendigen    acte    des    webens    in  ( 
allereinfachsten  gestalt  vorfuhrt  und  den   wesentlichen   begriff  d 
selben  klarer  erkennen  lässt.     Es  ist  nämlich    das   weben    offenl 
nur  eine  modification  des  flechtens,  und  es  frag^  sich,  durch  wel 
besondere  eigenthümlichkeit  dasselbe  sich  aus  dem   allg^emeinen 
griffe  des  flechtens  aussondere.     Bei  Plato  Polit.  283  B.  wird 
grund  sorgfältiger  erörterungen  der  begriff  der  webekunst  (v^ 
nxjf)  schliesslich  als  nXsxiMii  xqoxtiq  xal  aiii/Aorog  festgestellt  i 
somit  das  weben  ausdrücklich  als  eine  besondere  art   des    flechl 
anerkannt,    das  sich  von  den  anderen  arten  wesentlich  dadurch 
terscheide,  dass  hier  faden  von  zwei  verschiedenen   arten    mit   i 
ander  verflochten  werden,    nämlich   die    festeren   aufsogafädeo 


Die  weiwtäble  der  alten.  387 

die  weichereo  eimicIilagsfadeD,  deren  entgegengesetzte  eigenachaften 
^ebt  vorher  beschrieben  sind.  Dieser  unterschied  der  aufzugs-  und 
aüeblagsfäden  ist  allerdings  bei  der  Weberei  auch  in  unserer  zeit 
lodb  von  groner  Wichtigkeit,  vgl.  Karmarsch  Mechan.  technologie 
kill,  p.  858.  1005.  1271.  1329  (aufl.  3),  aber  doch  keines- 
weges  bei  allem  weben  eine  unerlässliche  bedingung  und  nament- 
lidi  for  die  leineweberei  nicht  zutreffend.  Plato  hat  auch  in  Wahr- 
heit nur  das  wollweben  im  äuge,  das  bei  den  Griechen  aufs  ent. 
ichtedenste  vorwog,  indem  er  die  v^avux^  als  einen  zweig  der 
tahunavQytxii ,  der  wollfabrication ,  darstellt,  und  bei  dem  weben 
der  wolle  spielt  allerdings  jener  gegensatz  der  faden  eine  beson- 
doi  wichtige  rolle.  Anch  bei  späteren  Schriftstellern,  wo  der  be- 
griff des  webens  in  ähnlicher  weise  gefasst  ist,  tritt  die  specielle  bezie- 
kng  auf  das  wollweben  deutlich  hervor,  wie  Vitruv.  Arch.  X,  1,  5 
ipmadmodum  Islamm  or^anicis  adminiatraiionibtu  conesus  8tamini$ 
dl  wltomen  iiOf>  modo  corpora  tegendo  fueatur,  aed  efiam  omatua 
adiciof  honegkiian.  Denn  offenbar  ist  hier  zunächst  wollene  klei- 
dong  gemeint.  Aber  die  von  Vitruv  betonten  tdamm  organtcae 
tdminiitrationtB  enthalten  auch  schon  einen  anklang  an  die  defi- 
nition einer  neueren  auctorität.  Karmarsch  Median,  technol.  b.  II, 
p.  838  hat  nämlich  den  unterschied  zwischen  flechten  und 
weben  folgendermassen  bestimmt:  „unter  dem  namen  gewehe 
ia  weiteren  sinne  versteht  man  jede  durch  regelmässige  verschlin- 
gviig  von   faden    oder    fadenartigen    körpern    entstandene    mittelst 

cioer  mechanischen' Vorrichtung  hervorgebrachte  fläche .    Diese 

crklämng    schliesst     die    ge flechte,     fl echtarbeiten     aus, 
welche  entweder  ganz  mit  freier   hand    oder   bloss    mit   hülfe   sehr 
cinfiicher  Werkzeuge  verfertigt  werden'^     Aber  da  auch  die  werk- 
lenge  des  webens  sehr  einfach  sein  können,    bleibt    die    grenzlinie 
iwischen  dem  flechten  und  weben    auch    bei    dieser    definition   noch 
oibcstimmt     Betrachtet  man  nun  die   einrichtungen   jenes    beduini- 
•ehen  Webstuhls,  der  von  Burckbardt  ohne  zweifei  doch    mit    recht 
filr  einen  solchen,  nicht  für  eine  Vorkehrung  zum  flechten,  genom- 
BMo  ist,    so  findet  sich  darunter,    wenn  ich   nicht   irre,    nur  eine 
einzige,    die  mit  dem  begriffe  des  flechtens  unvereinbar  ist  und  so- 
mit das  charakteristische  merkmal  des  webens  bildet.     Bs    ist  dies 
die  vorkehmng,    durch  welche  die  aufzugsfaden,    wenn  auch  noch 
ia  bdcfast  primitiver  weise,  in  zwei  abtheilungen  gesondert  werden. 

25  • 


888  Die  Webstühle  der  alteD. 

Dadurch  wird  es  Dämlich  möglich  die  verschlii^i^  der  eiiMehlaf 
faden  mit  den  aufzugsfaden  in  dem  notbwendig^n  Wechsel  der  | 
jenseitigen  läge  mit  rascherer  arbeit  zu  bewerkstelligen^  fer^ 
mit  feineren  materialien  zu  arbeiten  und  sie  dichter  mit  einan^ 
zu  verbinden,  als  beim  blossen  flechten  leicht  ausfuhrbar  seii 
würde.  Kurz  wer  zuerst  eine  Vorkehrung  fiir  jene  theilnng  de 
aufzuges  anbrachte,  der  hat  nach  meinem  bedünken  die  webeküBi 
erfunden.  Aber  allerdings  ut  die  grenzlinie  zwischen  flechte 
und  weben  unverkennbar  von  der  art,  dass  der  sprachg^rtae 
sie  nach  der  einen  oder  der  andern  seite  hin  leicht  übersprii 
gen  kann. 

Das  ganze  geschäfk  des  webens  beginnt  nun  da,  wo  das  di 
faden  liefernde  spinnen  aufhört,  und  zerfällt  seinerseits  nach  de 
darstellungen  bei  Karroarsch  Mech.  technol.  II,  868  ffL,  Techn.  wl 
II,  495  ff.  und  in  der  Krünitz'schen  Bncjclopädie  b.  235,  p.  188  I 
in  zwei  hauptacte.  Der  erste  trägt  mehr  einen  vorbereitenden  qb 
einleitenden  Charakter,  indem  er  seinerseits  für  die  zweckgenssi 
herstellung  der  kette  (des  aufzuges)  sorgt ,  anderseits  aach  d( 
einschlag  behuf  der  durchführung  durch  die  kette  in  bequeme  Im 
reitschaft  setzt.  Der  zweite  act  bereift  das  weben  im  engen 
sinne  und  umfasst  auch  bei  der  einfachsten  Weberei  zwei  sich  ve 
schränkende  thatigkeiten ,  nämlich  die  Verflechtung  des  einschlagt 
mit  dem  aufzuge  und  das  dichtere  zusammentreiben  des  eii 
Schlages. 

g.  2.  Das  bisher  bemerkte  gilt  in  gleicher  weise  für  d 
beiden  hauptarten  des  einfacheren  Webstuhles,  für  den  auf  red 
stehenden  und  für  den  wagerecht  liegenden,  von  den 
jener  die  kette  in  senkrechter  richtang  hat,  dieser  in  horiaontah 
Jener  beduinische  Webstuhl  und  der  hindostanische  gehören  gld 
dem  gewöhnlichen  europäischen  Webstuhle  der  neueren  zeit  zu  4 
zweiten  art  Aber  bei  den  älteren  Griechen  und  Römern  wie  au 
bei  den  alten  Germanen  ist  unbezweifelt  der  aufrechte  Webstuhl 
gebrauch  gewesen,  und  es  ist  nur  fraglich,  wann  bei  dieaeo  V( 
kern  auch  der  wagerechte  Webstuhl  bekannt,  und  wann  er  v< 
herrschend  geworden  sei.  unter  denjenigen  gelehrten,  welche  il 
die  Weberei  der  alten  geschrieben  haben  '),  hat  Schneider  p.  871 

2)  Den  grand  zu  einer  richtigeren  kenntniss  dieses  gegentiani 


I 


Die  Webstühle  der  alten.  889 

magestaiideii  9  daai  aich  fiir  den  gebrauch  des  wagerechten  web- 
stables  IM  klassischen  alterthume  durchaus  kein  ausdrückliches 
SMgniss  finde  9  aber  doch  ans  einigen  angaben  scbliessen  zu  müs- 
m  geglaubt«  dass  derselbe  schon  ziemlich  früh  in  gebrauch  ge- 
kdMiea  sei  und  dann  den  aufrechten  Webstuhl  fast  ganz  verdrängt 
ink;  mch  noch  in  seinem  griechischen  lexikon  (aufl.  III.  1819) 
erklärt  er  „späterhin  (d.  h.  nach  Homer)  kannten  und  gebrauchten 
die  Griechen  auch  den  horizontalen  Webstuhles  und  seine  auffassung 
lit  leitden  vorherrschend  geblieben.  Nur  Rieh  unter  Tela  hat 
gfgea  Schneider  den  gebrauch  des  wagerechten  Webstuhles  in  der 
keaeren  zeit  des  alterthums  geläugnet,  aber  doch  in  einigen  er- 
wikottttgen  seit  dem  zweiten  Jahrhundert  n.  Chr.  denselben  erkannt. 
Dm  aber  auch  diese  nicht  den  wagerechten  Webstuhl  betreffen  (s. 
ssa.  4),  wohl  aber  Rieh  in  seinem  Widerspruche  gegen  Schneider 
Tsllkommen  recht  hat,  wird  sidi  im  folgenden  klar  herausstellen 
Bid  dadurch  glaublich  werden ,  dass  der  liegende  Webstuhl  erst  im 
sNttehdter  nach  dem  abendlande  gekommen  sei,  höchstwahrschein- 
liek  durch  die  Araber,  die  den  von  Burckhardt  bei  ihnen  gefun- 
denes höchst  primitiven  Webstuhl  schon  zu  den  ältesten  zeiten  in 
gebrauch  gehabt  haben  werden,  anderseits  aber  auch  die  verbes- 
lerte  indische  einrichtung  desselben,  welcher  der  seit  dem  mittel- 
slter  in  Buropa  vorherrschende  Webstuhl  entspricht,  leicht  eben  so 
gut  nach  dem  abendlande  überfuhren  konnten  wie  z.  b.  die  indi- 
scbeo   Zahlzeichen.      Eine    merkwürdige    spur    der    einfuhrnng    des 


hatSalmasins  gelegt  ad  Scriptt.  Hist.  Aug.  p.  177  ff.  Dann  hat 
auch  Braun  nützliches  ffeleistet  in  seinem  werke  de  VestiUi  sacer- 
dofnm  Hehrasorum,  das  ich  in  der  ausgäbe  von  1701  benutzt  habe 
(die  erste  anscheinend  1670^.  Die  hauptarbeit  ist  noch  bis  jetzt  der 
artikel  von  J.  G.  Schneider  im  Index  Scriptorum  lUi  Itu$tieae 
(1797)  p.  359 — 393.  Monge z  in  den  Recherchea  eur  les  habiiiemene 
du  Anciens  Mhn.  de  VlnsUt,  1818.  T.  IV,  p.  241  ff.  hat  nur  ziemlich 
oberflftchliches  geliefert.  Das  ausführliche  werk  von  Yates  Textri- 
mwi  Antiquorum  (1843)  ist  leider,  so  viel  ich  finden  kann,  nicht  über 
den  ersten  band  hinaus  gediehen,  welcher  nur  die  rohstoffe  bespricht. 
Den  an6atz  von  Weigert  ,,Ueber  die  weberei  der  alten"  in  den 
^Verhandlungen  der  polytechnischen  gesellschaft  in  Berlin.  1866.  111" 
habe  ich  trotz  eifrigen  suchens  weder  hier  noch  in  Göttingen  auf- 
Mben  können.  Manches  recht  nützliche  findet  sich  in  dem  lllu- 
<trirten  wörterbuche  der  römischen  alterthümer  von  Rieh  (Deutsch 
▼on  K.  Müller  1862),  wogegen  die  Pauly'sche  Real-Encyclopädie  und 
die  deutschen  werke  über  griechische  und  römische  priyatalterthümer 
binsichtlich  der  weberei  auffallend  dürftig  und  mangelhaft  sind. 


390  Die  Webstühle  der  alteD. 

wagerechten  Webstuhles  ins  abendlaDd  durch  die  Araber  wird 
noch  in  §.  12  nachgewieseu  werden. 

§.  3.     Bei  dem  au  fr  echten  Webstuhle  entstand  aber  wied^^ 
wie  schon  Salmnsius   p.  401    richtig    dargelegt    hat,    dadurch    «y« 
wichtiger    unterschied,    dass    entweder    aufwärts    gewebt  wur«^ 
oder   abwärts,    d.  Ii.   dass   durch   den  einschlag  das  gewcbe  eol- 
weder  zunächst  am  oberen  ende  des  aufzuges    gebildet   wurde  uni 
so  immer  weiter  nach  oben  zu  sich  mehrte,  oder  umgekehrt.     Die- 
ser   gegensatz    ist    schon    von    Herodot  II,    c.  35    hervorgehoben, 
wenn  er  berichtet :    v^aCrovCt    6i    ol   /^h  rcXAo»    uvta   t^r   xffixi^ 
ädiomg,    ^lyvnrtot  Si  xaico^   und  auch  noch  in  sehr  später  seit 
von   Theophy lactus ,    erzbiscfaof   von   Bulgarien    um    1070  (Pabrie. 
Bibl.  Gr.  VII,  586),  in  seinem  commentare  zum  Evangelium  Johaoi»  - 
c.  XVIII,  p.  825  in  ganz  ähnlicher  weise,  nur  ansfiihrlicber,  be* 
schrieben :  uXXo$  di  q>aatv,  ou  iv  flaXaiffjfyff  i^atv9vCt  rovg  \cm^ 
oix  (i^  ^^q'  flf*'^^»    ovTüfv    apw  fiiv  twv  fufiwv  xal  zov  ffnf/Aoro^ 
xarcd  Je  tffpatvoij^ivov  rov  navtov  xnl   oSrwg    dpußafvopreg  ^    iUa 
toivavtCov  xuT(0  pih  ilcw  oi  fi/ro»,  avm  di  i^aivnai  t6  viputffUh 
Salmasius   hat   hieraus  schliessen  wollen,    dass    Theophjlactus  eia 
A^fjpter  gewesen   sei,  wogegen  jedoch  Monges  p.  243  mit  redt 
geltend  gemacht  hat,   dass  zu  seiner  zeit  das  abwärts-webcn  scboa 
längst  weit  über  die  grenzen  von  Aegypten  hinaus  herrschend   ge- 
worden war,   was  auch  dann  zutrifft,   wenn  man  jene  angäbe  aaf 
ihre  ältere  quelle,  wahrscheinlich  Chrysostomus,   zurückfiihrt.     Das 
aufwärts- weben    ist  aber  den  Galiläern  auch  von  Isidorus  Pelusiota 
Ep.  I,  74,   p.  24  B.  zugeschrieben:   xal  ov^  fidhata  to  roMviov 
^tXti  yCvta&M  Ifiänov    rix^fl  tiv(,    iig    a%   a ifi& od tCfUdig,    «mi- 
xQovifTov  vq)aiv6fjt€vovy   wo  der  ausdruck  uvuxqovhv  von  SalumsiiM 
mit  recht  dem  uvm  w^sTv  tt,v  xqoxjtiv  bei  Herodot  gleichgestellt  ist*). 

Dass   das   aufwärts  -  weben  auch    bei   den    alten  Römern   sitte 
gewesen,    aber  später  veraltet  war,   ergibt   sich   daraus»  daaa  auf 

3)  Die  beiden  letzten  Zeugnisse  beziehen  sich  aof  die  beschrei- 
bung  des  rockes  Christi  Et.  Job.  19,  23  ,,$1^  cfi  ^  x^^  ^ü^f^,  ix 
niy  äyio^ty  vtf^ntyrog  d*'  olov'\  wo  man  den  aasdruck  i*  mSr  ätm^mf 
vt^arrog  auf  jene  sitte  des  webens  bezog,  was  Braun  Vest.  sao.  Hebf. 
p.  267  weiter  ausgeführt  hat.  Die  neueren  interpreten,  s.  b.  Mey^r, 
haben  sich  auf  diese  auffassung  nicht  weiter  eingelassen,  indem  sie 
lä  &yw9§¥  richtig  von  dem  oberen  stflcke  des  chiton  deaten.  Wenn 
aber  beim  weben  mit  diesem  der  anfang  gemacht  war,  scheint  es 
allerdings  auf  das  aufwärts-weben  hinanszukommen» 


Die  welMtiible  der  alten.  391 

pM  weise  gewebte  kleider  wenigstens  noch  für  die  knaben  beim 
iUegen  der  prätexta  and  für  die  braute  am  tage  vor  der  bochzeit 
ib  eine  altheilige  eigenthiimlicbkeit  in  brauch  blieben,  nämlich 
raelM  vestet  ftogoB,  UmUae),  a.  Plin.  N.  H.  VIII,  48,  74,  Fest. 
p.  177.  186,  welche  nach  Fest.  p.  177  a  atantihus  et  in  olltlu- 
imm,  nach  p.  186  atimm  venum  a  atantihua  gewebt  waren,  vgl. 
kid.  Origg.  XIX,  22,  18  recta  didtur  vestie,  quam  eureum  »er- 
ism  etanteaque  texunt. 

Die  letzten  definitionen  lassen  einen  zweiten  unterschied  der 
beiden  arten  des  aufrechten  Webstuhles  erkennen,  nämlich  dass  der 
■sfwärts  wd>ende  weher  am  Webstuhle  stand,  der  abwärts  we- 
bende dagegen  sass.  Schon  Salmasius  hat  für  diese  unterschei- 
diog^  auch  das  zeugniss  des  Bphoros  benutzt  BtM.  367,  49:  ui 
Malat  /vyaJxBg  Icificai  v^atvov  xai  im7toQiv6fAf¥at  toy  laiov» 
»ifioiipf  di  jrvpäixa  Atyvmluv  lovyofia  *Y$6y  Mu&e^ofiiytjv  v^äyat 
)paoiir,  li^'  ^(  tat  Alyvnuot  xrig  ^AOriva^  uyaXfAu  iigvCano^  wg 
fffi^v  "Eq^oQog  Iv  r^  EvQviMij,  Denn  danach  stammt  das  weben 
in  sitzen  von  den  Aegjptiern ,  die  nach  Herodot  abwärts  webten. 
Jedoch  wird  sich  in  ^.  10  der  beweis  finden,  dass  in  Aegypten 
audi  das  aufwärts  -  weben  im  sitzen  geübt  wurde,  so  dass  beide 
■oterschiede  nicht  durchaus  zusammenfalleu.  Aber  bei  den  Grie- 
ebeo  und  Römern  scheint  dies  allerdings  der  fall  gewesen  zu  sein, 
h  auch  die  folgenden  traumdeutuugen  bei  Artemidor  (sec.  II  p.  Chr.) 
)oeirocr.  III,  c.  36  dafür  sprechen:  laiog  oQd'tog  xtvtiaw  xul 
noiqfktav  injfjtalvH,  x(fV  Y^Q  mqtnaniy  t^f  vfpatyovaav.  o  di 
isQog  Itnog  xajox^g  itfrl  aijfiavttxog j  iTnid)^  xad'f^6fA€va$  i^a(^ 
wiSkv  ai  yvyalxtg  lov  joifovioy  latov*  Denn  der  Icthg  oq^yog 
t  ohne  zweifei  ein  solcher,  an  dem  vesfes  reciae  a  skinlibtis 
\Q9ä  vfpii  von  oQ^alg^  s.  §.  4.  6)  gewebt  wurden,  und  der 
xtQog  Iciog  ist  somit  für  einen  Webstuhl  nach  ägyptischer  art  a« 
ehmen,  der  sonst  jenem  entgegengesetzt  wird.  Aus  der  bemer« 
Di^  von  Servius  zu  Verg.  A.  VII,  14  apud  maioree  etantes  iese- 
ml,  ut  hodie  linieonee  videmue,  siebt  man,  dass  noch  zu  seiner 
A  (gegen  400  n.  Chr.)  die  leinweber  die  alterthümliche  art  dea 
ebeos  beibehalten  hatten,  während  das  weben  im  sitzen  damals 
ie  gewöhnliche  sitte  war^). 

4)  Diese  stellen  aus  Artemidor  und  Servios  hat  Rieh  unter  Tela 


802  Die  Webstühle  der  alten. 

§.  4.  Weitere  wichtige  belehrungen  fiber  die  veracfaied 
heiten  beim  stehenden  Webstuhle  bringt  Seneca  Ep.  90,  20:  F 
d4)niu8  ....  dum  tmll  deacribere  ....  quemadmodum  tda  i 
peiMis  pondm&ii«  redum  8%amen  estendat ,  quemadmodum  gnbUi 
insertuniy  quod  dwritiam  uirimque  conipHmentia  tramae  remoUi 
ajtaiha  coWe  cogaiur  et  tungi^  textrini  quoqve  artem  a  sapienti 
dixit  invmtamy  ohlitus  postea  inventum  hoc  9uhfUiu9  gern 
ill  quo 

tela  iugo  in  acta  est,  stamen  secernit  arundo, 

inseritur  medium  radiis  subtemen  acutis, 

quod  lato  paviunt  insecti  pectine  dentes. 
Die  verse  sind  aus  der  ovidischen  Schilderung   des    Wettstreites  d 
Arachne  mit  Minerva  entlehnt,    Met.  VI,    55  —  58,  jedoch  aosi 
einigen  geringeren  Varianten  mit  einer  erheblichen  sogar  um  eia 
vers   kürzenden   änderung,    worüber  später  zu  sprechen  ist  ({. 
Wie  Seneca  die  stelle  gegeben  hat,   soll  sie  offenbar  eine  dant 
lung  der  jüogeren  art  des  webens  enthalten  im  gegensatze  zu  < 
von  Posidonius  geschilderten  älteren.     Hiermit   sind   gleich    zusa 
menzuhalten  Poll.  VII,  36    ayvv&ig   ds   xal   Acta»  ol  Xi&ot 
l^fJQTrjfAivot  T&v  CtrjfAOVWV  xara  tr^v  aq^aCav  i^avnxijv,    anal 
o9^€v  xal  ffnad-Siv  x.r.A.  —    Galen,  de  Sera.  I,  15,  vol.  IV,  p.  51 
al   XiXat    xaXovfiBVM   xatä   roig  oQ&hvg  UnotSg»  —     Uesych 
anad'ajov:  ri  oQ^dv  iy>og,  fSndd-n  XBXQovfsivop^  ov  xti¥t, 
eine  besondere  eigenthümlichkeit   der   älteren   art  des  webens  o 
des  oQd'tog  l(nog  ergibt  sich  hiernach,  dass  der  aufzug  durch  ui 
angehängte  steine   (XeTat,   äyrv&fg,   pondera)  gespannt  war. 
diese  einrichtung  hat  Salmasius  mit  recht  auch  den  von  Ovid.  1 
1 ,  10  vom  Webstuhle  der  Penelope   gebrauchten    ausdruck    pent 
tda  bezogen,    wie    auch   die   auf  das  weben  der  Philomele  bei 
liehe  bescfareibung  Met.  VI,  576   stamina  harbarica  suspendil 

als  beweise  für  den  späteren  gebrauch  des  liegenden  webstahles 
tend  gemacht.  Auch  Schneider  p.  380  a  scheint  die  letztere  in  { 
ober  weise  zu  verstehen,  während  er  p.  379a  für  zweifelhaft  erk 
ob  unter  Artemidors  htgog  Unos  eine  zweite  art  der  Uta  ereeU 
verstehen  sei  oder  eine  tela  plana.  Offenbar  aber  sieht  man  ans 
notiz  bei  Servius  nur,  dass  zu  seiner  zeit  meistens  im  sitzen  ge^ 
wurde,  und  Artemidor's  tuQog  Unhi  ist  gleichfalls  nur  durch  diese 
des  webens  bestimmt.  Dass  aber  das  sitzen  sich  mit  der  einen  (ä| 
tischen)  art  des  aufrechten  Webstuhles  sehr  gut  verträgt,  wird 
§.  10.  12  klar  werden. 


Die  Webstühle  der  alten.  393 

Uda  lala.  Es  finden  sich  auch  diese  webesteine,  wie  ich  sie  am 
Wcbsten  nenne,  mit  dem  aufwärtsweben  verbunden  in  der  erst  kürz- 
lieh  bekannt  gewordenen  darstellung  des  Webstuhles  der  Penelope 
lof  einem  vasengemalde  (s.  ^.  8)  und  auch  bei  dem  altnordischen 
wdwtuhle  (^.  9)  zusammen  mit  dem  weben  nach  aufwärts  und  im 
itehen.  Auch  den  bewohnern  der  schweizerischen  pfahlbauten  ist 
wegen  der  in  diesen  gefundenen  webesteine  eine  gleiche  einrieb- 
tODg  des  Webstuhles  vindicirt,  s.  nr.  6.  Am  ägyptischen  aufrechten 
Webstuhle  ist  dagegen  der  aufzug  nach  unten  in  einen  gambaum 
gespannt  (^.  10)^  wie  auch  anachronistisch  bei  dem  Webstuhle  der 
Circe  auf  dem  vaticanischen  bilde  zum  Virgil  (§.  11),  hier  wie 
am  theil  bei  dem.  ägyptischen  Webstuhle  mit  abwärts  -  weben  ?er- 
bnoden^  and  ebenso  wird  es  Seneca  bei  seinem  suhtilwa  gmus  an- 
genommen haben. 

Bin  weiterer  unterschied  der  beiden  arten  des  aufrechten  web- 
Btubies  zeigt  sich  darin,  dass  bei  der  älteren  das  gewebe  mittelst 
^  and^ri  gedichtet  wurde,  bei  der  jüngeren  dagegen  mit  dem 
kämme  (xrefg,  pecien).  Dies  ergibt  sich  nicht  allein  aus  Seneca 
nad  der  angeführten  stelle  von  Hesychius,  wo  das  iqdov  v^oQy  den 
Mae  vestes  entsprechend,  deutlich  ein  am  oQ&Mg  l<ndg  gefertigtes 
i>t,  sondern  auch  aus  PoUux,  da  hier  die  angaben  über  die  webe- 
sUioe  und  die  tfna&ri  ein  anhängsei  zu  den  vorhergehenden  auch 
^  ntig  umfassenden  notizen  bilden,  welche  offenbar  die  jüngere 
■rt  des  webens  betreffen  (so  auch  in  der  kürzeren  erwähnung  X, 
125:  xo^  XiCag  tag  xat  äyvv&ag,  xai  and&ag  x.  r.  A.,  wo  wie 
in  der  ersten  stelle  noch  mehr  auf  die  anu&rj  bezügliches  folgt), 
nod  da  somit  die  trmi&rj  nicht  weniger  als  die  Xi7at ,  von  denen 
dies  ausdrücklich  bezeugt  ist,  zur  äq^atu  i^avxMri  gerechnet  sein 
■ass.  In  g.  9  wird  sich  zeigen,  dass  hinsichtlich  der  Cnd^ri  der 
ttitgriechische  Webstuhl  ganz  mit  dem  altnordischen  stimmt,  in  ^.  10, 
dass  der  kämm  der  jüngeren  art  des  webens  auch  von  den  Ae- 
gyptiem  angewandt  wurde,  woraus  dann  zugleich,  wie  auch  aus 
{•  U,  klar  wird,  dass  Schneider  und  Mongez  sehr  mit  unrecht 
denselben  fur  ein  besonderes  merkmal  des  wagerechten  Webstuhles 
gehalten  haben. 

\,  5.  Unrichtig  haben  Salmasius  und  Schneider  p.  379  b 
^f  grund  der  stelle  des  Seneca  auch  das  jugum  dem  älteren 
^^uhle   abgesprochen    und  deshalb  die  von  €ato  R.  R.  c  10,  5 


394  Die  Webstühle  der  alteo. 

und  c.  14,  2  unter  ländlichem  hausrathe  erwähnte  tda  iogdii  fir 
einen  Webstuhl  jüngerer  art  erklärt,    wobei  Schneider   sogar  twi- 
scben  dem  liegenden  Webstuhle  und  der  jüngeren  art  des  aufrechtes 
die  wähl  jässt.     Aber  gerade    das    unbezweifelte    gmndschema  da 
ältesten   gräco- italischen   Webstuhles    aus   zwei   aufrecht  stebendcB 
pfosten ,   die  oben  durch  ein  querholz  verbunden  sind  y    wie  es  sidi 
am  deutlichsten  bei  dem  altnordischen  Webstuhle  finden  wird  ({.9), 
gibt  das  natürlichste  bild  eines  juguniy  namentlich  des  militäriscb«^^ 
das   durch    zwei    hasiae   mit   einer   darübergelegten  gebildet  wordo 
(Li?.  Ill,    c.  38  fin..    Fest.  p.   104)    und   von  Ausonius  de  litt«rk 
monoayllahis   vs.    15    mit    einem    griechischen    12    verglichen   wird 
Hoaiilis  quae  forma  it^gi  est ,    hanc  efficiei  ü.     Cato's   ida   iogiUi 
wird  daher  gerade  ein  Webstuhl  der  älteren   art  sein,    wie    er  n 
seiner  zeit  oiine  zweifei  besonders  auf  dem  lande  noch  üblich  wir. 
In  der  Ovidischen  von  Seneca  ausgeschriebenen  stelle    ist  aber  das 
jugum  nicht  für  das  ganze  gesteil  des  Webstuhls   zu  nehmen,   too* 
dern  nur  für  das  horizontale  queerholz,    wie  jugum  an   der  wage 
den  queerbalken,   an  weinstöcken  eine  queerlatte  bezeichnet,   insbe- 
sondere aber  dem  ^vyop  der  Ijra  zu  vergleichen,   an   welchem  dit 
saiten  befestigt  sind,    gleich  den  aufruigsfäden  fihok  genannt,   wit 
denn  auch  in  andern  ausdrücken  (z.  b.  xgixttv)  die   Ijra   mit  dem 
Webstuhle  analogisirt  ist.     In  diesem  sinne  konnte  aber   das  jugum 
auch    dem  jüngeren    Webstuhle    zukommen,    dessen   gesammtgestalt 
von  einem  jugum  fmilitare)  weiter  abging,  weil  sie  durch  das  hin- 
zutreten   des    unteren     garnbaumes     vielmehr     rahmenartig    wurde. 
Rieh  unter  Tela   und    lugum  hat   nun    sehr   richtig    eingesehen, 
dass  das  jugum  dem   älteren   Webstuhle    nichts    weniger  als    fremd 
gewesen  und  die  tela  iogalia  gerade  für  einen    solchen  za    nebmea 
sei,   aber   das   charakteristische   derselben  darin  gesucht,   dass  der 
aufzug    an    dem   jugum   (dem    ursprünglichen   queerhoke)   befestigt 
war,  während  die  jüngere  einrichtung  für  diesen  zweck  unter  dem 
jugum  noch   einen   besonderen   garnbaum   (insuhulwn)  gehabt  habe. 
Mir  erscheint  dieser  unterschied    nicht   wesentlich   genog^^    am    den 
ausdruck  tela  iogalis  als  bezeichnung  einer  alterthümlichen  art   des 
Webstuhls  zu  rechtfertigen.     Auch  hat  Rieh  den  Webstuhl  des   vati- 
cauischen  bildes  {$,  11),   an  dem  doch  abwärts  gewebt  wird,    for 
eine  lela  iogaUe  erklären  müssen,  wie  denn  das  jugum  gerade  auca 
bei  Seneca's  eubttlHis  genus  erscheint.     Anderseits  würde,   während 


I 


Die  webjitfible  der  alten.  395 


4n  alüioiduche  (foroische)  Webstuhl  auch  nach  der  auffassung  von 
Hell  im  TolUiten  masse  eine  tda  iogalla  ist,  der  isländische,  bei 
dea  ubor  dem  gambaume  noch  zwei  queerhölzer  angebracht  sind, 
tidit  für  einen  solchen  zu  halten  sein,  obgleich  er  in  allen  we- 
Bcotlichsten  eigenschaften  mit  jenem  übereinstimmt,-  s.  ^.  9.  Dabei 
lit  noch  zu  bemerken,  dass  der  garnbaum  des  isländischen  web- 
4|«üles  gerade  denselben  namen  fuhrt  (von  Olaus  und  Biörn  durch 
;jf»m  übersetzt)  wie  das  einzige  queerholz  (das  jugum)  des  faröi- 
Mheo,  wonach  sich  überall  auch  jugum  als  bezeichnung  des  garu- 
Vmies  rechtfertigt,  mag  dieser  nun  das  einzige  obere  queerholz 
•ein  oder  noch  eines  oder  mehrere  neben  sich  haben.  Kurz  die 
obige  beziehung  des  ausdruckes  tela  iogalia  auf  die  gesammtgestalt 

rf[  ^  ältesten  stehenden  Webstuhles  dürfte  entschieden  den  Vorzug 
verdienen. 

'  %  {.  6.     Als  die  wesentlichen  unterschiede  der  beiden  im  klassi- 

4    seben   altertliume    vorkommenden    arten   des   aufrechten  Webstuhles 

4    tndieinen  also  folgende. 

M      '    Aelterer  Webstuhl.  Jüngerer  Webstuhl. 

I      a)  Spannung  der  kette  durch  we-     Spannung  der  kette  mittelst  eines 

['  besteine.  unteren  garnbaumes. 

'       b)  Stehen  des  webenden.  Sitzen  des  webenden. 

t)  Weben  nach  aufwärts.  Weben  nach  abwärts, 

d)  Dichtschlagen  des  gewebes  mit  Dichtschlagen  mit  dem  kämme, 
der  cnd&fi. 
Diese  vier  merkmale  stehen  auf  beiden  selten  nicht  in  einem 
ganz  antrennbaren  zusammenhange.  Jedoch  finden  sich  die  des 
älteren  Webstuhles  eben  so  bei  dem  altnordischen  Webstuhle  ver- 
ciaigt,  und  es  scheint,  dass  die  Spannung  der  kette  durch  webe- 
steine  nothwendig  das  weben  nach  aufwärts  und  das  stehen  des 
^c^nden  bedingt  Auch  der  intelligente  Züricher  fabrikant  Paur 
hat  bei  dem  von  ihm  construirten  hypothetischen  Webstuhle  der 
pfahlbauten-bewohner  (Mitth.  d.  antiquar.  gesellsch.  in  Zürich  b.  XIV, 
k  1,  p.  22)  die  webesteine  mit  dem  weben  nach  aufwärts  ver- 
bunden und  gewiss  auch  das  stehen  des  webenden  angenommen. 

Für  den  älteren  Webstuhl  hat  sich  nun  bei  Galen  und  Arte- 
itidor  die  benennung  laxiq  oqd-ioq  gefunden.  Man  kann  diesen 
amdruck    entweder   auf  das    stehen   der   webenden    beziehen,    vgl. 


396  Die  Webstühle  der  alten. 

Hesjcfa.  sActov  l7ro$xofJtivfjv:  vtpaCvovcav*  iqd^al  yag  S^pasr^^ 
oder  darauf,   dass  an  demselben  dgd-u   v^fj,    reciae  vestes   gew^^ 
wurden.     Wober  aber   dieser    letztere  ausdruckt     Nach  Salmasttf« 
weil  der  beschreibung  bei  Seneca   zufolge   die   angehäogteo    webe- 
steine stamm  rectum  extendebant.     Jedoch   auch    bei   der  jäogerar 
art  des  aufrechten  Webstuhles  war  das  gtamen  nicht  minder  rectum 
(oQ&ov),    und    es    kann   daher  der  ausschliesslich  für  prodncte  dci 
älteren  Webstuhles  dienende   ausdruck    nicht   wohl    auf  jene   weite 
gedeutet  werden.     Nach  Fest.  p.  177  sind  die  reciae  twsles  beoaost, 
weil  sie  a  stantihm  et  in  altitudinem  gewebt  wurden.     Der  enle 
theil  dieser  deutung  wird  klarer,    wenn    man    die   OQ^a    vqifi  ?on 
dem  weben  durch  ogO-ul  benannt  sein  lässt.     Aber  diese  erkläruag 
erscheint  doch  wenig  glaublich ,    und   es    wird  die  andere  ?on  de« 
weben  in  altitudinem  vorzuziehen  sein ,    indem    bei   der    alten  wt 
des    webens    der    einschlag    sich    gleichsam    aufrichtete.     Dans  ift 
aber  auch  der  ausdruck    l(ft6g  oQ&iog   ebendahin  zu    beziehen  und 
nicht  auf  das  stehen   des    webenden.      AUi    lateinische    beseichnuDg 
des  älteren  Webstuhls  hat  Salmasius  nicht  übel  Ovid's  pendula  t^ 
benutzt.     Nach  der  obigen  darlegung  (^.  5)  könnte   man   ihn  auch 
tela  jugalis  nennen,    welchen  ausdruck  Salmasius  unrichtig  gerade 
für  den  neueren  aufrechten  Webstuhl  gewählt  hat.     Diesen,  fiir  den 
sich  keine  alte  benennung   findet,    wird    man   am    besten    als    den 
ägyptischen  Webstuhl  bezeichnen.     Denn  sehr    richtig    hat  Sal- 
masius aus  den  schon    beigebrachten    Zeugnissen    entnommen ,    dass 
das  weben  nach  abwärts  und  im  sitzen  sich  erst  von  Aegjpten  her 
im    abendlande    eingebürgert   habe,    und    auch   der   gebrauch   eines 
untern  garnbaums  statt  der  webesteine  und    des    kammes   statt    der 
cnddri  wird  sich  in  ^.  10    als   ägjrptische   sitte   erweisen.      Aller- 
dings wird  sich  anderseits    daselbst    auch    zeigen ,    dass    trotz    des 
herodotischen   Zeugnisses   das  weben  nach  aufwärts  den  Aegyptiem 
nicht   ganz    fremd    war;    im    abendlande    aber  findet  sich  ?on  dem 
gebrauche  dieser  modification  des  ägyptischen  Webstuhles  keine  spur. 
Die  alte  gräco-italische  art    des    aufrechten    Webstuhles    kann    man 
nun,    da   sie   sich   zugleich   als  die  altgermanische  und  aueh  schon 
bei  den  europäischen  pfahlbauten  -  bewohnern   gebrauchliche    heraas- 
stellt,   als  den    abendländischen   Webstuhl  bezeichnen»    welche 
benennung  dann  zugleich  auf  den   gegensatz  des  indisch -arftbiaelMo 
wagerechten    Webstuhles    hindeutet.      Wenn  jene    art   des    weheos 


Die  Webstühle  der  alten.  397 

Mcb  aus  Palästina  her  beieugt  ist,  während  man  bei  den  Juden 
4ai  Webstuhl  der  verwandten  Araber  erwarten  möchte ,  so  lässt 
neb  Tielleicht  vermutben,  dass  der  gebrauch  des  abendländischen 
wdiituhleB  dort  von  derjenigen  bevölkerung  herstammte,  welche 
4irdi  ihre  abstammung,  wie  namentlich  die  Philister,  mehr  dem 
iMIande  zugewandt  war. 

Es  kann  aber  der  abendländische   Webstuhl   nicht    vor  Aristo- 

(tdci  bei  den  Griechen  in  allgemeineren  gebrauch  gekommen  sein, 
U  dieser  noch  die  websteioe  wie  eine  regelmässige  einrichtung 
kt  Webstuhles  erwähnt  ^) ;  auch  passen  alle  älteren  erwähnungen 
t  aif  den  alten  abendländischen  Webstuhl.  Im  zweiten  Jahrhundert 
D.  Chr.  ist  dann  dieser,  wie  die  aus  Galen  und  Artemidor  beige- 
brachten stellen  erkennen  lassen,  neben  dem  ägyptischen  Webstuhle 
wenigstens  noch  stark  in  gebrauch  gewesen,  während  zur  zeit  des 
Serrius  gegen  400  n.  Chr.  der  letztere  entschieden  vorherr- 
sebeod  war. 

^.  7.     Es  lässt  sich  nunmehr  über  die  Schilderung  des  webens, 
wie  sie  Ovid   bei    dem    Wettstreite   zwischen  Arachne   und  Minerva 
Net.  VI,  53  ff.   ziemlich    ausführlich    gegeben    hat,    richtiger   ur- 
tbeilen,  als  bisher  geschehen  ist     Die  stelle  lautet: 
Haud  mora,  consistunt  diversis  partibus  ambae 
et  gracili  geminas  intendunt  stamine  telas. 
tela  iugo  vincta  est;  stamen  secernit  arundo; 
inseritur  medium  radiis  subtemen  acutis, 
quod  digiti  expediunt,  atque  inter  stamina  ductum 
percnsso  feriunt  insecti  pectine  dentes. 
Seneca  Ep.  90,  20    hat,   wie   schon    in  ^.  4    bemerkt,    diese 
■teile  von  tda  iugo  an   ohne   den    namen   des    dichters    aufgeführt, 
indem  er  die  beiden  letzten  verse  in  den  einen  „quod  laio  paviunt 
tiuecf»  peciine  duties''  zusammenzieht  und  in  derselben  ein  jüngeres 
BuhtUius  genua  der  weberei  anerkennt  in  gegensatz  gegen  die    von 
Posidonius   gegebene    darstellung   des   alten    webens.      Dadurch  ist 

5)  In  der  schrift  de  Oener,  Anim.  sagt  er  nämlich  bei  verglei- 
chung  der  animalischen  hoden  mit  den  webesteinen  I,  c.  4  „Tta^antQ 
tis  latat  ngocdmoviiMf  ai  vtfuivovcak  luli  Utroi^'  und  Y,  c.  7  „xai  yäg 
jinu  {tA  Tovg  lanifs  iff>ai¥ovitak)  i6y  mifjioya  xaranhovcat  ngoeanrovat 
nt(  xalovfjiiyag  laMs".  Für  kat&g  ist  aus  Hesych.  und  EtM.  558,  57 
Isaf  herzustellen. 


398  Die  Webstuhle  der  alteo. 

veranlasst,  dass  Salmasius  die  ovidiscbe  scliilderuag  auf  den  m 
rechten  ägyptischen  Webstuhl  bezogen  hat,  Schneider  aber  p.  371 
sogar  auf  den  wagerechten  (tela  plana)^  und  ebenso  Monges  p.  247 
fyOvide  a  dicrit  le  mutier  horizontal  de8  tisserandg^'.  Alle  dre 
haben  dabei  übersehen,  dass  Ovid  durch  das  „consittunP*  den  aha 
abendländischen  Webstuhl  sehr  bestimmt  charakterisirt  Auch  n 
schwer  zu  glauben,  dass  der  dichter  hier  eine  andere  art  des  we 
bens  im  sinne  gehabt  haben  sollte  als  diejenige,  deren  erfindung  e 
Fast.  Ill,  819  der  Minerva  beilegt: 

lila  etiam  stantis  radio  percurrere  telas 
erudit  et  rarum  pectine  denset  opus 
wo  sich  das  y^tantia  telag^'  allerdings  mit  dem  ägyptischen  web 
stuhle  vereinigen  lässt ,  aber  auf  keine  weise  mit  dem  liegeodei 
weshalb  auch  Mongez  in  dieser  stelle  eine  ungenauigkeit  des  didi 
ters  anerkennt.  Es  ist  aber  in  beiden  stellen  nichts,  was  oiel 
für  den  alten  abendländischen  Webstuhl  vollkommen  passte>  bis  a« 
den  pecten,  Schneider  und  Mongez  haben  nun  behauptet,  dass  de 
kämm  überall  dem  aufrechten  Webstuhle,  und  zwar  auch  dem  ägyi 
tischen,  fremd  sei,  wobei  der  letztere  besonders  deutlich  erkenn« 
lässt,  dass  er  sich  den  kämm  gerade  nur  in  der  einrichtung  d< 
weberlade  am  liegenden  Webstuhle  gedacht  habe,  s.  p.  244:  I 
effet  le  peigne^  xnCg,  doit  Hre  suapendu  perpendiculairement  < 
dessus  d'une  clyjilne  Iwrizontäle.  Dass  aber  diese  auffassung  ga 
irrig  sei,  wird  sich  in  ^.  10.  12  genügend  ergeben.  Aber  alle 
dings  lässt  sich  Ovid  von  dem  vorwürfe  eines  anachronismus  nie 
freisprechen.  Denn  obgleich  sich  kaum  wird  behaupten  lass< 
dass  der  gebrauch  des  kammes  mit  den  einrichtungen  des  abeii 
ländischen  Webstuhles  ganz  unvereinbar  sei,  so  war  er  doch  d 
älteren  gräco  -  italischen  Weberei,  welche  Ovid  doch  gemeint  h 
jedenfalls  fremd,  und  der  dichter  hat  hier  einen  ähnlichen  fehl 
gemacht,  wie  wir  bei  dem  Webstuhle  des  vaticanischen  bildes  (^,  i 
finden  werden. 

Wie  ist  es  aber  zu  verstehen,  dass  Seneca  in  der  erst 
ovidischen  stelle  ein  neueres  suhtilius  genus  der  weberei  anerkai 
hat,  wenn  nur  die  erwähnung  des  kammes  dazu  einige  berecft 
g^ng  gab?  Es  ist  zu  beachten,  dass  Seneca  einerseits  den  anfa 
der  stelle  weggelassen  hat,  in  welchem  das  stehen  der  webeiKi 
bezeugt  ist,  anderseits  auch  dasjenige  stück,   welchea  den  eioacbl 


Die  Webstühle  der  alteD.  399 

■it  der  hand  darchfiihren  lässt,  was  gleichfalls  nur  der  ältesten  art 
der  Weberei  angehört  haben  kann.  Danach  scheint  es  deutlich^ 
dan  Seneca  die  ovidische  stelle,  die  er  ja  auch  nicht  als  fremdes 
dgeothum  anfuhrt,  in  freier  benutzung  dahin  umgestaltet  hat,  dass 
lie  gegen  ihren  ursprünglichen  sinn  nunmehr  auf  die  jüngere 
ägyptische  art  des  webens  passt,  wozu  ihm  immerhin  die  anachro- 
liitisehe  nennung  des  kammes  und  die  nichterwähnung  der  webe- 
iteine  die  Veranlassung  gegeben  haben  mag. 

J.  8.     Bine  bildliche  darstellung  des  alten    griechischen    Web- 
stuhles ist   erst   kürzlich    durch   die  Clusinische   vase    bekannt    ge- 
worden, deren  beide  die  rückkehr  des  Odysseus  darstellende  gemälde 
A.Conzejn  den  AnnaU  deW  InsHtuto  di  corriapondenza   archeo- 
lofico  von  1872,  p.  187  ff.  erläutert  hat,  während  die  bilder  selbst 
in  den  Monumenti  Tav.  XLII.  XLIII  mitgetheilt  sind.     Nach    dem 
dttrakter  der  Zeichnung  und  der   form    der    buchstaben    setzt   der- 
selbe die  anfertigung  etwa  in  die  zeit  von  400  v.  Chr.     Das  erste 
jeaer  bilder  zeigt  nun    den   Webstuhl    der  Penelope,    vor   welchem 
dieie  in  trauer  versenkt  sitzt,    während  Telemach    ihr  gegenüber- 
steht.    Der  Webstuhl  hat  als  charakteristische  merkmale  die   webe- 
iteise  und  das   weben    nach    aufwärts ,    indem    oberwärts    ein   be- 
träclitliches  fertiges  stück  des   gewebes   sichtbar   ist.      Das   stehen 
des  webenden  ist  nicht  zu  erkennen,    weil    Penelope    nicht    in   der 
«rbeit  dargestellt  ist ;  ebenso  wenig  ist  das   dichtsch lagende   instru- 
■ent  zu  sehen.     Das  gesteil  des   Webstuhles    besteht   zunächst    aus 
deo  beiden  aufrechten  pfosten  (loiojiodtg)  mit  einem  oberen  queer- 
holze,    unter   welchem    sich    aber   sehr  nahe  noch  ein  zweites  und 
etwas    tiefer  ein    drittes   findet,    diese   beiden   nur  an  ihren  enden 
sichtbar,  weil  sie  übrigens  durch  das  fertige  gewebe  verdeckt  sind. 
Da  dieses  noch  über  das  zweite   queerholz    hinaufgeht ,    so    ist    es 
klar,  dass  das  oberste  aUi  garnbanm  diente  ®).     Die   beiden  andern 

6)  Das  oberste  qneerhols  zeigt  neun  pflöcke  oder  schrauben  {pun- 
telU  o  vtU),  die  in  löchern  (bucht)  stecken;  sechs  davon  sind  mit 
scheibenförmigen  griffen  (manichi  iondi  e  piatti)  versehen.  Nach  Conze 
sollen  sie  dazu  dienen  den  fertigen  theil  des  gewebes  festzuhalten 
(ajyineh^  —  non  ricada  a  basso,  specicUmente  pel  movimento  del  bessere), 
was  mir  nicht  einleuchtet.  Sie  haben  aber,  besonders  die  mit  dem 
griffe,  die  grösste  ähnlichkeit  mit  den  wirbeln  der  Saiteninstrumente 
und  werden  auch  zu  einem  ähnlichen  zwecke  dienen ,  nämlich  um 
die  kette  verlängern  zu  können,  wenn  sie  durch  die  Verflechtung  mit 
dem  einschlage  verkürzt  wird,  wof^  am  altnordischen  Webstuhle  eine 


400  Die  Webstühle  der  alten. 

nimmt  Conze  für  stützen  oder  lehnen  (uppoggio)  des  gewebeSi  was 
mir    nicht   ganz    klar    ist;    sie    dürften    nur    zur    grösseren    festi- 
gung  des  gestelies  dienen,  wie  solche  bei  der  grossen  breite  diesei 
Webstuhles  sehr  nöthig  scheint,    der   vollkommen,    wie   Come    be- 
merkt hat,  dem  ftiyag  loiog,    Xtjnog  xal  nsQCfAeiQog  entspricht,   aa 
dem  nach  Od.  /?,  94.    r,  139.  co,  129  Penelope   webte^    als  fiiyof 
noch  öfter  bezeichnet.     Aehnliche  das   gestell    verstärkende    qneer- 
hölzer  finden  sich  auch  bei    dem   isländischen    Webstuhle   J.  9,   bei 
dem  einen  ägyptischen  ^.  10  und  bei  dem  für  die  türkischen  tep- 
piche  ^.  12.     Im  übrigen  soll  hier  über  jenen   Webstuhl   der  Pene- 
lope  nur   noch    bemerkt  werden,    dass  trotz  der  einfachen  einrich- 
tung    die    künstlichen    randverzierungen    und     bilder    des    fertigen 
gewebes  schon  einen  bedeutenden  grad  von   kunstfertigkeit   vorui- 
setzen. 

§.  9.  In  ausgezeichneter  weise  wird  die  einrichtung  des  altes 
gräco-italischen  Webstuhles  durch  den  genauer  bekannten  altnor- 
dischen Webstuhl  verdeutlicht,  der  in  allen  wesentlichen  Stückes 
unverkennbar  mit  jenem  übereinstimmt.  Die  wichtigsten  einrieb- 
tungen  und  geräthe  desselben  sind  schon  in  der  alten  Nialssagi 
c.  CLVIII  zu  erkennen,  nämlich  in  der  grausig-schönen  erxählang, 
wie  die  Walkjren  das  siegsgewebe  weben,  wobei 

mannahofut  vorn  fyrir  kliäna,    en  |>armar  or  monnum  fyri 
viptu  ok  garn,  sverd  var  fyrir  skeid,  en  aur  ijrir  hntV) 
und  dazu  ein  lied  singen,  dessen  zweite  strophe  lautet: 

8ia  er  orpinn  vefr  yta  f>aurmum 

ok  hardkliadr  haufdum  manne, 

eru  dreyrrekin  daurr  ut  skauptum 

iarnvardr  ylli  en  aurum  hreelar 

skulom  slä  sverdum  sigrvef  |)enna^). 

andere  einrichtung  dient,  s.  anm.  9.  Uebrigens  werden  jene  wirbel, 
die  auf  dem  bilde  vertical  stehen ,  in  Wahrheit  horizontal  zn  den- 
ken 8ein. 

7)  Menschenhäupter  dienten  als  webesteine,  menschend&rme  als 
einschlag  und  aufzug;   ein  schwert  diente   als  anä^ij^   ein   pfeil  als 

8)  Da  mir  nur  die  erste  ausgäbe  von  1772  und  die  lateinische 
Übersetzung  (mit  anmerknngen)  von  1809  zugänglich  sind,  die  man- 
ches dunkel  lassen,  enthalte  ich  mich  hier  der  fibersetznng  und  be- 
merke nur,  dass  in  diesen  versen  wieder  mensohend&rme  tum  weben 


Die  Webstühle  der  alten.  401 

Volbt&odiger  aber  erhellt  die  einrichtung  des  altnordischen  web- 
italiles  aus  dem  im  museum  für  nordische  alterthümer  zu  Kopen- 
hagen befindlichen  alten  faröischeq  Webstuhle,  der  in  Antiquarish 
ndsdBrift  1846  —  1848,  p.  212  beschrieben  und  in  den  „J/^tld- 
Ungar  fra  det  Kimgdige  Museum  for  Nordishe  Oldsager  i  Kjobm- 
kam  .  .  .  af  J.  J.  A.  Warsaae.  1854,  p.  123,  nr.  422,  dann  in 
Joaelben  y^ordiske  Oldsager  i  dei  Kongtiige  Museum  i  KjobenhawK 
1859^  tab.  159  abgebildet  ist  In  jener  beschreibung  ist  derselbe 
als  ,,0»  addgammd  fttröM  Vaev'^  bezeichnet  und  von  Worsaae, 
DBter  die  alterthümer  aua  dem  früheren  roittelalter  (vor  1300)  ge- 
stellt, tragt  auch  in  seiner  einrichtung  den  Stempel  des  ehrwür- 
digsten alterthums.  In  Island  hat  sich  dieser  Webstuhl  mit  etwas 
ewaplicirterer  einrichtung,  aber  doch  in  den  grundzügen  überein- 
stimmend, bis  in  die  neuere  zeit  in  gebrauch  erhalten,  und  Olaus 
Olavins  in  seiner  ^yOeoonomiak  Reise  igiennem  Island.  1780"  hat 
p.  630  ff.  eine  beschreibung  und  tab.  XII  eine  abbildung  dieses 
blandischen  Webstuhles  geliefert;  die  deutsche  bearbeitung  „Olaus 
Olavius  Oekonomische  reise  durch  Island.  1787"  ist  auch  schon 
Ton  Schneider  benutzt.  Durch  diesen  aufmerksam  gemacht  hat 
Rieb  in  den  artikeln  LlclatoHum,  PonduSy  Textor,  Trama  ein 
darch  einige  Vereinfachungen  gewonnenes  phantasiebild  des  alten 
Wimischen  Webstuhles  gegeben,  würde  aber  ohne  zweifei,  wenn  er 
den  faroischen  Webstuhl  gekannt  hätte,  diesen  vorgezogen  haben, 
ier  ohne  alle  änderung  ein  richtigeres  bild  des  alten  gräco-itali- 
icben  Webstuhles  darstellt,  ja  für  die  älteste  zeit  selbst  ein  richti- 
geres als  das  clusinische  vasengemälde ,  das  in  der  Vermehrung 
Bicht  allein  der  oberen  queerhölzer,  sondern  auch  der  schäfte  dem 
Islandischen  Webstuhle  sehr  ähnlich  eine  schon  etwas  complicirtere 
anrieh  tu  ng  zeigt. 

Bei  dem  faroischen  Webstuhle  besteht  das  gestell  aus  zwei 
ffosten,  auf  deren  gegabelten  spitzen  das  einzige  obere  queerholz 
nht,  an  dem  die  kette  befestigt  ist,  die  durch  webesteine  gespannt 
wird.  Nach  ausdrücklicher  angäbe  der  beschreibung  wurde  im 
stehen  gewebt.  Dass  aufwärts  gewebt  wurde,  ist  selbstverständlich, 
tt   der    abbildung    des   isländischen   Webstuhles  aber  auch  daran  zu 

dienen,  menschenhäupter  als  webesteine,  die  schäfte  mit  Speeren  ver- 
glichen werden,  der  hräell  mit  einem  pfeile,  die  nicht  genannte  skeid 
als  instnunent  des  schlagens  mit  einem  Schwerte. 

Phüologos.    XXXY.  bd.    3.  ^& 


402  Die  Webstühle  der  alten. 

erkennen^  dass  oben  ein  fertiges  stück  gewebe  sichtbar  ist.  Das 
zun  dichtscblagen  dienende  instrument  gibt  ohne  sweifel  ein  lehr 
getreues  bild  der  (Snu^fj,  wie  denn  auch  Rieh  unter  8pa$ka  diese 
durch  die  isländische  sheldi  welche  der  faröischen  gans  «hnliek 
ist,  dargestellt  hat  In  allen  obigen  stücken  stimmt  der  isländische 
Webstuhl  mit  dem  faröischen  ganz  überein,  nur  dass  oberhalb  des 
garnbaums  zwei  queerhölzer  zugekommen  sind»  welche  nach  Ola- 
vius  zur  stärkeren  befestigung  des  gesteiles  dienen  (jedoch  ist  das 
untere  derselben  auch  für  die  gebinde  des  games  benutzt),  und  dan 
der  garnbaum  selbst  eine  etwas  künstlichere  einrichhing  zum  dre- 
hen erhalten  hat  % 

§.  10.  Dass  die  andere  art  des  aufrechten  Webstuhles  aller  .\ 
Wahrscheinlichkeit  nach  aus  Aegypten  nach  dem  abendlande  ge- 
kommen ist,  wird  durch  die  in  uralten  ägyptischen  grabgeauiMei 
erhaltenen  darstellungen  von  Webstühlen  bestätigt.  Wilkinson 
in  dem  werke:  A  popuhr  account  of  the  ancient  Egyptians.  1854, 
hat  vol.  II,  p.  85  —  87  in  dieser  beziehung  belehrende  mittheilnngca  ^ 
gebracht  ^%     Nach  seiner  angäbe  wird  Herodot's  bericht  über   di 

9)  Derselbe  ist  walzenartig  und  in  der  art  in  die  pfoeten  einse-   \ 
lassen,  dass  er  gedreht  werden  kann,  was  vermittelst  einer  durchdeA  j 
vorspringenden  eckigen  köpf  gesteckten  kurbel  geschieht.    Bei  dem  ^ 
faröischen  Webstuhle  ruht  der  garnbaum  frei  in  den  gaffeln  der  pfo»  ji 
sten;  an  dem  köpfe  lässt  die  abbildung  ein  loch  erkennen,  das  ohne    ' 
zweifei  gleichfalls  zum  einstecken   einer  drehenden   kurbel  bestimmt 
war.     Das  drehen   des  garnbaums  geschieht  nach  Olavius,   um   die 
kette  zu  verlängern,  wenn  sie  durch  die  einflechtung  des  einscblages 
verkürzt  ist.    Dass  die  abbildung  des  isländischen  Webstuhles  auf  dem 
gambaume  fertiges  gewebe  aufgerollt  zeigt,  worüber  die  beschreibnng 
keine  weitere  auskunft  gibt,  ist  mir  unverständlich.    Das  untere  ende 
der  kette  mit  den  webesteinen  hängt  in  der  abbildung  o£Penbar  dicht  j 
über  dem  boden  und  müsste  daher,  wenn  ein  theil  des  fertigen  g 
webes  schon  auf  dem  gambaume  aufgerollt  ist,  vorher  auf  dem  bocm  J 
ausgestreckt  gelegen  haben,  was  ganz  undenkbar.    Auch  widerspricht  | 
die  angäbe  von  Olavius,  dass  man  durch  das  drehen  des  garnbanmes  f 
vielmehr  die  kette  verlängere.     Conze  p.  193  hat  sich  durch  jene  an*  ' 
scheinend  fehlerhafte  darstellung  des  bildes  zu  dem  glauben  bestim- 
men lassen ,   dass  am  isländischen  Webstuhle    gewebe  von  grosserer  '^ 
länge  als  die  höhe  des  Webstuhles  gefertigt  weisen  könnten,  was  mit 
dem  gebrauche  der  webesteine  überall  nicht  vereinbar  scheint.    Aneh 
der  von  Paur  construirte  Webstuhl  der  pfahlbauten- bewohner  ist  of- 
fenbar nicht  darauf  eingerichtet. 

10)  Wilkinson's  grösseres  werk  ,tI7ie  ancient  Egyptians*  *j  das  ich. - 
gleichfalls   eingesehen   habe ,   enthält  in  First  Series  VoL  III ,  p.  ISS  \ 
und  II,  p.  60  über  die  weberei  in   text  und  bildem  ganz   dasselbe, 
aber  nicht  so  übersichtlich  zusammengestellt. 


Die  Webstuhle  der  alten.  403 

tbwirts-weben  der  Aegjptier  durch  die  gemälde   bestätigt,   welche 
4ie  wifertigaiig  von  zeug  darstellen^  und  in  dem  holzschnitte  nr.  382 
isl  dafür  aus  den  denkmälern  von  Beni- Hassan  ein   beispiel   beige- 
kaeht.     Dasselbe  bild  findet  sich  aber  in  zuverlässigerer  und   rich- 
tigerer gestalt  auch  in  den  denkmälern  aus  Aegjpten  und 
Hsbien  von  Lepsius  abth.  II,  bl.  126    aus   dem  zweiten  grabe 
TM  Beni- Hassan   (nach  Liepsius    dem    alten    reiche   und   zwar  der 
iwtilflten  djnastie  angehörig).     Dasselbe  zeigt    einen   Webstuhl ,    an 
km  zwei  zu  beiden  seiten  sitzende  oder  vielmehr    nach    ägjpti- 
Kber  sitte  kauernde  weiber   abwärtsweben ,    wie   das    zu    unten 
:  aditbare    fertige    stück   des   gewebes   erkennen   lässt.      Der  obere 
Lprabaum  ruht  hier  nicht  auf  pfosten,    sondern    deutlich    auf  trä- 
■pni,   die  in  der  wand  befestigt    sind  ^^).      Unten    sind   ganz   klar 
rtritte   zu    sehen,    welche   zur   bewegung  der  Schäfte  dienen  und 
IM  den  beiden   Weberinnen   abwechselnd    getreten    werden,    indem 
ih  eine   gerade   auftritt,    während    die  andre  den  fiiss  hebt.     Die 
Wilkinson'sche    abbildung   ist    gerade    in    diesen    beiden    wichtigen 
llicken  sehr  mangelhaft,    indem   hier   weder  die  obere   einrichtung 
Br  befestigung  der  kette  deutlich  ist,  noch  die  tritte  sichtbar  wer- 
fa.    Von  der  letzteren  einrichtung,  die  eine  wichtige  Verbesserung 
üdiält^    findet   sich    im    klassischen   alterthume  nicht  die  geringste 
Wilkinson  fährt  aber  fort:    hut   at   Thehes  a   man^   who   is 

11)  Hierdurch  wird  zuerst  verständlich,    wie   die   Übersetzer  der 

bptoaginta  (alezandrinische  Juden)  in  Jud.  16,  13.  14  siuh  die  sache 

nacht  haben.    Es  sagt  dort  nämlich   vs.  13  Simson  zu  Delila:    iay 

pib«(  tat:  Intu  ettgäg  t^s  xtffttlif  uov  /UTa  tov  dtaüfjaros  xai  iyxQov- 

f;  iw   T^    naacttXtp   [tlg  loy  Tol^oy],    fifof^a^   acS^tyjji,    worauf   fortge- 

ikren  wird:   [xal   inoiticip  avrtp  JuUXa  ovrotg,    xai  iJutoaro  lovg  inra 

b<ngr/oiyg  t^^  xtff^akr^s  avrov  ßitm  t^s  incrdcttag  xal  xaiixQovcew   iy  rolg 

hmrIok  *h   ny   Tolxoy'].    Dann  wird   vs.  14    von  dem   erwachenden 

Edsoii   berichtet :   xat  i^icnact  rovg  naaaäXovg  iy  r^  vqdafian  [ix  tov 

iawov]  xai   fo   Aiaa/ia,    Alles  eingeklammerte  ist  dem  urtezte  fremd 

wA  erscheint  nur  als  erläuternde    ergänzong.     Es   scheint   nun  voll- 

fammen  klar,    dass   die  Übersetzer  gerade  die  einrichtung  des  web- 

Miihles  von  Beni-Hassan  vor  äugen  gehabt  und  mit  den  ndocaloh  jene 

m  die  wand  eingeschlagenen  träger  gemeint  haben.     Nicht  weniger 

isntlieli  scheint  es,   dass  nach  der  meinung  der  Übersetzer  die  zöpfe 

Im  Simson  zum   aufzuge  (diaüfia)  verwandt   werden ,    und  dass   der 

aufzug  erst,   nachdem  er  fertig  geordnet  ist,   vermittelst  der 

M  in  der  wand  befestigt  wird.     Für  die  erklärung  des  dunklen 

tes  ist  natürlich  aus  dieser  auffassung  der  Übersetzer  nichts   si- 

zu    entnehmen.     Uebrigens   erwähnt  Schneider   p.  384  b   aus 

älteren  werke  über  Guiana,    dass  der  Webstuhl  der  Indianer 

in  einer  forma  quadrata  ad  parietem  aeclinaia  bestehe. 


404  Die  Webstühle  der  alten. 

engaged  in  making  a  piece  of  clot^,  with  a  coloured  border  or  i 
vage,  appears  to  push  the  woof  upwards,  the  clolh  being  fixed  d 
him  to  the  upper  part  of  the  frame.  Das  dafür  beigebrachte  I 
nr.  384  zeigt  den  weber  trotz  des  aufwärts  -  webena  sitzend  i 
lässt  den  ganzen  Webstuhl  in  rahnenförmiger  gestalt  ersebeia 
bietet  aber  sonst,  weil  die  kette  nicht  ausgedrückt  ist,  kein  i 
schauliches  bild.  Dagegen  hat  Rieh  unter  In^bvltifR,  Scapus,  T 
aus  einem  ägyptischen  Wandgemälde,  aber  ohne  nähere  angäbe  i 
quelle  (also  der  vorrede  zufolge  aus  eigener  benutzung  des  a 
ginals),  mit  einer  leichten  restauration  einer  kleinen  bescbädign 
die  darstellung  eines  Webstuhls,  jedoch  ohne  den  weber,  gegeh 
welche  im  wesentlichen  mit  jenem  Wilkinson'schen  bilde  stim 
(nur  ohne  andeutung  einer  künstlicheren  kante),  aber  die  gai 
einrichtung  vollkommen  deutlich  erkennen  lässt.  Es  ist  ein  ai 
rechtstehender  oblonger  rahmen,  der  unter  dem  obem  queerbol 
ein  zweites  paralleles  hat,  an  dem  die  kette  oben  befestigt  i 
wie  unten  an  einem  unterbaume;  ein  fertiges  stück  gewebe  i 
oben  sichtbar.  Somit  ist  also  klar,  dass  Herodot's  angäbe  von  di 
abwärts-weben  der  Aegjptier  keine  allgemeine  gültigkeit  hat,  i 
auch  sein  zugleich  gegebener  bericht,  dass  das  weben  in  Aegypl 
Sache  der  manner  sei,  sich  nicht  in  aller  weise  bestätig^.  Uebi 
gens  wird  die  abbildung  bei  Rieh  sich  wahrscheinlich  auf  daasel 
gemälde  zu  Theben  beziehen  wie  die  bei  Wilkinson.  In  eiM 
grabe  zu  Theben  ist  auch  der  weberkamm  gefunden,  dessen  abb 
dung  Rich  unter  Pec  ten  gegeben  bat,  und  der  den  gehraacb  dl 
ses  Instrumentes  bei  der  ägyptischen  Weberei  bezeugt,  wie  9m 
der  ausdruck  „pecftne  Niliaco^'  Martial.  XIV,  150. 

Wilkinson  bemerkt  aber  noch  weiter:  They  had  aUo  t 
horizontal  loom,  whU^  occurs  at  Beni- Hassan  and  other  pUm 
Das  dafür  beigebrachte  bild  von  Beni-Hassan  nr.  383,  part.  2  i 
det  sich  auch  schon  in  Minutoli's  reise  zum  tempel  des  Jopü 
Ammon  etc.  tab.  24,  fig.  2,  im  texte  p.  402  gleichfalls  für  ei« 
höchst  einfachen  Webstuhl  erklärt.  Aber  bei  Wilkinson  bat  4 
bild  die  unterscbrift :  Tb«  horizontal  loom,  or  perhaps  mol-mdbii 
und  die  zweite  auffassung ,  wonach  hier  kein  eigentliches  wcbl 
sondern  nur  mattenflechten  dargestellt  ist,  muss  ohne  zweifei  f 
die  richtigere  gelten ,  da  keinerlei  einrichtungen  eines  webetoU 
oder  webergreräthe   erscheinen,    und   so   hat  es  auch  Rieh  gelaa 


Die  webstüLle  der  alten.  405 

Anr  noter  Subfemen  dasselbe  bild  bietet.  Mit  den  andern  von 
Wilkiiison  erwähnten  darstellungen  des  wagerechten  Webstuhles 
es  sich  nicht  anders  verhalten,  und  bis  jetzt  ist  genügender 
tu  der  annähme,   dass  den  Aegyptiern  der  wagerecbte  web- 

C'\  frend  gewesen  sei. 
{.  11.     Auch  aus  dem  klassischen  alterthume  her    findet    sich 
darstellung  des  aufrechten  Webstuhles  nach  ägyptischer  art   in 
m   alten    bruchstacke    der  Aeneide  mit  bildern  enthaltenden  vati- 
codex,   der   von   den  kennern  in  den  anfang  des  dritten 
jbriModertB  n.  Chr.    gesetzt   wird   (s.  Ribbeck  Prolegg.  ad  Virgil. 
XI8)»    nämlich    anf   dem   zu   dem  anfange  des  siebenten  buches 
bilde,  wo  g^anz  in  der  ecke  Circe  am  Webstuhle  sichtbar 
Die   bilder  jenes    codex    waren    nach  Schweiger's  Handbuch 
klassischen  bibliographie  b.  II,  2  p.   1252  zuerst  a.  1677  von 
t  kopfersiecher  Bartholi  veröffentlicht,    dessen  platten,    von  an- 
I  wiederiiolungen    abgesehen,    namentlich    auch  in  dem  werke: 
tifiMSiiiiii   oodtcis  Virgilii   fragmenta  ei  picturae  ex  Bibliotheca 
>  .   a  Peiro   Sande    BarihoU    incisae.     Romae.    1741, 
itzt   sind,   dessen  herausgeber  der  auf  dem  titel  nicht  genannte 
.G*  Bottari  ist,  s.  Schweiger  p.  1174.     Jenes  bild  ist  daselbst 
129.      Aber   viel    zuverlässiger    als    die  Bartholi'schen    nach|)il- 
,    denen   nach  Schweiger  p.  1253  schon  Rumohr  treue  und 
ligkeit   absprach,  sind    die  in  fA,  Mai)  Virgilll  Picturae  an- 
r  ex  cadicibus  Vaticanis.     Romae.  1835,    wo   jenes  bild    tab. 
Nur  das  bild  der  Circe  am  Webstuhle  ist  in  sehr  vergrössertem 
wiedergegeben    von    Ciampini    in    deu    Vetera  Moni- 
in quUme  praecipne  Mueiva  opera  .  .  .  illustrantur.  1690 
I,  tab.  XXXV,  fig.  1  zu  p.   104,  und  danach  von  Montfaucon 
Uitpnii  expliqu^  vol.  Ill,  p.  II,  tab.  CXCIV  und  andern  wieder- 
Rich   unter  ^miido.    Stamen  y    Tela   hat    nur  das   bild    des 
ibtnbb  ohne  die  figur  der  Circe  gegeben. 

Aaf  dem  bilde   ist  nun    mit    bezug  auf  Aen.  VH ,  14  (Circe) 

tenuis  percurrens  pectine  ielas  Circe   dargestellt,    wie   sie 

wcbitohle  steht,  aber  nicht,  wie  jene  worte  eigentlich  forderten, 

leoi  pecten  ausgerüstet ,    sondern    mit    einem  instrumente ,    das 

cotweder  fiir  die  mgnCg  (radius)  halten  kann,  welche  am  nuf- 

webttuhle    zur    Scheidung    der    faden   und    einführung   des 

diente,    oder   auch    (wahrscheinlich    richtiger)    für  die 


406  Die  Webstühle  der  alteo. 

zauberruthe   der  Circe  als    ihr   charakteristisches    insigne.      Sie  ist 
auch  keinesweges,  wie  man  nach  CiampiDi's  worteo  glaubeo  müsstc^ 
tramam  sursum ,    i.  e.    ah   inferiortbus  ad  superiara    ducendo  dar- 
gestellt, da  in  allen  abbildungen  deutlich  ein  fertiges  stock  gewcfac 
am    untern    ende    zu    erkennen    ist      Somit   bietet  das   bild  einen 
ägyptischen  Webstuhl,    aber  mit  stehender  Weberin,    was  sieb  daher 
erklärt,    dass    der   maier   das  percurrens  des  textes  nach  der  ein« 
(falschen)  erklärung  vom  wandeln  am  Webstuhle  verstand,  dies  aber 
irrig  mit  der  zu  seiner    zeit   üblichen   einrichtung    des    welistahlei 
verband.     Das  gestell  des  Webstuhls  besteht  aus  zwei    pfosten   nst 
einem    oberen    und   einem    unteren    queerholze,    die   ab  gumbaoM 
dienen;    das   ausserdem    sichtbare   queerholz    ist   für   den  schaft  n 
halten. 

Schneider  hat  hinsichtlich  dieses  bildes  die  wunderlichsten  coi- 
fusionen  gemacht.  Es  hat  nämlich  Braun  Vest.  sac.  Hehr.  p.  27S 
das  bild  eines  Webstuhles  mitgetheilt,  den  er  hatte  construiren  lo- 
sen, um  zu  versinnlichen,  in  welcher  weise  der  ungenähte  rock 
Christi  gewebt  sei,  s.  p.  272:  construi  curavi  in  hac  dvikk 
telam  vetereniy  slve  jugum  textoris,  quo  veneres  usos  fui$$e  puto  k 
Ivuiusmodi  textura  (sc.  lunicae  u^qd^ov)  und  p.  273:  Tdam 
itaque  s'we  iu^irm  textoris  cum  omnibus  eius  instrumeniis,  de  qui- 
hus  iam  modo  mentioneni  /ecimus,  et  Ipsam  raiionem  tesendi  hui 
iahida  exhibehit.  Dieses  Braun'sche  bild,  das  eine  am  webstuU 
im  sitzen  arbeitende  frau  darstellt,  hat  Ciampini  a.  a.  o.  der  vc^ 
gleichung  wegen  dem  vaticanischen  bilde  als  fig.  2  zur  seite  ge* 
stellt,  ohne  sich  über  seinen  Ursprung  ganz  klar  auszusprecbcii 
Aber  Braun,  der  in  die  neue  aufläge  seines  Werkes  zu  p.  28S! 
aus  Ciampini  den  vaticanischen  webstahl  aufgenommen  bat,  sagt  is 
bezug  darauf  p.  279:  Hoc  iu^m  (telam  VaticatwmJ  hoc  tahäit 
}prout  et  in  eius  (Ciampini)  opere  iuxta  itigum^  quod  ego  in  ht 
meo  opere  proposui,  quod  et  auo  operi  addere  dignatua  est,  oonspi* 
ciiur,  exhibere  voUti,  Montfaucon  a.  a.  o.  hat  aus  Ciampini  (ait 
dessen  untergesetztem  nameu)  auch  das  Braun^sche  bild  wiederholL 
Schneider  hat  nun  die  beiden  Ciampini'schen  bilder  verwechselt  toi 
Braunes  bild  einer  derben  niederländischen  Weberin  an  den  von  ihi 
construirten  Webstuhle  für  das  vaticanische  genommen,  indem  er  « 
namentlich  p.  383  b  ausführlicher  als  U^  Vatioana  bcscbreik 
Während   ferner   Montfaucon   p.    358    bericlitet,    in    eiaem    parise 


Die  welistüble  der  alten.  407 

codex  eines  commentan  xum  Hiob  finde  sich  ein  bild,  das  einen 
stdieiiden  weber  seige,  wie  auf  dem  vadcanischen  bilde  die  We- 
berin stehe,  lässt  Schneider  ihn  angeben,  jenes  bild  bei  Ciampini 
fig.  1  sei  aus  dem  Hiob-codex  entnommen.  Endlich  Latte  Schnei- 
der durch  Heyne :  picturam  es  lihro  Boitarii  Romae  a.  1741  pro^ 
diio  exscriptam ,  erhalten ,  d.  h.  eine  copie  der  webenden  Circe  in 
jenem  Bartholi'scheo  kupferstiebe.  Dieses  bild  findet  er  nun  na- 
tärlich  dem  vermeintlich  aus  dem  Uiob- codex  stammenden  sehr 
ahnlich,  verwechselt  aber  wieder  die  beiden  beschreibungen  bei 
Ciampini  und  gibt  ausserdem  von  dem  bilde  aus  Bottari  falsch  an: 
femina  adstans  manum  uiramque  ielae  applkat  y  während  in 
Wahrheit  bei  Bartholi  durch  einen  fehler  des  kupferstechers  nur 
eine  einzige  band  sichtbar  ist.  Durch  diesen  Scbneider'scben  Wirr- 
warr hat  sich  selbst  Ritschi  o  xQiuxuiiajog  verleiten  lassen  in 
Bmaem  trefflichen  aufsatze  über  die  alten  gewichtsteine  (webesteine) 
Jahrb.  d.  vtoeins  v.  alterthumsfr.  im  Rbeinlande  h.  XLl  (1866) 
p.  16  beide  bilder  bei  Montfaucon  für  antik  zu  halten,  und  Conze 
in  der  arbeit  über  die  clusinische  vase  hat  unter  den  zeichen  F 
und  G,  welche  das  vaticanische  bild  und  den  pariser  Hiob-codex 
bezeichnen  sollen,  das  bild  des  Braun'scben  Webstuhls  beschrieben, 
das  echte  vaticanische  bild  dagegen  vernachlässigt.  Es  hat  mir 
doch  gut  geschienen  mit  diesen  seltsamen  irrthümern  einmal  gründ- 
lich auficuräumen. 

2.  12.  Höchst  belehrend  über  die  einrichtung  der  alten  Web- 
stühle ist  die  bis  in  die  neueren  zeiten  für  die  anfertigung  der  so- 
greaannten  türkischen  teppiche  angewandte  art  der  weberei,  aufs 
grenaueste  mit  zahlreichen  abbildungen  nach  den  eiuriclitungen  der 
fabriken  zu  Chaillot  fmaison  de  la  Savonnerie)  und  zu  Aubusson 
beschrieben  in :  Art  de  faire  les  tapis  fa^n  de  Tuuiuie ,  connus 
waus  le  nom  de  tapia  de  la  Savonnerie.  Par  M.  Duhamel  du  Mon- 
ceau.  1766,  welches  zu  der  von  der  pariser  academic  herausge- 
gebenen Description  des  Arts  et  des  Metiers  gehörige  werk  auch 
schon  von  Schneider,  aber  ohne  genaue  angäbe  und  uugründliclier 
benutzt  ist  ^^.     Der  für  jene    fabrication    dienende   aufrechte   web- 

12)  Schneider  wird  nur  die  deutsche  bearbeitung  gekannt  haben, 
die  sich  sammt  den  bildem  in  dem  ,,Schauplatz  der  künste  und  band- 
werke" b.  VII  (1768)  zu  anfang  findet.  Der  Inhalt  ist  auch,  ein- 
schliesslich der  abbildungen,  sehr  vollständig  in  die  Krünitz'sche  En- 
cjrclopädie  b.  138  unter  Savonnerie  aufgenommen. 


408  Die  Webstühle  der  alten. 

stuhl,    vollständig   dargestellt  tab.  I,  fig.  2  und  tab.  IV,  fig.  i.  ^ 
ist  im  wesentlichen  ganz  der  ägyptische,  da  an  demselben  von  im 
sitzenden  weber  abwärts  gewebt  wird,  die  kette  deshalb aocJi 
unten  in  einen  garnbaum  gespannt  ist,    und   zum    dichten   des  ge- 
wehes  ein  kämm  dient.     Das   sitzen  des    webers   ist    nicht  sllciB 
in  der  beschreibung  bezeugt,    sondern  auch  in  den  bildern  tab.  IV, 
fig.  1.  2  zu  sehen.     Die  beiden  pfosten  des  gesteiles  sind  über  des 
obern    garnbaume   und    unterhalb    des    untern   noch    durch    je  eia 
queerholz  verbunden ,    welche  offenbar  nur  zur  befestigong  des  ge- 
stelles    dienen.     Duhamel's  annähme,    dass   diese    art    der  Weberei 
zuerst    von  den  Sarazenen    zur  zeit   Karl  MartelPs   in  Frankreich 
eingeführt  sei  (s.  unt.),    ist  eine  verkehrte.      In    Wahrheit    ist   sie 
nach  Duhamel's  eigenen  angaben  von  Pierre  Dupont  in   den   ersten 
Jahrzehnten  des   17  Jahrhunderts   angefangen,   und   dass  dieser  sie 
von  den  Türken  her  entlehnt  habe,  lässt  schon  der  von  ihm  aelbit 
gebrauchte   ausdruck   iapis  de   Turquie    genügend    erkennen.      Bei 
diesen    Imtte   sich    also   der  aufrechte  ägyptische  Webstuhl  erhalten, 
der  in  den  ländern  um   das   mittelmeer  zur    allgemeinen    liemchaft 
gekommen  war. 

Dem  savonnerie- stuhle  ist  aber  auch  der  für  die  beriihnten 
Gobelins-tapeten  zum  theil  gebrauchte  hautelisse-stnhl  sehr  ähnlich, 
vgl.  Diction,  de  TAcad.  unter  Lisse:  Tapisserie  ä  haute 
lisse  ou  de  haute  lisse,  sorte  de  taplsserie,  dont  la  dbatns  erl 
tendue  verticalement  sur  le  mitier  ,  ,  ,  il  se  fait  aus  Gobdiu$  des 
iapisseriee  de  haute  lisse  et  de  hasse  lisse  ^  und  eine  etwas  ge- 
nauere beschreibung  in  Pierer's  Universal  -  lexicon  b.  Vll,  p.  435. 
Tischbein  in  einem  briefe  an  Göthe  (Ital.  Reise  b.  24,  p.  53  der 
ausgäbe  von  1840)  erwähnt  diese  art  des  webens  ab  „das  tep- 
pich  wirken  mit  stehendem  zettel ,  hautelisse  genannt  *^  Das  wort 
lisse  (alt  lice)  bezeichnet  in  jenen  ausdrücken  die  kette  oder  den 
aufzug,  von  Tischbein  zettel  genannt 

Zu  der  herleitung  der  savonnerie-teppichweberei  von  den  Sara- 
zenen ist  Duhamel  dadurch  veranlasst,  dass  im  dreizehnten  jahriinndert 
sarazenische  teppichweber  zu  Paris  vorkommen.  Er  erwälint  näm- 
lich p.  2  eine  von  jenem  Pierre  Dupont  in  seinem  werke  StrooM- 
tourgie  (1632)  beigebrachte  notiz,  dass  a.  1295  das  ChÄtelet  lu 
Paris  einen  rechtsspruch  zu  gunsten  der  tapissiers  äe  haute -liu 
gegen    die    tapissiers   Sarasinois    erlassen    habe.      Depping    in  der 


Die  Webstühle  der  alten.  409 

taagabe  der  lUghmena  sur  les  Arts  et  les  Mitlera  de  Paris  (par 
'Elieniitf  Boihaujj  1837,  bringt  p.  410  aus  einer  Ordonnance  des 
friobt  de  Paris y  der  im  ChäteUt  seinen  sitz  hatte,  von  a.  1302 
die  nachricht,  dass  ein  streit  zwischen  den  tapiclers  sarrazinois 
vb4  den  tapUsiers  que  Von  appble  ouvriers  eii  Ut  haute  llce  durch 
die  incorporation  der  letzteren  in  die  innung  der  ersteren  ge- 
sdilichtet  wurde.  Die  Statuten  des  Taplssiers  de  tapis  sarra- 
smis  finden  sich  schon  in  der  Sammlung  des  pr^t  Boileau  aus 
derzeit  des  königs  Ludwig  IX,  tit.  LI,  p.  126  ff.  und  dann  in 
^  neoea  hearbeitungen  aus  a.  1277  und  1290,  p.  404  ff.  Sowohl 
DopoBt  und  nach  ihm  Duhamel  als  auch  Depping  p.  126  haben 
Bao  angenommen,  dass  die  sarazenische  teppichweberei  eine  de  Iwute 
Um  gewesen  sei.  Aber  jener  streit  zeugt  doch  gerade  für  das 
gegeolheil,  und  man  wird  kaum  umhin  können  die  mit  den  tapis- 
«ier«  de  haute  Uce  rechtenden  sarazenischen  teppichweber  für  solche 
de  hasse  Usse  zu  halten ,  also  für  arbeiter  am  wagerechten  web- 
stoUe.  Dann  aber  entsteht  einige  Wahrscheinlichkeit,  dass  überall 
der  grebraoch  des  wagerechten  Webstuhles  von  den  Sarazenen  her- 
stanne,  wobei  man  am  natürlichsten  an  die  spanischen  Araber  zu 
deokeo  hat  Die  teppichweberei  de  haute  lice  hat  Depping  p.  LXXI 
verauthungsweise  aus  Flandern  hergeleitet,  welcher  Ursprung  al- 
lerdings denkbar  ist;  es  wäre  dann  anzunehmen,  dass  die  weberei 
*■  sofrechten  Webstuhle  sich  auch  hier  länger  erhalten  und  für 
kunstreiche  teppiche  eine  besondere  ausbildung  erlangt  habe^^). 

13)  In  den  Begistres  von  'Et.  Boileau  werden  von  den  tapüsiers 
Sarratinoü  in  t.  LH  p.  129  die  tapissiers  de  tapis  nostrez  unterschie- 
den, in  Ordonnance  XXV,  p.  410  von  a.  1285  tapiciers  de  tapis  notrez 
gBnannt.  Depping  hat  p.  410  Not.  aas  den  gemachten  angaben  ge- 
KhloBsen,  dass  gröbere  wollene  gewebe  gemeint  sind,  aber  den  aus- 
drock  nostrez  nicht  zn  erklären  gewusst.  Es  scheint  aber  das  latei- 
oiflche  nostrates  zn  sein,  wie  cites  (alt  citez)  =  civüatesy  so  dass 
einbeimische  teppiche  im  gegeusatz  der  kunstreicheren  sarazenischen 
>Q  verstehen  sind. 

Hannover.  H,  L.  Ahrens, 

Soph.  Elect.  514 

dürfte   am    einfachsten    herzustellen   sein:    ix    T0t;J'  ihmi^   oXxovg, 
tt  ist  der  vers  am  ähnlichsten  dann  und  vorbereitet  durch  vs.  512, 
dea  ausserdem  auch  kein  anderer  in   der   epodos   ganz    gleich    ist, 
sobald  man  an  der  Überlieferung  festhält. 

Ernst  von  Leutsch. 


XI. 

Das  fünfte  buch  der  Odyssee  und  das  prooeminm 
des  ersten  baches. 

Die  schwierige  frage  über  das  prooemium  des  ersten  huches  und 
die    entsenduDg    des    Odysseus    im    fünfiteD     liegt    trotz    vielfacher 
kritischer  versuche  noch  sehr  im  argen.     Die   folgende   abhandlung^- 
hat  den  zweck  zur  lösung  der  einschlagenden  fragen  einen  beitrage 

zu  liefern. 

I. 

H  o  m.  0  d  j  8  8.  a  v.  1  —  10. 
Die  Worte  v.  10: 

bieten  eine  zwiefache  Schwierigkeit  1)  in  der  erklärung  des    ufj^o 

^tv  ==  von  irgend  einem  punkte  an,  2)  das  xal  nfuv.  Kai  ifuir»^ 
setzt  einen  gegensatz:   wie  auch  anderen ,   das    tini  von    der  muse^P 

gesagt  bedeutet  ein  erzählen  in  poetischer  form.     Der  dichter   die^ 

ser  Worte  fordert  von  der  Muse  eine  gleiche  begünstigung  als  sie^' 
anderen  hat  zu  theil  werden  lassen  in  bezug  auf  die  in  icSr  ufki^iw^^ 
angedeuteten  gegenstände.     Letzterer  ausdruck  bedeutet  von   einc«.^ 

punkte  dieser   thatsachen  an>    entspricht    also   ungefähr   dem  deut 

sehen:  erzähle  uns  etwas  von  diesen  dingen  (partit.),  nur  febltJ^ 
dem  deutschen  ausdrucke  die  betonung  des  anfangspunktes  al^^ 
gleichgültig,  dem  belieben  der  Muse  anheimgestellt  Hat  sich  nuiK^' 
der  dichter  der  folgenden  erzählung  durch  xal  ijfHV  anderen  eil— "^ 
gegengestellt,    so  setzt  er  damit  eine  klasse  von  dichtero^    die  wio^ 


Odyssee  E.  411 

er  voo  dem  mit  rcSi'  bezeichueten  tbatsaclien  zu  dichten  pflegen. 
Unter  jwy  können  nur  die  Schicksale  des  Odysseus  verstanden  wer- 
den. Zu  denken  wäre  dann  also  eine  klasse  von  dichtem,  die 
über  den  Odysseus  zu  dichten  pflegen,  und  deren  einem  es  wenig- 
stens gleichgültig  ist,  womit  er  seine  erzählung  beginnt  Für 
einen  epischen  dichter  ist  der  anfangspunkt  der  erzählung  keines- 
wegs gleichgültig,  und  gerechtes  bedenken  muss  man  gegen  eine 
klasse  von  Odysseussängern  hegen. 

Der  vers  kann  auch  von  einem  rhapsoden  gedichtet  sein,  der 
die  dichtung  eines  anderen  vortragen  wollte.  Mit  dieser  annähme 
fallen  beide  anstösse,  denn  es  gab  eine  klasse  von  rhapsoden,  und 
wie  der  eine  so  trug  auch  der  andre  die  thaten  des  Odysseus  vor. 
Der  sinn  wäre  dann:  o  Muse,  hilf  mir  bei  der  erzählung  dieser 
thaten  wie  du  anderen  dabei  geholfen  hast.  Da  der  Vortrag  eines 
rhapsoden  durch  ein  natürliches  zeitmass  beschränkt  war,  so  konnten 
sie  nur  stücke  längerer  epischer  gedichte  vortragen,  sollte  also 
nicht  der  anfang  eines  solchen  recitirt  werden,  so  mussten  sie  von 
einem  gewissen  punkte  des  ganzen  beginnen,  für  einen  rhapsoden 
^äre  also  auch  der  ausdruck  ä/jLO&ip  geeignet  ^). 

Wer  der  Verfasser  des  verses  auch  sein  mag,  mit  jwif  (gen. 
Beutr.)  meint  er  die  vorher  erwähnten  thatsachen.  Anstössig  im 
liohen  grade  ist  dabei,  dass  iwv  eine  andere  beziehung  hat  als  das 
unmittelbar  vorhergebrauchte  joT(ft  v.  9: 

avtuQ  0  loTatv  ä^iCkixo  voaufMV  rjfiug. 
Unter  zoiatv  sind  in  diesem  verse  die  gefährten   des  Odysseus  ver- 
standen und  nach  sonstiger  regel  müsste  auch  twv  auf  sie  bezogen 
werden. 

Die  angedeuteten,  mit  loii'  gemeinten  thatsachen  sind  die  Zer- 
störung Troja's  und  die  irrfahrten  des  Odysseus  durch  viele  lander 
and  Städte,  sein  vergebliches  bemühn,  die  gefährten  zu  retten.  An- 
gedeutet sind  nur  thatsachen  vor  der  rückkehr,  auffallend  genug 
bleibt  diese  selbst  unerwähnt.  Da  jwv  ein  genitiv.  partitivus  ist^ 
eigentlich  lokal  aus  diesen  ereignissen  heraus,  so  muss  in  der  pro- 

1)  Mit  richtigem    gefühle   schrieb  G.  Hermann   in  einem  briefe 

rom  17.  nov.  1841   an  J.  Bekker  (Ho.  Bl.  p.  101  anm.):    „auch  kün- 

difft  sich  der  dichter,  der  das  dfiod-ip  schrieb,  gleich  selbst  durch  das 

««t«  tifüy  als  einen  von  dem  ursprünglichen  sänger  verschiedenen  an". 


412  Odyssee  E. 

jektirteo  erzälilung  etwas  von  deo  geDaonten  dingen 
wesen  sein. 

Weiter  wird  die  Untersuchung  durch  v.  11 — 12 

"JEv^'  aXkot  fÄiv  ndvug,  oiXoi  ^vyov  atnvv  o7  | 

oXxot  iaav,  noXtfjLOv  u  mfsvyoug  ^3b  d'dXac         j 
Tov  d*  olov  — . 
Das  h'^a  setzt  eine  chronologische  fixirung  der  nit 
fehlt  im  vorhergehenden,  da  die  kurzen  andeutnngeo  "^ 
weder  die  form  der  erzälilung  tragen ,    noch    anch  ei"^ 
sches    moment    für    die    heimkehr    der    übrigen  troj«*^ 
abgeben    können    ihres   inhaltes    wegen.      Dass  den    * 
Odysseus  der  tag  der  heimkehr  genommen  ist,   kann  *« 
eine  solche  normative  Zeitangabe   gelten.     Wer    ao   t^. 
feste  und  klar  bestimmte    chronologische    merkmale    »-^^ 
habt  haben.  -^ 

Das  SXkoh  (UV   TTuvTBg   hat   als   gegensats  roy 
doch  ist  weder  das  eine  noch  das  andere  glied  des  gep 
nennung  des  namens  deutlich  bezeichnet.     Die  peraoiH  -^^ 
prooemium  in  gegensatz  gestellt  werden,  waren  Odja» 
gefährten ,    nicht    Odysseus    und    die    übrige    trojan^r 
(s.  V.  5  flgd.).     Der  gegensatz  an  unserer  stelle   wu^ 
lieh,  wenn  man  einige  verse  weiter  abwärts   liest.  — v 
„die  anderen**  setzt  1)  voraus,   dass  im  vorhergehend 
der  trojanischen  beiden  klar  vorgestellt  war,  und  2) 
eine  Subtraktion  als  vollzogen  andeutet,    dass   der  na 
seus  im  gegensatz  zu  den  übrigen  beiden  genannt  Wi 

Der  anfang  unserer  erzälilung  ist  also  unvolbtib 
auszusetzenden   verse  verweist  Düntzer   (Horn,   abhnd) 
nach    ihm   Kammer   Einh.    d.  Od.  p.  27)    in    das   enl  • 
Dass  unser  prooemium  entstellt  ist,  unterliegt  keinen  ^. 
weitere  Untersuchung  wird  aber  zeigen,  dass  die  foni 
an  die  Muse   echt   ist,    ebenso  v.  10.     In    einer   anli  ^^ 
konnte  vielleicht  jener  gegensatz  zwischen  Odyssena  i  ^ 
gen  trojanischen  beiden  zum  ausdruck  kommen,    nien^ 
erzählung,   die  ein  chronologisches  merkmal  für  das  -  ^  ^  ~ 
hätte   abgeben   können.   —     Dem   aXXoi   ist  erkläroik  «  .- 
oCot  fvyov  alirifp  oXkd^qov,  dieser  zusatz  zeigt,   daai 


Ikml  "iK  415 

<n   nar    ein  stuck   von 

e  der  Untersuchung  ist: 


unser  rhapsode  machte, 
n,   die  schon  erwähnt 
;ten,   und  dass  darum 
iternde   Charakteristik 
in   solcher    nachträg- 
er Kaly|»so  muss  die 
e  Athene  diese  worte 
mere  kenntniss  über 

iipsoden,  durch   die 

n   text   gekommen: 

m^   (v.  28)    hätte 

(s.  n  ^7.  V  574. 

2)  es  ist  höchst 

§knicaTO  yaq  und 

>en.      Dem   einfü- 

en   Übergang   zur 

r   rede   des  Zeus 

.    sein  y    also    be- 

e   eingeschalteten 

unlassung;    dnss 

rede  seihst,   aber 

die    that   des    Orestes 
^    ,'vv)\    V.  32   oiov   rfif  vv 
■■  **   ^-■'Jass  nun  im  anschluss  an 
■     -^     *    ie   götter  beschuldigen.     Mit 
'j..-"jar  an    die    räche    des  Orestes 
1- Jben  an.     Die  Vorstellungen   des 
-        ^  ^^  ^.^  -  *  '  "tI  angefüllt    von  dem   geschick 

**^  ^    ^    ...  '    I  '         ^iginale  A  unmittelbar    vor- 


414  Odyssee  E. 

erzählung  der  Odyssee ,  bis  zu  diesem  momente  gehen  die  andi 
tnngen  des  thatsächlichen  im  prooemium  ,  es  ist  daraus  leicht  < 
absieht  des  Verfassers  zu  erkennen,  mit  jenen  andentungen  das  I 
wusstsein  des  hörers  oder  lesers  bis  zum  anfangspunkte  der  < 
Zählung  zu  fuhren.  Darum  ist  auch  von  v.  4  an  die  form  < 
referates  gewählt.  Der  partitive  genitiv  rdSv  wies  auf  die  th< 
Sachen  vor  der  landung  auf  Ogygia  zurück,  der  anfang  der  erz« 
lung  wurde  aber  nicht  aus  ihnen  genommen,  wie  das  tcüf  deutli 
verlangte,  sondern  setzte  nach  denselben  ein.  Oben  war  schon  i 
wähnt,  dass  tojv  wie  das  vorhergehende  7o7if^  eigentlich  nur  i 
die  gefährten  des  Odysseus  bezogen  werden  kann.  Damit  werd 
die  verse,  in  denen  der  frevel  an  den  rindern  des  Helios  erwäli 
wird,  sehr  verdachtig.  Der  volle  nachweis  der  unechtheit  ka 
erst  unten  folgen. 

Nehmen  wir  den  nachweis  als  geführt  an,  so  würden  noi 
wendig  die  vv.  5 — 9  zu  streichen  sein,  d.  h.  die  verse,  in  der 
das  bestreben  eine  kurze  Vorgeschichte  zu  geben  am  deutlichst 
zu  tage  tritt.  Der  form  nach  beginnt  das  referat  im  prooemii 
mit  V.  3,  wo  die  form  des  relativen  anschlusses  aufgegeben  u 
in  selbständigen  sätzen  erzählt  wird:  noXXtSy  S*  äv&QWTrwr  X3 
Die  selbständig  erzählende  form  steht  nicht  im  einklang  mit  d 
anfange  des  prooemiums,  wo  relativische  thatsachen  zur  nähei 
Charakteristik  an  Odysseus  angeknüpft  werden.  Es  läge  hier  < 
starkes  anakolutlion  vor,  d.  h.  der  dichter  hätte  die  form  des  f 
fanges  aus  dem  bewusstsein  verloren.  Schwer  ist  das  zu  ginul 
von  dem  dichter,  der  am  Schlüsse  des  prooemiums  wieder  zu  < 
im  anfange  gewählten  form  zurückkehrt.  Ich  halte  es  daher  1 
geboten  mit  den  vv.  5 — 9  auch  die  hiermit  innig  verbundef 
verse  3 — 4  als  späteren  Ursprungs  zu  bezeichnen.  Auch  die  < 
gäbe  o^  fAoiXa  noXkä  nXayx^V  ^'^^^  fallen  müssen ,  wie  die  f 
gende  Untersuchung  zeigen  soll.  An  stelle  der  thatsachen  aus  i 
geschichte  des  Odysseus  müssen  andeutungen  im  ersten  prooemii 
gegeben  sein,  ans  deren  kreise  die  nachfolgende  erzählung  her^ 
nommen  ist.  Ferner  wird  der  name  des  Odysseus  genannt  { 
Wesen  sein,  der  einschachtelnde  Überarbeiter  fand  hierzu  keii 
räum.  • 

Aus  der  bisherigen  Untersuchung  ergiebt  sich  von  vorn  her 
der  schluss,  dass  auf  unser  prooemium  nicht  die  ganze  Odyssee  i 


Odjssee  E.  415 

;^ti     konnte,    da  der  Vortrag   der   rliapsoden    nur    ein  stück   von 
n^'^SBigem  umfange  umfassen  konnte. 

Zu  berücksichtigen  im  weiteren  verlaufe  der  Untersuchung  ist: 

1)  der  Verfasser  des  originals  A, 

2)  der  rhapsode, 

3)  der  Überarbeiter. 

In  der  natur  von  aushebungen,  wie  sie  unser  rhapsode  machte, 

I  liegt  es,  dass  gewisse  thatsachen  und  personen,  die  schon  erwähnt 
wares,  nun  ohne  gehörige  einfiihrung  auftreten,  und  dass  darum 
nicht  selten  vom  rhapsoden  eine  kurze  erläuternde  Charakteristik 
himogefugt  sein  wird,  unzweifelhaft  liegt  ein  solcher  nachträg- 
liciier  einschub  in  den  vv.  50 — 55  vor,  von  der  Kaljpso  muss  die 
rede  gewesen  sein,  unpassend  lässt  der  rhapsode  Athene  diese  worte 
sprechen,  als  oh  erst  von  ihr  die  götter  genauere  kenntniss  über 
die  ujmphe  erhalten  müssten. 
I  Ferner  stammen  die  verse  29 — 31  vom  rhapsoden,   durch   die 

>     «riaoternde  parenthese  sind  zwei  anstösse  in   den   text   gekommen: 
0  <iie  formelhofte  Verbindung  jolat  de  (av&wv   /jqx^   (v.  28)   hätte 
unmittelbar  vor  der  rede  des  Zeus  stehen  müssen    (s.  i;  47.  v  574. 
9    184.  T  103,  508.   E  410.  P  628.    0  287);    2)  es  ist   höchst 
^^Bselig  und  einer  freien  dichtung  unwürdig  29  fknqauro  yaq  und 
S^leicb  darauf  31  jov  5/  imfivi^od^eCg  zu   schreiben.      Dem   einfü- 
S^'^den  rhapsoden  gelang  es  nicht,    geschickter  den   Übergang   zur 
direkten  rede  zu    finden;    3)  die    veranlassung   der   rede   des  Zeus 
*^an  im  zusammenhange  vou  ^  deutlich   gewesen   sein ,    also    be- 
^^rfte    es    eines   solchen    hinweises    nicht;    4)   die   eingeschalteten 
^^^orte  genügen  auch  nicht  zur  erklärung  der  veranlassung;    dass 
^»  an  den  Aegisthos  dachte,    ersieht  man  aus  der  rede  sellist,  aber 
'^srum  denkt  er  an  ihn^ 

V.  32  flgd.     Die  rede    des  Zeus   stellt    die   that   des   Orestes 

^B  eben   geschehen   hin     (s.  35    fig  xai  vvv);    v.  32  olov  dij  vv 

^io^g  ßgoTOt  ainoüiviat  sagt  deutlich,   dass  nun  im  anschluss  an 

die  that   des  Orestes   die    menschen    die   götter  beschuldigen.     Mit 

vv  schliesst  Zeus  seine  rede  unmittelbar  an    die    räche    des  Orestes 

Süd  der  menschen  reden  über  dieselben  an.     Die  Vorstellungen   des 

2cQ8  Qnd  der  übrigen  götter   werden   angefüllt    von  dem   geschick 

.      ^  Atriden  gedacht.     Dies  muss  im  originale  A  unmittelbar    vor- 

f 


416  Odyssee  E. 

Ler  erzählt  gewesen  sein«  —  Athene  knüpft  an  das  geschick  im 
Aegisth  an  9  um  auf  den  Odysseus  überzuleiten.  Dasa  dieser  nbe^ 
gang  sehr  kunstvoll  und  geschickt  gemacht  wird,  läaat  sich  nidit 
leugnen.  Die  Überleitung  selbst  beweist  nun,  dass  der  dichter  eii 
bedürfiiiss  gefühlt  haben  muss,  mit  guter  manier  auf  den  Odjsseus 
zu  sprechen  zu  kommen.  Der  Übergang  verbindet  zwei  stücke, 
das  eine  ist  die  erzählung  von  Odjsseus^  das  andere  muss  die  im- 
mente  in  sich  schliessen,  mit  denen  der  Übergang  vollzogen  wiH, 
es  muss  also  eine  erzählung  von  der  räche  des  Orest  gewesen  sein.  — 
Das  bedürfniss  des  Überganges  zeigt  deutlich,  dass  vorher  nidit 
vom  Odysseus  die  rede  gewesen  sein  kann.  War  Odjsseus  vorher 
nicht  genannt,  so  war  auch  der  gegensatz  v.  11  äXJio$  fiiv  näwiiQ 
und  V.  13  jov  J'  olov  aus  der  vorhergegangenen  erzählung  nidit 
verständlich;  das  bewusstsein  für  denselben  muss  also  aus  den 
ersten  prooemium  stammen.  Bis  v.  27  ist  im  wesentlichen  nor 
vom  Odysseus  die  rede,  also  können  die  verse  11 — 26  nicht  den 
originole  angehört  haben.  Sie  stammen  vom  rbapsoden ,  der  in 
deutlichen  bewusstsein  des  Zusammenhanges  selbst  geistig  von  die- 
sem zusammenhange  abhängig  ist.  Er  überblickt  den  faden  der 
voraufgegangenen  erzählung  und  rekapitulirt  sich  die  gesammtii« 
tuation  mit  dem  ivd-a.  Vielleicht  konnte  er  auch  die  bekanst- 
schaft  des  originals  bei  seinen  zuhörem  voraussetzen,  so  dass  diese 
die  mit  Iv&a  gegebene  beziehung  verstehen  mussten.  Jedesftlli 
setzt  der  rhapsode  die  bekanntschaft  seiner  zuhörer  voraus  viel- 
leicht in  ähnlich  naiver  weise,  als  wenn  das  kind  sagt:  so  greif 
war  der  mann  und  dabei  voraussetzt ,  dass  auch  jedem  anderes 
sein  massstab  der  grosse  bekannt  sein  müsse.  Möglich  wäre  ei 
bei  diesem  gewebe  geistiger  befangenheit  des  rhapsoden ,  dass  er 
auch  den  gegensatz  zwischen  Odysseus  und  den  übrigen  trojasi* 
sehen  beiden  nicht  schon  wirklich  im  prooemium  angedeutet  hatten 
sondern  dass  auch  dieser  aus  der  geistigen  abhängigkeit  zu  er 
klären  wäre. 

Die  verse  11 — 26  fuhren  die  erzählung  nicht  weiter,  sonders 
dienen  dazu  den  hörer  über  die  situation  im  allgemeinen  anfni- 
klären.  Sie  stammen  also  aus  einem  ähnlichen  streben  nach  dent- 
lichkeit  wie  die  schon  besprochenen  erklärenden  zusätze  des  rkaf« 
soden.  Dass  dieser  bei  der  ausführung  seines  situationsbildes  sieb 
unbeholfen   benahm,    muss    man    ihm   zu  gute  halten,   da  er  nicht 


Ctdjnee  JBl  417 

cbtar  TOB  profsnion  war.  Trotsden  sind  ihm  die  angeiMshickteD 
BTse  15'— 19  nieht  «iintraun.  Der  anfang,  als  das  jahr  kam,  io 
«■  die  götter  ihm  die  beioütehr  zugedacht  hatten,  hat  gans  ge- 
fiis  nicht  den  nachsati  gehabt  v.  18: 

av<r  iyd^a  TKfpyfiivog  ^bv  ui&Xaiy, 

jcal  fkijä  oJift  ^(Xoic$. 
Mit  den  haaren  wird  hier  eine  andeutung  von  abenteuern  auf  der 
hoBfiihrt  herbeigezogen,  der  richtige  nachsatz  muss  gelautet  haben ; 
da  versammelten  sie  sich  im  Olymp  oder  sonst  wo.  Eine  spätere 
utennchung  soll  zeigen,  dass  der  Überarbeiter  diesen  vers  und  die 
Worte  über  den  Poseidon  einschob,  um  die  Schicksale  durch  die 
hodoog  auf  Scheria  noch  bunter  zu  machen.  Offenbarer  wider- 
iftwk  liegt  in  den  werten:  dXk'  ht  Ol  hog  ^X&i,  T<jp  ol  ine- 
tlti0avjo  d^iol  obovis  vhif&ai  und  in  &€ol  d*  iXiatQoy 
duamg. 

Mit  dieser  interpolation,  die  bis  v.  26  reicht,  ist  die  noth- 
weodige  angäbe  fortgefallen,  dass  die  götter  sich  in  dem  hause 
4m  Zeus  versammelt  hatten.  Die  angäbe  über  den  zweck  und  die 
fvaolassung  der  götterversamnilung  fehlt  vollständig  in  unserem 
teite.  Nach  dem  anfange  der  rede  des  Zeus  knüpft  die  versamm- 
hni^  an  die  rachethat  des  Orestes  an.  Wenn  eine  mitbetheilig^ng 
der  Kljtaemnestra  anzunehmen  wäre ,  oder  wenn  die  götter  die 
tkt  des  Orestes  verurtheilten,  Hesse  sich  vielleicht  denken,  dass  in 
dicRT  Versammlung  über  die  bestrafung  des  Orestes  durch  die  Eu- 
■esiden  verhandelt  werden  sollte;  doch  giebt  Zeus  und  Athene  dem 
(bMtes  offenbar  recht  (s.  v.  33  flgd.  und  v.  46  flgd.).  Die  ver- 
nwalung  ist  nur  ein  kunstmittel,  die  erzählung  auf  den  Odjssens 
ikrzuspielen;  wahrscheinlich  war  daher  im  originale  über  veran- 
bmnng  und  zweck  derselben  nichts  gesagt.  Es  hiess  hier  wahr- 
■dieinlich  einfach :  die  götter  hatten  sich  versammelt.  Der  rhapsode 
verwendete  diese  nackte  angäbe  als  nachsatz  zum  Vordersätze  in 
U— 18.  War  aber  doch  eme  äussere  Veranlassung  angegeben, 
M  wurzelte  diese  in  der  geschichte  von  Orestes,  sie  war  also  für 
des  rhapsoden  unbrauchbar. 

Das  resultat  der  Untersuchung  ist  also  folgendes:    der  grund- 

Ml  der  vv.  1 — 31  gehört  dem  rhapsoden  an,  der  seinen  Vortrag 

endeten  und  seine  zuhörer   kurz    orientiren    wollte.      Ein   späterer 

:  fttnrbeiter  veränderte  an  dieser   einleitung   einiges,    um   auf  ge- 

PkilAliwni«      TTYV    tul     tt  27 


4IS  0dj8W€  B. 

wine  thataachen  aufmerksam  zu  auM^hen,  die  er  io  die 
der  rfaapsoden  eingefügt  hatte.  Ks  sind  dies  die  tt.  8  —  9  aarf 
18_26.  Die  vv.  29—31  l^[te  der  rhapsode  eia,  am  die  hter 
über  den  aafang  der  rede  des  Zeus  ios  klare  ni  aataeo. 

II. 
Die  gotterversaramlung, 

y.  71 — 75  geben  die  geoealogie  des  Poljphem  und  den  gnti 
vom  zorne  Poseidons  an:  ging  das  abenteuer  des  Odysseus  bei  im 
Kyklopen  vorher ,  so  war  diese  ausfiihrlichkeit  überflüssig.  Ws 
der  zorn  Poseidons  der  grand,  dass  Odysseus  so  lange  bei  d« 
Kalypso  bleiben  musste,  so  muss  Athene  wohl  diesen  grnmd  nicht 
genau  gekannt  haben,  sie  fragt  ?.  62:  t(  w  xoccv  uiivtXaOj  Ziv;-* 
Sinnlos  ist  der  ausdruck  74—75:  ix  tov  Sij  X)iv<ffia  UüCuUm 
ovn  xaiaxT€(vH;  hat  ihn  Poseidon  vorher  immer  getodtetf  Dimer 
ausdrack  weist  auf  die  behinderte  hand  eines  nachdichters.  Ist  m 
ferner  richtig  zu  sagen ,  dass  Poseidon  seitdem  den  Odysaeos  oa- 
hertreibt?  Seit  sieben  jähren  ist  dieser  schon  auf  Ogygia.  Ki 
Worte  von  des  Poseidon  zorn  sind  also  im  höchsten  grade  fe^ 
dächtig  in  unserem  zusammenhange.  War  dieser  zorn  ein  edilm 
motiv,  so  war  es  berechtigt  >  dass  Zeus  die  götter  zur  beratboif 
über  des  beiden  heimkehr  auffordert,  denn  allen  göttero  gegeniikr 
muss  der  bruder  sich  beugen.  Diese  berathung  und  die  vota  kr 
übrigen  götter  fehlen.  War  dies  nicht  ursprüngliches  motiv,  •• 
genügte  es  vollständig,  wenn  Zeus  sein  Jawort  gab,  dass  der  Mi 
heimkehren  sollte.  Nur  dies  ist  in  den  überlieferten  Versen  ao^ 
drückt.  Also  auch  an  unserer  stelle  steigen  sehr  schwerwicgcafc 
bedenken  gegen  die  rolle  des  Poseidon  auf. 

Die  götterversammlung  soll  einen  Übergang  bilden  zar  n* 
schichte  des  Odysseus,  diese  folgt  nicht  unmittelbar  darauf,  aooden 
eine  erzählung  vom  Telemach.  Letztere  kann  daher  nicht  ik 
echte  fortsetzung  zur  götterversammlung  bilden.  Daher  wird  ein 
neue  götterversammlung  improvisirt,  um  von  dem  vierten  buche  wd 
die  eigentliche  geschichte  des  Odysseus  zu  kommen,  ein  deutlicher 
beweis,  dass  die  abfahrt  von  Ogygia  als  unmittelbare  folge  eiacr 
solchen  götterversammlung  gedacht  war. 

Die  götterversammlung  im  ersten  buche  bat  die  erwartmg  4« 


CWjTMee  £  419 

laMr  odor  honr  anf  die  erlosang  unseres  heldeD  angespaimt,  schon 

ten  «itiel,   wie  diese  bewerkstelligt  werden    soll,    ist  angegeben. 

Es  war  die  pflicbt  des  dichters,   die  heimkehr  unmittelbar  folgen 

That   er   dies    nickt,  so  spielte   er  absichtlich   in   der 

eines  Ariost  mit  den  gefühlen  der  hörer. 

Die  reise  der  Athene  nach  Ithaka  ist  iwecklos,  denn  die  da- 

darch  herbeigeführte  fahrt  des  Telemach  fuhrt  und   kann  zu  kei- 

MBi  »de  fuhren.     Br  macht  keinen  gebrauch  von  den   nachrichten 

4m  Menelans  fiber  den  anfenthalt  des  vaters.     Die  werte  über  den 

avsck  von  Athenes  reise^  sind  unklar,  können  aber  auf  keinen  fall 

«MB   ertiehungsplan    andeuten,    da  ¥.  88    og>Qa   ol   vliv   fAuXkov 

iwtqvna,  nal  ol  lUvoq  iv  ^gtcl  d6(wy  nicht   allgemein  gesprochen 

mif  sondern  ihre  begrenzung  haben  in  dem  zwecke  v.  90 :  tlg  dyogrjv 

mUifmna  »aqunoikomvtag  ^Axoiovq  nact  fAvti<niJQec<fiv   imhidfitv. 

8h  heuehen  sich  also  nur  auf  ein  kräftigeres  aufboten  den  freiem 

fcgsnfiber.     Als    zweck   der   reise    nach   Pjlos   und  Sparta    aber 

i  wird  angq;ehen,    künde  zu   erfragen  ?om  vater  und  rühm  zu  er- 

IWttbea.  Selbst  diese  beiden  zwecke  heben  sich  wieder  auf,  Tele- 
»th  hrt  »Kh  de.  leteteren  g»  keioe  «ät,  die  neue  yon  der 
Athene  erhaltene  kraft  den  freiem  gegeniiber  zu  zeigen.  Auch 
vMe  eine  solche  abschweifnng  für  die  dem  vortrage  zugemessene 
fane  seit  unpassend  sein. 

Die  unmittelbar  auf  die  götterversammlung  folgende  erzahlung 
Vir  also  keine  echte  fortsetzung  derselben. 

Der  fiberarbeiter,  der  das  1 — IV  buch  einlegte,  fand  eine  göt- 
ivrersammlung  so  fest  mit  der   eigentlichen   erzahlung   verquickt, 
er  dies  motiv  zum  zweitenmale  einfuhren  musste.     Hierbei   ist 
■  klar  nachzuweisen,    dass  er  die  erste  Versammlung  ausge- 
hat,    also   ein    neuer   beweis   fiir  die  ungehörigkeit  des 
I — IV   hoches.      Gemeinsam    sind    beiden   Versammlungen    die   vv. 
«70  =  e  4,  o  63—64  =  «  21-22,  a  86—87  =  «30-31, 
a  M — 98  =  €  44 — 46.     Femer  zeigt  sich    der   Charakter  der 
*"  aaehdichtung  in  der  Versammlung  des  fünften  buches  deutlich  in  der 
ligkeit,    mit   der  reminiscenzen  an  stelle  freier  dichtung 
werden.     V.  1,  2  =  ^  1,  2,    unhomerisch   ist  der  aus- 
ntt^tCdvm  =  xa^^oi  v.  3;  v.  4  =  27  121  und  a  70. 
Die    direkte    rede     der    Athene    wird    eingeleitet     mit    den 


VI' 


XI. 

Das  fünfte  buch  der  Odyssee  und  das  prooemium 
des  ersten  baches. 

Die  schwierige  frage  über  das  prooemium  des  ersten  buclies  und 
die  eotsenduDg  des  Odysseus  im  fiinfiteo  liegt  trotz  vielfacher 
kritischer  versuche  noch  sehr  im  argen.  Die  folgende  abhaodlung 
hat  den  zweck  zur  lösung  der  einschlagenden  fragen  einen   beitrag 

zu  liefern. 

I. 

H  0  m.  0  d  y  8  8.  u  v.  i  —  10. 
Die  Worte  v.  10: 

bieten  eine  zwiefache  Schwierigkeit  1)  in  der  erklärung  des    a/uo- 
^iv  =  von  irgend  einem  punkte  an,  2)  das  »ai  nf*^v,     Kai  ^fiTr 
setzt  einen  gegensatz:   wie  auch  anderen ,   das    dni  von   der  mnse 
gesagt  bedeutet  ein  erzählen  in  poetischer  form.     Der  dichter   die- 
ser Worte  fordert  von  der  Muse  eine  gleiche  begiinstigung   ab  sie 
anderen  hat  zu  theil  werden  lassen  in  bezug  auf  die  in  icSr  ii/»o^£r 
angedeuteten  gegenstände.     Letzterer  ausdruck  bedeutet  von    eine« 
punkte   dieser   thatsachen   an^    entspricht   also    ungefähr   dem  deut- 
schen:   erzähle    uns    etwas    von    diesen  dingen  (partit.),    nur    fehlt 
dem    deutschen    ausdrucke    die    betonung    des    anfangspunktes  mIm 
gleichgültig,   dem   belieben  der  Muse  anheimgestellt.     Hat  sich  nno 
der  dichter  der  folgenden  erzählung  durch   xal    ijfi^iv  anderen  ei(- 
gegengestellt,    so  setzt  er  damit  eine  klasse  von  dichtero>   die  wi^ 


Odyssee  E.  411 

er  voo  dem  mit  Toiy  bezeichneten  thatsaclien  zu  dichten  pflegen. 
Uoter  TCtfy  können  nur  die  Schicksale  des  Odysseus  verstanden  wer- 
den. Zu  denken  wäre  dann  also  eine  klasse  von  dichtem,  die 
über  den  Odysseus  zu  dichten  pflegen,  und  deren  einem  es  wenig- 
stens gleichgültig  ist,  womit  er  seine  erzählung  beginnt.  Für 
einen  epischen  dichter  ist  der  anfangspunkt  der  erzählung  keines- 
iBvegB  gleichgültig,  und  gerechtes  bedenken  muss  man  gegen  eine 
klasse  von  Odysseussängern  hegen. 

Der  vers  kann  auch  von  einem  rhapsoden  gedichtet  sein,  der 
die  dichtung  eines  anderen  vortragen  wollte.  Mit  dieser  annähme 
fallen  beide  anstösse,  denn  es  gab  eine  klasse  von  rhapsoden,  und 
wie  der  eine  so  trug  auch  der  andre  die  thaten  des  Odysseus  vor. 
Der  sinn  wäre  dann:  o  Muse,  hilf  mir  bei  der  erzählung  dieser 
thaten  wie  du  anderen  dabei  geholfen  hast.  Da  der  Vortrag  eines 
rhapsoden  durch  ein  natürliches  zeitmass  beschränkt  war,  so  konnten 
sie  nur  stücke  längerer  epischer  gedichte  vortragen,  sollte  also 
nicht  der  anfang  eines  solchen  recitirt  werden,  so  mussten  sie  von 
einem  gewissen  punkte  des  ganzen  beginnen,  für  einen  rhapsoden 
wäre  also  auch  der  ausdruck  ufjio&if  geeignet  ^). 

Wer  der  Verfasser  des  verses  auch  sein  mag,  mit  twy  (gen. 
neutr.)  meint  er  die  vorher  erwähnten  thatsachen.  Anstössig  im 
hohen  grade  ist  dabei,  dass  jwp  eine  andere  beziehung  hat  als  das 
unmittelbar  vorhergebrauchte  toTift  v.  9: 

aviäq  0  joXctv  äfpitXixo  voaufAOv  fifAuq* 
Unter  joiGkv  sind  in  diesem  verse  die  gefährten   des  Odysseus  ver- 
standen und  nach  sonstiger  regel  müsste  auch  iiZv  auf  sie  bezogen 
werden. 

Die  angedeuteten,  mit  luiv  gemeinten  thatsachen  sind  die  Zer- 
störung Troja's  und  die  irrfahrten  des  Odysseus  durch  viele  lander 
und  Städte,  sein  vergebliches  bemühn,  die  gefährten  zu  retten.  An- 
gedeutet sind  nur  thatsachen  vor  der  rückkehr,  aufiallend  genug 
bleibt  diese  selbst  unerwähnt.  Da  xwv  ein  genitiv.  partitivus  ist^ 
eigentlich  lokal  aus  diesen  ereignissen  heraus,  so  muss  in  der  pro- 

1)  Mit  richtigem  gefühle  schrieb  G.  Hermann  in  einem  briefe 
vom  17.  nov.  1841  an  J.  Bekker  (Ho.  Bl.  p.  101  anm.):  „auch  kün- 
digt sich  der  dichter,  der  das  dfiod^p  schrieb,  gleich  selbst  durch  das 
>««  iifüv  als  einen  von  dem  ursprünglichen  sänger  verschiedenen  an". 


412  Odyssee  E. 

jektirten  erzählung  etwas  von  den  geoaDoten  dingen  entkalten   g 
wesen  sein. 

Weiter  wird  die  Untersuchung  durch  v.  11 — 12  geführt  : 

*Ev&^  aXXot  fitv  ftävjtgs  ocot  fvyop  aliivv  oXiß-Qoy, 
otxoi  i<Sav,  noXifiov  u  nB^Bvyoug  ^de  d-ukacaav. 
tov  d'  olov  — . 
Das  h'^a  setzt  eine  chronologische  fixirung  der  zeit  voraus,  diei 
fehlt  im  vorhergehenden,  da  die  kurzen  andeutungen  im  prooemiui 
weder  die  form  der  erzählung  tragen ,    noch    auch   ein    chronolog 
sches    moment    für    die    heimkehr    der    übrigen  trojanischen  held« 
abgeben    können    ihres   inbaltes    wegen.      Dass   den    gefährten    di 
Odysseus  der  tag  der  heimkehr  genommen  ist,   kann  unmöglich  a 
eine  solche  normative  Zeitangabe   gelten.     Wer    so   begann ,    mui 
feste  und  klar  bestimmte    chronologische    merkmale    im    sinne    g< 
habt  haben. 

Das  SXXok  fABP  ndvteg  hat  a\a  gegensatz  tov  d^  olov  (13 
doch  ist  weder  das  eine  noch  das  andere  glied  des  gegeusatzes  dun 
nennung  des  namens  deutlich  bezeichnet.  Die  personen,  welche  i 
prooemium  in  gegensatz  gestellt  werden,  waren  Odysseus  und  seit 
gefährten ,  nicht  Odysseus  und  die  übrigen  trojanischen  beide 
(s.  V.  5  flgd.).  Der  gegensatz  an  unserer  stelle  wird  erst  deu 
lieh,  wenn  man  einige  verse  weiter  abwärts  liest.  —  Dies  uXX 
„die  anderen^^  setzt  1)  voraus,  dass  im  vorhergehenden  die  sumn 
der  trojanischen  beiden  klar  vorgestellt  war,  und  2)  da  uXXot  sehe 
eine  Subtraktion  als  vollzogen  andeutet,  dass  der  name  des  Ody 
seus  im  gegensatz  zu  den  übrigen  beiden  genannt  war. 

Der  anfang  unserer  erzählung  ist  also  unvollständig,  die  vo 
auszusetzenden  verse  verweist  Düntzer  (Horn,  abhndlg  p.  34  ui 
nach  ihm  Kammer  Einh.  d.  .Od.  p.  27)  in  das  erste  prooemiun 
Dass  unser  prooemium  entstellt  ist,  unterliegt  keinem  zweifei,  d 
weitere  Untersuchung  wird  aber  zeigen,  dass  die  form  der  anrufuii 
an  die  Muse  echt  ist,  ebenso  v.  10.  In  einer  solchen  anrufun 
konnte  vielleicht  jener  gegensatz  zwischen  Odysseus  und  den  übr 
gen  trojanischen  beiden  zum  ausdruck  kommen,  niemals  aber  eii 
erzählung,  die  ein  chronologisches  merkmal  für  das  folgende  ird 
hätte  abgeben  können.  —  Dem  aXko$  ist  erklärend  hinzugefüg 
o<ro»  givyov  aljrvp  oXi&QOP,  dieser  zusatz  zeigt,   dass  im  vorherg« 


Odyssee  E.  413 

henden  nicht  blos  die  entkommeneD  beiden  im  gegensati  zun  Odys- 
seus gedacht  sein  konnten,  sondern  sämmtliche  (vielleicht  vom 
kämpfe  verschonte)  helden  vor  Troja. 

Das  tvda  ist  ein   deutsches   da,    es   soll   die   erzählung   nicht 
weiter  leiten,  sondern  nach  einer  summe  von  thatsachen  einen  iiber- 
hlick  über  diese  geben.     „Nachdem  dies  alles  geschehen  war^S  würde 
ein  entsprechender  Vordersatz  lauten.     Der   anfang    unserer   erzäh- 
lung ist  also  eine  Zusammenfassung    oder  rekapilulation   vorausge- 
gangener thatsachen.     Diese  thatsachen  müssen,  wie  der  gegensatz 
,    beweist,    aus   den    erlebnissen  der  übrigen  trojanbchen  beiden  ber- 
f  genommen  sein.     Der  Zusammenfassung  derselben  muss  eine  verein- 
~   zelung,   d.  h.  eine  erzählung  vorausgegangen  sein,   eine  erzählung 
^:  von    den    erlebnissen    der   trojanischen   helden.     Die   rekapitulation 
"^  weist  durch  den  gegensatz  über  sich  hinaus,  nemlich  auf  die  Schick- 
sale des  Odysseus,  sie  dient  also  zur  weiterfuhrung   der   erzählung. 
Hielt  der  dichter  eine  rekapitulation  fiir  nöthig,    so    muss    er    be- 
•  fürchtet    haben,   dass   die  Vereinzelung  in  der  erzählung  sich  nicht 
=sizu  einem    deutlichen   gesammtbilde    verbinde,    d.  h.    die    erzählung. 
■Inuss  ausgeführt  gewesen    sein.      Ein    solcher   Übergang   ist   daher 
■^  psydiologisch    nur    zwischen    gleichberechtigten   gliedern    möglich, 
^  bier  zwischen  der  erzählung  von    den    übrigen   trojanischen   helden 
■^ood  den  Schicksalen  des  Odysseus.     Als   Voraussetzung    haben    also 
^  losere  verse  eine  ausgeführte  erzählung  von  den   trojanischen    bel- 
aden, also  eine  nostendichtung. 

"■  Hiermit  wird  das  a(i6&tp  v.  10  vollständig  klar,  ein  rhapsode 

fsbat  seinen  Vortrag  aus  einem  längeren   epischen  gedichte    entlehnt, 
er  musste  von  einem  gewissen  punkte  beginnen ,    um  dem  vortrage 
ii^die  geeignete  länge  zu  geben. 

B  Also  mit  V.  11  beginnt  gleichsam  ein  neues  buch  oder  ein 
B neuer  abschnitt  des  vom  rhapsoden  benutzten  originals,  das  wir  A 
[ifoennen  wollen. 

^  V.  14  heisst  es,  die  nymphe  hielt  den  Odysseus  zurück,  im 
^originale  muss  also  schon  erzählt  gewesen  sein,  wie  Odysseus  nach 
*t  ^^S^^  '^^™'  ^'^  motiv  für  den  Untergang  der  gefährten  wurde 
}^  ■[$  prooemium  der  frevel  an  den  rindern  des  Helios  bezeichnet,  da 
(dieser  die  nothwendige  Voraussetzung  zum  Schiffbruch  bildet,  müsste 
tlaocb  dieses  stück  der  erzählung  in  y4  enthalten  gewesen  sein, 
e.! Gerade  mit  dem  aufenthalte   des  Odysseus    auf  Ogygia  beginnt  die 


i 


414  Odyssee  E. 

erzählung    der  Odyssee ,    bis   zu   diesem  momente  gelten  die  andea- 
tnngen  des  thatsächlichen  im  prooemium  ,    es   ist   daraus  leicht  die 
absieht  des  Verfassers  zu  erkennen,    mit  jenen  andentungen  das  be- 
wusstsein  des  borers   oder   lesers    bis   zum    anfangspunkte  der  er- 
zählung  zu    füliren.      Darum    ist   auch    von   v.  4   an  die  form  dn 
referates  gewählt.     Der  partitive  genitiv    TÜiv  wies    auf   die  that- 
Sachen  vor  der  landung  auf  Ogygia  zurück,  der  anfang  der  erzäh- 
lung wurde  aber  nicht  aus  ihnen  genommen^    wie  das  tcuf  deutlidi 
verlangte,  sondern  setzte  nach  denselben  ein.     Oben  war  schon  er- 
wähnt,   dass    TiSv   wie   das   vorhergehende  roTfft  eigentlich  nur  aof 
die  gefährten  des  Odysseus  bezogen  werden  kann.      Damit    werdea 
die  verse,    in  denen  der  frevel  an  den  rindern  des  Helios  erwähnt 
wird,    sehr   verdachtig.      Der    volle   nachweis   der  unechtheit  kana 
erst  unten  folgen. 

Nehmen  wir  den  nachweis  als  geführt  an,  so  würden  noth- 
wendig  die  vv.  5 — 9  zu  streichen  sein,  d.  h.  die  verse,  in  denen 
das  bestreben  eine  kurze  Vorgeschichte  zu  geben  am  deutlichsten 
zu  tage  tritt.  Der  form  nach  beginnt  das  referat  im  prooemiupi 
mit  V.  3,  wo  die  form  des  relativen  anschlusses  aufgegeben  und 
in  selbständigen  sätzen  erzählt  wird:  m>^ciiy  6^  äv&gwTnav  X3tv, 
Die  selbständig  erzählende  form  steht  nicht  im  einklang  mit  dem 
anfange  des  proocmiums,  wo  relativische  thatsachen  zur  näheren 
Charakteristik  an  Odysseus  angeknüpft  werden.  Es  läge  hier  ein 
starkes  anakoluthon  vor,  d.  Ii.  der  dichter  hätte  die  form  des  an« 
fanges  aus  dem  bewusstsein  verloren.  Schwer  ist  das  zu  glauben 
von  dem  dichter,  der  am  Schlüsse  des  prooemiums  wieder  zu  der 
im  anfange  gewählten  form  zurückkehrt.  Ich  halte  es  daher  ßr 
geboten  mit  den  vv.  5 — 9  auch  die  hiermit  innig  verbundenen 
verse  3 — 4  als  späteren  Ursprungs  zu  bezeichnen.  Auch  die  an- 
gäbe o^  fjtdXa  TToU»  nXayx^V  ^^^^  fallen  müssen ,  wie  die  fol- 
gende Untersuchung  zeigen  soll.  An  stelle  der  thatsachen  aus  der 
geschichte  des  Odysseus  müssen  andentungen  im  ersten  prooeminn 
gegeben  sein,  aus  deren  kreise  die  nachfolgende  erzählung  herge- 
nommen ist.  Ferner  wird  der  name  des  Odysseus  genannt  ge- 
wesen sein,  der  einschachtelnde  Überarbeiter  fand  hierzu  keinen 
räum.  • 

Aus  der  bisherigen  Untersuchung  ergiebt  sich  von  vorn  herein 
der  schluss,  dass  auf  unser  prooemium  nicht  die  ganze  Odyssee  fol- 


Odjssee  E.  415 

l^en    konnte,    da   der   Vortrag    der   rliapsoden    nor    ein  stück   von 
nüflsigeoi  umfange  umfassen  konnte. 

Zu  berücksichtigen  im  weiteren  verlaufe  der  Untersuchung  ist: 

1)  der  Verfasser  des  originals  A, 

2)  der  rhapsode, 

3)  der  Überarbeiter. 

In  der  natur  von  aushebungen,  wie  sie  unser  rhapsode  machte, 
liegt  es,  dass  gewisse  thatsachen  und  personen,  die  schon  erwähnt 
wveo,  nun  ohne  gehörige  einführung  auftreten,  und  dass  darum 
nicbt  selten  vom  rhapsoden  eine  kurze  erläuternde  Charakteristik 
liimugefögt  sein  wird.  Unzweifelhaft  liegt  ein  solcher  nachträg- 
licher einschub  in  den  vv.  50 — 55  vor,  von  der  Kaljpso  muss  die 
rede  gewesen  sein,  unpassend  lässt  der  rhapsode  Athene  diese  worte 
iprechen,  als  ob  erst  von  ihr  die  götter  genauere  kenntniss  über 
^ie  Dymphe  erhalten  müssten. 

Ferner  stammen  die  verse  29 — 31  vom  rhapsoden,   durch   die 
ttiioternde  parenlhese  sind  zwei  anstösse  in   den   text   gekommen: 
1)  die  formelhafte  Verbindung  toTat  ii  fAV&wv   ^gx^   (^*  ^^)   ''ÄUe 
BOBiittelbar  vor  der  rede  des  Zeus  stehen  müssen    (s.  i/  47.  v  574. 
J   9  184.  T  103,  508.   E  410.  P  628.    0  287);    2)  es  ist   höchst 
J   vnselig  and  einer  freien  dichtung  unwürdig  29  fAnjCujo  yuq  und 
gieieh  darauf  31  xov  oy^  imfivricd^dg  zu   schreiben.      Dem   einfü- 
genden rhapsoden  gelang  es  nicht,    geschickter  den    Übergang   zur 
direkten  rede  zu    6nden;    3)  die    veranlassung   der   rede   des  Zeus 
Kon  im  zusammenhange  von  j4  deutlich   gewesen   sein ,    also    be- 
durfte   es    eines   solchen    hinweises    nicht;    4)   die   eingeschalteten 
Worte  genügen  auch  nicht  zur   erklärung  der  veranlassung;    dass 
Cr  ao  den  Aegisthos  dachte,    ersieht  man  aus  der  rede  selbst,  aber 
warum  denkt  er  an  \\\ni 
\  V.  32  flgd.     Die  rede    des  Zeus   stellt    die   that   des   Orestes 

als  eben  geschehen  hin  (s.  35  utq  xal  vw);  v.  32  olov  iij  w 
^ioig  ßqoTOk  ahtowytat  sagt  deutlich,  dass  nun  im  anschluss  an 
die  that  des  Orestes  die  menschen  die  götter  beschuldigen.  Mit 
pv  sebliesst  Zeus  seine  rede  unmittelbar  an  die  rnche  des  Orestes 
■od  der  menschen  reden  über  dieselben  an.  Die  Vorstellungen  des 
Zeus  und  der  übrigen  götter  werden  angefüllt  von  dem  geschick 
iler  Atriden  gedacht.     Dies  muss  im  originale  A  unmittelbar    vor- 


416  Odyssee  E. 

her  erzählt  gewesen  sein.  —  Athene  knüpft  an  das  gesdiick  da 
Aegisth  an  9  um  auf  den  Odysseus  überzuleiten.  Dass  dieser  ober- 
gang  sehr  kunstvoll  und  geschickt  gemacht  wird,  lässt  sich  nicht 
leugnen.  Die  Überleitung  selbst  beweist  nun,  dass  der  dichter  ein 
bedürfniss  gefühlt  haben  muss,  mit  guter  manier  auf  den  Odjsseus 
zu  sprechen  zu  kommen.  Der  Übergang  verbindet  zwei  stucke, 
das  eine  ist  die  erzählung  von  Odysseus,  das  andere  muss  die  m«- 
mente  in  sich  schliessen,  mit  denen  der  übei^ng  vollzogen  wird^ 
es  muss  also  eine  erzählung  von  der  räche  des  Orest  gewesen  sein.  — 
Das  bedürfniss  des  Überganges  zeigt  deutlich,  dass  vorher  nielit 
vom  Odysseus  die  rede  gewesen  sein  kann.  War  Odysseus  vorber 
nicht  genannt,  so  war  auch  der  gegensatz  v.  11  aXXo$  /i<y  ndnt; 
und  V.  13  joy  d^  oJov  aus  der  vorhergegangenen  erzählung  nicbt 
verständlich;  das  bewusstsein  für  denselben  muss  also  aus  den 
ersten  prooemium  stammen.  Bis  v.  27  ist  im  wesentlichen  mr 
vom  Odysseus  die  rede,  also  können  die  verse  11 — 26  nicbt  den 
originale  angehört  haben.  Sie  stammen  vom  rhapsoden ,  der  ia 
deutlichen  bewusstsein  des  Zusammenhanges  selbst  geistig  von  di^ 
sem  zusammenhange  abhängig  ist.  Er  überblickt  den  faden  4er 
voraufgegangenen  erzählung  und  rekapitulirt  sich  die  gesammln- 
tuation  mit  dem  tv^a.  Vielleicht  konnte  er  auch  die  bekanit- 
schaft  des  originals  bei  seinen  zuhörem  voraussetzen,  so  dass  dien 
die  mit  tv&a  gegebene  beziehung  verstehen  mussten.  Jedesfilb 
setzt  der  rhapsode  die  bekanntschaft  seiner  zuhörer  voraus  vid* 
leicht  in  ähnlich  naiver  weise,  als  wenn  das  kind  sagt:  so  g^roM 
war  der  mann  und  dabei  voraussetzt ,  dass  auch  jedem  anderes 
sein  massstab  der  grosse  bekannt  sein  müsse.  Möglich  wäre  ci 
bei  diesem  gewebe  geistiger  befangenheit  des  rhapsoden ,  dass  er 
auch  den  gegensatz  zwischen  Odysseus  und  den  übrigen  trojasi» 
sehen  beiden  nicht  schon  wirklich  im  prooemium  angedeutet  hätten 
sondern  dass  auch  dieser  aus  der  geistigen  abhängigkeit  zu  er- 
klären wäre. 

Die  verse  11 — 26  führen  die  erzählung  nicht  weiter,  sondera 
dienen  dazu  den  hörer  über  die  situation  im  allgemeinen  ante* 
klären.  Sie  stammen  also  aus  einem  ähnlichen  streben  nach  deut- 
lichkeit  wie  die  schon  besprochenen  erklärenden  Zusätze  des  rhap- 
soden. Dass  dieser  bei  der  ausführung  seines  situationshildea  sieb 
unbeholfen   benahm,    muss    man    ihm   zu  gute  halten,   da  er  niebt 


Odjssee  E.  417 

ttehtor  voD  profoisioo  war.  Trotzdem  sind  ihm  die  ungeschickteD 
¥ene  15'— -19  nieht  zuiutraun.  Der  anfang,  als  das  jahr  kam,  in 
dem  die  gotter  ihm  die  beimkehr  zugedacht  hatten,  hat  ganz  ge- 
wiss Dicht  den  nachsatz  gehabt  v.  18: 

Ott<r  h&a  tKfPrt*^vog  ^tp  äi^Xwv, 

Mit  deo  haaren  wird  hier  eine  andeutung  von  ahenteuern  auf  der 
heuiMirt  herbeigezogen,  der  richtige  nachsatz  muss  gelautet  haben ; 
dt  f ersammelten  sie  sich  im  Olymp  oder  sonst  wo.  Eine  spätere 
ntennehung  soll  zeigen,  dass  der  Überarbeiter  diesen  vers  und  die 
iroite  ober  den  Poseidon  einschob,  um  die  Schicksale  durch  die 
hadaag  auf  Scharia  noch  bunter  zu  machen.  Offenbarer  wider- 
•pneh  li^  in  den  Worten:  dXX^  iu  dij  hog  ^k&i,  ra  ol  ins- 
9lticavto    ^iol   oUovii  vhc&at    und    in    dsoi   i*   iXiatQoy 

Mit  dieser  interpolation,    die  bis  v.  26   reicht,    ist  die  noth- 

wmdige  angäbe  fortgefallen,    dass  die  götter   sich   in   dem  hause 

im  Zens  versammelt  hatten.     Die  angäbe  über  den  zweck  und  die 

Ttraalassung    der  götterversamnilung   fehlt   vollständig  in    unserem 

tute.    Nach  dem  anfange  der  rede  des  Zeus  knüpft  die  versamm- 

ktg  an  die  rachethat  des  Orestes  an.     Wenn  eine   mitbetheiligung 

kt  Kljrtaemnestra  anzunehmen  wäre ,    oder   wenn    die   götter    die 

tbt  des  Orestes  vemrtheilten,  Hesse  sich  vielleicht  denken,  dass  in 

Cmer  Versammlung  über  die  bestrafung  des  Orestes  durch   die  Eu- 

■eaiden  verhandelt  werden  sollte;  doch  giebt  Zeus  und  Athene  dem 

QraitoB  offenbar   recht  (s.  v.  33  flgd.  und  v.  46  flgd.).     Die  ver- 

«ttmlung  ist  nur  ein  kunstmittel,    die  erzählung  auf  den  Odysseus 

ttarzospielen ;    wahrscheinlich   war  daher  im  originale  über  veran- 

iamnng  und  zweck  derselben  nichts  gesagt.     Es   hiess   hier  wahr- 

aeheinlich  einfach :  die  götter  hatten  sich  versammelt.     Der  rhapsode 

fcrwendete  diese  nackte   angäbe   als   nachsatz   zum   Vordersätze   in 

16 — 18.      War   aber   doch    eine  äussere    veranlassung   angegeben, 

so  wurzelte  diese  in  der  geschichte  von  Orestes,  sie  war  also  für 

den  rhapsoden  unbrauchbar. 

Das  resultat  der  Untersuchung  ist  also  folgendes:    der  grund- 

slock  der  w.  1 — 31  gehört  dem  rhapsoden  an,  der  seinen  Vortrag 

einleiten  und  seine  zuhörer  kurz   orientiren    wollte.      Ein   späterer 

Iberarbeiter  veränderte  an  dieser   einleitung  einiges,   um   auf  ge- 

fhilologns.   XXXV.  bd.  8.  27 


llg  Odyssee  ß. 

wisse  tbatBecheD  aufmerksam  su  madien,  die  er  io  die 
der  rhapsoden  eingefügt  hatte.  Ks  sind  dies  die  vf.  S  —  9  umi 
18—26.  Die  vv.  29—31  legte  der  rhapsode  eia,  um  die  koier 
über  den  anfang  der  rede  des  Zeus  ins  klare  la  setien. 

II. 

Die  götterversammlung. 

y.  71 — 75  geben  die  genealogie  des  Poljphem  und  den  grnod 
vom  Eome  Poseidons  an:  ging  das  abentener  des  Odysseus  bei  d« 
Kyklopen  vorher,  so  war  diese  ausfiibrlichkeit  überflüssig.  Wv 
der  zorn  Poseidons  der  grund,  dass  Odysseus  so  lange  bei  der 
Kalypso  bleiben  musste,  so  muss  Athene  wohl  diesen  grund  nick 
genau  gekannt  haben,  sie  fragt  v.  62:  t^  yv  roifoy  iiivCao^  ZeS;  — 
Sinnlos  bt  der  ausdruck  74—75:  Ix  xov  d^  \)dvCfia  Hoattiutß 
ovn  xaiaxTi(vu;  hat  ihn  Poseidon  vorher  immer  getödtet?  Dioer 
ausdruck  weist  auf  die  behinderte  hand  eines  nachdicbters.  Ist  a 
ferner  richtig  zu  sagen ,  dass  Poseidon  seitdem  den  Odysseus  m- 
hertreibt?  Seit  sieben  jähren  ist  dieser  schon  auf  Ogygia.  Dm 
Worte  von  des  Poseidon  zorn  sind  also  im  höchsten  grade  rv 
dächtig  in  unserem  zusammenhange.  War  dieser  zorn  ein  edita 
motiv,  so  war  es  berechtigt,  dass  Zeus  die  götter  zur  berathoB|[ 
über  des  beiden  heimkehr  auffordert,  denn  allen  göttern  gegenüber 
muss  der  bruder  sich  beugen.  Diese  berathung  und  die  vota  «ler 
übrigen  götter  fehlen.  War  dies  nicht  ursprüngliches  motiv,  lo 
genügte  es  vollständig,  wenn  Zeus  sein  Jawort  gab,  dass  der  heU 
heimkehren  sollte.  Nur  dies  ist  in  den  überlieferten  versen  an^ 
drückt.  Abo  auch  an  unserer  stelle  steigen  sehr  schwerwiegcafc 
bedenken  gegen  die  rolle  des  Poseidon  auf. 

Die  götterversammlung  soll  einen  Übergang  bilden  zur  g^ 
schichte  des  Odysseus,  diese  folgt  nicht  unmittelbar  darauf,  sonden 
eine  erzählung  vom  Telemach.  Letztere  kann  daher  nicht  die 
echte  fortsetzung  zur  götterversammlung  bilden.  Daher  wird  eiK 
neue  götterversammlung  improvisirt,  um  von  dem  vierten  buche  asf 
die  eigentliche  geschichte  des  Odysseus  zu  kommen,  ein  deutlicher 
beweis,  dass  die  abfahrt  von  Ogygia  als  unmittelbare  folge  einer 
solchen  götterversammlung  gedacht  war. 

Die  götterversammlung  im  ersten  buche  bat  die  erwartung  der 


(MfMee  BL  419 

lionr  auf  die  erlöinDg  unseres  beiden  angespaoDt,  schon 
dM  Biittel^   wie  diese  bewerkstellig^  werden    soll,    ist  angegeben. 
Es  war  die   pflickt  des  dichten,   die  heimkehr  unmittelbar  folgen 
m  lassen.     That   er   dies    nicht,  so  spielte   er  absichtlich   in   der 
weise  eines  Ariost  mit  den  gefiihlen  der  hörer. 

Die  reise  der  Athene  nach  Ithaka  bt  iwecklos,  denn  die  da- 
dnrch  herbeigeführte  fahrt  des  Telemach  fuhrt  und  kann  zu  kei- 
MB  aide  fuhren.  Br  macht  keinen  gebrauch  von  den  nachrichten 
du  Menelans  fiber  den  aufenthalt  des  vaters.  Die  werte  über  den 
sweck  von  Athenes  reise,  sind  unklar,  können  aber  auf  keinen  fall 
dnea  ersiehungsplan  andeuten,  da  v.  88  o^qa  oi  vl6v  ikulXov 
Innfvna,  xai  oi  fUvog  iv  g>Qtcl  defw^  nicht  allgemein  gesprochen 
flsd,  sondern  ihre  begrenzung  haben  in  dem  zwecke  v.  90 :  tlg  ayogtiv 
nUcuna  xugrixofAowptag  *^x^'^^^^  ^^^^  fA¥fi(niiqia<Siv  uiuntifjuv. 
Sie  beliehen  sich  also  nur  auf  ein  kräfiligeres  aufitreten  den  freiem 
ge|[eniiber.  Als  sweck  der  reise  nach  Pjlos  und  Sparta  aber 
wird  angegeben,  künde  zu  erfragen  vom  vater  und  rühm  zu  er- 
werben. Selbst  diese  beiden  zwecke  heben  sich  wieder  auf,  Tele- 
■aeh  hat  nach  dem  letzteren  gar  keine  zeit,  die  neue  von  der 
Atkne  erhaltene  kraft  den  freiem  gegenüber  zu  zeigen.  Auch 
wMe  eine  solche  abschweifung  für  die  dem  vortrage  zugemessene 
ksne  zeit  unpassend  sein. 

Die  unmittelbar  auf  die  götterversammlung  folgende  erzäblung 
wir  also  keine  echte  fortsetzung  derselben. 

Der  fiberarbeiter,  der  das  I — IV  buch  einlegte,  fand  eine  göt- 
terversammlung so  fest  mit  der   eigentlichen   erzäblung   verquickt, 
'    km  er  dies  motiv  zum  zweitenmale  einfuhren  musste.     Hierbei   ist 
ei  ihm  klar  nachzuweisen,    dass  er  die   erste  Versammlung  ausge- 
lehridien    hat,    also   ein    neuer   beweis   für  die  ungebörigkeit  des 
I — IV   buches.      Gemeinsam    sind    beiden   Versammlungen   die   vv. 
«70  =  f  4,  a  63—64  =  i  21-22,  a  86—87  =  i  30—31, 
m  96 — 98  =  €  44 — 46.     Ferner  zeigt   sieb    der    Charakter   der 
■aebdichtung  in  der  Versammlung  des  fünften  buches  deutlich  in  der 
■naelbständigkeit ,    mit    der  reminiscenzen  an  stelle  freier  dicbtung 
gnmtiii  werden.     V.  1,  2  =  ^  1,  2,    unhomerisch   ist   der  aus- 
dniek  Ma&t^dvw  =  xadC^U)  v.  3;  v.  4  =  Z7  121  und  a  70. 

Die    direkte    rede     der    Athene    wird     eingeleitet     mit    den 
Werten: 


im  Odyasee  £1 

joTc$  3*  ^A&rivaCfj  Xiyi  jcifJea  nolk*  *OivCqog, 

Ks  fehlt  also  ein  eioleitendes  verbum:  Xiys  xifiia  noAA'  =  «e 
zählte  die  vieleo  leiden  auf »  lässt  überhaupt  nicht  auf  eine  nadi- 
folgende  direkte  rede  schliessen;  ^vrica^irri  erinnert  an  u  28.  29. 
Vs.  29  gehörte  dem  rbapsoden  an,  also  hatte  der  dichter  vom  an- 
fange des  fünften  buches  die  vom  rbapsoden  überarbeitete  fom  da 
götterversammlung  in  a  vor  sich. 

In  der  rede  der  Athene  (v.  7  flgd.)  sind  die  vv.  8 — 12  = 
ß  230 — 234.  Im  II.  buche  spricht  sie  Mentor  zum  versammeltei 
Volke  der  Itbakesier  und  macht  ihnen  hier  mit  vollem  rechte  vor 
würfe.  Der  Vorwurf  richtet  sich  gegen  die  unterthanen  des  Odjf 
seus«  V.  1 1  wg  oinq  (lifivtiiat  ^06vaal^og  &do&o  Xauivj  ola$v  avac^. 
nat^Q  S*  (Sg  ijmog  tjiv,  und  doch  wird  dem^  was  die  Ithakesie 
nicht  thun,  entgegengesetzt  v.   13: 

äJJC  0  fiBv  iv  vricd^  XHTa$  xtL 
Diese  worte  müssten  ihres  gegensatzes  wegen  den  positiven  inUl 
des  Vorwurfs  zum  ausdruck  bringen:  und  doch  sind  die  unterthaoe 
unschuldig  an  der  gefangenschaft  des  Odjsseus.  Diese  fällt  dei 
Zeus  zur  last.  Der  dichter  von  t  7  flgd.  wollte  die  Athene  offeo 
bar  einen  Vorwurf  gegen  Zeus  aussprechen  lassen  wie  in  a ,  t 
benutzte  die  worte  des  Mentor  und  gerieth  dadurch  in  widerspnic 
mit  seiner  eigenen  absieht.  Auch  an  sich  ist  dieser  Vorwurf  od 
passend  bei  dem  zu  tage  liegenden  zwecke  der  Athene,  die  göttc 
zur  ausfubrung  von  des  Odjsseus  beimkehr  zu  bewegen. 

V.  13  =  721;  14—17  =  rf  557  =  580. 

3  557  —  560  spricht  der  meergreis  die  worte,  um  dem  M< 
nelaus  von  dem  geschicke  des  Odjsseus  auskunft  zu  geben,  wi 
sollen  sie  aber  an  unserer  stelle,  wo  die  götter  ja  genau  über  d 
läge  orientirt  sind,  in  der  sich  Odjsseus  befindet?  Passend  dagegi 
sind  in  a  die  vv.  50  flgd.,  in  denen  Athene  durch  eine  schilderui 
des  tiefen  leides  in  Odjsseus  seele  das  mitleid  der  gÖtter  zu  c 
regen  sucht.  Dass  Odjsseus  keine  schiffe  und  gefährten  hat,  i 
so  schlimm  nicht,  wenn  die  gÖtter  den  guten  willen  haben,  il 
heimkehren  zu  lassen.     Die  erzählung  zeigt  es  ja. 

Man  braucht  nur  weiter  zu  lesen,  um  überall  reminiscenz 
und  flickwerk  zu  finden  vv.  21—22  =  a  63-64.  VV.  23— i 
setzen  die  fahrt  des  Telemach  voraus. 


Odyssee  &  421 

Der  aofang  des  f&often  baches  ist  ein  elender  flicken,  der  dem 
echten  gedichte  unseres  rhapsoden  aufgesetzt  ist  Ohne  grand 
kann  niemand  diese  undankbare  arbeit  angetreten  haben,  die  ver« 
ttlasBung  liegt  in  dem  bedürfnisse  von  der  eingelegten  partie  (11. 
l^n^  wieder  lur  echten  erzählung  zurückzufuhren. 

ty  28  flgd.     Ganz  der  weise    einer   Überarbeitung   entspricht 

«,  dass  Zeus  mit  keinem  werte  seine  Zustimmung  zur  absendung 

des  Hermes  vor  dem  eigentlichen  auftrage  selbst  ausspricht     Auch 

io  a  fehlen  die  entsprechenden    verse.      Mit   Sicherheit    lassen   sich 

lolcbe   im    originale    vor    der    absendung    des    Hermes    annehmen. 

V.  52  flgd.  theilt  Zeus  dem  Hermes  die  heimkehr  des  Odysseus  in 

ill  ihren  einzelheiten  mit.      Diese   detaillirung    hat   keine    berechti- 

goog,   da  sie  weder  auf  die  handlungsweise  des  Hermes  nach  der 

Kalypso  bestimmend  einwirken   kann.     V.  32:    ovu   &mv  nofAJt^ 

mt&njtwp  apd-Quinwv  steht  ohne  sichtbare  grammatische  und  lo- 

gticbe  beziehung.     Nach  dem  äusseren  gefuge  der  worte   kann    es 

Dar  XU  wg  xi  virim$  gehören ,    d.  b.   zu   einem    absichtssatze ,    die 

Kgation  musste  also  /uif  sein.     V.  33  heisst  es  nun  weiter: 

aXX^  o/  Inl  cx^iCrjg  noXvdiif/AOV  Tnifiata  ttocT/üiv 

^f$an  x'  eho<no)  S^tgCfi^  iglßwXov  Ixono» 

Der  selbständige  anfang    äXX^  5/  mit    der  starken    betonung    des 

nbjekts  weist  unzweifelhaft  darauf  hin ,    dass  der  andere  theil  des 

gegensatzes  gleichfalls  ein  selbständiger  satz    war    und  nicht    eine 

Uoae  adverbiale  bestimmuug:    32    ovu   &(iSv  nofAnff  ovu  d-vfitwv 

iy&füinaiy.     Die  verse  können  also  nicht  echt  sein,  ovn  weist  auf 

einen    beliauptungssatz ,    also    werden   die   verse   ursprünglich  einer 

enählung  über  die  erlebnisse  des  Odysseus  angehört  haben.     Damit 

fiUlt  die    detailbeschreibung    des  Zeus  auch    mit   rücksicht  auf  die 

eoBiposition  der  worte.     In  diesen  versen  zeigt   sich   wieder    remi- 

utcenz    bei    reminiscenz:    34  =  I   363,    35  =   r  279,    38  = 

M36,  ^  341,  40  =  V  138,  41  =  ^  475.     Auch  v.  32  wird 

eine  einzelne  reminiscenz  gewesen  sein. 

Als  letztes  moment  fur  die  unechtheit  der  verse  führe  ich  an, 
^  Hermes  in  seiner  botschaft  dieses  detail  nicht  erwähnt.  Die 
TV.  41 — 42  sind  gleich  114 — 115,  also  einen  theil  der  worte  des 
Zeus  hat  Hermes  in  seine  botschaft  übergenommen.  V.  31  vociov 
^ivditrioq  tnXaat^qovog ,  äq  xi  v/ijTa»  würde  im  Einhalte  dem  re- 
zente 113  entsprechen  :  rov  vvv  a*  ^vviyHv  anomfjbjtifuv  orr»  td- 


422  CMjwee  E. 

j^tcm.  Es  eracheiot  daher  sehr  wahrscheinlich,  dasi  sidi  oraprfii^ 
lieh  ▼.  41—42  unmittelbar  an  ▼.  81  anschloss,  natMieh  biub  if^ 
ydq  in  aXV  (u  verwandelt  and  v.  118  daiwischen  gesetsrt  werde 
Im  anfiing  der  rede  werden  noch  einige  worte  der  laBtinuraiig'  ai 
Athene  grestanden  haben. 

Die  einfiigung  jenes  details  verräth  ein  Interesse  des  nherar- 
belters  auf  die  erlebnisse  bei  den  Phaeaken  himmweisen,  ein  be- 
streben, das  sieb  schon  oben  in  iwei  fällen  ergab.  Der  schiffbrodi 
bei  Scheria  steht  im  engsten  insammenhange  mit  dem  lome  des 
Poseidon. 

Mit  der  abreise  des  Hermes  ist  der  nachdiehter  wieder  so  des 
Worten  des  originals  gelangt,  diese  hatte  er  im  ersten  buche  Ton  der 
abreise  der  Athene  verwendet  und  selbst  nicht  vergessen,  dieser 
statt  des  Hermesstabes  die  lanze  zu  geben,  auch  die  flOgeUchnhe 
muss  sie  borgen  ($  44 — 46  =  a  96—98).  Bei  dem  attrihot  der 
lanse  v.  99  ist  der  nachdichter  abhängig  von  versen  wie  x  185, 
3  12.  O  482.  0  551  v  127  =»  a  99;  E  745,  747.  O  890, 
391  =  100,  101. 

Wie  elend  diese  ganxe  nachdichtung  ist,  hoffe  ich  deutlich 
gemacht  zu  haben.  Wenn  ich  die  zum  theil  übereiostimmeadei 
oder  widersprechenden  urtheile  anderer  gelehrten  nicht  ber&hrt  habe, 
so  ist  dies  aus  rucksicht  auf  den  um&ng  der  abhandlung  ge- 
schehen und  in  dem  bewusstsein,  dass  ich  eine  anzahl  neuer  punkte 
in  die  beweisführung  gezogen  habe,  die  geeignet  sind,  dem  gamm 
ein  neues  licht  zu  geben. 

lU. 
Hermes  und  Kalypso. 

y.  43—91.  Die  rede  des  Hermes  (97  flgd.)  enthäll  tha^^ 
sächliches  aus  der  geschichte  des  Odjsseus  105 — 111.  Man  h^^ 
die  mit  133 — 134  und  i;  251  übereinstimmenden  verse  schon  i^^ 
alterthume  gestrichen.  Ein  scholion  erklärt  sie  fiir  »i^ttoI  «8^^ 
TtQog  tilv  lifTOQCap  fMx6fAivo$  (Köchlj  de  Od.  carm.  disc  1,  p.  14^ 
V.  112  weist  jiw  vtv  auf  den  Odjsseus  als  eine  näher  vorher  h9^ 
stimmte  persönlichkeit  hin.  Streicht  man  die  fraglichen  verae,  s^ 
fehlt  diese  nähere  bestimmung,  denn  diese  lässt  sich  nicht  in  v.  10^ 
finden:    ftiist  lot  üviqa  nagthtu  oilipQiataTOP  aXkmy,  m  liegt  i^^ 


«Mfl  wsrtefl  keiB  merkaaly  das  die  Identität  des  Odjsseus  klar 
^e.  Der  kiaweis  nit  jov  fordert,  dass  etwas  thatsScbliches  von 
djaaeus  ausgesprochen  war.  —  Fielen  die  verse  fort,  so  hätte 
le  erwabnung  des  stursies  und  der  Griechen  frevel  keinen  sinn, 
a  beides  ohne  beziehong  auf  Odjsseus  stände.  Der  stürm  nrass 
I  beziebung  zu  des  Odjsseus  aufenthalt  bei  Kaljpso  gedacht  wer- 
Mi^  dieser  sturai  trieb  ihn  eben  an  die  küste  von  Ogjgia. 

Sdilecht  sind  allerdings  die  verse  und  ungenau  scheint  108 
esagt  zu  sein:  aia^  h  voötfp  ^A^tivattpf  aXhovto»  Oder  setzt 
lese  stelle  eine  andere  veranlassung  des  zomes  voraus  ab  die 
ewöhnliche  Überlieferung?  Trotzdem  kann  es  nicht  zweifelhaft 
»n,  dass  die  verse  beibehalten  werden  müssen.  Nach  dieser  er- 
iklnng  wäre  Odjsseus  also  ans  dem  allgemeinen  stürme  nach 
gjgia  verschlagen,  bis  zum  stürme  fuhr  er  mit  den  übrigen  hel- 
BB  zusammen.  Es  bleibt  somit  kein  Zwischenraum  für  die  aben- 
»er  und  irrfahrten  vor  der  landung  auf  Ogjgia.  Bs  fallen  damit 
ir  unsere  erzähluog  fort  die  erlebnisse  beim  Poljrphem  und  damit 
le  schon  oben  verdächtigten  stellen  über  den  zorn  des  Poseidon 
od  im  Zusammenhang  hiermit  die  landung  bei  den  Phaeaken.  Es 
UU  fort  der  frevel  an  den  rindern  des  Helios  und  damit  die  oben 
esprochene  stelle  im  prooemium;  gleichfalb  ohne  berechtigung 
rirde  vom  Odjsseus  gesagt  sein,  dass  er  vieler  menschen  städte 
esehen  habe  und  weit  umhergescblagen  sei.  Der  vertrag  des  rbap- 
Dden  beschränkte  sich  also  auf  einen  massigen  umfang,  der  die 
iickkebr  von  Ogjgia  und  den  freiermord  in  sich  schloss.  Ein 
djsseus  ohne  irr&hrten  ist  mjthisch  vollkommen  in  der  Ordnung, 
»  frappirend  dies  dem  gefühle  so  manches  erscheinen  mag;  eine 
latere  abhandlung  soll  dies  zeigen. 

Doch  sind  die  verse  in  der  rede  des  Hermes  und  diese  selbst 
ibr  mangelhaft.  Die  sendung  des  Hermes  zur  Kaljpso  ist  die 
»thwendige  fortsetzung  des  götterratbes ,  und  doch  kann  diese 
lebt  ursprünglich  mit  der  entsendung  des  Odjsseus  zusammen- 
short  haben.  Diese  ist  vollständig  entstellt  durch  die  mitwirkung 
98  götterboten.  Der  nacbweis  dieser  thatsacbe  wird  nun  nicht 
los  zeigen,  dass  die  vorliegende  form  der  botschaft  späteren  ur- 
pmngs  ist,  sondern  dass  die  wirkliche  heimsendung  überhaupt  eine 
siebe  botschaft  nicht  voraussetzen  konnte.  Damit  müsste  auch 
er  götterrath  fallen,  d.  h.  das  bindeglied  zwischen  dem  nostos  des 


4U  OdjasM  £. 

AgamemDOD  and  Odysseus,     bt  dies  bindegplied  ak  onedbt  < 

so  fallen  beide  nosten  als  nrspriinglich  getrennt   aoseuiaiider.     Der 

Verfasser  des  originals  ^  hatte  also  lu   seiner  anfatModen   koa- 

position  fremde  dichtungen  benutzt  und  diese  su   einem   gaoian  n 

vereinigen  gesucht.  —     Dies  ist  das  ziel  und   die  conaequcm   der 

Untersuchung. 

Der  flug  des  Hermes  (v.  51)  über  die  see  wird  verglichen 
mit  der  einer  Xagog  oQvtg^  einer  move.  Nach  dem  vergleiche  fliegt 
der  gott  unmittelbar  über  dem  wasser,  bald  taucht  er  hinein,  bald 
schwebt  er  darüber.  Ja  er  muss  wohl  zumeist  im  wasser  ge- 
dacht werden,  denn  v.  56  heisst  es  von  der  ankunft  auf  der  inael 
ix  növiov  ßaq.  Dieser  flug  ist  thöricht,  Hermes  wird  gewiss 
nicht  auf-  und  abtauchen.  Sehr  schön  wäre  das  bild  von  einem 
in  stark  bewegter  see  schwimmenden  menschen,  der  von  den  wellen 
bald  in  die  höhe  geworfen  bald  in  die  tiefe  hinabgezogen  wird, 
z.  b.  vom  schiffbrüchigen  Odjsseus.  Nur  auf  einen  solchen  paast 
jenes  Ix  novtov  ßdg* 

y.  73 :  (v&a  x   lm$m  xai  i&dvarog  juq  imX^^p 
^ifiToiro  ISd^v  xal  ta(ig>&itfi  ^qhtIp  ^tnv. 
Die   Schönheit  der   Umgebung   könnte   selbst  einen  gott  in  ataanen 
setzen,   es  kann   nach   der  situation  abo  nicht  ein  gott  adn,    der 
die    umgegend   bewundert,    nur    ein   mensch,   z.  b.  Odysseus.     JBs 
konnte  nicht  fortgefahren  werden: 

iy^a  <nag  &fi$TTO  ikixtOQog  ^AQywpovjfig,  sondern  x.  b. 

•  .  .  noXvzkoQ  Slog  ^ivofivg. 
Die  verse  sind  nicht  ursprünglich  von  der  ankunft  eines  gfottes  aaf 
Ogygia  gedichtet,  sie  weisen  mit  nothwendigkeit  auf  die  eines 
menschen,  die  vermuthung  ist  also  nicht  abzuweisen,  dasa  sie  ur- 
sprünglich von  des  Odysseus  ankunft  bei  der  ujrmphe  gedichtet 
waren.  Die  beweisstellen  werden  sich  noch  mehren.  Dadureh, 
dass  des  Odysseus  Schicksal  mit  dem  der  übrigen  trojanisdhen  bei- 
den verknüpft  wurde,  musste  mit  seiner  rettung  ans  dem  allge- 
meinen Sturme  auch  die  der  übrigen  erzählt  werden.  Bine  detail- 
schilderung  wurde  damit  unmöglich,  der  dichter  von  A  konnte 
also  die  ausführliche  erzählung  seiner  vorläge  von  Odyssena  nicht 
in  allen  punkten  verwerthen.  Er  gab  nur  kurz  die  rettung  des 
Odysseus    an.      Den    überschuss  von    versen   benutzte  er  aber  zur 


OdjMiee  E.  425 

cigCMn  enulMiiiig  too  des  Hermes  botschaft     In  beiden    fällen    ist 
ja  die  situation  ähnlieli. 

Anstössig  ist  in  v.  85  flgd.  das  fehlen  einer  formel  zur  ein- 
fthmng  der  direkten  rede.  Auffallend  ist  ferner ,  dass  Kaljpso 
deo  Hermes  ohne  gruss  empfangt  *)  und  sogleich  nach  seinem  ge- 
werbe  fragt,  ohne  auch  nur  die  antwort  abzuwarten.  Hielt  der 
dieiiter  eine  bewirthung  für  geboten ,  so  musste  diese  jener  frage 
▼oranagehn. 

y.  98:  xiQaff&t  3k  vixtag  Iqv&qov. 
Das  beiwort  iQv&Qog  wie  das  xiqaaat  passen  nur  zum  weine.  Die 
bedentong  eingiessen,  in  der  Aristoteles  das  wort  nahm«  ist  ohne 
aoalogie.  Also  wieder  ist  von  der  bewirthung  eines  menschen  die 
rede.  Mit  richtigem  takte  halten  die  schollen  das  fiqaq^  dvfioy 
UwSg  tur  unpassend  vom  gotte  gesagt.  So  hiess  es  ursprünglich 
Toni  CMjssens. 

Die  rede  des  Hermes. 

\.  97:  ilqmag  fi'  lX»ovta  &%&  &t6v. 
üoverständlich  ist  an  unserer  stelle  der  gegensatz  &Ba  &iivy  solche 
asjndeta  dienen  dazu,  enei^isch  zwei  verschiedenen  personen  einen 
Reichen  h^iff  zu  vindiciren  oder  abzusprechen  (z.  b.  idiXwv 
i^iXüvifaf),  Was  soll  diese  energie  an  unserer  stelle?  Wäre 
Ddjsseus  hier  sprechende  person  und  nennte  sich  ßqoxovy  so  wäre 
der  gegensatz  vollständig  in  Ordnung,  da  Odysseus  als  mensch  die 
gottliehe  und  darum  überlegene  Kaljpso  fürchten  und  in  seiner 
mittheilung  vorsichtig  sein  musste. 

V.  97—98:  aiiäq  fyw  to$ 

rtifHQjiwg  t6v  (av&op  ivtCjnjifw  xiXiM  yäg» 
Kne  solche  spräche  setzt  den  freien  entschluss  des  sprechenden 
Toraus,  Hermes  aber  muss  dem  Zeus  gehorchen,  für  ihn  ist  nicht 
gmnd  xilia$  yäg.  Es  kann  der  ausdruck  nur  heissen:  ich  will 
dir  wahrheitsgetreu  die  geschichte  erzählen,  eine  solche  hat  Hermes 
■ieht  zu  berichten,  sondern  nur  einen  befehl  zu  überbringen.  Also 
noch  hier  werden  wir  auf  eine  erzählung  des  Odysseus  geführt. 

V.  99.     Dass   Zeus   den  Hermes   ovm    i&iXovja    zur   Kalypso 
geschickt,  ist  nnrichlig  und  bei  seinem  wesen  als  botengott  lächer- 

2)  Thm  fAOk  ttl^lovd^at  ist  sehr  thöricht  von  Ameis  fQr   eine  be- 
grüssungtformel  erklärt. 


4M  OdysMe  E. 

lieb.     Ueberbaupt  ist  es  unwürdig,  wenn  der  gott  fiber  dea  la^gM 
weg    klagt,    was  sollen  ihm  unterwegs  die  städte  nnd  becatlMlbei^ 
will  er  bier  station  macben  und  sieb  restauriren?     Vollatiadig  an- 
gemessen  ist  eine  solche  spracbe  für  einen    durcb  des  Zeus  wetter- 
an  den  äussersten  erdrand  verschlagenen  mann,   wie  Odysseua,   na 
miissten  natürlich  die  auf  Hermes  berechneten  becatombeo  fslleo, 

V.  116 — 117.  Die  einführenden  worte  der  antworC  siiid 
V.  171  — 172  entlehnt.  Also  die  ganze  erzäblung  von  He 
botschaft  stellen  sich  als  nachdichtung  heraus. 

Ralypso  und  Odysseus. 

Diesem  Sachverhalte  entsprechend  ist  mit  der  entfernung  d^^fls 
Hermes  auch  jede  spur  seiner  botschaft  entscbwundeo ,  Kaljps^^^ 
spricht  mit  keinem  worte  davon  zum  Odjsseus.  Abi  grund  des^^v 
beimsendung  giebt  sie  190  flgd.  ihr  mitleid  mit  dem  beiden  a^^ 
und  zwar  in  einem  zusammenbange,  der  jeden  zweifei  an  der  aof^— 
richtigkeit  der  worte  unmöglich  macht.  Sie  stehen  in  unnittel^^ 
barer  Verbindung  mit  dem  feierlichen  eide,  dem  bdden  niebt  scba^— 
den  zu  wollen.  —  Was  sollte  überhaupt  das  motiv  der  g6tti^^ 
gewesen  sein,  den  befebl  des  Zeus  zu  verschweigen,  —  atk^m"^^ 
y.  168 — 170  erkennt  sie  unumwunden  die  überlegenbeit 
olympischen  götter  an.  Und  hätte  der  dichter  dies  motiv 
verwenden  wollen ,  so  hätte  er  doch  eine  silbe  davon 
müssen. 

Die  erzäblung   selbst   ist  natürlich    durch   jenen  einsdmb   i^^** 
Verwirrung  gerathen.     Die  göttin  versucht   nach   ihrem   feierliebe^^^ 

eide   noch    einmal    den   beiden    von    der   fahrt   abzubringeo.      ün^ ' 

nütze    zeit   wird   mit    der   zwecklosen    Unterhaltung  in    der   hobl^^^ 
verloren. 

Odysseus  sitzt  weinend  am  meeresgestade ,    erwähnt   war 
schon    81—84,   v.  83  —  84  =   157—156    und   auch    in    iur 
xa&ijfitvog    ist    aus    151    entlehnt  In^  äxtlqg  na^rifuvov.     Die  Ti^-^^* 
154  — 158    enthalten    nicht    eiue    Schilderung    von    des    Odjawa^^^* 
kummer    für   den    besonderen  fall,    wie   nach   dem  eingange  151;^ 
TO»  S*  Sq'  lii  oxT^c  ivq%  xa&^fAivov  und  nach  der  situation 
liaupt  zu  erwarten  war.      Es    wird   ganz    allgemein    der 
seines   schmerzes   beschrieben,    wie  er  sich  zu  verscbiedenea 
und  an  verschiedenen  orten  zeigt     Nach  v.  153  war  ia  der 


Mrssee  E.  427 

^Bnihlong  befchriebeo,  wie  der  beld  allnäblich  d«i  sinDlichen  ver- 
Jcehra  and  der  reiie  der  göttin  überdrüssig  wird,  und  wie  dies  die 
^^naleo  dei  beinwebs  nocb  verstärkt.  — -  Sieber  sind  unsere  verse 
^»in  rest  der  nnprünglichen  enäblung,  in  der  das  leid  des  Odjsseus 
^KQsaamenbäogeod  besebrieben  wurde.  Eine  ergiUizung  bilden  wobl 
^Bie  verae  der  Atbene  a  55  flgd.  das  beimweb  und  der  nynpbe 
Y^Kkin^a  waren  ecbte  lüge  jeaer  ersäblung. 

y.  161:  fjiti  fiq  (Tf  (MxXa  ngofQaoa*  anonifi^ia  und 
4oeh  batte  die  njnpbe  wenige  verse  vorber  dem  Hernes  erklärt 
'^^  140:  nif&fpw  ii  imw  ovnri  fywyt. 

y.  162:  aXk'  ayt  Sovgara  xtX.     Die  aufforderung  der  göttin 

^Baai  baa  des  flosses  ist  auf  unmittelbare  ausfnbrung  berechnet,    die 

^tonr    dordi    des  Odysseus    bedenken   aufgescboben    werden    konnte. 

'%irareD  die  bedenken  geboben,   so  sollte  und  musste  der  bau  sofort 

liegiiuieD.    Die  worte  setzen  also  eine  situation   voraus,    nacb    der 

OdjMeos  nar  das  handwerksgerätb  zu  ergreifen  braucbte,  sieb  abio 

amit  Kaljpso  in  der  böble  befinden  musste.    Die  Verlegung  an  den 

stiwid  verdanken  wir  dem  besucbe  des  Hermes ,   bei  dem  Odjsseus 

«ntfemt   werden   musste   und    zwar   mit  den    aus  157 — 188   ent« 

lehnten  versen  83—84.     Die  njmpbe  musste  den  Odjsseus  zurüek- 

Cobren,    dabei   tbeilt  sie   ibm  'den  plan  mit.     Die  rüekkebr  in  die 

Isoble  war  nötbig,   um   das   bandwerksgerätb   zu   bolen.     Da  die 

abreise  bier  nun  niebt  zum  zweiten  male  verhandelt  werden  konnte» 

mo  leg^e  der   verfiisser   von  A  jenen   unglficklicben   versueb    ein, 

deo  Odjsseus  von  der  ftibrt  abzubringen,   zu   der  die   njmpbe   ihn 

selkst  bestimmt  hatte. 

Bezeichnend  setzt  mit  dem  scbluss  dieser  eingelegten  erzäb- 
hi^  die  ecbte  fortsetzung  mit  einem  vollständig  unpassenden 
^erae  ein: 

Mai  Toi  ^iv^fhji  fnyaXi^TOQt  fäi^Sno  nofAitriv. 
■Vr  nberarbeiter  batte  ihn  aus  irgend  einer  stelle  im  gedäcbtnisse 
Whalten  und  bier  zum  Übergang  gebraucht,  obgleich  das  (n/^dic^ah 
I^Uigst  vorhergegangen  war.  —  Bei  der  nachdichtung  von  des 
^ysseofl  gespräcb  mit  Kaljpso  mag  wobl  die  echte  erzählung  von 
^i^  ersten  nacht  benutzt  sein,  sowohl  bewirtbung  als  beilager. 

yoB  leiden  des  Odjsseus   auf  der  heimfahrt  109 — 170   kann 
^%ljpio  nach  der  ersäblung  nichts   bestimmtes  wissen,    sind   diese 


428  Odjflsee  E. 

vene  echt  in  einem  theile  des   originals,   so   könneD   sie  nor   ab 
ein  Schreckmittel  gelten. 

Vs.  219  —  220:   iXXa   xal  iSg  l»iXa  »ai  iOioiMU  ^/»afa 

Jidvta 
otxaSi  t'  lk&ifAiva$  xal  voifnfAOV  ^f*aQ  liiü&at. 
Diesen  Worten  kann  die  Festsetzung  der  heimreise  nicht  vorange- 
gangen sein,  denn  alle  tage  hofift  Odjsseus  noch  auf  die  heimkehr 
Die  verse  lassen  also  mit  Sicherheit  darauf  schliessen,  dass  da; 
original  des  dichters  von  jä  eine  erzählung  enthielt,  in  denen  dies^ 
verse  am  platze  waren.  Möglich  wäre  allerdings,  dass  sie  axt 
der  III  pers.  in  die  I  umgesetzt  wären,  ebenso  möglich  erscheint  e 
jedoch,  dass  jenes  original  eine  episode  enthielt,  in  der  die  Djmph 
den  helden  von  der  heimkehr  abzubringen  suchte  und  dass  hieram 
unsere  vorliegende  erzählung  umgearbeitet  ist.  Dass  die  nympb 
hierbei  auf  die  gefahren  der  Seefahrt  hingewiesen  hat,  ist  sefa 
wahrscheinlich,   und  dem  würde  des  Odjsseus  antwort  entsprechen 

il  J'  avr*$  ^(^(A  d'iwp  ivl  olvom  novnfj 
iX^ifOfAM  Iv  otij&iifirtv  fx^^  tttXaiuv&ia  dvf&ov» 
VV.  225—227  sind  flickverse. 

