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PHlIiOLOGUS,
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ZEITSCHRIFT
FÜR
DAS KLASSISCHE ALTERTHUM.
HERAUSGEGEBEN
VON
ERNST VON LEUTSGH.
WünfUnaarefsBigater Band*
• . • ••»
GOETTI«0EIK.
▼EBLAG DER DIETEBICHSCHEn BVCHHAIVDLIJNG.
iOfCOCLXKV!.
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Inhalt des füafunddreissigsten bandes.
Pag.
Veneichoitt der mitarbeiter von bd. XXXIII— XXXV nebst
ihren beiträgen VII
Da» fünfte bneb der Odjaaee und das prooemium des ersten
baches. Von M. Wegener 410
Zum Homer. Von A. Skerh 559
Die homerischen bjmnen auf Apollo. Von M. Wegener . • 217
Der homerische hjmnus auf die Demeter. Von demeelhen 227
Hesiod. Sent Here 243. Von Ernst von Leutsißk . . . 533
Theogn. 39. Von demsalbett 367
Pindars zweite pythische ode. Von Fr. Mezger .... 430
Zu Pindars Isthmien. Von R. Eaud^enetein 255
Ein fragment Pindars. Von Erwin Bohde 199
AeicfajI. Bum. 218. Von R SiMlze 704
Sopbod. Antig. 4. 5 nochmals. P. W. Forchhammer. . . 201
JS^/^ Äniig. 582. Von K A. J. Ahrens 705
iv Inhalt.
Pag.
Sophocl. Elect. 1. Von Ernst von Leuttch 642
Soph. Elect. 11. Von demselbm 670
Soph. Elect. 13. Von demsdhen 684
Soph. Elect. 42. Von demselben 288
Soph. Elect. 47. Von demselben 429
Soph. Elect. 514. Von demselben 409
Zur Vita Sophoclis. Von demselben 278
Sophokles als feldherr. Von demselben 226
Sophokles und lophon. Von demselben 254
Eurip. Androm. 36. Von demselben 558
Zu dem Hippoljtus des Euripides. Von C. Schiiah . . . 707
Mittbeilungen aus einer Tzetieshandschrift von Arist. Plutus.
Von F. A. van Velsen 696
Zu Thncydides b. III. Von R. Rauchenstetn 577
Die rede des Brasidas bei Tbucyd. IV, 126. Von Ad.
Tarstrich . , 108
Die expedition g^en die Drilen. Von W. VoUhrecht . . • 445
Zenon von Elea. Von Ferd. Schneider 602
Untersuchungen über die platonischen handschriften. Von
M. S<^nz 643
Bemerkungen zum kritischen apparat Platon's. Von dem-
selben 368
Zu Platon's Kratylos. Von demselben 369
Zu Platon's Politeia. Von UMold 370
Zsr Tmon PhliasiuB. Von Fr. Kern 373
BwidschrifUiches xu Lysiai. Von E. Rosenberg 268
2Kii Aeschines. Von A. Weidner 561
Aochinea. Jahreabericbt. Enter ftheil. Von K Roeenherg , 181
Kritische bemerkungen za Demetrins tkqI iqfAtjviCag, Von
C. Hammer 712
Hdladias und Libanius. Von R. Föreier 710
Bfymologica. Scr. G. SAoemann 561
Zum Pseudolus des PlaatuB. Von A. G. F. Lorenz • . • 155
Verg. Aen. I, 454. Von Fr. Mezger 563
Catoll. XI Vb. Von Ernst von Leutsch 695
Studien über Horaz. I. Francois Gujets randbemerkungen
nm Horaz. — II. Horat. Carm. Ill, 14, 10. — III. Uor.
Cnnn. IV, 3, 17 und IV, 8, 28. Von 1^. Fritzsche . . 477
Zn Horaz. Von A. Weidner 565
Zu Properz. Von H. Ko^fUn 564
Bemerkungen und erläuterungen zu P. Papinius Statius. Von
demselhen 493. 713
Zn Martialis. Von demselhen 564
Zo Piao's Annalen. Von Ernst von Leutsch 198
Zu Cornelius Nepot. Von J. Lattmann ..... 476. 601
Ut. XXII, 12. 4. XXin, 47. XXX, 38, 4. Von G.
F. Unger 180. 204. 566
Uv. XXXIV, 2, 12. Von A. Weidner 714
Beiträge zur Charakteristik der spräche des Veliejus Pater-
caluft yoa G von Marawski, 7^5
VI lohalt.
Pag.
Zum prolog von Tacitus Agricola. Von C. Pehr .... 576
Zu JuBtinus. Von G. F. Unger 202
Eutrop. VIII, 10. Von E. Wagener 109
Bemerkungen zu Uygin's fabeln. Von Robert Unger . . • 274
Cic. Quaest. Tuscul. V, 11, 34. Von Fr. Zeyee .... 117
Cic. Nat. Deor. II, f 143. Von H. KöstUn 715
Zu Cicer. or. pro Rose. Amer. $. 7. Von A. Weidner . . 718
Quintilianus. Jahresbericht. Von Ferd. Meister . . 534. 685
Zur accentlehre Quintilians. Von J. Claussen 378
Zu Minucius Felix. Von Ernst Khtssmann 206
Zu den kjpriscben Inschriften. Von H. L, Ahrens • • . i
Oskische Inschriften. Von W, Corssen 115
Die zahl der Elymerstädte. Von G. F. Unger 210
Scenische alterthiimer. Jahresbericht. Von Albert Müller . 289
Die Webstühle der alten. Von H, L, Ahrens 385
Die praepositinn cum in Verbindung mit dem relativum.
Zweiter artikel. Von A. Greef 671
Auszüge aus scliriften und berichten der gelehrten gesell-
Bchaften so wie aus Zeitschriften. . . . 213. 378.568.720
Indices. Coroposuit G. Tdl 737
Verzeichniss der excerpirten Zeitschriften 764
Verzeichniss der Mitarbeiter.
Bd. XXXIII— XXXV (siehe bd. XXXII, p. VI).
E. A. J. Ahrens in Coburg
84, 76a.
H. L. Ahreiu in Hannover 83,
885. 577. — 35, 1. 885.
J. Becker in Frankfort 83, 868.
H. E. Beniken in Grou-Glo-
gan 33, 564.
Tk. Bergk in Bonn S3. 244.
A. Bischofif in Schweinfort 33,
687. — 34, 1. 561.
A. Brieger in Posen 33, 431.
H. Bochholtz in Berlin 33,
216. 461.
J- Clanasen in Altona 85, 378.
W- Corssen in Lichtenfelde f
85, 115.
^' DeUefsen in Glückstadt
^' DiUenbnrger in Breslau
84, 697.
B.Dinter in Grimma 84, 710.
^ Döring in Dortmund 33,
881. 713.
A^Doncker in Hanau 33, 156.
"• Düntzer in Köln 34, 880.
A« Eotmer in Würzburg 33,
»88-84.166.
^; ". Forchhammer in Kiel
88,98.871.465. — 35,201.
J'Jrick in Höxter 38, 741.
^i JritiBche in Güstrow 38, 7 18.
\*J; Fritiiche in Güstrow 34,
^ M 672. — 35, 477.
«• Frohberger in Chemnitz t
»» 844. 476.
Herr K. E. Georges in Gotha 33,
138.226.813.— 84,64.225.
Gerber in GlücksUdt33, 617.
733.
L. Gerlach in Dessau 33, 18.
193.
G. Gilbert in Gotha 33, 46.
0 Gilbert in Göttingen 83, 189.
G. Götz in Leipzig 84, 295.
A. Greef in Göttingen 83,
736. — 35, 671.
W. Hammer in Bamberg 34,375.
C. Härtung in Sprottau 33,
148. - 34, 206, 599.
C. Haupt in Plön 33, 373.
M. Hertz in Breslau 34, 757.
W. Hertzberg in Bremen 33, 1.
E. Herzog in Tübingen 38,
376. - 34, 497.
J. Hilberg in Wien 33, 693. 695.
£. Hiller in Halle 34, 226.
0. Hirschfeld in Wien 34, 85.
J. Jessen in Kiel 33, 191.
0. Kämmel in Dresden 34,
516. 665.
G. Kaufmann in Strassburg 34,
235. 385. 729.
F. Kern in Stettin 35, 373.
£. Klussmann in Rudolstadt
35, 206.
H. A. Koch in Pforta t 33, 703.
Ph. Kohlmann in Posen 33,
128 - 34, 474. 569.
H. KösÜin in Hamburg 34i
755. - 45, 498. 564.
vm
Verzeichniss der mitarbeiter.
Herr P. Langen in Münster 38,
708. 741. — 84, 28.
» J. Lattmann in Clausthal 85,
476. 601.
> £. V. Lentsch in Göttingen 88,
12. 28. 97, 127. 147. 156.
185. 215. 417. 480. 460. 681.
702. — 84, 177. 688. 660.
598. 666. 709. 728. 762. 757.
— 85, 198. 226. 255. 278.
288. 867. 409. 429. 588. 568.
642. 670. 684.
> C. Liebhold in Radolstadt 83,
697. — 84, 872. — 85, 870.
A. 0. F. Lorenz in Berlin 85,1 58.
A. Lowinski in Deutsch-Crone
38, 878.
K.Lugebil in Petersburg 33, 67.
J. Mahly in Basel 88, 248.
F. Meister in Breslau 84, 740.
— 86, 534. 684.
R. Menge in Weimar 88, 727.
F. Mezger in Augsburg 85,
480. 568.
A. Müller in Flensburg 88, 682.
— 85, 289.
G. Müller in Göttingen 84, 74.
J. J. Müller in Zürich 84, 96.
A. Palles in Bombai 83, 693.
R. Peiper in Breslau 88, 561.
686. 787. 742.
R. Peppmüller in Halle 84, 180.
C. Peter in Jena 88, 571. —
85, 876.
R. Rauchenstetn in Aarau 88,
566. — 85, 255. 577.
Fr. Ritter in Bonn f 84, 447.
£. Rohde in Kiel 85, 199.
£. Rosenberg in Ratibor 88,
560. 702. — 84, 65. 759. —
85, 181. 268.
F.Rühl in Königsberg 83, 368.
KSchadel in Hannovert38,685.
M. Schanz in Würzburg 84,
874. — 85, 868. 648.
F. Sohmalfeld in Eisleben 84,
577.
F. Schneider in Gartz a. o.
35, 602.
Herr 0. Schneider in Gotha 34, 414.
> G. Schomann in Danzig 35 , 661 .
> £. Schulze in St. Petersburg
33, 730.
» W. Skerlo in Graudenz 35, 559.
» A. Spengel in München 33 , 722.
» L. Spengel in München 3S,
574. 610.
» H. Steinberg in Berlin 33, 449.
» W. Studemund in Strassborff
84, 270.
> R. Suchier in Hanau 83, 314.
» Fr. Susemihl in Greifswald
33, 431.
» G. Teichmüller in Dorpat 84,
568.
» F. Teufel in Carlsruhe 34, 574.
» R. Thiele in Halle 34, 193.
> A. Torstrick in Bremen 85, 103.
» Fr. Umpfenbach in Frankfort
34, 234.
» G. F. ünger in Hof 38, 29.
227. 688. 691. 781. — 84,
60. 206. 369. 446. 515. —
35, 180. 204. 205. 210. 566.
» R. ünger in Halle 88 , 348«
867. 418. 448. 475. 616. —
• 84, 27. 39. 73. 84. 186. 165.
758. — 35, 279.
» W. YoUbrecht in Ratzebnrff
85, 445.
» C. Wagener in Bremen 83,
871. — 85, 102.
» H. Weber in Weimar 33, 880.
789.
> M. Wecklein in Bamberg 84,
182. 296. 589.
> Ph. Wagener in Magdeburg 35,
217. 227. 410.
» A. Weidner in Darmstadt 86,
561. 565.
> £. Wölfflin in Erlangen 88,
66. 139. 186. - 34, 137.
178. 412.
» Fr. ZeysB in Marienwerder 85,
114.
L ABHANDLMGEN.
1.
Zu den kyprischen inschriften.
1. Eines der merkwürdigeren ereignisse auf dem gebiete
der spracbforschung und namentlich der griecliisclien ist die ent-
tifferuag derjenigen inscliriften kyprischen diulektes^ die iu einem
gm eigeothomlichen schriftsjsteme abgefasst sind. Nachdem die
Gogländer Lang, Smith und Birch zuerst den weg gezeigt und
^n gebrochen hatten , ist dann die lösung der schwierigen auf-
gibe durch Johannes ßrandis in dankenswerther weise weiter
gefordert, aber doch nur bis zu dem unbehagliche.n stände, dass
nwneiir unzweifelhaft vorlug, in der seltsamen schrift sei wirklich
griediische spräche kyprischen dialektes enthalten, aber für jedcu
fceoner griechischer spräche und ihrer dialekte eben so fest stehen
■niste, die BrandisWhe lesung habe ganz unmögliche texte her-
gestellt. Erst den an jene publication sich rasch anschliessenden
jrleichzeitigen bemühungen von zwei verschiedenen seiten her, näm-
lidi des jenenscr gelehrten Moritz Schmidt^) und des Strnss-
1) Versuch zur entzifferung der kyprischen schrift
in Monatsb. d. Berl. acad. 1873, p. 643—671.
2) Anzeige der Brandis'scben arbeit Jen. LZ. 1874, nr, 6.
Nachtrag ebd. nr. 16 (enthält eine anzahl der inschriften in
gewöhnliche griechische schrift. umgesetzt).
Die inschrift von Idulion und das kyprische Syl-
labar. Eine epigraphiscbe studie von Moritz Schmidt. Jena.
Maukens verlag 1874 (102 und VI p. Lithographirt unter beigäbe
von 16 inschriften in der originalen schrift nebst der Umsetzung in
Philologus. XXXV. bd. 1. 1
2 Ryprisclie inschriften.
burger paares Deecke nod Siegismuod ^) ist es gchincreri iiicli
bluss eitie erhebliche zahl der schriftzeichen theils richtiger theil
ganz neu zu bestimmen, sondern auch, was viel wichtiger, dik
ganze system der räthselhaften schrift aufzudecken und mit liülf
dieses gewonneneu Verständnisses den wahren laut der wichtig^tei
inschriften , insoweit es überhaupt die eigeuthümliche natur de
schrift erlaubt, im ganzen und grossen mit überzeugender sicher
' heit darzustellen.
Moritz Schmidt, der durch seine früheren werthvollen arbeite
über den kyprischen dialekt und die lykisclien inschriften für di
beschäftigung mit dem probleme der kjprischen inschriften in be
sonderem masse berufen erschien, hat (gestützt auf ein reiche
material von abklatschen und cullatiunen theils der edirten io
Schriften theils anderer noch nicht cdirtcr) in den beiden erstei
kapiteln seiner schrift „Au ff i ndu ng kyprischer inschriften
in landesüblicher schrift'' (p. 1 — 10) und „Die ersten
entzif fern ngsv ersuche" (p. 11 — 23) eine historische eio-
leitung gegeben und dann in dem dritten „Unser entziffe-
rn ngsversuch^' (p. 24 — 90) eine genetische darstellung seiner
eigenen entzifferung, die in sehr belehrender weise erkennen läsat,
wie die entzifferung von ihrer ersten schmalen basis aus durck
scharfsinnige benutzung jedes sich bietenden anhaltcs immer mehr
boden erobert hat Jedoch, obgleich in den letzten paragraphem
die resultate einigermassen zusammengefasst sind, hat doch die ge-
wählte art der darstellung unausbleiblich eine starke Zersplitterung
des Stoffes mit sich geführt , und namentlich , wenn man bei dea
inschriften für die durch die Umsetzung in griechische schrift be-
zeichneten auffassungen nach erläuterung und rechtfcrtigung suclit;
kann man solche im texte der abhandlung bald nur sehr mülisaK
bald gar nicht finden. Ein übelstand ist auch, dass die abhandlung
griechische schrift und einer tafel mit autographiscber wiedergab«
einer inschrift).
Zweiter nachtrag. Jen. LZ. nr. 32 (mit bczugnahme auf dii
arbeit der Strassburger).
3) Anzeige der Brandis*schen arbeit Liter, centralbl. 1874
nr. 11.
Die wichtigsten kyp Tischen inschriften, umschriebe!
and erläutert von Wilhelm Deeckc und Justus SiegismunJ
Strassburg i. E., in Curtius' Studien b. VII, p. 217 - 264 (mit eine
schn'fttafel).
Kyprische inschrifteo. 3
bald in ibreo verschiedenen theilen, bald der deutung der inscbriften
gegenäber manche widerspräche zeigt. Immer aber bleibt die lei-
^ltaDg eine höchst dankenswerthe.
Aber auch Deecke und Si(^iBmund (beide lehrer am prote-
ittotischen gymnasium zu Strassburg) haben kein'esweges das üble
prognostikon gerechtfertigt, das ihnen M. Schmidt durch das ge-
riflgschätzige urtheil über ihre anzeige der Brandis'scheu arbeit
gestellt hat ^). Dieselben haben keinen einblick in die entziffe-
niBgs-werkstatt gegeben, sondern nur in den Vorbemerkungen die
Kultate ihrer forschungen in bezug auf die schriftzeichen und
aaf die art ihrer Verwendung kurz und klar zusammengestellt,
daoo aber die behandelten zwölf inschriften (zum theil durch neue
collatiooen unterstützt) durch ausfuhrlichere commentare erläutert,
ndass ihre arbeit eine sehr willkommene ergänzung des Schmidt-
sciteo Werkes bietet. Vor abschluss derselben haben sie noch
Scbmidt's ersten nachtri^ benutzen können, der freilich dessen for-
sciiuiigen noch auf einer mangelhaften Vorstufe zeigt, aber nur
wcfliges daraus sich angeeignet, weil sie in den wichtigeren
poBCten bereits selbständig auf dieselben resultate gekommen wa-
ren, in andern aber auf ihrer abweichenden aulfassung beharrten,
hl diesen hat dann Schmidt zum theil späterhiu durch fortgesetzte
fondiQDg auch seinerseits dasselbe urtheil gewonnen. Gerade die
äbereinstimmung der beiderseitigen forscher in den wichtigsten re-
saltateo, und zwar grösstcntheils auf grund ganz unabhängiger
arbeit, gibt eine gute bürgschaft für die richtigkeit derselben.
Aber es sind doch manche dilTerenzen geblieben, und wenn in die-
sen die Strassburger zum theil weniger richtig geurtheilt haben
>ls M. Schmidt, so verdient jn andern stücken wieder ihre aulTas-
>VDg den Vorzug, und im ganzen dürfte durch ihr verdienst das
verstäadniss der kjprischen Inschriften nicht unerheblich weiter
^fördert sein als durch Schmidt ^).
2. Durch einverständniss von beiden selten steht nunmehr
f) P. 32 „ein sehr dürftiges machwerk'* ; p. 64 „so wenig er (der
^' im Lit. ciintralbl.) sich im übrigen seiner aufgäbe gewachsen
aeigt^
5) Besonders werthvoll und folgenreich ist ihre entdeckung, dass
^ dieser kypriachen schrift das consonantischü jod graphischen aus-
drnck gefunden hat, s. nr. 11, und nicht minder diejenige einer auf
'•»' aasgebenden form des Gen. ag, Dech II, b. nr. 7.
4 Kyprisclie inscliriften.
fest, dass die kyprisclie sclirift eine silbensclirift ist, aber nicht
dem sinne, dass jede gleiclilautende siibe durch ein besonderes zc
chen ausgedrückt würde, sondern nur insoweit, als jedes zeich<
eigentlich die geltung einer silbe hat, nämlich entweder eines eii
fachen vocales oder eines mit einem nachfolgenden vocale verbui
denen consonanten , und dass die letztere art von zeichen d
geltung nackter consonanten nur durch die besondere art ihr
Verwendung nach einer bestimmten convenienz erlangt. Bei d<
vocalen hat die Verschiedenheit der quantitat keinen ausdruck g
funden; die diphthonge erfordern immer zwei zeichen. Unter di
Konsonanten sind die niutae sehr dürftig bedacht, indem tenuis, m
dia und aspirata eines jeden organs nicht von einander unte
schieden werden. Ausser diesen finden sich die vier liquidae, d
Zischlaut s und die labiale spirans v ausgedrückt; über j und d
doppelconsonanten herrscht noch kein einverständniss.
Von hervorragender Wichtigkeit sind die beiderseitig ec
deckten regeln, nach denen sich die Verwendung der silbenzeich
fdr nackte consonanten richtet, d. h. fiir die vor andern cons
nanten oder im auslaute stehenden. Dieselben sind Schm. 60
und DS. 226 ff. bei wesentlicher Übereinstimmung etwas verschi
den gefasst. In anschluss an die letztere darslellung , welche c
bessere grundlage zu gewähren scheint, können sie noch etn'
präciser und in einer kleinigkeit berichtigt folgendermassen au
gedrückt werden.
a) Jeder auslautende consonant wird durch dasjenige s
benzeichen bezeichnet, in dem er mit e verbunden ist, wie ho.ro.i
= x^QOVy io,%,8e, = Totg.
b) Jeder anlautende consonant vor einem andern u
jede inlautende muta sammt j:^) vor einer liquida erhält das,
6) Das gelten dieser regel für p ergibt sicli aus e.u.te.re.ta.sa.
= ivp^maatü I, 4*), das DS. 227 durch ein offenbares verseh
(neben der gleichbedeutenden form e.ve.re.ia.saJu. I, 14, die all
dings zweideutig ist) unter die folgende regel gestellt ist. Dur
ein anderes versehen ist ebd. a.pi.ii.mUi.ko.ne. II, 3 mit der lesu
UßtdfiiXxoiy als beleg für die behandlung von ßd aufgeführt, währe
es wegen dfi unter die regel über muta c, liq, gehören würde. I
*) Die romischen Ziffern hier uud im folgendcu hezieheu sich auf
unten behandelten kyprischen iuschriften.
Kyprisclie inscbriftea. 5
oige silbeazeichen ^ das den nach folgenden vocal enthält , wie
j^MMje, = niohg, 9a.ta.8i.ja,8e. = ^laafjag , ve,reAa.8e, =
f^Wf pi.foJbi.po.re^e. = 0$k6xvngogj ha^iJseMe,to,u8e. = xa-
^prjotgy cu.ve.re.taMt.Ui, = ivpQtjjäaaiv.
c) lo alien andern fallen erhält ein inlautender conso-
taut, dem ein anderer folgt, das silbenzeichen mit dem vorherge-
MeD ?ocale, wie a.raJiu.ro, = uQyvQUi, ho,loM,a.%. = FoX/tüi^
mjüAoMe. = fuG&wVj ha.te.seAa^e, = xaziaruGe, ijtaJa.I».«».me.fta.
. =: hulaXurftira, eJbe.^^. = ix^od*
A) Enklitische wö'rtchen gelten bei der anwendung obiger re-
geln für bestandtheile des Wortes , an das sie sich lehnen , wie
Ujnie, = idcif, to,8oAe. = waSt, ta.8a.he. = jug ye, ha.8a,pa,i
= xug nä^, 8i.8iJse, = cC^' x$.
Für die auslautenden consonanten sind oil'enbar die silben-
uiden mit e gewählt, weil dies der schwächste vocal ist^ sodass
es liier gleichsam die rolle eines stummen e hat. Aber auch bei
<iea verbundenen consonanten muss die Schreibweise auf innern
griiiidefl beruhen , aus denen sich die Verschiedenheit der behand-
iiiog erklärt Schmidt hat nun p. 67 das sehr plausibel klingende
priocip aufgestellt, die wähl des Zeichens für den consonanten richte
sick nach dem vocale der silbe, zu welcher er gehöre. Für die meisten
fälle ist das unverkennbar zutreffend ; aber bedenken entstehn be-
soDders bei denjenigen fällen, wo im iiilaute a mit einem folgen-
dea consonanten verbunden ist. Denn wenn hier Schmidt in Wi-
derspruch mit der herrschenden auffassuug silbentheilungen wie
«?«r-iog, fi4iT-&6gy xaria-iaüt und sogar ima- zag (?) aus einer
QDedirten inschrift anerkennt, so hätten dieselben zum wenigsten
*iclit wie selbstverständliche hingestellt werden dürfen. Aber al-
lerdiags scheint die kyprische Schreibweise zu bezeugen , dass das
^ in jenen fällen stärkere beziehung zu der vorangebenden silbe
li^ als zu der nachfolgenden , und liefert damit für die lehre
bitter fehler ist es , wenn i.ki.ma.me.no.8e, 1 , 3. 4 von DS. in Wider-
spruch mit ihrer eigenen regel Ixfiafifihog (also mit mut, c. liq.) ge-
lesen und unter die folgende regel gebracht ist. — Zweifelhaft bleibt
(*^> das DS. der folgenden regel unterworfen haben, indem sie
^•ftJnaMeM^e. I, 21 ^AQafAVivg lesen (Schmidt *AQ(tfjaytvg oder * AQfAtt-
'f^f, ich selbst * AQfAtiytvg) , wogegen Schmidt p. hl ma.na.nie.no. i. in
einer nnedirten inschrift -fÄwafjuvot gelesen und somit fA¥ mit mut. c.
h gleichgestellt hat.
6 Kyprische ioschriften.
voo der silbentheilung eineo beaclitungswerthcn beitragt). Aelio
liches gilt von der mit einem folgenden a verbundenen muta i
e,he,so,8i, I, 31^ von Schmidt desbalb besser Ex^o{v)iSi^ gelesen al
von DS. E^o{v)fft» Es ist aber eine aufTuUende inconsequenz^ wen
Schmidt anderseits ieM,8i,o,u XIII, 2 für -dt^atoi genommen un
p. 60 ausdrücklich die theilung da-x^^oi anerkannt hat; das woi
bedarf einer andern auffassung. Auch scheint es schwer die dure
Schmidt's lesung von a.pi.fi.miJi.^'o.iie. II , 3 als *u4ßdi(iÜ.xwv gc
forderte theilung d-ßd^ den obigen silbentheilungen entsprechen
zu finden; unten wird sich eine andere lesung des namens hei
ausstellen.
3) Es ist klar, dass bei diesen eigenthümlichkeiten der k)
prischen schrift auch nach richtiger deutung der einzelnen zeiche
der lesung ein grosser Spielraum bleibt, zuerst weil die kurze
und langen vocale nicht unterschieden sind, dann weil jedes eii
muta enthaltende zeichen eine dreifache auffussung gestattet, en«
lieh weil es nicht selten zweifelhaft sein muss, bei welchen si
benzeichen der vocal für stumm zu nehmen sei. Dazu kommt no(
die Unsicherheit, welche daher entspringt, dass vor einem folgende
consonanten die inlautende nasale immer und die auslautende o
des ausdruckcs durch die schrift Entbehrt, s. ur. 6. Aber au<
bei der deutung der einzelnen zeichen bleibt mancher zweifei, in
besondere in den kleineren inschriften, welche zum theil wenig
gut überliefert sind, zum theil aber (besonders die paphischen ii
Schriften) von der hauptquelle, der idniischen tafel, sehr abwc
chende zeichen enthalten, deren sichere deutung durch ihre seltei
heit erschwert wird. Es ist deshalb nicht zu verwundern , wei
die beiderseitigen forscher, obgleich in den grundlagen wesentlii
7) Ein anderer beitrag wird dadurcli gegeben , dass das ausla
tende y der präpositionen mit dem folgenden vocale regelmässig
ein Silbenzeichen zusammengefasst wird, einerseits in der zusamme
Setzung wie una,la,lusi.me.na, = iy-akaXia/niya , o.ne.te.he. = 6v-i^r^
(analog auch pa,no,ni.o.ne. = nay'tjJyioy)^ anderseits im eigentlich
präpositionalen gebrauche, wie shu.no. ro.ko,i.se. = 'J}\vy ÖQXots (7J\vy
üuy, 8. nr. 13); ebenso auch überall das y des artikels, wie to.naj
ku,ro.ne, = iby uQyvQoy^ ta,na.ta.na,ne, = ray *A^dyay^ to.na.i.lo.ne,
Tüjy uikiüy, to.nuto.i.e.le.i. = toy V toi tXu. Nicht anders ist in pe.i
ta.li.o.ne. = tiIq (oder ntq) ^Hddhoy I, 27 mit dem q der präpositi
verfahren und mit den muten der elidirten präpositionen in kajeji.jaj
I, 27 = xat'i&^ay, a.po,i. II, 3 = dip* ol und sonst. Dagegen ist ai
lantendea s nie auf gleiche weise bebandeVt, s. ^vl \\i?.<^br. XL
Kypriscbe Inschriften. 7
einversfaiKfen , doch in der deutung* nicht selten anseinander ge-
g:8og«o sindy und wenn sie bald in diesen fällen bald auch in sol-
chen einer übereinstimmenden auffassung mehrfach auch für andere
deotongea [ilatz gelassen haben. Da ich nun in manchen fällen
eine neue richtigere auffassung ausfindig gemacht zu haben glaube
is andern aber schon vorliegende dcutungen weiter bekräftigen za
koBoen, werde ich im folgenden die von Schmidt und Deecke-Sie-
gisaood behandelten 20 inschriften unter hinzufügung einer 21sten
I TM Schmidt nur im original - texte roitgetbeilten der besprechung
, BQtenieben ®). Dabei soll von jeder inschrift zuerst nach dem vor-
I ginf>;e von Deecke-Siegismund der text mit Umsetzung der silben-
I Kicheo in lateinische schrift wiedergegeben werden , wobei die
ttouis immer auch als media oder aspirata gefasst werden kann.
i Auch die für das verständniss sehr förderlichen divisoren, d. h. die
I treaooDgszeichen, wodurch in den meisten inschriften die einzelnen
I Wörter cNler auch complexe enger verbundener Wörter ohne strenge
CQQsequenz gesondert werden (bei Deecke-Siegismund zum theil un-
gciKuier behandelt), sind sorgfältige wenn auch nicht der form
B>cli, wiedergegeben. Kine zweite columne enthält den in ge-
vöboliche griechische schrift übertragenen text^ welcher möglichst
<iie wirkliche ausspräche darstellen soll. Diesem sind dann auch
<iie Varianten (doch s. unt.) von Deecke-Siegismund und Schmidt
beigegeben, aus denen sich zugleich die abweicliungen des la-
teinischen textes von dem bei Deecke-Siegismund erkennen lassen.
Id klammern habe ich auch die lesungen in Schmidt's erstem nach-
te zugefügt , insoweit sie von denen der hauptarbeit wesent-
licher abweichen, damit erkennbar werde, in wie weit Schmidt's
fonchuDgen von den Strassburgern benutzt werden konnten. Bei
^ wichtigsten inschrift , der idalischen tafel , ist weiter eine
wörtliche Übertragung in die xo^vrj angehängt, um als kurze er-
l^teruog der eigenthümlichen kyprischen formen und ausdrücke
8) Ausser den schrifteii von Brandis, Schmidt und Deecke-S legis-
attnd haben mir leider nur sehr wenige hülfsmittel zu geböte ge-
standen, nämlich aus dem haupt-quellenwerke Numismatique et In-
*^]ption$ Cypriotes. Par, H, de Luynea, 1852 sorgfältige durch-
«ichnunffen der inschriften, die mein alter freund geh. archivrath
9«>tefend froher fQr sich gemacht hat, und Inscriptions Cypriotes in-
«Atet. Par M. de Vogüe im Jonmal Asiatique. Sixiferae Sörie. Vol.
^ (1868) p. 491-50i? mit PL IIL IV.
8 Kyprische iDscliriften.
zu dienen, nur aus diesem gesicbtspuncte zu beurtlieileu. Bei jede
insclirift folgt endlich eine genauere Besprechung der zweifelha/^
teren puncte.
4) In dem texte mit lateinischer schrift bin ich von dem ver^
fahren der strassburger formal in folgenden stücken abgewicbeiu
Zuerst habe ich die einzelnen silbenzeichen lieber mit Brandis durch
puncte als durch striche gesondert. Ferner habe ich die stummeii
vocnle nicht durch die schrift kenntlich gemacht, weil dieser text
ja nur den Originaltext ersetzen soll^ dessen zeichen jene stumm-
heit nicht erkennen lasseu. Endlich habe ich, was wichtiger, den
fünften vocal nicht durch y, sondern mit Brandis durch u wieder-
gegeben, um nicht der entscheidung der frage vorzugreifen, ob
dieser vocal im kyprischen dialekte den gewöhnlichen laut des
griechischen v gehabt habe oder den älteren laut des lateinischen
und deutschen u, der im französischen und holländischen gleich-
falls zu dem von y abgeschwächt ist. Im griechischen hatten
einige dialekte die ältere ausspräche beibehalten, namentlich der
bÖotische, bei dem sie gewöhnlich mit rücksicht auf die bei den
gebildetsten theile der Griechen herrschende ausspräche durch die
Schreibung ov (auch für das kurze v) ausgedrückt wurde, s. Diall.
I, 180 ff., 196 ff., II, 519, ganz so wie am gewöhnlichsten bei der
Übertragung römischer namen und wÖrter in griechische schrift, s.
Corssen ausspr. 1, 344; ferner der lakonische dialekt, für dea
zahlreiche glossen dieselbe Schreibung mit ov bieten Diall. II, p. 18.
Aber hier zeigen jüngere Inschriften auch ein o statt des kurzen
V, das gleichfalls nur für eine andeutung der alterthümlicheu aus-
spräche zu nehmen ist, wie auch nicht selten das lateinische ü in
griechischer schrift durch o wiedergegeben ist, s. Corss. I, 345. Es
ist aber keinesweges anzunehmen , dass überall , wo das v in der
schrift beibehalten ist, auch die attische ausspräche desselben ge-
herrscht habe, wie denn die böotischen iuschriften zum theil und
die älteren lakonischen quellen das v zeigen , ohne dass eine Ver-
schiedenheit der ausspräche von dem ov denkbar wäre. Man darf
mit ziemlicher Sicherheit annehmen, dass so alterthümliche dialekte
wie der eleische und arkadische , obgleich ihre quelleu durch die
schrift keine abweichende ausspräche des v erkennen lassen , doch
dessen alten laut bewahrt haben. Zu einer Veränderung der
schrift war hier hei der entfernuug von dem attisch-ionischen ein-
Kjprische insclirifteo. 9
eben so wenig' Veranlassung als bei den Lakonen, deren
«isspradie nur Ton den gprammatikem durch ov bezeichnet zu sein
«h&aL Dasselbe gilt im vollsten masse von dem kyprischen dia-
lekte, fiir den sich überdies noch bestimmte spuren der alten aus-
fprlche finden. Dahin gehört zuerst das in den kjprischen glossen
hn Hesjcbius nicht selten erscheinende o für v, s. M. Schmidt in
Zeüschr. f. vgl. SprW. IX, 366 ; denn dasselbe wird wie in den
obi^n fallen nur für einen ansdruck der alten ausspräche des v
n nehmen sein , weshalb auch die Inschriften kjprischen dialektes
keioeo wandel des v zeigen. Ein directerer beweis für die alte
aonfirache des fünften vocales im kyprischen dialekte ergibt sich
aber noch , wenn von mir (s. unt. zu 1 , 16) richtig angenommen
ist, dass die hesychische glosse ^ovffßt : J^a/fia^, welche das
Mfflitische wort zkis, suza darstellt, dem kjprischen gebrauche ent-
wmmßa und auf der idaliscben tafel diese mnnzbenennung zweimal
(I) 16. 26) durch ein für zu, zu nehmendes zeichen mit der bei
geldaii|rabeo üblichen abkürzung angedeutet sei. Ueber eiuen an-
^ ähnlichen fall s. zu inschr. V.
5. Auch der text in griechischer scbrift hat einige solche
■ehr nur formale abweichungen. Zunächst ein äusserlicher prakti-
Kber g^nd hat mich veranlasst statt des i suhscriptum überall
cio I adscriptum zu setzen , wie es nicht allein die alten in-
>chnften in der nnzialschrif^ bieten^ sondern auch in der cursiv-
Kbrift die älteren liandschriften , nämlich weil einigemal jenes »
fM^t zu anfang einer zeile steht, während ich doch zweckmässig
§)C&nden habe auch in dem griechischen texte die zeilen scharf zu
*<>Bdeni. Es empfiehlt sich diese ältere Schreibung aber auch in
^ hinsieht, dass sie deutlicher erkennen lässt, wie dos mit langem
voctle verbundene f, was freilich überall für die ältere griechische
Sprache gilt, keinesweges für stumm genommen werden darf, son-
dern nur für schwachtönend, mag es auch dieses schwachen lautes
^cgen zuweilen abgefallen sein. Ueber seinen mangel im dat. sing.
^ beiden ersten declinationen s. unt. nr. 8; ausserdem fehlt es
ia der 3 sg. cojij. inschr. I, 12. 24. 25. 29, wie häufig im dori-
*^ dialekte Diall. II, p. 36, 3. Ein bestimmteres merkmal für
^ tonen dieses i im kjprischen dialekte bietet die idalische bi-
""Siuii II, 4, wenn hier das letzte zeichen des vermeintlichen jv^f}
"bweicbeod vod der gewöbalicbea and auch in dieser insclifift
10 Rypriscbe insckrifteo.
inelirfach erscheinendeo gestalt des i. nach Deecke-Siegisinuud p. 22£
vielmehr dem von Deecke-Siegismund auf der idalischeo hronze^
tafel als ji. gelesenen (s. nr. 1 1) gleich ist (Schmidt hat in seioem
texte freilich das gewöhnliche zeichen). Wenn nun Deecke-Siegis-
mund nichtsdestoweniger dieses zeichen als i, und zwar als i sulh
scriptum anerkannt haben, so scheint mir doch die natürlichere und
fast unabweisbare annähme vielmehr zu sein, dass hier gerade eine
ältere dreisilbige form für Tt/;^(x erhalten sei. Dagegen spricht
keinesweges, wie Deecke-Sicgismund geglaubt haben , der umstand,
dass das nebenstehende adjectiv äys&a (richtiger ä^u^at) das ge-
wöhnliche i. zeigt; denn ganz in derselben weise haben die lesbi-
schen dichter im dat. pl. das adjectiv mit der abgekürzten endung
mehrfach zu dem Substantiv mit der alteren volleren endung ge-
stellt, wie igdraig yioßatai, uf^egCoig ßgoTOKTt, s. Diall. I, 112.
Wenn aber der kyprische dialekt zur zeit jener inschrift noch eine
endung des dat. sg. decl. I (oder vielmehr des locativs, s. nr. 8)
auf -aj» kannte und wenigstens in einer feierlichen religiösen for-
mel verwandte, so ist um so weniger zu glauben, dass in der ge-
wöhnlichen endung -ui das i ganz stumm gewesen sei.
6. Eine andere wesentlich nur formale abweichung des grie-
chischen textes bezieht sich auf die in diesen Inschriften erschei-
nende eigenthümliche behandlung der nasale. Dieselbe ist nämlich
vor einem folgenden consonanten im inlaute niemals ausgedrückt
wie aM, = ävi(j a,io.ro,po,sc. =• uvdQwnoQ, a.ti.rlja.ta.ne, =
dvdQtävtaVj pe.pa,meso,ne, = nffinafiigvuvj auch to.te. = lovät
ebenso wenig aber im auslaute der präpositionen h = iv unc
7f\vv (= cvv, 8. nr. 13) und des urtikels vor dem folgenden eng-
verbundenen Worte consonantischcn anlautes, wie uiu,ha.i, = U
tvxa^^ slm,tu,\ia,u = TSvv iv^öit,, toJio,ro,ne. = ror jjfw^or, tcpcui
toAie, = TCüv 7iuC3ijt)v y ta.po.to.U.iie. = mr utoXiv. Nur in tut
mg ^Hddhov 1 , 27 , wo die Verbindung mit dem zunächst foK
genden worte loser ist, hat der artikel die nasale bewahrt An
derseits aber fehlt dieselbe auch dem relativum in to Jipei&ffMii
I, 21. Deecke-Siegismund und Schmidt haben sich nun übereio
stimmend dahin entschieden, dass in jenen fällen nicht ein vollstän
diger schwand der nasale anzunehmen sei , und haben sie deshal
in der griechischen schrift ausgedrückt, nämlich Deecke-Siegisman
überall durch ein eingeklammertes (v) , Schmidt aber fast .
Kjprisclie ioscbrifiteo. 11
eio/Bcb dorch die ergänzte nasale unter ausdruck der euphonischen
renraiHl/uogen in y und ^ \ Es ist aber klar ^ dass die nasale,
weoo auch nicht ganz unterdrückt, docb nur einen sehr schwachen
bot gehabt haben kann , der dazu berechtigte sie nicht für einen
Tolleo consonanten zu halten und in der schrift unberücksichtigt zu
lassen. Dies haben auch Deecke - Siegisoiund , die sich über die
laelie p. 231 sehr richtig aussprechen, mit ihrer art der schrei-
iwDjjf gemeint Aber diese ist ziemlich unbequem, und da die ver-
tcbwiegene nasale der kjprischen inschriften eine augenfällige ähn-
Udikeit mit dem anuswara des Sanskrit zeigt, so habe ich es für
das zweckmässigste gehalten für dieselbe diese sehr sachgemässe
nod praktische bezeichnung zu wählen. Es entsteht aber noch die
frtge, ob die Unterdrückung der auslautenden nasale in der kypri-
icbeo schrift sich wirklich , wie Deecke - Siegismund und Schmidt
ugeoonraen haben, nur auf die obigen fälle beschränke. Aller-
dings ist in den meisten andern fällen das schliessende v auch vor
consonanten bewahrt, wie t3' x^qo¥ xov I, 8, jw' TraCSioy räfv
I) 11. Aber es ist doch nicht zu verwundern, wenn jene entschie-
dene neigung zur abschwächung der nasale sich wenigstens in ver-
einzelteren fallen auch auf den auslaut selbständiger Wörter er-
i^kt hat, wozu schon der erwähnte fall mit dem relativum einen
^liiergang bildet. Es werden sich aber zwei fälle finden, Inschr«
1} 19. 21 , wo bei unbefangenem urtheile der mangel des v im
Acc sing. decl. II bei Substantiven anerkannt werden muss , . und
ftosserdem inscbr. IV ein l für das enklitisch angehängte prono-
neBlv.
7. Nicht so ganz nur formaler natur ist meine abweichende
icbreibuDg in bezug auf eine andere scheinbar entgegengesetzte
^ndieioung, die das v in diesen Inschriften zeigt, in zahlreichen
^len hat nämlich, wie von Deecke-Siegismund p. 232 ff. richtig er-
■^■nnt ist, der gen. sing. decl. II durch anfügung eines v die endung
~ov erhalten. Es gehören dahin noch einige fälle mehr, als von
9) Dies wird durch jäy nig *Hdulioy 1 , 27 (wo freilich Schmidt
K^n das ausdrückliche zeugniss des schriftzeichens rafi) nicht em-
^ohlen, und Deecke-Siegismund scheinen den euphonischen wandel
^ die verschwiegene nasale gerade wegen ihrer nicht consonanti-
•cben natur mit recht in abrede zu stellen. Uebrigens hat Schmidt
ohne consequenz zuweilen den arükel anaccentuirt mit seinem nomeiv
ytthaden, einigemal aucJi die nasale eingeklsLmmert.
12 Kyprisclie inschrif^eo.
Drecke -Siegismii od anerkannt sind, nämlich: I, 1 ju* nioJu^
2, ^OvdCi'kov toy ^Ovaatxv TtQiüVy 4 uv€v fjtia&wv, 5 ai#
z(3 fjnffd-civ xä ^a'jl ru ifXVQ^^» ^* ^ 'a'u rtJ uQyvguir
TUjis TÜJ tuXd'jwVf 11 TW' nuCdcjv iwv ^OvuaixvjTQutv,
15 u'tI tu ij^riQUiv Tt3 fuC&ojVy 19 Oogpov tov Qvpk-
fiCwp (?), 23. 24 loff naCdag Tog ""OyualXwv, 25. 26
uQyvQwv (während z. 6. 13. 15 in derselben Verbindung ugyvQut),
30. ol ^Ovaa^xvtiQvjp naCdig; II, 1 KsTtujv xd ^HdulCmv,
2 TCtf ninufiiqvjv, 3 o ^Aß idhfjkCXxwv, X ^Ovutsi^
potxog b 2t ad polxiüVy XVII ßaa^l^og ^ExBTCfiwv. Die
Sache ist vollkommen evident und in Wahrheit das ci des columbus,
was aber dem Verdienste der strassburger herren durchaus keinen
eintrag thut M, Schmidt, der sich diese eutdeckung hat ent-
gehen lassen, und in jenen formen überall gen. plurulis anerkannt
hat, ist (um anderes zu übergehen) nicht allein gezwungen ge-
wesen die wunderlichen plurale ugyvgot und /jua&oC (s. Deecke-
Siegismund) zu dulden, sondern in verschiedenen fällen sogar zu
ganz desperaten erklärungen seine Zuflucht zu nehmen, s. unten zu
I, 1. 3. U, 3. X, wie auch I, 6 zu der dreisten lesuug von kK
als TcJv vor einem vocale. Auch in Nuchtr. II hat sich Schmidt
noch nicht entschlossen die richtigkeit der entdeckuug anzuerken-
nen, sondern nur diese frage der singular-genetive „mit v ifthc/^
als ;Eweifelhaft zu bezeichnen.
Etwas ähnliches findet sich nur im arkadischen diulekte, wo
in TUßpl tut im^afifü) Teg. 38 von Deecke-Siegismund richtig
TWV'i für lat'l anerkannt ist; sonst haben diese gcnetive hier re-
gelmässig den ausgang -co, einmal -ov> Mit recht haben sich nun
Deecke-Siegismund gescheut in diesen formen ein ephelkystisches i
anzuerkennen , weil dies gerade den kyprischen inschriften in
stärksten masse fremd ist (s. unt. zu Inschr. XIX. XX), abei
auch keine andere erkläruug der auffallenden erscheinung versucht
Es fällt aber auf dieselbe einiges Kcht, wenn man bedenkt, dasi
asy griech. og, ursprünglich die allgemeine casusendung für dei
gen. singularis ist, die ihr g ausser decl. Ill und den femininei
von decl. I (wo aber der arkadische dialekt -av aus -ao) auch ii
manchen dorischen formen der pnmomina erhalten hat (Diall. II
^4S ff,,), uad dass ein alter ausgang -w^ vm ^^\i. Ävw^nVaris decl
Kyprisclie inscbriften. 13
IJ gemi dem -ug der feminioa in decl. I entspricht Danach be-
greift es sich, dass in den kjprischen formen auf -(av das v nicht
oeo xogefiigt, sondern an die stelle des älteren g getreten ist, ge-
nüge wie in der verbalendung der 1 pluralis -fisv ^=: skr. -mas,
kt -mus, dor. -fitg, in dem adverbialen vsuffixe -d^sv = skr. -la«,
iat -Ins, und in manchen vereinzelteren fällen, wo zum theil auch
gmde dorische dialekte das v haben, wie dor. niqvug = iti-
fMn(r), uU^ = aUv, ivdog = Xvdov, dagegen rhodisch und the-
niseh i^äv = i^riq^ rheginisch av^if = av&ig^ s. Diall. II, 87.
Bei solcher natur dieses v ist aber kein gprund es mit Deecke-Sie-
gissund wie einen überflüssigen zusatz durch kleinere schrift aus-
nsundem , und ich habe es richtiger mit den andern buchstaben
•is vollberechtigt in reih und glied gestellt.
8. Die Zweideutigkeit aller vucale hinsichtlich ihrer quan-
tität bringt für die Umschreibung in gewöhnliche griechische
Schrift mehrfache zweifei. So zuerst im dat. singularis decl. II.
Beecke-Siegismund haben hier das -^X der inscbriften regelmässig
oiiDe weitere rechtfertigung durch das gewöhnliche -m wiederge-
gd)en und nur inscbr. ill einen locativ ^Edahot anerkannt. Da-
gegen Schmidt hat nach analogic des böotischen und arkadischen
diftlektes überall -o» vorgezogen, s. p. 81. 82. So sehr dies aber
Ulf den ersten blick durch die enge Verwandtschaft des arkadischen
direktes empfohlen wird , so entstehen doch gewichtige bedenken
darcli diejenigen falle , wo jenen dativen das schliessende ir fehlt,
Däalicb II, 3 zcü ^AnXvjn iw '-^^-, XII tw* ^ttj raj '^/rÄwi'i,
XIV, 3 TW ^AnXiZn, X. XI rw 'Ykdjüij XIII, 3 reo 0$is-
Itslun XV, 3 TöJ MttyrjQdoj VI! tw poCxaji. Denn wälirend
iwi der Schreibung -o) oder besser ^wt sich der abfall des $ als
^ioes stumm gewordenen begreifen lässt, ist bei anerkennung der
Aussprache -o» das schwinden des p, von Schmidt immer durch ein-
g^lammertes $ bezeichnet wie loij), geradezu unverständlich.
I^reilicb haben Deecke-Siegismund ein solches auch fur den rela-
^veo plural oT I, 31 angenommen, aber, wie sich zu der stelle
zeigen wird, entschieden irrig. Die sache bedarf aber einer etwas
gräodlicberen Untersuchung, für die der von Deecke-Siegismund in
^otdir. Ill richtig anerkannte locativ ^EdakioX (^HSahroT) einen
t^teo ausgaogspunct bietet. Es ist nämlich ein solcher kypri-
"^ locativ auch \d /uoz^'^ - ^"^OQ • Hdfio^ Hes. (= |Liv;[0i)
14 Kyprische Inschriften.
erhalten, and es wird sich bei der Besprechung der einzelnen
Schriften ergeben, dass nicht allein auch ^AfivxXot II, 3 für c
ähnlichen locativ zu halten sein dürfte, sondern dass auch in
rol ^(OFi joi ^^kdngtuTcih und I, 31 jol ^(Oki roT '^HiaXirjj^ e
locative vorliegen, und dass somit der locativ des kjprischen
lektes sich nicht bloss auf Ortsnamen oder vereinzelte advei
lischc bildungen erstreckte, sondern dem Sanskrit entsprechen!
allgemeinerem lebendigen gebrauche geblieben war. War dies ;
der fall, so wird man diesen locativ mit grösster wahrscheini
keit auch in der Verbindung mit der proposition iy = iv anzi
kennen haben, mag nun der sinn ein streng localer sein, wie I
^ jul ih$ und I, 20 ^ 2Cfiidoq ugovQui^ oder ein temporaler
I, 1 ^ joT 0, piTH, oder ein sonst übertragener wie I, 3 h
fAdxät und in der formel l tvxüi XI. XVIII, 2. XIX, 4, ?•
Xäi aCadui, XIII, V tvxäp ä^a^di 11, 4. Der locativ ist i
auch in der merkwürdigen construction der präpositionen äno
|| (kyprisch unv^ US) mit dem scheinbaren dative anzuerkeo
welche der kyprische dialekt mit dem arkadischen gemein hat,
1, 5 ills wX foCxot ToT ßaCtXrjpoCj I, 1 1 iJS toi X^Q^^ roids, I
utp ot, I, 8, 17 unv IUI C«* t«* ßaCt^Xtjpog zui (17. 18
MaXavfjü^ lui neöfjät), I, 24 i71\ xut ^ui xaldi. Es ist ders
fall wie bei den ausdrücken von da, engl, from there statt
älteren von danfnenj, from tlusnce, indem auch hier die präposi
der entfernung mit einer locativen form auf die frage wo 8
mit einer ablativen verbunden ist. Es ist nuu aber sehr bei
tungswerth , dass in allen jenen fallen, wo ein locativ anerki
werden darf, niemals ein sctrwinden des f stattgefunden hat, w<
in decl. I noch in dcci. II, und dass dasselbe in der schreib
tvxajt II, 4 (s. ob. nr. 5) noch besonders gekräftigt ersclii
Ganz anders steht es mit den übrigen fällen des dativs. Zu
mit denjenigen, wo der echte alte dativ, dem des Sanskrit und
lateinischen entsprechend, anzuerkennen ist. Bei diesem sind s(
vorher zahlreiche beispiele des geschwundenen » aus decl. 11
gebracht (alle in weihungsformeln) , und damit stimmt aus dei
Tcc ^Hmva Tui III, 1 und das von mir als dativ anerkannte
X^Xu inschr. X. Nicht anders aber steht es auch mit dem
strumentalen gebrauche des dativs, der besonders bei der pri
jsitiou ffi/y klar ist. Denn die formel TAv* rvxäh zeigt inschr.
Kjprisclie inschrifteo. 15
«tt^rdings das i, entbehrt aber desselben in Thi' xv^o. XV, 4, und
L m Xli , 3 wird danach dos vor tv^vt stehende unklare zeichen
l {\eicbfalk für 7Av* zu nehmen sein. Es lassen sich hieraus fol-
■ gende Schlüsse ziehen. Zuerst dass der kjprische dialekt in decl.
II eioen auf -o» ausgehenden locativ bewahrt hatte, ganz der alt-
iadisehen endung k (aus aA) entsprechend , bei dem ein schwinden
des ( nicht eintreten konnte. Ferner dass umgekehrt der eigent-
fidie dativ dieser declination auf -uti ausgegangen sein muss, weil
bei diesem das schwinden des t nicht selten eintritt. Der ausgang
-CM erklärt sich aber fiir den eigentlichen dativ daher , dass hier
der alte kennlaut a mit der dativ - endung b = al contrahirt ist,
ibo OM aus a-al. Die form ^ur den instrumentalen gebrauch ist
io decl. II nicht nachzuweisen, wird aber wie sonst mit dem echten
datif zusammengefallen sein, wie sie denu auch in decl. I mit die-
ten die Schwundfähigkeit des i, theilt. Sonst musste in decl. 1
der ausgang des locativs aus d-i (s. jedoch nr, 11) und des dativs
103 d-a» wesentlich auf dieselbe form -ä» hinauskommen. In decl.
III zeigt auch der kyprische dialekt den dativ mit der eigentlich
den lorativ zukommenden endung -i. Jedoch hat sich die eigent-
lidie dativ-endung -f* = skr. -«f, lat. -l in dem compositum Ji-
p((9tfitz I, 21 (vgl. XU, 1) erhalten, wie nicht minder in der
naneosform JuiTgitpr^gy die in alten attischen inschriften erhalten
und auch bei den attischen diclitcru (statt JiTiQirfrjg) durch die
lan^ der zweiten silbe bezeugt ist, s. Thes. II, 1470 A. Spuren
derselben auch in der homerischen spräche habe ich Fhilol. IV,
594 nachgewiesen, l-eber den pluralen locativ lässt sich aus den
kjpriscben inschriften nicht urthcilen. Während nun also der ky-
prische dialekt in decl. II einen locativ auf -oi neben einem dativ
ttf -UM hat, gewöhnlich aber jener in die form des dalivs aufge-
gugen ist , scheint umgekehrt im arkadischen dialekte der dativ
^ fom des locativs angenommen zu haben ; denn während die
^Te auf -0$ in der Inschrift von Tegeu allerdings meistens lo-
^eo sinn zeigen, scheint I. 20 ö^xuoriJQiov to ytvofxevov loT
'^{^» mg ^afiCav doch nur für einen echten dativ gehalten wer-
^^ ZQ können. Im bÖotischen dialekte erklären sich die dative
^f -Ol aus einer Verkürzung des ersten vocales im diphthonge
«H. 8. Diall. I, 193. 194.
9) Zweifel aber die wähl des langen oder kurzen voctt\es
16 Kjpriscbe Inschriften.
können ferner auch bei den casus und derivaten der Wörter an
-tvg eintreten. Deecke-Siegismund und Schmidt haben hier gletdb
massig das c vorgezogen, wie ßuaMpogj KBJtipsg, Uq^ijav I, 2i
{jkiquav Schmidt), der letztere p. 84 mit dem eingestanduisse^ dan
die frage schwierig zu entscheiden sei, aber in der meinung, da«
auch die Sprachforschung die formen mit a fordere. Wenn danil
die spraclivergleichung gemeint ist^ so hat diese über jene schwie-
rigen bildungen doch nur sehr unsichere, schwankende und nichtv
beweisende vermuthungen vorgebracht. Innerhalb der griechisclieH
Sprache aber weiset alles darauf hin, dass vielmehr der lange voea
der ältere sei. Denn bei Homer findet sich ausser dem diphthoB-
gischen cv und £» (wie ßaCfXna) der kurze vocal bis auf gana
vereinzelte ausnahmen nur in eigennamen, denen immer eine grö»
sere freiheit gestattet zu sein pflegt. Später erscheint dann dea
lange vocal entschieden vorherrschend gerade im lesbischen uuM
als £f im böotischen dialekte (Diall. 1, 117. 205), die besondein
viel alterthümliches bewahrt haben, und auch die attischen deeli*
nations-formen lassen sich nur verstehen , wenn man ältere mit i
zu gründe legt, s. m. Griech. formen!, p. 174. Man wird h\m
anzunehmen haben, dass in diesen Wörtern der diphthong «v ain
fiv geworden ist^ gerade wie der jüngere lonismus auch rsvg fui
vrfig hatte, und wie überall in diphtliongen der erste lange voca
sich sehr leicht verkürzt hat. Die Verkürzung vor dem conso*
nantischen (später ausgefallenen) p hat gleichfalls in der decli-
nation von vrfig y und zwar schon bei Homer, ihre analogic. Bei
der altertbümlichkeit des kyprischen dialektes hat man nun allefl
grund für denselben das ältere rj anzuerkennen^ und dem tritt auck
der nächstverwaudte arkadische dialekt nicht hinderlich entgegeo,
da aus demselben über die gestaltungcn der wÖrter auf -avg niditi
bekannt ist als die auch dem kyprischen dialekte (inschr. XVIII)
gemeinsame nomiuativ - form Ug^g. Diese aber führt gerade a«f
eine alte form -rjvg zurück, und es ist sehr wohl denkbar, daai
in den kyprischen inschriften und nicht minder bei Homer bei die-
sen Wörtern und ihren derivaten auch in dem diphthonge eigent-
lich das ri richtiger sei.
10) Mit besserem rechte haben Schmidt und Deecke-Siegisnioad
den kurzen vocal in der endsilbe des acc. pluralis decl. II voll-
zogen, wie jog xuatyvijiog, beiderseits unter berufung auf die ana«
Kjprisclie iosciirifteo. 17
Wgie d« arkadischen dialektes, und mit derselben rechtfertigung
Wbea Deecke-Siegiflmund audi ixfp I, 10. 22 s= ^«»v geschrieben,
wikrend Scbmidt bier inconsequenter weise i^rjv gesetzt hat, aber
p. 84 auch i][iy fur xulassig hält Für die Verkürzung der end-
lifte hätte aber ausser dem arkadischen dialekte auch in den glos-
fCD Hesjcb. Ian6&' ignsg : no&ir ^xBtg. nuy>$oi und ät(xsg:
. . . ttjrovcig. KvUQiOi (s. zu I, 16) eine gute stütze gefunden
werden können. Denn die endung -cg für -e«g in 2 singularis
ingt dafür, dass der kyprische dialekt die auch in einem theile
4er dorischen dialekte bald stärker bald schwächer erscheinende
■eignogf zur Verkürzung der auf g und v ausgehenden endsilben
(f{^. DialL 11, p 21) in besonderem masse besessen bat. Der
glosse ei ßoki : iC &ilHg. Kvngto^ traue ich nicht genug, um
Uer mit M. Schmidt Zeilscbr. f. vgl. SprW. IX, 366 sogar auch
die Verkürzung der vocalisch auslautenden silbe anzuerkennen,
■udicfa für ßoXik, was Bergk geradezu bat herstellen wollen;
■ir scheint die besserung ßoXkui noch wahrscheinlicher. Wenn in
dea glossen a^^<£e«y : ^«^^ovr. Kfingtot (nach av&oqov ^ wes-
Ub Salmasius richtig al^qt^Hi) und S u fAut g Ct^fi^v : to avvuyHv
ror Jij/^ritQiaxdi' xagnov. KvnoiOt diesen kypriscben verben die
iifioitif-endung -eiv gegeben ist, so ist dies nur, woran M. Schmidt
•• a. 0. nicht hätte zweifeln sollen , eine sehr gewöhnliche unge-
■Migkeit der glossographen , die nur den kyprischen ausdruck ins
^t fassten und ihn dabei in der gemeinen form des inllnitivs
iiffobrten. Gerade diese infinitive auf -v werden von jener nei-
' fiog zur Verkürzung der endsilben am leichtesten getroffen, in den
Tabmlae Heradeenses z. b. ausschliesslich, s. Diull. II, 176.
11. Deecke - Si^ismund haben besondere silbenzeichen für
j^ je^ p anerkannt, die sich nach p. 222 hauptsächlich mit para-
sitisdier entwickelung des lautes j nach vorhergehendem * (auch
m) finden, während in *ESahfjt und Ugejijuv 1, 31. 20 der ge-
hraneh des Zeichens jL statt i. eine andeutung gebe, dass nicht
diphCbongisch f» zu lesen sei. Anders hat Schmidt über diese zei-
ebeo geurtheilt. Das von Deecke-Siegismund für ja, genommene
erklärt er p. 25. 26. 47 für ein nach -vorhergehendem ^gebrauch-
tes seichen des a und hat es überall durch o wiedergegeben. Das
p. der Strassburger bat er stillschweigend, selbst ohne es in der
leidieiitafel aufzufahren^ als eine blosse modification des gewöhn-
Plulologus. XXXV. bd. 1. 2
18 Kjprische insclirifteo.
Hellen Zeichens för i behandelt, was es allerdings seiner gesta
nach möglicherweise sein könnte. Schon Brandis p. 665 hatte c
fdr ein i am ende des Wortes oder raumes erklärt, wo die erst
hestimmung fär drei unter den vier beispielen des gehrauches paati
keine von beiden fur das letzte, nämlich für das fast zu aafao(
der zeile stehende wort i,e.re,ji.jaMe, l, 20. Aber auch Deecke
Siegismund haben, wie schon oben nr. 5 bemerkt ist, in lii.iba.ji
II, 4 das letzte sonst von ihnen als ji. gedeutete zeichen nur fih
eine graphische modification des i. genommen. Endlich von dei
beiden zeichen, welche Deecke-Siegismuod als je, gefasst haben^ is
das erste 1, 6. 16 von Schmidt angedeutet gelassen und das an
dere in inschr. XVI. XVllI erscheinende, weil er diese inschriftei
nicht behandelt hat, gar nicht erwähnt. Die Schmidt'sche aaf
fassung des fraglichen ja. scheint mir nun sehr wenig glaubliche
zu haben. Denn wie wäre es wol erklärlich, dass um eines vor
hergehenden t willen, das bald durch sein eigenes zeichen ausgs
drückt, bald in andern silbenzeicben enthalten ist, fiir das o eil
ganz anderes zeichen ohne unterschied des lautes gewälilt seil
sollte? Vielmehr wenn nach dem laute t so häufig statt des er
warteten o. ein gänzlich verschiedenes zeichen gefunden wird
scheint mir die folgern ng fast u nah weislich, dass dadurch eine an
veranlassung des vorhergehenden t modificirte ausspräche bezeich-
net werde. Dann liegt aber kein gedanke näher, als dass dem
vor dem folgenden vocale sich ein vermittelndes j angescblossei
habe, wie dem u und v im lateinischen und griechischen nicht sei
ten r und p, z. b. ugtCKvpovia Curt. p. 574, das pamphyliscb«
oQoiißm fiir oQovpm Diall. 11, 44 und gerade auch mehrfach ii
den kjprischen inschriften und miinzlegenden, wie xancx^vpaö^
XIX, 3^ EipiX&ovtoq u. a., s. Deecke-Siegismund p. 222. Ea wiitl
aber II, 1 in dem namen MiXtxjdd^wv^ wie am richtigsten zu lesen,
sich auch ein ja. ohne parasitische natur des j herausstellen, lit
aber die erkenntniss gewonnen, dass die kjprische schrift wirklieh
einen ansdruck für den consonan tischen laut jod hatte, der des
griechbchen anscheinend sonst gänzlich fehlt , so erhält dadurdi
auch die erkennung der seltenen silbenzeicben je. und ^'i., beaonden
nach vorhergehendem », eine stütze. Eine Schwierigkeit madit
dabei, dass nach Deecke-Siegismund für je. zwei ganz verschiedeai
zeichen dienen, das eine I, 6. 16, das andere in den grabschriftei
KjpriBcIie iiuchrifteii. 19
\S\. XVIII, die allerdiofcs audi soost eigenthiimlichkeiten der
Klinft zeigen. Besondere aufmerksamkeit aber verdient das zei-
dran jt^ bei dem nur in 7n6X$jt 1, 6 der parasitische gebrauch
iuk j angenomiB^n werden kann^ in den drei übrigen fallen seines
Yorkomnena. Wenn Deecke-Siegismund in ^Edahij$ 1, 31 und
k^^joy 1, 20, richtiger ^HdaX$l^$ und Ugtjj^jav (s. nr. 9), es
nr itatt i. gesetzt sein lassen, um die diphthongische ausspräche
a SB Terhttten, so scheint mir das wenig glaublich. Vielmehr da
üese bikinngen von Wörtern auf ^evg eigentlich ein p verlangen
■od in den kjprischen inschriften vorherrscliend zeigen, liegt es
ttiie kier in dem j einen Stellvertreter des p zu erkennen^ wie
^esei m der abwandlung jener wÖrter auch der Isis-hjmnus durch
< ersetzt bietet, nämlich ßatfikl^tog I, 19. IV, 1 und yoyiitwv I,
19, und wie auch die für die jüngeren lonier und Aeuler bezeug-
ten fomen ßaaikiiog und ßactXuog (Diall. I, 117) nur aus einem
ilteren ßaöiXijtog erklärt werden können, in dem das t oder eigent-
iidi j ein Vertreter des ursprünglichen p war. Ich habe darüber
ni&er in meinem programme 'Pa (1873) p. 9 gebandelt und finde
jetzt in den obigen kyprischen formen eine schöne bestätigung der
4ert gegebenen darstelhing. In diesen scheint übrigens der wandet
^ f in j durch das nachfolgende « befördert zu sein. Endlich
liiosichtlich der form iv/aj» II, 4, welche ich vorher nr. 8 als
locativ nachgewiesen habe, ist zu beachten, dass schon vor län-
gerer zeit in Zschr. f. vgl. SprW. III, 83 von mir der nach-
web geliefert ist, der freilich keine genügende anerkenninig ge-
^MieQ zu haben scheint, dass die weiblichen stamme der a-decli-
utioD ursprünglich nicht auf d, sondern auf ai auslauteten. Dazu passt
Mo gerade dieser locativ ivxcijh nämlich aus tv^at-t^ ganz vor-
trefflich. Ob in demselben eine dehnung des vocales eingetreten
*ei wie in dem skr. locativ dhardjäm mit der verstärkten endung
laut flieh nicht mit Sicherheit erkennen.
12. Man darf hiernach auch zeichen für jo, ju, vermuthen;
jedoch haben Deecke-Siegismund aus dem umstände, dass überall
eofiseqneot i.o. geschrieben sei, p. 225 den schluss gezogen, dass
eio zeichen fiir jo, überall gefehlt habe. Aber derselbe ist doch
oiebt zwingend, da auch vor den andern voculen das » mehrfach
oJme parasitisches j erscheint, und man wird nur annehmen dürfen,
damt 4am i vor o ein geringeres bedürfniss hatte jene bindung
2*
20 Kyprbche Inschriften.
mit dem folgenden vocale zu suchen als vor a, e, i. Man
daher, da das wort xQ^*fOfjL€vop I, 6 in der Wiederholung dess«
Zusammenhanges 1^ 18 seinerseits mit einem unbekannten zei
statt des o. wiederholt ist, leicht daran denken dieses zeichen
jo, zu nehmea und jjf^at^'ojucfoi' zu lesen als eine präsensbih
mit j. Jedoch wird sich unten zu 1^ 6 ergeben, dass doch
wahrscheinlicher xQ^^tof*i>ov zu lesen und jenes zeichen für
zu halten bt. Ausserdem findet sich dasselbe nur Inschr. VI,
es von Brandis p. 667 nr. 45 wie 1, 18 (hier auch von Sehn
für ein anderes zeichen des o genommen ist, indem er die h
gruppe ohne zweifei verkehrt w d-^ä lies't (von Schmidt i
deutung gelassen), in der nunmehr Zwria als genetiv eines ei]
namens erkannt werden kann.
Ein zeichen für za. ist bereits von Deecke-Siegismunc
demjenigen worte der idalischen tafel entdeckt, das von Bn
und Schmidt r« gelesen ist (I, 8. 10. 17. 23. 24. 28. 30)
es in der melirzahl dieser stellen ganz unverkennbar die bedeui
von Y^ zeigt. Aber es ist eine sehr missliche annähme, dass i
des sonst überall erscheinenden silbenzeichens ha, in diesem w
ohne Verschiedenheit der ausspräche ein anderes gewählt
sollte, und es ist deshalb ein sehr glücklicher gedanke von Dee«
il^iegismänd vielmehr eine eigenthümliche form für yl^ zu m
massen, und zwar ^u, weil einerseits ein zeiclien für za. t
nicht bekannt war, und weil andererseits ein dialektischer gebri
von ^ für y sich rechtfertigen lässt Freilich haben Deecke-i
gismund dafür im gründe nur Uesych. ^€v CuaS' an yivtfua
beigebracht (auch EtM. 408, 39 ^^vta xd ytvw, xal ^evtro
&a§ TO yBficaa&at), da die ausserdem verglichenen arkadisc
formen ^ikkto für ßdlXia, iiQ$&QOv für ßuQa&QOPy im^ageip
imßaQilv weiter abliegen. Aber gerade fur yl^ ist, was ihnen <
gangen , als älteste form djä anzuerkennen, aus der durch y
Schmelzung des dj in g^^) die gewöhnlichen formen yä, yrj, y
10) Ganz analog mit der häufigen und bekannten verscho
zung von dv in b^ nämlich in der weise, dass durch die aufnal
der Spirans das organ der muta in das der spirans gewandelt w
Jene bisher nicht beachtete Verschmelzung des dj in g lässt sich a
in andern fällen erkennen. Namentlich begreift sich so die ident
des präfixes aya mit cfm, C«, da, d ; ferner die auffallende beg
liehe verwandtischafb der wurzeln da^ und yafA, besonders in dd^
22 Kjprisclie inschriften.
durch ye (ayiO'a), indem er es, wie auch Deecke-Siegismund ge
than haben, für das silbenzeichen he. nimmt, obgleich dieses in der — •
selben zejle und in seinem übrigen vorkommen eine zwar ähnlichc^s
aber doch wieder nicht unerheblich verschiedene gestalt zeig^^i..
Eine kyprische form ä^ad-og fur äyad-og , die in Inschr. XUW
sicherer vorzuliegen scheint, lässt sich mit ^cid'iog = ^ydd'ioc
vergleichen, welche Wörter keinesweges composita von 9^i6g, son —
.dern mit uyad-og zusammengehörig sein werden, wie fur ^ydd-ftk^
(statt äydS-iog mit metrischer dehnung) bereits von alten etjmola^
gen und unter den neueren von Göbel angenommen ist. Beach —
tungswerth ist auch Hesych. u^sQog: äyadog, wo die reiheia—
folge das von Alberti verlangte a^etgog empfiehlt. Auf eine wei—
tere deutung dieser scbwierigeu wÖrter mag ich hier nicht ein-
gehen. In 11, 4 wird aber das zweideutige zeichen nun gleieb*
falls richtiger fiir za, als für he. zu nehmen und u^a&a& s«a
lesen sein, zumal da auch die form äy$&6g auffällig ist.
Ein silbenzeichen zu. habe ich I, 16. 26 nach schwächeren in-
dicien vermuthungsweise anerkennen zu dürfen geglaubt, s. unt.
zu 1, 16.
13. Einen ausdruck für den doppelconsananten $ haben Deecke-
Siegismund in einem silbenzeichen xe. anerkannt, das in folgen-
den Wörtern (nach ihrer lesung) erscheint: xuqvI^ V, puval^ U,
2. IX, I? 1, 5. 6. 11. 24, l^oQv^n l 12 (bis). 24. 25, mit vs-
riirter gestalt in 1^- XX, 1, ausserdem nur noch Brandis p. 658
nr. 14 in einer dunklen gruppe Br. Mus. 2. Diese auffassang
des Zeichens scheint besonders durch die kleine bilinguis V ge>
sichert zu werden, wo der in griechischen buchstaben geschriebene
text, in dem doch ohne zweifei gleichfalls kyprischer dialekt xii
erkennen ist, gerade xagvl^ bietet, und so hatte denn schon Birch
das zeichen für £ genommen. Dagegen Brandis p. 658 nr. 14
hat es als g gedeutet und Schmidt, obgleich er anfangs in seiner
abhandlung mehrfach xSqv^ schreibt, in der schrifttafel p. 55 es
als ar erklärt und p. 57 zweifelnd als a oder ce gedeutet, in der
Umschreibung der inschriften aber überall durch a ausgedrückt.
Bestimmt hat sich derselbe in Nachtr. II dahin ausgesprochen, das
zeichen könne nicht für xe. genommen werden, weil in eJbe.so.ai.
= l$o(y)(T»I, 31 (woraus von Deecke-Siegismund p. 225 weniger an-
sprechend nur der mangel eines so, geschlossen ist) und in ta^jn.
bo
Kjpriscbe inschriften. 23
IftlMt.«.«. Xlly 2, das er (freilich unricbtig) In xun^tx^lo^ um-
leirieko iiaty der ansdmck für den laut ^ aus zwei zeicheD zu-
inueiigesetit sei. Jenes zeichen werde einen laut wie im böoti-
icko h, Icc = ^ oder wie das auslautende «r für ^ im italio-
tibt&eo ßdwvug = pdva$ ausdrücken. Kurz er will statt des
4oppdeonsooaDten $ eine besondere art des Zischlauts anerkennen,
die ndb auch in anderen dialekten gefunden habe, aber hier unge-
iin durch € oder ca ausgedrückt sei. Für diese auffassung, durch
wdcbe auch das immerbin aufiFallige, wenn auch nicht unerhörte
^ ror consonanten beseitigt wird^ lässt sich noch einiges andere
MffiUiren. Zunächst dass in der Hesychiscben glosse icnod''
(^3rc(: m^iv ^xci;. DatpiOi (auch von Schmidt anh. II kurz an-
googen), wo i(m6&' offenbar für h no^iv, wirklich ia für 1$
godiriebeo erscheint, und ebenso ausser dem böotischen und tbes-
aliwlien dialecte auch im arkadischen, dem nächsten verwandten
des kjprischen. Ein anderes kjprisches beispiel von «r fur $ bie-
tet sieb in Hesjch. couvu: d^Cytj, ndg>ioty von M. Schmidt in
^iXa gebessert, das für ^vi^krj stehen soll. Aber eine ^vr^Xfiy
eig. ein schabemesser und nach der ähnlichkeit auch eine art von
Itleineo Schwerte, sonst Sqinavov genannt, ist von einer a^(vri
nftr ?erschieden, und es scheint vielmehr klar, dass aouva die
Itjpnscbe form für ein %ouvri von '^im (st. ^ecr) ist, das freilich
oic&t gefunden wird, aber in richtiger bildung das Werkzeug des
lihy d. h. der thätigkeit des Zimmermanns bezeichnet, also bell
oder axt. Schon Engel Kjpr. I, 591 hat codvu auf st. 3AQ
(wol sphalma), ^alvfa, ^oavov zurückgeführt. Ferner lässt die
aicht selten erscheinende Schreibung von ca für a vor folgendem
eoasonanten (Diall. D, 100. 557) die existenz eines dickeren
Zischlautes in den dialekten erkennen, in welchem Boeckh zu C.
J, nr. 25 nicht unwahrscheinlich den laut des alten aan (Diall, II,
88) vemuthet hat, indem er zugleich das iu der deutschen aus-
spräche und zum theil auch schrift vielfach für s vor consonanten
eii^etreteoe tcb vergleicht Diesen dickeren zischlaut nun in dem .
ans £ gewordenen c, ca anzuerkennen ist man um so mehr be-
rechtigt, weil auch das Sanskrit in tihaah = i^, »ex denselben
ilia'gang zeigt. Mit der annähme aber, dass das fragliche zeichen
der kjprischen schrift jenen zischlaut darstelle, lässt das xagv^ in
4er grieehiichen schrift der kleineu bilingnis, über das Schmidt sich
24 Kjprische inschrifteo.
gar nicht ausgelassen hat, sich in der weise vereinigen, dass
ermangelung eines gebräuchlichen griechischen Buchstaben für jei
dialektischen zischlau t als nothbebelf das $ der gemeinen sprat
genommen sei, wie sonst <r oder aay während derselbe zwiscl
$ und a eigentlich in der mitte stand. Am meisten schwierigk
macht das viermal wiederkebrende von Deecke-Siegismund ll^oqi
gelesene wort, über das zu I, 12 genauer gebandelt werden mo
Hier genügt die vorläufige hemerkung, dass sich in demseU
allerdings eine form des aoristus I von einem verhum auf -
finden wird, die denen mit c (älter ca) entspricht, wofür in <
Doris grossentheils $. Man begreift, dass auch hier jener zugle
mit aa und mit ^ nahe verwandte dickere zischlaut ganz am pla
erscheint. Allerdings zeigt die form »auaxBvpaCi XIX, 3 nur i
gewöhnliche c; aber auch sonst sind in diesen inschriften variat
nen des dialekts zu bemerken, und möglicherweise könnte j<
form auch zu einem xuttt(Tx$vd(o gehören , wie in sehr junj
seit ein Imaxsvua» erscheint.
Wenn ich nun also mit Schmidt dahin übereinstimme, dass <
fragliche zeichen nicht den eigentlichen doppelconsonanten ^ e
halte, sondern einen dickeren zischlaut, so kann ich doch ni
billigen, wenn er diesen durch das gewöhnliche a wiedei^egel
hat, weil dabei die eigenthümlichkeit des kjprischen dialekts ni
zu richtigem ausdruck kommt. Vielmehr habe ich geglaubt
der Übertragung der zeichen in lateinische schrift die bezeichno
she, wählen zu dürfen (den zusatz des e verlangt das system <
kyprischen schrift), wie durch sh ja auch der dickere indi»
zischlaut umschrieben wird. In der griechischen schrift aber I
das aus dem alten san gewordene Zahlzeichen sampi TA die bc
lichkeit geboten den kypriscben laut in einfacher weise ansi
drücken.
Nicht minder wird das von Schmidt und danach auch i
Deecke-Siegismund als «u. gedeutete seltene zeichen richtiger 1
s^ii. zu nehmen sein. Dasselbe findet sich nämlich 1, 28 in <
von Schmidt aiv ogxatg, von Deecke-Siegismund awvogxotq {
lesenen gruppe und in einer von Brandis p. 662 nr. 31 aus .
M. 1, 3 beigebrachten noch ganz dunklen stelle, ferner mit mas
variirter gestalt Inschr. XV in der von Schmidt ci(y) vSxf \
lesenen formel und Inschr. XI, wo Schmidt's conjectur nach sei
Kyprische ioschriften. 25
Tersic^og darcb eine bessere collation bestätigt ist. Es be-
tchtiakt steh also der gebrauch des Zeichens zunächst auf die prä-
f9^üm aivy weshalb Deecke-Siegismund p. 224 auch die deutung
4v. deakbar gefunden haben. Dafür ist nun nach dem obigen
^» an die stelle za setzen. Eine form 7t\vv aber, die den über-
ging iwischeo l^vr und cvv darstellt, wird dem kjprischen dialekte
ieidbter zuzutrauen sein als die jüngste verweichlichte form Cvv ^^).
Endlich darf man auch daran denken ein entsprechendes sil-
beozeicbeo sf^. aus den complexen zu entnehmen, welche von
Deecke-Siegismund tHi.na.sa^e. XVI. XVII. und a,na,8a,se, XVIU
gelesen und sinngemäss für pavdccag, ävd(f(faQ genommen sind.
Aber einerseits ist an allen drei stellen das als sa, gedeutete zei-
chen von dem sonst in dieser geltung gebräuchlichen verschieden,
wie freilich auch sonst die paphischen inschriften^ zu denen jene
^i gehören, manche eigenthümliclie schriftzeichen bieten. Ander-
ieiU wird sich alsbald in nr. 14 ergeben^ dass die jenen lesungen
n gründe liegende annähme, in den kjprischen inschriften seien,
wie in den ältesten griechischen, geminirte consonanten nur ein-
fiefa aasgedrückt, auf sehr schwachen füssen steht. Wenn liier-
dorth die lesung mit c<f bedenklich wird, so spricht dagegen für
eio kjprisches pdvalha = ävucaa der umstand, dass auch diesen
fenininen auf -<sad eine form auf -See zur seite steht. Denn dass
a\tJi, fiv^di ufxa^a (von dox, fivx, uy) nicht mittelst eines suffi-
xes ta gebildet sind, lässt sich aus der kürze des a erkennen^ die
öbemll, wo dieselbe nieht einer jüngeren Verkürzung verdankt wird,
mf das suffix -»a zurückweist. Somit wird die endung -^m in
j^en Wörtern nur eine modification der gewöhnlichen -crja und
der nicht selten mit dieser gleichstehenden -^a sein. Unmittel-
barer erscheint jene natur der endung -$a in Hesjch. J a $ « :
^UoLdea. ^HnHQWiaty wo Salmasius nicht übel ddXa^u bessern
wollte, aber auch eine durch ausstossung des A aus 6Xd<^u ent-
ftiadene form erkannt werden kann, wobei denn auch &dXaaaa
in glaablicher weise auf d-kdaau zurückzufiihren ist ; das d- für d
iit nach macedonischer weise, vgl. Üesych. daXdyx^^' &dXua-
11) Wie der echte doppelconsonant { in der kjprischen schrift
dnrch zwei zeichen ausgedrückt ist, wird es nach Schmidt's richtiger
iemerkimg auch mit tp in gleicher weise gehalten sein, wovon sich
aber nocb keine beispiele gefanden haben.
26 Kyprische Inschriften.
cav, MaxtSovtg. Der Ursprung des ^ aus der verschmelxung- ein«
muta mit j, der hiernach in jenen femininen anzunehmen ist, lie|
klar am tage in den ionischen formen ^«^o^^ tQt<SoQ ^i* Statro,
jQiCffog und wird auch am natürlichsten in aXil^w von st. aXtx anef
kannt. Somit habe ich, da hei diesen kjprischen räthseln oboi
einige dreistigkeit nicht auszukommen ist, ein pdvulha anzner-
kennen gewagt, dessen dicker zischlaut 7A auch hier seine Ter-
wandschaft einerseits mit rT<r, anderseits mit ^ bewährt.
14. Schmidt und Deecke-Siegismund haben übereinstimnend
angenommen, dass, wie in der ältesten griechischen schrift, fo
auch in der kjprischen verdoppelte consonanten nur einfach aus-
gedrückt seien. Demgemäss haben sie, während die inschriftea
nur den einfachen consonanten bieten, beiderseits gelesen AniX-
Iwn II, 3. XII, 2 (Deecke-Siegismund p. 238) und 2(fifn6og 1, 20,
und auch haXXaXKJfiiva, wie Deecke-Siegismund 1, 26, ist too
Schmidt p. 65 anerkannt, obgleich dieser in der Umschreibung
huXal- gesetzt hat. Ferner hat Schmidt ^AnoXXijuv VI. XIV, 3,
KMixuiav XV, 1, nsQQ I, 27, anderseits Deecke-Siegismund U-
fiagifiivog I, 4, awvoQxotg I, 28, pnvucoaq XVI. XVII, wacca^
XVIII. Bei der betracbtung der einzelnen stellen wird sich abei
ergeben, dass IvakXaX^a^ivay Ixfiafj^fxirog und avirogxoig zweifellos
irrige lesungen sind, ferner dass die Schreibungen JSCfifudog und
TTiQQ durch den dialekt der inschriften nicht sowohl empfohlen ah
abgewehrt werden, und dass die Schreibung des namens KtVu'
xfxiüv auf höchst unsicherem fundamente ruht, lieber {p)avdaüa%
das noch am meisten für sich hat, ist vorher nr. 13 gesprochei
worden. Es bleibt also nur a,'po.lo,nu übrig, das allerdings nicb
*AnvXu>vi gelesen werden kann, weil diese form weiter keinen an
halt hat, wohl aber^y^^iAcSn; was auch Deecke-Siegismund p. 228fili
denkbar, aber in keiner weise wahrscheinlich erklärt haben. De«
wenn auch bei Plato Cratyl. 405 C. auf das ^AnXmv der meistei
und besten handschriften nichts zu geben ist, so bürgt doch dii
gesicherte thessalische namensform ^ Aiikovv (Dial). I, 220) iiir dai
ältere ^AnXwv (mit schwer zu bestimmenden accenten, da die be
tonung bei Plato keinen werth hat), das nunmehr gerade dei
kyprischen dinlekte vindicirt werden muss, weil die lesung ^AniX-
Xütri mit verdoppeltem consonanten nach obigem in den inschrifite
keine genügende stütze findet. leider findet sich auch anderseit
Kyprische inscliriffen. 27
keio sicheres and entscheidendes beispiel fiir den ausdrock eines
[^■ioiiieo consonanten durcb zwei silbenzeichen. Nur in Inschr.
XFIIf habe ich die gruppe 'i Isu.ru.ro^e,. in der aber die deutung
do dritten Zeichens nicht für sicher gelten darf, ^AyvqQoq ge-
beD. Es scheint aber, da geminirte consonanten nothwendig zu
zwei renchiedenen silben gehören, die sparsamere Schreibung dem
ijllabarischeo Systeme der kjprischen schrift überall wenig zu
Cfltiprechen.
15. Das auslautende <r ist vor folgendem vocale bei der par-
dkd xtt^ abgeworfen in xa Vr2 I, 5 und xa ^HiaXfuiv II, 1 nach
tier richtigeren lesnng (wogegen xüg u I, 2. 4. 7. 15. 16. 27.
sag^Orairtkü)^ 1, 14), desgleichen bei der präposition itog = noog
indem compositum xoixo/JtBrop i, 19. 21 nach der einleuchtenden
dntung von Deecke-Siegismund. Ks zeigt sich hierin ein anfang der
io den ky prischen dialekte der Hesjchischen glossen stark her-
fortreteoden neigung das <r zwischen vocalen zu tilgen oder viel-
■dir nach lakonischer weise in den asper zu verwandeln (s. M.
Scbnidt Zschr. f. vgl. SprW. IX, 367), die sich aber sonst in
den dialekte der Inschriften nicht findet, wie auch die lakonische
noch nicht bei Alkman. Mit jenen fällen haben Deecke-Siegismund
p. 236 auch TU pavdaaug XVII zusammengestellt, wozu nach
Bauer lesung noch ju v^iiQWv I, 5. 15 kommt. Es sind aber
diese fälle, wie schon der mangel des g vor p erkennen lässt,
TOO jenen verschieden, und es ist hier vielmehr eine abge-
K^wächte form des gen. sg. decl. I zu erkennen , die natür-
lich am leichtesten bei dem artikel eintreten konnte. Während
ouillch der ursprüngliche ausgang dieses casus, den wir nach nr.
7 lis -aog zu setzen haben, im arkadischen dialekte gleichmässig
^ nasculinum und femininum zu -av geworden ist, nur den
weiblichen artikel zu^ ausgenommen, bat der kyprische dialekt
^ die maskulina gleichfalls den ausgang -av, nur I, 18 nach
dorischer weise ^Afirivtju und nach meinen lesungen VI, 2 Zoixia^
^Vlll, 2 &ogp^va, für die feminina dagegen -a$, und zwar ge-
wdholich auch im artikel jug. Aber es ist klar, wie leicht hier
eine abscbwächung durch die abwerfung des so wenig constanten
g eiotreten konnte. Sehr bemerkenswerth ist aber, dass das schwin-
den des auslautenden g in einigen fällen auch den nom. sg. decl.
fl getroffen bat, nämlich inschr. Xi ^Aqi^toipdio o AqkCtuyoQav,
28 Kjprische ioscliriften (I).
wo Schmidt durch eine zweifellos fehlerhafte besserungc -rog )
woDoeo hat« XIV, 1 o.na,8uo.ro, | a . . ., wo der von Schmidt |
gebene text deutlich den divisor zeigt, so dass der name nicht i
Schmidt p. 38 für verstümmelt gehalten werden kann, und endli
XU, 1 Ji(fs)C&€iii§ Tvit, wo nach dem Schmidt'schen texte d
q durch einen punkt über dem zeichen mi. angedeutet zu se
scheint; Schmidt hat stillschweigend -&s(jiig gelesen. Nicht gai
gleichartig ist der gebrauch von o für das relative Sg 1, 12, (
hier der artikel mit relativem sinne erkannt werden kann, der fr(
lieh selbst das alte g verloren hat.
16. Ein ausdruck des spiritus asper ist bis jetzt in d
kjprischen schrift nicht gefunden. Die accentuation ist im stärl
sten masse problematisch, und ich wäre deshalb sehr geneigt g
wesen sie ganz fallen zu lassen, wenn nicht griechische schri
ohne accentzeichen dem äuge gegenwärtig gar zu fremdartig c
schiene. Um nun aber irgend ein princip zu befolgen, habe i
die erwägung massgebend sein lassen, dass der kyprische dialc
.angenommener massen (nr. 10) hinsichtlich der endsilben, die b
sonders durch die betonung beeinflusst zu werden pflegen, glei
dem arkadischen am meisten mit dem dorischen dialekte stiron
und habe deshalb, ohne irgend einen werth darauf zu legen, d
system der dorischen accentuation, die von der gemeinen nicht s
erheblich abweicht, zu gründe gelegt; Schmidt und Deecke-Siegi
mund haben dieselbe nur zuweilen gelten lassen , während s
meistens der vulgären betonung folgen.
Die bisher erörterten abweichungen meiner texte von Decck
Siegismund und Schmidt sind grösstentheils , insoweit sie mei
formaler natur sind und häufig wiederkehren, in der Varia lect
nicht berücksichtig^.
Kyprische inschriflen.
I. Bronzetafel von 1 dal ion Luyn. PI. VIII. I \.
(Schmidt 1, Deecke-Siegismund 3).
B.
1. OTS TU flTühv^HdukCtOV XU
A.
1 . o.te. { ta.po.to.li.ne.e.ta.li.o.ne. {
Varia lectio.
Deecke-Siegismund: 1. tudt — '£tf<tUuiy xaußoQxcji^ — |Ma]tfo*.
Schmidt: 1. 'HdaUoy xanj:6QX(ov (xaußoQxovy * to*).
Kjprische inschrifiten (I).
29
kaie.?o.ro.ko.De.ma.to.i. | ka.
stke.tie.?e.se. | i.to.i. | pi.lo.
ka.po.ro.De.ve. te. i. to. o. na.sa.
ko.
2. n.0. 1 pa.8i.le.a.8e. | sa.ta.8i.
ko.fio.ro.se. | ka.se.a.po.to.li.
se. I e.ta.n.e.Te.se. | a.no.ko.
M. I o.Da.si.lo.ne. | to.no.na.
si.ko.po.
3. ro.oe.to.oi.ja.te.ra.ne. | ka.8e.|
to.8e. I ka.si.ke.ne.to.se. | i.
ja.sa.ta.i. | to.se. | a.to.ro.po.
se. I to.se.i.ta.i. [ ma.ka.i. |
Lki.
4. D».me.no.ae. | a.De.u. | mi.si.
to.ne. I ka.8a.|»ii.i. | e.u.ve.re.
Uj5a.tu. I pa.si.le.u.se. | ka.
se. I a.po.to.li.se. | u.Da.si.
5. lo.i. I kajie. | to.i.se. | ka.si.
ke.ne.to.i.se. | a.ti.to.mi.si.to.
oe. I ka.a.ti. | ta.u.ke.ro.De. |
to.Te.na.i. | e.she.to.i. |
6. fo.i.ko.i. I to.i.pa.si.le.vo.8e.|
ka.se. I e45be.ta.i.po.tu.li.ji. |
axa.ku.ro. | ta.l.ta. | e.tu.va.
oo.i.je. I a.ti.to.
7. a.ra.ku.ro.De. | to.te. | to.ta.
Ia.to.ne. | pa.si.le.u.se. | ka.
se. I a.po.to.li.se. { o.na.si.Io i. {
ka.se. I to.i.8e. | ka.si.
^' ke.ne.to.i.se. | a.pu.ta.i. | za.i. |
ta.i.pa.si.le.vo.se. | ta.i.to.i.ro.
ni. I to.i. I a.]a.pi.ri.ja.ta.i. j
to.ko.ro. ne. I
€p6qxov Mddok »aq Kmri-
fsg, r TOi OiXoxvjfQwv pi'
T«s vZ ^vaaayO"
2. qav, ßaifiXBvg ^TuafxvnQog
*äg a nxoXtq ^HduXitjpig
upuiyov ^OvdaiXov liv ^O^a-
atxvM-
3. QutP xov IjaiTiqav xaq zog
xaa^yvijiog Ijda^uh tdg av-
d Qui nog Jog V ra* f^^xut
ixt-
4. fAOfiivog uviv inad^utv, xdg
nät eifgr^idcaiv ßaCiXitq
xdg a ni6}^g ^OvuaC-
5. Xutt xäg To7g xaaiyvijtoig
ai} rm fjna&uiv xu aii tu
vxVQ^^ iopivai lis jol
6. poCxot joi ßuCilr^pog xäg
ilh räi inoXiji agyvgcj t«.
Lta. !j dvpdvoijs ari iw
7. ugyvQwv tljÖs tuj laXuiwv
ßaaifXhvg xag a njoXig ^Ova-
(5(Xun xäg tdig xuai>-
8. yvijjoig unv tni ^tu rai ßa~
aiXTjpog tut loT ^c^vl loT
^AXanqijdzuk to x^^Qo»
Varia lectio.
Deecke-Siegismund : 3. 4. [/iß]/« \x[jjia\fjifiivüg 5. tft vx^Q^^\
OJ. 6. dgyvQto »a' iw. § dv^ayoiji, 7. Tüi{y)d$ icü(v) 8.
"" ^v) iu tgtort ly * AX(f iQijart^t (?)
Schmidt: 2. i^Oyatuxyogov) — *HddXioy {"HdaUtMg) 3. 4. 'Oya-
mmtgoy — {laitgoy) — {l t^ * xq) iyxifia/jiiyog (lx&*/Liiyos) — xaaana*
i9V(^caviv {iv^iftjiäaa*) 5. itofifAiaJ^üjy x«(f) dyu ravxtgaty {xaayrk
ntmgoy) icTol ((*T^) 6. ig {{*) — ttgyvgto J^ \ |— ? rv*yo^*
l^er^go
roi *) — jiZv (tov)
7. {dgyvgoy) tviydt
8. (a* TO,) y« — Ttt Iv TO» %gviy$ {I rw *oa)v») — *Akafjßgidj(u
(aXaßtgtdra),
30
Kypriscbe inscLriften (I).
9. to.oi.to.i. I e.le.i. | to.ka.ra.u.
o.me.Qo.ne. | o.ka.to.se. | a.
1a.vo. I ka.se. | (a.te.re.ki.ni.
ja. I ta.cpi.o.ta.
10. pa.ta. I e.ke.ne. | pa.Do.iii.o.
ne. I u.va.i.se. | za.ne. | a.te.
le.De. I e.ke. | 8i.se. | o.na.si.
lo.ne. I e.tn.se. |
11. ka.8i.ke.ne.to.se. | e.to.se. {
pa.i. ta.se. | to.pa.i.to.ne. | to.
Do.na.si.ku.po.ro.ne. | e.slie.
to.i. I ko.ro.i. | to.i.te.
12. e.slie. I o.vi.slie. | i.te.pa.i. |
o.e.slie. I o.vi.slie. | pe.i.se.i.
o.najsi.lo.i. | ka.se. | to.i.se. |
ka.8i.ke.De.to.i.
13. se. I e.to.i.se. | pa.i.si. | to.na
ra.ku.ro.nc. : to.te. | a.ra.ku.
ro. I ta.l.ta.
14. ka.se. | o.iia.si.lo.i. | o.i.vo.i.j
a.nc.ii. I to.kii.si.ke.ne.to.ne. {
to.na.i.lo.iie. , e.ve.re.ta.sa.tu. |
pa.si.le.ii.
se. I ka.se. | a.po.to.li.se. | to.
ve.na.i. | a.ti. | ta.u.ke.ro.oe.
to.mi.si.to.ne. | a.ra.ku.ro.
pe.lll l.pe.
Il.zu.e. I e.to.ko.i.je. | pa.si.
le.u.se. I ka.8e. | a.po.to.li.8e. |
o.na.si.
lo.i. I a.ti. to.a.ra.ku.ro. \ to.
te. I a.pu.ta.i. { za.i. | ta.i.pa.
si.le.vo.se. | ta.i.ma.la.ni.ja.
i. I ta.i. I pe.ti.ja.i. to.ko.ro.
15.
16.
17.
18.
10.
11.
12.
13.
14.
Toy l JoT iXeti to xQuvofi€-
vov ^SixuTog äXapw xag ra
riQxnja tu imoTu
TtuTu ix^v nuioivMV vccug
fay auXi^y. ij xi (r$^ \}vu-
ChXov r^ log
naaiyvriTog ij Tog naCiag
T(S natdwv twp X^vaaixv-
itQOjp Üh Toi x^Q^^ TOiSe
t7hu)pt7hri, Vrf HMy 5 IThw-
p(Tt\ri, TtfCffH ^OyafffXwi xa^
ToTg »aff^yt^TOi^
g fj ToTg nMCi Toy ugyvgov
ToSs, ufjyvQut ra./.ra.
oXpwt
xag ^Oyuff(X(Mt$
TctJ' »nta^yyjJTVJV imv
ipf^TjToiauTv ßafftXiv-
afXwp
15. g xa^ a nioXtg Sopiyat
\iil ju ifx^igwy tlS fA^a&wy
16. // ^v.Tj. 17 dtvxotft ßuaiXtig
xag ä TTTohg ^Oyatrt-
17. Xutt ^xtI Tüß uQyvQoa rwii
änif Tün ^an Tat ßaaiXl^pog
Tut MuXavtjä'
18. k Tut TTtdCjdt To x^Qoy to
Varia lectio.
Deecke-Siogismund: 9. *0(i')x«(i')fof «A^oj 10. nay iSy$oy 12,
i^oQv^ti, lifi na o i^oQv^»! 13. aQyvQvt la ra. 15. 16. i«
v/jjßwv] om. — To(y) fiicS-oy aQyugw hC f^y* *JS. (?). 5 dwxoijij 18.
ntdia — /pffi;[o]^fi'ov — al^o).
Schmidt: 9. xaQavvfiiyoy {xafßov-) oxaros aXa^ta (ala^o) — iQixyu
10. ?/!;*' nayiay^tav (-«ov) v*tg {v*a$q) yav 1x1 O^*) ^1« 12. 4s (I*)
— ig ((*)o*<; (o**) tdtnat oig o*f {ot*o**) 13. rwv dgyvgtoy vSy&9
agyvQO} |^ | |m (dgyvgo . . .) 14. ailtoy (akX(oy) i^pgtjielffetytw
{i^gtfrdctt*) — Tttüxtgtüy iiavxiQoy) 15. 16. itöy /uta^aiy dgypgrn
S III IS nt 5 doxot* (dvixot) 17. {rov dgyvgov Tovd§ d*) — y« —
{*kay$a) 18 {[nt]dio) — xagavofnyoy (xagov-) *A^tyia aia^pm
(akttjro) — tgixyta.
Kyprbcbe insclirifteo (1).
31
ne. I to.ka.ra.u.zo.]ne.no.ne.
a.iDe.ni.ja. [ a.la.vo. | ka^e.
ta.te.re.
ki.DLja. I ta.e.pi.o.ta. | pa.ta.)
to.po.e.ko.me.no.ne. | pü.8e. j
to.ro.vo. , to.tu.vi.iiii.o.ne \ ka.
se. I po.
se. I ta.Di.e.re.ji.ja.De. | ta.8e. '
a.ta.Da.8e. | ka.se. | to.ka.po.
ne. I to.iii.si.iDi.to.se. | a.ro.
u.ra.
i.to.ti.ve.i.te.inij5e. | o.a.ra.ma.
oe.u.se.e.ke. | a.la.vo. topo.
e.ko.ine.no.oe. | po.se. pa.sa.
ko.ra.
. oe. I t(».no.Da.sa.ko.ra.a. | ka.
se. I ta.te.re.ki.ni.ja. | ta.e.
pi.o.ta. I pa.ta. | e.ke.ne. |
pa.no.ni.o.se. | u.
;. Ya.i.se. I za.De. | a.te^li.ja. |
Lo.ta. I e.ke. | si.se. | o.na.
si.lo.ne. e.to.se. { pa.LtOise. i
to.se. I o.
4. aa.si.lo.ne. I e.she.ta.i. za.i. j
ta.i.te. I i.e.sbe. | to.i. | ku.
po.i. I to.i.te. I e.8he. | o.vi.
she. I 1.
25. te. I o.e.she. | o.vi.she. | pe.
i.8e.i.o.oa.8i.lo.i. | e.to.i.se. {
pa.i.si. I to.na.ra.ku.ro.ne. i
to.te. I a.ra.ku.ro.
26. De.pe.lll l.pe.ll.zu.e. | i.te. {
ta.ta.la.to.ue. I ta.te. I ta.ve.
xdg rä riq-
19. x^^^ ^« imoxa nata, to
TtotxofAfvov ndg Oogpo id
&vphfit(av xaq no-
20. s xäv Ugfjjijav rag ^ASdvag
xäg JO xanov rov f S(fA$-
Sog ägovQU'
21. I, TO JictCd'ffjuq 6 l^gfAu-
vivg ^i uXapo, i6 TWixo-
luvov nog FJaffayoga-
22. Y, xov ^OvacajroQuvy xug tu
rigXt^tjvt tu Imota natu
ix^v TiavwrCog l-
23. jioi^ ^aiv uteXfja loru. tj xi
Ctg ^Orda$Xop ^ t^^ natdac
TOC '0-
24. vaaCkwv ITA iu$ ^at luiäi
t ilh tol xunot lolSi IThw-
pilhri, r-
25. M, 0 IThfapOISri, neCcst^Om-
alXwi fj toig nai,al tov ag-
yifQOP JoSi, dgyvQU)-
26. y m. Ill I m. II ^v. rj.
'J?« Tft' ääkrwv tads tik
Varia lectio.
Deecke-Siegismund : 19. iw So^aj riu{v) jgvfAiioy (?) 20. Hia-
fu^ 21. 'AQttfjirtvg (?) - Itlßta 22. navutvitag 24. 25.
I {7)11 — iloifvlfi, idi, o i^ogv^ti 26. hf /ar. E. (?) idi i« ra-
^y)l»y — rddi lyaklaktafAfya.
Schmidt: 19. nia (nov) ^x^fAtvov nog Tqojto toy Tv*/4toy {To**fuoy)
20. UQiiay — JSi/4fi*ifo( {2i(iüog äqovQüt) 21. Jkßi^ffug o \4ga'
itanvf {^AQO^y*vi) — ttXajrfa {alajro) ro/n nw {nov) ix^ufvov — {//a"
dy^ooy) 22. COyaaayogov) — rgixyn» — naytoviotg {naviavMg) 23.
vj^; _ f^^ (h,) 24. k (n T ' ^l ('**) - ^^ ^*^ (^C^
5. U2 o%g 0*5 (o»* o**( - -imy dgyvgtuy nSydt agyvgov 2Q. SlIllSH
32
Kjprische ioschriften (I).
pi.ja. I fa.te. j i.na.la.li.8i.me.
na. I
27. pa.si.le.u.se. | ka.se. I a.po.
to.li.se. I ka.te.ti.ja.ne« | i.ta.
ti.o.ne. I ta.Da.ta.na.De. | ta.
ne.pe.re.
28. ta.li.o.ne. ; sbu.Do.ro.ko.i.se. |
me.lu sa.i. | ta.se. I ve.re.ta.
se. I ta.sa.te. | u.va.ise. | za.
oe. i
29. o.pi.si.si.ke. | ta.se. | ve.re.
ta.se.ta.sa.te j lu.se. | a. du.
si.jn.vo.i.ke.no.i.tu.ta.8a.ke.
30. za.se.ta.sa.tc. ! ka.se. to.se. |
ku«po.se. I to.so.te. | o.i. I o.
Da.si.ku.po.ro.De. | pa.i.te.se. |
ku.se. I to.pa.i.to.De. | o i.pu.
31. i.te.se. | e.ke.so.si. { a.i.ve.i.
o.i.to.i.ru.n.i. { to.i. | e.ta.li.
e.ji. I i.o.sL |
27. ßaai7^tvg xug u nroXig xn-
^A^dvuv lav mq ^H-
28. Sdhov 7M}v Sgxotg ftrj kvCa^
Tug pqriTag idffSe vpw^^
29. 077^ a^g x€ rug pQi^Tag rdcf^t
kvCfjj uvoclju 'poi> yipoittM^
rdg r*
30. ^c(C rdaSi xa^ tog xdji»^
ToaSf o\ ^Ovaa$xv7TQwv naf —
dig xdg rcD* natdutv o\ tmb—
31. tdig ^x^oCi alpeC, of 14p7
^u)vl Toi 'HdaXirjjt fai<r#.
Varia lectio.
Deecke-Siegismund: 27. 28. ntg' 'Eddkioy cvwoQxotg — sQH^f
29. om fQHTti^ 31. tlo{y)ah — ©(?) l(y) idi iQiOUk r^u 'Edahiß UaO».
Schmidt: 27. tkqq 28. faaai — t;*»^ yay 29. onunatxt
— rdffti — {ytvoh*) 31. (tlovai) — io(*) Igö^y^ (rw ^Qtavk — Xmm).
1 *Orf vriv noUv ^iSnXfov inohogxow MT^do^ xnl K$tu7c,
2 iv rm O^Xoxvnqov hu roÜ ^Ovaaa/oga , 2iaa(xvnQog xal \
3 noX^g ^IdahfTg ijvivyov ^OvddXov lov luirJQa xut loic
xaiJiyvijiovg ivia&M rovg av^Quinovg joig h i^ f^d^ij ß^ßh^
4 fiirovg. xut nrj avrid^sio ßuaddg xui fj noXtg ^OvuaCha xal
5 jolg xutTiyvrjToig uvtI tov /ji^aB-ov xut uvtI jov irnj^tfgov Jo5-
6 vflti ix jov oXxov TOV ßuaiXitag xul ix r^c noXsiog uQyvgtnt
7 tdlufTOv. rj SidoCrj uvrt lOv ugyvgCov rovJf tov tukdvtow
8 ßaaikivg xui ij noX^g ^Ovaatkcft xui xoXg xuo^/vi^xo^g d.io lij^
yijg jijg ßuGiXiiDg iTjg (iv) lui är,fi(p x^ AXufingidxfj lov
8 j^fZgop 7 dp iv tw ^Xet^ xbv unxofiivov ^Qxnvxog ufiniAwvog,
10 xui xu x^QXvri ru inopxa ndpxu Ix^iP Cvp nd<Si] optiafi Ijtt
11 ß(op uxiXTi. idp ng ^OpufStXov ri xovg xaGtyvijiovg f ro^
12 TTuTSag xwv nutiwp xutp ^Ovutuxvngov ix xov x^qov rovi$
i^cia^, ivdep rrrj, og (up) ^?cJ<T/;, xCCh ^OpugCXm xui mtg ««-
13 ö^yvrjiot^- ij xoig natCi lov ugyvqop xopÖs, uqyvgov raAuvtor*
14 Kai ^OiuütXo) oX(p ursv hSp xuGhyvr^xuiv xuHp uXXu^r cpv-
KjprMche iiischriftea (1^ 1), 33
9i&iio ßuC^Xsig Kid ij noXig dovvui. ävil zov int^^fgov tot 15
fiic^ov aQYvqov S' ntlixH^', /T ^ovca^ tjfiiav, ij didoCtj ßa- 16
€iXik xai ^ noXig^OvualXM dvit rov dg/vgov rovSe ano ?§5 17
f^g vj; ßaa^Xiütg ifjg MuXavlug ra^ mdtddoq lov xfJttQov tof 18
umofitroy ^/i/jmr(u dfimkwvog xal id tigx^l '« inovju, rov 19
M^Cfxofjupop ftgoQ Govgov top OvifiCov (?) xai ngdg ri^f 20
U^M9 jlg^ l4&tjvrjg xal idv x^:foi rov iv 2(fnSog dgovguy 21
or Ji^tfug o ^Agfidvovg tlxf* dfjJisXiovay jov ngoct^ofitvov
moo; TlaCayogav lov ^Owuouyoga , xal id Tig^vrj td iiotTa 22
Jfufia kXHv ÜVV nuat] ovtJGH inl ßfov unXri o^r«. idv ng 23
Wffiilav jj roi/g naiÖug jovg ^Ovualkov ix ing yijg trjcSt § 24
^i m xi^jiov iov6i i'^^arj, irdtr, og («1) HwCij, tCgh ^Ovu- 25
«ft« ? xolg Ttuict J or ugyvgov lovii^ dgyvgov d' ntXixng 26
^ ^ovffttg tjfuev. "EfOiv tdv diXiutv mds id int} id « iy- 27
ft^foafifiiva ßaCtXfvg xal ^ 7f6X$g xniiS^rixnt ig j^f &fov
ifir ^A&^vrjv r^f mot ^iddXiov oitv ogxoig j^rj Xvaa^ Tag ^tj- 28
W tdaSi ini ß(or. intC ng dr idg ^ijigttg idaSs Xvatj, 29
ttwffftt 0» yivono. Tug yi yug xdcda xai tovg xijTf ovg 30
i(n>'>i( ol ^OyaCixvjtgov naTdsg x<u iwy nufSwp ol nuldig 31
^Omv (hf, OT (UV iv) T(^ SljfJKp TW ^iSuXitT W(T$,
Z. 1. Die Strassburger haben gerade zu anfani^ dieser in-
icbrift ung^Iück g^ehabt; ihr irrthiim xfnfpogxwv für ein compo-
M\tn von ogxog zu nehmen ist verhangnissvoll geworden. Sie
[ sind nämlich dadurch veranlasst das erste wort o.te, als wSb zu
diäten und in der inschrift einen eidlichen vertrag zu finden, durch
den könig Stasikypros und die bürgerschaft von Idalion sich gegen
dk Perser und Kitier verpflichten dem aus Kition zur behandluiig
der verwundeten verschriebenen arzte Onasilos nebst seinen brüdern
iß geld oder läoderei einen gewissen lohn zu zahlen. Die vielen
bedenken dieser auffassung sind, wie p. 240 drei ihr beigegebene
frag^ezeicben erkennen lassen, den Verfassern selbst nicht ganz ent-
gangen; oamentlich ist ausser dem angenommenen seltsamen Ver-
hältnisse der Perser ihnen mit recht besonders schwierig erschienen,
ibss Onasilos für die iy ifj ind^fi verwundeten berufen wird, ohne
dass dieser kämpf näher bezeichnet wäre. Ferner sind dieselben
durch jene deutung auch bewogen in z. 5. 15 eine unnatürliche
coDstmction anzunehmen (s. unt.) und in z. 28, um das in z. 1
▼ermeiotlicli gefundene digamma von vgxog nicht ganz fallen zu
lasseo, in ffvvyogxotg eine ganz verkünstelte und verwerfliche le-
song aufzustellen. Aber für ögxog ist das digamma überall aus
Fhilologns. XXXV. bd. 1. 3
34 Kyprisclie Inschriften (I, 1).
dem Innern hiatus von infogxog mit unrecht gemothmasat; die !»•
meriscben gedichte zeugen aufs entschiedenste für nackteo vocali*
sehen anlaut, und die alten von Oekonomides publicirten lokriacboi
inschriften von Chaleion und Naupaktos, die das digamma besoo*
ders treu bewahrt zeigen , haben das wort ohne c. Sehr viel
richtiger hat Schmidt p. 42 xaxtpoQxutv mit nohoQiutp verglickeo
und p. 68, indem er jenes o,te. fiir on nimmt, in dem ersten aalif
die Zeitbestimmung erkannt „als die Meder und Kitier Idalion be»
lagerten'^ wodurch nun die fiäxtj z. 5 verständlich wird und aadi
alle übrigen anstösse wegfallen. Der in noXtogxiip eothalteaa
stamm iQX ist ohne zweifei mit dem von ignog identisch, insoweit
dieses eine umschliessende verzäunung und dann auch den um-
schlossenen räum bezeichnet. Spuren des digamma von Egxog er-
scheinen bei Homer in den biaten E, 90 ovs' uga Egxta und (T,^
102 noti igxCov; über eine viel grössere anzahl von stellen wider-
strebt freilich dem digamma. Ein theil derselben zeigt die bedea-
tung abwehr, schütz gegen etwas, wie igxog fiiXiutv^ m
welchem sinne das wort offenbar mit dem äolischen Sgxog Icj^vQfa
ßi'kivg Ale. 15, 4 identisch ist und zu aQXHv y arcere wie aueb
der Wurzel uXx gehört, entschieden ohne digamma. Bs begreift
sich aber, dass frühzeitig eine vermengung dieser beiden verscbie-
denen Wörter iqxog eintreten und den etwas jüngeren homerischen
Säugern dadurch das bewusstsein des digamma in dem ersten ab-
gestumpft werden konnte. Auf weitere etymologische combina-
tionea mag ich mich hier nicht einlassen. Sowohl Deecke-Siq^ia-
mund als Schmidt p. 88 haben nun ihr xanpoQxufv für eine con-
trahirte form (aus -xoop) genommen. Aber nach der analogie des
arkadischen dialektes, der in der grossen inschrift von Tegea die
gewöhnlichen verba contracta sämmtlich in äolischer weise mit
starker flexion bildet nnd namentlich auch I. 18 iufnoviuiy 52 ^a-
fAtovteg, wird auch hier richtiger ein verbum xatapogxußfAt anza-
erkennen sein, von dem dann 3 pl. praet. nach einem ganz allge-
mein geltenden gesetze, das aber speciell von dem böotischen
dialekte bezeugt ist (Diall. I , p. 46 , nr. 6) , auf das verkürzte
'Ov ausgehen muss, also xunpoQxov.
Während nun Schmidt in dem obigen puncte richtiger geur-
theilt hat, ist er dagegen durch das verkennen der kypriachen
genetive singiilaris auf -cur (s. vorbem. 7) zu der Wunderlichkeit
KjpriBcbe Inschriften (I^ 1 — 3). 35
verleitet statt des einen eponymos OtXoxvngog 70S ^Ovaaayoquv
(wahrscheinlich des uqj^^tQtvg r^g vi^aov) p. 68 eine behörde 91-
linxffot oder eine ohe dieses namens anzuerkennen, aus deren
ciilleg;iun oder aus deren mitte gerade damals Onosagoras (sie)
•b Torstand auf ein jähr oder Iciirzere zeit fungirte.
lo den namen von Idalion ist das anlautende 0. , das die kj-
friicbeo inschriften hier und sonst überall zeigen, von Schmidt für
f^ TOD Deecke-Siegismund für $ genommen, wobei diese die con-
itaate lange der ersten silbe bei den griechischen und römischen
^iditera ans einer metrischen production erklären. Schmidt hat
«eh för seine auffassung p. 83 ausser jener länge der silbe auf
^ic Bsgenbafte etymologic aus sliov "AX^ov Stepb. B. und auf die
aoliichen formen axz^i'f^, ^rjfAvdMV fur äxiTvig^ ^»/t«- (Diull. I,
.95) berafeOy und ich bin ihr um so mehr gefolgt, weil auch dos
kjpriicfae selbst ein schwanken zwischen e und T erkennen lässt,
4a t. z. 24 offenbar nichts anderes ist als X = f oder, das die
ittcbrift oft bietet, vgl. auch zu inschr. XV, 3 über ma,ke.ri,o. =
Maytgdj^, und XVIII, 2 Gogpijra» Das von Deecke-Siegismund
geiaeoe ^Eiahwi' (wie auch 11, 1 Kiuutv xa ^EdahiZp) als con-
1 tnliiie form des gen. pluralis von ^EduXuvg ist zweifellos falsch,
i ^ die contraction für den kyprischen dialekt, der in den Wörtern
Mf '(vg (wenigslens in den betreffenden inschriften) noch das c
0^ ein stellvertretendes j (vorbem. 11) zeigt und überall das alte
7 erhalten zu haben scheint (vorbem. 9), ganz unglaublich erscheint.
fesser ist daher Schmidt's ^HödXiov; aber dem alten griechischen
i|irachgebrauchc entspricht doch viel besser itxohv ^HiuXCwv =
^liaktov, s. Torbem. 7, wie von mir noch II, 1 gelesen wird.
Die lesung Muiot, von Deecke-Siegismund für unsicher ge-
halten, weil über das silbenzeichen ma. noch zweifei waren, ist
jeixt ganz festgestellt, nachdem in inschr. XV jenes zeiclien als
erstes eines namens maJse.ruo, gefunden ist, während zugleich ky-
prisclie inschriften griechischer schrift einen ^An6Xkwv Mayfgiog
oder WluyB(QMg geliefert haben, s. Schmidt p. 66.
Z. 2. 3. Schmidt ist hier wieder durch das verkennen des
genetivs auf -oiv zu dem verkehrten ^OmciXav top ^ OvaaCxvitgov
verleitet , wobei er p. 69 eine obe der Onasikypren vermuthet.
Aber auch die andern stellen, wo derselbe name erscheint, z. 11.
3*
36 Kjprische inschriften (I, 2 — 4).
30, werden nur verständlich, wenn man den Onaslkypros als vater
des Onasilos und seiner brüder erkennt.
Z. 3. 4. Schwierigkeit macht uhLma.me,no.s0. Das ¥on
Deecke - Siegismund herausgebrachte IxfjLUfifAivoQ, das „vielleicht
blutbenetzt, verwundet von ix/nahut ^' bezeichnen soll , er-
scheint in der angenommenen bedeutung ziemlich abenteuerlich,
widerspricht aber auch, wie schon anm. 6 bemerk lieh gemacht ist,
den von Deecke-Siegismund selbst aufgestellten leseregeln, die für
jene lesnng vielmehr iJia.ma,- fordern würden. Auch die annähme
der einfachen Schreibung eines geminirten consonanten ist nach
vorbem. 14 unrichtig. An ähnlichen fehlem leidet die von G.
Curtius zugegebene vermuthung eines Ix^nfi^voq von xdfAViOj wo-
bei l- anscheinend die reduplication verlreten soll ^'-). Schmidt
hat lyxifiafiirog geschrieben, ohne irgend eine andeutung zu geben,
wie diese räthselhafte form verstanden werden solle. Mir scheint
es am natürlichsten ein derivat der wurzel ih anzuerkennen, die in
lat. teere gerade den vom zusammenhange geforderten sinn hat,
nämlich „in pugna icios". Das griechische bietet freilich eine
spur dieser wurzel zunächst nur in Hesych. ixiiu : dxovjiof,
nämlich als instrument des icere ^^) (genaueres s. unt.) , und viel-
leicht in Ixfidcui : i^OQiiriavn, wofür i\]. Schmidt ul^^fidcai vet-
mutliet, während es mit diesem vielmehr nur synonjm sein wird,
vgl. fitG. 24, 1 uixfAaJ^fi^' to xirelv. Aber auch alxf*^ ^^^^
sich leichter aus der gunirten wurzel ih erklären als mit Curtius
p. 668 und Pott WW. 1, 516 aus ux-tfiri mit einem ungewöhn-
lichen überspringen des ». Der kreis der Verwandtschaft erweitert
sich, wenn man mit Priscian. X, 1, 479 anerkennt, dass icere
eigentlich dasselbe wort mit jacere ist. Die bedeutungen beider
verba vereinigen sich nämlich auch in dem griechischen ßdlX^iv
und sind im lateinischen nur für die beiden verschiedenen formen
der wurzel auseinandergegangen, von denen ih offenbar aus jeik
12) Curtius beruft sich auf Hesych. xfXfditrat : xtxoninxtp. Das
dürfte aber aus xix^axt verderbt sein und bringt jedenfalls in keiner
weise eine für den sinn der inschrift passende bedeutung.
13) Sehr unrichtig hat W. Dindorf Thes. IV, 576. A ifice gebes-
sert {„haud improbahiUter*' nach M. Schmidt), während er selbst ebd.
720. D nachgewiesen hat, dass trki keinesweges, wie zum theil ge-
glaubt war, als bczeichnung des Speeres verwandt ist, soudern des
Schildes.
KjpriBcbe inschrifteo (I, 3. 4). 37
tmmmtageEogtn ist. Diese wurzel jak erscheint nun aber unter
Botkweadigem Verluste des j auch im griechischen, nämlich zu-
uebst in Hesjch. uxjia : dogunoy (cod. dogara) , xäfAa^, das
offieobar mit dem obigen IxUa von w. tH* identisch ist. Aber ei-
geotlieh ist axi/a, coutr. uxi^ (wofür häufig falsch äxiaCu und
tti?', s. Thes. I, 1, 1357. C, 1367. A) der name des baun^es
mmhwiu h oll und er, der nach ausdrücklichem Zeugnisse zu spee-
Ko benutit wurde, s. LSeg. 63, 26 Bachm. latt divägovy o xa-
Ithiu axiii (I. uxifi)^ utf ou tä dxoma lifiveiai ^ Phrjn. Bekk.
^, 8 r^^ ttxi^^j tov ^vtov, uip* ov la dxovna tipLvnu^, Es ist
biernadi klar, dass der bäum von einem verlornen äxxoy = ja-
oshui benannt ist, nämlich nach seinem producte wie z. b. avxia,
0irx$ von cvxov^ dass dann aber der baumname wieder zur bezeich-
mag des Speeres gedient hat wie fkiUq lanze, vgl. auch Iria
lehild. Ein anderes parngogon jenes axiov ist uxxCg^ das in der
bjzsDtioisehen spräche auch den bäum äxiri bezeichnet. In seinen
gewöhfllicben anwendungen uuf die strahlen der sonne, des blitzes,
der Bugen entspricht es auf das genaueste dem deutschen strahl,
nbd. 9iMe f., und hat gleich diesem unzweifelhaft ursprünglich
die bedeutung eines geschusses , wie denn in allen 'jenen anwen-
doogeo auch ßikoq gebraucht wird. Aber auch uxwv Speer wird
uioBehr viel glaublicher auf w. jah = ik zurückzuführen sein
alsy wie allgemein geschieht, auf w. ak mit dem begriffe scharf,
ipitz. Eigentlich ein altes participium bedeutet das wort dann
dea treffenden und verwundenden (ßd'k'kuiVy ferieiks), was
fur diese waffe viel bezeichnender erscheint als die erklärung
,„8cliarf seiendes wie u. a. L. Meyer Vgl. Gr. II, 87 ^^). Auch
ersckeiDt nun Uesjch. äxoyiBg : axovUCoyng^ das man wegzu-
bessem bemüht gewesen ist, gar nicht so unglaublich, nämlich ab
einziger verbaler rest des alten äxw = jacio. Hiernach darf also
14) Die von Curtius nr. 2 und Fick p. 1 gemachte zusammen-
etellong von äxtoy mit skr. acan, die von jenem durch die dem indi-
schen werte beigelegte bedeutung „wurfgeschoss" besonders plausibel
gemacht ist, beruht nur auf schein. Nach PWb. I, 510 bedeutet
ofttfi „Bchleuderstein, stein, fels'*, verwandt mit apnn stein xxndapnan
stein = äxfiiay amboss und nach Hesych. kyprisch altrQißavoy
mörs^rkenle (Curt. nr. 3). Es ist hier also der begriif stein of-
fenbar der wesentliche und der gebrauch zum schleudern nur ein zu-
fälliger.
88 Rjpruiche inschriften (1, 3 — 5).
DUO ein altes hC/jia = ^ixi^^> uxuiv angeaommen werdeo, we
ein kjprisches verbum Ixifta- mit part. perf. Ixifiafiivogy uemlid^
= QxovnGfiivogf our wuhl mit etwas weiterem siooe = fiffiXq-^
f^iyogy ictus.
Mit kaMi.paA. hat sich Schmidt p. 60 noth gemacht und hier
sogar Mä(g) ca^f zu lesen vorgeschlagen. Zweifellos richtig M
von Deecke-Siegismund xug nü$ erkannt, vgl. z. b. Plat. Phaedr.
229. C xut nov rtg hu ßvjfidg aii6&ts und noch besser, da yif,
irjc ^=. nuigy nutg (Diall. II, 369 ff.), das bei Herodot beliebte xal
xwgy Her. 111, 108. 150. V, 102. VII, 194. in ähnlidier weise iit
näi auch z. 12 gesetzt. Der häufige anscheinend pleooastiscbe
gebrauch der indefiniten adverbia nov, th/, niog entspricht der
gleich gewöhnlichen urbanen Verwendung von t»^, r».
Das folgende verbum pQ9jiäa9ai ist von dem z. 28. 29 er-
scheinenden pQ^ia = ^ijiQu abgeleitet und bedeutet also eine
jjfi^a „einen vertragt' machen. Nach der natürlichen constroctioa
sind mit demselben die folgenden dative ^Oyatf(X»$ «cd toi^ uu-
ChyvTiJOig zu verbinden, nicht mit dopivut, zu dem Deecke-Siegis-
mund, durch die unrichtige auffassung der ganzen Urkunde (s. za
z. 1) gezwungen, sie gezogen haben; eben so z. 14. Den sin-
gular, der bei dieser Stellung der worte vollkommen zulässig ist,
haben dieselben an beiden stellen wegen z. 6. 16 (s. unt.J dem
von Schmidt gesetzten plural ansclieinend mit recht vorgezogea.
Was dieser mit seiner wunderlichen Schreibung ivv{^ijidaayiv ge-
meint hat, ist mir unverständlich. Richtig urtheilen Deeeke-Sie-
gismund über iipgjjm aajv neben der ursprünglicheren form ipQif
tdaujv z. 14. Die kyprische Schreibung zeigt gerade deutlich,
dass das v in jener ein echter vocal und also iv ein echter diph<» .
thong ist
Z. 5. Mit ta.uJke,TOJke, hier und z. 15 haben weder Schmidt
noch Deecke-Siegismund etwas anzufangen gewusst Diese möchtea
ein wort wie Intxi^a oder noch lieber ein wort fur arzneimittel,
etwa vY{^)^Q(iy erwarten; aber das anlautende ra mache «cfawie*
rigkeiten« Mir scheint nun dieses ganz evident der artikel sein
zu müssen, und zwar kann es dann nur tu als gen. sing. fem.
fur xa( sein wie in xä pavdlhag inschr. XVII (vgl. vorbem. 15),
Somit ist in ujb0,ro.ti6. ein gen. sing. fem. decl. II zu suchen, ttwl
ich habe in demselben vxTiq^y als gen. singularis eines v^yiqog f.
Kjpriscbe ioscbriften (I, 5 — 7). 39
makuMty das fir ein compositum von x^Co zu nehmen. Das
fiib V- findet sieb ausserdem in Hesjch. t;>lo^o^ : fftgazdg,
Ri^ytSok und ist für eine partikel zu nehmen, die auch den stei-
ffcrangiformen v-iMQoq, v-craiog und dem kjprischen präpositio-
mleo vpiK *• ^^- ^2* ^^ '" gründe liegt Die Bedeutung dieser
prtikel ersebeint am deutlichsten in vtntQogy vciarog. Denn diese
M gUKZ sjnonjra mit on(ci€Qog, ondnuiog (über die steigerungs-
nffixe »tmQog, -tnatog s. zu inschr. II, 3), die auf ein om- zu-
fiekgehen, wober auch oma&e und dnCacisi, Diese aber bilden
dei direeten gegensatz zu nqoa^B und nqoctsui von nqo^ wie häu-
% Is) an nqo^ z. b. U^ofAfiS^ivg ^EmfAtjd^evg, nqoyovo^ Intyoyoh
Ji^^og inlXoyogf und lassen dadurch erkennen, dass jenes om-
Bur eise andere form fiir taC ist, die sich ausserdem auch in He-
iJfkoM$ßaX : Tniqta (vgl. intßuXoi : miQvai) und inCc-
€mj^oy : ^ ufplg tov jqoxov (sonst Intaautiqov) erhalten hat,
wo TOO II. Schmidt und Thes. V, 2092. A unrichtig verderbniss
^ f io o angenommen ist. Bs erscheint auch das o ebenso in
lit ol, osk. op = in(. Wie also in viTuqogy vataiog das v =
hl, 80 lässt sich auch , da IniXiyiC&ui der gewöhnliche ausdruck
för dss ausbeben eines heeres ist, vXoyog = Ctqaiog als int-
^y9g, d. b. als sjrercifus conscri^ptua fassen. Duss sich auch das
kjprische vpmg gut auf den begriff von Int zurückfuhren lässt,
wird unten zu z. 10 erhellen. Wenn nun aber jenes v- mit Ijd
ijaonjm ist, so ist das von mir hergestellte kjprische ä vxfjQOg
itebts anderes als das gewöhnliche to Int^nqov, wobei wegen des
weiblicben geschlechtes am besten das böotische a covyyQa^og C. 1.
w. 1560 und arkadische u cvyyga^og Teg. I, 1. 55 verglichen
werden kann. Der ausdruck ist hier in dem sinne eines über den
eigentlichen lohn hinaus gegebenen zugeldes zu verstehen, vgl. He-
sjcb. intx^^Qo^ * TU vnsQ tov fiia&ov didofisra loXg x^igoiix-
vatg, wie denn im Oriente auch jetzt regelmässig ein solcher
bakaebiscb erwartet wird. In z. 15 ist deshalb dieses zugeld
v/^og TW fAtc&w¥ = TOV fuc&Oü genannt.
H 6. 7. Sicherlich bezeichnet FoTxog hier nicht das schatz-
kaoa, wie Deecke-Siegismund wollen, sondern das besondere könig-
liche vermögen im gegensatze von ITA lui mohjt^ vgl. II. U'\ 558.
^AnQuoi£, d fUP iij fii xiUvstg oXxo\^€p aXXo \ EvfitjXt^ imdovvM,
In 4» beaeichnong der geldsumme durch die gruppe j— | |— (so
40 Kjpritfclie iiischriften (1, 6. 7).
auch z. 13) haben Deecke - Siegismund das zeicheo |—, das in der
kyprischen scbrift ta, bedeutet, hier an der ersten stelle für das
phönizische zeichen der zahl zehn genommen, an der zweiten ab
abkürzung von xaka\iu, sodass eilf talente herauskommen. Di€Be
deutung trägt aber doch nach allen selten den Stempel der un-
wahrscheinlichkeit, auch hinsichtlich des betrages der summe, ^as
die Verfasser vergebens zu bemänteln suchen. Der arzt Demokedes
wurde nach Herod. Ill, 131 von den Aegineten für ein talent ge-
dungen, dann von den Athenern für 100 minen, zuletzt von Polf-
krates für zwei talente. Die natürlichste annähme scheint mir nin,
dass das zeichen %a. beidemal als abkürzung für tdXavtov dient,
und dass nach einer kyprischen sitte dieses münz-sigel auf beiden
selten der zahl gesetzt ist, gerade als wenn wir schreiben wollten
rihlr. 57 rMr,^ welche sitte auch bei der andern summe z. 15.
26 bestätigung finden wird. So kommt dann die glaubliche summe
von 1 talent heraus, wobei dann natürlich z. 7 lutdi xCj jaXäiukv
als gen. singularis zu lesen ist. Schmidt hat bei beiden geldsum-
roen sich jeder erklärung enthalten.
In SvFavoCjrj und der correspondirenden form z. 16 scheinen
mir Deecke - Siegismund zunächst in der erklärung des letzten Zei-
chens , das ausserdem bis jetzt in einem unverständlichen bruch-
stücke Vog. III, 3 gefunden ist, einen glücklichen griff gemacht
zu haben. Durch seine erklärung als je, sind hier nämlich zwei
Optative gewonnen, die dem zusammenhange der rede sehr gut
entsprechen, wenn man den seltneren gebrauch des Optativ ohne
on oder cjg in hauptsätzen der oratio obliqua anerkennt, vgl.
Kühner Ausf. Gr. p. 593, anm. 2. Unrichtig haben Deecke -Sie-
gismund durch „es möge geben" übersetzt; der Optativ setzt viel-
mehr den von tvFQtijdiJajv abhängigen Infinitiv doFiwui fort, also
richtiger „es werde geben". Denn allerdings scheinen die beiden
verba dem zusammenhange nach den begriff des gebens enthalten
zu müssen und von Deecke - Siegismund richtig für derivata der
Wurzel do genommen zu sein , zunächst dvFavofjrj (wie Deecke-
Si^ismund geschrieben haben) als von einem dvfuvut, das mit
parasitischem F von der wurzelform dv ==■ do gebildet sei. Diese
ist von ihnen durch lat. duim^ umbr. fur-twitu u. a. gerechtfer-
tigt, vgl. Corssen Kr. nachtr. 239, Ausspr. I, 364, Curt. n. 270;
aber auch gerade für den kyprischen dialekt wird sich später
Kjprische iuschriften (I, 6 — 8). 41
iojBcLr. II, 3 ein beleg- derselben finden, der noch nicht erkannt
war. Am meisten Schwierigkeit macht die angenommene form
des Optativs mit verstärkendem rj, die sich sonst nur bei der star-
ken flexion und den contrahirten verben findet; Deecke-Siegismund
sind über diesen punct etwas leicht weggegangen. IMir scheint
eine form ivFuvoijs besser gerechtfertigt werden zu können. Der
dem griechischen Optativ entsprechende potentialis des Sanskrit
bildet nämlich in der ersten conjugation, welche den griechischen
verben auf -cü gleichsteht, die 1 singularis auf -^am, z. b. tud-
ijam, was fiir 2. 3 singularis ia consequenter weiterführung die
eadungen -^jas, -ijat ergeben würde, wahrend hier die kürzeren
formen 4«, -41 (= gr. -o»g, -oi) herrschend sind. Jenem durch
die Analogie der ersten person geforderten -bjat entspricht nun
aufs genaueste ein kyprisches -oije. Ks stimmt dazu aber auch
die gemeine endung der 3 pluralis -our^ kjprisch ohne zweifei
-oijfVf die allerdings auch einer 3 singularis -otrj entsprechen
könnte. Ausserdem hat sich jene art der optativ - llexiou , bei der
die eigentlichen endungen durch einen kurzen vocal verstärkt sind,
in dem äolischen optativ des aor. 1 erhalten nämlich singul. 1.
-fia, 2. -uag, 3. -sti, plur. 3. -f«a)'. Schmidt hat sich zu den
beiden fraglichen formen sehr negativ Verhalten. in nachtr. II
hat er freilich die dentung jenes Zeichens als je, nicht unbedingt
verworfen , aber doch sehr unwahrscheinlich gefunden , dass das
ft des Optativs durch ein parasitisches j noch verstärkten ausdruck
gefunden habe, während es im lesbischen ku^orip ganz weggefallen
sei, was aber offenbar für den sehr verschiedenen kyprischen dia-
lekt nicht das geringste beweist ; auch hat er dvfavotj^ ohne
weitere angäbe der gründe uutcr die völligen amatu gerechnet.
Z. 8. üeber ^a = /? s. vorbem. 12. Die griippe ta.LioA,
ro,ni. ist von Deecke-Siegismund tu ^(i*) toj iqwh gelesen und
z. 31 o.i.fo.t.ro.nt. o{T) i{v) tuj tgwvi unter zusetzung eines i,
wobei sie ein Xquik oder Iqwv mit der bedeutung „bezirk, gebiet'^
als von dem . semitischen Ir s t a d t abgeleitet anerkennen. Schmidt
hat z. 8 TU h joi i(}wrt und z. 31 ot to(T) t^o;^'^ geschrieben,
beidemal unter zufügung eines i, und fasst p. 68 Iqwy als ein
periektikon im sinne von „ heiligtliümercumplex , teropelgütercom-
plex^, ohne au der contrahirten form von Uqo^ austoss zu neh-
nen, die dem dialekte der kyprischen inschriften sonst fremd ist.
42 Kjprisclie iDschrifteo (1^ 8. 9).
Es ist aber vielmehr, ohne dass der mangel eines subscribirten oder
andern i angenommen zu werden braucht, zu lesen rut joi jitfr/
und z. 31 of roX ^(üvt und ein ^wy m. echten indogermaniscbea
Ursprunges anzuerkennen , nämlich identisch mit dem zendiscbea
ravan m. ebene, thai, das Fick p. 166 mit lat. rü-s, goth.
H^ms TonoQ und adj. €VQvx(jDQog, ags. rüm m. spatiumy locus, adj.
spatio8us zusammengestellt hat. Aus ravan konnte durch zasam-
menziehung leicht ^wv werden ; das analoge ngwp (so schon Rom.)
lässt die zusammenziehung durch die andern formen jiQutot'ii (Hom.),
TTQrjuiv, nqtwv erkennen und ist von Fick p. 129 mit skr. pratKifui
abschüssig zusammengestellt Eine spur jenes Stammes rav^
findet sich auch in Hesjch. ^avXov : äygavXov, äyQoixov, von
M. Schmidt für eine Verstümmlung aus u/quvXop genommen, aber
doch wohl eher ^uv-Xov zu theilen und auf ein ^av =. rü-» zu
beziehen. Das neuentdeckte ^dv zeigt z. 31 einen weiteren sinn,
da es hier das ganze gebiet von Idalion bezeichnet, z. 8 einen en-
geren auf ein stück jenes gebietes beschränkten. Sjnonjm würde
jjfcJ^a sein; da ich aber in der paraphrase ein rowsculinum ge-
brauchte, habe ich dl^fnog setzen zu dürfen geglaubt, das bei Homo*
auch jenen weiteren sinn zeigt. In dem roT ^vorl liegt nun deut-
lich ein echter locativ vor, welcher der präpositiou h nicht bedarf,
wodurch die anderen Schwierigkeiten der lesung beseitigt werden.
Die folgende gruppe ist von Schmidt wegen eines noch jetzt
bei Idalion beflndlichen ortes ^AXufinQu (s. p. 49) */iXufiß{i$äTa$
geschrieben, wobei man aber nicht einsieht, weshalb er das ß vor-
gezogen und dem ausgange auffallender weise -in statt des sonst
von ihm gesetzten -a gegeben hat; in der abhandlung ist p. 60.
68 ^AXufjtngidia gesetzt Deecke - Siegismund haben für ihre le-
sung keinen weiteren anhält gehabt.
Z. 9. Die gruppe ka.ra.u»o.me.no,ne, wiederholt sich in der
parallelstelle z. 18, nur dass hier statt des Zeichens für o ein an-
deres sehr seltenes erscheint , das deshalb von Brandis p. 667 or.
45 und Schmidt für ein zweites zeichen dieses vocales genommen
ist, was sehr bedenklich, weshalb Deecke-Siegismund auch die be-
deutung desselben noch für unsicher halten. Ihre lesung xQ^^d-
fit¥Ov z. 9 (Schmidt hat keine deutung versucht) scheint mir nun,
obgleich sie selbst sich sehr zweifelnd aussprechen, durchaus preis-
würdig zu seiu. In z. 18 könnte mun , V\e i&^^xi NK^xXk^m« VI
Kjprisclie losclirifteo (I, 9). 43
beaerkt ist, leicht an xQ^^OfASvov denken, wird aber doch rich-
tiger jenes zeichen fiir zo, nehmen und XQ^^tofJtsvov lesen. Denn
diese einscbiehung des C bei verbis puris, auch sonst nicht eben
seUen (Cart. p. 612 ff.), ist EtN. 485, 41 ff. gerade für den kj-
prisdien dialekt mit dem auffallenderen beispiele xaXi^^w statt äol.
MoXiqüt = xaXiut bezeugt, und ein /^ai;{^a; findet auch in dem
wesentlich identischen /^ii/C^ (s. unt.) eine stütze. Dass sich in
derselben inschrift die formen ;|f^avcii und XQ^^tf^ gleichbedeutend
neben einander finden, ist nicht auffallender als die Schreibung
ivFqritacaiv z. 4 neben iFgr^Tucajv z. 14. Deecke - Siegismund
meinen nun, weil ;|f^ava> II. E, 138 „streifen, leicht verwunden^^
bedeute, könne jif^ciJo^» hier wohl den sinn von „berühren, an-
grenzen" haben, der dem zusammenhange entspricht. Sie hätten
diese bedeutung besser begründen können. Denn gerade der ver-
langte begriff der annäherung und berührung wird in dem homeri-
schen X9^^^ll ^^^ ^^^^^ guten auctoritäten anerkannt , nämlich
8ch. A. ^avcij. Seh. BL. 3(^9^, EtlM. 182, 37 XQ*^ ^l^ovv rd
umoficu xul fTXrj(r$ä^w, ß ov naqdytayop jjfßavw (nach Et. Par.
nr. 2630 aus ^Hqaxkttdng mqX irvfAoXoyCa^), wozu EtG. 100, 41
die stelle E, 138 gefügt bt; ferner EtOr. 67, 1 ian ^Tj/sa XQ^
TO TiXtiffid^Qi jfugä ibv xQ^iia* ro nuQuywyov XQ^^ ^ C*"'^ ^>
138). oviw O^Xo^ivoQ iv Ttp n€Ql fko^oavlXdßwv , woher das erste
auch EtM. 408, 32 mit ^ iq Xiyti^ßQog,- Eustath. 1063, 30
(XQUvaai) /^oiro^ xai XQ^^^ noiuv ina^^v SrjXoh Die jetzt
vorherrschende erklärung durch „ritzen, leicht verwunden", bei den
alten ^vcaiy xaut^vcai, im^vaat, äfiv^nt, ygdytui (s. Scholl., Pa-
raphr., Apoll. Lex. 168, 25, Hesjch., Eustath. 531, 10 XQ^^^^^
jo imnoX^g ^iOat elg avtov tov xQ^^^ '^ov Cüifiutog) ist dann
aus jenem begriffe der berührung, zugleich mit unrichtiger bezie-
hang auf XQ^i* °^^^ ^^^ zusammenhange der homerischen stelle
erst geschlossen worden, s. besonders Eustath. 1547, 62 avCai
xaiu Tovg naXa$ovg xul to ^^ytiv xai utffac&a^ , o&tv jjf^aiJffa*
TO rot; XQ^^^ avCui, EtM. 814, 3 XQ^ . . . to ^iut, i^ ou XQ^^^
XQovffw ^IXiddog «' XQ^^^U "'''* '^^^ ^(^i^fl ^^' oXCyov lov XQ^^^*
tju^vcn, f^xot nqoüiyytan. um tov xQ^^og^ XQ^> ^^^^ ngoatpavcu
xai nifoa^icij. Aber viel besser ist die seltnere erklärung durch
nXljia^y s. Bexjch, ^ p a d a^ : xaia^vtffj^ ^^^i^H und Choero\). \u
Psalm, 74, 29 ji^ptS lo jfXfjffffWj /f ov xaiu naQayuiyriv XQ^^^^iu
44 Kyprische ioschriften (I, 9).
(mit E, 1*^8), wie auch in Quint. Smjrn. XI, 76 tvu j^^avaai^rcc
Stojirj (von dem draclien , dem der sriiwanz abgehauen) dieselbe
auftassungf vorliegt. Denn ^Quiiia im sinne von nkijacof wird
durch den gebrauch bei Herodot gestützt, VI, 75 ivi^gavs ig lo
TTQoffvjTEOv TO (Tx^TTr^of. Es hängt aber auch TrX^caut mit nt^
Xdaai, irilug, nXrjafov eng zusammen (Curt. nr. 367), also mit
dem begriflfe der nähe. Auch in der glosse ixQ^*^^^^ • ^^^~
Tvxtv Hcs., die sich auf eine verlorne stelle beziehen muss, zeigt
die erklärung den begriff der beruh rung. Diese wiederholt sich
in Hesych. j^gavaat : xaia^vOat, XQ^^^^' f^x^uCut. yquipui. in§^
Tv^sh', wo die erklärungen XQ'^^^^' oti^dcai sich auf das von XQ**^^
abgeleitete XQ^t^^ *^^^^ ^^^ damit gleichgestelltes XQ^^^^ beziehen.
Ein zweites seltneres X9^^^ zeigt sehr entschieden den begriff
der engen berührung, s. Hesjch. XQ^t^^ • cvrdnie^, tfn}la(pu,
Eurip. Ph. 1625 yovata firi jjf^cJffii' IfAU, Med. 497 t? dt^iä xtCfjj
l^g av noXV tka^ßdvov, xal twvÖs yovdrwr, dg fidirjv xfjf^wir-
fti^rt xaxov TtQog urioog. Sehr gut hat Eustathius p. 467, 24
unter benutzung der euripideischen stellen dieses verbum mit er x^^
(besser iyXQff) zusammengestellt, das EtM. 313, 55 sehr richtige
durch iyyvjdrtjj, ndiv iyyvg erklärt ist, indem zugleich mittelst
eines iyxQfivw auch iyxQ^^^^ daher abgeleitet wird, wie auch Eu-
stath. 925, 32 iyxQ^/^9^^^^ durch iv XQ^ y^^o^^tvog erklärt ist.
Dieses /^^//Trrco, das entschieden den begriff der engsten berührung
enthält, erscheint mit /^cJ^co ganz übereinstimmend gebraucht io
Eur. Andr. 530 Xtcaov yovvuCi diOnoxov XQ^f*^^^^ (Scholl.
nQO(S£yyft(J^r) i anderseits dem herodotischen gebrauche von /^mvco
sehr r.hnlich in iyxgffÄjrrfir lu xivrqa vom stechen der bienen
und scorpione, ferner iyXQ^f^^^^^ ^i^^^'i häufiger sjoonjm mit ifim^
Idauiy ifjiTFKri^ai, Man darf nicht zweifeln, dass XQ^f*^^^ ™'^
iyXQM> XQ^^^» XQ^^^ ^" demselben kreise gehöre, dann aber auch
mit XQ^^* ^^™ ^^^ allen richtig den iu ;^o^(r^«* sehr deutlich er-
scheinenden grundbegriiy von 7r),r^aid^(jü geben. Alle diese Wörter
aber haben mit XQ^^ ^^ Wahrheit nichts zu schaffen, sondern geheo,
was hier nicht weiter ausgeführt werden kann, auf x^^Q zurück^
wie schon Eustuth. 925, 36 durch x^^Q^* Xk*^' x^^^^^> ;|f^r/i;rrctf
angedeutet und von Buttmann Gr. II, 327 für einen theil derselben
entschieden anerkannt ist. Dabei ist für /f r'^ eine alte Stammform
j^r/^r, /gaf^ a/izunehmen. In g\e.\c\\f!ir \Ne\s^ ä1^W\i -«kT^ts^ui, itt-
Kyprisclie iDsclirifteu (I, 9). 45
Xaffat, nilu^j nXrjafov (w. naX) mit nvikufir\, jmlma in enger be-
Ziehung. Wenn nun für XQ^^^ Theognost. 142, 23 die Schrei-
bung ohne i subacr., dagegen ElM. 677, 23 die mit einem solchen
anerkannt ist, so zeugt das nunmehr entdeckte kyprische j^^ccv^u;,
mit /ocJC^ offenbar identisch, für die richtigkeit der ersten Schrei-
bung wenigstens bei dem den begriff der engen berührung enthal-
tenden , nicht von XQ^i abgeleiteten verbum. Dass weder ;^^«i;u;
noch xa^^^ soust im medium erscheinen, ist bei der Seltenheit des
gebrauckes ohne belang. Audi die construction dieses mediums
mit dem genetiv ist bei der Verwandtschaft der bedeutung mit
unnodniy fx^cdai u. a. sehr begreiflich.
Dass in dem von Schmidt ungedcutet gelassenen oJcaAo.se, der
genetiv eines personennamens stecke, ergibt sich besonders aus der
paral leisteile z. 18, und es kann dies nicht wohl ein anderer sein
als auf -ag, gen. -uviog. Deecke-Siegismund haben unter anknü-
pfung an ^Oyxu u. a. ein ''0/xa(»)rog gesetzt; mir Lat ein ^S2xaioc
von "Sixug glaublicher geschienen , da dieser name sich einerseits
durch die analogie u. a. von Kukkag, -uvrog (vgl. xu/Matog,
Ufxiaroc), anderseits durch drc personennamen ^SixCfjLwp j ^Slxifxor,
^Qxviog^ "SIkvV.oc, "fixfXAog (besonders dorisch) rechtfertigen dürfte.
Das folgende wort a.l<i,vo,, das z. 18 in derselben Verbindung
mit XQ^^t^f*^^^^ vorkommt, z. 21 aber von Jjx^ abhängig erscheint,
ist von Schmidt gleichfalls nicht gedeutet, von Deecke-Siegismund
aber ukFut gelesen und auf ein kyprisches rxA^cug = uXiug tenne
bezogen, indem sie z. 9. 18 aP.zto für genetiv, z. 21 für accusativ
nehmen. Aber nicht allein scheint es gewagt dem kyprischen dia-
lekte jene attische declination zuzutheilen, sondern es ist auch der
begriff tenne für jene grenzbestinimung ein wenig angemessener,
du eine solche nach alter sitte nur ein zeitweilig auf dem
felde zugerichteter platz war. Ferner habe ich in meinem pro-
gramme Tigislege (1871), p. 21. 31 für ähwri, älwg die
Wurzel iav nachgewiesen , ans der Km (statt lau) geworden ist,
womit eine form aXfwg sich nicht verträgt. Wenn sich Deecke-
Siegismund wegen des digamma auf Uesych. ukova : xTpioi
(Alb. xrinog) berufen, auf die Ruhnken das KvfrQioi der folgenden
ginsse aXovgyd bezogen hat, so stimmt dies nicht mit der herr-
scljendeu annähme, dass hier nur der sonst im thessultscU^n A\ä-
46 Kjprische Inschriften (I, 9).
lekte übliche wandet des cu in ov stattgefunden habe ^^). Für
eine andere erklärung von a.la.vo. findet sich ein anhält in der
glosse Uesych. uXu : &dXucauv, ij olvoq. Kvxq&o$» Hier hat M*
Schmidt die erklärung ohog für corrupt erklärt und Ranke's kühne
besserung ofv^ (wegen LBachm. 64 18 aXa : ttiv ^dXacaav. Ij
mg lu/y ovoxif»y o^vxfiiug, was sich auf oJd' uka Od. q^ 455 he*
zieht) beifallswerth gefunden; ferner Kvnqtoi ,yCerti88%ma emenda»
tione'^ in xojiqm verwandelt, das sich gleichfalls auf q, 455 be-
ziehe, nämlich auf die erklärung des Kallistratos, s. Scholl. B. H.
M. Q. b di Ku7MiSiQaioq ovduXa (H. ovduXas B. Q. oli' äXu)
nuQu to Iv j(a oidm xBiadm^ Eustath. 1828, 2 KaXXCaiqaiog di
ov6aka tptXdSgs ^aaC, xui rrQonaqol^viovttyg änl %ov xonQia Jq
aAAo/c Xvfiaiu nugu lov ovdo%', ^lo» lov ßuTiJQa, xsCfASva. Kalli-
stratos wollte also ein von ov6og abgeleitetes ovdaXa = xonqm^
woraus aber allerdings (was Schmidt zu erwähnen versäumt hat)
bei Suidas und Zontiras ^^pesslmo errore^^y wie Buttmann zu den
Scliolien richtig sagt, ein uXa : tu xojiQiu entnommen ist. Lo-
beck Prolegg. 260 führt auch ein ä lu : . tu xongia Hes. an,
das aber nur auf Verwechslung mit Suidas zu beruhen scheint.
1st es nun aber wirklieb notbweudig oder doch gerathen denselben
thörichten irrthum durch besserung auch iu Hesychius hineinzu-
tragen ? 1st ein kyprisclies SXa oder ula im sinne von ohog so
ganz unglaublich, dass man jenen bedenklichen schritt doch wagen
müsste? Mir scheint ein uku = olvoc, und zwar als echtes indo-
germanisches wort, in altn. öl. ags. ealu, engl, ale (aus altem diu)
= hier eine gute stütze zu finden. Denn dass verschiedenartige
berauschende getränke mit demselben namen bezeichnet sind , hat
15) Für diesen Wechsel als dem kyprischen dialekte zukommend,
obgleich er in den inschriften nirgends erscheint, hat M. Schmidt
Zeitschr. f. vgl. SprW. IX, 292. 366 noch folgende hesychische glos-
sen angezogen: ovai : tfvXai, indem er aus der folgenden glosse
ovdqah : fifitii, KvnQhOh das gentile dorthin zieht; ig ova : nogtvo»,
dyanawov, indem er Igovä : aydnavaif: oder igovth : dyttnavo^ bes-
sert und Kvngioi aus der vorhergehenden glosse dazu nimmt; endlich
(Ltovgaiyfk : nagaxonnr, fiaiynak, wo eine andeutung des kyprischen
Ursprunges gänzlich fehlt. Man sieht, auf wie schwachen ^undlagen
das vermeintliche kyprische ov für w beruht. Die zweite jener glos-
sen habe ich in meinem programme Pd (1872) p. 16 in igova :
Travoi/j ayanavov als imp. eines ^^ovctfi» gebessert und schon dort lie-
ber ibesmiiscben dfalekt anerkannt.
Kjprische ioscliriften (I, 9). 47
jft seioe bekannte analogie in fti&v wein^ ags. meduy ahd. metu
m. honigtranky skr. madhu h u n i g, aber aucb ein berauschendes
getränk aus anderen Stoffen bezeichnend. Als derivute jenes uXa
= otrog (yielleicht corrumpirt auch in SuXa : afAntXoq Hes.
enthalten) können auch leicht gelten Hesjch. aXiq : o^vßugjov
(corrupt aucb uXq : o^vßafpov), offenbar eine lakonische form für
oXAg oder dXtq^ eine art von becher bezeichnend^ und mit unkla-
reren snfifix das schon homerische uXnifov becher, dessen über-
lieferte alte etymologien sämmtlich unbrauchbar sind, wie nicht
minder die Benfej'sche WL. II, 248 von PuX krümmen, wäli-
reod das wort bei Homer entschieden des digamma entbehrt. Auch
fehlt es für alu = of^o^ nicht an andern etymologischen unknü-
pfungen. Denn wenn Od. $, 464 der olvoq das epitheton riUoq
erhält und dann in seiner berauschenden kraft beschrieben wird,
so liegt die vermuthung nahe, doss die benennung uAa mit ^Xaoq
und seiner ecliten sippe, namentlich uXvu» , auch etymologisch zu-
sammenhänge. Unrichtig sind von den alten und neueren etymo-
logen jene Wörter (Curt. p. 546 wenigstens f^Xiog) sehr allgemein
zu uXu6&u% und seinem Zubehöre gestellt. Aber der homerische
gebrauch, um mich auf diesen zu beschränken, zeigt in beiden
Wörtern sehr entschieden nicht den begriff von irren, sondern
von ausser sich sein, fAuCviad^fu, furere, und zwar erscheint
äXvHv gerade ganz synonym mit pkidvHV und ehrlnm esse in ihren
übertragenen anwendungen. Am häufigsten bezeichnet es das aus-
sersichsein vor übermässigem schmerze, /2^ 12 vom Achilleus nach
dem tode des Patroklos, E, 352 von der durch Diomedes verwun-
deten Aphrodite ux^OfiBprj odvvijaiVj t, 398 von Pulyphem , als
ihm das äuge ausgebrannt ist (wo Ameis und Giseke Lex. Horn.
89a sehr wunderlich x^goty uXvuty verbinden); ähnlich Oppian.
Hai. V, 228 ix d' odvwdwv aiiQ oXobg fisdvij, Theoer. 22 (20),
98 fimi? ii nXrjyuig fii^vuiVy Lucret. Ill, 1064 ^rius urgeris muU
tis miser ündiqtie curis. Dagegen 6, 133 r) uXvHg, on ^Iqov
ivCxncag vergleicht sich mit Demosth. Phil. I, c. 15 Ixhvov fiB-
Sv€iv ifa fjKyi&u iwv nQayfJtuiußv, Uor. Od. I, 37, 12, fortuna
difici ebria uud dem deutscheu siegtrunken. Endlich in X, 70
ol x' ifior ulfiu movug uXvaaorieg negi dvfioy xeicon* iv nqo-
dvQOkCk (die ipa/is^^t( xvy^g des Friamos) erseheint noch eigenl-
//eAer der In^iä der durch eia berauscheaded geträuk hctvorg^-
48 Kyprische inscliriften (I, 9),
rufenen trunkenlicit, vgl. Jo. Apocal. 17, G xal sldov irjv yvruTxa
fAtdvovaav ix lov atfiaiog TüJr aytmv, Plin. N. H. XIV, 22, 28
^XMS saxi^uim mAum, Wie ferner 6lv{i(; ^ileog 'i, 404 der be-
rauschende wein ist, so wird (poiiug fiX(e)i O, 128. ß, 243
am treffendsten durch sinn berauscht wiedergegeben werden.
Wie nun fie&viü (fis&vfu) Theognost. 149, 4) von fA^dv abgeleitet
ist, so darf es sehr wahrscheinlich dünken, dass äXvuß (äkvCut
Theogn. 1. I., Arcud. 165, 24, äolisch nach EtM. 254, 14) von
einem uXv stammt, das genau dem germanischen alu entsprechen
würde. Auf dasselbe lässt sich leicht ijXog, ^Isdg für dXp-og,
u\ — fog zurückführen. IVlan kann auch daran denken den namen
des amicus Au Ion fertilis Baccho Uor. Od. II, 6, 10, felix vi-
iihis Au Ion Martial. XIII, 125 bei Tarent für ein aus jenem
t^.Xv gebildetes |)eriektik<>n zu nehmen, uämlich aus uXp-wf mit
dem bekannten überspringen des ;- wie ^ovQoq aus Sogp-og und
rfvQOP = nervus. Es L'isst sich auch die beuennung des weines
aus einer einfachen wurzel al in begrifflicher hinsieht versteheu.
Denn wie der beiunschende wein von Ion. fr. 9 äiQGivoog genannt
wird und eben so von spateren Dionysos, so ist der begriff von
uXvu) Soph. 0. Tvr. 914 durch „vipoi- yuo uXqh Svpov Oldtnovq
uyav XvJKaai, nutjofaiOi^' genau ausgedrückt. Man darf daher
jene wurzel dl hier in dem sinne erheben anerkennen, welchen
am deutlichsten das lat. alius zeigt ^^). Wenn nun durch die
obigen combinationen das überlieferte kyprische aXa == ohog ge-
nügend gerechtfertigt zu sein scheint, so lasst sich in dem a.ki.vo
der iusclirift ein davon abgeleitetes periektisches uXupog erkennen.
Das suffix va erscheint nämlich schon zuweilen im Sanskrit als
verkürzte gestalt von vant mit dem begriffe der fülle, wie k^-va
= h^i^a-vant langhaarig, vgl. L. Meyer Vgl. gr. II, p. 613 und
dazu 'IfAaogi Uimaus == skr. himavant. Aus diesem sufGx er-
klären sich dann die periektika auf -eög und -6g, wie cviptog,
Cv(f>6g mit parasitischem y< statt p und iq^viogy iq^rog der J^q^via
16) Vgl. Curt. nr. 523b, Corssen Ausspr. I, 530, Fick p. 16,
denen ich aber darin nicht beistimme, wenn sie dieses al mit skr. ar
gleichstellen. Vielmehr scheint mir dasselbe eine modification von
an zu sein, das im griechischen dvd sehr entschieden den begriff au f-
wärtä zeigt, wie aXXog^ alius, alUr^ gotki. aii« neben «kr. anja^ aniaroj
goth. anfhar.
Kypruche ituKsbriften (I, 9). 49
lialieiide iNuim, aber auch *EQt>E6g, oacb Strab« XIII, 598 tqaxvq
itg Tonog aral Iq^v^uidfiq io Troas, und oflfenbar in gleichem sinoe
als ortsDame in Doria und sonst, also mit einem ^Egtvosig (suff.
vmf) ganz gleichbedeutend. Für eine modification jenes suffix va
ist auch das periektische -svg zu halten wie dovaxevg, OsJiXivg,
Tgl. Lt. Mejer II, 615. Wie aber das mit dem suffixe vant ganz
sjooDjme maul im Sanskrit gleichfalls die verkürzte gestalt ma
zeigt, z« b. djuma = ^mant leuchtend, so hat auch das suf-
fix -/Aog mit jenem -pog analog in d^fiog Waldung die pe-
riektische bedeutung. Es darf hiernach uXa-pog, das auch einen
weinstock bezeichnen könnte, in dem sinne Weingarten ge-
oommen werden, was^fiir die stellen der inscbrift aufs beste passt;
namentlich ergibt sich aus z. 21 , dass der dkapog ein xJjnog in
besonderer anwendung ist. Man kann nun aber, da äXwtj neben
der bedeutung tenne bei Homer Yorzngsweise den begriflf eines
ifAmXofVTog ronog zeigt, aut den gedunken kommen, dass eigent-
lich zwei verschiedene Wörter zu unterscheiden sind, nämlich uXtprj
(ursprünglicher uX<^u y s. m. prog^. de Theoer. carm. aeol. III,
p. 13 und Tigislege p. 31) ienne von w. lav und uXwi^
Weingarten aus uXa-pj^. Denn jenes periektische suffix er-
scheint auch in weiblicher Verwendung, wie in den baumnamen
auf -va, z. b. olCva von otaovj und den gewöhnlicheren auf -iu
wie cvxia, (vgl. auch die lateinischen baumnamen auf -v«), am ähn-
lichsten mit uXwq in dem Ortsnamen Ohwri, Olvori, der ofi^enbar mit
Oiwovg^ Ohovccu ganz sjnonjm ist. Die gleichfalls schon bei Homer
erscheinende bedeutung eines baumgartens könnte daun für eine
erweiterung des ursprünglichen begriffes genommen werden ^'^),
Die gruppe fe.r0.fci.11i.ja. ist von Deecke-Siegismund r/^/iij»,
von Schmidt rgi^pM gelesen. Während die form liqx^og so gut
als TQixvog beglaubigt ist, habe ich jene besonders wegen des ar-
kadischen duQXf*^ ^D ^^i* inscbrift von Tegea vorgezogen.
Z. 10. Deecke-Siegismund haben hier p. 251 nach ihrer
lesung den selir unverständlichen und unglunbliclien sinn gefunden,
dem Onasilos und seinen brüdern werde länderei gegeben mit der
bestimmung „das ganze ohne abgäbe verkäuflich zu haben mit aus-
17) Bei dieser sonderung erklärt sich auch, weshalb in nolvxaQno^
ttlmi ^ppi^ofra* ^, 122 die sonst überall ziMmge herstellung der ^otm
^jftfor Dicht möglich ist, vgl de Tbeocr. carm. aeol. III, p. 14.
PhiloJogaB. XXXV, hd, 1. 4
50 Kjprische ioschriften (I, 9. 10).
nabme der ländereien^ d. ii. der nutzniessang^' und in der parallel-
steile z. 22. 23 ,>ie im (oder zum) allverkaufe abgabenfrei zu
liaben, ausgenommen die ländereien *S während p. 240 für beide
stellen der sinn angegeben ist „ihnen dafür land zu geben, denen
ertrag sie (aber nicht das land selbst) steuerfrei verkaufen kön-
nen*'. Wenn sie dabei z. 10 näy tSviOP und z. 22 napwvCwg ab
adverbium mit gleichem sinne lesen, so ist, von andern bedenken
abgesehen, das getrennte nuv uinov mit adverbialem sinne ^^ doch
ganz undenkbar. Schmidt hat hier zur aufklärung nichts beige-
tragen, indem er den sinn seiner lesungen naviovkov und navmvdjug
ganz im dunklen lässt und nur p. 3t das äolische nawtuiwiog
(r=: naPToJog) vergleicht; auch das folgende wort bleibt bei ihm
durchaus problematisch. Mir scheint nun wenig zweifelhaft, dass
in nui'üjptog ein mit opCytifAi, (iydfiiiP, ovHag u. a. zasammenhäor
gendes wort zu erkennen ist; diesem wortstamme wird gerade
für den kjprischen dialekt der lebendige gebrauch durch die zahl-
reichen Personennamen mit ^Ovaa- bezeugt, wie in dieser inschrift
^Oväa$Xoi (auch ein Kjprier ^Oyijctkog Herod. V, 104 ff.), 'Oi^a-
aUvngo^i ^OyaaayoQag^ inschr. 'X ^OyaaCpoixog^ XIV *Oyac(wQogy
XXl^OyaaCnfAogy mich ^ Ornat fiog Said. Es ist aber navwPMg
in seiner bildung mit Iqiovviog zu vergleichen (s. auch zu inschr.
XXI) und in dem sinne „mit dem ganzen nutzen'^ zu verstehen,
wie von Strabo, Diodor u. a. das adjectiv navoCxiog im sinne von
navoMiC, navotxC, navotxf^, d. i. aifp Skco rw oXx(fi gebraucht
wird. Es fragt sich aber, welche formen des wertes an beiden
stellen anzuerkennen sind. In z. 10 erscheint es natürlich nuviivhov
als acc. sing. masc. generis zu fassen und auf das vorhergehende
%oy x^Qo^ zu beziehen, gerade wie auch das folgende äuXr^y von
Deecke - Siegismund mit recht für den nach äolischer weise g^bil-
18) Deecke - Siegismund meinen auch, dass wegen des digamma
von iSyog vielleicht richtiger nayyoiytoy und nayytoyiwg su lesen sei,
nämlich mit yy statt yp. Es ist das dieselbe idee, aus der das ver-
kehrte cuyyoQxotg z. 28 hervorgegangen ist, in dem dialekte dieser
inschriften ohne allen anhält ; auch ist, wie vorbem. 14 nachgewiesen,
die geminirende lesung des y unberechtigt. Ausserdem, da bei Ho-
mer wyog mit Zubehör durchaus dem digamma widerstrebt, scheint
es trotz itoyov/Lttiy und trotz skr. vamaSy lat. vSnum (Curt. nr. 448)
doch sehr bedenklich dem griechischen worte das f zuzuschreiben.
Denn da va oft in o zusammengezogen ist, kann äyoe aus einem
^at^fff = akr. vasnas geworden sein.
Kjprische inscbrifteo (I, 10). 51
deten ace siogvlara yoo anXiig geoommen ist und nothwendig zu
/tt»^09 gefaoreo muss. Anch sonst fioden sich adjectiva auf das
erste tod swei vorhergebenden sobstantiven bezogen (Kühner A.
gr. II, 71), was hier um so eher geschehen konnte, weil das „x»!
lä riQx^tja natu^* in Wahrheit nur bedeutet „sammt allen pflanzen*'.
Dea entsprechend ist dann z. 22 navoivtog als acc. plur. masc. generis
zu leseo und auf lo x^Qov . • • xäg to nanov zusammen zu bezie-
hen. Freilich sollte man nun auch uTeXfjag lorag erwarten; aber
das oeatrum ättUja loiUy das sicher nicht mit Deecke - Siegisround
nur auf rifix^^ >u beziehen ist, aber an sich in beziehung auf
alles vorhergehende vollkommen richtig erscheint, wird sich auch
nebea dem masculinum navmvtoq als geringe inconcinnität des aus-
drucks entschuldigen lassen. Man könnte sonst auch allenfalls das
•dverbium naviavttaq vorziehen, wie bei jungen Schriftstellern nav
Sijßwg im sinne von navdrjfAii vorkommt.
Der complex u.va.i^e. = vpaig^ der jetzt auch von Schmidt
so gelesen werden muss, nachdem er in nachtr. II das zeichen va.
anerkannt hat, ist von Deecke-Siegismund für eine präposition ge-
nommen, die ausser, ausserhalb zu bedeuten scheine und an
lat. «dbe-, od- in w^^emens^^) v^ors erinnere; auch sei man ver-
sucht skr. vahis ausserhalb zu vergleichen. In der Verbindung
vpa$g Z*^y (ausser z. 23 auch z. 28 in anderem zusammenhange)
soll dann J^äv wahrscheinlich gen. pluralis sein (was aber z. 10
Dicht zulässig, da es sich hier nur um einen einzigen x^Q^^ ^^^°-
delt) und bedeuten „mit ausnähme der länderei'', wodurch aber kein
für mich fassbarer sinn gewonnen wird. Ks scheint mir nun aber,
dass s. 10. 23 am natürlichsten eine bestimmung zu erwarten ist,
wodurch dem Onasilos sammt seinen brüderu und bezw. dem Ona-
silos allein für die gegebene länderei abgabenfreiheit auf I e b e ii s-
zeit zugesichert wird, die sich aber auf die erst hinterher (z. 11.
19) Die althergebrachte auffassung von vehement als compositum
von meru scheint mir durchaus verkehrt und richtiger von L. Meyer
Vgl. Gr. II, 269 ein derivat mit dem suffix ment- anerkannt zu sein.
Dann ist aber vehemens (obgleich auch von Corssen Ausspr. I, 104
als die filtere form dargestellt) aus vSmens zerdehnt wie mihi aus
m^ =: skr. mä, gr. fto* und eohort aus cörSf vgl. curtis und cratis
bürde, goth. haunU Fick p. 36. Ganz dieselbe art der zerdeliTiUTia
zeigt sie« im abd., wie maAai, bihü fär mäi, W/, s. Gilmni (jt. \,
J8S ff. Mehr hierüber in meiner feBtechrift „Avl^ und Yilla" p. "11.
4*
52 Kjprisdie insclirifteo (I, 10).
23) erwäliQten nacbkommeD nicht erstrecken sollte; denn es ist
doch nicht leicht denkbar, dass die abgabenfreiheit der ganzen fa-
milie für ewige zeiten ertheilt wäre. Auch z. 28 scheint es sinn-
gemäss^ dass die eide dahin lauteten die vertrage auf lebenszeit zu
halten. Und allerdings scheint es sehr möglich, dass J^ä in jenen
drei stellen nicht die kjprische form für yi^ ist, sondern vielmebr
für ^(üj (Cor})» Denn die in dem verbum erscheinende doppelform
des Stammes Z^ und ^w ist auf eine ursprünglichere form J^af zu-
rückzuführen , aus der l^u entweder durch contraction aus ^afa
werden konnte oder auch ohne suffix aus J^äv wie ^a, yä aus
djäu. Gerade der kjprische dialekt zeigt aber die Stammform
J^a(f) in der glosse J^ue$ : ßiPsT (?) xai nnt (Cjr. 171 ^di$ :
(fipodgcjg nvvi), vgl. ^aiwttq : irviort^g. Denn bei der engen
Verbindung der begriffe athmen und leben ist durchaus nicht
zu zweifeln, dass hier derselbe stamm wie in l^qv vorliegt , und
auch die alten grammatiker haben ^dm auf um ro m'iüf zurück-
geführt Epim. Horn. 181, 34, KtG. 230, 45, EtM. 410, 34, wo-
bei Zusammensetzung mit der partikel C« oder auch (EtM.) pleo-
nasmus des ( angenommen wird. Auch für das hesjchische ^dft
ist durch die cyrillische erklärung CfpoiQwg nv%i die Zusammen-
setzung mit ^a anerkannt, wie für ^uivr^q von H. Stephanus Thes.
IV, 4. B durch das vorgeschlagene Cfodguig nvioyt$gy wogegen
M. Schmidt dieses für d^aivng stehen lässt Aber die echten be-
sjchischen erklärungen lassen nichts von einer Zusammensetzung
merken, und Lobeck Path. I, 100 hat deshalb lieber einen pleo-
nasmus des ^ anerkennen wollen, woran natürlich nicht zu denken.
Es bleibt also zunächst nichts übrig als einen stamm ^ttp mit der
bedeutung athmen, leben anzuerkennen. Der ursprünglichere
begriff des athmens erscheint auch noch recht deutlich, wenn die
homerische formel oau yuTuy im nvifti w xai iqnH P, 447. er,
131 in h. Cer. 365 durch onoaa ^uin u xal iQjfi$ ersetzt ist.