Das  resultat  der  Untersuchung  ist  also  folgendes :  ein  rhapsod 
schied  aus  einer  umfassenden  nostendichtung  die  geschieht«  de 
Odjsseus  aus.  Er  veränderte  am  anfang  vielleicht  einiges,  was  i 
direkter  heziehung  zum  vorhergehenden  stand  und  fugte  ein  kurze 
referat  hinzu  zur  aufklärung  der  situation.  Sein  original  yi  kannt 
keine  abenteuer  des  Odjsseus  zwischen  dem  Schiffbruch  der  grie 
chischen  flotte  und  des  Odjsseus  ankunft  bei  der  Raljpso.  Uebe 
die  Schicksale  des  Odjsseus  benutzte  der  dichter  von  ^  ein  ge 
dicht,  das  er  durch  eine  götterversammlung  und  eine  botscbaft  de 
Hermes  mit  dem  vorhergehenden,  dem  nostos  des  Agamemnon  un« 
der  räche  des  Orestes  verband.  Dadurch  wurde  die  zu  grund 
liegende  erzählung  verstümmelt  und  entstellt,  A  hatte  sich  mit  de 
Schilderung  des  sturmes  begnügt,  kurz  die  rettung  des  Odjrssen 
nach  Ogjgia  erwähnt.  Die  echte  erzählung  von  des  Odjsseus  an 
kunft  bei  der  Raljpso  benutzte  er  zur  botenscene  des  Hermes.  — 
Das  original  von  A  muss  ungefähr  folgendermassen  erzähl 
haben:  Odjsseus  schiff  ist  im  stürme  zertrümmert,  seine  gefahrtei 
sind    untergegangen,    er  selbst    rettet  sich  auf  einem  halken  durcl 


Odjssde  E.  429 

die  stannbeweg^  flath  nach  Ogjgia.     Br  durchwandert   die    insel, 

Vöatait    zur  grotte   der  Kalypso    staanend    über   die  Schönheit  der 

Umgebung,      Die  njmphe   nimmt    ihn  gastlich  auf  und  lebt  bei  ihr 

im  gfenusse  ihrer  reise.     Diese  werden   ihm   allmählich  überdrüssig, 

und  er   sehnt   sich  surück   in  die  heimath.     Die  Vorstellungen  der 

njaphe  helfen  nicht,  bis  sie  ihm  die  abfahrt  bewilligt. 

Zeitz.  1^.  Wegener. 


Soph.  Elect.  47: 

ayyiXXt  (T  oQxtip  ngogttd'ilg  6&ov¥ixa 

kit  o^sqi  nQOQTt^ile  bekanntlich  eine  menge  conjectnren  hervorgerufen, 
noichst  wegen  des  dativs:  aber  dass  sprachlich  gegen  diesen  nichts 
«ttowenden  zeigt  Arist  Av.  iOOi  vergl.  mit  Fritzsch.  Quaest  Lu« 
^.  p.  113:  um  igxip  recht  hervorzuheben  ist  die  etwas  auffallende 
construction  gewählt     Aber  trotzdem  ist  hier  ein  fehler:  denn  von 
diesem  ekle  ist  im  folgenden  gar  keine  rede,  der  pädagog  benutzt 
ihn  gar  nicht:  nun  wird  aber  im  folgenden  ich  möchte  sagen  jedes 
liier  im  prolog  gesprochene  wort  weiter  ausgeführt,  näher  bestimmt, 
k^cksichtigt     Dazu  kommt,  dass  die  auffbrderung  zu  einem  fal- 
Khen  eide  ohne  alle  noth  sehr  auffallend:    es   ist    klar,   von   So« 
pkokles  kann  dies  nicht  herrühren,  es  rührt  vielmehr  von  dem  her, 
^^  unt.  vs.  59 — 66  eingeschoben  und  beabsichtigt  hat,  den  Orest  ahi 
l^cht  den  auftrag  des  Apoll  nehmend  darzustellen.     Denn  dass  diese 
Verse  anecht  sind,  zeigt  ausser  anderem  besonders  vs.  63  otav  So- 
AH>«(  "EXdwiftv  uv^tgy  da  das  nur  von  einem  gesagt  sein  kann,  der 
''>  frieden  aus  seinem  hause  gegangen,  nicht  ahio  wie  Orest,  s.  ob. 
^••10:    es  müsste  narglg,   iofiok  naxqt^ok  drgl.  gesagt  sein.     So 
^  denn  vs.  47  ursprünglich  vielleicht  wg  ittßvfiwg  gestanden,  woran 
^trisch  kein  anstoss  zu  nehmen :   auf  diese  weise  würde  die  Wir- 
kung von  unt.  vs.  1452   sehr  erhöht    werden,      üebrigens   könnte 
^ogit^iCg   auch   möglicherweise  echt  sein,    wenn   ein   aU,a  oder 
*a»a  oder  ogd-u  oder  ein  anderes  adjectiv  dieses  sinnes  dabei  stände : 
>^ürlich   wird  dabei  die  echtheit  von  vs.  49.  50  festgehalten :    dann 
^t  die  ganze  erzählung  vs.  680  flgg.  schön   vorbereitet 

Emtt  von  Isutgch. 


XIL 

Findars  zweite  pythische  ode. 

Kaum   eiD   anderes  gedieht  Pindan  bietet  der  erklämog  lo     | 
grosse  Schwierigkeiten  dar  wie  dieses.    Troti  der  vieUacbsten  he- 
ntthungen  hat  bis  jetzt  noch  kein  erklärer  ein  auch  nur  halbwegs 
befriedigendes   resultat  enielt.      Es   ist   dies  um  lo  befreoMteaderf 
als  durch  Boeckhs  Untersuchungen  die  abfiissungsseit  siealicli  sichcf 
gestellt  ist  (ol.  75,  4  &=  477),  und   die  danabi  an  hofe  Hiero* 
und  in  Sicilien   überhaupt    herrschenden    Verhältnisse  so   klar   waA 
vollständig  als  man  es  nur  wünschen  kann  dargelegt  sind. 

Hiero   hatte  etwa   ein  jähr   vor  der  entstehung  des  gedidit» 
(ol.  75,  3)  die  herrschaft  von  Sjrakus  angetreten;   er  hatte  aoebeo 
seine  macht  an  Anaxilaus,   dem  tyrannen  von  Rhegium,   bewieaev^ 
dessen  versuch  sich  Lokris  zu    bemächtigen   an    sebem    eia^fvch 
scheiterte.     Die  Spannung  zwischen  Hiero  und  seinem  jungem  bm- 
der  Poljzelus,  dem  Gelo    seine  gemahlin  Demarete   und  die  Vor- 
mundschaft über  seinen   söhn  nebst  dem  Oberbefehl  über  das  beer 
hinterlassen  hatte,  war  bereits  auf  das  höchste  gestiegen,   ••  da« 
sich  der  letztere  genöthigt  sab,    zu  seinem  sdiwiegervater  Ther» 
nach  Agrigent  zu   fliehen;    der  krieg  mit  dem  letitereo  staiid  ia 
■aber  aussieht.     Hieros  herrschaft  fehlte  es  also  weder  an   kriege- 
rischer thätigkeit  noch  an  kriegsruhm.     Er  galt  bereits   mit   reebt 
fur  den  mächtigsten  fursten  der  insel.     Beliebt  war  er  aber  nicht; 
denn  es  scheint,  dass  schon  frühe  die  schlimmen  selten  seiner  utor 
hervortraten,    die,    von   ehr-   und  gewissenlosen  höfiingea  aoage- 
beutet,    den   anfenthalt  an   seinem    hofe  und  in  Sjrakus  überlMwpt 
für   freigesinnte   und  selbstständige   manner   unbehi^lidi,   ja  wohl 
gar  gefthrlich  machten.     Die  eigenmächtigkeit  und  gewalttUltigkeil 


1 


Pimfaros.  4SI 

«■ftretens  mimte  bei  dem   voike,  dem   das   biedere ,   leatse- 
Hge  benehmeo   Gelos   Docb    in    dankbarer    erinnerung   war,    einen 
üblen  eindruck   macben   und    wobl   auch  revolutionsgedanken  wach 
Tfifen.     Diodor    erzählt   uns    (ii,    67):    ^v   xal   ftXdgpfQog   *ai 
ßkuog  xat  xad-oXov  r^g   &nX6tfiTog  xal  »aXoxä/a&fag  räSiX^ioS 
okkm^HiTawg.     3$i     *ai    nXifotig     rt^tg     u^dsraaO'ak 
ßovXofAivo^   naQaxariaxop  tag  iSlag  oQf&äg  Sm   rijv   FiXutvog 
iolay  xal  jtiv  tlg  tovg  anavtag  S^x^Xmiag  ivvotaw.     Diese  Unzu- 
friedenheit  dei   Volkes,    die   dem    fürsten   nicht  entgehen  konnte, 
■unte  ihrerseits   wieder   dazu   dienen,    seiner  neigung  zum  miss- 
tnuien  nahrung  zu  geben.     So  bürgerte  sich  an  seinem   hofe   mehr 
snd  Mehr  jenes  spionirsjstem  ein ,    das   einen   trüben  schatten  über 
leioe  sonst  ruhmreiche  regierung  wirft  und  ihm  gerade  den   besten 
tMI  seiner  mitbürger  und  Zeitgenossen  entfremdete. 

Unter  solchen  Verhältnissen  wurde  die  vorliegende  ode  ge- 
Mtet  Man  sollte .  meinen ,  sie  müssten  zum  verständniss  des 
gedichtes  ausreichen.  Wenn  dasselbe  noch  besondere  Vorgänge  zur 
Tonitssetzung  hätte,  so  dürfte  man  wohl  erwarten,  dass  uns  dar- 
über spedelle  mittheilungen  von  den  alten  erklärem  überliefert 
worden  wären.    Dies  ist  aber  nicht  der  fall. 

Dass  das  gedieht  einen  sieg  Hieros,    und   zwar  einen  wa- 

gttiiieg   feiert,    hätte   angesichts    der    einleitenden   verse   (1 — 12) 

hick  bezweifelt   werden   sollen.      Dass    dies    allerdings    kein    an 

ciiett  der  vier  grossen   nationalspiele   davongetragener   war,    hat 

Bseckh  nachgewiesen.     Ob  wir  aber  mit  ihm  an  einen  sieg  in  den 

ttebaaisdien  lolaeen  oder  Herakleen  zu  denken  haben,  muss  dahin- 

geitellt  bleiben.     Jedenfalls  haben  wir  es  mit  einem   ge- 

iegeobeitsgedicht    zu    ehren   des    siegreichen  Hiero 

10  thun.     Dies  werden  wir  vor  allem   festzuhalten   haben.     Wir 

hilten  deshalb  jed^e  erklärung  für  unrichtig,  welche  unser  gedieht 

entweder  zu  einer  Strafpredigt  stempelt,    oder  für  eine  samm* 

long   von   guten   lehren   und   rathschlägen    ansieht,    die 

man  mit  mühe  und  noth,  aber  nicht  ohne  gewaltthätigkeit  zu  einer 

wenigstens  äusseren   einheit  zu   verbinden    verstand.      Das   letztere 

widerstreitet   durchaus   dem   character   eines   des   Pindar    würdigen 

kmntwerks,    von  dem  man  mit  recht  erwarten   darf,   dass   es   die 

MiQ^eschichtlicfaea  zustände,    die  seine  Voraussetzung  und  zugleich 

Miiieo    inhalt    bilden,    zu    einer   würdigen  einheitlichen   idee   ver« 


4S2  Pindaroi. 

knüpfen  und  in  ein  höheres   licht  verklären   wird.      Die 
hingegen ,    das«   Pindar    den    aiiftrag    für  fliero   ein  siqpealied 
dichten  so  habe  missbrauclien   dürfen,    dass    er   ihn    vor 
von  festgästen  an  den  pranger  stellte,    indem   er   iha   aetae  fiekkr 
vorhielt   und    ihn   vor  der   ausfuhrung  schlechter  ahaichteo  wamli^ 
ist  so   ungeheuerlich,    dass  man   sie  gar  nicht  für  möglieh  baltn 
würde,    wenn  sie  sich  bei  der  erklärnng  der  pindariachea  gedieht« 
nicht  thatsächlich  oft   genug  geltend  machte.     Solche    Unmöglich- 
keiten sollten  doch  endlich    einmal    aus   den    conuaentaren   Piadan 
verschwinden.      Die  oft    gehörte  berufung   auf  die  freimüthigkeit 
der   alten   und  Pindars   insbesondere  macht  die  sache  nicht 
Auch  die  alten  waren  menschen  wie  wir;   auch  sie  hatten 
und  ehrgefiihl  wie  wir  und   Hessen  sich   nicht    vorwürfe   über  ikr 
sittliches  verhalten  ins  gesiebt  schleudern,  ohne  lu  errötheo,  weaa 
diese  berechtigt  waren,   ohne  sie  mit  aller  entschiedenheit  mnriek« 
zuweisen,   wenn   sie  unberechtigt  waren.     Und  Hiero    wäre  gaai 
gewiss  der  allerletzte  gewesen,    der   so    bedeutende    kosten 
gewendet  hätte,  um  sich  unter  grossem  pompe  vor  der 
ner   unterthanen   von  einem   dichter  den   text   lesen  zu 
Auch    die    hinweisung   auf   den    von   Pindar   allerdings    wohl   c^ 
kannten  göttlichen  beruf  des  dichtere  ahi  eines  sehers  und  prteiten 
kann   hiefiir    nicht    zur    erklärung    dienen.     Denn    die    betziehaag 
eines    dichtere   zu    einer   festfeier    war    eine    durchaus  freiwillige 
sache,    und  für  6inen  dichter,   der  sein  amt  nicht  ohne  verletzoB|[ 
des  auftraggebers  glaubte  ausführen  zu  können,    gab   ea  jedenfüh 
immer  drei  andere,  welche  zur  Übernahme  bereit  waren,   ohne  la- 
gleich  einen  missklang  in  die  festfrende  zu  mischen.     Die  aoalogts 
mit  unsern  geistlichen,   welche  ja  auch   oft  genöthigt   seien,   dsa 
mächtigen    bittere  Wahrheiten   zu   sagen,    wurde  nur  dann  passes, 
wenn  diese  nicht  kraft  ihres  amtes  oft  auch  da  reden  müsateo,  we 
sie   nicht  aufgefordert  werden.      Kurz,   —  Hiero  wollte  von 
Pindar  lobgedichte   und   siegesgesänge,    und    lohge- 
dichte    und    siegesgesänge   auf  Hiero  hat  Pindar  ge- 
dichtet. 

Sind  diese  bemerkungen  begründet,  so  fallen  so  ziemlich  alle 
bisherigen  erklärungen  des  gedichts.  Zunächst  werden  wir  die 
Boeckbs  und  Dissens  aufgeben  müssen.  Der  entere  bezieht  dM 
gedieht  auf  den  kri^  Hieros  mit  Poljzelus  und  Thero^   auf  die 


Pindaros.  4S8 

D,  die  Hiero  angeblich  gegen  du  leben  seines  binders 
Poljidna   nncbte   und   auf  das   bestreben  Uieros  die  Demarete  in 
■eioe    gewalt  zn   bringen.      In  Izion,   der   zuerst  verwandtenmord 
begaiq^   und   die  gemahlin   des  Zeus   begebrt    habe,   solle  Uiero 
■em  warnendes  gegenbild  erkennen.     Der  letzte  tbeil  des  gedicbtes 
aber  aei  xnr  bekänpfung   der    höflinge   bestimmt,   die  zum    unge- 
reebtea  nnd  verderblichen  krieg  riethen.     Die  einheit  des  gedicbtes 
wird  hier  allerdings  gewahrt,    dagegen   verträgt  sich,   auch  abge- 
sehen  von   der  unberechtigten  parallele  zwischen  Hiero  und  Ixion, 
dm  lob  der  kriegerischen   tugenden  Hieros,   wie    schon   Hermann 
«sd  Momowen  hervorgehoben   haben,    schlecht  mit   der  abmahnung 
fOQ  einem  krieg,  und  endlich  hätte  Pindar  kaum  ein  schlechteres 
wttd  wählen  können,  den  Hiero  g^^  seine  höflinge  misstrauisch, 
ach  selbat  aber  wieder  geneigt  zu  machen,   als   indem   er   ihn  der 
icUÜBmsten    verbrechen    beschuldigte.    —      Nicht   viel    verschieden 
lueron  ut  die  Dusensche  erklärung:  das  gedieht  schildere  das  ideal 
«DCS  fiirsten,    der  macht   mit  Weisheit  vereinige.      Hiero   besitze 
ik  erstere^  ermangle  aber  der  letzteren.     Er   werde   deshalb   zwar 
wegen  seiner  macht  gepriesen,  zugleich  aber,  theihi  durch  das  bei« 
ifiel  Ixions^  dessen  frevel  ihm  nicht  fremd  seien,  theihi  direct  zur 
wdsheit   ermahnt    —     Kinen   ganz   andern  w^  schlägt  Hermann 
ob:   das   gegenbild  Izions  sei   nicht  Hiero,   sondern  vielmehr  sein 
gcgaer  Anazilaus   von  Rhegium,    der  feind   der  Lokrer.     An  ihm 
nige  sich,    wie   die  uodankbarbeit   bestraft   werde  und  eine   der 
Weisheit  ermangelnde  macht  in  sich  selbst  zusammenstürze.      Hiero 
digcgen  werde  geriihmt  wegen  seiner  unvergleiclilichen  macht  und 
Weisheit,  welcher  auch  schmähsüchtige,  wie  Baccbylides,   nichts  an- 
tahaben  vermöchten.    Während  Pindar   hiemit  seinen   g^ner  Bac- 
ebjlides  zu  verdächtigen  suche,   warne  er  im  letzten  tbeil  den  für- 
slen  überhaupt  vor  den  einflüsterungen    seiner  unehrlichen   höflinge 
■nd  betone  dagegen  seinen  eigenen    ehrenhaften    und    wahrhaftigen 
character,    durch  den  er  sich  auch  den  beifall  Hieros  zu  erwerben 
hoffe.     So  im  wesentlichen  auch  Mommsen,    nur  dass  dieser  noch 
weiter  geht    und    den  letzten    theil   (von  v.  73  an)   vom   gedichte 
ganz  lostrennt,  da  er  Privatangelegenheiten  behandle  und  gar  nicht 
sum  öffentlichen  Vortrag  bestimmt  gewesen  sei.     Beide   letztere   er- 
klarungen    sind    unhaltbar,    weil    1)  durch    sie  die  einheit  des  ge- 
diehts   aa%ehoben    wird,   2)  der  beweis   nicht  geliefert  ist,   dass 

Fhilolc^us.   XXXV.  bd.  3.  2ft 


434  P'tniwog. 

Aoazilaus  dem  Hiero  zu  dank  verpflichtet  geweieo  sei,  S)  dai  k* 
beo  des  ADazilaus  keine  ähnlichkeit  mit  den  frevein  des  Izion  uf- 
weist,  und  endlich  4)  Anazilaus  fur  Hiero  und  seine  herrMkaft 
keineswegs  von  solcher  bedeutung*  war,  dass  seine  bekämpfuBg  in 
den  mittelpunct  eines  siegesliedes  hätte  gestellt  werdeo  können.  — 
Richtige  und  gesunde  gedanken  über  unsere  ode  finden  sich  ohne 
zweifei  bei  Härtung.  Was  er  über  das  an  Hieros  hofe  herrschende 
Spion irsjstem,  über  die  natur  der  kläffer,  die  sich  auch  den  edelstes 
an  die  fersen  hängen,  und  die  beste  art  sie  los  zu  werden,  endlich 
über  das  wesen  des  neides  sagt,  der  sich  selbst^ bestraft ,  das  ist 
alles  ganz  in  der  Ordnung.  Allein  —  es  sind  das  nur  einzelne 
momente,  durch  welche  der  reiche  inhalt  des  gedichtes  noch  kei- 
neswegs erschöpft  wird,  und  überdies  hat  es  Härtung  UDterlassen, 
sie  auf  eine  innere  einheit  zurückzufuhren.  —  Gans  anders  ver- 
fährt der  neueste  ausleger,  Leopold  Schmidt.  Das  gedieht  neint  er, 
sei  gar  kein  siegeslied,  sondern  eine  absageepistel  auf  eine  as 
Pindar  ergangene  einladung  zu  einem  besuch  in  Sjrakus.  Die 
bekannte  von  Pindar  dem  Simonides  gegebene  antwort  mache  es 
wahrscheinlich,  dass  sich  Pindar  erst  nach  wiederholter  einladong 
entschlossen  habe,  an  den  tjrannenhof  zu  kommen.  Es  dürfe  aber 
gerade  die  abfassungszeit  unserer  ode,  kurz  nach  Hieros  thronbe- 
steiguog,  für  die  erstmalige  einladung  der  passendste  xeitpunct 
gewesen  sein.  Schmidt  gibt  uns  auch  die  motive  der  eioladnng' 
an:  der  fürst  wollte  dem  dichter  ein  asjl  gewähren,  da  diesem 
nach  seiner  vermuthung  der  aufenthalt  in  Theben,  wo  sieb  gerade 
damals  das  demokratische  dement  immer  breiter  machte,  iinertriig- 
lich  sein  musste.  Der  dichter  belehre  ihn  aber  In  diesem  absage- 
brief  eines  andern :  er  komme  nicht,  denn  einerseits  fiirehte  er  sich 
in  so  nahe  persönliche  beziehungen  zu  dem  mächtigen  furstea  zu 
treten,  andererseits  finde  er  es  unter  seinen  mitbürgerb  gar  nicht 
so  unbehaglich.  Jenes  sage  er  durch  die  mythische  partie,  dieses 
durch  den  zweiten  theil  des  gedichts.  Der  Ixionmjrthus  habe  also 
sein  gegenbild  in  Pindars  eigenen  Verhältnissen,  doch  so,  dass  der 
dichter  die  nachtseite  des  mjthus  dazu  benutze,  um  die  geg^wart 
damit  in  contrast  zu  setzen:  er  wolle  nicht  das  Schicksal  Ixions 
theilen,  der  sich  in  unmittelbarer  nähe  seines  höchsten  gönners 
sonnte  und  darauf  den  schmählichsten  fall  that.  Freilich  theile  er 
dessen  sinnesart  nicht;    denn    während  Ixion  ein  verwaodtfloaorder 


r 

1 


Plndaroff.  4S5 

«wi  ibematbig  gewesen  sei,  habe  er  gerade  die  entgegengesetzten 
dgenaebaften  der  dankbarkeit,  friedfertigkeit  und  genügsam k ei t. 
IMese  worden  dann  im  zweiten  tbeile  nachgewiesen.  Die  ver- 
knäpfuDg  beider  theile  biete  dem  verständniss  allerdings  einige 
lebwierigkeiten  dar,  indem  sich  v.  54  ff.  auf  ein  uns  unbekanntes 
feryUtniss  beziehe,  da  wir  nicht  mehr  anzugeben  vermöchten,  wer 
der  „zweite^  Archilochus  war,  dessen  Schicksal  Pindar  zu  theilen 
(drehte.  Jedenfalls  aber  lasse  er  sich  durch  das  Schicksal  „eines^^ 
Arehilochos  von  Schmähungen  abhalten.  Schmidt  enthält  uns  auch 
den  grund  nicht  vor,  aus  dem  Pindar  sich  daran  erinnert:  Hiero 
habe  von  ihm  die  bekämpfung  des  thebunischen  demos  verlangt 
Diese  zumathung  werde  durcJi  die  bebauptung  zurückgewiesen,  dass 
«11  gerader  character  es  unter  jeder  staatsform  auszuhalten  ver« 
n5ge.  So  drelie  sich  also  der  zweite  theil  um  Pindars  verhält- 
■iss  za  seinen  mitbnrgern ,  der  erste  um  das  zu  Hiero ,  und  beide 
vereinigt  gäben  eine  beschreibung  seiner  Stellung,  insoweit  sie  auf 
seinen  gegenwärtigen  entscbluss  von  einfluss  gewesen  sei.  Zur 
beortheilung  dieser  auslegong  war  es  nöthig  sie  ausfuhrlich  dar- 
sulegen;  jedenfalls  gebührt  ihr  das  verdienst  der  neuheit  Es  will 
swar  noch  manches  hier  nicht  recht  zusammenstimmen;  so  sieht 
WUM  namentlich  nicht  recht  ein,  weshalb  denn  Pindar  das  Schicksal 
Izions  so  sehr  furchtet,  wenn  er  doch  so  zuversichtlich  behaupten 
kam,  dass  er  keine  einzige  von  dessen  schlechten  eigenschaften 
bat,  ja,  wie  der  nachfolgende  katalog  beweisen  soll,  ein  wahres 
togendmuster  ist.  Aber  jedenfalls  macht  diese  erklärung  dem  vor- 
ftellungsvenndgeo  ihres  Urhebers  alle  ehre,  und  es  ist  nur  zu  be- 
klagen, dass  uns  die  schollen  über  alle  die  puncte,  auf  denen  die- 
ses schöne  gebäude  beruht,  hartnäckig  jede  auskunft  verweigern: 
kein  wort  von  einer  einladnng,  kein  wort  von  einer  ablehnung, 
kein  wort  von  dem  erhaltenen  auftrag  die  thebanische  demokratie 
sa  bekämpfen,  kein  wort  davon,  dass  es  in  Theben  oder  anderswo 
eiaea  zweiten  Archilochus  gegeben  habe.  Vielleicht  gelingt  es 
Scbnidt  noch,  belege  for  all  diese  hjpothesen  aufiiufinden;  bis  da- 
hin können  wir  seine  erklärung  fiir  nichts  anderes  halten,  als  für 
ein  phantasievolles  gemälde,  das  eine  Widerlegung  uumöglich 
nackt«  —  Doch,  um  zur  sache  zu  kommen,  vergegenwärtigen  wir 
ans  kurz  zunächst  den  inhalt  des  gedichtes. 

28* 


4K6  Pintfarotf. 

Sjrakoi,  dem  kri^eriacbeD  Aresvolke ,  der  itadl 
steter  mäDner  und  rosse,  bringt  der  dichter  die  erfrealiehe  kus« 
von  einem  sieg  mit  dem  rasselnden  Viergespann.  Die  sladt  ver 
dankt  diesen  neuen  schmuck  Hiero,  dem  lieblinge  der  götter,  den 
wenn  er  zu  Poseidon  betend  den  glänzenden  wagen  besteigt,  i^ 
temis  selbst  und  Hermes  die  füllen  anschirren  (v.  1  — 12  ji;^ 
o(fnov). 

Jegliches  verdienst  muss  aber  sein  lob  finden;  so  preisen  die 
Kyprier  den  Kinjras,  den  liebling  Apollos.  Denn  die  ehrerbieti(|[e 
dankbarkeit  treibt  es,  sich  zur  erwiederung  fiir  empfangene  wohl- 
tbaten  ii^end  einen  ^)  ausdruck  zu  geben ,  und  so  preben  deoo 
auch  die  Lokrer  den  Hiero,  weil  er  ihnen  ruhe  vor  den  feindeo 
verschafft  hat  (v.  13 — 20  ägxa)'  ^^^  m&n  den  woblthäter  ehreo 
muss,  zeigt  auch  die  strafe,  welche  den  Izion  traf,  der,  undankbar 
für  die  von  den  Kroniden  erhaltenen  wohlthaten,  sich  frevelhafter 
weise  über  das  ihm  beschiedene  mass  erhob  und  deshalb  zur  strafe 
von  den  göttern  so  tief  gestürzt  wurde.  Denn  die  gölter  könneo 
alles,  was  sie  wollen;  ihrer  macht  ist  jeder  unterworfen,  wer  er 
auch  sei  (v.  21 — 52  ofitg>al6g). 

Gewarnt  durch  das  beispiel  des  Archilochus  will  ich  zwar 
nichts  schlimmes  sagen,  aber  das  muss  ich  doch  aussprechen,  da« 
nur  die  mit  Weisheit  verbundene  macht  wahres  lob  verdient  (?• 
52 — 56  fjniaxatatgond). 

Darum  muss  man  den  Hiero  wirklich  glücklich  preben,  del 

1)  Friedericlis  ging  mit  recht  wieder  auf  die  vulgata  noi  nt^os  to 
rück,  erklärt  sie  aber  falsch;  denn  noi  wird  nirgends  für  irov  ge 
braucht.  Als  object  zu  aytt  hat  man  aus  qiktor  apri  igytap  za  ent 
nehmen  rovc  fviQYkmi^firtag  ^  wenn  man  es  nicht  lieber  absolut  fasst 
die  dankbarkeit  treibt,  drängt.  Das  ziel  des  treibens  wire 
durch  noi  angegeben:  irgendwohin  d.  h.  sie  will  irgend  eines 
ausdruck  haben,  um  etwas  an  die  stelle  der  wohlthaten  zu  setzen; 
und  wenn  die  mittel  zu  anderer  Vergeltung  nicht  da  sind,  so  findel 
die  y<^^*f  ihren  ausdruck  eben  im  wort .  im  lob ,  im  vftmo^  «rn/iji 
(y.  14).  Diesen  gegensatz  von  thaten  una  werten  hat  auch  der  scho- 
liast erkannt:  ngokvtQytni^th  vno  *iiQo>tfog  yvp  dfnißiTat  ahoy  roii 
vfit^o^t  xai  tyxufiiotg.  aVrf  yuQ  iQyan^  f  X^9^^  äyit  to¥  noffTifV 
tlg  10  liytn^  xai  vfAvtly,  ^to$  6  fiKtHg,  Dies  liegt  aber  im  wesen 
der  x^Q^^y  denn  sie  ist  ontCofiit^a  d.  h.  voll  ehrerbietung.  Dieses  bei- 
wort  findet  seinen  bedeutsamen  gegensatz  v.  28,  wo  die  vßQH  als  die 
quelle  der  Undankbarkeit  Ixions  genannt  wird.  Spiegels  &st  allge- 
mein angenommene  cocjectur  noivkfAog  ist  also  überflüssig;  überdies 
dürfte  es  auch  zweifelhaft  sein ,  ob  no»Vi/uoc  überhaupt  in  dem  hier 
angenommenen  sinn  von  dankbarer  Vergeltung  vorkommt. 


\ 


PindariM.  487 

M  lidrt  nr  hohe  macht  darcb  seine  kriegsthaten  errungen  hat, 
miem  aoch  durch  weiiheit  sich  auszeichnet.  Möge  er  dies  lob 
framdlich  aufnehmen  und  immer  mehr  zur  wahrbeit  machen,  indem 
« in  der  sehwierigeo  Stellung,  in  der  er  sich  beBndet,  den  Rhada- 
nanlhjs  nachahmt  und  unbeirrt  durch  trug  und  list  schlechter  men- 
lehta,  den  hohen  werth  wackerer  manner  erkennt,  die  jeder  Staats- 
nrfmsung  sogen  bringen  (v.  57 — 88  (ffQayfg). 

Man  muss  sich  in  die  Verhältnisse,  wie  sie  die  götter  unab- 
iwlerlich  festgesetzt  haben,  fugen;  denn  unzufriedene  widersetzlich- 
lieit  bringt  nur  schaden  und  ist  deshalb  die  höoluite  thorheit  Sol- 
cher leute  Umgang  muss  man  vermeiden  (v.  88 — 96  lioStav). 

Die  gruppirung  des  Inhalts  lasst  sich  also  in  folgender  weise 
ireranschaulichen:  12  4.  8  -f  32  -f  4  -f  32  -f  8. 


Kann  man  schon  aus  dieser  kurzen  Zusammenfassung  den 
ideengaog  des  dichters  einigermassen  erkennen,  indem  man  daraus 
sieht,  dass  das  g^nze  gedieht  in  zwei  grosse  gruppen  zerfällt,  von 
d^nen  die  erstere,  der  mythische  tlieil,  zeigt,  dassHiero  gelobt 
werden  muss,  wahrend  die  andere  das  lob  selbst  enthält,  so 
werden  wir  doch  erst  dadurch  einen  sicheren  aufschluss  über  die 
tetidenz  des  dichters  gewinnen,  dass  wir  die  einzelnen  fingerzeige, 
^e  er  uns  selbst  für  das  richtige  verständniss  gibt,  aufsuchen.  Es 
ht  ja  eine  bekannte  thatsache,  dass  Pindar  in  der  regel  durch 
l^arie,  nicht  misszuverstehende  Sentenzen  uns  gleiclisam  Wegweiser 
Sa  den  anfang  oder  schluss  grösserer,  besonders  mythischer  partien 
stellt,  welche  dazu  bestimmt  sind  auf  das  vorausgegangene  und 
sacUblgende  ein  heHes  licht  auszustrahlen,  damit  der  leser  durch 
4ie  verschlungenen  pfade  der  dichtung  sicher  den  weg  zu  dem 
Von  dem  dichter  ins  äuge  gefassten  ziele  finde.  An  solchen  Weg- 
weisern fehlt  es  auch  in  diesem  gedieh te  keineswegs. 

y.  17  ist  gesagt,  dass  es  die  dankbarkeit  treibt,  empfangene 
Wohlthaten  voll  ehrerbietung  zu  erwiedern;  und  v.  24  wird  aus- 
^Hieklich  noch  hinzugesetzt,  dass  es  auch  ein  göttliches  gebot 
sei,  dem  woblthäter  dank  zu  erstatten,  und  dass  seine  Übertretung 
^OQ  den  göttern  gestraft  werde.  Beweis  dafür  ist  Ixion.  Nacb- 
^^n  dessen  frevel  als  Undankbarkeit  gegen  die  Rroniden,  die  ihn 
s^it  wohlthaten  überhäuft  hatten,  characterisirt  worden,  wird  v.  34 
'streb  den   allgemeinen   satz,   dass  jeder  das  ihm  beschiedeoe  mass 


488  Pindaro«. 

beachten  müsse,  als  die  quelle  seiner  Undankbarkeit  die  3berli( 
bang  bezeichnet,  wie  auch  v.  28  die  vßQtg  als  der  grund  mh 
Unglücks  genannt  wird,  in  leicht  erkennbarem  gegeosatsc  zu  v.  i 
Eben  weil  die  Undankbarkeit  ihrem  wesen  nach  vßgtg  ist,  tri 
sie  die  nothwendigkeit  ihrer  bestrafung  in  sich.  Denn  nor  i 
götter  sind  in  ihren  bestrebuugen  unbeschränkt,  wie  auch  ili 
macht  eine  schrankenlose  ist  (v.  49  ff.),  den  menschen  aber 
ein  bestimmtes  mass  gesetzt,  wer  von  ihnen  über  seine  verfaä 
nisse  hinausstrebt ,  wird  von  den  göttern  gedemüthig^t  (ittpi^f^on 
tkV*  ixttfjitfff  ßQOJwv  V.  51),  wie  diese  andern  wieder  unvergM 
liehen  rühm  verleihen.  So  schliest  der  m^hos  von  Ixion  ab.  1 
kann  also  über  seinen  sinn  kaum  noch  ein  zweifei  obwalte 
Ixion  soll  ein  beispiel  dafür  sein,  wozu  die  Undankbarkeit  föh 
die  ihrem  wesen  nach  nichts  anderes  als  vßQtg  ist,  als  solche  al 
gegen  die  von  den  gottern  garantirte  weltordnung  verstösst  a 
deshalb  auch  göttliche  strafe  nach  sich  zieht  Der  dichter  l 
leuchtet  aber  die  handlongsweise  des  Ixion  noch  von  einer  andc 
Seite:  nachdem  er  sich  durch  die  erinnerung  an  das  geschick  i 
schmähsüchtigen  Archilochus  von  einer  weiteren  bekampfung  d 
v^(q>Qov§g  hat  abrufen  lassen,  fährt  er  v.  56  mit  dem  satze  foi 
„nur  der  mit  Weisheit  verbundene  Wohlstand  ist  ein  wirklicli 
gut'^  Man  hat  diese  werte  bisher  auf  den  Archilochus  und  m 
geschick  bezogen.  Schwerlich  mit  recht.  Denn  bei  diesem  4(001 
nicht  nur  von  einem  mit  Weisheit  verbundenen  Wohlstand  kei 
rede  sein,  sondern  überhaupt  von  keinem  Wohlstand.  Wir  sii 
also  genÖthigt  zur  erklärung  weiter  zurückzug^ifen  und  an* 
diesen  ausspruch  mit  dem  vorausgegangenen  mythus  in  verbindoi 
zu  setzen.  Ich  will,  sagt  der  dichter,  in  erinnerung  an  das  k 
des  Archilochus  nicht  weiter  harte  reden  über  die  v^fdpqovtq  fi 
reu ;  aber  das  muss  ich  doch  sagen  (v.  56  if) ,  dass  nur  d 
Wohlstand,  der  mit  Weisheit  gepaart  ist,  ein  wahres  gut  genai 
werden  kann.  Damit  wird  also  die  handlungsweise  des  Ixion  : 
gleich  als  der  Weisheit  ermangelnd  d.  h.  als  thorheit  beceichi 
wie  dieser  auch  v.  37  mSq^q  uvijq  heisst.  Er  ist  also  nicht  fa 
das  Urbild  eines  undankbaren  und  übermüthigen,  send 
auch  das  eines  t boren.  Hier  setzt  nun  der  dichter  ein,  um 
gegenbild  zu  bringen:  Hiero  dagegen  ist  im  besitz  der  hödis 
macht  und  Weisheit  zugleich.     Damit  ist  der  Übergang 


PiodarcNr.  439 

im  lub  d«  furaten  selbft  gemacht  Der  sdiwerpunct  des  lobet 
■nss  nach  dem  vorausgegangeoen  offenbar  in  dem  preia  seiner 
weuheit  Vttgea.  Wir  sind  also  begierig  zu  boren,  worin  er  sie 
kwibrt.  Um  unsere  aufmerksam keit  aufs  höchste  zu  spannen, 
bricht  aber  der  dichter  nach  der  erwäbnung  der  früheren  kriegs- 
tlutten  Hieros  gerade  an  dem  puncie  ab,  wo  er  die  ßovXal  nQiff" 
ßvuQOk  berührt,  die  den  rühm  des  fürsten  zum  abschluss  bringen 
flolleo  (?.  65).  Er  präludirt  gleichsam  zuerst,  ehe  er  den  lobge- 
nog  io  yollen  tonen  dahin  rauschen  lässt.  Das  präludium  hat  aber 
sugleich  den  besondern  zweck  über  den  character  des  nun  folgen- 
^  iobliedes  zu  belehren.  Es  singt  zwar  von  Weisheit  und  kommt 
ilio  in  friedlichem  gewande  phönicischer  waare  gleich,  aber  es  ist 
lenooch  ein  lied,  wie  es  Hiero  verlangt  hat,  ein  achtes  reiter- 
ad  ritterliedy  das  mit  recht  in  der  kriegerischen  äolischen  weise 
rtönt;  denn  von  kämpf  klingt  es  wieder  von  anfang  bis  zu  ende, 
ad  so  hart  ist  derselbe,  dass  der  dichter  es  angemessen  findet, 
a  wort  der  ermunterung  an  die  spitze  zu  stellen:  yivot^  otog 
^ci  fuid^fjiv  (v.  72),  was  wir  am  besten  mit  den  worten  wieder- 
sben,  mit  denen  Bertha  im  Teil  den  Rudenz  zum  ehrlichen  kämpfe 
1  stärken  sucht:  seid, 

wozu  die  herrliche  natur  euch  machte: 
gl.  Cic  ad  Fam.  IX,  14,  6:  ie  imUert  oportet ,  tecum  ipse  cerles. 
Qschwirrt  von  Schmeicheleien,  lügen  und  ranken  schlechter  men- 
heo,  die  sich  in  ihrer  frechheit  durch  nichts  hindern  lassen  und 
«li  jedem  misslungenen  versuch  ihre  angriffe  erneuern,  soll  Hiero 
a  königlichen  und  richterlichen  amtes  warten  und  wie  Rhada- 
iQfhys  stets  das  rechte  finden.  Und  er  bewährt  sich;  denn  er 
'  auch  ein  uya&og,  und  so  gilt  auch  von  seinem  Staate  das 
Art:  udvpura  (T  Inog  inßaXflv  »Qaiaiop  Iv  äyad^oTg  io'hov 
rroV  (v.  81).  Machtlos  gegen  die  guten  prallen  die  angriffe  der 
blechten  nur  auf  sie  selbst  zurück;  denn  Hiero  kennt  die  art 
d  kampfesweise  der  guten  und  weiss  den  werth,  den  sie  fiir 
ie  Staatsverfassung  und  auch  für  die  tjrannis  haben,  wohl  zu 
bätzen.  Damit  ist  das  lob  des  Hiero  als  eines  (fofog  und  aya- 
ig  vollendet.  Merkwürdiger  weise  kehrt  nun  aber  der  dichter 
88  zu  demselben  gedanken  zurück,  mit  dem  er  den  mjthns  von 
too  abgeschlossen  hat  und  wiederholt  ihn  zum  theil  sogar  mit 
üiielben  worten  (vgl.  v.  89  tot'  avd^  iiiqokg  fiaixiv  fUya  »Siog 


440  Piodarof. 

nit  V.  52  hiqoi/Ok  ii  xvSog  dyiigaw  TtagiSwu)*     Ein 
hinweis  auf  die  bedeutuog  desselben  für  das  ventaadaiM  im  gM- 
leo  gedichts.     Die  Betrachtung  des  sturxes  Izions   von  aeiMr  gttp 
tergleichen  höhe  in  die   tiefste  erniedrigung   hat   den    dicfaler  «f 
den  gedanken  gefuhrt,  dass  die  göttliche  allmacht  sich  in  den  ge> 
schicken  der  menschen  offenbart  und  iwar  als  eine  widerataaUsii. 
und  nun  beim  abschluss  des  lobes  Hieros  spricht  er  die 
aus :  „man  darf  gegen  gott  nicht  streiten,  der  bald  den  bald  Jen« 
erhöht^^     im  unmittelbaren  anschluss  an  den   sata,    dasa  die  gotm 
sich  mit  jeder  Staatsverfassung  vertragen,   kann   biemit    nichts 
deres  gemeint  sein,  als  dass  alle  Staatsformen  göttlichen 
sind,    dass   jede  änderung  derselben   von  dem  willen  der  gotthat 
abhängt,   und  dass    ein  angriff  auf  eine  bestehende  staataform  cii 
angriff  auf  die  gottheit  selbst  ist.     Ahi  abschluss  dea  lobes  Hiem 
aber,  ahi  eines  weisen  und  guten  fürsten,  muss  dies  gaax  besondcn 
auch  von  dem   göttlichen  rechte   der   tyrannis    veratandea  werdes, 
und  von  dem  göttlichen  schutxe  unter  dem  Hiero   peraoolich   steht 
Es  können  also  unter  denen,   welche   dennoch   den  thörichten  ver- 
such  machen,  sich  gegen   die  gottheit  aufiulehnen  (t.  89  f.)  nur 
politische    parteien   verstanden   werden,   welche   die    Wahrheit  itm 
mahnwortes,  dass  es  segen  bringe,  das  angelegte  joeh  dea  nacko» 
leicht  zu  tragen  (v.  93),    dass   es  dagegen   ein  schlüpfriger  wq^ 
sei,  gegen  den  stachel   zu  locken  (v.  94  f.),   noch  nicht 
und    deshalb    in    thörichter   iiberhebung  sich   selbst   ins 
stürzen  (v.  90  f.).     Von  der  gemeinschafl  mit  dieaen  sagt  sich  der 
dichter,   der  so  klar  erkannt  hat,   worauf  das  wohl  der  eiaielm 
wie  ganzer  Staaten  beruht,   aufs   entschiedenste  los  mit  dea  hkr^ 
liehen  schlusswort:  „in  fireundschaft  mit  den  guten  will  ich  MeiF 
(v.  96). 

Man  sieht,  das  ganze  gedieht  dreht  sich  um  die  grossea  ge- 
gensätze  von  dankbarkeit  und  Undankbarkeit,  ehrerbietiger 
denheit  und  frevelhafter  überhebung,  göttlicher  macht  nod 
lieber  ohnmacht,  Weisheit  und  thorheit,  guten  und  schledrtm. 
Man  sieht  ferner,  dass  diese  gegensätze  im  zweiten  theil  des  ge- 
dichts eine  concretere  gestalt  annehmen,  indem  sie  auf  das  geUit 
des  Staatslebens  beschränkt  werden ,  wo  sie  in  hartem  kämpfe  ai- 
einander  gerathen  und  den  Hiero  umtosen,    dessen    peraoa   aiek  ii 


Piodaro«.  441 

lialMBer  nibe  fiber  dea  streite  der  parteien  Rbadamanthjrg  gleich 
iporiiebt 

Wen  Beint  aber  der  dichter  damit?  Die  einleitang 
ird  UM  dariher  mufaeh\uu  geben.  Der  kriegsliebeoden  bevfilke- 
Dg  von  Sjrakufl  hat  die  ritterliche  gescbicklicbkeit  und  die  fröm- 
gkeit  des  Hiero  soeben   neuen   siegesruhm   gebracht     Sollte  sie 

■  dafür  nicht  dankbar  sein?  Sollte  sie  nicht  das  beispiel  der 
rprier  und  der  Lokrer  uachahnien?  Und  dennoch  gibt  es  unter 
len  undankbare,  die  über  die  herrschaft  des  Hiero  murren.  Den 
kin  gleich  geniessen  sie  zwar  die  ihnen  su  theil  gewordenen 
ihlthatea,  lassen  sich  aber  dadurch  sur  uberhebung  verleiten,  so 
n  sie  dinge  begehren,  die  über  das  ihnen  beschiedene  mass  hin« 
sliegen.  Die  gottlosen!  Wie  Ixion  werden  auch  sie  für  ihren 
ermuth  bestraft  und  tief  gestürzt  werden.  Denn  die  götter  dul- 
a  nun  einnuil  keine  Störung  der  von  ihnen  gesetsten  ordnoi^ 
4  geben  macht  und  ansehen,  wem  sie  wollen.  Der  dichter  will 
cht  weiter  schlimmes  über  solche  bestrebungen  sagen  —  das  loos 

■  schoMhsüchtigen  Archilochns  schreckt  ihn  — ,   aber  das  kann 
nicht   verschweigen:    die   Weisheit   geht  diesen  undankbaren  ab 

d  deshalb  werden  sie  zu  fall  kommen.  Hiero  dagegen  besitzt 
tisheit  im  höchsten  grad,  und  darum  besteht  sein  thron.  Das 
tgenbild  Ixions  ist  also  der  unzufriedene  theil  der 
rakusanischen  bevölkerung,  das  abbild  der  Kro* 
den  der  anf  festbegründetem,  dorch  Weisheit  ge- 
ätztem  throne   sitzende   Hiero. 

Mit  diesem  gegensatz  hat  es  der  zweite  theil  offenbar  nicht  zu  than, 
handelt  sich  hier  um  keinen  feindlichen  angriff  gegen  den  fünten 
bat,  sondern  um  den  versuch  ihn  durch  anwendnng  von  schmeichele! 
1  schlechten  künsten  zu  gewinnen  für  unedle  zwecke,  für  unter- 
Icknng  der  tv&pyXw(f(fo$  avdgtg,  die  mit  unrecht  als  feinde  des 
iten  hingestellt  werden.  Die  ränkespinner  haben  wir  natürlich 
der  nächsten  Umgebung  des  fürsten  zu  suchen  —  es  sind  die 
flinge.  Zu  der  zahl  der  angefeindeten  aber  und  verläum- 
en  werden  wir  alle  diejenigen  zählen  müssen,  die  sich  noch 
ten  freien,  männlichen  sinn  bewahrt  hatten  und  eben  deshalb  de- 
II ,  welche  die  tjrannenberrscbaft  zu  ihrem  privatvortheil  ans- 
itin  wollten,  ein  dorn  im  äuge  waren.  Dazu  gehörte  aber  der 
abhiogige  and  aristokratisch  gesinnte  dichter,  der  freund  Theros^ 


442  Pindarofl. 

gerade  so  gut  wie  die  stolzen  doriscbeQ  manner  dei  Tolkei,  tut 
sich  noch  der  besseren  zeiten  erinnerten  und,  wenn  sie  audi  die 
herrschaft  Hieros  anerltennen  mochten ,  doch  keineswegs  gesoonm 
waren,  sich  zu  knechten  und  sklaven  erniedrigen  zu  lassen.  Die  | 
unehrlichen  bestrebungen  der  höflinge  scheitern  aber  an  der  Weis- 
heit und  tüchtigkeit  Hieros,  und  dies  ist  das  hohe  lob,  das  4ea 
fiirsten  ertheilt  wird. 

Wir  haben  also  in  beiden  tbeilen  des  gedichtes  eioeo  kaapf 
politischer  parteien;  im  ersten  einen  kämpf  gegen  Hiere» 
im  zweiten  um  Hiero;  im  ersten  erhebt  sich  die  unzufriedene  de» 
mokratie  gegen  die  monarch ie,  im  zweiten  bekämpfen  die 
absolutistisch  gesinnten  höflinge  die  aristokraten;  im  er- 
sten kämpf  offenbart  sich  eine  undankbare  gesinnung,  im  zweites 
eine  unlautere,  beiden  gemeinsam  ist  die  thorheit:  jene  sebei 
nicht  ein,  dass  sie  gegen  den  liebling  der  gotter  kämpfen  (?gl. 
y.  9 — 12  mit  v.  52  und  89),  diese  verkennen,  dass  sie  mit  ihres 
künsten  unter  guten  männem  nichts  auszurichten  vermog^.  Beide 
widerstreben  in  ihrer  thorheit  einer  göttlich  gesetzten  Ordnung  «ad 
müssen  deshalb  zu  schänden  werden.  Denn  nur  diejenige  msdit 
hat  bestand,  welche  mit  Weisheit  gepaart  ist,  und  das  ist  die  madit 
Hieros.  So  li^  also  der  schwerpunct  des  gedankenoompleiei 
auch  wirklich  in  der  mitte  des  gedichtes:  to  tA^vuTv  <fl  0ip 
7vxa  notfiov  aotpCaq  uq^ctov  (v.  56),  und  das  ganze  gedieht  iit 
in  der  that,  was  es  sein  sollte,  ein  loblied  auf  den  fdrsten,  demea 
person  durchaus  den  mittelpunct  bildet,  obwohl  es  des  dichten  ftiia 
kunst  verstanden  hat,  bei  dieser  gelegenbeit  ancb  den  verdädid- 
gungen  entgegenzutreten,  zu  denen  seine  aristokratische  gesinnaif 
und  die  freundschaft  mit  Thero  den  höflingen  willkommenen  stof 
geboten  haben  mochten.  Diese  rechtfertigung  diirflte  aber  bei 
Hiero  um  so  mehr  eingang  gefunden  haben,  je  mehr  er  sich  freaes 
musste  über  die  glänzende  vertheidigung  seiner  herrscliaft  geges- 
über  den  unzufriedenen  elementen  in  Sjrakus,  die  seine  beBorgBii> 
jedenfalls  in  viel  höherem  grade  erregt  hatten,  als  die  bei  ib^ 
verdächtigte  aristokratische  gesinnung  des  dichten  selbst  Dara> 
aber  dürfen  wir  nicht  zweifeln,  dass  Hiero,  als  er  das  gedid»^ 
hörte,  und  mit  ihm  alle  Syrakusaner,  jedenfalls  rascher  und  sicher^ 
als  die  neueren  herausgeber  erkannt  hat,  wer  das  gegenbild  IzivO* 
sei.      Wenn  auf   einem   öffentlichen    platze   von  Sjrakiis  der  cb^' 


Pindaros.  443 

n  der  dankbarkeit  der  Kjprier  und  der  Lokrer  sang  und  dann 
in  der  Undankbarkeit  des  mit  wohltbaten  überhäuften  Ixion^  so 
onnte  sieber  niemand  darüber  im  zweifei  sein,  dass  mit  letzterem 
iejenigren  gemeint  seien,  die  siegesfest  auf  siegesfest  feierten  und 
riumpb  auf  triumph  und  dennoch  über  die  berrschaft  des  siegers 
lurrten.  Diese  parallele  springt  augenblicklich  so  sehr  in  die 
ogeo,  dass  man  gar  nicht  einmal  nötbig  bat  darnach  zu  fragen, 
^  sich  auch  die  einzelnen  züge  des  mjthus  mit  der  Wirklichkeit 
icken  oder  ob  sie  blos  poetische  zu  that  en  sind.  Dennoch  dürfte 
locher  bei  dem  verwandtenmord  Ixions ,  wegen  dessen  er  von 
^8  entsühnt  wurde,  an  aufstandsversuche,  durch  welche  das  land 
t  bürgerkrieg  bedroht  wurde,  die  aber  Hiero  gnädig  verziehen 
•te,  denken,  und  bei  dem  angriff  desselben  auf  Hera  an  einen 
I  der  demokratie  beabsichtigten  Umsturz  des  thrones  selbst^  an 
I  Hiero  ein  recht  zu  haben  glaubte,  wie  der  mann  an  seine 
tin.  Der  bericht  Diodors  würde  eine  solche  beziehung  wohl 
btfertigen.  Doch  mag  diese  letztere  vermuthung  richtig  sein 
ir  nicht  y  unter  allen  umständen  wird  man  daran  festzuhalten 
«n,  dass  wir  bei  dem  Ixionmythus  an  den  unzufriedenen  theil 
sjrakusanischen    Volkes    zu    denken  haben.      Ist  dies  aber  der 

,  dann  lässt  sich  nicht  mehr  in  abrede  stellen,  dass  auch  der 
eite  theil  in  seinem  ganzen  umfang  eine  directe  em- 
hlung  des  siegers  ist  and  gar  nichts  enthält,  was  nicht  in 
mittelbarster  beziehung  zu  der  bau ptidee  stände.  Denn  wenn 
iros  macht  als  eine  mit  Weisheit  gepaarte  geschildert  und  zu 
I  forsten  das  feste  zutrauen  ausgesprochen  wird ,  dass  er  diese 
isheit  auch  den  einflüsterungen  seiner  unlauteren  höflinge  gegen- 
r  zeigen  werde ,  so  lag  darin  nicht  blos  eine  auffordern ng  an 
ro  den  immer  und  immer  wieder  gegen  den  dichter  und  seine 
innungsgenossen  vorgebrachten  verläumdungen  sein  obr  zu  ver- 
iessen,  sondern  zugleich  ein  trost  für  das  volk,  das,  wie  es 
ler  und  mit  recht  geschiebt,   die  Umgebung  des  fursten  für  des- 

baltung  und  anordnungen  jedenfalls  noch  mehr  verantwortlich 
hie  als  diesen  selbst.  Hieraus  ergibt  sich  aber  die  innigste 
bindung  des  zweiten  theils  mit  dem  ersten.  Denn  wurde  eine 
;he  hoffnung  Öffentlich  von  einem  durch  den  fiirsten  selbst  be- 
Iten  chor  ausgesprochen,  so  lag  darin  gewissermassen  eine  of- 
eille  erklämng  Hieros  gegenüber  dem   murren   des   Volkes,    dass 


444  Pindarofl. 

von  nun  an  den  treiben  der  camarilla  ein  riegfei  Torgesdiobeo  aeia 
solle,  ond  dass  er  den  bohen  wertb,  den  wackere  and  garadaiaoige 
biirger  für  jede  staatsverfaMung  baben,  aucb  für  die  ajrakaaaoiBcbe 
biemit  feierlich  anerkenne. 

Ist  diese  anscbauung  ricbtig,    dann   ist    aber   der    dicbter   u 
dieser   ode   seinem   boben   berufe    ein    verkOndiger   der    gdttlicbeo 
wabrbeit  zu  sein  und  die  im  leben  sieb   scbroff  bekimpfenden   ge- 
gensätze  zu  versöhnen  und  in  einer  höheren   einheit    auszogleicbea, 
in  einer  so  glänzenden   weise   gerecht  geworden,   dass   ihr    kaum 
eine  andere   in   dieser  hinsieht   an  die  seite  gestellt  werden  kann: 
er  hat  die  berrschaft  Hieros  auf  eine  feste  ethische  grundlage  zu- 
rückgeführt und  die  auflebnung  gegen  sie  als  eine  frevdbafte  ober- 
bebung  und  auflebnung  gegen  die  göttliche  ordnui^  aufs  scbarfiite 
vernrtheilt  (1.  theil)  —  und  damit  sich   gewiss   ein   recht   mat  das 
vollste  lob  des  fursten  erworben.     Andererseits   bat    er  aber   auch 
dem  Volke  die  genogthuung   gewährt,    dass   in   gegenwart   Hieros 
selbst  vor  der  versammelten  Doriergemeinde   in    feieriicbster  weme 
anerkannt  wurde,    dass  aucb    die  fürstengewalt  höheren  aittlicbea 
gesetzen   unterworfen   ist,   und  dass  auch  der  syraknsaniscbe  stast 
deshalb   noch   räum    habe  für  den  wackem   geraderedeadeo    bmob 
(II.  theil).     So  ist  das  recht  beider  anerkannt,  und  Pindar  bat  mA 
im   vollsten  sinn  als   lebrer  und   mittler   zwischen   fürst  and  volk 
bewährt.     So  weit    es  an   ihm  lag,    ist  die  Versöhnung  gestiftet; 
das  siegesfest  ist  zugleich  ein  friedensfest  geworden.     Pindara  ttt- 
tig^eit  war  also  ähnlich  wie  die  jener  seher,  von  denen  das  grtne 
altertbum   erzählte;   und  wie  das  andenken  des  Bpimenides,    demes 
sühnende  Wirksamkeit  der  Stadt  den  frieden    wiedergebracht  hatte 
in  Athen  jalirbunderte  lang  gesegnet  wurde,  so  wird  auch  Pindar 
thätigkeit  in  Sicilien  lange  in  dankbarer  erinnerung  geblieben  sei' 
So  erklärt  es  sich  auch,  dass  ein  so  despotisch  gesinnter  mann  fv 
Hiero   doch    immer  wieder    wie   durch  einen    geheimen    zanber 
dem  freimüthigen  aristokratisch -gesinnten    dichter  sich    hingezof 
fühlte,  während  zugleich  das  volk  allenthalben  ihn  wie  einen    I 
ling  und  boten  der  götter  verehrte.     Gedichte  aber,    durch  wf 
solche   Wirkungen    hervorgebracht   wurden ,    sind    mehr    als    b 
kunstwerke,  —  es  sind  rettende  thaten. 

Augsburg.  Friedrick  Jl^hzger, 


XIII. 

Die  expedition  gegen  die  Drilen. 

(Zu  Xeoophom  AnabasiB  Y,  2). 

Ueber  die  im  iweiten  capitel  des  fiiofteo  bucbes  getcbilderte 
pedition  eines  tbeils  der  10000  Griecbeo  unter  Xenopbons  fiib- 
Bg  gegen  die  bauptstadt  der  Drilen,  welche  trots  der  relativen 
sfubrlicbkeit  der  enählung  docb  mancbe  Unklarheiten  und  scbwie- 
g^keiten  bietet,  bat  H.  Heller  im  raaibeft  des  288ten  Jahrgangs  der 
arliner  Zeitschrift  far  das  gymnasial wesen  (1874),  p.  331  ff.,  in  der 
ose  gebandelt,  dass  es  sein  bestrebengewesen  ist,  „die  örtlicbkeit,  an 
er  der  kämpf  stattfindet,  sur  anschauung  zu  bringen^S  Sodann  bat 
L  A.  Richter  in  seinen  „kritischen  Untersuchungen  über  die  interpola- 
lODen  in  den  Schriften  Xenophons^  (1873)  p.590  ff.  auch  dieses  capitel 
iner  Untersuchung  unterzogen  und  auch  in  ihm  viele  interpolationen 
Q  entdecken  geglaubt.  Da  mir  nun  mehrere  puncto  auch  von  Hdler 
ocii  nicht  aufgeklärt  oder  aber  ftilscb  aufgefasst  zu  sein  scheinen, 
nd  da  ich  mit  Richters  ansiebten  durchaus  nicht  einverstanden  sein 
100,  so  will  icb  die  von  beiden  behandelten  stellen  im  folgenden 
oer  erneuten  besprecbung  unterziehen,  in  der  hoffnung,  dadurch 
ich  andere  zum  auseinandersetzen  ihrer  ansichten  zu  veranlassen, 
tnentlicb  die  herausgeber  der  Anabasis  dazu,  in  ihren  anmerkun- 
o  mehr,  als  bisher  fast  alle  thun,  zur  aufhellung  der  dunklen 
nkte  und  zur  beseitig^ung  der  Schwierigkeiten  beizutragen. 

Richtig  stellt  Heller  (p.  332)  zunächst  nach  §.  3  fest,  dass 
i  ganze  fiijTQOTioXtg  von  einer  tiefen,  nur  schwer  auf  einem 
bmalen  fusspfad  zu   passierenden,   scblucht   umgeben  war;    aber 


446  Zu  Xenoplion's  Anabasis. 

jener  fusspfad  führt  nicht  „nach  der  burg^S  wie  Heller  sagt,   die 
doch  innerhalb  der  firjigonoXig  lag,  sondern  nach  dem  x^Q^or,  d.  b. 
hier:    nach    der   fxriJQonohg    selbst.      Von    dem    schmalen   fosspfiMl 
handelt  aber  nur   ^.  6 :    ijy  ^uq  i^'  ivoi^  ij  »aiußadg  l»  tov  /cu- 
Qhv  lig  triv  x^Q^^Q^^>  ^^^^^  ^ber  auch,   wie  Heller  will,    (•  28: 
[ol  "EXXrjvtg]  rrjv  xamßuaiv  i^oßovvro  T^y  iig  T^aj^J^ovyia,  n^ar^ 
yuQ  f^v  xul  aiiP^.     Denn  hier  ist  xazußaCtg  nicht   das  hinabgehen 
in  und  das  durchgehen  durch  die  schlucht,  wie  im  {.  6,  denn  durch 
diese  sind  die  Griechen  schon  abends  gezogen,    wie  ich  aus  ^.  27 
äjifiXdov   äno   tov  x^Q^ov  schKesse ,    und    daraus    dass  Xeoopbon 
diese   xuiußaCig   dg   rffV  x^Q^^Q^^  VioYA    nicht  xajaßuc$v  t^  §lg 
T^um^ovvia   nennen   konnte,    sondern   es   ist  der  von  den  rerfol- 
genden  Drilen  belästigte  rückzug  aus  der  nähe  der  Stadt,    wo   die 
Griechen  bivouakiert  haben,    nach  Trapezunt.     Katd ßactg  steht  isi 
^.  28  also  in  demselben  sinne  vom    rückzuge,    in    welchem    es  js 
vom    rückzug   der  lOOOO  Griechen  überhaupt,   z.  b.  V  5,  4,    VII 
8,  26  gebraucht  wird  (vergl.  z.  b.  auch  IV  1,  10).     Auch  ^.  29 
und  30  sprechen  fur  meine  ansieht,  nicht  aber  für  Heller;    wenig- 
stens kann  ich  mir  keinen  begriff  davon  machen,    wie  die  schluclit 
„dichtbewaldet    und    von    thalgründen    durchzogen^    sein    konnte. 
Diese  von  Xenophon  gegebene   terrainbeschreibung   passt   aber  asf 
die  ganze  gebirgslandscliaft  der  Drilen  (plateau ;  rj  uvfa  x^Q^  i*  ^)) 
durch    welche    die  Griechen    heranzogen    und    nachher  den  röcknig 
nach  Trapezunt  machten. 

Heller  spricht  dann  (p.  332)  davon ,  dass  der  Zugang  zu  der 
fjkfjjiQonoXtg  ganz  besonders  gut  verbarricadiert  gewesen  zu  leis 
scheine,  „wie  aus  dem  stürm  der  Griechen  ({.  13.  14)  erhellt^* 
Er  nimmt  an,  dass  auf  diesen  zugang  (womit  er  doch  wohl  die 
nvka&  des  §.16  meint,  nicht  aber  die  nqocoiok  jfaiUsvo/  des  §.  3f) 
allein  sich  der  angriff  der  Griechen  gerichtet  habe,  und  dass  nsi 
die  Sturmkolonnen  halbkreisförmig  aufgestellt  werden  mussten,  „sa 
den  eingang  von  allen  Seiten  zu  forcieren'S  weil  „die  verschanzaog 
am  eingange  nach  art  eines  brückenkopfes  vorgeschoben  war^. 
Allein  von  alle  dem  ist  in  Wahrheit  gar  keine  rede:  {.  13.  14 
wird  nicht  gesagt,  dass  die  TtvXai  allein  angegriffen  wurden,  dpes« 
sowenig  wie  im  §.  15,  dass  sie  allein  zuerst  genommen  sind. 
Allerdings  lässt  sich  aus  §.  16  schliessen,  was  aber  sieh  ganz  too 
jselbst    versteht,   dass  die    jviXak  das    hauptangriflhobjecC  gewciei 


2a  Xenophon's  AnalMisrir.  447 

daas  aber  die  diesen  ifiXatg  nahen  tlieile  der  (navQvifiara 
dbenfiüls  angegriffen  und  genommen  wurden,  folgt  doch  ganz  deut- 
lieh ana  ^.  15.  Die  Schlachtordnung  der  Griechen  ist  aber  mond- 
foraig  gebögen  nicht  wegen  der  „brückenkopfartigen  verschan- 
maDgen**,  die  man  von  allen  (d.  h.  dock  höchstens  von  drei)  selten 
sngleieh  forcieren  wollte,  sondern  gana  einfach  diä  ri  x^Q^ov  ^), 
d.  h.  der  beschaffenheit  der  ganzen  Stadt  wegen,  die  selbst  bogen- 
lonaig  (wenn  auch  nicht  abgezirkelt)  war,  und  die  man  daher  an 
BMhreren  selten  zugleich  angriff.  Auf  diese  weise  können  die  ein- 
zelnen lochagen  und  unterlochagen  sich  sehen  und  können  nach 
ihrer  gewohnheit  uvunomcd^ak  uXkriXoiq  nSQi  äviqayad^taq  (^.  1 1), 
hier  in  der  weise,  dass  jeder  den  von  ihm  anzugreifenden  theil 
der  cittvqiifkaxa  zuerst  zu  besteigen  und  einzunehmen  sucht. 

Nach  Heller  befand  sich   (p.  333)   ausserdem   „vor   dem    ein- 
gang  ein   freier,    nicht  gerade  kleiner  platz,    denn  es  konnte  sich 
daselbst  eine  ziemlich  starke  angriffslinie  entwickeln   (^.  12.   13)^^ 
Aach  das  ist  nicht  ganz    richtig.      Dieser  freie    platz,    der   gewiss 
nicht  so    gar  klein   war,    wie  B.  A.  Richter  zu    glauben   scheint, 
der  (a.  a.  o.  p.  597)  ihn  „einen  wohl  nicht  bedeutenden  zwischen- 
nim^  nennt,    befand  sich  freilich  vor  den  nvXaiy    aber  nicht   vor 
bieten  allein,   sondern   er  umgab  die  ganze  Stadt,    wenigstens  so 
ireit  die  worte  mql  (fl  tovro  ^v  /a^a'J^a  lax^gatg  ßot^sTa  gelten, 
vnd  befand    sich   eben  zwischen    dieser  x^Q^^Q^   uod   der  tutpqoq 
({.  5).     Nachdem  man  auf  den  nqoaoiok  /aA^Tra^  (f.  3)  durch  die 
Khincht  gegangen  war,  kam  man  auf  diesen  freien  platz,  auf  wel- 
chem   fiir  den   zweiten    angriff  der  Griechen  die  schlachtlinie  ge- 
bildet wurde  ($.  11 — 13),   auf  welchen   vorher   die   peltasten  ge- 
Iti^  waren  (^.  4)  und  von  wo  aus  sie  allein  den  angriff  auf  die 
itidt   machten,    nachdem    sie  von   diesem  platze  aus  in  der  Stadt 
^ißuja  etc.  gesehen  hatten.     (So  meint  auch  wohl  Heller :  „dort 
mlien  sie  nqoßaxa  etc.'*?). 

1)  Schon  Weiake  erklärte  richtig,  acUm  fuisse  Imxafin^  et r cum 
^ppidum,  earnibua  sibi  oppositis,  und  dasselbe  ist  die  ansieht  aller 
heiansgeber,  soweit  dieselben  ihre  ansieht  überhaupt  errathen  lassen. 
X^Qiot^  bedeutet  im  ganzen  capitel  (§§.  3,  4,  5,  6,  7,  8,  9,  13,  15,  20, 
27)  „plats,  ort,  Ortschaft"  (so  richtig  E.  A.  Richter  a.  a.  o.  p.  591; 
<lber§§.  3  und  6  vergl.  unten  p.  451:  s.  IV  7,  1;  3;  V  5,  2;  11; 
I  4,  6;  V  4,  31  [Theiss.]);  nur  §.  2  ist  es,  wie  V  5,  20  „gegend,  ort- 


448  Za  Xenopbon's  Aoabtsii. 

Dorch  deo  xweiteD  angriff  (J.  14)  nehnen  die  Griediea  aidit 
bios,  wie  Heller  sagt,  „die  ausseowerke",  wenigitena  oicbt  in  4tm 
sinne,  wie  wir  von  aussenwerken  zu  sprecben  gewohnt  find» 
80  dass  damit  nicht  die  eigentlicbe  enceinte,  d.  i.  wall  und  grabea, 
gemeint  ist;  vielmehr  beisst  es  |.  15:  ^Xüi»i$  jo  X^Q^^s  ^ 
t36*it%  Die  Griechen  halten  sich,  nachdem  sie  die  mAai  nnd 
die  diesen  nahen  ciavQWfMta  eingenommen  haben,  für  berren  der 
ganxen  stadt,  da  sie  keine  abnong  davon  haben  and  nicht  a^ea 
können  (§.  17),  dass  in  der  Stadt  noch  eine  feste  bürg  ist 

Schwierigkeit  machen  nun  die  anderen  feinde,  welche  i^paf^ 
rovTO  in  axQotg  wfip  laxvQolg  ($.  16) ,  wegen  deren  Xeaophon 
die  meisten  hopliten  (nag  xata  rag  TtvXag  xaiixtahiHfe  IJ^ai.  Wo 
diese  uxga  lagen,  ist  sehr  unklar,  und  auch  Hellers  vemuthasg 
darüber  (p.  333)  befriedigt  keineswegs.  Als  sicher  lässt  sich  nur 
angeben,  dass  diese  axqa  nicht  su  verwechseln  sind  mit  der  eigent- 
lichen citadelle,  ^  ajr^a  (§.  17;  19;  22;  23;  27  =  ^  äxQoimhg 
Rehdantz),  die  innerhalb  der  Stadt  lag  (fviov)  und  von  den  Mvhn 
aus  nicht  gesehen  werden  konnte  ($,  17),  während  auf  jenen  ax(fa 
die  feinde  i^ahovto,  wonach  also  jene  uxqa  selbst  ebenfalls  sicht- 
bar waren  ($.  16).  —  Nun  vermuthet  Heller,  dass  jene  ax^ 
„innerhalb  der  stadtbefesttgung ,  aber  an  solchen  stellen  lagen, 
dass  sie  die  nach  der  bürg  führende  Strasse  nicht  beherrschtsa^ 
Das  scheint  mir  ganz  undenkbar.  Wenn  diese  aac^a  innerhalb 
der  Stadtbefestigung,  also  der  CiuvQtifjkata  und  der  rd^pQogy  lages, 
welche  doch  jetzt  in  den  bänden  der  Griechen  ist,  würde  dsaa 
wohl  Xenophon  die  hopliten  l^oi^  d.  h.  ausserhalb  des  tborei 
und  der  Stadtbefestigung  ^  zurückbehalten  haben!  Würde 
er  nicht  vielmehr  mit  aller  seiner  macht  in  das  ^mgCop  gedmagea 
sein  und  versucht  haben,  auch  diese  axQa  zu  nehmen,  wie  er  es 
bald  nachher  mit  der  einen  wirklich  in  der  Stadt  gelegenen  as^ 
thut?  Welchen  nutzen  soll  das  verweilen  der  hopliten  draassen 
haben  gegen  die  feinde  auf  den  ixgotg  drinnen?  Zudem  steht 
^.  17   doch   ganz   deutlich,    dass   nur  eine  a*Qa   in  der  stadt 

2)  Auch  K.  Koch,  ,,der  zug  der  10000"  spricht  davon  (p.  114), 
dass  die  Griechen  nur  die  vorderen  räume  des  ortes,  welche  ein- 
ÜEich  durch  pallisaden  geschützt  waren,  einzunehmen  vermochten,  was 
mir  nicht  richtig  acheint. 

8)  Richtig  B.  Kühner  und  andere:  San  lfo>  rovjft»^*ov  fUttfm, 
out  wcu  fi^  iif  TO  ^fi^Qioy  ilad^a fitly. 


Zq  Xenöphon's  AnalMisis.  44d 

die  peltasteiiy  wdcbe  ^gna^ov  on  ixaffjog  livvaro, 
inlrdeB  jedenfalUi  die  nebreren  axqa  ebenso  wobi  geseben  baben, 
ik  die  eine  aac^a.  —  Danacb  kann  ieh  nar  vermutben,  dass 
diese  ax^a  nicht  in  dem  x^^  selbst  gehurt  haben,  sondern  in 
der  nähe  gelegen  waren,  dass  Drilen  sie  besetzt  hatten,  ron  wel- 
efaen  Xenophon  gefiihr  filrchtet;  dass  also  die  worte  des  {.  3: 
il^  jomo  navTtg  itnvtqqvfixiCav  y  nicht  gana  streng  zu  nehmen 
■od.  Bs  lasst  sich  ja  wohl  annehmen,  dass  die  Griechen  nicht  das 
l^iet  aller  Drilen  schon  durchschritten  haben,  ehe  sie  gegen 
dicae  fAii¥Qajrohg  heranriicken ,  nnd  dass  nnn  diese  feinde,  welche 
•of  «tea  nahen  höben  sich  befinden,  eben  die  bisher  noch  unbela- 
iligteB  Drilea  sind,  welche  ihren  stammesgenossen  zu  hülfe  eilen 
wollen.  Doch  will  idi  mich  gern  bescheiden,  dass  auch  diese  ver- 
mnthong  nichts  ganz  sicheres  bietet. 

Was  dann  weiter  von  Heller  (p.  333  f.)  ober  die  ax^a  und 
iea  Torstoss  der  Griechen  gegen  diese ,  sowie  endlich  über  den 
ihmg  der  Griechen  gesagt  wird,  giebt  mir  zu  gegenbemerkungen 
koaen  anlass.  Dagegen  will  ich  nun  die  ansichten  nnd  behaup- 
tsigen  von  B.  A.  Richter  einer  genaueren  prüfung  unterziehen  und 
IM  m  wideriegen  suchen.  Dieser  gelehrte  stellt  die  behauptung 
••f,  dass  die  Schriften  Xenophons,  und  besonders  die  Anabasis, 
fOQ  eiaea  interpolator  systematisch  mit  znsätzen  Tersehen  sei,  und 
er  bebandelt,  um  dieses  zu  beweisen,  auch  dieses  zweite  capitel 
fa  fanften  bnches. 

Richter  nimmt  zuerst  (p.  590  ff.)  anstoss  an  den  Worten  des 
f  6 :  fjp  j^of  ly'  Mg  ^  »araßaatg  ix  tov  xf^Q^ot»  elg  j^v  x^Q^' 
dfoy,  und  meint  dass  ,^ieser  znsatz  unmöglich  von  Xenophon  her- 
fttren  kann*'.  Als  grund  wird  vor  allem  der  umstand  angeführt, 
im  das  hindurchschreiten  der  vorausgeeilten  peltasten  durch  die 
lebhicbt,  ihr  angriff  und  dann  ihr  versuch  zurückzugehen  in  ver- 
biltnissmassig  sehr  kurzer  zeit  geschehen  sein  müsse,  da  sie  dem 
Xenophon  nur  5 — 6  Stadien,  „also  eine  Viertelstunde  weges  etwa^, 
raraosgeeilt  waren  und  alles  vor  Xenophons  ankunft  schon  ge- 
leheheo  war,  dass  aber  nicht  angenommen  werden  könne,  dass  das 
laxaßatwHV  so  beschwerlich  gewesen  sei,  während  das  uva- 
^atvHv  fur  viele  zugleich  möglich  war.  Den  hauptnachdnick 
egt  Richter  also  auf  die  zeit,  welche  die  peltasten  verbracht 
laben,  und  da  zwingt  nun,  wie  ich  glaube,  nichts  zu  der  annähme, 
Philologus.  XXXV.  bd.  3.  29 


450  Za  Xenophon's  Anabasb. 

das«  nat  eine  Viertelstunde  zwischen  der  ankauft  der  peltasteo  ? 
der  x^Qf*^Q^  ^^^  ^^^  ^^  Xenopbon  mit  den  bopliten  ebenda  tc 
strichen  sei.  Ans  den  werten  des  {,  4  ol  neXiaCtal  nqodgafidvi 
Ctdiia  TrivTt  ^  1$  tutv  on^voiv  folgt  durchaus  nicht,  dasa  die  b( 
pliten  im  marsche  geblieben  sind,  nachdem  die  peltastea  vorausgi 
laufen;  sie  haben  vielmehr  halt  gemacht  und  warten,  ob  es  di 
peltasten  gelinge,  durch  raschen  angriff  die  fAtixQOjnXtg  zu  nehme 
Ebensowenig  darf  sich  Richter  auf  die  worte  o  Sk  ^ytJzo  to] 
inXCiatg  (§.  6)  berufen,  welche  nicht  besagen,  „dass  Xenopbo 
eben  noch  die  bopliten  führte,  beziehentlich  an  ihrer  spitze  mai 
scbierte^S  sondern  nur  dass  er  sie  commandierte  („stand  an  de 
spitze"  Rehdantz);  das  schliesst  aber  durchaus  nicht  in  sich,  d« 
sie  im  marsche  waren;  er  war  ihr  ^yifiaiv  auch  wenn  sie  n 
steten.  Dieses  halten  der  bopliten  wird  denn  auch  bewiesen  dure 
den  folgenden  bericht.  Als  die  peltasten  in  noth  sind,  müssen  li 
zu  Xenopbon  schicken  ({.  6),  und  dann  erst  führt  Xenophc 
die  bopliten  an  die  .xaqfiiqa  heran,  wie  es  ausdrücklich  beis 
(§.  8):  MwCag  javta,  also  erst  nachdem  er  die  botschaüt  e 
halten  hatte,  woraus  doch  zweifellos  hervorgeht,  dass  er  sie  vorh< 
nicht  heranfttiirte.  Allerdings  hält  Richter,  wie  ich  weiter  nnt« 
zu  erwähnen  habe,  auch  jene  werte  des  ^  6,  sowie  theile  vc 
f.  7  und  |.  8  für  interpoliert,  muss  sieh  aber,  um  das  zu  b< 
weisen,  auf  den  von  ihm,  wie  er  meint,  gereinigten  ^  6  sti 
tzen:  um  so  mehr  glaube  ich  berechtigt  zu  sein,  die  intqrrität  ik 
^.  6  durch  den  bisher  noch  für  unversehrt  gehaltenen  {.81 
schützen,  und  zu  behaupten,  dass  das  hindurchschreiten  der  peltaitc 
durch  die  x^Q^^Q^  °°^  ^^^  vereitelter  angriff  lange  zeit  in  ai 
Spruch  nahm,  und  dass  aus  der  kurzen  angäbe  des  {.  4:  di« 
ßdvng  i^r  x^Q^^Q^^s  ^'®  absolut  gar  keine  andeutung  üb 
die  grössere  oder  geringere  beschwerlicbkeit  des  dtaßaCpuv  eo 
halten,  nichts  für  die  unechtheit  jener  worte  des  {.  6  gefolgt 
werden  kann. 

Danach  brauche  ich  mit  Richter  nicht  weiter  zu  discutier 
darüber,  ob  das  uvaßatvnv  für  viele  zugleich  möglicb  g 
wesen  sein  könne,  das  xaraßatvHP  nicht;  und  ich  vnll  nicht  1 
ihm  rechten  über  seine  ansiebt,  „dass  wenn  der  Übergang 
schwierig  gewesen  wäre,  die  peltasten  sich  gewiss  bedacht  hal 
würden,    ehe  sie  sich   hinübergewagt  hätten^.     Ich  halte  ca  üb 


Za  Xenopbon's  Anabasis  451 

lnopt  für  sdir   gewagt,    vermutbungeD  darüber  aufzustellen,    was 
jeaand  getban  baben  würde ,   wenn  diese  oder  jene  bedingung  ein- 
getreten wäre;  icb  meine  aucb,  dass  es  keine  ricbtige  exegese  der 
alten  scbriftsteller  ist,  in  diese  bineinzubringen,  was  nacb  unserer 
■einung  darin  steben  niüsste,  oder  aus  ihnen  berauszuwerfen ,  was 
n  unserer  ansiebt  nicbt  passt,    dass  wir  vielmebr  das,    was  sie 
HIB  nbemiitteln,  xu  versteben  sucben  müssen,  ebe  wir  zu  änderungen 
oder  zur  annabme  von  interpolationen  schreiten.     Dann  aber   weiss 
ich  ans    eigener    erfabrung,    dass    ein    soldat    nicht    fragt,     ob 
tu  ihm   gewordener   auftrug   leicht  oder  schwer   auszufuhren  ist; 
der  befebl  ist  gegeben,   und   ausgeführt  wird,   was   befoh- 
len is? 

Dass  dann  ferner  „beim  abzug  des  ganzen  beeres  diese  Schwie- 
rigkeit mit  keiner  silbe  erwähnt  wird^S  beweist  auch  nichts  für 
Richter;  denn  ebenso  ist  auch  nichts  davon  gesagt  beim  eriien 
bindurcbmarscb  der  hopliten  (f.  10.  11)  und  zwar  gewiss  mit 
recht;  Xenopbon  konnte  doch  unmöglich  (Richter  freilich  scheint 
ci  so  zu  verlangen)  viermal  in  demselben  capitel  diese  Schwierig- 
keit hervorbeben,  die  einmalige  erwäbnung  genügt  doch  wohl  allen 
gerechten  anforderungen. 

Endlich  bezeichnet  es  Richter  als  „aufifUllig^^,  dass  i»  tov  x^" 

(fov  gesagt  ist  von  dem  terrain  zwischen  x^Q^^Q^  und  feste,  wäh- 

nnd  sonst  im  ganzen  capitel  die  feste  selbst  so  genannt  ist  (verg). 

p.  447).     Allerdings  ist  das  wort   hier   etwas   auffallig   gebraucht, 

•ber  nicbt,   wie  Richter  annimmt,   bloss  von  dem  terrain  zwischen 

la^aiqa   und   feste,   sondern   in    etwas   weiterem  sinne  von  die- 

'  Bern  terrain  und  der  feste  zusammen.     Ganz  dasselbe   ist 

aoch  im  {.  3  der  fall,  wo  in  den  Worten:  mql  tovxo  riv  /a^aif^a 

^^qiÜQ  ßa&iia  *at  nqocoiot  /aX<;ral  ^r^o^  ri  x^Q^^^   ^'®   nqoC" 

oioi  j^aiUmx^  doch,    nur    eine   andeutung  dieses    schmalen    weges» 

welcher  durch  die  x^Q^^Q^  '"   ^®™  X^Q^^^>    ^'  ^*   jenem   terrain 

sod   der  feste,    führt,    sein   können,    nicbt    aber    eine   binweisung 

auf  die   jdg>Qog    fv^iia    und   die   cxoXomg    und    jvQ<rtig   ($.   5), 

wie  Richter   „ohne   zweifei"    meint.      Wenigstens   erregt    es    mir 

bedeutenden  zweifei,   ob  Xenopbon   eine   tdg>gog  iigua  uvaßißXrj- 

fkirn  ^*>«*   ^^^  cxolomq  inl  trig  awaßoXng  und   den  Tt;^<r6*5   wohl 

Mdocoiot  nqog   io  x^R^^^*    ^'  *"•   «"gänge  zur   stadt,   habe    neu- 

nen  können. 

29* 


452  Zu  XettopboD^s  Anabatk. 

Somit  glaube  icb  alle  argamenta ,  welcbe  Richter  gegen  jcM 
Worte  des  §.  6  vorg^racht  bat,  ab  nicbt  stichhaltig  erwicMa  n 
haben,  and  darf  daher  auch  seine  schlnssfolgening  als  augegiiafct 
verwerfen ,  wonach  es  ,,keineni  awetfel  unterliegen  kann ,  dass  üt 
besagten  worte  das  werk  des  interpolators  sind,  den  die  Schwie- 
rigkeit noch  nicbt  gross  genug  schien,  oder  der  nidit  ?erstasd» 
worin  die  Schwierigkeit  lag,  die  den  Griechen  die  seblncht  und  dii 
unmittelbare  nähe  der  feinde  an  und  fiir  sich  beim  rickia|c 
boten^. 

Allein  Richter  ist  „sehr  geneigt  ansnnebsMn^S  ^»>  M^h  u 
den  folgenden  werten  des  |.  6  und  im  |.  7  „fiUschunffen  fe^ 
liegen'^ 

Zunächst  erktärt  er  die  notia:  i  d^  tj/iUo  roTg  itdiraBC^  (m 
„vollständig  überflüssiges  da  aus  {.  4  oi  mXraajal  Ttgod^aftort^ 
Tuiv  oid^räv  klar  sei,  »dass  Xenophon  noch  die  hoplttea  führto^ 
besiehentlich  an  ihrer  spitxe  marschierte".  Diese  ansieht  ist  aber, 
wie  schon  gesagt,  gana  falsch;  es  ist  vielmehr  als  sicher  aaia- 
nehmen,  dass  die  hopliten  halt  gemacht  hatten,  ab  die  pdtastci 
vorausliefen,  Dass  nun  Xenophon  bei  den  hopliten  geblieben  na^ 
nicbt  mit  den  peltasten  vorausgelaufen,  wird  hier  gaas  pamtend  er- 
wähnt durch  diesen  erklärenden  ansata,  dessen  Inhalt  bisher  direct 
noch  nicht  angegeben  war,  wenngMch  man  ibn  aas  }•  4  versm- 
then  (aber  auch  nur  vermuthen)  konnte,  nnd  der  gar  nichli 
anderes  besagt  ab  der  von  den  schlechteren  handschriften  geboteai 
relativsatx:  Sg  ^y§hQ  roTg  iidfrtugy  welchen  Krüger  beibehalte 
hat^).  Einen  solchen  erklärenden  susatx  fuhrt  3i  oft  ein,  vigL 
Kühner  su  An.  I  7,  12,  ^AßqoKOfkaq  dk  vciigffii,  wo  freilich  dia 
schlechteren  handschriften  auch  nicht  6i  sondern  jr^g  bieten,  waa 
Krüger  aufgenommen  hat;  ähnlich  steht  esV6,  18;  V5,2S; 
VI  6,  9;  VI  3,  20;  VII  2,  6 ;  VI  1,  32;  I  3,  8;  Vi  3,  4.  Be* 
sonders  ähnlich  aber  sind  die  stellen  V  6,  36 :  ndmg  kkijp  Nimv^f^ 
og  XitQKr6g>fi^  vTüinQajifyH,  Xitgtifo^og  6i  oSnm  nag^i^ 
IgXOVJM  xtX^s  und  VII  1,  2:  nifAtpag  nqhq^Avaitßwv  riv  mvof- 

Sodann    hält  Richter    die   grosse  „sprachliche  härte"  fir  aa- 

4)  Dieselbe  Verschiedenheit  der  lesart  in  den  handschriften  findet 
sich  z.  b.  auch  §.  25,  wo  ABC  al  di  {vJUra*  $«acy  bieten,  die  flhrigea 
das  von  den  heransgebem  angenommene  relativnm  aH 


Zii  XeoopbiMi's  Anabasii.  453 

o  di  iXdw9  liber  i  di  fiynto  toig  onXhaiq  weg  auf 
4am  stt  jtifAamHU  zu  ergänzende  object  ayyiXov  oder  nvd  bezogen 
werden  soll  Richter  »möcbte  überhaupt  die  möglichkeit  leugnen, 
«tea  denonstratiy  gebrauchten  artikel  in  o  di  iXd^wv  auf  ein  zu 
9ifunmif$  hinzuzudenkendes  object  zu  beziehen^.  Bine  gewiase 
apvachlMie  harte  izt  allerdings  wohl  vorhanden »  doch  nicht  so 
sehUninier  art,  wie  Richter  behauptet;  was  zu  beweisen  der  um- 
staod  genigt,  dass  noch  kein  faerausgeber  daran  anstoss  genommen 
hat')  (Zeune  und  Krüger:  o  äyyiXoi,  Kühner:  o  jrQog  SiPog>wvia 
mfuf&ii^  Rehdantz :  i  Miftf&ifgy  F.  Vollbrecht :  „der  abgesandte''). 
JedenfUla  aber  würde  diese  sprachliche  härte  noch  viel  schlimmer 
werden,  wenn  die  werte  o  di  ^yiTro  to7g  onXCtMQ  als  unecht  ent- 
fernt würden.  Das  giebt  Richter  selbst  zu,  scheint  aber  deshalb 
Ui  so  mehr  zu  glauben,  eine  interpolation  jener  werte  annehmen 
mi  aiüssen,  wahrend  er  doch  durch  diesen  uaMtand  von  seiner  an- 
sickt  kitte  abgebracht  werden  sollen. 

Zu  dieser  —  zieodich  imaginaeren  —  sprachlichen  härte  sol- 
len nun  sachliche  bedenken  kommen  (p.  592).  Die  sendung  des 
boten  wird  als  „überflüssig''  bezeichnet,  da  bei  dem  geringen  vor- 
sprung  der  peltästen,  während  ihres  durchschreitens  durch  die 
sdüacht,  ihres  angriff's  und  ihres  Versuchs  zum  rückzug  ,,8o  viel 
Mit  veif^cfaen  musste,  dass  Xenophon  herankam  und  selbst  sah, 
WIS  vorging,  wenn  er  nicht  den  Vorgang,  was  eben&lls,  da  die 
ftttang  doch  auf  einer  erhebung  lag  ({.  28),  sehr  leicht  mög- 
lich ist,  von  weitem  schon  bemerkt  hatte".  Ich  habe  schon 
Unat  hingewiesen,  dass  durchaus  nichts  uns  zu  der  annähme 
iwingt,  Xenophon  sei  den  vorauslaufenden  peltästen  mit  den  ho- 
fliten  gefolgt,  dass  vielmehr  ziemlich  sicher  ist,  Xenophon  habe 
Ut  gemacht  und  warte  das  resultat  des  angriffis  der  peltästen  ab. 
Digegen  wird  nun  als  grund  der  umstand  angeführt,  dass  Xeno- 
fkon  doch  gegen  eben  dieses  x^Q^ov  auf  dem  marsche  war  und 
wssste,    dass  er  sich  in  der  nähe  desselben   befand:   das   ist  wohl 

5)  Dieses  an  sich  ja  nichtssagende  argument  wir4  weDigstens 
Richter  gelten  lassen  müssen,  wenn  er  consequent  ist;  gebraucht  er 
doch  ganz  dasselbe,  wenn  auch  umgekehrt,  p.  565:  „denn  wenn  ein 
kenner  des  griechischen  und  des  Xenophon  iusbesondere  wie  Rehdantz, 
am  der  übri^n  zu  geschweiffen,  die  stelle  missversteht,  so  kann  die 
missverst&ndlichkeit  der  steUe  doch  nicht  wohl  in  abrede  gestellt 
werden". 


454  Zu  Xenopbon's  Anabasis. 

ricbtig,  beweist  aber  fur  Richter  doch  nicht  das  Bindeste^j 
Sodann  meint  Richter,  dass  es,  wenn  Xenophon  die  festung  nod 
nicht  hätte  sehen  können^  aber  die  peltasten  in  der  nähe  gewosi 
hätte,  „unverzeihlich  leichtsinnig  und  gar  nicht  zu  motivieren  ge 
wesen  sein  würde,  wenn  er,  nachdem  die  peltasten  TorausgeeUi 
mit  den  hopliten  halt  gemacht  hätte  ^^  Danach  mass  also  cii 
feldherr,  wenn  er  gegen  einen  platz  anrückt,  sofort  mit  seiac 
ganzen  macht  denselben  angreifen,  darf  aber  nicht  eine  nba 
rumpelung  versuchen  und  mit  dem  gros  noch  zurückbleiben:  eil 
ansieht,  die  auch  der  elementarsten  kriegskunst  schnurstradi 
entgegenläuft.  (Vergl.  Köchlj  und  Rüstow  griech.  kriegsweic 
p.  157). 

Auch  dass  Xenophon  die  festung  und  den  missgfilckten  ai 
griff  der  peltasten  auf  dieselbe  habe  sehen  können,  ist  mir  sei 
unwahrscheinlich,  denn  das  terrain  war  ja  oQuvä  /(tf^to  (§•  2 
enthielt  hügel,  Schluchten  und  wälder  ({.  28  ff.),  so  dass  ( 
wohl  anzunehmen  ist,  dass  Xenophon  auch  in  geringerer  en 
fernung  als  5-— 6  Stadien  noch  nichts  von  der  fnpQQaoXt^  g 
sehen  habe. 

In  der  mddung  des  boten  selbst  (§.  7)  ist  nach  Riebt 
„höchst  auffall ig*^,  dass  /ca^^oy  ohne  artikel  gesetzt  ist,  wona< 
der  bote,  resp.  interpolator,  voraussetzt,  „dass  Xenophon  von  di 
existenz  dieses  x^qtov  noch  gar  keine  ahnung  hat,  sondern  c 
erst  durch  den  boten  erfährt^^  Das  kann  allerdings  nicht  wol 
der  fall  gewesen  sein,  aber  dieses  folgt  gar  nicht  aus  dem  fehle 
des  artikels,  welches  gar  nichts  beweist,  aLi  dass  der  bote  vo 
der  existenz  dieses  ^üiQhv  vorher  keine  ahnung  gehabt  hat  Zi 
dem  ist  doch  zu  bedenken,  worauf  die  herausgeber  richtig  aal 
merksam  machen,  dass  Xenophon  hier  die  meidung  des  boten  wol 
ganz  wortgetreu  wiedergegeben  hat;  ein  athemlos  berangeeiltc 
Soldat  aber,  welcher  in  grosser  aufrege ng  (diese  wird  ausgedrficii 
durch  die  vielen,   kurzen,   athemlos  herausgestossenen  sätie,    verg 

6)  Das  geht  aber  auch  keineswegs,  wie  Richter  will,  aus  dei 
umstand  herror,  „dass  das  /(tf^»or  bereits  geschildert  wird,  ehe  di 
peltasten  an  dasselbe  gelangen*'.  Denn  die  ganze  erzählong  Xeno 
phons  entbehrt  doch  nicht  der  kunstvollen  anordnung,  und  zu  diese 
gehört  es,  dass  die  terrainschilderung  der  erzählung  der  begebenhei 
selbst  vorangeht.  Die  kenntniss  des  terrains  hat  Xenophon  natflilic 
erst  erhalten,  als  er  selbst  das  x^Q^^  recognosciert  und  betreten  ha 


Zu  Xenopbon'fl  Anabasii.  455 

Rdidanis  x.  d.  st.)  seinen  commmideur  eine  wichtige  botscbaft  zu 
iberbringeo  bat ,  acbtet  nicbt  viel  auf  das  aetien  oder  weglassen 
i»  artikels.  —  Allerdings  sagt  die  meidung  des  boten  dem  leser 
ueht  Tiel  neues,  aber  Xenopbon  berichtet  hier  nun  einmal  sehr 
goian,  so  genau^  dass  er  auch  die  worte  des  boten  nicht  weglässt, 
«nbekömmert  darum  dass  er  somit  seinem  leser  zweimal  dasselbe 
cnihlt  (aber  doch  jedes  mal  in  anderer  weise !).  Ohne  frage  hätte 
Xenophon  sich  darauf  beschränken  können  zu  sagen,  dass  ein 
bote  an  ihn  abgesandt  wurde,  aber  er  brauchte  sich  nicht 
iudat  zu  beschränken  nach  den  einfachsten  regeln  der  compo- 
ihioD,  wie  Richter  meint  (p.  593),  denn  darnach  hätte  er  ja  auch 
gar  nicht  nö'thig  oder  gar  nicht  einmal  das  recht  gehabt,  diese 
doch  für  den  ganzen  riickzug  und  die  endschicksale  der  Griechen 
so  wenig  bedeutende  expedition  g^n  die  Drilen  so  ausführlich, 
m  aasser  allem  rerbältniss  zu  der  kürze,  mit  der  oft  andere, 
wichtigere  dinge  berichtet  sind,  zu  behandeln;  warum  geben  wir 
(  <ia  nicht  lieber  gleich  das  ganze  capitel  als  vom  interpolator  her- 
nhread  preis?     Das  wäre  ja  das  allereinfachste ^) ! 

Damit  konnte  ich  von  dieser  stelle,  welche  mir  durchaus  echt 
und  richtig  zu  sein  scheint,  scheiden,  wenn  nicht  gerade  hier  ein- 
mal 10  recht  deutlich  zu  tage  trete,  wie  Richter  gearbeitet  hat 
und  was  er  seinen  lesern  zumutbet  Er  hatte  den  ausweg  aus 
aller  Schwierigkeit ,  dass  Xenophon  mit  den  hopliten  halt  gemacht 
habe  und  zurückgeblieben  sei,  als  durchaus  nicht  annehmbar  be- 
leichnet  (p.  592);  er  hatte  dann  gesagt  (ebenfalls  p.  592),  dass 
Xenophon  auf  dem  marsche  geblieben,  lehre  der  ganze  zusammen- 
bang und  der  ausdruck  nQodQafk6vT%q  (und  doch  kann  nqoiqixHv 
ohne  frage  auch  von  dem  gesagt  werden,  welcher  vorausläuft, 
während  sein  genösse,  der  bi«  zum  trennungspunct  mit  ihm  ge- 
gangen, stehen  bleibt);    nun   heisst   es   p^  593:    „ich    meine    also 

7)  Bei  dieser  gelegenheit  entwickelt  Richter  seine  kritischen 
gnmdsätze  mit  den  werten:  ,,wenn  man  sich  nicht  entschliesst,  auch 
in  der  kritik  diesem  aesthetischen  oder  auch  nur  logischen  gesichts- 
pQnct  mehr  geltung  einzuräumen  als  bisher,  wird  man  nie  dazu 
Kommen,  die  werke  Xenophons,  und  vielleicht  noch  andere,  nament- 
lich historische  Schriftsteller  des  alterthums  von  dem  schmatz,  der 
>icb  an  sie  angesetzt  hat,  zu  reinigen*'.  Sehr  schön  gedacht,  aber 
Wer  ist  der  unfehlbare  mann,  welcher  die  massgebenden  „gesichts- 
ponote'*  aufstellen  kannV 


456  Za  XeoophoD'fl  Anabam. 

Xenophon  Lat  geschrieben:  iig  Jl  oäx  Idvpurro  äMot^x*^9  ^ 
SfvogxSv  ngocu/ayiiv  irgig  xi^y  x^Q^^Q^^  (^^®  heraofolirea 
an  die  x^Q^^Q^  ^^^  Xeoophon  dud  doch  ooch,  nachdem  der  an- 
griff der  peltasten  abgeschlagen  ist?  vergl.  o.  p.  452)  a.  s.  w.  will 
jemand  a*ov<sag  roSia  belassen,  so  habe  ich  nichta  dagegea 
einzuwenden  (!),  ausser  das«  ich  glaube,  dass  eben  gar  keii 
bote  an  Xenophon  abgeschickt  wurde  (das  wäre  doch  einwaaiii 
genug!)  u.  s.  w."  und  in  einer  anmerkung  dazu  lieat  maa  avi 
gar:  „auch  nifAnovCh  ngog  Scro^cJvra*  o  ii  ^ocaya/iiv  npii 
7^  XCLQudgav  xjX,  wäre  möglich.  Denn  Xenophon  kann  mit 
den  hopliten  in  einiger  entfernung  von  der  jj^a^oJ^s 
gestanden  und  die  Vorgänge  mit  angesehen  haben,  dann  aber, 
als  die  peltasten,  die  Schwierigkeit  ihrer  läge  erkennend,  iki 
durch  einen  boten  um  persönlichen  beistand  e^ 
suchen  Hessen,  sofort  an  die  schlucht  mit  den  bopliteo  ge- 
rückt und  selbst  hiniiberg^angen  sein^.  Das  ist  doch  der  crai- 
seste  Widerspruch  gegen  das  ganze  raisonnement  von  p.  592  aad 
danach  ist  doch  auch  für  Richter  gar  kein  sachlicher  grand 
mehr  vorhanden,  eine  interpolation  anzunehmen. 

Ferner  behandelt  Richter  (p.  593  f.)  den  {•  15  nod  nimat 
anstoss  an  den  worten :  xai  aXXog  aXkov  iJhte  xal  alXog  avaßt- 
ßrjxe$,  da  eine  nähere  angäbe  darüber  zu  erwarten  sei,  „wie  Agt- 
sias  und  Pbiloxenos  in  den  platz  gelangten,  nämlich  so,  dass  der 
eine  hinaufgestiegen  war  xal  aXkog  ävaßeßiixH  und  nun  den  so- 
deren  zu  sich  hinaufzog^^  Richtig  wird  ab  einzig  mögliche  (foa 
sprachlichen  Standpunkt)  bedeutung  der  worte  hingestellt:  „oid 
der  eine  zog  diesen,  der  andere  jenen  hinauf,  und  ein  anderer  war 
hinaufgesti^en^ ;  denn  die  Übersetzung  Hertleins:  „einer  zog  4« 
anderen  hinauf*'  ist  nicht  richtig,  da  das,  wie  Richter  hervorhebt, 
o  aXXog  tov  äXXov,  oder  vielmehr  o  irtgog  tov  ingov  htiuxM 
müsste,  auch  ist  es  nicht  möglich  aXXog  uXXop  im  sinne  von  eH- 
Xi^Xovg  zu  fassen.  Weshalb  nun  aber  jene  sprachlich  einzig  mSf 
liehe  bedeutung  keinen  passenden  sinn  gebe,  vermag  ich  aus  Rich- 
ters raisonnement  nicht  zu  erkennen,  welches  an  dieser  lidle 
besonders  unklar  ist.  Mir  scheint  jene  bedeutung  auch  sacblidi 
durchaus  richtig  zu  sein,  wenn  wir  nur  die  verba  betoacB, 
welche  doch  den  nachdruck  haben.  Agasias  und  Philozenoa  stei- 
gen hinauf  und  helfen  anderen,   der  eine  dieaeo,   der 


Zo  Xenopbon's  Analmsii.  457 

bMB'liiiiMJErtdgeB,  andere  (aXXog  «pmat  pro  genen^))  stei- 
ge« eelliitäiidig  (KHiger:  ovx  lhc6fA9¥0§,  »obne  hülfe  ^<)  hinauf. 
Da  brauchen  wir,  scheint  mir,  keine  ändening  voraanehmen  und 
keine  interpolation  su  argwöhnen. 

Anders  stellt  sich  nun  die  sache,  wenn   wir  mit  den  besseren 
handsehriftett  ABCB  nur   lesen :    iStfti  ^Ayaataq  JStvfA^Xiog  xaia- 
^fU9og  f»  oxXa  h  xnwv$  (i6¥W  uvißii  nai  SU,ov  cübrc  xui  a>Uo$ 
iwaß^ß^xH  9tL   in   diesem   setze  sind   allerdings   noch   die   werte 
jHii  akko^  äyaßißifnf$  Richter  auffällig  (würden  es  aber  wohl  nicht 
■ehr  sein,  wenn  er  o^ine  erklärung  adoptierte),  sonst  aber  möchte 
er  ihr  „den  voraug  vor  der  allgemein  recipierten  einräumen,  wenn 
mn  sich  erklären  könnte,  wie  die  erweiterung  in  die  schlechteren 
handschriften  gekommen,    namentlich  woher  das  OtXa^ivog  UikXti" 
pmig  stammtf^     Dagegen  möchte  aber  su  bedenken  sein,   dass  doch 
oft  die  schlechteren  handschriften  die  richtigere  lesart  bieten,  wäh* 
reod  die  sogenannten  besseren  codices  schon  corrumpiert  sind.     So 
durfte    man    vielleicht  auch   hier  behaupten,    dass  in  den  besseren 
handschriften  die  auslassung  von  OiXjo^ivoq  HeXktivivg  und  die  da- 
nach  nöthig  gewordenen  änderongen  von  einem  abschreiber  herrüh- 
ren, der  sich  erinnerte,    dass  Agasias   mehrfach   als  tapferer  mann 
erwähnt   wird    (z.  b.  IV  i,  27 ;  7,  8),   während    von  Philoxenos 
sonst    nie   die   rede   ist,    und   dass    sonach   auch    hier    die  lesart 
der  schlechteren  handschriften  die  richtige  und  beizubehaltende  ist. 
Zugeben  kann  und  will  ich  Richter  schliesslich  gern,  dass  die 
itdle  nach  ausfall  der  incriminierten  werte  noch  einen  sinn  geben 
wirde,   welcher  den  leser  befriedigen  könnte;    aber  dieser  umstand 
trigt  doch  zur  Sicherung  oder  begründung  der  annähme   einer    in- 
tttpolation  nichts  bei. 

Sodann  hält  Richter  (p.  595  ff.)  die  werte  des  $.  23:  Mal 
i  yii  q>oßiQä  ^y  ^  imovCa  für  unecht.  Er  meint,  wenn  man  die 
nhiation  der  Griechen  bedenke,  sei  gar  nicht  daran  zu  zweifeln, 
4m8  das  herannahen  der  nacht  ihre  besoignis  nicht  habe  erhöhen 
können.     Da  legt  nun  Richter    fälschlich   nachdruck   auf  imovcay 

8)  So  erkläre  ich  mir  den  singular,  während  ich  es  fdr  sanz 
onmöglich  halte,  was  Richter  „noth wendig"  nennt,  dass  für  alios 
ftftnde  i  iuQOf,  selbst  wenn  vorher  gestanden  hätte  6  tngog  löy  htgor, 

da  doch   weder  AgasiM  noch  Philoxenos   als  subject  zu   waßißiixtt 

gedacht  werden  kann. 


458  Za  Xenophon'fl  AnabaBis. 

während  doch  ^  ttig  durch  xa(  betont  wird^,  und  h&ü90a  wu 
attributiv  hinzutritt.  Nicht  das  herannahen  der  nacht  wm 
furchtbar,  sondern  die  nacht,  welche  anbrach.  Damit  fiUIt  Rieh» 
ters  ansieht,  dass  die  noch  nicht  angebrochene  finstemis  kw 
beängstigung*  verursachen  könne ;  die  anbrechende  finstenii  nt 
dazu  gewis  im  stände.  —  Richter  meint  weiter,  es  sei  nicht  st* 
zunehmen,  dass  die  Griechen  gar  nicht  daran  gedacht  haben,  gV« 
die  einbrechende  finsternis  ihnen  noch  bringen  könnte".  Aber  Xs* 
nophon  sagt  es  doch  ausdrücklich ;  können  wir  denn  ohne  weitm 
seine  werte  für  unwahr  ansehen  und  streichen ,  ohne  äussum 
grund?  ich  sollte  meinen,  wenn  die  läge  der  Griechen»  welch« 
XaXfnov  tjp  *ai  fjiivuv  xai  iinivat^^),  schon  bei  tage  adiwierig 
genug  war,  dass  sie  dann  durch  die  hereinbrechende  nacht  noch 
bedeutend  erhöht  werden  musste,  und  dass  daher  einem  so 
tigen  und  besorgten  feldherrn,  wie  Xenophon  es  is^  dieser 
wohl  sehr  viel  furcht  und  sorge  bereitete. 

Die   ganze  argumentation  Richters    läuft   ja   dentlich 
hinaus,  nach  seiner  vorgefassten  ansieht,  dass  ein  interpolatsr, 
„dem  die  läge  noch  nicht  schlimm  genug    erschien    (p.  596/*,  die 
anabasis  mit  Zusätzen  versehen  habe,   solche  scheinbare  ühettr«« 
bungen  zu  beseitigen;    er  sucht  dann  seine  anfstellungea  dnrch  so- 
phistische Schlussfolgerungen  zu  stützen,  wobei  er  aber  glttckliche^ 
weise  immer  zu  fassen  ist.     So  auch  hier:    p.  59^7  sucht  Richtff 
nachzuweisen,   dass  der  einbruch  der  nacht  noch  gar  nicht  sa  nahe 
war  und  so  nahe  sein  konnte.     Aber  schon  die  ersten  sätze,  die  san 
beweis  dienen  sollen,    sind  ganz  unrichtig,   gewiss  ein  böses  emm 
für  die  folgenden  ausführung^n!  „Xenophon  hatte  die  zeit  des  angrifi 
sicher  in  seiner  gewalt;  er  kannte  die  feste^S     Aber  dagegen 
spricht,   was  Xenophon  f.  8.  9  erzählt,    dass  er,    nachdem  er  die 
hopliten  herangeführt  hat,    die  festung  untersucht  und  sich  mit  den 
lochagen   darüber  beräth,    ob  sie    einnehmbar  ist  oder  nicht    Da^ 
gegen  spricht  ferner  auch  der  umstand,  dass  Xenophon  nichts  von 

9)  Wenn  Richter  recht  hätte,  dass  die  anknflpfong  mit  *mi,  „die 
gleichsam  etwas  halbvergessenes  oder  nebensächliches  Termuthea 
lässt,  sehr  fflr  die  interpolation  der  werte  spricht",  so  mflssten  doch 
gar  viele  stellen  im  Xenophon  interpoliert  sein. 

10)  Mit  welchem  recht  behauptet  Richter  (p.  596),  dass  die  aar 
genblickliohe  g^efahr  „ganz  unabhängig  von  der  einbrechenden  nacht 
mit  jeder  minute  wuchs"? 


Zn  Xenophon'fl  AnabaBu.  459 

tier    exuteoB   der  uMfa  In  der  stadt  wnsste  (g.  17).  —     Auch  ist 
«■  fiüach  za  bebaopten,    wie  Richter  thut,    daas  Xenophon  „bisher 
die  erfahmiig  gemacht  hatte,    daas  die  Drilen  sich  tapfer   verthei- 
digtco  ({.  2.  d>yK    Es  ist  denn  doch  eine  sonderbare  art  „tapferer 
Ycrtheidigang^   von  Seiten   der  Drilen,    dass   dieselben   onoia  i&v 
X»qimp  aXai(nf$a  iha^  idoMH  i(Amnqd9Xiq  änjjteavy   und  dass   sie 
aDe  in  die  (Afit((6noUq  üwiqqvr^nitsav  (§.  3).  —  „Auch  das  musste 
er  sich  sagen^,    heisst  es  weiter,    „dass   im  fall   der  angriff  abge- 
idilagen  w&rde,  der  abzng  nicht  ohne  gefahr  sein  würde^^     Leider 
widenpricht  auch  diese  behauptung  dem  berichte  Xenophons  §.  8. 
0,    nnd   wir  müssen  doch  wohl  Xenophon  selbst  etwas  mehr  glau- 
bea  schenken  in  bezug  auf  das,    was   er  wnsste,   sich   sagte  und 
that,    als   unserem  verstände  und  unserer  phantasie.  —     Auf  diese 
ako  ganz  unbegründeten  argumente  baut  nun  Richter   den   schluss, 
daas  Xenophon   den  angriff  nicht  habe   zu    einer  zeit   vornehmen 
können,    „wo    man   möglicherweise   von   dem   einbruch   der   nacht 
Iherrascht   werden   konnte '^     Dieser   behauptung  stimme  ich    bei, 
aber  aus  ganz  anderem  gründe,    und  glaube  nun   erst  recht,    dass 
die  stelle  völlig  gesund  ist     Doch  sehen  wir  erst  weiter,  wodurch 
Richter  seine  annähme  noch  mehr  zu  stützen  sucht.     Er  meint,   da 
^e  einzelnen   Operationen   schnell    auf  einander   folgten    (worüber 
wir  doch  kein  sicheres  urtheil  haben  und  was  ich  oben  p.  450   in 
being  auf  die  von  Richter  verdachtigten  werte  des  §.  6  schon  als 
irrig  erwiesen   habe),    könne  der  kämpf  um  den  platz  nicht  lange 
Mit  in  anspruch   genommen    haben;    wenn    also   jetzt   dennoch   die 
licht  nahe  war,  so  müsse  der  angriff  spät  am  tage  begonnen  sein ; 
üi  sei  aber  bei  der   klugheit    und   kriegserfahrung   des  Xenophon 
nebt  anzunehmen.     Auch  dieses  letztere  gebe  ich  zu,  urtheile  nun 
iker  gerade  umgekehrt  als  Richter:    ein    so   tüchtiger   und   beson- 
nener filhrer  wie  Xenophon  wird  nicht  am  späten    nachmittag  sol- 
^  schwierigen  angriff  noch  unternommen    haben ;    wenn    er    uns 
Ha  aber   berichtet,    welchen    bericht  anzuzweifeln  wir  gar  keinen 
grand    haben,    dass   noch    vor   beendigung   des   kampfes   die   nacht 
hereingebrochen,  so  ist  daraus  zu  schliessen,    nicht  dass   dieser  be- 
riefat   falsch    oder    interpoliert    ist,    sondern    dass    der   angriff  so 
icbwierig  war,   dass  er,    trotzdem  man  ihn  etwa  schon  gegen  mit- 
tag oder  schon  am  vormittag    brennen,    doch  gegen   abend   noch 
nicht  hatte  beendigt  werden  können. 


460  Zu  Xenophon'fl  Aoabatig. 

Aber  Richter  hat  nnn  noch  „eio  weiterei  «od  eekr  wAmm 
wiegendes,  wenn  nicht  entscheidendes  argaaeDt**  fBr  aeine  aaacit 
in  den  werten  des  g.  26  gefunden :  oi  di  Mtnä  fi  CgifM  ^  Jb 
Ikovok  iXvnavy  xai  J^Xo$  on  imaKdtorrat  h  t^  i^od^  ti  ml  dka» 
ßdcit*  In  langer  erörterung  (p.  597 — 599),  wegen  deren  eiaad- 
heiten  mit  ihm  xu  rechten,  so  viel  veranlassnng  sieh  aoch  dm 
höte^'),  hier  xu  weit  fuhren  würde,  sucht  Richter  iiachaaweiM% 
worin  ich  ihm  auch  wieder  beistimme,  ,jABa»  hier  xojaßmm^  im 
dem  weiteren  rück-  hex.  hinabmarsch  nach  dem  verlaaaen  des  jan 
q(ov  selbst  (der  i^odog)  xu  verstehen  istf',  welchen  auuveh  bis  ma 
bivonak  die  Griechen,  wie  ich  schon  oben  p.  446  behauptet  haK 
noch  am  abend  machten.  Daraus  nun,  dass  die  Griechen  heim  dk- 
xug  aus  der  feste  und  beim  riickxug  den  angriff  der  feinde  fürch- 
teten, folgt  nach  Richter  ,Jedenfalls*S  dass  die  Griedien  noch  9m 
selben  tage  und  ohne  weiteren  aufedthalt  die  Maiaßaa$g  beab- 
sichtigten. Diese  Schlussfolgerung  ist  wieder  nicht  riehti|[. 
Denn  wenn  Xenophon  erxählt,  dass  die  Griechen  eine  hettatiguBg 
durch  die  feinde  beim  aossug  und  hinabmarsch  fiirchtetea,  ae  iit 
doch  damit  keinesw^  g^Migt,  dass  es  absieht  war,  dieaea  hia* 
abmarsch  auch  wirklich  stattfinden  xu  lassen.  Doch  gebe  idi  n, 
dass  Xenophon  für  diesen  abend  noch  etwas  mehr  als  die  l^e^ 
d.  h.  das  verlassen  des  ifaqtw  und  das  durchschreiten  der  xa^ifi 
beabsichtigt  habe;  er  wird  seine  trappen  gewiss  nicht  nnaüttdhtf 
bei  der  x^gädga  ihr  nachtquartier  haben  nehmen  laaaen  wolkig 
sondern  immerhin  einige  Stadien  davon  entfernt,  eine  strecke  weg«^ 
welche  für  den  ausdruck  x^Q^^^  vollkommen  genügt.  Ob  aum  am 
diesen  nachtaufenthalt  noch  mit  Richter  ein  „übemachtea  in  dff 
unmittelbaren  nähe  des  feindes^  nennen  darf,  kann  xweifdhafi  ssii) 
gewiss  aber  darf  man  dasselbe  nicht  „unbegreiflich^  finden,  dsm 
mit  den  Soldaten,  welche  dei^tag  über  schon  einen  marach  g«« 
macht,  dann  gekämpft  hatten  i|nd  lange  in  grosser  hedfiagaii 
gewesen  waren,  die  endlich  den  beschwerlichen  rückiug  darch  dii 


11)  Man  be  wandere  z.  b.  die  logik  in  folgendem  satae  (p.  597): 
,,8chon  der  umstand,  dass  Hertlein  rar  nöthig  gehalten  hat,  die  werte 
»»in  die  schlucht««  in  parenthese  hinzuzoffigen,  zeigt,  dass  umwAfmn^ 
allein  und  ohne  zosatz  auch  von  Xenophon  schon  wegen  des  mSfl- 
liehen  missverständnisses  nicht  gebraucht  worden  sein  würde*'.  A 
wenn  Xenophon  bei  abfossung  seines  berichts  an  Hertlein  und  die 
anderen  neueren  herausgeber  gedacht  hätte! 


Zb  XttioplioD^  Anabaiiik  461 

«faJ^  gf  iclit  hattea,  konnte  Xenophon  nnnoglicb  noch  die 
mit  lundnrdi  auidiieren;  er  moiste  Urnen  rnhe  gönnen^  und  das 
tknt  er  jedenfalls  nodi  in  der  nähe  des  x^9^^»  Somit  halte  ich 
iea  hericht  Xenqibons  nicht  nnr  für  möglich  sondern  sogar  für 
gaai  sicher;  and  für  ebenso  sicher  halte  ich  es,  was  Richter  eben- 
Mls  nnmSglidi  an  sein  scheint,  dass  die  Drilen  auf  die  Griechen 
die  ganse  nacht  hindurch  keinen  angriff  machten  ^');  ich  halte  das 
far  si^er  aas  dem  einfachen  gründe»  weil  Xenophon  es  berichtet, 
ien  wir  nicht  berechtigt  sind  durch  rhetorische  fragen  der  un- 
Rrahrheit  su  beschuldigen  ^^.  Ich  halte  es  femer  nicht  nur  für 
■Sglich  sondern  sogar  für  nnsweifelhafit  (da  es  ja  klar  vor  äugen 
liegt),  dass  Xenophon  gar  nichts  davon  sagt,  was  ihn  bewog  einen 
10  gefilhrlichen  anfenthaUsort  an  wählen  und  welche  vorsichtssMss- 
legela  er  filr  die  nacht  traf.  Sagt  doch  Xenophon  von  gar  vie- 
CB  dingen  nichts,  filr  welche  er  bei  seinen  lesem  kein  interesse 
raraossetate,  oder  von  denen  er  glauben  konnte,  dass  sie  dieselben 
roa  seihst  wussten.  Endlich  würde  es  ebenfalls  gani  wohl  mög- 
ick  sein,  dass  die  Drilen  am  morgen  den  Xenophon  mit  dem  beere 
ihaiehen  Hessen,  ohne  ihn  daran  zu  hindern,  wenn  Xenophon  die- 
lea  wirklich  berichtet  hätte.  Das  ist  aber  nicht  der  fiJI.  Denn 
MM  Xenophons  ersählung  {.  28  ff.  ist  durchaus  nicht  su  folgern, 
lass  Xenophon  den  hinterhalt  erst  legte,  „nachdem  er  ein  stück 
viggciagen  war^.  Dieser  ist  vielmehr  gelegt,  ehe  die  Griechen 
IBS  dem  bivouak  aufbrachen,  in  ganx  ähnlicher  weise  wie  noch 
fkd  aaf  einem  rückxnge  beim  aufbruche  aus  einem  nachtquartier 
iiri^regarden  als  wachen  surückgdassen  werden,  um  erst,  nach- 
das  das  gros  eine  strecke  weit  fortgerückt  ist,  diesem  xn  folgen, 
nA  ihm  so  deckung  an  gewähren.  Die  Drilen  haben  dann  sofort 
<e  Griechen  ansugreifen  gesucht,  als  diese  aus  ihrem  bivouak  ab- 
liektea,  haben  aber  den  aagriff  der  tfnvicpidQa  wegen  verzögert. 
Ai  nun,  wie  Richter  ganx  recht  bemerkt,  aus  den  werten  des 
f  29:  ai  Jl  niknu  ovrcSr  aXkou  Mal  aXkon  3ng>a(vono  ;|faAxai 

12)  Wie  Richter  su  der  behauptuog  kommt,  dass  ein  solcher  an- 
griff sehr  leicht  von  zwei  selten  unternommen  werden  konnte, 
rmtehe  ich  nicht. 

13)  Vergl.  Behdants  zu  §.  27:  »das  bei  dem  mehr  als  eintägigen 
beifBag  natörliche  bivouak  auf  einem  sicheren  puncte  des  plateaus 
rwfthnt  Xenophon  nicht,  besonders,  weil  die  Drilen  hier  nicht  störten 
tkd  nicht  stOren  konnten«. 


462  Za  XenopÜon'fl  Anabasu« 

o5(fM  folgt,  class  der  weitere  rückzog  am  tage  atat^fefundea  kil^ 
da  aber,  wie  ich  nachgewiesen  xn  haben  glaube,  kein  grand  gcgn 
die  annähme  vorli^,  dass  die  Griechen  die  nacht  noch  in  4m 
nähe  des  xf^Q^ov  zugebracht  haben,  so  lasst  sich  auch  aas  f.  28  ff. 
nur  folgern,  dass  dieser  weitere  riickzug  nicht  noch  an  aM 
sondern  erst  am  folgenden  tage  unternommen  sei.  I>abei  bkiU 
bestehen,  was  Xenophon  berichtet,  dass  es  donkel  war,  als  4ii 
xatdßactg,  d.  h.  also  der  riickzug  bis  zum  bivouak,  stattfand,  nl 
Richter  hat  nicht  bewiesen,  dass  die  worte  des  g.  23  i}  rv(  ye 
ßigä  ftv  ^  Imcvaa  interpoliert  seien. 

Im  Zusammenhang  mit  diesen  ganzen  aasführnngen  and  ge- 
stützt auf  dieselben  wird  nun  von  Richter  (p.  600  f.)  auch  ik 
unechtheit  der  worte  des  g.  28 :  r^  Jl  vtMqatf  än^jofav  o{  IQ- 
Xi^viQ  fj^ovre;  Ta  imri^iHa  behauptet,  obwohl  er  selbst  zngidit} 
dass  die  worte  an  sich  eigentlich  keinen  anstoss  bieten.  AUerdiip 
passen  die  worte  nicht  mehr,  wenn  in  §.  23  jene  eben  besproche- 
nen Worte  beseitigt  sind;  da  aber  deren  interpolation  nicht  nach- 
gewiesen ist,  kann  sich  auch  ein  unechtheitsbeweis  dieser  woHi 
des  ^.  28  nicht  mehr  auf  jene  stützen.  Zudem  hat  Richter  gm 
übersehen,  dass  Xenophon  im  f.  i  dieses  capitals  ausdrückfidi 
sagt,  diese  expedition  habe  länger  als  einen  tag  gedauert.  Das  folgt 
wenigstens  ganz  noth wendig  daraus,  dass  er  erzählt,  es  sei  nidit 
mehr  möglich  gewesen,  die  nöthigen  lebensmittel  sa  erlange^ 
wen  anuv&rjfÄiQCj^Hv  ini  ri  Ctqaxonkiov ,  und  deshalb  (&  vDt- 
Tov)  sei  diese  expedition  unternommen.  Trotz  dieser  dorchstf 
nicht  miszuverstehenden  äusserung  Xenophons,  deren  interpolados 
doch  erst  zu  erweisen  wäre,  ehe  an  die  der  worte  des  {.  23  oi' 
§.  28  auch  nur  gedacht  werden  könnte,  arbeitet  Richter 
hin  darzul^en,  dass  alle  einzelheiten  der  expedition  am 
tage  geschehen  sind,  sagt  auch  p.  607  ganz  unumwanden  y^ 
alles  geschah  am  hellen,  lichten  und  einem  und  demselben  t&gi^ 
Dabei  ist  aber  als  eine  fernere  probe  von  der  art,  wie  Richte 
gearbeitet  hat,  zu  beachten,  dass  es  p.  599  also  heisst:  „weaa  a 
hierfür  (nämlich  für  die  annähme,  dass  die  Drilen  den  Griecha 
lange  nachsetzen  würden)  noch  eines  beweises  bedürfte,  so  ist  tr 
in  den  massregeln  vorhanden,  welche  die  Griechen  am  anders 
morgen  bei  der  xaidßa(f$g  trafen,  um  sich  vor  der  vcrM- 
gung  seitens  der  feinde   zu    sichern  u.  s.  w.^   und   daa    atckt   m 


Zo  XenoplioD's  AoabMu.  463 

Bkange,  in  welchem  Riditer  sidi  bemüht,  nachza- 
die  xaidßcuug  nicht  am  anderen  morgen,  son- 
40m  am  selben  tage,  etwa  am  nachmittag,  stattfand! 

Obwohl  es  danach  nicht  mehr  nöthig  sein  dürfte,  gegen  die 
Mianptete  nnechtheit  jener  worte  des  §.  28  noch  weiteres  anza- 
fikren,  will  ich  doch  der  Vollständigkeit  wegen  auch  die  beiden 
facte  kars  besprechen,  die  Richter  ans  sprachlicher  rücksicht  an 
demelben  bemängelt  Zuerst  findet  er  (p.  600)  den  ausdruck 
fjfOiTi;  tot  imt^Stta  „nicht  glücklich  und  treffend  gewählt^,  da 
ie  Griechen  „bente*'  mit  sich  führten,  nicht  „lebensmittel^,  und  da 
f «  imi^dsM  hier  die  für  den  marsch  nöthigen  lebensroittd  be- 
miduien  würde.  Aber  es  hat  doch  wohl  so  strenge  termini  tech- 
sici  bei  den  Griechen  nicht  gegeben,  dass  Xenophon  hier 
sieht  die  beute,  welche  grösstentheils  aus  imti^iita  bestand,  da 
idcbe  SU  holen  ja  der  zweck  der  ganzen  expedition  gewesen  war 
(}.  1.  2),  hätte  h$v/j3e$a  nennen  können,  trotzdem  auch  andere 
diagfe  dabei  waren.  Und  sodann  ist  die  deiktische  kraft  des  arti- 
kdi  nicht  mit  Richter  von  den  zum  rückmarsch  nöthigen  lebens- 
Mtteln  zu  verstehen,  da  doch  die  Griechen  ohne  frage  mehr  le- 
besmittel  mit  fortgeschaft  haben,  als  sie  für  den  kurzen  rück- 
Mnch  gebrauchten,  sondern  entweder  von  den  lebensmitteln,  welche 
sidi  SV  verschaffen  die  Griechen  ausgezogen  waren  („die  ge- 
vioscbten,  nöthigen  lebensmittel ,  um  derentwillen  der  streifzug 
gmmcht  war^  Rehdantz),  oder  wohl  besser  von  denen,  welche  sie 
trbentet  hatten. 

Sodann  scheint  Richter  (p.  601)  die  hinzufligung  von  ol  "Ek- 
hpfig  „nicht  in  der  ordnnng^  zu  sein,  da  Xenophon,  wo  er  von 
dm  Griechen  spreche,  ol'EXXrjvig  nur  da  hinzusetze,  wo  ein  ge- 
giMsU  vorhanden,  da  aber  hier  dieses  nicht  der  fall  sei;  denn 
|L27  werde  vom  rückzog  der  Griechen  gesprochen  und  die  worte: 
amxw&ti  nada  %  ndX$g  enthalte  doch  keinen  g^ensatz,  auch 
ii  folgenden  finde  ein  solcher  sich  nicht;  vollends  sei  die  hinzu- 
flgong  von  ol  'EXki^vig  im  höchsten  grade  auffällig,  wenn  auch 
dM  ende  von  {.  27  unecht  sei,  wie  im  folgenden  dann  erwiesen 
irird.  Alles  dieses  zug^eben,  obwohl  das  letzte  ja  an  dieser 
rteUe  noch  nicht  erwiesen  bt,  und  obwohl  allerdings  ein  gewisser 
lligemMitz  besteht  zwischen  den  brennenden  häusern  der  Drilen 
md  4en  Griechen,   so  ist  es  doch  wohl  mehr  als  passend  und 


464  Zu  XenopKon'ä  Anabasis. 

gaoz  natürlich,  dass  Xeoophon,  als  er  die  begebenheiten  des  M* 
geoden  tages  xu  erzäblea  begiant,  das  subject,  trotsdem  dieses  ver* 
her  meistens  dasselbe  gewesen  war ,  wiederholt.  Gewiss  wurte 
die  Worte  auch  ohne  oi  "EUijv^c  verständlich  gewesen  sein  isi 
niemand  würde  an  ein  anderes  subject  zu  ajtj^icav  gedacht  hsfcesi 
als  an  die  Griechen;  aber  diese  Selbstverständlichkeit  ist  weto 
für  Xennpbon  ein  grnnd  etwas  nicht  zu  schreiben,  noch  fiir  sm 
etwas,  das  Xenophon  geschrieben,  für  unecht  za  erklären.  Dsn 
kommt  denn  endlich,  dass  Richters  behauptung,  Xenophon  seilt 
o\  "EkXfiv^Q  nur  im  g^ensatz  zu  anderen ,  nicht  stichhaldg  itt; 
man  vergl.  1  10,  11;  IV  7,  18;  V  6,  11. 

Somit  ist  in  sprachlicher  hinsieht  diensowenig  ein  grund,  wit 
in  sachlicher,  die  incriminiertea  werte  des  }.  28  für  interpoliert 
zu  halten. 

Bevor  Richter  dann  zur  besprechung  der  letzten  bälfie  ves 
}.  27  schreitet,  sucht  er  den  nach  weis  der  unechtheit  eines  dieUs 
von  §.  26  zu  führen  (p.  601  ff.).  Er  meint  nämlich,  Xenophon 
habe  nur  geschrieben:  Inii  dl  Ixavit  ^A|  fiv,  ivl^av  oStw  gUln 
änljX&op  uno  %ov  x^Q^ov»  Er  hält  also  die  Worte:  hJfWtO¥  Ü 
xal  Jag  naq*  avTO  t6  xaqdniaiAa  olntag,  onmg  oi  noUiuok  iftfi 
tavra  lxoi$v  für  interpoliert  von  seinem  ^tner^  und  brandlnstigeB 
interpolator^^  Denn  da  die  häuser  am  ;|fa^as(o^  nicht  auf  dtr 
rückzugslinie  der  Griechen  standen,  sei  kein  grand  gewesen  sit 
in  brand  zu  stecken,  zumal  das  den  abzug  ermöglichende  miltri 
allein  das  feuer  in  der  mitte  der  stresse  war;  der  hinzugefügte 
grund  Snwg  xrX.  sei  eher  eine  bestätigung  der  unechtheit,  dtas 
durch  das  brennen  der  häuser  würden  sich,  „wie  Xenophon  wti 
die  übrigen  Griechen  nach  ihren  bisherigen  erfahrungen  wistes 
mussten'S  die  Drilen  nicht  haben  von  der  Verfolgung  der  Griechts 
nbzieben  lassen.  Hiergegen  m(>chte  idi  folgendes  bemerken:  is- 
nächst  hat  Xenophon  vielleicht  gar  nicht  selbst  den  befehl  vom 
anzünden  auch  dieser  häuser  gegeben,  sondern  einzelne  aoUatts 
haben  aus  eigenem  antriebe  sie  in  brand  gesteckt,  in  der  gewia 
erklärlichen  absieht',  auch  dadurch  die  feinde  aufzuhalten;  ob  dit- 
ser  gedenke  sehr  viel  Wahrscheinlichkeit  für  sich  hatte,  kann  al- 
lerdings dahin  gestellt  bleiben.  Und  müssten  wir  doch  annehmes, 
dass  Xenophon  das  anzünden  auch  dieser  hänser  selbst  befiiUeB 
habe,  so  könnten  wir  doch  auch  für  ihn  noch  zwei  grftnde 


Zu  Xenopboii  a  Anabasu.  465 

«Beo,  den  er  freilich  nicht  augiebt,  der  aber  J&lar  vor  augeo  liegt, 
damit  nänlich  die  feinde  auch  nicht  durch  die  häuser  an  den  seilen 
das  ausgangs  herausbrechen  könnten;  und  sodann  den,  welchen  er 
anfuhrt  Und  ohne  frage  durfte  Xenophon  darauf  rechnen,  dass 
CS  den  Drilen  nicht  ganx  gleichgültig  sein  würde,  ob  ihre  feste 
fi$ftQ6jfok$g  mitsammt  den  befestigungswerken  u.  s.  w.  eiu  raub 
der  flammen  werde,  wenn  sie  auch  vorher  die  äkutCtfAu  x^qta 
selbst  in  brand  gesteckt  hatten. 

Als  grund  für  den  interpolator,  auch  diese  häuser  noch  an- 
brennen zu  lassen  führt  Richter  nicht  hios  „seine  uns  schon  be- 
kannte lust  am  feuer  und  seine  sucht  zu  übertreiben'^  an,  sondern 
noch  die  absieht,  die,  wie  Richter  hier  vorläufig  nur  behauptet, 
ebenfalls  von  ihm  interpolierten  worte  des  §.  27,  wonach  auch  %u 
CzuvQ(jifjMia  xrX.  xauxav^n,  zu  motivieren.  Aus  diesem  gründe 
hat  denn  der  schlaue  interpolator,  nach  Richters  meinung,  nicht 
Uos  gesagt  naqa  rd  ;|fa^axai^a^  d.  h.  „an  der  verpallisadierung 
hio**,  sondern  nag^  aiid  lo  jjfa^axaijuec ,  d.  h.  „unmittelbar  an 
der  verpallisadierung  hin'%  was  doch  sachlich  so  ziemlich  dasselbe 
ist.  Da  nun  aber  die  interpolation  im  §.  27  vorerst  nur  behauptet 
ist,  und  zwar,  wie  ich  zu  erweisen  hoffe,  mit  unrecbt,  so  kuuu 
sie  kein  argument  liefern  für  die  interpolation  in  ^.  26,  die  so- 
nach völlig  unbewiesen  ist.  —  Als  ein  interessantes  beispiel 
Richterscher  argumentation  führe  ich  noch  diese  Schlussfolgerung  an 
(p.  603):  „auf  diese  weise  hat  sich  der  interpolator  für  die  folgende 
interpolation  in  ^.  27  vorgearbeitet,  und  dieser  Zusammenhang  be- 
weist einmal,  dass  Xenophon,  dem  wir  unter  allen  umständen 
so  subtile  berecbnuugen  bei  einer  so  kleinlicheu  aogclegenlieit,  wie 
die  Verbrennung  der  pallisaden  ist,  nicht  zutrauen  dürfen  (?),  ge- 
wiss die  Worte  des  ^.  26  nicht  geschrieben  hat,  und  zum  an- 
deren, dass  der  Verfasser  dieser  worte  auch  der  Verfasser  des 
passus  ist,  in  welchem  die  Verbrennung  der  crav^wiiata  gemel- 
det isf'. 

Im  folgenden  (p.  603  f.)  geht  Richter  dazu  über,  die  worte 
des  ^.  27:  xal  xaitxav&rj  nuüa  ^  ;roA»g  xal  al  oixCat  xui  al 
rvgang  xal  la  Cxavqwfiara  xal  laXXa  ndvra  nkr>v  xriq  axgag, 
deren  unechtheit  also  schon  behauptet  und  als  argument  für  die 
xb  beweisende  interpolation  anderer  worte  benutzt  worden  ist,  als 
unecht  zu  erweisen.     Dafür  bildet  nun,    —  und  das  ist  ein  treffli- 

Pbüologua.    XX:xy.  hd,    3,  i^ 


466  Zu  Xenophon's  AnabaBis. 

ches    beiBpiel   eines   lirkekchlusses !  —  die  anecbiheit  der  beip»- 

chenen   worte  des   §.  26   schon  „ein  sehr  wichtiges  leugniss*.  «* 

Geringeren   werth   legt  Richter  auf  den  ausdruck  noh^,    dea  «^ 

weil  ihn  Xenophon  sonst   von   dem   platze   nicht  gebraucht,  tnli 

der  benennung  (AfßQonohg  {.  3  fiir  anstössig  hält;    auch  encfcciit 

es   ihm   unwahrscheinlich,    dass    die  ganze  Stadt  niedeiffebriHC 

sein   solle,    da   nur    in   einem   ausschnitt   des   um   die  ganze  aifs 

stehenden  häuserkreises  und  nur  in  einer  Strasse  (dieses  l«li> 

tere  steht  aber  nur  in  Richters  „gereinigtem^  Xenophon !)  von  4a 

Griechen    feuer  angel^   sei.      Ob   wirklich   um   die   axqa  hena 

häuser  standen,   davon  wissen  wir  doch,  soweit  ich  sehe,   dordMi 

gar  nichts;  denn  aus  den  Worten  des  $.  3:  mql  lovio  ^v x^Q^^f* 

l(fXVQ(>f9  ßa&ila  und  des  §.  5 :    xai  yag  td^gog  ^  mgi  aith  it- 

Qiia  uvaßBßXfjfiivr^  welche  Richter  zum  beweis  heranzieht,    weld» 

aber   nur  berichten ,   dass   die  x^qddqa  und  der  td^qog  rings  n 

die  Stadt  gingen,   folgt  nicht,   dass  die  axQu  nicht  auch  an  dnca 

ende  der  Stadt  hat  gelegen  sein   können.     Aber   abgesehen    dsTM 

ist  doch  auch  nicht  anzunehmen,   dass  in  jenen  zeiten  das  feuer  n 

viel  liebenswürdiger  gewesen  sei,  als  jetzt,  dass  es  nur  die  stmii 

zerstörte,   in  welcher   es  angelet  wurde;    es  wird  damals  so  gut 

um   sich   g^riffen    haben,    wie  heut   zu    tage.  —     Das  aber  hiH 

Richter  für  sehr  wichtig,  „was  Xenophon  bestimmen  konnte,  nadh 

dem  er  gesagt  hatte,  dass  die  ganze  Stadt  niedei^brannt  sei,  bii- 

zuzufügen,   natürlich  epezegetisch ,   wie  P.  Vollbrecht  mit  befriedi- 

gung  anmerkt,   dass  die  häuser  und  die  thürme  und  die  pallisadai 

niederbrannten,   und   welches  interesse  er  bei  seinen  lesem  speetdl 

für  das  niederbrennen   sämmtlicher    thürme   und   pallisaden    vorao»* 

setzen  konntet     Ob  mein  vater  jene  anmerkung  „mit  befriedigaag' 

gemacht  hat,  weiss  ich  nicht,  das  thut  auch  nichts  zur  sache;   dai 

aber   weiss   ich,    dass   durch  ironische  phrasen   die  thatsache  aidit 

aus  der  weit  gescbaifit  wird,  dass  Xenophon  vielfach  solche  epeze- 

getische  zusätze  macht  ^^).     So  lange  das  feststeht,  wird  man  aock 

14)  Ein  sehr  treffendes  beispiel  bietet  V  3,  9:  xai  ndrtH  ol  nt- 
JUia*  *ai  ol  nQicxfHQot  ßydgis  xai  yvyaZxtg,  Auch  hier  kOnneB 
dde  nQ6ifx9fQot  wohl  nichts  anderes  gewesen  sein ,  als  m&nner  nod 
frauen,  und  doch  scheut  Xenophon  hier  ebenso  wenig  die  tt^^^ 
schmacküieit''  der  epexegese ,  wie  an  unserer  stelle.  Aeholiche  bei- 
spiele  finden  sich  I  9,  28;  81;  10,  8;  H  5,  82;  IV  7,  8;  V  4,  SS; 
V  7,  12;  und  sonst! 


1 


Zn  Xenopliön's  Anabasis.  467 

licr  an  der  epcxq^ese  nicht  rütteln   dürfen,    selbst   wenn  manche 

^ügaane  laser  wenig  interesse  an  ihr  fänden!  und   mit   dem   ein- 

faeheo    natixav&rj  näca  ti  noUq  xufrieden  wären.     Und  vollends« 

litte  Richten  ganze  argumentation  gegen   die   epex^ese  irgend* 

welche  bereehtignng,  so  würde  durch  dieselbe  doch  nur  die   inter- 

fdation  dieser  epezegese  selbst,    d.  h.  der  werte:   xal  a\   olxtat 

SM)  ai  Tflgaug  xai  ja  mavqwfiara  nal  laXka   ndvia  ^^)   erwiesen 

woden,   nicht   auch  die  der  worte:    nal  xanxav&ri  nuea  ^  m>A«^ 

1^  i^g  axgag,   welche  doch   von  jener  argumentation  nicht  mit 

fcitroffen  werden.     Aber  auch  gegen  ihre  echtheit   hat  Richter   ein 

■rgnaent:  „woher  hatte  Xenophon,  der  doch  gleich  nach  dem  ver- 

hoea  des  x^Q^  abgezogen  ist,   diese  genaue  kenntniss,    dass  er 

aut  solcher  hestimmtheit  sagen  konnte,  dass  alles  ausser  der  bürg 

verbrannt   sei?^     Die  antwort   ist   sehr  einfach:    aus   späteren 

■achrichten    von   den   Drilen    durch    die    Trapezuntier    (Rehdants: 

i»Wtt  Xenophon,   wenn  vielleicht  auch   selbst  nicht  gesehen,    doch 

•ieher    in    Trapezunt   erfahren    bat*'),    und    allerdings   nicht,   wie 

iichter  des   breiteren   auseinandersetzt,    durch   seine  eigenen  leute 

iod  nicht  aus  eigener  anschauung.     Es  wäre  gewiss   sehr  traurig, 

weon  Xenophon  uns  nur  das  berichtet  hätte,  wovon  er  äugen-  und 

shrenzeuge  gewesen.     Wir  hätten  dann  nichts  erfahren,  z.  b.  vom 

lode  des  Kjros   und    der    behandlung   seines  leichnams   (I  8,  27; 

10,  1),  nichts  von  der  Unterredung  des  Tissaphernes  mit  Klearch  (II 

5^  nichts  von  vielen  anderen  dingen.     (Xenophon  sagt  es  auch  selbst, 

I.  h.  I,  7,  13,  dass  er  nach  mündliehen  mittheilungen  dinge  erzählt, 

welche  er  selbst  nicht  gesehen  haben  könnte).  —  Also  auch  dieses 

ugnment    ist   nicht   stichhaltig,    unser  bericht  bleibt  nach  wie  vor 

lenophonteisch  und  rührt  nicht  „von  dem   feuer-  und  brandlustigen 

iMcrpolator  her,   der  sich  nicht  genug  thun  kann  zu  sagen,    dass 

dies,   rein  alles  niedergebrannt  sei,  und  wobei  man  sich  nur  über 

las  eine  verwundern  muss,  dass  die  änqa  stehen  bleibt*^     Das  ist 

Ktr  nicht  zu  verwundem,  da  die  uneinnehmbare  unqa  wohl  schwer- 

fich  von  holz  war. 


15)  Auf  Richters  frage ,  wodurch  %&XXa  ndyra  an  sich  gerecht- 
fertigt werden  könne,  läset  sich  erwiedern,  dass  in  dem  orte  und  in 
ien  ohcia»  und  in  den  rvQtftts  gewiss  gar  vieles  enthalten  war,  das 
brennen  konnte,  hausgeräth,  kleidung  und  dergl.  (vergl.  Rehdants: 
iholzgaUerieen,  z&une,  brunnen,  wassertröge,  wagen,  karren,  ger&the"). 

SO* 


468  Zu  XenophoD's  Anabasis. 

Nach  der  zusammenfassaDg  desseo ,  was  nach  aassdieidaii^ 
ail  der  vermeintlichen  Interpolationen  noch  übrig  bleibt^  wobei 
„nicht  verhehlt*'  wird,  dass  die  echtheit  der  Worte  nvQ  iv  fticf 
iatnwv  xal  taiv  noXifiCwv  noitiadfiivot  (§.  27)  „ebenfalls  zweifd- 
haft<<  ist  (p.  604),  geht  Richter  (p.  605  ff.)  über  sur  Schilderung 
des  Verlaufs  der  ganzen  begebenheit,  wie  er  ihn  sich  zureditge- 
dacht  hat.  Da  finden  sich  denn  alle  die  willkührlichen  annabnei 
und  falschen  suppositionen  wieder,  die  wir  bei  den  einzelnen  siel- 
len  uns  des  näheren  ansahen,  bereichert  um  einige  noch  uobegrüo- 
detere  behauptungen ,  als  deren  monströseste  ich  die  annähme  m- 
führe  (p.  605),  dass  die  X'^Q^^^Q^y  »^^  ^^^  ^^^'  ^^  ^^^  ^^ 
verkehr  der  volkreichen  feste  mit  der  aussenwelt  sehr  erschwert 
haben  würde,  an  einer  oder  mehreren  stellen  überbrückt  ge- 
wesen sein  muss.  Möglich,  dass  die  Drilen  diese  brückea 
bei  annähern ng  der  Griechen  abgebrochen  haben.  Es  ist  aber 
auch  sehr  leicht  möglich,  dass  sie  auch  die  möglicher- 
weise sehr  solide  brücke,  die  wahrscheinlich  den  Übergang 
nach  der  Strasse  zum  meere  vermittelte,  stehen  Hessen  und  ein 
theii  der  Griechen  wenigstens  sie  benutzten  ^^  Wer  dadurch 
nicht  von  der  Unbestreitbarkeit  der  Richterschen  hypothesen  über- 
3eugt  wird,  dem  ist  nicht  zu  helfen! 

Auf  p.  607  f.  bespricht  Richter  dann  die  Worte  des  ^.  14: 
^aav  Se  ot  xai  nvQ  ngoai^tQov ,  welche  ihm  ebenfalls  „unecliteo 
Ursprungs  zu  sein  scheinen*^  Jene  worte  schliessen  sich,  wie  er 
sich  ausdrückt,  durchaus  abfallend  an  die  vorhergehende  dramatische 
Schilderung  an;  „wer  fühlte  nicht,  wie  sehr  die  darstellong  pr 
winnt,  wenn  man  sich  jene  worte  hin  wegdenkt  ^"  Zugegeben,  dafl 
jeder  das  fühlen  müsste,  was  immerhin  sehr  zu  bezweifeln  seia 
möchte,  so  ist  doch  solches  gefuhl  kein  argument  für  die  kritik.  — 
Weiter  meint  Richter,  da  nach  §.  11.  VI  kein  befehl  zum  feaer- 
anlegen  gegeben  sei,  müsse  man  annehmen,  dass  einzelne  soldateo 
dieses  auf  eigene  hand  getliau;  das  sei  aber  auch  nicht  anzuoefa- 
men,  da  die  Griechen  eher  hätten  fürchten  müssen,  dass  die  DrtI« 
auch  diese  firirgo  TTohg  durch  brand  zerstörten.  Also  sind  die  worte 
interpoliert?  Ja,  wenu  man  wirklich  solche  besorgniss  bei  «lleo 
Soldaten  voraussetzen  dürfte,  und  wenn  es  so  ganz  unmöglich  wäre, 
dass  einige  auch  ohne  befehl  feuer  herangetragen  haben,  ua  es 
an  die  aiuvqtifinja  zu  legen ;  und  wenn  wirklich,  wie  Richter  be 


Zu  Xenophon's  Aoabiisis.  469 

ptet ,  die  ausfiihrung  der  befehle  (^.  14)  den  anordnuogen  (^. 
.  12)  ».genau'*  entspräche ,  was  doch  auch  nicht  der  fall  ist  in 
lug  auf  die  nXiifftoi  d'  ix  twv  x^^Q^^  XCd-oi,.  —  Was  ferner 
cliter  sagt,  dass  stürmen  und  feueranlegen  nicht  gleichzeitig  an- 
iwendet  werden  könnten  u.  s.  w.,  kann  ich  übergehen,  da  solch 
Igemeines  raisonnement  doch  gar  nichts  verschlägt.  —  Aber  auf 
iB  letzte  argument  muss  ich  noch  eingeben,  dass  nämlich  diese 
orte  deshalb  unecht  seien,  weil  von  den  folgen  dieses  nvQ  nqog- 
f^»v  nicht  das  geringste  erwähnt  werde.  Das  könnte  man  doch 
ircb  die  annähme  rechtfertigen ,  dass  das  feuer  gar  nicht  ange- 
iDgeD  sei.  Aber  es  findet  sich  wirklieb  ein  resultat  dieses  zvg 
^g^igtiv  angegeben:  als  die  Ciriechen  an  die  häuser  der  fAtirgo- 
^Xtg  feuer  anlegen,  wober  nehmen  sie  den  Zündstoff?  Im  ^.  14 
ebts:  ^auv  da  ot  xai  nvQ  nqoaifpaqov.  Ich  kann  somit  auch 
ese  Worte  nicht  für  unecht  halten ,  und  nicht  glauben ,  dass  wir 
t  .,der  uns  bereits  bekannten  Pyromanie  des  interpolators  verdan- 
'0,  auf  den  auch  die  art  der  anfügung  der  Worte  hinwebt^,  die 
cb  echt  xenophonteisch  ist,  vergl.  Krüger  zu  V  10,  6;  index 
271  (5te  aufläge),  Rehdantz  zu  VI,  2,  6,  und  ganz  besonders 
luppe  Lexilog.  xenophont.  p.  41. 

Kindlich  behandelt  Richter  (p.  608  ff.)  noch  den  §.  31  ,  in 
iichem  er  die  worte:  aktanaa^ut  yuQ  iyuaav  jm  dqofioi  für 
erpoliert  hält  Dass  diese  worte  die  besorgniss  der  Kreter  ans- 
ocken sollen,  von  den  feinden  eingeholt  zu  werden,  darüber  sind 
s  herausgeber  einig,  während  sie  allerdings  die  worte  selbst 
*schieden  auffassen,  „was  nicht  gerade  für  die  echtheit  der  worte 
icht  ^^y*,  in  bezug  auf  die  erklärung  von  Itpaaav  schiiesst  sick 
;bt^  an  Krüger  und  andere  an,  wonadi  es  heisst:  „sie  erzählten 
n  beere  nach  ihrer  zurück kunft'*;  darin  stimme  ich  ihm  bei» 
le  damit  freilich  die  annähme  meines  vaters,  dass  sie  einander 
iefen  „aXtaxofAS^a''  „fast  komisch'*  zu  finden  (ähnlich  doch 
;h  Kühner:  el  tgi^o/jnv,  fyaaav,  uXiGxofiid^a,  und  Hertlein: 
e  sagten,  einer  zum  andern,  sie  würden  eingeholt**).  Nun  meint 
cbter  aber,  in  dieser  bedeutung  „passen  die  worte  nicht  recht 
diese  stelle ,    und    sind   nicht   nur  unnöthig  sondern  unrichtig^. 

16)  Wenn  alle  stellen  der  alten  scbriftsteller ,  welche  von  detv 
nchiedenen  erklärern  verschieden  aufgefasst  werden»  unecht  wäreii» 
ie  viel  echtes  bliebe  dann  wohl  übrig? 


470  Za  Xeoophon's  Anabasis. 

Dieses  wird  nan  nachzuweisen  gesacht,  wobei  aber  gar  keise 
riicksicht  darauf  genommen  ist,  dass  doch  stellen  wie  IV  4,  16; 
VI  2,  7;  VII  4,  15  solche  art  der  anticipation  völlig  stehen 
(vergl.  Krüger  und  Rehdantz  x.  d.  st>  Richter  meint  nimlid, 
dass  die  einzige  gefahr,  welcher  die  den  binterhalt  verlassende 
ausgesetzt  waren,  die  gewesen  sei,  verwundet  so  werden,  und  dM 
sie  deshalb  die  Strasse  verlassen  und  sich  durch  wald  und  tema 
au  decken  gesucht  haben.  Wir  müssen  uns  aber  jedenfalls  doch 
die  Sachlage  so  denken,  dass  der  tpBvdividga ,  welche  zurückblich, 
bis  das  gros  dem  Xenophon  weit  genug  entfernt  zu  sein  s^ici» 
und  bis  Xenophon  dem  Myser  das  zeichen  zu  eiligster  flucht  gab, 
die  feinde  sehr  nahe  waren  und  dass  daher  für  die  Kreter  die  g^ 
fahr  des  aXCOKSiT&M  sehr  gross  war.  Doch  ist  es  auch  gar  nichl 
nöthig,  dass  die  gefahr  in  Wirklichkeit  sehr  gross  war,  ricbtig 
scheint  mir  Rehdantz  aXCcxia&ai  zu  erklären  als  Infinitiv  des  imperl 
conatus  und  zu  übersetzen :  „  denn  nach  ihrer  erzaldung  waren  sie 
nahe  daran  gefasst  zu  werden'^  Die  Kreter  stellten  sich  also  io 
ihrer  furcht  die  gefahr  grösser  vor,  als  sie  wirklich  war.  — 
Dass  sie  sich  dann  in  den  wald  gestürzt  haben,  nicht  um  sich  ?or 
den  geschossen  zu  retten,  ist  schon  deshalb  sicher,  weil  Xese- 
phon  davon  gar  nichts  sagt  und  wir  nicht  das  recht  haben,  will- 
kürlich etwas  io  den  tett  hineinzutragen;  sodann  zeigt  auch  der 
gegensatz  von  älCcxiC&at  im  dgofAtj^  (nämlich  auf  der  oiid 
und  xara  mg  vunuq  naXhvdov  fktvok  ganz  deutlich,  dass  es  üf 
noch  grössere  beschleunigung  der  flucht  den  Kretern  ankam,  ab 
ihnen  auf  dem  w^e  möglich  war.  Dazu  ist  dann  von  den  feii- 
den  auch  auf  die  Kreter  geschossen,  wie  wir  aus  der  verwundoag 
dei»  Mjsers  und  aus  dem  ausdruck  avujo^ivoyiiq  ti9S(  (|.  32) 
lernen.  Als  die  Kreter  sich  in  den  wald  stürzen,  kann  der  Mjser 
ihrem  beispiel  nicht  folgen  aus  dem  einfachen  gründe,  weil  er  ver- 
wundet war,  und  aus  keinem  anderen  ^^) ;  einige  Soldaten  vom  gn» 
kommen  ihm,  der  auf  dem  wege  weiter  läuft,  entgegen  anf  seis 
hülfsgescbrei  und  nehmen  ihn  mit  sich.     Davon    endlich,    dass  die, 

17)  Es  ist  durchaus  müssig,  wenn  Richter  p.  610  mehrere  grfiiida 
als  denkbar  anlührt,  welche  den  Myser  bewogen  haben  auf  dem 
wege  zu  bleiben;  z.  b.  den:  ,,da  er  den  seinen  etwas  voraus  war 
(woher  weiss  Richter  das?),  merkte  er  vielleicht  die  geschosse  nicht, 
die  ihnen  nachflogen".  (Trotzdem  er  durch  eins  derselben  venmo- 
det  wurde!). 


Za  Xenophoo's  Anabasis.  471 

«reiche  den  Mjser  zu  hülfe  eilteo  und  ihn  aufgenommen  hatten, 
n«ieh  rackwartsgehoid  durch  ihre  schilde  deckten*'  ist  bei 
3Leiiophon  keine  rede;  ini  noda  ävaxwQBtv  ist  schon,  wie  aus 
Krägers  und  Kühners  anmerkungen  zu  ersehen,  von  alten  erklärem 
«■schrieben  durch:  j^co^ay  Inl  CxiXog*  ro  ontaa  ävaxwQiiv  fifj 
Una  ToTg  vmyavrCotg  ra  vwTa  („das  gesiebt  dem  feinde  zuge- 
kehrt'*  Passow  s.  t.)>  ^^^^  ^<^  ^^^  decken  durch  schilde  die  rede 
ist,  so  dass  also  dabei  nicht  nothwendig  an  mit  Schilden  versehene 
gwiacbt  zu  werden  braucht:  vergl.  die  herausgeber  zu  Xen.  Kjrop. 
Ill,  3,  69;  VII,  5,  6  und  and.  —  Hell.  II,  4,  33. 

Es  scheint  mir  somit,  dass  dieser  von  Richter  für  „unzweifel- 

liift^  gehaltene  nachweis  nicht  geführt  ist.     Dasselbe  ist  auch   mit 

4eD  anderen   argumenten  der  fall,   die  noch  dafür  angeführt  wer- 

lieo,  dass  „von  einer  besorgniss  von  den  verfolgenden  eingeholt  zu 

werden  keine  rede  sein  könne''.     Da  wird  denn  als  „keinem  zwei- 

fd  unterliegend^  mitgetheilt ,  dass   diese   list  vorher  überlegt  war, 

da»  deshalb  besonders  schnelle  leute  dazu  auserlesen  warden,   dass 

sie  einen   nicht    unbedeutenden   vorsprung  vor   den  feinden  hatten, 

illes  Sachen  von  denen  Xenophon  auch  nicht  ein   Sterbenswörtchen 

tagt,   auf  welche  wir  danach   auch   keine   Schlüsse  bauen   dürfen. 

Hit  viel  mehr  innerer  Wahrscheinlichkeit  verrautbet  z.  b.  Rehdantz, 

daiB  die  Drilen  schneller  gewesen  sind    als  die  Kreter  und   somit 

ihnen    wirklich    gefährlich    werden    konnten.    —     Ein    wirklich 

sachlicher  grund  gegen  die  echtheit  und  Wahrheit  des  von  Xe- 

Bophon  berichteten  wird  durchaus  nicht  vorgebracht  und   somit   die 

Behauptung,   dass  auch  die  hier  in  frage  stehenden  worte  von  dem 

interpolator  herrührten,   ebenso  wenig  bewiesen,   wie   das  bei  den 

übrigen  stellen  der  fall  war. 

Doch  genug  der  polemik  für  dieses  mal.  Ich  glaube  be- 
nimmt, dass  die  ausführungen  Richters  keinen  aufmerksamen  leser 
iberzeugt  haben  von  der  richtigkeit  oder  auch  nur  Wahrscheinlich- 
keit seiner  hjpothesen,  und  glaube  auch  nicht  mit  Nitsche  a.  a.  o., 
inss  man  sich  hier  mit  einem  non  liquet  zu  beruhigen  braucht.  — 
Dnd  dasselbe  gilt  von  fast  allen  von  ihm  behandelten  stellen  Xe- 
Bopbons  in  gleichem  masse,  was  nachzuweisen  mir  vielleicht  ein 
Inder  mal  verstattet  ist.  Hier  möchte  ich  zum  schluss  noch  den 
rsDzen  verlauf  der  expedition  darlegen,  wie  er  zu  denken  ist> 
>ach  Xenophons  als  echt  und  wahr  erwiesenem  bericht. 


472  Zu  Xenophon^s  Anabasis. 

XenophoD  macht  mit  der  liälfte  des  heeres  und  mit  trapexoo- 
tischen  fiihrern  einen  zug  in  das  gebiet  der  kriegerischen  Drilei, 
um  lebensmittel  für  das  beer  herbeizuschaffen.  Die  Drilen  weicbeo 
vor  den  heranrückenden  Griechen  zurück,  indem  sie  alle  iboei 
einnehmbar  scheinenden  platze  durch  feuer  zerstören  und  auf  diese 
weise  den  Griechen  nichts  als  wenig  vieh  überlassen,  welches  6m 
feuer  entrann.  Sie  zogen  sicli  in  ilire  feste  /L»i7Tpo7ro/4C  zurocL 
Diese  war  schon  von  natur  sehr  unzugänglich,  indem  eine  tiefe 
Schlucht  sie  umgab,  zudem  hatten  die  Drilen  noch  durch  kuost  sie 
befestigt  dadurch,  dass  sie  rings  herum  einen  breiten  graben  auf- 
geworfen und  auf  dem  walle  pallisaden  und  thürme  errichtet  hat- 
ten ;  in(mitten)  der  so  befestigten  Stadt  befand  sich  noch  eine  feite 
citadelle. 

Als  das  heer  der  Griechen  bis  auf  5—6  Stadien  gegen  dieses 
platz  herangerückt  ist,  lässt  Xenophnn  die  hopliten  halt  macheo 
und  bleibt  selbst  bei  ihnen  zurück,  während  die  peltasten,  um  200O 
an  zahl,  vorauseilen,  um  den  versuch  zu  machen,  durch  übemm- 
pelung  sich  des  platzes  zu  bemächtigen.  Sie  durchschreiten  die 
Schlucht  und  gelangen  auf  den  freien  platz,  welcher  zwischen  der 
Schlucht  und  dem  graben  sich  befand  ;  als  sie  von  hieraus  sebea, 
dass  sich  vieh  und  andere  beutegegenstände  in  dem  platz  befinden, 
machen  sie  einen  angriff  auf  denselben.  Dieser  angriff  aber  bat 
keinen  erfolg  und  so  versuchen  die  peltasten  wieder  durch  die 
Schlucht  zurückzugehen  („waren  dabei  den  abzug  zu  unternebineii^ 
Rehdantz).  Dabei  werden  sie  aber  von  den  Drilen  sehr  bedrängt 
und  belästigt,  zumal  sie  nur  einer  hinter  dem  andern  in  die  Schlucht 
hinabsteigen  können.  Sie  sehen  sich  also  genöthigt  einen  boten 
an  Xenophon  abzuschicken  und  ihn  um  hülfe  zu  bitten.  Xenopbon 
eilt  auf  die  nachricht  von  der  misslichen  läge  der  peltasten  sofort 
mit  den  hopliten  herbei,  lässt  die  hopliten  vor  der  Schlucht  halt 
machen,  geht  aber  selbst  hindurch  durch  die  schlucht  und  recogoof- 
ciert  mit  den  lochagen  den  platz,  um  festzustellen,  ob  derselbe  ein- 
nehmbar  sei  oder  nicht  und  ob  es  danach  geratheuer  sei,  die  pel- 
tasten unter  dem  schütz  der  hopliten  zurückzunehmen  oder  die 
hopliten  zum  energischen  angriff  auf  den  platz  durch  die  schlucbt 
vorrücken  zu  lassen.  Der  rückzug  der  peltasten  scheint  nur  vi^ 
grossen  verlusteu  ausführbar ,  die  einnähme  des  platzes  dag^i 
wird  von  den  lochagen  für  möglich  gehalten,   aus  den  opfern  vei 


Zu  Xenophon's  Anabasis.  473 

leissen  die  seher  zwar  kämpf  doch  glücklichen  ausgang  der    expe- 
dition:  daher   beschliesst  Xenophon  die  hopliten  durch  die  schlucht 
kommen  zu  lassen,    während  die  peltasten  etwas  zurücktreten  roüs- 
8CQ    (uva^utgCaug   unartaq    jovg   jitXjaindg  ^.   10).     Bogenförmig, 
itn  kreisförmigen  platz  entsprechend  wird  die  Schlachtordnung  der 
bopliten  auf  dem  terrain  zwischen  schlucht  und  graben    aufgestellt, 
wobei  es  jedem  lochagcn  überlassen  bleibt  seine  truppe  tactisch  und 
moralisch  in  solche  Verfassung   zu    bringen^    wie    es    ihm    für   den 
kämpf  am  besten  zu  sein  scheint  („möglichst   kampftüchtig  zu  ord- 
ien'<  Rehdantz);    zwischen   die   einzelnen  lochen  und  etwas  zurück 
werden  die  leichtbewaffneten  und  peltasten  gestellt.     Als   nun    alles 
ZDoi  angriff  bereit  ist^  stimmt  man  den  paean  an,   die  trompete  er- 
tönt und  unter  dem    Schlachtgeschrei   iX^Xiv,   iXiXtv    eilen    die    ho- 
pliten im  Sturmschritt  vor,  während  lanzen,  pfeile,  steine  in  grosser 
»enge   von   den    peltasten   gegen    die    feinde   geschleudert   werden, 
«od  einzelne  auch  mit  feuer  herankommen.     Die  feinde    halten   den 
I    geschossen    nicht   stand,    soudern    verlassen,   ehe   es   zum  hnndge- 
I    Beoge    kommt,    den    wall    und  die  thürme  und  ermöglichen  so  die 
'    einnähme    des    platzes.      Agusins    und  Philoxenos    sind    die    ersten, 
welchen  es  gelingt,  den  feindlichen  wall  zu  erklimmen,   sie  helfen 
anderen  hinauf,    noch  andere  ersteigen  ohne  hülfe  die  verschanzun- 
gen und  die  Griechen  sind,  wie  es  ihnen  scheint,  herren  des  platzes. 
Die  zuerst  hineingelangten  öflnen  das  thor,  durch  welches  nun  pel- 
tasten   und    andere    leichtbewaffnete    eindringen,    um     drinnen    zu 
rauben  und  zu  plündern,  während  Xenophon   die    hopliten   draussen 
möglichst    zurückzuhalten    sucht,    weil   er  auf  nahen  hohen  andere 
feinde    erblickt    hatte.      Gar    bald     aber    erhebt    sich    drinnen    ein 
grosser  lärm;  die  eingedrungenen  Griechen  drängen  zum  thor  wie- 
der hinaus,   indem  sie  berichten,  dass  in  der  fiijtQonoXig  eine  cita- 
delle  sei  und  dass  aus  dieser   die    feinde    in    grosser   anzahl    einen 
ausfall  gemacht  hätten  und  sie  bedrängten.      Da    fordert  Xenophon 
durch  den  herold  die  hopliten  auf,    so    viele    ihrer   wollten  durchs 
thor    einzubrechen.      Das    geschieht :    die   gewaltsam   eindringenden 
hopliten    bewältigen    die    hinausströmenden    Griechen,    bringen    sie 
zum  stehen  und  nöthigen  sie    zur   umkehr  ^^) ,    drängen    dann    zu- 

18)  Richtig  verbinden  die  meisten  herausgebet  ol  tt^rio  mit  at&ov- 
H'^'Oi,  fassen  dieses  medial  und  beziehen  es  auf  die  hopliten.  Gegen 
^*lger8  ansieht,  dass  lo^ovfitvot  passivum  sei  und  attributivum  zu  dem 


474  Zu  Xeoophon'fl  Anabasis. 

sammen  mit  ibneo  auch  die  Drileo  wieder   in   die  citodelle   lui 
und  schliessen  sie  darin  ein.     Während   dann   die   game   stadi 
auf  die  citadelle  ausgeplündert  wird,   recognosciert  Xenophon 
den  lochagen  die  citadelle»    und  findet,    dass  es  unmöglich  sei, 
selbe   einzunehmen ,    dass   man   also   auf   den    abzug  bedacht  i 
müsse.     Zu  dem  ende  lässt  Xenophon  die  zum  kämpf  untauglic 
und  die  zum  lasttragen  bestimmten  hinausgehen,    zugleich  auch 
peltasten  und  den  grössten  theil  der  hopliten;    von    diesen    blei 
nur    die  zurück,    welche  von  den  lochagen  dazu  ausgewählt  i 
dem     Nachdem  jene  alle  den  platz  verlassen  haben,    machen   a 
die    mit   Xenophon     zurückgebliebenen    hopliten  ^^    anstalten   i 
räumen  des   platzes.     Da  aber  brechen  die  Drilen  wieder  aus 
citadelle  heraus  und  bedrängen  die  abziehenden  hopliten  im  rüd 
ja   einigen   gelingt  es,   die   häuser,    welche  auf  beiden  selten 
nach   der  bürg   führenden   Strasse   stehen,   zu  besetzen.     Von  1 
aus  werfen  sie  balken,    holzklötze  u.  s.  w.    auf  die  Griechen 
machen    ihnen    dadurch    die    zurückdrängung    und    Verfolgung 
Drilen  bis  an  das  thor  der  citadelle   (xaid  rag  avkag  tag  elg 
a*Qav  q)BQOv(fag  §.  23)  unmöglich,    machen  ihnen  zugleich  sop 
das  bleiben  wie  den  abzug  sehr  schwierig.     In  dieser  grossen  n 
welche  durch  die   hereinbrechende   nacht   noch    erhöht    wird,   it 
ein  gott  den  Griechen  ein  rettungsmittel :   durch  irgend  jemand 
gezündet   beginnt    eins    der    auf  der  rechten   seite  der  Strasse 
henden  häuser  zu  brennen  und  wird,  da  es  von  bolz  ist,  rasch 
den  flammen  verzehrt.     Das  veranlasst  die  Drilen,  welche  auf  • 
ser  Seite  einige  häuser  besetzt  halten,  dieselben  eiligst  zu  räos 
es  bringt  zugleich  Xenophon  auf  den  gedenken,    auch  die  auf 
anderen   seite   der    Strasse    stehenden    häuser    in   brand   stecken 
lassen ,    und   so   die  feinde  auch  von  hier  zu  vertreiben.     Nach« 
dieses  ausgeführt  bt,  wird  nur  noch  die  der  bürg  zugekehrte  Ci 
der  Griechen  von  feinden  belästigt.     Um  nun  auch  vor  diesen 
sichert  zu  sein,    lässt  Xenophon  von  den  hopliten,    welche   am 

gleichsam  substantivierten  ol  fStrai,  spricht  schon  der  umstand,  c 
ol  ixnimoyits  §.17  und  tovg  ixnijfToyrag  §.18  doch  gewiss  diese! 
menschen  bezeichnen,  wonach  auch  Eühners  erkl&rung,  lovc  hmm 
mg  =  fovc  ix  t^g  äxQag  ixdtdQafAtixotag  falsch  ist.  Vgl.  F.  K.  H< 
lein ,   Programm  ,   Wertheim  1858,  p.  17  f. 

19)  Die  sind  als  subject  zu  ^gSayro  (§.  22)  zu  supplieren. 


Zn  Xenophoo's  Anabasui.  475 

Khimweite  wareo,  bolz  vor  die  front,  also  iwiscbeo  seioe  truppen 

«ad  die  Drilen^   tragen  und  dieses  in  brand  stecken.      So    können 

die  feinde  den  nun  absiebenden  Griecben  nicht  folgen,   welcbe,  um 

die  Drileo  noch  mehr  zu    beschäftigen   und   noch   mehr   abzuhalten 

Toa  rascher  Verfolgung,  aucb  die  an  den  verschanzungen  stehenden 

binser  anzünden.      Auf  diese    weise   geschah   es,   dass  die    ganze 

miqomUg  mitsammt  den  befestigungswerken  bis  auf  die   citadelle 

Toliig   niederbrannte,    während    die    hopliten    unbelästigt   aus    dem 

ji^fov  hinaus  und   durch  die  x^9^^Q^   hindurchkommen.      Zusam- 

nen  mit  den  schon  früher  hinausgegangenen  marschieren   sie   noch 

«le  strecke  weiter,    bis  sie  einige  Stadien  entfernt  im  freien  aber 

obe  Zweifel  „auf  sicherem   punkte*'  (Rehdantz)    halt    machen   und 

4ie  nacht  zubringen. 

Am  anderen  morgen  brechen  sie  wieder  auf  und  ziehen  Tra- 
fcniDt  zu.  Um  das  gros  vor  Verfolgung  und  belästigung  durch 
die  feinde  möglichst  zu  sichern^  hat  Xenophon  einen  aus  10  Kre- 
tcni  unter  anfährung  eines  Mjsers  bestehenden  scheinhinterhalt  ge- 
kgft,  ehe  et  mit  dem  gros  den  abzug  beginnt  Die  Drilen  sehen 
die  Waffen  derer,  welche  den  scheinhinterhalt  bilden,  durch  die 
töscbe  schimmern,  und  fühlen  sich  dadurch  veranlasst,  die  Griechen 
liebt  zu  belästigen.  Als  nun  das  gros  eine  genügende  strecke 
weit  vorgerückt  war,  sodass  nichts  mehr  von  den  Drilen  zu 
fircbten  schien,  giebt  Xenophon  '^)  durch  ein  trompetensignal  dem 
Myier  den  befehl,  eiligst  zu  folgen.  Als  er,  um  diesen  befehl 
ttttafiihren,  sich  mit  seinen  leuten  aus  der  Ividqa  erhebt,  halten 
die  Kreter ,  da  ihnen  die  feinde  ziemlich  nahe  waren ,  es  für  si- 
ekerer,    sich   abseits  des  weges  durch  Schluchten  und  gebüsche  vor 

20)  Gegen  Krüger  und  Kühner  bin  ich  mit  den  anderen  heraus- 
gebem  der  ansieht,  dass  im  §.  30  das  komma  hinter  vnthilv^hat  zu 
■Qisen  ist,  und  dass  t^  Mvc^  nicht  zu  Icfdx«»  gehört,  sondern  zu  loif- 
Mfvf ;  dazu  veranlasst  die  stellang  (der  zu  i&6*tk  gehörige  dativ  würde, 
Wenn  hinzufügt,  wohl  unmittelbar  bei  Icfox«*  stehen,  wenigstens  ist 
das  der  constante  gebrauch  Xenophons),  aber  noch  mehr  das  folgende 
■^  oc,  welches  gar  nicht  anginge,  wenn  der  durch  dieses  oc  bezeioh* 
lete  Myser  subject  auch  zu  ia^fifiyt  wäre  (vergl.  stellen  wie  I,  8,  16; 
n,  4,  48;  yi,  5,  22;  YII,  3,  45;  4,  8;  7,  2;  13);  sodann  auch  noch 
lar  umstand,  dass  zu  ^o^/i^yf  doch  der  gewohnheit  nach  6  tfaA- 
^•mis  als  subject  zu  ergänzen  ist  (wie  z.  b.  §.  12.  YergL  Rehdantz 
n  IV,  3,  29),  nicht  aber  o  Mvaoc  dazu  subject  sein  kann,  wie 
Krüger  will,  zumal  ein  trompeter  der  yfivdt^idga  wohl  nicht  beigege- 
en  war. 


476  Zu  Xenophon's  Anabasis. 

den  feiiideo  zu  retteo ;  der  Sljser  kann,  da  er  verwunde!  wird^  ilirai 
beispiel  nicht  folgen  und  ruft  sie  zu  seiner  unterstützuogf  zurück. 
Diese  wird  ihm  zu  tlieil,  ohne  dass  die  feinde  weiteren  schadea 
zufügen,  es  gelingt  der  tffSvdsvidQu  sich  mit  dem  gros  wieder  zu 
vereinigen 9  und  so  gelangen  die  Griechen  fast  alle  unversehrt  und 
mit  nicht  geringer  beute  versehen  nach  Trapezunt  zurück. 

Zusätze:  1)  P.  456  am  ende  des  (ersten)  absatzes:  (Dieser 
Widerspruch  scheint  Xitsche  entgangen  zu  sein,  welcher  in  der 
Zeitschrift  für  das  gymuasialwesen  1874,  pg.  934  die  Richterschea 
uthetesen  an  dieser  stelle  zugiebt). 

2)  F.  457  am  ende  des  ersten  absatzes  hinter  „argwöhnen^: 
(8o  auch  Nitsche  a.  a.  o.:  „Agasias  und  Philoxenos  zogen  jeder 
einen  anderen  kameraden  hinauf:  unterdessen  war  ein  fünfter  schon 
ohne  hülfe  emporgestiegen;  in  gleicher  weise  ging  es  schnell 
Weiler  und  in  kurzer  zeit  schien  der  platz  schon  so  gut  wie  ge- 
nommenes Desselben  vorschlug  uu  vor  uvußißi^xH  einzusetzen 
scheint  mir  überflüssig). 

Ratzeburg.  WilMm  VoUhredht. 

Zu  Cornelius  Nepos. 

Paus.  1,  3  bieten  die  besten  handschriften :  Sed  primtim  in  e9 
est  reprelienstts y  quod  cum  ex  f}raeda  iripodem  aureum  Ddpkts 
posttisset  et  epigrammate  scripta,  in  quo  haec  erat  »enteniia:  «m 
difctu  etc.  Nipperdey  tilgt  quod,  Halm  cum;  bei  Siebeiis  steht  qnotf 
tunij  was  in  dem  zusammenhange  ganz  angemessen  ist  Ich  nehae 
anstoss  an  in  quo,  statt  dessen  nach  classischem  sprachgebnuicb 
ctiius  stehen  müsste,  vgl.  Cic.  l^egg.  1,  22,  58  cuius  praecepti  tantt 
vis  et  ianta  sententia  est  (ib.  2,  5,  11  in  ipso  nomine  legis  inUr- 
pretando  inesse  vim  et  sententiam  iusii  et  veri  legendi,  ist  mit  unntr 
stelle  nicht  zu  vergleichen).  Die  nämliche  redensart  findet  sidi 
Dion.  6,  4  Versum  illum  Homeri  rettulit  ex  secunda  rhapsodia^ «» 
quo  luiec  sententia  est ,  non  posse  bene  geri  rem  p.  multwm 
imperils.  Hier  verräth  sich  die  band  eines  interpolators  in  des 
ex  secunda  rhapsodia,  da  eine  solche  weise  des  citirens  bei  Comei 
nicht  wohl  anzunehmen  ist.  In  beiden  stellen  aber  scheint  d» 
UQclassiscbe  in  quo  haec  sententia  est  (erat)  beigeschrieben  i" 
sein,  um  die  construction  der  folgenden  acc.  c.  infinitivo  za  v- 
klären ,  während  dieselben  ohne  weiteres  in  der  ersten  stelle  vo^ 
epigrammate  scripto ,  in  der  zweiten  von  versum  illum  (eatspre- 
chend  dembekannten  illud)  abhängen. 

Clausthal.  Lattmann. 


XIV. 

Studien  über  Horaz. 

I. 

Francois  Gniets  randbemerkangen  zum  Horaz. 

Im  Güstrower  Osterprogramm  1873  habe  ich  diejeDigen  stro- 
pheo  UDd    verse   aus  den   horazischen  Oden   tabellarisch   zusammeu- 
gestellt,  welche  von  Uofmao-Peerlkamp  und  dessen  nachf olgern  für 
unäcbt  gehalten  worden  sind»    und  damit  über  die  geschichte  jeuer 
eigeuthümlichen  hyperkritik,  die  sich  zu  förmlichen  theorieen  eiuer 
interpolatiooslehre  ausgebildet   hat,    orientiren  wollen.     Es  lag  mir 
natürlich  daran,    die  erscheiuung  bis  zu  ihren  anfangen,   d.  h.  von 
Lambin  und  Tanaquil  Faber  abgesehen,    bis   auf  Guiet   zurück    zu 
terfolgen;    allein    du    ich    der    Marollesschen    ausgäbe    des    Horaz, 
Paris  1660,   welche  die  Guietschen  marginalbemerkungen  am  voll- 
ständigsten enthäh,  nicht  sogleich  habhafi;  werden  konnte,  so  musste 
ich  mich  damit  begnügen,    diejenigen    stellen  als  bereits  von  Guiet 
verdächtigt   anzuführen,    bei    denen    Feerlkamp  u.  a.  Guiets    namen 
(Uisdrücklich    nennen.      Nach    nunmehriger    einsieht    in    die  Marul- 
ksscbe    ausgäbe    vermag    ich    das    verzeichniss   der    von  Guiet    für 
uoäckt  erklärten  stellen  zu  ergänzen  und  halte   einen   abdruck    der 
Guietschen  randnoten  für  um  so  nöthiger,  als  nicht  bloss  die  neuo- 
t^  anhänger   der    interpolationsmanie    ihre    hypothesen    durch    die 
diatsache  zu  stützen  unterlassen  haben,    dass   bereits    vor    mehr  als 
zweihundert  jähren  einer  der  scharfsinnigsten  und  gelehrtesten,  aber 
eben  so  willkürlichen  als  genialen  französischen  gelehrten  mit  dem 
Messer  der  subjectiven  kritik  am  Horaz  herumsecirte,  sondern  auch 
^■e  Keller  -  Holdersche  ausgäbe,    welche  die   neuere  literatur  sorg- 


478  Horatiui. 

fältig  angiebt,   sich    für  Gaiet  auf  das  dürftigste  maass  des  durtb 
SanadoD  and  demnäclist  durch  Peerlkamp  bekannten  beschränkt^). 

Ueber  die  Schicksale  der  handexemplare  Gniets,  welche  dieser 
mit  seinen  übrigens  nicht  lur  Veröffentlichung  bestimmten  bener^ 
kungen  versah ,  sind  wir  ausreichend  unterrichtet.  Viel  daHÜMr 
findet  sich  schon  bei  Bajle^  die  vollständigste  ausammenstdloiy 
aber  lieferte  Johann  Albert  Portner ,  dessen  unter  dem  pseudooja 
Antonius  Periander  verfasste  Vita  Gujeti  nach  dem  zengniss  Bicb- 
städts  im  Jenenser  Programm  1837 ,  pag.  9  (Paradox.  Hör.  sp. 
VIII)  die  beste  und  zugleich  klassisch  geschriebene  quelle  mn  ye^ 
ständniss  der  persönlichkeit  Guiets  ist.  Für  den  vorliegeodea 
zweck  genügt  es,  auf  Eichstädts  gelehrte  und  instructive  abhaod- 
lung  zu  verweisen  und  aus  ihr  die  für  Horaz  in  betracht  koa- 
menden  punkte  herauszuheben. 

Bekanntlich  meinte  Peerlkamp  (pag.  XXVil  der  Harlener 
ausgäbe  der  Carmina),  der  die  Sanadonsche  ausgäbe  von  1756  be 
nutzte,  in  welcher  Sanadon  nicht  angiebt,  wie  er  zu  den  belBe^ 
kungen  Guiets  gekommen  sei,  Sanadon  habe  in  der  von  ihm  selbit 
besorgten,  Peerlkamp  aber  nicht  zugänglichen  ausgäbe  von  1728 
hierüber  eine  erklärung  gegeben.  Aber  auch  der  Sanadonsche 
Horaz  von  1728  enthält  eine  derartige  auskunft  nicht  Vielaiebr 
ist  es  die  zweite  *)  Horazausgabe  von  Michael  de  Marolles,  ibt 
von  Villeloin,  Paris  1660,  die  zugleich  angiebt,  dass  Marolles  dai 
handexemplar  Guiets  von  dem  Abb6  Menage  zur  benntzung  be- 
kommen habe  (zu  Sat.  I,  1,  v.  91)  und  in  ihren  französisch  g^ 
schriebenen  noten  die  Guietscben  bemerkungen  vollständiger  entbilt 
als  Sanadon.  Somit  bildet  diese  selten  gewordene  MarollesMbe 
ausgäbe  (ein  exemplar  befindet  sich  in  der  furstl.  bibliotbek  n 
Rudolstadt,  ein  anderes  auf  der  Rostocker  Universitätsbibliothek) 
die  vollständigste  quelle  für  unsre  kenntniss  der  Guietscben  Ho* 
razkritik. 

1)  An  116  stellen  des  Horaz  hat  Guiet  interpolationeD  angenom- 
men. Von  diesen  führen  Keller -Holder  nur  6  unter  Gaiety  namen 
an  und  auch  diese  nicht  vollkommen  richtig  (Ep.  I,  1  streicht  Ouiel 
V.  56  und  57,  £p.  I,  10,  23—27);  an  zehn  stellen  vindiciren  sie  Oniei- 
scbe  athetesen  Peerlkamp,  an  je  zwei  Bentley  und  Gruppe,  aaje 
einer  Apitz,  Francke,  Gesner,  Haupt,  Linker,  Nauck,  Paldamos. 

2)  Die  erste  erschien  1652  (Marolles  zu  Od.  HI,  4,  10:  je  ii'y  oy 
rien  changi  denuis  sa  premiere  Edition  ^i  fut  en  tannee  1852)  enthalt 
aber  die  Guietschen  noten  nicht»  cf.  Eichst,  p.  8. 


Horatius.  479 

Ich  lasse  Dunnefar  die  Doten  vod  Marolles,  soweit  sie  Guiet 
streffeoy  folgen ;  die  verszahlen  io  der  äusseren  columne  bezeichnen 
ie  von  Guiet  für  unäcbt  erklärten  stellen. 

M.  I9  \,  3:  yyDans  un  dkar^'.  Du  latin  Curriculo  que  d'au- 
ret  oiifoi«ftl  voulu  iraduire  dan$  la  carriere ,  parceque  k  mot 
'oieiU  ä  Vun  et  ä  Vautre:  maie  je  ne  suis  pae  de  leur  avis  ä 
mm  de  ce  qui  suit  Metaque  fervidis  evitata  rotte.  M.  Guyet  eet 
wntmoine  d'avie  contraire. 

M.  I,  2,  6.  —  Mais  Guyet  la  (la  descrtpliofi  du  dduge  du 
}mre  humain)  retrani^,  avec  lee  deux  Stances  qui  la  contiennent 
kpm  ces  mots  torruit  fsic)  gentes  jusqu*ä  Aequore  Damae,  — 
b.  24:  Cette  stance  est  encore  effac^  par  Guyet,  —  Ib.  36: 
U  Critique  de  (ruyet  efface  eiicor  ioy  la  Stance  qui  commence,  Heu 
\%mis. 

M.  I>  3»  14:  Ioy  Guyet  retranche  six  vers  de  suitte  apres 
a  mots:  quo  non  arbiter,  et  oste  encore  le  25.  et  le  26: 
ans  en  dire  de  raison. 

•4.  I9  20,  5:  Au  Ueu  de  Care  Mecenas  M,  Guyet  vou- 
mit  qu'on  leust  Clare  Mecenas:  ce  qui  me  senMe  iudicieux, 

M.  I,  31,  9 — 16:  Fr.  Guyet  efface  icy  huit  vers  de  suitte, 
mme  des  vers  supposiz.     Quis  haec  spuria  esse  non  videt? 

N.  II,  13,  1:  Monsieur  Guiet  (sie)  efface  icy  les  A.  premiers 
m  de  cette  Ode,  sans  en  dire  le  sujet. 

M.  Uf  19,  5:  Moftsiaur  Guyet  efface  icy  4  vers  de  suitte.  — 
»  16,  16:  Le  27.  (sie)  vers  et  Us  sept  en  suitte  sont  retrandkez 
ir  Moiisitfur  Guyet. 

M.  Ill,  2^  5:  sub  divo,  comme  Usent  LamUn,  Cruquius  et 
«yel. 

M*  III,  8,  26:  Monsieur  Guyet  retranche  taut  ä  fait  depuis 
25  vers. 

N.  111^  10,  1:    Mons.  Guyet  oste  la  3.  Stance  de  cette  Ode. 

M.  in,  11,  34:  La  demiere  Stance  de  cette  Ode  est  ostSe 
r  Monsieur  Guyet. 

td.  Ill,  13^  1:  „Fontaine  Blandttsief^,  ou  Bandusie  sdon  Crus- 
ftis  (sie),  et  Monsieur  Guyet  eile  est  dans  le  pays  des  Sabine. — 
13:  Guyet  efface  la  demiere  Stance  de  cette  Ode  parce  qu*tUe 
Inf  semhle  pas  digne  d^Borace. 


480  HoratiuB. 

Id.  Ill)  16 9  41:  Monsieur  Gvyei  retranche  Us  seizs  demien 
vers  de  ceite  Ode, 

Od.  Ill,  23,  11:  Monsievr  Guyei  efface  la  derniere  Stance  it 
cette  Ode, 

Od.  Ill,  27  om  schluss:  Monsieur  Guyet  efface  la  12.  ei  1& 
("sic^  Stance  de  cetie  Ode. 

Od.  IV,  4,  17:  Apres  cecy,  il  y  a  quatre  vers  que  M.  Guyä 
efface. 

Epod.  V  am  scbluss:  Monsieur  Guyet  retrandie  dix  vers  dc 
cette  piece,  Le  69.  et  70.  le  73.  et  les  trois  suivants,  e$  le  85. 
ct  les  trois  suivants  ou  il  se  conlente  de  marquer  ces  niotSy  hit 
putarunt  aliquid  deesse. 

Epod.  VI  scbluss:  M.  Guyei  dit  des  deux  demiers  vers  d$ 
celte  Epode  haec  puerilia  non  Horatiana  videntur. 

Epod.  IX,  scbluss:  Monsieur  Guyet  efface  de  cette  Ode  I«  17. 
vers  et  les  trois  qui  sont  en  suitte. 

Epod.  XVI,  schluss:  Monsieur  Guye$  n'approuve  pas  les  deux 
derniers  vers  de  cette  piece, 

Epod.  XVII,  8:  Monsieur  Guyet  retranche  le  23.  et  le  24 
vers.  —  lb.  scbluss:  Monsieur  Guyet  retranche  foul  ä  fait  les  8 
dertnere  vers  de  cette  piece. 

Ctrin.  Saec.  schluss:  le  hon  homme  Guyet  efface  la  7.  Stantx 
de  ceiie  Hymne. 

Sit.  1 ,  1 ,  27 :    „Eft  quittant  Ja  raiUerie^  devant  ces  mots,  ii  M 
y  en  a  deux  dans  le  texte,  sed  t  amen^  qui  ne  seruent  rien  pev 
le  sens,    ou    qui    sont    fort  inlerposez  pour  la  construction.    Ced 
peut  cstre  pour  cela  mesme,  que  Francois  Guiet  (sic)  retranche  UtMt 
ä   fait   ce  vers,    comme    il  fait  en  suitte  le  34.  et  le  35.  —    lb. 
45:    Guyet    retranche  encore  ce  vers  avec  le  precedent.  —     lb.  53: 
Apres  ce  vers,    M.  Guiet  (sicj  en  oste   8.  tout   de  suitte^  jun^ 
au  vers  62.  qu'il  n^oste  pas,    et    puis  il  traitte  de  la  mesme  sorU, 
cinq  vers  qui  commencent  ä  ces  mots:  quid  facias  Uli,  en  qw) 
il  a  stijet  de    s'itonner    quil    retrancl^   si    facUement    des   ancieu 
Auihevrs    Jes    choses   qui    ne    lui  agreent  pas  —   und  über  dieselbe 
stelle  zu  V.  64  :  Mais  tout  cecy  est  suspect  ä  Monsieur  Guyet.  — 
Ib.  91:    tout  cecy  depuis  le  88.  v.  A  (At)  si  cognatos,  iusfie» 
au  100.    Divis  it   medium,    est    rayi   comme  inuiUe  ei  smperfu 
par  M.  Guyet :  De  sorte  qu^il  oste  de  cette  Satyre  en  dtiMrt  «ndroüs 


Horatius.  481 

tques  ä  32  (sicj  ver«,  aelon  le  Manuscript  que  fen  ai  v^,  kquel 
a  e«M  prefix  par  M,  VAhhi  Menage,  qui  a  recueilU  soigneusement 
iw  let  Emsrits  de  di  honneste  homme, 

Stt.  I,  2,  95:    En  suitte  de  cecy  il  y  ä  cinq  vers  qui  soni 

spects  ä  Mimsieur  Ouyety  c'est  pourquoi  il  passe  dessus  un  trait 

plume:    et  certes   le  sens  s^y  pourroit   hien   trouver  sans  cela: 

lis   U  s'y   trouve  hien  aussi  avec  cela,     Il  efface  aussi  le  3.  vers 

Heilt  pour  suspects  le  108.  et  le  109. 

Sat  ly  3,  27 :  I0  hon-homme  Guyet  efface  icy  18  vers  de  suitte^ 
oammencer  au  25.  Cum  tua  peruideaSt  jusques  au  42. 
rrori  no  men,  sans  en  dire  de  rmson.  —  lb.  47:  Guyet  ef- 
ce  encore  icy  sis  vers  de  euittey  depuis  le  quarante  —  netifvihme, 
traite  de  la  mesme  sorts  le  56.  et  57.  —  lb.  64:  Cecy  est 
core  retranchi  par  nostre  Censeur,  depuis  le  ßS  vers,  jusques  au 
I,     Si  nolet. 

Sat.  I,  4,  10:  Ce  vers  est  suspect  ä  Mons,  Guyet  avec  celuy 
\i  le  precede,  et  celuy  qui  le  suit,  qui  doit  estre  tenfermi  dans 
le  parenthese,  —  Ih,  2b  :  II  y  a  un  vers  apres  cecy  que  Moit- 
eur  Guyet  retranche  entierement ,  Aut  ob  avaritiam,  etc, 
ic  versus  suhdititius  videtur. 

Sat.  I,  6,  122 :  Ad  quartam  jaceo,  et  les  dix  vers  qui 
mt  en  suitte,  sont  entierement  effacez  par  Francis  Guyet,  qui 
rt%\  ä  leur  sujet,  Sequentia  suhdititia  et  inepta,  supra 
nim  acta  diurna  enarravit, 

8at.  I9  7,  9:  Ad  Regem  redeo.  Mons,  Guyet  joint  ce 
my  vers  ä  ces  mots  du  19.  (sic)  vers,  Bruto  praetore  te- 
9nte,  et  efface  sans  scrupule  tout  ce  qui  est  entre  deux,  qui  est 
h  veriti  un  lieu  fort  difficile. 

Sat.  II,  1,  49:  Mons,  Guyet  retranche  les  deux  vers  qui  sont 
I  suitte,  sans  en  dire  la  raison. 

Sat.  II,  2,  9:  Ce  vers  est  supposi  sehn  M,  Guyet  —  lb. 
J:  ce  vers  et  l^  deux  suivants,  sont  eticore  supposez,  se^n  3fon- 
nir  Guyet,  —  lb.  38:  ce  vers  est  suppose  Monsieur  Guyet 
\c).  —  lb.  61.  le  63.  et  le  64.  vers,  sont  encore  supposez, 
^onsieur  Guyet  (sic),  —  lb.  89:  Rancidum  aprum,  de  ce 
rs  et  des  4.  qui  sont  en  suitte,  Monsieur  Guyet  escrit.  Hi  ver- 
I  a  nee  mali  sunt,  iiec  Horatio  indigni;  sed  hlc  locum  habere 
n  videntur.  —  lb.  133:  Nunc  agor,  et  les  3.  vers  qui  sont 
Phüologus.    XXXV.  bd.  3.  ^^ 


482  Horatius. 

eil  suitle  sont  effacez  par  Francis  Guyet,  qui  etcril  a  leur  sujt$. 
Hi  4.  versus  Author  is  ii  on  sunt;  sed  Grammatici 
cuiusda  m  y  qui  U  mhreni  nom  en  hui  c  E  clog  ae  in- 
s  er  ere  voluii. 

Sal.  II,  3,  7:  C  ulp  ant  ur  f  rust  r  a^  ce  vers  et  le  «ui- 
vant  sont  suspects  ä  Monsieur  Guyet,  —  lb.  72:  Cum  r  a  pies 
in  jus,  etc.  Monsieur  Guyet  dit  de  ce  vers  et  du  suiuant :  Hoc 
i  nept  i  Grammatici  a  d  dit  am  en  t  urn  v  i  d  e  t  u  r,  — 
lb.  187:  Monsieur  Guyet  a  marqu4  deuant  U  vers  nequig  hu- 
masse:  Hie  nonnulla  deesse  videntur,  et  retrandie  har^ 
diment  27.  vers  qui  sont  en  suitte.  —  lb.  243:  Quint  i  pro- 
g  en  i  es,  etc.  Monsieur  Guyet  oste  encore  ce  vers  et  les  3  9111 
sont  en  suitie.  —  lb.  300:  St  0  tee  post  damnum,  el  foul 
ce  qui  suit  jusques  ä  la  fitt,,  qui  sont  en  tout  27.  vers,  sont  juget 
superftus  par  Monsieur  Guyet, 

Sat.  II  >  4,  6:  Quod  si  interciderit,  etc,  et  U  vers 
qui  est  en  suitte,  est  rejetti  par  Monsieur  Guyet, 

Sat.  II,  5,  100:  Et  certum  vigilans.  Monsieur  Guytt 
dit  de  ce  vers  et  de  celuy  qui  est  en  suitte,  Delendi  sunt  hi 
duo  versus,  —  1  b.  1 05  :  C  0  m  t»  »  e  «  u  m.  Monsieur  Guyet 
met  per  mis  sum  au  lieu  de  commissu  m,  et  au  lieu  de  funvs, 
ä  la  fin  du  vers,  il  met  le  si  qui  s  de  la  fin  du  suiuant,  effa^iit 
ce  qui  est  entre  deux. 

Sat.  II,  6,  17:  Ce  vers  et  les  deux  suitiants  sont  effacez  per 
Monsieur  Guyet,  le  27.  Vest  aussi,  —  lb.  28:  Apres  ce  ven 
Monsieur  Guyet  iuge  aussi  ä  propos  d'effacer  les  trois  vers  qui  mt 
en  euitte.  —  lb.  85:  Ar  i  dum  et  ore  f  er  ens,  est  encore  iv^ 
superflu  par  Monsieur  Guyet,  aussi  hien  que  les  deux  vers  qui  «out 
eii  etitlle^  el  le  105.  vers. 

Sat.  II,  7,  61:  Contr  actum  genihus  tan  gas,  et  its 
vers  en  suitte  sont  retrancliez ,  comme  intililee  par  nostre  Cmmr 
decisif,  qui  efface  aussi  le  84.  vers,  et  le  115. 

Sat.  II,  8,  29:  171  vel  CO»  t  ill  uo,  ce  vers  et  le  Mfiwiiil 
softt  effacez  par  Fr,  Guyet, 

Epist  I,  1,  16:  Nunc  agil  is  fia.  Monsieur  Guyet  if' 
face  ce  vers  et  les  deux  qui  sont  en  suitte,  sur  les  quds  il  dit 
haec  Horatii  esse  non  v  i  d  e  n  t  u  r.  —  lb.  28:  Jfontiiiir 
Guyet  efface  le  vers  precedent  Restat  ill  his.  —     lb.  57 :    Ltf  ven 


1 


Horatius.  483 

dcedent  ne  peut  avhsister  selon  Francis  Guyet ,  qui  dit  encore 
e  les  deux  suivanig  sont  interposez,  —  I  b.  106  :  Ce  vers  et 
'  deux  9uiuantM  8ont  eneore  effacez  par  Momieur  Guyet, 

Epbt.  I,  2,  46  :    Monsieur  Guyet  efface  le  44.  et  le  45.  vers. 

Epist  I,  4,  16:  Monsieur  Guyet  efface  le  9.  vers  et  Us  deux 
9uitte. 

EpisM,  7,  6:  Monsieur  Guyet  efface  le  10.  vers  el  les  3.  qui 

ril  en  suitte.  —    lb.  23:  apres  ce  vers,  U  y  en  a  ciin/  de  suitte 

i  »ont  effacez  par  Guyet,  qui  oste  encore  le  37.  le  38.  et  39.  — 

.  46:  U  faut  encore  oster  le  59.  vers  selon  Monsieur  Guyet  avec 

96.  et  le  97. 

Epist.  I,  10,  1 :  il  faut  oster  le  3.  et  le  4.  vers,  si  Monsieur 
uyet  en  doit  estre  crik,  —  1  b.  25 :  Monsieur  Guyet  efface  ce 
rs  avec  le  precedent,  et  les  3.  qui  sont  en  suitte. 

Epist  I,  11>  7:  ce  vers  et  Us  trois  qui  sont  en  suitte,  ne 
nt  pas  XHorace  au  jugement  de  Monsieur  Guyet:  haec  insi- 
tia  et  notha  videntur,  —  lb.  16:  U  22  vers  est  et»p- 
isi  au  jugement  de  Monsieur  Guyet  aussi  bieii  que  les  4.  qui  sont 
\  suitte, 

Epist.  I,  12,  1:  U  7,  vers  et  Us  2.  en  suitte  inepti  et 
ddititij  videntur.     Monsieur  Guyet, 

Epist.  I,  14,  6:  apres  ce  vers  il  faut  des  2.  suiuans  n'en  faire 

I'un  seul  en  cette  sorts  fratrem   maerentis ,    tarnen  istuc 

ens  animusque;    selon  la  pettsie  de  Monsieur  Guyet,    et  s'il 

doit    esire    cm ,    le   36.  vers  et    les   3.  sui^iants   ne  sont   pas 

Betace, 

Epist.  I,  15,  8:  Le  10.  vers,  et  U  (sic)  3.  (pfi  sont  en  suitte 
pewvent  suhsister  avec  U  hon  sens  dn  Poete,     Monsieur  Guyet, 

Epbt.  I,  16,  60:  Les  vers  32.  34.  35.  53.  55.  et  56.  eoiil 
epects  ä  Monsieur  Cruyet,  et  les  retranche  de  son  Manuscrit, 

Epist.  I,  18,  49:  Et  quinze  vers  en  suitte  sont  retranchez  par 
mfifoie  Guyet,  H  efface  aussi  U  67.  le  74.  et  75.  U  81.  et  les 
atre  qui  sont  en  suitte,  U  89.  et  les  23.  vers  qui  euivent;  de 
rfe  que  de  cette  seuU  Epistre,  il  oste  en  tout  48.  vers  qu^il  tient 
ppasez:  mais  c'^est  un  pen  trop, 

Epist.  I,  19,  31:  Ce  vers  et  U  precedent  sont  effacez  par 
mBiewr    CHiyet    qui    retranche    aussi    les    deux    demiers    comme 

H«. 


484  Horatiua. 

Kpiit  II,  1,  5:  MoMieur  Guyet  efface  en  «uille  le  13.  H  le 
14.  vers.  —  lb.  186:  Moneieur  Guyet  efface  le  198.  vert.  — 
lb.  244:  le$  vers  261.  et  les  deux  sulvanis  sont  suspects  ä  Mon- 
sieur Guyet. 

Epist.  II,  2,  3:  U  9.  et  19.  vers  sont  suspects  ä  Msnsieur 
Guyet.  —  lb.  71:  Monsieur  Guyet  dit  du  87.  vers  et  des  54. 
(sk)  eti  suitte.  Notha  sunt  prorsus  istay  ä  mente  et 
instituto  authoris  alienissima.  Et  ds  fait  en  qudqmes 
editions,  on  a  marqu6  des  Esto'Ues  pour  faire  connoistre  qw'il  y 
auoit  quelque  chose  ä  dUre.  —  I  b.  128 :  Monsieur  Cruyet  a  bioi 
marquS  devant  le  141.  vers  Initium  epistolae  esse  videtur. 
Toutes  —  fois  il  tient  supposez  les  vers  158.  el  !«•  18.  qui  sont 
eii  suitte.     Horatianum^  diMl,  non  videtur  etc. 

A.  Poet.  108:  Car  la  nature  nous  forme,  cecy  revient  au  versi 
Format  enim  natura,  etc.  que  Monsieur  Cruyet  appdle  avec  les 
3.  qui  sont  en  suitte,  ineptt  versus  et  Horatio  ifidi^iti. — 
lb.  128:  It  est  dißcile.  Ce  vers  et  les  deux  suivants  sont  retran- 
chez  par  Monsieur  Guyet.  —  lb.  209:  Sur  le  212.  vers  et  oel«y 
qui  est  en  suitte,  Indoctus  quid  enim,  etc.  Monsieur  Guyet 
escrit,  quid  vult  dicsrel  frustta  lahorant  interpretes. 
Nothi  sunt.  —  lb.  227:  Et  sur  le  230.  vers  Monsieur  Guyet 
esa^it,  Additamentum  grammaticale  (sic,  soil  wohl  heissen 
grammaticidi)  hie  versus  videtur:  nam  quid  oratione 
grandi  et  Dithyramhica  opus  est  in  Satyris  ridiculis 
et  jocosisl  Et  sur  Je  234.  vers  et  les  9.  suivants  qu^H  re- 
tranche,  il  marque  Grammaticuli  sunt  ista.  —  lb.  259: 
Apres  ce  vers  Monsieur  Guyet  en  efface  3.  de  suitte,  ou  it  marqse,  / ' 
Hie  nulla  trajectio  facienda  Lamhinus  optime  ten- 
suit.  —  lb.  .318:  Les  4.  vers  qui  sont  en  suitte,  sont  eslts 
par  Francis  Guyet.  —  lb.  335:  Monsieur  Guyel  Scrit  du  SS7. 
vers:  hie  versus  suhdititius  videtur.  —  lb.  383:  Csbi 
nest  pas  d^Horace  et  Monsieur  Guyet  4orit  du  382.  vers  st  is 
deux  suivants:  Inepti  versus  et  Horatio  indigni.  —  Ik 
403:  Les  vers  406.  et  407.  ne  sont  pas  d'Horace  au  jugesmt  it 
Monsieur  Guyet,  il  en  vit  autant  du  422.  et  des  3. 
I  b.  434  :  Ce  vers  neantmoins  et  les  3.  suivants  sont 
Ion  la  pens4e  de  Monsieur  Guyet,  —  lb.  450:  Monsieur  Qs§* 
retrandke   twt   le    rests  depuis    le    452.  vers  qui  sunt  25.  Mrs  ^ 


ä 


Horatius.  485 

multi€y  ee  qu'U  n'a  pcu  fait  wns  quelqti»^  fondemenh  car  il  estoit 
fart  judicieus  en  ees  ehaeea  la:  mais  quoy  qu'il  en  eoity  il  ne  e'en 
est  pas  clairement  esfliqui, 

Es  fragt  sich  zunächst,  ob  Marolles  alle  bemerkuDgeo  Guiets 
■litgrelheilt  hat,  die  er  in  dessen  exemplar  (Maniiscrit  nennt  er  das- 
selbe doch  wohl  nur  wegen  der  in  ihm  enthaltenen  handschrift- 
licheo  noten  zu  Sat.  I,  1,  91  und  Epist.  I,  16,  60)  vorfand. 
Einigen  anhält  bieten  die  noten  zu  Od.  Ill,  13,  v.  13,  nach  der 
es  scheint,  dass  Marolles  eine  lateinische  bemerkung  Guiets  wie 
hoße  Hwraiio  indi^a  videniur  übersetzt  hat,  Epist.  I,  1,  v.  57 
le  ffers  precedent  ne  peut  suhsister  sehn  Francis  Guiet,  qui  dit 
encore  que  les  deux  euivants  sont  interposez,  wo  ebenfalls  eine 
Übersetzung  angedeutet  sein  kann,  und  Epist.  II,  2,  v.  128,  wo 
das  &c.  zu  beweisen  scheint,  dass  Marolles  die  bemerkung  Guiets 
nicht  ganz  ausgeschrieben  hat.  Cf.  auch  die  noten  zu  Od.  I,  i 
and  III,  13,  v.  1.  Im  ganzen  sind  an  22  stellen  die  eigenen 
Worte  Guiets  mitgetheilt;  unter  ihnen  sind  die  bedeutendsten  äusse- 
rungen  die  zu  A.  P.  v.  227  und  259;  der  allgemeine  eindnick 
der  Marollesschen  auslassungen  ist  der,  dass  er  wichtige  noten 
Guiets  nicht  wird  übersehen  haben;  er  echauffirt  sich  sogar  dar- 
über, dass  dieser  verse  gestrichen  habe  sane  en  dire  de  raison  (Od. 

I.  3.  14). 

Eigenthümlich  ist  die  tradition  über  die  Verwerfung  der   gan- 
zen   ersten   ode,    die   man  Guiet   überall  zugesprochen  findet.     Bei 
Marolles  ist  nur  in  der  mitgetheilten  note  die  rede  von  Guiet;  ich 
kana   aus    ihr   nur    entnehmen,    dass   Guiet   curricula  =  rennbahn 
fttsste  und  ein  dies  besagendes  wort  oder  zeichen  an  den  rand  ge- 
schrieben   hat.     Jedenfalls    findet   die  sage   von   dieser  Guiet^schen 
«tlietese  an  Marolles  keinen  unbedingten  anhält,  sondern  stützt  sich 
vielmehr,  wie  Eichstädt  a.  a.  o.  pag.  18,  note  10  richtig  bemerkt, 
mif  Fabricius  Bibl.  lat.  I ,    pag.  394  Erncsti    licet    primam  Odam 
Ubri    primi    (uti    non    paucos  Virgilii    versus)   pro    spuria    hahuit 
^anciscus  Guietus,    doctus,  sed  nimis  delicati  fastidii  Jrislarchus. 
Die  quelle,   aus  der  Fabricius  diese    notiz   geschöpft    hat,    ist    mir 
UDbekannt;    nach    aller    wahrschekilichkeit    ist    sie   aber  eine  unzu- 
verlässige gewesen. 

Id  welcher  weise  Guiet  den  höheren  oder  geringeren  grad 
•eiaer  bedenken  an  der  ächtheit  einzelner  stellen   ausdrückte,    geht 


486  Horatius. 

BUS  der  MaroHessclien  bemerkung  zu  Sat.  I,  2,  v.  95  bervor. 
Dort  bait  er  verse  für  suspecU  und  desbalb  il  pasie  deuuM  un  Irsil 
de  plume;  d.  h.  er  bezeichnete  sein  bedenken  durch  federstrieke 
oberbalb  der  betreffenden  verse,  während  er  die  sicher  fnr  un- 
ächt  erkannten  verse  einfach  durchstrich  (effacety  retntndm, 
osier  cet,J.  Ob  Guiet  in  dieser  bezeich nung  consequent  gewesen 
ist,  lässt  sich  nicht  mit  bestimmtheit  erkennen;  in  der  angefiihrteii 
note  wird  ein  entschiedener  gegensatz  zwischen  il  efface  and  il 
tieni  pour  suspects  gemacht. 

IJebrigens   gewähren    die   mifgetheilten    noten  auch  ausser  den 
Guietschen    athetesen,    die  zumeist  doch  nur  von  historischem  resp. 
ästhetischem    werthe   sind,    nocli    allerhand    andere  ausbeute.    Min 
sieht  z.  b.  aus  ihnen,    dass   auch  Guiet   bereits  zur  lückenanoabBe 
(8at.  11,  3,  V.  187),  zur  Umstellung  (Sat.  11,  2,  v.  89),  zur  thei- 
lung  eines  gedichtes  in  .zwei  (Epist.  II,  2,   v.  141)   sich  verstand, 
wenngleich    er   die    anwcnduog    dieser    kunststücke  noch  nicht  mt 
moderner  handwerksmässigkeit  betrieb.     Auch  sonst  wird    man  ge- 
legenheit  haben,  manche  note  bei  Keller-Holder  zu  vervollständigee, 
insbesondre  Od.  I,  20,  5  die  lesart  clare  nicht  mehr   bloss    bis  wf 
Bentlej    und  seinen  Codex  regiae  socieiatis   oder    das    verzweifelte 
y  zurückzuführen.     Ob   es    möglich    sein    wird,    aus   den  MaroUei- 
sehen  noten  zu  bestimmen,    in    welche   ausgäbe  Guiet  seine  bener- 
kungen  eingetragen  hat,    muss  ich  für  jetzt  dahingestellt  sein  las- 
sen; einzelne  anhaltspunkte  finden  sich,  wie  die  bemerkung  Sat  II, 
5,  105  zu  der  LA.  commissumi    die    bei  Keller-Holder  ganz  fehlt, 
und  jedenfalls  ist  es  der  mühe  werth ,  diese  frage  weiter  ins  aoge 
zu  fassen. 

II. 

Horatii  Carm.  lil,  14,  v.  10—11:  Vos,  o  pueri  et  pudlae 
iam  virum  expertae. 
Die  Verbindung  der  plurale  pui;ri  et  pudlae  (es  ist  im  folgen- 
den immer  nur  vom  pluralis  dieser  Wörter  die  rede ,  über  dei 
freien  gebrauch  des  singularis  derselben  und  ihrer  synonjaa  bedarf 
es  keiner  weiteren  erörterung)  bezeichnet  bei  Horaz  regelauiflsf 
die  unverheiratheten  Jünglinge  oder  knaben  und  mädcheo,  and  iwtr 
entweder  1)  als  kinder  auf  der  Strasse,  Sat.  I,  1,  85 :  Fictai  ods- 
runty  noii,  pueri  atque  puellae;  II,  3,  130:  InManum  ie  omna 
pueri    clamanique    puellae;    oder    2)    als    sklaven    und    sklaviiweB, 


Horatias.  487 

Gini.  IV,  11,  10:  hue  et  ilhic  Cursiiant  mistae  jpueri$  puellae 
i  (wn  hier;  es  ist  klar,  dass  die  engere  bedeutung  von  puer  ss 
l  äih?e  liier  auf  pudla  fortgewirkt  bat);  oder  3)  als  geliebte,  Sat. 
I  II,  3,  32^5 :  Mille  pw^lamm^  puerorum  miUe  furores  (in  demselben 
a  Mae  collectiv  der  singular  Äfe  nee  femina  nee  puer  —  iuvat  C. 
IF,  1,  29).  Hingegen  werden  die  zu  religiösen  zwecken  verwen- 
deten chore  von  knaben  und  mädchen  bezeichnet  Carm.  I,  21,  1  : 
DiofNifK  tenerae  dielte  virginea ,  Inionsum  pueri  äicite  Cynthium, 
III,  1,  4:  Virginihue  pucrisque  canio  (ohne  attribut  nur  hier),  IV, 
1,  25:  Illie  bis  pueri  die  turnen  cum  tacit ie  vir ginihue  tuum  Lau- 
^  dfute»,  IV,  6,  31 :  Virginum  primae  puerique  claria  Patrihus  orti, 
i.  C.  Saec.  6 :  Virgines  lectas  puerosque  castos,  Kndlich  finden  sich 
^  C.  I,  6,  17:  proelia  virginum  Scctis  in  iuvenes  %inguihu8  acrium 
4  ^ie  beiii  gelage  kosenden  erwähnt,  sodann  C.  Ill,  14,  9:  Virgi- 
"SS  Mm  matree  iuvenumque  nuper  Sospitum  junge  frauen  und  manner 
'V  and  elienso  II,  8,  21:  Te  suis  matres  metuunt  iuveneis ,  Te  senes 
I!  psrci  miseraeque  nvper  Virgines  nuptae;  doch  gehören  I,  6,  17 
Ml  lud  II,  8,  21  wegen  der  loseren  Verbindung,  in  der  die  betreflfen- 
ht  den  Worte  zu  einander  stehen,  nicht  eigentlich  hierher.  Horaz 
W  braucht  also  virginee  den  pueris  gegenüber  vorzugsweise,  wo  der 
E>4  t^ff  der  ebrbarkeit  wesentlich  ist,  wie  auch  der  singular  virgo 
<üe  königstochter,  Vestal  inn,  Diana  bezeichnet,  während  pnellae  den 
pverif  gegenüber  die  mädchen  als  kinder,  scinvinnen  oder  geliebte 
Meuten,  ebenfalls  dem  singularischcu  gebrauch  entsprechend. 

So    liegt   die    sachc ,    abgesehen  von  Carm.   Ill,   14,   10,   11: 
^(M  o  pueri  et  puetlae  jam    virum   expeciae,      Kcntley    leitet    seine 
^amerkiing  ad  h.  I.  ein:    —  ctfm  potitts  par  erat,   nt   cum    pueris 
innuptae   puellae   conjungerentur ,    und    will    somit    auch  hier  an 
thöre  von  knaben  und  mädchen  gedacht  wissen.      Für   solche  passt 
<las  jam    nicht ;    er    conjicirt  non ,    ohne  es  jedoch  in  den  text  zu 
tetzen   (Equidem   si   per    codices   liceret,    sie    jwtius   emendaverim), 
kioen  eigentlichen  beweis  bringt  Bentley  nicht;  seine  ,,bewunderns- 
Berthe  anmerkung^S  ^i®  Lehrs  sie  nennt,   beschränkt  sich  auf  fol- 
gende  citate:    Ep.  II,   1,    132:    Caatis   cum   pueris    ignara    puella 
hiflirMi  Disceret  unde  preces,  vatem  nisi  Musa  dedisset?     Carm.  Ill, 
1,  4:   Virginibus  puerisque  canto,     I,  21,   1:    Dianam  tenerae  etc., 
C  Saec.  6:    Virgines  lectas  etc.,  IV,  6,  31:    Virginum  primae  etc. 
Unter    diesen    stellen    ist   die   wichtigste   und    zugleich   die  einzige. 


488  Horatiufl. 

wegen   der   Verbindung   des  plural   pueris  mit  dm  singfolar 
oben    nicht    mit   aufgeführte  Epist.  II,  1,  132.      Bb   leockCet    eti^ 
dasfl  aus  ihr  nicht  gefolgert  werden  kann,   fhuUa  würde  ohne  des 
Zusatz    tgnara   mariU    eine    verheirathete   frau   oder  ein  verbahlt« 
mädchen   bezeichnen,   sondern  vielmehr  hebt  das  tgnara  mariti  our 
die  mit  dem  wort  puella  an  sich  nicht   nothwendig   verbundene   ei- 
genschaft  der  keuschheit  ebenso  hervor,    wie    dies   casH    bei    des 
pueri    thut.      Mithin    sind    nicht    gegensätze   pueri    (knaben)    nad 
ignara  pveUa  mariU  (Jungfrau),  sondern  ca$$i  pueH  und  ignar^ 
pudla  mariti.     Nimmt  man   aber    hinzu,    dass    nach    der    obiges 
ausfuhrung  virgines  gewöhnlich  die  bedeutung   der   ehrbaren   Jung- 
frau   oder   jungen   frau    haben,    puellae  hingegen   diese   beziehoo^ 
an  sich  nicht  enthalten,  ferner,    dass    fiir  pueri   ein   eigenes  sab- 
stantivum  in  der  bedeutung  ehrbarer  knabe  oder  jüngling  nicht  da 
ist  (cf.    Hiuenes  C.  I,  6,  18,  mores   C.  I,  21,   10),    sondern  paerk 
sowohl    zu   pueUae  wie    zu    vir^fines   das    correlat   abgeben  nifiiiiri^ 
(Virginibus  puerisque  canto;   Mille  pudlarumy   puerarum   miUe  fu — 
roresjy  so  ist  klar,  dass  nichts  auffallendes  darin  liegen  kann,  wem^ 
Carm.  Ill,  14  pueri  ohne  attribut  in  der  bedeutung  „reine  knaben"^ 
neben  den  erst  durch  das  attribut  non  virum  expertae  zu   den  be^ 
griff   virgines    erhobenen   puellae   gebraucht    wird.      Hieraus  folgt» 
dass,   wenn  auch  die  von  Bentley  angeführte  stelle  Ep.  II,  1,  1.1? 
nichts  für  seine  conjectur  beweist,  die  letztere  doch  an  sich  ¥01% 
dem  horaziscben  Sprachgebrauch    entspricht.      Sie    kann    ausserde« 
gut    belegt    werden   durch    Virg.   Ecl.  IV,  476    pueri    innuptaei(ts 
pueUae,     Hiernach  ist  Bentiejs  conjectur  non  fiir  iam  schlagend  Ib 
dem  falle,  dass  seine  Voraussetzung  zntrift't,  Horaz  habe  C.  Ill,  14 
wirklich  knaben  —  und  mädchenchöre  bezeichnen  wollen. 

Diese  Voraussetzung  ist  aber  irrig.  Denn  solche  chore  ge- 
hören nur  in  einen  förmlichen  hjmnus,  wie  Carm.  Saec.  und  viel- 
leicht I,  21  es  sind  und  wie  die  erste  strophe  III,  1  ihn  einleitet. 
Ein  solcher  aber  ist  C.  Ill,  14  nicht.  Denn  mag  auch  die  dieieii 
gedichte  zu  gründe  liegende  veranlassung  und  der  Inhalt  der  erstn 
vier  Strophen  für  einen  solchen  ganz  angemessen  sein,  so  ist  dodi 
die  form  der  ode  mit  einem  hjmnus  ebenso  unvereinbar  wie  der 
mit  Strophe  fünf  plötzlich  umspringende  ton.  Denn  in  den  eigent- 
lichen lijmnen  lässt  Horaz  die  cliöre  nicht  bloss  gegenwärtig  seil» 
sondern    auch    vom    dichter    ihr   lied    empfangen ,    IHanam   fsasme 


Horatius.  489 

dio0te  otf^uMf }  Dociu9  el  Ffto66*  cKom»  et  Dianae  ulcere  laudee, 
GnrmlfMi  iMHi  pHne  Audita  Muearum  Sacerdos  Vlrgmibua  pueriique 
€amio;  ef.  IV,  6,  41:  Nupta  tarn  dices:  Ego  die  amUmm,  Saeculo 
fuku  referente  htcesy  Reddidi  carmen  docilie  modonim  Vatis  Ho- 
rmtu  VoD  alien  dem  ist  liier  keiue  spur.  Sodaun  aber  wäre  es 
widersinnig',  wenn  der  dichter  liier  dem  zum  singen  bestimmten 
drare  schweigen  gebieten  wollte,  und  nicht,  wie  C.  Ill,  1,  der 
pro&nen  menge,  damit  diese  des  dichters  lobgesang  aus  dem  munde 
des  chores  Ternehme. 

Darf  man  nun  hiernach  nicht  an  k nahen-  und  mädchenchöre 
denken,  so  fällt  damit  auch  die  consequenz,  die  Bentiej  und  nach 
9mb  Pottier  mit  seiner  conjectur  haud  vir.  exp.  gezogen  haben. 
^Andrerseits  bedarf  es  auch  nicht  des  Cuninghamschen  expertesy 
der  Kaestnerschen  interpunctionskünsteleien  oder  des  Madvigschen 
P^tdlae  el,  um  in  die  stelle  sinn  zu  bringen;  man  muss  eben  bei 
einen  gedieht,  das  keins  der  meisterstücke  des  Uoraz  ist,  eine 
härte  mit  in  den  kauf  nehmen.  Wie  oben  bemerkt  findet  sich 
fHieri  et  pudhe  bei  Horaz  noch  als  kinder  auf  der  Strasse,  sklaven 
und  geliebte.  Dass  zu  allen  drei  bedeutungen  des  attribut  tarn 
«irum  expertae  nicht  passt,  ist  klar;  pueUae  tarn  vlrum  expertae 
können  hier  nur  junge  frauen  sein.  Der  Zusammenhang  weist  aber 
>nf  die  jungen  frauen,  die  soeben  mit  vlrginum  bezeichnet  waren. 
Demgemäss  sind  pueri  hier  ebenfalls  junge  manner,  wie  C.  IV,  11, 
iO  pwUae  Sklavinnen  bedeutet  wegen  pueri ,  und  zwar  die  vorher 
HtMaam  genannten.  Da  sie  die  söhne  der  vorerwähnten  matrea 
•iod,  so  ist  auch  die  von  Nauck  beigebrachte  stelle  C.  I,  12  pue- 
rique  Ledcte^  die  söhne  der  Leda,  in  gewissem  betracht  eine  pa- 
rallele; man  darf  jedoch  nicht  vergessen,  dass  nur  der  hinzutre- 
tende genitiv  des  vater-  oder  mutternamens  die  bedeutung  söhn 
bervorbringt ,  und  dass  dieser  genitiv  hier  erst  dem  vorigen  verse 
^u  entnelimen  ist.  Der  sinn  ist  also :  ihr  selbst  aber,  ihr  verliei- 
ratheten  söhne  und  töchter,  stört  nicht  die  feier  durch  unheilige 
Worte,  was  gleichbedeutend  sein  würde  mit:  ihr  selbst  aber  gebt 
each  der  freude  des  Wiedersehens  erst  hin  ,  wenn  das  dankopfer 
vollbracht  ist. 

Für  die  Verbindung  pueri  et  pueUae  ist  also  hier  die  sonst 
hei  Horaz  nicht  vorkommende  bedeutung  »junge  manner  und  frauen*^ 
aa  statuiren,  die  einerseits  und   zwar    hauptsächlich   durch    das    at- 


49ü  Uoratius. 

tribut    t€tm    virum   espertae    andrerseits   durch   den    zasanmeohaiig 
bewirkt   wird.      Zu    bemerken    ist    der    parallelism  us  der  attribnte 
Virgmum    matres    iuvenumque    n tiper   So$pitum.      Fot,  a 
fhteri    e%    puellae    iam    virum    expertae.     Die  doppelte  be- 
zeich nung    derselben    jungen    manner    und    frauen   in    zwei   Tenen 
hintereinander  behalt  aber  allerdings  auch  bei  dieser  erklärung  eine 
gewisse  härte,  welche  man  bei  jedem  lesen  wieder  empfinden,  aber 
schwerlich  durch  emendation  entfernen  wird. 

Iam  ist  von  Meineke ,  Haupt  und  L.  Müller,  von  letzteres 
jedoch  in  beiden  ausgaben  mit  einem  zeichen  des  verderbnisses« 
sowie  von  Keller-Holder  und  Nauck  beibehalten;  ausser  Lebrs  \Mt 
auch  Dillenburger  in  seiner  neusten  aufläge  Ihaud  geschrieben. 

Hl. 
Her.  Carm.  IV,  5,  17,  18  und  IV,  8,  28,  29. 

Carm.  IV,  5,   17,  18  lauten: 

Tutus  bos  etenim  rura  perambulat 

Nutrit  rura  Ceres  almaqiie  Faustitas. 
So  viel  die  stelle  besprochen  ist,  so  hat  doch   meines  wissens  oocli 
niemand  auf  die  einzig  schlagende   parallele   aus  Uoras   selbst  hin- 
gewiesen, nämlich  auf  IV,  8,  28,  29 : 

Dignum  laude  virum  Musa  vetat  mori, 

Caelo  Musa  beat. 
Die  augenfällige  ähnlichkeit  beider  stellen  ist  mir  stets  ein   starker 
beweis    für   die    ächtheit   der   lesart  in  IV,  5,   18  und  des  gaoieo 
verses  IV,  8,  28  gewesen.     Ich  gehe  kurz  auf  diese  von  der  kritik 
oft  als  Probleme  aufgestellten  verse  ein. 

Was  zunächst  IV,  5  betrifft,  so  sind  rura  den  pa$cuis  gegen- 
übergestellt Lucr.  V,  1247: 

Sive  quod  inducti  terrae  bonitate  volebant 

Pundere  agros  pinguis  et  pascua  reddere  rura, 
also  aus  Weideland  ackerland  machen.  Diese  verse  hätte  Rittef 
fiir  sich  anführen  können,  wenn  er  sagt :  peramhidare  ego  de  anuili 
hove  dictum  accipio  —  hos  eiiim  pasciUir  in  pratie  vd  '^ 
pascuis.  Aber  da  hätte  er  auch  nachweisen  sollen,  dass  pefWft- 
hulare  vom  pflügenden  stiere  gebraucht  wird.  Es  heiast  viel- 
mehr im  gegensatz  zu  sedere  oder  ctthare  umhergehen  ,  ganz  ge- 
wöhnlich mit  dem    nebenbegriff  des    müssig    umhergehens , 


Horatius.  491 

so    dass    et    trefflich    auf  den  bald  hier  bald  da  grasenden 
stier  passt     Die  stelle  bildet  einen  pendant  za   dem  Festm  in  pra- 
t\$  oacat  o^ioso  Cum  hove  pagiM,  wo  man  sich  den  srier  in  behag- 
licher mhe  wiederkäuend  liegen   denkt.      Aber    aus   den    praHs   in 
dieser  stelle    folgt    nicht,    dass  Tanaquil    Faber    und  Lehrs    recht 
haben,  wenn  sie  auch  an  unsrer  für  riira  das  praia  einsetzen  wol- 
len.   Vielmehr  ist  rura  das  allgemeinere  wort  und    umschliesst   die 
prata  und  pascua.     Zum  beweise  hierfür   braucht    man    keineswegs 
die  seltsame   erklärung  von   dem   Veiiis  attcior  de  Limitat,  ap,  Ri- 
^sll.  p.  299  Rura  veteres  Incultos  agros  dtcebanf ,    id  est  8ilva$  et 
fMMcua  anzunehmen,   sondern  es  genügt  der  gewöhnliche  gegeosatz 
zwischen  Stadt  und   land,    um  iu  rura  den  ausdruck  für  „ländliche 
Auren,   gefilde*'   zu    erkennen.      80    sagt   ganz   ähnlich    Cic.  Offic. 
ni,  1:  tir&0  relicia  rura  peragranies  saepe  soll  summ,  und  treffend 
Bentley  Rura  sunt   arva,    praia^   campi,    saUus  etc.    pro    varia 
i^rrarum  forma  et  situ.  —     Aber   auch    im    näclisten    verse 
ist  fsrci  nicht  zu  ändern.     Bentleys  einwand,   Nihil  nifiriri  dlcltur, 
M  per  metaphoram  gtr Idem,  nisi  quod  auger i  et  increnventum  capers 
po^esf,   ut  arboresy  segetes,  fructus,   ut  odlum,  amor,  hellumy  incen- 
<^i«m   hat    auf   den    ersten    blick    etwas    überzeugendes   und  es  ist 
lysine  frage,    dass  er  mit   seiner  definition  ntitrire  =  jgi^siv  den 
D^el  auf  den  köpf  trifft.     Aber  er  hat  den  weiteren  und    übertra- 
S^enen  gebrauch    nicht   mit    in   betracht  gezogen.     Der  weitere  ge- 
iirauch  des  nutrlre  vom  pflegen  der  kranken  ist  von  Jo.  Fr.  Gronov 
>Q  Liv.  VII,  4  bestimmt:    nutrlre   est   allquo    modo  remediis  et  fo- 
*n«Rltf  aäliibltls  curare  ==  avatQi^Hv,   s.  Cic.  Ep.  ad  Att.  VI,  1 : 
•<^ppiifs  provinciam  nQooavajQf^Ofiivrjv  a  me  non  lihenter  vldet  — 
QOfj  ebenso  von  Turnebus  Adv.  28,  34  (Drakenb.  ad  Liv.  IV,  52) 
*iMlrire    est   fovere^    citrare.      Hieran    schliesst   sich  das  nictrire  =s 
foDtre  auch  von  nicht  eigentlich  kranken,  wie  an  unsrer  stelle,  die 
durch    das    von  Orelli   beigebrachte   citat    aus  Silius  It.  12,   375: 
Cetera  (arva)  propensae  C  er  er  is  nutrita  favore   treffend    be- 
legt   wird.      Vgl.    noch  Ovid  Fast.  I,  704:    Pax    Cererem    nutrlt, 
facis  alumna  Ceres  und  Fast.  IV,  407:    Pace  Ceres  laeta  est,    wo 
ilso  Ceres  nicht  personification  des    getreides,    sondern    die   göttin 
telbst  ist,    mithin  tttflrire   gleichfalls    die   allgemeine   bedeutung  = 
»legen    hat.      Somit    ist    Nutrit    rura    Ceres    sprachlich    durchaas 
iclitig  und  alle  änderungen  wie  farra,  culta,  tttta,  rite  etc.  über- 


492  Uoratius. 

flüssig.  Von  den  neueren  hat  nur  L.  Müller  Bentlejs  fana  auf- 
genommen; Meineke  und  Haupt  bleiben  beim  bandschriftlichen  rvra. 
Ebenso  Dillenburger  VI. 

lieber  die  stelle  IV,  8»  28.  29  kann  ich  mich  kürzer  ftuseo, 
da  bereits  Hejnemann  De  Interpol,  in  Carm.  Hör.,  Bono  187  t,  die 
bisher  dominirende  ansieht  Lachmanns  (Philol.  1,  p.  164  sq.)  ia 
besug  auf  vers  28  mit  erfolg  bekämpft  hat.  In  der  that  hat 
Lacbmann  gegen  diesen  vers  auch  nichts  weiter  sagen  können  ab: 
„so  schön  dieser  vers  ist,  hier  fallt  er  aus  dem  too**.  Das  ist 
geschmackssache;  mir  ist  v.  29  Cado  Mma  heat  im  unmittelbaren 
anschluss  an  v.  27:  Vatunx  d%vii%hu$  cdnsecrat  insult m  stets 
völlig  ungeniessbar  erschienen.  Wie  vorher  das  Ereptum  Sfygiit 
flaciihm  Aeacttm  seine  positive  ergänzung  findet  in  dem  lingua  — 
Votum  div,  consecr,  ins»,  so  schreitet  der  b^^ündeode  g^anke  in 
Dt^um  laude  virum  Musa  vet  at  mori, 

Caelo  Musa  beat 
analog  von  der  negation  zur  position  fort    und    gewinnt    erst    da- 
durch seine  volle  abrundung. 

Die  kraft  der  anapher  geht  aus  den  verglichenen  atelleo  klar 
hervor;  ihnen  reihen  sich  noch  andre  an,  wie  C.  II,  20,  5,  6: 

IJrbes  relinquam;  non  ego  pauperum 

Sanguis  parentum,  non  ego,  quem  vocant  cett., 
und  eb.  IV,  9,  45  fi".: 

Nun  possidentem  multa  vocaveris 

Recte  beatum;  rectius  occupat 

Nomen  beati,  qui  deorum  cett.  — 
Ueberhaupt  liebt  es  Horaz,   bestimmte  worte  und  verbindungeo  be- 
stimmten  versstellen  zuzuweisen,    wodurch    ungezwungen    anklänge  . 
eines  gedankens  an  früher  ausgesprochene  entstehen.     Vi^l.  aniMr 
den  durch  ihre   quantität    nur   bestimmten    versstellen    zugänglichen 
Worten  wie  CapllolXum  im^rtunus  ausfiiciis  iniperio  ftrogeniem  mi- 
Utia   quicumque  tiUiim^fe  devota  carmine  u.  s.  w.,    verse  wie  ll( 
20,  .5   Cum  per  ohstantis  iuvenum  catervas  und  IV,  9,45 
Voltu,   per   ohstantis   catervas;    I,  35,  9    Te  Dacus  asp$r, 
te  profugi  Scythae  und  IV,   14,  2  Medusque  et  Indus  te  ff- 
fugus  Scythes;  III,  20,  1  iVöii  vides  quanta  und  Ul,  27, 17 
Sed  vides  quanto;    III,    17,  4  Per  memores  genus  oauM /•-   |^    ^ 
st  08  und    IV,  14,  4   Per  titulos  memoresque  fas  tos,   lU,  ^^ 
13  und  III,  8,  9  u.  s.  w. 

Güstrow.  "tVi«  ^tUMJki. 


XV. 

Sessenuigen  und  erläutenmgen  zu  P.  Papinius 

Statins. 

I. 

Diesem  versuche  eine  anzalil  von  etwa  siebzig  schwierigen 
ilellen  des  Statins  aus  dem  sinn,  der  spräche  und  der  denkweise 
des  dicbters  selbst  ohne  alle  unnütze  zuthat  zu  heilen,  zu  erklären 
ttod  zu  erhärten,  geht  die  consolaiio  ad  Flavium  Ursum  voran, 
weil  sich  an  sie  wichtige  allgemeine  bemerkungen  knüpfen  lassen. 
IchNgehe  immer ,  wie  nicht  anders  zu  erwarten  ist,  von  den  les- 
artcD  der  handschriften  aus,  sehe  aber,  was  bisher  nicht  genug 
beachtet  ist,  im  Statins  auch  in  den  hexametern  der  Silven  den 
epiker,  und  fasse,  wie  ich  glaube  zuerst  unter  seinen  auslegern, 
die  alliteration  ins  äuge  als  ein  hauptmittel  den  text  festzustellen; 
anch  die  assonanz  spielt  ihre  rolle,  beide,  alliteration  wie  assonanz, 
adbenbei  zur  ästhetischen  Würdigung  des  dicbters  unentbelirlich. 

Silv.  2,  6,  4: 

Durum  et  deserti  praerepta  coniuge  partem 
Conclamare  tori;  moesta  et  lamenta  sororum        « 
Et  fratrum  gemitus.     Arcte  tarnen  et  procul  intrat 
Altius  in  sensus  maioraque  vulnera  vincit 
Plaga  minor.     Famulum  cet. 
Mad?ig  sagt:  Nihil  est  arcte  .  Scrihendum: 

Et  fratrum  gemitus  acres;  tamen  et  procul  intrat  cet. 


494  Statius. 

Moesta  lamenta   sororum,   acres  genkitvs   fratrum    conclnne  comfn- 
rantur.     Mit    dieser    änderung   des    iinmögliclien    arcte  in  acres  ist 
der  stelle  durchaus  nicht    geholfen.      Einmal    klappt    das   acres  aof 
unangenehme    weise    nach,    während    die  pradicate  misemm  est  — 
dumm    —    moesta    ausdrucksvoll    voranstehen;    nwesta    deckt  sebr 
gut  beides  lamenta  sororum  und  fratrum  gemitus,   und  dann  bleibt 
immer  noch   —  und  das  ist   das    entscheidende    —   der    comparativ 
altius  zu  erklären.     Die  kleinere  wunde  soll  tiefer  eindringen,  soll 
schmerzhafter  sein  als  die  grössere?     Es  fehlt  ein  saepe  oder  sonst 
etwas.     Was  will  der  dichter  sagen  ?^^     Der    nähere   verlast  der 
verwandten  fällt  mehr  in  die  äugen,  aber  der  fernere  des  treuen 
dieners   dringt    oft   tiefer   ins    herz.      Das  dem  Statius  immer  vor- 
schwebende Continus   und  emUius,    hier    in   procül   versteckt,    hilfl 
ihm  zum  übergange.     Er  hüllt  diesen  in  ein  bild :  die  grosse  wunde 
im    nahkumpfe    vom    Schwerte    beigebracht    ist    schlimm;    aber   di< 
kleinere  von  fern  her  durch  den  pfeil  entstanden  dringt   tiefer   und 
schmerzlicher  ein  als  diese.     Arcte  muss  heissen:    arcuSy   genetii 
zu  pluga  minor,   was  nebenbei  einen  schonen  und  durch  den  hexa- 
meter geboteneu   zusammenschluss    des   ganzen   hervorbringt.     Icii 
lese  also: 

Arcus  tamen  et  procul  intrat  cet. 
Ich  mache  auch  auf  die    vielen    schmerz    verkündenden    assonaozeo 
in  a  aufmerksam. 

Silv.  2,  6,  8  flF.: 

—  —  Famulum  —  quoniam  rerum  omnia  caeca 
Sic  miscet  fort  una  manu  nee  pectora  movit  — 
Sed  famulum  gemis,  Urse,  pium,  sed  amore  cet. 
An   dieser   stelle   zuerst    habe   ich    mit  bewusstsein  die  alliteratioo, 
in  der  der  dichter  zu  schwelgen  pflegt  —  Silv.  3,  3,  208  flf.  fin- 
det sich  sogar  ein  zwölfmaliges  absichtliches  wiederholen  des  s  aa 
anfange  der  wÖrter  —  zur  besserung   des    testes    gebraucht.    Wo 
ich  sonst  ohne  noch  davon  zu  wissen  geändert  hatte ,    ist    mir  das 
für  meine  vermuthungen,    die  nur  den  sinn  ins  äuge  fassten,  eine 
schöne    bestätigung    geworden.       Wie    zu    unsrer    zeit    Jordan  die 
alten  Stabreime  wieder  zu  beleben  sucht,    die   nur    noch   selten  ab 
maierei    von   unsern    dichtem    gebraucht    werdeu ,    so    geht  Statins 
noch  über  li'irgil  und  Ovid  fast  bis  auf  Bnnius  zurück  und   bat  ^ 
im  gebrauch  dieses  reimes  zu  einer  gradezu  stmiDens'wertkeo  ubuog 


Statins.  495 

ebraclit.  Die  beispiele  werden  folgen,  welche  die  ungewöhnliche 
ertigkeit  zeigen,  und  zugleich  den  werth,  den  diese  beobachtung 
iir  die  kritik  des  textes  hat.  Auch  die  assonanz,  oft  sehr  glück- 
ich  zur  klangmalerei  gebraucht,  schliesst  sich  dem  an,  und  endlich 
lie  Wiederholung  derselben  Wörter,  welche  eine  natürliche  nur  bei 
iim  zu  weit  gehende  ausdehnung  desselben  strebens  ist.  Zu  un- 
lerer  stelle! 

Qiieck  sagt:  Par,  et  editt.  pectora  movit;  bene  emmdavit 
^ermriius  novit  fy/ortuna  summa  imis  miscet  nee  animum  cuius" 
|ue  in  miscendo  respicit^^J  quae  emendatlo  etiam  Vrat,  auctoritate 
ifßrniatur.  Auf  deutsch  ist  der  kern  dieser  erklärung,  der  zweite 
lieil  auf  den  alles  ankommt,  ohne  jeden  siun:  wie  oft  hüllt  sich 
ler  mangel  an  verständniss  in  den  dürftigen  mantel  des  lateini- 
eben!  Was  will  der  dichter  sagen?  „Königstochter  und  schäfer, 
lerr  und  diener  lieben  einander,  das  ungleichste  fühlt  sich  zu  ein- 
oder  gezogen;  so  lenkt  der  zufull  die  herzen ^^  Wir  behalten 
clioD  wegen  der  alliteration  miscet  —  manu  das  movit  bei;  lesen 
ber  nicht  nee  pectora  movity  sondern 

Sic  pectora  movit. 
So  pflegt  sie  die  herzen  zu  lenken^^ 

Man  beachte:  sie  —  sie;  im  folgenden  verse  dem  entspre- 
bend :  sed  —  sed,  und  in  den  beiden  dann  folgenden :  meritum  — 
ioior  —  mente,  üeberlinupt  wimmelt  dieses  gedieht  gradezu  von 
wichen  anklängen:  peremtum  Parthus  .  fidos  flevere  .  educal  Eu- 
^tas  Elin  .  pu&em  primos  puer  .  mentis  morum  maturior  .  trän- 
»illa  temperies  tenero  .  carmine  casligahat  consiliis  .  tecum  tristis 
io  .  ^ifs  sum^t  .  vitalia  vidit  vias  vitae  .  trihus  trieterida 
'Isiis  .  torvo  toros  .  attendit  addidit  ,  ac  ac  ,  solito  sublimius  . 
ma  saevius  saeva  .  duri  durum  u.  s.  w.  Einige  beispiele  mögen 
sigen ,  dass  sich  die  sache  wichtiger  anlässt  als  sie  zuerst  ans- 
ieht nach  positiver  und  negativer  seite  hin. 
Silv.  4,  4,  101  flF.: 

lamque  vale  et  penitus  noti  (Ven.  voti)  tibi  vatis  amorem 
Corde  exire  veta  .  Nee  enim  te  rintius  (Vrat.  tirintius)  almae 
Pectus  amicitiae,  cedit  tibi  gloria  fidi 
Tbeseos,  et  lacerum  qui  circa  moenia  Troiae 
Priainideu  caeso  solatia  traxit  amico. 


496  Statius. 

Zuerst  müssen  wir  einen  schaden   beseitigen,    welcher  xn  kf 
allerdings  sehr  sehr  gebtreicben  aber  wegen  der  beseitigung  dei  t 
unzulässigen    conjectur   des  Grotius   retwenilua   fiir  ie  rlntiui  oder 
firintiti«   geführt    bat,    eben    so    wie    zu   dem  zulässigen  U  mUm 
Imbofs  und  dem  te  certius  ßcntlejs,  welclie  eine  absdiwächung  du 
sinnes  und  der  spräche  zur  fulge  haben.     Es  muss   statt    nee  wim 
te  rlnUu$  heisseu :   aed  enim  Tirynihiua  (cedit  Uhijy   und  oos 
tritt  die  ausdrucksvolle  stelle  erst  in  ihr  recht.     Aller  guten  dingt  \ 
sind  drei:    Hercules  und  Philoktet,   Theseus  und  Pirithous,  Achill 
und  Fatrocliis.     Die  construction  ist  wie  Achill.  1,  657: 

Sed  pater  ante  igni  ferroque  excisa  iacebit 

Scyros. 
Es  folgt  V.  101  noti,   welches  Markland  für  voti  des  Grooov  unii 
der  Veneta  wiederhergestellt  hat.     NoU  ist  matt,  und  daher  schrieb 
ich  voü  als  meine  vermuthung  darüber,  strich   es    dann    auf  Mark  — 
lands  auctorität  (der  stellen  für  penitua  noiua  anfahrt,   aU   ob  mao 
nicht  eben  so  gut  penitua  votu$  sagen  könnte,  grade  so  wie  er  8  0 
anderem  orte,  wo  er  gern  rari  parentes  weghaben  möchte,  stellesa 
anführt  dafür,  dass  man  cari  parentes  bei  den  Römern  gesagt  habe « 
wo  sagt  man  das  nicht?  das  wäre  mit  beispielen  zu  belegen!)  abo 
ich  strich  es  wieder    weg,   um   später,    was   auch   die    handscbrirt 
sagen  mag,  dazu  zurückzukehren.     Die  alliteration  spricht  entscbie- 
den  und  ich  glaube  entscheidend  fiir  voti.     Vier  v  folgen  einaoder: 
vale  voti  vatis  veta,  mit   ihnen  wechselnd  fünf  t:    TiryRthiu$  tiki 
Theseos  Troiae  traxit  und   vier  c:    corde,    cedil   circa    ooeso.     Id 
lese  also: 

lamque  vale  et  penitus  voti  tibi  vatis  amorem 

Corde  exire  veta  .  Sed  enim  Tirjnthius  cet 
Theb.  4,  697  f.: 

Dixerat:  ast  illis  tenuior  percurrere  visus 

Ora  sitns,  viridisque  comis  exhorruit  umor. 

Protinus  inachios  haurit  sitis  ignea  campos  cet. 
Es  ist  offenbar,  dass  dem  umschaffer  dieser  zeileo  ein  gau  Im- 
stimmtes  naturbild  vorgeschwebt  hat:  die  flüsse  und  teicke  vkt- 
ziehen  sich  mit  einem  dünnen  schleier  von  schimmel,  und  gHnv 
schlämm  starrt  aas  ihnen  hervor.  Aber  unmöglich  kann  Stiti» 
so  geschrieben  haben.  Erstens  werden  die  eben  noch  göttliehm 
Nymphen  von  herrscherinnen  ganz  unerwartet  zu  beherrsclitea,  v^ 


Stotius.  497 

iODen  zii  sacben  herabgesetzt,  jedenfalls  person  und  sache  nnge- 
ig  vermischt,  und  zweitens  ist  die  spräche  eine  solche  dass 
1  sie  ODserm  dichter  nicht  aufbürden  darf.  Das  tenuior  ist  un- 
larbar;  ich  habe  alle  eigenthiimlichen  comparative  bei  Statius 
glichen:  sie  lassen  sich  alle  erklären,  dieser  nicht:  dünner  als 
st?  oder  dünner  als  was?  wird  man  fragen  und  keine  antwort 
Jen;  denn  das  ungemein  verdächtige  slivs  (al.  sitis),  und  der 
:eothHmliche  gebrauch  des  exhorrescere.  Daher  hat  Schrader  oder 
r  sonst  exaruit  vorgeschlagen,  und  Madvig  y,tenu%or  fmvurrere 
US  ora  sinifs'^  ut  contractae  fauces  et  ora  anguekita  dieantur, 
I  halte  nun  dem  suspecten  eitus  gegenüber  das  sinics  fest  aber 
anderer  bedeutung,  und  werde,  mich  dem  überlieferten  eng 
ichliessend ,  dem  tenuior  seine  eigentliche  gestalt  und  der  gan- 
I  stelle  form  und  inhalt  wiedergeben.  Die  njmphen  sind  ver- 
mnelt.     Bacchus  sag^t: 

adiuvat  ipse 

Phoebus  ad  hoc  summo,  cesset  ni  vestra  voluntas, 

Limite, 
d  kaum  hat  er  geendet,  so  verbrennt  sichtbar  ihnen  der  sonnen- 
tt  zartes  antlitz  und  busen  und  die  grüne  feuchtigkeit  des  haars 
rduostet.     Ich  lese  nämlich: 

Dizerat:  ast  illis  tenuiat>ra  perurere  visus 

Solque  sinus,  viridisque  comis  exnruit  umor. 
tier  dieses   bild   und    diese   spräche   des   dichters  wird  selbst 
d?ig  nicht  zürnen  können.     So   tenuia  ora  Th.  6,  196.     Darf 
jetzt  auch  zur  bestätigung  meiner  änderung  auf  eol  einue   und 
gleichfolgende  silts  aufmerksam  machen? 
Silv.  3,  4,  13: 

Pergame,  pinifera  multum  felicior  Ida! 

Ilia  licet  sacrae  placeat  sibi  nube  rapinae; 

Nempe  cet. 
th  sagt:  nuhe  i.  e.  fahula,  umhray  fictione  imaginaria.  Gewiss 
ch;  denn  Ganjmeds  raub  war  glaube  des  volkes  und  soll  vom 
iter  nicht  bestritten  werden.  Queck  sagt:  Vulgata  lectio  nuhe 
s  est.  Vrai,  Par,  Ida  sibi  placet  nuhe  rapinae  sacrae  h.  e. 
a  Ganymedis  a  love  rapti,  Nuhes  de  coma  ut  Theb.  0,  589. 
rl.  Pcinii.  Schlagen  wir  diese  stelle  in  der  Thebaide  nach,  so 
»hilologus.  XXXV.  bd.  3.  82 


498  Sutius. 

stekt  da:  nee  «e  lamigo  faieiur  Inionme  9Hh  nuht  comae t  „mn 
dcD  flaum  vor   der   wölke  des   ungeschorenen    Laura    nicht   se 
Eine  wölke  von  haar  ist  ein  bild  auch    im   deutschen;    aher   I 
deshalb  nuhes  oder   wölke   das    haar?     Und    ist    an    dieser   ut 
stelle  überhaupt  von  haar  die  rede?     Hat  der  adler  etwa  nicli 
Ganjmed,    sondern    dessen    perrücke    geraubt?     Barinus   wird 
Ganyroed,  Domitian  mit  Jupiter,  die  kaiserin  Domitia  mit  Juno 
glichen.     Der  sinn  der  verae  fordert  nicht  iitibe,   sondern  pul 
die   anwohner   des  Ida    prahlten  mit  ihren  schönen  knaben  — 
ich  auf  der  stelle  verbesserte,  und  das  ward  mir  nachher  dun 
schwelgen    des    dichten    in  der  alliteration  des  p  bestätigt, 
gamus  ist  glücklicher  als  der  Ida.     Mag  der  Ida  prahlen    mit 
heiligen    raube   seines  Ganymed,    die  Juno    sieht    ihn    dennod 
schelem  äuge;   dich,  Karinus,  sieht  der  ausonische  Jupiter  un 
römische  Juno  stets  mit  wohlwollen'^.     Man  beachte:  proferet 
Pergame  pinifera  placeai  puhe;  dann  klingt  es  gleich  nachher 
einmal    spärlicher   aus    in    fmIc7iro    placlda   parlter   prolntnt. 
lesen  deshalb  getrost: 

lila  licet  sacrae  placeat  sibi  pube  rapinae. 
Theb.  1,  227: 

Mens   cunctis    imposta   (immota  0.  Müll.)   manet:    quii 

nera  Cadmi 

Npsciat  et  totiens  excitam  a  sedibus  imis 

Eumenidum  bellasse  aciem? 

Diese  nur  durch  verzwickte  erklärungen  zu  rettenden  funera 
ich  in  munera  verwandelt,    und  sah  dann  später  den  reim  d 
in  mens  manet  miftiera,  der  ja  in  den  folgenden  mala  matnm 
morum    wiederkehrt,    für   das   0.  Müllersche   memortim    eine 
äusserliche  stütze.     Munera  geht  auf  das  verderben  bringende 
band  der  Harmonia,    auf  welches  in  der  Thcbaide  vom  dichte 
recht  ein  grosses  gewicht  gelegt  wird.  *  S.  besonders  in  bezuj 
Jupiters  worte  an  unsrcr  stelle: 
2,  292  f.: 

Improba  mox  Semele  viz  dona  nocentia  collo 
Indult,  et  fttllux  intravit  limina  Juno. 
So  2,  265  ff.: 

nee  mirum:  nam  tu  infaustos  donante  marito 


Shitius.  499 

Ornatus  Argia  geris  dirnmque  monile 

HarmoQies. 
Abo  TOO  dediselbeii   halsband   redend   an   der   ersten  stelle  drei  i, 
SB  der  zweiten    wieder  drei  m.     S.   ebendasellist  4,  191.  206.  8, 
104.  120.  • 

Tlieb.  1,  383  ff.: 

hine  celsae  Junonis  templa  Prosjmuae 
Laevns  habet,  binc  Herenleo  signata  vapore 
I^maei  stagna  atra  vadi.  — 
Wer  bat    nicht   für   das    nnansstehliche   vapore ,    das    offenbar    aus 
einen  missveratändnisse  durch  stagna  atra  und  aus  einer   gelehrten 
rasioiicenz    hervorg^;angen    ist    und    sich   eben   dadurch   auch  er- 
,j    kBlteo  hat,    lahore  emendirt?     Und    doch   steht  noch  immer  vapore 
g    m  fext  statt  unter  demselben  für   liebhaber.      Laeoue  und  Leman 
g    »eiien  hoffentlich  labor«  nach  sich. 
i  Theb.  6,  572  f.: 

nee  pectora  nndis 
Deteriora  genis,  latuitque  in  corpore  vultus. 
0.  Müller    bessert    sehr   richtig:    patuitquey    aber    er    liätte    einen 
schritt  weiter  gehen   müssen :    n   hat   pectore ,    also  pectora  patuit 
ffctore  und  nun  erst  ist  sinn  und  spräche  des  dichters  in  harmonie. 
F'ortan  muss  es  heissen  in  riicksicht  auf  sinn,  reim  und  handschrififc: 
patuitque  in  pectore  vultus. 
Theb.  9,  343: 

Nihil  ille,  sed  ibat 
Cominus;  opposuit  ciimnlo  se  densior  amnis 
Tardavitque  manum,  vulnus  tarnen  illa  retentum 
Pertulit,  atque  animae  tota  in  penetralia  sedit. 
tlmil   Nauke    p.  9  f.    macht    auf    den    ungehörigen   gebrauch    des 
iedit   aufmerksam.      Sollte   er   bei  seiner  andeutong  nicht  an  pegit 
gedacht  haben?     Dann  reimen:  pertulit  penetralia  und  pegit. 
Theb.  11,  403: 

lamque  in  pulvereum  Furiis  hortantibus  aequor 
Prosiliunt  cet. 
lodere    lesart    ist  etimulantihie;    offenbar   glosse  nicht  zu  Iwrlan- 
^ihwiy   denn    wer   wird  dazu  eine  glosse  machen,  sondern  zu  por- 

32* 


500  Stutiiui. 

tanHhuSy  wie  ich,  (time  das  spiel  des  reims  zu  ahnen,  in  i 
Unschuld  schon  vor  langer  langer  zeit  gebessert  habe.  Die  Fii 
sind  hier  wie  Shakespeares  hexen  als  sturmgottheiten  aufgef 
die  über  die  fläche  sausen  und  alles  mitreissen.  Nun  kommt 
malende  reim  hinzu:  pulverenm  portantlhus  prosiliunt. 

Theb.  11,  413: 

Restinxit  Bellona  faces,  longeque  paventes 
Mars  ropnit  currus,  et  Gorgone  crada  virago 
Abstitit,  inque  vicem  Stjgiae  rubnere  sorores. 
Für   das   unverständliche   rtfbuer«,    welches   mit  in  vlcem  zusan 
auf  die  abenteuerlichste  weise  erklärt  wird   fei  aliera  post  ali 
etiam  Furiae  enihuemnt)   setze  ich    als   g^ensatz   gegen  die 
abwendenden  götter  das  klare  und  durch   das   dreifache   schlai 
artig   zischende   s   empfohlene   suhlere:   Siygiae  subiere  torores 
erinnere  hier  an  einen  ähnlichen  vers  bei  dem  vorbilde  des  St 
bei  Vergil.  Aen.  5,  866: 

Tum  rauca  adsiduo  longe  sale  saxa  sonabant. 

Ich  lese  also: 

Abstitity  inque  vicem  Stjgiae  subiere  sorores. 

Theb.  6,  485: 

Anguicomam  monstri  effigiem  saevissima  visa 
Ora  movet  —  sive  ille  Brebo  seu  flnxit  in  astus 
Temporis,  innumera  certe  formidine  cultum 
Tollit  in  astra  nefas. 

Diese  ganze  stelle  scheint  mir  im  argen  zu  liegen,  aber  jede 
rouss  es  heissen:  innumera  certe  formidine  fulium.  Ein  gloe 
erklärt  cMum  mit  plenum,  armaUtmy  hat  also  fvAium  gel 
S.  Theb.  11,  398:  fuUa  metallo  parma.  So  ist  ja  das 
Theb.  1,  144  wo  andere  culta  lesen  wollten,  jetzt  festgc 
durch  Otto  Müller. 

Silv.  5,  3,  10: 

Quis  sterili  men  corda  situ,  quis  Apolline  »erso 
Frigida  damnntae  praeduxit  nubila  menti. 

Das  merso  hat  Imhof  aus  den  handschriften  gegen  die  conj 
verso  zurückgerufen.      Ich    hatte   dazu    bemerkt:    ,^die   sonne 


Statias.  501 

(sidera  merguntur)  und  die  kalten  wölken  der  nacht  umzie- 
Ikb  den  geist  des  dickten,  s.  Theb.  4,  282 <'.  Dafür  sprechen 
aiMer  den  oodez  aber  besonders  auch  die  drei  gewichtigen  m  in 
Mi  men0  und  mmti, 

Silv.  1,  1,  27  f.: 

Das  Cattis  Dacisque  fidem  .  Te  signa  ferente 
Et  minor  in  leges  iret  gener  et  Cato  castris. 

Leote,  welche  um  das  unerträgliche  castris  loszuwerden,  etwa 
aoflra»  oder  mit  Markland  iustas  lesen  mochten ,  und  es  wird 
knn  noch  immer  in  irgend  einem  winkel  des  grossen  Vaterlandes 
gdieo,  mache  ich  auf  den  reim  in  Cattis  Cato  castris  aufmerksam. 
b  ist  immer  gut  etwas  als  entschiedenen  irrweg  zu  kennen. 
Höchstens  könnte  man  an  castas  denken  d.  h.  sanctas, 

Silv.  1,  1,  61  ff.: 

Nee  longae  traxere  morae  .  iuvat  ipsa  lubores 
Forma  dei  praesens,  operique  intenta  iuveiitus 
[  Miratur  plus  posse  manus  .  Strepit  ardua  pulsu 

Machina  :  continuus  septem  per  culmina  mentis 
It  fragor  et  magnae  fingit  vaga  murmura  Romae. 

"^^r  fingit  oder  figit    ist  vincit  conjectur.      Contimto    und    miiltus 
^^njectur  für  conHntius  (oder  con$inuos)  und  montis.     ich  lese: 
continuus  septem  per  culmina  pontis 
It  fragor. 
^\his    ist    das   gerüst   (tahulatum,    die  machina  oder  ein  theil  der 
*H-0peiM  maMnd),  auf  welchem    der  riesige   kra|in    die    theile  des 
^^Ooica    und   den  reiter  hinau&ieht     Das  spiel  mit  den  fünf  m  und 
^i^  f&nf  p  fiillt  in   die    äugen:    miratur    manus    machina    magnae 
^«mttiro  und  praesens  plus  posse  pulsu  pontis, 

Ffir  den  augenblick  sei  dies  genug.  Sollte  man  noch  etwa 
glauben,  dass  nicht  der  dichter,  sondern  der  erklarer  dieses  spiel 
^»"«ibe,  so  lese  man  weiter  und  verspare  das  urtheil  bis  ans  ende 
^^s  schriftchens.  Es  kommt  noch  besser,  schlagender  und  er- 
^•■^uender. 

Silv.  2,  3,  53  ff. : 

lila  dei  veteres  animata  calorcs, 


502  SUtiiis. 

Uberibus  stagnui  obliquo  pendula  Irunco 

locubal  atqire  umbrui  scrntatur  anantibus  undu. 
Bin  glänzendes  bebpiel  der  mbdiung  von  aasonaos  and  alK- 
teration.  UherihuM  umbrU  undas  :  staguls  sperat  jpirlftw.  Die 
assonanz  des  achtmaligen  u  deutet  den  schatten  an.  Steht  dai 
9crutaiur  so  ganz  fest?  Ich  vermisse  etwas  zu  dem  sehr  wich- 
tigen irunoo.  Dos  allerliebste  gedieht  die  orhor  AtMi  Mdioriif 
parva  quidem  —  dona,  sed  ingenti  forsan  victura  wh  aevo ,  iit 
glaube  ich  noch  nicht  ganz  verstanden  und  gewürdigt.  Kehres 
wir  wieder  in  unser  gedieht  zurück. 
Silv.  2,  6,  73: 

Attendit  torvo  tristis  Rhamnusia  vultu, 

Ac  primum  implevitque  toros  oculisque  nitorem 

Addidit  et  solito  sublimius  ora  levavit, 

Heu!  misero  letale  favens  seseque  videndo 

Torsi t  et  invidia  mortemque  amplexa  iaceuti 

Iniecit  nexus  carpsitque  inimitis  adunca 

Ora  vereuda  manu. 
Diese  stelle  liefert  einen  interessanten  beitrag  zu  der  von  Her- 
mann Nohl  p.  33  seiner  trefflichen  abhaudlung  bewiesenen  mi- 
schung  von  text  und  rand-  oder  iuterlinearerklarung.  Kin  solcher 
vom  rande  in  den  text  übergegangener  cento  ist  das  sasegns  vi- 
dendo torslt  et  invidia  mortemque.  Nehmen  wir  diese  worte  oder 
vielmehr  Wörter  heraus,  so  ist  alles  concinn  und  nur  ein  kleiner 
Verstoss  zu  bessern;  behalten  wir  sie  bei,  so  ist  sinn  und  zosasi- 
menhang  zerstört.  Sese  videndo  ist  seltsame  erklärung  zu  ocalif 
—  levavit f  toreit  zu  corps»!  adunca  manu,  invidia  zu  Bhamnum, 
mortem  zu  letale.  Da  man  darin  verstheile  sah  und  diese  cis- 
zuordnen  strebte,  so  ist  einiges  dieser  erklärungen  willkurlidi 
geändert  worden. 

Mit  der    kleinen  aber   notliwendigen   besserung  meine  ich  fe- 
vena  für  favens;   favens   entstanden    durch   das   unglückliche  swi- 
schenschiebsel,  weil  man  misero  nicht  zu  beziehen  wusste.     Werfei    \ 
wir  den  eiiidringling  dahin  wohin  er  geliört,  so  bezieht  sich  missr9 
auf  iacenti.     Zu  f ovens  siehe  die  überzeugenden  stellen : 
Silv.  2,  1,  121   f.: 

gremio  puerum  cumplexu  fovebat 

Invidia, 


Statius.  503 

I  Silv.  5,  1,  47: 

te  ceu  virginitate  iugatum 

Visceribus  totis  animoque  amplexa  fovebat 
Icli  lese  also: 

Heu!  misero  letale  f ovens  amplexa  iacenti 

Iniecit  nexus  cet. 
Bei  dieser  gelegenlieit  sei  auch  andrer  eingeschobener  verse 
»dacht,  die  doch  endlich  einmal  beseitigt  werden  sollten,  und  man 
inme  hier  nicht  mit  den  Worten ,  die  sonst  allerdings  sehr  ge- 
ichtig  sind:  tuentur  omnes  codd.  Es  ist  ja,  so  heisst  es,  nur 
ner  da,  und  sind  nicht  auch  conjecturen  und  verse  und  zwar 
br  schlechte  conjecturen  und  schlechte  verse  schon  vor  dem  cost- 
2er  concil  in  der  einsamkeit  von  8t.  Gallen  oder  sonst  wo  ge- 
icht  worden? 

Silv.  4,  8,  25  ff.: 

Macte  quod  et  proles  tibi  saepius  aucta  virili 

Robore;  se  iuveni  lactam  dut  virgo  pareuti. 

Aptior  his  virtus,  citius  dabit  illa  nepotes, 

Qualia  maternis  Helene  iam  digna  palaestris 

Inter  Amyclaeus  reptabut  Candida  fratres, 

Vel  qualis  coeli  Facies,  ubi  nocte  serena 

Admovere  iubar  mediae  duo  sidera  Lunae. 
Schon  Markland  hat  sehr  richtig  den  vers  27  aptior  cet.  als 
ifältig  und  sinnstörend  verurtheilt,  und  noch  immer  steht  er, 
itt  unten  hin  in  das  barathron  geworfen  zu  werden,  breit  und 
Irend  im  texte.  Er  stammt  von  einem,  der  die  folgenden  verse 
*M  verstand.  Aber  sollte  Markland  so  ganz  im  rechte  sein, 
mn  er  zu  ae  iuveni  lactam  cet.  bemerkt:  Nlsi  faUer,  scripsit 
ativs  med  iam,  quippe  trium  liberonim  nata  medio  loco.  Com- 
ratnr  mos  haec  fUia  Helenae  inter  duos  fratrea ,  et  Lunae  inter 
9  sidera  mediae?  Woher  weiss  Markland,  dass  die  tochter  die 
eitgeborne  ist?  Der  mond  ist  das  grosse  gestirn,  dem  zur 
te  zwei  kleinere  sterne  stehen.  Auch  die  Helena  fasst  der 
liter  hier  als  älter  auf  gegen  ihre  beiden  brüder:  wie  eine  junge 
i^ter  —  wir  müssen  uns  denken:  beide  an  der  hand  —  ging 
I  strahlend  zwischen  ihnen  —  nebenbei  den  zwillingsbrüdern. 
oh   widmet    sich    das    mädclien   (man    beachte    vir^y    das   ältere 


504  Stotius. 

mädcbeo)    dem   jüngeren   verwandten  d.  h.  hier  den  jfingeren  Mk 
dern:   sie  wird  sie  gnt  und  mit  freude  erziehen,    ohne  sie,  diu 
zwei  sind,  verweichlichen  zu  können. 
Silv.  5,  1,  92: 

Omnia  nam  laetas  pila  attoUentia  firondes 

Nullaqne  famosa  Signatur  lancea  penna. 
Zwei  den  Zusammenhang,  sie  mögen  heissen  wie  sie  wölb 
und  was  sie  wollen,  empfindlieh  störende  verse.  Das  nam  ist  ot- 
scheidend  für  dieses  einschiehsel.  Sie  gehören  unter  den  teit 
Eben  so  der  von  Markland  bezeichnete  vers  5,  2,  14  Stfcctimbitqw 
oneri  et  menimn  tua  non  capii  aeUnSy  und  endlich  5,  5,  14,  fM 
dem  ich  noch  sprechen  werde. 

Gehen  wir  auf  die  via  Domiiiana  über,  dieses  allerlieWtt 
kleine  kunstwerk ,  voll  lebendiger  Schilderung,  in  holiem  grade  is- 
teressaut  nach  form  und  Inhalt,  aber  auch  an  einigen  stellen  sii- 
verständlich  und  unverstanden.  Bei  Queck  muss  man  zuerst  fusf 
druckfehler  beseitigen.  Vs.  107  fehlt  age! 
Silv.  4,  3,  20  ff.: 

Uic  scenis  (scaevi,  coeno  cet)  populi  vias  gravatas 

Et  campis  iter  omne  detinentes 

Longos  eximit  ambitus  novoque 

Iniectu  solidat  graves  arenas. 
Markland    sagt:    vix  locum  vidi  hoc   inquinatiorem  und  con- 
jecturirt : 

Uic,  coeno  bibulo  viam  gravante 

Et  campis  iter  amne  detinente 

Longos  eximit  ambitus. 
Gewiss  sehr  scharfsinnig,  aber  entschieden  falscli,  da  der  ge- 
gensatz  zwischen  den  ambitus  und  arenae^  auf  den  hier  alles  as- 
kommt,  verwischt  ist.  Imhof  hat  gediegen  und  glänzend,  gUüncsd 
und  gediegen  schon  1859  nachgewiesen,  wie  sehr  man  sich  vor 
dem  sonst  unentbehrlicheu  Mark  land  in  acht  zu  nehmen  hat  Mark- 
land hat  eine  ausgezeichnete  diagnose,  aber  sie  hält  sich  oft  u 
sehr  im  allgemeinen,  und  er  heilt  mit  den  langen  geföhriiehen  re- 
cepten  von  1728,  die  häufig,  ja  meistens  schlimmer  sind  als  die 
kraokheit  selbst;  er  ist  ein  kühner  talentvoller  chirurg,  aber  er 
fleischert  gern  und  operirt  mit  einem  messer,  vor  welche«  Strs- 
meyer  und  Ksmurch  erschrecken  würden. 


8tatiu8.  505 

Nach  Queck  lesen  die  haodschriften :  Vrat.  8caevi  ftopM  vias 
mvaUUy  Sen.  Bcenls  his  fMpuii  viaa  gravatasy  Parm.  Ven.  $aevls 
im%8.  Par.  coeno  hie  populeo  vlas  gramias;  v.  21  Vrat  Par. 
Utlnenies,  omite. 

DeD  einzig  nögliclien  sinn  giebt:  scaevis  ftoptdi  vias  gra- 
^atus.  Schon  Queck  hat  gravaivs  in  den  text  genommen.  Die 
tatm  sind  umwege,  wie  Nikander  Ther.  266  axtudg  ?om  gange 
tr  viper  braucht,  und  Vitruv.  1 ,  5  (diese  wichtige  stelle  ver- 
loke  ich  dr.  Adolf  Micolci)  scaevus  dem  direc^tu  entgegensetzt: 
rcogiktndum,  uii  portamm  itinera  non  aint  direota  8ed  ieaeva. 

Die  Sache  ist  sehr  einfach.  Der  alte  weg  litt  an  zwei 
»ein,  den  umwegen  und  dem  tiefen  sande,  den  amhiius  und  den 
aves  arenae  oder  den  acaevU  und  den  campia.  Domitian  besei- 
rte  daher  diese  umwege,  diese  Mäander  der  Strasse,  und  die  un- 
sgsamkeit  der  campi  durch  eine  gerade  und  zugleich  feste 
iisse. 

Bs  muss  also  gelesen  werden  : 

Hie  scaevis  populi  vias  gravatus 
Et  campis  iter  omne  detinentes  cet. 

Silv.  4,  8,  59  f.: 

His  parvus,  nisi  deviae  vetarent,  (Vat.  natarent) 
Inous  freta  miscuisset  Jsthmos. 

Emil  Grosse  p.  32  kennt  vierzehn  vermuthnngen  und  ausle- 
ngen  zu  dieser  stelle.  So  möge  denn  auch  meine,  welche  also 
i  fünfzehnte  sein  wird,  hinzukommen. 

lieber  die  abscheuliche  conjectur  nlai  Lechiae  vetarent  ist  jetzt 
r  die  eine  meinung,  sie  auf  immer  aus  dem  texte  zu  verban- 
n.  Caspar  Buchet  de  Mezeriac  zu  Ovids  Heroiden  liest,  wie  ich 
s  Grosse  lerne,  so  wie  die  handschriften  die  worte  liefern,  aber 
t  der  gewöhnlichen  interpunction ,  die  ich  oben  angegeben  habe, 
d  erklärt  deviae  durch  Ovid.  Her.  2,  118,  wo  er  devia  avis  mit 
dseau  de  mauvais  augufe  erläutert. 

Ich  kann  mich  mit  dieser  erklärung,    so    treffend   sie   scheint, 

;ht  einverstanden  erklären.     Denn  was  heisst   parvus?     Da  liegt 

i    eigentliche    Schwierigkeit!     Kann  man  parvus  Istlnnos  sagen? 

ton  es  für  atigustus  stehen?     Gewiss  nicht!     Jn   es   müsste    hier 

unsrer  stelle  sogar   l€itus   oder    ingens    heissen ,    wenn    es    dem 


506  SUtius. 

siooe  eofaipreclieB  sollte;    etwa:  ,,die  häode  dieser  werkleute  bi 
selbst   den   gewaltigen  Istbnos    gebändigt <^     An   diesem   beiw 
welches  weder  der  spräche  noch  dem    sinne    gemäss    ist,    sehe 
die  sonst  annehmbare  erklärung.     Imhof ,    welcher    hier    und 
bei  Ovid  cUvkte  lesen  will,   was  uns  fiir  diese  stelle  augenblicl 
gleichgültig    ist,    fühlt  mit  gewohnter  feinheit  das  schwierige 
häklichte  des   parvus  heraus  und  scliliesst    es   eng  mit    his    zui 
men  „er  war  fiir  diese  bände  gering'^    aber   wo   ist    dann   dei 
niiscuisset    ganz    notbwendigre    dativ ,    welchen   jetzt    panms 
schluckt '  hat ,    geblieben  ?      Imhof    kommt    der    wahren   ausleg 
ganz  ganz    nahe,    aber  geht  ihr  dennoch  vorbei.     Ich  schlage 
halb  eine  andre  vor,  muss  aber  dabei  einiges  vorausschicken. 

Der  vater  des  Statins,  ein  dichter  und  eine  art  priester,  l 
an  den  isthmischen  spielen  preise  gewonnen;  unser  dicliter  selbsl 
wenn  auch  nicht  ebenfalls  in  Korinth  gewesen,  so  doch  offei 
schon  durch  seinen  vater  sehr  gut  über  alles  dortige  unterricl 
Er  hat  an  vielen  stellen  den  geheimdienst  der  Ino  und  des  \ 
kertes  im  munde,  die  flucht  der  mutter,  das  irren  der  verfolg 
das  wehklagen  des  sohnes,  einen  geheimdienst,  der  sich  zu  ei 
widerlichen  aberglauben  ausgebildet  haben  muss.  Ich  führe 
einiges  an: 

Theb.  4,  563: 

anhelam  ceruimus  Ino 
Respectantem  arcus  et  ad  ubera  du  Ice  prementem 
Pignus. 
Theb.  10,  418: 

Moderat  ins  oro 
Ducite,  fulminei  per  vos  cunabula  Bacchi 
Inoamque  fugam  vestrique  Palaemouis  aunos. 

Theb.  2,  380  f.: 

irataque  terrae 
Curva  Palaemonio  secluditur  unda  Lechaeo. 

Theb.   1,  120  ff.: 

geminis  vix  fluctibus  obstitit  Isthmos. 
Ipsa  suum  genetrix  curvo  delphioe  vagantem 
Arripuit  frenis  gremioque  Palaemona  pressit. 

l^eb.  9,  401: 


»1 


Statius.  507 

QiNUiter  btlimiaco  nondiim  Nereida  portu 
Leoootheao  plaoxisse  feruot,  dum  pectore  anhelo 
Frigidos  iD  natrem  saevum  mare  respuit  inßiDS. 

Ferner  sei  verwiesen  auf  Tlieb.  1,  12  ff.  4,  59  ff.  6,  10  ff. 
7,  420.  9,  331.  12,  130. 

Silv.  3,  2,  39: 

Tu  tauen  ante  omnes  diva  cum  matre  Falaemon 
Annuel  si  vestras  amor  est  mihi  pandere  Tliebas. 

Silv.  2,  1,  179: 

Talis  in  Isthmiacos  prolatus  ab  aequore  portus 
Naufragus  inposita  tacuit  sub  matre  Falaemon. 

Silv.  3,  1,  U2: 

Nil  hie  triste  locis;  cedat  lucrimabilis  Isthmos, 
Cedat  atrox  Nemee,  litat  hie  felicior  infans. 

Das   irren I    die   flucht,    der   stürz   der  mutter  ins  meer,    dos 
dslos  fngnui,  der  infana,  die  anni  Palaemonis,  sein  schwimmen  auf 
^  arme  der  mutter  als  dämon  spielen    in    diesen    mjsterien    eine 
groBse   rolle.      Nun    hatte   Nero  —   das   war    noch   in   aller   ge- 
-   AchCniss  und  munde  —  bekanntlich  versucht  den  Isthmos  zu  durch- 
I  tecben;  aber  aufquellendes  blut,  wehklagen,  graunvolle  ersclieinun- 
f   8^  Imtten ,   so  meinte  das  vulk ,    den  frevel  verhütet.     (Dio  Cass. 
t    ^3,  16).     Auf  diese  beiden  betrachtungen  gestützt  beseitige  icli  das 
m    ^OBma  nach  parvus  und  setze  es  nach   his,   und   stelle,    da   deviae 
f    S^etiv  zu  parvus  ist,  das  ursprüngliche  vetaret  «der  vielleicht  na- 
I     ^^ret  wieder  her.     Ich  lese  also: 
f  His,  parvus  nisi  deviae  vetaret  (nataret), 

I  Inous  freta  miscuisset  Isthmos. 

,J)ie  bände  dieser  gewaltigen  werkieute,  die  die  kaiserstrasse 
^l^en,  hätten,  wenn  der  kleine  der  (pfadlos)  irrenden'*  (wir  wür- 
ben sagen:  der  söhn  der  schmerzensreichen)  es  nicht  verböte,  den 
Wischen  Isthmos  durchstechen  können,  was  dem  Nero  nicht  ge- 
gangen ist*'. 

Dieser  parvus  (infans^  dulce  plgnus)  deviae  fmalris)  ist  der 
iwa  cum  maire  Palaemoii,  und  es  sind  die  ausdrücke  des  geheim- 
dieostes;  devia  gerade  so  mysteriös  hier  gebraucht  wie  Tlieb.  4, 
719  avia  natürlich  in  anderer  bedeutuug   von   der   nrmphe  Langin 


508  Statius. 

gebroucbt  wird  auch  id  der  spraclie  des  gc^eimdieostei.  üebcr 
parvus  und  parvi  bei  Statiua  brauche  icb  wobi  uicfats  zq  sagen; 
aber  das  mysteriöse  sind  die  beiden  zusamaienstehendeo  adjectivi, 
welche  zu  Substantiven  erhoben  sind.  1st  ftalarel  nicht  ans  iialaiit» 
durch  ein  versehen  des  auges  entstanden,  innerhin  belustigend,  m 
wäre  es  das  würdige  dritte  im  bunde  der  priestersprache.  So 
leicht  hin  zu  verwerfen,  ist  es  gewiss  nicht. 

Silv.  4,  3,  112  f.: 

Qui  primo  Tiberim  reliquit  ortu, 
Primo  vespere  navigat  Lucrinum. 

Diese  beiden  längst  gezeichneten  verse  stören  hier  an  dieser 
stelle,  wo  sie  die  prophezeiung  des  dichters  unterbrechen,  sinn  und 
Zusammenhang ,  da  sie  ausserdem  zur  Schilderung  des  weges  ge 
hören,  und  die  Völker  des  Ostens  wohl  von  Neapel  nach  Rom,  aber 
doch  nicht  von  Rom  nach  Neapel  gehen  werden  um  den  kaiser  n 
sehen.  Ich  halte  sie  leider  für  acht;  aber  sie  gehören  hioter 
v.  106  als  107  und  108,  so  dass  dann  vier  prim  zusammenstebeo: 
primae f  primo ,  primo,  primo:  iu  diesem  durch  Schönheit  der  äus- 
sern und  innern  form  ausgezeichneten  gedichte  eine  widerlicbe 
Spielerei. 

Silv.  4,  3,  158  f.: 

Et  laudum  cumulo  beatus  omni 

Scnndes  belliger  abnuesque  currus; 

Donec  Troicus  ignis  et  renatae 

Tarpeius  pnter  intonabit  aulae, 

Haec  donec  via  te  regente  terras 

Annosa  magis  Appia  senescat. 
Diese  stelle  leidet  an  einer  interpunction,  welche  beweist,  dass 
entweder  bei  mir  oder  bei  den  herausgebern  ein  schweres  nissver. 
ständniss  obwalten  muss.     Nach    meiner    meinung  sagt    die  SibjHc 
(und  da  sie  in  die  Zukunft  sieht,    muss  sie  nicht  senescai,    sonderi 
senescet  prophezeien;    sie    spricht,    nicht   der   dichter):   „du   wii^ 
triurophe  feiern  und  triumphen  ausweichen,    so  lange  das  Vestales- 
feuer  lodert,    und  der  donnerer  in  seiner   halle   waltet,   so    lange 
dieser    weg    besteht:    der  weg   und   du   ihr   werdet  länger  als  die 
alte  Appia  greisen !     Also  muss  so  interpungirt  werden : 

Scandes  belliger  abnucs<pie  currus, 


Statius.  509 

Dooec  Troicas  ignis,  et  renatae 
Tarpeius  pater  intonabit  aulae, 
Uaec  donee  via:  Te  regente  terras 
Annosa  magis  Appia  senescet. 

Diese  letzte  Schmeichelei  gegen  den  unglücklichen  kaiser  ist 
»  erhaben,  dass  sie  für  alle  anderen,  nur  nicht  für  ihn  selbst  ins 
icherliche  umschlagen  mnsste.  Eins  fällt  in  die  äugen.  Je  näher 
er  entscheidende  moment  des  Sturzes  herankommt,  je  mysteriöser 
n  tiefsten  innern  der  tjrann  sein  baldiges  ende,  seinen  achtzelinten 
.'ptember,  vorausahnt,  je  düsterer  die  Stimmung  in  den  leitenden 
reisen,  je  tiefer  das  gefühl,  es  musa  ein  Wechsel  eintreten,  desto 
«lir  muss  der  dichter  den  glauben  an  das  glück  und  die  ewigkeit 
»  gefeierten,  dem  er  übrigens  wohlzuwollen  grund  hatte,  hervor- 
ilieben  suchen.  Erinnert  es  uns  nicht  lebhaft  an  das  wort  „bis 
18  ende  der  tage'S  welches  wir  so  oft  haben  hören  müssen  ? 
om  ehernen  rosse  des  kaisers  heisst  es:  stdhit,  dum  terra  polu8' 
(e,  dum  Romana  dies,  und  where  ii  it  now7  fragen  wir:  keine 
ur  ist  davon  übrig,  die  da  sagte:  hier  hat  es  gestanden,  kein 
ort  in  einem  Schriftsteller,  das  da  sagte:  ich  habe  es  gesehen. 

Es  folge  das  epicedioii  in  patrem  suum.  Die  gescliichte  die- 
9  Vaters,  eines  antiken  philologen,  dichters  und  priesterlichen  leli- 
rs,  macht  das  gedieht  zu  einem  der  lebendsten  Überbleibsel  aus 
sser  zeit  des  alterthums.  Der  text  ist  in  arger  weise  verdorben. 
li  hebe  nur  einiges  hervor  aus  diesem  walde  von  Schwierigkeiten. 
Silv.  5,  3,  41 : 

Uic  ego  te  —  nam  Sicanii  non  mitius  halat 
Aura  croci,  diles  nee  si  tibi  rara  Sabaei 
Cinnama,  odoratas  nee  Arabs  decerpat  aristas  — 
Inserui  (inferni  Parm.)  cum  laude  loci,    sed  carmine  plango 
Pierio;  sume  et  gemitus  et  vulnera  nati 
Et  lacrimas  cet. 
Eine  ausserordentlich  schwierige  stelle,  wie  Markland  mit  ge- 
•hnter  schärfe  zu  voll  herausgefühlt  hat.     Das  hie,  der  in  dieser 
•sung  nur  schwer  zu  erklärende  Zwischensatz  mit   nam,   das   in- 
r«i   ohne   dativ,    und    endlich    das    unerträgliche   sed.     Markland 
bneidet  deshalb,    nach  seiner  weise  nur  an  den  genuss  des  lesers 
akend,    tief  ein    und    emendirt:    His  ego   te  —  insert tim   cum 


510 


Slatius. 


laude  loci8y  te  carmine  pUmgo  Pierlo.  Uiigemeio  treffeiid  km 
sinne  nucli ;  aber  ganz  beliaglicli  kann  man  sich  nicht  dabei  fiiblci: 
das  ganze  bangt  freilieb  besser  zusammen  als  vorher,  aber  lotterig 
ist^s  nocb  immer,  und  die  Veränderungen  ohne  all«  stutie  der  Uirf- 
scbriflcn  sind  denn  docb  gar  zu  willkürlich;  ich  meine  nicht  ftif 
—  locis,  wollt  aber  inserium  und  die  erkläning  der  lau«  für  (m- 
datio  oder  laudes,  und  endlicb  das  tu;  denn  das  s  in  jed  aocklff 
ich  um  keinen  preis  missen :  dieses  fehlende  8  allein  sclion  mmU 
mir  das  ganze  in  bobem  grade  verdächtig.  Deshalb  wollte  ich 
zuerst  7Mfic  ego  to  auf  tifniufo  bezogen  lesen  und  auf  diese  wmm 
dem  tnseria  belfen;  aber  auch  dann  wird  der  kundige  deaooch 
immer  wieder  velit  noHt  auf  Markland  zuriickkoromen  niisMi; 
denn  es  ist  immer  nocb  nicbt  der  eigentliclie  heerd  der  krankbcil 
gefunden ,  und  diese  dann  auf  rationelle  weise  geheilt.  DicMr 
heerd  steckt  in  iuserui.  Farm,  liest,  wie  ich  aus  jMarkland  nwi 
Imbof  lerne,  iii/enii,  und  das  giebt  das  richtige:  es  ist  infemi  ab 
attribut  zu  loci.  Ich  erlaube  mir  auf  der  stelle  neine  version  d« 
passus  zu  geben  und  diese  dann  zu  erklären: 

Sic  ego  te  —  nam  Sicanii  nun  mitius  halat 
Aura  croei,  dites  nee  sie  tibi  rara  Sabaei 
Cinnama,  oduratas  nee  Arabs  decerpat  aristas  — 
Interni  cum  laude  loci  s i  carmine  pfango 
Pierio:  sume  et  gemitus  et  vulnera  nati 
Kt  lacrimas  cet. 
Der  Vordersatz  —  Statius  kommt  vom    epos   her  —  geht  bii 
hinter    Picrto;    von    8ume  —  parentes    nachsati.      Ich    schreibe  fic 
für  hlc  als  in  bezog  stehend  zu  dem   vorhergehenden:    drei 
war  der  dicliter  krank  gewesen,  jetzt   endlich    rafft   er  sich 
auch  nocb  leidend  auf  und  geleimt  an  das  grab  des  vaten  will  er 
ihn  besingen.     Das  wörtchen  sie  ist  häufig  durch  hie^  ftoc,  «sc  uti 
et  verdrängt  worden  und  umgekehrt,  wie  wir  sehen  werden.     Hier 
spricbt  nebenbei  der  reim  dafür.     Das  nam  mit   den    iwisdieantB 
ist  das  äcbt  lateiniscb  ausdrucksvoll  vorangehende  lob  in  fora  cisci 
grundcs  für  die  todtenkhige  aus  dem  herzen  des  sohns,  die  mebr 
ist  als  aller  wci brauch.     D<is  zweite   8ic   vor   tibi   rara  Snktei   iik 
alte  nothwendige  besserung  für  si  oder  wie  icli  glaube  iesart;  ohne 
dieses  sie  würde  die  vergleichung  des    wohlgenichs   mit  der   klage 
wegfallen.     Der  intürmia  locu8  sind  die  iu^ra   ntmtru^    der   eigene 


I 


SUitius.  511 

tbture  grand  und  boden,  eine  geweiliete  statte,  wo  er  der  gattin 
«od  den  aoline  nabe  ist;  loci  fordert  aach  bei  Statins  fast  notb- 
nendig  ein  stätiendes  adjectiv.  Die  bedeutendste  ändernng  si  cctr- 
«me  pUtngo  für  sed  carmine  plango  gebt  aus  der  episcben  anInge 
des  gedicbts,  also  aus  dem  nacbsntze  «iime  einfaeb  bervor.  Bei- 
spiele dazu  folgen  gleicb.  Es  tritt  uns  bier  wieder  das  spiel  der 
•Uiteration,  welcbes  durcb  mein  ak  für  ^ic  nur  um  ein  und  duzu 
Mtbwendiges  glied  verstärkt  wird,  in  auffallender  weise  entgegen: 
«c  iSiconii  sie  Soboei  si  sumey  ebenso  aura  Arabs  ansfas,  lati8 
ioti,  fHango  Plerio. 

8ik.  5,  3,  58: 

Ipse  madens  oculis,  umbrarum  animaeque  sacerdos, 
Praecinerem  gemitum,  cui  te  nee  Cerberus  omni 
{  Ore  nee  Orplie<ie  quirent  avertere  leges, 

Atque  babitus  moresque  tuos  et  facta  canentem 
Fors  et  magniloquo  non  postbabuisset  Uomero, 
Tenderet  et  torvo  pietas  aequare  Maroni. 
Queck  bat   mit   recht   Mark  lands  praeclperem  reditum  mit  der 
lesart  der  bandschriften  praecinerem  gemitum  vertauscht;  er  hätte  es 
»it  habitue  nach  atque  eben  so  machen  und  vielleicht  nur  me  que 
^ibi  für  das  handschriftliche  atque  tibi  schreiben  müssen ;  der  griind 
^<ifar  liegt  im  deutlicher  hervortretenden   sinn    and    im   zwingenden 
i^m.     „Die  ganze  stelle,   so  hatte  ich  vor  den  divnQa$  ipQovxd^g 
Aiozugescbrieben,  und  ich  möchte  das  auch  jetzt  wenigstens  nicht  un- 
terdrücken, krankt  an  einem  schweren,  aber  glücklicher  weise  durch 
tinen  einzigen  buchstaben  zu  beseitigenden  fehler  und  zwar  in  fore: 
^  muss  eoTS  heissen,   und  das  bedeutet  bier  das  priesteramt;    auch 
«lochte  denn  doch   wohl    statt   des    seltsamen    fortw,    mit   welchem 
WoKe  bei  Statins  misbrauch  getrieben  wird,    tenero  zu   lesen  sein. 
Der  dichter  sagt:   „einen  tempel,  einen  altar  möchte  ich  dir  bauen, 
Tater,    versammelt   um    ihn  die  schaar  der  dichter;    ich   selbst   als 
priester  der  schatten  und  deiner  seele  würde  dich  heraufbeschworen 
trotz  des  Cerbems,  und    mir  dem  sänger  deines  ruhmes  würde  das 
amt  die  hohen  werte  Homers,    die   kindliche  liebe  die  rührenden 
tooe  Vergils  leihen^'. 
[  Jedenfalls  beachte  man  zur  Würdigung  des  mir  selbst  zweifelhaften 

ma^iM  die  vier  o  in  oculia  omni   ore  Orpheae,   die    vier   I    in    lib» 


512  Statius. 

iuos  tenderet  torvo  (UneroJ,   uud  nun  sage  mH  auch  die  Tier  «  ii 
me  mores  magniloquo  Maroni, 
Silv.  5,  3,  69: 

Maior  cerfe  nliis  superos  et  tartara  pulsem 

Invidia,  externis  etiam  niiserabile  visu 

Fiinus  eat.     Sed  nee  milii  se  natura  dolenti 

Nee  pietas  iniusta  dedit ;  milii  limine  primo 

Futorutn  et  viridi,  geuitor,  ceu  raptus  ab  a«vo 

Tartara  dura  subis.  Nee  enim  cet. 
Diese  stelle  von  69  —  74  und  dadurch  auch  mittelbar  der 
ganze  passus  von  64 — 79  ist  noch  von  keinem  ausleger  it  toH 
verstanden  worden,  auch  von  Markland  nicht,  der  den  text,  als  ob 
er  mit  einem  lyriker  zu  thun  hätte,  auf  die  ärgste  weise  zerhaekt 
8ic  leidet  an  zwei  buchstaben,  an  mangelhafter  interpunction,  mi 
daran  dass  niemand  das  alii  und  exlenii,  so  sclieiot  es»  zu  e^ 
klären  gewusst  hat. 

Otto  Müller  Quaest.  Stat  p.  19  hat  f>vUe$  sUtt  pulsem  cos- 
jecturirt  wegen  des  langen  a  in  invidia,  das  mit  dem  daraostosses- 
den  vocal  nicht  verschmolzen  werden  darf.  Gewiss  richtig,  auch 
dem  zwingenden  sinne  nach,  wie  sich  zeigen  wird ;  aber  aeine  fol- 
gende erklärung:  forsitan  alii  lamentationibus  nie  wp^rent,  ^ 
aheant  planctus  palam  edUi  vulgique  misericordtam  excikmies  td 
falsch,  noch  schlimmer  als  das  Marklandsche  iUts.  Ich  will  lieber 
die  hauptstelle  sogleich  nach  meiner  version  hinsetzen  und  dtf 
ganze  im  einzelnen  und  im  zusammenhange  erklären: 

Maior  certe  aliis  superos  et  tartara  pulset 

Invidia,  externis  etiam  miserabile  visu 

Funus  eat;  sed,  nee  mihi  si  natura  dolenti 

Nee  pielas  iniusta  dedit,  mihi  limite  primo 

Fatorum  cet. 
Die  alil  und  extemi   (aliis  heisst   „für  andere,   für    draoficn   \ 
steheude'*  und  eiiam  gehört  nicht  zu  extemiSy  sondern  so  visu  tu-    i 
serabile:    die   invidia    der   innere  groll   ist    dem    äusseren  anblicke    ' 
entgegengesetzt)  sind  ein  und   dasselbe:   es   sind  die   fremden,   die 
nur  das  äussere  ins  äuge  fassen,    nicht  ins  herz  seilen  können  und 
diese    stehen    dem    mihi    vor   limite   primo    g^enüber.     S.  Tbcb. 
7,  382; 


«aliM.  Ills 

üibem  MC»  de  g«Dte  saUitis 

Totari,  qiuuB  oon  all  is  populator  ab  oris 

Belliger  ezteroave  satu  tellure^  sed  hostis 

lodigena  «nultat. 
er  steht  aach  der  ho«ti«  indigena  den  —  sage  ich  karz  — 
IM  e^rtemitque  gegenüber,  wie  an  unsrer  stelle  dem  ego  die  aUi 
id  extemi.  Der  Tordersatz  des  epikers  geht  bis  eai;  mit  sed 
ginnt  der  nachsatz.  Mit  si  für  se  geben  wir  nicht  nur  dem 
tie,  sondern  auch  dem  sinne^  dessen  ausdrack  der  sats  ist,  seine 
chtige  form,  und  beseitigen  zugleich  das  se  d^ii  inUuta,  das 
etlich  durch  das  Gronovsche  beispiel  grammatisch  gesichert  scheint, 
er  dichter  sagt  von  64 — 79  kurz  folgendes :  die  trauernde  mutter, 
ie  trauernde  gattin  erregen  mehr  mitleid;  der  fremde,  draussen 
tebende  findet  ihren  schmerz  gerechter,  das  begängniss  erschüt- 
sroder;  aber  ich,  der  ich  mein  innigster  vertrauter  bin,  weiss  wohl^ 
IBS  weder  natur  (der  geneMs  gegenüber)  noch  pietät  (der  coiiiux 
;q[eoüber)  sich  an  mir  vei^angen^  aber  ich  weiss  auch,  weshalb 
ch  dich  mehr  betraure  als  alle  diese:  du  bist  mir  wie  ein  jüng- 
ing,  du  bist  mir  als  innigster  freund  meiner  Jugend  entrissen  wor- 
cn.  Und  nun  folgt  das  beispiel  von  der  tochter,  die  sich  um 
Imo  vater  den  tod  gegeben^  und  von  der  gattin,  die  einen  andern 
[enommen  hat 
Silv.  5,  3,  92: 

^is  labor  Aonios  seno  pede  ducere  campos, 

Et  quibus  Arcadia  carmen  testodine  mensis 

Cidaliben  nomenque  fuit. 
eno  pede   dueere    oampoe  ist    ein   unmögliches,    weil    lächerliches 
Id:   es   muss   dicer e   heissen;    also   „in  hezametern   besingen <^ 
Bnselben  Verstoss  finden  wir  im  ersten  argument  zur  Thebais  v.  6 : 

Archemori  seztus  ludos  ad  funera  ducit, 

Septimus  obsessas  Thebas  vatisque  sepulcrum. 
Iioa  vers  7  sagt  uns,   dass  es  dic%t  heissen  muss.     Im  zweiten 
l^mnent  heisst  es   v.  3:    Tertius  Haemoniden  canii   und  v.  5: 
MT  Furute  —  narraniur. 

An  das  Cidaliben  nomenque  fuit  hat  sich  wohl  ein  jeder  nur 
t  adiaudern  gewagt.  ]>ie  handschriften  geben  bekanntlich  Cida- 
ifl»,    C^  Üben,  ctda  Üben,    Cyda  Uftem  :  Cyda  labi^r  ist  eine 

Fhilologus.    XXXY«  bd.    8.  %% 


514  Statiaff. 

conjectur  dei  Domitias.  Wer  labor  filr  die  richtige  ftbcrUefennf 
hält  —  und  das  voraogebeode  quis  Idhw  würde  nicht  dagegca, 
soodero  dafür  sprechea  —  der  könnte  die  vermuthuiig  tob  J.  H. 
Withof^  trotz  der  verzweifelten  gesellschafit  io  der  aie  ateht,  aickt 
so  von  vorn  herein  spöttisch  und  vornehm  abweisen:  Pi 9m  Usr 
namenqw  fuit  :  nomm  hier  als  „ruhm^  aufgefasst  Denn  so  qwickt 
Statins :  Pisa  ist  für  ihn  die  statte  des  kämpfen^  des  biklnen,  dn 
Ijrikers :  Oenomaus,  Phidias,  Pindar  die  repräsentanten.  Die  Miagv 
der  epinikien  ständen  abo  für  alle  lyriker.  Wer  aber  weissy  wie 
es  mit  lohor  steht,  der  muss  freilich  CiddUben  und  coDBorten  m 
äuge  fessen.     Ich  lese: 

Et  quibus  Arcadia  carmen  testudine  mensqm 

Idalie  nu  men  que  fuit. 

Die  Idalie,  ^Icidalia,  die  Venus  ist  ihr  carmm  und  ntimea,  die  erotik«, 
ein  theil  der  lyriker  für  alle,  vielleicht  weil  Statins'  vater  amor98  oder 
IffOTixa  gedichtet  hat;  denn  er  war  allen  satteln  gerecht.  Vefi96 
würde  ich  die  alte  lesart  domos  wiederherstellen  •  f«|fiim  dam« 
sind  geschlechter  der  t3Tannen;  dolos  schwächt  das  tr  i$a  Jvoür 
ab;  furios  ist  genug.  So  v.  105  mit  Imhof  9€iniltum  (VrmU): 
sepelire  heisst  hier:  „verbrennen,  versengen^.  V.  110  möchte  ich 
sehr  gern  mit  Markland  aque  für  atque  trotz  der  handsduiftea 
lesen;  aber  ich  will  mich  gern  eines  besseren  belehren  lasseo. 

Silv.  5,  3,  126: 

Te  de  gente  suum  Latiis  adscita  colonis 
Grata  refert  Seile,  Graius  qua  puppe  magister 
Excidit  et  mediis  miser  evigilavit  in  undis; 
Maior  at  inde  suum  longo  probat  ordine  vitae  •  •  • 

Desunt  nannuUa, 
Maeoniden  aliaeque  aliis  natalibus  urbes 
Diripiunt  cunctaeque  probant;  non  omnibus  ille 
Venis,  alit  victos  inmanis  gloria  falsi.  \ 

Zu  dieser  stelle  ruft  Marklaod  aus:  $ed  quid  fiet  de  seguiatikw  \^ 
Maeoniden  aliaeque  aliie?  De  Os  defperandiim  €9^,  imm 
inveniatur  codes  oli^jftiis  qui  locum  suppleai.  Ich  glaube  nicht,  te 
die  Sache  so  schlimm  steht.  Lacuna,  ingens  lacuna,  demmf  ms- 
fitiHa  ist  mir  immer  verdächtig;  gewöhnlich  ist  diese  licke  in  im 
köpfen  der  ausleger  und  nicht  im  Schriftsteller  la  aachai^  wüA  (Bi 


Statim.  515 

1 9  welche  BBo  da  su  setzen  pflegt,    bedeuten    den    kirchhof, 

«■f  dem   friedlich    denken   und   gedanken  der    erklärer   zu    ruhen 

Ks  ist  die  bequemste  art  sich  aus   der   Verlegenheit   zu 

and  bedeutet  »ich  verstehe  die   stelle    nicht'',    schon    immer 

aia  mit  freude  lo   begrOssendes   geständniss,    denn    es    fordert   zu 

thitigkeit  auf»     Krank    ist  die  stelle,    aber    nicht   da    wo 

nfmnuUa  steht,  und  Markland  selbst  ist  es  der  die  krankheit 

yeideckt  hat  durch  sein  Fhrygius  für  Graiua;    denn  an  Grata  und 

I     Orakm  liegt  es,    wenn  maior  Schwierigkeiten  bereitet;   die  mediis 

I    flitfsr  inator  Jüneoftides  warnen  von  vom   herein   vor  der  annähme 

m 

I  einer  lücke.  Wie  nun  wenn  wir  statt  Graia  :  parva  lesen  könnten? 
I  Parva  «rhs  8dle,  dem  dann  die  maiar  (urhi  ParihenopeJ  gleich 
1  darauf  gegeniiber  stände,  da  ja  das  Grata  schon  implicite  in  LaUia 
odscita  colofiis  liegt?  Aber  das  ist  zu  sehr  gegen  die  handschrift! 
Gewiss  sehr  wahr!  Sehen  wir  uns  deshalb  Gratut  näher  an. 
ntfgku  ist  nicht  schlechte,  aber  wohlfeile  conjectur,  und  wenn 
Graia  stehen  bleibt,  so  stimme  ich  für  Graius  {Graia  und  Graius 
stehen  doch  nicht  umsonst  beisammen)  und  sage,  Statins  habe  die 
anrede  laMe  FaUfiure  beim  Vergil  missverstanden  und  ihn  für 
einen  nachkommen  des  argivers  Jasius  gehalten,  wie  ja  bei  ihm 
Theb.  i,  541  Adrastus  lasldes  heisst,  und  die  Argiverinnen  Th. 
%,  254  lostdes  heissen.  Das  ist  aber  bei  dem  gelehrten,  unendlich 
lorgfilltigen ,  in  diesem  gedieh te  ich  möchte  fast  sagen  geleckten 
diditer  nicht  anzunehmen.  In  Graius  steckt  etwas  anderes,  und 
darauf  führt  uns  eben  das  bei  wort  lasidea  bei  Vergil,  dem  unser 
Statius  so  gern  nachahmt,  versteckt  nachahmt,  den  er  in  gelehr- 
«amkeit  zu  überbieten  sucht  S.  Imhof.  c  crit  p.  10.  lasius  oder 
■aaioni  bruder  des  Dardanus,  hat  einen  söhn  Parius,  der  die  Stadt 
Parion  in  Mjsien  an  der  Propontis  gründet,  eine  stadt  welche  auch 
Von  Paros  aus  gegründet  sein  soll.  So  nennt  denn  der  dichter 
flen  Palinums  Partus,  einen  Parier  mit  dreifacher  beziehung  auf 
den  Parius  auf  Parion  und  auf  Paros:  er  nahm  das  wie  er  meinte 
poetischere  gelehrte  beiwort  für  das  einfache  vergilische.  Sehen 
wir  uns  jetzt  die  stelle  an  und  lesen: 

Parva  refert  Seile,  Parius  qua  puppe  magister 
Excidit, 
io  haben  wir  drei  reime  in  p,  dabei  ist  alles  klar,   sinnvoll,   und 
da  das  illo  le  citw  v.  iiO  und  das  parva  refert  8dle  gar  nicht 


St6  StiiH«8. 

iweifeki  läflft,  auf  wen  sich  maior  beiidit,  so  fiiUt  die  Väukt 
Dms  wir  dann  fiir  aUaeque  mit  Gronov  aliae  quem  lesen, 
steht   sich    von   selbst.      Freundliches    lächeln    miiss   es    erw( 
wenn  Markland    mit   acht    philologbcher  Schlauheit  zu  den 
quem  sagt:    infeUdter  :  nee  enim  Statwe  ecHpsisßet  alieie  < 
aliis,  tarn  dura  eUsUme,  et  perpeiua  carminum  eine  waviiai 
traria!     Es  passt  ihm  eben  nicht  in  seinen  kram!     Jetzt   hol 
das   wieder   henror,    was  ich   bei  meiner  ersten  behandinng 
stelle  aufgeschrieben   hatte:    Statins   stellt    seinen   Tater   ger 
Homer  zusammen^  so  v.  114  f.  und  159  f.  unseres  gedichts 
kennt  nicht  leicht  ein  maas  in  seinen   lobsprüchen ,    wie   er 
bezug  auf  Lucan  S.  2,  7,  34  sagt: 
Graio  nobilior  Melete  Baetis. 
Baetin,  Mantua^  provocare  noli. 
Der  dichter  sagt:  „vor  dem  kleineren  Sella  tragt  das  grö 
Neapel  den  preis  davon  mit  seinem  Homer  (Statins'  vater)  d< 
Homer  alle  stidte  gern  den   andern   entreissen,    alle    zu    er 
suchen;  eine  nur  kann  ihn  wahrhaft  den  ihrigen  nennen,  abe 
der  schatten  des  ruhmes  entschädigt  die  andern^.     Kameoz,  L 
Berlin,  Hamburg  und  Wolfenbüttel  streiten  sich  um  Lessing; 
linburg,    Kopenhagen  und  Hamburg  um  Klopstock^   Frankfu 
Weimar  um  Göthe.     Aber  noch  eine  andere  feinheit  scheint  i 
diesem  Homer  aus  Parthenope  zu   stecken.      Homer    soll   ali 
art  ahnherr  des  Statins  hingestellt  werden;    daher  oben  das 
dve  probahas  Graiam  aque  Euboico  ma'wrum   sanguine   ckici. 
mers    Vaterstadt   soll    nach    einigen  Kjme    in  Aeolis,   nach 
Kjme  in  Euböa  gewesen  sein,   eine  der  mntterstädte  von  O 
Campanien,  der  gründerin  Neapels;  dieser  sage  folgten  ohne 
die  Neapolitaner.     Homer  also  ahnherr  des  altern  Statins    ui 
mit    auch    des  jüngeren :    der  ältere   hat   mit  Homer  eine 
gemein  den  hexameter,  eine  abstammung  Euböa,  und  eitt'ec 
von  vielen   Städten   beansprucht   zu    werden.      Zorn    schkissc 
einmal:    patriae  pendety  gemmae  gente,  parva  Purine  puppe, 
eter  mediie  mieer  maior  Maeanides,  probat  prahant.     Dazn  k 
zuletzt  die  vielen   bewunderungsvollen  a  und  o,  welche  auf 
und  art  unseres  guten  harmlosen  talentvollen  aber  grenzentos 
dichten  ein  Streiflicht  werfen. 
Silv.  5,  S,  152  lesen  wir: 


Stetiiur.  SIT 

volncrumqoe  preeator 
Obsitus  (oblitus,  obsonus)  et  tetricia  Alcman  eantatiis  Anyclu. 
dieser  stelle  des  epicedions  spielt  der  dichter  auf  die  absicht- 
»te  weise  mit  dem  reim:  qmmtua  quantum  .  offreatea  Ascraeus  • 
Mhis  senex  •  Aleman  Amydis  .  Sieakhorui  saltua  Sappho  • 
üdde  chdys  .  latthras  Lycopkronls  .  par  pedes  paeeu  .  eenos 
^le;  es  folgen  auch  auffallend  viele  -que  hinter  einander:  ^ftiait- 
Mfue  .  Skuhteque  ,  volucrumque  .  Sieaidkorueque  .  ealtueque  • 
^eque  •  lai4Arasque  .   Sophronaque   •  ienuisque   •   senoeque,   also 

0  an  der  zahl,  so  dass  das  et  vor  ietricis  gradezu  auffällt  und 
dächtig  wird;   denn  das  letzte  et  vor  nunquam  v.  161   schliesst 

ganze  befriedigend  ab.  Diese  vielen  que  sollen  die  fülle  des 
isens,  das  immer  neue,  das  nie  versiegende  des  lehren  andeuten, 
B  endlich  zuletzt  noch  die  gäbe  der  dichtkunst  den  kränz  auf- 
it.  Hievon  gehe  ich  aus.  Was  heisst  ohsiius  oder  obUtus  oder 
onu«?  denn  ibycus  ist  wohlfeile  conjectur.  Dass  oMtua  „alt*^ 
nen  sollte,  also  gleich  obeiius  aevo  oder  anniSy  möchte  ich 
lias  ohne  noth  nicht  aufbiirden;  den  Ibycus  ohlitua  zu  nennen, 
)  etwa  „geleckt  oder  schmuckvoll'S  ist  denn  doch  sehr  sehr 
eoklich  in  diesem  zusammenhange;  ich  halte  mich  also  an  ob- 
Ki  und  an  die  hezeichnung  des  ortes  woher  er  stammt  wie  bei 
raeue  Skulusque  eetiex  und  lese: 

volucrumque  precator 
Ausonius  tetricisque  Alcman  cantatus  Amjclis. 

dreifache  reim,  das  vermisste  elfte  que  und  die  angemein  pas- 
le  hezeichnung  Aueanius  nach  der  Vaterstadt  des  Ibjcns  Rhe- 
II ,    das   am    mare  Ausanium   lag  sprechen    fBr   die    änderung: 

1  nennt  den  nächsten  örtlichen  nachbar  der  stadt  auf  Sicilien: 
mm  ^iMonium  .  Au  und  o  werden  oft  in  den  handschriften 
wechselt,  wofür  ich  ein  interessantes  beispiel  aus  der  Thebaide 
hren  will,  1,  529  ff.: 

Tunc  rex  longaevus  Acesten 
Natarum  haec  altrix  eadem  et  fidissima  custos 
Lecta  sacrum  iustae  Veneri  occultare  pudorem  — 
Imperat  acciri  tacitaque  immurmurat  aure. 
schreibe:    taci toque  immurmurat  ore.     „Er  raunt  ihr  zu  mit 
r  Btimme^    So  braucht  bekanntlich  Ovid  tacita  voce  and   eben 


518  Statias. 

80  immurmurare  mit  suppliftem  dativ.     NebeoM  liefireien  wir  8ta- 
tiuB  von  einem  argen  Sprachfehler. 

Silv.  5,  3,  154: 

Stesichorusque  ferox  saltasque  ingressa  virQeg 
Non  formidata  temeraria  Chalcide  Sappho. 
Die  Marklandschen  conjectoren  acliMqfiM  egressa  vrnkg  ond  Lmcaii, 
welche  in  unsere  ausgaben  übergegangen  sind,    moasen    beide  ab 
gleich  falsch  beseitigt  werden,    wenn    auch    die    entere    sdir  ?tel 
schein  hat ;  aber  Siesushorw  salius  Saftpho  widerlq^  sie.     Eben  so 
ist  Chalcide   an   seinem   platze  zu   chdya.     Sappho  war  so  kühn 
selbst  zu  Chalcis  sich   auf  den   musischen  wettkampf  im   liebesge» 
sänge  einzulassen.     Paus.  9,  31,  3:    ayova$    ii   mzi   t^  *S^ii 
a^^  oi  fiova$xi}g  fAOVov  äX^ä  iitil  äd-XtiraTg  rt&ivttg. 
Silv.  5,  3,  159: 

Tu  par  assuetus  Homero 
Ferro  iugum  senosque  pedes  aequare  solutis 
Versibus  et  nunquam  passu  breviore  relinqui. 
Markland  und  Diibner,    der  den  letzteren   ausMhreibt,  gdien   selt- 
same erläuterungen.     Statins  sagt:   „das   erklären  der  dichter  ist 
kleine   arbeit;   aber  selbst  dichter  sein  und  mit  Homer  im  hexa- 
meter wetteifern,  das  ist  etwas  und  mehr  als  im  kläglichen  disti- 
chon  arbeiten^'.     Was  das   letztere  im   tiefsten  innem  des  dichten 
bedeutet,  davon   in   einer   andern   schrift.     Die  vertus  aokiH  sind 
hexameter  wie  soUili  florea,  die  distichen  sind  n$rm$  9&rH  oder  Mfi. 
Silv.  5,  3,  162: 

Quid  mirum,  patria  si  te  petiere  relicta, 
Quos  Lucanus  ager,  rigidi  quos  iugera  Dauni, 
Quos  Veneri  plorata  domus  neglectaqne  tellus 
AIcidae,  vel  quos  cet. 
„Fällt  es  nicht  auf,  dass  von  Pompeji  und  Herculaneom^  die  dodi 
damals  zu    des   vaters   probezeit  in  Neapel    noch   in   voller  hlidie 
standen  und  ihm   gewiss    schiiler  zugesandt  haben,   gar   nicht  die 
rede  ist?*'     Das  hatte  ich  mir  zu   dieser  stelle   bemerkt,    inneilick 
fest  überzeugt,   dass    hier  die   beiden  verschütteten  stidte  gemont 
seien.     Barth,  Markland,  Weber,  Dübner  geben  unmögliches:  Lavi- 
nium  und  Bauli;   nur  Markland  deutet  von  fem  an,   dan   mit  m- 
glectaqw  tellu$  AMdae  Herculaneum  gemeint  sein  könne.    Dmi  kh 


Statios.  519 

richtige  venniithet^  zeigte  sich  mir  aus  Martial.  4,  44,  einem 
chtchen,  das  ich  der  Wichtigkeit  der  sache  wegen  ganz  hersetze: 
Hie  est  pampineis  viridis  modo  Vesvius  umbris, 

Presserat  hie  madidos  nobilis  uva  lacus. 
Haec  iuga,  quam  Njsae  coUes  plus  Bacchus  amavit, 

Hoc  nuper  Satjri  monte  dedere  choros. 
Haec  Veneris  sedes,  Lacedaemone  g^ratior  illi, 

Hie  locus  Herculeo  numine  clarus  erat 
Cuncta  iacent  flammis  et  tristi  mersa  favilla: 
Nee  superi  vellent  hoc  licuisse  sibi. 
»   in  Pompeji  war  ein   hauptcultus  der  Venus,   in  Herculaneum 
Hercules,    für  die  ausgrabungen   von   Interesse,   jedenfalls   ein 
eis  mehr,  wenn  es  dessen  bedürfte,  dass  der  1817  in  Pompeji 
eckte  peripteros  der  der  Venus  ist,   und   welche  bedeutung  er 
ibt  hat,  er  der  einer  ganzen  Stadt  zur  bezeichnung  dient     Auf 
BD   peripteros   machte   mich  Dr.  Ferdinand   Lüders  aufmerksam. 
Silv.  5,  3,  209  ff.: 

Me  quoque  vocales  lucos  lustrataque  Tempe 
Pulsantem,  quum  stirpe  sua  descendere  dixi, 
Admisere  deae;  nee  enim  mihi  sidera  tantum 
Aequoraque  et  terras,  quam  vos  debere  parenti. 
Sic  decus  hoc  quodcumque  Ijrae  primusque  dedisti 
Non  vulgare  loqui. 
ber  erklärt  das  nee  enim  mihi  sidera  cet  durch:   neque  mihi 
lum,  iam  magnum  eat,  parentis  henefido  frui  adspectu  siderum 
(juam  quoä  commercium  cum  vobis  ah  eo    mihi   quasi   sanguine 
litum  est,     Text   und  erklärung   sind  so    geschraubt   und   ge- 
ingen  wie  möglich.     Die  par.   handschr.    lesen    als   ob   sie   von 
an  vetter    des    codex  Pogg.   abstammten:   quätü  ost^dere   fta- 
(I,  und  hierin  steckt  der  wahre  text     Es  muss  heissen: 
nee  enim  tibi  sidera  tantum 
Aequoraque  et  terras,  quantum  os  debere  parenti. 
Sic  decus  hoc  cet. 
an  dir  dem  vater  verdanke  ich   eben    so    sehr    das   leben   als 
vor  allem  die  d  ichtergabe^. 

Für    das   Marklandsche    tu    ist   natürlich    das    sie   der   hand- 
ifien  wiederherzustellen   (d.  h.   so   ist  es,   ja  du).     Dieses  os 


520  StoÜM. 

bebnt  dann:  decu$  fcoo  ffiodctfiiu}«e  lynie  prtmicifm  Mk^i  mumI- 
gan  loqvi. 

Silv.  5,  3,  219: 

Quam  tuus  ille  dies»  qaam  non  mihi  gloria  mnor! 
Talis  Olympiaca  iovenon  qnum  spectat  arena 
Qui  genuit,  plus  ipse  ferity  plus  corde  sub  alto 
Caeditur;  attendunt  cunei,  spectatur  Achates 
Ille  magis,  crebro  dum  lumina  pulveris  baustu 
Obruit  et  prensa  vovet  expirare  corona. 
Quam  tuus  cet.  heisst  bei  Queck  noch :  quaU$  et  iUe  dies  qmt  Mi 
miM  gloria  mator,  ein  vers,    der  in  dieser  fassang  anbedingt  bitte 
zu  den  todten  geworfen  werden  müssen  als  spracbe,   sinn,  lossa- 
menhang  gleicb  sebr  beleidigend;    dorcb  Imbof  ist   er  eine  tierie 
geworden.     Ob   ich   sonst  Imbof  ganz   verstehe,    kann    ich    aicbt 
sagen;   aber  wegen  des  gleicb  folgenden  schwierigen  passas  mosi 
ich  mich  aassprechen.     Achates  halte   ich   fest:   es  ist   ein   aller 
ehrwürdiger  begleiter  gleichviel  ob  vater  oder  oheim  oder  enMcr. 
Achaeis  scheint  mir  eine  abschwächung  tu  sein.     Schon   die   erin* 
nerung  an  einen  namen  beim  Vergil  gewann  dem  dichter  die   her- 
zen.    Ipse  geht  auf  den  Jüngling.     Dtr  dichter  sagt:    „wenn   ick 
stritt,  warst  da  wie  ein  vater  zu  Oljmpia,    der  den  söhn  kampfeo 
siebt;  der  anblick  des  vaters  leibt  dem  söhne  kraft  and  ehigefiihl; 
alles  schaut  zu,  hat  aber  mehr  äuge  für  den  alten  Achates,  und  der 
wünscht   weinend   gewinnt   er  den 'kränz  zu  sterben^.     Der  sok, 
der  dem  vater  alles  verdankt,   wie  ich  dir,  wird  ihm  den  knsi 
aufiietzen.     V.  228:   si  per  tne  serta  tüUsses.     Es  sind  väter  n 
Olympia  vor  freude  gestorben« 
SUv.  5,  3,  231 : 

Nam  quod  me  mixta  quercns  non  pressit  oliva. 

Et   fugit   speratus    bonos,    qua   (cam:    margo  Par.)  dske 

parentis 
Invida  Tarpeii  caneret  —  te  nostra  cet 

Die   lesarten  zu   dieser   schwierigen   stelle   bei  Emil  GrosM  p.  8. 
ich  bilde  mir  nicht  ein   Ja  difficultS  vaificife  proclamiren  sa  kdnaei, 
möchte  aber  doch  anführen,  wie  ich  die  stelle  zu  verstehen  glanbe 
Grosse  macht  folgende  angaben:    231.  Nam  Uhri  aUrnqtm  iwpnmi, 
Heu  Marüandus.     232.  cum  duice  margo  F.,  qua  duke  Kdi  elim. 


StalNM.  52t 

fiM  infre$9i;  ci$m  Uu$ra  MtarkUmiuB.  253.  larpe»  carfmet  JR., 
tarpei  caperet  B.  S.,  forjoei  oaperei  NeapoUtanuSy  ed.  Parm.i  kirpe» 
oeuMfel  2^  P.  ad.  Rom;  tarpei  raperea  ed.  pr,  caneran  Gnmovius. 
Icb  lese  mich  GroBov  und  Markland  anschlieBsend : 

cum  dnlce  [larentMi 
Invida  Tarpeii  canerem  — 

Marklands  heu  for  nam  zerreisst  sinn  und  Zusammenhang.  Es  ist 
eioe  der  dem  improvisator  eigenen  ausdnicksyollen  aposiopesen; 
wir  müssen  uns  hinzudenken  capiiolia  und  dann:  ^^daran  war  deie 
tod  schuld.  Unter  deinen  äugen  hätte  ich  gesiegt;  denn  du  hast 
mir  lu  allem  geholfen ,  zum  höchsten  rühm;  ohne  didi  bin  ich  ein 
spiel  der  wogen^.  So  heisst  denn  die  ganze  eng  zusammenhängende 
stelle  Yon  209 — 238  ganz  kurz  dem  sinne  nach  dies:  „du  vater^ 
baat  mir  alles  gegeben,  leben  und  dichtermund,  rühm  und  sieg. 
üoter  deinen  äugen  war  ich  ein  anderer.  Hättest  du  verjüngt 
dnrch  den  albanischen  Ölzweig  dem  Wettstreite  auf  dem  capitol 
Bogeaehen,  so  wäre  mir  der  eichenkranz  nicht  entgangen!  Ohne 
dich  bin  ich  nur  ein  fuhrerloses  vor  dem  winde  treibendes  fahrzeug^^ 

Silv.  5,  3,  250: 

His  tibi  pro  meritis  fiimam  laudesque  benignas 
Index  (iudex,  vindex)  cura  deum  nulloque  e  vulnere  tristem 
Concessit  .  Raperis,  genitor,  non  indigns  aevi  cet. 
Das  verbältniss  zum  söhne  und  zur  gattin  führt  auf  deren  schmerz 
bei  seinem  tode,  einen  schmerz  der  natürlich  war  bei  dem  edlen 
und  liebenswürdigen  Charakter  des  verstorbenen.  ^^Dafilr  haben 
die  götter  dir,  fährt  der  dichter  fort,  ein  freundliches  ende  und 
einen  freundlichen  nachruf  gegönnt'^  Die  fama  ist  schon  in  den 
laudee  dem  nachrufe  und  der  nachrede  nach  dem  tode  enthalten; 
famam  muss  finem  heissen,  denn  darauf  bezieht  sich  das  nuUoque 
e  vuhere  Metern  der  handschrifiten.  „Dein  ende  war  ohne  seelen- 
sehmerz;  denn  du  hipterliessest  weih  und  söhn  am  leben^^  Die 
pariser  haben  v indes  cura  deum  (vit^es  henarum,  iniuriae)  „die 
schützende  sorge  der  götter^,  und  dieses  vindex  ist  denn  doch  wohl 
das  ursprüngliche;  es  klingt  auch  mit  vulnere  zusammen.  Liest 
man  jetzt  auch  das  folgende:  Raperie,  genitor,  non  indigue  aevi, 
man  fiimius  u.  s.  w.,  so  wird  man  sich  von  der  nothwendigkeit 
des  finem  überzeugen.    Ich  lese  also: 


522  Statins. 

His  tibi  pro  raeritis  finem  laadesqae  beoigoas 
Vindex  cura  deum  nuUoque  e  vulnere  triatem  oet 

Silv,  5,  3,  271 : 

Si  cheljn  Odrjsiam  pig^o  transniiBit  Averno 

Causa  minor,  si  Thessalicis  Admetus  in  oris 

Sil?a  uoa  tetra  Phjlaceida  rettulit  umbraoi. 

Cur  nihil  exoret,  genitor,  cet 
Markland    verbessert   auf  Gronov    gestützt  ungeneiD    scharfiiiiiiig 
aber  auch  ungemein  unwahrscheinlich: 

Si  Thessalicas  Admeton  ad  oras, 

Si  coniux  retro  Phjlaceida  rettulit  umbran, 
so  dass  Admet  von  der  Alcestis,  Protesilaos  von  der  Laodamia  der 
unterweit  entrückt  wird.  Aber  die  rettung  der  Alcestis  selbst  ist 
doch  das  allgemein  bekannte,  von  Euripides  behandelte;  dass  sie 
den  Admet  durch  ihr  opfer  der  unterweit  vorenthalten,  kann  hier 
an  unsrer  stelle  nicht  in  betracht  kommen,  sondern  our  ihre  ruck- 
kehr von  den  todten,  vom  grabe,  vom  cippus  selbst;  dann  kann 
aber  auch  die  P^lcrcets  umhra  sehr  wohl  auf  die  tochter  des  Fe- 
lias  gehen  als  allgemeines  beiwort  des  landes  und  dieser  verwi- 
ckelten familienkreise ,  und  endlich  ist  die  abweichnng  vom  über- 
lieferten denn  doch  zu  g^oss  und  unwahrscheinlich  als  dass  da 
burger  des  neunzehnten  Jahrhunderts  noch  daran  glauben  könnte« 
Gehen  wir  also  von  stlva  una  tetra  aus  und  setzen  als  das  nr- 
sprüngliche: 

si  Thessalicis  Admetus  in  oris 

Salvam  urna  tetra  Phjlaceida  rettulit  umbram. 
Silv.  5,  3,  288  f.: 

lüde  tamen  venias  melior,  qua  porta  malignum 

Cornea  vincit  ebur  cet. 
Das   komma   nach   melior    muss    getilgt  und    nach    vmioi  gesellt 
werden  wie  schon  bei  Gronov  und  Barth.    Die  porta   oomea  sto^ 
dem  ehur  d.  h.  der  porta  ebumea  gegenüber,  mdior  dem  mali^iNHS« 
Gehen  wir  auf  das  Epicedion  in  puerum  smim  über. 
Silv.  5,  5,  5: 

quae  vestra,  sorores, 

Orgia,  Pieriae,  quas  incestavimus  aras? 

Dicite,  post  poenam  liceat  commissa  fateri. 


Statiiu.  528 

Namqaid  inaccesso  posoi  vestigia  loco?  cei.' 
schwer  getroffeDe  dichter  hat  nichts  xu  bekenoeo;    er  will 
grand   seiner  strafe  wissen:    „ihr   habt    mich   gestraft;    jetzt 
h  der  strafe  sagt^  was  ich  begangen  habe  ?    Das  ist  eine  billige 
derung.     Habe   ich  u.  s.  w.^     Statt   fateri   muss    es   doceri 
»en. 
Silv.  5,  5,  13: 

Hue  patres  et  aperto  pectore  matres 
Conyeniant,  cineresque  oculis  et  carmina  ferte, 
Si  qua  cet 

rkland  bessert:  crinesque  rogis  e$  munera  ferte,  was  wegen  der 
i  c  nicht  zu  dulden  ist;  aber  schon  der  alte  Barth  bemerkt  mit 
ht:  ineptis9imus  et  spuria  omni  magis  sfmrius  versus.  Durch 
le  geschmacklose  reminiscenzenzusammenstellung  wird  zusammen- 
g  und  Schönheit  de^  rede  gestört:  die  patres  et  aperto  pectore 
\res  werden  ausdracksvoll  durch  si  qua  und  quisquis  mit  den 
dienten  adsil  und  fatiscat  specialisirt. 
Silv.  5,  5,  24: 

Hoc  quoque  dum  in  '^'^'^  ter  denn  luce  peracta 

Acdinis  tumulo  luctus  in  carmina  verto, 

Dbcordesque  modos  et  singultantia  verba 

Molior  .  Orsa  "^  '^  "^  "^  est  atque  ira  tacendi 

Impatiens  •  Sed  nee  cet. 

le  beiden  locken  sind  bisher  nicht  geschickt  ausgefüllt  worden. 

;  quoque  dum  nitor   oder   meditor:   wo  fangt  da  der   nachsatz 

Das  dum  bezieht  sich   ohne  frage  auf  verto  und    mit   verto 

liesst  der  Vordersatz.     „Selbst  jetzt,    sagt  der  dichter,  nach  lau- 

dreissig  tagen  stehen  mir  nur  abgerissene   misstönende  weben 

geböte.     Begonnen  habe  ich  freilich,  aber  u.  s.  w.*^     Die  schwie- 

ceit   liegt   in  hoc^   welches  wie  so  oft  das  sie  verdrängt  hat; 

lem  in.. ter  oder  auch  inter  liegt  ein  einfaches  adverbium,  näm- 

das  bei  Statins  mehr  als  ein  dutzendmal  vorkommende  interea 

dem  (terj  dena  luce  peracta  verborgen.     Ich  lese  deshalb : 

Sic  quoque  dum  interea  ter  dena  luce  peracta 

Acclinis  tumulo  luctUs  in  carmina  verto  cet. 
fullung  der  zweiten  locke  ist  leichter  und  für  den   kenner   des 
ankenkreises  und  aosdrucks  unseres  dichten    auch   schlagender. 


524  Stalins. 

Die  muthmassuog  des  Donitias:   orta  itlhr  prMiet  «I^im  tra  k- 
cmdi  impatiens  ist  durch  den  fehler  gegen  die  quantitit  and  lard 
einfachen  nonsense  unmöglich.     Zu  orsa  gehört  wegen  des  folga- 
den  «0d  ein   quidem^  und  xu   im  —  mich  müsste  alles  tiadM 
wenn  nicht  —  nwidia:  die  invidia  und  im  leihen  die  worte.    Abo: 
Oraa  quidem  invidia  est  atque  ira  tacendi 
Impatiens;  sed  nee  solitae  cet. 
Silv,  5,  5,  46: 

Nimirnm  nunc  vestra  domus  ego  funera  moestus 
Increpitans^  nunc  damna  dolens  aliena,  repono 
infelix  lacrimas  et  tristia  carmina  servo  (serva). 
Verum  erat;  ahsumptae  vires  et  copia  fandi 
Nulla  mihi,  dignumque  nihil  mens  flumine  tanto 
Repperit;  inferior  vox  omnis»  et  omnia  sordent 
Verba  .  Iguosce,  puer^  tu  me  caligine  moestum 
Obruis  ah!  dira.     Viso  sie  vulnere  carae 
Coniugis,  invenit  caneret  quod  Thracius  Orpheus 
Dulce  sibi;  sie  busta  Lini  complexus  Apollo 
Non  tacuit. 
In  dieser  fassung  kann  man  den  gansen  passns  nur  gana   im  all- 
gemeinen verstehen.     Man  staunt,   dass  sich  namentlich  der  unsinn 
der  vier  letzten  verse  trotz  Gronovs  versuchen  zu  heilen  noch  mdir 
als  zwei  Jahrhunderte  hat  halten  können ,   und  Marklands   Sophiste- 
reien sind  geradezu  unbegreiflich.     Sonst   möchte  ich   noch    einnal 
darauf  hinweisen  ^  dass  Statins  vom  epos  herkommt ,  und  dass  nan 
ihn  nicht  in  lyrisch  abgerissene  sätze  zerhacken  darf:  das  einzelne, 
nur  im  grossen  zusammenhange  zu   voll   verstandlich,    hängt   auch 
äusserlich  eng  an  einander.     Um  über  diesen  einzigen  passus  nicbt 
eine   bibel  zu   schreiben  ^   will   ich  hier   gleich  meine   fessung  der 
stelle  geben. 

Nimirum  cum  vestra  domus  ego  funera  moestus 
Increpitans,  cum  damna  dolens  aliena  repono 
Infelix  lacrimas  et  tristia  carmine  servo: 
Verum  erat  —  ahsumptae  vires  et  copia  fandi 
Nulla  mihi,  dignumque  nihil  mens  fulmine  tanto 
Repperit:  inferior  vox  omnis  et  omnia  sordent 
Verba  .  Ignosce,  puer,  tu  me  caligine  moestum 
Obruis  ah!  dira.     Viso  nee  vulnere  carae 


Süilraii.  'S25 

ConimgiBy  iovenit  caneret  qnod  Thnciiu  Orpfliem 
Dalce  sibi;  nee  busUi  Lini  complexus  Apollo 
NoD  tacuit 
^erse  von  nimirum  bis  servo  sind   yorderaatz,    deshalb  hinter 
ein  kolon  und  hinter  verum  erat  einen  strich.     Was  will  der 
&r  sagen?     9, Während  ich  euern  verlast  beklage,  während  ich 
le  thränen    trockne ,   habe  ich  —  so   war's   natürlich,    so  in 
lichkeit  —  meine  kräfte  erschöpft;  jetzt,  wo  mich  selbst  ver- 
trifft,   weiss  ich  das  heilende  wort  nicht  zu  finden.     Verzeihe, 
bter,  mein  stammeln;    auch  Orpheus  verstummte,   auch  Apollo 
ieg  als  er  den  leichnam  (busia)  des  Linus  in  armen  hielt*^ 
Aber  was  heisst  lacrimaa  repanere?    Es  bedeutet  dasselbe  was 
!m  tristia  carmina  servo  steckt;    denn  eerva  ist  nicht  zu  er- 
n:    es  als  „obligatorisch^^  aufzufassen,    möchte  denn   doch  zu 
Igt  sein  und  nothwendig  die  änderung  von   lacrimas  in   lacri- 
fordern,  also  weg  damit!  —   in  tristia  carmina  servo  steckt 
a  carmine  servo;    aber    tristia  carmine   servare   ist    dasselbe 
lacrimas  reponere  die  thränen,  die  klagen  in  gedicfaten  nieder- 
,   bestatten,    den   todten  in  den  liedern  ein  zweites  sepukrum 
Pen.     Es  gehört  das  zum  g^hlskreise  des  dichten  und  seiner 
er  nennt  das  sonst  oondere,     S.  Silv.  5,  1,  15: 
(Nos  tibi)  Temptamus  dare  iusta  Ijra; 

Hand  alio  melius  condere  sepulcroT 
SHv.  3,  3,  215: 

Nostra  quoque  exemplo  meritus  tibi  carmina  sanxit, 
Hoc  etiam  gaudens  cinerem  donasse  sepulcro. 
ich  für  «k  —  sie  die  von  Gronov  gesuchte  aber   nicht  ge- 
me  lösung:  nee  —  nee  geschrieben  habe,   brauche  ich  wohl 
zu  vertheidigen. 

Silv.  5,  5,  79: 

Reptantemque  solo  demissus  ad  oscula  dextra 

Erexi,  blandoque  sinu  iam  iamque  natantes 

Excepisse  genas  duicesque  accersere  somnos. 
mache  auf  die   neun    perfecta   aufmerksam,    die  auf  einander 
in  von  dilexi  v.  69  an,   und    möchte  ihnen   noch   ein   zehntes 
ifiigen,  welches  in  dem  unverständlichen  blandoque  smu  steckt, 
ich  pandique  sinu  st    der  eigenthümliche  gebrauch  des  fol- 


526  SfatioB. 

genden  infinitivB  mag  zuerst  diese  störong  TenudaMt  babeiL  Siitt 
fisique  m%hi  möchte  ich  gern  finxique  mihi  leseo  naeh  Sil?.  5, 
3,  191  iuvenUia  fingere  corda;  aber  diese  gaaze  stelle  acfaeint  mir 
noch  etwas  unklar  zu  sein. 

Silv.  1.     Ad  SIeRatn. 

In  fifne  euni  Kalendae  Decemhres,  quihuM  ufiqve  credilmr: 
noctem  enim  iUam  fdkisemam  hahent  et  vdh»pta$iku9  fmUtcit 
inesfperiam. 

Es  mussheissen:  teetem  enim  illae  fdkieeimam  habmt  eä. 
Der  dichter  hat  zeugen  für  das  schnelle  entstehen  der  aodem  ge- 
dichte  angeführt  Nun  sagt  er:  „dass  ich  dieses  gedieht  in  der 
laune  des  augenblicks  geschaffen,  davon  giebt  es  keineD  howcffi 
zeugen  als  das  herrliche  fest  selb8t*^  Denn  vielleicht  nod  hei 
tafel,  jedenfalls  schon  am  andern  tage  hatte  der  dichter  es  des 
kaiser  und  den  Senatoren  vorgelesen.  Die  glosse  noctmn  hat  des 
erklärte  wort  verdrängt,  and  dies  dann  das  iUae  in  die  veitlerbnki 
iUam  hineingezogen. 

Silv.  1,  2,  74: 

Hunc  egomet  tota  quondam  —  tibi  dulce  —  pbaretra 
Improbus  et  densa  trepidantem  cuspide  fixL 
Denaa   cuepiäe   würde    nur   eine   müssige   Wiederholung    von    $ek 
pharefra  sein;    es  steht  hier  aber  im  gegensatze  zu  anmwua  Jmnkt 
lampade  fHtrceniea  et  inerti  etrinsknus  arc«,   von  dem  die  Tio- 
lentilla  getroffen  wird.     Es  muss  tens  a  heissen.     Silv«  2,  3,  27  i 
—  tenia  cuspids  im   gegensatze   zu   inerti  areu   ist   so    viel  wie 
lenso  ofcu.     Silv.  3,  i,  51. 

Wir  lesen  also: 

et  tensa  trepidantem  cuspide  fixi. 
Ich  mache  auf  tota  tibi  tensa  trepidantem  auAnerksam. 

Silv.  1,  3,  72: 

Hue  illuc  fragili  prostemit  pectora  mosco. 
Dieses  fragilis  als  beiwort   zu    miMCUs    ist    mir    sehr    verdächtig;    \ 
sich  dann  unter   zerbrechlichen    sachen    htic  iUuc  prostsmsrs  noch 
verdächtiger;  ich  lese  deshalb:  facili.  S.  Theb.  4,  787: 

nunc  faciles  sternit  procursibus  herbaa. 

Silv.  1,  5,  41 : 

non  lumina  cessan^ 


Stutim  527 

Bflhigeiit  camerae,  vario  fastigia  vitro 
In  species  auimosque  nitent  cet 
Idl   lese:   in  Bpedes  animasque  ntimU    ,,Die    fenster   erhellen 
den  yon  beseelten  bildern  geschmückten   boden'^     Es    ist    so    viel 
wie  in  gpecies  animatas  s.  Silv.  5,  1,  2  otinim  animare  figwris. 
SOv.  1,  6,  Ö: 

Et  mnlto  gravidas  mero  December 
Et  ridens  iocus  et  sales  protervi 
Adsint,  dum  refero  diem  beatam 
Laeti  Caesaris  ebriamque  partem. 
Die  lesart  ftartem  ist   viel   angefochten   worden;    aber  partem    ist 
das  allein  richtige.     Pars  heisst  die   hälfte.     Pars  animae  victura 
meae.     Silv.  5,  1,  77.  3,  2y  7.     Pars  tori  ist  die  gattin  oder  der 
gatte,  und  „die  schönere  hälfte  des  tages^^  ist  nach  dem  dichter  die 
nacht;   die   trunkene   hälfte  des   tages   hier  ganz  dasselbe«     Mark- 
land hat  das  richtige  gefühlt,  als  er  fälschlich  noctem  hineinbesserte. 
Silv.  2,  5,  23: 

Firmat  hians  oculos  animamque  hostemque  requirit. 
animumque  ist  eine  nnglnckliche  conjectur  Marklands  für   das    alte 
gute  animamque.     Der  animus  ^   der   alte    löwenmuth    liegt   schon 
in  hostem  requirit;    aber  hier  heisst  es:   der   löwe  schnappt    ster- 
bend nach  athem  O^iat)  und  sucht  den  feind.    Theb.  5,  595: 
animaeque  fugam  per  membra  tepentem 
Quaerit  hians. 
Silv.  3,  1,  116: 

Dixit  mentemque  reliquit. 
Recht  üble  conjectur,  die  auch  in  unsere  ausgaben  übergegangen, 
ist:  montemqne  rdiquit.  Der  tempel  des  Hercules  lag  am  ufer; 
es  ist  hier  kein  motis  vorhanden,  und  es  heisst  ja  vorher  v.  89: 
diledaque  PoUi  cor  da  suhit.  Bei  diesem  mentem  rtUnquere  sei 
der  vortrefflichen  besserung  Bentlejs  gedacht  Theh.  1,  72,  der 
für  das  sinnlose  miseraque  oculos  in  matre  reUqui  das  allein  rich- 
tige ffi  mente  rdiqui  hergestellt  und  dadurch  Statins  von  einem 
widerlichen  flecken  befreit  und  um  eine  zierde  bereichert  hat« 
Wie  viele  federn  hatte  dieses  in  tnalre  in  bewegung  gesetzt! 
Silv.  3,  2,  30: 


528  SMmi. 

Slot  qnibas  explore!  rapes  gravis  arte  ■( 
Die  handschriften  lesen  molorchus,  moloffifcu«,  nu^morum,  wora» 
dann  molyhdis  oder  molyMu$  coajecturirt  ist.  Aber  wie  ist  swi 
aaf  Molorchus,  den  altea  frenad  des  Hercules ,  wie  iUberbaapt  aif 
einen  helfenden  mann  gekommen,  da  doch  sonst  alles  den  NereUcs 
anvertraut  wird?  Durch  das  wort  arte:  wir  auisseo  es  in  a«rf 
verwandeln  und  lesen: 

gravis  a  ere  molorthos  (oder  moljbdosf). 

Silv.  3,  3,  66: 

Aula  tibi  vixdum  ora  nova  matante  inventa 
Panditur  •  Hie  annis  multa  super  indole  victis 
Libeitas  oblata  venit 
Das  stiper  ist  unverständlich  in  diesem  zusammenhange  und  ebenst 
das  kahl  dastehende  annis.     Liest  man   h%$   mmis,   so   ist   alki 
deutlich.     „Diesen  jungen   jähren   (bei  Tiberius  eine  grosse  csh 
^fehlung),  die  dein  geist  dabei  weit  überstrahlte ,  ward  die  fireiheit 
zum  geschenk!'^  Zugleich  liegt  darin  die  andeutung:  ,|da  bist  nicht 
lange  knecht  gewesen,  schon  in  früher  Jugend  frei  geworden,  da- 
her mit  der  frühen  Ubmrtas  die  KberaUlos^^ 
Silv.  3,  3,  95  f.: 

uni  parent  commissa  magistro, 
Quae  Boreas,  quaeque  Eurus  atrox,  quae  nubilua  Auster 
Invehit  .  Hibernos  citius  numeraveris  imbres 
Silvarumque  comas  •  Vigil  ite  animique  sagads 
Exitus  evolvit^  quantum  Romana  cet 
Dieses  vigU  iie  der  handschriften  ist  ohne  sinn,  und  nicht  viel  bes- 
ser ist  das  vigil  iate  der  conjectur;  denn  eine  solche  personificados 
des  exitus  —  und  was  würde  es  in  diesem  zusammenhange  heissenf  ^ 
hätte  sich  Statins  nicht  erlaubt,  so  kühn  und  setzen  wir  hinzo  seht 
dichterisch    er    sonst    das   todte    zu    beleben  weiss.     Ich  will  ohne 
mich  auf  die   bekannten  nach    meiner    meinung   missglficktcn  ver- 
suche die  stelle  zu   erklären    einzulassen    kurz   meine   ansidit  an- 
fuhren.    Die  handschriften  geben  also  vigU  ite;   ich  schreibe:  vigil 
ipse  animiqve  sagacis  und    ziehe   es   zu    numeraveris ^    tilge  dss 
punctum    vor   vigil   und   setze   es   hinter  sagacis.     „Wenn  da  aadi 
noch  so  scharf  und  wachsam  wärest,  eher  könntest  da  fie  tropfen 
des  regens  und  die  blatter  der  bäume   zählen^.    Dann  erkllrt  sidi 


Sutius.  529 

fencb  das  ejpüii«  evolvit.  Er  hat  die  reditus  oder  wean  ich  so 
■ageo  dürfte  den  introittu  opum  geschildert,  die  fluth,  welche  den 
■troiii  der  einkaufte  in  die  hauptstadt  führt;  jetzt  schildert  er  den 
9MimSy  um  im  hilde  so  bleiben  die  ebbe,  das  was  wieder  aus- 
■aondet,  den  gegensatz  der  reditus:  die  ausgaben,  die  magni  im- 
pemdia  mundi.     Ich  lese  also: 

Hibernos  citius  numeraveris  imbres 
Silvarumque  comas  vigil  ipse  animiqae  sagacis. 
Exitus  evolvit,  quantum  cet. 
Silv.  3,  3,  140: 
(Ilium)  Laetus  Idumaei  donavit  honore  triumphi, 

Dignatusque  loco  victricis  et  ordine  pompae 
Non  vetuit,  tenuesque  nihil  minuere  parentes. 
WUgMLtuB   —   non   vetuit?     er    würdigt    ihn    der    theilnahme    am 
krianphzuge    und  webt    ihn    nicht  zurück?      Es    muss    dignatum 
beimicn.     Andere  ^    welche   die  Verdienste    des    alten    finanzmannes 
kMinteo    —    er   hatte   wahrscheiulich   dem   Sabinus    gelder   vorge- 
ttreckt  und  dann    zum  kriege    in  Judaa    geholfen ,    gewiss    wollte 
mmn    ihn   warm   halten  —   hatten   ihn   vorgeschlagen;    wenn    man 
jemanden  braucht,  ist  er  ein  vornehmer  mann. 
SUv.  4,  4,  20: 

Quid,  tuus  ante  omnes,  tua  cura  potissima  Gallus, 
Nee  non  noster  amor  —  dubium  morumne  probandus 
Ingeniive  bonis  —  Latus  aestivat  in  oris? 
Dieses  dubium  morumne  probandus  ingeniive  bonis   ist,    wenn 
überhaupt  eins,  so  ein  sehr  zweifelhaftes  lob:    „es  ist  zweifelhaft, 
ob  er  von  Seiten   seines   Charakters   oder  seines   geistes    zu    loben 
isi*^.     Wir  können  deshalb  nur  zweierlei  setzen,  entweder:   dubium 
Wiorumne  prohandus  ingeniin e  bonis  d.  h.  magis  probandus  „es  ist 
zweifelhaft,    ob   er   mehr    seines    Charakters   oder    seines    geistes 
"wegen  zu  loben  ist^S    ^der  dubium  morumne  probandis  ingeimne 
honis ,    und    dieses    letztere   ist  das  richtige :    es  soll  ja  der  grund 
angegeben    werden,    weshalb  Gallus    die   cura  potissima  des  Mar- 
eellos,  der  amor  des  dichters  ist,  und  es  muss  daher  gelesen  werden : 
Nee  non  noster  amor  —  dubium  morumne  probandis 
Ingeniine  bonis. 
lyMan  weiss  nicht,  soll  man  ihn  mehr  seines  Charakters  oder  seines 
geistes  wegen  schätzen'^ 
PhüologuB.    XXXV.  bd.   3.  34 


530  Statiiti. 

Theb.  1,  22: 

Tuque,  o  Latiae  decus  addite  famae, 
Quern  nova  maturi  subeuDtem  exoraa  pareotia 
Aeternuin  sibi  Roma  cupit  cett. 
Lacbmann  bat  dieser  stelle  dorcb  sein  mahire  und  vor  alles  dntk 
«fl  für  0  aufgebolfea.     Mature  ist  auch  meine  and  zwar  äheite  cm- 
jectur  zu  Statius,  und  da  Lacbmann  schweigt,  so  verstatte  bmb  air 
auseioanderzusetzen,    weshalb    ich  geändert  habe.     Die  not»  ejnm 
fMrentis  könoeo  wegen  der  bedeutung  von  novus^   und  weil  Titn 
denn  doch  unmöglich  hätte  übergangen  werden   können  ^    so  plnap 
schmeichelt  Statius  nichts  s.  Silv.  1^  1,  97  —  nur  auf  die  „UB«r- 
wartete^'  kaiserwohl  Vespasians  gehen  und  das  stiUre  moini   $xorm 
fiarentis  auf  die  damalige  Stellung  Domitians  ak  Stellvertreters  des 
abwesenden  vaters.     Der  vierzehnjährige   knabe  spielte    den   bcfr» 
scher  in  der  stadt  —  man  kennt  ja  den  aussprach  Vespasians  Ober 
ihn  — ,  und  nun  fällt  auf  das  vorhergehende  vis  fmbefoeniibui  a»- 
nia   ein   neues  licht:   mature  heisst  eben   vix  puhescenObue  annu. 
„Schon  damals  haben  wir  dich  kennen  gelernt,   and   deshalb    won* 
sehen  wir  dich  ewig^.     Wie  geläufig  den  dichtem  die   anspielang 
auf  diese  jugendthaten  des  kaisers  war,  zeigt  andi  Martial  2,  i 
eine   stelle,   welche  die  ausleger  nicht  verstanden  haben.     Et  fmer 
hoc  dignus  nomine,    Caesar^  eras,     „Der  name  Crermantoui  kam  dir 
schon    im   knabenalter   zu,    als  du    die  germanischen  legionen  des 
Vitellius  bekämpft  hast<<. 

Theb.  2,  280: 

hie  flebile  germen 
Hesperidum  et  dirum  Phrjxaei  velleris  aurum. 
Tum  varies  pestes  raptumque  interplicat  cet 
hie  muss  in  hi«  verändert  werden;  zu  interpHoat  s.  das  vorfaei|[. 

Theb.  2,  430: 

Te  penes  Inacbiae  dotalis  regia  dono 

Coniugis,  et  Danaae  —  quid  enim  maiorihns  actis 

Invideam?  —  cumulentur  opes. 

Madvig  sagt:  De  actis  non  agitur,  nee  ea  cum  Datuuu  opikit  ooa- 
uficU  quicqnam  hdbent  .  Scripseral,  ut  opinory  Siatiue: 
quid  enim  maioribos  aulis 
invideam  ? 


Statius.  531 

kiiorem  dühremque  Pölynicis  esse  aulam  aequo  se  ammo  ferr^ 
.1  .  Aul  a  9  «I  acia  etiam  althi  9cr9iendo  oommutafa  memim. 
ennocb  müssen  wir  bei  malorthua  actis  bleiben.  Die  schätze 
sr  Danae  sind  gaben  des  Zeus,  und  acta  mawta  thaten^  be- 
shlnsse  der  götter  im  g^ensatze  der  acta  nmora  der  der  men- 
tei«  So  Theb.  5,  420  meMae  minore»  das  gastmahl  bei  den 
ediiopen  im  gegensatze  zu  dem  gastmahl  der  gotter. 
Theb.  4,  293: 

et  quae  risistis,  Amores, 
Grata  pharetrato  Nonacria  rura  Tonanti. 

sr  p]krrefralvs  Tonans  bt  bei  der  Kallisto   auffällig,    unmöglich, 

id  das  ridere  mit  dem  accusativ,  das   auslachen  der  Amoren  eben 

•dir.    Der  ganze  reigen   der   gestime  lacht,    aber  vor   freude 

d    entzücken   als  Achill   die  Deidamia   bezwingt.     Ach.  1 ,   643. 

nuss  daher  gelesen  werden: 

et  quae  risistis  amore 
Grata  pharetrato  Nonacria  rura  Tonanti. 
ir  amor  jiharetratne  ist  die  Kallbto. 

Theb.  5,  280: 

illa  qua  rara  silentia  porta 
Stat  funesta  Venus. 
latere  .  qaa  rata  sind  andere  lesarten.  Otto  Müller:  qua  rere. 
icchus  räth  dem  Thoas  nach  dem  hafen  zu  fliehen:  gemini  qua 
vMa  muri  litus  eiml,  ans  hafenthor;  am  thore  qua  rara 
enlia,  stehe  sperrend  Venus  und  helfe  den  mordenden.  Es  muss 
issen: 

illa  qua  rura  silentia  porta, 
10  am  land  thore  im  gegensatze  des  h;afenthore8. 

Theb.  5,  372: 

Nee  robora  prosunt 
Semideum  heroum,  puppemque  insana  flagellat 
Arbos  et  instabili  procumbens  pondere  curvas 
Raptat  aquas^  remique  cadunt  in  pectus  inane». 

^r  kann  hier  unmöglich  der  mast  sein,  den  er  408  malus  nennt, 

dero  ist  das  schiff  (370  aim».    389  pintf«),   welches   ein  spiel 

wogen  Wasser  schöpft  —  fMrooumhere  vom  mast  wäre   ein    un- 

»4* 


582  Statiiur. 

passender  ausdruck  —  und  die  mannschaft  amhencblcadeity  c 
ibr  die  ruder  leer  gegen  die  brusft  foliren.  Bs  muss  statt  pap] 
heissen:  pub  em. 

Tbeb.  7,  238  f.: 

subeunt  campo  qui  proximus  urbi 
Damnatus  bellis  patet  expectatque  furores. 
Ich  lese  belli  und  beziehe  es  auf  damnatus  und  furores. 
Theb.  7,  316: 

Tunc  pater,  abruptis  quum  torrentissimus  exit 

Pontibus,  aut  natae  tumidus  quum  virginis  ultor 

Plumina  concussit  generum  indignata  Tonantem. 

In  concussit  steckt   ein   fehler.     Beim    raube   der   tochter   sdiir 

der  fluss  wie  rasend  an  und  wagte  den  kämpf  g^en  den  doooer 

aber  der  traf  ihn  mit  dem  blitz;  vs.  324: 

Donee  vi  tonitrus  submotus  et  igne  trisulco 
Cessit  .  Adhuc  ripis  animosus  guides  anhelis 
Fulmineum  cinerem  magnaeque  insignia  poenae 
Gaudet  et  Aetnaeos  in  coelum  efflare  vapores. 
Bs  muss  combuss»!  heissen. 
Theb.  9,  759: 

hunc  virides  non  excipietis  Amjdae. 
Bs  ist  von  einem  Böoter  die  rede ;  daher  setze  ich :  Rrythrae, 
Theb.  10,  756 : 

At  pius  electa  murorum  in  parte  Menoeceus  cet. 
Ich  lese:  erecla.     V.  760: 

Despexitque  acies  hominum. 

Theb.  12,  214: 

Et  nunc  me  duram,  si  quis  tibi  sensus,  ad  umbras 
Me  tardam  quereris  Stjgiis,  fidissime,  divis. 
Das    komma    nach    sensus    muss    fort    und    hinter   umbras  steb 
Solche  bei  den   alten    ganz   stereotype   Wendungen,   in    bezug  i 
iortdauer    und    bleibendes    bewusstsein   der   seele  erinnern  an  1 
Agric.  46:   si,  ut  sapientibus  placet,  non  cum  corpore  extingum 
magnae  onimae. 
Achill.  2,  1: 

lamque  per  Aegaeos  ibat  Laertia  fluctus 
Puppis,  et  innumerae  mutabant  Cycladas  aurae. 


Siatias.  533 

^mxmiögliche  innumerae  masa  innumeras  heifseo  lu  C^cIadcM. 
b«    5,  64: 

florebat  dives  alumnis 
Terra,  nee  ilia  Samo  fama  Delo?e  sooaDti 
Peior  et  innameris  quas  spumifer  assilit  Aegon. 
lb.  181:  Bed  illis 

Et  Paros  et  Demorosa  Thasos  crebraeque  reluceat 
Cjdades. 

Achill.  2,  3: 

iam  raditur  alta 
Lemnos,  et  a  tergo  descrescit  Bacchica  N'axos 
Ante  oculos  crescente  Samo;  iam  Delos  cet. 
ffeobar    stellt    sich   Statius   der  sonst    so    gelehrte    dichter    vor, 
emoos  liege  in  der  nähe  von  Paros   und  Naxos;    denn    denselben 
rtbum  begeht  er  auch  Ach.  1 ,  204.     Interessant    ist   das    factum 
ich  deshalb,   weil  es  darauf  hinweist,    dass  der  dichter  doch  wohl 
ir  theoretische  Studien  nach  dem  schiffscatalog  angestellt  hat  ohne 
Ibst  Italien  zu  verlassen  und   mit    eigenen    äugen   zu    sehen.     Es 
iwährt  uns  das  auch  eine   gewisse  einsieht   in    seine    vermögens- 
rliältnisse. 

Eine  zweite  abhandlung  wird  neben  ähnlichen  versuchen  das 
^eothiimliclie  verhältniss  zwischen  Statius  und  Martial  in  ein  hel- 
res  licht  zu  setzen  suchen. 

Hamburg.  fleinric^  Köslltn. 


Hesiod.  Sout  Hero.  248 

ben  die  handschrifteo  ohne  Variante:  ul  Si  yvvulxt^  ivSfAi^wv 
l  nvgywv  XdXxiOv  o$v  ßowv  xaiä  9  liqinjovio  naquaq, 
yffü$v  XxsXm,  igya  xkvtov  'H^uCcjoio :  dass  x^Xxtov  aber  neben 
if  wie  wegen  yttyaJxeg  unmöglich  sei,  hat  schon  Spitzn.  de  vers. 
r.  p.  99  richtig  gesehen,  auch  richtig  XdXxiut  emeodirt,  für  das 

0  von  Köchly  nicht  Paley  anzuführen  war:  nämlich  ;)faAxca» 
'langt  Zwfiaiv  XxtXat  und  der  styl  des  gedichts,  denn  das  metall 
rd  stets  zum  subject  gesetzt,  v.  212.  222.  224  u.  s.  w.:  andrer 

ist    219  sq.:    bei   nvqywv  wäre  x^Xxiwv  also  ganz  unpassend, 
nnacb  enthält  die  lange   note   von  Ranke   sehr    viel    unrichtiges 

1  unnöthiges. 

£riisl  von  Leutocft. 


u 

u  » 

a:? 


U.    JAHRESBERICHTE. 

22^.     Clnintilianus. 

(S.  Philol  XXXIV,  p.  740). 

mii 
7.  Karl  Halm,  Zur  kritik  des  QuintiliaDua.  Rbeiniieki  |i«^ 
museum  1867,  XXll^  p.  37—61  entbält  eine  sehr  eingehende  W- 
sprechuDg  der  oben  erwähnten  Quaestt,  Qufnt%Uanea$  des  refercDtci) 
besonders  der  stellen  aus  dem  fünften  buche.  Dieses  hatte  nimlick 
Halm,  als  obiges  programm  erschien,  vollständig  ausgearbeitet  uü 
fand  nun,  dass  ref.  in  sehr  vielen  fällen  zu  gleichem  resoltat  wie 
er  gekommen,  an  einigen  stellen  sogar  dieselben  conjecturen  uf« 
gestellt  hatte ,  an  andern  ist  er  abweichender  meinung ,  besoaden 
tadelt  er  es,  dass  ref.  die  Untersuchung  der  Schätzung  der  codi 
nicht  weiter  geführt  habe,  ohne  zu  bedenken,  dass  dies  schon  desbalk, 
weil  er  den  Bambei^ensis  nicht  einsehn  konnte  (der  sich  in  Hahtf 
bänden  befand),  ein  ding  der  Unmöglichkeit  war.  Nach  einer  gt- 
drängten  Wiederholung  dessen,  was  er  über  die  handschriftenfamiU« 
in  den  Sitzungsberichten  der  k.  b.  akademie  1866,  p.  494  flf.  ge- 
sagt hat,  zählt  er  zuerst  p.  40  diejenigen  conjecturen  des  ref.  ait 
denen  er  selbst  einverstanden  ist,  auf,  dann  bespricht  er  eine  grome 
zahl  von  stellen,  an  denen  er  abweichender  meinung  ist,  oder-* 
soll  ich  sagen  —  damals  war ,  denn  zu  unsrer  nicht  geringes 
Überraschung  hat  er  vieles,  was  er  an  dieser  stelle  zum  theil  ait 
vielen  gründen  und  heftig  bekämpft,  in  seiner  ausgäbe  gebilligt 
und  aufgenommen.  V,  prooem.  1  verwirft  er  «itssrioordta  gratis 
similihusque  —  in  seiner  ausgäbe  steht  es;  V,  6,  3  ergimt  er 
so:  qm  non  recipiet  condiciatiem  [et  iniquam  esse  oondicieiMm]  ^ 
a  multis  contemm  iuris  iurandi  metiim  dicil  —  in  seiner  ausgäbe 
steht:    qui  ttoti  recipki,  et  iniquam  condiciofiem  et  a  etc.;    10,  64 


Jahresberichte.  535 

^wMerlegt  er  mit   triftigen  griioden   die  von   dem   ref.   aufgestellte 
Termothuog    und   hält   auch    an   credammy    wie    bei   Julius   Victor 
steht,   fest,    nimmt   es  jedoch    in  seiner  ausgäbe  zurück;    10.  90 
▼erwirft  er  die  conjectur  des    ref.   et   vor  ex  plurihus,    nimmt   es 
aber,    als  lesart  des  Ambr.  1   in  seiner  ausgäbe  auf,   ohne   zu   er- 
w^ähnen,   dass  ref.,    schon   so    vermuthet    hat;     10,    84  tadelt    er 
den   ref.    weil    er    „den    vielbestrittenen    vers    nach    der    denkbar 
schlechtesten    lesart   bei  Bonnell:    et    Philocteia    Paridi:   8%    imfHir 
esses  tihiy    ego  nunc  nan  essem  miser  anführt  mit  der   bemerkung: 
luaec  verba    nondvm   sanata   esse  videntur.      Was   soll    eine  solche 
bemerkung  in   einem  programme?   oder    dachte   sich  U.  Meister  so 
beschrankte    leser ,     dass    welche     in     einem     so     missgestalteten 
▼erse  eine   saita    lectio   erkennen    möchten?''      Und   was   soll    man 
daxa   sagen   „die   denkbar   schlechteste    lesart   bei  Bonnell''   hat   in 
seiner  ausgäbe  aufnähme  gefunden,  der  „so  missgestaltete  vers"  gilt 
ihm  jetzt  als  sana  lectio  !'*     Ref.  glaubte  zuerst,  dass  hier  ein  ver- 
sehn vorli^en  müsse,  dass  diese  „denkbar  schlechteste  lesart"  durch 
ein  versehn  in  den  neuen  text  gerathen  sei,    doch    da  sich  in  den 
nachtragen  kein  anhaltepunkt  dafür  findet,    so  wird  man  wohl  an- 
nehmen müssen,   dass  vielmehr  obiges  maassloses  urtlieil  auf  einem 
gründlichen  irrthum  beruht  —  10,  94  verwirft  Halm  die  ganz  notli- 
Wendige  correctur  des   ref.   incremento  statt  incrementisy    aber 
io  seiner  ausgäbe  nimmt  er  es  auf,  jedoch    ohne   die   angäbe  dass 
ü  conjectur    ist     Von    p.  56  an    bespricht    der   verf.    noch    meh- 
rere stellen    des    fünften    buclies ,    die    ref.    in    seinem    programm 
üheigangen  hat;    das  meiste  findet  sich  in  seiner  ausgäbe,   anderes 
hit  er  später  wieder   mit   recht   verworfen,    so    10,  36   finitiones, 
10 f  52  idque  (ohne  tum),  ferner  sed  telo  oportuisse  nach  occidere, 
fismer  ooniecturas   quoque  (ohne  tum  ad);    13,  34    commune  plu- 
ribim;    13,  36   die   mit  reserve   voi^eschlagne   tief  einschneidende 
rcränderoDg;    13,  43   die  Streichung  der  angeblichen  interpolation 
der   geringeren  handschriften    optime   respondendi    nach   lanta    siv 
SS9S$;  14,  1  die  Streichung  der  worte  rationem  et.     Daran  schliessen 
sieb  einige  bemerkungen  des  ref.,  welche  durch  diese  recension  her- 
Torgerufen  sind: 

8.  Ferdinand  Meister,  Zu  Quintilianus,  in  demselben 
jabrg.  des  Rhein,  museums  p.  460  —  462.  Daraus  mögen  fol- 
gende Verbesserungsvorschlage  hervorgehoben  werden:  V,  12,  5 
Ita  quae  non  possunt  valere  12,  16  quid  pro  potente 
amico  10,  60  qui  servus  est,  si  manumittitur,  fit  liber- 
iinvs  10,  94  finitione  (genere  specie  differentihus '  propriis)  divi- 
$iime,  remotione,  ordine  (initio,  incremento y  summa)  similihus. 
iKcfimUihtfs,  contrariis  (mit  Rollin)  pugnaniibus  10,  114  Iut;enief»- 
ium  contra  est,  quo  distet  haec  causa  a  ceteris,  quae  in  potestatem 
vicknis  venire  solent  VII,  3,  23  Nam  illud  tertium  nisi  stultis 
acddit,   ut   nihil   ad  qttaestionem    pei'tineat ,    ut  si  dicas: 


536  Jahresberichte. 

Equus  est  animal  .  nam  eat  eqwu  animal y  9ed  irrationale ^  quei 
autem  commune  cum  aUis  est,    desinet  esse  proprium.      Bisher  las 
man   so:    Mim   illud  tertium  nisi  stultis  non  acdditf   ut  nihU  ei 
quaestionem  pertUieat,     Falsa  esty  si  dicas  Equus  est  animal   ratis' 
nale,  nam  est  etc.     ,,Hier,   wo  es  sich  um  feine  unterscheidoi^ 
handelt,  konnte  Quintilian  unmöglich,  um  eine  deflnition  durch  etn 
heispiel  zu  veranschaulichen,  sagen:  „falsch  ist  dieselbe,  wenn  mia 
sagen    wollte:    das    pferd   ist    ein   mit   Vernunft   begabtes   lebeoda 
wesen'^     Das  ist  keine  definition,    auch  nicht  eine  falsche,  sonden 
haarer   unsinn,    wie   man    ihn    nicht   einmal    denen    zutrauen  darf, 
welche  er  seihst  stulti  nennt,  geschweige  denen,  welchen  er  seioca 
rath  ertheilt'«. 