Da nun aber der griechische anlant C s^br gewöhnlich einem j der
verwandten sprachen entspricht, so ist man berechtigt neben jenem
J^af auch eine wurzelform jav zu vermuthen. Auf diese aber muss
man geneigt sein das homerische loi^ zurückzuführen, wenigstens
in seinen anwendungen J, 276 ino ZtfvQoiq iwijg , Ay 308 l\
ävi/AOio noXvnXdyxtoio Icütjg^ wo es von den alten durch nvotj
erklärt wird, uad 71, 127 ^UvGCui i)\ nuQa vii\)0\ n^^^i; ^^^kv^
Kyprisehe insclirifteo (I, 10).
lu^v (t. 1. iQiajjv)f wo man es vou dem 1%alUu8 ignis versteht , in
beidea verwenduogeo also sjnooyin mit uvTfjti}. Dazu kommt docIi
A'e eine he^cbiscbe erkläruog ^fv^ij ^^) > die sich auf eine ver-
lorne steile zu bezieben scheint, vgl. skr. atman s e e I e = uvjfiiiy,
ttVTffti^. Ein bedenken entsteht nur daraus^ dass der in allen jenen
drei stellen vor dem virorte erscheinende unerlaubte hiatus fur aii-
iaatendes digamma zu zeugen sdieint^^)^ in welchem falle man
dasselbe mit (fX^, vis verbinden kann, vgl. lg ävifiovy nvqoq fii-
voQy was dem sinne der stellen sehr gut entspricht ^^). Die wur-
zelform jav konnte femer durch zusammenziebung leicht in iv
obcrgeben^ aas welcher form sich aufs natürlichste alf-oiv leben,
iMO-vm y aetas für aev-tas erklären , nämlich als mit vocalverstär-
kaag gebildet Mit diesen Wörtern gehören , wie die meisten
spradiTergleiclier anerkannt haben, auch zusammen skr. aju-s le-
bend, mensch, lebenszeit, äjus n. leben (im PWb auf cift
at h men zuriickgefabrt), indem der iu ihnen anzuerkennende stamm
20) Hesych. ita^ : dnotf-oQ«. nyoij, q(oytj, avyij* ipvx>i. xttnyog, vq/j^,
Ttffavfn, Von diesen erklär ungen beziehen sich iftayr, und xfjavyij auf
den gewöhnlicheren gebrauch von ito^. Wenn aber M. Schmidt
„ajtü^QQä oQfiti ad itoxti apectant, avyi tpvx^ xanyog quo re/eram nescto**,
so geht anoffOQa vielmehr auf dyifÄoto itoij , vgl. Pollux III , 94 dno^
tfOQd . . . . Tcai nyivfdttnoy dnoßolij xai o JJu^;, nytv/uaiog nQooßokij und
Tbes. I, 2, 1784. B, und wegen oQfn^y das für alle drei homerische
stellen passt, s. EtOr. 75, itaj i f^f^d noMs tfxoy^s oq^h^. Ferner avyij
und xanyog beziehen sich auf Tit^^of Itaii, vgl. Hes. dr/Ltis : dnavyac^a.
nt^otj und nvQog avtfJi Od. n, 290. f, 9, bei Eustathius durch xanyoq
erklärt, wonach also jene erklärungen aus der bedeutung nyo^ herge-
leitet sind. Zu n, 127 gehört auch die letzte erklärung bei Apio p.
EtG. €07, 12 / 0)17 ff'Wyij, nyorj, qlo^, vgl. Hes. at/r^if : nyoi^^ 7A0I.
Wegen ^»/^ s. ob.
21) Dasselbe bedenken gilt auch gegen die beziehung des wortes
auf w. d^ hauchen, woher Cnrtius nr. 587 das wort mittelst einer
kühneren reduplication abgeleitet hat, freilich nur die bedeutung
„stimme, schall" erwähnend, in welcher das wort bei Homer aller-
dings keine spur des digamma zeigt, was einen wink gibt zwei yer-
schiedene Wörter anzuerkennen, vgl. anm. 22).
22) In der bedeutung ^017 ist /oii; nur eine andere form für id
und hi, 8. meine nachweisnngen in Zeitschr. f. vgl. Spr.W. III, 88 ff.
92. 108. Ebenso kann sich ein fKaif zu einem fim = pig verhalten,
das in Wahrheit in ßia erhalten ist. Denn pis ist aus cTTk gewor-
den, vgU Hesych. &Qie : tfvya/dtg, was aus dpis zu erklären, vgl.
Hes. rgi : ci : Kg^g — (fidgo^xtug : dtdoixiog (cod. doixiog) und
Diall. U, 51, Curt. p. 447, auch lat. eras = skr. cvas. Der anlaut
dp ist aber bekanntlich oft zu ß geworden, üebrigens hat dlea^
Wurzel d^t, wie hier nur angedeutet werden kann, ursprüngWcVi deti
begriff binden.
54 Kypriscbe inschrifleo (1, 10).
1^ nur eine andere gestaltung von äw ist, wie zuerst Beofey
WL. 1, 9 nachgewiesen bat. Aber alfil mit zubebör, das iMin
allgemein hierber bezogen bat, gebort vieUnehr zn skr. hva rnnrnt,
wie icb früher genügend nachgewiesen zu haben glaube"). —
Wenn nun aber das J^u an jenen drei stellen der inschrifty wirk-
lich = C«'!/, so liegt darin zugleich der volle beweis für die rich-
tige deutung des Zeichens za. Die partikel vpMg zeigt die grösste
ähnlichkeil mit den skr. adverbien auf -dis, wie nlkAia niedrig,
fand»« allmählich, und lässt sich in natürlicher weise auf die zu
z. 5 besprochene mit inl synonyme partikel v zurückfuhren , wo-
bei parasitisches digamma zu erkennen. Es wird abo auch in
vpatg der wesentliche begriff von inl erkannt werden dürfen, das
c. acc. sehr gewöhnlich das erstrecken über einen räum bezeichnet,
zuweilen auch den des zeitlichen erstreckens, wie nokkov ini XQ^'
vov Od. /i, 407. Oy 414, in^ ^co xul /Aiaov JjfMQ fi, 288, ü^
up&Q(iin(ü¥ ytviuv Xen. Cyr. V, 4, 2 (Kühner A. gr. 11, 437),
sodass also vpaig ^av = Ini ßCov so viel wäre als das gewöhn-
liche dtä ßCov.
Zweifellos richtig ist eJse, | si^e. (auch z. 23), wo Schmidt
sinnlos ixv ^^^ » ^^^ Deecke-Siegismund ^ ti ctg gelesen and als
tX xi uq gedeutet Wegen ^ =s «2 stützen sie sich auf das von
mir Diall. II, 380 beigebrachte. Dass Schmidt das ausserdem z.
29 vorkommende ctq = rig nicht erkannt hat (nach p. 89 ist,
was si.se. bedeute, nocli ganz ungewiss), ist in der that auffallend,
da ein kyprisches interrogatives aCg durch Hesych. ai ß6X§ :
tC &iXi$g. KvTtQtoi bezeugt ist.
Z. 12. Grosse Schwierigkeit macht die gruppe e,se. | o.rti.4P«.
(nach der lesung von Deecke-Siegismund), die hier und in der pa-
23) Wenn Lobeck Rhem. 4 und Curtiiis nr. 587 richtig die be-
griffe athmen und schlafen fOr eng verwandt erkll&t haben,
dann würden auch iavat, dioat, cfavw hierher gehören, die ich schon
früher auf die mit l^af lautlich identische wurzel djav zurückgeführt
habe. Die annähme der sprachvergleichenden etymologen (früher
aucb von mir gutgeheissen), dass der stamm (a, Cta, nur eine modi-
fication derjenigen wurzel sei, aus der skr. g'iv, lat. vtv,ßr. ßioe her-
vorgegangen sind, muthet dem glauben doch etwas zu viel zu. Auch
dktna, von Curtius p. 483 zu (aa |^zogen, scheint mir gr&nslich
fremd. Es hat als wesentlichen begriff den der anordnung des le-
bens , und die zweite auf schiedsrichterlichen spruch bezügliche an-
wendung von cfiaira, cf»cMraa> lässt gleichfalls den gmndbegriff des
ordnens erkennen.
Kjprische inscbriften (1, 10—12). 55
nllelsftelle i. 24. 25 je zweimal erecbeint. Scbmidt, der das von
jcMo for 4P«, genommene zeichen als eine besondere art von g
leitet (von mir durch sfc bezeichnet, s. vorbem. 13) und das zei*
eben m. ungedeutet lässt, bat gar nichts damit anzufangen ge-
wiMst; in nachtr. II erklärt er jedoch, 0.M. sei gewiss ein adver-
bial, mit dem lakonischen i^ii zu vergleichen. Deecke-Siegismund
habeo bei ihrer lesung den nach dorischer weise mit ^ gebildeten
•or. I eines verbnms auf -{^cn anerkannt, das mit i^ogC^m gleich-
ftebe. Für den sinn würde dies ganz angemessen sein, wenigstens
nach dem jüngeren gebrauche von i^ogCl^siv, wo es ganz den sinn
von hßalX^w, ff^iXuvvtiv hat; aber das v statt » erscheint doch
lehr bedenklicb. Weniger gewicht lege ich auf den von Schmidt
in nachtr. II daher entnommenen einwand, dass das e.jre. immer
durch eineo divisor abgetrennt ist. Präpositionen sind in dieser
iaschrifit von ihrem casus mehrfach durch den divisor getrennt,
wie ävr( z. 5. 15. 17, nog z. 19. 20, J7A z. 24, und eben das-
selbe konnte natürlich bei einer solchen lockern Zusammensetzung
mit einem verbum stattfinden, welche tmesis erlaubt. Aber frei-
lich ist eine solche gerade in i^oQfC^tp nicht anzuerkennen, weil
dieses nicht ein compositum von ogC^fiv, sondern ein derivat von
i^ogog ist. Aber wie die einschiebung des augmentes sich früh-
zeitig, in Wahrheit durch einen Sprachfehler, auf solche fälle indi-
recter Zusammensetzung erstreckte, so wäre es auch nicht zu ver-
wundern, wenn die inschrift durch den divisor die trennbarkeit der
Präposition irrthümlich anerkennen sollte. Ja sogar, da das innere
augment sich auch auf verba ausgedehnt hat, die nicht einmal se-
cundäre composita sind, sondern eine präposition nur scheinbar
enthalten, wie dtanuv und diaxoPBiVj ist es denkbar, dass auch
hier der divisor selbst einem gröberen sprachirrthume verdankt
werde, und diese möglichkeit dient gerade meinem eigenen erklä-
rungsversuche zur Voraussetzung. Das von Deecke-Siegismund fur
ni. genommene zeichen, das ausserdem nur z. 19 in einem eigen-
namen erscheint, ist nämlich von denselben (wie auch von Schmidt
p. 53) dem in der kleinen bilinguis inschr. V als ru. gesicherten
gleichgestellt, ist aber diesem doch nur in entfernterem masse ähn-
lich. Dagegen zeigt es enge Verwandtschaft mit den zeichen ji.,
tfa., ma., za., indem es gleich diesen zwei von einander abgekeVirle
Itmmiaa xur gruadlage hat , die nur durch einen oder xwe\ \iä\A
56 Kjpriscbe inscbriften (1, 12).
oben bald unteu in verscbiedeneo ricbtungen scbwebende kleine
«triebe modificirt ist. Das fraglicbe zeicben bat einen solchen
stricb unten. Am näcbsten sieben ji,y das einen entsprechenden
strich oben bat, und va., wo zwei striche unten. Da nun auch
sonst bei den kjpriscben scbriftzeicben die analogien der gestalt
nicht ohne bedeutung sind, wage ich um so eher das noch unbe-
kannte zeicben von vi. anzuerkennen und dann jene gruppe ohne
rücksiclit auf den divisor ühfoffThrj zu lesen, nämlich ab aorist
eines verbums l^vori^ia. Um dieses aber verständlich zu machen,
bedarf es einer etwas ausfübrlicberen betrachtung.
Das griechische hat einige präpositionale adverbia mit dem
suffix -w, nämlich f^cü, ifcußy awi»^ xdiia nebst dem aus änw&ey,
uuuixiQia, anwraTm zu scbliessenden anm^ verschiedenartig sind
ngoifaw und onCaaio (von onC = ljiC)y weil hier das suffix -<r(rai«
Unter jenen bat i^m eine sjrakusiscbe form l^o$ (Diall. II , 365),
dem ix^^^ * ^^ Uesjcb. unbekannten dialektes zur seite steht, in
dem Valckenaer richtig ij^tfoT (besser ix^o$) erkannt zu haben
scheint. Das entsprechende sjrakusiscbe Ivdot (ebd.) ist von einer
verstärkten form der präposition gebildet. Aehnlicb ist aber
auch das aus mQOi&iy naqoCuqoq zu entnehmende naqoh^ das
gleich ndqoq (neben den doriseben t^oq und iyiog) von einer mit
sr^o, skr. pro ursprünglich gleichbedeutenden form Tiäq oder noL^ti
gebildet sein muss ^). Nach Herodian EtM. 663, 28 war schon
im alterthume eine von ihm verworfene ansieht, dass wegen der
form l^ot richtiger (^(p mit • subscr. zu schreiben sei, und dieser
scbluss auf eine ursprünglichere form -tp erscheint auch vollkom-
men gerechtfertigt, wenn auch die Schreibung mit -w, die von den
grammatikern einstimmig gelehrt wird, schon durch die ältere pa-
radosis gesichert gewesen sein muss. Auf etwas anderes aber
fuhren die formen Hesjcb. Svov : uvw.^Iwpig und i^ov&a :
iMTog. Denn während dieses allerdings dem thessalischen dialekte
zugeschrieben werden kann, der w in ov wandelte, so ist doch der
las dieser Wechsel fremd, und das ionische avov für ävw wird
sich nur aus einem älteren ärcov erklären lassen. Der unbequeme
diphthong ci/i;, den die griechische spräche überall selten und im
24) Curtius nr. 347 hat nUgos, ndqot&t nebst goth. /atira anna-
iürllch von dem ganz sjnODymeii tiqo, %kt. pra, \sb\.. pro ^g^An^^^^i^..
Kjprisdie Inschriften (I, 12). 57
•iisg^ange nirgends bewahrt hat, konnte einerseits das t; leicht ver-
lieren, anderseits dasselbe, wie nach langen vocalen nicht selten
(s. vorbjem. 9) in » abschwächen, woher dann die form -q» und
weit» -Oft^ endlich aber auch in ov übergehen, wie 1711 häufig in
ov und fjiy wt in Hj 0$,
Diese alte form auf -tav bestätigt sich auch durch verschie»
deoe TOD präpositionalen adverbien auf -oi stammende derivate.
Ab bekanntesten ist das von einem ungebräuchlichen vniqui abge-
lötete adjectiv vntqmog^ d. h. im obern stock eines hauses be-
findlich wie &uXafio^ insQtSog (vgl. Lobeck Path. I, 452), dessen
flubstantivisch gebrauchtes neutrum vntqmovy VTreguliov schon bei
Homer zur bezeichnung des Oberstockes dient '^). Für vntQmov
wird die Schreibung mit $ anerkannt Theognost 130, 22, EtM.
780, 9y ist aber den handschriften meistens fremd (insQw' /7, 184
auch ¥en.), wie auch bei dem adjectiv, s. Lobeck a. a. o. Eine
andere substantivirte form desselben Wortes ist Imgwa gaumen,
schon Horn. II. X, 495 vmQt^iiPy nac|^ der läge im munde be-
nannt. Die Schreibung mit i wird Theognost. 106, 24 ausdrück-
lich verlangt, obgleich dasselbe auch hier gewöhnlich fehlt, wie
bei Homer auch im Ven. Die echtheit des # in jenen Wörtern hat
nun Lobeck a« a. o. richtig aus dem mit vnBQMog wesentlich
identischen vntqoioq geschlossen, das aus den hesychischen glossen
vn^qoha^onivov : vrnqritpavtvoiiivov — vniQo$fj(tä/Aevot :
iniQij^vouvTig zu entnehmen ist. Zu imqoXoq stellt sich aber
ndqohog : nqaoq, von den kritikern für corrupt genommen und
in wenig glaublichen weisen gebessert, aber ganz richtig vou
naqä her einen solclien bezeichnend, der sich nicht als inegoTog
über andere, sondern ihnen zur seite und gleich stellt. Ein xa-
25) Sehr unglücklich hat die Sprachvergleichung nach dem vor-
gange von Pott £. F^ I / 279 in dem -tuoy dieses wertes die skr.
Wurzel vas wohnen zu entdecken geglaubt , s. Benfey WL. I, 297,
Curt nr. 206 , hier nicht ohne zweifei vgl. p. 573 , wie denn auch
Pott selbst WW. II, 2, 477 bedenklich geworden ist. üebrigens ist
zu bemerken, dass die form mit 91 bei Homer nur im acc. pluralis
vntQ^a erscheint, und zwar immer mit der elision vntQ^' 11 ^ 184. tt,
362. ß, 358. &, 761. 760. q, 49. r, 602. 7», 356. V» I- 364, dagegen mit
toi sing, vnsqiuioy, IntQmtp, plur. vm^lita, adv. vneQtoio&fyj wonach
zwei verschiedene Wörter zu sondern sein dürften, nämlich in vncQ<^a
und ein vi,\>geleiteteB r6 vns^tJtoy, In der späteren spräche i%t äiie
^we/ee form durch contraction mit der ersten zusammengefaVlen.
58 Kyprische insclirifteo (I, 12).
jotog ist zu entnehmen aua dem wunderlichen xato$6fHvog der
Septuaginta Abac. 2, 5 „b df xajotofuvog xai xara^oniiiigi ärt^g
dXuJ^wv'' und bei Philo VII, p. 652 „o yä^ xaTOtofjtevog ßeXifoatv
oix ävixfjai^^t ^^^ ^^^ ^^^^ folgende glossen beziehen: Hesjch.
xaroto fABPog : o fiiiit nXrjgo^oQCag TnCTtvwp, f o iv vnoXi^tl^t
^SQOfAtvog, xai o vrnqritpavivofuvog und (nach xaT o$x^f*^^^^)
xaro$6(JHvog : imgoQuip; Phot. Said. LBachm. 274, 3. xaio$6»
liBvog : ivofidJ^wv (o vofuCj^cjv gut Zonar. Phav.) iavxov fAiyav
xai q)vffü)yj inff^rj^avog (vjngrifäpwg Suid., xai imgriqiavivofitvog
Zonar.); Gloss. MS. in XII Proph. (s. M. Schmidt zu Hes.)
xatotai fjbfpog : imgoQWP, vnigrjfapBvofUPog, unaifSv, Da eiD
compositum xaiohfiat in dem erforderlichen sinne undenkbar er-
scheint, ist xaioiwfjbipog, das auch in der zweiten hesjchischeD
glosse durch den platz gefordert wird, für das richtige zu halten
und das xaroiaad^a^ auf ein xatoTog zurückzuführen wie vtvb-
goKiJ^ia&a^ auf vmgoTog. Es bezeichnet dann aber xujotogi xa-
jotwfjbfvog einen von oben herab handelnden, einen xuTu^gopuip und
xaraßXinwv inl xXevaCfjt^ , ' vgl. Poll. II, 52. Mit vmgoihog ist
aber ferner zusammenzuhalten l^wnkog^ das für ein compositum
Ton üitff genommen ist (wie schon Seh. Eur. Med. 621), aber in
den quellen seiner bedeutung nach durchaus nur als derivat Ton
1^01 erscheint, nämlich Hesjch. i^oin$op : ixtonop, f^oty Eur.
Suppl. 1038 duifAaTwl i^iin$og ßißtjxs (= l^w). Med. 621 XQO-
y/^oiy dfafidtuiP i^uintog, Ale. 549^ iwp6i SwfiaTWP l^wirCovg
iiPüiPag oX^ag (= l^co oviag), Arist. Thesm. 881 aiiog di ügta^
Tci; hdov lex ^ '%dni,og\ Aristid. v. I, p. 235 ^aXaxta l^aimog
dem xoXnog entgegengesetzt. Arg. Arist. Ljs. läg fih t^wnfovg^
wo Dübner i^ta bessern will. Geneigter könnte man sein bei
xdiutnog = xanj^n^g und xaiuimäp = xaTqfpilp (zuerst bei Ari-
stoteles) die Zusammensetzung mit ditp anzuerkennen, wenn nicht
gerade die analogie mit xairnpiqg (s. unt.) dazu riethe auch hier
nur ableitung von der präposition xatä zu vermuthen. Anderes
ähnliches übergehe ich, weil das urtheil zu unsicher. Aber die
vergleichung von i^wmog mit vrngwiog lehrt, dass bei beiden eine
form auf -utfiog zu gründe liegt, die sich gerade aus alten ad-
verbialen formen l^o/i;, inigutv erklärt. In rä vjugifa (anm. 21)
und rj imgma ist dann das « aus dem alten v geworden, das aber
/e/cAt auch wcg'faJleo konnte.
Kjpruche ioschriften (1, 12). 59
DasB aber jeoeo adverbialen hildungeo auf -cjv ältere auf
4m sn gründe liegen, die ganz dem locatiY singularis der stamme
•of i und « im sauBkrit entsprecben, lassen die formen auf -av
erkennen, die sieb aus den nachfolgenden betracbtungen ergeben.
Besonden belehrend ist die lesbiscb - äolische form naquva oder
wdgawa '^ fiir nagitd Diall. 1 , 86 , die sich auch in dem neuen
äoliflcben gedichte Theokrit's gefunden hat, wo vs. 4 Bergk rich-
tig aoQaiuQ fiir TtaQavXagy auch in fAuXXonaQavog Theoer. 26
(21), 6 enthalten, vgl. m. progr. de Theoer. carm. Aeol. Ill, p. 11.
Bin dorisches naqüa ist aus den compositen bei Pindar cv/ra-
qäog P. 12, 16 und xf*^ondQdog P. 1, 44. N. 7, 71 zu entneh-
neo '^. Als bootische form ist naQtid zu betrachten, das von den
graamatikem fiir äolisch ausgegeben wird, während EtG. 296, 17
in xaXhnaQiioQ eine tqojr^ Botwuxrj das » in tj anerkannt ist,
vgl. Diall. I, 191. Bei Homer ist mtQftaC in der attischen ge-
stall überliefert; aber für eine ältere form TtagfjaC oder naqiiat
zeugen die homerischen composita xaXXtndgijog, fjbikionuQtiog, tpoi-
v$xonäQuogi ;|faAxo;ra^/70(, bei denen aber die übliche Schreibung
mit 1^ viel schlechter beglaubigt ist als die ohne » teubscriptum ^®) ;
ferner das faommscbe nagrjiov, bald sjnonjm mit nuQBtd bald
einen pferdeschmuck bezeichnend, und das von den attischen und
alezandrinischen dichtem im sinne von naqud gebrauchte nagrjtgy
auch contrahirt nuQfig. Vergleicht man nun diese verschiedenen
26) Dieser accent ist Epim. Horn. 343 , 18 überliefert und lässt
sich durch ähnliches rechtfertigen, vgl. Diall. I, 109. Die AOxz. 11,
301 als äolisch bezeichnete form ntcQotai für na^inil würde an sich
nicht unglaublich sein, nämlich als analog mit vmgoios s. ob., wenn
nicht die anderen Zeugnisse dazu nOthigten eine corruptel aus na-
QuvM oder naquai anzunehmen, s. Diall. f, 36. 191.
27) In folge meiner erinnerung Diall. II, 143 hat Bergk -nuQ^os
edirt, aber ohne dass diese Schreibung aus den handschriften nach-
gewiesen wäre. Die angäbe zu N. 7, 71 „/aXxonaQ^oy seh." ist irrig.
28) KakUndopoq mit » subscr. wird Eustath. 67, 45 anerkannt.
Dflbgegen Epim. Horn. 343, 18 (nagtMi) iy cvy&ian (ha rov tj dti, wo-
bei der Zusammenhang zeigt, dass nicht etwa 17 gemeint ist ; auch ist
EtM. 487, 6, EtG. 295, 39 — 296, 17 in xalhndgiios nur die angeb-
liche äolische verwandlnng des tt in i| anerkannt. Der ambrosianische
palimpsest hat consequent xalktnägiios ohne t, s. Buttmann zu Scholl.
Od. p. 586, und der syrische palimpsest in der einzigen stelle, wo er
ein compositum von nagnä bietet, Y, 297 /aAxoTrd^iyof. Ebenso hat
der venetus in jenen compositen immer 9 ohne », nur /a^onuQ^ov
P, 294 und xalhn&^of T, 246 ausgenommen ^ welche stellen in ^^n-
geieB ergäüEungen der bandacbrift atehen,
60 Kjprische inschriften (1, 12).
formen, so erscheint es notliwendig ein älteres naqapa zu gründe
zu legen. Aus diesem erklären sicii sofort das lesbische naqavuy
das dorische naqud und das für naqrnw, ttaf^Cg und die Gom-
posita auf -nctQriog zu gründe liegende nuQrjd. Aber das attische
TmqHoi setzt mit nothwendigkeit eine ältere ionische form Tmqj^^
voraus ^% und ebenso das homerische jro^c^ar^ wenn man bei diesem
nicht dreister eine falsche Umschreibung aus n APE AI annehmen
will, das richtiger nuqrial zu lesen gewesen wäre. Nicht weni-
ger muss das böotische nugr^d aus einem älteren naquid oder
naqffd geworden sein, s. Diail. 1, 186 ff. und p. 191. Somit ist,
auch wenn die Schreibungen -ndQtjog und ^ndgfog verworfen
werden, doch die existenz von alten formen nagud und TtuQrji^
für gesichert zu halten. In diesen muss aber das t aus dem p
der grundforra naqäpa geworden sein (vorbem. 9), die ihrerseits
auf ein altes adverbium naquv von naqu zurückgeht. Denn dass
in naquaty das Benfej WL. II, 335 und Curtius nr. 619 in eine
höchst unglaubliche Verbindung mit ovq gebracht haben, einfach ein
derivat der präposition naqa zu erkennen ist als bezeicbnung der
beiden seiten des antlitzes'^), scheint keinem zweifei unterworfen.
Bine gute analogie gewährt die oben besprochene gleichfalls von
der läge entnommene benennung des benachbarten körpertheiles
vmqwa von iniq.
Ein altes xaiav schliesst sich aus dem derivat »arrj^i^g nie-
dergeschlagen mit xairj^tTv (dor. xaTug>^aaQ : unofi^cag.
29) H. Stephanas Thes. VI, 457. A erwähnt ein ionisches naqp^
»«teste Etjm.". Aber in den edirten etymologiken wird diese form
nicht gefunden und scheint von Stephanus nur durch einen gedächt-
nissfehler aus dem bOotiscben (äolischen) naq^d gemacht zu sein. In
Eustath. 67, 43 t^v naq^äv naqijltiw i&iUt kiyuy o noitiiijf ist offenbar
naqiqiow zu schreiben.
30) Sehr naturgemäss erscheint der gebrauch des duals wie bei
o<r(j<. Es war auch II. r, 34 naqad acc. offenbar die altüberlieferte
lesart , die Ixion ganz richtig als dual fasste , während Ptolemäus von
Askalon aus unbegründeter abneigung gegen den dual ein neutmm
jä naqttd anerkannte, s. Epim. Horn. 373, 18, wo die letztere auffas-
sung angenommen ist wie auch Scholl. A r, 35 und EtM. 653, 26,
ohne zweifei aus Herodian, s. Herod. ed. Lenz I, 372, 24. Nach je-
nem scholion haben Arietarch und Aristophanes na^tuds geschrieben,
während in Scholl. BL. jenem das neutrum zugeschrieben wird, wie
auch X, 491 für naqtuti in Scholl. A demselben das neutrale naqttd
bei^ele^t ist, das gleichfalls als dual für die richtige lesart gel-
ten dart.
Kjpriscfae inscbriften (I, 12). 61
upuicug, Ton M. Schmidt ohne grond bezweifelt), wo das t;^ f in
9 iibergegangeo ist. Das syoonjme xurwnog mit xatwmuvy wahr-
■eheinlicb aus xuTtofog, ist vorher bemerkt Ebenso ergibt sich
CID vxiQÜv aus dem mit vermehrtem suffix gebildeten tfrttgij^apog
(dor. vMfQag>apog Pind. P. 2, 28) nebst vmQrjfUPBiv u. a. mit ent-
gfegengesetztem begriffe, irrig für ein compositum von tpatvHv ge-
halten, aber vielmehr für ijKQuF-avog und mit dem vorher gefun-
denen vjKQoTog (von inegtav) wesentlich identbch.
Besonders heaclitungswerth sind aber mehrere verba auf -avw
(nar im aor. 1 und futurum erscheinend). Zuerst l^avaa$ : i^iXtiv
Hesjch., jo i^fUTv i^avaa^ Poll. VI, 88, wober der komiker
Piaton Comm. gr. fr. 111, 628 Mein, joy lynitpaXov l^avaag^ was
Eustatb. 1547, 57 fakch erklärt ist, vgl. Lobeck Rhem. 12; da-
her ll^avCjriQy nach Hesjch. und Poll. Vi, 88 eine andere be-
nennung einer xgedyga oder uQnuyfj, d. h. eines instrumentes zum
herausholen des fleisches aus dem kochenden wasser, nach EtM.
346, 56 von Aeschjlos gebraucht, vgl. auch Hesych. i^atQiiuQ :
uQndyfi^ eine lakonische form für H^a^qijrig. Ferner Alcm. fr. 97
xitv fiwcap xaiavifiig, nach Eustatb. 1547, 60 = u<puvfCHg,
und Soph. Ant. 620 ngly nvQl &iQfi^ noda ri^ ngoaav arj im
sinne von admovere. Endlich zwei kjprische formen der art bei
Hesjchins, nämlich Mvavov : iy&ig. Kvnqiot, von M. Schmidt in
irivov gebessert, aber vol. IV, 2, p. 160 vielleicht nur durch ein
sphalma, aber gut ivavbv geschrieben, also für Mvavaovy und anav-
ov&ig 2akafjtCvio$j von Bergk unter Zustimmung von M. Schmidt
(vgl. Auct. Emend, p. 44 a zu 67, 28) in anavov : dig gebes-
sert, was für nuZaov stehen soll, aber vielmehr aus Mnuvov oder
vielleicht noch richtiger aus onavov (vgl. unten zu z. 29) verderbt
ab kjpriscber form für Inav<fov, die genauer durch inC&eg zu er-
klären gewesen wäre. Diese verba sind keinesweges, wie Lobeck
ad Aj. p. 358, Rhem. 12 geglaubt hat, composita eines simplex
uva^, sondern gleich dem lat. ejrtio, (s. unt.) derivala der praposi-
tionen, die zunächst auf adverbiale formen i^av^ xutuv, ngöcav,
iraVf inav (ojruv) zurückzutüliren sind. Es wäre nun auffallend,
wenn sich nicht auch an die gewöhnlichen adverbial - formen auf
-w ähnliche verbalbildungen angeschlossen hätten, und man muss
sich sehr versucht füDea vieles hierher zu ziehen, worin jetzt xu-
sammeaaeUaog^ mit tJaa$ geaehea wird. So i^uiaat im sinne vou
62 . Kjprisclie inscbriften (1, 12).
ixßäXXitv, expellere, vgl. ags. t^ljan, ^tan (von üt) eficere, ex-
feilere, ahd. (^zön, ga-ikzön (von ikz) excludere, und ßlaiaiga
als instrument zum herausholen (vgl. i^avtmig). Desgleicheo
änwca$, schon bei Homer häufig im sinne von amwerey ohne dass
überall der begriff des gewaltsamen w&iTv ganz angemessen er-
schiene, dem in anwaato ^xu yigovra Q, 508 das ^xa sogar zu
widersprechen scheint; vgl. mhd. wnen entfernen von präp. von.
Auch uvijiaab zeigt in der einzigen homerischen stelle o, 553 oi
IJklv uvijiaaviBq nXiov ig noXiv nichts von der krafit des w&uy,
sondern ist nichts anderes als äyayayiadat, sodass es als derivat
von ävä, uvo) viel verständlicher ist Aber freilich haben die
Griechen offenbar schon frühzeitig solche bildungen selbst auf
fidsTv bezogen und ihnen deshalb das präsens auf -wd-iat und das
innere augment zugetheilt, sodass eine genauere Scheidung unthun-
lich wird (vgl. unten über uv&üai).
Aus den formen auf -cTv konnten durch den Übergang des v
in i auch solche auf -a$ und weiter -ai werden, und auf diese
weise dürften vielleicht die präpositionalen bildungen auf -o* zu
erklären sein, die freilich auch andere auffassnng zulassen '^), näm-
lich naqat und vnat mit vnat&a schon bei Homer, xaraf Apoll,
de synt. p. 309, 28 und Jo. AI. 27, 30 bezeugt, aber nur in xa-
tatßdirjg und Zubehör gefunden (xara^ßatog schon Hom. Od. r,
110), d^aC bei Aeschylos, dnaC nur bei jüngeren dichtem ^^).
Weiter aber zeigt sich eine in -u verkürzte endung jener
adverbia in lat. indu = dor. ivSot und den verben ejmo, indtro
nebst dem aus suhucula zu entnehmenden auhuoy die keinesweges
nach der herrschenden ansieht fur composita zn nehmen sind '')>
sondern für derivata der präpositionen ; am deutlichsten erhellt die-
ser Ursprung in den mann ichfaltigen anwendungen von exuo. Aus
31) So ist nagai Gurt. nr. 346 für die einem skr. parS entspre-
chende locative form genommen, wofür besonders auch das lat. prae
zu sprechen scheint, das Curtius nr. 380 freilich von nagd geson-
dert hat.
32) Mitai findet sich nur Simon, fr. 37, 17 in dem von Bergk
für ^fjaßovkia aus conjectur gesetzten fUTa^ßolkt, dessen Unrichtigkeit
ich schon in meinem programme Simonidts lamentatio Danaae (1853)
nachgewiesen habe.
33) Nach der gewöhnlichen anffassung mit einem dem griechi-
schen dv gleichstehenden stamme du^ nach Pott WW. I, 1, 626 mit
einer wurzel u = skr. vji.
Kypriflcbe iiucbriften (I, 12). 63
entsprecfaenden bildung superu erklärt sicfa das adjectiv «ti-
pmhua fur «wpero-««, wie sich in iaschriften wirklich fiodet, und
mt eioea eotsprechenden vnegv die synonjinen griechischen Wörter
inigßtog and mit schwererem suffix vinggtCaXog (von Lobeck Pro-
^tgg. 91 gut ftir ein paragogon von vniQßtog genommen), wo ß
ynd ^ = ^. Alle drei ausdrücke sind synonym mit intgoTog und'
vMffpf^ay^gy die vorher als derivate der präposition vnig erkannt
siod **). Auch hier hat man unrichtig Zusammensetzung aner-
kannt'^); aber das wahre verliältniss wird noch besonders klar
durch Hesych. vnegßuv (1. vjtfgßäy): imqwaVy wo sehr un-
glockliche besserungsversuche gemacht sind. Aber deutlich liegt
den werte ein infqßog ss imqwoq zu gründe.
Um nun auf das fragliche wort der inschrift zu riickzu kommen,
so ist es klar, dass von jenen alten adverbial - formen auf -ctfv
leicht auch verba auf -atfi^w gebildet werden konnten. Von die-
ser art lässt sich ein uvwpd^m erkennen in Aret. p. 24, 14
aviülerog /irfiiat (1 uvwiarog), d. i. aursum feraiury aber auch
wohl mit n =i p (vgl. oben i^wmog^ nujuinog) in Hesych.
arwnuft or : äogurov* unaQaxvov, avinCiStqoifov. Denn die
erste und letzte erklärung scheinen hier nur auf falschen etymo-
logien von w. in und inC^ofiat mit uy- priv. zu beruhen , wäh-
rend die mittlere den echteren sinn eines avtamtSiöv = uvußpiarov
bezeichnen wird, womit zu vergleichen Herod. VII, 139 ol ßaa^Xia
uvwcdfjkivo^. Zu jenem uyatpfZat werden aber auch gehören He-
rod. I, 157 ig &iOP ar^crai tov Iv ßgayx^JfiCty VI, 66 dvu)t(fTOv
yivofiivov ig irjv UvitCfjv , wo man allgemein (s. Buttmann Ausf.
gr. II, 314) fehlerhafte formen fiir ävoTaaty ävodnov anerkannt
hat , obgleich der aorist ohak sonst nur in sehr junger spräche
erscheint Es dürften aber vielmehr dfu/Caat und afo/lVrrot; , wie
34) Aach das adverbium vnigqio scheint mir nach form und be-
griff wenigstens eben so leicht mit vnigßiog verbunden werden zu
kOmien als mit hmgqvti^t wohin man es gezogen hat (Curt. nr. 447).
Man kann es als neutrum eines vnigqive fassen, das mit einem vnig-
q^tot ebenso identisch ist als der name des homerischen hirten Mt-
lat^&w mit seiner andern form Mikdr^toc, Freilich kann aus diesem
hUg^vc sich leicht auch das nachhomerische vTugtfvijg entwickelt
haben.
35) Nämlich vnigßtot von ßia (Cnrt, nr. 639), vntgfialog naßVi
Buttm. Lexil JI, 213 und Curt, p, 70S von w, tfv, superbm nacVi
Ckiri. Dr, 639 von w, Ai (/fa) oder/u.
64 Kjprische inscbriften (I, 12)*
richtiger zu schreiben, zu jenem uvwC^uf gehören, wobei dann das
unzusammengesetzte iwwtaat allerdings mit äy-lvtyxitv ajnoDju
ist, indem der begriff des uvu der wesentliche. Mit diesen Hero-
dotischen ausdrücken bat Buttmann auch Hesjch. ävuctov :
iyxkijTOP zusammengestellt, indem er Svi^arov : uydxXrßov vor-
schlägt. Noch richtiger wird uvmüiov zu sehreiben sein (die
glosse steht zwischen uvwd-ov und ävuiüayuqy mit jener fireilich
ausser der reihe), während lyxXritov ganz richtig erscheint. Denn
die junge griechische spräche hat iyxaXuad^ou y besonders in seinen
derivaten iyxXritog, iyxXtjuviuj nicht selten im sinne von Ixx-ap-
pellare, s. Thes. Ill, 86. D — 87. B. — 432. A. Jedoch wäre
auch ein contrahirtes uvfpciov oder auch ein ävannor von dem
obigen uvüjCm in demselben sinne sehr wohl denkbar, wie sich
denn dieses wirklich in ganz analoger weise gebraucht findet, s.
Thuc. Vlll, 93 ig toifg noXsfiCovg ävwCak (r^y noUv)^ Dio Cass.
LH, 17 l( tiv drifiov xa jtquyfjba'^ dvuiatjg* Es mag aber nicht
selten in derartigen formen das alte c»(, dann contr. €p durch
blossen fehler zu w geworden sein, wie z. b. für uv^Cak Herod.
I, 157 V. 1. ävücai. Als simplex hat sich das alte urtataat, frei-
lich mit unzutreffender erklärung, deutlich erhalten in Uesjch. ^yof-
CTUt : TtQocrivix^fii TrgocsvfjvtxTui, wo o» aus an, ^. Das ana-
loge i^wtcai stimmt nun in seiner bedeutung ganz mit dem oben
besprochenen i^waat (gleichfalls vielleicht Öfters aus il^waak ge-
worden) und den analogen deutschen verben ags. iktjan, fian, ahd.
iizon im sinne von expellere, aber auch mit exuere, wie bei Ta-
citus av'Uis bonis exuere. Ueber die kyprische bildung des aorists
mit dem dickeren Zischlaute 7A = ah ist vorbem. 13 gehandelt.
Es ist aber, um dies zu wiederholen, die Schreibung e.s7»e. | o.viMhe.
allerdings eine fehlerhafte statt e.8ho,vi,8he, und nur daraus zu er-
klären, dass das verbum irrthümlich für ein trennbares compositum
genommen ist.
Die gruppe i.l6.pa.i. ist von Schmidt durch die Schreibung
idinut als unverständlich bezeichnet, wogegen er in der parallel-
stelle z. 25 und auch z. 26 ute, als Ide anerkannt hat. So auch
Deecke-Siegisinund, die ausserdem z. 12 Idi na, indem sie an-
geben, duss hier und z. 25 Ide den nnclisatz einleite, dagegen z. 26
seine jcewöhnliche coordinirende bedeutung habe. Jener vermeint-
//cAe gebrauch im nachsntze, sonst o\\ne W\si^v^> «c^Oma^I iei\k«t %<^t
Kjpriscbe ioschriften (1, 12). 65
weoig glaublicli , und ich lese das i,ie. an allen drei stellen viel-
niehr X't§ ab kjprische form fdr Iv^iv mit » fiir e wie in h.
Der abMl des v wird gerechtfertigt durch Hesjcb. tano^* ig-
mg : Mo&iy J^xiig. Ild^iot (M. Schmidt ohne noth no&iy), of-
fenbar für Ix 7t6^%y und richtiger lanod^ zu betonen. Ob nod^t
oder jroTf anzunehmen sei, ist hier nicht zu erkennen, und ebenso
ist die form der inschrift zwischen ^C&€ und ^ti$ zweideutig; ich
kabe aber die tenuis vorgezogen zunächst wegen der form iyn in
dem alten Foedtf« Eleorum €. I. nr. 11 , die bisher verkannt ist.
Hier lautet nämlich der schlusssatz nach Boeckb's iesung: al di
nq ra fqd^a Tat xaddaXiono, aXu pdag aXu uXitna aXu Jü-
fAOg in\ in$uQ€^ x* ipixoao tu» 'irccvx' iyqafifAivf^. Hierin ist
aber tri' irrig für ian genommen (Diall. I, 282. II, 319) und
kano anderseits auch nur künstlich mit andern als plural =r tlal
gefasst werden. Aber die interpunction der inschrift nach dufiog
xeigt deutlich, dass vidmehr IVi' für htt = iv&tv zu nehmen ist
und auch hier den nachsatz beginnt; wegen des mangels der co-
pula bei uXu -aXui ^gL i» ^^^ grossen inschrift ton Tegea 1. 41
iXit Ugdv iXu dafiofftoy «frc Xd$oy und 1. 54 tXti Uqdy (Xf€ da-
§i6ct0Pm Die tenuis statt & ist auch in Vrai/i' = iid^avru.
Dassdbe wort ist ferner das lat. itide, das gleichfalls zuweilen im
nacbsatze steht, wie Plaut Cure. II, 3, 84 oitium uhi conspexi,
esinie me tUieo proiinus dedi. Aus dem griechischen vergleiche
Bum u. a. Thuc. II , 84 wg dt arnxQCvuno , ipuvd^^y Jij xiX,
Ganz entsprechend ist aber auch der gebrauch von jo&tv Aesch.
Ag. 200 ta€l i* uyuyxag liv Xinadpoy — lo^ty tö nayjoioXfioy
fqoyiJy fjiijfyyw und der häufige homerische gebrauch von rcJ im
Dachsatze; denn dieses ist die richtige Schreibung statt des ge-
wöhnlichen i^ und die ursprüngliche bedeutuug = löd^^y anzuer-
kennen, vgl. Diall. II, 374, m. Griecb. formenl. p. 104 anm. 6
■nd über die von Apollonius und Herodian bezeugte und gebilligte
ichreibung Herod. ed. Lenz I, 492 ff. In z. 26 wird sich das-
selbe ^Ci€ = iy&iv statt des vermeintlichen Idi in anderem ge-
kranche gleichfalls sehr angemessen zeigen. Uebrigens ist iw^iv,
cL hnciy I^Jpr« Xyji, lat. inde = skr. aias. Wegen des in diesem
fehlenden n vgl. skr. adh-OM, adknira mit lat in/'-ra, inf-eri, goth.
wni-wr. Das enklitische nät ist z. 12 beigegeben wie in xd(
PbiJoJogus. XXXV. bd, L 5
66 Kjprisclie inschriften (1, 12—16).
Sehr gut haben Deecke-Siegismund in atfinty das für Schmidt
ganz räthselhaft geblieben ist, unter vergleicbung von notvtjy
ujtotvay poena eine dialektische form für tcAte*, tCcu erkannt,
unter beziehung auf Fick Spracheinh. p. 81, wo sehr gut das za-
sammengehören von rCvat mit notrfj nachgewiesen ist, wenn auch
nicht alle gemachten combinationen zu billigen sind.
Z. 13. lieber die geldsumme s. zu z. 6.
Z. 14. Die eigenthümliche form aXXtJV = aXltar, aus dem
ulten äXjog (lat. alius) durch überspringen des j geworden, ist von
Deecke-Siegismund gut durch Hesjch. alkojgonov : äXXoto--
iqonov geschützt (auch EtM. 35, 3 alXotqonoq : äXXoKJ;rQojrog).
Schmidt hat durch die Schreibung atXwv das wort zweifelhaft ge-
lassen und äussert sich p. 65 ziemlich unverständlich, jene gruppe
bedeute wohl tiüv uXXutv (wie in anh. I geradezu geschrieben ist)
„vgl. auch EtM. 34, 10 atXa äitt rov xaXä KvrrQtot, es müsste
denn an uXXtOh aliXiot, uiXiot zu denken sein*' (d. i. = ovyyafA-
ßgoir). So auch p. 32 „tcüi^ aiXwv = lüiv uXXcjp?*^ Dagegen
p. 86 „Twv aXXXwv (aXXcDvy^ und p. 87 „ob r&y aiXwv rwv SX-
Xwv bedeute, ist noch nicht völlig sicher; ahia¥^ wie fiaXtow =
fAuXXov wäre zweifellos äXXtJV*^ und gleich nachher „twy uiXatv".
Die einem alXog = aXXog vermeintlich widerstrebende form ha-
XuXiöfiivu z.* 26 wird unten ein# andere erklärung finden.
Z. 15. 16. Ueber tu vx^qwv ff. s. zu z. 5. Die gruppe io.
mi.«i.lo.fie. , von Deecke-Siegismund t6(v) fMCd-ov und von Schmidt
tüiif incdiiv gelesen, ist nach der dort gegebenen erklärung des
vorhergehenden wortes für gen. singularis zu nehmen,^odass & vxfjQog
TW fiKS&üiv = 70 intxHQov Tov fAic^ov das zugeld zum lohne
bezeichnet. Die geldsumme hier und z. 27 ist von Schmidt wie-
der gar nicht gedeutet, von Deecke-Siegismund aber in einer ganz
unannehmbaren weise, indem sie das die vier ersten einsen auf bei-
den selten einschliessende zeichen, auch sonst = pe., für abkürzung
von nifins nehmen , und dabei das erste m. mit den folgenden
vier einsen als zehner fassen , das zweite n€. mit den folgenden
zwei einsen als einer, sodass 97 .herauskommen, dann das folgende
zeichen (von Schmidt für U. genommen , nach Deecke-Siegismund
diesem nur entfernt «ähnlich) als bezeichnung der mine deuten und
endlich das weitere e. als abkürzung von^EiuXuvgy also zusammen
97 idaliache minen. Eine g\auUic\\we de.\itu>!k^ 'wltd durch die
Kjprische ioscliriften (I, 15^ 16). 67
folgenden zusammenstellungeo an die hand gegeben: Ueaych. ni-
Xixvg : m . . . iq ma&fifov i^afAwtaiov uQX^^ov' ol de dexafA-
wHuov (cod. dmdex-) — fi(Ai7iiXix{x)ov : tgtfAvdlov jj «-
TQafivaiov fi mvtdiivovv* to yäg Jixufivovv niksxv (TfiXixvg
Mas.) xaXf7ia$ naqa iJaiphig; Eustatli. 1878, 56 mXixsiov fxh
ov fUa Cfjfiacfa' iijXoJ yuQ ^ Xil^^g ofiwvvfiCag Xoyqj xum tovg
^tttXatovg xai aia&fiip iv Kq^jh i^dfivovv rj dexu^vovv. Ks er-
gibt sich hieraus, dass in Kreta und Kjpros rechnungsmünzen
anter den namen niktxvq (so wird auch von Musurus richtig ge-
bessert sein) und ^fjturiXixxov üblich waren « offenbar aus der zeit
her, wo äste und halbäxte als Zahlungsmittel dienten, nicht überall
von gleichem werthe, aber bei den Paphiern nach ausdrücklichem
Zeugnisse der niXexvg zu zehn minen als bequeme mittelstufe zwi-
schen mine und talent, also wohl auch in Kition und Idalion. Mit
grosster Wahrscheinlichkeit wird nun das doppelte pe. als abkür-
zung von niXixvg zu betrachten sein, wie in der andern summe
z. 6. 13 ta. fiir rdXartov, so dass die von den beiden pe. einge-
schlossenen 111 1 (vgl. zu z. 6) zunächst die summe von 4 ns-
XixHg =- 40 fAvat bezeichnen. Schwieriger ist das folgende zu
deuten. Das nach der zahl 11 folgende zeichen scheint mir nach
soi^fältiger vergleichung aller betreffenden stellen im Lujnes'schen
facsimile dem U,^ wofür Schmidt es genommen hat, zwar sehr
ähnlich, aber doch verscliicden zu sein, und ich wage darin das
noch unbel^te zeichen für zu, zu vermuthen, das hier als abkür-
zung einer kjprischen münzbenennung ^vaa dient, vgl. Hesych.
t^ovOui : iqaxfJbrü, Denn dieses wort stammt aus dem semiti-
schen = syr. zuZy chald. znsa und konnte sich leicht auch bei
den kyprischen Griechen eingebürgert haben. 1st die deutung
riclitig, so liegt darin zugleich ein beweis für die kyprische aus-
spräche des fünften vocales, welche durch die Schreibung ^ovcat,
in gewohnter weise ausgedrückt ist. Endlich in dem letzten zei-
chen e, mag ich nicht eine abkürzung des ethnikons erkennen,
weil auch den geldangaben z. 6. 16 ein solches nicht beigegeben
ist, sondern verstehe lieber eine abkürzung von fifuGv oder nach
analogic des arkadischen dialektes in der inschrift von Tegea z.
25 ijfuccop. Somit wäre hier die hauptsumme der fTiXixs$g^ wie
bei dem mXavtoy z. 6. 16, durch einschliessung in das wieder-
holte münzzeichea hervorgehoben, die kleinere münze aber nur mit
5*
68 Kjprisclie inscLrifteo (1, 15 — 19).
einer einmaligen bezeichnung bedacht Die ganze sudiroe betrage
40 minen 2Vs drachmen. Weshalb eine so wenig rande sooiaie,
lässt sich natürlich nicht sagen.
Das von Deecke - Siegismund gesetzte dwxoijfi ist von ibaen
für den optativ eines präsens dvixui glommen, das sich zu Himxa
ahnlich verhalte wie ^xo» zu ^xa, indem sie ausserdem skr. däe^
„darbringen, gewahren*' heranziehen. Curtius vei^eicht in der an-
merkung noch oXi%(a neben oXijiXina. Schmidt, der das letzte
zeichen des Wortes ungedeutet lässt, muss wohl etwas äfanliches
im äuge gehabt haben, wenn er das übrige ioxob (nachtr. 1 <fai-
xot) geschrieben hat. Die beziebung auf ^xcü scheint mir sehr
unzutreffend, weil hier der perfectische sinn ganz fern lieg^ Bes-
ser passt schon 3A./xcii, wenn man die beziehung auf das nachho-
merische iXiHXina, das in dem x nur zufallig stimmt, bei aeite
lässt. Am zutreffendsten erscheint jedoch skr. dcU;,-alt. Es scheint
aber der kjprische dialekt noch ein anderes beispiel eines durch
verstärkendes x gebildeten präsens zu bieten, nämlich in Hesjch.
a«»x/( : uTiQenig, uxov$$g. Kvnqtoi. Hier hat M. Schmidt
Zeitscbr. f. vgl. SprW. IX, 293 unter vergleichung von uBndig :
äxovHg Cjrill. die erklärung äxovitg auf ein kjpriscbes ät^g s=s
uteig bezogen^ aber zu Hesjchius dies fallen lassen und vielmehr
die von Stephani vorgeschlagene besserung von ixovng in kuxop
als „iton mdU^* bezeichnet, wobei er dann zugleich KvnQio^ in
x6nQH>p verwandeln will, eine art der bessening, welche derselbe
a. a. o. p. 290 f. noch auf vier glossen angewandt bat. Aber
ein kjprisches äk(x%g = äxovug scheint sich gut rechtfertigen zu
lassen, nämlich äi(-xw als verstärkte form von a/ui» wobei diCo$ :
uxovoi Hesjch. das mittelglied bildet. Dabei wird freilich das «
von äi'w nicht mit Curt. nr. 586 für das präsens-bildende j ge-
nommen werden dürfen. Weshalb ich äuixoiJB geschrieben habe,
s. zu z. 6.
Z. 18. S. zu z. 9.
Z. 19. Schmidt hat hier und z. 21 auch noch in nachtr. II
an seinem nw ixofuvov festgehalten und no%xo(Uvov für noOfX"
= nqoa^x^ für falsch erklärt. Aber die ausstossung des c ist
von Deecke -Siegismund genügend gerechtfertigt (s. vorbem. 15)
und nicht minder durch vergleichung von ngoaix^g der Ausdruck
u^o0(j[Ofiewog mit gleichem sinne.
Kyprisciie inscbriften (I, 19—21). 69
Aus to.ro.vo, babeo Deecke-Siegismund (s. p. 230) sehr un-
walincbeiolieb den dual tcu ^opta gemacht (freilich sehr zwei-
felnd), weil die lesung to(v) ^fo(v) nicht zulässig sei, da das
sdilicssende v nur bein artikel abfalle. Viel glaublicher hat
Schmidt darin einen eigennamen Tgopo oder nach p. 52 jQwpo
gesucht, was auch Deecke-Siegismund nicht ganz abweisen. Aber
in diesem falle kann man doch schwerlich umhin den abfall des
aebliessenden v auch bei einem nomen anzuerkennen, wofür sich
alsbald s. 21 noch ein anderer beleg finden wird^ vgl. vorbem. 6.
Statt jener alles anhaltes entbehrenden namensformen dürfte aber
▼idai^r ein Gdqpog zu erkennen sein, vgl. OovQog SvßagCnjg
Tbeoo. Progymn. 3; denn auch das adjectivische &ovQog ist aus
^oqpog geworden wie dovgog aus doQp-og. Den folgenden com-
plex haben Deecke-Siegismund %o.%u.ru,ni%,o,ne. gelesen und neben
jenem tcu ^pw zweifelnd als tutiv) JqvfiUwv gedeutet. Schmidt»
der jenes vermeintliche tu. ungedeutet lässt, hat lov Tv*jAtov.
Aber Deecke-Siegismund haben mit recht bemerkt, dass, wenn die
erste g^ppe einen personennamen darstelle, die zweite wahrschein-
lich den vaternamen in der kyprischen genetivform auf -atv ent-
halte, wodurch dann die stelle mit z. 21 to notxofMvoy nog /7a-
cayogav tdv ^Ovaauyoqav ganz parallel wird. Jenes von Deecke-
Siegismund für TU. genommene zeichen ist aber oben zu z. 12
vielmehr ahi m. erkannt, und es dürfte nun am wahrscheinlichsten
tov &vp$fiCww zu lesen sein , wobei der personenname OvpCfitog
von ^vog mit parasitischem p herzuleiten ist, vgl. ''Av&tfiog von
är^og.
Z. 20. Die lesung von si.mi.fo.s0. als JSffifAtdofy wie Deecke-
Siegismnnd und Schmidt, ist nach vorbem. 14 unrichtig; auch gibt
der kjprische dialekt sonst keinen beleg für die äolische gemi-
nation der liquida, sondern zeigt sich ihr durch alXog für uXlog
(z. 14) vielmehr weniger geneigt ab irgend ein anderer dialekt
SffAtdog stimmt mit den nicht-äolischen namensformen 2tfAog^ 2l^
fiWPl £$fAvXog u. a.
Z. 21. Schmidt hat die gruppe li.v0.i.fe.mi.ss. durch Jif(-^
^ifAtg wiedergegeben, wie er p. 51 auch für möglich hält a.i.ve.i.
z. 31 aip( oder atpi zu lesen, p. 67 ve.i.koMa. pixova. Wie er
sich diese lesungen gerechtferti^ hat, ist nicht wohl zu erraüien.
}tf rorbem. 8 isi darauf biagewiesea, daaa das J$pik- de& nam^aa
70 Kyprisclie iusclirifteu (1, 21 — 26).
die ältere form des dativs darstelle, von der sich gerade bei diesem
Worte aucli in dem namen JiHzqiffiiq (vorbem. 8) und in den ho-
merischen gedichten spuren erhalten haben, nämlich in der deh-
Hung der endsilbe, die immer in der formel J^ <ptko^ und noch
auflallender in Ji\' wq By 781 eintritt. Inschr. XII hat denselben
Personennamen in einer weniger sicheren Überlieferung.
Die gruppe a,Ta.ma,neM,8e, ist von Deecke-Siegismund ^jiqafi-
vevg gelesen, von Schmidt '^AqafAavivq und in der abhandlung p.
57. 86 ^^QfiavivQj wobei immer eine topische benennung von
einem demos oder dgl. her verstanden ist. Aber von einer derar-
tigen näheren bestimmung einer person findet sieb in diesen ky-
prischen inschriften nirgends ein sicheres beispiel; wohl aber ist
die durch den vaternamen im genetiv sehr gewöhnlich und gerade
auch in dieser Inschrift z. 1. 2. 21 sicher und auch z. 19 von
mir anerkannt , und ich sehe nicht ein , warum eine solche nicht
auch hier stattfinden sollte. Denn wenn man das wort paroxjrto-
nirt, kann es sehr wohl der genetiv eines namens auf -tjg decl.
Ill sein, der nach der weise des ionischen dialektes und einiger
dorischen (Diall. II, 214) aus -iog contrahirt ist. Den von mir
anerkannten namen ^AqiAavriq . vergleiche man mit ^Aqik^vitifiq
AOxx. II, 299, 3, Keil Inscrr. Boeot. nr. XXX, das auf ein '^Aq^
fiivrjg decl. III schliessen lässt, und auch mit ^Aqgiivag (g. -a),
söhn des spartanischen tjrannen Nabis Poljb. XX, 13, 4. Kj-
prisches a für « wird sich auch in ddXrog = diXjog z. 26
finden. Ueber ä7M^6g s. zu z. 9. Hier kann a.Ia.tH>. nicht wohl
etwas anderes sein als der accusativ „der xiquogy den Divithemis
als Weingarten hatte'S sodass der mangel des schliessenden v aner-
kannt werden muss, vgl. vorbem. 6. Ueber no^xo^vov zu z. 19.
Z. 22. 23. Ueber navcüvCog ff. zu z. 10.
Z. 24. 25. S. zu z. 12. Das !^ z. 24 nehmen Deecke-Sie-
gismund p. 252 für eine kürzere form von Idi und, wenn .es
nicht aus diesem graphisch abgekürzt sei. Viel richtiger hat
Schmidt p. 89 eine andere form für ^ anerkannt, das in der In-
schrift z. 10. 11. 13. 23. 25 erscheint, s. zu '"HdakCtav z. 1.
Z. 26. Ueber die summe s. zu z. 15. 16, über ^tu = fv-
&iv zu z. 12. Hier bedeutet es einfach inde, darauf. Das von
Deecke-Siegisniund aus dem folgenden herausgebrachte tu taXdiv)-
Kjpriscbe Inschriften (1^ 26). 71
die talente, diese ausgetauschten worte^* ist in jeder hinsieht un-
glaublichy auch schon um deswillen, weil es sich in den vertragen
oiclit bloss um talente handelt (in Wahrheit um ein talent), son-
dero auch um andere kleinere summen, dann aber insbesondere um
laodscheokung. Die abweichende lesung bei Schmidt rd u haXu-
X$G(xiya (das er aber nach p. 61. 67 auf Iv-uXXtikl^iü „unter ein-
ander abmachen^* bezieht) dient auch nicht dazu das verständuiss
zu fordern. Bei meiner lesung zu' id'kujj^ nehme ich duXiog für
die kjprische form von iikjog, vgl. Hesycli. idXxiov ; mvdxiov.
oJop YQuikfkuiCikOY (nach daXaj), wodurch das dialektische u des
Wortes gestutzt wird, auch wenn man die besserung daXiCov von
Albert! fiir entbehrlich hält und auch das x statt r fiir dialektisch
oinint; M. Schmidt's besserung /a>l/J«ov ist schwer verständlich.
Ferner IvaXaX^afiipa ist nicht auf ein ulXt^Xf^fo zu bezieben, wo-
gegen einerseits das durch z. 14 gesicherte kjprische uIXoq für
üXXog streitet, anderseits die unzulässigkeit der lesung haXX- (s.
vorbem. 14), sondern auf das mit uXtCgxü sjnonjme und engver-
wandte aXfpw , s. Hesy eh. äXlvnv : äX€Cq>Hv — uXT i ui :
inofhütfak — uiXiXvai : to ijiuXsiifiM toCx(^ — inaXtJvut :
ixaX§7^lfa$ — xajaXiJvut : xarafiT^at (A\hert\ xaiaXeTyfMy viel-
leiclit xaTttCTjiA^^ai) ; Phot. xaiaXTvat : xaiaXitftai (1. xaiaXeTiffui) }
femer uXokfioq, das in der bedeutung XQ^^H^ ^^^^ indXatptq
iwf¥ lotxutv mehrfach, namentlich aus Sophokles her, bezeugt ist,
s. Thesaur. I, 1, 1570. D. und IVi. Schmidt zu üesych. uXotfAu
(L äXatfiog). Es ist offenbar das lat. li-n-o, dessen wurzel im
griechischen scheinbar ein prothetisches a angenommen hat, eigent-
lich als ersatz eines abgefallenen consonanten, vgl. Corssen Beitr.
19, Nachtr. 62 ff., Ausspr. 1, 177. Von diesem äXhta ist äXü-
XtüfAUi das richtig gebildete perf. passivi. Wie aber das lat. linere
auf das schreiben angewandt ist und das davon abgeleitete llUera
eigentlich den aufgestrichenen buchstaben bezeichnet (auf
Si^&fQat, papyrus u. dgl.), während yqdcpBiv und scrihere eigent-
lich vom eingruben der schrift gilt (in stein, erz, wachs), s. Cors-
sen, so konnten auch äXtt^at und uXCvat auf das schreiben ange-
wandt werden, und jenes ist in diesem gebrauche gerade aus dem
kjpriscben dialekte her bezeugt, nämlich Hesych. ulBtnrJQiop :
yQu^Tov. KvnQkOk, von U. Siephaaua Thes. 1, 1417 B. gut \u
äX€4jrr^e^oy gebessert uad als airameniarium gefasst (^Meiueke uu-
72 Kjprische ioschrifteo (I, 26. 27).
glücklich äXftntiqQkOv : yva^lov), und S$f& iQuXo^^og :
yQufifAawdiducxaXog naqa Kv/tgCoig. Die letxte glosse laast auch
erkeunen^ dass ii<p^iQM das in Kjpros übliche sclireibnaterial
waren; freilich sind derartige ausdrücke auch nicht selten beibe-
halten y wenn zu demselben zwecke später ein anderes naterial
verwandt wurde, wie denn Sokrates Plutarch. Q. Gr. p. 297. F.
sogar von di^^iqa^q /aAxae; spricht. Jedoch können jene diXft
immerhin für d$y>9^igut zu nehmen sein, vgl. Hesjch. dk^d-iqu :
. . . diXiog. YQaiifAUTkov y wie denn der gebrauch von iikgog
überall ein sehr weiter ist, vgl. Eustath. ad Dion. p. 242 dikiot
— anX(ag a% ßtßXot. Wenn nun gesagt ist, der könig und die
bürgerschaft hätten tu* diXicDv jade ra pintja tu n haXaUafAipu
im tempel der Athena deponirt, so ist rade rä pimja diesen
Wortlaut, d. h. den bis dahin angegebenen Inhalt der beiden '
vertrage und der darüber ursprünglich ausgefertigten Urkunden
(^diXtoi), und ra rc IvaU^aXtCfsfya „und das hinzugefügte 'S
wie lyyqdfia mehrfach im sinne von nQOffygd^w gebraucht ist,
nämlich den von rag ys z. 29 an angehängten zusatz. Man hat
nämlich das ganze verhältniss nicht so zu verstehen, wie Schmidt
p. 90 annimmt, als sei dem Onasilos und seinen brüdem für ihre
ohne honorar geleisteten dienste die remuneration erst nachträglich
verwilligt; sondern die Urkunde sagt ja mit klarsten werten, daas
die verträgt sich nicht auf acta, sondern auf agenda der arzte be-
ziehen, was Deecke - Siegismund auch richtig erkannt haben. Bg
sind aber ursprünglich zwei verschiedene vertrage abgeschlossen,
der eine mit Onasilos und seinen brüdern, der andere mit Onasilos
allein, beide auch auf der tafel durch den absatz z. 13 , wo das
letzte drittel leer gelassen ist, scharf geschieden. Es sind aber
diese vertrage zunächst auf zwei dikiob geschrieben gewesen,
worunter man, wie bemerkt, d$(p^i(iM verstehen kann, oder auch
im eigentlicheren sinne des wertes nCruxtg. Später aber hat .man
sich veranlasst gesehen noch den zusatz z. 29 lUg yi ff. hinzuzu-
fügen und unter feierlichen eiden eine auf das dauerhafitere mate-
rial der bronzetafel eingetragene protokollarbcbe Urkunde über das
ganze in dem tempel der Athena zu deponiren.
Z. 27. Schmidt hat nach lesbischer weise (Diall. 1, 151) mqQ
geschrieben ; aber die äolische gemination der liquidä ist dem kjpri-
ächen diahkte fremd (s. zu z. 20) und «lucXv dv^ dfi^V^^^ «Aiffaaaun^
Kjprisclie Inschriften (I, 27 — ^29). 73
des einfach geschriebenen consonanten nach vorbem. 14 unzulässig.
Deecke-Si^ismund haben nach delphischer weise (Diall. II, 357)
wfQ* nit elision; aber das natiirlicliste scheint ein apokopirtes mg
anmakennen, wie auch das alte Foedus Eleorum jiuq noXifito =
Mtgi noXifAOv hat
Z. 28. Das seltsame avwoqnokq bei Deecke - Siegismund ist
nur durch den irrthnm veranlasst, ogxoq habe das digamma, s. zu
z. 1; aber Thvv s. vorbem. 13. Das richtige Xvaat und z. 29
hiffii ist nunmehr auch von Schmidt in Nachtr. II anerkannt, nach
seiner angäbe auch von Blau gefunden. Mit Schmidt habe ich
lieber pgijiag als mit Deecke-Siegismund pQfjidg betont; denn die-
ses fQijira ist unverkennbar nur eine durch ausstossung des q ver-
weichlichte gestaltung von ^ifr^a, wie das pindarische cxSiniov =
cwriJnQciVj auch homerisch cxrimovxoq. Nicht anders verhält sich
noch das weibliche suffix -nq zu -xq^q und im gründe auch das
männliche -ti;^ (-^a) neben -triq und -tutq. lieber vpatq ^äv s.
zo z. 10.
Z. 29. Mit Deecke-Siegismund om (von Schmidt ungedeutet)
ab dialektische form für ou anzuerkennen würde mir unzulässig
scheinen, auch wenn nicht in z. 1 ore festgestellt wäre. Nicht
glaublicher ist das von Curtius vorgeschlagene o^i, das mit lat.
tiH fdas in Wahrheit = o^» wie rviher = igv&Qog) und o^ga
verglichen wird. Vielmehr da zu z. 10 die alte form onC für ln(
nachgewiesen ist, scheint es mir kaum zweifelhaft, dass oni als
kjprische form fiir intC zu lesen ist, welche conjunction mit ini
zweifellos eng zusammenhängt. Ueber (Stg , von Schmidt wieder
nicht verstanden, s. zu z. 10. Das neue wort uvoctay von Deecke-
Siegismund „friedlosigkeit^^ übersetzt, scheint von Schmidt, da er
nicht betont hat, für zweifelhaft gehalten zu sein, ist aber wohl
als sicher anzuerkennen. Der ausdruck wird verständlicher, wenn
man bedenkt, dass odog den directen gegensatz von Uqog und
jocsr bildet, sodass uvoc(ju pot yhonv so viel ist als das lat.
mictT esto im schlimmen sinne, in welchem das griechische Ugog
nicht üblich ist, sondern statt dessen ii'uyrjg iciio^ wie auch uyog
>■» gegensatze zu öaCa steht, vgl. z. b. uyog xexti^anai Aesch.
Sept. 1017. Der gebrauch der partikel ye ist hier freilich sehr
auffialleDd, aber das von Schmidt p. 29, SS dafiir vorgeacUagen«
x^ ^sss ixiZ doch gaax uamöglicb.
74
Kjpriscbe iosckriften (1, 31. II).
Z. 31. Die Schreibung i^if' mit Schmidt entspricht der kj-
prischen schrift, die deutlich zwei consonanteD anerkennt, besser
als i$- von Deecke-Siegismund. Ueber ot %oT (jatvt ff. s. su
z. 8. Wenn Deecke-Siegismund hier Xwct ohne v haben in Wider-
spruch mit ihrem ^^o(p)ot und mit dem xQfvwvCt u. a. des arkadi-
schen diulektes, so wird dies nur ein sphalma sein.
II. Bilinguis von Idalion. Lang in Transact, of the
8oc. of bibl. Archeol. Vol. I. 1872.
(Schmidt 2, Deecke-Siegismund 2).
1 pa.si.le.vo.se. | miJi.ki.
ja.to.no.se. | kcti.o.ne. | ka.e.
ta.li.o.ne. | pa.si.le.u.
2 me.na.ne. | to.pe.pa.me.
ro.ne. | ne.vo.so.ta.ta.8e. ( to.
na.ti.ri.ja.ta.ne. | to.te. | ka.te.
se.ta.se. | o.va.na.she.
3 o.a.pi.ti.mi.li.ko.ne. |
to.a.po.lo.ni. | to.a.mu.ko.lo.i. {
a.po.i.vo.i. I ta.8e. | e.u.ko.la.se.
4. . . . . pe.tu.ke. | i.tu.ka.ji | a.
za.ta.i.
1.
3.
.... ßaCiXljpog Mdtxjd-
&a)vog Kntwv xu ^HdaXtiav
ßafftXfvlpoTog
vav TW ninafiiqmv pipo<ndiag
Toy ^ddqhdiuv loJi xaUataCt
ö pdvalh
afACwr BadXgnfAog^ o
^AßidifitXxuiw TW ^Anhavk zw
*AfAvxXoX, «y' ol pok Tag €v-
Xwldg
atwv Tikog i\7iiSvxi. I* tv-
Deecke-Siegismund: 1. Mtlxk/d^ayog KtntSp xa 'SditUmt^ 2. fcf-
ray fw(v) — vtßOitTarag — jrdya^ 3. Ußtdfiilxiay fw *An6llo)yt ttS
'AfitfxX<p 4. nirv^f i(y) Tiyf« dyt9-f,
Schmidt: 1. MtlxtäS^tayog Kh^oy {Ktnaiy) xa^ ^HddUoy 2. fiiyay
xontnafAfqoy ytnoiniag (to rnna/Lugtay ytocoraraf ?) — o*yas 3. *Aß'
dtuiXxtoy 7d(7) *An6ll<oyt to(l) 'A*x6k<ot {*A\ji$]x^lip) äyot^t tag tvx»las
{rag tixtolag) 4. *tvxi (doxi) ly rv/^ o^^o^^.
Die Inschrift ist auf einem steine, der offenbar als basis einer
Statue diente. Alle zeileu sind rechts (also in ihren anfangen, da
die schrift nach links läuft) stark verstümmelt, weniger links.
Da der umfang der lücken aus Deecke - Siegismund und Schmidt
nicht zu erkennen ist und ich das facsimile nicht habe benutzen
können, machen die von mir versuchten ergänzungeu in dieser hin<-
sicht keinen auspruch auf genauigkeit. Ueber der kyprisclien in-
Bchrift steht eine noch stärker verstümm^XVe ^träxsiXv^^ \^V&\ilvl>sk.Ia^
Kyprisclie ioschriften (II, 1). 75
deren von Deecke-Siegismund mitgetbeilte lierstellung und deutung
durcb Th. Nöldeke das beste vertrauen verdient.
Z. 1. Der name des königs, von Schmidt MiXxid&wVj von
Deeeke - Siegismund MiXxtjäd^wv gelesen, ist in dem phönizischen
texte mlkjthn geschrieben, was von Nöldeke Melel^athon gelesen
wird. Schmidt p. 27 hat damit den namen des bekannten phöni-
zischen Schriftstellers ^ayxfiividd-üip oder Sayxovviu&wv verglichen.
Zufällig finde ich Journ. Asiat, ser. VI , vol. 1 1 > p. 443 in einer
von Zotenberg publicirten phönizischen inschrift auch den namen
zdßlm = 2kidjaihon und dazu die bemerkung, dass auch andere
phönizische namen auf 'jathon gefunden werden. Schmidt, der das
vierte zeichen des namens nicht für ja, , sondern für a. nimmt
(vorbem. 11) hat nun ganz consequent nach analogie von 2ayxüi-
vtd&wv den zweiten theil des Wortes -nx&iov geschrieben, wie
derselbe in der gewöhnliehen griechischen schrift allerding« ausge-
drückt sein musste, Wenn man aber mit Deeeke - Siegismund das
zeichen ja. anerkennt, so ist es unnatürlich anzunehmen, dass das
phönizische -jathon in kyprischer ausspräche -ijddcüv gelautet habe,
und man hat vielmehr der phönizischen form ganz entsprechend als
zweiten theil des namens -jd^wv anzuerkennen. Dann bildet
mi.UJiL den ersten theil und ist Mdtx- zu lesen, vgl. Hesjch.
Afdlixa : roy ^Hqaxkia ^^fAa&ovcioi ^ wo gleichfalls das se-
mitische mdek nach kjprischer ausspräche in der zweiten silbe das
$ angenommen hat, wie dies auch im namen MehxiQirjg aus dem
phönizischen Mdkart der fall ist. Noch besser stimmt Milichua
(v. I. Milieus) Sil. lt. III, 104 als name eines mythischen königs
von Spanien, ahnherrn der Imilce, den Movers Phoen. I, 326 trotz
der länge der ersten silbe zweifellos richtig nicht für das grie-
chische MefUx^^ genommen hat, sondern für das semitische meleh,
meiech, wofür auch der name der Imilce zeugt, den der dichter
ausdrücklich von dem des ahnherrn ableitet.
Die von Deeeke - Siegismund gesetzten coutrahirten genetive
pluralis Ktrtwp und ^EdaUfSv sind hier eben so wenig zulässig
ab letztere form f, 1, und es war hier wie dort der kyprische
gen. singularis auf -mv herzustellen ; über die Schreibung *HduX-
B. ebend. Das anfangszeichen dieses namens zeigt hier eine ganz
ungewöhnliche gestalte die von dem üblichea auch z. 3 in iv-
jrt^Xaf encheioendea zeichen des e. sehr stark abweicht. ScAimVdt
76 Kyprische inscbriften (U, 1. 2).
bat es deshalb vielmebr für le. genommen ^ dessen bekanntes zei-
chen freilich gleichfalls sehr verschieden ist, und Kinov xat* ^Hdd-
hot gelesen, ja sogar in seinem texte das gewöhnliche zeichen ie,
stillschweigend substituirt, anscheinend nur aus conjectur, wie er
sich dergleichen besserungen mehrfach gestattet hat. Es ist aber
auch sein Kiuop nax ^HddXiov unverständlich und streitet mit
dem von Schmidt selbst p. 48 anerkannten sinne „unter der re-
gierung des königs Milkiathon über Kition und ldalion'% der um
so sicherer zu verlangen, weil die könige von Kition und Idalion
auch aus phönizischen inscliriften (s. Deecke - Siegisnund) bekannt
sind, lieber die form xu für xäg vor vocalen s, vorbem. 15.
Die annähme eines zwiefachen Zeichens derselben bedeutang in
dieser inschrift haben Deecke - Siegismund dadurch gestützt « dass
dasselbe auch bei ha. uud ko, der fall sei. Für jenes ist nämlich
gerade bei jenem xu eine ungewöhnlichere form gebraucht « die
aber doch von der gewöhnlichen nur massig abweicht; fiir fco.
dient z. 3 zweimal ein zeichen, das sicL von dem gewöhnlicheo
nur durch abrundung unterscheidet, aber dadurch einem po. hat
gleich wird. Es sind aUo diese fälle doch nicht ganz analog mit
dem gebrauche zweier gänzlich verschiedener zeichen fur e., nod
es bleibt hinsichtlich des ersten Zeichens von ^HSukkov ein verdacht
hängen, vgl. zu Inschr. III. — Die ei^änzung ßaifikmi[p6xoq
ist von Deecke-Siegismund vorgeschlagen.
Z. 2. Die ergänzung „pint IUI'' gibt der phönizische
text an die band, wo „im jähre 111 1 der herrschaft des Afelek*
jathon", vgl. Inschr. VIII Jut IIP', VII Jn IP'. Nach Deecke-
Siegismund ist diese angäbe des regierungsjabres zu anfang der
ersten zeile verloren gegangen , wo mir doch nicht der rechte
platz für dieselbe zu sein scheint. Ich glaube vielmehr, das« dort
das jalir des oberpriesters angegeben war, das auch I, 1 in dem
j,l' roi OiXoxvnQUiv piut>^' erkannt ist. In dem verstümmeHen ao-
fang der zeile hat Schmidt me.iMJM. wenigstens fragweise ohne
glück für fAf^vav = ftriva genommen und in lo.p6.pa.me.ro.fie. mit
einer gröberen Versündigung gegen den dialekt iwv ni^kii afu-
Qw gesucht. Sehr gut haben dagegen Deecke-Siegismund das
erste wort in lnaYo\fkh¥ä¥ ergänzt und in p6.pa.m6.ro.ii«. 3fc(i')-
Ttafiigwv erkannt, sind aber, weil sie dieses für gen. pluralia ge-
aommea haben , mil dem io. in veT\e|^«uW\l ^«n)^^ >ai:<GA WWl^
Kjpriscbe inscbriften (II, 2). 77
um' dieses ra(r) lesen zu können, dreister annehmen müssen, dass
10. aas la. rerlesen sei, welches zeichen allerdings von jenem nur
durch den mang«l eines Striches abweicht. Meine lesung *Enuyo-
fi^ray rw tif'nafiiQwvy wo letztes fiir den kjprischen gen. siugu-
laris aof -oiy (vorbem. 7) zu nehmen ist „des fünftägigen Zeit-
raumes der epagomenen'' (vgl. xatä nfv&tjfAiQoy Xen. Hell. Vil, 1,
4) hilft diesem äbelstande ab. Mit recht haben Deecke-Siegismund
heaierkt, dass die fünf ixayofAiVM rj/Aigat des ägyptischen kalen-
ders in Rjpros leicht durch die herrschaft des Amasis eingang
finden konnten.
Das folgende wort ist fiir Schmidt um so mehr ein unge-
löstes riUhsel geblieben, weil er sich durch einen neuen abklatsch
der ioschrift hat verleiten lassen ymoidiag zu lesen. Aber auch
Deecke-Siegismund haben nichts brauchbares gefunden. Sie mei-
nen , dass in fie.vo.so.fa.lcf.se. unverkennbar vipo- „neu^ enthalten
sei 9 und da nach der revision von Euting das letzte zeichen viel-
mehr ein fie. zu sein scheine, vermuthen sie vtpocxarov „neuauf-
gericbtet", auf uv6q^dviu bezüglich, wobei sie also wieder das
zweite %a, in lo. bessern müssen. Mir scheint es, da nothwendig
eine bestimmung des einzelnen tag^ erwartet werden muss, sehr
deutlich zu sein, dass hier ein pepooraiog als ein mit vipaxoq,
riatog verwandter und gleichbedeutender Superlativ anzuerkennen
iat. Das suffix -oaiaiogy mit dem derselbe von dem stamme np-
gebildet ist, erscheint nur als eine modification der häufigen stei-
gerungs-suffize --iauQog, -icmxog (besonders auch dorisch Diall.
11, 387) und der seltneren '(cnqog^ -Idaiog^ und namentlich ver-
hält sich vipoGtaiog zu vipaxog ganz wie f»ti;|f^<rroTov : iaui-
xaxov Phot, (mit unrecht Thes. V, 1820. C, in fkvxntxaxov gebes-
sert) zu fjkvxuxog. Mit jenen griechischen steigern ngs-suffixen sind
aber sehr richtig die lateinischen auf -ister und -isftmus vergli-
chen, die in den vereinzelten bildungen maglster, miniefer, sinister^
MinUtlmus, wUisiimus ersclieineu, wobei nur den superlativischen
das einfachie suffix -tama zu gründe liegt, dann aber auch das ge-
wöhnliche superlativ-suffix -iseimve als aus -isfimus geworden, s.
Bupp Vgl. Gr. II, 32 ff., Corssen Ausspr. II, 42. 211. 550. Es
ist aUo Pip-oaxaxog ganz analog mit dem gleichbedeutenden no-
viulmus für noo-islimus. Das abweichende o kann man au{ N«r-
78 Kvprisclie insciiriften (II, 2. 8).
schiedene weisen zu erklären versuchen '^). Der genetiv rgpO"
(ttdxug statt des gewöhnlichen dativs lässt sicli durch ähnliches
rechtfertigen, wie 7^^ aiiriq rjfiiQug Isoer. p. 170. A und anderes
der art, s. Kühner A. Gr. II, 323. 385. Jedoch da das letzte
zeichen des Wortes unsicher und nach Euting vielmehr einem ne,
ähnlich ist, konnte es vielleicht ein ji, gewesen sein^ das nicht zu
schwer mit ne. verwechselt werden kann, so dass vspocxdrajt als
temporaler locativ zu lesen wäre, vgl. z. 4 rvxajt und vorhem.
8. — lieber pdvalh s. vorbem. 13.
Z. 3. Die ergänzung ist durch den phönizischen text „setzte
unser herr Ba'alr(amy^ geboten, wie Deecke-Siegismund anerkannt
haben, ohne einen griechischen ausdruck zu geben. In dem namen
höbe ich die phönizischen vocale beibehalten, obgleich die jüngeren
griechischen quellen BisX^ißovX, BeeX^eßovßj Bs(X<Xufj.rjg, BtcXtpe^
ywQ haben; die griechische endung ist nach dem muster des fol-
genden namens gegeben. Diesen hat Schmidt ^^ßdifitXxwv gelesen,
was sich mit dem Systeme der kyprischeu schrift nicht wohl ver-
einigen lässt (s. vorbem. 2), und p. 43 als nominativ fiir den namen
des weihenden genommen, der von dem Moabiter-gott Milkom ab-
geleitet sei, hat dies auch in Nachtr. II noch festgehalten. Viel
richtiger aber haben Deecke-Siegismund, die ^ uißid/nClxwv schrei-
ben, nach anleitung des phönizischen textes, wo Baalram als der wei-
hende genannt ist, jenen namen als den (im phÖnikischea texte ausge-
fallenen) vaternamen anerkannt, der im genetiv der kyprischeu form
auf -wy stehe; für die richtigkeit dieser auifassung zeugt auch
der vorgesetzte artikel. Da auch sämmtliche frühere von Schmidt
selbst p. 16 ff. beigebrachte erklärungen des phönizischen textes
dazu zwingen in ^^^ß- den vaternamen zu suchen, ist derselbe of-
fenbar nur durch sein verkennen des genetivs auf -wp verleitet. Es
ist dieser name nun aber derselbe, der Jerem. 38, 7 mit unrich-
tiger vocalisation ^eämelech lautet, in der septuaginta * Aß6^(iiXtx
36) Die beste analogie scheint mir lat. posiertts, postumua zu bie-
ten , verglichen mit dem synonymen oniciiQog, oniararog. Denn ich
zweifle nicht, dass diejenige auslebt richtig ist, welche in lat. po»i
etc., skr. pafk'a eine apokope anerkennt. Es würden dann on-icnQOf,
(o)p-o8ierus zu theilen sein. In vangoe, vamTog, welche zu I, 5 mit
onimtQog, onifftnrog zusammengestellt sind, ist der anlautende vocal
der Suffixe nach dem vocale entbehrlich gewesen oder durch con-
traction geschwunden. Tiefer kann ich auf die Untersuchung dieser
ßteigerüDgB'Sufßxe hier nicht eingeben.
Kjprücbe inschriften (II, 3). 79
o Al&fw^f äpfjg ivrov^o^, wie als die pbönizische form ?on Nöl-
deke Ahdnuitk gesetzt ist. Wegen der gräcisirten enduug -f/nXxog
Tergleichen Deccke-Siegismund ,/Jß6ihfAog u. a.". Noch näher
stehen Md^xog, nach Eunap. vit. Porphyr, in syrischer spräche
= ßactXtvg, und MUicvs bei Silius, s. zu z. 1. Auch ist diese
art der gräcisirung semitischer namen überall eine höchst gewöhn-
liche, wie in zaiillosen beispielen bei Josephus, z. b. ^fdxioßog,
^liSinjjiog. Die kjprischen inschriften bieten noch in FafjidXrixog
= ^^(AuXfixog = Amdlek Inschr. VI ein recht deutliches beispiel.
Die Schreibung ^^ßidfjt-j die der form des status constructus ent-
behrt, scheint mir aber weniger richtig , und ich habe ^Aßhdifk-
vorgezogen y da die semitischen sprachen eine alte form des status
constructus auf -i hatten, von der auch noch das hebräische ein-
zelne reste zeigt (s. Gesenius Hebr. Gr. ss. 90), während sie
hänfiger in eigennamen erscheint, wie Ahi-melech^ Hanni-hal. Auch
lässt sich zweifeln, ob nicht richiigtr ^ Aß $3 ifjuUxwp zu schreiben,
llebrigena bedeutet der name eigentlich „diener des königs''; es
wird aber unter melek hier der pbönizische Herakles zu verstehen
sein, vgl. MuXixa : rov ^HgaxXia. ^Afiad^ovc^oh Hesych.
Ueber ^AnXw¥h s. vorbem. 14. Für die lesung des folgenden
haben Deecke - Siegismund sich darauf gestützt, dass einerseits aus
einer Inschrift ein zu Idalion verehrter ^AnoXkwv ^AfivxXuTog be-
kannt ist, und dass anderseits in dem pbönizischen texte der Bi-
linguis der betreffende gott rsl^ vnkl genannt wird , während
resfcef auch sonst als kyprisch-phönizischer name des Sonnengottes
bekannt ist. Somit haben sie das pbönizische wort in mykal vo-
cal isirt und aus dem ky prischen texte, das dem a. folgende zeichen
als my, deutend, reo ^AfivxXm gewonnen, welche form statt ^Afjv-
xXaC(p sie als eine ältere zu rechtfertigen suchen mit der vermu-
thung, dass "Aiivxkuk gerade erst nach dem alten ^An6XXu)v ''Afjiv-
xkog benannt sei. Nach Schmidt p. 67 haben auch Schröder und
Blau, ^Afivx6X(a lesend, den amykläischen Apollon verstanden, und
Schmidt selbst, der in Nachtr. I ^A[fii]x6X(p geschrieben hatte, in
der abhandlung aber p. (>6 die besserung to.i.mu.^o.Io.i. vorschlägt,
um eine dem pbönizischen mhl genauer entsprechende namensform
zu gewinnen, und in der Umschreibung der Inschrift ohne deutung
des zweiten Zeichens ^A^xoXwt gegeben hat, zeigt sich in einem
nnUi^Dfir^e) eiaem *^^vxoXoi = *A/uvxkaf(p geneigter, findet ttWr
80 Kjprisphe inscliriften (11^ 3. 4).
die form mit recht auffallend. Dieses bedenken, das gleichmäBsig'
auch das ^^ifAvxXot von Deecke • Siegismund tri£ft, wird gehoben
durch die anerkennang von *yifjtvxXol als locativ , sodass rcS
^yinXwvt TW ^AfAvxXoX mit tu ^Hrdva lut ^H3aJi$ot Inschr. 111
genau correspondirt. Aehnlich ist ^AnoXkwv ^AfjivxXaiog Aristoph.
Ljs. 1299 o^AfivxXmg atog genannt. Die locativ - form *^/«v - *
xko7 von ^''AfjkvxXat rechtfertigt sich durch KhXvvvoX von Kixvwa.
In der betonung dieser locative habe ich nicht von der gemeinhin
befolgten regel Herodian's abgehen mögen , wonach die überzwei-
silbigen perispomenirt werden, auch wenn sie von barjtonen stam-
men, s. Herodian. ed. Lens 1, 502, obgleich ich gegen die rich-
tigkeit dieser regel bei den eigentlichen locativen auf die frage
wo starke bedenken hege.
Die folgende gruppe hat Brandis p. 655, nr. 8 a.Qo,%xt.i. ge-
lesen und axot/o» gedeutet. Auch Schmidt hat das zweite zeichen
für hi, genommen und uyoi, pot gelesen (freilich jetzt mit andeu-
tung eines zweifeis über das yo) y indem er p. 49 zweifelnd uyo$
für dtoi nimmt mit y für » wie in Hesych. ^iayop : ro ^«7or,
^ xa^alqovCi. 2aXafiCvio$y wo aber Meineke sehr beifalbwertb
d^euiov = ^si^'iov gebessert hat, was der platz der glosse erlau?>t.
Beide lesungen haben sich an den phönizischen text anschliessen
wollen , wo nach dem namen des gottes nach altern erklärungen
(Schmidt 16) „may he hear hie voice and hlees him" oder ähnlich,
wogegen Nöldeke „denn er hörte seine stimme, gab segen^S was
in sich viel glaublicher erscheint. Schmidt hat aber a. a. o. auch
für möglich gehalten, dass jenes zeichen vielmehr po, sei (über die
ähnlichkeit von Im», und po. gerade in dieser inschrift s. ob.), und
für diesen fall ^ Aßotpoh = ^Aoiw als beiname des Apollon voig'e-
schlagen, was in jeder hinsieht verwerflich. Deecke - Siegismund
haben nun entschieden das zeichen für po, erklärt und dahn die
gruppe a.po.i.w.i. sehr schön 09' c^ po* gelesen , wofür ich nur
nach vorbem. 8 a(f 01 poi gesetzt habe. Dieses d^' ol = ug>'
oi entspricht nun dem „denn*' des phönizischen textes, wofiir noch
hätte angeführt werden können, dass Thes. V, 2267, C. Jg)' oi
im causalen sinne von quando quidem aus Philo beigebracht ist
Das verbum des hörens ist mit Deecke-Siegismund in der nächsten
lücke zu suchen.
Z. 4, Hier habe ich zunächst *)<^a«a N«tWm «t\% ^nt Ix^meri-
Kjprische ioscbriften (II, 4. 111). 81
icben spräche her ergäbst, ?gl. W^ 199 iqutav atovaa. Das erste
erhaltene zeichen der zeile, obwohl von Scbmidt auch jetzt noch
■icht gedeutet, scheint doch unverkennbar, auch wie die gestalt
bei Schmidt wiedergegeben ist, pe, zu sein. Wenn nun aber
Deecke - Si^^mund mn/x^ gelesen und in l\7iiivx€ ergänzt haben
■it der annähme, dass dem „gab segen^^ des pbönizischen textes
liier ein „er ist des segens theilhaftig geworden^' entsprochen habe,
so erscheint dies doch zu wenig glaublich. Die natürliche auffas-
sung muss dem pbönizischen texte entsprechend den ausdruck „gab*'
verlangen, was auch Schmidt gefühlt zu haben scheint, wenn er
Nachtr. I *3ox€ gelesen hat, was er hinterher nach richtigerer
dentang des mittleren Zeichens hat verwerfen müssen. Aber das
von Deecke-Siegismund in I, 6 entdeckte kyprische verbum dvFdvia
hat gelehrt^ dass der kjprische dialekt statt do auch die wurzel-
form dv hat, von welcher der aorist Mvxa = iSwxu gebildet
sein konnte, und so habe ich denn (l)«^Jvxe = Iniiufxe geschrie-
ben, vgl. Eur. Bacch. 1128 uXX' o O-iog tlgAaQHav imSCdov x^-
^oTr. Als das passendste wort, nm das „segen'' des pbönizischen
testes auszudrücken, ist mir tiXog erschienen, vgl. Od. q, 496 d
jruQ Ij^ uQ^Ctv riXog inAttiqriiSk fivonoy Aesch. Sept. 260 ahov^
lUn^ IkOk xovfpov il ioCfiQ riXog. Ceber rvxajt s. Vorbem. 5. 8,
über ä^a&ä$ Vorbem. 12.
Hl. Auf dem bronzenen griffe eines opfergeräthes
von 1 dal ion. Luyn. PI. X.
(Schmidt U, Deecke-Siegismund 4).
1. ta.e.ta.na. | ta.i. | e.ta.
2. li.o.i. I paJiaj'a. —
1. we ^Hidva xuv 7/rfa-
2.' hol IldxQa-
Deecke-Siegismund: ^A&äya r^ *ESalAoi.
Schmidt: 'A^dva tr» 'HdaUot (iä l "Hdalitp ilttXtt(}0-)
Das anfangszeichen des von Deecke-Siegismund und Schmidt
*A&dva geschriebenen namens ist ein unzweifelhaftes e., wie auch
von Schmidt ausdrücklich anerkannt ist, während Deecke-Siegis-
mund stillschweigend gebessert haben. Man wird aber weder
einen schreihfebler der iaschriü aanehmen dürfen noch die numeuH-
PhilologUB, XXXV. hd. 1. 6
82 Kyprische Inschriften (111. IV).
form ^E&äva glaublich finden können, da die idalisohe Athena 1,
20. 27 ^A&tiva heisst und von einer wandelbarkeit des Tocales der
ersten silbe sonst keine spur ist. Ich habe deshalb vorgezogen
^Hxdva als kyprische form für ^Imvrj zu schreiben , das Steph. B.
s. *Itu)p als beiname der Athena bezeugt ist, wie häufiger ^IxwvCa^
%(airmg, ^hwvCg. lieber kyprisches ly für T s. zu I> 1. Wegen
'dva fur -o/viy vgl. Ms&dva = Med^tipfj, Sein ^HdaXioi will
Schmidt nach p. 67 in sehr unwahrscheinlicher weise als adj. fem.
,,der idalischen'' genommen wissen , zieht hier aber noch das nicht
minder verwerfliche m l ^HSaXCip vor, obgleich Iv vor vocalen das
y behält und auch der divisor dagegen spricht. Aufifallend ist es,
dass der name ^HidXiov hier wieder, wie II, 1, ein anfangszeichen
hat, das von der gewöhnlichen hier auch in e.ia.na. erscheinenden
gestalt des e. stark abweicht (hier freilich ein anderes als II, 1),
und man kann dadurch auf den gedanken kommen , dass der an-
laut jenes namens doch ein anderer als einfaches ^ oder € ge-
wesen sei. Jedoch findet sich die hier erscheinende gestalt des
vermeintlichen e. ausserdem XVII, 2 in ^ExBrCfAwv, 3. U^rjag und
XX, 1 zweimal in solchen Verbindungen, die gleichfalls die be-
deutung e. zu bestätigen scheinen. In der letzten gruppe, deren
letztem zeichen sich ein horizontaler strich anschliesst, ist von
Deecke-Siegismund wie jetzt auch von Schmidt eine abkiirzung des
namens JlayxQurrjg anerkannt. Jedoch ist die lesung, besonders
des ra., nicht sicher.
IV. Auf dem bronzenen stiele einer opferkelle von
Idalion Vog. IV, 10.
(Schmidt 8, Deecke-Siegismond 5).
a.mu.se.ka.te.te.i.ta.i.ti.o.i.ta.i.ko.lo.
ki.a.i.
^AfjLvg xaxi&ri l' xäy d^tm xäi
FoXyläy
Deecke-Siegismund: ci{me\8e, Schmidt: *A^£ xarid-tt.
Das zweite zeichen haben Deecke-Siegismund zweifelnd für
me, genommen und danach an den ägyptischen namen Aoh-mes =
^A^ac^g gedacht. Aber es ist vielmehr deutlich das in ^A(kvxkol
H 3 aaerkaaate titti. , von dem es aic\i \^ev No^u^ \»a dvoKk den
Kypriiche inscbrifiteii (IV^VI). 83
Maogel eines ponctes untencbeidet, del in Schmidt'schen texte
sogar Forfaanden ist. Schmidt bat denn auch die identität mit
jcoesi seichen anerkannt und in dem anhängsei eventuell ^Afkvg
oder ^jifAvg verlangt Es wird dies aber der ägyptische name
^uifkovq sein, s. Thes. I, 2, 151 D, wodurch wieder ein beleg fur
die dumpfere ausspräche des fünften kyprischen vocales gewonnen
wird. Tgl. Vorhem. 4.
Das von Schmidt gesetzte xarid-B^ haben Deecke-Siegismund
mit recht filr den kyprischen dialekt unmöglich gefunden, aber
doch bei ihrer eigenen lesung an der construction des verbums
mit h c. dativo wohlbegründetes bedenken gefunden. Es ist aber ^
hier gar nicht die präposition, sondern das pronomen, s. Hesych.
Xp : avvj (?) aiv^v. aitop. Kvnqkot, also „Amns hat^s ge-
weiht". Ueber den mangel des v s. Vorhem. 6. Sehr merk-
würdig ist die form »ari&ri, da sich ein i&tjv, tig, fi oder idatr,
(og, ta sonst durchaus noch nicht gefunden hat Aber wohl bietet
das Sanskrit a-dMn, As, äi und a^äny äs, ät.
V. Kleine Bilinguis von Golgoi Vog. Ill, 1.
(Schmidt 12, Deecke-Siegismund 1).
ka.m3be. | e.mi. | xaQvlh ^^i
Daneben KAPYSEML Schmidt hat in der abhandlung
diese Inschrift unentziffert gelassen (wenigstens hinsichtlich des
ersten Wortes) , aber in Nachtr. II xaqvg anerkannt , vgl. Vor-
hem. 13.
VI. Von Golgoi Cesn. nr. 18.
(Schmidt 13).
neJe.ke.a.po.lo.ni.ka.ma.le.ko.se.zo.
te.a.
Schmidt: ^AnoXXiovt Kafia . .
fjbdXrixog Zwiia.
Skhmidt hat das weitere nicht entziffert Aber die von ihm
hcMugteo seichen lassen zuerst den namen ra/iidXtjxog erkennen,
•ffenkar dag ßemitiscbe Amaiel', das in der septuaginta ^ A{ktCki%
6*
84 Kyprbcfae inschrifteD (Yl. VII).
geschrieben ist, aber mit Ifräcisirter form ^jifuuiXtixog Joseph. A« J.
II, 1. 2, Steph. Byz. 8. rogäoXTta^ und ^ ^ftaXtjxog Apollin. Ps.
82, 13. Denn das anlautende Ajin des namens ist in andern fallen
auch von der Septuaginta durch y ausgedruckt, wie in rä^a und
FofAO^^, 8. Genesius Hebr. Gr. §. 6, 2. Aber auch in Steph.
Bjz. FoftoXita^j Idyog tr^g Vdovf»a/af, ^ äni ^jifAaXijxov ^uifia-
Xfiting ixXii&rj^ und Joseph. A. J. II, 1 t^c ^UovgAaCag t^v Fo-
ßoXlT$v Uyoiiivfiv, wie auch in Steph. Bjz. FißaXa : . • . .
FißaXfivif n xal *jifjbaXnxiug 17 juiv ^IdovfAaCwv X^Q^ fuztavo^
Ikic^fl, werden Foi^oXTiai, FoßoXTug, FißaXrjyii den stamm des
namens Arnolds mit y statt Ajin enthalten. Der vatername Zw-
tiag erscheint dagegen als ein echt griechischer, Tgl. OiXfovtdjiig
Tkitov aus Kreta Paus. VI, 16, 5, richtiger wohl Zwzov von
einem aus Zaniag contrahirten Zwjljg (natürlich nicht die^ echte
kretische form, die ZwiCag gelautet haben wird); femer jSwcSg
C. L nr. 950, mit Zwxäg eigentlich identisch. Analog sind 2(a^
tiag in einer spartanischen inschrift C. I. nr. 1279, 23, SwTtjg
(richtiger wohl 2anlig) in einer attischen nr. 244, 13, Swta^'
und 2'(iira( Thes. VII, 1736. A. (diese betonung wohl richtiger,
obgleich Herodian AOxx. IV, 335, 21 die parozjrtone Schreibung
XU schützen scheint), Swaiag und contrahirt 2ai(j^( (G. 2waov) He-
rodian. ed. Lenz II, 321, 13 ~ 683, 11 u. a., 2utaCag häufig,
SwaSg Thes. VII, 1729. D. Zweideutig, ob ZoicCov oder Sw
aCov von nom. -tag C. I. nr. 2194 b. Nahe verwandt sind Zta~
nxog und 2kaux6g, s. Keil Anall. 107.
VII. Von Golgoi Cesn. nr. 8.
(Schmidt 14).
1. to.ti.ojie.to.vo.i.
2. ko.i.i.sa.
3. e.ti. I U.t *0
1. TCO Jibg %& pot-
2. Müh ha
3. in Ilf.
Die inschrift kann schwerlich vollständig sein. Wenn sie
von Schmidt in obiger weise richtig gelesen ist, zeugen der nuui-
gel des p in J$6g und in (von phog) und der gebrauch des t
37) Durch t sind erloschene oder verdunkelte zeichen angedeutet,
darch ? woblerbAltene, aber unbekannte.
Kjpriscfae inschrifien (VII — X).
85
statt » Id lea = $laa (wofiir man freilich vielmehr r^aa erwarten
flollte) und lb = phn fiir jüngperes alter. Letzteres hat Schmidt
p. 87 richtig mit dem arkadischen ;iA^^» T^. I. 20 zusammen-
gestellt
Viil. Von Golgoi Cesn. nr. 11.
(Schmidt 7).
1. e.te.i.lllji.
2. ta.ye.i.ko.na.ta.te.ne.a.
1. Iw III i -
2. tu piucova tddi Nia
Die inschrift scheint auch zu ende schwerlich vollständig und
Nta nur der anfong des namens zu sein, während Schmidt Nia
ak vollständigen namen betont hat.
IX. Von Soloi Vog. IV, 8.
(Deecke-Siegismnnd 6).
t. o.va.na.8he. | sa.tajii.ja.se. |
2. sa.ta.siJ£a.ra.te.ojie. |
1. 0 pdvalh Stuiriiaq
2. JSiaatxQaTfog.
Statt StaaCjaq hat Schmidt p. 4. 44 auffallender weise JSva^
iuyog gelesen, obgleich das zeichen ja. (von ihm sonst für a. ge-
nommen) vollkommen deutlich und von no, ganz verschieden ist.
X. Brit Museum.
(Schmidt 5, Deecke-Siegiamund 7).
1. to.i.te.o.i. I to.u.la.ta.i. { o.na.si.
vo.i.ko.se. | o.sa.taj9ii.vo.i.
2. ko.ne. | ka.te^e.ta.se.e.u.ko.la. |
i.tu.ka.i
1. rm &iw$ TtS^YXdmt^Ova"
a(potxog o 2iac$fo(^
2. x(ov xaii<naCi ivxoi^» ^
ivxa^'
Sowohl Schmidt als Deecke - Siegismund haben den nominativ
tSxf^hi anerkannt, diese mit der erklärung „wahrscheinlich in dem
ooncreten sinne es ist ein gelübde*'. Das scheint mir wenig
glaublich, und ich lese lieber iixcjXu als dativ (Vorbem. 8) zur
bezeichnung des grundes^ wie sieb auch vnig fv/cüX^^ gebraucVkt
BodeL Durch verkeoauog der geaeth' form auf -cüi' (Vorbem. T)
86 Kyprische inschrifteii (X— XII).
iat Schmidt p. 69, wie auch schon Nachtr. 1, zu der gesachten er-
klärung veranlasst, o STaaipoUüßv bedeute so viel als o Staat-
co(xa) TW 2mC$poCx(a.
XI. Cesn. nr. 7 bei Doell Catal. tab. XI, 2 in M6m.
de l'Acad. de Set. Petersbourg S^r. VII, T. XIX.
(Schmidt 8).
1. ti.^i.te.nii. | to.i.te.o.
2. to.a.po.lo.ni. | o.ne.te.ke.
3. *.tu.ka.
1. Ji{p)(&€fjn(js) ffS$ d-tw
2. TcJ *yi7iXwp$ ividipct
3. \7hv\ tv^a.
Nach dem texte bei Schmidt (auch p. 41) sind das zweite
zeichen der ersten zeile und das erste der letzten durch kleine
hochstehende sigeln ersetzt, das zeichen se, aber nach mL z. 1
durch einen über diesem zeichen stehenden punct oder kleinen
strich, vgl. Vorbem. 15. Schmidt hat hier in der Umschreibung
stillschweigend -^ifug gesetzt, dagegen jene sigeln nicht aufge-
löst, aber p. 41 J$f(&€fA$g gelesen (s. zu I, 21) und p. 88 av(y),
Ueber ^^jtXuivt Vorbem. 14.
XII. Cesnol. nr. 4.
(Schmidt 9).
1. e.po.to.8e. I ka.te.se.ta.se. | to.i.
2. ti.o.i.ta.pi.te.ki.si.o.i. |
3. i.tu.ka.i.a.za.ta.i.
1. ^E<piadoQ xariataae tc?«
2. &Mt (i(S) 0$3txiff(wi
3. l' Tt;;|fä» a^a&M.
Schmidt: 'ßyotog ("Enodog) — lamdixcht (tiontdtfi^) — dyaS^.
Aus der zwiefachen Schmidt'schen lesung des eigennamens
lässt sich vermuthen, dass das zweite zeichen nicht, wie in seinem
texte, ein unzweideutiges ho. ist, sondern von einer gestalt, die
einen zweifei zwischen ko. und po. gestattet, s. zu II, 1. 3. Wie
nun II, 3 statt des von Schmidt gelesenen ayot (oJbo.i.) vielmehr
a^)' ol (a.po.i.) zu erkennen ist, so wird auch hier po. die richti-
gere auflfassung sein, und ich vermuthe, dass der name, über dessen
genauere gestalt Schmidt nicht im klaren zu sein angibt, ^Efiadog
za lesen iat Es wird DämVich ^rato^\l. \«b.^« VV^\« lEQa ein
Kyprtscbe Inschriften (XII). 87
«nsg^ezetdineter pankratiast ^E^ovdlutp erwähnt ^ nach den scholien :
i ip jaTg ^OXvfjtmdai tpegofAivog ^E^oviCwv Matvahog o&'j
vgl. Hesjch. ^Eg>w3Cijy : ^Eqaxocdivriq diu rov f ^EyxaUwva
ivayqufpn, MMpdXiOV nsQiodovCxrjy nayaQauatnijv* ö 3s UoXifiiav
diä TOP d (cod. ^Efpviiiov — ^Efpainoy — (Aivdkov nsQiodixop),
Man erkennt, dass die echte form dieses arkadischen namens ^E(pW'
d(oiw ist, woraus auf einen namen ^Exputioq zurückgescblossen wer-
den darf^ von dem jener eigentlich ein patronymikon. Es ist aber
^Efüiiog für ein compositum von odog zu nehmen^ in welchem der
anfangsvocal des zweiten tbeiles gedelmt ist, wie auch sonst so
häniig ^®), also ursprünglich etwa einen odm kni, ohCa vatwr be-
zeichnend. Das erscheinen des namens in Kypros enthält wieder
ein kleines zeugniss fur die arkadische Verwandtschaft.
In z. 2 hat Schmidt (vgl. auch p. 27), wenn man niclit etwa
jaxl dix^toT lesen wolle, fur la. die hesserung in to. vorgeschla-
gen, die allerdings durch zusatz eines kleinen Striches leicht be-
werkstelligt werden kann, und dann liimdix^^Coi = zw Imd^l^m
verstanden. Jedoch %eMjs\,o%, kann nach Vorbem. 2 nicht -(ff/crio»
gelesen werden, und diese inschriften bieten sonst auch kein bei-
spiel der krasis. Dazu ist imSi^$og nicht gerade ein wahrschein-
liches epitheton des gottes. Ein solches wird allerdings in der
fraglichen gruppe zu suchen sein , und da scheint zunächst jene
hesserung to. = jui fast unvermeidlich , um den artikel des epi-
tbetons zu gewinnen. Dieses selbst lese ich OiS^xiotun und finde
fur dasselbe durch folgende allerdings kühnere combinationen einen
passenden sinn. Hesjchius bietet die glosscn c<ptitg : x^Q^^^
fAayHQ$xa(j und c^Cörj : x^Q^Hy ^i® ^^^ %^^ "^'^ 1^^* /^^ ^^^'
glichen hat (Curt. nr. 297). Auch dem kyprischen dialekte kann
man leicht ein ipii^ zutrauen, wie u. a. der lakonische dialekt ^iv
för c^iv und anderes der art bietet, s. Diall. II, 109. Aus dem
stamme ^id konnte ein ^(ötxog gebildet werden wie iftik-txog
und zahlreichere paragoga auf -axog^ und zwar entweder in jenem
sinne von a^Cdsg oder, wie x^Q^^ ^^^ ^^^' fides, mit anwendung
S8) Freilich nicht bei den compositen von odog. Jedoch vgl.
Hesych. i^cidta : Hodos. i^mdta, wo M. Schmidt mit The8. III, 1317. D.
iiodta bessert, für welches wort ebd. A die schreibang i^odtia als
die richtigere anerkannt ist. Mir scheint aber i^tod^a vielmehr eine
alte richtige bildun^ mit dem safßx -m, und nur in der erkl^nm^
jMt üpdfee oder üodlfM zu bessern.
88 Kypriscbe inschrifteD (XII— XIV).
auf darmsaiten, und davon weiter gt^dex^tag. Somit wäre o ^tog
o 0$6fx(<f$og der schutzgott der qndix^tay^ d. i. der Wurstmacher
(fur tempelschmäuse) oder der /idicine», wie er als Mayttqkog (Id-
scbr. XIV) der gott der fjkdyBtQot ist. Ueber u^ad^og = dya&og
s. Vorbem. 12.
XIII. CesnoL nr. 9.
(Schmidt 10).
1. o.na.8i.o.ro. | a.
2. o.ne.te.ke.to.te.ti.
3. to.a.po.lo.ni.
1. ^OvaaUaqo ^A . •
2. ovi^iL^ toSi &t
3. TcJ ^AiÜLäivi.
Schmidt: 1. 'Oyactoffo 3. *An6Xl<apt*
Der name ^OvacCwQog scbeint mit IwQog = olxog (nach der
einen erklärung bei Hesjcbius) zusammengesetzt zu sein, vgl. ^Ova-
aCfO$xog, Ein ähnliches wort findet sich Enrip. Cycl. 52 in deo
Worten des chores zu dem widder des. Kyklopen: vnay^ cS
vnay^ uS xBqdaia fjbrikoßoxa ifiactcjQoy Kvxkwnog äygoßota, wo
man araaiVjQog gebessert und den iwQog = ^Xd^ der aiding =
ciad'fiog verstanden bat. Aber Ctaatwqov dürfte ganz richtig sein.
Es scbeint nämlich Itaqog in der angeblichen bedeutung olnog zu
lavtiv zu gehören und eigentlich den ort des lavHv zu bezeichnen,
also den aufentbalt von menschen oder vieh. Mit dem synonymen
ctdc^g wäre es dann in ein compositum ciaatiaqog oder auch viel-
leicht ciaadaqov n. verbunden. Der chor fordert den widder ge-
rade auf zum gehöfte des Kyklopen die heerde heimzuführen.
Ueber den mangel des scbliessenden g s. Vorbem. 15. Schmidt
p. 38 erklärt den namen für verstümmelt, was aber sein text nicht
erkennen lässt Ueber ^AnWvi, Vorbem. 14.
XIV. Inschrift von Pyla.
(Schmidt 6).
1. ki.li.ka.o.na.f.?.
2. a.^.ta.a.po.pa.ne.f.f
3. to.ma.ke.ri,o.fff
4. o.ne.te.ke.shu.tu.ka.
1. rtkyao Na\ •
2. a.ia än^ i*g>av •
3. tüi MayTiqCut[i. .
4. ovi^tjxfJhv vixa.
Schmidt: 1. K^XJUxduty A . . Z. to^^ Mciy%QM^»^ ^. ««V^^ t^X^.
Kjpriscbe inschriften (XIV. XV). 89
Schmidt hat angenommen, dass das auslautende v des von ihm
gesetzten namens KiVuxdcov mit dem anfangsvocale des folgenden
wertes- in ein silbenzeicben verbunden sei , was nach anm. 7 (vgl.
SU Inschr. XVIIl) unzulässig ist, und jenen namen mit dem des
sprichwortlichen Milesiers KiXhxaiv gleichgebalten , aber auch ein
FiXXixawp punischen Ursprunges unter vergleichung von FtUlxag
Poljb. 36, 31 nicht verworfen, auch aus einer unedirten kjpri-
schen inschrift den namen Jbt.UJka.vo.s0. = KiXtxapog beigebracht.
Dieser lässt nun deutlich erkennen , dass in der vorliegenden in-
schrift hh.UJkajo. für den namen des weihenden zu nehmen und ab-
werfung des schliessenden g anzuerkennen ist, vgl. Vorbem. 15.
Da nun nach Vorbem. 14 auch die geminirte lesnng des X un-
richtig ist, ziehe ich vor FCkyao und in jener andern inschrift
rCkyaFog zu lesen, nämlich als phönizischen namen, vgl. den ba-
bylonischen könig rtXyaikoq Ael. H. A. Xll, 21. Das folgende
bb to. wird den vatemamen enthalten, wie auch nach Schmidt
Blau angenommen hat, indem er JUAixaW *^/t | uiktda liest, wo-
bei aber das erloschene vorletzte zeichen in z. 1 vernachlässigt
ist. Auch ist hier das letzte zeichen unsicherer, da es die gestait
des he, in umgekehrter ricbtung darstellt, wie auch das zweite in
z. 2, das über der figur des mi. noch einen haken hat, nach
Schmidt noch unbekannt. Der name dürfte gleichfalls ein semiti-
scher und zwar vielleicht ein mit Nahu- zusammengesetzter sein
wie NaßovxodovoaoQ u. a. Das folgende ajpo.fia.ne,^ von Blau
kühn in ajpo.lojni. gebessert, von Schmidt nicht gedeutet, habe ich
für an Sfjtfpav genommen, d. h. „in folge göttlicher stimmen'^, vgl
Soph. 0. C. 102 xat 6fAg>ag lä^ ^AnoXkwpog, wobei man hier
aber vielleicht an träume denken kann, vgl. Hesych. 0^917 :
• • • • ovitqwf tpavidaikaja. In MayijQ((at habe ich den langen
vocal vorgezogen, weil die formen MayCqtog und Mayi(QM)g in
den von Schmidt angezogenen inschriften griechischer schrift langen
vocal erkennen lassen, vgl. zu I, 1; dieser beiname des Apollon
scheint aber deutlich den schutzgott der fidynQo$ zu bezeichnen,
vgl. zu Inschr. XII.
XV. Grabschrift von Palai-Paphos Luyn. XI,
Vog. Ill, 2a.
(Deecke'Siegiamand 8).
J, ti.mo.kaM.fOMpaM.f / f. T^ftoxdqkPog /Sa04l^\-
90 KypriBche iiuchriften (XV. XVf).
2. vo.8e.tajie.va.iia.8ha.se.
3. to.Lje.f.o.se.
2. pog Ttt^ pavalhaq
3. TcJ ^*€[^^]o^.
lo TtfioxaQ^fog als gen. von TifAOxagig (sc. ra^og) ist vod
Deecke - Siegismund das p als ungenauere Schreibung anerkannt.
Es ist nur zur Beseitigung des innern hiatus eingetreten und ver-
tritt das nach $ natürlichere parasitische j. Unrichtig ist von
Deecke - Siegismund Kvnqoxqdupoq . aus Inschr. XXI verglichen,
was nur eine falsche lesung. UeDer pavdThag Vorbem. 13. 14.
Das dritte zeichen der dritten zeile findet sich ausserdem nur In-
schr. XVii als zweites zeichen desselben Wortes und ist in beiden
fällen von Deecke -Siegismund für je. genommen, nämlich ijfQipog
und IjfQi^g. Ich habe davon nicht abgehen mögen, obgleich das I»
6. 16 als je. anerkannte zeichen gänzlich verschieden ist und weder
Uqrijtjav I, 20 noch Uqrioq XVI, 3 jenes parasitische j zeigen.
Das fünfte zeichen derselben zeile findet sich nur in den pa-
phischen Inschriften, nämlich als vorletztes der Wörter Uqriog hier
und XVI, 3, ßaChXviog XVI, 1, cnioq XIX, 2. XX, 2, ferner in
Verbindungen, wo es deutlich den artikel o darzustellen scheint,
XIX, 1. XX, 1 (bis) und mit geringer Verstümmlung zu anfang
von XVJI. Schmidt hat es überall für vo. genommen, welche
deutung aber nicht allein durch die letzten fälle sehr unwahr-
scheinlich wird, sondern auch dadurch, dass Inschr. XV neben
jenem Uqriog (Schmidt Uqipog) auch ßaaiXripog mit dem gewöhn-
lichen ganz verschiedenen zeichen für vo. hat. Viel richtiger
haben daher Deecke-Siegismund ein zweites (paphisches) zeichen
iur 0. anerkannt, dessen gewöhnliches zeichen auch in den paphi-
schen inschriften gar nicht vorkommt, nur mit ausnähme einer
zweifelhaften lesart in XVIII.
XVI. Grabschrift von Palai-Paphos Vog. III, 2b.c.
(Schmidt 15, Deecke-Siegismund 9).
A. 1. pa.si.le.o.se.
2. e.ke.ti.mo.ne.
3. f .i.e.re.o.sc.
B.4. ta.va.na.sha.se.
1. ßaCiX^og
2. ^ExstCfA^Ußv
3. [rctf] Uqtios
4. ta pavdThag.
Schmidt: na<fklpos i^infAoy ?MQipos.
Kjprisebe Inschriften (XVI. XVII). 91
Die kleine Inschrift B. (von Schmidt nicht gegeben) ist von
Deecke-Siegismund gut mit der andern combinirt und diese auch
gewiss nach anleitung von Inschr. XV richtig gelesen, obgleich
das in ßaatXriog für le, genommene zeichen, von dem in XV, 1
nur ein kleiner rest erhalten, von dem gewöhnlichen h. gänzlich
verschieden ist; es ist das wieder eines der eigenthüm liehen pa-
phischen seichen. Schmidt scheint an dem verständniss der in-
sohrift besonders durch das verkennen des genetives ^ExnCfAWv
gehindert zu sein.
XVII. Grabschrift von Neo-Paphos Vog. IV, 5.
(Deecke-Siegismtind 12).
1. o.i.je.re.se.ta.se.a.na.sha.se.
2. fku.raji>.se.to.f.ve.na.i.o.ka.i.
1. o IjiQ^g tag ävalhaq
2. r^rt/^^oc @o{q\piva. P [ii/'l-
Xäk.
X. 2 ist von Deecke - Siegismund als unlesbar gar nicht ge-
geben. Aber unter den vier letzten zeichen sind das erste und
vierte ganz deutlich t. Das dritte, von Deecke - Siegismund auf
der Schrifttafel zweifelnd für U. genommen, stimmt vielmehr we-
sentlich mit demjenigen, welches 111, 2. XV, 1. XX, 1 als ha.
anerkannt ist, nur durch gerundetere gestalt des obern theiles ab-
wdchend. Man wird dadurch gedrungen hier die beliebte schluss-
formel t.ltiJba.i. = }* jvxä$ anzuerkennen, obgleich das zweite
zeichen von dem gewöhnlichen tu, (das auch die papbische In-
schrift XIX, 2 in derselben formel zeigt) gänzlich abweicht und
vielmehr mit dem ersten der ersten zeile stimmt , das hier für o.
zu nehmen. Wie aber dieses für eine verstümmelte gestalt zu
nehmen sein wird, so darf man auch daran denken das gleiche
Dur in einem winkel bestehende zeichen für eine Verstümmlung des
Itf. zu halten, auf dessen züge es freilich weniger leicht zurück-
geführt wird. Es bleibt aber auch eine andere möglichkeit Das
anlautende alte t ist nämlich zuweilen auch vor t; in <r übeige-
gangen^ namentlich in oiv, aber auch in aSxov u. a. (Diall. II, 64).
Da nun der kyprische dialekt in aCg, Cig für tCg y xtg eine beson-
ders auffallende neigung für den wandel des r in er zeigt, so \at
eg wobi denkbar, daas ia deauelben neben iv^a eine form ci^OL
92 KypriBche inschrifteD (XYII).
bestanden habe (vgl. lesbisch - äolbcb rv und av) und man kann
hier um so eher {* CfSxa$ lesen und das fragliche zeichen für w,
nehmen, nachdem das bisher für m». gehaltene zeichen eine andere
deutung gefunden hat, s. Vorbem. 13.
Das vorhergehende der zeile muss fast mit nothwendigkeit
den namen des priesters und den vaternamen im genetiy enthalten.
In jenem ist das erste zeichen augenscheinlich verderbt und er-
laubt ziemlich beliebige deutung. Das dritte ist von Deecke-Sie-
gismund in der schrifttafel als unenträthseltes zeichen (unter un-
richtiger hinweisung auf das zeichen jbi., das nur geringe ähnlich-
keit hat) mit demjenigen zeichen in XIX. XX zusammengestellt,
das dort die deutung als rti. finden wird, und darf allerdings fftr
identisch gelten. Somit habe* ich [a.]ku.ru.ro.8e. gelesen und fiir
^Ayv^^og genommen , das mit dem attischen namen *jäyv(^^og za
vergleichen ist. Den vaternamen Io.f«tf0.tia. habe ich, das erlo-
schene zeichen fiir ro. nehmend, @olQ]piva gelesen als genetiy voo
OoQp^pagy dem ein GovQfvfjg gemeinen dialektes entsprechen würde
(über kjpriscb 17 für T s. zu I, 1), und sehe darin eine patrony-
mische bildung von dem I, 19 gefundenen Oogpog = &ovQogm
Mit unrecht hat nämlich Lobeck Prolegg. 214 die behauptung
aufgestellt, in allen echtgriechischen namen und appellativen auf
-Cvtig sei das i kurz. Das von ihm als hjpokoristikon bezeichnete
iXa^Cvi^g : vißqog Hesjch. , das man noch richtiger ein patro-
nymikon nennen dürfte, ist offenbar analog mit den weiblicheo
patronymiken auf -ft^;, wie Eifjvfvri^ *üxiav(ptj, und muss daher
langes T haben. Ihm entspricht ein patronymisches QovQlvrfq^ ky-
prisch Oogpi^vag, wobei auch die analogic der etruskischen namen
auf 'Tna snd -ena, in denen gleichfalls patronymische bildung an-
zuerkennen ist, sehr beachtungswerth erscheint Schmidt hat p.
5. 38. 51 in den zeichen io.f.ve.fia.i. (von denen das u oben zur
formel }* vixa^ gezogen ist) den infinitiv iopivM gefunden, wobei
er an den beiden ersten stellen anscheinend das zweite erloschene
zeichen ignorirt hat, an der letzten aber, wo das zeichen %o. als
ergänzt bezeichnet ist, das erste sicher für to, zu haltende, das
XV, 3. XIX, 2. XX, 2 wesentlich in derselben gestalt erscheiDt.
Kjprische inschrifieii (XVIU). 93
XYIII. navitiqa 186 9. B. XX, nr. 473, 2 (Neo-
P a p h 0 8).
(Schmidt 4).
to.ii.la.ta.i.ka.te*8e.ta.8e.8hu.ta.ka.iJTcS ^YXita^ xaritnaa 7hv tvxäh
a.rLBLto*pa.to.o.a.ri^i.ta.ko.ra.u.| ^Aq^aio^TO o ^AgtOiayogav.
Der ia der Pandora gegebene text hat nach Schmidt p. 58
xwei seilen, deren untere den anfang bildet und mit iifJka.i.a.
icblietst. Eine von Schroeder in Neo-Paphos gekaufte inscbrift
gam desselben Inhaltes, von Schmidt fiir ein fabificat erklärt, hat
nach p. 57 gleichfolls zwei Zeilen in derselben Stellung, deren
zweite mit fuJsa.i. beginnt Schmidt hat daraus geschlossen,, dass
die echte Inschrift vielmehr einzeilig war, und hat die copie der
Pandora, die er (ohne genügenden grund) „herzlich unverständig'^
nennt, theils mit hülfe des angeblichen falsificates theils aus con-
jectur gebessert, aber über seine änderungen nicht zu der inschrift
selbst, sondern erst nachträglich zu nr. 15 einige auskunft gege-
ben. In Nachtr. II versichert er dann, dieselben seien durch eine
oachträglich erhaltene bessere copie bestätigt. Da dieser angäbe
zniuLchst im wesentlichen g^laubt werden muss^ bin ich der
Schmidt'scben herstellung bis auf einen punct gefolgt, obgleich es
mir recht wohl denkbar ist, dass zwei echte Inschriften desselben
Inhaltes, aber mit verschiedener brechung der zeilen und andern
kleinen differenzen wirklich existirten, wie ja auch Inschr. XIX
und XX sich ähnlich verhalten.
In ^YXdrat und rvxu$ ist nach UavdoiQa das letzte zeichen
von dem gewöhnlichen i. gänzlich verschieden. Auch die Schroe-
der'sche inschrift hat in *YXuTa$ ein ungewöhnliches zeichen, da-
gegea in rvxät das bekannte. Ich wage nicht irgend welche
gehlasse zu machen. Für die präposition vor tvxat hat UaviwQa
ein deutliches i., dem nur ein strichelcben fehlt, dagegen Schroe-
der ein anderes zeichen, das dem von Schmidt hergestellten shu.
näher steht Wenn zwei Inschriften anzuerkennen sind, ist ein
Wechsel des ausdrucks zwischen {* tvx^& und Thv xvxai, denkbar,
üeber 7Av, wo Schmidt Cv{v), s. Vorbem. 13. Entechieden falsch
ist Schmidt's „sichere corrector", durch die er in a.ri.«i.to.pa.to.o.
(wofar die Scbroeder'acbe copie a,ri.Shto.naJo.M.) das letzte 0. \u
94 Kyprische inchriftßn (XVIII— XX).
das zeichen 90. verwandelt und ^Aqiftnofavtog o gewonnen bat
(p. 58 ^Agiinwva auf grund der Schroeder'schen Inschrift). Die
Verbindung eines auslautenden consonanten mit dem anfangsvocale
des folgenden wortes in ein silbenzeicben, die hierbei angenommen
wird^ gilt nur für das v von Ivj lf\vv und dem artikel (s. anm. 7),
nie für g, nicht einmal in xdg und dem artikel, vgl. »äg a nioX&C
I, 2 u. s. w., xdg ^OvaGtXü)h I, 14, Tag ^A&dvag I, 20, jug iv-
X(fi^oig II, 3, Tag ävalhug XVII, log ^d&Qoinog rog l' rai I» 3^
wo immer ki.se., ta.«e., to.8e.y nnd ist für das schliessende g eines
selbständigen wortes vollends unzulässig. Vielmehr ist hier, wie
in andern fallen (Vorbem. 15) ein abwurf des g anzuerkennen.
Das m. der Schroeder'schen copie scheint nicht minder ein blosser
fehler zu sein als das na, für ptw
XIX. XX. Grotteninschriften von Neo-Paphos
Vog. IV, 6. 7.
(XIX. Schmidt 16, Deecke-Siegismund 10 — XX. Deecke-Siegismund 11).
XIX. 1. ta.f. pa.se. | o.a.ru.po.se.|l. 0a[Qv]vfag o ^Aqvßog [6] /uf-
me.ka. ----- se. { Ya[x7iviv\g
2. f.si.ne. {to.scpe.o.se. |u.i2. ^9>a]<riv xo aniog [roJe
r ^XQV<f^ «1 ^
3. xdg xaucxifipaae ^A[jgXwvk
3. ka.se. | ka.te.se.ke.u.va
se.| a. - - - - ri.
4. u.la.ta.i.i.tu.ka.i.
XX. 1« ta.ru.pa.se. | o.a.ru.po.
se. I o.me.ka.ke.u.e.f .
se. I e.she.pa.8i.ne. |
2. to.se.pe.o.8e. | f .te.f .ke.
re.se. | f .po.ta.f . { u.
la.ta.i.
^AyJTo]Qi
4. *KA,ora*. l' Tv;|fa*.
1. &aQvnag o ^Agvßog o fA^ya-
Kfivi[v]g flhtpdatv
2. TO (fniog [toISb l^QV^^i V^h
In Inschr. XIX sind die zeilen hinter der stelle, wo oben
abgebrochen, durch einen alten riss im felsen getheilt, wodurch der
umfang der lücken im zweiten theile der seilen unklarer wird.
Weder Schmidt noch Deecke-Si^ismund haben vollständigere Um-
schreibungen dieser verschwisterten inschriften geliefert, deren
zweite besser erhaltene für die herstellung der ersten die besten
dienste leistet, weshalb es schwer verständlich ist, weshalb Schmidt
jeae bet seite gelaaaen hat.
Kjrpriflche inscbriften (XIX. XX)« 95
Beide iiisdirifteo baben nun xu anfiiuig unverkennbar den na^
■en des weihenden und den vatemamen im genetiv mit dem artikel.
INe lesung wird dadurcb erschwert, dass beide namen dasselbe
Mieben enthalten, das ausserdem nur XVII, 2 gleichfalls in einem
dank leren personennamen erscheint. Schmidt hat dasselbe ohne
weiteres fur ra. genommen, dessen gewöhnliches zeichen ganz ver-
schieden bt, ohne glaubliche namen dadurch zu gewinnen (er gibt
TcuQo^Ma.c : fOM.Qa.QO.g) ; Deecke - Siegismund haben die deutung
des Zeichens gar nicht versucht. Mir scheint die auffassu^g des-
selben als m. sehr glaublich, da es dem in Inschr. V als rtf. ge-
sicherten zeichen nicht zu fern steht (es kann nämlich gleichfalls
auf zwei nach rechts hin offene winkel zurückgeführt werden),
and da nun sofort aus ia.rti.pa.«e. der name Oagvnag gewonnen
wird, den namentlich ein könig der Molosser fuhrt In dem vater-
namen ist auch das auf jenes zeichen folgende zweifelhaft. Deecke-
Siegismund und Schmidt haben dasselbe freilich übereinstimmend
fär ro. genommen , wobei jetzt ein unbrauchbarer name ^AqvQ
herauskommen würde. Aber dasselbe erscheint ausserdem XX, 2
in einem solchen zusammenhange, dass es das zweite des namens
^AnXwvi sein muss (s. unt.), und bewährt sich dadurch als fo.y
wenn auch dessen gewöhnliches zeichen, das aber den papbischen
inschriften fremd ist, eine ganz verschiedene gestalt bat. In a,ru,
po.se. habe ich dann ^Aqvßoq als genetiv von ^Agwp erkannt,
womit der Sidonier ^Agvßag Od. o, 426 und der epirotische name
^Aqvß(ß)aq^ wie auch ^Aqvfpo^ in einer Inschrift von Tbespiä C.
I. nr. 1630 zu vergleichen. Der diesem namen vorgesetzte ar-
tikel 6 ist von Schmidt durch die lesung po (s. zu XV) verkannt.
Im nächstfolgenden halten Deecke-Siegismund me,ha. wegen der
grossen abweichung der zeichen für unsicher. Jedoch ist das
zweite derselben in XIX unverkennbar das gewöhnliche ha. (hier
auch von Schmidt anerkannt), wälurend seine in XX überlieferte'
gestalt sehr genau mit demjenigen massig abweichenden zeichen
stimmt, das auch schon an andern stellen für ha, gefunden ist, s.
za XVII, 2 Etwas unsicherer ist das erste zeichen, aber doch
TOO dem gewöhnlichen me. nicht zu sehr abweichend und der an-
geblich auf münzen sich findenden gestalt besonders in XIX (von
Schmidt nicht ausgedrückt) höchst ähnlich. Somit scheint me.ka.
gwageod gesichert Deecke -SiegismnnA soeben nun hier eine Vie-
96 Kjprische inschrifteD (XIX. XX).
Zeichnung der heimath. Da eine solche aber in diesen inschrifteo
sich in keinem sichern beispiele einem personennamen beigegeben
findet (vgl. zu I, 21), so erkenne ich lieber einen amtstitel. Das
wort muss bis zu dem in beiden inscbriften vor dem divisor er-
haltenen g reichen. Vor diesem haben Deecke - Siegismund in XX
den ausfall von drei zeichen angedeutet, was aber für den räum
augenscheinlich zu viel ist. Es können höchstens zwei fehlen, sehr
wohl aber auch, wie ich annehme, nur ein einziges; in XIX ist»
wie bemerkt, der umfang der lücke sehr unsicher. Aus o.meJsa,
he.u.e,j^,80. habe ich nun sehr leicht o fjtayaxiive[J]g gewonnen, das
freilich erst der erläuterung bedarf. Die hesjchischen glussen
xijia : xad-aQfiuia und xsTu : xad^dqfiaia (ygh xt^oicaa&ut :
xu&iiQaa&a& — xeciauTO : xa&jjgato — x^tidfjg : xa&agog
— xfjdiiv : • • • itaOa^oV) bieten nämlich einen ausdruck fiir
religiöse reinigungsmittel , der sich in der amphiktjonischen In-
schrift C. I. nr. 1688 in anderer form wiederfindet. Denn wenn
hier 1. 34 gelesen wird „&viv iv ^AvifiaCmg rg&xrivav x/yt/ai^,
so habe ich Diall. II, 491 unter vergleichung von Sophron's rgtx^
jva äU^tgiaQfidxwVi und weil jene glossen den plural zeigen, mit
Zuversicht hergestellt TQixiivar xfjvtav, welche besserung der zu-
stand der inschrift erlaubt. Es entspricht hier also den formen
jcifto (richtiger xrjta zu schreiben) und xiia ein altes xfiva, das
aber nicht mit Boeckh xtjva zu schreiben ist, sondern ohne diärese
Xfjva, und auf ein älteres x^pa zurückgeht, dessen p in jenen for-
men zu « geworden ist, vgl. Vorbem. 11. In enger Verbindung
mit diesem worte steht ohne zweifei der priestername xott^g, rich-
tiger xoiifg zu schreiben als dialektische*^ form für aroievV, s. Hesjch.
xoCijg : ItQivg KaßtCgwVy o xa&atqwv ^ovia. o\ ii xotjgy ferner
xo^oXfig : Ugevg, vgl. UgöXag. Ebendahin gehört das in den
drei spartanischen inscbriften des reiseberichtes von Conze und
Michaelis p. 41 flf. (Ann. dell' Inst, di corrisp. arch. T. XXXIll)
unter opferdienern erscheinende xomxtiJq I, 23 oder xoaxttJQ U,
26. III, 26, dort unglücklich als caacior gedeutet. Wenn nun
jenes xoiijg auf eine form xoTa zurückzuführen sein wird, so
konnte der kyprische dialekt von xi^va her auch leicht ein xijvtvg
haben, vgl. ItQfvg von Ugd. Ein fAiyaxfjvBvg ist dann deutlich
= dgxi'XV^^^^j wenn auch dieser gebrauch des fAiya- in der bes-
serer gräcität sich nicht findet, souderu «tBt \m V^iAXi.^voAm^^'OL «ti&-
Kjpriscbe ioscbriften (XIX. XX)* d7
dracke^ wie fAiyäxriQv^ als benennungf für Christas. Aber die
Boglichkeit einer solchen Zusammensetzung in der kyprischen
Sprache ergibt sich genügend aus der vergleichung der ähnlichen
«kindischen composita wie maki-d^a, mdha-räg'ay und auch die
MfydßvCotj die priester der ephesischen Artemis scheinen zu ent-
sprechen^ obgleich hier der zweite theil des namens unklar ist.
Es iit aber ein priester des Apollon zu verstehen, in dessen cultus
die reinigungen eine besonders wichtige rolle spielten.
Dass das in XX folgende e^he.pa.8l,ne. nicht wohl I7^ näc&v
^ gelesen werden könne (Schmidt p. 53 inl naCiv)^ haben Deecke-
Siegismund richtig bemerkt. Das y l(p,, ist diesen kyprischen in-
ichriften überall gänzlich fremd und fehlt auch vor vocalen^ wie
^£ I, 21, r^oo<T» 1, 31, xarictaas II, 2. X, inidvxi II, 4, ovi-
^x( VI, xareoxtvpaOB XIX, 3, e/^i7<T€ XX, 2; hier würde es
vor einem consonanten noch weniger um platze sein, vgl. naiaC I,
13. 25. Wenn aber Deecke - Siegismund i^ßaCiv lesen und das
folgende fo.«e.pe.o.«e. für den genetiv to; (fnl^og nehmen wollen, so
hat dies doch zu wenig ansprechendes. Die natürliche annähme
ist, dass die inschriften gerade die weihung der grotte, an deren
eingange sie stehen, an ^An6'kXu)v ^Ykarrig enthalten. Denn dass
diese grotte von Vogüe unrichtig für ein grand tombeau genommen
ist (wonach Schmidt p. 53 Cniog durch „grotte, gruft, todten-
kammer** erklärt), und dass sie vielmehr eine dem gotte geweihte
war, haben Deecke-Siegismund richtig erkannt. Neben den beige-
brachten beispielen von Apollo-grotten hätten sie aber nicht gerade
die wichtigsten übergehen sollen^ nämlich die orakel - grotte zu
Delphi, die für gleichen zweck dienende zu Rlaros, Tac. Ann. II,
54 und insbesondere auch die zu ^YXm bei Magnesia dem Apollon
geweihte grotte Paus. X, 32, 4, da der kyprische ^AnoXkwv^YXu-
m zu jener cultusstätte ohne zweifei in enger beziehung steht,
Tgl. Engel Kjpr. II, 666. Ich lese nun flh^äatv = Ix^arcriv.
Zun verständniss des sinnes, in welchem das wort hier gebraucht
ist, gibt die glosse ex9)ay<Tig : un63H^ig Hes. anleitung. Es
erKheint nämlich änodHxvvvatj besonders bei Uerodot und Xeno-
phon, in dem sinne von assignare, anweisen, zum eigenthum
übergeben, aber nur bei jenem auch von dem übergeben eiue»
besitze« an eiae gottbeit, also im siaae von weihen, namVich \,
S9^ax^ T/^yog a^od^Sarug uad rql f^h Aiax^ rfjLi€VOS i,Tii-
PhäologttB, XXXV. bd. 1. j
98 Eyprische Inschriften (XIX. XX).
S^av^ TU, 178 ol J$ly)oi loiCk avifionn ß(üf*6v t€ unidt^ay.
Hiernach verstehe ich fltupdciv = anodiiH^kv als apposition son
folgenden satze in dem sinne „als weihung'^ In XIX ist nor
^JM» erhalten, und, wenn das Vogüe'sche facsimile ganz zuver-
lässig ist, fehlt davor nur ein einziges zeichen, nicht zwei, wie
Schmidt augedeutet hat, und noch weniger drei, wie Deecke-Sie-
gismund angenommen haben, indem sie [e.xe.pa.]si.tie. ergänzen.
Jedoch ist ein kleiner fehler des facsimile wohl denkbar, da z. S
um zwei zeichen weiter vorspringt, und ich habe mir die stärkere
ergänzung angeeignet, weil es zu wenig wahrscheinlich ist, dass
das einfache ^uaiv, was man sonst annehmen müsste, mit TThfdciv
gleichbedeutend gebraucht sei.
Nach Cniog ist von Deecke - Siegismund in XX gut [fo.Jte
ergänzt und das in XfX erhaltene zeichen u. durch leichte ergän-
zung eini« kleinen Striches in to. gebessert, wobei freilich jetzt
nicht ToiJc, sondern xodi zu lesen, wie auch Schmidt p. 53 ih
ümog (tüde)» Sehr gut ist dann von Deecke - Siegismund in XX
fjie.re.8e, als 1^]XQ^(^^ gedeutet, was dem andern vorschlage ixi^-
QrjCB bei weitem vorzuziehen; der stamm ;|f^a hat ursprünglich die
allgemeine bedeutung geben, die leicht auch auf das religiöse
weihen angewandt wird. Auch ihre vermuthung, dass in XIX
dieses ?XQV^^ ^^^ ^^^ erweiternden xäg xanaxivpaci ausgefallen
sei, darf für wahrscheinlich gelten. Ich habe aber noch te zuge-
fügt um den umfang der ergänzung mit dem in z. 2 nothwen-
digen mehr in einklang zu bringen. In XIX folgt auf jene verba
das zeichen a. noch vor dem felsenriss; ganz am schluss der zeile
ist ein deutliches r». mit dem divisor zu erkennen (auch von
Schmidt dafür genommen), das aber Deecke - Siegismund fiir ein
sicheres ni, erklären (worin es allerdings durch zufiigung des un-
terstriches verwandelt werden kann) und mit jenem a, ergänzend
in a.[po.b.]ni. verbinden. Aber es ist durchaus nicht glaublich,
dass diese zeile nach dem risse nur drei zeichen gehabt habe,
während die erste sehr sicher deren acht hatte, und ich vermuthe
deshalb, dass jenes o. allerdings das erste zeichen von ^AnXdvt
ist, dann aber vor ^YXdtai, ein in der kürzeren Inschrift XX feh-
lendes anderes epitheton folgte. Und zwar passt sehr gut die er-
gäazung l*AyiiTo]Qi>^ da diese sonst ^em li«^^ v3^K.^TDim«cA^ Vivqssl«
mag auch dem '^AnolXmKo.^vM^ aiig^V^ötlt^, ä* m^\A ^\»&«tV\»
Kypradlie hmehiiAeü (XIX— XXI). 99
SdiolL Theoer. p. 504. In XX ist zwisdien fxQ^^^ ^^^ 'Klara*
one dunkle gnippe von vier zeicben, von Deecke-Siegismund fiir
«•po.Io.fii. genommen, indem sie die „scbeinbar widersprechenden
tncben^^ för verstümmelt erklären. Das ist das erste allerdings
M sehr, dass es in beliebiger weise gedeutet werden kann. Da-
gegen das zweite scheint ganz gut erhalten und ist genau das-
idbe» das in z. 1 als vorletztes des vaternamens erscheint, dort
TOO Deecke-Si^ismund ohne ertraglichen anhält fiir ro. genom-
■en. Hier zeigt es nun als zweites zeichen des zu erwartenden
L ü.foh.ni. sehr deutlich seine bedeutung po., die vorher auch schon
in z. 1 zur geltung gebracht ist. Das dritte zeichen erscheint
jetzt als to., kann aber durch Verlängerung des horizontalen stri-
dies sehr leicht in lo, verwandelt werden. Auch die erhaltenen
reste des verstümmelten vierten Zeichens können nicht zu schwer
Mf ein fii. zurückgeführt werden. Somit scheint a,po,lo.nu ge-
n^|[eDd gerechtfertigt.
XXI. Brit. Mus. (Lang), Schm. autogr. tafel.
Diese von Schmidt ohne erläuterung mitgetheilte inschrift
stellt sich nach sicherer oder wahrscheinlicher deutung der zeichen
folgeodermassen dar:
1. ku.po.ro.ko.ra.ti.vo.se.e.mi.o.la.o. '
2. o.te.o.mo.u.po.si.se.o.najii.ti.mo.se.
3. ti.i.80.ni.ta.se.ti.pa.se.e.mi.
Der anfai^ ist von Deecke-Siegismund p. 259 unrichtig /Cti-
i^oxqdnpog gelesen, wofiir statt des Zeichens ho, vielmehr ha.
wo mfisste, richtiger von Schmidt p. 7 Kjingw Koga Jtpog,
woran sich noch ein deutliches i}/u/ • schliesst , sodass die inschrift
so einer statne der Aphrodite gehört, welche selbst redend einge-
fibt ist, wie nicht selten^ z. b. in einem epigramme des Dio-
tiwM Anth. Plan. 158 mit dem anfange 'Sic ngimtj ^/igtifiCg dfA\
Wäre aber der wirkliche anfang der inschrift erhalten, so könnte
4er genetiv Kvnqm schwerlich richtig sein, und man müsste viel-
Mehr ein hjpokoristisches Kvnqoi = KvnQoyivua erkennen, vgl.
^Afq^ trs '^AfQoitvn oder ^A^QoyivHu und Tqtuji = TQUoyi-
ma» Jedoch schon die wortstelluag xoga Ji,p6q deutet daraul
kkj däßg maa es mit venea za thua bat, deren erste auf einem
7*
too Kypriücbe inschriften (TSS).
andern steine stellende hälfte verloren ist, und auch das red<
göttin trägt unverkennbar einen poetischen Charakter. E
wage ich folgende lesung und hypothetische ergänzong.
1. "Aii pdvalha] Kvnqta xoSga Jtpög ilfA. ^loXaca
2. tctatf — vv\ wie, bfiov noag ^SiracCu/Aog.
Aus der dritten zeile weiss ich nichts zu machen; m
ende hat sie ein deutliches ^fit. Zu dem ergänzten anfange
gleiche man den eingang des Isis-hjmnus Alyvniov ßutsO^ta
.die göttin gleichfalls selbst redet und sich später mehrfach
aSs (ohne ^/c^) einfuhrt, und wegen Aphrodite als berrscherii
Aegjpten Hjmn. Ven. 293 Kvngoio IvxTifAsvrig fisdiovaa,
Scol. 1, 14 Kvnqov iianotva, Aelian. V. 11. Ill, 42 17 r^^
Ttqov ßaiSiXtg^ Horat. Od. 1, 3, 1 älva potens Cypri u. a.
echte kjpriscbe benennung ist aber, wie man aus Inschr.
XVI. XVII erkennt, ävaa<fa gewesen. In der zweiten zeil
man noch den namen der weihenden frau zu denken, einer t
des lolaos und gattin des Onasitimos. Der hiatus nach ^ wi
durch die hauptcäsur entschuldigt. An ofiov ist nicht et^
dialektischer hinsieht anstoss zu nehmen. Das -ov der h
adverbia (wofür dorisch -sTj lesbisch ^vt) ist nicht von dei
dass ihm in der strengeren doris und den äolischen dialektc
entspräche, das dann auch im kyprischen dialekte zu verl
wäre, sondern dieser kann es sehr wohl mit der ias und
gemein gehabt haben. Wenn die dorische und die lesbische
besser dazu stimmten, könnte man geneigt sein dasselbe alte
Au, (OV zu erkennen wie in den zu I, 12 besprochenen präp(
nalen adverbien. Das ende der zeile ist von Schmidt p. 3(
^Ova^fCufiog gelesen. Da diesen in Kjpros beliebten namei
%>va(T- (s. zu I, 10) nicht selten ionisch-attische formen mitV
zur Seite stehen, scheint die länge des a gesichert, wobei
^OvaaCufiog für den hexameter ganz unbrauchbar ist. Abei
das ovrjat- jener composita dem aor. I ovljaai und dem vei
nomen nv/^ag entspricht, so sind auch bildungen aus der u
stärkten Wurzel ovä denkbar, die iu dem aor. II ovaad-a
scheint. Dahin gehören anscheinend die in attischen insch
vorkommenden namen "Ovaaog C. I. nr. 272, 'Ovaad nr.
OyafffxXita nr. 594, in deneu e\u \an^^ ä w\i^VVS&^Vv %<^v(\ ^
AeAa liebes gilt von *OvdCijav in ein^T \n&^t\^N^\i^«x^^\a
Eypriscbe iiMchrifiteii (XXI)« 101
nid far knraes a zeugt auch die form ^Owdcdiav Choerob. ad
Theod. 1^ 77, 3, wenn unverderbt. Kurz es scbeinen den bildun«
gen rait opätr", ovtjif'- gleichberechtigte mit ovac- zur seite ge-
standen zo haben, wie in ähnlicher weise z. b. JoaCd^^oq neben
JmOioq gesichert ist. Die form ^Ovu<f(uiAogy wenn überall zu«
Ussig, musste hier aber vorgezogen werden, weil sie durch me-
trische dehnung der ersten silbe für den hexameter brauchbar ge-
BBclit werden konnte. Das von mir gesetzte ^üvaatu^oq vergleicht
sidi xunächst mit äXiiStxaqnog ^ liXiatotxog u. a. von w. oX. Die
abolichkeit ist noch grösser, wenn man annehmen darf, dass in
den stamme ovä- das a in Wahrheit kein ursprünglicher bestand-
tbeil der Wurzel ist, sondern ein zusatz wie das s in oXi<ra$,
ul«ri- von w. oXj das o in ofioaai, und gerade auch das a in
iajuitrat, JafiaaCcrguTog a. a. von w. (faju. Für diese annähme
ipicht ausser einigen jüngeren verbalformen (s. Kühner A. Gr. l,
880) Dud den derivaten igiovvtog und kjpr. navwvtog (s. zu I,
10), auch die Sprachvergleichung. Denn unter den verschiedenen
versuchten combinationen erscheint all die natürlichste doch die
niiammenstellung mit skr. van^ für welches ausser der angeblichen
Wdeutung juvare, to serve aus der vedischen spräche auch die von
gewinnen belegt ist, und dem deutschen toimian, das in dem
einen theile seines gebrauches aufs beste mit iy{paa&a& stimmt,
wie gewin = ovifCtg, Es ist dann anzunehmen, dass das ursprüng-
Kcbe va in dem griechischen iv in o zusammengezogen ist, wie
hinfig*^). Freilich ist in dem stamme om- das a fester ver-
wichsen als z. b. in Jo/ia- und dadurch dehnungsfähig geworden.
Man sieht , dass besonders die kleineren inschriften noch fur
89) Diese combinatioD, zuerst von Pott EF. I, 255 vorgeschlagen,
iit von ihm auch WWb. II, 2, 137 ff. festgehalten. Benfey, der sich
WL. I, 335 dieselbe angeeignet hatte, ist II, 350 durch unbegründete
annähme eines äolischen o^avaQ (unter falscher berufung auf Diall.
I, 92. 191) auf abwege gerathen, aber im Sanscrit-English Dictionary
L812a zu der früheren auflRassung zurückgekehrt. Beide forscher
ben aber unrichtig eine griechische wurzelform fop anerkannt,
während dieser stamm nach dem zeugniss der homerischen spräche
des j: zweifellos entbehrt hat. Uebrigens sind in skr. van und dem
deutschen winnan offenbar mehrere ursprünglich verschiedene wur-
seln zusammengeflossen. Namentlich scheinen dieselben in der V>^-
deutung laborar^ deaihcb mit den griechischen stammen mv nnd xov
zas^menzügebören die auf eine vr\xtze\ kvan zurückgehen, also diö
uüaatende muta verloren zu haben.
102 Kjpriscbe iosdirifteii«
maDcherlei zweifd räum lassen. Jedoch ist zu hoffen^ dass einer«
seits durch vermehruDg des bekannten materials, anderseits durch
soiyfältige neue collationen mancher schon edirten inschriften die
möglichkeit eines sichereren urtheils geschafft werden wird. H.
Schmidt, der nach seinem Vorworte mit einem apparate kjprischer
inschriften von 71 nummern gearbeitet hat, meistens vortrefflichen
papierabklatschen und sonst zuverlässigen copien (nicht selten in
mehrfachen exemplaren), wird sich den grössten dank verdienen,
wenn er seine schätze recht bald der allgemeineren benutzung zu-
züglich macht.
Hannover, H» L, Ahrens,
Eutrop. Vniy 10.
Eutrop. Till, 10 schreibt W. Harte! (p. 56, 13): Selewjiam
Assyriae whem nobilisHmam cum quadraginia mUtbus domi-
num cepit, Hartel hat die conjectur Sjlburgs quadraginfa in den
text aufgenommen, die mir nicht richtig zu sein scheint ; ohne allen
zweifei muss an dieser stelle die zahl quadringmtis stehen. Dies
bestätigen nicht allein sehr gute handschriften und die Übersetzung
des Paeanius, sondern auch diejenigen Schriftsteller, welche den
Eutrop all quelle benutzt haben. Zuerst haben von den hand-
schriften der Bambergensis aus dem neunten Jahrhundert und der
Monacensis aus dem zehnten Jahrhundert die zahl CCCC, während
wir im Cod. F oder Gothanus aus dem neunten Jahrhundert qua*
dringenta finden, eine lesart, aus der eher quadringenHs als qua^
draginta herzustellen ist. Dann übersetzt Paeanius diese stelle
durch öTQari^oix&v TBTgaxigfivQfwv (ed. Verhejk p. 634). Und
zuletzt haben spätere schriftsteiler auch die zahl quadrii^niis. So
Festus cap. 21 : Seleuciam, Assyriae urhem, cum quadringentis mi-
Uhus hosüum cepit; — Orosius VII, cap. 15 ed. Bavercamp. p. 492:
Anion'mus Seleuciam Assyriae urhem super Hydaspin fUtvium sitamy
cum quadringentis millihus hominum cepit; — Isidori Chronicon
ed. Roncalli (II, p. 443): Uic (AntoninusJ ad Parihos profect%u
Seleuciam Assyriae urhem cum quadringentis millihus hominum
cepit. — Hieronymus hat freilich nach der ausgäbe von Roncalli
(I, p. 461/462): Seleucia Syriae urhs cum CCC millihus hominum
a Romanis capto, aber auch diese zahl, selbst wenn es die in den
besten handschriften überlieferte ist, spricht mehr für quadringentis
als fur quadraginta.
Bremea, G* Wo«^«ivcr.
IL
Die rede des Brasidas bei Thukydides IV, 126.
Dm den Perdikkaa an dem bunde mit Sparta festzuhalten»
^e Brasidaa mit ihm einen zug geg^en seine feinde , die make-
donischen Ljnkesten, unternommen. Aber trotzdem sie diese be-
siefj^teo, wurde die Unterwerfung derselben nicht erreicht. Denn
die Illjrier, welche Perdikkas zu einem hülfkzuge gedungen hatte»
trafeo zwar ein, schlössen sich aber, wahrscheinlich aus besorgniss
fir die eigne Unabhängigkeit, den eben besi^ten Lynkesten an.
Doter diesen umständen hatten die verbündeten den rückzug be-
schlossen, der dem Brasidas auch aus anderen gründen wünschens-
werth war. Bevor sie aber die zeit und die Ordnung des abmar-
sches festsetzen konnten, warf sich das makedonische beer, in der
nacht von panischem schrecken ergriffen, in wilde flucht, in welche
auch Perdikkas selbst hineingerissen ward. So ihrer bundesge-
nossen beraubt, zum rückzug gezwungen mit einem feind im rücken,
der eben bedeutende Verstärkungen empfangen, Verstärkungen deren
kampfesweise und kri^erische eigenschaften völlig uogewiss waren,
bedurften die Griechen ausser der ermahnung auch einer ermuthi-
guDg; und diese suchte ihnen Brasidas, so weit die kürze der zeit
es verstatteti^^ zu gebea durch eine belehmng über das wes^n ^^t
feiadJicben scbaarea und ihrer kaapfesarU
104 Thnkydides«
,^Wenn ich nicht vermuthete dass ihr, peloponnesische mäoneri
dadurch dass ihr allein gpelassen seid und weil die gegen euch
Anrückenden Barbaren sind und zahlreich, in bestürzung gerathen
seid, würde ich nicht, wie ich es nun zu thun genöthigt bin, mit
meiner ermunterung eine belehrung verbinden; nun aber will ich
in einer kurzen erinnerung und empfehluug in bezug auf den ab-
zug der unsrigen und die menge der gegner, versuchen euch von
den hauptsachen zu überzeugen'^
Dies ist die propositio; sie bildet ein ganzes, wie schon das
vvv 8i zeigt, und es wäre nicht zu begreifen wie Classen sagt:
uifQog fiiv, einfülirung des ersten theiles, dem mit ßagßaQOig di
der zweite foIgt^S wenn nicht eben jenes fiiv dastünde. Allein
dies wort ist entweder zu tilgen oder, wie mir wahrscheinlicher,
es war an seiner stelle ausgelassen und ist nun an unrechter in
den text gerathen. Dies unglückliche fi^v reicht noch über die
zeit des älteren scholiasten hinaas; denn er schreibt zu dem an-
fang der rede: ngooifiiaxij (yvotd l<ni,y nal ovu xazucxivtiv ix€&
ovTt avfAniguCfia. — Unter nagafvia^g ist die empfelilung
verstanden, wie sie sich dem feinde gegenüber zu verhalten haben,
und bildet die praktische seite zu dem inofuvrifia. — Uhti^BW
habe ich aus noth ungenügend übersetzt; es enthält nicht nur das
überzeugen, etwas sei so, sondern auch die anregung zu dem ent-
schluss, derogemäss zu handeln; wie denn durch vnofivrjiAa und
nagaCvsatg diese beiden seilen des begriffes aus einander gelegt
werden.
„Nämlich tüchtig zn sein in kriegsthaten geziemt euch nicht
wegen jeweiliger anwese'nheit von verbündeten , sondern ob eurer
innewohnenden mannhaftigkeit, und vor keiner überzahl anderer
furcht zu hegen, die ihr ja auch nicht aus solchen Staaten her
seid wo viele über wenige herrschen , sondern vielmehr über die
mehrzahl wenigere, die durch nichts anderes die herrschaft erwor-
ben als dadurch dass sie in der schlacht die oberhand behielten'^
Er nimmt seine argumente aus dem wesen der Peloponnesier
und aus dem wesen der barbaren; diese stehen in einem gegen-
satz, und deshalb scheint mir jenes fiev, welches wir oben strichen,
hier eingesetzt werden zu müssen: äya&oTg fih yaq ilvat vfiTv
frgoff^xet, — Aber wie sonderWr Ack»& ^W^ \A.wdftchriften zu
gehen scheinen Iv alg oi nolXol oUyuiv u.qiRo»«w* X^^mxOi
Tbakjdides. 105
koBint, nach /ii^^c» grade der entgegengesetzte sinn heraus, und
aBedie gequälten Interpretationen der editoren können daran nichts
ändern^). Ohne zweifei ist das ov w^uschaffen; nur drängt
sich die frage auf, wie es dahingekommen. Hier zeigen sich zwei
■oglicbkeiten. Die eine wird angedeutet von Haacke, wenn er
n^, iv aJg könne für Iv ixitvmg ydq genommen werden. In
der that, wenn man das xoiovitav absolut nimmt, „die ihr ja auch
nicht aus so gearteten Verfassungen stammt**, und den relativsatz
der herrschaft des joiovkdv entzieht, wie denn einige ausgaben
aoch Tor iw alg ein kolon setzen: so ist die neue negation un-
nmgänglich, und konnte leicht eingesetzt werden. — Dies ist der
eise weg; der andere aber ist viel wahrscheinlicher. Wie, wenn
Tbukydides, als er OK schrieb, nicht ov sondern ov gemeint
ftätte? wenn das iv afi^ erst eingesetzt wäre nachdem man das
OY fiilsch gelesen, und nun genÖthigt war das unerträgliche
asyndeton w^uschaffen? Diese vermuthung, die von Abresch
herrolirt, halte ich unbedingt fiir richtig; sie erklärt zugleich wie
es kommt, dass keine handschrift anch nur eine spur des richtigen
erhalten hat:, denn es ist klar dass gleich der welcher dieses
werk ans den papieren des Tbukydides herausgegeben hat, wenn
er einmal jenes OY falsch aufgefasst hatte, ndthwendig iv aJg
einsetzen musste^ so dass das richtige und von Tbukydides ge-
wollte in dem herausgegebenen werke nie gestanden hat.
Der sinn ist also : dass wenige über viele siegen, das 1st euch
nargiov: hat doch nur dadurch die handvoll Dorier sich die reich
bevölkerten landschaften des Peloponneses unterworfen. Nun, was
jene um der berrschafit willen thaten, das thuet ihr jetzt für eure
rettung. — Nicht gut scheint mir, dass Classen von politischer
gewöhnung und von Staatsverfassung spricht. Nicht deshalb sollen
die Peloponnesier jetzt keine überzahl fürchten weil zu hause die
periöken nicht mitstimmen, sondern weil die Spartiaten stets ein
1) Beisig hat diese stelle zweimal behandelt. Erst bat ein freund
sie ihm angezeigt als ein beispiel de confusione enunciationum ubi ne-
gatur aliquid; .... addidit (Thuc) particulam ov quasi superius /nrjdi
abesset Öoniect. in Aristoph, I, 31. Leipz. 1816. Dann giebt er 1822
in seinem commentar zn Soph. Oed. Cd. v. 350, in einer höchst coil-
fasen abhandlun^ folgende erklarung: in eo siabüitur per ov, illud :
üpjr 9xm. Beide „erklärungen", die sich einander a\ifhc\3eTi, bIviv^
gleich nichtig.
100 TbufcydidM.
heerlager sind in einem lande das sie geg^en die übenahl eroiiert
haben und behaupten. Dasselbe konnten zu ihrer biiitfaezeit die
Türken von sich sagen.
„Von den barbaren aber, die ihr aus mangel an bekanntschaft
mit ihnen fiirehtet, müsst ihr aus dem vorher gegen die Makedonen
unter ihnen bestandenen kämpfe sowohl wie nach dem was ich
aus ihrem betragen abnehme und von anderen höre» euch überzea-
gen dass sie durchaus nicht fürchterlich sein werden^^
Der gedanke hat hier, wie nicht selten bei Thukjdides,
etwas provocirend gewagtes: die Peloponnesier werden a7aiQ0$
tCüv ßagßdgwv genannt, und unmittelbar darauf werden sie auf
den kämpf verwiesen den sie vorher gegen einen theil derselben
bestanden haben. Allerdings sind zu den Ijnkestischen Makedonen,
die sie recht gut kennen, da sie dieselben so eben geschlagen, in-
zwischen die Illjrier hinzugekommen, die sie noch gar nicht ken-
nen; und es ist wahr zu sagen dass sie von «den bekannten plus
den unbekannten, ab einheit gedacht, noch keine erfahrung haben.
Aber das eigenthümliche CiQVfpvov, man möchte hinzusetzen das
av9adiq seines stiles, zeigt sich doch auch hier. Denselben cha-
rakterzug des Schriftstellers kann man darin finden 'dass er sagt
roXg Maxidoüiv avTÜiv. Denn da er cap. 124 die feinde stets
ol Avyxfitnat genannt, unter o\ Mamdovig dag^en die unter-
tbanen des Perdikkas und also der Griechen bundesgenossen ver-
standen, so ist es eine harte forderung hier in den Makedonen
plötzlich die feinde, die Lynkesten zu erkennen. Nun hat aller-
dings Thukydides weiter oben (iV, 83) gesagt: atqauvH inl ^Aq^
qißaiov . . • AvyxrjöTwv Maxiiovcjv ßuCilsa, und dass die Ma-
kedonen in die zerfallen die Perdikkes regiert und in gewisse
andere, hat er so eben wenigstens angedeutet, IV, 124 init, in
den Worten: 6 fih wv Ixqutbi Max€36vwv rrjy ivpafnv.
Aber nichts desto weniger ist die thatsache dass hier unvermittelt
die feinde mit dem namen der freunde bezeichnet werden so son-
derbar, dass man es den älteren erklärern verzeihen muss, wenn
sie dies nicht erkennend 70?y Max^ioaw als dat. commodi fassen
oder es durch gvv erklären und sich mit dem aixwv irgendwie
abfinden, wie Haacke: <par%%m ex iia if sis cer^aminibus qaas tarn
in Macedonum gratiam subiisUs , ^elcb^r aW a^toSv mit wv ver-
biadet, oder wie JBioomfield, dessen er^auzuu^^ii ^t «w^^ iss^aoi ^^x-
Tbokydides. iW
gugeae periode der philologie bezeiclinend siod : ?$ uv {äyüiviav
taV oS^) Kfori/aivtad'e (xar') ainiv (ovp) rotg Matkdoaw. —
Die erkläniDg der yorliegeodeo erscheiouDg ist in der situation
n suchen. Dem Perdikkas zu gefallen ist Brasidas in das innere
Torgedningen, dessen feinde hat er geschlagen; und nun werden
£e Griechen von eben diesen Makedoniern^ fur die sie alles ge-
ftin haben, schmählich im stich gelassen und in eine wirklich be-
/ dfl&kliche läge gebracht. Man kann sich denken dass die Griechen
withend sind auf die Makedonier, wie dies denn auch cap. 128.
M ausdrücklich gesagt und in seinen folgen entwickelt wird,
BBd zu diesem zorn gesellt sich Verachtung der feigen gesellen,
^e bei nacht und nebel davongelaufen sind. Jetzt haben sich die
kriechen mit den vettern dieser braven leute , auch Makedoniern,
ooefc einmal zu schlagen; und es ist ganz natürlich dass Brasidas
Am mit dem namen bezeichnet der in seinen Zuhörern mit dem
Mm zugleich die Verachtung entzünden muss.
„Pflegt doch auch denen die sich zu vertheidigen haben,
ireon ihnen über die eigenschaf^en des feindes der, in Wirklichkeit
kraftlos, die meinung der starke erregt, vorher eine wahrhafte
hdehmng zu theil wird, diese zur ermuthigung zu gereichen,
während anderseits, wenn der feind in solider weise kriegerische
eigenschaften besitzt, einer der das nicht im voraus wüsste, sich
leicht allzu tollkühn gegen ihn benehmen würde'^
Man sieht aus der Übersetzung dass ich nicht nQoffysvofiimj
lese, welches im besten fall nur eine fade erklärung zulässt, son-
dern jrQoyivofAivri» Dies rührt von 1mm. Bekker her, er nennt es
mit recht aptius. Dass die handschriften alle, wie es scheint, in
dem nnriditigen übereinstimmen, thut nichts, da Bekkers conjektur,
ausser durch den sinn, auch durch das parallele n^ondaig voll-
kommen gesichert wird.
Der zweite theil der periode ist auf das seltsamste missver-
standen worden, trotzdem schon der ältere scholiast das richtige
giebt: iaot ii t& ovu iiatv i<rxvQo(j Tovtovg il fii^ ug ifjtngoc&ev
l^a^Ok, ToXfifjQOUQOv xal ovx oq& tig avioTg nqoCtv^x^riaaak.
Classen sagt nämlich: „bei wem aber kraft und tüchtigkeit wohl
bq;ründet ist, auf den wird man muthiger losgehen weuu mau
diese tageaschafit vorher nicht kenat^', Ebenso vor ihm Krüget *.
„aar her wirkUcb tächtigea feindea frommt nichtbelehrung '^ \c\i
108 Tbukjdides.
wusgte docL niclit dass „bei wirklicli tüclitigeo feindeo« in dem
letzten kriege den Franzosen „ nichtbelehrung gefrommt << hätte;
wie auch sonst die Weltgeschichte wenig beispiele für ein solches
frommen bieten möchte.
Ich muss abwarten ob meine auffassung dieser stelle, welche
der geltenden grade enfgegengesetit ist, bestritten werden wird.
Einstweilen genüge, um zu zeigen wie Thukjdides über Verach-
tung der gegner denkt, die worte anzuführen die er dem Archi-
damos in den mund legt, II, 11. g. 4—5 noXkdxtg . . td iXaaaop
nXri^og dtSiog ufiitvoh ^fivvaio toig nX(6vag diu id naia^qo-
vovvTug unagaaxsvovg ysvia^at. XQI ^^ ««^ ^^ ^.? noXffjLta tfi
fih yvvifkri ^aqCttUovg fnqaxivuvj iip Jl fqy^ iiiioxag naq^C-
Nun muss aber gefragt werden warum Thukjdides die pe-
riode nicht mit Saa fiiv ydg, sondern mit xal yäq oüa f^iv an-
fängt, um dies klar zu machen, fassen wir den gedanken kürzer
so: wahre belehrung zu rechter zeit thut gut sowohl wenn der
feind trotz anscheinender stärke schwach als wenn er wirklich
stark ist Es zeigt sich nun, dass der satz nicht nur zur begrün-
dung des fia&(h XQV dient, sondern erstens dass er dies thut
durch rückfiihrung auf eine allgemeine Wahrheit, wie oOa und
der aorist i&dgavve zeigen, und hier erlaube ich mir aufmerk-
sam zu machen, dass die leser des Thukjdides keinesweges immer
oder auch nur gewöhnlich das allgemeine im gegensatz des ein-
zelnen lexicalisch bezeichnet finden werden, etwa durch ein SXwg
T€ oder unter umständen ä<nf: sondern wie hier der allgemeine
grund durch ein einfaches auch angeschlossen wird, so bemerke
ich dass manchmal nach einer reibe von einzelheiten , die mit r£
aneinander gereibt werden , das allgemeine ebenfalls mit j$ ange-
schlossen wird. — Also erstens führt dieser satz den vorliegen-
den einzelfall auf eine allgemeine Wahrheit zurück; dann aber
geht er, in seinem zweiten theil, über diesen zweck hinaus. Es
ist nämlich klar dass die bebauptung: dass der feind nicht so
fürchterlich sein wird, davon müsst ihr euch überzeugen, sich auf
den allgemeinen satz stützt: denn der Wahrheit gemässe belehrung
über die nur anscheinende stärke des feindes ist stets gut und hat
d/e Wirkung", die welche ihn be8teV\«ii x\i\«v%\dil\\cW zn machen.
JAer der satz, daas verkenoung der VvrVL\\diWi iöäiVa Va^V. '»«
ThukydideET. 109
toUknboheit verführt, bat mit dieser begrÜDdung oiohts mehr za
thun; so dass wir fragen müsseo warum Thukjdides dies hinzu-
gesetzt habe. Hier zeigt sich nun wieder der psychologische
blick des raeisters. Denkenden mändern nämlich^ yrie denn aus
iolchen damals die griechischen beere bestanden, diesen männern
die Tor kurzem in ihrer heimath, die einen im Peloponnes, die an-
dern in der Chalkidike, viel schlimmes erfahren, und die sich eben
jetzt in einer gefährlichen läge befinden , muss es sonderbar ^ ja
verdächtig vorkommen wenn der eigne feldherr gegen die alte
regel der gesunden Vernunft sie zur Verachtung ihrer feinde auf-
fordert. Soll daher seine anffbrderung irgend eindruck auf sie
nachen, so müssen sie vollkommen überzeugt sein, dass ihr feldherr
sich darüber wenigstens keinen illusionen hingiebt, wie gefährlich
es ist , einen feind zu verachten der es nicht verdient. Nun , dies
eben spricht der zweite theil unsrer periode aus.
„Diese aber haben zwar den vortheil dass die erwartung
iiires angrriffs den ihrer unkundigen schrecken einflösst; denn durch
ihre massen sind sie ebenso furchtbar für das äuge wie ihr lautes
geschrei nicht auszuhaken ist, und wenn sie die gebärde des ein-
hauens machen , fühlt man sich wie von ihnen bedroht. Welche
aber das aushalten, die im nahekampf anzugreifen sind sie nicht
so vorzüglich. Denn einestheils, da sie nicht in reih und glied
fechten, wird sich nicht leicht einer was daraus machen einen ort
aufzugeben wo er bedrängt wird; und andern theils, da fliehea
und angreifen ihnen für gleich ehrenvoll gilt, so giebt in ihren
äugen auch keines von beiden einen massstab für die tapferkeit:
eine solche kampfesart aber die alles dem eignen ermessen über-
lädst wird wohl am meisten manchem auch den vorwand bieten
sich auf anständige art in Sicherheit zu bringen; ferner, wenn es
sich darum handelt entweder mit uns handgemein zu werden oder
ohne etwas aufs spiel zu setzen es dahin zu bringen dass wir vor
achrecken davonlaufen, so halten sie dieses mittel für zuverlässiger:
sonst würden sie wohl jenes versuchen. Endlich seht ihr deutlich
dass all das schreckuiss das ihnen vor dem kämpfe innewohnt,
der Sache nach gering ist und nur auf äuge und ohr einen ein-
druck macht*'.
Die übersettuDg ist hier sehr frei verfahren , obne e\c\i 4lo^
^eaag' zu thua, — Ein gewisser humor liegt in ov^ S(*^"^®**
no UmkjdMes.
,,iiicht entsprecheod^y wie auch die herausgeber bemerken; das-
selbe konnten sie bemerken von lov ig x^^Q<^ iX^eip matouQay
TO ixtpoßijastp fffiug äxivSvvoig ^yovvmt. — Ob ix^oßifim$¥
richtig isty und nicht dafür ix^oßl^cat geschrieben warf es ist
wenigstens erlaubt den zweifei aufzuwerfen, da es ao analogien
zu mciouQov ianv ixg)oßi^au> gänzlich fehlt. Die stelle Xen.
Anab. II, 4, 19, die Krüger anführt, ist ganz andrer art. —
Das wichtigsle was zu bemerken wäre ist die gliederung des
Satzes von ovn yag id^tv an. Es sind vier glieder des beweises,
sämmtlicli durch 7/ in beziebung zu einander gesetzt, und von
denen das vierte alle vorhergehenden zusammenfasst , gleichwohl
aber, in der oben bemerkten weise, dies Verhältnis nicht lexika-
lisch markirt. Jeder andere Schriftsteller hätte vermuthlich ge-
schrieben okwg u näv to nqovnuqxov 6hvov an aizwv ogun
aaq)(vg . . • Da diese vier glieder, von denen zwei wieder eine
begrundung bei sich führen, ein Satzgefüge bilden, so ist demge-
mäss die interpuuction zu ändern. Ungemein schwer zu übersetzen
ist uvs^iXe^'XTOv xal to uvSquov Ix^i. Man könnte versucht sein:
„so giebt in ihren äugen auch keins von beiden den beweis oder
die Widerlegung der tapferkeit^'. Denn ^Uyxog ist beides.