9.     F.  Ritschi,    Grammatisches   bei    Quintilian,    in   RitscU 
und    Klette    Rhein,    museum   XXII,    p.   598  —  614.    —      RitscU 
unternimmt   es   in    dieser    abhandlung    mehrere    stellen    des    entoi 
buches,    in   denen   grammatische   fragen    behandelt   werden   und  an 
denen    von    den    bisherigen    herausgebern    die    verschiedensten  xoa 
theil    wunderlichsten    ansichten    aufgestellt    sind ,    von    den    arges 
schaden,   welche  ihnen  anhaften,   zu  heilen.     Wenn    irgendwo,  m» 
war   es    auf  diesem    gebiete   von    grösster   Wichtigkeit,    dass  das 
ganze  kritische  material  wohl  geordnet    und   gesichtet    vorlag  n»i 
doch  nur  dem  gewiegtesten  kenner  der    lateinischen    spräche   kana 
es  gelingen  dieses  material ,    das   doch  immerhin  mangelhafit  bleibt, 
entsprechend   zu    verwerthen:    denn   darüber   lässt  sich  nicht  zwei- 
feln, dass  die  alten  abschreiher  ohne  verständniss  und  ohne  intereae 
nachlässig  dergleichen  abgeschrieben  haben    und    in    unsren   älteatea 
haudschriften  kaum  noch  die  spuren   der  alten    Überlieferung   übrig 
geblieben  sind.     Ritschi  beginnt   mit  I,  4,  10    und    schreibt:   quia 
lAM  sicut  ETIAM  scrihituTy  et   VOS  ut  TVOS.     Quintilian  gibt 
also  ganz  einfache  und  bekannte  beispiele  des  vocalisch   geblieboea 
i  und  ti.  —     I,  5,  12  lautet  nach  seinem  vorschlage  so:  At  aii« 
adeo   vltii   geminatione  Metioeo   Fufetioeo  dicens    Ennius.     Daranf 
folgen   p.  603    ausführliche    nuchweisungen   über   die   schreihweiae 
von   Trasumeiinus,  welche  für  duintilian  übrigens  an  unsrer  stelle 
§.   13  6t  Trasumennum  pro  Tarsumenno  mtdti  auctores  schon  voo 
Bounell  berichtigt  ist  —  1,  6,  27  cum  senatus  y^senatus  senatui^^  sh 
yyScnati  senatu*'  faciaty   incertum  sit,     1,  4,  8   non  enim  sie  opti" 
mum    dicimus   ut   [aut   opt  um  um  aut]    optimumy    et    in  here 
neque  e  plane  neque  i  audituvy  mit  folgender  erklärung :  „das  wort 
0  p  t  i  })i  u  m  (denn  als  solches  musste  es  doch  in  irgend   einer  forai 

vorangeschickt  werden,    natürlich  also,   da  sich  nicht  OPTyMVH 

setzen  liess,  in  der  damals  üblichsten)  hat  in  seiner  zweiten  silbe 
einen  mittelton,  den  man  weder  mit  optumum  noch  mit  der  Schrei- 
bung optimum  selbst  genau  ausdrückt,  weil  er  weder  ganz  ai  Docb 
ganz  i  ist  (sondern,    dürfen  wir  hinzusetzen,   wie  das  griechische 


Jahresberichte.  537 

0    oder  das  deutsche   ü  lautete)'^  U.  Keil   (Addenda    z.    Halin'schen 
«iBgttbe  p.  367)  vermuthet:  non  enim  sie  optimum  didmus  ut  scri- 
himuB  optimum:    und  ^.10  quia  „et  iam^  scrihitur  sicut  „etiam'* 
et  ,^  quo^'  ut  „acifo^^  p.  608  steht  der  vullständige  gesäuberte  text 
TOD  1,  4,  7 — 9,  an  welchen  sich  erläuternde  bemerkungen  schliessen. 
I,  h,  10  stimmt  Ritschi  im  ganzen   der   ausführung  Staenders   bei 
und  hält  duas  für  unerträglich,    da    nur  dies  der  sinn  sein  könne: 
»wenn  zwei  vnkalzeichen    neben   einander    stehn,    so    ist   entweder 
das  eine  gar  kein  vocal,    sondern  vielmehr  consonant,    wie  in  iam 
und  vos,    oder  aber  es  sind  zwei  silben,    wie    in  etiam  und  tuos; 
hingegen  wenn  es  zwei  vocale  sind,    die   als  solche  zu  einer 
eioheit  werden,   so  ist  das  entweder  die  alte  Schreibweise  für 
vocallänge ,    oder   —    diphthong".      Jedoch    statt   mit  Staender 
äijihthongum  zu  schreiben  zieht  er  dCqid-oyyov  vor,    mit   der   über- 
Mögenden    bemerkung,   dass   dua9   eine   alte   randbemerkung   eines 
lesen  sei,    welcher   einen   gegensatz   zu   dem  vorangegangnen  aut 
«nam  lon^m  faciunt  vermisste  und  dass  dieses  zur  ausfüllung   der 
lücke,  welche  für  das  griechische  wort  gelassen  war,    in  den  text 
geratben  sei.     Zum  schluss   gibt  Ritschi    eine  sehr    belehrende   er- 
klärung  der    worte:    nisi  quis  putat  etiam  ex  trihus  vocalihus  syl- 
^ham  fieri,    si  non  aUifuae  officio  consofiaittium  fungantur,     Cnter 
letzterem  seien  falle  wie  quae  quoi  seruae  Troiae,    auch  seruei 
tfrneis  oueis  nach  älterer  Schreibung  zu    verstehn,    unter   erste- 
rea  dagegen  d.  h.  unter  einem  triphthong  seien  nicht   zu    verstehn 
<lie  ^.11   erwähnten  ciceronischen    Schreibungen  AHO  MAIIA   oder 
<h8  von  Julius  Caesar  empfohlene  POMPEIII,    nicht  zu  denken  sei 
ao  formen,    die    hin    und    wieder    bei  den  dramotikern  durch  sjni- 
leiis  einsilbig  würden,   wie  tuae  suae  duae,    oder  auch  deae  meae 
(oder  tneeis  deeis).     Auch  dürfe  man  nicht   denken  an    ein   dreisil- 
biges praeoptamt  bei  Catull  und  ähnliches,  nicht  an  ein  zweisilbiges 
praeesse  praeerity  da  dies,  wenn  es  zweisilbig  sein  sollte,  nur  mit 
zwei  vocalen  geschrieben  wurde:    gemeint    könue  nur  sein  die  alte 
Schreibung  AEl  für  ae,    die  uns  zwar  nicht  durch  die  alten  gram- 
■atiker^  wohl  aber  durch  inschriften  bekannt  sei,  z.  b.  CAEICILIVS 
Bof  einem  grenzsteine   der  Pataviner   und  Atestiner  aus    dem  jähre 
613 ,    CONQVAEISIVEI  auf  dem  meilensteine  der  via  Popillia  aus 
dem  j.  622  u.  a.,  welche  Quintilian  selbst  schwerlich  aus  dem   stu- 
diuB  der  Inschriften,    sondern  aus  irgendwelchen   alten  lehrbücliern 
kennen  gelernt  habe. 

10.  Karl  Halm,  Lücken  im  letzten  capitel  der  rhetorik 
des  Quintilian,  im  Rhein,  museum  XXili,  p.  218  —  222.  Auf 
weoig  Seiten  werden  eine  beträchtliche  zahl  von  stellen ,  an  denen 
zun  theil  noch  niemand  anstoss  genommen  hatte,  sehr  glücklich 
durch  treffliche  ergäuzung  des  fehlenden  verbessert :  ^.  14  quo  dif- 
ficUius  videatur  esse  quod  poUicentur  16.  varias  res  cognoscere 
(femer   ad  traditionem)  und    reliqua  est   exercitatio  c(uae  IT 


588  Jahresberichte. 

nan  quod  ne  fi$ri  quidem  fioleff  omnia  (Torber  #•  «tilft 
vdmus  legere  mit  Christ)  20,  geome^rae  etmueioi  et,  ftner  fit 
annos  non  in  fierdptendo  exhaueentni  eed  in  praeeipfende  ti 
hat  schoD  Boooell  verbessert ;  mit  beziehong  auf  Cic.  de  Fie.  2,  2, 1 
and  de  oratore  I,  22,  108  glaubte  ref.  folgende  äodemiig  fsr- 
schlageo  zu  können :  inlusisse  tot  malie  quoi  eeneciue  hahe$  mniieenm 
Graeciae  credimus  Gorgiam,  qui  eummae  eenectutie  quaerere  amiUem 
de  quo  quieque  veiled  audire  iuhehat,  aber  diese  Schreibweise  hat  ihre 
grossen  bedenken,  audire  ist  zweifelhaft,  weil  sich  kein  anhaltepmek 
dafür  in  den  handschriften  findet;  auch  eummae  eeneetutie  dieser 
genitiv,  welcher  durch  die  geringeren  handschriften  empfobleb  wiid, 
ist  nicht  unbedenklich.  Es  ist  daher  das  sicherste  die  stelle  so  ti 
lesen,  wie  sie  schon  in  der  Bonneirschen  ausgäbe  steht  Kine  aa- 
dernng  daran  hat  Halm  vorgeschlagen,  die  dem  ref.  gans  anver- 
ständlich  ist ,  nämlich  statt  des  vollständig  unanstössigeo  quosrwt 
lu  schreiben  quaeri.  Wie  kann  darin  der  sinn,  der  in  der  stdle 
sein  muss,  enthalten  sein  und  was  bedeutet  Oberhaupt  9«»  quaeti 
auditoree  iuhehail 

11.  CarolusHalm,  M.  Fabi  Quintiliani  institutioois  ora- 
toriae  libri  duodecim.  Pars  prior.  Lipsiae  in  aedibos  B,  G.  Teab- 
neri.  a.  MDCCCLXVIII. 

Die  praefatio   beginnt  mit  der  besprechung  der   handschriftea, 
welche   dem    texte  zu    gründe  gelegt  sind  und  da  lesen  wir  denn 
zu  unsrer  nicht  geringen  Überraschung  gleich   im  anfiing:    Cedes 
Amhroeianus,    liher    optimae   notae  etc.      Mit  dieser  che- 
racterisirung  fallt  ohne  weiteres  ein  gut  theil  der  früheren  bebaap> 
tungen  und  schroflf  abweisenden  urtheile  über   andre   gelehrte,    be- 
sonders Zumpt  und  Bunnell,  und  wenn  Halm   in  seiner  abhandloag 
über   die   textesquellen   der   rhetorik   des  Quintilianus  p.  508   aas- 
führlich  darthat,   dass  „die  defecte  classe,   soweit  sie   reiche,  nr 
hauptsächlichen  grundlage  der  texteskritik   dienen   müsse,   aas  der 
vollständigen    classe,    (zu    denen  Ambr.  1    gerechnet  wird  obgieicl 
der  vierte  theil  desselben  fehlt)  sich  trotzdem,   dass  sie  sehr 
interpolirt  sei  und  von  fehlem  der  schwersten   art   geradem 
mele,    doch    eine   anzahl   von    Verbesserungen  des  textes 
Hessen,  im  ganzen  nicht  sehr  viele,    meistens  nur  ergänzongea  vos 
kleineren  lücken,    die  durch  nachlässigköit  der  Schreiber  entstaades 
seien*^,   und   zunächst  nur  die  partien,  welche  im  Bemensu  fehka, 
von  Studeraund  sich  hatte  vergleichen   lassen,    so   änderte  sich  is 
folge  dieser  genauen  collation  sein  urthcil    über    den    werth   dieser 
handschrift   dermassen,   dass  er  eine  vollständige  vergleicbang  der- 
selben   für   eine   kritische   ausgäbe   für    unerlässlich    hielt,   wie  er 
ausdrücklich  in  der  einleitung  sagt.      In   der    abhandlung  über  die 
textesquellen  des  Quint,  p.  512  anm.  tadelt  er  Zumpt,  weil  er  des 
wahren  werth  des  Ambr.  1   nicht   erkannt  habe   und    ihn  besenieii 
wegen  der  vier  ersten  bücher  lobe,   dieses  artheil    musae   er  gcrt- 


Jahresberichte.  589 

flcxQ  mif  deo  köpf  itellen;  denn  in  deo  vier  gerühmten  bächern 
sei  der  codex  neben  dem  Bemer  fast  gar  nicht  xu  gebrauchen, 
wäkrend  man  in  den  späteren^'  u.  s.  w.:  jetzt  finden  wir  Zumpts 
urtkeil  insofern  gerechtfertigt,  als  Halm  ausdrücklich  constatirt, 
dasi  mehrere  spätere  bücher  viel  nachlässiger  geschrieben  seien 
«la  die  rier  ersten.  Denn  mit  diesen  Worten  soll  offenbar  nicht 
gesagt  sein,  dass  die  vier  ersten  bücher  nachlässig  oder  gar  sehr 
■adlässig  geschrieben  sind,  sondern  im  gegentheil  gut  oder  we- 
nigstens ganz  leidlich,  nur  müsse  man  gehörig  scheiden  zwischen 
enter  und  zweiter  hand,  welche  nach  einem  andern  codex  zwar 
■umehe  flüchtigkeitsfehler  verbessert,  aber  vieles  falsche  hineinge- 
tngen  und  die  erste  lesart  vielfach  geradezu  beseitigt  habe.  Halm 
wmgt  selbst,  dass  viele  aptimae  lectiones  erst  jetzt  durch  die  neue 
collation  aus  ihm  gewonnen  seien  und  dass  viele  lesarten  des 
Anbros.  I,  welche  von  Zumpt  und  Boonell  verzeichnet  seien,  nicht 
v(Ni  erster,  sondern  zweiter  band  herrührten.  Darauf  ist  ange- 
geben, wie  weit  die  übrigen  handschriften ,  vorzüglich  Bernensis 
und  Bamb.  G,  neben  dem  Ambr.  I  haben  berücksichtigung  finden 
können. 

12.  Gleichzeitig  mit  dem  zweiten  theile  (buch  VII  —  XII) 
erschien  eine  abhandlung  von  Carl  Halm  in  den  Sitzungsberichten 
der  k.  b.  akademie  der  Wissenschaften  in  München.  Jahrg.  1869, 
ImumI  11,  p.  13 — 30,  wo  Halm  „seine  kritische  ausgäbe  des  Quin- 
lilian^'  mit  einigen  bemerkungen  vorlegt.  Nach  allgemeineren  be- 
«erkungen  folgt  eine  betrachtung  einzelner  stellen,  an  denen  er 
sein  kritisches  verfahren  nachweist:  viele  heilt  er  dadurch,  dass 
er  die  bandschrifitliclie  lesart  zu  ihrem  rechte  bringt,  andere  durch 
correctnr,  besonders  auch  durch  ergänzung  und  Vervollständigung 
der  lückenhaften  Überlieferung:  in  bezug  auf  ersteres  ist  interessant 
Xll,  10,  14  fMrum  superstitiosum  10,  39  et  indistinctus 
(ohne  et  wm  asper)  10,  69  atque  id  ipsum  non  sit  oratoris  10, 
21  sed  quadam  10,  45  atque  adfectius  10,  56  aptandus  (aber 
icbon  Obrecht  hat  so  geschrieben)  11,  5  uere  dicendi;  in  bezug 
auf  das  zweite  10,  31  in  quam  10,  44  quod  si  non  evenWet, 
eimnes  pares  essent:  at  idem  homines  dliter  de  re  alia  locunltir  et 
ssrvaut  personarum  discrimina.  10,  46  nimium  crehra  10,  49 
%am,  plttrimi  10,  50  at  quod  lihris  dedicatum  in  esemplum 
eiatur  id  10,  55  quae  tarnen  10,  59  sed  saepe  id  etiam  11,  18 
Mee  tot  genera  ludendi  et  insanam  corporis  curamf  peregrinationes, 
mra,  oalcvlomm  anxiam  solliciiudinem ,  incitamenta  lihidinum  et 
vifttnii  (venerum?)  et  fagrantihus  omni  genere  voluptatum  cmimis, 
ms  ea  quidem  tempora  idoneSty  quae  supersunt.  Weniger  anspre- 
chend ist  die  von  ihm  gebilligte  conjectur  Wölfflins  10,  55  si  vero 
qmmdo  impedianty  denn  es  ist  von  der  handschriftlichen  überlie- 
lerung  steterunt  qtwe  impediant  soweit  entfernt,  dass  von  einem 
ehluss  an  dieselbe  fiiglich    nicht   mehr   die    rede  sein    kann;    in 


540  Jahresberichte. 

dieser  erkenne  ich  nichts  andres  als  $ed  et  erunt  quae  taijpt- 
diant;  das  folgende  schlage  ich  vor  in  dieser  mich  weniger  be- 
friedigenden fassung  zu  lesen:  hreoitate  iemporis  a  iudke  dtU 
multum  es  eo  quoä  potuit  dici  recidefur  (wenn  nicht  ncidtnmi 
beizubehalten  ist).  Zu  einer  änderung  des  gleich  daraaf  folgeodcn 
quaedam  in  quae  tarnen  ist  ein  zwingender  grund  nicht  Torhandea. 
10,  59  steht  que  id  eiiam  in  den  besseren  handschriften ,  woran 
Halm  wie  oben  bemerkt  ist,  schrieb  saepe  id  efiam,  einfacher  iit 
estqtie  id  etiant. 

Von  den  vorgeschlagnen  ergänzungen  ist  gat  and  oothweD4% 
10,  47  ut  in  gradus  10,  66  inter  se  interwülay  dagegen  über- 
flüssig 10,  53  eint  nach  taftiriqii«,  wo  man  leicht  aus  den  vorher- 
gehenden dentur  ergänzt.  Die  verbesserungsvorschlage  xa  48  ad! 
57  sind  mit  recht  nicht  in  die  ausgäbe  aufgenommen  wordei. 
Auch  11,  3  ist  keine  lücke  vor  illo  anzunehmen,  also  nicht  n 
schreiben  de  illo,  die  Stellung  der  worte  quae  ocoasio  de  iUo  fuit 
dicendl  würde  doch  sehr  sonderbar  sein,  wahrscheinlicher  ist  es, 
dass  in  illo  der  name  dessen,  welcher  sich  so  über  Domitius  Afer 
äusserte,  enthalten  ist,  vielleicht  M.  Caelius  oder  Aelius  Stilo. 
Zu  10,  50  sei  beiläufig  bemerkt,  dass  die  alte  conjectur  impetum 
posse  genügt,  zu  einer  weiteren  änderung  in  valere  kein  grund 
vorli^.  Endlich  11,  12  ist  die  Verbesserung  Christ's  nicbt  s» 
sicher,  wie  Halm  meint,  welcher  nicht  nur  eine  locke  anoiaat, 
sondern  auch  dieser  zu  liebe  ein  andres  wort  ändert  und  schreibt: 
si  cedas  naturae.  Das  handschriftliche  credos  ist  durch  qusi 
repugnamus  gesichert:  vgl.  Vlll  Prooem.  12  credere  modo  gsi 
discei  velit.  Passend  scheint  die  ergänzung  10 ,  48  quis  ut'dm 
(mit  Buttmann)  esse  negetl  10,  70  aliter  concitahit  oder  vielaebr 
concitabit  aliter  nach  aliter. 

Um  nun  zu  dem  texte  selber  überzugehn,  so  ist  derselbe  oacb 
den  oben  dargelegten  gesichtspuncten  festgestellt  mit  einer  sieber» 
belt  und  meisterscliaft,  die  man  um  so  mehr  bewundert,  je  aebr 
man  sich  damit  beschäftigt.  Die  kritische  grundlage,  welche  Bala 
gelegt  hat,  wird  schwerlich  bestritten  werden  und  bestritten  wer- 
den können;  es  ist  unendlich  viel  werth,  dass  unter  der  menge  der 
vorhandnen  zum  theil  sehr  hoch  geschätzten  haudschriften  eine  m 
enge  abgrenzung  von  ihm  festgestellt  worden  ist ,  dass  der  gastt 
wüst  von  Varianten,  den  wir  in  der  Spaldingschen  ausgäbe  aaige- 
speichert  finden,  beseitigt  worden  ist  und  nur  einige  wenige  band* 
Schriften  zur  constituirung  des  textes  nötliig  erscheinen.  Allerdngt 
hat  Halm  in  seinen  ansichten  über  den  werth  der  handschriAes 
öfters  geschwankt,  seine  ansichten  wiederholt  geändert,  bevor  er 
zu  dem  letzten  resultat  gelangt  ist  und  ohne  grund  herbe  nrtbetle 
ausgesprochen  gegen  diejenigen,  welche  die  handschrifUn  awicit 
geschätzt  haben.  Der  unangenehm  berührende,  meisternde  toe,  der 
um    so   übler   berülM*t,    da    er    ungerecht    ist   und  geeignet 


Jabresbericbte.  541 

che  die  sacbe  nicbt  weiter  verfolgeo,  die  nicbt  wissen,  dass 
m  solehe  ansicbteo,  die  er  früber  lebbaft  bekämpft  hat,  später 
z  rubig  acceptirt,  ein  falscbes  urtbeil  über  die  personeo,  gegen 
der  angriff  gerichtet  ist,  beizubringen,  ist  mit  dem  Wegfall  der 
»nik  verscbfvunden,  in  der  ausgäbe  ist  erfreulicher  weise  davon 
ae  spur  zurückgeblieben.  Mit  der  trefflichen  benutzung  der 
dschriften,  welche  aufs  neue  mit  der  grössten  sorjgfalt  zum 
«sen  theil  von  Halm  selbst  verglichen  sind,  geht  die  coojectural- 
tik  band  in  band:  indem  dieselbe  sich  an  die  Überlieferung  mög- 
ist eng  anschliesst,  werden  viele  stellen,  welche  bisher  im  argen 
-en,  mit  überraschender  Sicherheit  geheilt,  da  wo  bisher  noch 
»and  anstoss  genommen,  das  richtige  wiederhergestellt,  die  re- 
late andrer  glücklich  und  geschickt  verwertbet,  nicht  selten 
rcli  kleine  änderungen,  wie  Umstellungen,  verbessert  Es  liegt 
der  natur  der  sache,  dass  es  gerade  auf  diesem  gebiete  nicht 
Widerspruch  fehlt  und  derselbe  ist  ja  auch  gelegentlich  schon 
iblgt.  Wie  dies  aber  bei  der  grossen  zahl  eigner  conjecturen 
;iit  zu  verwundern  ist,  dass  sie  nicht  alle  stichhaltig  sind,  so 
»cLte  man  auch  nicht  selten  wünschen ,  dass  vermuthungen ,  die 
der  adiiotatio  criiica  vermerkt  sind,  in  den  text  aufgenommen 
ireo.  Verhältnissmässig  gering  ist  die  zahl  eigner  conjecturen 
den  ersten  büchern,  im  zweiten  buche  nicht  mehr  als  19,  die- 
beo  mehren  sich  hauptsächlich  vom  sechsten  an,  in  dem  er 
iht  weniger  als  41  eigne  conjecturen  aufgenommen  hat,  in 
(taunlicher  weise,  doch  ohne  dass  man  sagen  könnte,  dass  die 
enge  des  herausgebers  gegen  sich  selbst  irgendwie  nachgelassen 
tte  und  wenn  in  einzelnen  partien  der  frühere  text  kaum  noch 
eder  zu  erkennen  ist,  so  werden  wir  es  dem  herausgeber  nur 
ik  wissen,  dass  er  mit  solcher  energie  und  bewundernswerthem 
arfsinu  durch  die  auf  deu  ersten  blick  unlösbaren  räthsel  sich 
icklich  hindurchgearbeitet  und  für  alle  zeiten  klarheit  geschaffen 

Auf  den  druck  ist  die  äusserste  Sorgfalt  verwendet,  die 
ices  die  ich  zum  theil  ganz  genau  mit  meinen  eignen  Ver- 
den und  dadurch  controlirt  habe,  sind  mit  der  grössten  Sorgfalt 
efertigt,  sie  enthalten  auch  nicht  wenige  citate,  welche  unter 
I  texte  nicht  notirt  sind,  aufgefallen  ist  mir  nur,  dass  ein  citat 
Horat  Carm.  IV,  13,  12  zu  Vlll,  6,  17  welches  allerdings 
b  bei  Spalding  und  Bonnell  fehlt,  übersebu  ist.  Die  conjecturen 
rer  gelehrter  sind  sorgfältig  registrirt,  aber  freilich  bei  aller 
l^alt  laufen  doch  manche  irrthümer  mit  unter,  welche  durch  die 
sse  und  Schwierigkeit  der  aufgäbe  hinlänglich  entschuldigt  wer- 

Die  menge  guter  alter  ausgaben  ist  nämlich  ziemlich  gross, 
denen  viele  stellen  entweder  durch  conjectur  oder  durch  gute 
dschriften  hergestellt  worden  sind;  manches  gute  aber,  was  in 
selben  steht,  ist  vollständig  in  Vergessenheit  gerathen  uud  seit 
l^er  zeit  nicht  mehr  beachtet.     Daher  kommt  es,  dass  nicht  wenige 


542  JaLresbericbte. 

■teilen  io    neuerer   und   neuester  zeit  wieder  lo   enendirt   weidet 
sind,  wie  sie  dort  schon  lange  lauten. 

Um  dies  nachzuweisen  stellt  ref.  eine  anzahl  von  conjeetnres 
zusammen,  welche  von  Halm  neueren  gelehrten  beigelegt  wcrdes, 
während  diese  lesarten  sich  sammt  und  sonders  schon  in  dtf  Lcj- 
dener  ausgäbe  von  1665  finden,  ohne,  was  für  den  vorliegeodcB 
zweck  nebensächlich  ist ,  zu  untersuchen ,  in  welcher  zeit  and  io 
welcher  ausgäbe  sie  sich  zuerst  nachweisen  lassen.  Es  sind  dia 
folgende : 

I,  5,  18  carripitur  ut  (Keil). 

1,  5,  68  aut  ex  duohus  (Meister). 

V,  10,  92  iogatorum  (Halm). 

VI,  8,  8  a  scurris  (Halm). 

VI,  3,  38  Manciae  (Pighius). 

VII,  1,  3  alliy  in  der  anmerkung  (Obrecht?). 
VII,  2,  13  <fl  cum,  in  der  anm.  (Christ). 

VII,  2,  56  quam  adieere,  ebenfalls  in  der  anm.  (Spalding). 

VII,  7,  7  iu8  (Halm). 

Vlll  Prooem.  11  dissolvi  peroratione  (Spalding). 
Vlll  Prooem.  19  sini  ipso  (Spalding). 

VIII,  5,  19  vUiosae  ui  a  (Halm),  doch  tiU. 
XII,  10,  51  aptiits,  in  der  anmerkung  (Obrecht). 
XII,  10,  61  aliquandoque  ui  (Obrecht). 

XII,  10,  64  copia  verhorum  atque  (Halm). 

Alle  diese  änderungen  stehn  schon  in  der  oben  erwähoteo 
Leydener,  nicht  wenige  auch  in  älteren  ausgaben  z.  b.  der  Loj- 
ner  von  1534  und  der  Kölner  von  1541,  (in  letzterer  auch  VI, 
3.  38  Manciae). 

Ausserdem  aber  schrieb 

1,  4,  13  nicht  Ritschl  zuerst  cecidii,  sondern  Gibson. 

1,  4,  21  nicht  ein  anonymus  scrufabiftir  mihi  iUe«  senden 
Burman  im  anhang  scruiabitur  mi  (pro  mihi)  iUe. 

Vn,  3,  36  ^)  nicht  Christ,  sondern  Spaldiiq^  ttiamsi,  Chriit 
Hess  nur  similis  weg. 

IX,  3,  67  significans  rührt  von  Burman  her,  nicht  von  Obreck, 
in  dessen  ausgäbe  signifkat  steht. 

X,  1,  2  fluitahit  et  qui  nicht  Halm,  sondern  Meister,  ■> 
Pleckeisens  Jahrbb.  1863,  p.  189. 

X,  3,  10  quasi  frenis  nicitt  Meister,  sondern  Zompt. 
X,  7,  3  po8$it  nicht  Bonnell,  sondern  Frotscher. 
X,  7,  20  neque  vero  ianta  Ht  nicht  Halm,  sondern  Jeep,  i. 
PhiloL  XXXIV,  p.  743. 

1)  Die  zahl  36  fehlt  in  der  ausgäbe. 


Jabresberichte.  543 

Aucb  in  der  Adnotatio  critica  tiod  viele    conjecturen   neaereD 
rten   beigelegt    worden,    die   sich  sämmtlicb  in  dem  texte  der 
fach  erwähnten  Lejdener  ausgäbe  von  1665  finden.     Folgende 
ich  mir  gelegentlich  notirt: 
I»   i,  15  pHma  (Obrecht). 
1,  4,  17  fmt  ui  Menerva  (Spalding). 
1,  6,  31  sive  ill  a  ex  (Halm). 
1,  6,  36   C.  Granius  (Spalding). 

I,  7,  27  propoÄiii  (Spalding). 

II,  1,  6  ex  iw  (W.  Meyer). 

II,  16,  6  aliquando  etiam  (Spalding). 

II,  17,  28  concilittm  (Spalding). 

U,  19,  3  naturae  materia  (doch  natura  maieriae),  ors  äoetrinae 
Spalding). 

III,  6,  23  quam  Flavins  (Spalding). 

Ill,  8,  9  ill  Panegyrico  conqtieritur  (Spalding). 

III,  11,  25  de  ii«  (Spalding). 

IV,  2,  53  quidam  etiam  (Obrecht). 

V,  10,  62  diducil  (Ualm). 

Yl,  1,  36  quale  sit  si  Spalding  (quale  si  die  L.  A.). 

VI,  1,  47  ita  neque  ilium  (Meister). 
Tl,  3,  6  sahum  (Rollin  u.  a.). 

Till,  3,  68  alii  in  extremo  (Meister)  (cohaerentes  die  L.  A.). 
Till,  4,  25  et  in  ceUis  (Spalding). 

IX,  2,  77  deniqtte  dicendo  (Obrecht). 

X,  1,  72  le^ntiir  (Osann). 
X,  1,  94  multo  (Osann). 

X,  7,  3  aliquando  (von  Bonnell  gestrichen). 

XI,  1,  28  si  criminis  esse  loco  (Halm)  (loco  esse  die  L.  A.y 
XI,  3,  22  concedere  (Burman). 

XII  Prooem.  4  vel  tutioris  (Burman). 

Indem  ich  lur  besprechung  von  einzelnheiten  übergehe,    wähle 

zunächst   das    erste    buch    um    diejenigen    stellen  in  demselben 

rwäbnen,    an    denen    ich  mit   dem    herausgeber  nicht  überein- 

len  kann. 

I,  1,  2.     Nicht  ganz  sicher  trotz  des  Ambr.  I  scheint  fueruni 

m  satze  sed  hi  pauci  admodum   fuerunt ,    wo  man    nicht    das 

ctum,   sondern   das  präsens  sunt  erwartet:    gerathener  scheint 

it  Bg,    wie  schon  Regius  conjicirt  hat,    zu  schreiben:    fuerii 

nertlum. 

1,  5  ziehe  ich  die  lesart  der  alten  ausgaben   quae^   auf  wel- 

nur  das  que  in  MS  hinweist,    dem   handschriftlichen  quo    vor, 

8    nicht   aaf   die    verschiedenen   grade  des  falschen  ankommt; 

der  folgende  (mit  nam    eingeleitete    satz    begründet    nur    die 

Bche,    dass    das  gute   leicht   in    schlechtes  umgewandelt  wird, 


544  Jabresbericlite. 

nicht  aber  umgekehrt  das  fehlerhafte  in  richtiges.     Hier  Latte  wal 
die  lesart  des  Argentoratensis  mmquam  erwähnung  verdient. 

1,  8  würde  ich  plane  dem  plene  vorziehn,  s.   1,  20. 

1,  10.  Ualm  bemerkt  zu  plurimis,  dass  diese  uazweifelhai 
richtige  lesart  nur  in  A  steht,  während  die  andern  pltfrf6t»  babcs 
Aber  nicht  jetzt  erst  ist  dus  richtige  aus  A  hergestellt,  nicht  alleii 
Aldus  schrieb  so,  dasselbe  ßndet  sich  auch  schon  in  der  ttasdei 
ausgäbe  von  1555  und  in  der  Kölner  von  1555. 

1,  11  bezeichnet  Uulm  habere  paedagogosque  als  die  lesart  der 
alten  ausgaben.  Dies  bedarf  jedenfalls  der  berichtigung ,  in  ihoea 
heisst  es  vielmehr  gewöhnlich  so :  v.  habere  n.  p.  paedagogm 
(oder  auch  paedagogosque)^  in  der  Aldina:  paedagogosque  puent 
habere,  in  demselben  paragraphen  ziehe  ich  ab  hiSy  was  durek 
Ab  empfohlen  ist,  dem  ab  iis  vor. 

1,  13  recht  ansprechend  ist  die  conjectur  des  Regius  1^ 
enim  accidunty  wie  ^.  32  hinc  enim  accidit  II,  1,  3  \mc  ergo  oc- 
cidit  VIII  prooem.  3  unde  exhstimani  accidisse  und  XJ,  2>  IQ  tcndt 
accidit, 

1,  15  unrichtig  ist,  wie  oben  bemerkt,  die  angäbe,  da« 
prima  von  Obrecht  herrühre,  bei  der  übrigens  nothwendig  binxu- 
gefügt  werden  musste,  dass  derselbe  auch  no»  vor  possel  einschidit: 
es  steht  schon  in  der  Lejdener  ausgäbe  von  1665  dagegen  bat 
sich  Burmau  und  in  neuerer  zeit  Gernhard  ausgesprochen,  letzterer 
deshalb,  weil  es  der  bei  (luintilian  üblichen  Wortstellung  wider> 
streite;  um  dies  zu  beweisen  vergleicht  er  1,  18  aetas  prior  2,  4 
ifi  aetate  prima  11,  2  in  aeia%e  prima,  übersieht  aber  Prooen.  6 
ctiiiis  prima  aetas,  eine  stelle,  die  seine  behauptung  umstösst. 

In  ahnlicher  weise  scheint  die  bemerkung  Halm's  zn  1 ,  18 
über  den  gebrauch  von  ipse  ille  im  gegensatz  zu  hie  ipse  uod  if 
ipse  etwas  zu  allgemein  gefasst  zu  sein;  ipse  iüe  kommt  alleii 
in  solcher  Stellung  bei  (luintilian  vor,  aber  IX,  4,  26  lesen  wir 
auch  ipsum  hoc  und  VIII,  2,  3  ipsum  id. 

1,  20.  Statt  plane  steht  in  den  meisten  ausgaben  plenam, 
was  sich  allerdings  dem  sinne  nach  sehr  gut  empfiehlt. 

Auffallend  und  kühn  ist  die  Verbindung  amariludiitem  rtfot- 
midare:  ich  möchte  deshalb  vorschlagen  zu  lesen:  amarÜvä»* 
semel  percepta,  so  dass  also  sUidia  als  object  zu  reform,  zn  er- 
gänzen ist. 

1 ,  26  ist  an  dem  überlieferten  notum  kein  anstoss  zu  Dek- 
men,  die  conjectur  Ueiudorfs  inventum  ist  demnach  aLi  iiberfiüttif 
zu  beseitigen. 

2,  3.  Nach  Quintilian's  ansieht  ist  es  ganz  unsweifelhaft, 
dass  ein  redner  gar  nicht  gedacht  werden  kann,  der  nidit  aack 
in  moralischer  beziehung  tadellos  ist,  darum  ist  die  conjectar  des 
Badius  etiam  si  posset  wohl  berechtigt. 


Jakrariwiclite»  S45 

Za  2,  4  ist  zn  bemerken,  dags  nicht  A  alleio,  wie  notirt  ist, 
rrumfkantur  hat,  sondern  auch  T  von  zweiter  hand. 

Die  Worte  iam  hercule  quam  conservatae  sandissime  uirchlque 
»tniofiis  sind  richtig  von  Halm  erklärt:  „es  gibt  viele  beispiele 
ifar  (dass  die  sitten  in  den  schulen  verdorben  werden)  sowie 
ifiir,  dass  der  gute  ruf  an  beiden  orten  (in  der  schule  nnd  zu 
luse)  treu  bewahrt  wird.  Aber  der  sinn,  welchen  man  erwartet, 
A  dieser:  es  gibt  viele  beispiele  dafür,  dass  an  beiden  orten  der 
inte  ruf  sowohl  verletzt,  als  auch  treu  bewahrt  worden  ist.  Des- 
ilb  ist  ein  wort  einzuschieben,  welches  den  gegensatz  zu  cons^r- 
vloe  sandissime  bildet;  in  L  steht  es  sogar,  nämlich  laesae,  (in 
leo  alten  ausgaben  gewöhnlich  perdifae)  y  nur  mag  es  nicht 
m,  sondern  nach  hercvUe  gestanden  haben.  In  der  auch  sonst 
IbKcben  form  lese  verband  sich  die  erste  silbe  leicht  mit  der  ebenso 
luteDden  letzten  des  vorhergehenden  hercule  und  so  verschwand  das 
irort  allmählich  vollständig  aus  den  guten  handschriften. 

In  demselben  paragraphen  scheint  mir  die  Stellung  der  werte: 
Rom  el  potest  turpis  domesticus  esse  praeceptaty  nicht  unbedenklich 
n  sein,  lieber  würde  ich  mit  Bg  und  andern  schreiben  nam  et 
fnkti  turpis  esse  domesticus  praeceptor. 

2,  7  nimmt  Halm  aus  A  audiunt  auf,  warum  nicht  lieber 
■it  B  in  Übereinstimmung  mit  dem  vorangehenden  nos  docuimus 
Boeh.oiidienifil? 

2,  24.  Sehr  auffallend  sind  die  worte  ea  nobis  ingens  pakna. 
[Inter  dem  sie^espreis,  um  den  es  sich  hier  handelt,  kann  schwer- 
ich  etwas  anderes  verstanden  werden,  als  die  jeden  monat  von 
ieaen  festgestellte  rangordnung  der  schüler  unter  einander:  das 
:aon  aber  kaum  durch  palma  ausgedrückt  werden,  sondern  hier 
legt  uns,  wenn  nicht  alles  trügt,  ein  fall  vor,  wo  A  und  Bg  von 
Breiter  band  richtig  corrigirt  sind,  in  diesen  steht  nämlich  palmae 
mtsnlio:  daran  schliessen  sich  dann  sehr  passend  die  worte  dticere 
fro  dassem  multo  pulcherrimum  an. 

2,  29.  Es  ist  kein  grund  vorhanden  die  lesart  in  A  velit^ 
oiu  puer  leicht  als  subject  ergänzt  werden  kann,  aufzugeben,  es 
t  dies  dem  so  unbestimmten  veUs  entschieden  vorzuziehen. 

2,  30  ist  loquitur  nicht  ohne  anstoss;  subject  dazu  kann 
dits  andres  sein,  als  animti«,  wer  aber  möchte  sich  so  ausdrü- 
Leo  ?     Sehr  nahe  liegt  es  mit  Par.  2  und  5  loquimur  zu  schreiben. 

3,  14  folgt  Halm  Zumpt,  welcher  et  oder  id  nach  quamlibet 
sstrichen  hat:  zu  einer  änderung  der  Überlieferung  liegt  aber 
sin  grund  vor,  warum  soll  man  nicht  mit  B  lesen  quamlibet  id? 
ie  früheren  ausgaben  haben  meist  quamquam  el,  die  Pariser  von 
>20  quamquam  id. 

Mit  recht  hat  Halm  aus  der  übereinstimmenden  lesart  der 
iteo  handschriften  iniuriae  geschrieben  initiria  est;    indessen  ent- 

Plulologns.  XXXY.  bd.  3.  35 


S4S  MimbclricU^ 

steht  ans  dieser  änderung  die  unbeqaenlidikeit ,  dtm  et$  auf  der- 
selbeo  seile  zweimal  wiederkehrt.  Röonte  nan  nickt  das  ente 
est,  welches  noch  dazu  nach  servile  leicht  eingedrungen  ist, 
streichen  ? 

A,  1  halte  ich  an  ^rommoficis  mit  B  fest,  weil  in  dea  til- 
genden von  dem  griechischen  und  dem  lateinischen  grammatiksr 
die  rede  ist. 

4,  4  ziehe  ich  den  indicativ  uiuniur  mit  A  den  conjuactiT 
utaniur,  welchen  man  hier  nicht  erwartet,  vor. 

4,  9  hemerkt  Halm  dass  noiam  sich  nur  in  deo  auagahea, 
nicht  aber  in  den  handschriften  finde;  dies  ist  sehr  zu  beiweiMBy 
wenn  wir  niclit  das  zeugniss  Gibson's  missachten  wollen,  welcher 
es  ganz  bestimmt  ausspricht  und  es  (vielleicht  im  Joaon.)  gescha 
hat.  Damit  ist  aber  zugleich  dem  werte  seine  Stellung  naek  ad- 
tpiralkmie  gesichert. 

4,  13  cectdif  schreibt  Halm  mit  unrecht  Ritschl  xa,  wie  oben 
schon  bemerkt  ist,  es  findet  sich  bereits  in  den  aasgaheo  vea 
Obrecbt  und  Gibson. 

Die  conjectnr  Spaldings  lauius  fur  loiw  verdiente  in  den  text 
aufgenommen  zu  werden,  dagegen  war  nicht  mit  A  za  Moden 
mille  ialia,  sondern  m'iUe  aUa  hier  wie  II,  15,  23.  IX,  3,  i  bci- 
zubehalten. 

Nachdem  vorangegangen  ist  Neque  hos  modo  nomrit  imila- 
lionee  verdient  im  folgenden  die  lesart  des  B.  eed  et  quae  eat- 
schieden  den  Vorzug  vor  der  des  A.  in  welchem  el  fehlt. 

Am  ende  des  paragrophen  möchte  ich  am  liebsten  zn  der  ffi- 
lieren  lesart  aeMU  fuerunt  zurückkehren,  obgleich  diese  redensarl, 
wie  Spalding  bemerkt,  ungewöhnlich  ist:  es  steht  übrigens  auch  is 
A,  wo  oc  lases  fehlt,  und  eine  spur  davon  scheint  in  B  io  der 
silbe  oe  übrig  geblieben  zu  sein. 

4,  14  ist  das  zweite  ipsa  vor  alteri  so  auffallend,  dass  bmi 
fragen  darf,  ob  man  dem  Quintilian  eine  solche  nachlässigkeit  ia 
ausdruck  zuschreiben  darf:  mir  scheint  es  rathsam  dasselbe  n 
streichen.  —  In  der  adnot.  critlca  steht  20  fiilsch  vor  lillirs 
statt  vor  ut, 

4,  16  die  angäbe  über  Sejfferts  conjectnr  konnte  geasser 
sein.  Wie  ich  bereits  in  den  Jahrbb.  für  philologie  1862,  p.  645 
roitgetheilt  habe,  lautet  dieselbe  nach  einer  mir  von  Sejffert  pc^ 
sönlich  gemachten  mittheilung  iiotrio;  Culchidis. 

4,  17  uf  vor  Menerva  steht,  wie  oben  bemerkt,  nicht  sscrit 
in  der  Spalding'scben  ausgäbe,  sondern  in  sehr  vielen  alten  sei 
neuen;  dasselbe  verdiente  wolil  in  dem  texte  zu  stebn. 

Ebenso  ist  schon  oben  bemerkt,  dass  4,  25  scmfa^iliir  bmU 
nie  von  Burman  in  den  Addenda  herrührt 

4,  28  ist  die  conjectnr  Keil's,  nämlich  el  vor  qumimm  mM 
nöthig. 


5,  5  ist  vidkicht  Prima  so  ändern. 

5,  18  III  vor  ufitti«  ist,  wie  oben  bemerkt,  unrichtig  ab  con- 
tur  Keil'«  bezeichnet,  es  findet  sich  in  sehr  vielen  ausgaben. 

5,  20  ist  in  vor  inumpis  und  38  per  vor  quas  nach  A  ein* 
letzt:  diese  Wiederholung  der  präposition  scheint  Quintilian  nicht 
nenthiimlich  zu  sein,  deshalb  möchte  ich  sie  an  beiden  stellen  mit 
streichen. 

5,  22  die  werte  in  hoc  tragen  sehr  offen  den  Stempel  einer 
erpoladon  an  sich,  sie  könnten  mindestens  ebenso  gut  hier,  wie 
r  den  folgenden  Substantiven  fehlen.  Das  citat  zu  5,  20  muss 
Cat  84. 

Zu  5,  28  war  ausserdem  zu  citiren  Aen.  IV,  525. 

5,  29  aUa  —  alia,  ist  nicht  ohne  bedenken:  miisste  es  nicht 
ffi  alial  da  an  zweiter  stelle  alias  in  A.  steht,  so  liegt 
i  annähme,  dass  an  der  ersten  das  s  nnr  aus  versehn  wegge- 
len  ist,  sehr  nahe.  Indessen  bin  ich  durchaus  nicht  für  aUas 
igenommen,  und  stimme  Spalding  bei,  welchem  diese  worte  als 
N»em  verdächtig  erscheinen. 

5,  30.  Namque  ist  conjectur  des  Regius,  durch  die  hand- 
iriften  bestätigt,  ebenso  11,  3  nimiuB. 

5,  32.  Auf  grund  des  A,  in  welchem  statt  ImiaxkCfAovg 
0taci$mu9  steht,  ist  vielleicht  nach  ersterem  et  fAVzaxtCfAOvg 
izuschalten ,  welches  bei  der  ähnlichkeit  der  worte  leicht  aus- 
llen  konnte.  Dieser  fAtnaxiCfiog  wird  hei  den  griechischen  rhe- 
ren  oft  genug  erwähnt,  so  dass  es  nicht  unwahrscheinlich  ist, 
IS  Quintilian  ihn  hier  besprochen  hat  Dieselbe  vermuthung  hat 
ch  Claussen,  wie  später  erwähnt  werden  wird,  aufgestellt 

5,  43.  Das  gut  beglaubigte  quamquam  id  klingt  ansseror- 
itlich  steif  und  ungelenk,  besser  ist  es  mit  A  quod  zu  schreiben. 

5,  57  fehlen  die  citate  ans  Cicero  und  Horaz;  dasselbe  gilt 
D  ^.  65. 

5,  68.  Die  conjectur  des  ref.  auf  ex  duohue  steht  ebenfalls 
lon  in  der  Lejdener  ausgäbe. 

In  demselben  paragraphen  kann  epi  vor  praepositio  kaum  ent- 
irt  werden;  da  nämlich  der  zweite  theil  des  Wortes  raeda  ge- 
int ist,  so  entspricht  es  der  einfachheit  und  bestimmtheit  Quin- 
an's  durchaus  nicht,  dass  der  erste  theil  ausgelassen,  resp.  mit 
wpoeilio  bezeichnet  sein  sollte.  In  A  steht  epi  auf  rasur  von 
eher  band,  aber  es  steht  auch  p  d.  i.  prae,  der  anfang  des  fol- 
iiden  Wortes,  auf  rasur,  eins  kann  wie  das  andere  nicht  ent- 
irt  werden. 

Die  worte  neque  Graecue  tarnen  neque  Gallus  utitur  conposilo 
d  in  hohem  grade  verdächtig  und  scheinen  der  unnütze  zusatz 
les  glossators  zu  sein,  welcher  jeden  auch  den  leisesten  zweitel 
BT  die  auffassung  der  stelle  vermeiden  wollte:  denn  aus  dem  fol- 
ndeii  Bomani  swum  ex  dUeno  utraque  fecerunt  ist  es  ja  hinläng- 

35* 


549  «RiRNiMricMi^ 

lieh  klar,  dass  die  Griecheo  sowie  die  GaHier  die 
nicht  kaDiiten;  das  aber  aach  nur  voraunuaetaen  heiaat  deai  9aia- 
tilian  eine  grosse  gedankenlosigkeit  zutraun,  denn  wenn  auch  die 
Griechen  und  Gallier  sich  der  ausammensetsung  bedieoC  hatlea,  aa 
krauchten  die  Römer  sie  nicht  erst  an  hUden. 

6,  14.  Die  conjectnr  des  Gallaeus,  welcher  cum  nach  «I 
eingeschoben  hat^  ist  überflüssig,  vgl.  Addend,  p.  367,  Oherhaapt 
nichts  zu  ändern:  dagegen  darf  dasselbe  cum  6,  29,  wo  es  Hakn 
mit  A  gestriclien  hat,  nicht  fehlen:  es  handelt  sich  hier  um  einea 
concreten  fall,  in  welchem  die  nothwendigkeit  der  etjmologie 
nachgewiesen  wird. 

Die  vermuthung  Christ's,  dasa  6,  29  emmiiri  nach  ne  la 
schreiben  sei,  ist  zwar  wegen  des  gleichen  vorangehemjleQ  bock- 
Stäben  sehr  einfach,  aber  nicht  nothwendig,  da  ^  meHfirl  keia 
anstoss  zu  nehmen  ist. 

6,  31.  Was  Halm  vorschlägt  sive  ill  a  es  graeci$  stell 
bereits  in  vielen  alten  und  neuen  ausgaben,  auch  der  Spaldfi^pchca, 
ebenso  ist  36  C.  Graniui  nicht  conjectur  Spaldinga,  aondem  steht 
schon  u.  a.  in  der  Lejdener  ausgäbe. 

7,  1  dürfte  es  sich  sehr  empfehlen  hoc  nicht  mit  A  in  dea 
text  aufzunehmen. 

7,  19  ist  nicht  bemerkt,  dass  Regius  hi  vor  Sottas  coaji- 
cirt  hat. 

7,  21.  Nicht  unbedenklich  ist  Halm'a  Vorschlag  fnimum  is 
Oaly  obwohl  man  allerdings  in  hier  erwartet,  für  (inaoripf ioMa  esH 
pfielilt  H.  Keil  unter  Halm's  Zustimmung  in  d.  Addend,  p.  367  dss 
plural  inicriptionihus)  d^isselbe  in  hat  er  auch  IV,  5,  22  dorcft 
conjectur  hinzugefiigt. 

7,  27.  Nicht  allein  S^dingr^  bfit.  proposui  und  nicht  er 
zuerst,  sondern  so  steht  in  den  meisten  ausgaben,  in  eioigien«  aack 
proepoaiii. 

7,  33  halte  ich  mit  B  an  agendi  fest. 

8 ,  5.  Die  zu  heroi  angegebnen  stellen.  i^ttrjJeai  puMWader  n 
5,  28  citirt  sein,  wo  das  wort  zum  ersten  mal  v^irki^ait. 

9,  6  verdiente  bemerkt  zu  werden,  dasa  aAotkBfsfpum  aai 
oratareB,  was  er  im  Flor,  vorfand,  rhetores  conjicirt  hal  KcM 
conjectur  ist  auch  in  die  meisten  ausgaben  übergegangeo»  SpaMt^g 
aber  erklärte  sich  dagegen,  da  an  der  richtigkeit  von  ftrasitfimm 
um  so  weniger  zu  zweifeln  sei,  als  dies  auch  in  d^  ahaürlw 
stelle  II,  1,  1  praeceptoribus  eloquenliae,  latinii  quiiem  mmftr, 
9ad  etUtm  graecis  interim  vorkomme.  Da  sie  durch  A  hatfrigt 
ist,  so  steht  ihrer  aufnähme  kein  hinderniss  entgegen. 

10,  13  wird  der  schlusssatz  dadurch,  dasa  aiit  A  fiiiil  fir 
de  Philosophie  eingeschoben  wird,  viel  gefälliger,  ab  er  oa  jelil 
ist;  auch*  schliesst  sich  dus-  ^»Igende  ikoea  mamnoa  a#  ab  gegm 


^ 


549 

mU  «der  auch  ab  iteigeruiig  «elir  scböo   an   dieiflii   an,   wiUirend 
i«lzt  Mde  unvermittelt  nebeo  ciBaader  stehn. 

le«  18  iflt  H^herbolni  drackfelilef  für  Bgpm^Um  ml  auf 
lenelbeo  aeite  aoter  dem  texte  soll  2  ataft  1  fteba.  Non  mho 
looo  ist  eine  sehr  ansprechende  conjecinr  Gesner's,  welche  wohl 
■afgtnommen  su  werden  Ferdiente. 

10,  29.  Äc  H  statt  At  9i,  wie  man  früher  las,  conjidrte 
B|mkKng,  theilte  aber  auch  in  der  Praef.  p.  LXXIX  mit,  dass  tn 
larch  Tur.  bestätigt  werde. 

10,  39.  Nicht  unbedenklich  ist  es,  mit  B  veris  Hmtlia  her- 
lastellen,  während  es  an  allen  andern  stellen  t?0ri  simlUä  heisst 
Ohne  grund  ist  das  folgende  wort  geometria  von  Christ  umge- 
ludert,  warum  soll  es  nicht  subject  sein?  Eine  fortsetzung  des 
Uer  gesagten  folgt,  nachdem  eine  reihe  von  einzelheiten  bespro- 
chen sind ,  f.  46  in  den  worten :  quid  quoA  se  eaäem  geomeiria 
Mit  ad  ratianem  usque  mundi?  Dadurch  scheint  es  ausser  allem 
Eweifel  zu  sein,  dass  an  unsrer  stelle  nicht  zu  ändern  ist. 

Ebenso  hat  10,  42  die  vermuthung  fiatms  sst  taUa  fQr  aed 
idia  geringe  Wahrscheinlichkeit. 

Wie  11,  14  gegen  A  iis  nicht  his  geschrieben  ist,  so  diirfite 
CS  sich  auch  wohl  empfehlen  in  dem  folgenden  paragraphen  de  ils 
SS  schreiben. 

Nach  dieser  musterung  des  ersten  buches  wenden  wir  uns 
um  achten  und  auch  in  diesem,  in  welchem  Halm  d^  conjectural- 
kritik  einen  weiten  Spielraum  gegeben  hat,  sind  die  stellen  ver- 
Mtnissmässig  selten,  an  denen  ref.  andrer  olinung  ist 

VIU  Prooem.  3  möchte  Halm  lieber  mfuerM  als  das  eiafache 
fmrmty  die  ähnliche  ausdrucksweise  1,  6,  34  jedoch  ludus,  quia 
^  lof^iaime  a  lu$u  dürfte  wohl  geeignet  sein,  von  jeder  verän- 
iemog  abzumahnen,  im  deowelben  paragraphen  verdient  fplaceni 
iea  Vorzug  vor  placet  der  besseren  handschriften :  denn  in  dem 
*elativsatze  erwartet  man  offenbar  einen  dem  vorai^egangnen  ap- 
ima  ähnlichen  begriff. 

Prooem.  8  empfiehlt  Halm  quaeque  post  statt  ^fiNis  pasty  was 
iiircliaus  ohne  anstass  ist,  zu  schreiben. 

Prooem.  11  rühren  die  worte  dissoloi  per^ratione  nicht  von 
*|mkling  her,  wie  oben  bemerkt  ist,  sondern  haben  schon 
riibseitig,  vielleicht  durch  Aldus,  eingaag  in  die  ausgaben  ge- 
laden. Ebenso  ist  es  19  Halm  uud  auch  schon  Spalding  ent- 
mogeuj  dass  sint  in  den  älteren  ausgaben,  wie  der  Leydener  stellt ; 
■  aafang  desselben  satzes  haben  geringere  handschriften  sed,  was 
ef.  der  conjectur  Zumpts  at  vorzieht. 

Erwähnenswert h  war,  dass  Prooem.  13  Rollin  die  worte  de 
wfuie  «locttlionis,  die  er  in  seinen  handschriften  fand,  (sie  stehn 
leh  in  G)  gestrichen  hat. 


SSO  Jahresberichte. 

Prooeni.  23  läasi  sich  das  activun  rechtfertigen^  die  eoDJectir 
Spaldings  dbumhrantwr  und  siranguUmtur  ist  nicht  nothwemfig. 

Prooem.  80  nimmt  ref.  nicht  nach  sondern  vor  lahoraM  om 
lücke  an^  welche  vielleicht  in  folgender  weise  ansinf&llen  ist:  ifA 
non  sails  insiruotus  srii  lahorahit. 

2,  2.  Könnte  man  der  Überlieferung  durch  die  schreibag 
causa  et  necessiias  postulent  sich  nähern,  immerhin  aber  gesteht 
ref.  dass  die  gewöhnliche  lesart  causae  necessiias  fosiuUi  ihm  sa 
meisten  zusagt. 

2,  8  schliesst  sich  der  in  der  adn.  critica  gemachte  Torschl^ 
Halm's  cum  quod  commune  esi  aUis  nomm  noch  mehr  als  seine  io 
den  text  angenommene  conjectur  cum  commime  ei  alils  wmm 
an  die  Überlieferung  an. 

2,  17.  Nach  loquaciiaie  konnte  et  leicht  in  die  handschriftca 
eindringen;  nach  beseitigung  dieser  conjunction  und  mit  beilM- 
haltung  der  emendation  Christ's,  also  in  dieser  iassung  quod  äicm 
nolunt  ipsa  scheinen  alle  bedenken  beseitigt  zu  sdn. 

2,  19  conjicirte  Spalding  niMU,  ref.  nihU  putani  referrt 
Was  Zumpt  in  demselben  paragraphen  vorgeschlagen  hat  oommi- 
iaiis,  hat  sich  auch  ref.  vor  jähren  bei  vei^leichung  des  Tor. 
notirt,  doch  ist  eine  änderung  von  emuiails  nicht  nöthig. 

2,  24.  Die  conjectur  Halm's  esi  fur  id  hat  wenig  wab* 
scbeinlichkeit,  weiter  ist  die  einschiebung  von  iam  vor  ad  tktam 
wenig  nöthig,  wie  die  conjectur  Christ's  dstcendomiis,  dagegci 
verdient  Spaldings  verschlag  quando  für  quod  volle  beachtnng. 

3,  S  ist  die  conjectur  Christ's,  der  ipsum  nach  ferrum  hün- 
gefügt  hat,  nicht  zweifellos. 

Tanium  vor  iimereiur  ist  schon  von  Regins  gestrichen. 

3,  6  macht  Halm  den  Vorschlag  sed  vor  sanguine  einansdkie- 
ben,  derselbe  empfiehlt  sich  an  und  fiir  sich  nicht,  weil  eine  am- 
drückliebe  bezeicbnung  des  gegensatzes  nicht  nothwend%  eneheisl^ 
um  so  weniger  aber,  als  der  hauptsatz  durch  dasselbe  sed  einge- 
leitet ist  und  eine  Wiederholung  dieser  conjunction  geradezu  oi- 
scbön  sein  würde.  Dasselbe  sed  steht  unbeanstandet  J.  10  vsr 
idem,  am  liebsten  würde  ref.  es  auch  dort  beseitigt  sdin,  geraden 
wie  es  in  dem  folgenden  setze  pulcher  aspedu  esi  aMsia  .  . . 
idem  ceriamini  paraiior  fehlt,  weil  dieser  zweite  satz  doch  keiMi 
gegensatz  zu  dem  unmittelbar  vorhergehenden  bildet. 

3,  11  bedarf  es  keiner  conjectur  in  den  werten  iUud  tkstr* 
vaiione  dignius ,  quod  hie  ipse  honesius  omaius  maierias  gamn 
esse  dehehii  variaiuSy  wo  mit  Tur.  zu  schreiben  ist  deost,  w» 
Spalding  passend  erklärt  lia  demum  decei  hie  omaliis,  ti  fMI 
pro  maieriae  genere  variaius, 

3,  14  ist  nicht  bemerkt,  dass  maieriae  von  Burman  eonjidrt 
ist,  ebenso  wenig,  dass  43  delecia  von  Gesner  und  70  oaniari  tos 
R^ius  wiederhergestellt  ist. 


Jahresberichte.  551 

S,  44  sind  die  citate  aus  Sallust  nicht  angegeben. 
Nicht    notbwendig   scheint  3,  53    die   einfögung    von    etiam 
ch  vltanday  wie  Christ  vorgeschlagen  hat. 

3,  59  ist  uaxfifiärtciov  auf  der  viertletzten  silbe  accentuirt. 

3,  68  findet  sich,  wie  oben  bemerkt,  in  der  Leyd.  ausgäbe 
8  von  dem  ref.  conjicirte  in  vor  extremo,  ebenso  4,  25  die  ver- 
ithung  Spaldings  et  in  vor  cellis, 

3y  86  ist  die  übliche  lesart   Non   tarnen   satis  doquentiae   est 
etc.   ohne   anstoss;    der  Überlieferung  von  A  e^fuentia  ea  wer- 
n  wir  jedoch  näher  kommen ,    wenn    wir   schreiben :    nofi    tarnen 
tis  eloquenti  ea, 

4,  24  beharrt  ref.  bei  der  früher  ausgesprochnen ,  auch  von 
»Ite  im  Philologus  gebilligten  vermuthung,  dass  die  worte  huo 
'  AMlUs  ein  einschiebsei  seien. 

4,  25  fehlt  die  angäbe  des  citato  Phil.  If,  27,  67. 

5,7  ist  kein  grund  vorhanden  et  vor  id,  welchem  bald  dar- 
f  ein  zweites  et  vor  passim  entspricht,  mit  Julius  Victor  und 
aiding  zu  streichen,  welcher  letztere  allerdings  auch  et  an 
'eiter  stelle  beseitigt  hat. 

S,  19.     Wie  oben  bemerkt  steht  schon  in  der  Lejd.  ausgäbe 
iasae  uti. 

5 ,  28  hat  Regius  cUinfs  statt  claris  geschrieben ,  was  ref. 
rxieht.  Passend  vergleicht  Gernhard  zu  unsrer  stelle  6,  4  tif  in 
itUme  quamlihet  clara  proprio  tarnen  lumine  duceat. 

6,  5  wiewohl  die  guten  handschriften  auf  ao  recte  zurück- 
lireu,  so  ist  es  doch  mehr  als  zweifelhaft,  ob  man  dies  für  das 
rfatige  halten  darf,  da  sich  kaum  ein  beispiel  dafür  wird  nach- 
^isen  lassen,  dass  ac  vor  r  steht.  Schwerlich  wird  es  aber  ge- 
gen in  diesem  ac  oder  Imc  (B)  ein  andres  wort  oder  vielmehr 
ite  eines  andern  Wortes  zu  entdecken :  deshalb  ist  es  das  sicherste, 
e  dies  auch  bisher  wohl  ausnahmslos  geschehn  ist,  ac  oder  hac 
berücksichtigt  zu  lassen.  Halm  hat  Christ's  conjectur  aptCy  an 
r  an  und  für  sich  nichto  auszusetzen  ist ,  aufgenommen :  noth- 
»dig  ist  apte  neben  recte  nicht  und  somit  ebenfalls  zu    streichen. 

Im  folgenden  hat  Halm  an  mehreren  steilen  einige  oder  meh- 
re Worte  mit  Christ  gestrichen,  ohne  dass  ein  triftiger  grund 
r  ein  solches  doch  immerhin  gewaltsames  verfahren  zu  erkennen 
ire,  so  9  ut  Livius  Scipionem  a  Catone  adlatrari  solitum  refert 
*  et  a  toto  et  a  partihus  29  et  ex  factis,  quihus  persona  sig- 
tur :  thalamo  quae  fixa  reliquit  impius  und  mit  Spalding  23 
kfs  vis  est,  pro  eo,  quod  dicitur^  causam,  propter  quam  äicitur, 
wre, 

6,  17  capitis  »it^es  ist  wie  oben  bemerkt,  citat  aus  Horat. 
«.  IV,    13,  12. 

6,  19.  Statt  signandisue,  wie  Halm  conjicirt  hat,  scheint  es 
facher  zur  handschriftlichen  lesart  et  signandis  zurückzukehren. 


552  JahreBberichfce. 

6,  26  ist  nicht  erwähnt,  dass  SpaMing  richtig  erkannt  bt, 
dais  die  werte  ei  apud  Tragioos  ah  AegMeo  ab  glMie  m  ilrd- 
chen  sind. 

6y  40  fehlt  zu  denies  alhoe  die  angäbe,  dass  es  nua  Aea.  H, 
681  stammt. 

6,  47.  An  verhiSy  was  Halm  nach  A  vor  vMe  gestricbea,  bt 
schon  Spalding  anstoss  genommen. 

6 ,  66  ist  übersehn ,  dass  auch  die  werte  dtci  irofme  panil 
auf  Spaldings  vermutbung  beruhe;  Gernhard  vermuthet  Jt  id  fA' 
dem  esi,  propier  quod  irapus  sity  quia. 

6,  71  haben  die  werte  hui%u  rei  zu  mannichfncheo  äodemagi» 
vorschlagen  veranlassung  gegeben,  vielleicht  aber  sind  nicht  so- 
wohl diese,  als  das  vorhergehende  figuram  zu  ändern  und  a 
schreiben  curam  huius  rH, 

An  diese  bemerkungen  möge  sich  eine  besprechung  deijenigea 
kritischen  beitrage,  welche  nach  dem  erscheinen  der  Halm'schei 
ausgäbe  veröffentlicht  sind,  anschliessen. 

13.  Zunächst  registriren  wir  eine  kleine  anzahl  von  cot* 
jecturen,  welche  Moriz  Haupi  im  Hermes  hat  erscheinen  lasiM. 
Zuerst  hegegnen  wir  der  vielbesprochnen  stelle  I,  A,  8,  welche  er 
IV,  p.  35  in  folgender  nicht  überzeugenden  fassung  darbietet:  rm 
enim  sie  optimum  dicimti«  ut  ocimum.  Ebendaselbst  empfiehlt  er 
VI,  3,  97  so  zu  lesen :  fdiciias  eety  quam  vocani  sopienltam,  offieo- 
bar  deshalb  weil  es  dem  ursprünglichen  verse  facUiias  esl,  quam  etc. 
sehr  nahe  kommt  Indessen  überzeugend  ist  auch  diese  ändenu|[ 
nicht,  ref.  hält  vielmehr  an  dem  handschriftlichen  herediia»  fot, 
welches  dem  allgemeinen  begriff  in  fdiciias  vorzuziehn  ist 

Vif,  2,  33  hat  das  handschr.  encenia  mehrere  verbeasemog»- 
vorschläge  hervorgerufen ,  so  schrieb  Gallaeus  pro  encaenio  (L  e. 
iirociniojy  Burman  per  encomia,  Gesner  pro  encomio,  Halm  vtf- 
muthet  pro  re  levi  oder  etwas  ähnliches,  Haupt  iV,  p.  335  m 
pro  naenia  ducendum  acdus  primum, 

Vlll  Pr.  12  an  einer  stelle,  welche  die  mannichfiichstea  bei- 
serungsversuche  aufzuweisen  hat,  liest  Haupt  aperia  qtutsdam  am 
esi;  ref.  ist  auch  von  der  richtigkeit  dieser  conjeetur  nicht  ube^ 
zeugt,  sondern  entscheidet  sich  vielmehr  für  Halm's  vennatbiiif 
materia  quidem  varia  esi, 

Vlll,  2,  13  schreibt  er  navis  silataria  statt  navis  saeoamt 
3 ,  24  porricere  statt  polUcerent  mit  berufung  auf  Verg.  Aeo.  5, 
238,  776  Macrob.  Sat  3,  2;  ferner  3,  54  cui  siasin  (oder  ctu- 
Civ)  cum  declamans  6,  42  nam  fit  longa  et  impsdiia,  uhi  essgh 
siiorlhus  cam  iungas ,  wo  congestioribus  etwa  soviel  bedeutet  wi« 
cumulatiorihus ,  endlich  6 ,  64  nachdem  er  sich  fiir  cerit  (niebt  in 
ceris)  und  gegen  die  annähme  einer  lücke,  wie  Halm  will,  at^ 
aUo  (i.  e.  alium  in  finem)  erklärt  hat,  schreibt  er  pHurims  modti 
scripta,  quam  quo  eum  qui  maxime  placeret  ejrperirelur. 


Jahresberichte.  558 

Im  Hermes  V,  p.  317  behandelt  Haupt  die  bis  sor  unkeant- 
hkeit  in  den  bandschriften  entstellten  werte  in  VIII,  6,  38.  Das 
lultat  der  Untersuchung ,  dem  der  ref.  im  ganzen  beistimmt,  ist 
^e||les:  Sed  hoc  fdiciter  evaluit  bezieht  sich  auf  das  unmittelbar 
rhergehende,  auf  laureati  pastes,  dann  folgen  die  worte  adianoeta 
r  ferwius  in  Graeols,  ocoeluditui  ist  nicht  zu  enträthseln,  es  ist 
r  dativ,  abhängig  von  videmur  und  enthält  den  namen  eines 
ammatikers  oder  andern  Schriftstellers,  den  Quintilian  im  scherze 
*  honus  nennt  (N),  der  letzte  satz  lautete  so:  dtirs  etiam  iungere 
quiteneniem  et  dividere  (mit  Obrecht)  septentriones  videmur;  zu 
quitenmiem  ist  Aen.  3,  75,  zu  septentriones  Georg.  8,  881  zu 
rgleichen. 

14.  Richard  Volkmann,  die  rlietorik  der  Griechen  und 
imer.  Berlin.  1872.  (S.  Philol.  anz.  V,  7,  p.  821).  In 
ssem  trefflichen  buche  bespricht  Volkmann  in  sehr  beach- 
iswerther  weise  mehrere  schwierigere  stellen,  an  denen  man 
m  theil  bis  jetzt  noch  keinen  anstoss  genommen  hat,  so  p.  78 
ro.  über  III,  11,  6.  An  einer  früheren  stelle  p.  64  weist  Volk- 
inn  nach,  dass  Hermagoras  aXnov  ahCov  statt  cvyixov  gebraucht 
t,   wenn   der  verklagte  zu  seiner  vertheidigung  die  veranlassung 

seiner  that,  die  das  aXuov  des  klägers  ausmacht,  angibt  und 
igt  dann  a.  a.  o.  dass  Quintilian  dieselben  worte  al^uov  ahiov 
r  das  lateinische  causa  ex  causa  gebraucht.  Wiewohl  die  band- 
firiflen  exatuov  haben ,  so  ist  doch  diese  vermuthung  nicht  un- 
ihrscheinlich. 

V,  10,  82  (vgl.  p.  170)  stimmt  er  mit  L.  Kajser  (in  seiner 
iprechung  von  Volkmann's  Hermagoras  in  Fleckeisens  Jahrbb. 
(66,  p.  844)  dahin  überein,  dass  die  worte  quam  quidam  vXrjv^ 
i  JvvafAiv  nominaverunt  als  glosse  zu  streichen  seien. 

V,  10,  54  (vgl.  p.  175)  hält  Volkmann  mit  grosser  wahr- 
leinlicbkeit  seu  fine  nach  dem  vorangegangnen  finitione  für  eine 
tographie,  die  folgenden  worte  nam  utroque  modo  traditur  für 
I  dieselbe  vervollständigendes  glossem. 

IX,  2,  103  (vgl.  p.  216)  empfiehlt  er  av^koyi^v  statt  iiaX- 
yiqv:  eine  vermuthung,  die  dem  ref.  ganz  passend  zu  sein  scheint. 

IX,  3,  87  empfiehlt  Volkmann  p.  126  uvodog  statt  utpodog 
lesen :  auch  dagegen  hat  ref.  nichts  einzuwenden. 

15.  Jo.  Nie.  Madvig,  Adversaria  criiica  ad  scriptores 
inos.  Hauniae  MDCCCLXXIU  bespricht  auf  wenigen  seiten 
535 — 541  nicht  weniger  als  16  stellen  aus  verschiedenen  bü- 
srn ,  welche  er  zum  grössten  theil  im  engsten  anschluss  an  die 
srlieferung  glücklich  wiederherstellt.  Denn  es  verdient  ent- 
lieden  billigung,  dass  er  I,  4,  3  loquendi  statt  loquendo  ge- 
irieben  haben  will,  theils  darum,  weil  der  sinn  den  genitiv  und 
fat  den  ablativ  verlangt,    theils  weil  bei  sine  und  cum  überhaupt 


S54  Jahresberichte. 

nicht  das  geruDdium  steht.     Ebeoso  weoig  ist  es  swrifdiiaft,  iam 
I,  6,  14  die  lesart  des  Ambr.  1  fion,  welche  auch  zuerst  isi  Bener 
codex   stand  ^    wofür  später   nomina   io  den  text  eiogedrunges  iit, 
mit  Madvig  aufzunehmen  ist,   also:    ui  non,  quamvii  etc     mphtig 
lind  ferner   die  conjecturen  V,  14,  12   hlc  potent  videri  di$i$9 
inieniio  und  VI,  3,  102   quae  de  ueu  ipeo  •  .  •  oomplsjnit  mm, 
audeo    confirmare  plane    [esse]    necessaria  4,   9   Neqae  iam 
cum  his  ipsls   monilorilHis   dam   res  fit  (so  Spalding  ans  ds- 
resp$\  quidam  faciunt,  ui  aperte  quoque  rixentur  Yll,  10,  13 
oopias  suas  partim  ad  casus  proeliorum  retinentie^   partim  per 
castella   tuenda    custodiendasve   urhes  .  .  .   dicidentis    .    (ftfos   hat 
Madvig  ausgelassen,  wahrscheinlich  nur  aus  versehn)  IX,  2,  47  «1 
itta  staiim  prima,  quae  ducitur  a  negando,  quam  »onnu[li  atxt- 
qiQaifiv  vacant,     2,  69  aperta  figwra  perdit  hoc  ijMum,  quo  fffun 
est  2,  100  Comparationem  equidem  video  figuram  nunc  «cse,  cv« 
sit  interim  .  .  .  causae  genus,   et  si  talis  eius  forma,   quaUs  est 
pro  Murena:  „vigilas  tu  ,  ,  ,  et  cetera^,  nescio  an  orafioiiis  poliw 
quam  sententiae  sit.     4,  6   Neque,  si  pravi  pedes  vim  deirdhunt 
rdtus   ....   compositionis   est    iudicandum,     XI,  1,  3    si   gentu 
sublime  dicendi  parvis  causis,  par  cum  limatumque  grandibus  .  .  . 
adhiheamwl  wiewohl   auch  parcum  genus  dicendi  nicht  gerade  üb- 
lich ist;  wenn  pressum  nicht  von  der  überlieferuog  zu  sehr  abwiche, 
würde  es  unbedingt  vorzuziehn  sein. 

Nicht  nothwendig  scheint  1,  10,  1  die  an  und  fur  sich  bochit 
einfache  und  ansprechende  Verbesserung  posui  in  den  Worten  Baec 
de  grammatice ,  quam  hrevissime  potui,  non  ut  omnia  dtcermi 
sectatus,  quod  infinitum  erat,  sed  ut  maxime  necessaria,  Madvig 
meint,  dass  in  dem  hauptsatze  das  verbum  nicht  fehlen  dürfe,  weil 
sich  an  das  subject  desselben  sectatus  anschliesse,  aber  unbedingt 
nothwendig  ist  es  nicht,  da  es  sich  auch  auf  potui  hexiehn  kano. 
Weniger  einfach  und  der  Wortstellung  wegen  weniger  empfehleos- 
werth  ist  die  änderung  IV,  5,  8  ut  quo  quoque  de  re  dicturi 
simus  ordine  appareat.  Sehr  einfach  und  leicht  ist  V,  10,  64  die 
conjectur  et  ratio,  quamvis  sit  a  ex  diverse,  eadem  est,  aber  ge- 
rade si(a  befriedigt  nicht.  Sehr  wenig  ansprechend  ist  der  oeae 
versuch  die  mehrfaclb  besprochene  stelle  IX,  4,  63  zu  heilen  ms 
«lim  cohaerent  aliis  sed  praecedentihus  serviunt,  quae  esorditm 
sumunt ,  ut  clausula;  quamlihet  sit  enim  composita  ipsa  ,  ,  .  ve- 
nerlmus,  Ref.  hält  an  der  conjectur  des  Regius  nee  statt  led 
fest,  obgleich  dieselbe  ziemlich  gewaltsam  ist:  somit  ist  vidleidit 
so  zu  schreiben:  non  enim  cohaerent  aliis,  nee  praecedentihus  tef- 
viunt:  exordium  sumunt,  cum  clausula,  quamlihet  sit  oompsfito 
ipsa,  gratiam  perdet,  si , , ,  venerimus.  Endlich  scheint  auch  die  xo 
X,  2,  13  vorgeschlagne  änderung  cum  et  verba  (so  mit  der  CÖlo» 
ausgäbe  von  1527)  ,  ,  .  et  compositio  cum  nhus  aocommodaada 
sit,  tum  nicht  nothwendig  zu  sein. 


Jahretberichte.  955 

16.  0ikM9lioNM  QuiniUianeae,  9cripsit  Joannes  D.  D. 
C1  aussen  dr.  ph.  im  6sten  supplementbande  der  Jahrbücher  fiir 
claasische  philoiogie.     Leipzig  1872.  1873,  p.  319—394. 

In  dieser  abhandlung  macht  der  verf.  eine  ganxe  anzahl  sehr 
beherxigenswerther,  trefflich  begründeter  verbessern ngsvorscbläge. 
So  p.  320  zu  I,  4,  16  Sic  X^dvaCivg,  quem  ^OXt^ia  fecerant 
ilaoles,  ad  UUxen  äeducius  es^,  zu  f»  4,  27  lam  quosdam  iUa  ftir- 
babiml,  quae  decllnatU»i%bu$  non  feruntur.  Nam  ei  quaedam 
pariicifna  (an  verba  Halm)  an  appdlationes  skit,  duUtati  ftoteet, 
quia  aliud  alio  hco  valent  ut  lectum  et  saplene;  (et  Halm)  quae- 
dam verba  appellatUmibM  slmllia  ui  fraudaior  nuMior  p.  322,  zu 
I,  5,  6  hoc  secundum  divisione  complexione  gpatio  sono  contmeri 
mit  Verweisung  auf  ^.  18,  zu  1,  5,  7  nach  der  Berner  bandschrift: 
dociioree  multa  adident.  Vd  hoc  primum,  quod  barbarum 
fhiribus  modis  accipimua:  unum  gentCy  quale  $ii  ...  Alterum 
genui  barbari  acchpimue^  quod  fiai  animi  natura^  p.  323  nimmt 
er  I,  5,  12  die  handschriftliche  lesart  at  in  eadem  vitii  gemina- 
turne  g^en  Ritschi,  welcher  wie  oben  erwähnt  worden  ist,  im 
Rb.  museum  bd.  22,  p.  598  At  enim  adeo  vitii  geminatione  vor- 
geschlagen bat,  mit  recht  in  schütz,  wie  dies  auch  von  Bergk  in 
Pleckeisens  Jahrbb.  f.  phil.  u.  paed.  83,  p.  328,  wozn  zu  ver- 
gleichen ist  Ritschi  im  Rh.  museum  23,  p.  218  ff.  und  von  Bü- 
eheler,  de  declinatione  Latina  p.  54  geschehn  ist.  Grosse  Wahr- 
scheinlichkeit hat  die  p.  324  aufgestellte  vermuthung,  dass  in  I, 
5  ,  25  die  worte  Haec  de  accentihue  tradita  ein  einschiebsei  spä- 
terer zeit  und  somit  zu  streichen  sind;  unzweifelhaft  richtig  scheint 
Mir  auch  die  bemerkung  zu  I,  5,  31  dass  die  worte  nach  acuta, 
weldie  nach  Halms  änderung  lauten :  quoniam  eet  in  flexa  et  acuta, 
nach  der  Bemer  und  Bamberger  bandschrift:  qui  in  eadem  fiexa 
et  acuta  und  die  im  Ambrosianus  fehlen,  nichts  weiter  als  eine 
dittog^phie  sind  und  deshalb  ebenfalls  gestrichen  werden  müssen, 
weniger  gewiss  scheint  es,  ob  auch  die  worte  ne  $it  aliqua  vox 
eine  ociila,  welche  im  Ambrosianus  erst  von  zweiter  band  hinzuge- 
ffigt  sind,  zu  streichen  seien.  P.  327  bespricht  Claussen  eine  ver- 
mnthnng,  auf  welche  ich  ebenfalls  gekommen  bin,  cf.  p.  547,  f, 
5,  32  nach  iiotax^iAovq  die  worte  et  fAvtaxtafiotS g  einzu- 
schalten, nicht  sowohl  deshalb,  weil  auch  dieser  fehler  häufig  von 
den  grammatikem  getadelt  wird,  sondern  hauptsächlich,  weil  bei 
der  äbnlichkeit  dieser  worte  leicht  eins  ausfallen  konnte  und  im 
Anbr.  sowie  im  Bamb.  zweiter  hand  nicht  IwiaxiOfAOfSg  sondern 
miotademue  steht.  Ueberzeugend  ist  p.  328  die  conjectur  I,  5,  33 
recUB  locutio  und  die  Streichung  des  ganzen  satzes  I,  5,  62  quia 
diuahue  longie  eequentibus  primam  brevem  acui  tioeter  eermo  non 
poMur,  scheint  gerechtfertigt,  während  schon  G.  Hermann,  dem 
aeaerdings  Keil  und  Halm  zugestimmt  haben,  die  worte  duabue 
Umgie  eequentibue  für  unecht  erklärt  hat.    —     Da  bekanntlich  iirbs 


556  Jahresbericht«. 

ohne  wekerefl  Rom  beateichoet  und  Quiotiliao  VI,  S,  iOS.  VIII,  2, 8 

5,  9  dies  ausdrücklich  bestätigt,  so  darf  man  allerdiogs  daran  an- 
stoss  nehmen,  dass  I,  6,  12  Romanae  hinsugefugt  ist,  um  so  mehr, 
als  dies  adjectivum  nicht  in  allen  handschriften  denselben  plata  hat, 
sondern    bald   vor    bald    nach    irrbis  steht.    —     Nach  den  sorgfiU- 
tigen  nachweisungen  p.  329  über  Quintilian's  sprachgebraach  därfiti 
es  kaum    zweifelhaft    sein,   dass  I,  6,  22  nicht  auch  su  dicfa  m 
icripta  der  dativ  hinzuzufügen,    sondern    vielmehr    die    prapositiai 
a,   welche   nach    scripta    so  leicht  ausfallen  konnte,    fainzuzafiigtt 
ist.  —     P.  330  nimmt  Claussen  mit  recht  daran  anstoss,  dass  am 
dem  Ambr.  I,  7,  1  hoc  vor  nos  hinzugefügt  ist,   während    offenbir 
dieser  satz  mit  dem  vorhergehenden  qtu}ä  Graed  oQ&o/Q€Lg^(a»  vo- 
cant  auf  das  engste  zusammenhängt  und  nur  durch  ein    komma  n 
trennen    ist:    im    folgenden  paragraphen  streicht  er  das  erste  wert 
tff,    weil  irgendwelche  vergleich ung  hier  nicht   stattfindet,    um   so 
sicherer,    als  im  Ambr.  ursprünglich  nicht  iil,  sondern  et  geschrie- 
ben war,  was  vielleicht  nur  aus  einer  Wiederholung  des   Schlusses 
des    vorhergehenden  wertes  habet  entstanden  ist.  —     P.  331  wird 
darauf  aufmerksam    gemacht,    dass   I,   7,  6    nach    den    vorange- 
gangnen imperfecten  haheret  und  vid^remur  nicht  $it^  sondern  e$$eS 
folgen  muss.  —     Bedenken  erregt  1,  7,  21    der  verschlag  C.  prt^ 
mum   Caesaris   institutione   traditur   factum:    diese    ändernagf 
nähert   sich    allerdings   der    Überlieferung    des    Ambr.    inttructimu, 
allein  es  ist  fraglich,    ob  man  bei  dem  substantivnm  inalifw^io  die- 
selbe   bedeutung    wie    bei    dem    verbum    instituere  annehmen   darf. 
Ebenso  scheint  mirs  doch  nicht  so  ganz   selbstverständlich  I,  7,  2Z 
die  Präposition  in  vor  Uhris  hinzuzufügen. 

Die  Periode  III,  1,  H  würde  allerdings  durch  die  von  Claossea 
vorgeschlagenen  änderungen,  nämlich  qftii  nach  quoque  einzuschalten 
und  et  vor  arteni  zu  streichen,  an  deutliclikeit  sehr  gewinnen. 

IV,  1,  32  streicht  Claussen  mit  0.  Ribbeck  actumei  dessen 
platz  in  den  handschriften  ebenso  schwankt,    wie  dies   oben   zu  1, 

6,  12  bemerkt  ist,   weil  es  der  bedeutung  nach   anstössig    ist  — 
VII,  1,  26    ist  mit   Claussen    zu    schreiben    propantlons   diviea^ 
Vll,  4,  13  ut  81   Ti,  Gracchus  y    weil  in  den  besten  bandschrifiten 
AG  nicht  si  sondern  sit  steht.  —     Vill,  3,  35  will  Claussen  statt 
Caecilius  den  grammatiker  Z.  C  in  eins,  weil  sein  name  der  haod- 
schriftlichen    Überlieferung    clnciUus    sehr    nahe    kommt,     an    dtm 
schlecht    bezeugten  Caecilius   aber    aus  andern  gründen  anstoss  ss 
nehmen  ist,   eingesetzt  haben.     Ansprechend  ist  p.  334  die  heiloof 
einer  mehrfach  corrigierten  stelle  IX,  4,  145  Non  tamm  minior 
Latinos  magis  indulsisse  compositioni  quam  AtticuSy   quo  minut  is 
verbis  habebant  suavitatis   et  gratiae,   wo    die    besten  Mi 
haheant   veritatis   haben.   —      Nicht   übel   ist  p.  335,    X,  1,  88 
nach  Graecos  omnes  eine  lücke  nachgewiesen  und  folgendermM— 
ergänzt:   persequamur   et   poetas  et  historicoB  • —  X,  1,^ 


Jahresberidite.  iSf 

i  «fie  kattdfdipiftliehe  lesart  not^  ufriusqve  operia  sui  iw^rwwt, 
en  die  ▼(mi  Halm  gebilligte  änderung  des  Badias  non  m 
us€fue  operis  sui  ingressu  in  schütz  genommen^  X,  1,  61  die 
;rt  der  Strassburger  bandschrifteo  spiritu  magnificenfla  statt 
*iltM  magnifiomila  vertheidigt.  P.  336  nimmt  Ciaussen  X,  1, 
nach  prius  eine  lüeke  an  und  will  die  ganze  stelle  so  geändert 
en:  Altemm  UM  et  iam  priua  [Ennio  ietnpiaium]  fo« 
le  gmuSy  $ed  non  sola  carminum  txirietate  mixtum  conMit  Te» 
»ill«  Varro.  —  P.  337  empfieblt  Ciaussen  zu  XII,  10,  28 
»byrt»  el  Zopyri«,  doch  ist  es  ihm  en^angen,  dass  diese  ände- 
g  scbon  früher  vorgenommen  ist  und  sich  unter  andern  auch  in 

öfters  erwähnten  Lejdener  ausgäbe  findet.  —  Zum  scbluss 
theidigt  Ciaussen  mit  recht  XII,  11,  12  die  handschriftliche 
irt  $1  creda$  .  Natura,  welche  Christ  so  verändert  hat:  si  ceda$ 
urae  .  Natura, 

In  dem  II.  abschnitt  p.  339 — 359  behandelt  Ciaussen  einge- 
d  die  quellen  Quintiliaos  für  den    literaturgeschichtlichen   abriss 

1 ,  46 — 84  und  bezeichnet  als  solche  vorzugsweise  Cicero  und 
mjsius  von  Halicarnass,  namentlich  aber  des  letztern  leider  sehr 
kenhafte  schrift  de  compoiitione  verhorum,  mit  welcher  Quin- 
M  in  plan  und  ausftihrung  übereinstimmt.  Darauf  wird  gezeigt, 
i  Quintilian  auch  in  dem  folgenden  abschnitt,  von  $.  85  an,  in 
I  er  die  römische  literatur  behandelt,  sich  öfters  auf  die  ur- 
ile  anderer  bezieht. 

Zum  scbluss  wendet  sich  der  verf.  gegen  die  sonderbare  von 
Mercklin  im  Rh.  M.  XIX,  p.  1  ff.  aufgestellte  hjpothese   über 

paraHeKsmus  im  lOten  bucfae  Quintilians  und  weist  die  halt- 
igkeit  derselben  kurz  und  treffend  nach. 

Im  einzelnen  spricht  er  sich  p.  356  zu  X,  i,  81  gegen 
Ims  änderung  tamquam  und  mit  Caesar  ftir  die  Streichung  von 
phico  aus,  p.  357  bestreitet  er  mit  recht  die  richtigkeit  der 
1,  90  von  Halm  vorgenommnen  Veränderung  von  $t  in  sed. 

Der  dritte  abschnitt  p.  359  —  394  handelt  von  deo  quellen 
Intiliaa's  in  bezug  auf  die  grammatik  und  weist  nach,,  dasa  fiir 
4,  6  — 19  und  1,  7,  1  —  31  sowie  1,  5  und  6  von  dem  ver- 
ier eine  quelle  benutzt  worden  ist,    welche  auf  Verrius  Flaocua 

Varro  beruht,  nämlich  Q.  Remmius  Palaemon,  gestorben  im 
^7  n.  Chr.,    dessen  Quintilian  an  mehreren  stellen  gedenkt  und 

dem  bei  Priscian  ein  fragment  über  das  H  erhalten  ist. 

P.  389  ff.  wird  nachgewiesen,  dass  die  zweite  hauptqnelle 
grammatische  fragen  Cicero  ist,  neben  ihm  M.  Valerius  Mes- 
,  dann  C.  Julius  Caesar,  als  Verfasser  einer  schrift  über  die 
logie,  einen  gegenständ,  den  auch  dessen  lehrer  M.  Antonius 
pho  und  Antonius  Rufus  behandelt  haben,  welche  beide  von 
ntilian  genannt  werden. 

Ala   quellen    für    die    etjmologie    werden   p«  391  ff.    Gaviua 


658  HisGdleir. 

Bassos  und  JoKos  Hodestus»  L.  Aelins  Stilo,  liaaptwU^licb  tkcr 
M.  Terentius  Viirro  geoaoiit;  ausserdem  noch  die  beiden  gmmmM" 
tiker  L.  Cincius  und  Santra. 

Ueber  die  griechischen  grammatiker  p.  393  ff.  ist  wenig  sn 
bemerken;  Quintilian  nennt  an  mehreren  stellen  Aristoteles ,  kennt 
ihn  aber  nur  aus  Dionjsius  von  Halicamassus  und  Cicero,  ausser- 
dem Aristarchus,  Aristophanes,  ApoUodorus,  Eratosthenes,  Bophorios 
und  Callimachns. 

Von  andern  Schriftstellern  hat  Quintilian  speziell  fiir  seise 
grammatischen  zwecke  erwähnt  resp.  benutzt  den  Dionjsius  tob 
Halicarnass ,  Catull ,  Lucilius ,  C.  Asinius  Pollio ,  Q.  Aseonius  Pe- 
dianus,  Augustus. 

(Schluss  folgt) 

Breslau.  Ferdinand  MeUier. 


Ear.  AndroHL  86: 


vvv  J*  hXiXotink*  Ztvq  xdS*  tliitfi  fUyag 
38  dg  ovx  ixovca  TipcT  Ixotvüidijif  ^X^** 
Hier  hat  Nauck  wohl  richtig  vs.  38  als  einen  von  späterer  haa4 
eingeschobenen  erkannt:  die  Wiederholung  des  ai^  ixovCa  ist  «h 
erträglich,  zumal  in  der  gegenwärtigen  läge  der  Andromache  diesv 
umstand  ganz  gleichgültig  erscheint,  so  dass  die  beriicksicfatigan|[ 
des  Zeus  grade  um  dieses  ausdrucks  willen  sich  sonderbar  aai- 
nimmt.  Aber  mit  dem  auswerfen  dieses  verses  ist  die  stelle  nicfct 
geheilt:  denn  wenn  Andromache  fortfährt: 

aU'  ov  Cfps  nsf&ut,  ßofiXitak  ii  fti  xta^HP 
natfiQ  TS  d^vyatql  MiviXiCjg  Cvviq^  tdi%* 
so  hat  a^l  keine  beziehung  und  eben  so  versteht  man  M$f&w  nicht, 
da   in   irgend   Verhandlungen  mit  Hermione  Andromache   nidbt  ge- 
wesen,  auch  sonstiger  einfluss  auf  erstere  von  letzterer  nach  das 
hier  gesagten  nicht  ausgeübt  worden.     Daher  müssen  hier  also  eti 
paar  verse  ausgefallen  sein :  diese  lücke  war  dem  schrdber  nnscrei 
archetjpus  noch  bekannt  und  hat  er   sie .  nach   kräften  ansrafolles 
gesucht,  dasselbe  also  hier  geleistet,  was  v.  7  ifiov  ffifwup  xiLt 
ein   vers,   der  aus  verkennen  der  construction  entstanden.     Hieraai 
folgt,   dass   der   satz  Zdg  idd'*  ilSiCfi  §iiyag  nicht   sicher  zn  er- 
klären :  wahrscheinlich  bereitet  rdit  das  folgende  vor,  nämlich  wie 
ich  zum  frieden  zn  wirken  gesucht  habe:   Andromache  seigt  gott- 
vertrauen, vrgl.  unt.  258  diol  ydq  tXaoviM  mJt. 

Em9t  von  LanlsdL 


UL   JMISCELLm 


A.    Zur  erklänmg  und  kritik  der  Schriftsteller. 

12.    Za  Homer. 

0  i*  Ijffira  /nfr'  ^v»a  ßaivi  &ioTo^ 
Man  könnte  fragen,  warum  der  dichter  in  dieser  formel  — 
sie  findet  sich  viermal  ß,  406.  y,  30.  €,  193.  ti,  38  —  die  ver- 
stärkte form  des  Präteritums  ßdivi  anwendet  In  der  diese  frage 
berührenden  programmabhandlung  (üeber  die  bedeutung  des  aug- 
■lents  hei  Homer.  Graudenz  1874)  glaubte  ich  annehmen  zu 
aussen,  dass  das  imperfectum  an  diesen  stellen  in  temporalem  sinne, 
um  die  dauer  der  bandlung  auszudrücken,  gesetzt  sei.  Doch  die- 
ser annähme  widerspricht  der  sonstige  Sprachgebrauch  Homers  zu 
selir.  In  den  bei  weitem  meisten  fällen  nämlich  lässt  sich  das 
imperfectum  durch  unser  steigen  oder  klettern  wiedergeben, 
so  A,  437  ix  Jl  »ai  avjot  ßuTvov  {vnoq).  E,  364  ij  i"  ig  it- 
fQor  ißcunv,  naq  ii  ol  ^Igtg  ißatvtv  <2>,  529  6  (T  olfAoi^ag  ano 
jviqyov  ßuTvs  x'*(*'*^*'  /^>  ^16  «v  ^  Sga  Tr^Xifiaxog  vfiog  ßaiv\ 
(T,  302  uvißMv'  iniQviia,  vgl.  ferner  B,  351.  510.  611.  619. 
r,  311.  E,  837.  /,  589.  ^,  518.  M,  375.  444.  N,  665.  O, 
384.  P,  541.  2;  68.  Ä,  459.  ß,  172.  r,  12.  483.  492.  J,  760. 
*,  103,  179.  471.  563.  X,  5.  523.  534.  638.  ^,  146.  229.  J, 
356.  o,  145.  190.  221.  499.  549.  <r,  206.  252.  t,  125.  600. 
X,  142.  182.  v>,  85. 

Ausserdem    wird  das    imperfectum   vom   beschützen   gefallener, 
gebraucht:    E,  299    äfitpl  J'   uq^  avuS  ßatvi  Xiwv  w<;  aXxi  m- 
noid-viq*     P,  4    äfi^l   i'    Sq*  ali^   ßair'  wg    Jig    mgl    noQtaxk 

fAtjttiq wg   mqi   UatQoxXip   ßäivt   ^apd^og   MiviXaog.     Br 

trat  mit  ausgespreizten  beinen  über  den  todten  dürfte 
deo  sinn  des  griechischen  imperfectums  hier  noch  nicht  erschöpfend 


thene  — 

r  stdleo;  i 

lacb,  ao  J 

mit  an-  J 

d.  i.  ii  I 


560  MifloeDeo. 

wiedergebeo;  der  dichter  will  durch  dasselbe  auch  noch  das  eBe^ 
gische  feststehen  ausdrücken,  wie  es  demjenigen  snkoMrf^ 
der  seinen  platz  behaupten  will. 

Endlich  findet  sich  das  imperfectum  noch  e,  371  äfta*  IH 
dovQan  ßaivB.  Mit  recht  erklärt  Hentze  hier  äikfpt  —  ßam 
durch  „er  umklammerte  mit  den  heinen".  Denn  die  ventarktt 
form  des  Präteritums  soll  auch  eine  Verstärkung  der  bedeutnw 
anzeigen.  Diese  Verstärkung  besteht  eben  in  der  grösseren  u- 
strengung  der  beine,  wie  eine  solche  ja  vorauszusetzen  ist  bdn 
steigen  und  weiter  an  den  eben  erwähnten  stellen,  wo  a^ 
{n^ql)  ßuive  steht.  Sie  wird  auch  in  der  formel  o  cT  iiKnu  fui 
txvta  ßaivB  ^toXo  für  ßuivB  anzunehmen  sein.  Die  g^ttheit  — 
c,  193  ist  es  Kaljpso,  an  den  drei  anderen  stellen  Athene  — 
schreitet  voran,  rj/tjcato  xaQjraXffMwg  heisst  es  an  allen  vier  stdleo; 
der  sterbliche,  an  den  beiden  ersten  stellen  ist  es  Telemach, 
den  beiden  letzten  Odjsseus,  folgt  ihr,  vermag  aber  nur  mitao- 
strengung  aller  kräfte  gleichen  schritt  za  halten 
die  fusstapfen  derselben  zu  treten.  Ich  glaube,  was  der  dichter 
mit  Setzung  des  imperf.  hier  beabsichtigte,  tritt  bei  dieser  erkfi- 
rung  deutlich  genug  zu  tage. 

Doch  auf  einige  der  oben  angeführten  stellen  muss  ich  kkr 
noch  zurückkommen ;  es  sind  das  folgende: 

i5>  351  ^fian  t^  8t€  vtivalv  iv  (in')  dxvnoQOiCkv  Ißatvw 
^^Qyuoi,  Tguiicci  fpovov  xal  xlJQa  ^igovtig, 

B,  510  juiv  fiiv  mvvixovra  viig  x(ov^  Iv  ii  Ixdctfi 
xovqok  Boitajwv  ixatoy  xai  itxoat  ßdivov. 

fi,  611  noXiei  6*  iv  vijl  ixäaiu  W'AQxadig  vtvdq$g  tßawof, 

i^^  619  v^eg  inovto  &oal,  noXisg  J'  ifißa$vop  *Em$ol. 

Gewöhnlich  erklärt  man  hier  iv  vrivai  ißa$yov  durch  li« 
zogen  in  den  schiffen  ab.  In  dieser  bedeutung  findet  licb 
allerdings  mehrmals  der  aorist  von  ßaivo)  in  Verbindung  mit  h 
vrjiDCti  vgl.  My  16  '^Aqyuoi  d*  if  yrjval  f(Xipf  ig  naxqtä*  Ißfim, 
ferner  a,  211.  ß,  18.  27.  y,  131.  S,  656.  c,  181;  und  vom  be 
steigen  der  schiffe  braucht  Homer  sonst  in  der  regel  die  präpo«' 
tionen  uvä  oder  inl  cum  genU.  Aber  meiner  meinung  nach  ist 
hier  grösseres  gewicht  auf  die  verbalform  als  auf  die  prapositioo 
zu  legen.  Da  das  verstärkte  präteritum  sonst  immer  eine  verstv- 
kung  der  bedeutung  anzeigt  —  meistens  auch  die  übrigen  von 
präsensstamme  gebildeten  verbalformen:  so  haben  der  conjaoctir» 
Optativ,  imperativ  und  infinitiv  auch  regelmässig  die  bedeatsog 
steigen,  vgl.  o,  219.  447.  0,  291.  ^,  512.  o,  209.  E,  255. 
M,  50.  468.  n,  396.  rf,  473.  708.  *,  101.  178.  562.  A,  637. 
fi,  145;  nur  das  participium  und  der  indic  praes.  seifen  bif 
weilen  eine  freie  anwendung,  aber  in  der  bedeutung  ahsiebei 
werden  sie  nirgends  gebraucht  —  nach  dieser  analogie  abo  wc^ 


< 


Miscellen.  561 

wir  auch  für  die  oben  erwähnten  vier  stellen  die  bedeutung 
igen  annehmen  müssen.  Sie  ist  ja  auch  in  Verbindung  mit 
lichts  unerhörtes;  wir  lesen  >i^  3ii  iv  d*  uQxog  ^ßfj  noXv- 
;  ^Oivcoivg,  wo  jedoch  auch  eine  andere  erklärung  zulässig 
und  Xj  b  iv  di  tu  fil^ka  Xußorug  Ißr^cafiiv.  Statt  der  üb- 
n  Präpositionen  Iv  zu  setzen  dürfte  der  dichter  an  dreien  der 
liehen  stellen  durch  das  hinzugefügte  zahlwort  mvrrixovia,  no- 
veranlasst  sein :  fünfzig,  viele  stiegen  in  die  schiffe  und  fanden 
raura  in  denselben.  Nur  für  B,  351  lässt  sich  der  grund, 
im  iv  gesetzt  ist,  niclit  einsehen.  Vielleicht  ist  daher  das 
anken  der  lesart  zwischen  iv  und  inl  zu  erklären. 

Graudenz.  Skerlo, 


13.    Zu  Aeschines. 

^esch.  11,  50:  Xaßi  dr^  fAOt  xul  i^v  im<noX^v  yv  ^xofAtv  Traget 
jtnov  qiigovreg.  inndij  3'  äviyvwc&fj,  unixin^  lyjy,  t^v 
KQ^c^Vj  xal  XoiTTov  vfuv  iau  ßovXevcac&ai.  Dass  anixite  in 
»n  Zusammenhang  nicht  zu  erklären  und  deshalb  die  annähme 
I  Schreibfehlers    berechtigt   ist,    ist   eine   von    allen    kritikern, 

es  scheint,  zugestandene  thatsaclie:  die  beiden  mir  bekannt 
»rdenen  vorschlage,  entweder  einfach  ^x^n  oder  unX<Sg  ix^u 
ädern,  konnten  keinen  beifall  finden,  weil  sie  zum  mindesten 
LÜhrlich  mit  der  Überlieferung  verfuhren.  Sollte  indessen  in 
■X(U  nicht  AMix^iB,  d.  h.  u)X  ix^tf  zu  suchen  sein?  Ae- 
les  schildert  die  stolze  und  rücksichtslose  kürze  des  Demosthenes 
l^elegenheit  der  berichterstattung  vor  dem  volk.  Dazu  scheint 
das  schroffe  aAA'  recht  gut  zu  passen. 
Als  muster  zur   ausfüUnng    des    abgekürzten   gedankens    dient 

IX ,  25 :  xai  zC  deT  tovg  äXXovg  Xiynv;  uXk^  fjM'^^Q  aiiol 
y^axidtufAOVioi  noXifiitv  (^ofuda  diiv.  Vgl.  Rehdan tz  zu 
,  52:  „mit  aXXä  pflegt  unmittelbar  die  hervorgehobene 
liehe  einzutreten'S 

Darmstadt.  A.  Weidner. 


14.    Etymologica. 


Habet  Et.  M.  p.  436,  57  haec:  i^grixa/jitv  ^grjfiiv  3tä  toi  ^ 
fiai.  ^Hgwdiavog  nigt  na&wv  .  quae  Lentzius  mendum  suhesse 
B  ftegl  rru&wv  ratus  orthographiae  Herodiani  tribuit  II,  p.  418 
47  ubi  rescribendum  esse  censet:  fjgi^xafjttv  fjgrjfiai  i^u  lov 
ä^iTa$,  ^Hgwd^avdg  mgl  ig&oygafCag  .  sie  ut,  inquit,  fjgi^- 
ilologus.   XXXV.  bd.   3.  36 


562  Mbcellen. 

Kufkiv  ab  tlg^xufABv  distingueretur  .  eaque  de  re  alterua  qaoqa« 
ex  hoc  fragroentuin  concinnavit  p.  518^  18  fjgtlxafiip'  d$ii  ni  j 
yQu<piiai,  10  Je  tlQi]xnfMB¥  diu  xTjg  if  dif^oyyov  •  qiiod  quanns 
sagaciter  excugitutiim ,  tarnen  ininime  verum  mihi  videtor  cm^ 
totus  euim  locus  Etymologici  valde  corru|itus  est  .  verba  taan 
illa  n(Ql  nadwv  prorsus  recte  se  habeat  Adscito  oanqae  eodice 
V.  qui  praebet  ijgrifAiy  •  fiqrixufAiv  xul  ttuyxon^  ^t^/^f^»  atatim  ia- 
tell4;etur  scribendum  esse:  Hqtifiiv  fjQtjMttfitv  xul  avyxow^  S^nf^' 
'Hgwd^uvog  negl  nu9^wv  «  cvyxon^  eaim  ipsum  illud  mu9og  ot 
quad  fii^rixafuv  vocabulum  passum  est  cum  fieret  ^Qnt^tr. 

Potuit  praeterea  etiam  tale  quid  extare  in  Ktjmolog^  qaale 
Lentzius  suspicit  fuisse  .  nempe  ad  lemma  ^Qixafuw  •  ita  toi  g 
ygu^iMM. 

CeteruDi  gravioribus  omnino  vitiis  hunc  locum  deformatia 
esse  sequeotia  docent,  quae  ^qi^qh  vocabulum  explicant  .  vcrU 
eoim  und  tov  iQ^Ciia  ad  unum  ^qJQitino  quadrare  iam  Sjlborgi« 
vidit  .  hoc  tarnen  verbum  nunc  in  Kt.M.  firustra  quaeres.  Attaaci 
Deque  hie  codicis  V.  ope  destituti  sumus;  cum  euim  habest:  17^'fa» 
uQUi  ji  uQfAoZfJ^  xiL  non  erit  dubium  quin  in  commuoi  ornain 
codicum  archetypo  haec  fere  scripta  fuerint :  ^Qiig^t ,  adscriptis  cii 
quae  nunc  solus  V.  praebet  et  quae  omnia  adscribere  piget,  tt- 
quebatur  ^qi^qhcto'  uno  rot)  iQifdw  iqidfw. 

Simili  eoque  mirabili  vitio  eadem  verba  laborant  10  HciycU 
lexico  .  quod  cum  habeat  ^q^i^h*  f  ixquiH  et  iiqqqthOio*  riqfkon** 
tlQ^'^iv  .  inijtfixto,  non  mihi  est  dubium  quin  explicatiooes  lete 
suas  commutaverint  et  restituendiim  sit:  ^Qi^f^r  rlgitoino.  JiiftUf 
(?)  .  Ininrpao  •  et  ^qr^QHCto*  ditxqojtt,  ubi  id  unum  wU 
obscurum  est  quid  fjgt^er  sibi  velit,  quod  sensu  prorsus  caret, 
fortasse  pro  eo  rescribendum  est  üii^gt^iv  cuius  priora  deawili 
et  facile  omitti  potuerunt  u  librario  post  terminationem  priorii 
vocabuli  ijQfjtoaio  .  referenda  est  haec  adnotatio  ad  lliadis  M  56 
ut  atJ^Qi^iv  Bomeri  axoXoneaaiv  explicet. 

Iam  omnia  optime  quadrant  nee  est  quod  amplius  de  esim- 
danda  f  ixQunt  scriptura  desperemus  .  neque  iure  Manrictis 
Schmidt  haec  verba  in  adnotationes  relegavit,  cum  emendata  ii 
textum  recipienda  essent. 

Iam  oblata  occasione  ne  quis  a  me  expectet  quod  praeslai« 
nee  possum  ne<^voto^  de  uvonuia  vocabulo  cum  pollicerer  me  ali- 
quando  acturum  esse  (indicis  philologi  vol.  VI,  p.  144)  igsarm 
eram  iam  institutam  atque  omnibus  numeris  absolutam  esse  qsM- 
stionem  ab  Aem.  Woernero  in  Curtii  studior.  grammaticor.  foL 
VI,  p.  347.  sqq.  quare  ne  yXuvx  ilg  ^A&^vag  ferre  iadicer  pro- 
missi  me  absolutum  iri  spero. 

Gedani.  Georgius  8€koemaM. 


Miscelleo.  553 

15.    Virg.  Aen.  I,  454-456: 

dnoi,  quae  fortuna  sit  urbi, 
artificumque  manus  inter  se  operumque  laboreoi 
miratur,  videt  lliacas  ex  ordine  pugnas. 
Diese   stelle    hat   den    auslegern    viel    zu    schaffen    gemacht. 
lon    die  alten  gehen   in  der   erkläning  auseinander.     Servius 
lärC  artificum  mantis  inter  se  durch  hahihat  artificvm  compara- 
%em.     Genauer  drückt  sich  dagegen  Ascensius  aus:   dum  mi- 
Mr,   quae  fortuna  i,  e.  quae  fdiciias  et  prosperitas  perficiendi  stf 
•i  •  .  .  el  manus  artificum  et  labor  es  (sie!)  opertim  inter  ee  i.e. 
\o  ardine  aut  iusta  et  aequali  proportione  operantium,  ita,  ut  inter 
consentirent  et  opera  iustis  proportionibus  diepartirentur,  dum  ergo 
c  tntralur^  videt  pugnas  Iliacae :  er  bezieht  also  inter  se  auf  ma- 
rund  lahores  zugleich  und  denkt  dabei  an  die  innere  überein- 
Dnui^  der  knnstwerke   und   die   gleichheitliche    vertheilung    der 
eit     Kr  lasst  es  aber  ebenso  wie  Servius  unbestimmr,  an  welche 
Bstwerke  zu  denken    ist;    ähnlich  Heyne:   dum  varii  generis  et 
ißdi  Opera  comparat;  Wagner  bezieht  artificum  manus  bestimmt 
'  ars  sive   pingendi   ratio  cuique  artifici   propria;    so   auch 
ISS r au.     Allen    diesen    erklärungen   gemeinsam    ist,    dass    dem 
neas  eine  vergleichende  thätigkeit  zugeschrieben  wird.     Da- 
|[eo  sieht  Ladewig  ein,  dass  derartige  kunststudien  für  Aeneas, 
■al    in    seiner    damaligen    läge,    doch    sehr  ungehörig  gewesen 
reo,*  und    ist   deshalb    geneigt   zu  inier  se  ein  certantes  zu  er- 
ixen.     Doch  zweifelt  er  schon  ob  inter  se  überhaupt  vom  dichter 
rühre.     Ribbeck  zweifelt  nicht  mehr  und  ändert  mit  gewohnter 
rgie;   er  schreibt   flugs  intrans.     Damit  bt  die  stelle  allerdings 
einmal  sehr  durchsichtig  geworden,    aber  auch  sehr  seicht  und 
!r  poetischen  Schönheit  theilweise   verlustig   gegangen.  —     Die 
erigen    auslegungsversuche    befriedigen    allerdings    nicht.     Man 
'  weder   bei   mirari    an   eine   vergleichung    noch    bei    artificum 
ms  an  die  im  folgenden  beschriebenen  gemälde  denken.     Gegen 
erstere  erlieben  sich  psychologische  bedenken,  gegen  das  letztere 
iche.     Es  heisst  dtim  miratur ,   videt.      Was   neben  dem  videre 
:elit ,    muss   entweder  etwas  anderes  sein  als  wieder  ein  sehen, 
*  es  muss  auf  ein  anderes  object  gerichtet   sein.      Nun   schliest 
tri    allerdings ,    wie    aus  dem    unmittelbar  vorausgehenden  dum 
'at  ersichtlich    ist,    ein   sehen   ein,    also  —   muss  das   object 
mirari  ein  anderes  sein  als  das  von  videre;    man   darf  also  an 
Iliacae  pugnaey    die   in    den    gemälden   dargestellt   sind,    nicht 
en.     jlfirari  hat  aber  ein  dreifaches   object:    i)    quae  fortuna 
trhi;   2)  artificum  manus  inter  se;    3)  operum   labor,     Aeneas 
tt    den    tempel    der  Juno ,    an    dem ,    wie  Donotus  richtig  sah 
;  nondum  perfectum  esset Jy    noch  gebaut  wird    (s.  v.  447  con- 
\),   der  aber  doch  zum  grössten  theil  fertig  ist  (s.  v.  448  f.), 


564  Miscelleo. 

und  wundert  sich  über  das  glück  der  stadt^  die  sich  in  sok^ 
grossartigkeit  erhebt;  vor  und  um  sich  sielit  er  die  wiuehi 
schaar  der  am  werk  d.  h.  am  bau  des  tempels  und  der  stadt  b 
schädigten  arbeiter,  die  einander  —  das  gleichniss  von  des  bi 
nenschwarm,  wo  auch  trotz  des  scheinbar  r^^losen  darrlieiDaB4e 
die  grösste  Ordnung  herrscht,  wirkt  noch  lebendig  fort  —  m  i 
bände  arbeiten,  und  so  bekommt  er  den  lebhaftesten  eiodnick  n 
der  gewaltigen  anstrengung,  deren  es  bedarf,  um  solche  opera,  w 
die  Stadt  und  der  tempel  sind,  aufzufuhren.  Während  er  in  diet 
betrachtungen  versunken  ist^  fallt  sein  blick  auf  die  darstdliagi 
aus  dem  trojanischen  kri^.  Für  die  attributive  verwendui^  eis 
inl«r  96  bei  maniM,  die  dem  griechischen  spracligehrsuch  caüdi 
ist,  finden  sich  bei  dem  dichter  unzählige  beispiele.  Wie  biuif 
sie  auch  schon  in  der  damaligen  prosa  war,  zeigt  die  sorgfält^ 
arbeit  von  Gg.  Englert  „über  den  attributiven  gebrauch  adre 
bialer  bestimmungen  bei  Livius'S 

Augsburg.  Fr.  Mezger, 


16.    Zn  Properz. 


Propert  Kl.  IV  (V),  4,  55: 

Sic  hospes  pariamne  tua  regina  snb  aula, 
Dos  tibi  non  humilis  prodita  Roma  venit. 

Madvig  sagt:  (in  Tarpelae  oraiione)  haec  eat  codicum  ecnfiwt 
Sic  hoepee  pariamne  tua  fCj.  pariam  tua  ne),  es  fs 
leniter  iuvmido  nascitur  haec  et  verbis  et  eententiis  perapta: 
Si  hoc  spectas,  par  eamne  tuam  r^ina  sub  aula«, 
Dos  tibi  non  humilis  prodita  Roma  venit 
Ich  vermisse  hier  das  Igniter  iuvarej  und  sonst  noch  allerl* 
Könnte  man  sich  nicht  näher  an  die  handschriften  halten?  Seti 
wir  z.  b. 

Sim  sospes  pereamve  tua  regina  sub  aola  cet 

„Sei  ich  lebend  oder  todt,  königin^  in  deiner  halle,  Rom  bleibt 
als  herrliche  mitgift*'. 

Hamburg.  Heinridk  Köslliii. 


17.    Za  Martial. 


Martial.  Kpigr.  5,  45; 

Dicis  formosam,  dicis  te,  Bassa,  puellam. 
Istud  quae  non  est  dicere,  Bassa,  solet 
Von    irgend   einem   der    den    scharfen    witz    des    epigraauns 


Miscelleo.  565 

konote,   ist  da«  quae  nan  eat  für  das  alte  qvod  non  eet  in 
text  gekommen.     Was  diese  interpiinction  bei    dieser  form 
gedichtchens  bedeuten  soll,  weiss  gott.     Es  muss  heissen: 
Dtcis  formosam,  dicis  te,  Bassa,  puellam. 
Istud  quod  non  est  dicere,  Bassa,  soles, 
pointe  besteht  darin,   dass  das  komma  zwischen  eei  und  dicere 
und  doch  nicht  fehlt     Natürlich  muss  es  nebenbei  eoles  heissen. 
:  ietud  q%tod  non  eet,  dicere,  Baeea,  soles:  „du  sagst  gern  was 
.■:r«ickt  wahr  ist,   du  prahlst"  und  istud  quod  non  est  dicere,   Bassa^ 
'^rmlss  „was  nicht  zu  sagen  ist,  was  man  nicht  sagen  darf,  thust  du, 
s^dMmmm*^^  istud  und  solere  mit  obscöner  andeutung. 
tj^^-       Martial.  Epigr.  5,  46: 

^   .  Basia  dum  nolo  nisi  quae  luctantia  carpsi, 

1^'  Et  placet  ira  mihi  plus  tua,  quam  facies, 

y.  Ut  te  saepe  rogem,  caedo,  Diadumene,  saepe: 

Consequor  hoc,  ut  me  nee  timeas  nee  ames. 
i  Dieses  fade  gedichtchen  kann  in  dieser  form  unmöglich  von  Mar- 
tial  sein.  Für  caedo  lasen  andere  cedo,  und  daher  stammt  das  iiec 
"^  nea,  was  dann  allerdings  einen  sinn  giebt,  aber  einen  durchaus 
verdrehten.  Lesen  wir  aber  caedo,  so  müssen  wir  ohne  frage 
liefern: 

consequor  hoc  ut  me  sic  timeas  ut  ames. 

Oer  dichter  mag  gern  widerstand;  daher  quält  er  den  geliebten, 
^iei  ihn  nachher  zu  versöhnen:  amantiwn  irae  amoris  integratio 
^tl.  Er  erreicht  damit,  dass  Diadumenos  ihn  so  furchtet  dass  er 
r  ^  lieht;  dass  die  küsse  um  so  feuriger  sind,  weil  sie  die  versök- 
^ng  feiern. 

Martial.  Epigr.  7,  8  lautet  der  schluss: 
^  Festa  coronatus  ludet  convitia  miles, 

Inter  laurigerus  cum  comes  ibit  equos. 
Fas  audire  iocos  levioraque  carmina,  Caesar, 
Et  tibi,  si  lusus  ipse  triumphus  amat. 
Das  et  vor  tibi  im  letzten  verse  hat  die    alte   und    richtige  lesart 
sie  tibi,  si  verdrängt.     Es  ist  eine  feine  empfehlung  seiner  scherze, 
als  wenn  sie  über  den  sträng  hauen    wollten;    die  Soldaten  werden 
bohnvolle    bittere   walirheiten   gesungen  ^laben :     der   dichter   wird 
das  in  seinen  versen  versüssen. 

Hamburg.  Heinrich  KöstHn. 


18.    Za  Horatius. 


Hör.  Ep.  1,  20,  24    ist   statt  solibus  aptum    von  W.  Herbst 
^oUbus    ustum    vorgeschlagen    und    von    Fleckeiseo    angelegentlich 


566  MiscelleD. 

empfolilen  worden  (N.  jahrb.  1873,  p.  830,  1875,  p.  643  iq.  % 
Diiotzer  liat  diese  vermuthung  eifrig  bekÜmpft ,  W.  Roadier  dih 
gegen  glaubte  die  conjeictur  voo  Herbst  durcb  die  ändeniBg  •• 
lihua  atrum  vollenden  xu  können.  Neuerdings  hat  B.  ^ekkr 
(Zsclir.  f.  österr.  gjmn.  XX VII,  4,  261)  die  uberliefeniiig  dndk 
folgende  erklärung  zu  vertheidigen  gesucht:  ^^mMuM  mfkm  be- 
ziehe sich  auf  die  fabigkeit  des  körpers,  die  wirkong  der  aoom* 
strahlen  durch  Veränderung  der  hautfarbe  leicht  Mtfkeo  sa  laaci^. 
Es  bedarf  indessen  kaum  der  bemerkung,  dass  aueh  diese  cridft- 
rung  keine  einfache  und  klare  Vorstellung  gewährt  unter  dicHB 
widerstreite  der  sich  quälenden  interpretation  und  emciidatioa  er- 
scheint es  vielleicht  nicht  unangemessen,  an  Juveo.  VII,  68  n 
erinnern:  omnts  acerbi  InpatienSy  cupiduB  siltNinHn  aplnagiie  li- 
hendis  FontibuB  ^onidtim,  was  E.  iMatthias  (de  scfaoliis  lav.  30  sf.) 
passend  erklärt:  deiti^ue  (poeia  egregius)  in^io  ne  «il  dura  äUJm 
tardoy  8ed  docUi  ei  capaci  e%  „Pittdarici  fonXis  quod  no»  eiyPail 
Tiatwlus'^  Der  dichter  bekennt  also  von  sich,  dass  er  xwar  praaGBa«^ 
aber  dennoch  recht  gut  empfönglich  für  die  sonoe,  d.  k  dam 
noch  nicht  schwächlich  oder  unbeweglich  sei.  Dies  wollte  woU 
auch  der  Schol.  Acron.  sagen:  dffroe  culU  l^mifiem  el  aä  Momsi 
foriem.  Das  9ole  tili  ist  bekanntlich  nicht  jedernamis  aadie:  wir 
also  empfänglich  dafür  ist,  zeichnet  sich  durch  eioe  besondre  eigea- 
schaft  aus.  Treffend  ist  bereits  von  W.  Harte!  verglicken  wer- 
den Ovid.  Art.  am.  1,  237:  vtna  farant  animos,  foctimffiie  cnlariini 
(liebesgluth)  apio«,  und  Met  XIV,  25  (von  der  Circe)  m^qw  mm 
flammia  habet  aptiuB  uUa  Talibus  ingenium^  [Die  benerkangcs 
von  H.  A.  Koch  im  Rh.  mus.  XS^X,  480  sind  mir  leider  aahe- 
kannt].  Vgl.  TeuffeFs  bemerkung  sn  Hör.  Sat  II,  5,  43 
eis  aptus. 

1)  Vgl.  G.  Krüger  in  N.  jahrb.  1874,  p.  470. 
Darmstadt.  A.  WHdner. 


19.    Za  Livias. 


Liv.  XXI,  33,  4:  qukquid  adiecissent  ipsi  lerrort#  «nlta  ad  perni- 
aiem  fore  rati,  perversie  rupibue  iusta  invia  oc  dsvia  odfudi 
decurruiil.  Statt  des  verdJIbenen  pervereis  haben  die  neaeren  heiai- 
geber  nach  Kreyssigs  Vorgang  die  lesart  einer  jüngeren  handadirifi,  d.  L 
die  conjectur  eines  abschreibers,  divereiB  aufgenommen.  Dies  wMe, 
wie  WölfQin  erklärt,  „von  den  felsen  rechts  und  links  des  wegei 
herab*'  bedeuten;  der  Zusammenhang  erfordert  aber,  dn  die  bog* 
bewohner  jene  felsen  erst  aufsuchen  mussten,  einen  anadrack  mit 
der  von  Weissenborn  dieser  lesart  gegebenen  bedeutung:  „auf,  aa 
den  felsen  auf  verschiedenen  punkten  *%  wie  Poljbloa  3,  51,  S 
xttta  nkt(af    fiiQri    nqoiSjtiCoviwv  xwv   ßaQßuQwv  sagt     Dn  mpet 


Miscetteo.  557 

Kttoe  wegbezeichnoBg  wie  itety  via,  para  u.  a.  ist,  so  miisste  es  in 
iiesea  sione  die  praeposition  per  bei  sich  haben.  Aebniiche  bedenken 
^rcckeo  gegen  per  diversa  rvpibue,  was  Hertz  aufgenommen  bat. 
AooeliBibarer  wäre  Madvigs  iraneversis  rupihue,  geht  aber,  ebenso 
wie  die  eben  genannten  änderungen,  von  der  überlieferten  lesurt 
n  weit  ab:  man  mösste  denn  etwa  den  fehler  ans  irriger  vertaii- 
idiQDg  mit  dem  anfang  von  pemiciem  erklären  wollen.  Einfacher 
Bad  zugleich,  da  die  composita  von  vadere  ein  weiterdringen  unter 
ifceffwindong  von  hindernissen  bezeichnen,  dem  sinn  der  stelle  ent- 
i^^clieod  durfte  pervaeie  rupibue  sein,  vgl.  Liv.  25,  14  per  se 
fnimpte  emites  per  aequa  aUiue  fniqva  loca  pervadunt;  22,  14  per 
»NiNta  arta  praeruptaque  vdut  caeci  evaduni. 

Da  ad»ueiu9  aHiquid  in  der  guten  prosa  nidit  vorkommt,  so 
Rad  nancherlei  Verbesserungen  vorgeschlagen  worden:  in  itwia 
[wie  Liv.  24,  5),  ad  invia,  invio  devioque.  Weissenborn  ent- 
iclMidet  sich  fiir  die  leiclite  besserung  in  invia,  Wölfflin  hält,  weil 
Livius  auch  sonst  poetische,  zumal  von  Vergilius  gebrauchte  wen- 
ivBgen  hat,  an  der  handschriftlichen  Überlieferung  fest;  wir  wür- 
ien  mit  jeder  von  beiden  lesarten  uns  zufrieden  geben,  wenn  uns 
nicht  schiene^  dass  noch  ein  tieferer  fehler  vorhanden  sei.  Die  be- 
l^riffe,  welche  iusta  (oder  parlier,  aeque)  verbindet,  müssen  ein- 
ander ausschliessen,  wie  z.  b.  in  den  von  Wölfflin  und  andern  an- 
geführten beispielen  VI,  6,  18  parere  atq^te  imperare  iuxia  paraiu^, 
24,  10  die  ac  nocte  iuxta  inieniw,  9,  13  iuxta  ob^tdenles  ehee»- 
eoeque  inopia  vesavit,  5,  6  inxia  Ikieme  atqne  aestaie  hdki  gerere, 
I,  54  aheeniium  hma  iuxta  atque  interemptorum ;  dies  ist  aber  bei 
Iuxta  invia  ac  devia  nicht  der  fall :  denn  alles  unweg^me  und  un- 
gangbare ist  eben  als  solches,  weil  reisende  es  umgehen  müssen, 
auch  abseits  des  weges  gelegen  und  die  invia  sind  dalier  in  den 
devia  schon  mit  enthalten,  so  zwar  dass  deviue ,  wie  das  lexikon 
lehrt,  auch  in  die  bedeutung  von  invlue  übergehen  kann.  Daher 
vermuthen  wir,  dass  Livius  iuxta  in  viae  atque  devia  adeueti 
geschrieben,  ähnlich  wie  38,  23  ruunt  caeci  per  viae  per  invia. 
Das  wort  tnvta  hier  nicht  zu  wählen  veranlasste  ihn  wohl  der 
gleichklang  desselben  mit  in  viae. 

Weiterhin  (§.  5)  heisst  es:  tum  vero  eimul  ah  hoetihue  eimul 
ffb  inlquitate  lo€wrum  Poeni  oppugnahantur  plusque  inter  ipeoe,  eibl 
ffueque  tendente  ui  periculo  priue  evaderet  quam  cum  hoetihue  cer- 
taminie  erat.  Da  es  viele  tausende  waren,  von  welchen  jeder  zu- 
snt  der  gefahr  entrinnen  wollte,  so  ist  der  Superlativ,  und  weil 
!S  sich  um  die  priorität  der  subjecte,  nicht  die  von  prädicaten, 
Modelt,  das  adjectiv  nothwendig;  aus  primus  ist  durch  weglassung 
Ics  Striches  über  dem  ersten  vocal  priue  geworden. 

Hof.  G.  F.  Unger. 


568  Miscellen. 

B.    Auszüge  aus  Schriften  und  berichten   der  g^ 
lehrten  gesellschaften  so  wie  aus  MitschrifteiL 

Archiv  des  Vereins  für  geschichU  und  alterikumer  der  herso^ 
ihümer  Bremen  und  Verden  und  des  landes  HadeUi  s»  Stade,  5. 
1875.  —  P.  429:  KroMse^  eisen  in  hiinengriibeni.  •—  P.  459: 
die  Römermünzen  in  dem  hünengrabe  von  Fickmiiblen.  Der  Mol- 
sumer  goldring.  Die  münzen,  die  aus  der  zeit  der  bestattang  aelbii 
stammen,  gehören  der  zeit  der  Flavier  und  Antonioe  ao.  Es  8ia4 
zusammen  vierzig  stück,  die  sidi  jetzt  im  göttinger  archäologisches 
institut  (als  fiindort  ist  Bederkesa  genannt)  befinden. 

Mitiheilungen  der  gesdlschaft  für  Salsälturffer  landiAunit. 
XV.  vereinsjahr.  Salzburg  1875.  Das  beft  tselbst  enthält  nichts, 
was  philologisches  interesse  hat.  Dagegen  handelt  eine  beigegeheae 
Schrift  von  Walz:  über  die  grabdenkmäler  von  St  Peter  tmk 
Nonnberg  zu  Salzburg,  in  deren  einleitung  auf  die  alte  romischt 
begräbnisstätte  am  Pirglstein  bei  Salzburg  hingewiesen  wird.  Die 
dort  gefundenen,  jetzt  grosstentheils  in  der  münchener  pinakothek 
aufgestellten  g^enstände  bieten  ein  reiches  material  fiir  die  älteste 
geschichte  des  landes.  —  Die  abhandlung  selbst  bezieht  sich  aif 
die  christliche  zeit.  Doch  finden  sich  p.  74  sq.  interessante  beob- 
achtungen  über  die  entstehung  und  fortbildung  von  wappen ,  die 
als  urdeutsche  einricHtung  nachgewiesen  werden.  Deo  arapmsg 
derselben  findet  der  verf.  mit  heranziehung  der  worte  des  Tacitus: 
Scuta  tantum  lectissimis  coloribus  distinguunt,  in  genau  bestimmtei 
allgemein  bekannten  erkennungszeichen.auf  dem  Schilde  des  nannes. 

Sitzungsberichte   der   philosophisch -philologischen  und    histori- 
schen   dasse   der    h,   b.   dkadeniie   der  Wissenschaften    zu  München. 
1875.     Bd.  IL     Heft  1.  —     P.  1 :  Unger,  der  attisclie  kalender 
während  des  peloponnesischen  kri^es.     Vf.  behandelt  1)  jähre  der    | 
alten  oktaeteris,    ol.  87,  1    bis  ol.  89,  2;    2)  das  übergangsjshr    j 
ol.  89  ,    3;    3)  die    neue   oktaeteris;    4)   tagzahl  der   monate.  —    I 
P.  67 :  Emil  Schlagintweit,  die  tibetischen  handschriften  der  königl. 
hof-  und  Staatsbibliothek  zu  München.   —     P.  89:   iMuth,    köoig 
Nechepsos,  Petosiris  und  die  Triakontaeteris. 

BuUetin  de  la  sociitS  des  antiquaires  de  France  1870.  1.  Irin. 
Quicherat,  nachricht  von  einem  zu  Vieux  en  Valromey  (Ain)  ge- 
fundenen tempel  des  Mithra,  nebst  folgender  auf  einem  aus  den 
trümmern  hervorgezogenen  cippus  befindlichen  inschrift: 

DEl.l.M 

PATRl.PATRV 

M.G.RV 

EVTACTO 

CR.  VIRI 

LIS.FIL. 


Miscellen.  569 

.  Dei  invlcH  Mlihrae  pairi  patrum  Galo  Riifio  Entacio  Cujus 
us  Vlrills  ßius.  Auf  einem  stein  zeigt  eine  andere  insclirift 
alten  namen  VesslionimaguB  fiir  Vieux,  der  schon  anderweitig 
innt  geworden  war. 


RAVCI  VIC 
ANI    VENE 
TONIMAGl 
NSESOBEl... 
MERITA 


Derselhe:  nachriclit  von  email-werkstätten ,  welche  von  Bul- 
auf  dem  mont  Beuvraj  (dem  alten  Bibracte)    entdeckt   worden 

nebst  bemerkungen  von  I^steyrie  über  die  den  alten  Gelten 
lentlich  Britanniens)  bekannt  gewesene  kunst  des  emaillirens.  — 
ler:  grabschriften  aus  einem  neuerdings  im  jetzigen  bett  des 
ne  in  Lyon  aufgefundenen  römischen  kirchhof. 

D  (ascia)  M 
C .  POMPEL 
ZOSIMI 
POMPEIARVFINA 
LIBERTAETVXOR 
PATRONOPIENTIS 
SIMOETSIBIVIVA 
SIMVLETPACTVME 

IVSION 
ETPONPEIVSSABEL 
LVSUEREDESBIVS 
P0SVERVNTET8VB 
ASCIADEDICAVER 


(Julia)      .     .     .     lA 
(juliae)  MARC  ELL 
lNA(e)LlBERTA 
LIBERTO  IVLIO 
DECMINO  (sie) 

CONIVGIKARIS 
SIMO    VIVA 
VIVOPOSVIT 

D  (ascia)         M 

ETMEMORIAEAETERNAE 
BITTIAETITIAEFEMINAE 
SANCTLSSIMAEETINCOM 
PARABILIMORIBVS  sanc 


570  Miscellen. 

TABBTSABINIOSANCTOCOd 

IVGIVlVOlVLIVSDIVICIAcus 

ETSABINIVSSANCTINVSFIU 

PARBNTlBVSKARISSlNis 
PONBNDVMCVRAVBRVNT 

BTSVBASCIADBDICAVB 
R    V    N    T 

4)  Die  merkwürdigste  der  inschriften,   wegeo  der   Bonderbari 
der  Sprache,  ist  die  folgende: 

D     quiBTl  (ascia)  M 

ET  MEMORIAK  ABTBRNAE 
MASPETIA  SBVERINA  VALE 
RIO  MESSORl  CONIVGI 
INCOMPARABILI  «VI 
PLVS  MERBBATVR  QVAM 
FACIO    CVM   ftVEM    VIXI 
ANNIS  XXlllI  dVOD  ILLB 
Ml  DEBVIT  FACERE  SI  FATA 
BONA  FVISSBNT  IDEM  AS 
TAT         MEMORIAM      PONI 
VALERIVS   SILVICOLA    ET 
FILIA      FLVENTIS      LACRI 
MIS    ORFANITATEM    CVM 
PERDIDERVNT      PATREM 
INCOMPARABILEM     ET 
POSITA  EST  ARA  QVI  6ES 
SIT    IN     CANABIS    SINE 
VLLA  MACVLA  SIC  SCRIP 
SIT    MASPETIA    SILVINA 
SI  FATI  CONDI  ClONEM 
REDDIDEROVT  LICEatmi 
ARAM  MERERi  ET  MeMO 
RIAM  MEAM  PONI  .... 
PPP  CCC  SVb  ASCiA  DDD 


Canabae  war  das  kaufmännische  viertel  in  Lyon,  wahrsch< 
dasjenige,  welches  jetzt  Bourg-Cbanin  heisst.  [S.  Lagarde  P» 
vertio  memphiiica  155,   wo  canaha  als  syrisch  nachgewiesen 

(ascia) 
D  M 

PRIMITIVIAC 
TORISPRAEDI 
ORVMHORVM 
VIVVSSIBIPOS 


Miscellen.  571 

TERISQVBSVIS 
FECITETSVBAS 
CIADBDICAVIT 

' —  Ih  Witte,  irdeae  lampe  von  römisclier  arbeit  (mit  abbildung'): 
eio  aitxeader  maon,  der  auf  ein  gerippe  zeigt,  wäbrend  ein  neuge- 
Imreoea  kind  in  windeln  eingewickelt  zu  seinen  füssen  liegt^  offen- 
W  ein  philosoph,  der  über  leben  und  tod  betrucbtungen  anstellt  — 
Egger,  nacbricht  von  einem  griecbiscb  - lateioiscben  Onomasticon, 
welches  in  einer  handschrift  des  neunten  Jahrhunderts  von  Bou- 
cherie  in  Montpellier  entdeckt  worden  ist  und  wahrscheinlich  von 
Julius  Pollux,  dem  lehrer  des  Commodus,  herrührt. 

2.  trimester.  CoM^kMs:  entdeckung  eines  römischen  amphi* 
theaters  in  Paris  rue  Monge  (dessen  reste,  wie  später  mifgetheilt 
wird,  leider  nicht  erhalten  worden  sind).  —  AUmer,  Ljoner 
ioschriften  : 

1)  d  M 
iuliae  MARCELLINAE 

herEDGS  P-C 
sex.(l)VBRIVS 
ParaMYTHIVS 
iulia  6RATILLA 
etiul.DECMINVS 

2)  DM 

...  aelFeSf  AVGG 
liB     TABVL    XL 

gal AELIVS 

partheNOPAEVS 

AVG6    ÜB 

pOSVIT 

d.  h.  IKä  Manibus  M.  (oder  L.)  Adii  Fwii,  augu$iarum  duarum 
UherH,  ioMarü  qwtdragesmae  OaiUiarum  M.  (oder  L.)  Adiu$ 
Bartkmopaeui,  auffiu$orum  duarum  libertuB  po«iiil.  Aus  dieser  in- 
achrift  schliesst  Allmer,  dass  die  verschüttung  des  römischen  kirch- 
hoiii  durch  den  sich  ein  neues  bett  wühlenden  Rhdne  nach  Marcus 
Avrelius  statt  gefunden  haben  muss. 

3)  B  M 
....  ELI  FELICIAN 
....  INIA  CHRY 
....   CONIVGI 

VIVA  VIVO 
.  .  .  .  VB  ASCIA 
....  EDI  CA  VIT 

LIB 


572  Mbcellen. 

—  De  Witte,  über  ein  gefäss  von  rother  erde,  in  Blnin  (Lmit- 
inf^rieure)  gefunden;  die  figuren  sind  ein  todter  krieger  und  «■ 
von  einer  frau  geführter  gefangener;  aus  den  Worten  DECIBAL.. 
und  PART(hicu8)  in  den  sonst  unverständlichen  Inschriften  gdit 
hervor,  dass  dieses  gefass  auftritte  aus  Trajans  feldzagen  dar- 
stellte. —     Qukherai :  grabschrift  eines  freigelassenen  aus  Mandlle: 

KOPTNOm 
&EYMEJON 
T02AnEAEY 
0EPni 

—  Villegille:  geschnittene  steine  (Mercur,  Mars,  bonus  «oenliit  etc) 
in  Paudy  (Indre)  gefunden.  —  Quicherat:  Sarkophag  mit  scalp- 
turen  aus  der  besten  römischen  zeit ,  welche  kinder  anf  der  jagd 
darstellen,  aus  Kastelicaccia  (Corsica).  —  Quidherat:  fiber  die 
auffindung  des  alteu  römischen  theaters  in  Besan^n  durch  Castan. — 
Egger:  über  einen  von  Mariette  aus  Sakkarah  mitgebrachten  grie- 
chisch-ägyptischen papyrus,  welcher  steuerlisten  enthält.  —  FUmil: 
über  die  bei  lüssarois  (C6te-d'0r)  gefundenen  reste  eines  gallo- 
röro Ischen  altars ;  an  der  völligen  gleichheit  der  basis  und  des  auf- 
Satzes  zeigt  sich  die  gallische  arbeit. 

3.  trimester.  Quicherat:  aus  einer  von  Cessac  in  Ahun  (bd 
Limousin)  aufgefundenen  inschrift  eines  meilensteins : 

[IMP  CABS] 
M.  ANT.  GOR 

DIANO.PIO 

FBLIC1.AV[G] 
P.M.TR.P.[IIJI.CO. 

II. P.P. F. XX 
[A]V.LXXXI11I 

d.  h.  Fines  XX,  Augustoritum  leucae  XXXIIII  wird  gezeigt,  dan 
der  heilige  Martial ,  der  nach  der  Überlieferung  an  diesem  nMileB- 
stein  gegeisselt  worden  ist,  erst  unter  Decius  nach  Gallien  bat 
gekommen  sein  können.  —  jlfarion:  pfahlbauten  im  see  Clainraax 
(Jura).  —     Egger:  frauen  als  städtische  beamte  auf  Sjrra. 

4.  trimester.  Creuly:  erklärung  einer  von  Orelli  und  aadcro 
bereits  gedruckten  Inschrift  auf  Isis  Myrionyma  und  Serapia.  — 
Egger:  über  die  griechischen  und  lateinischen  Wörter  f^  tiate 
fiiXaVy  aframeiilum,  encatisfufii,  enoauUim  qnd  ihre  ableitungea,  nit 
benutzung  des  oben  erwähnten  von  Boi|cherie  aufgefundenen  oao- 
masticon  des  Julius  Pollux.  —  Emze^i  über  einen  griechiscbco 
(liürzapfen  aus  Macedonien  (mit  abbildung). 

1871  nicht  erschienen. 

Rßüue  eritUiue   dÜisUnre  et   de   litterature   (s.   oben  p.  SS4) 


Miscellen.  573 

869,  or»  30:  Nuizhom^  die  enUtehungsweise  der  Homerischen 
;edicbte,  nit  einem  vorwort  von  Madvig^»  ein  buch,  welches  die 
Inbeit  der  beiden  epischen  gedichte  verficht;  lobende  anzeige  von 
L  Weil,  dem  der  verf.  nur  oft  zu  weit  geht.  —  Steger,  plato- 
lisclie  Studien;  anerkennende  anzeige  von  Heitz.  —  C,  L,  Ur- 
idisli  Commentatio  de  Vita  et  Honoribus  Agricolae,  anzeige  von 
le  la  Berge,  dem  der  verf.  Hübner's  ansieht,  es  sei  der  Agriciila 
les  Tacitus  eine  laudatio  fun^ris  (Hermes  1 ,  438  flg.)  nicht  wi- 
lerlegt  zu  haben  scheint.  —  Lucian  Müller ,  Geschichte  der  klas-  • 
lisclien  philologie  in  den  Niederlanden;  anzeige  von  C.  Thurot, 
ler  einige  lacken  andeutet.  —  Annuaire  de  {'association  pour  l'en- 
;ouragement  des  Etudes  grecques.  Anzeige  von  A.  C,  die  inhalts- 
ingiibe  entlialtend.  —  Nr.  31:  Westphalf  Prolegomena  zu  Ae- 
icbjlus  tragödien;  anerkennende  anzeige  von  H.  Weil^  der  beson- 
ders zur  Prometheus  -  trilogie  seine  eigne  abweichende  ansieht  ent- 
wickelt. —  Goetilingli  Opuscula  Academica.  „Der  verf.  schreibt^S 
sagt  der  ungenannte  recensent,  „ein  klares,  leichtes  und  lebendiges 
latein,  das  in  Deutschland  nicht  häufig  ist*^  —  Nr.  32:  L.  von 
Syftel,  De  repetitionibus  verborum  in  fabulis  Euripideis.  Tournier^ 
der  das  buch  anzeigt,  findet  das  verfahren  des  verfassen,  wieder- 
holte Wörter  durch  corrigiren  zu  entfernen ,  willkürlich ,  erkennt 
jedoch  seine  kenntnisse  an.  —  Hampkey  kritische  und  exegetische 
bemerkungen  über  das  erste  buch  der  politik  des  Aristoteles  (Lyck, 
18(53);  Susemihl,  De  Aristotelis  politicorum  libris  1  et  H  quae- 
stiones  criticae  (Greifswald  1867.  1869);  Speiigel,  Aristotelische 
Studien  IH.  Zur  politik  und  Ökonomik  (München  1868).  Anzeige 
von  Ch.  Thurot,  der,  was  ihm  zusagt,  hervorhebt  und  aus  ma- 
nuscripten  der  Pariser  bibliotheken  Varianten  mittheilt,  welche  die 
alte  lateinische  Übersetzung  mit  dem  text  Bekker's  darbietet.  — 
Nr.  33:  Kirchhoff ^  die  composition  der  Odyssee;  „die  Schlüsse  des 
verf.",  sagt  H.  Weil  in  seiner  eingehenden  beurtheilung,  „sind  be- 
streitbar, seine  beobachtungen  sind  beinahe  alle  richtig  und  beleh- 
rende [S.  Phil.  Anz.  II,  1,  p.  36].  —  Nr.  34:  H.  Weil,  de  l'ordre 
des  mots  dans  les  langues  anciennes  compar^es  aux  langues  modernes, 
empfohlen  in  ausführlicher  inhaltsangabe  durch  X.  —  Krauss, 
M,  Tullii  Ciceronis  epistularum  emendationes ;  billigende  anzeige 
von  Ch.  M.  —  Esselen  y  geschichte  der  Sigambern;  beurtheilung 
von  Reuss,  der,  trotz  aller  anerkennung  fur  den  sammelfleiss  des 
Verfassers,  über  mangel  an  methode  und  anordnung  klagt.  — 
La  revue  Cdiiqttey  von  Gaidoz  eben  begründet,  wird  den  lesern 
empfohlen.  —  Nr.  35:  H^aUenboc^,  anleitung  zur  griechischen 
palaeographie ;  der  berichterstatter  f$.  X'  wünscht  den  Franzosen 
ein  ähnliches  buch.  —  Zittfc,  der  mytholog  Fnlgentius;  wohlwol- 
lende anzeige  von  Comparetti,  der  darauf  aufmerksam  macht,  dass 
Reifferscheids  aufsatz  über  das  buch  de  aetatibus  mundi  et  ho- 
minis (Rhein,  raus.  1868,  p.   133  flg.)  einige  lücken  seiner  arbeit 


574  Miscelleo. 

aiisfülleo  kann  und  die  Versicherung  giebt,  da»  das  voo  Lenefc 
(de  abstrusis  sermonibus)  als  fraglich  erwähnte  buch  FWI^Ii« 
super  hucolica  et  georgica  VirgUii  sich  in  der  that  in  der  bi^fio- 
thek  von  Padua  befindet,  über  nicht  von  Fulgentius  kerrahrt;  m 
wie  schliesslich  bedauert,  dass  Zink  nur  gedruckte  exempktfc  in 
Fulgentius,  nicht  die  handschriften  benutzt  hat,  durch  welche  vide 
eiiizellieiten  seines  buclis  eine  andre  gestalt  gewinnen  wirdea.  — 
Nr.  36 :  Dechamiey  de  thebanis  artificibus,  sehr  anerkennende  bev- 
tlieilung  von  Gcffroy,  aus  welcher  man  erfährt,  dass  der  ver£, 
mirglied  der  schule  von  Athen ,  vor  dieser  dissertation  eine  suaa* 
lung  noch  nicht  veröflfentlichler  böotischer  Inschriften  heraai|[e- 
gcben  hat.  —  Mowat,  Noms  propres  onciens  et  moderoes,  aaseige 
von  Sy  der  besonders  den  tlieil  der  schrift  bemerkenswerth  fiadec, 
welcher  von  dem  afrikanischen  element  in  der  lateinischen  oa*- 
mastik  handelt.  —  Nr.  37  :  Jülg ,  die  griechische  heldeasage  m 
wicderscliein  bei  den  Mongolen  (Würzburg  1868)  und  Gerktd^ 
Altgriecliische  märchen  in  der  Odyssee  (Mag^leburg  1869) ,  bei^ 
abliandlungen  zusammen  angezeigt  von  Comparetti,  welclier  in  be- 
zug  auf  die  zweite  sagt,  dass,  wenn  man  so  fortfährt,  die  Mytho- 
logie selbst  eine  mytlie  werden  wird.  [8.  Phil.  Anz.  II,  4,  p.  193.]  — 
CurliuSy  Studien  zur  griechischen  und  lateinischen  granaütiL 
II.  bd.  1.  lieft;  wieder  angezeigt  von  Ch.  Thurot,  mit  besMr- 
kungen  desselben  über  woitbildung.  —  Büchder,  Hymnus  Cererii 
Homericus,  lobende  anzeige  von  Beitz.  —  BtkAeler,  Quinti  G- 
ceronis  reliquiae  (mit  benutzung  des  Berliner  manuscr.  ia  des 
buche  de  petitione  consu latus)  angezeigt  von  Ch.  M.,  der  lidi 
über  den  ermüdenden  sclirägdruck  alles  dessen,  was  nicht  su  des 
Worten  des  alten  Schriftstellers  gehört,  beschwert.  —  Nr.  38: 
O'Dongvan  und  Stokes,  Cormuc's  Glossary  translated;  anzeige  roi 
aidoz.  —  BüclisenschülZy  Iraum  und  traumdeutung  im  alterthaae, 
anzeige  von  Z.  —  Volkmann  y  Synesius  von  Cyrene;  „der  philo- 
logische theil",  sagt  Ch.  Thurot,  „ist  die  schwache  seite  der  arbdl*', 
und  giebt  einige  emendutionen :  s.  Phil.  Anz.  I,  p.  175.  —  Nr.  39: 
Eisenlohr,  Analytische  erklärung  des  demotischen  thails  der  Rotet- 
tana,  angezeigt  von  Maspero,  der  die  erklämngen  oft  überflussif 
und  meist  zu  weitschweifig  findet. —  Nr.  40:  Pierron^  L'lliade  d'Uo- 
mere,  texte  grec  revu  et  corrig^  d'apres  les  documents  aothentiquef 
de  la  recension  d'Aristarque ,  accompagn^  d'un  commentaire  criäqse 
et  explicatif,  pr6c6d^  d'une  introduction  etc,  streng  vemrtheiit 
von  Heitz.  [S.  Phil.  Anz.  11,  4,  p.  184.]  -~  Nr.  41 :  Hoffrntum, 
de  Hermeneuticis  opud  Syros  Aristoteleis ;  anzeige  von  Martin,  der 
die  gelehrsamkeit  des  Verfassers  rühmt,  aber  über  seinen  mangel  w 
anonlnung  und  sein  wenig  klares  latein  klagt.  —  PoiMs,  Ohserri' 
tiones  ad  scholia  in  Homeri  Odysseam,  Lugduni  Batavoma  1869,  be- 
sprochen von  Ch.  Thurot,  der  dos  buch  lobt  und  eine  aamaU  emeada- 
tionen  giebt.  —     Van  Swhndereny  Disquisitio  de  acre  Maiaeitaao  et 


Miscellen.  575 

Ipetisaoo  (GroeniDgen);  Giraud,  La  lex  Malacitana  (Paris),  aoge- 
Lg^t  vou  X»  M*>  ^^^  ^'^  mülie  bedauert ,  welclie  beide  gelehrte 
ch  gegeben  haben,  Asher'B  angriffe  gegen  die  echtbeit  der  in- 
lirifkea  lu  widerlegen.  —  Monimsen,  T.  Livii  üb.  Ill — VI  quae 
ipersunt  in  codice  rescripto  Veronensi;  rühmende  berichteratattung 
OD  Ch.  M.  —  Nr.  42:  Steitz:  die  werke  und  die  tage  des  Ue- 
nodos,  angezeigt  von  Heitz,  der  mit  dem  verf.  wenig  einverstanden 
iit  und  über  mangel  an  anordnung  in  der  composition  des  buchs 
klagt.  —  Moni^y  La  pliilosophie  de  Socrate,  unbrauchbar  nach 
Ol.  Tfiurot,  der  dies  nrtheil  durch  anführungen  rechtfertigt.  — 
Emnery  Specimen  criticum  ad  scriptores  quosdam  latinos  pertinens; 
•neige  von  Ch.  M.,  der  mehreres  billigt,  bei  anderm  seine  abwei- 
dieode  meinung  angiebt.  [.S.  Phil.  Anz.  1,  n.  1,  p.  23.]  —  Nr.  44: 
IFedUein,  Curae  epigraphicae  ad  grammaticam  graecam  et  poetas  sce- 
•icofi  pertinentes;  empfehlende  anzeige  von  X.  —  Bidchowshyf  De 
Spartanorum  sjssitiis,  mit  geringen  einschränkungen  gebilligt  von 
Ciijjemer.  —  Zingerle,  Ovidius  und  sein  verhältniss  zu  seinen  vor- 
gangem; anzeige  von  Heitz,  der  die  vielen  gleichen  versenden  nicht 
<ler  oachahmung  der  dichter  untereinander,  sondern  dem  mosaikartigen 
bau  ihrer  versification  zuschreibt:  s.  Phil,  anz  11,  nr.  4,  p.  209.  — 
Nr.  45  :  Vglquardsen,  Untersuchungen  über  die  quellen  der  griechischen 
ood  sicilischen  geschichte  bei  Diodor;  inhaltsangabe  von  Beitz: 
B.  Phil.  Anz.  i,  p.  208.  —  Asher,  Rechtsgeschichtliche  abband- 
hngen,  heft  1.  Hecht  ^  die  römischen  kalendarienbücher;  anzeige 
roB  Ch.  M.,  den  besonders  die  epigraphische  seite  dieser  römischen 
ijpothekenbücher  interessirt  hat.  —  Nr.  46:  Potty  Etymologische 
orschungen  auf  dem  gebiete  der  indo-germanischen  sprachen,  2te 
aflage.  II.  bd.  3te  abtii.  Wurzeln  mit  consonantischem  ausgange. 
l^urzelwÖrterbuch  der  indogermanischen  sprachen  II.  b.  1.  abtheil. 
Wurzeln  auf  flaute  und  l.  Rühmende  anzeige  von  Ch.  Tliurot, 
er  aus  der  vorrede  die  vergleichung  des  philologen  und  des  lin- 
uisten  heraushebt.  —  Nr.  47:  Pierron^  L'lliade  d'Homere  bd.  2 
I.  V.  nr.  40);  anzeige  von  Heitz,  welche  einige  änderungen  in 
sr  behandlung  gegen  den  ersten  band  feststellt,  sonst  aber  nicht 
aostiger  ist  —  Nr.  48:  Comte  d^  Vogüi,  Melanges  dWch^- 
igie  Orientale,  und  Syrie  centrale.  Ausführliche  anerkennende, 
it  einigen  ausstellungen  verbundene  anzeige  von  x»  —  Bloss, 
yperidis  orationes  IV  cum  ceterarum  fragmentis,  empfohlen  von 
•  Weil.  —  Nr.  49 :  Btfc7ie7er,  Academicorum  philosopborum  index 
erculanensis  (Greifswald  1869)  anzeige  von  Heitz.  —  Moii^ino^, 
oroelius  Nepos,  texte  latin  d'apres  les  travaux  les  plus  r^cents  avec 
1  commentaire  critique  et  explicatif  et  une  introduction:  tadelnde 
id  ausführliche  anzeige  von  Ch.  M. :  s.  Phil.  Anz.  II,  4,  p.  212.  — 
«  Witte,  Recherches  sur  les  empereurs  qui  out  r6gn6  dans  les 
aoles  au  111.  siecle  de  l'ere  chr^tienne;  rühmende  anzeige  von  Bar- 
i^lemy.  —  Nr.  50 :  Oppert^  Memoire  sur  les  rapports  de  l'Egypte 


576  Miscdleii. 

et  de  rAssyrie  dons  Tantiquit^,  ^claircis  par  l'^ude  des  textei 
cun^iformea.  Rühmende  anzeige  von  Maspero.  —  €Jhrist,  Piadiri 
carmina;  anzeige  von  Tliurot,  mit  einigen  bemerkung«n  über  Me- 
trik. —  Nr.  51:  üenfey,  Geschichte  der  Sprachwissenschaft  uid 
orientalischen  philologie  in  Deutschland;  wohlwollende  anzeige  voa 
Br^al,  der  einige  einzelheiten  bessert.  —  Kämpen ,  de  parasitis 
apud  Graecos  sacrorum  ministris;  nach  der  anzeige  von  CailleoMr 
lasst  die  ahhandlung  viel  zu  wünschen  übrig.  —  Lumbroso,  l>o- 
cumenti  greci  del  Regio  IHuseo  Egizio  di  Torino;  angezeigt  %'oa 
Heitz.  —  Robert,  Bpigraphie  de  la  Moselle  1.  lieft :  C.  B.  macbt 
auf  die  Wichtigkeit  der  erscheinung  aufmerksam.  —  Nr.  52: 
Sauppe,  l^xilogus  Xenophonteus:  der  berichterstatter  Ch.  TImrat 
hätte  eine  systemotische  anordnung  lieber  gehabt  als  die  alpha- 
betische; er  macht  eine  anzalil  einwendungen  gegen  einzelheiten. 

1870  und  1871.     Nr.  1:    Liebert,    De  ductrina  Taciti:    esn 
pfehlende  anzeige^  von  de  la  Berge,   der  nur  einzelnes  aossetzt.  — 
Nr.  2:  Madvlg,  M.  Tulli  Ciceronis  de  finibus  bonorum  et 
libri  V:    rühmende  anzeige  von  Ch.  Thurot,    welcher  die 
des    pariser   cod.  6331    gicbt    und  einige  von  Madvig's  notes 
weichende  erklärungen  beibringt.  —     Nr.  4:    CompareUl, 
la  mitologia  comparatu,    und  Müller,    Bermes - SAram«yas 
vergleichende  mythologie.     Anzeige  von  Br6al,  dessen  nafstellsag« 
im  ersteren  der  beiden  bücher  angegriffen  waren ,    und   der  for  dii 
in  Frunkrcich  hauptsächlich  durch  ihn  vertretene  vergleichende  m* 
thologie  eine  lanze  einlegt.  —     Nr.  6:    Buftseti,    Die   einheit  dir    ^ 
religionen  im  zusammenhange  mit  den  Völkerwanderungen  der  ■^ 
zeit  und  der  geheimlehre.     Afaspero,    der  das  buch  anzeigt,   fiaM 
es  scliwerfällig  und  ohne  beweiskraft   in   seinen    aufstellungea.  — 
Lauhert,    die    griechischen  fircmdwörter  eingeleitet  und    lexikaUsd 
erklärt;    empfohlen,  mit  einigen  Zusätzen.  —     Nr.  8:    Unger,  M 
Th.  Bergk  de  Ammiuni  Marccllini  locis  controversis  epistola  entici 
und  Gardhausen  y    Conjectanea  Ammianea    codice    adhibito  Vatieaat 
(Kiel  1869):    unzeige  von  William  Cart,    welche  das  erstere  back 
stark  tadelt,   das  andere  sehr  lobt.  —     Nr.  9 :    Corpus  ioscr.  ist. 
Vol.  II.     Inscriptiones  Hisponiae  latinae.     Kd.  Hübner.     Die  aatär^ 
lieh  sehr  anerkennende  onzeige  von  Boissier  giebt  eise  eutwiddasg 
der   ansichten ,    welche    der    berichterstotter  selbst   über  des  csUsi   ' 
der  kaiser  in  Rom  und  in  den  provinzen  liat ,    und    io  folge  dcres   j 
er  in  der  lesung  einiger  inschriften  von  Hübner  abweicht,  besoarfeff    p 
in  der   frage ,    ob  in  verschiedenen  fällen  Augueti  (gen.)  oder  Jth    lar 
gust^tUs  oder  endlich  Augur  zu  lesen  sei. —     Nr.  10:  Heils,  Frtf-    jiy 
menta  Aristotelis ,    ols    2te  abtheil,  des  IV.  bd.   der    bei  Didot  tf-    j^ 
scliiencuen    ausgobe     von    Aristoteles    werken:     anzeige    voo  Cfc.    j 
Thurot,  der  eine  aiizahl  von  bedenken  und  conjecturen  beibringt  — 
Nr.   11:    Cr.   Curiius,   Grundzüge  der  griechischen  etjniologie,  ■■* 
gezeigt  von  Br^al. 


L    ABHANDLUNGEN. 


XVII. 

Zu  Thukydides  buch  IIL 

So  Tiel  auch  in  neuester  zeit  für  den  Tbukjdides  durch  die 
rcCBicIie  ausgäbe  Classens  und  durch  die  verdienstreichen  beitrage 
itehls  und  anderer  gewonnen  worden  ist,  so  findet  sich  doch  noch 
mmxKheBi  das  mich  zu  bemerkungen  veranlasst. 

12  ^  3  tl  yuQ  iwaiol  ^fiiv  i*  tov  Xffov  Mal  ammßovXiveM 
sol  dvi$(itXkliffa$  (viele  handschriften  avumfuXkl^ffai),  j(  iSit  ^fj^ag 
ht  TOV  ofAolov  iii  htCvotg  that;  diese  viel  versuchte  stelle  hat 
Claasen,  indem  er  nach  Krüger  avrtfuXX^aaC  it  Mi§  Vf*^9  ^*  ^^ 
tftoUnt  In  ixihavg  Uvat  aufnahm,  mit  richtige  interpnnction  und 
tt^lämng  geschrieben:  it  yaq  iwaxol  ^/«ey  i*  tov  titov  xal  im- 
n$ßavXt5ffatj  xal  ävrtfAiXKrieat  n  fSn  Vf^ag  l*  toS  o/aoCov  in* 
ixiivwg  tircu.  Nur  nehme  ich  an  j§  nach  lmfitXkfjaa&  anstoss, 
Welches  nicht  etwa  nur  entbehrlich,  sondern  auch  sinnwidrig  ist. 
Ba  kann  hier  nämlich  nicht  davon  die  rede  sein,  dass  die  Mitj- 
lenMer  den  Athenern  gegenüber  einigermassen  abwarten  wür- 
den, wenn  die  Athener  ihnen  gegenüber  mit  einem  angrifie  zögerten, 
aoBdem  bei  gleichen  machtverhaltnissen  würden  die  Mitjlenäer  so 
leog^  warten  ab  jene.  T§  hat  man  in  neuerer  zeit  hergestellt 
am  j(j  das  seinen  Ursprung  nur  dem  irrtlium  verdankt,  dass  man 
fflanhie  xal  ImßovXiveat  xal  avjtfAiXkfiffat  verbinden  zu  müssen, 
wiUirend  xaC  vor  inißovUvffat  wie  Classen  richtig  bemerkt  nur 
proleptisch  zu  xal  lmfJkiXXliaa$  des  nachsatzes  steht.  Darum  ist 
r$  %u  streichen. 

15,  1  xal  vijy  ig  r^y  ^Arnxfiv  iaßoXiiv  tolg  tt  ^vfJtfAuxoig  naq^ 
avifk  xata   %dxog   f^o(ov   Uvat  ig  %6v  ic&fAov   toTg   iio  fiiQtOtv 
Fhilologus.   XXXV.  bd.  4.  37 


578  Thukydides. 

wg  no$fi(f6fAivot.  Herwerden  schreibt  »anl  r^(  Ig  jijp  ^^rrut^r 
iaßoXi^g  und  tilgt  cii^  noirjeofisvot*  Wäre  etwas  zu  äDdem,  so  wollte 
ich  lieber  xäni  t^  ig  t^v  ^Antxiip  iaßoX^  und  lig  no^ifioiu^ot, 
wozu  mit  dem  scholiasten  li^v  iaßoXriv  zu  verstehen,  beibehalten. 

17,  i  |y  loXg  nUXatai,  Stj  vl^^g  afi'  aizoig  htgyoi  xdXXi^ 
lyivovio.  Das  ungeeignete  xäkXst  schliesst  Classen  in  klammen 
und  weist  auch  die  vorschlage  xal  aU^  und  »al  nXiJQttg  als  nick 
entsprechend  ab.  Eine  liicke  ist  offenbar  vorhanden ,  aber  wit 
dieselbe  auszufüllen  bleibt  immer  ungewiss,  da  das  überlieferte  xdU» 
keine  stütze  giebt.  Sinngemäss  möchte  etwa  xal  jrW»/*o#  am, 
vgl.  II,  13,  8,  Perikles  weist  nach  jQniQstg  jug  nkutiptwg  jQut- 
xoctag  (otl<ra$).  So  würden  neben  dem  im  dienst  beg^ffenen  aoch 
die  dazu  jeden  augenblick  verwendbaren  bezeichnet. 

20,  3.  Die  Platäer  berechneten  nach  der  zahl  der  backsteto* 
schichten  die  höhe  der  mauer,  durch  die  sie  von  den  sie  belagemdei 
Thebanern  eingeschlossen  waren,  um  damit  die  länge  der  leiten 
zu  ermessen,  auf  denen  sie  die  ihnen  geeignet  scheinende  stelle  der 
mauer  ersteigen  wollten:  l^^idag  xad^oQotfAivov  lg  o  ißatiXono  yo« 
Ti(xovg»  Unnöthig  wollte  Stahl  ocov  statt  1;  oaay^  Es  handelt 
sich  nur  um  den  geeigneten  Infinitiv,  der  zu  ig  o  ißmiXom  xu 
denken  ist,  der  ist  aber  nicht  xad-oqav,  sondern  wie  die  natur  der 
Sache  verlangt  ävaßafvHV. 

22 y  2  ^aav  6i  iiataXiTg  n  xfi  bnUeik  xal  top  a^MTrf^ 
noda  fAOvov  vnoösisfiivot  äcfaXiCag  ivBxa  i^g  ngo^  jop  mjlor. 
So  konnten  die  Platäer  auf  dem  schlüpfrigen  boden  wenigstens  mä 
dem  unbesohleten  rechten  fuss  (wie  Classen  gegen  Krüger  richtig 
erklärt)  fester  auftreten.  Eine  interessante  parallele  liefert  die 
siegreiche  schlacht  der  Appenzeller  am  Stoss  im  juni  1405,  wo 
den  Appenzellem  ihr  eben  so  einsichtiger  als  tapferer  fiihrer  grtf 
Rudolf  von  Werdenberg  aus  dem  geschlechte  der  Montfort  rietli, 
die  schuhe  auszuziehen  wie  er  selber  that  und  barfuss  auf  des 
vom  regen  durchnässten  boden  sicherer  schreitend  den  feind  aoxu- 
greifen;  s.  Job.  Müller,  Schweizergesch.  buch  11,  cap.  VII,  p.  721 

§.  3  fUTu  6e  avibp  ol  inofiivot  f^  iy>'  ixäifQOv  tÜv  nvqjfWf 
ixwQow,  fmna  ifftkol  uXXot  fjnm  tovjovg  ^vp  SoQat(o$g  afi- 
ßakvov.  Diese  von  Classen  eingeführte  Umstellung,  durch  welche 
ävißaipop  und  i^wQOvp  die  platze,  die  sie  in  der  vulgata  einnehneo, 
vertauschen,    kann   man    ungeachtet   der   einrede    von   Schiits  ak 


Tbukjdid^.  579 

rch  die  natur  der  sacbe  geboten  nur  billigen.  Die  Tbebaner 
itten  die  stadt  mit  zwei  mauern  eingeschlossen  und  darauf  in 
swissen  entfernungen  von  einander  tbürme  gebaut,  die  von  der 
nern  mauer  jeweilen  an  die  äussere  reichten.  Unter  den  thiirmen 
aren  durcbgänge  zwischen  den  die  stadt  umschliessenden  mauern, 
if  den  thiirmen  selbst  befanden  sich  wachen  der  Thebaner.  So 
Minten  die  zwölf  in  den  Zwischenraum  beider  tbürme,  in  das 
taonvQytop  hinaufgestiegenen  Platäer  nicht  sogleich  die  tbürme 
«teigen  wollen,  sondern  es  wandten  sich  (ixwQow)  von  ihnen 
«hs  gegen  den  eingang  unter  dem  thurme  rechts,  die  andern 
chs  gegen  den  links  und  warteten  bis  SU,o$  tffhkol  hinau&tiegen, 
4ßa$yoVy  aber  nicht  auf  die  tbürme,  sondern  in  das  ^iaonvqykov. 
>  verstärkt  erst  griffen  sie  die  tbürme  an  und  tödteten  die  dar- 
f  befindlichen  wachen  und  wehrten  von  den  thürmen  die  beran- 
mmenden  Thebaner  ab ,  wie  cap.  23  sehr  anschaulich  er- 
blt  wird. 

27,  1  oi  MvdXrivalok  —  uvayxd^ov%a$  ^fißafvHv  nqoq  toig 
^fjyaCovg  Stä  lädt.  Bier  erklärt  Classen  S$a  tdSi  doch  irrig 
IS  den  eben  genannten  gründen'^  Vielmehr  folgen  die  gründe 
(t  in  den  §.  2  und  3  und  im  anfang  des  cap.  28  erzählten 
iständen. 

30,  2  xaiä  fjtiv  S'dXaccay  xal  ndw^  Ji  ixHvoC  jt  dpiXiaciot 
&yfyiad-M  dv  nva  ag)(c^  noXifAMv  xai  ifAWV  ^  aAxij  tvyxdvH 
'X$cia  ovcra«  Stahl  widerspricht  mit  recht  der  auffassung  Clas- 
18^  der  mit  Herbst  Philol.  XVI,  304  das  activ  zu  verstehende 
iXnuSrok  auch  zu  äAxif,  aber  hier  in  passivem  sinne  gedacht 
ßsen  will.  Stahl  erklärt  Jahrbb.  97,  116:  „wo  jene  keinen 
griff  erwarten  und  von  unserer  seite  die  kraftanstrengung  (VI, 
i,  9)  vorzugsweise  gerade  statt  findet  ^^  Ich  aber  fasse  dXxri 
ifach  als  stärke,  worunter  Teutiaplos  die  vierzig  anwesenden  schiffe 
r  Peloponnesier  versteht.  Ein  prädicat  zum  zweiten  gliede  ist 
;ht  hinzuzudenken,  sondern  dieses  liegt  in  tifxüiv,  wie  dessen  her- 
rtretende Stellung  zeigt:  „und  die  stärke  (jetzt)  zufallig  wesent- 
b  auf  unserer  seite  ist^^ 

31,  1  onuig  ix  noXswg  oQfjtcifxivot  tijv  ^Imvtav  anoCiritSuiCw 
intia  —  a^pT/^a»)  xal  i^i»  nqocodov  xavitiv  fisyCcxtiv  olaup  *^^- 
(foy  l^]  u^iXuiCt,  xal  ufxa,  ^y  i^OQfiwciv  aitoTg,  dandyrj  aytdSk 
fvrßat*     Mit  ausnähme,    dass  Stahl  r^y  beibehält,    stimme  ich  we- 

37* 


584  Tlmkydidei. 

gentlicb  seiner  »klärung  bei»  denn  fffdnp  mvaa  sidi  noAwmtg 
auf  das  subject,  also  nicbt  auf  die  Athener,  sondern  auf  die  SUm 
nvigy  also  auf  die  mit  den  Lakedamoniern  es  haltenden  Joner  ad 
Lesbier  beziehn.  Diese  wollen  nämlich  durch  den  abfall  Joaiflai 
den  Athenern  die  bedeutendsten  einktinfte  abschneiden  nnd  ngleidi 
dieselben  behufs  einer  blokade  der  Athener  (^y  ig>offu5(np  aiuS; 
für  sich  gewinnen.  Nur  stimme  ich  Gassen  darin  bei,  daas  ^w  nt 
ä^wa&  zu  tilgen  ist ;  denn  mit  dem  abfall  Joniens  träfe  das  a^ 
schneiden  der  dortigen  einkttnfte  zugleich  ein  nnd  ist  daher  ait 
dem  folgenden  absichtssatze  xai  äfjta  iandvii  (die  kosten)  Cf^ 
^fyprpM  (oder  etwa  ngoifyCyviitat?)  eng  zn  verbinden. 

32,  3.  Classen  denkt  daran  die  parenthese  oQÜvtiQ  —  no^- 
ßaXiiv  ans  ende  des  $.  1  nach  rov^  twXXovq  zu  versetsen.  AWr 
dem  steht  entgegen  dass,  weil  6  fuh  nämlich  ^AlxCdag  im  aoteg 
von  $.  3  subject  ist,  ^AXxCSag  im  anfang  von  cap.  33  lässig  vai 
unnütz  wäre,  passend  aber  nach  der  parenthese.  Aber  auch  dioe 
steht  am  rechten  ort,  weil  nicht  nur  an  jene  ersten  niedcrg^ 
metzelten  gefangenen  zu  denken  ist ,  sondern  auch  an  die  suktit 
genannten  Chier  »al  twv  aUo/y  uvdg. 

37,  2  xai  anovtag  aQXOf*^vovg*  [of\  ov*  ii  iSv  av  x^Q^^ 
ßXamofMtvok  avrof»  axQowvtak  vfidSv,  Das  in  vielen  handschrifioi 
fehlende  ot  ist  seit  Poppo  observ.  p.  21  mit  recht  fast  allgeaen 
verworfen,  aber  doch  wird  dadurch  der  asjndetische  Übergang  aO- 
zuschroff.  Zu  vermuthen  ist  der  ausfall  von  i^^,  welches  leicht 
durch  das  ende  des  vorausgegangenen  agxof^ivovg  verschluagti 
wurde. 

38,  1.  Kleon  tadelt  es,  dass  man  die  frage  wegen  begnai- 
gung  der  abgefallenen  Mitjleoäer  wieder  zur  Verhandlung  briagt 
und  dadurch  eine  ;|f^oVov  SiaiQißij  veranlasst,  S  ian  nfog  w 
fiSixfixojwv  fAoiXXov,  S  yaq  na&wv  x^  dqdfSavtk  äfißXvtiQf  4 
oQyü  Int^igx^^^'  Wohl  in  seltenen  fallen  ist  es  wahr,  dais  • 
mx&wv  —  Im^idx^^fxtj  wohl  aber  zumeist  in  dem  falle,  wo  sif 
das  angethane  unrecht  nicht  sogleich  die  räche  folgt,  sondern  «oe 
XQOvov  SifUiQtß fj  dazwischen  tritt;  aber  gerade  dieser  IUI  mm 
bezeichnet  werden,  und  das  geschieht  durch  einsetsnng  von  oSwi, 
woran  schon  Döderlein  dachte  nnd  wieder  Gucken,  der  Eos  1,  314 
passend  ovtoi  jraQ  i  na&üiv  vorschlug. 

40,  3    ii  ttvdfxtig  y<  nad^iCtmag  äil  noiifiCihtg.     Nklit  al- 


Tbakjdides.  585 

I,   weil  sie  abhängig  siod,    wie  Krüger  erklärt ,   sondern   auch 
1,  weil  sie  sogar  eine  milde  bestrafuog  nicht  vergessen,  viel- 
erbittert bleiben  werden,  wie  auch  das  folgende  ovdiv  ^ffoov 
moXtf/kiavg  vTroXentofAhovg  leigt. 

YOT€^o*  ol  Jta^fiyovng  kSv  in^ovXtvtfdvtatv  g>anivtu,  Classen 
fibersetzt  «,rait  gleicher  strafe^^  und  bemerkt:  „der  satz  hätte  nach 
-wg  avfg  fortgeführt  werden  sollen:  /^  f^x^S  V^  auroig  vfAag  äfAV- 
wac&ou  xQaviaavrag  ifjtwv*^.  Vielmehr  sagt  Kleon :  erreichet  zwei 
mwecke  mit  der  nämlichen  strafe,  nehmet  erstens  räche,  und  zwei- 
tens zeiget  euch  nicht  unempfindlicher  als  die  beleidiger,  sondern 
als  menschen  von  natürlichem  gefubl.  Geltet  ihr  nämlich  ab 
uwdXy fjioty  so  setzet  ihr  euch  der  Verachtung  aus;  also  zugleich 
Temittelst  der  räche  wehret  die  Verachtung  ab. 

J.  6.  In  der  stelle  ot  fAtj  ^vv  ngofdan  r»ya  xaKÜg  notovvttg 
iM€^i(lXovia&  xal  SioXXwtm  tov  nCvdvvov  i^oqiifuvok  %ov  vno^ 
ZMiOf*ivov  ixd-QoS  hat  Classen  Stahls  treffende  emendation  itoX- 
Tivok  statt  äkoXXvviak  aufgenommen.  Dass  aber  tov  vor  xtvivvov 
nicht  in  aviov  zu  ändern  war,  wird  er  nach  Stahk  Jalirbb.  97, 
p.  109  gegebenen  erläuterung  jetzt  wohl  auch  selbst  anerkennen.  — 
Eben  so  stimme  ich  Stahl  bei,  wenn  er  §.  8  das  von  Classen  vor 
ig  dv  ä^UsviiiM  eingesetzte  iig  abweist. 

42,  5  tov  (ATI  jvxovxa  yvvifAtig  ovx  ornag  l^tifAMvv  aX^Lä  fAtji* 
uufkdl^Hv,  Classen  bemerkt  zu  yvwfAtig:  „vollständiger,  aber  in 
derselben  bedeutung  wie  f^ij  tv^wv  $.  3^^  Aber  wessen  jrvoifAti  ist 
gemeint,  des  sprechen  oder  des  Sl^ftog?  Keines  von  beiden.  Dö- 
derlein  wollte  in  Seebode's  Archiv  1826  auf  etwas  künstliche 
i^eise  /vaifATjg  mit  ^fffAtoSv  verbinden.  Ich  halte  yvwfAfjg  fur  ein 
glossem  und  erkläre  tiv  f»^  tvxovra  wie  ^.  3  „der  es  (nämlich 
TO«  oQ&ov)  nicht  getroffen  hat^S  wie  auch  wir  sagen:  er  hat  es 
getroffen. 

4kAj  2  ^v  ti  ydq  dnotprivia  ndw  udMOvvrag  avTovgj  ov  Std 
ToSro  xal  anoxiMM  »iXivffw,  d  fAtj  iv/A^iQov*  r^v  u  aal  ^oyrcx^ 
n  ^vyyvwfAfjgy  tUv,  il  t^  noXn  fiti  äya&ov  ^uCvfjtM*  Da  dem 
Sprecher  in  beiden  fällen  das  Staatsinteresse  massgebend  ist,  seine 
resolution  aber  im  zweiten  auffallend  erscheinen  könnte,  so  ver- 
soche  ich  ov6^  riv  xal  J^x^vtdg  i»  ^vyyvotfAfjg,  luv  (nämlich  avtovg 
mXivcm),  lav  mit  Burgess,  Lindau  und  Stahl 


586  Thukjdides. 

ng  »arix^rat  vn^  ampniinov  Ttvog  »QtCaaoyog^  l^dyaviUP  Ig  wi^ 
iuvivvovg.  Stahl  Jahrbb.  97,  106  hat  recht,  dass  er  statt  i^ 
einen  accusativ  verlangt,  aber  auch  Schütz  hat  recht,  weon  er  ge- 
gen ihn  TWV  ävd-Qüinfav  festhält.  Nur  führt  das  ixamfj  itg  wd 
einen  plural,  und  so  schreibe  ich  ogyag  räv  äv&Qfüjrwr. 

§.  6  verbinde  ich  wie  Stahl  p.  116  ix  tcSv  vjiodHtniQWf  nt 
xifvdvvivihv  „von  geringern  mitteln  ausgehend  es  rtskiren'S  ■■< 
behalte  mit  ihm  die  lesart  avtov  bei  bezüglich  auf  ixacmg,  den 
es  ist  offenbar  von  Überschätzung  die  rede.  Classen  nimmt  aiim 
wieder  auf,  unter  welchem  Arnold  die  vorausgehenden  begrib 
iXivd^BQCag  und  uQxrjg  versteht,  was  schwer  zo  b^^ifea  iit 
Classen  dagegen  erklärt  inl  nkiop  t§  avjwr  „über  die  wirkitchkdl 
hinaus^',  das  wäre  aber  nicht  avrafi',  sondern  eher  twv  inta^ovum. 

46,  2  ixiCvwg  di  ttva  {anocxaCav  nohv)  ^vnvu  oix  or 
OLfxHVOv  rj  vvv  nuqaaxtvdcais^ak,  nohoqx(a  tc  naQauvua&at  l; 
TovüXuTOv.  Ungeachtet  der  einrede  Stahls  (p.  110)  stimme  idi 
doch,  wenn  man  nicht  gegen  die  handschriflen  imQaCxiväifiC&m 
schreiben  will,  Classen  bei,  der  av  vor  üfAHvov  einsetzt.  Deoi 
dass  ftagaaxiväcaad^ap  als  auf  die  Zukunft  bezüglich  gedacht  wir^ 
was  Stahl  verneint,  zeigt  afjmvov  ^  vvv. 

47,  3  fTtiira  xaracriiaiii  Toig  ivvaxoig  rcSv  av^qwrnav  § 
ßovXovrat  fidUina*  Vielleicht  ist  o  vor  nSv  dvd'Qwnwv  zu  ve^ 
setzen  „was  sie  am  liebsten  in  der  weit  wünschen. 

49,  1  rotavia  fAtv  o  Jtodorog  tlnv  ^ri&mfwv  it  .rcSr  yvt0-' 
fAWv.  Statt  ijtiv,  welches  in  ^ti&nawv  6i  keinen  eigentlichen  ge- 
gensatz  hat,  da  kein  weiterer  Sprecher  eingeführt  wird,  schreik 
man  seit  J.  Bekker  mit  der  grossen  mehrzahl  der  handschriftci 
allgemein  toMvza  dL  Geeigneter  aber  zum  abschluss  der  dehatte 
scheint  doch  johovia  Si],  was  eine  zwar  nicht  vorzügliche  pariser 
handschrift  bietet. 

51,  2  ißovXito  de  Ntxlag  li^v  fvXaxriv  avro^iv  —  rfww, 
Tovg  T€  IleXoTtovvriahvg  onwg  fJtri  TWiwnat  ixmkovg  aifto&if. 
Hier  hat  Stahl,  nachdem  Krüger  an  die  einsetzung  von  axoxitp 
vor  onwg  gedacht,  mit  axonwv  statt  onwg  ohne  zweifei  treffest 
emend  irt. 

52,  5.  Viel  Schwierigkeit  macht  die  construction  in  den  wortai: 
ol  d'  iXiyov  ahfi(fäfiivo$  fiaxQOTiqa  tlnuv  xal   iffotdiapifg  ^fut 


Thokjdides.  587 

vwr  —  Mtl  iml^ovng  iXiyov.  Ich  veminthe  iq  dem  ersten 
tksyov  sei  eio  object  ausgefallen,  ein  infinitiv,  etwa  clfroXoyiiffsff&m* 
Auf  die  schneidige  kurze  frage  der  Lakedämonier  an  die  Plataer, 
ob  sie  den  Lakedamoniem  im  bestehenden  kriege  etwas  gutes  er- 
^MrieBen  hätten,  gehen  die  Platäer  nicht  ein,  erklären  sich  aber 
bereit  in  längerer  erorterung  sich  zu  vertheidigen.  Femer  wird 
■Ml/  Yor  ItttX&ovug  in  ol  zu  ändern  sein  bezüglich  anf  die  von 
den  Platäern  bestellten  zwei  Sprecher. 

53,  1  Mal  Iv  i§xaffiaig  ovx  h  aXXotg  ii^dfAivot,  tScmg  xal 
M&fitivy  yevio&M  17  vfjbTv.  Mit  recht  erklären  sich  Krüger  nnd 
Schätz  für  Heilmanns  ovx  dp  uXlotg  statt  ovx  iv  aXJiotg  „weil  wir 
«■  nicht  angenommen  hätten  vor  andern  richtern ,  wie  wir  es 
^wirklich  thun,  als  vor  euch  zu  stehen.  —  Ein  versehen  ist  es, 
-wenn  Classen  §.  4  intffiVfyxttfAivot  in  ii  intofjviyxaff&i  auflöst, 
CS  steht  für  it  ijwfrjviyxdfiB&a.  Bbenfalls  aus  versehen  ist  bei 
Classen  54,  1  »al  vor  tovg  aXkovg  "EkXfp^ag  ausgefallen. 

56,  7  xal  TO  ^vfAfiQov  fArj  aXko  u  rofuttcat,  $  läv  ^vfifAcixoiv 
Toi^  dya&oTg  oiav  ail  ßißatov  r^v  X^Q''^  '9c  dqttrig  ix^^*  *"^ 
ti  nagavilxa  nov  [vfAiv]  w^iXtfiov  xa&tffv^at.  Schon  längst 
Imtte  ich  mit  annähme  von  Heilmanns  ix^vat  statt  vulg.  ix^^^ 
den  satz  als  einen  allgemeinen  angesehen  und  darum  vfjnv,  welches 
man  aus  dem  ganz  sinnwidrigen  ^fjuv  corrigirt  hat ,  gestrichen : 
^ihr  müsst  den  vortheil  (in  bundesgenössischen  Verhältnissen),  nur 
daria  finden,  wenn  biedern  bundesgenossen,  welche  die  dankbarkeit 
lor  die  ihnen  erwiesene  bravheit  immer  treu  bewahren,  auch  das 
etwa  augenblickliche  sich  als  nützlich  erweist^^  Doch  möchte  ich 
lieber  70  ^v/*^qov  als  subject  ansehen  und  xal  ig  jo  nagavrfxa 
schreiben:  „wenn  es  anch  für  den  augenblick  (nämlich  der  noth) 
sieh  vortheilhaft  einstellt^^  Also  auf  treuer  dankbarkeit  beruhe 
vnter  rechtschaffenen  bundesgenossen  der  wahre  vortheil  auch  in 
augenblicklichen  gefahren. 

58^  1  T^v  T€  iwQsäv  uviananrjaat j  avtoitg  fi^  xtiCvHv  oSg 
fiil  (oder  fJtriS^?)  vfjuv  nginu,  Classen  weist  mit  recht  Krügers 
anffassung,  der  mit  dem  scholion  avjovg  als  vfiSg  avrovg  verstehen 
wollte,  zurück  nnd  erklärt  aviovg,  wie  schon  Haacke  und  Poppo 
gethan^  mit  OrißaCovg,  wobei  mir  dann  aber  fjtrjJi  erforderlich 
scheint:   „dass  sie  diejenigen  nicht  tödten,    welche  zu  tödten  auch 


588  Tbakydides. 

euch  nicht  ziemte,,  nämlich  die  ihr  doch  an  verdienst  imd 
höher  stehet  als  die  Thebaner. 

g.  5.  Da  IgrjfAovn  kein  futuram  sein  kann,  so  schreiht  SCaH 
mit  recht  Ugd  tc  &iäv  —  iQtjfAOvpng  Mal  9vcta^  img  mofSm; 
jiSv  iücafiiviav  xal  «r»(ramuv  afa$i^CBC&$  und  erklärt:  iafai 
ihr  die  heiligthümer  der  götter  verödet,  werdet  ihr  auch  die  fN 
ihren  Stiftern  herrührenden  väterlichen  opfer  besi^tigen. 

59,  2  fjiAitg  u  —  ahov/A€d-a  vfAag^  &€Ovg  —  imfionifUfUj 
TtHtSok  tdii.  An  ficccro*  habe  ich  schon  längst  anstoas  genomBOi 
und  TiHü&^vat  vermuthet.  Denn  die  von  Poppo  angefahrten  c^ 
klärungen :  v^ir  bitten  die  götter  til  vchta  per9Widean$  haee,  und  4 
haec  voUs  persuadeamus  passen  nicht,  und  Poppos  richtigere  aif« 
fassung:  ut  vos  paiktmini  vobis  haec  persuader»  und  Classens:  „vir 
begehren  bei  euch  gehör  zu  finden  mit  dieser  unso^r  bitte^  vv- 
langen  ntKrd-rjvat.  „Wir  erbitten  für  uns,  indem  wir  die  götfer 
anrufen,  dass  ihr  euch  dazu  bewegen  lasset^.  Auch  veriai^  ■ 
folgenden  Stahl  mit  recht  u  nach  nQo^QofAV^h  ^^i^d  zuerst  we* 
den  die  götter  angerufen,  dann  die  eidschwiire  vorgehalten. 

63,  4  xahot  rag  bfkotag  x^Qnag  fii)  ^urtt8Mpa&  alaxfit 
fAoiXkov  ^  jag  fkna  dtxa^o ffvvfjg  fiiv  oq>i^hi&i(cag  ^  ig  aiuttav  Ü 
aitodiioiJkivag.  In  dieser  schwierigen  und,  wie  man  aus  P<fp« 
sieht,  schon  lange  vei^eblich  versuchten  stelle  hat  auch  ClaiM 
schwerlich  das  richtige  getroffen,  wenn  er  nach  Dnkas  vorgng 
lifl  aviiiidovak  auch  zum  zweiten  theil  nach  anodtdofUrag  fc^ 
stehen  will.  Der  erforderliche  gedanke  ist  ohne  zwdfel :  erfne* 
sene  gutthaten  nicht  gleicbmässig  vei^elten  ist  schmachvoll,  aber 
sie  zur  ausübung  von  unrecht  vergelten  ist  noch  schmachvoller,  wie 
nun  die  Platäer  thun,  da  sie  den  dank  den  Athenern  so  eiweiWi 
dass  sie  ihnen  zur  Unterjochung  der  Hellenen  beistand  leiitm. 
Diesen  durch  die  Sachlage  für  die  rede  der  Thebaner  gebotesco 
gedanken  stellt  man  am  leichtesten  her  wenn  man  schreibt:  /ti? 
änoiiiopat  $t  aiaxQ^^  >  fAoiXXov  ifj  —  anoi^iofkivag  (näsdich 
unodoivat) .  c)  konnte  nach  änoitJovat  leicht  verlorengehn  lod 
(?if  „schimpflicher  fürwahr^  eignet  sich  für  das  zweite  glied,  4» 
den  grössern  nachdruck  hat. 

67 ,  1  xal  lavja  —  tovjov  ivixa  In^ijX^OfUw  $tal  vsi^ 
v/AcSv  xal  rjfiwv,  Iva  vfiiig  [abv  eldl^Ti  (futa/co^  a^riSi'  natayvm^ 
fMvotj   $/u<7(  ii   in  oatwnqov  nufitaQfifAipot,     Falls  aua  ans  tl- 


Thukjdides.  589 

9^ri  ma  ^/Attg  ergaoien  wollte  $ldiSfk€v^  so  entstände  die  Sonder- 
barkeit, als  ob  die  Thebaner  erst  jetzt,  aus  ihrer  eben  gebalteneo 
rede  wissen  sollten,  dass  sie  an  den  Platäern  erlaubte  racbe  neb- 
veo.  Dieser  Unmöglichkeit  würde  abgciiolfen,  wenn  man  mit  Krü- 
ger schriebe  ^fA&g  —  urtfAWQfifUvovg.  Allein  den  Thebanern  ist 
daran  su  thun,  dass  klar  an  den  tag  komme,  und  so  wäre  (jpai* 
rtaftid-a,  das  wie  Classen  annimmt  dem  redner  vorschwebt,  so  er- 
gSmen.  Allein  dieses  wird  leichter  erreicht,  wenn  man  statt  tl3fju 
■eltfeibt  q)av^Ti,  woraus  sich  su  ^fnTg  von  selbst  versteht  q^avwiAW. 

68,  1  Aoi*  Tov  u  aXkov  xQOvov  ^^(ovp  Sl^d-iv  avwvg  — 
^i^fxa^iw  »al  on  vtrtBQOv,  a  ngd  lov  9r(^ftTc»/^i<r^a»  nqottxovto 
airoTg,  nowovg  ttvM  xa?'  IxiTva,  dg  ovx  ii^arto,  ^yovfitvot  zfi 
iavTWV  itxaCa  ßovXriC^h  fxüJtovdo^  tiiti  in  avjwp  xoijfcSc 
ngjrw&ivw  xtL  In  dieser  vielfech  versuchten  stelle  ändere  ich  Sre 
in  OT»,  da  der  dem  xhv  aTJuov  xQovov  entsprechende  seitpunkt  mit 
vtntQOP  a  nQo  Tov  TtiQtutx^Z^^&at  nqo^tx^vio  alxoig  genügend 
beaceichnet  ist,  dann  behalte  ich  a,  welches  Classen  und  Stahl 
(p.  111)  streichen,  bei  als  noth wendiges  object  von  nqoitxovxo 
sowohl  als  von  iii^avro^  tilge  dagegen  mit  Krüger  wg^  wofür 
Stahl  tig  S^  vorschlägt.  So  wird  die  construction  einfach  und 
klar.  Im  folgenden  hat  Arnold  an  der  ungewöhnlichen  bedeutung 
des  ßovXricn  mit  grund  anstoss  genommen  und  glaubt  xfi  iavräv 
ßihtXijirit  sei  verfälscht  oder  aus  einem  schol.  entstanden.  In  der 
tbat  wird  hier  der  begriff  ,,rechtsanschauung<'  also  (vgl.  82,  4) 
dhuanaiSH  veriangi.  Demnach  schreibe  ich  t^  avTwv  i^xaivicHy 
nach  der  Platäer  eigener  rechtsanschauung  seien  sie  (die  Lakedä- 
monier)  bereits  ixünoviot,  bestehe  also  kein  vertragsverhältniss 
■ehr  für  sie  mit  den  Platäern ,  und  so  seien  diese  ebenfalls  als 
huSnwiok  erlaubter  weise  von  ihnen  feindlich  bebandelt  worden. 

82,  1  xal  iy  fjutv  itgi^vfj  ovx  av  ixonwv  ngo^atv  ovf  itot- 
fkotr  iraQaxaXfTv  avjovg ,  noXifJtovfiivcjp  ii  xal  ^vfkfAaxfoig  Sfjta 
IxariQotg  rtj  ruiv  ivavrtiav  xaxwCH  xal  Cfptmv  aiiolg  ix  loS 
uvtov  nQO(moti^C€t  fjaSttag  at  Inaytayal  jolg  viwnqt'^Hv  t»  ßovXo'- 
fiivokg  Inogttovto,  Im  wesentlichen  trete  ich  der  art  wie  Stahl 
p.  121  diese  stelle  auffasst  und  seiner  Übersetzung  bei:  „und  wäh- 
rend sie  im  frieden  zwar  keinen  anlass  gehabt  hätten  und  nicht 
geneigt  waren  sie  herbeizurufen,  wurde  hingegen  im  krieg^ustande 
EOgleieb    auch     die    herbeiziehung    von    bundesgenossenschaft   den 


590  Thukjdides. 

nenerangssüchtigen  beider  parteien  zur  schädigang  der  gegner  nrf 
eigenen  machtvermehrung  leicht  bewerkstelligt^^  Nur  darauf  awck 
ich  aufmerksam,  dass,  während  in  ovx  av  Ixovtww  die  hiopter  der 
parteien  gemeint  sind,  das  l%ot(iu)v  sich  nicht  auf  diese,  sooden 
auf  die  masse  der  burger,  die  ihrer  partei  anhaogen,  also  auf  die 
inaCMiM,  sich  beziehen  muss,  die  ohne  zweifei  nicht  so  geneigt 
waren.  Deswegen  scheint  mir  auch  Kruger  mit  recht  Itoi^tm 
orrwv  zu  verlangen:  „sich  auch  nicht  solche  fanden,  die  bereit* 
willig  waren  sie  herbeizurufen". 

§.  4  äctpdXua  8i  ro  imßovXiv(raa&M ,  aTiotQon^g  ^6 fact; 
ivXoyog.  Ohne  in  die  vielen  divergirenden  auffassungeo  näher  eia- 
zutreten  glaube  ich  am  sichersten  mich  an  die  Überlieferung  n 
halten,  welche  aCyxiXtta  ist,  das  man  in  äc^aXtCa  geändert  bat 
Das  verbum  dazu  ist  nicht  das  zunächst  vorausgehende  n^aii^ 
sondern  das  an  der  spitze  der  ganzen  periode  stehende  ivofidc^ 
um  so  gewisser  als  dieses  zu  allen  folgenden  gliedern  gedadit 
werden  muss.  „Als  Sicherung  galt  das  tückische  nachstellen*^  uo4 
gerade  wegen  der  gefährlichkeit  dieser  gesinnung  ist  als  appositioa 
hinzugefugt  „als  schöiiklingender  vorwand  der  ahwehr^. 

§•  5  »al  o  iilv  jifce^na^ycuv  mCthq  äif^  o  i^  ävn^yfop  aim 
vnomog.  Hier  passt  6  ;^MA<;ra^vctiv  schwerlich,  der  g^^ensatz  o 
ävnXiyoJv  zeigt  was  erfordert  wird,  nämlich  o  naW  inatväp. 
Wer  alles  gut  hiess,  was  der  Vorsteher  seiner  genossenschaft 
(hatgCa)  wollte,  galt  immer  fur  treu,  wer  ihm  aber  widerredeta, 
war  verdächtig.  Denn  es  soll  gezeigt  werden,  wie  eben  das  heü^ 
rienwesen  die  quelle  so  vieler  Verderbnisse  war. 

^.  6  »al  fAfjv  nal  xh  'l^vyy^vlq  lov  iia^Qntav  äXXojQmnQW 
iyivBJO  iiä  ro  ijo$fiüiuQOv  ilvai  unQOfaaCtnwg  loXfAup'  oS  yaq 
fjiiia  Twv  XHfiivwv  vofACJv  w<piXCag  al  Totavrai  ^vvodot^  aXXa 
nagä  rovg  ^vy^intJiag  nXeovil^fa.  Classen  erklärt  ov  fHia  w 
»Hfiivwv  vofiuiv  wipiXtag  „dergleichen  Verbindungen  waren  oiclit 
zum  frommen  der  bestehenden  gesetze  eingegangen,  sondern  alt 
beiseitesetzung  derselben  zu  zwecken  persönlicher  vortheile^.  leb 
halte  diese  auffassung  des  ersten  theiles  nicht  fur  richtig.  Es 
mUsste  heissen  ov*  ini  iwv  xnfjthwv  vofioiv  wgaXfa,  VieliNhr 
ist  der  sinn:  nicht  um  mit  hülfe  der  bestehenden  gesetze  dea 
iratgotg  zu  helfen,  sondern  gerade  den  bestehenden  gesetzea  vai 
Sitten    zuwider    um    vortheil    zu   gewinnen.     Dass  bei  deo  rojMK 


Thukjdides.  591 

Mch  ao  dtten  zu  denken  zeigt  eben  der  umstand,  dass  die  rück- 
Biehten  auf  das  ^vyy^vig  gegenüber  dem  hatq^ov  zurückgesetzt 
wurden. 

$•  7  ^jfor  y  ol  noXkol  xaxovgyoi  ovreg  iB^u>l  KixXtjvTM  f 
ofMid-tlg  dyad-oC,  Classen  verwirft  mit  recht  Krügers  auffassung^ 
der  xaxovQyok  mit  ie^ioi  und  ufiad'tTg  mit  äya&oC  verbindet  und 
ersteres  ^»gewandte  scbelme^S  letzteres  „ungebildete  biedermänner^ 
übersetzt  Aber  auch  Classens  erklärung,  dass  in  chiastischer  Ord- 
nung dem  xaxovgyoi  ovug  gegenüber  äya&oC  sc.  ovug  subject  sei, 
ist  nicht  richtig.  Der  sinn  verlangt  als  subject  ufAa&tTg  (hier 
soviel  als  iviiS-tig)  und  äya&oC  als  prädicat:  „die  meisten,  wenn 
sie  Schurken  sind,  heisst  man  leichter  geschickt  und  gewandt  als 
leute  von  schlichter  einfalt  brav. 

J.  8  oJg  ^vfißaCfj  im^^ovwg  n  itanQu^aa&ai,  Nicht  wie 
Kroger  und  Classen  erklären  „welchen  es  gelang  auf  gehässige 
weise  etwas  durchzusetzen^^  sondern  mit  bezug  darauf,  dass  xa~ 
xovQYOi  ovng  eben  St^iof  hiessen  „auf  beneidenswertbe  weise*^ 
Je  feiner  die  Spitzbüberei,  desto  rühmlicher  und  beneidenswerther. 

83,  2  xQBtaaovg  S^  optsg  unamg  XoyKSfMW  ig  ro  äviXmCiov 
Tov  ßißaCov  fA^  nad'Hv  fiäXkop  TvqokCxoitovv  rj  ntifuvifat  Idvvavto. 
Da  es  sich  hier,  wie  das  vorausgehende  tJi  /vtifirj  äntctiag  und 
dann  wieder  mcrnfCa^  zeigt,  um  treue  und  vertrauen  handelt,  nicht 
um  unerwartetes,  so  vermuthe  ich  lg  to  untCtov,  „da  sie  sich 
durch  klügelndes  überlegen  und  berechnen  besser  verstanden  zum 
misstrauen  am  zuverlässigen ^S  Auch  billige  ich  Onckens  liixorto 
statt  Idvvarto. 

89,  5.  Da  hier  von  der  bewegung  des  meeres  ein  intransitivum 
sich  entfernen  verlangt  wird,  so  dürfte  man  statt  anomiXluv  ver- 
mathen  aTrotn^vM, 

110,  2  xal  jfi  akkvj  mgan^  ä/ia  nagtifxivdl^iTO  ßori&Hv  In 
avTOvg»  Warum  hier  Classen  naqiCxivdl^no  als  passivum  erklärt, 
ist  nicht  einzusehen.  Es  heisst :  er  rüstete  sich  mit  den  andern 
truppen  zu  hülfe  zu  ziehen. 

111,  2  oi  S*  *A(inQaxiiiia^  xal  ol  öfAAo»  Sao^  fiiv  ***  irvyxuvov 
ovua^.  Die  unzuverlässigkeit  aller  frühern  erklärung«-  und  emen- 
dationsversuche  hat  Classen  überzeugend  dargethan  und  Stahl  p.  1 1 1 
stinnt  ihm  bei.  Beide  gelehrte  kommen  mit  ihren  vorschlagen 
der  sacke  nahe,    Classen  mit  fAOPOvfAtvokf    wofür  man  eher  f/^fAo- 


592  Thokjdides. 

vtaiUwok  erwartet,  Stabl  mit  fAivavuQf  aber  doch  no»  nidit  m 
sehr  das  bleiben  als  das  verlassensein  hervortreteo.  Daram  v«- 
muthe  ich  XiX^fAfAivok,  wovon  fitv  ein  triimmer  ist 

112,  1  tbv  3^  iXdcifu)  irvxop  ol  ^AfkUQcatmiai  nfoawaßin^ 
Da  ävaßaCvHv  bei  Thukjdides  wie  Classen  bemerkt,  sich  nie  dme 
Präposition  mit  dem  blossen  accnsativ  findet,  so  yermuthe  ich  ff^er 
statt  hvxov* 

Buch  IV. 

Wie  viel  durch  Classens  ausgäbe  der  vier  ersten  biicher  ge- 
wonnen worden  ist  und  welchen  dank  er  sich  besonders  durch 
seine  feine  erklärung  erworben  hat,  ist  wohl  allgemein  anerkaoiit 
und  man  hat  nur  zu  bedauern ,  dass  seit  1869 ,  d.  h.  seit  des 
vierten  buche,  die  fortsetzung  auf  sich  warten  lässt.  (1875  er- 
schien aber  auch  das  fünfte).  Indessen  erschien  aber  aneh  StaUi 
textausgabe  mit  kritischen  anmerkungen,  deren  erster  band  vm 
1873  mir  leider  erst  mit  dem  zweiten  im  sommer  1874  zuge- 
kommen ist.  Mit  grossem  Scharfsinn  und  mit  besonnenem  uitfaefl 
hat  sich  Stahl  um  die  textkritik  sehr  verdient  gemacht,  (aber  in 
der  Überarbeitung  der  kleineren  ausg.  Poppo's  1875  auch  um  die 
erklärung).  So  sehr  ich  nun  auch  durch  die  fleissigen  und  grond- 
lichen  arbeiten  der  beiden  gelehrten  im  verständniss  des  Hiukj- 
dides  bekenne  gefördert  worden  zu  sein,  so  habe  ich  doch,  nacb- 
dem  ich  seit  mehr  als  fünfzig  jähren  mit  benutzung  aller  mir  n- 
gänglichen  hülfsmittel  den  Schriftsteller  mehrmals  durchgearbeitet, 
über  einiges  bedenken  und  abweichende  meinungen,  wdche  ich  nr 
förderung  der  sache,  sei  es  dass  sie  beifall  oder  Widerlegung  fis- 
den,  hier  vortrage. 

4,  1.  Die  vierzig  schiffe,  welche  die  Athener  nach  Siciliei 
schickten,  wurden  durch  einen  stürm  nach  Pylos  getrieben.  Demosthe- 
nes, der  aber  kein  commando  hatte,  empfahl  Pjlos  zu  befestigen.  *äq 
Je  olx  ^nu&Bv  ovu  tovg  aiQartiyovg  ovn  zovg  (ngarnjitag  vtm^ 
Kai  ToTg  ta^tagj^oig  xoiV(jiaag\  ricixo^ov  vtw  aji^Axg,  fiixQ^  aimg 
ToTg  mqainjiimg  cxoXd^ovaiv  ogfATj  iaimd  jnQKnäCiv  Ixrcfjjritftti 
TO  x^Q^O"'  ^^  Classen ,  der  mit  Dobree  das  handschriftliche  ^' 
Xa^fv  in  fjavxoi^ov  verwandelt,  während  Stahl  ^ov/aC^^»  »*» 
aTfXoCag  fJkixQ^  xi#.  Dieses  wäre  richtig,  wenn  nor  i/Tti  anloUtg 
nicht  vor    fAt'xQt   sondern    etwa  hinter   oxoXd^ovCtv  stSiide,    Zwv 


Thnkjdides.  59S 

inden  rieh,  wie  Stahl  bemerkt ,  bei  Thukjdides  betonte  begriffe 
nehrmals  conjunctionen  und  relativeo  vorangestellt;  allein  man 
lieht  nicht  warum  hier  vnb  änXoCag  so  sehr  betont  sein  sollte,  so 
lass  Krüger  diese  Stellung  mit  recht  unerträglich  fand.  Dagegen 
entspricht  ^cvxa^ov  vjfo  änXoCag  vollkommen  dem  Zusammenhang. 
Da  die  fuhrer  der  flotte  den  rath  des  Demosthenes  abwiesen ,  so 
lollte  man  erwarten,  dass  sie  auftragsgemäss  nach  Sicilien  oder 
laut  3,  1  nach  Kerkjra  eilten.  Allein  sie  wurden  verhindert 
lorch  die  Unmöglichkeit  der  fahrt.     Darum  fjfrvxa^ov, 

9,  1  at  iQn^f^Hg  atniQ  ^ffav  avitp  äno  twv  »atuXikfd'HCwv. 
[lassen  findet  alntq^  da  Thukjdides  dieses  mq  sonst  nur  in  be- 
lieiMing  auf  einen  vorausgenannten  oder  bekannten  umstand  ge- 
iraucht,  hier  unpassend  und  vermuthet  al  nif^tl^aaPy  welches  Stahl 
Mifgenommen  hat.  Dieses  wäre  eher  geeignet,  wenn  von  .einem 
rerlust  vorher  die  rede  gewesen  wäre.  Da  aber  Demosthenes  von 
irinen  fünf  schiffen  zwei  mit  auftragen  nach  Zakjnthos  geschickt 
mite,  so  sind  nur  die  schiffe  gemeint  die  noch  bei  ihm  waren. 
$o  scheint  sich  of  nuQ^aap  zu  empfehlen. 

{.  2  (fy>i<t^  dl  Tov  uCxovg  ravrtj  äud-ivtardtav  ovtog  inatna- 
racr^a»  aiioifg  flysTjo  nqo&vfAiiaia^M.  Diese  worte  haben  von 
le  her  den  erklärem  viele  Schwierigkeit  gemacht,  obschon  man 
■ichtig  erkannte,  dass  der  sinn  sein  müsse,  gerade  wegen  der 
ichwäche  der  mauer  werde  der  feind  sich  dahin  verlocken  lassen. 
Diesen  sinn  glaubte  ich  zu  erreichen  durch  änderung  des  Imamä" 
ma^M  in  ImüTtia&M,  die  feinde  werden  geneigt  sein  hierhin  zu 
Iblgen.  Da  die  schwache  seite  der  befestignng  vorher  bezeichnet 
^ar,  so  versteht  sich  ein  zavjfi  zu  imif7ric9-ai  aus  dem  vorausge- 
lenden  von  selbst  So  haben  wir  nicht  nöthig  ngodvfAijffecd^m  mit 
Dobree  und  Stahl  zu  streichen.  *EmCn6fi,€voh  lesen  wir  auch  35,  3« 
Mit  vergnügen  sah  ich  später  ans  Poppo's  anmerkung  unter  dem 
«zt,  dass  schon  Reiske  imiSnia&at  vorgeschlagen  hatte. 

10,  1  ofAOffi  Xf^QV^o^^  Toig  Ivavttoiq  xal  Ix  loviwv  äv  jiSQt- 
^iPOfifyog,  Billigung  verdient  dass  Stahl  vor  xal  ix  tovtwv  ein 
ig  einsetzt,  das  durch  das  vorausgehende  ok  leicht  verloren 
fing.  —  Eben  so,  wenn  er  jetzt,  anders  als  früher,  §.  3  schreibt 
w  TC  yuQ  jifcü^fov  TO  ivnifAßaTOv  ^fjtinQov  (günstig  für  uns) 
*o/*Cl^ai,  0  fjtivovTWv  futsv  fjfiwv  ^vfjtfjtaxov  yCyvitai^  vnoxvaqiiaaük 
H  xatmq  -x^XiJtov   ov   ^TtoQav  Itfnx*  f*rjdivbg  xtaXvovrogy   wo   9 


594  Thukydides. 

swar  nur  in  geriDgem  handschriftea  sich  findet,  aber  nodiwcadif 
iBt,  da,  wenn  man  nicht  o  vor  oder  etwa  nach  fuvoyrufv  gAiw  ein  fdf 
einsetzt,  ein  unleidliches  asyndeton  entsteht,  dem  auch  Classen  da- 
durch, dass  er  die  worte  (nvovxiov  —  Iv  i^  Xat^  fii^  wie  Haacke 
und  Böhme  als  parenthese  betrachtet,  schwerlich  abgeholfen  hat 
Im  folgenden  ist  man  allerdings  versucht  zu  schreibeo  inopn^ 
(Sdviwv,  wie  Poppo  thut;  aber  Classen  schützt  den  dativ  mit  recht 
Bs  heisst:  (uns)  zurückweichenden  gegenüber  ist  (fur  den  feiad) 
der  Zugang  obwohl  schwierig,  dennoch  leicht,  wenn  niemand  kia- 
dert  Und  der  dativ  erklärt  sich  um  so  eher,  da  das  ^fjuv^  wel- 
ches bei  l^vfifjtaxov  zu  denken  auch  zu  vnoxfo^^<fa(r^  sich  Terstekt 

12,  S  int  noXit  yaq  InoUt  t^c  ^oSi?^  ^^  ^  "^ots  roig  (Uf 
^7i€iQWTa^  fidkitfra  ktvat  xal  tä  ns^ä  »qatttSiokq,  Mit  recht  er- 
klärt Classen  hier  InoUt  ab  intransitiv,  doch  fasse  ich  nicht  wie 
er  will  Inl  noku  j^g  do^rig  als  subject  „das  übergewicht  des  mfei", 
sondern  als  adverb:  „weithin  im  rufe  that  es,  galt  es  für  die  La- 
kedämonier  die  trefftichsten  im  landkriege  zu  sein.  Ueber  notih 
vgl.  Vll,  6,  1  ravTvv  InoUt  avxdlg  vimav  t$  Mal  fAtjik  iJMXi^fU, 

20,  1  nachdem  die  Lakedämenier  den  Athenern  bemerkt,  wie 
Versöhnung  und  daraus  freundschaft  für  beide  theile  vortheilhaft 
sei,  setzen  sie  auseinander,  welche  nachtheile  die  fortsetsai^  der 
feindschaft  für  beide  theile  bringt,  wenn  nämlich  das  arifxctflrarj 
d.  h.  die  gefangennähme  der  in  Spakteria  eingesdblossenen  Spar- 
tiaten  erfolgen  sollte,  so  würden  die  Lakedämonier  zu  den  öffeot- 
lichen  noch  ewigen  privathass  gegen  die  Athener  hegen,  die  Athe- 
ner aber  die  vortheile  der  Versöhnung  und  freundschaft,  zu  derei 
annähme  die  Lakedämonier  sie  auffordern,  verlieren.  Dieser  siaa 
wird  erreicht,  wenn  man  mit  Classen  nach  Haase  schreibt  h  4 
dvdyxi^  äldiov  fjfAiv  (statt  vulg.  vfuv)  Mx^Qolv  nqoq  ly  xo#f^5  jroJ 
Idtav  fx^iVj  vfiSg  (statt  vulg.  fjfAoig)  äa  ffngrid^^vM  ir  ¥ov  nqom- 
Xovfieda.  Stahl  aber  behält  an  ersterer  stelle  vfjuv  and  an  der 
zweiten  fifiug  und  bemerkt,  zu  vfjtug  zeige  sich  kein  gegensatx. 
Derselbe  findet  sich  aber  in  dem  voransgehenden,  dass  die  Lake> 
dämonier  einen  ewigen  bittern  hass  gegen  die  Athener  hcgea 
müssten.  Und  wenn  er  weiter  sagt,  es  sei  nicht  klar,  wie  die 
Athener  dessen  beraubt  werden  könnten  was  die  Lakedämonier  vc^ 
langten,  denn  intgri^vM  könne  nur  von  dem  gelten,  der  aa  der 
erlangung  seines  Wunsches  gehindert  werde,    so    ist  au  erwidenii 


Hiokjdides;  595 

in  deta  nQOxaXovfAid-a  nicht  nar  die  aufforderung  zum  frie- 
deo,  sondern  wie  der  Zusammenhang  aus  10^  1  zeigt,  zugleich 
auch  die  vortheile  im  anerbieten  der  spartanischen  fireundschaft  ent- 
halten sind,  deren  die  Athener  bei  der  ablehnung  verlustig  gehen 
worden.  Dagegen  verdient  es  billigung,  dass  Stahl  §.  2  vor  ^vfjt- 
^fto^g  mit  dem  schol.  jl^g  einsetzt. 

24,  1  h  TOVTtp  di  ol  iy  ttj  2iM$X(a,  2vQax6cio&  xal  ol 
^fAftaxok.  Cnnöthig  tilgt  hier  Stahl  oi  vor  iv  t^  und  versetzt 
es  vor  2vqax6iSio^j  weil  es  ausserhalb  Sicilien  keine  Sjrakusaner 
gebe.  Aber  man  setze  nur  ein  komma  nach  SmbU^,  da  Svqa" 
mituoh  xal  ol  ^fSfAfsaxot  apposition  zum  vorigen  ist. 

25,  2  xal  viXTj&ivTig  (die  Sjrakusier  und  ihre  bundesgenossen) 
vni  rwv  ^^d-tiva(ct)v  dtä  tdxovg  aninXivuav  dg  ixaarot  hv^ov  ilg 
xä  olxiia  Htqaxoniiu  [%6  n  Iv  zfi  MtCiTijvri  xal  Iv  j0  ^Pijyl^] 
fUay  vavv  änoXiaavttg*  Die  sachlichen  Schwierigkeiten  dieser 
stelle  hat  Classen  aufgedeckt.  Nur  darin  hat  er  zu  viel  einge- 
räumt, dass  die  Athener  bei  iy  up  ^Piiy((p  gemeint  seien.  Von 
ihnen  kann  unmöglich  die  rede  sein ,  da  die  Sjrakusier  und  bun-  • 
desgenossen  subject  sind  und  nachher  ujtoXiaavTBg  sich  allein 
wieder  auf  diese  bezieht.  Zudem,  wenn  beide  kämpfenden  parteien 
gemeint  wären,  müsste  es  heissen  ixduQoty  nicht  ixaCioi,  Die 
stelle  wird  einfach  in  Ordnung  gebracht  dadurch,  dass  man  jo  n 
—  *PfiyC(p  tilgt  ab  glossem,  womit  jemand  die  oixeTa  inqaxojnia 
angeben  wollte.  Dass  Thukjdides  nicht  bestimmen  wollte  wohin 
die  besiegten  äninXtvffaVj  zeigt  sein  ausdruck  dg  ixaarot  hv^ov. 
Die  Lokrer  waren  nicht  im  hafen  von  Rhegion,  sondern  nur  im 
gebiete  dieser  Stadt,  und  h  ro)  ^PtiyCtp  ist  missverständlich  aus  dem 
folgenden  ix  jl^g  ^Prjyhtav  vom  interpolator  entnommen.  —  So 
hatte  ich  längst  niedei^eschrieben  und  sah  seitdem  mit  vergnügen, 
dass  auch  Stahl  die  eingeklammerten  worte  ausschliesst 

28,  2.  Classens  auffasj^ung  dieser  stelle  halte  ich  für  die  rich- 
tige. Kleon  glaubte  es  sei  dem  Nikias  mit  seinem  anerbieten  das 
commando  über  die  in  Pylos  abzutreten  nicht  ernst  Wie  Kleon 
aber  merkte,  Nikias  würde  es  ihm  wirklich  abtreten,  so  zog  er 
sich  zurück  JcJ^a;^  tjitj  xal  ovx  av  olofASvSg  ol  avjov  loXfjtl^iSa^ 
vaaxf'fQ^i<fM'  av&tg  ii  o  NtxCag  ixik(v€.  Zwei  gründe  sind  es^ 
die  den  Kleon  bestimmen  es  auszuschlagen,  1)  furcht,  2)  die  mei- 
aung  Nikias  würde  sich  nicht    entschliessen  dem  Kleon    das   erste 


596  Thnkydid«« 

commando  abiotreten  und  etwa  mit  der  iweiten  stelle  «idb  n  le- 
gnügen  (vnoxfOf^iicM) ,  was  immer  widerwärtigkeiteD  mar  ftlgt 
haben  würde.  Stahl  dagegen  setzt  ein  punkt  nach  ^^^  kegiaift 
mit  »al  ovM  uv  olofavog,  so  dass  Nikias  svbject  ist,  tilgt  dm 
punkt  nach  v7roxct)Q^<fat  und  di  nach  av&§g.  Aber  in  diesem  ft&i 
könnte  der  neue  satz  nicht  füglich  mit  »al  ovm  &v  oiofupog  be- 
ginnen,  sondern  es  miisste  eher  heissen  ^«(fictf^  ^dti.  o  ii  N»»Saq 
ov»  av  olofuvog  —  inoxfaQrjaut  avd'tg  ixikivi» 

3Ö,  2.  Dadurch  dass  Stahl  nach  Poppos  conjectnr  l«sl  (statt 
xal)  ano  tovtov  schreibt  und  im  folgenden  die  von  Kroger  fui 
Classen  gemachte  Umstellung  annimmt^  hat  die  periode  die  nothige 
klarheit  gewonnen. 

32,  1  iv  TC  tatg  tvvoug  h$  apakafißäpovrctg  tä  onkeu  Clas- 
sen und  Stahl  erwähnen  beide  Haasens  conjectur  Mal  vor  h§,  ohne 
sie  aufzunehmen 4  was  doch  nöthig  ist;  denn  die  überfalleoea  ^- 
Xuxig  konnten  nicht  iv  taTg  cvvatg  sich  bewaflFnen,  sondern  die 
einen  waren  iv  taTg  sivaigy  die  andern  noch  daran  sich  zu  be> 
waffnen.  Bs  ist  aber  jenes  vor  ür»  nöthige  xcU  irrig  vor  Xu&dvug 
versetzt  worden,  wo  ich  es  als  unnütz  streiche.  Aa^ovng  tritt 
so  nur  energischer  hervor  und  wird  durch  das  folgende  ^hfUvm 
—  nXiiv  begreiflich  gemacht. 

§.  4  xatu  vvixov  t€  uil  i^i^XXov  avwTg,  §  jifoi^ifasrMxv,  ot  sw- 
XifAM>$  loiad^at  [^tkoi]  xal  [ol]  dno^wrarot.  Classen  tilgt  so/ 
nach  tffiXoC  mit  unrecht,  da  es  epitatisch  ist;  Stahl  aber  tilgt  mit 
recht  ifftXoC  als  aus  33,  2  geholtes  glossem,  da  es  durch  das  fol- 
gende jol^ivfAaü^  —  ^X^^^g  äXxjjv  unnütz  wird.  Dagegen  tilge 
ich  den  artikel  vor  änoQtatajot ,  da  der  sinn  ist:  im  ifiekea 
mussten  die  Athener  den  Spartanern  sogar  die  grössteo  Schwierig- 
keiten machen. 

33,  2  jifoi^^oiy  ti  jtaA^TTOTijrf  xal  vno  v^g  jt^lv  iQfifAtag  t(«- 
Xiwv  ovjuiP,  Classens  Vorschlag,  yc  in  t§  zu  ändern,  halte  ich 
nicht  für  nöthig.  Es  werden  zwei  umstände  genannt,  welche  des 
attischen  leichtbewaffneten  jeweilen  das  zurückziehen  erleicbtertci, 
während  durch  die  gleichen  umstände  den  Lakedämoniem  die  Ver- 
folgung erschwert  wurde,  1)  die  Unebenheit  des  terrains,  «ad  2) 
weil  dasselbe  bisher  öde,  (durch  gestrüppe)  schwer  zn  bewaaMs 
war.  So  ist  xa(  nicht  epitatisch,  sondern  dem  zs  entspriclit  wiä, 
das  freilich  statt  jqaxiiav  oviwv  ein  TQuxvTtß^  erwarten  Ums. 


Tbukyclides.  593 

36y  3  tüv  Uggauiv  kannte  zwar  der  leser  aus  der  erinnerung 
I  Herodots  erzäblung  sich  hinzudenken  ^  aber  das  ist  doch  nicht 
ne  manifeski  causa  es  mit  Stahl  als  interpretamentum  auszu- 
JilieBsen,  und  dem  m(^nXd6moy  tüjv  Utgaviv  entspricht  das  a^- 
tßolo$  ovTig. 

38,  4  TO  SXXa  Snaxivd^ovto  dg  ig  nXovv  xal  ravg  i^iqaq 
(ig  tQ^^Qagxo^g  dudCdofSav  ig  fpvXaxriv,  Es  waren  wohl  ver- 
liiedene  anordnungen  zur  abfahrt  zu  treffen,  so  dass  es  nicht 
ithig  scheint  das  seltenere  duaxivd^ovjo  nach  Classens  Vorschlag 
it  naqgcxiva^ovjo  zu  vertauschen,  wohl  aber  glaube  ich,  ist  tu 
aXka  zu  schreiben. 

44,  2  ^  (?l  uXkri  fftgaiiä  TOvt(p  rto  rqont^,  ov  xatä  iCw^ty 
fXX^v  oidi  tttXiCag  givy^g  yivofxivfig.  Hier  hat  Stahl  geholfen 
It  seiner  emendation  t^  uvt^  rgoTicp  d.  h.  in  der  gleich  ruhigen 
eise  des  rückzugs,  wie  ^.  1  vom  andern  theile  des  korinthischen 
teres  erzahlt  war.  Betreffend  das  vorausgehende  iv  6i  rjj  tgontj 
ivTf]  bemerkt  zwar  Classen  mit  anfiihrung  vieler  beispiele,  dass 
Thukjdides  sonst  nur  vom  in  die  fluchtschlagen  des  feindes  ge- 
Buche,  aber  das  hindert  nicht,  dass  es  wie  auch  bei  andern 
hriftstellern  hier  in  der  allgemeinern  bedeutung  „Wendung  zur 
icht^^  vorkomme,  zumal  ixgdnovio  ol  KogCy^tot  vorausgeht. 

47,  3  nqokovxag  Stahl  mit  Ducker  richtig  statt  ngomovrag, 

51,  1  Xioi  70  ulxog  ntqmXov  j6  xaivbv  MeXfvtfdvTwv  ^Ad-fi^ 
,l(DV  xal  inonuvadvTUJV  ig  aiiovg  u  vBVJtiQiiiv.  Hier  ist  av- 
vg  von  Krüger  und  Classen  in  avrovg  geändert,  aber  damit  die 
hwierigkeit  nicht  beseitigt.  Ich  vermuthe  daher  ig  aq>ug  avrovg, 
e  Athener  argwöhnten,  aviovg  (die  Chier)  wollten  lg  (fg)äg  (gegen 
B  Athener,  für  die  sich  wegen  xiXtvfrdvrwv  und  vnoivnvadvnov 
s  subjectspronomen  atpäg  natürlich  ergiebt)  il  v€Wt€Qn7v,  und 
}ug  konnte  nach  ig  leicht  ausfallen.  Vgl.  48,  1  ixiXivov  cg>ag 
ie  eingesperrten)^  «2  ßovXoitai  aviovg  iia^&sCgHv,  wo  aitovg 
f  die  Athener  geht.  —  Dagegen  im  folgenden  bezieht  sich 
gl  ö^ug  wieder  auf  die  Chier,  die  sich  garantien  von  den  Athe- 
ro  hatten  geben  lassen. 

52,  3.  Einleuchtend  ist  Stahls  emendation  Ix  H^g  ''idtig  für  xal 
;  ^iifjg  und  statt  t^  äXX^  nagaaxhvji  die  aufnähme  des  von  Poppo 
d  Krüger  vorgeschlagenen  r^v  aXXriv  aagatfxivi^v,  abhangig  von 
PhUologas.  XXXV.  bd.  4.  38 


594  Tliukydides. 

noma^M.  Trefflich  ist  ferner  Jalirbb.  1870,  p.  331  ff.  Stahh  aw- 
einandersetznng  der  topographischen  Verhältnisse  anf  Rythera,  ii 
cap.  54  überzeugend  f.  1  seine  emendation  umo  ^aXiicctfq  statt 
Inl  x^aXdifCri  und  wahrscheinlich  ebendort  seine  TerouithuBg  im- 
TuxoaCotg  (y')  statt  itoxdCoig  dß). 

57 ,  4  Totfg  ix  ttjq  wi^cov ,  wie  Lindau  vorschlägt ,  hatte  ich 
schon  längst  vermuthet  statt  rovg  h  r^  yiicfj^,  nach  cap.  40,  2. 

61,  1  XQ^  —  indyiö&M  xal  joig  xtvdvvovg  nqoCkafi^invr^ 
rofjtCaa^  u  Cxd^iv  fidUara  q>Se(Q$t¥  jot^  n6Xi$g  xui  j^  2utiUm,  i 
Der  Zusammenhang  verlangt  allerdings  wie  Classen  benerkt  cwi 
skigulas  cwiiates  tum  un'wersam  SicUiam,  Er  meint  das  zu  er- 
reichen dadurch,  dass  man  (lakKfxa  vor  %}iw  Z$xfXtap  versetze 
Einfacher  scheint  mir  zu  schreiben  tag  u  noXt^g  xal  t^f  JSixclfor 
„die  einzelnen  Staaten  sowohl  als  besonders  Sicilien^,  da  in  der 
formel  u  —  xaC  das  zweite  glied  gewöhnlich  das  stärkere  ge- 
wicht hat  Auch  vermuthe  ich  statt  rofuCifM  u  sei  an  die  int- 
uitive anschliessend  zu  lesen  vofJtCaartag. 

62,  2  ^  3ox(Tu,  sX  T(p  u  JltSnv  äya&ov  rj  iX  rq»  Ta  Ivuvih, 
ovx  Tjtfvx^ct  f/takkov  ^  TtoUfAog  lo  fA€v  natccu  uv  ixaiiQify  lo  dl 
^vvStaawcat,  xal  rag  nfiäg  xui  lafinqoiriiag  axwitfvoxiQag  Ixm 
T^v  iiqrivr][v.  So  die  Überlieferung,  die  grosse  schwierigkeitei 
macht.  Denn  wenn  man  die  nominative  ^avxCa  und  MoXffiog  bei- 
behält und  die  infinitive,  wie  die  meisten  ausgaben,  in  itavoa*  wA 
l^vp6$aff(jü<Tai  verändert,  so  begreift  man  nicht,  wie  nach  Soxihi 
diese  construction  unabhängig  folgen  kann,  um  dieses  zu  venaei- 
den  schreibt  Stahl  nach  Uerwerden  ^avxCup  und  noXifAOVy  wooiit 
der  erste  satztheil  bis  ^wSiuCiZcm  in  Ordnung  kömmt,  aber  ia 
folgenden  xal  oi  doxitu  rag  rifidg  xri.}  erwartet  wird.  Ich 
glaube  der  fehler  liegt  zunächst  in  ioxHU,  wofiir,  woran  sebos 
Haacke  dachte,  Soxh  zu  schreiben  ist,  denn  u  konnte  leicht  ans 
tX  xto  XI,  entstehen.  Da  nun  die  frage  ^  doxH  —  oix  i^cviU 
(jbdkXov  Ti  nöXifioQ  —  ^vvötaadiaat  eine  entschieden  bejahende  ant- 
wort  erwartet,  so  folgt  dass  auch  der  zweite  freilich  aaakoluth 
im  acc.  c.  infinitivo  folgende  fragetheil  xal  Tce;  xtfjtäg  —  x^p  «i^ifrip 
zu  bejahen  ist  So  bedarf  es  nnr  der  veränderang  des  doxiiu 
in  SoxiT. 

63,  1  3m  10  nxixfjtaQxov  diog  xal  Jm  xo  ^dtj  ^ßiQoig  na- 
Qoi'xag^^&tjvaiovg.     Eine  so  fehlerhafte  construction   d$a   i»   f^- 


Thnkjdides.  595 

fif^wig  ist  doch  dem  Thukydides  nicht  luiumuthen.     Allerdings  bat 
wader  itä  to^g  noch  3$ä  ro  —  nagttwat  Wahrscheinlichkeit,  aber 
wie  nach  Classen  ein  absoluter  acc.  participii  mit  Ji«  ri  verbunden 
■eio    solle    ist    nicht   einzusehen.      Ich  vermuthete  daher  vor  noQ- 
ovwuq  sei  oqup  ausgefallen,  als  scharfer  g^ensatz  zu  tov  utpuyovq, 
kann  mich  aber  auch  Stahl  anschliessen ,    der  nach   ^Ji;,    wozu  er 
iioq  hinzudenkt  ein  komma  setzt,  so  dass  ^oßiQovg  naQwinq^Adyi" 
9aia9ßg   eine    appositive    bestimmung    dazu    bildet    —     Wenn   aber 
Stalil  f.  2  statt  riv  di  ämcrr^Cuvug  aXkotg   vjiaxovifutfHv   schreibt 
imcT^ikiimg  f  aXXoig  inauovaofjifvoiy  so  ist  das  freilich  eine  den 
vorausgehenden  nuSof/tevot  und    i^oiTsg   entsprechende   und    rheto- 
riadi  sugespitztere  form,  aber  im  sinne  wird  dadurch   nichts    geän- 
dert.    Denn  Hermokrates  will  sagen,    wenn  man  seine  rathschlage 
■Sdit  brfolge ,    sondern  sich  z.  b.  an   die  Athener   anschliesse ,   sei 
die  notfawendige  folge  ^    dass   man  ihnen  werde  vxaxovnw.     Zudem 
gehen    die   handschriften   keinen  anlass  zu  Veränderung.     Betreffend 
ein  bedenken  wegen  der  ellipse  bei  ov  mql  %ov  TifAUtQi^fraa&at  ver- 
weise  ich   auf   meine  anmerkungen  zu  Ljsias  12,  §.  74.     Jedoch 
ist  vielleicht  nach  nva  einzuschieben  fota». 

64,  1  Imwv  T^  fjLuXXoy  f  äfkvvovfuvog.  Classen  fasst  die 
partt  futnri  mit  recht  in  potentialer  bedeutung.  Das  würde  aber 
deotlicher  durch  einsetznng  von  uv  nach  imwv,  da  ich  als  Ver- 
treter eines  mächtigen  Staates  mehr  an  angriff  denken  könnte  als 
im  falle  wäre  einen  abzuwehren. 

67,  3  OTTOi;  Toig  in  rfig  Mivviag  A&rjvaCotg  ä^aviig  Sri  $Xij 
^  ^^Xaxif.  Classen  erklärt  „damit  den  Athenern  das  aufpassen 
unklar  und  unsicher  würde'S  und  citirt  II,  42,  4.  VIII,  92,  11. 
Aber  an  beiden  stellen  wie  überall  hat  u^avi^g  passive  bedeutung, 
während  es  hier  von  der  g>vka)ci]  -der  Athener  auf  Minoa  activ 
verstanden  werden  muss  „damit  die  wache  es  nicht  merke'^  Auch 
Poppo's  ttOu^ifg  befriedigt  nicht.  Ich  dachte  an  ananjx^itfj  dtj  ^ 
9>i4axif. 

68,  5.  Classens  Vorschlag  im  anhang,  den  satz  äa^ultiu  di 
ttvjoig  —  TtaQijaav  nach  ig  i^axfiy  und  vor  l^vvixMo  zu  versetzen, 
scheint  mir  unnöthig.  Nachdem  erzählt  ist,  dass  die  den  Athenern 
befreundete  partei  der  Megarer  das  thor  öffnen  wollte ,  angeblich 
um  die  vor  dem  thore  stehenden  Athener  anzugreifen,  während  mit 
denselben  verabredet  war,  sie  sollten   durch   das   geöffnete   thor    in 

38  • 


596  Thukydides. 

die  Stadt  einbrechen,  so  kommt  nacliher  die  erklaraBg,  warn 
diese  verrätherischen  Megarer,  welche  die  anwesende  entgcgcafte» 
setzte  partei  zu  fürchten  hatten,  ihren  anschlag  irai^  äitfdlaa» 
glaubten  ausfuhren  zu  können,  nämlich  darum,  weil  nach  fenk- 
redung  4000  athenische  hopliten  und  600  reiter  in  der  nacht  for 
Megara  angelangt  waren.  Durch  diese  nachträgliche  erläyterang 
wird  der  Zusammenhang  klar.  Nachdem  ich  dieses  sehoo  geschrie- 
ben, fand  ich  mit  vergnügen  Jahrbb.  1870  Stahls  fibereinstimBMaie 
auffassung,  der  zudem  den  artikel  ot  vor  äno  v^g  ^EJuvaUwpg  mwi 
vor  TT^y  vvxia  mit  recht  tilgt,  ohne  dass  jedoch  an  die  stelle  dei 
erstem  aUoi  zu  setzen  wäre. 

69,  1.  Die  Athener  beabsichtigten  die  Peloponnesier  auf  Niiit, 
das  am  meere  liegend  durch  lange  mauern  mit  Megara  verbündet 
war,  von  dieser  Verbindung  abzuschneiden,  wozu  dann  J.  2  eiae 
queermauer  zwischen  beiden  schenkein  aufgeführt  wird.  Weoa  o 
aber  §.  1  heisst  z^r  ISUfatav  £v&ifg  mguulx^Cov  j  so  ist  das  ei- 
gentlich kein  ntgtu^x^^^*^^  sondern,  wie  130,  7  zeigt,  ein  omü- 
THX^^f^Vj  somit  vermuthe  ich  i^v  NCcatav  iv&ifg  äiKuCxi^pv.  — 
§.  2  streicht  Stahl  t^;  NiCataq  und  vermuthet  nach  ic/jfrij^  w§ 
Classen  mit  recht  ein  verbum  vermisst,  sei  fiyt  einzusetzen. 

72,  4  Tov  fA€v  yag  InnaQXov  jüv  Bohunwv  nal  iXkovg  nmq 
ov  noXXovg  ngog  aiirjv  t^v  Ntaaiav  nqoCiXdcavng  ol  ^A^i^mtm 
xai  anoxutvavng  icxvXivGav  xui  —  inoonovio^g  änido9a9. 
Für  nqoCiXdaavng  schreibt  Classen  ohne  zweifei  richtig  ^qfft- 
Xdanviag,  aber  xaC  vor  uvoxuCvaitBg  ist  eher  mit  Schütz  zu  tWgfu 
als  mit  xal  vor  jwv  te  vtxQwy  in  correspondenz  zu  bringen.  Ei 
verdankt  seinen  Ursprung  der  vermuthlich  sehr  alten  fiilschuiig 
ngoaiXaiTawngy  das  eine  Verbindung  mit  dnoxitCrayttg  zu  erfordcrs 
schien.  Auch  Stahl  tilgt  es  in  seiner  ausgäbe.  Im  folgenden  w 
Ullrich  mit  recht  an  uXitmiaaviig  anstoss  nahm,  schreibe  ich  ns^- 
cuvug,  wozu  sic;h  ßkßaiwg  besonders  gut  eignet:  „keine  partei  ait 
entschiedenem  sieg  trennten  sie  sich".  So  haben  wir  nicht  nöthig 
mit  Stahl  oidiv  vor  oidhtgoi  einzusetzen. 

73 ,  2  xaAciÜ;  ie  ivofn^oy  atpdnv  ufA^ottga  ix^^^i  a/Mc  fUf 
to  fArj  imxuQHv  —  aQ^at^y  Inndri  jrB  h  ^av^q^  (Stt^ar  iwi/M 
omg  dfjtvvsa&ai,  xal  avjoTg  wanfQ  dxoviil  tfjw  >Cxijv  iuuUwg  at 
xi&iC&on,  Hier  schreibt  Stahl  in  der  meinung,  es  folge  eis 
zweites    von    imidri   abhängiges  dem  Innd^  —  tÖHl^a»  paralMei 


Thukydidefi.  597 

glied»  ii$*a((airav  und  ivatt&sad-M  für  ay  xt^ic&at.  Letzteres 
«it  recht,  aber  Sutatutg  ist  nicht  in  iitxaCmaav  omzuändern,  son- 
dern Mal  ainolq  t^v  rCx^  dtxaitag  ävajf^tir&at  hängt  ab  von 
Mfutiov*  Denn  sie  glaubten  dieses  sei  eine  folge  ihres  vorher 
beschriebenen  Verhaltens. 

J.  4  verdient  gewiss  Stahls  treffliche  emendation  to^g  ii 
^l»naL0fig  riig  dwdfumq  fiiqog  ixaarov  xtvSvvivitv  xai  ix  twv 
m^wimv  iix6T(og  i&iXt$v  roXfiup  unbedingte  billigung,  indem  er 
MitiwiVHv  y  das  vor  dx67ü>g  i&iXttP  toXf^uv  eine  lästige  häufung 
von  Infinitiven  giebt,  versetzt  und  statt  xa(  schreibt  xul  ix* 
Nur  ziehe  ich  ixdarwv  mit  Classen  vor,  wofür  auch  itahtdinuiv 
jüv  fyiAnuCtig  xaju  TroUtg  74,  1  spricht. 

75,  2  air 6g  6  i  xui  ^  cxqaud  schreibt  Classen  im  gegensatz  zu 
den  verlorenen  schiffen  wohl  richtiger  als  das  früher  von  Stahl  bei- 
behaltene avTÖg  T€  xal  ^  Cxqand.  Jetzt  aber  (1875)  auch  Stahl 
wie  Classen. 

80,  3  ^oßovfji9yoi  ainwy  (der  Heloten)  t^v  vioifßa  xai  to 
nXfj^ogm  Die  unhaltbarkeit  des  weotriia  ist  wohl  allgemein  aner- 
kannt und  auch  Poppo's  versuch,  es  sei  ein  iw  Sui  ivoTv  fiir  t^^ 
ptojtjtog  TO  nX^dogy  ist  kaum  annehmbar.  Aber  auch  axatoTrira^ 
das  in  einigen  handschriften  mehr  einem  alten  emendationsversuche 
gleicht  und  eigentlich  „linkisches  wesen<<  bezeichnet,  während  ihm 
Classen  und  Stahl  die  bedeutung  „tolldreistes  wesen"  beizulegen 
suchen,  befriedigt  nicht.  Das  erforderliche  scheint  mir  SHvottjia* 
Denn  auf  die  „gefährlichkeit^^  der  Heloten  weist  auch  die  folgende 
parenthese  hin. 

85,  6  xec)  yäg  ov  fAovov  on  avxol  dv&C<na(r&$,  dXXu  xai 
dg  av  lnt(a,  ^<r<ToV  t^  ifiol  nqoamSi,  Stahl  tilgt  fiovov.  Allein 
wenn  auch  nach  dem  bekannten  elliptischen  gebrauche  das  ovx  in 
der  sinn  herauskäme  „ich  rede  nicht  davon,  dass  ihr  euch  wider- 
setzet*^, so  wird  doch  ^lovov  durch  das  folgende  äXXu  xai  gerecht- 
fertigt    Eher  w^re  ot»  zu  streichen. 

§.  7  xatxok  (nganu  yi  rf^i^  Ijv  vvv  iytj  ^oi  ini  NCaatap 
Ifiov  ßori^^^anog  ovx  ^&iX7jaav  ^AS^vaXot  nXiovsg  ovng  nqog- 
fkf^at,  wen  ovx  €ix6g  vtiCth  ye  avioig  tco  iw  NiCaff  atqax^  Xaov 
nXri^og  i(p^  ifiäg  änoaislXat.  Dass  Stahl  t^  h  Ni<fata  als 
glossem  streicht,  daran  thut  er  recht.  Aber  wenn  er  erklärt :  cum 
AihmieMes  ad  Nisaeam,  quamquam  plures  eranty  mecum  pugnam  com- 


598  Thukydtdes. 

millere  iiolueriiil ,  non  o«ri  9imih  «91  0M  iMitNiIi  qMem  «raroM 
pares  cojnUs  contra  vo»  missuros  esMy  so  begreife  icb  nidit,  wii 
die  Athener  daran  denken  sollten  dem  iiavoli  eäereUui  (diesei 
ja  nur  der  Athener,  nicht  der  Akanthier  seeiaacht  seia)  fwrat 
gegen  die  Akanthier  zu  schicken.  Vielmehr  wird  BraaidaB  sig«^ 
es  sei  nicht  denkbar,  dass  die  Athener  eine  seinem  beere,  mit  im 
sie  es  bei  Nisäa  scheuten  sich  in  einen  kämpf  einmnlaaaeo,  gkichi 
truppenzahl  auf  schiflfen  absenden  werden.  Dazu  ware  aber  twhf 
vrjCtrjv  erforderlich,  so  dass  es  hiesse:  uiiFn  ai»  fhtig  tmitij  (wM 
vorher  hiess  zjd*  fiv  vvv  i^^)  ^^^^^  Y^  uixmtQ  CTQatif  Um 
nXli^og  i<p*  v/Aug  dnoarelkm.  Richtiger  aber  wäre  if  hf^ag^  db 
Spartaner  und  Akanthier. 

86,  4  oi  yoLQ  üvaiaCiaiSunv  ^nw,  ovd^  daafli  y^r  tXn&§^U9 
vofjti^w  im^iQHV,  fl-dovXwaMfM*  Für  das  sinnwidrige  ov^  ucwfi 
schlägt  Classen  vor  oid'  acnuci^v.  Mit  geringerer  äodenia|r 
glaubte  ich  das  gleiche  zu  erreichen  durch  oiS*  av  catpi^  „ick  Ui 
nicht  gekommen  um  mich  an  politischer  parteiung  zo  ketbeiligCB, 
auch  glaube  ich  nicht  die  freiheit  euch  als  eine  sichere  za  bria> 
gen,  wenn  ich'S  Später  aber  führte  mich  <} - ^ovlc^ai/tM  daraif 
ein  av  zum  infinitiv  zu  setzen,  also  auch  ovS^  uv  (lof^,  wie  scboa 
Bauer  vorschlug  und  jetzt  Stahl  aufgenommen  hat 

95,  2  h  6i  fi$a  /MAXß  Tifvdt  tB  ngoaxtdifd^i  jtal  lsf/yi|P 
fiäXXov  iXivd^iQOvu,  Classen  erklärt  zwar  mgoaxiaeSi  and  llcv- 
&iQovje  hier  nicht  wie  III,  58,  5  iqiifAOvte,  wo  Stahl  richtig  i^ 
fAOvvtig  emendirt,  für  contrahirte  futurformen,  sondern  glaabt,  die 
beiden  präsensformen  stehen  dem  futurum  sehr  nahe.  Vielmehr 
sind  beides  imperative,  ganz  passend  am  Schlüsse  seiner  reflexioa, 
gleichsam:  „mit  einem  schlage  gewinnet  dieses  laad  und  achiitiet 
in  noch  höherm  masse  die  freiheit  des  eigenen''.  Und  gleich  dar- 
folgt  ;|r(i>^ifacxT£* 

98,  2.  Hier  hat  Stahl  mit  nQ6  toS  statt  mgog  loTg  evideat 
emendirt  und  ebenso  §.  8  mit  ttxHv  statt  iliulv,  dann  aach  eise 
frühere  conjectur  Poppo's  0nevdov6$v  statt  cnivd^vCw  mit  reckt 
aufgenommen. 

106,  1.  Die  bewohner  von  Amphipolis  entschlieBsen  sich  üf 
die  milden  bedingungeu  des  Brasidas  zur  Übergabe  der  stadt,  o\ 
(AEV  ^A^iivuXoi,  6$ä  10  aOfiivoy  äv  S^tX&iiVj  ^yovguvo$  ov«  h  if^f 
otptmv  fhui  TU  idva  xai  ufia  ov  n^o4fd*xofMiPO$  ßofi^Haw  h  lax^h 


Tbukydides  599 

•  if  akkog  SfMlog  n6Xi(t}g  ic  h  i^  Uft^  ov  cngKfxofAivot  xal 
jttv^Vov  nagu  S6l£a¥  wp$ifAtvot»  Ich  glaube  man  irrt,  wenn  man 
■ttt  Clatteo  and  Stahl  ovm  iv  oiaoU^  mit  ^aaov  erklärt  Die  sach- 
Isge  föhrt  sn  folgender  erklärung:  die  in  Ampbipolis  ansässigen 
Atiicoer,  wenn  sie  den  eapitulationsbedingungen  nicht  beitraten, 
bei   möglicher   gewaltsamer   einnähme   der   stadt,  eben   weil 

Atliener  waren ,  für  sich  nicht  gleiche,  sondern  grössere  ge- 
als  die  übrigen  einwohner;  wenn  sie  aber  annahmen,  ver- 
liHtB  sie  swar  ihre  dortigen  liegenscbaften ,  konnten  jedoch,  wenn 
M  aasw^n,  wenigstens  ihre  fahrhabe  retten.  Die  übrigen  Am- 
pUpolitaner  dagegen  verloren  nicht  iv  t^  Xif(^  wie  die  aussiehen- 
dcB  Atliener  ihr  amphipolitaniscbes  bürgerrecbt  und  ihrer  liegen- 
achafteo  und  wurden  der  gefahr  ledig. 

Im  anhang  zu  diesem  capitel  rechtfertigt  Classen  und  Stahl 
^eo  Tbukydides  gegen  den  von  Grote  und  nachher  auch  von  On- 
ckcn  erhobenen  verdacht,  als  ob  er  als  Stratege  und  patriot  nicht 
Schuldigkeit  zur  rettung  von  Amphipolis  gethau  habe,  mit  ge- 
erörterung  aller  umstände  überzeugend. 
108,  6  xal  Ott  t6  itQWTOv  Aax^dMfAOvtutv  oqywvttav  tfiilXov 
M§$gdifiC^at,  Beacbtenswerth  (mit  vergleichung  von  1,  99,  2,  wo 
es  von  den  Athenern  heisst  ^auv  di  nwQ  xai  äkXußg  ol  ^A&tivaiok 
9mtiti  onotvjq  Iv  tidorfi  uQXOVJ^g)  ist  Gebbardts  conjectur  ugxov- 
ti0¥  statt  oQytjiviwy  ^81«  wollten  versuchen  wie  sie  es  hätten  unter 
dem  regiment  der  Lakedaimonier.  Ein  ähnlicher  gedanke  114,  4 
M<r  dp  C^wv  nnQa6a(Aivovq  uiiovg  [twv  AaxtdatfjtopCwv]  —  o{ 
fiip  ^A^valoh  ^vXaxug  —  iUnifinop  ig  jag  n6Xi$g,  o  3i  ig  ttiv 
AuxiSaCftova  [i^tifuvog]  atgandt  zt  ngoaajfOiniXXiiy  ixiXivi. 
Das  bei  prosaikern  in  der  bedeutung  „auftrage  ertheilend  und  an- 
empfehlend^, wie  hier  Classen  annimmt,  ungewöhnliche  ifpU[iivog 
ist  auffallend.  Einige  geringere  handschriften  gaben  unpassend 
uffiifAivog.  Auch  die  herausgeber  sind  über  die  bedeutung  unglei- 
cher meinung.  Mir  scheint  es  entbehrlich  und  ein  glossem  zu  ig 
iil¥  AttxidaifAßpa  herrührend  von  einem ,  der  nicht  einsah ,  dass 
aus  iUmfinov  zu  ig  triv  AaxiiaCfAOva  ein  nifinwv  hinzuzu- 
denken ist. 

117,  2  lovg  yäg  dri  uvigag  jngl  nXiCovog  iiio tovvioxofit- 
owf^atj  (ig  iit  BgaaCdag  ivjvxih  xai  ifitXXof  ird  fsu^ov  X^Q^t' 
(fuyjog  avTOv  xai  aviCuaXu  xazaatijcapiog  jiSp  fitp  Cxigic^aiy  loig 


600  Tbukydides. 

S*  ix  rov  Xaov  U/Avvogjbivok  nvdwiVHv  [xal  xqaiii^tv].  Kriigv 
that  recht  xal  xquii^chv  xu  streicheo.  Beiderseits  ist  too  be> 
fiirchtungen  die  rede.  Die  Athener  befürchteten,  Brasidas  nkhte 
noch  grössere  fortschritte  machen,  die  Lakedämonier  dai^egen,  tie 
möchten  die  auf  Spakteria  verlieren  und  selbst ,  weon  Braadu 
weiter  glück  habe  und  ein  gleichgewicht  herstelle,  dass  sie  (tocfc 
mit  der  andern  mannschaft  sich  (il^  Xaov)  wehrend  deo  kämpf  ftrt- 
setzen  (xtfdvvivBiv)  müssten.  Von  hoffnungen  bei  fortsetzung  in 
krieges  ist  im  ^.  2  auf  keiner  seite  die  rede,  auch  nicht  fMi 
XQaiii<f€i¥  der  Lakedämonier,  welches  unverständig  hioeiogesdit 
worden  ist.  'Sig  fr»  BgaaCdug  iiivx^t  ist  doch  temporal  su  ver- 
stehen „wie  noch  Brasidas  glück  hatte^,  folglich  die  Athener  tua 
frieden  geneigter  waren.  Irrig  meint  Classen  mit  Herbst,  xai 
ifAiXkov  sei  vom  Standpunkt  der  Athener  aus  gesagt.  Es  sind 
alles  erwägungen  der  lakedämonier. 

126,  2   ol  yi  fitiös    äni   nohu$wv   toiovrwv   tixtTSj    iv  al^ 
ov  nolXol  oUfwv  aQxovCiv,  dXkoi  nXuoyatv  fiäXkov  äiaaaavg.     Die 
stelle  machte  von  jeher,   besonders  wegen  ov  noXXof,  viele  Schwie- 
rigkeiten,   denen  auf  einmal  abgeholfen  wird,  wenn  man  mit  Ste- 
phanas ol  noXkoC  schreibt,   was   auch   die  neunten  ausgaben   nicht 
beachtet   haben.      Brasidas   beruft   sich    in   der  anrede  an  sein  beer 
auf  das  wegen  seiner  politischen  einrichtungen  stolze  nationalgeflhl 
der  Spartaner.     Schon  Poppo  hat   bemerkt,    dass   h  alg  sich   aof 
TotovTWv  beziehen   müsse,    welches   durch  den  relativsats  seine  er- 
klärung   erhält:    „ihr  I^akedämonier  seid  ja  auch  nicht  ans  solches 
Staaten   da,    in    welchen   die    menge    über   wenige   (denn  twp  mit 
Krüger  vor  iXtydiv  einzusetzen  ist  nicht    nöthig)   regiert,    sondero 
vielmelir   umgekehrt^^     Warum  h  alg  sich    nicht  (wie  Stahl  1875 
sagt)  auf  toiovjüßv  beziehen  solle,  sehe  ich  nicht  ein.     Denn  wesn 
sich  Toioviuiv  auf  das  voraufgehende    nXri^og  m^oßrjc&cu   hi^ 
bezöge,  so  dass  man  w<m  nXtj&og  mfpoßtiiS&a^  itiQtaw  zu  totoitwf 
hinzuzudenken    hätte,    wie  er    meint,    so    wäre  doch  ein  aXX'  for 
Iv  alg  ov  noXXot  unentbehrlich.     Torstrik  hat  in  diesem  bände  hft  i» 
p.  103  ff.  zu  dieser  rede  des  Brasidas  manche    recht   gute  be■e^ 
kuiig   geliefert,    aber    wenn  er  iv  alg  tilgt  und  ov  in  ov  verwu- 
delt,    das    sich    statt    iv   ulg   auf  nohnmv  tou>vtwv  besiehea  wll) 
so    kann    ich    da    nicht    beistimmen ,    denn    im   deutschen    sagt  Btn 
wohl:    „von  solchen  Staaten  her,  wo*'  statt  „in  welchen**;    aber  ia 


Tbiikydides.  601 

l^iediifldien  ist  es  schwerlicb  zulässig.  Und  wäre  oS  überliefert, 
so  wäre  man  versucbt  es  in  Iv  alg  umzuändera. 

130y  5  Totg  *A^fi¥u(oiq  iwv  nvXwv  äwotyofiivußv.  Classen 
Meint  vor  uvotyofiivmv  sei  a¥  erforderlicb,  weil  die  tbore  geöffnet 
werden  würden,  was  ja  nicht  in  erfüllung  gegangen  sei.  Allein 
die  demokratiscbe  partei  war  wirklieb  daran  sie  den  Atbenern  zu 
offben,  und  sie  worden  geöffnet,  fireilicb  nicbt  in  folge  von  capi- 
tulation (ovx  ano  ^vfAßäaewg  $.  6),  weswegen  die  atbeniscben 
trappen  Mende,  als  wäre  es  durch  stürm  eingenommen,    plünderten. 

Aarau.  JR.  Ratic^enslein. 


Zu  Coxnelins  Nepos. 

Timol.  3,4  ist  in  dem  anstössigen  cum  tantia  esset  op'ihus, 
ut  vielleicht  ein  (nach  lantis)  ausgefallenes  munitus  herzustellen: 
cum  tantls  munitus  esset  opihus. 

Hamilc.  1 ,  4  ut  statim  mente  agltaret ,  .  .  helium  renovate 
Boautnosque armls  persequi,  donicum  aut  virtu  te  viclssent  aut 
üic$\  manus  dedissent.  Grossen  anstoss  erregt  donicuni.  Virtute 
findet  sich  in  codd.  Dan.  u.  Pare,  allein  seine  erklärung  ist  nicht 
ohne  Schwierigkeit  Wenn  man  erklärt  „dass  die  Römer  an  tapfer- 
keit  überlegen  seien ,  wusste  er.  Er  glaubte  aber ,  dass  die  Car- 
thager  dessen  ungeachtet  gesiegt  hätten,  wenn  sie  im  anfange  des 
krieges  besser  geführt  wären''  (Nipp*)>  ^  ^^  ^'^^  beziehung  des 
Wortes  auf  mögliche  gedanken  des  Hamilcar  jedenfalls  etwas  dunkel. 
Die  übrigen  handschriften  haben  utrte  —  ut  certe  —  cerf 0,  worin  auch 
wohl  etwas  anderes  stecken  kann,  als  cod.  Dan.  u.  Pare,  aus  der 
corruptel  gemacht  zu  haben  scheinen.  Betrachten  wir  den  sinn  des 
ganzen  satzes,  so  meint  Hamilcar  eigentlich,  die  Römer  zu  bekriegen, 
donec  vlcti  manus  dedissent,  fügt  aber  in  dem  vicissent  hinzu,  dass 
der  krieg  auch  auf  die  gefabr  hin  unternommen  werden  müsse, 
dass  das  kriegsglück  nicht  den  Carthagern  sondern  den  Römern 
günstig  sei.  Dieser  gedanke  findet  ausdruck ,  wenn  man  liest : 
doiiec  commufii  Marte  vicissent  aut  cet.  „bis  sie,  wie  bei  dem 
gleichen  kriegsglücke  möglich,  siegten,  oder  (vielmehr)  .  ."  Das 
einmalige  aut  scheint  gerade  angemessen,  um  auf  das  zweite  glied 
den  nachdruck  zu  legen. 

Clausthal.  W.  Lattmann, 


XVlll. 

Zeno  aus  Elea. 

Die  erste  quelle  sowohl  der  relig^ion  als  auch  der  philosophie 
war  den  Griechen  die  betrachtung  der  erscheinung^  der  aossenwelt 

Staunend  über  das  erhabene  wirken  verborgener  gewalteo  in 
der  natur,  dessen  segensreiche  oder  verderbliche  folgen  sich  ihren 
offenen  und  empfänglichen  sinnen  täglich  zeigten,  lernten  sie  höhere 
wesen  ahnen  und  glauben;  sinnend  über  die  sie  umringenden  dinge 
mit  ihrem  werden  und  vergehen  begannen  sie  nach  der  entstehong 
und  nach  den  Ursachen  der  dinge  zu  fragen. 

Und  wie  sie  von  jenen  höheren  wesen  sich  mit  dichtender 
phantasie  Vorstellungen  bildeten  und  ihnen  bestimmte  gestalten 
gaben^  so  waren  auch  ihre  ersten  erklärungen  der  entstehung  aller 
dinge  nur  poetische  gebilde. 

Doch  waren  dieselben  nicht  völlig  willkürlich,  sondern  dit 
erscheinungen  der  aussenwelt,  durch  deren  bemerktwerden  sie  ar- 
sprünglich  hervorgerufen  wurden ,  wirkten  mindestens  sum  tbeil 
bestimmend  auf  sie  ein:  den  göttern  wurden  gestalten  gcgebeo, 
welche  der  den  einzelnen  von  ihnen  zugeschriebenen  wirksaakeit 
zu  entsprechen  schienen ;  die  entstehung  der  weit  aber  wurde  nach 
analogien  erklärt,  welche  das  sichtbare  werden  in  der  natur  darbot 

Allem  aber,  was  in  der  natur  wurde,  schien  ein  stoff  sn  gnnnie 
zu  liegen,  nirgends  sah  man  neue  wesen  aus  nichts  entstehen;  io 
der  pflanzenweit  keimten  neue  gebilde  aus  vorhandenen  hervor,  in 
der  thierwelt  wurde  aus  der  begattenden  Vereinigung  des  aiDii- 
liehen  und  weiblichen  neues  leben  geboren. 


Zeoo  aus  Elea.  603 

Diese  oiomente  des  werdens,  welche  den  Griechen  aus  der 
offeoen  und  uobefaDgeDeu  betrachtung  der  oatur  zunächst  klar  ent- 
gegentraten, hielten  sie  anfangs  auch  bei  der  erklärung  der  ent- 
atebung  der  weit  fest.  Fern  lag  ihnen  daher  der  gedanke  einer 
weltschöpfung  aus  nichts;  vielmehr  setzen  alle  alten  griechischen 
kosmologen  irgend  etwas  ursprüngliches  voraus,  aus  -dem  durch 
keimen,  zeugen  und  gebären  sich  die  mannichfaltigkeit  der  sicht- 
baren dinge  sammt  den  göttern  entwickelt. 

Den  Vorgang  der  weltbildung  selbst  fiu»en  sie  dabei  als  eine 
thatsache  auf,  die  sie  nicht  wissenschaftlich ,  etwa  als  das  natür- 
liche resultat  aus  gegebenen  Stoffen  und  kräfien,  erklären  wollen, 
sondern  die  sie  mjthologbch  erzählen.  Sie  wollen  nicht  das  wun- 
derbare, das  in  dem  vorgange  liegt,  erforschen,  sondern  setzen  es 
einfach  ab  etwas  noth wendiges ,  das  sich  nicht  wegdenken  lässt, 
voraus,  oder  stellen  es  als  die  Wirkung  der  unbegriffenen  macht 
höherer  wesen  dar. 

Ks  ist  klar,  dass  eine  solche  welterklärung  noch  nicht  philo- 
sophie  genannt  werden  kann;  sie  ist  aber  die  unmittelbare  Vor- 
stufe der  griechischen  philosophic. 

Durch  die  alten  kosmologien  ist  die  frage  nach  der  entste- 
hung  der  dinge  angeregt  und  die  betrachtung  auf  die  gesammtheit 
der  erscheinungen  hingeleitet  worden.  Philosophisch  wurde  diese 
betrachtung,  sobald  man  sich  nicht  begnügte  die  entstehung  der 
weit  in  erdichteten  mytheu  zu  erzählen ,  sondern  sich  bemühte  die 
grundlage  und  die  natürlichen  Ursachen  der  gesammtheit  der  er- 
scheinungen zu  finden. 

Die  ersten  Griechen  nun,  welche  zu  wirklich  philosophischen 
bettrebungen  vorgeschritten  waren ,  beschäftigten  sich  vor  allem 
mit  der  Arage  nach  der  Substanz  der  dinge  und  suchten  zunächst 
zu  erkennen,  woraus  alle  dinge  beständen.  Sie  forschten  also 
nicht  sowohl  nach  der  möglichkeit  und  Ursache  des  werdens,  als 
nach  der  grundlage  dessen,  was  ist. 

In  diesem  punkte  stimmen  die  drei  ältesten  philosophischen 
schulen  bei  den  Griechen,  die  der  älteren  ionischen  phjsiker,  der 
Pjtbagoräer  und  der  Eleaten,  überein.  Sie  alle  wollen  haupt- 
sächlich die  substantielle  grundlage  oder  das  eigentliche  wesen  der 
dinge  erkennen. 


604  ZeDO  aus  Elea. 

Ausgegangen  von  der  unmittelbaren  beobachtaog'  der  natnr 
glaubten  es  die  lonier  in  einem  körperlichen  urstoffe  za  findea. 
Aus  dem  urstoffe,  den  sich  die  einzelnen  glieder  der  schule  ver- 
schieden beschaffen  dachten,  erzählten  sie,  sei  darch  hervorkeimen, 
durch  ausscheiden,  oder  durch  Verdichtung  und  verdünnong  die 
mannichfaltigkeit  der  weit  hervorgegangen.  Nach  der  raöglichkeit 
oder  der  Ursache  der  weltbildung  aus  dem  urstoffe  fragen  sie  nicht 

Die  Pjthagoräer  gingen  in  ihren  philosophischen  reflexionea 
über  die  sinnlichen  erscheinungen  in  so  fern  hinaus,  als  sie  io  den 
zahlen  das  wesen  aller  dinge  zu  finden  glaubten.  Durch  die  be- 
schaftigung  mit  der  mathematik  war  ihr  blick  für  ordoung  uad 
gesetzmässigkeit  geschärft  worden.  Es  war  deshalb  natürlich,  daas 
ihnen,  sobald  sie  sich  der  betrachtung  der  echt  sinnlichen  erschei- 
nungen zuwandten,  die  gesetzmässigkeit  in  vielen  derselben  über- 
raschend entgegentrat.  Als  princip  und  zugleich  ab  auadruck  der 
gesetzmässigkeit  hatten  sie  in  der  mathematik  die  zahlen  kennea 
gelernt ;  in  ihnen  glaubten  sie  daher  auch  in  dem  maasse  das  wesea 
aller  dinge  gefunden  zu  haben,  dass  sie  behaupteten:  alles  ist  zahl 
Aus  dieser  grundlage  Hessen  sie  durch  mathematische  coostnicdoa 
die  weit  in  ihrer  mannichfaltigkeit  entstanden  sein.  Was  die  ent- 
stehung  veranlasst  hat,  scheinen  auch  sie  nicht  erklärt  su  haben. 

Bei  demselben  streben  nach  erkenntniss  des  wesens  der  dinge 
entfernen  sich  die  Eleaten  noch  weiter  von  dem  körperlichen  ur- 
stoffe der  lonier  und  gelangen  zu  einem  begriffe,  der  noch  ab- 
stracter ist  als  die  zahl  der  Pythagoräer.  Sie  bestimmen  als  nh- 
stanz  der  weit  das  seiende  ohne  weitere  bestimmung,  das  seiende 
an  sich.  Von  diesem  seienden  behaupten  sie,  dass  es  eins,  noge- 
worden  und  unveränderlich,  sei.  Sie  leugnen  also  überhaupt  das 
werden  und  können  deshalb  auch,  sobald  sie  zur  klaren  entwick- 
lung  ihres  princips  gelangt  sind,  weder  nach  der  weise  noch  aach 
der  Ursache  des  Werdens  fragen. 

[Zu  der  ganzen  einleitung  vgl.  Zeller,   die  philosophie  der  Grie- 
chen, I,  dritte  aufläge.] 

Zu  dem  kreise  von  philosophen  nun,  welche  nach  der  io 
Unter -Italien  gelegenen  stadt  Elea,  in  der  die  bedeutendsten  voa 
ihnen  gelebt  haben,  die  Eleaten  genannt  werden,  gehört  auch  de^ 
jenige,  mit  dessen  lehren  wir  uns  im  folgenden  aasfdhrlidier  be- 
schäftigen wollen. 


ZeDO  aus  Blea.  605 

Da  derselbe  aber  nicht  der  urheber,  soDdern  hauptsächlich 
fiur  der  vertbeidiger  der  eleatischen  philosophie  ist,  so  wird  es 
■othwendig  zuerst  die  lehren  seiner  Vorgänger,  in  soweit  er  sie 
SD  vertheidigen  und  zu  beweisen  sucht,  in  ihren  hauptztigen  dar- 
Bostellen. 

Der  begriinder  der  eleatischen  schule  war  Xenophanes.  Aus 
seiner  Vaterstadt  Rolophon  verbannt  kam  er  auf  seinen  Wande- 
rungen auch  nach  Elea,  wo  er  vielleicht  gegen  ende  des  sechsten 
Jahrhunderts  v.  Ch.  g.  eine  Zeitlang  lebte  und  lehrte.  Im  altera 
tfaum  war  er  besonders  durch  seinen  scharfen  tadel  der  erzählungen 
des  Homer  und  Hesiod  von  den  göttern  und  durch  sein  ankämpfen 
gegen  den  polytheistischen  Volksglauben  bekannt  geworden.  (Vgl. 
M.  Sengebusch,  Diss.  Uom.  1,  p.  129  sqq.).  Er  lehrte,  dass  die 
gottheit  ewig  sei,  eins,  durdiaus  gleichartig,  frei  von  jeder  be- 
schränktheit,  unveränderlich,  das  alles  umfassende  wesen.  In  ihr 
sah  er  alles  seiende  mit  inbegriffen;  und  da  er  sie  für  ewig  und 
eins  hielt,  so  behauptete  er  damit  zugleich  auch,  dass  das  seiende 
eins,  ungeworden,  unveränderlich  sei.  Ob  er  dabei  auch  schon  das 
werden  und  die  Veränderung  der  einzeldinge  oder  die  bewegung 
in  der  weit  geleugnet  hat,  scheint  zweifelhaft  zu  sein.  Der  um- 
stand, dass  er,  unabhängig  von  seiner  einheitslehre  der  gottheit  und 
des  seienden,  die  entstehung  der  mannichfaltigkeit  des  Weltalls 
ähnlicli  den  älteren  ionischen  phjsikern  beschrieben  zu  haben  scheint 
ohne  dieser  beschreibung  eine  blos  hypothetische  bedeutung  beizu- 
legen, lässt  darauf  schliessen,  dass  er  das  werden  und  die  Vielheit, 
welche  uns  die  sinnlichen  erscheinungen  zeigen,  nicht  als  schein 
und  täuschung  dargestellt  hat. 

[lieber  Xenophanes  vgl.  ausser  Zeller  a.  a.  o.  p.  452  ff.  be- 
sonders noch:  F.  Kern  im  programm  des  Stadtgymnasiums  zu 
Stettin,  Ostern  1874.  Die  interessante  und  geistreiche  abhandlung 
stellt  die  bedeutung  des  philosophen  g^enüber  den  vielfachen  un- 
terschätzungen ,  welche  derselbe  von  Aristoteles  her  erfahren  hat, 
in  helles  licht,  geht  aber  in  der  darstellung  dessen,  was  Xeno- 
phanes fiir  die  entwicklung  der  eleatischen  philosophie  überhaupt 
gethan  haben  soll,  wohl  zu  weit,  zumal  die  historische  Zuverläs- 
sigkeit der  pseudoaristotelischen  scbrift  ntgt  Sivo^uvovg  n$gl  Zi^- 
pwfOQ  juqI  FoqyCov,  auf  welche  diese  darstellung  sich  stützt,  doch 
immer  noch  sehr  zweifelhaft  ist.  (Vrgl.  auch  oben  heft  2, 
p.  373.  —     E.  t;.  L.)] 

Den  von  Xenophanes  aus  theologischer  speculation  gefundenen 


606  Zeno  aus  Blea. 

Urgrund  der  dinge  bildet  sein  scliüler  Pannenides  aus  SIea  ia  rein 
philosophischer  form  und  consequenter  durchfiihrung  su  einem  Me- 
taphysischen principe  aus.  Er  legt  den  satz  su  gründe:  nur  das 
seiende  ist,  das  nichtseiende  ist  nicht  Das  seiende  ist  alles;  denn 
nichts  ist  ausser  dem  seienden^  alles  ist  von  ihm  erfuHt  Es  isl 
nngeworden  und  unvergänglich,  untheilbar,  unbeweglich,  dureha» 
gleichartig.  Es  giebt  also  keine  Vielheit  von  dingen,  keiu  werden 
und  vergehen  und  überhaupt  keine  bewegung.  Die  äuaaerai  er- 
scheiuungen  sind  schein  und  täuschung;  nur  dem  vemiinftigen  den- 
ken dürfen  wir  vertrauen. 

In  diesen  sätzen  haben  wir  den  kern  der  lehre  des  Parmenides 
und  denjenigen  theit  derselben,  welchen  Zeno  su  vertheidigen  und 
su  beweisen  sucht.  Die  physikalische  erklarung  der  weltbiMung, 
welche  auch  Parmenides,  ebenso  wie  Xenophanes,  gegeben  bat, 
aber  ausgehend,  wie  er  selbst  andeutet,  von  der  gewöholicheo,  fal- 
schen Vorstellung  der  mensclien,  so  dass  die  erklärong  selbst  keine 
Wahrheit  haben  konnte,  scheint  Zeno  nicht  berücksichtigt  su  haben. 
(Vgl.  Zeller  a.  a.  o.  I,  p.  477  und  495.) 

Zeno,   der   söhn    des  Teleutagoras,   wurde   etwa  io   der   71. 
ol.  (496—492  V.  Chr.  g.)  zu  Elea,  einer  pflansstadt  der  Phokäer 
an   der   Westküste  Lucaniens ,    welche    von   den  Römern  Vdia  ge- 
nannt wurde,  geboren.     Von  jugend  an  war  er  ein  eifriger  scfanler 
und  bevorzugter  liebling  des  Parmenides,    dem    er  sich    nicht  ovr 
in  seinen  philosophischen  Studien,    sondern  auch  in  seinen  sittüchcs 
und  politischen  bestrebungen  angeschlossen  zu  haben  scheint.     Nadi 
den  berichten  der  alten  war  er  ein  durch  körperliche  und   geistige 
eigenscliaften  ausgezeichneter  mann.     Sie  rühmen  seine  hohe  geitiüt 
und  sein  angenehmes   äussere,    seine  genügsamkeit  i|nd  sein  stoliei 
selbstbewusstsein ,    seine  liebe  zur  freiheit  und  zum  vaterlande,  be- 
sonders aber  seinen  energischen  character   und   festen    willen,   den 
er   sowohl    durch    seine   handlungen   als   auch   durch    sein   scharfes 
uud  consequentes  denken  bewies. 

Den  grössten  theil  seines  lebens  brachte  er  in  seiner  Vater- 
stadt zu  und  betlieiligte  sich  eifrig  an  der  gesetzgebung  und  an 
den  politischen  bestrebungen  in  derselben.  Doch  reiste  er  aadi 
nach  Athen,  woselbst  die  bedeutendsten  manner,  unter  denen  beiM- 
ders  Perikles  genannt  wird,  seinen  philosophischen  vortragen  bei- 
wohnten.    Auf  die  dauer  aber  konnte  ihn  weder  der  glänz  Atlieai 


Zeoo  aas  Elea.  607 

noch  die  ehren?olle  aufbahme,  welche  er  dasellMit  fand,  von  seiner 
beimath  fem  halten.  In  dem  streben  für  das  wohl  derselben  soll 
er  auch  seinen  tod  gefunden  haben.  Als  er  nämlich  seine  vater- 
■tadt,  so  wird  bericlitet,  von  eine«  tyrannen  befreien  wollte,  wurde 
er  entdeckt,  ergriffen  und  getödtet.  Durch  sein  benehmen  hierbei 
erwarb  er  sich  aber  den  höchsten  rühm.  Denn  die  aussieht  auf 
den  qualvollsten  tod  konnte  seinen  festen  sinn  sowenig  beugen, 
daaa  er  durch  nichts  zu  bewegen  war,  dem  tjrannen  geständnisse 
SU  machen,  sondern  ihm  vielmehr  offen  zeigte,  wie  sehr  er  ihn  und 
alle  seine  strafen  verachte. 

[Unsere  kenntnisse  von  Zeno's  leben  beruhen  hauptsächlich 
auf  folgenden  stellen  der  alten: 

1)  Plato,  Parmenides,  cap.  1.  2)  Diogenes  Lagrtius  lib.  iX, 
^.  25^29.  3)  Suidas  unter  Zeno  und  Elea.  4)  Plutarchus,  vit. 
PericI.  cap.  4  und  5,  und  Adversus  Colotem  cap.  S2.  5)  Strabo, 
Kb.  VI,  p.  252.  6)  Cicero,  De  nat.  deor.  cap.  33,  und  Tuscul. 
II,  22. 

Andere  stellen  geben  an  besonders:  Zeller,  Gr.  phil.  I,  p.  492 
und  Bernhardj  in  seiner  ausgäbe  des  Suidas  zu  dem  worte  Z^vußv. 

Abgedruckt  sind  die  wichtigsten  stellen  bei  Mullach,  Fragm. 
phil.  Gr.  I,  p.  266. 

Specialschriften  über  Zeno's  leben  giebt  es,  so  viel  mir  be- 
kannt ist,  nicht.  Von  allgemeinen  werken,  in  denen  die  nach- 
richten  über  ihn  zusammengestellt  sind,  hebe  ich  hervor:  Die  gesch. 
der  philos.  von  Hegel  (bd.  1,  p.  303  f.),  von  U.  Ritter  (bd.  I, 
p.  487  f.),  von  Brandis  (bd.  I,  p.  406  ff.),  von  Zeller  (bd.  I, 
p.  492  f.);  die  Historia  phil,  Graeco ' Romanae  ex  fotiHum  locls 
amtexta,  H.  Ritter,  L.  Preller  (p.  115);  die  erwähnte  fragmenten- 
sammlung  von  Mullach  (p.  266  sq.);  Peter  Bayle's  philos.  Wörter- 
buch von  L.  U.  Jacob  und  Paulj's  real  -  encyclopädie  unter  Zeno. 
Ueber  Elea  vgl.  auch  noch  Fr.  Kern  a.  a.  o.  p.  1.] 

Deber  Zeno's  geburtszeit  besitzen  wir  keine  bestimmten  an- 
gaben. Plato  a.  a.  o.  sagt,  er  sei  gegen  vierzig  jähre  alt  nach 
Atlien  gekommen,  wo  sich  der  damals  noch  sehr  Junge  Socrates 
mit  ihm  nnterhalten  habe.  Socrates  gehurt  wird  in  die  zeit  von 
471 — 469  v.  Chr.  gesetzt.  (S.  Ueberweg,  Geschichte  der  phil.  I, 
p.  83  und  Zeller,  II,  p.  43  anm.).  Da  Socrates  aber  doch  schon 
ziemlich  erwachsen  gewesen  sein  muss,  so  kann  die  Zusammenkunft 
nicht  vor  455  gewesen  sein,    und  Zeno   könnte   danach   nicht   vor 


608  Zeno  aus  Blea. 

495,  also  etwa  gegen  ende  der  71.  ol.,  geboren  seio.  Hiemk 
stimmen  die  angaben  der  alten  über  seine  bliithezeit  our  nngefiilv 
überein. 

Suidas   setzt   dieselbe    in    o1.  78   (468—464  v.  Chr.),    Diog. 
Laert.  IX,  29    in  ol.  79  (464—460),    Busebius  Cbron.  in  ol.  80 
(460 — 456).     Da  die  Griecben  als  bliithezeit  die  ersten   jähre  des 
vierten  decenniiims  zu    bezeichnen    pflegen,   so    würde   die    angäbe 
des  Diogenes,   welche  wahrscheinlich  auf  der  autoritat  Apollodor's 
beruht  (vgl.  Mullach  a.  a.  o.),  auch  das  ende  der  ol.  71  als  Zenos 
geburtszeit    bezeichnen.     Hiermit  stimmt  auch  Ritter  a.  a.  o.  über- 
ein;   ebenso   Rixner,    Handbuch   der   geschichte  der   pfail.   p.   114, 
welcher  Zeno's  blüthe  gegen  460  v.  Chr.   setzt      Deshalb    scheint 
ol.  70,   welche  Brandis  und  Paulj  a.  a.  o.   ab  Zeno's   gebortazeit 
annehmen,  ein  zu  früher  termin  zu  sein;  Ueberw^,  Gesch.  d.  phiL 
I,  p.  61,  dagegen  geht  mit  der  angäbe  von  490 — 485  wohl  etwas 
zu   tief  herab.     Zeller   berechnet   aus  Plato's   angaben    als  Zeno's 
geburtszeit  die  jähre  495  -  490  v.  Chr. ,    hält   aber  Plato's  bericht 
für   unhistorisch,   weil  die   angaben  über  das  alter  des  Pannenidci 
in  demselben  mit  anderen  nachrichten  darüber  nicht  stimmen.     Uk 
angaben  über  Parmenides  zeit  gehen  aber  überhaupt  za   weit  aus- 
einander,   als    dass    daraus   die   unzuverlassigkeit  Plato's  gefolgert 
werden  dürfte.     Als  reine  fiction   ist  Plato's   bericht    wohl    am  so 
weniger   anzusehen,   als  nicht  der  geringste  grund  für  ihn  vorlsg, 
das  alter   der   beiden   philosuphen   so   genau    anzugeben,    wenn  er 
eben    nidit   darüber   unterrichtet  gewesen  wäre.     Jedenfalls  stiswt 
seine   angäbe   über  Zeno's   geburtszeit,  wie   gezeigt   ist,   mit  des 
wahrscheinlichsten  sonstigen  Zeugnissen  der  alten  überein.     Betläofig 
bemerkt  findet  sich  in  Zeller's  werten,  Zeno  sei  um  495—490  r. 
Chr.,   ol.  70  oder  71,   geboren,   ein  versehen;    es  müsste  heiaes 
ol.  71   oder  72,  da  ol.  70  mit  496  v.  Chr.  schon  endigt. 

Zeno's  aufenthalt  in  Athen  wird  durch  Plato,  Plutarch,  Sai- 
das  a.  a.  o.  und  durch  den  pseudoplatonischen  dialog  AIcibiadei  I, 
p.  119  bezeugt.  Dagegen  berichtet  Diogenes  IX,  28,  Zeno  hibe 
seine  Vaterstadt  mehr  geliebt  als  den  glänz  Athens  und  sei  niensb 
zu  den  Athenern  gereist  (ovx  ini6i]fi^aag  ro  naqdiruw  nqoq  av- 
lov^.  Vergl.  ausgäbe  von  Westermann.  Paris  1850j.  Da  aber 
Suidas  unter  dem  worte  ''EXiCu  die  stelle  des  Dit^nes  fast  wirt- 
lich wiedergiebt,  statt  xö  naqdnav  aber  xä  noXkit  schreibt,  so  iil 


ZeDo  ao8  Büeau  609 

Binnehinen,  dau  er  diese  lesart  gefunden  hat  Ausserdem  scheint 
lb  aach  der  susammenhang  bei  Diogenes  durchaus  t^  noXXa  zu 
afordem;  denn  es  hätte  ja  kaum  einen  sinn  hervorzuheben,  dass 
Eeno  sein  Vaterland  mehr  geliebt  habe  als  die  herrlichkeit  Athens, 
to  dass  er  niemals  nach  Athen  gereist  sei ;  ganz  berechtigt  ist  es 
lagq^o  zu  betonen,  dass  er,  obwohl  er  Athens  herrlichkeit  ken- 
leo  gelernt  hatte,  dort  doch  nicht  dauernd  bleiben,  sondern  lieber 
n  seiner  unbedeutenderen  Vaterstadt  leben  wollte.  Brandis  und 
MuUadi  schreiben  in  der  stelle  deshalb  auch  mit  recht  zu  noJiXa 
itatt  10  nagaTiav. 

Zeno's  unternehmen  gegen  einen  tjrannen  und  die  dabei  be- 
viesene  characterstärke  ist  im  alterthume  sehr  berühmt  gewesen. 
Das  ereigniss  wird  daher  auch  von  vielen  erwähnt,  in  den  einzel- 
leiten  stimmen  aber  die  berichte  über  dasselbe  durchaus  nicht 
iberein.  Es  steht  selbst  nicht  fest,  ob  der  tjrann  über  Elea 
lerrachte,  auch  nicht,  ob  Zeno  bei  dem  ereigniss  den  tod  fiind; 
loch  wird  dies  durch  die  mehrzahl  der  angaben  bezeugt.  Noch 
nsicberer  ist  der  name  des  tjrannen,  sowie  die  bestimmten  thaten 
nd  endlich  die  todesart  des  Zeno.  Sicher  wird  nur  das  ereigniss 
■  allgemeinen  und  die  seelenstärke ,  welche  Zeno  bei  demselben 
ewiesen  bat,  angegeben.     Vgl.  Zelier  a.  a.  o.     So  viel  vom  leben. 

Die  philosophischen  lehren  des  Zeno  scheinen  schon  bei  seinen 
eiCgenossen  bedeutendes  au&ehen  erregt  zu  haben  und  werden 
ach  von  den  nachfolgenden  Schriftstellern  vielfach  erwähnt.  Doch 
ind  wir  über  die  gesammte  wissenschaftliche  thätigkeit  unseres 
hflosophen  nur  dürftig  unterrichtet. 

Als  feststehend  darf  angenommen  werden,  dass  er  nie  beab- 
iditigte  ein  selbständiges  system  aufzustellen,  sondern  dass  er 
einen  ganzen  Scharfsinn  der  vertheidigung  der  lehren  seines  mei- 
ters  Parmenides  widmete.  Man  hatte  nämlich,  wie  Plato  berichtet, 
lie  all  -  einbeitslehre  des  Parmenides  vom  Standpunkte  der  sinn- 
ichen  wahrnehmong  aus  lächerlich  zu  machen  gesucht.  Dagegen 
itrebte  Zeno  zu  beweisen,  dass  aus  den  auf  sinnlicher  wahrneh- 
Bong  beruhenden  meinungen  sich  noch  weit  grössere  Widersprüche 
srgäben.  Dadurch  dass  er  also  die  Unmöglichkeit  der  gewöhnlichen 
iDsichten  durch  die  sich  aus  ihnen  ergebenden  ungereimten  folge-* 
ntngeo  dartbat,  wollte  er  die  Wahrheit  der  eigenen  lehren,  oder 
vielmehr  der  des  Parmenides,  feststellen.  Wegen  dieses  Verfahrens 
Philologus.  XXXV.  bd.  4.  39 


fitftf:  Zmot  aas  Vim. 

ist  Zmo  vom  Aristoteles  der  erfinder  dor  dialektik  gtoaaai 
deOk  Er  hat  diese  dialektik  aber  in  einer  aclvift  «ngcwedla^ 
welche  Plato  im  dialoge  Parmenides  einfach  lä  y^dfAfMom,  n 
yQUfifka  oder  i»  av^/gafAfM  nennt.  Aus  dieser  btxeichnnBg  dmf 
man  vielleicht  achliessen,  dass  demselben  andere  schrifiea  unscrci 
Philosophen  überhaupt  nicht  bekannt  waren.  Nach  den  andeatnig« 
des.  Pfeto  und  nach  der  form  der  uns  erhaltenen  zenonischen  silai 
ist  es  wahrscheinlich  y  dass  die  schrift  eine  ansahl  von  cimshgi 
selbständigen  beweisführungen  enthielte  Bei  jeder  bewetsföhrasg 
wurde  eine  behauptung  der  gegner  des  Parmenides  als  bediogvng»' 
satz  nebst  den  widersprechenden  folgerungen  daraus  voraa%tstelk 
un4  dann  der  beweis  hinzugefügt.  Den  voraufgcstelltoo  hjpothtli- 
schen  sata  nebst  folgerung  nennt  Plato  vno&iihgf  das  game  aksi^ 
die  imd-tffUg  nebst  dem  beweise,  Xd/og. 

Es  ist  leicht  einzusehen,  dass  für  eine  solche  bewoisfohnif 
die  poetische  form  der  früheren  philosophen  wenig  geeignet  im. 
Dem  scharfen  und  consequenten  denken  Zeno's  konnte  nur  die 
knappe  form  der  prosa  genügen  (vgl.  Paulj,.  Real-encjcL  nafcar 
Zeno),  Die  angäbe^  dass  er  sich  der  form  des  dialoges  bedieat 
habe,  erscheint  sehr  zweifelhaft»  So  viel  sich  erkenne«  läait,  hat 
er  nur  bisweilen,  statt  aus  dem  bedingnngssatse  gleich  die  folge- 
rungen zu  ziehen,  gefragt,  was  aus  der  aufgestellten,  behasptasg 
zu  schliessen  sei,  und:  die  antwor^  dann  in  dem  nachfolgeMke. be- 
weise gegeben. 

Die  fragmente,  welche  wir  aus  Zeno's  schritt  besitien,  smi 
gering,  und  bei  den  meisten  ist  es  ausserdem  noch  zweifelhaft,  sb 
sie  genau  und  wörtlich  überliefert  sind.  Jedoch  geMgea  die  as- 
gaben  der  altea  in  so  weit,  dass  wir  uns  ein  im  gaven  klar« 
bild  von  Zeno's  lehren  entwerfen  können. 

[Pie   belegstellen   dafür,   dass   Aristoteleii   den    Zeno  den  er- 
jfinder  der  dialektik  genannt  hat^  s.  bei  Mullach,  Fragm.  p.  266, 
6. 


Seine  scharfsinnige  beweisführung  und  seine  gewaadtheit  m 
dispatiren  waren  berühmt.  Plato  legt  ihm  deshalb  den  namea  dei 
helden  aus  dem  nachhomerischen  trojanischen.  Sagenkreise  bei»  dsr 
wegen  seiner  klugheit  und  wegen  seiner  zahlreicheB  erfindaagn 
vielgepriesen    wurde,    er.   nannte   iha   deni  *JEkittUxig.  iTali^ij^K. 


ZiSa6  aitt  Ele«.  tfjil 

f.  201).  9»  ate  Skeptiker  und  besonders'  als  siflopfi^pB 
Tinon  aas  Phlii»  nennt  ihn  aber  wegen  seiner  gewohnheit, 
SWS  «iner  bebauptung  zwei  widersprechende  folgerungen  zu  ziehen, 
a§a^anQ6rXiomfog.  Vgl.  Mullacb  p.  267.  —  Zeller  1,  p.  496  f. 
JM  Diogtees,  IX,  26,  beisst  es:  qiigirai  yovv  alxov  ßißXCa 
mtAk^^  mnßiinwq  yifiowra.  Bei  Suidas  unter  Zeno  aber:  lyqatffiv 
^'BQ$dagj''Eiijyffii¥  tw  ''EfjtftidoxXiovg ,  ^^bg  jovg  ^tXoir6g>ovg  m^l 
yrftfamg.  (So  giebt  Beriihardj  den  tiext.  Zeller  glaubt,  dass  mit 
MR^C  YovC  g>iX6c6^ovg  und  tciqI  ^vcrccog  zwei  werke  bezeichnet 
9Sa4)»  Die  art  jedodi,  wie  Plato  Zeoo's  schrift  citirt,  und  der 
«■stand,  dass  auch  Siraplicius  in  Phjs.  f.  80,  a  nur  eine  schrift 
(«a  eiyyfafifui}  des  Zeno  kennt,  scheint  Zeller's  neinung  zu  be- 
atiUigvo,  dass  das  ß$ßUa  des  Diogenes  vielleicht  nur  die  einzelnen 
ishwhoitte  der  einen  schrift  bezeichnen  soll  und  die  anfuhrungen 
sIm  Stfidas,  soweit  sie  nicht  offenbar  falsch  sind,  nur  verschiedene 
tiM  für  da«eibe  werk  bedeuten.     Vgl.  Zeller  I,  p.  494  anm. 

Die  oben  gegebene  auffassung  der  von  Plate  erw&hnten  X6yo$ 
Hoid  ¥no9iifiHg  iu  Zeoio's  schrift  sdieint  mir  besonders  dadurch   be- 
tttitigt  m   weided,    dass  Aristotieles  und  seine  erklSre^  die  ganzen 
«iaarfDCnsätae  d«s  Zeno,  also  Voraussetzung,  folgerang  und  beweis, 
^«wShnKeh  mit  Xoyog  bezisicbnen.     Piatos  Worte :  Trjv  nffwirp^  vno- 
^9w»r  r#&  nqiiiov  Xoyov  sind  dann  dahin  zu  erklären,  dass  es  sich 
Ükerinwpt  um  die  erste  vm&i^ig  und   um   den   ersten  Xdyog    han- 
delt, so  dass    daraus  nicht  zu  schliessen  ist,  dass  dar  erste  Xo/og 
ino&itni^  gehabt    hätte.      Vgl.  dagegen  Zeller  a.  a.  o., 
Ij  p.  409,  Deberweg,  I,  p.  62. 
Diogenes,   III,  47,   berichtet,   dass  Zeno  zuerst  dialoge  ge- 
mchridien  habe,  fugt  aber  hinzu,   dass  Aristoteles  und  ebenso  Favo- 
TUUM   dasselbe   vom  Alezamenus   behauptet    hätten    (s.   Brandis,   I, 
p.  408  g.).     banach  bleibt  es  allerdings  noch  zweifelhaft,  ob  Ari- 
stoteles dem  Zeno   den   dialog   überhaupt   abgesprochen   hat      Die 
ÜDünB  jedoch,    in  welcher  uns  die  lehren  des  Zeno  überliefert  sind, 
widcbrspricht   dar    angäbe   des  Diogenes.      Das    von    Simplicius    in 
Phys.  f.  255,  a.  (s.  Brandis,  I,  p.  409,  Zeller,  I,  p.  502)  erzählte 
gespräeh   zwischen  Zeno  und  Protagoras   kann   offenbar   nicht  ans 
Zeno^s  eigenen   schrIften,  sondern   nur  aus   den  berichten'  anderer 
sdirifbteller  geschöpft  sein;    denn  es  wäre  doch  wunderlich,   wenn 
Zmo   sieh  selbst   in  seinen   dialogen  redend  eingeführt  hätte.    In 

89* 


6lj^  Zeno  aas  Eies; 

Paolj's  Real-encjd.  a.  o.  wird  jedoch  angeoommeo,  dan  weaigiteai 
ein  theil  voo  Zeno's  schriften  in  dialogischer  form  abgefinsst  gtmmm 
sei,  und  auch  Ritter,  1,  p.  488,  scheint  dem  Diogenes  glauben  a 
schenken.  Eine,  wie  mir  scheint,  richtigere  ansieht  hat  schon  Tes- 
nemann,  Gesch.  d.  phil.  I,  p.  192  ^),  in  den  Worten  ausgesprochei, 
dass  Zeno  nicht  verschiedene  personen  redend  eingeführt,  sondcn 
nur  seine  gedanken  in  fragen  und  antworten  gekleidet  habe. 

Diese  auffassung,  der  auch  Zeller,  p.  494  anm.,  beistisnt, 
wird  durch  Arbt.  el.  Soph.  c.  10  bestätigt.  Denn  dass  ZqW 
in  dieser  stelle  nur  zu  i  iQünwv  und  nicht  auch  va  o  a^rox^M- 
fuvog  gehöre,  wie  PrantI,  Gesch.  d.  logik,  1,  9^^),  behauptet, 
scheint  mir  unhaltbar ;  denn  es  wäre  wunderlich,  dem  einen  partictp 
einen  namen  hinzuzufügen ,  das  andere  ganz  unbestimmt  mn  Ismei, 
Der  artikel  o  bei  IqwjCtv  dient  nur  zur  schärferen  anterscheiding 
desselben  Zeno  ein  mal  in  der  rolle  des  fragenden,  das  andere  mal 
in  der  des  antwortenden.  Für  meine  obige  speciellere  annahM 
scheint  die  form  ^u  sprechen,  in  welcher  Simplictus  f.  ISO,  b 
(S.  Mullach.  Fragm.  p.  269,  3)  Zeno's  sätze  über  den  ranm  mittheilL 
(Beiläufig  sei  bemerkt,  es  wird  in  Anonymi  vita  Platonis  p.  9, 
18,  in  Westermanns  ausgäbe  des  Diogenes,  die  meinung  erwähnt, 
dass  sogar  auch  Parmenides  schon  dialoge  geschrieben  habe). 

Die  wichtigsten  angaben  über  Zeno's  lehren  finden  wir  bd 
Aristoteles  in  der  Metaphysik  und  Physik  und  bei  den  erklaren 
dieser  Schriften,  besonders  beim  Simplicius.  Ausdrücklich  als  wort- 
liches citat  aus  Zeno's  schrift  wird,  so  viel  ich  sehe,  nur  ctoe 
stelle  bezeichnet  Simpl.  f.  30,  a.  Doch  giebt  Simplicius  auck 
wohl  noch  an  anderen  stellen  Zeno's  eigene  werte. 

Abgedruckt  finden  wir  die  betreffehden  Zeugnisse  der  altm 
in  den  öfter  angeführten  werken  von  Mullach,  i,  p.  267 — 270, 
Ritter  und  Preller,  p.  115—119,  Brandis,  1,  p.  409— 417,  Zdkr, 
I,  p.  498—506. 

Dass  die  dem  Aristoteles  fälschlich  beigelegte  schrift  jk^ 
Sivogxivovg,  Zi^vuivog  xal  Fo^yCov  nicht  von  Zeno,  sondern  tm 
Melissus,  Xenophanes  und  Gorgias  handelt,  kann  nach  den  nnter- 
suchungen  von  Mullach,  Fragm.  I,  p.  271  —  276  und  Zeller,  I, 
p.  432  —  449,  als  sicher  angenommen  werden.  Vgl.  auch  Psslj, 
Real-encycl.  unter  Zeno  und  F.  Kern  a.  a.  o.  anm«  50]. 

Zeno's  lehren  sind  besonders   deshalb   vielfach   misBverBtaBdcs 


Zeno  aus  Blea.  613 

orden,  weil  man  sich  nicht  immer  des  Zweckes,  dem  sie  dienen 
Ilen,  klar  bewusst  blieb.  Parmeoides  hatte,  indem  er  der  sinn- 
2hen  Wahrnehmung  die  Zuverlässigkeit  absprach  und  nur  dem 
chtigen  denken  vertraute,  die  Vielheit  und  jede  Veränderung  und 
swegung  des  seienden  geleugnet.  Natürlich  musste  eine  solche 
hre  dem  von  den  sinnlichen  erscheinungen  ausgehenden  gewöhn- 
chen  verstände  verkehrt  und  lächerlich  erscheinen  und  die  ver- 
;htung  und  den  spott  der  menschen  erregen.  Zur  abwehr  des 
»ottes  konnte  es,  wie  Zeno  richtig  erkannte,  kein  wirksameres 
ittel  geben,  als  zu  zeigen,  dass  die  spotter  selbst  noch  grössere 
igereimtheiten  zu  behaupten  schienen.  Ueberzeugt  von  der  rich- 
gkeit  der  lehren  seines  meisters  verzichtete  Zeno  darauf,  ein 
genes  philosophisches  system  zu  entwickeln,  und  verwandte  seinen 
sozen  Scharfsinn  und  seine  grosse  dialektische  gewandtheit  auf 
e  bekämpfung  der  gegner  des  Parmenides.  Die  beschränkung 
uner  philosophischen  bestrebungen  verhinderte  aber  nicht,  dass 
leselben  sowohl  an  und  für  sich  als  auch  für  die  entwicklung 
sr  philosophic  bis  in  die  neuste  zeit  hinein  höchst  interessant  und 
sdeutungsvoll  wurden. 

Alle  uns  zuverlässig  aus  Zeno's  lehren  überlieferten  sätze, 
dche  die  schwierigsten  probleme  der  metaphjsik  berühren  und 
rössten  theils  eine  für  die  begriifsentwicklung  jener  zeit  bewun- 
Esmswerthe  consequenz  des  denkens  zeigen,  gewinnen  durch  die 
eziehung  auf  die  all-einheitslehre  inneren  Zusammenhang.  Da  uns 
leselben  jedoch  offenbar  weder  überall  in  ihrer  ursprünglichen 
erbindung  noch  vollständig  aufbewahrt  sind,  so  ist  es  nicht  zu 
erwundern,  dass  die  richtige  bedeutung  einiger  derselben  für  den 
rundgedanken  zweifelhaft  erscheint. 

Die  darstellung  der  einzelnen  sätze  selbst  beginne  ich  mit  der 
■age  des  Zeno  an  Protagoras,  welche  uns  Simplicius  mit  folgenden 
'orten  berichtet: 

„Sage  mir,  Protagoras,  macht  ein  körn  oder  der  tausendste 
theil  eines  kornes  durch  seinen  fall  geräusch?^  Als  derselbe 
es  verneinte,  sagte  er:  „macht  aber  der  scheffel  körner  durch 
seinen  fall  geräusch  oder  nicht?"  Und  als  derselbe  bejahte, 
dass  der  scheffel  geräusch  mache ,  sagte  Zeno :  „  was  also  ? 
besteht  kein  verhältoiss  zwischen  dem  scheffel  kömer  und  dem 
einen   oder  dem    tausendsten  theile  des  einen  ?^^     AU  dieser  es 


^14  ^9  m  Elan. 

ziigab,  sagte  Zeoo :  ,,wm  also  t  wifd  ni^oht  ^melhc  jrevliikm 
auch  zwischen  dem  eiaen  geräusch  und  den  amlerii  tjertjbi»! 
Denn  wie  die  dinge,  wdclie  geräusch  machen ,  ao  Terhäit  mI 
auch  das  geräusch  des  einen  zu  dem  des  anderem.  Da  dt^ 
aber  so  ist,  so  wird,  wenn  der  sdieffel  kprn  g^ijuisch  mach^ 
auch  das  eine  körn  und  der  tausendste  theil  des  komes  ge- 
räusch machen  ^^ 

(Simpl.  in  Phjs.  fol.  255,  a  zu  Arist  Phjs.  VII,  5.  S.  Mal- 
lach p.  269.  ^  —     ZeUer  p.  502  ^). 

Die  form  dieser  darstellung  beweist,  wie  idi  schon  oben  er- 
wähnt habe,  ganz  klar,  dass  Simplicius  dieselbe  nicht  avs  etacr 
Schrift  des  Zeno  entnommen  hat.  Vielmehr  möchte  man  dicmr 
form  wegen  vermuthen,  dass  Zeno  den  satz  fiberbaapt  nicht  ge- 
schrieben, sondern  nur  im  gespräche  mit  Protagoras  gMasserC  habe, 
dass  das  gespräch  aber  nachträglich  wahrscheinlich  toq  eiDem  m- 
phisten  aufgezeichnet  worden  sei.  Jedenfalls  kann  PraoÜ's  behao^ 
tuog  a.  a.  o.,  dass  schon  Zeno  jene  technik  der  sophiateo  ond  Me- 
gariker  geübt  habe,  welche  darauf  ausging,  den  gegner  in  irgea4 
einer  festgehaltenen  Zuspitzung  des  ausdrucks  zu  fangen,  da  dorcb 
jenes  gespräch  begründet  nicht  anerkannt  werden.  Denn  dem  Zeoo 
ist  es  sicher  um  die  sache  und  nicht  um  einen  scheinbaren  mg 
im  disputiren  zu  thun.  Auch  stimmt  die  frage  an  ProtagofM» 
richtig  aufgefasst,  ebenso  wohl  zu  Zeno's  zweck,  als  sie  einen  be- 
rechtigten  gedenken  enthält.  Zeno  will  nämlich  beweisen,  dass  die 
sinnlichen  Wahrnehmungen  dem  denken  gegenüber  keiqen  gfaaks 
verdienen.  Zu  dem  ende  zeigt  er  an  einem  beispiele,  dass  nnsen 
sinne  äussere  erscheinungen  nicht  erkennen,  welche  ans  das  deakee 
als  vorhanden  anzunehmen  zwingt.  Er  stellt  hiermit  also  euei 
gewissermassen  directen  beweis  der  unzuverlässigkeit  der  stane  saf. 

[Den  zuletzt  ausgeführten  gedenken  haben  zum  theil  aoch 
Ritter,  I,  p.  491,  und  Braodis,  1,  p.  409,  in  der  frage  des  Beao 
gefunden.  In  dieser  auifassung  scheint  mir  aber  dieselbe  auch  da 
schärfsten  denkers  jener  zeit,  in  der  die  erkenntnbs  pfijBi^LaUfcber 
gesetze  noch  sehr  gering  war,  nicht  unwürdig  zu  ^ein. 

Das  allgemeinere,  was  Zeller,  I,  p.  502,  in  der  fr^^  findet, 
scheint  mir  weder  in  dem  Wortlaute  derselben  zu  liegen,  noch  enieo 
klaren  Zusammenhang  mit  dem  zwecke  aller  zeaoniscben  beweife 
zu  haben.  Der  Überlieferung  bei  Simplicius,  ebenso  wie  Seiler, 
^icht  streng  folgend  und  dadurch  4^,   w^C|  ic^  ffla^lw» 


Zen»  mm  Etm.  6i5 

Terdnriieliid  giebt  fcueMbeo  Mch  E.  W^ilmun  im 
OitoniiTgnimiii  des  gynoasiums  zu  Fraakfiirt  a.  0.  von  1870.] 

Die  übrigen  sätze  des  Zeno  sollen  die  Widersprüche  und  Un- 
möglichkeiten aufzeigen,  in  welche  einerseits  die  annähme  der  viel- 
keit  dss  seienden,  andererseits  die  der  bewegung  das  denken  ver- 
wickel:. 

i.  Das  seiende  kann  nicht  vieles  sein.  Denn  wenn  Tieles 
wäre,  io  müsste  es: 

1;  zugleich  unendlich  klein  und  unendlich  gross  sein; 
a)  unendlich  klein:  denn  das  viele  besteht  aus  einheiten;  eine  ein- 
heit  ist  aber  nur  das,  was  nicht  getheilt  werden  kann;  was 
nicht  fl^etheilt  werden  kann,  hat  keine  grosse;  denn  wenn  es 
grosse  hat,  ist  es  theilbar;  das,  was  keine  grosse  hat,  wird, 
zu  einen  anderen  seienden  hinzugefügt,  dasselbe  nicht  ver- 
grossem,  noch,  von  ihm  hinweggenommen,  es  verkleinem;  was 
aber ,  zu  einem  anderen  hinzug^efiig^  oder  von  ihm  hinwegge- 
nommen,  daiselbe  weder  vermehrt  noch  vermindert,  ist  nichts ; 
das  viele  begeht  also  aus  einheiten,  welche  nichts  sind;  folg- 
lich ist  das  stiende,  wenn  es  vieles  ist,  unendlich  klein,  denn 
es  besteht  aus  einheiten,  welche  nichts  sind. 

Die  alten  hab«n  diesen  sata  grössten  theils  misiverstanden, 
sie  geben  daher  auch  keine  zusammenhängende  darstellnng  dessel- 
ben. Der  zweck  jedoch  und  der  Zusammenhang  aller,  besonders 
aber  der  gedankengang  der  übrigen  speciell  gegen  die  Vielheit  ge- 
richteten senonischen  beweise  machen  es  durchaus  wahrseheinlicb, 
dasB  die  zerrissenen  und  vielfach  unrichtig  gefassten  angaben  der 
alten  eine  der  gegebenen  älnliche  Verbindung  bei  Zeno  hatten. 

Die  in  betracht  kommenden  stellen  sind  hauptsächlich  folgende 
zwei:  i)  die  dem  Alezander  von  Aplirodisias  entnommene  erzäh- 
lung  des  Eudemus  bei  Simpl.  i  21,  a  (s.  Zeller,  I,  p.  499  anm.). 
2)  Simpl.  f.  SO,  a  (s.  Zeller,  I,  498,  anfang  der  anm.) 

Zwei  punkte  sind  am  meisten  in  dem  beweise  missverstanden 
worden:  einmal  hat  man  geglaubt,  dass  Zeno,  indem  er  sagt,  dass 
das  viele  aus  einheiten  bestehen  müsse,  welche  nichts  sind,  nicht 
Biir  das  viele,  sondem  auch  das  eins  aufheben  wolle.  (S.  die  aus- 
ftkrangea  des  Simplicius  hei  den  beiden  oben  angeführten  stellen 
und  Seneca  Bpist.  88.     Vgl.  Tennemann  1,   p.  202  tt.,   wo   bei- 


616  Zeno  aas  Elea. 

läufig  in  anm.  75,  Arist.  Metapb.  IV  statt  III  dtirt  ist);  iweheoii 
dass  er  annehme,  man  gelange  zu  diesen  gprössenlosen  AAatH 
durch  fortgesetzte  theilung.  Letztere  auffassung  giebt  onr  Por- 
phjrius  bei  Simpl.  f.  30,  a  (Zeller  I,  p.  501).  Da  nun  Sinplicnii 
selbst  bei  dem  beweise  der  unendlichen  grosse  des  Tiefen  rar  die 
bebauptung  der  unendlichen  kleinheit  desselben,  aber  nicht  ico  b^ 
weis  dafür  mittheilt,  so  haben  auch  neuere  forscher  die  aasfihnm^ 
des  Porphyrins  als  zuverlässig  gelten  lassen. 

Wir  haben  aber  in  ihr  nicht  nur,  wie  Zeller  a.  a.  o.  sich 
viel  zu  unbestimmt  ausdrückt,  nicht  die  ursprünglidie  zeionisclie 
fassung,  sondern  dieselbe  ist  grundfalsch.  Zeno  ist  so  weit  est- 
fernt,  sich  gleichsam  wie  durch  einen  sprung  die  theilung  so  weit 
gebracht  zu  denken,  dass  die  theile  nicht  mehr  theilbar  lind,  das 
er  gerade,  wie  mehrere  der  folgenden  beweise  zeigen  werden, 
darin  unlösbare  Schwierigkeiten  findet,  dass  die  theilnng  nie  vom 
abschluss  gebracht  werden  kann.  In  unserem  satze  «igt  er  ntchti 
weiter,  als  dass  das  viele  aus  einheiten  bestehen  mm,  eine  einheit 
aber  nur  das  ist,  was  untheilbar  ist.  Ob  es  solche  einheiten  giek, 
oder  wie  sie  entstehen ,  ist  ihm  fur  den  Zusammenhang  gan 
gleichgültig. 

[Es  ist  um  so  nothwendiger,  die  feilsche  darstellang  des  Pim^ 
phjrrius  zurückzuweisen,  weil  dieselbe  nicht  nur  zu  einen  giu- 
licben  missverstehen  des  beweises  von  der  unendlichen  kleinheit, 
sondern  auch  noch  zu  einer  mindestens  ui^nanen  auffassung  d« 
beweises  von  der  unendlichen  grosse  des  rielen  geführt  hat,  z.  b. 
bei  Brandis  I,  p.  411  f.,  Ritter  et  Prell«r  p.  117  b),  Ueberwcg  1, 
p.  62,  Mullach  I,  p.  267,  E.  Wellmann  a.  a.  o.  Strompell  p.  50, 
hat  zwar  den  Zusammenhang  unseres  beweises  besser  anfgefust, 
doch  hat  auch  er  sich  durch  Porphyrias  verleiten  lassen,  die  od- 
theilbaren  einheiten  als  aus  theilung  entstanden  zu  denken.  Ab 
eine  mögliche  deutet  Ritter  I,  p.  ^93  die  richtige  erklamog  as. 
Vollständig  und  genau  aber  entwickelt  sie  Zeller  I,  p.  498.] 

b)  Unendlich  gross :  denn  jedes  einzelne  des  vielen  moss  irgend 
eine  grosse  haben,  weil  das,  was  keine  grosse  bat,  nidit  iit; 
an  jedem  aber,  was  grosse  hat,  muss  ein  theil  (oder  dentlidber: 
ein  ende,  eine  grenze)  von  dem  anderen  entfernt  sein ;  von  doi 
aber,  was  die  theile  trennt  (was  zwischen  den  theilen  Kegt) 
gilt  dasselbe;    es  muss  auch  grosse  haben,    und  ein  theil  mmu 


Zeno  aas  Ble&  617 

▼on  dem  anderen  durch  ein  dazwiscbenliegendea  getrennt  sein, 
und  so  fort  in's  unendliche;  denn  niemals  wird  das  dazwischen- 
liqi^nde  der  art  das  letzte  sein,  dass  nicht  von  dem  einen  ende 
desselben  zu  dem  anderen  ein  abstand  wäre.  Es  muss  also 
jedes  der  vielen  seienden  aus  uoendlich  vielen  theilen,  welche 
grosse  haben,  besteheo,  also  unendlich  gross  sein.  Wenn  daher 
vieles  ist,  so  muss  es  zugleich  klein  und  gross  sein,  so  klein, 
dass  es  keine  grosse  bat,  so  gross,  dass  es  uneodlich  ist. 

(Simpl.  fol.  30,  b  bei  Mullacb  I,  p.  269.  2,  Zeller  I,  p.500^), 
Brandb  1,  p.  412  q),  Ritter  1,  p.  493  >),  Strümpell  p.  51,  Ritter 
et  Preller  p.  116.) 

In  dem  texte  findet  sich  bei  den  herausgebern  eine  kleine 
Verschiedenheit,  die  für  das  verständoiss  nicht  gleichgültig  ist 
Ritter,  Strümpell  und  Zeller  geben  die  betreffende  stelle  so:  d  ii 
Mcnv^  ävfiyjtrji  ixaciov  fifyi&og  z$  ix^$v  xai  ndxoi  xal  anix^w 
ovToS  Tc  inqov  ani  xov  ixiqov.  xal  mgl  rov  ngovxovjoQ  o  airog 
TLoyoq;  xal  yuQ  ixttvo  il^it  fiiyid^og  xal  nQoi^H  aitoi  r».  Brandis 
und  Ritter  et  Preller  weichen  darin  ab,  dass  sie  vor  xal  änixi^v 
ein  komma  und  letztere  auch  noch  tc  statt  tt  setzen.  Mullacb 
stellt  aber  auch  noch  aitov  vor  fifyi&og  und  scheint  mit  rncksicht 
auf  rov  nQovxovtog  ähnlich  zu  verstehen  wie  E.  Wellmann  den 
passns  giebt :  „ein  theil  ragt  über  den  anderen  vor  und  über  diesen 
wieder  ein  anderer  und  so  fort  in's  unermessliche'^  Ich  halte  diese 
Änderung  der  stelle  nicht  für  zulässig  und  aitov  vor  jh  higov 
für  durchaus  nöthig.  Es  bezieht  sich  nemlich  auf  ixafftov  und  ist 
ein  von  ti  iuQov  abhängiger  genitivus  partitivus.  Denn  die  werte 
ih  iiiQov  um  jov  irigov  anix^kv  bedeuten  nicht,  wie  Mullach 
nbersettt  und  auch  Hegel  (I,  p.  312)  und  Zeller  (I,  p.  500)  zu 
verstehen  scheinen,  dass  das  eine  der  vielen  dinge  von  dem  an- 
deren, sondern  dass  das  eine  ende  (oder  die  eioe  grenze)  eines 
jeden  der  vielen  dinge,  die  ausdehnung  haben,  von  dem  anderen 
ende  entfernt  sein  muss.  Denn  in  wie  fern  die  einzelnen  dinge 
von  einander  entfernt  sein  müssen,  weil  sie  grosse  haben,  ist  nicht 
einzusehen;  sie  müssen,  wie  in  dem  satze  von  der  unendlichen  Viel- 
heit gezeigt  werden  wird ,  von  einander  entfernt  sein ,  weil  sie 
eben  einzelne  und  getrennte  sind.  Wohl  aber  müssen  die  enden 
oder  die  grenzen  jedes  einzelnen  dinges  von  einander  entfernt  sein, 
in  io  fem  das  ding  grosse,    also    ausdehnung  hat.     Die  bedeutung 


618  Z«Bo  ans  Kies« 

▼•D  Tov  fr^ti/oviog  ergiebt  sich  aus  der  unter  b  gegebeoea  d«- 
stelluDg  des  satzes.  Es  bezeichnet  das  zwischen  den  grenzen  einn 
dinges,  das  grosse  hat^  liegende,  das  über  die  grenze  herforn- 
gende,  nicht  nach  aussen  über  die  grenze  heraus  (das  wSre  sim- 
los),  sondern  nach  innen  hinein,  einem  anderen  endpankte  da 
dinges  entgegen. 

Die  nach  meiner  ansieht  richtige  anffassung  des  bevreiia 
giebt  auch  Ritter  I,  p.  493  oben.  Dass  Brandis,  Ritter  et  Preller, 
Ueberweg  ihn  nicht  genau  ausdrücken,  ist  schon  erwähnt,  und 
auch  Strümpell  p.  50,  folgt  nicht  dem  uns  von  Simpliciui  au- 
drücklich  als  wörtliches  citat  bezeichneten  texte. 

2)  Der  zahl  nach  zugleich  begrenzt  und  unbegrenzt; 

a)  begrenzt:  denn  die  vielen  dinge  müssen  so  viele  sein^  als  sie 
sind,  weder  mehr  noch  weniger:  wenn  sie  aber  so  viele  sind, 
als  sie  sind,  so  sind  sie  der  zahl  nach  begrenzt ; 

b)  unbegrenzt:  denn  zwischen  den  dingen  müssen,  (wenn  sie  näm- 
lich wirklich  einzelne  und  getrennte  sind),  andere  sein,  zwischen 
diesen  trennenden  aber  und  denen ,  welche  getrennt  werden, 
wieder  andere  und  so  fort  in's  unendliche;  folglich  sind  die 
dinge  an  zahl  unbegrenzt. 

(Simpl.  f.  30,  b.  S.  Zeller  I,  p.  500  >),  Brandis  I,  p.  412  q), 
Mullach  I,  p.  269.  2). 

Strümpell  (p.  49)  drückt  den  letzten  satz  nicht  gut  ans,  in- 
dem er  ihn  so  beginnt:  „um  vieles  sein  zu  können,  nuss  es  zer- 
legbar sein.  Ist  es  dies,  so  hat  es  theile  u.  s.  w.**;  denn  am  das 
zerlegbarsein  kümmert  sich  Zeno  hier  nicht,  sondern  am  das  zer- 
l^sein.  Aus  der  Vielheit  des  seienden  folgt  eben,  dass  es  zerlegt 
ist.  Er  lässt  also  auch  hier  wieder  die  vielen  einzelnen  dinge  ahi 
einheitliche  gelten,  ohne  zu  fragen,  ob  sie  es  wirklidi  sind;  denn 
das  ist  für  seinen  beweis  von  keiner  bedeutung. 

Allerdings  hatte  Zeno  darin,  dass  aus  der  Vielheit  oder  dem 
getheiltsein  des  seienden  die  theilbarkeit  folgte,  für  die  sieh  keine 
grenze  und  kein  abschluss  denken  lässt,  etwas  unbegreüiolies  ge- 
funden, und  es  ist  wahrscheinlich,  dass  der  aus  Budemns  bei  SimpL 
f.  21,  a  (s.  Brandis  I,  p.  416 j),  Zeller  I,  499  anm.)  erwähnte 
aussprach  des  Zeno  den  sinn  hat,  dass  bei  der  annahm«  der  Viel- 
heit und  der  daraus  folgenden  theilbarkeit  des  seienden  sieb   nicht 


bcgr«^«i  Utßßi  W^Mm  4eiui  die  wirklich^  Bwlieiteii  JieieQ ,  iui|i 
deneo  die  Vielheit  doch  hesteben  miiiuie^  weil  die  theilbarkeit  dior 
wirklicheD  dinge ^  überhaupt  einmal  zugegeben,  sich  niemals  als 
erachopift  denken  lasse.  Denn  wir  haben  oi>en  gesehen,  das«  er  als 
ei^heit  nar  d^  absolut  .untbeilbare  gelten  liess,  von  ihm  aber  fand, 
daßß  ep  keine  grosse  haben  könne,  dass  er  andererseits  aber  auch 
crkannta,  d^ßs  4ß»  wirklich  feiende  grosse  haben  miisse.  jBUerj|i 
Uig  ein  Widerspruch,  den  er  nur  dadurch  beseitigen  zu  können 
glaubte,  dass  er  die  Vielheit  und  theilbarkeit  des  seienden  gänzKdi 
yemeinte«  Vermuthlich  hat  Zeno  in  seiqem  werke,  bevor  er  zu 
den  vier  geget»enen  ein^elnep  beweisen  überging,  diesen  fundaipen- 
talwiderspnich  auseinandergesetzt.  Denn  dass  er  sowohl  ^en  be- 
gri|f  der  einhejt  als  auch  den  d^  wirklich  seienden  in  der  ange- 
g^beneif  weise  im  voraus  be^tii^mt  hat,  bezeugt  Simpliciiis  (fol. 
'so,  a  und  1|.  S.  Zeller  I,  p.  498  ^)  und  900^))  ganz  klar. 
Dabei  hat  er  wahrscheinlich  die  Wendung  gebraucht,  dass,  wenn 
ubf^haupt  die  tjieilbarkeit  zugegeben  wird,  jedes  ding  in  zwei 
theile  zerlegt  werden  kann  and  jeder  theil  wieder  in  zw^i  aqder^ 
und  so  fort  in's  unendliche.  Auf  diese  ausfuhruog  aber,  glaube 
ich,  ist  hauptsächlich  das  zn  beziehen,  was  die  alten  von  einem 
beweise  aus  der  zweitheilung  erwähnen.  Wenn  aber  Aristoteles, 
wie  es  nach  Phjs.  I,  S.  187,  a,  1  (s.  Zeller  1,  p.  500^)  schei- 
nen kann,  dem  Zeno  die  meinung  beilegt,  dass  man  durch  theilung 
wirklich  zu  atomen,  d.  h.  untheilbaren  einheiten,  gelangen  könne, 
so  ist  das  eben,  wie  gezeigt  ist,  ein  entschiedener  irrthum. 

In  den  vier  beweisen  selbst  bedurfte  Zeno  des  begriiFes  der 
unendlichen  theilbarkeit  nicht  weiter  und  er  hat  ihn,  wie  aus  den 
wörtlichen  citaten  des  SimpHcius  klar  hervorgeht,  in  ihnen  auch 
sieht  ansdrücklich  angewendet.  In  ihnen  stellt  er  sich  in  sofern 
ganz  auf  den  Standpunkt  der  gewehnliehen  meinung,  dass  er  an- 
nimmt, es  seien  viele  einzelne  dinge  wirklich  vorhanden;  wenn  sie 
aber  vorhanden  sind,  fährt  er  fort,  müssen  sie  so  und  so  beschaffen 
■en;  dann  aber  ergeben  sich  die  und  die  widersprechenden  folge- 
rangen. Wenn  man  diesen  Standpunkt  berücksichtigt,  wird  man 
auch  nicht  auf  den  gedenken  kommen,  als  ob  Zeno  durch  den  in 
4091  sat^  vpa  der  unendlichen  kleinbeit  gegebenen  begriff  der  ein- 
hi^i  mit  dep  alt -*  eiaheitslehre  des  Parmenides  in  Widerspruch  ge^ 
riethe   und  das  eine   seiende  aufhöbe.     Denn   der   dort   gegebene 


620  Zeno  aas  Blea. 

begriff  folgt  ihm  erat  aas  der  nach  der  gewöbnliciieii  meiiMiiig  fo^ 
handenen  Vielheit  und  theilbarkeit  des  seienden. 

[Aus  den  voraufgehenden  erörterungen  wird  aoch  klar  sein, 
auf  einer  wie  äusserst  schiefen  auffassang  dieser  beweise  die  nei- 
Dung  Ueberwegs  (I,  p.  62)  beruht,  dass  Zeno  in  ihnen  „das  bei 
der  fortschreitenden  theilung  beständig  sich  erhaltende  umgekehrte 
verbältniss  zwischen  grosse  und  Vielheit  der  theile,  wodurch  stell 
das  gleiche  produkt  sich  herstellt,  ausser  acht  gelassen  und  die 
beiden  momente :  kleinheit  und  Vielheit  gegen,  einander  isolirt  halie".] 

Ein  fernerer  satz  des  Zeno  ist  gegpen  das  sein  des  raoMi 
gerichtet.  Welchen  Zusammenhang  deraelbe  mit  der  gesamatci 
beweisführung  hat,  kann  zweifelhaft  erscheinen.  Die  meisten  for- 
scher meinen  zwar,  dass  auch  durch  ihn  die  annähme  der  vielbeit 
des  seienden  bekämpft  werden  soll,  inwiefern  dies  aber  auch  wirk- 
lich geschieht,  zeigen  sie  nicht.  Andere  glauben,  dass  durdi  die 
anfhebung  des  raumes  die  möglichkeit  der  bewegang  geleugnet 
werden  solle,  weil  ohne  räum  bewegung  undenkbar  ist.  (Tgl 
Mullach  I,  p.  267). 

Die  letztere  ansieht  wird,  obwohl  sie  an  sich  nicht  wider- 
sinnig ist,  dadurch  sehr  unwahrscheinlich,  dass  uns,  soviel  ich  sehe, 
die  alten  nicht  die  geringste  andeutung  geben,  dass  Z^o  seines 
satz  in  diesem  sinne  angewendet  habe,  dagegen  in  bestimmter  labl 
vier  andere  beweise  als  diejenigen  aufzählen,  welche  er  gegen  die 
bewegung  gerichtet  hahe.  Man  kann  deshalb  wohl  mit  Sicherheit 
annehmen,  dass  dieser  beweis  die  Vielheit  des  seienden  hat  treffen 
sollen;  —  in  wie  fern,  lässt  sich  aus  dem  gemeinsamen  iwecke 
aller  beweise  erkennen. 

Nichts  ist  ausser  dem  seienden,  hatte  Parmenides  gelehrt,  du 
seiende  ist  alles,  alles  ist  von  dem  seienden  erfüllt^  das  seiende  ist 
eins.  Dagegen  entsteht  der  einwarf,  dass  alles,  was  ist,  in  etwas 
sein  müsse;  dies  etwas  ist  der  räum;  es  mösste  also  auch  dai 
eine  seiende  im  räume  sein;  ist  es  aber  im  räume,  so  ist  zu  des 
seienden  der  räum  als  ein  zweites  da  und  das  seiende  ist  nicbt 
mehr  eins. 

Deshalb  sucht  Zeno  das  sein  des  raumes  in  folgendem  satie, 
der  als  der  dritte  der  gegen  die  Vielheit  gerichteten  bezeichnet 
werden  kann,  zu  widerlegen: 


Zeno  aus  Elea;  tf2f 

3)  Wenn  alles,  was  ist,  im  räume  ist,  so  muss  auch  der  räum, 
weno  er  ist,  im  räume  sein,  uod  so  fort  in's  unendliche* 
Da  demnach  der  räum  nicht  sein  kann,  ohne  selbst  in  einem 
räume  zu  sein^  so  kann  der  räum  überhaupt  nicht  sein. 

(Arist.  Phjs.  IV,  c.  1,  p.  209,  a,  23  und  c.  8,  p.  210,  b,  22. 
iimpl.  f.  130,  b.     S.  Zeller  I,  p.  501  ^),  Brandis  I,  p.  413  r)). 

Dass  Zeno  diesen  beweis  gegen  den  speciellen  oben  ange- 
fahrten einwurf,  mag  derselbe  wirklich  erhoben  sein,  oder  mag 
hn  Zeno  nur  als  naheliegend  erkannt  haben,  gerichtet  hat,  scheint 
lie  form,  in  welcher  er  überliefert  ist,  zu  bestätigen.  Zeno  tritt 
ier  gewöhnlichen  annähme,  dass  der  räum  ist  und  dass  alles,  was 
ist,  im  räume  ist,  mit  der  frage  entgegen,  worin  denn  dann  der 
räum  selbst  sei,  und  zeigt,  dass  gerade  aus  jener  annähme  folgt, 
lass  der  räum  nicht  sein  kann.  Simplicius  giebt  die  darstellung 
les  Zeno  offenbar  nicht  ganz;  denn  dieser  kann  nicht  ernstlich 
behaupten,  dass  alles,  was  ist,  im  räume  ist,  weil  er  dann  mit  dem 
lein  des  raumes  das  seiende  überhaupt  verneinen  würde.  Vielmehr 
st  jenes  die  gewöhnliche  annähme  seiner  gegner,  und  er  übt  auch 
lier  nur  das  verfahren,  dass  er  die  gewöhnliche  annähme  durch 
lie  sich  aus  ihr  selbst  nothwendig  ergebenden  folgerungen  wi- 
lerlegt. 

Plato  sagt  im  Phädrus  261  D,  Zeno  habe  verstanden  den 
:uhörem  dasselbe  als  ähnlich  und  unähnlich,  als  eins  und  vieles, 
ds  ruhend  und  bewegt  erscheben  zu  lassen.  Auch  im  Parmenides 
127  B,  erwähnt  er,  Zeno  habe  gesagt,  dass,  wenn  vieles  sei,  das- 
«Ibe  ähnlich  und  unähnlich  sein  müsse.  Da  wir  nirgends  beweise 
inden,  in  denen  speciell  die  ähnlichkeit  und  unähnlichkeit  derselben 
linge  aufgezeigt  wird,  so  ist  es  wahrscheinlich,  dass  Plato  mit 
enen  Worten  allgemein  das  verfahren  des  Zeno,  aus  der  gewöhn- 
ichen  raeinung  sich  widersprechende  und  entgegengesetzte  prädicate 
ür  die  dinge  zu  folgern,  hat  characterisiren  wollen,  und  dass  Zeno 
ie  ähnlichkeit  und  unähnlichkeit  derselben  dinge  in  keinen  beson- 
eren  beweisen  dargethan  hat.  Dieselbe  allgemeine  bedeutung 
aben  offenbar  auch  die  worte  des  Isokrates  (Helen,  laud,  init.), 
leno  versuche  zu  zeigen,  dass  dasselbe  möglich  und  unmöglich  sei. 
Vgl.  Zeller  1,  p.  497).  Wir  haben  ahio  hiermit  die  beweise, 
arch  welche  Zeno  die  annähme  der  Vielheit   des  seienden   zu    wi- 


f|j27  ZÜttlOr  mhi  BMb* 

derlegen  imdit,  so  wtit  kenHeii  gefernt,   ab  rfe  nwä^  de  dtÜA  tK- 
htWHlttt  bttbeii. 

Aus  der  Tehre  dies  Rarmeiiideä,  dastf  nur  das  Mffffttd«  ilT,  da 
Dicbtoerende  niclit  'M,  folgte,  wid  wi>  ahh^Hy  M&ii  UöT  d{%  cb- 
beiC,  sondern  «ucB  die  unveränderiichkeit  des  seltadeo»  folgte  alio, 
dasff  tä  kBin  werden  mid  rer^elien ,  da*»  eiT  iMierMn^  keihe  1» 
wegnng  gebe.  Natürlich  musste  aucb  diese  bebauptung  den  ge- 
wobnlicben  verstände  höchst  wunderlich  und  unsinnig  erecbeiMs. 
Es  war  deshalb  sehr  wichtig,  die  möglichkeit  der  bewegoi^  a 
widerlegen»  Zeno  versucht  dies  in  vier  beweisen,  deren  inbsk 
Aristoteles  in  der  Physik  VI,  9  im  zusammenhange  kors  angi^ 
Der  sinn  derselben  ist  dadurch  im  allgemeinen  gesichert  Da  aber 
der  begriff  der  bewegung  ein  so  überaus  schwieriger  ist,  so  kani 
ea  nicht  auffallen,  dass  dennoch  auch  diese  beweise  sum  tlieil  eise 
schiefe  und  falsche  aaffassung  erfahren  haben. 

Der  grnndgedauke  der  vier  beweise  aber  ist  der,    dass   der 
begriff  der  bewegung  und  die   annähme  der   möglichkeit  deradbca 
zu  Widersprüchen  fuhren,  welche  nicht  gelöst  werden  können,  wenn 
die  bewegung  nicht  überhaupt  aufgehoben  wird. 
Em  sind  aber  im^einidaen 

B)  die  beweise  gegen  die  bewegung  folgende: 
1)  es  ist  keine  bewegung  möglkh,  weil  sie  keinelop  anftMg'  ge- 
wibnetf  kaMP.  Denn  ehe  das'  bewegte  an-  dm  eade  der  an 
dnrcMaafendcA'  bahn  gelangt,  musa  m  zaerst  die  bWb  der 
fcfahn-  dttiKshinesie*,  ehe  es  aber  daik  e«K  der  bKlfte  erreicht, 
nrass  e#'  wl«def  ^  erst  hiervon  die  hälft«  ahrüeklegeaf.  Da  wir 
uns  nuif'  dk»e  tbeilmg  nicf  beeirfdigt  uM  aho  d«nih  diesefte 
nie  deM  aaftfng  der  batn»  erreicht  denken  köan^;  ao  köaasi 
wir  nnv  aueiiF' nicht  denken  j  das»'  daa^,.  waa  sich*  bewegea  soU^ 
über  den  anfaag  hinaasgekonMeB*  ist,  daas'  alMr  die  hewtgimg 
eikietf  adfang  gewonnen  hat. 

(Arist  Phys.  VI,  c  9,  p.  289,  b,  9  und  c.  2',  p.  2SS,  s, 
2i.  Simpl.  f.  286,  b.  S.  Zelfer  I,  p.  50«  %  IMndb  I,  p.  41Sb), 
AMUacfa  p.  269.  4). 

Dass  Aristoteles  de6  sinn  des  satzes  richtig  ausdruckt,  wcaa* 
et  sagt,  es  werde  darin  behauptet,  dass  eil' nicht* a^glidi  sisi,  n 
einer  endlichen  zeit  eine  uniendliche   menge  von  theilen  n   imät- 


Zmk  UM  EIm.  62t 

1^  ^Amuk  Mtto  ielnr  zweifelliaft.  Wolke  Zwo*  4iei  greitend 
so  konnte  er  ja  einfach  sagen,  jede  entfernung  sei  in's 
nnendlidie  theilbar,  enthalte  also  unendlich  viele  tbeile,  dieselben 
könnte»  aber  nicht  in  einer  endlichen  zeit  zurückgelegt  werden. 
Dftmns  aber,  dass  er,  wie  die  worte  des  Aristoteles  und  Simplicius 
klav  bezeugen,  davon  ausging,  dass  das  bewegte  immer  erst  zur 
halfte  der  bahn  gelangen  müsse,  geht  deutlich  hervor^  dass  der 
gedankengai^  des  Zeno  der  oben  angegebene  gewesen  ist  Zeno 
kann  ja  auch  gar  nicht,  ohne  sich  selbst  zu  widersprechen,  von 
BBcndliGh  vielen  theilen  als  vorhandenen  reden;  denn  er  hat,  wie 
wiv  sahen,  behauptet,  dass,  wenn  das  viele  ist,  es  so  viel  ist,  als 
es  ist,  also  der  zahl  nach  begrenzt;  wenn  daher  die  unendlich 
Tiden  tbeile  wirklich  sind,  so  sind  sie  eben  auch  so  viele  als  sie 
sM,  sind  mithin  bestimmt.  Br  findet  vielmehr  auch  hier  wieder 
die  g^nae  Schwierigkeit  darin,  dass  die  theilbarkeit  des  ausge- 
dehnten niemals  ab  abgeschlossen  gedacht  werden  kann,  dass  wir 
abO'  auch  hier  durch  die  theilung  niemals  den  letzten  theil,  also 
aocii  niemals  den  anfang  der  bahn  erreicht  und  somit  das,  was 
aicb'  bewegen  soll,  niemals  über  den  anfang  der  bahn  hinausge- 
konHnen  denken  können. 

[Alebnlidi  scheinen  auch  Hegel,  Gesch.  d.  phil.  I,  p.  314, 
Braadi»!,  p.  413  und  besonders  Herbart,  Metapbw  II,  p.  265, 
StriiapeU'  p.  5t  f«  und  Döring,  Kritische  gesch.  dbr  philos.  p.  41  f. 
den  sinn  des  beweiscs  Aifgefasst  zu  haben.  Die  darstellung  Zel- 
len 1^  p.  502,  welche  sich  der  des  Simplicius  anschliesst,  kann 
ich  nicht  für  zutreffend  halten.] 

2).  Daa  langsamste,  z.  b.  eine  Schildkröte,  kann  von  dem  schnelbten, 
s..b.  dem  Ackilleus,  niemals  im  laufe  eingeholt  werden;  denn 
das  verfolgende  muss  erst  dahin  gelangen,  von  wo  das  flie- 
hende den  lauf  begann ,  so  dass  das  langsame  immer  irgend 
einen  vorsprung  haben  muss. 

(Anst.  Phys.  VI,  c  9,  p.  239,  b,  14.  Simpl.  f.  237,  a.  S. 
Bcandis  I,  p.  414  t),  Zeiler  p.  503  >),  Mullach  a.  a.  o.) 

Deber  die  durchaus  unzuverlässigfe  nachricht  des  Favorinos  bei 
Diog.  Laert  IX,  29,  dass  schon  Parmenides  sich  dieses  unter  dem 
names»  den«  Acbilleos  berühmten  beweises  bedient  habe,  vgl.  Zeller 
a.  a^  o.  Ancfa  dicwT'  sats.  ist  verschieden  verslanden  und  benrtbeilft' 
warden«     Die  fassnng,    i»  welcher  uns^  derselbe   überliefert  ist^ 


624  Zeno  ans  Blea. 

und  welche  ich  auch  oben  belasten  habe,  stellt  den  nnn  niditgaa 
sicher  fest  Die  meisten  ausleger  sind  mit  Aristoteles  darin  fimt, 
dass  derselbe  im  gründe  nur  eine  verschiedene  form  fiir  den  entes 
sei.  Aristoteles  findet  einen  unterschied  nur  in  der  weise  der  thd- 
lung,  indem  nämlich  hier  die  jedes  mal  von  dem  verfolgenden  nod 
zu  durchmessende  entfernung  nicht  die  hälfte  der  suletst  dndh 
messenen  zu  sein  braucht.  Dieser  auffassung  schliesat  sich  an  Ger- 
ling,  de  Zenonis  BUatici  parahgismis  mofum  spectanlihiif  p.  9.  — 
Zeller  1,  p.  508  oben,  findet  den  unterschied  darin ^  daas  der  n 
durchmessende  räum  im  ersten  beweise  feste,  im  zweiten  aber  be- 
wegliche grenzen  habe.  Gerling,  in  der  erwähnten  scbrift,  nd 
Ueberweg,  System  der  logik  p.  387  f ,  glauben  Zeno'i  ganze  ar- 
gumentation dadurch  umstossen  zu  können ,  dass  sie  dieselbe  aaf 
die  fallende  geometrische  reihe  reduciren.  Sie  sehen  also  in  iha 
nichts  als  die  nach  irgend  einem  gleichbleibenden  verbältoias  fort- 
gesetzte theilung  der  ursprünglichen  entfernung  der  beiden  sidi 
bewegenden  körper.  Diese  theilung  würde  sich  von  detjeniges, 
welche  wir  in  dem  ersten  satze  fanden,  hauptsächlidi  dorch  die 
entgegengesetzte  richtung,  in  welcher  sie  vor  sich  geht,  unter- 
scheiden; denn  jene  sucht  den  anfang,  diese  aber  das  ende  des 
weges  zu  erreichen.  Da  aber  die  summe  jeder  feilenden  anend- 
lichen geometrischen  reihe  einen  endlichen  werth  hat,  die  entfer- 
nungen  aber,  welche  das  verfolgende  in  dem  satze  des  Zeno  nach 
und  nach  zu  durchmessen  hat,  eine  solche  reihe  bilden,  so  ist,  be- 
haupten Gerling  und  Ueberweg,  die  summe  aller  dieser  entfor- 
nnngen  eine  endliche  grosse.  Eine  analoge  reihe  bilden  auch  die 
zeittheile,  welche  zur  durchmessung  der  einzelnen  raumthetle  ndthig 
sind,  die  summe  derselben  ist  abo  auch  eine  endliche  grosse;  folg^ 
lieh  durchmisst  das  verfolgende  alle  jene  raumtheile  in  einer  end- 
lichen zeit,  Achill  holt  abo  die  Schildkröte  in  einer  endliches 
zeit  ein. 

Wie  bündig  aber  diese  mathematische  beweisfiihmng  anch 
erscheint,  so  kann  sie  dem  begrifflichen  denken  doch  wenig  ge- 
nügen. Denn  schon  eine  reihe,  deren  gliederzahl  unendlich  ware, 
können  wir  uns  gar  nicht  vorstellen,  weil  wir  uns  dieselbe  niemals 
bis  zu  einem  letzten  gliede  geführt  denken  können.  Wir  gewiaaes 
in  der  mathematik  auch  die  summe  der  unendlichen  fiiUenden  reihe 
nur  dadurch,  dass  wir  durch  einen  sprung  die  glieder  bis  auf  eine 


Zeno  aus  Kies.  625 

g^racbt  deoken,  welche  gleich  ouU  ist.  Jener  mathe- 
asdiche  beweis  lehrt  uns  also  in  gründe  auch  nur,  dass  wir  zu 
deai  letzten  gliede,  das  gleich  null  ist,  in  diesem  falle  zu  dem 
pmkte^  wo  die  beiden  sich  bewegenden  dinge  zusammentreffen, 
BOT  darch  einen  sprung  im  denken  gelangen  können.  Die  Schwie- 
rigkeit, das  erreichen  jenes  punktes  zu  begreifen,  bleibt. 

Dazu  scheint  es  mir  aber  auch  noch  zweifelhaft,  ob  damit, 
daas  die  zu  durchmessenden  entfernungen  als  glieder  einer  fal- 
lendeo  geometrischen  reihe  angesehen  werden,  schon  die  ganze 
Schwierigkeit  erkannt  ist,  welche  Zeno  durch  den  satz  hat  be- 
zeichnen wollen.  Denn  um  zu  zeigen,  dass  es  nicht  denkbar  ist, 
dam  letzte  glied  der  reihe  zu  erreichen,  hatte  es  nicht  der  zwei 
sicli  bewegenden  dinge  bedurft,  es  hätte  vielmehr  genügt,  im  ge- 
gensatze  zu  dem  ersten  beweise  zu  sagen:  „wenn  sich  aber  auch 
etwas  bewegt,  so  kann  es  doch  ein  ziel  nicht  erreichen,  weil  es, 
nachdem  es  die  hälfte  der  zu  durchmessenden  entfernung  zurück- 
gel^  hat,  wieder  die  hälfte  der  hälfte  und  so  fort  in's  unendliche 
zoHIcklegen  muss^.  Der  unterschied  der  beiden  sätze  würde  dann 
daria  bestehen,  dass  in  jenem  die  Unmöglichkeit  über  den  anfang 
des  weges  hinauszukommen,  in  diesem  das  ende  desselben  zu  er- 
reichen, bewiesen  würde. 

Da  Zeno  aber  zwei  sich  bewegende  dinge  annimmt,  so  ist  es 
wahrscheinlich,  dass  er  noch  eine  andere  Schwierigkeit  hat  be- 
zeichnen wollen.  Dieselbe  finde  ich  auch  in  den  Worten,  mit  denen 
uns  Aristoteles  den  satz  berichtet,  angedeutet.  Es  wird  nämlich 
nicht  von  dem  verfolgenden ,  sondern  von  dem  fliehenden  ausge- 
gangen; dass  das  fliehende  immer  einen  vorspruog  haben  muss, 
wird  hervorgehoben.  Dadurch  wird  es  aber  wahrscheinlich,  dass 
Zeno's  gedankengang  nicht  der  von  Ueberweg  angenommene  war, 
sondern  etwa  folgender:  was  sich  continuirlich  bewegt,  muss  auch 
in  dem  allerkleinsten  Zeitraum  vorrücken ;  nun  braucht  aber  auch 
das  schnellste  zeit,  um  eine  entfernung  zu  durchmessen;  es  braucht 
also  auch  Achill  einen  Zeitabschnitt,  um  den  anfanglichen  vor- 
spraag  der  Schildkröte  zu  durchlaufen;  bewegt  sich  die  Schildkröte 
naterdessen  continuirlich,  so  muss  sie  in  dem  bestimmten  Zeitab- 
schnitt wieder  einen  bestimmten  vorsprung  gewinnen,  den  zu  durch- 
eilen Achill  wieder  einen  bestimmten  Zeitabschnitt  gebraucht,  und 
so  fort  in's  unendliche.  Da  also  Achill  zur  durchmessung  eines 
Philologus.    XXXV.  bd.  4.  40 


626  Zeno  ans  Elea. 

jeden  vorspranges  einen  bestimmten  Zeitraum  g^ebraacfat ,  so  nni 
die  sich  eontinuirlich  bewegende  Schildkröte  in  denadbeo  udi 
immer  wieder  einen  bestimmten  neuen  vorsprang  gewinnea,  ne 
muss  abo  bis  io's  unendliche  einen  bestimmten  vorsprang  bebaka. 
Es  kann  also  der  abstand  zwischen  beiden  nicht  nnr  nidit  gkkb 
null,  sondern  nicht  einmal  unendlich  klein  werden.  —  leb  g«- 
winne  den  begriff  des  unendlich  kleinen  ja  audb  nur  dordi  dk 
id's  unendliche  fortzusetzende  theilung ;  da  nun  aber  das  continnirSd 
sich  bewegende  auch  in  einem  unendlich  kleinen  aeittbeil  Tornkkci 
muss,  so  kann  der  räum,  den  es  in  einem  nicht  unendlich  kleiacs 
Zeitabschnitt  durchmisst,  kein  unendlich  kleiner  sein;  braucht  alü 
Achill,  um  den  vorsprang  der  Schildkröte  znriickinlegen »  ciass 
endlichen  Zeitraum,  so  muss  dieselbe  in  ihm  stets  wieder  einen  vsr> 
sprang  gewinnen,  der  nicht  unendlich  klein  ist. 

Dass  dies  der  wahre  sinn  des  „Achilleus^  ist,  macht  mir  d«r 
Wortlaut  desselben  bei  Aristoteles  durchaus  wahrscheinlich.  Maa 
löst  aber  die  Schwierigkeiten  in  ihm  nicht,  sondern  nmgeht  sie, 
wenn  man  die  gesch windigkeit  der  beiden  sieh  bewegenden  dinge 
durch  ein  abstractes  zahlenverhältniss  ausdrückt  und  den  gansea 
satz  auf  eine  mathematische  formel  reducirt. 

Ausserdem  handelt  es  sich  hier  aber  auch  gar  nicht  um  dii 
verhältniss  der  geschwindigkeiten ,  sondern  daram,  dass  das  sich 
eontinuirlich  bewegende  in  jedem  nicht  unendlich  kleinen  seitab- 
schnitt einen  nicht  unendlich  kleinen  weg  surficklegen  nnss,  dam 
alio  Achill  die  Schildkröte  nur  einholen  kann,  wenn  er  einen  nidit 
unendlich  kleinen  abstand  in  einem  unendlich  kleinen  leittbdle 
durcheilt.  Da  nun  dies  aber  sowohl  der  anf  sinnlicher  Wahrneh- 
mung beruhenden  anschauuog  als  der  annähme  einer  getchwindig- 
keit,  d.  h.  der  annähme,  dass  die  bewegung  zeit  erfordert,  wider- 
spricht, so  kann  Achill  die  Schildkröte  überhaupt  nicht  einholen.  — 
Zeno  sucht  also  in  diesem  satze  auch  keineswegs  direct  an  be- 
weisen, dass  die  bewegung  nicht  ist,  sondera  dass  die  der  schein- 
baren Wahrnehmung  folgende  meinnng  von  derselben  in  den 
grössten  Widersprüchen  fuhrt.  Denn  die  sinnliche  wahrnehmaag 
zeigt  uns,  dass  sich  gleichzeitig  in  derselben  richtung  bewegende 
körper  oft  einholen,  das  denken  lehrt  uns,  dass  dies  munoglich  ist 
Wir  können  daher,  folgert  er  wieder,  diesen  widerspradi  nkht 
anders  losen,   als   dass  wir  die  bewegung  überlian|it  nnfliebea.  — 


Zeno  aus  Elea.  627 

Da»  der  sate  aber  so  aii%efai8t  von    dem    ersten    ausserordentlich 
Terachieden  ist,  bedarf  keines  weiteren  beweises. 

[Schwer  mochte  es  sein,  auch  bei  diesem  satze  nachznweben, 
was  PrantI,  zu  Arist  Pbys.  VI,  anm.  17,  behauptet,  „dass  allen 
jenen  sophistischen  beweisen  Zeno's  der  hauptfehler  zu  gründe 
licgty  dass  er  eben  die  continuitat  der  bewegung  und  der  zeit  ver- 
aidbftat".  Dieser  beweis  stützt  sich  gerade  auf  die  continuitat  der 
liewegung.  —  Peter  Bajle  a.  a.  o.  hat  ähnliche  gedanken  ,  wie 
ich  sie  im  Acbillens  unmittelbar  gegeben  finde,  im  anschluss  an 
alle  aatze  des  Zeno,  wie  er  wenigstens  meint,  auf  eigene  band 
taitwickelt  Den  tieferen  inhalt  des  „Achilleus'^  selbst  aber  hat  er 
aicbt  gesehen.  Vgl.  hierüber  auch  E.  Wellmann  a.  a.  o  p.  6  ff., 
der  offenbar  selbst  in  dem  satze  auch  keine  weitere  Schwierigkeit 
angedeutet  findet,  als  die  frage  nach  der  möglichkeit  der  unend- 
lidben  theilbarkeit  einer  endlichen  grosse.] 

3)  Der  fliegende  pfeil  ruht.  Denn  ein  sich  bewegender  körper, 
z.  b.  ein  abgeschossener  pfeil,  nimmt  immer  einen  ihm  (dem 
körper)  gleichen  räum  ein,  er  ist  also  in  jedem  moment  in 
einem  ihm  gleichen  räum.  Wenn  er  aber  in  einem  ihm  glei- 
chen raam  ist,  so  ruht  er;  er  ruht  also  in  jedem  moment, 
folglich  ruht  er  immer. 

(Arist.  Phys.  VI,  9,  239,  b,  30  und  5.  Themist.  f.  55  b 
und  56,  a.  Simpl.  f.  236,  b.  S.  Brandis  I,  p.  415  v),  Zeller 
I,  p.  504«)). 

[Von  den  beiden  stellen  des  Aristoteles  ist  die  eine  zu  kurz, 
die  andere  giebt  keinen  verständigen  sinn.  Sie  lautet  nämlich  :  tl 
yoQ  difj  qnjCiv  (ifiltfl.  Zijywi)j  ^Qiful  nav  $  xkviitah,  oiav  ^  xaiu 
ti  l0aPj  i(fT$  iT  äil  vo  ^tQOfiiPOv  Iv  i^  vvv^  äntmritov  T^y  Kp^Qo- 
fiepfjp  ihtu  oVordv.  Uebersetzt  man  den  satz  mit  orav  durch: 
„so  lange  es  in  einem  ihm  gleichen  räume  ist'S  so  ist  der  folge- 
■ati  unsinnig;  denn  so  lange  es  in  einem  ihm  gleichen  räume  ist, 
mbt  es  und  bewegt  sich  nicht.  Will  man  aber  mit  Prantl  (zu 
Arist  Phjs.  VI,  anm.  18)  verstehen:  „so  lange  es  sich  gleich- 
nässig  Verhaltes  so  könnte  der  schluss  daraus  nur  so  lauten: 
„onn  ist  aber  das  bewegte  immer  in  dem  jetzt,  in  dem  jetzt  kann 
es  sich  aber  nur  gleichmässig  verhalten,  es  muss  also  entweder 
rohen  oder  bewegt  sein^.  Dass  Aristoteles  den  Untersatz,  „wäh- 
rend eines  einzelnen  jetzt  ist  keine  zeit  dazn,  dass  der  pfeil  sich 
bewege^^  als  selbstverständlich  soll  übergangen  haben,  ist,  da  durch 
ihn  doch  erst  sinn  in  seine  worte  kommen  würde,  ebenso  unglaob- 
lidi ,    als   der   gedanke    selbst   Zeno's    anschauungen    widerspricht. 

40* 


628  Zeno  aus  Elea. 

Denn  wie  wir  auch  den  vorigen  beweis  auffassen  nögea,  so  fid 
ist  aus  ihm  klar»  dass  Zeno  auch  für  den  kleinsten  xeitübcil  dii 
bewegung  festhält.  —  Dazu  kommt  noch,  dass  Themistins  4m 
jcota  id  Xaov  durch  xaiu  to  Xcov  iavi^^  d&utnrifAu  attsdirciki 
also  unzweifelhaft  den  dem  bewegten  gleichen  raun  dmniBter  nr- 
steht.  —  Auch  die  stelle  des  Diogenes  Laertius  IX,  c  XI,  72» 
auf  welche  Fr.  Kern  in  seiner  o.  a.  abhandlung  über  XeoopbsBH, 
anm.  74,  aufmerksam  macht,  nach  welcher  dem  Zeoo  die  werte 
zugeschrieben  werden :  to  mvovfiipov  oSrt  iv  {f  i(n$  xom»  gunütu 
avn  Iv  (p  fiij  icup,  dürfte,  wie  sie  offenbar  vormgaiweiae  tumn 
satz  trifi't,  dafür  sprechen,  das  xatu  ro  tcoy  auf  den  raun  zu  be- 
ziehen. —  Die  stelle  des  Simplicius  ist  unklar.  Veratebi  er 
unter  seinem  xatä  to  Xgov  iavr:^  „sich  gleichroassig  verbaltea^, 
so  sind  seine  werte  „td  iv  j^  vw  xaia  to  Iffop  iuvri^  ov  st 
x^rtnat*^  unsinn;  denn  es  ist  gar  nicht  abzusehen,  waram  etwsi, 
weil  es  sich  in  dem  jetzt  gleichmässig  verhält,  aidi  aicbt 
bewegt;  es  kann  ja  sehr  wohl  sich  darin  in  den  jetzt  gleich* 
massig  verhalten,  dass  es  sich  gleichmässig  bewegt.  Vielleiebt  ge- 
hört dieser  satz  des  Simplicius  dem  Zeno  selbst  an  und  hat  dca 
sinn,  dass  etwas,  was  in  dem  jetzt  in  einem  ihm  gleichen  raaae 
ist,  sich  nicht  bewegt,  —  was  mit  dem  oben  aus  Diogenes  ange- 
führten satze  sehr  wohl  zusammenstimmt 

Zeller  vermuthet  auch,  dass  die  stelle  bei  Aristoteles  gelaatit 
habe :  tl  yoLQ^  fpfjaiVj  ^gcfiiT  nuv^  oiuv  ^  xutä  t6  Icor^  for*  d^  aü 
to  fiQOfiivor  iv  TCü  vvv  xuju  to  Xcov,  axivtflov  xtk.,  also  des 
oben  gegebenen  sinn  ausgedrückt  habe.  Herbart,  Metaph.  II,  p.  2S4, 
Hegel,  Gesch.  d.  phiL  I,  p.  323,  geben  dieselbe  auffassnng,  Strosi- 
pell  p.  53,  zieht  dieselbe  vor.  Auch  der  auseinandersetzung  vos 
Dühring  a.  a.  o.  p.  42  ff.  liegt  wohl  die  oben  angegebene  aif- 
fassung  des  satzes  zu  gründe.] 

Der  Widerspruch  in  der  bewegung,  den  Zeno  durch  den  „flie- 
genden pfeil''  bezeicbnen  will,  liegt  darin,  dass  wir  in  der  tbst 
den  sich  bewegenden  kö'rper  nur  als  erfüllend  einen  ihm  gletebes 
räum  denken  können,  und  dass  wir  ihn  daher,  wenn  die  bewegaag 
zeit  erfordert,  auch  während  der  zeit  der  bewegung  uns  nar  als 
stets  in  einem  ihm  gleichen  räum  befindlich  vorzustellen  verMgea. 
Wir  können,  wie  Bayle  p.  910,  richtig  sagt,  den  körper  nicht 
zugleich  an  zwei  orten  denken.  Wenn  er  aber  stets  in  eiaca 
ihm  gleichen  räume  ist,  so  ruht  er.  Wir  sollen  uns  also  deakea, 
dass  der  kÖrper  als  sich  continuirlich  bewegend  keinen  moment  as 
demselben  orte  ist,  und  doch  können  wir  uns  ihn  nicht  anders  ab 
in  einem  bestimmten  ihm  gleichen  räume  in  jedem  ausdebnnngtloeea 


Zeoo  aus  Klea.  629 

Mi^unkte  vorstdleo.  Man  glaubt  diese  Schwierigkeit  des  be« 
liiffes  dorcb  die  hioweisuog  auf  die  continnität  der  zeit  lösen  zu 
kiwwn.  Mir  scheint  aber,  dass  dies  nur  die  Schwierigkeit  durch 
Buno  anderen  unfassbaren  begriff  verdecken,  aber  nicht  das  eine 
Idbeodige  Vorstellung  suchende  denken  befriedigen  heisst. 

Auch  Herbarts  bemerkung  (Metaph.  11,  p.  235),  „dass  das 
bewegte  nicht  gesch windigkeit  habe,  sofern  es  an  irgend  einem 
arte  ist,  sondern  sofern  man  das  sein  an  diesem  orte  sogleich  wie- 
icr  aufgehoben  denkt;  dergestalt,  dass  man  nicht  erst  setze  und 
!«■■  aufhebe,  sondern  beides  unmittelbar  verbinde'S  kann  die 
Schwierigkeit  des  begriffes  nicht  beseitigen.  Denn  wenn  es,  wie 
er  vorher  sagt,  nicht  möglich  ist,  dos  bewegte  auch  nur  fur  einen 
■aÜMilbareo  augenblick  so  zu  denken,  als  ob  seine  stelle  eben 
jetsi  durch  einen  einzigen  punkt  —  oder  bei  körperlichen  massen 
durch  einen  räum,  der  ihrem  volumen  genau  gleich  wäre,  —  zu- 
laiiglich  könnte  angegeben  werden,  und  dass  man  die  vorige  und 
folgende  stelle  mitbinzunehmen  müsse,  um  den  begriff  des  ankom- 
mens  und  hindurchgehens  zu  gewinnen,  —  so  scheint  mir  gleich- 
st« die  dauer  der  bewegung  überhaupt  verloren  zu  gehen.  Denn 
wenn  wir  uns  das  bewegte  nicht  einen  untheilbaren  augenblick 
ao  einem  bestimmten  orte  denken  dürfen,  so  kann,  scheint  es,  die 
gpnse  bewegung  überhaupt  keinen  moment  dauern;  denn  sonst 
moss  doch  nothwendig  der  körper  in  jedem  ausdehnungslosen  zeit- 
moment  in  einem  ihm  gleichen  räume  sein.  Glaubt  man  dieser 
Schwierigkeit  durch  die  hinweisung  auf  die  continuität  der  zeit, 
des  raumes  und  der  bewegung  entgehen  zu  können,  so  wird  man, 
scheint  es  mir,  nothwendig  auf  den  gedanken  geführt,  die  bewe- 
gung gleichsam  als  ein  der  zeit  analoges  hinfliessen  zu  betrachten, 
das  sich  ebenso  wenig  als  die  zeit  selbst  schneller  oder  langsamer 
denken  lässt  Man  würde  dadurch  auf  Bayle's  behauptung  geführt, 
dass,  wenn  es  bewegung  gäbe,  sie  in  allen  körpern  gleich  sein 
müsse  (a.  a.  o.  p.  922).  Denn  wie  ich  mir  denken  kann,  dass 
mit  der  grösseren  gescbwindigkeit  der  begriff  des  durchgehens 
durch  jede  stelle  wachse,  wie  Herbart  meint,  ist  mir,  wenn  das 
bewegte  überhaupt  auch  nicht  einen  ungetbeilten  moment  an  einem 
einsigen  punkte  ist,  völlig  unfassbar.  Denn  schneller  kann  die 
bewegung  doch  nicht  sein,  als  dass  das  bewerte  absolut  in  keinem 
zeittheile   an   einem   orte   sich    befindet.  —     Wenn  man  die  conti- ^ 


\ 


630  Zeno  aus  Elea. 

Duitat  der  beweguug  in  ihrer  ganzeii  strenge  auffaait,  so 
es  mir  in  der  that  unmöglich,  sich  die  cootinairltcbe  Iwimmm 
von  verschiedener  gesch windigkeit  zu  denizen.  Dadurch  wird  hm 
aber  unwillltürlich  auf  den  gedanken  geführt,  daas  io  der  wdt 
der  erscheinungen  bewegungen  von  verschiedener  geadiwindigkelt 
nur  dadurch  entstehen,  dass  alle  bewegungen  in  derselben  fort  md 
fort  unterbrochen  oder  gehemmt  sind.  Die  einwenduog^,  wd^ 
Bayle  gegen  diesen  gedanken  a.  a.  o.  vorbringt,  haben  auch  die 
Unmöglichkeit  desselben  durchaus  nicht  einsehen  lassen.  Die  Ur- 
sachen der  fortgesetzten  Unterbrechungen  aber  durften  sieh  phvsi- 
kalisch  vielleicht  recht  wohl  erklären  lassen. 

Ich  habe  diesen  gedanken  hier  über  den  durch  dea  ^fliegeades 
pfeil*'  unmittelbar  gegebenen  inhalt  nicht  etwa  deshalb    etwaa   hin- 
aus verfolgt,    um  irgend  eine  eigene  aufklarung  geben  wa  wollen, 
sondern  um  desto  deutlicher  zu  zeigen,  wie  berechtigt  ea  war,  dam 
Zeno    in   dem    begriffe   der  bewegung  die  grössteo  schwierigkeitea 
und  Widersprüche  gefunden  zu  haben  glaubte. 
4)   Wenn   in .  einer   bahn  zwei   gleich    lange  reihen    von    (gleich 
grossen)  körpern  sich  in  entgegengesetzter  richtung,  von  der 
mitte    der    bahn    aus,    mit  gleicher  geschwindigkeit  an  einer 
dritten  gleich   langen   reihe   (gleich  grosser)   ruhender    körper 
vorbeibewegen ,    so    bewegen   sich   die  körper  der  einen  reihe 
iu    derselben   zeit  an  doppelt  so  vielen  körpern  vorbei  als  die 
der  anderen,   sie  bewegen  sich  also,    trotz  gleicher  Schnellig- 
keit, in  derselben  zeit  die  einen   eine   doppelt   so    grosse  eat- 
fernung  als  die  anderen.     Das  ist  aber  ein  widersprach. 
(Arist.  Phys.  VI,   c.  9,   p.  239,  b,   33.     Simpl.  t  237,  k 
S.  Brandis  1,  p.  414  u).  Zeller  I,  p.  506  ^),  Mullach  I,  p.  267  iq.) 
Die  erläuterung,    welche  Aristoteles  diesem  beweise  hinsafagt, 
ist,    obwohl  Simplicius  dieselbe  im  ganzen  klar  und  verständig  er- 
klärt,   doch    sehr    verschieden    und    willkürlich    aufgefsast   woiden. 
Zeller    folgt     im    allgemeinen    dem    Simplicius;    nur    am    sehluae 
weicht  er,    wie  mir  scheint  aber  unnöthig,    von  ihm  ab.  —    Die 
erläuterung  selbst  ist  folgende: 

„Angenommen  in  der  bahn  DE  stehen  die  vier  gleichen  kör- 
per AAA  A  so,  dass  sie  an  der  einen  seite  den  mittleren  langes- 
raum  der  bahn  einnehmen;  daneben  seien,  ihnen  gleich  an  grone, 
die  vier  gleichen  körper  BBBB  gestellt  und  zwar  so,  dass  sie  to« 


Zeno  aus  Elea.  631 

'ang  der  babo  (D)  bit  genau  zur  mitte  der  reibe  der  AAAA  uad 
0  aucb  der  babn  reichen ;  daneben  seien  ferner  die  ebenso  grossen 
iicben  körper  CCCC  gestellt  und  zwar  so,  dasa  sie  ?oni  ende 
*  bahn  (B)  bis  zur  mitte  derselben  reichen,  also  bis  an  die  rechte 
Mze  der  BBBB.     S.  fig.  l. 