„Haltet ihr nun dem stand wenn es auf euch zukommt, und
setzet dann so oft es an der zeit ist euren rückzug in guter Ord-
nung und in , reih und glied fort, so werdet ihr sowohl diesmal
schneller aus aller gefährde kommen als auch für die Zukunft er-
kannt haben dass dergleichen häufen denen welche ihren ersten
angriff abwarten, in Verschiebung des angriffs ihren mannesmuth
mit drohungen aus der ferne prahlend zu erkennen geben; die ih-
nen aber weichen, dass sie denen, in aller Sicherheit ungestüm,
auf dem fusse folgend, ihre beherztheit zu fiihlen geben'^
Das relativum womit der satz beginnt vereinigt in sich die
summe des vorher ausgeführten; jeder weiss wie gern die Grie-
chen es anwenden, und wie sehr es sich durch seine lebhaftigkeit
von dem ruhig anschliessenden relativum der lateinischen spräche
unterscheidet. Es verdiente daher wohl einen eigenen namen:
man könnte es das emphatische relativum nennen. — Der
XMQog ist der moment wo ein angriff der feinde abgeschlagen ist;
dann nehmen die Griechen den durch den angriff unterbrochenen
rückzug wieder auf ^ ai&tg. Dies scheint mir richtiger ak^ wie
Thukj<fl(fes. (11
CbaB€& erklart: ,,wie ihr vorgerückt seid, so auch wieder . . /^
Auf dem wege deo mao gekommen wieder zurückgehen , kann so
irlel ick weiss nur durch näXtv ausgedrückt werden. IldXty :
ti^tg = runus : itentm. Der irrthum ist veranlasst durch die
iweideotigkeit des deutschen toieder. Brasidas beginnt ja den
racking unmittelbar nach seiner rede, c. 127 toiavia o Bqaatiaq
nafiatviaag v/r^/c to aTQujevfiUj und macht erst halt um den er-
steo ansturm der barbaren abzuweisen. Man vergleiche nach
c. 127: j^ re ngviit] oQfAfj nagu yvoSfitip avxitTrfiaav (dies ent-
spricht dem o vnofiilvavnq) xal zo Xotnov img)iQOfjb€vovg fiiv ie-
XoiHfoi> ifivvovjo (durch einen schlimmen druckfehler hat Classen
ilfiimyjo), ^(nf^u^dyiiov S^ aiiol vnBxdQovp* Wenn ich aber
diese stelle vergleiche, muss ich mich doch fragen ob nicht auch
an Qoserer stelle ebenso gut das imperfectum zu lesen sei, vnd-
fom; statt inayayovug. Es konnte leicht dem ifnofisCvayisg as-
similirt werden, und doch hat es mit beiden Wörtern eine sehr
verschiedene bewandtniss. ^YnofAiCvavug löst sich auf in vnofiit-
9an: denn es ist klar dass hier von einem einmaligen Vorgang
TOD dem abschlagen des ersten angriffs der barbaren, die rede ist;
das folgende aber würde man, scheint mir, auflösen in oiar xatgig
li (d. h. jedesmal wenn ihr einen angriff abgeschlagen habt),
ijiuyiTi, nicht inayuyeif. Dies stelle ich als vermuthung hin.
ganz unmöglich aber scheint mir ds^a/iirotgy und ich schreibe
dafür unbedenklich ii^ofiivo^g. Wann suchen denn die barbaren
nach chinesenart die Griechen durch geschrei und wüstes waffen-
geklirr in schrecken zu setzen? Offenbar während ihrer mehr
erwähnten fAiXXfitng^ bevor die Griechen ihren ersten anfall, t^v
^diitriv i^6oPy abgeschlagen haben; denn ist das einmal ge-
schehen, so wissen die Griechen waren sie sind, und die barbaren
koDoen sich von noch so viel drohungen keinen erfolg mehr ver-
sprechen. Dieser moment kann aber nur bezeichnet werden durch
das futurum if^ofiirotg.
Eh wir jedoch von dieser rede des Brasidas scheiden, müssen
wir noch die frage erörtern, ob wir recht gethan unter der fiiX^
h(fig, welche zweimal, §. 5 und 6, darin vorkommt, das erste
■al lediglich die erwartung des angriffs, das andere mal eine
•bsichtliche Verzögerung des angriffs zu verstehen.
An sich heisst /uikXtiv nicht zögern, sondern bevorBteWn^
112 ThukjdMes.
und aach dieses our iosofero das bevorstehende zu erwarten ist; and
dadurch unterscheidet sich to fiiXXop von dem Icofuvov^ welches das
bedeutet was geschehen wird gleichviel ob erwartet oder unerwartet
während 9 lo fiiXXov auch von dem gesagt wird was schliesslich
nicht geschieht, wenn man es vernünftiger weise erwarten muss
und so lange man es erwarten muss. Aristot. de Gen. et Corr.
B 11. 337 b 4: o ^itv yaq dXriOlq elmTv ot^ l(rra«, Jet tovto
shut non ulrj&eg ou ianv S dt vvv uXrj&i^' (innv on fAilkHj
oviiP xwXvei /A^ yivicd-ut' fiiXXwv yäg av (deh av) ßadC^Hv itg
ovx UV ßadCcmr. S. p. 463 b, 22—31. Man sieht dass fj^eXXitv
wesentlich bezogen ist auf das beobachtende subjekt^ wälirend
iata&m rein objektiv ist. Zugleich erhellt aber wie fiiXXnv zu
der bedeutung des zÖgerns kommt, welche unzweifelhaft häufig im
Sprachgebrauch vorliegt. Denn da das (liXX^iv sein ende er-
reicht durch das eintreten der handlung, so braucht einer nur den
zustand zu verlängern wo der andre sagt (acXXh: dies ergiebt aber
eine absichtliche Verzögerung.
Wenden wir dies nun auf die erste der stellen an wo die
fiiXXrjCig vorkommt, so scheint mir nicht zweifelhaft dass die bar-
baren mit dem angrifi* absichtlich zögern. Sie werden ja nicht so
thÖricht sein die Griechen anzugreifen während diese in Schlacht-
ordnung dastehen, sondern warten, wie sie dies denn wirklich
thun, bis die Griechen sich in marsch gesetzt haben. Diese Zwi-
schenzeit benutzen sie um wo möglich durch leere demonstrationen
die Griechen wie man sich ausdrückt zu demoralisiren. Diese
demoralisation zu hindern ist eben der zweck von Brasidas rede.
Dass also das zögern der barbaren ein berechnetes war, nehmen
wir für erwiesen an.
Dasselbe erhellt aus dem schluss von ^. 5 : lov • • ig x^^Q^i
iX&tiv mCxouqov to ix^oßi^CHv ^fAug axivSvvtag ^yovPTM* ixt(v(p
yuQ UV jiQo jovjov ixifuivro. Denn da das ix^oßi^CHv uxivivvcag
ein mittel zum zweck ist, dieses aber nur durch Vermittlung der
fiiXXrifftg möglich ist, so folgt dass auch die fiiXXrjfftg ein mittel
zum zweck ist , also in einem beabsichtigten verzögern des
angriffes besteht.
Uienach scheint es haben wir unrecht gethan, in dieser stelle
die fifXXriaig durch erwartung, und mcVit dwt^Vi N^tfkcliUWn^^ ver^
TJiakjdides. 113
togerung^, oder eio 'äbaliches wort, zu übersetzen. Aber es scheint
Mr 10.
Wir haben hier nämlich den fall der so oft vorkommt, dass
fii griechisches woK einfach eine tbatsache bezeichnet ohne dass
iWr diese ein urtheil oder eine meinung abgegeben wird. V^ivdog
irt eise unwalirheit ; ob bewusst oder unbewusst , ob lüge oder
irrtliOBi, lieg^ nicht in dem worte. ^(ay heisst sehr; dieser hohe
gnd kann ein zu hoher sein^ das kommt auf die umstände an;
•^ das wort an sich spricht dies urtheil nicht aus. JiußuXJiHv
heisst in üblen ruf bringen; ob dieser ruf ein unverdienter und
<i« tmßäXlHP ein verläumden ist , wird nicht gesagt. Der Über-
setzer ist hier an den fuss der mauer gedrängt: in den meisten
ßUeo findet sich kein neutrales wort, er muss sich entscheiden,
umI wird ein urtheif aussprechen wo der Grieche sich begnügt die
tbatsache zu melden. 80 sind die Übersetzer in vielen fällen ge-
ootbigt dem alten autor ein urtheil aufzudrängen das jener doch
den leser anheim stellte. Dass man dies vermeiden muss wo es
geht, liegt auf der hand.
Und hier geht es nicht nur, es ist auch geboten. Denn ver-
kürzt würde der satz doch etwa so lauten müssen: /jiXXovjtg fjiv
^ß(QoC iiciy, 7TiJoafit%uvng d' oixiu» Der gegensatz vuii zögc-
riMg wäre beschleunigung : davon steht nichts da. Der gegensatz
Yom geschehen des angriffs ist das bevorstehen und die erwartung
des angriffs : jede andere Übersetzung wäre demnach verkehrt.
Dass Thukydides nachher (durch ixgdivjo) das bevorstehende
^Is ein absichtlich hingehnltenes bezeichnet, ist ganz richtig, und
er kaoo das tliun weil das wort jenes urtheil zulnsst; aber in dem
Zusammenhang worin das wort zunächst auftritt, ist dies nocb nicht
gesdiehen, wie der gegensatz zeigt.
Anders stellt sich die suche §. 6; hier könnte nicht der dat.
iDstrum. fAfXkfjatt stehen wenn sie nicht das mittel zum zweck
lind folglich beabsichtigt wäre ; sonst hätte Thukydides /utekXotfiig
geschrieben. Hier ist die piXlricig ebenso beabsichtigt wie das
ihr entgegengesetzte, iv im uC<paXiT o^sTg: denn wie diese glieder
>icb entsprechen, so auch alle übrigen in dieser trefflichen periode,
^^txofinovatv : iridxvvviat . loig fjih Tfjv nQtitrjp IcpoSov de^o-
ßipoig : oT S' uv hX^coffw ulzoig . unod^v ämiXalg' (dies ist ein
^//T} xaia jrodag . to urdQetor : to sviffuj^oy. Was dies \eti.\er«
Pbilologus. XXXV, hd. 1. g
114 Thukjdides.
wort betrifft, so wird es allerdingpi weseotlicli gleichbedeutend mit
uvOQilov gebraucht; ursprünglich aber scheint es zu bedeuten was
die Engländer animal splHls nennen. Dies würde ganz g^t auf
den physischen mulh der barbaren ptuisen. Dennoch scheint mir
dies nicht richtig zu sein. Den barbaren uviq%(a zuzugestehen,
welche als eine ugnri etwas fiovi^ov ist, wäre zu ?ie1 elire, die
ihr früheres betragen nicht verdient Der Schriftsteller scheint da-
her anzudeuten dass die barbaren erst dann eti twiiie kommen, dass
ihnen erst dann der kämm schwillt, wenn sie ihre gegner weichen
sehen ; dann erst zeigen sie sich „beherzt* ^).
2) Nachdem ich diesen aufsatz beendet, fiel mir ein nachzusehen
wie sich G. Grote über des Brasidas rede und insbesondere ober die
bestrittene stelle äussere. Ich fand (History of Qrece. Vol. VI. Chap.
LIV) eine fülle treifender bemerkungen und glücklicher übersetzun-
sen ; aber wiewohl kein grund ist zu zweifeln dass Grote auch die
nragliche stelle richtig versanden, bedaure ich sagen zu müssen dass
ich in seinen werten keinen beweis dafür finde: er hat diese stelle
übergangen.
Bremen. Ad, Torsir'tk.
Cic. Tusctd. Disputat. V, U, 34.
Quare demfi» hoc sane Brufo, ut sii heat%is semper sapiens:
quam sihi conveniat, ipse viderit, Gloria quidem huius sentenilae
quis est illo viro digmorl nos tarnen ieneamns, ut sit idem hea-
fi^simtcs. In dieser stelle findet 1. P. Binsfeld im Rhein, museum
1871, p. 304 tarnen anstössig und will dafür eliam lesen, indem
man nicht einen gcgensatz, sondern eine Steigerung erwarte, wie
5, 1 3, 39. 40 Certe omnes virtutis compotes heati sunt. Et hoc
quidem mihi cum Bruto convenit. , . , Sed mihi videntur etiam
6eatisstnti, und 5, 27, 76 At ea qui adeptus sit, cur eum heatum
modo et non heatissimum etiam dixerim (an welcher stelle Hugo
Weber in seiner Coniccturae TuUianae. Weimar 1871 , p. 13
für das unrichtige handschriftliche ut treffend at gesetzt hat).
Allein die Steigerung, die an diesen beiden stellen durch etiam
mit dem Superlativ bezeichnet ist, ist hier schon hinlänglich durch
den Superlativ heatissimus ohne diese partikcl ausgedrückt; tarnen
aber steht, weil tios dem vorhergehenden illo viro entgegengesetzt
wird, ebenso wie an den beiden angeführten stellen der gegensatz
durch sed und at bezeichnet ist.
Mnrienwerder. Fr, Zeyss,
iir.
Oskische inschriften.
1. Wegebaninschrift von Pompeji.
2. Weiheinschrift von Capua.
3. Grabschrift von Gnmae.
4. Lncanische grabschrift von Diano.
In der Ephemerls epigraphica habe ich auf grund einer nn
nich ergangenen aiifforderiing eine zusammenstelhing derjenigen
oskischen inschriften veröffentlicht, die nach Th. Momm-
sens werk iiber die unteritalischen dialekte an das licht gekom-
nien sind (Vol. II, p. 154 — 194j. Diese bezweckte von den in-
schriften zuverlässige texte zu geben mit den erforderlichen
ai^aben über fundorte, aufbewahningsorte und litteratur derselben,
lateinische Übersetzungen nach meinem verständniss der inschriften,
nnd kurze erläuternde bemerkungen. Abbildungen von diesen
sänmtlichen oskischen inschriften nach den von mir selbst genom-
menen oder von guter hand mir zugegangenen abdrücken und
Zeichnungen der originale und eingehende sprachliche und sachliche
erklärungen dieser Sprachdenkmäler würden mehr räum und ko-
stenaufwand erfordert haben, als ich der redaction der genannten
epigrnphischen Zeitschrift irgend zuzumuthen wagen konnte. Ich
beabsichtigte deshalb dergleichen erklärungen von mehreren
dieser inschriften gelegentlich später an geeigneten
stellen zu geben, wie ich dies für eine derselben auch aus-
8*
116 Oskische ioschriften.
drücklich zugesagt habe (a. o. I, p. 1A7, n. 20), und brioge liier
diesen meinen vorsatz zur ausfiihrung.
1. Wegebaninschrift vpn Pompeji.
Am 15. august 1851 wurde diebt bei dem siidlicbsten tliore
Ton Pompeji ein travertiostein gefunden mit einer oskiseben
wegebauinscbrift, von der ich nacb meiner eigenen Zeichnung
und nacb einem abdruck von R. Schöne folgenden text gegeben
babe> Ephemer, epigr. Il, p. 165, n. 10: ^
m . siuttiis . m • n . ptkntris • m
a](dili8 . ekak . vhim . teremn[a
t]ten8 . ant . pänttram . 8taf[i
anam . viu . teremnatust . per
X . lussu . v£a . pämpaiiana . ter
emnattens . perek . III • ant . kaf
la . iüveis . meeUkiiess • ekass . vi
ass . ini . via . iüviia . ini . dekkvia
rim . medikeis . pümpaiianefs
serevkid . imaden . uupsens . iu
SU . afdilis . prufattens.
In dieser abschrift sind die beschädigten, aber in ihrer gel«
tnng noch deutlichen buchstaben durch untergesetzte punkte be-
zeichnet. Der oskische vokal o ist durch das zeichen u wieder«
gegeben im ansehluss an den oskiseben buchstaben dieses vokals:
Y ; in der folgenden erklarnng aber werde ich fliesen laut durch
den buchstaben 9 bezeichnen, weil die denselben enthaltenden wort-
formen dadurch sprachlich deutlicher hervortreten. Der bequem-
lichkeit des lesers halber stelle ich die lateinische Übersetzung der
vorstehenden inschrift voran, und lasse die sprachliche ulid sach-
Jkhe erklarnng folgen:
Oskiscbe iDSchriften. 117
Maius Suttius Maii f. Numisius Poatius Mail f.
aediles faanc viam termina-
verant ante pontem Stabi-
aium . Via termiData est cippis
X . lidem viain Ponpeianan ter-
minavenHil cippis III ante ae-
de» Jovii Meilichii . Has vi-
as et viam Joviara et decuma-
Dani medicis Pompeiani
solide ab ino operati sunt^ ii-
dem aediles probaverunt
Die mehnabl der worte dieser inscbrift ist nacb form und
Udeotuog im wesentlichen bereits ricbtig bestimmt. Die nacbfol-
g^eode erklaning wird also bauptsacblich auf die grammatische
form uod die bedeutung derjenigen wÖrter eingeben, die für den
sion der wq;ebauinscbrift von hervorragender Wichtigkeit sind,
ood zum theil noch keine richtige oder vollständige erklärung ge-
funden haben, indem sie nach einander folgende hauptgegenstände
bebandelt:
i. die benennungen von wegen oder land-
strassen, die in der pompejanischen wegebauinschrift ge-
oaoot sind;
2. die verbal formen und nominal formen, welche
die art und die ausführung des Wegebaus der beiden ge-
oaooteo ädilen von Pompeji bezeichnen;
3. die folgerungen welche sich aus der vorliegenden
inscbrift für die eintheilung und strassenanlage des
Stadtgebietes von Pompeji nach der abgrenzuag des templum
^^ itolischen augurallehre etwa ziehen lassen.
Ehe ich auf diese drei punkte eingehe, muss ich über den
Fundort des steines mit der vorstehenden wegebauinschriffc
^Qe bemerkung vorausschicken. Ich habe denselben bezeichnet
^Qith die Worte: inventa ante portam Stahianam (Ephemer, epigr.
'^ p. 165, n. 20). Dagegen ist neuerdings wieder behauptet
forden, der stein beflnde sich „in dem stabianer thor" (F. Bü-
^er, Jenaer literatnrz. 1874, p. 610). Das» das irrig \&t
^^hng die ausaagea zweier iiaUeaischer archäologen, wekVie daa
118 Oskische inscliriften.
stabianer thor und den stein unmittelbar nach ihrer ausgrabung
sahen und untersuchten, Bern. Quaranta und Gull. Minervini. Der
erstere bestimmt den fundort des steines folgendermassen , Memor.
Ercolan. di archeol. Vol. VII, Append, p. 50: Alzasi qaesta pietra
— circa lä, dove finisce un' anilca via, poco prima di giugnere
alia porta, che guardia Sldbia — ; ed a cb» dalla ciHa voglia
uscire presentasi inclinata indietro un pochino. Mit dieser klaren
und unzweifelhaften ortsbezeichnung stimmen auch die angaben von
Minervini überein (a. o. p. 1. 2. 3). Das hier . genannte südlichste
thor von Pompeji nach Stabiae zu ist aber ein einfacher römi-
scher bogenbau (Miuerv. a. o. p. 11. Overbeck, Pompeji p. 54.
55. 2 A.). Der stein mit der wegebauinschrift stand also um ende
der stabianer Strasse ehe man zu diesem römischen thor
gelangt. Minervini berichtet nun aber weiter, dass im rücken
dieser inschrift spuren eines älteren bogenbaues sichtbar
seien (a. o. p. 11 : al dorso della medesima iscrizione appariscono
iracce di altra piü antica costruzione ad orco), und schliesst daraus,
duss dieser bau das vorrömische thor von Pompeji nach
Stabiae zu war (a. o.: che questa costruzione era la porta Sta-
hiana) , und dass somit der wegebaustein unmittelbar vor
- diesem thor seinen platz hatte (a. o.: la iscrizione si troverMe
appunto innanzi alla porta). Auf grund dieser nach der Sachlage
einleuchtenden Schlussfolgerung habe ich von der inschrift gesagt:
inventa ante portam Stahianam. In keinem falle hatte also die-
selbe ihren platz in dem heute so genannten stabianer thor.
Ich ziehe nun die benennungen der vier in der in-
schrift genannten wege in betracht.
Der erste derselben ist bezeichnet durch die worte: [ajidili«
e^h mam teremn[ai\tens ant ponttram Staf\i\anam = aediles hie
viam terminaverunt ante pontem Stahiannm. In diesen werten
wird die pronomiualform eka-h für einen acc. sing. fem. erklärt
mit der bedeutung han-c, also entstanden aus ^6^fi-lb für ^ekam4sj
in dem das m des acc. sing. fem. *eliamy nachdem es sich dem gut-
tural der enklitischen partikel -h = lat. -C6 zu gutturalem n
assimiliert hatte, ausgefallen sei; und das soll folgen aus den la-
teinischen Schreibweisen Quictilis , nuc u. a. für QuinctiUSy nunc
(F. Büchel. a. o. p. 610). Vou diesen beiden wortformen weist
Quictilis (C. 1. Lat. 1, 841) das acWVu^^u «v\i^ %>\tl>itiL(Aa « der
Oskische Inschriften. 119
staamilbe auf, aber nicht den ausfall eines aus der accusativen-
dnog m entstandenen n; hue für hunc aber gehört einer grabschrift
ifr spaten kaiseneit an, die auch sesto, anima, hoc statt sejrlifm,
ammam, hunc aufweist (Bull. d. Inst. a. 1861, p. 36, verf. Aus-
ipr. I, 261. 2 A.). Das altere und klassische latein kennt nur die
aecisatiTfomien him-c, iUun-c, tsNn-c, tun-^, nun-c^ han-c, iU<tn-c,
iilfii-c, Mit erhaltenem n statt m des accusativsuffixes. Die an-
gefilirten lateinischen Schreibweisen können also nicht beweisen,
im \m oskiscben dsa-h ein aus nccusativischem m entstandenes n
Tor h geschwunden sei. Für diesen ausfall findet sich nicht nur
in Oskiscben sonst kein beispiel , sondern die pronominalformen
iM-c fär ^foiii-c, acc. sing. masc. vom pronominalstamm i-, erwei-
tert zu to-, und etm«un-c für *0izazum'e gen. pinr. fem. vom pro-
Boaiiuilstamm eiso- beweisen auch durch ihr erhaltenes n statt m
vor e, dass der acc sing. fem. vom pronominalstamme dbo- *ekan^
gelautet haben muss nach art der oskiscben accusativform ion-c
Qnd der lateinischen han^c, islon-c, illan-c, dass mithin eka-k keine
accusativform ist. Neben eka-h finden sich die oskiscben formen
da abl. sing. fem. von pronominalstammen mit der angefügten
pftrtikel -Ib, -c : eüa-hy eiza^, exa-c, ia-c und die abl. sing. masc.
Beatr. «isu-c-en, »sat»c neben etsod und eksu-h, die alle das ablativ-
suffix -d vor dem folgendem -k, .-c eingebüsst haben, wie die la-
teinischen ablativformen Jia-c, ista-c, itta-c^ ha^y i8t(M:, Daraus
folgt, dass dbii-fe abl. sing. fem. ist, durch ausfall des ablativischen
rf entstanden aus ^ekad-h, und „hier" bedeutet (Buschke, Osk. und
Sabell. Sprd. p. 181, verf. Ausspr. I, 386. II, 914, 2 aufl.
Bnippacb, Lautl. d. Osk. spr. p. 90. Ender, Formenl. d. Osk.
spr. p. 68. Gl. p. 29). Bin abintivisches adverbium eha-h hier
Bebes einem lokativischen ehi-k hier ist so wenig befremdlich wie
^a-c neben sxet-c (verf a. o. I, 386. II, 914. Kader, a. o. Gl.
P* 29), und im lateinischen die ablati viseben adverbien ha-c, isfo-c,
^^ neben den locativischen ^c, isli-c, ilU-c. Die ablativform
^-k passt auch vollkommen in den Zusammenhang der in rede
''(eilenden wegebauinschrift, wie sich nach der erklärung der worte
f*"^ ponfirom 8$afianam ergeben wird , und ebenso gut passt sie
^ den drei anderen stellen , wo ekch-h vorkommt (Momms. , Unter-
H dial. X, 20, p. 180. X, 24, p. 183, verf. Kpbem. epigr»
y p. ISS, a. 79. Eader. a. o. Gl. 29). Dass osk. ponU-ra-m,
120 Oskiscbe inscliriften.
„brücke" bedeutet, lat. pont-em, ergiebt sich daraus, dass das os-*
kiscbe wort für „tlior" veru ist und für „weg, Strasse^ via (verf.
Ausspr. I, 179, anm. 2 A.) Ponit-ra-m ist mit doppeltem # ge-
scbrieben statt mit einfachem wie alUrei (Aufr. Z. f. vergl. spr,
II, 57. Momms. Unterit. dial. p. 247). Die oskische Stammform
fionUrä' ist also mit dem suffix -ra weiter gebildet von der wur-
zelform pofif-, an welche der lateinische nominalstamm fMml->- in
pont-i'um das suffix -i gefügt hat , und diesen italischen wortero
stehen zur seite skr. panih-aiiy path^t-s pfad, kchsl. paf-t weg,
gr. ndj'O-g pfad, tritt, iraj-iu) trete (Curt. Gr. Et. n. 349. 4 aufl.
verf. Ausspr. II, 179. 2 A.). Die oskische präposition an% ent-
spricht der lateinischen ante, antld- (a. o. II, 321, anm. 606. 908).
Die Worte ant poniiram = ante pwitem bezeichnen, da der Samus
und die brücke über denselben ausserhalb der ringmauern und des
stablaner thores von Pompeji lagen, jedenfalls einen räum aus-
serhalb der Stadt. Wie im lateinischen ante porlam^ im ita-
lienischen xnnanzi alia porta, im griechischen ttqo nvXdtav^ im
deutschen vor dem thor bedeutet: weiter hinaus vom mittelpankt
der studt als dieses thor, so muss man das oskische ant ponttram
verstehen : weiter hinaus als die brücke des Sarnus vom mittel-
punkt der stadt Pompeji aus. Das ergiebt sich auch daraus^ dass
in alter zeit der Sarnus dicht an der südlichen stadtmaner von
Pompeji mit dem stabianer thor vorüberfloss , Plin. H. N. 111, 5,
62 S. : Pompeii haud procul spectato monte Vesuvio, adluente vero
Sarno amne, dass mithin der räum zwischen diesem thor und der
stabianer brücke so gering war, dass derselbe nicht als eine be-
sondere Strasse, als via ant ponttram Stafianam bezeichnet sein
würde. Unter dieser via ist vielmehr die landstrasse gemeint^ die
von dem alten stabianer Ihor von Pompeji bei dem fundort des
Wegebausteines über die brücke des Sarnus führte, die, wie das
verbum teremnattens der inschrift desselben lehrt, mit grenzsteinen
oder irgend welchen grenzzeichen versehen wurde, welche das län-
genmaass angaben , mit welchem die Strasse gemessen war. So
standen später an der ganzen länge der römischen landstrasseo bei
Pompeji meilenzeiger, milUaria (Overb. Pomp. I, 15. 2 A.). Die
erste maasseinheit jenes alten oskisch - samnitisclien längenmaasses
erstreckte sich vom stabianer thor und dem Standorte des wege-
bausteines aus über die dicht davor befindliche brücke des Samus
Oskisclie Inschriften. 121
hitmuB , so» groflsten theil jenseits derselben ; hier ant ponUram
Siaßanam waren somit alle grenzseichen des langenmaasses der
Strasse nach Stabiae aufgestellt mit ausnähme jenes ersten steines,
der am anfangspunkte derselben seinen platz hatte. Die inschrift
des Steines konnte also sehr wohl sagen ekah viam „hier den weg*'
statt ^dsank viam jydiesen weg^S ^^^ ^^^^ die genauere angäbe der
hauptstrecke dieser landstrasse, auf der die durch teremnattens aus-
gedrückte handlung statt gefunden hat, zwischen der Sarnusbriicke
und dem gebiet von Stabiae durch die worte ant ponUram Sia-
ßanam bezeichnen. Diese via StafUtna durch das landgebiet von
Pompeji bildet also die südliche fortsetzung der heu-
tigen $trada Stahiana , welche die stadt Pompeji von norden
nach Süden, von der Porta del Vesuvio bis zur Porta di Stahia
durchschneidet. Ks unterliegt keinem zweifei mehr, dass die
Stadt Pompeji mit ihrem landgebiet nach den
grenzbestimmungen des templum der italischen
augurallehre einget heilt und von Strassen und
wegen durchzogen war (B. Quaranta, Mem. Eraol. d. arch.
Vol. VII, Append, p. 89 f. Nissen, Das Templum, p. 63. 64 f.
Fiorelii, Gli scavi di Pompei dal 1861 al 1872. Append, p. 11),
und dass die strada Stäb'wna der cardo maximus dieser einthei-
lung innerhalb der stadt war. Demnach ist die landstrasse vom
stabianer thor über die brücke des Sarnus nach dem gebiet von
Stabiae hin, die viam ant ponttram Stafianam der cardo maximus
des landgebietes von Pompeji, welcher den südlichen theil dessel-
ben in eine südöstliche und eine südwestliche hälfte theilt.
Die bezeichnung des zweiten weges, von welchem die
wegebnuinschrift spricht, ist via Pompaiiana — ant kaih Joveia
Medikiieis = viam Pompeianam — ante aedem Jörns Meilichii,
Via Pompalutna kann nicht eine Strasse innerhalb der
Stadt Pompeji bezeichnen, etwa die jetzige via de eepolcriy da
man nirgends im alterthum eine Strasse innerhalb einer stadt nach
dem namen derselben benannt hat, wie schon Garrucci und üuschke
hervorgehoben haben (Mem. Ercol. d. arch. Vol. VII, Append, p. 34.
Osk. Sab. sprachd. p. 187). Eine via Pompaiiana in Pompeji
hat es so wenig gegeben wie eine via Romana in Rom, oder wie
heut za tage in Berlin eine berliner Strasse ^ in Paris eine rue de
Paris existiert. Die via Fompaiiana war also eine landstrasse
122 Oskiscbe inscliriften.
ausserhalb der Stadt, die durch das landgebiet von Poni|>e;
nach einer benachbarten Ortschaft hinführte, und aller wabrsdieio
lichkeit nach von den bewohnern dieser den namen erhalten hat
Auf derselben ist die durch das verbum Uremnatiena bezeichnet
handlung vorgenommen worden, und zwar auf einer strecke der
selben, die bezeichnet wird durch die worte: ani haüa Javeis Met
l{kiie{8 = ante aedem Jovis MeiUdki , von denen das nomen htiL
sogleich unten etymologisch erklart werden wird. In diesen wortei
kann man nicht umhin, ant kaila = ante aedem zu erklären aui
der bezeiclinung des ersten weges ant ponttram = ante ponfem
so dass ant in jener wie in dieser Verbindung den sachlichen sini
hat: weiter hinaus vom mittelpunkte der stadt Pompeji. Die ab'
greuzung des wegemaasses uuf der via Pompaiiana ist also durcl
die ädilen von Pompeji M. Siuttiis und N, Pontile vorgennmmei
worden auf einer Wegstrecke von einem tempel des Jovls MeUi
Mos vor einem tiiore der stadt an bis zur grenze des landgebiet«
von Pompeji hin. Da die via Pompallaiui und die viam ant pont-
tram Stafianam nach Stabiae unmittelbar nach einander genanm
sind, da die strecken dieser landstrassen , auf denen die durch te-
remnattens bezeichnete einrichtung getroffen ist, in entsprechende!
weise durch ant haila und ant ponttram bezeichnet sind , so is
wahrscheinlich, dass die via Pompaiiana in südlicher riclitung
durch das landgebiet von Pompeji führte wie die viam ant pont-
tram Stafianam , die Strasse nach Stabiae , dass sie also e i i
zweiter cardo war, der diesem cardo maxlmne parallel lief
Für diese Wahrscheinlichkeit werden sich unten noch weitere an*
haltepunkte finden. Es bleibt nun von der bezeichnung des zweitei
weges das wort kaUa zu erklären. Alle etjmologien desselben,
die von den falschen lesarten *haula oder ^halla ausgehen (verf
Ephem. epigr. II, p. 167), sind selbstverständlich hinfällig. Jeden-
falls bezeichnet haila Jovels Meeliklieie einen dem Jovls Meilichloi
(Garrucci, Mem. Ercol. d. arch. Append, p. 33 f.) geheiligten ge-
genständ. Ich habe haUa in Verbindung gebracht mit cailare^
caelare und caelum bunzen, spitzmeissel , und das wort cadatvm
Signum erklärt (Ephem. a. o.). Der einwand, dass „dergleichen
bewegliche dinge keine grenzmarken bilden << (F. Büchei. a. o.
609), wiegt nicht schwer, da götterbilder bei altären oder gottes-
Jtäusera stehen bleiben, wo sie einmiA %UV«\i. ^vcUta desto we-
Oskische Inschriften. 123
■iger gebe ich neine erklärung von haila jetzt auf ^ hauptsäcblich
Malb^ weil in rÖmiBchen wegebauinscliriften Standbilder von göt-
tern, so viel ich weiss ^ sonst nicht erwähnt werden, wohl aber
■dirfach teoipel derselben , so zum beispiel Or. 6616: vlas circa
»dem Minervae lapide Uirbinato testamento stemi iussii. Or. 3310.
OMiN Augustam ah via Annia extra fiortäm ad Cereris $ilice ster-
«xdam curarunt^ und weil an den landstrnssen vor den thoren
Rom und aoderer städte vielfach tempel der götter erbaut waren
(Begier, Hist. d. ehem. R. I, p. 264 f. II, 33). Ich stimme also
den früheren erklärern der Wegebau inschrift von Pompeji darin bei,
<lass haHa irgend ein dem Jovis Meilithios geheiligtes gebäude
war, also aedem, templum, fanum, deluhrum oder saceUum bedeutet.
Kalk ist kürzlich wieder für ein wort derselben wurzel wie lut.
OBvlae erklärt worden mit dem sinne von mQtßoXov, also von Int.
coMoeplirm, locum maceria cinctum (F. Büchcl. a. o. p. 610).
Cdulae, nur im plural vorkommend, bedeutet „bürden, umfriedigung,
Temachung, verzäunung" für das vieh, nnmentlich fur schaafe
(Fest p. 46 Muell., Verg. Aen. IX, 60), und wird daher von den
glossographen niQfßoXot, finviga^, inavhg erklärt (Fest. a. o. not.
^üll.). Lucilius braucht caulae in der übertragenen bedeutung
Bcbranken des himmels, des leibes oder des gaumens (VI, 492. II,
951. Ill, 255. 700. 706. Vi, 839. IV, 618. 658). Daher be-
<leotet caulae auch die umfriedigung eines gotteshauses oder got-
tesbildes (L. Corn, de XX qu. C. L Lat. I, 202, II, 41. Murat.
J*191, 3. Macr. Sat. I, 9). Cau-la-e bezeichnet niemals ein
»Mies'* ding, hat daher mit cav-u-s und mit ca-^u-m , mit dem
«wieder vermengt ist (F. Büchel. a. o. p. 610), nichts gemein;
«»«4a-e stammt vielmehr mit cau-*u-s, cav-e-re, cu-s-*o-«, cu-ii-s,
^'tthla u. a. von wz. sku- bedecken, so dass es die bürden, die
uafriedigung als „deckendes, schirmendes, behütendes" ding be-
zeichnet (verf. Ausspr. I, 353: vergl. I, 370, 2 aufl.). Wäre osk.
*«*! mit diesem cau-la-e von derselben wurzelform cat?- ausge-
^iingen, so müsste es durch ausfall eines v aus ^kav-i-la entstanden
scio. Da aber das oskische inlautendes v fester hält als das la-
teinisdie, wie Gaaviis, euvele, suvad , Luvihis u. a. neben lat.
Oaius, sui, sua, Lucius lehren (Bruppach. Lautl. d. osk. spr.
76), so kaoD man nicht annehmen, dass in osk. fcaila doa \u\uu-
leode tf gegebwuadea wäre, das sich in iat. oau-la-e zu u erwe\e\\V
124 Oskiscbe iDScliriften.
erhalten liat. Dem lateinischen cau-la-e würde ein oskisches *cat>-
la-a entsprechen, wie den lateinischen wortformen aut, ihetaurumy
LouciiWy Loucanam, Notteeria u. a. die oskischen avt, thegavronif
Lovhlf Lovhanateis, Luvhis Jovhlioi, tovHhs, lovfreis, NovUtnos, NiW-
hrinum (verf. auspr. I, 315. 670. 671. 2 A. Bruppach. a. o.).
Also osk. kafla hat so wenig gemein mit cau-las , als dieses mit
ca-e-lu-m; haüa kann auch nicht verwandt sein mit lat. oa-e-Iti-m,
gr. xo-T-Xo-g (verf. a. o. I, 370), sowohl wegen der festigkeit
des inlautenden v im oskischen als auch wegen der von cav-n-s
hohl weit abliegenden bedeutung „gotteshaus*^ die kaÜa nach dem
Zusammenhang, in welchem es vorkommt, haben muss. Ich stelle
daher hai-la zusammen mit -ciUiu-m in domwctl-iu-m eigentlich
^haushülle'% daher „wohnung, wohnsitz^', cU-iw-m eigentlich „hülle*',
dann „augenhülle, augenlid'S ndd. hill-e vorrathsraum von der Wur-
zel kil- „decken, hüllen** einer nebeuform von wz. kaU decken,
hüllen in gr. xaX-(a hütte, vorrathsraum, xaX-to^g, xaX-^a-^
bauschen, skr. i^äUä haus, khalHi'm scheuer (verf. ausspr. 1, 460.
461. 462 f.). In osk. haü-a ist das i der wurzelform kiU zu ai
gesteigert (vergl. a. o. I, 374 f.). Also bedeutet hatl^ eigentlich
haus als „hüllendes** und dann gotteshaus wie lat. aed^ea : haus als
„feuerstätte** und dann gotteshaus, tempel (a. o. I, 374. II, 228).
Die bezeichnung eines drittten und vierten weg es
durch das gebiet von Pompeji ist enthalten in den Worten des
letzten satzes der in rede stehenden wegebauinschrift: ehtss maas
ini via Joviia ini dehkviarim mediheis Pompaiianeis = 7mm vkis et
viam Jovmm et decumanam medicts Pompejani. Die beiden ersten
Worte ekass viass bezeichnen die in den beiden vorhergehenden
Sätzen genannten wege, die viam ant ponHram Stafianam und die
via Pompaiiana, von denen die erstere sicher von norden nach
Süden lief, die zweite aller Wahrscheinlichkeit nach; die folgenden
Worte enthalten also die bezeichnungen eines dritten und vierten
weges durch das landgebiet von Pompeji (Garrucc. Mem. Ercol.
d. arch. Vol. VII, Append, p. 49 f.).
Der dritte weg wird genannt via Joviia, hat also seine
benennung Jov-iia jedenfalls erhalten von dem gottesnamen Jovi-,
und zwar, weil ein heiligthum dieses gottes an dieser landstrasse
gelegen war. Ebenso sind die vias Herculia einer römischen wege-
bauiascbrift (GruU I.^ p. 150, 9) \oti ^\vi«m ^«TVM\«e.tftm^e.l in
Oskische inscIirifteD. 125
ihrer uDiiittelbareo nähe benannt. Da sich nun ergeben bat, dass
vor den tboren von Pompeji an der ma Pompaiiana, ein tempel
des Javis MeilidkioSy die Jsaüa Javeis Meelrikiieis, gelegen war^ so
ist der scbiuas nabe liegend^ dass es eben dieser Jovis und dieses
keiligthum desselben war, nach welcbem die via Javila benannt
w«r. Dann lag also dieser tempel sowohl an der via Joviia
als an der via PomfMtiana, Und da es nicht glaublich ist, dass
zwei konststrassen parallel durch das landgebiet von Pompeji
liefeo, die nur durch die länge oder breite eines tempels von ein-
ander getrennt waren, so darf man schliessen, dass die via Jo^
viia die via Pompaiiana schnitt und dass der tempel des
J&vis JHfeüu^ioB an der kreuzung dieser beiden wege
grelegen war. Das ist um so einleuchtender, da römische got-
tesbäuser und kapellen ja so häufig an kreuzwegen lagen. Wenn
nun die via Pompaiiana y wie oben als wahrscheinlich hingestellt
ist, parallel mit der viam ant ponttram Stafianam von norden
nach Süden lief, dann muss die sie schneidende via Joviia die ricli-
tang voo Osten nach westen gehabt haben, also im verhältniss zu
jenem cardo majrimtis, der Strasse nach Stabiae, ein decumamts
des südlichen landgebietes von Pompeji gewesen sein.
Die vierte landstrasse ist bezeichnet durch die worle:
via — dikhviarim medÜieis Pompailaneis = viam — decumanam me-
dicis Pompeiani, In meiner lateinischen Übersetzung dieser stelle
in der Ephemeris epigraphica steht statt medicls verdruckt medices
(11, p. 166), und es ist jedenfalls meine schuld, dass ich diesen
druckfehler nicht gesehen habe. Dass es aber wirklich ein sol-
cher ist, erhellt daraus, dass ich die.endung -eis von mediheis
Pompaiianeis ja nie anders erklärt habe denn als suffixbildung des
gen. sing, von stammen auf consonunten und auf -o , dass ich als
endungen des nom. plur. dieser stamme stets -s und -o-s angege-
ben habe (Ausspr. II, 1037, c. 1. 2. Gen. sing. II, 1044, c. 2.
nom. sing.), und dass ein nom. plur. mit der bedeutung medices
Pompeiani an der obigen stelle keinen vernünftigen sinn giebt
(vergl. Jenaer littz. 1874, p. 696. Nachtr. z. art. 567). Wenn
mir trotzdem dieser druckfehler mit einer fülle von Worten als
grammatischer fehler, als durchlöcherung der grammatik, als lapsus
zur last gel^t wird (F. B'acheL a, o. 609), so finde ic\i das \vm
d/eMsr Seite her vollkommen erklärlich. Dasa die genitive mcdikcis
126 Oskisclie insctiriften.
Pompaiianeis iiiclit von dem folgenden werte sereohid abhängen
können, wird weiter unten aus sprach liehen und sachlichen grin*
den nachgewiesen werden. Wichtig ftir das verständniss der ganzen
Inschrift ist nun die Benennung des vierten weges via ädskviarim.
Schon B. Quaranta hat gesehen, dass in den buchstaben defcX^- des
letzteren wortes der anfang des dem lateinischen äecumanam ent->
sprechenden oskischen beiwortes von viu enthalten sei; er gingp
nur darin fehl , dass er "Viarim für ein besonderes wort ansah
(Mem. Ercol. d. arch. vol. VII, Append, p. 88 f.). Das adjectivum
dekk'Vi-ari'tn ist mit dem suffix -art gebildet von dem nominal-
stamm dehv-ia- der dem umbrischen iehü-ia- in dem gen. sing.
iehv-ias entspricht (Tab. Iguv. II, 6, 1. Aufr. u. Kirchh. ümbr.
sprd. II, 336 f. Buschke, Osk. Sab. sprd. p. 184: verf. Epliem.
cpigr. II , p. 167). Dieser nominalstnmm ist mit dem suffix -tec
gebildet von dem stamm des Zahlwortes der zehnzahl osk. deHn-^
nmbr. iehi-, und bedeutet so viel wie gr. dixd-g „gesammtheit
von zehn''. Das suffix -ari in dekkv-i-arirm hat im oskischen sein
s erhalten wie dasselbe suffix in den lateinischen bildungen iug^
ari'8 (Grut. I, p. 35, 12. vergl. Or. U. 6137) cavi-are-s (hoslUu)
milii-afi'Sf salut-arl-s u. a. (verf. krit. beitr. p. 332). Da nun
nachgewiesen ist , dass in der eintheilung und strassenfiihrung der
Stadt Pompeji nach den grenzbestimmungen des templum eine der
hauptstrassen der stadt, welche dieselbe vom noianer thor im
Osten bis zur westlichen Stadtmauer durchzieht , der de-
cumanus maximus war, fast rechtwinklig durchschnitten von der
strada Stahiana, dem cardo masimua (Nissen , über das templum,
p. 63 f. Fiorelli, Gli scav. d. Pomp. d. 1861. a. 1871. App.
p. 11), so habe ich das oskische adjectivum d«fcJb-i-an-m in der
bedeutung dem lateinischen decif-m-ana-m gleichgesetzt (Kphem.
a. o. , vergl. Nissen, das templum, p. 12). Demgemäss ist also
die via dekhviarim eine durch das landgebiet von Pom-
peji sich hinziehende via decumana ^ eine fortsetzung
des decumanus maximii8 innerhalb der stadt, die an der ost-
Seite derselben bei der Porta di Nolu ansetzte und bis zur grenze
von Nola reichte. Durch dieses ergebniss wird die richtigkeit der
oben ausgesproclienen ansieht bestätigt , dass die via JoviU» e i n
zweiter dccunmnus war, welcher den cardo : via Pompaiianaj
also auch den cardo maxlmus '\c8 «ääWcXv^tl \%.w^^g\«V^ n^w
/
Oskifiche ioschriften. 127
PMipeji, die vfam ant ponHram Stafianam rechtwinklig
schnitt.
Von den accusativen v^iam dekkviarim = viam decumanam
\iagea ab die genitive sing, medikeis PompalianeiSy welche denje-
■i^ obersten heamten von Pompeji bezeichnen , von welchem
j«ier w^ Ursprung! icli herrührte. In derselben weise sind rö-
■iicbe landstrassen benannt oder bezeichnet mit dem titel des
obersten Staatsbeamten, der sie angelegt hat, zum beispiel Grut.
149, 4: Imp. Caes. divi f. Aug. — viam superiorum coss, lern-
en int^atamj — Gadeis vsque perduxH , und in der kniserzeit
ünA viae coasularee , viae praetoriae solche^ die von consuln oder
priUoren angelegt sind. Dig. XLIII, lit. 8, ^. 22: Puhlicas viae
iicimiUy quae Graeci ßaatX$xdgj id est regiaSy nostri praeioriasy
olit eon^tikires viae appdlant ; a. o. ^. 23 : Privatae viae — , in
(pus esitur de via consulari (vergl. Bergier, Hist. d. ehem. R. III,
50 f.). Die oskische bezeichnung viam dekkviarim medikeis Pom-
ffManels entspricht also der römischen via consularis, viam supe-
riorum eansulum tempore inchoaiam. Wie bei den Römern der
oeobau, die erste anläge der Strassen in der regel nicht sache der
Uikn war, sondern der consuln oder der censoren, und später der
kaiser, wohl aber die erhaltung, der aushau und die ausbesserung
derselben, so lehrt die wegebauinschrift von Pompeji, dass ein
medix der stadt eine Strasse des landgebiet es dersel-
ben zuerst angelegt hat, und dass später zwei ädilen von
Pompeji dieselbe ausgebaut und vervollkommnet oder
bloss ausgebessert und wiederhergestellt haben.
Die nun folgende Untersuchung wird die bezeichnungen der
ausführung und der art des Wegebaus darlegen, den die
beiden ädilen von Pompeji ausführen.
Hier ist zunächst die bedeutung der drei verba uupsens, (e-
remnattens und prufattens genau festzustellen, welche die aufein-
ander folgenden acte des Wegebaus bezeichnen.
Die oskische verbalformen mip-s-ens, ovn-a-fvg 3 pcrs.
plur. ind. perf. = lat. operati sunt, up-s^ed 3 pers. sing. ind.
perf. = lat. operatus est, ops-a-nna-m acc. sing. fem. gerund. =
tat. operandam, sind von einem denominativen oskischen verbal-
stamm op-S'iJ' der conjugation auf -a gebildet^ der dem Wte\ai-
achea oßh-er-ä' entspricht, ia dea osk lachen Inschriften „Wueu,
128 Oskiscbe inscbriften.
bauen lassen'^ bedeutet, und von bocbbauten wie von w^ebauteo
gebraucbt wird (Momois., Unterit. dial. p. 306^ verf. z. f. vergl.
spr. XI, 323. 329. 330. 363. XIII, 185. Ausspr. II, 1080, c 3,
Ender, Formenl. d. osk. spr. gl. p. 54, verf. Epbem. epigr. 11,
p. 169, n. 23, p. 187, n. 78, p. 188, n. 79). Der denominative
verbalstamm osk. op-s-ä- lat. op-er-ä- ist gebildet von lat. opn^s,
op-us, skr. ap-as werk, das mit ap-i-scl, ap-iu^s, etrusk. ap^r-u-ce
3 pers. sing. ind. perf. „baute*' von wz. ap- fügen, verfertigen,
machen stammt (verf. Spr. d. Etrusk. I, 689. 690). In altlateini-
scben inscbriften bedeutet op-us vorwiegend „bauwerk^ und zwar
des bocbbnus wie des Wegebaus, opuSy facere: „ bauen <<^ op%ts fa-
ciufidum curare: „bauen lassen'* (€• I. Lat. I, p. 588, c. 2). Den-
selben sinn bat op-ua aucb bei lateinischen Schriftstellern in Ver-
bindungen wie hx de opere faciundo , redimere opus, und bei
kriegsschriftstellern wird opus bäuGg vom befestigungsbau gesagt.
Also in der Wegebau inscbrift von Pompeji bedeutet uupseiis : opus
fecerunt und die Verbindung vlass nupsens : vias fecerunt. Da bei
den Römern der strassenbau so hervorragend ausgebildet war, so
weisen ihre Wegebau inscbriften eine fülle von ausdrücken auf, die
den Wegebau bezeichnen, wie: viam fecit, fecei, faclundum curavity
fieri iussit, coti/ki iussit, perdusit, munivity stravit, straverunt, re-
sHUtit , refecit, refici curavit , reparavit , restaurar(ij fecii n, a.
Im oskischen ist nur das eine verbum upsa- für den wegebau er-
weislich, und mit diesem wird auch der ausbau oder die herstel-
lung eines weges durch ädilen bezeichnet, den ein früherer medix
angelegt hut, wie oben nachgewiesen ist.
Die verbalfurmen ter^e-mn-ii-tlens 3 pers. plur. perf. act. =
lat. ter-min-a-verunt , ter-e-mn-a-tu-st 3 pers. sing. perf. pass. =
lat. ter-miti-^ita est gehören zu dem denominativen verbalstamm der
conjugation auf -a ter-e-mn-a-, umbr. ter-mn-ä in ter-mn-a-s =
lat. ter-min-a-tus (AK. Umbr. sprd. II, 390 f. 392), lat. ler-miit-a-.
Dieser ist gebildet von dem nominulstamme osk. ter-e-nuio-, durch
vokaleinschub entstanden aus fcr-miio-, umbr. ter-mno- in ter-mmi,
ier-mnes, ter-mnom-e (AK. Umbr.sprd.il, 119. 252 f. 260.264)
lat. ter-mino' in ter-minu-s „grenzzeichen*'. Von dem stamme osk.
ter-e-mno' für ter-mno-, ter-meno- sind ausser dem verbalstamme
ter-e-mn-ä' noch gebildet die form des acc. plur. ter-e-mni-ss =
lat. ter-mino-s y in welcher der o-slv^mm \w-e-xw\o- «v^\ iavkw
Oskische inscbriften. 129
l-8Uimiii ler-tf-miti- abgescbwäclit bat (vergl. verf.Ausspr.ll, 605. 1043,
c 2. 1044y c. 1. Schwäch, d. nomst. 2 A.), und ler-e-itidttn-io nom.
acc plur. neutr. greoxzeicheD, greozsleine, lat terminalia (a. o. 1,
580;, Mit deiD suffix -to weiter gebildet vom stamme ter-e-meno",
f er-mcBO- ^). Allan vorstehenden italischen wortformen liegt ein
itaiisdier nomioalstamM ter-nieno- ,, grenzzeichen '^ zu gründe mit
den suffix ital. -itietio, -mino, -mno, gr. -fjutvo, skr. -mana (verf.
a. o. I, 528. JI9 258). Ihnen zur seite stehen lat ler-nten, ter-
flnoA grenzzeicben gr. xiq-fiwfj UQ-fia grenzzeichen, ziel, ahd.
dru^m ende, endstück, und alle diese Wörter stammen mit lat.
ira-n-s, in-tr^-rej ex-tr-a-re, skr. tar-a-s durchdringend, far-as
darcbdringeode kraft, tarntAas sich hindurch bewegend von wz.
tar- durchdringen überschreiten (Curt. Gr. et. n. 238. 4 aufl., verf.
Anaspr. I, 511 f. 513 f. 2 aufl.). Abo bezeichnen osk. ter-e-meno-
ter-^-mno-, ombr. ler-tniio-, lat ter-mino- das grenzzeichen als
„durchdringendes, durchschneidendes, trennendes, scheidendes" ding.
Der denominative und causative verbalstamm osk. ier-e-mn-ä-
ambr. ter-mn-a-, lat fer-ntin-a- bedeutet somit „grenzzeichen ma-
chen, mit grenzzeichen versehen". Er bedeutet niemals messen,
Tcrmesseo, abmessen oder bauen, und dadurch, dass man dem oski-
Bchen verbum fer-e-mn-ä-um die bedeutung metare oder viam fa-
cere untergeschoben hat, ist in die erklärung der wegebauinschrift
¥0o Pompeji laoter Verwirrung hineingebracht worden. Auf den
Wegebau angewandt bedeutet lat. terminare die grenzzeichen des
längenmaasses , der maasseinbeit hinstellen, mit welchem der weg
gemessen ist, mögen das nun pfähle, säulen, cippen oder sonstige
steine sein« Daher steht ierminarfuni) auf altrömischen cippen
oder meilensteinen geschrieben (C. I. Lat. I, 609. 613. vergl. a. o.
608. 610), und die verbalformen ierminavity temiinaverunt finden
sieh in römischen Wegebau inscbriften häufig neben dem nomen
ctp|io, wie noch weiter unten zur spräche kommen wird. Für
terminavii , terminaveruni finden sich in denselben auch die aus-
drücke ^erminoe eiatui ioueit , iussil (Willm. Exempl. I. Lat 1,
865. 866) und terminos exaltavervnt (a. o. I, 850). Allerdings
wird bei den römischen Wegebau ten auch die breite des weges
1) Unrichtig habe ich früher 08k. ter-e-mni-M und ier-e-menn-'io
Ton einem consonantischen stamme Ur-ß-men- abgeleitet (A.uft«pT. 1,
573. 574. 2 A,>
PbiMogus. XXXV. bd. L 9
130 Oskisclie iDscbriften.
nach fussen bestimmt (Grut. I., p. 201^ 1. Dig. XLIIl, tit.
^. 21) ; aber grenzsteioe oder sonstige greuzzeicben dieses breite
maasses werden natürlicb nicht gesetzt. Aus dem gesagten ergic
sicb^ dass in der oskiscben wegebauinsehrift viam teremnatte
ebenso wie lat. vkim Urminaverunf bedeutet: sie haben den w«
mit grenzzeichen des längenmaasses versehen , und tnu ierenin
inst wie lat. via terminata est: der weg ist mit grenzzeichen d
längenmaasses versehen, so dass sich dieselben an der alten stras
durch das landgebiet von Pompeji ebenso hinzogen wie später d
milliaria an den römischen laudstrasseu.
Die verbalform pruf-ä-Ueihs 3 pers. plnr. ind. perf. = h
proh-ä-verunt steht in der pompejunischen wegebauinsehrift Da<
uupsens wie in anderen oskiscben bauinschriften prof-a-tted 3 per
sing. ind. perf. = lat. proh-ä-vit nach opsannam deded = la
operaiidam dsdit (Momms. ünterit. dial. p. 183. 180. 184^ vei
Ephem. epigr. II, p. 188, n. 79) und nach aamanaffed baute, lie
bauen (Momms. a. o. p. 181 ^ verf. Ztsch. f. vergl. spr. XI, 334
Ephem. epigr. a. o. n. 76). Diese perfectformen gehören zu de
denominativen und causalen verbalstamm der conjugation auf -i
osk. prof-a-'y lat. prob-cT, der gebildet ist von dem nominalstamn
osk. profo'y lat. proho- „gut^S der also „gut heissen*' bedeute
Der sinn der worte aidüis — viass — fiupsen«, wssu aidilis prufattei
ist also: die adilen haben die w^e ausbauen oder herstellen ]m
sen , und dieselben ädilen haben den bau gut geheissen und de
wegebaumeister abgenommen und bezahlt.
Die ausführung und art des pompejanischen w(
gebaus bezeichnen ausser den besprochenen verbalformen do<
die nominalformen imaäen, serevhid und das zweimal verschied«
abgekürzt geschriebene wort perek. per. Das zusammengesetzt
ortsadverbium imad^en besieht aus dem abl. sing. fem. iniad =
lat. %ma und dem enklitisch angefügten locativ -e-fi vom pronom
naistamm i-, der dem lateinischen -i-n in pro-i-tt, de-i-n gleich g«
bildet ist, so dass imad-eih bedeutet iiide ah ima parte (verf. Ztsch.
vergl spr. V, 126. Ausspr. II, 914. 915. Ender. Formenl.
osk. spr. Gl. p. 34). Diesem oskiscben imad-en entspricht in woi
und sinn lat. ah imo in einer römischen wegebauinsehrift, Willn
Ex. 1. Lat. I, n. 790: Clivom stravi lapide ab imo — , itenii
eundem ab imo leoavi, der sache nach in Wegebauinschriften auc
Oskiscbe iosckrifteo. 131
§ fwnitimmto (Grut. J. p. 690, 9. Berger, Hist. d. cbem. R. J,
f. m) a fundamenti8 (1. R. Neap. 3643 = Or. 3213) ah fun-
kmmtii (Or. 6591).
Ueber das wort sereokid ist neuerdings gesagt worden , es
sei abl. sing, von einem stamme serevht-, sei verwandt mit aervare
it ado und eh-^ervarey und bedeute „but und aufsieht^' ; von die-
lea tenvkid hänge der vorhergehende genitiv medikeis ab , und
diese beiden Wörter zusammen hätten den sinn: ex auctoriiate m«-
im (F. Biichel. a. o. p. 609). Ser-tMi-re in der Verbindung
<er-fHi-re d§ cado und in dem compositum o&-«er-t;-a-r« ist ein de-
Donioatives verbum von dem odjectivstamme aer-vo-y ursprünglich
m-ta- fest, ganz, heil, von dem sogleich weiter die rede sein
wird, und dieses ser-VHi-re (de cado) bedeutet eigentlich „geistig
festetellen, durch beobachtung feststellen <', daher „ beobachten **.
GcMtzt nun eerevkld wäre von der grundbedeutung „ feststellung
dnrdi beobachtung, beobachtung^ zu dem sinne „au&icht, hut^S ^f»*
ipeclio, CMslodia gelangt, dann würde aus der angeblichen verbin*
doog medfteis eerevkld folgen, dass der oberste beamte von Pom«
peji, der medix als aufselier und hüter bei den wegebauten amtlich
thiitig gewesen wäre, welche die beiden niederen beamten der stadt,
die ädilen unternommen und gut geheissen haben : da das niemand
{glauben kann, so wird dem Bwevh'idy das doch „aufsieht, hut" be*
deuten sollte, kurz hinterher der sinn ex auctoriiate „infolge der
arlieberschaft, auf veranlassung, auf anordnung^' beigelegt, der völ*
% verschieden ist von „au&icht, huf S und vollends mit eervare de
cado und chservare nicht die geringste begriffsverwandtschaft hat.
Und gesetzt, man könnte trotz alle dem es für möglich halten^
med&eie Pompaüaneis serevlsid bedeute ex auctoriiate medicis Poni"
pnani, dann müsste doch nothwendig der name dieses medix,
des Urhebers und anordnen des Wegebaus, der hauptperson bei der
Sache, genannt sein. Wo in lateinischen Wegebauinschriften
durch ex auctoriiate oder tussu die Urheberschaft oder anordnung
eines Wegebaus durch den höchsten Staatsbeamten bezeichnet wird,
da ist immer der name des Urhebers oder anordners dieses
haus genannt, so zum beispiel, Willm. Ex. I. Lat. 1, 849: Ex
auctoriiate impCeratorie) Caesaris divi Traiani Parthici f(iUiJ divi
Nervae nepofis Traiani Hadriani Aug(u8t%) — JL. Meetiue Rusii-
ctfs rCecta) r(egione) restituit cet. Or. U. 6618: [tfjajic viam de--
9*
132 Oskische insclirifteo.
rectum — restiiuli iussu TL Claudi Caesaris Aug(iutiJ Germfa-
nlcl) imperatoria L. RufeUius Sever U8 prlmipUarit (vergl. Grut
I. p. 197, 4. p. 198, 3. 4. p. 199, 1).
Also aas sacblichen und sprach! icheii grüuden kann medikeit
serevkid nicht bedeuten ex aucioritaie medkis oder medicia iussy.
Oben ist nuchg^ewiesen , dass die worte via — medikeis fVmtfiaiia-
neis zusammengehören und eine bezeicbnung der landstrasse sind
wie lat. Viani superiorum consulum tempore incho(atam) und via
oonsularis. Die ablativiscbe oskische wortform ser-e^v-hi^ kann
sich also nur auf die art des Wegebaus beziehen. Daher haben
ältere erklärer in derselben die bedeutung silice finden wollen, das
in lateinischen wegebauinschriften mehrfach vorkommt in Verbin-
dungen wie Or. H. 6617: viam aUice stenumdamy a. o. 6615:
viam lapidfe) silicfe) — stenifeadam) curfaverunt) idemqfuej pro-
bfaverunt) (vcrgl. Or. H. 6616. Grut. I. p. 150, 5. Belgier,
Hist. d. ehem. R. 1, p. 64). Aber mit aUice lässt sich osk. ser-e-v-
jl'i-d um so weniger etymologisch zusammenbringen, als dem la-
teinischen Worte das gleich gebildete etruskische zü-c = sht-i-c-em
zur Seite steht (verf. Spr. d. Etrusk. I, 472. 681. 682). Ich be-
gründe nun eingehender die etymologie von osk. aer-e-^-ki'd ^ die
ich bereits vorläufig ausgesprochen habe (Bpbem. epigr. II, p. 167).
Das wort ist mit lat. ser-v-a-re „festhalten, erhalten, bewaliren^
und mit ser-v-a-re „durch beobachtung feststellen << in der Verbin-
dung ser-v^-re de caeto und in dem compositnn ob-«er-f;-a-r« aus-
gegangen von dem nominalstarame aer-vo- „fest, ganz, heil'', der
enthalten ist in aer-vu^ knecht als „unversehrt' erhaltener kriegs-
gefangener und in den namen lat. Ser-v-iu-^^ etrusk. Ser-v-e, Ser^-i
neben etrusk. Sar-i;-e-na-« , skr. aar-va-a vollständig, ganz (verf.
Spr. d. Etrusk. II, 112. 121), skr. «ar-a-s kraft, stärke, tauglich-
keit von wz. aar- fest, stark, unversehrt sein (verf. ausspr. 1, 485 f.).
Vom stamme aer-vo- ist im oskischen mit dem suffix -Jbo weiter
gebildet der adjectivstamm aer-vi-ko- wie von touta- der adjectivstamm
toV'ti'kO' in (ou-U-com, tov-ti-h-a (a. o. 11, 1080, c. 3. 2 aufl.). Aus
aer-vi-hO' wurde durch ausfall des i aer-v-ha- wie aus Vovi-Jb-ito-t:
Jav-k'iiO'i (Bruppacli. LautL d. osk. spr. p. 51) und aus M^-t^•J^
durch vokaleinschub aer-e-v-ho- wie aus lat. Hd^-iu-ay osk. HeU-e-
V'ii-a (verf. a. o. II, 388). Vom stamme aer-e-v-hh- ist das ab-
lativiscbe oskische adverbium ser-6-t;4;i-d „fest*' ebenso gebildet wie
Oskisclie inscliriften. 133
TOB stanine am-prufo- das ablativisclic adverbium am-prufi-d =
lat. ifit-probe, ond wie im lateiniscLeu vom stamme facilumo-i fa-
Mumed (a. o. II, 469). Demnach haben die oskiscben worte:
t^S8 — ferevhid imaden nwpsens genau den sinn : vias — solide ah
tau» operati stinf. Wie in der oskiscben wegebauinschrift serevhid
die festigkeit des Wegebaus hervorhebt, so in den entsprechenden
roniflchen Urkunden der ablativ silice oder der ausdruck viam mif-
iiire (C. I. Lat 11, 3270. Willm. Ex. I. Lat. 1, 799. Ephem.
epigr. U, 199, 7. 200, 7). Nach den angestellten Untersuchungen
röfliiseber landstrassen wurde die festigkeit derselben
erzielt durch lagen von grösseren steinen und fest gestampfte
schiebten von kleinen steinen, sand und gerölle in verschiedener
zahl und reihenfolge über einander (liergier. Bist. d. ehem. R. 1,
p. 174 f. II, p. 17 f. E. Paullus, Die Römerstrassen mit besond.
rücks. auf d.' röm. zebentland, p. 18. J. Scblett , lieber Römer-
Strassen mit bes. rücksicht auf d« Isarkreis, p. 28 f. Overb.
Pomp. 1 , 15. 2 A.). Da der censor Appius Claudius im jähre
312 V. Chr. eine derartige feste iandstrasse von Rom nach
Capua baute, so ist begreiflich, dass um dieselbe zeit, wie sich
unten ergeben wird, als Campanien schon unter römischer Ober-
hoheit stand, zwei ädilen von Pompeji ähnliche ch a us-
sier te, feste landstrassen in dem landgebiet^ von Pom-
peji herstellten. Dass diese oben mit Steinplatten belegt gewesen
sein müssten, folgt aus den ausdrücken serevhid imaden nach der
obigen erkläning nicht.
Es bleiben nun noch die abgekürzten Schreibweisen perek. Hl
nach tsremnattens und per, X nach ieremnatust zu erklären. Dass
diese nicht eine bestimmung der breite des weges nach fiissen oder
schritten enthalten können, hat sich aus der bedeutung des verbums
feremnö- „grenzzeichen des wegemaasses setzen^^ ergeben. Es fragt
sich also ob perek. per. hier ein längenmuass des weges bedeuten,
das durch grenzpfähle oder grenzsteine bezeichnet ist wie lut.
pedes, miUia peduniy passusy milUa passuum oder ein gränzzeichen
des längenmaasses. Dass perek. nicht pedes oder passus bedeutet,
ergiebt sich schon aus der duneben stehendenden ziffer 111 , denn
die iptdilen können doch nicht sagen , dass sie bloss drei fuss oder
drei schritt längs des weges grenzzeichen gesetzt haben, oder
alle drei fuss oder schritt ein solclies. Perek, kann auch ety-
134 Oskisdie inscliriften.
mologisch mit lat. ped-es nichts gemein haben; denn die po
pejanische grafßtinschrift : pd. M, M, = lat pedes M, M. (vc
Ephem. epigr. l\ , p. 177 » n. 46) lehrt, dass dem lat. ped-
gr. iroJ'CV im oskischen ein wort mit dem stamme ped-, pod- e
sprach, und oskisches d wird nicht zu r (Bruppach. I^ntl. d. o:
spr. 1, 63). Es ist aber doch sehr wahrscheinlich, dass die Ca
paner und Samniten die länge des weges mit dem natürlicl
roaas von fuss und schritt roaussen, wie die Latiner, und soi
unwahrscheinlich dass pereh. per. ein anderes längenmaas des \
ges bedeute. Bei der vorliegenden frage ist nun aber besond<
zu beachten , dass perek. Ill und per. X nicht bei derojei
gen verbum der inschrift stehen, welches bedeut
„den weg baue n^S b e i uupsens , sondern bei den verb«
formen teremnatlens , teremnatust mit dem sinn „gränzzi
eben des 1 ängenmaasses des weges setzen^^ In lat
nischen wegebau inscliriften finden sich bezeichnungen des läng<
maasses der wege wie millia passtium, miUia paesuSy pedum miU
pedes häufig neben den verben fecity refecit, munity stemendam <
ravity stemendam curaverunt y stravi u. a. (Or. 3312. 3324.
1. Lat. III, 3201. Willm. Ex. 1. Lat. I, 799. 821. 790 u. i
Aber neben terminare „gränzzeichen des wegemaasses setzen^^ f
den sich jene bezeichnungen nicht , ausser wenn zugleich cifi
dabei steht, so weit ich habe nachkommen können. Auch Henz*
den ich in der sache um eine ausk unfit ersuchte, schreibt mir, di
ihm „keine längenbestimmung bei erwähnung der termination er
nerlich sei'S Es ist also unglaublich, dass in der oskischen we§
bauinschrift von Pompeji umgekehrt bei teremnattens , teremnaU
die längenbestimmung durch perek. per. angegeben wäre, hingeg
bei uupsens y sie bauteh den weg, nicht In lateinischen we^
bauinschriften erscheint neben terminavity terminaverunt häufig ci
ablativ cippo (Gud. 1. p. 73, 5. Grut. p. 196, 3 = Willm. I
I. Latl, 847. Grut I. p. 197, 4. p. 198, 34. p. 199, 1. fti
ranta, Mem. Ercol. d. arch. vol. VII, App. p. 68. 69, vgl. Will
n. o. I, 848. 849. 850), und termin(arunt) findet sich auf alti
mischen cippen geschrieben. Daraus muss man schliessen. dass
der oskischen Wegebauinschrift via — teremnattens pere^, HI I
deute: viam ierminat;erttni cippis trtbus und viu ierenmatusi p
X : via iermiuaia est cippis decern y dass also pereh, per. abg
Oskische Inschriften. 135
kirzte Schreibweisen für das wort sind, das im oskischen cippus
Wdeutet Das lasst sich auch etymologisch begründen, wie ich
in bereits angedeutet habe (Ephem. epigr. p. 167). ich stelle
per-0-lk. zusammen mit umbr. p«r-ca stab (AK. Umbr. sprd. II, 107.
247. 413. Aufr. Ztsch. f. vergl. spr. fl, 57) lat. per-ii-ca stange,
itab, maasstab, gr. ntg-ovri spitze , nadel, stacliel, irnq-d spitze^
sf^tf-o) durchdringe durchbohre, durchstosse, nttQ-m durchdringe,
darchbohre, durchstosse fbu wz. par- durchdringen, hindurchbrin-
gen, binuberschaffen (Curt Gr. et. n. 356. 357. 4 aufl.). Alle diese
nnbrisehen, lateinischen und griechischen Wörter bezeichnen dinge,
die an oberen ende sich zuspitzen oder sich verjüngen , und sind
TOO ihrer befäbigung zu „durchbohren^' benannt. Auch grenzpfähle,
j^ransteioe, meiiensteine und cippen laufen in der regel spitz zu
oder verjüngen sich nach oben wie stangen und stäbe. Also
kooote im oskischen ein nominalstamm per-ha- einen grenzpfahl,
greoistein oder meilenstein bezeichnen wie nmbr. per-ca einen stab
lat per-fi-ca einen stab, eine Stange. Aus petAtOr konnte im os-
kischen durch Vokaleinschub per-e-ü»- werden wie aus *f0r-menn-itf :
ttf-t-mam-iu , aus ^/fel-v-ü-« : HdV^e^AfrS aus ^ser-v-hi^ : ser-e-
o-fci-d. Psr-e-H*. Hl neben teremnattens und per. X neben terenitta-
iu\ miissen instrumentale ablative plur. gewesen sein, sind also
zu ergänzen zu per»e4e(ai8) III, per(ehais) X mit der endung des
ab), plur. der femininen stamme auf -ä wie exais-c-ett (verf. Aus-
spr. I, 695. 2 A. Ender. Formenl. d. osk. spr. p. 60). ich
glaube somit durch sachliche und sprachliche gründe erwiesen zu
haben, dass die abgekürzten Schreibweisen per-e-k., per.
die bedeulung dppis haben.
Ich fasse nun schliesslich die ergebnisse der vorste-
henden Untersuchung über die oskische wegebau-
in s c h r i ft zusammen.
Nach den neueren Untersuchungen über die cintheilung und
strassenfuhrung von Pompeji nach den grenzbestimmungen des ita-
lischen femplum war die Stadt in vier regionen von unglei-
cher grosse get heilt durch einen von osten nach westen
gezogenen decumanus maximua und einen denselben schneidenden
von norden nach süden laufenden cardo maximus , und durch die
fortsetzung dieser linien über die ringmauern der Stadt
136 Oskisclie inscbriften.
hinaus war das umliegende landgebiet von Pompeji in
vier entsprechende bezirke getbeilt.
Der decumanus maximus der stadt war die vom nolaner
thor im osten bis zur stadtgrenze im w es ten laufende Strasse,
jetzt Strada Nolana, della Fortuna und ddle Terme genannt.
Der cardo maximus war die von der Porta dd Vesuvio in
norden bis zur Porta di Stahia im süden die Stadt in ihrer
ganzen breite durchschneidende Strada Stahiana.
Durch die diesen strassenlinien parallel gezogenen decumani
und Cardines war die Stadt Pompeji in zahlreiche viertel getbeilt
(Nissen, Das templum p. 63. 64 f. Fiorelli, Gli scavi di Pomp,
d. 1861 a. 1872. App. p. Vo).
Dem decumanus maximus innerhalb der stadt, der
Strada Nolana u. a. entspricht im landgebiete derselben
die via dekkviarim genannte landstrasse, die Fortsetzung
jenes decumanus über das östliche und das westliche thor der
Stadt hinaus, nach osten zu die landstrasse von Pompeji bis zum
gebiet von Nola.^
Dem cordo maximus innerhalb der stadt, der Strada
Stahiana entspricht im landgebiete von Pompeji die
durch tnam ant ponttram Stafianam bezeichnete land-
strasse, die von der Porta di Stahia über die brücke des8arnus
nach Süden liet bis zum gebiet von Stahiae, Daraus folgt mit
Wahrscheinlichkeit :
ein zweiter d4scumanus des landgebietes von Pom-
peji war die via Joviia;
ein zweiter cardo desselben war die via Fomjmiiana;
am schueidepu nkte beider strassenlinien lag die
haila Joveis Meelikiieis, der tempel des Jovis Meilichios;
der durch die erklärte wegebauinsch rif t be-
zeugte bau der beiden ädilen von Pompeji M, Siuttiis
und N. Poniiis ist ein ausbau, eine Verbesserung oder
eine Wiederherstellung der vier genannten Strassen
im landgebiet der stadt. Bei diesem erhalten die beiden
decumani desselben, die via dekkviarim, die ein früherer medix an-
gelegt hatte, und die via Joviia ein festes fundament von unten
auf; die beiden cardines des landgebietes, die via ant ponttram
Stafianam und die via Pompaiiana werden mit grenzsteinen
Oskische inschrlffen. 137
des wegenaasses 'versehen, die den römischen cippl oder mil-
Ilaria entsprechen.
Die seit der abfassung der weg-ehauinschrift von
Pompeji läflst sich wenigstens annaherung>sweise bestimmen.
Die überaus re^^el massieren gradlinigen und rechtwinkligen buch-
stabenformen derselben stammen entschieden aus einer jüngeren
zeit, als die spitzwinkligen und stumpfwinkligen, unregelmässigen
buchstaben der weiheinschrift von Agiwne, jetzt im britischen mu-
seum, von der ich A. Murray in London eine vortreffliche Photo-
graphie verdanke. Da nun diese nicht vor der mitte des vierten
Jahrhunderts angefertigt ist (verf. Ausspr. II, 110. 2 A.), so ist
die Wegebau inschri ft jedenfalls nach dieser zeit geschrieben. Das
lehrt auch das fehlen des auslautenden m der formen des acc.
sing, vh Patnpaiiana, hatla, Joviia, das sich sonst, abgesehen von
den lukanischen und roamertinischen inschriften mit griechischer
Schrift, nur in den spätesten inschriften mit einheimisch oskischer
schrift findet (verf. Ephem. epigr. 11, p. 155), die nicht lange vor
dem verschwinden der oskischeu spräche aus dem amtlichen und
gescliäftlichen verkehr Ciimpnniens um 180 v. Chr. (Mommsen Unt.
dial. p. 107), ja vielleicht zum theil noch später abgefasst sind.
Die beamtentitel medjkeis und aidilis der wegebauinschrift und die
oskische spräche derselben in einer amtlichen Urkunde lehren, dass
dieselbe vor dieser zeit abgefasst ist. Also ist sie etwa zwi-
schen 300 und 180 v. Chr. niedergeschrieben. Da
ZQ dieser zeit bereits die im jähre 312 v. Chr. angelegte rief
Appia von Rom nach Cnpua bestand, so ist erklärlich dass in
derselben ädilen von Pompeji landstrassen des landge-
hietes der Stadt c haussierten und mit mcilensteinen
versahen.
2. Weiheinschrift von Capaa.
Nicht lange vor dem 1. October 1873 wurde auf dem gebiet
der alten stadt Capua ein ziegel von der form einer stele
gefunden , auf der einen seite mit dem relief eines ebers , auf der
anderen mit drei rosetten versehen, und auf beiden sei ten mit
einer weiheinschrift gleichen inhalts beschrieben, jetzt im
muaeu» lu Capua. Diese Inschrift ist zuerst herausgegeben und
138 Oskisclie inschriften.
erklärt von G. Minervini (Bullet della CommissioD. conservatr. dha
Terra di Luvoro. Tornat. del 1 Ottob. 1873, p. 99. 100) an^s
darauf von mir (Epliem. epigr. II, 162, n. 13). Seitdem verdank .^=
ich G. de Petra zu Neapel papicrabdrücke von den beiden iu^
Schriften, welche einige berichtigungen der bisher bekannt gewoE=
denen texte ergeben. Nach denselben lauten die beiden weihein^H
Schriften mit einer ergänzung:
a. auf der seite mit dem relief des ebers in zwei reihen vo»" -i
oben nach unten geschrieben:
ekas . iüvilas . iüvei . flagiui stahint
minnieis . kaisillieis . roinateis . ner(um)
b. auf der seite mit den rosetten in drei reihen von obevi
nach unten geschrieben
minieis . kaisillieis . minateis . ner(um)
ekas . iuvilas . iüvei . flagiui
stallint.
In der ersten Inschrift ist minnieis unzweifelhaft, in der
zweiten tninieis durch zwei papierabdrücke gesichert. Das wort
nach ekas las Minervini an beiden stellen iuvilas; abdrücke voo
Janelli sollen angeblich beidemal iüvilas ergeben (F. Bücbel. a. o.
609). Aber die beiden mir vorliegenden abdrücke der zweiten In-
schrift lassen keine spur eines diakritischen punktes in dem bucli-
staben v von iuvilas wahrnehmen, und G. de Petra schreibt mir,
dass von einem solchen auch in dem original nichts zu sehen ist;
hingegen in der ersten inschrift ist iüvil^is sowohl durch den pa-
pierabdruck uls durch die ausdrückliche aussage von G. de Petra
bezeugt. Die buchstaben der ersten der beiden inschriften sind
kleiner, von gedrungener form mit dicken schenkein von ungleich-
artiger stärke, wie sie pinselinschriften aufweisen; die buchstaben
der zweiten sind grosser mit gleichmässigeren schenkein, und die
formen des a, h und t sind im ganzen mehr rechtwinklig als in
der ersten. Das spricht dafür, dass die erste inschrift bei dem re-
lief des ebers etwas älter ist als die andere.
Die Weiheinschriften auf den beiden seiten des ziegds ent-
halten dieselben worte , aber in verschiedener reihenfolge, in der-
selben weise wie die weiheinschriften auf den beiden seiten eines
anderen ziegels von Capua , der auf der einen seite mit einem eher
Oskisclie inscliriften. 130
anf der anderen mit einem frauenkopf verziert ist (Efiliem. epigr.
11 y p. 160} n. 10). Die lateinische Übersetzung der ersten der
beiden obigren Inschriften lautet nacli meiner erklarnng:
Hae iuvantes res (xagnn^Qux) Jovi Fulguratori
Stent (sacrae) Minii, Caesellii, Minatis nobiüum.
G. Minervini hat den oskischen beinamen des Jovei : FUig-ln-i
richtige verglichen mit lat. fiag-r-a-rfy fülg-ur, gr. (pXiy^w, so dass
derselbe eigentlich den „brennenden'' bedeutet, also der sache nach
Fulg-uf'^-tor'i. Derselbe hat ferner in der inschrift die familien-
nanen von drei dedicanten erkannt, a. o. p. 101: rawisiamo tusl
ner trna complessiva determinazione della nobile condizlone delle
famiglie in esse commemorate de* Minii, de' CeseUii, de* Minaziij
und icb habe dem italienischen gelehrten darin beigestimmt, dass
hier nur die familiennamed der drei dedicanten genannt seien.
Dieser Sachverhalt ist seitdem dahin entstellt worden, ich hätte
;^u8 dem einen dedicanten drei gemacht'' als ob ich „aus der rel
fjplgraphicae disciplina gelernt, dass bei den Samniten mode (!) ge-
weseo sich einfach Hinz und Kunz (!) zu nennen" (F. Büchel. Jen.
liüz. 1874, p. 609). Also weil ich zugestimmt hübe, dass in der
if vorstehenden weiheinschrift nur die familicnnamen von drei
1 vornehmen Capuanern genannt seien, deshalb soll ich mir einbilden,
r die Samniten hätten sich bloss mit rufnamen benannt. Indem ich
die ausdrucksweisen, in welchen dieser fehlscbluss vorgetragen wird,
auf sich beruhen lasse, werde ich zuerst beweisen, duss Minervini
▼ollkommen recht hatte, in der weiheinschrift von Capua die fa-
niliennamen von drei dedicanten zu sehen, dann, dass
vielfach in oskischen, lateinischen und etruskischen
Inschriften der geschlechtsname oder familienname
allein geschrieben steht, nachdem Vornamen und bezeicbnuu-
gen. der abstaromung^ neben den familicnnamen längst sitte ge-
worden waren.
Der genannte gelehrte behauptet also, Minieis (Minnieis), Cai-
siUieis, 3finatei8 seien drei namen eines dedicanten, muss also Minieia
(Minnieis) fiir einen Vornamen Minaieis für einen zunamen ansehen.
Minius kommt bei lateinisciietf Schriftstellern als vorname vor (Cat. R.
R. 161. Liv. XXXIX, 13. 17. Vergl. Momms. ünterit. dial. p. 270.
G. de Petra, Giorn. de scav. d. Pomp. n. s. 1, p. 239. Verf. Ztscb.
f. vergl. spr. XX, 104). Deshalb habe ich die sigle MU\. auf
140 Oskiscbe inscliriften.
einer bronzeplafte der Basil icata mit lateinisdier schrift ond os!
scher form i[es fumiliennameos Soles als vorname des vaters
g^eiiitiv Minii erklärt (Kpliem. epigr. II, p. 198, n. 90). ^^
man aber für die namensformen Minieis und MinnteU in den v«
siebenden inscbriften von Capua eine zuverlässige erklärung geb
so verlangt die metbode besonnener forscbung, dass man in erv
gung liebt, welcbe bedeutung dieser name sonst in inschrifi
oskiscber spracbe mit einheimischer schrift bat, namentlich in s
eben von Capua. Nun aber finden sieb in den grabschriften eii
samni tischen erbbegräbnisses von Capua die formen des familii
namens oder gescblechtsnamens Minies nom. sing. masc. und 31
nieis gen. sing. maac. (verf. Ztschr. f. vergl. spr. XX, 101 f. 104
Ephem. epigr. 11, 159, n. 2. 5). Daraus folgt, dass auch in c
Weiheinschriften von Capua Minieis , Minnieis dieselben fanili<
namen sind wie jene des capuanischen erbbegräbnisses. Dt
kommt, dass Minivs in lateinischen inscbriften ein häufiger fai
lieniiame ist (C. I. Lat. I, p. 586, c. 2. II, p. 727, c. 1.
p. 1080, c. 3. Willm. Kx, I. Lat. II, p. 343), auch auf ehern
oskischem Sprachgebiet (Momms. I. R. Neap. ind. nom.), und d
derselbe familienname auch bei den Elruskern heimisch ist, z
beispiel in Minias' gen. sing. fem. (verf. Spr. d. Ktrusk. I, 2
II, 92).
Min-aiei'S habe ich für den gen. sing, eines familiennam
mit dem suffix -aii erklärt wegen der oskischen formen des g
sing. Lovkan-alei'S , Hereni-atei-s und wegen der bei den Rom
und Etruskern gebräuchlichen familiennamen mit dem suffix •
(Ephem. epigr. II, p. 162). Diesem oskischen familiennamen M
atei'S entspricht genau der etruskische Minnie nom. sing, ma
Mm-^iie-s gen. sing. masc. Min-aii nom. sing. fem. (verf. Spr.
Etrusk. 1, 29.1. 11, 92). Von dem stamme Miit-ati- des oskiscl
und etruskischen familiennamens ist mit dem suffix -io weiter ;
bildet der lateinische Min-at-iu-s (C. I. Lat. I, p. 586, c. 2.
p. 727, c. 1), auch auf ehemals oskischem Sprachgebiet (Mom
1. R. Neap. ind. nom.). MinaWus kommt als vorname vor (
brett. C. I. Ical. Gloss, p. 1175). Ob die sigle Min.
Vornamen MinatitM oder Minius bedeutet, lässt sich nicht in jec
falle mit Sicherheit entscheiden. Aber weder in lateinischen
achriften erscheint Mittat mi« jemals als zuname , noch in etrui
Oskische Inschriften. 141
Ifkiale. Daraus folgt, dass auch osk. Minateü kein zu-
mmm ist, sondern ein familiennanie wie etrusk. Miiwie, Ml-
■ölet, Mmate^ lat. Äünatius.
Ich habe die abgekürzte Schreibweise iter, der weihein-
sckrifteo von Capua ergänzt zu dem auf der tafel von Biintia
Torkommenden gen. plur. masc. ner-um mit der bedeutung foriium,
ss^um, principum (Ephem. epigr. a. o.), dem grundsatz gemäss,
dttB man abgekürzt geschriebene Wörter einer zu erklärenden in-
schrift nach wirklich vorhandenen Wörtern in inschriften derselben
.^ ipiadie erklären muss. Dem oskischen gen. plur. masc. ner^m
M, stekeo zur seite die umbrischen pluralformen des worles ner-f acc. plur.
MK., fier-ii« dat plur. masc generis. Singularformen dieses Wortes
ctf liad weder im oskischen noch im umbrischen noch in einer ande-
•»i itfl itaJiscben spräche erweislich. Also fehlt jede bereclitigung, in
da Toratebenden weiheinschriften eine form des gen. sing, vom
stuuie net' zu eigänzen, die nirgends vorkommt.
Schon aus dem gesagten erhellt, dass die worte Mlnieü fMin-
mtis). KaisUlieii y Minateii nerCum) bedeuten Minii, Caeselliiy
MTwaiiM nobUitim.
Dieses ergebniss werde ich nun weiter sicher stellen durch
den beweis, dass die oskisch redenden stamme,, die
Etrusker und die Römer in inschriften die personen
Aäufig der kürze halber bloss mit dem familienn amen
oder geschlechtsnamen bezeichnen, ohne jeden anderen
Zusatz.
Der familienname allein steht im nom. sing, in
oskischen inschriften verschiedener art; so Maahdiis auf
einer münze von Aurunca (verf. Ephem. epigr. II, p. 184, n. 72),
Sahinis = lat. Sabinius auf der wand eines hauses von Pompeji
(a. o. n. 39)^ Upils = Opilius auf der einen seite eines tlionge-
fasses von Cumae, und Ufiis s= Ofius auf der anderen seite des-
selben (a. o. n. 18), wo nichts berechtigt die beiden namen zu* der
benennung einer person zu verbinden, ViUneis auf einem ziegel
von Pompeji (a. o. n. 48), J7eQX€vog auf einem ziegel von Mon-
teleone (Momms. Unterit. dial. p. 192, XXXVIII. p. 285 f.). Der
familienname allein steht im gen. sing, in piQtvs^ auf einem
grabstein von Sorrento (a. o. p. 190. XXIV) KoitBttjtg auf einem
ziegel von Moateleone (a. o. p. 192. XXXVIII, p. 272). Ebenso
142 Oskisclie insclirifteo«
stellt der fumilienname allein von dedicanten auf zie^eln von Ca-
pua und Cumae^ welche reliefs derselben art, ja zum tbeil ganz
dasselbe bildwerk aufweisen wie der in rede stehende ziegel von
Capua mit dem eber, den rosetten und den beiden weibeinschriften
der drei vornehmen Capuaner; so der gen. plur. allein: Klwxj^
Uium = Clovatiorum auf einem ziegel in form einer stele von
Capua (verf. Ephem. epigr. 11, p. 163, n. 14), Upsim = Opsio-
rum auf einem ziegel von Cumae mit relief der göttin der nacht
(a. o. n. 19), und der num. sing. IÜut;a[(i«] oder der gen. sing.
Kluvalteis] auf einem ziegel vor Cupua mit reliefs eines ebers und
eines frauenkopfes und zwei weiheinschriften für die göttin dumia
(a. o. n. 10). Genau so sind also die drei dedicanten Minieis
(Minnieis), KaisillieiSy Minaieis auf dem ziegel von Capna mit
dem relief des ebers und den beiden weiheiuschriften für den «/o-
ve^ Hagiu^ bloss mit ihrem familiennamen bezeichnet.
In etruskischen Inschriften sind dedicanten, künstler,
verstorbene uud in kunstwerken dargestellte personen vielfach
bloss mit dem familiennamen benannt, nachdem längst bei den
Etruskern nicht bloss vorname, familienname , genitiv des vaterna-
mens, zuname, sondern auch mannigfache bezeichnungen der ab-
stammung von der mutter und der verheirathung in der personen-
beuennung sitte geworden waren (verf. 8pr. d. Etrusk. II, §. 583).
Ueberaus häufig findet sich allein der familienname des de-
dicanten in Widmungsinschriften auf thongefässen, bronzen, gräbern
und grabdenkmälern. Von diesen führe ich hier nur an allein
stehende familiennamen von dedicanten in campa-
nisch-etruskischen Weiheinschriften auf gefassen von
Nolu, Capua u. a., zum beispiel die nominative sing. Teci (a. o.
1, 475. 476. 795), Scarpwiies (a. o. 1, 427. 781), Niifalus (a. o.
1, 1001), Tlhenus (a. o. 1, 1002) Sarahus (a. o. 1, 319), und die
genitive sing. VeU'mel^s) (a. o. I, 521. 435), Kanuiies (a. o. i,
527). Diese letzteren entsprechen also den campanisch-oskischen
alleinstehenden familiennamen der dedicanten im gen. sing. Minieis
(Minnieis), KamlUe{s, Minaieis.
Auch die Römer schrieben nicht selten statt ihrer volhstän-
digcn mehrnamigen personenbenennuug bloss den geschlechts-
namen oder den familiennamen. Auf ihren münzen sind
bloss mit dem geschlechtsnamen genannt die miinzbeamten Opei-
Oskische ioscbrifteo. 143
«(Aw), FWr(ftw)y Pomp(e%%ui), bloss mit dem Gognomen, dos die
fimiilie eines gescblechtes bezeichnet Me(teUu8), Cina, Flaus^ Tur-
dl(««), Cetegusy Murena, Natta, Magnus, Faustus, Caesar, Libo,
LdmgiH(us)y Philippus u. a. (Momms. Gesch. d. rum. münzw. p.
44—290. C. 1. Lat I, p. 129—139). In einer pränestiniseben
grahschrift ist nur der familienname des verstorbenen: Vaironius
geaaant (Ephem. epig^. 1, p. 30, n. 122) ; ja sogar ein römischer
censor wird allein mit seinem familiennamen bezeichnet: [in cen-
sujro Caecili (Momms. t. Tiburt. Ephem. epigr. II, p. 199).
Somit ist erwiesen dass in den beiden weiheinschriften des
Ziegels von Capua die Worte: Minie^ (Minjiiei«), Kaisillieü, Ml-
naieU ner(um) bedeuten: Afinii, CaesiUii, M'matis noh'Ulum,
Ich habe nun noch das wort iov-l-la-s, luv-i-la-s derselben in
erwäguog zu ziehen. Es ist behauptet worden , dieses sei nom.
siog. fem. eines adjectivums, gebildet vom gottesnamen Jovei und
bedeute res ad lovem perHnetites , „vielleicht der blitzsühne die-
Bead^ (F. Biicbel. a. o. p. 609). Wollten die vornehmen Ca-
puaoer dem ,,blitzenden'^ gott geräth zur „blitzsühne*' weihen, so
müsste man erwarten, dass sie dasselbe nach dem churakteristisciien
beinamen des „blitzenden gotCes'* Flagiul benannt hatten. Aber
auch wenn too-i-lo-s, iuv-i-la-s nicht dinge bezeichnen, die zur
blitzsühne gehören, so ist doch seine ableitung von iovei und die
angebliche bedeutung „dem Jovis gehörige Sachen*' unglaublich.
io romischen weiheinschriften sind redeweisen wie ^lovi lovialia
Stent oder *3farti Martialia dederunt ganz ohne beispiel. Ebenso
kommt sonst in oskischen, umbrisch^n oder etruskischen weihein-
schriften eine derartige ausdrucksweise nicht vor. Und das ist
begreiflich, denn ausdrücke, die auf den sinn hinauslaufen „dem
gotte gehörige dinge dem gotte schenken*^ enthalten einen Wider-
spruch in sich, da man niemandem etwas schenken kann, was ibm
schon gehört Und wenn wenigstens das vermeintliche oskiscbe
adjectivum, das res ad lavem pertinentes bedeuten soll im nom.
sing, neutr. gebraucht wäre, also etwa ^iot;iIa, ^iuvila lautete,
dann könnte man allenfalls zugeben, dass dasselbe substantivisch
gebraucht wäre in der art wie lat. Cerealia, Floralia, Saturnalia,
Volcanatia u. a. Aber einen nom. plur. fem. des adjectivs ioviläs,
iuvUas als Substantiv gebraucht mit dem sinne „sachcu des Jovis**
kaoQ man so wenig der oskischen spräche aufbürden, wie im la-
144 Oskisclie inschrifteii.
teinisclien der oom. pliir. fem. iovlal^ für sich allein als substan-
tivum vorkommt und sachea des lovis bedeutet, und so in der
Verbindung ^lovh loviales aient in einer römischen weiheinscbrift
ersclieiut.
Ich muss daher bei meiner erklärung verharren , dass ior-i<-
la-s^ iuv-i-la-a acc. sing. fem. eines substantivums ist, das mit lat«
luv-a-i „es erfreut^' und mit iti-c-uttdu-« für ^iov-i-c-uiidtt-« von
einer Wurzel stammt und res iuvantes, erfreuliche gegenstände x^-
QiiSiiJQtu für die gottheit bedeutet. (Ephem. epigr. 11, p. 162).
Man kann iuv-a-t „es erfreut, ergötzt" mit lUtMi-re helfen ab-
leiten von der wurzel ju- bewahren vor, abwehren, oder von der
Wurzel JU" anziehen, au sich ziehen, anspannen, festhalten (BoeLtl.
u. R. sanskrwb. VI, 138 f.). Mir ist das letztere einleuchtender,
so dass tuv-a-t von der sinnlichen bedeutung „zieht an, fesselt*^
zu der vergeistigten „ist anziehend, fesselnd, ist erfreulich, ergötz-
lich" gelangt ist. Von dieser wurzel tu- wurde mit vokalsteig'e-
rung von u zu ou ein verbalstamm iov-C', jünger itiv-i- der iCali^
sehen conjugation auf -e gebildet. Von diesem sind weiter ^-
bildet lat. ^'iov-i-c-inidu-s , iu-c-undu-s (verf. Krit. beitr. p. 43.
128 f. Nachtr. p. 146 f. Ausspr. II, 575 f. 2 A.) und der os-
kisciie nominalstamm iov-i-ld-, jünger iut;-i-Iär- in dem nom. plur.
fem. iov-i4ä'8, iifi;-i4a-«. Von derselben wurzel ward danebeo
ein verbalstamm der conjugation auf -ä : iav^ä^, jünger itiv-a-
gebildet, der in lat. iuv-a-t vorliegt. Neben der älteren oskischen
form iov'i-la-s steht die jüngere tuv-i-la-s wie neben JLovk-l,
Lavh-an-atei-a Nov-l-anu^m die jüngeren formen LMvh-t-Sy Lmv^I*
k'i'8, Nnv-kr-inu-m. Der stamm iov-i-lä- ,ist eine bildong mit dem
femininen suffix -lä wie die lateinischen substantiva cande4a, me-
de-la, suade-ln, iuie-la u. a. a4a für ^ag-su-la, ma-la fur ^moj;-
sU'lu (a. o. 1, 640. 641), und mit dem suffix -lo : titib-i-lo, titc^-»-
lu'8 vom verbalstamme nub-e- (a. o. 1 , 456). Demnach bedeutet
ioV'i-la'S, %uV'i'la'8 „erfreuliche gegenstände^, und im zusammen-
hange der in rede stehenden weiheinschriften: „erfreuliche gaben*'
für die gottheit. So bedeutet gr. ;|fapMrri7^«a : jjfo^^ci^a ÖiZqu
(Hes.), und wird so gebraucht in Verbindung mit verben die dar-
bringen, weihen, opfern bedeuten wie x^Q^^ii/iqm toTg &iOig äno^
uXiiv, x'^Q^^^Q^^ uvau&ivatj x^Q^^^iQ^^ &v€tr, ilxiuia ^veiv xui
XüLQiatr^qia y Arrian. Peripl. P. E. p. 13, 10: lavta ffv^xnaviu
Oskische inschrifteo. 145
pt^^aiiigia i^ *AxtXXi7 äpuxmai. Diesen griechischen ausdrücken
einer weiheformel entsprechen die oskischen der weiheinschrift
TOD Capua: eka$ lavilas (iuvilas) lovei Flagiui stahlnt = hae iu-
tantes res (jjra^iarif^ia) lovi Fulguraiorl stent.
3. Grabschrift von Comae.
Die grabschrift eines steine« von Capua in form einer aedi-
cutuj jetzt im museum zu Neapel lautet :
Statie Silies Salavs.
Ich habe dieselbe wiederholt und eingehend besprochen und
Bacbgewieseuy dass sie zu übersetzen ist:
Statins Silius Salvius,
und ans vomamen familiennamen und sunamen eines verstorbenen
besteht (Z. f. vergl. spr. XI, 325 f. XX, 97. Ephem. epigr. II,
p. 164, n. 17). Kürzlich ist die behauptung vorgetragen worden,
esk. Salavs sei nichts anderes als lat. salvus und könne so viel
bedeuten wie lat. t;it;tl, viws fecit oder vivos (F. Bücheier. Jen.
littz. 1874, p. 610). Wenn im lateinischen salvus gleichbedeu-
tend wäre mit vivusy und wenn in lateinischen grabschriften saU
ms den sinn hätte viws fedt oder vivii^ dann wäre wenigstens
einige berechtigung vorhanden , zu schliessen , dass Salavs in der
oskischen grabschrift von Cumae denselben sinn haben könnte.
Da aber die bedeutungen von lat. vivus und salvus ganz ver-
schieden sind, und da salvus in lateinischen inschriflen niemals den
sinn rtrtfs fecii oder vivus hat, so fehlt dem versuch ein oskisclies
Salavs mit dieser bedeutung zu beschaffen, jeder sprachliche bodeii.
Als möglich wird zugelassen , dass Salavs ein zuname ** Salvus sei.
Meine ansieht, dass Sal-a-v-s aus osk. Sal-a^v-ii-s entstanden sei,
wird abgefertigt mit der äusserung, die annähme, dass SaUa-v-s
aus SaUa-^'ii-s habe „verstümmelt'S das ganze suffix „ausgemerzt^'
werden können gründe sich bloss auf „unkritische vermengung'
von oskischen vor- oder bei- und gentilnamen, indem mau Heirens
und Heir^nts „in einen topf wirft", weil die Lateiner nur Heren-
nius kennen, Upils wegen des lateinischen Opilitis durch Opilius
statt durch OpilhtSy Vpfals durch Upfalius wiedergiebt (F. Bü-
chder a. o.).
Philologns. XXXV. bd. 1. 10
146 Oskificlie inschrifteD.
leb beleuchte zunächst die letzte dieser belmuptuogeo , dasM
die oomlDativformeii UpilSf UpfaUs von den auf -lo auslaoteodeo
Stämmen Upilo-y Upfalo- gebildet seien. Oskische nominalstäniiDe
die auf -h auslauten , werfen im nom. sing, dos nominativzeicbeii
8 mit dem vurhergeheuden stummvoknl o ab, und lauten in diesem
casus auf -l aus; so die zuuamen Auhily Mutü = lat. MutUus,
Fimly die vornamen Mitly Paa^ul und das appellativum famd =
lat. famuUis (Momms. Unterit dial, gloss., verf. Ztsch. f. vergl. spr.
XI, 324. XX, 102. Ausspr. II, 605. 2 A. Ender. Formenl d.
osk. spr. p. 48. vergl. gloss. Bruppach. Lautl. d. osk. spr. p.
48. 92. Stephany, De numin. Oscor. declinat. cum Latin, compar.
p. 14). Dass im umbrischen der nom. sing, von stammen auf
'h ebenso abgestumpft wurde wie im oskisclieo und auf -l aus-
lautete, lehrt umbr. hate-l = lat. catu-lu-s (AK. Umbr. sprd. I,
115. 116).
Im lateinischen sind ebenso durch abwerfung der nominativ-
endung -os, -tis nach l abgestumpft die nominative sing. /amtf-T
für famu-lu'8, con-«ol, con-^^, praihsul, es-md, suh-sul, mth-id and
spntlateinisch fige-l fur fiffu-Ut-a mas-ce-l für mM-cii-lii-« (verf.
Ausspr. II, 593. 605. 2 A.). Im etruskiscben hat dasselbe sehwin-
den der nominativendung -o«, -tfs nach I stattgefunden in den no-
minativen sing. CTanU, Siansly Thatu^ü, TliaiuUhtml, Jltattackvd
neben TiHmchvilus (verf. Spr. d. Etrusk. I, 126. 127. 154 f. 347.
348. vergl. 317). Wie nach { so wird auch nach der anderen
liquida r die endung -o9-, -tis des nom. sing, von 0-stämmen ab-
geworfen im oskischen, umbrischen, lateinischen und etruskischco
(verf. Ausspr. II, 592 f. 605. 2 A. Spr. d. Etrusk. I, 348—354.
836—838).
Nach diesem gesetz der italischen und insbesondere der oski-
schen nominativbildung konnte der nom. sing. masc. der stamme
üpilo'y UpfalO' nur *T7pil, ^Upfal lauten wie von osk. MuUlo-,
famelO'y Paahuh- die nom. sing. masc. Muiil, famel, Paakul, Dar-
aus ergiebt sich unwiderl^lich , dass die nominativformen Upil-s,
Upfals nicht von den stammen UpiUh, Upfalo- gebildet sind, son-
dern von den stammen mit dem suffix -to : Upilio-y UpfaHo-, dass
somit Upil'8 der oskische familienname ist, der dem lateinischen
OpU-iu-$ entspricht (Minerv. Bull. \ap. n. s. I, 163, verf. Ztsch. f.
Oskuclie Inschriften. 147
wgl. spr. XI, 324. XVIII, 254 f. XX, 102. 103. Ausspr. II,
605. 2 A. Ender a. o. p. 48. 49).
Die nominativform Heiren^s Icommt vor auf einem campani-
Kkeo zi^el, Epiiem. epigr. II, 183, u. 69: Ueirens Frus up8ed=s:
BmsHnlus Frontus operatus est. Neben Heirens stehen die nomi-
Bitive des oskischen faraUiennamens Heirenn-i-Sy Herenn-iu, Heren-i
(Verf. a. o. II, 1078, c. 3). Daneben' erscheint zu Pompeji und
BODst auf ehemals oskischem Sprachgebiet der lateinische familien-
nane fierenn-tu-s (C. I. Lat. IV, p. 230, c. 4. Momms. I. R.
Neap. Ind. nom.), und ebenso häufig auch in anderen lateinischen
ioichriften (C. I. Lat. I, 581, c. 2. II, 723, c. 3. Hl, p. 1076,
r. 3. Willm. Ex. I. Lat. I, p. 332). Selten ist der zuname He-
mn-itf^ (€. I. I^t. II, p. 738, c. 4). Bei Livius kommt einmal
der Vorname eines Campaners Herenn-iu-s vor (XXXIX, 13).
Von einem familiennamen, zunamen oder vornamen mit dem stamme
Beirenth- ist weder im oskischen noch im lateinischen eine spur zu
fioden. Selbst wenn man nun Heiren-M in der obigen zi^elinschrift
a/s Vorname fiissen wollte, so würde er doch von dem stamme
BeireH-iO' herzuleiten sein wie UpiUs von Upil-io-y und dem cam-
panischen Vornamen üeretm-itt-s entsprechen. Da aber jenem Hei'
rcH'B in oskischen inschriften nur die familiennamen Heiratn-i-Sy
Herenn-iu, HereH-i zur seite stehen, kein vorname desselben Stam-
mes, so ist der schluss vollkommen richtig, dass Heirm-s familien-
uame ist, nicht vorname (Minerv. Bull. arch. Nap. n. s. Ill, 119.
Kabr. C. I. Ital. Gl. p. 566, verf. Ztsch. f. vergl. spr. XI, 324.
XVIII, 255. XX, 103. Ausspr. II, 605. 2 A. Ender. a. o. p,
49. Gl. p. 32).
Den nominativen I7pil-s, Upfal-Sy Heiren-s von den stammen
Upil'iO', Upfttl'io-, Heiren-iO' geben nun die vollste sprachliche
berechtigung, Sal-a-t--s der grabschrift von Cumae vom stumme
Sal-a-V'iO' herzuleiten. Neben dieser nominativform steht der zu-
name oder familienzuname Sal-a-v-ti-s einer grabschrift von Capua
(verf. Ephem. epigr. II, p. 159, n. 2), durch vokaleinschub ent-
standen aus SaUV'ii'8, Diesem entspricht der lateinische familien-
namc Sal-a-v-iu-s auf ehemals oskischem Sprachgebiete (Momms.
I. R. Neap. Ind. nom.). Daneben ist häufig der lateinische fnmi-
liennarae SaUv-Ui-s (C. K Lat. I, p. 594, c. 1. II, p. 729, c. 3.
Ill, p. 1083, c. 2. VII, p. 320, c. 1. Willm. Ex. I. Lat. II, p.
10*
148 OskiscLe inscliriften.
355), auch in Pompeji und sonst auf ehemals oskbchem sprackg'e-
biet (C. I. Lat. IV, p. 237, c. 3. 1. R. Neap. lod. nom.), nicht
selten der zuname Sal-v-iu-s (C. I. Lat« 1, p. 594, c. 1. 11^ p.
743, c. 4. Ill, p. 1103, c. 1. VII, p, 826, c. 1. VFillm. Ex. I.
Lat. p. 396), selten der abgekürxt geschriebene vorname Saü-v-in-s
(C. 1. Lat. I, p. 594. c. 1. Vi^illm. a. o. II, p. 402). Diesen
oskischen und lateinischen formen des familiennamens entspreclicn
die etruskischen S^al-v-i, S^aUv-i-s^ S al-v-i-« (vcrf. Spr. d. Etrusk.
II, 101. 106). Ein familienname, zuname oder voraame SaUvU'9
oder eine nebenform desselben vom stamme Sal-vo- Ist in oski-
schem, lateinischem und etruskischem nidit erweislidi; also ist
auch osk. Sal-a-v-s nicht von einem stamme Sal-ci-ro- für Sal-ro-
gebildet, sondern mit dem zunamen Sal-a-v-ii-s und dem familien-
namen lat. osk. Sal-a-v-lu-s vom stamme Sal-a-t;-to- für Sal-v-io^
wie Heiren-a mit ITeereitii-i*« vom stamme Heirenn-iO' Upihs vom
stamme l/'pil-io- und UpfaUs vom stamme UpfaUio. Demnach ist
SaUa-V'S in der grabsclirift von Cumae derselbe zuname wie
SaUa-V-ii-s in der grabschrift von Capua (verf. Ztsch. f. vergl. spr*
XI, 325. XVIll, 255. XX, 103 f. Ausspr. II, 605. 2 A. fin-
der, a. o. p. 49. Gl. p. 49). Der lantvorgang, durch welchen in
diesen nominativformen das suffix -io vor dem 8 des nominativs
ganz geschwunden ist, hat an den angefülirten stellen längst seine
eingehende erklärung gefunden. Die lantfolge io assimilierte sieb
erst zu »6 und dann weiter zu ü; das ti verschmolz zu T, dieser
vokal kürzte sich und schwand endlich ganz. Durch denselben
lautvorgang entstanden im lateinischen die nominativformen quins-
tinxy dec'unx u. a. aus ^</ui)tc-unc-iu-s, *dec-unc-iu-« neben tfiic-ta
(verf. Ausspr. II, 605. 2 aufl.), in etruskischen nominativformen auf
9 mit vorhergehenden consonanten von stammen auf -io wie Tin^s^
PatUn-Sy Tfcur-s', l/cur-», Camar-s AvlUs Saiil^ u. a. (verf. Spr.
d. Etrusk. I, 362 f.). Vi^enn jemand diesen in seiner allmähligen
Stufenfolge an der hand der thatsächlich vorkommenden italischen
nominativformen von stammen auf -io längst eingehend und genau
nachgewiesenen lautlichen Vorgang „ausmerzen^ nennt, so kann die-
ser unklare bildliche ausdruck an der sache nicht das mindeste
ändern.
Die behauptungen osk. SaUa-v^a sei lat. sal-ni-«, bedeute
aber vivus /ecit, uud UpiUsy Upfai-a, HeirenSy Sälavs seien von
Oskische inschrtfieB. 149
Jea itämneii I^pUo-, Upfdloy Heireno- Mako- gebildet, sind also
inigj und was za guasteo dieser aufstellungen vod einer „unkriti-
Bchea Termei^ui^'* oskischer familienDamen mit vorDamen und
«loameD Torgehracht warden ist» steht nit der thatsäclilicben
walirlieit niobt in einklang.
4. Lncaniflche grabschrift von Diano.
lo einem manuscript vob Mandelli, De Lucania der bibliotbek
zu Neapel befinden sieb swei abbildungen einer inscbrift in oski-
scher spracbe mit griecbiscber scbrift auf einem marmorstein, den
der genannte italienische gelehrte auf dem gebiete der stadt Diano
in Lncanien vorgefunden hat. Die erste dieser abbildungen (a. o.
ToK I, p. 94) ist durch die zweite auf grand einer revision des
originals verbessert.
Nach abschrifteo dieser abbildungen von Tb. Mommsen und
deo durcligepaus'ten Zeichnungen derselben von G. de Petra habe
ich deo text dieser Inschrift folgendermassen gegeben :
Am Aaxovig Ilaxf^kg
OMug itHü mo. €xo
Sukapg paXi
(Ephem. epigr. II, p. 153), und auf grund einer Untersuchung über
die Schreibweise und die sprachformeu der inscbrift habe ich die-
selbe folgendermassen ergänzt und erklärt:
ji. jianovkQ IJuxpfug
Ojwg mia aia(o) cxo {did%t). —
JSaXapQ vale .
Aulus Lamponius Paqui filius
Oppius pium sacrum hoc (dedit). —
Salvias (Salvi) vale .
Nach meiner erklärung enthält der erste satz dieser inscbrift
die Widmung der begräbnissstätte als sttcrum (diis ma-
nihuM) durch A. Laponis, der zweite den abschiedsgruss an
einen verstorbenen aus dem geschlecht oder der
familie der Laponis mit zunamen Salavs. Gegen diese
erklärang ist behauptet worden, die vorstehende inscbrift sei gar
keine grabschrift sondern eine weihe! nschrift zu einem votivgc-
150 Ofikiscbe loschrifteD.
scLeuk fur rettung uod genesung für einen golt der nickt genannl
sei (F. Bücheier Jen. littz. 1874, p. 610). Zu diesem zweck wird
dem letzten sutz derselben: Salavs vale der sinn beigelegt: oh goa-
$ervatam salutem suam, oder: pro aaluie et inoolumitate (valetu^
dine). Da sich nun keine möglichkeit zeigt, diesen sinn aus den
wortformen, wie sie auf dem stein geschrieben stehen, mittelst
sprachgemässer erklärung herzustellen, so wird behauptet vale sei
ein abgekürzt geschriebenes wort, da „die volle wortform nicht
mehr in die zeile zu bringen war'S und zwar sei dieses t^ak wahr-
scheinlich ein adjectivum mit dem sinne validus. Nach dem worte
vale ist nun aber in den beiden facsimile der inschrift von Diano
noch räum fur einen buchstaben. Hätte der Schreiber aus mangel
an räum hier zu einer abkürzung des letzten wortes seine Zuflucht
nehmen müssen, so würde er jenen noch verwendbaren räum zur
hinzufügung noch eines buchstabens verwandt haben, durch welchem
klar geworden wäre, dass hier ein adjectivum mit dem sinne von
validus gemeint sei, nicht die verbalfiorm vale. Dass der Steinmetz
aber überhaupt für die vorliegende inschrift nicht durch mangel an
räum bedrängt war, sieht mau daraus, dass er nach eho am ende
des ersten satzes absetzte, die letzte zeile Salavs vale mit bedeu-
tend grösseren buchstaben schrieb wie die beiden vorhergehenden,
und am ende derselben wieder einen leeren räum liess. Die be-
hauptnug, vale sei ein abgekürzt geschriebenes wort, entbehrt also
jeder epigraph ischen begründung. Ferner besitzt ja die oskische
Sprache ein adjectivum valae-mo^m mit der bedeutung val-i^d-is^
simii-m von derselben wurzel wie val-e-re (verf. Ztsch. f. vergl. spr.
y, 90 f. Ausspr. II, 114. 2 A. Ender. Formenl. d. osk. spr.
Gl. p. 30). Stände nun auf dem steine von Diano eine form ^va4a
geschrieben, dann hätte man eine sprachliche berechtigung, hier
von einer abgekürzt geschriebenen adjectivfbrm des Stammes val^eo^^
val-aiO' zu sprechen; da die form aber vale lautet, so würde,
selbst wenn hier die Voraussetzung einer abgekürzten Schreibweise
gerechtfertigt wäre, aus dem adjectivum txiUae^iO'm zu folgern
sein, dass vale kein theil eines adjectivums ist. Also auch sprach-
lich ist die annähme eines solchen haltlos. Das dem vale vorher-
gehende wort Sal-a-vs wird auch hier wieder für aaUvu-a aus-
gegeben wie in der grabschrift von Cumae, während aber dort
dem worle der sinn vivus fecit oder vmt unteifpeschoben wird,
Oskucli« inschrifteo. 151
■•II a bier io der inscbrift von Diano wieder einen ganz anderen
baben, nänlich ob mdutem (conservatam) oder pro »aluie, also
nicbt die Bedeutung, die es noch seiner Wurzel und casus-
foni baben inüsste: der beile, unversehrte^ gesunde. Es ist nicht
DoCbig diese art von Interpretationen zu charakterisieren. Nach-
den oben nachgewiesen ist, dass SaUa-v-a in der grabschrift von
Cuouie nom. sing, eines zuoameus vom stamme Sol-a-v-io- ist, folgt
daraus, dass auch Sol-a-v-« in der grabschrift von Luca-
nien non. sing, desselben Zunamens ist. Der behauptung
Stdavs vale bedeute ob salutem conservatam oder pro saluie ei in-
cohtmiiate (Vo^etudiiie^ , ist damit jeder boden sprachlicher mög-
Ucbkeit entzogen.
Icli babe also das vollständig ausgeschriebene oskiscbe wort
vaUe fiir identisch erklärt mit der in lateinischen grubschrifteu
liäufigen zweiten pers. sing, inperativi vaUc lebe wohl von einem os-
ktsclien verbalstamm der conjugation auf e vaUc', der dem lateini-
schen vaUe^ genau gleich ist, da die oskiscbe spräche diese con-
jugationsklasse aufweiset wie die lateinische, umbrische und etrus-
kische (verf. Ausspr. II, 351. 732. 2 A. Spr. d. Etrusk. II, 527.
528. II, $. 536. Ender. a. o. p. 36). Der oskiscbe satz: Salavs
vale = Sälvius (SähiJ vale ist also ein abschiedsgruss an einen
verstorbenen der lucaniscben familie iMponis mit dem zunamen Sa-
lär« wie im lateinischen, (C. I. Lat. I, 98: P.' Cordt mater väle;
a. o. I, 94: Eudeeie Cestia h vale u. a. Der nominativ Salavs
bat die bedeutung des vocativs wie lat. deus gr. &§6gy y)(kog u. a.
(verf. Ephem. epigr. II, p. 157). Nun wird es zwar fiir „wun-
derlich^' erklärt, dass hier Salavs nicht genauer benannt sei (F.
Bücbel. a. o.); aber das ist doch nicht wunderlicher, als dass in
der oskiscben grabschrift von Sorrento der verstorbene bloss mit
dem einen namen ptQu^ng genannt ist , in einer lateinischen grab-
schrift von Praeneste bloss mit dem familienuamen Vatronius, dass
römische münzmeister so oft bloss mit ihrem familieunamen oder
familienzunamen benannt sind, ja dass in dem ersten der vorste-
henden abschiedsgrüase die mutter des P. Cordus garnicht mit
namen genannt ist. Jeder geschlechtsgenosse, anverwandte und freund
der Ijaponis wusste, wer mit dem Salavs gemeint sei, wenn er
die grabschrift von Diano las, und das genügte für ihren zweck.
Nachdem sich herausgestellt hat dass Salavs vale nicht den
152 Oskische laschrifteD.
sino haben kann: oh saluiem conservatam, sondeni: Sdlvius (Salvi)
vdk bedeutet 9 fallt jede möglicbkeit hinw^ dass der erate satz
der inachrift von Diano zusammen mit dem zweiten die weihein-
schrift eines votivgeschenkes für rettung und genesung sei. Jener
erste satz: A. Aanovi^ Ilaxprikg Onug v»cü a$a(o) exo (iiJir):
Aulas Lamponius Paqui ßiua Oppiua pium sacrum hoc (dedii) ist
und bleibt also die widmungsinsebrift eines grabes,
das durch dieselbe als sacrum (diis manibus) erklärt wird. Das
wort ais-(o) habe ich als acc. sing, neutr. verstanden desselben
Stammes wie sabell. ais-o-s bittopfer, umbr. es-un-u opfer, Tolsk.
es-ar-is-tro-m opfer, skr. ish^i^s wünsch von wz. is- wünschen,
so dass die grundbedeutung jener italischen Wörter eigentlich »^e-
bet", preceSy tmprecaiio ist (Verf. Ausspr. I, 375. 2 A. Ephem.
epigr. II, p. 156). Zu diesen gehören auch etrusk. es'-tla opfer,
Opfergegenstände (verf. Spr. d. Etrusk. I, 507. 889) es-e-Uls
heilig, geweiht (a. o. I, 923), ais-a-r^ aes^a-r nom. sing., es-a^ri
dat. sing, gott als „angebeteter", alse-ra-s dat. plur. göttinnen (a.
0. I, 634). Das oskische wort ais-^o) konnte die beiden bedeu-
tungen heiliger, geweihter gegenständ und heilige handlung, opfer
in sich vereinigen wie lat. sacrum. Es bezeichnete in der lucani-
sehen grabschrift die grabstätte als geweiht, geheiligt den göttern
der unterweit wie lat. sacrum (diis manibus). Dass sich in der-
selben kein wort fiir grab oder grabdenkmal findet, ist so wenig*
befremdlich, als dass ein solches wort in lateinischen widmungsin-
Schriften von begräbnissstätten fehlt (Willm. Ex. I. Lat. I, 326.
327. 242. 232. 231 u. a.) In weiheinschriften etruskiscber gra-
ber und grabdenkmäler ist überaus häufig das wort, das diese
bezeichnete, als selbstverständig weggelassen (Verf. spr. d. Etrusk.
1, 548 f. 590 f.). Die lucanische grabschrift von
Diano besteht also aus einer Widmung der grabstätte
durch A. Lamponis und aus einem abschiedsgruss oder
nacbruf desselben an seinen verwandten (Laponis) Sa-
lavs. Ebenso enthalten inschriften römischer gräber die
Stiftungsinschrift des grabes und den nachruf an die
verstorbene person, wie zum beispiel C. I. Lat. I, 1256:
L. ManiMitis Q. medic, veivos fedt. 0u(Sh dk MtviXQuttjg
JrifAriiqtov Tqa}Xkavoq ^vctnog ohodoirig T^iiv lnotfiC%v. —
Maxsuma Sadria S, f. bona proha frugsi salvs, *
Lichtenfelde. W. Corssen,
IV.
Zum Pseudoltis des Flaatas.
t^$midohi8, Dicht P$eudulu8y nannte Plautus selbst sein stück:
sonst hatte er nicht die paronomasien bilden können 1205: Ede-
jpol hominem uMeronem Pseudolum: ut docU dolum Cömmeti-
intii 1244: Svperauit dolüm Trolanum, dtqfie iHixem, Pseii-
dolus.
Anf das Wortspiel in letzterem verse hat schon Naudet auf-
■erkaam gemacht, wenn er auch mit Gujet das dolum Trolanum
ftilsch Tom trojanischen späher Dolon verstand: s. Th^^tre de
Piaute, trad. nouv. (collation Panckoucke), VIII (Paris 1837)
p. 485 ad T. 1221. Gegen Ritschl's Pseuduhts opponirten Osann,
Z. f. A.-W. 1849, nr. 28, p. 193 ff. (allerdings nicht mit genü-
genden beweisen: Ritschi, praef. Pseud. p. VIII, Opusc. II, p. 404 sq.
not.); 0. Sejffert in der zweiten these seiner dissertation (de uers.
hacch., Berol. 1864) und, mit überzeugenden gründen, im PhiloL
XXV, p. 448, anm. 3; desgleichen Fleckeisen in den N. jiihrb.
f. pbilol. XCIII (1866), p. 9 AT., dem Usener im Ind. lectt. Grj-
pbiaw. 1866, p. Vlil beitritt. Auch Corssen, Ausspr. IH, p. 73—76
hält P»eudolu8 für die unzweifelhaft ältere form, für die vielleicht
nach der Gracchenzeit , als auch in acht lateinischen Wörtern das
suffix dus in ulua umzulauten begann, ein Pseudulua aufgekom-
men sei. So mag der titel, den die bandschriften des Nonius von
einer varronischen Satira Menippea überliefern, Paeudulua Apollo
gelautet haben. 8. über dieselbe, die sonst völlig unbekannt ist,
154 Plautus.
Büclieler im Rh. mus. n. f. XIV, p. 430 f. und in der kleineren
Petroniusausg. p. 201.
V. 5 sq. R>
Duorüin labori cgo Ii6minuin parsiss^m liibens:
Mei t6 rogaudi et tis respondendi mihi.
8o Ritsclil und Fleckeisen; das ei tis stammt her von G. J. Voss,
de anal. IV, 4, der darauf geführt wurde durch Gellius NA. XX,
6 ^). Nachdem hier ^. 7 der genetiv no«(ri in Verbindungen
wie nosM miserius (oblUus) est richtig zusammengestellt ist mit
dem mcl in ebendenselben, heisst es weiter ^. 8: „Mei" autem
casus interrogandl esty quem genetiuum grammatich aocani, et ah
eo declinatury quod est yyego"; Iwius deifide pluratiuum est „no«'^
„Tt(i" aeqtie declinatur ah eo, quod est „tu'%* huius itidem plufa-
tiuum est „uo^^ $. 9. Sic namque Plautus dedinault in Pseudolo
in hisce uersihus: (folgen 3 — 6). „Mei" enim Plautus hoc in loco
tton ah eo dixit^ quod est y^meus^^^ sed ah eo, quod est „ego". ^. 1 0.
It(tque si dicere uelis „patrem mei" pro y,patrein meum^^^ quo
Graeci modo t6v naiiqu fjtov dicunt, tuuel^a^e quidem, sed recte
profecto eaque raiione dices, qua Plautus dixit „labori met" pro
„lahori meo'*. In diesen worten liegt durchaus nichts, was zur
aufnähme eines tis nöthigt; im gegentheil spricht die Zusammen-
stellung von fiiei und tui in §. 8 und das gleich nach dem iui in
^. 9 folgende citat grade dafür, diu» Gellius in seinem Plautas-
exemplar hier mei und tui neben einander las. Will man ein-
wenden : „aber im folgenden spricht er ja nur von mei", so kann
darauf nicht blos mit einem : „was für mei gilt, gilt natürlich auch
für tuiy das er sich nicht die mühe gab ausdrücklich hinzuzufügen'^
geantwortet werden, sondern vielmehr mit der frage: „wie sollte
Gellius, hätte er neben dem mei ein tis gefunden, sich die gele-
genheit haben entgehen lassen diesen seltenen archaismus zu erör-
tern"? Das scheint mir ebenso undenkbar, als wenn er hier, wo
er mei erklären will, mis gelesen hätte. — Wenn G. J. Voss
1) De arte gramm., Amstelod. 1662, ed. II, torn. II, p. 193. Von
anderen beweisen für mis kennt er einen aus Trinummns, Scena Solei-
potenti d. h. IV, 1, ohne nähere angäbe; vermuthlich das mis 822 B.,
was auch Meursius falsch interpretirte ; und das später anzuführende
ennianische Ingens cura mis (Ann. 131 V.); für Üs führt er richtig an
Mil. glor. IV 2, 42.
Pluutus. 155
4cfliaiigeaclitet tit vermuthete, so war der grund dazu wohl die
Miideriiare Schreibung der (jielliushaDdschriften, die (s. Ritschl's
aoDot. crit. ad Pseud. 6) et in Ujl et uiti/y et tuitif bieten, welch'
letzteres es ja auf der hand liegt zu deuten : t'tf m. 1 , tui s. 1.
wfd. Ol. 2; ein unwissender späterer abschreiber müsste dann das
Itti in die zeile hinunter gezogen haben. Aber wie kum denn ein
tif' in die Gelliushandschrift ^ Sollte vielleicht eher umgekehrt
ein grammatiker , der seine gelehrsamkeit zeigen wollte, dem tui
in den versen des alten komikers ein tis beigeschrieben haben?
Die stelle wird noch räthselhafter, wenn wir unsere Pluutusband-
schrifteo ansehen: et te BCD, et tui F, ed. princ, Nonius; desgl.
J. F. Gronov (wie in seinem Gellius) und alle folgenden vor
Ritschi. Ich wage hier keine entscheidung, bevor Studemund's ab-
dniek des A vorliegt.
Nor erscheint es mir sehr unwahrscheinlich , dass Plautus,
der stets nach assonanz strebt, in zwei parallelen gliedern hier
met und tiSy Bacch. 1200 tis und mea (opera) geschrieben hüben
sollte. Die bandschriften geben an letzter stelle i/* für tijl das
nach C. E. G. Schneider's Vorschlag G. Hermann, Ritschi und
Fleckeisen aufnahmen. Man wird sich im Pseudolusverse (der aus
den Bacchides ist völlig verschrieben) entweder zur aufnähme eines
mis neben tif* (mit Ausonius Popma^); ^^foriasse uere^^ Ritschi) ent-
schliessen oder mei und tui behalten müssen: Bothe's Vorschlag
meo und tuo verstösst zu sehr gegen die Überlieferung. In der
aufnähme solcher archaischen formen wie mis und tis ist aber,
wenn sie nicht aus irgend einem gründe ausdrücklich gefordert
werden, vorsieht anzurathen. Sie sind zwar bezeugt von den
grammatikern, s. die citate bei Neue, Lat. form. II, p. 126 f. ^. 2
(Priscian denkt an eine imitatio Graecomm, die auch dupUces ge^
ft«l»ifi gehabt hätten: ifAOv und ifiovg = mei und mis! Weit
verstifindiger Gellius a. a. o. §. 10). Aber von belegstellen giebt
es nur ^ine, noch dazu im höchsten grade unsichere, der von Pris-
cian erlialtene vera aus den Annalen des Ennius (131 V.): Ingens
cura mis concordibus aequiperare. Die letzten worte sind sicher
2) De usu antiqu. locut. I (nicht II, wie bei Ritschi verdruckt
ist) cap. 10, p. 598 der ausg. von A. D. Richter, Lips, et Dresd. 1741.
Von anderen beweisen fur mis wird hier nur angefahrt Poen. V, 4,
16: rebtts mis agundis, natürlich ganz falsch.
156 Plautu&
verecbriebeo , und ein mi« hier, wo mihi (oder mihiit)^ wie Sca-
liger bemerkt, überaus nahe liegt, erscheint so unglaublich, daw
man einen irrtbum Priscian's annehmen muss '). — Ans dem
Corpus gramm. I^att. von Keil füge ich noch, weniger bedeutende
Zeugnisse bei seite lassend, die worte des Sergius hinzu (IV, p*
502, 2 sqq.): In genitiuo plemmque geminantur, ut „mi«'^ ud
„i»el'% „ii^^ uel „tui" : dicimus enim tui (sie!) causa te rogo et
yytis causa ie rogo", „mis causa te rogo" ei „mei causa te rogo".
Sed f,misl^' et „tis^' a coHSuetudine recesserunt, hahes tarnen in
Pia u to. Bei diesem sind handschriftlich bezeugt und zur Ver-
meidung eines unerträglichen hints durchaus nothwendig: Trin. 343
ne tis dlios m^sereat , Mil. glor. 1024 L. quia tis egedt. Viel-
leicht ist auch mit Luchs, im Hermes VI, p. 274, Capt. 764 her-
zustellen: quia mis miseret nemiihem; mau beachte, dass die rede
an allen drei stellen ein über den gewöhnlichen dialog hinausge-
hendes, pathetisches gepräge trägt.
Was schliesslich die syntaktische erklärung jener genetive
mei — tui oder mis — Us betrifft, so li^t hier eine aus der
grammatisch oft undeutlichen ausdrucksweise der (alten) Volks-
sprache erklärliche Unregelmässigkeit vor. Diese bedachte nicht,
dass das possessive pronomen eigentlich zu lahori gehören müsse,
sondern verband es rasch mit dem, was ihre aufmerksamkeit be-
sonders in bescblag nahm : mit den beiden personen , duorum ho-
minum , wozu also mei und tui , als possessive genetive von ego
und tu, in apposition stehen. Schon Gellius scheint sie ganz
richtig verstanden zu haben ; die neueren Interpreten machten sich
viel unnütze beschwer mit ihnen, wie u. a. die verworrene anmer-
kung in der vulgatu zeigt, bis Ladewig in seiner recension der Bothe'-
sclien ausgäbe Z. f. A.-W, 1842, p. 1071 das richtige wieder
hervorzog. Ihm schliesst sich Holtze an, Synt prisc. script. I^t.
I, p. 350, und macht auf den ähnlicheu fall aufmerksam , in dem
das, was einer person gehört, mit der person selbst vei^lichen
wird : z. b. Haut. 393 quoius mos masumest consimilis uostruta,
statt consimilis moris uostri , „mit euch" statt „mit eurem cha-
rakter^^ Uebrigens sind ja Verwechslungen der verschiedenen ge-
3) Nachträglich sehe ich, dass auch Yahlen in einer späteren ab-
baodluDg, Rh. mus. }tVI, p. 574 f., mihist lesen will und an ein miss-
verständniss Priscian*8 glaubt, wenn auch sonst ein mis sicher seL
Flautus. 157
netive der personalprODomioR nicht so selten : nostromm (-arum)
■od nostrorvm (-arum) für nostrum und nostrum (gen. partit.)
kommen etwa zwölf mal vor bei den alten dramatikern ^ s. Most.
270 U mit der anm., wozu noch Poen. Ill, 1, 37 und Uec. 216
1« fügen sind ; mlsereri nostrum und uestnim fand Gellius a. a. o.
[ (• 11 hei Gracchus und Claudius QuaJrigarius; selbst bei Cicero
finden sich ja, um von dem fast durchgängigen omnium nostrum
I und omnium uestrum abzusehen (vgl. Haut. 386 uitam tuam — -
I oniiium^e adeo tio^^ramm), einzelne Verwechslungen, s. Madvig's
I Granm. ^. 297, in den anm. , und HofTmann zu Cicero's ausgew.
briefen, III, 5, 4; 8, 3.
104 — 106. Id B C D steht, ein paar unwesentliche schreib-
fdiier abgerechnet :
Spero alieunde hodie me bona opera aut liaec roea
Tibi inuenturum elTe auxilium argentarium.
Atque id futurum unde unde dicam nefcio.
V. 106 geben CD unde drei mal hinter einander. Was
Ritechl in der ausgäbe im texte hatte: Atqui (wohl richtig) Ul
fittvrum unde, linde dicam niscio , war schwer verständlich und
idieint jetzt von ihm selbst aufgegeben zu sein , da er im Rhein.
■08. XXV, p. 311 futurum cunde dkam vorschlägt. Bis eine
erschöpfende Untersuchung über cuhl, cunde, cusquam, cuter u. s. w.
vorliegt, welche formen gleichzeitig mit Ritschi auch Bergk in den
Beiträgen zur lat. gramm. 1, p. 119 ans licht zog, und denen auch
Mtndemund in dem so eben erschienenen bände I seiner „Studien'*
(fascic. 1, p. 230, not. 1, p. 233, not. 3) nicht abgeneigt scheint,
möchte ich nur futurum unde esse dicam vorschlagen. — Warum
io 104 me durch mea verdrängt und in 105 nach Tibi gesetzt
werden soll , habe ich nicht finden können ; auch glaube ich nicht,
dasB der völlig verschriebene schluss des verses durch Ritschl's
(bona opera) hercle aut mala geheilt worden ist : schoa die Stel-
lung des Ikercle erregt bedenken. Weit hesser, aber wohl zu kühn,
ist O. Seyffert's bona opera, ut antidlkoc (cfr. 16 sq., 109 sq.).
Mao hat das bona opera, wie schon die lesart des F zeigt: bona
Opera aut mala, verstanden „im guten'* und also im folgenden
einen begriff für „im bösen** gesucht, so d^ss an techina, maclüna
oder ein anderes der zahlreichen plautinischen nörter fur „listigen
anschlagt zu denken wäre, wenn nur eines sich dem verse fügen
158 Plautiis.
ti'ollte. Indessen scheint die ganze Zusammenstellung^ im g'uted
oder im bösen** im munde eines Fseudolus wenig wnlirsclieinlich,
und es dürfte in der corruptel eher ein zweites adjectiv zu (bona)
Opera stecken, sei es nun „schnell ersonnen**, ,,kühn ausgeführt*^
oder ein anderes hier passendes.
Während die erste scene des Pseudolus im ganzen gut über-
liefert ist uhd durch den überous lebhaften , aufs reichste ausge-
statteten dialog einen seltenen genuss gewährt, auch von interpo-
lationen frei ist ^) , zeigt sich dagegen die ganze zweite scene
(= I 2 -f~ ^ "f* ^ uul^O ■*" hohen grade mit solchen angefüllt;
es ist öfter der fall in den plautinischen komödien, dass grade die
nach den meistens am besten componirten und überlieferten ein-
gangsscenen folgenden scenen es sind, in denen sich ein nachbesserer
recht breit macht : ich erinnere nur an Mostell. 1 , 2 und 3 , Mil.
glor. II 2, und dann an III 1, erste hälfte (bis 765 R.) Bs ist
Usener's verdienst im prooemium zum greifswalder sommerindex
1806, in dem das ganze canticum Ballio's 133 — 229 kritisch be-
handelt wird, auf solche einschiebsei aufmerksam gemacht zu haben.
Zuerst wird v. 142 At faciem ffuom aspicias eonim, Imut mSi
nidentitr : 6pera fallvni stillschweigend aus dem texte entfernt:
gewiss mit recht, da er einen ganz isolirten und mit der übrigen
rede des Ballio wenig stimmenden gedanken enthält; ebenso wer-
den die sinnlosen worte 151 Nempe ita animati estis iros mncite
Imc duritla ergo gestrichen als „ex uersu 152 pessime conficta**
(p. 10). Von den versen 155 sq., die Ritschi zu kühn mit ein-
ander vermengt hatte , erkannte bereits Fleckeisen , dass sie im
anschluss an die handschriften zu lesen seien :
V. 155: Adsfstite omnes contra me et quae loquor aduortite
änimum.
V. 156: Hue ädhibete auris, quae ^go loquar, plagigeroln
genera höminum.
Die einzige wesentliche änderung ist Bothe's pJagigerula fur
das handschriftliche plagigera^ metrisch nothwendig und acht plau-
4) Nur gegen 91 hat Madvig (s. die annot. crit. bei Ritschi) ver-
dacht erhoben , und gewiss begründeten : denn der vers ist ja sehr
auffallend neben 93, und der einsatz, mit dem Pseudolus herausplatzt
92 sq., wäre kräftiger und schlagender, wenn 91 fehlte. Doch wage
ich nicht ihn ohne weiteres zu entfernen.
Plautus. 159
ttaiadi: Most 861 L. Zugleich sah Fleckeisen, dass voo den bei-
den gam dasselbe besagenden versen nur ^iner acht sein könne,
ond klaminerte deshalb 156 ein; desgleichen Uäener, 1. I. p. 8 — 10^
der den vers für eine ursprünglich am rande beigeschriebene pa-
rallelstelle aus irgend einem anderen stücke hält. Ich möchte
jedoch wegen des in 155 ungewöhnlich als präposition gebrauchten
contra (Mil. glor. 101 L. anm.; Müller, Nachtr. zur plaut. pros,
p. 99) und wegen der weit ansprechenderen zweiten vershälfte von
156 elier diesen zweiten vers fur den ächten halten, wozu auch
Maller a. a. o. und Bcrgk im Philol. XVll, p. 56 und in den
Beitr. z. lat. gr. 1 , p. 83 geneigt scheinen , man möge ihn nun
mit Bergk II. 11. schreiben plagigera genera Iwmonum oder, wie
oben angeiiihrt, mit Bothe, was ich w^en der bei Plautus häu-
figen and nicht selten, wie hier^ herabsetzend und schmähend ge-
brauchten diminutive vorziehen würde: vgl. scuiigendus Cas. II 3,
44; rnvnerigeruU (ohne jene nebenbedeutung) Pseud. 181; damni^
gendi True. II 7, 1 ; geruUis Bacch. 1003, geniUfiguU ibd. 381. —
Aach 166 Pemam calltim glandium snmen face in aqua iaceant.
satin auäis? muss sicherlich mit Usencr p. 5 und 13 sq. gänzlich
entfernt werden, da er hier völlig unpassend und nach Stich. 360
pentam ei glandium deicite fabricirt erscheine. Ich mache noch
aufmerksam auf Pemam suis, abdomen, sumen, glandium Cure. 323 ;
Pemam, ewnen, glandium ibd. 366; Rsto pemam, samen stiis,
spectile, caUum, glandium Carbon, fr. 2; Capt. 903 sqq., Men. 210.
V. 201. Die metrische Schwierigkeit in der überlieferten
Wortfolge Id tibi profecPo taurus fiel veranlasste Ritschi zu der
Umstellung Tibi id profecto, Müller, Plaut, pros. p. 249, und
Usener behalten die handschriftliche Wortfolge, die letzterer durch
A. Spengel's theorie von gewisser metrischer frciheit im ersten
fasse (T. Maccius Plautus p. 113, wo diese stelle fehlt) rechtfer-
tigen zu wollen scheint. Auch Fleckeisen behielt in seiner aus-
gäbe die Überlieferung bei, schlug aber später in den N. Jahrb. f.
philol. bd. Cl (1870), p. 784 anm. vor, eine alte affirmativpar-
tikel cor^fo für profecto hier und anderswo einzusetzen, wodurch
mehrere metrische anstösse gehoben werden würden. Das nach-
drückliche Id tibi an der spitze des satzes ist gewiss zu halten,
and ich kann mit dem vorschlage Bergk's, Beitr. z. lat. gr. I,
p. 8§ f. anm.« nicht einverstanden sein : Deuinxere ad tauniniy item
160 Plautus.
siringam dd camarium: hoc ilbi \ PtofMo iaurua fiet. Der fehler
muss im folgendeu stecken, und da Geppert in den Plautin. stud.
II, p. 60 aus A den „Schreibfehler«' PR0FECTV8 notirt, ist Tiel-
leicht Id tibi pro ten us iauruß {ie% zu lesen , wenn auch der
dactylische wortfuss hei den anhängern der Lachmann'schen »^regel^
bedenken erregen wird. Die Schreibung protenua ist durch Nooius
p. 255 b sqq. ed. Basil, gesichert, über die bedeutung („sofort, als-
bald") genügt eine Verweisung auf Corssen's darlegung, Aussp.
u. s. w. IP, p. 419 f. anm.
V. 205—208. Ob auch hier in v. 207 mit Ritschi, Fleck-
eisen und Usener eine dittographie zu 206 zu erkennen ist^ bleibt
bei der beschaffenlieit der Überlieferung vorlaufig noch unsicher.
Die stelle gehört zu den verzweifeltsten in dem an Schwierigkeiten
aller art überreichen stück, und nur eine glückliche entziflferung
des A wird es vielleicht noch vermögen sinn und metrum in die
an und für sich nicht so verdächtigen worte 207 zu bringen.
Restitutionsversuche im engen anschlusse an die handschriften ge-
ben 0. Seyffert im Philol. XXV, p. 449 ff., vgl. dazu Müller,
Plaut, pros. p. 89, und A. Spengel, T. Maccius Plautus p. 148,
nach Weise's Vorgang, gegen welchen W. Christ einspruch erhebt
in den „Metr. bemerk, zu den Cant, des Pl.'< p. 52 (= Sitzungs-
berichte der bayr. akad. d. wiss. 1871 , 1). Dagegen entfernt
Usener p. 6 und 17 die worte nlmta sum siuliua (205) als glos-
sem zu fiimium indocUis fui, streicht ganz den von Ritschi und
Fleckeisen eingeklammerten vers 207 und vertheilt :
205 : Sed nimium füi indoctus . nempe illi audeant id facere
206: Quibus ut seruiant suos illos cogit araor.
PS. Vah tace.
CAL.
Quid eaii
208: Male morigeru's.
PS.
Male facts mihi, quom sermone huic obsonas.
Hiergegen ist einzuwenden, dass ein demonstrativum vor Qui-
bus unentbehrlich scheint, dass die Wiederholung von illos zwecklos
ist, und dass sowohl das Male morigerua des Calidorus wie auch
das Male facis mihi des Pseudolus unpassend, ja letzteres fast un-
verständlich ist. Und da im A eben dieses offenbare glossem das
Plautufl. 161
idH plmitinisehe Maie morigern^s (wozu ein mihi wolil kaum ent»
bebK werden kann) verdrängt liat^ so scheint auch darauf kein
grosses gewicht gelegt werden zu können^ dass der A das Vah
Mf seile für sich vor NIMIV88TVLTV8 hat, wie Geppert in
^ko Plautin. Studien II, p. 62 mittheilt, sondern man muss für 208
■it Fleckeisea und Kiessling (in den N. jahrb. f. philol. bd. XCVII
(1868), p. 641) der palatinischen recension den vorzog geben
und lesen:
FS. Vah tice. €AL. Quid est? PS. Male mihi mori-
geru's, quöm sermoni huius öbsonas.
(der B hat C Vah face P. Quid e/i; hulu8 für huic schlug schon
Ritscbl vor in der annot crit.). Hieran schliesst sich denn
got 209:
€AL. T»ceo. PS. At taceas malo multo quam tocere te
aütumes.
wo das autnme$ eine conjectura palmaris Th. Bergk's ist, Philol.
XVII, p. 40 ff., vgl. Ind. an. Hai. aest. 1862, p. VII, aufgenommen
TOD Usener. — In vs. 206 sq. kann nichts gethan werden, bevor Stade-
Bood^s collation des A vorliegt; Geppert a. a. o. p. 60 las PRO'
HIBEBIT und EOS QVOD SOLENT; der vers scheint eine
weitere ausfiihrong des quihua ai seruiant suos amor coglt ent-
halten zu haben, etwa Jmmo semper frohibebit eoe suos amor, ne
fadant adversum eos , quod uoUnt (malintl). — In 205, der
nach Geppert a. a* o. p« 62 auch im A mit audeant schliesst,
kann in der ersten vershälfte die Überlieferung zur noth gehalten
werden, wenn sum gestrichen und fui umgestellt wird (Sid nimis
siuUus , nimium indodus fii :) , obgleich grade das letzte wort,
worin Sejffert a. a. o. die interjection ful finden wollte, starkes
bedenken erregt. In der zweiten vershälfte verbessert Bugge,
Philol. XXXI^ p. 252 , sehr ansprechend Ne Uli haud audeant,
„vgl. Bacch. 1056, Mil. 11^
Nachdem Ballio 225 — 229 seine drohungen gegen Phoeniciura
ausgestossen hat, entsteht zwischen dem in laute Verzweiflung aus-
brechenden Calidorus und seinem sklaven ein kurzes , höchst er-
regtes Zwiegespräch. Pseudolus ist zwar auch erbittert über die
Schändlichkeit des kupplers, behält aber seine fassung und sucht
den aufgeregten jüngling zu beruhigen (237): In rim qtu>d sit
praaiörlaris , quam re dduorsa animo auscultes. Die darauf ful-
Philoloiri»* XXXV. bd. 2, 11
162 Plautus.
geode antwort (238) Nugae istaec sunt : non iucundum$t , «it»
amdiis facit atulte. (durch ein P6rgin? des Pseudolus zum vene
vervollständigt) hat einen für die augenblickliche läge ond atiai-
mung des Calidorus so wenig passenden inhalt, dass ich fast an«
nehmen mochte , sie sei , anderswoher entlehnt (denn an and für
sich ist der vers ja gut), erst am rande beigefügt und dann in deo
text gerathen. Wie viel passender erscheint, nach den in stets
steigendem affect rasch und kurz einander folgenden wechselredea
235 sq. als gipfel der rathlosen Verzweiflung Calidor's, sein O
Pseüdole mi, sme sim nihil»/ mit dem er sich dem Pseudolus um
den hals wirft. Darauf dieser ungeduldig und unwillig: Mtitin
tti0? Sine modo ego abeam. So möchte ich lesen statt des band*
schriftlichen Mttte me 8is, P. sine. C. modo ego abeam, was
Müller, Plaut, pros. p. 430, in folgender fassung behält: Mitte
me eis. PS. Sine modo ego abeam. Dass die letzten vier worte
richtig sind , erkannte Ritschi in der praef. Pseud. p. XIV , und
Fleckeisen setzte sie in den text ; für das Mitte me sis lesen
beide wohl zu kühn: sine sis. PS. Sino. — Im folgenden verse
240 empfiehlt sich für RitschPs Nunc tu sapis de mum zur Ver-
vollständigung des verses vielleicht eher Nunc tu sapis sane;
vgl. €as. 615 G. Sapis sane; sane sapis Pseud. 662, sane sapit
Men. 790, sane sapio Amph. 448; recte sapio Pseud. 496^ reclitis
«apimus Ter. Ad. 832.
Inzwischen hat Ballio auf der entgegengesetzten bühnenseite,
von wo aus er die beiden anderen noch gar nicht bemerkt hat,
die mädchen hiueingeschickt und rüstet sich nun mit den Worten
241: It dies: ego mihi cesso . / tu pra4 , puere zum abgang, so
dass Calidorus erschrocken (denn er muss ihn ja jetzt um jeden
preis sprechen) dem Pseudolus zuruft: Heus^ abiit (er ist schon
fortgegangen!): quin rhtocas'i Pseudolus hat keine so g^sse eile
(242): Quid properas? Placide! desto mehr aber Calidorus: At
prius quam abiat! und vollends Ballio: Quod hoc mSum? tarn
placide is, püerel Es folgt nun eine von den im Plautus nicht
seltenen scenen , wo eine person eine andere anredet , die nicht
sehen noch hören will, sondern nur sich beeilt fortzukommen. Es
wird uns hier oft sehr schwer uns vorzustellen, wie das arrange-
ment solcher auftritte gewesen sein mag (ich erinnere nur an Trin.
IV 3, bis 1070, und an Mere. V 2, bis 885)^ und manche ganz
Piautus. 163
MfirKche und nieht abzuweraende fragen müssen unbeantwortet
UeibeB. Z. b» die hier so naheliegende: musste Ballio nicht so-
gkkfa den das gesprach beginnenden Pseudolus an der stimme
crkemieB, da sie doch früher schon mit einander su thun gehabt
katUn (233 sq., 270, 337)1 Oder noch eher: warum kehrt er
»ch Dicht sogleich um, wie man doch, wenn man eile hat, zu thun
plegt, besonders nach einem so auffalligen grusse, wie ihn Pseu-
doloa* darbringt :
243 : Hödie nate, heus hödie nate, tfl>i ego dico, heus hödie nate.
Hatte er es gethan, würde er sowohl den Pseudolus sofort
erkannt haben als auch den Calidorus, der ihm früher schon man-
cbea geM gebracht hat (247 sq., 305, 320); er thut es aber
Dicht, denn sonst könnte er nicht noch 251 sagen: quisquis es.
Diese bedenken also nothgedrungen bei seite lassend, müssen wir
ms im übrigen ein möglichst klares bild von dem spiel der hau-
deloden personen zu machen suchen und der bühnenkenntniss des
als sceneinstructeur fungirenden dichten vor allem zweierlei zu-
traoen, was die nöthige Ökonomie mit zeit und räum durchaus er-
fordert : anweisung der Schauspieler zu raschem , behendem agiren,
und möglichst schnellen , schlagenden abschluss solcher spannenden
zwischenscenen. Die vorliegende denke ich mir nun folgender-
Der Schauplatz ist in Athen auf offener Strasse, nahe einem
naeh dem hafen führenden thore. Die rückseite der bühne stellt
drei häuser dar: das am meisten rechts (vom Zuschauer), dem
ausgang nach dem forum (und aufs land hinaus) zunächst gelegene
ist das des Ballio: denn auf die bitte des als cacula verkleideten
und angeblich aus der fremde (vom hafen her) kommenden sjko-
phanten (051): 84d mihi propera möfislrars uhi sit ös lenonis
aedium, antwortet der mit ihm, also von der linken (hafen-) seite
her, kommende Pseudolus: TMium hoc est (052)» Vom thore aus
ist es das siebente: so zählt der vom hafen kommende Harpax
595 — 598. Das mittlere haus gehört dem Simo (526, 896), das
linke dem Callipho (411, 456). Wenn also am Schlüsse der er-
sten scene Calidorus und Pseudolus sich ganz nach links zurück-
gezogen haben, kann der aus seinem hause tretende und die vor
demselben postirten serui und seruae so lange (133 — 229) anre-
dende Ballio meistens jenen beiden den rücken kehren, wodurch
11*
164 Plautus.
ihr UDbemerktbleibeo und ihre zwischenreden 108 ff. 201 ff*, dem
Zuschauern um so wahrscheialicher werden. Nachdem nun Ballio,
wie bereits gesagt, eilig den weg von seiner hausthüre zum sce-
nenansgange angetreten bat, wird er durch die anrede des Pseu*
dolus 243 — 245 zwar zum stehen gebracht, kehrt sich aber nicht
um , sondern macht sich nach vier kurzen repliquen mit einem
Nimis molestu^s (249) wieder auf den weg» so dass Calidorus
drängt: Reprelumde hominem^ adaequere, und Pseudolus selbst kei-
nen anderen rath weiss als quer über die bfihne zu eilen und
den abgehenden (i puere 249) den weg geradezu zu verlegen:
occedamus 7mic ohuiam 250. Ballio hört den ungelegenen frager
von hinten herankommen und will mit einem iupjnter te perda$,
quiaquis es, noch schneller davongehen: — da taucht der abschre-
ckende köpf seines „alten freundes" (233) unmittelbar vor ihm
auf, mit einem äusserst glücklich angebrachten, zweideutigen Te
uolo jene Verwünschung parirend, und hinter ihm der Calidoms,
so dass Ballio , das bevorstehende langweilige klagelied ahneod,
wohl recht aus herzensgrund das At uoe ego a mho 8 ausstöast
Br sucht dann auf einem umwege (Vorte hac, puere, te 252)
den ausgang zu gewinnen, verfolgt von Pseudolus, der ihn zuletzt
sogar anfasst, aber mit einem barschen Omitie abgefertigt wird*
Da beginnt Calidorus selbst zu flehen: Ballio, and», aber ebenso
vergebens: unter vier kurzen repliquen gewinnt Ballio den aus-
gang und ist mit dem schroffen Dicito quando hahebie 258 im be-
griff zu verschwinden, als der kluge Pseudolus das zauberwoict
ausspricht , das den ^ herz- und gewissenlosen menschen zu allem
bewegt: Potin üt eemel modo, Bällh, hue cum tüo lucro re-
epkias? (264), und er wirklich gehör schenkt.
Die dazwischenstehenden fünf verse 259 — 263 können nicht
von Plautus sein. Ich will kein besonderes gewicht darauf legen,
dass sie sich nicht in den kretisch-trochäischen rvthmus fügen, der
sich bisher ungezwungen ergab; dass 263 fuit und est gegen den
plautinischen Sprachgebrauch Verstössen, vgl. Becker in Studemund's
Studien 1 1 , de interrog. obl. p. 253, cl. 310; dass 260 ff.
Mortua uerha nunc re facis eine höchst auffallende Wortstellung
ist (man könnte ja umstellen Mortua ri facis u4rha nunc), dass
die metaphora res mortua sonst nicht hei Plautus vorkömmt %
5) Sollte hier vielleicht eine verkehrte anwendang des sprich*
Plautiu. 165
fvin actam agia (nach Cistell. IV 2, 36, Ter. Pfaorm.
419 u. 8. w«) bier durch nichts motivirf ist: aber ist das deok-
har, dasi Plaatus, der doch ualäiigbar tbeatraliscbeo tact inid prak-
tische rootioe besass, nach der gelungenen kurzen und schroffen
ahfcrtigang 255 — 258 noch sich selber und seinen schauspielern
ann&taey den effect nor schwächende mühe gemocht haben sollte
Bit einer so breiten und doch inhaltsleeren wieder^
h o 1 n n g des vorigen f Und ist vollends das möglich, dass er den
Pseodolus sagen lassen kann 262: No8oe aaltem hunc: quia
es$7 — nachdem Ballio 251 beide gesehen und erkannt
hat, wie noch sum ttberfluss ans seinen antworten 255 — 258
deutlich hervorgeht ? Plautus mag sich bei der composition seiner
■ticke mancherlei inconsequenzen schuldig gemacht und in späteren
acten oft vergessen haben, was er in den ersten geschrieben : ein
so krasser Widerspruch aber in dieser kurzen, genau zu in-
struirenden scene scheint mir undenkbar. Die fiinf verse sind
entweder spätere schauspielerinterpolation , wie sie z. b. an der
ganzen parde 1079 — 1086 nachgewiesen ist von A. Kiessling in
seinen sehr verdienstlichen bemerkungen zum Pseudolus, Rhein,
mos. XXiil, p. 422 f., oder, was ich eher glauben möchte, sie
verdanken ihren Ursprung einem der falscher, die, wie wir bereits
im grossen canticum sahen, durch beifügung von parallelstelleo aus
anderen stücken oder durch eigene Fabrikate den text so arg ent-
stellten.
Da in den obigen citaten melurere abweichungen vom texte
Ritschl's und Fleckeisen's vorkommen, stelle ich die verse 243 — 264
hier zusammen mit kurzer angäbe der aufgenommenen ände-
rn ngen.
Pseudolus.
Hödie nate, heus, hödie nate: tibi ego dico: lieus, hödie nate,
Redi 6t respice äd nos . t e, tam 6tsi occupätu^s,
245. Mordmur . mane: 6 m, conloqui qui uolunt te.
Ballio.
Quid hoc est? quis 6st, qui moräm mi occupäto
JMolMam optulit?
Wortes „de irritis conatibus": uerba ßunt mortuo (Phorm. 1015) vor-
liegen? Vgl. Poen. IV 2, 18: uerba facü emortuo; Bacch. 519: ad
sepulerum mortuo dixit logos.
166 PlautuB,
Fuft.
Firnis fiuperbe«
PseudoluM«
Qui tibi Bospitalia
Ballio.
Mortudst, qui fult: qui sit, üsuat,
Pseudolus,
BalHo.
Nimis molestu'B,
Calidorus«
R^prehende homioem, ads^quere,
Ballio,
I, puere«
Fseudolus,
250, Occ^anus häc obuiam,
Ballio.
luppit^r ta
Perd^t» quisquis ds,
Pseudolus.
Te uolo,
Ballio,
'At uoB ego Ämbos.
Vorte hac, puere, td,
Pseudolus,
NoQ lic^t conloquf tef
Ballio.
At mihi dod lub^t,
PseudoluB,
Sio tuimBt quippiaiii in reml
Ballio,
Iwicötne, opBecrö, bitere dn non licötf
Ps^udoluB,
Vab,
25» a. ^ MMa,
Ballio,
Omitte,
CaüdoruB,
Ballio^ audi.
Plautus. 167
Ballio.
255 b -f 256. Surdüs sura prof6cto iDani loglstae.
Calidurus.
257. Dedi, dum fuit.
Ballio.
Non petd, quod dedfeti.
Calidorus.
258. Dabö^ quaodo erit
BalHo.
Dicitö, quando hab^bis.
Pseudolus.
264. Potio ut semel modo^ Ballio, buc cum tuo lucro respicias?
Die beiden trochäiscben verse uoterbrechea die kretischen an
dee beiden spannendsten stellen , wo am lebhaftesten agirt wird
und Calidorus miteingreift, wie oben genauer dargelegt. — 244
le scheint mir hart zu fehlen ; tarn etsi schreibt jetzt auch Kitschig
Trin.' 679; tarn eUi^a occupatus Pleckeisen, Müller PI. pr. p.
762. — 245 em 0. Seyffert, Stud. Plaut p. 22; ebenso Usener in
den N. Jahrb. f. philol. CVII (1873), p. 399 f. ~ 248 qui 8it,
ususi Bursian in den N. Jahrb. f. philol. LXXVIl (1858), p.512;
ebenso Bergk, privatim. — 249 sqq. Im cod. B, den ich nach-
collaiionirt habe, sind die grossen initialen, deren Wichtigkeit
Ritschi selbst hervorhebt in der annot. crit. zu 243, erhalten in
folgenden Wörtern: Nimis vor molestuSy Reprehende, AccedamuSf
luppiteTy Perdat, Aty Non vor licet y Licet vor neopse^^^cro (sie)»
u
Omille, Dediy JHciio (so m. 1, erstes i radirt), Mortutty Kosce,
lam dius* (sie, dann 2 — 3 spatien vor Scio). — 252 hoc, puere,
te Müller, Nachtr. z. PI. pr. p. 139 f. — 25l Mit den hand-
schriften, auch Brix zu Capt.^ 123; quipiam Pleckeisen. —
255 sq. Die metrische anordnung ergiebt sich ungezwungen aus
den handschriften und ist beibehalten von Studemund , de cant.
Plaut p. 46 , und 0. Seyffert , de vers, bacch. p. 32 und 43 ;
nur messen beide den vers 8urdu8 e. q. s. als dim. bacchiacus -f- trip,
iamb, catalectica, da sie inanilogistae als ^in wort im voc. plural is fassen.
Einfacher scheint es mit Saimasius iiiaiii logistae (dat. iucommodi) zu
schreiben und es auf Calidorus zu beziehen, den amaior: 308,731.
168 Plautus.
Studemund ist nicht ohne bedenken wegen der bedeutung .Ton lo-
gisia^ die doch vielleicht in der komödie, wo hgi ,, leeret ge*
schwätz << so häufig ist, denkbar sein mag; Rost, opusc. Plant. I,
p. 95 hält nur uutnihquuB für richtig; Bursian a. a. o. schlägt
yor inanVa: logi isiaec. Das metrum bleibt jedenfalls unverändert.
» 257 fmfo „rechne'^ für peio: Bergk, privatim, vielleicht rich-
tig. — 258. Dicito Bugge, Philol. XXXI, p. 252 f. — 264.
Qum tuo lucro Müller, Nachtr« z. pl. pr. p. 140.
Es folgt die grosse trochäisclie septenarscene 265 — 393, die
in mehreren partien, wie in der ganzen Schilderung des wechseln-
den gemiithszustandes Calidor's und in dem schimpfiterzett 357 ff.^
sehr gelungen, in anderen aber von ermüdender breite ist. Na-
mentlich 307 — 320 möchte man gerne entbehren; gegen 307 er-
hob schon Bursian a. a. o. verdacht, als spätere erweiterung von
306. Sichrere kennzelchen von verderbniss zeigt schon die erst«
replique des Ballioi denn 268 N6n potest (potia est Fleckeiaen)
pietäti opeisth huic, lituti res sunt oiterae bleibt an dieser stelle»
selbst wenn man mit Kiessling, Rhein, mua« XXIll, p. 414 f.,
sicut für ut schreibt (so haben nämlich die handscbriften) , doch
völlig unverständlich, und gebort, wenn er überhaupt acht ist^
nach 285, wie schon Ladewig im Philol. XVII, p, 457 f. gese«
heu hat. Der nächste vers,
D^os (|uiden), quos roaxume aecumst, metuere, eoa mi«
numi facit,
ist, selbst wenn man ihu mit Ritschi in der annut. crit. und Fleck«
eisen dem Calidorus giebt, so ganz überflüssig, klingt so fremd«
artig im Piautus und sieht einer versificirten raudglosse eines ge-
lehrten lesers so ähnlich, dass man ihn wohl unbedenklich entfernen
kann. -<^ Auch 284 ist verdächtig: Ndm id hio metuit, ni iUam
uenäas 6b simultatim suam. Die erklärung der furcht des Cali-
dorus ist für den längst in alles eingeweihten Zuschauer und leser
ganz überflüssig, und 285 Fitit ocoasidy si udlet, idm pridem ar-
gentum lit dar et schliesst sich besser an das At dabil, parahit
283 an. Das ineorrecte simültateni suam ist zwar nicht ohne
beispiele, vgl. Ampb. 1066 terrore meo, Phorm. 1016 nedegentia
tu a und odio tuo^ Madv. Gr. g. 297 b, anm. 1, aber simnltas ist
e|n unpassender ausdruck für das verhältniss zwischen Ballio und
Calidorus , besonders im munde des Sklaven } es ist ein höheren
Plaatus. 169
itilgathiiigen aogelidriges wort und fiodet sick in den palliateo nur
■och Phorm. 232 in schwungreiclierer diction. — Ich übergehe
andere stellen, die zwar ohne allen schaden für die composition der
seene fehlen könnten, wo es aber doch bei dem blossen verdacht
sda bewenden haben muss, z. b. die schon genannte partie von
307 (oder doch von 309) bis 320 incl^ die matten verse 299 sq.
nnd die sehr unklaren ausdrücke und anspielungen 301 sq. (von
einer thenerang des dies zur zeit der auffuhrung der komödie wird
nirgends etwas berichtet, so viel ich habe finden können); aber
an schlösse der scene sind 390 — 392 ganz unerträglich. Pseu-
doltts, entschlossen dem Ballio einen streich zu spielen, hatte 385 sq.
gesagt *Ad mm rem ustut hömiiie astuto, ddcto, cauto, cäUido^),
Qui inperata ecficta reddat, ftön qui uigUnna dörmiat, und gleich
darauf empfohlen 389: Prdpera^ adduo hominem hue cito, woran
sieh vortrefflich 393 anschliesst: CAL. lam hk faxo aderlU PS.
P6tine ut aheasi Tibi moram dictis creaa. Schon Ladewig
machte in seinen „Plautin. Studien'^ Pbilol. XVII, p. 457 darauf
aufmerksam, dass jene forderung Ad eam rem u. s. w. sich durch-
ans nickt vertrüge 1) mit 697 sq., wo Calidorus vom markte zu«
röckkehrt in begleitung seines freundes Charinus und diesem sagt:
P9eudoluB m% %%a inperauit, üt aliquem hominem strenuom, Bifn«-
uoUntenh addücerem ad s«, worauf Charinus erwidert Söruae im--
perium probe: Nam et amicum et bineuolentem ducis. — 2) mit
390 — 392, wo Calidorus mit einem male anfängt : Paüci ex multis
sunt amiciy hdmini oerti qui eient, Pseudolus dieses zugiebt: Scio
ego i9tuo (das folgende ist verschrieben) und mit der aufiorderung
schliesst Atque esquaere ex Ulis multis wiUm, qui certüs siet.
Ladewig wurde nun durch die wegen des amicus scheinbare Über-
einstimmung zwischen 390 — 392 und 697 sq. und auch durch die
Wiederholung des verses 384 (der jenem fersten verlangen des
Pseudolus nach einem homo astutus doctus cautus callidus 385 sq.
6) So ist wobl dieser vers zu lesen. Ritschi fand im A: eallido
und vermathete daher homine astuto docto netto fQr das hominem astu-
ium doetum $eitum der handschriften , was Fleckeisen auch in den
text setzte. Im A konnte jedoch aciium ei, was die palatinische re-
cension vor calUdum bietet, nicht gelesen werden: Geppert las aber
statt dessen CAVTO vor CALLIDO, Plautin. stud. 11, p. 61, was
das richtige sein wird, da 8citu$ nicht recht mit den drei anderen
adjectiven stimmt; das asyndeton ist ja acht plautinisch.
170 PlautuB.
vorangeht) an einer späteren stelle: II 1, 11, zii der aonabme ge-
führt, dass wir in 390 — 392 die hand des dichten hätten, wäli-
rend 384 — 386 unächt seien , nämlich nach einer von ihm aiil
Vorliebe befolgten theorie spätere ausfdllung einer im texte vorge-
fundenen lücke; in dieser lücke habe die auflfordernng des Pseu-
dolus an Calidor , sich nach einem amicus certus umzusehen , ge-
standen und dann wären gefolgt 390—392, 387—389, 393; zu
letzterer Umstellung wurde Ladewig veranlasst durch den in die
äugen springenden vortrefflichen anschluss des lam faxo hie aderit
393 an das Propera: adduc hominem hue dto 389, der schon oben
hervorgehoben wurde. — Ich glaube die Schwierigkeit anden»
lösen zu können. Der vers 384 H6c ego oppidwn ddmoenlre v$
hodie capiatür uolo kehrt allerdings im canticum II, 1 als elfter
vers wieder; aber an einer stelle, wo sowohl Ritschi (Opusc. 11,
p. 279 sq., cfr. 768 sq.) wie Bei^k (Z. f. A.-W. 1852, p. 349—
352) starke interpolationen nachgewiesen haben. Bergk^s ver-
schlag zur herstellung der betreffenden stelle ist so einfach und
ansprechend, dass man es fast bedauert nachträglich zu bemerken,
wie ihm durch zufall das frühere vorkommen des elften verses
hier (als 384) entgangen ist« Hier kann er nicht entbehrt wer-:
den, wie Ritschi mit recht betont, es sei denn dass man su der
weitgreifenden annähme schreiten wollte, er sei aus H, 1, 11 hier
beigesclirieben und habe eine andere, ächte fassung verdrängt, was
mir aber wegen der fast durch's ganze stück festgehaltenen bild-
lichen ausdrucksweise unwahrscheinlich ist: vgl. ausser II, 1 be-
sonders 766: lam ^o hoe ipsum oppidum ixptignatum fdxo ertl
lenonium, und 1064: arx Ballionia, — Ist nun also 384 unent-
behrlich und sind demnach auch die folgenden verse bis 389 tncl.
nicht anzutasten, so fragt es sich, wie der Widerspruch zwischen
dem hier verlangten hämo astuius doctus cauius callidua und dem
697 sq. gebrachten homo 8trenuo8y amicus et heneuoletis, zu lösen
sei. Ja das ist ebeu einer von jenen kleinen widersprächen , die
man bei Plautus , wie bei anderen dramatikern, bisweilen findet;
bei jenem fast in jeder grösseren palliata : ich erinnere an die in
meiner einleitung zum Miles gloriosus p. 42 — 44 dargelegten und
hoffe sehr bald an einem anderen orte mehrere aus dem Pseu-
dolus darlegen zu können. Als Plautus 384 sqq. schrieb, schwebte
ihm das bild des bei der intrigue zu verwendenden sjkopbanten
Plautus. 171
tot: als Cbarinus kommt, hat er jenes vergessen und wendet sieb
gmns der Schilderung dieses liebenswürdigen heiteren Jünglings zu,
die ihm denn auch trefflich gelungen ist. -— Aber jemand, der
den kleinen Widerspruch durchaus beseitigen wollte, schob zur ver-
mitteluiig die (anderswoher geholten oder selbst fabricirten ?) verse
390 — 392 ein und bedachte nicht, dass er hierdurch, ohne jeden
notivirten Übergang, zwischen zwei eng zusammengehörende verse
eloeo ganz fremden gedanken eindrängte, der noch dazu mit dem
disrakter des Calidorus und mit der eile, die sein anliegen hat,
gar Dicht stimmt. Ob der gedanke vollends auch schief ausge-
druckt war, bt bei der beschaffenheit der Überlieferung namentlich
391 schwer zu entscheiden: utnimque kann nicht richtig sein, da
man ja doch nicht einen dilectua halten kann unter den amici
pauci , qui homini oerii 8ient , und den amici multi (qui homini
cerii non iient), um 6inen zu finden, qui certus siet. Daher ist
auch Ladewig's uMmque (Z. f. A.-W. 1842, p. 1074) nicht zu
halten, und in v. 392 muUis jedenfalls verschrieben; ein utcum"
giM, wie Acidal ^ wollte, hat Plautus nur Epid. 1, 1, 47: Utcumque
in dl$o uentti$ eat, exin uelum %Mrtiiur (= Poen. Ill, 5, 9) und
Bacch. 662 (unsicher). Was im A die ursprüngliche fassung ge-
wesen ist, überlasse ich scharfsinnigeren zu ergründen : Csener und
Bugge haben es versucht, N. Jahrb. f. philol. XCI (1865), p. 264
und Philol. XXXI, p. 454; Geppert's mittheilungen aus demsel-
ben , Plautin. stud* 11 , p. 60 und 58 f. , lassen das baldige er-
scheinen des Stndemund'schen abdrucks noch mehr wünschen.
Der folgende monolog des Pseudolus, I, 4 uulg., zählt unter
seinen 21 versen jedenfalls 3, vielleicht 4 oder 5, unächte. Zuerst
bat Kiessling im Rhein, mus. XXIII, p. 419 den störenden v. 403:
Fadt iUud uerlsimiley quod menddciunuft , dem auch durch Bergk's
änderung Fa<Me illud e. q. s. (ind. Halens. 1858/59, p. VI) nicht
recht aufgeholfen wird, als einschiebsei entfernt: erst dann tritt
die nöthige concinnität zwischen 401 sq. und 404 sq. ein. \och
viel breiter macht sich der interpolator in den drei folgenden versen :
7) Seine worte sind Divin. p. 349 : Neacio quid hoc inierpretatio-
m$ wt ad uirumque uocem, cum Lambinus astutum et incertum desig-
nari ait, ütrumoue ent utrorumque , eertorum seil, amicorum et incer^
forum, Eorum dilectua iubetur, Veterea tarnen utrinque , quod sensui
asquB aptum; nee ineptum ufcumque, si quia ita malit.
172 Plautus.
40& Atque 6go me iam pridem bufc daturum dizeraiOy
407. Ac uölui inicere trägulam ia nostrum senem:
408. Verum is oescio quo pacto praesensCt prius,
die ja übrigens recht gut gelungen sind. „Im ersten verse be-
stätigt der Ambrosianus die von Ritschi gemachte Umstellung me
iam pridem huic, im zweiten geben die handscbriften sämmtlicb
At statt Ac." Geppert, Plaut, stud. I, p. 70. Aber die unächtheit
dieser verse, die Geppert a. a. o. p. 71 bezweifelt, geht hervor
aus folgenden gründen: 1) in der ganzen ersten scene kommt auch
nicht das mindeste von ihrem inhalte vor: denn erst hier erfährt
Pseudolus die noth, in der sein herr sich befindet, und giebt das
versprechen ihm zu helfen selbst auf kosten des vaters; 2) der v.
408 steht im directesten widersprach mit 418 — 426 im anfange
der folgenden scene: denn erst dort bekannte Pseudolus zu wissen,
dass Simo von der Verlegenheit seines sohnes gehört habe und
schon ahne, dass es auf ihn abgesehen sei ; er hätte also 426 sa-
gen müssen Herum ftraesensit. Deshalb streicht auch Sauppe io
den Quaest. Plaut, (ind. Gotting. 1858/59), p. 6 den vers. —
Drittens konnte das fragulam inicere 407 leicht gebildet werden
nach folgenden stellen: Epid. V, 2, 25:
Trägulam in te inicere adornat : n6scio quam fabricäm facit.
Cas. II, 4, 18 :
Ego pol istam iam äliquouorsum trägulam decidero.
Poen. IV, 2, 97:
Sätine, priusquam unümst iniectum t^lum, tum instat älterum !
Most. 570 R. 555 L. :
Continuo adueniens pilum iniecisti mihi.
Auch Weise, Die komödien des PI. kritisch nach Inhalt und form
beleuchtet I, p. 172 f., verwirft die verse (und überhaupt den gan-
zen munolog !), desgleichen Ladewig im Philol. XVII, p. 456 f., wo
er noch darauf aufmerksam macht, das Jiuic 406 ganz beziehungslos
dastehe; die verse seien ausfuUungen eines grammatikers in einer
textlücke, in der wahrscheinlich Pseudolus seinen vorsatz ausge-
sprochen habe, dem Ballio, der ihn so geärgert, zu prellen, s. 234,
382, 524—530, 675—677.
Ob aber auch v. 409, der allerdings entbehrt werden könnte.
Plautufl. 178
aoch so oobedingt, wie Ladewig will, zu streichen ist, scheint mir
doch nicht völlig sicher. Allerdings kommt dieser vers: Sed cön-
ftrimunda u6s mihi atqüe ordtiost auch III 1 wieder vor : 22
(= 788 R.) und kann dort wegen des Wortspieles mit dem Con-
ftrimere dentes 787 keinesfalls entbehrt werden , so dass er also
hier (409) verkehrten ortes stände: es ist aber die frage, ob jene
scene audi wirklich von Plautus herrührt. Einen vers der-
selben, 768, hat Sauppe (dem Ritschi später beigetreten ist im Rh.