Fig.  I. 


A»A«A»A* 
B^B'B^B^ 


B 


mn  nun  die  reihe  der  BBBB  von  der  mitte  aus  nach  dem  ende 
und  die  der  CCCC  in  entgegengesetzter  richtung,  ahKi  vom 
le  her  nach  dem  anfange  der  bahn  zu,  sich  zu  gleicher  zeit  mit 
Acher  Schnelligkeit  parallel  an  einander  vorbeibewegen,  so  wird 
I  vorderste  B  und  das  vorderste  C  zu  gleicher  zeit  sowohl  das 
e  sich  am  ende  der  reihe  des  anderen  als  auch  an  den  entge- 
igesetzten  enden  der  reihe  der  ruhenden  AAAA  befinden,  d.  h. 
drei  reihen  werden  in  ihrer  ganzen  ausdehnung  neben  etnan« 
'  sein.     S.  fig.  II. 

Fig.  II. 


A»A«A»A* 
B^B^B'B^ 

ck:«c^* 


E 


nn  ist  aber  B'  nur  an  der   hälfte  der  AAAA   vorbeigekommen, 

aber,  da  es  an  allen  BBBB  vorbeigekommen  ist,  die  reihe  der 
BB  aber  gleich  der  reihe   der  AAAA  ist,   an   allen  AAAA.     Bs 

also  von  den  beiden  sich  gleich  schnell  bewegenden  körpern  in 
selben  zeit  der  eine  an  der  halben,  der  andere  an  der  ganzen 
be    der    stehenden    körper    vorbeigekommen '^ 

Ich  möchte  die  lesart,  welche  Simplicius  fand,  dass  das  erste  y 

allen  a  vorbei  gekommen  sei,  das  ß  aber  nur  an  der  hälfte  der- 
l>en,  um  so  lieber  festhalten,  als  bei  der  jetzt  gebräuchlichen  lesart, 
das  erste  y  sei  an  allen  ß  vorbeigekommen,  das  erste  ß  aber  nur 
der  hälfte,  die  nÖthige  ergänzung  von  a  zu  „der  hälfte**  sehr  ge- 
Itsam  ist.     (E.  Wellmann  o.  a.  o.  p.  3,  anm.  3  zieht  auch,  wie 

sehe,  die  erste  lesart  vor).     Auch  ist  der  fehJschluss  durch  die 


632  Zeno  aus  Elea. 

form,  wie  sie  oben  gegeben  ist,  g^wiiserfliBssen  etwas  Terdeektw. 

Wenn  nur  die  körperreihen  verglichen  werden,  welche  wirklich 
neben  einander  vorheigekommen  sind,  und  der  raun,  dea  jeder 
körper  der  beiden  bewegten  reihen  zurückgelegt  hat,  aar  aa  der 
ausdehnung  der  unmittelbar  an  der  seite  befindlicheo  körper  ge- 
messen wird,  dann  aber,  damit  der  durchmessene  räum  an  deaselhes 
körpern  verglichen  werden  kann,  das  gleiche  für  das  glmche  ge- 
setzt wird,  so  ist  der  irrthum  vielleicht  eher  erklärlich.  Deaaoch 
aber  scheint  der  fehlschluss  in  diesem  beweise  handgreiflich.  Dcai 
einmal  wird  die  bewegung  an  einem  ruhenden,  dann  aber  aa  eiaea 
bewegten  geroessen.  Dass  Zeno  dies  übersehen  hätte,  ist  nicht 
glaublich. 

Da  wir  nun  schon  hinreichend  erkannt  haben,  dasa  in  des 
Zeugnissen  der  alten  der  sinn  der  senonischen  beweise  keineawcgi 
überall  scharf  erfasst  und  richtig  dargestellt  ist,  so  könnte  maa 
vielleicht  vermuthen,  dass  dies  bei  unsereia  setze  in  beaonderea 
grade   der    fall  sei,   dass  der  gedankengang  Zeno's  vielleicht  fel- 

.  gender  gewesen  sei:  „wenn  zwei  gleiche  grössenreihea  (la  der 
vorhin  beschriebenen  weise)  sich  an  einander  und  aa  etaar  drittn 
ruhenden  vorbeibewegen,  so  ergiebt  sich  (nach  dem  ohigea  hei- 
spiele)  folgendes:  C^  ist  an  der  ganzen  reihe  der  B  vorbeigekom- 
men, B^  an  der  ganzen  reihe  der  C.  Bs  hat  abo  sowohl  B^  ak 
C^  einen  der  ganzen  reibenlänge  gleichen  räum  durchmessen,  beide 
zusammen  also  den  doppelten.  Dagegen  ist  B^  nur  an  der  halbes 
reihe  der  A  vorbeigekommen,  die  A  selbst  ruhen;  der  räum  also, 
welcher,  wenn  die  reihe  der  B  mit  der  der  A  verglicheo  wird,  m 
ganzen  durchmessen  ist,  beträgt  nur  eine  halbe  reibenlänge.  Nw 
ist  zwar  klar,  dass,  wenn  zwei  körper  sich  gleich  lange  mit  der 
selben  geschwindigkeit  bewegen,  mit  der  sich  eben  so  laage  do 
körper  bewegt,  jene  zusammen  einen  doppelt  so  g^roaseo  rasa 
durchmessen  müssen,  wie  dieser;  in  unserem  beispiele  sehen  wir 
aber,  dass  die  zwei  einen  vierfach  so  grossen  räum  dnrchsusBai 
als  der  eine;  es  legt  also  jeder  der  bewegten  körper  io  dersdbeo 
zeit  die  halbe  und  auch  die  ganze  reihenlänge  zurück^.  Uuwei« 
felhaft  ist  auch  in  diesem  zusammenbange  des  beweises  ein  fehl- 
schluss nachzuweisen,  er  dürfte  aber  kaum  so  auf  den  ersten  blick 
erkennbar  sein,  wie  bei  der  gewönlicheu  erklärung.  Dean  ler- 
gleichen  wir  mit  der  reihe  der  A  den  ort  des  C^  und  B^  ia  fig.  I 


Zeno  aus  Blea.  633 

■it  ^eoijeoigeii  derselben  in  fig.  II  ^  so  sehen  wir  klar,  dass  jedes 
wmt  Urnen  nur  einen  der  halben  länge  der  A  gleichen  räum  durch- 
■esBCD  bat,  dass  von  beiden  zusammen  also  wirklich  nur  eine  be- 
wegung  gemacht  ist,  die  der  ganzen  länge  gleich  ist;  vergleichen 
wir  aber  dann  ihre  Stellungen  selbst  unter  einander,  so  ist  jedes 
von  ihnen  an  der  ganzen  reihe  vorbeigekommen  ,  scheint  also  die 
doppelte  der  wirklichen  bewegung  gemacht  zu  haben.  —  Diesen 
gedanken  dürfte  auch  Hegel  (Gesch.  d.  ph.  I,  p.  325),  obwohl  er 
die  erlänterung  in  der  gewöhnlichen  weise  giebt,  in  dem  beweise 
gefunden  haben,  und  ebenso  Bajie  a.  a.  o.  p.  912  f. 

Offenbar  zeigt  aber  auch  in  dieser  versteckteren  form  der 
leiste  beweis  nicht  jene  zwingende  enei^ie  und  consequenz  des 
denkens,  wie  sie  uns  in  den  anderen  beweisen  entgegentritt.  Ja^ 
es  nuss  befremden,  dass  Zeno,  wie  wir  ihn  kennen  gelernt  haben, 
diesen  satz  in  dem  allgemein,  so  viel  ich  sehe,  angenommenen  zu- 
sanmenhange  aufgestellt  hat.  Dieses  befremden  ist  auch  wohl  von 
fMit  allen,  welche  die  beweüm  des  Zeno  aufzufassen  suchten,  em« 
pfbnden  und  mehr  oder  wV^ger  deutlich  ausgesprochen  worden. 
Deshalb  dürfte  die  frage  berechtigt  sein,  ob  Zeno  seinen  satz 
wirklich  in  dem  zusammenhange  ausgesprochen  hat,  in  welchem  er 
im  allgemeinen  verstanden  wird. 

Ich  habe  zu  anfang  gezeigt,  dass  Zeno  in  dem  satze  vom 
fallenden  körn  (A  1)  gleichsam  einen  directen  beweis  der  unzuver- 
läsaigkeit  der  sinne  im  hiublick  auf  die  annähme  der  Vielheit  von 
dingen  giebt.  Denn  unsere  sinne,  das  war  das  resultat  des  satzes, 
erkennen  äussere  erscheinungen  nicht,  welche  uns  das  denken  als 
vorhanden  anzunehmen  zwingt.  Dasselbe,  meine  ich,  hat  Zeno  in 
etwas  anderer  weise  durch  den  letzten  satz  im  hinblick  auf  die 
•oonahme  der  bewegung  zeigen  wollen.  Wenn  wir  verschiedene 
Bewegungen  mit  den  sinnen  verfolgen  und  auffassen ,  so  kommen 
wir  zu  resultaten,  welche  mit  dem  durch  die  bewegungen  er- 
reichten Stande  der  dinge  nicht  übereinstimmen.  Denn  wenn  wir 
die  beiden  sich  bewegenden  reihen  in  dem  obigen  beispiele  an  ein- 
ander beobachten,  so  sehen  wir  deutlich,  dass  B^  an  der  ganzen 
reihe  der  C,  und  C^  an  der  ganzen  reihe  der  B  vorübergekommen 
ist;  vergleichen  wir  dann  aber  die  Veränderung  ihrer  Stellung  an 
der  reihe  der  ruhenden  A,  so  sehen  wir,  dass  sie  iu  Wirklichkeit 
nur   die   hälfte    der    länge    einer   jeden    reihe    durchmessen    haben. 


634  Zeno  aus  Elea. 

Wir  kommeD  also  zu  einem  Widerspruche  der  sinnlicben  walirack- 
mungen ,  welcheo  uns  nur  das  denken  auflösen  kann.  Wie  ZeM 
also  in  jenem  ersten  satze  einen  directen  beweis  für  die  umafcr« 
lässigkeit  der  sinne  giebt,  so  bringt  er  in  dem  letsteo  einen  sol- 
chen beweis  für  die  Zuverlässigkeit  des  denkens  in  einem  falle  bei, 
in  dem  der  Widerspruch  der  sinnlichen  Wahrnehmung  klar  vorliegt 
Es  sind  daher  jener  erste  und  dieser  letzte  satz  des  Zeno  wcbts 
anderes  als  beweise  fur  die  behauptung  des  Parmenidea,  daaa  die 
äusseren  erscheinungen  schein  und  täuschung  sind  and  daaa  wir 
nur  dem  vernttaftigen  denken  vertrauen  dürfen. 

Dass  aber  der  Zusammenhang  unseres  beweises  von  Torae 
herein  nicht  richtig  aufgefasst  worden  ist,  kann  um  so  weniger 
befremden,  als  allerdings  das  nächste  ziel  desselben  ein  anderen  ist, 
als  das  der  drei  gegen  die  bewegung  direct  gerichteten  satze. 
Denn  in  ihnen  sucht  er  zu  beweisen,  dass  die  bewegong  far  das 
denken  unmöglich  ist,  —  während  doch  die  sinnliche  wahmefamuag 
dieselbe  constatirt,  —  in  unserem  beweise  aber  zeigt  er,  dasa  die 
sinnliche  Wahrnehmung  in  bezug  w/ß  die  bewegung  dem  deakea 
gegenüber  keinen  glauben  verdient,  weil  sie  uns  widerspräche  is 
der  Fetischen  bewegung  zeigt,  welche  erst  das  denken  aafloit 
Es  ist  also  weder  der  erste  satz  unmittelbar  gegen  die  vidbeil, 
noch  der  letzte  unmittelbar  gegen  die  bewegung  gerichtet,  aber  ei 
unterstützt  jener  die  beweise  gegen  die  Vielheit  und  dieser  dieje- 
nigen gegen  die  bewegung  insofern,  aLi  sie  durch  je  ein  in  bessg 
auf  die  Vielheit  und  auf  die  bewegung  gewähltes  bebpiel  aeiges» 
dass  nicht  die  sinnliche  Wahrnehmung,  sondern  nur  das  denken  am 
Wahrheit  giebt 

Das  sind  also  die  uns  erhaltenen  beweise,  durch  welche  Zeaa 
die  gegner  des  Parmenides  zu  widerlegen  und  die  lehren  dessdbcs 
zu  erhärten  versucht  hatte.  Diesem  zwecke  scheint,  wie  erwähnt, 
Zeno  seine  ganze  philosophische  thätigkeit  gewidmet  zu  haben. 

Dass  auch  er,  wie  alle  seine  Vorgänger,  eine  mehr  oder  we- 
niger phantastische  und  willkürliche  erklärung  und  beachreibaBg 
der  erscheinungsweit  gegeben  habe,  ist  durchaus  unwahrscheiolick 
Das  denken  hatte  ihm  unlösbare  Widersprüche  in  den  eracbeinuages 
aufgezeigt  und  ihn  dadurch  überzeugt,  dass  die  erscheinungen  ua- 
wabr  und  nichtig  seien ;  er  wollte  deshalb  auch  nicht  dieae  unwahres 
erscheinungen  erklären,  sondern  dem  denken  vertrauend  ohne  nick- 


Zeoo  aus  Eies.  635 

sidiC  auf  die  eracheinuogeo  die  wabrheit  erkenneD.  Diesen  ge- 
danken  hatte  zwar^aach  schon  Parroenides  gehabt  and  dennoch  in 
der  Ton  den  früheren  philosophen  hergebrachten  weise  eine  phjsi- 
kaliscbe  erklämng  der  erscheinungswelt,  wenn  auch  mit  dem  vollen 
bewusstsein,  dass  sie  keine  Wahrheit  habe,  gegeben;  aber  Parme- 
nides  hatte  auch  noch  die  alte  dichterische  form  der  darstellung 
festgehalten;  er  sah  daher  in  dieser  seiner  erklärung  etwa  ein 
poetisches  gebilde.  Zeno's  dialektische  prosa  war  fdr  erzeugnisse 
der  Phantasie  kein  passendes  kleid. 

Unsere  besten  zeugen  wissen  auch  nichts  von  einer  phjsik 
des  Zeno;  was  Diogenes  (IX,  29)  und  Stobäus  (Bei.  I,  60)  darüber 
beriditen,  verdient  keinen  glauben.  (Vgl.  Zeller  1,  p.  495  mit 
der  anm.). 

Die  benrtheiinng,  welche  Zeno's  beweise  gefunden  haben,  ist 
sehr  verschieden.  Man  hat  in  ihnen  zum  theil  nicht  viel  mehr  ab 
rhetorische  und  sophistische  kunststücke  finden  wollen,  es  ist  aber 
auch  ihr  werth  und  ihre  grosse  bedeutung  für  die  entwicklung  der 
phOoBophie  in  vollem  masse  anerkannt  worden. 

Die  speculationen  der  philosophen  vor  Zeno  waren,  wie  wir  zu 
aafiuig  sahen,  auf  die  weit  der  erscheinungen  gerichtet.  Von  der 
betrachtung  der  aussenwelt  erhielten  sie  ihren  anstoss  und  der  erklä- 
mog  derselben  waren  sie  gewidmet.  Die  form  dieser  ältesten  philo- 
sophie  war  dogmatisch.  Es  genügte  ihr  ansichten  und  principien  auf- 
zQstellen,  welche  geeignet  schienen  das  werden  und  sein  der  weit  zu 
erklären.  Behauptungen  traten  also  behauptungen  gegenüber,  alle 
erschienen  mehr  oder  weniger  willkürlich,  allen  fehlte  die  sichere 
hegründung.  Aber  die  betrachtung  der  äusseren  erscheinungen 
führte  allmählich  zu  der  erkenntniss,  dass  die  sinnlichen  Wahrneh- 
mungen nicht  zuverlässig  seien,  dass  die  erscheinungen,  deren  wir 
uns  durch  die  sinne  bewusst  werden,  fur  das  denken  Widersprüche 
enthalten ,  dass  wir  daher  durch  die  sinne  das  wahre  wesen  der 
dinge  nicht  erfassen  können,  dass  nur  das  denken  Wahrheit  zu 
geben  vermag. 

Zu  dieser  anschauung  war  Parmenides  gelangt  und  ihr  ent- 
sprechend entwickelte  er  seine  all-einheitslehre  im  schroffen  gegen- 
aatze  zu  den  sinnlichen  erscheinungen.  Eine  solche  lehre  frappirte, 
aber  angesichts  der  so  offenbar  widersprechenden  thatsachen  ver- 
mochte   sie    nicht   zu   überzeugen,    ihre  gründe  waren  nicht  zwin- 


686  Zeoo  aus  Elea. 

gendy  die  ganze  lebre  erschieD  vielmehr  antionig.  Es  galt  daher 
die  erscheinungsweit  selbst  anzugreifen,  die  Widerspruche  in  der- 
selben aufzuzeigen  und  den  sehein  der  Wahrheit,  deo  dieselbe  bet, 
dadurch  zu  vernichten. 

Diese  aufgäbe  nahm  Zeno  in  angriff.  Er  suchte  nicht  die 
durch  denken  entwickelten  und  als  wahr  erkannten  lehren  seines 
mebters  direct  zu  beweisen ,  sondern  die  auf  sbniicher  Wahrneh- 
mung beruhenden  meinuagen  und  anschauungen  an  ihnen  und  aus 
ihnen  selbst  zu  widerlegen  und  zu  vernichten.  Dieses  verfakrea 
hat  man  ein  dialektisches  genannt.  Es  ist  aber  nicht  dialektisch 
in  dem  sinne,  in  welchem  Kant  (Kritik  der  r.  vemunft  p.  88)  das 
wort  dialektisch  fasst,  als  kritik  des  logischen  oder  formaJea 
Scheins,  sondern  als  kritik  der  erscbeinungen. 

Das  resultat  desselben  ist  zunächst  ein  n^^atives;  aber  das 
resultat  der  wahren  dialektik  ist  überhaupt  null,  das  negative  (vgl 
Hegel,  Gesch.  d.  pliil.  I,  p.  311).  Es  ist  aber  das  vernichten  der 
gewohnten  meinungen,  das  aufdecken  der  Widersprüche  in  den  auf 
guten  glauben  aus  der  erscheinungswelt  entnommenen  beg^riffen  im 
hohen  grade  geeignet,  das  denken  zu  wecken  nnd  zur  genaueres 
Untersuchung  der  erscbeinungen  und  der  ans  ihr  stammenden  be- 
griffe anzuregen.  Die  erscbeinungen  sind  da,  die  sinne  überzeuges 
uns  fort  und  fort  von  ihrem  dasein;  aber  das  denken  zeigt  nss, 
dass  sie  nicht  möglich  sind.  Sobald  dies  erkannt  ist,  genügt  ei 
nicht  mehr,  allgemeinen  dogmatischen  sätzen  andere  entgeg^mo- 
stellen;  hier  bleibt  nichts  übrig,  als  auf  die  erklärung  und  das 
begreifen  der  erscbeinungen  gänzlich  zu  verzichten,  oder  durch  ein- 
gehendere Untersuchungen  sowohl  der  erscbeinungen  als  auch  des 
erkennens  die  berichtigung  der  begriffe  und  die  lösung  der  Wider- 
sprüche zu  suchen. 

Xach  beiden  richtungen  hin  hat  die  dialektik  des  Zeao 
gewirkt. 

Man  hat  behauptet,  Zeno  verfahre  in  seinen  beweisen  sophi- 
stisch, ja  er  wolle  mit  denselben  zum  theil  wohl  nur  andere  täa- 
schen  und  verspotten.  Wie  verkehrt  eine  solche  ansieht  ist,  bst 
hoffentlich  die  gegebene  darstellung  hinreichend  bewiesen.  Nichts 
lag  dem  Zeno  ferner,  als  durch  Scheinbeweise  seine  ansichten  ss 
bestätigen.  Ihm  ist  es  mit  allen  seinen  sätzen  voller  ernst.  Er 
bemüht   sich   die   aus   der  erfahrung  gewonnenen  begriffe  klar  und 


Zeno  aus  Elea.  637 

Idtendig  xu  erfasseD  uod  findet  dabei  widenprfiche ,  die  er  nicht 
SU  losen  weiss;  was  er  aufdeckt ,  was  er  beweist,  sind  nicht  er- 
dichtete Schwierigkeiten^  sondern  solche,  an  die  er  fest  glaubt,  weil 
die  consequenz  des  deukens  sie  ihm  als  unvermeidlich  darthut 
Nachdem  er  sie  aber  erkannt  hat,  stellt  er  sie  auch  in  ihrer  ganzen 
tehrofilieit  dar,  und  indem  er  der  richtigkeit  des  denkens  unbe- 
dingt vertraut,  erklärt  er  die  erscheinungen  überhaupt  für  unwahr. 

Zeno's  streben  ist  also  an  sich  durchaus  kein  sophistisches, 
d.  h.  nnr  auf  den  schein  der  Wahrheit  uod  auf  die  form  des 
Scheines  gerichtetes.  Dass  aber  seine  dialektik  eine  Ursache  und 
ein  hiilfsmittel  der  sophistik  wurde,  ist  nicht  zu  leugnen. 

Indem  Zeno  die  widerspräche  in  den  begriffen  der  ausdehnung 
und  der  theilbarkeit,  so  wie  der  Veränderung  und  bewegung  auf- 
deckte, stellte  er  metaphysische  probleme,  die  man  zu  lösen  un- 
fähig war. 

Die  all-einheitslehre  der  Eleaten  selbst  konnte  nicht  befrie- 
digen; denn  theils  war  sie  absolut  unfähig  über  die  erscheinunga- 
welt  aufzuklären,  theils  Hess  sich  aber  auch  das  eine  seiende  selbst 
nicht  ohne  alle  jene  widerspruchsvollen  eigenschaften  denken. 

Dazu  stand  der  eleatischen  lehre  von  der  unveränderlichkeit 
des  einen  seienden  schroff  die  lehre  des  Heraklit  von  dem  ewigen 
flösse  und  der  steten  Veränderung  der  dinge  gegenüber.  Auch  sie 
widersprach  der  sinnlichen  Wahrnehmung,  aber  zu  widerlegen  ver- 
stand man  auch  sie  nicht. 

Es  ist  deshalb  nicht  zu  verwundern,  dass  man  an  der  mög- 
iichkeit,  die  erscheinungen  richtig  zu  erkennen,  verzweifelte,  dass 
anan  das  streben  darnach  aufgab,  dass  man  die  meglichkeit  des 
Wissens  überhaupt  leugnete.  Negativ  war  auch  das  resultat  der 
dialektik  des  Zeno  gewesen;  man  fand  daher  in  diesem  leugnen 
eine  gewisse  Verwandtschaft  mit  derselben,  vor  allem  aber  fund 
man  in  der  form  derselben  ein  willkommenes  Werkzeug,  um  eine 
art  von  system  in  das  leugnen  zu  bringen,  demselben  den  anschein 
der  wissenscbaftlichkeit  zu  geben  und  es  unwiderleglich  und  über- 
zeugend zu  machen.  Jetzt  wurde  die  dialektik  wirklich  logik  des 
schpins  (vgl.  Kant  a.  a.  o.);  man  strebte  ja  nicht  mehr  darnach 
die  Wahrheit  zu  erkennen,  denn  das  hielt  man  für  unmöglich;  son- 
dern die  eigenen  behauptungen  überzeugungskräftig  zu  machen, 
ihnen  den  schein  der  Wahrheit  zu  geben. 


638  ZeDo  aus  Elea. 

Es  erging  also  dem  Zeno  zunächst,  wie  den  meisten  baka 
brechenden  geistern;  die  äussere  form  lernte  man  ihm  ab;  —  is 
die  bedeutung  seiner  forschungen,  in  die  so  denselben  treibenden 
gedanken  wusste  man  nicht  zu  dringen. 

Die  erste  Wirkung  von  Zeno's  lehren  könnte  also  als  ms 
schädliche»  alle  wahre  philosophic  ?emichtende  erscheinen.  Aber 
es  ist  längst  erkannt,  wie  nothwendig  die  Idiren  der  sophistea 
waren,  wie  nothwendig  es  war,  die  möglichkeit  des  erkemeos  und 
Wissens  zu  leugnen,  um  der  philosophic  neue  gebiete  und  ncae 
bahnen  der  forschung  zu  eröffnen. 

Wenn  einmal  die  möglichkeit  die  Wahrheit  zu  erkennen  ge- 
leugnet wurde,  so  folgte  daraus,  dass  nicht  nur  unsere  ansicbtea 
von  den  äusseren  erscheinungen ,  sondern  dass  unsere  gedenken 
überhaupt,  dass  also  auch  unsere  sittlichen  begriffe,  nach  denen 
wir  unsere  handlungen  bestimmen ,  unzuverlässig  sind  ,  dass  wir 
wenigstens  über  ihre  richtigkeit  nicht  entscheiden  können.  Bise 
solche  anschauung  aber  wird  dem  denkenden  snbjecte  naertraglich; 
sein  inneres  bewusstsein  von  den  sittlichen  begriffen  ist  zu  stark, 
zu  unmittelbar ,  als  dass  er  sie  für  trügerisch  und  willkürlich  ss- 
erkennen  könnte.  Die  hauptsache  aber  ist,  dass  das  denkende 
subject  dadurch,  dass  man  ihm  alle  fähigkeit  sicher  zu  erkeaaca 
abgesprochen  hat,  auf  sich  selbst  aufmerksam  geworden  ist.  Wsi 
kann  ihm  die  betrachtung  der  aussenwdt  nützen,  wenn  es  sidi 
sagen  muss,  dass  es  sie  doch  nicht  erkennen  kann  ?  Es  moss  des- 
halb erst  über  sich  selbst  klarheit  zu  gewinnen  suchen.  Die  philo- 
sophische betrachtung  wendet  sich  zu  dem  ende  von  der  aossenwek 
auf  das  denkende  und  wollende  subject;  sie  hört  auf  koamologisdi 
zu  sein  und  fängt  an  logisch,  psychologisch  und  ethisch  zu  werdeo. 

Dadurch  dass  die  sich  dem  denken  darbietenden  Widersprüche 
in  der  erscheinungsweit  als  unlösbar  dargestellt  waren,  wurde  die 
betrachtung  auf  das  reine  denken  gerichtet. 

Diese  Wendung  erkennen  wir  selbst  auch  bei  den  sophistea; 
denn  dieselben  verhalten  sich  nicht  ausschliesslich  verneinend,  ssa- 
dem  stellen  schon  auf  das  denken  gerichtete  positive  lehren  aaf 
(Vgl.  K.  v.  Reichlin- Meldegg,  der  parallelismus  der  alten  fui 
neuen  philosophic  p.  25). 

Das  ist  der  entwickelungsgang  der  griechischen  phOosephic 
von  den  Sophisten  zu  Sokrates,  Plato  und  Arutotelea,     Die  Mres 


Zeoo  aim  Elea.  639 

des  Zeno  haben  aber  iai  holieo  grade  bedingend  auf  ihn  einge- 
wirkt. Sobald  aber  die  pbilosophie  wieder  neue^  fruchtbare  ge- 
biete gewonnen  hatte,  begann  Zeno's  thatigkeit  auch  positiv  ?or- 
tkeilbaft  zu  wirken. 

Zuerst  hatte  er  die  form  gefunden,  um  dem  blossen  dogma- 
tisauB  wirksam  entgegenzutreten,  behanptungen  und  meinungen 
aungreif en ,  widerspräche  in  ihnen  aufzudecken  und  das  feld  fiir 
die  wahrere  erkenntniss  frei  zu  machen.  Zwar  war  diese  form 
voD  den  Sophisten  zu  zwecken  missbraucht  worden,  die  dem  Zeno 
entschieden  fem  gelegen  hatten,  aber  äusserlich  war  sie  selbst  von 
ihnen  vervollkommnet  worden  ,  und  Sokrates  wusste  sie  in  einer 
weine  umzubilden  und  anzuwenden,  welche  allein  den  fortschritt 
der  wissenschaftlichen  betrachtung  und  erkenntniss  zu  sichern 
vermochte. 

Die  M^^riker,  welche  die  ethischen  betrachtungen  des  So- 
krates mit  der  eleatischen  einbeitslehre  verknüpften ,  indem  sie 
behaupteten,  das  gute  sei  eins,  bekämpften  im  bewussten  anschlnsse 
ao  die  form  der  zenonischen  beweise  die  gewöhnlichen  ansichten 
von  der  Vielheit  der  sittlichen  begriffe.  (Vgl.  Ceberweg  I,  p.  93  f.). 
Zwar  konnten  auch  ihre  lehren  zunäclist  nur  negativ  auf  die  ent- 
wickelung  der  philosophic  einwirken,  sie  wurden  aber  dennoch 
bedeutungsvoll,  weil  sie  eine  genauere  Untersuchung  und  bestim- 
mung  der  sittlichen  begriffe  veranlassten. 

Es  sind  derartige  dialektische,  kritische  und  selbst  skeptische 
bestrebungen  deshalb  von  nicht  geringem  wissenschaftlichem  werthe, 
weil  durch  sie  das  ansehen  eines  geisttödtenden  dogmatismus  ver- 
nichtet wird  und  weil  sie  zn  genauer  Untersuchung  und  allseitiger 
begrändung  der  wissenschaftlichen  aufgaben  zwingen.  —  Aber 
nicht  allein  auf  die  form,  sondern  auch  auf  den  Inhalt  der  fol- 
genden philosophic  wirkten  Zeno's  sätze  bestimmend  ein,  und  diese 
Wirksamkeit  reicht  bis  in  unsere  zeit. 

Denn  durch  sie  waren  die  probleme,  welche  die  uns  so  nahe 
liegenden  und  vertrauten  und  doch  so  unendlich  schweren  begriffe 
des  körperlichen  und  ausgedehnten,  der  Veränderung  und  bewegung 
der  zeit  und  des  raumes,  der  continuität  und  des  getheiltseins 
stellen,  klar  geworden,  und  eine  gewissenhafte  und  umsichtige  spe- 
eulation  konnte  sich  ihrer  Untersuchung  fortan  nicht  mehr  dauernd 
entziehen. 


640  Zeno  aus  Elea. 

In  den  lehren  des  Parmenides  und  Zeno ,  sagt  Herbart  (Me- 
tapb.  I,  p.  501),  zeigte  sieb  die  erste  regung  des  metaphjiiidiei 
erkennens.  Die  durch  sie  gestellten  probleme  forderten  notkwcs- 
dig  auflösung. 

So  selten  wir  denn  auch  die  ausgezeichnetsten  philosopbeo  der 
alten  und  der  neueu  zeit  ihre  eigene  entwickelung  der  betreffend 
metaphysischen  begriffe  an  Zeno's  beweise  anknöpfen.  Plato  gdrt, 
um  den  begriff  des  eins  und  der  bewegung  zu  entwickeln ,  tm 
ihnen  aus;  Aristoteles  bespricht  sie  wenigstens  an  deo  betr^eodei 
stellen  seiner  Untersuchungen  ^  *  obwohl  er^  weil  er  ihren  Innerei 
Zusammenhang,  ihren  ausgangspunkt  und  ihre  absiebt,  nicht  obenU 
klar  erkannt  und  hinreichend  genau  untersucht  hat,  nicht  den  notzei 
für  seine  eigenen  forschungen  aus  ihnen  zieht,  den  zu  gewähret 
sie  wohl  im  stände  waren.     (Vgl.  Herbart,  Metaph.  I,  p.  503). 

Wie  von  den  neneren  philosophen  besonders  Bajie,  Hegel  uvi 
Herbart  (an  den  angeführten  orten),  ferner  Trendelenburg  (Lsg. 
unters,  abschnitt  VI,  p.  213  ff.),  Ueberweg  (a.  a.  o.),  Dnhrisg 
(Gesch.  d.  ph.  p.  40 — 48;  vgl.  von  demselben:  Corsas  der  pbife- 
sophie  als  streng  wissenschaftlicher  Weltanschauung  und  lebeosgc- 
staltung.  Lieipzig  1875,  z.  b.  p.  18,  64,  433  f.)  die  Banonischei 
Sätze  besprochen  nnd  eigene  erörtemngen  schwieriger  metaphysi- 
scher begriffe  an  sie  geknüpft  haben,  ist  oben  für  meinea  zweck 
ausreichend  angedeutet  worden. 

Nur  eine  frage  drängt  sich  uns  noch  auf  und  mag  hier  we- 
nigstens kurz  berührt  werden.  Wie  steht  die  philosophie  jetzt  ti 
den  von  Zeno  angeregten  problemen^  Hat  sie  eine  allseitige  Uh 
sung  derselben  gefunden? 

Herbart,  der  mit  den  Eleaten  in  dem  ausgangspunkte  ihrer 
Philosophie,  in  dem  streben  die  Widersprüche  der  sinnlichen  erfak- 
ruug  zu  lösen ,  viel  Ähnlichkeit  hat  (vgl.  K.  v.  Reicblin-Neldegf 
a.  a.  o.  p.  9)  sucht,  ausgehend  von  Zeno's  sätzen,  den  begriff  der 
bewegung  zu  erklären.  Aber  wir  haben  schon  gesehen,  dass  sick 
auch  gegen  seine  scharfsinnigen  auseinandersetzungen  znm  theil 
schwere  zweifei  erheben.  Hegel  aber,  der  grosse  dialektiker,  sagt 
in  seiner  geschichte  der  philosophie  (1,  p.  312  und  p.  326):  „Zeati 
dialektik  der  materie  ist  bis  auf  den  heutigen  tag  anwidertest; 
man  ist  noch  nicht  darüber  hinausgekommen  und  lässt  die  sacke 
im  unbestimmten  liegen*S  —     „Zeno  hat  die  bestimmungea  aii%e- 


I 


Zeno  aus  Elea.  641 

fasst,  dia  ansere  voratelluog  voq  raum  uod  zeit  enthält;  er  hat 
sie  in  seinem  bewusstsein  gehabt  und  bat  darin  das  widerspre- 
chende gezeigt.  Kant's  anlimonien  sind  nichts  weiter,  aUi  was 
Zeoo  hier  schon  gethan  hat". 

Trendelenburg,  der  sein  ganzes  system  auf  dem  princip  der 
beweg^ng  auferbaut,  behauptet  demgemäss  natürlich  das  Vorhan- 
densein der  bewegung,  erklärt  sie  aber  für  undefinirbar.  (A.  a.  o. 
p.  150).  Von  den  beweisen  des  Zeno  gegen  dieselbe  aber  sagt 
er:  ^an  hat  sie  wie  spitzßndigkeiten  auf  sich  beruhen  lassen, 
aber  entkräftet  hat  man  sie  nicht*':  a.  a.  o.  p.  215. 

Dühring,  welcher  mit  Scharfsinn  und  klarheit  bemüht  ist,  die 
von  Zeno  gestellten  probleme  ins  rechte  licht  zu  stellen  und  zu 
loseo,  muss  in  betreff  der  bewegung  doch  auch  anerkennen^  „dass 
bei  ihr  iiir  unser  denken  immer  ein  unerkennbarer  rest  übrig 
bleibt,  da  wir  darauf  verzichten  müssen,  in  den  grund  der  erschei- 
nnngen  einzudringen'^  Wenn  er  aber  behauptet,  Zeno's  irrthum 
beruhe  darin,  „dass  er  etwas  blos  gedankliches  (nämlich  die  dem 
gedanken  nach  mögliche  unendliche  tbeilbarkeit)  als  reales  ding 
setze ;  blosse  ideen  seien  noch  keine  dinge ,  sonst  könnte  einer 
etwa  auch  einen  raum  mit  fünf  dimensionen  für  existirend  er- 
klären,  weil  er  vorgäbe,  er  köune  sich  einen  solchen  denken'' 
(vgl.  E.  Wellmann  a.  a.  o.  p.  32),  so  dürfte  dies  nicht  zutreffend 
sein.  Denn  Zeno  spricht  nicht  von  begriffen,  die  jemand  etwa  als 
gedacht  vorgeben  kann,  sondern  von  begriffen  zu  deren  annähme 
jeder  durch  consequentes  denken  gezwungen  wird;  und  die  Wider- 
sprüche, welche  zwischen  diesem  nothwendigen  denken  mit  der 
Wirklichkeit,  wie  sie  in  die  erscheiuung  tritt,  besteht,  sind  es  ja 
eben,  welche  er  aufgefasst  und  dargestellt  hat. 

Somit  scheint  es  denn^  doss  Zeno's  probleme  auch  jetzt  noch 
nicht  ihre  volle  lösung  gefunden  haben,  und  es  dürfte  der  schluss 
berechtigt  sein,  dass  dieselben,  ebenso  wie  der  begriff  der  Unend- 
lichkeit der  zeit  und  des  raumes,  den  wir  doch  absolut  denken 
müssen ,  für  den  menschlichen  verstand  überhaupt  nicht  völlig  er- 
faaabar  sind. 

Gewiss  ist  es  aber  aufs  höchste  anzuerkennen,   dass  Zeno  in 

einer  zeit,  wo  das  denken  noch  so  wenig  geübt,   wo  an  die  fest- 

stellnng   allgemeiner    begriffe   kaum    gedacht   worden    war,    durch 

eigenen    Scharfsinn    die   Widersprüche   in   diesen   schwierigen  meta- 

Philologns.  XXXV.  bd.  4.  41 


642  Zeno  aus  Blea. 

phjsischeo    begriffen    aufzufindeti    und    klar    und    bestimoit   dartS' 
stellen  wusste. 

In  der  tbat  zollen  auch  jene  genannten  hervorragenden  phikh 
aophen,  welche  in  vorgeschrittener  zeit  selbst  bemuht  waren  dorcb 
eigenes  nachdenken  metaphysische  b^riffe  schritt  for  schritt  lo 
entwickeln  nnd  in  lebendiger  anschauung  klar  zu  erfassen ,  den 
bestrebungen  Zeno^s  diese  verdiente  anerkennung.  Vereinzelt  fiodea 
sich  freilich  auch  entgegengesetzte  urtheile.  So  erklärt  ein  ge- 
lehrter forscher  unserer  zeit  Zeno's  g^ndsäize  des  philosophircai 
nur  „fiir  erzeugnisse  einer  mit  kindischer  eitelkeit  aufltretendes 
•  Verstandesschärfe"  (Prantl,  Gesch.  d.  logik  I,  p.  10  f.),  oder  als 
„einfalle  der  dem  griechischen  nationalcharacter  eigenthumlickee 
kindisch  impertinenten  Zuversicht  auf  rhetorische  geltendnachoo^ 
einer  jeden  caprice "  (derselbe  zu  Arist.  Phjs.  VI ,  anm*  18). 
Solche  ihrem  gehalte  nach  ebenso  schiefe  und  unwahre  ab  ihrer 
form  nach  abstossende  urtheile  können  nur  der  ausfluss  etsci 
höchst  oberflächlichen  Verständnisses  der  philosophischen  bestre 
hungen  des  Zeno  sein. 

Es  genügt  dagegen  daran  zu  erinnern,  dass  neben  philoaophci, 
wie  Hegel  und  Herbart,  auch  die  ausgezeichnetesten  foncher  ii 
der  geschichte  der  griechischen  philosophie,  ich  nenne  vor  allai 
Zeller,  sowohl  den  Scharfsinn  in  Zeno's  lehren,  als  aacb  ihre  be 
deutung  für  die  entwickelung  der  philosophie  vollkomme] 
kennen. 

Garts  a.  0.  Ferditumd  SdmMer. 


Soph.  Eleotr.  1 

will  Nauck  nou  entfernt  wissen  und  iv  TgoCag  niSf^  herttdlci: 
aber  noti  ist  vortrefflich,  da  1)  überhaupt  es  den  alten  in  sokhes 
Umschreibungen  als  formelhaft  gefiel:  s.  unt.  695  rot;  to  alffm 
^EXXdSog  ^AyafAifAVOvog  CjQoiuvfA  aysCQu^iog  nott ,  und  2)  es  so 
zu  sagen  eine  concession  gegen  die  Zuschauer  ist,  welche  dadarek 
sofort  in  die  alte  zeit  versetzt  werden  sollen:  vgl.  Soph.  Philoct 
5 :  daher  ist  dieser  fall  von  stellen  wie  unt.  11  u.  s.  w.  wohl  n 
unterscheiden.  Ernst  von  Leuisdk. 


XIX. 

Untersuchnngen  über  die  platonischen 
handschriften. 

lo  einer  reibe  von  abhandluDgen  habeo  wir  beitrage  zur 
sicbtung  der  platoaischeo  bandscbrifteo  gegeben.  Um  hier  zu 
eiDem  relativen  abscbluss  zu  gelangen,  ist  es  notbwendig,  die  Unter- 
suchung auf  alle  handschriften  ^  soweit  sie  von  Bekker  und  mir 
Tei^lichen  worden  sind,  auszudehnen.  Selbstverständlich  werden 
wir  die  sicheren  ei^ebnisse  jener  abhandlungen  nur  ganz  kurz, 
ohne  die  beweisfiihrung  zu  wiederholen,  am  gehörigen  ort  verwer- 
then;  das  was  sich  als  unrichtig  oder  schief  herausgestellt  hat, 
wird  dagegen  eine  neubehandlung  und  grössere  ausführlichkeit 
erfahren. 

Bezüglich  der  Überlieferung  der  platonischen  Schriften  wurde 
von  uns  festgestellt,  dass  die  anordoung  der  dialoge  in  den  hand- 
schriften nach  den  tetralogien  des  Tbrasyllus  erfolgte,  und  dass 
alle  unsere  handschriften  auf  einen  archetypus  zurückgehen,  wel- 
cher aus  zwei  bänden  bestand,  von  denen  der  erste  die  sieben 
ersten  tetralogien,  der  zweite  die  zwei  letzten  enthielt.  Auf  diese 
gestalt  des  archetypus  weisen  unsere  beiden  ältesten  handschriften, 
der  Clarkianus  und  der  Parisinus  hin :  der  Parisinus  enthält  die 
zwei  letzten  tetralogien  und  entspricht  also  dem  zweiten  band  des 
archetypus,  der  Clarkianus  entspricht  dem  ersten,  ist  aber  nicht 
vollständig,  denn  es  fehlt  ihm  die  Vll.  tetralogie.  Dadurch  ist  die 
Überlieferung  dieser  tetralogie  eine  eigenthümliche  geworden. 
Sachgemäss  zerfällt  also  die  Untersuchung  in  drei  Iheile: 

41* 


644  PlatoD. 

I.  die  handschriften  der  sechs  ersten  tetralogien  (Clarkiaan); 

II.  die  liaodschriften  der  Vlll.  und  IX.  tetralog^e  (Parisiaai); 
111.  die  handschriften  der  Vll.  tetralogie. 

In  der   vorliegenden    abhandln ng   behandeln   wir    lediglich  die 
handschriften  der  sechs  ersten  tetralogien. 

Wenn   wir    die  Bekker'schen    handschriften    der    sechs   enta 
tetralogien  durchgehen,    so  finden  wir  bei  allen  dialogen  eine  glie- 
derung  der  handschriften  in  zwei  familien,  wie  folgende  tafel  xeigt: 
Euthyphr.  361,  6  l(n$v  oaia  "äH^DST  :  iin$v  FSTBCEHu 
Apolog.   132,  8  OF  addr^n0DST  :  om.  r^iSYBCEHgu 

„         116,  20  ävdQfg  om.  ^HODST  :  add.  rjSYBCEB^ 
Grit.  163,  8  ow  —  ^la&fj^ov  om.  IlOUmS,  pr.  Ä  :  add.   rSYBCEOt 
Phaedo  11,  5  cü$  lax^na  add.  ^JHOGb  :  om.  rASYCEHlL 

„        40,  6  ante  rofavra  om.  xä  9,Jn0G$  :  add.  rASYCESll 
Cratyl.  9,  7  Imv  add.  "^JUGS^Y  :  om.  FABCEFHlXim 
Theaetet  257,  16  fpaal  add.  %jn  :  om.  rjiS2YBCE¥B 

„     318,8  iraw  —  21  Xoyov  om.  %Jet  fir.  Iliom.  rAS2YBCEFB 
Soph.  130,  18  johw  om.  ^JH  :  add.  rAS2YBCEFE 

„     228,  13  «fva»  add.  %jn  :  om.  F^iSSYBCEFH 
Politic.  329,  17  T$va  om.  "SJU  :  add.  FASIYBCEFH 
345,  2  ihai  add.  ^JH  :  om.  FyiSlYBCEFH 
Parm.  12,  17  Iv  add.  %jnDR  :  om.  FyiSSYBCHIe^.EF 

„      47,  1   ro  om.  ^JHDR  :  add.  FAS^YBCEFBIQ 
Phileb.  201,  8  unav  —  Toivavrtovom.  %J,pr.n:  add.  FAS^BCEFB» 
Symp.  377,  4  r^jy  rcv  ^lJnSYDKw)f  :  i^ij  rEFrunxft 

„       384,  6  nXXa  xai  "äJHSYDKwp  :  äXX'  aga  xai  rEFrmnx^ 
Phaedrus  84,  14  xai  om.  ^JnOGNOPT :  add.  FAS^OBCEFBA 
Alcib.  1  308,  4  oix  add.  %Jn  :  om.  FSSYBCEFHUp 
AIcib.  11  286,  14  aizm  add.  ^JIIG  :  om.  FSSYBCEFmf 

„         287,  2  o^'  om.  ^JHG  :  add.  FSSYBCEFuv 
Hipparch.  232,  8  wv  om.  31/^/7(7  :  add.  rSSBCEFmyt 

„  237,  23  inrj  add.  ^JUG  :  om.  FS^BCEFw^t 

Amator.  296,  12  J«  om.  30/7  :  add.  FS^BCEFuft 
Theag.  265,  23  iwv  ante  tqv/wvtwp  om.  %€H  :  add.  rS^BCEFüft 
Charm.  338,  10  post  uvsn.  om.  imarriM  "SlOG  ladd.  FSSBCEFnPf 
Lach.  287,  5  xa^  fi^  ittvüiv  add.  ^@xG  :  om.  rSJSBCEiofd 
Lysis  135,  7  ndvv  y%  add.  9l@r  :  om.  FSSBCEufd 
Buthydem.  402,  4  cro»  add.  3l@r  :  om.  FSSBCEwyd 


PlatOD.  645 

Protag.  238,  2  ovm  om.  ^&t  :  add.  FS^BCErwyt 

243,  1  mkv  add.  äör  :  om.  FS^BCErw^ 
Borg.  80,  14  uttxik  fva^v  add.  3iJSY0(S)  :  om.  FBCEFtVlV 
„      85,   1  W«  add.  ^rj0S2Y0V  :  om.  BCEFi 
„    117,  6  Maw  10  ifwfta  om.  ^J2Y  :  add.  FOBCEFIVW 
„    107,  13  fie  odd.  a^^r<&F(2)  :  om.  FBCEFIW^) 
Meno  334,  6  o  om.  SU^^rbr  :  add.  rSSYBCEFr 

„  827,  8  ttvdfAV7]ff$v  —  9  IX^/ff  add,  ^JSSYbx  :  om.  FBCEFr 
Ueber  den  wertb  der  beiden  familien  liir  die  platonische  testes- 
kritik  werden  wir  bei  einer  andern  gelegenheit  ein  motivirtes  ur- 
ftfaeil  abgeben;  nur  das  eine  sei  uns  gestattet  gleich  hier  hervorzu- 
beben,  dass  wir  die  erste  familie  als  die  ältere  bezeichnen,  weil  sie  den 
Clairkiaoas,  die  älteste  aller  in  der  tafel  aufgeführten  bandschriften, 
Id  sich  schliesst.  Ehe  wir  mit  erfolg  die  frage  über  den  werth 
^er  beiden  familien  behandeln  können,  müssen  wir  offenbar  zuerst 
erforschen,  in  welchem  verhältniss  die  einzelnen  handschriften  in 
Jeder  familie  zu  einander  stehen,  und  durch  welche  handschrift 
«der  handschriften  wir  das  reinste  bild  einer  jeden  familie  erhalten. 

a)  Ueber  die  handschrlAen  der  ersten  (älteren)  familie. 

1.  Ich  habe  in  meinen  Studien  p.  55  die  frage  unentschieden 
gelassen,  ob  der  Vatlcanus  J0  in  den  dialogen  der  II.,  111.,  IV. 
und  V.  tetralogie  und  im  Buthydem,  Protagoras,  Meno  und  zum 
tbeil  im  Gorgias  unmittelbar  oder  mittelbar  aus  dem  Clar- 
kianus  stamme.  Ich  glaube  jetzt  auf  grund  nachstehender  beispiele 
die  mittelbare  abstammung  behaupten  zu  können.  Vergleichen 
wir  nämlich  Phileb.  244,  3  xQri]  <^f ^  ^  Politic.  270,  20  oi  fi^i] 
ovxovv  J  Lys.  136,  3  fiev]  fih  ovp  0  165,  12  ndw  fiev  ovv] 
ndvv  Y$  fuy  0,  so  liegen  hier  offenkundige  interpolationen  vor. 
Es  ist  aber  gewiss  die  annähme  nicht  zulässig,  dass  diese  interpo- 
lationen sofort  beim  abschreiben  vorgenommen  wurden;  wir  müssen, 
um  jene  erscheinungen  zu  erklären,  zwischen  dem  Clarkianus  und 
dem    Vaticanus  zum    mindesten    noch    ein    glied    ansetzen,    in    dem 

1)  Wie  man  sieht,  ist  im  Gorgias  eine  scharfe  Scheidung  der 
handschriften  in  zwei  klassen  wegen  des  schwankenden  Charakters 
verschiedener  codices  nicht  möglich.  Manche  handschriften  bleiben 
eben  derselben  quelle  nicht  treu;  so  geht  z.  b.  I  AnfoingB  mit  BCJ^F, 
später  mit   V. 


646  PlatoD. 

jene  interpolationen  über  der  zeile  oder  am  rande  standeB,  tm 
wo  aus  sie  io  den  text  eindrangen.  Noch  andere  stellen  leweim, 
dass  wir  ohne  ein  Zwischenglied  gewisse  lesarten  des  J@  nick 
erklären  können.  Nehmen  wir  z.  b.  Theaet  316,  14,  so  fiado 
wir  statt  SXX*  uqt$,  wie  im  Clarkianus  geschrieben  stdit,  n 
J  äg*  an.     Setzt  diese  lesart  nicht    eine   vorläge   Torans,    in  der 

die  Worte  also  geschrieben  waren:  uU.an?  Oder  nehmen  wir 
Phaedriis  87,  6  wo  wir  lesen:  ti  yag  v^Xopow  toSto  näi  wun^ 
uX$<ftovQybv  ioixiv  tvuvd'h  noOiv  tl<fUvat.  Wir  finden  stMt 
lytriXoyovv  in  J  vtprjkip  itg.  Dieser  fehler  setzt  aber  einen  zwei- 
fachen process  voraus;  es  musste  einmal  statt  vtfftikovotfv  geBchri^ 
ben  sein  v^Xov  ovv;  alsdann  musste  an  diesem  ovv  wegen  da 
vorausgegangenen  yug  anstoss  genommen  und  dafiir  mit  interpo- 
lation tig  wegen  des  nachfolgenden  gesetzt  werden. 

Aus  J  ist  im  Symposion,  wie  ich  in  einer  kleinen  abhandloDg 
gezeigt  habe,  w  geflossen. 

2.  Im  Hermes  bd.  XI ,  p.  112  u.  f.  haben  wir  den  nach- 
weis  geliefert,  dass  aus  IT  durch  D  die  handschriften  pKq  8^ 
NOPR^)  geflossen  sind.  Im  Phaedrus  ist  durch  D  aus  77  nock 
eine  andere  sippe,  nämlich  20r  hervorgegangen.  Dass  diese  drei 
handschriften  auFs  engste  zusammenhängen ,  beweisen  folgesde 
stellen:  77,  10  <ig  ioTCCj  om.  20r  78,  4  av  om.  2:0r  96,  22 
In^  ufA^oxtqa  otn.  2r  et  pr.  0.  Die  abstammung  der  drei  hand- 
schriften aus  D,  welcher,  wie  gesagt,  wiederum  aus  27  stasint, 
erhärten  nachstehende  beispiele:  53,  9  ^^lAt^avtsg]  iffigC^oiit; 
S0NOP,  pr.  D  21,  23  Inmvviktuv]  xriv  inuiWfiCav  SDNO 
32,  5  ^0»  om.  20DNO  22,  1  tpi^my]  fth  i^sKv  2DN0  2t 
18  nongov  add.  20Dr  et  rc.  77  41,  18  vnovguviov]  vnovgaviv 
20DN  et  corr.  77  52,  11  iguifttvov]  IgmfUvmv  0DN(h,  pr.  2; 
rc.  77  102,  12  fit^rivvxiv]  (jtffAvrifAOVivxiv  Z0DNOPr  e$  ewr,II 
106,  1  fAeC^w]  fAil^ov  20DT,  rc.  77  20,  16  J«]  yag  IDNO 
20,  1  tlnuiv  Tov  2  ei  corr.  D.  Man  sieht,  dass  öfUrs  2  allen 
mit  D  zusammengeht.  Dies  ist  daraus  zu  erklären,  dass  0r  schi» 
mehr    Umgestaltungen    des    textes    erfahren    haben.      Diese    beideo 

2)  Dasselbe  Bcheint  auch  fur  Q  im  Parmenides  zu   gelten,   den 
Bekker  bis  etwa  8,  5  verglichen  hat. 


PlatoD.  647 

iMindschrifteo  stehen  in  näherem  lusammenhang;  man  vergl.  58,  21 
§ui  atiovg  od.  0r  75,  1  xal  o  Avataq  om.  4>r.  Wie  es  scheint, 
r  aus  <Z>.  Vgl.  94,  7  ^ct)  diiv  wamq  loixip  ^  et  pr.  <Z>, 
Suvaig  y^  lokx%v  r  et  corr.  </>  36,  17  o^oroccrr^x^v  r  et  corr. 
0,  Die  fortschreitende  verderbniss  kann  darlegen :  94,  7  uvBvgeTv 
ifyytp^  HDy  tijy  Uxvri^  £v(^lv  2*0,  lixyrpf  iigtlv  r  20,  1  cIttcuv 
iwp]  tlnovjoq  ^JFID,  ttnaii  tov  Z  et  corr.  D,  ilnuty  jmv  Se  O, 
ilniav  jodi  f. 

3.  Noch  zwei  andere  handschriften  zeigen  sich  im  Phaedrus 
und  in  anderen  dialogen  in  gesellschaffc  von  i7,  nämlich  T  und 
G,  Dass  T  aufs  innigste  mit  77  zusammenhängt,  haben  wir 
durch  aufdeckung  einer  beiden  handschriften  gemeinsamen  grösseren 
lücke  in  der  apologie  (Hermes  bd.  X,  p.  171  u.  f.)  dargelegt. 
Eine  kleinere  lücke  haben  beide  handschriften  im  Phaedrus;  sie 
lassen  nämlich  die  werte  42,  19  xa&ogS  3i  Cm^godmpf  weg. 
Was  das  verhältniss  der  zwei  codices  zu  einander  anlangt,  so  kann 
der  Ursprung  von  T  aus  17  nicht  mit  voller  Sicherheit  behauptet  wer- 
den, sie  können  auch  beide  aus  einer  quelle  geflossen  sein.  Die  ent- 
scheidung  der  frage  hat  geringe  bedeutung  für  uns;  denn  auch  im 
letzten  fall  muss,  da  T  viel  verdorbener  ist  als  H,  lediglich  11  in 
betracht  gezogen  werden. 

4.  G  gehört  im  Phaedrus,  Cratylus,  AIcibiades  II,  Hipparchus 
Phaedo  zur  guten  handschriftenfaniilie.  Auch  diese  handschrift, 
welche  übrigens  ebenfalU  sehr  verdorben  und  interpolirt  ist,  gehört 
wie  T  zur  /7gruppe.  Man  vergl.  Phaedrus  22,  10  nai  om,  G 
0$  pr.  TJT  24,  9  IggutfAikutg]  igw^spog  IJGT  Phaedo  18,  11 
oyi  —  12  fyrj  om,  HG  Hipparch.  238,  6  InoUi]  nom  FIG, 
Aber  bei  G  weisen  verschiedene  indicien  deutlich  auf  abstammung 
von  77  hin,  z.  b.  Phaedrus  42,  11  tlfvxqg  ovaa  G  ei  corr.  Tl 
Hipparch.  238,  4  K$iov\  *tov  Fl,  xlova  G.  Wie  man  sieht,  liegt 
hier  in  G  eine  verderbniss  vor,  die  auf  der  lesart  von  77  als 
grundlage  ruht.  Dieselbe  erscheinung  haben  wir  240,  14,  wo  wir 
finden  Svnva  fkivioi  tqonov  ÜJ^  orthva  fth  tov  tqonov  Tlj  ov- 
jiva  fi€v  jQoMov  G,  Besonders  deutlich  zeigt  der  Cratylus  die 
engen  beziehungeu  zwischen  77  und  G  z.  b.  6,  9  doxii]  iC  yäg 
UP  aXXo  ng  ^aC^  add.  in  marg,  rc.  77,  doxu  jt  yag  Sw  aXXo  ug 
fpalfi  G  6,  8  av^qo)nog\  tco  avrco  add.  rc,  IJ,  äk&QU>nog  iw 
avi^  G      10,  3  nqog  ^fiSg]  ovia  add,,  rc,  U^  Ttgbg  i^Aäg  ovia  G 


648  Piaton. 

40,  10  fABTQCmo]  xaXüig  Gy  in  marg.  Fi  64,  11  »al  anU  toof- 
xoiva*  om.  G 11,  eius  loco  hahent  to  iCxatov  G  ei  re.  11  75,  St 
dvoyov]  iMiv  add.  rc.  Fl,  dvoyov  /«ev  G  76,  11  6iOv\  inuiv  17, 
öd'iov  rc.  Tly  G  32,  22  lnovofidaai\  yq.  xui  In^xaklaw  re.  17, 
imxaTiicui  G  85,  2  di^XwfAa  lov  cwfiatog  Fl,  St^Xtafia  nnftM 
TM  (TcJ/iar»  G,  corr.  Tl  49,  14  ofionoXwv]  yq.  Mal  imctoMm 
rc.   IJj    imaxonwv  G  74^  9    nQoar^iyng]    nqoCxh^img  hm 

yq.  G  et  rc.  TL  Nach  diesen  beispielen  ist  es  wahracbeiBlick, 
dass  G  aus  11  stammt.  Wie  sehr  die  iiberliefening'  in  dieicr 
handsclirift  getrübt  ist ,  lelirt  schon  ein  flüchtiger  blick  in  ^ 
Bekker'schen  apparat. 

Wie  steht  es  nun  mit  den  dialogen,  welche  G  nicht  mit  ü 
gemeinsam  bat,  nämlich  mit  Charmides,  Laches  und  deo  Definitioaeit 
Auch  hier  gehört  G  zur  ersten  familie:  vgl.  Charm.  338,  10  pMl 
aviit.  om.  imCTiJiATi  ^&G  :  add.  rS^iBCEFrw^  Lach.  287 ,  5 
xal  firj  dBtrwv  add.  a0rG  :  add.  rS£BCEwyA  Dcf.  567,  W 
S^kg  —  30  xQn  ^>^'  ^  9  '^^  fiiorg.  ponuni  AQ  :  add.  SZ^Kk^ 
Im  Charmides  und  Laches  ist  die  ableitung  aus  ff»  nicht  S  aack 
einigen  beispielen  anzunehmen;  vgl.  Charm.  346,  2  yiwpno]  p 
ono  81,  yf  oXono  G  307,  20  in  ifxavjov  HO,  ii^  airw  S, 
In  deu  Definitiones  stammt  G  wahrscheinlich  aus  Q;  Tgl.  566,  13 
di6&«xig  —  14  fvvofiCag  om.  G,  in  marg.  ponii  Si  569,  9 
ägeiii  XoyiCfiov]  aqntlg  XoytafAog  G  et  corr.  S2  568,  30  fv/f- 
vovg]  evpovg  (r,  om.  pr.  fi,  in  marg.  ponit  A,  Die  starke  est- 
fernung  von  der  ursprünglichen  Überlieferung  der  guten  haoi- 
schriftenfamilie  (bes.  im  Charmides  und  Laches)  zeigt  wiedeniB 
ein  blick  in  den  kritischen  commentar  Bekkers. 

Aus  dem  gesagten  ergibt  sich  sonach  das  resultat,  dais  die 
ganze  handschrift  G  völlig  entbehrlich  ist.  Was  G  neaes  nni 
gutes  gibt,  ist  als  conjectur  zu  erachten. 

5.  Im  Phaedo  finden  wir,  dass  Gr  mit  J08  zu  einer  faaulif 
vereinigt  ist.  Man  vgl.  5.5,  4  ijalgt  om.  JOGa  57,  6  l<rrf  vm. 
58,  10  av  om.  80,  4  r^v  post  xul  om.  56,  11  wtatr]  axoüv 
65,  17  Xiyet  post  utfiftCag  ponunt  91,  8  o]  imq.  Die  vier 
hundschriften  J0Gs,  welche  mit  ^/l  im  Phaedo]  die  gute  haad- 
scbrifteafamilie  bilden ,  stammen  also  aus  einer  quelle.  Uebcr- 
blickt  man  folgende  beispiele:  27,  18  ixft]  ^X^^"^  J0G9,  '» 
marg.  yg.   fJ       53,    8    oXea&at  XQ^]    oha^aC  y§  XQ^   ^^Gs^   yi 


PlatoD.  649 

ftdd.  TC,  n  57,  2  f  XvTiii&fj  om.  II,  xal  XviifjO-fj  post  tfird'^  add. 
re.  Ily  {<T^9  xtt^  Xvnri^^  JOGs  89,  14  top  diga  vM9QiCiei\ 
jtaToi  post  diqa  add,  re.  i7,  top  diga  xdim  vn§gitdn  J0Gs 
108,  18  /f  fjtot  om,  pr.  Fl,  ante  rix^rj  ponunt  FJOGs  st  re,  /7 
125,  15  tC  xQn  noiiiv;]  ante  U  add.  tljgi  re.  /7,  tixi  t(  FJOGsj 
so  ersieht  man  wiederum ,  dass  dieselben  auf  eine  ableitung  jener 
mutterhandschrifit  aus  77  hinweisen,  zumal  da  wir  nur  solche  Bei- 
spiele ausgewählt  haben,  in  denen  die  correcturen  lediglich  von  /7, 
nicht  zugleich  von  81  gegeben  werden.  Es  kommt  noch  hinzu, 
dass  in  den  vier  blättern,  welche  im  Phaedo  von  einer  jüngeren 
band  eingelegt  sind,  JOGs  ebeufalls  mit  n  harmoniren.  Vgl.  12, 
21  /  om.  jnOGs  13,  8  üiavtov  JIIs  13,  13  naqovcai 
flfiXv  jnOGs  14,  7  lavtov  JIIs  15,  20  yi  add.  JüOG 
16,  3  prtiw  aot  om,  HOs  19,  16  firjdtp  loviuiv  avtriy  JIIQtGs 
20,  2  loidvja  TIG  21 ,  9  tifj^a^  ix^igw  JIIOGs,  Die  an- 
nähme, dass  die  mutterhandschrift  von  JOGs  aus  77  stamme,  ist 
sonach  nicht  unwahrscheinlich,  der  Vaticanus  J&  gehört  ja  nicht 
dem  zwölften  Jahrhundert  an,  sondern  dem  fünfzehnten^  wie  ich  in 
einer  kleineren  abhandlung  des  näheren  dargethan  habe,  ist  also  je- 
den&lls  viel  jünger  als  77.  Dass  auch  OGs  jünger  sind,  erscheint 
mir  nicht  zweifelhaft.  Von  der  handschrift  O  ist  weiterbin  noch 
XU  bemerken ,  dass  dieselbe  auch  in  der  Apologie  und  im  Crito 
Ton  Bekker  coUationirt  ist.  Auch  hier  machen  die  beispiele  eine 
abstammung  der  handschrift  aus  11  wahrscheinlich  vgl.  91,  1  aviri 
§  a^fr^  nOBST  95,    17  ovv  av  0   et  rc.  FI,  pr.  enim  cum 

D8  ovv  om.  114,  20  ^oßn^ritsofiai.  0DS  et  corr,  II  130,  20 
iftaviov  nrpDS  132,  19  fio$]  fjLS  IIODS  120,  13  aUu  xai 
äfk'  ap  0D  et  corr.  H  Crito  164,  14  d]  tXiKQ  dij  0WDS  ei 
rc,  77  Die  ganze  handschriftengruppe  ist  stark  interpolirt.  Die  inter- 
polationen  standen  im  Phaedo  zum  grössten  theil  in  unsern  ausgaben, 
bb  wir  zum  ersten  mal  in  unsern  Nov.  Commentationes  den  aus- 
führlichen nacbweis  erbrachten,  dass  diese  Interpolationen  auszu- 
stossen  seien.  Besonders  stark  ist  J  interpolirt,  wie  dies  folgende 
beispiele  zeigen:  38,  3  nBiasi]  inofAvi^aei,  42,  15  ä^'  ov]  otb 
38,  16  iwg]  otnv^  42,  18  x^^Qh]  «wv  *20,  18  ftvaov]  X6- 
yop  12,  19  kiCw]  Iv  t^  cJ.  Schon  daraus  ersieht  man,  dass 
zwischen  der  mutterhandschrift  und  J  mehre  Zwischenglieder  anzu- 
nehmen sind.     Von  einem  Zwischenglied  lässt  sich    die  zeilengrösse 


650  Platon. 

auf  folgende  weise  bestimmen :  Bekker  bemerkt  xu  1 14^  19  gal  — 
20  nvBvfAU  oni.  J  114,  20  dt$POvg]  viovg.  Die  worte,  aif 
welche  sieb  diese  angaben  bezieben,  lauten:  xal  Ixfi  ^vwui»^- 
fA€vop  i^  iyQ(!l^  to  nvkvfka  öuvovg.  Nehmen  wir  an,  dasi  io  emcr 
vor  J  liegenden  handschrift  die  Worte  xal  —  i$$]  eine  sefle  bil- 
deten, welche  ein  absclireiber  übersprang,  so  verstehen  wir  sofort, 
wie  viovg  in  den  text  kommen  konnte.  Wie  so  oft  geschickt, 
wurde  für  das  unverständliche  vovg  das  nächstliegende  bekanste 
(wenn  auch  hier  ganz  unpassende)  wort  viovg  gewählt. 

6.  Im  Cratylus  und  im  Symposion  finden  wir  mit  den  hand- 
Schriften  der  ersten  familie  S2Y  vereinigt.  Wir  werden  untes 
ausführlicher  über  diese  handschriftenfamilie  handeln^  vorläufig  be- 
merken wir,  dass  die  massgebende  unter  ihnen  7  ist  Bs  unter- 
liegt keinem  zwei  fei ,  dass  Y  (mit  2S)  im  Cratylus  and  Sjmpe- 
sion  aus  der  ersten  handschriftenfamilie  stammt.  Mao  ersieht  die« 
schon  aus  den  Bekker^schen  collationen,  durch  meine  collation  des 
Y  fiir  den  Cratylus  ist  die  Übereinstimmung  noch  grösser  gewor- 
den. Wir  geben  nur  einige  beispiele:  3,  7  avnp  noiBQovfL^nYSS, 
MQouQov  G  3,  11  imv  Tj  ov  add.  %jnY23G  11»  21  tk 
om.  %jn2YyprS  50,  5  ofionoXovyiog  om.  pr.  fLJIDT  67,  7 
co$  om.  ä^/7  ei  pr.  Y  80,  12  xal  ib  Sv  om.  J  t%  pr.  «nfJ 
82,  4  Xeyetg]  q>iQHg  3U/7,  pr.  Y  48 ,  5  ^QßOOiy  fy  ov]  9^- 
fioiffiivov  ^jn2Y  et  pr.  S  25,  4  xakiXw  S\  nwuJvo  fUD, 
pr.  Y.  Der  text  der  ersten  handschriftenfamilie  hat  aber  in  T 
schon  eine  ziemliche  trübung  erfahren,  es  ist  manches  in  den  text 
gedrungen,  was  wir  bei  9117  nur  am  rande  oder  über  dem  texte 
finden  z.  b.  101,  22  ixo^  add.  Y,  om.  fLJ  et  pr.  /7  14,  2 

ianv  add.  Y2Sy  supra  versum  91;  auch  aus  der  zweiten  familie 
ist  manches  hinzugesetzt  worden  z.  b.  120,  1  €lva$  onu  %JII,  M. 
YSS}  endlich  ist  Y  auch  durch  eigene  interpolationen  beioigesacbt 
worden  z.  b.  44,  4  nQocxHtat  de]  ngoaxnuu  de  xal  YSS  46»  8 
nBQl  vLQij\v\  ncQl  T^v  aijstijv  38,  12  di^uxoCfAOvaar]  d^ouuiUsa». 
Wir  gelien  nun  über  zum  Symposion.  Hier  scheidet  sieb  die  erste 
familie,  welche  aus  den  handschriften  ^L^SYllDKvDp  besteht,  in 
zwei  gruppen  ^JSYw  und  IlDKp.  Beide  unterscheiden  sich  da- 
durch von  einander,  dass  die  zweite  gruppe  starke  interpolationco 
erfahren.  Die  vier  handschriften  IlDKp  zählen  aber  nur  for  eine 
handschrift,    denn  aus  n  stammt  D,  aus  D  aber  p^    ans  )>  eodlicb 


Platon.  651 

K.  Es  haben  sonach  DpK  in  wegfall  zu  kommen^  aber  auch  17 
hty  obwohl  zur  ersten  familie  gehörig,  wegen  seiner  interpolationen 
nicht  brauchbar.  Wir  haben  es  sonach  nur  noch  mit  fL^SYw  zu 
thun.  Aber  auch  ?on  diesen  fünf  handschrifiten  muss  JSw  ausge- 
schieden werden,  denn  J  stammt  aus  8(,  w  aus  z/,  3  endlich  aus 
f.  Es  bleiben  von  deu  neun  handschrifiten  also  nur  zwei  ^Y 
übrig.  Ehe  wir  den  werth  von  Y  untersuchen,  geben  wir  erst 
noch  einige  beispiele  zum  beweise  der  Zusammengehörigkeit  von 
X  und  r.  375,  16  umofAsyog  aov  om.  %JYw,  pr.  U  380, 
10  iha$  am.  ^JSYw,  pr.  U  416,  10  Tv'  om.  ^JY  405, 
1  ^w(Tva$  ^JYUDKwp  :  ^vriTvat  reliqui  u.  s.  w.  Mit  dem 
Clarkianus  verglichen  zeigt  Y  eine  reihe  von  interpolationen,  welche 
auch  diese  handschrifit  uns  völlig  entbehrlich  machen,  man  vgl. 
380,  1  ditttQ$ßfi]  anovS^  SY  404,  2  dlxa]  Iva  Y  444,  15 
To]  TO  lAfi  Y  425,  1  a)Jko  n]  aXXo  n  ^  3Y  457,  3  nqayiAa] 
MQu/fjut  o  Y  448,  15  oQa$  81^  ISelif  Y.  Ferner  beweist  Y 
seine  Inferiorität  gegenüber  von  9(  dadurch,  dass  bei  ihm  an  ge- 
wissen stellen  die  verderbniss  bereits  eine  höhere  stufe  erreicht 
bat,  vgl.  438,  3  aXXä  xal  xara  tiiv  %pvxriv  oi  TQonoij  tä  l^&rij 
So^ai,  Inv^vfilM,  fidovaCf  Xvttm,  gtdßoij  Tovtwy  ixacia  oiiinou 
TU  aviä  jiaQtauv  Ixdtfrca.  %Jw  geben  statt  ol  tgovot  mit  leichtem 
häufig  vorkommenden  fehler  ol  tonok.  Dafür  finden  wir  in  Y 
eine  höchst  unglückliche  conjectur ,  nämlich  oXn  onoi*  428,  3 
iyi  rcSv]  oy%y'  wv  3[^U7;  wie  man  sieht,  ist,  was  ausserordentlich 
of^  geschieht,  y  mit  ?  verwechselt.  In  Y  ist  die  verderbniss  eine 
stufe  weiter  gediehen,  denn  dort  lesen  wir  o/e  äv,  441,  14  xa- 
TiUntto]  xaiihmv  rd  pr,  S[,  xaxiXtm  lo  psr  ras,  9,  xarihTK 
jo7g  Y  448,  16  rovil  t(  r^v]  lovi'  «teTv  ^JDKwpII^  om,  Y. 
Auch  im  Meno  müssen  wir  Y  zur  ersten  familie  stellen ,  da 
die  handschrift  keine  einzige  lücke  mit  der  zweiten  classe  gemein- 
sam hat.  Mit  Y  gehört  ausser  den  von  Y  abhängigen  hand- 
schrifiten   S3   noch    in    eine   gruppe    br  ').     Die  ganze  gnippe  ist 

3)  Zwischen  T  und  r  glauben  wir  einen  besonders  engen  Zusam- 
menhang entdeckt  zu  haben.  Bekker  berichtet  nämlich  338,  1  xal 
dt  äy  om.  r.  Aber  auch  in  T  fehlten  allem  anschein  nach  ursprüng- 
lich die  werte.  Die  vergleichung  von  Tr  einerseits  und  b  andrerseits 
ergibt  öfters  die  lesart  des  archetypos  der  gruppe  z.  b.  380,  8  fp^trop], 

9iTOP  ip 

ip  X,  ^trop  b,  also  archetjpus  iv  oder     &*rhp. 


652  Piaton. 

für  die  erkenntniss  des  platonischeo  textes  werthlos ,  da  lie  nor 
eiue  verschlimmeruog  des  testes  der  ersten  familie  darstellt  Rei- 
spiele  bietet  der  Bekker'sche  apparat  in  fülle  dar. 

Es  ist  noch  Gorgias  übrig.     Die  Scheidung   der   liaodachrtftn 
macht   hier   Schwierigkeiten ,    weil    die   handschriften    nicht   inmer 
derselben  quelle  folgen.     So  z.  b.  stimmt  im  anfang  des  dialogs  J 
mit  S2Y  und  muss  mit   Y  auf  dieselbe  quelle  surüekg^en.     Vgl 
21 ,  9    avjoq  yäq  xaXuig   vftjyiiaa)  om,  SYV  cum   pr.  J.     Etwa 
von  40,  13  an  stammt  J  aus  dem  Clarkianus.     Es  kann  sein  aii4 
ist  wahrscheinlich,  dass  Y  mit  seiner  dependens  auf  dem  texte  der 
ersten  handschriftenfamilie  ruht,  allein  die  ganze  g^ppe  ist  ausser- 
ordentlich stark  interpolirt  und  steht   mit   ihren   interpolationeo   oft 
ganz    isolirt   da   z.  b.  75,  21    %aX   inl  jovtt^  xQ^f^^^^   *S   kv^ 
^ix^]  statt  xai  int  hat  S^Y  xai  firi  fpn,d6(uvov  akV  Iah        87, 
8  ndrj  S2Y       87,  8  iu  add.  S2Y       20,  17  Squ]  uga  i  r^- 
fCa  S2,  dga  cJ  Cuixqaug  Y       18,  22    joCrw]  Sr^    JSYV       15, 
1  uya&ov]  uya^ov  iha$  loTg  uv&Quijw^g  £Y.     Die  werthlosigkeit 
von  Y  in  diesem  dialog  kann  nicht  bezweifelt  werden. 

7.  Von  dem  Vaticanus  r  haben  wir  im  BekkerWhen  apparat 
collationen  zu  Lysis,  Laches,  Protagoras,  Euthydemus  und  Tbeaget. 
Ehe  wir  über  den  werth  dieser  handschrifit  sprechen,  müssen  wir 
die  bemerkung  vorausschicken,  dass  zwischen  r  und  dem  Vindobo- 
nensis  nr.  54  der  (V)  innigste  Zusammenhang  besteht  Die  gestörte 
reiheufolge,  in  der  die  dialoge  vorgenommen  worden,  ist  hiefnr 
ein  deutlicher  beweis.  Vgl.  Studien  p.  8  und  p.  66.  Es  fragt 
sich  nun,  wie  dieser  enge  Zusammenhang  aufgefasst  werden  soll. 
Meine  collationen  verbunden  mit  den  Bekker'schen  stellen  zwei 
Sätze  fest:  1)  dass  der  Vindobonensis  nicht  aus  t  stammen  kann; 
dies  verbietet  eine  ganze  reihe  von  stellen,  wo  wir  auslassungeo 
in  r  haben,  dagegen  nicht  in  V  z.  b.  I^ch.  292,  21  Koxä  — 
293,  1  iküXovra  om.  r  261,  21  tXn  —    262,  i  om.  r 

Euthyd.  436,  3  (Tu  —  8  ovx  om,  r  u.  s.  w.  Ferner  stehen  jener 
uuffassung  solche  stellen  entgegen,  in  denen  r  eine  verschlimmemng 
des  textes  gegenüber  von  V  darbietet  z.  b.  Lys.  120,  6  xf^w  aiioi 
olxiav]  r^F  avjov  olxtav  Vy  ji)if  olxCav  aitov  X  120,  20  o  vi^ 
aurot;]  avtov  o  vlbg  X  allein  124,  1  iifJblv]  aiiat  x  allein  124, 
16  avjov]  i'uQ  X  allein.  Durch  die  letzten  beispiele  und  die  calia- 
tionen  wird  weiter  2)  festgestellt,    dass  r  nicht  unmittelbar  aus  V 


PlatOD.  653 

stammen  kann.  Ein  significantes  beispiel  für  diese  bebauptung 
ist  Lach.  292,  15  mtgix^t^  d^aqqaXia  Si,  S  fAti  iiog  nagiiH, 
Im  Vat.  r  fehlen  durch  ein  homoioteleuton  die  worte  ^aq- 
QaXia  ii  —  naqixn.  Schlappen  wir  nun  die  worte  im  V  auf, 
so  finden  wir,  dass  einem  abschreiber  hier  ein  homoioteleuton 
sich  gar  nicht  ergeben  kann;  denn  die  worte  d-aggaXia  ds 
stehen  auf  fol.  492a ,  die  worte  a  fi^  Siog  naqix^^  ^"^  ^«  492b. 
Anch  hat  r  öfters  liicken,  für  die  in  V  kein  anlass  vorliegt  z.  b. 
441,  6  navcu]  lacuna  in  r  440,  10  xoi^ov]  x  ante  lacunam  r. 
Wir  stehen  sonach  vor  der  alternative,  entweder  stammt  r  —  und 
dies  ist  das  wahrscheinlichste  —  durch  ein  mittelglied  oder  mehre 
aas  Vy  oder  beide  handschriften  stammen  aus  einer  quelle,  wobei 
zwischen  r  und  dieser  quelle  mehr  mittelglieder  anzusetzen  sind 
als  bei  V. 

Wir  gehen  zur  werthschatzung  der  handschrift  V  über,  die 
ja  unter  allen  umständen  gegenüber  von  r  die  reinere  Überlie- 
ferung darbietet^).  Wir  sehen  nun,  dass  in  den  im  eingang  ge- 
nannten dialogen  V  öfters  in  Übereinstimmung  910  sich  mit  be- 
findet. Vgl.  Lys.  144,  6  «f  u  iJ$]  «v  itwg  %QV  139,  7 
i}/uag  raXka]  ^dXitna  äUä  HOF  Lach.  262,  4  iiTv  om.  210F 
Protag.  243,  1  nokb  add.  %0V  Euthjdem.  423,  8  x«W<ra».  ^v 
^  iyti  cJ  Ev^viijfjis]  xBlivCat  :  oväi  xtXtvtt^  (»iXiirjg  0)  ou 
^v  S'  lyoi  (Z  Ei&vdfifii    90F          Theag.  269,   23   xal   r?]    iv 

t5  r,  »ai  rfi  8C  279,  22  rfl  r,  iri  Ä.  Auch  daraus  können 
wir  auf  die  abhangigkeit  des  F  von  8(0  schliessen  ,  weil  nur 
gewisse  lesarten  von  F  zu  erklären  sind,  wenn  man  als  ihre  grund- 
lage  die  lesarten  der  guten  handschriftenfamilie  betrachtet  z.  b. 
Theag.  280,  7  oX]  «i'  «0,  oli  r  Euthyd.  419,  13  ?  J'  og] 
^  om.  80,  F  lässt  nun  auch  noch  das  unverständliche  d*  og  weg. 
Protag.  199,  13  f^oi]  6  fAOi  910,  ofiota  r  157,  21  nov  wv] 
rro$  wv  91,  noCwv  X  Also  die  grundlage  von  Fr  ist,  der  text 
der  guten  familie;  freilich  liegt  derselbe  jetzt  sehr  entstellt  vor. 
Zahlreiche  interpolationen  sind  in  denselben  eingedrungen ,  ferner 
correcturen  nach  der  zweiten  handschriftenfamilie.  Oefters  geht 
diese  thätigkeit  gleichsam  vor  unsern  äugen  vor.     Man   vrgl.  Lys. 

4)  Nur  wo  uns  keine  angaben  fQr    V  zur  verfSgnng  stehen,  neh- 
men wir  r. 


654  PlatoD. 

fi 
ill,  8  fn]  cl  ^0,   ftu  Vy  also  stand  im  archetjpus  ?on  F  fl  « 

was    der   abschreiber   missverstandeD.        Euthydem.  404,  11  ^mt- 

&dvH  "&&,  fkav&dpHV  446,  3  haben  «0  ßokiiiap,  alle  iWi- 

gen    handschriften    xutßfcjv ;    in    r    ist   eine    lücke;    es   stand  ahs 

X(OßfCJP 

wahrscheinlich  ^im  archetjpus  ßotdCwPy  der  abschreiber  wussle  nicht» 
welches  wort  er  nehmen  sollte  und  Hess  daher  vorläufig  eine  liicke. 
Endlich  finden  wir  worte,  die  in  9[@  fehlen,  in  F  an  einer  ua- 
richtigen  stelle  z.  b.  Euthjd.  399,  23  tttj  av  om.  93,  aoti 
In^fi^M  ponit  V  412,  10  xotg  uvd^Qoinotg  om.  90,  anU  vo- 
QiX^t  ponit  Y  Ausser  den  obengenannten  dialogen  steht  uns  noch 
material  zur  Verfügung  für  Charmides  und  die  dialoge  der  erstn 
tetralogie,  ferner  für  Cratjlus.  Im  Charmides  ist  die  handschrift 
ebenfalls   von   der   ersten   familie  abzuleiten  vgl.  303,  1  ^xor  fui\ 

lixofAty  90r  397,  7  Jw  fl&V  340,  10  nxtia(QOfui^  ik] 
TiXftatQOfkBvog  210 F  346,  2  yivoito'l  ye  oTono  GV ^  /i  oai 
9.  Für  den  Euthyphro  haben  wir  in  den  Studien  p.  80  die  engt 
beziehung  von  r  zu  ii  dargethan  und  gezeigt,  dass  von  beides 
handschrifiten,  welche  wir  der  ersten  familie  auch  in  diesen  diakg 
zutheilen  müssen,  J  die  schlechtere  sei.  In  der  apologie  gehört  F 
mit  nODST  zu  einer  gruppe  vgl.  91 ,  12  IfMv]  Iftov  fiakXm 
9/70D8   et    V  89,  14   oHiv]   5  t»   JJ  oldiv  9/7(Z>DST  if 

pr.  V  90,  11  ol  om,  %n^iD3  et  F.  Im  Crito  finden  wir  f 
in  Verbindung  mit  O^^DS  ei  pr.  D  vgl.  143,  1  Mn  om.  0m^ 
pr.  n  et  V  144,  10  ;fciA.«jf^v  xal  ßaquav  oi  IL^DSy  pr.  U 
et  F.  Aber  146,  16  findet  sich  die  lücke  nicht  in  F,  dmiso 
nicht  die  von  151,  7;  F  geht  hier  mit  O  zusammen.  Im  Phaedt 
ist  F  in  die  sippe  J08  einzureihen;  denn  4,  3  setzt  er  jcm'  Inq 
mit  ^0Gb  hinzu.  5,  18  Itpatvfxo  ilvM  JObV  et  tc  II  8,  1 
oot^  jn0GsV  8,   18   Tf  om.  ^[JOGsV.     Im  Cratjlus  end- 

lieh  ist  F  der  ständige  begleiter  von  O  6,  2  T<p  avtm  peel 
avd^QCjnog  add.  GV  et  rc.  77  6,  9  ioxii]  ioxii.  xi  yaq  av  £U# 
Ti,g  ^aCrj  GVy  rc.  II  7,2  hat  F  wie  G  afjuxQottqa  nnd  statt 
oi  die  Worte  oix  äXfi&fj. 

Das  resultat  der  vorausgehenden   Untersuchungen    iat,   daai  in 
der  ersten  familie  von  den  Bekker'schen  handschrifiten    nur  HD  u 


Piaton.  655 

berücksichtigen  sind,  die  öbrigen  dagegen  als  völlig  werthlos  aus- 
gesclilossen  werden  müssen.  Nun  haben  wir  früher  gezeigt,  dass 
aach  ein  codex  Tubingensis  ein  glied  der  älteren  familie  bildet, 
welches  auf  beachtung  vollsten  anspruch  hat.  Allein  da  der  Ve- 
netns  JI  und  der  codex  Tubingensis  doch  zeitlich  hinter  dem  Clar. 
kianoa  surücksteben  und  auch  bereits  hie  und  da  durch  interpola« 
tionen  beimg^ucht  sind ,  so  müssen  sie  vorzugsweise  zu  dem 
swecke  beigezogen  werden,  um  die  ursprüngliche  lesart  von  9 
so  eruiren,  wenn  ihre  erkenntniss  durch  eingreifen  der  zweiten 
kttod  oder  durch  andere  Ursachen  erschwert  ist.  Wir  können  so- 
nach folgenden  satz  aufstellen: 

Repräsentant  der  ersten  familie  ist  der  Clar- 
kianus,  in  zweiter  linie  der  Tubingensis  und  der 
Venetus  11. 

b)  lieber  die  handschriften  der  zweiten  (jüngeren)  familie. 

Die  Sichtung  der  handschriften  der  zweiten  familie  beginnen 
wir  damit,  dass  wir  die  handschriften,  von  denen  wir  früher  ge- 
seigt  haben,  dass  sie  aus  andern  derselben  familie  stammen,  aus- 
scheiden. Ks  stammt  1)  C  aus  B  2)  f  aus  E  Z)  H  aus  u  4)  X 
aus  A  b)  y  aus  C  6)  r  (im  Protag.  Meno  und  theilweise  Charmides) 
ebenfalls  aus  C,  Es  haben  sonach  sofort  C\HXy  und  in  den  ge- 
nannten dialogen  r  in  Wegfall  zu  kommen.  Wir  werden  aber 
gleich  sehen ,  dass  noch  andre  handschriften  für  uns  überflüssig 
sind,  weil  wir  ihre  quelle  ebenfalls  unter  den  handschriften  der 
xweiteo  familie  haben. 

1.  Als  eigene  gruppe  entdeckt  man  unter  den  handschriften 
der  zweiten  familie  leicht  2%Dt,  Die  drei  handschriften,  von 
denen  £  zweifelsohne  die  älteste  ist  ^),  sind  vereinigt  im  Pro- 
tag. Euthydem.  Hipparch.  Lach.,  .^e  im  Lys.  Theag.^),  Sw  im 
Charm.  Philebus.  Vgl.  Protag.  205,  11  fr§7foiria&(u  —  12 
xaXw^  om.  2wt  Euthydem    440,  19  a    —    441,  1    np  om. 

Zwt       Lach.  265,  18  iv^xa  —  20  tffvxng  otn.  2\Dt       Phileb.  215, 

5)  Die  handschrift  vo  gebort  dem  16ten  jahrh.  an.  Auch  e  wird 
von  Bekker  ausdrücklieb  als  recens  bezeichnet. 

6)  In  den  Amatores,  wo  wir  ebenfalls  St  haben,  sind  die  lesarten 
von  e  80  spärlich  von  Bekker  gegeben,  dass  wir  hier  keinen  bün- 
digen schloss  ziehen  können. 


'656  PlatoD. 

1  xai  ix^QOvg  om.  Sw  Lys.  136,  6  ulXa  »axdv  om.  It 
Ueber  das  verhältniss  der  drei  handschriften  zu  einaiider  gUo^ 
ich  folgendes  eruirt  zu  haben :  w  stammt  aas  S.  Dies  zeigen  W- 
sonders   einige  stellen  im  Clitopho.  474,  1  äy^^n^]  avw  pf.  2, 

a 
avü)&iv  w  e*  corr.  2  467,  18  aQ^artoc  2,   uQ^avfo^  Ow 

467,  9  finovog  pr,  S,  ^Tro>  rc.  2,  rjjjov  ir.  Dazu  kommt  noch 
Phileb.  137,  10  ytyyia^cjv]  yCyviC&at  Sw  et  corr.  S.  Die  fer- 
wandtscliaft  von  e  mit  2  er  bellt  schon  aus  der  gleichen  aufeiniB- 
derfolge  der  dialoge  Timaeus  und  Aicib.  1  et  11  in  beiden  hasd- 
schriften.  Auch  e  stammt  aus  2.  Dafür  sprechen  L4ich.  290,  20 
yiafxaxop]  afxaxov  6  et  corr.  2        Eutbydem.  415,  5    Xoywv  iww 

6v  ov  ov 

nQOTQtnuxwv  Cy,    j(uv  JXQOjQiTntxwv  Xoymv  2,    roy    frQOTQunvihf 
Xoyov  St         Lys.   127,  14  Siav  5  ii*4  (ausovv  nq  y*A^]  oiar  fi^ 
Ij^aovv  11$  fji^ta^   St   cum  yq.  BCü  et  mg.  2       Theag.  268,  18 
i(  UV  rjfilv  äntxQhaio]  jC  up  oUi   uhov   unoxQlvaC&ut    t   et    jq,    i 
^2BCu.      Verfolgen    wir    nun    den   nrsprung    von    2  weiter,    m    | 
unterliegt    vor   allen   dingen   keinem   zweifei,    dass   2  io  den  ge- 
nannten dialogen  zur  gmppe  B  gehört     Vgl.  Protag.  174,  2  tlX- 
X^Xovg  om.  2BCErwyt       248,  8  Ijjrj  om.  2BCErwyt       Ruthyden. 
422,  1  Tov  iTQuyiiuTog  om,  2BCEütyt         Hipparch.  245,  23  f^ft- 
^laßTjT^aag]  ufAcpioßrin^aag  2BCEFiDyt   et  pr.  F      I^ch.  262,  18 
rifjuv  om.  2BCEwyt        Lys.   113,  6  tlnov  om.  BCEufft        Tbetg. 
273,  22  noXCTTjp  uya&dv]  noXtiriv  aviov  uya&ov  2Qft  et  pr.  B 
Charm.  310,  18  ovtw  om.  IBCEFwy  et  pr.  S      Phileb.   137,16 
onwg  om.  2BCEFHw.     Wir  können  aber  noch  einen  schritt  weiter 
gehen  und  behaupten,  dass  höchst  wahrscheinlich  2wt  durch  C  an 
B  stammen.     Vgl.  Protag.  208,   13  Iv  om.  2Crwyt,    ddet  B 
182,    6    uv\    ovv    2wt   et    pr.    C  Euthyd.  433,   1    igyov  put 

ämgycH^nai  pontint  SCAvyet,  om.  BE       395,  19  /nt]  /u«»  OiDyt 
410,  1   jC  —  3  ufAUx^ovg  fxeru  ao^ov  om.  r2Cy      452,  15  tlra- 

o 
xvyfot  70  2CAvy  et  pr.  F,    upuxvtpei  to  B,    uvaxv%pn   %6  St 
Hipparch.  233,  3  jwv  fitjdivdg  u^fwy  om.  2Cwyt       238,  1  ^a- 
vudrjvufotg]  nug"  u&rjpaCoig  2Cyt       Ijhch.  270,  14  ^  winoiriXnfUt\ 
rj  fi^  nt7ro$iixufA€v  2CEwyt  et  rc.  B       Lys.  135,  10  tfß$fAv$C^  Bi 
%pilifn&tü)  20yti  tpifii^^Cw  ßXy  tpifii&d'w  t      132,  5  äf^ßU^g]  i^- 


Piaton.  657 

ßkvo^  SOgtr       Theag.  279,  2   aia&dvw/iiai]    aX<r&(afMi  FOye  et 
f^  Bu  ChariD.  342,    15    dwrifiid-a    9[    cum  fnr.  B,    ivvaßak 

SCw9         Philcb.   183,  25  im^vfifap]  ttjv  im&vfiCav  A2CHw   et 
rc.  B, 

Mit  C  müssen  also   die    liandscliriften    2wt    in   den    oben    ge- 
nannten dialogen  eliminirt  werden. 

2.  Im  Symposion  nehmen  wir  die  grösste  Übereinstimmung 
des  Ambrosianus  r  mit  dem  Vaticanus  r  wahr.  Wie  diese  Über- 
einstimmung zu  erklären,  zeigt  Charmides.  Hier  liegt  bei  Bekker 
eine  collation  von  r  vor,  walirend  mir  eine  collation  von  V  (Vin- 
dobonensis  54)  zur  Verfügung  steht.  Vergleicht  man  beide  colla- 
tionen  mit  einander,  so  macht  man  folgende  entdeckung:  Es  geht 
anfangs  r  auf's  genauste  mit  V  zusammen,  nur  dass  r  öfter  in  der 
verderbniss  etwas  weiter  fortgeschritten  ist.  Folgende  beispiele  kön- 
nen dies  bestätigen :  303,  1  ngoTeguCu]  votsquC^  Vr  303,  3  xai 
post  Si  om.  304,  10  ix^t]  ^xonv  311,  11  noXv  Joxcc]  dox^X 
noXv  311,  19  ii  om,  312,  9  ntjoyovmv  xatüucii^^^y]  ^Qo  6ov 
ir  oiöivl  v7UQß(ßki}x{vat  313,  2  ov  ^udtor]  uXoyov  316,  1 
finden  wir  merkwürdiger  weise  r  in  abweichung  von  V  und  in 
gesellschaft  von  BC  ^ritriCkai]  av^rjujaeat  C  et  corr.  Br  Weiter- 
hin lesen  wir  :  316,  19  rj(Tvx(ov  öui^govicitgog']  ^avxCov  xai  aut- 
^QOviCUQog  r  et  rc.  C,  Es  ist  gewiss  auffällig,  dass  mitten  im 
dialog  die  gemeinschaft  von  r  mit  V  aufhört.  Allein  alles  auf- 
fällige verschwindet,  wenn  wir  fol.  331  in  V  aufschlagen.  Dieses 
blatt  bat  einen  abgeschnittenen  rand,  wodurch  sehr  viele  worte  in 
verstümmelter  gestalt  ersrheinen.  Auf  diesem  fol.  befanden  sich 
die  zwei  oben  angeführten  stellen.  Dauach  ist  das  verhältniss  von 
r  zu  F  klar.  Als  der  Schreiber  zu  dem  verstümmelten  blatt  kam, 
nahm  er  seine  Zuflucht  zu  einer  andern  quelle,  der  er  auch  treu 
blieb,  als  der  text  des  verstümmelten  blattes  geschrieben  war. 
Diese  quelle  ist  aber  C  gewesen  vgl.  325,  19  nuiiu  om.  Cry 
325,  18  ät^idiOav  om.  Cry  ^).  Du  nun  r,  wie  wir  p.  653  gesehen 
haben,  höchst  wahrscheinlich  ebenfalls  aus  V  oder,  was  weniger 
wahrscheinlich  ist,  mit  V  aus  einer  quelle  stammt,  so  erklärt  sich 
leicht    die   Überstimmung  zwischen  r  und  r.      Auch  im  letzten  fall 

7)  unsere   behauptnsg  im  Hermes  X,  p.  112  ist  also  etwas  zu 
[nodificiren.  ^.  j^^^^^- 

Philologns.   XXXy.  Iptti^Hh^  ^2 


658  Piaton. 

verdient  codex  r  keine  beaclitnng,  da  in  ihm  die  öberliefenMig 
viel  mehr  getrübt  ist  als  in  F. 

3.     In  Venedig  befinden  sich  zwei  handschriften ,    wd^  ait 
dem  Vindobonensis  Y  eine  gruppe  bilden,   tine  davon  S  ist  berate 
von  Bekker  verglichen  worden,  die  andre  nr.  590  (vrir  wollen  ae 
mit  M  bezeichnen)    wurde   von    uns  fiir   einige  dialog«   und  eise 
reihe  von  stellen  verglichen.     Schon  die  aufeinanderfolge   der   dia- 
löge  in  den  drei  handschriften  zeigt  ihre   enge    verwandfcMbaft,  ei 
folgen  nämlich  auf  die  zwei   ersten    tetralogien  Pamenidca,    Gor- 
gias,    Meno,    Hippias   maior,    Symposion,    Timaeoa,    Aldb.  I  et  II, 
Axiochus,  de  iusto,    de  virtute,  Demodocus,    Swjphns,   Alcjon.     In 
2  wurde  dann  noch  eine  reihe  anderer  dialoge   hinzugefügt     Fer> 
ner  legen  die  drei    handschriften    ihre    Zusammengehörigkeit    durch 
eine  anzahl  gemeinsamer  auslassungen  und  lücken  dar.     Vgl.  Aldk 
II,  307,  4  eMoToc  —  6  ov  om.      312,  3  dnvdy  —  4  jioiU/Mrr  •». 
369 ,  8  joi  TcSv  laviov   om.  u.  s.  w.        Soph.  187 ,  5    heiast   es 
XQ^^  ^ti  ?  ^S*  ^  ^^^  ^^^  ^^^  Worte  rfj  ij  tfj  eine  Incke,    ebenso 
Mi    in  2  ist  die  liicke  von  einer  jüngeren  hand  durch  r^  fiv  aus- 
gefüllt    Sjmp.  467,  4  yipipat]  lacuna  in  YM,  sie   war  auch  is 
2  ursprünglich   vorhanden ,    wurde   aber   von   einer  jüngeren  band 
beseitigt.     Soph.  209,  23  fiijv]  lacuna  in  YMi:. 

Das   verhältniss    der    drei    handschriften    zu    einander    steiles 
nachfolgende  Untersuchungen  fest: 

1)  der  Marcianus  590  {M)  und  2  stammen  aus  K,  wie  dies  ans 
folgenden  beispielen   auf  unzweifelhafte   weise   hervorgeht:    CratjL 

28,  2  ifHi.i^d'ilg  (per  ras.)  F,  Im^ilg  M2  49,  18  awil  lov  ilfa 
(o  add.  rc^  F,  uvil  roC  o  aX^a  M2  50,  5  ofAOXoXovviog  om. 
pr,  Y,  add.  M2,  rc,  F  50,  16  aqojo¥\  uq^iw  F,  äqxov  M2 
56,  11  lotMk  F,  IoUh  M2  ei  rc.Y  60,  8  yifo^^  IS  hn^^ 
M2,  rc.  F  67,  6  insl]  xai  post  imi  add.  rc.  Y,  Iml  xai  M2 
67,  7  cot  add.  M2,  rc.  F  80,  12  nai  to  Sp  om.  «F,  M 
M2,  rc.  F  81,  2  *  om.  HIS  add.  M2,  rc  Y  84,  8  «] 
fAiv  M2  ei  ex  correctione  F         85,  11  ywvj  F,  fwy^q  M2,  rc 

F  93,  18  romXop]  ctQoryvlov  M2,  rc.  Y  111,  5  u]  mY, 
nov  M2  112,  15  oidi  F,  oidh  M2,  rc.  Y  Theaet  175,  3 
^  Y,   ^v  M2,   rc,  Y  186,  15   ov  l^iiAiknqok\  o  ivf^tQot  Y, 


Piaton.  659 

vf$futQo$  MUf  rc.  Y  193,  15  ^vatfAcixov^  **Mi^fidj^av  T,  io  - 
'  and  S  finden  wir  statt  der  rasur  eine  liicke  und  erst  von  junger 
nd  Av(r*  ergänzt  194,  4  oviev  laYerasum  am.  M2  200,  13 
Hv  Yy  sed  mtperiar  pars  Uterae  v  ahrasüy  i^^i  M2  203,  5 
r,  nv  M2,  rc.  Y  262,  18  fjSiara  fxivx'  uv]  ^Atft'  av  in' 
Y,  sed  9  ante  r  eras,  f^itat'  av  ft'  uv  M2  286,  8  raiJiy] 
vra  M2y  carr.  rc.  Y       310,  21  u/xigiorog  K,  äfABQC<nwg  rc.  Y, 

o 
Ugdnmg  M,  äfiBQfinwg  2  Soph.  204,  14  imykywotad-fiv] 
4fuyfo(c&fiP  M2y  fb  ex  corr.  Y  (falso  Bekkerus).  Ich  glaube, 
B  vorgeführten  beispiele  genügen  vollkommen,  um  die  abhängig- 
iit  der  handschriften  M2  von  Y  darzuthun.  Es  fragt  sich  nun 
ir  noch,  in  welchem  verhältniss  M2  zu  einander  stehen,  ob  sie 
aander  coordinirt  sind  oder  ob  die  eine  aus  der  andern  stammt, 
srgleicht  man  AIcib.  I,  322,  18  inftnacai]  inCciM  YM,  im- 
ato2,  so  scheint  es,  dass  2  aus  M  stammt.  Und  so  ist  es  auch, 
ine  ziemlich  grosse  anzabi  von  weglassungen  in  2  erklärt  sich 
ir  dadurch,  wenn  wir  die  ableitung  von  2  aus  M  annehmen, 
i  sind  solche  weglassungen,  bei  denen  die  weggelassenen  worte 
M,  nicht  aber,  soweit  wir  nachgesehen  haben,  in  Y  eine  zeile 
Iden.  Diese  weglassungen  beziehen  sich  auf  folgende  stellen: 
I  Alcib.  11,  295,  21  an  —  ov  6  &e6q  2)  Gorg.  23,  9  ^17- 
Qtxiv  uviga  —  Iv  ixxXijirCa  ^  3)  Gorg.  142,  4  iarw  Ixavig 
-    xara^Qovitg  4)  Gorg.  168,  14   xai    tovg   noXloifg    —  Ix 

^Qciwwv  5)  Sjmp.  378,  20  fjiTjde  iva  —  mTwvrjxivat  6) 
iph.  202,  20  xo$vwp(ag  —  fAi&e^€TOv  7)  Theaetet.  184,  14 
yaCtag  —  imfTr^firj  lovro  8)  JMeno  347,  6  ifiov  —  7  cov 
I  337,  18  xaJ  —  20  aoi,  10)  Soph.  222,  22  JoJ«  —  223,  1 
WT*  11)  Politic  260,  1  JfZ  —  4  yviamxng  12)  275,  11 
twv  —  12  Jif.  Nur  eine  Schwierigkeit  ist  noch  zu  berühren. 
1  Hippias  maior  nämlich  fehlen  in  Y  die  worte  433,  8  e)  —  438,  8 
üXQuug.  Dieselbe  lücke  hat  auch  M,  dagegen  in  2  finden  wir 
ese  lücke  nicht,  denn  dort  stehen  die  worte  auf  fol.  182.  Wir 
üssen  sonach  annehmen ,  dass  der  Schreiber  von  2  die  lücke 
erkte  und  dieselbe  aus  einer  andern  handschrift  ausfüllte  oder 
as  probabler  ist,  dass  noch  ein  mittelglied  zwischen  M  und  2 
igt.  Da  Sjmp.  467,  18  fiaXXov  Y  weglässt,  M  dagegen  dieses 
ort    hat ,    wird    man    auch    ein    mittelglied   höchst  wahrscheinlich 

42* 


660  PlatoD. 

zwischen  Y  und  M  statuiren  müssen.  Aus  IS  ist  wiedeniB  lier- 
vorffegangen  Venetus  186  und  aus  dieser  handschrift  Venetos  184 
{Sy  Diese  abhängigkeii  der  zwei  handschriftea  von  2  hat  Mo- 
relli  in  seiner  Bihlioiheca  manuscripia  Graeca  et  laiina.  T.  I.  Bm- 
sani  1802  nachgewiesen.  Da  dieses  buch  in  Deutschland  gar  ai^t 
bekannt  wurde,  war  die  entdeckung  ganz  ?encbo1lea.  Es  ist 
ein  verdienst  von  A.  Jordan,  wieder  darauf  aufmerksam  genaekt 
zu  haben  ^). 

Aus  der  vorausgehenden  deduction  geht  also  hervor,  dass  wir 
S2M  entfernen  und  Y  als  allein  massgebend  betrachten    mfissen  % 

Y  stammt  im  Alcib.  1  et  II  aus  C  vgl.  AIcib.  I,  316,  4  a»- 
jovg  YC  et  corr.  B  322,  18  irrdnaCai]  intottu  YC^  indneuo 
S2  326,  13  jriv  —  ni^a%iv  em.  SYC  362,  1  uitm  om. 
2TC  et  pr.  S  Alcib.  II,  276,  5  rovg  om.  SSYC  289,  23 
fAfj  ngoTiQOv  om.  SYOo  291,  1  xaxcSg]  xaXwg  YC  292,  16 
^dvM  fAfv  om.  YOv  et  pr.  S2. 

Auch  über  den  Ursprung  des  Y  in  den  dialogen  Theaetet, 
Sophista,  Politicus  scheint  kein  zweifei  obwalten  zu  können.  Di 
hier  Y  alle  lücken  mit  der  zweiten  klasse  gemein  hat,  aber  keine  ^^ 
mit  der  ersten,  so  ist  daran  festzuhalten,  dass  das  fundament  des 
textes  in  diesen  dialugen  auf  der  zweiten  familie  beruht.  Es 
darf  aber  auch  nicht  verschwiegen  werden ,  dass  in  Y  oft  die 
lücken  der  zweiten  familie  aus  der  ersten  ergänzt  wurden  und 
auch  darnach  correcturen  stattgefunden  haben  z.  b.  Theaet.  250,  2 
Xtyiw  —  »iWQBnat  om.  rABCEFH  :  add.  ^JHSYS  199,  15 
xam\  xat  "äJÜ^Y  Soph.   199,  19  Sij  add.  %jnS2Y  :  m. 

rABCEFH  Politic.  249,  7  o  add.  %jn32Y :  om.  FABCEPH. 
Aber  man  kann  sogar  noch  einen  schritt  weiter  gehen  und  die  be- 
hauptung   aufstellen,   dass   Y  in   den    genannten   dialogen   mit  EP 


3)  Ohne  kenntniss  der  von  Bekker  nicht  verglichenen  Zwischen- 
glieder war  es  nicht  möglich,  die  abhängigkeit  der  handscfariften  von 
einander  zu  eruiren. 

9)  Wenn  unsere  deductionen  richtig  sind  (und  ich  wüsste  in 
der  that  nicht,  was  sich  stichhaltiges  dagegen  sa^en  Hesse),  so  wäre 
dies  wieder  ein  beleg,  wie  wenig  man  sich  auf  die  altersbestimmnng 
der  handschriften  in  den  catalogen  verlassen  kann. 

10)  Politic.  364,  10  lassen  zwar  ZT  mit  fU  ei  pr.  fi  die  worte 
xai  an/Aiatf  weg;  allein  da  xai  n/uaU  vorausging  und  die  auslassnng 
sonach  ausserordentlich  leicht  vor  sich  gehen  konnte,  ist  diesem  bei- 
spiel  keine  bedeutung  zuzumessen. 


Piaton.  661 

aus    einer    quelle    stammt      Am   deutlichsten   tritt  das    angeieigte 
TerfaältniM   im  Politicus  zu   tage.  283,   19    Srj   om.  ZYEF 

0t  pr.  3  299,   19    nuv  jfi]   ndnfi  2YCEF  318,   2 

r^fiifAam]  ngärfiata  3£YF  338,  5   iCiv]  3tT  2YEF 

drcu 
344,  16  ow  E,  ovv  2YF  346,  18  dvat]  olv  SYEF 

353,  21    uXXn^^aq]    aU^f^otig  2YEF  Soph.  143,    13    xa- 

a 
xamßMtov]  Kot  nrßMtov  £,  xal  nwXtnov  F,  xai  xavnjhxoy  2Y 

a 
166,  5   xuTaßdvag]   xajaßavteg  E,   xaiaßumg  2YF         174,  19 

td^$]  Xad^^  E,  Xa^t  Y       145,    10  jif^i^/uaro^^o^^xoV]  xQ1f^^^^9^' 

ov 
g$x6v  £Y  e^  pr.  EF  258,  5  ov]  av  EF  om.  ^F"). 

Tbeaet  299,  1  dXV  om.  2YEF  et  pr.  3  298,  18  dij  om. 

SYE       289,  4  xal  om.  YEF       184,  10  inXoH]  tov  änXov  YEF 
314,  13  ftoif*«»]  ixofABv  £YEF  et  pr.  3      273,  3  av]  ovv  AEF, 

om.  fijn. 

Schwieriger  ist  das  verhältniss  von  Y  im  Parmenides  zu  beur- 
tbeilen;  es  ergeben  sich  zwar  auch  hier  vielfache  beruh rungspunkte 
zwischen  Y  und  EF  z.  b.  5,  17  diT]  dtj  2E  et  pr.  Y,  om.  F 
21,  1  f»o»  om.  lYEF  25,  1  aga  om.  YE  36,  19  uXXo] 
aXXov  Y2  39,  1  o^a]  om.  YEl  et  pr.  SF  82,  12  J«  om. 
YE  et  pr.  2F  82,  13  lov  om.  YE  et  pr.  2  78,  10  rfva» 
dvvmx^  ilvM  dvvano  ihu§  Y  et  pr.  2F  12,  7  ^lo*  <wtt.  YEF 
et  pr,  3  13,  21  xaiä  oXa]  xurd  m  oXa  YEF  et  pr.  2.  Allein 
merkwürdig  ist,  dass  Y  mit  Sl  59,  14  das  wort  yt^v^xm  weg- 
lasst  Einer  gleichen  Schwierigkeit  begegnen  wir  im  Phaedo,  wo 
Y  fost  immer  in  gemeinschaft  mit  91  sich  befindet  und  trotzdem 
54,  6  d^figCoiy  11>  5  aig  jäxiCTU  mit  der  zweiten  familie  weg- 
lässt.  Dagegen  in  der  Apologie  und  im  Crito,  Euthyphro  ist  Y  ent- 
schieden der  zweiten  familie  zuzutheilen:  Apol.  116,  1  aviov  om. 
YBCEHgu  127,  10  äXX'  —  11  ;fa^»€fff^a*  om.  E ,  in  mg.  po- 
nunt  rc.   YBu        Crito  151,  18    xal   do^rj   om.   YßCEHu        Eu- 

11)  Es  kommt  öfters  in  handschriften  yor,  dass,  weou  in  der 
Torlage  eine  lesart  über  eine  andere  gesetzt  ist,  der  Schreiber,  un- 
schlüssig, welche  lesart  er  nehmen  soll,  zuerst  eine  lücke  läset,  die 
dann  später  nicht  selten  auch  verschwindet. 


662  PlatoD. 

thjplio  372,  7  vnb  iwv  Siwv  YEu  380,  16  /afuir  nm  n-  ^ 
CiTjat  YBCEHu,  Man  sieht,  in  einigen  dialogen  ist  der  eliinkter 
von  Y  sdiwer  zu  fassen.  Die  tlieil weise  iibereinstimmaog  nit  der 
ersten  (älteren)  Familie  bat  etwas  bestechendes  und  auch  nidi  Tcr- 
leitet ,  der  mit  Y  zusammenhängenden  handschrift  S  eine  bedei- 
tung  einzuräumen,  welche  ich  ihr  nach  umfassenderen  und  genaaereo 
Studien  abstreiten  muss.  Die  handschrift  Y  ist  schon  dsrom,  weil 
sie  in  verschiedenen  dialogen  verschiedenen  quellen  folgt,  nidit  als 
repräsentaut  zu  verwenden. 

4.  Für  den  Coislinianus  F,  der  sich  durch  seine  abneigiiog 
gegen  den  hiatus  auszeichnet,  ist  characteristisch ,  dass  er  (akolid 
wie  T  in  einigen  dialogen)  nicht  rein  den  text  der  Eweitai 
handscbrifteufamilie  gibt,  sondern  Öfters  mit  der  ersten  faailie  zu- 
sammengeht. Ein  belebreudes  beispiel  gibt  der  Theaetet  Obwohl 
nämlich  hier  in  F  entschieden  das  fundament  des  textes  auf  der 
zweiten  familie  ruht,  wie  dies  z.  b.  hervorgellt  aus :  257^  16  fa<!i 
add.  910/7  :  om.  FAS^YBCEFH  256,  12  /»a^oirc«  ü"  aäl 
%jn  :  om,  FAS2:YEB  et  pr.  F,  pr.  B,  gibt  F  docb  278,  11 
allein  von  den  handscliriften  seiner  Verwandtschaft  in  äbereinstin- 
mung  mit  ^JII  statt  ^^/la  im  texte  die  worte:  ^^/na  tnl  ntv 
h  fiiQ€h  in€idri  tö  ^tjfia  inqov  tm  biqa^  xaia  ^^fus  toäxov  icn. 
Diese  Übereinstimmung  findet  man  Öfters:  Euthyphro  351,  3  cot 
yi  %Fn^n)ST  :  om.  S^BCEFHu  Phileb.  171,  14  Ttdvri:  ail 
^FJn  Apol.  110,  6   vo^r&*]    vofif^H    dpM   WTd^D.      Wn 

müssen  sonach  annehmen,  dass  jT  auf  eine  handschrift  zurnckgebt, 
die  nach  einem  exemplar  der  ersten  familie  eorrigirt  wurde. 
Selbst  nachdem  F  geschrieben  war,  wurde  noch  eine  andere  hand- 
schrift, nämlich  G,  zur  vergleichung  beigezogen  und  darnach  eor- 
rigirt. Vgl.  Charm.  304,  20  re  d«[«l  F,  om.  G  337,  11  im- 
XfiQwv  add.  G  et  marg.  F  u.  s.  f.  Der  Phaedo  liefert  uns 
den  unumstösslichen  beweis  dafür.  In  diesem  dialog  fioden  wir 
von  pag.  96  Bekker.  an  zwischen  F  und  G  eine  sehr  genaue 
Übereinstimmung.  Es  stammt  nämlich  von  hier  an  F  ans  G, 
wie  folgende  drei  stellen  erweisen:  100,  12  überliefert  G  statt ofoi 
u  wfAiv  das  ungeheuerliche  wort  cxoßt€uigA€;  der  Schreiber  vod 
F  Hess  daher  dasselbe  weg;  erst  später  wurden  die  fehleodeo 
Worte  nachgetragen.  110,  2  fehlen  in  G  die  worte  ov  —  iro- 
fAa^HWj    es   steht    aber   dafür    eine    lücke.      F  geht   einen   scfaritt 


Platon.  663 

iveiter  in  der  verderbniss  und  beseitigt  aucb  die  lücke.  113,  19 
lericbtet  Bekker:  nftiyfj  /*,  in  G  lacuoa.  Da  die  bandscbrifteo 
der  guten  familie  aXcij  baben,  so  musste  aucb  G  dies  in  seiner 
vorläge  gefanden  baben.  Dem  scbreiber  war  das  wort  unbekannt, 
er  lieu  dafür  eine  lücke.  Der  scbreiber  von  F  ergänzte  will- 
körlicb  diese  lücke  durcb  ein  wort,  das  der  zusammenbang  (es 
beL»t  dtwv  aXifti  j§  xai  Ugd)  leicbt  an  die  band  gab.  Diese  bei- 
apiele  zwingen  uns  also  zur  annabme,  dass  F  den  Pbaedo  gegen 
das  ende  zu  aus  G  abscbrieb  und  den  anfang  sowie  andere  dia- 
löge  nacb  G  oorrigirte.  Wir  baben  also  bier  den  fall  vor  uns, 
der  ans  nicbt  selten  bei  platoniscben  bandscbriften  begegnet,  dass 
eine  handschrift  ibren  text  aus  verscbiedenen  quellen  entnimmt. 
Schon  aus  dem  gesagten  ergibt  sieb  der  geringe  wertb  unserer  hand- 
schrift. Die  angünstige  meinung  über  sie  steigert  sieb  noch,  wenn 
wir  die  willküriicben  entstellungen  des  textes  etwas  näher  betrachten. 
Kuthjphro  370,  19  sind  irgendwo  durcb  ein  homoioteleuton  die 
Virorte  in  —  22  d«a  rot; to  in  Wegfall  gekommen;  die  dadurch 
eotstandene  lücke  ist  in  jT  dadurch  verkleistert,  dass  nach  ianv  die 
Virorte  ^  d$  aXXo  t»  hinzugefügt  werden.  Gorg.  18 ,  21  werden 
nach  oifiai  die  worte  iu  xal  aXXwv  xix^wv  $  mt&w  interpolirt. 
Cratjl.  17  9  15  z(g  aiw  i  rtp  lov]  aq'*  oix  oliog  i  F  Protag. 
257,  17  ildttw]  nnw  Eutbyd.  461,  8  äXXa]  xo  (T  iya^ov 
Parm.  17,  17  wt^]  /ih  tSw  Alcib.  11,  284,  2  Sl\  rag  Gorg. 
30,  7  zu]  xai  ra  150,  8  ndyv  r^]  yal  Tbeaet.  248,  10 
SoMovOiv]  doxoStSkv  ovtiog  Eutbyd.  424,  16  uf^Xiicag]  ä/uXiiaag 
Tov  Sopb.  159,  1  TtQog]  Int  Symp.  396,  12  tov]  xai  %hv 
423,  18  nhOtov]  nXoviw  /ley       218,  12  nQÖg]  iul  Alcib.  1 

338,  8  dnvovg]  aofovg.  Die  handschrift  hat  ferner  den  nacbtheil 
erlitten,  dass  die  schriftzüge  öfters  verblichen  sind,  und  nun  die 
willkürlichsten  ergänzungen  von  einer  jüngeren  band  vorgenommen 
wurden.  Einige  beispiele  aus  dem  Uippias  maior  mögen  das  gesagte 
beleuchten:  421,  16  /u«  ix^uXni^Cug]  ikd^o^fkk  qui  «upplevil  F 
438,  10  nqoiffiv  3^  ovä*  supplevii  F  435,  14  vnd]  v<niQov 
9uppUvit  F. 

0.  Jahn  hat  einen  unglücklichen  griff  getban,  indem  er  diese 
handschrift  zum  Vertreter  der  zweiten  familie  im  Symposion  aus- 
erkor "). 

12)  Man  vgl.  noch  folgende  auswahl  von   interpolationen  dieser 


'656  Piaton. 

1  %al  ix^govg  om.  Iw  Ljs.  136,  6  äXXa  xaxdp  om.  I(. 
Ceber  das  Terhältniss  der  drei  handscbriften  xu  eioander  gkvW 
ich  folgendes  eruirt  zu  haben :  w  stammt  aus  S.  Dies  zeigen  W- 
sonders   einige  stellen  im  Clitopho.  474,  1  äy&Qwnf»]  avw  fr,  1, 

a 

avw&ty  w  et  corr.  2  467,  18  uQ^avttK  2,  ug^ayio^  Ow 
467,  9  rinovog  pr,  2,  ^tto>  rc.  2,  rfiTov  w.  Dazu  kommt  oodi 
Pbileb.  137,  10  ytyyia&wv]  y(r^i6äM  Sv>  et  corr.  2.  Die  fer- 
wandtschaft  von  e  mit  2  erhellt  schon  aus  der  gleichen  aufeiDai- 
derfolge  der  dialoge  Timaeus  und  Alcib.  I  et  II  in  beiden  baod- 
schriften.  Auch  e  stammt  aus  2.  Dafür  sprechen  I^ch.  290,  20 
^dfiotxov]  afiaxor  e  et  corr.  2        Euthydem.  415,  5    Xoywy  iiiv 

ov  bv  or 

TtQOTQdiuxufV  Cy,   JUfv  ngoTQijnixwv  Xoyuip  2,    rov   ngoTQixtixiv 
Xoyov  St         Lys.   127,  14  Siav  rj  firj  fAtaovv  ng  9*A^]  oiav  ftn 
fjtiaovv  iK  f^'^^li   St   cum  yg,  BQt  et  mg.  2       Theag.  268,  18 
tC  av  iiixiv  anBxgtvaxo]  il  uv  ob»   avjov   änoxgCvac&u$    t   et   jq-  ' 
9i2BCu.      Verfolgen    wir    nun    den   Ursprung    von    2   weiter,  m 
unterliegt    vor   allen   dingen   keinem   zweifei,    dass    2   in  den  ge- 
nannten dialogen  zur  grnppe  B  gehört     Vgl.  Protag.  174,  2  til- 
XfjXovg  om.  2BCEiwyt       248,  8  ijdri  om,  2BCErwyt       KntbfdeiiL 
422,  1   Tov  Tfgdyfiarog  om.  2BCEwyt         Hipparch.  245,  23  ^/i- 
fpi>isßrifti<5aq\  äfi^iffßriTiicag  2BCEFwyt   et  pr.  F      I^ch.  262,  18 
fffiiv  om.  2BCEwyt        Lys.  113,  6  dfrov  om.  BCEvyt        Thet^. 
273,  22  noKrriv  uyaHv]  noXtiriv  niiov  dya&oy  2Cyt  et  pr.  B 
Charm.  310,  18  ovtcj  om.  IBCEFwy  et  pr.  S      Phileb.  137,16 
onwg  om.  2BCEFHW.     Wir  können  aber  noch  einen  schritt  weiter 
gehen  und  behaupten,  dass  höchst  wahrscheinlich  .Sire  durch  C  au 
I?  stammen.     Vgl.  Protag.  208,  13  iv  om.  2Crwyty   delet  B 
182,    6    at;]    ovv    2wt  et   pr.    C         Euthyd.  433,  1    %oy  pMf 
ämgya^nak  pmxunt  SCAioytt,  om.  BE       395,  19  fjn]  fA(v  Ovft 
410,  1   jt  —  3  äfiax^ovg  (Attu  co^ov  om.  r2Cy      452,  15  artt- 

o 
xvt/foi  w  2(Acy  et  pr.  F,    upaxvtpst  to  B,    uvaxvtpH   td  St 
Hipparch.  233,  3  toJv  fuLrjdtvog  d^fwv  om.  2(ADyt       238,  1  /7a- 
va9riyafo$g]  nag'  dd^rjvaCotg  20yt       I^ch.  270,  14  ^  ircTfoiifjui^fr) 
rj  firj  ntjroiijxafAiv  2CE%Dyt  et  rc.  B       Lys.   135,  10  fff$fAvdCff  B, 
fp$fAfjn&Cu}  20yU  tptfu&Cw  ßv^  f(fifAt&(tia  t      132,  5  d/AßU^g]  ift- 


PlatoD.  657 

ßliog  SOiftr       Theag.  279,  2   aiff^dvutfAM]   aXa^wiMn  rO\ft  el 
yq  Bu  Charm.  342,    15    dvpafi€&a   9(   cum  pr.  B,    dvvafiah 

SCw^         Phileb.   183,  25  Im^vfitav]  t^v  im&vfutav  A2CHw   et 
re.  B. 

Mit  C  müssen  also   die    handscliriften    3i7e    in   den    oben    ge- 
DaoDteo  dialog^n  eliminirt  werden. 

2.  Im  Symposion  nehmen  wir  die  grösste  Übereinstimmung 
des  Ambrosianus  r  mit  dem  Vaticanus  r  wahr.  Wie  diese  Über- 
einstimmung zu  erklären,  zeigt  Charmides.  Hier  liegt  bei  Bekker 
eine  collation  von  r  vor,  wahrend  mir  eine  collation  von  V  (Vin- 
dobooensis  54)  zur  Verfügung  steht.  Vergleicht  man  beide  colla- 
tioneo  mit  einander,  so  macht  man  folgende  entdeckung:  Es  geht 
anfangs  r  aut's  genauste  mit  V  zusammen,  nur  dass  r  öfter  in  der 
verderbniss  etwas  weiter  furtgeschritten  ist.  Folgende  beispiele  kön- 
nen dies  bestätigen :  303,  1  TtQouQuCa]  iaifgaC^  Vr  303,  3  xa» 
post  Sri  om.  304,  10  Jjjroi]  ix^iep  311,  11  noXif  SoHil]  donsT 
jtoXv  311,  19  i]  om»  312,  9  n^joyoiutv  xajoiaiivHv]  nqo  6ov 
ir  oidiri  vniqßtßXrixhak  313,  2  oi  ^ddiov]  uXoyoy  316,  1 
finden  wir  merkwürdiger  weise  r  in  abweichung  von  V  und  in 
gesellschaft  von  BC  C^rifacai]  cv^rjii^a^a^  C  et  corr.  Br  Weiter- 
hin lesen  wir  :  316,  19  rjffvxtov  aw^pQOviarsQogl  ^Cfvx^ov  xal  cvj- 
^QOvicuQog  r  ei  rc.  C  Es  ist  gewiss  auffällig,  dass  mitten  im 
dialog  die  gemeinschaft  von  r  mit  V  aufiiört  Allein  alles  auf- 
fallige verschwindet,  wenn  wir  fol.  331  in  V  aufschlagen.  Dieses 
lilatt  hat  einen  abgeschnittenen  rand,  wodurch  sehr  viele  worte  in 
verstümmelter  gestalt  erscheinen.  Auf  diesem  fol.  befanden  sich 
die  zwei  oben  angeführten  stellen.  Dauach  ist  diui  verhältniss  von 
r  zu  F  klar.  Als  der  schrciber  zu  dem  verstümmelten  blatt  kam, 
nahm  er  seine  Zuflucht  zu  einer  atidcru  quelle,  der  er  auch  treu 
blieb  y  als  der  text  des  verstümmelten  blattes  geschrieben  war. 
Diese  quelle  ist  aber  C  gewesen  vgl.  325,  19  ncinu  om.  Cry 
325,  18  upidioav  om.  Cry  ^).  Du  nun  r,  wie  wir  p.  653  gesehen 
haben,  höchst  wahrscheinlich  ebenfalls  aus  V  oder,  was  weniger 
wahrscheinlich  ist,  mit  V  aus  einer  quelle  stammt,  so  erklärt  sich 
leicht    die   Überstimmung   zwischen  r  und  r.      Auch  im  letzten  fall 

7)  Unsere    behauptnng   im  Hermes  X,   p.  112  ist  also  etwas   zu 
modificiren. 

Philologus.   XXXV.  bd.   4.  42 


658  Piaton. 

verdient  codex  r  keine   beaclitnng,    da    in    ihm    die    überliefcraii^ 
viel  mehr  getrübt  ist  als  in  F. 

3.  In  Venedig  befinden  sich  zwei  handschriften ,  wd^  mt 
dem  Vindobonensis  Y  eine  gruppe  bilden,  tine  davon  S  ist  bcreiti 
von  Bekker  verglichen  worden,  die  andre  nr.  590  (vrir  wollen  nt 
mit  M  bezeichnen)  wurde  von  uns  für  einige  dialoge  and  eine 
reihe  von  stellen  verglichen.  Schon  die  aufeinanderfolge  der  dia- 
loge in  den  drei  handschriften  zeigt  ihre  enge  verwandtsdiaft,  es 
folgen  nämlich  auf  die  zwei  ersten  tetralogien  Parmeoidca,  Gor^ 
gias,  Meno,  Hippias  maior,  Symposion,  Timaens,  Alcib«  I  et  II, 
Axiochus,  de  iusto,  de  virtute,  Demodocus,  Sisyphus,  Alcyon.  In 
2  wurde  dann  noch  eine  reihe  anderer  dialoge  hinzngefiigt  Fer> 
ner  legen  die  drei  handschriften  ihre  Zusammengehörigkeit  durch 
eine  anzahl  gemeinsamer  auslassungen  und  lücken  dar.  Vgl.  Aldk. 
II,  307,  4  cMoioc  —  6  ov  om.  312,  3  istvdv  —  4  noXtfmv  am. 
369 ,  8  rä  täv  laviov  om.  u.  s.  w.  Soph.  187 ,  5  heistt  es 
XQ9^^  vi  ?  ^i>  ^  h^^  statt  der  worte  rfj  ij  tfj  eine  locke,  ebenas 
Mi  in  2  ist  die  lücke  von  einer  jüngeren  band  durch  rfj  tn  aus- 
gefüllt Symp.  467,  4  yipipai]  lacuna  in  YM,  sie  war  auch  io 
2  ursprünglich  vorhanden ,  wurde  aber  von  einer  jungten  band 
beseitigt.     Soph.  209,  23  fifjv]  lacuna  in  YMS. 

Das   verhältniss    der    drei    handschriften    zu    einander    stelka 
nachfolgende  Untersuchungen  fest: 

1)  der  Marcianus  590  (M)  und  2  stammen  aus  K,  wie  dies  ass 

folgenden  beispielen   auf  unzweifelhafte   weise   hervorgeht:    CratjL 

o 
28,  2  inui.d'Blg  (per  ras.)  F,  Im&itg  M2      49,  18  ävxl  xov    al^a 

(o  add.  rc.)  Y,  unl  tov  o  aX^u  M2       50,  5  ofAOifoXovvfog  om. 

pr.  Y,  add.  M2,  rc.  Y      50,  16  aqoxov]  uq^tov  Y,  ägtov  M2 

56,  11  lotnok  r,  loixH  M2  et  rc.  Y       60,  8  f^oe^  Y,  if^cug 

M2,  rc.  Y      67,  6  insl]  xal  post  iml  add.  rc.  Y,  Iml  ȟ  MI 

67,  7  cot  add.  M2,  rc.  Y        80,  12  nal  to  «r  om.  «F,  M. 

M2,  rc.  Y         81,  2  *  om.  %Y,  add.  M2,  rc.  Y         84,  8  <B] 

fAiv  M2  et  ex  correctione  Y         85,  11  ^cDvg  F,  ^mv^g  M2,  rc 

0«  I 

Y  93,  18  yoYYvXcv]  mqoyyvXov  M2,  rc.  Y  111,  5  n]  »f,  1 
nov  M2  112,  15  oiJl  Y,  oidh  M2,  rc.  Y  Tbeaet  175,  3  ! 
^  Y,   fjv  M2,   rc.  Y  186,  15   ov  T^vfkiknQOk\  o  J^vfi^ti^  Y,    | 


PlatoD.  659 

äi9§MfUtQo$  MH,  re,  Y  193,  15  ^vatfidxov]  m*^i^ fAoij^ov  Y,  in  ' 
M  and  2  finden  wir  statt  der  rasur  eine  lücke  und  erst  von  junger 
luuid  Xvüh  ergänzt  194,  4  ovilv  in  Y  erasum  am.  M2  200,  13 
l/ff«y  Yy  sed  superior  pwrs  literae  v  dbrasa,  ^x^i  M2  203,  5 
5  r^  ijv  M2,  rc.  Y  262,  18  ridiara  fxivx'  av]  ?A<rt'  Siv  Ivx' 
Sp  Y,  $eä  9  anU  t  eras.  ^Jwn'  av  ft'  uv  M2  286,  8  rat/iy] 
tavTa  M2y  corr.  rc.  Y       310,  21  u/xigiaro^  K,  ufiiQdnwg  rc,  T, 

0 

ägUQ((n(ag  M,  aixBqdnwg  Z  Sopb.  204,  14  lm)'kyvotad^f(v\ 
ln$§»tyfoiif&fiP  M2y  fb  ex  corr.  Y  (falso  Bekkerus).  Ich  glaube, 
die  Yorgeiiihrten  beispiele  genügen  vollkoDimen ,  um  die  abhängig- 
keit  der  handscbriften  M2  ?on  Y  darzuthun.  Es  fragt  sich  nun 
nnr  noch,  in  welchem  verhältniss  M2  zu  einander  stehen,  ob  sie 
einander  coordinirt  sind  oder  ob  die  eine  aus  der  andern  stammt. 
Vergleicht  man  AIcib.  I,  322,  18  inttnaaat]  iniaiM  YM,  Int- 
ffTa$o2,  so  scheint  es,  dass  2  aus  M  stammt.  Und  so  ist  es  auch. 
Eine  ziemlich  grosse  anzahl  von  weglassungen  in  2  erklärt  sich 
nur  dadurch,  wenn  wir  die  ableitung  von  2  aus  M  annehmen. 
Es  sind  solche  weglassungen,  hei  denen  die  weggelassenen  worte 
in  M,  nicht  aber,  soweit  wir  nachgesehen  haben,  in  Y  eine  zeile 
bilden.  Diese  weglassungen  bezieben  sich  auf  folgende  stellen: 
1)  Alcib.  II,  295,  21  aw  —  ov  5  &€6q  2)  Gorg.  23,  9  Jiy- 
TOQtxir  uvdqa  —  Iv  ixxXtjcCa  ?  3)  Gorg.  142,  4  ianv  Ixavdg 
—    xaia^ovdg  4)  Gorg.  168,  14   xai    tovg    noXXovg    —  ix 

rvqdwwv  5)  Sjmp.  378,  20  /ui/Jc  iva  —  mnoyrjxivat  6) 
Soph.  202,  20  xoivoiviag  —  fAi&B^€TOv  7)  Tbeaetet.  184,  14 
iQyaCtag  —  imCrijfirj  jovto  8)  Meno  347,  6  ifiov  —  7  ifov 
9)  337,  18  xal  —  20  aoi  10)  Sopb.  222,  22  So^a  —  223,  1 
TOtV  11)  Politic  260,  1  Je7  —  4  yvcjffnx^g  12)  275,  11 
to(vw  —  12  Jif.  Nur  eine  Schwierigkeit  ist  noch  zu  berühren. 
Im  Hippias  maior  nämlich  fehlen  in  Y  die  worte  433,  S  d  —  438,  8 
Cvixquxig.  Dieselbe  lücke  hat  auch  M^  dagegen  in  2  finden  wir 
diese  lücke  nicht,  denn  dort  stehen  die  worte  auf  fol.  182.  Wir 
müssen  sonach  annehmen ,  dass  der  Schreiber  von  2  die  lücke 
merkte  und  dieselbe  aus  einer  andern  bandschrift  ausfüllte  oder 
was  probabler  ist,  dass  noch  ein  mittelglied  zwischen  M  und  2 
liegt  Da  Symp.  467,  18  fiaXXo^  Y  weglässt,  M  dagegen  dieses 
wort    hat,    wird    man    auch    ein    mittelglied   höchst  wahrscheinlich 

42* 


660  PlatoD. 

zwiscben  Y  und  M  statuiren  müssen.  Aus  ^  ist  wiederam  lier- 
vorgegangen  Venetus  186  und  aus  dieser  bandschrift  Venetns  184 
{Sy  Diese  abbängigkeii  der  zwei  bandscbriften  Ton  2  hat  Mo- 
relli  in  seiner  Bihlioiheca  manuscriT^ia  Graeca  et  latina.  T.  I.  Bat- 
sani 1S02  nachgewiesen.  Da  dieses  bucb  in  Dentscbland  gar  nicht 
bekannt  wurde,  war  die  entdeckung  ganz  verschollen.  Es  ist 
ein  verdienst  von  A.  Jordan,  wieder  darauf  aufmerksam  geoMcht 
zu  haben  ^). 

Aus  der  vorausgehenden  deduction  geht  also  hervor,  dass  wir 
S2M  entfernen  und  Y  als  allein  massgebend  betrachten    müssen  ^). 

Y  stammt  im  Alcib.  1  et  11  aus  C  vgl.  AIcib.  I,  316,  4  av- 
jovg  YC  ei  corr,  B  322,  18  iTd^naCm]  Intcttu  YCy  litCintuo 
S2  326,  13  t^v  —  nqa^iv  om.  2YC  362,  1  uixw  om. 
2YC  «I  pr,  S  AIcib.  II ,  276 ,  5  to«c  om.  S^C  289 ,  23 
fj^il  uQOTiQOv  om.  SYOo  291,  1  xaxwg]  xaXwg  YC  292,  16 
ipdvak  fifv  om.   YCv  et  pr.  S2. 

Auch  über  den  Ursprung  des  Y  in  den  dialogen  Theaetet, 
Sophista,  Politicus  scheint  kein  zweifei  obwalten  zu  können.  Di 
hier  Y  alle  lücken  mit  der  zweiten  klasse  gemein  hat,  aber  keine  ^^ 
mit  der  ersten,  so  ist  daran  festzuhalten,  dass  das  fundament  d« 
textes  in  diesen  dialogen  auf  der  zweiten  familie  beruht.  Bi 
darf  aber  auch  nicht  verschwiegen  werden ,  dass  in  K  oft  die 
lücken  der  zweiten  familie  aus  der  ersten  ergänzt  wurden  nsd 
auch  darnach  correcturen  stattp^cfiinden  haben  z.  b.  Theaet.  250,  2 
Xtyiro)  —  »iwgeTrM  om.  F^BCEFH  :  add.  "AJüSYS  199,  15 
xarä]  xat  "äJDIY  Soph.  199,  19  Sij  add.  %jnS2Y  :  m. 
FABCEFU  Politic.  249,  7  o  add.  %jnSSY :  om.  FABCEFE. 
Aber  man  kanu  sogar  noch  einen  schritt  weiter  gehen  and  die  be- 
liauptung   aufstellen,   dass   Y  in   den   genannten   dialogen   mit  EF 


3)  Ohne  kenntniss  der  von  Bekker  nicht  verglichenen  Zwischen- 
glieder war  es  nicht  möglich,  die  abhängigkeit  der  handscfariften  tob 
einander  zu  eruiren. 

9)  Wenn  unsere  deductionen  richtig  sind  (und  ich  wüsste  in 
der  that  nicht,  was  sich  stichhaltiges  dagegen  sa^en  Hesse),  so  w&re 
dies  wieder  ein  beleg,  wie  wenig  man  sich  auf  die  altersbestimmang 
der  handschriften  in  den  catalogen  verlassen  kann. 

10)  Politic.  364,  10  lassen  zwar  2Y  mit  %J  et  pr.  11  die  werte 
Ttal  an/diat^  weg;  allein  da  xat  n^nls  vorausging  und  die  auslanung 
sonach  ausserordentlich  leicht  vor  sich  gehen  konnte,  ist  diesem  bei- 
spiel  keine  bedeutung  zuzumessen. 


Platoo.  661 

8  einer  qaelle  stammt  Am  deutlichsten  tritt  das  angezeigte 
irbältniss   im  Politicus   zu   tage.  283,   19    d^    om.  2YEF 

pr.   3  299,    19    iray   i?]    nanu  ^YCEF  318,    2 

»a>^ara]  nqaffkata  S£YF  338,  5   dCiv]  in  2YEF 

14,  16  ovv  E,  ovv  SYF  346,  18  dva%\  ovv  SYEF 

'>3,  21    äXXnXag]    ukXrlXovg  2YEF  Soph.  143,    13    xa- 

a 
7frjX$x6v]  xa)  nrjXixov  £,  xai  ntoXtxov  F,  xal  xamjX^xoy  SY 

a 
16,  5   xutaßdvag]    xataßavug  E,   xaiaßuvug  2YF         174,   19 

i]  Tad't  E,   XaSt  Y      145,    10  jjf^i^/uuro^^o^^xoi']  xQ1f*otioq>o- 

ov 
toy  £¥  et  pr,  EF  258,  5  ov]  ov  EF  om.  2Y^^). 

leaet  299,  1  dXX'  om.  2YEF  ei  pr.  3  298,  18  dij  om. 

YE  289,  4  xal  om.  YEF  184,  10  anXoü]  tov  anXov  YEF 
4,  13  lxot(A€v]  ixof^fv  £YEF  et  pr.  3  273,  3  av]  ovv  AEF, 
i.  ä^///. 

Schwieriger  ist  das  verhältniss  von  Y  im  Parmenides  zu  beur- 
»len;  es  ergeben  sich  zwar  auch  hier  vielfache  berührungspunkte 
iachen  Y  und  EF  %.  b.  5,  17  Sh]  drj  2E  et  pr.  Y,  om.  F 

,  i  fäo$  om.  2YEF  25,  1  aga  om.  YE  36,  19  uXXo] 
Xov  Y2  39,  1  aga]  om.  YEl  et  pr.  SF  82,  \2  Sl  om. 
E  et  pr.  2T  82,  13  xov  om.  YE  et  pr.  2  78,  10  rfva» 
vruj}  ilvM  dvvano  ihuk  Y  et  pr.  2F  12,  7  ^w*  om.  YEF 
pr.  3  13,  21  xaiä  oXa]  xatä  tä  oXa  YEF  et  pr.  2.  Allein 
srkwürdig  ist,  dass  K  mit  Sl  59,  14  das  wort  yC/verat  weg- 
ist    Einer  gleichen  Schwierigkeit  begegnen  wir  im  Phaedo,    wo 

fast  immer  in  gemeinschaft  mit  91  sich  befindet  und  trotzdem 
[,  6  ^fiQtutv  11,  5  iag  räxiCja  mit  der  zweiten  familie  weg- 
»t.  Dagegen  in  der  Apologie  und  im  Crito,  Euthyphro  ist  Y  ent- 
bieden  der  zweiten  familie  zuzutheilen:  Apol.  116,  1  aiiov  om. 
HCER^  127 ,  10  aXX*  —  \V  xagmc^M  om.  E ,  in  mg.  po- 
fil  rc.   YBu        Crito  151,  18    xal   So^rj   om.  YßCEHu        Eu- 

11)  Es  kommt  öfters  in    handschriften   vor,   dass,    wenn    in  der 

rlage  eine  lesart  über  eine  andere  gesetzt  ist,   der  Schreiber,  un- 

ilfissig,  welche  lesart  er  nehmen  soll,  zuerst  eine  lücke  lässt,  die 
an  später  nicht  selten  auch  verschwindet. 


662  Piaton. 

tliyplio  372,  7  inb  iwv  Stwv  YEu  380,  16  /afiaf  ima  m- 
ceTjat  YBCEHu,  Man  sieht,  in  einigen  dialogen  ist  der  chankter 
von  Y  scbwer  zu  fassen.  Die  theilweise  übereinstimmaog  nit  der 
ersten  (älteren)  familie  hat  etwas  bestechendes  und  auch  mich  ?er- 
leitet ,  der  mit  Y  zusammenhängenden  handschrift  S  eine  beden- 
tung  einzuräumen,  welche  ich  ihr  nach  umfassenderen  and  genaoerai 
Studien  abstreiten  muss.  Die  handschrift  Y  ist  schon  dsrom,  weil 
sie  in  verschiedenen  dialogen  verschiedenen  quelleo  folgt,  nicht  ab 
repräsentant  zu  verwenden. 

4.  Für  den  Coislinianus  F,  der  sich  durch  seine  abneigaii^ 
gegen  den  hiatus  auszeichnet,  ist  characteristisch ,  dass  er  (abolidi 
wie  Y  in  einigen  dialogen)  nicht  rein  den  text  der  Eweiteo 
handschrifteafamilie  gibt,  sondern  öfters  mit  der  ersten  fanilie  zu- 
sammengeht. Ein  belehreudes  beispiel  gibt  der  Theaetet.  Obwohl 
nämlich  hier  in  F  entschieden  das  fundament  des  textes  auf  der 
zweiten  familie  ruht,  wie  dies  z.  b.  hervorgeht  aus :  257,  16  yad 
add.  910/7  :  om.  FAS^YBCEFH  256 ,  12  ikaHvt^  i"  aäl 
%jn  :  om,  rAS2:YEH  e%  pr.  F,  ff.  By  gibt  F  docb  278,  II 
allein  von  den  handschriften  seiner  Verwandtschaft  in  übereinstiii- 
mung  mit  %jn  statt  ^rifia  im  texte  die  werte:  ^7/*a  Inl  wf 
h  fiiQih  imirdff  %6  ^rjfjta  Inqov  jm  biqa^  xaia  ^?f»a  taiiov  Ion, 
Diese  Übereinstimmung  findet  man  öfters:  Euthyphro  351,  3  (UA 
y«  "ärnifmST  :  om.  SSBCEFHu  Phileb.  171,  14  äüit^  aU. 
^rJII  Apol.  110,  6   vo/t^r^*]    vofifCi^    ihou    flF^D.      Wir 

müssen  sonach  annehmen,  dass  F  auf  eine  handschrift  zurückgebt, 
die  nach  einem  exemplar  der  ersten  familie  eorrigirt  wurde. 
Selbst  nachdem  F  geschrieben  war,  wurde  noch  eine  andere  hand- 
schrift, nämlich  G,  zur  vergleichung  beigezogen  und  darnach  eor- 
rigirt. Vgl.  Charm.  304,  20  re  d^i  F,  om.  G  337,  11  im- 
XfiQwv  add.  G  et  marg.  F  u.  s.  f.  Der  Phaedo  liefert  ans 
den  unumstösslichen  beweis  dafür.  In  diesem  dialog  finden  wir 
von  pag.  96  Bekker.  an  zwischen  F  und  G  eine  sehr  genaue 
Übereinstimmung.  Es  stammt  nämlich  von  hier  an  F  aus  G, 
wie  folgende  drei  stellen  erweisen:  100,  12  überliefert  G  statt  ofoi 
u  fjjfAiv  das  ungeheuerliche  wort  cxoßxfdigAi;  der  Schreiber  vod 
F  Hess  daher  dasselbe  weg;  erst  später  wurden  die  fehleadea 
Worte  nachgetragen.  110,  2  fehlen  in  G  die  worte  Sv  —  iro- 
fÄu^HVj    es   steht    aber   dafür    eine    lücke.      F  geht   einen  schritt 


Piaton.  663 

ireiter  in  der  verderbniss  und  beseitigt  aucb  die  lücke.  113,  19 
lericbtet  Bekker:  Ufiivfi  Fy  m  G  lacuna.  Da  die  handscbriften 
der  guten  familie  aXcij  haben,  so  musste  aucb  G  dies  in  seiner 
Yorktge  gefunden  haben.  Dem  Schreiber  war  das  wort  unbekannt, 
er  liew  dafür  eine  lücke.  Der  Schreiber  von  F  ergänzte  will- 
kfirlich  diese  Ificke  durch  ein  wort,  das  der  Zusammenhang  (es 
beunt  &iwv  aXifti  j§  xai  Uqo)  leicht  an  die  band  gab.  Diese  bei- 
spiele  zwingen  uns  also  zur  annähme,  dass  F  den  Phaedo  gegen 
das  ende  zu  aus  G  abschrieb  und  den  anfang  sowie  andere  dia- 
löge  nach  G  oorrigirte.  Wir  haben  also  hier  den  fall  vor  uns, 
der  ans  nicht  selten  bei  platonischen  handschriften  begegnet,  dass 
eine  handschrift  ihren  text  aus  verschiedenen  quellen  entnimmt. 
Schon  aus  dem  gesagten  ergibt  sich  der  geringe  werth  unserer  hand- 
schriflt.  Die  angünstige  meinung  über  sie  steigert  sich  noch,  wenn 
wir  die  willkürKchen  entstellungen  des  textes  etwas  näher  betrachten. 
Kutfajphro  370,  19  sind  irgendwo  durch  ein  homoioteleuton  die 
Worte  ijt  —  22  diu  tovjo  in  wegfall  gekommen;  die  dadurch 
entstandene  lücke  ist  in  jT  dadurch  verkleistert,  dass  nach  ianv  die 
Worte  $  d§'  aXko  t»  hinzugefügt  werden.  Gorg.  18 ,  21  werden 
nach  oifiai  die  worte  iu  xal  aXXwv  tix^mv  ^  mi&w  interpolirt. 
Cratyl.  17,  15  tfg  ovp  i  ttfi  tov]  aq^  oix  ovioq  i  F  Protag. 
257,  17  lUnw]  ^ma  Euthyd.  461,  8  ä}la\  %o  (T  aya^ov 
Parm.  17,  17  äv]  fklv  mv  Alcib.  11,  284,  2  dl]  yuQ  Gorg. 
30,  7  tu]  xal  tot  150,  8  ndvv  y^]  val  Theaet.  248,  10 
ionov^v]  doxoStSkV  ovjü^  Euthyd.  424,  16  uf^Xijaag]  äfjuX^Cag 
tov  Soph.  159,  1  TtQog]  Int  Symp.  396,  12  tov]  *al  thv 
423,  18  irAovfoy]  nXovtw  fth      218,  12  fiQdg]  inl  Alcib.  1 

338,  8  ditvovg]  co^ovg.  Die  handschrift  hat  ferner  den  nachtbeil 
erlitten,  dass  die  schriftzüge  öfters  verblichen  sind,  und  nun  die 
willkürlichsten  ergänzungen  von  einer  jüngeren  band  vorgenommen 
wurden.  Einige  beispiele  aus  dem  üippias  maior  mögen  das  gesagte 
beleuchten:  421,  16  /uc  ixfi(Xitii<rtjg]  §äd^otfAt  qui  supplevii  F 
438,  10  ngoifiv  d^  oiä*  suppleoit  F  435,  14  ind]  vittigov 
mtppleoit  F. 

0.  Jahn  hat  einen  unglücklichen  griff  gethan,  indem  er  diese 
handschrift  zum  Vertreter  der  zweiten  familie  im  Symposion  aus- 
erkor "). 

12)  Man  vgl.  noch  folgende  auswahl  von   interpolationen  dieser 


664  Platou. 

5.  Wir  gebeo  nun  über  zur  besprechuog  der  so  enge  Bit 
einaiKier  verbundeoeo  bandschrifteu  BuEFAl^  indem  wir  forlaufii 
von  den  wenigen  handscbriften ,  die  sich  in  einzelnen  dialogeii  n 
ihnen  hinzugesellen,  absehen.  Wir  iiehandeln  zuerst  die  iMod- 
schriften  EF. 

Die  beiden  Parisini  £  und  F  bilden  nämlich  eine  eigene 
gruppe;  vgl.  342,  21  ix  t&v  om.  EF  Amator.  285,  7  ilvm  om. 
Politic.  256,  1  noirfCu  om,  F,  in  mg.  ponil  E  u.  s.  f.  Aneh 
weist  die  gleiche  anordnung  der  dialoge  auf  Verwandtschaft  hin. 
Von  beiden  handscbriften  ist  F  die  schlechtere;  in  ihr  ist  das  ver- 
derbniss  des  textes  viel  weiter  gediehen   als    in   E,    wie   dies  fol- 

a 
gende  beispiele  zeigen:  Sopb.  143,  13  xajnjJaxov]  xal  iniUxhv  £, 
xai  nwXixov  F  Gorg.  85,  17  dUrig]  dCxa^  xui  E^  dUukQ  oi  F 
Parro.  64,  1  oix  —  2  fitiaßdlXot  in  mg,  rc.  F  suffectls  in  am- 
textu  his  :  oix  ^^^^  '^  IVrra»  laviu  ndax^iw  ovn  qwne  Unea  sfA- 
ducta  notantur  330,  5  tj  oix']  rlt^  ovdevog  giiv  F,  qui  mos  om. 
T^vog  (citv  Meuo  340,  10  lAuXhOia  —  11  aii^  om.  F,  qni  in 
mg»  :  doxü  :  t(  ovy  fijg  iith^vfiiiv  aiup  yiviad'M  (willkürliche 
ergänzung)  1^)  Theaet.  203,  3  SatiQoy]  yvp  F  212,  12 

T€  xal]  T€  ufAa  xai  F  Hipp.  min.  222,  17  fif^d^ijQOTiQav]  ;|f</j^M 
F  Es  kommen  noch  hinzu  zahlreiche  weglassungeo :  Theaet 
198,  20  xiuia(  Ti  fAa&i^/iiaia  xai  om,  Hipparch.  231,  6  tl 

yäq  ayvoovvTkg  o*m.  Theaet.  196,  18  toXg  om,  19  xui  om.  ^*). 
£s  unterliegt  nach  diesen  beispielen  keinem  zweifei,  dass  E 
nicht  aus  F  stammen  kann.     Würde  man  nun  auf  grund  folgender 

II      oot 
angaben  Bekker's  85,  21  i^  (T^  E,  i(  aoi   F         Theaet  232,  1 

og  w 

Xoyto  i$CQivvü)fiii(p  E,  XoyiA  diig^vrbJ/uLivog  F        Politic.  268,  20 

handechrift  in  diesem  dialog:  397,  14  avfLKfotf^ia]  ag/uoria  438  16, 

xtff>dla$oy]  (Aiaov       353,  15  toirov]  aviov      424,  8  xai  alXog]  6  Slla^ 
404,  12  xai  lo]  dno       390,  20  auro]  xai  avio. 

13)  Es  ist  lehrreich  zu  verfolgen ,  wie  willkürlich  in  den  hand- 
schriften  oflfendal fegende  lückeu  ergänzt  werden;  z.  b.  Phileb.  239,  15 
nuig  ydg  äy\  ovdtÜQoy  tng.  S,  om.  ASCFHto  et  pr.  8E;  femer  Protag. 
178,  16      222,  7        224,  14      226,  7      231,  6. 

14)  Für  die  kenntniss  der  bandschrift  ist  auch  noch  folgende 
angäbe  Bekker's  zu  beachten :  Ion  183,  20  xai  —  189,  20  ff»«-]  horom 
loco  vacuum  est  in  F  folium. 


\ 


Piaton.  665 

auu  cd^  nqoq 

aMngyuad^M   ¥,    dnBtgyuCrut    E         288,  5  inuyayoyrag  E, 

jiQoötnayayoPT ag  F       Hipp.  mai.  421,  4  afiMQov  nov  u  F,  Cfn- 

w  dg  fj 

*q6v  nov  E  421,  3  il^fUyx^nQ  ^y    ih^rx^^^^  ^  annehmeD, 

F  sei  aas  E  abgescTirieben,  so  würde  man  nicht  das  richtige  tref- 
fen, wie  aus  folgender  stelle  ersichtlich  ist :  Alcib.  I  348,  9  oS 
10  nXfovTWv  om.  F,  ov  —  11  &fQ$^6vTWv  om.  E,  Die  handschrift 
E  lässt  mehr  weg  als  F.  Demnach  müssen  wir  die  behauptiing 
aufstellen,  EF  stammen  aus  einer  quelle.  Welches  diese  quelle 
gewesen  sei,  dafür  finden  wir  in  dem  Bekker'schen  apparat  keinen 
genügenden  anhaltspunkt.  Es  weisen  zwar  einige  stellen  auf  C 
hin,  allein  es  ist  sehr  wahrscheinlich,  dass  hier  mangelhafte  an- 
gaben Bekker's  vorliegen  oder  andere  Ursachen  eingewirkt  haben  ^^); 
denn  den  wenigen  stellen  steht  eine  sehr  grosse  menge  anderer 
entgegen,  welche  gegen  diese  auffassung  sprechen.  Auch  die  we- 
nigen beispiele,  aus  denen  man  auf  eine  ableitung  aus  B  schliessen 
möchte,  können  den  kämpf  nicht  mit  den  entgegenstehenden  auf- 
nebmen.  Uebrigens  ist  die  entscheidiing  der  frage  für  die  kritik 
Platon's  irrelevant.  Denn  jedem  nur  einigermassen  einsichtigen 
beobachter  wird  beim  Studium  des  Bekker'schen  apparates  klar, 
dass  diese  zwei  handschriften  von  der  ganzen  sippe  am  weite- 
iteo  in  der  verderbniss  des  testes  fortgeschritten  und  für  die 
kritik  gänzlich  unbrauchbar  sind.  Aus  den  vielen  beispielen,  die 
dies  bestätigen,  nur  einige:  Phaedr.  41,  20  (utoytg]  noQsvorra$ 
}k6ykg  EF  44,  18  noiritix6g  ^  rwv  ntgl  fAtfiriötv  Tkg  alXog  ag- 
fn6üi$]  notrjT$x6v  omissis  ceteris       70,  15  tpaCviffd-ai]  doxHv  fpaC- 

15)  Es  sind   folgende:   Politic.  277,  18  T?f]  toZt  CF  et  pr.  E 
Parm.  54,  17  aga  om.  CEH  et  p.  F  Cratyl.  112,  U  ovd'l  oifdiy 

ZCEFH      Gorg.  50,  1  rvgawtiv  om,  C  et  pr,  EF       52,   10  ry  natdl 
^m,   CE  et  pr.  P  55 ,  13  &v  om.  CF  et  pr.  E         73 ,  5  nay  om, 

CEFI  85,  8  iv  yoivia  om.  CEFI        130,  1  itag]  Ktos  Sy  CEF 

Meno  344,  5  loya^a]  aya^a  CEF  Politic.  245,  1    5  om.  2F  et 

TT.    CE        ä25,  4  ^tgantvovi%{\  ^%ganovfH  2YCEF       351,  1  ago]  h& 
SYCEF  Theaet.  197,  8  ßagv,  xov(f>oy]  ßagv  xai  xovifoy  CE  et  rc. 

rnB  Soph.  170,  23  yag]   cfi   CEff  et  rc.  B,    om.  AlYF  et  pr, 

o  %y 

VB  Theuet.  274,  16  «V]  iV  JB,  hv  A,  Iv  2YEH  Soph.  125,  3 

9  at 

hatgoy  B,  htgoy  E      Phileb.  183,  25  xal  int^v/uiay]  xai  tijy  imOv/iUcy 
4£CHw  et  rc.  B  Lach.  270,  14  9  mnov^xufMy^  4  f^h  mnouixafjuy 

iCEwye  et  rc,  B 


666  Piaton. 

via&a$         66,  21  6i  di]  oid"  ovia  E  e$  pr.  P         88 ,  12  i((\ 
XQtj  Charm.  342,  5  äXri&tvdtg  drifA$ovQyoTg]  äXiiStrotg  xoi  ii^- 

fAMvgroTi  Lach.  251,  9  di]  yäq  E  Gorg.  40,  2  Ka%\  q  £F. 
Ferner  lassen  EF  oft  worte  des  textes  weg:  Phaedr.  61,  14 
Ivayxo^  o»^*  ^  ^^  V^'  ^  Politic  256,  1  jnn^iM  F,  in  mg,  poall 
E  Sympos.  404,  2  yvv  —  3  laortM  om,  F  f  el  pr.  £.  In  dm 
letzten  heispiele  finden  wir  mit  EF  noch  f  vereinigt  Ich  hake  io 
meinen  Studien  p.  66  den  nachweb  geliefert,  dass  f  ans  £  ab- 
geschrieben ist. 

6.  Von  den  handschriften  BuAI  hängen  ferner  enge  la- 
sammen  jdl;  zu  ihnen  gesellt  sich  noch  der  Laurentianos  85,  6. 
Die  drei  handschriften  haben  eine  grössere  liicke  im  Cratylus  nad 
im  Parmenides,  wie  ich  Hermes  X,  p.  174  gezeigt  habe.  Sie 
stammen  also  aus  einer  quelle  ^^. 

Was  nun  den  werth  dieser  gruppe  anlangt,  so  ist  nicht  zwei- 
felhaft, dass  sie  gegenüber  von  B  die  schlechtere  Überlieferung  dar- 
stellt. Die  betreffenden  handschriften  ^^)  sind  viel  fehlerhafter  (sie 
scheinen  auf  einen  unleserlichen  archetypus  zurückzugehen)  *^  fud 
haben  mehr  interpolationen  erfahren  ^^.  Um  dies  zu  erweisei, 
gebe  ich  folgende  heispiele:  Cratjl.  13,  5  jrtQl  tqwmiwm  %B  : 
negl  tot  iQvndvov  AlX  Laur.  25,  16  flftn/ßa^  9[B  :  yinfuu 
43,  15  noCHdcS  ^B  :  noattdwva  46,  18  äjioUa  flB  :  ändl- 
Xwva  48,  1  xdXhina  ^B  :  xdVuctov  50,  16  Sgoiav  ÜB : 
ggma  68,  20  $(vm  910  :  xai  73,  19  äm$tp  3lB :  aTmty  ^v 
77,  6  ^ovlii  3(  :  i}  oyfla^g  0,  oyTi(f$g  Theaet.  231,  6  ßtßon- 
aijxag  310  :  Ipon^n^ag  272,  17  Utn^M  SlB  :  UhE^ntM 

284,  21  anodovq  %B  :  änod^doig  ctfm  rc.  B         287,  13  %o(m 
9[B  :  olv  u.  8.  f. 


16)  Im  Gorgias  ist  dagegen  zwischen  /  und  ji  Laor.  keine  durch- 
gängige Übereinstimmung  mehr  vorhanden. 

17)  Genau  yerglichen  von  uns  wurde  ji  und  Laur.  für  die  dialoge 
Cratylus  und  Theaetet.  Wir  geben  aber  im  Cratylus  nur  heispiele, 
bei  denen  nach  dem  Bekker*8chen  apparat  sich  auch  I  in  gesellschaft 
von  ^  und  Laur.  befindet. 

18)  Vgl.  83,  3  o^^Qic]  hgat  20,  18  aholg]  ntol^.  Bes.  aufflUlig 
tritt  dies  hervor  bei  ji  im  Phaedrus. 

19)  Nicht  verschwiegen  werden  darf,  dass  an  einer  und  der  an- 
deren stelle  B  eine  interpolation  erfahren  hat,  von  der  diese  gmppe 
frei  ist,  z.  b.  19,  11  intla^ov  yi  Zy  6Uyo¥  %  :  inüd^op  ^Uyw  A 
Laur.,  imkd^Qv  oliyoy  yag  B  cum  rc,  J, 


\ 


PlatoD.  667 

7.  Es  ist  noch  übrig,  das  verhältniss  von  ti  zu  B  näher  zu 
bestimmen.  Die  beiden  handscbriften  zeigen  eine  auflPallende  ahn- 
lichkeit  Wie  B,  so  hat  auch  ti  ganz  dieselben  dialoge,  ferner 
lie  xd^^^  ^^1f  ^^^  Timaeus  Locrus  und  zwar  genau  in  dersel- 
ben reihenfolge ;  wie  in  B,  so  folgen  auch  in  u  auf  den  Meaexenus 
He  Worte  liXog  tov  ngtStov  ßtßXCov.  Wir  finden  in  beiden  band- 
tchriften  fast  g^nz  dieselben  randbemerkungen.  Schon  die  verglei- 
^ung  einiger  dialoge  hat  gezeigt,  dass  B  die  ältere  und  bessere 
iberlieferung  darstellt.  So  hat  1)  j?  das  iota  adscriptum,  selbst 
>ei  Worten,  in  denen  es  später  gewöhnlich  nicht  mehr  geschrieben 
prurde,  während  bei  ti  dasselbe  fast  durchgängig  fehlt  2)  Wir 
inden  in  ti  interpolationen ,  welche  in  B  fehlen  z.  b.  Hipp.  min. 
221,  2  aliJXQov]  alaxQoi^  xat  226,  2  ä6$xovmg  ßiXrhvg]  Ht- 
lovpjig  cü$  ßiXtCovg  Ion  172,  i  ufxa  di  upuyxdiof]  äfAa  de 
tal  ävayxuiov*  3)  Auch  weglassungen  hat  u ,  welche  B  nicht 
heilt  vgl.  Apol.  121,  4  xal  ßocSyjwr  om.  gu  121,  19  2x  s?; 
foXov  om.  u  Hipp,  maior  452,  16  d  om.  u.  Endlich  4)  stehen 
lei  u  an  einer  ganzen  reihe  von  stellen  worte  im  texte,  welche 
>ei  B  sich  am  rande  oder  über  der  ziele  befinden  und  bei  genauerer 
>rüfung,  die  wir  später  vornehmen  werden,  sich  als  interpolationen 

u 

larstellen,  z.  b.  Hippius  maior  421,  4  CfjuxQOv  nov  B,  CfAkx^ov  u 

♦  > 

av  iv 

ffov  tf         452,  19      UV  B,  av  uv  u         446,  12      Xiyiif^fu  B, 
?S  Xiyea&a§  u       Apol.  90,  11  Iva  oitov  vfAWVj  in  B  stand  höchst 

onov 
Krahrscheinlich  Iva,  denn  es  ist  über  Ira  etwas  wegradirt,  aber 
ipiritus  asper  und  accent  ist  noch  sichtbar.  Man  sollte  demnach 
irermuthen,  dass  ti  aus  B  stamme.  Und  wirklich  sprechen  noch 
nehre  indicien  dafür.  Ion  184,  16  Ix  —  17  av  werden  von  tf 
Kreggelassen,  es  liegt  kein  homoioteleuton  vor;  in  B  bilden  diese 
pvorte  eine  zeile.  Eutliyphro  358,  10  äiex^uig  punctis  supra  po- 
litis  notavit  B,  in  u  ist  dafür  ein  leerer  räum.  Hipp.  mai.  419,  1 
lesen  wir  in  tf  dxotSviat  statt  äxQowyfa»;  in  B  steht  zwar 
IxQOÜviati  das  q  ist  aber  so  klein  geschrieben,  dass  es  ausseror- 
lentlich  leicht  übersehen  werden  konnte.  Jo  181 ,  6  fehlt  in  ti 
1er  artikel  vor  ^iog^  wir  finden  ihn  zwar  in  B,  aber  wiederum 
K)   klein   geschrieben,    dass   er  dem  äuge  des  Schreibers  leicht  ent- 


668  Piaton. 


gehen  konnte.  Hipp.  min.  199,  11  oaov  pr.  B,  Scr«  ti,  ex 
B,  Wenn  aber  Bekker's  adnotatio  richtig  Amator.  287 ,  3  - 
4  di}  om.  II,  80  ist  jedoch  an  eine  directe  ableitung  des  cod.  « 
aus  B  nicht  zu  denken ;  die  auslassung  in  «i  ist  nämlich  nur  darcb 
überspringen  einer  zeile  zu  erklären,  da  kein  homoioteleoton  da  ist; 
in  B  beginnt  zwar  die  zeile  mit  xaly  aber  dtj  steht  am  anfoog  der 
nächsten  zeile.  Wir  sind  sonach  gezwungen,  ein  mittelglied  zwi- 
schen B  und  II  anzunehmen,  in  dem  die  in  u  autgelassenen  worte 
eine  zeile  bildeten.  Wie  dem  auch  sein  möge,  über  die  Inferiorität 
der  liandschrift  u  gegenüber  von  B  kann  kein  zweifei  obwalteo. 
Wer  B  hat,  der  braucht  u  nicht  mehr;  denn  ti  kann  ihm  nichts 
neues,  was  wahr  und  keine  conjectur  ist,  darbieten. 

Zum  schluss  ist  noch  zu  bemerken,  dass  in  der  apologie  aas 
ti  wahrscheinlich  g  stammt. 

8.  lieber  die  handschriften ,  die  sich  sonst  noch  in  der 
zweiten  familie  vorfinden,  genügen,  da  ihr  geringer  werth  offeo 
vorliegt,  wenige  worte.  v,  eine  handschrift  des  16ten  jahrh.  gehört 
im  Alcib.  II,  nach  den  lücken  289,  23  und  293,  16  zu  schliesseB, 
mit  zu  den  handschriften,  welche  aus  C  geflossen  sind.  Diese 
handschrift  ist  übrigens  eine  der  interpolir testen  von  allen  platoiii- 
schein  und  von  einem  ganz  stupiden  abschreiber  geschrieben,  der 
von  dem,  was  er  abschrieb,  nicht  das  geringste  verständniss  hatte. 
Ein  belehrendes  beispiel  ist  Hipp,  maior  431,  11,  aus  welcher 
stelle  auch  die  zeilengrösse  einer  handschrift,  die  vor  t;  liegt, 
abgeleitet  werden  kann.  Die  handschriften  Up  im  Alcib.  1,  welche 
aus  einer  quelle  stammen  und  von  denen  U  mit  328,  7  ^hiiut 
abbricht,  strotzen  von  entstellungen  und  willkürlichkeiten;  es  ge- 
nügt 326,  22  iroVcD  uv  auiov]  toatg  ovy  (7,  to  (fujfia  ovv  p  tu 
betrachten.  Bemerkt  sei  noch,  dass  die  beiden  handschriften  deo 
text  des  Alcib.  I  nur  als  bei  werk  zum  commentar  des  Produs 
geben.  Im  Phaedo  fällt  L  mit  H  schon  wegen  der  stelle  48,  19 
bqaxov  ^  doQaiov  that  3(  :  ogaiov  tlyat  ACl^  ogatdv  ovp  YHL, 
was  eine  fortgeschrittenere  verderbniss  gegenüber  den  andern  glie- 
dern der  gruppe  bekundet.  Aus  dem  Bekker^schen  apparat  kaoo 
man  sich  leicht  überzeugen,  dass  die  beiden  handschriften  Im  im  Cra- 
tyl.,  welche  uns  einer  quelle  stammen,  wegen  der  grossen  will- 
kürlichkeiten unbrauchbar  sind.  Das  gleiche  gilt  von  n  im  Sym- 
posion.    Die  handschrift  f  verräth    ein   schwanken  zwischen   heideo 


\ 


Flaton.  669 

imilien  nod  gibt  sonach  kein  reines  bild  einer  familie.  Bndlich 
if  die  handschriften  0IVW  im  Gorgias  müssen  wir  ?erzichfen 
nmal  wegen  ihres  schwankenden  Charakters  und  dann  wegen 
res  Zusammengehens  mit  S2Y,  über  welche  handschriften  wir 
r  Gorgias  bereits  ein  verdammungsurtheil  gefallt  haben. 

9.  Durch  unsere  bisherige  Untersuchung  sind  wir  zu  dem 
sultat  gekommen,  dass  unter  den  Bekker'schen  codices  der  zweiten 
milie  der  Parisinus  B  der  beste  ist.  Allein  dieses  principat 
issen  wir  dieser  handschrifb  entziehen,  sobald  wir  ihn  mit  dem 
;netus  t  (appendix  class.  4,  cod.  1),  den  Bekker  nur  bis  zu 
410,  19  im  Symposion  verglichen,  zusammenstellen.  Wie  wir 
hon  früher  ^^)  bemerkt  haben ,  hat  diese  alte  handschrift  die  ei- 
inthümlichkeit,  dass  sie  in  formen  und  orthographischen  dingen 
sles  mit  dem  Clarkiauus  gemein  hat.  Wenn  wir  nun  diese  hand- 
hrift  mit  dem  Parisinus  vergleichen^  so  finden  wir,  dass  bei  der 
Lztern  schon  viele  interpolationen  in  den  text  gedrungen  sind, 
siehe  der  Venetus  am  rande  odei*  über  der  zeile  hat.  Der  codex 
irisinus  repräsentirt  also  eine  verderbniss  des  textes  in  der 
weiten  poteoz.  Wir  wollen  unsere  behauptung  durch  eine  aus- 
fthl  von  beispielen  aus  Theaetet,  Cratylus  und  Buthydem  beweisen: 

Tbeaetet  209,  15  vnvb;i  Sit  :  iwitvtia  B,  rc.  t  222,  6 

uiv  3lt  :  OQU  By  ex  corr.  t  228,  20  xaiu  fAiv  awfiara  9[t  : 

TU  fiiv  zu  Oüifiaia  B,  m  add.  rc.  t  235,  19  ngog  fj^i  Sit  : 
wg  ifAi  B,  rc.  t  245,    20  r'  av  Sit  :  t    av  noXv  B,  noXv 

pra  versum  additum  in  t  245,   20  XQ^^^^^  ßaCiXiiug  Sit  : 

tftfCov  5  ßaCiUtuq  B,  rc.  t  246,  14  inunafAivov  Sit  :  im- 

dfAivog  B,  rc.  t  250,  9  Xiyofi^v  Sit  :  IkiyofAiv  B,  rc.  t 

>1,  5  tiiykov\  iiuXkov  t,  (liXXov  fiäXXov  B  273,  3  ap^on 
:  aypou  av  B,  av  supra  versum  in  t.  Bin  beispiel  ist  beson- 
rs  belehrend,  nämlich  Theaetet  219,  18  (163  A),  wo  es  heisst 
Ifj  d^  axiJniov,  wg  iotxfv^  dg  o  re  cog  xal  6  Otoduigov  Xoyog. 
att  aUjy  6ri  finden  wir  in  t  dW  rjdfj  (per  ras)  und  über  iotxiv 
o  m.  II  ukktj,  in  B  lesen  wir  nun  äXX^  ffdri  und  io$x(v  aX- 
tg.  Cratyl.  64,9  SCxa$ov  Sit  ;  lo  i(xa$ov  B,  rc.  t  89,  12 
«  ^j)  Sit  ;  *u<  xai  fA^  Bj  rc.  t         101,  22  ovimg  Sit  ;  oviwg 

20)  Vgl.  Studien  p.  84. 


670  PlatoD. 

i^ov  B,  ix^v  in  marg.  add,  t  Sehr  belehrend  ist  die  vergWi- 
chuDg  voD  stelleo,  in  denen  sich  die  fortschreitende  verderbniai  tob 
t  zu  B  darstellt.  62,  9  i^d  6^  IfißdUo^wg  dii  St  :  dio  ttl 
IfißdXkovrag  B  70,  14  »atjoi,  Afyci  Sit  :  xattoi,  Xiyovcl  B 
77,  6  tjovfig  31,  fiovfjq  t  :  ^  oiT^ffig  B  (oyritr&g  A  und  Laureo- 
tianus)  118,  6  ifigtavuT  91  :  IfJtgtavlq  tl  t,  ifigKipij  j  B. 

Eu  thy  dem.  396,  19  noXXoC  n  SXXot  3(t  :  noXXoC  re  xal  aUoi  B 
nach  Bekker  (in  u  ist  xal  sicher)  417,  16  nwg  yag  ay]  uXXmq 
past  uv  add,  B  (nach  Bekker,  in  ti  ist  es  sicher  im  texte),  alltj^ 
in  marg,  add.  rc.  t  426,  13  nuv   onwg  911  :   luvnwg  B,  es 

corr.  t  458,  18   ^avXoi]  ndvv  add,  B  (in  u  sicher  im  texte), 

in  marg.  add,  t. 

Auf  grund  der  vorausgehenden  Untersuchungen  sind  wir,  wie 
ich  glaube,  zur  aufstellung  des  satzes  berechtigt: 

die  zweite  familie  wird  in  ihrer  reinsten  ge- 
stalt  durch  den  Venetus  t  erkannt. 

Somit  wäre  fur  die  sechs  ersten  tetralogien  die  kritiscbe 
grundlage  erkannt: 

als  Vertreter  der  ersten  (älteren)  familie  bat 
sich  ergeben  der  Clarkianus,  in  zweiter  linie  der 
Tubingensis  oder  Crusianus  und  der  Venetus  /7,  als 
Vertreter  der  zweiten  (jüngeren)  familie  der  Ve- 
netus t. 

Es  wäre  nun  der  werth  der  beiden  familien  für  die  plato- 
nische texteskritik  festzustellen;  das  eine  hat  sich  bereits  aof 
den  bisherigen  Untersuchungen  ergeben,  dass  durch  t  die  fiberdo- 
stimmung  der  zweiten  familie  mit  der  ersten  eine  grössere  g:e- 
worden  ist. 

Würzburg.  W.  Sdkonz, 

Soph.  Elect  11 

schreibt  W.  Diudorf,  dem  Nauck  folgt,  ;ra r^o^  ix  fovwp  statt  des 
bisher  üblichen  qtoviav :  meines  erachtens ,  obgleich  fovif  Sophokles 
auch  gebraucht,  mit  unrecht,  da  ^6 yog  von  Agamemnons  ermordang^ 
in  diesem  stücke  stehend  ist,  vgl.  vs.  779  g>6yovg  narqtfovg:  dann 
wegen  ^ovov  vs.  14,  rait  dem  (poywy  die  figur  der  epanadiplcNNs 
bildet,  s.  unt.  vs.  580;  endlich  passt  im  anfang  des  stacks  das  all- 
gemeinere ^övog  besser:  ipov^  würde  zerstreuen. 

Ernst  von  Lsutsd^ 


\ 


XX. 

Die  Präposition  cum  in  Verbindung  mit  dem 
relativum. 

Zweiter  artikel. 

In  Philol.  XXXII,  p.  711  (T.  habe  ich  die  regel  für  den  ge- 
braoeh  der  präposition  cum  in  Verbindung  mit  dem  relativiim  durch 
die  beispiele  aas  einer  grösseren  anzahl  von  prosaikern  fest- 
gestellt und  dort  bereits  (p.  713)  bemerkt,  dass  dieselbe  bei  den 
dichtem  ziemlich  entsprechend  sein  müsse.  Es  gilt,  wie  für 
die  Prosaiker  so  auch  für  sie,  dass  diese  Verbindung  äusserst  wenig 
vorkommt :  bei  einigen  Schriftstellern ,  selbst  sehr  umfangreichen 
finden  wir  gar  keine,  bei  anderen  durchgehends  so  wenige  bei- 
spiele, dass  wir  in  Verlegenheit  kämen,  nach  ihnen  allein  zu  sagen, 
was  denn  eigentlich  der  gebrauch  sei.  Es  ist  aber  gegen  diesen 
mangel  ein  sicheres  correctiv  sowohl  durch  die  beobachtung  des 
gebrauche«  bei  den  anderen  gleichzeitigen  dichtem  gegeben,  als 
auch  dadurch,  dass  wir  die  belegstellen  der  prosaischen  autoren 
zur  vergleichung  hinzuziehen ;  ferner  werden  wir  einen  gewichtigen 
beweis  für  die  ricbtigkeit  der  regel  darin  zu  finden  haben,  dass 
wir  bei  den  dichtem  das  meiner  meinung  nach  weniger  geläufig 
auszusprechende  cum  quoy  cum  qua,  cum  quihus  (vgl.  Comment. 
Einsidl.  in  Donati  Art.  min.  bei  Keil  Gramm,  f^at.  supplem.  p.  212) 
an  solchen  stellen  antreffen,  wo  ebenso  gut  ein  quocum  etc.  gesagt 
werden  konnte:  man  vergleiche  unten  die  stellen.  Auf  diese  weise 
werden  wir  trotz  der  im  grossen  ganzen  geringen  anzahl  der  bei 
den  einzelnen  dichtem  vorhandenen  belegstellen  berechtigt  sein, 
einen  endgültigen  schluss  zu  ziehen. 


672  Die  präposition  cum. 

In  deo  Überresten  der  dichter  aus   der   älteren   periode 
Plautus  und  Tereuz  finden  wir  nur  bei  Ennius  und  Turpilius 
beispiele  und  zwar  Ennius  Anna).  239  Vahlen.  quacum: 
Haece  locutus  vucat  quocum  bene  saepe  libenter 
Mensam  sermonesque  suos  rerumque  suarum 
Congeriem  partit: 
Annal.  247: 

Quocum  multa  volup  ac  gaudia  clamque  palamque. 
Turpilius  57  (scaenic.  fragm.  ed.  Ribbeck.)  quacum: 
Quom  legere  te  optimum  esset  atque  aequissimun, 
Quacum  aetas  degenda  et  viveadum  esset  tibi. 
Ferner  treffen  wir  ein  quicum  an  bei  Pacuvius  25  (Ribbeck.): 

An  quis  est  qui  te  esse  dignum,  quicum  certetur,  putetf 
und  bei  L  u  c  i  1  i  u  s  XXVI^  65  (ed.  Luc.  Mueller.) : 

ad  libertinus  Tricorius,  Syrus  ipse  ac  masticias, 
quicum  versipellis  fio  et  quicum  conmuto  omnia. 
Was  Plautus  und  T  ere  uz  anbetriflPt ,    so    haben   audi    sie 
die  präposition  cum  dem  relativum  nur  angehängt. 