BUS. XV, p. 430, vgl. Opusc. 1^ p. 258) als unächt erwiesen in
den eben erwähnten, sehr dan kens wertben Quaest Plaut, p. 8,
deren Inhalt wohl, von der nicht nöthigen athetese des verses 177
■nd dem lu unsicheren awn argentum'i 1325 abgesehen, in jede
künftige ausgäbe des Pseudolus übergehen wird. Mir scheint die
ganze scene, deren Inhalt der widerlichsten art ist, späterer scbau-
spielerzusatz, auf die niedrigste klasse des publicums oder doch
auf die niedrigste art der erhaschung seines beifalis berechnet.
Der jmer hat sonst gar nichts im stücke zu tbun: denn der 855
angeredete ist der pedisequos Ballio's. Die scene ist für die com-
position des Stückes völlig entbehrlich : zur ausfüllung der nöthigen
pause zwischen 764 sqq., wo Pseudolus abgeht um den Simia zu
instruiren, und 905, wo er mit diesem zurückkehrt, genügt völlig
die scene mit dem koche III, 2 (dessen ankunft schon 157 und
169 f. in aussieht gestellt war), die überhaupt geschickt mit dem
ganzen in Verbindung gesetzt ist: vgl. 561 mit 895 — 904 und
1068 sq., 1089 sq. Hierdurch und durch die erwägung, dass die
rück kehr des Ballio, gegen den Simia IV, 1 und 2 ins feld ge-
führt wird, doch motivirt werden musste, wird es sicher, dass auch
diese scene (III, 2) aus demselben griechischen original stammte,
dem der Pseudolus überhaupt entlehnt ist, so dass hier keine con-
tamination vorliegt — Wird es nach diesen allgemeinen ge-
sichtapunkten vielleicht nicht unwahrscheinlich, dass III, 1 späterer
Zusatz ist (verdächtige einzelheiten habe ich bisjetzt nicht
bemerkt), so wird auch die roöglichkeit zugegeben werden müssen,
dasa V. 409 ursprünglich I, 4, 16 stand, und von dort für III, 1,
22 entlehnt wurde.
Die letzte (fünfte) scene des ersten actes ist auch nicht ganz
unangetastet vom interpolator geblieben, obwohl der vorzüglich
fliesaende dialog ihm nur wenig gelegenheit bot seine erweiterun-
174 Plautus.
gen anzubringen. Als solche haben Ritschi und Pleckeisen die
zwei halbverse iatuc dherat Uihglus und lllut erat fMra4sen$ 502 sq.
gut erkannt, desgleichen die unmetriscben und (selbst wenn man sie mit
A. Spengel, Plaut, p. 40 f., durch ein conuenit in einen vers ver-
wandelt) ganz überflüssigen Worte nach 543 : De iatac re aut si
de ea re unqitam inter noa coiifienimti«, vielleicht auch v. 467, um
nicht von 485 (= 527) zu sprechen. Desto stärker ist, wie
schon oben berührt , II , 1 interpolirt ; dann aber hören die ein-
schiebsei allem anscheine nach fa|t völlig auf: mit ausnähme der
von mir verdächtigten scene 111, 1 und der von Kiessling in den
Symb. philol. Bonn. p. 838 f. als feinere dittographien zu 737 —
744 bezeichneten verse 745 — 750 (worin ich nicht beipflichten
kann), liegt nur noch 1079 — 1086 entschieden unächtes vor, wie
schon oben beiläufig bemerkt wurde; ich hatte mir schon vor jäh-
ren die ganze stelle eingeklammert, da sie, wie schon das erste
aufmerksame durchlesen des Pseudolus ergiebt, neben der 896 ff.
erzählten begegnung auf dem markt und neben 1067, dem grell-
sten Widerspruch, unmöglich bestehen kann.
Zum schluss möchte ich ein paar einzelne stellen besprechen.
V. 549 : Quin rue ut irem, iam lieri conetitwram. Diese lesart
der handschriften wäre nur haltbar, wenn man annehmen dürfte,
dass auch in atatuo und compositen des u zur zeit des Plautua
noch zuweilen lang gebraucht worden wäre; aber solche messong
ist nur bei einsilbigen stammen nachweisbar : plüit Men. 63, füit
Pseud. 285, füimue Capt. 262, adnüit Bnn. Ann. 136 u. s. w.,
vgl. Fleckeisen im Rhein, mus. XIV, p. 631 f. und Corssen,
Ausspr. 11 ^ p. 680 f. Bothe und Weise behalfen sich mit dem
conetituueram des Salmasius, Ritschi und Fleckeisen schrieben mit
Reiz conetitiueram, letzterer aber bewies alsbald a. a. o. p. 628 ff.
(wo unsere stelle fehlt) die unzulässigkeit solcher formen, nnd
Ritschi ist ihm jetzt beigetreten opusc. II, p. 258. Müller, Pbut.
pros. p. 553 anm., fasst den vers als frage, also Quin = Quine:
„das verlangst du von mir, während ich doch — V* und fügt hinzu :
„der schluss ist leicht anders zu berichtigen". Ich wage den vor-
Bclilag mecum etatueram, wofür ich freilich aus der komödie trotz
alles suchens nur Hec. 195 beibringen kann: nam constitui cum
quodam hospite, me esse iUum conuenturam. Letzteres ist ja aber
bei Cicero häufig, der auch sagt Verr. Ill, 41, 95: H hahuisti
Plautus. 175
wUrtuium cnm animo ac ddiheraUtm; Li?iu8 hat ttatuere apud am-
mum My 39, 11.
V. 560 sq. , wo Sauppe 1. 1. p. 7 und Pleckeisen (still-
achweigcend) die unhaltbare ptersonenvertheilung Ritschl's iiberein-
•tioMieod berichtigt haben, sagt Simo Ai ego dd fonim iho: iam
ddere hie und Pseudolus ermahnt Actutüm redh. Aber das iam
ad€ro hie (im A: turn adero, in den übrigen handschriften tarn hie
adero) kann nicht richtig sein. Plautus hat in solchen häufigen
redensarten des täglichen lebens fast immer feststehende folge be-
stimmter Wörter, an die seine leser sich dermassen gewöhnen, dass
jede abweichung sie stutzig macht und zum genaueren untersuchen
auffordert So ist hier schon das neben ero weit seltnere adero
auffällig, noch viel mehr aber die nachstellung des hie bei Ritschi
■nd Fleckeisen oder das fehlen desselben, nach cod. A, bei Sauppe
1. I. ich glaube, dass Plautus auch hier nur tarn hie ero schrieb,
und führe dafür folgende stellen an : Amph. 969 iam hlc ero,
quom iUi censdfis isse me. •— AcMüm redi. So cod. B nach
eigener collation, nur cum illic. — Epid. Ill, 3, 43 Reuörtere ad
%ne estimplo, — Continuo hk ero (desgl.). — Cas. Ill, 1, 12
Ctira, ego ad forum modo iho . iäm hie ero, — Bene dmhula. —
P«. 331, Rud. 444, 1224: Jam hhe ero. — Cas. 11, 3, 2: %i
hc ero. — Men. 225, Aul. I, 2, 11 und 26: Iam ego hie ero. —
Cas. IV, 2, 7: ego eras hie ero. — Stich. 67 aut iam egomet
' hie ero. — Ibd. 537 iam ego apud te ero. — Cas. Ill, 6 , 18
I Ego iam iniuB ero (cod. A, die übr. codd. Iam %ni%i8 ero; Geppert
1 hm ego iniua ero)» Vgl. Ter. Haut. 872 Ego domi ero. —
Adero finde ich nur, und durch das mctrum geboten, Bacch. 100
Prius hie adero; Aul. II, 3, 7: iam ego hie adero; Stich. 66: Iam
ego d&mi adero. — Amph. 545 (= I, 3, 47) hat B: Prius tua
opinione hie adero honum animum habe. Fleckeisen setzt eiiim
nach Prius ein und eo vor honum; letzteres kaum richtig, wie
i^chs in Studemund's „Studien^* 1, 1, p. 16 not. bemerkt: Irnhe
animum honum ist die gewöhnliche Wortstellung (Mil. glor. 804,
1236, 1357, Ps. 925, Cas. 11, 6, 35, Epid. IV, 2, 31, überall am
versschlusse, dagegen Pseud. 866 f. Habe modo honum animum. —
QuaStOy qui possum ^ doce, Bonum animum hahere , qui te ad me
addmedm domumf); der hiat scheint mir durch die kleine pause
nach adero gestattet. Wer an einem tuad (Ritschi im Rhein, mus.
176 Plautus.
XXIV^ p. 486) zweifelt, wird nach prius ein enim, ego oder ahn*
liches wort einsetzen und die veraclileifung tua opinidne anneh-
men müssen.
V. 741. In der ersten vershalfte sind die seltenen Wörter
Murnnam, possum , defrutum glücklich erhalten; für eine genu-
gende erklärung derselben ist kürzlich gesorgt worden von Moritz
Voigt in einem aufsatze : ,,über mur'tola, murrata, mtirritia'S Rhein,
mus. XXVIll, p. 56 — 64, für dessen klare und pracise darstellnng
man erst recht dankbar wird, wenn man selbst sich längere zeit
abgemüht hat mit den Exercitationes Plinianae von Salmasius und
Gesner's Chrestomathie, der verworrenen und widersprechenden
Zeugnisse alter grammatiker nicht zu gedenken. — In der zweiten
vershälfte gehen CDPZ melUnam^ B mdmanii A, wie es scheint,
mellaniy womit das mella bei Plinius h. n. XIV, 13, 15 (92) im
citate des verses stimmt; und dann haben noch alle Plautushand-
Schriften ein md, Ritschi und Fleckeisen schreiben meVmam md,
und ersterer fügt noch hinzu: a Plauto tarnen scriptum esse mvU
sum suspicor. Gegen beides erhebt Bugge gerechte bedenken in
„Tidsskr. f. philol. og pädag.« VI, p. 14 (= Philol. XXVIIi,
p. 563 f.): von mel hätte mit dem suffix ina nur mdlina gebildet
werden können, nicht meUfia, und dieses wort (oder meUamy was
Bugge vorzuziehen scheint, da es auch bei Columella XII, 11 und
47 sicher steht) hätte schwerlich durch corruptel aus mvlsum ent-
stehen können. — - Das folgende mel ist neben mdlinam uner-
träglich, sei es nun durch dittographie oder durch übei^eschriehene
Interpretation des seltenen ^) vorhergehenden Wortes entstanden :
Plautus kann nicht erst drei arten süssen weines nennen, dann hin-
zufügen „honigsüsses getränk" (honigwein, wenn man will), und
schliessen mit der Zusammenfassung: „honig jeder art'* (ein solches
adjectiv steckt nämlich in den letzten zügen der handschriften :
quoiusmodi oder quouismodi)^ schon aus dem gründe nicht, weil
honig kein geträn k ist Wohl aber kann er nach jenen drei arten
8) Meilina ist ein an. Ity., denn das ebenso lautende wort Epid.
I, 1, 21 {Aut 81 Imeüina attulUti cod. B) ist sicherlich Terscbrieben.
Scherzhafte bildang ist wohl anzuerkennen True. IV, 1, 6: nimio
magnae melliniae mihiat , was man ts nimio magnae uohtpiaii mihist
erkl&rt
Ploutus. 177
lineB weines xnsammenfassend schliesseo: „(kurz), Lonigsiisse ge-
traoke (hooigweioe) jeder art^S Welche form, meUinam oder mel-
lam , wir duo wählen sollen , beruht auf der metrischen form des
letzten adjecti?8. Ritschi und Fleckeisen haben (m^ifiam, mel)
^SM^vatmod» 9 Bugge äussert sich nicht darüber. Diese form des
atfjectiTs, die natürlich auf quolusquoiusmodi und auf der liäuflgen
eioiilbigen ausspräche von quoius (eitfs huitis), beruht, kömmt zwar
bei Cicero yor (alles gesammelt in Neue's Lat. formenlehre II,
f. 178 f.), bei Plautus aber noch nicht, denn auch Bacch. 400 ist
es nur eine conjeetur Scaliger's, aufgenommen und noch jetzt ver-
tlieidigt yon Ritschi in den Opusc. II » p. 727. Es wird daselbst
recht ansprechend voi^^escli lagen das dreisilbig ausgesprochene quo-
Uumodi Men. 575 zu schreiben ^oimodi (warum nicht noch lieber
qwi9tnodl7)y vielleicht auch noch an anderen stellen, „namentlich
aber Persa IV, 4, 96 (= 648), nur nicht Persa 111, 1, 58 (=
S86y^ Aber grade an der letzten stelle, die Ritschi mit dem vor-
hergehenden verse so schreibt: ^.
Tace stülta • non tu nunc hominum mor^s uides,
Quoiüsmodi hie cum fäma facile nübituri
{Quoius BD , iJuiua A) , hat der Decur latus eine beachteiiswerthe
?«riante ^oitiUmodi, die uns auch zur herstellung des Pseudolus-
rerses helfen kann. Gujet fasste sie richtig = Cttiusuis modi,
and so auch neuerdings B. Becker in seiner vorzüglichen abband -
long über die indirecten fragesätze im alten latein (= Studemuod's
Studien I, 1, p. 286); tritt der daselbst geltend gemachte syn-
taktische grund hinzu , so wird kein zweifei mehr sein , dass zu
lesen ist: non tu nunc hominum mor^ uides? Quoiuismodi hie
cum fäma fädle nühiiur. — Im Pseudolus verse erklärt schon
Naudet das überlieferte quoius modi richtig als cuiuscumque modi
and fügt hinzu „Forte: quoiusuis^^, ohne näher anzugeben, wie er
sich dann den ganzen vers hergestellt dachte; einsilbige ausspräche
des ^oitis eius huius scheint er nicht gekannt zu haben. Neh-
men wir aber diese auch hier an und fugen der handschriftlicheu
Überlieferung einen einzigen strich bei, so haben wir Qtioiui^modi
(wie C im Persa 386) = Quoiusuismodi , was im vorhergehenden
mdUnam erheischt; der vers dürfte also gelautet haben: Mi&rrinam,
Philologus. XXXV. M. J. ^^
178 Plautus.
pasaüiHy defrutum y meUinam quolusulsmodi (was auch quoiuinnodi
oder (luoisuiamodi gesclirlcben werden kann).
Nachdem in IH, 2 der koch als höchste seiner leistungeo die
Wiederholung des kunststückes der Medea^ einen greis wieder jaog
zu machen , in aussieht gestellt hat , fragt Ballio 874 sq. Ehern
quanth istuc vnum mi coqulnare pirdocesi Da im Torhci^ehendeo
nur von jenem kunstsfück die rede gewesen ist und Ballio's erste
frage 872: Eho, an eiiam uenefkusl mit der antwort 873: Immo
^epol uero sum hömlnum scruatdr magis zu keinerlei missverständ-
niss anlass geben^ bleibt es auffallend, dass der koch fragt 876:
Quldl, völlig unerklärlich aber ist Ballio's antwort: 'üi f e «emem,
ni quid sttrrlpids mihi, wo Ut weder final noch epexegetisch (zu
isiuc unum coquinare!) sein kann. Jene zweite frage Ballio'i
875: Quanti istuc unum mi coquinare pMioces? erfordert durchaus
eine antwort, wie sie 877 erfolgt: 81 crddisy nummo: si tio», iie
mlna quiJem, und daher müssen wir annehmen, dass 876 an ganz
falscher stelle steht. Wo er aber hingehört, habe ich noch nidit
herausbringen können; vielleicht sind andere glücklicher.
y. 1010 verstehe ich nicht Ritschl's und Fleckeisen's lesart
der antwort des verkleideten Simia. Ballio las im hriefe des
Miles (1009): Harpds calator mius est y ad te qui ueiiil ....
blickt dann auf und fragt: Tunis %s Harpaxl (wenn nicht etwas
ganz anderes in dem faphax der handschriften steckt), worauf Si-
mia antworten soll: Ego sum: atque Harpax quidem. Die hand-
Bchriften geben atque ipse harpax quidem ^ doch weiss man noch
nicht, was im A steht; Ritschi las nur ATQ PA^y wo
allerdings für ein ipse kein ranm wäre. Dass nun jenes atque
Harpax quidem „und zwar der Harpax in eigener person*' bedeute
(und was sollte es sonst bedeuten?), wird nicht bewiesen werden
können ; eher würde Fleckeisen's atque ipse Harpax quidem dazu
passen. Was aber diese bestätigung des Ego sum bezweckt (einen
reiz auf die lachmuskeln der die verkappung des Simia kennenden
Zuschauer?), verstehe ich nicht und möchte daher vorläufig lieber
auf die vulgata atqite ipse harpax quidem „und zwar bin ich selbst
ein mensch, der seinem namen ehre macht^' (Harpax — ipse har-
paxy vgl. 653 — 656; wortgetreue Übersetzung ist uns ja nicht
möglich); ein ähnliches quidem scheint Bacch. 222 zu stehen: Nam
iam hue adueniet mUes .... CHR. Et miUß quideml MUnd
Plautus. 179
nrv ein soldat !'^ „Und was fiir einer ^< 223 : Qui de ämit-
tmwda Bdcdkide aurum hie 4xlgit, — Eioe hülfe des A haben wir
dagegen leider nicht zu erwarten in dem verzweifelten verse 1049^
den ich nur erwähne um darauf aufmerksam zu machen, dass ge-
wiss nach müiiariB verderbt ist: m'üifaribus (so nur Da) wird
■ach de« sonstigen gebrauch des Plautus jedenfalls erwartet: 928
1004, Bpid. I, 1, 14; Trin. 721; Poen. V, 5, 7; True. V, 16;
kann aber nicht richtig sein. Denn Simia sagt keineswegs: „lasst
■ot davon gehen mit soldatischen schritten (indem wir so thun,
F ab wäre ich wirklich ein cacula militariay^ sondern, wie die läge
der dinge dringend erheischt und seine heftigen werte 1046 sqq.
an Pseudolus deutlich bekunden: „lasst uns davon eilen, was wir
mir irgend können, bevor der nahe feind zur besinnung kommt
und uns zurückholen will*^ Solche bedeutung liegt aber nicht in
dem ausdruck gradvs miliiaris, der im gegensatz zum gradua ple-
muB (gradu pleno, gradu citato^ se inferre) „laufschritt*^, grade das
regelmässige, ruhige marschtempo bezeichnet. Vgl. Vegetius I, 9:
MUitaH ergo gradu XX milia paseuum horte V dumtaxat aesHuia
comficienda eunt. Pieno autem graduy qui citatior eet^ iotidem Iwris
XXIV milia peragenda eunU Anderswo sagt Plautus grandi gradu:
True. II, 2, 31, vgl. besonders Epid. I, 1, 11 — 14: Di inmortales
te infelicent , «f lif es gradihue grändihue! Nam ul apud portum
te wnepexi, ctirrictilo occepi eeqtii: Vis adipiecendi poteetae mddo
fuil. — Scurra^e. — 5cio, Te ieee quidem hominetn miliiarem;
"WO also das langsame faule schlendern eines städtischen pflaster-
treters (zur Most. 15 L», Brix zum Trin. 202) dem ruhig und
regelmässig vorwärts schreitenden soldatenschrilt entgegengesetzt
wird. — Erwartet wird im Pseudolusverse irgend eine komische
beseichnung der eile, wie „mit siebenmeilenstiefeln'^; die verschrei-
bung* deutet auf ein compositum von miUe,
V. 1065, 0 förftMiafe, c^o fortunaiam manum nach der
palatinischen recension Ritsclil und Fleckeisen, wie alle ftüheren.
Aber der A hat : FORTVNÄl OMANVM, wonach Sauppe
quaest. Plaut, p. 13 sehe ansprechend herstellte: 0 fdrtunafe, fdr-
imnatam cido mannm; die assonanz fortunate fortunatam ist so
acht plaotinisch, dass an der richtigkeit dieser Zusammenstellung
for jeden kenner des dichters kein zweifei mehr obwalten kann
nnd beispiele ganz überflüssig sind. Nur verstehe ich noch nicht,
12*
180 Plautuf.
warum grade die fartunaia manu9 hervorgehoben wird; es liegt
durchaus kein grund vor die manus des Simo als eine foriunaUi
SU bezeichnen» eher die des Pseudolus, die den $ymbolu$ auf-
schnappte und damit den sieg ermöglichte« Ballio wähot sich
1052 sqq. völligen sieger durch die gunst der Fortuna; er wakol
auch seinen alliirten, den Simo, durch die gunst derselben sieger
in der wette um 20 minen (536 sq. 1068 sq.), wünscht dass er
komme, tit mea laetitia laetus promiscam stet (1062), und will
ihm in seiner freude als glücksgenossen die hand drücken (Capt.
838, 859, Rud. 243, Mere. 149): also müssen beide personen
erwähnt werden 1065 und Plautus schrieb sicherlich: 0 fortunate^
fMunato ddo muniim.
Rom. Aug. 0. Fr. Lorenz.
Nachtrag zu p. 177. Auf (/tioiui^modi ist sowohl im Pseu-
dolusverse wie Bacch. Ill, 2, 16 auch gekommen A. Luchs, „Zur
lehre von der genetivbildung der lateinischen pronomina*' p. 32,
welche abhandlung (aus dem in Vorbereitung begriffenen vol. I,
fasc. 2 der Studemund'schen „Studien^') mir durch die "gute des
Verfassers schon jetzt zugänglich geworden und zur benutzung
freigestellt ist. D, o.
Zu LiviuB.
XXII, 12, 4 victos tandem quos Martios antmos Romanig.
Dass qtios unmöglich ist, hat Heerwagen bewiesen ; Gronovs quoque
ist der Wortstellung wegen nicht annehmbar. Das wohlfeilste aas-
kunftsmittel haben diejenigen ergriffen, welche mit Valla das un-
bequeme wort wegstrichen; dasselbe leidet eben- so wie Weissen-
borns conjectur aliquando an dem übelstand, dass die entstehung der
verderbniss dabei nicht erklärt wird. Heerwagen schreibt mit Je-
nicke antiquos, vgl. c. 25, 10 «i antlquw animus plebei Romanae
esset; dort freilich steht kein zweites adjectiv dabei, während hier
das eine neben dem andern ziemlich überflüssig wäre. Ich schlage
illos vor, welches wenigstens dadurch sich empfiehlt, dass es den
überlieferten buchstaben am nächsten kommt.
Hof. ^ ^. F. Unger.
11. JAHRESBERICHTE.
45. Aeschines.
(Erster theil).
1) Aescliiois orationes ed. Fr. Fraoke. 8. Lips. 1860. ite-
ram ed. Lips. 1863.
2) Aeschinis orationes e codicibus partim nunc primum ex-
cussis edidit, scholia ex parte inedita adiecit Ferd. Schultz.
8. Lips. 1865.
3) Ruhdewald: De nonnullis orationum Aescbiois et De-
mostbenis de legatione male gesta habitarum locis. Burgsteinfurt.
1867. G. Fr.
4) Gilbert, Otto: Ea quae Demostbenes et Aescbines in ora-
tioDibas de falsa legatione habitis de tempore primae et secundae
•d Pbilippum legationis narrant, num inter se consentiant, quaeriiur.
Marburg. Cattor. 1867.
5) Hillebrand: Explicationeset emendationes Aescbineae. Weil-
borg. 1868. G. Fr.
6) Hug: Der entscbeidungskampf zwischen Aeschines und
Demosthenes. Zürich 1869.
7) Rede gegen Ctesipbon, übersetzt von Titus Wilde. Gör-
litz. 1870. G. Fr.
8) Röhmheld : Quaestiooes de Aeschinis oratione contra Ctesi-
phoDten. Marb. Catt. 1871.
9) Aeschinis in Ctesiphontem oratio. Recens. Expl. Andreas
Weidner. Lips. 1872.
9) Aeschinis orationes. Recens. Andreas Weidner. Berol. 1872.
Dazu kooiaieD artikel in Zeitschriften von Schultz, Linder,
Richter, Frohberger, Dahms und E. Rosenberg.
Obwohl die litteratur des Aescbines seit dem jähre 1860 keine
1 82 Jaliresberidite.
reicbliche genannt werden kann, glaubte icb dennoch zweckmänigf zu
handeln» wenn ich den stoff in drei tbeile zerlegte und jede einselne
rede fiir sich bebandelte. Es ist nämlich die äussere^ haod-
schriftliche kritik» welche in diasem jahrzehend besonders reich-
liche fruchte gebracht bat, auf die wir daher unser bauptaugeoDierk zu
richten haben. In dieser beziehung aber sind, wie Weidner mit
recht hervorhebt, die einzelnen reden, jede für sich, als ein ganzes
zu behandeln, nicht blos, weil sie auf theilweise verschiedenen hand-
schriften beruhen» sondern weil auch dieselben handschriften in
den verschiedenen reden anlass zu einer verschiedenen beurtheilung
ihres werthes gegeben haben. Einer späteren Aeschineskritik wird
es vorbehalten sein, die gesonderten Untersuchungen über den werth
und die classification der handschriften fiir die einzelnen reden
wieder zu einem ganzen zusammenzufassen, um endgültig festzu-
stellen , ob viele handschriften des Aeschines das Schicksal der
bandschrift h getheilt haben, bei der sich nachweisen lässt, dass der
Schreiber fur die einzelnen reden verschiedene quellen benutzt bat.
So lange aber wird es misslich bleiben anzunehmen, dass df in der
Timarchea auch an zweifelhaften stellen vor den lesarten der hand-
Schriftenklasse B der vorzog zu geben sei, dass df überhaupt vor-
urtheilsfrei zu betrachten seien, wie Weidner es thut, da dieselben
sich in der Ctesiphontea als eine unlautere quelle ausgewiesen
haben. Auch das muss bei einer zusammenfassenden Aeschines-
kritik vermieden werden, dass bei demselben redner verschie-
dene handschriften mit dem gleichen buchstaben bezeichnet werden.
So fasst Weidner in der einen rede mit A zusammen dd, während
df sich unter M befindet» während er in der andern df mit A be-
zeichnet.
I. Die rede gegen Timarchos.
Unter der angegebenen litteratur gehörten an diesen platz be-
sonders die ausgaben von Schultz und Weidner, wie sie denn über-
haupt die bedeutendsten leistungen fur Aeschines während dieser
jähre sind. Sie sind entgegengesetzt in ihrer ganzen anläge und
stehen dennoch in engem bezuge zu einander. Die ausgäbe von
Weidner wäre meiner mcinung nach unmöglich gewesen ohne die
von Schultz, und die letztere hat erst ihren rechten werth erhalten
durch Weidner's ausgäbe. Denn die ausgäbe von Schultz fan4
trotz des erstaunlichen fleisses und der bewundrungswürdigen Sorg-
falt in der Sammlung der lesarten, trotz der selbständigen verglei-
chung nicht unwichtiger handschriften, des Vai, Laut, Fhr, Barh,
Abb,, und einer erneuten collation des so wichtigen Parisinus nicht
den verdienten beifall, weil mau in das chaos der lesarten nicht
Ordnung gebracht sah und selbst nicht hineinzubringen vermochte.
Die bei jeder Aeschinesarbeit fast sitte gewordene klage über die
traurige beschaffenheit der handschriften dauerte fort; von der in-
Jahresberichte. 183
krilik allein versprach man sich noch erfolge, die sie ja
in der that gehabt hat, wenn auch die meisten errungen-
MJMftea auf diesem gebiet den character des subjectiven geschmacks
4ei betreffenden kritikers und seiner an den redner herangetrage-
Bcn principieu nicht verleugnen. Und so viel war ja richtig »n der
klage: eine handschriflt wie der Urbinas des Isokrates, der Parisinus
da Demosthenes war nicht gefunden. Man gab es bis auf spär-
KdM anfange auf, durch eine geschickte Zusammensetzung der uns
crkaltenen handschri fiten , durch combination sich ersatz für den
■aogel zu verschaffen. Das hat Weidner gethan. Mit diesem viel-
Wklagtea handschriftlichen material errichtet er ein stolzes ge-
biode, das nach seinen eigenen Worten ihm in seinem fundament
and leinen liaupttheilen allen stürmen zu trotzen scheint Eine
nlcbe Sicherheit in der heilung kritischer Schwierigkeiten war
bitiier im Aeschines unerhört, und ist, wie ich fest glaube, beim
Aeidiines auch unerreichbar, wenn sich auch von jetzt an die
luuKkehrifitliche kritik beim Aeschines wieder mehr hervorwageu
and bedeutendere erfolge erzielen wird. Darin eben setze ich das
fCrosie verdienst Weidner's , dass er durch seine geniale , aus
einem giiss hervorgegangene arbeit den todten schätz, den wir
n den handschriften besassen, aufgerührt, und angeregt hat, die
eiazeloen theile dieses Schatzes näher zu untersuchen und würdigen
m leruen. G^en die Solidität seines gebäudes aber, gegen
seine ganze methode und deren erfolge erlauben wir
HM einspräche zu tliuen und hoffen , unsere entgegengesetzte nn-
siclit zur geltung bringen zu können.
Weidiier hat seine gruuddätze bei der kritischen behandlung
der Timarciiea am' sdilusse der Prolegomena zur Ctesiphontea
dargelegt. Früher theilte man die handschriften des Aeschines
in zwei klassen (Scheibe). Der scheidungsgrund war ein un-
2vreif bender, denn das alter der handschriften ist an und tür sich
far ihre gute nicht entscheidend. Besser schon ist die eintheilung
k drei klassen bei Franke. Er unterscheidet 1) gute, ahgm Ti-
mar€heae 2) schlechte und interpolirte , eklics. 3) mittlere plhgdfr.
Genügen wird dieselbe jedoch keinem. Denn, um von ande-
ren abzusehen, was soll uns ein genus medium ^ das wir nach
mibjectivem ermessen bald als gut , bald als schlecht heranzie-
heo dürfen ? Einen fortschritt zeigt , wie es zu erwarten stand,
F. Schultz's eintheilung in vier klassen, doch sind auch bei
ihm die theilungsgründe nicht scharf und concis genug. Es lässt
sich bei minus depravati — probos interdum — ad primum genus
proxhme accedit zu wenig bestimmtes denken und das verhältniss
der einzelnen handschriften zum archetypus wird dadurch nicht er-
klärt. Dieses verliältniss klar zu legen, bt das bauptstreben Weid-
ner's. Znnäcbst fuhrt er den nachweis, dass alle unsere hand-
schriften auf ei Den archetypus hinweisen. Die zum beweise dafür
184 Jahresberichte.
ungerührten stellen verdanken wir meist seinen eigenen, richtigen
conjecturen. Durchaus mit recht streicht er nicht hios im ^ 8
mit den früheren herausgebern die worte oi (lovov — ^ffrogun,
sundern dieselben auch im § 7. Diese worte erinnern mich an
Lycurg. in Leoer. § 8 und 9, wo die zweimal von den haod-
schrifren gebotenen worte: wg fMi^ie — ä^Cav, ebenfalls an bei-
den stellen unpassend, wahrscheinlich eine candhemerkung waren,
die an beiden stellen in den text kam. Dass ferner im § 22 der
Vorschlag, die worte ovg di — naCSfav zu streichen, .von Weid-
ner noch nicht gemacht ist, ist wirklich seltsam, da er ganz evi-
dent ist. Gern hätte ich auch § 128 unter den von allen band-
schritten gemeinsam schlecht überlieferten stellen bemerkt gefunden,
wo die Verbesserung Weidner's to ndXai für das fehlerhafte jijy
nöhv nicht blos dem sinne genügt, sondern auch handschriftlich
leicht ist. Auch eine lücke, glaube ich, lässt sich, zum beweis des
gemeinsamen Ursprungs unserer handschriften anfuhren. Es heisst
im § 88 am Schlüsse eines beweises : ixBivot fAiv y§ ol laXaC"
nwoot ov SvvdfAivot ^f]QCtg afjia xai nerCuv intnyxetv , rä fM-
ytara jüv Iv äv^guinotg xuxtSv, lavratg i^Qi^aavto c^fAipoqaig,
oviog ()' oix l^iXuiV jrjp iavrov ßdeXvgCav xarixHV, Es ist nicht
zweifelhaft, dass Taviutg ixQ^i^^^^ cvfupoguTg eine euphemistische
redcnsart ist fur d-avdrtp ^rjfitovffdau Das ergiebt der Zusammen-
hang der stelle, das erc^iebt der häufige gebrauch dieser phrase:
s. Lysias XIII, 40. XXIV, 3. XXV, 11. XXV, 15. Daraus
gebt hervor, dass zu ovjog das verbum fehlt und nicht aus dem
vorhergehenden zu ergänzen ist. Wir erwarten ungefähr folgen-
den sinn: „und dieser, für den sich nicht einmal milderungsg^nde
auffinden lassen, wie für jene, welche sterben mussten, sollte Ver-
zeihung erlangen?'^ So erst würde die periode im geschmack der
attischen redncr schliessen , vrgl. Hl, 158, und Lysias würde sie
wohl mit einem. Shvov eingeführt haben. — Auch § 145 ist in
allen handschriften eine kleine lücke. Es muss durchaus heissen
fj jijv uvTov awrrjglavy was auch Weidner vermuthet — Doch
hat die frage nach dem archetypus zunächst nach meinem da-
fürhalten nur untergeordnetes Interesse für die kritik .unseres red-
ners. Es stehen ungefähr zehn ähnlichkeiten der handschriften hun-
dert Verschiedenheiten gegenüber, und eine betrachtung dieser fuhrt
zu dem viel näher liegenden resultat, dass wir zwei verschiedene
recensionen vor uns sehen, dass der eben construirte archetypus in
weiter ferne vor unseren handschriften liegt und erst viele mittel-
glieder gefunden werden müssen, um den Zusammenhang zu ver-
mitteln. — Weidner unterscheidet zwei klassen von handschriften,
die ous jenem archetypus hervorgegangen seien; die eine umfasst
fd und wird A genannt, die andern ahgm mit dem namen B,
Alle übrigen sollen aus AB durch contamination entstanden sein,
weshalb wir ihrer entbehren könnten. Zu dieser scbeiduog der
Jaliresberichte. 185
kaadschriften ist Weidner veranlasst 1) durcL die verschiedenen
ildkiiigen der -Satzglieder in beiden liandsdiriftenklassen, 2) durch
fnnere locken. Dazu habe ich zu bemerken , 1) in bezug auf
die Stellung, dass auch lop und besonders Vat. Luur. dieselbe Wort-
folge gewähren, wie die übrigen handschriften der klasse B, doss
ebcttto in dieser beziehung Barb. Abb. mit A übereinstimmen.
Auch hq stehen der Stellung in A sehr nahe , wenn sie auch an
eiligen wenigen stellen noch auf eigene band verschiedene Wort-
folge zeigen (cfir. ^ 62. 106) , 2) in betreff der lücken, dass die
io { 149 sich findende nur in Abb. unausgefiillt geblieben ist.
Auch in ^ 152 ist es nur Abb., der die lücke mit f theilt^ wäh-
reod i mit B übereinstimmt Denn auf I ist keine rücksicht zu
Bdiaen, da derselbe abi mit einer seltenen flüchtigkeit und leicht-
Wertigkeit geschrieben sich ausweist. Auch die lücke in ^ 87 ist
lelvreteh. Wir werden dort genöthig^^ eine Unterscheidung
der beiden bände in a zu machen. Dort nämlich stimmt
Bv pr. a mit bglmopr Vat. Laur. Es ist also a später im sinne
TOB A umgeändert, wie die lücke in f im | 149 nach B ausge-
fällt wurde. Diese beobachtung bestimmte mich zu einer unter-
ndiuDg der beiden redactionen in a. — Wir finden pr. a ^ 3
übereinstimmend mit hdmor Laur. Barb. I^ur. 1, ^ 10 mit Imopr
^•t^ i 34 mit glmpr Vat. Laur., ^ 84 mit glmop Vat. Laur., § 24
■it hglmopr Vat. Laur. und pr. f. (an dieser stelle ist iu f und
a durch die zweite band das fehlerhafte xoivtjv hineininterpolirt),
i 47, wo ^Impr Vat Laur. und pr. af das nach aller urtheil zu
tilgende imogxutp weglassen. Auch ^ 55 sind glopr Vat. Laur.
■it pr. a ohne interpolation,' ^ 62 fehlt in hglmopr Vat. Laur.
B<rb. und pr. a das fehlerhafte ngog tu yovaia, ^ 67 geben
Wg^ Abb. und sec. a ngwiot oviot, pr. a mit den übrigen lässt
dtt interpolirte nqwiok weg. — Durchaus falsches dagegen bietet
pr. o mit ^mop Vat. Laur. zusammen im ^ 84. Unsicher bin ich
r io betreff des $ 88. Dort lässt pr. a mit glmopgr Vat Laur.
hii vor ^ayäiw weg. Das imC könnte dastehen, wenn die frage
rorher verneint wäre; so aber dient fia tov ^Hgoxkia nur zur
rerstärkung des ^ardjtp i^rjfuw^fiaav : vrgl. die in Passow's
lexikoD anter fia angeführten stellen. Debrigens gebraucht Ae-
schines diese lebhaften Versicherungen ungemein häufig, cfr. 28,
52, 69, 73, 76, 98. Zweifelhaft ferner erscheint mir ^ 92, wo
pr. a mit glmopr Vat Laur. xai nquyiA ufAuqivQov ^x^vtaq weg-
lassen. Sicher dagegen § 119, wo pr. a mit glmopr Vat Laur.
TovT* hinter liXo^ nicht gewähren, was von allen seit Bkr. ge-
tilgt ist. In ^ 151, wo pr. a mit hfghlmpq Laur. Barb. tJtjwv
für ^TTor gewähren, dürfen wir wohl nur an eine häufige barid-
schriftliehe corruptel denken. Dagegen giebt § 170 pr. a mit
ghKk Vat Laur. fi)y nujQtpav ohne oiaCuv mit recht, wie Scheibe
bewieaeo liat Auch ^ 96 ist oiaiav nach nuJQtiiup zu entfernen.
186 Jahresberichte.
wie an jener stelle richtig überliefern pr. f und ^. Aus den bis«
her erörterten ergiebt sich zunächst, dass. pr. a an einer mengt
von stellen einen kürzereu, weniger interpolirteu
text als die übrigen handschriften und als a sec.
gewähren. Mit Sicherheit zogen wir dies resultat aus ^ 24,
47, 55, 62, 64, 119, 670. Sodann entnehmen wir aus diesei
Zusammenstellung, dass pr. a in den meisten dieser fälle
mit ^mop Vnt Laur. übereinstimmt, und dass 6 seltener
die reinheit von pr. a bewahrt hat (mit ausnähme von ^ 24, 62.
87). Es ist also a später nach einer handschrift dei
klasse A überarbeitet worden, und, wie wir bewiesen
haben, nicht zum vortheil des Aeschioes. Spuren von correcturen
in a hat Schultz angemerkt: ^ 65 {jCg h Abb. corr. a), | IIS
(offra» ^^fia^c^v hifhg Barb. Abb. corr. a), § 122 (iftumov hh£
corr. tt), ^ 143 (nuQuxu&eno h corr. a), $148 (^i^ccxa* bdfh^
Barb. Abb. corr. a), § 165 (yivtirui hp Vat. Abb. corr. a), | 178
(67i^ corr. a), $194 {naqtach hdfhg Burb. Abb. corr. a), 194 {ioi<^
Totovrotg bfghlq Abb, corr. a). Wenn wir von der letzten wenig
wichtigen stelle absehen, so zeigen alle angegebenen beispiele deut
lieh, dass in allen fällen, wo a corrigirt wurde, dadurch eine Über-
einstimmung mit h und eine anähnlichung aa A erreicht wird
dass aber die handschri ftengruppe ghnopr Vat Laur
unberührt von diesen correcturen geblieben ist
Auch scheint die corrector der handschrift a nicht sehr gründlicl
gewesen zu sein; wir fiuden nämlich trotz derselben noch vieh
stellen, wo a und h auseinandergehen und a noch jetzt überein«
stimmt mit glmopr Vat. Laur. So § 120: agopr Vat. Laur
k(r^ivy ceteri flmiv, $ 124. 125. 129. 130. 150. 154 (a^^nio Vat
Laur.: i^ dv uiiov ngu^ufiu» Dagegen hdfhg Barb. Abb.: i
jov ngdl^avia). 156. 157. 159. 162 (häßq Barb. Abb.: dCxaiog
ceteri fiiigtog) 176. 177. 178. 184. Bs ist also h im letz
ten theil der rede nach A überarbeitet; wir würdet
behaupten, dass h im letzten theil der rede aus einer der klassi
A nahen quelle abgeschrieben sei , wenn nicht die Stellung dei
Worte in h ihn als ursprünglich der klasse B angehörig aus-
wiese. — Nach dem soeben erörterten scheint sich leicht dei
schluss zu ergeben, dass die handschriftengruppe glmopr Vat. Laur
aus a vor seiner correctur abgeschrieben sei, dass aber dann jedi
dieser handschriften durch eigene corruptele das ihnen gemeinsam«
an vielen stellen verloren habe. Doch ergiebt sicli diese ansich
als unrichtig 1) weil durch diese handschri ft engruppi
an vielen stellen eine eigenthümliche, der hand
Schrift a fremde lesart geboten wird: $6, wo Imopr I^ur
Bern, für Trohnf^ bieten noXtt , was Weidner mit recht in dei
text gesetzt hat; § 43, wo gmopgr Vat. Laur. nofA7t€vwv bieten
was mir des vorangestellten ^y wegen passender scheint; $ 4t
\
Jahresberichte. 187
wiederholen fimopr Vat Laur. ^afvornu nach yio$ ; ^54 lassen
^opr Vat. Laur. tavrtj hinter dfargiß^ aus, was Weidner fur
^ text leider nicht berücksichtigt hat; ^61 wiederholen glmop
^k Laur. cJy fälschlich; $ 82 bieten glmopr Vat. Laur. einfach
ood richtig: thou yuQ airov tfATtHQor, während ah und A lovrwv
'0 Terachiedener Stellung hinzusetzen. Soll hier eine conjectur
ff^m etwas farblosen satze aufhelfen, so mochte ich nicht roioviwv
^ie Weidner, sondern ifjntHQOiaiov für ifAnstgov tovtwv vor-
^^lagen. ^ 64 bietet ^i Laur. das zur herstellung des richtigen
^UQiHw führende naorjt: $ 119 bieten gmopr Vat. Laur. Bern.
^«a von Schultz aufgenommene äno^uvfiutfH, Hierher stelle ich
^Ocb ^190, wo g mit Theon uTvxrjjuiäjwv bietet, was dem sinn
^^r stelle entsprechender ist , als ädtxri/uidjwr. Von besonderen
ifisarten dieser handschriffengruppe verzeichne ich noch: 11, 13,
31, 51, 53, 54, 72, 80, 94, 117, 1^5, 133, 154, ohne dass ich
^dtung für sie beanspruche. — 2) Weil sich stellen finden, in
^«nen glmopr Vat. Laur. mit A gegen B überliefern, oder gegen
«^ und B, eine eigene, handschriftlich nicht aus jenen sich erklä-
v-«iide lesart bieten. Der erste fall scheint sehr selten zu sein.
l€^ habe nur ein beispiel gefunden; ^ 97, Af glmopr Laur. Burb.
Abb. Iq!^ für u(p^, was auch recht gut gemeinschaftliche handsclirift-
liehe verderbniss sein kann. Für den zweiten fiibre ich an: $30:
S^LOtiraiy was bis auf Weidner im texte stand, ebenso ufia § 50,
#«3vo fiir nagd im ^ 58. ^ 96 bieten ahdfhpq Burb. ivgiffxofiivovj
^rährend unsere handschrifitengruppe das in dieser Verbindung häu-
tige und allein richtige fiqtCxovxoq bieten. Das angeführte
genügt zu einem vollständigen beweise, dass Weid-
ner's ansieht, die übrigen handschriften ausser df
uod ahgm seien aus Vermischung beider kinssen her-
vorgegangen, durchaus falsch ist. Ich würde kein be-
denken tragen, den archetjpus der gruppe glmopr Vat. Laur., den
w^ir mit D bezeichnen wollen, auf gleiche stufe zu stellen mit dem
von ah und df, wenn nicht D sich als ein näherer verwandter von
ah durch die consequent mit ihm übereinstimmende Stellung zu er-
kennen gäbe. Dagegen wage ich mit bestimmtlieit zu behaupten,
dass D eine mit pr. a nahverwandte handschrift ist, die noch
dadurch von besonderer Wichtigkeit für uns wird , dass an vielen
Stelleo, wo in a die ursprüngliche lesart durch die correctur und
interpolation nach A nicht mehr sich erkennen lässt, durch D die
ursprüngliche lesart uns erhalten ist. Dabei gebe ich zu, dass die
einzelnen handschriften, die aus D abgeschrieben sind, nicht blos
durch Schreibfehler arg entstellt sind , sondern auch im laufe der
zeit einwirkungen und Veränderungen nach A erfahren haben. Da-
her kommt es, dass einzelne handschriften so oft mit A über-
eiDStimnen, z. b. g ($ 8, 13, 18, 56, 111, 191) ferner m (56,
95) r (95,120). — In ähnlichem verhältniss zu A, wie
188
Jahresberichte.
D zu By scheint mir der archetypus (£) der hand
Schriften hq zu stehen. Sie gewähren nicht blos viele be
sondere lesarten ^ sondern variiren noch auf eigenje band die stel
lung der Wörter, während sie bei streitigen fallen zwischen A und
B in der Stellung mit A übereinstimmen : vrgl. 62, 103, 106
116, 122, 131, 133, 147, 149 (wo sie einen vers hinzusetzen)
150, 171 (wo sie mit pr. a eine offenbare interpolation gewähren)
173. — Ehe ich diesen abschnitt schliesse, möchte ich noch ein-
zelne beobachtungen über die zur klasse A gehörigen handschriftei
anfügen. Es ist mir aufgefallen, dass pr. f häufig lücken zeigt
von denen einige berechtigt sind und erst später durch interpola-
tion ergänzt wurden, z. b. § 6, wo erst sec, mänus das hässlichi
xai €v hinzusetzte; ^ 58 lässt pr. f mit Barb. Abb. mit recht aus
(fvyxvßevTwVy § 96 ebenso oiaCup, $109 Xawg hinter aXkä mit i
Abb., durchaus richtig § 159 mit A zusammen: iq^wv, was schoi
von den Turr. gestrichen wurde, $176 giebt pr. f das richtig
xat für uXXa xaC oder dXXti. Auch § 105 bin ich der ansieht
dass das bei pr. f, Abb. und I fehlende xai idv uXXwv erst au
dem folgenden eingesetzt ist, und dass im $ 175 erst durch strei
chung des xaC mit pr. f das richtige verbältniss zwischen den drc
participien hergestellt wird. Dadurch glaube ich mich zu der an
nähme berechtigt, dass pr. / ursprünglich weniger interpolirt wai
und dass eine spätere reduction ausser vielem richtigen zur aus
füUung ungerechtfertigter lücken, wie $ 11, 13, 41, 44, 109, 11)
u. s. w., auch manche interpolation hinzugefügt hat. In diese
lücken stimmt mit pr. f am meisten überein : Ahh^ während ä sie
oft von f und namentlich von pr. f entfernt, also ungefähr in dei
verbältniss von b zu a in II steht. Dadurch einlebt sich folgend
figur, die im grossen ganzen dem Sachverhalt entsprechet
dürfte :
^Imopr Vat.Laur.
f Barb.
Wir wollen jetzt Weidner's handschriftenclassification ihre
fruchten und erfolgen nach näher beleuchten. Besondera sit
Jahresberichte. 189
ik ferscbiedenen Stellungen in beiden klassen verhäng-
iia>?oll fur die kritilt desselben. Er vermag sie sich nur so zu
'• erklaren, dass in dem archetypus ein interpolirtes wort über den
^i geschrieben wurde, das nach rechts in die eine, nach links in
A'e andere klasse hinübergenommen wurde. Dann würde es unsere
fficfct sein, diese zuthat wieder herauszuschaffen. Wir erläutern
^iese seine methode an einigen iraispielen. | 7 bietet A: nQwiov
Mh yuQ mgl rfjg awtpQocvyrjg tuiv na(dwv iCjv tjfjtfTigwy ivofjLO-
^iv^€tp xai d^a^^ijdtjv änidei^ay. B dagegen: nQÜirov fih yuq
•»•l$o9ijfifSav xik. Daraus combrnirt Weidner, dass ivofio&hrjaav
«o^ fremde zuthat sei. Dabei kann die verschiedene Stellung nur
4qs einzige motiv gewesen sein, denn straffen und knappen satz-
hmu <larf man bei Aeschines ebenso wehig wie bei den übrigen
*^aem mit grund erwarten. Ja, man darf befürchten, dass man
«furch solche änderungen gegen die Sprechweise des redners sün-
tligt. Das behaupte ich z« b. von § 17, wo Weidner wie noch
spater in der rede (^ 57, 122) fhat nach ijyijaaTo wegen wech-
selnder Stellung streicht. Dagegen verweise ich auf ^ 44: igyov
^iwa§ vofAt^tiVy ^ 138: fjyovviai ilvMy § 137: ilvat {jyovviat,
^ 139: rjyijffaTO fhat fAsydntjVj ^ 142: thai rdriofiiv, ^ 180:
fMtyiinijv (ha$ vofit^oviftv , H, 100. 149. Grade bei ihai und
«ten verbis des glaubens finden wir häufig einen Wechsel der stel-
Iviiig, auch in den handschriften anderer redner, z. b. im Gripps.
land Ozon., wo die herausgeber sich stets mit recht für eine der-
selben entschieden haben. Nach diesem princip änderte Weiduer
aaocfa: 37, 41, 43, 47, 48, 49 (wo für die lesart in B ^ 67 nn-
^^efiilirt zu werden verdient) 50, 53, 57, 58, 61, 63, 67, wo ich
^w von Weidner verbannte aitov sogar hineincorrigiren würde,
'^enn es nicht handschriftlich überliefert wäre, ^78, wo nag' vfAiv
^r nicht zu entbehren ist, was Weidner nachträglich selbst eiuge-
aehen hat, ^ 80, 81, wo ich gegen die von Weidner angeführten
stellen auf ^ 55 aufmerksam mache, auch zu bedenken gebe, duss
eine solche hinzufugung bei einem manne aus dem ae/ivoarrov avv-
iiqiov nicht unpassend ist , ^ 88 , wo ich die änderung des oq in
wv billige, $103, wo xvQtog den gegensatz nagu tutv inngonaty
verlangt, wie naXg dem ivsygä^rj gegenübergestellt wird, ^ 107, wo,
wenn aciXynav oder ßdtXvgCav fehlte, wir entweder Toaavirjv ydg
oder ein xal vor yvvaixag haben müssten, ^ 114, 115, 116, 121,
123, 135, 140, 154, 160, 169 u. s. w. Wie viel willkür dubei
herrscht, wie man bei dieser methode zu sicheren resultaten
überhaupt nicht kommen kann, geschweige denn auch nur annä-
hernd überzeugen, können wir schon daraus ersehen, dass Weidner
selbst zwischen der herausgäbe der prolegomena zur rede gegen
Ctesiphon und seiner gesammtuusgabe verschiedene vorschlage in
bezog auf sn tilgende Wörter gemacht hat z. b. im § 58. lu den
prol^^a^nen will Weidner lesen: xai uviol xal im au/xußcvxGJv
190 Jaliresbericlite.
7»!'«^^ wobei allerdings auf keine weise einzusehen ist, wie wir zo
dem einfachen xul uXkot Jtfig in pr. f Barb. Abb kommen. In der
ausgäbe jedoch steht mit recht Sauppe's xal aXkot uvig. Vi^gl.
ferner § 49 » wo ttqwiov (liw zu streichen eine siinde gegen die
gewohnheit des Aeschines wäre, ^o es nur geht, mit nqCajow fUv
— iJiHia %iX* zu t heilen und zu sondern. — Die meisten dieser
änderungen Weidner's haben etwas bestechendes für uns, die wir
an einem knappen redestil besonders gefallen finden, wenn gleidi
auch durch manche, namentlich solche, wo es sich um auslassung -
der obliquen casus von uvxog handelt^ sich härten in der darstel- -
lung ei^eben — aber nur sehr wenig von diesen fast^i
zahllosen änderungen sind not h wendig oder über
haupt wahrscheinlich. Wenn wir eine solche gewaltsames
methode für die richtige halten sollten, müssten wir mindestens^
verlangen, dass sich alle stellen, wo sich verschiedene Stellungen^
finden, durch dieses mittel heilen Hessen. Wenn sich aber unge
fähr eben so viel stellen finden, wo durch diese radicalcur keinem
heilung erzielt wird, so können wir auch von jenen stellen nur"
halten, dass sie durch zufall nach jener methode sich schein
bar heilen liessen. Zum beweise führe ich an : § 1 : A wgo&ovto^^
inkdiC^ui Tov koyov, B ImS^d^w nqruoviog jov Xoyov, Ebenso^
wenig wie ich daran zweifle, dass A die richtige Stellung ge
währt, da sie die schwerere ist und Aeschines eine sehr-^
verschränkte Wortstellung durchaus liebt, ebenso we —
nig sehe ich die mÖglichkeit, durch streichen die verschiedene^
Wortstellung zu erklären. | 20: yf fitju Iv r^ <^(7/uq9 f»,r^n Iv 15^
ßovXfj, B umgekehrt. Weidner thut unrecht, eins der beiden^
glteder zu streichen, da für die ausführlichkeit eines gesetzes beiden
nuthwendig sind: vrgl. II, 115. Ill, 108. § 44: ^ noUic^M
jug änodiC^iig* B mit recht umgekehrt. ^ A6: A mit recht:
7^ fjLuqtvQovvu xai fA^. B umgekehrt. $ 52 : A doxii jovttf,
B mit recht umgekehrt. ^ 72: B mit recht fywy€ vnoXa^ßdww*
A : oTfAut fyu)y€. Sehr bezeichnend ist | 75 : A ini tr^ aiif
uhfa* Es unterliegt keinem zweifei, dass die lesart in B: if^
aiila laviff die Viclitige , dem sinn am besten entsprechende ist.
Daraus geht hervor, dass die Stellung in A nicht blos vielfach
falsch ist, sondern auch von einer nicht unkundigen hand verän-
dert in den text gebracht wurde, wie denn überhaupt die lesarteo
in A , wenn sie auch oft falsch , dennoch niemals unsinnig sind :
vrgl. z. b. ^ 38. 99. Zur beurtheilung des eben angeführten ^ 75
vergleiche man noch die einleitung von Blass zu Dinarch p. VI. § 81 :
B: Ixttvov 70V awiägCov. A umgekehrt. § 86: Ji falsch: 7»
xui uXko. B richtig xal uXlo u. Es ist weder nöthig 7» zu
streichen, noch gerathen , da dies pronomen in einer auffallenden
weise von Aeschines geliebt ist. $92: A xuxwg sram B umge-
kehrt. § 93: B: fitjöev vfuv. A umgekehrt § 95. B: 0 ^A-
Jahresberichte. 191
^ l^iap, A amgekdirt, iiud lasst sich fur die Stellung in A
vergieichen } 25 und 27. ^ 102: B richtig Sg in xal vvv ioii.
^ kn xai vvv. Für diese formelhaft gewordene redewendung
c^. 155 und .157. ^115: B: iavifo inaquaufitvo^ , A umge-
^elrt. ^ 118 ist die Stellung in B die richtige; die tilgung des
^i^gng gtgen den Sprachgebrauch der attischen redner. ^ 121:
^: Xoyop vnoßdXXuiy A umgekehrt. — An allen angeführten
bellen 4 die sich noch vermehren Hessen, wird bei der ohnehin ge-
waltsamen methode Weidner's nicht das geringste erreicht oder er-
klärt. Folglich rauss eine andere zur hebung der Schwierigkeiten
S^sucht werden. Auch ist bei den meisten von Weidner durch til-
^uDg g^nderten stellen nicht einzusehen , was einen interpolator
Vermocht haben sollte, d^s gestrichene über den text zu schreiben.
Ebenso wenig vermag ich mit Weidner's methode übereinzu-
stimmen, wenn beide handschriftenklassen einen ver-
^ chiedenen text gewähren. Ich erwähne zunächst ^ 40:
csi^glinpr Vat. Laur.: cj^ uiio lovqyov iSeir^f, ähnlich o Bern, und
Aid. H., dagegen gewähren dfhq Barb. Abb.: jö ngäyfia. Bekker
«and Weidner streichen das streitige wort. Aber 1) was soll es
keissen: M bieten avto? Es bleiben ja bei den angeführten hand-
s«lirifiten kaum noch welche übrig, jedenfalls keine massgeblichen.
2) ist das kahle wg uvto Hh^s nicht äschineisch: s. Ill, 62.
Ill, 141. II, 13: vrgl. auch Ps. Dem. in Lacr. ^ 1 in Dionys.
^ 13. in Eubul. f 25. de Hai. 32. Einen ähnlichen fall haben
^ir ^ 7 : A ol xccrri rovg xaigoifg hiirovg vo^odiiai, B hat für
xaiQovg — jif^o'i'ovg. Weidner oi xax ixshovg vofio&hai* Es
Ut möglich, dass so im archetjpos stand, aber kaum wahrschein-
lich, da die längere redensart xnt^ ixeivovg rovg XQOvovg unstreitig
bei Aeschines häufiger ist, s. 40, 43, 44, 108. Dass es
I aber an diesen beiden und einigen anderen stellen
nur durch zufall möglich ist, den stein des anstosses
Im entfernen, zeigen eine menge stellen. So § 7: A inofri-
(Tay, B richtig i/riatrjirav. § 23: A twv ^A&rjyafwv ändvTwv^
B richtig : j(Sv SXkwv ^Adtivadjjv (doch ist wohl rbv ßovX6fA€vov
trotz i 32 zu entfernen) ^49, B richtig uv&gvjnov. A äv-
Sgog, f 74: B richtig iXrtoku, A Xiyono (dass selbst in der
endong ro kein Schreibfehler in A steckt, geht aus dem folgenden
. yvtagfZfTat für yfwqfj^omg hervor). § 80 : B richtig vfiäg ino-
fsp^aofj A vfiTp iguß. ^ 102: B richtig dia i^v ucdhHav. A
Sia njr voüov. Der begriff voaog ist erst in dem folgenden t^k
avfi^ogap i^v mgl la oftfiaia enthalten. $ 13: B richtig ^a-
wdii^ i/jfHovir&a&. A anoSviiifxHv. Weidner hat die lesart in
A in den text gesetzt, der gegensatz von xgfvBff&ai würde aber
ein iv&6g bei äna&piiffxuv erwarten lassen, cfr, auch § 91. —
} 15: ^ xal TtaQUPOfLov t», B: ri iuv n. Weidner schreibt
xar, recht bnbsch, aber nicht rathsam, da wir deutlich zwei reeeu-
192 Jahresberichte.
sionen vor uns sehen , die jede ihre berechtigaag bat y jedeofidb
nicht handschriftlich sich aus einander erklären lassen. Auch sehe
ich im ^ 13 nicht ein, warum es nöthig ist, den sing^ular fQu^ijv
zu schreiben, steht doch im ^ 15 der plural yga^dg vßff§wg!
Wir kehren zu den zeichen der verschiedenen redactioneo zurück.
^ 74, ^ ovx iiSojtg, B richtig oix oQiSvug, denn nicht auf da»
kennen, sondern auf das sehen der person kommt es aa.
§ 74 B richtig imq avTov. A vMiQ ixiCtov. § 117. A ra
irvfiffigovja : ilaxCotovg di B richtig . to cvfAfigov und oXfyovg
6L § 114: .4 TO&yaQovv, B TOiydQTO&. f 116: A Xktnnok,
B richtig XiU^TTiM. | 136 : A yeyipqa^ai farblos und schlecht,
B 6vijßfßrjxfva$. — Daraus geht hervor > dass es vei^ebliches,
verkehrtes bemühen ist, die thatsache einer zweiten re-
daction an einigen stellen entfernen zu wollen durch willkür-
liche tilgungen (wie z. b. $ 49 : A Sta t( d^, B d$a tt ovr.
Weidner dm rC, Vi^l. dagegen § 69). Aber ausser der thatsache
einer verschiedenen recension in beiden handschriftenk lassen tritt
uns aus den angeführten beispielen entgegen, dass die recension
in B fast an allen orten dos bessere, weniger triviale lieferte,
dass aber in bezug auf die Stellung der Wörter beide klassea,
die eine an dieser, die andere an jener stelle , soviel wir io die-
sem punkte zu urtheilen im stände sind, gleichmässig richtiges
und falsches bieten. Aus diesem letzten gründe bin ich auch nicht
der meinung, dass die Stellung in der einen oder anderen klasse
mit bewusster absieht geändert ist. Wenigstens habe ich ein fe-
stes princip nicht zu entdecken vermocht, und halte es nicht für
gerathen, mich, wie Uug es bei Antiphon thut, auf das gebiet des
geschmacks zu begeben und von einer eleganten oder weniger ele-
ganten stellupg zu sprechen. Damit treten wir zunächst der frage
nahe^ wie wir uns nun die verschiedene Stellung, die verschiedene
redaction zu erklären suchen. Wer die lesarten des Crippsianus and
Oxoniensis mit einander vergleicht, wird man eine auffallende ähnlich-
keit in ihren abweichungen und denen unserer beiden k lassen zu-
geben müssen. Wir müssen also auf erklärungsversuche sinnen^
wie Blass, Hug, Scholl sie aufgestellt haben — ^'und diese genü-
gen auch bei Aescbines. Unser archetypus war ursprunglidi
schlecht und flüchtig geschrieben. Es fehlten eine menge noth-
wendiger worte , vielleicht gerade die , welche Weidner als inter-
polirte herausschafft. Entweder wollte derselbe Schreiber seine
versehen gut machen und brachte, was er ausgelassen, über dem
text an, oder ein anderer corrigirte den schlechten archetjpus
nach derselben oder nach einer anderen handschrift, jedenfalls
nach einem codex. Nun wurden, wie Weidner es annimmt,
die Worte in A und B in den text aufgenommen, wobei sich na-
türlich manche Verschiedenheit der Stellung ergab, da man nicht
immer wusste, hinter welchem worte der eioschub erfolgen sollte.
i Jabresbericlite. 193
I ABer die eingeschobenen worte waren handscliriftlicli. —
Peroer: unser archetypus kam aber auch noch auf andere weise
in einer doppelten lectio. Ein corrector setzte nach einem ande-
ren codex die abweichenden lesnrten dieses über die linie, und A
n4 B hatten die möglichkeit, die untere oder obere für sich zu
wiAlen. Ob dieser corrector derselbe war, welcher die Aüchtig-
iekeo des archetjpus corrigirte, lasse ich dahin gestellt. Die
looaiuDe aber, dass es schon in sehr früher zeit verschiedene re-
cessiooen der reden gegeben bat» ist 1) natürlich, weil ein redner
ron profession und so langem leben, wie Aeschines, gewiss öfter,
gefeilt und geglättet, seine reden herausgegeben hat, ist 2) bewie-
sen an reden des Demosthenes, 3) wird sie bewiesen werden an
Zeugnissen aus dem alterthum an Aeschines selbst. Auch verdient
hier die bemerkung des scholiasten angeführt zu werden: 6oxova§
Si fiok ol Xdyo$ (MCiä mg dCxag yqdfpiC&ut (Bern, yiygdipd^m).
Unser archetjpus war an und für sich schon interpolirt, wie Weid-
ner es bewiesen hat. Es ist auch kaum glaublick^ dass der gram-
natiker, der das recensiren unseres archetypus nach einer fremden
haodschrift übernahm, die sich ihm günstig erweisende gelegenheit
zu eigenen ergänzungen hätte immer vorübergehen lassen, und so
ist es denkbar, dass manche von den von Weidner vorgeschla-
£^enen tilgungen berechtigt sind ; nur muss jede tilgung,
wenn sie angenommen werden soll, einen grund in
sich selbst haben. So ist es mir z. b. wahrscheinlich, dass im
§ 37 : rovrq« ii nrngayfiiviav il^ax^io u ^fjfAa tlimVj o i<sny
Ofio&ov toig igyoig loTg TifAuQxov das wort ^TjfAa ein erläuterndes
glossem ist, nicht weil ah dafür igyov geben, sondern weil bei solchen
undelicaten Sachen der etwas sehr ängstliche Grieche möglichst
unbestimmt zu sprechen pflegt, s. § 38: iX n üa^tag iXnoi^Ak
xtJu § 55. § 70: u^d yt ngouxO'icofjtai j$ aaqiicjfqov dnilp xiX.
Ill, 174 und die von Frohberger zu Ljsias XiV, 2 angeführten
stellen. — Alle diese annahmen, die icli zur erklärung gebraucht
habe, finde ich von anderen ihrer möglichkeit nach bewiesen und
schon mit nutzen für die kritik angewandt. Mehr mühe habe ich
mit der erklärung der ferneren Schicksale der aus dem archetj-
pus geflossenen handschriften. Dass sie alle auf eigene band
durch grammatikerweisheit verunziert wurden , hat nichts unmög-
liches, aber dass sie dann noch wieder oft nach- und mit einander
verglichen und geändert wurden, ist eine annähme, die noch spä-
terer näherer begründung^ wartet.
Ich gehe zu dem beweise über, dass die annähme mehrerer recensio-
nen speziell bei Aeschines berechtigt ist. Die rede gegen Timarchos
erfreute sich ganz besonderer beliebtheit und bekunntheit im alterthum,
wie sich aus den vielen citaten ergiebt. Sie verdiente dieselbe, weil
sie sich in einer schmutzigen sache ohne die geringste frivolität bewegt,
•ich an atellen zu wahchaft grossartigem scbwunge und zu gnorneu
nnok^ns, XXXV. bd. L 13
194 Jahresberichte.
mit tief sittlichem inhalt erhebt Sie hat ähnlichkeit in too nod
gedanken mit der Leocratea des Ljcui^s. Wie vielmehr sie aber
den allen mit recht zugesagt hat, als jene, zeigt der nmstand,
dass die des Lycurgus selten erwähnt, die des Aeschines so sehr
häufig benutzt wurde. — Gleich der anfang wird von Hermogenes
und Gregor von Korinth citirt. An der Stellung des wgomiog ini^
iii^ia — , dem Inl vor drjfAOCCoig, dem activum inavcgd-ovin and
der einfiigung von ävSgeg erkennen wir, dass Hermogenes and
Gregor der klasse A näher stehen als B, Wenig gebe ich auf
das bisher übersehene fehlen des elvM bei Gregor hinter ^yi^edfAur^
da die ausgäbe von Walz an . druckfehlern schon in diesem § reicli
ist. Auch Stobacus geht im § 2 mit ^. Im § 3 dag^en bietel
in bezug auf oj$ Hermogenes die Stellung in B, während Gregoi
auch hierin , wie in dem ganzen § A folgt. Nur in folgenden
weicht er ob, was ich ebenfalls bisher noch nicht bemerkt sehe;
1) er lässt nsgl fih' ovv loviwv fifXQCwq iXjdJ^fa fAOt ngo($Q^c9-w
weg. Sollte das nicht die zuthat eines rhetors sein? Sie fin-
den sich in der rede, und Weidner scheint mir mit recht § 91
tvQ(<fxiTa$ yäq ix rcJv ihonav gestrichen zu haben; 2) im §
lässt er lovro) hinter j^ avjtp Xoyop aus^ mit recht, wie i
glaube; denn ich weiss keinen bezug fiir joiSitp; 3) er hat
mzQa nuCiv äp&guSnotg blos den dativ. Auch diese abweiclioi
scheint mir nicht so werthlos , wie die des Stobaeus in dl
§. — Es kann nicht mein zweck sein, hier alle citate aufiia--
zählen ; nur die will ich nennen , welche eine bemerkung nötiiig —
machen. So ist in § 48 aus Stobaeus das fitjdi mit recht von
Weidner entnommen, cfr. dazu § 181. Auch hat Stobaeus fiir
das compositum imSix^c&m das einfache dix^(F&M mit recht.
Vielleicht hat Aeschines noch viele solcher simplicia gehabt, sonst
würden die einzeluen recensionen nicht gerade in den conqHisitis
so sehr auseinaudergehen : vi^l. § 57: B ^onCir. A dg^o$Tuif.
47, 47, 51, 53, 70, 75, 90, 92, 112, 113, 178, 183. — Im
§ 52 zeigt Gregorios vielfache abweichungen. Das von Pranke
durch conjectur gestrichene xal vor fiij (jkovov gewährt er nicht.
Er lässt aber auch uXX^ imdiC^o) avTovg Xiytap aus, sodass fSv Iv
jaTg oixtMg xiX. sich auf die äyQio$ beziehen würde ; das ist aber
nach § 40 nicht möglich. Es ist aber überhaupt fraglich, ob die
Worte (3v iv laig olxta^g ävsiXfjfifAivog yiyovi nicht eine remi-
niscenz an § 40 überhaupt sind, da es dem redner nicht darauf
ankommt, zu zeigen, dass er bei ihnen sich häuslich eingerichtet
habe, sondern gerade, dass er mit sehr vielen Umgang gehabt und
häuGg gewechselt hat. Ich möchte daher glauben, dass zu lesen
ist: lav J' iffAug urafAyqaag dnodsC^u) (gm: vJtoitCl^ia)^ vTnQßttt-
vwi Tovgde tovg uygCovg, KridwvlSriv xal AitoxXstd/jp xal Oig-
Ouvdgovj iiri fiovov xtX. Auch im vorangehenden § giebt eine
lesart bei Gregor zu denken. Es heisst dort nämlich: ov yaq
Jahresberichte. 195
^ig Iva tovto nguTTCtiv, inl fAtcd^^ di t^v nQu^tv aotovfjuvog,
aiif juof doxii jovvp Ivöxog that für o fdq xiX. Unsere lesart
stiaat wohl mit dem scholion zu dieser stelle^ welches den unter-
leUed zwischen haii^iiv und no{^'ivB^v in die an zahl setzt, aber
ücbt mit dem , was wir sonst darüber wissen. Tzetzes sagt mit
eng auf unsere stelle: nogv^tuv fikv Xiyutv x^v Inl f$ia&^
ipOfiivTpf al^XQUP TfQa^tv, hu^qtav dl xriv uno i^ovg xui
/i$(fdt. (Walz VII, p. 1186). Damit stimmt Thom. Magist.
385. s. V. ijatgia : iiatQil fiiv vjio igutnov , noQVivnat di
ro jov tvxovTog* Vrgl. auch Xenoph. Mem. I, 6, 13. Es ist also
li fuö^^ Si nur d^m gegensatz schadend und dem Sachverhalt
cht entsprechend. Ich schreibe also, bis eine bessere conjectur ge-
odeo ist: o yuQ nqoq Iva t^v ngä^tv noiovfitvog uvt<^ fio^ xtX.
• Im § 129 findet sich die verschiedene Stellung sogar in den
s Hesiod citirten versen. Doch ist hier die verschiedene stel-
Dg wohl in den handschriften des Hesiod selbst schon gewesen,
die verse auch in der von A gebotenen Stellung citirt werden,
ihrend B mit der handschrift des Hesiod übereinstimmt. —
149 bietet Hermogenes für aviofig — avi^. Auch Gregor
beint an diese lesart zu denken, wenn er sagt p. 1321, 15:
iQctxaTaSv ofioia^og avri^ ysvic^ut* So schreibe ich denn, zn-
eich mit rücksicht auf die citirten verse: uvayiyvwcxi d)} 5 (B)
gl JOV bfAoiatpog avtdo yivia&at Xiyn. — Die resultate aus
ten citaten aus dem alterthum sind 1) die dadurch verbesserten
sllen; 2) die erkenntniss, dass Thomas Magister und Stobaeus
ne zur handschrift enklasse A gehörende handschrift benutzt haben,
ISS die Stellung von A ausserdem noch beglaubigt wird durch
thenaeus, Dio Chrjsostomus und die in Bacbmann's Anecdota zu-
mmengefassten antoren; 3) dass Harpocration und Hermogenes
ae namentlich in bezug auf Stellung der Wörter zur handschrif-
oklasse B gehörige handschriftenklasse gebraucht haben; 4) dass
e meisten citate aus dem alterthum eine dritte recen-
on voraussetzen, die von den beiden uns erhaltenen in
mlicher weise abweicht, wie diese unter einander. Diese recen-
>n benutzten: Sopater (§ 13), Schol. zu Aristoph. Acharn. (§ 23:
llifiyoQkiv für XiyHv), Ammonius und Hermogenes , besonders
«r Uerodian und Suidas (s. § 128. § 69. 172. 183).
Nach dieser Untersuchung kann als ausgemacht gelten, dass
0 herausgeber des Aeschines sich zu entscheiden hat, welcher re-
nsion er folgen will, und sich die frage vorzulegen, welche er
r des Aeschines würdiger hält. Bisher ist diese frage von den
jrausgebern in einem der handschriftenklasse B günstigem sinne
itscbieden worden. Weidner dagegen baut seine ausgäbe beson-
n auf recension Ay der er in' zweifelhaften stellen den vorzog
ebt. Ein endgültiges urtheil darüber lehnt Weidner, lehne auch
h ab. Das jedenfalls müssen wir Weidner zugeben, dass bei
13*
196 Jabresbericbte.
einer ausgäbe nacb il ein festerer connex der zu einer periode ge-
börenden sätze, eine geringere anzahl nichtssagender flickworter
gewonnen wird; aber es ist fraglich und nicht zu beweisen, da»
eine solche prägnante kürze antik ist. Dazu kommt, dass A
auch unzuverlässig ist, indem es nothwendige Wörter auslässt, z. b.
§ 32: ujro. 38: fiäXtcia. 41: rig. 53; ys. 67: tovto. 72:
iavTov. 95 : in. 96 : Cipodga (denn das einfache ovTUf g^oügt
nicht cfr. f 145 und den geläufigen gebrauch dieser phrase bei
Ljsias or. Ill) 136: ovx(* 154: ds t(. Es liegt also nahe zu
denken , dass auch manche ^J// und oviog nur durch flücbtigkeit
in A fehlen. — Auch mag noch erwähnt werden, dass A oft in
den temporibus von B abweicht, und selten so, dass Weidoer Ä
folgen konnte cfr. z. b. 98. 99.
Ehe ich diesen abschnitt über die handschriftliche Überliefe-
rung der Timarchea schliesse, will ich noch über die von Gurlitt
für Franke verglichenen , und von Redslob nochmal für Scliultz
collationirten randnoten der hamburger Aldina der attischen redner
einiges für unsere rede bezügliches bemerken. Sie sind hand-
schriftlich, und zwar gehört der codex zur klasse B, wie das
aus ungefähr 50 lesarten hervorgeht, während die Aldina auf einem
zur klasse A gehörenden codex beruht. In besonderen fällen
stimmt er zusammen einmal mit corr. h und corr. Vat. (§ 19),
dreimal mit p (24, 45, 148), einmal mit l. Eine mischung beider
klassen findet sich: 64, 64, 74, 100, 184. In bezug auf die den
raudglossen eigenthümlichen lesarten ist zu bemerken, dass nur
einzelne anspruch auf beachtung haben. Als solche verzeichne
ich 1) § 5 : Aid. hat: naqu Toig fofiovg u Xiyovtuq ^ ßißiw
xoTug. So giebt A. Aber die herausgeber, auch Weidner, sind
B gefolgt und drucken: rj Xiyovxaq ^ ßtßiwxojag. Der rand
giebt ^To», was verschrieben sein kann aus ij on. Es ist aber
Sit sowohl in A als in B an mehreren stellen verschrieben für r».
Und so glaube ich, dass das richtige hier durch Verbindung von
A und B gefunden wird, wenn wir tj n schreiben. Für diesen
gebrauch des pronomens rt verweise ich auf III, 195: nagä joig
vofiovq yqatpovrd ri, auch auf II, 115 und I, 102. 2) Die Aldina
hat nicht (5<fng, wie bei Schultz zu lesen ist, sondern Sg ng.
Die handschrift xal ogug. Der rand gewährt /offug, was
als conjectur Scaliger's und Wolfs angeführt wird,
woraus leicht dos richtige x* (Saug gemacht werden konnte. 3)
^154 steht am rande di Uj was zu dem richtigen von B gebo-
tenen Ss tC führt.
Wenn wir von den durch Weidners kritische methode er-
folgten änderungen absehen, so ist die rede in der neuen au^abe
sowohl durch die eigeuen conjecturen des herausgebers als durch
aufnähme fremder conjecturen erheblich lesbarer geworden. Ohne
vollständig sein zu wollen, bespreche ich einzelne stellen : zunächst
Jahresberichte. 197
halte ich meine früher geäusserten bedenken gegen die richtige
ibtfiiefeniBg des ^ 8. aufrecht. Oer.redner verspricht die gesetze
9iiil j'^g iinoiSfitaq in aller ausführlich keit durchzugehen, natür-
üeb our in der absieht, diesen gesetzen das thun und treiben des
Tiaarehos entgegenzustellen. Dann durfte der redner nicht fort-
Alireo : a(ka dl xal ßovXofiat, vÜ avigsg, SiB^iX^uv (ß TtQodti^iX-
^üy) irqChov fQog vfiug iig i^ovift ol vofioi mql trig noXnag,
MtiXtP di fAträ lovio äyii^Bidcat joifg rgonovg tov TtfiuQxov.
Der erste theil dieses satzes ist eine kaum erträgliche recapitu-
lation des Torangegangenen, die hei ufj a nicht mehr nöthig ge-
wesen wäre — abgesehen von dem unverständlichen nsgi Trjg no^
Xiü^ , an dessen heilung sich Sauppe , Oahiiis , Weidner versucht
haben. Aber wir wollen eine solche breite dem Aeschiues nicht
durchaus absprechen. Was aber, frage ich, soll das ngwiov nach
ufta? Und wenn es stand, musste es nicht ngwiov fjtep dem
folgenden iruhv di gegenüber heissen ? Hs ist daher mindestens
DOihig, so zu corrigiren : ufAU de xal ßofikofiuh cJ a.. ngodu^iX-
9ilv nqvg vfiäg dg ix^v6ty ol vofioi ovrot ifj noXn {ifj ndXet
mit Weidner), xai fMirä rovio uvTt^etuaa$ xtX. Für xai wurde
graXiP de substituirt aus § 37. Vrgl. auch ^ 155, wo wir ein
anderes tricompositum von iXd^elv finden. — Während ich Weid-
ners vorschlage im § 8 divuQov nach {nnia zu tilgen, ebenso
im ^ 15 TnnoCfjxiv hinter ilvat, billige, kann ich mich mit der
tilgung der schweren worte: og oder wg oiöe xu&uqm äiaXiy^iat
TIM öwfian, nicht befreunden. Eine erwahnung dieser art ist bei
der erwahnung der Priesterwürde durchaus angemessen. Auch
kann nicht unsinniges in unseren hnndschriften an den rand ge-
schrieben sein. Ehe wir es tilgen, müssten wir mindestens die
form finden, in der es interpolirt wurde, s. II, 143. Auch im
§ 27 und § 97 geht mir Weidner mit dem streichen zu weit.
Dort heisst es in allen handschriften : uniOH^fv ovg xQh Srjf/^rjo-
Qkip xal ovg ov dti Xiynv iv im di^fica. Ueber die wortfulle bei
attischen rednern ist von anderen und mir schon so viel geredet,
dass ich darauf nicht zurückkommen will. Aber mit Weidner in
Xiytip iv T€J9 drifitA zu tilgen, sollte mau schon durch stellen ver-
hindert werden, wie § 31, wo xoTg dxovovat in einem scharf ent-
gegengesetzten satze in derselben Stellung sich zweimal befindet,
oder ^112: äxO'OfAut fj^av Xiytav, ävuyxri d' iaily aljr&Tv»,
lis ^ 97 sodann ist Weiduer über Cobet hinausgegangen und hat
auch noch tig tr^v äyoQuv getilgt, mit unrecht; denn dies wort
macht die glosse ixqiigovaav allein denkbar. — Kühn finde ich
auch die durchgängige änderung des tXiid^Bqog in iXiv^iq^og, wo
es in der bedeutung steht : einem freien geziemend. Auch hier ist
Weidner Cobet's beispiel gefolgt, der z. b. Ill, 154 nicht iXiv-
d^i^mg *atdiv9eCg dulden wollte. So ändert Weidner ^ 42: iXiv-
^iifop hinter yiwaloy, ^123 tktvdiqov [an welcher stelle ich auf
198 Jahresberichte.
keinen fall eine änderung zugeben kann, da der redner die nöqvok
gleichwie die tovXoy den IXbv&€Qo& entgegensetzt, s. ^ 138: a
roTg iXsvd-iQoig ^yovvto bIvm ngaxiia , ravia roTg dovXotg dm-
ilnov fjtri Trouip]^ ^ 156 iXiv&igwv in iXiv&igCcjg, wogegen zu.
vergleichen ist ^ 159: dg rag jojp ikivd-iQWv Siaigtßdg. — $74^
fehlt Twojtiv bei nqSl^w , mit recht, 1) weil ^ nqäi^g auch ohn^
avTH das in rede stehende vergehen bedeutet, s. ^ 74: zh ngayfia^
§ 75: ^ TiQÜl^tg; 2) weil dann nicht sogleich darauf ngog jj^
avdyxfi tavtn folgen würde. In demselben ^ ist das iiiviok hin— »
ter ovJOi in xotvv9 zu verwandeln , denn es handelt sich darum ^^
eine vorher ausgesprochene behauptung zu exemplificiren. Der ic^
fiivjo^ liegende gegensatz folgt erst in oficjg* — $89 mus^a
vftag vor uv iywye gestrichen werden. Denn in einer noXtg ix
xXrjtog, in einem gedachten fall, sind ihm die jetzigen zeu
gen natürlich gleichgültig. Subject zu fAaqtvqdg fJio$ ytpia&a^m
ist toig agtcia ddoiag, — § i45 würde Iv i^ aA^or^^a als ge — -
gensatz zu iv irj avrou naxqldt sehr passend sein. — $152 ha^K=
Weidner mit Uillebrand joiwv nach ndXtv gestrichen, ohne grund^^
was ich an anderer stelle bewiesen zu haben glaube. — Im $ 16^^
hat Weidner die lesart in Ä naqa ffwOi^xag, welche seit Reisk^^
mit der in B xaiä avr&ijxag vertauscht war, wieder restituirt^.
ohne dass ich glaube, dass die an und für sich sehr schwer ver —
ständliclie stelle dadurch leichter würde. Ich denke mir den sini^
so: Aescliines will klar machen, wohe^ das eigentlich mode g^e—^
worden sei xaru Cvv&i^xag ixaiQHv. Einer von den büi^em war**
auf diesen einfall gekommen. Das blieb unbemerkt, so lange er*
ein Privatmann war. Als er aber sich am öffentlichen leben be-
theiligte und gegenständ öffentlicher besprechungen wurde, machte
man diese seine that besonders lächerlich. Bei diesem sinn ist
allerdings eine conjectur nothwendig, eipe ähnliche, wie Bekker an
dieser stelle vorschlug. Ich möchte schreiben: Xiyttat xaru cw-
d^r^xag ^xat^gr^xivM xäg nag* ^Avx^xXh xeifiivag' oixin d' uSp
IdiuixTig, äXXa ngog xu xo^wä ngoüiwv xal Xo^og(a$g 7X€g$~
ntnxiav xxX.
Altona. £mU Rwenherg,
Fiso's Annalen
werden im Philol. Anz. VII, 1, p. 58 so gedacht, dass die ereig-
nisse und die verschiedenen Jahrhunderte in ihnen gleichmässig und
daher — wegen der sieben bücher — alle kurz behandelt gewesen :
die gewöhnliche meinung. Aber auf die annalisten hat Knnius
einfluss gehabt und wie bei ihm die Schilderung je näher sie der
gegenwart kam, um so weitläufiger ward, so ist das auch bei den
Prosaikern gewesen und somit bei Piso die geschichte des zweiten
punischen kriegs ausführlicher beschrieben, als irgend ein anderer
krieg. Ernst von JLaulSGJb.
Ul. MISCELLEN.
A. Mittheilimgen aus handschriften.
1. Ein fragment Pindars.
Im codex Palatinus 73 der vaticanischen bibliothek findet sich
(^f fol. 170 b) zu Lucians Dial, mort 111 zuerst ein scholion,
welches mit schol. G bei Reitz I, p. 338, 11 übereinstimmt. Dann
li^'sst es aber im Palatinus weiter:
jov (fol. 171a) tov yaq idv Too^uiviov »al lov uXXov
fAiiAvt^iuk ntviaqoq iv iji ^Sfj ^) tw»' ^la&fnoptxwv *) tfj ^
dg KafSfivXov^) ^PoStov nvxiriv Igjoqh dl ovxoq* 6 &
i&iXwv^) T€ xal äwäfievog ißgu näcx^iv ruv ^AyafJL^Ski
TQoq>ü»vC(p ^ &' ixaiußoXov avfißovXiay kußviv • 6 de r^F
neQl tavia ^qdav avvTul^ag Xiyn oviutg: bier bricht das
scholion ab.
1) T? öi^jj cod. 2) ICOMWNIK cd. 3) f^ d. i. ihr
cd. 4) xdofiiilor (die eigennamen natürlich alle mit klei-
nem anfangsbacbstaben) 5) cT* &ilo}y cd. 6) r^o-
if>(ayi(o cod.
Die Worte des Pindar reiclien wolil nur von: 6 d' t&iXuiy
bis: Xdßviy^ wenn ich das weiterhin folgende richtig verstehe, so
sollte nun eine nfqttpqaCiq der Pindarischen worte erfolgen, welche
aber der Schreiber des scbolions wegliess (r^v mql lavxa tpqdaw,
■it einer allerdings seltsamen tmesis, statt : tt^v lOviwy mqC^qac^v?
Oder steht ^quotg geradezu statt 7t€qC<pqua§gj sowie bei Synesius
Dio p. 824, 7 Dind. vorkommt: ^ lüy Tifinwy ^qdc^g statt Ix-
fqaö§g?). — Die ode feierte einen sieg des Kasmylos von Rbo-
200 Miscellen.
dos im faustkampf an den istlimischen Wettspielen: es ist dies,
aller Wahrscheinlichkeit nach^ derselbe Kasmjlos von Rhodos, söhn
des Euagoras, auf dessen zu ehren eines an den pjthien errunge-
nen sieges im faustkampf gesetztes Standbild Simonides ein epi-
gramm gemacht hat, fr. 154 Bgk. Dass unter den Terlorenen
isthmischen siegesliedern des Pindar gerade ein solches zur feier
eines sieges im faustkampf auftaucht, bestätigt die richtigkeit
der Böckh'schen berechnung, nach welcher, dem (wohl von Aristo-
phanes von Bjzanz durchgeföhrten) anordnungsprincip der pindarischea
epinikien gemäss, die verlorenen isthmischen öden solche gewesen
sein müssen quae aut pancratiastas aut Uictatores aut cursores ce-
l^rahant (Pind. fragm. p. 557), denn diesen sind die puglles je*
denfalls anzuschliessen , da ja nicht der geringste zweifei darüber-
bestehen kann, dass schon zu Pindars zeit der faustkampf zu denm
kreise der isthmischen wettkämpfe gehörte (vgl. das siegerver--
zeichniss bei Krause, Die Pjthien, Nemeen und Isthmien p. 209 ff.>
— lieber den sinn der Piudarischen worte erwarte ich von kun—
digeren belehrung. Die worte juv ^Aya[AridU Tgoqxavftp 0^ ixa^
laßoXov cvfßrßovX(av Xaßojp, weiss ich nicht anders zu constrniren^
als indem ich annehme, dass cvfißovXCu, gleich andern verbalen
Substantiven, mit dem dativ verbunden sei nach analogie des ver—
bums, von welchem es abgeleitet ist (vgl. Krüger Sprachl. 48,
12, 4); also, wie etwa Hesiod sagt (Theog. 93): Movadaay Ug^
iociq uv&Qüi7ioi<sip „der Musen heilige gäbe an die menschen'^, 8i>
Piodar : i«v ixuTußdXov CvfißovXUv ^j4yainijSeX Tgojxüvft^ r/, „deiz
rath des ApoUon an Agamedes und Trophonios,- d. i. welchen Apollon
dem Agamedes und Trophonios gab*^ — Diesen rathschlag des Apoll
(welcher, völlig wie hier, ixajaßoXog schlechthin genannt wird bei
Pindar P. VIII, til) an die berühmten kunstfertigen brüder nahm also
derjenige, von dem Pindar hier redet, auch seinerseits und für sich
an : denn so wird ja wohl das : mv CvfißovkCav Xaßwv zu ver-
stehen sein; vgl. Philemon fr. ine. LXXXV (IV, p. 59): äy^q
yvvaixog Xafißdvmv GvfißovXtav. Aber welchen rathschlag des
gottes meint der dichter? Ich wüsste mich keines solchen aus
den sagen von Trophonios und Agamedes zu erinnern, ausser des-
jenigen, dessen Plutarch gedenkt, consol. ad Apoll. 14: mql ^Aya-
fi-i]dovg xal Tqofpwvtov ^tjai IKvdagog, t6v viutv rdv iv AiX^oTg
oixodofA^aavTug aluTv nagä tov ItinoXXwvog fuc&ov tbv i^ av*
Toilg inayyitXaad^ai ilg ißöofAriv ^fiigav unodüiffHv, iv roaovKo
i* cvcojjffta^a» iwaqaxiXBvaaa^ai, jovg 3i, noiijaaviag i6
nqoqiax^hv, ifj ißSofJttj vvxil xaTaxoifirj&ivtag uXevi^tfat» (Vgl.
Cicero Tusc. I, 47, 114, gleich dem Plutarch aus Krantor ynql
niv^ovg schöpfend). Erzählte etwa Pindar, seine eigne andeutung
genauer ausfübrend, eben in diesem siegesliede jene schöne sage?
(BÖckh fragm. p. 568 setzt die erzählung in den paean auf den
pythischen Apoll, Bergk Ljr. p. 295, mit Wjttenbach, lieber in
[
J
Miscelleo. 201
die &Q^Poi). Der sinn der hier erhaltenen worte könnte dann
•dfl: der aber, da er den willen und die macht hatte, des lebens
itattlich zu gemessen (ißgä ndax^iv nicht im unedlen siune, den
ißnog bei Pindar überhaupt nicht hat), den, einst von Apull dem
Tropbonius und Agamedes gegebenen rathschlag sich aneignend —
maebte eben von seinen mittein zum aßgä ndax^^v gebrauch, in-
^ er jene nuQaxiX^vifig des gottes an die beiden brüder wie ein
«rpe diem verstand, welche», auf seine Verhältnisse angewendet,
der guter des lebens zu geniessen mahnte, so lange es tag sei.
Kiel. Erwin Rohde,
TL Zur erklänmg und kritik der Schriftsteller.
2. Sophocles Antigone 4, 5 nochmals.
ovoiv yaQ ovt ua/hvov ovt aitjg unq
oZx* alcxQov ovt aufiov ia^^ oTtdlov oi
iiov iS(a¥ u xäfiWP oix oncjn iyw xaxcJr.
Zu deo nachfolgenden bemerkungen wurde ich durch des director
dr. Raspe Osterprogramm des gymnasiums von Güstrow veranlasst.
Bei der gründlichen besprechung der ersten 250 verse der Anti-
gMe kommt der Verfasser auch auf das vielbesprochene uitjg uuq
!■ rierten vers, wo er das Dindorfsche uirjctfiof billigt. Weder
(lieser änderung noch irgend einer anderen der vorgeschlageneu
kooote ich beistimmen. Ich halte die lesart der handscliriften für
ricbtig und komme zu folgender erklärung.
Zeus , durch Hera verleitet, hatte unbesonnen und b e-
tliort einen eid geschworen: der an diesem tage geburne aus
aeioem geschlecht werde die umwohnenden alle beherrschen. Als
SOG durch die list der Hera Eurystheus früher als Herakles ge-
koren war und Zeus die durch täuschung veranlasste unbeson-
oenheit seines schwurs erkannte, schleuderte er die Ate vom
himmel herab. Die Ate ist nun unter den menschen die Urheberin
jeglicher bethörung und Unbesonnenheit, wie sie es war, durch
die Zeus den Agamemnon „den verstand nahm'' als er sich mit
dem Achill entzweite: Hom. 11. 19, 136:
ov dwdfujv XiXa&ia&^ «ri/ff» ,? fQoiiov udad^ijv,
äXk^ iml äaadfiriv xaC fjnv ^qivag i^iXeio Zev^ —
Aehnlich Sophokles Antig. 623 — 6t(^ ^qivag &iog uy€$ nqog
atavm
An deutlichsten ergiebt sich der begriff der Ate, wenn mau
sie nach der lehre des altertbums von den cardinaltugenden , die
schoo in Honer wurzelt, betrachtet. Aristoteles, der trotz der
202 Miscelleo.
aufzählung von tugenden im vierten buch der Nikomachischen etbik,
doch wo er im allgemeinen der tugenden erwähnt , immer die be-
* kannten vier nennt, unterscheidet die drei ethischen tugendeo des
hand eins (aviqita ^ CtotpgoOvfri und dixmoavprj) und die tagend
des denkens (ipQovriCig oder d&uvota, oQ^og Xoyog) bekanntlich
in der weise, dass die ethischen tugenden im gründe nur dadurch
zu tugenden werden, dass der verstand übereinstimmt mit dem, was
das herz begehrt. 1st der verstand, sind die gigivfg bethört, dann
handelt der mensch verkehrt, unbesonnen, mag er im übrigen ethiscfa
gut und tadellos sein. Die Ate wirkt nie ein zu viel oder zu
wenig der tapferkeit, massigung oder gerechtigkeit , ist niemals
Ursache der fiox^figCa und Twvrjgfa , sie schädigt nur den
verstand, ßXänut (pgivag, (Od. 14, 178) und durch diese be-
thörung der ^Qovtfiig entsteht das tragische afiägtijfAa. Daher
wird bei Sophokles (Antig. 1260) das eigene afidgrfifia des Kreon
der fremden cer/; entgegengesetzt: ovx aXlorgCav StrjVj ulX' avjo;
afAUQiwv. Dieser fehler oder diese schuld , wenn man will , be-
steht nicht in einer moralischen unwürdigkeit , sondern in einer
Unbesonnenheit, in dem unterliegen des Verstandes unter einer lei-
denschaft, vor dem die tpgovriCkii, das ^qovklv hätte bewahren sol-
len. So wird die utri objectiv zum fluch , subjectiv zur schuld,
an sich aber ist sie nichts anderes, als die Ursache des fiij fpqovklrs
eventuel efner ufiagzCu fitydXfj und somit das princip der tragodie.
Daher sagt Aristoteles in der Poetik 13 uvdyxrj uqa lov xaXw^
^oi'ra (xvd^ov — furaßdlluv ovx ilg Bvivxtav ix dvon^Cagy äXXd
loivuiTfov i^ tvivxfag elg dvCivxCav firj did fJioxS-figCaVj äXXa
Si^ ufAugrCav fjLeydXfjv,
Es ist wohl kaum eine tragodie, in welcher nicht der tra-
gische held vou der Ate in jene aus der Unbesonnenheit, dem ^i^
(pQoyeTvy entsprungenen fehler, in eine äfiagita fitydXfi hineinge«
führt wäre. Aias, Orest, Herakles selbst und die Okeaniden, Oedi-
pus und seine söhne sammt den Sieben gegen Theben, und Kreon
und Haimon sie alle sind der Ate verfallen weil sie bethört und
unbesonnen, von der avota beherrscht, der ^qovriüig zuwiderhan-
delten oder begehrten. Man vergleiche die zahllosen stellen bei
Aeschylos und Sophokles, in denen die utri genannt wird.
Um nun zum Oedipus und seinen töchtern zurückzukehren,
so ist zunächst klar, dass sich mit jener Ate, der Oedipus unter-
lag, als sich die Wirkungen seiner Unbesonnenheit, seiner uvoiu of-
fenbarten, nicht nur viel schmerzliches, sondern auch viel schimpf-
liches und unehrenhaftes verband. Er hatte seinen vater ermordet,
seine eigene mutter gelieirathet und mit ihr kinder erzeugt. Es
war Unverstand , dass die söhne abwechselnd regieren sollten und
es war schimpflich, dass die brüder sich bekriegten und im wech-
selmord sich gegenseitig tödteten. Schimpf und schände war auch
auf die töchter übergegangen , aber von der Ate waren sie völlig
st
»4Ü
"7 '
Miscellen. 203
uberiilirt geblieben^ keine ihrer bandlungen, keins ihrer worte
kitte bisher das ^QoyeTy verleugnet; ihnen war das alaxQOv und
^ aufiov, an dem sie als töcbter des Oedipus theilnehmen
Muten 9 TÖllig frei von der Ate: uirig artQ» Das ist es also
was Antigone sagen will: wir haben von den leiden von Oedipus
kr jedes schmerzliche , jedes jedoch von eigener Unbesonnenheit
freie schimpfliche und entehrende erfahren. Es ist diese zurück-
weisang der eigenen. Ate im munde der Antigone um so bezeich-
sendery ab sie selbst grade im begriff ist, durch die verbotene
kestattnng des bruders die Ate auf sich selbst herab zu beschwören.
Nach diesem ist also einleuchtend, dass Wörter wie calamitas,
wfarimnium , nosa, infaustum den sinn der worte der Antigone
licht treffen. Am nächsten käme Zehlickcs culpa vacans und
Seidlers immeriia, wodurch urrig äug allerdings richtig als ein-
•cbniDkung des alc^QOV und uiifiov erscheint, ohne dass der be-
triff der atfi wiederg^eben ist.
Wenn Buttmann (Lezilogus I , p. 227) in der utrj zugleich
den begriff des Unglücks und der schuld findet, so wird man,
wenn man alle stellen vergleicht , den gemeinsamen begriff Ver-
blendung oberall zn gründe liegen finden. Führt die verbleu-
en^ zu einer „ufzaQtia /ue/aAi^'S dann ist sie gewiss ein un-
gUeky und wenn der verblendete durch sich selbst, und nicht
^rch die götter verblendet ist , wird er auch von der schuld
sieiit frei zu sprechen sein. Ich hatte einst im philologischen se-
■iiiar die frage aufgeworfen: woher die vier cardinultugenden ?
M^b antwort'^ sandte mir Jansen, gegenwärtig conrector des liie-
ligeo gymnasiums, seine reiche abhandlung (Meldorfer programm)
ȟber die beiden Homerischen cardinaltugeuden^^ Es sind die tu-
geaden des handelns und des denkens, die ethische und die dia-
wetische. Der Verfasser hat alle stellen, die für diesen gegensatz
k betracbt kommen, und die parallelen ausdrücke zusammenge-
stellt Und indem er auf die natürliche Verbindung beider kräfte
sMDSchen hinweist, zeigt er wie der glaube der Griechen, der
alles auf die götter zurückführte, auch es nicht verschmähte, in
ihnen die Urheber der bethörung der denkkraft, der Verblendung,
des ,j/g>QipaQ ßldmuv^' zu erkennen. Ueber das auftreten der vier
cardinaltog^en im Pindar und deren Überlieferung aus den älte-
sten Zeiten spricht Dissen in den prolegomenen seiner ausgäbe
p. XIII ff., binders p. XXII. — Bei den pbilosopben verschwindet
die ani. Dem Plato ist der yovg, dem Aristoteles die ^govrjaig
die beherrscherin der ethischen tugenden. Eine lierrschaft der äiij
oder des gottes hatte für sie natürlich keine bedeutung. Die ein-
schrinkende bedeutung der worte bei Sophokles würde deutlicher
bervortreteo, wenn geschrieben wäre atrig / Steg.
Kid. Dr^ Forchhammer.
204 Miscellen.
3. Zu Livius. '
XXIII, 47 wird der Zweikampf erzählt, welchen der CiUBpaoer
Vibellius Taurea uud der Römer Claudius Asellus, beide die besten
reiter in ihrem beere, mit einander bestanden. Lange zeit tum-
melten sie die rosse, ohne bandgemein zu werden , bis endlich die
Sache eine Wendung nahm, welche den persönlichen muth des nnr
in reiterkÜDsten starken herausforderers in beschämender weise in
frage stellte. Uievon heisst es §. 5 fg.: tum Campanut Ro^
mano „equorum^^ inquit „hoc, non equitum erit certamen, nisi e
campo in cavam hanc viam demittimus equos. ihi nullq ad evagam'
dum spatio commimis conserentur manus^' diclo prope dUus eqnom
in viam Claudius deiecit ; Taurea verbis ferocior qtiam re „minims^
sis", inquit „cantherium in fossam^^ ; quae vox in ruslicum inde
proverhium ahiit.
Die aufiallende erscheinung, dass Taurea einem Vorschlag nicht
nachzukommen wagt, den er doch selbst gemacht hat, pflegt da-
durch erklärt zu werden, dass man diesen für einen scherz nimoit.
Dann wäre freilich der Campaner nicht bloss feige sondern auch
thöricht gewesen: wenn er keine lust hatte, den kämpf an einem
orte zu führen, an welchem seine meislerschaft als reiter ihm nichts
nützte, so war es höchst unbesonnen, ja aberwitzig, auch nur im
scherz einen Vorschlag zu machen , den der gegner für sich and
gegen ihn zu benutzen das recht hatte. Vielmehr ist es, da Taurea
das turnier ofTenbur nur im vertrauen auf seine kunst eingegangen
hat, höchst uiiwahrscheinlicli, dass er auch nur im scherz einen so
.gefährlichen Vorschlag gemacht habe, und überhaupt dürften bei
einem so ernsten wafiengang beide kämpfer zu kurzweiligen äusse-
rn ngen wenig lust gehabt haben, im interesse des Römers dage-
gen lag es, den gegner von dem freien und ebenen kampfplatz zu
entfernen, auf welchem derselbe im vortheil oder wenigstens nicht
im nachtheil war; darum glauben wir, dass Livius Romanus Cam-
pano geschrieben hat. Wie dereinst die technische Überlegenheit
der Punier zur see von Duilius durch anwendung des enterhakens
zu niclite gemacht worden war, welche den kämpf der schiffe einer
landschlaclit ähnlich machte und den kriegerischen Vorzügen der
Römer freieren Spielraum schuf: so wusste Claudius Asellus den
reiterzweikampf auf einen platz hiuüberzuspielen, auf welchem dem
gegner seine Virtuosität als reiter nichts mehr half, und einen
kämpf mann gegen mann herbeizuführen, in welchem die persön-
liche tapferkeit allein den ausschlag gab. [Und müsste nicht ei
vor diclo eingefugt werden ? — E. v. L.]
Hof. G. F. Unger.
Miscellen. 205
4. Zu Jastinas.
Von dem kri^ des Pliilippos g'egen die llljrier im j. 359
■agt Justinufl 7, 6, 7: heUo in lUyrios transluto multa milia ho-
9iium caeditf urbem iwhilissimam Larissam capit; hinc Thessaliam
tmprooi«!» expugnai. Er wurde Lochst walirsclieiulick in Oberma-
kedonieo geführt, welches nach der niederlage und dem fall des
Ferdikkas von dem Dassaretierköuig Bardylis besetzt worden war,
während Philippos im osten mit zwei tlironbewerbern und ihren
mädiftigeo beschützern , dem OdrysenkÖuig und den Athenern, und
sa gleicher zeit mit den Paeonern zu thun hatte. Der lijperbolische
ausdruck 0(Xi7inog nagaXaßatv triv MuMiovCav dovXivovcav YA-
Ivi^olq in dem elogium bei Diodor 16, 1 erhalt seine uothweu-
dige bescbränkung aus Diod. 10, 4, wo Bardylis im besitz eines
tbeils der makedonischen städte erscheint, und dies können nur die
zwischen der illyrischen grenze und der makedonischen hauptstadt
Edessa = Aigai gel^enen gewesen sein, welche von illyrischem
einflusa unberührt geblieben war (Diod. 16, 3). Die Unterwerfung
der bevÖlkerungen bis zum see von Lychnidos, welche nach Diod.
16, 8 der ai^ fiir Philippos zur folge hatte, bedeutete mithin im
weaentlichen , wie Curtius Gr. gesch. 3, 418 richtig erkannt hat,
oicbta anderes als die Wiederherstellung der alten natürlichen gren-
sen zwischen Makedonien und lllyrien. Wir suchen daher das von
Justin genannte Larissa in Obermakedonien uud zwar wegen der
Wichtigkeit, welche sein besitz hatte, an der grossen heerstrasse
▼OD Lychnidos nach Rdessa, der ehemaligen via Egnatia.
Die Schwierigkeit freilich , welche bisher die unerweislichkeit
der ezistenz eines illyrischen Larissa machte, wird durch die Ver-
legung Larissa's nach Makedonien schwerlich gehoben : obgleich es
eine stelle gibt , welche eine stadt dieses namens in Makedonien
und noch dazu , wie die in ihrer Umgebung stehenden namcn be-
weisen, gerade in den bei Justinus gemeinten westlichen gegenden
nennt. Der Synekdemos des Hierokles gibt an: MaxidovCa, vno
xowCovXdgMv, noXng Xß\ 0fa6uXovCxij IKXXij EvQWjiog Jlov
Biggout ^Eoqdala *E3&<jffa KiXXrj ^Ak^wnla AdgiCCa ^HquxXhu
jidxxov ^jiviayyta (Antigoneia) u. s. w. Wesseling z. d. st. (Corp.
script, bist. Byz. 3, 410) will yiuQhcaa streichen ; einmal weil es
in der parallelstelle des Constanlin Porpliyrog. Them. 2, 2 fehlt,
welche die andern makedonischen städte des Synekdemos enthält.
Dies beweist zwar nichts: denn Constantin will , der Überschrift
^Enagxfft Muxidovtaqi vnd xovaiXidgiovy noXng Xa zufolge, eine
Stadt weniger geben als der Synekdemos; es hat also wahrschein-
lich in der Zwischenzeit die stadt an bedeutung verloren. Aber
Weaaeling weist fiuch darauf hin, dass das von Stephanos von By-
zaac gegebene verzeicbniss der orte, welche den namen Larissa
206 Miscelleo.
führten^ keinen makedonischen dieses namens kennt, und hierauf
ist gewicht zu legen.
Straho 9^ 5, 19 und Stephanos unter jiuQiifui zählen ?ierzebn
Larissen auf, zum grössten theil obscure oder auch ganz verschol-
lene orte, von denen sonst nirgends gesprochen wird, darunter drei
in Thessalien und eines in Thrakien, den nachbarländern Makedo-
niens. Es ist daher , obgleich diese Verzeichnisse sich noch durch
ein assyrisches am Tigris (Xen. Anab. 3, 4, 7) und ein campani-
sches (Dion. Halic. Antiq. 1, 21) vervollständigen lassen, nicht
leicht anzunehmen, dass jene „angesehene stadf' Makedoniens den
Urhebern derselben entgangen ist, zumal Strabo dabei den Theo-
pompos^ des Trogus gewährsmann in den „philippischen geschich-
ten*^, ausdrücklich citirt. Ich vermuthe daher , dass Uierokles *Aq^
viaau geschrieben hat. Nachdem Brasidas im j. 423 den engpass,
welcher aus dem obermakedonischen ftirstenthum Ljnkos nach
Osten führte, erstürmt hatte, befand er, die obengenannte heeratrasse
ziehend, sich bald in Amissa, der westlichen grenzstadt des eigent-
lichen köuigreichs Makedonien^ Thukjd. 4, 128 xai' ucg>täinav
fiuXXov iwv av&tjfjiSQOv u<pixvi7Tai ig \/Q»ta(Tav ngätov irig Uiq»
dlxxov uQX^g» Die auch von Ptolem. 3, 13, 20 genannte stadt
lag also nordwestlich oder, wie Kieperts neueste karte sie ansetzt
nördlich vom see Begorritis, zwischen Kelle und Edessa.
Als eine der östlichsten, vielleicht die östlichste von den ma-
kedonischen Städten, welche Bardylis besetzt hielt, und zugleich die
hau pt Strasse , auf welcher Philipp gegen ihn heranziehen mussle,
beherrschend, ist Amissa wohl für beide kriegführende theile von
besonderer Wichtigkeit gewesen. Sie ist walirscheinlich in den
bericht des Trogus und seines auszüglers gemeint; doch möchte
ich, da der fehler sich aus der griechischen uncialschrift am leich-
testen erklärt, ihn zu den lesefehlern des Trogus rechneu, auf
welche (z. b. Just. 32, 2, 1 iemplum Didymael lovis statt j^lkv-
fjLuCov d. i. ^Ekv^atov) v. Gutschmid im Lit. ceutralblatt 1872,
8p. 660 aufmerksam gemacht.
Hof. G. F. Unger,
5. Zu Minucius Felix.
Vor einigen jähren sprach ich die ansieht aus, dass die hand-
schrift des Arnobius weniger durch fremde einschiebsei als durch
lücken veruustaltet sei (Philolog. XXVi, 366). Seitdem hat Mi-
chael Zink (blatter für das bayerische gymnasial wesen Vil, 29.5 —
312, VIII, 292 — 316) sorgfältig über die interpolationen und dit-
togrnphien des manuscripts gehandelt, freilich, nach meiner Über-
zeugung, im aufspüren derselben viel zu weit geltend. Allein
Miscelleo. 207
«t diese ootersuchung beweist die flüclitigkeit des abschreibers
1 dieat indirect als neuer beweis für die von mir aufgestellte
icht. Denn der eilende vergisst sicherlich leichter als dass er
ht zu seiner aufgäbe gehörendes zusammenraffte.
Einen dritten beweis für die lückenhaftigkeit des codex lie-
k die neueste litteratur über Minucius Felix. Schon Halms
indicgende ausgäbe giebt dem einigermassen eingeweihten eine
Nue menge ?on stellen an die hand , die durch Wiedereinfügung
I Wörtern, welche der leichtfertige abschreiber übersprang, ge-
lt werden konnten. Die recenseoten dieser ausgäbe, Sauppe,
rtel, Bursian und Usencr sowohl als auch Dombart und Mähly,
khe später ihre „kritischen beiträge^^ spendeten ^) , haben das-
be heilmittel in verhältnissmässig äusserst zahlreichen fällen an-
wendet. Der Schreiber des codex des Minucius Felix ist aber
canntlich dieselbe person mit dem Schreiber des Arnobius, an
sen apologetik der Octavius angefügt ist. Der brüsseler codex
an als abschrift des pariser manuscripts eben so wenig in be-
idit kommen als die aus derselben quelle geflossene editio
inceps.
Die folgenden bessern ngsvorschläge basieren grösstentheils auf
enselben principe, indem sie meistentheils durch einfügung ausge-
illeoer silben oder wÖrter dem gestörten satzbau oder dem man-
:eloden sinne der Überlieferung abzuhelfen suchen.
Die Worte cap. 2. 4: itaque cum diluculo ad mare inamhu"
BJido IHore pergeremtia haben Cellarius zu der äuderung litori ver-
nlasst und Mähly stimmt diesem vorschlage bei. Mir ist die dabei
ü statuierende construction weit anstössiger als die handschrift-
iefce Überlieferung, und auch Halm scheint, indem er Cellarius'
orschlag stillschweigend überging, ebenso gedacht zu haben. Je-
er anstoss schwindet, wenn man liest, litora peragraremus,
Doss cap. 5. 4: itaque indignandum omnibus, indolescendum
t audere quosdam^ et hoc studiorum rüdes, Utterarum profanos,
perfes artium etiam sordidarum, certum aliquid de summa rerum
maiestate decemere, de qua tot omnihus saeculis sectarum plurir
trum usque adhuc ipsa philosophia deliherat etwas gestört sei,
ben die bei Halm verzeichneten gelehrten und nach diesen Bursian,
r plurimae, imo usque adhuc, Mälily, der plurimarum summt vir»
]ue'us(pte adhuc, endlich Koch, der plurimarum sententiis usque vor-
ilagt, erkannt. Allein, so nahe die emendation des ersteren der
erlieferung steht, so wenig entspricht die Verbindung sectarum plu-
nae dem sprachgebrauche des Minucius, und Mälily 's vorschlug lässt
i veranlaissung der abirrung des Schreibers vom original nicht erken-
B. Ueberdiess fehlt, da Minucius die früheren Streitigkeiten der
1) Leider sind mir bis jetzt £. Baehrens* Icciiones laUnae (Bonn
70) noch nicht eu geeicht gekommen«
208 Miscellen.
Philosophen den gegenwärtigen entgegenstellt, bei dem ersten gliede
ein perfect, das aus dem folgenden praesens deliberat schwerlich
entnommen werden kann, ich vermuthe deshalb: de qua tot om^
nihus saeculis sectarum plurimarum philoaophi rixati sunt
at que usque adhuc ipsa philosophia deliberat. Die abkürzung
pliirijcati sunt, welche dem vorhergehenden plurimarum so ahnlidi
ist, veranlasste die abirrung. Ueber usque adhuc vgl. Stürenburg
zu Cic. pro Archia pag. 27 (latein. commentar).
Wie cap. 5. 4 Wirtli statt de summa verum ac maiestate de-
cernere gelesen wissen will maiestate dei decernere und Halm ihm
nahezu beistimmt, so wird wohl eher cap. 5. 7 statt unde haec rdigto,
unde formido7 ebenfalls zu lesen sein unde dei formido'^ Cäciliua
bezieht sich in seiner auseinandersetzung im wesentlichen auf Kpi-
kur, und zwar wie er ihn aus Lucrez kennt — eine bisher, so-
viel mir bekannt, noch nicht bemerkte ähnlichkeit des Minucios
Felix mit Arnobius — , ja Minucius ahmt den Lucrez selbst im
Wortlaute nach. Die hier ausgesprochenen ansichten stammen aus
dessen fünftem buche, ich habe der sprachlichen nacbahmung die-
ses dichters durch Minucius noch dicht näher nachgehen können,
bemerke aber, dass sogar cap. 2. 1: nam negotii et visendi mei
gratia Romam contenderaty relicta domo, coniuge, liheris, et quod
est in liheris amahilius, adhuc annis innocentihus et adhuc dimi-
diata verha temptantil^jtis , loquellam ipso offensantis linguae frag^
mine diilciorem , wo dinge des gewöhnlichen lebeos erzählt werden
und an physische oder philosophische erörterungeu nicht gedacht
wird, eine genaue bekanntschaft des Miuucius mit Lucrez zu tage
tritt. Freilich steckt auch in dieser stelle, wie schon Mähly, der
et quia nihil est in liheris amahilius vorschlägt, bemerkt, ein
Schreibfehler. Denn der Zwischensatz quod est in liheris amahilius
lässt für den comparativ keine logische vergleichung zu: was soll
es nämlich heissen, Octavius habe haus, weib und kinder und zwar,
was an kiudern noch liebenswürdiger sei, kinder in den zartesten
jähren verlassen? Es wird gelesen werden müssen relicta domo,
coniuge, liheris et — quo quid est in liheris amahilius? — adhuc
annis innocentihus et adhuc din^idiaia verha temptantihus, toqtieUam
ipso offensantis linguae fragmine dulciorem. Die letzten Worte
verrathen eine nacbahmung des Lucrez (V , 230) : almae nutricis
hlanda atque infracta loquella. Um nun auf die stelle 5. 7
und den Vorschlag dei formido zurückzukommen, so findet sich bei
Lucrez (V, 1218): praeterea cui non animus formidine divum
contrahitur?
Auch das unmittelbar folgende cap. 5. 8 giebt lucretianische
idcen wieder: die formen und gestalten der erde sind ohne wähl
und Vorbestimmung durch das zufällige zusammentreffen der atome
entstanden, lösen sich in diese demente wieder auf und kehren
60 zu ihrer quelle zurück : ein bestimmter und bestimmender wille
Miscelleo. 209
boTBclite dabei nicht vor. Die worte des Minucius lauten: Iwmo
cl animal omne quod nascitur, inspiratur, attolliiur, elenieniorum
«I nolimfaria concretio est^ in quae ruraum homo ei animal omne
dividitur, «oknltir, di«sipa(tfr: ita in fontem reßuunt ei in semet
cmifiMi revolvuntur^ nullo artifice nee ivdice nee autore. In diesen
Worten hat ut hinter demeniomm viele besserungsversuche hervor-
gerufen: Halm räth velut, Mähly uHquen Usencr streicht es. Koch
fiigi ein : fortuita aut vol, concr. Am leichtesten ist wohl geholfen,
wenn nan sehreibt dementorum involuntaria concretio est, Sagt
doch Cäcilios cap. 5. 7 selbst: eint fortuitis concursionihus to-
Has mandi membra coalita.
Cap. 12. 7 warnt Cäcilius, sich an den bekannten vers des
Ennius :
quod est ante pedes nemo spectat: caeli scrutantur piagas
anschliessend: desinite caeli piagas et mundi fata et secreta rimari:
rntis est pro pedibus aspicere. Schon der substantivische gebrauch
der Verbindung pro pedibus hätte zur herstellung der ausgefallenen
Wörter: satis est quod est pro pedibus führen sollen; der ab-
■chreiber irrte von dem ersteren est zum zweiten ab.
Cap, 16. 2 : sed in Natdli meo versutiam nolo, non credo :
proci4 est ab eius simplicitate subtilis urbanitas. Usener will ent-
weder nolo streichen, oder volens non credo gelesen wissen. Ein-
facher und dem sinne angemessener ist wohl folgende änderung:
sed in Natali meo versutiam statuere nolo; nam, credo, procul
est ab ei%is simplicitate subtilis urbanitas, Aehnlich Koch: sed a
Naläli meo versutiam coli non credo.
Nicht hierhin gehört cap. 14. 5: sic adsid%ie temeritate de-
cepii culpam iudicii sui transferunt ad incerti querellam. Minucius
warnt davor, sich durch schöne worte bestechen zu lassen und da-
bei den kern der sache aus den äugen zu verlieren. Die, welche
so handeln, sähen sich, je mehr sie zuversichtlich ausgesprochenem
glauben schenkten, desto öfter von verständigeren des irrthums
überwiesen. Dann folgen die citierten worte, an denen mit recht
Uaeoer anstoss nimmt und etwa sie adsentandi temeritate (denn in
adsidue liege ein genetiv versteckt) zu ändern vorschlägt. Mir
fielen bei dieser stelle die bemerkungen Lachmanns zu Lucret. V,
679, pag. 304 ein; doch wage ich nur schüchtern den Vorschlag
zu äussern: sie adsequa oder obse(iua temeritate decepti.
Rudobtadt^). Ernst Klussmann,
1) Bei der correctur habe icli Kocli^s emendationen eingefügt
(Rhein. Mus. XXVIH. 615 ff.). Kl.
PhUologDs. JXXV. hd. 1. 13 a
210 Miscelleo.
C. Zur griechischen geschichte.
6. Die zahl der ElymersUidte. ^
Diodor 13, 114 tbeilt den text eines gegen ende 405 zwi-
schen Dionjsios und den Karthagern zu stände gekommenen frie-
densvertrages mit, in dessen anfang: Kagx^l^ovCutv ilpa$ ^cr rcJy
i^ aQx^g änoCxwv ukXovg u xal 2ixavoißg, ^thyovpiCovg tc xal
\/ixQayavj(vovg , hi f *Jfi€Qa(ovg' ngig 8k jovioig u. s. w. ich
mehrere fehler finde. Erstens die anwendung des w^^u seiner
Unbestimmtheit mit dem wesentlichsten erforderniss eines solchen
instruments unvereinbaren Wortes uXXovg , das auf Diodors rech-
nung zu setzen die exactheit der übrigen artikel verbietet , das
selbst in diesem undenkbaren fall übel angebracht sein würde,
weil dann die für die Karthager wichtigsten Staaten ungenannt
blieben, während ein so unbedeutendes volk wie die Sikaner aus-
drücklicher nennung gewürdigt sind. Kin zweiter, nicht minder
grosser fehler liegt in dem partitiven verhaltniss, welches zwischen
Tüßv änotxuiv und den darauf folgenden accusativen besteht: in
folge dessen verkehrter weise die ältesten bewohner der insel, das
iberische volk der Sikaner, und die Uellenjen von Selinus, Akra-
gas u. 8. w. zu colonisten der Karthager, also zu Phoenikem oder
Libyern gestempelt werden. Auch die partikel ^v ist an dieser
stelle nicht erklärlich und könnte nur durch Versetzung (iÜCa^/17-
Sovtwv fiBv ihai) haltbar gemacht werden. Um aber der ganzen
stelle aufzuhelfen ist es gerathener, die partikel zur ablösung des
genetivs rojv änolxcov von seinem unpassenden verhältniss zu deu
folgenden accusativen zu benutzen: während für aXXwr der name
entweder einer Stadt oder eines ganzen volkes einzusfellen ist.
Die geschichtlichen thatsachen ergeben, dass wir das letztere tbun
müssen.
Zur zeit, da nach aclitjährigem bestand des oben erwähnten
friedens der krieg zwisclieu Dionysios und den Karthagern wieder
ausbrach, im j. 397 finden wir, in folge eben jenes 405 abge-
schlossenen Vertrags ausser den von Diodor 13, 114 genannten
Volksgemeinden (den Sikanern und den Hellenen von Selinus,
Akragas, Himera, Gela und Kamarina) noch folgende, gleichfalls
im westlichen theil der insel gelegene städte als abhängige ver-
bündete der Karthager: Motye (Diod. 14, 47 fgg.) , Ervx (14,
47 fg ), Panormos, Solus, Egesta, Eotella und Hulikyni (diese fünf
Städte 14, 48 und 14, 53 fggO« I^^^i von ihnen, Motye Pan-
ormos und Solus, waren, wie aus Thukydides 6, 2 bekannt ist,
punische colonico, die einzigen, welche sich nach der einwanderung
der Hellenen erhalten hatten; auf sie beziehen sich also die worte
des friedensvertrags : tutv 1$ äQ^ljg äno(xwv* Von den vier an-
Miscelleo. 211
dtm geliörteD zwei, Egesta (auch Segesta und Akesta genannt)
und Erjx, nach Thnkjd. a. a. o. und anderen sicheren Zeugnissen
deo Elymern ; nit recht hat man -7- wegen Vergil Aen. 5, 387 fgg.,
wo neben Acestes und Erjx auch Kntellus als heros der nach Si-
cilien grewanderten Troer (d. i. der Eljmer) gefeiert wird, wegen
Tzetzes zu Ljkophr. 471 KgifAtoaug yewa idv ^Eyicrrjyy og rgiig
imtn n6Xi$g ^E/iaiap ^EvUXXav xai ^Eqvxa und Servius zu Aen.
5y 73 — auch Enteila für eine Elymerstadt erklärt. Wenn Thu-
kjd. 5, 2 ^tXtov uX^xofA^ifov JvHy TqüSwv uvtg d^a^vyovTsg ^A^tuovg
mkototg aquxvovviat nqog it^v 2ixbX(uv xal oftogok loig 2txavoTg
9iM^ffttPug ^v/inavjig fih ^Ekvfioh ixXi^^tjaav^ noXng 3' aviuiv
^Egwi Tf xul ''Eyana bloss diese zwei küstenstädte den Eljmeru
zuspricht, so erklärt sich diese ungenauigkeit aus der mangel-
haften, nur auf einen periplus angelegten künde eines von Alt-
kellaa zugereisten ; ein eingeborner Schriftsteller ^) würde die bin-
nenstadt Entella nicht übersehen haben. Gleiche mangelhaftigkeit
der Völkerkunde Siciliens zeigt Thukjdides am Schlüsse jenes ca-
fitds: (0o(y$xig) MoTvrpf xal 2oXdspia xal ITdvoQfiov iyyvg jwv
^EXvfiWv ^vvoixCaaviig hifiovro: denn nur Motye grenzte an die
Eljmer, dagegen Panormos und das noch Östlicher gelegene Solus
hatte nnr'Sikaner zu nachbarn, welche durch ihre Stadt Bykkara^)
auch die Elymer Egestas von Panormos trennten. Was bloss von
Molje gilt hat Thukydides oder sein gewälirsmann, verführt durch
die politische Verbindung der Punier mit den Elymern (Thuk. a.
a. o. fährt fort: ^vfifiaxfff tc nCawot r/j ruiv ^EXvficov), auf die
drei ponischen städte zusammen bezogen.
Das zeugniss des Thukydides darf uns also nicht abhalten,
den Eljmern noch andere städte ausser den zwei von ihm ge-
oaoDten zuzuweisen: hat er Entella übersehen, wohl weil es eine
kinoenstadt war, so konnte ihm dasselbe auch mit Ualikyai be-
gegnen. Dies wird von Holm Gesch. Sic. 1, 61 und andern für
eine Sikanerstadt angesehen, weil es weder hellenisch noch puuisch
noch eivmisch gewesen sei; hiegegen spricht aber Diodor 14, 48
( JiovvCiog ) WQfiTjCey inl rag toxi KugxriSovCo^g ayfifia^ovcag
MoXttg» 2$xavol fABv nuvthg ngoaex^QV^^^^ ^^h ^vgaxovcCohg'
TUßV ii aXXwv ndXewv Trivjs fAorov iUfiuvav iv ilj Kag/rj-
X'S Hieraas ergibt sich , dass die angaben des Thukydides über
die Eljmer nicht nüt Niebuhr R. Gesch. 1 , 203 aus Antiochos yon
Sjrakus abgeleitet werden dürfen und dass Wölfflin, Antiochos von
Sjrakus und Coelias Antipater p. 8 fgg. zu weit geht, wenn er die
ganze Vorgeschichte der expedition nach Sicilien bei Thuk. 6, 2 — 5
auf jenen zurückführt. Hiegegen spricht auch die Verschiedenheit
der beiderseitigen berichte über die Vertreibung der Sikeler aus Ita-
lien, welche Wölfflin p. 11 vergebens zu beseitigen sucht.
2) Thnkyd. 6 , 62 "^Txxaga noktafia £ixaytx6y , wonach bei Diodor*
18 , 6 "Txxaga StxiXtxhy nohüfta zu lesen ist Shxavhxoy, Holm 1 , 35&
hat diese stelle nicht berücksichtigt.
212 Miscellen.
dovtoav ipiX(a' avxat Sb ^ffav ''AXixvak SoXfjlvq ^Eyana Ildv-
oQfiog ^EvnkXa und 14, 55 Tcoy Zixavwv iXtyoh avyxurid'tvjo
joTg u^^ovfiivoiq vno JiOwcCovy aniairjaav ds 7raQajüitia(o§g xai
ol ^AXixvaTo$. Zu den punischen uod gtiechisclieii colooieo, welche
sämmtlich bekannt sind, gehörte es nicht; für sikelisch ') kann es
ebenso wenig angesehen werden, einmal wegen seiner tage im
Westen , und dann , weil durch den vertrag ?on 405 sämmtliche
Sikelerstädte für selbständig erklärt worden waren (Diod. 13, 114
2ix€Xovg anavxai; aixovofiovg itvai), während wir Ualikjai auf
grund jenes Vertrags im karthagischen bundesgebiet finden (Diod.
14, 48, s. oben). Ausser der thukydideischen stelle über die
Elymer gibt es kein zeugniss, welches uns hindert, diese als gran-
der und einwohner von Ualikyai anzusehen: wohl aber spricht po-
sitiv dafür die läge des ortes , dessen gebiet südlich an das der
Hellenen von SeJinus grenzte, auf allen andern selten aber von
Eljmern umschlossen war. Nördlich war Egesta die nächste Stadt,
östlich Entella und westlich Liljbaion, Steph. Byz. ^AX^xvak noX^q
^ixfXCag /icra^d XHfiivrj ^EviiXXrig xal AiXvßatov; am Vorgebirge
Lilybaion wohnten aber Elymer, ehe die Karthager dort die gleich-
namige Stadt anlegten, Strnb. 13, 1, 53 Alvitav Blg^E/iCiav xa-
laqat cvv ^Ekvfim Tgußl xal ^Egvxa xal AhXvßmov xatai^Biv,
So ergibt sich, dass die vier städte Egesta, Entella, Erjx und
Ualikyai, welche sammt den punischen colonien Motye, Panormos
und Solus, den sikanischen orten und fünf Griechenstädten auf
grund des von Diodor 13, 114 mitgetheilten Vertrags von 405 —
397 dem karthagischen bundesgebiet angehörten , sämmtlich von
Elymern bewohnt gewesen sind. Der name dieses Volkes als die
gesammtbezeichnung der vier nicht besonders genannten städte muss
also bei Diod. a. a. o. gestanden haben und hat demnach der text
wohl folgendermassen gelautet: Kagxv^ovCwv (tva^^nXr|v (statt fjtiv)
ifjjv 1$ ^QX^^ ano(xu)¥ ^EXvfiovg (statt ulXovg) ts xal 2ixavovgj
^sXivovvrCovQ u. s. w. Wie Atytara oft statt "Eyttna gefunden
wird, so konnte ^EXvfiovg in AiXv/jiovg und dies in aXXovg über-
gehen.
Hieraus aber geht weiter hervor, dass die zahl der selbstän-
3) Eine sikelische stadt dieses namens nennt Thukyd. 7, 32 ni^"
TiH ig Tujy £tx$kü)y tovg ti^y diodoy J^x^yrag, Ktyrognidg n xal *Aitxpahvg ;
diese war aber von der oben besprochenen verschieden und im osten
bei Centuripa an einer aus dem inneren nach Syrakus fahrenden
Strasse gelegen, also, wie auch Thukydides angibt, eine Sikelerstadt.
Cluver Sic. 388 verlangt 'JyvQ§yaiovg und Holm 1, 358 denkt eben-
falls an einen irrthum der abschreiber oder gar des Thnkydides: je-
nen und vielleicht auch diesem war aber das westliche Halikyai
schwerlich bekannt. Die Elymer waren nach den alten stammver-
wandte der Sikeler und auch andere Ortsnamen finden wir beiden
gemeinsam : vgl. Eryke und Motyke der Sikeler mit Eryx und Motye
an der Elymerküstc.
Miscellen. 213
digen Eljmeretädte sicli genau auf die vier eben genannten be-
laofen hat; ein eigebniss, welches sich vielleicht zur Verbesserung
doer stelle des Servius benützen lässt. Dieser nennt zu Verg.
Aen. 5, 73 als gründungen des 0ymu8 princeps Troianorum die
Städte: Ägoa, Entdia y Egesta, von welchen aber die erste sonst
nii^ends genannt und daher einer verschreibung dringend ver-
dächtig ist. Holm 1, 376 wird durch Asca an Ascanius erinnert;
hiegegen spricht aber das fehlen des dritten consonanten, welchen
in text hinzuzufügen wiederum der umstand verbietet, dass die mit
eriooerungen an Ascanius so freigebigen alten Schriftsteller von
einer hiuterlassenschaft desselben in Sicilien gar nichts wissen.
Asca dürfte vielmehr aus Alicja(e) entstellt sein.
Hof. G. F. Unger,
D. AuBzüge aus Schriften und berichten der ge-
lehrten gesellschaften so wie aus Zeitschriften.
ZtDölfter hericht des antUiuariscIh-historischen Vereins für Nalie
und Hunsrück, Sommer 1873. Ausgrabungen am bahnhof zu
Bingerbrück und zu Kreuznach (mit abbildungen), berichtigungen
und Zusätze zu Brambach's Corpus inscriptionum Elienanarum.
Mltthellungen des historiscihen Vereins für Steiermark, 21. heft.
Graz 1873. P. 3 — 14. Knahl, die römischen Altendorfer anti-
quitäten der pfarre St. Johann am Draufelde. Die 1840 gefunde-
oeo alterthümer sind theilweise nach dem schlösse Wurmberg ge-
bracht (sechs stück mit zwei fragmeuten von inschriftsteiuen),
theils in Altendorf geblieben (zehn stück mit zwei inschriftfrag-
oMnten), theils nach Pettau übergeführt (sieben stück mit zwei in-
schriftfragmenten).
Arthiv des Vereins für siebenhürgische landeshunde. Neue folge.
Bd. XI. Hefl 1. (Hermannstadt 1873). P. 98—117. GoasSy
Archäologische analekten. Es wird zuerst die inschrift des Corp.
iDBcr. I^t. lU, n. 1464 weitläufig besprochen und dem als anhäu-
ger des Macrinus bekannten Ulpius Julianus zugewiesen, dann wer-
den eine anzahl von römischen inschriften aus Varhely und der
umgegend gegeben, die dem verf. nach 1868 bekannt geworden
sind. Einige derselben sind schon aus dem von dem verf. nicht
eii^esehenen Co^p. inscr. Lat. Ill bekannt, unter andern die dort
unter n. 6269 aufgeführte. Zu bemerken ist eine, zu Brazowa
eine halbe stunde östlich von Varhely gefundene: IVI.IVL.PAP.
IVSTVS.DEC. II C0L.0B.H0N.P0NT1F || CAMPVM.CV[m].SVIS||
ADITIBVS.CLVfaiJT.ET || STATVAM.PO[s]ViT. Wenn der verf.
ans einer missverstandenen stelle Eckhefs die münzen der geiis
214 Miscellen.
Titia mit dem Pegasus alle für restitute a Trajano hält, so irrt
er sehr. Die restituirte münze ist bei Cohen, tiiofiitciies de la r4'
ptihl, rom. tafel XLV, flg. 15 abgebildet.
Sitzungsberichte der philoa ,- phihl. und hist, dasse der h. b.
akad. d. wiss, zu München 1873. Heft IV. ^y p. 457 — 518.
Bursian, beitrage zur geschichte der classischen Studien im mittel-
alter. Es werden besprochen 1) die grammatik des Winfried -Bo-
nifacius; 2) die Echasis cuiusdam captivi; 3) die Quirkialia* des
Mitellus von Tegernsee. — P. 519 — 580 f. Lauthy über alt-
ägyptische musik. — P. 581 — 596. Wetzstein y das nadelöhr
von^ Jerusalem. — P. 599 — 622. Spengel jiiii., über die compo-
sition der Andria des Terentius.
Numismatisclie Zeitschrift , herausgegeben und redigirt von
C, W. Huher und Jos. Karahacek, Band II. (Wien 1870). P.
1 — 16. Reichardty beitrage zur phönikischen numismatik (Laodikea
am Libanon, Käme, Akar, Bjblus, Berytus, Heliopolis, Lacepta). —
P. 17—27. J. Frledländery ^ErESTAHBEMl, eine anfrage. —
P. 28 — 30. Reichardty der Adonis-tempel zu Byblus auf münseo
des kaisers Macrinus. — P. 31 — 48. v. SaUet y die münzen des
Vaballathus und der Zenobia (erklärung der Vaballatbus-umschriften:
lovUoQ AvQT^Uog CsmtfAwg 0YABAAAj4&0C A&HNOdwQog
Ynauxoc AYToxgaiiüQ Cxquiriyog PCVfiaCwv und VABALA-
THVS Vir Consularis Rex IMperator Dux Romanorum y und be-
schreibung der nlexandrinischeii münzen . des Vaballathus und sei-
ner mutter). — P. 49 — 51. Neudech, uuedirter quiuar der
familie Satriena. — P. 52 — 59. Karabaceh, die angeblichen
^£0- münzen arabischer prägung (nicht AEOy sondern ACOakiq
ist zu lesen). — P. 257 — 270. v. Prokesch-Osteny Inedita mei-
ner Sammlung. — P. 271 — 279. v. Sallety einige unedirte'oder
merkwürdige unteritalische und sicilische münzen. — P. 280
— 284. J. Friedländer y münzen von Phanagoria unter den namen
Agrippias und Caesarea mit dem köpfe der Livia. — P. 285 —
288. Brugschy geographisch-mythologisches verzeichniss der Nomen
Ober - Aegyptens nach den angaben der denkmäler. — P. 289 —
320. Sibilian , numismatischer ausflng von Constantinopel nach
Bithynien und Paphlagonien. — P. 321 — 328. J. FriedHnder,
einige berichtigungen zu Combe*s Descriptio nummorum Guilelmi
Hunter, — P. 338 — 345. Sibilian, drei sehr seltene münzen
armenischer dynasten (Tigranes, Oisames, Arsaces). — P. 340 —
348. ./. Frledländery eine münze von Ptolemais in Pamphylien. —
P. 349 — 384. P. Becher, eine studie über die münzen von Amor-
gos. — P. 385 — 388. J. Friedländer, das geräth auf den
münzen von Aegiale. — P. 389 — 426. Huhery zur alten numis-
matik Aegyptens (Ptolemaeus V., Epiphanes, Kleopatra I., kÖnigin-
muttcr und regentin). — P. 427 — 442. Trau» römische lo^ita
(bronzemedaillons von Badrianus , Commodus und Gallienus, und
Miscellen. 215
0mrtU9 TOD Gallienus). — P. 443 — 448. Missong , unedirte
nönze des römisdien kabers Vabolathus. — P. 449 — 452. Mis-
mmg, eine römiscLc iDÜnz|irobe (aus der zeit des Julianus 11). —
P. 453 f. •/. Friedländer, byzantinische marken.
Dritter Jahrgang, erstes halbjahr (Wien und Berlin 1871).
P. 1 — 50. Imhoof'Blnmer , die flügelgestalten der Athena und
Nike auf münzen. — P. 51 — 72. von Prohesch-Oaten, Suite des
moniuties inMtes d'or et d^argent d' Alexandre le Grand (41 gold-
■räozeo, 87 silbermünzen). — P. 73 — 82. J. Friedländer, die
ersten griechischen königsmünzen Aegyptens. — P. 83 — 90.
R^dwrdt, drei merkwürdige münzen der könige Agrippa I und II. —
P. 91 — 96. von Sallet, Berenike II und Kleopatra Selene. —
P. 97—100. von Sollet y Fulvia Plautiana. — P. 101 — 104.
vom Salkt, denar des Vaballatbus. — P. 105 — 142. Trau, neue
falschung^o römischer münzen.
-« — Bd. Ill, abth. 2. (Wien 1872). P. 321— 387.
Imkoof'Blumer, zur münzkunde und paläographie Böotiens (mit ab-
biMnngen auf taf. IX und X und in liolzschnitt). Uebersicbtiiche
dantellnng des gesammten literarischen materials zur bootischen
■ÜDzkunde, beschreibung seltner und unedirter münzen der Imhoof-
scheo Sammlung, berichtigung zahlreicher irriger bestimmungen.
Von 25 böotischen städtenamen, welche in der numismatik auf-
ulme gefunden hatten, wird die hälfte gestrichen: Anthedon,
Aspledon, Delion, Dionysiu, KIcon, Erythrae, Hyle, Isniene, Sa-
ryvna, Peleknnia, Potniae, Thisbe. Besonders reichhaltig und
interessant ist die aufzählung der münzen von Haliartos, Orcho-
■eoos und Pharae. — P. 388—418. Imhoof-Blumer, Anaktorion,
Argos, Lepsimandos. Tempelschlüssel auf münzen (mit abbildungcn
auf tafel X). Die nach Elis verlegten münzen korinthischen ge-
priiges mit F/4 werden für Anaktorion vindicirt, die nach Thyrea
rerlegten münzen mit Q nach Argos, eine den rhodischen münzen
aiioliche silbermünze mit .//Ff nach dem karischen Städtchen Lep-
naandos verwiesen. — P. 419 — 426. von Sollet, Satrapen-
■ünzen mit griechischer iuschrift. Es sind münzen von Orontas
usd Spitbridates , kleinasiatischen Satrapen. — P. 427 — 429.
iikrsAacher, Satrapenmünze mit aramäischer schrift. Dieselbe wird
den Ariarathes I. zugeschrieben. — P. 430 — 432. Friedländer,
das silphium. Mit abbildung der im nördlichen Kaschmir neuerlich
aufgefundenen pflanze (narthexj, welche ein asa foetida liefert,
wie das alte silphium und der auf den kyrenäischen münzen ge-
gebenen darstellung vollständig gleicht. — P. 433 f. Levy , die
aramäische legende auf einer drnchme athenischen gepräges. —
P. 435 — 444. L, Mayer, mittheilungeu über falsche in der Le-
vaote angefertigte antike münzen (goldmünzen des Amyntas von
Galaüeo, der Städte Ephesos und Abdera, lykische gold- und sil-
benBOOseo, tetradrachmen von Ephesos, Chios, Rhodos und Samos^
216 Miscellen.
und andere). — P. 445 — 448. Levy , eine unedirte münze des
nabntlinisclien königs Obodas. Mit einem nachtrage von Karw»-
haceh, — P. 449 — 457. 77k Mommscn^ zu den münzen Ag'rip(»a''8
I. und II. (Num. zeitsclir. Ill, p. 83 f.). — P. 458—478. Th.
Mmnmsen , imperatortitel des Titus. — P. 479 — 484. Fried-
lander, CONOB^ die endlose frage. — P. 485—500. P. Lam-
hro8, unedirte münzen und bleibullen der despoten von Epirus
(mit zwei tafein). — Die miscellen enthalten auf p. 593 f.
zwei interessante neue alexandrinisclie münzen des Nero^ voo
Friedländer y und p. 595 f. eine uachricht über einen fund von
nachpragungen römischer consular-denare in Ungarn^ von Ncuded ;
das Vorwort vertritt eine gedachtn issrede auf Christian WillielvB
Hnher, den ersten hcrausgeber der Zeitschrift.
Zeitschrift fvif %\um\8matlh. Herausgegeben von dr. Alfred vor»
Sallet I, 4. (Berlin 1874). P. 291—304. J. FriedUnder, die er-
Werbungen des kön. müuzkabinets im j. 1873. Besonders interessant^
durch genauere mittheilungen über die erwerbungen aus der Foxsclien
Sammlung und über die 22 medaillons des J. Biedermann in Wien.
Das berliner cabinet besteht jetzt aus 44,000 griechischen münzen
(860 goldnen und nahe an 14,000 silbernen), aus 31,000 römi-
schen (1670 goldnen und 14,500 silbernen) und aus etwa 85,000
mittelalterlichen, neueren und orientalischen münzen und medaiilen,
also aus ungefähr 160,000 stücken. — P. 305 — 313. A. oob
Salleiy die ältesten tetradrachmen der Arsaciden (mit einer tafel). —
P. 314 — 318. A, von Sallet, Pertinax Caesar, der söhn des kai-
sers Pertinax. Ein alexandriner mit der inschrift IIEPTINAS
KAICAP. — P. 319 f. Paul Lamhros , unedirte münze too
Teneu (im gebiete von Corinth). Eine kupfermünze mit den
köpfe der Julia Domna. — P. 321 — 334. F. Imhoof- Blumer,
numismatische bericlitigungen. Es sind zahlreiche berichtigungen
von bestimmungen der Hunter'schen Sammlung von Taylor Combe's
catalog, Leake's Numismata Hellenica, nnd bemerkungen über die
angeblichen königsmünzen der phrygischen stadt Kubyra. —
P. 335 f. Louis Meyer , unedirte kleinasiatische kaisermünzeo.
Es sind kupfcrmünzen von Baratea in Lycaonien unter Pbilippus,
von Mopsuestia in Cilicien unter Vulerianus, von Aemonia in Phrv-
gien mit dem köpfe der Poppnea, und von Ococlea in Phrjgien
unter Gordian III geprägt. — In dem abschnitte „literatur" werden
besprochen: J. Brandis, versuch zur eutziflerung der kyprischen
Schrift; J. Friedländer, über einige römische medaillons; J, de
RoitgS, Monnaies des Nomes de TEgyptc. Besonders ausführlich:
F. de SauJcij, Xumismatique de la Terre-Sainte , description des
monnaies autonomes et imperiales de la Palestine et de TArabie
petr^e.
L ABHANDLUNGEN.
V.
Die homerischen hymnen auf Apollo.
All hjoinas aaf Apollo sind 546 vene bandschriftlicb iiber-
Ktfert, num hat jedoch allgemein anerkaant, dass diese ganze bunte
nl wirre nasse von veraen nicht ursprünglich ein ganzes aus-
mAtn konnte. Mit recht hat man aus Thncjdid. III , c 104
gHcbloflsen^ dass der hjmnus auf den delischen Apollo mit vers
178 schliesst. Baumeister und andere gelehrte haben sich mit
Akt thatsache im wesentlichen b^niigt und zwei hymnen ange-
Muien, einen auf den delischen Apollo 1 — 178, einen zweiten
179 — 546 auf den pythischen Apollo. Andere haben versucht,
dsielne stücke als selbständige gedichte auszusondern. Auch Bau-
■dster musste erkennen, dass mit jener trennung die aufgäbe der
intik noch nicht zu ende war, er war genötliigt hier und da
) locke xn konstatieren, diese und jene verse auszuwerfen.
Der sogenannte zweite hjmnns war ohne anfang, und im ganzen
wird auch er gesehen haben, dass die durch jene trennung ge-
sdiaffenen gedichte durchaus nicht in klarer und geordneter weise
erzählen. Wenn dem zweiten kjmnus der anfang fehlt, so be-
stand zweifellos die thätigkeit des interpolators nicht blos in einer
lokalen and mechanischen anreibung des zweiten gedieh ts an das
erste, sondern um den riss zu verdecken, muss er das selbständige
proomium des zweiten beseitigt haben. Es lag also die absiebt vor,
darch die Verbindung verschiedener stücke ein neues ganze herzu-
Philologns. JJXV. hd. 2. 14
218 Homeroa.
atellen ; die aufgäbe einer methodisclien kritik bt es also ma uoter-
flucljen, ob dieser plan des interpolators sich auf die verstÜBmelnog
des zweiten gedicbtes beschränkt hat, oder ob auch die luckeo ood
störenden verse auf diesen versuch zurückzuführen sind ; oder da es
ja an sich gleichgültig ist, wie der eine oder andere gelehrte sich
das sachverhältniss gedacht hat, ist es noch beute die aufgäbe der
kritik zu untersuchen, mit welchen sonstigen stücken der von
Thucjdldes citierte hjmnus verbunden ist, und welche eotstdluog
er selbst und die mit ihm verbundenen verse dadurch erfahren
haben.
Allgemein hat man anerkannt, so viel ich sehe, dass der von
Thucjdides angezogene hjmnus auf den delischen Apollo, den ich
B nennen will, mit vers 178 schliesst, auch dass v. 170 — 181
ohne Zusammenhang mit dem vorhergehenden und folgenden stehen,
ist sicher.
Dann folgt vs. 182 — 206 ein stück, das die macht des musicie-
renden gottes an dem eindrucke schildert, den sein spiel auf die oljsi-
pischen götter ausübt Baumeister hat vollkommen richtig erkannt,
dass zwischen diesem stücke und den versen 1 — 13 ein sehr ge-
nauer parallelismus statt findet, wie dort die macht des muside-
renden gottes, so wird hier die des bogen führenden gottes an dem
eindruck auf die olympischen götter dargestellt. Doch sind die
verse 1-13 durchaus nicht so in Ordnung, wie man aus deai
schweigen der commentare zu dieser stelle schliesseo sollte. V.
1 — 4 heisst es: ich werde des Apollo gedenken, vor dem die
götter im hause des Zeus zittern, wenn er eintritt; und sie sprin-
gen auf, wenn er sich nähert, alle von ihren sitzen, wenn er den
bogen spannt. Das zittern und aufspringen der götter erscheint
als eine regelmassige folge der bewaflfneten erscheinung Apollo's.
Wie kann dann aber die nothwendige Weiterentwicklung dieser
regelmässig wiederkehrenden situation als ein einzelner fall der
Vergangenheit mit fjiCfjLve 5, ixdXacce 6, dvixqifiaat 8, tiffip 9,
iduiXB 10 dargestellt werden? Enthalten die verse 5 — 11 die er-
zäiilung einer einzelnen thatsache der Vergangenheit, so nuss ein
gleiches von v. 2 — 4 gelten. Ja sollte man es denn wohl an sich
für glaublich halten, dass der dichter sagen wollte, jedesmal, wenn
Apollo mit dem bogen unter die götter tritt , zittern diese und
springen von ihren sitzen auf? Baumeister meint nun freilich, die
UomeriM. 219
•
itter •prangen ras ehrfurcht von ihren sitzen auf, aber zittern
ii^ftio9C$) sie denn aucb aus elirfurcht? V. 6 scbliesst Leto den
;Scber und f. 4 ist der bogen gespannt; also batte der gott den
«gen gespannt, den köcber geöffnet vermutblich, um zu scbiessen.
Kittem nun die götter und springen von ibren sitzen auf, so tbun
lie das vennuthlich aus furcbt vor dem gotte , der sieb anscbickt
10 lehiessen.
Mnssten die verse 2 — 4 einen einzelnen fall der vergangen-
bot erzäblen, so mussten verse vorausgeben, aus denen deutlich
henrorging, dass das hier gewählte präsens von vergangenen that-
ladiea zu denken sei, also ein präsens bistoricum ist. Sicher also
lehlois sich v. 2 — 13 nicht unmittelbar an v. 1 an. Der anfang
kl pasen hjmnus ist also verstümmelt.
Apollo trat einst anter die götter, spannte den bogen, öffnete
des köcber, die übrigen götter geriethen in schrecken und spran-
po von ibren sitzen auf. Allein Leto blieb neben dem Zeus,
laks dem söhne den bogen und köcher ab nnd verscbloss diesen.
Zsu reicht dem söhne zum vrillkommen die nektarschaale. Da
■txen sich auch die übrigen götter und Leto freut sich, dass sie
iiiWB bogenfnbrenden starken söhn geboren bat. — Warum spannt
ler gott den bogen und greift nach dem pfeile ? Die thatsache
tdlwt ist 80 wenig als der grund der haodlungsweise Apollo's an-
lenwo überliefert Das ganze trägt durchaus den charakter freier
idterischer erfindung, auf zorn oder feindschaft gegen die übrigen
Stter dürfen wir also nicht schliessen, das würde der anerkannten
Jigiösen tradition widersprechen. Wenn die mutter sich freut,
Ben l»ogenfuhrenden söhn geboren zu haben, so kann die gehurt
r kurze zeit früher stattgefunden haben, und der gott kann sich
D übrigen Olympiern gegenüber bisher noch nicht als bogenfiih»
iidcn gott gezeigt haben. Soeben ist er im Oljmp angekommen,
r vater begrüsst ihn, deutlich kommen wir somit auf die situa-
•D, dass Apollo den bogen gefertigt bat, zu den göttern kommt
i sich hier in seiner bewaffneten erscheinung furchtbar zeigt,
i Matter nimmt dem söhne das gefahrliche Spielzeug ab. Wäre
ersiimt gewesen, so würde der dichter kaum eine andeutung
roo unterlassen haben, besonders da Zeus und Leto doch seinen
rn hatten besänftigen müssen. So wird nun auch deutlich, was
zweiten verse vorausgegangen sein muss, die andeutung
14*
220 Homeros.
oder ausfUlirung, dass Apoll geboren ist, daas er des bogeo ai^
findet und mit dieser erfindung zum Olymp g«ht.
Die Integrität des anfanges können wir also nicht aoerkeiiBM^
und das sogenannte proömium enthält eine erzählung , die sj^Uer
fällt als die geburt und diese nothwendig vorausselst« sonst kt
V. 11 — 13 unverständlich. Es müssen also schon ernste hedenkea
rege werden, ob dies stück mit der nachfolgenden erzählung ?oa
der geburt des gottes im echten zusammenhange stand, vorher-
gehen durfte es auf keinen fall, und es wird sich zeigen, dass ia
lijmnus B auch keine spätere stelle hierfür ist. Nun ist in de»
Versen 14 — 18 ein selbständiger anfang überliefert, der ia knrzea
Zügen die geburt des gottes schildert, diese züg« wiederholen sich
im liymuus B nicht, obgleich in diesem die darstellung episch detail-
lirt ist; die vermuthung liegt daher nahe, dass dies der anfang n
den versen 2 — 13 war, d. h. zu einem hjmnus, den wir A neonea
wollen. Nun war schon oben bemerkt, dass die rv. 182 — 206
ein paralleles gegenstück zu unseren versen (2 — 13) bilden. Der
gedanke zu dieser art der Schilderung ist gewiss in ein und des*
selben köpfe entsprungen, dies stück als eine nachahmung vmi
2 — 18 anzusehen, ist kein zwingender grund, zunächst ist nat
veranlasst, auf denselben dichter zu schliessen und beide stücke filr
bestandtlieile eines hymnus zu halten.
Doch Baumeister sucht die nachahmung auch daraus zu er-
weisen, dnss er behauptet v. 207 sei aus v. 19 binübergenommea,
und v. 19 flgd. sei das echte original zu v. 207 flgd. Dass hier
eine anlehnung statt findet, kann nicht zweifelhaft sein, doch ebenso
wohl kann das verhältniss umgekehrt sein. Der vers heisst:
IJwQ t' äg^ vfAvi^ffü) ndtTtjg ivvfjtyov lovia,
darauf folgen die vcrse 20 — 24, die auch Baumeister nicht isi
Zusammenhang aufrecht erhalten kann. Fragt der dichter, wie er
den gott besingen soll und lässt er die weitere frage folgen : soll
ich vielleicht deine geburt schildern, so sieht er ausser dieser
möglichkeit, den gott zu feiern , noch eine anzahl anderer mog-
lichkeiten und verfährt er korrekt und logisch richtig, so wird er
das thema, das er wirklich ausfiihren will, als schliesslicben ge-
gensatz den anderen möglichen thematen gegenüberstellen. Rr wird
fragen: soll ich dicb so, oder so, oder so besingen? und darauf
antworten: nein so will ich dich besingen. Diese korrekte form
Homerofl. 221
in Iwdanfaiqm fiodet sich 207 flgü. üurclmus und frotx der ver-
itia«lniig der verae ist die negierende antwort mit ov fjtijr 213
Mcb XU erkeooeo. Einen anderen punkt werde ich unteti noch
crwiliBeD, aber adion dies genügt vollkoromeQ zum nachweis, das»
f. 19 flgd. auB F. 207 flgd. entlehnt ist. Damit fallt also dieser
iülipankty dass ?. 2 — 13 in v. 181 flgd. nachgeahmt sei.
V. 19 iSvfkVOP I6wta. Als der Überarbeiter diese worte her-
äbenahoi fielen ihn die verse 20 — 21 ein, die allerdings eine aus-
fihniBg des (vvf»yo( enthalten und ebenso mechanisch associierte er
■it 4er in ?. 20 — 21 berührten ausdehnung der Apollofeier die
n. 22—24, die ihm aus 142 im gedächtniss wareir.
Hatte nun der Überarbeiter veranlassung mit v. 19 zu dem
kfBBiis B überzuleiten, so konnten die vorhergehenden verse keniea
editen Zusammenhang mit diesem hymnus haben. Da ferner eia
gnod nicht vorlag» anzunehmen, v. 2—13 seien in v. 182 flgd.
Nckgeahmt, so ergiebt sich bei der gleiclien composilionsweise
I ißf ichluss von selbst, dass die letztere stelle die fortsetzung zur
enteren bildet. Dass v. 11 — 12 die götter sich setzen, weist auf
. die fortsetzung dieses Stückes, es musste ein gespräch folgen, in
im die berrlichkeit des gottes gerühmt wurde. Da v. 123 Apollo
ickn nach Pjtho geht, muss sein heiligtbum und seine orakel-
ititte hier schon gegründet sein. Hatte Apollo sein Orakel schon
fcgründet, so musste ihm Zeus die gäbe schon verliehen haben,
wiien nntrjiglichen ratlischluss den sterblichen zu verkünden und fand
Im ai^^eutete gespräch im Olymp statt, so war hier die natür-
iidra stelle fiir jene belehnung des gottes mit der Weissagung.
Hierauf verlasst Apollo den Olymp und sucht eine zum heiligthum
geeignete statte, er gründet Pytho, erfindet die pborminx, denn nach
Baseren bymnua dürfen wir schwerlich daran denken, dass diese
erfiodoog eigentlich dem Hermes gehört. Mit der pborminx kehrt
er in den Olymp zurück und versetzt die götter in entzücken und
lieitere luat Ohne zweifei ist der inhalt eines solchen hymnus in
jeder beziebung abgerundet und wohl geordnet. Nun ist uns die
yxäkluog erhalten, wie Apollo die lander durchzieht und scbliess-
ich Pjtfao gründet, 214 — 387. Diese verse werden durch das
ihea ackoD berührte selbständige proömiom eingeleitet, v. 207—213.
Leider ist diese stelle handschriffclich unvollständig überliefert, es
srschvrert dies die kritik nicht unwesentlich. Doch soviel ist er-
222 Homeros.
sichtlich, dass der dichter als mögliche themata seines liedes lauter
einzelne stücke und episoden aus dem leben des gottes anfuhrt ^),
dass er 213 aber erklärt, keines von jenen abenteuern werde er
besingen. Wie verbindet sich aber damit v. 214 f dieser vers scheint
ja die fragen noch einmal au&unehmen, nachdem der dichter sich
schon für ein thema entschieden hat. Geschah dies, so ist deut-
lich, dass 214 nicht die echte fortsetzung jenes proömiums ist.
Doch lässt sich der fall auch anders denken. Der dichter erklärt :
das will ich nicht singen, sondern .wie dies oder das g^chab, oder
wie Apollo zuerst sein orakel gründete. Dass auch diese indirekte
frage kein korrekter Übergang zum folgenden war, ist deutlich aus den
^. Der dichter wollte ja nur eben eine einzelne episode aus dem
leben des gottes' besingen. Dass auch der ausdruck, der gott sei auf
die erde herabgesti^en, ein orakel zu suchen, inkorrekt ist, unter-
liegt gleichfalls keinem zweifei. Bine solche einzelne episode, wie
sie dies proömium andeutet, liegt nun gleichfalls vor, das ist die
Überführung kretischer manner nach Pytho. Der Zusammenhang
mit der gründungsgeschichte ist nur sehr locker, wenn auch nidit
unmöglich. Dies ist offenbar das ursprüngliche thema, zu dea
unsere verse ahi proömium dienten, in den verloren g^angenen
versen stand etwa: nein ich will besingen, wie der gott als del-
phin kretische manner für sein heiligthum gewann.
Die verse 214 flgd. stehen also nicht im echten zusammen-
hange mit dem proömium 207 — 213, der hjmnus A erforderte eine
erzählung von der gründung Pythos, dies muss das stück sein, das
ursprünglich zwbchen vv. 2 — 13 und 182 — 216 stand. Bis Apollo
auf seiner Wanderung nach Delphi gelangt, werden die berührten
orte nur kurz erwähnt ausser Onchestos und Telphusa. Die epi-
sode von dieser quelle entlehnt aus A die verse 287 — 295, denn
287 flgd. stören die erzählung, da Telphussa offenbar den gott
von seinem vorhaben abzubringen suchen muss, bevor er den grund
zu seinem tempel legt. Bei der abfassung dieser episode ist also
hymnus A benutzt, das stück 244—276, 375—387 ist also vom
Überarbeiter eingeschoben. Auch die eingeflochtene legende von
l) Auch dies spricht dafQr, dass v. 19 mit dem delischen hjmnns
nicht im arsprünglichen Zusammenhang steht, da dieser nicht einen
einzelnen zug ans dem leben des gottes besii^
Homero». 223
Oochcstos hebt neh im tone merklich gegen die erzählung ab und
widenpricht offenbar der Ökonomie der composition, also auch
dieses stuck wird vom überarbeiter eingelegt sein, v. 231 — 23^.
Ferner ist mit Baumeister die erzählung vom Pj^tbon zn Streichern
da nach 300 — 304, 356 — 374 Apollo einen weiblidien dracheo
eneblag^. Das eingeschobene stück ist durch die Verbindung mit
HHerem hjmous entstellt, bildete aber sicher ursprünglich einen
tbcil einer selbständigen dichtung. Ich werde an einer anderen
Meile auf die ursprüngliche gestalt dieses Stückes eingehen, hier
geaigt es, zu konstatieren, dass es nicht zum hjmnus A gehörte.
Der umfang dieses gedichtes ist somit im wesentlichen fest-
gestellt:
V. 14—18, 2—13, 182—206, 214-230, 239—243,
277-304, 356—378.
Die iberfahmng der Kreter nach Delphi bildet gleichfalls eine
idbitibdige dichtung C, die ans den versen 207—213, 210—546
kstaod, vor dem proömtum müssen einige verse ausgefallen sein,
10 itntn der name des gottes genannt war.
Wir gehen nun dazu über, die echte gestalt des hymnus auf den
Mischen Apollo B zu rekonstruiren. V. 19 war aus C entlehnt,
r. 20 — 24 ohne Zusammenhang mit dem folgenden war durch me-
dkaoische ideenassociation angeschlossen. V. 26 ist im wesent-
Uchen gleich v. 17, die thatsache fehlt im hymnus B trotz der de-
(aiJlirten ausfdhrung der geburt und da v. 14 — 18 im guten zusam-
■enbang stehen, so wird der vers an dieser stelle echt sein. Hier
vird in kurzen zögen die geburt skizziert, in der einleitung zum
kjmnus B fehlt dazu jede veranlassung, da die geburt noch ausführ-
lich beschrieben wird, die verse 27 — 28 sind in ihrem jetzigen
SBiaaimenbange hat uDverständlich , und kein verständiger kann
verkennen, dasi diese ganze erwäbnuug der geburt des gottes doch
aar durch den nnechten eingang v. 19 herbeigeführt ist. Fallen
nun diese verse, so ist das iy^tr v. 29 ohne bezug. Was hat
überhaupt die ausführung der verbreiteten herrschaft des gottes am
aofaoge dieses hjmnus zu thun? Offenbar darf der gott sich er-
bebend von Delos erst dann seine herrschaft über viele lander
gründen^ wenn er geboren ist. Bin solches stück von der ausge-
dehnten herrschaft des gottes gehörte also hinter die geburtsscene.
Da das stück falschlich vom Überarbeiter hierher gesetzt ist, kann
224 Homeros.
sieb natürlich v. 45 audi nicht richtig anscblieasen. Es kornnt
bei der vorliegenden Verbindung der falsche gedanke heraus, der
gott herrsche überall, wohin die mutter auf ihrer Wanderung ge-
kommen sei, und wo ihr eine statte zum gebären verweigert wurde.
Im gegentheil gründet der gott da sein heiligthum, wo die matter
gastlich aufgenommen ist, auf Delos. Der erste delische hjmnos B
kann also erst mit v. 45 beginnen, vorausg^angen muss sein,
durch viele lander sei die göttin gewandert, eine statte zu finden«
Die beiden ersten verse 45 — 46 sind jedoch vom Überarbeiter zu-
sammengeflickt, um eine, wenn auch thörichte Verbindung mit dem
vorhergehenden herzustellen. Die göttin verlangte nicht, von den
durchwanderten ländern, so wenig als von Delos, dass ihrem söhne
ein haus oder tempel gebaut werde, umgekehrt verspricht sie ja
der insel, dass der söhn einen tempel bauen solle. Der ausdruck
olxia &iad-at kehrt 137 wieder und weist recht deutlich auf das
flickwerk hin. Die originalverse beginnen also erst mit 47, von
hier liest man ohne anstoss bis v. 87, dieser vers verbindet sich
schlecht mit 82, die worte l)u/u€va» avd^Qiinoi^ XQ^^Q^^^ ^^
vorher nsQMaXkia Pfjov finden sich auch 284, und da Delos keine
orakelstätte war, und Letu auch nichts dergleichen versprach oder
versprechen konnte, da doch erst die belehnung von Zeus aus-
geheo musste, so können die verse 8Ü — 81 hier nicht echt sein.
Wahrscheinlich fiel das ifAfABvut av^quimtiv XQV^^^Q*^^ ^^"^ Über-
arbeiter bei TKQtxaXkia vi^ov ein , aber es tritt hier doch auch
deutlich das bestreben hervor die Weissagung mit hineinzuziehen.
In guter Ordnung geht die erzahlung weiter bis 119, das
stück 120 — 140 aber ist sehr entstellt. V. 125 von jifai^ bb
126 = 12—13, vss. 131—132 ist sinnlos; wie kann Apollo es
hier als seinen beruf bezeichnen, den menschen den untröglicbea
rath des Zeus zu verkünden, ehe Zeus ihm diese gäbe verliehen
hat? Wie kann ihm bogen und kitharis lieb sein, ehe er sie er-
funden hat?
V. 135—136:
&äfAßiov ä&dvaxah* XQ^^0 ^' ^Q^ //^Ao$ äimoa
ßißQtd-H, xa&OQWCa Jiog yirjTovg ti yivi&Xfiy,
muss unmittelbar auf die gehurt des gottes folgen, also nach 119
einsetzen.
Homeros. 225
V. 137—139:
Jjrd-fi^, fig Sti r« ^»ov ovQto^ uv&ftftv vXr^<;»
Deios bliht ror freude wie ein gebirge vom grünendeD walde.
Dn iflt eio wirkliebes bild , das etwas geistiges mit sinnlicbem
fcrgldcbt — Die insel freut sieb niebt über die geburt des gottes,
aoB^ern dass Apollo ibr den vorzug vor anderen inseln und län-
gen gegeben und auf ibr sein beiligtbum gegründet bat. Die
griiiidang des tempels muss also vorber erzäblt gewesen sein : diese
cmhlang ist verloren gegangen. Dass diese gründung durcbaus
fa «olage des bymnus entspriebt, wird niemand leugnen. V. 140
beint der gott wieder, wenn aucb in der apostropbe weniger an-
itünig, uqyvQOJO^OQ und ixwnjßoXog.
Die versreibe 120 — 140 enthält also 1. verse, die aucb im
\jmnn A standen und bier v. 12 — 13 allein an ibrer stelle wa-
nn, denn unmoglieh kann die göttin sieb 126 freuen, einen bogen
tnfoiden sobn geboren xu baben; 2. v. 130 — 131 verstiessen
gegen die situation; 3. die verse 135 — 136 geborten unmittelbar
üinter 119, sehlossen also die versreibe 120 — 134 aus. In diesen
veneo tritt wieder das bestreben auf, neben kitbaris und bogen
A'e Weissagung des gottes zu berübren, die drei motive, von denen
^bjmnus A sang. Zweifellos hat der Überarbeiter v. 120 — 134
Umgediebtet und so den faden zerrissen : die gründung des tem-
peb ging dabei ganz verloren.
Nachdem der gott sein beiligtbum auf Delos gegründet bat,
hgab er sieb auch nach anderen orten (140 flgd.) , bald auf den
KpkthoB bald schweift er zu inseln und menseben. Man fragt doch
irobl zu welchen menseben, man erwartet ohne zweifei auch bier
noch lokalangaben. V. 142 ist vollkommen in der Ordnung, wenn
hier die verse 30 — 44 einsetzen. Dass diese versreibe zum
hymoas des ehiisehen sängers gehörte, beweist deutlieb v. 38:
xal Xtog 9 y^(ff*f^ XiTfaQUJidtri ilv aXl xiittti.
Also B besteht aus den versen:
47—80, 83—119, 135—136, 137—139, 141 — 143,
30—44, 144—178.
Da nicht klar ist, ob das Certamen Hom. et Hes. p. 325 Göttl.
226 Homeros.
unseren echten delisriien hymnus vor äugen hatte, oder das ganze
wüste liandschriftlicli überlieferte konglomerat von versen, so kann
diese stelle auch nicht als beweis gelten^ dass der hjmn. B nit
V. 1 begann.
Hiermit glaube ich mich b^nügen zu dürfen, es mag über
einzelne verse das urtbeil sich anders gestalten können, die grund-
züge der ursprünglichen bestandtlieile scheinen mir jedoch sicher
zu sein.
Zeitz. R. Wegener,
Sophokles als feldherr.
Die wähl des Sophokles zum feldherm ist schon im alterthun
mit kopfschütteln betrachtet, wie das jov nonitijp bei Strabo (XIV,
1, 18, p. 638), Sophoclem poet am bei Justin (111, 6, 12), audi
die zusammeustellung mit Perikles an diesen stellen zeigt: ja die
erzähluiig im Argum. Soph. Antig. p. 7 Hcrm., dass der Antigone
wegen das amt eines tnQaTtjydg Sophokles erhalten habe, fliesst ans
derselben auffassung: daher denn Schneidewin (Antig. p. 31) mit recht
sie als erfindung bezeichnet, nur hätte er die „grammatiker^ weglas-
sen sollen, da hier nur an Duris von Samos oder an Hieronymos von
Rhodos uud ähnliche peripatetiker zu denken. Derselben quelle ent-
stammt auch Cic. Offic. I, 40, 144. Freilich scheint Sophokles
selbst hiergegen zu sein: Ion lässt ihn ja den ausspruch des Pe-
rikles erzählen (Athen. Xlll, p. 604 D): ... im^Hmq JJi-
QtxXrjg noyH¥ ^iv f* irpri, argaTrjyHv <J' :ovx inCciocd-at. Aber
man bedenke, dass, da Sophokles das selbst unter lachen erzählt,
es nicht so schlimm gemeint gewesen seiu kann, ferner dass man,
um daraus Schlüsse zu machen , den Zusammenhang des g/esprächs
näher kennen müsste. Aber die motive der Athener zur wähl lie-
gen deutlich in desselben Ion (I. c. p. 604 D) worten vor: rd
fAivjot TioXmxä ovji cofpog ovit ^sxi^Qiog ^v, älk' wg Sv ug tlg
rujw XQV^^^ ^A&TjvaCiüv , d. h. er war kein Staatsmann von fach,
verstand aber was die Staatsgeschäfte verlangten, so gut wie jeder
Athener, der dem Staate gegenüber gewissenhaft seine pflichten er-
füllen wollte und konnte : es war also Sophokles aus der classe
burger, aus der die bei weitem meisten atQatTjyol gewählt sind.
Und dazu kommt, dass das amt des atgatrjydg ja nicht allein
den dienst des feldherrn verlangt , sondern dass es in Athen selbst
ein administratives war: dass aber in dem, was finanzen und ähn-
liche dinge erforderten, Sophokles sehr tüchtig war, also nicht bloss
in idealen lebte, ist anderweitig bekannt. Dies zur ergänzung von
Philol. Suppl.-bd. I, p. 106.
Ernst V. Leulicfc.
VI.
Der homerische hymnus auf Demeter.
Die vielen und mannigfaGhen anstösse des hjmnus auf De-
■eter haben mich va einer zusammenfassenden kritik des gedichtes
Tcnolusty die ron den bisherigen ansichten nicht unbedeutend ab-
weicbenden resultate habe ich in der folgenden abhandlung zusam-
■enzofassen gesucht.
1.
1) V. 1 — 19. Die ersten verse unseres gedichtes ergeben
Mgenden sachlichen Zusammenhang: Zeus giebt dem Hades die
Persephone (v. 3) ohne die bewillig^ng der mutter, die erde lässt
die narziase hervorspriessen (v. 9) J^ig ßovXrjat, auf des Zeus
rath d. b. befelil und zwar x^Q^^^f^^^^ Dokviixjfi. Die narzisse
wird ab doXog hervorgebracht, mit ihr soll die Jungfrau also ge-
täuscht werden. Diese staunt über die Schönheit der blume und
will sie brechen, dabei öffnet sich ein erdspalt und Hades springt
heraofl. Es ist deutlich, dass die list nur darin bestehen konnte,
das« die erde eine blume von ungekannter Schönheit an einer be-
■tinnten stelle hervorbrachte , an der stelle , wo Pluto hervor-
brechen wollte. Dem entsprechend ist in den versen 8 — 17 auch
nur von einer narzisse und einer stelle die rede. Lauert der
gott also an einer stelle unter der erde, wo ein Zugang zu seinem
reiche ist, so wird er nicht mit ross und wagen aufsteigen, uro
228 Uomeros.
seine beute nach einem anderen zugange io die unterweit zu fabreo.
Er wird hervorspringen und die Jungfrau mit sich in die tiefe
reissen. Die list der erde und die benutzung des wagens stehen
daher in keinem echten zusammenhange. Die fahrt zu wagen setzt
eine ähnliche situation voraus als die Schilderung bei Ovid und
Cluudian. Die vv. 18 flgd. setzen sich also gegen das vorherge-
hende ab.
V. 5 — 7 sucht Persephone mit den Okeaniden blumen. Die
genannten blumen müssen sich auf der wiese vorgefunden haben,
wird unter diesen auch die narzisse auf ganz gleicher linie ge-
nannt, so tritt sie damit als ein gewöhnlicher schmuck der wiese
auf, ist also ungeeignet zu dem beabsichtigten dokog. Die vv.
5 — 7 können daher nicht mit den folgenden versen im ursprüng-
lichen zusammenhange stehen. — An sich hat das motiv der nar-
zisse eine blumeniese nicht zur nothwendigen Voraussetzung, Per-
sephone könnte die blume auch wohl vom Olymp aus gesehen haben.
Nennen wir die in den vv. 8 — 17 enthaltene erzählung A,
so kennt diese die mitschuld des Zeas, die list mit der narzisse,
aber nicht den raub zu wagen.