Für  beide  .Schriftsteller  giebt  bereits  Brix  in  seiner  ausgäbe  des 
Trinummus  2te  aufl.  im  ^»kritischen  anhangt'  005  die  wenigen 
stellen  von  qwwum  bei  Plautus,  wie  die  von  quocum  und  9iMia«fN 
Lei  Terenz  ^).  Wenn  er,  wie  auch  Fleckeisen  Trinum.  905  das 
allerdings  sonst  bei  Plautus  gebräuchliche  quicum  statt  des  hand- 
schriftlichen (!)  quocum  schreibt,  weil  sonst  nirgends  bei  Plautus 
quocum  vorkommt,  so  scheint  mir  doch  diese  Zurückweisung  äusserst 
bedenklich,  da  einerseits  wir  überhaupt  nur  äusserst  wenige 
beispiele  für  cum  mit  dem  relativum  bei  den  schriftstellero  an- 
treffen und  andrerseits  neben  quacum  bei  Plautus  selbst  die  form 
quocum  durch  die  zwei  beispiele  bei  Ennius  als  für  diese  zeit  ge- 
bräuchliche, wenn  anders  dies  nöthig,  belegt  ist,  abgesehen  davon, 
dass  es  sich  auch  bei  Terenz  sicher  überliefert  findet.  W^ir  wer- 
den also  dies  einzige,  wirklich  überlieferte  quocum  dem  Plautus 
wiederherstellen  müssen.     Für  quacifm  haben  wir  ausser  den  von 

l)  Quacum  steht  anscheinend  sicher  Bacch.  lY,  S,  10  (wo  B 
quaecum)^  Cist.  II,  3,  44  und  rührt  in  der  verdorbenen  stelle  Ca«.  11, 
*2,  13  von  Camerarius  her,  wo  A  (Gepp.)  B  (Par.)  qua  m  geben.  — 
Bei  Terenz  steht  quorum  Eun.  I,  2,  39.  Phorm.  I,  3,  19.  V,  1,  32 
(im  Bemb.,  doch  quicum  fast  alle  anderen  ^(ss.),  quacum  Eun.  m,  5, 
26.    Hec.  IV,  1,  40  (im  Berab.,  doch  quicum  fast  alle  anderen  Mas.V 


\ 


Die  Präposition  cum.  673 

IMx  angeführten,  mehr  oder  weniger  sicher  handschriftlichen  stellen 
noch  ein  sicheres  heispiel  in  Amphitr.  prolog.  114: 
haec  ob  eam  rem  nox  est  facta  longior» 
dum  cnm  illa  quae  am  volt  ?oluptatem  capit: 
femer,  wenn  Geppert  richtig  (?)  conjicirt  hat,  noch  eins  in  Cosina 
Uy  5,  10  (214),  wo  die  handschriften  eodem,  qua  geben: 
Stal.         Quid  istuc  est?  quicum  litigas,  Olympio? 
Olymp.     Cum  ea,  quacnm  tu  semper. 
Die  form  quibuscum  findet  sich  Cist  IV,  1,  13: 
Crepundia 
Haec  sunt  quibuscum  tu  extulisti  nostram  filiolam  ad  aecem. 
Bacch.  ill,  6,  35 : 

Qui?  tibi  non  meretricum  aliarum  erat  Athenis  copia, 
Quibuscum  haberes  rem,    nisi  cum  illa,   quam    ego  mandas- 

sem  tibi. 
Rud.  IV,  4,  67  (IUI): 

Cistellam  isti  inesse  oportet  caudeam  in  isto  vidulo, 
Ubi  sunt  Signa  qui  parentis  noscere  haec  possit  snos, 
Quibuscum  parva  Athenis  periit,  sicuti  dixi  prius, 
lind  Rud.  V,  3,  7  (1363),  wo  quibtiscum  die  handschriftliche  öber- 
liefemng  ist,  Fleckeisen  dagegen  nur  quihu$  schreibt: 
una  istinc  cistella  exceptast  modo 
Cum  crepundiis,  quibuscum  hodie  filiam  inveni  meam. 

Falsch  steht  also  cum  quo  in  der  Gronovschen  vulgate  Capt. 
|irol.  28  und  ebendaselbst  auch  quicum  1,  1,  33,  wenngleich  an 
der  ersten  stelle  der  vetus  codex  auch  so  hat,  da  das  metrum  nur 
qu%  verträgt 

Bei  Terenz  haben  wir  Andr.  I,  1,  36  (63) : 
Cum  quibus  erat  cumque  una,  eis  sese  dedere: 
eine  tmesis  anzunehmen,  während  sich  ein  seinem  sonstigen  sprach- 
gebrauch  entsprechendes  quibuscum  findet  im  Heaut.  II,  4,  8  (388): 
Nam   expedit    bonas  esse    vobis:    nos,  quibuscum    est  res, 

non  sinunt 
Was  die  form  qulctim  anbetrifft,    welche    für   alle  genera  und 
numeri  gebraucht  wird  (vgl.  auch  Neue  Lat  formenl.  II,  p.  229 — 234. 
2.  aufl.     Brix  zu  Trinum.  11  und  Lorenz  zu  Most.  166),   so  fin- 
den wir  ausser  in  den  oben  angeführten  beispielen  aus  Pacuvtus 
Philologus.    XXXV.  bd.  4.  43 


B74  Die  präposition  cum. 

und  L  u  c  i  I  i  u  8  dieselbe  selir  im  gebraudie  bei  P 1  a  ■  t  a  a,  md  dm 
allerdings  schon  weniger  häufig  bei  Terenm:  die  belegstellen  bei 
Brix  zu  Trinum.  905  krit  anhang.  Zu  diesen  können  ausser  den 
^tcfifii  in  Mercat.  li,  3,  118  (455)  nach  Ritechrs  Terniuthung 
hinzugefügt  werden  Trin.  prol.  15.  Men.  iV,  2^  21  (589).  Mere 
V,  2,  65  (004).  Anphit.  prol.  99,  wo  relatives  quumm  steht, 
fragendes  q^iiaim  noch  Most,  il,  2,  87  (519>  MiL  li,  5,  14 
(424)  und  11,  5,  15  (425). 

Weiterhin  findet  sich  dann  ein  beispiel  wieder  in  den  mturoe 
Menippeae  des  Varro  509  (ed.  Buecheler  1871):  *ego  eV  inqtiU 
earn  wppetias^  ([uicvm  mihi  nee  res  nee  ratio  eei  „diswoctatcqne 
omnia  ac  nefantia*^^  Ferner  giebt  Ca  tu  II  drei  9Utctim,  die  ick 
bereits  IMiilolog.  .XXXll ,  p.  713  angeführt  habe.  Bei  den  didi- 
tern  der  augusteischen  zeit  treflfen  wir  nur  ein  einziges  beispiel 
an:  Vergil  Aen.  Xi,  822: 

Tum  sie  exspirans  Accam,  ex  aequalibus  unam, 
Alloquitur,  fida  ante  alias  quae  sola  Camillae, 
Quicum  partiri  cnras,  atque  haec  ita  fatur. 
Es  ist  also  quicum  auch  hier  von    einer  bestimmten    (?gl. 
meine  bemerk,  im  Philol.  XXXIl,    p.  719)    person    gleich    etnea 
9tfactim  oder  für  Vergil  richtiger  gleich  einem  cum  qua   gebraucht. 
Nach  Vergil  lässt  sich  nur  nocli   ein  einziges  qfutcum  bei   den   spä- 
teren betreflfen  und  zwar  gerade  bei  seinem  nachahmer  Statins  io 
der  Thebais  Vlii,  279: 

Baud  mora,  cuncti 
Insignem  famo  sanctoque  Melampode  cretum 
Thiodamanta  volunt,  quicum  ipse  arcana  deorum 
Partiri  et  visas  uni  sociare  solebat 
Amphiaraus  aves. 
Wenn    wir   nun  mit  den    dichtern,   wo  sich  die  form  ^tcmn 
findet,    die    bemerkung,    welche   ich    bereits  im  Philolog.  XXXil, 
p.  717  in  betreflT  der  prosaiker    machte,    dass    nämlich    in    dieses 
schon  nach  Cicero  kein  quicum  mehr  vorkäme,  zusammenhalten,  so 
werden  wir  für  prosa  und  poesie  sagen  können ,    dass ,    so    lange 
es  Sprachgebrauch    war,    die   präposition  G«m  dem  relativam  anzo- 
fiigen ,    auch  die  form  quicum  allgemein  verwandt  werde ,   seitdem 
man  aber   anfing ,   die    präposition   cum   dem    relativum ,    wie    wir 
gleich  unten  sehen  werden,   stets  voranzusetzen,   die  form  quicum 


Die  präposidoii  cwiii.  67S 

TOB  dm  fldiriftstelleni  aufgeg^en  worde.  Dm  mteresMiite  unicun 
hm  Stados  verschlügt  dagegeo  oichtf ,  eben  weil  wir  es  bei  SU- 
tios  fioden. 

Dms  diese  vemuithung  über  das  aufgeben  des  ^fcimi  rtclitig 
ist,  wird  ons  indirect  bewiesen  durch  eine  benerkung  bei  einem 
alteo  grmmatiker  (Gramniftt  latin«  V,  p.  541  Keil),  wenn  sie 
«neb  nicht  worn  dem  bekannten  grammatiker  Rbemnius  Palaemoa 
berriihrt,  nach  welchem  die  ar«,  in  der  sich  die  stelle  findet,  be- 
oannt  ist  NominaiUms  erii  <]ftHS,  fion  ijfui,  qw)d  anUqui  communi 
gmtere  diseruni ,  hie  e$  haec  qui»  y  ah  hoc  et  ab  Ikoc  qui ;  ui  ab  eo 
frequmUr  invmimus  Uotum  4juioum  y  quod  significai  cum  quo  vd 
cum  qua.  nam  Fir^i^us  ail,  cum  de  femina  loquerelury  „(jfuicvm 
fortifi  eurae^y  id  est  oum  qua  fwrfiri.  Also  die  aniiqui  haben 
dieses  pronomen  commvni  genere  gebraucht,  und  yen  quicum  heisst 
es  frequenter  ifivenimu«  lecfirm.  Das  ausdrücklich  hinzugefügte 
iecfffm,  welches  sonst  sehr  überflüssig  wäre,  zeigt  uns,  dass  qnicum 
jedenfalls  im  gebrauch  der  conversation  nicht  mehr  gebräuchlich 
war.  Aber,  so  fragen  wir  natürlich,  wo  hat  denn  der  gramma- 
tiker das  9tiicum  gelesen,  so  frequenter  gelesen?  Sicherlich  nicht 
in  den  auch  ans  in  genügender  anzahl  erhaltenen  dichtem  und 
Prosaikern  nach  Cicero.  Bei  den  prosaikeni  hören  für  uns  die 
beispiele  bereits  mit  Cicero  auf  und  bei  den  dichtem  mit  Catull 
oder  vielmehr  wie  auch  für  den  betrefTendeo  grammatiker  mit  VeigiK 
Wenn  er  also  von  einem  vorkommen  und  dazu  noch  von  einem 
häufigen  vorkommen  des  quicum  spricht,  so  kann  er  bei  dem 
quicum  nur  wieder  auch  die  vorher  erwähnten  onli^ui,  etwa  bis 
Catull  hin,  verstanden  haben.  Ferner:  muss  es  uns  nicht  auffallen, 
dass  der  grammatiker  gerade  dies  einzige  beispiel,  welches  auch 
wir  noch  als  das  einzige  (abgesehen  von  dem  bei  Statius)  nach 
der  zeit  der  antiqui  finden,  anfuhrt  ?  Wir  werden  wohl  nicht  fehl» 
greifen,  wenn  wir  vermuthen,  dass  auch  ihm  schon  dies  beispiel 
im  Vergil  als  ein  Überrest  für  diese  zeit  als  etwas  besonderes  auf- 
gefallen ist  Ks  muss  überhaupt  —  oder  haben  sie  alle  von  ein- 
ander abgeschrieben  —  den  grammatikera  dieses  beispiel  arg  in 
der  nase  gesteckt  haben,  denn,  wo  sie  für  ^ictim  stellen  anführen, 
rücken  sie  mit  diesem  ijfiftcfim  porfiri  des  Vergil  ant  so  Arusianus 
ü  ess  US  im  vierten  Jahrhundert  (Lindemann  Corp.  grammat.  lat.  I, 
p.  257):    Quicum  pro  CMm  quo.     Cic.  pro  Quintio  6:    Quicum  tibi 

43* 


676  Die  prapositiou  omii. 

mcietas,  affiniiOB  erat.  Qvicwm  pro  ctrat  qua.  Yirg.  Aoi.  XI: 
Accam  ex  aequaVibw  «nam^  QuUsum  fartiri  cwrat;  a$qwe  tin  /blur. 
Ferner  August  in  regul.  (Gramm.  Ut.  V,  p.  508  KeiL):  mi  proMm»- 
nibus  hie  et  haec  qiiU,  ah  hoe  ei  ah  hae  qai:  imde  Vir^Uwe^  cam 
äe  eocia  Camtttae  dicerel,  oil  „guiciim  fartiri  cura»**^  id  eet  cam 
qua  forftri  oarae.  Dann  gibt  noch  Priacian,  alao  im  aeclutea 
Jahrhundert,  auch  gerade  dieses  beispiel  wieder  ndieo  oder  viel« 
mehr  vor  einem  Terenzianischen  (vgl.  Keil.  Ill,  p.  9  Aüatami 
quoque  nan  «oUim  in  o^  eed  etiam  in  i:  ^/r  9110''  vd  ,/i  qai**  et 
y/i  qua^^  vd  ,/>  qui'*.  Virgilius  in  XI :  Accam  ex  aequaHihue  uaam, 
quicnm  partiri  cwrae,  pro  ^^uacum'*.  Terentius  in  eunocho  (IV, 
4,  31):  Qtticumi  Cum  Parmenone.)^  während  merkwürdigerweise 
das  andere  unicwm  aus  der  späteren  zeit  hei  Statins  sdbst  desi 
Priscian,  der  sonst  in  diesem  dichter  redit  gut  bescbeid  weis 
(vgl.  Keil  ind.  script.  Ill,  p.  546),  entgangen  ist 

Wir  trafen,  um  wieder  auf  die  ahlative  quo,  qua,  quibue  in 
Verbindung  mit  der  präposition  cum  zurückzukommen ,  bis  Tereai 
(diesen  eii^^chlossen)  nur  beispiele  an,  in  welchen  die  präpositioB 
cum  dem  relativum  angehängt  ist. 

Gehen  wir  weiterbin  zu  Lucrez  über,  so  finden  wirdagegea 
bei  ihm  nur  cum  qtiibus  in  I,  818  oiim  gtiibus  st  quali  poeiiun 
contineantur.  Dieselben  werte  kommen  noch  1,  908.  II,  761. 
1008  und  1014  vor. 

Bei  Catull  findet  sich  nur  6in  beispiel,  67,  36: 
Sed  de  Postumio  et  Cornell  narrat  amore. 
Cum  quibus  illa  malum  fecit  adulterium. 

Bei  Vergil  haben  wir  —  in  den  Eclogae  kein  beispiel  *  b 
den  Georgica  ^in  cum  quihue:  IV,  533: 

hinc  miserabile  Nymphae, 
Cum  quibus  illa  chores  lucis  agitabat  in  altis, 
Bxilium  misere  apibus ; 

wie  in  der  Aeneis  ^in  cum  quo^  X,  697: 

prolem  Dolichaonis  Hebram 
Sternit  humi,  cum  quo  Latagum  Palmumqne  fug^ceaL 
Uoraz   hat  —  in   den  epoden  und  episteln  kein  beispiel  — 
in  den  öden  II,  7,  6  (Pompeius):  Cum  quo  morantem  aaepe  diem 
mero  Fregi  etc.,  wie  in  den  satiren  I,  4,  81  noch  ^in  cum  quibw: 


Die  prapoaidon  cum.  677 

Est  auctor  quia  denique  eonuü, 
Vizi  CUB  quibus? 
Tibull  Mhreibt  11,  5,  37: 

(Paella),  Cum  qua  fecuudi  redieraut  muoera  roris. 
Bei  Propers  baben  wir  abgeseben  von  einem  cum  qua  U,  6, 
12  in  den  älteren  ausgaben,  wofür  jedocb  bei  den  neueren,  Haupt, 
IiUG.  Mueller  ei  cum  quae  dormii  amka  stmul  gelesen   wird,   ^in 
Gfiiii  quo  I,  6,  3: 

(Tecum,  Tulle,)    Cum    quo    Rbipaeos    possim    conscendere 

montes 
und  ^in  cum  quihue:  III,  32,  39: 

Hoc  et  hamadryadum  spectavit  turba  sororum 
.  Silenique  senes  et  pater  ipse  chori 
Cum  qnibus  Idaeo  \egiati  poma  sub  antro. 
0  V  i  d  bat  kein  beispiel  in  den  drei  bücbern  der  Amores,  in  den 
Remedia  amoris,    in  den  Medicamina  faciei,  im  Halieuticon,   in  den 
vier  bücbern  Bx  Pento  und  im  Ibb:  dagegen  drei  stellen  fiir  cum 
qua  und  zwar  in  den  Metamorph.  1,  180: 

Terrificam  capitis  concussit  terque  quaterque 
Caesariem,  cum  qua  terram,  mare,  sidera  movit: 
IX,  690: 

cum  qua  latrator  Anubis  Sanctaque  Bubastis  etc.: 
XI,  558 : 

Mergit  in  ima  ratem,  cum  qua  pars  magna  virorum 
Gurgite  pressa  gravi  neque  in  aera  reddita  fato 
Functa  suo  est 
Femer  neun  beispiele  fur  cum  quo: 
Heroid.  Bpist  XU,  198: 

Te  peto,  quem  merui,  quem  nobis  ipse  dedisti, 
Cum  quo  sum  partter  facta  parente  parens. 
Ars  Amat.  1,  601: 

Et  bene  die  dominae,  bene,  cum  quo  dormiat  illa. 
ebendas.  U,  481: 

Ales  habet,  quod  amet;  cum  quo  sua  gaudia  iungat, 
Invenit  in  media  femina  piscb  aqua. 
Hetamorpb.  VI,  324: 

Ipse  ducem  dederat,  cum  quo  dum  pascua  lustro,  etOk 


678  I>ie  präpinition  cum» 

ebeodas.  X,  635 : 

Unu8  eras,  cum  quo  sociare  cubilia  veHem  : 
ebendas.  XIII,  87 : 

Hooc  ^o  posceotem,  cum  quo.conciirreret,  Hnus  Suttioui  etc.: 
Trist.  IV,  4,  24: 

Nee  nova,  quod  tecnm  loqoor,  est  iniuria  nostra, 
Incolumis  cum  quo  saepe  locutus  eram: 
Fast.  II,  809: 

Intertmam  famnium,  cum  quo  deprensa  fereris: 
ebendas.  IV,  35: 

Proximus  Anchises,  cum  quo  commune  parent» 
Non  dedignata  est,  nomen  habere  Venus. 

Falsch  giebt  Weber  Corp.  Poet  Latinorum  noch  ein  cum  qwo 
Fast  111,  881  statt  cumque  \oc^ 

Die  form  cum  quibuß,  wofür  sich  an  drei  stellen  die  contra- 
hirte  cum  quls  findet:  Metam.  VI,  141  (Weber  C.  P.L.  fälschlich 
cumque  hi«),  VII,  671  und  XI,  384,  kommt  bei  Ovid  viermal  vor: 
Ueroid.  Bpist  XIX  (XX),  104 : 

Ipse  dedit  leto  cum  qaibus  ante  feraa. 
Metamorph.  IX,  11: 

Multorumque  fuit  (Deianira)  spes  Invidiosa  proeorum: 
Cum  quibus  nt  soceri  domus  est  intrata  petiti, 
Accipe  me  generum,  dixi ; 
ebendas.  XIV,  231 : 

(socios)  dempsisse  ligamina  ventis. 
Cum  quibus  isse  retro,  per  quas  modo  venerat  undas. 
Trist  IV,  7,  6: 

Cur  tua  cessavit  pietas,  scribentibus  illis, 
Exiguus  nobis  com  quibus  usus  erat. 
Wenn  wir  in  den  bis  jetst  von  mir  angeführten  acliriftstellcra 
nur  äusserst  wenige  beispiele  für  cum  mit  dem  relativum  aotrafeo, 
so  liefern  uns  die  dichter  der  folgenden  sceit  trota  ihrm  thdlweise 
sehr  bedeutenden  umfanges  eine  noch  geringere  anzahl  von  bdeg- 
stelJen.  Bei  den  beiden  noch  in  das  Augostebche  aeitalter  gehö- 
renden didaktikern  Gratius  Faliscus  in  seinem  Cjoegeticon  and 
M.  Manilius  in  seinen  fünf  bücbern  Astnmomicon  findea  wir  kein 
beispiel,  ebenso  kommt  im  folgenden  xeitraum  der  römiachtn  pocsie 


Die  präposiüob  cum,  679 

keiD  hdeg  vor  in  den  fabeln  des  Pbaedru%  in  Columella's  de  culkf 
hortorumy  in  den  satiren  des  P  e  r  s  i  u  s,  in  den  sehn  büchern  der  Pbar- 
salia  des  Lucan  (?gl.  jedoch  II,  172  cum  qua  cennce  nnd  VUl, 
505  cum  qua  gente)^  in  den  Eclogen  desT.  CalpurniusSicnlus, 
in  (des  Lucilius  lunior)  Aetna,  in  den  acht  büchern  Argonauticon 
des  Valerius  Flaccus»  in  den  86  carmiita  Priapea,  indersatira 
der  Sulp icia,  wie  auch  kein  beispiel  im  zweiten  Jahrhundert  in  dem 
Pervigilium  Veneris,  im  dritten  Jahrhundert  in  den  proscspla  de 
medicina  desSerenusSamonicus  und  inden  CjnegeticadesOljm- 
pius  Nemesianus,  im  vierten  (bis  fünften)  Jahrhundert  in  den  hun- 
dert räthselgedichten  desSjmphosius  und  in  den  fobtilas  des  Avian, 
im  fünften  Jahrhundert  in  des  Rutilius  Namatianus  de  reditu  suo 
und  in  den  gedichten  des  Felix,  Florentinus,  Luxorius  und 
Coronatus.  Als  ersatz  dieses  mangels  müssen  uns  die  prosaiker 
dienen,  welche  jedoch,  soweit  wenigstens  ich  sie  beobachtet  habe^ 
die  Präposition  cum  dein  relativum  immer  vorangestellt  haben,  und 
andrerseits  die  allerdings  wiederum  selir  wenigen,  aber  doch  in 
ihrem  gebrauche  constanten  bebpiele  dieser  zeit 

Bei  L.  Annaeus  Seneca  kommt,  wenn  wir  ihm  nicht 
mit  Peiper  und  Richter  in  ihrer  ausgäbe  den  Agamemnon  und  Her* 
cules  Oetaeus  absprechen,  in  seinen  sämmtlichen  tragödien  nur  ^in 
beispiel  vor,  Agam.  203 : 

Mors  misera  non  est  conmort  cum  quo  velis. 

Dass  Seneca  jedoch  auch  sonst  cum  dem  relativum  voi^esetzt 
hat,  erhärten  schon  die  stellen  aus  den  fünf  ersten  büchern  seiner 
Epistolae:  so  I,  10,  i  non  haheo,  cum  quo  ie  communkatum  ve- 
Um.  I,  10,  2  non  invmio,  cum  quo  ie  malim  esse  quam  tecum, 
III,  4,  6  (25)  te  efficis  cum,  cum  quo  peccqre  non  audeas.  V,  4, 
9  (45)  qui  neminem  videt,  cum  quo  se  conmutatum  velit.  V,  8, 
8  (48)  hie,  cum  quo  ludis,  timet.  I,  6,  2  ^ömiciUo;,  cum  qua 
homines  moriuntur.  II,  7,  10  (19)  Ante  circumspiciefidiim  est, 
cum  quibus  edas  et  h'^as.  Ill,  3,  13  (24)  Uli,  quos  amant, 
quihus  adeueverunt,  cum  quibus  luduni,  si  personatos  vident,  expa- 
vesount.  IV,  3,  1  (32)  ab  omnibus  scisciior,  ubi  et  cum  quibuSi 
moreris. 

Seine  (?)  Apocolocyntosis  enthält  weder  in  den  poetischen 
noch  prosaischen  stellen  ein  beispieL 


680  Die  prapomtion  omn. 

In  der  jedeDfalU  dem  Seneca  nicbt  zanuebreibeodeD  OcUmm 
findet  sich  kein  beleg. 

In  den  in  gebundener  form  abgeAumten  partieen  der  sadren 
desPetronins  ist  zwar  kein  cum  mit  dem  rdaÜTom  enlbalte», 
dagegen  in  den  in  prosa  gescbriebenen  tin  cum  quo:  e.44fMl 
rectus  y  Bcd  certua,  amicus  amko,  cum  quo  muiacter  poooes  tu  fen«- 
hrls  micare. 

Die  siebenzebn  böcber  Pimioa  des  Silias  Italicaa  geben 
uns  nur  6in  beispiel: 
XV,  650: 

Sternite  dactorem,  cam  quo  concurrere  fratri 
Sit  pudor. 
Statins  bat  in  seinen  fünf  bücbem  Silvae,  wie  in  deo  zwei 
der  Acbilleis  keine  stelle  und  in  den  zwölf  bicbem  seiner  Tbebab 
nur  eine  einzige:  VIII,  181: 

quis  iam  omne  futurum 
Proferet  aut  cum  quo  volucres  mea  fata  loqnentar? 
Bei  Martial  finden  wir  im  über  speckwuhrum  kein  beispiel, 
dagegen    in    den  vierzebn    bücbero  der  Epigramme   6in   cimii   que: 
I,  23,  i: 

invitas  nullum  nisi  cum  quo,  Cotta,  lavaris: 
femer  ^in  ctim  qua:  X,  84,  2: 

Miraris,  quare  dormitum  non  eat  Aferf 
Accumbat  cum  qua,  Caediciane,  vides, 
und  ^in  cum  qutbue  IX,  34,  6: 

Respiciens  Phoebum  pariter  Pboebique  sororem. 
Cum  quibus  Aleides  et  pius  Areas  erat 
Ausserdem  vergleicbe  man  nocb  in  der  in  prosa  geschriebenes 
eiuleitung  zum  zweiten* buche  die  Worte:  Quid^  si  sdos,  cum  qs«, 
el  quam  longa  epietola  negotium  fuerle  hahiturusi 

luvenal  bat  ebenfalls  den  steten  gebraudi  der  voransetaiiig 
des  cum: 

IV^  9:  Nemo  malus  feliz,  minime  corruptor  et  idem 
Incestus,  cum  quo  nuper  vittata  jacebat 
Sanguine  adhuc  vivo  terram  subitura  sacerdos. 
IV,  87:  sed  quid  violentius  aure  tyranni» 

Cum  quo  de  pluviis  aut  aestibns  aut  nimboao 
Vere  locuturi  fatum  pendebat  amicif 


Die  präpositioD  cum.  681 

X,  235:  nee  vultum  agnoscit  amici. 

Cum  quo  praeterita  coenavit  nocte: 
Xlll,  155:  Confer  et  artifices  mercatoremque  veneoi 
Et  dedoceiidaiii  corio  bovis  in  mare,  com  quo 
Clanditur  adversis  innoxia  simia  fatis. 
VI,  531:  Bn  aninam  et  mentem,  cum  qaa  di  nocte  loquantur! 
Ans  den  diebtem  der  folgenden  jabrbunderte  (vgl.  oben)   sind 
■lir  nur  bei  dreien  belegsteilen  fur   cirm   mit  dem    relativ  bekannt 
ond  zwar  findet  sieb  in  dem    nm&ngreichen  Aus  on  ins  nocb   tin 
einsiges  cant  ^fiio  in  dem  Bpitapbium  auf  Hector  (XIV,  1) 

Hectoris  bic  tumulus,  cum  quo  sua  Troia  sepulta  est: 
ferner  ein  cum  qua  und  Gum  quo   in   den   (in  die  seit  des  Theo- 
doricb    oder  in   das   mittelalter  zu  setzenden)  elegieen  des  M  axi- 
nianua:  II,  2: 

Bn  dilecta  mihi  nimium  formosa  Ljcoris, 
Cum  qua  mens  eadem,  res  fuit  una  mihi: 
II,  60  Cum  quo  consenuit,  victor  bonorat  eqnum: 
eodlidi    in   den    disticben    de  morihus   ad  filium    des    sogenannten 
Dionjsius  Cato:  I,  36: 

Litem  inferre  cave,  cum  quo  tibi  gratia  iuncta  est 
Sehen  wir  jedoch  von  den  drei  zuletzt  angeführten  schrift- 
steilem  ab  und  b^niigen  wir  uns  fiir  die  constituirung  der  regel 
über  den  gebrauch  der  Stellung  der  präposition  cum  in  Verbindung 
mit  dem  relativum  mit  den  Schriftstellern  bis  luvenal  ind.,  so  er- 
gibt sich  fur  Prosaiker  und  dichter  als  resultat: 

In  der  älteren  zeit  hing  man  dem  relativpronomen  die  präpo- 
sition cum  stets  an,  in  der  zeit  des  Cicero  und  Sallust  tritt  ein 
adiwanken  ein,  wobei  noch  die  postposition  überwiegt,  aber  schon 
aeit  Lucrez,  Catull  bei  den  dichtem  und  seit  Nepos,  Livius  bei 
den  prosaikem,  also  jedenfalls  in  der  augusteischen  zeit,  (etwa  seit 
den  dreissiger  jähren  a.  Chr.)  ist  die  voransetzung  von  cum  das 
allein  gebräuchliche. 

Sollte  sich  ein  qfioctim,  guocum,  quibuBcum  bei  den  späteren 
iif^endwo  noch  finden,  so  werden  wir  dieses  entschieden  als  eine 
ausnähme  von  der  gewöhnlichen  stellui^  cum  ^fuo,  cum  qua, 
cum  quibus  zu  betrachten  haben:  dies  gilt  von  der  tinen  stelle  im 
Tacitaa  gegen  seinen  gewöhnlichen  gebrauch  cum  qua  a.s,w.  und 


682  Die  präpositioB  cumi 

von  deo  zwei  bei  Quintilian  und  auch  bei  ibm  wiedenin  gegeo 
seinen  gewöhnlichen  gebmuch,  welche  allein  gegen  die  aufgestellte 
regel  zu  iprechen  acheinen  könnten:  sie  haben  jedoch,  wie  ich  be- 
reits Philol.  XXXliy  p.  723  dargethan,  ihre  besondere  erkläning. 

Man  vergleiche  jetzt  mit  dieser  regel  das,  was  Hand  Tun.  II, 
p.  170  über  die  vis  fecuUaris  des  den  relafivun  vorangestellten 
cum  sagt 

Wenn  mit  obigem  die  regel  fiir  die  lateinische  spräche  bis  in 
das  zweite  jahrbundet-t  p.  Chr.  bestimmt  Ist,  so  bleibt  doch  immer- 
hin die  frage  interessant,  bis  wie  lange  bestand  denn  dieser  ood- 
stante  gebrauch  der  voransetzung  des  cum  vor  das  relativum,  wann 
kam  ein  schwanken  wieder  vor,  seit  wann  schrieb  man  wieder 
q|ui6uscum  etc.,  dieses  als  das  regelrechtere  ansehend,  und  ferner 
auch,  wie  verhält  es  sich  in  späteren  zeiten  mit  dem  alten  qfukum? 

Ich  will  über  diese  fragen  noch  einige  bemerkungen  zu  des 
obigen  hier  bereits  hinzufugen.  Um  zuvörderst  mit  der  letzteo, 
mit  quicum  zu  beginnen,  so  taucht  es  nach  Cicero  bei  den  prosai- 
kern  zuerst  wieder  bei  Pronto  auf,  allerdings  an  einer  sonst  cor- 
rupten  stelle:  epist.  ad  amic.  1,  i  quicum  mihi  .  .  tiilsrcedfl. 
Dass  wir  gerade  bei  ihm  ein  solches  finden ,  darf  uns  nicht  auf- 
fällig erscheinen  und  ist  unzweifelhaft  durch  die  leetore  seiner 
lieblingsschriftsteller  aus  älterer  zeit,  Plautus,  Ennius  u.  s.  w^  deren 
genaues  Studium  er  bekanntlich  dringend  empfahl ,  zu  erklären. 
Wenn  Pronto  aber  ad  amic.  1 ,  3  schreibt :  sie  dUigo ,  «1  neii  l#- 
mere  quemquam  eorum,  quiacum  m'M  IköspitU  iura  sunt,  Mos- 
lano  meo  anteponam^  so  ist  dies  quiscum  statt  quibuscum  eine  sia- 
gularität  in  der  ganzen  lateinischen  spräche,  denn  Cic.  de  domo 
23,  61  ist  doch  wohl  statt  quiscum,  welches  sich  im  Gembl.  uad 
Lag.  findet ,  quibuscum  zu  lesen  :  und  wenn  auch  die  poatpesition 
des  cifm  durch  Pronto's  intimen  connex  mit  den  alteren  Schrift- 
stellern leicht  zu  erklären  wäre,  so  halte  ich  doch  das  9mmci»bi 
für  verdorben:  ich  glaube  nämlich,  dass  auch  Pronto  neben  dem 
alten  quicum  nur  cum  quo  etc.  dem  gebrauche  seiner  seit  entspre- 
chend gesagt  und  an  der  vorliegenden  stelle  statt  qfiiiscum  ^icum 
geschrieben  hat,  welches  jedoch,  weil  auf  einen  plural,  wie  auck 
bei  Plautus  u.  s.  w.  bezogen,  später  nicht  verstanden  und  mit  leichter 
änderung  in  die  in  der  silbernen  latinität  häufige  contrahirte  fersi 
verändert  wurde.    Diese  vermuthung  bestätigt  auch  eise  stelle  is 


Die  präpoftitioD  cum»  683 

den  liriefen  ao  Aotoninus  Fius^  das  einzige  beispiel,  welches  wir 
bei  Froato  soast  oocli  für  cum  mit  dem  relativ  fioden,  p.  9, 
p.  170  Naber.,  wo  er  ganz  dem  spraehgebrauch  seiner  zeit  gemäss 
schreibt :  Supplicavi  tibi  iam  per  hieimium  pro  ^Ippiofio  ümico  meo, 
cum  quo  mihi  ef  vctua  coMuetudo  ef  •  .  •  intercedii:  denn  dass 
auch  zu  Fronto's  zeit  die  anteposition  des  cum  das  gebräuchliche 
war 9  zeigt  ganz  schlagend  das  bei  Cicero  de  Off.  Ill,  19  ange- 
führte sprücbwort  quicum  in  tmuibHs  mka ,  welches  jedoch  (vgl. 
auch  oben  unter  Fetronius)  bei  Fronte  Kp.  ad  M.  Caes.  1,  5  lautet: 
a»  cum  quo  in  tenebria  mices.  Für  diese  letztere  Verbindung^ 
omii  ^ibtis  etc.  habe  ich  ausser  bei  den  oben  mitgetheilten  drei 
dichtem  noch  ein  beispiel  aus  Gellius  und  zwei  aus  der  zweiten 
hälfte  des  vierten  Jahrhunderts  bei  Aurelius  Victor  im  PhiloL 
XXXUy  p.  724  angeführt.  Ferner  muss  es  fiir  vorliegende  frage 
von  entscheidendem  gewichte  sein»  wenn  wir  bei  den  grammatikern 
stellen  finden »  in  denen  bei  der  erklärung  des  quicum  etc.  dieses 
gerade  durch  cum  quo  etc.  umschrieben  wird:  es  dürfte  andrerseita 
nicht  auffallen,  wenn  wir  bei  einigen  von  ihnen^  welche  bei  der 
erklärung  ihren  blick  auch  auf  die  stellen  der  früheren  periode 
der  spräche  richteten,  ein  dem  quicum  entsprechendes  quocum  fän- 
den^ schon  wegen  der  analogic  der  form:  und  so  wird  es  viel« 
leicht  auch  geschehen  sein,  dass  Priscian  an  der  oben  unter  qui- 
cum  mitgetheilten  stelle  quacum  schreibt,  wenn  ihm  anders»  wie 
ich  nicht  glaube,  der  unterschied  in  den  verschiedenen  epochen 
klar  war:  man  vgl.  u.  a.  das  nee  non  e$iam  quocum  etc.  Instit, 
Xllll ,  10  (III ,  p.  29  Keil.).  Aus  dem  vierten  Jahrhundert  haben 
wir  auch  ein  sicheres  beispiel  fur  cum  quo,  cum  qua  bei  Arusianus 
Messns  (vgl.  ob.  p.  675),  weiterhin  bei  Aug^stin  (vgl.  oben).  Indi« 
recte  beweise  fur  präponirtes  cum  könnten  wir  u.  a.  auch  noch  finden 
in  Charisius  Instit.  gramm.  IIb.  II  (I,  p.  232  und  237  Keil):  Item 
cum  tertiae  pereonae  praeponitur  iantum,  velut  cum  iUo,  nam 
primam  ei  eecunäam  suhaequitur,  mectim,  tecum;  item  nohiscuniy 
vohiecum,  cum  iUis:  wie  auch  in  dem  commentum  des  Pompeius, 
das  er  zur  lehre  für  seine  schüler  schrieb  (V,  p.  89  Keil.),  worin 
aber  von  einem  dem  relativum  anzuhäugenden  cum  nicht  die  rede 
bt:  V»  p.  269  Keil.:  Est  item  vtia,  quae  semper  poetponitur  pro- 
nominihua,  cum,  aliie  partibus  praeponitur*  Si  dicaa  cum  puren- 
tUmSf  cum  amicis,  cum  doctie,   ecce  modo  praeponitur  nomiitibtt«; 


684  Die  proposition  cum. 

posiponltur  macum,  Ucwn,  nchiKum,  vchlstmm:  nemo  dicil  cmhi  «e, 
cum  te,  cum  noh%$ ,  cum  vch%$.  Betrachten  wir  feraer  die  ente 
der  oben  unter  qr^tctiiii  nitgetheilten  stellen  aus  der  ort  Pulaemami^ 
nag  sie  nun  aus  einer  zeit  stammen,  woher  sie  wolle  (ich  giaobe 
jedochy  dass  sie  ein  Überrest  aus  einer  alten  ars  ist),  so  gidit  auch 
dieser  grammatiker  ein  unzweifelhaftes  zeugniss  fnr  die  antepo- 
sition  des  cum:  er  spricht  an  dieser  stelle  über  die  pronomma, 
also  Mine  ira  el  ektdio  in  betreff  von  cum,  Wäre^  so  oiiaaea  wir 
sagen,  das  noch  zu  Cicero's  zeit  mehr  gebriiuchliche  quoeum  de 
auch  zu  seiner  zeit  in  gewöhnlichem  gebrauch  gewesen,  wanw 
schrieb  er  nicht  qfiHcvm  quod  elgnificat  quoeum  vd  quacum  und 
ferner  id  est  quacum  partm^  was  auch  bei  einem  gerade  voraus- 
gehenden quicum  gewiss  viel  näher  lag  als  cum  quo^  cum  qua  osd 
woraus  ebenso  gut,  was  vielleicht  jemand  als  grand  der  steiluog 
von  cum  quo,  cum  qua  geltend  machen  mödite,  das  genmo  erkaaot 
werden  kann.  Man  vergleiche  feraer  audi  n.  a.  die  benerkung 
im  commentar  des  Eugraphius,  also  etwa  ende  des  zehnten  jahr^ 
hunderts,  zu  Terent.  Phorm.  V,  i  ,  82  offendi  aioenien»  Quoeum 
vclkibam  et  ut  voUbam  cotdocaiam  gnatam,  welche  werte  er  erkürt: 
Modo  inoeni  fliam  cum  eo  nuptom,  cum  quo  eeee  caipfsbam,  e$  eum 
diUgi,  Also  trotz  des  terentianischen  ^«lociiii»  schrmbt  er  dock 
cum  quo.  Bei  Hand  Tursell.  11,  p.  161  finde  ich  folgende  stelle 
angeführt:  Festus  in  Pauli  exemplo:  funtHnee  tiH  dieuntur^  ciua 
quibus  in  funere  oaniluu  Schol.  Germanici:  Äqu\la\  IHciltir  ss- 
g^tta  ApoUinie  {uisee,  cum  qua  Cyclopae  inierfecit.  Interessant  fir 
diese  frage  ist  auch ,  was  ich  bereits  im  vorigen  artikel  PhikL 
XXXil,  p.  713  über  die  steUe  in  Plin.  See  ISp.  2,  14,  2  mitge- 
theilt  habe. 

Göttingen.  A.  Oreef. 


Sophocl.  Elect  18 

sind  alte  wie  neue  gelehrte  an  xä^i^QiqfäfAtiw  angestossen:  s.  0. 
Jahn:  aber  ixtQfyuw  ist  auferzieben,  grassziehen:  das  aMdisa 
steht,  weil  der  erzieher  einen  bestimmten  zweck  verfolgt,  dea  er 
vs.  14  mit  najQl  itfuoQiy  q>6vov  auch  klar  ausspricht:  er  bat  abo 
dem  knaben  Orest  als  lebensaufgabe  die  räche  an  den  mördera  4m 
Vaters  hingestellt  und  eingepriigt  Emei  von  Leutod^ 


IL    JAHRESBERICHTR 


22^.    duintilianiuu 

(ScIiluBS  aus  ob.  p.  534). 


Hierao  schliesst  sich  ao 

17.  Qoaestioncfl  Quintiliaoeae.  Dissertatio  inaagoralis.  Scr. 
Catimmu  a  MwawM.    Posoaniae  MDCCCLXXIV.     8.     68  s. 

Im  eingai^  seiner  dissertation  bestätigt  und  ei^änzt  zunächst 
Morawski  die  ansieht  Claussens»  dass  Quintilian  in  bezug  auf 
seine  gramnatische  onterweisung  sich  hauptsächlich  an  Q.  Rem- 
rnius  Palämon  anschliesse,  dann  versucht  er  die  quellen  für  den 
fofgenden  abschnitt  nachzuweisen  und  stellt  besonders  die  anspre- 
dioide  vermuthung,  die  er  näher  begriindet,  auf,  dass  Quintilian  in 
deo  letzten  capiteln  des  zweiten  buches  die  schrift  des  Dionjsius 
iidg  t^g  noXiTMiig  ipikoüoipCaq  nqiq  jovg  naxatqix^vtag  uiitjq 
aJ/xoP^y  die  auch  Seztus  Einpiricus  in  seinem  buche  nqog  ^i^jogag 
benatzt  habe,  vor  äugen  gehabt  habe:  ein  besondres  buch  über  die 
rhetorik  habe  Dionjsius  höchst  wahrscheinlich  nicht  geschrieben: 
was  Quintilian  benutzt  habe,  stamme  aus  verschiednen  biichern  aus 
der  Cvvraitg,  nsgi  cw&ictwg  oyof^äTiüv,  mgl  fufiijctwg,  jhqI 
IxXoyrigy  n.  a.  ein  grosser  theil  des  zehnten  buches  aus  seiner  Oni- 
siira  Ve$entm,  worüber  v.  Morawski  p.  27  ff.  einige  berichtigungen 
und  ei^änznngen  zu  Clausseu's  aufsatz  gibt. 

Einige  stellen  des  vierten  und  fünften  buches  schliessen  sich 
an  Caecilius  an,  von  dem  v.  Morawski  nachzuweisen  versucht 
p.  33  ff.,  dass  sein  buch  de  figuriSy  wie  es  auf  Apollodorus  ge- 
bührende rüeksicbt  genommen,  so  auch  von  vielen  rhetoren,  beson- 
ders aber  von  Alezander  Numerius  benutzt  worden  sei,  vielleicht 
auch  von  Dionjsius  von  Halicamass. 

Ausführlich  wird  sodann  von  p.  41  an  über  die  quellen 
Qnintilian's  bei  der  behandlung  der  figuren  und  tropen  gesprochen: 
ein  gegenständ,  welcher  zu  den  mannichfachsten  vermuthungen  und 
conbinationen  einladet. 


686  Jahresberichte. 

Besonders  erfreulich  ist  es  für  den  ref.  berichten  xo  konei, 
dass  auch  von  zwei  fiir  den  scbulg^brauch  bestinmten  auagabca 
des  zehntes  bucbes  von  Quintilian  neue  auflagen  erschieoeo  sind. 

18.  M.  Fabii  Quintiliani  institutionis  oratoriae  über  dcdniBi. 
Für  den  schulgebrauch  erklärt  von  Dr,  G.  T.  A.  Krüger.  Zweite 
auf  grundlage  des  Halm'schen  testes  verbesserte  aufläge.  Leiptig 
1874  bei  Teubner. 

Es  versteht  sich  wohl  von  selbst,  dass  man  von  des  ver- 
dienten herausgeber  dieses  bucbes  nicht  eine  sciavische  anlehnun^ 
an  den  Halmschen  text  erwarten  durfte;  in  der  vorrede  bespricbt 
er  eingehend  eine  anzahl  stellen ,  in  denen  er  von  demaelbcii  ab- 
weichen zu  müssen  glaubte. 

Die  erklärenden  anmerkungen  sind  dem  vielfach  geänderten 
texte  genau  angepasst,  im  einzelnen  ist  gar  manches  genauer  und 
präciser  abgefasst,  als  in  der  ersten  ausgäbe. 

Leider  sollte  es  dem  verf.  nicht  bescbieden  sein  die  zweite 
aufläge  selbst  zu  besorgen.  Er  starb  nach  einer  reich  gesegnetes 
thätigkeit  am  4ten  October  1873.  Die  herausgäbe  besorgte  der 
söhn  des  verewigten,  Dr.  Gustav  Krüger,  jetzt  director  des  gjai- 
nasiums  in  Görlitz:  in  der  vorrede  p.  XV  und  XVI  spricht  sich 
derselbe  über  seinen  antheil  an  der  neuen  ausgäbe  aus,  der  selbst- 
verständlich auch  nach  des  ref.  meinung  nur  darin  bestehn  konnte, 
sich  auf  die  nothwendigen  änderungen  zu  beschränken.  Debrigeat 
änderte  er  an  6 — 9  stellen,  auf  grund  neuerer  kritischer  Unter- 
suchungen den  text,  machte  aber  diese  seine  änderungen  dorcb 
eckige  klammern  kenntlich. 

19.  Die  zweite  ausgäbe  ist  die  von  £.  Bamidl,  M.  Fabü 
fluintiliani  institutionis  oratoriae  über  decimus.  Vierte  aufläge. 
Berlin  Weidmannsche  buclihandlung  1873. 

Ueber  den  werth  dieser  ausgäbe,  welche  schon  Tor  einiges 
jähren  in  vierter  aufläge  erschienen  ist,  auch  nur  ein  wort  xa  ver- 
lieren, wäre  sicherlich  ganz  überflüssig:  jede  neue  aufläge,  aocb 
die  neueste,  ist  ein  sprechender  beweis  nicht  nur  für  die  eminente 
kenntniss  Quintilians ,  sondern  auch  fiir  die  liebe  und  treue ,  mit  i 
der  verf.  seit  länger  als  vierzig  jähren  die  Quintilianeischen  studies 
gehegt  und  gepflegt  hat.  i 

20.  Von  mittheilungen  in  philologischen  zeitschrifien  möge 
folgendes  erwähnt  werden : 

im  Philologus  XXI,  p.  307  theilt  H.  Noite  „Zu  Qninctfliao's    ' 
Institutiones   oratoriae*^   folgende    Verbesserungsvorschläge    mit:   II) 

I,  4  praesertim  in  tantum         11,  4,  29  plurihus  dtcitfilicr,  fs- 
ßtUUum  moveai  velut  frigldi  et  reposiH  ctbi,   sihi  autem 

II,  15,  1   ante  omnia,    quid  sit  rhetorice  quaeritur^   finitur  —  I 
nicht  übel.           Ill,  1,  12  eiua  aliqua  ferri  zu  streicheo.           Ill,  - 
7,  21  quale  Ubidiiiosus  Persa  versis  in  mtfltsriim   naturam 
vir  iß             25  putat  .  ai  idem             IV ,  Prooem.  4   imIicI  asni  I 


JiüireBbericIlte.  687 

praefütione  IV,  2,  123  rucin  üoidos  sjuriiMs  IV, 

3 9  16  qwmtm  ut  alia  praeparata  aiferimua,   sie  IV,  4,  9 

fMiut  quodam  ictu  excUaUts  V,  11,  20  nomine  adagionem 

87  dicia  fietaque  VI,  Prooen.  1  Ulam  eurae  meae  vo- 

luptatem  4  tester?   cu%  tarnen  nihU  ohiei,  nisi  quod  vivam, 

fotestf  sed  si  non  meus  casus,  at  iUorum  certe  fae.  obici  potest J, 
quos  10  virtutes  ingeniiy  quo  nihil  praestantius  cognovi  plic- 

rima  expertus,   studiique  iam  tum  wm  ooacli  (sf^uni  praeceptoresj 
non  modo  ad  percipiendas  disoiplinaSi  sed  probitatis 
15  minus  perfecta  VI,  1,  32  depictam  in  tabula  iusta 

actorem  oder  depictam  fahüktm  iB  sipario. 

Philologus  XXII,  p.  201  Mcht  Karl  Schenfd  nacliiuweisen, 
dass  Quintiliao  ausser  IV,  1,  68  und  (X,  3,  89  auch  nodi  XI,  1, 
24  auf  die  declamatio  Saümsii  in  doeronem  hioweise,  insofern 
oämlicli  der  ausdruck  maligni  zanäcbst  voa  den  angebliehen  Sallust 
BB  verstelin  sei.  JV.  Jordan  in  Hernes  XI,  p.  306 — 331  zeigt, 
dasB  die  Controversiae  des  Sallast  das  laachwerk  eines  rhetors 
sind,  den  Quiotilian  die  drei  stelleo  entlehiit  habe. 

Philol.  XXIII,  p.  46  enpfiehlt  H.  Nolte  VI,  3,  59  tangere 
•der  trader«  naefa  inquit  hinzuuiiigeo.  Schou  in  früher  zeit  ist 
hier  ein  yerbun,  welches  in  den  handschriften  fehk,  eingedrungen, 
gewöhnlich  findet  sich  in  den  alten  ausgaben  du6itare,  Hain  hat  es 
nach  Heusingers  Vorgang  weggelassen.  Den  ref.  scheint  die  con- 
jectnr  Spaldings  timere  an  angenessensten  zu  sein. 

VII,  2,  33  schlägt  derselbe  vor  nee  pro  naetiia  dueendum,  wie 
spater  Haupt  voi^^cblagen  hat,  vgl.  oben  p.  552. 

VII,  4,  21  will  er  sanguine  vor  iunctus  oder  ooniunctus  ein- 
■cbalten,  nothwendig  ist  es  nicht. 

VIII,  4,  24  liält  er  die  worte  hue  pertinet  dipeus  Aiaris  et 
pdias  AchiUis  nit  den  ref.  (s.  Philol.  XVIU,  p.  516)  fiir  unecht, 
tlaln's  bedenken,  dass  diese  notiz  fur  einen  interpolator  zu  gelehrt 
sei,  dürfte  kann  zutreffend  sein. 

VIII,  6,  28  ninnt  Nolte  ohne  gmnd  an  den  Worten  quae  sin* 
gula  persequi  minutioris  est  citrae  etiam  non  oratorem  instruentibus 
{das  letzte  will  er  so  ändern :  et  iam  non  oratorem  instruentis)  an* 
Btoss,  der  sinn  derselben  ist  folgender:  diesen  dingen  weiter  nach* 
«ogebn  ist  zu  unwichtig  selbst  für  diejenigen,  die  nicht  den  practi- 
sehen  zweck,  die  Unterweisung  des  redners  vor  äugen  haben. 

VIII,  6,  31  ändert  er  aptantes  effectibus  vocem,  recht  an- 
nprechend,  „inden  sie  dos  wort  der  thätigkeit,  oder  der  Verrichtung 
anpassten'';  überliefert  ist  affertibus. 

VIII,  6,  53  nöchte  Nolte  so  verbessern:  quod  Cljftaeninestram 
choam,  in  cubiculo  cotylam  und  63  differenda  igitur  quaedam 
ot  resumenda. 

In  den  Jahrbb.  für  phil.  und  paedag.  1869,  p.  180  ninnt 
JfSax  Bonnet  X,  7,  6   in   den   worten  ducetur  ante  omnia  rerum 


688  Jakresberidite. 

ipsa  Serie  tdut  duce  an  dem  blossen  ablativ^  der  dardi  dmüB,  wea 
es  auch  durch  vdut  beschränkt  werde,  personificirt  sei,  aolclien  m- 
stoss,  dass  er  eine  ändemng  für  nothwendig  hält  und  vMwr  stitt 
dticetur  in  Vorschlag  bringt.  Indessen  sdheiot  dem  re£  diessr 
blosse  ablativ  völlig  unbedenklich. 

Ebendaselbst  p.  736  schreibt  Heinriel^  Weil  X,  1,  65  mUupm 
comoedia  cum  $%ncera  illa  sermont«  ^llici  gratia  prope  sola 
reftnef  vim  /acundieeimae  (iberlafie,  quae  afti  all  im  iasscigadie 
oiliia  praeciptia  oder  antiqua  comoedia  quae  cum  n.  a.  w.  nr 
ohne  quae. 

Im  N.  rhein.  museum  XXI V^  p.  139  empfiehlt  Ladmm  Miller 
in  der  oft  besprochenen  stelle  X,  i,  95  für  prina  au  achraibca 
amplitia  und  weist  nach,  dass  diese  game  aoseinamieraetsiiag  aich 
nur  auf  die  Menippeische  satire  besieht. 

Nachdem  bereits  ein  theil  dieses  jahresberichtea  gedruckt  war, 
erschienen  im  Rhein,  museum  die  in  den  Acta  aocialalit  fM.  Life, 
bereits  in  aussieht  gestellten  £meiuIaliones  QMtiililiaNaaa  von  G  eorg 
Andresen.  Ref.  beeilt  sich,  diese  noch  in  den  kreis  seiner  be- 
sprechung  zu  ziehn,  und,  wenn  er  auch  nur  sehr  aeltea  den  re- 
sultaten  des  Verfassers  beistimmen  kann,  weil  derselbe  seinen  aator 
mit  zu  grosser  willkühr  behandelt,  dessen  ansdnieksweise  schsrf 
censirt  und  kritisirt  und  nach  eignem  ermessen  corrigirt,  so  er- 
kennt er  den  Scharfsinn  und  den  fleiss,  welcher  airf  die  arbeit 
verwendet  ist,  um  so  bereitwilliger  an. 

21.  Greor^  ^Indresen,  Emendationes  Quintilianeae  in  Acta  aa- 
cietatis  philo).  Lipsiae  1875.  Tom.  IV,  p.  361 — 364  and  N.  Rh. 
museum  1875.     Bd.  30,   p.  506  —  527. 

Dieselben  beziehen  sich  ausschliesslich  auf  das  erste  and  sduitt 
buch  und  betreffen  zum  theil  solche  stellen,  die  trotz  aller  bisherigm 
bemübungen  der  lierausgeber  noch  nicht  geheilt  sind,  theils  auch  solche^ 
an  denen  bisher  noch  niemand  anstoss  genommen  hat.  Wae  erstcrs 
anlangt,  so  ist  ja  jeder  neue  versuch  dankbar  anznerkennen,  aber  bei 
der  Schwierigkeit  des  gegenständes  auch  nicht  sn  verwundern,  wem  |  ■ 
derselbe  statt  auf  anerkennung,  auf  Widerspruch  stösst  Um  hier-  1 
für  zunächst  einige  beispiele  zu  bringen,  so  weicht  der  Rk  M.  t 
p.  514  allerdings  mit  grosser  reserve  gemachte  Vorschlag  la  I,  7,  5  >y 
itemque  „cum",  ei  tempue  eignificaretf  per  q^  ei  comilem,  per  e  u 
ecrihereiufy  viel  zu  ^ehr  von  der  Überlieferung  ab.  Ebenso  weaig  « 
wird  Andreseu  auf  Zustimmung  rechnen  dürfen  p.  5l9  zu  X,  1,  « 
38,  wo  der  von  ihm  vorgeschlagene  susats:  qui  quidem  Irsomli  ^ 
erant  statt,  der  vulgata  quibuecum  viv^t  völlig  tiberfiuasig  ist,  da  a 
aus  dem  ganzen  satze,  zumal  aus  dem  gegensatze  ersichtlidi,  über- 
dies auch  allen  lesern  vollständig  bekannt  ist,  dass  es  zu  Cieero't 
zeit  viel  redner  gegeben  hat.  —  Die  geringschätzige  beaMrkoag 
über  die  Bonneirsche  ausgäbe  hätte  sich  der  verf.  ersparen  köanea. 

Auch  die  vielbesprochene  stelle  über  Seneca  X,  1,  130  (vgl 


i; 


Jahresberichte.  689 

Phil.  XXXIV  y  p.  741)  glaubt  ref.  durch  Andresen's  Vorschlag 
(Acta  p.  362)  »am  8%  similem  ei  quem  coniempsit,  se  esse,  al  parem 
MO»  conoufnsaet  oder,  da  diese  kürze  des  ausdrucks  bei  Quintilian 
aofltoss  erregen  könnte:  nam  si  similem  ei,  quem  cantempsit^  9e 
6896  coHCupissety  ei  parem  nan  cancupisset  oder  endlich  si  eimilem 
eif  quem  oontempsit,  se  esse,  non  parem  concupissei  noch  nicht  wie- 
derhergestellt 

Um  die  einzelnen  stellen  der  reihe  nach  zu  besprechen,  so  ist 
(Acta  p.  361)  X,  1,  105  gegen  eomm  nichts  einzuwenden,  folg- 
lich die  ändern  ng  Graecorum,  welche  schon  Franz  befiirwortet  hat, 
nicht  nothwendig. 

An  der  dritten  ebendaselbst  besprochenen  stelle  X,  2,  3  ist 
allerdings  zuzugeben,  dass  der  allgemeine  satz  necesse  est  aut  si- 
miles aut  dissimiles  bonis  simus  eben  wegen  seiner  allgeraeinheit 
sich  sehr  wenig  empfiehlt,  aber  damit  ist  nodi  lange  nicht  er- 
wiesen, dass  irgend  welche  änderung  vorzunehmen  ist.  Andresen 
vermuthet,  dass  vor  dissimiles  entweder  non  oder  certe  haud  aus- 
gefallen sei. 

Im  Rh.  Museum  wird  zuerst  p.  506  besprochen  Prooem.  4  und 
statt  des  von  Halm  eingeklammerten  in  vor  eloquentia  empfohlen 
iatHy  mit  geringer  Wahrscheinlichkeit,  da  man  tarn  an  dieser  stelle, 
so  zwischen  summam  eloquentia  manum  eingeschoben,  kaum 
erwartet 

1,  1,  3  hält  Andresen  den  conjunctiv  impendat  für  unzulässig, 
dagegen  das  futurum  für  nothwendig,  mit  unrecht,  denn  die  ein- 
sieht und  richtige  erkenntniss  dessen,  was  noth  thut,  reicht  nicht 
immer  aus,  eine  ernste  mahnung  ist  auch  noch  in  diesem  falle  ge- 
rechtfertigt. 

1,  20  numquam  non  fecisse  se  gaudeat  ist  nicht  ohne  be- 
denken, früher  las  man  gewöhnlich  nonnunquam  scisse  se  gaudeat, 
wozu  schon  Gronov ,  (nicht  erst  Mejer)  Cic.  de  Fiu.  5  ,  18  ver- 
glichen hat  Andresen  schlägt  profecisse  vor,  dem  ref.  scheint  ein 
wort  wie  satis  fecisse  passender  zu  sein. 

2,  16  hält  Andresen  die  einscliiebung  von  tton  vor  vitare  für 
unbedingt  nothwendig  und  ändert  dieser  conjectur  wegen  enim  in 
autem  um.  Indessen  ist  weder  die  eine,  noch  die  andre  conjectur 
nothwendig,  die  ganze  stelle  ist  von  Andresen  falsch  verstanden, 
der  so  erklärt :  „und  es  ist  etwas  anderes,  sie  nicht  zu  vermeiden, 
als  sie  geflissentlich  aufzusuchen*^  also  von  den  vollen  schulen  ver- 
steht, während  Quintilian  sich  dahin  ausspricht,  dass  auch  er  durch- 
aus nicht  den  besuch  überfüllter  schulen  empfehle,  nur  dürfe  man 
nicht  so  weit  gehn ,  deshalb  weil  überfüllte  schulen  zu  mei- 
den seien,  die  öflentlichen  schulen  überhaupt  zu  meideu  :  letzteres 
sei  nicht  nothwendig,  man  müsse  jedenfalls  eine  verständige  wähl 
treffen. 

3 ,  2  ist  nicht  der  mindeste  gruud  vorhanden    hie    meus    eine 

Philologus.    XXXV.  bd.  4.  44 


690  Jafaresbericlite. 

zeile  weiter  herauf  bioter  probus  autem  zu  rocken ,  dean  der  ge- 
genwärtige text  zwingt  uns  nicht,  einen  gegensatz  zwiacbea  prvbiif 
und  hie  meus,  der  nicht  besteht,  an^nehmen.  Der  sinn  ist  einfadi 
folgender:  der  lebrer  muss  sorgfältig  auf  die  anlagt  der  schaler 
achten ,  derjenige  schüler  welcher  durch  seine  nachahnnng  gern 
lachen  erregen  will,  besitzt  keine  glückliehe  anläge,  der  wahrhaft 
talentvolle  ist  zugleich  auch  rechtschaffen  probus,  (firobmg,  in  dea 
sinne,  dass  er  von  dem  segnis  und  iacens  weit  entfernt  ist),  fcic 
meus  ist  also  derselbe  %vie  vere  ingenUmts, 

4,  8  entscheidet  sich  Andresen  für  non  emm  sie  opttsmM 
dicimiM  ui  scrtbimus,  U.  Keil,  was  Andresen  nicht  erwähnt,  hat 
vorgeschlagen :  nan  enim  sie  optimum  dicimuB  ut  scriHmiit  opli- 
munt,  s.  die  Addenda  et  corrigenda  der  Halm'schen  ausgebe,  weiter 
in  ^.  16  mit  Sarpe  für  Hec€ha  et  Her  coles,  was  aber  von  der 
handschriftlichen  überlieferuDg  sehr  abweicht:  in  demaelbea  pan- 
graphen  bezweifelt  er  die  richtigkeit  der  höchst  einfachen  mi 
ansprechenden  conjectnr  dederont  et  prehaveront ,  das  bestrebeo, 
die  handschriftliche  Überlieferung  in  einem  einzige  bodtttabea  la 
retten,  veranlasst  ihn  zu  der  folgenden  ziemlich  gewaltsamen  äade- 
rung,  von  deren  richtigkeit  er  übrigens  selbst  nicht  überzeugt  iit: 
ac  ne  in  graecis  id  tantum  notetur ^  in  locnm  Y  litterae  u 
dederunt,  set  et  i  prohavemnt, 

5 ,  47  ist  gegen  die  einfügung  der  werte  el  genera  nadi 
per  tempora  meines  erachtens  nichts  einzuwenden,  bedenklich  da- 
gegen ist  es  $.62  aut  longa  et  hrevi  nach  duahus  Um^ 
einzuschalten,  zugleich  aber  das  folgende  brevem  zu  streichen. 

6,  14  will  Andresen  u  et  «  für  tfs,  sowie  e  et  s  für  c^ 
sicherer  ist  es,  wie  in  den  alten  ausgaben  steht,  im  aoschluas  aa 
Bern,  zu  schreiben  ti,  s  ebenso  e,  s, 

6,  26  ist  es  nicht  so  ausgemacht,  wie  Andresen  aanimait, 
dass  qnire  et  ne  quire  zu  schreiben  ist;  und  zwar  1)  weil  « 
von  der  Überlieferung  sehr  abweicht,  2)  weil  ein  neues  beispid 
in  dem  zusammengesetzten  worte  nicht  gegeben  wird.  Die  naaiit- 
telbar  vorhergehenden  worte  ftec  plurimfim  refert ,  nulla  haee  es 
praedura  sint  lassen  darüber  keinen  zweifei,  dass  rmere  oder  ur- 
gere  vollständig  berechtigt  ist. 

7,  4.  5  corrigirt  Andresen  den  schrifUteller  ohne  gmnd,  ia- 
dem  er  nicht  nur  secundae  syllabae^  sondern  auch  iUa  ([uoque  «r- 
vata  est  a  muUis  differentia  streichen  will.  Dasselbe  gilt  7,  17 
wo  er  für  ut  in  vorschlägt  ut  Uli,  in  dem  folgenden  worte  aWr 
die  conjectnr  Halms  AHICTHC  billigt,  ferner  7,  20,  wo  er  lon- 
gar%im  beseitigen,  die  folgenden  worte  so  schreiben  will:  et  suk- 
iecta  long  a  e  esset. 

7,  22  ist  eine  partikel  wie  at  nicht  zu  entbehren,  dafür 
wollte  Andresen  in  setzen,  weil  sich  nirgends  bei  Quintilian  fsm 
stelle   finde,    durch  die    die  richtigkeit   von  invenirs  aliquid  «Iiquo 


Jahresberichte.  691 

"o  bewiesen  werde:  dass  in  vor  libro  sehr  oft  felilt,  zeigt  ein 
:k  in  Bonnells  Lexicon,  die  binzufiiguug  der  präposition  aber 
rade  an  unsrer  stelle  ist  schon  von  Claussen  a.  a.  o.  p.  331 
pfohlen  worden  und  zwar  yor  {ibro^  vgl.  p.  556. 

8,  6  conjicirt  Andresen  nicht  übel  amatoria  für  (juae  amat» 

10,  5  vor  mortalium  et  statt  vd^  was  indessen  kaum  noth- 
odig  sein  dürfte. 

10,  6  vermag  ref.  nichts  anstössiges  zu  entdecken,  also  auch 
Versetzung  von  effectllMS  hinter  divehsis  nicht  zu  billigen, 
inso  wenig  wie  10,  10  die  Umänderung  von  canehantur  in  ca- 
iliir. 

10,  42  findet  ref.  nichts  gegen  alia,  wofür  Halm  Udia  vor- 
lägt, einzuwenden,  deshalb  erklärt  er  sich  gegen  Andresen's 
i,  ohne  zu  verkennen,  dass  dadurch  besser  und  schöner  als  bei 
intilian  der  gegensatz  zu  dem  folgenden  no 8  facillimum  etiam 
j(}eHti8  sequamur  experimentum  hergestellt  wird. 

Unbegründete  bedenken  hat  Andresen  11,  12,  wo  er  in  dem 
eiten  satz,  weil  in  beiden  verben  nicht  gleiches  subject  sein 
nne,  elegeris  vorschlägt.  Eine  offenbare  corrector  des  schrift- 
Hers  würde  es  sein,  wollte  man  12,  6  mit  Andresen  jtrimo  vor 
immatico  deshalb  einschalten,  weil  dann  deiiide  und  mos  folgt, 
hon  ist  am  schluss  des  folgenden  ^.  7  die  phrase  muUa  fa- 
e  quam  diu  allerdings  nicht,  aber  nicht  so  anstössig,  dass  ein 
und  zu  der  corrector  nitdia  facere  quam  muUum  vorläge. 

Von  p.  519  an  behandelt  Andresen  melirere  stellen  aus  dem 
inten  buche,  der  umstand  dass  auch  hier  zwei  stellen  im  wesent- 
jen  so  geschrieben  werden,  wie  dies  von  Claussen  bereits  ge- 
lehn  ist,  nämlich  1,  38  et  graecos  omni«  et  poetae  et  hi  «lo- 
co« et  phihsophosy  wo  Claussen  nur  noch  persequamur  nach 
tieco«  omiies  einschiebt,  sodann  1,  61  mit  Argent,  splritu  magnl- 
mtia  machen  es  sehr  wahrscheinlich,  dass  die  treffliche  arbeit 
n  Claussen  dem  verf.  unbekannt  war.  An  erstgenannter  stelle 
38  will  derselbe  ausserdem  et  vor  oratonbus^  wie  2,  15  vor 
er  ipsos  gegen  die  handschriften  hinzufügen. 

Selbst  1,  65  hält  es  ref.  für  bedenklich  poeseos  pars 
ch  Ulla  hinzuzufügen.  Ebenso  wenig  theilt  er  die  ansieht  An- 
isen's,  dass  1,  70  mala,  das  im  Argent,  fehlt,  zu  streichen  sei. 

1,  72  machen  die  worte  ei  cum  venia  leguntur  den  erklärern 
Mse  Schwierigkeit,  Andresen  glaubt  diese  durch  die  wenig  an- 
'echende  conjectur  sicut  omnia  quae  leguntur  zu    beseitigen. 

1,  83  entscheidet  er  sich  gegen  GeeFs  von  Halm  aufgenom- 
ne  emendation  vi  ac  und  schlägt  dagegen  vor,  entweder:  quem 
y^to  scientia  rerum  an  scriptorum  copia  an  ehquendi  wavitate 
inventionum  acumine  clariorem  putem  oder  quem  dubito  elo' 
fndi  euavitate  an  inwnlionum  acumine  an  varietate  operum  etc.  p. 
a  so  unwahrscheinlich  wie  das  andere. 

44  • 


092  Jahresberichte. 


I 


I ,  102  die  Worte  ideoque  immorUilem  iUam  SaUnfti  mImi* 
talem  diversla  viriutibus  coMecutus  esl  bat  Spalding  nach  der  aa- 
sicbt  des  ref.  richtig  erklärt,  grund  zu  einer  änderungy  wie  ne 
Andresen  vornimmt,  der  für  uelociliilem  schreibt  o« ctorilalflR 
d.  i.  klassisches  ansehn,  ist  demnach  nicht  vorhanden. 

Auch  die  letzte  conjectur  zu  1  ,  104  wo  Andresen  sehr  ge- 
waltsam ,  wie  er  selbst  zugesteht ,  vorschlagt  vir  waeculorum  m^ 
mwria  digitus  et  qui  nunc  intdlegatur  statt  des  überlieferten  «ir 
saeculorum  memoria  dignus  qui  olim  nominahitur,  nunc  inUik^twr 
kann  ref.  nicht  für  wahrscheinlich  halten. 

An  diese  ausführungen  mögen  sich  zum  schluss  einige  coo- 
jecturen  des  ref.  zu  stellen  verschiedener  bücher  Quintilians  ao- 
schliessen.     Zunächst  also: 

II,  6,  6  quodsi  satis  prudenter  dicenda  viderinty  utm  pnpt 
consummata  fuerit  praecipientis  opera.  Auflfallend  doch  unbedeok- 
lieh  ist  im  ersten  paragraphen  materias,  quas  discipiilis  ad  iicm- 
dum  daboiil ,  auffallender  aber  der  gebrauch  des  gerundivums ,  wie 
er  uns  hier  begegnet;  dazu  kommt  aber  noch,  dass  der  gedanke, 
welchen  man  erwartet,  nicht  gut  und  klar  durch  die  werte, 
die  jetzt  im  texte  stehn ,  ausgedrückt  ist ,  nämlich  der «  dass  die 
bemühung  des  lehrers  zurücktreten  kann ,  sobald  der  schäler  ge- 
lernt hat  richtig  zu  dispouiren.  Deshalb  glaubt  ref.  dass  u 
schreiben  sei:  qtiodsi  satis  prudenter  divtserini,  iam  props  ooa- 
summata  fuerit  praecipientis  opera. 

11,  17,  19.  Ganz  gleichmässig  ist  in  diesem  und  dem  fol- 
genden Paragraphen  die  ausdrucksweise:  Hannibal,  cum  indusns  a 
Fahio  ....  dedit ,  ferner  nee  vero  Theopompus  Lacedaemonimj 
cum  permutato  cum  uxore  hahitu  e  custodia  «I  mulier  evasit,  ft^ 
sam  de  se  opinioiiem  hahuit,  ferner:  orator,  cum  falsa  utitur  pn 
vero,  seit  esse  falsum,  ferner:  nee  Cicero,  cum  se  ten^ras  offuiisse 
iudicihus  in  causa  Cluenti  gloriatus  est,  nihil  ipse  vidit.  Diese 
gleichförmigkeit  des  ansdrucks  ist  an  einer  stelle,  wo  man  es  gar 
nicht  erwartet,  am  ende  des  19ten  paragraphen  verletzt,  hergestdk 
aber  wird  sie  durch  hinzufügung  von  cum,  denn  nach  des  ref.  an- 
sieht bt  zu  schreiben :  sed ,  cum  iUum  fefeUit ,  ipse  quid  venm 
esset  non  ignoravit, 

IV,  2,  22  illud  quaU  sit,  tu  scias.  In  der  Unterweisung 
darüber,  wie  die  erzählung  am  geschicktesten  einzurichten  sei,  giU 
Quintilian  unter  anderm  an,  dass  der  redner  dafür  sorgen  müsse, 
dass  die  zuhörer  sich  nicht  langweilten,  dass  er  durch  allgemeine 
redensarten,  wie:  „du  erinnerst  dich'*  „es  möchte  vielleicht  über- 
flüssig sein  dabei  zu  verweilen'*  „aber  wozu  rede  ich  längrer  davon, 
da  du  es  sehr  wohl  weist*'  für  abwechslung  sorgen  müsse;  anf 
diese  redensarten  folgt  illud  quale  sti,  tu  scias,  worte,  welche 
nicht  mit  unrecht  anstoss    erregt    haben.      Auffallend    ist    es,   dass 


Jahresbericbte.  693 

dieselben  bei  Julius  Victor  fehlen,  sie  aber  deshalb  zu  verdächtigen 
lieg^  kein  grund  vor:  wenn  nur  darum  Meyer  sie  hat  streichen 
'woUeo,  so  kann  ref.  seine  Zustimmung  dazu  nicht  geben.  In  der 
ausgebe  des  Campanus  fehlen  die  worte  tu  sciaa ,  so  dass  also 
ilUid  quale  sli  von  noris  abhängig  zu  machen  ist.  Aber  abgesehn 
davon,  dass  diese  änderung  ganz  willkührlich  ist,  missfallt  sie  auch 
deshalb,  weil  dadurch  eine  der  empfohlenen  phrasen  geradezu  un- 
terdrückt und  beseitigt  werden  würde.  Durch  eine  leichte  ände- 
rung' glaubt  ref.  das  richtige  herstellen  zu  können,  nämlich:  Uhtd 
quale  sii  tu  neaciael 

2,  45.  Die  kürze,  welche  an  Sallust  selbst  so  sehr  gepriesen 
wird,  erscheint  Quintilian  für  den  redner  durchaus  nicht  wün- 
schenswertli :  unter  den  gründen,  welche  er  fur  seine  ansieht  gel- 
tend macht,  ist  einer  sehr  auffallend,  quod  (Uta  brevitae  et  ah- 
ruptum  sermonla  genus)  otiosum  fortaese  lectorem  minus  fallat, 
audientem  transvolaty  nee,  dum  repetatur,  espectat.  Was  soll 
das  heissen  :  sie  wartet  nicht,  bis  es  wiederholt  wird  ?  Vielmehr 
kann  der  sinn,  den  man  in  diesen  Worten  erwartet,  nur  der  sein, 
sie  wartet  nicht,  bis  es  verstanden  ist,  sondern  gleitet  rasch  an 
den  hörer  vorüber.  Dieser  sinn  ergibt  sich ,  wenn  wir  p  e  r  c  i- 
piatur  für  repetatur  schreiben. 

2,  ill  ceterum  cur  ego  iudicem  nolim,  dum  eum  doceo, 
etlam  movere?  cum  ist  conjectur  des  Regius,  handschriftliche  Über- 
lieferung ist  egOy  so  in  B,  eine  lesart,  welche  offenbar  nur  durch 
versebn  eines  abschreibers  entstanden  ist,  welcher  das  kurz  vorher 
stehende  ego  wiederholt  hat.  Im  Ambr.  I  und  Bamb.  von  zweiter  band 
fehlt  das  pronomeo,  dies  ist  nach  der  ansieht  des  ref.  zu  billigen. 

V,  7,  8  id  quomodo  contingaty  explicahimus^  cum  —  vene- 
rimtw.  Id  ist  conjectur  des  Regius,  ref.  empfiehlt  dafür  quod, 
welches  vor  dem  folgenden  quomodo  leicht  ausfallen  konnte. 

11,  18  nam  hulus  (fuoque  generis  in  eadem  oratkme  reperietur 
exemplum.  Ref.  hält  auch  jetzt  noch  an  der  in  seinen  Quaest. 
Quint  11,  p.  11  ausgesprochnen  ansieht  fest,  dass  statt  des  futu- 
ruflia,  welches  hier  nicht  am  platze  ist,  das  präsens  reperitur  zu 
schreiben  ist. 

VI,  3,  76.  Hoc  genus  dicti  consequens  vocant  quidam  atque 
iUi  simile,  quod.  Es  dürfte  sich  wohl  empfehlen,  um  den  zweiten 
satz  lesbarer  zu  machen  est  nach  atque  oder  simile,  wo  es  ja  sehr 
leicht  ausfallen  konnte,  hinzuzufügen. 

Vli,  3,  1.  Sequitur  coniecturam  finitio  .  nam  qui  non  potest 
dioere  nihil  fecisse,  proximum  hahehit  ut  dicat,  non  id  fecisse  quod 
ohidatur  .  itaque  phiribus  legibus  in  isdem  quibus  coniectura  ver- 
satur,  defensiottis  tantum  genere  mutato,  ut  in  furtis ,  depositis, 
adulteriis  .  nam  quemadmodum  dUimus  „non  fed  furtum,  non  ac- 
cepi  depositum,  non  commt^t  adulterium'^,  ita  ,^n  est  hoc  furtum, 
non  est  hoc  dipositum,    non  est  hoc  adülteriwm''.     Es  bandelt  sich 


694  Jahresbericbte. 


I 


iu  diesem  paragraplieo  urn  die  verscliiedne  art  der  vertheidigBag 
bet  diebstabl,  uuvertrautem  geld  und  ebebrucb.  Man  kann  sagca: 
icb  babe  keinen  diebstabl  begangen ,  kein  anvertrautes  geld  em- 
pfangen ,  keinen  ebebrucb  begangen  und  bei  strengerer  sckeidiig: 
das  ist  kein  diebstabl ,  das  ist  kein  ebebrucb  d.  h.  oicht  das  Ter- 
brecben  des  diebstabls,  des  ebebmcbs,  aber  dazu  ^  xu  ftirfwii  mi 
aduUerium  passt  deposituni  durchaus  nicht,  man  erwartet  statt  do- 
sen vielmehr  ein  jenen  entsprechendes  wort  von  allgemeinerer  Be- 
deutung, das  etwa  dem  deutschen  „Veruntreuung^  oder  etwas  der- 
artigem gleichkommt.  Und  in  der  that  weisen  die  bandschrifteo 
deutlich  auf  das  einzig  nothwendige  hin,  denn  in  ihnen  steht:  ms 
est  hoc  initiatiOf  mit  hinzufügung  eines  einzigen  buchstabens  ist  u 
schreiben  infiHatto,  was  hauptsächlich  die  ableognnng  des  »- 
vertrauten  geldes  bezeichnet. 

4,  4.  Sed  hk  de  re  sola  quaestio^  tusta  sit  ea  nocne,  Bk 
ist  conjectur  des  Regius,  überliefert  ist  enlm,  das  ja  audi  käniig 
durch  H  bezeichnet  wird.  Indem  wir  an  dem  überlieferten  emrn 
festhalten,  werden  wir  mit  geringfügiger  änderung  sclireibea:  est 
enim  de  re  sola  quaesilo. 

9,  9.  SaepSy  utri  duorum  aniecedentlum  sermo  Mifriimcliif 
sit,  in  dubio  est.  Die  letzten  werte  lauten  in  den  handadirifta 
induhiitm  est,  woraus  sich  leichter  duhium  herstellen  lasst,  ak 
ift  dubio. 

IX,  2,  41.  Praeponebant  enim  talia  „crediie  »09  inUteri'*  «1 
Cicero:  haec  quae  no§i  vidistis  ocülis,  animis  cemers  fotestit. 
Diese  worte  sind  bei  Cicero  noch  nicht  nachgewiesen  und  find« 
sich  so  auch  gewiss  nicht;  dem  ref.  ist  es  nicht  unwahrscheinlich 
dass  in  den  Worten  animis  cernere  potestis  eine  verderbniss  liegt 
In  der  rede  pro  S.  Roscio  Amerino  sogt  Cicero  33,  98  an  der 
stelle,  wo  er  die  er  mordung  des  Roscius  in  grausiger  weise  schil- 
dert: Etiamne  in  tarn  perspicuis  rdms  argumentatio  quaereuda  mü 
coniectura  capienda  est?  Nonne  vohis  haec  quae  audivtstis,  cemen 
ocuUs  videmini  iudicesl  Diese  letzten  worte  schwebten  nach  d« 
vermutbung  des  ref.  Quintilian  vor,  derselbe  citirte  sie,  wie  often, 
frei  aus  dem  gedächtniss.  Indessen  will  ref.  auch  die  weitere  ver- 
mutbung nicht  zurückhalten,  dass  die  worte  bei  Quintiliaa  li^ 
sprünglich  so  gelautet  haben :  haec ,  quae  audivistis,  ocvli« 
cemere  potestis. 

3,  23.  Graeci  Tjagiv&iOiv,  nagifAmwiftv  vacant,  dum  con- 
linuafioiii  sermonis  medius  aliqui  sensus  intervenit.  Auffallender 
weise  wird  hier  die  erkläruug  der  vorangegangnen  anadrneke 
durch  dum  eingeleitet,  und  darauf  führen  allerdings  die  bestes 
hundschriften,  in  denen  duo  steht,  man  erwartet  dafür  cum, 

3,  67.  Obwohl  es  dem  ref.  nicht  gelungen  ist^  diesen  a^ 
schnitt  über  die  nuQovo/AacCa  in  ihrem  zusammenhange  zu  ver- 
stehn,    so    glaubt    er   doch    wenigstens    auf  ein  ähnliches  beispiel, 


Jahresberichte.  695 

reiches  Pboibammon  mgf  cxniJ^dtiav  (Spengel  Rbet.  gr.  Ill»  47, 
7)  Gitirt,  nämlich  o  avS^QWJiog  Sv&Qtojtog  iatt  hioweisen  zu  miis- 
en.  Vielleicht  ist  so  zu  schreiben :  et  cum  verbo  idem  verhum 
»ItM  9ig»ifican8  euhiungitur  aliquando  (aliquando  Burman) :  homo 
«I  homo. 

3,  77.  VfAOMiiXivtov  f  eimilem  duarum  eententiamm  vel 
flnrlum  finem.  Es  sind  mehrfache  versuche  zur  heilung  dieser 
itelle  gemacht,  nicht  unwahrscheinlich  ist  es,  dass  habet  vor  finem 
»iDzuschalteo  ist. 

4,  124.  Alteram y  quod  constat  memhri»  et  «Hcim,  q%tae 
üures  seneus  habent.  Ein  blick  auf  die  Varianten  lelirt,  dass  der 
ext  durchaus  noch  nicht  sicher  festgestellt  ist;  auffallend  und 
-echt  bedenklich  ist  es,  dass  et,  welches  in  den  handschrifteu  fehlt, 
D  allen  ansgaben ,  wie  es  scheint,  aufnähme  gefunden  hat,  ferner 
(teilt  in  jenen  nicht  quae,  sondern  quod^  in  8  que,  endlich  hat 
Imbr.  1  V.  zweiter  hand  habet.  Mit  recht  macht  Spalding  darauf 
lufmerksam,  dass  die  fUires  eeiisus  den  abschnitten  und  gliedern 
»eigelegt  werden:  ohne  zweifei  sind  die  worte  so  zu  ändern: 
ilf enim,  quod  constat  membrls  incislsque,  plures  sensus  habet, 

XII,  5,  6.  Mit  grosser  theilnahme  schildert  Quintilian  den 
Tnichalus ,  welcher  ausser  vielen  andern  Vorzügen  auch  eine  sehr 
aute  und  kräftige  stimme  besass,  dann  lesen  wir  nicht  ohne  be- 
Temden  weiter:  sed  hoc  Votum  est.  Denn  das  kann  man  doch 
sigentlich  nicht  sagen ,  dass  es  ein  frommer  wünsch  ist,  sondern 
lur  das  was  gleich  darauf  folgt  ein  seltnes  glück.  Ref.  hält  diese 
itelle  für  gründlich  verdorben  und  schlägt  folgende  ändemng  vor: 
ted  haec  vocis  et  laterum  est  rara  feUcitas:  vrgl.  X,  1,  119. 

9,  8.  Quod  ego  adeo  longe  puto  ab  oratore  perfecta.  Auf- 
fallend ist  das  fehlen  des  infinitivs:  ref.  nimmt  daher  nach  puto 
sine  lücke  an,  welche  durch  hinzufiigung  von  abesse  auszu- 
föllen  ist. 

10,  59.  Itaque  lUo  subtlU  praecipue  ratio  narrendi  proban- 
lique  oonslstety  sed  saepe  id  etiam  detractis  ceteris  virtutibus  suo 
jCMte  pletium.  Statt  des  überlieferten  que  hat  Halm  saepe  ge- 
schrieben, einfacher  dürfte  es  sein,  statt  sed  das,  womit  es  häufig 
verwechselt  ist,  nämlich  est  herzustellen,  also  est  que  id  etiam. 

Breslau.  Ferdinand  Meister. 


Catull.  C,  XIVb. 
Si  qui  forte  mearum  ...  no6is  ist  richtig  für  das  Überbleibsel  eines 
läogern  gedichts  gehalten:  es  war  der  aufang  desselben,  und  zwar 
liildete  es  die  vorrede  zu  einer  kleinen  Sammlung  von  gedichten, 
welche  Catull  allein  nnd  zwar  vor  der  gesammtausgabe  edirt  hatte. 
Die  gedichte  1—14  sind  der  herausgäbe  nach  die  letzten. 

Ernst  tMHi  Leatsäk. 


Miflcellen.  697 

aodereo  band  geschrieben.  Es  folgen  bruchstiicke  aus  Schriften 
des  Aristoteles  (mgl  xofffiov  ovgayov  xai  RffTQWv,  dtuXixuxi^), 
Schriften  aristotelischer  commentaturen  und  fii^oSog  S^uXixuxlig 
ioMiVPOv  70V  vnatov  ro/y  ^Xoc6q>ww  tov  'IiaXov  ngog  ^Avdqovtxoy 
Tor  ßaCyXia.  Dieser  tbeil  ist  von  einer  dritten  band  geschrieben. 
Die  letzten  acht  blatter  sind  von  gewöhnlichem  papier  und  erst  im 
fünfzehnten  Jahrhundert  beschrieben  worden. 

Bei  der  collation  des  textes  füge  ich  in  klammer  aus  meinen 
collationen  die  lesarten  von  vier  andern  codices  bei:  1)  des  Ra- 
veonas  (R)>  2)  des  Venetus  (V),  3)  des  Parisinus  1  (A  saec.  XUI) 
und  4)  eines  Vaticano-Urbinas  (Vat.  saec.  XIIU).  R^  ist  die  hand 
des  scholienschreibers,  R^  die  band  eines  nur  wenig  jüngeren  cor- 
rectors, R^  dagegen  eine  viel  jüngere  band  eines  correctors. 

V.  17  unoxQkvoiAivm]  änoxqwofiivov  {dnoxQ$vofiiyev  VA  Vat.)  — 
v.  18  ovy]  fehlt  —  v.  22  y*l  to»  (yeiii'  R  rdv  VA  Vat.)  — 
v.  26  i#]  <r«  (a$  VA  Vat.)  —  v.  31  xal  novrjQoC]  nowfjgoC  — 
V.  38  ovfAipiQHp]  ^vfAq>iQHV  (ivfAg>iQ€$p  A  Vat.)  —  v.  39  J^ra] 
dli&'  i  (J5^'  0*  A  Vat.)  —  V.  42  ixiXtvi]  ixiUvae  (ixiXtvin 
VA  Vat.)  —  V.  43  d'  ifiavrtp]  di  fi'  aixüi  —  v.  44  dTjia] 
fehlt  —  V.  49  in  /vcSytt«]  ist  das  j^vw  in  rasur  von  der  ersten 
hand  —  v.  51  in  ^inn]  ist  das  a  in  correctur  von  der  ersten 
liand  —  v.  56  noTigow]  nqonqov  (ngotegop  R^  lemma  scholii  in 
RA  Vat.),  ^gdintg]  ^gdffov  {q^gdcov  VA  Vat.)  —  v.  57  vor  Xi- 
^€fty]  steht  über  der  linie  von  erster  band  XQ^  {anle  Xiynv  add.  R^ 

i 
Xg    XiyHv  A  Vat.  —    v.  60   ixmtv&dvii]   ixTtvvddvjj  {ixm>v^dv^h 
R   ixmv^dvrj  V)    —    v.  64   Jr^firijga]    Sr^fArirgay    {di^fAtjigav   VA 

i 
a^fußga  Vat)  —  v.  66  rdv]  läv  (luv  VA)  —  v.  67  Ict',  cJ 
Sicjfaia]  lau  iianoxa  (tcuv  diisnoxa  ex  ^&nv  cu  Sianora  R  i(ni 
Sicnota  V  Vat.  Itfu  dicnoxa  A)  —  v.  69  xaiaUnwv]  xära  X^- 
ndv  (xata  hjtwp  V  (corr.  V*)  Vat.*  «dr'  aitbv  hnutv  tr.  A)  — 
V.  71  ovxow]  oZxovv  (ovxovv  RVA  Vat.,  in  ovxovv  corr,  V*)  — 
V.  72  iXfi']  ilfi'  (h(a'  R  dfA'  VA)  —  V.  73  Igyda^o^^]  ig- 
yäffiC&op  {igydciiad'OP  V  igyd(Tia&oy  Vat.*)  —  v.  74  r\  ^«»']  / 
UV  —  V.  75  yvv]  vvv  (yvv  R  fii&iroy  f*«  vSy  V  fAi&tff&e  fiov  ro  A) 
—  r^y,  /uc^/is/u«v]  flfjL  fii^lt^sv  in  rasur  ist  ^  in  rifk  aber  von  der 
ersten  band  (i^v  ^BUfi^ ;  R  f^yl  in  margine  R^  ^  fAt&Ctfjtiy  V 
f^y  (corr.  es  ^v  superecr,  S^)  fAi^Ufuv  A  f^vl  (supersc.  ISov)  /li«- 
&Ufjay  Vat.)  —  v.  78  KAP.]  xgi  (XQ^  RVA  Vat)  —  v.  85  i^ 
ojov  mg]  i^oTovmg  (i^oiovntg  RA  Vat.  il^otovirfg  V)  —  v.  90 
Inodjdv]  inofrjCi  (Inotfjifs  RVA  Vat)  —  v.  94  aot]  fehlt  — 
Y.  96  g)!?/*!  9W^  (fit*^  VA)  —  v.  98  iogaxd  nw]  ivigaxa  aus 
iüSgaxa  nov  (iwgaxa  Trat  R  itigaxa  nov  V  ioigaxa  A  Vat.)  — 
V.  100  ran  iikov]  r'  an'  Ifiov  (i'  anifkov  R  %an  ifiov  ex  täno 
if/M  u$  mdßiur  V   Jan'  ifiov   Vat)  —    v.  101    iUik^a^d]   ilo- 


698  Miscellen. 

^a  —    V.  104  änoUttrjg]  änoUno$g  —    v.  112   col  ^]   ei  F 
((TÄ  (T   RV    cv  S'   A   Vat.)   —    v.  114   Ovp]   ^  (h/r  \  1^  k 
Vat.)  —  ▼.  118  uvd-Qmnog]  uv^Qwitoq  {av^qfuno^  RVA  Vat)  — 
V.  119   0»'  m\    diwg  (Mwg  RVA  Vat)  —  Imi]  cue*  comgirt 
voD    enter    liand   aus   l/ii'   cl   (ift  d  R   If/  h  \  ift*  d  A  ty!  A 
(aupenc,  iirri)  Vat)  —  v.  120  inngCtpH  fjn]  ImiQltpiU  fu  {^nhx^i^ 
^£»c  R  tnnqttpMv  V  inngf^iit  A  Vat)  —    v.  127    navii^i]  no- 
v^Q§  (jfdvfjQS   RVA  Vat)  —    v.  131  to  gyv^iop]  t   igyvgtw  (i' 
agyvQiOv  R  Vat)  —    9^Qf]   >st  'u»^   folgenden  verse  gesogeo.  — 
V.  132  Tovd^]  lovx    —  ▼.  135  ov*ovv\  oHwiv   {pv%    ovw  R  oix 
oiv  V  oixovv  A  Vat.)  —  v.   136  naicik   ay]  nav(n$€v  (»ovtfEMiy 
R  navGB^p  VA  Vat.)  —   fui/^']   ravi'  uv  (ravra  R  ravT'  av  VA 
iav%;  Vat)  —  ot»^  xt  Jif,*]  ?»  r*  rf^  (8»  t^  rf^'*  R  Vat  on  ir; 
YQ.  oxkva  V   OT*  r^  J^.  A)  —    v.  141   6h6^Q\    dtifaq    (d$dwg  II 
JcSijjg  V)  —  ra^/v^fov]   t'  aQyvQtoy  (i'  ägyvQ&w  R)  —    v.  142 
n]    i^  (t^  RVA)  —   fiJpog]  (Jbovov  —    v.  143  yi^V)    y?/»'  (9^/» 
V)  —  V.  145  &yd'Qiinoiai\  iv  av&Qwnotai  (iv  av^QiOMouu  VA)  — 
V.  150  iiav]  oj'  av  {it'  av  R  iz'  &^  Y)  —    y.  154   T&qyv^\ 
i'   uqyvqtov   (i    aqyvqtov  R)  —    v.  157  J  f*|y]  o{  /*If,  . —  0  di] 
ol  Jc  —  ^i7^cv»iroi;(]  ^i/^vrfxcc^  (^^evnxaV  V  ^^rixa^  A)  — 

V.  158  A:^K]  fehlt  {wii.  K  XQ  y)  —  v.  160  APJ?.]  fehlt  (onmi. 
RV)  —  V.  163  r»(]  r^  (rr^  RVA)  —  Alle  personea  be- 
zeiclioiingeD  fehlen  bis  v.  172  (ebenso  bis  v.  170  RVA  Vat  v.  170 

KAP.\   om.  RR«  XQ  VA  Vat  v.  172  XPE.]  omm.   RVe^A  wq 

e 
Vat.  V.  173  KAP.^  omm.  RV  XQ  A  Vat.  v.  174  affile  wnum  eti 
eik  xag.  Vat.  v.  175  XPE.]  omm.  RV  y.  176  KAP.]  omm. 
RV  V.  177  XPE.]  omm.  RV  v.  178  ante  versum  wf  @<A  jro^. 
Vat.)  —  V.  165  jotxf^Qvx^t]  roixoQvxiT  {to$xf»^oix^T  R  tot'xopqwxi! 
lemma  sch.  in  R  tvxwgvxiT  A)  —  v.  166  «»aqpeJc»]  /ro^fil« 
(/yayet;'«»  A  Vat)  —  /']  fehlt  (om.  V)  —  v.  168  o3]  M'  — 
V.  169  iXdv&avsv]  ikup&avi  {iXdr&avi  V)  —  v.  171  yCyvnw] 
Y(v$xay  (yCvnat  V)  —  v.  172  tC  Si]  xt  dal  {xt  Jat  K  rt  iai  ^ 
j(  Si  A)  —    V.  173   ovx]    ovx'    (ovx'  R)  —     Vor  v.  172   steht 

A* 
xuQj   vor  V.  173  xQ^   vor  v.  174  je«^  (siehe  oben  zu  v,  163)  — 
?.  175  d^]  durch  rasur  corrigirt   aus    Si   (J|  R)    —    v.  177  oix] 

ovx'  (ovx'  ^)  -"     ^^^  ^'  ^^^  ^^^^^  *^Q'  (b*  <>^^)  ^^^  ^^^  ^'  ^^^ 

fi  i 
XQi  (xQ  A  Vat.)  —  V.  178  ov]  ovxl  (ovxl  VA  Vat.)  —  v.  184 
xdv]  »av  (xav  R  xa^  V  xav  Vat.)  —  v.  185  imxa^iCvw]  Imt- 
xa&Cl^ritui  —  fiovov]  fiovog  (fiovog  V  Vat,  g  in  ratura  A)  — 
V.  186  noiHv]  Jtodv  (noitv  RVA  Vat)  —  v.  188  yiyov]  yifwor 
(yiyovfv  RV  Vat)  —   noinoxt]   Jt&noxi  —    v.  189   litil   ndvxoii] 


MiscelleD.  699 

ndvrwv  Icü  {ndvtwv  l<rr»  R  Vat.  f<m  nuvtww  A)  —  v.  193 
cidfnwnou]  oidi  nuinon  (oiii  TnSnors  VA  Vat.  —  v.  196  xSy] 
ar?»  (*'  nv  R  Vat.  «^v  V  xtjv  A)  —  uvvanrai]  drvCij  {umio^i  RV 
uvvori  A  Vat)  —  v.  197  ow  ßnardw]  ovx  (hat  ßtwxov  (ovx  itrat 
ßimtiv  RV  Vat  äßCtojoy  A)  —  aviw]  aviw  (ahm  RV  uiiw  A)  — 
V.  203  dttXotaroy]  inXotatof  (diiXoturog  RA  Vat)  —  h^]  i<j&' 
(Ic&'  RA  Vat  fa&  V)  -  v.  204  diißaX'\  iUßaUv  (i^ißaUv 
VA)  —  ng]  Tfg  (Ug  VA  Vat.)  —  v.  206  xutax^xXtifäim]  leara- 
xixXi§c§Aiyu  {xaxaxixkikfffiiva  VA). 

Ich  lasse  die  schollen  zu  deo  ersten  34  versen  folgen.  Wo 
ich  auf  die  vorhandenen  schoHen- Sammlungen  riicksicht  nehme, 
richte  ich  mich  nach  der  ausgäbe  von  Dübner  (Paris  1842). 

V.  1  (ig  uQyaXiov  nqayfA  Hüik.  o  ^iQüiuuiv  dvag>0Q(7  jov 
itcmtov  inofiiyav  jv^Xw  uvSqL  xo  wg  noXXa  arjfAafvw  vSv  Sk 
ävrl  tov  Xtap  xtivjn*  a^ajjrov  TmgdßoXov  xal  ofiolwatv  SrjXdi'  xai 
ijiga  TQtuxovra  1^6*  CfjfAMvofuva  :  ägyaXiov  lo  igydidsg  xal 
XaXtnov  (gyov  yug  naqa  roig  nakakoXg  xo  dvcx^qlg  IxaXuio.  f 
aQ/aXiov  jo  Xvjiqov*  dno  xov  uXyog*  dX/aXiov  xQonl^  xov  X  itg 
xd  g:  ngayfAa  uXXaxov  f^h  xal  avio  wojng  to  igyov  i^v  dvg- 
XigfMv  mifAuCvtt.  pvv  Si  xd  iv  ??  Cvyti^sla  Xiy6fA€vop  inuQxoy 
jxQuyika  xal  xrip  igyaatav  avtov: 

(Die  letzte  bemerkung  von  ngayfia  aXkuxov  findet  sich  in 
den  Diibnerschen  schollen  nicht,  sonst  ist  der  Inhalt  wesentlich 
derselbe). 

V.  1  cJ  Ccv  xal  &Bol:  xo  oxfii^a  xovxo  xal  o  notijuxog 
xgofiog  xaXihak  vnigoxow  xal  t^oxov  xal  iX  u  tomviov*  ififv  yug 
xoTg  Xotnoig  d-tolg  xal  tov  lovrotv  q>fialv  vjngixovxa  dta  (corr.  aus 
dTtt)*  iig  SfATigog'  naxgoxXm  xal  oh*  irdgotcr  ndmav  davautv  xal 
ä/afAifipovog*  igtSag  xk  xal  ixxoga*  xal  xd  ^cca  3^  Xoyya'  iX/tan 
xoTg  fiu&tixaXg  xal  xw  nirgw  aXX^  IvravS-a  6  nixgog  xal  ig 
vnigoxog  xiüv  fkad'fftuiv  nageXi^fd'ri  Xfj  ^T^ast  xal  Xva  /u^  äwtwxo 
dig  dnagvri<rdfi€vog  il  ovx  ifiv^ad^ii  aiiov.  ovSkv  di  ImXitiptfiov 
fi  aüatpig  ri  Svax^geg  xd  nagov  ^€i  igäfia,  d  fii^Trw  avibv  ßovXtt 
ndrv  Cagtripfl^Hy  ifjii,  xal  jiyd  /ulv  yßivS^  xwv  CXoX$oyguy>üiv  Ix- 
iisty  ij  dxakga*  xkyä  Si  xal  t^^  ifäljg  noXv/Avtag  x$&hat  aot  xal 
vovy  tI  imaygdtpHy  xo  aivxal^iy.  xal  nXiov  n^y  x&v  ßißho^ 
yga^wv  xu&aigHv  giavXfay: 

(Das  schollon  bei  Dübner  ist  kürzer.  Von  den  beispielen  aus 
dem  Homer  hat  es  nur  das  dritte.  Interessant  ist  das  hineinziehen 
der  parallelstelle  aus  der  bibel,  ebenso  die  weise,  wie  Tzetzes  über 
seine  eigene  thätigkeit  als  commentator  spricht). 

V.  2  Jva^gwy  d  dovkog  xag(wy  xw  ßXinuv  xov  aixov 
damoxfiv  XQ^H'^^ov  xv^Xw  äxoXov&ovvxa  og  ^v  o  nXovxog  /a^zroy 
fpil<ft  xdy  SovXov  yiyicO-at.  xal  nXioy  di  xo,  /ivitfO-at  iovXov 
3(an6tov  vKpgatvovxog  timav  /ag  xd  Cvfi^igovxa  ^y  [lii  xal  x& 
dtcmxfi   aiiov    do^wü^v   agtiTxu,   fMXOti/ovTO«.     fj  tvxrj  yäg   oix 


700  Miscellen. 

ia  Tovg  dofiXovg  diCno^Hw  tüv  olxilmv  CutfAutiap.  xui  raSro  fur 
ovtwg*  iydt  Sb  7(2  a7i6Xka)vt  fAifigtofiai  ou  fjuiu  tiJv  aXkwf  sai 
luig&v  l^Qog  wv  avil  tov  idv  ifiip  SiffnoTtjv  taCaad-at  fioUot 
xal  S^fOtrixoTa  (jp^ci'cüv  xa{  fAiXayxoUSpta  aninifi^nv*  17  {con,  aus 
^)  X^^  ^^*  ^^^  fMihtyxoX(a  xv^Xw  axoXovdiiP  ßXiMovxa  xtd  U 
aiiou  odfiY^ad-ak  dcivioq  Xiyntu  St$  fuia  diovg  Xän  xai  ßUmh' 
dsanoTtig  dg  Sf'ovg  noitjUogi 

(Die  etymologie  von  dovXog  und  von  dtCTionjg  findet  sich  10 
den  Dübnerschen  scliolien  nicht). 

V.  3  Xi^ag  zvirj  urtl  tov  Xil^rj  äntxüg  ol  yag  uitncoI  lac; 
fAijoxoJg  uvtI  ^(jbdjmv  ;|f^iiüiTa«.  iig  to  ^  xQvyfayifg  yag  ixopifw 
ävji  jov  xtxQv^aCiv  xal  fiiqri  Xoyov  xaiu  inqCaCHap  t$&iaatv  i^ 
tv  Tovjoig  xai  iv  zw  na(t^tig  ^jtcov,  od  fiä  toig  d-toig  xai  lii^i; 
fivQCo^g:  diQüinwy  traQaxQri(fuxwg  vw  6  dovXog  xvqdag  ydg  ^c- 
qdnuiv  o  xoXul^  xal  Ttäg  d'iqumop  (wohl  zu  verbessern  in  d^^qa- 
n(vwp). 

(Das  schoHon  bei  Dübner  enthält  eine  bemerkung  über  deo 
antistroph  in  ipv,  welche  bei  Tzetzes  fehlt.  Dagegen  fehlt  die  be- 
merkung über  den  gebrauch  des  participiums  und  die  bedeutong 
von  d^squnüip  bei  Dübner). 

Die  scliolien  zu  v.  4  und  v.  5   fehlen   in   dem  Tzetzes-codex. 

V.  6  tov  awfjtatog  yäq  oix  iu:  vvv  tov  dovXov  ^rfiU.  aitog 
ydq  Ixattiog  f/fi  ti  olxiTov  öwfAa*  xal  Ich  dtcnottig  lavroS*  01 
dovXoh  Öb  tu  iavtuiv  aoifAata  xvQog  xal  l^ovctav  oix  ^ovdiy  oMl 
oi  iiürriiAivok  riyovv  0%  ÖBCnotak: 

(Die  scholien  bei  Dübner  enthalten  wesentlich  dasselbe). 

Zu  V.  7  enthält  der  Tzetzes-codex  kein  scholion. 

V.  8  w  dl  Xol^ta  :  Xo'^hag  nquyfAatMwg  0  änoXXoßv  tig 
Xo^riv  luv  xal  fwv^p  nifAnwv  ^lOf  Xo^iJjg  fiaviBvofiiPog'  dg,  xqoiaog 
aXvv  diaßäg,  fiiyuXfiv  dqxfjr  xajaXviJu.  xal  ulxog  tq$tojim 
^vhvov  diSoT  ivqvona  ^Bvg.  xal  w  d^tlrj  aaXafAlg  ärnoXtig  di  ci 
tixva  ywaixdiiv  xüXXa  (ivqCa:  änoTXuiv  dl  äXXriyoqixdig  o  ^X$og 
(Sv  Xo^Cag  xaXhizai  on  i^  ioiag  dg  dvOiv  oix  tv&vdqofAUtw  xaX 
oqdtvag  äXXa  Xo'^utg  Xuay  (corr.  aus  Uia^)  xal  noqivmu: 

(Dos  scholion  bei  Dübner  enthält  die  beispiele  von  dunkeln 
orakeln  nicht). 

V.  9  o^  dBCmußSii  uvtl  rov  xqv^H^^oyn  &fCmXoyii :  tqtnopq 
avdxHjah  tut  anoXXuiVh  wg  Blöoty  xa  rcov  tqidjv  XQ^^^^  ^^  '' 
lovTu  ?'  itfofjkiva  nqo  t*  iorta  :  Xqvcovg  31  tqlnovg  ä^'  Uftogiag 
tl^g  ifAfiqocd^fv  iv  t(S  ßCßXw  tcoJc  Xexd^ilCfjg: 

(Die  scholien  bei  Dübner  enthalten  ausser  diesen  beiden  be- 
nierkungen  noch  eine  andere.  Die  geschichte  auf  die  Tzetzes  hier 
bloss  verweist,  ist  wahrscheinlich  dieselbe  erzählung  von  den  ai- 
lesischen  fischern,  welche  sich  in  den  Dübnerschen  scholien  in 
doppelter  form  befindet). 

V.  10    fAifjL^fiv  dixatav  :  vifitctg  xal  fHfAtff^g  dia^qu.     vi- 


Miscellen.  701 

lovTO  ngoCi&iTO  to,  dtxata: 

(Za  v.  10  fiodet  sich  bei  Dübner  kein  scliolion). 

V.  11  latQog  »ai  fjkdvug  :  JttfffaQeg  liy^ai  uvdxetPiai  rc3 
ditoXXwvr  lol^ixii'  fAovCtXTf'  laT^fxif.  /xavT^xfj'  ilj  fAOv<fi»jj  de  1} 
u  notfjttxal  (verschr.  statt  noirjjixr;)  xai  nuaat  Xo^ixal  xai  9v- 
§uX^xal  n^QUxovion  xi^vM.  rrgog  Si  to  vvv  xQi<fi(J^o>  iri  xü)fAw3Ca. 
xai  TO  ytXoloVy  latgtx^v  xai  fäavikx^v  nagilaxiV  Iva  i^aßdXn 
i^iy  rdv  anoXXioya  Ivavttwg  inl  XQ^f^vXw  jjf^ijcra/icvov  t^  n  fiav- 
Tix^  xal  tij  laTQtxq.  Sm,  fiiv  jov  fAuvuvfiaiog  not'qcag  xQ^t^^Xov 
fA^  fAOPOv  otSx  lyvwxfvat  il  fiiXlov^  aDJi  fAtjdi  ivamag  tc  xal  q>a$- 
v6fi€vov.  olov  riv  rvfpXov  w  cvXXuktr  i^ä  is  tl^g  laiQtxrjg  ort 
i^(Xwv  xal  voifovvia  avtov  latgsvaat  tig  wv  largdg  fjkSXXov  oviog 
iQQiafiivov  ntfvxdia  xal  vy$ä  fMiXayxoXävra  xal  atpQOpa  dptl 
^QOvovvTog  aninifixffiv*  tj  yuQ  ovx  Itniv  atpqoGvvrig  ioxcix^g  vnd 
fÄTj  ßXinovTog  oSrj/HC&a$  tov  ßXinovxa;  d^o  xal  Staraxnxwg  elmv 
iSg  9pa<r«y  fjro$  ol  (Ah  äXXoi  ao^öv  aviov  Xiyovaw  iyd  di  un^ 
igywv  aiv  (nach  wv  ist  ein  wort  ausradirt,  vvv,  wie  es  scheint) 
ßXiiuay  xqCvw  rovior  xal  äuxvov  (tuvuv  xal  ut^x^op  laxqov: 

(In  den  scholien  bei  Dübner  werden  nur  drei  xfx'^at  des  Apollo 
angeführt,  ausgelassen  ist  die  xo^txif.  Uebrigens  ist  in  dem  ersten 
absatz  des  scholions  bei  Dübner  wohl  zu  schreiben:  i^eiiffAtfßf  3i 
jxgig  xofSxtp  i^avfiv  d.  h.  ohne  antwort  auf  seine  frage,  xal  xqg 
TXQOCovOfig  X.  j»  X.    vergl.    in    dem   zweiten    absatz:    uXXd    fAuxrjy 

Zu  V.   12  findet  sich  in  dem  Tzetzes-codex  kein  scholion. 

V.  14  ^  jr^ocF^x'  avTCi;  aoeiv  (corr.  aus  txouJv):  xal  no$U¥ 
€l  fowv  dnxunnov  icxiv  wg  x^x^vog  yaq  ßgaxvpexat'  dg  ro,  tcxQog 
jotavxag  nuq^ivovg  Xoxivexat: 

(Zu  V.  14  findet  sich  kein  scholion  bei  Dübner). 

V.  15  xoig  xvtpXoTg  fj/ovfiBS^a  :  bSrjyol  xal  fjyifiopig  yivo- 
fied^a  ToJv  xvipXbtv  dvitnxuitSig  d$  o  notrjuxdg  oviog  xqonog*  wg 
xo,  aXavxi  Je  (xdXt^axa  duttpQovt  d-VfAÖv  oqww  avxl  xov  aXavxog* 
Moxhv  di  uxuxCjg: 

(Das  scholion  bei  Dübner  hat  das  beispiel  aus  dem  Homer 
nicht  und  geht  in  der  erklarung  des  dativs  von  andern  gesichts- 
punkten  aus). 

V.  16  xä(A€  ngocßiu^srai.  xb  Cx^(M>a  xovxo  xal  b  Txotrinxdg 
lovTTog  xaXfTxai  unb  xotvov'  Xitnu  yäg  xb  äxoXovdiiv  unb  xoivov 
de  Xaixßdvexay: 

(Die  bezeichnung  „unb  xoivov^^  findet  sich  in  dem  scholion 
bei  Dübner  nicht). 

V.  17  ygv  :  ßgaxv  xt  uitb  xov  iv  xoTg  orv^t  f^vnov  og  ygv 
Xiyexw  ^  dnb  x^g  xwv  x^^Q^^  (fwvrig.  §  änb  xtüv  ygvxwv,  ygviq 
de  Xiyovxak  xd  fitxgd  otngaxd  ifxevdgia.     ola&  xwv  uxard-vXXtdwy 


702  Miscellen. 

(mit  übergeschriebenem  dcjQayaXCvwv)  al  nouGTQlSig  xal  la  nur 
Xifv<fox6wv  ;|f€iiya^a: 

(In  dem  scholion  bei  Dübner  steht  auch  noch  eine  bemcrkiag 
zu  d7io*Q$vof/kivovj  sonst  wesentlich  dasselbe). 

Zu  V.  18  enthält  der  Tzetzes  -  codex  kein  scholion,  ebeoN 
zu  V.  20. 

V.  21  Ciitpavov  ^x^vrd  yi  :  l(fug>avii^6QOW  ol  itg  Stiaqtav 
diwv  uTtMyzig  xal  fi^a^iivfAaja'  dtfiot.  $^vo»«  iAnl^c^m*  iovltn* 
xai  oix  i^^v  Tivd  ontpavrifOQOP  jotovSe  xvtpai  toi  ton  rj  uXXmq 
dXt^rar  §AiydXtj  y&g  tovjo  ISoxh  nagaßac^g  &nuiv: 

(Die  scholien  bei  Dübner  enthalten  noch  eine  bemerkung  xa 
der  form  tvnriiatsg)» 

V.  22  fiä  iP  dlX  äfikwv  :  ov  fiu  iCa*  ti  fia  ydg  §a6qi€9 
umafMOuxov  t6  di  val  (sie)  xarwftonxov:  o  Je  vovg  ov  fid  zdv 
dCu*  ov  <r«  TvtffUß  ipoQOvtTa  jov  aiitfavov  i]v  fit  Xvx^g  i('  all' 
äg>iXwv  ahiv  onwg  nXio¥  dXyrig  trig  Cu^dvov  ttfiijg  d^tigiiiiivoq 
xal  odvvtadiCriQag  x&g  nXrjydg  d^xofAtvog  xatu  yvfiplig  xi^aX^g: 

(Das  scholion  bei  Dübner  enthält  die  bemerkung  über  des 
unterschied  zwischen  fid  und  vaC  nicht). 

V.  23  XrjQog :  ov  ydq  icqrjj/tuxr^o/Aivco^  üntiv  xal  Ißgl^tap  tbv 
3i(f7i6iTiv  xwfAixwg  xal  yiXo(wg,  xui  Xfywv  avi6v  w  X^J^gog  xal  i 
X^QB  xal  ^Xvagt,     ov  SoxsT  xavia  Xiynv  o  xagiwy,     äXX*   iavtii: 

(Die  Dübnerschen  scholien  haben  ausser  der  von  Tzetzes  id 
den  ersten  Worten  verworfenen,  und  der,  welche  er  billigt,  nock 
eine  dritte  erklärung). 

V.  25  ndiv  a^odga  ix  nugaXX^Xov  javTdv  rovw  rd  cxvf^ 
xuXiizM : 

(Das  scholion  bei  Dübner  ist  ausführlicher,  ausserdem  enthält 
dasselbe  noch  eine  bemerkung  zu  jtw^dvofiai. 

V.  27  xal  xXfTiUciatop :  to  oxVf*^  ^^(f  iffovotav  dxovcag 
yäg  6  olxfjtig  iinot^iog  tov  StCTrorov  avxov  xow  nkCxoxaxov ,  iwi' 
voft  xal  x^v  Sfvxigav  (ficiv  d/a&ijv  iha^  xal  inaCvov  ul^tap'  oJor 
^v  TO,  nioxoxaxov,  o  de  xal  xXtnxiinaxov  ftm  nugb  vjkvoh  o 
dovXog  ovTUi  i(  itntv  oic  d'iXww  xovg  d'iaxäg  xivi^ffat  ng6g  ji- 
Xwxa'  xovxo  ydg  Gnoviov  raTg  xaifAwSCu$g  ioxiv.  iaxov  i(  y»r 
vouv  xov  xXiTtxlcxaxo¥,  (fwixov  fj  fAvtfxrjgiaxov : 

(Mit  recht  verwirft  Tzetzes  die  zweite  erklärung  „qigovtfioi^, 
welche  in  den  Dübnerschen  scholien  neben  der  vorliegenden  steht). 

Zu  V.  28  und  v.  29  enthält  der  Tzetzes-codex  kein   scholion. 

V.  30  und  31  UQoavXoi  l^r^xogeg  xal  ovxo^uvxfu  xdv  Stijgr-- 
fAivwg  xd  xgta  igtTg.  xdv  UgoavXovg  xal  xovg  ^ijjogug  xal  ir.- 
fiaywyovg  nnag^  xtj  Ivvota  ovdh  fiia  y(vixak  ßXdßtj*  Jt6&tv  de 
ovxoifdvxai,  Xiyovxai,  (jbdv&avi.  6  GoXwv  vofAoygai^utv  iv  u&ijvcug 
mgl  jxoXXwv  defffAOvg  l&ixo'  xal  xovto  di  Cvv  dXXotg  IrofioShr^ifi 


MiBcellen.  703 

€vxa  il^  ä&fpfäp  fiii  It^piq^ad-a^  xal  mnqdaxicdM  dia  to  ffnavta 
Mai  wgaiu  naq  uvToTg  /(viO&w  cv*a*  og  d*  ovp  nyag  ^Xiyx^ 
avxa  mngdirxoptag^  avxo^aviiig  iXiyno'  vOuqov  Jk  naQa^Qtianxuig 
t^  avTwv  nag  tptviuig  Xiyiav  xatd  uvwv  Cvxo^di'jrig  xaXiliat: 

(Die  schollen  bei  Dübner  entbalten  ausserdem  noch  eine  zweite 
enählung  zur  erklärung  des  Wortes  avxo^u^ujg). 

V.  31  xai  novriQot:  novtiqog  o  doXtog  xai  navovgyog  norrjgog 
ii  o  nopwv  xal  voiS&p  xul  nag  Xixom  (i  in  correctur)  axwg 
äggannog.     ämxüg   ds    xai   jop    d6X$oy   xal    napovgyop    noptigop 

(Die  Dübnerschen  schollen  enthalten  diese  bemerkung  nicht). 

TteCd-ofiat:  otSx  iravnovfia^  ao$  ^tjal  ngo^  tovro  äTJia  niC- 
SofiM  xal  fjfixäfAak*  Miag  äxg^ßdig  on  rw  ßC(a,  nXtfovg  rotovf^ 
nXotnov6$v : 

(Die  scholien  bei  DQbner  enthalten  nur  die  bemerkung:  nf^- 
&0fAat:  17$<ntvw). 

T.  32,  33  und  34  imgtiüofjLivog  ovv  wxofirjv:  igwiriawv  ovv 
Inogiv&i^v  ngog  top  d'iov  rjyovp  lit  änoXXwpa'  top  ifiop  ßCop 
fjdri  xal  agn  poiAf^wp  ixTiTo^ivü&ai  xal  vno  TtSp  to^wp  t^^ 
tIfAttgilirqg  äpa^gi^fjpak*  ijTOi  il  lop  (wohl  zu  schreiben:  ig  Td) 
lAf^iiP  tk&(Tv,  ij  TOP  ifiop  ßtop  xal  tIp  Ttjg  ifAljg  ^ai$;  XQ^^op 
vofAtJ^WP  ^Ji7  nXrigov(S&ai  xal  iyyf^HP  r^  TiXivTr}  ixttTo^iSff&at 
yag  to  nXrjgw^tjpat  ix  fAnag>ogSg  to^otwv.  (Sp  To^fvoPiwv  tipäg, 
näpra  xipwd^wtfip  ix  fagtjgwp  td  xo^cv/xara  Tovtictw  ra  ßiXri: 

(Die  scholien  bei  Dübner  enthalten  noch  eine  bemerkung  zu 
co^j  sonst  wesentlich  dasselbe). 

V.  33  TuXatnfagop  top  ^XtrifUpop  xal  a&Xiop  oi  ndpng  ^aah 
äno  Tov  dvpaC&at  tXtjvu^  xalj  nwgop*  o  ioti  nd&og,  wg  xal 
änfftaxog*  nutgop  t*  dp  äXoxoiCt  xal  dig  Tixisa<fip  S&tPTo:  i/at 
Se  lip  ip  Tat^  TXrptad^itaig  ipiop  xal  nwgop  (der  tufstein,  stein) 
tgonop  npa  yiyopoTa*  co^  ^  p$6ßii  fivd-ivnai*  ovSi  yäg  oii^ 
ixftpti  XC&og  iyit'iTO'  nwg  ydg  iort  dwarop*  aXX^  anrp^taid-ri  xal 
äamg  änfX$&w&fi  tw  tdip  cvfiipogdip  vntgßdXXoPTi : 

(Die  scholien  bei  Dübner  enthalten  die  erklärung  von  TaXa(- 
nwgogy  welche  Tzetzes  billigt,  nicht.  Nach  dem  ^^oi  ndpng'^  zu 
schliessen,  rührt  dieselbe  von  ihm  her.  Dagegen  enthalten  sie 
eine  bemerkung  zu  t6p  ifAOP  /ulv  airov.  Interessant  ist  in  dem 
fragmente  des  Antimachus  das  t'  dp,  weil  dadurch  die  emendation 
ntagtßvp  bestätigt  wird,  vgl.  die  oditolalio  bei  Dübner^)  zu  dem 
verse). 

Saarbrücken.  Friedr.  Äd,  wm  Felden. 

1)  Dübner  scheint  Stoirs  fragmentsammlung  nicht  gekannt  zu 
haben:  da  wird  fr.  LII,  p.  70  flg.  ausführlicher  von  dem  verse  gehan- 
delt.   Auch  vrgl.  H.  Stephen.  Thes.  s.  v.  magvßvq,  E,  v.  L. 


704  Miflcellen.  ' 

B.    Zur  erklärung  und  kritik  der  Bchriftsteller. 
21.    Zu  Aeschylos. 

Aesch.  Eum.  218  —  222  Herrn.  Iieisst  es  in  den    bandachriftei : 
ii  ToiChv  oiv  xuCvovatv  aAXifXoti(  X^^ifQ* 

ov  tpfiik  X^Qiifiriv  /  ipdCxwg  uvigijlariTv. 

TU  fä€v  yoLQ  olia  xuqiu  </  IvdvfAOVfAivriv, 

T((  d'  ifi^avwg  nqdccovaav  fjavxanigup. 
Dass  in  dem  dritten  verse  entweder  a*  für  /'  lu  setzen,  oder 
a^  hinter  IviUwg  zuzusetzen,  und  dass  im  zweiten  yiwiad-iu  ver- 
derbt sei,  ist  allgemein  anerkannt.  Die  dafür  g^emacliten  verbes- 
serungsvorscliläge  habe  ich  aufgezählt  in  der  dem  osterprogramii 
des  hiesigen  gymnasiums  vorausgeschickten  abhandlung,  p.  28. 
Der  sinn  der  drei  ersten  verse  leidet  keinen  zweifei.  Offenbar 
will  Apoll  sagen:  „denn  wenn  du  gegen  die,  welche  einander 
tödten,  so  nachsichtig  bist,  dass  du  sie  nicht  verfolgst  (oder  bibMo 
lässt)  noch  sie  in  groll  anschauest ,  so  beliaupte  ich  dass  du  anck 
dem  Orest  nicht  mit  recht  nachsetzest*^.  Es  ist  klar,  dass  in  da 
beiden  ersten  versen  von  Kljtämuestras  that  and  der  art  nod 
weise  wie  die  Erinyen  dieselbe  ansehen,  die  rede  ist,  währeml  ia 
dritten  Orests  name  ausdrücklich  genannt  ist.  Nun  aber  folgt  ait 
TU  fiiv  —  tu  di  eingeleitet  gerade  die  umgekehrte  beziehui^. 
Denn  nach  der  überlieferten  lesart  muss  man  den  vierten  vers  aof 
Orest,  den  fünften  auf  klytämnestra  beziehen.  Dass  eine  solche 
das  verständniss  der  stelle  erschwerende  umkehrung  der  beziebut^feo 
sprachlich  mindestens  sehr  hart  ist,  hat  von  den  herausgebern  zuerst 
11.  Weil  erkannt.  Er  schreibt  daher  im  vierten  verse  olS*  oi 
xaQia  <r'  iv&vfiovfiivfjp,  und  erklärt  ijavxMUgav  für  verderbt,  ohoe 
sich  auf  einen  bessern ngs Vorschlag  einzulassen.  Dass  aber  die 
handschriftliche  lesart  verderbt  ist,  beweisen  auch  die  schollen,  io 
welchen  fi^vxaniQav  durch  das  davon  ganz  verschiedene  doXuaiiQav 
erklärt  wird.  Ich  hatte  in  meiner  oben  erwähnten  abhandlnng,  nar 
versuchsweise  und  bis  ein  besserer  Vorschlag  gemacht  werden  würde, 
dafür  gesetzt  uYQtutjfQav.  Einen  solchen  glaube  ich  jetzt  selbst 
machen  zu  können  mit  dem  worte  uffxo^fJUTigav.  Es  g^enügt  zwar 
auch  noch  nicht  allen  anfordern ngen,  ist  aber  entschieden  besser 
als  uygiwtiQav*  Es  ist  wenigstens  denkbar  dass  daxoXwrigap  eine 
randerkläruug  oix  rjtfvxuniguv  hervorrufen  konnte.  Kam  nun 
diese  statt  des  richtigen  worles  in  den  text,  so  musste  auch  ein 
oberflächlicher  metriker  erkennen ,  dass  dann  die  silbe  ov  zu  viel 
war.  War  dieselbe  aber  einmal  erst  geschwunden,  und  damit  das 
richtige  logische  verhältniss  der  sätze  verkehrt,  so  war  es  eine 
fiuit  uothwendige  folge  duss,  um  einen  wenigstens  ertniglicheo  sinn 
herzustellen,   auch    im    vierten    verse   die  negation  weichen  musste, 


ml  ßo  4m  jiberlitfiw^  teMrt  eaMimd.  Vom  «cbrfiastMi  pO^r 
fcttiito  dM  doth  uimerbiii  »icht  allm  gewölinlicbe  wort  äaxolo)- 
H^y  recht  wob)  durch  doUwiiqa»  erklärt  werden.  Die  bedeu- 
toDg  von  icxoh^ii  wm%9  fiegolii»  dMrif^w  el  intificatus^  liegt 
weaigateiis  dem,  wai  auch  wir  oocb  heute  mit  ,»uitriguaDt^'  be- 
Mtebneu,  Dicht  allzu  fern.     Ich  schreibe  aUo  v.  221  f.  jetzt  so: 

7«  iJi^y  ydq  oW  oi  MUQra  &  if^dviiOvfLhtp^j 

ra  &  i^avwg  n(fdaaovCav  äifxo^ußiiQav. 
Köoigsbtrg  i.  d.  N.  A^kihord  Sehuliee, 


22.    Ueber  Sophok.  Antig.  y.  582. 

Das  zweite  stasimon  der  Aotigone  ist  sehr  häufig  gegenständ 
aovgfiiltiger  uqd  mitunter  sehr  umfangreicher  Untersuchungen^  wie 
f^on  Held  (progr.  Qajreuth)  L.  Lange  (Jahrb.  Cur  phil.  und  päd. 
hd.  79,  p.  164—170)  besonders  von  Kolster  (ebend.  bd.  95,  p.  101) 
geworden^  doch  wie  oft  es  auch  genau  eingc^henden  discussion 
unterwor&D  ist,  es  findet  sich  stets  die  auffallende  erscheinung, 
disi  der  erste  vers  iiiaffUfvtg,  olck  xaxa/y  ayivCiog  alwv  so  gut 
ab  unbeachtet  geblieben  ist.  Es  ist  dieses  um  so  auffallender,  als 
aehoo  G.  Hemaiin  an  der  anscheinenden  trivialität  des  inhaltes 
denselben  anstoss  genommen  und  eine  erklärung  gegeben  hatte, 
welche  leicht  widersprach  erregen  konnte  und  die  er  heutigen  tages 
wohl  nicht  geschrieben  haben  würde.  Er  sagt:  Ne  quis  putet 
mei^tam  ests  hone  settlenltam,  ut  quae  nihil  aliud  quam  fdices  ease 
qu^  aon  aini  infdices  dicat,  memmerit  negUgentius  loqui  poetam. 
Hoc  enim  dicil  fdice$  esse,  qwhus  non  acciderU  insigne  aUlquod 
tpokifii.  Es  konnte  dem  schar&inne  Hermanns  nicht  entgehen,  dass 
der  diciiter,  wenn  er  diese  einschränkung  hätte  machen  wollen,  sie 
aooh  amgesproi^en  uod  ein  wort  hinzugefügt  haben  würde,  wel- 
ches das  non  insi^ne  ausgedrückt  hätte.  Doch  fand  er  den  text 
durch  sehr  gute  auctorität,  die  handschriften ,  den  scholiasten  und 
eLae  erwähnung  des  verses  bei  J.  Stobäus  (Serm.  €111)  beglaubigt 
und  W4irde  dadurch  walirscheialicb  von  einer  Veränderung  abgehalten. 

Wovor  Hermann  warnte,  das  trug  Wunder  kein  bedenken  als 
erkläning  des  verses  zu  geben.  Er  schreibt  mit  anschluss  an 
Bmpck's  Übersetzung  Felices  sunt ,  qui  nihil  unquam  mali  experti 
sunt,  indem  er  nihil  unquam  eigenmächtig  hinzusetzt  in  gleichem 
siane  übersetzt  Böckh  (1843)  „glückselige,  deren  geschick  nie 
weh  gekostet  <^;  A.  Jacob  findet  in  siSatfAong  den  begriff  der  gott- 
begönstigung;  Schaeidewin-Nauck  erklärt  ,^nstlinge  der  götter^'; 
Qlajdes  blesi  fyvoursä  of  g/ods.  Der  achwann  der  deutschen  Über- 
setzer schliesst  sich  an  Böckh  an  mit  ausnähme  vou  Minckwitz. 
Die  neuern  herausgebi^  der  i;r<agtidie  G.  Wgjff,  Meinecke,  Sejffert, 

Phüologns.  XXXV.  bd.  4.  ^5 


7^06  MisceUeiL 


WeckleiD  haben  eine  bemerkung  nicht  für  nothig  eraditet  And 
Bonitz  lässt  in  seinen  beitragen  zur  erklärung  dea  Sophokiei  4ie 
stelle  unbeachtet.  Was  jedoch  G.  Hermann  beanstandete,  wird  ait 
schweigen  nicht  glatt  abgemacht  und  hier  hat  er  sachlich  recht 

Dass  in  dem  vorliegenden  verse  unter  ivdaCfMVig  nur  glich- 
liehe  menschen  zn  verstehen  und  das  wort  in  ganz  eigentlicher 
bedeutung  zu  nehmen  sei,  erweist  der  folgende  vers,  welcher  ihaca 
schlechthin  unglückliche  entgegensetzt  olg  äxag  ovih  OJaCnn 
yiPiug  inl  nXri&og  iqnov;  doch  auch  das  ganze  stasimen  entwickelt 
nur  den  begriff  der  dvcSaifiovCa  im  g^egensats  gf^n  die  an  die 
spitze  desselben  gestellte  ivSatfAOvCa,  Als  beispiel  eines  solchen 
Unglücks  wird  in  der  ersten  antistrophe  das  haus  der  Labdakideo 
angeführt  (v.  592)  «^/aia  rd  Aaß3ax&3Sv  oxonuhf  (J/koir  haad- 
schr.)  hqiiiAak  Tn^fucT'  atp&n  ort'  {^&h(kivüiv  handschr.)  tut  s^- 
IkaiSk  ntmorta  «•  t.  X, 

Aus  diesem  in  den  stärksten  färben  nachdrücklichst  entwi- 
ckelten gegensatze  gegen  die  iidaCfAOVig  lässt  sich  bestimmen,  waa 
unter  diesen  zu  verstehen  sei.  Ks  sind  nicht  qui  nihil  mali  «m- 
quam  experti  9unt.  Der  dichter  will  nicht  solche  menschen  be- 
zeichnen, welche  nicht  existiren,  sondern  er  stellt  sieh  auf  eiaea 
realen  bodeu  und  denkt  an  solche,  welche  vorhanden  sind  oder  sein 
können.  Hätte  er  gesagt,  was  die  erklärer  ihn  sagen  lassen,  so 
hätte  er  eine  inhaltlose  phrase  ausgesprochen,  da  wohl  jeder  irgend 
einmal  ein  übel  zu  ertragen  gehabt  hat.  Vielmehr  da  der  dichter 
bei  der  umfänglich  entwickelten  dvaiayfiovia  nur  die  Labdakidea 
vor  äugen  hat,  so  folgt  hieraus,  dass  die  cidalfAovsg  diejenigen 
sind,  welche  nicht  sind  wie  sie,  also  olg  ovx  iai(c&q  d^io^tv  ti- 
fiog,  bei  denen  nicht  waltet  Xoyov  t'  avoia  xal  <pQ%vwv  igirvg 
(v.  603).  Die  Labdakiden  können  demnach  bloss  als  ausnähme 
unter  den  sterblichen  gelten,  während  die  grössere  anzahl  der 
menschen  ihnen  gegenüber  als  ivdaCfAovig  zu  betrachten  sind. 

Doch  mit  der  feststellung  des  begriffs  der  letzteren  ist  noch 
nicht  viel  gewonnen,  so  lange  ein  logischer  fehler  im  texte  unver- 
hessert  bleibt.  Die  aufgestellte  behauptung  tviaffAOWig  ola$  xaxüiw 
SyivOtog  alviv  ist  für  sich  genommen  allgemein;  die  begründung 
olg  av  CHCd^fj  ^io&sy  dofiog  partiel.  Es  findet  sich  a\ao  hier 
ein  sogenannter  „rabulistenbeweis*^  wenn  man  nicht  annehmen  will, 
der  dichter  habe  geglaubt,  dass  alle  übel  ^ioSfv  kämen.  Da  eine 
solche  annähme  unmöglich  ist,  so  ist  eine  Veränderung  des  textes, 
durch  welche  behauptung  und  beweis  in  einklang  gebracht  werden, 
unerlässlich.  laicht  wird  dieses  erreicht  und  der  bezeichnete  lo- 
gische fehler  gehoben,  sobald  mit  rücksicht  auf  d^^odtv,  welchem 
begriffe  das  erforderliche  correlat  im  ersten  satze  fehlt,  um  dieses 
herzustellen  nur  ^idv  statt  xanüw  geschrieben  wiitl.  Danad 
lauten  die  verse: 


\ 


MMceHen.  707 

oh  T^Q  ^y  ana&ff  ^i6&€P  iofioq,  uiag 
oviiv  iXXi(nt$  x.  r.  A. 
Diese  Veränderung  des  testes  empfiehlt  sich  nicht  bloss  als  logische 
Dothwendigkeit ,  sondern  sie  bringt  auch  den  gedanken  des  ersten 
Ferses  erst  in  einklang  mit  den  motiven  des  chorgesanges,  führt 
in  die  mitte  der  ereignisse  des  von  der  gottheit  durch  stets  er- 
ueuetes  unglück  schrecklich  heimgesuchten  Labdakidenhauses ,  wel- 
ches nur  SU  sehr  die  macht  der  götter  „kostete'^  und  erhöht  die 
förbung  des  poetischen  ausdrucks. 

Gleich  unbestimmt  und  unklar  wie  der  anfang  des  Stasimon 
ist  V.  614  ovSh  iqnn  dvax^  ßtoio»  nafAHoXig  Ixjog  ätag.  Nach 
der  g^ebenen  correctur  in  v.  582  und  nach  dem  zusammenhange 
der  ganzen  strophe  v.  604  —  614  ergiebt  sich,  dass  v.  614  von 
einer  einwirkung  der  gottheit  und  speciell  von  seite  des  Zeus  die 
rede  sein  muss.  Man  schreibe  daher  nag  Jiog  statt  des  sinnlosen 
ndfAMolug»  Leicht  konnte  die  form  nag  die  verschreibung  veran- 
lassen, (vgl.  Trach.  v.  636.  Aeschyl.  Eum.  v.  229.  Hik.  v.  553, 
wenn  gleich  letztere  stellen  in  neuern  ausgaben  corrigirt  worden 
sind).  Hiermit  möchten  die  vielen  versuche  das  wort  näfAnoUg 
SU  corrigiren  beseitigt  sein,  wenigstens  scheint  für  die  vorgeschla- 
gene änderung  alles  zu  sprechen* 

Coburg.  E.  A,  J.  Ahrms, 


23.    Zu  dem  Hippolytos  des  Euripides. 

Eur.  Hipp.  29—33: 

xal  nglv  fih  IX&M  ti^vdt  yl^p  Tgot^rivCav, 

niiqap  naq^  aviiiv  UaXXciSog  xajoyßiov 

ytig  tficit  vaov  Kinq^dog  iyxad'iftfuto, 

iqwif  iqun'  ixdrjXov  U:tnoXvnp  d'  im 

70  Xombv  iivofiaCiv  Idqvcd'ai  &iäv. 
Die  Worte  klingen  seltsam  im  munde  der  Kjpris;  denn  ohne  er- 
kennbaren grund  spricht  sie  von  sich  in  der  dritten  person  vaov 
Kvnqtdog  lyxa^itüaxo  und  IdqvisdM  &iä9.  Ferner  entspricht  der 
iqwg  ixSriXog  gar  nicht  den  sonstigen  Voraussetzungen  des  dramas, 
sondern  steht  mit  der  ganzen  exposition  desselben  in  Widerspruch; 
vgl.  39  sqq.:  xirtqoig  iqutrog  $  tdXaty  anoXXvuti  Ciyr*  avvokdi 
d*  wug  oixfTCüv  vocov  xxX,;  21  Xi  oix  otä*  iXf'yx^^^'  ov  ydq  Iv- 
pinuv  d^iXn  und  die  ganze  folgende  scene,  wo  die  amme  die  ur^ 
Sache  der  krankheit  sich  zu  erforschen  bemüht;  392  sqq.  inei  ft' 
Sqwg  hqmifevj  icxonow  onwg  xäkXtin'  IviyxaifA  aviöv  iq^äfAtjp 
fiiv  oiv  ix  TOvd§ß  dyav  trjvde  xal  xqvntnv  vocov,  wo  Phaedra 
selbst  die  geschichte  ihrer  leidenschaft  erzählt.  Die  worte  vollends 
*ln7roXvt(f  d*  Im  ro  Xotndv  wvofiuj^fv  liqvadcu  ^idw  schlagen  der 

45* 


708  lliisoelkH. 

eDtwicklung  der  kiiidluiig  in  ersteD  theile  d«  Mekm  geraden 
in's  gesiebt ,  abgesehen  davon ,  dass  das  anf  die  lakunft  hinwei- 
sende TO  Xomov  über  die  zeit,  in  der  unser  stück  spielt,  him«- 
gi^ift  und  weder  mit  dem  überlieferten  wv6fut^§v,  da»  dk  PKädrt 
selbst  den  gegenständ  ihrer  leidenschaft  offen  nennen  lässt,  aedi 
mit  dem  Meinekeschen  wvofia^ov,  das  bei  den  Athenern  die  liebe 
znm  Hippolytos  als  allgemein  bekannt  voraussetzt,  einen  sinn  gtebt. 
Ich  halte  daher  die  angeführten  verse  für  i^teres  einsehiebsel;  dnth 
ihre  ausscheidung  entsteht  in  dem  zusammenhange  keine  ücke. 

Hipp.  114  sqq.  —  Der  diener  hat  den  Hippoljrtos  verg^lich 
vor  der  Vernachlässigung  der  Kypris  gewarnt;  dieser  geht  «osi 
mahle  in  das  haus  mit  den  worten:  tfjp  cijp  Jl  KvnQiv  noXX^  ijm 
XaCQHv  Uyia.     Der  diener  dagegen: 

flfiiii  diy  Tovi  piovg  /uq  ov  fAifiijtioVy 

^Qovovvug  ovTwg  wg  nqimy  dovko^g  Xiynp, 

nQO<f%vl^6fjk€i5&a  JotCi  co7g  äydXfAac^, 

SiffTToipa  Kvnqk* 
Der  scholiast  verbindet  ovriag  wg  nqinn  SovXotg  Xiystv  mit 
aQ0(fivl^6fiiiS&a  und  erklärt  es  ov  fHiä  irolvultCag  d'vCiäv,  oiUa 
%ptk}iv  i^v  nQO(fip(jivri<s^v  nokr}(r6 fii&u.  Dabei  verliert  jedoch  einer- 
seits Xiynp  alle  bedeutung,  das  denn  auch  der  scholiast  in  seiner 
paraphrase,  cog  nqinn  iovXoig,  rijv  iv)^iiv  noiticofA^d^a,  unwiflkur- 
lich  auslässt,  andrerseits  verlangt  der  diener  ja  auch  vom  Hippo- 
lytos  nichts  anderes  als  eine  nQoa<pvivija^g  der  gtittin ,  ohne  vod 
opfern  zu  sprechen  (99:  Hwg  oiv  cd  ffifiptiv  3aC/AOV*  ov  nQodP- 
vinug;).  Kirchhoff  und  Nauck  verbinden  fQovovvtsg  ovrwg  fig 
nqinn  iovXohg  Xiyuv,  d.  h.  doch  wohl,  Tajmvdg  elg  toi/g  &iovg, 
BvCißwg,  eine  gesinnung,  die  jedoch  nicht  bloss  den  sklaven  ge- 
ziemt; überdiess  ist  auch  bei  dieser  auffassung  Xiyitv  ohne  bedeu- 
tung. Ich  möchte  ytQovovvtag  einsetzen,  das  der  cod.  B  (Palatinos 
287)  bietet,  dieses  auf  zovg  viovg  bezielien  und  die  stelle  so  anf- 
fassen^  dass  der  sklave  die  worte  ovjwg  utg  nqinu  dovXo^g  Xi/H» 
euphemistisch  spricht  in  dem  sinne  von  uctßiiagy  ifii^i^ntxuig ,  das 
ihm  auf  der  zunge  schwebte,  das  er  aber  im  hinblick  auf  sein 
verhältniss  zu  dem  gebieter  unterdrückt  and  mit  dieser  respectvoUea 
Wendung  (vgl.  die  ähnliche  rücksicht  im  ausdruck  v.  105)  um- 
schreibt. Auf  diese  auffassung  scheinen  auch  die  schollen  himui- 
weisen:  ani  rot/  dnaQgrjatäffiwg  XaXw  und  unaqqriauiinoig  Xiym. 
Hipp.  882 — 386  scheinen  mir  interpoliert  sa  sein.  Wenn  es 
379  sqq.  beisst: 

Tut  XQ^^"^^  ifiUftdfjLtffd'a  xal  ytypwffxofkiVy 

ovx  ixjiovov/i€v  i\  ol  fjtfv  äqyCag  vtto, 

ot  d'  fjSoviiv  nQod^ivreg  ävtl  jov  tcaXov 

aXXfiv  Tiv'*  dal  d'  ^dovai  noX^al  ßhvy 
so  kann  man  wohl  nicht  umhin  anzunehmen ,   dass  nach  die   if/yim 


Miicelleit  709 

er  TM  dem  dichter  fiir  eine  ^iarjf  engeselien  worden  aei,  eine 
affasBung,  die  aber  der  klaren  zweitlMiiung ,  of  /ucr  agyfa^  vteö^ 
l  S*  idor^v  jrgod^ivng  ävii  rov  xaXou,  widerspricht,  bei  der  die 
iQT^  "°^  ^'®  ^doyif  sich  offenbar  ausschliessen  sollen.  Ferner  ist 
die  durch  die  worte  ilci  i*  rjSoval  noUxii  ßCov  eingeleitete  specie- 
lisierung  der  leidenschaftcn  höchst  dürftig.  Die  harmlosen  fianqut 
Tff  Xi<sxM  xcii  cx^X^»  u^MVQP  mxxdv,  därfiten  doch  nicht  geeignet 
sein^  als  repräsentanten  der  rjdo'vrj,  des  sinnlichen  genusses,  zu  die- 
nen, der  den  menschen  wider  seine  bessere  überzeugnng  vom 
rechten  wege  ablenkt,  und  ihre  auffiihrung  hier  rechtfertigt  sich 
auch  aus  dem  gesichtspunkte  nicht,  aus  welchem  der  scholiast  sie 
zu  etwas  höchst  schlimmem  aufzublähen  sucht,  wenn  er  sagt :  xaXw^ 
lag  aloXQ^Q  iiSovdg  amamnfiatv  y  wg  ijdfi  Sm  Tovtoßv  xäxtCvag 
OfifiävaCa'  avTüu  /uQ  Ixthwp  ti(ri  uxnxaC  xiA.  Vollends  schwäch- 
lich aber  und  unwüridig  erscheint  der  vers,  wenn  man  bedenkt, 
dass  die  iiaxqai  XiaxM  doch  nicht  gar  weit  und  die  oyoAif  gar 
nicht  von  der  uQyta  des  v.  380  verschieden  ist,  wie  denn  der 
sdioliast  geradezu  erklärt  (fxoX^  ^a&vfA(a,  uiQyia,  Endlich  ist  die 
Unterscheidung  der  beiden  arten  der  aJäulg  wenig  klar,  alduig  u^ 
dur^al  6'  tlcCv,  ^  fAiv  ov  xaxi^,  tj  (T  ax^og  oXxwv.  ti  S*  o  xayqog 
^r  Ca^fjgj  ovx  av  dv'  ^^rjv  tuvt  ¥xovt€  ygäfifuna-y  der  ausdrucke 
il  ^  o  xatgig  {r  oatprig,  macht  dem  Verständnisse  Schwierigkeiten, 
und  wie  ffar  die  al6(og^  welche  als  Sx^og  oXxwv  bezeichnet  wird, 
jMi  den  fjöovaC  gerechnet  werden  kann,  ist  schwer  zu  finden.  -— 
Lässt  man  die  bezeichneten  verse  weg,  so  schliesst  sich  387  gut 
an  381  an,  und  das  raisonnement  der  Phädra  wird  klar  und  ver- 
ständlich. Durch  nachdenken  ist  sie  zu  der  Überzeugung  gekom- 
neo,  dass  die  Schlechtigkeit  der  menschen  (ß^vfixuip  l^qovmf  ^ 
isig>&uQJM  ßtog)  keine  folge  ihrer  naturanlage  ist ;  vermöge  dieser 
erkennen  wir  vielmehr  das  gute,  führen  es  aber  nicht  aus,  die 
eiaeo,  weil  sie  die  dazu  erforderliche  anstrengung  scheuen  {aq^ 
/Ai4  vjfo),  die  anderen,  weil  sie  die  sinnliche  lust  der  entbehrungs- 
vellen  tug^dübung  vorziehen  (iidov^v  Mqo^irug  uv%l  jov  xaXov). 
Sie  aber,  Phädra,  seitdem  sie  einmal  diese  Überzeugung  von  der 
reinen  naturanlage  und  der  sittlichen  bestimmung  des  menschen  ge- 
wonnen hat,  hat  den  festen  Vorsatz  gefasst,  dieser  bestimmung  irtn 
zu  bleiben  {pvx  {^d^  ino((f  (paq/naxop  diag>&eq€Tv  IfuXXoy)^  und 
von  diesem  vorsatz  erfüllt,  hat  sie  den  kämpf  gegen  die  von  der 
göttin  in  ihr  entzündete  leidenschaft  aufgenommen,  in  dessen  letztes 
Btadiam  sie  jetzt  eingetreten  ist  mit  dem  entschlösse  des  freiwil- 
ligen todes.  Die  ganze  rede  ist  eine  rechtfertigung  dieses  ent- 
scUusses  aus  dem  gesichtspunkte:  „der  tod  ist  das  einzig  noch 
mögliche  mittel,  das  sittliche  prinzip,  das  ich  mir  nach  ernster  Über- 
legung für  mein  leben  aufgestellt,  zu  wahren 'S  —  Der  scholiasl 
acheint    übrigens  javi'  ovp  inui^  'tv/x^^ov  ^qovoW  lyui  gelesei 


710  Mucdlen. 

lu   haben  ^    das  in   den  susammenbang  nnd  naaieotlicli  lo  den  («I« 

genden  l)tuUov  sehr  wobl  passen  würde, 

Guben,  C  SdUiodk. 


24.    Helladios  and  Libanios. 

Wer  die  beiden  folgenden  stellen  des 

Libanios  xaro  Sißi^qov  III,      und  des     Pbotios  bibl.  p.  530  B. 

251,  2 

at/TJj  (rj  Tvxn)  JtovvaCtp  St-  ovtiXdtov   fih    vfo^   ^«o»v- 

xsXCav     tiwxiv     Mon     rovg  (f$og     Ijv     o    t^     SixtKa^ 

ovovg  Tov  najQog  ovg   ^Xav-  ctg^ag    hrj   nwraQaxoym    ivoh 

vev,     avjri     j^v     aitr^v     v^tfov  diioiiovia,    ^Aya&oxXfig    dl 

'^;^ anoxic 7,    xal    b    nat^Q,  xtQUfAiwQ    xai   avtog    tnrx^ 

0  xiQafAivg  oix  ixviXvav  xai  yQ^vov  2ix$XCag    OQ^ug*    jl^g   t 

tC äv^EQfAtCav  rov  iivovxov  Ajaqvitag     (n6hg     d*     a«ri| 

XiyotfAt    xal     tov    *A rag  via;  OgaxCag)    IxrofkCag    iSv    xed 

uixä  UÜQog  oix  ix  xovQi(og  6ovXog  ^g^iv  'EgfAifag*   Uw- 

fiiv^^IvioTg  f  iniia^iv;  iXrna  qog    d*     o     ßaa^Xivg    ^Iviiäv 

xov  dv&Qaxia  BaQÖvXTvov  xovgiwg  ^v  vl6g^  BQoldpXXt; 

ngoatxvvovv  *1XXvq&oC;  fitxgdv  di  ug^iXXvQtuiv  i^nganf/riatv 

av  y^qd^ayogag  fiitd  tovtovg  dv&gaxivg  yiyovtog,  xal  ^Oq- 

io^Ht   2^xvwvog    xqaiwv    o  d^ayogag     S^xvoivog     hv- 

fidynQog.  Qoivvfjffiv  6  f^dyngog. 

vergleicbt>  wird  sofort  ein  abhängigkeitsverhältniss  swiscben  beiden 
erkennen ;  findet  er  dann,  dass  er  es  bei  Pbotios  mit  einem  excerpt 
aus  der  ngayfianCa  /^ijiJlrofia^cicoi'  des  Helladios  Besantinooi 
zu  tbun  bat,  welches  vielfach  den  Wortlaut  des  in  iambiscbeo  se- 
naren  abgefassten  originals  bewahrt  hat,  so  wird  er  anerkenneo, 
dass  auch  dem  Libanios  dieses  vorgelegen  hat«  Aus  dieser  Wahr- 
nehmung ergeben  sich  folgende  weitere  Schlüsse. 

Mag  jene  rede  auch  in  die  letiten  jähre  des  Libanios ,  etwt 
um  390  fallen  y  so  kann  in  ihr  nicht  eine  schrift  benutzt  sein, 
deren  Verfasser  Zeitgenosse  des  Jüngern  Theodosios  ist,  was  nach 
Naber  (Photius  p.  189)  möglich  ist.  Denn  dieser  ist  erst  an 
10.  april  401  geboren  und  am  28.  juli  450  gestorben  ^).  Viel- 
mehr ergibt  sich  hieraus  ein  neues  argument  gegen  die  von  Naber 
angenommene ,  von  M.  Haupt  *)  bekämpfte  identität  des  Helladios 
Besantinoos  und  Alexandrines  und  fur  die  ricbtigkeit  der  von  Pbo- 

1)  Vergl.  Sievers  Studien  zur  gesch«  der  römischen  kaiser  p.  421 
tmd  480. 

2)  Ind.  lectt.  Berol.  1870  p.  5  =  Oposc.  n,  423. 


HiBceHeo.  7)1 

tios  p.  536  A  durch  Licinius  und  Maximian  (oder  Maximinl)    be- 
itiiDniten  lebensieit  des  verfanera  der  Chrestomathie. 

Sodann  gewinnen  wir  auch  einige  Verbesserungen  des  textes. 
Die  Streichung  des  xat  vor  rov  ^Ataqvia  bei  Libanios  durch  Wes- 
•eliog  (Diod.  Sic.  t  II,  p.  592)  und  Bernhardj  (Suidas  torn.  II, 
p.  527)  hilft  nicht:  gerade  ein  ausdruck  der  herrsch  aft  wird 
vermisst.  Es  wird  xal  zu  halten,  jedoch  statt  rov  ^Ajuqvia  zu 
schreiben  sein  xvQavvov  ^Aiaqviiag.  Vergl.  Diog.  L.  V,  1, 
5,  $•  3  ^EqfuCav  xov  tivovj^ov  ^Axaqviiaq  ovia  xvQavvov  und  Lu- 
cian  Eun.  $.  9  ^Eg/AiCav  rov  ivvovxoy  rov  ix  rov  ^Ajaqvitag  vo- 
qawop.  Und  BaqivkTvov  ist  bei  Libanios  in  BdgdvXtp  ov, 
wie  bereits  richtig  im  Pal.  gr.  282  fol.  216b  von  m^  geschehen, 
zu  andern,  bei  Photios  aber  BuqSvhQ  statt  BqddvXktq  zu  schreiben. 
Daran  schliesst  sich  die  frage,  ob  aus  Libanios  auch  etwas 
jfnr  den  text  der  Chrestomathie  des  Helladios  zu  gewinnen  sei. 
Bekanntlich  haben  I.  Bekker,  Naber,  M.  Haupt  (Herm.  I,  400. 
Ind.  lectt.  Berol.  1870  p.  5  sq.  =  Opusc.  II,  424  sq.)  aus  dem 
excerpt  des  Photios  noch  eine  reihe  trimeter  des  originals  heraus- 
geschält und  Meineke  hat  im  Philol.  XIV,  20  gerade  mit  der 
ersten  hälfte  des  in  rede  stehenden  Stückes  denselben  versuch 
gemacht : 

ovrihitov  fAiv  vMq  ^v  JiOvva&og 

o  rrjg  2iX€XCag  naaaqdxovt^  olq^ag  Inj, 

dvoip  dnoSiovt'j  ^Aya&oxXrjg  di  xtqafAimg 

xavjog  avxvdv  jr^g  £^xiX(ag  äq^ag  xQovov 
T^c  d*  ^Aiaqviwg 

(Sf  IxxofAtag  xal  dovXog  riq^iv  *EqfA(ag. 
Man  könnte  nun  geneigt  sein  den  Libanios  zur  versificirung  auch 
der  zweiten  hälfte  heranzuziehen,  aber  meines  erachtens  fehlt  einem 
solchen  versuch  die  sichre  basis,  nämlich  die  gewissheit,  dass  Li- 
banios sich  auch  im  Wortlaut  an  Helladios  angeschlossen  habe. 
Eid  vergleich  des  Wortlauts  beider  stellen  spricht  dag^en. 
Rostock.  Richard  F&rsier. 


25.    Kritiflche  beitrage  zu  Demetrias  mql  Iq^ifp^iCag. 

Demetrius'  schrift  ist  wohl  eine  der  besten  rhetorischen  In- 
halts, die  aus  der  späten  griechischen  zeit  vorhanden  sind.  Deshalb 
wurde  sie  auch  schon  oft  behandelt,  so  von  Victorias,  Gale,  Schnei- 
der, und  besonders  von  Finkh.  Trotzdem  bleiben  noch  viele  stellen 
übrig,  die  der  heilung  bedürftig  erscheinen,  von  denen  einige  hier 
besprochen  werden  sollen. 

P.  259.  18  Spengd,  $.  2.  Hier  spricht  Demetrius  vom  umfange 
des  xwXov;   manchmiü  umüfosse  es  einen  ganzen  gedanken,   manch- 


712 


JW^DdlVD«  ■ 

mal  eineA  voflsdiiiKgeii  theil  von  eiMü  gAntea  ge^aiAdk  DMA  I 
fährt  er  fort:  ä^  r^Q  rfig  j[HQbq  69&rlg  oXott  u^g  fU^  ^ii\\  i 
oXa  oXn^  laiCv,  ohv  6axtvXo$  xal  TnjptQ*  Uiuw  /äß  m^  | 
/qaqfiiv  ix^i  Toviarv  xwv  jitq&9  Ixaotov  Mal  tS$a  lUfn,  ovtm  suA 
dtavofag  ntbg  tXrjg  ovarjg  fuydXtig  tfAJKQtXafißdvot^  cfv  /U^ 
uva  avT^g  bXojtXfiQa  ovra  xal  oAtd.  Ein  Terd^rbol»  liegt  bier  n 
der  häufung  des  Wortes  iXog  im  ersten  absatx;  mnndglich  krante 
der  Verfasser  einer  scbrift  mql  iqiMtpfitag  so  schwülstig  schreihco. 
W^nn  wir  die  letzten  Worte  dieses  absatzes  mit  der  beanatuiABtes 
stelle  vergleichen,  so  ergibt  sieh,  dass  oXrig  zu  streieheo  ist;  deai 
bei  solchen  vergleicbungen  pflegt  in  dieser  scbrift  das  verglicbene 
mit  denselben  werten  eingeführt  zu  werden.  Es  entstand  ala  giot- 
sem  zu  dem  etwas  fremdartigen  x^^Q^^  ovtffig  oXov  ttrog,  war  aa 
rande  dieser  zeile  als  correktur  beigeschrieben  und  gerieth  so  in 
den  text.  JüCq  ist  hier  eigenthömlich  f&r  den  ganzen  arm  ge- 
braucht; doch  findet  es  sich  vereinzelt  in  dieser  bedeutnng  schon 
bei  Herodot.  II,  121  änorafidv  Iv  rw  wfAdo  r^w  X^^Q^'  Sdmeider 
meinte  in  seiner  ausgäbe  unter  beistimmung  von  Gale,  es  sei  ßga^ 
Xiiov  nach  Jtrjxyg  ausgefallen.  Aber  auch  nl^g  wird  Ar  den  gan- 
zen arm  von  der  handwnrzel  bis  zur  schuHer  gebraucht,  vgl.  Bar. 
Or.  1466  Xivxbv  ifißaXovaa  jn^xvv  tniqvotgy  a^^eseben  dateii,  dam 
Demetrius  nicht  die  gesammten  theile  des  armes  aufzählen  wollte, 
sondern  nur  vollständige  theile  (oXa  f^igrj). 

260. 28,  $.5  ist  die  handschriftliche  lesart:  yga^fitp  jolg^Aqx^- 
Xox^^  ßgaxioiv  beizubehalten  g^en  Spengel,  der  ygätpittv  iv  toi; 
schreiben  will.  Man  vergleiche  nur  die  folgenden  werte  p.  261.  1 
oldi  ToTg  ^AyaxQiovtog^  wo  sonst  nach  einem  so  grossen  Zwischen- 
räume die  Präposition  gesetzt  sein  müsste,  wenn  sie  auch  an  der 
ersten  stelle  gestanden  hätte. 

264.  18,  §.  17  ist  zu  schreiben  filrjxog  ri  u  txV  *^  MUf^Wfiri 
analog  p.  262.  25,  |.  10  xafAnrjv  U  xwa  xal  avar^o^^  ¥xh. 

268. 1 1,  $.  29  ist  zu  schreiben  (FvPigy^Uv  av  statt  aw$^oT$r,  ma» 
vermutbung,  die  wohl  sehr  nahe  liegt;  der  plural  des  verbt  beim 
neutrum  kommt  bei  Demetrius  vor.  Goeller  wollte  cwt^oT  S» 
haben,  aber  die  form  (fvptgyoi  bezweifle  ich  bei  Demetrius.  Dieses 
kapitel  hat  sowohl  bei  Spengel  als  bei  Walz  die  Überschrift  iuqI 
ifMionXivKüv;  dieses  ist  als  glossem  ^u  btftraekea,  da  dienen  ein 
theil  zum  vorhergegangenen  abschnitt  mgi  naqo^otmv  xtiXtov  ist, 
im  weiteren  verlauf  wieder  von  den  nagofAoOav  xtiXtap  gesprocheo 
wird  und  am  ende  dieses  fälschlich  ntgl  ofAOtouXivrfav  fibencMe- 
benen  abschnittes  es  beisst:  irtgl  fiiv  drj  x&v  naqofkoliOP  mvta. 
Wäre  die  Überschrift  ntql  ofAOtonXftirwv  von  Demetrius  selbst,  so 
hätte  er  hier  am  Schlüsse  sagen  müssen:  mgl  fih  Stj  ißv  sni^-^ 
fAofwv  xal  ofiotouXfVTWv  lavra. 

270.  29,  $.  88  ftatiovog  ii  tXSfi  ivo,  th  fdv  MQoxumQkuuSvi  o« 
SdXi^  fAiv  fAUxqdy  A)f/of;0*  3i  TQiig  ßqax^lat.    Bier  ist  fnU^   nadi 


718 

fiip  maagefMea;  vgl.  z.  81  rgiig  f^h  ßfax^at  Sqx^^^j  ^^T^''  '^ 
fUa  ijmnfu.  IK«  äiiilicbkeit  der  vorkergebeadeB  oiil  nadifolgenden 
baehstaben  ergibt  wohl  von  selbst  die  mögUcbkdt  des  verderbnisses. 

Sf71.  6,  f.  89  stricb  Sehaeider  xcU  vor  i^v  IfAßoXijp,  da  es  den 
siifle  itoeii  msUissig  ist.  Vielleicht  ist  aber  xazä  T^y  Ifjbßaiuqv  » 
Iceeo  (ar  ==  naid,  x  =s  xa();  vgl.  Aps.  p.  860.  1  al  a^^y^€HC 
wtkii  IfAßoXaQ  Mgmtvatgovpta&. 

278.  12,  f.  48  a^mg  /ucy  yaQ  X<fuig  dvCijxavg  i|  i&v  ygafifAUTiov 
Cy§$nlffii&g,  vmqßoXtl  d'  ifnpatvowfa  id  fkifi&oi  i«v  tiqtaoq. 
Hier  ist  imffßoXri  gremaatiach  schwerlich  zu  rechtfertigen.  Zu 
•elmibeo  ist  nach  p.  822.  28,  f.  295  i^  i/^v  yaq  yqavv  iXkru^oqovv 
Sd^l  teS  iaS^ivii  xai  i^/ri/Aoy  ^ifj,  xai  u/mx  ifA^Tvov  tijv  äigavSap 
abif^q  ifiigßohMÜgy  ohne  sweifel  ebenfalls  vmgßohMwg,  da  ja  die 
abkärzung  dieser  endung  in  handschriften  häufig  verwechselt  oder 
ausgelassen  wurde. 

278.  22,  §.  4S  schreibe  ich  ätpj^gfjio  d'  Sv  alroi  tijv  /i£- 
fmlmjfgimMf  statt  ixp^gtixo  8^  avjn^  zur  nothwendigen  bezeichnuag 
dea  coaditionalen  Verhältnisses. 

278.  27,  g.  49  vermntfce  ich  olfo^  niatv  o  QovnvMnQ  XQ^^^ 
statt  olq  d.  h.  lauter  selche  starke  ausdrücke  wendet  Thucydides 
aa,  HfMgäyai^  statt  ßofov» 

Giinzbtffg  a.  D.  C,  Hammer. 


26.    Za  StatiiM. 


Stat  Silv.  1,  4,  89: 

Nen  vacat  Arctoas  acies  Rhenumque  rebeHem 
Captivaec^e  preces  Veledae  et,  quae  maxina  naper 
Gloria,  depositam  Dacis  pereuntibus  nrbem 
Pandere,  quam  tanti  lectus  rectoris  babenas, 
Gallice,  fortune  aon  admiraate  subisti. 
Buac  igitur  cett 
Diese  stelle  ist  meines  wissens  bisher  nicht  richtig  erklärt  worden. 
Weber  Erklärt  depositam  durch  eversam,  und  Marklaad,  der»    wie 
schon  Barth  vor  ihm,   die  stelle  missversteht,   baut  darauf  mit  ge- 
wohntem Scharfsinn  die  conjectur  arcem  für  urhem, 

Deponere  urhem  heisst  hier  nieht  eine  stadt  zerstören,  sondern 
„sie  anvertrauen  als  ein  depositum^K  So  deponere  bei  Statius  Ach. 
1,  885.  2,  240.  Silv.  8,  2,  6.  Domitian  war  selbst  gegen  die 
Dkicier  gezogea  und  hatte  der  proxima  cervix  ponderls  tmmenei  dem 
praefectus  praetorlo  Rutilius  Galliens  die  sorge  fdr  die  stadt  Rom 
anvertraut;  das  heisst  das  taafi  rsoforis  haheim  aMre,  das  ist  die 
maxima  nuper  gloria.  Den  Daoiern  ist  damals  ihre  hauptstadt 
nicht  lantaM  #.orden;  das  geschah  erst  unter  Trajan»  Die  urhs 
ist  hier  Rom. 


714  Miflcelleo. 

Stat  ThelK  6,  7S1  f. 

Constitit  inmanifl  ceroi  inmanisqae  timer!  (teoeri,  taeri) 

Argolicoa  Capaneas. 
Dan  Otto  Müller  mit  timeri  trots  GroDov   und  Markkud   die  eii 
sig  richtige  lesart  aufgenommen,  dafür  zeugt  die  entadteidende  ilaUe 
Silv.  4,  6,  36  ff.  Tom  Hercules: 

Deus  ille,  deus  seseque  videndum 

Indulsit,  Ljsippe,  tibi,  parvusque  videri 

Sentirique  ingens. 
d.  h.  zwerg  fiir  das  auge,  riese  fiir  das  gefiihl.  So  bier  in  der 
stelle  der  Tliebaide  inmants  c^mi  inmanisque  Hmeri:  »ttmierre- 
gend  fur  das  auge,  zitternerregend  für  das  herz.  Zu  vergieichea 
ist  auch  die  von  Otto  Müller  schon  angeführte  stelle.  Theh.  12, 
222  f. 

Vadit  atrox  visu,  nil  corde  nee  aure  pavescena, 

Et  nimiis  confisa  malis  propiosque  timeri. 
An  dieser  letzten  stelle  möchte  ich  aber  doch  einen  schlimmeD 
fehler  verbessern,  der  den  ganzen  passus  verdunkelt,  das  own. 
Zu  nee  aure  sagt  ein  alter  ausleger:  contra  morem  feminarwmj  ad 
omnia  cMScultantium  per  metum.  Es  muss  aber  offenbar  heism: 
nU  corde  nee  ore  paveecene,  starr  in  ihrem  elend,  ohne  farcht  ia 
herz  und  antlitzi  und  daher  eben  auch  prophr  Hmeri, 
Silv.  5,  3,  129: 

Maior  at  inde  suum  longo  probat  ordine  vitae 
Desunt  nonnulla 

Maeoniden  aliaeque  aliis  natalibus  urbes  cet. 
In  meiner  abhandlung  über  Statins,  oben  3,  p.  516,  2 — 6  habe  icli 
in  der  eile  abzuschliessen  meine  eigene  besserung  wieder  nmge- 
stossen.  Ich  bitte  deshalb  zu  ändern:  „aliaeque  aliia  mit  Gronov 
in  aliae  quem  aliis  zu  verwandeln,  ist  unnöthig,  da  Statins  so 
nach  griechischer  art  parataktisch  zu  reden  pflegt  ^  und  unrichtigr, 
denn  Mark  land  sagt  und  mit  recht:  infdiciter:  nee  enim  Sfoliuf 
ecripsiseet  aliae  quem  alios  iam  dura  eUsione^  et  perpeftuM 
carminum  eius  suavitati  contraria^*, 

Hamburg.  Heinrich  ÄätHiii« 


27.    Zu  Livius. 


Liv.  XXXIV,  2,  12:  quid  enim  nunc  aliud  per  vias  et  comptia 
fadunt  quam  rogationem  fr,  pl,  suadent,  aliam  legem  ahrogandam 
consent?  Das  fehlerhafte  aliam  scheint  durch  Versetzung  der  bueh- 
staben  ans  latam  entstanden.  Die  weiber  erkühnen  sich,  die  be« 
stehende  gesetzgebung  anzutasten. 

Darmstadt.  A.  WMn§r. 


Miacelleo.  715 

28.    Beiträge  zar  Charakteristik  der  spräche  des  Velleias/ 

Ueber  den  stil  des  Velleius  haben  aasführlicher  gehandelt  Kritz 
in  der  vorrede  zu  seiner  ausgäbe  und  Sauppe  in  einer  abbandlung, 
welche  im  schweizerischen  museum  für  historische  Wissenschaft  1 
(Frauenfeld  1837)  p.  133—180  abgedruckt  ist.  Beide  forscher 
haben  das  gesuchte  und  künstliche  in  der  redeweise  dieses  schrift« 
stellers  besonders  hervorgehoben.  In  dieser  hinsieht  ist  Velleius 
ein  echtes  kind  seiner  zeit  gewesen ,  der  zeit,  in  welcher  die  rhe- 
torischen dedamationen  mit  ihrem  hohlen  schwulste  den  rechten 
aufschwang  genommen  haben.  Freilich  waren  diese  schulübungen 
nicht  seine  alleinigen  Vorbilder.  Er  griflF  weiter  zurück,  zu  den 
werken  des  Sallustius  und  suchte  den  gekünstelten  stil,  welcher 
bei  diesem  Schriftsteller  ein  ausfluss  der  individualität  war  und  im 
Charakter  seiner  Schriften,  als  politischer  brochüren,  eine  entschul« 
digung  findet,  in  einem  abriss  der  geschichte  nachzuahmen,  wo  die 
ruhige  darstelliing  der  älteren  annalisten  viel  passender  gewesen 
wäre,  Kritz  und  Sauppe  haben  nun  die  meisten  eigen thümlichkeiten 
des  velleianischen  stils  schon  zusammengestellt  und  richtig  gewür- 
digt. Ich  werde  hier  das  nachzutragen  suchen,  was  bisher  keine 
beachtuug  gefunden  hat. 

Was  zunächst  das  formale  betrifft,  fällt  bei  Velleius  auf  der 
häufige  gebrauch  der  sogenannten  verba  frequentativa  und  inieimva. 
Folgende  beispiele  sind  hier  zu  verzeichnen:  adseniari,  advmtare, 
clamifare,  consectariy  coMultare,  degponsare ^  dlcHiare  (5 mal), 
gesiare  (2),  occuliare  (2),  osimiare  (2),  pensare  und  repeitMre 
(4),  poUmtari,  quaeritare,  gustentare  (3),  vendiiarey  msere  und 
revisere  (5),  vociiare.  In  den  meisten  dieser  fälle  hätte  ein  einfaches 
Zeitwort  genügt ;  eine  modification  der  bedeutung  ist  selten  bemerk- 
bar. Die  Schriftsteller  der  silbernen  latinität  haben  jedoch  die  ab- 
geleiteten formen  vielfach  bevorzugt.  Es  ist  das  eine  erscheinung, 
welche  von  einer  verblassung  der  ursprünglichen  bedeutsamkeit  der 
Wörter  zeugt.  Eine  folge  desselben  sprachlichen  Vorganges  war 
der  gebrauch  der  composita  für  einfache  verba.  Auch  dabei  lässt 
«ich  in  den  meisten  fällen  ein  bedeutungsunterschied  nicht  fest- 
stellen. Die  gleichsam  abgenutzten  einfachen  formen  schienen  aber 
den  Schriftstellern  für  die  volle  wiedergäbe  ihrer  gedanken  nicht 
mehr  zu  genügen.  Besonders  auffallende  beispiele  der  art  bei  Vel- 
leius sind  depudet  II,  73,  3  für  pudet,  impdlere  11,  51,  3. 
70,  1  fur  pellere,  ferner  II,  108,  1  incinciiy  1,  9,  6  obniiiy  end- 
lich  conquirere  I,  17,  7,   wo   quaerere  wohl  ausreichen  würde. 

In  formaler  hinsieht  ist  ferner  bei  diesem  Schriftsteller  der 
überaus  häufige  gebrauch  der  dritten  person  plur.  perf.  activi  mit  der 
endung  ere  hervorzuheben.  Dieser  endung  bedienten  sich  vorzugs- 
webe   dichter   und   gescfaichtsschreiber ,    von  den   letzteren  jedoch 


i 


716  Mise«tl«fi. 

Caesar  mir  selten,  bei  weitem  häufiger  SaUnstiiiB«  Dessen  eiiilui 
werden  wir  wohl  die  analoge  erscheinung  bei  yelletua  zninschifi- 
ben  haben,  bei  welchem  die  endung  «r«  60mal  wiederkehrt 

Anf  dem  gebiete  der  syntax  ist  mir  hei  Velleius  hesondcn 
eine  eigenthümlichkeit  aufgefallen.  Bekanntlich  gehranchtaa  4k 
Rdmer  häufig  das  participium  perf.  passiri  dort,  wo  wir  ma  einei 
subslantiTums ,  das  die  handlung  des  verbi  ausdrückt,  bedienss. 
Sie  thaten  es  besonders,  wenn  ihnen  kein  passendes  sobatantifiH 
geläufig  war,  wohl  aber  auch  in  anderen  fällen.  Diese  frciheit 
der  römischen  spräche  hat  nun  Velleius,  man  könnte  sagen,  ge- 
missbraucht.  Er  bedient  sich  dieser  ausdrucksweise  sehr  läufig, 
in  allen  casus,  in  Verbindung  mit  ?erschiedenen  präpositioocn, 
manchmal  in  langausgesponnenen  Sätzen,  welche  dadarch  sehr 
schwerfällig  geworden  sind.  Besonders  charakteristische  beispielc 
fiir  den  letzten  fall  findet  man  II,  43,  3 :  reUcki  ettis  acta  in  utU, 
....  victus  .  •  Q,  CatuhiSi  .  .  resUiuia  .  .  momimsiito  .  .,  si- 
mulque  revocati  .  .  liheri,  e%  praeiwra  .  .  olnUi  in  UUpania,  qHS 
noihra  siifti,  mintis  egmt  atilo;  ferner  II,  52,  3:  tantum  .  .  pr»- 
fi»9um  sanguinis  el  conlisa  inter  se  duo  relfmblkae  oopita  ejfoi- 
sumque  aUsrum  Romani  imperii  lumen  et  lot  .  .  caesos  vUros  um 
reciptt  enarranda  hie  scripturae  modus.  Cf.  II,  114,  4,  wo  neek 
part,  praes.  activi  hinzutreten,  ferner  I,  14,  1,  II,  89^  5.  Ich 
erwähne  ferner  II,  36,  1:  consulatui  .  .  adiecif  decus  nahu 
eo  anno  Augustus }  II,  45,  2:  non  caruerunt  siispicioiie  opprem 
dceronis;  II,  124,  3  post  redditum  caelo  patrem  et  corpus  eis« 
honomftfm;  II,  130,  5  a^ftidtnem  auxit  amissa  mater.  Vergl. 
I,  1,  1.  11,  1.  11,  6.  II,  4,  5.  5,  1.  5,  3.  38,  3.  6.  55,  2.  97,  1. 
103,  4.  117,  1.  122,  1. 

Als  eine  folge  der  rhetorischen  bildung  wird  man  es  wohl 
bezeichnen  können,  dass  Velleius  eine  grosse  vorliehe  fnr  die  ani- 
drudcsweise  verräth,  durch  welche  abstracten  namen  oder  geistes- 
elgenschaften  eine  thätigkeit  zugeschrieben  wird.  So  lesen  wir: 
I,  15,  3  civitatis  severitas  et  consul  Scipio  restitere  11,  87,  2 
Bnftum  Antonii  interemit  crudditas  II,  98,  I  Pisottit  virtus 
helfom  Gompreeeif  II,  119,  8  corpus  lacerooerof  feritaa  II, 
125,  2  giladiorum  ertipit  impunitas.  €f.  II,  47,  4.  49,  2.  Ill,  8. 
121,  3.  125,  3. 

Diese  beeinflussung  des  Velleius  durch  die  redeweise  der 
schulrhetorik  wird  uns  sehr  erklärlich  erscheinen,  wenn  wir  be- 
denken, dass  dieser  schriftsteiler  besonders  in  kreisen  verkehrte, 
die  an  der  rhetorischen  bewegung  jener  zeit  regen  antheil  nahmen. 
Diesen  Studien  ergab  sich  bekanntlich  der  kaiser  Tiberius  selbst; 
zwei  Vinicii  Lucius  und  dessen  bruders  Publius  gleidinamiger  eakd, 
haben  sich  durch  ihr  rednertalent  ausgezeichnet.  Des  letzteren 
söhn  war  aber  jener  M.  Vinicius ,    an   den  die  scfarift  4as  VdMns 


UisesHm  717 

f/mithtat  isL  Es  kann  uns  deshalb  nidit  wundtrn,  w^iui  wir  bei  die^ 
sen  flchrifiBteller  sogar  direkte  nachklänge  der  scbuldeclamationen 
Toifindeo  werden.     Dies  ist  mir  besonders  an  zwei  stellen  au%e&llen. 

Der  rhetor  Seneca  sagt  Suas.  6,  21 :  Qwtiea  wmffni  oKctiui« 
Dir»  mors  ah  hisUn-ms  narrata  esty  toiies  fert  oonsummmiio  toUuB 
Mat  el  qium  funebris  Utndatio  reMtmr.  Dies  war,  wie  er  aagt, 
besonders  die  gewohnheit  der  jüngeren ,  nach  Livius  lebenden  ge- 
icbiehtscbreiber  (tequmtes  hiatorici  multo  id  effnslm  fecvruni). 
Bei  Velleiirs  finden  wir  nun  aneh  so  eine  laudatio  und  swar  nach 
erwahnung  des  todes  des  Cicero  II,  66.  Sie  erinnert  vielfiich  aa 
gewisse  stellen  der  bei  Seneca  .erhaltenen  dedamationeo.  Beson« 
da«  sind  zu  vergleichen  Suas.  6,  5  sqq.  und  7,  8.  Der  gedaa- 
kengang,  ja  sogar  die  form  sind  bei  Velleias  ähnlich. 

Ferner  sind  hierher  zu  ziehen  die  demokratischen  expectora- 
tionen ,  welche  das  capitel  II ,  128  ausfüllen.  Sie  waren  in  der 
kaiserzeit  überhaupt,  besonders  aber  in  den  rhetorenschulen  eine 
modesache.  Zu  vergleichen  sind  Sen.  Controv.  I,  6,  4.  VII,  6,  18 
und  luvenal,  der  überhaupt  vielfach  den  einfluss  der  schule  verräth. 
Sat.  8,  236  sqq.  Die  beiden  Arpinaten,  Marius  und  Cicero,  waren 
das  stehende  thema  in  solchen  declamationen.  Sie  fehlen  auch  bei 
Telleius  nicht. 

Endlich  erwähne  ich  hier  die  häufigen  klagen  dieses  Schrift- 
stellers über  die  Schlechtigkeit  der  menschen,  welche  in  der  samm- 
lang des  Seneca  besonders  stark  vertreten  sind. 

Breslau.  Casimir  van  Morawäsi. 