2) V. 18—58. V. 18^21 kennen die benutzung des Wa-
gens, gehören also nicht zu A. V. 18 mit Bücheier za streichen,
sehe ich keinen grund, der vers stimmt allerdings mit v. 32
überein y doch lässt sich sehr wohl denken, dass der Überarbeiter,
welcher die ursprünglich getrennten erzählungcn verband , mit die^
sem ihm bekannten verse von A zur anderen erzählung (B) über-
zuleiten suchte. Es erscheint dies sehr wahrscheinlich, da v. 17
mit noXvdiyfiwv schliesst wie v. 31 , also der schluss von v. 17
und V. 18 in engem zusammenhange vom dichter gefühlt zu sein
scheint. — Des Hades erscheinung in A war ursprünglich ge-
wiss mit einigen der situation entsprechenden und daher mit der
gesammterzählung schwer zu vereinigenden zügen g^childert. An
stelle dessen setzte der Überarbeiter wohl die reminiscenz aus
V. 31—32.
y. 20 — 58. Das auftreten der Hecate wird durch äyytXiovaa
begründet. Zu diesem zwecke, botschafit zu geben, ist es sidier
sehr passend, wenn der bote von sich sagen kann: kiyta vvifAii^Tia
ndvra v. 58. Hecate hat aber nach ihrer eigenen aussage nur
den schrei der Jungfrau gehört , mit äugen aber nichts gesehen
Homeros. 229
(f. 57 und 68)^ sie weiss also gerade so wenig als Demeter,
danach ist sie als botin unbrauchbar. — V. 24 — 26 heisst es:
tl fAn —
uUv i^ uvjqov *Exdt/i Xynaqoxqr^difAVoq
Hihög t€ äva^.
Also aar Hecate und Helios hören es, die art der Wahrnehmung
beider gottheiten wird gleichgestellt, und doch ist es fiir die wei-
tereotwicklung von grosser bedeutung, dass Hecate den schrei nur
gehört, Helios aber die that gesehen hat. War der zweck
TOB Hecate's auftreten der, botschaft zu geben, und kömmt derselbe
zur ausfiihrung, so ist die rolle des Helios überflüssig und damit
nmulässig geworden. Nur einmal kann die künde gegeben wer-
den, also gehören beide gottheiten verschiedenen erzählungen an.
Worden sie in einer erzählung vereinigt, so musste die thätigkeit
der einen verstümmelt werden , Hecate darf daher den schrei
nor gehört haben. Bei der Vereinigung gelang es jedoch
den uberarbeiter nicht, die spuren der echten erzählung ganz zu
tilgen.
Die persönlichkeit beider gottheiten macht es leicht , die zu-
gdidrigkeit zu den beiden erzählungen A und B zu bestimmen.
Helios, der am himmel wandelnde taggott, sieht alles, was auf der
erde vorgeht, er wird auch gesehen hüben, wie Pluto die Jungfrau
Aof dem wagen fortführt, dem entsprechend sagt er v. 81: dg-
^ttl^ug InnoiiSiV uyiv. Hecate, die göttin der nacht und der unter-
weit, sitzt in der höhle (v. 25), sie wird es gesehen haben, wie
flades die göttin durch den erdspalt in die tiefe gerissen hat.
Natürlich wird sie auch den schrei der Persephone gehört haben.
Entsprechend steht von dem einmaligen , plötzlichen aufschreien in
A : /tt/^CFC ()' a^' OQdhtt fwvtj (v. 20). Bei dem plötzlichen her-
abreissen war nur ein aufschreien möglich, während sie anhaltend
geschrien haben wird, wenn sie auf dem wagen fortgeführt wurde.
Hecate ist ein motiv von A, Helios von B.
V. 27 — 29. Persephone schreit zum Zeus, doch dieser sitzt
abseits von den göttern in einem tempel. Diese bemerkung, das
bat selbst Franke gesehen , kann nur eine erklärung geben sollen,
warum Zeus der tochter nicht hilft Nach A hatte Zeus selbst
dem Hades die tochter gegeben, eine solche erklärung wäre also
widersinnig. Sie setzt eine erzählung voraus, nach der Zeus nichts
230 Romeros.
von des bruders vorhaben ahnt und es sicher gehindert babea wfirde.
Die verse Icönnen also nur zu B gehören ^).
Die V. 30—32:
TiajQOxajfyvfiiog, noXvOfifiuvioßQ, noXvdiyfnav,
tnjfo^g u&avuTo^C& Kqovov noXviüWfiog vlog
enthalten die motive von A und B. Mit dem auftrage des Zeus
ist offenbar seine einwilligung gemeint ^ die beiden letzten verse
enthalten eine nichtssagende häufung von namen, dass sie vom
Überarbeiter stammen , zeigt die Verbindung beider motive. Der
psychologische grund der einfügung ist leicht ersichtlich, die vor-
hergehenden verse schlössen des Zeus mitbetheiliguug aus, ur-
sprünglich gewiss noch deutlicher als in der vorliegenden Fassung;
da hielt es der Überarbeiter denn für seine pflicht, durch einen
ausdrücklichen viriderspruch jeden gedanken an des Zeus onschuld
zurückzudrängen.
V. 22 - 28 : Oidi ug d&avätwv u. s. w. Der grammatische
Zusammenhang ist ein sehr laxer. Der anfang: „kein gott oder
sterblicher, selbst die Ueleien (i) nicht" machen den ganz be-
stimmten eindruck, dass wirklich niemand den schrei hörte, ver-
stärkt wird dieser eindruck durch die namentliche hervorhebung
der Heleien ('?). Doch lenkt der dichter ein; wenn nicht Hecate
es gehört hätte und Helios, doch nun nicht ^a)yrig, sondern xovgrig
xixXofiivrig. Diese gedankenverbindung macht so entschieden den
eindruck der ursprünglichen Vereinzelung, dass es nicht glaublich
erscheint, der dichter habe sie in ununterbrochenem zusammenhange
gedichtet. Tropfenweis, ohne gegenseitige einwirkung setzt sich
Vorstellung an Vorstellung, daher fehlt im hauptsatze das nothwen-
dige UP oder xev, V. 25 enthält ein motiv aus A, v. 26 ans
B, xovgrjg xfxXofiivrjg deutet auf wiederholtes rufen, also auf B. —
V. 23 bietet die handschrift oid* uyXaoxuqno^ iXalat, was Büchler
in den text aufgenommen hat. Was die wilden Ölbaume für eine
besonders nahe beziehung zum raube haben sollten, verstehe ich
1) Franke macht den Zeus zum weibe wenn er sagt: luppüer,
ut ne clamores Froserpinae audtret, procul m ab eo loco tenuit , quo
ülam raptum tri aciebat. Er sieht, dass Zeas sich fortbegeben
habe, doch nicht in ^aio?
Homeros. 231
nicht An unserer stelle müssen wesen bezeichnet sein, von denen
Bsn suerst annehmen sollte, dass sie den schrei gehört hätten.
Diss hier nur die begleiten nnen der göttin genannt sein konnten,
steht mir ausser zweifei, ich begreife daher nicht, dass man bei
Rulinkens conjektur baTgat nicht stehen geblieben ist. B enthielt
■it der blumeniese auch gespielinnen der Persephone, für A fehlen
die sparen gänzlich. Der zwischengedanke ovd' — hulQat stört
die c6acinnität im hohen masse, so dass wir ihn dem Überarbeiter
lusehreiben müssen, er bt in die situation von A eingefügt, es er-
idteiot also sehr wahrscheinlich, dass dies aus rücksicht auf B
gocliehen ist. Mit der Veränderung des verses ging auch das
Dotbwendige xiv verloren. — Der doppelte begriff des hörens
T. 23 und 25, im haupt- und nebensatze ist höchst störend, und
w&rde es noch mehr sein, wenn der zwischengedanke ov6' u. s. w.
fortfällt. Doch es war unrichtig , dass Hecate den schrei der
tocliter nur hört, als botin muss sie den raub und rauher ge-
sehen haben. Schwerlich wird der dichter sich für diese angäbe
nit einem nackten ttSi begnügt haben , auch vom detail wird ei-
niges ausgeführt gewesen sein. Die verse hüben also eine nicht
oobedeotende Umänderung erfahren, und zwar lagen verse aus A
10 gründe, an die und in die der Überarbeiter Stückchen nach der
situation von B einflickte.
Es gehört viel leichtglaubigkeit zu der annähme, niemand
unter göttem oder menschen habe das schreien der göttin gehört,
wenn diese im wagen fortgeführt wird über eine weite strecke
der erde und in ihrer angst schreit , dass die berge zittern und
iie tiefe des meeres erbebt. So kann B unmöglich erzahlt haben,
ood davon geben noch spuren in unserem texte zeugniss. Zeus
■usste vom Olymp entfernt werden, denn sonst wäre ihm der raub
nicht entgangen. Noch unwahrscheinlicher ist es, dass auch die
gefährtinnen nichts gehört haben sollen. Doch warum geben sie
der Demeter nicht künde? Darüber heisst es v. 44 — 45:
TJ 6* ovT$g liifiv^tt fAv^ncucdat
tjäiXiv ovji &$wv ovu S-vriJWP ap^qwnvDV,
ond ^iXw heisst trotz allen sträubens nichts weiter als wollen,
sie wollen der mutter keine antwort geben. Furcht vor dem
Zeus kann nicht schuld sein, denn dieser ist unbetheiligt, vielleicht
232 Homeros.
furcht vor dem Hades oder feindscbaft gegen die göttin '). Wolier
ein solcher hass sich schreiben sollte, kann ich nicht sagen. Der
einzige, der der mutter den raub mittheilt^ ist Helios und auch er
leitet seine worte mit den versen 76 — 77 ein:
Er will es sagen aus mit leid und achtung, nicht weil er
allein es weiss; er deutet damit deutlich an, dass die gottin von
anderen, denen mitleid und achtung fehlt, dies nicht zu erwarten
hat. Nach B haben die gefährtinnen und die anderen götter sicher
etwas gehört und gesehen, sie können den rauh nicht hindern,
oder sind wohl gar mit dem rauher im bunde. -— Hieraus wird
deutlich, dass die worte oii* xtX, v. 23 erst vom Überarbeiter binzo-
gesetzt sind, und zwar weil ihm ein solcher widersprach gegen
die erzählung B nothwendig erschien.
Eine entscheidung , ob die von Baumeister und anderen t. 3S
angesetzte lücke oder Büchelers athetese von vv. 35 — 86 das rich-
tige trifft, halte ich für unmöglich.
B muss mindestens bis v. 46 gehen, wenn dieser vera nichC
mit Bücheier zu streichen ist, denn v. 45 steht das oben bespi
diene ^^«Xe. Doch auch die folgenden verse bis 51 scheinen mebi
der botschaft des Helios zu entsprechen. Am morgen des zehntel
tages soll Hecate, die göttin der nacht, der Demeter beg^i
ciXug iv x^^Q^^^^^ ^x^vca (v. 51—52). Der Charakter der Hecatc^
und die fackel in ihrer band weist die begegnung der nacht zu..
Mit Helios dagegen konnte sie nur entweder am morgen oder
abend zusammentreffen , wenn der gott hinauf- oder herabsteigt
auf der steilen Sonnenbahn ').
Um dies nachzutragen, v. 21: xfxXofAivrj nariqa Kqo-
vtdtjv vjTUTOv xal uQiffiovy weist auf ein längeres verweilen auf
der erdoberflache, es gehört also wohl zu B: recht deutlich zeigt
sich hier die art der Überarbeitung. Der nachdichter haftete mit
2) An furcht vor Zeus w£Lrde man nach Clandian znn&chst den-
ken , doch setzt dies eben die mitschuld des Zeus voraus , die B
nicht kennt.
8) Sollte vielleicht auch cilat dem Helios entlehnt sein, der
den glänz zwar nicht in der band hält, aber doch bringt. Von der
fackel ist diese bezeichnung auffallend und nicht genügend durch
Apoll. Rhd. y 293. d 308 gestützt.
Horoeros. 233
•
im blick ao der enählung B, nach kurzer abschweifung zu A
kehrt seio blick auf den zuletzt benutzten vers von B zurück und
er niamt in die weitererzäblung ein stück von v. 21 hinüber:
KavQfjg »txXofjkfvi^g naisga KgovCd rjv.
Zo B gehören nr. (17) 18—21, mit ausscbluss von idxfj<^^ <^' Sgl*
•Vm» ywÄ (V. 20), 27—29, 34—51.
VV. 22—26 wesentlich nach A.
V?. 30«-32 Zusatz nach A.
VF. 52 — 59 überarbeitete entlehnung aus A.
yy. 60—63 zu B, entstellt durch Hecate.
3. VV. 59 — 89. Am veahrscheinlichsten ist es gewiss, dass
Dneter sich absichtlich zum Helios begiebt, nicht dass sie ihn
afillig trifft. In Übereinstimmung mit der in B geschilderten
luffeo Wanderang weist sie auf ihr entstelltes aussehen hin (v. 64).
Ihre rede ist sehr schön und in vollkommener harmonic mit der
ntiatioo , in folge der Weigerung aller anderen wesen , die sie
Wngt, fleht sie den gott um mitleid an. In Unordnung dagegen
i>t die rede des Helios. Passend giebt er zuerst seinem mitleid
wA aeiner acbtung ausdruck. Doch v. 77 fährt er fort :
ottSi T*g akXog
uXttog ad^avätwv, il fiij vt^ikrjysQiia ZetK»-,
og fihp idüfx* ^^C3tj d-aXtg^v xfxXlq(J&a$ axo^up
avtoxaCiyptjTtp.
Der anschluss mit ovdf setzt die angäbe einer thatsache vor-
tut) die der in unseren versen angegebenen homogen ist. Diese
ftblt. Den wichtigsten punkt, dass und von wem die tochter
{geraubt ist, musste Helios an die spitze stellen, wenn er nicht mj-
I sfificiren will. Dies folgt erst v. 80. B kennt des Zeus mit-
icitald nicht, A nicht den raub zu wagen, also verdanken die
rr. 77 ügd, erst dem Überarbeiter ihre entstehung; dieser dichtete
ais rücksicht auf A des Helios antwort um und setzte den beson-
ders vermissteil punkt von der mitschuld des Zeus gleich an die
spitze. Dabei lief ihm eine reminiscenz an v. 20 bei den Worten
fifydXa läxovcaw mit unter. In v. 20 darf dieser ausdruck nur
den einmaligen aufschrei bezeichnen, hier wird ein wiederholtes
sehreieo Toraasgesetzt ; Demeter selbst hatte gesagt v. 67: jtjg S*
aiCrfp^ 09* äxovCa. VV. 77 — 81 ist also flickarbeit des Über-
arbeiters.
Philologiis. XXXV. bd. 2. 15
234 Uomeros.
VV. 82-— 87. Paränese an Demeter, nicht so onabläsBig
xüroen^ nicht sei der leibliche bruder unziemlich zum schwiegt
söhne. Dieser versöbnnngsversuch widerspricht der rolle des t
lios und den tadelnden Worten über Zeus in vv. 77 flgd. gii
direkt Seine aufgäbe ist es nur auskunft zu geben, diese häi
er gewissenhafter ausfuhren sollen. Ausserdem zürnt die got
noch gar nicht um es kurz zu sagen, die worte sind einer re
des Zeus entlehnt, in der er die göttin zu versöhnen sucht T
besser und gewichtiger bezieht sich dann avxotaalyvrßoq und ofito
ftOQog (v. 85) auf Zeus. Welche ehre, den leiblichen bruder c
Zeus als Schwiegersohn zu haben! Zur weiteren empfehlung fii
Zeus noch hinzu, Pluto hersche in der unterweit Das überliefe)
äfA^i Si ufA^v giebt keinen sinn, eben so wenig Schneidewi
nfAfj, gefordert wird ungefähr ein ausdrnck wie laa df nfAtjg I
Xuxfß der echte Wortlaut wird schon vom Überarbeiter bei üb«
tragung auf Helios entstellt sein. V. 87 muss heissen: um
denen wohnt er, deren herrscher er geworden ist, ein trost 1
Persephone, dass sie im reiche des Pluto wohnen wird.
Wollte man selbst die echtheit der rede des Helios zugeb
wie wäre es möglich, dass dieser unmittelbar nach seinem ti
stungsversuche die rosse weitertreibt, ohne auch nur abzuwartt
ob seine worte den beabsichtigten erfolg haben. Es ist ein reii
schuss in das blaue.
Die Hecate ist während und nach dem gespräche vollstänc
vergessen, ein beweis mehr für die unorganische Verbindung beic
gottheiten in unserem hjmnus.
4. VV. 90 — 94. Von Demeter heisst es weiter toxi
90C^ia&€Taa &€UiP uyoqriv xai fiatqiv ^OXvfknov. Sie muss a
vorher auf dem Olymp gewesen sein. In die rede des Helios p
ren verse aus einer versöhnenden rede des Zeus aufgenomroc
danach wird es deutlich, dass Demeter nach einer der erzählnn^
ihr kind beim Zeus zurückgefordert hat. Zeus hat dabei versuc
die mutter zur einwilligung zu bewegen, doch vergeblich,
weigert die rückgabe, die göttin verlässt den Olymp. Die wei{
rung des Zeus entspricht der erzählung A, während B eine hü
reiche einmischung desselben für natürlich hielt, wenn er den re
bemerkt hätte. Dass die scene im Olymp fortgelassen ist, hat
wahrscheinlich mit einer gewissen öconomie des Überarbeiters s
Homeros. 235
und zeigt auch wohl, dass sich jene scene nicht noth-
wendig und eng an das gespräcb mit Helios anschloss. Das motiv
fOB A ist auch deutlich in v. 91 ausgesprochen , denn eben nur
■ach dieser erzählung hat Demeter grand, auf den Zeus zu zürnen.
Nidit in der situation von A. ist die lange Wanderung der göttin
begründet, nachdem sie einmal auskunft über das Schicksal rder
toditer erbalten hat, ebenso wenig die entstellung ihrer göttlichen
götalt.
II.
Der anfenthalt der göttin bei Keleos hat, wie schon Preller
tak, nicht mehr seine echte stelle in der Demetersage. Nach über-
eimtlBBender tradition giebt die göttin bei diesem aufenthalte in
Eleoiis dem menschengescblechte die ackerfrucht und ihren kultus.
Sie leigt sich hier als die gütige, s^ensreiche Spenderin, die mit
des getreidekorn das menschengeschlecht zn höherer gesittung zu
fiben sucht unvereinbar mit dieser ihrer milden Stimmung ist ihr
lutt und zom gegen die übrigen götter und besonders g^en Zeus,
^n Zorn , dem sie bereit ist das ganze menschengeschlecht zum
Opfer zu bringen. Ebenso wenig vereinbar ist damit ihr schmerz
am den verlust der tochter , der alle anderen gefühle und gedanken
akorbirt. Trotzdem ist dieser aufenthalt in Eleusis in der dich-
^Dg fest mit dem raube und dem umherirren verbunden. Doch
iit das streben der dicbtung nicht zu verkennen , wenigstens eini-
gennassen diesen widersprach zu heben. Lehrreich ist in dieser
l»eiiehung das verschiedene verfahren Ovids in den Metamorphosen
ood Fasten. Fast. IV lässt er die göttin zwar zum Keleos kom-
men, doch nicht im zorne die feldfrucht zurückhalten, obgleich der
•chluss jener erzählung mit Sicherheit beweist, dass die vorläge
des diehters oder die ihm geläufige version der sage letzteren zug
enthielt, er schliesst mit den Worten IV, 617:
largaque proveniet cessatis messis in arvis.
Id den Metamorphosen erzählt er, wie Ceres die frucht des
feldes vernichtet, übergebt aber den aufenthalt in Eleusis, als un-
vereinbar mit jener schrecklichen massregel. Auch bei Apollodor
I, 5, 1 fehlt neben dem aufenthalte in Eleusis die Vernichtung der
feMfmeht. Noch weiter trieb die Orphiker das richtige gefübl für
den widersprach . in der sage, sie lassen zwar die göttin in Eleusis
15'
236 Homeros.
einkehren, aber bevor sie weiss , was mit der tochter geschehen
ist; dies erfährt sie von den Eleusiniern, und mit feinem takte
lassen sie dafür die dankbare göttin den Eleusiniern das waizen-
körn und ihren kultus geben. Wie Claudian diesen theil der sage
behandelte oder behandeln wollte, ist nicht ersichtlich. So viel
sieht man jedoch aus den angeführten änderungen, dass dem alter-
thume nicht das gefühl für die mangel der vorliegenden sagenge-
stalt abging.
Im einzelnen finden sich nun gleichfalls starke Widersprüche^
so zuerst in betreff der gestalt und des aussehens der göttin. Das
V. 188 geschilderte auftreten der Demeter ist majestätisch , walir-
haft göttlich, die menschliche Wohnung vermag ihre g^talt kaum
zu fassen, scheu und bleiche furcht flösst sie der zukünftigen herrin
ein, Metaneira weicht vor ihr vom herrensitze. Das kann nicht
dieselbe gestalt sein, von der es v. 94 hiess:
tlSog äfiuXdvPOvtra uoXvv j^qopov ovii uq iviqwv
figoQowr yCvwcxe.
Ebenso wenig kann diese gestalt v. 101 flgd. gemeint sein. AncJi
der 27G ilgd. bescliriebenen Verwandlung ist jene hoheit gebietende
göttin nicht mehr fähig.
Wir sehen also auch hier wieder die Vereinigung zweier ur-
sprünglich getrennten motive, die mit dem einen und anderen mo-
tive gegebenen consequenzen sind leicht zu erkennen. Metaneira
kann jene hoheitgebietende, göttliche gestalt nicht für lohn zu
ummendiensten miethen, es fehlten ihr auch die 103 6gd. gefor-
derten qualitäten zu diesem behufe. Der ammendienst der göttin
hat also das entstellte aussehen der göttin zur Voraussetzung , die
göttliche gestalt einen anderen zweck.
V. 98 lieisst es f^eio (T iyyig oioio, nach dem vorhergehenden
kann hierzu nicht Eleusis als lokal gedacht werden, im hauptsatze
war von den noXug xal nCovu igya die rede, im nebensatze vom
KeUoTo dwfiOj also nur beiläufig. V. 98 erzählt jedoch, als ob
unmittelbar vorher von Eleusis die rede gewesen wäre, als ob er-
zählt wäre: sie kam nach Eleusis. Unser vers setzt also nicht un-
mittelbar das vorhergehende fort. Auch die ungenaue Zeitbestim-
mung mit ngiv v. 96 trägt ganz den Charakter einer Überleitung
zu einem ursprünglich fremden stücke. VV. 94 — 97 ist verbin-
dendes füllstück des Überarbeiters.
Hoineros. 237
V. Ill erkenoeo die mädcben die gÖttia nicht, x^li^oi di
M &¥qto7cty oQua^M, das Terbum ogätJ&M muss dem sinne
uch gleich yiyvwaxHv sein. Der grand also, dass die gottiu
oidit erkannt wird, liegt in der allen göttern gemeinsamen eigen-
tbüinlichkeit, nicht aber in einem besonders entstellten aussehen
der Demeter. V. 94 war das ddoq afAoXdvtovifa grund der Un-
kenntlichkeit und in gleichem sinne steht die mit v. 101 begin-
nende beschreibung von dem aussehen der göttin. Beide gründe
idiliessen sich gegenseitig aus und stehen im zusammenhange mit
den beiden oben ausgeführten motiven von der gestalt der Demeter.
Wir nennen die erzählung mit dem motive der entstellung des
uusebens I, die andere II.
Als antwort auf die von dem chor der mädcben gesprochenen
V?. 113 — 117 erzählt Demeter eine gfeschichte, wie sie aus Kreta
geraubt, aber den räubern entflohen sei. Im höchsten grade un-
wahrscheinlich muss es sein, dass die rauher eine alte, kraftlose
frau für den sklavenmarkt fortgeschleppt haben, wahrscheinlich
irt eine solche that nur an einem jugendlichen weihe. Die erzäh-
longf passt also nur zur situation von II.
VV. 135 — 144 stellt sich die göttin als bejahrt dar, also 1;
die von ihr gegebene beschreibung entspricht den 103 flgd. aiif-
gefiihrten anforderangen an eine amme in königlichen häusern.
V. 157 flgd. Tuwv ovx UV %C^ a xam nguiitawv ojfwn^v
iidog aufkriüaüu dof^wv änovoatpCiSüH^v,
älXä di Si^oviai' Srj yuQ &60tCMfXog itrct,
Voss übersetzt und bemerkt dazu : „ keiner wohl möchte, selbst im
ersten anblick deine gestalt missachtend, dich vom hause entfernen;
oeifl aufnehmen werden sie dich ; denn in der gestalt ist würde
irie die einer göttin*^ Er schiebt den begrift* selbst unter, als
ob ein nul oder n€Q im texte stände, dies hätte nicht fehlen dür-
fen , giebt aber auch einen verkehrten sinn ; es würde heissen :
auch wenn sie deine gestalt beim ersten anblick missachteten, wer-
den sie dich nicht fortstossen, weil du von göttlicher gestalt bist.
OflTeobar muss das uufAul^Hv dadurch veranlasst gedacht werden,
dass die gÖttin nicht als d-to{(x(kog erkannt wird , zugleich soll
aber die anerkennung , dass sie &§o€CxiXog sei der grund dafür
seio, dass man sie nicht fortstösst, das wäre widersinnig. Der
participialsatz ist negativ zu fassen (s. Krüger Gr. 1 67. 8, 8).
238 Romeros.
Dann entsteht folgender guter sinn: gleich beim ersten anblick
werden sie deine gestalt nicht missachten und dich fortstossen,
so göttergleich bist du. Von göttlicher würde steht nichts im
texte. Die verse gehören zu II.
YV. 194 — 211 sind unglücklich in den bestehenden susam-
menhang eingefügt. Metaneira ist vor der göttin vom sessel ge-
wichen, diese schlägt die äugen nieder : aus schäm wie Hjron. Yen.
157? Sie setzt sich schweigend auf einen von lambe gebrachten
schemel, warum weder sie noch Metaneira ein wort der begriissai^
sprechen , ist unverständlich , da die könig^n doch später Demeter
mit x^^Q^ yvvM begriisst. Statt des grasses wird der becher ge-
bracht, nach allgemeiner und auch homersicher sitte (s. Od. o, 123)
folgt die bewirthung dem g^usse mit Worten.
Die YV. 200—201 :
fiXX^ ayiXaOtogy anatnog idijwog ^di noTtjrog
^(fjo n6&(p fjuvv&ovifa ßa&v^ijivoM ^vyaiQog,
können nicht ursprünglich von der verhältnissmässig kurzen zeit
zwischen eintritt und begrüssung gesagt sein. Besonders setzt das
fA^vv&Hv doch eine zeit von wochen und monaten voraus, ebenso
ist das fasten nur bemerkenswerth für tage und wochen, nicht
für einige minuten. Bin stein bei Eleusis hiess Agelastos, auf dem
die göttin in dumpfem dabinbrüten gesessen haben soll. Für diese
situation passen die verse genau, nur will ich nicht widerspruchslos
erklären, dass sie gerade auf jenem steine gesessen haben soll,
obgleich nichts wahrscheinlicher ist.
Die vv. 194 — 211 sind also einer erzählung entlehnt, nach
der Demeter bei Eleusis, vielleicht auf der Tdrqa dyiXainog, lange
in ihrem schmerze sass und von der lambe erheitert wird, viel-
leicht stand ursprünglich 198 statt dCg>QOv niiQrjg» Mit diesen
versen fallen zugleich die direktesten beziehungen auf den raub
der Persephone, nur noch in dem wegen der commissur verdäch-
tigen verse 98 steht <jp/^ov TBurjfAivtj rjioq und dieselben worte
V. 181. Hier ist eine epische formel ohne die geringste indivi-
dnalisirung gebraucht. Die vermuthung liegt daher gewiss nahe,
doss die erzählung von der göttin einkehr bei Keleos nrsprünglich
nichts wusste von dem schmerze der göttin. So stimmte denn
unsere erzählung zu den für die echte gestalt der sage oben aus-
geführten anforderangen. An jenen beiden stellen scheint sogar
Romeros. 239
die epische phrase aus dem eingeigten stücke von der lambe ent-
lebt lu sein^ denn auch v. 198 beisst es: uui^fiipii ^<nr' ixl
VF. 225 — 230 hofft Demeter^ dass weder zauber noch zau-
beriiniat dem knaben schaden wird, denn sie wisse ein viel bes-
seres gegenmittel g^en die besprechung, ein herrliches mittel.
Die ijnikvalri wird verschuldet gedacht xa»o^qatffi<Si -n^r^vfiq,
Ninnt die göttin einen in der Zukunft möglichen fall, wie die
kertosgeber doch annehmen müssen, so traut sie sich selbst die
wtfKpgadCfj zu, denn sie ist ja nun die amme des knaben und
iieisst 290 demgemäss u&ijrrj. Auf die fernere Zukunft^ wenn
Demophon nicht mehr in den bänden der göttin ist, können sich
<üe Worte auch nicht beziehen , denn dann hat Demophon über-
biupt keine n&ijvri mehr (s. 221 über die länge der in aussieht
genommenen dienstzeit) , und die göttin ist ihm nicht mehr mit
ihrem gegenmittel zur seite. Ueberhaupt sprechen die worte di-
rekt gegen eine solche annähme in der Zukunft , die göttin nennt
iiir mittel fAiya fpiqfKQOVy sie muss es doch also mit einem an-
deren vergleichen, dies andere muss also schon zur anwendung am
koakea gebracht und ihr bekannt sein. Also der ausdruck und
der iohalt jener verse verl^en die xaxog)QadCTj in die vergangene
leit Demophon war also von der amme bezaubert, diesen zauber
ta losen, erklärt Demeter sich bereit Bisher war von einem zau-
ber nirgends die rede, und dies war notbwendig, wenn Demeter
iko heilen sollte. Auffällig musste es (v. 171 flgd.) sein, dass
Metaneira der hülfesuchenden fremden, ohne sie gesehen zu haben,
Ijf' ämlQoyt fjucd-tp obdach und dienst bietet. Der unendliche
lohn bt nur gerechtfertigt, wenn sich Metaneira von der fremden
einen grossen dienst versprach, z. b. die heilung ihres kindes. Dies
■otiv kennt auch Ovid in den Fasten. — Die heilung bedingt
nicht ein dienstverhältniss, die göttin braucht nicht amme des kin-
des zu werden. Als amme war Demeter eine alte frau, als arzt
dagegen kann sie sehr wohl in ihrer göttlichen g^talt zum Ke-
leofl kommen. Da die entstellung des aussehens ihren deutlichen
zweck in dem dienstverhältniss findet, so muss die heilung zu 11
gehören. Diese redaktion erzählte ahso, wie die göttin von der
kraokheit des kindes hört, es zu heilen verspricht und in göttli-
240 Homeros.
cber, ehrfurcht gebieteodeo geslalt iu den palast des Releo^
tritt *).
2. Die feuertaufe. V. 231—232 nimmt Demeter desi
knaben in ihren duftenden busen, die mutter freut sich, 233 heisiK«
es dann weiter: wg tj (abv KthoTo — äyXaov vlov hQi^. Dm^
tragen am busen ist nicht die art , wie sie den knaben emähr^^
nach 236 flgd. verfolgt sie dabei einen ganz anderen modus. Of^
fenbar ist der Zusammenhang gestört. Der duftende busen ent-
spricht dem göttlichen äusseren, er weist also auf II, hieran wird
sich gewiss die heilung des kindes geschlossen haben , da dies'«
aber dem gesammtverlaufe der erzählung nicht entsprach, wurde
sie ausgeschlossen und der Überarbeiter ging zur erzählung I übep.
Denn das folgende gehört zu I, die göttin pflegt den knaben ta^
und nacht (237, 249). Ihr langer aufenthalt kann nicht die hei.-
lung zum zwecke haben, sie verrichtet am mendienst (cf. 235 — 241^«
Zu I gehört gleichfalls die rede der Metaneira 213 — 23, die V9Ki
dem überlegenen gefühle des tröstenden mitleids getragen ist, oh»^
spur von ehrfurcht.
Es folgt nun der versuch, den Demophon unsterblich zu m^^'
eben. Unerfindlich ist der grund, der die göttin hierzu beweg-'
Die Unsterblichkeit ist die höchste gnade, die ein gott dem mei^'
sehen gewähren kann, die liebewahnsinnige Kalypso hat sie dec^
Odysseus zugedacht, die Thetis ihrem geliebten kinde. Apollod. 9::
13, 6 hat uns die erzählung von diesem versuche der Thetis er- —
halten. Dass Thetis in ihrer liebe ein vollberechtigtes motiv zmM
einer solchen gnade hatte, ist zweifellos. Auch ist der versucb
für das spätere leben des beiden von bedeutungsvollen folgen ge«
wesen, dies lehrt die sagenüberlieferung , so weit sie die unver-
wundbarkeit des beiden kennt, und findet seine stütze in der ver-
wandten sage von Siegfried und Wolfdietrich, wenngleich letzterer
durch ein christliches taufhemd geschützt wird. Dagegen schwebt
das unternehmen der Demeter nach veranlassung und erfolg voll-
ständig in der luft.
Die erwähnte stelle bei Apollodor hat eine so nahe Verwandt-
schaft mit unserem hymnus, dass eine anlehnung des einen be-
1) Nach diesem zusammenhange liegt kein grund vor, xaxo^gaditi
in anderem sinne als bosheit zu fassen.
/
Homeros. 241
ndites ao den aoderen ausser zwei fei stellt. Ich hebe die stelle
aas: ig ds lyivvriCi &ixkq ix JlriXiwg ßqitpoq, ä^dvaxov &iXovaa
fOf^ffM ToviOj xQv^u HrjXiwg dg to mg iyxQvßovtfa i^g vvxtog
ttfißdocfa, Ilfjkii^g di imniQi^oag xal uanatQOvia wv naiia idwv
inl 10V nvQog ißofitfB , xal 0iug xwXv&eTGu Trjv nqoatqtCiv u-
MoM vfimov jov ndida anohnovCa nqbg Nriqvfdag äxno.
Die öbereinstimmung im inhalte ist deutlich, würde aber zum be-
weise der entlehnung nicht genügen. Jedoch wird dem aufmerk-
stiieo leser eine auffallende Übereinstimmung in der form nicht
eotgaogen sein:
Ap. ilg jo nvQ lyxQvßovCa
Hjmn. 239 vvxjug 3i xQvnTsaxt nvgog fiivH, tjiu
SuXov.
248 5«fyij ö* ttvqI Iv* noXXw — xgvntn.
Das xQVTTjBtv iv nvgl bedeutet ein einfaches hineinlegen in
das feuer, nicht wie Voss 239 im anschluss an Od. c 488 :
(ig d* Ixi ng duXdv anoi^fi ivixgvyft fAtXaCvtj xjX.,
CID verscharren in glimmender asche, es heisst ja auch uicht
<fifoin^ sondern nvg, in diesem sinne sagt daher Apollodor an zweiter
>t«Ile Inl JOV fivgog y rings um das kiud lodert die flamme wie
001 ein holzstück und verbirgt es gleichsam. Das kind bleibt ja
<iocb sichtbar, also ist xgvTnEkv ein stark metaphorischer ausdruck,
<fer auf eine poetische vorläge des Apollodor hinweist:
Apld. /t»«^' rifiigav di ixQ^^^ ufißgoaCu • . .
Hymn. 236 ^/lajo ;|f^^€<rx' dfißgoaC^ . . •
Apld. IJrjXevg S^ ifuzfjgi^aag . . .
Hjmn. 244 imirigiqcacu.
Diese auffallende sprachliche Übereinstimmung bei der gleichheit
des Inhaltes weisen deutlich auf ein verhältniss der abhängigkeit.
In anschluss an die Achilleussage , zeigten wir, hat die erzählung
ihre volle berechtigung, nicht so in unserem hymnus. Der hymnus
lehnt sich also an die Achilleussage au und bei der Übereinstim-
mung der form an die poetische quelle Apollodors. Ja es hat der
hymnus noch deutliche spuren bewahrt, die es unzweifelhaft ma-
chen, dass die verse desselben umgesetzt sind aus einer Achilles-
dicbtung. Bs ist dem Überarbeiter nicht gelungen, die spuren.
242 Homeros.
welche auf den urspriioglicben zweck der verse fähren , ganz i
tilgen.
V. 236 ovi' ovv ahov Hdiav^ ov &fi(fdf$ivog ydXu (Mfirgo
Dies von der Thetis gesagt ist ohne anstoss, von der Demeti
sinnlos. Von Achilles ist diese thatsache auch sonst überliefei
und die falsche etjmologie des namens ist dabei gewiss massgi
bend gewesen^ Apollod. 3, 13, 6. Vrgl. Preller Gr. mjth. II, p. 40
anm. 2.
VV. 237 — 47 charakterisieren sich als bestandtheile von
Demeter würde dann als alte entstellte frau sehr unpassend {d
xaianvitovaa genannt, sehr passend Thetis^.
V. 243 fehlt das objekt zu aKitpuio, richtig dag^en sag
Apollod. aCnatQovxa xiw naiia Idwy iul lov TtvQog» Seine et
Zählung ist also in guter Ordnung, ein gleiches hat nan also vo
seinem originale vorauszusetzen, der gestörte ausdruck des hjmna
kann also nicht als original vorgelegen haben.
Die Worte der Metaneira 248 — 249 sind in unserem zusan
menhange geradezu komisch, die fremde, ruft sie, verbirgt dich i
feuer, mir aber bringt sie trauer und leid. Warum sucht sie, d
herrin, das kind nicht zu retten und der dienerin zu entreisse
Dagegen wenn Peleus die göttliche gemahlin belauscht und siel
wie sie den Achilleus verbrennt, so muss er sich dem höheren wi
len der göttin mit resignation fiigen, und eine solche resignati«
enthalten unsere verse. Deutlicher wird dies noch durch v. 21
T^$ d' aie ila ^idwv. Wenn Metaneira ihre worte laut ruft, w
doch anzunehmen ist, so muss die göttin sie auch hören, währe
unser vers eine überwiegende Wahrscheinlichkeit durchblicken läa
dass die worte nicht hätten gehört werden können. Der ve
führt deutlich auf eine situation, nach der die sprechende perst
als lauscher (imvjQtjaag) dargestellt wird, sie will nicht bemer
werden, doch der entsetzliche anblick entringt ihr die klagend
Worte, die sie verrathen. Der lauscher ist Peleus, der die gatt
furchtet oder doch bangend voraussieht, dass sie ihn verlasse
könnte.
Da zürnt die göttin 252 x^^^^f*^^ — TtaTdu ^CXoVy t
2) Als Demeter ihre gottheit wieder nimmt, heisst es 277:
cxidytKTO,
Homeros. 243
Sikmw M fityaQOKfkif h$xuy xrX.y also sie zürnt uod legt das
Hebe kind hin, das sie unverhofft geboren hat. Ein subjekts-
weebd ist durch nichts angedeutet und berechtigt. Das subjekt
10 hiXfi ist also Demeter , dies passt nur in den Zusammenhang
der Achilleossage entsprechend der muttermilch v. 236. Nach un-
seroB zosammenhange ist Metaneira mutter, und auf diese soll
audi wohl das äiXnjov bezogen werden^ da Demophon ein otpfyovog
ist und schon 219 SiXarog hiess. Bei der Übertragung der verse
luf Demeter - Metaneira hielt sich der Überarbeiter möglichst
streng an sein original, den relativsatz 253 musste er auf Meta-
neira übertragen, ihren namen einzufügen erlaubte das metrum nicht,
er g[laabte daher genug gethan zu haben, wenn er dies verhältniss
durdi SiflMTOv andeutete, da Demophon allein ja mit diesem worte
beidchnet werden konnte. — Der Demeter zorn über die stö-
roog ist eben so wenig erklärlich wie das ganze unternehmen.
y. 262 fugt Demeter ihrer klage eine prophezeiung bei :
»beia Stjz, unsterblich hätte ich ihn gemacht, nun kann er dem
tsde nicht entrinnen, ehre aber, unvergängliche, wird ihm ewig
beiwohnen, weil er auf meinen knien gesessen und an meinem
boseo geruht hat". Man denke sich dies vom Achilles gesagt^ wie
treffeod und schon ist das tiefe leid des mütterlichen herzens, das
Tonuisahnt, wie der glänzende söhn, der herlichste held des grie-
cbifldien Volkes, dahin sinken wird in der blüthe der jähre. Und
wie inhaltlos klingen diese worte vom Demophon, von dessen ufiAtj
itf^nog die Griechen so viel wussten, dass die dichter ihn einfach
bei dieser gelegenheit verbrennen Hessen, ohne befürchten zu
braudieoy dem griechischen bewusstsein zu nahe zu treten.
y. 265 fährt die göttin fort:
WQijC^v d' Squ Tov/iy nBQ^nXofAivutp ivtavtfSy
natSsg 'Ekiva^vCwv noXifiov xal ^vXomv ah^v
Ke tllgemeine bestimmung aX^v rjfAä ja nuvxa ist übertrieben und
geht über die erste Zeitangabe (SQijütv weit hinaus. Der anfang
verräth deutlich, dass eine andere fortsetzung beabsichtigt war.
Mit richtigem gefuble hat man nach 207 eine lücke angenommen,
deoD es fehlt die not li wendige beziehung auf Demophon. Nach
den vorhergehenden muss dem Demophon in diesen kämpfen der
üitergang vorhergesagt sein. Der kämpf ist zweifellos ad hoc
244 Uomeros.
erfuoden, die psychologische veraolassuog lag im originale, wo
Thetis dem söhne zwar ehre aber auch in der bliitbe der jabre
den tod vor Troja voraussagte. Also auch hier zeigt sich du
motiv vom kämpfe nur berechtigt für die Achillessage.
Sollen die vv. 256 — 57 die beabsichtigte Wirkung babea,
so muss Metaneira Demeter als göttin erkannt haben, im munde
ihrer dienerin würden die Worte nur als strafbare frechheit klin-
gen. Dem Überarbeiter ist es nicht gelungen die erkennungssceoe
an ihrer richtigen stelle einzusetzen, diese folgt erst 268.
VV. 268 — 274 ist die Stimmung der göttin wieder eine ver-
söhnliche, sie setzt ihren kult ein.
VV. 287 flgd. eilen die Schwestern des knaben herbei und
besorgen dies und das, die dritte iaavTo notaf anakoiCh iki^i^
avacir^aoviSu. &vwdeog ix dalufAOto. Eben hat die mutter noeh
mit der göttin gesprochen und nun soll sie geweckt werden.
Auf keinen fall können diese verse voraussetzen, dass Metanein
die lauscheriu gewesen ist, wer dies gethan, sagt uns der hymnns
nicht. Die vv. 284 — 291 sind in der vollkommensten Ordnung
unter einander. Doch bemerkt Franke richtig, dass von den oben
genannten vier töchtern nur drei bei der arbeit verwendet wer-
den, wo ist die viertel Apollod. 1, 5 erzahlt nun, dass Demeter
in das haus der Metaneira kommt und von der lambe zum lachen
gebracht wird. Sie ernährt den Demophon, will ihn unsterblich
machen und legt ihn nachts in das feuer, die sterblichen theile an
ihm zu tilgen, am tage aber (xa&'^ iniiqav) wächst Demophon wi-
der erwarten, doch Praxithea beobachtet die göttin und überrascht
sie, wie sie das kind im feuer verborgen hat und schreit auf, jca-
jaXußovaa dg nvg iyxixgvfAfAivov uvtß6ii<fi. Also hier
findet sich der ausdruck xQVjnuv wieder, ebenso das innfjQfhj
eine anlehnung an unseren hjmnus oder an die Achillessage ist
daher zweifellos. — Die lauscherin bei Apollodor ist nun Praxi-
thea, die Bekker im index mit recht aus dem zusammenhange
Celei filia nennt, Apollodor schweigt über sie. Dies ist eine nach-
lässigkeit, zum namen des Demophon hatte er erklärend hinzuge-
fügt: rot; 70 yuQ fjv ovofAo tm nrndL Die nachlässige eile des
epitomators zeigt sich noch deutlicher in den Worten xad-^ iifUqav
Je nagaä6'^(jjq ai^avofJkivov tov Jfifkotpiartog^ imiriQfiC^v ^ ilqali-
^iu. Mit xtt^' fifiiguy wollte er offenbar den g^ensatz
HoDieros. 245
Torhergeheoden mg vvxrag dg twq xnuil&Bt einfuhren, greift aber
gleich weit^ und spricht von dem auftallenden wachsthnm des
knibeo. Mit gleicher nachlässigkeit hat er vergessen zu erzählen,
wie Demeter dazu kömmt vom brunnen nach Bleusis zu gehen.
Ib der Originalerzählung wurde sie wohl von des Keleos töchtern
dam bewogen. Liess Apollodor dieses stück der erzählung aus,
M rerior er auch die gelegenheit, die namen der töchter zu nennen.
Ako nur drei töchter verwerthete der hymnus an unserer stelle^
ApoIIodors erzählung giebt uns nun die einzig passende erklärung,
dttB die vierte eben die lauscherin war, daher wurde es nöthig
die mutter zu wecken. Unser hymnus enthält also spuren von
nrei erzablungen, in der einen stört Metaneira, in der anderen
eioe töchter das unternehmen. Der name Praxithea ist unserem
lijoious unbekannt. Eine Zuweisung zu einer der reduktionen 1
oder II halte ich für unmöglich, beide entlehnten, wie es scheint,
io roher weise die feuertaufe aus einem Achillesliede, diese hatte
ibo mit keiner eine innere Verwandtschaft. So viel ist jedoch
ndier, dass beide redaktionen eine feuertaufe enthielten. Ob beide
direkt aus der Achilleussage ihre nachbildung entlehnten, ist schwer
in tagen, doch nicht sehr wahrscheinlich. Ursprünglich kam doch
wobl nur einer auf diesen gedanken und gab damit den anstoss,
den ähnliches auch in andere gedichte von der Demeter aufenthalt
b Eleosis je nach der individuellen situation aufzunehmen. All-
■ahlich hat sicher die dichtung die hervorgehobenen anstösse mehr
und mehr beseitigt, besonders unter den bänden freischaflPender
knstdichter. So erzählt Ovid Fast. IV, 544 flgd. die geschichte
roB Triptolemos, dessen ansehen als heros des ackerbaus und
gonstlings der Demeter eine solche gnade schon viel begründeter
encheinen liess. Aus einem ähnlichen gefuhle liess wohl die von
Apollodor benutzte dichtung den Demophon verbrennen, um die un-
kkanote persönlichkeit dieses k nahen abzustossen und dem be-
rfibrnteren Triptolemos platz zu schaffen. — Bei Ovid genügt
eioe nacht zur heilung, mit richtigem takte lässt Ov. v. 556 ihre
irorte direkt an Ceres richten, das in unserer erzählung ganz un-
berechtigte motiv des lauschens hat er ganz beseitigt. Die mutter
wuekt zufällig auf und mit dem rufe: quid facis? reisst sie das
liod aus der glühenden asche. Also die störenden anklänge an
lie Acbilleuflsage sind überwunden. Doch eine flüchtigkeit, wie
246 Homeros.
80 oft^ hat Ovid sicb za schulden kommen lassen, die gotlio giek
sich gar nicht zu erkennen. — Man sieht hier wieder, dass d«B
alten das gefiihl für zusammenhangslosigkeiten und nngeiiageiile
motivirung in ihren epischen dichtungen nicht gefehlt hat.
Doch zurück zu den versen unseres hjmnus. W. 292 - 803
der scliluss der nacht und die ausfühning der befehle der gSttia
muss in beiden redaktionen erzählt gewesen sein in zieailich äba-
lieber weise.
Wie der raub aus zwei erzählungen zusammengearbeitet war,
so auch die einkehr bei Keleos. Es erscheint daher gewiss, das
in A wie in B ein solcher aufenthalt in Eleusis erzählt wurde.
Da zwischen dem raube und der einkehr kein innerer echter Zu-
sammenhang besteht, so können auch nicht innere gründe fiir die
Zusammengehörigkeit von A und B mit I und II vorliegen. Kon-
statirt wird aber die thatsache, dass vor der entstehung unseres
hymnus die episode in Eleusis fest mit dem raube der Persephone
verbunden war. Dies ist vor allem der ausbildung und Verbreitung
der eleusinischen mysterien zu danken. Beziehung auf die mjste-
rien zeigen daher die verse 205, 473 flgd., 270 also unser hjmims
ist kontaminirt aus zwei dichtungen, deren jede in mechanischer
weise die episode von Eleusis aufgenojnmen hatte.
Ob und wie weit durch die kontamination die namen verän-
dert sind, lässt sich nicht mehr entscheiden, doch scheint in dem
befehle der götttin 270, über dem Kallichoros ihr einen tempel
zu bauen, doch eine andeutung zu liegen, dass sie hier geruht
habe in Übereinstimmung mit der späteren sage. Nach v. 99 hatte
sich Demeter an den parthenischen brunnen gesetzt (s. Voss zu
V. 99). Die beiden redaktionen mögen verschiedene namen ent-
halten haben.
Seien hier noch einige Worte über Keleos gestattet. Nach
Pausanias 11, 12, 4 flgd. und 11, 14 war die Deroeterstätte Keleae
eine art filiale von Eleusis , Djsaules sollte den kult der göttin
hierher gebracht haben. Keleos ist oflfenbar der eponjmus zu Ke-
leae, seine persönlichkeit steht also in ursprünglicher Verbindung
nur mit Keleae. Er hat in Eleusis den heros Eleusin als gast-
geber der Demeter verdrängt, obgleich z. b. Panyasis die göttin
noch bei diesem einkehren liess (Apollod. 1, 5, 2). Es liegt hier
also eine von H. D. Müller mehrfach nachgewiesene urokehruog des
Homeros. 247
«ivpranglicheD Terbältnisses vor, nicht von Bleusis nach Keleae
kaai der kalt der göttin, sondern umgekehrt. Später nahm der
berühmtere ort diesen rühm für sich in ansprach. Auch kam
mithin wohl der name des Demophon nach Eleusis^ doch gelang es
diesem nicht mehr dem Triptolemos die einfiihrung des ackerbaus
streitig zu machen^ und Demophon wurde zu einer nichtssagenden
person, die später möglichst beseitigt wurde.
Den versuch, jeden einzelnen vers der episode nach seiner
zBgekörigkeit zu bestimmen, halte ich für unausführbar, die gege*
Woen andeutungen enthalten auch genügenden aufschluss über die
entstehung derselben, dass wir uns ein solches mehr oder weniger
geistreiches spiel versagen dürfen.
Hl. Versöhnung und rückkehr.
Schon oben war darauf hingewiesen, dass der zorn der göttin
aidi nicht mit ihrem auffenthalte beim Keleos vereinigen lasse.
Noch eben hat sie wohlwollend ihre mysterien eingesetzt und sich
einen tempel bauen lassen, nun setzt sie sich nieder in demselben,
ohne dass ein zwischenereigniss eingetreten ist und lässt das
schrecklichste jähr über die erde kommen.
V. 302 flgd.: uiuQ ^ay&rj JrjfA^triQ
ivd-a xa^i^o/uiivrj fjtaxuQwv ano voaqtw andvrujv,
§A(fAPi mSd-t^ fiivv&ovCa ßa&v^iipoio &vyutQOCj
nehmen den v. 92 unterbrochenen faden wieder auf und klingen
nach in den Worten an jene stelle an, wo es heisst:
poatptO&tTtra &mv äyoQtjv xal fAolxQay "OXvfinov.
Die Vernichtung der feldfrucht ist ein echtes motiv zu A, Zeus
liatte sich geweigert, die tochter zurückzugeben, nun sucht die
grollende gottin die götter zu zwingen. In B ist Zeus schuldlos
am rauhe, also darf ihn hier der zorn der mutter nicht treffen.
Wir stehen hier also an der echten fortsetzung von A, nur sind
einige verse zur Überleitung nothwendig geworden. Diese werden
von dem Überarbeiter stammen, der die episode von Eleusis in A
einlegte.
V. 316 ciSc fg>a&\ Referierend ging voraus, dass Zeus die
Iris snr Demeter gesendet hat. Die formel cog iijpaio kann ihrer
B^nr und dem konstanten gebrauch nach nur eine direkte rede
248 Romeros.
abschliessen. Auch an unserer stelle muss eine, später voai ober-
arbeiter umgesetzte und abgekürzte, direkte rede vorau^^an-
gen sein.
V. 319 findet Iris die göttin in ihrem tempel bei Eleusis,
hierin liegt nicht noth wendig eine beziehang auf die episode, schon
nach der ersten gestalt des hjmnus konnte die göttin hier einen
tempel besitzen. Nach der echten gestalt der sage muss Demeter
unmittelbar nach der Weigerung des Zeus den Oljmp verlassen,
sich an einem orte niedergelassen und das verderben über die
menschheit gebracht haben. Als ort ihres aufenthalts würde pas-
send ihr tempel bei Eleusis gewählt sein, nicht der von den Eleu-
siniern täglich besuchte brunnen. Ungestört mass die göttin io
einsamer stille sitzen. Ihr sitz am bninnen ist nur im Zusammen-
hang mit der einkehr in Eleusis gerechtfertigt, ebenso der aiu
V. 200 verrouthete stein Agelastos. Nach der echten sage log
sich die göttin sogleich in ihren tempel zurück.
Nach dem erfolglosen versuche der Iris, die göttin zurückzo-
fiihren, sendet Zeus die übrigen götter einzelnen zur Demeter, die
ihr vergeblich ihre gaben bieten. Dies stück der erzählung ist m
guten zusammenhange, so dnss ich nur leise die vermuthung wag«,
es wäre ursprünglich nusgeführter gewesen , eines jeden gottes
gaben wären aufgeführt, ähnlich wie in dem bekannten chore in
Euripides Helena. Onterstützt wird diese vermuthung allerdingt
durch die schon v. 316 flgd. bemerkte kürzung des Überarbeiters.
Schliesslich sendet Zeus den Hermes zum Hades mit dem auf-
trage: 336 o^Q^ ^Atäfjv fiokaxdiCi nagrnqxt/jifvog iititach. Hält
es Zeus für geboten, dem Hades gute worte zu geben, so muss er
das recht sich aus den bänden gegeben haben, den rauher zur zu-
rückgäbe zu zwingen, d. h. er trägt selbst mit die schuld an
raube, also A.
V. 342 trifft er den Hades:
Tovyi ävaxTa äofAWV ip70<J&€ iovia
rjfAivov Iv "kt^^BCCk avv aiSotfi nagaxont*
Friedlich sitzen sie zusammen und Persephone heisst die gemahlin
des Hades. Nach A ist ein volles jähr vergangen seit dem raube,
ein versöhnliches verhältniss der Persephone zum Hades erscheint
also nicht unpassend. Die beiden folgenden in ihrer erklärung und
flomerotf. S40
tfürferuDg luwidi^ren verse haben die absiebt, Peraepbone im
denpnieh sy 842 — 43 aU traurig und zürnend danustdlen.
V. 347 spricht Hemes gegen des Zeus befebl dessen willen
n and kategoriseh ans» seine werte sind nicht fMxXaxof. Auch
agert sieb Hades mit keinem werte, obgleich ihm A dazu volles
cht giebt. Hermes spricht nicht nach der situation von A. Die
• 349 von S^a an bis 856 sind jedoch ans A.
V. 348 Ziflg fii jAnilQ Jjpwytv äyavfip lliQCifdriutv
i^ayayiiP ^E^ißivC^ furä ag>4aQ.
stcr üfiT^ lassen sich nur die oljmpiscben götter verstehen, dem
nmmatischen zusammenhange nach ist es jedoch unmöglich. Dr-
prifaiglich muss die beziebung auf &sol klar gewesen sein. Der
in wurde entstellt , weil der Überarbeiter zu A , den nun fol-
[Mdea Versen, überleiten wollte. Der anfang vott Hermes rede
;thorte zu B , zweifellos wird der Überarbeiter mehr als diese
mu verse B entlehnt haben, auch von den vorhergehenden müssen
wboi einige zu B gehören. Da er im weiteren verlaufe von B
1 Widerspruch mit der von ihm geschaffenen situation gerieth,
vir er genSthigt zu A überzuspringen. Direkte anlehnung an A
itUten die w. 838 und 889:
•it ganz übereinstimmend mir 849. Auch die v. 888 vorherge-
soden werte sind denen in v. 849 sehr ähnlich, es heisst hier:
vs. 888 lg fdoq l^ayayilv fmä iatiMPoq —
vs. 849 t^oyayiTv ^Eqiß%v<f^^ finä c^iaq.
Ke beziebung des Cfiaq auf die götter bestätigt sich somit, also an
häcber stelle im auftrage und in der botschaft selbst findet sich ein
Mtoss in der form, dabei direkte beziebung auf A. Daraus ergiebt
cb, dass der auftrag ursprünglich in direkter rede abgefasst war,
r überarbeiter hielt sich an B und setzte sie in ein referat um,
I der allgemeinen situation gerecht zu werden, ging er zu A
er, ebenso natürlich in der botschaft selbst.
V. 357 flgd. Hermes hat den auftrag ausgeführt, Hades
Mi, gehorcht aber dem befehle des Zeus. Diesem lächeln des
ies SUMS ein überlegenes gefiibl zu gründe li^en. Zeus als
0ÜMmg hat aber das recht die rückgabe zu fordern, dies erkennt
Phikilogiis. XXXy. hd. 2. 16
250 Homeroir.
auch Hades an; also von den fuiXaxa fmj kebe spur. — S^i
fordert Hades nun die Persephone auf» 350 hciknrtn, diesen
Xivi$p enlsprecben nor die drei ersten verse, dann fol^ v. 363
Br setzt also mit bestimmtheit voraus, dass er der gemahl
Persephone sein wird und sucht diese mit ihrem loose ausznsöhn
vs. 364: Iv&a d* lovaa dianocattg ndvimv xiL: ivda kann
die Unterwelt bezeichnen, also können die worte nicht in der un(
weit selbst gesprochen sein. Hades fälirt noch weiter fort,
Persephone Versprechungen und Vorspiegelungen zu machen , '
den ehren, die sie als seine gemahlin haben wird. Die worte k
neu nicht im Hades gesprochen sein, sie nehmen die vermähli
als noch bevorstehend an, also müssen sie gesprochen sein,
Pluto die Persephone fortfiihrt. Der erfolg der worte ist v. l
ausgesprochen: cü^ yxirOy y^drjaip d^ nsqtipQiav DfQCitpoviWy d
es heisst weiter, schnell springt sie auf, Hades giebt ihr den g
natkern. Nach der beabsichtigten entwicklung der erzählung, \
sich Persephone offenbar freuen, dass sie wieder zur mutter
rückkehren darf. Nach dem zusummenhange der verse selbst ni
die freude jedoch als resultat der Versprechungen des Hades gell
wieder ein klarer beweis, dass die vv. 363 — 370 erst mechani
in unseren Zusammenhang eingefügt sind.
V. 37 1 , also im augenblicke der abreise giebt Hades
Persephone den granatkern, gutwillig wird sie ihn besonders
diesem augenblick nicht genommen haben, und zwingen kann er
nicht imbeisein des Hermes. Unschicklicher konnte der mon
nicht gewählt werden. Es fehlt dem dichter auch nicht ganz
gefiibl hierfür, v. 411 lässt er daher Persephone erzählen:
avtikQ 0 kdx^Qri
ifkßaXi fio^ ^otl^g xoxxoMj fAiXtrjif^ Idwdriify
axovcav di ßCff fii ngogrjvuyxaaoi ndaaa&ai.
Heimlich vor dem Hermes und gezwungen will sie g^essen lial
V. 357 lächelte Hades, als er des Zeus befehl gehört hatte,
leitet ihn hier offenbar das geftihi, des Zeus befehl kommt zu s
Persephone gehört ihm, d. h. sie hat von der frucht der unten
genossen. Dies muss also vor der ankunft des Hermes gewf
sein. Die vv. 363 — 369 enthielten ein stück erzählung, wel
die gespräche während der fortführung behandelte, sie bewd
Bomeros. 251
ibo doeb, dan ursprünglich in einer der redaktionen der verkehr
im flades und der Persephone nach dem raube behandelt war, hier
! wir offenbar die echte stelle für das motiv vom granatkern. —
Weno Hades während der fortführung, also zwischen dem momente
ia raabes und der ankunft in der unterweit, zeit hat zu gesprä-
I cko, 80 setxt dies ein längeres verweilen auf der oberweit voraus,
i tüat also auf die situation von B. Da in B der raub ohne vor-
I wiaeo des Zeus geschah, so hatte Hades nach der situation von
B allen grund, möglichst bald die Jungfrau an sich zu ketten, das
■oti? vom granatkern würde also sehr gut zu B passen.
VV. 375—385. Hermes führt die Jungfrau zur mutter.
VV. 385 — 403 folgt die verstümmelte begrüssungsscene zwi-
lebea mutter und tochter. Demeter fragt die tocliter, ob sie etwas
Ma Hades genossen hat, sie kennt die folgen davon. Sie fährt
T. 404 fort zu fragen , durch welche list Hades die tochter ge-
tauscht habe. Offenbar hätte vorher eine antwort gegeben sein
Mneo, ob die tochter der fragenden mutter ganz angehört oder
aicbt. Wäre die antwort mit einigen bejahenden versen gegeben,
10 würde sich die weitere frage nach dem wie v. 404 richtig
nad sachgemäss anschliessen. Die nun folgende erzäblung der
Penephone enthält wörtliche entlehnungen aus der obigen erzäh-
lang, V. 409—410 = 338—339, 411 = 371, 412 = 372
alt geringen abweichungen. — Die erzählung vom raube ent-
Ut die motive beider redaktionen gemischt v. 414 ügd.; abwei-
cliead von der obigen erzäblung werden die namen der gespielinnen
geaaont. Von dem 66Xo^ durch die narzisse ist nicht die rede,
doch schwebt die betreffende stelle dem dichter vor äugen, 428
iieiast es:
vaQMtCCor &* op i(pva\ licmq xqoxov, iVQiTa jf^cJr,
lis ob sich das nicht von jeder blume sagen Hesse, v. 8 hiess es:
>aqxkac6v &* <^v Ifpvai doXov xaXuxvinkd^ xovqh*
Dem nachdichter fehlte also nicht ganz das gefiihl für die unpas-
leode Verbindung in v. 8. — Die Wiederholung der erzählung
irt in keiner weise durch die frage der Demeter gerechtfertigt;
lie hatte nur gefragt , wie Hades die tochter zum genusse des
graoatkems gebracht habe. Wir hatten gesehen , duss ein stück
der erzählung des rauhes beseitigt war, einige verse und das motiv
des granatkerns waren dadurch an eine faliche stelle gekommen«
16 •
3S2 flonerof.
Als antwort auf die frage, wie Peraeplione zqb gwame im gra-
natkerns geitommen sei, erzählt sie die geschichie vom ravbe.
Bs ist wohl deutlich, dass eine echte verhindaag des Motives nit
dem raube selbst dadurch eine grosse Wahrscheinlichkeit erhält.
Während der fortführung wird sie schon davon gegessen haben,
ursprünglich erzählte dies Persephone der mutter, der fiberarbeiter
hatte das motiv verstellt, das musste auch in der nachenähluD|f
geschehen, daher setzte er die erzählung vom granatkern in sd-
veränderter gestalt gleich an die spitze der antwort ond licas nin,
um von der echten antwort nichts fortzulassen, den raub folgcs
in der von ihm zusammengearbeiteten gestalt Er merkte nidi^
dass er mit der Verstellung jenes motivs eigentlich jedes recht inr
erzälilung des raubes verlor; er betrachtete diese stelle auch woU
als günstige gelegenheit die namen der gespielinnen nachtragen n
können ^).
VV. 434«— 437. Mutter und tochter sitzen den ganzen tMf
zusammen und sind fröhlich. Ist diese fröhlichkeit berechtigt es*
mittelbar nach dem v. 433, wo es heisst:
Tovio to$ axwfAfvfi TiBQ uXti^iü nan^ d/oQtvi^,
nachdem die göttin zu der erkenntniss gekommen ist, dass sie di^
tochter ein ganzes drittheil des Jahres entbehren mussf Zwischen
433 und 434 ist nicht echter Zusammenhang. ^ Ist die be^
grüssung der Hecate echt, so gehört sie zu A.
V. 441 sendet Zeus die Rbeia zur Demeter, als zweck wii^
angegeben, sie zu den göttern zu fuhren. Zeus ist sieh bewnsA
dass die rückkehr noch von bedingungen abhängt, er verapridi^
daher 1) die grössten ehren, und 2) bewilligt er die tochter an^
zwei drittheile des jahres (vivd). Eben hat er der mutter di^
tochter zuführen lassen in der absieht, dass sie dieselbe ganz be^
sitzen soll, das fatum aber, und das wusste Demeter, verbietet e^
Zeus wille kommt nach dem vorhergehenden dabei gar nicht is*
betraclit. Was hat also Zeus noch zu bewilligen f Der Rhei^
botschafit steht mit dem vorhergehenden nicht in echtem zosaaimen^
hange; je weiter man liest, desto klarer wird dies.
4) Prellers ansieht» dass die erste ersähluag vom raube unecht
seil ist durchaus modern nach der art der heutigen novellisük xmS-
lässt ein verst&ndniss des altepischen gesanges in hohem grade
vermissen.
HoaerM. 258
Kflnaiig F. 448, iSg fyat* nach iodirekten referate.
Rhda begiebt rich snr Demeter über das wflstlieg^ende feld
1 apricbt 467:
aXV 1&§, rixvQP ifiiv, nal nt(9io, fAr^di n Xtf^v
a^i^X^g fkivia$v§ »iXat9B^$ Kgoplnavt,
ohpa di naqnov a<Jf< fi^ecßkov ivd^uirtQ^m»
neter grollt oocb und bat die frucbt der erde aocb uicbt lu«
ickgegebea« es kann der gnind zum zoroe also noch nicht ge-
lben sein, dämm lässt Zeus ihr ehren und die tochter für zwei
rittheile des jahres bieten. Bis dabin hatte Zeus die götter ver-
[ebens abgesandt, nun schliesslich schickt er der göttin leibliche
lütter und g^ebt so weit nach, dass die tochter nur ein drittheil
b Jahres beim Eades bleiben soll. Wenn diese bestimmung ober
b aofenthalt der Proserpina durch des Zeus willen geschieht,
MDB das motiv vom granatkeme nicht vorausgesetzt werden, denn
lau wurde das fatum sie zurückhalten. Dass Zeus allmählich
int sachgiebt, beweist sein Interesse, also seine mitschuld beim
übe, so erzählte A, während B den granatkern verwendet. A
näblte also, wie die göttin sich in ihren lempd zurückgezogen
lud die ackerfrucht verderbt hätte. Zeus will sie versöhnen und
icbiekt alle götter nach einander zur Demeter mit anerbietungen,
cbliemlich die eigene mutter, die Jungfrau soll nur einen theil
b Jahres in der unterweit zubringen, so weit hat er nachgegeben.
)i eodlich lässt die göttin sich erweichen. — Nach B kömmt
iuMlbe resnitat heraus durch den genuss des granatkemes.
W. 473 — 83. Die einsetzung der mjsterien sind ein echter
crtaodcheil der einkehr bei Keleos. Die namen 477 enthalten
^«■Qthlich eine Verbindung beider redaktiouen.
VV. 486 — 89 können zu A wie B gehören, ein hinweis auf
Ü€ eine oder andere redaktion fehlt.
V. 302 von uidq — 334 zu A, im anfange Überleitung und
(inang 314—316.
TV. 334 — 433 B einzelne Veränderungen nach A; Umstellung
b verse 363—369; 371—374.
VV. 434—347 flickverse?
VV. 438—440 nach A.
VV. 441—473 Ißnt(f zu A, kürzung 442-447.
254 Boneros.
473 — 482 nach I oder II.
Diese bemerk ungen habe ich über die echte gestalt unseres
hymnus mitzutheileo , die vergleichung voo Apollodora darstellung
dieses gegenständes behalte ich mir für eine andere zeit vor. —
Ich bin nicht gemeint, dass die einzelnen nach redaktionen be-
stimmten verse nun wirklich stets wörtliche entlehnungen aus
dem originale sind, sie schliessen sich nur nach Inhalt und stark
nach der form an dieses an.
Zeitz. FJk. Wegener,
Sophokles und lophon.
Dass lophon von seinem vater sorgsam erzogen — offenbar
weil er früh poetische anläge verrieth — und beide stets in be-
stem einverständniss gelebt, setzt Aristoph. Ran. 73 flg. ausser
allen zweifei. Woher nun der process, den Soph. Vit. ^. 13 be-
richtet? xuC nou ... iv \ Sgufian dcfjyayt tÖv Vo^pcüvra avt^i f
y)&ovovvTa xul nqog rovg ipQuioqaq lyxotXovPta t(§ natgt wg vjto
yi^Qfog nuQa^Qovivvri' ol de itp Yo<jpcüiTf InntfAfiCaw, Dass lo
ilgrjyayi Sophokles nicht subject sein kann, ergiebt das folgende:
denn das zeigt, dass dieser stoflf wenigstens eine scene eingenom-
men, wie er also nimmer in einer tragöd ie gestanden habe, trefflich
dagegen zu einer komödie passe. AgKftogxivijg, der name des einzig^en in
der vita namentlich angeführten komikers, ist ausgefallen, wie G. Her-
mann gesehen ; dann ist iv Jgdifiaa^v zu schreiben. Daraus folgt aber
weiter, dass diese erzählung erst nach Sophokles tode entstanden : die
JgdfAaia müssen nach den Fröschen entstanden seyn, da ja zu ihrer
zeit an ein zerwürfniss zwischen vater und söhn noch nicht ge-
dacht war. Aber konnte denn der gedanke an ein solches nach
Sophokles tode entstehen? Allerdings: denn die mla zeigt, dass
lophon nach dem tode des voters zu dessen ehren mancherlei ge-
than, als da ist das begräbniss, die schmückung des grabes; selbst-
verständlich hat er tragödien des vaters aufgeführt: grade bei
letzteren hat sich gelegenheit zu spott gefunden und die Aristo-
phanes zu einem streit zwischen lophon und dem vater ausgebildet:
man beachte besonders qtd-ovovviu ^ was nur auf die Stellung als
tragiker gehen kann. Und dies bestätigen in gewisser weise auch
die fragmente des stücks Jgd/Aara: fr. 1 Bergk. zeigt deutlich,
dass im stücke die phratoren versammelt waren : sie horte man
zuerst hinter der scene lärmen, fr. 3 B., vi^l. Arist. Ran. 755:
dann waren sie tafelnd auf der bühne, fr. 5, und schalten über
magere opferthiere, fr. 2: darauf passt auch fr. 8 das fji^iuLyuytTv,
Scholl, ad Arist. Ran. 810: dabei kam der streit zwischen So-
phokles und lophon vor. Aehnliche scenen waren in den ^a$TaXitg.
Ernst wm Xeulscfc.
VII.
Zu Pindars Isthmien.
Pind. Isthm. I, 24 f.: oJä tf X^Q^^^ anovtd^ovuq alxfialg, \
not hd'fpotg ixot* Iv ittfxo^Q Uv. Für alx^uTq, das der sclio-
L Uait aixfidg erklärt, vermutbet ebeodarum Bergk alx^atq als
^ ioüscben accusativ und ebenso soll hd^tvoiq Sioxotg, iodem
er fur onoj^ iv vorschlägt onoxav, äoliscber accusativ sein.
\m Wenn der dativ anstö'ssig wäre, obscbon wir doch auch bei
Hon. II. IV, 490 axotrKTfv 3$A' dovQt lesen, so könnte man,
^ atorit^Hv keines objectes bedarf, für alxfAoig vermuthen
^[9y „was sie speerwerfend fiir preise gewannen 'S ^^^ ^^^'
•UBnif. Doch ist nichts zu ändern. Im folgenden macht inou
kr handscliriften wegen der kürze der letzten sjlbe, wofiir eine
m ^kgt erwartet wird, bedenken. Hermann schrieb o;ror' h, andere
S oxoV av oder weniger passend ojioV sv, Mommsen bezeichnet ohne
r iegriindung onoii im texte. Bergk endlich glaubt bnoiuv sei
ioKsch gewesen fur bnon. Sollte die kürze nicht gerechtfertigt
seia dorcb vftiQtiQov v. 2, so liesse sich ocdxig vermuthen, wo
dann die construction wäre xal oJa Icxov btfuxtg St(Txo$g Uv.
Das» übrigens auch iv vor Staxotg^ welches in allen handschriften
feiiU, entbehrlich ist, zeigt Uom. Od. IV, 626 SCaxonfiv rionovro
xai afyttvifjffiv Uvugj wo die natürlichste construction jiqnovTO
Uvng ist.
Vs. 36: u viv igstdoi^ifvov vavuytatg \ i^ uiingriiag iXhg iv
9(^oiff0a I dil^aTO avvjvxfa. Da igeidicdaC tiv$ sich auf etwas
stntzeo heisst, auf Schiffbrüche (vuvaytaig) aber im mecre zur ret-
ting sich niemand stützen kann , so vermuthete ich schon läii^t
a
br
Je
ii
re
r»
■e
Vi
256 Piodaro«.
vavayfotg „auf 8chiffttriiromer<<, woraaf mich auch der
plnral vavayfMg führte. Mit vergnügen sah ich später bei Hoa»*
sen , dass schon Erasm. Schmid so schrieb , was aacb Bergk ail
recht au^enommen hat.
Vs. 41 : $1 d' aQiT^ *aTuxHta§ naCav offfdvm Für ntnaaalUsM
U9§ in der bedeutung ,^icb auf etwas verlegen'^ findet sich schwer»
lieh ein beispiel. Man hat mebreres versucht Früher schlug ich
vor nifoaixi^ itg, dem überlieferten xu fern und dam nicht ener-
gisch genug. Darum will ich jetzt xatixi^ t§g „wenn einer seis
ganzes streben für die erreichung des sieges festhalt oder znsasH
menhält^^
Vs. 52 ff. : Sfifu d^ foix« Kgovav cmtCx^ov^ vlop \ jreitov* ifM'
ßofiipo^g iviQyitay | agfidnap Utnodqoiuov «cXo^crai« Schwtf-
lich ist für Poseidon das beiwort Irniodqoiuoq schicklich » woU
aber für wagen. Darum vermuthe ich ijntodfOfjUwv.
Vs. 68: aUa^cm d' ifAnCmwv ytlf. Aus v.44 so wie am des
Schlüsse des gedichtes sehen wir, dass eine neidisdie gegenpartci 1
ezistirte, die zum verhöhnen bereit war. Bergk nahm mit recht
an dem unpassenden Ifknlntuxv anstoss nnd wollte allerdings de*
sinn angemessener aXk/o^g IvMjjinjfav. Dem überlieferten naber
vermuthete ich schon früher iiknail/uiv „verhöhnend'^
II. 7 f.: ovS* Inif^vavTo yXvxiTai fnXif&oyyov Jiotl Ufff^
XoQag I äg/vfiikdiicak Tfqofsmna fioX^uHOfunfot iotSaL Die phraie
aQyvQta&iTaak nqo^fana war schon dem sdiol. anstösmg, der nfi"
aana schleppend fiind. Auch Dissens künstliche erklärung: »^liedcr,
die nach silber ausseben'S womit zugleich ein ansdruck der kälti
bezeichnet werde, ist nicht annehmbar. Hier hat ghube ich Moritz
Schmidt (Find. Olymp, siegesgesänge p. CXXXVIII) einen treffli-
chen dienst geleistet, der nqoda n^ schreibt und es mit iiti^pam^
verbindet: „und nicht wurden die süssen lieder von der Terpsichore
um geld irgend wohin in die ferne verkauft^^ Zur unterstötsnag
dieser emendation mache ich noch aufmerksam, dass sonst überall
im gedieht an dieser stelle die zweite trochäische dipodie b eine
länge ausgeht, so dass schon dadurch ttqoCfana sich als fabch
erweist.
Vs. 12 f. : liSül Y&q äv cofog, ovx äyvßi ditdin \ ^Ic^iUav
Innolet vCxav. Der Zusammenhang sdieint doch wegen des voraoa-
gehenden lc€l yuQ wy ifofog zu verlangen, dass imui ain ifpän^
Pindar«»!. 257
»ictt i/wwia Fentebe. „Du bist einsicbtigy dir einem denen
mAt imkandigen besinge ich u. i. w/' so wie es naeb Vorgang
euMi aebol. auch Kajser verstanden hat. Da aber nach Mommsen
Annot crit soppl. p. 111 die elision des jota nicht gestattet ist,
■a wärt ayrmt äifiia nit sjnisese xu lesen um so eher als man
spüer fiw sfirach und schrieb.
Vs. 19 f. : Mt^ ro^r *Xi§va7g i^^EQixS'ftSav xaginaotv aqaqiaq \
TfSq hnaqaXq h ^yi&ävatq ov* IfAifi^rj. Es scheint gerathener
L 10^* mit Mommsen ak relativ zu fassen wie Nem. IV, 52 und zu
I iilcrpongiren xtU t6dh, Kkuvaiq ^Eqix^ndav — Iv W^aVa»;, oln
\ 'p^Mf^ ood wo er, nachdem ihm zu Athen der preis zugefalleui
J| im Wagenlenker lobte. Denn wenn man id^» ab demonstrativ
mAttty so ist man genöthigt nach nkuvaiq ein t oder (T einzu«
Kkieben, was die handschriften nicht haben.
Vs. 42: nUmv N§(Xa¥ ngog äxTcig. Das letzte wort ist unsicher,
4 die handsebriften äxjdv nnd avyäg geben. Ich glaube es sei
a Khreiben ox^ag , vgl. Eurip. Hei. 491 Ntdav naf* ox^aig,
w» vidleicht selbst aus einer reminiscens an Pindar entstanden
k. S. unten zu IV, 16.
III. Gegen die einheit dieses gedichtes, das schon die scholia-
to und auch alte handschriften in zwei gedichte trennten, nämlich
m V. 1 — 18 ab bthm. Ill, von v. 19 an ab IV, während 6.
I, Böckh und Dissen die einheit festhielten, haben sich in
zeit mehrere stimmen geäussert. Bergk trennte es in
swei öden, und mit einigen modificationen treten seiner ansieht
aack ScknitBer und Bulle bei, letzterer mit der meinung III sei
^iter gediditet und von Pindar als einleitung der angenommenen
IV Torangesetxt worden, so dass beide gedichte ein ganzes bilden*
Gegen die trennung hat sich Mezger jahrbb. f. philol. bd. 95,
p. 892«— 400 ausgesprochen, und nach öfterm zweifeln und wie-
derholter öberlegung muss ich seinem resultate beitreten, das sich
ikm in gründlicher Untersuchung über den ideengang und über den
kaoptgedanken ergeben hat. Nur in einem punkte kann ich seine
■ewang nicht theilen. Nämlich v. 29 (F. avoqia^g i' lax(liTai€w\
tXxa&ir tnuJiatCtv äjnop&' *HQaxXi{a$g \ »al fitptiu fiaxQCjiQav
mt%4iikv äf^dp, findet er der Zusammenhang gestatte nicht (fmv-
it&iF ab imperativ zu fassen; und in der that bt der sinn nur:
dH Kleoaymiden haben das höchste an trefflichkeit erreicht) üW
258 Pindaros.
welches hinaus nicht weiter zu streben ist. Wenn Mezger Bua
aber p. 898 vorschlägt fiaxgoTBQa und ägnäv (sc iah), so atek
dieser directen behauptung fAfjxin entgegen, da lo ovxiT$ ndthig
wäre. Lässt man firjxfn stehen , so kann anviduv nur inperati-
visch sein, freilich nicht passend an den sieger gerichtet, sondero
wie bei Pindar mehrmal ganz allgemein, man solle nicht über das
mögliche hinaus streben. Gern fände man aber den gedanken der
Unmöglichkeit ausgesprochen, und den gäbe Cbrists räv (früher
wollte ich av statt xa() oix fri. Doch eine änderung des fifpiiu
ist nicht nöthig. Mit unrecht ferner denkt Mezger mit HartoD|f
daran fiaxgoTiqav in juaxgouga zu ändern , weil man von der
agnä das beiwort fiaxQOTcga überhaupt nicht sagen könne, liebli-
cher ist seit Homer allerdings das beiwort fu(^wv, welches ab«
vom metrischen abgesehen hier weniger befriedigen würde; desa
gerade das bild der Herakles-säulen, welches die idee der grossteo
noch erreichbaren entfernung in sich schliesst, ruft dem beiwoit
fiaxgouoav als dem geeignetsten. — Vermuthlich nur aus ve^
sehen citirt Mezger v. 45 jtav tot ioi'TWP ii&Xmv statt äoiiäf,
wie seit Härtung die herausgeber schreiben.
Vs. 36 : i'tJv d' av finu x^^l^fQ^ov noixCXatv /urivtSv J^6g>av x^^^
dtTf q>o^h>ixeoKTiv avdrjifiv ^oJoi^. Die werte notxtXiav fifjvwv aU
temporalen genitiv wie ^igovgj ;|f<i^cüvog xtX. mit Dissen anfxii'
fassen geht, wie Härtung gezeigt hat^ nicht an, und auch di^
Stellung widerstrebt. UofxiXog in der bedeutung „zweifelhaft, ge^
fährlich" kommt erst bei spätem vor wie Polybios. Ich bleibe
bei meinem alten Vorschlag noixfXcjg, mit av&fjatp zu verbinden-
Durch diese anticipation und schroffe Stellung nach ;|f€ftfi/^«oy winl
schon auf das folgende x^^^ fOtviXBO^ifiv avdriCiP ^odotg hinge^
wiesen.
Vs. 52 f.: xal xgicaov äwdgwv x^^gopwv \ ictpaXt Tfx^a xata-
^uQ\f)ai<f, Mommsen schreibt i6(puXe ux^a xaTa^dgtffm nach den
scholien, so dass tvxu aus v. 49 wie zu diioX v. 51 so auch zu
fff(paXi als subject gedacht wäre. Obwohl sich gegen die construction
des infinitivs xuTafiugtliui, vgl. mit P. IV, 146, wo Mommsen noch
mehr beispiele citirt, nichts einwenden lässt, so verdient doch die
K*. iirt T(/ra xaianugxfiato^ ^ letzteres nach allen handschrifien den
Vorzug. Denn dass der schwächere bisweilen über den stärkern
siegt, das hat zwei Ursachen; bald ist es die rv^^ xafall, bald
Piiidiiro8. 259
r/jrnf^ list and ranke, and ux^^ ^^^ ^^^^ ^'^ subject besonders
benrortreten , da es die einleitang zum folgenden beispiel geben
DiiHB, dass Odjssens den preis vor Aias gewann.
Vs. 53 f.: fcrrc fiap ACavtog uXxav ^ohiov^ lAv otftCa \ h wxrl
mfUtv mgi f^ ffaaydvw fkOfjutpuv ^x^t jtatditsaw ^EXXdvwv. Statt
JttP otpfa will Moriz Schmidt jh' ätfia^ so dass zha zn (lOfi^uv
gtiborte, aaf den ersten anblick ansprechend. Doch scheint at//€a
luer ungeeignet, da sich Aias dadurch tödtete, dass er durch den
B^ng auf sein in die erde gestecktes schwert, wie wir aus So-
pliokles wissen, sich seine brüst durchbohrte und seine kraft (aA-
tif) zerschnitt , nicht seine u^pia , welches eher ein kitav statt
rajMfy erforderte. Die genaue bestimmung durch itpta findet
Scbmidt unnöthig, ja er meint sogar es sei pufidiusctflt»m. Aber
warum sollte sich Pindar nicht an die durch den scholiasten ausdrück-
lieb kezeugrte tradition der Aithiopis gehalten haben? Au ^€i
nflmt man anstoss, Schnitzer dachte an das imperfect von x^^> vf'9\\'
Rod Kajser an der zulässigkeit dieser contraction bei Pindar
iwdfelte und tx^v (d. i. ^Xx^^) vorschlug, was auch M. Schmidt
will. Aber wohl ist auch das präsens 1/;» in Pindars sinne zu
?ertheidig^n. Der Vorwurf des Aias gegen die Hellenen, die vor
Tfoia waren, ist bleibend und bleibt auch in der Vorstellung von
^ ende des beiden in steter geltung. fjofi^i^v nv$ ^ar, grund
no Vorwurf gegen einen haben, auch bei den tragikern, wie
Soph. Ai. 180 und mehrmals bei Euripides.
Vs. 65: Zu der art, wie der fuclis auf dem rücken liegend
^cn angriff des adlers abwehrt, erzählen die Zeitungen von 1841
^n ahnliches beispiel aus dem Walliser lande.
IV. 16 &varu ^vatolffi nqinu. Lesen wir bei Kur. Alkest.
799 ovtaq Ss &rriTOvg d^vrjia xal fpgoytTv xQ^^^i ^^ )^VLfktk man
ttich hier eine reminiscenz an Pindars worte finden.
Vs. 56 ff.: oPio* jnvtpXioiat fiaxgng \ fiox^og avigwi" oid'
maai ianutoi \ iXitdtov ^xvKf* omv, im letzten verse ist weder
die lesart ganz sicher noch findet sich bis jetzt eine völlig befriedi-
jfeode erklärung. Der erste theil, dass der fioxgog i^ox^og nicht
fergeblich war, führt auch im zweiten auf den gedanken , dass
aoch die kosten , so gross sie waren , nicht umsonst verwendet
waren, sondern dass sie im erfolg die gehegten hoffnungen und
i^en erfüllten. Somit wage ich, bis besseres erschelut,
260 Pwdaroi.
folgende conjectur: ovi? onotftu dandvak^ iXndwf i^iiKew* Be-
ksDot ist die phrase Untttnw uvog, einer söche verlustig gekem
V, 42: avdtt0€ to$^i6v / 1^^* Aadi hier ist die lessrt
unsicher und bat viele conjecturen veranlasst. Da aber die Aldini
und ein von Mommsen d bexeicbneter cod. Vaticanns now nach
avia0t haben, so vermuthe ich aviaüi nov idh^ViT Imag»
Vs. 45 f. : XCcCofiat na!6a &Qaevp ü ^Eg§ßo(ag | ivdQl ryli
$<7vov äfiiv fAo^Qfdiov nXiCM. Statt invov äfiov verautbcCoi .
schon Portus und Heyne einen dativ ^tfvtfi äfjt^. Da aber Teb*
mon den eben, wie von v. 35 an erzahlt wird, sum gdage ko«^
mendeo Herakles als gast so ausgezeichnet geehrt bat, was Herakl«
freudig anerkennt, so glaube ich bei meiner schon früher geioi-
serten vermuthung ävigl x^ii iHyoxtfM^ verbleiben zu sollen.
y\j 39 ff. 0 d* ä&avdTU}> fA^ 9'Qa0cim ^S-ovog \ o n »^
nvo> lfäfA€QOP dmnfov \ txakoq Ijni/uf ynqaq* Mit recht setai
Bergk und Mommsen ein punkt nadi ^opog. Dann scheint skr
ti ii statt S T» erforderlich.
VII, 1 Kkidvdqt^ ng aXtnfa n Xvjfov \ tvdoiw, J fkh
Kafidruiv \ — ursyngitu). Dass aXtxtf n unpassend sei ist mtk^
fach anerkannt worden. Hartungs aUxCa n hat man mit reekt
verworfen. Bergks aXtxiära, äolisch statt äX^iuwt^gj ist gerade
dieser form wegen, wie Moritz Schmidt bemerkt, zu beaweifdB.
Er dagegen schlägt (Find. Ol. Siegesges. p. CII) vor ptcdXtau. iifin
oder auch divn und jetzt das unentbehrliche ng vor das fiberlie-
ferte iyHQirWj wofür zuerst Hermann avtyHQirta schrid». Da aber
die Jünglinge, des Kleandros alten^enossen, wie auch v. 65 iXSMfif
ng andeutet, aufgefordert werden den sieger zu feiern, so vermi«
thete ich KUdvdqtp thg, aX$xigy avri Xvjfov. und sei ea da«
der isthmische sieg, wie die Überlieferung annimmt, jetzt gefeiert
wird, oder der nemeische, wie Leopold Schmidt p. 156 glaubt, so
ist ttin am platze. Denn welcher von den beiden siegen auch
der erstere war, so blieb er doch kaum ohne feier. Dass es der
nemeische war folgert L. Schmidt aus v. 4 f. ^laS-fAHidog u vbiag
anotva xal Nifify \ äidXwp ou »fdrog ihvQBj weil NesMa an
zweiter stelle genannt werde. Das ist aber ungewiss, und denk-
liur ist, dass wegen der kriegszeit die feier des früheren sieges
verschoben wurde und beide siege jetzt zusammeagefeieK werden,
worauf T< — xaC führen könnte. Aber auch so wäre ovm iiidit
da ancb die v. 66 f. genaonteo, wenn aclion weniger be-
ilege, die Klearcbos xu Megara und Epidanros erwarb,
gdcgeabeit lor feier geboten batten«
b deo aogefiibrten worten am v. 5 vennutbet Bergk aidhav
iHh UQaio^s ao daas lich dorch o&§ diese werte auf beide sieg«
koogea, was anspreebend aber docb nicht nötbig ist. Ancb nacb
StiUf mit einem kolon su interpungiren, wie Tjcbo Mommsen
1Mb Paow tbut, kann ich nicht billigen, da dem pfnag des ersten
gliedei das sweite mit ii&hap St$ ugarog iiivQi just parallel
«lipricht
Vs. 10 : ^"6 TavToXov Xi&ov uaqd ng hQitffiv SfAfu d-iog. Da
ille Strophen am anfange dieses verses eine lange silbe haben, so
nrriUh sich ^i als falsch. Bergk emendiit es mit dem pjrrhichius
im, aber eine länge scheint vorzuiiehen« Mommsen schreibt xcU
Twidla^ß, was Schnitzer in der Eos I, p. 280 nicht ohne grund
kit findet. Ich schlage vor n^ Tavtalov, die partikel besogen
Mf nmQitQü^v. Ceber n^ vgl. Isthm. V, 59 ÜQ^cnai nif * Iv
ßfn(no^, wo freilich Bergk nav iv, Mommsen aber mit schoK
Mf i^ h schreibt
Vs. ii — 14: itoXfAatov *EXkddk fioxS'ov. dkX* ifkol dilfia fiiv
^i^fogUpwv I MaguQav t' itmvin fkiq^fivav 16 di nqh nodog
J^iM» Oll €*omtv I XitiV^ ^^^ dohog yaq aidp In avÖQdüt xqi^
imn. Ich stimme der ansieht Schnitzers bei, der weder Momm*
i4 lern X^Qf^ "^^^ diiiM, (denn wie sollte die freude über den sieg
■iJ im gewaltigen kummer über die Hellas drohende gefahr stillen
vi klonen f) noch Bergks alX tfA oi dufUA ikiv naqaxofHYov xag-
'f »fmp luavCf fUQffAväv zulassig findet und das handschriftliche
i MtiQOiXOfUputv statt 7ia((otx6fAivop beibehält. Dagegen halte ich
tt naeh «ofrf^av, worauf auch der scbol. führt, für nötbig, so
dsM 9i6g subject zu lnav0t ist Ferner ist zu bemerken, dass
iVid in bcziehung auf die negation in dtdXfAanv steht Dann
wird der Zusammenhang befriedigend: den über dem haupte schwe-
benden tantalesstein hat uns ein gott irgendwie abgewandt, eine
fir Bellas nicht zu ertragende last, aber er hat den schreck
der Vergangenheit und den harten kummer (um die zukunft) ge-
stillet Gleichwohl muss man immer das nächstfolgende im ouge
babca, denn das lebensscbicksal ist ganz unzuverlässig; ober mit
fittang der fireiheit haben wir auch gegen dieses einen troat.
262 Pindaros.
Für XQVt*^ ^^^ ^'^^ Bergk nacb f^eopold ScLmidt mit reeht XQ^M^
naviohog gescLrieben , deun nach utC ist nuv wenigsteni est-
bebrlich.
Vs. 31: Iml &iCtpajUiv ri»oveav* dm f evßovXog ir fiiifa$(fi
Oifitgi Offenbar war die erste bälfte scboo in alter leit ferstiia-
melt, dalier die unsicherbeit in den handschriften. Vieles ist da
versucbt worden. Keineswegs in der meinung das sichere gefunden
zu baben bringe ich docb meinen versuch vor: lire) ^ic^aunt
jfqotpiQiv naXatop ivßovXog iv fiico^a$ &ifi$g» Ueber nqofiQHv
vgl. L IV, 43 ToXaw Atytvav nQotpiqn Ctofjku ndtgay» — Und
V. 33 bat wohl K. L. Kajser mit ipiqxiQov yopov h^ avaxia die
leichteste heilung vorgeschlagen, indem er Bergks st verwirf)^
weil hier keine hypothetische, sondern die directe behauptung des
Orakels erwartet wird, der söhn werde noch stärker sein als der \
vater.
Vs. 47 : fuvrl yäq JtJv' aXiynv xul yufiop Gmog avataa. Wenn
Bergk vorschlägt (partl 6^ ivväv uXiynv »al yu/MOV &inog apaxntf,
so fällt zuerst die tautologie ivpoip und ydfjkov auf und avoanaq
findet Kajser wegen der durch position herbeigeführten länge be-
denklich. Schnitzer vertheidigt die herkömmliche lesart arasrs»
nämlich Zeus als höchster der götter, wofür sich anfuhren laut
Eur. Iph. Aul. 703 Zivg f^yyvqiSf »ul dtitatf o »vgtog. Aber
Kajser wendet richtig ein , dass auch Poseidon mitgeholfen babe^ j
was durch ^vv aXiynv deutlich genug ausgedrückt sei, und will
darum uva»i$s d. i. dem Peleus. Jedoch das hervorzuhebende Ü»
dass nun doch nach änderung ihres sinnes beide götter mitebander
die ehe des Peleus mit der Thetis beforderten, und in diesem be-
traclit schlug ich schon 1844 in Commentt Pind. avanti vor und
beharre jetzt auf diesem Vorschlag desto mehr, als ich aus Mobb-
sens ausgäbe ersehe, dass auch zwei Triklinianische handschriflen, die
er i' und ^ bezeichnet, avaxtt bieten. Wenn Kajser dagegen ein-
wandte, dass Pindar den dual vermeide, so habe ich zwar kela
anderes beispiel aus Pindar, denke aber, dass in einem so singu-
lären falle der dichter den dual gerade um das auffallende hervor-
zuheben, doch anwenden konnte.
Aarau. Rudolf RauchensMn.
VIII.
Handschriftliches zu Lysias.
Seit der berühmtea entdeckuog Sauppe's, dass alle uns be-
I kanntea baodschrifteo des Ljsia« aus dem cod. Palatinus stammen,
findet mao in kritiscbeD Schriften zu den reden des Lysias nur
Mich selten angäbe oder berücksicbtigung einer handschriftlichen
Mtix ausser aus X, höchstens noch aus dem scharfsinnig interpo-
Krteo C. Daher ist es auch zu begreifen, dass wir noch bis heute
fiir den Ljsias eine ausgäbe entbehren, in der, wie in der ausgäbe
fa Aescbines von Schultz, bei jeder stelle die abweichenden les-
>Keo, nicht eklektisch wie bei Bekker, angegeben sind. Und doch
wirde eine solche für die kritik des Lysias von nutzen sein.
Dens es lässt sich 1) nicht leugnen, dass in unseren heutigen text
•mcbe note aus einer abgeleiteten handschrift hat aufgenommen
werden müssen. Sie ist vielleicht zwar nur eine conjectur des
idireibers jener handschrift gewesen, dennoch aber verdient auch
diese ihrem urheber zugeschrieben zu werden. 2) Es ist zuzu-
geben, dass die Schreiber der handschriften die kunst des lesens
der alten handschrift theilweise sehr gut verstanden, und es ist
ebenso anzunehmen, dass vor Jahrhunderten die schrift in X an
■aneben stellen leichter zu lesen gewesen ist, wie heute. 3) Von
dem codex G , welcher mit F U V die lücken in dem Kpitaphios
nicht bat, und dennoch auch andere reden, wenigstens die achte,
enthält, muss angenommen werden, dass er in einem anderen ver-
zu X steht, wie die übrigen uns bekannten. Weuu et
264 LjBiag.
auch vidleicbt nicht aus X abgeschrieben ist, »i einer leit, wo
dieser nandum male trunoatus fuit, was Sauppe fiir anwahndidi-
lieb erklärt (Kp. crit. p. 9), so lässt sich doch wohl kein aodcnr
ausweg finden, als anzunehmen, dass 6 ausser X noch aodm
quellen benutzt hat Da ieh nun eine ähnliche haudschrif^
wie G, entdeckt zu haben oder besser wieder an's licht lieh«
zu können glaube, so mag es entschuldigung finden , wenn ich ai
einigen stellen handschriftliches material, über das man mit reckt
seit Sauppe zur tagesordnung übergegangen ist, wieder henrorhohL
Ich fand nämlich in der bekannten Aldina der attischen redocr
(mit ausnähme des bocrates und Demosthenes) in der stadtbiblie»
thek zu Hamburg, über die ich theil weise schon an anderer stelle
gesprochen habe theils noch des weiteren an anderem orte n
sprechen gedenke, noten zu einer grossen anzahl der reden dei
Ljsias, mit der Überschrift: coUatum ex libra vehri veneio. Dm
die band, welche diese noten schrieb, eine ältere ist, wie die Chri-
stian Wolfs, des einstigen besitzers dieser Aldina, kann hier nidit
bewiesen werden ; wohl aber ist es nöthig , die bemerkung Tif-
tor's anzuführen (vorrede zu seiner ausgäbe des Ljsias 1740: Qr.
Attici von Reiske VI» p. 58): Hoc Merea hoho», ^fiiod numerm,
me scilicet opera V. C. st ^ds Utterie hene msriü lo* ChrielM
Wolfii Hamhurgensis nacfum esse variantes Isciionst oodictt Fi-
fteli, eiusdem, ut suspicor, quo usus oUm est Jfureliis. Doch
stellt sich heraus, dass Taylor diese randglossen entweder nicht
vollständig mitgetheilt sind oder derselbe sie nicht zu würdigw
verstanden hat Jedenfalls sind sie in der Varieias lecUomis Ut
siacae bei Reiske nicht volktändig erhalten. — Audi sonst noch
bemerkt man hier und da spuren einer bekanntschaft mit dieier
oder jener randglosse, doch ohne erfolg fiir den text and die si-
tersuchung über den werth der handschrift cfir. Scheibe in prsflf
critica zu Ljsias or. VII, 35. — Die randglossen sind zwar alk
bei Ljsias von einer band geschrieben, doch ist es nicht ondenk«
bar, dass der Schreiber, welcher die handschriftlichen noten an dei
rand setzte, auch aus sich heraus einige hinzusetite, wie id
dassdbe an vielen stdlen bei Andocides, Ljcurgus, Isaeus bewieset
zu haben glaube. Wir werden einige stellen finden, die wir ii
der that für conjecturen des Schreibers des randes zu halten he
rechtigt sind. Der gedanke Gurlitts, dass diese noten ans eine
Lysias. 205
•^10 aniiqua stammen, ist unmög^lich, wie sieb aus den noten von
Mftit ei^iebt Meine vermuthungen^ dass liier ein Zusammenhang
krtefae mit den annotationes Taylor.'s , in denen er die Varianten
9 AkiHMy CoUliniano codice ei marglnibus editionis Stephanicae
nrÖffentlichte , und viele andere annahmen in hezug auf einen zu-
wwenhaog mit den in jener zeit so häufigen von Reiske in der
liileituDg angeführten noten haben sich nicht bestätigt , dagegen
iitmir ein enger Zusammenhang mit den schedae Brular-
ÜMM, den ich schon im Isaeus gefunden hatte, auch hier aufge-
ftUai und zur gewissheit geworden. Es ist wunderbar , dass
Ifliike dieser gedanke bei dem abdruck der Varietaa leotionis Ly-
\ mot$ nicht gekommen ist. Wie dieser Zusammenhang gewesen
■ iäf weiss ich nicht. Doch glaube ich, dass die gelehrten, welche
■ I 4ie id^eiae BrvUartianae schrieben, unseren notenscbatz kannten
, ud daran ihre weiteren bemerkungen knüpften.
In der handschrift, welche unserem rand zu gründe liegt,
waren in den übrigen reden mit ausnähme der zweiten dieselben
Kekeo wie im Palatinus. So ist z« b. zwar in or. VI mancherlei
hV wbosert, aber weder der anfang ergänzt noch angemerkt, dass
•r. V und VI verschieden seien. Dagegen sind die lücken in der
iwdten rede fast ganz so, wie wir sie heute lesen, ergänzt. Da-
fatb zeigt unsere hand entweder eine andere quelle als X, oder
He iit zu einer zeit abgeschrieben , wo jene pagina in X noch
Umut war. — Bei der anführung der noten werde ich mich raög-
liduter kürze befieissigen und nur diejenigen anführen, welche
entweder etwas neues zum texte hinzubringen oder bezeichnend
«sd fiir die handschrift selbst, deren werth und Ursprung.
Or. I. Wie sehr die randglossen mit den schedae Brular-
tumae übereinstimmen, gebt sogleich aus der Überschrift der rede
krvor. Rand und schedae geben xai iqatoadivovq fioix^(aq. Bei
den jdbdae Bmlarluinae wird bemerkt, dass diese note aus einem
csAss oeftfs (C. V.) stamme; und ich zweifle durchaus nicht, dass
diener codex veius identisch mit unseren randglossen ist. — ^.1
Aid.: f) $rf, rand: kXriu. Neuerdings kehrt van Herwerden zur
Icsart der Aldina und einiger handschriften zurück, mit unrecht,
wie icb glaube, da aus den von Frohberger zu der stelle ange-
fiUfften parallelstellen hervorgeht, dass das einfache participium statt
des Satzes mit <} genügt und gesetzt zu werden pflegt. — Für
PhUologn«. XXXV. bd. 2. 17
266 Lysias.
das falsche fAax(}dg, das schon Stephanus io das durch X bests-
tigte iiixqdq änderte, findet sich am rande fUxQag, — Bioe aof-
fallende älinlichkeit zeigen die randglossen auch mit deo lesaites
des cod. M corr., soweit uns dieselben von Bekker mitgetheilt
sind; z. b. ^. 16: cS ^CXtuu für das richtige EvgiChju.^^ f. 17:
noiia&iCg für nXriyiCg. Es ist gefährlich, diese lesart schlecbterer
handschriften gegenüber der auctorität von X zu vertheidigen, n-
mal im §. 25 ebenfalls von natdaanv die rede ist, aber bezeich-
nender ist no6ic&iCg an dieser stelle gewiss und beweisender
ebenfalls. Es liegt dem angeklagten daran zu beweisen, dsis
Eratosthenes nicht an den herd gelangen konnte, wo er ja schots
hätte erlangen müssen. War es ihm dazu nöthiger, dem ehebrecber
die bände zu binden, oder die füsse zu fesseln f Wenn ferner
der einfache schlag genügte, um ihn so hinzuwerfen, dass das
fesseln der füsse nicht mehr nöthig war, warum wurden ihm dem
noch die bände gebunden f Ich möchte daher vorschlagen »i
schreiben : nXtjytig xal noi^a^iCq. — f. 82 bietet rand mit M. corr.
und 0 cJ vor üviqtq. — f. 87 fügt rand di hinter axitim^e
ein mit M corr. — f. 40 schiebt rand hinter ^^ mit M corr.
xaC ein und giebt ij »at jov CvvimwfiiSovid fAO$ itgayayup; Ich
halte dies xaC für berechtigt. Der gedankengang bt folgender :
am sichersten wäre Eratosthenes gewesen, wenn ich anderswo ge-
speist hätte, schon weniger sicher wäre er gekommen , wenn ich
allein zu hause gewesen wäre, am wenigsten ist sein komaeo
wahrscheinlich, wenn ich auch noch einen gast mitbrachte. Za
eigayuyBiv ei^änzte der redner im gedanken : nicht blos mich selbst,
sondern auch noch". Hinzu kommt, dass ein solches »a( hinter f
echt griechisch ist, s. Prohberger zu XIII, 92. — ^. 45 raod
und M corr. für oire — ovii, was schon Reiske gefunden hatte. —
§. 47 i^afiagrijcovTm fur i^ufiaQTr^ifovc^ mit C N und corr. M. —
§. 47 idv ys für idv Sij was schon seit Stephanus aufgenommen
ist. Es stimmt also rand mit M corr. überein in ^. 16, 27, 32,
37, 40, 45, 47, von denen §§. 32, 37, 45, 47 allgemein gebil-
ligt sind. — Mit 0 zeigt rand Übereinstimmung an folgenden
drei stellen: ^. 28 (im vor iCxata gestrichen) $. 32 ((S vor av-
ÖQsg hinzugefügt) §. 42: inoitjffdfirjv für ino&ovfAtiv, — Eine
eigene, mir wenigstens aus keiner anderen quelle bekannte con-
jectur oder handschriftliche lesart bietet rand §. 46, wo für rov-
Ljsias. 267
iMT geichrieben bt joifovTwy. Frokberger conjicirt für Tovnay
— KiQl mixiav, was ich nicht biliigeo kann. Ea konnte ge-
wiM xovtiav, wie in der citirten stelle bei Antiphon, fehlen, aber
iis fdilen ist doch nicht nothwendig. Warum sollte der red-
Mr nicht sagen dürfen: „dass keiner von denen, die es jetzt
wiaea, es wusste'^l Ich halte aber Toaovttav für bezeichnender
ab fovra»r nnd fiir mehr empfohlen durch ^. 27, s. auch 111, 29.
Or. III. Der rand giebt nur spärlich Terbessemngen. Im
f 1 und 2 wird ig für dg voi^eschlagen^ wohl als reminiscenz
n die voriiergehende^ nnljsianische rede. Ljsias aber pflegt dg
ij/A^ Bl&sTv zu sagen. — • f. 14 hat rand für inad-Bv mit den
tMa$ Brulartianae RadiVy ^.16 mit COX das richtige InafAvvuv^
f 17 mit den handschriften das richtige Adfimovog für AdfAjrovg,
{. 26 TOiotTTO für ravta» Besondere lesarten bietet rand an vier
iteOen: i) f. 15 Aid. avrcS, rand avjwr. Richtig ist airov, 2)
{. 31 ist mit recht am rand fur öianwfuvov verbessert Simni-
finog. Meistens wird fiuguMOV wie ein masculinum in der rede
Whaodelt, besonders da, wo es so weit von dem adjectiv entfernt
iit, wie hier. Cfir. $. 15 r aviop ßoßvia. $. 32: avjop. ^. 37:
Imvov» Dagegen allerdings ^. 35 : ^Ttpav — ^tvyovj wo fin-
^imp ganz nahe dabei steht. 3) §. 40 ist merkwürdigerweise
& ttafcgäg — (fvfA^qdg vorgeschlagen. Ohne dass ich diese
iadening für richtig halte, möchte ich doch daran erinnern, dass
gerade CvfifoqaC in dieser rede eine eigenthümliche bedeutung hat
»kgierden^, wie auch Prancken in seinen Commentationes p. 32,
to ^. 4 bemerkt. 4) f. 42 rand tiyovfiivo^ mgC für ^yov/Afvot
vs/^. — ^. 1, 2, 14, 16, 17, 40, 42 stimmt rand überein mit
0, den wir auch schon in der ersten rede als eine ähnliche hand-
ichrifit kennen gelernt haben.
Or. IV. An vier stellen ist die rede am rand verändert 1)
f 1 for mgi toviwv mit CMOX mql ndvtuiv geschrieben, aber
nicht bt Ikaßov oder änidwxa in die allgemein angenommene
dritte person verbessert. Darin stimmt rand mit X. — 2) §. 4 ist
zwischen iu und ^ficv richtig eingeschoben rifAiig. — 3) f. 15 ist
für Toitfaw nqoxktiChv geschrieben xovxov nqoxXfjatv, was schon
Markland als das richtige erkannte. — Etwas neues lernen wir aber
4) aus {. 0 ; CMX geben iQavfAclyi. O jQavfAay. Reiske schlug
vor 9 was allgemein adoptirt ist: iqavfid n, Rand hat deutlich
17*
268 Lvsias.
rQavftaTuyf oder Tielmehr t o vfiardyi. Daraus daap 4er raad ken
Q eioBckiebt, glaube ich abnehmen zu können, dan es anvarstaBda
an den rand geschrieben wurde, wodurch die note nor ao weitl
gewinnt. Icii schlage daher iQavftuju u vor» was auck bessa
zu dem plural vnuSmu passt
Or. VII zeigt eine genaue durcharbeitnng. Von kleioerei
Verbesserungen erwähne ich ^. 2: umoQwtatov for ujiof^undvp^,
^. 10 fiir hov — C^ixop (statt oi^xoi')- — f- 22 iv^yayig für uTnj^
}^uyig* Grössere finden sich §. 2 für ßovXortiu — o,i« uw ßoi-
XwvTMj §. 6 für iiSoiXtt das richtige dtJoC^p, ^ 17 Aid.: ik
Tolvvv Tiiiv ti hlxoTOßv. Daraus macht rand it$ toCrw cl tm d--
xoiiur. Ich halte diese stelle für besonders greeignet, sowohl naa
die handschriftliche grundlage der noten, als auch ihr alter zu be-
weisen. Mit slxoTütv war die stelle auf keine weise zu verstebei ;
erst Pdlmerii conieciura olxnwv macht ein verständniss möglich. —
Im §. 23 ist für di zavtriv — xal tavttjw^ f. 31 für TtuyitXi^
— noXvnXwg geschrieben. Wichtiger als diese Terbesserungea^
die sich längst in unserem texte befinden, sind folgende: 1) f 5
Aid. anqaiov rand unquxiovj was ich trotz Francken's bedeokeo
für richtig holte. Diese lesart giebt allein noch 0^ während die
übrigen, auch X^; anqarov oder angaffiow gewähren. — ^) fS^
währt der rand für nqoxiov *» fiQWiiwg mit CMOXy woraus der
richtige name TlQuiiiag sich ergiebt. Sehottus, Markland wA
Reiske* hatten sich wunderbar bei dieser stelle beromgequält, — S)
^. 22 geben alle lihri: xaCiot el ^p^g [Arj iitv. Rand: xadoi d-
ffiiq fi ideTff woraus sich leichter die conjectur Reiske's einlebt —
4) §. 22 ist für ovtw verbessert ovrwg, ohne dass ich einen gruod
wüsste. Auch für die Stellung xai fiaqivqwv inoQfidti , die «h*
runde durch a,hx. gefordert wird , sehe ich keinen grund ; doch
>timmt auch 0 mit dieser Stellung überein. — 5) §. 26 steht bei
Aid. das falsche Xaßiiv. Statt des richtigen Xadilv steht ai«
rande das unvernünftige uyiiv. — 6) §. 28 steht bei Aid. : Iv ^
SkkSgcp. Rand diydqwv. Wir lesen jetzt iiviqoVf doch ist
iivdqwv bei der leichtigkeit der äoderung wohl vorzuziehen, du
gleich darauf fnug iXaCag folgt. — 7) §. 28 steht am rande füi
utqxTov — iviqxiov, was auch 0 darbietet Ich halte dies ge-
gentheil der gebräuchlicheren lesart für richtig. War der bann
etwa, wenn er wohl eingehegt war, weniger sichtbar? Fiel nicht
Ljsias. 269
wenn er adiöo eingehegt war, das äuge erst recht auf ihn?
Dazu komint, dass wir gerade aus dieser rede erfahren, dass noch
ein gewisses stück land um den bäum herum heilig war und nicht
Miaut werden durfte, s. §. 25. Und dies sollte nicht eingehegt
«ein? — 8) g. 35 giebt Aid.: oviog ovx l^&sXiv. Rand: oSt wg
4' oix rf&iXfiasy. Das (T ist allgemein angenommen. Den aorist
lii«tetauch 0, und liessesich derselbe wohl vertheidigen. — 9) ^. 35:
ifMi di SoxH ttva$ rand schiebt dnvoy vor ilvai^ ein, was in den
text ejp „oodice veieri veneio Taylori^* von Scheibe aufgenommen
i«t— 10)g. 38: fAaXkof jovtc^ äxivdvvwg. Rand Tot/toi". Das-
selbe conjicirte als meUiis Taylor und ist jetzt allgemein aufge-
BOBoeo. — 11) Schreibt rand mit CMO g. 40 für oirtxa
ima, — Auffallend war auch in dieser rede die übereinstim-
■oDg mit 0 , cfr. §. 6 , 23 und 28. Doch finden sich auch ver-
scliiedeoheiten, cfr. 7, 8, 9.
Or. X. Rand hat zwei noten : §. 20 Aid. : aiiijQov. Rand
<A%ot;g. §. 20 Aid. ivvow, Rand svrovv. Es ist unzweifelhaft
hrovv zu schreiben, da iivovv unsinnig ist.
Or. XII. Die Verbesserungen sind mit wenig ausnahmen rieh«
tig, aber ohne besonderen werth , da wir sie aus anderen band-
fldiriften längst kennen. Ich hebe hervor §. 25 : ^v . no&igop
üiisch für das richtige rjv • noiegoy» §. 29 steht in den hand-
sdiriften rrag' aviov non xal Ajf^^cr^c^ eine lesart , die noch
jüngst einen freund gefunden hat. Canterus schrieb naqd lovnou,
Reiske richtig naqä tov non. Dieselbe lesart bietet schon der
nod, lilgt aber ausserdem das jeaf, wodurch der Cobet'schen athe-
tese des xat wenigstens etwas gewicht verliehen wird, das ihr aus
den Sprachgebrauch fehlt. Auch fügt der rand eine lateinische
oWrsetzung hinzu: a quo imidem; cfr. übrigens ^. 34. — Im
i 63 ist grund vorhanden , an willkür des randes zu denken.
Bei Aid. steht: ioxovCk Xaov o!^io$ ytyifrjad^at. Das falsche Xffov
ist am rande in Xawv verwandelt, statt in das richtige taovy was
CX bieten. Markland hatte Xoov conjicirt. — Ausserdem hat
raod in dieser rede einige lateinische noten. Zunächst wird daran
erionert, dass der anfang der rede ähnlichkeit habe mit Cicero pro
^fe JMsnilta, sodann wird die stelle, wo der redner bekennt, weder
& sich noch für andere bisher processirt zu haben, lateiniscii
tibersetzt. Ferner wird beim worte ufigiC&vQog bemerkt: iiota pro
270 Ljsiiu.
illo dfi^i^dXaciog (??) tj äfi^idi^iog; ich lialte diet fur die b*
teiDiscbe iibersetzungr eines scLoIiods y welches anf die gleichardgfe
bildung TOD a/jt^i&äXafiog und äfi^td'VQog aufmerksam machte. —
Badlich lesen wir am rande zu §• 79: frae(^aru9 locus ad 090-
tendxtm iwHicum aitimos a mUericordia,
Or. XVI. Richtig verbessert ist im ^. 13: ndnag iwqm
für ndvTig itiquiv H^riv für i^ti . im §. 14: avlXiYhrtav fiir cvl-
Xe/ovjwv. Wichtig ist in demselben ^.13 die Verbesserung na-
Qaaxivdauyja für naqacx^vdaavik , wodurch eine unzweifelhaft
richtige conjectur v. Herwerden's bestätigt wird. Am rande a
(.18 glaube ich aus den undeutlichen buchstaben heraus zu er-
kennen: ilhidi primus %n%re tnaitu, fosiremuM ffmere bellum. lo
der varieto« lecttontim bei Reiske steht nichts von jener wichtiges
randnote.
Or. XVII. Der Vollständigkeit wegen führe ich an: f i
dirjyi^aiüfiut richtig für ikfiyr^aofiai,. (• 1 ixiCrov fiir ixiCvwg*
Wichtig ist die randnotiz zu (. 4. Für iQitg yaq xai riccaa^
sollen wir lesen: rqlg yuQ xal uxqdx^g. Dieser Vorschlag iai
nicht neu, er steht bereits in der VarmtaB leclioitttm aus des
schedae Brulartianae, Es ist dies ein locus vexatiäsimua. Frao-
eben nimmt nicht blos (p. 121) an dem xu( anstoss, wofür er ij
setzen will, sondern meint, ^ravius ulcus latere. Es kommt dem
Sprecher darauf an, zu beweisen, dass bei der öflfentlichen confis-
cation nichts vei^essen sei, wodurch er sich straflos halteo
könnte. Also war dieselbe sehr genau gewesen, mao hatte sie
mehrere male aufschreiben lassen. Folglich ist die lesart des
randes für die stelle sehr passend , und der gebrauch von xal in
dieser Verbindung übi numerus nan accurate initur oul per ooii-
temtum eleoaiur hier gerechtfertigt. Die conjectur ist leipht, jedes-
falls leichter, als wenn man XXX, 7 zweimal g^en die aucto-
rität von X genöthigt wird zu lesen x%iqaxoa(u>p für rqiaxoffitav*
Dagegen hat die bemerkuog des randes zu f. 8, hinter naq* ifitA
einzuschieben za, was auch Taylor für to conjicirte unter ver*
gleichung von f. 5, wenig Wahrscheinlichkeit g^enüber dem hand'
schriftlichen jjfai^rov^ scheint vielmehr reine conjectur. Uebrigentf
weicht rand hier von den acheiae Brülartkinae ab, welche tw$
gewähren.
Or. XIX. In der ganzen rede ist nur eine, aber bemer«
Ljsias. 271
kcMwerthe äodeniiig. Id der Aldioa lese ich $. 23: äXX* ovm
(lev fpf 6wa7og ndvta noQaaxona xtX, Das ist unverständlich,
leiske wollte mit leichter Veränderung eines Vorschlags von Sca-
Viger: aXX' ovxl fSv ^v dvvaiog xtX» Bekker conjicirte aufgrund
. der lesart in X (ovx il ^w dvratog) und in C (ovx il dvvaiog ^v}:
* ttU' ovx ^ (^t^t'ttTi; ^y navta. Prohberger billigt zwar diese con-
jcctor» verbessert aber mit recht die Stellung. Ich finde dies u
Tor ndvia etwas schwach, auch paläographisch die änderung nicht
a» leicht. Am rande steht fiir ^lov — oliov. Mag dies conjectur
oder handschriftliche lesart sein» jedenfalk ist es unbrauchbar,
fiikrt aber vielleicht auf ein für unsere stelle nicht unpassendes
adverbiales oaov oder dq oOov (s. z. b. XXXI, 12).
Or. XXXI. Die randglossen zu dieser rede sind fiir uns von
■ grosstem werthe. Schon im §. 3 ist eine wichtige Variante. Bei
Aldoi steht äkXa fAuXJiov, on und so hat auch X (o,Ti), eine
lenrt, die noch heute von Rauchenstein fiir richtig und von Hal-
bertMa nur in anu geändert wird. Das von Frohbei^er gebil-
%te iX T$, welches Tajior fand und Cobet von neuem conjicirte,
ladet sich schon in der Aldina über oi$, verkehrterweise in ein
wort zusammengezogen. An eine conjectur haben wir um so we-
liger zu denken, als das bald darauf in einer lacunula in der Al-
diia fdilende ^fjcCy was zum sinne durchaus nothwendig ist, nicht
ergänzt wird, auch kein ähnliches dafür substituirt ist. — $.9
kt die Aldina das unconstruirbare naqucx^lv; ebenso X. Reiske
■aclite dasans das richtige naqiax^ und nach C fügte Bekker noch
das f ephelc hinzu. Am rand finden wir eine dem richtigen nahe
Terwandte, aber an und für sich sinnlose notiz: nuqtaxilv* —
{.13 lautet bei Frohbei^er: ^AXka fitjv ovd' ämx^ifai^i yi tcSv
jnUmv oidivl tovtov unodox^fAoicavug , Sg ovn r«vg ixiqovg,
oU' iiupmiqovg ^anqog ian nqoSovg xiA. El fkivio^ u (liqog
Hauken jtav noXu&v. In den handschriften steht für og ovj$ —
oW f?, was sinnlos ist. Reiske conjicirte ohne Wahrscheinlichkeit
0» yuqy worin Bekker ihm folgt. Der oben gegebene text ist dn&
verdienst Sauppe's, doch macht der einschub des og die änderung
weaiger leicht. Auch sehe ich zu der erweiterung des ov in ovrt
ii der häufigen gegenüberstellung von ov — ulXd keinen grund.
Ulich verlangt der folgende satz mit il fihvio& im vorbeigehenden
eioeii ihm entsprechenden. Sehr wohl gefallt mir daher, was am
272 Lysias.
raod steht für ovi^ il — tl ov, nur das« ich fur il lieber tl
oi wünschte. „Durch die verurtheilung' werdet ihr each kei
feinde verschaft'en, wenn wirklich er beide verrathen zu bai
überführt ist. Sollte aber sich ein dritter theil finden" u. s.
Für eine conjectur halte ich diese leichte Umsetzung der wo
um so weniger, als der corrector an vielen stellen so gerio
grammatische kenntnisse verrieth, dass er gewiss fiij für ol \
schrieben hätte. — §«19 ist t' hinter vvv in i^ verwandelt i
nach I0T6 ein fiiv eingeschoben. Für /liv war nach jou \
Reiske ein rc eingeschoben. An und für sich sind beide lesar
ti — n und ftev — 6i hier gleich passend. Doch bestimmt m
die von Francken und Frohberger gemachte bemerkung, dass s
in dieser rede eine bei Ljsias unverhältnissmässig häufige entj
gensetzung einzelner glieder mit fisv — di findet, dazu, der ra
glosse fjiiv — Si den vorzog zu geben. Auch ist es nicht wa
scheinlich, dass man für t€ ein 3i conjicirte und ein fAiv einscli
wenn die einschiebung eines correspondirenden t( im vorangeben
gliede so nahe lag. — ^. 20 steht in der Aldina: iyaty^ i
on. Ebenso ist die lesart in X. Markland's conjectur ofSa
ijSrj finden wir durch den rand bestätigt, ebenso wie Reiske's
vor olxtXoi in demselben §. — §. 24 ist für uya&ov das r
tige xaxov eingesetzt. — Im §. 32 ist mir die randglosse
verständlich. BovX^vhv ist in seiner ersten silbe unterstri<
und am rand ßov geschrieben. Es war wohl das darauf folgi
ßovXiviC&ai gemeint, was auf diese weise zu dem durch X
glaubigten, aber falschen ßovXicdah werden sollte. — Auch
anfang sogleich bin ich mir über eine randnotiz nicht recht li
In den für den anfangsbuchstabeo der rede reservirten vierecki
räum der Aldina ist vor elf T^q t^va olde geschrieben tov o^
An dieser stelle ist die randglosse völlig unsinnig. Ich mö
vermutheu, dass dieselbe an eine falsche stelle gekommen ist
vor üfioaag gehört, wie ja diese abundanz so sehr häufig ist,
z. b. X, 32 und z. b. die von Frohberger hierzu angeführte s
aus Xenophon.
Zu den zweifelhaften oder allgemein für unecht erklä
reden des Lysias sind uns folgende randglossen bekannt. 1) Oi
in dieser rede liegt die hauptthätigkeit des Schreibers der r
glossen. Die zahl derselben ist gross und nicht blos auf eil
Ljsias. 273
kiteo hat sich der corrector beschränkt, sondern auch die ganze
pmt lücke in der Aldina von §. 24 — 28 und kleinere an an-
dereo stellen ausgefüllt. Diese stücke liefern den deutlichen be-
weis, dass die zu gründe liegende handschrift zur gattung der uns
bekannten gehört, da grössere ab weichungen nicht gefunden wer«
den. Wir wollen auch hier die sehr zahlreiche correctur der
draekfehler übergehen, ebenso kurz berühren die vielen stellen
wo rand die jetzt allgemein angenommene, uns aus unseren hand-
sehriften bekannte lesart gewährt, wie ^. 2: i^uvat. §.3: iv
iti( Twv n&vioiwv igyoig für Xoyoig ohne jo7g. §. 4 : /uLovai fiiv
für juoraft ii'y wie schon Muret gab. §. 7 : Idiaiq statt des rich-
tigen litakg; auch MN geben liiaiq, §. 6: iavjviv für altwv.
f. 10 : -iitg ir T^ noXifitp tvxng für inC, was schon Schot-
tis ex Mureto als lesart seines cod. Venetus ein-
setite. ^. 17 und 18 ist ixßdXovug (mit falschem accent) für
iMßaViomg. $.21: dovXniavLO^m für dovXtiasa&ai. $.21: vo-
ftfiomg für vofjtCcavxeg geschrieben. — Bei den theils von dem
jetzigen texte theils von allen handscliriften abweichenden les-
ttten des randes haben wir wiederum die frage zu beantworten,
ob wir conjecturen oder handschriftliches material vor uns sehen.
Diese frage ist im allgemeinen dahin zu beantworten, dass beides
untereinander gemischt ist, in dem einzelnen falle aber wird sich
Seiten eine sichere entscheidung treflfen lassen. Für conjectur halte
icb z. b. $. 3, wo für ma$v ivd-quinoig der rand ndnag uv^Quinovg
(pebt. Beide constructiooen von u^tov sind zwar häufig und beide
coBstructionen können an unserer stelle angewandt werden. Aber
wegen des folgenden vfivovvrag u. s. w. ist der dativ der schwe-
rere and deshalb wahrscheinlichere, casus. $. 7 bietet rand für
•V xofiiXiO^at — firj xofit^Bif&ai. Wir befinden uns an einer
Terdorbenen stelle, soviel aber scheint mir festzustehen, dass firj
ttr eine conjectu» dem folgenden ^rj ysvofihwy zu liebe ist (^^
fUMvo^ipwy), — §. 22 hat rand für iv^dde u^I^ovim — ii'-
m^a ä^tiovjai, Dass dieser ändern ng nicht folge zu geben ist,
xbeint mir aus $. 26, wo dieselbe Verbindung unangefochten sich
uidet, hervorzugehen.
Mit voller Sicherheit lässt sich eine conjectur nachweisen
{.32. Dort steht bei Aldina: xura yrig trig ßagßdgoig änaviri-
^nat. Rand giebt für ßagßdgoig die barbarische form ßugßdQrjg,
274 Ljsias.
Aus welchem gründe, ist ja klar. Es ist aber ßaqfHqo^q richtig
und es war nur vqg in loiq zu ändern. Den genetiv yriq jedoch
fand der corrector auch in seiner handschrift wie er erbalten ist ia
MNUVC. — Zahlreicher sind bei weitem die stellen, wo hand-
schriftliche Überlieferung ausser allem zweifei steht. Als beson-
ders bezeichnende stellen führe ich on: 1) ^. 13: ixitvovg t oit
tidouq bietet noch jetzt die ousgabe von Sclieibe. re gebea
CMNX, während Reiske des vorhergehenden fiiv wegen di wollte.
Rand tilgt j — eine lesart, die Le Beau willkommen sein nuss,
der p. 73 in der häufung der participien ohne das anknüpfende
ii etwas Lysianisches zu sehen glaubt. Ich möchte lieber lesen:
ovd^ ixBtvovg tldoteg xtX, — 2) §. 15 lesen wir jetzt: £»-
gvadia uvtov ixtuvovia tovg Ixitug airwv i^eXHVm Rand giebt
für Ixhag avjuiv — Ixmtioviag lavrcSy, was in ähnlicher weise
auch andere handschriften gewähren, ohne dass wir ihnen zu fol-
gen einen grund wüssten. — 3) §. 16 ist 6i hinter joaovxov g^lgt,
wie denn überhaupt in der hinzusetzung und weglassung des U
in diesem und dem vorhergehenden § zwischen Aldina und seine» .
corrector und andrerseits unserem texte eine grosse Verschiedenheit
besteht. So fehlt hinter inulXu^avitg das ii^ ebenso hinter iki^
dagegen steht es hinter Ixitvovg. In allen fällen aber erscheint
der heutige text der räthlichste. — 4) §. 23: ilXa vofAi^ovug
joy iixXiä &dva%ov äd-avatov mgl twv uyadwv xaiak^lnkiv Xo-
yov. Dazu hat der rand zwei noten. 1) Für Tuqt — naqd.
2) für xaxaXttnHv — indsCmtv, Das erste kann conjectur sein
und ist ja auch wirklich von Markland conjicirt, das zweite kann
nicht conjectur sein, weil es unsinnig ist; es hat am meisten
ähnlichkeit mit unoXiCnnv in U. Ich halte daher auch nuQa fiir
handschriftlich und will es statt ntgl im texte, weil jkbqI xwf
äyaSwv überflüssig ist nach aixXiu &dvarov (denn nur ayudol
können einen solchen finden), nagu twv u/a&wv einen neuen pas-
senden begri£f hinzubringt, denn rühm von braven ist besonders
ehrenvoll. Für den Wechsel zwisclien naqä und mgl vergleiche
sogleich im §. 26 : naqd codd. mgC U. — 5) §. 24 steht am raod
das falsche oXCywv luiv ulXtav, wofür oXty^ ^^ lesen ist. Das
ist entweder ein Schreibfehler in der handschrift oder setzt auch
in ihm ein ursprüngliches iXtyfjii fiiv voraus, wie wir in F finden» —
6) §. 26 bietet der rand mit U ovjui il iii iax((ag fiir oi/roi dk
Si
Lysias. 275
im wxiwr. 7) f 26 streicht rand r' vor Iv&dSi. — 8) §. 26
leMB wir am rande das vollkommen unverständliche &aviiaarwv
itakiuwv igywv. — 9) g. 48 bietet rand fur xajaoiuvrog — im-
Ctdnog. Wie oben so bietet auch hier U mit anooiuviog eine
ilkaliehe verderbniss. — iO) $. 49 ist das richtige umvctiq in das
«isioDige^ aber auch von anderen handschriften gebotene unäcrjg
gäadert — ü) $• 52 wird der artikel vor äXkoTgfav gestrichen. —
12) ^. 73 steht am rand für tovg amutv das ganz unverständ-
Itdie T$ avriJr. Vielleicht ist rcSf ein Schreibfehler und es stand
für ta\ ddfpon rovg uirtwv^ woran man schon seit Reiske anstoss
ubi in den handschrifteo & räv avxvjv auf ^giiftat bezogen,
kmtik verkehrte Wiederholung wir in &dtfftti vor uns haben: vi^K
ixo^ und änogCa im folgenden §: auch s. femer fur diese verbin-
dmg^ zweier genitive in dieser bedeutnng Xenoph. Anab. V, 5, 18. —
13)^. 74 bietet der rand mit M corr. richtig, wie ich glaube,
stfn für nwg, — Es handelt sich ja um die zeit, um die unver-
giagiichkeit der trauer. Nur einem ndu entspricht mit recht das
flilgeDde rore. — ^^) i» 79 schiebt rand und M corr. vor ntgl
tthw den artikel id ein. Mit unrecht. — Durch alle diese
ftellen ist handschriftliche grundiage bei den meisten correcturen
ndiergestellt und die vom rande neu herzugebrachten noten haben
ra 80 mehr anspruch auf Untersuchung ihres werthes. Ueber die
Handschrift selbst sind wir nach dem bisherigen und bei dem eklektischen
ver&bren Bekker's in der anfiihrung der handschriftlichen noten
oor im stände zu bemerken, dass sie ausser mit M corr., mit dem
sie schon in der ersten rede häufig übereinstimmte, auch mit GlIV
berührung zeigt; und zwar scheint unsere hand mit den drei zu-
kfzt genannten zu einem engeren kreise von solchen zusammen-
zogehoren, die eine andere Stellung der Wörter geben,
wie die uns aus anderen handschriften bekannte und aufgenommene
cfr. ^. 26: UV rand: i^v vfxrjv rwv ngoyovatv. §. 27 UV rand:
iiOMoakitg fih xal x^^^^^' i' ^^ • ^^ rand: noXv dp ifrj ^gyov.
Abweichende Stellung zusammen mit G gewährt der rand §.51:
ol f$h avjoi nolXuxov äya&oC, Hier hat der Schreiber des ran-
des ober noXXaxov ein b und über uya^oC ein a gesetzt. Auch
sonst tritt die ähnlichkeit mit UV an vielen stellen zu tage: cfr.
f 8. 10. 23. 25. 26. 26. 27. 28. 32. 48, endlich $.41, bei
welcber stelle wir einen augenblick verweilen wollen. Rs heisst
276 Ljsias.
dort: inidnl^aw dl nuCtv äv&Qu!no$g, vtxiqaavitg rfi vavfiaj[(a, Sn
xQiTnov ftn oXtyw¥ vneq t^$ iXBv&(q(ag mvivvtvuv f fk^a noL-
'kwv ßaa^XivofAivatv ixig Trjg airuiv dovXtCtig. UV raod bietei
für dovXfCag — SovXivHv. Diese stelle ist vieÜBch behandelt.
Taylor zwar hält alle Schwierigkeiten für gehoben, wenn er für
aviwv schreibt triqiav y doch Reiske schon geht weiter; er ?cf>
misst als gegeosatz zu ßaaiXsvofiivfav ein otitovofiovfiivotv und M;
iliv^fQCag ein xoivl^g. In ähnlichem sinne spricht sich Scheite
aus. Ich glaube, die heilung inuss an einer anderen stelle voll-
zogen werden. Es ist augenscheinlich , dass der citirte satz die
Wiederholung eines im §. 33 befindlichen ist: ^/^ijcra/ueyo» xQiiuw
diui /i€i' uQijrjg xai mvfug xni fvyijg iUv&iQCup ij ficr' ovtlioii;
xal nXovTOv SovltCav rl^g nuiQ(Sog. Es wäre daher wunderbar,
wenn bei /i£76c hier, menschen und nicht vielmehr „guter*' zu er-
gänzen wären. Ich glaube daher, dass ßaaiJiivofiiywv entweder
als erklärender zusatz zu tilgen ist oder in ßaaiX^vofUvovg zu ve^
wundein, duss aber hinter dovkktag ein dem x^vivvivuv gegenübe^
stehendes iovXivuv einzuschieben ist. Ich schreibe diesen satz also:
inidn^av de nuCtv uv^qwnoig . . -^ on xqhhop fi$i^ oUyw
vn€Q jl^g iXtv&BQtag xtvdvvivHv fXrj ^ fuiä noXkuiy vmg i?c
uvrußv SovXtCug Sovhvnv, — Aus der zahl der stellen, wo der
rund von allen übrigen handschriften abweichendes bietet, führe ich
ferner an: §. 18; rj/ov/Aevot r^F ndvnav ikBV&sQ(uv Ofiovowp
fjvui, fieyCorr^v, Am rande steht für die unterstrichene silbe m
in ofiovoiav — er», sodass wir dadurch ein unverständliches woK
ofioGiay erhalten. Diese stelle hat Markland und Reiske Schwie-
rigkeiten gemacht, und es lässt sich nicht leugnen, dass ofiovoMV
schlecht in den Zusammenhang passt. Aus dem folgenden gelit
hervor, dass der redner sich die demokratie als eine tjrannis unter
dem gesetze denkt, und deswegen hat Markland's laovofjtfav, was
recht gut in ofAOC^uv stecken kann, nach Veränderung der Stellung
der Wörter im satze einige Wahrscheinlichkeit, — Im §. 21 hat
rand rjyovfKPOi di für tiyriadfAivot di und gleich darauf ist vo/uf-
Gavug in vofuC^ovug wie in FGII geändert. Auch könnten wir,
wenn wir der gute unserer hand ganz sicher wären, getrost den
infinitiv futurum xaTadovXü}(f(a&a$ in den infinitiv aorist mit der-
selben verwandeln, ohne gegen den Sprachgebrauch zu handeln. —
^. 31 : yluxiÖMfiovioi 8iy ov taJg tpvxatg ivSiiTg ysvo/jLfvoij uXXu
Lysias. 277
mX^i^ovg tffit/a&ivitg xih Rand giebt für taig ywxaTg den
;usativ> der wohl stehen könnte, (cfr. Mätzner zu Ljc. Leoer.
48), aber nicht zu stehen braucht. Uebrigens halte ich diesen
nu communis der Epitaphii für verderbt. Das ifßfvc&ivu^* will
•r nicht passen , da die Lacedäinonier sehr wohl die menge der
etnde kannten. Besser würde eine fortsetzung des negativen ge-
lukeos sein, etwa so: olii nrij^avng xtX. Auch pflegt in sol-
dwa stellen der muth und das geschick der Athener und Spartaner
■it einander verglichen zu werden, ivSsiorsgoi} doch liegt es
■ir fern, etwas hineinverbessern zu wollen. — In demselben §.
bt rand fiir lovrq» ttß tQ6n(p: jovtov tov iqonov. — ^. 33
bieten die besten handschriflen IxxXtvuv^ andere xataX^Ttur, Das
richtige ixkAnnv, was schon früh vorgeschlagen wurde, auch von
Taylor in einer handschrift gefunden war, steht am randc. —
(. 35 fiir nqowvroq rand : jQoi,6viog mit MN. — §. 39 ist für
fnoiXiSp nö&og geschrieben niv&og, — g. 67 giebt rand mit
X zusamroeo in$ds(;avTo richtig für imSil^avTsg, — Von den
Wdeo schollen zu dieser rede habe ich an anderer stelle ge-
iprocben.
Lysias VIII. In dieser vielfach dunklen rede finden wir die
nadglossen schon fast alle für die herstellung des textes unnöthig,
k sie mit den lesarten anderer handschriften zusammenstimmen.
So steht im §. 1 bei Aldina ovg, am rand joi^g fjiiv. §. 3 ist
war unr^YY^^ *" iniiyyiXs corrigirt, nicht aber zugleich b in ff,
irie X bietet §. 3 ist ferner J^ tu wohl in iqia verwandelt,
iber der accent auf td von der enklitika fii vergessen, auch der
^ris auf ü nicht geändert, und doch hat der corrector für nöthig
tefuoden, im §. 4 den kleinen druckfehler inonjcaco für iaoii^aajo
ai Dotiren. $. 4 verbessert rand mit CDGOX xaC für tj. §. 9
Sr xaxvjg — xuxog. §. 9 verbessert er loTg ifioTg ävayxaCoig
ihne erfolg in i/AoC. Ich wundere mich aber, dass das richtige
t/noFg in den critischen commentaren dem Stephanos zugeschrieben
irird, während die Aldina es schon bietet. — §.10 wird tlg in
Ei$ Terwandelt, aber es ist kein o wie C bietet, davor eingescho-
b«D. — Im §. 13 bietet rand mit DO für on — ou, wohl nur
IcB vorhergehenden not zu liebe. — Verschrieben oder miss-
rcntaoden ist die randnote siioxivovpmg im §. 7 für iidoxt-
poma$.
278 Lysifui.
Ps. Lj8. or. IX entliak zwei randnoteD 1) im f. 5 ist mft
recht für inlUxio verbessert iuCXixjo. 2) in demselben ^. för
T^ 0iX(ov tqani^ri — lov Otklov^ ähnlich wie in 0; doch ist fir
den artikel bei dem eigennamen kein grund ersichtlich.
Behandelt und zum grössten theil scheinen mir Terbessert fol-
gende stellen I, 27, 40, 46. Ill, 31. IV, 9. VII, 6, 22, 25,
28, 35. XII, 29. XVI, 13, XVII, 4. XIX, 23. XXXI, \
13, 19, 20, 32. (II), 13, 18, 23, 41, 73, 74.
Ratibor. E, Roaenherg.
Zur Vita Sophoclis.
Dies im ganzen sehr werthvoUe excerpt aus einer nachweisbar
in der voraugusteischen zeit entstandenen biographie ist wie so oft
bei solclieu auszügen durch auslassungen entstellt; darauf habe ich
schon Philol. I, p. 132 hingewiesen und jetzt wieder Phil. Am.
VII, 4, p. 204, und zwar deshalb, weil die neuem bei ihren venrachai
darauf nicht genug geachtet haben. So heisst es ^. 3: xai fum
ttiy iv JSaXafiTvi vavfAuxCctv ^A^tivaTok mql xqonaiov oytwv ftai
Xvgag yvfivog äktikififiivog loTg nMuv(J^ova$ (vrgl. Thuc. I, 50, 1 1)
Twv Ijttvixfuiv (muss riv tnCvtxov heissen) l^l^QX^^' ^'^^ ^^^ Worte
TKQi rqonaiov ovtwv corrupt . sind , ist klar, aber die bis jetzt be-
kannt gewordenen conjecturen (s. 0. Jahn zur st.) sind alle ua-
haltbar: wie werden denn alle Athener um das jqojtaiop tanzen!
Es ist deutlich hier alles athenisch: nach einem sieg stellten die
Athener zunächst ein tropaion auf und dann lassen sie tanzen: also rwr
A^rivatwv mql , • zqonaiov attiiSavTUiv: was aber soll mqll
ausgefallen ist der ort, wo das tropaion aufgestellt war, der bei eioer
Seeschlacht au und für sich nicht unbestimmt ist, aber anch bei land-
sclilachten angegeben wird; so Inl rq) ^Pito Thuc. II, 84, 4: so
ders. I, 30, 1. IV, 38, 4. V, 3, 4. VII, 23, 4: Xenoph. Anab. VII, 8,
32: vrgl. auch Thuc. 1, 63, 3. Dies die gel^enheit, wo So-
phokles tanzte: dabei fiijä Xvgag zu beachten, weil er dadurch
recht als künstler und Chorführer bezeichnet ist, da, wie bild-
liche darstellungen zeigen, die Chorführer eine lyra tragen. Ebenso
zeigt natavCJ^ovmv sachkenntniss : das wort bezeichnet den oder
einen der chore, welche zu der feier die Athener befohlen hatten.
Emsl von LeidsciL
IX.
Bemerkungen zu Hygini Fabnlae.
Hjg. fah. 14. ÄBUrUm f Pyremi flius matre Aniigona Piheretls
flui, cjr wrhe Pel%nna . all» aiunt f Prisci ßium ex urhe Fi-
müi, quae est in radlcihue F^yllel mantis y qui est in Thessalia,
pe Im» duo flumina Apidanus et Enipeus separatim proiecta in
«mim coitoefittffil. So lautet die stelle bei M. Schmidt, p. 44, 1 2, der nur
Mgendes hiozufiigt: pdlne F corr, £ PrUci] imo Cometae, Der
TOTichlag Cometae für Prisd zu lesen ist aus palaographischco
gifioden ebenso noaDnebinbar, wie der Damentlich von Barth zu
tat Tbeb. IX, 321, p. 985 aasgegangene Cometae statt Pyremi
n lesen. Da es niclit zu bezweifeln ist, dass hier Asterius und
Aiterum zusammengeworfen sind, so muss man erstens Muncker
Wftimmen, der Prisd für die verderbung too Hyperasii hält, son-
fan PAine nicht mit Schmidt in Pelina, sondern in Pallene gleich-
bib mit Muncker nach Apoll. Rhod. 1, 178 abändern; endlich wird
statt ^/remi nicht mit Burmann Pyreti, sondern Perrhaebi (auf das
£e farianten bei Properz perM^ Pirrei, Tgl. Burmann Prop. Ill, 3,
U fahren) zu schreiben sein: das giebt:
Aaterion Perrhaebi filius — ex urbe Pallene. Alii
aiunt Hjperasii filium.
BtnhiAus ist eben der, den andere Cometes nennen. Aber weiter
latSehmidt unerwähnt gelassen, dass in den folgenden worten (z. 15)
Bartk yrofecta (etwa in erinnerung an Poer. Astron. III, 31?),
oad Spitzner de Ind. Argonaut, p. 12 als durchaus sichere verbes-
ing' provscfa geben. Für das letztere spricht der gebrauch
280 Hyginus.
des vehl bei Avienus und progredl bei Ammianus und IsidoroB, dia
vergleichung des Apollonius aber ausserdem fiir die binzufaguBg
des Wortes proculi procul provecta, wie procul provolvere, pr»-
cul porrigere bei Avienus.
Fab. 15, p. 50 , 11 Schm. quos ut vUlit Iphlnoe custm
poriae fitniciotH^ Hypsipylae reg'mae^ cut Polyxo aetaie consti-
Vuia dedit coimlium , ut eos luribua hospitallbus ahUgarei, —
Schmidt schreibt cusios jwrtae constliuta (was mit beispielen nicht
belegt wird) und nimmt nach aetate eine lücke an, ohne nöthiguog
und ohne Wahrscheinlichkeit : denn aetate consMuta ist Übersetzung
des z. b. d'Orville wohl bekannten ijhxCa xadiCmCa; schon eta
Hollander hat bemerkt: fahulas svas Hyglmis mttgnam partem gor*
cinnavit ex scriptoribus Graeds praecipue poetarum 8choliaiti$f
(fttorum verba saepe vertit parum latine, quod multls e locis ctm*
stat, vgl. zu f. 125. 136. 141 u. a. Allerdings nennt Statins die
Polyxo aevl maturOy Apollonius yr^QaX Sh (ftxt^olctv imaxu^ov^
Ttoiidci: warum sollten andere das alter der cu9to9 portae nicht
höflicher bezeichnet haben ?
Im folgenden satz vermuthet Schmidt largltionibus ntiptialihuSy
was schon dem bericht des Apollonius widerspricht und dem nadn
folgenden Iwspit'wque invitaret alle bedeutung nimmt. Es ist wohl
kaum zweifelhaft, duss ursprünglich hier largioribus hospitalihm
gestanden hat; denn hospitalia bedeutet auch die dona hotpitalia.
Gloss. Labb. : ^inov id dajQoy ro Jiifinofjuyoy ^iv(p Hospitale.
Endlich dürfte es räthlicher sein z. 13 eas, was die Freisinger
handschrift giebt, in heroas zu verändern, als in eos mit Scheflfer
und Muncker, denen Schmidt gefolgt ist, so dass die stelle lautet:
Polyxo aetate constituta dedit consilium^ ut heroas lar-
gioribus hospitalibus obligaret.
Im übrigen ist hier zu erwähnen, dass M. Schmidt's ausgäbe reich ist
an unrichtigen und unnÖthigen angaben. Zu anfang des capitels lieisst
es: Lemniadae F. corr. Bunt, und zu z. 12: Polixo F. corr. Bunt.
Aber auf Lemniades hat Muncker hingewiesen und Polyxo steht
in der Staverenschen ausgäbe. Ebenso heisst es f. 25 , p. 56 , 5
glaucem F. Glaucen Bunt., während Glaucen doch Muncker ver-
langt und Staveren in den text gesetzt hat. Seltsamer weise fehlt
hier einmal das cilat, welches wir z. b. p. 50^ 8 linden: hypsi-
pylem F. corr. Comm, cf. Neue formenl. I, p. 60. Während fiir
HygiDus. 281
mlkkm «ittBaD erliaterte sachen die einmalige erwähnung p. LH
[c£ MvDck. Diss.) Yollkoaimen genügte, wird mit einer unermüd-
icbkeit» welche sich fiir syntactisclie und lexicalische fragen nir-
gends bemerklich macht, jenes buch citirt p. 64, 19 zu Amazanam,
73, 14 SU SfiktBgam, 96, 23 zu Briseidanty 48, 22 zu Salaminam
(later binzufugang einiger im augenblick zusammengerafften stellen)
IB, s. w. Um anf Bunte zurückzukommen, so bemerkt Schmidt
f 64, 19 Olrtfoe F. oorr. Buitl., da doch Otrere Muncker mit
4m Worten verlangt: Chraecum namen ^Orgiigri si respicias, O^re-
m$cnha§ ojporfef, ut recfe $crip^um c. 112 (obschon er zu c 31,
Vit Foffl, auch Oirira fur möglich hält); ferner p. 10, 17 ga»
Uhm nimsrtts F. oorr. Bunl., während Nemertea schon Muncker
duymt und Scheffer geschrieben hat. P. 11, 1 fiamphede F. oorr.
Anl., da doch gestützt auf die von Muncker beigebrachten stellen
ftireren Pemphredo geschrieben hat; ferner p. 81, 15 lairam F.
Uliram J?tfiil. 16 laira F. Hilalra Bunt., da doch Hilairam
MkoB der von Muncker erwähnte Meursius Mise Lac. 11, 15
f. 168 beigestellt hat. An unzähligen anderen stellen müsste in
.fe weise, welche Schmidt fiir sich p. 33, 11 befolgt: CUium 2
\ lBmi$.J^ wenigstens Bunt. (Munds.) stehen z. b. 45, 23 yi^ffov add.
Ami. 40, 7 Neaera oonj. Bunt. 93, 12 moesia F. corr. Bunt. (vgl.
wieder 104, 9 Moesiam F. corr. Scheff.). Doch es verlohnt sich
4» mohe nicht ausführlich nachzuweisen, welche unverdiente be-
rieksichtigong Schmidt, der die Muncker - Staverensche ausgäbe
tteh keiner seite hin ausgenutzt hat, einer ausgäbe hat zu theil
werden lassen, welche er selbst (mit vollem rechte) eine edltio Koc
tueulo indlgna nennt
Fab. 18. Lycu8 rex insulae Propontidis Jrgonautas re-
upit hospitio Ml honorem so, quad Amycum interfecerant y quod
tvai taepe inficiaretur. — Schmidt bemerkt: in honorem
[Pelopis st] qiiod 2 e achol Jpoll Ehod. 11, 752 infi-
cunretnr F. insidiaretur corr. 2 e Bchol. Stat. Theb. Ill,
353. Die ergänzung I^pis et erlaubt der räum des Frei-
tiager fragments nicht; es wäre wenigstens räthlich gewesen
in noi hmorem zu schreiben; ausserdem stimmt diese unklare
kine (der Schol. Paris, sagt ufAU Jm to nfirjO-^vM IliXona
mr avtw 9iiov vni twv ^EXXiivotv) nicht zu der aus-
HUUbkAf mit welcher der zweite grund (äfia Si nai 3kä tdv
Plnlologiis. XXXV. bd. 2. IH
282 Hyginus.
^^ifuvxov — tpovop) von Hygin angegeben wird. Dieser folgte
wie sich auch aus dem über infidaretur su sagenden ergiebt, den
Scbol. edit. p. 504: Ainoq — dta j6 ngog lovg Bißgvxag «al
^AfjLVTtop ix^^i tpiXo^ivwg joig ^Agyovavjag vntSi^aro. Die Ter-
besserung aber, welche Schmidt dem letzten satztheile sa tlieil wer-
den lässt, enthält einen doppelten fehler. Einmal ist das ohne wei-
teres in den text gesetxte €um insidiarelur noch unerhörter, ab
das an anderer stelle Yon Düker abgewiesene insidiare; sodaai.
streitet die behauptungy dass die Argonauten (Schol. Apollon. II, 7M| :
p. 504) den Amycus wegen der dem Lycus bereiteten nacbstellsa-
gen getödtet, gegen alle Überlieferung und besonders gegen des
bericht Hygins f. 17 selbst. Schmidt hätte durchaus bis xn der
änderung: qui ei Baepe insidiatus fu$ra$ Yorscbreiten müssen;
denn der scholiast des Statins^ auf den er sich beruft, sagt : Amyon
hanc consuetudinem semper hahuii, iil insidiaretur in B»-
hrycio nemore, vhi si qtns forte advena deveHuius fuitset, ab m
caesiibus provocaUis occumbere$, wie Mythogr. II, 140: eemper in
Behryciö nemore insidiae eecutus erat rgl. i, 93. Die
berichtigung des textes ist auf anderem wege su gewinnen, fl»*
nor im sinne von gratia ist ebenso bekannt, wie die redeweise m
gratia, quod — (s. unten zu f. 106) und so rechtfertigt sicli der
Valg. p. 380 gemachte Vorschlag in hoiwrem etfm, quod — za
lesen. Weiter aber hat die endsilbe des Wortes interfecerant den
aiisfall des Wortes ante bewirkt und in folge davon ist die an-
gäbe des grundes, aus dem die Ai^onauten beim Lycus gastliehe
aufnähme fanden, verdunkelt worden: sie war ursprünglich fol-
gende :
recepit hospitio in honorem eum, quod Amycum interfece-
rant, ante quos regnum saepe inf estaretur.
Infesiaretury welches allein dem verbältniss des Amycus zum Lycus
entspricht, hat schon Muncker, den Schmidt wieder übergeht, er-
kannt, freilich für ein depotveiM zu erklären versucht (vgl. su f. 37).
Im folgenden satze: Argonautae dum apud Xyciim morantur
et etrcnnentatum exiesent wird morarentur (vgl. f. 12) zu schrei-
ben sein; im nächstfolgenden: morantur Iphis musste Schmidt
Muncker's Verbesserung Tiphys um so mehr in den text setzen,
als das Freisinger fragment mora typhis giebt, s. zu f. 67.
Fab. 28 qui ah ApoUins nacti sunt interfecti, Schmidt
Hjginus. 283
[will p. 57 und LI schreiben: ah Apolline enecii mnt d. Ii.
niBMt an 9 daw inlmflscH die glosse zu enecH ist, ohne
li xu BBgtn, dass erst zu beweisen war, was z, b. nach
tttideodorp nicht bewiesen werden kann, dass der von Apollo her-
ikigefiihrte tod ein eneoari genannt werden kann. Schmidt, der
ISlivcren kanm ein und das andere mal erwähnt (vgl. f. 138 p. 16,
|I0) hat hier nicht darauf geachtet, dass dieser statt nacH auf die
Igttigeadsten aactoritäten gestützt Naxo vorgeschlagen und die bil-
Figug Heyne^s (zu Apoilod. p. 104) gefunden hat; er hätte nur in
lemng z. b. an Scaliger Nasi schreiben sollen.
Ebenso unstatthaft ist die behandlung, welche dem ende des
■ cipitels: wrpmübus sunt deligail. Est siyx inter colum§iam
\$Am ad quam sunt ddigaii — von Schmidt zu theil ge-
ist Br iiihrt Barth's Verbesserung est sMx vUcera
nnd fragt selbst, ob statt inter nicht interanea zu
ia sei, ohne der von Heiosius herrührenden, von Muncker
[■cht übergangenen Verbesserung intestina zu gedenken und
anzumerken, dass Muncker, der styx aus Hesjchius (zu
r Hjg'. und zu Anton. Lib. 31) erklart, nur an den schreienden vd-
' gd denkt : jedenfalls ist eine ajv^ , welche ivuga verzehrt , etwas
gtaz uaerliörtes. Aber der rechtfertigung bedurfte nicht blos der
ms oisoem, iecur, fibraSy cor, pectus carpeiis, trdlietis, exedens ge-
geonber *die strix interanea edens, sondern auch die Wortstellung
■ad Wortwahl: est interanea (an einer anderen stelle sagt
Hjgin: viscera eins exest) und die Sprechweise exest sedens
eshnnnam und strix — colu mnani' sedens (an insidens hatte
Barth gedacht), die von sedere equum, sedere cathedram immer noch
verschieden ist. Was Schwenck für diese stelle ermittelt hat,
gieht Schmidt nicht an. Strix als Übersetzung von (Jrog scheint
anspielung auf Otus zu sein und die buclistaben i est weisen viel-
leidit auf incessit hin, so dass zu lesen wäre:
aerpentibus sunt deligati : incessit strix infra colum-
nam sedens.
Fab. 29 sensit Amphitryon numen aliquod fuisse pro se. —
Ea sengt von einem eigenen geschmack, wenn Schmidt für fuisse
futuisse schreibt und in den text setzt. Hat er wirklich nicht
daran gedacht, dass keine Verwechselung häufiger ist als die von
fmU mad fecit und dass facere, irqäyfAU und ähnliche worte in
18*
284 Hyginus.
dem bier verlangten sinne längst ron Wouweren und Burmam
nachgewiesen sind? Die kühnbeit, mit welcber Schmidt hier ver
fahrt, wird übrigens noch von der übertroffen, welche er f. 148
gezeigt bat. Er will nämlich statt: vtderunt es eo Martern id m
faceret fmdor lerrui^, lesen: vieervnt mares^ feminae id ne fm^
cerent pudor terruit, als ob die worte einer Verbesserung bedärfie^i
deren sinn einfach dieser ist: seit der zeit, in welcher Mars ü^
übele erfobrung gemacht hatte, hat er sich gescheuet /beere, ilermi
facere (wie es bei Petron heisst: qtiare non facimusf) oder id fih
cere, quad fecerai /idem facerejy wie bei Ovid : fedi Atrides, Qitei
ei non faceret, Ivrpifer eeeef «fiere.
Fab. 30. ^ti^iae r^ie [eferctie] heibile fiüo die purgavit «m-
iorem partem love adiuiore fiumine * ammieso ioium elerctre ahluit. -^
Schmidt begnügt sich zu ammisso folgende bemerkung hinzu zufiigea:
ammisso cod. F Munck. immiseo Mic. i. m. Serv. Vii^. Aen. VII|p
300 admisso Comm. Und doch hatte Heinsius, dem Mnnckeir
beistimmt, aus Servius fluvio (fiumine Adv« p. 215) Alpheo im»
mieso, Staveren statt ^mmieeo (ed. princ.) Minyeio verbesieii
und Vossius nach der angäbe von Amts. Sedul. V, 426, p. 249
und Burm. Anth. Lat. I, 13 , 1 p. 193 am rande der Commdina
fiumine iitmieeo vd Alpheo inmieso vd Alpheo et Peneo in-
mieso beigeschrieben. Fur die einsetzung des namens Alpkee
schien der von Muncker bemerklich gemachte umstand einigen an-
hält zu geben, dass die ed. princ. ^m mieso bat; jetzt wird, da
das fragm. Fris. ammiseo giebt, anzunehmen sein, dass auch an
dieser stelle falsch abgetheilt ist: mmieeo ist in mieeo, a ist
mit den beiden letzten silben des vorhergehenden Wortes susanunen-
genommen mine a die verderbung Minya (wie Minyeius bei Pan-
sanias und sogar ßovvia vlovj woraus Staveren und Roulez
einen Boweu vlog gemacht haben statt Mr^vkov zu schreiben, bei
Ptolem. Heph. V, p. 194, 3) für Menio (vgl. f. 14 ilfinyae. Frie.
Mifioie): fiumine Menio inmisso. Denn dass jener fluss nicht
PeneoSy sondern Menioe geheisseii, hat nach der in den Theb. Pa-
radoxa gegebenen darlegung weder 6. Hermann noch ausser an-
deren Schubert, Schneidewin, Dindorf bezweifelt.
Aber es bleibt noch anderes zu besprechen übrig. Indem
Schmidt den umstand ganz übergeht, dass Muncker die worte ^-
mine ammisso totum stercus abluit far eine glosse hält, streicht
Hjgioas. 285
tr telbflt (mit Scheffer) das erste iterous (wofür Heinsius servus
Ivill), Yersetst die worte maiorem partem in die vorhergehende
«Qe: S$ffmpkallde8 — quae — iaculahaniur eagittis interfecit
iaculabaniwr, rerwandelt weiter love in Minoe und weiset
worleo Minoe adiuiore ihre stelle in der folgenden seile Tau-
f cum quo Pasiphae eonoubuit^ ex Creta — adäusit nach con-
ao: das sind sahireiche, aber nicht blos an sich bedenkliche,
auch durchaus rerwerfliche änderungen. Es ist leicht ein-
wenn es auch noch keiner bemerkt hat, dass Hjgin dem
eine doppelte thätigkeit zuschreibt: die erste siercus tino
li« fwrgaoil maiorem partem ist diejenige, welche besonders
kunstdenkmäler erkennen lassen, auf denen Hercules mit dem
iivg dai^^tellt ist; die zweite ist die von der mehrzahl der
dbrtftsteller erwähnte: flumine Menio inmiseo totum eter*
m$ ahlnit. Offenbar hat Schmidt nicht in erwägung gezogen,
purgetre ebenso gebraucht wird, wie das z. b. von Wjtten-
•eh erläuterte xa&afQUVj und steroue hohile oder vielmehr bu-
mlinum (Veget. f, 13, S) purgare ebenso richtig bt bei
kal Diac Exe Fest. p. 132. Munck. p. 85, wie o etercore purgare
m Cato. Was endlich die worte love adiutore anlangt, so sind
tt unverdächtig und für den leicht zu erklären, der nur an die
Tbermopjlen und den Skamander denkt Ohne zwingenden grund
Ut Muncker und ausser ihm Heinsius Adv. X, 2, p. 215 statt
Im» lolao geschrieben; iiir Schmidt aber hätte näher als ilfiitoe
ie änderung Menedemo gelegen: denn über den Menedemos aus
Bis {vj^iSuiiy ^HqoxIsT thqI i$( Kud-aQffiw^ xov Avyiov xonqov,
iMi anoctqiiffak xiv norafiov) ist in einem tischgespräche bei
AtgBstus verhandelt worden. Somit bedarf die stelle des Hjgin
mr folgender änderungen :
Augiae regi stercus bubulinum uno die purgavit ma-
iorem partem, love adiutore flumine Menio inmisso totum
stercus abluit.
So wenig man also Muncker zugeben darf, dass die worte flumine
— abHuii von eiAem glossator stammen, so sehr kann man dahin
idgen in der kurz vorhergehenden stelle: unde poetea et ipse
fM$. Äprum in Phrygia Erymanthium occidit, eine glosse zu
isdeo. In einem beim druck ausgefallenen addendum zu Sin.
p. 222 war sowohl zu p. 197 über den durch den blitz eotiüii-
286 Hyginus.
deten Scheiterhaufen Soph. Phil. 728 (vgl. jetst dort Sejffert]
oachgetrageo y als zu p. 194 , wo über das otaischc Phrfgia g^
handelt bt^ hinzugefügt, dass, wer die Yerbesserung in Phegia nidtj
billigt (Sin. p. 186), annehmen kann, dass die worte in Ain^ill
als glosse (Ujgin selbst sagt in monte Oetaeo f. 36) fiber perin
geschrieben gewesen und von einem nachfolgenden abschreiber da«
hinter aprum efngesetzt worden sind. Jetzt hat Schmidt einM|
perüt in Phrygia* Aprum — geschrieben.
Was weiter die stelle anlangt, welcher Schmidt die worta
maioreni partem zuweisen zu können geglaubt hat, so verdient im-
merhin Grunov eine erwähnung, der Thes. 1. iah, Eeee ut aa^illii
geschrieben hat. Dass das, was über Bunte gesagt ist: ilU qmt
dem ah molesto illo eruendi et deliberandi singula ad rem perii
nentia lahore mne quam aversus (Sin. p. 43), auch auf den oeocs
sten herausgeber anwendung findet , zeigt sogleich auch noch d»
folgende stelle: Hippolyten Amazonam Marti$ et Otrirat rs
ginae filiami cui reginae Amazonis halteum detraxit. — Schmid
nimmt eine lücke nach ßiam an und streicht das zwischen m
gitiae und halteum stehende Ämazoni». Man erfahrt nichts ym
dem vorschlage Barth's: Tum Hippolyten — cui necatae MaW
tium halteum — , Muncker's: cui retinae Amazonum oder Amm
zoniae, Vorst's zu Justin. II, 4, 17, p. 67 Amazoni (nicht ilmci
zonum^ wie Wopkens angiebt); man erfährt weiter nichts davoKi
dass Bildebrand zu Appul. de Mag. 98, p. 627 Amassome als dati'
genommen und r^ina Amazonis verbunden wissen will und das
Elmsley zu Eur. Heracl. 217, p. 75 (duhitanter) verbessert: /Bios
iftler^ecit, cui mortuae aureum halte%%m detraxitz alles im
lieh vermuthungen, welche wohl der vermuthung nachstehen durften
dass fiUam cui aus ßiam vicit (nach Serv. Aen. XI, 661
und reginae aus re^ium insi^ftie verlesen ist:
Otrerae reginae filiam vicit, regium insigne, Amazonii
balteum, detraxit.
(jov ""AfAa^ovoq ^wat^ga Schol. ApuUon. Rhod.; vielleicht auch, in
erwägung der besonders von Broukhujzen besprochenen irrung
Amazoihlum halteum, was f. 14 steht).
Fab. 35 qui ut a virgine rogatur parentes eivs oorom ea
interficere tieUe coepit, — Schmidt , der unerwähnt lässt , dasi
Scheffer T ausserdem del Bio zu Sen. Berc. Oet. 206) roga-
Hyginufl. 287
• Ittr geschrieben hat und in den Anal. Prop. p. 16 (nos)
legtttwr vorgeschlagen ist, vemuthet ftorogaiwr, ohne ir-
|«adwie nachzuweisen , dass prorogare so gebraucht werden
kinne, wie differre. Dem sinne nach passender ist das von
i.Beinsiiis gefundene und von Muncker nicht gemissbilligte ob-
mrgaiur. Da die Verwechselung von rogar$ und iurgare zu Stat.
Sei. ult 53, p. 83 nachgewiesen und der gebrauch des iwrgaiur
durch Horaz und die scholiasten hinreichend gesichert ist, so darf
■aa wohl annehmen, dass Hjgin wie sonst obnir^faliir , so hier
mgatur gesclirieben hat:
ut a virgine iurgatur.
b ähnlicher weise hat Lactantius aus Horaz emirari entlehnt
(HsDck. p. 849. Abresch. Mise. Obss. VI, p. 285). Der entge-
po|^esetzte fehler scheint sich f. 107: quae — ira B/Bnervae ab-
inrgata sunt ah Agamemnane et MemAao et üJ^eei data zu fin-
den: abrogata, was zu Stat. I. d. vermuthet und in so fern richtig
lit, als Aiax der natürliche erbe der wafi^en des Achilles war (quod
(rater patrvdte eins fuit vgl. Soph.: onXa i(id)y ist jedenfalls
gbmblicher, ak ahnegatay was Schmidt verlangt, ohne zu bedenken,
iim ein so bekanntes wort keinem abschreiber veranlassung ge-
geben haben würde zu dem unerhörten (von Barth. Adv. Ill, 6
allerdiogs gebilligten) ahiurgata abzuirren.
Fab. 37 itibet wm Aihenas ad Aegeum proficieci eosque
qti itinera infestahantur omnes occidi^ — Schmidt nimmt vor
wifüe eine lücke an , indem er im übrigen sich begnügt die
f lenrt des F. eosque omnee qui und die Verbesserung des
\ GoBiielinus eosque qui illic tum, sodann die lesart des cod.
Frii. if inert, den Vorschlag Scheffer's infestahant und Halm's
Tcmothung t(iner anzuführen. Itiner findet sich bei Hjgin im
coDunentar zu Cinna's Propempticon , passt aber fiir diese fabeln
nicht, in denen wenige Zeilen später (f. 38) iter steht; aber selbst
b den falle, dass es annehmbar wäre, ist durchaus nichts gewon-
nb: denn niemand wird Muncker glauben, dass infestahantur hier
•li deponens gebraucht sei, und gegen die Verbesserung Scheffer's
wf^stahant vi (denn so bat nicht ohne paläographische umsieht
Scheffer geschrieben , aber nicht in fest a b a ti I , wie Schmidt an-
giebt) spricht schon die Stellung des wertes vi. Wer bedenkt, dass
t 18 statt iiifestarsliir in/'iciarefur die lesart der handschrift
288 Hjginui.
ist, der wird es glaublich finden, dass infßstahantvr hier ans is-
ficlahaniur entstanden, dieses aber die verderbung des worCei
insidiahantur ist , welches in Verbindung mit dem dativ der sacke
den abschreibern weniger geläufig war, die wohl auch eber aa
iter infesinm e$ periciiIoMmi, als an insidiatorea viae
dachten. Giebt nun die handschrift weiter eosque omn$s, so ist
in omnes wohl nur die Verstümmelung von latranes ta erkennen,
€0 8 que aber mit der letzten silbe oder den letzten silben des vor-
hergehenden Wortes profidsci zu cleosqae: iscieosqve za verbin-
den und so das durchaus unentbehrliche Isthmicosque wieder-
zugewinnen: ein name, welcher sich bei Claudian Ruf. 1, 252 in
gleicher weise verdunkelt findet: denn statt Isihmiaoa giebt der
Patav. iimea und viele andere, in denen c noch nicht mit e ver-
tauscht ist, Hmtca, tinica. Dass aber vor eofque oder vielmehr
Isihmkoaque etwas fehlt, liat nicht Schmidt zuerst^ sondern der
von Schmidt allein nicht erwähnte Hicyllns vermotbet Was
Scheffer mit benutzung der von Commelinus vorgenommenen Ende-
rung vorschlägt: qui eo«, qui illic tum, hat keine paläographische
Wahrscheinlichkeit. Dagegen empfiehlt sich die annähme, daaa hier
dasselbe versehen vorliegt, welches f. 29 bewirkt hat, dass jetzt
im codex über concfibiiil u$ unum diem usurparet die worte: ^iii
tarn l%bens cum eo concuhuit geschrieben stehen d. h. ein dop-
peltes profidBci vom Schriftsteller gesetzt war etwa in folgender
(von Muncker f. 4 besprochenen) weise: proficiacl. Qui po-
VUus ense coepil AilrniOB proficisci. Die ganze stelle dürfte
daher einst so gelautet haben :
iubet eum Athenas ad A^eum proficisci. Qni potitns
ense coepit Athenas proficisci Isthmicosqae
latrones, qui itineri insidiahantur, omnes oecidit.
Halle a. S. Robert Unger.
(Fortsetzung folgt)
SophooL Eleotr. 42
hatte auch Reisig, ad Oed. Colon. Ann. critt. p. 164 fJMX(^ XQ^^
herstellen wollen, freilich ohne allen grund; es ist das hei 0. Jahn
nachzutragen, also auch ein zusatz zu Philol. Anzeig. Vif, 4, p. 208.
Ernst von Isutmk.
IL JAHRESBERICHTE.
29». Seenisohe alterthümer.
(S. bd. XXIII, p. 2730
1. Fr. Wlesdety griechisches theater. In Brscli und Gruber 's
i&%. eocyclopädie der Wissenschaften und künste. Sect. I, band
lilXXili, pg. 159 bis 256; mit einer tafel.
2. Wecklein, Studien zur scenischen archäologie. Im Pbilo-
Uigiis band XXXI, 1872, pag. 435 bis 463.
3. Sommerhrodty hnpr^wng dieser schrift. Im Philologischen
Aneiger. Band IV, 1872, pag. 508 bis 517.
4. A. MuUery die construction des griechischen theaters nach
rUnioHM. In Jahn's Jahrbüchern 1872, pag. 691 bis 697.
5. F. Wiesderi disputatio de difficilioribus quibusdam Pol-
licii aliorumque scriptorum vetenim locis ad rem scaenicam spec-
ttttibos. Göttinger prorectoratsprogramm 1866. 4. 20 s.
6. und 7. F. Wiesderi commentatio de tesseris eburneis os-
ittNjae theatralibus quae feruntur. I. Göttinger Index Scholarum.
So«Ber8emester 1866 und fortsetzung Ind. Schol. Wintersemester
1866/7. 4. 18 bezw. 18 s.
8. F. Wiesderi commentatio de difficilioribus quibusdam Pol-
^is aliorumque scriptorum veterum locis, qui ad ornatum scae-
vcsBspectaot Göttinger Index Scholarum. Wintersemester 1869/70.
4. 22 s.
9. Sommerbrodt , über das somation der griechischen schau-
<M«r. Im N. rhein. museum 1870. Pag. 424 bis 427.
10« F. Wiesdery Monumenti scenici in Annali dell' instituto
^ comspoDdeoia archeologica. Vol. 43. Roma 1871, 8., pag. 97
Mi 107 mit TavT. d'agg. G. H. J.
290 Jahresberichte.
11. B. untold, plaUe mit scenischen vorsteUtingen im (JoU
Romano, Im festgruss der philologischen gesellschaft zu WQrzh
«n die XXVI. Versammlung deutscher philologen und scliulmän
Würzburg, Thein. 1868. 8. Pag. 142-^157. Mit tafel.
12. Sommerhrodt, das altgriechische theater. Mitabbildun
in holzschnitt. Stuttgart. Krais und Uoffmann. 1865. 8. 8(
13. B. Arnold y die tragische huhne im alten Athen
speddler herückstchtigung der SophoUeischen Antigone, Progra
des k. Wilhelms-gjmnasiums zu München. 1868. 4. 16 s. .
2 tafeln.
14. B. Arnold, das altrömische theatergebäude. Eine stu«
Programm der k. studien-anstalt zu Würzburg. 1873. 4. 2£
Mit einer tafel.
15. C, IV, Lindi%er y Dionysos - theatern i Athen. Om res
taterna af de senast anstöllda grafningara a platseu für Dionys
theatern i Athen. Ur Tidskrift for pjggnadskonst och logeni
vetenskap. Stockholm^ Marcus. 1865. 4. 24 s. Mit 5 taf<
16. PliotographieeHy herausgegeben von Hinrichs, Leipzig.
17. PervanoglUy mittheilung im Archäologischen anzeiger,
nuar 1866, nro. 205, pag. 169 bis 172.
18. MatZy 1 rilievi del proscenio del teatro di Bacco
Atene. In Annali delP instituto di corrispondenza archeolog
Vol. 42. Roma 1870. 8. Pg. 97-106. (Vgl. Mon. dell' i
Vol. IX. Tav. 16).
19. Tuckermann y das odeum des Herodes Atticus und
Regula in Athen, Mit 4 bildtafeln. Bonn, Marcus 1868.
perialfol. 7 s.
Die auf den folgenden blättern gegebene übersiebt schli«
sich an unsern, in dieser Zeitschrift band \XII1, pg. 273 bis S
und pag. 482 bis 540 veröffentlichten Jahresbericht über scenis
altertliümer an. Da dort zum ersten male im Philologus di<
zweig der alterthumskunde behandelt wurde, so hatten wir ni
nur die resultate derjenigen scbriften, denen das verdienst gebüt
auch auf diesem verliältnissmässig erst seit kurzer zeit i^ultiviei
gebiete das system strengwissenschaftlicher durchforschung
schriftlichen und bildlichen quellen zur anwendung gebracht
haben, ausfuhrlich mitzutheilen, sondern auch über damals noch u
grossartige entdeckungen eingehend zu berichten. Gegenwäi
haben wir es hauptsächlich mit dem ausbau des vorlängst gegi
deten gebäudes zu thun, und nur wenige punkte werden zum
sten male zur besprechung gelangen. Wir haben uns daher
häufigen Verweisungen auf den erwähnten — der kürze halber
mit dem buchstaben J bezeichneten — Jahresbericht diesmal küi
fassen können, zumal wir über mehrere der angeführten schri
bereits im Philologischen Anzeiger berichtet und dasjenige,
Jahresberichte. 29 t
über den chor, die tanzkunst, die sceoiscbe ausstattung einzelner
iramen u. dergl. geschrieben ist, fiir eine besondere besprechung
aof^part haben.
Weitaus die bedeutendste erscheinung aus den letzten zehn
Jahren liegt in der unter nro. 1 genannten schrift vor. Dieselbe
MQgt einerseits von der staunenswerthen belesenheit und ausseror-
^tlicben denkmälerkunde , welche dem Verfasser in folge seiner
kngjäbrigen beschäftigung mit dem fraglichen gegenstände eignet,
oiid beweist andrerseits den Scharfsinn, mit dem Wieseler dieses
gewaltige material zu combinieren im stände ist Da indessen der
iweck der abhandlung nicht die darstellung der scenischen alter-
tbiiner, sondern allseitige besprechung des griechischen theaters ist,
so sind mancherlei uns ferner liegende fragen herangezogen, über
weiche auch nur kurz berichtet werden wird. Wir bedauern uns
eine solche beschränkung auflegen zu müssen , aber eine ausfiihr-
liebe behandluug des ganzen würde das mass eines Jahresberichts
erheblich überschreiten, zumal schon das nothwendig zu besprecbende
einen bedeutenden räum in anspruch nehmen wird, da der Verfasser
viel nenes geboten hat, was zum grossen theile nicht unwesentlich
von seinen früheren ansichten abweicht und daher eine um so sorg-
fältigere beachtung erfordert.
Der aufsatz zerfällt in vier abschnitte: 1) begrifi^ des worles
^(liTQov; verschiedene arten, bestimniung und benutzung der theater
(pag. 1.59— 172); 2) theater zu Athen und in Attika (pag. 172—
186); 3) Übersicht der theater in den ländern mit griechischer be-
rölkening und cultur ausserhalb Attika's (pag. 186 — 202); 4) bau
uod einrichtUDg des theaters (p. 202*- 2.56).
Im ersten abschnitte handelt nun der Verfasser nach anfuhrung
^^r etymologic von ^iaigop, wobei die von Plutarch de mus. 27
<^rwähnte ableitung von ^ed^ nicht übergangen wird^ zunächst von
^ verschiedenen bedeutungen dieses wortes, und stellt als solche
0 „Schauplatz** oder in der regel ,,schauhaus*S 2) „Schauspiel'^
^otsprechend den Wörtern diu, d-iufjiUy &swq(u, ^iuigrifiu und
*pt(iacuhim, und 3) die ^,zuscliauer", ^saiul, &iulfAtvoi, diWQol
auf. Al'e diese bedeutungen werden mit zahlreichen stellen be-
legt; von den für nro. 2 angeführten möchte ich jedoch Aelian
Var. hist. II, 13 lieber zu der bedeutung „schauhaus*' ziehen. Es
fieisst dort: o dt Iwxqdiri^ anuv^ov fi(v intffotia lolg &{uTQoig'
if noii 3i EiQtnidrjg — rjwttCew xutroTg igaytadolg, tort y€
d^tixvkito. Hier ist ßeuiQoig von den gebäuden zu verstehen, weil
Aelian weiter fortfährt : xal Thtquioi de uywv^^ofjih'ov lov Eigt-
n(dom xal ixu xurj^ei, und weil es bekannt ist, dass in Athen
mehrere theater existierten (vgl. Wies. p. 182). Wenn nun der
ver£ sodann bemerkt, dass die bedeutung „Zuschauerraumes welche
voo neueren als die erste und eigentlichste in architektonischer be-
ziefaaog befrachtet werde, sich weder bei griechischen , noch b«i
292 Jahresberichte.
lateinischen Schriftstellern nachweisen lasse , und demnach mit
lern, rechte an einer grossen anzahl von stellen (a. 5) diese
tung verwirft, so kann ich diese ansieht nicht völlig theilen, gl
vielmehr, dass an einigen stellen unter dem fraglichen worte
radezu der Zuschauerraum verstanden werden muss, an andern
nigstens nicht ganz ausgeschlossen werden kann, wenn auch
hedeutung mit andern concurriert. Die ersteren stellen sind
gende: Plut. Timol. 34, wo es von Mamerkos heisst: i&H ^
w iftanov dkä fUcov lov ^^dxQOV nul nqoq u tiSv ßdt
dqofM^ tpigSfAiPog cwigQfi^e ri^v KifoXiiP iig uno&aPovfA
Wären hier mit Wies, die Zuschauer zu verstehen, so wäre
die erwähnung des ßd^qov eigenthümlich ; Joseph. Antiqu. 19
13: 3§itov jov d'idtQov xigag o KaiCag (Caligula) il^h ^o ^
seler's (p. 245, a. 62) deutung auf den zuschauerkreis wenig
sprechend bt; Varro R. R. III, 5, 13: gradaiim 9un$ Blrucia
&iaiQtdha fmum, mfi^tiHs orabrit itt omn\hu9 columfiis im^
MdiUa avifim; Hör. Ep. II, 1^ 60: Ho8 edifcif et hos arto si'i
l^lro speclat JRoma potens und Auson. Prolus. ludi de VII
21 : ciffieala (nicht cuneati, wie Wies, hat) crevit haec iheatri
manitas. Die bedeutungen „Zuschauerraum*^ und „zuschauer<<
currieren in der bei Wieseler fehlenden stelle Cic. ad Quint i
1, 14, 42: qtumiam eiti«modi theatrum es sortitus^ ceU^rltal
fertissimuin, magnitudine ampltMtfittim, itidicio condiHs^imum, m
autem ita resonans ecl. „Zuschauerraum^ und „ganzes th«
concurrieren in folgenden stellen: Dem. Mid. p. 533, 15: to
ovp nqmov ^yavdxiow cl amx^Qfiyol xai xtaXvffnv fyaaav,
Jl iTtXTjQui&fj tö d'iajQov xal JOV ox^v cvPHktyfAivoh i
Ini TOP &ywpa, wxvrioaPy iXaCuv^ ovitlq r^tpaio* Da Wieseler
Zuschauer versteht, so beruft er sich auf Eurip. Iphig. Taur. v.
Köchlj: noXXol S* inXtjgui&tifiiP (vgl. auch Andrem. 1097 i
t' tnXfiQovpt^ iXg re ßovXsvriQia) i indessen ist dieser euripide
ausdruck für ad-qoi^tad^otk wohl nur dichterisch; weshalb ich
bei Plutarch Phoc. 5 nkriqovfAivov jov d-fdjgov und Antoi
nXrjQovfAipmv d-idjQWP ebenso wie bei Isoer. de pace §.82 i
iäp nXnQi^ i xo »iajqop, Poljaen. Strat. VI, 10, p. 225 W
iml dl nXriq^q jo &ittjqov ^p und Diodor XIII, 97, 6 (fehl
Wieseler) jov d'tdjqov ^ij&ovjog lieber an den Zuschauerraum
auch an das ganze theater denke. Endlich concurrieren diese
den bedeutungen noch bei Ovid. A. A. I, 89 Sed tu praecipue
vis venare theatris und ebds. 497 Neo sine te curvo sedeai
ciosa theatro.
Der verf. zieht in derselben anmerkung (5) noch die e
rung des Wortes amphiiheatrum als hieher gehörig heran,
der einen, von Dio Cass. XLIII, 22: Oiajqov jt xwfiyiux6>
xttl afA^kd'iaxqov ix jov niqi^ naptaxo&^v ijqag uviv <r.
iX^tv JtQoO€qqi9fi gegebenen, der sich auch Guhl und Koner
Jabresberidite« 293
* Gr. and R. 3. aufl. , p. 529^ anm. 1 anschliesseD , be-
itet d'iajQov allerdings den siuchauerraum , und spricbt die
Jle gegen Wieseler; ob in den übrigen stellen mit dem verf.
tscbieden die bedeutung ,,ganzes tbeatergebäude** anzunehmen ist^
scheint mir zweifelhaft, im gegentheil dürften an denselben beide
xleatungen concurrieren. Die stellen sind Cassiod. Varr. V, 42:
«m ikeairum ^ quod est hemlsphaerium ^ Graece dicatur^ amphi'
\mirum quasi in unum iuncla duo visariay recis constat esse no-
liitoltim. Plin. Nat bist 36, 117, wo von Curio erzählt wird:
\ntra iuxta duo fecit amjiHissima li^o , cardinum singuiorum
ttnüli suspenso libramento , in quibus utrisque antemeridiano ki-
orum spectaculo ediio inter sese aversis ne invicem ohstreperent
saesae, repente circumactiSy ut contra starent^ postremo iam die
uceimtihus tahulis (so die Yulgata bei Sillig ; Jan nach den band-
cbriften : vt constat , post primes dies etiam sedentHms aliquis)
iraibu« in se coeuntihus faci^t amphitheatrum gladiaiorumque
ndla edehat (vgl. Friedländer darst. a« d. R. sittengesch. 11^ 220).
^vid. Met XI , 25 : structoque utrimque theatro. Vielleicht hat
Qch Moromsen ad Res gest d. Aug. p. 65 : Equidem — credi-
mn oocabfflum, ^ftiod hie primum invenitur nee vere Graecum est,
»ilio fHurali numero solo usttrpatum esse^ cum essent amphitheatra
imqmm (heatra duo nur an den Zuschauerraum gedacht Sodann
leint der verf., es gebe keine griechische stelle, an der das wort
^iajQov im sinne von Zuschauerraum den Wörtern ogxv^Q^ oder
n/rj} entgegengesetzt werde. Aber bei unbefangener betrachtung
'ird man dies doch trotz Wieseler's Widerspruch für die folgenden
elles in anspruch nehmen. Diese sind Plut Phoc. 34 : . • . . t^v
tüifitttw inhiqwcav ol ägxovug, oi dovXov, ov £cVoy, ovx SufAOv
noxQfvavreg, uXkä näc$ xal ndamg avansntaiiivov to ßr^f^a iral
> ^iujqov itagacxopug (logeion und übriges theatergebäude ein-
Jiliesslicfa der Sitzreihen). Philostrat Vit Apoll. 5, 7, p. 88, 1
1. Kays, tgayipiiay 3* l7iayyHXu& Mal xt^agqiöiav avdgdciVy 61g
in x^sargov ien, fi^u cxfjpil ngog rä joiavTUy CuiS^oy di av-
>fiiig xal yvfjtvu ndvxa (bühne und Sitzreihen). Vgl. über die
Dschlagende geographische frage in betreff des theaters zu Oljmpia
i^iesel. p. 201, anm. 122. Nach diesen ausfuhrungen müssen wir
ohl annehmen, dass d-iatgov wenn auch selten und mitunter mit
vlerii bedeutungen vermischt, so doch jedenfalls den Zuschauerraum
oeicbaen kann ; eine möglichkeit, welche auch der Verfasser mit
CD Worten : „jedenfalls wäre sie nur als eine äusserst seltene an-
iteKeo^ schliesslich zulässt
Auch für bühne kommt theatrum vor, so bei Isid. Origg.
0, 253 : scaenicus (jftii in theatre agit ; schwerlich aber bei Liv.
0} 51, 3 : theatrum et proscaenium ad ApoUinis locavit, wo Wie-
^ theatrum für bühne und proscaenium für die hinterwand
ivat Es würde der ausdruck dann dasselbe bedeuten , wie L\v.
294 Jaliresberidite.
41, 27, 5: el acaenani aedUlhus praetoribusqae praebendam ftcil
locaveruntjy falls man unter Boaena auch die riickwand zu ?entehcs
hätte. Ich möchte mich jedoch lieber der auffassung RitschL
(Parerga zu Plaut, und Ter. p. 217 anm.) anschliessen, der untc
iheatrum den Zuschauerraum, wahrscheinlich ohne sitzstufeo, ab«
mit steinernen schranken um die oavea, versteht, da bei proacaeninm
sowohl an die bühne als an die hinterwand gedacht werden kann.
Zweifelhaft bleibt die sache indessen, wie auch die Inschrift Ore/Ii
3303 iheatrum et proscenium.
Nachdem der verf. sodann bemerkt hat, dass die baulidi-
keiten für gjmnische und alle arten von musischen agonen ebco-
falls theater genannt wurden, sowie dass diese bezeichnung io
späterer zeit auch auf die für gladiatorenkämpfe und thierh^eo,
welche von Rom aus nach Griechenland gelangten, bestimmten ge-
bäude angewandt werden konnte, dass sie aber vornehmlich an den
gebäuden fiir die musischen agonen haftete, wendet er sich zu den
unterschiede zwischen theater und odeion. Nur wenige theater
werden gradezu odeen genannt: 1—3) in Athen das an der eo-
neakrunos, das perikleiscbe und das des Uerodes Atticus, 4) dsi
zu Korinth (Paus. II, 3, 6); 5) das zu Patrae (ibid. VII, 20, 3);
6) das zu Smyrna (ibid. IX, 35, 2)^ 7) dos zu Patara (C. J. Gr
4286); 8) das zu Kanatha (ibid. 4614: Sfaigonieg wdcFov); ii
Rom die bauten 9) des Domitian (Suet Domit. 5) und 10) dei
Trajan (Dio Cass. 69, 4); endlich in Carthago 11) der bau de
Septimius Severus (TertuU. Res. earn. 42). Einige von diesei
kommen auch unter der bezeichnung vTrvuQoqfiov d'iaiQoy vor, s*
bei Philostr. Vit Soph. II, 1, 5, p. 236, 30 Kays, der bau de
Uerodes Atticus zu Korinth und bei Suid. 'Hgwiqg das odeion dei
Regula in Athen. Lateinisch wurden solche gebäude theatra iecti
genannt, es lässt sich jedoch die bezeichnung solcher gebäude ah
odea nicht nachweisen. Hieher gehören die Inschrift des kleinei
theaters zu Pompeii (Wieseler deokm. d. b. p. 12; Mommsen Inscr
Regni Neapol. lat. 2241): C. QVINCTIVS C. F. \AlJG. | M
PORCIVSM. F. I DVOVIR. DEC. DECR. | THEATRVM TECTVM
FAC. LOCAR. EIDEMQVE PROBAR. und nach Stat Silv. III, 5
91 eins zu Neapel. Festzustehen scheint, dass alle odeen bedeck
waren.
Der verf. hat sich schon in seiner abhandlung über die Thj
mele p. 50 ff. über die odeen ausgesprochen, und ich habe in der be
sprechuog dieser schrift (J p. 501 ff.) darauf aufmerksam gemacht
dass wir uns aus mangel an bestimmten nachrichten hier sehr au
dem boden der conjectur bewegen ; und das ist seit jener zeit nich
anders geworden, indess ist in dem, was Wieseier jetzt giebt, eii
wesentlicher fortschritt nicht zu verkennen. Er unterscheidet zwe
clossen von odeen, einmal rundgcbäude mit einem gerüst für dl
auftretenden in der mitte und gebäude die dem tlieater glichen mi
Jaliresbericlite. 295
einer büliiie. Die erstere art ist die ältere und auch später nickt
aligekomDien. Das älteste derartige gebäude ist die skias in Sparta
(Teiiall. Apol. 6. Et. M. p. 717. Paus. Ill, 12, 8. 14, 1), das
xweite des odeion an der Enneakrunos, das dritte das perikleisclie ^),
du vierte der von Curtius Peloponn. II , 222 und 235 erwähnte
nuKÜMiu. In Rom gehört hieher das rundgebäude des Trajan (Paus.
V, t2, 4), falls dies mit mehreren forschem als odeion aufzufassen
ist Bestimmt sind diese baulichkeiten fiir musische agouen, bei
deoeo es sich um gesang oder musik, oder um beides in verbin-
doDg, oder um recitationen handelte. Dass kyklische oder ditliy-
inabische chore in odeion auftraten, ist nicht bekannt Dramen —
und xwar wohl die in späterer zeit üblichen dramatischen mono-
dieeo — konnten nur in der zweiten art von gebäuden, den thea-
terfornigen odeien, aufgeführt werden. Als älteste dieser gattung
sind bekannt die bauten des Uerodes Atticus zu Athen und Korinth.
Solche kleinere theater — theatra iecta^) — scheinen in
späterer zeit mehrfach den grösseren unbedeckten beigegeben zu
lein (Tert. Apol. 6); es fragt sich, ob diese theater, wie häufig
((Cfdiieht, geradezu als odeen zu bezeichnen sind. Es würden dann
die bedachung, die geringen dimensionen und die beziehung zu
eben grösseren theater genügen, um ein odeon zu charakterisieren.
Dtt dach lässt sich in dieser weise schwerlich anführen , da die
Ar die odeen bestimmten aufführungen auch in unbedeckten thea-
tem stattfanden (Hesjch. ^dflov lonog, iv (o ttqIv to &iaiQow
xttTußxfvaa&lqva^ ol ^atffcadoi xul ol xtd^agmdol ^ywyf^ovio und
viele andre stellen, die der verf. in anm. 30 anführt) und die be-
dacboDg wahrscheinlich schütz gegen kälte und Sonnenbrand ge-
wahren sollte, wie denn z. b. die Kameen , an denen die skias
gerade benutzt wurde , in die heisseste jahrszeit fielen. Ebenso-
wenig ist die geringfugigkeit der dimensionen ein absolutes at-
tribut der odeen, denn von denselben waren z. b. die athenischen
pwtTy als viele unbedeckte theater. Endlich lässt sich nicht be-
hoptea, dass irgend ein odeon zu irgend einem unbedeckten theater
in besonderer beziehung gestanden habe; und wenn man vollends
* 1) Hinsichtlich des odeions an der enneakrunos widerspricht auf
grand von Schol. Arist. Vesp. 1109 und der terrainverhältnisse ent-
schieden Wacbsmuth die stadt Athen im alterth. p. 275 ff. Das
perikleische erklärt er auffallender weise p. 277 nicht fQr einen
r^ndbaUf während er p. 553 sagt: „dagegen wurde für die musikali-
Kben aufführnngen, die Perikles zu einem theil der panathenäenfeier
inachte, ein besonderes kreisrundes gebäude am ostabhange der
barg aufgerichtet".
2) Yen beachtenswerther seite (Tuckermann in seiner unter nro. 19
▼eneichneten scbrift) wird angenommen, dass die alten vollstän-
dig bedeckte theater nicht kannten ; vergl. was unten p. 852 über
die restanration des daches beim odeion des Herodes in Athen ge-
sagt wird.
296 Jahresberichte.
nach Vitruv. V, 9 angenommen hat, dass die odeen deo in bb-
bedeckten theatern sitzenden bei plötslichem regen achats biet«
sollten, so passt das auf mehrere bekannte fälle geradeso niek;
in denen die odeen keineswegs in unmittelbarer nähe derbedccktsi
theater gefunden werden. Den unterschied zwischen iheainm
tectum und theaterförmigem odeon setzt der verf. darein, dw
dieses ausschliesslich für gesang und musik errichtet ist, jeM
sich in seiner bestimmnng durchaus nicht von dem unbedecktii
theater unterscheidet Da wir nun aber nicht wissen, welche asf-
führungen in jedem nachrichtlich oder durch reste bekannten A01-
trum tectum stattgefunden haben, auch recht wohl in einem sol-
chen gebäude abwechselnd beiderlei auflFiilirungen Torgekomnci
sein können, so scheint es mir gerathen, statt Wieseler's dreitbei-
Inng anzunehmen, uns mit einer zweitheilung lediglich nach der
form als rundg^bäude oder theatra tecta zu b^nügen.
Im weiteren verlauf (p. 164 ff.) führt der verf» auf groad
zahlreicher belegstellen aus, dass nicht in allen theatern jede vi
von musischen agonen, in manchen nicht einmal dithyrambische vd
kjklische chore und dramen zur auffiihrung gelangt sind. Der
umstand, dass das theater hauptsächlich platz des dionysischen feit-
Spieles war, gilt zunächst von Athen, Attika, den stammverwandtes
und den unter Athen's geistigem einflusse stehenden orten; ubc^
liaupt ist dem Dionysos erst mit der zeit jene umfassende beiie-
huDg zum theaterwesen zu theil geworden; neben ihm hatte na-
mentlich Apollo theil an demselben , mit dem freilich DionyiM
immer mehr in Verbindung gebracht wurde (s. auch Luders die
dionysisclien künstler p. 109 ff.). Die theatergebäude dienten viel*
fuch anderen zwecken. In Athen wurden dort schon früh hahneii-
kämpfe abgehalten (Aelian. Var. hist. 11, 28), später auch gladiato-
renkämpfe römischen brauchs (Philostr. Vit Apoll. IV, 22, p. 73,
32 Kays. Dio Chrys. Orat 31, $. 121), welche auf dem grie-
chischen festlande zuerst in der colonic Julia Corinthus (Welcher
Syll. Epigr. gr. p^ 132), und zwar, obwohl die stadt ein amphi-
theater hatte, im theater gegeben wurden. In Platää, der einzigen
in dieser beziehung noch genannten Stadt des mutterlandes (Apul.
Metam. X, p. 78 ff. ed. Uip.)» fanden sie auf der agora statt.
Weiteres über die gladiatorenspiele angeführte übergehen wir, er-
wähnen aber den diesen näher stehenden ^aßdofiaxCag ayiiif (Plut
Alex. 4). Ebenso kamen besonders in Asien die thierkämpfe und
jugden iu gebrauch, die sich auch auf dem europäischen festlande
in Thessalien, Korinth, Platää, Athen und Eleusis finden (Ael.
Spart Hodr. 18. Artemid. Oneir. 1 , 8). Wo kein amphitheater
vorhanden war, auch selbst, wo es ein solches gab, wurden sie
ausser im stadium und auf der agora im theater g^^ben (Lac
Tox. 59. Porphyr, de Abstin. 111, 20, p. 143, 11 Nauck). Auch
AAmbendiid 289
flchansCellaiigcn kommen im theater vor, selbst da,
n« OD fltadiam vorhandeo war (Luc. Anach. 38).
JOer sehr bekannte gebrauch, im theater Volksversammlungen
scheint von Athen auf die übrigen griechischen ort-
■ilafteo ibergegangen su sein; ob die ersten spuren desselben
rImmi bei Arist. Equitt 749 zu finden sind, ist zweifelhaft Demosth.
Mai, {{. 8. 10 und Aesch. fals, leg. $.61 zeigen, dass verhand-
hngco fiber angelegenheiten des heiligtliums und der feste des
DioQjaos gesetzlich im theater stattfanden. Auch sonst versam-
■rite sich das volk hier, besonders wenn man auf starken besuch
iwkaete oder einen besondern pomp entfalten wollte (Diod. XVf,
84, Harpocr. s. v. niQ(noXog)* An den Dionjsien, wenn tragö-
dieo gegeben wurden, nahm man ehrenbezeugungen (Aesch. Ctesiph.
f 43. Dem. de Cor. ^. 120), vertheilung der überschüsise des
tribaCs (Isoer, Pac. ^. 82), die Vorführung der waisen der im
biege gebliebenen (ibid. und Aesch. Ctesiph. ^. 154) u. a. m. im
tktter vor. Indessen blieb auch die pnyx versammlung^stätte
(Pkiloch. ap. Schol. Arist. Av. 997), namentlich nahm man dort
ik wähl der magistrate und besonders die des Strategen vor (Poll.
mi, 132 und andre in anm. 97 angeführte stellen). Ausser dem
iMjsischen theater in Athen diente auch das im Piraeus den Athe-
mn zur Versammlung (Lys. Agor. ^, 32, 55 u. a. m.) Auch
Um wird die Verleihung von ehrenkränzen bei gelegenheit der auf-
fiknnig von tragödien vorgenommen (C. Inscr. Gr. 101; auch in
Siluiiz noch in später zeit ibid. 108). Auch letztere sitte ging von
Athen auf die übrigen Hellenen über, und finden sich zahlreiche
khge dafür auf den inseln der ehemaligen athenischen bundesge-
Men (Tenos C. 1. Gr. 2330 — 33; Sjros 2347c; Keos 2354
t.i.n.). Ausserhalb Attika's findet sich die sitte am ft-ühsten be-
lesgt für Syracus (Plut. Timol. 34. 38), für Agrigent schon wäh-
ittd des peloponnesiscben krieges (Frontin. Strateg. Ill, 2, 6); in
6iQügriechenland für Tarent (Val. Max. II, 2, 5). Es folgen
weitere bdspiele für das griechische festland, die inseln und den
MiatiKhen continent. Der fragliche gebrauch scheint in den spä-
tena Zeiten eher zu- als abgenommen zu haben.
Sodann wendet sich der Verfasser gegen die meinung Donald-
m^§ (gestalt und einriebt d. gr. th. in Stuart und Rev. alterth.
T. Ath. übers. V. Wagner III, 212), 0. Müllers (Arch. $. 289,
A. 3) und Geppert's (altgr. bühne pag. 107. 127), dass der redner
ie der Volksversammlung von der bühne herab gesprochen habe
tnd lacht wahrscheinlich zu machen, dass zu diesem behüte jedes-
■il ein geriist in der orchestra errichtet oder in dieselbe hinein-
gekscbt worden sei. Der beweb scheint mir aber nicht völlig
crbneht zu sein; denn aus Plut. Timol. 34 ist nichts zu entneh-
■ci, ebenso wenig aus Plut. Marceil. 20; Timol. 38 und Nep.
TiaoL 4, 2 können wohl nicht veranschlagt werden, da es svcVv
rhUok^ag. XXXV. bd. 2. 19
hier urn einen gam besondereo fall nit einem Uinden mmmm I«»-
delt. Plut DemetP. 34 und Arat 23 will der verC. aelhet sielt
in anM|»ruch nelunen. Athen. V, 51» p. 21 3e: mal im^iMw t
uai Itpfi xtk. beweist nur für das aufbeten in der orchtstr«. Ii
bleibt also nur Tim. Lex. Plat. p. 190 Rubnk. : ojcQfßag nifiuk
to iv t^ d-tätQif u^ifiiPOv, ig>^ oi Unanoi ot la iiifMCHi U- i
Yovn^ &vfAikfj yuQ oidinu^ ^v Xiy^k ywiv uq XoytXov Itfr* Sf|i0 '
itnoQtafiivfi ^vXwt/, efia i^ljg oxQ(ßug 3i o^ofuiJ^Mw^. Es irt -
richtig, dass hier gegen die ansieht, als sei der onqtßa^ die An
niXri oder das Xoyiiov gestritten wird; ob aber eine so spill *
nachricht ohne weiteres auf die älteren zeiten nbertragea werte
kann, und ob man nicht vielmehr für die früheren jahrhaDdoll
eine Verwendung der tbymele zu diesem zwecke anoehmen miui^
wenn nicht gar die bühne selbst gebraucht wurde, scheint mir d<ifh
sehr der Überlegung werth. Für etwaige Volksversammlungen ii
kreisrunden odeen nimmt auch der verf. die Verwendung der tbj^
mele an. Mit bestimmtheit lässt sich meines erachtens die firagl
nicht entscheiden.
Mit zahlreichen, hier nicht zu wiederholenden, belegen will
im weiteren verlauf gezeigt, dass in den theatern die bilder jm
dichtem, schauspielern, musikern und andern dort auftretend«^
selbst banausischen, künstlern, ferner die von personen, welche wA
um den Staat im kriege oder im frieden verdient gemacht hatlti)
aufgestellt wurden. Man begrub sie auch dort und setzte ihsei
denkmäler. Letzteres wird für die ältere zeit nur dadurch bewit-
sen, dass Suidas (s. v.) erzählt, Drakon sei im theater von Aegin
begraben; in späterer zeit finden wir eine mime Basilla, die in
amphitheater zu Aquileja begraben ist (C. 1. Gr. 6750). Dnci
und leichname, vielleicht von schauspielern, sind im theater zu Fif
sulae gefunden (Wieseler, denkm. d. h. p. 27 zu 111 , i Ic). Vss
dem denkmale eines legionars (leg. Ill Cjren.) im theater la Be«
stra berichtet C. I. Gr. 465 L Man stellte auch Stelen mit velkfr
beschlüflsen im theater auf (C. I. Gr. 4345) oder brachte aia aft
gebäude an (ibid. 1710 v. 9; 2782; 2787; 2812), wohl weU dil
theater zu den besuchtesten platzen gehörten. Bine auaserordent-
liche ehrenbezeugung im theater wird ferner nachgewiesen am
Plut. Sulla 11, so wie einige fälle von bestrafungea aus Pint
Timol. 34 und Philon. adv. Place, p. 975.
2iu anderweitigen zwecken ist das Dionjsostheater oder ir*
gend ein anderes griechisches theater nicht benutzt Wenn maa
geglaubt hat aus Plut Phoc. 34 die gelegentliche beautzung dm
theaters als gefängniss nachweisen zu können, ao ist das nhfiwo
irrthümlich, als wenn aus Xen. Hellen. IV, 4, 3 gezeigt wesdea
soll, das theater sei ein gewöhnlicher aufenthaltsori geweaea. KaA*
lieh sollen nach Plato Apol. p. 26 e in der orchestra des Dia*
die sdirifteil 4m AuKtagoraa verkauft worden seio ;
iat die stelle idioii vorlängst anderweitig erklärt.
Der aweite absoliniti (p. 172—186) handelt iron den theatern
a AlkeB «ad Attika, und erörtert sanäehst die frage, wo und in
Mkk eioeai lokale sn Athen die dramen zuvörderst zur aufführung
jfkntdkt wurden. Der verf. wiederholt hier im wesentlichen die
seiner DisfmtaHo ie hco, qvo ante iheairum BacM lapi-
€saPfW!$um Aihmi9 acH $mi liidi «oenici (Göttinger prorecto-
1860). üeber die ältesten seiten fehlen allerdings die
I, indessen ist es eine glaubliche vermuthung, dass die
ly so lange sie sich in den schranken des einfachsten kj-
Ubehen chores hielten, auf dem vorplats jenes alten cultnstempels
air aaflöhmng gelangten, welchen der Jiowaog ^Ekiv&iQivg (oder
*Mkiß^Qi9g, AfKifaloq^ o h Atfkvaiq, Aifivaiog^ o In^ laxdqag,
vgl aom. 5— -12) in dem südlich von der akropolis belegenen
ksion hesass (Burs, geogr. v. Grchld. 1, 296 flF. Curtius erl. Uni
m den sieben karten pg. 22. Wachsmuth 1. 1. 1, 305, 384, 385,
SN, 401). Schwierig aber ist die beantwortung der frage, wo
die dramen seit den neuerungen des Tbespis und vor erbauung des
iliissmea Dionjsostheaters aufgeführt worden sind, da in den uns
darilber erhaltenen nachrichten ein auffallender Widerspruch statt«
idtfL Die eine gruppe der gewährsmänner sagt, der Schauplatz
Sil in der bezeichneten periode das lenäon gewesen : Hesjch. Inl
JbpaUfi ayiiv: itniv ir t^ ntnn Aifva*ov mqtßo'kov Mxov /Aiyav
wd i¥ avrcSI Arj[waiov Jmvvcov Uqov, iv & iTnnXovvio ol dywvfg
^Jhpmitöv, nqlv to d-iav^ov olHodhfAfi&f[vai* Phot. p. 162:
Ji^imtw niffCßolog fi^iyag ^Ad-^vfitsw, h (S tovg äywvag fjyov hqo
ni $iinqw olnodofiri^rpfM. Bekk. Anecd. p. 278: Ar^vatov^
a^ Jwvicov^ i^* oS zoifg ä/divag ht&Boav nQÖ lov to ^ia-
^» a90$xodofMidijpa$* Dagegen sagen andere zeugen aus, dass
vir erbanoog des tbeaten die agonen auf der agora abgebalten
mm: Photias 106, 2: Xxf$a, fä iv tjj ayoqa, 09' w i&Bwno
^ ^tavpiftaxav^ ix;'Cii9W^ jiglv ^ natafSnwaft&rivM r6 iv JiovfSaov
Hn^. Bastath. Od. Ill, 350, p. 1472, 4: Icnov äi St$ Xxqm
Wfum^^ivtopwg Hdrowto xal tä iv tg äyoga, atp wv i&twvro
it maitt$or wig Jtoweutuovg äywvag teqIv ^ fSmuaC&rpfM t6 iv
ämiao» &iaTQov. Während diese nachrichten klar und bestimmt
M, ist die folgende bei Snid. und Hesjch. s. v. uiyiCfov d-ia:
sJ^'SffO^ ^v *A&iivtic$v nhfiiov xov Uqovy iv&a nqiv ytviad^at
Hnqov TO Xmqm imiywov* ay' Jig alyitQOv ol fkti l^ovug lonov
tduiifow, bald zur ersten, bald zur zweiten gruppe gezogen, je
■aohdcBi das Ugiv fiir das des Dionysos oder das der l^^goöfni
wMti§iog gehalten wurde. Ob man aber überhaupt irgend ge-
wUkA auf diese naehricfat zu legen hat, wird zweifelhaft, wenn man
mm andre grappe von notizen in betracbt zieht, welche dazu be-
iHBait aiody die sprichwörtliche redensart naQ* ot/c(()ou ^im, v\
19 •
292 StümB^mAUl.
erklären (Hes. rnxQ' aly^tqw &ia. Phot p. 81 and Et IfagE
p. 444, 16; Bustatb. Od. E, p. 1523, 25; Suid. dm' aiy§(Qov ^itt;
Bekk. Anecd. p. 354 und 419; alle gesammelt bei Schneider AtL
theaterw. p. 62 ff.) und besagten, dass in der nähe des theatan
eine pappel gestanden habe, ohne jedoch hinzuxufngen, wo nek ,
dies theater befunden hätte. Obwohl nun diese nachricht in hobor
grade den anschein eines etymologischen mjthos bat , ist sie dtd
zur beweisfiihrung dafür benutzt, dass die spiele auf der agoit
stattgefunden hätten, weil man diese pappel mit einer andern, 4ii .
auf dem markte gestanden haben soll, wie es scheint, ohne biai«-
chenden grund identificierte. Hes. s. v. ii^ aiyi(Qwv sagt oämKck;
^Aviqontkia xov &n ulyitgiav, dvti tov cvxo^dvttjPj innd^ ix f%
ii^ rfj uyoqä alyttqov xik ntvdxta i^iiTnov [iovt€in$v l^ijqrmi^
Dass aber diese sykophantenpappel von jener andern pappel a
trennen ist, scheint schon der umstand anzudeuten, dass hinter fa
betreffenden werten des Hesjchios ohne alle Scheidung noch Al
Worte oi icxaiot stehen, welche ohne zweifei eine andre, wä
jener ersten gruppe stimmende, erklärung der werte an' afyftfm
enthalten.
Fragen wir nun nach den ansichten der forscher, so habii
zunächst Uoeckb, Leake, G. Hermann, Schneider, Fritzsche vd
Geppert (s. die nach Weisungen bei Wieseler anm. 17) einfsch m-
genommen, dass die dramen im lenäon aufgeführt seien« Bine fi^
mittelung der beiden entgegenstehenden nachrichten versuchten CL
Hermann (Lpz. litteraturz. 1817, p. 478 ff.) und Schneider (Att
theaterw. p. 6. 32, anm. 24), und zwar dahin, dass die agoaci
an den städtischen Dionysien auf der agora, an den Lenäen im le-
näon stattfanden; ferner Curtius (Erl. text p. 25), nach dem £i
spiele im bezirk des Dionysos vorgingen , aber die Sitzreihen auf im
altmarkte aufgeschlagen wurden, so dass man vom markte ans d
Schauspielen zuschauen konnte. Jede vermittelung verwerfen Wie-
seler und Wacbsmuth 1. 1. p. 510, anm. 1. Brsterer meint, gegei
die nachricht des Hesych. Inl Arpfain^ und die damit stimmend
erwecke der umstand misstrauen, dass es danach scheine^ ab ob £§
agonen nur vor, nicht aber nach der erbauung des theaters im
lenäon stattgefunden hätten. Indem er daher in dieser gruppe von
nachrichten einen fehler vermuthet, glaubt er, dass in ihrer gemein*
samen quelle, vermuthlich einer alten erklärung zu Arist. Acbara*
504, die präposition dno gestanden habe, welche dann in nqi besw«
nqXv verderbt sei. Uienach entscheidet sich der Verfasser für den
altmarkt. Dem gegenüber sucht Wachsmoth den fehler in der
nachricht des Photius und Bustathius; es seien in derselben zwei
glossen zusammengeflossen, deren eine die XxQ^a iw iff dyoqd, die
andre die scenischen Xxqm betraf. Aus Poll. VII, 125 : ixg$OMo$oi
i* dalv ol nrjyvvvug td ntgl trjv dyoqdv XxQHty erhelle, dass man-
cherlei gerüste auf dem markte aufgeschlagen worden seien (Bes.
Jadresbericbte. t9i
▼. TxQia; Wadisn. 1. K p. 201). IndeMen gesteht Wachsmuth
Ihatf daat ihn diese lösang nicht ganz befriedigt und empfiehlt
Boeo, die sich in gleicher läge befinden, einfach den Widerspruch
i constatieren und sich die Unfähigkeit, denselben zu heben, zu
[Citeheo. - Diesen rathe möchte auch ich folgen, zumal Wieseler's
dmr&ioniges verfahren doch wohl nicht über jeden zweifei er-
laben ist; denn das gegen die erste gruppe geltend gemachte be-
imken ist nicht sehr erheblich. Die nachricht hat auch so» wie
M dasteht, ihren guten sinn, wenn man nur besondern nachdruck
isf den TRQfßoXog legt, in welchem auf einer nicht näher bezeich-
neten stelle die spiele stattgefunden haben sollen, von denen es
geinss nicht nöthig war, besonders zu berichten, dass sie später
isf den im lenäon liegenden theater aufgeführt wurden« Uebri-
g«BS werde ich nicht übergehen, was der yerf. zur stütze seiner
Manng sonst beibringt. Deberhaupt, sagt er, war der markt in
fitsrcr zeit nicht nur der platz des waaren Verkehrs und des Öf-
Intlickea lebens, sondern auch des gottesdienstes , und es wurden
dsit den gemeinsamen göttem heilig^hämer und altäre errichtet und
fartfeieni gehalten (vgl. Guhl und Koner 1. I. 3. aufl. p. 120);
k Sparta war auf dem markte ein heiliger tanzplatz, von dem der
ime oMrkt xoQog hiess (Cort. Pelop. II, 229. 231); Plato (Legg.
tu, p. 81 7c) lässt geradezu bühnen auf dem markte aufschlagen.
Allerdings befand sich auf der agora weder ein tempel, nocb ein
akar des Dionysos; auch nnter den zwölf göttern, denen der altar
aif den markte geweiht war, hatte Dionjsos keinen platz (Pe-
toien das zwölfgöttersjstem bei den Griechen, Hamburg 1853,
^ 14 ff. Mommsen Heortol. p. 394, anm. *) : Pind. frgm. dithjr.
S, V. 7 — 10 Sehn.: /fio&iv ri fii tri/v äyXaa \ tSm noQiv&M
Mida StvrtQov \ inl t6p xKfaoiera^ &t6v, [ rov Bgofi^ov tov
%iß6ap n ßgoTol xaXiofiiv). Indessen kann dieser umstand nicht
Wremden; der cult des Dionysos konnte überall verrichtet wer-
fai, wo mit den gehörigen gebrauchen das gottesbild aufgestellt
ofcr sein altar errichtet war (Theoer. 26 anf. ; orakel bei Dem.
Kd. |. 52). Auch in späterer zeit noch wurden auf der orchestra,
wdcbe sich in Athen auf der agora befand (Wachsmuth 1. 1. p. 170
lud 509), ditbjramben aufgeführt.
Es entsteht nun für den verf. die frage, auf welcher stelle
kt agora die spiele gehalten wurden , denn dass es sich , selbst
wcaa das theater fur jede auffuhmng neu hergerichtet wurde, um
tiiiea festen platz handelte, scheine ans den angaben über die
lehrarzpappel gefolgert werden zu müssen. Die beantwortung
^idcr frage richte sich nun nach der ansieht, die man über die
igen habe. Nehme man für alle zeiten mit Forchhammer nur
liicn markt an oder betrachte man bei der annähme von zwei
MUeo die orchestra als zur älteren gehörig, so werde man jene
aach für die des theaters halten^ so dass nur die buSskue
294 Jahresberichte.
jedeimal aus bolx errichtet worden sei. Dagegen hahe Cortiaf
(VerhdI. der Hamburg, philologen-yers. p. 69 ff.; Attische stadfas
11, p. 46; ErL text p. 27. Bursian Gr. geogr. I, 280 C
Wachsm. 1. I. I» p. 497 ff.) sehr wahrscheinlich gemacht, im
unter den Pisistratiden eine neue agora im Kerameikos eotstante
und dieser die orchestra zuzuweisen sei (Wachsm. 1. L p. 170 od
509). Danach könne also jene orchestra auf der neuen lyofi
nicht mit dem alten theater in Verbindung gebracht werden. Di-
hingegen biete sich von selbst die vermuthung, der platz der spiih
sei identisch gewesen mit dem der volksveraammlnogen. Di«i
wurden vor alters in der nähe des heiligthunMs der ^AfffUk^
navdri(iog abgehalten (Harpocrat. s. y. : ^AiuMuoimqaq h vf mf/i
trjv aQxafav äyogäp S$ä ti ivtav&a nivra xhv d^/^or ffwayt^^
10 Ttaiaiiv iw taig ixxXfi0(a§g, ag haXow iyof^dg). Dieses W»
ligthum setzt nun der verf. mit Leake» Forcbhammer und Bonim
1. 1. 1, 303 (vgl auch Wachsm. 1. 1. p. 247, 405 ff. «ad 411
Anders Curtius Att stud. U , 45 ff. ErL text p. 22. 24) ao ta
südwestlichen abhang des burghügels und verlegt dorthin auch Ai
Schaugerüste des altern theaters (lies, und Suid. s. v. alyit^am ^UHi
wo also das Uqov fiir das der ^A^^iiti mipSvifkog erklärt isi
h^a im sinne von „in dessen nähe*' geüssst wird. Dass der n-
schauerraum an einer anböhe lag, dafür werden die atellen, wskk
die Schwarzpappel iuävoi tov d-%dtqov ansetzen (Bustath. Sau
Bekker Anecd. s. oben) aufgeführt.
Den bau selbst anlangend, so bestanden biihne und sitzreiliai
aus holz, wie Hesych. s. v. XnQ^a* xai tä {«iUm ovrwg Afyont
^Ad"fivritf^Vi a<)p' wv id-eaSvio ngb lov iv ^^Mvvffov üiuxQov ytvMt»
berichtet, und wenigstens die bühne wurde jedesmal neu rndgt*
schlagen, die orchestra bildete der natürliche erdboden. Ans Hcii
nag^ alyifQov d-ia wird geschlossen, dass die Zuschauer sasses.
Als die zahl derselben gestiegen, sei der räum zu eng gewoides«
so dass man sich drängen und stossen (Schol. Luc Tim. 49), ji
selbst die Schwarzpappel als sitz zu hülfe nehmen musste. Ol. 70, 1
brachen nun bei einem wettkampfe des Pratinas, Aeschylus uaä
Choerilus (Suid. in AltfxvXog und IlQajhag) die Sitzreihen sasa»*
men (Curt. Erl. text p. 34. Wachsm. 1. 1. p. 511), und man be-
schloss ein steinernes theater zu bauen, zumal des Aeschylus nenr
rangen ein würdiges lokal erheischten. Man baute nun nach dea
verf. das Dionysostheater nicht an der früheren stelle, sondern ia
Lenäon, weil der alte platz für einen solchen hau zu klein war
die alte agora der neuen gegenüber immer mehr verödete, das a»
sehen des Dionysoscultus seit Pisistratus immer mehr gestiegen w«
(Welcher Nachtr. z. Aesch. tril. p. 248 ff.) uad die agoneo m
den grossen Dionysien aufgekommen waren (MoauBsan Heortai
p. 58 ff.). Der gott konnte nun^ anstatt^ sich
JahrcBbericfate. 295
■nkta m begpebeo, die nenge in sein eignes heiligthnm kmmen
am&a. Den narkte blieb dagegen die aoffuhniog des dithjrambos
(Xen. Bippareh. 8, 2. Petersen I. 1. p. 14. -Mommsen 1.1. p. 394).
Vor den Perserkriegen hatten wabrscheinlicb die sitireiben
in steiaemen theaters nicht die ansdehnung, wie nachher; ob aber
im Tcrf. nit der behanptvng, sicherlich sei noch kein voll-
süadig aosgeiiibrtes steinernes bühnengebäude vorhanden gewesen,
fscht bat, ist mir zweifelhaft (vgl. auch Wachsmuth I. 1. p. 553,
wmu 2). Schon Phil. 23» p. 589 habe ich darauf aufnerksam gemacht,
itm für die Aescfajleischen nenerungen gerade eine mit mannig-
fKhoi Vorkehrungen versehene feste skenenwand von der grössten
bdeatnng sein musste. Möglicher weise war eine solche aus hols
krgestellt, jedenfalls erscheint des Verfassers sicherlich als za
tek. Nachdem dann das theater wahrscheinlich durch Mardonins
flingen aefaaden erlitten hatte (Cnrt. Erl. text p. 34. Wachsm«
L L p. 553) , wurde es wieder in den gehörigen stand gesetzt,
■i siad damals bei der rasch zunehmenden blüthe Athens wohl die
■gemessen vermehrt worden. Der nunmehr angebrachte
wird sich mehr auf den zascbauerraum , als auf das büln
■mggbaade bezogen haben, da dieses bei den aufiiihrungen , wo
«Ttutlich wegen der deputationen der bundesgenossen vM prackt
mtfirilet wurde, durch die decorationen den engen entzogen war.
Sich bleibt das dunkel. Der redner Lykurg hat nach verschie*
kmn nachrichten das theater vollendet Hjperid. bei Apsines de
«te rbet p. 708 Aid. : rax^it^ ^ int itj Stotxtjcu rwv ;|^^jua7iui»
lift noQOwg, ipxoiofAiiin Si t6 d^eaiQOv^ to ^iiiov, vsoigta. Plut.
?. Ljc p. 271, 19 ed. Westerm.: xal ri h JttnnSaov &iaTQ&p
tm^ranh iimiXiffiv. Psephisma des Stratokies ibid. p. 279, 89:
ffoQ dl Tövro$g fifiUqya nagaXaßww rovg n viw<To(KOvg xal r^v
Uhto&ijxip xal t6 d-imqov rh Jiovvataxiv i^itg/dcajo xal IjK"
riU$i XiX. Paus. I, 29, 16: olnodofAtifiata ih inniUß^ fjklv ro
hargov bigiav vnag^afAivoiP xiX. Endlich ein von Kumanudis
^m. N. f. Nov. 1862, nro. 241 und von Carl Curtius Phi-
Uig. XXIV , p. 83 ff. ediertes inschriftsfragment : .... lovq
ntfCofxovg illt^xod6fui>fjiHp ^ i^v di üxivo&rixriv xal to ^iargow ro
^mfusmxiv i^fjQyätfato ^ %6 n tnddwv lo Ilava&fpfaixov xal th
f^ßimciop 70 «ara ri AixHOf xarBCxivaötv • . • • Diese nach-
rieht ist verschieden verstanden worden. Sommerbrodt (vgl. Phil. 23,
^ 283) meinte, man habe bis zur zeit des Lykurg nicht aufge-
^, das theater auszuschmücken, nach dieser zeit aber sei bei
fai Binken des Athenischen Wohlstandes und dem herunterkommen
fa theaterwesens keine Sorgfalt mehr auf dasselbe verwandt. Ur-
Us (vgl. ebds. p. 539) glaubte dem Lykurg die auffiihmng der
dMaMWMid zuschreiben zu sollen, ähnlich Bursian Gr. geogr. I,
M7. Wienler bezieht die notisen auf den vollkommenen ausbao
'n UhBSDgebäwies , das erst jetzt mit einer stehenden biUme unA
296 JahreBberidiie.
Termothlich aach mit mehr decoratiyem achBock an den dieae a«
gebenden wänden, hauptsächlich an der hinterwand, Tenebea ad
Wachsm. 1. I. p. 593 denkt an einen neubau, yielleieht eine er
Weiterung, jedenfalls an einen totalen, mit prachtvoller aasschm-
ckung verbundenen umbau des alten einfachen steingebaudes. Ciri
Curtius (Philolog. XXIV, p. 270) hält mit recht dafiir, da» W
der höchsten pracht der scenischen darstellungen im fünften jall^
hundert für die dazu erforderlichen grossartigen decorationen «ad
maschinerieen jedenfalls ein steinernes bähnengebäude Torhandei
gewesen sein müsse und folgt im übrigen Wieseler. Hinsichtlidi
des Schmucks glaubt er mit ürlichs, Ljcurg habe das bähnenge-
bäude mit seinen wänden und intercolumnien , die treppen wie die
ränder der Sitzreihen, die orchestra und die parodoi mit statuoi
von dichtem und Staatsmännern, mit gruppen nach dramatisdwi
motiven und anderem plastischen schmuck versehen. Ferner viodi-
ciert C. Curtius, um dem werte S^tgydticS^w gerecht so werdwi
auch dem Lykurg die erweiterung der Sitzreihen im ansehloss aa
zur stütze dieses bestimmtes mauerwerk, welches an der weaticitc
des theaters ausgegraben ist (Curt. KrI. text p. 89). Interessaal
ist, dass derselbe gelehrte auch das higuiP vnagl^afAtvunf des Paa-
sanias nachweist und zwar aus einem volksbeschluis von jähre Ol
109, 2 (archon Pythodotus), wo der rath belobt wird, weil a
xaXßg »al itxaCwg InBfitXi^&fj rvjg ivxoafiCag tov ^iärgav (Kaa»
nudis Philister A, p. 190). In einem andern bescbluas auf der
selben säule (col. B) wird ein KtjtpurogxSv KifaXCtavog ^^tiftSpoSci
ein rathsherr, erwähnt als inl to ^iargmSv. Diese bauten wurd«
durch den krieg unterbrochen (Ol. 110, 2) und erst nach de
Schlacht bei Chaeronea durch Lycurg wieder aufgenommen am
vollendet. Den abschluss derselben setzt C. Curtius Ol. 112, i
(vgl. Wachsm. 1. 1. p. 599) im anschlnss an die in der neunte
prytanie dieses jahres verfasste, in J. jahrbb. 1860, p. 60 ff. publi
eierte, Inschrift: %al vvv imdidw*^ (Eudemos aus Platää) f^ fij
notiiChv xov ffxaitov xal xov &tdjQOV tov Ilavad-fjvalxov /(3U<
^svyrj xni javta mnofut^fv äifnvtu ngo JTava&tjvaCwVi in welche
die Worte tov Uavad-rivaXxov hinter tnadtov zu setzen sind (vgl
Curt. Erl. text p. 39. Wachsm. 1. 1. p. 600 und anm. 1). Wahr
scheinlich seien die von Lycurg am theater vorgenommenen baute
gerade bis zum panathenäenfeste fertig geworden. So weit €
Curtius.
Wieseler berichtet ferner, dass bei der unter Hadrian verge
nommenen neuen eintheilung des Zuschauerraums gewiss auch bau
liehe Veränderungen in betreff der gesammtheit der sitzstufen statl
fanden und statuen des kaisers in den einzelnen keilen anfgeatel
wurden (vgl. Vischer entdeckungen im th. d. Dien. p. 48 und 51
Wachsm. 1. 1. p. 692). Ob damals auch das bübnengebäiide tieft
in die orchestra vorgeschoben wurde, ist sweifelbafi; niclit ni
JabreBbericbte. 397
ihnebeinliefa dsge^Hy dass damals die Theatergeb. I, I abge-
Mete aifiiise geschlagen wurde (Vischer 1. 1. p. 59). Wahrscbein-
^ erlitt das tbeater aucb beim einfall der Skjtbea (Gotben nach
»ell in Erscb and Gruber bd. 75^ p. 117; Heruler nacb Wacbs«
ith 1. 1. p. 707 und anm. 2), welcbe im jabre 267 Atben ero-
rteo und yerbrannten (Ressell ebds. p. 127), scbaden, indem das
hnengebäiide zerstört wurde, welcbes dann der arcbont Phadros,
eldien Rhusopulos (Pbiiolog. XX, p. 573; Wacbsm. 1. 1. p. 704)
iter Diocletian setzt, wieder aufbaute, wobei die biibne weiter in
e orchestra vorgeriickt wurde.
Ausser dem Dionjsostheater , dessen officieller name nach
tappe zn hje. rel. p. 78 und C. Curtius 1. 1. p. 270 to Siurgov
JtovuCtaxov war, gab es in Atben aucb noch odeen. Das äl-
ite derselben lag in der nähe der enneakrunos (vgl. Bursian 1. 1.
299; Curtius Erl. text p. 34; Wachsmuth 1. 1. p. 275 ,jen-
Üi des llissos^ und p. 278) und war von Solon oder Pisistratus,
II sieb nicht entscheiden lasst, iiir die an den Panathenäen statt-
deoden musischen agonen erbaut. Die zweifei, welcbe Scbrader
N. Rb. mos. XX, p. 194 und Biller im Hermes VII, p. 395
pn die ezistet» desselben erhoben haben, sind von Wachsmuth
I. p. 503, a. 1 zaräckgewiesen worden (der auch die von Schill-
cb Od. d. Herodes p. 11 (s. Phil. 23, pg. 501) aufgestellte bebaup-
lg, daas im odeion die proben der draroen abgehalten wurden,
rtütigt, und zwar auf grund von Schol. Arist. Vesp. 1109: To;ro^
ttigottüi^, Iv tp ilcid-act (conj. ttuid-fffav) not^fiata änayyiXXHv
h T^^ ilg ti OiaiQov anayytXCag und Schol. Aeschin. Ill, 67 :
T/vorro ir^o rcZly fjnydXwv ^^towcCtav r,fAfQatg iXtya^Q fyngocd'tv
w ditkö xaXovfiivm rwv rgayipSwv äywv xai tnCäHttg wv
Xkov(fk dqaikdtoiv äyatriJ^strS-at iv rw d^idjQ(p\ anders Wieseler
■. 65). Diese agonen gingen nun später in das theater über,
e Hesycb. w8%iov: tonoq, iv i nqlv th 9iatQ09 xataaxtvaird'ijvu$
^fpwSol xal ot xtd^agtödol ^ywvC^ovio berichtet. Perikles
lot. PericI. 13) fügte denselben das citberspiel, den gesang und
I flötenspiel hinzu, wahrscheinlich Ol. 83, 3 (Meier Brsch und
«b. Ill, 10, 285 ff.), wo dieselben zuerst im tbeater gehalten
rden, und vollendete sodann Ol. 84, 1 oder 2 (Wacbsm. I. I.
554, a. 2) das neue, nordöstlich vom Dionjsostbeater gelegene
acbsm. I. 1. p. 242. Curt. Erl. text p. 36) odeion. (Cfr. Plut.
rid. 13; Pausan. I, 20, 2; Theophr. Char. 3; Vitruv. V, 9, 1).
■elbe soll nach Pseudo-Dicäarch (Müll. Frgm. bist. Gr. II, 244.
'. 59, 1) das schönste der weit gewesen sein; die nachabmung
zdtes des Xerxes jedoch hält Wacbsm. I. I. p. 554, a. 1,
ne die benutzung Persischer mästen und raaen zur dachcon-
letion für fabelei. Als Sulla Athen belagerte, wurde das ge-
4e durch den tjrannen Aristion zerstört (Appian. B. Mitbr. 38)
i^ter durch den könig Ariobarzanes II Philopator voü Ca^^^-
39g JiAraberichte.
docien (gestorben 52, anders Curt. Erl. text p. 4S, aber •• WadH
1. 1. p. 667, a. 3j wiederbergestellt (Vitr. 1. 1. C. I. Gr. 357). Ai
fiiUend ist nun, dass Pausanias (I, 20, 3) dieses odeion aar gi
beiläufig erwähnt und es lediglich als xataaxifiatrfka besei^n
während er das alte odeion an der Enneakranos I, 14, 1 ^dri
und 1,8,6 sogar &iajQov nennt Später (Vll, 20, 3), als d
odeion des Herodes Atticus gebaut war , bezeichnet er dieses i
das ^diiov von Athen. Hienach ist es wahrscheinlich, dass tro
der restauration des Ariobarzanes das Perikleische odeion ansa
gebrauch gesetzt und das an der finneakrunos wieder benutzt won
bis das des Herodes fertig gestellt war (anders Curtius Philolo
XXIV, p. 278, anm. 57). Die bestimmnng des letztem fnr i
Panathenäen wird dadurch wahrscheinlich, dass Herodes s^n st
dium fiir die feier dieses festes herrichtete (Paus. I, i9, 7; PI
lostr. Vit. Soph. 11, 1, 4 und 5. Ueber neuere ansgrabungen
diesem stadium s. Carl Curtius Philolog. XXiX, p. 704 f. Ft
ner Wachsmuth 1. I. p. 695).
Der umstand, dass im yorstelienden das älteste odeion <
noch zu Pausanias zeiten in gebrauch stehend erwähnt wird, AI
den verf. wieder zu Lykurg zurück, mit dessen namen der I
oder wohl richtiger die restanration eines odeions nach Hyperi<
verbunden ist. Hinsichtlich der frage, welches odeion hiemit (
meint sei, theilt C. Curtius Philolog. XXiV, pg. 278 die vi
verf. vorgetragene ansieht, dass das Perikleisch« nicht in betn»
kommen könne, da dasselbe zu Ljkurg's zeiten ein^ restaarati
wohl noch nicht nöthig gehabt habe, dass also an das ältere (
bände an der Enneakronos zu denken sei (Curt Erl. text p. 4
Wachsm. I. 1. p. 553 u. 602, a. 1). Dieses war zwar in d
Perserkriegen gewiss beschädigt, ist aber in und gleidi nach d<
peloponnesiscben kriege als gerichtslokal in gebrauch (Arist Vo
1109. Xen. Hell. 11, 4, 9. Bursian I. 1. p. 299). Hier geh
nun die ansiebten Wieseler's und C. Curtius' auseinander. I
sterer (über dessen meinung C. Curtius I. I. nicht ganz genau i
feriert) lässt das gebäude zweimal restaurieren, zunächst naeh d
Perserkriegen zu einem gerichts- und amtslokale, sodann dm
Lykurg zur aufführung von agonen. Letzterer nimmt nur eii
restauration an und meint, das gebäude habe während des pelopo
nesischen krieges und zur zeit der dreissig beschädigt gestandi
und die Lykurgische restauration habe bezweckt, dasselbe zu eim
amtslokale zu machen. In der that dient es als solches den cn
^vXaxfg und furgovofiot bei Demosth. Phorm. §. 37 (vgl. in Neo>
p. 1362), und zwar höchst wahrscheinlich nacb beendigung c
von Lykurg vorgenommenen bans, da die in der rede gegen d
Phormio erwähnte thenrung in die jähre 330 — 326 fällt und i
finanzverwaltung des Lykurg in die jähre 338—326 zu setzen
(C. Curtius 1. 1. p. 91). Da nun durchaus keine nidiereo imh
Mmsbericble. 299
viditeo tt€r diesen bwi dei Ljkurg exietiereo, so thut man am
L Wtos, sich wie Curtius jeder Termuthuog darüber zu enthalten^
I irwD man out diesem auch zugeben kann, dass das gebäude ne*
m ktsbei noch zu mimischen agoaen, namentlich so lange das Peri-
UeSsche odeion zerstört war, und auch später zu Pausanias' zeit
f Tor errichtnng des dritten odeions gelegentlich benutzt sei ^.
Anf ies Panaanias' ^jraiatfxcvatf/ia' darf man kein grosses ge-
viebt legen.
In Wieader's ausfuhrnng ist nun mit der eben behandelten
frige eine zweite verknüpft Die bereits citierte, von Bergk (J.
jalurU». I860, p. 60 ff.) veröffentlichte, inschrift erwähnt nämlich
ib bm des Lykurg ein panathenaisches theater, und Wieseler ist
■it Bergk geneigt, dieses als identisch mit dem ädstov des Hjpe-
rifa anziisehea. Da indess, wie bereits angedeutet, C. Curtius'
imidit, die worte tov Dava^rpfaixov seien nur durch ein versehen
im iteinmetzea hinter tov &idiQav geratlien , so dass die stelle
«s^änglich lautete: tlg n^r noftjtuv jov OtaiCov tov Uava&rj^
fmoi xal w ^idtQov, ausserordentlidi annehmbar ist (vgl. auch
Wmlsmath I. I. p. 600 a.), so ist für uns jene hypothese hin-
fiüigf; Bergk «ad Wieseler jedoch folgern aus derselben, dass die
mis des Dieg. Laert III, 56: olov Imifo» tijxaQfSt igdfiaaiv
iJUmt^Ofto [JtwvCtokq, Afj[va(o$q, I7avad7jva(a&g, Xvt^o«;], wr lo
umgiop ^r aawQ^xiw — in der bereits Wyttenbach die einge*
JUiBimrien worte als interpolation verwarf — doch auf Wahrheit
Wishe, und dass an den panathenäen dramen au%efiihrt seien.
Ich möchte mit andern (vgl. auch Läders die Dionysischen künstler
f» 110, anm. 225) bis zur beibringung klarer beweise mich da-
gigtn ablehnend verhalten nnd übergelie daher die ausfuhrliche
ütersnchung, durch welche Wieseler die auffuhrung von dramen
II dem restaurierten odeion an der Bnneakrunos wahrscheinlich zu
ttidieB sacht
Es gab aber auch noch andre theater in Athen, so eins im
fcaos Kollytos, in welchem an den ländlichen Dionysien tragödien
isd komödien gegeben wurden (Dem. de Cor. ^. 180; Aeschin.
TisL }. 157); indessen sind wir über den platz und die bauart
iesselben völlig im unklaren. Dasselbe ist der fall in betreff
•mes etwaigen theaters im demos Melite, auf das die erwähnung
4er ^fOKtHTMe m ntgt irjp Uvina bei Rangab6 Antiqu. Hell. nro.
2285 (vgl. Burs. I. I. p. 277 anm.) führt. Ausserdem erwähnt
Phikistrat. V. Soph. 11 , 5 , 3 : l^wiUyovxo f*h Sr} ig to h rtp
M§fmf*tut^ ^eaiQ09, o irj inü)v6fAa<na$ ^^yqmTttlov (vgl. auch
fUd. 11» 8, 2) ein theater als Versammlungsort einer gesellschaft,
die mr seit des Herodes Atticus den Sophisten Alexander hören
3) Dass es vom 3ten jahrh. an auch ftlr lehrvorträge der philo-
m^e« iMmatat sei, sucht Wachsm. 1. 1. p. 635 u. a. 1 naA\iL\rN^\&^iL.
,100 JfaJbresberickte.
will. Näheres ist ans nicht bekannt, naaentlicli ist sein TerUk-
DISS zam Dionjsostheater, auf welches ich abweicbend Ton Wieseler
Philostr. Vit. Apoll. IV, 21 mit Mommsen hesiehea Bodite, dss-
kel. Ob es zunächst nach Wieseler fiir sceniscbe «affoliniBgs^
oder nach Curtius (Erl. text p. 43) und Wachsmnth (I. 1. p. 671)
für vortrage der rhetoren bestimmt war, lasst sich nicht entscM-
den; dahingegen hat man mit aller Wahrscheinlichkeit den Romt
Agfrippa fur den erbauer zu halten (vgl. Bursian I. 1. I, 292). In
Piraeus gab es nur ein theater, das Dionysische, wie jetzt 9b«-
einstimmend angenommen wird (s. anm. 103 und Wachsm. I L
p. 320, a. 2 und 3); es existierte schon zu Kuripides' zeit (Aeliai.
Var. hist. II, 13) und wird von Thucjdides (VIII, 93) erwäbat
Seine stelle ist genau angegeben anf den zweiten blatte von Curtiu'
sieben karten. Die existenz eines theaters zu Eleosis (anm. 111)^
dessen zeit sich allerdings nicht bestimmen lässt, ist erst seit kw-
zem bekannt (Epbim. arch. 1860, uro. 4082); ziemlich erhalttt
Ist das theater in Thorikos , über dessen , durch höchst anoMk
formen ausgezeichnete, cavea Wieseler Denkm. d. b. I, 25 nti
p. 7, sowie Bursian I. I. 1, 353 nachzusehen sind. Wahrscbeinlidi
hatte auch der demos Phljeis nach Isaeus de Ciron. hered. §. ii
ein theater. Von solchen in andern demen ist nichts bekaoit;
vermuthungen s. in anm. 117 und 118. In betreff der Stadt Ss-
lamis wird von aufführungen erst in Inschriften ans der zeit nsck
Ol. 123 (C. I. Gr. 108. Bph. arch. 4097, v. 57) bencfatet; m
steinernes theater darf indessen mit Sicherheit als früher bestehcsd
angesetzt werden.
Der Verfasser handelt nun zum Schlüsse des abschnitte! noch voi
den gebäuden und anlagen, welche den sogenannten Dionjsisdrts
kUnstlern zu ihren Übungen und andern zwecken dienten. Leider
giebt es über diesen interessanten punkt nur sehr wenige und ai-
bestimmte nachrichten , so dass wir wesentlich auf combinatioaca
angewiesen sind. Was Sommerbrodt seiner zeit darüber gesagt,
haben wir Phil. 23, p. 534 mitgetheilt. Im einzelnen wird nan bmchtit
1) über das sogenannte „haus der Meliteer*'; Res. MihrioiP oho^i
h TW Twv Mtl^jiwp driiJKa ohog tjr nafifisyi^riq, dg op of igayiifiol
ifAeXftfüv. Phot. MiXniwv (Cod. Dresd. M^lnimv) olnoq: h t^
irit^w nafifAByi&rjg ^v olxog, ilg ov of rgayrndol q>onwvng ifAiXi-
Twv! Et. Magn. p. 576, 39 und Theogn. in Bekk. Anecd. p. 281,
25: MfXfToipy otxog, Iv ^ ol igaytpioi Ipukirtav* Aus dieses
verschiedenen lesarten stellt Wieseler im anschluss an Forehhammer
Topogr. p. 84, anm. 140 aTs ursprüngliche form der glosse etwa
folgende her: MfXsniSv (oder MtXfTtiv), ohog* MfXijiwv Ir i^
Si^fAM xtX. Ob Zenob. Prov. 11^ 27: tjv Jl ovfo^ o ohog 9*iyttq
tlg inoSox^v rgayatSdiv fAiC&ovfAtvog hieher gebort, ist zwei-
felhaft: vrgl. jedoch Bergk bei Mein. Com. Gr. Fr. II, 2, p. 994.
2) berichtet Philostr. Vit. Soph. II, 8, 2, p. 251, 25 ed.
layi. TOD einem „ratiibause der konstler'*: 6iaX$n(iv dl (Dämlich
i«r sopbist Pbilag^roB) iifkiqag tog tixtaqaq naqriXd^iv tg td TcSr
^imiav ßovXitmiiftoP, o Ji) (fi*oS6firita$ naga tag tov KtgafAnxov
Jiilag oi mQQW jwr Imdiav, Bursian 1. I. I, 290 Dennt das-
Mlbe »TenanmluDgsbans der kÜDStler und handwerker*' und fugt
Um „oflfenbar das alte rathbaus des vorwiegend aus solcben be-
ildieodeo demos der Kerameis*^ Vgl. Wachsmutb 1. 1. p. 264.
3) spricbt Atbenaeus V, 48, p. 212 d. e von einem ,,ge*
■eiosBmen beerde" und „bezirke'* der Dionysischen künstler : vm^v-
tffw d^ avjdi (dem Atbenion) »al cl tkqI tov JUwifov xtjiylTm,
m SfyfXor tov viov JtovtSaov (des Mitbridates) xaXovfiig inl
n^r xoiy^v icttuv xai ia$ mgi ruvtfip sv^ug r« xal cnowSäg. —
h ik tij^ u^ivH Tiav Tf/nroiv ^vatah t' inrnXovvro ini j^ ^yi&rj-
fiwog rtuQovafa xai fniä xi^gvxog nQoava^wvtjütwg cno%daL
Boniaa I. I. a. 2 meint, dies lifAtvog bange mit dem erwähnten
j}«»üivii7^iov 'der nx^Tray, zu denen auch die Dionysischen künstler
gdiort hätten, zusammen. Lüders indessen 1. I. p. 72, a. 132 will
«se 80 enge Verbindung des avvodog der itx^ixM mit den band-
werkern nicht anerkennen, weil dieselbe nicht erweislich sei und
Athen, deutlich sage, die Dionysischen techniten seien in ihren
teapel gegangen, um dem Mitbridates zu opfern.
Hieher gehört noch folgende stelle des Pausanias (1, 2, 4)
Uwr das bans des Pulytion : ^ ii biqa twv otoo/v fx^$ fih Uqa
Mvj ^f« di /vfAvdffiov ^Egfiov xaXovfitPOv, itnt ik iv aiifj xai
n^vkviCawog otxCa, xa&' ^v nagd r^r h^EXtvotvi dqSitfün xiXa^v
*A^^a(iity ffaalp ov tovg ä^avifftdrovg* In^ i^ov di äviUo J^o-
nNM9. Jtopvffor 3i ravtov xaXova$ MtXnofMvov ini Xoytp xoi&dB
V imUipnig ^AnoXXwva Movffayirriv • • • • furä 3i ti tov Jio-
^ffn jifitpog iCTtv oXxrjfJM äydifiaxa ^ov Ix mjXov xrX.
Ad diese nachrichten knüpft nun der verf. folgende vermu-
IhiiigeD. Zu Dächst ist er der aasicht — wenn ich anders den
etwas Doklarea ausdruck p. 184 richtig verstanden habe — , dass
fa Dionysische temeoos des Pausanias identisch sei mit dem bei-
Kpa bezirk der künstler, von dem Athenäus spricht. Br stützt
ach dabei auf die im Dionysostheater gefundene sesselinschrift
(Vischer Bntd. p. 19, uro. 18): ^hgitog J$ovvaov MiXnofAivav
b 7«p«*TCtfV. Wenn nun auch diese combination wahrscheinlich ist,
» kann sie doch oicht als bewiesea gelteo, da wir einerseits nicht
riaseD, wie lange jenes von Athenäus erwähnte heiligtbum existiert
tat, andrerseits ebenso wenig kenntniss davon haben, wann der
oa Pausanias erwähnte bezirk dem Dionysos Melpomenos geweiht
it Gegen eine ähnliche vermutbung Wjicbsmutb's (Rh. mus. XXIII,
. 50), welcher das temenos des Atftnäus auf grund derselben
mebrift dem Dionysos Melpomenos zuweisen will, bat Lüders I. 1.
. 71, a. 130 geltend gemacht, dass die Verbindung dieses gottes
lit deo Dionysischen künstlern nicht ao eng gewesen sei, iaaa ^t
nicht auch noch andere prieeter gehabt habe (s. b, aoa imk g«-
seblechte der Euniden, vgl. Vischer 1. I. p. 19, bto. 24), uwk
Wachsmutb selbst hebt jetzt (D. st Ath. l Alth. I, p. 215, a. 4>
hervor, dass nos die läge des hains der Dionysischeo kttnatler m*
bekannt i«t. Wenn Wieseler sodann das haua des Paljtioo «it
dem nbungsbause in Melite identificierC, so ist 4as recht wub
scheinlich , da das erstere ebenfalls im demos Melite gelegea »
haben scheint (vgl. Bursian 1. 1. p. 279). Wacbmnutli I. L p.2i5
begnügt sich , das übungshaus mit dem beiirke des Pauaaaiai m
Zusammenhang zu bringen, ohne Wieseler's weiter gehender vir-
muthuDg beizustimmen. In der that ist auch der beweis schw«
zu erbringen. Die identificierung endlich des ßovlivtiiQ&op, weldMi
von Philostratus an das dipjlon verlegt wird, mit dem üboogi»
hause im demos Melite weist der Verfasser mit recht zurück asA
bemerkt dabei mit berofung auf die in Pei^^us für die Dionjii-
sehen künstler existierenden gebäude (über welche indessen Loden
1. I. p. 22, anm. 51 abweichende ansichten ausspricht), dass da
solcher überfluss von gebäuden für diese genossenschidfit nicht b^
fremden dürfe. Im einzelnen denkt er sich die sache so, dass Pi-
Ijtion's haus bald nach der dort vorgegangenen entweihung dkr
elensiuischen mysterien dem Dionysos geweiht wurde. Nun giagoi
die Schauspieler, welche ihre Wohnungen anderswo hatten, sa ihrai
Übungen dorthin (g>onüvTig Phot.); als sie aber nach Alexander*!
zeit immer mehr die geltung von priestem erlangt hatten, wni^e
wenigstens einem theile von ihnen dieses haus zur wohaong angf*
wiesen. Vor Alkibiades' zeit wird es kein eigentliches übangsha«
gegeben haben. Das zeugniss bei Bekk. Anecd. p. 72, 17: x^^
fMV i Tonoq, Iv&a 6 x^Q^T^^ ''^^^ ^' X^Q^^S *^^ ^ov^ iTtOKQni^
Cvvä/wv cvt'iXQOTHj wcIchcs mit grosser wahrseheinlichkeit vi
die früheren zeiten zu beziehen ist, zeigt, dass der chor^ dai
lokal für die einübung der Schauspieler besorgte; oder es gab aaik
der Staat, vielleicht durch vermittelung des theatronea (Boekk
Staatsh. P, 308) dasselbe her, am einfachsten durch ttberiasrasf
eines zimmern im theater. Je weniger die choregen im stanzt
waren besondere leistungen zu übernehmen ^ desto mehr wird mv
für ein öffentliches local gesorgt haben; von einem solcbmi mr
einübung tragischer chore findet sich indessen zu Athen keine
spur. Wenn Ross Archäol. aufeätze I, p. 241, anm. 40 vermnthet
hat, Vitruv V, 9 sei darauf zu beziehen, ao hat der verfiMser diese
ansieht mit recht (anm. 134) zurückgewiesen. Zum schlnaa des
abschnittes wird endlich noch bemerkt, dass wahrscheinlich die fir
die Dionysischen künstler bestimmten ankigen sämntlicben Atheni-
scheu techniten sowie alled theatern Athen's und der umgegeod za
g^te kamen. Es wird aus dieser kurzen Übersicht zur genüge er-
hellen, wie sehr man sich hier auf dem bodea der conjector be-
wegt ; was wir aus directen Zeugnissen wissen, ist nur sehr wenig.
JiiMsIiericbA S9$
Dar iBhalt 4m UL ahscboittes, welcher vod p. 186 bis 202
m übersiebt der theater id den landerii mit griechischer bevöl-
•nog und cultar ausserhalb Attika's giebt, liegt von deo sceoi-
tbeo altertbümero im eogereo siooe, mit deneo sich diese blatter
wnngtweise %u bescbäftigeo haben» einigermassen ab, so dass wir,
(hgesehen davon, das« es untbunlich sein würde aus dieser ganx
gabeBten fülle von material einen gedrängten auszug zu geben,
Nbin aua jenem gründe es vorziehen unsere leser auf den artikel
kt «aejclopädie selbst zu verweisen und uns sofort zum IV. ab-
idMUtle wenden, welches von bau und einrichtung des theaters
Udelt
Dieser zerfallt in zwei unterabtheilungen : A. theile des
theaters, ihr name und ihre bestimmung (p. 202 bis
Ul), und B. bauliche einrichtung des theaters in sei-
sea gewöhnlichen zustande (p. 231 bis 256).
Nachdem der Verfasser zunächst eine kurze Übersicht über die
kspttbeile des theaters gegeben hat, handelt er (p. 203 bis 206)
ttsr die thymele. Da wir jedoch die von Wieseler im jähre
1847 veröffentlichte schrift : „Ueber die thymele des Griechischen
ÜMiterB, Göttingen 8.«' bereiU Phil. 23, p. 337 bis 345 ausführ-
\Uk besprochen haben, so übergehen wir die hier gegebenen aus-
fikningen und beziehen uns auf das dort gesagte.
Neuerding^s hat jedoch Wecklein im zweiten abschnitte von
ir.2 (1. 1. p, 439 f.) die Wieselersche theorie über die thymele als
bktk nachzuweisen und G. Hermann's ansieht von einem in der
•itbestra aufgeschlagenen, oQx^atqa genannten, brettergerüst zur
fBÜnng zu bringen gesucht. Er geht dabei von der behauptung
IM, das« die der Wieselerschen ai^umentation zu gründe liegende
Mb*) dea Suidas und Et. Alagnum in der form des letztern am
«iprnnglichsten erhalten, aber auch da schon verstümmelt sei.
Hiater (Taci/yi) tj sei eine lücke, und die worte Iva aaipianqov fXnia
M^ten, dass eine andre erklärung von ox^yif dort gestanden habe;
Mt Siiidas sei denn cxrip^ ^ als sinnlos ausgefallen. Diese zweite
idJirang habe besagt, dass axtivi^ die bühne und irnqucxr^vha der
B^ Ti|y cwiivipf inodtdHyfiivog lonog jaig tlg top uyuiva na-
wtuwtis (Schol. Bav. ad Dem. Mid. 17) sei. Hienach sei die
H^ilt^a nicht die bühne, sondern das tanzgerüst des chores und
it Ühymele behalte ihre von jenem gesonderte Stellung.
4) JTop^ i<Fuy 17 ftifffj &vQa tov ^targov. nugamc^yta (negHtx^yia)
I im Iv^fr *ai fy^ty (fydo&§y) i^s /iitn/g 9vgaf ijalxa xdyxtlXa). tva äi
0I &») caif4engüy tXnia {ünoiyri ^) fuia yt^y cxtjyijy iv&vc xai ni ntt^
MaKfa^Mi (mgun^yta) 17 o^/ifcrijpa* avjti di iifny 6 tonog ö ix aayidtoy
my to idtt<f>os, aif>* (if^*) ov ^tttigi^ovffty oi fUfiof hfn {ilra) fiitd rijy
ffm^ay ßätfÄOf {^y) 10 v Jtoyvaov {ntgdytayoy olxodofiiffia xiyoy ini tov
MMr)^ dt (o) xaUiTai &ü^iXtj naga to ^c»v. fitra dt li^y ^fiiXtiy y xoyi^
p« (of;|nf«V|po), rovWcm to xäita ^datfog tov sfidtgov. Die Zusätze und
ri^«iAit des JSt. Magn. habe ich in klammem eingeachloa&en.
804 ial^esbendif«.
Die frage, welche fassung der stelle die ältere um, nC
schwer zu entscheiden. Während die worte (nrijyi) ^ nod die
utQaywvov olxodofjtrifia xivöv xrX. für die priorität des Bt. j
zu sprechen scheinen, charakterisieren sich die worte jjfoAxa wdpatllm
leicht als späterer zusatz und in mehreren stellen ist SuidM af-
fenbar richtiger. Giebt man nun auch das yorbaodenaeb cuir
liicke zu , so fragt es sich doch noch sehr , was ausgefallea 'wL
Habe ich mit meiner weiter unten zu erwähnenden aonahaie, da«
die worte Iw&iv xai iydtv x%q (M4criq ^vqitq die decomtioiiea •■
beiden Seiten der hinterwand bezeichnen, das richtige getroffen, st
geben cxfivji und nagucx^via nur den begriff der hinterwand, aal
es ist dann doch sehr gewagt anzunehmen^ dass durch tm tftefl^
liQov hXnta eine ganz dem frühern widersprechende erklärung eia-
geleitet worden sei; man hat vielmehr vorauszusetzen, dass di«M
zweite erklärung lediglich die erstere in deutlicherer form wieder»
holte, woraus sich denn auch der ausfall dieser worte bei Suidai
leichter erklärt. Auf der ergänzung dieser lücke beruht aber dis
ganze deduction Wecklein's, und wie ich nicht glaube, dass do^
selbe in seinem verfahren glücklich gewesen ist, so kann ich aad
die sonst so gut beglaubigte theorie Wieseler's in dieser wwi
nicht fur erschüttert erachten. Vgl. unten meine bemerknngea nr
achten bedeutung von cxrivri und zu den jtaqaax^vm, so wie Wie-
seler's anm. 46 auf pag. 211.
Es möge hier sofort angeschlossen werden, was Weekkia
p. 442 über die Charonische stiege sagt. Br verlegt dieselbe aick
Poll. IV, 132 in die orchestra, da dei^leichen vorrichtangea fiir
gewisse fälle des auftretens des chors nothwendig gewesen M
dürften, und jedenfalls habe diese Vorrichtung in Verbindung wk
jenem , oqx^GJQa genannten , hölzernen gerüste gestanden. Die 7
bis 8' betragende höhe desselben habe hingereicht, um in doi
räume unter dem boden sowohl personen den aufenthalt zo ge-
statten, als auch die fragliche Vorrichtung anzubringen. Mi^ aack
im bunten Wechsel der dramatischen scenen einmal ein geist wd
der thjmele — denn so muss ich die Wecklein'sche igx^^Qct ■■*
deuten — erschienen sein — obwohl das im höchsten grade at-
wahrscheinlich ist — ; jedenfalls muss nach den Worten des Pollai:
al di x^Q^^^^^ xUfAaxig xara icec i» rwv liwktwv Mad'6imig
xitfA^vav ja iXiwika an aviwv avanifjLnovd die charonische stiegt
auf der bübne gesucht werden. Pollux denkt gar nicht an die
orchestra ; xara ist wie in xccia xddtJOP = ad perpsndtciiiiiM a
übersetzen, und man bat eine den treppen zwischen den Sitzreihen
entsprechende läge anzunehmen. Vgl. J, p. 336 und Sommerbfodt
in nro. 3, pag. 513 ff.
Hierauf spricht der verf. kurz über die schauspielerbnhne
[pxqtßaq , svggesiua , piilpittim oder ftvA]^%%%u , ßrifAU , loyMP) und
wendet sich dann (p. 207) zu einer ausführlidien erörterung der
Jahresberichte. 305
cnchiedeneD bedeutaogeo des Wortes axfivij, bei der wir etwas
änger ferweileo miisseo. Da cxfimj oboe zweifei mit <nr»a zusam-
MBUbigt (vgl. Curt. Gmndziige d. Gr. etjm. 4 aafl. p. 168), so
■I der groodbegrifip des wertes zunächst der eines schatten bie-
bedeckten platzes oder bans, dann der eines zeltes oder
i; aofs theater wurde , wie man annimmt, das wort
_ I, da die dramatischen auffiibning'en ursprünglich unter
iiaMi baumdache oder einem zelte aus baumzweigen oder vor
emoi solchen vorgegangen seien , wie sie im bakebischen culte
etwas gewöhnliches waren. Alles dieses wird anm. 25 — 30 mit
ächriftlichen und bildlichen quellen bel^t.
Im theater bedeutet nun axijvi^ zuerst den bedeckten räum,
Tsr welchem sich der eigentliche Schauplatz der handlang, die
Ukae, befindet y und da die Zuschauer von demselben nur die vor-
dwwaad erblickten, zweitens auch nur diese wand. In den
nyreichen stellen, welche vom verf. anm. 31 bezw. 32 für diese
Wsstnngen angeführt werden, ist es, wie derselbe selbst bemerkt,
, acbt immer möglich zu entscheiden, welche von beiden anzunehmen
iri; Im gaazen stimme ich mit der den betreffenden stellen gegt-
koea beziehnng überein, indessen kann man hinsichtlich Phy larch.
M Athen. XIV, 3, p. 614e: Jfifii^jqtoq o noXtoQxtiTtig — jr^v
Amfiuxov ailiiv xaifftixSg cxfivqq ov6iv d^atpiqnv iXiyip * raviu
f hioiwv h jdvffffj^axog , iyd totvvv, i^rj, noqvtiv ix iQuyixr^g
Uip^g oix ioQOLXu i^iovCav uAd Plut Demetr. 25: Xoi6oQwv dg
lif tQwra zfjg Aafitag IkiyB vvv tiqwjov iwgaxivM noQvtjv nQOiQ-
J^^miv ix tQu/ixijg Cxtpf^g, welche auch für die erste bedeutung
aogefnhrt sind, zweifeln, ob in denselben wegen der offenbaren ge-
gcsiiberstellung der xwfuxil und tgayix^ (fxrjvij nicht gerade eine
kngnahflM auf die decorationswand zu sehen ist. Ueber Eustath.
li 11. p. 976, 15: to iyxvxXtjfia — firixdvrjfAa ^r vnoigoxov, if
A üiixpvTO ja ip ifi cxkvfi f ^sxrivfi habe ich bei gelegenheit des
hgUhilia (PhiL 23, p. 330; vgl. ebds. p. 298) eine abweichende ansieht
imgCBprocheo, die ich auch der Verbesserung des Verfassers ge-
ganöber, der cxtvj^ für cxinfi lesen will, aufrecht halten zu sollen
glaabe. Doch kommt auf diese Verschiedenheiten in der auffassung
weolg an; dass cxrifti beide bedeutungen hat, ist ohne zweifei
rjditig» in der letzteren, wofür die Lateiner auch fnms scaenae
mgtn, kommt es bei den Griechen aber nur bei lexikograplien vor,
rad auch bei diesen nur so, dass zugleich an die decoration ge-
lacht werden muss oder kann (anm. 32). Drittens wird, indem
laa die bedeckten seitenräume der bühne als integrierenden tlieil
es bedeckten raumes hinter der biihne betrachtet, der name axijyij
■f das ganze bühnengebäude Übertragpen. Von den beweissteilen
■■I. 36) kann ich folgende unbedenklich anerkennen : Vitr. V, 8
r, 2) an erster stelle; V, 9, 1 ; 9, 9. Festus u. orchestra p. 181 M.;
üiwedcs 111, p. 487 P. und die von Wieseler a. 146 gebesserten
naioleguM. XXXV. bä. 2. 20
306 Jaliresberichte.
stellen des Isid. XVlll, 42, I und ibid. 43; audi 44. Umgtfi
nehme ich die hedeutung bühne an bei Vitr. V, 3, 8; 5, 3; I
2; 6, 8 (da Rose und Müller - Strübing iti scaenam lesen); 8 C
2) an zweiter stelle. Bei demselben V, 5, 1 (Wieseler bat falsdi
lieh 8, 1) bleibt es zweifelhaft, ob bühne oder fnns Moamiae w
verstehen ist. Viertens bezeichnet cxjjyif die bühne selbst, wob
mit vollem rechte belegsteilen nicht weiter beigebracht sind; sii
kann ich der bemerkung (anm. 37), dass Vitruv «ctt^Na in dieM
sinne nicht gebraucht habe, nach dem gesagten nicht beistisuses
Fünftens scheint crxijrj; auf das sonst fÄfJX*^pf] (s. Phil. 23, p. 3^'
genannte gerüst bezogen worden zu sein: vrgl. Phot, und 8sii
2Quyix^ (TjtijyiJ,- Kt. M. p. 763, 27; Tim. Lex. Plat. p. 259; Ar
rian. Disp. I£pist. Ill, p. 449; Julian. Or. I, p. 4a — ftelka
welche auf Plat. Clitoph. II, p. 407 A zurückgehen, wo in eni
gen handschriftcn statt fAfJXc^vfiQ „<rx^i'^(^* gelesen wird. 1st dies dr^
richtige lesart, so ist es freilich nocli fraglich, ob. Plato naaic
telbar die ftrixavif mit diesem ausdrucke bezeichnen wollte, sdc»
nur im allgemeinen an die bühne dachte, auf der die fn^j^arif ge
braucht wurde. Im letztern falle würden die lexikograplieo ai
ihren angaben geirrt haben. Sechstens geht unser wort, i*
die bühne dem theater, andern gebäuden für öffentliche spiele g<e
genüber, eigenthümlich ist, auch auf das ganze theater über, li
betreff der in anm. 39 angeführten beweisstellen habe ich zn be
merken , dass der gegensatz von Aywvig axtjv$xo( gegenüber des
aruSiuxoC oder yvfAvixoC, und von scaena und areua bei Suet. Tib
35 nicht notliwendig auf die hier angenommene bedeutung t»i
cxrj¥i^ zurückzuführen ist. Die siebente bedeutung, wonach cxtfri
von der dccorationswand und der hauptdecoration selbst , ja «vc:!
von den periakten gebraucht wird, schliesst sich eng an die zweit:«
an (vgl. anm. 40. 41). Endlich achtens bedeutet Cxtivii di^
mittelthür ^) oder den mittleren Zugang zur bühne nach Suid. s. ^
5) Hier möge kurz erwähnt werden , was Wecklein im HI. ftV-
Bchnitt von nro. 2 über Pollux IV, 124 ausführt. Durch analyse de^
stelle: r[t$üiy dt rwy xam i^y axrf»^^y ^V(}t!iy j fiiffij fitp ßucUu^y f «vv^
Ittioy ^ olxog fydo^og $ nny tov ngvjiaytüyumvyro^ rov dgttfi€not, 9 ^
dt^tit tou dfvnQayvjytaTovyrof xamyuiyioy if dt agtartga rd §vuli&iany
t^th ngoaianoy ^ Ugoy i^ijQijfiiofiiyoy i aotxof iany, iy dt rgay^fidi^ | fiVf
J«{ift ^vQtt |«y(üV icny, ttuXT^ dt 9 kma, ro di xliatoy iy xm/i^i^ s«-
Qdxntat nagä li^y olxiay , nagantraüfian dijlo^fnyoy xrL sucht er den
satz wahrscheinlich zu machen , dass Pollux bei den angaben über
die thüren eine scaena tragica, satt/rica und comiea im sinne habe, wie
sie Vitruv V, 8 beschreibe. Demnach bezieht er ohne zweifei richtig
die ausdrücke ßaaiXitoy, ffn^fttoy und olxog fydo^og auf die tragOdie
bezw. das satjrspiel und die neue komödie. Die linke thtlr erhalt
zunächst die allgemeine bezeichnung als aufenthaltsort f&r den trita
gonisten {tunkiciaioy nQoaainoy) , welche etwas später durch den zu
satz erklärt werde, dass sie in der tragödie zur sklavenwohnung («J^
Jnhresbericlite. 307
*n^^ (s. oben pag. 303, anm. 4). Vgl. Phil. 23, p. 338. Da es nun
118 verschiedenen gründen wahrsclieinlicli ist, doss Suidas von dem zur
tiffiihriing ?on dramen liergericliteten theater redet, so bezeichnet
ir Bit cxfjvr/ die bau|itdecoration , welche sich in der mitte des
linterg^odes befand und benennt diesen theil durch das hervortre-
iftadste, nämlich die grosse mittelthür, die in der tragödie meist
ycbtbar war; und in sofern die decoration des centrums wesentlich
fai Schauplatz der handlung bestimmte, kann es nicht wunder nehmen,
«■dl die thür allein als axijpij bezeichnet zu sehen. Somit ist,
wcDBgleich diese notiz vielfach bedenken erregt hat, doch kein
gnsd vorhanden, an der richtigkeit derselben zu zweifeln. Wie-
■eler nimmt indessen die sache etwas anders, als sie im vorste-
henden dargel^t ist, indem er nicht bloss an die in der mitte des
hintergrundes befindliche decoration denkt, sondern unter (nrjjvjf die
gaumtsumme der vor der hinterwand angebrochten decorationen
versteht. Wenn nun auch, sagt er, unter dieser Voraussetzung der
gebrauch von dvQU sich recht wohl erklären lässt in allen denje-
aigeo fällen, wo nur eine thür in der decorationswand dargestellt
wir, so war derselbe doch unmöglich, wenn deren mehrere vor-
kttien; dann musste man von mehreren thüren sprechen oder ein
wort gebrauchen , welches ein portal mit mehreren durchgängen
beieichoete. Und dass dies letztere wirklich der fall gewesen sei,
mmU Wieseler aus drei stellen nachzuweisen, in denen das portal
«Isrch die ausdrücke al fiiffup d^vgui, ul nägodot und o nvXuiv
bcxeicbnet werde. Es sind diese stellen aber desswegen misslich,
weil wir aus andern quellen nicht im stände sind nachzuweisen,
woher die dort genannten personen aufgetreten sind. Da somit
der feste ausgangspunkt fehlt, wird man die stellen auch ander-
^rgoitulum) führe ; Ugoy i^tjQtjfnofiiyoy und aontos bezogen sich auf das
atjrspiel und die kom6die. Der umstand, dass aucn eine bestim-
muDg für die rechte seitenthQr in der tragOdie nachfolge, erkläre sich
<^rau8, dass Pollux fQr diese zuerst auch nur eine allgemeine bestim-
mnog gegeben habe. Der ausdmck noixog werde endlich durch den
SQiats rd (ff xlimotf xiL erklärt. Dabei ist jedoch hinsichtlich der
werte nuf^anmcfum dijlovfiiyoy übersehen, was Wieseler in den denk-
milem d. bühnenw. p. 81 zu X, 10 ausführt. Diese behandlung der
itelle hat viel ansprechendes; indessen lässt sich dagegen geltend
ffladien einmal die grosse confusion der ganzen anordnurg , sodann
daas nicht angegeben ist, welche bedeutung der rechteu thür im sa-
fynpiel und in der komödie zukommt, und endlich dass das xliaoy
sJs complex der wirthschaftsgebäude doch zu dem städtischen hause
ies angesehenen attischen burgers , wie es die neuere komödie for-
lert, kaum passt. Ueberhaupt kann nicht genug betont werden,
lass man bei Pollux aus der anordnung der im einzelnen so schätzt
mren notisen nur mit der grOssten vorsieht Schlüsse ziehen darf.
Hebt PoÜux nicht selbst genau das verhältniss seiner einzelnen
Achrichten zu einander an, so ist gemeiniglich nur ein loses aggregat
nzQBehmen.
20*
308 Jahresberichte.
weitig deuten können. Zunächst handelt es sich um das aaftret
der phallophoren. Semos sagt bei Athen. XIV ^ 16, p. 622d:
ds ^a}Jioy)6QO& — nagiQxovrat ot /abp i» nagodovy of ii ga:
fiiaag lä^ ^v(^ag ßahovtsg iv ^o^/u^ xal Xiyopieg* Ool Bä^x^ n
Hier, meint Wieseler, bezeichne der letztere ausdmck nicht umm'
telbar die einzelnen in der hinterwand befindlicheo thiireii, soodci
die hinterwand als portal für mehrere thüren; hätte Semos je«
gewollt, so hätte er auch sagen müssen „durch die Seiteneingange^
Doch ist uns nicht bekannt, ob nicht wirklich der eine theil d<
phallophoren nur aus dem einen Seiteneingange gekommen ist, u
ausserdem würde ja auch nach einem ganz bekannteo sprachgi
brauche die eine roittelthür recht wohl durch den plural ii f^^
&VQM bezeichnet werden können. In der zweiten stelle sagt Pk
tarch von Demetrius (Vit. 34): aitvQ 6i xataßu^* wotkq ol rp«
ytaiol Siä Twv uvw nagodwr xrA. Obgleich ich mit Wieseler as
nehme, dass Demetrius aus der grossen thür in der mitte de
hinterwand hervortrat, kann ich der ansieht, dass diese durch jw
ccvcu naqodvDv als ein grosses portal gefasst werde, nicht bei
pflichten, denke mir vielmelir die sache folg«ndermassen. Ks w«
sitte, dass die redner im theater von der thjmele (s. oben) benJ
sprachen ; auf diese gelangten sie gemeiniglich nicht von der bohac
her, sondern durch einen der eingänge in die orchestra (vgl. Wie-
seler p. 170, namentlich anm. 127). Demetrius hatte gründe, wie
die Schauspieler aus einem der Zugänge zur bühne au&utretea;
aus welchem, wird nicht bestimmt gesagt, wenngleich unsere obig«
annähme sehr wahrscheinlich ist Plutarch kam es darauf an, die-
ses hervorzuheben, und darum sind die worte Sm nSw avm nuqo-
dwv nicht mit xaiaßäg, sondern mit äamg oi rgaytpdol zu ver-
binden und für eine unmittelbare bezeichnung sämmtlicher auf die
bühne führenden thüren zu halten, die ja alle je nach zeit osd
umständen von den schaus|)ielern benutzt wurden. In der drittes
stelle endlich berichtet Semos bei Athen. XIV, 16, p. 622 b: oi il
ld^v^aU.0^ ciyfi iivt, jov Ttvlwvog ilaaXd^ovftg, oiav xara fkitnpiiif
iQXqctQuv yivifivja^y imCiQirpovC^v d^ jo ^iaigov, Xiyovt§g xrX.
Wieseler meint nun, die ithyphallen seien wie die phallophorts
uuf der bühne aufgetreten — worüber wir übrigens aus anders
quellen nichts wissen — , ergänzt daher zu dgtXd^ovng nicht r^
oQxriciQav, sondern nimmt dieses wort in der gewöhnlichen tkea*
tralischen bedeutung „auftreten^' und erklärt imifiQi^owfty dg n
SiajQov als „sich mit Worten an die znschauer wenden*^ Es liegi
auf der hand, dass es sich hier wesentlich um die frage handelt
ob die letztere Übersetzung haltbar ist. Ich kann das nicht an
nehmen, da sie sich meines wissens durch verwandte stellen nich
stützen lässt, und glaube daher die deutung „eine schwenkuni
nach den Zuschauern hin machen" festhalten zu sollen. Bine solch«
bewegung würde aber ganz unverständlich sein wenn wir nvlii
Jabresbericb^e» Mft
Ib hioterwand ini siane eines portals fassen wollten^ da dann die
dijphallen^ in die orchestra gelangt, den Zuschauern von selbst
(egenöber stehen würden. Es bleibt daher wohl nichts anderes,
ibrig, als ein auftreten durch einen der eingänge der orchestra an-
naebneo, wobei denn allerdings nicht bestimmt ist, durcL welchen
4» beiden ^). Alle diese stellen scheinen sich auf das theater-
gebiade ohne decorationen zu beziehen^ Wieseler meint aber, dass.
bei Arist. Bth. ad Nie. IV, 2: olov — xwfACpSoTg X^Q^Y^^ ^^ VI
mgoiip noQfVQUP dtftfiqwv, utamq o% Me/aQt7g auch beim deco-
mrten theater sämmtliche Zugänge der bühne durch ndqodoq be*
Mtcboet seien. Es scheint mir das nach dem vorstehenden bedenk-
fieb, und icli schliesse mich lieber an die frülier vom Verfasser
(Denkn. d. b. p. 81) gegebene erklärung dieser stelle an, der zu-
fiil§[e fl adgoiog die mittelthür sein soll. Wenn dann noch gesagt
wird, dass bei Schol. ad I^cian. Philops. 29: inl iwv d-iaTgaar,
fvAra T^ mtguSo^oy imrsXeta&at f Je» xal jiXioy ^e«y nCcttwg,
umdty img 7«^ muq' iminga tijg fAicrjg tov &(dTgov d-vgag
{anu 6{ ngog j^p ev&ituv tov detitgov irXtvgdy äyiwyetfayj ov
xul i axtiy^ xal ti ngoaxijvMy Icjt) fitixaywv dvo fAiuwgtJ^ofiiywv
f tS agamguiy dfoig xai ^guMg lyiy)dy$C^ nagiv^v xih die
mkI der bühne zu gelegenen wände der Seitenflügel wegen der in
joler an ihnen befindlichen thür als thüren bezeichnet würden, so
Tcraiig ich auch dieser ansieht nicht beizustimmen, da doch einfach
gesagt wird, dass die betreffenden Vorrichtungen sich über jenen
Üiirea befinden. Indessen thun diese Verschiedenheiten in der auf-
wog der lehre, dass die fiiatj &vQn „cxrivi^'* genannt worden
Mi, keinen eintrag.
Der Verfasser gelit sodann zu einer auseinandersetzung der
Meutungen des Wortes ngocxijuov über, wozu auch Wecklein
vo. 2, p. 448 ff. und Sommerbrodt nro. 3, p. 512 ff. zu ver-
gieichen sind. Die für das theater wichtigen sind folgende. 1)
kühne, und zwar als gerüst oder bau vor der cxriviq, indem man
fa gedielten boden mit einrechnet (vgl. Phil. 23, p. 309 ff.); zu
keaerken ist aber, dass ngoaxi^v^oy nicht bloss die bühne zum auf-
treten ist, sondern auch der unmittelbar vor der frons scaencie ge-
^geoe freie räum (vgl. anm. 66 und 67). Somit sind ngocx^v^oy,
fmpnf und Xe/fTov identisch , wie ich das schon a. a. o. ausgeführt
ibe^), indessen lässt sich dieser gebrauch des Wortes nicht vor
'olfbius nachweisen. 2) Als in späterer zeit für „bühne** das
d) Mein. Athen, bd. IV , p. 298 ad h. 1. erklärt npJuay als corh-
ffw, ex quo in orchesiram adiius patehat,
7) Nur ist das Phil. 23, pg. 310 über Sommerbrodt^s ansieht gesagte
eh ebds. 311 und Wieseler in anra. 69 etwas zu modificieren. Al-
;ding8 bat ngocx^y^v eine weitere bedeutung als Aoy«ior, wie i<jh
rt ans der Inschrift von Patara nachgewiesen habe ^ aber nicht in
nunerbrodt*s sinne.
310 Jahresberichte.
wort scaena üblich war, scheint proacaenium auch vom zn seh au er-
ruum, welcher ja vor der bühne belegen war, gebraucht wordeo
zu sein. S. Plaut. Poenul. 17 : scorUmi exoletum ne quis m
proscenio sedeat^). Claud. I^ud. Stil. II, 403: Pompetaiu» dabnat
quantas proscenia platistis, und zwar wahrscheinlich mit bezug auf
diejenigen silze, welche sich ganz in der nähe der bühne befandea,
etwa wie in den beiden theatern zu Pompeii (Wieaeler Deokn. i
b. II, 7 A und B) eine fortsetzung der sitzstufen zu bemerken iä^
deren Vorderseite der bühne parallel lauft. 3) Nicht ohne bedeokea
giebt Wieseler zu, dass nach Athen. XIII, 51, p. 587b, wo im
hetäre Nannion TiQOCxqvi^ov genannt wird, dieses wort auch fürte
vor der scaenae frons zur befestigung der decoration angebrachte
rüst- undr ahmenwerk gebraucht sein könne, wie ich das eben-
falls Phil. 23, p. 327 angenommen habe. 4) Wird für Cram. Anecd.
Parisin. I, p. 19: d fikv S^ ndvia i^ Al<sxvXio ßovXiiui x& mql
Tfiv cxrivriv evQijfjiaju nqooyifiHP, ixxvxXiifiaTa xul Tngidxtov^ xa^
fitixavug i^fjiargag n xal ngoCxi^via xai dKmyCag xal xfgavvocxü"
niiu xxk, ansprechend vermuthet, dass nqocxriviu die decoratioo»-
tafeln bezeichne^). Hier meinte Sommerbrodt, indem er nor bb
die bühne dachte (vgl. Phil. 23, p. 311, anm. 32), corrigieren zu sollcs
und schrieb nuquaxrina — eine Verbesserung, welche ich gego
Schönborn, der die für aufnähme von maschinen und decorationen
befähigte steinerne bühnenwand bezeichnet glaubte, vertheidigte.
Indessen schliesse ich mich jetzt lieber Wieseler an, der anm. It
treffend ausführt, es habe dem Verfasser dieser stelle offenbar oor
daran gelegen, die am häufigsten vorkommenden g^enstände des
maschinen- und decorationswesens , oder die, welche ihm als die
wichtigsten erschienen, hervorzuheben und auf Aeschylus zurückxu-
führen. Fasse man das wort in der angegebenen bedeutung, ^
erhelle auch, warum ngoaxijvia und S$(fuyfM zusammengestellt
seien; beide gegenstände beträfen die decorationen vor der hinter-
wand; die ngoaxiivia enthielten die in maierei ausgeführten, väb*
rend die diCuyCat zu denjenigen gehörten, welche nicht bloss durdi
maierei hergestellt werden konnten.
5) versucht Wieseler die bedeutung theater vor hang
nachzuweisen, indem er sich auf Duris von Samos bei Athen. Xll<
50, p. 536a, Suid. s. v. rtQOGxrjyiov und Sjnesius Aegypt. II, S
p. 128c stützt, und am schluss von anm, 73 noch andere erwä
gungen andeutet, welche nunmehr in dem sub nro. 5 aufgeführte!
Göttinger prorectoratsprogramm von 1866, pg. 5 ff. vorlieget
Wäre nun Wieseler's beweisführung zwingend, so müssten wir ui
8) Der verf. hält quis für verderbt aus quasi und &88t dann
proscenio als gleichbedeutend mit in conspeciu omnium,
9) Neuerdings hat Weckleiu in nro. 2 aus dieser stelle nachz
weisen versucht, Aeschylus habe die bühne erfunden, ist aber v*
Sommerbrodt nro. 3, p. 510 ff. widerlegt worden.
Jahresberiebte. 311
\Az alles aträubena (vgl. Pbil. 23, |». 327) dazu verstehen, für daa
riechiacbe theater einen Vorhang anzunehmen. Jedoch sind die er-
räboten beweisstellen trünimerhafte Überlieferungen, bei denen man
rat durch ergäozungen und eine reihe von Schlüssen auf einen
forhaog kommt, die also bei etwas anderer betrachtung zu andern
resultaten fiiliren: sodann sind auch die im prorectoratsprogramm
lusgefuhrten gründe durchaus nicht über jeden zweifei erhaben,
ind endlich erregt es von vorn herein kein günstiges vorurtheil,
bfls wir aus der zeit der grossen tragiker und komiker kein
Heileres zeugniss über das Vorhandensein eines Vorhangs haben,
nris doch bei der annalime eines solchen im höchsten grade auf-
lilieiHi ist, wenigstens haben uns die Römer, bei denen der vor-
bug üblich war, nicht ohne solche stellen gelassen.
Ehe ich aber auf 4ie beweisführung des Verfassers eingelie,
sind einige allgemeine bemerkungen vorauszuschicken. Ich habe an
laderer stelle (Phil. 23, p. 318) mich mit entschiedenheit dafür ausge-
tprodien, dass es den Cj! riechen bei ihren dramen wirklich um illu-
sioo XU thun war und dass deshalb der skenographie eine bedeu-
lende stelle im antiken bühnenwesen eingeräumt werden müsse..
ledocli darf man darin nicht zu weit gehen. Auch wir haben in
Boserem theater verschiedene dinge, bei denen alle illusion mit
imm schlage zerstört und uns deutlich ins bewusstsein gerufen
irird, dass wir es nur mit einem spiel zu thun haben. Man denke
M die diener, welche selbst nach den ergreifendsten scenen tische
lod Stühle wegnehmen, um eine sceneuverwandluug vorzubereiten,
m die Vorgänge bei der Verwandlung selbst und die mauipulationen,
!■ die neu geschaffene scene wieder für dos drama herzurichten.
tttn denke ferner un den Souffleurkasten , die so störende stimme
b Souffleurs selbst , die ganze cinrichtung des Orchesters u. s. w.
Hao hat neuerdings als unalogie mit dem griechischen theater mit
tdit die Oberanimergauer passionsspiele herangezogen. Mau höre,
m es dort zugebt. Forsch : das passionsspiel zu Oberammergau
I Baiern. Bamberg, 1870, p. 90, anm. 1 erzählt, duss nach der
Heu scene (Christi leiden vor dem geistlichen gerichte) manchmal
ise pause für das mittagsessen gemacht werde. Es sei interessant
■ leben, wie während dieser „neben Tyroler hirten, Schwäbischen
Mero, eleganten Müncheuer damen die kinder Israels aus der
fütty die rubbincr aus dem synedrium, die töchter Jerusalems u.s.w.
lebend und scherzend und die bekannten grüssend nach ihren be-
ibeideiien Wohnungen laufen". Alles dieses hindert natürlich die
(Schauer nicht, sich im folgenden acte wieder mit voller andacht
n eindrucke des gewaltigen Spieles hinzugeben. Wenn w i r
n an solchen dingen keinen anstoss nehmen, so brauchen wir
I den Griechen gewiss nicht mehr scheu vor ähnlichem voraus-
letzea, nomentlich nicht anzunehmen — und damit komme ich
ladast zu den punkten, welche Wieseler uro. 5 , p. 5 geltend
3 1 2 Jahresberichte.
macht — , doss die in einzelneo dramen hervortretenden aehwierij
keiteti, die Schauspieler heim beginn des Stückes in die gehörige
läge zu bringen, welche sich leicht durch annähme eines rorbangc
lösen lassen, nur auf diese art gelöst werden können. Der irtri
sagt I. 1.: Accedit , quod cavendum erat, ne scama prius contpkt
retWy quam aptum esset. Nee profecto in fabfdiSj quae aetaks
tulemnt, äesunt exempla satis tdonea ad probandnm, quod volumm
logeum ah initio oculis eortim , qui spectahant , subtractnm fum
(natürlich durch einen Vorhang). Dafür wird nun zunächst de
anfang des gefesselten Prometheus geltend gemacht Binverstaade
hin ich mit dem Verfasser darüber, dass Prometheus durch eis
hölzerne figur dargestellt wurde. Wie aber bei dieser annaha
der titane auch ohne Vorhang recht wohl auftreten konnte, liabe ic
Phil. 23, p. 520 und Philolog. Anz. 1871, p. 320 des weiteren aui
einandergesetzt. Die massive felsendecoration — massiv wegen de
schliesslichen katastrophe — war durch eine auf die mittelthur de
steinernen bühnenwand zulaufende schlucht (die ^qa/l^) in zw«
theile getlieilt. Da dieselbe eine schräge richtung hatte, so wa
es möglich die holzfigur vor beginn des Stücks im verborgenen s
aufzustellen, dass sie durch eine kleine bewegung an die richtig
stelle der anschmiedung gebracht werden konnte. Diese annaba
halte ich noch jetzt aufrecht und bedarf daher keines vorhaagi
Sodann beruft sich Wieseler (1. 1. p. 6) auf den Wächter im bc
ginn des Agamemnon , der sofort beim anfang des Stücks auf dm
dache liegen müsse, da er nach seinen eignen werten schon Torbe
wache gehalten habe. Ohne zweifei hat der verf. von moderaei
Standpunkte aus recht, sollten aber die alten anstoss daran geaosi
men haben, ihn erst bei beginn des Stücks aus dem hause auf da
dach steigen zu sehen? (vgl. Phil. 23, p. 521). Ferner wird der an
fang der Wespen herangezogen. Ich glaube aber, dass Xanthias a»
Sosias einfach 'auftraten — woher, ist nicht zu entscheiden —
und sich dann vor den äugen der Zuschauer zum schlafe nieder
legen; ebenso wird Bdeljkleon grade wie der wächter im Aga
memnon aus dem hause auf das dach gestiegen sein. Die znschaoe
werden hieran ebenso wenig, wie an dem hellen tageslichte, ao
stoss genommen haben, zumal sie v. 54 ff. mit den werten tpif^
VW xaieCnca rotg d-saruTg tov Xoyov eine vollständige zerstörasj
aller illusion hinnehmen mussten. Eine analogic bietet meines ei
achtens die einlege von Pjramus und Thisbe in Shakespeare
Sommer nachtstraom (V, scene 1), deren vielfachen unterschied vo
der Aristophanischen komödie ich allerdings nicht verkenne, doc
haben die worte des Prologus : Getilles, perchance yo« tmmder i
tlhis show u. s. w. und die später folgenden des Pjrarans: No^ %
tniihy Sify he should not u. s. w. so viel ähnliches in der dictk
mit mehreren aristophanischen stellen, dass wir daraas aucii ai
die ähnlichkeit des auftretens schliessen zu können glauben. I
Jabresberick te. 313
lieber weise vergleicht M. Haupt im Index Berolin. Winteraem.
r2/3, p. 6 Moliere: Molierii est exodium, actum primum anno
12y La oomtesse d*E8carbagnas. In eiits exodii scaena decima
mta haec dicuntur: „Madame, je viene vous avertir que la co-
yite sera hientdt prHe, et que, dans un quart-dlkeure , nous pou-
ms passer dans la saUt^^, Non mutatur autem postea scaena^ sed
^ in 60 est, ut comoedia tUa incipiat, in eodem hco, in quo antea
iMta acta sunt, sedilia disponuntur adsidenique spectatores voluitque
klierius credi eos locum mutasse, Baudissin bemerkt in der über-
BtaDg III, p. 385: ,^ta(t nun, wie das heut zu tage unerlässlich
dwinen wurde, sich einen decorationswechse) gefallen zu lassen,
enetzeo sich die Zuschauer in gedanken in den theatersaal, und
ie gräfin mit ihrer gesellschaft verlasst ihr zimmer nicht*^ Ich
labe die Überzeugung, dass sich die komödie der Griechen ähnlich
fotaltete, und brauche daher hinsichtlich des anfangs der Wolken,
»f den sich Wieseler ebenfalls beruft, nur zu sagen, dass auch da
krejiiiades, Phidippides und die sklaven vor den äugen der zu-
chaaer erat aufgetreten sein und sich dann niedergelegt haben
leHen. Wenn nun (p. 7) weiter gesagt wird, es gebe keine
Jjgeneineo gründe, aus denen bewiesen werden könne, die Grie-
!ka hätten keinen Vorhang gehabt, so scheint mir namentlich der
««erkuiig : quod enim non solum logeo, verum eilam orchestra ute-
wtur ad agendum, nostras sententlae non of fielt ; nam procul
Is^io vdum non praetendebatur logeo , nisi vacua facta orchestra,
[cgenüber Sommerbrodt's (J. jahrbb. 1861, bd. 83, p. 568) aus-
iüining von grossem gewichte zu sein, der sich folgeodermassen
napricht: „Sie (die dramatischen darstellungen) waren ja anfäiig-
idi kein Schauspiel für das volk, sondern ein festspiel vom ganzen
olke und im namen des volkes zu ehren des gottes aufgeführt,
htbestra und skene von dem Zuschauerräume zu trennen oder gar
lie orchestra von der bühne so abzusondern , während gerade der
W auf der orchestra den ältesten theil der festfeier bildete,
riinie den Griechen völlig widersinnig erschienen sein. Erst im
oaischen theater war das drama nichts anderes, als ein Schauspiel
b das volk. Die orchestra verlor ihre frühere bedeutung und
rurde als Zuschauerraum von den Senatoren benutzt. Von einer
■tfeier von selten des Volkes war ebensowenig die rede wie
M ans''.
Wir wenden uns nun zu den bereits signalisierten beweis-
ellen Wieseler's. Die stelle des Duris (ytyofiivwv Si jvüv Jriiifi-
\(wv ^j^diprjciv iygdffTo inl jov nqoaxfivtov [Mein. Addend, ad
theo. p. 246 wohl ohne grund vno<Sxqv(ov\ {i ^rjfii^jQio^) inl
g ohtovfAhtig oxovfitvog) wird von Wieseler anm. 73 behandelt,
dMiein sie schon von Sommerbrodt J. J. 1. I. p. 567 besprochen
. Beide gelehrte weichen sehr von einander ab. Ersterer ist
r eiiaicht» Duris habe ohne zweifei die aufführung von dramen
314 Jahresberichte.
IUI sinne gehabt and unter ngotfxijviop einen Vorhang* verstandei
denn es sei nicht einzusehen, wie der auf „die persooiGcation de
bewohnten erde" (Wieseler schreibt Olxovfiivtjg) sieb stützeadi
üemetrios einen platz in den decurationen für ein bestinntefl dnmt
einnehmen konnte, wenn in demselben auch die handlung' auf der
erde vorging. Sommerbrodt hatte das geniälde ab eine deronh
tionsmalerei betrachtet, wenn auch die menge nicht zu einer thei-
tervorstellung , sondern zu einer festfeier im theater versamoMlt
war; bekanut sei ja aus Plut. Dem. 12, dass die Athener die
Dionysien Demetrien umgenannt hätten (vgl. Mommsen Heortoloi^.
|). 61, anm. *^^). Dann hatte er den bei Athen. VI, 253 b. c
uutbewahrten ithyphallos mit dieser nachricht in Verbindung ge-
bracht und vermutliet, dass Demetrius mit diesem festgesang im
theater begleitet und dass dort vor der bühnenwand seine apotheotc
durgestellt sei. Man könne nicht mit Lohde annelimen, dass das
gemälde ein theutervorhung gewesen sei, da der Vorhang nael
Lohde nach zwei seiteu uuseinandergezogen werde ond somit dai
bild ebenfalls in zwei hälften zertheilt worden wäre; ein bedenke»
das sich indessen, fulls überhaupt die annähme eines Vorhangs rich-
tig wäre, leicht dadurch erledigte, dass man auf jeder hälfite des-
selben ein besonderes bild annähme. Wenn nun Wieseler nadi
einer analyse der stelle bei Athen. VI, 253 zu zeigen sucht, data
dieselbe von der nachricht des Duris getrennt zu halten sei, so bal
er gewiss recht; ebenso wie bei dem aus Probus ad Verg. Georg.
Ill, 25, p. 23 Keil, geführten nachweise, dass solche vorhänge
mit eingewebten bildcrn in der kuiserzeit vorgekommen sind. In«
mer aber scheint es mir niisslich aus der nackten notiz des Duris
gerade auf dramutische aufliihrungen zu schliessen — wie ja deso
der verf. auch selbst zugibt, dass Duris die aufluhning kykliscbcr
cliörc (vgl. Mommsen I. 1. p. 388 und 394 f.) im sinne gehabt
hüben könne, und selbst angenommen, dass man an dramen zu den«
ken habe, so ist es heute doch schwer zu entscheiden, ob nidit
eine durstcilung, wo Demetrius sei es auf der erde reitet (Sob-
nierbrodt), sei es sich auf die Olxovfiirrj stützt, doch zu dem in-
hulte des Stückes passen konnte. Namentlich muss man bedenken,
dass diese darstellung eine ovation ohne gleichen für Demetrius
sein und das bild demnach eine möglichst lange zeit vor den augea
der Zuschauer stehen sollte. Lässt sich damit ein vorhangsCild
vereinigen , das doch während der längsten zeit unsichtbar war I
Andrer art sind die von Pnibus erwähnten bildnisse. Wenn nim
von einer andern seile her nichts für den Vorhang spricht, st
glaube ich aus dieser stelle einen beweis für dessen existenz nicht
Jicrneliuien zu können, im gegentheil on der bedeutung „decora-
tionswand" festhalten zu sollen.
Die zweite stelle — ein wahrscheinlich dem Polybius zuzu-
schreibender, bei Suid. s. v. jwQOCXJ^nov aufbewahrter satz — lautet
Jaliresbericlite. 315
»oaxifvfov: TO XQO r^g axrjt^^g nuqunhaafiw J d^ n^fj nagiX-
>liivri jr^y ngö^atv xa&äjftQ irrl (wofür Wieseler anm. 74 mit
«r grössten wahrscIieiDlicIikeit t& schreibt) nQoffxij^toy noQsyvfi-
mot jug dXiid^€7g inivotag. Leider kennen wir den znsaminen-
Ving dieses fragmentes nicht; es scheint indessen das Schicksal,
welches den falschen vorwand wegzieht und die wahre meiuiing
«igt, mit einem theaterarbeiter vei^lichen zu werden , der irgend
: etwas, das ngocxijvioy genannt wird, wegzieht, um den wirklichen
i untMid eines dings an den tag zu bringen. Nehmen wir nun
' OMo biihnenvorliang an, so scheint uns der vergleich zu hinken.
Derselbe bedeckt den schein, ngotpaa^g und lasst weggezogen, die-
ses xu tage treten; nehmen wir aber eine decorationsmalerei an,
^jedenfalls so weggezogen werden konnte, dass der ausdruck
9ic^ilx«r^ai seine berechtigung hat (vgl. die acaena ducHlis des
Serrius), so passt der vergleich. Es trat dann das rahmen- und
rutwerk hervor, welches den äkiiS-iTg imrofug entspricht. Es
bleibt nun noch die stelle des Synesius Aegypt. II, 8, p. 128c:
iful; ovv TO Iv&ivdi cvXXoytcofAid'a j ndiog äv o rtiayfiivog yi-
WTo d'tajr^g, 1j autpig i* dd xui nqovmov elnnv^ tig ixtlvog,
001^ Iv T^ X^Q^ TfiQ^fjiiPH iu dnxyvfAivaj xad-' ixaaiov iv ju^h
: 9^oxvmovTa röv naquinmCfiaiog' tl di iig slg j^v exrjvrjv Big-
fid^oiiOj xul 70 XtyofAtrov dg tovio xwo^d^uXfit^ono i$ä
Tov nqoffx^vtov, r^v naqafSxiviii- ud^qoav anaCav vS^iwv Ino-
nio(fu$, inl TovTov ol ^EXkurodlxat jovg fiutniyo^oqovg orrXC^ovat'
mi Xa&wv di ovdh ca^ig dddrj, f^oXig u iiwp xai Cvyx^x^fkiva
vi\ adtdxqnu ^% Auch hier will Sommerbrodt die decorations-
I waod vor dem bühnengebäude erkennen; dem gegenüber muss ich
■ich mit Wieseler (anm. 75 und nro. 5, p. 7, anm. 6) einver-
[ standen erklären, der an ein siparlum mimorum (Schol. luven. VIII,
185: Siparium vdum est, sub quo latent paradoxi, cum in scaenam
fndeunt) denkt. Ilqocxjiiviov ist hier gleichbedeutend mit naqa-
Mwsiia gebraucht, und die worle nqoxvmovtu %ov rruqan€iuo/j,aiog
■ Tcrbicien an eine decoration zu denken. Es kann jedoch diese
itdle fiir die gute Griechische zeit nichts beweisen.
Bei der nun folgenden Untersuchung, welche nachweisen soll,
te nqoaxijnov 6) den ganieen räum hinter der bühne,
•bo das gesammte hintere bühnengebäude, bezeichne, geht der verf.
von der inschrift des theaters zu Patara (C. I. Gr. 4283, wo es
veo der Velia Procula heisst: uvjoxqdxoqi, avi&qxhv xul xadU-
^tv x6 T« nqoaxr^viotf , v xauaxevaiJiv ix ^ifAMwv o nuiriq
«tit^g Koivjog OidXiog Tiuuvog, xul top iv avioy xoCfAOP xal i«
10) Sommerbr. J. J. 1. 1. p. 567 anm. hat richtig erkannt, dass
ms in den hervorgehobenen werten eine sprichwörtliche redensart
aufbewahrt ist. Wieseler anm. 75 bestätigt dies und fügt hinzu, dass
dg fovro mit rb hyofuyoy zu verbinden sei.
316 Jaliresbericbte.
ntQl avio xal ifiv loir uviqidvnav xal äyaXf*dtußp urdifiaCiv xul
T^iv jov Xoydov xuiatncevriv xal nkdxuanv^ a inotffiiv ai%i) mi
zwei stellen des Sueton (Nero 12: Hos ludü» tpeciavit e protcaü
fastigio und ibid. 26: Interdiu qvoque dam gestaUn-la Mdla delalw
in theatrum seditiontbus pantomimorum e parte prosceiiU miperion
signifer simul ac spectator aderat) aus, in denen bislang das woit
ngoffxiiviO¥ von der frone scaenae erklärt worden bt ^*). Dioe ;
deutung befriedigt ihn aber nicht, insofern all man gewiss aicfat
bloss an die vordere seite der steinernen bühnenhinterwand , son-
dern an diese hinterwand überhaupt zu denken habe. Der toC
entnimmt nun aus Alkiphr. Ep. II, 4, 5: ^»^ (Fk^xiQa) aiif
(Mipuvdqw) xal la nqoavDniia ituajiivdZta xai tag ic&l^tai if-
6vw xal ToTg nQO<JxrirCo$g itfir^xa tovg SaxivXovg ifAatntjg nUj^ovCet
iwg ay xqoxaXCan to d-iaxqov, wo er das handschriftliche nqocxijr
vtotg gegen Meineke's in den Fr. C. Gr. IV, 722 ff. vorgebraditf
corrector naqacxrivtokg beibehält, die von ihm gewünschte bedeo-
tung, nämlich den ganzen, in melirere abtiieilungen zerfallendes
(daher der plural), räum hinter der biiline. Unterstützt wird so-
dann diese erklärnng durch Liv. 40, 51, 3: theatrum et proecennm
aäApollmhS locamt und die Inschrift Or. 3303: theatrum et pretot
lüum, wobei Wieseler auch hier consequenter weise die bedeutosg
„Zuschauerraum" für theatrum verwirft. Hienach wird zur etjoio-
logischen rechtfertigung gesagt, man müsse den Standpunkt desje*
nigen einnehmen, der von aussen das theatergebäude anschaut; for
diesen liege das fragliche gebäude vor der ecaena und könne so
als nqoaxi^nov bezeichnet werden. Endlich wird gezeigt, wie
diese deutung in der insclirift von Patara, bei Suet. Nero 12,
IMut. Lyc. 6 und Cod. Theud. XV, 7, 12 ^^ theils berechtigter
uls die gewöhnlich angenommene, theils die einzig richtige sei
Sehen wir nun, in wie weit wir dieser ausfuhrung beistia-
men können. Und da erscheint mir zunächst die vom verf. gege-
bene etymologische deutung unwahrscheinlich zu sein. Sie scblieait
sich einmal nicht an die vom Verfasser entwickelte grundbedentong
von axrit'i^ »II, und sodann hatte jemand, der auf der Strasse stand,
wohl kaum veranlassung, nach der läge der bühne, die ihn in des
»ugenblicke gar nichts anging, die vor ihm liegende front des ge-
bäudes zu bezeichnen, ^anz anders ist es, wenn vom Standpunkte
11) Auch Plut. Lyc. 6: orny tis äydXfiam xai ygaif-as $ nqocxiifMt
&tdigaßy 9 <niyas fiovXtvnjQkjy ^üx^fiiyaq ntgutmi ixxhftndCoywH ^xo-
ßlinoßüt wird in demselben sinne herangezogen.
12) Si qua in publicia porticibus, vel in hit civitaium locis, m qui'
bus nosfrae solent imagines eonsecrari, pictura pantomimum veste Kumüi
et rugosis sinibus agitatorem aut vilem offerat histrionem^ iüud revd'
latur , neque unquam posihac liceat in loco honeslo inhonestae adnotmt
personas : in aditu vero Circi vel in theatrorum prosceniis ui eoüoceniur^
non cetamus fad ann, 894).
Jaliresbei ichte. 317
icB »ucfaauera aus die biibne nach der hinter ihr li^^nden Cxijptj
y^KQOdlieiinoy*' genannt wird. Es erscheint mir zwar nicht durch-
las onoKiglich, dass hie oder da unter nqonxf^viov der gesammte
tan hinter der bühne zu verstehen ist , aber dann muss die erklii-
nag vom Standpunkte des zuschauen aus gesucht werden — und
4im sicli eine solche finden lässt, wird sich weiter unten zeigen.
Piifen wir zuvor , an welchen der angezogenen stellen durchaus
4er gesammtbau zu verstehen , und an welchen mit der bedeutung
»kbterwand*' auszukommen ist. Letzteres ist der fall bei Suet.
Nero 12. 26 (vgl. Phil. 23, p. 316 f.), Plut. Ljc. 6, Liv. 40, 51, 3
Id der inschrift Or. 3303. Hinsichtlich der stelle im Cod. Theo-
Waons scheint es mir gar nicht festzustehen , dass die worte in
idil« circi und in f^lromm proscenii« sich entsprechen müssen, was
im verfuser annimmt (anm. 92) , indem er unter proscenium den
Amhgang durchs bühnenhaus versteht. Beide örtlichkeiten sollen
\m gegensatze zu einem locus hofiesfus stehen; das ist der frtll mit
km iditus circi, weniger aber mit dem durchgange durchs büh-
Mnhins, das, wenn es auch nicht immer fiir hochstehende personen
veecrvirt war, doch jedenfalls der vorauszusetzenden eleganten ar-
cUtdUnr wegen eine höchst anständige passage war. Sollte man
nebt lieber an gemälde an der hinterwand der bühne denken, de«
res vorkommen audi von Wieseler p. 253 , anm. 145 nachge-
wieKO wird? Fragen wir nun, wie nQOCxiqyi^oy zu der bedeutung
Jbbterwand'' kommt, so scheint die sache folgende zu sein. In
enter bedeutung ist nqoCxf^viov identisch mit Xoyiiov; eine tlieater-
UUme wird aber zu einer solchen erst durch die liinterwand; fehlt
€cse, so haben wir eher ein thjmeleartiges geriist. Es ist also
itfiirlich, dass unter dem namen nQoaxrinov auch die gränzen des
UUmearaumes verstanden werden, und diese werden eben durch die
Inaterwand und die seitenwände gebildet, sei es dass besondere pa-
mkeniea existieren oder nicht. Ob nun die hinterwand in ihrer
giBttB höhe oder nur bis so weit, als die zum stück gehörigen
^eeofatiouen reichten, in diesem sinne mit zum ngocxi^nov gerech-
iet wurden , wage ich nicht zu entscheiden. Konnte nun die büh-
leilimterwand, welche wohl ausnahmslos die vorderwand eines mehr
<Ar weniger tiefen gebäudes war, als itQocxijnov bezeichnet wer-
te, so ist es nur ein kleiner schritt zu der annähme, dass hie
uid da auch dieser gesammtbau so genannt wurde. Und dies ist
te MI in der inschrift von Patara , wie ich das jetzt gegen
ausfahrung in J, p. 311 zugebe, da aus den warten tor Iv
tnf xoCfiov xal tu negl uiio doch wohl auf das gesammte ge-
liide geschlossen werden muss, lieber die stelle des Alciphron
int sich schwer urtheilen. Bedeutet nqoCxjqv^ov auch hier den
:ea hinteren bau, so macht allerdings der plural ngoax^na
Schwierigkeit. Gljkera mag den Menandcr wohl in den
angekleidet haben (cfr. J, p. 309), da sie ilireu ^«-
318 Jahresberichte.
liebten aber wahrscheinlich auch hat spielen sehen wollen und
den nQocxrjpCoig nichts sehen konnte, so kann Meineke's corre
nuQuaxYivto^q doch richtig sein, die sich auch empfiehlt, wenn
annimmt, dass Menander durch die seitenthüren hinter den perial
abgegangen ist. Ist es auf der andern seile aber wahrscheiol
dass er als protagonist durch die mittelthür abtrat , so rerd
wieder die handschriftliche lesart den Vorzug. Die sache bl
mir zweifelhaft. Die stelle endlich, welche von der betäre S
nion handelt, möchte ich nicht hielier ziehen, wie das von ^
seier wenigstens unter gewissen Voraussetzungen geschehen ist
lieber das inoaxi^ptow (p. 219 ff.) habe ich Phil. 23, p. 312
gehandelt und die ansieht Sommerbrodt's, nach der dieses wort eil
seits den dunkeln räum unter dem XoyiTop , andrerseits das nnl
geschoss des skenengebäudes bezeichnen könne, zu der meinii
gemacht , während Schönborn nur die letzte bedeutung gelten 1
sen will. Wieseler theilt nun diese meinung ^^), ich dagegen Im
nach eingehender prüfung aller argumente an der meinig^ f
ich gebe hier ebenfalls zunächst die wenig zahlreichen quel
Poll. IV, 124: TO if vnocxiiv$ov »to(r$ xal uyaXfiuiCot^ xixocfi
ngog to ^furgov HTQainfiivoig, ino to loyiTov xiCfisror. Atl
XIV, 31, p. B31 f.: xui ndXbn fxlv i6 noQu ToTg ox^iotq tide
fitTv GfiiAilov r^v xaxonx^taq. o&ip xal ^AatanoiiaQog o 0Xiac
xgoiaXt^o/jthov nori nvog ivjv uvlfiTÜv öiargfßwv avidg in
TW vno<TXfjp[(^ „U tovt'; ilmv , d^Xov on f*iya xuxov yiyon
wg oix av uXXatg iv Toig noXXolg ivdoxtfAijffuvTog. Poll. IV, 1!
fA{gri dh ^tujgov jtvXlg xai ^oliy xai xaTuio/Ai^, xsgxfdtg, cxi,
o^/if(r7^(x, XoytTov, ngoCxr^viov naqncxr^i'm vjioCxqvia, An and
stellen findet sich das wort nicht. Vi^eun sich nun der verf.
seine ansieht zunächst darauf beruft, dass Poll. IV, 123 die vj
axTJi'ia neben denjenigen theilen des theaters aufiührt, welche ol
zweifei zum bUhnengebäude gehören, so ist das zwar richtig, d(
ohne beweisende kraft, da Pollux die Wörter ngoaxi^vtoy^ na^
<fxr,ua und vnoGxtjv^a nur desshalb zusammenstellt , weil sie
gleicher weise gebildet siud und gleiche endung haben. Sol*
Zusammenstellungen finden sich häufig bei diesem schriftstel
Man vgl. IV, 57; 58; 63; 155; 164; 171. Der zweite gru
dass bei Poll. IV, 124 das inoaxtjvtor unmiUelbur nach den |
genständen , welche auf der bühne standen , und vor den d
thüren der hinterwand aufgeführt werden, woraus geschlossen w
den soll, dass letztere im inoCxi^Hov lagen, wird wenig gewi
haben, wenn man beachtet, dass wir dem Pollux zwar scliätzb
nachrichten aller art verdanken, dass dagegen auf seine anord«
13) P. 222: „Während der namo ngoaxirior dem räume hii
der bühne vom Standpunkte des ansserhalb, vor der front des tl
tors, befindlichen gegeben ist, steht der name ^omttjytcp für den
ben ranm nur in beziehung auf die bühne selbst".
Jaliresbericlite. 319
cht viel zu geben ist. So führt er z. b. IV, 02, wo er ähnlich
ie §. 123 mit den Worten fii^ri di twv ogyuvwy beginnt, den
OFttl iiroXvqiog (steg, cheüolet) nicht hinter den sniten und vor
eo uyxwfiq auf, wohin er doch gehört, sondern i^ach dem nXrin-
^ und dem /o^(Totoi'oi'. Dahingegen muss man dem verf. un-
ndingt beistimmen, wenn er in der stelle des Athenaeus das viroerxjf-
m¥ auf den räum hinter der bühne deutet (vgl. Phil. 23, p. 314).
Hierauf wird der oben angeführte satz des Poll. IV, 124 herangezogen
«od in folgender weise übersetzt: „das hyposkenion war mit sau len
lod kleinen bildsäulen geschmückt worden, die den Zuschauern
ngewendet waren, als unmittelbar bei der bühne liegend^^ Diese
tionq und uyalfiaTiu sollen sich auf die decoration beziehen , und
iwar auf die paläste in der tragödie, und sich nur vor der hin-
tenrand der bühne, nicht auch zu den seiten dieser befunden haben;
^eao nur so sei der zusatz ngog t6 d-iaigov mqafAiairoig nicht
aWurd. Kndlich fuge Pollux die auf die läge des hyposkenions
ktügliche notiz hinzu, um genauer auseinanderzusetzen, in wiefern
4Mielbe mit jenem schmuck versehen sei , nämlich als räum hinter
ien Ibgeion, nicht aber zu den beiden seiten desselben. Wie schon
klar sein wird , denkt sich nämlich der verf. , dass Pollux das
theater im sinne hat, wie es bei gelegenheit dramatischer auflTüh-
nwgen aussieht ; und das ist in beziehung auf den vor den oben
tog^fübrten Worten erwähnten ßwfiog und die TQcins^a wohl rich-
tig, wird sich aber schwerlich für die ganze stelle nachweisen
bssen; gewiss nicht durch die erwnhnung der Zuschauer — so
^t Wieseler diuiqov — , du das wort nach meinen obigen aus-
föhrungen auch vom Zuschauerräume gebraucht werden kann, und
ebensowenig durch das plusqunniperfectum xsxöafiijTO, welches
ebenso gut „war geschmückt^' heisscn kann, wie „war geschmückt
worden'', und gesetzt auch, Pollux spräche durchweg von der
4ecorierten bühne, so steht doch fest, dass das inocxriviov in mei-
■en sinne, nämlich als vorderwand des unter dem XoyiTov befind-
ficbeo raumes, nicht ebenfalls decoriert war, sondern bei jeder
bettotzung des theaters dasselbe aussehen hatte. Mir scheint doch
inaer das beispiel aus dem Dionysostheater zu Athen wegen seiner
Merkwürdigen Übereinstimmung mit Pollux zu der letztern auflfas-
MBg zu berechtigen. Früher fasste auch Wieseler die sache
ebenso auf, wie seine bemerkung zu taf. IX, 15 der Denkm. d. b.
f 62 beweist. Jedenfalls war doch dieser räum vorhanden und
fir die Versenkungen von Wichtigkeit; er musste auch nach der
•rdiestra zu einen abschluss durch eine wand haben. Es wäre
lach auffallend, wenn uns der name dafür gar nicht überliefert
rire. Wieseler macht nun noch sprachliche gründe geltend. In
len stellen, wo vnd axtjvfjg, Cxr^v^ oder cxiivi^v vorkomme —
Not. Phoc. 5"); Arat. 15; Philostr. Vit. Apoll. VI, 11; p. 113,
14) An den durch den druck hervorgehobenen BteVLen \^\. vslyV.
320 Jabresbericbte.
5 sequ. Kays.; Vit. Sopb. 1, 9, 1 ; p. 208, 18 Kajs.; Neroa -
p. 338, 30 Kays.: Poll. IV, 128; ISO; Suid. a. t. ßgom
Scbol. Aritft. Nubb. 294; Scbol. Aescb. Eumen. 47 — sei die h
ziebung auf den raum binter der bühne vorwaltend; da nun im
axfjnor etymologiscb für alle diese drei verbinduogreD atebeo kdaa
so sei an das gebäude binter der bübne zu denken. Da ich diei
bedeutung für Atbenaeus zugebe, so kann icb dieser ausfiilinii|
beistioimen ; für Poll. IV, 124 bat sie micb aber nicht iibeneugl
Man darf nicht ausser acht lassen, dass dort vai to Xo/iTo\
stellt, und dass in einer Conventionellen redensart — wie wir m
in vnd <nnivrig, ffxfipfi, Cxtjtniw doch offenbar erkennen mfiisen, di
sie meistens unserem „hinter den coulissen^ entspricht — nich
ohne weiteres ein wenn auch verwandtes wort substituiert werdei
kann. Ich glaube daher, man wird an unserer stelle dabei bleibei
müssen, vnd durch „unter^* zu übersetzen, halte an meiner fräbem
ansieht fest und gebe nnr darin nach , dass wir nicht oar das na
tere geschoss des bühnengebäudes , sondern den ganzen bau be
Athenueus zu verstehen haben. Das römische wort für vnocwiinm
war poslscenium^ welches sich allerdings jetzt nur noch einmal he
Lucrez (d. R. N. IV, 1181) und zwar bildlich gebraucht, findet
Der Verfasser wendet sich nun zu der frage nach den naQu-
axijvia und bemerkt von vornherein , dass die neuere forschaag
nocii nicht zu einem sicheren resultate gelangt sei. Die ältesH
stelle, wo sich das wort findet, ist Demosth. IMid. §.17: uai oii
Iviavda ictri irjg vßgswg, uXXu iocoviop avjt^ mgi^Vj iZcti roi
iautpuvw/j^ivoy ugxovja dtiqt&Hqf, lovg /opi^/^oig avyijyiy In* ifU^
ßowv , ännküiv, ifAVvava$ naQiünjxutg totg xgnaTg, naguCx^n»
(pQuiivjv ngoariXwv, idiuirrjg iSv iä dtjfiotna, xaxä xal ngu/fiuia
äf/^vSrjTu fioi nugixii»y' lieber die aus diesem verfahren des Mi-
dias entspringende Verlegenheit spricht sich Ulpian zu d. st. au :
la nugaaxfiviu fpgdxrwv, lovUauv unog>guuwv lug iml vjg Cxip^H
ilCüSov^ , Iva o X^Q^^ uvuyxu^fitak 7Kg$$iva& Jkc i^g E^w^r
(lisodov, xal oviw ßgudvvonog ixifrov , cviAßaCyfi xaTuy^kä^a^
JtjfAoadhrji'^^). Midias wollte also dem chor den eigeatlicben
weg in die orchestra versperren und zwang ihn so den nmntg
Sicherheit an das gebäude hinter der bühne zu denken; vielleicht bei
Pollux IV, 130, Suid. ßgotn^ und dem scbol. zu den wölken. An die-
8CU letzten drei atollen kann man recht wohl an den raum unter der
bühoe denken, da dort bei der besseren resonanz der donner gewal-
tiger wurde, als wenn die maschine durch die steinerne wand von der
bahne getrennt gewesen wäre. Zwischen die steinerne hinterwaad
und die decorationswand ist das ßgoynloy wohl kaum zu setaen. Dm
6ma9iy des Pollux kann auch bei unserer aufl^sung zur vollen gel-
tung kommen.
15) Hierauf beziehen sich wahrscheinlich Et. M. p. 653, 7; Bekk
Anecd. p. 292, 12; Phot. p. 389, 21, welche &st ganz aberei&stim
mend aussagen: nagacx^ynt a% tlco^ok ai §it r^y üx^y^y.
Jahresberichte. 321
durch den an der aassenfront des theaters befindlichen eingang zu
■Mchen und aber die Strasse durch einen der Seiteneingänge der
ttrchestra einzuziehen. Diese erklärung des ausdrucks dtu jrjg
W^m^gy ilaodov wird unter allen umständen aufrecht erhalten wer-
ben können, selbst wenn man gegen Wieseler das Vorhandensein
?on thiireo, welche aus den Seitenflügeln in die eingänge der or-
diestra fuhren , als sicher annimmt ^^). Wos wir uns unter den
sv^03n^fta vorzustellen haben, lernen wir aber weder aus De-
■«itbenes selbst, noch aus Ulpian. Einiges gibt Schol. Bavac. zu
d. 8t (Harpocr. Phot. Suid. s. v. nagacx^vta): io^x§ di xuJi$ia&a$
MfMnrifna (wg xai Q^o^gaaioq Iv bIxoci^ vofiuip inocmp^atvH
Harp.) o nuqtk r^r cxrivtiv u/roSsduyfAivog tonoq lalg ilg tov
ijwa udtQaaxivaTg, Wozu dieser lonog bestimmt gewesen, wis-
i«i wir nun, aber wo er gelegen war, bleibt doch noch dunkel;
ifiMhlich wäre es möglich, die sämmtlichen räume neben der
bilse, sowohl die hinter, als an den selten derselben gelegenen,
dvoDter zu verstehen. Von Wichtigkeit wäre es, wenn wir
wÜMten, von welcher seite her der kjklische chor aufzutreten
plegte, darüber aber besitzen wir gar keine nachrichten. Sicher
ist Bach unserer stelle, dass er nicht durch die «Tcrodoi der or-
cbcitra, also auf der bühne auftrat. Hier entsteht nun die frage,
ob er aus der mittelthür oder von der seite her zu kommen pflegte.
^ ht Ban mit Wieseler der ersteren ansieht, so muss man naga-
(Rnfvia zunächst auf die hintern räume beziehen, kann aber auch
die aller Wahrscheinlichkeit nach zu Demosthenes' zeiten vorhan-
deoeo Seitenflügel mit darunter verstehen , da ja der chor bei ver-
sperrung der gewöhnlichen eingänge noch durch die Seiteneingänge
ÜUte auftreten können. Berücksichtigt man aber die dem schol.
[ Ba?aricum angehängte zweite erklärung: ö di JCSvfioq rag ixa-
liQiüd'iv tlig iQX^<ftQag (= XoyiCov) staodovg ovro) <jpi}(r2 xa-
Uiad^at, welche offenbar zeigen will, wie das absperren des ronog
■oglich gewesen sei, so wird man sich eher zu der annähme nei-
gen, dass der chor von der seite her auftreten musste und dass es
far ihn aus irgend einem gründe nicht zur frage kam, die hinteren
dagange zu benutzen. Man wird dann die naqacxr^vM auf die
Kttenflügel deuten. Kurz, aus Demosthenes und seinen erklärern
alleio, ist kein bestimmtes resultat zu gewinnen. Eher lässt sich
16) Allerdings schweigen die schriftsteiler über diese thüren
gfloslich, und ans den denkmälem ist es nicht recht gelangen sie
iBchznweisen ; doch kann ich es nicht über mich gewinnen, diesem
utptmtnium ex siUntio volle beweiskraft zuzuschreiben, da ich es für
Uchst unwahrscheinlich halte, dass die choreuten des dramas beim
iofbreten erst in vollem costüm auf die Strasse hätten wandern müs-
aSD, nm in die %Xcodog zu gelangen. Wo diese thüren zu suchen sind,
Ueibt unbestimmt. Im odeion des Herodes sind sie von Tnckermann
gäüanden.
Philologus. XXXV. hd. 2. ^1
822 Jahresbericlite.
aus der von Scbönborn (Skene der Helleneo p. 94) auf die seiU
flügel gedeuteten, aber nicht näber interpretierten stelle des A
stides II, p. 397 etwas entnehmen. Die stelle lautet: uQj[atov
fäot doxHg mgl MuSfiov xal ^AtpQodhii^ Xoyov ivunovc^at. ^
yuQ (o( ^ juiv xa&tjtno xexoCfAtifiiPfj , o Jl Mwfiog duq^pnt
ovx fx^^ ^ ^' ulndctJM* uXevTüiV Jl avtiiQ fih amCx^to, n^r
ßXavjfiv l'cTxcii^cv ttüT^g. (icTf ufägxa avf^ßfjvMf f^V'^f ^^ i
^Atpqoihfiv uxovCuk xaxiSg fnin rov Muifiop «IjnTv cS* xal <
7^1" axfjviiv d-avfjtäZwv rä xagaaxfjvia ^rtdcw xain
Xoyovg u^tlg hi^QHg ra naga^&fyfiaia. Obige dieser stelle v
Schönborn gegebene deutung erklärt Wieseler anm. 129 filr falsi
,,Es liegt'* sagt er, „doch wohl auf der band, dass hier 0kq
uud Tfugacxifv^a im bildlichen sinne gebraucht ist, den wort
naQaf&iyfiara und k6yo$ entsprechend. Sxip^ bedeutet, wie ai
sonst „den schein, das unwahre 'S nagaax^na das gegentbeil 4
von<^ Dass jedoch diese bemerkung unhaltbar ist, wiH eioe ai
lyse der stelle zeigen, die man nicht richtig Yerstehea kano, oh
auf den anfang der rede zurückzugehen. Dort (p. 865) erkli
Aristides, ein lästerer habe ihn durch eine mittelsperson weg
einer gewissen stelle in einer rede tadeln lassen. Es heisst : s
toCvvv xal nqvirjy ug lo avib nQoßXtjfui not^cdfkivog (tadelsuc
unter der maske der freundschaft) unaYyiltuiiv tri xw¥ IfkUtr Ix
Xfvi ngog fAt, wg uga ovx ogdcig naga^iy^affiipf /ufro^v t
iyxwfitov xal kJf Xoywv tiSp fig Jtjv ^iov. Dass er über si
und seine rednerische tüchtigkeit etwas eingeschoben habe, ergeh
die folgenden worte: ov yäg ilxig uga that ntgl uvtov xal ü
uvTov rt Xiyuv nvä, uXXuig u xal iv rotg axg$ßwg Mo^k^ nam
il diivoi ndvtag mgl rwv Xoywr twv ijfjifTigwp SiTov n vmgi
Xovctf — xal on iX u aXXo aAXfr) xal tovto fifiTv ämCgyatna
Diesem tadler nun will Aristides in einer rede antworten. Hierai
ergibt sich die richtige deutung der stelle p. 397, die folgend!
sinn hat: du kümmertest dich nicht um die rede (joig koym
dgiilg; vgl. p. 365 init. vovdfiiiv bigovg äq>irtag iauroiSg), i
du derselben nichts anhaben konntest , sondern richtetest deii
tadelsüclitige aufmerksamkeit auf die nagafd-iyfäaja d. i. die w
bensädilichen äusserungen. Diese nagutp&iyfAata verhalten si«
nun zur eigentlichen rede wie der pantoffel der Aphrodite zu di<
ser selbst und die nagaax^vta zur axrjyii. Da nun ^avfAa^u
gebraucht wird, so haben wir gewiss an die decorierte bübae i
denken; die 7ragaax^v$a dagegen scheinen die steinernen, nid
decorierten, Seitenflügel gegenüber der decorierten hinterwand i
sein. Allerdings lässt sich die suche zur evidenz nicht erweise
da noch eine andre möglichkeit der erklärung vorliegt.
Diese entnimmt der verf. aus der schon pag. 21 1 , ann. A
behandelten stelle des Suidas u. a«: axtjv^ tcnv ^ fUcq &v^
2oZ d-fdigov nagaifx^yia de ja iv&iv xal ivd'tv tijg fütnjg &vgu
Jahresberichte. 823
Wie wir oben, als wir die achte bedeutung des Wortes om^i^if be-
lynchen, geieigt haben, fasst Wieseier hier axrji^ als die summe
der decoratiooen an der hinterwand, und folgerecht erklärt erjetxt
ik ttaQaaxTtyia für die ,^eitenscenen'^^ denen es bei dramatischen
infiährungen zwei gab, nämlich die periakten nebst den durch sie
gduldeten , unmittelbar auf die bühne führenden , Zugängen ^^) und
& (von der bühne ans gerechnet) dahinter belegenen wände der
Mteaflägel mit den in ihnen befindlichen thnren: der grammatiker,
•■f den jene stelle des Suidas zurückgehe , habe das theater bei
fdegeoheit von auffuhrungen im sinne gehabt und desswegen zu-
lidist ao die periakten mit ihren Zugängen gedacht; indessen
kkoe er auch die benachbarten wände der Seitenflügel mit ihren
tUirai gemeint haben. Schon oben bemerkte ich, dass In dem
Mlie: (Txj^yif icnv ij (Aitnj ^vga tov duivgov — cxt^yi^ nur die
kttptdeeoration, welche sich in der mitte des hintergrundes befinde,
knidine und machte auf die dÜferenz dieser und der Wieseler-
icka auffussung aufmerksam. Da ich keine veranlassung habe,
■eise meinung aufzugeben, so beziehe ich consequenter weise hier
du wort nagaaxijvia auf diejenigen partieen der hintergrundsde-
ctration, welche rechts und links von der mittelthür lagen. Mei-
Mi erachtens empfiehlt es auch eine betrachtung der stelle des
Mdu im ganzen, völlig von den periakten und den wänden der
•Mteaflügel abzusehen. Es ist nicht zu verkennen, dsss der gram-
■ttiker eine beschreibung derjenigen theile des theaters geben will,
welche vom postscenium aus in gerader richtung bis zum boden
der xavtaiga hin liegen, ohne dabei die gegenstände zu berühren,
welche sich an der seite befinden. Dass er dabei das zum zweck
Tio bühnenspielen decorierte theater im äuge hat, scheint keinem
iweifel zu unterliegen. Demnach lässt er folgen 1) Scaenae frons
■it der decorations wand = axrjpij und naQucxtjviu , 2) oq^r^aiQu
^ loytlov, 3) die thjmele. Eine beziehung auf die periakten,
die Seitenflügel oder die Zugänge von den selten her vermag ich
Mclit zu erkennen. Kehren wir nun zu der stelle des Aristides
ttrick, so ist es möglich, dass dieser Schriftsteller die jfagaffxi^pta
uA die axTivr^ in dem eben entwickelten sinne einander entgegen-
gtttellt hätte.
Wenn wir somit die beziehung der stelle des Suidas auf sei-
ItteiBgange leugnen, so gewinnen wir diese doch unzweifelhaft
nu da* erklärung des Didjmos , welcher sich fast gleichlautende
KelleB aus dem Et. Magn., Bekk. Anecd. und Photius anschlieaaen ;
17) Da diese Zugänge nirgends genannt werden, auch durch die
ron Polloz lY , 126 in beireff der rechten periakte gebrauchten
rorte: *al ^tovt n ^alarnovg inayit schwer nachgewiesen werden
:0imen (s. Wieseler Anm. 119), so scheint mir ihre existenz doch
sreifelhait zu sein. Ich komme auf dieselben noch weiter unten
irOck.
21*
324 Jahresberichte.
und von diesen thüren der seitenwände kann die bezeichnunj
gacxr^via recht wohl auf die ganzen Seitenflügel übertragen
Das umgekehrte verhäitniss stellte ich Phil. 23, p. 309 auf, b<
aber nicht die möglicbkeit der vom verf. angenommeneo ordi
Bhe wir nun auf die Seiteneingänge kommen — über
Wecklein uro. 2, p. 446 ff, im wesentlichen dasselbe sagt, w
Phil. 23, p. 300 ff. ausgeführt habe — ist die annähme des y
sers zu berühren , dass es auf jeder seite der bübne zwei zu
gegeben habe , zunächst einen offnen , d. h. nicht durch ein*
gebildeten , zwischen der bühnenhinterwand und der periakte
sodann einen, der durch eine in der wand des Seitenflügels I
liehe thür gebildet wurde. Das Vorhandensein dieser erhell
Poll. IV, 126: naQ* ituiuqu dl twp 6vo d-vqwv jüiv Jft
fiiCfjv aAAai ovo thr av , fila ixaHgw&n; aus den fol(
Worten: ngig a^ at nfgtaxro^ av(jL7iinijyuiT$v, ij fiiv dfl^M r
nöXiwg dfikovca^ fj d* iiiga tu i* uoXiwg, fiuhma nx i
fkh^g* xal diovg Tt dakaxtCovg inayst, xo2 ndv^' ocu In
attQU ovxa ij i^rixoLvri ^ignp ddvvarUj und zwar weder a
ix UfAivog und tä i» noksrng noch aus ^ndya vermag i<
ezistenz jener ersteren Zugänge zu folgern. Es kommt hiei
sentlich auf den platz der periakte an; Pollux lässt es unenl
den, ob sie, von der hiuterwand aus gerechnet, vor oder hint
thür ihren platz gehabt hat Ich glaube, man muss sie hint
thür setzen; bei der entgegengesetzten annähme hätte ma
zahlreichen platzen des theaters stets die tliür selbst erblick
in die räume, zu welchen sie führte hineingesehen, was dod
mieden werden mussfe. 1st diese annähme, welche durch enl
dende stellen nicht widerlegt werden kann, richtig, so fallen
offenen zngänge von selbst; angenommen aber, ich hätte geii
entsteht doch die frage, wozu diese offnen Zugänge dl
Sollten sie irgend eine praktische hedeutung haben, so mussti
Jiinten auf irgend eine weise mit den hinter- oder seitenräum
Verbindung stehen; wie eine solche bei hölzernen Seitenflügeln
Phil. 23, p. 304 f.) etwa hergestellt war, entzieht sich begr
jeder kenntniss, so viel aber steht fest, dass auf den grundris«
theater, weiche steinerne Seitenflügel hatten, an jener stelle i
aus keinerlei öflnung nachgewiesen werden kann. Wie mii
schon nacli vorstellendem das Vorhandensein jener Zugänge I
zweifelhaft ersclieint, so ist es in noch höherem grade de
unwahrscheinlich, weil dieselben nirgends mit einem besoo
namen genannt, oder auch nur deutlich bezeichnet werden.
Gehen wir nun auf die erörterungen des Verfassers in I
der nuQodoi über. Er sagt zunächst (p. 225): eben diese \
(der Seitenflügel) heissen sonst nuQodoh in dem sinne von
gänge^^ oder „seitenzugänge^^ Anm. 152 fugt er dann hinzu
die möglicbkeit einer beziehung dieses Wortes auf die eiogäii(
Jahresbericfate.
325
4ie orchtttra oicht io abrede gestellt werden könne. Ich sehe die
nebe umgekehrt an und beziehe sunächst den fraglichen namei»
aaf die eingänge der orchestra ^ gebe aber zu , dass derselbe mit-
ratcr von den fraglichen eingingen auf die bühne gebraucht ist»
Weoiger gewicht lege ich darauf, dass unter nagoSot die wände
tcnlaiiden werden sollen, wälirend ich mich einfach an die bedeu-
Ung ,^Bgänge*< halten zu sollen glaube.
Sehen wir» welche bewebe der verf. für seine behauptung
Wibrisgt. Zunächst Plut. Arat. 23; imat^lcag de lai^ nuQoSotg
UttiiQw3€P^^ jovg V/;)rtt«ov( airdg uno tT,g (rxi^r^g $ig /nicor
m^19b. Anm. 123 wird nun ausgeführt, wie man sich die be*
MinBg za denken habe. Eine besetzung der thüren sei unoöthig
pweseo, da dem Aratos die gefabr wesentlich von vorn, nament-
Udi vom Zuschauerräume her drohte, von der seite, überhaupt vom
btttengebäude her nidit (Plut. Demelr. 34: onXotg f^h ffvv4(pQu^€
tp Sxiprijr xal öoQVfpogo^g i6 Xoyiloy ftiQifXttßs war die suche
Mixers); besetzte er nun die seitenwände» so sicherte ihn diese
mteellang auch gegen solche^ die sich durch die eiugänge der or-
dctfra geschlichen hatten. Mir scheint er im gegentheil die ein-
gisge zur orchestra in der weise besetzt zu haben, dass dieselben
Auch üofi truppenreibe rechtwinklig durchschnitten wurden. Ge-
WIM hatte Aratus, wenn es auch nicht erzählt wird, die eingänge
TOS der Strasse in den hinteren raum gesichert, so dass auch durch
fc lediglich aus dem bühnengebäude zugänglichen Seitenflügel nie-
uui kommen konnte. Hierin stimme ich mit dem Verfasser über-
01, auch darin, dass ihm die orchestraeingänge besonders gefähr-
Keb waren. Wurden diese in der von mir angegebenen weise
bmetzty so war Aratos vollkommen gedeckt und das ganze theater
•geschlossen. Hienach entnehme ich aus dieser stelle, dass nag-
•Jm auf die orchestraeingänge zu beziehen ist. Wenn ferner
meb gesagt wird, dass man eher an die wände, als an die darin
hfitdiichen thüren zu denken habe, weil auch die gegenüberge-
Mte (Rn^Fif als ein portal zu fassen sei, so ist die letztere be-
kftptang bei der Vieldeutigkeit des Wortes tfjn/vif zweifelhaft, und
Witt sie richtig wäre, so wäre daraus doch noch kein sicherer
mMbss auf die bedeutung von ndgodot zu ziehen.
Eine andre stelle, aus der ich im gegensatz au Wieseler auf
ie von mir aufgestellte bedeutung von ndgodot schliesse , findet
äd beim scholiasten zu Aristoph. Equit. 148. Der text lautet
4rt: iS f$axfigte uHanonwXa, Mgo ievg\ c2 fpCXiotHy dvdßaiPi
9m^g fj7 n6X§$ xal y^w fUPfCg, und das seholion: Ua, (ptiatv^
Ar f^( isagod^y lal to Xioyelov dvaßji, diu it ovv U r^^ Ttugodov;
8) Dieses ixarigmS-itt gehört offenbar zu intm^cag; die Verbindung
ditd^^dot ixatigta^tp , welche Wieseler p. 231, anm. 152 anaiinmt,
«heiat nnzulässig zu sein.
326 Jahresberichte.
jovro yäq ovx ävayxdioy. Xtxttov ovPy ou drußaCvnv iXiyito r
ini TO Xoy$7ov flc^evat, o xal ngoaxHiut. Xiyitat yuQ xaxußatm
10 unaTJkdmad-ai ivnMiy uni rov nakmov id-ovg. tig h $¥
liiXfl il 16 ävdßaiwi. Der verf. behandelt diese stelle in an
127 , natürlich von seinem Standpunkte aus. Ich stimme mit ihi
in der annähme überein, dass der wursthändier nicht durch eine
eingang der orchestra, sondern aus einem Seitenflügel der bübi
aufgetreten sei ; ich denke aber weiter unten zu zeigen, dass w
nicht anzunehmen haben , dieser selbst werde durch ndqodoq k
zeichnet, wie der verf. will, der indessen noch lieber an die wai
des Seitenflügels als portal denkt, und des ix wegen annimmt, d
wursthändier habe sich gerade in der tliür befunden. Wenn de
selbe ferner daran denkt, avdßuwk deute auf ein tieferliegen d
Seitenflügel, so läge doch darin eine ausserordentliclie erschwerui
für die tragöden, die sich schon auf ebenem boden nur mit schwi
rigkeit bewegen konnten, und für die wagenaufzüge, die auf dei
selben wege kamen; ganz abgesehen davon, dass von einem sc
eben tieferliegen weiter nichts bekannt ist. Ich hoffe, die folgen
analyse des scholions wird zeigen, eine wie wertlivolle stütze di
selbe für meine oben ausgesprochene ansieht bildet. Der erste d
drei grammatiker, die ich mit Wieseler annehme, hält es fur not
wendig den sonst bei Aristophanes für „ auftreten '* nicht wied
vorkommenden ausdruck ävdßaiVB zu erklären, und sagt daher X
ix xqg naqoiov inl th Xoyiiov araß^; ob er dabei an ein
Seitenflügel oder an einen eingang der orchestra gedacht bat, läi
sich mit evidenz nicht nachweisen; obgleicli ich geneigt bin 1
dem zweiten scholiasten das letztere anzunehmen; denn dieser wa
dert sich jedenfalls, dass sein vormann eine solche behauptung ai
stellen konnte, erklärt sie für unnöthig und fugt eine erläutemi
über die bedeutung von uvaßaCvHv hinzu : upaßutvHv heisse „ai
treten'S wie sich das auch gezieme, da xaiaßahnv nach alter sil
(wo man allerdings auf die improvisierte bühne vom erdboden hi
aufsteigen und wieder herabsteigen musste) „abtreten** heisse. D
dritte scholiast endlich, dem diese erläuterung noch nicht genii|
setzt noch hinzu, ävdßMvt werde so gebraucht wie bei der d
fiiXri (im Wieselerschen sinne) , womit er allerdings nicht sag
will, dass der uXXavronwXrig auf der thymele aufgetreten s
Hienach ergiebt sich mit evidenz, dass aus dem eventuellen mii
verstand niss des zweiten scholiasten auf eine bezeichnung der i
chestraeingänge durch das wort ndqoiok zu sdiliessen ist.
Eine dritte stelle, aus der ich das nämliche entnehme, fiw
sich Plut. Dem. 34 : avxbq Sk xaraßdg wcmg ot rgaytfidoi iia r
uvüi nagoSwv. Der Verfasser leugnet durch eine mir nicht fp
klar gewordene ausführung (anm. 152), dass den avw nagoi
andere entgegenstehen, die tiefer gelegen haben müssen und w«
nur in den eingängen zur orchestra zu suchen sind.
Jahresbericbte. 327
Ist DUO ana deal voratelieoden meine ansieht wahnclieinlich
^worden, so wird sie zur gewissLeit durch Pollux IV, 126^^),
eiie stelle y die Wieseler gerade fiir seine ansieht anführt. Ganz
riebdg bea^rkt derselbe, die nuQodok seien nicht identisch mit den
£UfU ivo ^vQai^ diese lägen in den wänden der Seitenflügel, jene
leica nicht die oben von mir als sehr fraglich bezeichneten offenen
ngioge, am allerwenigsten die eingänge in die or-
cbestra, sondern die der bühne zugekehrten wände der seiten-
ligel als portale. Dann würde sich aber Pollux ausserordentlich
«■doitlich ausgedrückt haben , denn im wesentlichen würden dann
<lodi die jruQodoh mit den &vqu$ identisch sein. Einen ausfiihr-
lichea beweis für seine behauptnng tritt nun der Verfasser nicht
an, MNidern bringt in anm. 125 nur den umstand in anschlag, daas
4ie bei Pollux IV, 128: Ij fifixotvn ^^ d-toig diUrva^ »al ttguig
>ti( li^ äiQi, BfÄXi(foy)6vtag f tfBQCiag, xal xhim xaju xijv ägt-
ia^p ndqoioyj vmq 7^y axrjvrjv j6 vtffog — erwähnte nägodoq
oSeobar eine von den beiden sei, über welche der verf. des ono-
■Htikon kurz vorher IV, 126 gesprochen habe. Diese jtdqodoq
liegie aber nach Schul. Luc. PJiilops. 29 (torn. Vll, p. 357 Lehm.),
— s. oben pag. 309 — ohne zweifei im bühnengebäude. Sicher-
lich ist der Verfasser mit dieser behauptung in vollem rechte, nur
iit nicht nachgewiesen, dass nugodog, so oft es vorkommt, jedes-
■al dasselbe bedeutet. Wieseler ist selbst in dem ganzen zur ver-
mdlung stehenden theile seines aufsatzes geneigt den griechischen
woennungeo der verschiedenen bühnentheile die mannigfaclisten be-
laitungen beizulegen; warum soll das wort ndgodog eine aus-
«iMie in dieser beziehnng macbenl Was klarheit und bestimmt-
leit im einzelnen anlangt, so lässt gerade Pollux viel zu wünschen
i^ig, er oder sein gewährsmann schreibt aus der anschauung her- *
«1 und setzt bei seinen lesern die richtige auffassung des Wortes
a jeder einzelnen stelle voraus ; daher kann es uns nicht wundern,
reoa er {. 128 » wo er von der /117/avif spricht, in der annähme.
Im diese bekannte maschine von keinem leser in die eingänge zur
vdiestra gesetzt werden wird , ohne weiteres ihre stelle durch
Kra rijy ugkCi^quv ndqodov, die bekannte eingangsthür zur bühne,
19) Ich gebe die stelle, obgleich schon oben pag. 824 die häHte
Ittnlben angeführt ist, ihrer wichtiffkeit wegen noch einmal voll-
Üodig: naq Ixanga di twy dvo d-vgiar v5y mgi niy fiicip^ aXla& dvo
^ £y, fUa ixtnigat^iy, ngog Sg al mgiaxtot cvfsntJtJiyacty, 4 t**^ '^^^^^
^ Ih* niXs(af dtjkovca , i <r higa rd ix noUtog, fidluna iä ix Uuiyog
^ ^ffo^C n ^ttlttrriövc indytt, xai ndy&\ oca inax^icnga oyta tj fjui-
p) ^giuf ddvyank ti ffi intorgafptihy al mgioxio», 9 A^»d fiiy dfiiißtt
nay [t9noy], äft^dngat dt /upoK hnaXkdrtovcty* nüy fiiyiot nagodiav
pip di^id dygo^iy $ ix Ufiiyoi $ ix nolnae dyu' oi cf« dlXax6(^tif
{W a^^ycvfityo» xard njy iiigay tlffiatny, fi<ttk9öyne dSf xatd tfjy og-
ngay inl ffr cx9iy^y dyaßaiyovck dtd xhfidxwy* nif di xXi(4axos ol
ffiüi xUfioxrligts xalovymt.
828 Jahresberichte.
hezeichoet, ohne eio missveratändniss zu fUrchteo. Aasfiihriiche
ist der verf. in der behandlung der oft besprocheoeo ichwierigkeii
welche bei Pollux 126 entsteht, ^jeenn man die naqoiok auf dii
bühne verlegt, indem nämlich dann die parodoi ganz die eatgeges-
gesetzte bedeutung bekommen, als die entsprecheqden periaktea^
durch erklärung der Schwierigkeit abzuhelfen ist ihm bei seioei
auffassung nicht möglich, er hat daher zu einer teztesänderung
greifen müssen. Die betreffende conjeclur ist auch in aro. 5
p. 8 ff. vorgebracht, und besteht darin, dass statt fcur /li^rro«*^^
jiaQodwy ^ fih Jc$»a geschrieben wird i^ furä öi^id, was beissei
soll: „von den Zugängen führt der nach rechts hin fuhrende voa
lande her'^ Der nach „rechts hin führende eingang" sei aber de
linke Seitenflügel des bühnengebäudes , und somit entspreche be
Pollux die linke parodos ganz der linken periakte, sowie dh
rechte der rechten. Damit wäre dann unter annähme der Wiese
lerschen grundanschauung die stelle des Pollux geheilt; es frag
sich nun, ob die conjectur evident ist. Das muss ich jedoch be
zweifeln, da einmal keine stelle vorzukommen scheint, durch welch
der ausdruck § gj^nä Jc^iu in diesem sinne gerechtfertigt werde
könnte; und wenn sich eine solche auch nachweisen Hesse, a
scheint mir die sache noch aus einem andern gründe unhaltbai
Wer derartige ausdrücke gebraucht, rouss einen bestimmten stand
punkt einnehmen, hier den des den Zuschauern zugekehrten scbaa
Spielers; wie das auch Wieseler annimmt. Kin solcher wird an
unter allen umständen die ausdrücke „rechts^' und „links*^ auf die
jenigen theile der bühne anwenden, die ihm zur rechten oder linke
band liegen. Er kann daher die ihm zur linken hand befindlich
parodos entweder, indem er auf die frage wohin? antwortet, al
die „nach links führende", oder indem er die frage woher! beaat
wertet, als die „von links her führende'^ bezeichnen, aber onmög
lieh erscheint es uns, dass ein Schauspieler die ihm zur linken lie
gende thür, aus welcher ein weg an ilim vorbei nach rechts fail
führt, als ^ M^^^ iil^td bezeichnet — ein ausdruck, welcher aai
im munde desjenigen berechtigt sein würde, der in dem (vofl
Schauspieler aus gerechnet) linken Seitenflügel der bühne standi
und zwar so, dass er das gesiebt nach der den Zuschauern zngc
kehrten wand hinwendet. Dieser Standpunkt kann hier aber duicli
aus nicht in betracht kommen. Hienach befinden wir uns nicht ii
der läge, die) Wieseler'sche conjectur und damit die lösung der b<
Pollux vorausgesetzten Schwierigkeit anzunehmen. Für uns exi
stiert diese Schwierigkeit auch nicht, da bei der beziehung de
jtaQoSoi auf die eingänge zur orchestra die rechte parodos ai
der linken periakte und die rechte periakte mit der linken parodc
20) Aach dieses fti^rot möchte ich für meine ansieht in anspnu
nehmen; es macht nachdrücklich darauf aufmerksam, dass du fc
gende zu dem vorhergehenden im gegensatze steht.
Jahresberichte. 329
eorreBpondiert. Allerdings müssen wir dabei annehmen, dass die
gegenstände anf der bahne vom Schauspieler, die einginge zur or-
dMslra Yon Zuschauer aus beurtheilt werden — eine ansieht, die
IhittnaBn zu Rode's Übersetzung des Vitruv 1, 280 aufgestellt hat
vd die wir Phil. 23, p. 322 vertheidigt haben. Sie rouss nur ein
weiig anders gefasst werden, um den von Wieseler mit recht gel-
tesd gemachten bedenken, dass die Hellenen die bühne nie so scliroflf
wm zoschauerraume getrennt hätten und dass man kein recht habe,
die eingaoge zur orchestra dem Zuschauerräume zuzuweisen, zu
begegnen. Auf das erste bedenken wird der Verfasser selbst ein
n grosses gewicht nicht legen, da es wesentlich nur gegen einen
freilich zu starken ausdruck Schönborn's (Skene d. Hellenen p. 73,
I. 20) gerichtet ist, der den grund dieser bezeicbnungsweise darin
üdit, dass bei den Hellenen skene und theatron zwei ganz von
ciNsder getrennte gebaude seien. Das zweite bedenken wird sich
dneh folgende betraclitung erledigen. In unserem modernen büh-
Mowesen bezeichnen wir übereinstimmend mit den alten das auf
der bahne befindliche vom Standpunkte des Schauspielers aus ; das
Ui zoschauerraume befindliche dagegen vom Standpunkte des zu-
idttoera, z. b. die rechte und linke seite des parkets. Die selten
dci Orchesters, welches weder zur bühne, noch zum Zuschauerräume
gehört, bezeichnen wir nach dem sitze des kapellmeisters, der den
nadiauem meistens den rücken zudreht; es erhellt das daraus,
dug wir in concerten, wo der kapellmeister den zuhÖrern zuge-
wtsdt ist, die selten des Orchesters entgegengesetzt benennen.
AdiBiick ist die sache bei den alten. Die periakten n. s. w. wer-
den vom Standpunkte des Schauspielers, die selten der cavea von
dem des Zuschauers, die eingänge der orchestra aber, welche weder
n dem einen, noch zu dem andern theile des theatergebäudes ge-
Uren, von dem des chors aus bezeichnet. Da dieser nun bei dru-
aitischen aufilihrungen meist den Zuschauern abgewandt ist, so
itiamt diese bezeichnung mit derjenigen, welche vom Standpunkte
dei Zuschauers hätte angewandt werden müssen. Da aber der clior
Hdi häufig die umgekehrte Stellung einnahm, so ist von vorn«-
herein zu vermuthen, dass in der bezeichnung der orchestraein-
gHge nicht immer dasselbe princip beobachtet ist; und in der that
iodet sich eine stelle, welche das gegentheil von dem, was Pollux
kM, aussagt. In der Vita Aristoph. vol. 1, nro. Xil, §. 14, p.
XXXVll der ausgäbe von Bergk heisst es vom chor: d gj^sv wg
i»o TTig nolcwg 9^/£ro inl to d'iaxQov, 3tä r^g uQiOifQug aipldog
fkgtt, il di tig und u/Qov d*a jrjg d(^$ug. Interessant ist ferner,
km die von der construction des theaters handelnde stelle Vitruv's,
Inf die ich weiter unten zurückkommen werde , nach der jetzt
hadschrifUich festgestellten lesart sich gar nicht deuten lässt,
nao nicht jene von Buttmann richtig gefundene, aber nicht
gentig gefasste, lehre befolgt.