29.    Cicer.  Nat.  deor.  2,  §.  143. 

Mwiitaeque  siHtf  palfthrae  tamquam  mUo  püorum,  qiUbus  et 
ap&rtis  ochUs  H  quid  incideret  repeUeretufy  et  somno  connttienlikis, 
quum  ocuUs  ad  cemendum  non  egeremtts,  ut  qui  tamquam  iMvduti 
quiescermi.  Zu  diesem  locus  desperatus  bemerkt  Ferdinand  Lüders, 
dessen  zweite  aufläge  der  verdienstvollen  ciceronianischen  Chresto- 
mathie hoffentlich  nächstens  erscheinen  wird:  „die  stelle  ist  ent- 
weder verdorben  (andere  lesarten :  ut  hi  —  utqw  —  vielleicht  fin- 
dige) oder  doch  von  Cicero  wieder  flüchtig  geschrieben.  Denn  nach 
dem  absoluten  ablativ  et  conniventihus  (sc,  oculis)  musste  ein  Satz- 
glied mit  anderem  subject  als  oouli  folgen :  es  folg^  aber  überhaupt 
kein  verbum  finitum,  sondern  ein  abermaliger  nebensats  mit  zu  er- 
gänzendem ocuU  C^  qui  —  quiesc.).  Die  beste  anskunft  wäre 
noch,  wenn  wir  statt  ut  lyni  ein  concretes  Substantiv  setzen  dürften, 
e^a  crihrOy   colo  oder  stpaguto,    nach   der  offenbar  zu  gründe  lie- 

rndeo   stelle  Xea.  Mem.  1,  4,  6  ...  .  ijui  a<fi^«ri)c  fi^iv  i^*^ 


718  MiMellen. 

ii^,  avafmdvwiM,  h  il  t^  vnvf)^  cvyxXjjirat;  tig  9  av  lufi 
SvtfAOt^  ßXdmw^^v,  ^d-fA^v  ßXifpaqtiaq  Ija^vCm*  00^99^  u 
djioyetawaa&  rä  vniQ  iwp  ofifidiutv^  wg  ikfjfi^  i  iit  r^«  «lyaSülK 
Xdqiiq  xaxovgyfj.  Der  ganze  satz  würde  durch  einen  soldiea  ak- 
lativ  in  seiner  concinnität  hergestellt:  vaUo  pHorum,  gvtWt  ä 
ap,  oc.  —  repellereiur,  et  somno  canntventibuM  —  straguio  tarn- 
quam  invoUiii  quiescerenh  sc.  ocuU,  wo  als  einsige  anakolnthie 
dasselbe  subst.  im  abl.  und  nom.  übrig  bliebe,  dagegen  die  notlh 
wendige  besiebung  auf  quibus  (pUia)  festgehalten  würde  ^.  — 
Auch  ohne  solchen  ablativ,  der  denn  doch  ein  Terzweifehes 
mittel  wäre  die  verzweifelte  stelle  zu  heilen,  lässt  sich  dieser 
wünsch  erreichen.  Wie  im  leben  die  heochler  mit  der  harmlo- 
sesten miene  daherschreiten ,  die  ehrlichen  leute  dag^^  durch  er- 
röthen  und  erschrecken  bei  aller  Unschuld  sich  als  thäter  zu  Ter- 
rathen  scheinen,  so  geht  es  mit  den  Wörtern  in  der  textkritilu 
Das  tif  qui  ist  der  ehrliche  mann,  daher  stösst  alle  weit  aaf  ihn 
als  den  friedensstörer,  und  das  lammfromme  tamquam  der  Terräther, 
der  den  staat  nicht  zur  ruhe  kommen  lasst.  Die  ganze  stelle  wird 
durchaus  klar  und  bis  auf  die  herzerfreuende  von  Lüden  be- 
zeichnete anakoluthie  concinn,  wenn  wir  nach  «1  qui  das  tamgiwmi 
welches  eine  in  den  text  gerathene  interlinearerkläning  zu  eboi 
diesem  vi  qui  ist,  beseitigen,  so  dass  dann  quHnu  zu  repe0sr8iiir 
und  zu  involuii  (quiescermt)  gehört  Dieses  quibuB  —  til  ^  i«- 
voluti  quiesoermt  ist  eine  leichte  ganz  natürliche  zusammeoziehaag 
aus  quihus  —  ut  qui  involitti  c/ifie9cifnl,  ifiooUfli  quiesotreni.  „Die 
äugen  sind  im  wachen  von  den  pallisaden  der  wimpem  gcacfantst, 
und  im  schlafe  ruhen  sie  wie  leute  die  in  ihre  haardecke  (tnevqa) 
gehüllt  sind".  Es  ist  eine  wahre  erquickung,  dass  die  lateinisches 
klassiker  —  die  Griechen  konnten  schon  nicht  mehr  mitreden  — 
damals  noch  von  zeit  zu  zeit  so  schrieben  wie  man  lebhaft  spricht, 
dass  die  rhetorenschulen  damals  doch  noch  nicht  alle  färbe  dei 
lebens  in  das  einförmige  grau  der  studirstube  hatten  verwandels 
können. 

Hamburg.  Heinrk^  KöstUn. 


30.    Zu  Cicero's  or.  pro  Roscio  Amerlno. 

Cic.  p.  Rose.  Am.  ^.  7  schreibt  Halm:  8i  vohi$  aequa  et  Ibo- 
nesia  isla  postulaiio  videtur  ^  itfdices,  ego  contra  brevem  pottnUi- 
tionetn  adfero  et,  quo  modo  mihi  persuadeo^  aUquanto  aequiwreiiu 
Wenn  die  forderung  des  Chrysogonus  den  richtem  gerecht  und 
billig  erscheint,  dann  ist  es  für  Cicero  überflüssig,  ihr  eine  wei- 
tere forderung  gegenüber  zu  stellen;  denn  dann  sind  die  richter 
in  seinen  äugen  banditen  und  baaditen  sucht  man  nicht  mit 


Miseellen.  719 

dm  so  nbeneug^D.  Nein  der  redner  kann  die  möglichkeit,  dass 
Chrjaog^nos  forderaog  anklang  finden  könnte,  nur  ironisch  an- 
odimeo.  Zum  ausdruck  dafür  dient  aber  nicht  «i,  sondern  nisi 
Das  ni  vor  $i  ist  von  dem  vorausgebenden  worte  profiteamini 
abaorbirt  worden.  Jetzt  erst  ist  die  möglichkeit  g^eben,  der  er- 
sten ungerechten  forderung  eine  zweite  viel  gerechtere  gegenüber 
zo  atdlen.  Wer  H  beibehält,  kann  in  postulaiio  nicht  den  inhalt 
der  forderung,  sondern  nur  den  act  oder  die  form  des  fordern« 
nberbaupt  finden.  Diese  erklärung  schliesst  aber  schon  contra, 
Dodi  mehr  aber  brevem  postulaiionem  vollständig  aus. 

Im  folgenden:  deinde  a  vohisy  iudices,  ut  audacium  scderi  re- 
«olalis,  iftnoc0filiiim  calamiMem  leveiie  et  in  causa  S.  Roscü 
jEMTfCttUim,  quad  in  onmes  intenditur,  propulsetis,  lässt  schon  et  im 
dritten  gliede  einen  fehler  der  Überlieferung  erkennen.  Denn  die 
handschriften  der  Rosciana  sind  nicht  so  schätzenswerth ,  dass  man 
auf  ihre  autorität  hin  eine  spracheigenthümlichkeit  des  jüngeren 
Cicero  statuiren  möchte.  Dazu  kommt,  dass  hier  weder  eine  zwei- 
noeh  eine  dreitheilung  statt  findet;  denn  deinde  führt  eine  for- 
derung ein,  deren  verschiedene  Seiten  in  drei  gliedern  beleuchtet 
werden,  ähnlich  wie  $.  12 :  petimus  ahs  te,  M.  Fanni,  a  vohisquey 
indices f  ut  quam  acerrime  maleficia  vindicetis,  ut  quam  /orlis- 
sims  ftomtfiibu#  audadssimis  resistatis,  ut  hoc  cogitetis  •  .  eo  pro* 
rumpere  paratam  esse  homimim  cupiditatem  etc.  Bndlich  ist  der 
Ursprung  des  fehlere  leicht  zu  erklären.  Zuerat  fiel  vor  innocen* 
iHim  das  mit  m  gleichgestaltete  ut  aus,  und  als  dies  geschehen 
war,  wurde  zur  Verbindung  ut  hinter  levetis  in  et  umgeändert 
Die  silbe  ni  ist  nach  ut  fehlerhaft  wiederholt  $.  68 :  haec  magni* 
tudo  maHeficii  facit,  uf,  nisi  paene  manifestum  parricidium  profe^ 
rofur,  credibUe  non  sit,  nisi  turpis  adulescentia  etc.  Denn  wenn 
das  parricidium  nicht  paene  manifestum  ist,  so  ist  es  selbstver- 
stilndlich,  dass  es  nicht  glaublich  erecheinen  darf.  Der  redner 
will  aber  sagen:  das  fiarrictdifim  ist  ein  so  schweres  verbrechen^ 
dass,  selbst  wenn  es  paene  manifestum  ist,  es  dennoch  noch  nicht 
glaublich  erecheint,  wenn  nicht  folgende  fffifuta  hinzutreten.  Es 
ist  also  zu  ändern :  ut,  si  paene  manifestum  parricidium  proferatur, 
credthile  non  sit  etc. 

^.  124:  venio  nunc  ad  illud  nomen  aureum  Chrysogoni,  suh 
quo  nomine  tota  societas  latet.  Ab  ob  Cicero  einen  besondern  bei- 
namen  des  Chrjsogonus  im  sinne  hätte!  Nein  iUud  nomen  aureum 
ist  eine  witzige  Umschreibung  für  Chrysogonus,  und  deshalb  muss, 
wenn  der  witz  nicht  überflüssig  erecheinen  soll,  Chrysogoni  ge- 
strichen werden. 

Darmstadt.  A.  Weidner. 


710 


C.    AuBzttge  auB  sohriften  und  beriohtai  der  ge- 
lehrten geseUsehfliten  sowie  ana  zeitsehriften. 

M^tofi^  GricO'Bomaint  iir^s  du  BulUtm  de  VAcadMk  !»• 
fMoU  des  msiencee  d£  S^.-PMerdtwrg.  Tome  HI  (1869 — 1874): 
Ludolf  Stephani,  Pnrerga  an^eologwa  XXVI  (mk  emr 
tafel)  p.  1 — 8.  Auf  der  beigegeboiei  kufifeiiafel  werden  im 
QMdirte  earkopbeg- platten,  weldie  io  der  kaiserliekcB  Ereaitage 
aufbewahrt  werden,  mitgetheilt  and  erläetert  Die  anter  or.  1 
mitgellieiUe  platte  atelU  dai  leben  des  gottes  des  wein  in  drei 
acten  dar:  sein  knaben-,  sein  Jünglings-  und  sein  greisen -alter. 
Die  erste  scene  zeigt,  wie  der  göttliche  knabe  Ton  Satyrn  «nd 
Naenaden  ersogen  wird;  die  zweite,  wie  Dionjsos  ab  blnbendsr 
Jüngling  sich  auf  Nazos  mit  seinem  gefolge  der  aehla£enden  Ariadne 
naht;  die  dritte  endlich,  wie  er  als  bärtiger  greis  die  ihm  darge- 
brachten opfer  entgegennimmt  Von  den  unter  nr.  2,  3,  4  abge- 
bildeten Sarkophag -platten  stellt  nr.  2  den  raub  der  Köre  dar. 
Auf  jeder  nebenseite  des  Sarkophags  zeigen  nr.  3  und  4  ansier 
einem  thjaiiaterion  eine  Sphinx,  welche  sitzend  für  die  ruhe  des 
in  dem  Sarkophag  bcjgrabenen  wache  hält  und  alles  nachtheil%i^ 
welches  sich  nahen  könnte,  durch  ihre  furchtbare  kraft  sn  tct- 
niehten  droht 

A.  Nauch,  Kritische  bemerhungen  F»  p.  9 — 102.  Hern. 
11.  ^,  5  wird  in  olunßolct  rs  nua&  als  fiilach  nachgewiesen  das 
bisher  gültige  miat.  Die  ursprüngliche  und  angemessene  lesart 
oUm^ZcC  u  iaita  hatte  Zenodot,  wie  «us  Ath.  1,  p.  \Z  F  zn  er- 
sehen. Die  lehre  der  alten  graunmatiker  bei  Homer  werde  doli; 
nur  von  menschlicher,  nie  von  thierischer  nahrun^g  gebraucl^,  kapa 
wenn  auch  im  allgemeinen  richtig,  doch  nicht  auf  ^uiaschlieislidie 
geltung  anipruch  machen,  wie,  ausser  an  beispielen  aus  den  tra- 
giikern,  an  Uom.  U,  B,  883.  X2,  43  nachgewiesen  wird.  Die 
lesart  daiia  wird  ferner  aus  Aeschylos  Suppl.  801  als  pehrere 
Jahrhunderte  älter  denn  Zenodot  nad^^pe wiesen ,  auch  Blaneitho  IV, 
200  folge  ihr.  An  ^lassender  stelle  wird  dabei  die  nicht  genug 
beachtete  mabnung  ausgesprochen:  nicht  den  Aristarchischen^  son- 
dern den  voralexandrinischen  Uomertext  herzustellen  sei  die  auf- 
gäbe und  das  wenngleich  unerreichbare,  so  doch  immer  anzustre- 
bende ziel  der  kritik.  Horn.  II.  F,  160  wird  für  nrif^a  Xtnono 
gelesen  jr^/ux  yivono  nach  analogic  von  iT,  453.  X,  421.  358. 
£,  63.  Odjss.  jTj  103,  wie  ja  auch  Ujdüd'ai,  und  yiria&cu  ver- 
wechselt erscheinen  Odyss.  q,  187  oder  223.  Hom.  II.  yi,  187 
wird  das  o^q^  äv  fAiv  xiv  als  nicht  nur  unhomerisch,  sondern 
überhaupt  ab  unmöglich  beanstandet,  ebenso  in  Ay  20Z  und  dea 
zwei  stellen  der  Odyssee  f,  361  und  £,  259,  wo  es  sich  noch  fin- 
det     Vermuthet   wird,    es   hätten  alte  diorthoten  o^  Sp  iUv  dei 


MisceHen.  721 

netrao»  wq^eo  statt  iwg  fiiv  gesetzt;  in  diesem  falle  würde  uns 
obltegeo  Ijog  fkiv  herzustellen.  Auch  Odjss.  i,  334  wird  rovq  av 
xi  xal  nicht  für  richtig  gehalten,  dass  an  dieser  stelle  weder  a¥ 
noch  x€  nothwendig  oder  wünschenswerth  sei,  lehre  IL  Hy  182. 
Ob  nun  rovg  aqa  xut  ijd-eXov^  ob  anders  zu  schreiben  sei ,  lasse 
sich  nicht  wohl  entscheiden.  Für  das  fehlerhafte  Sg  ovt  av  xiv 
in  II.  JY^  127  wird  vorgeschlagen :  5^  ov  tot  xtv  "^grjg  —  ol3i 
»'  ^A&fivatii,  Für  das  spätere  epos  bleibt  die  verbindang  ap  »t 
und  xiP  av  unbeanstandet.  Horn.  11.  ^,  413  wird  nach  Nikanor 
interpungirt  ag>Cff&,  damit  dieses  aber  möglich  werde,  die  präpo- 
sition  iv  getilgt:  iXcav  ii  fiicaoKfi^  fisiä  (fg>Cci,  ausserdem  aber 
das  höchst  unbestimmte  nl^fia  u&ivng  als  bedenklich  angesehen. 
Hom.  II.  2*,  133  wird  fdr  (ßst  fpovog  iyyv^iv  airm  empfohlen 
iinl  fAOQog  iyyvd-iv  avj(f,  Hom.  Od.  a,  108  für  ot  /uv  Mnma 
wird  gerechtfertigt  of  filv  ixi7&^,  da  hier  wie  so  oft  der  vers- 
ausgang  gelitten  habe,  ixtT&i  steht  ebenfalls  zu  ende  des  verses 
Q^  10.  Hom.  Od.  3y  221  haben  die  meisten  handschriften  und 
die  jüngeren  Schriftsteller,  welche  den  vers  anführen,  xuxwv  inC- 
Xiid'ig  andvjwv*  Aristarch  und  Herodian  lasen  inCXri&ovy  ebenso 
aber  imXri&ov  accentuirend  Ptolemaeus  von  Ascalon.  Spätere  autoren 
folgten  dem  Aristarch.  Der  einfluss  dieser  aristarchischen  leseart 
wird  untersucht  und  verfolgt.  Vermuthet  wird,  es  sei  xaxwv  Xa- 
d-MTiStg  ändvTwv  zu  lesen,  wie  11.  X,  83  und  ähnliche  dichte- 
rische bildungen  Aesch.  Bum.  893,  Soph.  Trach.  1021  und  Eurip. 
Iph.  T.  451  sich  finden.  Hom.  Od.  &j  201  wird  für  das  sinn- 
lose und  vergeblich  zu  erklären  versuchte  xovtpouqov  empfohlen 
xovQoriQo^g,  Ibid.  429  wird  die  Verbindung  uotirjg  vfAvov  axoviav 
beanstandet  und  die  möglichkeit  und  Wahrscheinlichkeit  nachge- 
wiesen, dass  es  äo&il^g  olfAOv  axoviav  gelautet  habe.  Soph.  Trach. 
1098  heisst  der  höllenhund  ungoC/Aaxov  riqag  in  einer  nüchternen 
und  sonst  nicht  vorkommenden  bezeichnung.  Der  verf.  hatte  schon 
vor  Jahren  auf  Photius  Lex.  p.  241,  14  gestützt  hier  dfAaifsaxov 
rigag  vermuthet,  später  war  von  Meineke  dasselbe  wort  bei  Soph, 
Oed.  C.  1568  in  avixdjov  erkannt  worden ,  nun  wird  es  auch  in 
Hesiod  Theog.  310  für  aju^jjfavov  hergestellt.  Dabei  wird  für  die 
etymologic  des  Wortes  nicht,  wie  die  alten  grammatiker  es  bei  dem 
verwandten  dfAU^fjkdxsTog  thaten,  fidxiCd^at,  sondern  f^at/xavy  fia$- 
fuzffffHv,  fAat/xdxtrjg  herangezogen.  Auch  bei  Ues.  Theog.  295 
wird  für  die  bezeichnung  der  Echidna,  der  mutter  des  Cerberus,  als 
diATixoi'Vog  vermuthet  ufAuCfiaxog,  Die  betrachtung  der  zusammen- 
gesetzten adjectiva  auf  —  f^^X^^^^  führt  den  verf.  auf  das  wort 
oder  vielmehr  unwort  imfirixavog  im  Orakel  bei  Herodot  VI, 
1 9  xttXülv  imfAi^x^^^  ^gyuiVy  wo  vermuthet  wird  es  sei  zu  lesen 
xax&v  imriQavi  igywv  nach  Emped.  416  und  Ion  bei  Athen.  X, 
p.  447  F  unter  hinzuziehung  von  Stob.  Ed.  phjs.  p.  856.  Auch 
im  Terpander   bei   Arrian.  Tact  44,  3    wird    ansprechend   xaXdiv 

Phüologus.  XXXV.  bd.  4.  46 


722  Miscellen.  ] 

I 
ImiiQavog  tqyiav  vennuthet  statt  des  überlieferten  ndkw  inni^ 
Qo^og  Mqymf.  Im  orakel  bei  Aelian  fr.  329  ed.  Teubn.  bd 
Suidas  V.  xovov  ist  n%(pvhil^o  slatt  des  unerbörten  nqo^pihfio  er- 
wiesen. Vom  neuen  brucbstüclc  des  Aelian,  welcbes  Rasmus  uad 
Hereber  (Hermes  1,  p.  448)  im  Etym.  Gud.  p.  531,  27  gefundeo 
SU  baben  glaubten  wird  nacbgewiesen ,  das  die  triviale  weisbeit, 
welcbe  darin  entbalten,  gar  nicbt  von  Aelian  stammt,  soodem  sidi 
nur  mit  der  Schreibung  der  namen  TnMvoQ  und  j4lX$uvcg  be- 
scbäftigt.  Vor  Iv  olg  sei  iig  djt$v  oder  eine  äbniicbe  weodnng 
mit  einer  angäbe  der  gemeinten  stelle  des  Cboeroboseos  ausge- 
fallen. Dem  Aelian  sei  aucb  fälscblicb  die  aus  Suidas  v.  coßoQOi 
unter  die  Fragmente  aufgenommene  declamation  (nr.  452  ed.  Didot. 
325  ed.  Teubn.)  zugelegt.  A  es  eh.  Prom.  38  wird  nqoviwuv 
corrigirt  in  änaaev  —  nach  anleitung  von  vers  8.  30.  252  — 
aus  der  glosse  idwxiv  für  ainaöiv  sei  um  des  metrums  willca 
TiQovdiotiv  geworden.  Aescb.  Prom.  51  wird  dem  ootbwea- 
digen  zusammenbang  entsprechend  emendirt  fypmna  uaitog^  da  nacb 
ausfall  der  bucbstaben  KA  die  übriggebliebene  verderbniss  durcb 
eine  falsche  änderung  verdeckt  sei.  Aescb.  Suppl.  417  ist  seit 
Turnebus  doxii  diTv  statt  des  überlieferten  ioxilv  ieX  angenommea. 
der  anfang  des  verses  ist  aber  noch  unverbessert  geblieben,  ob- 
gleich die  verderbniss  gefühlt  worden.  Es  wird  vorgeschlagen  /ticSv 
CwioxH  iuv»  Aescb.  Choeph.  759  ist  verbessert  ^tdfinfta 
statt  des  überlieferten  ^atdQvvjgta.  Soph.  El.  1148  wird  ver- 
muthet  iyfi  di  f^^v^q  aij  ngootjvdwfAtjVy  xda&.  Da  man  KABi 
statt  KA2I  las,  sah  man  sich  genöthigt  das  nunmehr  müssige  A' 
zu  tilgen,  udiXqn]  aber  statt  fAijirjQ  setzte  ein  unverständiger  ver- 
besserer ,  der  sich  zur  unzeit  erinnerte ,  dass  Electra  nicht  die 
mutter,  sondern  die  Schwester  des  Orestes  war.  Soph.  Oed.  R. 
217  wird  der  ähnliche  gang  der  entstehung  der  corruptel  rj;  voctf 
aus  7^)  ^C(p  nachgewiesen.  Soph.  Trach.  46  8  sei  ^&tw  durch 
ähnliche  allmälige  Verunstaltung  aus  tiia  entstanden,  wie  Soph.  Oed. 
C.  528  durch  lesefehler  inXi^aui  aus  inäau)  ^  Trach.  1136  änav 
aus  unXovVy  ibid.  256  äyxi<^Tjjga  sinnlos  und  unerhört  aus  atho- 
Xitga.  Bekannt  ist  das  schwanken  der  codices  und  citate  zwischen 
X&ovC  und  ttöXh,  /^oVa  und  nohvj  zumal  aber  wurde  das  zwei- 
silbig gemessene  noXewg  von  den  abschreibern  durch  das  ihnen 
besser  zusagende  x^^^^g  ersetzt.  So  ist  zu  lesen  Soph.  Ant 
187  sthtt  x^ovbg  —  noUwg,  ebenso  Soph.  Oed.  Col.  926.  Soph. 
Ant  368  statt  vofiovg  naq^tquiv  x^ovoq  der  handschrifiten  — 
vofjiovg  Y^qaCquiv  noXiwgy  und  Soph.  El.  382  statt  x^^^og  Jfigf 
ixiog  zu  lesen  noXiwg  il^gd^  ixiog*  Wie  die  abscbreiber  gem 
6uv6g  durch  (liyag  ersetzten  wird  an  mehreren  beispielen  nacbge- 
wiesen, darnach  Soph.  Ai.  1235  fiiydXa  —  xaxd  corrigirt  in 
dfivu  —  fnri.  Ebenso  ist  häufig  die  glossirung  von  navovQyog 
durch  xaxovfyog,   wofür  aus  tragikern  wie  komikem  beispiele  an- 


Miscellen.  723 

gel&hrt  werden.  Soph.  Ant.  8  wird  nachgewiesen,  wie  das 
flberlieferte  tov  fftgatrjyov  anmöglich  richtig  sein  könne,  als  einzig 
■Sglich  und  richtig  wird  tov  ivquwov  gesetzt  und  die  umwand- 
Ini^  so  erklärt,  dass  zuerst  durch  einen  unwillkürlichen  fehler 
tfigaryw  in  nolqavov  verändert  und  dann  von  einem  verbesserer, 
der  das  metrum  auf  kosten  des  sinnes  in  Ordnung  brachte,  ctQa- 
Tiurov  statt  xoCquvov  gesetzt  wurde.  Dabei  wird  an  Soph.  El.  1 
erinntot,  wo  die  lesart  auch  zwischen  ajgatriy^aavTog  und  tvgav- 
9^4favTog  schwankt  Soph.  T  r  a  c  h.  693  ist  SiQxofAM  fäuv 
gdUidert  in  g>dcfia  diqxofiM.  Vorausgesetzt  wird ,  dass ,  nach 
aehon  früher  in  den  Melanges  Gr6co-Rom.  II,  p.  705  vom  verf. 
mcbgewiesenem  brauch,  von  einem  abschreiber  das  dem  sinne  nach 
soaammengehörige  SiQxofiat  tpdcfiu  uipQuifiov  zusammengestellt 
war  und  man  später  den  choliambus  durch  substitution  des  thörichten 
diQxofAttt  g>dnr  zu  beseitigen  suchte.  Die  vorgeschlagene  verbin- 
doDg  ^dofta  iiqxofiai,  wird  durch  eine  menge  von  belegen  aus 
deo  tn^ikern  gestützt.  Soph.  Phil.  57  wird  für  xUntiov  em- 
pfohlen xQvniiovj  die  verderbniss  sei  entstanden  aus  dem  in  vs.  55 
vorhergehenden  ixxXitffstg,  Zu  den  in  den  Eurip.  Studien  II,  p.  152 
nachgewiesenen  Verderbnissen  der  art  werden  noch  mehrere  stellen 
aus  Sophocles  und  Aeschjlus  gefügt,  so  besonders  Soph.  Phil.  285, 
wo  ita  XQOvov  in  ttu  novov  geändert  wird.  Ear.  Ale.  1154 — 56 
tat  die  Unmöglichkeit  des  überlieferten  ndau  i'  irviitu)  ujqagxCa 
nachgewiesen  und  wird  dafür  ndarj  t'  ivvinu)  utQamoXn  gesetzt. 
Bur.  Med.  527  wird  das  vavxXrjgiag  cdutQav  der  handschriften 
geändert  in  awjfigCag  vavxXrjgov  und  za  den  in  den  Eur.  Stud.  1, 
p.  120  nachgewiesenen  Verderbnissen  der  art  gefugt:  Soph.  fr. 
854  bei  Stob.  Flor.  53,  3  statt  xqaxovG^v  ^  üd-hog  /f^oey  zu 
lesen  c^ivovCiv  tj  XQurog  x^qoIv  und  Soph.  Oed.  Col.  113  statt 
des  unverständlichen  1$  o6ov  noda  wird  gelesen  Ixnoiwv  biov. 
Soph.  fr.  227,  1  wird  die  handschriftliche  lesart  co^og  ydg 
avddg  nXijv  ov  äv  ufi^  ^co^*  g%cn  die  änderungen  Beynen's,  des 
herausgebers  des  Flor.  Leidense,  und  M.  SeyflFert's  im  Rhein.  Mus. 
XV,  p.  614  geschützt  Eur.  fr.  600  bei  Stob.  Flor.  37,  15 
wird  ein  passender  sinn  beigestellt  durch  Umtausch  von  ^litwg  und 
X6yo&g  im  dritten  und  vierten  verse.  Trag,  adesp.  442  bei 
Stob.  Flor.  36,  12  dem  Menander  beigelegt  hat  schon  Valckenaer 
richtig  der  tragödie  vindicirt.  Der  schaden  des  ersten  verses  ist 
allgemein  erkannt,  zur  heilung  ist  manches  vorgeschlagen,  Cobet 
glaubt  die  stelle  durch  ein  ungeschicktes  supplement  verfälscht. 
Ebenso  der  verf.,  der  zu  ergänzen  vorschlägt:  aioxQ^^  /  ^rav  itg 
vovv  Inl  yXwöffr]  fpogmv,  Xu  den  in  den  Eurip.  Stud.  II,  p.  103 
nachgewiesenen  beispielen  von  falschen  Supplementen,  die  auf  lücken- 
haft überlieferte  stellen  aufgetragen  sind,  werden  noch  gefügt 
Trag,  adesp.  fr.  316,  wo  das  sinnlose  xaxov  i^ovrog  in  xotxov 
nagoviog.   Soph.  Trach.  383,   wo  emendirt  wird:    oXokVio  ndvng 


724  Miscellen. 

ol  ttatoty  fMxhifta  di  \  la&Qat  og  atntii  fiii  nqinovt'  iifd-X^  xaxd. 
Pg.  50  sqq.  wird  in  eingehender  grammatischer  erörterang  nach- 
gewiesen dass  praesentia  auf  -d&ta  mit  kurzem  alpha  der  grie- 
chischen spräche  durchaus  fremd  sind.  Die  formen  dfAwad-Hv, 
iiwxa&ttv,  ilxa&HV,  ilqya&Hv  sind  aoristformen  und  auch  als 
solche  zn  accentuiren.  Ebenso  ist  xtd&fa  nur  eine  erfindung  der 
grammatiker  aus  dem  aorist  funxCa&ov;  akxdd^uv  ist  schon  von 
Dindorf  Soph.  El.  396  richtig  verworfen.  Das  allein  übrig  blei- 
bende mkd^iiv  wird  hier  nun  auch  verworfen  und  an  allen  über- 
lieferten stellen  durch  nkd^tw  ersetzt  Ueber  dieses  besonders  bei 
den  tragikem  vorkommende  nhid-nv  mit  langer  Wurzelsilbe  wird  = 
ausführlicher  nachweis  geliefert.  Zum  schluss  werden  die  drei  be- 
lege für  eine  activform  uktfSxw  bei  Suidas,  Diogenianus  Vindob.  II, 
66  und  Antiatt  p.  110,  13  als  nicht  annehmbar,  da  in  den  beiden  ^ 
letzten  stellen  anders  zu  lesen  ist,  erwiesen.  Aristoph.  Nub.  6 
wird  empfohlen  anokoyo  f^*y  w  noXtfii^  imlkuip  klv$xa  \  ot'  ovdl 
gpAav  i^anC  fAO&  tovg  clxiiag  im  hinblick  auf  Aristoph.  Nub.  1376. 
Aristoph.  Av.  werden  die  verse  933  und  934  nicht  wie  bisher 
dem  Peithetaeros  zugetheilt  sondern  dem  dichter ,  der  die  neue ' 
Stadt  zu  besingen  sich  anschickt  und  eine  gäbe  erhaschen  will,, 
ebenso  vers  947.  Herangezogen  wird  Acham.  465  wo  Euripides 
verspottet  wird  und  euripideische  verse  parodirt  sind,  so  wird  ge- 
muthmasst,  dass  Aristophanes  auch  hier  einen  vers  aus  dem  Tele- 
phus  benutzt.  Pherekrates  Com.  2,  p.  287  bei  Ath.  III, 
p.  75  B  wird  statt  xäfAmfAnXdfuvog  xd&ivdi  gelesen  xafinXijfAfrog 
xd&$v3i.  Dionjsius  Com.  3,  p.  548  bei  Ath.  IX,  p.  405  D 
fyria&'  txovia  statt  Mtpriq  Kxortot,  Menander  Com.  4,  p.  202 
bei  Orion  Gnomol.  1,  17  Iqwy  it  für  oqwv  t*.  Men.  mo  nasi 
281  xal  mwxog  statt  yog  Tttwxdg.  In  den  Worten  des  FloriL 
Monac.  bei  Meineke  Stob.  Flor.  vol.  4,  p.  277,  23  hatte  verf. 
Philol.  IX,  p.  370  einen  iambiscben  trimeter,  den  er  so  herstellte 
rf  i^  iiXdßna  xaXov  i&og  roTg  xQ(J^f*^^o&g,  Diese  vermuthung  wird 
bestätigt  durch  das  citat  bei  Didjmus  de  trinit.  1 ,  27 ,  p.  81. 
Etjm.  M.  p.  139,  39  hatte  A.  Lentz  Philol.  XXIV,  p.  542 
einen  vers  vermuthet  und  emendirt.  In  der  gaisfordschen  ausgäbe 
des  Etym.  M.  war  der  fragliche  vers  schon  erkannt  und  dem  En- 
polis  zugewiesen,  desgleichen  von  H.  Jacobi  bei  Meineke  Com.  5, 
p.  XC  nachgetragen.  Nebenbei  werden  von  den  bei  Düntzer 
Fragm.  der  ep.  poesie  II,  p.  116 — 123  als  ungewisse  fragmente^ 
aufgeführten  versen  nr.  XXX  als  dem  Empedocies  gehörig,  nr. 
XXXVII  als  ein  bekanntes  zuerst  von  Herodot  erwähntes  orakel 
und  nr.  XL  als  aus  Damascenus  stammend  nachgewiesen.  Der 
von  Leutsch  im  Philol.  Ill ,  p.  573  gebotene  vers  in  Appendix 
Prov.  2,  15  aus  K  und  beim  Greg.  Cjpr.  Paroem.  II,  p.  69, 
den  H.  Jacobi  Com.  5  ,  p.  CCCLXV  anders  abtheilte ,  wird  ab 
schlichte  prosa  des  Greg.  Naz.  Grat.  I,  p.  5  C.  nachgewieseo.     In 


Miscelleo.  7:^5 

den  Excerpta  Vindob.  bei  Stob.  Floril.  vol.  4,  p.  294 
ed.  Meineke  hat  Boissonade  vier  aus  deo  briefeo  des  Theophjl. 
Simocatta  entlehnte  stellen  nachgewiesen.  Entgangen  ist  ihm  wie 
Ritschi  Opusc.  phil.  1>  p.  571^  dass  auch  nr.  54  aus  derselben 
qaelle  stammt,  Epist  77.  Bei  Meineke  wie  bei  Ritschi  fehlt  der 
nachweis  der  quelle  bei  folgenden  aus  Isoer.  ad  Demonicum  stam- 
menden excerpten:  61  (§.  19).  66  (f  31).  67  (f  33).  69  (f  35). 
70  (§.  39).  71  (f  46).  Zu  dem  von  Meletius  Anecd.  Oxon. 
vol.  3,  p.  118»  11  angeführten  hexameter  werden  mehrere  auf 
ihn  bezügliche  stellen  angeführt.  C.  J.  6765,  vol.  3,  p.  1030 
steht  eine  Inschrift  Evq>afABiT(o  al&rjQ  xal  yä'  \  Ctdtia  növrog 
öidifü  i'  ariQ,  Die  ächtheit  derselben  hat  Letronne  aus  paläogra- 
phischen  gründen  bezweifelt.  Franz  hatte  gemeint  die  fälschung 
^be  hier  ein  verloren  gegangenes  original  wieder,  verse  aus  einem 
alten  dorischen  hjmnus.  Nachgewiesen  wird  als  wörtliche  quelle 
der  dritte  hjmnus  des  Sjnesius  p.  320  A.  Bei  Bergk  PLjr. 
p.  1045  ed.  11  steht  unter  den  elegischen  adespota  ein  unvoll- 
ständiger pentameter  oi  ndvia  d^Bol  ndctv  idwxar  ix^hVj  deo  Bergk 
zu  emendiren  versucht  und  von  einem  älteren  elegiker  ableitet. 
Die  mühe  erscheint  unnütz,  da  das  epigramm  der  Anthol.  Pal.  12, 
96  das  vollständige  distichon  richtig  giebt  und  der  dichter  der 
Anthologie  sich  auf  Hom.  II.  J,  320  bezieht,  ebenso  wie  Libanius 
Decl.  vol.  4,  p.  86,  1  und  Sjnesius  Epist.  40,  p.  180  C.  Auch 
die  vermuthuog  Bergks,  dass  Alpheus  in  Anth.  Pal.  12,  18  die 
Worte  ^XV^  ^^^^  "Egiag  uxovtj  aus  einem  älteren  elegiker  ent- 
nommen habe ,  wird  als  hinfällig  bezeichnet ,  wobei  bemerkt  ist 
nicht  der  gott,  sondern  das  apellativum  igwg  sei  hier  gemeint,  wie 
Cic.  Acad.  pr.  11,  44,  135  ipsam  iracwidlam  qwui  cotem  esse  di- 
cebatif.  Im  Epigr.  des  Archelaus  (Anthol.  append.  12)  bei  Antig. 
Car.  19,  p.  6  6,  21  ed.  West,  wird  17  nävra  C^od-siovca  fvctg 
in  17  ndvxa  ^woyovovffa  fvCtg  geändert.  Babrius  95,  9  wird 
fiir  das  überlieferte  Xoyo^Ci  &fjQfv&BT(fa  empfohlen  XoyotCk  ^Xith- 
d-HfSa  nach  Suidas  v.  ^r(koiv.  Ibid.  115,  12  wird  die  hand- 
schriftliche lesart  rt  yäg  vti^iSv  fAOt,  welche  Lachmann,  Meineke 
und  Schneidewin  ändern  zu  müssen  glaubten  und  die  Bemhardj 
Paral.  sjnt.  gr.  p.  67  durch  zehn  belegstellen  stützte,  durch  eine 
zweite  decade  von  entsprechenden  stellen  geschützt  Meineke  hatte 
in  den  Jahrb.  f.  philol.  1863,  p.  387  zu  seiner  verdienstlichen 
abhandlung  „de  Cercida  MegalopoUtano  poeki  el  legialatore^^  (Epi- 
metrum  Xll  in  den  Anal.  Alex.  p.  385 — 394)  eine  interessante 
notiz  nachgetragen  aus  einem  gedichte  des  Greg.  Naz.  (vol.  II, 
p.  444  ed.  Benedict.  Paris  1840).  Die  sechs  verse,  von  denen 
die  drei  letzten  auch  bei  Kosmas  in  Mai's  Spicil.  Rom.  11,  p.  254 
stehen,  sind  gründlich  verdorben.  Der  verf.  heilt  die  stelle  unter 
Zuziehung  einiger  verse  aus  einem  andern  gedieht  des  Gregorius 
Naz.   rtvyHQUSkg  ß((av   (vol.  II ,    p.  394  ed.  Paris)  ^    indem    er   die 


726  MiscelleB« 

vene   so   folgen   läast:    1,  2,  4,  5,  8,  6^   dabei   aber    in  5   statt 
tikog  Ti^fvivtwv  liest  avtog   rgv^ritrig,    in   6    statt    avr^c   v^v^ 
I3-'  aber   T^Xog   tqv^vjwv.      Thucyd.  11,   11,    8    ist    in   dti 
Worten    T^y   icuv    TiiXag   dfiovv  fj^aAXofv    ij    i^    iavtww    igav  mm 
Schwierigkeit,  welche  die  erklärer  fortiuschaffen  meinen  durch  eist 
geforderte  ergänsung  dffovfäivtfiv  zu  Sgav,     Es  wird    gezeigt,   wie 
eine   solche   zumuthung   weder   gerechtfertigt   sei,    noch    den   ge- 
wünschten  erfolg   biete,    dagegen  der  erforderliche  sinn  gewonaes 
werde   durch  die  naheliegende  änderung  des  oq&p  in  i^ovr*    Hj- 
perides  bei  Stob.  Flor.  74,  34  wird  unter  hinzuziehung  des 
folgenden  excerptes  35  leicht  geheilt  indem  an  34  sich   anschlieiit 
fiYvoikhovg  foßritiov.     Dann  wird  weiter  gelesen  35  Tov  aittn, 
Olx   iviqol   untiXtiv,   aXXa  vo^ov  ^m^w  xvq$§vhv  Sh  twv  tkmt- 
diqwv  unter  hinzuziehung  der  überschüssigen  werte   von  Gaisfiirfi  i 
zweiter  handschrift.     Die  zweite  stelle  wird  nachgewiesen  als   eal- 1 
lehnt  aus   dem   neuerdings  aufgeiundenen  *Emju(p$og  des  Hjperidci  • 
(V,  140  Cob.).    Pint.  Mor.  p.  525  D.   werden   die   unverstäad- 
lichen   werte   der  auch   bei   Pint.  Apophth.  Lacon.  55,    p.  235  B- 
erzählten   anecdote   cangayo^a    ngot^  emendirt   in   oanqu   yaQ   i  < 
r^t/$,    unter   hinzuziehung  von  Ar.  Plut  1086.     Dabei  wird  denn 
auch  das  vorhergehende  ävdyxfj  in  avdyxa  geändert,    zumal  da  bl 
den  Apophth.  Laconica    die   dorische   endung  überliefert  ist     Ari- 
stides  vol.  2,  p.  670  Dind.  wird  die  Stadt  Athen   genannt  -äpf 
«oftv^v  andvTWP  ahCav  tc  xai  tqotpovy   hier   schlägt  der  verf.  Ter 
icrtav   u   xai    iqo^6¥  in  vergleichung   von   vol.  1,    p.  181    and 
p.  319  und  Aelian  V.  H.  4,  6.     Die  Verbesserung  bei  Athen.  IX, 
p.  409  A  Koixott  statt   des  überlieferten  Ka$x6a    wird   noch    ans 
Demetrius    ntgi    ffotrjfAaiwv  Vol.    Here.  1 ,   p.  121   ed.  Oxon.    be- 
glaubigt.    Clemens  Alex.  Protr.  p.  35  findet  sich  ein  sprich- 
wort  in  einem  vom  verf.  schon  vor  jähren  durch    Umstellung    her- 
gestellten  trimeter,    die  überlieferte    lesung    wird  geschützt  gegen 
einen  änderungsvorschlag  von  Cobet  im  Aoykoq  ^EgfAl^g  I,    p.  244. 
Clemens   Alex.  Paed.  11,    p.    185    wird    eine    eingedrungene 
randbemerkuDg    entfernt   und   gelesen:    iig   oi   ßaCtXtTg  ol  dv6firö$ 
xa&drrtQ    xai   toig    fCXovg,    ovio)   3^  xai  rd  vitag  li  XodctttHfw 
inayofieyok.     Clemens  Alex.  Strom.  Vi,    p.  745    wird  statt 
T«    fiiy^ina    xai  ofAO^vXa    geschrieben   ra    fkdXkCra  ofAOfvXa  und 
bei   Herodot  Vll ,  23 ,  3    eine    ähnliche  corruptel  nach  eotfernung 
des   eingeschalteten   xai    geheilt   in:    »diw   Tt   d^   iy^vixo  ii  Xifw 
loXch  aXkokCk  TO  l'i^i'ov.     P  r  o  c  o  p.  Gaz.  in  Cuiacii  Epist.  Graecan. 
p.  443  ist  emendirt  nxtCiSf,  Xiywvy  nrCcüe  Tov^Ava^dqxov  &vkaxov 
avTov    ydg  ^Avd^oQxov    ovnou    nrtucHg    statt    des    überlieferten 
nrfiaCiy    Xfywv,    Trirjcce    jd^    I?    dvdqxov    &vXaxov,    aiiiv    yäg 
ävi^agxov    ovnoTi    mi^aifttg.      Procop.   Caes.   de   hello  Per- 
sic o  11 ,    15  vol.  1 ,   p.  222   ed.  Dind.   wird   MfMf^M   ngonoro^ 
verbessert  in  idif&at  ngo^evoi  in  vergleichung  von  -Alciphr.  3,  72,  2 


Hineilen.  727 

iiihI  Eust.  II.  p.  485,  17.  Von  dem  darch  Valckenaer  hinter  dem 
Ammonius  herausgegebenen  kleinen  Aii^xov  mgl  nvivfAdrwvy 
wAb  dessen  Verfasser  Boissonade  Anecd.  11,  p.  37  den  Johannes 
Lievita  aus  Btthjnien  bezeichnete,  wird  nachgewiesen,  dass  es  ein 
excerpt  sei  aus  der  von  diesem  Johannes  veriassten  Zusammenstel- 
lung und  die  verse  bei  Cramer  Anecdot.  Paris,  vol.  1,  p.  397  aus 
der  Pariser  handschrift  nr.  1270,  auf  grund  welcher  Boissonade 
sein  urtheil  fällte,  werden  als  drei  iambische  trimeter  hergestellt 
In  einer  delphischen  Inschrift  bei  Wescher  und  Foucart  nr.  230, 
p.  170  steht  firivog  ^Hutov  j  woraus  Benseier  in  seinem  namen- 
lexicon  einen  monat  "Harog  =:  blutmonat  aufgenommen  hat.  Es 
wird  nachgewiesen  dass  hier  ein  lesefehler  statt  gefunden  für 
MHN02  .  NATOY  d.  h.  firivig  ivarov  wie  Inscr.  Delph.  nr.  47, 
p.  52  und  nr.  81,  p.  73.  —  Pag.  79—87  giebt  der  Verfasser 
zahlreiche  zurech tstelinngen  und  ergänzungen  zu  Benseler's  namen- 
wörterbuch,  dessen  vortreffliche  arbeit  dabei  aber  in  ihrem  werthe 
nicht  beeinträchtigt  werden  soll.  Verg.  Aen.  II,  94 — 96  wird 
der  mittlere  vers  als  interpolirt  ausgestossen  und  dann  gelesen: 
nee  iacul  demens,  sei  me,  fors  si  qua  ttdisgety  \  promisi  ultorem  et 
verbis  odia  aspera  movi.  Die  darauf  folgenden  verse  werden  unter 
▼ergleichung  des  griechischen  ausdrucks  gelesen:  hctec  mihi  prima 
mali  labes.  Verg.  Aen.  VI,  534  hca  lurida  statt  loca  iurhida. 
Verg.  Aen.  VI,  890—899  werden  die  verse  893—896  aus- 
geschieden und  dann  gelesen  portaque  emÜHt  avema  für  poriaque 
emiUH  dmma.  Hiermit  wird  Vergil  von  einem  unsinn  befreit,  an 
dem  alle  bisherigen  erklärungskünste  gescheitert  sind.  Beachtens- 
werth  ist  der  erneute  nachweis  an  stellen  anderer  autoren,  wie 
nicht  selten  falsche  lesarten  für  die  kritiker  des  alterthums  ein 
anlass  geworden  sind  zur  etnschiebung  ganzer  verse. 

A.  Nauck,  Bericht  über  E.  MiUer^s  Mäanges  de  lin^ature 
Grecque.  Die  von  E.  Miller  im  auftrage  der  kaiserlichen  franzö- 
sischen regierung  unternommene  reise  nach  dem  Orient  Hess  man- 
cherlei ausbeute  erhoffen,  durch  welche  unsere  kenntniss  der  grie- 
chischen literatur  erweitert  und  manche  bruchstücke  verloren  ge- 
gangener Schriftsteller  zu  tage  gefordert  würde.  Ueber  alles 
erwarten  reichlich  ist  die  ausbeute  ausgefallen.  Sie  ist  grössten- 
theils  grammatischen  inhalts,  bietet  aber  eine  überraschende  fülle 
von  neuen  und  schätzbaren  fragmenten  älterer  Schriftsteller  und 
reiht  sich  würdig  an  die  ziemlich  bändereiche  literatur  der  neueren 
anecdota  an.  Merkwürdiger  weise  stammt  der  wichtigste  und  um- 
fangreichste theil  der  mitgetheilten  texte  nicht  aus  dem  Orient, 
sondern  aus  Florenz  und  besonders  aus  dem  schon  von  Fabricius 
und  Gaisford  rühmlichst  erwähnten  Florentiner  codex  des  Etjm. 
Magnum.  Rühmend  wird  hervorgehoben  dass  Miller  nicht  der  sitte  der 
meisten  herausgeber  von  anecdota  gefolgt  ist  und  mit  diplomatischer 
genauigkeit  den   text  mit    allen   handschriftlichen    fehlem  wieder- 


728  MiflCcHeo. 

zugeben  sich  begnngt ,  sondern   durch  nachweisung  der  citate  ui 
vielfache  emendation  sich  wesentlich  verdient  gemacht  habe.    Vlm 
ihm  hier  und  da  manches   entgangen »    so   sei   ihm^    der    so  videi 
bringe,  dadurch  kein  Vorwurf  erwachsen.      In  der  eingehendea  be* 
sprechung  der  einzelnen  abschnitte  des  bandes  wird   nun   viel  inte-ii 
ressantes  auf  grundlage  der  ausgebreiteten  belesenheit  und   arbeüal 
des   berichterstatters   nachgetragen.     1.    bespricht  die  bei  Miller  ii 
p.  11  —  318  mitgetheilte   ausbeute  ^    welche    die  vergleichung  ki 
Florentiner    handschrift  (F)  des   Etym.  M.   ei^iebt.      Einiges  neae 
ergiebt  sich  da  zuerst  fnr  Homer,    z.  b.    dass   man  Od  ^,    182 
ehemab  gelesen  vvv  d'  axofAM  (statt  Ix^fAui)  xaxoTf/r»  xal  aXyiOt, 
etwas  für  Antimachos,  reicher  ist  der  ertrag  für  die  Ijriker, 
Archilochus,   Simonides,   Hipponax,  Alkman,  Sappho,  Alcaeus,  Stesi- 
chorus,  Ibjcus,  Anacreon,  Simonides  erhalten  mancherlei  neues,  cr- 
weiterungen   unserer  bisherigen   kenntniss   und   berichtigung.     Toa 
den  tragikern  gewinnen  Zuwachs :   Aeschylus,  Sophocles,  Euripid«, 
Ion,  von  den  komikern:  Epicharm,  Sophron,  Kratinus,  Pherecraln, 
Eupoljs,  Aristophanes,  Plato,  Alcaeus,  Polyzelus,  Axionicus,  weniger 
Menander.      Von   den   Alexandrinern   wird    bereichert   Kallimadia, 
Euphorion,    Apollonius    Rhodius,    die    orphischen    gedichte.      Biae 
menge   von  versen,    die   ohne  nennung  ihrer  Verfasser  in  der  Flo- 
rentiner handschrift   mitgetheilt    werden   und   die  auch    von   Milkr 
als  adespota  verzeichnet  sind,  werden  von  Nauck  in  ihre  stelle  ge- 
rückt und  berichtigt.     Auch  für  die  prosaiker  ist  ausbeute  vorhan- 
den,  wenn    auch   nicht    in    gleichem    masse   wie  für  die    dichter. 
Jl.  Werthlos  ist  dagegen  das   zweite   mitgetheilte  stück    aus   dca 
Etymohgicum  parmm,  das  Miller  unter  dem  titel  itvfkoXoylah  did- 
^oQOi   uno   3ittg>6^wv  ijvfMXoyixiSv  ixXtyeJaa^  p.  319  —  340  nit- 
tlieilt.     111.   Weit  erheblicher    ist    der  werth    der   vier    leider    nar 
fragmentarisch  erhaltenen  Sammlungen  von  Sprichwörtern,  die  Miller 
p.  349—384  folgen  lässt,  weniger  durch  die  Vermehrung  des  über- 
lieferten  überaus   reichen  sprichwörterschatzes ,  als  vielmehr   dorcb 
die   grössere   correctheit   und   gelebrsamkeit    der   erläutern n^en   n 
bereits  bekannten   Sprichwörtern.      Wir    gewinnen    daraus    fiir   die 
ältere  literatur   ein   nicht  zu  verschmähendes  contingent  von  neuen 
notizen    und    für   die   ergänzung  und  berichtigung  der  uns  überlie- 
ferten   texte    der   parömiographen  manches  material.     IV.  Aus  der* 
selben  handschrift,    welche   die   Sprichwörter  enthält,    werden    voo 
Miller  p.  397 — 436  mehrere  kleinere  abhandinngen   grammatischen 
und  lexikalischen  inhaltes  mitgetheilt,  die  für  die  gelehrtengeschichte 
des  alterthums  von  nicht  geringem    interesse  sind.      Hervorgehobea 
seien  von  diesen  hier  nr.  3,    welche   eine  kleine  schrift  des  bisher 
gar   wenig  bekannten   und   darum    bezweifelten  Zenodorus   enthält, 
nr.  4  ZovfjiCvov  TgorxvXov   mql   ßXacy>rjfiiüJV  xal   no&tp   ixcitmi, 
wodurch    uns    ein    einblick    in   die    bisher  fast  nur  dem  titel  nach 
bekannte  schrift  des  Sueton'schen  werkchens  geboten  wird,  welcher 


HiBcelleo.  729 

hkrt  daas  Saeton  die   arbeit  des  Aristophaneii   von  Byzam  io  be- 
trauter weise  epitomirt  batte,   auch   die  sich   anscbliesseoden  ex- 
cerpte   aus    verscbiedenen    andero   capitein    der  Xi^itg  des   Aristo- 
flaaes  von  Bjzanz  scbeinen  sicher   von  Saeton   berauriihren ,    wie 
asdi   das  mi^etbeilte  fragment  über  die  spiele   bei  den  Griecben 
gfeieben  Ursprunges  erscbeint.     V.  Im  letzten  abscbnitt  seines  wer- 
ken p.  437 — 458  bat  Miller  drei  hjmnen,   die  er  orpbiscbe  nennt, 
bekannt   gemacbt:    an  die  Hekate,    an  den  Helios,    an  die  Selene. 
Von  wo  er  sie  ber  bat ,    ist   nicbt    roitgetbeilt ,    Nauck    glaubt  sie 
seien  ungefäbr  im  111.  Jahrhundert  nach  Chr.  verfasst  und  bespricht 
nnd  emendirt  besonders  den  hymnus  an  die  Hekate. 

A.  Nauch,  Bemerhmgen  zu  den  Sprüchen  des  PMiUus  Syrus, 
p.  187  —  206  handelt  der  Verfasser  in  veranlassung  der  ausgäbe 
des  Publilius  Syrus  von  Ed.  Wölfflin,  da  in  derselben  die  griechi- 
acben  originale,  welche  einzelnen  sprächen  zu  gründe  liegen  weder 
Tollständig  noch  durchgängig  genau  verzeichnet  sind,  eingehend  über 
diese  frage ,  knüpft  dann  einige  auf  die  textkritik  der  Senteniiae 
des  Publilius  Syrus  bezügliche  beroerkungen  an  und  schliesst  zum  nach- 
weis  dessen,  dass  die  metrischen  eigentbümlicbkeiten  des  PublUius 
Sjrus  von  den  neueren  kritikern  öfters  verkannt  worden  sind,  mit 
einer  eingehenden  Untersuchung  der  frage ,  in  wieweit  Publilius 
Sjms  sich  den  proceleusmaticus  gestattet  habe.     (Scbluss  folg^) 

The  Dublin  reoiew  1869.  4  trim.  Suhierranean  Roma;  ge- 
schichte  der  nacbforschungen  unter  Bosio,  Mai,  de  Rossi;  beriebt 
fiber  des  letzteren  werke,  besonders  über  den  auszug,  den  Nortbcote 
nnd  Brownlow  daraus  veröflfent licht  haben,  so  wie  einiges  über  die 
kunst  der  katakomben,  p.  393—420.  —  1870  enthält  nichts 
pbilologisches.  —  —  1871.  1  tr.:  Chamfagny,  Etudes  sur 
V Empire  Romain;  les  Cisars  du  iroisihme  siide.  Der  verf.  des 
aufsatzes  sucht  besonders  die  Verschiedenheit  der  ansichten  bemerk- 
bar zu  machen ,  welche  zwischen  den  anscbauungen  Gibbon's  und 
des  französischen  geschichtschreibers  besteht,  von  denen  nämlich  der 
letztere  ein  entschiedener  freund  des  christentbums  und  der    kircbe 

ist 1871  enthält  sonst  nichts  philologisches. 1872. 

Nr.  1.  2.  3  enthalten  nichts  philologisches.  Nr.  4  oct  bis  dec. 
A  word  on  classical  studies,  in  beziebung  auf  aufsätze  in  the 
Month,  sept.  oct.  1872.  Neben  den  heidnischen  autoren ,  so  will 
der  verf.  dieses  aufsatzes ,  sollen  auch  christliche ,  wie  Chryso- 
stomus  und  Augustinus  in  den  schulen  gelesen  und  die  in  folge 
dessen  nöthig  werdende  beschränkung  der  lecture  heidnischer  au- 
toren durch  ein  „concordat"  festgestellt  werden.  —  —  1873. 
Nr.  1.  Jan. — märz:  Etruscan  Inscriptions  analysed  y  translated  and 
commented  upon  by  the  Earl  of  Crawford  and  Balcarres,  London, 
Murray  1872.  Der  graf  will  das  etruskiscbe  aus  dem  altgerma- 
niscben  erklären,  wie  schon  vor  ihm  Donaldson  und  andere  getban 
haben.     Es  werden  proben  von  den  vollständig  unter  einander   ab- 


730  BfisceUen. 

weichendeo  auslegungen  einer  and  derselben  Inschrift  gegeben« 
Dennoch  scheint  dem  recensenten  der  graf  den  richtigen  schlüaid 
zu  der  verschlossenen  thür  des  etruskenthums  gefunden  zu  haben. 
Nr.  2.  3.  4,  so  wie  Jahrgang  1874  nr.  1  und  2  enthalten  nichti 
philologisches.  —  —  1874.  Nr.  3  juli  bis  sept:  Sainte  CkUe 
el  la  Socliti  Bomalne  des  deux  premiers  Sihclea,  par  GuSranger, 
Paris  1874;  wird  (vom  katholischen  Standpunkt  aus)  sehr  ge- 
rühmt. —     Nr.  4  enthält  nichts  philologisches. 

The  Edinburgh  review,  nr.  262,  oct.  1868  enthält  nichts  phi- 
lologisches. —  Nr.  263,  Jan.  1869:  Beuli,  Avgugte  et  sa  /«- 
milhy  2.  Sdit.;  Griard,  De  la  morale  de  Piuiarque;  Comte  de 
Champagny,  les  AnUmxns  3  voll.  Das  erste  dieser  büeber 
scheint  dem  kritiker  zu  sehr  mit  rücksicht  auf  die  Tuilerien  (gq^ 
den  imperial ismus)  geschrieben  zu  sein,  um  als  ein  sicherer  fiihrer 
für  die  geschichte  der  romischen  kaiserzeit  dienen  zu  können; 
Plutarchs  Schriften  scheinen  demselben  für  die  Verbesserung  des 
zustandes  der  provinzen  unter  den  kaisern  zeugniss  abzulegen,  ein 
thema,  welches  das  dritte  werk  und  der  kritiker  in  seinem  anfsats 
ausfuhren,  p.  68--102.  —  Nr.  265,  juli  1869:  Lecly,  History 
of  European  Morals  from  Augustus  to  Charlemagns  p.  36 — 56.  — 
Nr.  269,  juli  1870:  Rawlinson,  A  manual  of  Ancient  History 
from  the  Earliest  Times  to  the  FaU  of  the  Western  Empire,  1869; 
Lenormant  and  Chevallier,  A  manual  of  Ancient  Histortf  of 
the  East  to  the  Commencement  of  the  Median  Wars,  Der  kritiker 
stellt  diese  beiden  werke  zusammen,  um  aus  ihren  abweichendes 
aufstellungen  und  aus  den  daraus  hervorgehenden  lücken  in  unsrer 
kenntoiss  den  scbluss  zu  ziehen,  dass  man  als  geschichtswerke 
nicht  bücher  ansehen  kann,  „in  welchen  fabeln  als  mö'glichkeiteo 
und     Wahrscheinlichkeiten     als     thatsachen     ausgegeben     werdend 

p.  154—176. Nr.  270,  oct.  1870:  Cox,  The  Mythologf 

of  the  Aryan  Nations,  Das  werk  wird  als  eine  erste  Zusammen- 
stellung einer  vergleichenden  mjthologie  anerkannt;  in  der  abfss- 
sung  beschwert  sich  der  kritiker  über  die  häufigen  Wiederholungen. 
Sodann  meint  derselbe,  dass  der  verf.  von  seinem  einmal  vorweg 
eingenommenen  Standpunkt  aus  durch  interpretation  seine  verglei- 
chungen  und  deutungen  in  die  verschiedenen  mjthen  hineinbringt, 
ein  streben,  das  so  weit  gehe,  dass  er  in  den  epischen  gedichten 
der  alten  Völker  eine  und  dieselbe  grundlage,  einen  angeblichen 
sonnenmjthus ,  sieht.  „Die  comparative  theorie,  im  gegenwärtigen 
zustand,  ist  wenig  besser  als  eine  sinnreiche  speculation,  welche 
den  namen  der  Wissenschaft  sich  anmasst". 

1871.  2tes  trim.  Apr.  bis  juni;  The  doctrine  of  the  chori- 
zontesy  d.  h.  derer,  welche  lliade  und  Odyssee  verschiedenen  Ver- 
fassern zuschreiben.  Der  anschlnss  der  abhandlung  an  Bernh, 
Thiersch,  Quaestio  de  diversa  Iliadis  et  Odysseae  aetate  ist  nur 
ein  vorwand.     Der  verf.  des  aufsatzes  in  der  review   schliesst    afr. 


1 


HuceHeD.  7S1 

dem  umstände >  welchen  er  al«  unangreifbar  ansieht,  dass  nur  die 
lliade  zur  zeit  Ljkurg's,  die  Odjssee  erst  in  Solon's  zeit  zum  Vor- 
schein gekommen  ist,  dass  auch  zwischen  der  abfassung  beider 
^edichte  eine  geraume  zeit^  150—200  jähre  gelegen  haben  miisse. 
Diese  vermuthung  stützt  er  hauptsächlich  durch  den  nach  weis  der 
Torgerückteren  bildung,  von  welcher  die  Odyssee  zeugniss  ablegt, 
dann  durch  einzelheiten  des  Sprachgebrauchs,  wie  durch  die  Ver- 
schiedenheit des  gebrauchs  des  digamma;  so  erscheint  nach  ihm 
^^og  ohne  digamma  in  der  liiade,  mit  dem  digamma  in  der  Odyssee, 
endlich  durch  die  Verschiedenheit  geographischer  nachrichten  und 
mythologischer  Vorstellungen,  welche  er  eingehend  darleg^.  — 
Theoä,  Martin's  Horace  (aus  Ancient  Claseics  for  English  Readers)^ 
mit  einigen  proben  der  Übersetzung  und  der  biographie  des  römi- 
schen dichters. 4tes  trimester.     Oct. — dec:  Jowett^  the 

Dialogues  of  Pfato,  translated  into  English;  die  erste  erwähnens- 
werthe  gesammtübersetzung,  welche  die  Engländer  besitzen;  denn 
der  frühere  Übersetzer  Taylor  1804  hat  nur  aus  Ficinus  über- 
tragen. Die  arbeit  des  verf.  wird  sehr  gerühmt,  als  eine  Seltsam- 
keit jedoch  bemerkt,  dass  er  bisweilen,  namentlich  wo  bei  Plato 
selbst  archaismen  vorkommen,  die  veraltete  ausdrucksweise  der 
englischen  bibel  anwendet,  und  dass  er  hier  und  da  englische  verse 
giebt,  wo  Plato  in  dichterischer  prosa  spricht.  Gegen  einzelne 
stellen  werden,  was  das  verständniss  anbetrifft,  einwendungen  er- 
hoben. Es  folgt  eine  eingehende  Würdigung  der  platonischen 
Schriften,  unter  denen  der  kritiker  besonders  die  über  politik  be- 
wundert. 

1872.  Ites  trim.  Jan. — märz:  Tyler:  Primitive  Culture, 
Researches  into  the  Devdopment  of  Mythology,  Philosophy^  Religion, 
Art  and  Cusioniy  mit  einigen  auszügen  über  steinverehrung  bei  den 

Griechen. 2tes  trim.     Apr.— juni:    Burn,   Rome  and  the 

Campagna,  an  Historical  and  Topographical  Description  of  the  Site, 
Buildings  and  Neighbourhood  of  Ancient  Rome;  wird  trotz  ver- 
schiedener einwände  sehr  gerühmt.  Es  sind  dem  werk  viele  Zeich- 
nungen, plane  und  karten  beigegeben. 4tes  trim.   Oct. — dec. : 

Aristotle  hy  G.  Grote.  Edited  hy  A,  Bain  und  J.  Croom  Robert- 
son, 2ter  bd.  „Das  werk  des  berühmten  geschichtschreibers  Grie- 
chenlands ist  ein  blosser  Torso  und  doch  ein  denkmal  von  glän- 
zendem fleiss'^  Die  herausgeber  haben  nichts  hinzugefugt,  nur  die 
citate  verificirt.  Der  kritiker  sagt  gegen  den  schluss  seiner  lan- 
gen beurtheilung:  «,Wir  haben  über  verschiedene  punkte  genug  uns 
ausgesprochen ,  um  anzudeuten ,  dass  wir  nicht  glauben ,  Grote's 
fragment  gebe  eine  in  allen  beziehungen  zuverlässige  und  befriedi- 
gende auseinandersetzung  der  philosophic  des  Aristoteles'^ 

1873.  Ites  trim.  Jan. — märz:  The  Recovery  of  Jerusalem, 
*!)ine  erzählung  der  neuen   erforschungsreisen ,    besonders    der  Eng- 

nder,  nach  dieser  Stadt  und  darlegung  ihrer  resultate;    mit  einem 


•V 


732  Miscelleii.  V 

plaD.  —  Classical  ManuscHpts  and  F»r«t  Editors  im  anscUov 
an  W.  Forsyth,  History  of  Ancient  Manuscripts,  1872,  J.  Tay-' 
lor,  History  of  the  Transmission  of  Ancient  Boohs  to  Modan] 
Times  und  Beriah  Botfidd,  Praefationes  et  Epistolae  Editionihm 
Principihus  Auctorum  veterum  praepositae.  Der  kritiker  giebt 
einige  beispiele  von  den  versehen  der  abschreiber  der  alten  codi- 
ces. —     Die  übrigen  trimester  enthalten  nichts  philologisches. 

1874.  Ites  trim.  Jan. — märz:  ohne  philologische  beitrage.-^ 
2tes  trim.  April — juni:  Trojanische  alterthümer  von  dr.  Heinr. 
Schliemann  (mit  photographischen  abbildungen ) ,  Leipzig  1874^ 
„Wenn  wir  auch  dem  verf.  nicht  in  allen  seinen  annahmen  mi 
Schlüssen  folgen  können,  so  sind  wir  doch  weit  entfernt,  die  Wich- 
tigkeit seiner  entdeckungen  gering  anzuschlagen; wir  be- 
dauern, dass  dr.  Schliemann  den  bericht  über  seine  schätxiiara 
arbeiten  und  seine  höchlich  interessirenden  entdeckungen  mit  §• 
vagen  vermuthungen  und  so  unhaltbaren  theorien  vermischt  hat^.  — 
3te8  und  4tes  trim.:  enthalten  nichts  philologisches. 

The  Northamerican  review  1868.  2tes  trim.  Evans,  Pompei^ 
ein  bericht  über  die  neuesten  entdecknngen  und  die  neuesten  büdber 
darüber;  der  verf.  klagt  über  das  unregelmässige  erscheinen  vn 
FiorelU's  Giomale  degli  Scavi,  von  welchem  es  ihm  —  ganz  wie 
der  königlichen  bibliothek  in  Berlin  —  unmöglich  geworden  iil^ 
neuere  nummern  zu  erhalten.  —  3tes  trim.:  anzeige  von  Pomr, 
A.  Brief  Greek  Syntax  (anf  der  grundlage  der  vergleichenda 
Sprachkunde).  Der  anfang  wird  gelobt,  vor  der  moduslehre  wird 
gewarnt,  und  beispiele  aus  der  behandlung  der  conditionalsatze  zur 

Begründung  dieses  urtheils  gegeben,  p.  315 — 322. 4tes  trim.: 

anzeige  von  PUtmtre's  englischer  Übersetzung  des  Sophokles  «t 
einigen  ausstellungen  gegen  die  den  griechischen  Worten  geg^ebeae 
auslegung. 

1869.  Ites  trim.:  anzeige  von  Cox,  Manual  of  Mythologf 
Der  referent,  obgleich  anhänger  der  vergleichenden  mjthologie  nsi 
überzeugt,  dass  Zeus,  Apollo  und  Hercules  sonnengottheiten  sind, 
kann  doch  dem  verf.  in  seiner  auslegung  des  trojanischen  kriegei 
und  in  seiner  annähme,  dass  auch  Agamemnon  und  Achilles  nichts 
weiter  als  sonnengottheiten,  ohne  irgend  eine  historische  unterläge, 
gewesen  sein  sollten,  nicht  folgen.  —  3tes  trim.:  Allen,  The 
Religion  of  Ancient  Greece;  ein  aufsatz  über  das  verbal tniss  der 
mjthen  zu  dem  religiösen  sinn  —  das  nach  dem  verf.  in  Cox's 
oben  erwähnten  buch  ganz  unberücksichtigt  geblieben  ist  —  und 
über  die  entstehung  der  polytheistischen  mythen.  —  4tes  trim.: 
Fi  she,   The  Genesis  of  Language,  p.  305 — 367.  . 

1870.  3tes  trim.:  anzeigen  von  Clark's,  Ferrar's,  BaudryV 
werken  über  vergleichende  grammatik  und  von  Peile's  IntroducUoi 
to  Greek  and  Latin  Etymology;  das  letztere  buch  wird  sehr  em 
pfohlen.   —     4tes  trim.:    Allen,  Tb.  Mommsen;    ein   aufsatz   über 


MiBceneD,  733 

deBsen  römische  gescbichte.  —  Anzeige  von  Bryanfa,  1^  Iliad 
of  Homer,  translated  into  English  Blank  Verse,  Boston;  wird  als 
Äe  beste  gelobt  und  der  fiinfeeitige  iambus  als  das  beste  versmass 
for  das  epos  in  der  englischen  spräche  empfohlen. 

1871.  Nr.  1.  Jan.  —  märz :  Cox's  Aryan  mythology.  Der 
verf.  dieses  aufsatzes,  selbst  ein  anhänger  der  vergleichenden  mj- 
thologie,  gesteht  doch  ein^  dass  in  der  anwendung  des  richtigen 
princips  auf  die  einzelnen  fälle  grosse  missgriffe  gemacht  werden; 
in  gründe  seien  eigentlich  nur  erst  einige  namen  erklärt  und 
manche  winke  zu  einer  deutung  der  mjthen  gegeben.  Cbx  ist 
ganz  in  Max  Müller's  theorien  eingegangen,  dem  hier  besonders 
der  Vorwurf  gemacht  wird^  die  tradition  der  heroischen  zeit  ganz 
in  mythische  elemente  aufgelöst  zu  haben;  schwerlich  wird,  meint 
der  kritiker,  irgend  jemand  den  auslegungen  Cox's  in  voller  aus- 
dehnung  folgen  wollen.  Es  werden  einige  beispiele  gegeben,  in 
welchen  Coz  in  seiner  durch  natürliche  erscheinnngen  versuchten 
erklärung  der  griechischen  mythen  sich  in  Widersprüche  ver- 
wickelt. —  Taylor y  Classical  Study,  its  Value  etc.,  auszöge 
aus  Schriften  grosser  gelehrter,  den  Unterricht  in  den  alten  spra- 
chen und  literaturen  betreffend;  der  aufsatz  des  anzeigers  dieses 
buches  ist  eine  vertheidig^ng  der  humanistischen  bildung.  —  Long, 
The  Decline  of  the  Roman  RepuhUc,  3ter  bd.,wird,  wie  die  frü- 
heren, gerühmt,  jedoch  als  auffallend  bemerkt^  dass  der  verf.  über 
Catilina's  Verschwörung  sich  gar  kein  urtheil  gestattet  —  — 
Nr.  2.  April — ^juni:  BryanVs  Translation  of  the  Iliad.  In  der 
(langen)  einleitung  stellt  der  recensent  sich ,  gegen  Gladstone,  auf 
die  Seite  der  chorizonten,  nimmt  auch  nicht  die  abfassung  der 
Iliade  von  einem  einzigen  dichter  an,  ohne  jedoch  sich  für  eine 
theorie  hierüber  zu  entscheiden.  Von  dem  englischen  hexameter 
will  er  nichts  wissen;  er  billigt,  dass  der  Übersetzer  den  blank 
verse,  ungereimte  fünffüssige  iamben,  gewählt  hat;  eine  probe  der 
Übersetzung  wird  gegeben  und  dieselbe  stelle  aus  vielen  andern 
Übersetzungen,  zum  vortheil  Bryant's,  angeführt  —  Römische  ge- 
sehichte  von  Ihne,  wird,  auch  neben  Mommsen's  werk,  als  weniger 
schwierig  zu  lesen  und  anziehender  für  das  grosse  publicum,  für 
empfehlenswerth  erklärt  —  Goodwin,  An  Elementary  Greek 
Chrammar,  Boston;  im  etymologischen  theil  und  in  der  formenlehre 
im  allgemeinen  Curtius  folgend ,  giebt  der  verf.  in  der  syntax 
ausführlicheres,  als  in  schulgrammatiken  sonst  mitgetheilt  zu  wer- 
den pflegt.  —  Westphal,  Methodische  grammatik  der  griechischen 
spräche.  Iter  theil,  formenlehre.  Der  recensent  wirft  dem  verf. 
Weitschweifigkeit  vor  und  bringt  eine  ganze  reihe  von  versehen 
nd  Übereilungen  bei.  Trotz  aller  fehler  glaubt  der  kritiker  doch, 
Itass  dies  werk  der  neuen  auf   sprachvergleichender    basis    g^^n- 

^-eten  griechischen  grammalik  den  weg  wird  bahnen  helfen. 

^^r.  3.     Juli  —  sept:    W.  F.  AUen:   Die  religion  der  Römer ,   mit 


734  Miscdlen. 

Terweisung  auf  Hartung^s,  Zumpt's,  Becker-Marqnardt's,  Prellerei 
Schriften  über  dieseo  gegenständ.  Forts,  eines  aufsatzes  in  1869, 
nr.  3.  Der  verf.  sucht  besonders  zu  unterscheiden^  was  in  der 
rönibchen  mythologie  griechischen,  und  was  altitalischen  arspmagi 
gewesen  ist,  bespricht  die  orientalischen  einflüsse,  so  wie  die  Ur- 
sachen und  die  nothwendigkeit  des  verfialhi  des  römischen  glaubeai 
in  der  letzten  zeit  der  republik.  —  —  Nr.  4.-  Oct. — dec.: 
Whitney:  Language  and  JE^ducaf ion ;  ein  wort  fiir  die  humaat- 
stische  bildung.  —  Der  gebrauch  des  conjunctivas  und  des  optatin 
im  Sanskrit  und  im  griechischen  von  Deihrüdsy  nach  dem  urthefl 
des  recensenten,  nebst  einer  kleinen  abhandlung  von  Greenmt^ 
die  einzig  richtige  behandlung  der  moduslehre.  —  M.  MiiXk/i 
Lectures  an  the  Science  af  Language.  Der  kritiker  vertbetdigt 
sich  gegen  die  in  der  vorrede  Müller's  an  die  frühere  receiüisi 
seines  werks  in  der  North  American  revimio  gerichteten  vorwiffe. 
Der  verf.  dieser  replik  geht  so  weit  zu  sagen,  dass  Müller  gv 
nicht  zu  begreifen  verstehe,  was  ein  wort  sei;  er  schliesst:  JfUm 
lebender  mann  ist  so  sehr  über  gebühr  gepriesen  wie  Müller;  dn 
autorität,  welche  ihm  beigelegt  wird,  kann  nicht  früh  genug  zer- 
stört werden*^ 

1872.  Nr.  1.  Jan. — märz:  Rohy'a  Latin  Grammar^  Loa- 
don  1871,  „das  erste  buch  dieser  art,  auf  der  basis  der  verglei« 
chenden  sprachkunde  abgefasst,  wenigstens  unter  den  Engländeni*. 
Eine  gute  schulgrammatik  auf  dieser  grundlage  wird  gewünaciit  — 
Nr.  2.  Apr. — juni:  Whitney,  Steinthal,  über  den  Ursprung  der 
spräche.  „  Nach  unsrer  ansieht'^,  sagt  der  kritiker  zum  schlarn» 
„ist  die  tiefe  Steinthal's  und  derer,  welche  einer  ähnlichen  ansieht 
folgen,  rein  subjectiv,  und  ihr  ganzes  system  muss  fortgefegt  wer- 
den; es  muss  ihm  ein  wissenschaftliches,  inductives  folgen".  — 
Nr.  4.  Oct. — Dec.:  Lange,  Römische  alterthümer.  3ter  bd.  „Ob- 
gleich nicht  so  originell  wie  Mommsen,  ist  der  verf.  doch  stell 
klar;  er  neigt  mehr  zu  der  alten  schule'^  —  Long,  J%e  Ik- 
cline  etc.  4ter  bd.  (s.  v.  1871,  1).  „Trotz  der  zuverlassigci 
gelehrsamkeit  des  verf.",  heisst  es  in  der  kritik,  „ist  sein  bock 
doch  nur  eine  blosse  erzahlung  der  thatsachen ;  als  geschickte  d« 
allmählichen  Verfalls  und  des  endlichen  Sturzes  der  römischen  repi- 
blik,  als  darlegung  der  Ursachen  und  des  geistigen  inhalts  dieser 
grossen  tragödie  ist  es  ein  fehlschlag;  dazu  fehlt  die  breite  der 
auffassung  und  die  Würdigung  der  allgemeinen  Ursachen". 

1873.  Nr.  2.     Apr.— juni :  Myth  and  Myth-Makers,  hy  FUL 
Dies    buch ,    welches    die    einzelnen    mjthen   nach  der  methode  der 
vergleichenden    mythologie  behandelt,    wird,    als  sich  vor  den  aui- 
schreitungen   des  Coxschen   werks  hütend,    gerühmt.     Nr.   3  und  4' 
enthalten  nichts  philologisches. 

1874.  Nr.  1:    Anerkennende  recension  von  Hadley,    Intro-' 
auction  to  Roman  Law,  —     Nr.  2:    Anzeige  von  J.  W.   White, 


Hiflcellen.  735 

TJ^  Oedipus  Tyrannus  of  Sophocles,  with  Englith  Notes  y  Bostoo 
1874.  Im  text  und  in  den  erklärungen  folgt  der  verf.  dem  über- 
aus conservativen  Campbell,  in  der  einleitung  Schneide win^  in  der 
vers-constttuirung  J.  Heinr.  Schmidt,  dessen  buch  über  metrik  der 
yerf.  ins  englische  zu  übersetzen  gedenkt.  —  —  Nr.  3:  anzeige 
von  Schwegler's  Römischer  geschichte,  fortgesetzt  von  Octavius 
Clason^  Berlin,  Calvarj  et  comp.  1873.  4ter  band.  Eine  interes- 
sante Studie  zur  älteren  römischen  geschichte  und  Verfassung,  aber 
kaum  eine  fortsetzung  des  Schweglerschen  werk's,  da  dieser  vierte 
band  den  vorhergehenden  theilen  in  der  behandlungs weise  nicht 
gleichartig  ist.  —  Nr.  4.  Oct.  —  dec:  anzeige  von  Marqitardt- 
Mommsen,  Handbuch  der  Römischen  alterthümer  IV,  1.  Organi- 
sation des  Römischen  reichs;  „verglichen  mit  dem  früheren  Becker- 
Marquardt'schen  handbuch  ein  vollständig  neues  werk,  hauptsachlich 
wegen  der  benutzung  der  erst  in  der  neuesten  zeit  so  reichlich  zu 
tage  geforderten  inschrifiten'S 

7^  Westminster  review,  1869.  2tes  trim.:  anzeige  von 
Busch  y  Urgeschichte  des  Orients  bis  zu  den  medischen  kriegen, 
nach  dem  recensenten  ein  durch  verschärftere  bibelkritik  verbes- 
serter auszug   aus  Lenormant's   werk. 1870.     Ites  trim.: 

anzeige  von  Lenormant  und  Chevalier,  A  Manual  of  the 
Aiment  History  of  the  East  etc.,  dessen  ägyptischer  theil  gerühmt 
wird,  p.  297  (fortgesetzt  im  4ten  trim.  p.  503).  —  Anzeige  von 
Long,  The  Decline  of  the  Roman  Republic;  das  werk  wird  ge- 
lobt wegen  der  scharfen  beurtheilung  der  handlungsweise  Cäsar's 
aod  wegen  des  nachweises  der  unzureichenden  geschichtschreibung 
Sallust's.  —  —  1871.  Ites  trim.:  anzeige  von  StoU,  Bilder 
•US  dem  altgriechischen  leben.  —  2tes  trim.:  Aristojihanes ,  im 
•nschluss  an  Drojsen's  Übersetzung,  MitcheVs  C4}medies  of  Aristo- 
phanes y  Frere*s  Translation  of  the  Birds  and  Knights;  ein  aufsatz 
fiber  die  kunst  des  athenischen  dichtere  und  über  die  Unzuläng- 
lichkeit seiner  Übersetzer;  p.  291 — 322.  —  Anzeige  von  Ihne, 
The  History  of  Rome^  english  edition,  von  Herrn.  Pet  er  y  'Ve- 
terum  Historicorum  Romanorum  reUquiaSy  von  Forhiger,  Hellas  und 
Rom,  populäre  darstellung  des  öffentlichen  und  häuslichen  lebens 
der  Griechen  und  Römer.  —  4tes  trim.:  Greek  Democracy y  im 
anschluss  an  The  History  of  Greece  hy  E.  Cur  tins,  translated 
by  Ward.  Dies  ist  nicht,  meint  der  berichteratatter ,  eine  blosse 
kritik  über  die  geschichte,  wie  Grote's  werk,  sondern  ein  wirk- 
licher mit  Phantasie  zu  stände  gebrachter  aufbau  derselben. 

1872.  Nr.  1.  Jan.  —  märz:  Greek  Tragedy  and  Euripides, 
Im   anschluss   an  Paley,    Euripides  with  an  English  Commentary, 

^    Der  verf.  bedauert,  in  seinem  (übrigens  langen)  au&atz  doch   nicht 

"•  platz  genug  zu  haben,   Euripides  gegen  kritiker  wie  Schlegel  und 

Müller,  die  ihn  aicht  veretanden  haben,   gerechtigkeit  zu  verschaf- 

T  fen ;   allerdings  litt  derselbe,  so  heisst  es  weiter,  unter  der  concur- 


736  Miscenen. 

renz  von  nebeDbuhlern,  welche  die  biilfiiinittel  der  tragischen  kamt 
beinahe  erschöpft  hatten;  dennoch  enthält  er  eigne  Schönheiten  vob 
so  überaus  grossem  verdienst,  dass  man  ihn  in  die  erste  reihe  der 
dichter  der  weit  stellen  muss.  Gegen  den  schluss  heisst  es  noch: 
wenn  auch  Aeschylus  grossartig  ist  in  seinen  theosophemen ,  Bari- 
pides  dagegen  „der  menschliche,  mit  seinem  träufeln  warmer  thri- 
nen'S  rührte  und  beruhigte  die  herzen.  Die  zahlreichen  anfiihrungeo 
sind  von  dem  verf.  des  artikels  selbst  (und  zwar  gefallig)  über- 
setzt; aller  Wahrscheinlichkeit  nach  bereitet  er  eine  vollständige 
Übersetzung  des  dichters  vor.  —  —  Nr.  2.  Apr. — juni:  Tke 
Dedine  of  the  Raman  RejnMic,  hy  Long,  Dem  recensenten  gefiifk 
der  wegppverfende  ton  nicht,  in  welchem  der  verf.  von  andern  ge- 
lehrten spricht;  er  führt  dagegen  an,  dass  Long  dem  werke  Napo- 
leon 111.    das    grösste   lob    ertheilt. Nr.  3.     Juli  —  sept: 

Gretk  Lyrical  Poetry,  im  anschluss  an  Th.  Bergk's  dritte  ausgäbe. 
Der  verf.  definirt  die  verschiedenen  gattuugen  der  grieckiscfaes 
lyrik  und  giebt  einige  (gereimte)  Übersetzungen,  theils  ans  eigner 
feder,  theils  von  Conington;  vor  Pindar  macht  er  halt,  ihn  (a 
eine  besondere  studie  vorbehaltend.  —  7^  Politics  of  ArietollU. 
Der  verf.  bemüht  sich  zu  zeigen,  dass  das  buch  des  griechiscbei 
Philosophen  nicht  nur  mit  vergnügen ,  sondern  auch  mit  nutzen'  fw 
unsre  zeit  gelesen  werden  könne;  er  giebt  von  dem  inhalt  do- 
selben  eine  Übersicht.  —  Curtiua,  T%e  History  of  Grmcs^ 
translated  hy  A,  W,  Ward,  Es  fehlt  dem  buch,  meint  der  receo- 
sent,  die  pittoreske  behandlung  der  einzelheiten ,  welche  man  ii 
Grote  und  Thirwall's  geschichtswerken  findet;  aber  er  fuhrt  dafir 
den  „unsichtbaren  Zusammenhang  aus,  welcher  durch  die  entwicklong 
der  ganzen  nation  hindurchgeht".  —  —  Nr.  4.  Oct.  —  dec: 
Pindar,  im  anschluss  an  Dissen-Schneidewin's  und  Th.  Bergk's  aus- 
gaben; mit  einzelnen  Übersetzungsproben,  zum  theil  von  Conington.  — 
Anzeige  von  des  (vor  kurzem  verstorbenen)  prof.  Conington  ver- 
mischten Schriften,  in  denen  sich  unter  andern  eine  übersetzuif 
Virgils  in  prosa  befindet. 

Aetnie  critique  d*h,isioire  et  de  litteratwe,  1870  et  1871. 
Nr.  12:  Bladi,  Etudes  sur  Vorigine  des  Basques,  Sehr  ausführ- 
liche, fast  auch  das  folgende  heft  füllende  anzeige  eines  unge- 
nannten, der  das  buch  für  schwerfällig  erklärt,  aber  doch  anerkeoot, 
dass  es  das  wichtigste  über  den  gegenständ  zusammenstellt.  — 
Nr.  14:  Rahhinowicz,  Grammaire  de  la  langue  latine  (für 
Franzosen).  Anzeige  von  Ch.  M.  —  Thurot,  Exlraits  de  diven 
manuscrits  latins  pour  servir  ä  l%istoire  des  doctrines  grammati- 
cfUes  au  moyen-äge;  anzeige  von  P.  M. ,  der  auf  die  Wichtig- 
keit der  schrifit  für  die  geschichte  der  Studien  des  lateinischen  ud^ 
fur  das  verständniss  der  lateinisch  schreibenden  Schriftsteller  dei 
mittelalters  aufmerksam  macht.  — 


Index  locoram. 


Pag. 

Aelian.  HAn. 

12, 

21                     89 

—  VH.  2,  13 

.    291.  300 

2,  28 

296 

8,  42 

100 

Ael.  Sparl.  Hadr. 

18                 296 

Aeschin.  Gtes. 

48 

289 

78 

835 

154 

289 

—  de  f.  leg. 

51 

299 

—  1,  102 

196 

—  2,  13 

191 

—  2,  50 

561 

—  2,  115 

190.  6 

—  2,  143 

197 

—  3,  62.  141 

191 

—  8,  154 

197 

—  3,  158 

184 

—  8.  195 

196 

—  Tim.  1 

190.  4 

2 

194 

3 

185.  94 

4 

194 

5 

196 

6 

186.  8 

—  —7 

184.  9.  91  bis 

8 

184.  8.  97  bis 

_  —  10 

185 

11 

187.  8 

13 

187bi8  91.2.5 

15 

191.  2.  7 

—  —  17 

189 

_  -18 

187 

19 

196 

20 

190 

_  -22 

184 

_  -23 

191.  5 

24 

186  bis  96 

25 

191 

—  -  27 

191.  7 

28 

185 

30 

187  bis 

31 

187.  97 

32 

191.  6 

Pag. 

Aeschin.  Tim.  34 

185 

37 

189.  93.  7 

38 

190.  3.  6 

40 

191  bis  2.  4 

41 

•    188.  9.  96 

42 

197 

43 

186.  9.  91 

44 

188.  9.  90.  1 

45 

190.  6 

47 

185.  6.  9.  94 

48 

189.  94 

49 

186.  9.  90.  1 

50 

189 

51 

187.  94 

-52 

185.  90 

53 

187.  9.  94.  6 

54 

187  bis 

55 

185.  6.  9.  93 

56 

187  quater 

57 

189  bis  94 

58 

187  bis  8. 9  bis 

61 

187.  9 

62 

185ter8bis9 

63 

189 

64 

186.  7.  96  bis 

65 

186 

67 

185.  96 

69 

185.  90.  5 

70 

190.  4 

72 

187.  90  bis  6 

73 

185 

74 

191.2  bis  6.  8 

75 

190  bis  4. 8  bis 

76 

185 

78 

189 

80 

187.  9.  91  bis 

81 

189 

82 

187 

84 

185  bis 

86 

190 

87 

185.  6 

88 

184.  5.  9 

89 

198 

Philologus.  XXXV.  bd.    4. 


47 


738 


Index  locoTum. 


Aeschin.  Tim.  90 

91 

92 

93 

94 

95 

96 

97 

98 

99 

100 

102 

103 

105 

106 

107 

108 

109 

111 

112 

113 

114 

115 

116 

117 

118 

119 

120 

121 

122 

123 

'   124 

125 

128 

129 

130 

131.  3 

135 

136 

137 

138 

139.  40.  2 

143 

145 

147 

148 

149 

150 

151 

152 

154 

155 

156 

157 

159 


Pag. 

194 

191.  4 

185.  90.  4 

190 

187 

187  bis  90.  6 

185. 7.  8.  96 

187.  97  bis 

185.  96 
190.  6 

196 

191  bis 

188.  9 

188 

185.  8 
189 

190.  1 

188  bis 

187 

104.  7 

194 

189.  92 

180.  91 

188.  9.  92 

187.  92 

188.  91 

185.  6  bis  7 

186.  7 

189.  91 
186.  8.  9 

187.  9.  97 

186 

186.  7 

184.  95 
186,  95 

186 
188 
189 
192.  6 
189 

199.  98 
189 

186  bis 

184.  96.  8 

188 

186.  96 

185.  8.  95 

186 
185 

185.  98 
186.  7.  9.  96  bis 

191  bis  7 

186.  8.  98 

186.  91.  299 
186.  8.  98 


Pa«. 

Aeschin.  Tim.  160 

189 

162 

186 

165 

186.98 

169 

189 

170 

185.6 

171 

188 

172 

195 

173.  5 

188 

176 

186.8 

177 

186 

178                         186  bis  94 

-  -  180 

189 

181 

194 

183 

194.  5 

184 

186.96 

190.  1 

187 

194 

186  bii 

Aeschyl.  Ag.  200 

65 

—  Eum.  229 

707 

~  Sept.  260 

81 

1017 

73 

-  Suppl.  553 

707 

Alcaeus.  15,  4 

35 

Alciph.  epp.  2, 4,  5 

816 

Alcman.  fr.  97     - 

61 

Anthol.  Plan.  158 

99 

Apollod.  1,  5,  1 

235 

-  1,  5,  2 

246 

-  3,  13,  6 

240.2 

ApoUon.  Lex.  168,  25 

43 

—  de  synt.  p.  309,  28 

62 

Appian.  BMithr.  38 

297 

Apsin.  rhetor,  p.  708  Aid. 

295 

Apul.  Florid.  2,  15 

355 

—  Metan.  10,  p.  78  sqq. 

Bip.  296 

Arat.  p.  24,  14 

63 

Arcad.  165,  24 

48 

Aristid.  2,  p.  397 

322 

Aristoph.  Aw.  296 

33Ö 

1001 

429 

-  Eqq.  148 

325 

749 

289 

—  Nubb.  326 

330 

—  Pac.  174 

337 

—  Ran.  73  sq.  755 

254 

—  Thesmoph.  95 

337 

881 

58 

—  Vespp.  54  sqq. 

812 

1109 

298 

—  Dram.  fr.  1.  2.  3.  5.  8 

B.    254 

Aristot.  El.  soph.  c.  10 

612 

—  Eth.  Nicom.  4,  2 

309 

-  deGen.etCors.B.11,337  64  112  i 

—  Phys.  4,  c.  1.  p.  209,  a 

.  23. 

c.  3.  p.  210  b.  22 

621 

Index  locorum. 


7^9 


Pag. 
Aristot.  Phys.  6,  p.  283  a  21. 

p.  239  b  9  622 

6,  0.  9.  p.  239  b  14    623.  7 

33         630 

—  Poet.  13  202 
Arrian.  Peripl.  P.  E.  p.  13,  10    144 

—  Disp.  Epist.  3  p.  449  306 
Artcmid.  Oneir.  1,  8  295 

3,  36  391 

Athen.  2,  40  B  361 

—  5,  48  301 

—  5,  51  290 

—  6,  253  314 

—  12,  50  p.  539  a  310.  3 

—  13,  51  p.  587  b  310 

—  13,  p.  604  D  226  bis 

—  14,  3  p.  614  e  305 

—  14,  16  p.  622  b.  d  308 

—  14,  31  318 
Auson.  de  litt,  monos.  15  394 

—  14,  1  681 

—  Prolos.  ludi  de  VII  a  21  292 
Bekker.  Anecd.  p.  278  291 

354.  419  292 

72,  17  302 

Cassiodor.  Varr.  5,  42  293 

Caton.  RR.  161  139 

c.  10,  5.  0.  14,  2         393.  4 

Catnll.  67,  36  676 

Oharis.   instit.    gramm.  I,    p. 

232.  237  K  683 

Choerobosc.  ad  Theod.  1,  77,  3  101 
Cic.  Lael.  7  331 

—  Legg.  1,  22,  58,  2,  5,  11      476 

—  Nat.  D.  2,  143  717 
3,  23  21 

—  Oflf.  1,  40,  144  226 

3,  1  491 

3,  19  683 

—  Tuso.  1,  47,  114  200 
5,  11,  34.  13,  39  sq.  27, 

76  114 

—  de  harusp.  resp.  12  330 

—  pro  Rose.  7  718 
12.  68.  124                  719 

—  Verr.  3,  41,  95  174 

—  Ep.  ad  Attic.  6,  1  491 

ad  Fam.  9,  14,  6  439 

ad  Quint.  1,  1,  14.  42    292 

Claudian.  Ruf.  1,  252  288 

—  laud.  Stil.  2,  403  310 
Cod.  Theod.  15,  7,  12  316 
Colum.  12,  11.  47  176 
Comm.  grc.  fr.  3,  628  Mein.  61 
4,  722                          316 


Pag. 
Constant.  Porphyr.  Them.  2,  2    205 

Com.  Nep.  Dion.  6,  4  476 

Hamilc.  1,  4  601 

Paus.  1,  3  476 

Timol.  3,  4  601 

4,  2  289 

Corp.  Inscrc.  Grc,  1,  11  65 

101  289 

108  289.  300 

244  84 

272  100 

357  298 

594.  749  100 

950.  1279  84 

1569  39 

1688  96 

—  1710  290 

2149  b  84 

— 2330—33  289 

2347  e.  354  289 

2386  100 

2782.7.812  290 

4283  315 

4286  294 

4335  290 

4614  294 

4651.  6750  290 

7029  347 

Corp.  Inscrc.  Latt.  1,  98  151 

1,  202  123 

1,  581  147 

1,  586  140  bis 

1,  594  147.  8.  bis 

1,  608  sqq.  129 

1,  1256  152 

2,  41  123 

2,  723  147 

2,  727  140  bis 

2,  729.  38  147 

2,  743  148 

2,  3270  133 

3,  1076  147 

3,  1080  140 

3,  1083  147 

3,  1103  648 

3,  3201  134 

4,  230  147 

4,  237  147 

7,  320  147 

7,  326  148 

Cromer.  Anecd.  Paris  1,  p.  19  310 

Demetr.  nfQi  tQ/ufn^^  250, 18  Sp.  2  711 

—  260,  28, 5.  202,  25,  10.  264, 

18,  17.  268,  11,  29.  270, 

29,  38  712 
47* 


740 


Index  locorum. 


Pag. 
Demetr.  271,  6,  39.    273,  12, 

48.  22,  48.  27,  49  713 
Demosth.  pro  cor.  120.  180       289 

—  Dionys.  191 

—  Eubul.  25  191 

—  Hal.  32  191 

—  Lace.  1  191 

—  Neaena  p.  1362  298 

—  Phil.  1,  15  47 

—  Phorm.  37  298 

—  Mid.  8.  10  289 

17  320 

52  393 

p.  533,  15  292 

Demosth.  9,  25  561 

Dig.  43,  8,  21  130 

—  43,  8,  22  127 
Dion.  Cass.  49,  43,  4  344 

52,  17  64 

59,  9,  6  344 

61,  18.  66,  25  344.  5 

67,  44  344 

69,  4  294 

69,  8,  2  344 

—  93  22  292 

Dio  Chrysost  or.  31,  121  296 

Diodor.  3,  4  349 

—  11,  67  431 

—  13,  6  211  a.  2 

—  13,  97  292 

—  13,  114  210.  2 

—  14,  47  sqq.  210 

—  14,  48  210.1.2 

—  14,  53  210 

—  14,  55  212 

—  16,  1.  3,  4  205 

—  16,  84  289 
Diog.  Laert.  2,  139  354 

3,  47  611 

3,  56  299 

—  ^  5,  1,  3,  5  711 

9,  11,  72  628 

9,  26  611 

9,  28  608 

9,  29  623.  35 

Diomed.  3,  p.  487  305 

Dion.  Halic.  AR.  1,  21  206 

Ennios  Annal.  136  V  174 

239.  47  672 

Epbem.  epigr.  2,  p.  155  137 

2,  p.  156  152 

2,  p.  160  nr.  10  139 

2,  p.  162  144 

2,  p.  177  nr.  46  134 

2,  p.  183  nr.  169  147 


Pag. 

Ephem.  epigr.  2,  p.  184  nr.  72  141 

2,  p.  199,  7.  200,  7         183 

Et.  a.  24,  2  alyuäCf^y  36 

—  100,  41  43 

—  259,  39  59  a.  28 

—  296,  17  59 

—  607,  12  53  a.  20 
Etym.  M.  34,  10.  35,  3  66 

—  182,  37  43 

—  313,  55  45 

—  346,  56  61 

—  367,  40  891 

—  408,  32  48 

—  408,  39  20 

—  436,  57  561 

—  444,  16  292 

—  487,  16  59  a  28 

—  518,  18  562 

—  576,  39  80Ö 

—  663,  28  58 

—  677,  23  45 

—  763,  27  306 

—  780,  9  57 

—  814,  3  48 
EtOr.  67,  1  48 

—  75  58  a  20 
Eurip.  Alcest.  549  58 
799  259 

—  Andrem.  7.  36.  258  558 

530  44 

1097  292 

—  Bacch.  1128  81 

—  Cycl.  52  88 

—  Hel.  491  257 

—  Hippol.  29—33.  39                707 

99.  105.  14  708 

271.  380.  1  709 

379.  382-6  708 

392  sqq.  707 

—  Iphig.  Aulid.  703  262 
—•  —  Taur.  306  292 

—  Med.  497  44 
621  58 

—  Orest.  1466  712 

—  Phoen.  1625  44 

—  Suppl.  1038  58 
Eustath.  ad  Hom.  p.  467,  24   44 

531,  10  43 

925,  32.  36  44 

976,  15  305 

1063,  30  43 

1472,  4  291 

1547,  57  61 

1547,  62  43 

1528,  25  292 


Index  locoruxn. 


741 


Pag. 
Eastath.  ad  Horn.  p.  1878,  56     67 

Eutrop.  8,  10  102 

Pestus  c.  21  102 

—  p.  46  M.  123 

—  »  104  294 

—  »  117  596 

—  »  177  391 

—  »  181  305 

—  »  186  391 
Plav.  Vopisc.  Prob.  19  346 
Fronton,  ep.  ad  am.  1,  1,  3   682 

ad  M.  Caes.  1,  5  683 

Galen  de  Sen.  1,  15  392 

Gelliua  NA.  20,  6  154 
Harpocr   B,*A^QOidiT^  ndt^^tifjiog  294 

—  nagaaxijyta  231 

—  ntginoXof  289 
Herodian  AOxx.  4,  355,  21  84 
Herod.  IT,  p.  418  fgm.  47  561 
Herodot.  1,  157  63.  4 

—  2.  121  712 

—  2,  35  390 

—  3,  108  38 

—  3,  131  40 

—  3,  150  38 

—  5,  89  97 

—  5,  102  38 

—  5,  104  50 

—  6,  66  63 

—  6,  75  44 

—  7,  139  63 

—  7,  178  98 

—  7,  194  38 
Hesiod.  Scut.  Here.  209  sq.  34  533 

—  Theog.  93  200 
Hesych.  8.  anxiq.  dsiot  68 

—  dCiQOi  22 

—  a^giCity  17 

—  aiydgov  &ia  291.  4 

—  ttMiQvnoy  66 

—  äxoyjtg,  dxtia  37 

—  ttla  46 

—  dliirat  71 

—  dltnt^Qtoy,  dXiyM,  dXirtty. 

—  dXo^/Uka  71 

—  d!lova  45 

—  ayov  56 


Hesych.  S.  txt^ayctg 

—  Hov^a 
I  —  i\iü»ia 

—  inaXiiyat 

—  ^71*  j^jjyai^  dyoiy 

—  *E^(odioiy 

—  fxfoi 

—  Ctvcao&at 

—  Covaat 

—  ifitn(Xix(x)oy 

—  ^iayoy 

—  ixfidcat 

—  ixQta 

—  Ixria 

—  ty 

—  Imoy  Ino^xofAiytiy 

—  loiii 

—  xccraXtiyat 


^-  aytoinoh 

64 

—  SdXa 

47 

—  (faJU/y/ixy 

35 

—  daiXxtoy 

71 

—  da^oTQi^tiy 

17 

—  dtOQOtxa/g 

53  a.  22 

—  dKf^tQtt,  dufi^igdXoKffOS  72 

—  dQis  53  a.  22 


Pag. 

97 

56 

87  a.  38 

71 

39 

291.  2 

17.  23.  65 

87 

56 

20 

67 

67 

80 

36 

293.  4 

36 

83 

396 

53  a.  20 

71 

—  xaroto/uiyoq  58 

—  X(ia.  x^ttt,  xoitjc»  xotoXt/g  96 

—  xogCa  21 

75 

300 
13 
89 
39 

292 
57 
67 
42 
17.  54 
23 

392 

87 

53  a.  22 

39 


—  MdXtxa 

—  MiX^ritoy  olxos 

—  OfAtflj 

—  onißaX,  onicaatTQoy 

—  naQ*  tttytigov  ^ia 

—  ndQotog 

—  niXfxo 

—  ^avXoy 

—  ffi  ßoXs 

—  eodya 

—  <Ma9-ai6y 

—  cifidti,  ffipidti 

—  vtXoyog  oi^ 

—  vntffOKiCofiiyov.  vntgottigd/utyot  57 

—  XQttvffat  44 

—  jif^a/C«*  44 

—  ipdtioy  295.  7 
„  ,  «-.  560 

559 

559.  60.  1 

559.  60 

70 

60  a.  30 

559 

52 

255 

34 

43 

560 


Homer.  II.  1,  311 

1,  437 

2,  351 

2,  510.  611.  9 

2,  781 

3,  34 

3,  311 

4,  276 

4,  490 

5,  90 

5,  138 

5,  255 


742 


Index  locomm. 


Pag. 

Horn.  IL  5,  299 

559 

5,  352 

47 

5,  364 

559 

5,  410 

415 

5,  745.  7 

422 

5,  837 

559 

8,  291 

560 

9.  363 

421 

9,  589 

559 

11,  308 

52 

11,  512 

560 

11,  518 

559 

12,  16.  50 

560 

12,  375. 444 

559 

12,  468 

560 

13,  665 

559 

14,  12 

422 

15,  128 

48 

15,  384 

559 

15,  482 

422 

16,  127 

52.  53  a.  20 

16,  184 

57  a.  25 

16,  396 

559 

17,  4 

559 

17,  294 

59  a.  28 

17,  447 

52 

17,  541 

559 

17,  628 

415 

18,  68 

559 

19,  136 

201 

19,  264 

59  a.  28 

20,  390.  1 

422 

21,  287 

415 

21,  297 

59  a.  28 

21,  529 

559 

22,  70 

47 

22,  491 

60  a.  30 

22,  495 

57 

23,  558 

39 

24,  12 

47 

24,  459 

559 

24,  508 

62 

-  Od.  1,  1-31 

417 

1,  1-10 

410 

1,  3-9 

418 

1,  3.  4 

414  bis 

1,  5  sqq. 

412 

1,  5-9 

414 

1,  9 

411 

1,  10 

410.  2.  3 

1,  11-26 

416 

1,  11 

412.  3.  6 

1,  12 

412 

1,  13 

412.  6 

1,  15-9 

417 

Horn.  Od.  1,  16—8 

1,  18-26 

1,  18.  26 

1,  27 

1,  28.  9 

1,  29-31 

1,  32  sqq. 

1,  33  sq. 

1,  35.50-5 

—  —  1,  50  sqq. 

1,  55  sq. 

1,  62 

1,  63.  4 

1,  71—5.  74.  5 

1,  88 

1,  96-8 

1,  100.  1 

1,  211 

1,  362 

2,  18.  27 

2,  94 

2,  172 

2,  230-4 

2,  243 

2,  358 

2,  406.  416 

3,  12.  30 

3,  131 

3,  483.  92 

4,  473 

4,  475 

4.  557-60 

4,  626 

4,  656.  708 

4,  751 

4,  760 

5,  5.  7  sq.  8— 12    11 

5,  23-7 

5,  28  sq. 

5,  31 

5   32 

h\  33.  4.  5.  8.  40 

5,  41 

5,  42 

5,  43-91.  44-6 

5,  46  sq. 

5,  51 

5,  52  sq. 

5,  56.  73 

5,  81-4 

5,  83.  4 

5,  85  sq.  93 

5,  97  sqq. 

5,  97 

5,  98 


57 


Pag. 
417 
418 
417 
416 

415.  20 
415.8 
415 
417 
415 
420 
427 
418 
420 
418 
419 
422 
422 
560 
a.  25 
560 
400 
559 
420 
48 
57  a.  25 
559 
559 
560 
559 
560 
421 
420 
255 
560 
57 

57.  559 

.13.21.2 

420 

421 

421.2 

421  bis 
421 

421  bis 
421.  2 
422 
417 
424 
421 
424 
426 
426.  7 
425 
422 

425  bis 
425 


Horn.  Od.  5,  99 

5,  105-11 

5,  108 

5,  109-70 

5,  112 

5,  113 

5.  114.  5 

5,  116.  7 

5,  133.  4 

5,  140 

5,  151.  4—8.  6. 

5,  157—88.  61. 

5,  168-70.  1. 

5,  193 

5,  219.  20.  5-^ 

5,  371 

5,  488 

5,  721 

7,  88 

7,  47 

7,  122 

7,  251 

7,  298 

9,  101 

9,  103 

9,  178 

9,  179 

9,  398 

9,  471 

9,  562 

—  -  9,  563 

—  —  10,  135 

—  —  11,  5 

11,  523.  34 

11,  637 

11,  638 

—  -  12,  145 

12,  146.229 

12,  407 

13,  110 

13,  136.  8 

13,  574 

_  _  14,  178 

—  —  14,  356 

—  —  14,  464 
_  —  15,  145.  90 

15,  209.  19 

15,  221 

15,  414 

15,  426 

15,  447 

15,  499.  549 

15,  551 

—  -  15,  553 
16,  290 


Iudex  locomm. 

743 

Pag. 

Pag. 

495 

Horn.  Od.  17,  49 

57  a.  25 

422 

17,  184 

415 

423 

17,  445 

76 

427 

17,  496 

81 

422 

18,  102 

34 

421.  2 

18,  131 

52 

421 

18.  206.  52. 

302               559 

426 

19,  9 

53  a,  25 

422 

19,  103 

415 

427 

19,  125 

559 

.  7            426 

19,  139 

400 

2             427 

19,  181 

560 

2.  90  sq.  426 

19,  279 

421 

558.  9 

19,  508 

415 

7              438 

19,  600 

559 

460 

19,  602 

57  a.  25 

241 

20,  127 

422 

420 

21.  356 

57  a.  25 

559 

22,  142.  82 

559 

415 

23,  1 

57  a.  25 

9  a  17 

23,  85 

559 

422 

23,  341 

421 

54 

23,  364 

57  a.  25 

560 

24,  129 

400 

559 

—  Hymn.  Apoll.  1- 

-178           217 

560 

1-13 

218 

559 

1-4 

218 

47 

2-13 

229.  21.  3 

559 

2-4 

218.  9 

560 

4 

219 

559 

5-11.5 

218 

422 

6 

218.  9 

559.  61 

8.  9.  10 

218 

559 

11—13 

220 

563 

11 

221 

559 

12 

221.  4.  5 

560 

13 

224.  5 

559 

14-18 

220.  3  bis 

54 

17 

223 

62 

19  sqq. 

220.  1 

421 

19 

220  bis  3  bis 

415 

20-4 

220.  3 

202 

20.  1.  22-4 

221 

559 

26.  7.  8.  9 

223 

47 

30-44 

225  bis 

559 

45 

224  ter. 

560 

46.  7 

224 

559 

47^80 

225 

54 

80.  1 

224 

95 

83-119 

225 

560 

87 

224 

559 

119.  120-40 

224.  5 

422 

120-34 

225 

62 

123 

221 

53  a  20 

125 

224 

744 

Index  locorum. 

Pag. 
Horn.   Hymn.  ApoU.    126. 

Horn.  Hymn.   Cerer.  60- 

30.  1 

225 

4.  7 

23S 

132 

224 

68 

229 

135.  6 

224.  5  bis 

76.  7 

232 

137-9 

225  bis 

77  sqq. 

223.4 

137 

224 

77—81.  77.  80 

233 

140  sqq.   140.    1 

-8.  2 

81 

229 

44-78 

225 

82—7.  5.  7.  90-4 

234 

179-546 

217 

91 

235 

179-81 

218 

94_7 

236 

182-206      218. 

20.  1.  2.  3 

94 

286.7 

207-13 

221.  3 

96 

236 

207  sqq. 

221 

98 

286.8 

207 

220 

99 

246 

210-546 

223 

101  aqq. 

236 

213 

221.2 

101 

237 

214-387 

221 

103  sq. 

236.7 

214 

222 

111.  3—7.  35-44 

237 

214-30.  39-43 

223 

157 

237.8 

244-76 

222 

171  sq. 

239 

277-304 

223 

181 

238 

284 

224 

188 

236 

287-95 

222 

194-211 

238 

356-78 

223 

198 

238.9 

375-87 

222 

200 

238.48 

—  Hymn.  Cerer.  1—19 

3         227 

201 

238 

5-7.  8-17 

228 

205 

246 

8 

251 

207 

243 

9 

227 

212-23 

240 

17 

228  bis 

219 

243 

18-58 

228 

221.  25—30 

239 

18-21 

228.33 

^-  231.  2.  3.  35— 41.36  sq.  240 

18  sqq.  18.  20- 

58          228 

236 

241.2.3 

20 

229.  33 

237-47 

242 

21 

235 

237 

240 

22-6 

233 

239 

241 

22-8 

230 

243 

242 

23 

230. 1.  2 

244 

241 

24-6 

229 

^ 248 

241.2 

25 

229.  30.  1 

249 

240.2 

27-9 

229.  33 

250.2 

242 

30-2 

230  bis  3 

253 

243 

31 

228 

256. 6 

244 

32 

228  bis 

262.  5 

243 

34-51 

233 

268.  68—74 

244 

35.6.8 

232 

270 

246 

44 

231 

276  sq. 

236 

45 

231.  2 

284—91.  87  sq. 

244 

46 

232 

292-302 

246 

51 

232  bis 

302 

247 

52-9 

233 

302-34.  14-6 

253 

52 

232 

316 

247 

57 

229 

316  sq.  19 

248 

58 

228 

334-433 

253 

59-89 

233 

336 

248 

Index  locorom. 


745 


Pag. 

Horn.  Hymn.  Cerer.  338  249  bis 

338.  9  249.  51 

342  248 

347.  8.  9-56. 49.  57  sq.  249 

359.  63.  3-70  250 

363-9  250.  3 

364  250 

365  52 

371  250.  1 

371—4  253 

372.  5-85.  85-403.  4. 

9.  10  251 

411  250.  1 

412.  28  251 

433  252  bis 

434  252 

434-7  252.  3 

438-40  253 

441  252 

441—73.  42-7.  8.  67      253 

473  246 

473—82  254 

473-83.  6-9  253 

—  Hymn.  Vener.  293  100 

Horat.  Carm.  1,  1,  3.  2,  6         479 

1,  3,  1  100 

1,  3,  14  479 

1,6,  17  487  bis 

1,  6,  18  488 

1,  20,  5  479 

1,  21,  1  487  bis 

1,  21,  10  488 

1,  31,  9—16  479 

1,  35,  9  492 

1,  37,  12  47 

2,  6,  10  48 

2,  7,  6  676 

2,  8,  21  487  bis 

2,  13,  1  479 

2,  19,  5  479 

2,  20,  5.  6  492 

3,  1,  4  487  bis 

3,  2,  5  479 

3,  8,  9  492 

3,  8,  26  479 

3,  10,  1.  11,  34.  13.  1     479 

3,  14,  9  487 

3,  14,  10.  1  496 

3,  14,  13  492 

3,  16,  41  480 

3,  17,  4.  20,  1.  5  492 

3,  23,  11  480 

3,  27,  17  492 

3,  27  extr.  480 

4,  1,  25.  29  487 


Pag. 
Horat  Carm.  4,  4,  17  480 

4,  5,  17.  8  490 

4,  6,  31  487  bis 

4,  8,  28.  9  490.  2 

4,  9,  43.  45  sqq.  492 

4,  11,  10  487.  9 

4,  14,  2.  4  492 

4,  15,  8  490 

—  CSaev.  6  487  bis 
extr.  I  480 

—  Epist  1,  1,  16.  28.  57  482 

1,  106.  2,  46  483 

1,  60  293 

1,  16.  7,  6  483 

1,  23  482 

1,  46.  10,  1.  25.  11,  7. 

16.   12,  1.   14,  6.  15,  8. 

16,  60.  18,  49.  19,  31      483 

1,  20,  24  565 

2,  1,  5  484 

2,  132  487.  8  bis 

2,  186.    244.    2,  3.    71. 

128  484 
2,  3,  108.  28.  209.   27. 

59.   318.    85.   83.    403. 

34.  50  484 

—  Epod.      5  extr.  6  extr.  9  extr. 

16  extr. 
17,  8  480 

—  Sat.  1, 1,  27.  34.  5.  45.  63 

sqq.  480 

1,  85  486 

1,  88-100.  91  480 

2,  95.  108.  9.  3,  27.  47. 

56.  7.  64  sqq.  64 

2,  4,  10.  25  481 

2,  81  676 

6,  122.  7,  9  sqq.  481 

2,  1,  49.   89.  133.  2,  9 

27.  38.  61  sqq.  481 

3,  7.  72  482 

3,  130  486 

3,  187.  243.  300  482 

3,  325  487 

4,  6.    5,  100.   5.   6,  17. 

28.  85.  7,  61.  8,  29  482 
Hygin.  Fab.  12  282 

—  14  279 
^  15  280 

—  17  282 

—  18  281 

—  29  283.  8 

—  30  284 

—  35  286 

—  37  287 


746 


Index  locorum. 


Pag. 
Hygin  f.  148  284 
Inscrr.  grc.  Eph.  arch.  4082. 97  800 
RÄDg.  Antiq.  HA.  2285  299 

—  Boeott.  Keil.  30  70 

—  Cypriae  1 

—  latt.  R.  N.Momms.  2241       294 

3643  =  3213  Or.  131 

Or.  3312.  24  134 

Or.H.  6615.  6.  7              132 

6618  131 

—  ose.  Ephem.   epigr.  U,    p. 

165  no.  10  116 

—  8.  Corp.  Inscrr.,  Eph.  epigr. 

Jo.  AI.  27,  30  62 

Joann.  Apoc.  17,  6  48 

Jon.  fr.  9  48 

Joseph.  A.  J.  2,  1,  2  84 

19,  1,  13  292 

Isaeos  de  Cic.  Hered.  16  300 
Isid.  Peius.  Epist.  1,  74p.24B  390 

—  Origg.  10,  253  293 

19,  22.  18  391 

Isoer.  Pac.  82  289.  92 

Jul.  Capit.  Gord.  3  346 

Julian  or.  I,  p.  4a  306 

Just.  3,  6,  12  226 

—  7,  6,  7  205 

—  32,  2,  1  206 
Juven.  4,  9,  87  680 

—  6,  531     '  681 

—  7,  58  566 

—  8,  236  sqq.  717 

—  10.  235.  13,  155  681 
Lamprid.  Elagab.  22  344 
Liban.  c.  Sev.  3,  251,  2  710 
Liv.  3,  38  extr.  394 

—  5,  6.  6,  6,  18  567 

—  6,  39,  11  175 

—  9,  13  567 

—  21,  33,  4  566 

—  21,  33,  5  567 

—  22,  12,  4  180 

—  22,  14  567 

—  22,  25,  10  180 

—  22,  47,  5  204 

—  24,  5.  10.  14  567 

—  34,  2,  12  714 

—  38,  23  567 

—  39,  17  139 

—  40,  51,  3  293.  316.  7 

—  41,  27,  5  294 
Lucan.  2,  172  8,  505  679 
Lucian  Anach.  38  289 

—  Eunuch  9  711 

—  Jup.  trag.  41  351 


Pag. 

Lucian  Tozan.  59  296 

LuciL  2,  951.  3,  255.  700.  706. 

4,618.  658.  6,491.  839   128 

—  26,  65  ed.  Mall.  672 
Lucret.   1,  761.  818.   908.    2, 

1008.  14  676 

—  3,  1064  47 

—  4,  1181  320 

—  5,  230.  1218  208 

—  5,  1247  490 
Lycurg.  Leoer.  8.  9  184 
Lysias  Agorat.  32,  55  289 

—  1,  1  265 

—  1,  16.17.25  266 

—  1,  27  266.  7 

—  1,  28  267 

—  1,32.7.40  266  bi« 

—  1,  42  266 

—  1,  45.  7  266  bis 

—  2,  2  273 

—  2,  3  273  bii 

—  2,  4.  6  273 

—  2,  7  273  bi« 

—  2,  8  275 

—  2.  10  273.  5 

—  2,  13.  5.  6  274 

—  2,  17  273 

—  2,  18  273.  6 

—  2,  21  276 

—  2,  21  273  bis 

—  2,  22  273 

—  2,  23  274.  5 

—  2,  24-8  273 

—  2,  24  274 

—  2,  25  275 

—  2,  26  273.  4.  5  quater 

—  2,  27  275  tr. 

—  2,  31  276.  7 

—  2,  32  273.  5 

—  2,  33.  5.  9  277 

—  2,  41  275 

—  2,  48.  9.  51.  2                 275  bis 

—  2,  67  277 

—  2.  73.  4.  9  275 

—  3,  1.  2.  14  267 

—  3,  15  267  bis 

—  3,  16.  7.  29.  31.  2.   5.    7. 

40.  2  267 

—  4,  1.  4.  9.  15  267 

—  7,  2  268 

—  7,  6  267.  8.  9 

—  7,  10  268 

—  7,  22  268  bU 

—  7,  23  268.  9 

—  7,  25  269 


Index  locomm. 


747 


Pag. 

Lys.  7,  26  268 

—  7,  28  268  bis  9 

—  7,  31  •  268 

—  7,  35. 8. 40  269 

—  8,  1  277 

—  8,  3.  4  277  bis 

—  8,  7  277 

—  8,  9  277  bis 

—  8,  10.  13  277 

—  9,  5  278  bis 

—  10,  20  269  bis 

—  10,  32  272 

—  12,  25.  9.  34.  63  269 

—  12,  79  270 

—  13,  10  184 

—  16,  13  270  bis 

—  16,  14.  8  270 

—  17,  1.  4.  8  270 

—  19,  23  271 

—  24,  3.  25,  11.  5  184 

—  30,  7.  8  270 

—  31,  3.  9.  12.  3  271 

—  31,  19.  20.  4.  32  272 
Macrob.  Sat.  1,  9  123 
Mart.  1,  11,  1  345 

—  1,  23,  1  680 

—  1,  26,  1  sqq.  346 

—  2,  2  530 

—  4.  44  519 

—  5,  45  564 

—  5,  46.  7,  8  565 

—  8,  78,  7  sqq.  344.  6 

—  9,  34,  6.  10,  84,  2  680 
Maxim.  2,  1,  60  681 
Min.  Fei.  2,  1  208 

—  2,  4  207 

—  5,  4  207.  8 

—  5,  7  208.  9 

—  5,  8  209 

—  12,  7  209  bis 

—  14,  5.  16,  2  209 
Noun*  Dion.  46,  269  gqq.  357 
Oppian.  Halient.  5,  228  47 
Oros.  7,  15  102 
Ovid.  AA.  1,  89  292 

1,  237  566 

1,  497  292 

601.  2,  481  675 

—  Fast.  1,  704  491 

2,  809  678 

3,  819  398 

3,  881.  4,  25  678 

4,  407  491 

4,  544  sqq.  245 

4,  617  233 


Pag. 

Ovid.  Heroid.  1,  10  392 

2,  118  505 

12,  198  677 

19  (20)  104  678 

—  Metam.  1,  180  677 

6,  53  sqq.  397 

6,  55  sqq.  392 

6,  141  678 

6,  324  677 

6,  576  392 

7,  671.9,11  678 

9,  690  677 

10,  635  678 

11,  25  293 

11,  384  678 

11,  558  677 

13,  87  678 

14,  25  566 

14,  231  678 

—  Trist  4,  4,  24.  7,  6  678 
Pacuv.  25  R.  672 
Paus.  1,  2,  4  301 

—  1,  8,  6.  14, 1  298 

—  1,  18,  1  361 

—  1,  19,  7  298 

—  1,  20,  2  297 

—  1,  20,  3  298 

—  1,  29,  16  295 

—  2,  3,  6  294 

—  2,  12,  4  sq.  246 

—  2,  14  256 

—  3,  12, 8. 14, 1  295 

—  5,  12,  4  295 

—  5,  19,  1  360 

—  6,  16,  5  84 

—  7,  20,  3  294. 8 

—  9,  31,  3  518 

—  9,  35,  2  294 

—  10,  32,  4  97 
Petron.  c.  44  680 
Philem.  fr.  inc.  85  (4,  p.  59)  200 
Philon.  adv.  Flacc.  p.  975-  290 
Philostr.  V.  Apoll.  4,  21  300 

4,  22  296 

5,  7  293 

6,  11  319 

-~  V.  Soph.  1,  9,  1  320 

2,  1,  4  298 

2,  1,  5  294.  8 

2,  5,  3  299 

2,  8,  2  299.  300 

Photius  s.  xafttxHytu  71 

—  Mthritoy  olxos  300 

—  fivximamy  77 

—  nagacxiiyta  321  bis 


748 


Index  locormn. 


Pag. 

Photiua  R.  cto/näjui  351 

—  iQayix^  CTt^yfi  306 

—  Bibl.  53  b.  A  712 

81  292 

106,  2  291 

162  291  bis 

351,  16  331 

530  B.  710 

Find.  Dithyr.  3,  7—10  293 

—  Isthm.  1,  24  sq.  255 

1,  36  225 

1,  41  255 

1,  44  256 

1,  52  sqq.  255 

1,  68  256 

2,  7  sq.  12  sq.  256 

2,  19  sq.  42  257 

3,  29  sqq.  257 

3,  36.  52  sq.  258 

3,  53  sq.  65  259 

4,  16.  56  sqq.  259 

5,  35  sqq.  42.  45  sq.   260 

5,  59  261 

6,  39  sqq.  260 

7,  1.  4  260 

7,  5.10.11-14  261 

7,  31.  33.  47  262 

7,  65  260 

—  Nem.  4,  52  257 
7,  71  59 

—  Pyth.  1,  44  59 

2,  1—12  431.  6 

2,  9-12  442 

2,  13—20  436 

2,  17  437.  8 

2,21-52  436 

2,  24  437 

2,  28  438 

2,  34  437 

2,  37.  49  sqq.  51  438 

2,  52-56  436 

2,  52  440.  2 

2,  54  sqq.  435 

2,  56  438 

2,  65.  72  439 

2,  73  sqq.  433 

2,  81  439 

2,  86  442 

2,  89  sq.  440 

2,  89  439. 42 

2,  90  sq.  93.  94  sq.  96  440 

4,  146  258 

8,  61  200 

12,  6  59 

~  Scol.  1,  14  100 


Pag. 


Plat.  Alcib.  I,  308,   4  Bk. 

eS 

316,  4 

660 

322,  18 

659.60 

326,  13 

660 

326,  22 

668 

328,  7 

668 

338,  8 

663 

348,  9 

665 

362,  1 

660 

n,  276,  5 

660 

284,  2 

663 

286,  14.  287,  2 

6U 

289,  23 

660.  8 

291,  1.  292,  16 

660 

293,  16 

668 

295,  21 

659 

307,  4.  312, 3.  369, 8  658 

—  Amat.  285,  7 

664 

287,  3 

668 

296,  12 

644 

—  Apol.  36,  6 

200 

89,  14 

654 

90,  11 

654.67 

91,  1 

649 

91,  12 

654 

95,  17 

649 

110,  6 

662 

114,  20 

649 

116,  1 

661 

116,  20 

644 

120,  13 

649 

121,  4.19 

667 

127,  10 

661 

130,  20 

649 

132,  8 

644 

132,  19 

649 

—  Charm.  303, 1 

654 

304,  20 

662 

307,  20 

648 

310,  18 

656 

337,  11 

662 

338,  10 

644.8 

340,  10 

654 

342,  5 

666 

342,  15 

657 

346,  2 

648.54 

397,  7 

654 

^  Clitoph.  407  A 

306 

467,  9.  18.  474,  1 

656 

-  Crat.  3,  7.  11 

650 

6,  2 

654 

6,8 

647 

6,  9 

647.  54 

7.  2 

654 

9,  7 

644 

Index  locorum. 


749 


Pag. 

Plat  Crat.  10,  3  647 

11,  21  650 

13,  5  666 

14,  2  650 

17,  15  663 

25,  4  650 

25,  16  667 

28,  2  658 

32,  22  648 

38,  12  650 

40,  10  648 

43,  15  666 

44,  4.  46,  8  650 

46,  18.48,1  666 

48,  5  650 

49,  14  648 

49,  18  658 

50,  5  650  bis  8 

50,  16  658.  66 

56,  11.  60,  8  658 

62,  9  670 

64,  9  669 

64,  11  648 

67,6.7  658.95 

68,  20  666 

70,  14  670 

73,  19  666 

74,  19.  75,  22.  76,  11   648 

77,  6  666.  70 

80,  2  650 

80,  12.  81,  2  658 

82,  4  650 

84.  8  658 

85,  2  648 

85,  11  658 

89,  12  669 

93,  18  658 

101,  22  650.  69 

111,  5.  112,  15  658 

118,  6  670 

120,  1  650 

390  C  369 

405  C  86 

502  B  371 ' 

—  Criton.  143, 1. 144, 10. 151,  7  654 

151,  18  661 

151,  8  664 

164,  14  649 

—  Deff.  566,  13.  567,  29.  568, 

30.  569,  9  648 

—  Euthyd.  395,  19  656 

396,  19  670 

399,  23  664 

402,  4  644 

404,  11  654 


Pag. 

Plat.  Euthyd.  410,  1 

656 

412,  10 

654 

415,  5 

656 

417,  16 

670 

419,  13 

653 

422,  1 

656 

423,  8 

653 

424,  16 

663 

426,  13 

670 

433,  1 

656 

436,  3 

652 

440,  19 

655 

446,  3 

656 

452,  15 

656 

458,  18 

670 

461,  8 

663 

—  Euthyph.  351,1 

662 

358,  10 

667 

361,  6 

644 

367,  7 

370 

870,  19 

663 

380,  16 

662 

-  Gorg.  15,  1 

652 

18,  21 

663 

18,  22.  20,  17  21,  9 

652 

-  -  23,  9 

659 

30,  7 

663 

33,  15 

370 

40,  2 

666 

40,13.75,21 

652 

80, 14.  85, 1 

645 

85,  17 

664 

87,  8 

652 

107,  13 

645 

117,  6 

655 

142,  4 

659 

150,  8 

663 

168,  14 

659 

—  Hipparch.  232,  8 

644 

233,  3 

656 

237,  23 

644 

238,  1 

656 

238.  4.  6.  240,  14 

647 

245,  23 

656 

—  Hipp.  mai.  419,  1 

667 

421,  3 

665 

421,  4         665  bis  7 

421,  16 

663 

431,  11 

668 

433,  8.  38,  8 

659 

435,  17.  438,  16 

663 

446,  12.  462,  16.  19 

667 

—  Hipp.  min.  199,  11 

668 

221,  1 

667 

222,  17 

664 

750 


Index  locomm. 


Pag. 

Plat  Hipp.  min.  226,  2  667 

—  Jon.  172,  1.  181,  6.  184,  16  667 

—  Lach.  251,  9  666 

261,  21  652 

262,  4  653 

262,  18  656 

265,  18  654 

270,  24  656 

287,  5  684. 8 

290,  20  656 

292,  15  653 

292,  21  652 

—  Legg.7,817C  293 

—  Lys.  Ill,  9  654 

113,  6  656 

120,  6.  20.  124,  1.  16      652 

127,  1.  4.  132,  5  656 

195,  7  644 

135,  10  656 

136,  3  645 

136,  6  656 

139,  7.  144,  6  653 

165,  12  645 

319  C  371 

—  Meno  327,  8.  334,  6  645 

337,  18  659 

340,  10  664 

347,  6  659 

—  Parm.  5.  17.  12,  7  661 

12,  17  644 

13,  21  661 

17,  17  663 

21,1.  25,1.  36,19.  39,1  661 

47,  1  644 

59,  14  661 

64,  1  664 

78,  10.  83,  12.  13  661 

330,  5  664 

—  Phaed.  4,  3.  5, 18.  8, 1.  18  654 
11,  5  644.  61 

• 12,19.21.14,7.15,20.16,3  649 

18,  11.  12  647 

19,  16  649 

27,  18  648 

38,  3.  16  649 

40,  6  644 

42,  15.  18  649 

48,  19  668 

53,  8  648 

54,  6  661 

55,4.  56,11  648 

57.  2  649 

57,6.  58,10.65,17.  80,4  648 

89,  14  649 

91,  8  648 


Pag. 

Plat.  Phaed.  100,  12  662 

108,  18  649 

110,  2  662 

113,  19  663 

114,  19.   20  650 

120,  18.  125,  15  649 

—  Phaedr.  20,  1  646.  7 

20,  16.  21,  23.  22,  1      646 

22,  10  647 

22,  18  646 

24,  9  647 

32,  5  646 

36,  17  647 

41,  18  646 

41,  20  665 

42,  11.  19  647 

44.  18  665 

52, 11.  53,  9  646 

58,  21  647 

61,  14  646 

66,  21  666 

70,  15  665 

75,  1  647 

77,  10.  78,  14  646 

84.  14  644 

87,  6  646 

88,  12  666 

94,  7  647  bis 

96,  22.  102,  12.  106,  1    646 

229  C  621 

261  D  38 

—  Phileb.  137,  10.  16  656 

171,  14  662 

183,  28  657 

201,  8  644 

215,  1  655 

244,  3  645 

249,  7  660 

256,  1  664.  6 

—  Polit.  260, 1  659 

268,  20  664 

270,  20  645 

275,  11  659 

283,  19  661 

288,  5  665 

299,  19.  318,  2  661 

329,  17  644 

338,  5.  344,  16  661 

345,  2  644 

346,  18.  353,  21  661 

—  Vid.  Reip. 

—  Prot.  157,  21  653 

174,  2.  182,  6  656 

199,  13  653 

205,  11  655 


Index  locomnL 


751 


Pag. 

Plat.  Prot.  208,  13  656 

238,  2  645 

243,  1  645.53 

248,  8  645 

257,  17  663 

—  Reipubl.  283  b.  386 

496  c  376 

501  b  371 

511  a  371.  3 

511  e  371.  2 

534  a.  c  372 

540  e  373 

—  Soph.  130,  18  644 

143,  13  661.  4 

145,  10  661 

159,  1  663 

166,  5.  174,  19  661 

187,  5  658 

199,  19  660 

202,20.  204,14.  222,22  659 

228,  13  644 

258,  5  661 

—  Syinp.209,  23  658 

—  —  218,  12  663 
303,  l.  3.  304,  10.  311, 

11.  19.  312,  9.  313,  2. 

316,  1.  19  657 

325,  18.  19  657 

375,  16  651 

377,  4  644 

378,  12  368 

378,  20  659 

379,  2  369 

380,  1.  10  651 

383,  14  369 

384,  6  644 

389,  20.  392,  15  369 

396,  12  663 

397,  6.  401,  8  369 

404,  2  651.  66 

405,  1  651 

410,  19  669 

411,3  369 

416,  10  651 

417,  10  369 

423,  18  663 

425,  1.  428,  3  651 

429,  7  369 

438,  3.  441,  14  651 

443,  7  369 

444,  15.  448,  15  657 

448,  16  651  bis 

457,  3  651 

461,  9.  465,  22  369 

467,  4  658 


Plat.  Symp.  467,  18 
—  Theaet.  175,  3 

184,  10 

184,  14 

186,  15 

193,  15.  194,  4 

196,  18 

196,  19 

199,  15 

200,  13.  201,  5 

209,  15 

212,  12 


Paff. 
659  bu 
658 
661 
659 
658 
659 
664  bis 
664 
660 
659 
669 
664 

219,  18.  222,  6.  228,20  669 

231,  6  QQ6 

232,  1  664 

235,  19.  245,  20.  246, 

14  669 

248,  10  663 

250,  2  660 

250,  9.  251,  5        669 

256,  12  662 

257,  16  644.  62 

262,  18  659 

272,  17  666 

273,  3  661.  9 

278,  11  662 

284,  21  666 

286,  8  650 

287.  13  666 

289, 4.  298, 18.  299, 11  661 

810,  21  659 

314,  13  661 

316,  14  646 

318,  8  644 

—  Teag.  265,  23  644 

268,  18  656 

269,  13  653 

273,  22  656 

279,  2  657 

279,  22.  280,  7       653 

—  Tim.  28  a.  b  371 
Plaut  Amphitr.  prl.  99      674 

114  673 

448  162 

545.  969  175 

1066  168 

—  Aulul.  1,  2,  11.  2,  26.  3,  7  175 

—  Bacch.  100  175 

222  178 

223  179 

662  171 

1003  159 

1200  155 

3,  6,  35  673 

—  Capt.  prol.  28  673 


752 


Plaut  Capt.  prol.  262 

764 

838.  59 

903  sqq. 

1,  1,  33 

—  Gas.  615 

2,  3,  2 

2,  18 

2,  3,  44 

2,  5,  10  (214) 

3,  1,  13.  6,  18 

4,  1,  13 

4,  2,  7 

4,  2,  36 

—  Cure.  323 
2,  3,  84 

—  Epid.  47 

1,  1,  11-14.  14 

1.  1,  21 

3,  3,  43 

5,  2,  25 

—  Hec.  216 
— -  Men.  63 

210 

225 

575 

790 

4,  3,  21 

—  Merc.  149 

2,  3,  118 

5,  2 

5,  2,  65 

—  Mil.  Gl.  1024 

2,2 

2,  5,  14.  15 

3,  1 

—  Most.  277 

570 

861 

1,2 

2,  2,  87 

—  Pers.  3,   1,   58  (386) 

96  (648) 

—  Poen.  17 

3,  1,  37 

3,  5,  9 

5,  5,  7 

—  Pseud.  5  sq. 

104-6 

142.  51.  55  sq. 

157.  69  sq.  77 

181 

193  sqq. 

201 

205-  8 


Index  loconmi. 

Pag. 

Pag. 

174 

Plaut.  Pseud.  225-9 

161 

156 

233 

164 

180 

234 

172 

159 

237  sq. 

161 

673 

240 

162 

162 

—  —  241 

162  bii 

175 

243-64 

165 

172 

243  sqq. 

164 

159 

244.  5 

167 

673 

247  sq. 

163 

175 

248 

167 

673 

249 

164 

175 

251 

165 

165 

252 

164.7 

159  bis 

258.  5  sqq. 

167 

65 

255-8 

165 

171 

257.  8 

168 

179 

259—63 

164 

167  a.  8 

— '—  262 

165 

175 

264 

164.8 

172 

265—393 

168 

157 

268.  9.  84 

168 

174 

285 

168.74 

159 

299  sq.  301  sqq. 

169 

175 

305 

163 

177 

307-20 

168 

162 

320 

163 

674 

331 

175 

180 

857 

168 

674 

382 

172 

162 

384-6.  84-9 

170 

674 

384 

169.70 

156 

385 

169  bis 

158 

387—93 

170 

674 

389 

169 

158 

390-2 

169.  70 

157 

392.  401  sq.  3.  4  sq. 

171 

172 

406  sq.  6.  7.  8 

172 

159 

409 

172.3 

158 

411 

168 

674 

418-26 

171 

1,4, 

456 

163 

177 

467.  85 

174 

310 

496 

162 

157 

502  sq. 

174 

171 

524-30 

172 

179 

526 

163 

154 

543.  9 

174 

157 

560  sq. 

175 

158 

561 

173 

173 

595  sqq. 

163 

159  bis 

662 

162  bis 

164 

675-7 

172 

159.  64 

697  sq. 

169. 70 

160 

737-44 

174 

Lidez  locomin. 


758 


Pag. 

Plaut.  Pseud.  741 

176 

745-50 

174 

764  sqq. 

173 

766 

170 

768.  87 

173 

855 

179 

872  sqq.  874  sq. 

178 

895—904 

173 

896  sqq. 

174 

896 

163 

905 

173 

928 

179 

951.  2 

163 

1004 

179 

1010 

178 

1046  sqq.  49 

179 

1052.  62 

180 

1064 

170 

1065 

179.80 

1067 

174 

1068  sq. 

173 

1079-86 

165. 74 

1089  sq. 

173 

1205.  44 

153 

1325 

173 

1,4 

171 

1,  4,  16 

173 

2,  1 

174 

2,  1,  11 

170 

3,  1 

173  bis  4 

3,  1,  22 

173  bis 

3,  2 

173  bis 

4,  1  u.  2 

173 

—  Rnd.  243 

180 

444.  1224 

175 

4,  4,  67.  5,  3,  7 

673 

—  Stich.  66.  7 

175 

360 

159 

537 

175 

—  Trin.  prol.  15 

674 

343 

156 

679 

167 

721 

179 

905 

672 

4,  3 

162 

—  True.  2,  2,  31 

179 

2,  7,  1 

159 

4,  1,  6 

176  a.  8 

5,  16 

179 

Plin.  N.H.  3,  5,  62 

120 

8,  57,  221.  3 

347 

36,  117 

293 

48,  71 

891 

plut.  Alex.  4 

296 

—  Arat.  15 

319 

Pag. 
Plut  Arat.  23  290.  325 

—  Demetr.  12  314 

25  305 

34  290.  308.  20.  6 

—  Lyc.  6  316.  7 

—  Lycurg.  p.  271  West.  295 

—  Marc.  20  289 

—  Pericl.  13  297  bis 

—  Phoc.  5  292.  319 
34  290.  3 

—  Sulla  11  290 

—  Timol.  34  289.  90.  2 
38  289 

—  consol.  ad  Apoll.  14 

—  Q.  Gr.  p.  297  F. 
Polluc.  2,  52 

—  2,  235 


200 

72 

58 

351.3 

53  a.  20 

318 

319 

318 

330 

351.3 

334 

318 

306  a.  5.  318.  9.  20 

324.  7.  8.  35 


Philologns.  XXXV.  bd.    4. 


-  3,  94 

-  4,  57.  8 

-  4,  62 

-  4,  63 

-  4,  108. 9 

-  4,  115 

-  4,  122 

-  4,  123 

-  4,  124 

-  4,  126 

-  4,  127 

-  4,  128 

-  4,  130 

-  4,  131 

-  4,  132 

-  4,  154 

-  4,  155.64.71 

-  6,  88 

-  7,  36 

-  7,  125 

-  8)  132 

Polyaen.  Strat.  6,  10 
Polyb.  3,  51,  3 

-  20,  13,  4 

-  36,  31 

Pompej.  com.  V,  p.89. 269  K 
Porphyr,  de  abstin.  3,  20 
Prise.  10,  1,  479 

-  14,  10  (3.  p.  29  K.) 
Prob,  ad  Verg.  Georg.  3,  25 
Propert.  2,  6,  12.  3,  32,  39 

-  4  (5),  4,  55 
Ptol.  3,  13,  20 
Quiutil.  J.  Or.  prooem.  4 

-  I,  prooem.  6 

1,  2 

1,  3 

1,  5 

48 


336 

320.  7.  38 

320 


304 
354 
318 

61 
392 
292 
289 
292 
566 

70 

89 
683 
296 

36 
683 
314 
677 
564 
206 
689 
544 
543 
589 
543 


754 

Index  locorum. 

QuintiL  I.  Or.  I, 

1, 

8.  10 

Pag. 
.  11. 

Quintil.  L  Or.  I,  7,  17 

Pag. 

690 

18.  15 

544 

7.  19 

548 

1,  15 

548.  544 

7,  20 

690 

1,  18. 

20 

544 

7,  21 

548.556 

1,  20 

689 

7,  22 

556.  690 

1,  26. 

32 

544 

7,  27 

548.  548 

2.  8.  4 

544 

7,  88 

548 

2,  4.  7 

545 

8.  5 

548 

2,  16 

689 

8,  6 

691 

-  -     -  2,  24. 

29. 

30 

545 

9,  6 

548 

8.  2 

689 

10,  1 

554 

8,  14 

545 

10,  5.6.10 

691 

4,  1 

546 

10,  18 

548 

4,  8 

553 

10,  18.  29.  39 

549 

4,  4  • 

546 

10,  42 

549.  691 

4,  7- 

9 

537 

11,  2 

544 

4,  8 

536. 

552.  690 

11,  12 

691 

4;  9 

546 

11,  14 

549 

4.  10 

536.  537 

12,  6.  7 

691 

4,  11 

537 

—  n,  1,  1 

548 

4,  18 

542.  546 

1.  3 

5(4 

4,  14 

546 

1,  4 

686 

4,  16 

546. 

555.  690 

1,  6 

543 

4,  17 

548.  546 

4,  29 

686 

4.  21 

542 

6,  6 

692 

4,  25 

546 

15,  1 

686 

4,  27 

555 

15,  28 

546 

4,  28 

546 

16,  6 

543 

5,  8 

547 

17,  19 

692 

5,  6.  7 

555 

17,  28 

543 

5,  12 

536.  555 

19.  3 

543 

5,  18 

536  i III,  1.  11 

556 

5,  18 

542.  547 

1,  12 

686 

5,  20. 

22 

547 

6,  23 

543 

5,  25 

555 

7,  21. 25 

687 

5,  28. 

29. 

80 

547 

8,  9 

543 

5,  81 

555 

11,  6 

553 

5,  82 

555.  547 

11,  25 

543 

5,  88 

555 

IV,  4 

687 

5,  48 

547 

1,  32 

556 

5,  47 

690 

1,  60 

687 

5,  57 

547 

2,  22 

692 

5,  62 

555.  690 

2,  45 

693 

5,  68 

542.  547 

2,  53 

543 

6,  12 

556 

2,  111 

693 

6,  14 

548. 

554.  690 

2,  123 

687 

6,  22 

556 

3,  16 

687 

6,  26 

690 

4,  9 

687 

6,  27 

536 

5,  8 

554 

6,  29 

548 

5,  22 

548 

6,  31. 

36 

543.  548 

V,  1 

534 

7,  1 

548.  556 

6,  3 

534 

7,  4 

690 

7,  8 

693 

7,  5 

688.  690 

10,  32 

553 

7,  6 

556 

10,  86 

585 

Quint.  L  Or.  V,  10,  52 

10,  54 

10,  60 

10,  62 

10,  64 

10,  84 

10,  92 

10,  94.  96.  114 

11,  18 

11,  20.  37 

12,  5.  16 

13,  34.  36.  43 

14,  1 

14,  12 

VI,  1,  4.  10.  15 

1.  32 

1,  36.47 

3,  6 

3,  8.  38 

3,  59 

3,  76 

3,  97 

3,  102 

3,  103 

4,  9 

VII,  1,  3 

1,  26 

2,  13 

2,  33 

2,  56 

3,  1 

3,  23 

3,  36 

4,  4 

4,  13 

4,  21 

7,  7 

9,  9 

10,  13 

VIII,  3 

8 

11 

12 

13 

19 

—  23.  30 

2,  2 

— 2,  3 

2,  8 

2,  13 

2,  17.  19.  24 

3,  5.  6.  10.  11. 

3,  24 

3,  35 

3,  44.  53.  59 


Index  locorom. 

755 

Pag. 

Pag. 

535 

Quint.  I.  Or.  VIII,  3,  54 

552 

553 

3,  68 

543.  551 

535 

3,  86 

551 

543 

4,  24 

551.  687 

534.  554 

4,  25 

543 

535 

. 5,  7 

551 

542 

5,  19 

542.  551 

535 

5,  28 

551 

693 

6,  9.  13 

551 

687 

6,  17 

541.  551 

535 

6,  19.23 

551 

535 

6,  26 

552 

535 

6,  28 

687 

554 

6.  29 

551 

687 

6,  31 

687 

687 

6,  33 

553 

543 

6, 40.  42.  47.  64.  66. 

543 

71 

552 

542 

6,  53 

687 

687 

IX,  2,  41 

694 

693 

2,  47. 69 

554 

552 

2,  77 

543 

554 

2,  100 

554 

556 

2,  103 

558 

554 

3,  1 

546 

542 

3,  23 

694 

556 

3,  67 

542.  694 

542 

3,  77 

695 

552.  687 

3,  87 

553 

542 

3,  89 

687 

693 

4,  6 

554 

535 

4,  26 

544 

542 

4,  63 

554 

694 

4,  124 

695 

556 

4,  145 

556 

687 

X,  1,  2 

542 

542 

1,  38     556. 

688.  691 

694 

1,  48 

556 

554 

1,  61 

557.  691 

544.  549 

1,  65 

688.  691 

549 

1,  70 

691 

542.  549 

1,  72 

543.  691 

540.  552 

1,  81 

557 

549 

1,  83 

691 

542.  549 

1,  90 

557 

550 

1,  94 

543 

550 

1,  95 

557.  688 

544 

1,  102.  104 

692 

550.  556 

1,  105 

689 

5o2 

—  1,  130 

688 

550 

\^  2,  3 

689 

14   550 

2,  13 

554 

552 

2,  15 

691 

556 

3,  10 

542 

551 

7,  3 

542.  543 

756 


Index  locomm. 


Pag. 
Quint.  I.  Or.  X,  7,  6  687 

7,  20  542 

XI,  1,  3  554 

1,  24  687 

1,  28  543 

2,  10  544 

3,  22  543 

XII,  4  543 

5,  6  695 

9,  8  695 

10,14.21  539 

10,  28  557 

10, 31. 39.  44.  45.  46    539 

10,  47.  48  540 

10,  49  539 

10,  50  539.  540 

10,  51  542 

10,  53  540 

10,55.56  539 

10,  59         539.  540.  695 

10,  61.  64.  66  542 

10,  69  539 

10,  70  540 

11,  3  540 

11,  5  539 

11,  12  540.  557 

11,  14.  16.  17  537 

11,  18  539 

11,  20.  21  538 

Quint.  Smym.  11,  76  44 

Schol.  Aesch.  Eum.  47  320 

—  Aeschin.  3,  67  297 

—  ApoUon.  Rh.  2,  754  282 

—  Arist.  Aw.  997  289 

Eqq.  149  330 

Nubb.  294  320 

Rann.  810  264 

Vespp.  1109  297 

—  Bav.  Demosth.  Mid.  17         303 

—  Eur.  Med.  621  58 

—  Horn.  II.  3,  35  60  a.  30 

—  luven.  8,  185  315 

—  Luc.  Philops.  29  309.  27 

Tim.  49  294 

Senec.  Suas.  6,  5.  21.  7,  8        717 

—  Controv.  1,  6,  4.  7,  6,  18     717 

—  Epistt.  1,  6,  2.  10,  1.  2.  2, 

7,  10  (19)  3,  3,  13  (24) 
4,  6  (25)  4,  3,  1  (32)  5, 
4,  9  (45)  5,  8,  8  (48)      679 

88  615 

90,  20  393.  7 

—  Agam.  203  679 
Septnag.  Abac.  2,  5  58 
Serv.  ad  Verg.  Aen.  5,  73    211.  3 


Serv.  ad  Verg.  Aen.  7,  14        391 
Sext.  Empir.  Hypot.  1,  224      378 

SÜ.  Ital.  3,  104  74 

12,  375  491 

15,  650  680 

Simpl.  Physic,  f.  21  a  615 

30  a  611.  2.  5 

30  b  617.  8 

130  b  612.  21 

236  b  622.  7 

237  a  623 

255  a  611.  4 

Solon,  fr.  4  B.  367 

Soph.  Ai.  180  259 

—  Antig.  4  sq.  201 

582  705 

603  706 

620  61 

1260  202 

—  El.  1  6i2 

10  429 

11  670 

13  684 

14  670.84 

42  288 

47  429  bii 

49.  50.  59-66.  63.  514  409 

580  670 

592  706 

614  707 

680  sqq.  429 

695  642 

779  670 

1452  429 

—  0.  C.  102  89 

—  0.  T.  914  48 

—  Philoct.  5  642 

—  Trach.  636  707 
Stat.  Ach.  1,  204  533 

1,  643  531 

1,  657  496 

2,  1  532 

2,  3  533 

—  Silv.  1,  1,  27  sq.  61  sqq.     501 

1,  1,  97  530 

1,  2,  74  526 

1,  4,  89  713 

1,  5,  41  526 

1,  6,  5  527 

2,  1, 121sq.  502 

2,  1,  179  507 

2,  3,  27  526 

2,  3,  53  501 

2,  5,  23  527 

2,  6,  4  493 


Index  locomm. 


757 


Stat.  Silv.  2.  6,  8  »qq. 
2,  6,  738qq. 


2,  7 

3,  1 

3,  1 

3,  1 

3,  2, 

3,  2 

3,  3, 

3,  3, 

—  —  3,  3 

3,  3 

3,  4, 

4,  3, 

4,  3 

4,  3 

4 

4,  , 

4,  6, 

—  —  4 

5 

5 

5 

—  —  5 

5 

5 

5, 

—  —  5, 

5. 

5 

5 

5, 

5 

—  -  5, 

5 

5 


5 

5 

5 

5 

—  —  5 

5 

5 

5, 

5 

5 


20 

101  sqq. 

36  sqq. 

25  sqq. 

2 

15 

47 

92.  2,  14 

10 

41 
_,  58 
3,  69 
3  92 

3,' 105. 10. 26 
3,  129 

152 

154 
3,  161 
3,  162 
3,  191 
3,  209-38 
3,  209  sqq. 
3,219.28.31 
3,  250 
3, 27 1.88  sq. 
5,  5 
5,  13 
5,  14 
5,  24 
5,  46 
o,  5,  79 

—  Theb.  1,  12  sqq. 

—  —  1,  22 

1,  72 

1,  120  sqq. 

1,  144 

1,  227 

1,  383  sqq. 

1,  529  sqq. 


34 
52 
116 
142 

30 
39 
66 

95  sq. 
140 
215 
13 

20sqq. 
59  sq. 
112  sq.  158  sq. 


Pag. 
494 
502 
516 
526 
527 
507 
527 
507 
528 
528 
529 
525 
497 
504 
505 
508 
529 
495.  6 
714 
503 
527 
525 
503 
504 
500 
509 
511 
512 
513 
514 
714 
516 
518 
517 
518 
526 
521 
519 
520 
521 
522 
522 
523 
504 
523 
524 
525 
507 
530 
527 
506 
500 
498 
499 
517 


Pag. 

Stat.  Theb.  1,  541 

515 

2,  265  sqq. 

498 

2,  280 

530 

2,  292  sq. 

498 

2,  380  sq. 

506 

2,  430 

530 

4,  59  sqq. 

507 

4,  191.  206 

499 

4,  282 

501 

4,  293 

531 

4,  563 

506 

4,  687  sq. 

496 

4,  719 

507 

4,  787 

526 

5,  64.  181 

533 

5,  254 

515 

5,  280.372.420 

531 

5,  595 

527 

6,  10  sqq. 

507 

6,  196 

497 

6,  485 

500 

6,  572  sq. 

499 

6,  731 

714 

7,  238.  316.  24 

532 

7,  420 

507 

8,  104.  20 

499 

8,  181 

680 

8,  279 

674 

9,  331 

507 

9,  343 

499 

9,  401 

506 

9.  759 

532  bis 

10,  418 

506 

10,  756.  60 

532 

11,  398 

500 

11,  403 

499 

11,  413 

500 

12,  130 

507 

12,  214 

532 

12,  222 

714 

Steph.  Byz.  s.  rißaka,  rtßttXtjvtj 

Stob.  Ecl.  1,  60 

84 

635 

Strab.  9,  5,  19 

206 

-   13,  1,  53 

212 

-  14,  1,  18 

226 

-  13,  598 

49 

Sueton.  Claud.  25 

343 

—  Domit.  4 

344.  5 

5 

294 

—  Nero  11 

344 

12 

316.  7.  42 

26 

316.  7 

Suid.  8.  afyiiQoo  ^ia 

291 

—  dn'  aVyiiqov  &itt 

292 

758 


Index  loconun. 


Suid.  8.  ßgotmi 

IlitQCXflVlOV 


Pag. 
320 
611 
321 
310.  4 
306 


Synes.  Aegypt.  2,  8  p.  128  c  310.  5 

—  Dio  324,  7  199 
Tab.  Igav.  2,  6,  1  126 
Tacit.  Ann.  2,  54  97 

2,  83  338 

14,  20  342 

—  Agric.  1  376 

46  532 

Terent.  Ad.  862  162 

—  Andr.  1,  I,  36  673 

—  Heaut.  393  156 

872  175 

-.-  195  174 
2.  4,  8  673 

—  Phorm.  232  169 

419  165 

1016  168 

TertuU.  Apol.  6  295  bis 

—  Res.  carm.  42  294 
Themist.  f.  55  b'56  a  627 
Theocrit.  22  (20)  98  47 

—  26  init.  293 

—  26  (21),  6  59 

—  carm.  aeol.  4  59 
Theogn.  39  sqq.  1081  sqq.  367 
Theognost.  106,  24.  130,  22- 

57.  142,  23  45 
Theophr.  Char.  3  297 
Thorn.  Mag.  p.  385  s.  imigat  195 
Thuc.  1,  30,  1.  50,  11.  63,  3  278 

—  2,  13,  8  578 

—  2,  84  65 

—  2,  84,  4  278 

—  3,  12,  3.  15,  1  577 

—  3,  17,  1.  20,  3.  22,  2.  3  578 

—  3,  27,  1.  30.  2.  31,  1  579 

—  3,  32,  3.  37,  2.  38,  1  584 

—  3,  40,  3  584  bis 

—  3,  40,  5.  6.  42,  5.  44,  2  585 

—  3,  45,  4.  6.    46,  2.    47,  3. 

49,  1.  51,  2.  52,  5  586 

—  3,  53,  1.  4.    54,  1.    56,  7. 

58,  1  587 

—  3,  58,  5.  59,  2.  63,  4.  67,  1  588 

—  3,  68,  1.  82,  1  589 

—  3,  82,  4  589.  90 

—  3,  82,  5.  6  590 

—  3,  82,  7.  8.  83,  2.  89,  5  591 

—  3,  104  217 

—  3,  110,  2.  Ill,  2  591 


Thuc.  3,  112,  1  592 

-  4,  4,  1  592 

-  4,  9,  1.  2  598 

-  4,  10,  1  593.  5 

-  4,  12,  3.  20,  1  594 

-  4,  20,  2  595 

-  4,  24,  1  595  bii 

-  4,  25,  2.  28,  2  595 

-  4,  30,  2.  32,  1.  4  596 

-  4,  36,  3  593 

-  4,  38,  4  278.  593 

-  4,  44,  4.  47,3.  48,1.  51,1. 

52,  3  593 

-  4.  54,  1.  61,  1.  62,2.  63,1  594 

-  4,  63,  2.  64,  1.  67,  3.  68,  5  595 

-  4,  69,  1.  2.  72,  4.  73,  2       596 

-  4,  73,  4.  75,  2.  80,  8  597 

-  4,  83  106 

-  4,  85,  6.  7  597 
~  4,  86,  4.  95,  2.  98, 2.  106, 1  598 

-  4,  108,  6.  114.  4  599 

-  4,  117,  2  599.  600 

-  4,  124  106 

-  4,  126  103  sqq. 

-  126,  2  600 

-  127  111 

-  4,  128  206 

-  4,  130,  5  601 

-  5,  2  211 

-  5,  3,  4  278 

-  6,  2  sqq.  211  a.  1 

-  6,  2  210 

-  6,  62  211  a.  2 

-  7,  6,  1  594 

-  7,  23,  4  278 

-  7,  32  212  a.  3 

-  8,  93  64.  300 
Tibull.  2,  5.  37  677 
Tim.  Lex.  Plat.  p.  190  Ruhnk.  290 

p.  259  306 

Torpil.  57  672 

Tzetz.  ad  Lycophr.  471  211 

Ulpian  ad  Dem.  Mid.  17  320 

Valer.  Max.  1,  1,  5  347 

Varr.  RR.  3,  5,  13  292 

-  Sat.  Men.  509  Buch.  674 
Veget.  1,  9  179 
Vellei.  Pat.  1,  1,  1  716 

1,  9,  6  715 

1,  11,  1.  6.  14,  1.  15,3  716 

1,  17,  7  715 

2,  4.  5.  5,  1.   3.   36,  1. 

38,  3.  6.  43,  3  716 

2,  45,  2  716  bis 

47,  4.  49,  2  716 


Index  locorum. 

759 

»at.  2,  51,  3 

Pag. 
715 

Xen. 

Anab.  5,  2,  6 

Pag. 
446.9.50.2.9 

52,  3.  55,  2 

716 

— 



5,  2,  7 

452.  4 

66 

717 

... 

_ 

5,  2,  8 

450.  8.  9 

70,  1.  73,  3 

715 



.. 

5,  2,  9 

458 

87,  2.  80,  5 

.  97,  1. 





5,  2,  10 

451.  73 

)3,  4 

716 

_ 



5,  2,  11-13 

447 

108,  1 

715 





5,  2,  11 

447.  51.  68.  9 

111,  3.  114, 

4.  117, 



— 

5.  2,  12 

447.  68.  9 

119,  3.  121, 

3.  122, 



— 

5,  2,  13 

446.  7 

124,  3.  125, 

2.  3    716 



— 

5,  2,  14 

446.  8.  68.  9 

128 

717 



— 

5,  2,  15 

446.  7.  8.  56 

130,  5 

716 

— 

— 

5,  2,  16 

446.  8 

en.  1,  454-6 

563 

... 

— 

5,  2,  17.  19 

448.  59 

387  sqq. 

211 



— 

5,  2,  22 

448 

866 

560 

— 

— 

5,  2,  23  448 

.  57.  61.  2.  74 

14 

405 





5,  2,  26 

460.  4.  5.  6 

60 

123 





5,  2,  27  446. 

8.  63.  4.  5.  8 

),  697 

676 

— 

— 

5,  2,  28  sqq. 

454.  61.  2 

I,  822 

674 

_ 

... 

5,  2,  28 

446.  53.  62.  3 

^  4,  476 

488 





5,  2,  29 

446.  61 

g.  533 

676 

• 



5,  2,  30 

446.  75  a.  20 

phocl.  3 

278 

— 

— 

5,  2,  31 

469 

1,  5 

505 

— 

— 

5,  2,  32 

470 

8.  5,  1.  3 

306'  — 

— 

5,  3,  9 

466  a.  14 

6 

332 





5,  5,  4 

466 

2.  8 

306 

._ 

_ 

5,  5,  18 

275 

(7,  1) 

331 

— 

— 

5,  5,  23 

462 

305.  32 ,  - 



5,  6,  11 

464 

296.  302 '  - 



5,  6,  18.  36 

452 

1 

297.  305  i  - 



6,  1,  32 

452 

9 

305  - 



6,  2,  7 

470 

,  5 

387 





6,  3,  4.  20 

452 

lab.  1,  3,  8 

452 





6,  3,  22 

475  a.  20 

,  7,  13 

467 





6,  6,  9.  7,  1, 

2.  2,  6   452 

,  8,  16 

475  a.  20 





7,  3,  32 

278 

,  8,  27.  10,  1 

467 

_ 



7,  3,  45.  4,  8 

475  a.  20 

.  10,  11 

464 

__ 

._ 

7,  4,  15 

470 

.  4,  19 

110 

„_ 

... 

7,  7,  2.  13 

475  a.  20 

,4,  7 

206 





7.  8.  26 

446 

.  4,48 

475  a.  20 



Cyrop.  5,  4,  2 

54 

,  1.  27 

457 



Hell.  2,  4,  9 

298 

,   4,  16 

470 



2,  4,  33 

471 

.  7,  8 

457 

__ 



4,  4,  3 

290 

,  7,  18 

464 



... 

7,  1,4 

77 

.  2,  1 

462 



Hipp.  3,  2 

295 

,  2,  2 

454.  9 

„^ 

Mem.  1.  4,  6 

717 

,  2,  3  445.  7. 

9.  51.  9.  66 

^ 



1,  6,  13 

195 

,  2,  4 

447.  50.  2 

— 

fr. 

6,  2  Müll.  14, 

2.  21,  19  375 

,2,  5 

447.  51.  66  Zenob 

.  Prov.  2,  27 

300 

760 


Index  rerun. 


Index  rerum. 


Aeschines,  neue  Schriften  181. 
handschriftliche  kritik  182. 

V/  al  48. 

alterthümer,  scenische,  neue  Schrif- 
ten 289. 

amphitheatrum,  bedeutnng  292. 

Aristophanes  Plutus,  handschrift- 
liches 696.  neue  schollen  zu 
Piutus  V.  1—34  699  sqq. 

Athen,  wo  die  Schauspiele  aufge- 
führt wurden  291. 

caulae,  bedeutung  123. 

cum,  präpos.,  mit  dem  relativ  ver- 
bunden, Stellung  bei  den  älteren 
dichtem  672.  —  bei  Oatull  674. 
6.  —  Lucrez,  Vergil,  Horaz  676. 

—  Tibull,  Properz,  Ovid  677.  — 
Seneca  679.  —  Statins,  Martial, 
Juvenal  680. 

Elymerstädte,  zahl  210. 
familiennamen ,  römische,  als  be- 

zeichnung  für  einzelne  personen 

auf  inschrifben  142. 
Homer,    Odyssee,    die   götterver- 

sammlungen  des  1.  u.  5.  buches, 

gemeinsame  verse  419. 
Homerische    hymnen ,    anordnung, 

auf  Apoll  217.  auf  Demeter  227. 
Horaz,  randglossen  von  Guiet  477. 

—  Wortstellungen  und  Verbin- 
dungen 492. 

Inschriften,  oskische  115. 
Kyprische  inschriften  1. 
Kyprischer  dialect,  Schreibweise  3. 

—  locativ  13.  —  lange  und 
kurze  vocale  15  sqq.  —  schrift- 
licher ausdruck  i^r  jod  17  sqq. 
für  I  22  sqq.  —  Verdoppelung 
der  consonanten  26  sq.  —  gen. 
sing.  decl.  I  27.  —  abfall  des 
auslautenden  f  27.  —  optativ- 
formen 41. 

landstrassen,  römische,  benennung 

127. 
locativ,  accentuation  80. 
Minius,    vomame    139.    familien- 

name  140. 
fif  in  der  endung  des  lat.  acc.  sing. 

ausgefallen  119. 


opus,  bedeutung  128. 
oskische  verbalformen  127  sqq. 
Pindar,    neues  fragment  199.  — 

zweite  pyth.  ode,    tendenz  431. 

Inhalt  und  gruppirung  436. 
Piso,  annalen  198. 
Platonische  handschriften  643. 
Pompeii ,    strassenführong  135.  — 

via  Joviia  124.  —    via  Pompe- 

iana  121.  —  via  Stafiana  120. 
Schauspielergarderobe,  alte  351. 
serv — ,  stamm  132. 
tesseren,  theatralische  340. 
theater,  griech.,  bestimmong  295. 

—  thymele  303.  —    scene  304. 

—  theatervorhang  310.  —  Seiten- 
eingänge 324.  —  ndgodot  324. 35. 

vehemens  51  ann. 

Yelleius,  Charakteristik  der  spräche 
715. 

Webstühle,  einfachste  form  385.— 
liegende  u.  stehende  388.  —  auf- 
u.  abwärts  weben  390.  —  der 
stehende  Webstuhl  392.  —  das 
jugum  393.  —  das  weben  397. 
bildliche  darstellung  399.  —  der 
altnordische  Webstuhl  400.  — 
der  orientalische  402. 

Xenophanes  605. 

Zeno  aus  Elea  602.  geburtszait  607. 
blüthezeit  608.  aufenthalt  in 
Athen  ibid.  tod  609.  lehrsätze 
613. 

Ux(ov  37. 

dXvo}  bedeutung  47. 

dyoffia  73. 

dnodiixyvyak  97. 

—  av  fortbildungssilbe  59. 

—  avta,  verbalendung  61. 
y  und  C*  wechselnd  20. 
inunt^ytoy  330. 

i^iontog  58.  • 

C  in  verbis  puris,  eingeschoben  43. 

V/C«f  52. 

^fimiltxxoy,  münze    67. 

&iajgoy  bedeutung  291. 

*  subscr.,  ob  klingend  9. 

larog  oQ&tog  395. 

y  mit  s  wechselnd  12. 

oQxog,  ob  digammirt  34. 


Index  locomin  zu  den  excerpten. 


761 


naganhafffda  384. 
nagacxii^M  320. 
niXixvg,  münze  67. 
ntgufxijytoy  330. 
ngoifxiyiop  315. 
0<of4änoy  351. 

V  ausspräche   in  den  alten  griech. 
dialekten  8. 


h-  prftfix  39. 
intQtitog  57. 
vnoimiytor  318. 

—  to  endnng  praeposit.  adverbien 
56« 

—  tay  enduDff  des  gen.  sing.  decl. 
II  11. 


Index  locorum  zu  den  excerpten. 


Aelian.  fr.  329  722 

Aeschyl.  Ghoeph.  759.    Suppl. 

417.  Prom.  38.  51  722 

Anecd.  Oxon.  3,  p.  118,  11  725 
Antig.  Cac.  19,  p.  66,  21  West  725 
Aristid.  Or.  2,  p.  670  Dind.  726 
Aristoph.  Ach.  465.  Aw.  933. 

4.  47.  Nubb.  6  724 

Arrian.  Tact.  44,  3  721 

Athen.  9,  p.  409  a  726 

Babrius  95,  9.    115,  12  725 

Clement.  Alex.  Paed.  2,  p.  185 

Protr.  p.  35.    Strom.  6, 

745  726 

Corp.  Inscr.  gr.  3,  p.  1030        725 

latt.  3,  no.  1464  213 

DioDjs.  Com.  3,  p.  548  724 

EtM.  p.  139,  39  724 

Eiarip.Alc.  1154-6.  Med.  527 

frgg.  600  723 

Herodot.  6,  19  721 

Hesiod.  Theog.  295.  310  721 

Hom.  n.  1,  5.  3,  160.  11,  187. 

202  720 

11,  413.  18,  133  721 

—  Od.  1,  108.  4,  221  721 

5,  361.  6,  259  720 

8,  102  728 

8,  201.  429.  9,  334  721 1 

Hyperid.  ap.  Stob.  flor.  74,  84  726  I 


Pag. 
Men.  Com.  4,  p.  202.  monast. 

281  724 

Pherecr.  Com.  2,  p.  287  724 

Pint.  Mor.  p.  525  d.  726 

Poet  lyrr.  p.  1045  Bergk.  725 
Procop.    Gaz.   ap.   Cuiac.    ep. 

Graec.  p.  443.  —  Caes. 

de  hello  Pers.  2,  15  yol. 

1.  p.  222  D.  726 

Soph.  Ai.  1235  722 

—  Antig.  8  723 
187.  368.  EL  382.  1148  722 

—  0.  C.  113  723 
528.  926  722 

—  Philoct.  57  723 

—  Trach.  256  722 

383  723 

486  722 

693  723 

1098  721 

1136  722 

—  fragm.  227,  1.  854  723 
Stob.  Soril.  4,  p.  277,  23  724 
Exc.  Vindob.  4,   p.  294  ' 

Mein.  725 

Thncyd.  2,  11,  8  726 

Tragg.  gr.  adesp.  fr.  316. 442  723 
Verg.  Aen.  2,  94—6.    6,  534. 

890-9  727 


Index  rerum  zu  den  excerpten. 


Aegypten  u.  Syrien,  beziehungen 
im  alterthnme  ▼.  Oppert  575. 

altägyptische  mnsik  214. 

Aeschylus,  prolegomena  zu,  ▼. 
Westphal  573. 

Philologus.  XXXV.  bd.    4. 


Alesia,  läge  381. 

altar,  gallo-  röm.  572. 

Ammian,  zu,  Schriften  y.  ünger 

u.  Qardhansen  576. 
antiquit&ten,  r6m.,  Altendorfer213. 

49 


762 


Index  remm  zu  den  ezcerpten. 


archäologisches  720.  von  Voga^ 
575. 

Aristophanes,  Übersetzungen  785. 

Aristoteles  v.  Grote  781.  —  de 
arte  poetica  ▼.  Vahlen  880.  — 
fragm.  v.  Heitz  576.  —  politik 
786.  —  Sprachgebrauch  v.  Eucken 
388.  —  erklarer  des  A.  bei  den 
Syrern  v.  Hoffmann  574.  — 
Schriften  über  A.  von  Hampke, 
Susemihl,  Spengel  578. 

Athena  u.  Nike  geflügelt  auf  mün- 
zen 215. 

attischer  dialect,  formenlehre  888. 
—  kalender  568. 

attraction  der  relativsätze  v.  För- 
ster 884. 

ausgrabungen  bei  Bingerbrück  u. 
Ereaznach  218. 

Ausone,  läge  882. 

Basken  v.  Blad^  786. 

Benfey,  sprach wissensch.  u.  orient. 
Philologie  in  Deutschland  576. 

BGotien,  münzkunde  und  paläogra- 
phie  215. 

Bopp,  vergl.  gramm.,  franz.  übers. 
380. 

Bunsen,  die  einheit  der  religionen 
576. 

Caesar,  belagerung  v.  Marseille 
879. 

cel tische  mythologie  von  Leflocq 
884. 

—  grammatik  v.  Ebel  882. 

Chassang,  Spiritualismus  u.  ideal 
in  der  griech.  poesie  881. 

Cicero  de  fin.  v.  Madvig  576.  — 
de  Cicerone  Graecorum  inter- 
prete  v.  Clavel  884.  —  Cic. 
epistt.  emendatt.  v.  Krause  578. 

Ciceronis,  Q.,  rell.  v.  Bücheier  574. 

Clemm,  griech.  compos.  881. 

Cornel  v.  Mongirot  575. 

Corp.  inscrr.  latt.  v.   Hübner  576. 

Corp.  scriptt.  cedes,  latt.  v.  Hertel 
388. 

Corssen,  ausspräche  etc.  der  lat. 
spräche  884. 

Curtius,  grundzuge  576.  —  studien 
881.  4.  574. 

—,  gesch.,  engl,  übers.  735.  6. 

Darwin  und  die  Sprachwissenschaft 
381. 

Delbrück,  ablat.  locat.  instrument. 
882. 

Delphisches  bilingues  denkmal881. 


denar,  athen.,  mit  aramäischer  le- 
gende 215. 

Diodor,  quellen,  v.  Volquardsen 
575. 

— ,  eigennamen  v.  Mowat  574. 

email  Werkstätten  bei  Bibracte  ge- 
funden 569. 

^pigraphie  ,de  la  Morelle  v.  Ro- 
bert 576. 

epigraphicae  cnrae  v.  Wecklein  575 

Euripides,  wortwiederholungen  v 
Sybel  573. 

Easebius,  temporum  notae  v.  Gut 
schmid  881. 

Ful^entius  v.  Zink  573. 

gallische  kaiser  v.  de'  Witte  573. 

—  v5lkergeschichte  v.  Bellogue 
382. 

Gerhard,  gesammelte  akad.  al 
handl.  380.  8. 

grabdenkmäler  v.  St.  Peter  un 
Nonnberg  568. 

grammat.  kenntnisse,  lat,  im  mil 
telalter  736. 

Gtiechenland ,  gutter  a.  heroen  i 
Seemann  382. 

griech.  lyrische  dichter  736.  - 
griech.  tragOdie  in  Eoripide 
735.  —  gr.  fremdwOrter  v.  Laub 
576.  —  grammatiker  v.  Goodwii 
u.  Westphal  733.  —  syntax  v 
Brief  732.  —  litteraturgesch.  v 
Burnouf  388.  —  palaeographi( 
V.  Wattenbach  573.  —  griech 
u.  lat.  wurzeln  v.  Bailly  382.— 
altgriech.  religion  732. 

Heraclitische  briefe  v.  Bemajfl 
384. 

Hesiod  v.  Steita  575. 

glossae  Hibernicae  v.  Nigra  384. 

Homer,  Ilias  v.  Pierron  574.  5.  — 
Ilias  engl,  übers.  733.  —  II.  u. 
Od. ,  abfassungszeit  730.  — 
hymnus  in  Cererem  v.  Bücheier 
574.  —  die  composition  der  Od. 
V.  Kirchhoff  573. 

homerische  frage  v.  Hoermann  883. 
—  gedichte,  entstehungsweise  v. 
Nutzhom  573. 

Huber,  Chr.  W.,  gedächtnissrede 
auf  216. 

hünengräber,  eisen  u.  rOm.  mün- 
zen darin  568. 

Hyperides  v.  Blass  575. 

Jahn,  aus  der  alterÜmmswinen- 
Schaft  383. 


Index  rerum  zu  den  excerpten.' 


763 


Jerusalem,  erforschungsreUen  nach 

731. 
inschr.  auf  Isis  Myrionjma  u.  Se- 

rapis  572.  —  etrusc.  729.  —  gr. 

572.  —  latt.,  neue,  213.  568.  9. 

70.  1.  2. 
Johannes    Grammat.  Alezandr.  v. 

Hoche  382. 
Kitchin,  katalog  der  Oxforder  bib- 

liotb.  381. 
lampe,  irdene,  rOm.  arbeit  571. 
lat.  gramra.  v.  Roby  734.  von  Rob- 

binowicz  736. 
Long,  verfall  der  röm.  republ.  734. 

5.  6. 
Longinus    de  sublim,   v.   0.  Jahn 

381. 
Lubbert,  grammat.  studien  381. 
Lucrez  v.  Martha  382. 
Malacitanische    u.    Salpensanische 

inschr.,    schriften  v.  van  S hin- 
deren u.  Giraud.  574. 
Marius  lager  an  der  Rhone  378. 
marken,  byzantinische  215. 
Marquardt-Mommsen,  rOm.  alterth. 

735. 
Miller,    melanges    de     littdrature 

Grecque  727. 
Mithratempel  aufgefunden  578. 
Mailer,  Luc,  klassische  pbilologie 

in  den  Niederlanden  573. 
— ,  M.,   Vorlesungen  über  Sprach- 
wissenschaft 734. 
münzen:    Adonistempel    auf   Ma- 

crinusm.  214.  —  des  Vala  Aathus 

(214.  5)  und   der  Zenobia   214. 

—  quinae  der  familie  Satriena 
214.  —  ^fiOmünzen  arabisch, 
prägung  214.  —  unedirte  v. 
Sicil.  u.  Unterit.  214.  —  von 
Phanagoria  mit  dem  köpfe  der 
Livia  214.  —  armen,  ibid.  — 
von  Ptolemais  in  Pamphylien 
ibid.  —  von  Amorgos.  ibid.  — 
aegyptische  ibid.  —  röm.  uned. 
ibid.  —  Alexanders  des  Grossen, 
goldene  u.  silberne  nned.    215. 

—  griech.  königsmünzen  v. 
Aegypten  ibid.  —  von  Agrippa 
I  u.  II  215.  6.  —    griech.  215. 

—  Satrapenmünzen  mit  ^ech. 
inschr.  215.  unedirte  ibid.  — 
CONOB  216.  —  Pertinaxmünze 
216. 

münzfölschungen  215. 
münzkabinet,  berlin.,  216. 


münzprobe,  röm.  215. 

museum,  lateran.,  antike  bildwerke 

381. 
mythologie  v.  Cox   732.  3.  —    ▼. 

Fisk.  734.  —  der  arischen  Völker 

730. 
mythologische  Schriften  v.  July  u. 

Gerland    574.     von    Com  pare  tti 

u.  Müller  576. 
Nomen  Ober-Aegyptens,  verzeich- 

niss  214. 
numismatik,  phönicische  214. 
Onomasticon,  griech.-  lat.  571. 
Orient,  zur  geschichte  v.  Busch  735. 
Ovid  V.  Zingerle  575. 
papyrus,  griech.-  aegypt.  572. 
Pfahlbauten  572. 
Pindar  736.  —    v.  Christ  576.    — 

usus  syntacticus  v.  Erdmann  381. 
Plato,  engl,  übers,  v.  Jowelt  731. 

—  Studien  v.  Steger  573.  —  de 
bonis  in  Philebo  enumeratis  v. 
Hirzel  382. 

Plutarch  v%  Volkmann  384. 
Pompeii ,     neueste    entdeckungen 

732. 
Pott,  forschungen  575. 
praetur,  röm.,  v.  Labatut  381. 
Publilius  Syrus  729. 
quaestur  v.  Longp^rier  383. 
Quirinalia  des  Mitellus  v.  Tegern- 

see  214. 
Rom,   nachforschungen  über  729. 

—  geschichte  der  stadt  v.  Reu- 
mont  382. 

Römer,  religion  733. 

röm.  alterthüraer  v.  Lange  734.  — 

gesch.,  die  Caesaren  des  3.  saecl. 

729.  —  reiterei  379. 
die  Rosettana  v.  Eisenlohr  574. 
Sarkophag,  röm.,  gef.  572. 
Schliemann ,    trojan.    alterthümer 

732. 
scholien  zur  Odyss.  v.  Polack  574. 
Schwegler,  röm.  gesch.,  fortsetzung 

735. 
Sigambrer,  gesch.,  v.  Esselen  573. 
silphium  215. 
Socrates  v.  Montde  575. 
Sophocles  0.  T.  v.  White  734.  — 

S.  engl,  übers.  732. 
Sprachverschiedenheit    in    Europa 

380. 
steine,  geschnittene,  gef.  572. 
Steinthal,  Ursprung  d.  spräche  734. 
syssitien  v.  Bielchowsky  575. 


764 


Veneichnigg  der  excexpirtan  BeHschrifteii. 


de  Taciti  doctrina  ▼.  Siebert  576. 
Telfy,  corpas  inris  attici  882.  4. 
Tertullian  u.  Minuc.  fel.  v.  Ebel 

384. 
tetradrachmen   der  Arsaciden  216. 
theat^er  röm.  in  Be8aii9on  572. 
Thebanische  kOnstler  y.  Decharme 

574. 
Theocrit  y.  Fritzsche  881. 
tinte,  cpriech.  u.  lat  namen  572. 
Tiyier,  are  declamandi  882. 
Tobler,  bibliograph.  geogr.  Falae- 

stinae  831. 
traum   n.  tranmdeutaog  y.  Bdch- 

Benschütz  574. 


Traat,  lexie.  der  griech.  verbal- 
form.  880. 

Ueberw^,  logik  882. 

ürlichs  de  yita  et  honor.  Agrico- 
lae  578. 

Varroniana  888. 

fasenbilder  gr.  a.  sicil.,  y.  Benn- 
dorf  884. 

yergleichende  grammatik  782. 

Winfried  —  Boni&tcius,  gramma- 
tik 214. 

XenophonteoB  lezilog.  y.  Sauppe 
576. 

—  adttp  yerbalendong  724. 


Verzeichniss  der  excerpirten  Zeitschriften. 

Pag. 
Antiquarisch -historischlsr    yerein    für  Nahe     and    Handsruck. 

Zwölfter  bericht     . 213 

Archiy  des  yereins  fDr  geschichte  and  alterthümer  der  herzog- 
thümer   Bremen  and  Verden   and   des  landes  Hadeln  zu 

Stade 568 

Archiy  des  yereins  für  sieben  bürgische  landeskunde 213 

Bulletin  de  la  soci^tä  des  antiquaires  de  France 568 

Le  spectateur  militaire 378 

Melanges  Gräco-Bomains  du  bulletin  de   1* Academic   imperiale 

des  sciences  de  St.  Petersbourg 720 

Mittheilungen  der  gesellschaft  für  Salzburger  landeskunde     .    .  568 

Mittheilungen  des  historischen  yereins  für  Steiermark   ....  213 

Numismatische  zeitschrifb  yon  Huber  und  Earabacek     ....  216 

Beyue  critique  d^bistoire  et  de  litterature     ....      380.  572.  736 
Sitzungsberichte   der  philosophisch -philologischen  und   histori- 
schen classe  der  kOngU   academic  der  Wissenschaften   zu 

München 214.  568 

The  Dublin  review -729 

The  Edinbourgh  review 730 

The  Nordamencan  review 732 

The  Weatminster  review 735 

Zeitschrift  für  numismatik  von  A.  von  Sallet 216