330 Jaiireibericbte.
Knüpfen wir bier sofort das an, was der ytrhmer f, 2dl
an positiven aufstellungen über die benennnng der eingiöge ii
die orcbestra sagt, so braueben wir wohl kaum beBonders sa bt-
flierken, dass wir mit der bebauptung, es sei nur eine möglicb-
k e i t vorbanden, das wort ndgoiog auf die eingänge zur orcbotia
zu bezieben, praktiscb aber sei dasselbe stets von den verscbieden«
eingängen zur bttbne gebraucht worden, uns nicht einverstBoda
erklären können. Auch auf die ansieht, dass es geradezu wunderbar
wäre, wenn bei dem mangel eines eigentlichen mitteleingaagcs n
die orchestra die in dieselben führenden eingänge ndgoia^ in de»
sinne von Seiteneingängen genannt würden, können wir ein giossn
gewicht nicht legen; denn wir behaupten gar nicht, dass der asM
ntcigoSog durchaus auf einen Seiteneingang bezogen werd«
müsse. Wenn indessen die zugäng^ zur bübne sämmtlich mig^
odok genannt werden, so ist kein grund zu leugnen, dass die n-
gänge zur orchestra, die nun einmal eben von der seite her fiibrtca,
so genannt wurden. Vielleicht denkt man sich den gaosea war j
sammenhang richtig folgendermassen : der einzug des chors in die
orchestra biess nägoSog (Poll. IV, 108: xui ij fiir tta^iog ffv ]
XOQov miqodog xakeiia^; 109: lc&^ on Si »ai ita^' ii^a iuowivt^ j
xriv nägodov). Was war natürlicher, als dass man den weg, des j
der chor nahm, ebenfalls so nannte? Nun gieng der name aaf \
die parallel liegenden Zugänge zur bühue über, und endlich wardi |
er allgemein von den eingängen zu derselben gebraucht. Aristopk ■
Nubb. 326 und Av. 296 c. Schol. gebraucht tXaoiog för den du- ,
gangsraum, nicht für die eingangs t h ü r ; man müsste sonst as- ;
nehmen, dass der chor in der that in vollem costüm von der strasM \
eingezogen sei, wogegen sich das gefühl sträubt.
P. 227 erwähnt der verf. das bei Bekk. Anecd. 1, 367 vor- ;
kommende wort mg^axiivtov, welches wahrsclieinlich das tbettet
gar nicht angeht.
Hinsichtlich des imaxifviov endlich verweise ich auf das, wai
ich Phil. 23, p. 314 f. auseinandergesetzt habe, und bemerke our,
dass der Verfasser die glosse des Hesych. : x6 int iljg (ntijr^^ xunt/ti'
ytoy von einer in den decorationen vor der hinterwand darge-
stellten Wohnung erklärt. Aus mangel an nachrichten wird wobl
schwerlich ein sicheres resultat gewonnen werden können.
In späterer zeit, als vielfach die auffuhrungen, welche friber
in der orchestra stattfanden, auf die bühne übergingen, wurden
mehrere auf die erstem bezüglichen namen auf die letztem über-
tragen. So heisst zunächst in zahlreichen stellen (s. anm. 180)
ogxi^ffrga „bühne**; ferner wurde d'v/j^f'Xrj (anm. 140; Sehol. Arist
Equ. 149 möchte ich jedoch nicht hieher ziehen) ebenfalla für
„bühne** gebraucht, jedoch so, dass diesem worte hauptidldilieii die
beziehung auf den tanz und die vocal- und instramentalmuaik eigen
blieb (anm. 141); indessen erhielt sich in den fortwährend beste*
JabresbericLte. 331
theatern nicbt römiscben gebraucbs die alte thjmele (anm.
142). Das wort t^ditoy sodann wurde nicbt nur auf die bühne
(Ala. Aphrod. in Metan. Ill (IV) p. 146 ex vers. Genesii: odium
fan iiHa§iam tkeaMy quae nunc ihymde, id est scaena^ nuncti-
fMtar), sondern aucif auf das ihea$rum iiberbaupt übertragen, wel-
cfcei letztere wort wieder für „bübne'^ und auch ^bübnengebäude^
gcbraadit wurde (anm. 144).
Wenn nun sum scbluss dieses abschnittes nocb über die be-
ladiBnngen des suscbauerraumes kurz die rede ist, und unter
bwignalime auf frühere ausfübrungen nocbmais gesagt wird , der-
könne nicbt durch ^iaiQov bezeichnet werden , so habe ich
ts oben gezeigt, dass diese bebauptung in solcher strenge
Mdit richtig ist, und enthalte mich daher hier eines weiteren ein-
gdims auf diese frage. Die Römer nennen diesen tbeil des
seit Cicero cavea (l^el. 7; de Harusp. resp. 12), wohin-
i gifia der entsprechende griechische ausdruck ti noü^v^ der neuer-
1 4igi neliach gebraucht ist, bei den alten sich nicht nachweisen
iÜmt To i^/MXvx^Uov, welches bei Phot. p. 351 , 16: iqxncjqa
sfdhor Inkifdii iv t^ äyoq^' dtu xul tov d'kdxQOv jo »diia ij/ti*-
[ «UUor j o£ Mui ol X^Q^^ i^^^ *^^ cJ^/ovyio mittelbar abi be-
des Zuschauerraumes anzusehen sein soll, scheint mir
\ mr des balbkreis der OQxi^TQO, zu bezeichnen. Ebensowenig be-
die coffMia hemxoff^ bei Vitr. V, 8 (7, 1). Gewöhnlich
kmcicliiien die Griechen den fraglichen räum mit tu Xxqta.
Hierauf geht der Verfasser zum letzten abschnitte seines auf-
las über, welcher von der „baulichen einrichtung des
[theaters in seinem gewöhnlichen zustande'* handelt,
{ ud bemerkt zunächst , dass dos theater sich aus dem tanzplatze
fa k jklischen chore , der als orchestra des theaters die mitte des
baus einnahm, in form eines kreisstücks entwickelte, indem
dl theil des kreises durch das sich längs der orchestra in form
Mi recbtecks hinziehende bühnengebäude abgeschnitten wurde,
vdchem gegenüber der Zuschauerraum in form eines nach oben
Ui stetig zunehmenden kreisstückes die peripheric der orchestra
CMcentrisch umgab. Der verf. nimmt also nicht an, dass jemals
M völlig kreisrunder bau existiert habe, wie das Wecklein in
m. 2, p. 441 ausspricht: „die construction des griechischen oder
MhcaischeD theaters, in welchem nur ein kreisabschnitt als bühnen-
■brig bleibt, weist augenscheinlich darauf hin, dass das ge-
tiide für die Zuschauer sich aus einem vollständig kreisrunden
entwickelt liat^. Auf die schwäche des dafür angeführten
liaca, dass nämlich bei der anfänglichen bedeutung des chors
ttae ■oicke anläge wie bei unserm circus die natürliche gewesen
I dui das natürliche und zweckmässige für das ursprüngliche
kaltea sei , hat Sommerbrodt uro. 3 , p. 508 ff. nachdrücklich
gemacht, und darauf hingewiesen, dass jed^ufeW« \i>\t
33;^ Jaliresberickte.
für die ältesten zeilen, wo überhaupt ein theafterlMia noch nie
vorhanden war, an einen solchen circiisartigen raun gedacht we
den könne. Ebenso entschieden hat derselbe gelehrte die andei
mit der ersten in Verbindung gesetzte, behauptung Wecklein's %
rückgewiesen, dass Aeschylus nach Cramer Anecd. Paris. 1, p. I
das ngoffxiiviov, die eigentliche bühne erfunden habe. Mao kai
Sommerbrodt nur beistimmen, wenn er sagt: „wenn irgend etw
vor dem bau eines stehenden gebäudes vorhanden gewesen s<
muss, so ist es das f>Qoaxijviov^\
Aus den folgenden ausführungen , welche sich auf die add«
sierung des theaters an auhÖhen , die wähl eines gesunden platz
die akustik der theater und die anläge derselben an lebhaft
platzen der Stadt, das Vorhandensein von wasser in deo theater^
bänden, sowie auf die grossenverhältuisse und architektonisch
details derselben beziehen, hebe ich, da es bei der reichen fü
des materials schwer ist einen auch nar einigernuissen befriedige
den auszug zu geben, nur die constrnction des griechischen thf
ters nach Vitruv hervor. Es ist bekannt, zu wie vielen deutui^
versuchen es geführt hat, dass Vitruv V, 8 bei seiner constructi
einen so weitläuftigen weg eingeschlagen hat, der in der that
vielen missverständnissen anlass geben konnte, Phil. 23, p. 284
folgte ich im wesentlichen Schönborn, der durch seine besprechi
gen in der Z. f. A.-W. 1853, nro. 40 und 41 und dann wied
in seiner „skene der Hellenen*' p. 49 ff. das richtige verständn
der stelle erheblich gefördert hat, nur in der deutung des worl
iniervalUtm wich ich ab, und hatte mich dabei des beifalls W
scleras zu erfreuen, der p. 343 und anm. 48 mir recht gie
Nun hat neuerdings Wecklein in nro. 2, p. 435 fi*. auf eim
neuen wege wesentlich andere resuhate gefunden und mich dadui
veranlasst, Scliönborn's und meine erklärung einer revision zu u
terziehen. Dabei hat sich ergeben, dass ich zwar nicht im stan
bin Wecklein's ergebnissen beizustimmen, aber doch bekennen mo
in einem stücke mich versehen zu haben. Die erkenntniss dies
irrthums hat mich sodann unter dem mathematischen beistände m
nes damaligen collegen Klander, wie ich glaube, zur völligen I
sung aller Schwierigkeiten geführt. Ich habe über die eioscbl
genden fragen, namentlich über die gründe, aus denen mir Wec
lein's ausführungen unannehmbar erscheinen , ausführlich in <J
unter nro. 4 angeführten abhandlung gesprochen und indem i
der kürze wegen auf diesen aufsatz bezug nehme, beschränke i
mich hier darauf das positive der neuen erklärung mitzutheilen.
Die Worte des Vitruv lauten nach dem durch die ausgäbe v
Rose und IMüller-Strübiug gesicherten texte folgendermaasen:
Graecorum thealris non omnia iisdem raiUmibus sunt /iictMi
(d. h. wie im römischen theater , über welclies V , 6 gehand
wird), qmd primiim tu ima circinaHoM, ut in Lairn» trigonorr
Jahresberichte. 833
^jvoltiior, in eo quadratarum irium anguHi circmationis lineam tan-
j/iRl: 9t cuius quadrati latus est proximum scaenae praeciditque
cmshram drdnationis , ea regiothe designatur finitio proscaenii:
fi ab 9a regions ad 9Xtr9mam circinationem ctirvaturae paralMos
Uua dssignatur, in qua constituitur scaenae frons: per centrumque
erdtestras prascaenii e regione paralldos linea descrihitur, et qua
met drdnationis lineas destra ac sinistra in comihus hemioyclii
cmtra signantur, et circifio amlocato in dextro ah intertmllo sinistra
6rcinnagitur circinatio ad proscaenii sinistram partem . item centro
cniocato in sinistra oomu ah intervallo dextro circumagitur ad
frmaenii destram partem . ita trihus centris hac descriptione am-
fHknm hahent on^^ram Graeci et scaenam recessiorem minoreque
Mtndine pulpitum. Ich bemerke von vorn herein, dasa es bei dem
■aigel jeder angäbe über den radius des zweiten und drilten
kicwes för einzig richtig zu halten ist, diese mit dem radius des
! wbeises auszuführen. Hieraus aber ergiebt sich, dass — bei der
- UMglichkeit, in der ausführung der Vorschrift circino conlocato iu
I dttrtro ah intervallo sint«lro ... ad proscaenii sinistram partem
' ait einer zirkelöffnung, die dem radius des urkreises gleich ist,
<iie ftjiistfo pars proscaenii in irgend einer weise zu berühren und
[ ki der gleichen Unmöglichkeit in der ausführung der entgegenge-
I «ctEleo Vorschrift — die ausdrücke „rechts'^ und „links<< in der
> weite des Pollux verstanden werden müssen, der für die orchestra
dea Standpunkt des Zuschauers, für die bühne den des Schauspielers
«Mgebend sein lässt (vgl. oben pag. 329). Wende ich mich nun
u der construction selbst, so macht die einschreibung der drei
ijoadrate in den kreis, und zwar so, dass die zwölf ecken derselben
die pffipherie in zwölf gleiche abschnitte zerlegen (folgt aus V, 6:
farikus interwiUis)y die bestimmung einer beliebigen quadratseite
I tnr /initio proscaenii nach der orchestra hin, und die construction
einer zu dieser parallelen tangente, durch welche die bühnenwand
I iodiciert wird, keine Schwierigkeit. Die parallelos linea per cen-
irwn ortkestrae proscaenii e regione lege ich jetzt, durch Weck-
kin's bemerkungen und einige weitere erwägungen belehrt, durch
fa Biittelpunkt des urkreises. Im folgenden nelime ich intervallum
üb eioeo der zwölf abstände der quadratecken auf der peripherie,
io dMi das wort hier dasselbe bedeutet, wie V, 6. Bei der nun
Al^deo coDstniction des zweiten kreises ist der zirkel in deo-
jetigea punkt einzusetzen, in welchem die durch das centrum des
Irkreises gelegte parallele die peripherie desselben links an der
fnitio prosooeiiii schneidet; und da die Seiten in den zur orchestra
gehörigen theilen der construction vom Standpunkte des Zuschauers
ans beartheilt werden, so wird damit die Vorschrift des Vitruvius
eimno conlocato in dextro erfüllt. Von diesem neuen centrum
MS ist aber mit dem zweiten schenke! des zirkeis nur e i n solches
ii|iefT«U erreichbar, welches (vom Standpunkte des Schauspielers
334 Jahresberichte.
aus) als sinistrum bezeichnet werden kann, iianilicfa datjeaij
welches sich von der ecke der finiiio proscaenü bis fast sum ]
rührungspunkte der tangente erstreckt Wird nno von dietea
tervall aus nach der nach links hin verlängerten finitio prosos«
ein kreisbogen construiert^ so wird durch den schneidepankt In
das ende der bühne bezeichnet Der dritte kreis , welcher auf i
gegenüberliegenden seite in ganz derselben weise constniiert wi
bestimmt rechts das ende der biiline. Verbindet man oan di<
beiden endpunkte mit dem punkte, in welchem ein in der mitte i
/initio proscamii errichtetes perpendikel den ursprunglidieo kr
schneidet, so entsteht 1) ein gleichschenklig-rechtwinkliges dreie
dessen schenke! die als zweites und drittes centrum angeoomma
punkte schneiden, und 2) ist das erwähnte perpendikel, durch n
ches der abstand des prosceniums von der gegenfiberliegen
gränze der Sitzreihen gegeben wird, genau Iwlb so gross als
bühnenlänge. Dieselben Verhältnisse wiederholen sich, wenn i
die beiden endpunkte der als finitio proscamii angenommenen q
dratseite mit dem centrum des ursprünglichen kreises verbin
indem 3) das so entstehende dreieck ebenfalls ein gleichschenkl
rechtwinkliges und 4) der abstand des centrum ordietirae von
finitio proscaenü halb so gross als die quadratseite ist W(
schon diese eminent symmetrischen Verhältnisse ein gutes vorurti
für die richtigkeit der construction erwecken, so wiH diese sdilic
lieh dadurch zur gewissheit, dass sich für die bühnenlänge i
bühnenbreite das verhältniss von 12 zu 1 ergibt; denn da der
stand der finitio proscaenü von dem gegenüberliegenden punkte <
orchestra i^/^ radien (genau 1 -j- — -) beträgt, so ist die bi
nenlänge gleich 3'/? radien, die breite aber gleich '/? rad
(genau 1 — --).
Hiemit verlassen wir diese so bedeutende arbeit, — wel(
ein würdiges seitenstück zu des verf. denkmälern des bühnenwss
bildet, und wenn man sich auch mit manchen einzdheitea ni
einverstanden erklären kann, doch auf jähre hinaus eine rei
quelle der belehrung bleiben wird — und wenden nns so i
oben unter uro. 5 angeführten programm desselben Verfassers, v
ches es sich zur aufgäbe gemacht hat, einige schwierige, das li
neu Wesen betreffende, stellen des Pollux und anderer schriftitt
theils durch richtige erklärung, theils durch Verbesserung zur k
heit zu führen. Der erste abschnitt desselben (p. 4 — 8) baa
über das ftuQanitaafjia bei Pollux IV, §. 122: i^itnt di xai
naqaniiaa^ia avXatav xaXeJr, ^YntgCdov tlnövtog iv i^ *aia l
TQoxXiovg „oi di ivpia uQXOYi^g ilcr^wrto h ifi aro^, 7nQi^Qa\
fA€vo( Ti fiiQog avtng aikafa^^. Wenngleich der verf. geneigt
Jabresbericlite. 835
^ Gnechisdiea theater wie dem RöraischeD einen Vorhang zozu-
iehrabeo — eine ansieht, die ich nicht theile und deren begrün-
^V (K* ^ ^*) ^^ ®^^^ P^* ^^^ ^* entkräftet zu haben glaube
^ 10 spricht er sich doch mit recht dafür aus , dass an unserer
Stade onmöglich von einem irgendwie im theater verwandten vor-
kmgt die rede sein könne, wed«r von dem bei den Römern üb-
Kefcea (G. Hermann de re seen, in Aesch. Or. in ed. Aesch. II,
€66), da Pollux gewiss nicht auf Römisches biihnenwesen bezug
gcaommeo habe, noch von dem zum schütze der caoea ausgespannten
mkm (Stieglitz Kncycl. d. barg. bauk. IV, 55), das in der guten
Crieeiuscben zeit, von der Pollux spreche, noch nicht üblich ge-
vcaen aeL Dies bezeuge Aeschin. in Ctesiph. ^. 76, eine stelle,
um der anch auf die des Pollux das richtige licht falle. Dieselbe
aatet: ^ijfiocdip^t: yuQ h^avibv ßovXevCag oidififar g>atnjannt
f^üfßtiav itg nqo^iqtav »aXicag, uUiu tot« nqutrov nqicßnq tU
t^o§i^ia9 ixäXiCt, xal nqocm^dXMu i^tjxt Mal g>otPix(dag
w9^$§niTact Mal ufAU r^ W^Qf iyMo loig frQicߧeiv iig j^
fiaiQov iicTi Mal Cvqimcd-ak 6*(k t^» äaxilfioavvijy.
Der zweite abschnitt behandelt Poll. IV, 126, eine stelle,
wütht bereits oben anm. 19 angeführt ist*^). Der verf. erhebt
fachst den einwand, dass die parodoi, welche er für die auf der
bShae befindlichen Seitenzugänge hält, eine ganz andre hedeutung
haben sollen, als die periakten und ändert daher am schluss fj julv
itfia in ^ fiita St^tu. Ich verweise hierüber auf meine ausfäh-
rsigen pg. 328 ff. Es bleiben aber noch andere Schwierigkeiten.
Siisial bietet uygo&iy zu zweifeln veranlassung. Der verf. macht
■it recht geltend, die drei ausdrücke dygo^iv, ix hfiipog und Ix
xäiwg würden dann einen guten sinn haben, wenn von drei ver-
idiiedenen arten von stücken die rede wäre, welche entweder auf
te lande (wie Euripides' Elektra), oder in einem hafen (wie die
Sopplices des Aeschylus), oder in einer Stadt spielten; aber wenn
■IB auf die bestimmangen über die periakten sehe , so erhelle,
im nur in der stadt spielende stücke ins äuge gefasst seien.
IbcBso stimme ich der nun folgenden polemik gegen G. Hermann
«d meine behanptungen in Phil. 23, p. 323, deren ergebniss das ist,
km durch erklärung der stelle nicht geholfen werden könne, voll-
lomoMo bei, und erkläre mich iiir die änderung von uyqo&Bv in
if^iO'tv, wonach Pollux lehrt, was aus der nähe komme, sei es
IM dem hafen, sei es aus der Stadt, trete durch die rechts vom
■Mhaoer bel^ene parodos (natürlich in dem von mir oben p. 329 ff.
ertretenen sinne) ein. Hienach gewinnen auch die ausdrücke
Xkaxo^tp und n%^oC das richtige verständniss , indem der erstere
ii «IkNids, d. b. fion e foriu %id ex whe zu erklären, der lefcitere
21) Vgl. Wecklein nro. 2, pg. 447 ^., der nichts wesentlich neues
■teiogt.
336 Jahresbericlite.
im gegeosatze zu ix hfii^og zu denken ist Sodano, tihtt der
verf. fort, könnte man anatoss nehmen an den Worten: ^ iti^
(mqiaxTog) tu ix nokkwq, fAuXtcta zu ix hfjtirog (^^loc), ia-
sofern als die stadt doch von grosserer bedeutung aei als der
liafen und man etwa erwarten sollte: tu ix noXtwg fAuhaia, c&a
Ttt ix XifAii'oq. Allein im hinblick auf Poll. IV, 131 : xuTfßuUm
Si ini laq mgtuxjovg OQog detxvvvru tj ^tihtirav $ jtotafiiw f
uXXo Tf lOMvrov wird richtig angenommen, dass auf den periaktoi
meist landscbaften, auf dem hintergrunde dagegen gemeiniglicli fii
auf die stadt bezüglichen darstellungen angebracht gewesen seiei
Schliesslich will der verf. noch to nuv ändern. Ohne aweifd iit
die vor Bekker übliche , wahrscheinlich ebenfalls bandacbriftlic^
lesart jonov der Bekkerschen vorzuziehen und ist auch von Scbos-
born (die Skene der Hell. p. 107) richtig erklärt. Dieser g^
lehrte sagt, da die /Oi^ce viele Tonoh in sich fasse, so meine Pfl>
lux, weuii die rechts vom Schauspieler gelegene periakte gedrdt
werde, ändere sich nur der ?o;ro( in der /cJ^a, bei nndrehui|[
beider erfolge eine i;nderuug der /iJpa; und da der t6noq adiC
einen iu die fremde führenden weg anzeige, so werde durch Jm
drehen der rechten periakte augedeutet, dass jener weg nun m
anderer und nncli einem aiulern orte der fremde hin führender sei,
als der bisher gesehene. Im anschluss an diese letzte ausfiihnnf
schlägt Wieseler die Verbesserung nuioy vor; indessen so feil
dieselbe ist, so halte ich sie doch für nnnöthig und glaube, dm
wir uns bei To;roi' beruhigen können.
Der dritte abschnitt beschäftigt sich mit den auf die bespr»-
chene stelle unmittelbar folgenden Worten : (^. 127) ilc^ldont;
de xuTu rrjf oqx'^<Tiquv iii i^v axtjrfiv upaßutvovai diä xiUftaW*
ttiq ds xXi'finxog oi ßuS^/jol xXifiaxitJQS^ xuXov¥iu^j und zwar n-
nächst mit deren erster liälfte. Der verf. erklärt sich nach v«r*
werfung anderer ansichten, über welche auch J, p. 324 berichtft
ist, für die von Sommerbr(»dt Z. f. A-W. 1845, p. 360 vorg«- 1
tragene, der zufolge aus der stelle zu entnehmen sei, dass es nr«
sitte gewesen , wie für den chor in der orchestra , so iiir die
Schauspieler auf der büline aufzutreten, dass aber doch mitaatcr
Schauspieler durch die orchestra auf die bühne gelangt seien. Diae
ansieht tlieile ich, muss mich aber näher darüber aussprecbeo, dl
ich die nugodoi anders fasse als Wieseler, und daher nicht leugaei
kann, dass in den Worten oi ds aXXaxo&iv — ktcCa^kp geraden
das auftreten der Schauspieler in der orchestra — wogq^ ick
Phil. 23, p. 326 gesprochen habe — gelehrt zu werden scbetot
Kine Übersetzung der stelle wird am besten den Zusammenhang «ad
meine ansieht darlegen. Pollux sagt also : ,,von den eiogängea ia
die orchestra aber führt der rechts (vom Zuschauer) gelegene van
der nähe her, sei es aus dem hafen oder aus der stadt; wer aber
anderswoher zu lande ankommt, tritt durch den andern eingang
Jdkresberie&ie. tlSi
Am aber fiir die sebanspiele oicbt regel, sondern aiis-
le ist, xeigt der yerlaaf, wenn wir ricbtig übersetzen : „in den
n aba*, wo scbauspieler (wie die erwähnten) in der orchestra
^«treten sind, besteigen sie die bühne auf einer treppe^. So
l^e&ssty glaube ich, bietet die stelle keine Schwierigkeit. Der
üaaser wendet sich nun zu den letzten Worten des Pollux: rf^q
nXifMLMog oi ßad-fioi xhftaMr^gtg xaXovwtat, Man bat mehr-
I geaeint, auf eben diese treppe sei Athenaeus Mechan. ed.
evenot. Paris. 1643, p. 8: »atiöxevaffav Si j$vig iy noX$oQM(a
pMMUfy yivfj fraganXiiifia toJg Tt&§fAirotg iv toig Stargoig ngdg
nQOOMTina totg inoxgnaTg zu beziehen, und G. Hermann äus-
te IQ der Jen. lit zeitung 1843, pg. 600, die fraglichen Stürm-
ern seien ebenfalls treppenförmig gewesen und daher als un-
ikdscb verworfen worden. Diese lange als richtig angenom-
ne Erklärung zweifelt Wieseler wohl mit recht an und stellt
ansieht auf, Athenäus vergleiche leitem, welche von den schau-
Biem vorkommenden falls an die bübnenhinterwand angesetzt
rdeo seien , da dann die 6. (vgl. oben pg. 315 ff.) bedeutung
I Mi^ctnjnar statt haben würde. Ausserdem macht er auf die
enbilder in Denkm. d. bühnenw. IX, 12 und 13, wo diese leiter
kommt, und auf die xidgov naXaiä xXTfia^ bei Eur. Phoen. 100
■erksam. Wenn aber auch die Unterredung zwischen Dikaeo-
is und Enripides bei Aristopb. Acharn. 394 ff, angezogen wird,
kann ich allerdings zugeben, dass Dikaeopolis sich einer vom
C6Q gescboss auf die Strasse führenden leiter bedient habe, um
gaben des Euripides zu empfangen, mich aber keineswegs mit
perhorrescierung des ekkjklems in dieser stelle einverstanden
lären. Wieseler stützt sich auf xXiU Jtrjxrä dwfAaTWV (v. 479)
. behauptet: Scüket iUud ixxvxXiTff&a$ , quod v. 409 indicatury
^brsf, ntMl aliud quam fores, quae erant in coenacuHo, apertae
I. Ist auch Nubb. 184 mit dem verf. gewiss nicht an ein ek-
Llema zu denken, so würde man doch in den Acbarnern durchaus
bt verstehen, wie der dichter das verbum IxxvxXitv ohne einen
^rechenden Vorgang anwenden konnte. Wir müssen vielmehr
Amen, dass das ekkjklema in diesem falle auch im obern stock-
rk vorkomme, was gewiss möglich gewesen sein wird, zumal
m das obere gescboss, um dem „herausgedrehten^* dichter platz
lassen, gegen das untere etwas zurücktrat. Wie ich mir das
GAren im allgemeinen denke, habe ich Phil. 23, p. 331 auseinan-
gesetzt und dort gezeigt, dass das xXtls Trrjxjd iwfAdrwv dabei
I volles recht behält. Wecklein nro. 2, p. 451 hebt richtig
vor, dass wir hier und Thesm. 95 eine parodie des ekkjkicma's
erkennen haben, wie Pac. 174 eine solche des ulüiQrjfAa» —
ecklein spricht dort auch über die theatermascbinen xqddfj, l^cJ-
a, CiQOfiiayf fjfAKngoftoPj i^fuxvxXtov; ich glaube aber nicht,
i wir über diese dinge je zu sicheren resultaten gelangen wer-«
liilok^ns. XXXV. bd. 2. 22
its Jihrcikriclte
den). Zw fchloM der abhandlang bringt dur ver£ aadb mmtm^F
jectnr za Poll. IV, 128: to iäip IntfUfiM» Isi {vlw «f^
ßii&QOVj indem er statt v^^k, welches «Herdiags dsige mM»-
rigkeit macht, mich aber keioeswegs za der eben entwiekekna m^
sieht veranlasst hat, unter berufiing auf die glonae des Hesfdk
vy>iXxiTtu, nQoiQimuu — igttXxroy schreibt, so dasa der ainn dv
stelle wäre: eccydema est in Ugnit frotracta vd prspnlsa httk\
Die Sache ist zweifelhaft; schon im Tliesannis s. w. i^htm «i j
in Schmidt's kleinerer ausgäbe des Hesjcb. wird YeraindMt , dM •■
v^Xxita^ für i^huta^ verschrieben sei. Zum scfaloas bemerke id^ '
dass der verf. zwar vollkommen recht zu haben scheint, wenn m-
die bemerkung des Atheoäus nicht auf die, die verbindang ifi»
sehen lugeion und orchestra herstellende , treppe besiebt , dam •
aber bei dem geringen uns zu geböte stebmiden material sc^w
sein wird, über die art der fraglichen leitem lu einem sichMi
resultate zu gelangen.
Die unter nro. 6 und 7 verzeichneten abhandinngen besetf
tigen sich mit den tesseren aus elfenbein und knocken^ von dmm
eine nicht eben grosse zahl erhalten ist. Ks sind dies kleine iureii*
förmige Scheiben, welche meist auf der einen seite bildliebe Um-
stellungen, auf der andern namen und zahlen oder blosse laym
tragen. Lange zeit war man über die bedeatung dersetbea im «•
klaren, bis fast zu gleicher zeit und unabhängig von einander Wi^
seier und Henzen hinsichtlich einer classe dieser andosglien ik
ohne zweifei richtige erklärung aufstellten, dass sie ab tbealih
billets anzusehen seien, da denn die bildlichen darstellungen and i»
namen den cuneus, an dem sie als inschriften und bermea ükt
husten angebracht gewesen, und die zahl die sitzreibe des
bezeichne. Beide gelehrte stützten sich dabei wesentlich anf i
im theater von Sjrakus existierende keilinschriften, a. b. BjtSl"
A122A2 NHPHUoSs BA2IAISSA2 OIAISTlJoS, JU
oAYMnioY, fjQAKXEOS xPATEgoOPoNog , und die stelle W
Tacitus Ann. II, 83: Equester ordo cuneum GermniNci ajijwikitf,
qui luniorwn dicdfatur (vgl. Wieseler Theatergeb. p. 28). Vm
aber sind bei weitem nicht alle erhaltenen tesseren auf das theslv
zu beziehen, und wir müssen es dem Verfasser dank wissen, di0
er uns aus dem reichen schätze seiner belesenheit und denkmilfl^
künde weit mehr bietet, als der titel verspricht, indem er until
berücksichtigung des von andern gelehrten geleisteten (Gerhai'
Bulletino 1830, pg. 265; Garucci J piombi ant. raccolti dall' cm
Princ. il Card. Lodov. Altieri Rom. 1847; Henzen Annali XX
p. 273 ff., XXIi, p. 357, taf. M; Lill, p. 120. Mon. ined. ?
taf. 21, 4. Franz C. J. Gr. IV, 1, p. 273 ff. n. a. m.) ober eim
verhältnissmässig grosse anzahl von tesseren aller classeo, danute
nicht wenige hier zum ersten male besprochene exemplar«, tim
JhlMAeridfe. 889
pbt ami dieselbe nit einem aiuserordentlich lehireicben
b^leitet.
Ehe ich jedoch auf die mittheilung der resultate dieser eben
m tief eindringenden als interessanten Untersuchungen eingehe, be-
■trikc ich, dasB wir uns hier auf einem gebiete bewegen, welches
4Hdich seigtj wie trümmerhaft unsere Überlieferung über manche
des antUten lebens ist und dass wir daher in yielen fällen
yermuthungen über den zweck der einzelnen exemplare
können, nicht selten uns auch mit einem tum liqtiet
kqpriigen müssen. Namentlich ist es oft schwierig die beziehung
der lahlseichea zu ermitteln, auf welche ich ein grösseres gewicht
kge, ab der Verfasser, der mitunter ihre bedeutung ignoriert
Bm diese Zahlzeichen — deren meist doppelte setzung in römi-
scher und griechischer form nicht auffallen kann, wenn man be-
dmkt, dass die tesseren zum grossen theile aus Unteritolien stemmen
nd dass dort auch in römischer zeit noch g^echische tragödien
i^jfefihrt wurden — hier grade ein charakteristisches merkmal
Udea^ mögen sie ab ordinalien, wie bei den theatermarken, oder
9h cardinalien, wie bei den miBSvUa, aufzufassen sein, scheint mir
m übersehen werden zu dürfen. Ich stimme daher in manchen
drntangen nicht mit dem yerfasser überein. Auch weiche ich von
diaselben in der reihenfolge der besprechung ab. Wieseler hat
ttt dem vollsten rechte, um ganz objectiv zu werke zu geben, ein
Uiglieh von der äusseren erscheinung hergenommenes system be-
Mgt, indem er I, tesseren mit bildern, namen und zahlen, II, tes-
IM mit bildem und blossen Zahlzeichen und III, tesseren mit
Usssen Ornamenten und Zahlzeichen oder ohne Ornamente, aber
■it ahkeichen unterscheidet, und in den beiden ersten classen
steh eine reihe von unterabtheilungen macht; fur die nachstehende
Amicht schien es mir jedoch sich zu empfehlen, von dem muth-
■smlichen gebrauch der tesseren auszugehen und die einzelnen ex-
■iplare nach den resultoten der forschung zu gruppieren. Ich
kbe daher die sämmtlichen von Wieseler erwähnten tesseren mit
liMr lanfenden nnmmer bezeichnet, und lasse hier zur leichteren
«intierang in den abhandlungen die nachweisung folgen, auf wel-
chr Seite sich dieselben beim Verfasser besprochen finden. Iste
ikhandlung, uro. 1 — 5a == pg. 6; uro. 5b — 10 = pg. 7;
in. 11—12 = pg. 85 uro. 13—16 == pg. 9; nro. 17—20 =
R. 10; nro. 21—25 = pg. 11; nro. 26 = pg. 12; nro. 27—
»SS pg. 13; nro. 30 — 32 = pg. 14; nro. 33 = pg. 15;
««. 34—36 =s pg. 16; nro. 37 — 41 = pg. 17. 2te ab-
htadUng, nro. 42 = pg. 3; nro. 43—45 = pg. 4; nro. 46
^ pg. 5; nro. 47 — 51 = pg. 6; nro. 52—59 = pg. 7; nro.
••--70 = pg. 8; nro. 71—76 = pg. 9; nro. 77—88 = pg.
»; nro. 89—99 = pg. 11; nro. 100—106 = pg. 12; nro.
22*
»a: JaliraberifMe:
107—111 s pg. 13; nro. 112—117 =s pg. 14 and IS;
118—120 = pg. 16.
Wenden wir uns dud zu dem eiDzeben uod zwar suDidHl
deDJenigen tessereD, welche unzweifelhaft theatraliscbem gebrai
g^ieot haben y so bietet uns die erste g^uppe exemplare mit g
terbildern auf den avers; und zwar zeigen nro. 1) Agal
dämon; 2) die Dioskuren; 3) Apollo; 4) Kastor; 5) Ares (<
exemplare); 6) Helios; 7) Athene; 8) Hera; 10) zwei Mos
11) Erato; 12) Eos. Der reyers trägt überall die entsprechen
namen im nominativ, die römische zahl über demselben, die g
chische darunter. Die höchste zahl ist 12. Zu besonderen
merkungen geben folgende nummern veranlassung: bei 7) heisst
römische zahl Vlll , unter der inschrift A&HNA steht abei
und darunter Z. Henzen vermutbet, dies sei geschehen, um
siebenten platz auf der achten stufe zu bezeichnen ; indessen wi
dabei doch der mangel einer zweiten römischen Ziffer aoffal
Wieseler fasst das H als zu dem namen gehörig, welchen er i
A@HNj4(i)H liest; da diese form hier bedenklich ist , so gli
ich, dass Z die ursprüngliche, aber falsche zahl gewesen, und sp
die richtige darüber gesetzt ist. In ähnlicher weise zeigt 10 o
halb der inschrift MOYCAl die zahl VI, unterhalb derselben
und darunter c* Hier beziehe ich mit Wieseler das 0 zum nai
so dass die inschrift, obwohl auf dem avers nur zwei dai^pe«
sind, „die neun musen^' lautete. Endlich ist zu nro. 12 hervoi
heben, dass sich zwischen den buchstaben E und üt) ein viellc
als Y zu deutendes zeichen findet; daher liest Wieseler EY
(Franz EPÜOS). Obwohl die ntiq lakonisch ußviq und leab
aviog (Ahrens Diall. H, 49; 1, 56) heisst, so zweifle ich doch
fiir die muthmassliche entstehungszeit der tessera auffallenden t
wegen an dieser deutung; möglicherweise ist das fragliche zek
zufällig entstanden und die lücke ist durch den auf allen t&m
befindlichen punkt verursacht Hieher gehört endlich noch 9,
den namen im dativ zeigt: KOPHI mit XV und IE. An
weihgeschenk ist desshalb wohl nicht zu denken. Die zw
gruppe theatralischer tesseren umfasst exemplare , deren re
namen von menschen zeigt Der avers hat bei folget
männliche bartlose köpfe: nro. 13) AXAIC fur ^Axonoq^ wie
FAIC für rdioq; 17) JlAlVPACy wobei zu bemerken ist, <
das original in der Kestnerschen saiamlung den namen Yolktäi
zeigt, nicht, wie Wieseler annimmt, nur bis auf die beiden let
buchstabeu; 20) NAIC, wo in der mitte wegen durdilöclier
der tessera etwas zu fehlen scheint, also etwa NAIBIC für I
vius; Wieseler glaubt wegen der kräftigen bildung des halsei
einen athleten denken zu sollen. Bärtig sind folgende köpfe
BAXYAOC, 16) JAMAC; 18) (Kt^)C[0wN; 19) AHN.
für Ai]VMog; 22) ein unheilbar verstümmelter j im gfenitiv
Jahraberichte. Sit
mti» name <COT€. Die letsten drei köpfe sind durch eine binde
■ tolebe yon siegern in einem kampfspiele charakterisiert. Von
\) TPY0WN ist eine beschreibung des kopfes nicht gegeben.
¥eiUieb sind folgende köpfe: 23) EI^($ccay, 2A) XEAUOJVH;
l&) OIMH (Minerrini: CIMH , Franz OPMH). Ueber keine
iiinr peraonen , von denen es übrigens glaubhaft ist , dass sie su
Im dieater in irgend einer beziehung gestanden haben, lasst sich
etwas sicheres angeben. Die höchste ziffer, welche in dieser classe
foriioiimt, ist 15 ; die Zahlzeichen sind doppelt
In der folgenden gmppe befinden sich auf dem avers mehr
•fo weniger deutlich erkennbare darstellungen von baulichkeiten;
isf dan revers namen von personen sowie römische und grie-
eliidie Zahlzeichen. Nro. 27^ 28 und 28a zeigen nach Wieseler
nse bohnendecoration und den namen AWXYylOYy wonach der
betreffende enneus durch eine statue oder huste des grossen dich-
tn ausgezeichnet war. Nro. 29 und 30 haben auf dem revers
n fcrschiedener weise verschrieben den namen EYPYAOXOY
mk die sahkeichen fiir II. Da nun der avers des letzteren ex-
Mplara einen theil eines amphitheaters zeigt — woran Wieseler
mIcss Boch zweifelt — y so ist es wahrscheinlich, dass auch die
cbwer erkennbare Zeichnung auf nro. 29 dasselbe bedeutet; Wie-
der jedoch nimmt dies auf das entschiedenste in abrede. Die
lebe bleibt daher dunkel.
Nro. 41 nnd 42 sind zwei besonders interessante exemplare.
b erstere (cfr. Wieseler Theatergeb. lY, 15), in der nähe von
iemlaneum oder Pompeji gefunden, zeigt auf dem avers halb-
rdsfömige Sitzreihen mit einem thurme; das letztere einen vier-
skigmi thurm mit mauern und davor einen mit platten belegten
lilz; auf dem revers haben beide das wort HMIKYKAIA und
e nhlzeichen für XI. Benzen bezieht die inschrift auf den obern
Bgang in theater, der nicht in keile getheilt war und denkt hei
m plural an dort aufgestellte holzbänke, während Wieseler
qenig^ halbkreisförmigen sitzstufen, welche sich in den beiden
leatem von Pompeji unterhalb der cunei unmittelbar an der or-
iistra befinden und nicht in keile getheilt waren, ins äuge fasst
fie zahl gingfe dann auf den platz, der thurm auf eine bühnende-
Mration. Vielleicht ist aber die ebenfalls von Wieseler ausgespro-
keae vermuthung, dass man an ein amphitheater zu denken habe.
Hinziehen. Die Verschiedenheit der darstellung auf nro. 42 würde
iiiiditlich der deutnng einen unterschied nicht bedingend
Bine andere classe hat auf dem revers keine namen, wohl
hr die doppelten Zahlzeichen, auf dem avers einen köpf oder eine
■pr. So zeigen nro. 48 die Roma oder Minerva, uro. 52, 53,
^y 55 '^ weibliche köpfe mit einigen hier unwesentlichen attri-
22) Zo nro. 55 ist zu bemerken, dass Wieseler die nicht za em«
342 JahrailMridt«.
buten; nro. 49, 50, 51 maiinlicbe köpfe, die lerbrocheoe nm fif
einen theil eines gesiebtes; ferner nro. 47 einen scbrriteBden Amt
mit der cither; endlicb nro. 111 eine komiscbe maske (auf d«
revers steht die griechische zahl über der römischen , was hier al-
lein vorkommt). Ich sehe nicht recht, warum Wieseler seine, Th»
tergeb. p. 40 zu IV, 18 geäusserte, meinung, dass sieh an cimb
cuneus des theaters dieselbe maske befunden habe, aufgegeben kl
nnd jetzt die maske für ein amulet hält Dagegen schdnea air
entschieden die zahlen zu sprechen. — Die höchste lahl, weMi
in dieser classe erscheint, ist wieder XV.
An diese unzweifelhaft auf das theater so beziehenden ttf-
seren scbliessen wir solche, welche für anderweitige spiele ge-
golten zu haben scheinen. Zunächst gehören hieher nro. 44, 45,
46, welche auf dem avers in einem kränze die inschrifiten iJais-
^ifva^a (verschrieben) bezw. Uv&ia und Ntgoivia tragen. An
dem revers haben 44 und 45 doppelte Zahlzeichen, während bei M
über das allerdings wahrscheinliche Vorhandensein von zahlen nidif
bekannt ist Dass die panathenäen und pjthien auch an andern ortcf
als Athen und Delphi gefeiert wurden, zeigt Krause in Paulj R. C
V, 11 10 und VI, 336 ff., auch dess. Hellen. 11, 2, p. 53 flg. Ueber di
Neroneen vgl. Tac. Annal. 14, 20. Suet. Nero 12. Die von den vo
rigen verschiedene nro. 43 trägt auf dem avers nor eineo kraa
mit bändern, auf dem revers zwischen den zablseieben die inschrii
'OAvvTTHx. Auch dieses fest wurde an sehr verschiedenen ortea
auch zu Neapel, gefeiert; s. Krause a. o. V, 914« Die bochst
hier erscheinende zahl ist XV. Wieseler meint nun, die teaser«
gingen auf errungene siege, ohne hinzuzufügen, ob dann die »ffen
die zahl derselben andeuten sollen. Wenn nun auch die Inschrift
""EXivCihta iv ""A&nva^g y' (<^- '• ^^^ ^^^^) <^«^ ^^^^ dreifacha
sieg gebt, so wäre doch ein funfzehnfacher recht auffallend
Warum soll die zahl nicht ebenfalls die sitzstufe bedeuten nnd i
den kränzen eine andeutung der spiele zu erkennen sein?
An nro. 43 schliesst sich passend nro. 31. Avers theil da«
gebäudes; revers zwischen den beiden zeichen für VII die ver
stümmelte Inschrift .... EYCIN , über deren ergänzung «fi<
ansichten auseinander gehen. Wieseler will JSmviffrog (genitiv
lesen und scheint die marke auf den cuneus eines theaters zn he
ziehen ; die von Henzen vorgeschlagene lesung ^Ekivchta web
er ab, weil die auf spiele bezüglichen tesseren einen kränz zeigten
Henzeu's deutung ist nun einerseits sehr wahrscheinlich, andrenett
ist aber auch der gegengrund Wieseler's recht plausibel, wenn
gleich nicht verkannt werden darf, dass wir bei der geringen an
zahl der hieher gehörigen tesseren keineswegs mit Sicherheit '
ander passenden zahlen VI und Z angiebt, das zwar verstfimmeli
original aber deutlich die ziffer Yü erkennen l&sst.
JUirabericbte. 343
•He «of ipide beiligliebeii markeo darcb einen krans ausge-
waren. Die eotacbeidung ist «cbwer. Daas iilirigeoa die
aoeh ia Ron und PoteoK gefeiert warden, darüber vrgL
MiBien Heortok^e p. 264 f. Suet. Claud. 25. Mit grosser
vAncbeiBlicbkeit indesseo werden nro. 34 und 35, avers ein
•Mj^linR i0$nuf^m^ revers AjiCOC bezw. . NCOC zwischen den
ofcni fiir 111 anf spiele bezogen, wenngleicb unklar bleibt, auf
wdcbe. Endlich vermnthet Wieseler sär fein und ansprechend,
km aro. 32, avers eichenkranz (nicht lorbeerkranz , wie Henzen
will) Mit bandem , revers ^En(Saq)ftg zwischen den Ziffern fiir X,
Hf den capitolinischen agon (s. Juven. VI, 387, Snet. Dom. 4)
gikt, in welchem fipidaphnis gesi^ habe; jedoch bleibt unklar,
WM dts Zahlzeichen bedeuten sollen.
Hiemit ist die reihe der mit Sicherheit auf das theater oder
ifide zu deutenden tesseren abgeschlossen, und es beginnt ein ge-
KtC, anf dem es leider nur zu leicht ist zu irren. So ist es
Mbit bei der ersten bieher gehörigen gruppe nur gestattet, ver-
(Mtkaagen auszusprechen. Nro. 36, 37, 38, 39 und 40 zeigen
nf dem revers zwischen Zahlzeichen appellativen für den begriff
»ttti«; so 39 und 40 DYyiH , 38 . . . WN^ zu ergänzen zu
BYAÜON, 36 und 37 JITEPA, über dessen bedeutong Wieseler
RJiwaakt, das aber nach Schol. Eurip. Phoen. 114 = alXok di
Ipßehi yaiTf toi^ Ma&itag^ lä vvv xaXovfäiva ntigd, ämg
W t^ MoraiOtiVff toulSi* ^vqav xaxacxivdicavtiq XiStpf xaiä t<
pSfnq »al nkätog r^ uvXu rov tifxovg l^of^tp uirlig jra^a n/-
Tslb na9rßjAckv, fig oXoxahcov t^v 9vQav vofi(^9ak. zavrrip
Uvm icrSinv ovx idgafavj äXX' (S<rmg xQifAafji4pfiy, rwv 3i tiv-
Ur glitofiivoiP xa&difap avta&iv i^ xixoXxtafüvriy dvQav xrX.
n crklüren sein dürfte. Ueber die darstelinng auf dem avers von
ini. 40 ist leider nichts bekannt, indessen wäre es auffallend,
wenn dieselbe nicht wie die übrigen exemplare mauerwerk, thürme
«rf there zeigte. Auf nro. 37 erscheint ausserdem noch fin last-
tlier. An die darstelinng von stadtthoren möchte ich nun nicht
Ulcu, weil sich in diesem falle die zahlen schwer erklären
fanen, sondern dass es sich um thore von getraidemagaziuen han-
Ut, wo denn die zahlen die nummer der thnr andeuten, an wel-
ckea anf diese tesseren hin das getraide ausgetheilt wurde. Frei-
fidb erscheinen zahlen wie XllI, XII und IX in diesem sinne
gttommen etwas hoch. Vielleicht gehören bieher auch nro. 110,
iVtti ein unbestimmbares gebäude, nach Wieseler sicherlich kein
Leiter, revers XIII und /T, und uro. 120, avers: unter der zahl
Bl ein thurmähnliches gebäude mit einem bogenthore, die grie-
cUttlie Ziffer fehlt; revers ohne darstellung.
Eine nicht geringe anzahl der erhaltenen tesseren scheint ihre
tAttrung aus der sitte der sartea convivaUs und der sparsionen
^ theater zu finden, ohne dass sie sich indessett immef eWet ^\«-
344 Jahrebbericbte;
ser Classen mit bestimmtheit zaweisen liessen. Bi warde otte M
den gastmäblern in verscbiedener weise eine art von lotterie m
veranstalten, bei der die tiscbgenossen ein loos Bogea, aaf weM«
das ibnen zufallende mitunter sehr bedeutende gesebenk yenekkut
war. Lamprid. Elagab. 22 erzäblt: SorUs Mm coiwivalet wrifki
in cocUearibiuf hahuit, ut alius eshiherei (exiret Salm.) dec«m «-
melos, alius decern muscasy alius deoem Uhras atcri> alius deem
plAimhiy alius decern struthiones, alius decern ova piiUuicr, «I vtm
sories esseni et fata tentarentur ^^). Bei spielen wurden yon den
Veranstalter tesseren ausgeworfen, auf denen in gleicher weise ve^
zeichnet war, was dem empfänger zukam. Diese von den Latei*
nern tesserae genannten marken werden in griecbiacben qneUa
zum theil evfißoXuy zum theil (fg>a$QCa genannt, woraus indeaci
wohl kaum zu scbliessen ist, dass das letztere wort stets eine kn-
gelförmige marke bezeichnet, zumal Sueton tessera gebraocbt, wfl
Dio ffg>aiQ(a bat. Vgl. über Agrippa Dio Cass. 49, 43, 4
»al riXog CvfißoXä ti nva ig r6 d-iaiQOv nata »oqv^^ i^
Q^tpi, Jfp (Aiv agyvQiov tm di ia&^ra tt^ de SXko xh fif^rsa
über Caligula ibid. 59, 9, 6: oxi, dl yvfjtvixov xi xwa aym
notrtCag avfjißoXa dklQQttpt xal l^ avxwv nXsTcxa xoTq äQmi6a(ii
avxd dUdcüKB, x0 fih qtavXip Ixagiaaxo xxX, ; über Nero Suet 11
SfMrsa et papulo missiUa omnium rerum per omnes dies: singA
quotidie miUa avium cuiusque generis, multiples penus, tessen
frumentariae, vestis, aurumy argentum, gemmae, margaritae, lobuki
pictae, mancipia, iumenta, atque etiam mansuetae ferae; novisti«
naves, insulae, agri, Dio t)l, 18, 1: ndvxa füw yag xa sxoXsn
Xitnaxa a av^qianoh ia&tovCt, ndvxa ds xal xä aXXa xa xtpud
xaxa, tinxovg ävdgdnoda J^tvytj, jif^vcr/ov agyvQ$ov, ic&ffia n»
xCXriv Idtdov diä cvfißoXütv* a^mqkt yotq fuxQa ytygafAf^iva i
ixtttna avjwv Mxovia ig xiv SfitXoy iqQlnuh nai idtdoxo o xk ti
J^' ixitv(üv TJgnactv. Vgl. ferner über Titus ibid. 66 , 25 , 5
über Domitian ibid. 67, 4, A, und Suet. 4; über Hadrian Die 61
8, 2. Femer Martial VIII, 78, 7 ff.:
Nunc veniunt subitis lasciva nomismata nimbis,
nunc dat spectatas tessera larga feras,
und endlich die auf die oben citierte stelle aus der vita des Bl
gabal folgenden worte: quod quidem et ludis suis exhibuit, quu
et ursos decern et decern grillos et ,decem lactucas et deoem a«
Uhras in sorte hahuit. Auf diese gebrauche nun bezieben sieb v*
unsern tesseren nro. 71, avers meerkrebs, revers V (rectioa 1
und <; 72, avers base oder kaninchen, revers VII und Z; 1
23) Etwas anders ist , was Sueton 75 von Augustas berichi
SoUbat et inaequalissitnarum rerum sortes et aversarum iabukm
picturas in convivio venditare incertoque easu spem mercantmm vel fi
Btrari vel explere: ita ut per singulos lectos lieitaUo ßeret et seu iaeh
»eu lucrum eommunicaretur.
Jabresberichte. 845
•Nn fiegender widder, revera HI and F; 74, avers kofif eines
ihn (ralleicht eine keule daneben) , revera XIII und /r; 75,
im iwei taabea oder enten. Revera II und B; 76, aven ein
Udner vogel , revera XV , IE. Wenn der verf. der ansieht ist,
im diese exemplare auch auf weihgeschenke gehen könnten, so
■odite ich das der xahlen wegen bezweifeln, welche bei diesen,
n Tortrefflich zn den schriftlichen Zeugnissen stimmenden, tesseren
dm mass des zu erwartenden geschenkes bezeichnen. Sodann ge-
Uren hieber nro. 77, avere fliege oder biene, revera X ohne grie-
dutche Ziffer; 78, avera widderkopf, revera XIII; 79, avera hase,
Kfcrs Villi; 80, avera frosch, revers 111; 81, avera polrp oder
do ähnliches thier, revera XI 111 und FJ; 82, avera eberkopf, re-
TcnXV; 83, avera fisch, revera XI und iji. Vielleicht sind
Uff SBzoschliessen anter nro. 88 mehrere exemplare, die auf dem
iven bilder von tbieren, z. b. von zwei fischen, zeigen, deren
men aber leer ist; und nro. 107, 108 und 109, auf deren avera
jetet unbestimmbare dinge encheinen, während der revers die zahl-
iddmi V und E, bezw. VI und < sowie XI und lA trägt. Per^
Iff existiert im berliner antiquarium (nro. 2590) eine kleine He-
pnk Maos mit der zahl V and ein kleiner liegender bund (2564),
Mf dem aber von einer zahl keine spur zu entdecken ist.
Dan sieb unter den vom Veranstalter der schau- und son-
ifipa spiele für das volk bestimmten geschenken auch esswaaren
maden, sagt ausser Dio Cass. 61, 18 (s. oben) oucb Suet. Domit
4: SepUmimiiali gacro quidem Senaiui equiilque panariisy plehei
i)NNlelHa cum cheonio dtsirtbutis, inituim vescetidi primus feciiy
od dass diese waaren ebenfalls durch tesserae angewiesen wurden.
Die 66, 25, 5 : ctpm^ta yäq l^vXiva fnxgd Sviu&ev ig rd d-iatgov
Ip^tmH (seil. Titus), av/jtßoXov ixovra ro fjth idwdffiov nvhg^
i dl Ic^l^iog. Hierauf scheinen sich zu beziehen nro. 99 avera
kMcben mit fruchten, revera XVI, h; 100, avera körbeben mit
Mchten, revera XV, IE; 102, avera orangenzweig mit drei fruchten,
lerera LIV, eine schwer zu deutende aufschrift. Möglicherweise
in es die zahl 54 ; Wieseler jedoch hält die zeichen für buch-
ileben, dann aber wird die deutung als tessera missilis sehr un-
Mer. Ich möcbte eine tessera des berliner antiquariums (nro.
U9l) heranziehen, welche in der form eines kleinen fisches gear-
kket ist und auf der einen seite die lateinischen buchstaben VIX
Mgt , die nicht zu erklären sind ; dreht man aber den fisch um
«rf liest dann die griechischen buchstaben XI A ^ so erhält man
die anweisung auf 1000 fische. Vielleicht ist auch bei dem
biglielien exemplare die form der buchstaben der art , dass die
Mkwierigkeit sich in gleicher weise lösen lässt. Endlich gehören
lewiss noch mehrere unter nro. 104 zusommengefasste exemplare
r, welche in der form von fruchten gearbeitet und mit zahl-
versdien sind.
346 Jabraberidite.
Aus Martial ist bekannt, dass anch for wein anwairai
gegeben wurden; dieser dichter spricht zwar nor tob metalh
marken, was aber wohl die Verwendung von dfenbeioemen
knöchernen tesseren zu diesem zwecke nicht ausachliesst. Vgl
26, 1 ff.:
Seztiliane, bibis quantum subsellia quhique
Solus: aqua toties ebrius esse potes.
Nee consessonim vicina nomismata tantum,
Aera sed a cuneis ulteriora petis;
und I, 11, 1:
Cum data sint equiti bis quina nomismata, qaare
Bis decies solus, Seztiliane, bibis?
Vrgl. ausserdem die oben angeführte stelle Till, 78, 9. Sa
sich hierauf nicht uro. 101 beziehen: avers unten spitz zakmfe
amphora, revers VII, Z, wohingegen Wieseler, foils ein unter
amphora sichtbarer gegenständ eine vUia sein sollte, an den i
in einem spiele denkt; ferner die unter nro. 105 zusammei
fiissten tesseren aus verschiedenem material mit amphoren ond
dern gefnssen, aber ohne Zahlzeichen.
Wieseler führt sodann eine anzahl von tesseren auf, du
avers auf die jagd bezügliche dinge zeigt, während anf dem re'
nicht überall Zahlzeichen vorhanden sind. So nro. 89, avers
fender base und köcher, revers VII; 90, Jagdhund ndben ei
bäume, revers XXI (wenn die zahl antik ist); 91 (von blei), a
laufender hirsch, der vom Jäger am geweih gefasst wird, re
IUI; 92 — 96 (von blei), avers bei allen bild eines laofenden (
stehenden hirsches, revers leer; 97 (von blei), avers oflRene bo(
tbür, revers laufender Jagdhund; 98 (aus bronze) drei ezempl
avers jagende hunde auf einem mit bäumen bepflanzten nmoutue
terrain, über den revers ist nichts bekannt. Dass diese tessi
sämmtlich auf venationen gehen^ ist wohl nnzweifelhafit ; aber
niger sicher, ob sie eintritts- oder erinnerungsmarken sind,
Wieseler will , oder ob sie endlich zu beziehen sind auf vorkoi
nisse, wie sie angeführt werden bei lul. Capitol. Gordiani i
3: Ex9%a% silüa eifi« memotah^Usy quae pMa est
qua pUstura etiam nunc continentwr cervi palmaU difceiifi mi
Briiannisi equi feH XXX, oves ferae C, aices X, iawH Gypi
C, struthianes MauH miniaii CCC, onagri XXX, apri CL, ü
CCy damae CC. Haec cwtem omnia pofmlo capienda coficessti
munerie quod sexium edehat; und Flav. Vopisc. Frobus 19: F
tionem in Circo ampUseimam dedit, iia ut papuhte cunc^o c
peret. Genus autem epectacvHi fuit tale, Arboree veHidae per
Utes radidtus vulsae connexie late longeque trdbi^ue afßxae «
terra deinde euperiacta totusque Circus ad siHvae oofitiltia spee
gratia novi viroris effronduit. Immissi deinde per emiMr adUue s
ihiones mille, mille cervi, miUe apri^ mitte damaSj ihieee^ MSt fm
Jabraibericbte« S47
ien hmhaUoa anifitaUa, quanta vd aU pofuerunt vd invmM^
«Mini dmnde popular», rapuit (fuiaque quod voluit, Ob die
aUeo «of deo tessereo dann etwa andeuteten, wie viel thiere der
bcntier der marke nehmen durfte, muss dahin gestellt bleiben.
Wenn wir im vorstehenden einige exemplare, welche nicht
cm bOd auf der kreisfläche zeigen, sondern gradezu in der form
anes thieres n. s. w. gearbeitet sind, der darauf angebrachten
nblen wegen m den mitsilia rechneten, da wir die vom verf.
M^eworfoie frage, ob das vorkommen von zahlen die geltung als
nolet ausschliesse , nach reiflicher erwäguug bejahen möchten,
»können wir die nun folgenden anticaglien, welche der zahlen
otbdiren mit dem verf. för amnlete oder weihgeschenke halten.
El hudelt sich um mehrere kleine mause, und wenn ich diese
lieber für amulete ab für weihgeschenke erkläre, so berufe ich
neb auf Plinius, der N. H. 8, 57, $. 221 die maus ein haud
iftnmdum in oatmiis eiiam pühUcis animal nennt und erzählt:
ürmit LanuvH dipeis argmtM Marsicum portendere heUumy Cat'
hm imp0rtilari ajmd Clusium fa«cii#, quihua in culciafu uttbatur,
tsMwm ; und J. 223 : Cum candidi provenere Utetum faoiuni osten*
tnu Nam $aricum occenfu diiimi otupicia annaies refertos ha*
hrnvf. Taler. Max. I, 1, 5 sagt: Occentm autem torids audiius
Mio Maximo dtctalifram, C. Flaminio magiatertum of^ium depo^
mmK oamam prae&uif. Hienach kann es nicht auffallen, dass die
■US ak amulet dient (s. 0. Jahn über den abergl. d. bös. blicks
k d. alten in den Vhdl. d. kgl. sächs. gea, d. wiss. Lpzg. 1855,
^ 61 md ebendas. p. 98 die bemerkungen über den hund). Gehen
irir zo dem einzelnen über, so fasse ich unter uro. 85 zwei ex-
»pkre 808 erz und silber zusammen, der schwänz des einen bü-
kt einen ring, durch welchen der foden gezogen wurde. Nro. 84
u exemplar aus elfenbein mit der auch C. luscr. Gr. 7029 auf
iner maos ans Chalcedon vorkommenden inschrift §lfil 2fiCv&€(ag;
vo. 86, eine maus aus bronze mit den werten SACRUM SB-
!IIJND(ki disl), dieren schwänz ebenfalls einen ring bildet. Mög-
ieh, dass dieser inschriften wegen die kleinen figuren lieber als
reihgescbenke anzusprechen sind. Gern rechnete ich hieher auch
Uu 87, einen halbmond ans knocken mit einem menschlichen profil
1 der mitte, wenn nicht die mir in ihrer beziehung unklar ge-
Kebeae zahl VIII darauf stände. Auch bei der tessera nro. 119,
rera über der zahl VI der köpf des Ammon , der nach Jahn
Mersfbrter phalerä p. 26 vielfach als amulet verwandt wurde,
nren leer, hindert mich die zahl diese bedeutung anzuerkennen.
Ich führe nun diejenigen tesseren auf, deren deutiing mir
iekl gelungen ist, und zwar zunächst eine gruppe, deren bildliche
mtellnng auf dem avers grosse ähnlichkeit mit nro. 47 — 56
it, <lBMn aber die zahlen fehlen. Nro. 60, Amor mit einer
II der rechten; 61, brustbild der Isis^ 62, ko^i 4«c
348 Jldiresberichte.
Veiiug (es bleibt zweifelhaft, ob der reven anprfioglidi oliiis «flE/
zeichen war); 63 , weiblicher köpf mit der Stephane » danrtea «»
theil eines scepters; 64, weiblicher köpf; 65, köpf does allv
mannes; 66, köpf eines Jünglings; 67, köpf eines kriegm (fid-
leicht Mars); 68, kopt eines athleten; 69, köpf eines bekrimt«
athleten. Der verf. , welcher auf die darstelluogen ein grämum
gewicht legt, als auf die zahlen, geht, um die beiden groppen nicH
von einander zu trennen, so weit, jene erstere gruppe überall nicht
auf theaterplätze zu beziehen. Idi meinerseits sehe in den lahki
ein characteristisches merkmal, muss also die beiden classen cst-
schieden gesondert halten, und gestehe die möglichkeit zu, dass wir
in den uro. 60—69 lediglich omamente^ welche in einer natirliA
nicht mehr zu bestimmenden weise verwandt wurden, so erkeasii
haben. Ganz unklar bleibt uro. 70, avers EFMIAC ohne bild,
revers leer.
Nicht der mangelnden Zahlzeichen — denn wenigstens li*
mische sind auf dem revers vorhanden — , sondern der dantel-
lungen wegen bleiben unklar uro. 57, avers ein halbnackter, n*
bärtiger, auf einem bette liegender mann, revers XI (nach Hem
vielleicht erst später hinzugefugt); nro. 58, avers ein bekränzter,
etwa als Medusenhaupt zu bezeichnender köpf (vgl. Gaedechc«^
das Medusenhaupt von Blariacum, Bonner WinckelmannsprograMi
1874 p. 6, anm. 11), revers XII; und nro. 59, avera weiblickr
köpf mit einem theil der bekleideten brüst, revers IIL
Ebenso wenig lässt sich bestimmtes sagen ober die bleicnie
tessera nro. 103, avers ein kleiner vogel, revers granatapfd; viel-
leicht ein weihgeschenk für die Venus. Das ebenfalls bMenM
exemplar nro. 106, avers eine spitz zulaufende ampbora, renn
ein palmzweig zwischen den buchstaben T und Y bezieht der vcrf.
vielleicht mit recht auf den sieg in einem spiele. Da sich ead-
lich bei nro. 118, nicht einmal die geg^enstände bestinmeo laaso^
mit denen das auf dem avers dargestellte gefäss gefällt ist» wA
auf dem revers auffallender weise nur das griechische laUzeidiei
A steht, so bleibt auch diese tessera unklar. v
Den mangel der römischen zahl theilt mit der vorigen uro. SS,
ein höchst bemerkenswertbes exemplar, avers der obere theil f^wm
skelets, revers v^ und • . . ÜOTOC , ohne zweifd zu BPCVTOC
zu ergänzen. In den „Theatergeb/^ zu IV, 14 enthält sidi der
verf. jeder erklnrung. jetzt gibt er seine frühere ansieht, nadi der
das wort dem Zahlzeichen entspreche, auf und erkennt darin dnea
eigennamen (s. Demosth. Or. 32). Mit vollem rechte verwirft
er die beziehung auf das theater und denkt an die noglickkeit,
eine deutung aus Petron. 34 zu finden, wo die sitte, bei etnem
gastmalile ein skelet auf den tisch zu setzen , vorkomnt Dabei
bleibt aber die zahl unerklärt. Sollte diese tessera sieb nidit ans
dem , was bei Bekker und Marqu. R. alth. V , i , 873 fiber die
Mmsberidite ^49
g^Migt bty erklären lassen? Diese wurden von ge-
wBielaftea bergerichtet und in einzelne sorfes getbeilt, welche xu-
lickt durch eine mit dem namen des betreffenden socius bezeicb-
Ute U$9dla markiert wurden, wäbrend erst später der käufer die
gnWItte mit einem bleibenden titulus versah. Jlgmog wäre dann
im name des «ochis, A die nummer der sors. Bei einer so dun-
kda frage möge auch diese vermuthung gestattet sein.
Bei nro. 26^ avers ein unbestimmter gegenständ, revers 0^-
NOYC CEPAUIC und die zeichen VII und Z, nimmt der verf.
CEPAillC für den personennamen Stgaittaq, 0ANOYC für den
•ee. plar. von ipavoq und hält das ganze für ein weibgeschenk,
faNB iDschrift besage Septem lantemae dedisse Serapidem. Völlig
Mriedigt mich diese so scharfsinnige deutung nicht.
Ich habe noch eine reihe von tesseren zu erwähnen (2. abhdlg.
pg; 17 und 18), welche auf dem avers lediglich ornamentale zeich-
Msgfeo tragen, nämlich concentrische kreise und zwar vertieft oder
wMm gearbeitet, so dass im letzteren falle die tessera mit der
ttfrehsteo gattung der phalerä ähnlichkeit hat. Auf dem revers
Um sich Zahlzeichen, entweder griechische und römische, wo
4bb die letztere den oberen platz einnimmt, oder — und das ist
bafiger — nur römische; einmal finden sich beide neben ein-
■rfsr gestellt, einmal die römische auf dem avers und die grie-
düiche auf dem revers , einmal fehlen auch die Zahlzeichen gänz-
lieb. Keine zahl gebt über XXV hinaus. Auf die frage nach der
rerweodung dieser classe lässt sich natürlich nur mit vermuthungen
Mtworteo; dienten sie als ieseerae frumentariae , oder ist es die
do&chste gattung theatralischer eintrittsmarken , bei denen die
■noMT die zu benutzende thür andeutete? Dies räthsel wird wohl
iuMf ungelöst bleiben.
Em ebenso schwieriges räthsel geben der forschung endlich
«mge tesseren auf, deren avers eine hand in verschiedener haltung
migt, während sich auf dem revers lediglich römische Zahlzeichen
iadeo. Sehen wir, ob die sjmbolik der band (abgesehen von den
fartuM eonoordiae den zeichen der gastfreundschaft) uns einen an-
bit für die erklärung bietet (Vgl. 0. Jahn lieber den aberglauben
lai bösen blicks, I. I. p. 28 ff. und Becker Die heddernheimer
rotivhand. Frkft. a. M. 1861). Zunächst ist nach Apul. Metam.
LI, 10 p. 775 : qvartue aefptHatie ostendehat indicium^ deformatam
uamm einisiram porrecta palmula , quae genuina pigritia , nulla
sBerfia praediia videhatur aequitaii magis aptiofy quam dextra
i« linke band im cult der Isis das symbol der aequitas. Wie«
sler hat sodann auf folgende auf Aegjpten bezügliche stelle des
Mador 111, 4 aufmerksam gemacht: ^ [abp Si^ta toig duxivXovg
nera/Aipovg Ixoptfa (frifiaCvet ßCov noQtfffioVy fj d* tvvSwfAog Cvv-
f^irtl viQfiötP xai ^vXax^p XQW^''^^* l^cmer, und zwar auf
nrimteiueo, wo sich mehrfach zwei ausgestreckte, mit der innevii
S50 JUraberieblfl.
fläche dem beschauer xagdiehrte, häode findeo, ut lie ijrBdbol dhr
ezecratioD, nämlicb gegen denjenigeo, welcher etwa die wiacha
xum tode des begrabenen gewesen ist Zu den annieten gegn
den bösen blick gebort die band^ wenn der daunen zwiadbeo doi
zeige- und mittelfinger der geschlossenen band duichgeiteckt ist«—
ein obscöner gestus, italienisch la fica genannt; auch die aam-
mengeballte band, namentlich die linke, schebt eine ähnliche be-
deutung gehabt zu haben, die auch dann stattfindet, wenn der mit-
telfinger der gesclilossenen band an den phallus erinnernd ausge-
streckt ist. Andre bedeutung haben die votivhande^ aänmtfiäe
weibliche und rechte bände und meist mit einer grösseren od«
geringeren anzahl von symbolischen thieren und gegenständen ti^
sehen. Becker unterscheidet folgende arten: eine völlig ausge-
streckte band, dann^ und dies findet sich am häufigsten, dauMi^
zeige- und mittelfinger gerade aufgerichtet, die übrigen fii^^ eia-
gezogen. lieber die bedeutung dieser gesten belehrt uns \m doi
mangel an schriftstellen ein in der nähe von Mainz gefundea«
diptjchon (Grivaud de la Vincelle Recueil pl. XXVIU, 2), dtmm
oberes feld einen mann zeigt, welcher die rechte in der an swcitv
stelle erwähnten haltung emporhebt, während in dem mittleren eis
solcher die gleiche band in der ersten haltung ausstreckt Bdfc
manner bilden den mittelpunkt je einer gruppe von personell, des«
gegenüber der erste offenbar ein gelöbniss oder versprechen leistst,
der andre dagegen sich vertheidigend und bittend emcheint Bai
einer dritten gruppe von votivbänden endlich halten daumen, zeige-
und mittelfinger, oder nur die beiden ersten einen pinieoiapCN
(attribut der Cybele) oder ein ei, falls dies richtig erkannt iM.
Leider bieten diese bemerkungen kaum einen anhält für die
erklärung uuserer tesseren. Nro. 112, avers die ersten drei fing«
ausgestreckt, die beiden letzten eingezogen, revers 11, könnte,
falls sie eine rechte band zeigt — was nicht feststeht — da die
deutung auf ein weihgeschenk meines erachtens durch die aaU
ausgeschlossen ist, eine eintrittsnuirke zu ludi votM sein^ jedoch
ist das nur eine höchst unbestimmte vermuthung. Nro. 116, aven
ebenso, revers INV^ dagegen möchte als weihgeschenk anraspre-
chen sein, wenn nicht der umstand entgegenstände, dass die hand
eine linke ist. Nro. 115, avers daumen und Zeigefinger ausge-
streckt, die übrigen finger eingezogen, revers Villi, bleibt mir
unklar, da die band ebenfalls die linke ist, und die zahl so wie
der nicht ausgestreckte mittelfinger die deutung all votivhand ans-
schliessen. Dasselbe ist der fall mit nro. 114 ^ avers daiuMa^
Zeigefinger und kleiner finger ausgestreckt, die übrigen zusannmea-
gezogen, revers IUI (zwei gleiche exemplare mit XIII and XY
werden ebenfalls vom verf. erwähnt). Stände nicht die zahl auf
dem revers, und wäre nicht auch der daumen ausgestreckt, so
könnte man an ein amulet denken in derjenigen stellinig der band,
i
SSf
Wildbe mmn in iCalieD hmmo earnuto nennt, und die ein albeit be-
t«lei flchatzaiUel gegen den bösen blick abgiebt. Ferner ist die
Ulke kaad nro. 118 »i erwähnen, revers XII; über den avers
«gt Wieseler: Manus poUice, indke et medio digiti$ parrectisy ita
tMBM «1 foUes el iMdäjr digiiuB rem parvam rotundam leneanf,
fdiqHtf dwibue dtgitie ooniractie. Eine mit dieser bescbreibung
itiaiMnde band befindet sich im darmstädter museuiu (cfr. Becker
l L p. 14), indessen ist die bescbreibung, welche auf der abbil-
4mf in den Mon. ined. IV, taf. LH, 21 beruht, selbst ungenau,
h das original den runden gegenständ entschieden nicht zeigt.
huA hier fehlt mir die deutung, da bei der linken hand und dem
igtitr eckten mittelfinger an eine ieseera efMrea und etwa an das
MfmM der schenkenden band nicht wohl zu denken ist Nro. 117
rnfficfa, ein von Wieseler nur beiläufig erwähntes exemplar aus
im moseum CamfMha, ist zu ungenau beschrieben, um hier be-
nUuncbtigt werden zu können. Da der revers aber ohne zahl-
siichai so sein scheint, so könnte an ein amulet oder weihgeschenk
ficht wobl gedacht werden. Aus alle diesem erhellt, dass das
nttsd seine lösung noch zu erwarten hat.
üeb«r die unter nro. 8 verzeichnete abbandlung, welche
Uehst interessante Untersuchungen im anschluss an die bekannte
im kostiim der Schauspieler betreffende stelle des Pollux IV,
US — 119 enthält, habe ich bereits im Philolog. Anzeiger 1870,
^109 ff. berichtet und verweise die leser um so lieber auf dies
Weht lugäogliche referat, als es auch hier unmöglich sein würde,
im iberaiui reichen inhalt der schrift anders, als in ganz kurzem
anssnge wiederzugeben. Nur auf den über das cwfAanop ban-
dehden abschnitt (pg. 3— -8) muss ich hier näher eingehen, da die
fem Terf. att%estellten ansichten von Sommerbrodt in nro. 9 aufs
ertadiiedenate bekämpft worden sind.
Bs kommen fiir dieses stück der schauspielergarderobe fol-
Mde atdlea in betracht: 1) Poll. IV, 115 xai cxfv^ f^h fj rwp
wMOx^tnäp CioXTf (17 ^ avTi) xal cwfAajtov*^) ixaXiito), ifxivo-
wmo^ di o nqottuiJtonoioq, 2) Poll. II, 235 : awfAattov ^^) ij ruSv
JuMC^rcSr <noilif. 8) Phot Lex. (rwfHinu, rä upanXätffAajay olq ol
wMmtgnal iuMSdttovctv avtovg' ovriag UXcItwv» 4) Luc. Jup. trag.
41 d io$aSta notaivttg ol XQaya^donokol 7ane(xa<r( (ft, avd/xri SvoXv
&unQW igio« nüXow xai ^AgtatoSfifiOr xai Sdivqov ijyBT(fd-a( a
999ic thai roxi ti la ngoauna viv daSv aviu xal mig iiAßdiaq
mmi tai^ nad^Qng ;if»raiya^ xal ;|rAa/ut/dac xal x^^Q^^^^ *^^ ^Q^^
fm^^dta xai awfAatia xal juXla, olg ixtlvot CifAvvvovffk r^v
r^fifdlav. Die stelle der Vita Aeschjli ed. Robortelli: r^v crxi;-
fijv iaoa^ifie xal t^v otfnv jiiy ^tiafAivtav xarinXtiiiB to ig vno"
S4) Am rande einer handschrift steht ««tfutuiop.
25) Ohne Tariante.
852 MumbericU«.
MQiiag ;|fc*^70^i aximcag xal rtp aiifkaxt iJSajrmJ^ntg f$^o^ n
toig xo&6qvo&Q ikmwqtaag können wir unberückiBiehtigft bmeo, dl
das ehemak von Wieseler und VVestermann durch conjeetur hergv-
stellte Gwfiuifto jetzt mit recht vom verf. selbst aufgeg^beo wild;
ob aber das von ihm vorgeschlagene CW/uar» dem von ioterpoliatM
handschriften gebotenen Cvq/Aau vorzuziehen ist» scheint mir sdir
zweifelhaft
Der verf. macht nun darauf aufmerksam, dass er bereili ii
seiner schrift über das satyrdrama p. 188 aam. eine ähnlichkcit
zwischen dem (S(a(Aaxkov einerseits und dem nqoyainqtdiw ssi
nqoauQvlihO¥ andrerseits y ohne jedoch die Identität derselben n
behaupten, zugegeben habe. Dass jenes von diesen garderobe-
stücken verschieden sei, folge aus dem itaadx%ou0§v and dem dnreh
«mifaftottes zu übersetzenden ävanXdcfjtaia des Photius, sowie m
der getrennten anfiführung beider bei Lucian. Ob aber dieser n
diesem sinne zu veranschlagen ist, ist zweifelhaft geworden, seit
Sommerbrodt I. 1. milgetheilt hat, dass im cod. Marc 434 die ob«
durch den druck hervoi^ehobenen worte fehlen. Sollten dieM
demnach als glossem zu nqoyuifiQCdHi anzusehen sein^ so wüfde
die stelle eher für die identitat des cmfkdtwv mit dem TXQo/aCiqS'
iiov angeführt werden müssen.
Wenn sich nun der verf. dahin ausspricht, das Ca^ftdnw mi
unser tricot, so macht er dafür geltend, dass durch dieses oft ad
darstellungen von scenen der alten komödie vorkommende klei-
dungsstück corpus ipgum ewpHmi$ur, und macht zugleich darad
aufmerksam, dass auf derartigen abbildungen dieses Tom halse Ui
zu den hüften reichende gewand nicht nur die stelle des jxqoffnq'
v(S&0¥ und nqoyadxqidkov mit vertritt, sondern auch das verstärkti
gesäss und den phallus ^^ zeigt Vgl. namentlich Denkm. des bib'
nenw. taf. IX, 11. 12. 15. taf. A, 25. Den auf der hand lie*
genden einwurf, dass Lucian von der tragödie spreche, in der dod
der natur der sache nach dieses wenig würdige, das oaekte vcr
tretende, gewand — wie denn auch die mit demselben bekleidet«
komiker keine tunica tragen — nicht vorkommen könne, widerleg
er selbst, indem er sogt, dass das (fwfAux$ov in seinem sinne zwai
besonders in der komödie und dem satjrspiel seine stelle gehak
habe, aber doch auch in der tragödie mitunter voi^ekomm«
sei. Indem er dann noch einen schritt weiter gelit, behauptet m
jede bedeckung des ganzen körpers oder einzelner körpertheil
(abgesehen vom köpfe), wodurch deren form mehr oder aiindc
genau ausgeprägt werde, heisse aü)fAduov$ wie nqoifwnov zai
gesiebte, so verhalte sich awfjkdxtov zum übrigen körper; kort, c
sei das, was er in früheren Schriften in ermangeiung eines bessere
namens äpa^vqCdtg genannt habe.
26) Vgl. die allerdings erst durch correctnr, aber eine evident
gefundene glosse des Hesychius afo^äxw xa üxvinw aiMa,
iaIireBbericlit& SU
Gegen dieie aosfilhrai^ hat Sommerbrodt zoDächst gdtend ge-
idity daiB tricotgy die möglichst wenig körperlich sein goUen,
aeglich nachahmangen des ieibes genannt werden könnten ^ und
m Mm sich mit tricots nicht, wie Photias es wolle, ausstopfen
iaaej sodann aber unter anerkennung der Übersetzung ?on äva-
Idcfuaa durch imitationes und unter beziehung auf Lucian die
kfitkät von atafiäT$ov and ngoyatFigCStov behauptet — eine stelle,
riicfae, die ächthcit der fraglichen werte angenommen, ganz be-
Qiden gegen Wieseler spreche, dessen nonnumquam keineswegs
Imogen könne.
Wieseler betont also, indem er das grössere gewicht auf
^oDox legt, besonders den Charakter des cwfAUTiov als gewandung,
ImuBerbrodt dagegen hält sich lediglich an Photius, ohne auf
^qIIux rücksicht zu nehmen, und zwar desshalb, weil er mit Din-
0ff im Thesaurus bei Poll. IV, 115 afaftattiov vorzieht, und
inmter den inbegriff alles dessen, was zur bekleidung und aus-
tattong des mmpfes gehört, versteht. Sxtwj bezeichne dort den
iBien theaterapparat des Schauspielers, auch seine maske. Dass
leinf im engeren sinne för ngoctofiiTov stehe, zeige der umstand,
Ml sofort der CMivononSg als maskenfabrikant genannt werde.
IB deminutivum awfAciuovy welches bei Photius am platze sei,
ibe hier unmöglich gesetzt werden können. Ob dieser mit grossem
ilorfrian aufgestellte unterschied zwischen autfiduov und (Toijua-
m ganz wahr ist, scheint mir zweifelhaft. Einmal ist ctafkot-
m in dem postulierten sinne doch recht abstract; sodann wech-
h mehrfach die betreffenden formen als Varianten, z. b. yqafi-
iifloy und /qafAfiäuoVi agfuitHog und aQfjtduog; auch sind ad-
etiva wie m$CfAdnoi und jrvivfkduog zu berücksichtigen. Ferner
ebt bei PolL II, 235 awfAuuoy ohne Variante. Aus der erwäh-
Dg des cxivono&og folgt nicht, was Sommerbrodt will, da, wie ich
CB pg. 318 f. gezeigt habe, bei Pollux meist die äussere wort-
im fiir die anordnung massgebend gewesen ist und dies auch
er der fall zu sein scheint Ich möchte also auf diesen unter-
Ued nicht eben gewicht legen.
Nach meiner ansieht haben beide forscher recht, und ich hoffe
f beider Zustimmung zu der folgenden entwickelung. JSwfAoittov
t ohne zweifei zunächst nach Photius identisch mit ngoyactgldiov
ri MQOOTiQvfSiOP* Dass diese Verstärkung des körpers beim tra-
idien kostüm nöthig war, ist bekannt; sollten aber diese garde-
bestücke ihren zweck vollständig erfüllen, so genügte es nicht,
( ao den körper in irgend einer weise anzuhängen oder anzu-
iden, sondern sie mussten durch darüberziehen eines tricots so
1^ wie möglich mit dem körper verbunden werden, so dass der
l diese weise hergestellte gewissermassen neue körper nun mit
* fibrigen garderobe bekleidet wurde. So ging denn ganz natür-
li der name cwfAauov von den polsterstücken auf das tricot
■hilologiis. XXXV. bd. 2. 2ä
iS4 JatirMberidiM.
aellMt über. Id der komödie dud wurde das, wai io der fragMic
decent verborgen war, in carrikierter weise aar acbaa getragen
ja es kommen gestalten vor, die nicht nur an brost und bMcft
dieses cwfAoiuov zeigen , sondern deren ganzer kdrper damit le»
kleidet is^ so dass Pollux es recht gut als ^ täp vM0XQ$n5p &n34
bezeichnen konnte. Ist das wort deminutiv, so verhält es ndi
damit, wie mit unserem deutschen leib eben, welches, wie Soa-
merbrodt selbst sagt, ebenfalls ein dem leibe enganliegendes Ud-
dungsstück bezeichnet Ist es adjectiv, was nach dem ohigeawoM
möglich ist, so bedeutet es das körperliche, natiirlicb wieder n*
nächst im sinne von Sommerbrodt und erst an zweiter stelle is
der von Wieseler aufgestellten bedeutung; es mag denn auch ik
form coffAatHoy dafiir stehen können.
Bin interessantes beispiel für das cwfiättov im weitesten siste
bietet die unter uro. 10 aufgeführte abhandlung desselben yo^
fassers, auf deren erster tafel (G) ein auf die alte komödie be*
zügliches vasengemalde publiciert ist. Auf einem felsigen term
ohne irgend eine andeutung einer wohnung kommt von rechts her
ein krieger, der einen auf einem felsvorsprunge ihm gegenfito^
sitzenden mann zum feldzuge abholen zu wollen scheint. DisNi
hält ihm aber mit der linken die innere seite seines Schildes est-
gegen, während er in der erhobenen rechten eine zur kriegertsdm
ausrüstung gehörende binde (vgl. das römische eingukim mlUUm]
hält. Wahrscheinlich will er damit andeuten, er sei mit sein«
ausrüstung noch nicht fertig und werde daher der aafforderaig
nicht folge leisten. Zwischen beiden steht ein dritter mann, dei
den ersten, welchem er den rücken zuwendet, durchaus nicht be*
achtet und sich lediglich mit einem hunde beschäfitigt Aach die-
ser mann scheint b^agliches stillleben den Strapazen des feMzogei
vorzuziehen. Alle drei personen tragen ansser der chlamjs M
tricot mit carricaturartig verstärktem bauch und gesäss; auch im
phallus fehlt nicht Der krieger trägt einen heim mit starkes
rossschweif, bei den beiden andern ist das lange, auf weichlidikeil
deutende, haar hervorzuheben.
Auch die beiden andern vasenbilder mit darstellui^ea ans 4a
alten komödie sind recht interessant Auf tafel U schreiten zwe
manner, ein weih in der mitte, auf einer städtischen Strasse vei
rechts nach links hin. Oass das terrain so au&uiassen ist, zeige
einige am boden liegende steine und eine im hintergronde aage
brachte binde, durch welche eine wohnung bezeichnet zo werde
scheint. Wahrscheinlich sind die manner auf dem wege zu ein«
gelage, wie aus zwei grossen, eiförmigen, mannigfach gemusterte
kissen, welche an den kleidern der manner befestigt sind, i
schliessen ist (cfr. Diog. Laert. II, 139). Das frauenzimmer mad
den eindruck der 6$d/iijgog hatqa (cfr. Poll. lY, 154: ^ ^| <ImI
/AtTdog (baCga) /u/r^jt TtOMPiti r^v xtyaXfiv tumfXijmtu) and i
iab«sberiG&te; 855
irilffidMiiilicli den oMUineni auf der Strasse begegnet, vod denen
im links sichtbare sie zu umfassen und mit sich fortzuziehen, der
aidre sie jenem zu bestreiten scheint DeB letzteren maske drückt
«fosncht aus; das haar steht in uuffullender weise weit über die
itini ?or und endigt auf den seilen in kleinen locken. Bei den
Widsa männlichen figuren, deren costüm mit dem auf denkm. d.
kühaeBW. taf. IX, 11« 12. 15 erscheinenden zusammenzustellen ist,
hakn wir den x*^^^ ufi^ifkdisxo^oq vorauszusetzen; ärmel und
ksNB machen aber entschieden nicht den eindruck von tricot
Anf tafel J erscheint auf einem roh gearbeiteten podium
Gilui ein lorbeerbekränzter, singender und spielender kitharöde,
Ncbli der preisrichter, ein kahlköpfiger mann, der in der rech-
tes einen lorbeerzweig hält und dem andern aufmerksam zu-
Urt In der mitte steht als versprochener preis ein dreifuss. An
im wand ist ein ball (ab preisgäbe erwähnt bei Wieseler denkm.
i b. p« 112) oder eine patere (ebenfalls preisgäbe) aufgehängt
falerenant ist bei dem kitharöden die genaue darstellung des
fttUi»y und des plectrums, welches er zum xgixHP in der rechten
hüt Cfr. Apul. Florid. 11, 15: Cithara haltheo caelato apta
McÜm iuttinektr: manua eins ieneraey ftracerula laeva distantihua
dffitif nmvo$ mottlur, dex$ra psaUefilis gesiu puUdbulum citharae
ilnoasi CSV fHtraia percutercy cum vox in canfioo interquievit.
Beide figuren tragen die ll^mfkiq, unter dieser, wie es scheint, auf
im bmst tricot; hosen und ärmel schliessen jedoch nicht so eng
•a den korper an, dass man sie fiir tricot halten müsste. Dass
beide figoren nackte fiisse haben, ist ohne besondere bedeutung und
■esi wohl der nachlässigkeit des künstlers zugeschrieben werden.
Die drei vasen, deren bilder so eben beschrieben sind, stam-
MB nach itil und technik oflFenbar aus dem südlichen Italien; nä-
\mt nachrichten über ihre herkunft fehlen. Die erste und dritte
befinden sich im Museo nazionale zu Neapel (uro. 3368 und 3370),
die zweite im museum zu Moskau.
Die in nro. 11 beschriebene und erklärte bronzeplatte —
ciae Spiegelkapsel aus der römischen kaiserzeit — , deren erklä-
mag zuerst von Lanzi (Saggio d. 1. etr. 11, p. 248 f. (p. 197 f.)
lenncht ist und von der Platner (Beschreib. Roms 111, 3 p. 495)
MM ungenaue beschreibung gegeben hat, ist zuerst von Jahn
[Aith. Ztg. 1867, XXV, p. 73 flF. taf. 225, 1) ") ediert, welcher
Mi dem kostnm der personen und aus dem ornamentalen beiwerk
mchgewiesen hat, dass scenische darstellungen zu erkennen seien,
«f eine deutung derselben sich aber nicht eingelassen, vielmehr
Ee mebung ausgesprochen hat , es sei nicht einmal anzugeben , ob
27) Die darstellung bei Arnold ist genauer, indem angegeben
% welche tbeile des randes fehlen, und bei mehreren personen die
utiiinrne deutlich ausgeführt sind.
2a*
m Jaliresfcericiit«.
4te drei daratdluDgeD mit einander im zusammenhaiig attodeii «fa
doch nach irgend welcher auswahl zusammengestellt seien. Tkfar
dringt Arnold ein und hat, wie es scheint, die richtige deotiig
gefunden.
Die darstellung der runden platte zerfällt in drei reihen; ii
der ohern erscheinen vier personeu ; eine von fast weiblicher scImi-
heit duckt sich, die hände auf den rücken gebunden, ängstlich ftr
einer andern mit mehr markierten zügen , die , den Oberkörper n-
riickgeworfen, mit der linken den rechten arm jener ergriffen hit,
gleich als wollte sie dieselbe an sich heranziehen und dann ait
grösserer gewalt hinwegstossen ; dabei hat sie den rechten ans
ausgestreckt und die faust geballt. Rechts neben der leidesdoi
person steht ein bärtiger mann mit dem ausdruck des schmenei;
in der linken trägt er ein scepter. Ganz links steht eine kleise
figur, welche auf die sich entwickelnde scene blickt und ein nickt
b^timmbares ding (vielleicht eine rolle) trägt, aber so wenig cha-
rakterisiert ist, dass sie sich nicht deuten lässt Am rechten wd
linken ende dieser reihe befindet sich je eine wasserorgd, fiber
deren gebrauch im bühnenwesen Wieseler Denkm. d. b. p. 99 ge-
handelt hat. In der mittleren reihe flieht vor zwei in jeder lid
eine fackel haltenden freuen eine person nach der rechten seit^
wo ihr eine ebenso wie die beiden andern charakterisierte entge-
gentritt. Die verfolgte person sucht sich durch ausstrecken 4er
arme zu schützen. Links wird das bild durch eine etwas eatferst
stehende weibliche figur abgeschlossen, welche nur in der rechtet
hand eine fackel trägt und sich nicht am angriff betheiligt, soi-
dern lediglich die andern frauen anzufeuern scheint In der antefcs
reihe erscheint als hauptfigur eine fran mit schmerzlicheni aot-
druck, die in jeder hand eine fackel trägt, und vor einer redili
von ihr stehenden person kniet, welche ihr den rtickeo zukehrt
und sich mit dem gewande das gesiebt bedeckt, vielleicht sich die
thränen aus den äugen wischt Hinter der knieenden person M
eine dienerin , welche ihr beim niederknieen behülflich gewesen iit
oder ihr wieder aufhelfen will. Ganz links erscheint eine mch
links gewandte person, die sich nach den übrigen umblickt. Leider
sind gesiebt, brüst und hände im original ganz undeutlich. Des
abschluss bilden rechts und links je zwei masken , rechts bärtige}
links unbärtige.
Diese darstellungen bezieht nun der Verfasser in längerer am-
fiihrung auf den Pentheus-mjthus, in welchem er drei hauptae-
mente unterscheidet: 1) Dionysos wird als des gottes begleiter
und diener gefesselt vor Pentheus gebracht, der ihn sodann zur
weiteren grausamen behandlung abfuhren lässt; 2) Pentheus gerüth
unter die Mänaden, um dort durch seine mutter und deren oehwe-
stern zerrissen zu werden; 3) Agave kehrt mit den baupte ihres
JahrMbericiite. 857
hInni triiiBpliieraid san Kadnos luiiick, könnt tan bewmttieiB
irer ikat and gfiebt sicb nun den ichnienliclisten klagen hin.
Anf dai erale moment bezieht der verf. die dantellung der
•kven reihe. Die leidende person sei durch das weibische äussere
ui durch die dem Dionjsos eigenthömliche kopfbedeckung , eine
■it schleifen versehene mitra, so wie durch die gebundenen bände
tb dieser gott charakterisiert Pentheus' haltung» dessen Jugend-
liebe und bartlose bildung zu beachten sei, stimme ganz zu Eur.
Btkeb. V. 509 und 670 ff. Das den biihnenkönigen eigenthiimliche
Mepter habe bei der vorliegenden situation nicht wohl angebracht
werden können. Die person zumeist rechts sei von Brunn als
Kadaos erklärt, der seines enkels verfahren missbilligte. Das un-
ten bild anlangend, so denkt der Verfasser an die darstellung des
■•■eotes, wo Agave zur besinnung gekommen sei; sie habe sich
im KadoMM zu fiissen geworfen, dieser aber könne den anblick
der aogliicklichen, welche die mordwaffen, die fackeln, noch in den
UUen halte,, nicht ertragen. Die person zumeist links sei viel-
ieidit Dionysos, der sich an dem schmerze der Agave, als ihrer wohl-
Twdientett strafe, weide (Nonn. Dion. 46, 269 ff.). Auffallend sei
jedoch, dass der ganzen scene keine direkte hindeutung auf die
rtittgekabte tödtung des Pentheus gegd»en werde. Die erklärung
dci nittelbildes endlich giebt der verf. auf grund der von Welcker
(Aeiehjl. trilug. p. S27 ff., 496, naclitrag p. 122 ff.) gezogenen
nmase der aeschjlischen trilogie Pentheus, und zwar des dritten,
Sangtat genannten, Stücks, wobei er darauf aufmerksam macht,
dmi schon Welcker vermuthe , Agave habe mit einer bakchischen
&ekel auf den Pentheus geschlagen. In der verfolgten person er-
kcaat er demnach den l*entheus, in den drei angreifenden die Agave,
ho und Autonoe; die den angriff leitende person sei die Lyssa,
die nach Aesch. frgm. 163 N. in den Xantrien auftrat und zum
mgriff antrieb. Diese sehr ansprechende erklärung ist mit um-
acht durchgeführt. Für die kenntniss des theatralischen kostüms
irt die platte nicht fördernd. Sämmtliche personen tragen den lan-
gm hochgegürteten ärmelchiton, die meisten dabei noch einen über-
Wüf; fost alle figuren lassen den onkos erkennen, und der kothum
isdct sich an allen deutlichen fussen. Ob die personen masken
tngen, ist nicht zu bestimmen.
Es sind noch einige zur Orientierung auf dem gebiete des
friochischen theaterwesens bestimmte Schriften zu erwähnen. So
bringt uns der um diese disciplin so hochverdiente Sommerbrodt in
■ro. 12 eine reife frucht seiner Studien. Das kleine buch, bereits
ia der Z. f. österr. gymn. 1866, p. 330 besprochen, ist mit einer
woblthuenden wärme geschrieben und daher besonders geeignet den
liro nicht allein in das, was bei der lecture der tragödien von
lischen dingen zu wissen nöthig ist, einzuführen, sondern na-
eingehenden Studium dieser meiiterwerk« aiaus«^^«
3S8 Jahrabericliie.
Dass der verf. die resultate seiner so verdienstlicbeD
de Aeschyli re ecenica wiederholt, ist selbstverstündlich« Du lei
mich mit diesen Schriften in meinem Jahresberichte aiuAhrlMh ke-
schäftigt und im einzelnen die gründe dargelegt habe, ans des«
ich in verschiedenen punkten mit dem verf. eicht einverstaiidea m
kann, so beschränke ich mich hier darauf, unter beiugiiahme Mf
jene ausfubrungen die kleine schrift auf das angelegentlichste n
empfehlen.
Nro. 13, eigentlich ein populärer vortrage bat den iweek,
schillern der beiden oberen classen als einleitung in die lectOre der
tragiker zu dienen und wird denselben ohne Zweifel TollstäB%
erreichen. Ueber einige punkte, welche eine berichtignng vcrhs-
gen, vrgl. Philolog. Anz. I, 1869, p. 8.
Nro. 14 bebandelt das römische theatei^baude, dessen eigei*
thümlichkeiten in den Schriften über die griechische bühne beUänCy
erwähnt zu werden pflegen, abgesondert und verdient alles hik
Auf einzelheiten , mit denen ich nicht übereinstimmen kann, bile
ich Philolog. Anz. VI, 1874, p. 258 aufmerksam gemacht
Mit nro. 15 wenden wir uns zum Dionjsostheater ni AtlMi.
Die leider schwedisch geschriebene abhandlung gic^ eine ausfittr-
liche beschreibung der so interessanten entdeckung, etwa wie im
bekannte aufsatz von Vischer, über den wir PhiL 28, p. 482 C
eingehend berichtet haben. Um uns nicht zu wiederholen, woHei
wir hier nur hervorheben, (dass die sehr sorgfiiltig nach Zilkr
gearbeiteten tafeln im wesentlichen folgenden Inhalt haben: taf.
XXVIII und XXIX, fig. 1 wiederholt den plan aus der Bphimeris;
fig. 14 gibt in vergrössertem massstabe die orchestra, die 13 cmM
mit den 67 sesseln in restaurierter orduung, sowie die antem süi-
reihen. Taf. XXX und XX Xi, fig. 2 bietet einen dnrdiscbDitt
des gesammten zum theater gehörenden gebietes nach dem stände
der ausgrabungen im märz 1863. Fig. 5 gibt eine probe von dtf
anläge der sitzstufen und fig. 15 eine ansieht des damals noch
nicht aufgedeckten terrains bis zur burgmauer. Auf tafel XXXH
finden wir abbildungen von sesseln und zwar fig. 8 vom doppd-
thron des fStQav/iyog und des xif^v^ (nro. 71 und 72 nach Viacher,
cfr. Phil. 23, p. 493), fig. 10 vom sessel des Vc^t^; %>Aiffft]i(«(
Ntxri^ (nro. 70 V., Phil. 23, p. 488); fig. 11 von dem der 7f^
Uarjväg ^Aa^fov (nro. 74 V., Phil. 23, p. 489); fig. 12 voa
ebrensessel des Marcus Ulpius Eubiotos (nro. 73 V., Phil. 28, p.
488); endlich fig. 13 vom throne des Vf^fvg Jtavvtfov ^EXtvd-i-
Qiwg (nro. 43 V., Philol. 23, p. 490).
Unter nro. 16 haben wir einige von Hinrichs in I^pzig her-
ausgegebene photographieen aufgeführt. Phil. 23, p. 482 konntea
wir nur nro. 40, welche die westliche seite der cavea^ das par-
quet der orchestra und die westliche hälfte des proskenion dar-
BteUt, and nro. 54 mit den an der hyposkenionswand erhaltenei
Jahreiberichte. 350
Iptarea erwahneo; jetit fugen wir bioza nro. 26: die dftliche
Le der orcheetra ?od der treppe des proskenion ab nehtt einigeo
■ein und «tsreihen; nro. 85 (nuch bei Wieeeler in Eraeb und
vber taf. fig. 2a): ansiebt der ruinen des bühnengebäudes der
chestra and der unteren Sitzreihen; nro. 39: aussiebt von den
iien des skeoengebäudes auf die östliche seite der cavea; nro. 41:
ficht der ruinen des skenengebäudes tou osten gesehen; von der
res sind die westlichen sessel und sitireihen siebtbar.
Bekanntlich konnte die archäologische gesellscbaft zu Athen
ich einer mehr als zweijährigen pause erst im november 1865
B sasgrabungen im Dionjsostheater wieder aufnehmen und zwei
mate lang fortsetzen. Ueber die resultate dieser arbeiten he-
chtet Pervanoglu in dem unter nro. > 17 aufgeführten schreiben,
omg^elegt sind das ganze skenengebäude , sowie zum theil die
ncm seitenflOgel der Sitzreihen. Die quermauern des ersteren,
er weldie ich nach dem Zillerschen plane Phil. 23 , p. 497 ff.
richtet habe, reichen bis zu den äussersten ecken der Sitzreihen
d sind über 60 meter lang. Nur ihre fundamente aus hartem
•ghimeratsteine sind erhalten^ aber aus manchen architectonischen
ilCB, welche bei der ausg^rabung gefunden worden sind, kann man
k das gebände in gedanken theilweise ergänzen. Da das von
nraaoglu in dieser beziehung gesagte sehr kurz und ohne an-
iBwoher genommene ergänzung unverständlich ist, so ist es dop-
i erwünscht, dass auf dem 7ten blatte der Curtius'schen sieben
rten zur topi^aphie von Athen eine karte des Dionjsostheaters
!h den neueren entdeck ungen gegeben ist. Curtius bemerkt
rläntemder text p. 61 f.), dieser plan sei vollständiger als der
lersche und zwar 1) hinsichtlich des Zuschauerraumes sowohl
dem halbrund der Sitzreihen, als auch in seiner äusseren be-
iazai^ namentlich an der ostseite, und 2) hinsichtlich des ske-
igebäudes, von dem ein weiterer nicht unerheblicher theil der
liehen seite blossgelegt sei. Was die westliche b^^nznng des
aten betreffe, so sei die gradlinige mauer, welche zur akropolis-
oer hinansteige, eine aus alten sitzstufen errichtete. Wo sie an
em südlichen ende auf die Umfassungsmauer des theaters stosse,
be eine maueriinie gegen westen ab. Es sei dieselbe mauer,
khe in ihrer fortsetznng der terrasse des asklepieion u. s. w.
unterbau gedient habe. Auf der ostseite des theaters sehe
I ein entsprechendes mauerstück, das ebenfalls einer terrasseu-
ler angehöre. Es sei wohl die terrasse, auf welcher Pausanias
I odeion zum theater komme. Ausfuhrlicher spricht Pervanoglu
r die zahlreichen bei jenen ausgrabungen gemachten funde, die
hier als uns weniger interessierend nur kurz erwähnen wollen,
sind epistylfragmente aus weissem marmor, ionische kapitale,
tuiten, alles aus römischer zeit; femer eine wohlerhaltene mar-
phtte mit sechs tragischen masken in hochrelief \oti ^\«e
360 Jabreriiericlite.
römiflcher arbeit; sodftDii eine manBorne kogel, 0>Si ■• ui And-
messer, mit theilweise mooströsen reliefdantellangen , eiligerilitn
zeiciien und vielen unentzifferten inschriften and xahlen -^ nel-
leicht ein abraxasstein ; drei männlicbe bekränzte marmorkdpfc ii
natürlicber grosse» wahrscheinlich bildnisse berühmter 8eh«iu|iiekr
und choregen» welche im theater aufgestellt waren; tono «Mr
männlichen gewandstatue von guter römischer arbeit» vielleicht im
bärtigen alten Dionysos ^EXiv^iqtvg darstellend (Paus. \ , 19, 1);
ausserdem fragmente eines Silen in natürlicher grosse; endlich eil
kleines fragmentiertes relief von guter arbeit mit zwei weibliebeD
figureu, zu denen vermuthlicb noch eine dritte gehört, vielleicht
die Hören darstellend. Von den inschriften erwähnen wir nr
^AtpQoilTfi{(;) ivuywvCoVj da diese gottheit bisher unbekannt wir.
Wahrscheinlich empfing die Aphrodite diesen beinamen ab vonto-
herin der wettkämpfe der Schönheit, welche wie auf Cjpem (Bogd
Kjpros II, 178 f.) in römischer zeit vielleicht auch in Athen eis-
geföhrt wurden.
Ueber die sculpturen an der vorderwand des hjposke&ioD im
Dionjsostheater, über welche ich Phil. 2Z, p. 314 und 497 km
gehandelt habe, liegt jetzt in uro. 18 ein ausführlicher haicht Ter,
dem ich folgendes entnehme. Links von der orchestra und preike-
nion verbindenden treppe fehlen am hjposkenion alle relie4»lattei^
und da keine spur von ihnen erhalten ist, so scheinen sie sches
im akerthume weggenommen zu sein; rechts von der treppe findoi
sich vier Steinplatten mit reliefdarstellungen , welche durch drei
nischen von einander getrennt sind. Da eine technische prufbif j
derselben ergeben hat, dass sie sich nicht mehr an ihrer ur- i
sprünglichen stelle befinden» so haben wir die reliefs früher m
setzen als den umbau des logeions, der» nach der Inschrift zn iff- \
theilen, im dritten oder vierten jalirhundert nach Chr. stattgefbidm \
hat; indessen dürfen wir sie auch nicht weiter, als bis in den «i-
fang der kaiserzeit zurücksetzen , da die arbeit plump und die •■-
Ordnung der figuren, welche sämmtlich en face gesehen werdei}
steif ist. Der grosse Silen» welcher als gesimsträger in der
nische zwischen der zweiten und dritten platte (die bddea andern
nischen sind leer) kniet und der ursprünglich das änsserste glied
einer reihe von trägem gebildet haben wird» ist von besserer l^
beit und scheint einer früheren zeit anzugehören.
Die reihenfolge der reliefs ist von Phaedros schwerlidi geia*
dert, da von links nach rechts ein fortschritt in den dargestelltes
ereignissen stattGndet Was die ursprünglich auf der linken seile
der treppe vorhandenen platten dargestellt haben» bleibt völlig dan-
ket; nur können sie sich nicht gut auf Dionysos bezogen haben,
da die erhaltenen reliefs mit der gehurt desselben beginnen, die anjf
der ersten tafel dargestellt ist. Zeus sitzt auf einem febea, vor
ihm steht Hermes, bereit den neugeborenen gott den amnea zv
JaiireBberiGlite. S61
ttwgebcu; aaf jeder aeite eio tanzender Kuret, von denen der links
McUbnre nit erhobenem schilde den nicken des Hermes schützt^
irakrend der andre, zur vertbeidigungc bereit, das jetzt zerstörte
Mbwert zückt; offenbar bewachten sie die niederkunft des Zeus.
Aaf der zweiten platte ist der* gott schon erwachsen. Mit einem
knnen gewande und leichter nebris angethan^ steht er rechts von
eiiiai viereckigen altar; hinter ihm ein Satjr, sich auf den fuss-
ipitxen erhebend und mit der rechten band sich das gesiebt be-
deckend. Links vom altar zieht ein mann ein störriges böckchen
— das bekannte opfer des Dionysos, s. Verg. Georg. II, 380 —
Mck sich; ihm folgt eine mit dem doppelchiton bekleidete weib-
Kche gestalt, eine schüssel mit obst und kleinen kuchen tragend.
Dieae beiden figuren werden ansprechend ab I kariös und Erigone
gedeutet; jener wird hier allerdings nicht als der wirth des Dlo-
BjMB, sondern als derjenige dargestellt, der den gott bei seiner
•nkonft in Attika zuerst mit einem opfer ehrte. Im demos Ikaria
eoManden die scenischen spiele (Athen. II, 40 B äjri fAi&tjg xal
i i^( jQaytfidfag iVQB<f^g iv ^Fxaqt^ ttiq ^Atux^g); der chiton mit
knnen ärmeln und das über die linke schul ter geworfene feil
ekirakterisieren den landmann, und die weibliche, allerdings jetzt
keplose, figur wird nach den schlanken formen eher für die tochter
dl fir das weih jenes zu halten sein. Hinter dem gotte erblickt
■u reben, das geschenk des gottes für die gastfreu ndschaft des
Ikirios^ und hinter diesem liegt ein hund, wahrscheinlich die MaTga,
kekaant als b^leiterin der Erigone, als sie ihren vater suchte
(Preller, Gr. mjth. 1, 525 f.).
Auf der vierten platte, welche wir zunächst behandeln, sitzt
reehts ein fast nackter mann auf einem throne, nur der zipfel
eines mantels bedeckt die schenke!, zwischen denen sich die reste
eioei scepters zeigen. Hinter ihm oberhalb eines felsens erschei-
nea adit sänlen — die faqade des parthenons auf dem burgfelsen
Wnicbnend. Demnach haben wir in der männlichen figur den Dio-
ijioe in seinem heiligen bezirke thronend zu erkennen. Links von
ikü stehen drei figuren, in der mitte ein ebenfolls fast nackter
jiogling, der durch eine keule als Theseus charakterisiert wird.
Die weibliche figur zu seiner linken hält im linken arme^ ein
grosses fällhorn und stätzt den horizontal ausgestreckten rechten
ana auf ein langes scepter, in ihr erkennt der verf. die Elgi^vri;
die zweite weibliche figur , ebenfalls mit dem doppelchiton beklei-
det, trägt einen weiten mantel , der ihr den hinterkopf und die
sebaltem bedeckt; auch sie hält ein scepter. Nach Pausen. I, 18,
S nXriaiov dl Ugviavitov ianv^ iv w vofiot rs ol tov SoXwvog
^ T*yQf^f*t^vot' xal &kS¥ Elgi^vfjg äyäXfiaja xiUat xal 'EüiCag,
ipigtapng xal äXXoi, xrX. ist sie als Hestia zu deuten. Theseus
idieint also als repräsentant seines awotxnffAog dargestellt zu sein,
von denjenigen gottheiten^ welche denselben ayiiiboV\mt\«(i\
362 Jabresbericbte.
uod wäbreod auf der zweiten platte die baaern den weiogott abr
beieogt hier die stadt dem Dionysos, welcher acbon yoo sei»
beiligthum besitz genommen hat, ihre ebrerbietui^. Merkwon^g
weise zeigt die dritte tafel fast dieselben figuren wie die ?iei1
nur in umgekehrter Ordnung, auch ist die figur zumeist link
welche dem Dionysos entsprechen würde, ausgemeisselt Matz In
merkt, dass dieselbe nicht gesessen haben könne, da der platz m
fUr eine stehende ausreiche. Dieser auffallende umstand , dass <h
kiinstler auf der dritten platte nicht eine neue darstellung aus di
geschichte des gottes gegeben hat, wird sich wohl our schwer ei
klären lassen, ebenso wenig wie der wahre grund, weubalb di
vierte figur absichtlich beseitigt ist, wird gefunden werden könnei
Gegen Rhusopulos' ansieht, die figur sei im höheren grade )m
schädigt gewesen, als die andern, macht der verf. geltend, da
man nicht einsehe, warum diese figur mehr gelitten haben sollt
als die übrigen und stellt seinerseits die vermuthung auf, die Atb
ner hätten aus Schmeichelei gegen einen beamten, vielleicht «k
kaiser selbst, beabsichtigt, die ausgebrochene figur durch eine d
betreffende person darstellende zu ersetzen. Indess bleiben das n
vermuthungen. Schliesslich ist zu bemerken, dass die figureo sdli
sowie das beiwerk vielfach verstümmelt sind, so dass diese anspr
chende erklärung mit grösster Schwierigkeit verbunden war.
Das odeion des Herodes Attikos betrifft nro. 19. Währei
die in unserem vorigen berichte '®) (Phil. 23 , p. 499 ff.) bespn
ebene schrift Schillbach's den gegenwärtigen zustand der ruine b
schreibt und im anschluss daran das gebäude im grossen und ga
zen wiederherzustellen sucht, beschreibt Tuckermann das bis ii
kleinste hinein restaurierte bauwerk und berührt dessen gegenwä
tigen zustand, von dem übrigens auf dem titelblatte eine ansic
gegeben ist, nur in soweit, als es zur begründung der restauratii
nothwendig ist. Ist demnach die schrift wesentlich eine archite
tonische und entzieht sie sich in manchem stücke der beurtheilni
des Philologen, so ist sie doch fiir diesen in hohem gerade lel
reich, weil der architect genöthigt war, jeden stein der mine w«
genauer zu prüfen, als dies bislang geschehen war. Ks katin d
her nicht überraschen, dass eine solche prüfung mehrfach zu a
dern, und wohl richtigem, resultaten gefuhrt hat, als die unti
suchungen der Vorgänger. Von den vier tafeln giebt die en
den oberen und unteren grundriss, die zweite den aufriss der sii
front und einen durchschnitt des skenengebaudes und der fläc
desselben, die dritte den aufriss der skenenfront; die vierte endli
einen durch die achse des ganzen gebändes gelegten querschni
28) Derselbe ist hier überhaupt zu vergleichen. Grandrisse c
gebäudes s. bei Wieseler Denkm. I, 26 und bei demselben in Era
und Gruber taf. fig. 4; weitere nach Weisungen ebds. p. 180, anm. '
S. auch nro. 53 der Hinrichs^schen photographieen.
MbrariMrickto. S63
fltf doB nMNoClidi die elegante dachconstniction xu tage tritt,
ffir bedaoero lebbaft, diese von der hohen Schönheit und pracht
im gebäodet lengenden tafeln nicht abbilden lassen lu können,
MMBtlicb weil wir bei deren mangel genöthigt sind uns kürzer
n ftwen» als wir es wünschten.
Nadi dnigen einleitenden bemerkungen über die gründang des
gdbindes, die theater zu Athen, den unterschied zwischen theater
wd edeion, die Zerstörung und fernere geschichte sowie die läge
toRTCs banwerks wendet sich der Verfasser zur beschreibong des
leitsarierten gebäudes. Die südfront desselben besteht aus einem
»ttdgdiiude mit zwei flügeln, welche je zwei vestibula und zwi-
sd^ ihnen ein treppenhaus enthalten. Die beschreibung beschränkt
äA aaf den östlichen flügel, mit dem der westliche fast vollkom-
MD correspondiert. Schillbach (?gl. Phil. 23, p. 507) meinte,
im östliche vestibnlum habe kein gewölbtes dach gehabt, Tucker-
Msa dagegen gibt ihm ein tonnengewölbe aus schnittsteinen. In
im anliegenden räume, zu welchem auch aus dem westlich an-
itMuaden restibulum ein zugang führte, lag die treppe, welche
atn eine doppelte war, sich dann auf eine kurze strecke verei-
mfiiBj um in zwei armen weiter zn fuhren, und zwar westlich auf
ie höhe des ersten diazoma, östlich in einen über dem äussersten
mtibnlum etwas höher gelegenen räum. Zum ersten diazoma ge-
Sie man, da die achse desselben nicht gerade auf die der thür
, durch ein mit grosser finesse schräg angelegtes portal *^).
Am dem an zweiter stelle genannten räume gelangte man durch
doe thür ins freie zu einem an der Umfassungsmauer Torbei nach
fcr barg fahrenden wege '^. Ob aus demselben noch eine zweite
ttiir zor Stoa Eumenis geführt hat, lässt sich der verschüttung
ngtn nicht entscheiden, ist aber wahrscheinlich. Auf einer sicher-
Keb aas holz construierten — es sind keine spuren mehr vorhan-
Im — treppe gelangte man dann auf die höhe des zweiten dia-
Mwm, daa oben an der Umfassungsmauer lag (Canines' angäbe bei
Visseier Denkm. I, 26 ist falsch), und noch weiter hinauf ins
Mte geschoss'^), das nach den noch vorhandenen fensterpfeilern
ii|;eBommen werden muss nnd vom Zuschauerräume licht erhielt;
tt befanden sich dort wohl die Wohnungen des theaterdienstperso-
ids Ein viertes geschoss endlich, welches durch die höhenanlage
29) Nicht klar ist es uns geworden, wie der YertAaser weiter
en, wo er beim zugang zum zweiten diazoma eine in der achse
kr parodoi liegende gallerie fordert, sich anf eine ähnliche anläge
beim ersten diazoma bezieben kann, da er hier die Schwierigkeit in
uiderer weise gelöst hat.
30) Auf der Westseite entsprach dieser tbQr wohl nor ein Fenster,
It das terrain einen ähnlichen weg nicht, gestattete.
31) Auf taf. II fehlt die angäbe der treppe.
364 JabresbericliCe.
del theater» bedingt ift und nur fensteröffnangen Back sMm gi
habt haben kann, diente wahrscheinlich zu räumeo fflr eo«tteeq.i.w
Das zwischen den flugein belegene skenengdbäade enthielt ■
untern geschoss einen grossen gewölbten saal (cfr. Phil. 2$, f,
507) von 21,77 m. länge, 5,27 m. breite und 9,46 b. hohe, d«
sehr wahrscheinlich auch zu Verhandlungen benutzt wurde, hä
beiden Seiten desselben lagen oflenbar nicht gewölbte vorzionMr,
in denen sich die hölzernen treppen für die höheren stockwcrin
des skenengebäudes befanden. Aus verschiedenen pfeilerrcitei
schliesst der verf., dass der räum über dem grossen saale in zirai
gleiche sale zerlegt war, während Schillbach ein zweites stud
hier überall nicht annehmen zu sollen glaubte. Da diese, nk
durch zwei Stockwerke reichten, so übertrafen sie an höhe u
etwas den unteren räum. Das licht erhielten sie durch zwei reiba
von fenstern, die in der frons scaenae lagen. Ueber diesen rii-
men befand sich ein ebenfalls vom Zuschauerräume her beleuchtet
geschoss, wohl zu diensträumen u. s. w. bestimmt. Darauf folgti
das dach in einer höbe von 26 m. über dem fussboden.
Zur bühne führten aus dem grossen saale drei, und aus da
Vestibülen (paraskenien) je eine tbür. Der architektonische aufba
der skeuenfront war mit vier stützenreihen arrangiert, namlid
einer freien säulenstellung und, entsprechend den erwähnten did
fensterreiben, drei pilasierstellungen mit ihrem gebälk. Für die
restauration der säulenstellung sind in den resten alle anknüpfungi'
punkte vorhanden, auch ist aus den basenprofilen der säulenstnhh
mit Sicherheit auf die korinthische Ordnung zu schliessen. Dil
zwölf, durch die drei thüren in vier gruppen getheilten, säulei
stehen 1,84 m. von der mauer ab, ruhen auf sockeln von 1,30 ■
höhe und haben 0,8 m. im durchmesser. Sie umrahmten die hinto
ihnen in der mauerfirout liegenden thüren und uischen mit ihrei
Statuen (vgl. Phil. 23, p. 506) und trugen selbst über dem ge
bälk statueogruppen. Für die restauration dieses plastischen schmucki
sind kaum anhaltspunkte vorhanden, man hat jedoch hier dei
grössten luxus vorauszusetzen (vgl. Paus. VII, 20, 3).
Die fenster des zweiten gescbosses waren mit rafiünement an
geordnet. Zwischen den zwölf pilastern und den beiden eckpfeilen
befanden sich, wie im untern geschoss, dreizehn wandflächen; voi
diesen traten die drei mittleren, durch bogennischen ausgezeichnet
hervor; die beiden äussern enthielten fenster, während die mittlon
geblendet war und wahrscheinlich eine Dionjsosstatue aufnahn
(andre vermuthungen s. Phil. 23, p. 507) '^. Von den zu beidei
Seiten befindlichen je fünf räumen enthalten der zweite und viert«
fenster, der erste, dritte und fünfte dagegen sind volle wandflächeo
32) Dieses hervortreten des mittleren theiles der wand setii
sich im dritten und vierten geschoase fort.
JabretberiGiit«. S65
k 1b jrittai and Tierten geichoss wediseln in gleicher weise fenster
B ail WMidflieiieD, über dem Dionysos war wahrseheinlicb im dritten
ft üiek eine tafel nit der dedicationsinscbrift angebracht, da ein im
K -4ihint«' liegenden saale befindlicher pfeiler die anläge eines fen-
B itan aosscblon, das sich dagegen im vierten befand, bei dem auch
ab ansdruek der geringsten belastuug wahrscheinlich nur stützen
■it figürlichem schmuck ang^rdnet waren. Die decoration der
■kcaeBwand bestand aus einer bekleidung mit marmortafeln von
0^ bis 0,4 m. dicke, wie sie noch an den säulenstühlen gemessen
wwdea können. Deutliche spuren beweisen, dass die mit den fen-
iten abwechselnden wandfiächen gefärbt waren und zwar mit ver-
■Uedenen nüancen von blauer und rother färbe.
Der fiissboden der skene, 1,10 meter höher als der der or-
nihte auf 81 der tiefe nach liegenden holzbalken, welche
einerseits in die plinthe unter den säulenstühlen betten, an*
nach der orchestra zu durch eine hölzerne wand gestützt
Die nenn hier im erdreich befindlichen löcher, welche
Mifibach (cfr. Phil. 23, p. 506) als für die Vorkehrung zum
Mi6ieben des Vorhangs bestimmt ansah, hält der verf. für die ein-
MldMier der stide dieser holzwand. Vor dieser steht zur ver-
UeMong derselben ein brüstungsmäuerchen von 0,80 bis 0,89 m.
tfbke; die ausserordentliche schwäche desselben machte die holz-
wmd erforderlich. Die länge der bahne zwischen den paroske-
■Mswäoden beträgt 35,4 m. ^ die tiefe von der mauerflucht bis
mr aoiseDkante der brfistung 8,04 m. ; der freie räum dagegen
nrischen den säulenstühlen ist 30,4 m. lang und 5,86 m. tief:
iho nicht den Vorschriften des Vitruv entsprechend, welcher für
fie römische bahne das verhältniss von 8 zu 1 fordert. Wenn
^ HB auf anserm theater Vorstellungen, zu denen coulissen, maschi«
Mrieea, vorhänge u. s. w. noth wendig waren, gegeben werden
Hlttea, so waren unbedingt holzeinbauten nötbig; da aber die
iadanentierung des prosceniums solche nicht gestattete, so können
faartige aufliibrungen nicht stattgefunden haben; da ferner grosse
iwwirkungen von Instrumenten ohne holzeinbauten in dem stei-
Hnen gebände nicht zu erzielen waren, so werden die auifiih-
imgen sich aaf wettkämpfe von chören beschränkt haben, die dann
im platz auf der thjmele hatten, während die begleitenden mn*
■kir auf der bahne standen. Ob dieser mit grosser bestimmtheit
VMi verf. aufgestellten Schlussfolgerung rückhaltlos beizustimmen
iil^ möchte ich bezweifeln.
Von der bühne führten in den achsenrichtungen der drei
gfüsea thären drei treppen in die orchestra, Schillbach (Phil. 23,
f, 506) nahm deren nur zwei an. Die parodoi, welche sich nach
Mden selten bis etwas über die aus dem zweiten vestibulum fuh-
leode thir erstrecken, bilden auf 3,95 m. ein gerades tonnenge-
wMfce von 6,80 m. höhe und 2,96 m. breite. Sodann geben sie
S66 Jahraiberidite;
auf 3,07 m. länge in ein fiiUendes tonnengewölfae über^ nod kk
nen sich beim austritt an einen gurtbogen , dessen mamorpfiäki
noch stehen. Warum das gewölbe seine höhenlage veriiiidert, iii
nicht ganz klar; mit sitzstufen waren die parodoi nicht äberkMi
(Schillbach's annähme » vgl. Phil. 23, p. 504), da diese «eh mchl
in gleicher flucht mit den übrigen befunden haben könoten. Foa
dem gurtbogen an folgt man der wangenmauer der ersten treppt
im Zuschauerräume 8,81 m. lang nach der orchestra md der
proedrie.
Die orchestra ist in einer neignng angelegt , so dass in der
mittenachse der boden an den ersten sitzstufen um 0,48 m. tiefv
liegt, als an der bühnenbrüstungsmauer ; hieraus ist zu achliesso^
dass der vor der proedrie herlaufende wasserkanal zur entwasie-
rung bestimmt ist (anders Schillbach, vgl. Phil. 28, p. 504 sad
Wieseler Ersch und Gruber p. 240, a. 33). Im übrigen besiehe
ich mich in betreff der orchestra und cavea auf meinen firfiheNi
beriebt pg. 504 ff. und bemerke nur, dass oberhalb des ersten
diazoma 14 (Schillbach 13) sitzstufen vorhanden gewesen zn sein
scheinen und dass aus architektonischen gründen, wq^ eines osl-
lidierenden fensters an der treppenhausmauer, von den von S^iU-
bach angenommenen Säulengange abzusehen ist, der auch bei eiMSi
bedeckten theater ein grosser luzus gewesen sein wiirde. Da die
achsen des zweiten diazoma nicht auf die entsprechenden thnren 4m
treppenhauses führen, so nimmt der verf. eine gallerie an, die in
der achse der parodoi von der thür zum diazoma hinüber führte.
Die zahl der Zuschauer, welche auf den Sitzreihen platz findsa
konnten, wird auf 4772 berechnet (Schillbach: 5438, wenn asck
die orchestra besetzt war).
Sehr interessant ist endlich die dachconstruction. Aus einigCB
noch an der Umfassungsmauer der cavea vorhandenen Strebepfeilen
(c£r. Phil. 23, p. 508) schliesst der verf. auf zwanzig äquidistaiti
Verstärkungspfeiler, denen ebensoviele, radial sich nach der skene
hinein erstreckende, dachbinder entsprachen. Aus der anssermdeat-
lieben stärke der flügelmauern der treppenhäuser ist femer aaf
eine starke pressung vom dache zu schiiessen. Hält umui damit
zusammen, dass die erwähnte abwässerung der orchestra ein opaioB
über derselben bedingt, wie dieses ja auch schon der hinreicheudsa
beleuchtung wegen durchaus nothwendig war,^ so ergibt sich, dam
sich gegen die paraskenionswände ein polygonaler kränz von bal-
ken stemmte, welcher den architektonischen abschluss der dach-
binder bildete, die ihn in den winkelpunkten unterstützten. Zwi*
sehen den beiden endpunkten muss nun der dachbinder zweimal
gestützt werden, und dies geschieht, indem zunächst auf den hodei
des zweiten diazoma ein sjstem von zwanzig balken au^estett
wird, welche die dachbinder in ungefähr '/i ihrer länge treffen
ein zweites sjstem von ebensovielen balken ruht sodann auf dea
iaiiresbericbte. 667
fASÜkj wdclies durch die auf dem boden des zweiten diazoma
ilekaiiden pilasto getragen wird, schneidet die erstgenannten bal-
ken und trifft die dachbinder in etwa ^7 ^hrer länge. Da diese
itätieB sowohl im Schnittpunkte als auch durch horizontal ?om
Isnem ende dtf dachbinder auslaufende balken verankert sind , so
kSaneo sie nicht aasweichen. Das dach der skene endlich, welches
ngleicb das des skenengebäudes bildet, ist im anscliluss an die
TM Lohde festgestellte dachconstruction der bühnen von Aspendos
lad Orange restauriert, und zwar li^en die binder in den achsen
kt pilaster an der frmiB ^caenae. Dieses dachgeriist sowie das
i» cavea ist mit einer holzcassettendecke verkleidet. Möglich ist^
4m das opaion der cavea durch ein velarium verdeckt werden
koBüte» dessen anbringung keine Schwierigkeit machte. "
Da in süden der mine eine chauss6eanlage viel zerstört hat,
an fiaden sich nur ganz geringe anbaltspunkte fur etwaige sich
4srt anlehnende portiken. Der verf. stellt ein sehr ansprechendes
•Mb gartenanlagen einschliessendes system her. Für die archi-
taetiir der südfa^de des skenengebäudes nimmt er in drei stock«
werken je neun bogennischen an^ welche durch pilaster eingerahmt
äid; sie sind sämmtlich geblendet bis auf die eingang^tbür, welche
ii der mitte des untern geschosses liegt. Die treppenhäuser waren
nr im obersten, dem dach des skenengebäudes gleich übenden,
gvebois mit fenstern versehen und zeigten im übrigen die ununter-
kecbene wandfläche.
Wir scbliessen mit dem wünsche, dass es dem verf. gestattet
; tm mogBy ähnliche durch lebendige anschauung so sehr fördernde
[ vbaiten auch für andre theater, namentlich die gebäude von Aspen-
te and Orange auszufuhren.
Flensburg. Alheri MüUer.
Theogn. 39 flgd.
IfaleC ein lehrreiches beispiel, wie die letzten ordner dieses textes
■it diesem umgegangen sind. Vers 40 l&vvjfJQa xofc^g vßgtog
ijfutiQfig pasBt za vs. 39 nicht, da solchen mann man nicht
firebtet: es muss daher vs. 1082 hierher vßQUtt^v, ;^aAc;r^(
Ift^nx CtaCkog, ein tjrann ist also im anzuge: auf den und die
wiWu — die sind vs. 41 mit acioC bezeichnet — beziehen sich
Heb vs. 41. 42. Damit sind eben zustände bezeichnet, die auf
Athen und Pisistratos, nicht auf Megara zu Theognis' zeit passen :
mgieicht man Solon, fr. IV B., besonders vs. 5, so sprechen auch
die werte für Solon. Ist der aber der Verfasser^ so ist KvQVi
iitepoUition: Phokos könnte dagestanden haben. Es ist also
VI. 40 aus irgend einem andern gedichte aus irgend einem zwecke
Kuher gestellt: vs. 39-— 42 sind eine, vs. 1081 flgg. eine zweite
redaction. Ganz anders freilich Bergk.
Em$t van Leuffc7i.
HL HISCELLEN.
A. Zur erklänmg und kritik der schrifteteller.
6. Platon.
1. Bemerkungen zum kritischen apparat Platon'ii
In meinen „ Studien ^< habe ich p. 2 bezüglich der Taticaid
J&i welche bekanntlich von einem und demselbeo Schreiber ge-
schrieben sind und eine handschrift ausmachen, bemerkt, dan die-
selben wahrscheinlich dem XII. Jahrhundert angehörten. Bei
dieser angäbe folgte ich dem urtheii eines mit griechischen hand-
schriften sehr vertrauten mannes^ den ich in der sache befragt
hatte. Nach meiner meinung gehörte die handschrift einer spi-
teren zeit an; und meinen zweifei durchblicken zu lassen» bezeich-
nete ich daher auch jene angäbe nur als eine wahrscheinliche.
Und in der that, mein zweifei scheint berechtigt gewesen zu sein,
denn in der wohl seltenen schrift Reoaitsio Maniworiplonim Codi-
cum, (jftfi tx WMmtM. bibKolhaca Falicana a. 1797 proctimloriktt
GoXiwMkm iure belH seif fKicIartfm \%dMxmfwii ergo et tftitiia pacif
traditi fuere lAfmae 1803 wird p. 55 die vaticanische handaehiift
dem XV. Jahrhundert zugetheilt. Diese einst sehr hodtgeschitzte
handschrift hat ihre bedeutung eingebiisst, seitdem ich in meinen
,,studien^^ p. 51 den nachweis erbracht habe, dass sie in fast allen
dialogen, welche sie mit dem Clarkianus gemeinsam hat, aus dem-
selben abgeschrieben ist. Interessant ist nun, dass auch sie wieder
die quelle von anderen handschriften geworden ist DurchUatteni
wir z. b. den kritischen apparat zum Symposion, so finden wir,
dass hier Wj nach der angäbe Bekker's ein Angelicas, den ich aber
trotz der eifrigsten nachforschungen in der bibliothek nicht auf-
finden konnte (vgl. Studien p. 8), mit z/ zusammengeht, und 4am
w gegenüber von J eine weitere stufe der verderbnin reprSseotirt
Man vgl. folgende beispiele, an denen J und w mit ihren leaarten
Mbedleii. M9
Mirt dMteheo: 878, 12 alterum xa\ &m. Jw 889, 20 davXifag
•m. 392, 15 ^fAßtivcu] l^vfAßatvBk 397, 6 l^v/j^^igiad-at wamg]
i9itfiQia^a$ xal wffHiQ 411, 3 d-QQvßti&ui] ^oßii^öi 417, 10
lmxkv'\ iXp 429, 7 Uogog] naigog 443, 7 tva Xifj] Xv S3fi.
Ifon lesarten, mit denen w isolirt dasteht, glaube ich hier absehen
n können. Aber direct stammt w nicht aus J, dies geht hervor
am mehren stellen , in denen wir in w zwei lesarten mit einander
verbanden sehen; man vgl. 461, 9 5ir^] on Sinj «d, 465, 22 inl]
lu Jy hk inl tD. Bs muss also u? auf eine handschrift zurück-
gekeo, in der zu den lesarten des Vaticanus noch andere hinzuge-
1~ figt waren. Bs lässt sich auch noch in anderer weise darthun
4ii zwischen w und J sich mindestens noch ein mittelglied be-
ünden haben muss. Wenn wir nämlich folgende auslassungen von
« betrachten : 379 , 2 Ugoiwog . nal xovto fii¥ ^ttov xai &av-
luoiov AOlf 8 /AOk iüTü) aqqrifa rä ti^tifUwa. ukXa fii] fAi ^tiXam
383, 14 3&afifixayuiT9a$ twv tlativa$ iig 'Aidov. TOiyäQTO$, so
luHiDen wir als Ursache der weglassung nicht ein ofAototikivtow
mfiihren. Da die drei auslassungen, wie man sieht, an umfang
wk gleichkommen, so muss man vielmehr die weglassung durch
iknpringen von drei Zeilen erklären. Offenbar war also zwischen
4/ aod 10 ein mittelglied, in dem jede der obigen drei auslassungen
iiis nile fällte. Die ersdieinung, die wir bei späten Platohand-
Mkrifteo so häufig antreffen, dass sie in den einzelnen dialogen
giK venchiedeoe quellen haben, wiederholt sich auch bei 10; denn
ii den dialogen, die Bekker ausser dem Symposion von w noch
mliationirt hat, stammt w nicht aus J.
2. Zu Platon's Kratjlos.
CratjL 390 E sagt Hermogenes: ovm ix^, cJ JSwxQang,
htty ahmg USaXfinig nna&ripa$j dXXä donä (AOk &ie Sv fAoXXov
waaS^tcd'af cro*, §X juo» di^tutg, ^ntva g>^g ihat t^v ^vffik oq^
^nfia ipOfAatog* Die werte a^cie doxui fiok w3t &v fjkälXow
nmed^inif&at fehlten ursprünglich sowohl im Clarkianus als im
Teaetos II; dieselben wurden erst von einer späteren band hinzu-
gCMtst Da in diesen Worten av mit dem futurum anstoss erregte,
aa acUiig Cobet MMm. II (1874) p. 284 statt des futurum mia^ij^
0Bi0J^a# deo aor. nuif&^cu vor; Naber dagegen will ftiurd-^ffBO-
9ui 4M tilgen; ef. comment. Plat. II, p. 71, wo er als vortheil
aeiacr Verbesserung anführt „lucrahknur elegantem elUpein". Mit
huUtm vorschlagen ist der stelle nicht geholfen. Wir müssen bei
der keihiDg lediglich von der Überlieferung der ersten band im
GkrkiaDos and Venetos II ausgehen und von dem zusatz der
sweittD kaad vorlänfig ganz absehen. Es ergibt sich nun sofort,
imm der gon sasati entbehrlich ist, wenn statt fto« geleseu ^it4
miolcgnB. XXXV. bd. 2. 24
870 HiMelleii;
fäti, eine verwecbslnng , die in handschriften Torkoniiit ef. Bekk.
Gorg. 33, 15 fioi] (i^ J- Euthjphron. 367, 7 fiot] fkijE.Uk
liehandelte stelle belehrt uns, wie gefährlich es is^ bei der platoni-
schen kritik die ursprüngliche Überlieferung der guten handadirifteB
ausser acht zu lassen.
Cratjl. 423 A heisst es : xal d titnov ^iovra ^ u aXXo rwv
avTWP avifiaia nal cx^fiaia ijmtovgiiv h((vo$g und weiteriiio
avTW yaQ avj otfiat, diqXwfAu rav t^ awfAUJk iytyvno, fAtfiffCU"
Ikivov, wq ioMf, Tov awfiaiog ixHvo o ißovXsio dtiXüiikin, Statt
dr^kwfid jov T^ Ccigiau lesen wir im Clarkianus dijXmfM tov (fm-
fAüTogj dasselbe hat von erster band der Venetus J7. Mit rdcksicbt
auf diese Überlieferung werden wir lesen dijlwfAd rov und
(TcJ/uarog als Interpolation tilgen.
Würzburg. JH SdWms.
7. Zu Platons Politeia.
Plat. Reip. VI, p. 496 C xal tavnov 3^ x&v iXlymif o{ ftwiiim^
xal ywcdfAtvin (ig ^ü xal fäaxdQ$ov ro xnjfjta xal nSv noXläv w
Ixav&g liivtig rifv fiavtav xal Su oiddg ovdiv vy$kg äg inog fhmw
mgl Tcc Twv noXiütp ngämr ovd^ t<n$ ^vfifjMxog, [u^ Sjo9 us,
Ifvv iiü Xfjftf %&v iixatiov ßoifd-Huv ffci^on^ Sv, Die lesart ftm*
luvok haben die codd. A&IIJKvy während ;'€vo/tt<yo» durch die
untergeordnete klasse der manuscripte rertreten wird. Entweder
würde yivofinot als marginale anzusehen und zu entfernen sein
oder es dürfte, wenn man der antorität der bessern handschriftea
sich anschliesst, die annähme nicht ungerechtfertigt erscheinen, dass
die lesart derselben, y^ofuvoh da sie fur den sinn mindestens über-
flüssig, wo nicht störend, ist, aus iXofnvot entstanden sei, ao dass
der thätigkeit des kostens, welches hier natürlich bildlich su tw-
stehen ist, die richtige wähl vorausgeht. Wer mit den 6Xfyo$ ge-
meint sei, geht aus den werten von Sokrates ndyfffuxQw 6^ n, cS
^AdiCfjkam, Utmrak XW9 xa^ ä^Cav ofitXavvtwv ^tXoaofCf bervor.
Ferner ist es nicht wahrscheinlich, dass der philosoph geschrieben
hat gii^' orov tig Iwv inl t^v xwv dtxalww ßoij&iHitv tfuJ^oit' ar,
da wohl kaum von einem aufsparen bis zu einem kritischoi mo-
ment oder von einem übrigbleiben aus vorangq^gmem kämpf,
sondern von einem sofortigen eintritt in den dienst der phtloaopÜe,
in den kämpf um die höchsten guter und einem konsequoiten be-
harren in demselben die rede sein soll. Aus diesem gründe mMkte
ich vorschlagen, die fraglichen worte des textes zu äiideni in itd
jp Wf dntafwf fiaijOiCf anovia^ot av. Dass die konatnietioii 4es
MkeeneD. Si7i
▼erbi tfrnrnfial^Hr mit Inf m. dativ oefaen mgC m. accusativ auch bei
Piaton nicht xa den ungewöhnlichen erecheinungen zahlt, beweisen
Stollen wie Gorg. 502 B to dl d^ 17 asfjtvfj avt/j xul d-avfiaffir^y
o jijg TQuyti^Uitg no(ri(ngi l<jp' cS ianovdaxij und Ljs. 219 B
naCa ij jowvtfj Oaovdij oix ini loviotg iotlv ianoviaofiipti.
Ib. p. 501 B. ^Emna, offAM, uTKQyalofjtsvot Ttvxvä av Ixa-
tiQWf^ avoßXiirouv nQoq t€ to g>van itxatov xal xakoy xai
9w^9 xal ndvta xa xoiavxa xai nQog ixHvo av xo iv xolg ay-
9^9(Hgy ifAHototiv ivfA/ntypvvug t€ xai xiQayytivng ix xüiv im-
v^Hßfuixüiv xo avdQ$(xilop xxX. Die worte jfQog ixiJvo av
TO iw xoTg av^Qvinoig ifAHomtv geben keinen rechten sinn und
pmen auch nicht in die konstruktion. Die durch das vorange-
btade ixaxigwg angebahnte doppelbeziehung wird durch die nach-
folgende korrelation (xi — xai) näher ausgeführt, und es drängt
neh fast die nothwendigkeit auf, zu schreiben : xai ngig xo ixilvo
tttfio iv xoJg avd^QuijiOig ifjknomv, was gleich dem mit xf einge-
fiUiHen ersten gliede von anoßlino^^v abhängig ist Dem sinne
nach schliesst sich diese erörterung unter andern an die p. 497 C
amgesprochenen gedanken an: Toi;ro dl avxo iggn^ri fiBv xat xon,
on diii<Tot 7» ail iviiviu iv x^ nolit Xoyov Ixov xrjg noXtxeCag
roy avToy, ovmg xai cv o vofAo^ixtig i/wv xovg vofjtovg ixCd'Hg,
Qod ansBordem herrscht zwischen der methode der weltschöpfung
(Tim. 28 A. B) und der Staatenbildung eine unverkennbare ana-
Isgie. Denn das <rx^fM in p. 501 A entspricht oflFenbar dem
üa^dinyfjM des itifAtovgyog im Timäus, während der Xoyog die
riditige Auffassung und intuition des gesetzgebers , von der seine
iateationen getragen sind, kennzeichnet. Ueber die begriffliche
TttwandtBchafifc endlich von antgydZfa&ui im Timäus mit ifjtnouTv
10 der vorliegenden stelle bedarf es wohl keiner besondern er-
UamDg.
Ib. p. 511 A ToSto xoCwv vofix6v fiiv xo Mog ikiyov, vno-
^iCta$ <r ipayxa^ofjbivfiv yfvxv^ XQV^^f*^ "^Q^ ^•^ ^^xfja&v avxov,
oi» iif igjA^ iov0av ftS^ oi ivvafjtivTjfv xCjv vno&Bffiutv avcoxiQUi
ixßtUvtWß iix6c$ ii XQ^f^i^^^ avxoTg xoTg vno xwv xäxw änet"
xaa^iic$ xai ixihotg nqog ixHva wg ivagyiak diio^aCfAivo^g x€
xai x§x$firifiivotg. Ganz abgesehen von den ersten Worten, in denen
aostott der lesart der vulgato yoijTOt; Stallbaum nach der autorität
der meuten handschriften die auch von Schleiermacher empfohlene
hmrt vofßov hergestellt hat, obgleich dieselbe in einer nicht grade
wünschenswerthen form mit den folgenden Worten von Sokrates To
xofwov inQOV fiäv&avt xfAtjfAa xol votjwv Xfyovfd fAi xovto xtA«
korrespondirt, ist die konstruction des verbums aiuixd^fxi mit vno
wohl nicht haltbar, sondern ano dafür zu schreiben, da ja die
dxdvtg von den dingen der erscheinungsweit, dem sinnlich wahr-
Bdmbaren entnommen werden sollen. Ferner heisst es am schluss
fiel aeehsten bnchei 511 B nach der aufzählung und stufenfol^«^
14*
m ttMeeOw.
der yier nud^ikata Iv rj} tfwx^ yiyrofHwa (der voiiiUg, Jkdv^Ht,
n((Sug und ihac(u,) «ai jafov aita ava Xoyw, (SemQ I9' olg
iiFiiw aXri^dag fiftix^tv, ovrui lauia Cutpfpfitaq fiyijcd§uvog futixHv*
Oil iS^ncQ, uiq die aiwicbt ala eine subjektive zu bexeicbneD) zu
dem particip ^yi^cdfuvog gehört ^ so fehlt zu ovna daa entspre-
chende, für d^n sinn nothwendige korrelat. Deshalb neine ich,
dfuw nicht 1^' olg^ sondern if oaov (soweit als, in dem grade
wie) zu schreiben sei, wenn der gedanke, dass der grad der klar-
heit von dem grade der theilnahme an der Wahrheit, der fMtlStg
T^$ äXfi&%(agi abhängig ist, deutlich und präcis ausgedruckt wer-
den soll.
Ib. Yll, p. 534 A sind die verschiedenen erkenntnissstufen scharf
von einander geschieden, wie schon an früheren stellen der Poli-
teia: ^Aqiuxth ovv, ^v d' iyd, wansg to nqot^qov^ xiiv ftkv mq^
rqiß fiOiQuv in^GJiifAfiv xaXii9, diviiqav ii dtdvotaPy iQfvfpf df
n(^ty xal elxaciav mdqvriv (vgl. u. a. 511 E)* %al ^wufAtponqsL
fkh raSm dol^av, l^tfvafi^ouQa i^ ixiiva f^oi^cr«»* »ai do^av fuv
Jt9Qi yiviCiP, v6fja$p dk nsQl oiaCav xai ou oiffCav nqog yivtc^v,
yot7<r«v ;r^oc 66^av, ijMmififjv nqog nfct^y xai itdvowp irqig il-
xac^tor. Der gegensatz zwischen avaCa und /iviCtg ist analog
dem gegensatz zwischen votjCtg und dofa; dazu kommt das Ver-
hältnis» in welchem die imor^fifj als höchste der höheren erkennt-
niasstufeii zur 9(<n$gf der ersten von den niederen erkenntnissstafen
sich befindet, analog mit dem verhältniss der dtdvoM zur iixaaia.
Die Verbindung xal in ist hier entschieden unhaltbar und dafür
xal in zu schreiben, so dass die an der spitze der periode ste-
hende konstruktion äqicxik xuX%Ip hier ruhig noch fortwirkt
Bine grössere Schwierigkeit bieten die folgenden werte: t^v 6' If
olg ravia avaXoylav xal 6w(Q€Civ di^i i^^^fQOv, iol^atttov » xal
votiTov iüifitv xjX, Schon Stallbanm nennt die konstruktion
eine orßiio pavio liheriuo ooti/brmofa, aber mit diesem euphemismas
kann man sich nicht begnügen, sondern es ist iuxn "* '^'^'^ ""^
mit vorhergehendem av^ das neben xavra leicht ausfallen konnte,
liinter dieses pronomen zu stellen, so dass die worte lauten: r^
d' ifl" dig ravt' Sv iUxn ävaloyiav xal dtalQiCtv Ixaiigov^ Jofa-
itrov n xal vofitoi iüifAiv* Müller übersetzt: „daa verhältniss der-
jeuigeu gegenstände aber, womit diese sich beschäfitigen und die
doppeltheilung jedes der beiden, des gemeinten und des gedachten,
übergeheu wir^^ Diese Übersetzung setzt audi ein verbum in dem
relativsatz voraus, während die doppeltheilung von selbst in die
nugen springt. Ausserdem ist in den folgenden werten (C) og dv
M ^XH i^tcaa^ak 7^ Xoyt^ änb iwp iXkutP ndviiop dfkkiiv
T^y %ov aya^ov liiav, xal mcmq iv ftdxfj dfa ndvitop iXfyxiUP
dni^oivj fikfi ndvta xatd do^aPj aXXd xai overlay nfodvfJU»ifUPog
iXiyx^tp xii. nicht ovalav, sondern vofiiSiv zu schreiben , denn
Ol handelt sich hiery wie der Zusammenhang beweist^ in erstei
Kale mri nftldtft ta iltii ^»Unniefaied der «rkeatiflilisfeMi , iii<;fat
4m eikmmtniunhjAu^ welcfaeB letetefe bus deiH Vöi4re^«i!iettden
tJ^ t0^ 4;'i>^v tffktP mit leitihHgk^it ^ygittzt wird.
lb. YUy p. 540 E St^ö^ piv ai^, ^v S* lyui, ngicfßvUQöt tv/xdvioa^
di naTiaC Oivxäv naqaXaßSvuq ixto^ twv vvv fj&civ, u xal of yovT^g
^X^nm, &(iifp(ovtä$ h töT^ ff^nfgotg tQÖnöi,^ xal vofAOig, öva^p ototg
8tiXflkv^afA$p ror€. Wovoo die beiden konjünktive lxnifi\ff(a(fiv
QQd ^giipwrTM abhängen, ist nicht ersichtlich; wahrscheinlich sind
sie aus versehen anstatt der formähnlichen JFutura ixnifA^ovctv and
^iifona$ in den text gerathen, die ohnehin durch das gesetz
der cotuec. modorum gefordert werden. In den folgenden Worten von
S41 A xal ovtta jdx^atd n xal ({torra noXtv u xal nohriCav,
[p tlXiyofifVi xaratnucav avrtjv u ^viai(AOviq<Snv xal lo id^vog,
h ^ Sv lyyi^aiy nXiiina oyif(rt«r, würde der relativsatz die in-
finitiTkonstruktion unerklärt lassen, während Xiyofiiv ohne voran-
g^iendes relativ die konstruktion und den sinn bequem und ohne
gRMse Umwälzung gestaltet.
Rudolstadt. lAMM.
8. Zu Timon Phliasios.
Sextus Empiricus citiert im ersten buch seiner pjrrhonischen
Hjpotjposen (1, 224) aus den Sillen des Timon von PUius zwei
stellen, welche für die kenntuiss der philosopheme des Xenophanes
TOD grosser Wichtigkeit sind. Die erste gibt bestimmte andeu-
toogen darüber, wie erst allmählich und in hohem alter Xenophanes
ans skeptischer Stimmung sich zq seinen pantheistischen dogmen
herausgearbeitet hat: vergK des verf. beitrag zur darstellung der
pbiL des Xenophanes. Danziger gjmn. progr« von 1871, p* 4 anm*
uod dess. Ueber Xenopb. von Kolophon. Progr. des Stettiner stadt»
gjmn« von 1674 , p. 13. Die zweite noch wichtigere stelle ent*
hak eine kurze darlegung der lehre des Xenophanes. Leider sind
diese verse comimpiert und lückenhaft überliefert Sie lauten nach
dem Bekkerschen text des Sextus:
S€$v0fdvrig vndtvq>og, ofifjgamttjg imcxwittfigj
i$tog uM^ uv&QoiTWP &tiw inXdaai' hfop Andnf},
äaxfidij, POiQWTOv iii vetifJM.
im ersten verse ist statt des metrisch unhaltbaren ImffxcSmfig
an« Ijaertius Diogened schon längst Intxonrrjg hergestellt und von
Mnllach (fragm. phil. gr.) wie von Wachsmuth (De Timone
Miasio) mit recht in den text aufgenommen.
Unsicherer schon ist die Wiederherstellung der hiifiJA|^i^^H^
S74 Mifloellen,
des «weiten verses. Die lesart schwankt iwischen Imp äJ
^qumov (SV) und la xov &ndvd^q(ano9 (G). Was in dem Bek«
kerschen texte steht, ist eine vermuthnng von Fabridas, aber vixk
unbedenklich wegen der ungewöhnlichen Verbindung vod Wio^ nid
an6. Weiter aber vom handschriftlichen führen die conjeetnni
Scaligers akXov dn^ äv&goSttoiv nnd Mullachs aXkop andv&Qwmw*
Am nächsten der Überlieferung steht das von Roeper vorgescUi^
gene oq %ov andv^qtanov (vergL Wachsmuth a. a. o. p. 64);
noch enger aber schlösse sich an die handschriften ^ wenn ■«
schriebe tv xhv andv&Qfonov „seinen (i6v) der gewöhnlichen neo-
schenmeinung widersprechenden gott stellte er dar als eine einheitf*.
Dann erschiene hier an der passenden stelle die von Xenophanei
zaerst ausgesprochene einheitslehre. Damit würden auch — wii
sehr ins gewicht fällt — die nachfolgenden worte des Seztni
stimmen, durch welche er, hier wie in andern stellen, die citiertefl
Worte erklärt: Idoyfidrt^t ii i Sivo^dvtig nagä mg vuSv aUw
iv&Qoinwv ngoXi^ug tv dvM to nav. Freilich fugt Seztua hinn:
xal Tov d-idv avfjiifivl^ idiq naüiv^ eine wendung, die man nieht
ohne zwang als eine zu dieser zweiten stelle gehörige erklämng
gelten lassen kann. Sie ist aber nichts anderes 'als eine kum
wiedergäbe des wenigen, was vom dogmatischen inhalt der zeno*
phaneischen philosophie in der ersten stelle vorkam, und hier, wie
leicht einzusehen, gerade am passenden orte hinzugefügft
Die weiteren erklärenden worte des Seztus bahnen auch des
weg zu einer wenigstens wahrscheinlichen restitution des dritteD,
arg verstümmelten verses. Seztus fahrt fort: cfrai ik c^^f^tS^
xttl äna^ij xal afurdßXriTav xal loj^txov. Durch afa$QOf^^ii ist
das hov &ndvTfi, durch dnad^ das a(r*fi&li erklärt, und das letzte
attribut Xoytxov entspricht ohne allen zweifei dem letzten woite
des verses vofjfia. Nur für äfA€tdßXr[TOv findet sich nichts ent-
sprechendes, sondern das gänzlich unbrauchbare voiQanov; dean
was soll ein verständig gemachter oder zu verstände gekommener
gott nicht bloss in der philosophie unseres Bleaten, sondern über-
haupt bedeuten? Aber auch die änderung in vaqtinqov , die von
Paul zweifelnd vorgeschlagen und von Roeper und Wachsmuth
gebilligt ist, hat das bedenkliche, dass eine ungewöhnliche» rhe-
torische Wendung (verständiger als der verstand) in den text ge-
setzt wird. Frei gemacht von der Verlockung, in dem überlie-
ferten voiQWTOv ein derivatum von vom zu sehen, hat sich Her-
mann mit seinem vorschlage dtrxrj&rj joqvwtov oXov voov ^d§ v6fißa^
Nur ist gegen diese Schreibung einzuwenden, dass rogviorov (mnd
gemacht) an sich schwerlich ein passender ausdruck ist, um das
kugelförmige der gottheit (oder weit) zu bezeichnen ') , und
1) Wenigstens würde man etwa tvTOQvof erwarten, was sich bei
Timon findet, wo er den Pyrrhon mit der sonne verffleicht (Fnurm.
v. 146 MuUach).
MifcelleD. 87S
■leile der begriff dei kagelfömigeD nicht lu erwarten
mt, der ja am ende des zweiten veraes schon durch laop andvtfj
«Bgedentet war, sondern irielmehr der begriff der unveränderlich-
keit. Ausserdem ist die Verbindung oXov voop 17dl vorjfia unwabr-
icMnlicb. Xenopbanes nennt seinen gott ganz äuge, ganz ohr,
gu» denken 9 aber nicht, wie Hermann will, tautologiscb ganz
tekea und gedenken. Fast scheint es, als ob das durch togvonov
kseitigte roigmtov doch noch nachträglich zu der einschiebung
dm roor geführt habe. Dasselbe bedenken ist gegen Mullachs
ttbreibnng dcxri^ri, voop aitoVy a(3top ^dc v6i^fia geltend zu ma-
dien. Nicht minder bedenklich ist es, mit Wachsmuth ein wort
ms der |iaraphrase des Sextus unverändert in den text zu nehmen.
Br ichreibt den anfiing äüxr^^ -i äna&rj. Aber durch äftad^i^g
erklärt Sextus ja gerade das poetische äaxfi&iig.
VieDeicht kommt man dem ursprünglichen näher ^ wenn man
•dinibt: ätntti^y [fA6vo']v, o[vd' ii\iQa)T6v, [SXov t]< v6fifAa. Für
dieie Schreibung spricht, dass ohne Veränderung der überlieferten
iNKktaben ^, nur durch restitution des in dem verstümmelten verse
TenmthKch ausgefallenen der von Sextus erwähnte begriff des
ifmußhiTOP und zwar an der rechten stelle in den werten ent-
Uten ist Bedenklich möchte scheinen, dass in fAOPOP noch ein-
■d auf die einheitslehre hingewiesen wird; aber eine müssige
Wiederholung würde es keinesw^ sein ; denn während die einheit
ia iweiten verse im sinne der uniformität gemeint ist, erschiene
lie bier im sinne der Singularität. Und es wäre recht wohl mög-
'M, dass Sextus in seiner paraphrase auf diese Unterscheidung
oiefat weiter eingehend, sondern mit seinen werten Ir §lpa$ to nap
die einhdtslehre zusammenfiissend, auf die wiedergäbe des fiovov
versiditet hätte. Ein zweites bedenken wäre metrischer art Der
restituierte vers hat den trochaeus im vierten fiisse. Aus Timons
iragsMuten kann ich nun einen so gebauten vers nicht nachweisen,
wohl aber aus denen des Xenopbanes:
Fngm, 6, 2 JMuU.: ^ /gdtpat x^^Q^^^* *^^ ^Q/^ nUTp amq
avigig
14, 2: <}d(J$5 äfiipl d'iwv n xal acca Xfy(a n§Ql ndvtwv
21, 19: avdqäp S aivilv xtyojov og ia&Xä mwp apafuCvo»
Ich verhehle nun aber nicht, dass weder die citierung xeno-
phaneiacher verse für Timons metrik eine ausreichende begründung
enthalt, noch die einschiebung des fiovov durch eine blosse, wenn
anch immerhin probable möglicbkeit genügend gesichert scheint
Beiden Schwierigkeiten würde man entgehen, wenn man statt giovop
das dann allerdings nur zur ausfullung dienende ^«oV und für oXov,
das ich wegen des xenophaneischen verses (fragm. 2) ovXog oQf,
2) Bis anf die geringfflg^e änderung des in tji überlieferten
übrigens in cod. V von dem § getrennten) H in N,
S76 MimUeo.
ovXog d$ vobT, ovXoq 3i r' ohovh lieber hättaj näp «etxte.
würden die beiden emendierten verse laaten :
Sr t6y amivd-QUinov &{6f inXdcar^ Icov ändrtg.
So wäre in diesen versen alles enthalten und nur das, was
Sextus in seiner paraphrase angibt, dass nftmlich Xenophanes sei«
nen den menschlichen vorstellnngen (und, können wir hinznf^peo,
dem menschlichen wesen) widersprechenden gott au%efas8l habe
als eine einheit, als tiberall gleich (also auch im sinne des Xeoo-
phanes auch kugelförmig), keinem leiden, keiner Veränderung un-
terworfen und als ein denkendes wesen.
Stettin. Franz Kern,
9. Zum prolog von Tacitus' Agricola.
Bs sei erlaubt, von der viel behandelten stelle Tac Agr. 1 ^
At nunc narraturo miln vitam defuncH hominis wnia opus fmX^ ^
<jfiiam non fMtissem incuMtlurtis Xaxn saeva et infegta virtutikft^^
tempora, eine neue erklärung vorzutragen, durch die, wie m^^
scheint, nicht nur die stelle selbst vollkommen verständlich wird^^
sondern auch ihr Zusammenhang mit dem ganzen prolog voUsi ^
licht erhält. Der grund, warum man sich bisher vergeblich ma
die erklärung der stelle bemüht hat, besteht darin, dass maa die
nothwendigkeit einer entschuld igung oder einer erlaubniasnadiia-
chung von seiten des Tacitus immer auf die abfaasungazeit der
Schrift bezogen hat; unter dieser Voraussetzung ist es unbegreiflidi
und wird es trotz aller deutungsversuche immer bleiben, wie Ta-
citus in der glücklichen zeit eines Nerva oder Trajao, wo es er-
laubt war seitlire «ytiae veli« el <]fttae scfilias dicere, von einer sol-
chen nothwendigkeit sprechen konnte, und eben so wenig wird es
unter dieser Voraussetzung möglich sein, das perfectum /«il zu
rechtfertigen, an dem übrigens nur Wex, der es entweder streichen
oder mit esl vertauschen will, erheblichen anstoss genommen hat.
Diese beiden Schwierigkeiten nun werden nach meiner ansieht voll-
ständig gehoben, wenn man die stelle nicht auf die gq^wart,
sondern auf die Vergangenheit unter Domitian bezieht, und wenn
man demnach übersetzt: „dagegen hätte ich in der Jetztzeit der
erlaubniss (des Domitian) bedurft, die ich (jedoch) nicht nachge-
sucht haben würde, da ich in dem falle war, so furchtbare und
den tugenden feindselige Zeiten anzuklagen". Dass er mit mmc
in einem Zusammenhang, wo überhaupt von Domitian die rede ist,
und im gegensatz gegen die gute alte zeit die zeit des Domitian,
nicht die unmittelbare gegenwart bezeichnet, kann nicht auffallen
und eben so wenig wird man von dem gebrauch des indicativs
MiMMMS« oil
OfNiff /Ml aostots nebneo dürfen, der gam eben so gesetzt ist,
wie er bei ojpwiMy Ucknt, aequum fuH und dergl gesetzt zu wer-
den pfl^t; man braucht das venia opus fuii nur mit dem gleich-
bedeatenden vema peienda fuit zu vertauschen, um jeden anstoss
in beaeitigen. Nunmehr aber ist der Zusammenhang des ganzen
prologs vollkommen klar und durchsichtig. Der wesentliche inhalt
denelben besteht in einer anklagenden Schilderung der schweren,
?or kanem überwundenen zeit des Domitian, in der jede freie
iuM^roDg unterdrückt und grausam verfolgt worden sei, und die
iuidi in der glücklichen zeit des Trajan insofern noch immer nach«
wirke, als der druck derselben der natur der sache nach noch
iuier auf den geistern laste: demungeachtet aber (so macht der
verf. dann den Übergang zu seinem thema, obgleich ihm nämlich
^n deshalb nur eine incandita ac rudis vox zu geböte stehe)
wolle er doch es unternehmen, die geschichte der nächsten Vergan-
genheit und der gegenwart zu schreiben. Er beginnt daher mit
dem glück der alten zeit der freiheit, wo es allgemein üblich ge-
wesen, den rühm ausgezeichneter manner der nachweit zu über-
iiefem (wenn dabei zugleich beiläufig erwähnt wird, dass dies auch
in spaterer seit geschehen sei, so sind die nosfra iempora offenbar
li^r auf die seit von Domitian zu beziehen), und wo treffliche
>^nner sogar, ohne neid zu erregen oder einen Vorwurf auf sich
*^ sieben, ihr eigenes leben geschrieben hätten. Hierauf folgt
'tan Bit At nunc cett im gegensatz gegen das frühere glück die
*childemng der drangsale der zeit Domitians, die das ganze zweite
^pitel füllt, und dann c. 3 die klage, dass selbst in der gegen-
%lrtigen glücklichen zeit die folgen jener drangsale in bezug auf
das geistige leben noch nicht überwunden seien. Ist aber der
prolog sonach im wesentlichen eine anklage des Domitian, so
pMst dies vollkommen sn dem inhalt der ganzen sclirift, die eben-
iUls impUdU nnd espUdie nichts anderes ist als eine anklage des
alles edle und grosse und insbesondere den trefflichen Agricola
verfolgenden und unterdrückenden despoten; weshalb es mir auch
sribegreiflich ist, wie man die worte incusaturus tarn saeva —
kmpora bat deuten können : „wenn ich angeklagt hätte'^ als wenn
er dies nicht wirklich gethan hätte.
Irre ich nicht, so erhält auch das auf unsere stelle folgende
hgimus nun eine bessere rechtfertigung. Wenn er vorher gesagt
hat : unter Domitian konnte ich nicht daran denken , die gegen-
wärtige Schrift zu veröffentlichen (denn dies ist der wesentliche
sinn der stelle), so ist es wenigstens nicht ganz unpassend, wenn
er, um dies zu begründen, fortfährt: es steht geschrieben, dass
etwas derartiges an Arulenus Rusticus und Herennius Senecio mit
dem tode gestraft worden ist.
Jena. Carl Pe^er.
378 Miflcelleii.
10. Zur accentlehre Qaintilians.
In meinen Quaestiones Quintilianeae (Leipzig 1873) p. SZ^
habe ich behauptet, dass Langens ansieht von der acoeotldire
Quintilians — abgesehen von der doctrin der übrigen lateinisehtt
grammatiker — widerlegt werde durch Qaintilians eigene woite
^. 27: Nam cum dico „circum litora", famquam umnn munti9
dissimulata distinctUme , itaqw iamquam in una voce una «1
acuta; quod idem accldlt in iUo ,yTroiae qui ftrimus ah 6rvf*,
Ich habe erklärt, dass unter acuta eine wirklich mit einem ae-
centus acutus versehene silbe zu verstehen sei. Langen behauptet
dagegen in dieser Zeitschrift bd. 33 , p. 741 , dass acuta hier in
allgemeinen eine accentuirte silbe bezeichne. So steht behaop-
tung gegen behauptung. Den beweis für die richtigkeit seiner
ansieht bat Langen nicht hinzugefügt Da nun Quintilian in des
ganzen vorhergehenden abschnitt §. 22 — 26 acut and circumflex
scharf scheidet, so muss ich bei meiner ansieht bleiben, dass audi
§. 27 unter acuta eine wirklich acuirte silbe gemeint sei.
Gleichsam eine bestätigung der von ihm gegebenen erklirung
von acuta findet Langen in den Worten $.31: E»% auUm «a
omni wce utiqiue acuta (sc, 9)ßaha)^ »ed fififiguom plus wm.
Hier werde mit acuta im allgemeinen eine betonte silbe be-
zeichnet. Jedoch der satz lautet vollständig: Est autem in omni
voce utique acuta^ sed nunquam plus una nee unquam uUimSi
ideoque in disyllahis prior ^ praeterea nunquam in eadem (sc. voct)
flex a et acuta. Erst mit allen diesen Zusätzen ist die ausge-
sprochene regel est in omni voce utiq^ acuta in richtiger weiie
beschränkt. Auch an dieser stelle ist also unter acuia eine wirk-
lich acuirte silbe zu verstehen. In betreff der in der Halmscheo
ausgäbe folgenden worte q;üoniam est in fiesa et aouta verweise
ich auf Quaest. Quint, a. o. u6d auf Revue critique 1873 ur. 51.
So lange mir keine andere stelle Quintilians vorgeführt wird,
halte ich daher meine p. 327 ausgesprochene ansieht aufrecht,
dass Quintilian im streng grammatischen sinne mit acuta sylUa
stets nur eine mit dem accentus acutus versehene silbe bezeichne.
Altena. J. ^tiM«i.
B. Auszüge aus Schriften und berichten der ge-
lehrten gesellschaften so wie aus zeitsehriften.
Le spectateur militaire, 1869 enthält nichts philologisches.
1870 märz: Anquetil: das lager des Marins. In folge einer idvifi
Miseenen. 879
» ingeoieara and alterthamsfoncheri B. Desjardins liber die fog"
m Marimnes war der manchall Vaillant mit ihm in streit gera-
ten fiber die stelle^ auf welcher Marius im kriege gegen die
'eutoneo und Ambronen sein lager an der Rbonemiindang aufge-
^hlagen babe« Desjardins antwortete in einer neuen scbrift:
Mne el Danube; nottvettes ohaervatuma sur ha fosses Mariennes,
) camp de Marius cett. Anquetil, mit beiden nicbt ganz einver-
tanden, setzt seine eigne ansieht auseinander^ den ganzen feldzog-
flan des Marius dabei erläuternd. Darin giebt er dem marscball
recbt, dass er mit ihm annimmt, Marius habe sein lager auf der
lud Camargue (d. h. Cafi MarU ager) gehabt, um seinen in
und am Arles liegenden truppen Sicherheit gegen einen angriff des
Mildes zo Terschaffen, lenkte Marius auf dem rechten ufer des
flones und um eine hügelzone bei der stadt herum den Rhone ab;
da ichon vorher zwei mündungen vorhanden waren und so eine dritte
hiimkam, so entstanden zwei inseln; daher ist auch der pliiralis
let G^mai^ues üblich; da jedoch im laufe der zeit die mittelmün-
dsng versandete, blieb nur eine insel, links durch die alte haupt-
■ibdang grand Rhdne, rechts durch den von Marius geschaffenen
petit Rbdne begränzt. Auf der neu entstandenen zweiten insel
befand sich das lager der Römer ; ein besonderer canal, fosses Ma-
rmnes diente dazu, ihnen in gesicherter weise lebensmittel zuzu-
führen. — 1871 und 1872 enthalten nichts philologisches.
1873. mal: Choppin, La cavaUrie romaine. 1. partie: Re-
enitement. — Organisation. — Administration. — Juni: 2. partie:
Initniction. — Service. Eine lesenswerthe abhandlung, nur in der
aafliihrung einzelner thatsacben nicht genau genug.
1874. Febr.: Rouhyy Le sUge de MarseiUe par Jules Cisar;
Hude d^an^hMogie topographique el militaire. Nach der im ersten
tkdie auf 15 seiten gegebenen, bis zum ende des mittelalters fort-
^fnhrten geschichte der stadt, bestimmt der verf. im zweiten theil
lie läge der stadt zur zeit Cäsars, bespricht die configuration der
;fiste, giebt die topographic der jetzigen stadt, prüft sodann die
ken texte, welche Massilia beschreiben, ferner die Veränderungen,
reiche das meer an der küste bewirkt hat und endlich die mei-
angen derjenigen, welche der jetzigen stadt und der alten eine
erachiedene läge zuschreiben. — März: Rouby , Le sUge de
§BNrseitte (fortsetzung). In diesem dritten theil seines aufsatzes
econstruirt der verf., nach den angaben der alten schriftsteiler,
en boden, die ausdehnung und die beschaffenheit der alten stadt,
»wie die richtung der ringmauer zur zeit Cäsars, die läge der
itadelle und der arsenale. Dazu zwei karten. — April: Rouhy
tc (forts.). Der verf. giebt in dieser folge seines dritten theiles
ie archäologischen und historischen beweise seiner annahmen, eine
chatsnng der bevölkerung der alten stadt zu Cäsars zeit (60000
lenadien) und fuhrt die abweichenden ansichten der fTuli«i«\i
380 Miaetilleii.
Schriftsteller über die alte ringnauer an. -— > Hai : Jloii&y eto.
(forts.). In dem vierten theil seiner abliandlung schildert der Ter!
die helagerungsoperationen, sucht die stelle, weldie das lager des
Trebonius gehabt haben muss, zu ermitteln und beachreibt die bei-
den Seeschlachten und die angriffsarbeiten. — Juli: Bioykff etc.
(schluss). Der verf. fährt fort, für die angriffsarbeitea ihre atrik
zu ermitteln, untersucht die beschaffenheit der verschiedenen bela-
gerungsmaschinen, besonders des mwculus^ schildert die anxuadaag
der werke und die anläge des neuen damms, genug alle Opera-
tionen bis zur Übergabe der Stadt, immer mit rücksicht auf die Ert-
lichen Verhältnisse. Ueberhaupt bleiben die topographischen enait-
telungen für die ringmauer und für die belagfemogsarbeitea d«r
Römer, die sich ohne karte leider nicht genau angeben lassen, dal
hauptverdienst dieser ausgedehnten und gründlichen abhaniViag;
Gleichwohl hält der verf. seine ausfiihrungen nicht für unfehlbar;
eine unerwartete entdeckung, sagt er, kann sie umstürzen, aber sii
auch bestätigen. — Aug.: Le Cori-SMgnany Im eommmiUilkwt
de Cisar, Der verf. sucht, zur herichtigung einer erklämng in
dem aufsetze Rouby's über die belagerung von Marseille, naän«
weisen, dass iigna tranaveria (nach Guischardt) daii^ poiilra pt-
seea en cro'is bedeuten müsse (b. civ. II, 9). Uebrigena erführt
man aus diesem aufsatz, dass Ronby's ausarbeitung für Napoteaa's
leben Cäsar's bestimmt gewesen ist — Die übrigen hefte voa
1874 enthalten nichts philologisches.
Revue critique d'hietoire et de Utteraiure (s. Phil. XXX, IM)
1868, nr. 29: Poll, die sprach Verschiedenheit in Buropa an dei
Zahlwörtern nachgewiesen, mit anerkennung angeaeigt von Bcr-
gaigne. — Gerhard, gesammelte akademische abhmndhingeii nvi
kleine Schriften, rühmlichst besprochen von G. Perrot, der nebeibll
die übrigen Schriften Gerhard's aufEählt — Trawl, lezikon Ihar
die formen der griechischen verba, an dem die streng alpbahelischs
anordnnng als räum wegnehmend, von C. T. getagt wird. — *
Nr. 30: Papers Wörterbuch der griechischen eigennanen, 8te aal«
neu bearbeitet von Benseier, rühmlich angezeigt von Ch« M. — ^
Nr. 31: Fahim, Aristotelis de Arte poetica über. 1867, ait eiai«
gen uusstellungen angezeigt von €h. T(bnrot). — Nr* 32: A
Trendelenburg, Grnmmaticoruni Graeoorum de arte tragica iodieio-
rum reliquiae, 1867; der berichterstatter meint, der titd müsie
heissen de irihus poetis tragicie und findet an der anordnung Man-
ches auszusetzen. — Nr. 33: Bopp , Grammaire eompar^e dea
Inngues indo-europ^ennes etc. traduite sur la 2. ^ition et pr^c^d^
d'tntroductions par Br^al, torn. II: in einzelheiten, theils «lit an-
erkennung, theils zur Widerlegung, eingehende anzeige von Meunitf^
der das deutsche buch wie die treffliche französiscbe hearbeituBg
ein xr^/i« ig äil nennt. — Czwalina, De Bari|)ridi8 atndio
biJitatis: lobende anzeige; Weil hat in den von ihm
ttiMaUM. aSf
I siebtQ tra|^i«ii dea EaripidM schoii friiber die njmmetne
renty welch« der verf. nactauweuen bemüht ist, in's licht ge^
. — Nr. 34: Schlot imann , die inscbrift Eschnunazani , ko-
der Sidonier, 1868: anzeige von H. Z. — LahaMy Etudea
la soci6t4 romaine. Histoire de la pr^ture; mit einigen ans-
ingen verbundene anerkennende recension von P. Gide. —
scky der Baturniscbe vers und die altdeutsche langzeile: recht
It von 6. P(errot). — Nr. 35 : Tk. Arm. Friiztchcj Theocriti
ia iterum edidit; anerkennende anzeige, mit einigen ausstellungen,
Ch. T(hurot). [S. Phil. Anz. II, nr. 10, p. 510]. — Nr. 36:
kim, J10NY210Y H AOmNOY HEPI YiPOYS, 1867.
»ge, mit einigen Verbesserungen, von Ch. Thurot. — Gfiiil-
II I Dictionnaire topographique de Tarrondissement de Louhans
k die alten aamen angebend), angezeigt von 77. — Nr. 37:
ierl, grammatische Studien Ister theil, der conj. perf. and das
eiact. im älteren latein. Anzeige von Ch. Thurot, der die
hh des verf. lobt, aber verschiedene seiner annahmen zu wi-
igmi sucht. «^ Nr. 38: Clemm , De compositis Graecis quae
erbis inoipiunt. Anerkennende anzeige von Ch. T(hurot). —
lMI«my« Alesia, son veritable emplacement. AusfiUirliche be-
ebnng des buches, welches noch einmal alle für Alise-Sainte-
« entscheidende momente zusammenfasst, durch E. Hoffmann
fien, welcher die der belagerung Alesia's vorangehende reiter-
kcht« mit dem kaiser Napoleon, an der Vingeanne stattfinden^
r aber vor der schlacht einen andern marsch nehmen lasst als
kaiser. -^ Nr. 39: Wescker^ Etude sur le monument bilingue
)elphes; ausführliche kritische beleuchtung des vortrefflichen
1 von Ch. M. — Bmndorf und Schoeiie, die antiken bild«-
La des lateranensiscben museums; empfehlende besprechung von
I Berge, -^ Nr. 40: KitchtUy Catalogns Codicnm mss. qui in
otbeca Aedis Christi apud Oxonienses adservantur; anzeige von
I. -^ Chagsang, Le spiritualisme et l'id^l dans l'art et la
e des Grecs; lobende anzeige von Ch. Thurot, der nur die
ücke $pintuaU»me y apmtualisme papulaire verwirft und eini-
ansichten des verf. über die inscenirung der griechischen stücke
iiber Pindars „Sehnsucht nach dem uneodlichen<< entgegentritt -—
AI : Tobler, bibliographia geographica Palaestinae, empfohlen
A. C. — Curiius, Studien zur lateinischen und griechischen
motik. Istes heft; mit einigen gegenbemerkungen warm em-
€n von C. Thurot. — Nr. 42 : Collection philobgiqae, avec
vant«propos de BrM 1. fisscicnle, la th^orie de Darwin et la
ce du langage, de l'importance du langage pour Thistoire na-
le de l'homme. Besprochen von G. P(errot). -^ Nr. .44:
tofin, De Pindari usu syntactico; anzeige v. Ch. Thurot. —
45: Gui9chmidy De temporum notis quibus Eusebius utitur in
■icis canonibus. Anzeige von Chevalier. — Nr. 46: fiHo^fst^
382 Hiflcdlen.
Dictionnaire topograpbique da Haut-Rbin (aucb die rSmiMheD iia-
mea behandelnd), angezeigt von Mossmann. — Nr. 47: Coifftoii,
Essai d'interpr^tation de quelques noms gaulois (Genabam, Gergofia»
Noviodunum), angezeigt von lubainville, der die au&teUang^ det
verf. missbilligt — Nr. 51: Hoche: ^Iwdvrw FQafAfMgtuM
^AXil^avdqiüig (rov OtXojtovov) Aq to ngdüiov (zweites heft 9ig to
divjfQOv) TTjQ NtxofJbäxov l^^i^fii^Tix^g %lgay(opjg, angeseigt von
Martin, der mebrere bei Hoche vennisste erklärungen zum Istea
buche giebt — La question d'Aristodeme , gegen Waehnuth,
Rhein, museum 1868, p. 582 flg. und 673 flg.
1869: nr« 1: Twiety De arte declamandi et de roBanis de-
clamatoribus. Anzeige von Boissier, der lieber eine oder die andre
frage gründlich, als viele unvollständig behandelt gesehen hätte. —
Nr. 5 : berichte über die Fortschritte der wissenschaftlichen stodica
in Frankreich. Hiernach hat nur die celtische philologie und die
celtische numismatik fortschritte gemacht. — Nr. 7: 3/burtha, Le
poeme de Lucr^ce, angezeigt von Cb. Tharot, der darauf aafiaolL-
sam macht, dass der verf. das gedieht nar vom standpankt der
moral aus bespricht — Nr. 8: Delbrüdi, ablativ« local^, inatni-
mentalis. Anzeige von Cb. Thurot. — Nr. 9: Oirard, Le aea-
timent rdigieux en Gr^ce d'Homere k Eschyle; empfohlen Toa Gh.
Thurot — Nr. 10: ütherweg, system der logik and geachidte
der logischen lehren; empfohlen durch €h. Thurot — DeaBstaiari^
Note sur Templacement de la villula d'Ausone, Bordeaux 1869. -^
Nr. 11: £llts, Catulli liber; mit einigen einwendungen gdobt roa
Cb. M. — Nr. 12: Telfy, Corpus juris attici, graece et latine^
ziemlich streng beurtheilt von Caillemer. [S. Phil. Anz.!, p.l 1 8]. — fiM^
Grammatica celtica ed. 2a; äusserst anerkennende beurtheUui^ von
Jubainville, der zuletzt ausruft: P(mrqwn M, ßbd aW-U fMW
fram^aisl — Latendorfy Stbasiiani Frand de P^hagara efaagat
symhoUs diifmiatio. — Nr. 13: Riese, Anthologia latba, es-
pfoblen von Boissier. — Reumont, gescbichte der stadt Rom.
Bd. 2. Anzeige von Reuss. — Nr. 14: BeuU, Histoire de Part
grec avant P^ricl^s. Viele irrtbümer aufdeckende recension von
William Cart — Nr. 15: Seemann, die götter und heroen Grie-
chenlands: empfehlende anzeige von de la Bei^e. — JRo^» horoa
de Bdloffuety Kthnog^nie gauloise ; lobende beurtheilung von Gaidoiy
der dem verf. nur vorwirft, alle fabeln über den druidisaias aa
glauben. — Nr. 16: BaiUy (und Egger), Manuel pour Ttede
des racines grecques et latines; sehr anerkennende beurtbeflaag
von Meunier, zu dessen eingebenden bemerkungen Thurot eiaige
ausstellungen hinzufügt, und G. P(errot) einen strengen tadel, dass
der verf. nicht tür die beigefügten ableitungen der framdsiadiea
vocabeln eben so Diez benutzt babe^ wie er doch fir die griechi-
schen und lateinischen etjrmologien Curtius und Leo Hejer a
rathe gezogen hat — Hirzd, De bonis in fine Phileki
Hifcellen. 389
benrtiieilt tod x^s welcher findet, dass der verf. die platonische
Philosophie gründlich kennt, aber der klarheit der darstellung er-
■langelt — Corpus scriptorum ecciesiasticorum latinorum, vol. III,
p. i. Cjpriani opera ex recensione Uartelii, empfohlen von Nicolas. —
Nr. 17: BwraUtn^ luli Exuperanti opusculum, mit einigen verbesse-
rm^pvorschlägen benrtheilt von J. Kl. [S. Phil. Anz. I, p, 265]. —
LomgpMer: Recherches sur les insignes de la questure et sur
lea r^pients Mon^taires; anzeige von de la Berge. — Nr. 18:
ÜDanmntfi > untersnchungen über die homerische frage, billigende
aoseige von H. Weil. — Nr. 19: Mor^, über das von ihm rev.
areh. 1868 herausgegebene lateinische gedieht des IV. Jahrhunderts
gegen die beiden ond die erläutern ngen desselben von Rossi (Bull.
di arch, crist. jali, aug., sept 1868) und Ellis (Journal of Philo-
logy, 1868, lief. 2, p. 66 flg.), so wie die von Riese in der An-
diologia gemachten emendationen. — Nr. 20: Bumoufy Histoire
de la litt^rature grecque, eingehende kritik von H. Weil, der dem
Terf. vorwirft, zu viel einfluss den Indern, zu wenig den Phöni-
dem suwschreiben , manche etjmologien für verfehlt erklärt und
versehiedene irrthümer anzeigt. „Das werk kann mit nutzen von
deojenigen hefiragt werden, welche die geschichte der griechischen
iiteretnr kennen; diejenigen, welche sie daraus lernen wollten,
wttrdeo sidi vielen irrthümern aussetzen, wenn sie nicht die be-
hanptungen des verfassen controlirten ". — Nr. 21: Gerhardy
gesamBelte akademische abhandlungen u. s. w. 2te abtheilung,
welche G. Perrot, wie die erste lobt, jedoch die neue manier, in
welcher die ahhildungen hergestellt sind, missbilligend. — Nr. 22 :
Etukm, über den Sprachgebrauch des Aristoteles, beobachtungen
ober die präpositionen ; anerkennende beurtheilung von Ch. Thurot,
dtf jedoch tadelt, dass der verf. die aus dem lateinischen über-
setste schrifit de plantis mit in seine arbeit gezogen hat — 0. Jahn,
ans der alterthnmswissenschaft, populäre aufsätze; sehr anerkennende
anieige von William Cart. [S.Phil.Anz.ll,l,p.lO]. — Sanio, Varroniana
in den schrifiten der römischen Juristen, und Chappuis, Fragments des
OQTragea de M. Terentius Varron intitule Logistorici, Uebdomades
vd de imaginibus, de forma philosophiae, anzeige von Ch. M., der
besonders das zweite werk, als eine genaue und methodische frag-
■entensammlung lobt. — Nr. 23: Rihheck, formenlehre des atti-
■cbea dialects, angezeigt, mit verschiedenen ausstellungen, von x^» —
JülacMU opuscula philologica, vol. 11, ad Plautum et ad gramma-
tieaai latinam pertinentia; Ritachl, neue plautinische excnrse. 1. heft:
aaalautendes D im alten latein; Spengd, T. Macci Plauti Trucu-
leotus; drei anzeigen von Ch. M., der selbst zuhÖrer Ritschl's ge-
wesen ist, und der, trotz aller anerkeuuung seiner Verdienste um
Plantas, nicht umhin kann, die herbheit seiner äusserungen über
diejenigra, welche, ohne zu seiner schule zu gehören, sich mit dem
komiker beschäftigen, zu rügen, und welcher d\« n^t«
384 HticelleD.
dienste der Spengelacben arbeit anerkennt — Nr. 24: Lsfioi
Etudes de mythelogie celtique; anzeige von 6. P(errot). -
Schmidtliy De omissa apud optativum et coniunctivum ar partica
commentatio; anzeige v. Ch. Thurot, der viele willkürlichkeiten
den annahmen des verf. findet und dem derselbe in dem bestreb
alle Verschiedenheiten der erscheinungen erklären zu wollen i
weit geht. [S. Phil. Anz. I, 1, p. 2]. — Nr. 25: Telfi
vertheidigung seines corpus iwria AUM gegen die kritik Call
lemer's (s. o. nr. 12) und antwort Caillemer's. — Nr. 26
FoerateTy Quaestiones de attractione enuntiationum relativarni
qualis quum in aliis tum in graeca lingua potissimumque apa
graecos poetas fuerit; günstige beurtheilung von Ch. Thuro
der jedoch die allgemeine theorie der attraction, welche de
verf. giebt, für schwach erklärt. [S. Pbilol. Anz. I, nr. !
p. 5]. — Clavely De M. Tullio Cicerone graecorum interpret*
anzeige eines ungenannten bericbterstatters , der dem verf. voi
wirft y die neuen ausgaben Cicero's, nicht einmal Madvig's ausgsli
de Finibus eingesehen zu haben. — Nigra, Glossae Hibernici
veteres codicis Taurinensis; anzeige von Gaidoz, demzufolge dnt
Nigra einzelne falsche lesarten, welche Ebel in der Gramiaatic
celtica von Stokes entlehnt hatte, verbessert werden und nach da
auch bei Cäsar, entgegen der annähme von Zeuss, mit Mona nid
Man, sondern Anglesey gemeint ist — • Nr. 27: Cwrfiua, studi«
zur griechischen und lateinischen grammatik. 2. heft. GäBstif
beurtheilung von Ch. Thurot. — Nr. 28: Bemayt, die heraklü
sehen briefe. Lobende anzeige von Ch. Thurot, der einige tei
Verbesserungen vorschlägt — Ehert, Tertullian's verhältniss i
Minucitts Felix nebst einem anhange über Commodian's can»
apologeticum ; anerkennende beurtheilung von Boissier. — Nr. 21
CorsMft, über ausspräche u. s. w. der latetnischen spradie. 2
ausgäbe. Ister bd. Sehr anerkennende anzeige von Bi^l, welch
einige einwendungeii macht, betreffend Corssen's behandlung 4
Sanskrits und der primitiven wurzeln, so wie seine nicht ima
übereinstimmenden hinweisungen auf seine früheren Schriften. |
Phil. Anz. II, 10^ p. 489]. — Bemtdorf, griechische und sicilisc
vasenbilder; anerkennende besprechung von William Cart
Volchmannf leben Schriften und philosophic des Plutarch von Chi
ronea; empfehlende beurtheilung und Inhaltsangabe von j^«
Druckfehler.
P. 368 z. 5. 2. i V. u. ist w statt oi zu lesen. Auf p.S<
steht w richtig.
L ABHANDLIIliGEN.
X.
Die websttthle der alten ^).
(. 1. Das weben ist eine so uralte kunst, dass aus den
ibrer erfindung und allerältesten anwendung bei den cultur-
▼^i^tkeni directe Überlieferungen natürlicb nicbt vorbanden sind und
isr aus den einfacbsten einricbtungen , wie sie noch in späteren
uktk und zum theil bis in die neueste zeit bier und da sieb vor-
fako, ein rückscbluss auf die ersten zustände der allmablich mebr
ioi^ildeten kunst gemacbt werden kann. In dem teebniscben
worterbncbe von Karmarscb und Heeren aufl. 1, b. Ill, p. 586
(in aufl. 2 weggelassen) ist nun der nocb jetzt in Ostindien ge-
knncbliche höchst einfache Webstuhl, dessen einrichtung durch eine
k^^cgebene abbildung veranschaulicht wird, als das prototyp des
■aiereo immer künstlicher gewordenen Webstuhles dargestellt („die
einfachste und zuverlässig älteste bauart des Webstuhls'*)- Jedoch
1) Dieser aufiuitz sollte eigentlich als einleitung zu einer ab-
handlang über die auf das weben bezüglichen ausdrücke der alten
sprachen dienen. Da mir aber dieselbe im laufe der ausarbeitong
ni sehr angeschwollen ist , als dass ich auf ihre Vollendung und Ver-
öffentlichung rechnen könnte , habe ich , als mein freund v. Leutsch
mich um einen neuen beitrag zu seinem Philologus drängte, mich
entschlossen diese arbeit in selbständiger j^estalt mitzutheilen. Na-
türlich werden einige spuren der ursprünglichen bestimmung zu er-
kennen sein. Namentlich ist über die einzelnen einricbtungen und
ger&Üie der Webstühle, weil diese später besprochen werden sollten,
hier nur in so weit gehandelt, als es zur Unterscheidung der im klas-
iiaehen alterthome gebrauchten Webstühle beiträgt
Phüologus. XXXV. bd. 3. 25
886 Die Webstuhle der alten.
findet sich selbst bei diesem schon eine einrichtung, die nicht
eine ursprüngliche betrachtet werden kann, nämlich eine Torri
tung, um durch treten mit den fiissen die Schäfte zu r^t»
durch welche die theilung und kreuzung der aufzugsfäden venu
telt wird. Ein richtigeres bild des ältesten Webstuhles gibt dah
die darstellung der bei den arabischen Beduinen üblichen art d<
webens in Burckhardt's vortrefflichen bemerkangen äbc
die Beduinen und Wahaby p. 54 (Dtsch. ausg. 1831); dei
hier stimmt die einrichtung ganz mit jener indischen, nur dass je
Vorrichtung zum treten fehlt. Die Schilderung lautet folgend«
müssen:
„Die arabischen frauensleute bedienen sich eines sehr einftch
Webstuhles; er heisst nutu und besteht aus zwei kurzen stalM
die in gewissem abstände je nach der gewünschten breite des
webenden Stückes in die erde gesteckt werden. Ein dritter s(
wird quer über dieselben gelegt. Etwa vier englische eilen t
diesen Stäben entfernt werden drei Stäbe auf dieselbe weise aoj
bracht und über die beiden horizontal liegenden querstäbe der m
zug (8ddüh), Um den obern und untern theil des aufzuges
gehöriger entfernung von einander zu halten, wird ein flacher sl
(menatMih) zwischen dieselben gelegt. Ein stück holz dient <
weberschiff, und ein kurzes gazellenhorn wird angewendet, um d
faden des weberschiffes anzuschlagen. Der weberstuhl steht i
dem mdharrem oder vor der weiblichen abtheilung des zeltes o
wird von der mutter und ihren tö'chtern beschickt*^
Diese beschreibuog ist besonders auch dadurch sehr belehre
dass sie die sämmtlichen nothwendigen acte des webens in (
allereinfachsten gestalt vorfuhrt und den wesentlichen begriff d
selben klarer erkennen lässt. Es ist nämlich das weben offenl
nur eine modification des flechtens, und es frag^ sich, durch wel
besondere eigenthümlichkeit dasselbe sich aus dem allg^emeinen
griffe des flechtens aussondere. Bei Plato Polit. 283 B. wird
grund sorgfältiger erörterungen der begriff der webekunst (v^
nxjf) schliesslich als nXsxiMii xqoxtiq xal aiii/Aorog festgestellt i
somit das weben ausdrücklich als eine besondere art des flechl
anerkannt, das sich von den anderen arten wesentlich dadurch
terscheide, dass hier faden von zwei verschiedenen arten mit i
ander verflochten werden, nämlich die festeren aufsogafädeo
Die weiwtäble der alten. 387
die weichereo eimicIilagsfadeD, deren entgegengesetzte eigenachaften
^ebt vorher beschrieben sind. Dieser unterschied der aufzugs- und
aüeblagsfäden ist allerdings bei der Weberei auch in unserer zeit
lodb von groner Wichtigkeit, vgl. Karmarsch Mechan. technologie
kill, p. 858. 1005. 1271. 1329 (aufl. 3), aber doch keines-
weges bei allem weben eine unerlässliche bedingung und nament-
lidi for die leineweberei nicht zutreffend. Plato hat auch in Wahr-
heit nur das wollweben im äuge, das bei den Griechen aufs ent.
ichtedenste vorwog, indem er die v^avux^ als einen zweig der
tahunavQytxii , der wollfabrication , darstellt, und bei dem weben
der wolle spielt allerdings jener gegensatz der faden eine beson-
doi wichtige rolle. Anch bei späteren Schriftstellern, wo der be-
griff des webens in ähnlicher weise gefasst ist, tritt die specielle bezie-
kng auf das wollweben deutlich hervor, wie Vitruv. Arch. X, 1, 5
ipmadmodum Islamm or^anicis adminiatraiionibtu conesus 8tamini$
dl wltomen iiOf> modo corpora tegendo fueatur, aed efiam omatua
adiciof honegkiian. Denn offenbar ist hier zunächst wollene klei-
dong gemeint. Aber die von Vitruv betonten tdamm organtcae
tdminiitrationtB enthalten auch schon einen anklang an die defi-
nition einer neueren auctorität. Karmarsch Median, technol. b. II,
p. 838 hat nämlich den unterschied zwischen flechten und
weben folgendermassen bestimmt: „unter dem namen gewehe
ia weiteren sinne versteht man jede durch regelmässige verschlin-
gviig von faden oder fadenartigen körpern entstandene mittelst
cioer mechanischen' Vorrichtung hervorgebrachte fläche . Diese
crklämng schliesst die ge flechte, fl echtarbeiten aus,
welche entweder ganz mit freier hand oder bloss mit hülfe sehr
cinfiicher Werkzeuge verfertigt werden'^ Aber da auch die werk-
lenge des webens sehr einfach sein können, bleibt die grenzlinie
iwischen dem flechten und weben auch bei dieser definition noch
oibcstimmt Betrachtet man nun die einrichtungen jenes beduini-
•ehen Webstuhls, der von Burckbardt ohne zweifei doch mit recht
filr einen solchen, nicht für eine Vorkehrung zum flechten, genom-
BMo ist, so findet sich darunter, wenn ich nicht irre, nur eine
einzige, die mit dem begriffe des flechtens unvereinbar ist und so-
mit das charakteristische merkmal des webens bildet. Bs ist dies
die vorkehmng, durch welche die aufzugsfaden, wenn auch noch
ia bdcfast primitiver weise, in zwei abtheilungen gesondert werden.
25 •
888 Die Webstühle der alteD.
Dadurch wird es Dämlich möglich die verschlii^i^ der eiiMehlaf
faden mit den aufzugsfaden in dem notbwendig^n Wechsel der |
jenseitigen läge mit rascherer arbeit zu bewerkstelligen^ fer^
mit feineren materialien zu arbeiten und sie dichter mit einan^
zu verbinden, als beim blossen flechten leicht ausfuhrbar seii
würde. Kurz wer zuerst eine Vorkehrung fiir jene theilnng de
aufzuges anbrachte, der hat nach meinem bedünken die webeküBi
erfunden. Aber allerdings ut die grenzlinie zwischen flechte
und weben unverkennbar von der art, dass der sprachg^rtae
sie nach der einen oder der andern seite hin leicht übersprii
gen kann.
Das ganze geschäfk des webens beginnt nun da, wo das di
faden liefernde spinnen aufhört, und zerfällt seinerseits nach de
darstellungen bei Karroarsch Mech. technol. II, 868 ffL, Techn. wl
II, 495 ff. und in der Krünitz'schen Bncjclopädie b. 235, p. 188 I
in zwei hauptacte. Der erste trägt mehr einen vorbereitenden qb
einleitenden Charakter, indem er seinerseits für die zweckgenssi
herstellung der kette (des aufzuges) sorgt , anderseits aach d(
einschlag behuf der durchführung durch die kette in bequeme Im
reitschaft setzt. Der zweite act bereift das weben im engen
sinne und umfasst auch bei der einfachsten Weberei zwei sich ve
schränkende thatigkeiten , nämlich die Verflechtung des einschlagt
mit dem aufzuge und das dichtere zusammentreiben des eii
Schlages.
g. 2. Das bisher bemerkte gilt in gleicher weise für d
beiden hauptarten des einfacheren Webstuhles, für den auf red
stehenden und für den wagerecht liegenden, von den
jener die kette in senkrechter richtang hat, dieser in horiaontah
Jener beduinische Webstuhl und der hindostanische gehören gld
dem gewöhnlichen europäischen Webstuhle der neueren zeit zu 4
zweiten art Aber bei den älteren Griechen und Römern wie au
bei den alten Germanen ist unbezweifelt der aufrechte Webstuhl
gebrauch gewesen, und es ist nur fraglich, wann bei dieaeo V(
kern auch der wagerechte Webstuhl bekannt, und wann er v<
herrschend geworden sei. unter denjenigen gelehrten, welche il
die Weberei der alten geschrieben haben '), hat Schneider p. 871
2) Den grand zu einer richtigeren kenntniss dieses gegentiani
I
Die Webstühle der alten. 889
magestaiideii 9 daai aich fiir den gebrauch des wagerechten web-
stables IM klassischen alterthume durchaus kein ausdrückliches
SMgniss finde 9 aber doch ans einigen angaben scbliessen zu müs-
m geglaubt« dass derselbe schon ziemlich früh in gebrauch ge-
kdMiea sei und dann den aufrechten Webstuhl fast ganz verdrängt
ink; mch noch in seinem griechischen lexikon (aufl. III. 1819)
erklärt er „späterhin (d. h. nach Homer) kannten und gebrauchten
die Griechen auch den horizontalen Webstuhles und seine auffassung
lit leitden vorherrschend geblieben. Nur Rieh unter Tela hat
gfgea Schneider den gebrauch des wagerechten Webstuhles in der
keaeren zeit des alterthums geläugnet, aber doch in einigen er-
wikottttgen seit dem zweiten Jahrhundert n. Chr. denselben erkannt.
Dm aber auch diese nicht den wagerechten Webstuhl betreffen (s.
ssa. 4), wohl aber Rieh in seinem Widerspruche gegen Schneider
Tsllkommen recht hat, wird sidi im folgenden klar herausstellen
Bid dadurch glaublich werden , dass der liegende Webstuhl erst im
sNttehdter nach dem abendlande gekommen sei, höchstwahrschein-
liek durch die Araber, die den von Burckhardt bei ihnen gefun-
denes höchst primitiven Webstuhl schon zu den ältesten zeiten in
gebrauch gehabt haben werden, anderseits aber auch die verbes-
lerte indische einrichtung desselben, welcher der seit dem mittel-
slter in Buropa vorherrschende Webstuhl entspricht, leicht eben so
gut nach dem abendlande überfuhren konnten wie z. b. die indi-
scbeo Zahlzeichen. Eine merkwürdige spur der einfuhrnng des
hatSalmasins gelegt ad Scriptt. Hist. Aug. p. 177 ff. Dann hat
auch Braun nützliches ffeleistet in seinem werke de VestiUi sacer-
dofnm Hehrasorum, das ich in der ausgäbe von 1701 benutzt habe
(die erste anscheinend 1670^. Die hauptarbeit ist noch bis jetzt der
artikel von J. G. Schneider im Index Scriptorum lUi Itu$tieae
(1797) p. 359 — 393. Monge z in den Recherchea eur les habiiiemene
du Anciens Mhn. de VlnsUt, 1818. T. IV, p. 241 ff. hat nur ziemlich
oberflftchliches geliefert. Das ausführliche werk von Yates Textri-
mwi Antiquorum (1843) ist leider, so viel ich finden kann, nicht über
den ersten band hinaus gediehen, welcher nur die rohstoffe bespricht.
Den an6atz von Weigert ,,Ueber die weberei der alten" in den
^Verhandlungen der polytechnischen gesellschaft in Berlin. 1866. 111"
habe ich trotz eifrigen suchens weder hier noch in Göttingen auf-
Mben können. Manches recht nützliche findet sich in dem lllu-
<trirten wörterbuche der römischen alterthümer von Rieh (Deutsch
▼on K. Müller 1862), wogegen die Pauly'sche Real-Encyclopädie und
die deutschen werke über griechische und römische priyatalterthümer
binsichtlich der weberei auffallend dürftig und mangelhaft sind.
390 Die Webstühle der alteD.
wagerechten Webstuhles ins abendlaDd durch die Araber wird
noch in §. 12 nachgewieseu werden.
§. 3. Bei dem au fr echten Webstuhle entstand aber wied^^
wie schon Salmnsius p. 401 richtig dargelegt hat, dadurch «y«
wichtiger unterschied, dass entweder aufwärts gewebt wur«^
oder abwärts, d. Ii. dass durch den einschlag das gewcbe eol-
weder zunächst am oberen ende des aufzuges gebildet wurde uni
so immer weiter nach oben zu sich mehrte, oder umgekehrt. Die-
ser gegensatz ist schon von Herodot II, c. 35 hervorgehoben,
wenn er berichtet : v^aCrovCt 6i ol /^h rcXAo» uvta t^r xffixi^
ädiomg, ^lyvnrtot Si xaico^ und auch noch in sehr später seit
von Theophy lactus , erzbiscfaof von Bulgarien um 1070 (Pabrie.
Bibl. Gr. VII, 586), in seinem commentare zum Evangelium Johaoi» -
c. XVIII, p. 825 in ganz ähnlicher weise, nur ansfiihrlicber, be*
schrieben : uXXo$ di q>aatv, ou iv flaXaiffjfyff i^atv9vCt rovg \cm^
oix (i^ ^^q' flf*'^^» ovTüfv apw fiiv twv fufiwv xal zov ffnf/Aoro^
xarcd Je tffpatvoij^ivov rov navtov xnl oSrwg dpußafvopreg ^ iUa
toivavtCov xuT(0 pih ilcw oi fi/ro», avm di i^aivnai t6 viputffUh
Salmasius hat hieraus schliessen wollen, dass Theophjlactus eia
A^fjpter gewesen sei, wogegen jedoch Monges p. 243 mit redt
geltend gemacht hat, dass zu seiner zeit das abwärts-webcn scboa
längst weit über die grenzen von Aegypten hinaus herrschend ge-
worden war, was auch dann zutrifft, wenn man jene angäbe aaf
ihre ältere quelle, wahrscheinlich Chrysostomus, zurückfiihrt. Das
aufwärts- weben ist aber den Galiläern auch von Isidorus Pelusiota
Ep. I, 74, p. 24 B. zugeschrieben: xal ov^ fidhata to roMviov
^tXti yCvta&M Ifiänov rix^fl tiv(, iig a% a ifi& od tCfUdig, «mi-
xQovifTov vq)aiv6fjt€vovy wo der ausdruck uvuxqovhv von SalumsiiM
mit recht dem uvm w^sTv tt,v xqoxjtiv bei Herodot gleichgestellt ist*).
Dass das aufwärts - weben auch bei den alten Römern sitte
gewesen, aber später veraltet war, ergibt sich daraus» daaa auf
3) Die beiden letzten Zeugnisse beziehen sich aof die beschrei-
bung des rockes Christi Et. Job. 19, 23 ,,$1^ cfi ^ x^^ ^ü^f^, ix
niy äyio^ty vtf^ntyrog d*' olov'\ wo man den aasdruck i* mSr ätm^mf
vt^arrog auf jene sitte des webens bezog, was Braun Vest. sao. Hebf.
p. 267 weiter ausgeführt hat. Die neueren interpreten, s. b. Mey^r,
haben sich auf diese auffassung nicht weiter eingelassen, indem sie
lä &yw9§¥ richtig von dem oberen stflcke des chiton deaten. Wenn
aber beim weben mit diesem der anfang gemacht war, scheint es
allerdings auf das aufwärts-weben hinanszukommen»
Die welMtiible der alten. 391
pM weise gewebte kleider wenigstens noch für die knaben beim
iUegen der prätexta and für die braute am tage vor der bochzeit
ib eine altheilige eigenthiimlicbkeit in brauch blieben, nämlich
raelM vestet ftogoB, UmUae), a. Plin. N. H. VIII, 48, 74, Fest.
p. 177. 186, welche nach Fest. p. 177 a atantihus et in olltlu-
imm, nach p. 186 atimm venum a atantihua gewebt waren, vgl.
kid. Origg. XIX, 22, 18 recta didtur vestie, quam eureum »er-
ism etanteaque texunt.
Die letzten definitionen lassen einen zweiten unterschied der
beiden arten des aufrechten Webstuhles erkennen, nämlich dass der
■sfwärts wd>ende weher am Webstuhle stand, der abwärts we-
bende dagegen sass. Schon Salmasius hat für diese unterschei-
diog^ auch das zeugniss des Bphoros benutzt BtM. 367, 49: ui
Malat /vyaJxBg Icificai v^atvov xai im7toQiv6fAf¥at toy laiov»
»ifioiipf di jrvpäixa Atyvmluv lovyofia *Y$6y Mu&e^ofiiytjv v^äyat
)paoiir, li^' ^( tat Alyvnuot xrig ^AOriva^ uyaXfAu iigvCano^ wg
fffi^v "Eq^oQog Iv r^ EvQviMij, Denn danach stammt das weben
in sitzen von den Aegjptiern , die nach Herodot abwärts webten.
Jedoch wird sich in ^. 10 der beweis finden, dass in Aegypten
audi das aufwärts - weben im sitzen geübt wurde, so dass beide
■oterschiede nicht durchaus zusammenfalleu. Aber bei den Grie-
ebeo und Römern scheint dies allerdings der fall gewesen zu sein,
h auch die folgenden traumdeutuugen bei Artemidor (sec. II p. Chr.)
)oeirocr. III, c. 36 dafür sprechen: laiog oQd'tog xtvtiaw xul
noiqfktav injfjtalvH, x(fV Y^Q mqtnaniy t^f vfpatyovaav. o di
isQog Itnog xajox^g itfrl aijfiavttxog j iTnid)^ xad'f^6fA€va$ i^a(^
wiSkv ai yvyalxtg lov joifovioy latov* Denn der Icthg oq^yog
t ohne zweifei ein solcher, an dem vesfes reciae a skinlibtis
\Q9ä vfpii von oQ^alg^ s. §. 4. 6) gewebt wurden, und der
xtQog Iciog ist somit für einen Webstuhl nach ägyptischer art a«
ehmen, der sonst jenem entgegengesetzt wird. Aus der bemer«
Di^ von Servius zu Verg. A. VII, 14 apud maioree etantes iese-
ml, ut hodie linieonee videmue, siebt man, dass noch zu seiner
A (gegen 400 n. Chr.) die leinweber die alterthümliche art dea
ebeos beibehalten hatten, während das weben im sitzen damals
ie gewöhnliche sitte war^).
4) Diese stellen aus Artemidor und Servios hat Rieh unter Tela
802 Die Webstühle der alten.
§. 4. Weitere wichtige belehrungen fiber die veracfaied
heiten beim stehenden Webstuhle bringt Seneca Ep. 90, 20: F
d4)niu8 .... dum tmll deacribere .... quemadmodum tda i
peiMis pondm&ii« redum 8%amen estendat , quemadmodum gnbUi
insertuniy quod dwritiam uirimque conipHmentia tramae remoUi
ajtaiha coWe cogaiur et tungi^ textrini quoqve artem a sapienti
dixit invmtamy ohlitus postea inventum hoc 9uhfUiu9 gern
ill quo
tela iugo in acta est, stamen secernit arundo,
inseritur medium radiis subtemen acutis,
quod lato paviunt insecti pectine dentes.
Die verse sind aus der ovidischen Schilderung des Wettstreites d
Arachne mit Minerva entlehnt, Met. VI, 55 — 58, jedoch aosi
einigen geringeren Varianten mit einer erheblichen sogar um eia
vers kürzenden änderung, worüber später zu sprechen ist ({.
Wie Seneca die stelle gegeben hat, soll sie offenbar eine dant
lung der jüogeren art des webens enthalten im gegensatze zu <
von Posidonius geschilderten älteren. Hiermit sind gleich zusa
menzuhalten Poll. VII, 36 ayvv&ig ds xal Acta» ol Xi&ot
l^fJQTrjfAivot T&v CtrjfAOVWV xara tr^v aq^aCav i^avnxijv, anal
o9^€v xal ffnad-Siv x.r.A. — Galen, de Sera. I, 15, vol. IV, p. 51
al XiXat xaXovfiBVM xatä roig oQ&hvg UnotSg» — Uesych
anad'ajov: ri oQ^dv iy>og, fSndd-n XBXQovfsivop^ ov xti¥t,
eine besondere eigenthümlichkeit der älteren art des webens o
des oQd'tog l(nog ergibt sich hiernach, dass der aufzug durch ui
angehängte steine (XeTat, äyrv&fg, pondera) gespannt war.
diese einrichtung hat Salmasius mit recht auch den von Ovid. 1
1 , 10 vom Webstuhle der Penelope gebrauchten ausdruck pent
tda bezogen, wie auch die auf das weben der Philomele bei
liehe bescfareibung Met. VI, 576 stamina harbarica suspendil
als beweise für den späteren gebrauch des liegenden webstahles
tend gemacht. Auch Schneider p. 380 a scheint die letztere in {
ober weise zu verstehen, während er p. 379a für zweifelhaft erk
ob unter Artemidors htgog Unos eine zweite art der Uta ereeU
verstehen sei oder eine tela plana. Offenbar aber sieht man ans
notiz bei Servius nur, dass zu seiner zeit meistens im sitzen ge^
wurde, und Artemidor's tuQog Unhi ist gleichfalls nur durch diese
des webens bestimmt. Dass aber das sitzen sich mit der einen (ä|
tischen) art des aufrechten Webstuhles sehr gut verträgt, wird
§. 10. 12 klar werden.
Die Webstühle der alten. 393
Uda lala. Es finden sich auch diese webesteine, wie ich sie am
Wcbsten nenne, mit dem aufwärtsweben verbunden in der erst kürz-
lieh bekannt gewordenen darstellung des Webstuhles der Penelope
lof einem vasengemalde (s. ^. 8) und auch bei dem altnordischen
wdwtuhle (^. 9) zusammen mit dem weben nach aufwärts und im
itehen. Auch den bewohnern der schweizerischen pfahlbauten ist
wegen der in diesen gefundenen webesteine eine gleiche einrieb-
tODg des Webstuhles vindicirt, s. nr. 6. Am ägyptischen aufrechten
Webstuhle ist dagegen der aufzug nach unten in einen gambaum
gespannt (^. 10)^ wie auch anachronistisch bei dem Webstuhle der
Circe auf dem vaticanischen bilde zum Virgil (§. 11), hier wie
am theil bei dem. ägyptischen Webstuhle mit abwärts - weben ?er-
bnoden^ and ebenso wird es Seneca bei seinem suhtilwa gmus an-
genommen haben.
Bin weiterer unterschied der beiden arten des aufrechten web-
Btubies zeigt sich darin, dass bei der älteren das gewebe mittelst
^ and^ri gedichtet wurde, bei der jüngeren dagegen mit dem
kämme (xrefg, pecien). Dies ergibt sich nicht allein aus Seneca
nad der angeführten stelle von Hesychius, wo das iqdov v^oQy den
Mae vestes entsprechend, deutlich ein am oQ&Mg l<ndg gefertigtes
i>t, sondern auch aus PoUux, da hier die angaben über die webe-
sUioe und die tfna&ri ein anhängsei zu den vorhergehenden auch
^ ntig umfassenden notizen bilden, welche offenbar die jüngere
■rt des webens betreffen (so auch in der kürzeren erwähnung X,
125: xo^ XiCag tag xat äyvv&ag, xai and&ag x. r. A., wo wie
in der ersten stelle noch mehr auf die anu&rj bezügliches folgt),
nod da somit die trmi&rj nicht weniger als die Xi7at , von denen
dies ausdrücklich bezeugt ist, zur äq^atu i^avxMri gerechnet sein
■ass. In g. 9 wird sich zeigen, dass hinsichtlich der Cnd^ri der
ttitgriechische Webstuhl ganz mit dem altnordischen stimmt, in ^. 10,
dass der kämm der jüngeren art des webens auch von den Ae-
gyptiem angewandt wurde, woraus dann zugleich, wie auch aus
{• U, klar wird, dass Schneider und Mongez sehr mit unrecht
denselben fur ein besonderes merkmal des wagerechten Webstuhles
gehalten haben.
\, 5. Unrichtig haben Salmasius und Schneider p. 379 b
^f grund der stelle des Seneca auch das jugum dem älteren
^^uhle abgesprochen und deshalb die von €ato R. R. c 10, 5
394 Die Webstühle der alteo.
und c. 14, 2 unter ländlichem hausrathe erwähnte tda iogdii fir
einen Webstuhl jüngerer art erklärt, wobei Schneider sogar twi-
scben dem liegenden Webstuhle und der jüngeren art des aufrechtes
die wähl jässt. Aber gerade das unbezweifelte gmndschema da
ältesten gräco- italischen Webstuhles aus zwei aufrecht stebendcB
pfosten , die oben durch ein querholz verbunden sind y wie es sidi
am deutlichsten bei dem altnordischen Webstuhle finden wird ({.9),
gibt das natürlichste bild eines juguniy namentlich des militäriscb«^^
das durch zwei hasiae mit einer darübergelegten gebildet wordo
(Li?. Ill, c. 38 fin.. Fest. p. 104) und von Ausonius de litt«rk
monoayllahis vs. 15 mit einem griechischen 12 verglichen wird
Hoaiilis quae forma it^gi est , hanc efficiei ü. Cato's ida iogiUi
wird daher gerade ein Webstuhl der älteren art sein, wie er n
seiner zeit oiine zweifei besonders auf dem lande noch üblich wir.
In der Ovidischen von Seneca ausgeschriebenen stelle ist aber das
jugum nicht für das ganze gesteil des Webstuhls zu nehmen, too*
dern nur für das horizontale queerholz, wie jugum an der wage
den queerbalken, an weinstöcken eine queerlatte bezeichnet, insbe-
sondere aber dem ^vyop der Ijra zu vergleichen, an welchem dit
saiten befestigt sind, gleich den aufruigsfäden fihok genannt, wit
denn auch in andern ausdrücken (z. b. xgixttv) die Ijra mit dem
Webstuhle analogisirt ist. In diesem sinne konnte aber das jugum
auch dem jüngeren Webstuhle zukommen, dessen gesammtgestalt
von einem jugum fmilitare) weiter abging, weil sie durch das hin-
zutreten des unteren garnbaumes vielmehr rahmenartig wurde.
Rieh unter Tela und lugum hat nun sehr richtig eingesehen,
dass das jugum dem älteren Webstuhle nichts weniger als fremd
gewesen und die tela iogalia gerade für einen solchen za nebmea
sei, aber das charakteristische derselben darin gesucht, dass der
aufzug an dem jugum (dem ursprünglichen queerhoke) befestigt
war, während die jüngere einrichtung für diesen zweck unter dem
jugum noch einen besonderen garnbaum (insuhulwn) gehabt habe.
Mir erscheint dieser unterschied nicht wesentlich genog^^ am den
ausdruck tela iogalis als bezeichnung einer alterthümlichen art des
Webstuhls zu rechtfertigen. Auch hat Rieh den Webstuhl des vati-
cauischen bildes {$, 11), an dem doch abwärts gewebt wird, for
eine lela iogaUe erklären müssen, wie denn das jugum gerade auca
bei Seneca's eubttlHis genus erscheint. Anderseits würde, während
I
Die webjitfible der alten. 395
4n alüioiduche (foroische) Webstuhl auch nach der auffassung von
Hell im TolUiten masse eine tda iogalla ist, der isländische, bei
dea ubor dem gambaume noch zwei queerhölzer angebracht sind,
tidit für einen solchen zu halten sein, obgleich er in allen we-
Bcotlichsten eigenschaften mit jenem übereinstimmt,- s. ^. 9. Dabei
lit noch zu bemerken, dass der garnbaum des isländischen web-
4|«üles gerade denselben namen fuhrt (von Olaus und Biörn durch
;jf»m übersetzt) wie das einzige queerholz (das jugum) des faröi-
Mheo, wonach sich überall auch jugum als bezeichnung des garu-
Vmies rechtfertigt, mag dieser nun das einzige obere queerholz
•ein oder noch eines oder mehrere neben sich haben. Kurz die
obige beziehung des ausdruckes tela iogalia auf die gesammtgestalt
rf[ ^ ältesten stehenden Webstuhles dürfte entschieden den Vorzug
verdienen.
' % {. 6. Als die wesentlichen unterschiede der beiden im klassi-
4 seben altertliume vorkommenden arten des aufrechten Webstuhles
4 tndieinen also folgende.
M ' Aelterer Webstuhl. Jüngerer Webstuhl.
I a) Spannung der kette durch we- Spannung der kette mittelst eines
[' besteine. unteren garnbaumes.
' b) Stehen des webenden. Sitzen des webenden.
t) Weben nach aufwärts. Weben nach abwärts,
d) Dichtschlagen des gewebes mit Dichtschlagen mit dem kämme,
der cnd&fi.
Diese vier merkmale stehen auf beiden selten nicht in einem
ganz antrennbaren zusammenhange. Jedoch finden sich die des
älteren Webstuhles eben so bei dem altnordischen Webstuhle ver-
ciaigt, und es scheint, dass die Spannung der kette durch webe-
steine nothwendig das weben nach aufwärts und das stehen des
^c^nden bedingt Auch der intelligente Züricher fabrikant Paur
hat bei dem von ihm construirten hypothetischen Webstuhle der
pfahlbauten-bewohner (Mitth. d. antiquar. gesellsch. in Zürich b. XIV,
k 1, p. 22) die webesteine mit dem weben nach aufwärts ver-
bunden und gewiss auch das stehen des webenden angenommen.
Für den älteren Webstuhl hat sich nun bei Galen und Arte-
itidor die benennung laxiq oqd-ioq gefunden. Man kann diesen
amdruck entweder auf das stehen der webenden beziehen, vgl.
396 Die Webstühle der alten.
Hesjcfa. sActov l7ro$xofJtivfjv: vtpaCvovcav* iqd^al yag S^pasr^^
oder darauf, dass an demselben dgd-u v^fj, reciae vestes gew^^
wurden. Wober aber dieser letztere ausdruckt Nach Salmasttf«
weil der beschreibung bei Seneca zufolge die angehäogteo webe-
steine stamm rectum extendebant. Jedoch auch bei der jäogerar
art des aufrechten Webstuhles war das gtamen nicht minder rectum
(oQ&ov), und es kann daher der ausschliesslich für prodncte dci
älteren Webstuhles dienende ausdruck nicht wohl auf jene weite
gedeutet werden. Nach Fest. p. 177 sind die reciae twsles beoaost,
weil sie a stantihm et in altitudinem gewebt wurden. Der enle
theil dieser deutung wird klarer, wenn man die OQ^a vqifi ?on
dem weben durch ogO-ul benannt sein lässt. Aber diese erkläruag
erscheint doch wenig glaublich , und es wird die andere ?on de«
weben in altitudinem vorzuziehen sein , indem bei der alten wt
des webens der einschlag sich gleichsam aufrichtete. Dans ift
aber auch der ausdruck l(ft6g oQ&iog ebendahin zu beziehen und
nicht auf das stehen des webenden. AUi lateinische beseichnuDg
des älteren Webstuhls hat Salmasius nicht übel Ovid's pendula t^
benutzt. Nach der obigen darlegung (^. 5) könnte man ihn auch
tela jugalis nennen, welchen ausdruck Salmasius unrichtig gerade
für den neueren aufrechten Webstuhl gewählt hat. Diesen, fiir den
sich keine alte benennung findet, wird man am besten als den
ägyptischen Webstuhl bezeichnen. Denn sehr richtig hat Sal-
masius aus den schon beigebrachten Zeugnissen entnommen , dass
das weben nach abwärts und im sitzen sich erst von Aegjpten her
im abendlande eingebürgert habe, und auch der gebrauch eines
untern garnbaums statt der webesteine und des kammes statt der
cnddri wird sich in ^. 10 als ägjrptische sitte erweisen. Aller-
dings wird sich anderseits daselbst auch zeigen , dass trotz des
herodotischen Zeugnisses das weben nach aufwärts den Aegyptiem
nicht ganz fremd war; im abendlande aber findet sich ?on dem
gebrauche dieser modification des ägyptischen Webstuhles keine spur.
Die alte gräco-italische art des aufrechten Webstuhles kann man
nun, da sie sich zugleich als die altgermanische und aueh schon
bei den europäischen pfahlbauten - bewohnern gebrauchliche heraas-
stellt, als den abendländischen Webstuhl bezeichnen» welche
benennung dann zugleich auf den gegensatz des indisch -arftbiaelMo
wagerechten Webstuhles hindeutet. Wenn jene art des weheos
Die Webstühle der alten. 397
Mcb aus Palästina her beieugt ist, während man bei den Juden
4ai Webstuhl der verwandten Araber erwarten möchte , so lässt
neb Tielleicht vermutben, dass der gebrauch des abendländischen
wdiituhleB dort von derjenigen bevölkerung herstammte, welche
4irdi ihre abstammung, wie namentlich die Philister, mehr dem
iMIande zugewandt war.
Es kann aber der abendländische Webstuhl nicht vor Aristo-
(tdci bei den Griechen in allgemeineren gebrauch gekommen sein,
U dieser noch die websteioe wie eine regelmässige einrichtung
kt Webstuhles erwähnt ^) ; auch passen alle älteren erwähnungen
t aif den alten abendländischen Webstuhl. Im zweiten Jahrhundert
D. Chr. ist dann dieser, wie die aus Galen und Artemidor beige-
brachten stellen erkennen lassen, neben dem ägyptischen Webstuhle
wenigstens noch stark in gebrauch gewesen, während zur zeit des
Serrius gegen 400 n. Chr. der letztere entschieden vorherr-
sebeod war.
^. 7. Es lässt sich nunmehr über die Schilderung des webens,
wie sie Ovid bei dem Wettstreite zwischen Arachne und Minerva
Net. VI, 53 ff. ziemlich ausführlich gegeben hat, richtiger ur-
tbeilen, als bisher geschehen ist Die stelle lautet:
Haud mora, consistunt diversis partibus ambae
et gracili geminas intendunt stamine telas.
tela iugo vincta est; stamen secernit arundo;
inseritur medium radiis subtemen acutis,
quod digiti expediunt, atque inter stamina ductum
percnsso feriunt insecti pectine dentes.
Seneca Ep. 90, 20 hat, wie schon in ^. 4 bemerkt, diese
■teile von tda iugo an ohne den namen des dichters aufgeführt,
indem er die beiden letzten verse in den einen „quod laio paviunt
tiuecf» peciine duties'' zusammenzieht und in derselben ein jüngeres
BuhtUius genua der weberei anerkennt in gegensatz gegen die von
Posidonius gegebene darstellung des alten webens. Dadurch ist
5) In der schrift de Oener, Anim. sagt er nämlich bei verglei-
chung der animalischen hoden mit den webesteinen I, c. 4 „Tta^antQ
tis latat ngocdmoviiMf ai vtfuivovcak luli Utroi^' und Y, c. 7 „xai yäg
jinu {tA Tovg lanifs iff>ai¥ovitak) i6y mifjioya xaranhovcat ngoeanrovat
nt( xalovfjiiyag laMs". Für kat&g ist aus Hesych. und EtM. 558, 57
Isaf herzustellen.
398 Die Webstuhle der alteo.
veranlasst, dass Salmasius die ovidiscbe scliilderuag auf den m
rechten ägyptischen Webstuhl bezogen hat, Schneider aber p. 371
sogar auf den wagerechten (tela plana)^ und ebenso Monges p. 247
fyOvide a dicrit le mutier horizontal de8 tisserandg^'. Alle dre
haben dabei übersehen, dass Ovid durch das „consittunP* den aha
abendländischen Webstuhl sehr bestimmt charakterisirt Auch n
schwer zu glauben, dass der dichter hier eine andere art des we
bens im sinne gehabt haben sollte als diejenige, deren erfindung e
Fast. Ill, 819 der Minerva beilegt:
lila etiam stantis radio percurrere telas
erudit et rarum pectine denset opus
wo sich das y^tantia telag^' allerdings mit dem ägyptischen web
stuhle vereinigen lässt , aber auf keine weise mit dem liegeodei
weshalb auch Mongez in dieser stelle eine ungenauigkeit des didi
ters anerkennt. Es ist aber in beiden stellen nichts, was oiel
für den alten abendländischen Webstuhl vollkommen passte> bis a«
den pecten, Schneider und Mongez haben nun behauptet, dass de
kämm überall dem aufrechten Webstuhle, und zwar auch dem ägyi
tischen, fremd sei, wobei der letztere besonders deutlich erkenn«
lässt, dass er sich den kämm gerade nur in der einrichtung d<
weberlade am liegenden Webstuhle gedacht habe, s. p. 244: I
effet le peigne^ xnCg, doit Hre suapendu perpendiculairement <
dessus d'une clyjilne Iwrizontäle. Dass aber diese auffassung ga
irrig sei, wird sich in ^. 10. 12 genügend ergeben. Aber alle
dings lässt sich Ovid von dem vorwürfe eines anachronismus nie
freisprechen. Denn obgleich sich kaum wird behaupten lass<
dass der gebrauch des kammes mit den einrichtungen des abeii
ländischen Webstuhles ganz unvereinbar sei, so war er doch d
älteren gräco - italischen Weberei, welche Ovid doch gemeint h
jedenfalls fremd, und der dichter hat hier einen ähnlichen fehl
gemacht, wie wir bei dem Webstuhle des vaticanischen bildes (^, i
finden werden.
Wie ist es aber zu verstehen, dass Seneca in der erst
ovidischen stelle ein neueres suhtilius genus der weberei anerkai
hat, wenn nur die erwähnung des kammes dazu einige berecft
g^ng gab? Es ist zu beachten, dass Seneca einerseits den anfa
der stelle weggelassen hat, in welchem das stehen der webeiKi
bezeugt ist, anderseits auch dasjenige stück, welchea den eioacbl
Die Webstühle der alteD. 399
■it der hand darchfiihren lässt, was gleichfalls nur der ältesten art
der Weberei angehört haben kann. Danach scheint es deutlich^
dan Seneca die ovidische stelle, die er ja auch nicht als fremdes
dgeothum anfuhrt, in freier benutzung dahin umgestaltet hat, dass
lie gegen ihren ursprünglichen sinn nunmehr auf die jüngere
ägyptische art des webens passt, wozu ihm immerhin die anachro-
liitisehe nennung des kammes und die nichterwähnung der webe-
iteine die Veranlassung gegeben haben mag.
J. 8. Bine bildliche darstellung des alten griechischen Web-
stuhles ist erst kürzlich durch die Clusinische vase bekannt ge-
worden, deren beide die rückkehr des Odysseus darstellende gemälde
A.Conzejn den AnnaU deW InsHtuto di corriapondenza archeo-
lofico von 1872, p. 187 ff. erläutert hat, während die bilder selbst
in den Monumenti Tav. XLII. XLIII mitgetheilt sind. Nach dem
dttrakter der Zeichnung und der form der buchstaben setzt der-
selbe die anfertigung etwa in die zeit von 400 v. Chr. Das erste
jeaer bilder zeigt nun den Webstuhl der Penelope, vor welchem
dieie in trauer versenkt sitzt, während Telemach ihr gegenüber-
steht. Der Webstuhl hat als charakteristische merkmale die webe-
iteise und das weben nach aufwärts , indem oberwärts ein be-
träclitliches fertiges stück des gewebes sichtbar ist. Das stehen
des webenden ist nicht zu erkennen, weil Penelope nicht in der
«rbeit dargestellt ist ; ebenso wenig ist das dichtsch lagende instru-
■ent zu sehen. Das gesteil des Webstuhles besteht zunächst aus
deo beiden aufrechten pfosten (loiojiodtg) mit einem oberen queer-
holze, unter welchem sich aber sehr nahe noch ein zweites und
etwas tiefer ein drittes findet, diese beiden nur an ihren enden
sichtbar, weil sie übrigens durch das fertige gewebe verdeckt sind.
Da dieses noch über das zweite queerholz hinaufgeht , so ist es
klar, dass das oberste aUi garnbanm diente ®). Die beiden andern
6) Das oberste qneerhols zeigt neun pflöcke oder schrauben {pun-
telU o vtU), die in löchern (bucht) stecken; sechs davon sind mit
scheibenförmigen griffen (manichi iondi e piatti) versehen. Nach Conze
sollen sie dazu dienen den fertigen theil des gewebes festzuhalten
(ajyineh^ — non ricada a basso, specicUmente pel movimento del bessere),
was mir nicht einleuchtet. Sie haben aber, besonders die mit dem
griffe, die grösste ähnlichkeit mit den wirbeln der Saiteninstrumente
und werden auch zu einem ähnlichen zwecke dienen , nämlich um
die kette verlängern zu können, wenn sie durch die Verflechtung mit
dem einschlage verkürzt wird, wof^ am altnordischen Webstuhle eine
400 Die Webstühle der alten.
nimmt Conze für stützen oder lehnen (uppoggio) des gewebeSi was
mir nicht ganz klar ist; sie dürften nur zur grösseren festi-
gung des gestelies dienen, wie solche bei der grossen breite diesei
Webstuhles sehr nöthig scheint, der vollkommen, wie Come be-
merkt hat, dem ftiyag loiog, Xtjnog xal nsQCfAeiQog entspricht, aa
dem nach Od. /?, 94. r, 139. co, 129 Penelope webte^ als fiiyof
noch öfter bezeichnet. Aehnliche das gestell verstärkende qneer-
hölzer finden sich auch bei dem isländischen Webstuhle J. 9, bei
dem einen ägyptischen ^. 10 und bei dem für die türkischen tep-
piche ^. 12. Im übrigen soll hier über jenen Webstuhl der Pene-
lope nur noch bemerkt werden, dass trotz der einfachen einrich-
tung die künstlichen randverzierungen und bilder des fertigen
gewebes schon einen bedeutenden grad von kunstfertigkeit vorui-
setzen.
§. 9. In ausgezeichneter weise wird die einrichtung des altes
gräco-italischen Webstuhles durch den genauer bekannten altnor-
dischen Webstuhl verdeutlicht, der in allen wesentlichen Stückes
unverkennbar mit jenem übereinstimmt. Die wichtigsten einrieb-
tungen und geräthe desselben sind schon in der alten Nialssagi
c. CLVIII zu erkennen, nämlich in der grausig-schönen erxählang,
wie die Walkjren das siegsgewebe weben, wobei
mannahofut vorn fyrir kliäna, en |>armar or monnum fyri
viptu ok garn, sverd var fyrir skeid, en aur ijrir hntV)
und dazu ein lied singen, dessen zweite strophe lautet:
8ia er orpinn vefr yta f>aurmum
ok hardkliadr haufdum manne,
eru dreyrrekin daurr ut skauptum
iarnvardr ylli en aurum hreelar
skulom slä sverdum sigrvef |)enna^).
andere einrichtung dient, s. anm. 9. Uebrigens werden jene wirbel,
die auf dem bilde vertical stehen , in Wahrheit horizontal zn den-
ken 8ein.
7) Menschenhäupter dienten als webesteine, menschend&rme als
einschlag und aufzug; ein schwert diente als anä^ij^ ein pfeil als
8) Da mir nur die erste ausgäbe von 1772 und die lateinische
Übersetzung (mit anmerknngen) von 1809 zugänglich sind, die man-
ches dunkel lassen, enthalte ich mich hier der fibersetznng und be-
merke nur, dass in diesen versen wieder mensohend&rme tum weben
Die Webstühle der alten. 401
Volbt&odiger aber erhellt die einrichtung des altnordischen web-
italiles aus dem im museum für nordische alterthümer zu Kopen-
hagen befindlichen alten faröischeq Webstuhle, der in Antiquarish
ndsdBrift 1846 — 1848, p. 212 beschrieben und in den „J/^tld-
Ungar fra det Kimgdige Museum for Nordishe Oldsager i Kjobm-
kam . . . af J. J. A. Warsaae. 1854, p. 123, nr. 422, dann in
Joaelben y^ordiske Oldsager i dei Kongtiige Museum i KjobenhawK
1859^ tab. 159 abgebildet ist In jener beschreibung ist derselbe
als ,,0» addgammd fttröM Vaev'^ bezeichnet und von Worsaae,
DBter die alterthümer aua dem früheren roittelalter (vor 1300) ge-
stellt, tragt auch in seiner einrichtung den Stempel des ehrwür-
digsten alterthums. In Island hat sich dieser Webstuhl mit etwas
ewaplicirterer einrichtung, aber doch in den grundzügen überein-
stimmend, bis in die neuere zeit in gebrauch erhalten, und Olaus
Olavins in seiner ^yOeoonomiak Reise igiennem Island. 1780" hat
p. 630 ff. eine beschreibung und tab. XII eine abbildung dieses
blandischen Webstuhles geliefert; die deutsche bearbeitung „Olaus
Olavius Oekonomische reise durch Island. 1787" ist auch schon
Ton Schneider benutzt. Durch diesen aufmerksam gemacht hat
Rieb in den artikeln LlclatoHum, PonduSy Textor, Trama ein
darch einige Vereinfachungen gewonnenes phantasiebild des alten
Wimischen Webstuhles gegeben, würde aber ohne zweifei, wenn er
den faroischen Webstuhl gekannt hätte, diesen vorgezogen haben,
ier ohne alle änderung ein richtigeres bild des alten gräco-itali-
icben Webstuhles darstellt, ja für die älteste zeit selbst ein richti-
geres als das clusinische vasengemälde , das in der Vermehrung
Bicht allein der oberen queerhölzer, sondern auch der schäfte dem
Islandischen Webstuhle sehr ähnlich eine schon etwas complicirtere
anrieh tu ng zeigt.
Bei dem faroischen Webstuhle besteht das gestell aus zwei
ffosten, auf deren gegabelten spitzen das einzige obere queerholz
nht, an dem die kette befestigt ist, die durch webesteine gespannt
wird. Nach ausdrücklicher angäbe der beschreibung wurde im
stehen gewebt. Dass aufwärts gewebt wurde, ist selbstverständlich,
tt der abbildung des isländischen Webstuhles aber auch daran zu
dienen, menschenhäupter als webesteine, die schäfte mit Speeren ver-
glichen werden, der hräell mit einem pfeile, die nicht genannte skeid
als instnunent des schlagens mit einem Schwerte.
Phüologos. XXXY. bd. 3. ^&
402 Die Webstühle der alten.
erkennen^ dass oben ein fertiges stück gewebe sichtbar ist. Das
zun dichtscblagen dienende instrument gibt ohne sweifel ein lehr
getreues bild der (Snu^fj, wie denn auch Rieh unter 8pa$ka diese
durch die isländische sheldi welche der faröischen gans «hnliek
ist, dargestellt hat In allen obigen stücken stimmt der isländische
Webstuhl mit dem faröischen ganz überein, nur dass oberhalb des
garnbaums zwei queerhölzer zugekommen sind» welche nach Ola-
vius zur stärkeren befestigung des gesteiles dienen (jedoch ist das
untere derselben auch für die gebinde des games benutzt), und dan
der garnbaum selbst eine etwas künstlichere einrichhing zum dre-
hen erhalten hat %
§. 10. Dass die andere art des aufrechten Webstuhles aller .\
Wahrscheinlichkeit nach aus Aegypten nach dem abendlande ge-
kommen ist, wird durch die in uralten ägyptischen grabgeauiMei
erhaltenen darstellungen von Webstühlen bestätigt. Wilkinson
in dem werke: A popuhr account of the ancient Egyptians. 1854,
hat vol. II, p. 85 — 87 in dieser beziehung belehrende mittheilnngca ^
gebracht ^% Nach seiner angäbe wird Herodot's bericht über di
9) Derselbe ist walzenartig und in der art in die pfoeten einse- \
lassen, dass er gedreht werden kann, was vermittelst einer durchdeA j
vorspringenden eckigen köpf gesteckten kurbel geschieht. Bei dem ^
faröischen Webstuhle ruht der garnbaum frei in den gaffeln der pfo» ji
sten; an dem köpfe lässt die abbildung ein loch erkennen, das ohne '
zweifei gleichfalls zum einstecken einer drehenden kurbel bestimmt
war. Das drehen des garnbaums geschieht nach Olavius, um die
kette zu verlängern, wenn sie durch die einflechtung des einscblages
verkürzt ist. Dass die abbildung des isländischen Webstuhles auf dem
gambaume fertiges gewebe aufgerollt zeigt, worüber die beschreibnng
keine weitere auskunft gibt, ist mir unverständlich. Das untere ende
der kette mit den webesteinen hängt in der abbildung o£Penbar dicht j
über dem boden und müsste daher, wenn ein theil des fertigen g
webes schon auf dem gambaume aufgerollt ist, vorher auf dem bocm J
ausgestreckt gelegen haben, was ganz undenkbar. Auch widerspricht |
die angäbe von Olavius, dass man durch das drehen des garnbanmes f
vielmehr die kette verlängere. Conze p. 193 hat sich durch jene an* '
scheinend fehlerhafte darstellung des bildes zu dem glauben bestim-
men lassen , dass am isländischen Webstuhle gewebe von grosserer '^
länge als die höhe des Webstuhles gefertigt weisen könnten, was mit
dem gebrauche der webesteine überall nicht vereinbar scheint. Aneh
der von Paur construirte Webstuhl der pfahlbauten- bewohner ist of-
fenbar nicht darauf eingerichtet.
10) Wilkinson's grösseres werk ,tI7ie ancient Egyptians* *j das ich. -
gleichfalls eingesehen habe , enthält in First Series VoL III , p. ISS \
und II, p. 60 über die weberei in text und bildem ganz dasselbe,
aber nicht so übersichtlich zusammengestellt.
Die Webstuhle der alten. 403
tbwirts-weben der Aegjptier durch die gemälde bestätigt, welche
4ie wifertigaiig von zeug darstellen^ und in dem holzschnitte nr. 382
isl dafür aus den denkmälern von Beni- Hassan ein beispiel beige-
kaeht. Dasselbe bild findet sich aber in zuverlässigerer und rich-
tigerer gestalt auch in den denkmälern aus Aegjpten und
Hsbien von Lepsius abth. II, bl. 126 aus dem zweiten grabe
TM Beni- Hassan (nach Liepsius dem alten reiche und zwar der
iwtilflten djnastie angehörig). Dasselbe zeigt einen Webstuhl , an
km zwei zu beiden seiten sitzende oder vielmehr nach ägjpti-
Kber sitte kauernde weiber abwärtsweben , wie das zu unten
: aditbare fertige stück des gewebes erkennen lässt. Der obere
Lprabaum ruht hier nicht auf pfosten, sondern deutlich auf trä-
■pni, die in der wand befestigt sind ^^). Unten sind ganz klar
rtritte zu sehen, welche zur bewegung der Schäfte dienen und
IM den beiden Weberinnen abwechselnd getreten werden, indem
ih eine gerade auftritt, während die andre den fiiss hebt. Die
Wilkinson'sche abbildung ist gerade in diesen beiden wichtigen
llicken sehr mangelhaft, indem hier weder die obere einrichtung
Br befestigung der kette deutlich ist, noch die tritte sichtbar wer-
fa. Von der letzteren einrichtung, die eine wichtige Verbesserung
üdiält^ findet sich im klassischen alterthume nicht die geringste
Wilkinson fährt aber fort: hut at Thehes a man^ who is
11) Hierdurch wird zuerst verständlich, wie die Übersetzer der
bptoaginta (alezandrinische Juden) in Jud. 16, 13. 14 siuh die sache
nacht haben. Es sagt dort nämlich vs. 13 Simson zu Delila: iay
pib«( tat: Intu ettgäg t^s xtffttlif uov /UTa tov dtaüfjaros xai iyxQov-
f; iw T^ naacttXtp [tlg loy Tol^oy], fifof^a^ acS^tyjji, worauf fortge-
ikren wird: [xal inoiticip avrtp JuUXa ovrotg, xai iJutoaro lovg inra
b<ngr/oiyg t^^ xtff^akr^s avrov ßitm t^s incrdcttag xal xaiixQovcew iy rolg
hmrIok *h ny Tolxoy']. Dann wird vs. 14 von dem erwachenden
Edsoii berichtet : xat i^icnact rovg naaaäXovg iy r^ vqdafian [ix tov
iawov] xai fo Aiaa/ia, Alles eingeklammerte ist dem urtezte fremd
wA erscheint nur als erläuternde ergänzong. Es scheint nun voll-
fammen klar, dass die Übersetzer gerade die einrichtung des web-
Miihles von Beni-Hassan vor äugen gehabt und mit den ndocaloh jene
m die wand eingeschlagenen träger gemeint haben. Nicht weniger
isntlieli scheint es, dass nach der meinung der Übersetzer die zöpfe
Im Simson zum aufzuge (diaüfia) verwandt werden , und dass der
aufzug erst, nachdem er fertig geordnet ist, vermittelst der
M in der wand befestigt wird. Für die erklärung des dunklen
tes ist natürlich aus dieser auffassung der Übersetzer nichts si-
zu entnehmen. Uebrigens erwähnt Schneider p. 384 b aus
älteren werke über Guiana, dass der Webstuhl der Indianer
in einer forma quadrata ad parietem aeclinaia bestehe.
404 Die Webstühle der alten.
engaged in making a piece of clot^, with a coloured border or i
vage, appears to push the woof upwards, the clolh being fixed d
him to the upper part of the frame. Das dafür beigebrachte I
nr. 384 zeigt den weber trotz des aufwärts - webena sitzend i
lässt den ganzen Webstuhl in rahnenförmiger gestalt ersebeia
bietet aber sonst, weil die kette nicht ausgedrückt ist, kein i
schauliches bild. Dagegen hat Rieh unter In^bvltifR, Scapus, T
aus einem ägyptischen Wandgemälde, aber ohne nähere angäbe i
quelle (also der vorrede zufolge aus eigener benutzung des a
ginals), mit einer leichten restauration einer kleinen bescbädign
die darstellung eines Webstuhls, jedoch ohne den weber, gegeh
welche im wesentlichen mit jenem Wilkinson'schen bilde stim
(nur ohne andeutung einer künstlicheren kante), aber die gai
einrichtung vollkommen deutlich erkennen lässt. Es ist ein ai
rechtstehender oblonger rahmen, der unter dem obem queerbol
ein zweites paralleles hat, an dem die kette oben befestigt i
wie unten an einem unterbaume; ein fertiges stück gewebe i
oben sichtbar. Somit ist also klar, dass Herodot's angäbe von di
abwärts-weben der Aegjptier keine allgemeine gültigkeit hat, i
auch sein zugleich gegebener bericht, dass das weben in Aegypl
Sache der manner sei, sich nicht in aller weise bestätig^. Uebi
gens wird die abbildung bei Rieh sich wahrscheinlich auf daasel
gemälde zu Theben beziehen wie die bei Wilkinson. In eiM
grabe zu Theben ist auch der weberkamm gefunden, dessen abb
dung Rich unter Pec ten gegeben bat, und der den gehraacb dl
ses Instrumentes bei der ägyptischen Weberei bezeugt, wie 9m
der ausdruck „pecftne Niliaco^' Martial. XIV, 150.
Wilkinson bemerkt aber noch weiter: They had aUo t
horizontal loom, whU^ occurs at Beni- Hassan and other pUm
Das dafür beigebrachte bild von Beni-Hassan nr. 383, part. 2 i
det sich auch schon in Minutoli's reise zum tempel des Jopü
Ammon etc. tab. 24, fig. 2, im texte p. 402 gleichfalls für ei«
höchst einfachen Webstuhl erklärt. Aber bei Wilkinson bat 4
bild die unterscbrift : Tb« horizontal loom, or perhaps mol-mdbii
und die zweite auffassung , wonach hier kein eigentliches wcbl
sondern nur mattenflechten dargestellt ist, muss ohne zweifei f
die richtigere gelten , da keinerlei einrichtungen eines webetoU
oder webergreräthe erscheinen, und so hat es auch Rieh gelaa
Die webstüLle der alten. 405
Anr noter Subfemen dasselbe bild bietet. Mit den andern von
Wilkiiison erwähnten darstellungen des wagerechten Webstuhles
es sich nicht anders verhalten, und bis jetzt ist genügender
tu der annähme, dass den Aegyptiern der wagerecbte web-
C'\ frend gewesen sei.
{. 11. Auch aus dem klassischen alterthume her findet sich
darstellung des aufrechten Webstuhles nach ägyptischer art in
m alten bruchstacke der Aeneide mit bildern enthaltenden vati-
codex, der von den kennern in den anfang des dritten
jbriModertB n. Chr. gesetzt wird (s. Ribbeck Prolegg. ad Virgil.
XI8)» nämlich anf dem zu dem anfange des siebenten buches
bilde, wo g^anz in der ecke Circe am Webstuhle sichtbar
Die bilder jenes codex waren nach Schweiger's Handbuch
klassischen bibliographie b. II, 2 p. 1252 zuerst a. 1677 von
t kopfersiecher Bartholi veröffentlicht, dessen platten, von an-
I wiederiiolungen abgesehen, namentlich auch in dem werke:
tifiMSiiiiii oodtcis Virgilii fragmenta ei picturae ex Bibliotheca
> . a Peiro Sande BarihoU incisae. Romae. 1741,
itzt sind, dessen herausgeber der auf dem titel nicht genannte
.G* Bottari ist, s. Schweiger p. 1174. Jenes bild ist daselbst
129. Aber viel zuverlässiger als die Bartholi'schen nach|)il-
, denen nach Schweiger p. 1253 schon Rumohr treue und
ligkeit absprach, sind die in fA, Mai) Virgilll Picturae an-
r ex cadicibus Vaticanis. Romae. 1835, wo jenes bild tab.
Nur das bild der Circe am Webstuhle ist in sehr vergrössertem
wiedergegeben von Ciampini in deu Vetera Moni-
in quUme praecipne Mueiva opera . . . illustrantur. 1690
I, tab. XXXV, fig. 1 zu p. 104, und danach von Montfaucon
Uitpnii expliqu^ vol. Ill, p. II, tab. CXCIV und andern wieder-
Rich unter ^miido. Stamen y Tela hat nur das bild des
ibtnbb ohne die figur der Circe gegeben.
Aaf dem bilde ist nun mit bezug auf Aen. VH , 14 (Circe)
tenuis percurrens pectine ielas Circe dargestellt, wie sie
wcbitohle steht, aber nicht, wie jene worte eigentlich forderten,
leoi pecten ausgerüstet , sondern mit einem instrumente , das
cotweder fiir die mgnCg (radius) halten kann, welche am nuf-
webttuhle zur Scheidung der faden und einführung des
diente, oder auch (wahrscheinlich richtiger) für die
406 Die Webstühle der alteo.
zauberruthe der Circe als ihr charakteristisches insigne. Sie ist
auch keinesweges, wie man nach CiampiDi's worteo glaubeo müsstc^
tramam sursum , i. e. ah inferiortbus ad superiara ducendo dar-
gestellt, da in allen abbildungen deutlich ein fertiges stock gewcfac
am untern ende zu erkennen ist Somit bietet das bild einen
ägyptischen Webstuhl, aber mit stehender Weberin, was sieb daher
erklärt, dass der maier das percurrens des textes nach der ein«
(falschen) erklärung vom wandeln am Webstuhle verstand, dies aber
irrig mit der zu seiner zeit üblichen einrichtung des welistahlei
verband. Das gestell des Webstuhls besteht aus zwei pfosten nst
einem oberen und einem unteren queerholze, die ab gumbaoM
dienen; das ausserdem sichtbare queerholz ist für den schaft n
halten.
Schneider hat hinsichtlich dieses bildes die wunderlichsten coi-
fusionen gemacht. Es hat nämlich Braun Vest. sac. Hehr. p. 27S
das bild eines Webstuhles mitgetheilt, den er hatte construiren lo-
sen, um zu versinnlichen, in welcher weise der ungenähte rock
Christi gewebt sei, s. p. 272: construi curavi in hac dvikk
telam vetereniy slve jugum textoris, quo veneres usos fui$$e puto k
Ivuiusmodi textura (sc. lunicae u^qd^ov) und p. 273: Tdam
itaque s'we iu^irm textoris cum omnibus eius instrumeniis, de qui-
hus iam modo mentioneni /ecimus, et Ipsam raiionem tesendi hui
iahida exhibehit. Dieses Braun'sche bild, das eine am webstuU
im sitzen arbeitende frau darstellt, hat Ciampini a. a. o. der vc^
gleichung wegen dem vaticanischen bilde als fig. 2 zur seite ge*
stellt, ohne sich über seinen Ursprung ganz klar auszusprecbcii
Aber Braun, der in die neue aufläge seines Werkes zu p. 28S!
aus Ciampini den vaticanischen webstahl aufgenommen bat, sagt is
bezug darauf p. 279: Hoc iu^m (telam VaticatwmJ hoc tahäit
}prout et in eius (Ciampini) opere iuxta itigum^ quod ego in ht
meo opere proposui, quod et auo operi addere dignatua est, oonspi*
ciiur, exhibere voUti, Montfaucon a. a. o. hat aus Ciampini (ait
dessen untergesetztem nameu) auch das Braun^sche bild wiederholL
Schneider hat nun die beiden Ciampini'schen bilder verwechselt toi
Braunes bild einer derben niederländischen Weberin an den von ihi
construirten Webstuhle für das vaticanische genommen, indem er «
namentlich p. 383 b ausführlicher als U^ Vatioana bcscbreik
Während ferner Montfaucon p. 358 bericlitet, in eiaem parise
Die welistüble der alten. 407
codex eines commentan xum Hiob finde sich ein bild, das einen
stdieiiden weber seige, wie auf dem vadcanischen bilde die We-
berin stehe, lässt Schneider ihn angeben, jenes bild bei Ciampini
fig. 1 sei aus dem Hiob-codex entnommen. Endlich Latte Schnei-
der durch Heyne : picturam es lihro Boitarii Romae a. 1741 pro^
diio exscriptam , erhalten , d. h. eine copie der webenden Circe in
jenem Bartholi'scheo kupferstiebe. Dieses bild findet er nun na-
tärlich dem vermeintlich aus dem Uiob- codex stammenden sehr
ahnlich, verwechselt aber wieder die beiden beschreibungen bei
Ciampini und gibt ausserdem von dem bilde aus Bottari falsch an:
femina adstans manum uiramque ielae applkat y während in
Wahrheit bei Bartholi durch einen fehler des kupferstechers nur
eine einzige band sichtbar ist. Durch diesen Scbneider'scben Wirr-
warr hat sich selbst Ritschi o xQiuxuiiajog verleiten lassen in
Bmaem trefflichen aufsatze über die alten gewichtsteine (webesteine)
Jahrb. d. vtoeins v. alterthumsfr. im Rbeinlande h. XLl (1866)
p. 16 beide bilder bei Montfaucon für antik zu halten, und Conze
in der arbeit über die clusinische vase hat unter den zeichen F
und G, welche das vaticanische bild und den pariser Hiob-codex
bezeichnen sollen, das bild des Braun'scben Webstuhls beschrieben,
das echte vaticanische bild dagegen vernachlässigt. Es hat mir
doch gut geschienen mit diesen seltsamen irrthümern einmal gründ-
lich auficuräumen.
2. 12. Höchst belehrend über die einrichtung der alten Web-
stühle ist die bis in die neueren zeiten für die anfertigung der so-
greaannten türkischen teppiche angewandte art der weberei, aufs
grenaueste mit zahlreichen abbildungen nach den eiuriclitungen der
fabriken zu Chaillot fmaison de la Savonnerie) und zu Aubusson
beschrieben in : Art de faire les tapis fa^n de Tuuiuie , connus
waus le nom de tapia de la Savonnerie. Par M. Duhamel du Mon-
ceau. 1766, welches zu der von der pariser academic herausge-
gebenen Description des Arts et des Metiers gehörige werk auch
schon von Schneider, aber ohne genaue angäbe und uugründliclier
benutzt ist ^^. Der für jene fabrication dienende aufrechte web-
12) Schneider wird nur die deutsche bearbeitung gekannt haben,
die sich sammt den bildem in dem ,,Schauplatz der künste und band-
werke" b. VII (1768) zu anfang findet. Der Inhalt ist auch, ein-
schliesslich der abbildungen, sehr vollständig in die Krünitz'sche En-
cjrclopädie b. 138 unter Savonnerie aufgenommen.
408 Die Webstühle der alten.
stuhl, vollständig dargestellt tab. I, fig. 2 und tab. IV, fig. i. ^
ist im wesentlichen ganz der ägyptische, da an demselben von im
sitzenden weber abwärts gewebt wird, die kette deshalb aocJi
unten in einen garnbaum gespannt ist, und zum dichten des ge-
wehes ein kämm dient. Das sitzen des webers ist nicht sllciB
in der beschreibung bezeugt, sondern auch in den bildern tab. IV,
fig. 1. 2 zu sehen. Die beiden pfosten des gesteiles sind über des
obern garnbaume und unterhalb des untern noch durch je eia
queerholz verbunden , welche offenbar nur zur befestigong des ge-
stelles dienen. Duhamel's annähme, dass diese art der Weberei
zuerst von den Sarazenen zur zeit Karl MartelPs in Frankreich
eingeführt sei (s. unt.), ist eine verkehrte. In Wahrheit ist sie
nach Duhamel's eigenen angaben von Pierre Dupont in den ersten
Jahrzehnten des 17 Jahrhunderts angefangen, und dass dieser sie
von den Türken her entlehnt habe, lässt schon der von ihm aelbit
gebrauchte ausdruck iapis de Turquie genügend erkennen. Bei
diesen Imtte sich also der aufrechte ägyptische Webstuhl erhalten,
der in den ländern um das mittelmeer zur allgemeinen liemchaft
gekommen war.
Dem savonnerie- stuhle ist aber auch der für die beriihnten
Gobelins-tapeten zum theil gebrauchte hautelisse-stnhl sehr ähnlich,
vgl. Diction, de TAcad. unter Lisse: Tapisserie ä haute
lisse ou de haute lisse, sorte de taplsserie, dont la dbatns erl
tendue verticalement sur le mitier , , , il se fait aus Gobdiu$ des
iapisseriee de haute lisse et de hasse lisse ^ und eine etwas ge-
nauere beschreibung in Pierer's Universal - lexicon b. Vll, p. 435.
Tischbein in einem briefe an Göthe (Ital. Reise b. 24, p. 53 der
ausgäbe von 1840) erwähnt diese art des webens ab „das tep-
pich wirken mit stehendem zettel , hautelisse genannt *^ Das wort
lisse (alt lice) bezeichnet in jenen ausdrücken die kette oder den
aufzug, von Tischbein zettel genannt
Zu der herleitung der savonnerie-teppichweberei von den Sara-
zenen ist Duhamel dadurch veranlasst, dass im dreizehnten jahriinndert
sarazenische teppichweber zu Paris vorkommen. Er erwälint näm-
lich p. 2 eine von jenem Pierre Dupont in seinem werke StrooM-
tourgie (1632) beigebrachte notiz, dass a. 1295 das ChÄtelet lu
Paris einen rechtsspruch zu gunsten der tapissiers äe haute -liu
gegen die tapissiers Sarasinois erlassen habe. Depping in der
Die Webstühle der alten. 409
taagabe der lUghmena sur les Arts et les Mitlera de Paris (par
'Elieniitf Boihaujj 1837, bringt p. 410 aus einer Ordonnance des
friobt de Paris y der im ChäteUt seinen sitz hatte, von a. 1302
die nachricht, dass ein streit zwischen den tapiclers sarrazinois
vb4 den tapUsiers que Von appble ouvriers eii Ut haute llce durch
die incorporation der letzteren in die innung der ersteren ge-
sdilichtet wurde. Die Statuten des Taplssiers de tapis sarra-
smis finden sich schon in der Sammlung des pr^t Boileau aus
derzeit des königs Ludwig IX, tit. LI, p. 126 ff. und dann in
^ neoea hearbeitungen aus a. 1277 und 1290, p. 404 ff. Sowohl
DopoBt und nach ihm Duhamel als auch Depping p. 126 haben
Bao angenommen, dass die sarazenische teppichweberei eine de Iwute
Um gewesen sei. Aber jener streit zeugt doch gerade für das
gegeolheil, und man wird kaum umhin können die mit den tapis-
«ier« de haute Uce rechtenden sarazenischen teppichweber für solche
de hasse Usse zu halten , also für arbeiter am wagerechten web-
stoUe. Dann aber entsteht einige Wahrscheinlichkeit, dass überall
der grebraoch des wagerechten Webstuhles von den Sarazenen her-
stanne, wobei man am natürlichsten an die spanischen Araber zu
deokeo hat Die teppichweberei de haute lice hat Depping p. LXXI
verauthungsweise aus Flandern hergeleitet, welcher Ursprung al-
lerdings denkbar ist; es wäre dann anzunehmen, dass die weberei
*■ sofrechten Webstuhle sich auch hier länger erhalten und für
kunstreiche teppiche eine besondere ausbildung erlangt habe^^).
13) In den Begistres von 'Et. Boileau werden von den tapüsiers
Sarratinoü in t. LH p. 129 die tapissiers de tapis nostrez unterschie-
den, in Ordonnance XXV, p. 410 von a. 1285 tapiciers de tapis notrez
gBnannt. Depping hat p. 410 Not. aas den gemachten angaben ge-
KhloBsen, dass gröbere wollene gewebe gemeint sind, aber den aus-
drock nostrez nicht zn erklären gewusst. Es scheint aber das latei-
oiflche nostrates zn sein, wie cites (alt citez) = civüatesy so dass
einbeimische teppiche im gegeusatz der kunstreicheren sarazenischen
>Q verstehen sind.
Hannover. H, L. Ahrens,
Soph. Elect. 514
dürfte am einfachsten herzustellen sein: ix T0t;J' ihmi^ oXxovg,
tt ist der vers am ähnlichsten dann und vorbereitet durch vs. 512,
dea ausserdem auch kein anderer in der epodos ganz gleich ist,
sobald man an der Überlieferung festhält.
Ernst von Leutsch.
XI.
Das fünfte buch der Odyssee und das prooeminm
des ersten baches.
Die schwierige frage über das prooemium des ersten huches und
die entsenduDg des Odysseus im fünfiteD liegt trotz vielfacher
kritischer versuche noch sehr im argen. Die folgende abhandlung^-
hat den zweck zur lösung der einschlagenden fragen einen beitrage
zu liefern.
I.
H o m. 0 d j 8 8. a v. 1 — 10.
Die Worte v. 10:
bieten eine zwiefache Schwierigkeit 1) in der erklärung des ufj^o
^tv == von irgend einem punkte an, 2) das xal nfuv. Kai ifuir»^
setzt einen gegensatz: wie auch anderen , das tini von der muse^P
gesagt bedeutet ein erzählen in poetischer form. Der dichter die^
ser Worte fordert von der Muse eine gleiche begünstigung als sie^'
anderen hat zu theil werden lassen in bezug auf die in icSr ufki^iw^^
angedeuteten gegenstände. Letzterer ausdruck bedeutet von einc«.^
punkte dieser thatsachen an> entspricht also ungefähr dem deut
sehen: erzähle uns etwas von diesen dingen (partit.), nur febltJ^
dem deutschen ausdrucke die betonung des anfangspunktes al^^
gleichgültig, dem belieben der Muse anheimgestellt Hat sich nuiK^'
der dichter der folgenden erzählung durch xal ijfHV anderen eil— "^
gegengestellt, so setzt er damit eine klasse von dichtero^ die wio^
Odyssee E. 411
er voo dem mit rcSi' bezeichueten tbatsaclien zu dichten pflegen.
Unter jwy können nur die Schicksale des Odysseus verstanden wer-
den. Zu denken wäre dann also eine klasse von dichtem, die
über den Odysseus zu dichten pflegen, und deren einem es wenig-
stens gleichgültig ist, womit er seine erzählung beginnt Für
einen epischen dichter ist der anfangspunkt der erzählung keines-
wegs gleichgültig, und gerechtes bedenken muss man gegen eine
klasse von Odysseussängern hegen.
Der vers kann auch von einem rhapsoden gedichtet sein, der
die dichtung eines anderen vortragen wollte. Mit dieser annähme
fallen beide anstösse, denn es gab eine klasse von rhapsoden, und
wie der eine so trug auch der andre die thaten des Odysseus vor.
Der sinn wäre dann: o Muse, hilf mir bei der erzählung dieser
thaten wie du anderen dabei geholfen hast. Da der Vortrag eines
rhapsoden durch ein natürliches zeitmass beschränkt war, so konnten
sie nur stücke längerer epischer gedichte vortragen, sollte also
nicht der anfang eines solchen recitirt werden, so mussten sie von
einem gewissen punkte des ganzen beginnen, für einen rhapsoden
^äre also auch der ausdruck ä/jLO&ip geeignet ^).
Wer der Verfasser des verses auch sein mag, mit jwif (gen.
Beutr.) meint er die vorher erwähnten thatsachen. Anstössig im
liohen grade ist dabei, dass iwv eine andere beziehung hat als das
unmittelbar vorhergebrauchte joT(ft v. 9:
avtuQ 0 loTatv ä^iCkixo voaufMV rjfiug.
Unter zoiatv sind in diesem verse die gefährten des Odysseus ver-
standen und nach sonstiger regel müsste auch twv auf sie bezogen
werden.
Die angedeuteten, mit loii' gemeinten thatsachen sind die Zer-
störung Troja's und die irrfahrten des Odysseus durch viele lander
and Städte, sein vergebliches bemühn, die gefährten zu retten. An-
gedeutet sind nur thatsachen vor der rückkehr, auffallend genug
bleibt diese selbst unerwähnt. Da jwv ein genitiv. partitivus ist^
eigentlich lokal aus diesen ereignissen heraus, so muss in der pro-
1) Mit richtigem gefühle schrieb G. Hermann in einem briefe
rom 17. nov. 1841 an J. Bekker (Ho. Bl. p. 101 anm.): „auch kün-
difft sich der dichter, der das dfiod-ip schrieb, gleich selbst durch das
««t« tifüy als einen von dem ursprünglichen sänger verschiedenen an".
412 Odyssee E.
jektirteo erzälilung etwas von deo geDaonten dingen
wesen sein.
Weiter wird die Untersuchung durch v. 11 — 12
"JEv^' aXkot fÄiv ndvug, oiXoi ^vyov atnvv o7 |
oXxot iaav, noXtfjLOv u mfsvyoug ^3b d'dXac j
Tov d* olov — .
Das h'^a setzt eine chronologische fixirung der nit
fehlt im vorhergehenden, da die kurzen andeutnngeo "^
weder die form der erzälilung tragen , noch anch ei"^
sches moment für die heimkehr der übrigen troj«*^
abgeben können ihres inhaltes wegen. Dass den *
Odysseus der tag der heimkehr genommen ist, kann *«
eine solche normative Zeitangabe gelten. Wer ao t^.
feste und klar bestimmte chronologische merkmale »-^^
habt haben. -^
Das SXkoh (UV TTuvTBg hat als gegensats roy
doch ist weder das eine noch das andere glied des gep
nennung des namens deutlich bezeichnet. Die peraoiH -^^
prooemium in gegensatz gestellt werden, waren Odja»
gefährten , nicht Odysseus und die übrige trojan^r
(s. V. 5 flgd.). Der gegensatz an unserer stelle wu^
lieh, wenn man einige verse weiter abwärts liest. — v
„die anderen** setzt 1) voraus, dass im vorhergehend
der trojanischen beiden klar vorgestellt war, und 2)
eine Subtraktion als vollzogen andeutet, dass der na
seus im gegensatz zu den übrigen beiden genannt Wi
Der anfang unserer erzälilung ist also unvolbtib
auszusetzenden verse verweist Düntzer (Horn, abhnd)
nach ihm Kammer Einh. d. Od. p. 27) in das enl •
Dass unser prooemium entstellt ist, unterliegt keinen ^.
weitere Untersuchung wird aber zeigen, dass die foni
an die Muse echt ist, ebenso v. 10. In einer anli ^^
konnte vielleicht jener gegensatz zwischen Odyssena i ^
gen trojanischen beiden zum ausdruck kommen, nien^
erzählung, die ein chronologisches merkmal für das - ^ ^ ~
hätte abgeben können. — Dem aXXoi ist erkläroik « .-
oCot fvyov alirifp oXkd^qov, dieser zusatz zeigt, daai
Ikml "iK 415
<n nar ein stuck von
e der Untersuchung ist:
unser rhapsode machte,
n, die schon erwähnt
;ten, und dass darum
iternde Charakteristik
in solcher nachträg-
er Kaly|»so muss die
e Athene diese worte
mere kenntniss über
iipsoden, durch die
n text gekommen:
m^ (v. 28) hätte
(s. n ^7. V 574.
2) es ist höchst
§knicaTO yaq und
>en. Dem einfü-
en Übergang zur
r rede des Zeus
. sein y also be-
e eingeschalteten
unlassung; dnss
rede seihst, aber
die that des Orestes
^ ,'vv)\ V. 32 oiov rfif vv
■■ ** ^-■'Jass nun im anschluss an
■ -^ * ie götter beschuldigen. Mit
'j..-"jar an die räche des Orestes
1- Jben an. Die Vorstellungen des
- ^ ^^ ^.^ - * ' "tI angefüllt von dem geschick
**^ ^ ^ ... ' I ' ^iginale A unmittelbar vor-
414 Odyssee E.
erzählung der Odyssee , bis zu diesem momente gehen die andi
tnngen des thatsächlichen im prooemium , es ist daraus leicht <
absieht des Verfassers zu erkennen, mit jenen andentungen das I
wusstsein des hörers oder lesers bis zum anfangspunkte der <
Zählung zu fuhren. Darum ist auch von v. 4 an die form <
referates gewählt. Der partitive genitiv rdSv wies auf die th<
Sachen vor der landung auf Ogygia zurück, der anfang der erz«
lung wurde aber nicht aus ihnen genommen, wie das tcüf deutli
verlangte, sondern setzte nach denselben ein. Oben war schon i
wähnt, dass tojv wie das vorhergehende 7o7if^ eigentlich nur i
die gefährten des Odysseus bezogen werden kann. Damit werd
die verse, in denen der frevel an den rindern des Helios erwäli
wird, sehr verdachtig. Der volle nachweis der unechtheit ka
erst unten folgen.
Nehmen wir den nachweis als geführt an, so würden noi
wendig die vv. 5 — 9 zu streichen sein, d. h. die verse, in der
das bestreben eine kurze Vorgeschichte zu geben am deutlichst
zu tage tritt. Der form nach beginnt das referat im prooemii
mit V. 3, wo die form des relativen anschlusses aufgegeben u
in selbständigen sätzen erzählt wird: noXXtSy S* äv&QWTrwr X3
Die selbständig erzählende form steht nicht im einklang mit d
anfange des prooemiums, wo relativische thatsachen zur nähei
Charakteristik an Odysseus angeknüpft werden. Es läge hier <
starkes anakolutlion vor, d. h. der dichter hätte die form des f
fanges aus dem bewusstsein verloren. Schwer ist das zu ginul
von dem dichter, der am Schlüsse des prooemiums wieder zu <
im anfange gewählten form zurückkehrt. Ich halte es daher 1
geboten mit den vv. 5 — 9 auch die hiermit innig verbundef
verse 3 — 4 als späteren Ursprungs zu bezeichnen. Auch die <
gäbe o^ fAoiXa noXkä nXayx^V ^'^^^ fallen müssen , wie die f
gende Untersuchung zeigen soll. An stelle der thatsachen aus i
geschichte des Odysseus müssen andeutungen im ersten prooemii
gegeben sein, ans deren kreise die nachfolgende erzählung her^
nommen ist. Ferner wird der name des Odysseus genannt {
Wesen sein, der einschachtelnde Überarbeiter fand hierzu keii
räum. •
Aus der bisherigen Untersuchung ergiebt sich von vorn her
der schluss, dass auf unser prooemium nicht die ganze Odyssee i
Odjssee E. 415
;^ti konnte, da der Vortrag der rliapsoden nur ein stück von
n^'^SBigem umfange umfassen konnte.
Zu berücksichtigen im weiteren verlaufe der Untersuchung ist:
1) der Verfasser des originals A,
2) der rhapsode,
3) der Überarbeiter.
In der natur von aushebungen, wie sie unser rhapsode machte,
I liegt es, dass gewisse thatsachen und personen, die schon erwähnt
wares, nun ohne gehörige einfiihrung auftreten, und dass darum
nicht selten vom rhapsoden eine kurze erläuternde Charakteristik
himogefugt sein wird, unzweifelhaft liegt ein solcher nachträg-
liciier einschub in den vv. 50 — 55 vor, von der Kaljpso muss die
rede gewesen sein, unpassend lässt der rhapsode Athene diese worte
sprechen, als oh erst von ihr die götter genauere kenntniss über
die ujmphe erhalten müssten.
I Ferner stammen die verse 29 — 31 vom rhapsoden, durch die
> «riaoternde parenthese sind zwei anstösse in den text gekommen:
0 <iie formelhofte Verbindung jolat de (av&wv /jqx^ (v. 28) hätte
unmittelbar vor der rede des Zeus stehen müssen (s. i; 47. v 574.
9 184. T 103, 508. E 410. P 628. 0 287); 2) es ist höchst
^^Bselig und einer freien dichtung unwürdig 29 fknqauro yaq und
S^leicb darauf 31 jov 5/ imfivi^od^eCg zu schreiben. Dem einfü-
S^'^den rhapsoden gelang es nicht, geschickter den Übergang zur
direkten rede zu finden; 3) die veranlassung der rede des Zeus
*^an im zusammenhange vou ^ deutlich gewesen sein , also be-
^^rfte es eines solchen hinweises nicht; 4) die eingeschalteten
^^^orte genügen auch nicht zur erklärung der veranlassung; dass
^» an den Aegisthos dachte, ersieht man aus der rede sellist, aber
'^srum denkt er an ihn^
V. 32 flgd. Die rede des Zeus stellt die that des Orestes
^B eben geschehen hin (s. 35 fig xai vvv); v. 32 olov dij vv
^io^g ßgoTOt ainoüiviat sagt deutlich, dass nun im anschluss an
die that des Orestes die menschen die götter beschuldigen. Mit
vv schliesst Zeus seine rede unmittelbar an die räche des Orestes
Süd der menschen reden über dieselben an. Die Vorstellungen des
2cQ8 Qnd der übrigen götter werden angefüllt von dem geschick
. ^ Atriden gedacht. Dies muss im originale A unmittelbar vor-
f
416 Odyssee E.
Ler erzählt gewesen sein« — Athene knüpft an das geschick im
Aegisth an 9 um auf den Odysseus überzuleiten. Dasa dieser nbe^
gang sehr kunstvoll und geschickt gemacht wird, läaat sich nidit
leugnen. Die Überleitung selbst beweist nun, dass der dichter eii
bedürfiiiss gefühlt haben muss, mit guter manier auf den Odjsseus
zu sprechen zu kommen. Der Übergang verbindet zwei stücke,
das eine ist die erzählung von Odjsseus^ das andere muss die im-
mente in sich schliessen, mit denen der Übergang vollzogen wiH,
es muss also eine erzählung von der räche des Orest gewesen sein. —
Das bedürfniss des Überganges zeigt deutlich, dass vorher nidit
vom Odysseus die rede gewesen sein kann. War Odjsseus vorher
nicht genannt, so war auch der gegensatz v. 11 äXJio$ fiiv näwiiQ
und V. 13 jov J' olov aus der vorhergegangenen erzählung nidit
verständlich; das bewusstsein für denselben muss also aus den
ersten prooemium stammen. Bis v. 27 ist im wesentlichen nor
vom Odysseus die rede, also können die verse 11 — 26 nicht den
originole angehört haben. Sie stammen vom rbapsoden , der in
deutlichen bewusstsein des Zusammenhanges selbst geistig von die-
sem zusammenhange abhängig ist. Er überblickt den faden der
voraufgegangenen erzählung und rekapitulirt sich die gesammtii«
tuation mit dem ivd-a. Vielleicht konnte er auch die bekanst-
schaft des originals bei seinen zuhörem voraussetzen, so dass diese
die mit Iv&a gegebene beziehung verstehen mussten. Jedesftlli
setzt der rhapsode die bekanntschaft seiner zuhörer voraus viel-
leicht in ähnlich naiver weise, als wenn das kind sagt: so greif
war der mann und dabei voraussetzt , dass auch jedem anderes
sein massstab der grosse bekannt sein müsse. Möglich wäre ei
bei diesem gewebe geistiger befangenheit des rhapsoden , dass er
auch den gegensatz zwischen Odysseus und den übrigen trojasi*
sehen beiden nicht schon wirklich im prooemium angedeutet hatten
sondern dass auch dieser aus der geistigen abhängigkeit zu er
klären wäre.
Die verse 11 — 26 fuhren die erzählung nicht weiter, sonders
dienen dazu den hörer über die situation im allgemeinen anfni-
klären. Sie stammen also aus einem ähnlichen streben nach dent-
lichkeit wie die schon besprochenen erklärenden zusätze des rkaf«
soden. Dass dieser bei der ausführung seines situationsbildes sieb
unbeholfen benahm, muss man ihm zu gute halten, da er nicht
Ctdjnee JBl 417
cbtar TOB profsnion war. Trotsden sind ihm die angeiMshickteD
BTse 15'— 19 nieht «iintraun. Der anfang, als das jahr kam, io
«■ die götter ihm die beioütehr zugedacht hatten, hat gans ge-
fiis nicht den nachsati gehabt v. 18:
av<r iyd^a TKfpyfiivog ^bv ui&Xaiy,
jcal fkijä oJift ^(Xoic$.
Mit den haaren wird hier eine andeutung von abenteuern auf der
hoBfiihrt herbeigezogen, der richtige nachsatz muss gelautet haben ;
da versammelten sie sich im Olymp oder sonst wo. Eine spätere
utennchung soll zeigen, dass der Überarbeiter diesen vers und die
Worte über den Poseidon einschob, um die Schicksale durch die
hodoog auf Scheria noch bunter zu machen. Offenbarer wider-
iftwk liegt in den werten: dXk' ht Ol hog ^X&i, T<jp ol ine-
tlti0avjo d^iol obovis vhif&ai und in &€ol d* iXiatQoy
duamg.
Mit dieser interpolation, die bis v. 26 reicht, ist die noth-
weodige angäbe fortgefallen, dass die götter sich in dem hause
4m Zeus versammelt hatten. Die angäbe über den zweck und die
fvaolassung der götterversamnilung fehlt vollständig in unserem
teite. Nach dem anfange der rede des Zeus knüpft die versamm-
hni^ an die rachethat des Orestes an. Wenn eine mitbetheilig^ng
der Kljtaemnestra anzunehmen wäre , oder wenn die götter die
tkt des Orestes verurtheilten, Hesse sich vielleicht denken, dass in
dicRT Versammlung über die bestrafung des Orestes durch die Eu-
■esiden verhandelt werden sollte; doch giebt Zeus und Athene dem
(bMtes offenbar recht (s. v. 33 flgd. und v. 46 flgd.). Die ver-
nwalung ist nur ein kunstmittel, die erzählung auf den Odjssens
ikrzuspielen; wahrscheinlich war daher im originale über veran-
bmnng und zweck derselben nichts gesagt. Es hiess hier wahr-
■dieinlich einfach : die götter hatten sich versammelt. Der rhapsode
verwendete diese nackte angäbe als nachsatz zum Vordersätze in
U— 18. War aber doch eme äussere Veranlassung angegeben,
M wurzelte diese in der geschichte von Orestes, sie war also für
des rhapsoden unbrauchbar.
Das resultat der Untersuchung ist also folgendes: der grund-
Ml der vv. 1 — 31 gehört dem rhapsoden an, der seinen Vortrag
endeten und seine zuhörer kurz orientiren wollte. Ein späterer
: fttnrbeiter veränderte an dieser einleitung einiges, um auf ge-
PkilAliwni« TTYV tul tt 27
4IS 0dj8W€ B.
wine thataachen aufmerksam zu auM^hen, die er io die
der rfaapsoden eingefügt hatte. Ks sind dies die tt. 8 — 9 aarf
18_26. Die vv. 29—31 l^[te der rhapsode eia, am die hter
über den aafang der rede des Zeus ios klare ni aataeo.
II.
Die gotterversaramlung,
y. 71 — 75 geben die geoealogie des Poljphem und den gnti
vom zorne Poseidons an: ging das abenteuer des Odysseus bei im
Kyklopen vorher , so war diese ausfiihrlichkeit überflüssig. Ws
der zorn Poseidons der grand, dass Odysseus so lange bei d«
Kalypso bleiben musste, so muss Athene wohl diesen grnmd nicht
genau gekannt haben, sie fragt ?. 62: t( w xoccv uiivtXaOj Ziv;-*
Sinnlos ist der ausdruck 74—75: ix tov Sij X)iv<ffia UüCuUm
ovn xaiaxT€(vH; hat ihn Poseidon vorher immer getodtetf Dimer
ausdrack weist auf die behinderte hand eines nachdichters. Ist m
ferner richtig zu sagen , dass Poseidon seitdem den Odysaeos oa-
hertreibt? Seit sieben jähren ist dieser schon auf Ogygia. Ki
Worte von des Poseidon zorn sind also im höchsten grade fe^
dächtig in unserem zusammenhange. War dieser zorn ein edilm
motiv, so war es berechtigt > dass Zeus die götter zur beratboif
über des beiden heimkehr auffordert, denn allen göttero gegeniikr
muss der bruder sich beugen. Diese berathung und die vota kr
übrigen götter fehlen. War dies nicht ursprüngliches motiv, ••
genügte es vollständig, wenn Zeus sein Jawort gab, dass der Mi
heimkehren sollte. Nur dies ist in den überlieferten Versen ao^
drückt. Also auch an unserer stelle steigen sehr schwerwicgcafc
bedenken gegen die rolle des Poseidon auf.
Die götterversammlung soll einen Übergang bilden zar n*
schichte des Odysseus, diese folgt nicht unmittelbar darauf, aooden
eine erzählung vom Telemach. Letztere kann daher nicht ik
echte fortsetzung zur götterversammlung bilden. Daher wird ein
neue götterversammlung improvisirt, um von dem vierten buche wd
die eigentliche geschichte des Odysseus zu kommen, ein deutlicher
beweis, dass die abfahrt von Ogygia als unmittelbare folge eiacr
solchen götterversammlung gedacht war.
Die götterversammlung im ersten buche bat die erwartmg 4«
CWjTMee £ 419
laMr odor honr anf die erlosang unseres heldeD angespaimt, schon
ten «itiel, wie diese bewerkstelligt werden soll, ist angegeben.
Es war die pflicbt des dichters, die heimkehr unmittelbar folgen
That er dies nickt, so spielte er absichtlich in der
eines Ariost mit den gefühlen der hörer.
Die reise der Athene nach Ithaka ist iwecklos, denn die da-
darch herbeigeführte fahrt des Telemach fuhrt und kann zu kei-
MBi »de fuhren. Br macht keinen gebrauch von den nachrichten
4m Menelans fiber den anfenthalt des vaters. Die werte über den
avsck von Athenes reise^ sind unklar, können aber auf keinen fall
«MB ertiehungsplan andeuten, da ¥. 88 og>Qa ol vliv fAuXkov
iwtqvna, nal ol lUvoq iv ^gtcl d6(wy nicht allgemein gesprochen
mif sondern ihre begrenzung haben in dem zwecke v. 90 : tlg dyogrjv
mUifmna »aqunoikomvtag ^Axoiovq nact fAvti<niJQec<fiv imhidfitv.
8h heuehen sich also nur auf ein kräftigeres aufboten den freiem
fcgsnfiber. Als zweck der reise nach Pjlos und Sparta aber
i wird angq;ehen, künde zu erfragen ?om vater und rühm zu er-
IWttbea. Selbst diese beiden zwecke heben sich wieder auf, Tele-
»th hrt »Kh de. leteteren g» keioe «ät, die neue yon der
Athene erhaltene kraft den freiem gegeniiber zu zeigen. Auch
vMe eine solche abschweifnng für die dem vortrage zugemessene
fane seit unpassend sein.
Die unmittelbar auf die götterversammlung folgende erzahlung
Vir also keine echte fortsetzung derselben.
Der fiberarbeiter, der das 1 — IV buch einlegte, fand eine göt-
ivrersammlung so fest mit der eigentlichen erzahlung verquickt,
er dies motiv zum zweitenmale einfuhren musste. Hierbei ist
■ klar nachzuweisen, dass er die erste Versammlung ausge-
hat, also ein neuer beweis fiir die ungehörigkeit des
I — IV hoches. Gemeinsam sind beiden Versammlungen die vv.
«70 = e 4, o 63—64 = « 21-22, a 86—87 = «30-31,
a M — 98 = € 44 — 46. Femer zeigt sich der Charakter der
*" aaehdichtung in der Versammlung des fünften buches deutlich in der
ligkeit, mit der reminiscenzen an stelle freier dichtung
werden. V. 1, 2 = ^ 1, 2, unhomerisch ist der aus-
ntt^tCdvm = xa^^oi v. 3; v. 4 = 27 121 und a 70.
Die direkte rede der Athene wird eingeleitet mit den
VI'
XI.
Das fünfte buch der Odyssee und das prooemium
des ersten baches.
Die schwierige frage über das prooemium des ersten buclies und
die eotsenduDg des Odysseus im fiinfiteo liegt trotz vielfacher
kritischer versuche noch sehr im argen. Die folgende abhaodlung
hat den zweck zur lösung der einschlagenden fragen einen beitrag
zu liefern.
I.
H 0 m. 0 d y 8 8. u v. i — 10.
Die Worte v. 10:
bieten eine zwiefache Schwierigkeit 1) in der erklärung des a/uo-
^iv = von irgend einem punkte an, 2) das »ai nf*^v, Kai ^fiTr
setzt einen gegensatz: wie auch anderen , das dni von der mnse
gesagt bedeutet ein erzählen in poetischer form. Der dichter die-
ser Worte fordert von der Muse eine gleiche begiinstigung ab sie
anderen hat zu theil werden lassen in bezug auf die in icSr ii/»o^£r
angedeuteten gegenstände. Letzterer ausdruck bedeutet von eine«
punkte dieser thatsachen an^ entspricht also ungefähr dem deut-
schen: erzähle uns etwas von diesen dingen (partit.), nur fehlt
dem deutschen ausdrucke die betonung des anfangspunktes mIm
gleichgültig, dem belieben der Muse anheimgestellt. Hat sich nno
der dichter der folgenden erzählung durch xal ijfi^iv anderen ei(-
gegengestellt, so setzt er damit eine klasse von dichtero> die wi^
Odyssee E. 411
er voo dem mit Toiy bezeichneten thatsaclien zu dichten pflegen.
Uoter TCtfy können nur die Schicksale des Odysseus verstanden wer-
den. Zu denken wäre dann also eine klasse von dichtem, die
über den Odysseus zu dichten pflegen, und deren einem es wenig-
stens gleichgültig ist, womit er seine erzählung beginnt. Für
einen epischen dichter ist der anfangspunkt der erzählung keines-
iBvegB gleichgültig, und gerechtes bedenken muss man gegen eine
klasse von Odysseussängern hegen.
Der vers kann auch von einem rhapsoden gedichtet sein, der
die dichtung eines anderen vortragen wollte. Mit dieser annähme
fallen beide anstösse, denn es gab eine klasse von rhapsoden, und
wie der eine so trug auch der andre die thaten des Odysseus vor.
Der sinn wäre dann: o Muse, hilf mir bei der erzählung dieser
thaten wie du anderen dabei geholfen hast. Da der Vortrag eines
rhapsoden durch ein natürliches zeitmass beschränkt war, so konnten
sie nur stücke längerer epischer gedichte vortragen, sollte also
nicht der anfang eines solchen recitirt werden, so mussten sie von
einem gewissen punkte des ganzen beginnen, für einen rhapsoden
wäre also auch der ausdruck ufjio&if geeignet ^).
Wer der Verfasser des verses auch sein mag, mit twy (gen.
neutr.) meint er die vorher erwähnten thatsachen. Anstössig im
hohen grade ist dabei, dass jwp eine andere beziehung hat als das
unmittelbar vorhergebrauchte toTift v. 9:
aviäq 0 joXctv äfpitXixo voaufAOv fifAuq*
Unter joiGkv sind in diesem verse die gefährten des Odysseus ver-
standen und nach sonstiger regel müsste auch iiZv auf sie bezogen
werden.
Die angedeuteten, mit luiv gemeinten thatsachen sind die Zer-
störung Troja's und die irrfahrten des Odysseus durch viele lander
und Städte, sein vergebliches bemühn, die gefährten zu retten. An-
gedeutet sind nur thatsachen vor der rückkehr, aufiallend genug
bleibt diese selbst unerwähnt. Da xwv ein genitiv. partitivus ist^
eigentlich lokal aus diesen ereignissen heraus, so muss in der pro-
1) Mit richtigem gefühle schrieb G. Hermann in einem briefe
vom 17. nov. 1841 an J. Bekker (Ho. Bl. p. 101 anm.): „auch kün-
digt sich der dichter, der das dfiod^p schrieb, gleich selbst durch das
>«« iifüv als einen von dem ursprünglichen sänger verschiedenen an".
412 Odyssee E.
jektirten erzählung etwas von den geoaDoten dingen entkalten g
wesen sein.
Weiter wird die Untersuchung durch v. 11 — 12 geführt :
*Ev&^ aXXot fitv ftävjtgs ocot fvyop aliivv oXiß-Qoy,
otxoi i<Sav, noXifiov u nB^Bvyoug ^de d-ukacaav.
tov d' olov — .
Das h'^a setzt eine chronologische fixirung der zeit voraus, diei
fehlt im vorhergehenden, da die kurzen andeutungen im prooemiui
weder die form der erzählung tragen , noch auch ein chronolog
sches moment für die heimkehr der übrigen trojanischen held«
abgeben können ihres inbaltes wegen. Dass den gefährten di
Odysseus der tag der heimkehr genommen ist, kann unmöglich a
eine solche normative Zeitangabe gelten. Wer so begann , mui
feste und klar bestimmte chronologische merkmale im sinne g<
habt haben.
Das SXXok fABP ndvteg hat a\a gegensatz tov d^ olov (13
doch ist weder das eine noch das andere glied des gegeusatzes dun
nennung des namens deutlich bezeichnet. Die personen, welche i
prooemium in gegensatz gestellt werden, waren Odysseus und seit
gefährten , nicht Odysseus und die übrigen trojanischen beide
(s. V. 5 flgd.). Der gegensatz an unserer stelle wird erst deu
lieh, wenn man einige verse weiter abwärts liest. — Dies uXX
„die anderen^^ setzt 1) voraus, dass im vorhergehenden die sumn
der trojanischen beiden klar vorgestellt war, und 2) da uXXot sehe
eine Subtraktion als vollzogen andeutet, dass der name des Ody
seus im gegensatz zu den übrigen beiden genannt war.
Der anfang unserer erzählung ist also unvollständig, die vo
auszusetzenden verse verweist Düntzer (Horn, abhndlg p. 34 ui
nach ihm Kammer Einh. d. .Od. p. 27) in das erste prooemiun
Dass unser prooemium entstellt ist, unterliegt keinem zweifei, d
weitere Untersuchung wird aber zeigen, dass die form der anrufuii
an die Muse echt ist, ebenso v. 10. In einer solchen anrufun
konnte vielleicht jener gegensatz zwischen Odysseus und den übr
gen trojanischen beiden zum ausdruck kommen, niemals aber eii
erzählung, die ein chronologisches merkmal für das folgende ird
hätte abgeben können. — Dem aXko$ ist erklärend hinzugefüg
o<ro» givyov aljrvp oXi&QOP, dieser zusatz zeigt, dass im vorherg«
Odyssee E. 413
henden nicht blos die entkommeneD beiden im gegensati zun Odys-
seus gedacht sein konnten, sondern sämmtliche (vielleicht vom
kämpfe verschonte) helden vor Troja.
Das tvda ist ein deutsches da, es soll die erzählung nicht
weiter leiten, sondern nach einer summe von thatsachen einen iiber-
hlick über diese geben. „Nachdem dies alles geschehen war^S würde
ein entsprechender Vordersatz lauten. Der anfang unserer erzäh-
lung ist also eine Zusammenfassung oder rekapilulation vorausge-
gangener thatsachen. Diese thatsachen müssen, wie der gegensatz
, beweist, aus den erlebnissen der übrigen trojanbchen beiden ber-
f genommen sein. Der Zusammenfassung derselben muss eine verein-
~ zelung, d. h. eine erzählung vorausgegangen sein, eine erzählung
^: von den erlebnissen der trojanischen helden. Die rekapitulation
"^ weist durch den gegensatz über sich hinaus, nemlich auf die Schick-
sale des Odysseus, sie dient also zur weiterfuhrung der erzählung.
Hielt der dichter eine rekapitulation fiir nöthig, so muss er be-
• fürchtet haben, dass die Vereinzelung in der erzählung sich nicht
=sizu einem deutlichen gesammtbilde verbinde, d. h. die erzählung.
■Inuss ausgeführt gewesen sein. Ein solcher Übergang ist daher
■^ psydiologisch nur zwischen gleichberechtigten gliedern möglich,
^ bier zwischen der erzählung von den übrigen trojanischen helden
■^ood den Schicksalen des Odysseus. Als Voraussetzung haben also
^ losere verse eine ausgeführte erzählung von den trojanischen bel-
aden, also eine nostendichtung.
"■ Hiermit wird das a(i6&tp v. 10 vollständig klar, ein rhapsode
fsbat seinen Vortrag aus einem längeren epischen gedichte entlehnt,
er musste von einem gewissen punkte beginnen , um dem vortrage
ii^die geeignete länge zu geben.
B Also mit V. 11 beginnt gleichsam ein neues buch oder ein
B neuer abschnitt des vom rhapsoden benutzten originals, das wir A
[ifoennen wollen.
^ V. 14 heisst es, die nymphe hielt den Odysseus zurück, im
^originale muss also schon erzählt gewesen sein, wie Odysseus nach
*t ^^S^^ '^^™' ^'^ motiv für den Untergang der gefährten wurde
}^ ■[$ prooemium der frevel an den rindern des Helios bezeichnet, da
(dieser die nothwendige Voraussetzung zum Schiffbruch bildet, müsste
tlaocb dieses stück der erzählung in y4 enthalten gewesen sein,
e.! Gerade mit dem aufenthalte des Odysseus auf Ogygia beginnt die
i
414 Odyssee E.
erzählung der Odyssee , bis zu diesem momente gelten die andea-
tnngen des thatsächlichen im prooemium , es ist daraus leicht die
absieht des Verfassers zu erkennen, mit jenen andentungen das be-
wusstsein des borers oder lesers bis zum anfangspunkte der er-
zählung zu füliren. Darum ist auch von v. 4 an die form dn
referates gewählt. Der partitive genitiv TÜiv wies auf die that-
Sachen vor der landung auf Ogygia zurück, der anfang der erzäh-
lung wurde aber nicht aus ihnen genommen^ wie das tcuf deutlidi
verlangte, sondern setzte nach denselben ein. Oben war schon er-
wähnt, dass TiSv wie das vorhergehende roTfft eigentlich nur aof
die gefährten des Odysseus bezogen werden kann. Damit werdea
die verse, in denen der frevel an den rindern des Helios erwähnt
wird, sehr verdachtig. Der volle nachweis der unechtheit kana
erst unten folgen.
Nehmen wir den nachweis als geführt an, so würden noth-
wendig die vv. 5 — 9 zu streichen sein, d. h. die verse, in denen
das bestreben eine kurze Vorgeschichte zu geben am deutlichsten
zu tage tritt. Der form nach beginnt das referat im prooemiupi
mit V. 3, wo die form des relativen anschlusses aufgegeben und
in selbständigen sätzen erzählt wird: m>^ciiy 6^ äv&gwTnav X3tv,
Die selbständig erzählende form steht nicht im einklang mit dem
anfange des proocmiums, wo relativische thatsachen zur näheren
Charakteristik an Odysseus angeknüpft werden. Es läge hier ein
starkes anakoluthon vor, d. Ii. der dichter hätte die form des an«
fanges aus dem bewusstsein verloren. Schwer ist das zu glauben
von dem dichter, der am Schlüsse des prooemiums wieder zu der
im anfange gewählten form zurückkehrt. Ich halte es daher ßr
geboten mit den vv. 5 — 9 auch die hiermit innig verbundenen
verse 3 — 4 als späteren Ursprungs zu bezeichnen. Auch die an-
gäbe o^ fjtdXa TToU» nXayx^V ^^^^ fallen müssen , wie die fol-
gende Untersuchung zeigen soll. An stelle der thatsachen aus der
geschichte des Odysseus müssen andentungen im ersten prooeminn
gegeben sein, aus deren kreise die nachfolgende erzählung herge-
nommen ist. Ferner wird der name des Odysseus genannt ge-
wesen sein, der einschachtelnde Überarbeiter fand hierzu keinen
räum. •
Aus der bisherigen Untersuchung ergiebt sich von vorn herein
der schluss, dass auf unser prooemium nicht die ganze Odyssee fol-
Odjssee E. 415
l^en konnte, da der Vortrag der rliapsoden nor ein stück von
nüflsigeoi umfange umfassen konnte.
Zu berücksichtigen im weiteren verlaufe der Untersuchung ist:
1) der Verfasser des originals A,
2) der rhapsode,
3) der Überarbeiter.
In der natur von aushebungen, wie sie unser rhapsode machte,
liegt es, dass gewisse thatsachen und personen, die schon erwähnt
wveo, nun ohne gehörige einführung auftreten, und dass darum
nicbt selten vom rhapsoden eine kurze erläuternde Charakteristik
liimugefögt sein wird. Unzweifelhaft liegt ein solcher nachträg-
licher einschub in den vv. 50 — 55 vor, von der Kaljpso muss die
rede gewesen sein, unpassend lässt der rhapsode Athene diese worte
iprechen, als ob erst von ihr die götter genauere kenntniss über
^ie Dymphe erhalten müssten.
Ferner stammen die verse 29 — 31 vom rhapsoden, durch die
ttiioternde parenlhese sind zwei anstösse in den text gekommen:
1) die formelhafte Verbindung toTat ii fAV&wv ^gx^ (^* ^^) ''ÄUe
BOBiittelbar vor der rede des Zeus stehen müssen (s. i/ 47. v 574.
J 9 184. T 103, 508. E 410. P 628. 0 287); 2) es ist höchst
J vnselig and einer freien dichtung unwürdig 29 fAnjCujo yuq und
gieieh darauf 31 xov oy^ imfivricd^dg zu schreiben. Dem einfü-
genden rhapsoden gelang es nicht, geschickter den Übergang zur
direkten rede zu 6nden; 3) die veranlassung der rede des Zeus
Kon im zusammenhange von j4 deutlich gewesen sein , also be-
durfte es eines solchen hinweises nicht; 4) die eingeschalteten
Worte genügen auch nicht zur erklärung der veranlassung; dass
Cr ao den Aegisthos dachte, ersieht man aus der rede selbst, aber
warum denkt er an \\\ni
\ V. 32 flgd. Die rede des Zeus stellt die that des Orestes
als eben geschehen hin (s. 35 utq xal vw); v. 32 olov iij w
^ioig ßqoTOk ahtowytat sagt deutlich, dass nun im anschluss an
die that des Orestes die menschen die götter beschuldigen. Mit
pv sebliesst Zeus seine rede unmittelbar an die rnche des Orestes
■od der menschen reden über dieselben an. Die Vorstellungen des
Zeus und der übrigen götter werden angefüllt von dem geschick
iler Atriden gedacht. Dies muss im originale A unmittelbar vor-
416 Odyssee E.
her erzählt gewesen sein. — Athene knüpft an das gesdiick da
Aegisth an 9 um auf den Odysseus überzuleiten. Dass dieser ober-
gang sehr kunstvoll und geschickt gemacht wird, lässt sich nicht
leugnen. Die Überleitung selbst beweist nun, dass der dichter ein
bedürfniss gefühlt haben muss, mit guter manier auf den Odjsseus
zu sprechen zu kommen. Der Übergang verbindet zwei stucke,
das eine ist die erzählung von Odysseus, das andere muss die m«-
mente in sich schliessen, mit denen der übei^ng vollzogen wird^
es muss also eine erzählung von der räche des Orest gewesen sein. —
Das bedürfniss des Überganges zeigt deutlich, dass vorher nielit
vom Odysseus die rede gewesen sein kann. War Odysseus vorber
nicht genannt, so war auch der gegensatz v. 11 aXXo$ /i<y ndnt;
und V. 13 joy d^ oJov aus der vorhergegangenen erzählung nicbt
verständlich; das bewusstsein für denselben muss also aus den
ersten prooemium stammen. Bis v. 27 ist im wesentlichen mr
vom Odysseus die rede, also können die verse 11 — 26 nicbt den
originale angehört haben. Sie stammen vom rhapsoden , der ia
deutlichen bewusstsein des Zusammenhanges selbst geistig von di^
sem zusammenhange abhängig ist. Er überblickt den faden 4er
voraufgegangenen erzählung und rekapitulirt sich die gesammln-
tuation mit dem tv^a. Vielleicht konnte er auch die bekanit-
schaft des originals bei seinen zuhörem voraussetzen, so dass dien
die mit tv&a gegebene beziehung verstehen mussten. Jedesfilb
setzt der rhapsode die bekanntschaft seiner zuhörer voraus vid*
leicht in ähnlich naiver weise, als wenn das kind sagt: so g^roM
war der mann und dabei voraussetzt , dass auch jedem anderes
sein massstab der grosse bekannt sein müsse. Möglich wäre ci
bei diesem gewebe geistiger befangenheit des rhapsoden , dass er
auch den gegensatz zwischen Odysseus und den übrigen trojasi»
sehen beiden nicht schon wirklich im prooemium angedeutet hätten
sondern dass auch dieser aus der geistigen abhängigkeit zu er-
klären wäre.
Die verse 11 — 26 führen die erzählung nicht weiter, sondera
dienen dazu den hörer über die situation im allgemeinen ante*
klären. Sie stammen also aus einem ähnlichen streben nach deut-
lichkeit wie die schon besprochenen erklärenden Zusätze des rhap-
soden. Dass dieser bei der ausführung seines situationshildea sieb
unbeholfen benahm, muss man ihm zu gute halten, da er niebt
Odjssee E. 417
ttehtor voD profoisioo war. Trotzdem sind ihm die ungeschickteD
¥ene 15'— -19 nieht zuiutraun. Der anfang, als das jahr kam, in
dem die gotter ihm die beimkehr zugedacht hatten, hat ganz ge-
wiss Dicht den nachsatz gehabt v. 18:
Ott<r h&a tKfPrt*^vog ^tp äi^Xwv,
Mit deo haaren wird hier eine andeutung von ahenteuern auf der
heuiMirt herbeigezogen, der richtige nachsatz muss gelautet haben ;
dt f ersammelten sie sich im Olymp oder sonst wo. Eine spätere
ntennehung soll zeigen, dass der Überarbeiter diesen vers und die
iroite ober den Poseidon einschob, um die Schicksale durch die
hadaag auf Scharia noch bunter zu machen. Offenbarer wider-
•pneh li^ in den Worten: dXX^ iu dij hog ^k&i, ra ol ins-
9lticavto ^iol oUovii vhc&at und in dsoi i* iXiatQoy
Mit dieser interpolation, die bis v. 26 reicht, ist die noth-
wmdige angäbe fortgefallen, dass die götter sich in dem hause
im Zens versammelt hatten. Die angäbe über den zweck und die
Ttraalassung der götterversamnilung fehlt vollständig in unserem
tute. Nach dem anfange der rede des Zeus knüpft die versamm-
ktg an die rachethat des Orestes an. Wenn eine mitbetheiligung
kt Kljrtaemnestra anzunehmen wäre , oder wenn die götter die
tbt des Orestes vemrtheilten, Hesse sich vielleicht denken, dass in
Cmer Versammlung über die bestrafung des Orestes durch die Eu-
■eaiden verhandelt werden sollte; doch giebt Zeus und Athene dem
QraitoB offenbar recht (s. v. 33 flgd. und v. 46 flgd.). Die ver-
«ttmlung ist nur ein kunstmittel, die erzählung auf den Odysseus
ttarzospielen ; wahrscheinlich war daher im originale über veran-
iamnng und zweck derselben nichts gesagt. Es hiess hier wahr-
aeheinlich einfach : die götter hatten sich versammelt. Der rhapsode
fcrwendete diese nackte angäbe als nachsatz zum Vordersätze in
16 — 18. War aber doch eine äussere veranlassung angegeben,
so wurzelte diese in der geschichte von Orestes, sie war also für
den rhapsoden unbrauchbar.
Das resultat der Untersuchung ist also folgendes: der grund-
slock der w. 1 — 31 gehört dem rhapsoden an, der seinen Vortrag
einleiten und seine zuhörer kurz orientiren wollte. Ein späterer
Iberarbeiter veränderte an dieser einleitung einiges, um auf ge-
fhilologns. XXXV. bd. 8. 27
llg Odyssee ß.
wisse tbatBecheD aufmerksam su madien, die er io die
der rhapsoden eingefügt hatte. Ks sind dies die vf. S — 9 umi
18—26. Die vv. 29—31 legte der rhapsode eia, um die koier
über den anfang der rede des Zeus ins klare la setien.
II.
Die götterversammlung.
y. 71 — 75 geben die genealogie des Poljphem und den grnod
vom Eome Poseidons an: ging das abentener des Odysseus bei d«
Kyklopen vorher, so war diese ausfiibrlichkeit überflüssig. Wv
der zorn Poseidons der grund, dass Odysseus so lange bei der
Kalypso bleiben musste, so muss Athene wohl diesen grund nick
genau gekannt haben, sie fragt v. 62: t^ yv roifoy iiivCao^ ZeS; —
Sinnlos bt der ausdruck 74—75: Ix xov d^ \)dvCfia Hoattiutß
ovn xaiaxTi(vu; hat ihn Poseidon vorher immer getödtet? Dioer
ausdruck weist auf die behinderte hand eines nachdicbters. Ist a
ferner richtig zu sagen , dass Poseidon seitdem den Odysseus m-
hertreibt? Seit sieben jähren ist dieser schon auf Ogygia. Dm
Worte von des Poseidon zorn sind also im höchsten grade rv
dächtig in unserem zusammenhange. War dieser zorn ein edita
motiv, so war es berechtigt, dass Zeus die götter zur berathoB|[
über des beiden heimkehr auffordert, denn allen göttern gegenüber
muss der bruder sich beugen. Diese berathung und die vota «ler
übrigen götter fehlen. War dies nicht ursprüngliches motiv, lo
genügte es vollständig, wenn Zeus sein Jawort gab, dass der heU
heimkehren sollte. Nur dies ist in den überlieferten versen an^
drückt. Abo auch an unserer stelle steigen sehr schwerwiegcafc
bedenken gegen die rolle des Poseidon auf.
Die götterversammlung soll einen Übergang bilden zur g^
schichte des Odysseus, diese folgt nicht unmittelbar darauf, sonden
eine erzählung vom Telemach. Letztere kann daher nicht die
echte fortsetzung zur götterversammlung bilden. Daher wird eiK
neue götterversammlung improvisirt, um von dem vierten buche asf
die eigentliche geschichte des Odysseus zu kommen, ein deutlicher
beweis, dass die abfahrt von Ogygia als unmittelbare folge einer
solchen götterversammlung gedacht war.
Die götterversammlung im ersten buche bat die erwartung der
(MfMee BL 419
lionr auf die erlöinDg unseres beiden angespaoDt, schon
dM Biittel^ wie diese bewerkstellig^ werden soll, ist angegeben.
Es war die pflickt des dichten, die heimkehr unmittelbar folgen
m lassen. That er dies nicht, so spielte er absichtlich in der
weise eines Ariost mit den gefiihlen der hörer.
Die reise der Athene nach Ithaka bt iwecklos, denn die da-
dnrch herbeigeführte fahrt des Telemach fuhrt und kann zu kei-
MB aide fuhren. Br macht keinen gebrauch von den nachrichten
du Menelans fiber den aufenthalt des vaters. Die werte über den
sweck von Athenes reise, sind unklar, können aber auf keinen fall
dnea ersiehungsplan andeuten, da v. 88 o^qa oi vl6v ikulXov
Innfvna, xai oi fUvog iv g>Qtcl defw^ nicht allgemein gesprochen
flsd, sondern ihre begrenzung haben in dem zwecke v. 90 : tlg ayogtiv
nUcuna xugrixofAowptag *^x^'^^^^ ^^^^ fA¥fi(niiqia<Siv uiuntifjuv.
Sie beliehen sich also nur auf ein kräfiligeres aufitreten den freiem
ge|[eniiber. Als sweck der reise nach Pjlos und Sparta aber
wird angegeben, künde zu erfragen vom vater und rühm zu er-
werben. Selbst diese beiden zwecke heben sich wieder auf, Tele-
■aeh hat nach dem letzteren gar keine zeit, die neue von der
Atkne erhaltene kraft den freiem gegenüber zu zeigen. Auch
wMe eine solche abschweifung für die dem vortrage zugemessene
ksne zeit unpassend sein.
Die unmittelbar auf die götterversammlung folgende erzäblung
wir also keine echte fortsetzung derselben.
Der fiberarbeiter, der das I — IV buch einlegte, fand eine göt-
terversammlung so fest mit der eigentlichen erzäblung verquickt,
' km er dies motiv zum zweitenmale einfuhren musste. Hierbei ist
ei ihm klar nachzuweisen, dass er die erste Versammlung ausge-
lehridien hat, also ein neuer beweis für die ungebörigkeit des
I — IV buches. Gemeinsam sind beiden Versammlungen die vv.
«70 = f 4, a 63—64 = i 21-22, a 86—87 = i 30—31,
m 96 — 98 = € 44 — 46. Ferner zeigt sieb der Charakter der
■aebdichtung in der Versammlung des fünften buches deutlich in der
■naelbständigkeit , mit der reminiscenzen an stelle freier dicbtung
gnmtiii werden. V. 1, 2 = ^ 1, 2, unhomerisch ist der aus-
dniek Ma&t^dvw = xadC^U) v. 3; v. 4 = Z7 121 und a 70.
Die direkte rede der Athene wird eingeleitet mit den
Werten:
im Odyasee £1
joTc$ 3* ^A&rivaCfj Xiyi jcifJea nolk* *OivCqog,
Ks fehlt also ein eioleitendes verbum: Xiys xifiia noAA' = «e
zählte die vieleo leiden auf » lässt überhaupt nicht auf eine nadi-
folgende direkte rede schliessen; ^vrica^irri erinnert an u 28. 29.
Vs. 29 gehörte dem rbapsoden an, also hatte der dichter vom an-
fange des fünften buches die vom rbapsoden überarbeitete fom da
götterversammlung in a vor sich.
In der rede der Athene (v. 7 flgd.) sind die vv. 8 — 12 =
ß 230 — 234. Im II. buche spricht sie Mentor zum versammeltei
Volke der Itbakesier und macht ihnen hier mit vollem rechte vor
würfe. Der Vorwurf richtet sich gegen die unterthanen des Odjf
seus« V. 1 1 wg oinq (lifivtiiat ^06vaal^og &do&o Xauivj ola$v avac^.
nat^Q S* (Sg ijmog tjiv, und doch wird dem^ was die Ithakesie
nicht thun, entgegengesetzt v. 13:
äJJC 0 fiBv iv vricd^ XHTa$ xtL
Diese worte müssten ihres gegensatzes wegen den positiven inUl
des Vorwurfs zum ausdruck bringen: und doch sind die unterthaoe
unschuldig an der gefangenschaft des Odjsseus. Diese fällt dei
Zeus zur last. Der dichter von t 7 flgd. wollte die Athene offeo
bar einen Vorwurf gegen Zeus aussprechen lassen wie in a , t
benutzte die worte des Mentor und gerieth dadurch in widerspnic
mit seiner eigenen absieht. Auch an sich ist dieser Vorwurf od
passend bei dem zu tage liegenden zwecke der Athene, die göttc
zur ausfubrung von des Odjsseus beimkehr zu bewegen.
V. 13 = 721; 14—17 = rf 557 = 580.
3 557 — 560 spricht der meergreis die worte, um dem M<
nelaus von dem geschicke des Odjsseus auskunft zu geben, wi
sollen sie aber an unserer stelle, wo die götter ja genau über d
läge orientirt sind, in der sich Odjsseus befindet? Passend dagegi
sind in a die vv. 50 flgd., in denen Athene durch eine schilderui
des tiefen leides in Odjsseus seele das mitleid der gÖtter zu c
regen sucht. Dass Odjsseus keine schiffe und gefährten hat, i
so schlimm nicht, wenn die gÖtter den guten willen haben, il
heimkehren zu lassen. Die erzählung zeigt es ja.
Man braucht nur weiter zu lesen, um überall reminiscenz
und flickwerk zu finden vv. 21—22 = a 63-64. VV. 23— i
setzen die fahrt des Telemach voraus.
Odyssee & 421
Der aofang des f&often baches ist ein elender flicken, der dem
echten gedichte unseres rhapsoden aufgesetzt ist Ohne grand
kann niemand diese undankbare arbeit angetreten haben, die ver«
ttlasBung liegt in dem bedürfnisse von der eingelegten partie (11.
l^n^ wieder lur echten erzählung zurückzufuhren.
ty 28 flgd. Ganz der weise einer Überarbeitung entspricht
«, dass Zeus mit keinem werte seine Zustimmung zur absendung
des Hermes vor dem eigentlichen auftrage selbst ausspricht Auch
io a fehlen die entsprechenden verse. Mit Sicherheit lassen sich
lolcbe im originale vor der absendung des Hermes annehmen.
V. 52 flgd. theilt Zeus dem Hermes die heimkehr des Odysseus in
ill ihren einzelheiten mit. Diese detaillirung hat keine berechti-
goog, da sie weder auf die handlungsweise des Hermes nach der
Kalypso bestimmend einwirken kann. V. 32: ovu &mv nofAJt^
mt&njtwp apd-Quinwv steht ohne sichtbare grammatische und lo-
gticbe beziehung. Nach dem äusseren gefuge der worte kann es
Dar XU wg xi virim$ gehören , d. b. zu einem absichtssatze , die
Kgation musste also /uif sein. V. 33 heisst es nun weiter:
aXX^ o/ Inl cx^iCrjg noXvdiif/AOV Tnifiata ttocT/üiv
^f$an x' eho<no) S^tgCfi^ iglßwXov Ixono»
Der selbständige anfang äXX^ 5/ mit der starken betonung des
nbjekts weist unzweifelhaft darauf hin , dass der andere theil des
gegensatzes gleichfalls ein selbständiger satz war und nicht eine
Uoae adverbiale bestimmuug: 32 ovu &(iSv nofAnff ovu d-vfitwv
iy&füinaiy. Die verse können also nicht echt sein, ovn weist auf
einen beliauptungssatz , also werden die verse ursprünglich einer
enählung über die erlebnisse des Odysseus angehört haben. Damit
fiUlt die detailbeschreibung des Zeus auch mit rücksicht auf die
eoBiposition der worte. In diesen versen zeigt sich wieder remi-
utcenz bei reminiscenz: 34 = I 363, 35 = r 279, 38 =
M36, ^ 341, 40 = V 138, 41 = ^ 475. Auch v. 32 wird
eine einzelne reminiscenz gewesen sein.
Als letztes moment fur die unechtheit der verse führe ich an,
^ Hermes in seiner botschaft dieses detail nicht erwähnt. Die
TV. 41 — 42 sind gleich 114 — 115, also einen theil der worte des
Zeus hat Hermes in seine botschaft übergenommen. V. 31 vociov
^ivditrioq tnXaat^qovog , äq xi v/ijTa» würde im Einhalte dem re-
zente 113 entsprechen : rov vvv a* ^vviyHv anomfjbjtifuv orr» td-
422 CMjwee E.
j^tcm. Es eracheiot daher sehr wahrscheinlich, dasi sidi oraprfii^
lieh ▼. 41—42 unmittelbar an ▼. 81 anschloss, natMieh biub if^
ydq in aXV (u verwandelt and v. 118 daiwischen gesetsrt werde
Im anfiing der rede werden noch einige worte der laBtinuraiig' ai
Athene grestanden haben.
Die einfiigung jenes details verräth ein Interesse des nherar-
belters auf die erlebnisse bei den Phaeaken himmweisen, ein be-
streben, das sieb schon oben in iwei fällen ergab. Der schiffbrodi
bei Scheria steht im engsten insammenhange mit dem lome des
Poseidon.
Mit der abreise des Hermes ist der nachdiehter wieder so des
Worten des originals gelangt, diese hatte er im ersten buche Ton der
abreise der Athene verwendet und selbst nicht vergessen, dieser
statt des Hermesstabes die lanze zu geben, auch die flOgeUchnhe
muss sie borgen ($ 44 — 46 = a 96—98). Bei dem attrihot der
lanse v. 99 ist der nachdichter abhängig von versen wie x 185,
3 12. O 482. 0 551 v 127 =» a 99; E 745, 747. O 890,
391 = 100, 101.
Wie elend diese ganxe nachdichtung ist, hoffe ich deutlich
gemacht zu haben. Wenn ich die zum theil übereiostimmeadei
oder widersprechenden urtheile anderer gelehrten nicht ber&hrt habe,
so ist dies aus rucksicht auf den um&ng der abhandlung ge-
schehen und in dem bewusstsein, dass ich eine anzahl neuer punkte
in die beweisführung gezogen habe, die geeignet sind, dem gamm
ein neues licht zu geben.
lU.
Hermes und Kalypso.
y. 43—91. Die rede des Hermes (97 flgd.) enthäll tha^^
sächliches aus der geschichte des Odjsseus 105 — 111. Man h^^
die mit 133 — 134 und i; 251 übereinstimmenden verse schon i^^
alterthume gestrichen. Ein scholion erklärt sie fiir »i^ttoI «8^^
TtQog tilv lifTOQCap fMx6fAivo$ (Köchlj de Od. carm. disc 1, p. 14^
V. 112 weist jiw vtv auf den Odjsseus als eine näher vorher h9^
stimmte persönlichkeit hin. Streicht man die fraglichen verae, s^
fehlt diese nähere bestimmung, denn diese lässt sich nicht in v. 10^
finden: ftiist lot üviqa nagthtu oilipQiataTOP aXkmy, m liegt i^^
«Mfl wsrtefl keiB merkaaly das die Identität des Odjsseus klar
^e. Der kiaweis nit jov fordert, dass etwas thatsScbliches von
djaaeus ausgesprochen war. — Fielen die verse fort, so hätte
le erwabnung des stursies und der Griechen frevel keinen sinn,
a beides ohne beziehong auf Odjsseus stände. Der stürm nrass
I beziebung zu des Odjsseus aufenthalt bei Kaljpso gedacht wer-
Mi^ dieser sturai trieb ihn eben an die küste von Ogjgia.
Sdilecht sind allerdings die verse und ungenau scheint 108
esagt zu sein: aia^ h voötfp ^A^tivattpf aXhovto» Oder setzt
lese stelle eine andere veranlassung des zomes voraus ab die
ewöhnliche Überlieferung? Trotzdem kann es nicht zweifelhaft
»n, dass die verse beibehalten werden müssen. Nach dieser er-
iklnng wäre Odjsseus also ans dem allgemeinen stürme nach
gjgia verschlagen, bis zum stürme fuhr er mit den übrigen hel-
BB zusammen. Es bleibt somit kein Zwischenraum für die aben-
»er und irrfahrten vor der landung auf Ogjgia. Bs fallen damit
ir unsere erzähluog fort die erlebnisse beim Poljrphem und damit
le schon oben verdächtigten stellen über den zorn des Poseidon
od im Zusammenhang hiermit die landung bei den Phaeaken. Es
UU fort der frevel an den rindern des Helios und damit die oben
esprochene stelle im prooemium; gleichfalb ohne berechtigung
rirde vom Odjsseus gesagt sein, dass er vieler menschen städte
esehen habe und weit umhergescblagen sei. Der vertrag des rbap-
Dden beschränkte sich also auf einen massigen umfang, der die
iickkebr von Ogjgia und den freiermord in sich schloss. Ein
djsseus ohne irr&hrten ist mjthisch vollkommen in der Ordnung,
» frappirend dies dem gefühle so manches erscheinen mag; eine
latere abhandlung soll dies zeigen.
Doch sind die verse in der rede des Hermes und diese selbst
ibr mangelhaft. Die sendung des Hermes zur Kaljpso ist die
»thwendige fortsetzung des götterratbes , und doch kann diese
lebt ursprünglich mit der entsendung des Odjsseus zusammen-
short haben. Diese ist vollständig entstellt durch die mitwirkung
98 götterboten. Der nacbweis dieser thatsacbe wird nun nicht
los zeigen, dass die vorliegende form der botschaft späteren ur-
pmngs ist, sondern dass die wirkliche heimsendung überhaupt eine
siebe botschaft nicht voraussetzen konnte. Damit müsste auch
er götterrath fallen, d. h. das bindeglied zwischen dem nostos des
4U OdjasM £.
AgamemDOD and Odysseus, bt dies bindegplied ak onedbt <
so fallen beide nosten als nrspriinglich getrennt aoseuiaiider. Der
Verfasser des originals ^ hatte also lu seiner anfatModen koa-
position fremde dichtungen benutzt und diese su einem gaoian n
vereinigen gesucht. — Dies ist das ziel und die conaequcm der
Untersuchung.
Der flug des Hermes (v. 51) über die see wird verglichen
mit der einer Xagog oQvtg^ einer move. Nach dem vergleiche fliegt
der gott unmittelbar über dem wasser, bald taucht er hinein, bald
schwebt er darüber. Ja er muss wohl zumeist im wasser ge-
dacht werden, denn v. 56 heisst es von der ankunft auf der inael
ix növiov ßaq. Dieser flug ist thöricht, Hermes wird gewiss
nicht auf- und abtauchen. Sehr schön wäre das bild von einem
in stark bewegter see schwimmenden menschen, der von den wellen
bald in die höhe geworfen bald in die tiefe hinabgezogen wird,
z. b. vom schiffbrüchigen Odjsseus. Nur auf einen solchen paast
jenes Ix novtov ßdg*
y. 73 : (v&a x lm$m xai i&dvarog juq imX^^p
^ifiToiro ISd^v xal ta(ig>&itfi ^qhtIp ^tnv.
Die Schönheit der Umgebung könnte selbst einen gott in ataanen
setzen, es kann nach der situation abo nicht ein gott adn, der
die umgegend bewundert, nur ein mensch, z. b. Odysseus. JBs
konnte nicht fortgefahren werden:
iy^a <nag &fi$TTO ikixtOQog ^AQywpovjfig, sondern x. b.
• . . noXvzkoQ Slog ^ivofivg.
Die verse sind nicht ursprünglich von der ankunft eines gfottes aaf
Ogygia gedichtet, sie weisen mit nothwendigkeit auf die eines
menschen, die vermuthung ist also nicht abzuweisen, dasa sie ur-
sprünglich von des Odysseus ankunft bei der ujrmphe gedichtet
waren. Die beweisstellen werden sich noch mehren. Dadureh,
dass des Odysseus Schicksal mit dem der übrigen trojanisdhen bei-
den verknüpft wurde, musste mit seiner rettung ans dem allge-
meinen Sturme auch die der übrigen erzählt werden. Bine detail-
schilderung wurde damit unmöglich, der dichter von A konnte
also die ausführliche erzählung seiner vorläge von Odyssena nicht
in allen punkten verwerthen. Er gab nur kurz die rettung des
Odysseus an. Den überschuss von versen benutzte er aber zur
OdjMiee E. 425
cigCMn enulMiiiig too des Hermes botschaft In beiden fällen ist
ja die situation ähnlieli.
Anstössig ist in v. 85 flgd. das fehlen einer formel zur ein-
fthmng der direkten rede. Auffallend ist ferner , dass Kaljpso
deo Hermes ohne gruss empfangt *) und sogleich nach seinem ge-
werbe fragt, ohne auch nur die antwort abzuwarten. Hielt der
dieiiter eine bewirthung für geboten , so musste diese jener frage
▼oranagehn.
y. 98: xiQaff&t 3k vixtag Iqv&qov.
Das beiwort iQv&Qog wie das xiqaaat passen nur zum weine. Die
bedentong eingiessen, in der Aristoteles das wort nahm« ist ohne
aoalogie. Also wieder ist von der bewirthung eines menschen die
rede. Mit richtigem takte halten die schollen das fiqaq^ dvfioy
UwSg tur unpassend vom gotte gesagt. So hiess es ursprünglich
Toni CMjssens.
Die rede des Hermes.
\. 97: ilqmag fi' lX»ovta &%& &t6v.
üoverständlich ist an unserer stelle der gegensatz &Ba &iivy solche
asjndeta dienen dazu, enei^isch zwei verschiedenen personen einen
Reichen h^iff zu vindiciren oder abzusprechen (z. b. idiXwv
i^iXüvifaf), Was soll diese energie an unserer stelle? Wäre
Ddjsseus hier sprechende person und nennte sich ßqoxovy so wäre
der gegensatz vollständig in Ordnung, da Odysseus als mensch die
gottliehe und darum überlegene Kaljpso fürchten und in seiner
mittheilung vorsichtig sein musste.
V. 97—98: aiiäq fyw to$
rtifHQjiwg t6v (av&op ivtCjnjifw xiXiM yäg»
Kne solche spräche setzt den freien entschluss des sprechenden
Toraus, Hermes aber muss dem Zeus gehorchen, für ihn ist nicht
gmnd xilia$ yäg. Es kann der ausdruck nur heissen: ich will
dir wahrheitsgetreu die geschichte erzählen, eine solche hat Hermes
■ieht zu berichten, sondern nur einen befehl zu überbringen. Also
noch hier werden wir auf eine erzählung des Odysseus geführt.
V. 99. Dass Zeus den Hermes ovm i&iXovja zur Kalypso
geschickt, ist nnrichlig und bei seinem wesen als botengott lächer-
2) Thm fAOk ttl^lovd^at ist sehr thöricht von Ameis fQr eine be-
grüssungtformel erklärt.
4M OdysMe E.
lieb. Ueberbaupt ist es unwürdig, wenn der gott fiber dea la^gM
weg klagt, was sollen ihm unterwegs die städte nnd becatlMlbei^
will er bier station macben und sieb restauriren? Vollatiadig an-
gemessen ist eine solche spracbe für einen durcb des Zeus wetter-
an den äussersten erdrand verschlagenen mann, wie Odysseua, na
miissten natürlich die auf Hermes berechneten becatombeo fslleo,
V. 116 — 117. Die einführenden worte der antworC siiid
V. 171 — 172 entlehnt. Also die ganze erzäblung von He
botschaft stellen sich als nachdichtung heraus.
Ralypso und Odysseus.
Diesem Sachverhalte entsprechend ist mit der entfernung d^^fls
Hermes auch jede spur seiner botschaft entscbwundeo , Kaljps^^^
spricht mit keinem worte davon zum Odjsseus. Abi grund des^^v
beimsendung giebt sie 190 flgd. ihr mitleid mit dem beiden a^^
und zwar in einem zusammenbange, der jeden zweifei an der aof^—
richtigkeit der worte unmöglich macht. Sie stehen in unnittel^^
barer Verbindung mit dem feierlichen eide, dem bdden niebt scba^—
den zu wollen. — Was sollte überhaupt das motiv der g6tti^^
gewesen sein, den befebl des Zeus zu verschweigen, — atk^m"^^
y. 168 — 170 erkennt sie unumwunden die überlegenbeit
olympischen götter an. Und hätte der dichter dies motiv
verwenden wollen , so hätte er doch eine silbe davon
müssen.
Die erzäblung selbst ist natürlich durch jenen einsdmb i^^**
Verwirrung gerathen. Die göttin versucht nach ihrem feierliebe^^^
eide noch einmal den beiden von der fahrt abzubringeo. ün^ '
nütze zeit wird mit der zwecklosen Unterhaltung in der hobl^^^
verloren.
Odysseus sitzt weinend am meeresgestade , erwähnt war
schon 81—84, v. 83 — 84 = 157—156 und auch in iur
xa&ijfitvog ist aus 151 entlehnt In^ äxtlqg na^rifuvov. Die Ti^-^^*
154 — 158 enthalten nicht eiue Schilderung von des Odjawa^^^*
kummer für den besonderen fall, wie nach dem eingange 151;^
TO» S* Sq' lii oxT^c ivq% xa&^fAivov und nach der situation
liaupt zu erwarten war. Es wird ganz allgemein der
seines schmerzes beschrieben, wie er sich zu verscbiedenea
und an verschiedenen orten zeigt Nach v. 153 war ia der
Mrssee E. 427
^Bnihlong befchriebeo, wie der beld allnäblich d«i sinDlichen ver-
Jcehra and der reiie der göttin überdrüssig wird, und wie dies die
^^naleo dei beinwebs nocb verstärkt. — - Sieber sind unsere verse
^»in rest der nnprünglichen enäblung, in der das leid des Odjsseus
^KQsaamenbäogeod besebrieben wurde. Eine ergiUizung bilden wobl
^Bie verae der Atbene a 55 flgd. das beimweb und der nynpbe
Y^Kkin^a waren ecbte lüge jeaer ersäblung.
y. 161: fjiti fiq (Tf (MxXa ngofQaoa* anonifi^ia und
4oeh batte die njnpbe wenige verse vorber dem Hernes erklärt
'^^ 140: nif&fpw ii imw ovnri fywyt.
y. 162: aXk' ayt Sovgara xtX. Die aufforderung der göttin
^Baai baa des flosses ist auf unmittelbare ausfnbrung berechnet, die
^tonr dordi des Odysseus bedenken aufgescboben werden konnte.
'%irareD die bedenken geboben, so sollte und musste der bau sofort
liegiiuieD. Die worte setzen also eine situation voraus, nacb der
OdjMeos nar das handwerksgerätb zu ergreifen braucbte, sieb abio
amit Kaljpso in der böble befinden musste. Die Verlegung an den
stiwid verdanken wir dem besucbe des Hermes , bei dem Odjsseus
«ntfemt werden musste und zwar mit den aus 157 — 188 ent«
lehnten versen 83—84. Die njmpbe musste den Odjsseus zurüek-
Cobren, dabei tbeilt sie ibm 'den plan mit. Die rüekkebr in die
Isoble war nötbig, um das bandwerksgerätb zu bolen. Da die
abreise bier nun niebt zum zweiten male verhandelt werden konnte»
mo leg^e der verfiisser von A jenen unglficklicben versueb ein,
deo Odjsseus von der ftibrt abzubringen, zu der die njmpbe ihn
selkst bestimmt hatte.
Bezeichnend setzt mit dem scbluss dieser eingelegten erzäb-
hi^ die ecbte fortsetzung mit einem vollständig unpassenden
^erae ein:
Mai Toi ^iv^fhji fnyaXi^TOQt fäi^Sno nofAitriv.
■Vr nberarbeiter batte ihn aus irgend einer stelle im gedäcbtnisse
Whalten und bier zum Übergang gebraucht, obgleich das (n/^dic^ah
I^Uigst vorhergegangen war. — Bei der nachdichtung von des
^ysseofl gespräcb mit Kaljpso mag wobl die echte erzählung von
^i^ ersten nacht benutzt sein, sowohl bewirtbung als beilager.
yoB leiden des Odjsseus auf der heimfahrt 109 — 170 kann
^%ljpio nach der ersäblung nichts bestimmtes wissen, sind diese
428 Odjflsee E.
vene echt in einem theile des originals, so könneD sie nor ab
ein Schreckmittel gelten.
Vs. 219 — 220: iXXa xal iSg l»iXa »ai iOioiMU ^/»afa
Jidvta
otxaSi t' lk&ifAiva$ xal voifnfAOV ^f*aQ liiü&at.
Diesen Worten kann die Festsetzung der heimreise nicht vorange-
gangen sein, denn alle tage hofift Odjsseus noch auf die heimkehr
Die verse lassen also mit Sicherheit darauf schliessen, dass da;
original des dichters von jä eine erzählung enthielt, in denen dies^
verse am platze waren. Möglich wäre allerdings, dass sie axt
der III pers. in die I umgesetzt wären, ebenso möglich erscheint e
jedoch, dass jenes original eine episode enthielt, in der die Djmph
den helden von der heimkehr abzubringen suchte und dass hieram
unsere vorliegende erzählung umgearbeitet ist. Dass die nympb
hierbei auf die gefahren der Seefahrt hingewiesen hat, ist sefa
wahrscheinlich, und dem würde des Odjsseus antwort entsprechen
il J' avr*$ ^(^(A d'iwp ivl olvom novnfj
iX^ifOfAM Iv otij&iifirtv fx^^ tttXaiuv&ia dvf&ov»
VV. 225—227 sind flickverse.
Das resultat der Untersuchung ist also folgendes : ein rhapsod
schied aus einer umfassenden nostendichtung die geschieht« de
Odjsseus aus. Er veränderte am anfang vielleicht einiges, was i
direkter heziehung zum vorhergehenden stand und fugte ein kurze
referat hinzu zur aufklärung der situation. Sein original yi kannt
keine abenteuer des Odjsseus zwischen dem Schiffbruch der grie
chischen flotte und des Odjsseus ankunft bei der Raljpso. Uebe
die Schicksale des Odjsseus benutzte der dichter von ^ ein ge
dicht, das er durch eine götterversammlung und eine botscbaft de
Hermes mit dem vorhergehenden, dem nostos des Agamemnon un«
der räche des Orestes verband. Dadurch wurde die zu grund
liegende erzählung verstümmelt und entstellt, A hatte sich mit de
Schilderung des sturmes begnügt, kurz die rettung des Odjrssen
nach Ogjgia erwähnt. Die echte erzählung von des Odjsseus an
kunft bei der Raljpso benutzte er zur botenscene des Hermes. —
Das original von A muss ungefähr folgendermassen erzähl
haben: Odjsseus schiff ist im stürme zertrümmert, seine gefahrtei
sind untergegangen, er selbst rettet sich auf einem halken durcl
Odjssde E. 429
die stannbeweg^ flath nach Ogjgia. Br durchwandert die insel,
Vöatait zur grotte der Kalypso staanend über die Schönheit der
Umgebung, Die njmphe nimmt ihn gastlich auf und lebt bei ihr
im gfenusse ihrer reise. Diese werden ihm allmählich überdrüssig,
und er sehnt sich surück in die heimath. Die Vorstellungen der
njaphe helfen nicht, bis sie ihm die abfahrt bewilligt.
Zeitz. 1^. Wegener.
Soph. Elect. 47:
ayyiXXt (T oQxtip ngogttd'ilg 6&ov¥ixa
kit o^sqi nQOQTt^ile bekanntlich eine menge conjectnren hervorgerufen,
noichst wegen des dativs: aber dass sprachlich gegen diesen nichts
«ttowenden zeigt Arist Av. iOOi vergl. mit Fritzsch. Quaest Lu«
^. p. 113: um igxip recht hervorzuheben ist die etwas auffallende
construction gewählt Aber trotzdem ist hier ein fehler: denn von
diesem ekle ist im folgenden gar keine rede, der pädagog benutzt
ihn gar nicht: nun wird aber im folgenden ich möchte sagen jedes
liier im prolog gesprochene wort weiter ausgeführt, näher bestimmt,
k^cksichtigt Dazu kommt, dass die auffbrderung zu einem fal-
Khen eide ohne alle noth sehr auffallend: es ist klar, von So«
pkokles kann dies nicht herrühren, es rührt vielmehr von dem her,
^^ unt. vs. 59 — 66 eingeschoben und beabsichtigt hat, den Orest ahi
l^cht den auftrag des Apoll nehmend darzustellen. Denn dass diese
Verse anecht sind, zeigt ausser anderem besonders vs. 63 otav So-
AH>«( "EXdwiftv uv^tgy da das nur von einem gesagt sein kann, der
''> frieden aus seinem hause gegangen, nicht ahio wie Orest, s. ob.
^••10: es müsste narglg, iofiok naxqt^ok drgl. gesagt sein. So
^ denn vs. 47 ursprünglich vielleicht wg ittßvfiwg gestanden, woran
^trisch kein anstoss zu nehmen : auf diese weise würde die Wir-
kung von unt. vs. 1452 sehr erhöht werden, üebrigens könnte
^ogit^iCg auch möglicherweise echt sein, wenn ein aU,a oder
*a»a oder ogd-u oder ein anderes adjectiv dieses sinnes dabei stände :
>^ürlich wird dabei die echtheit von vs. 49. 50 festgehalten : dann
^t die ganze erzählung vs. 680 flgg. schön vorbereitet
Emtt von Isutgch.
XIL
Findars zweite pythische ode.
Kaum eiD anderes gedieht Pindan bietet der erklämog lo |
grosse Schwierigkeiten dar wie dieses. Troti der vieUacbsten he-
ntthungen hat bis jetzt noch kein erklärer ein auch nur halbwegs
befriedigendes resultat enielt. Es ist dies um lo befreoMteaderf
als durch Boeckhs Untersuchungen die abfiissungsseit siealicli sichcf
gestellt ist (ol. 75, 4 &= 477), und die danabi an hofe Hiero*
und in Sicilien überhaupt herrschenden Verhältnisse so klar waA
vollständig als man es nur wünschen kann dargelegt sind.
Hiero hatte etwa ein jähr vor der entstehung des gedidit»
(ol. 75, 3) die herrschaft von Sjrakus angetreten; er hatte aoebeo
seine macht an Anaxilaus, dem tyrannen von Rhegium, bewieaev^
dessen versuch sich Lokris zu bemächtigen an sebem eia^fvch
scheiterte. Die Spannung zwischen Hiero und seinem jungem bm-
der Poljzelus, dem Gelo seine gemahlin Demarete und die Vor-
mundschaft über seinen söhn nebst dem Oberbefehl über das beer
hinterlassen hatte, war bereits auf das höchste gestiegen, •• da«
sich der letztere genöthigt sab, zu seinem sdiwiegervater Ther»
nach Agrigent zu fliehen; der krieg mit dem letitereo staiid ia
■aber aussieht. Hieros herrschaft fehlte es also weder an kriege-
rischer thätigkeit noch an kriegsruhm. Er galt bereits mit reebt
fur den mächtigsten fursten der insel. Beliebt war er aber nicht;
denn es scheint, dass schon frühe die schlimmen selten seiner utor
hervortraten, die, von ehr- und gewissenlosen höfiingea aoage-
beutet, den anfenthalt an seinem hofe und in Sjrakus überlMwpt
für freigesinnte und selbstständige manner unbehi^lidi, ja wohl
gar gefthrlich machten. Die eigenmächtigkeit und gewalttUltigkeil
1
Pimfaros. 4SI
«■ftretens mimte bei dem voike, dem das biedere , leatse-
Hge benehmeo Gelos Docb in dankbarer erinnerung war, einen
üblen eindruck macben und wobl auch revolutionsgedanken wach
Tfifen. Diodor erzählt uns (ii, 67): ^v xal ftXdgpfQog *ai
ßkuog xat xad-oXov r^g &nX6tfiTog xal »aXoxä/a&fag räSiX^ioS
okkm^HiTawg. 3$i *ai nXifotig rt^tg u^dsraaO'ak
ßovXofAivo^ naQaxariaxop tag iSlag oQf&äg Sm rijv FiXutvog
iolay xal jtiv tlg tovg anavtag S^x^Xmiag ivvotaw. Diese Unzu-
friedenheit dei Volkes, die dem fürsten nicht entgehen konnte,
■unte ihrerseits wieder dazu dienen, seiner neigung zum miss-
tnuien nahrung zu geben. So bürgerte sich an seinem hofe mehr
snd Mehr jenes spionirsjstem ein , das einen trüben schatten über
leioe sonst ruhmreiche regierung wirft und ihm gerade den besten
tMI seiner mitbürger und Zeitgenossen entfremdete.
Unter solchen Verhältnissen wurde die vorliegende ode ge-
Mtet Man sollte . meinen , sie müssten zum verständniss des
gedichtes ausreichen. Wenn dasselbe noch besondere Vorgänge zur
Tonitssetzung hätte, so dürfte man wohl erwarten, dass uns dar-
über spedelle mittheilungen von den alten erklärem überliefert
worden wären. Dies ist aber nicht der fall.
Dass das gedieht einen sieg Hieros, und zwar einen wa-
gttiiieg feiert, hätte angesichts der einleitenden verse (1 — 12)
hick bezweifelt werden sollen. Dass dies allerdings kein an
ciiett der vier grossen nationalspiele davongetragener war, hat
Bseckh nachgewiesen. Ob wir aber mit ihm an einen sieg in den
ttebaaisdien lolaeen oder Herakleen zu denken haben, muss dahin-
geitellt bleiben. Jedenfalls haben wir es mit einem ge-
iegeobeitsgedicht zu ehren des siegreichen Hiero
10 thun. Dies werden wir vor allem festzuhalten haben. Wir
hilten deshalb jed^e erklärung für unrichtig, welche unser gedieht
entweder zu einer Strafpredigt stempelt, oder für eine samm*
long von guten lehren und rathschlägen ansieht, die
man mit mühe und noth, aber nicht ohne gewaltthätigkeit zu einer
wenigstens äusseren einheit zu verbinden verstand. Das letztere
widerstreitet durchaus dem character eines des Pindar würdigen
kmntwerks, von dem man mit recht erwarten darf, dass es die
MiQ^eschichtlicfaea zustände, die seine Voraussetzung und zugleich
Miiieo inhalt bilden, zu einer würdigen einheitlichen idee ver«
4S2 Pindaroi.
knüpfen und in ein höheres licht verklären wird. Die
hingegen , das« Pindar den aiiftrag für fliero ein siqpealied
dichten so habe missbrauclien dürfen, dass er ihn vor
von festgästen an den pranger stellte, indem er iha aetae fiekkr
vorhielt und ihn vor der ausfuhrung schlechter ahaichteo wamli^
ist so ungeheuerlich, dass man sie gar nicht für möglieh baltn
würde, wenn sie sich bei der erklärnng der pindariachea gedieht«
nicht thatsächlich oft genug geltend machte. Solche Unmöglich-
keiten sollten doch endlich einmal aus den conuaentaren Piadan
verschwinden. Die oft gehörte berufung auf die freimüthigkeit
der alten und Pindars insbesondere macht die sache nicht
Auch die alten waren menschen wie wir; auch sie hatten
und ehrgefiihl wie wir und Hessen sich nicht vorwürfe über ikr
sittliches verhalten ins gesiebt schleudern, ohne lu errötheo, weaa
diese berechtigt waren, ohne sie mit aller entschiedenheit mnriek«
zuweisen, wenn sie unberechtigt waren. Und Hiero wäre gaai
gewiss der allerletzte gewesen, der so bedeutende kosten
gewendet hätte, um sich unter grossem pompe vor der
ner unterthanen von einem dichter den text lesen zu
Auch die hinweisung auf den von Pindar allerdings wohl c^
kannten göttlichen beruf des dichtere ahi eines sehers und prteiten
kann hiefiir nicht zur erklärung dienen. Denn die betziehaag
eines dichtere zu einer festfeier war eine durchaus freiwillige
sache, und für 6inen dichter, der sein amt nicht ohne verletzoB|[
des auftraggebers glaubte ausführen zu können, gab ea jedenfüh
immer drei andere, welche zur Übernahme bereit waren, ohne la-
gleich einen missklang in die festfrende zu mischen. Die aoalogts
mit unsern geistlichen, welche ja auch oft genöthigt seien, dsa
mächtigen bittere Wahrheiten zu sagen, wurde nur dann passes,
wenn diese nicht kraft ihres amtes oft auch da reden müsateo, we
sie nicht aufgefordert werden. Kurz, — Hiero wollte von
Pindar lobgedichte und siegesgesänge, und lohge-
dichte und siegesgesänge auf Hiero hat Pindar ge-
dichtet.
Sind diese bemerkungen begründet, so fallen so ziemlich alle
bisherigen erklärungen des gedichts. Zunächst werden wir die
Boeckbs und Dissens aufgeben müssen. Der entere bezieht dM
gedieht auf den kri^ Hieros mit Poljzelus und Thero^ auf die
Pindaros. 4S8
D, die Hiero angeblich gegen du leben seines binders
Poljidna nncbte und auf das bestreben Uieros die Demarete in
■eioe gewalt zn bringen. In Izion, der zuerst verwandtenmord
begaiq^ und die gemahlin des Zeus begebrt habe, solle Uiero
■em warnendes gegenbild erkennen. Der letzte tbeil des gedicbtes
aber aei xnr bekänpfung der höflinge bestimmt, die zum unge-
reebtea nnd verderblichen krieg riethen. Die einheit des gedicbtes
wird hier allerdings gewahrt, dagegen verträgt sich, auch abge-
sehen von der unberechtigten parallele zwischen Hiero und Ixion,
dm lob der kriegerischen tugenden Hieros, wie schon Hermann
«sd Momowen hervorgehoben haben, schlecht mit der abmahnung
fOQ einem krieg, und endlich hätte Pindar kaum ein schlechteres
wttd wählen können, den Hiero g^^ seine höflinge misstrauisch,
ach selbat aber wieder geneigt zu machen, als indem er ihn der
icUÜBmsten verbrechen beschuldigte. — Nicht viel verschieden
lueron ut die Dusensche erklärung: das gedieht schildere das ideal
«DCS fiirsten, der macht mit Weisheit vereinige. Hiero besitze
ik erstere^ ermangle aber der letzteren. Er werde deshalb zwar
wegen seiner macht gepriesen, zugleich aber, theihi durch das bei«
ifiel Ixions^ dessen frevel ihm nicht fremd seien, theihi direct zur
wdsheit ermahnt — Kinen ganz andern w^ schlägt Hermann
ob: das gegenbild Izions sei nicht Hiero, sondern vielmehr sein
gcgaer Anazilaus von Rhegium, der feind der Lokrer. An ihm
nige sich, wie die uodankbarbeit bestraft werde und eine der
Weisheit ermangelnde macht in sich selbst zusammenstürze. Hiero
digcgen werde geriihmt wegen seiner unvergleiclilichen macht und
Weisheit, welcher auch schmähsüchtige, wie Baccbylides, nichts an-
tahaben vermöchten. Während Pindar hiemit seinen g^ner Bac-
ebjlides zu verdächtigen suche, warne er im letzten tbeil den für-
slen überhaupt vor den einflüsterungen seiner unehrlichen höflinge
■nd betone dagegen seinen eigenen ehrenhaften und wahrhaftigen
character, durch den er sich auch den beifall Hieros zu erwerben
hoffe. So im wesentlichen auch Mommsen, nur dass dieser noch
weiter geht und den letzten theil (von v. 73 an) vom gedichte
ganz lostrennt, da er Privatangelegenheiten behandle und gar nicht
sum öffentlichen Vortrag bestimmt gewesen sei. Beide letztere er-
klarungen sind unhaltbar, weil 1) durch sie die einheit des ge-
diehts aa%ehoben wird, 2) der beweis nicht geliefert ist, dass
Fhilolc^us. XXXV. bd. 3. 2ft
434 P'tniwog.
Aoazilaus dem Hiero zu dank verpflichtet geweieo sei, S) dai k*
beo des ADazilaus keine ähnlichkeit mit den frevein des Izion uf-
weist, und endlich 4) Anazilaus fur Hiero und seine herrMkaft
keineswegs von solcher bedeutung* war, dass seine bekämpfuBg in
den mittelpunct eines siegesliedes hätte gestellt werdeo können. —
Richtige und gesunde gedanken über unsere ode finden sich ohne
zweifei bei Härtung. Was er über das an Hieros hofe herrschende
Spion irsjstem, über die natur der kläffer, die sich auch den edelstes
an die fersen hängen, und die beste art sie los zu werden, endlich
über das wesen des neides sagt, der sich selbst^ bestraft , das ist
alles ganz in der Ordnung. Allein — es sind das nur einzelne
momente, durch welche der reiche inhalt des gedichtes noch kei-
neswegs erschöpft wird, und überdies hat es Härtung UDterlassen,
sie auf eine innere einheit zurückzufuhren. — Gans anders ver-
fährt der neueste ausleger, Leopold Schmidt. Das gedieht neint er,
sei gar kein siegeslied, sondern eine absageepistel auf eine as
Pindar ergangene einladung zu einem besuch in Sjrakus. Die
bekannte von Pindar dem Simonides gegebene antwort mache es
wahrscheinlich, dass sich Pindar erst nach wiederholter einladong
entschlossen habe, an den tjrannenhof zu kommen. Es dürfe aber
gerade die abfassungszeit unserer ode, kurz nach Hieros thronbe-
steiguog, für die erstmalige einladung der passendste xeitpunct
gewesen sein. Schmidt gibt uns auch die motive der eioladnng'
an: der fürst wollte dem dichter ein asjl gewähren, da diesem
nach seiner vermuthung der aufenthalt in Theben, wo sieb gerade
damals das demokratische dement immer breiter machte, iinertriig-
lich sein musste. Der dichter belehre ihn aber In diesem absage-
brief eines andern : er komme nicht, denn einerseits fiirehte er sich
in so nahe persönliche beziehungen zu dem mächtigen furstea zu
treten, andererseits finde er es unter seinen mitbürgerb gar nicht
so unbehaglich. Jenes sage er durch die mythische partie, dieses
durch den zweiten theil des gedichts. Der Ixionmjrthus habe also
sein gegenbild in Pindars eigenen Verhältnissen, doch so, dass der
dichter die nachtseite des mjthus dazu benutze, um die geg^wart
damit in contrast zu setzen: er wolle nicht das Schicksal Ixions
theilen, der sich in unmittelbarer nähe seines höchsten gönners
sonnte und darauf den schmählichsten fall that. Freilich theile er
dessen sinnesart nicht; denn während Ixion ein verwaodtfloaorder
r
1
Plndaroff. 4S5
«wi ibematbig gewesen sei, habe er gerade die entgegengesetzten
dgenaebaften der dankbarkeit, friedfertigkeit und genügsam k ei t.
IMese worden dann im zweiten tbeile nachgewiesen. Die ver-
knäpfuDg beider theile biete dem verständniss allerdings einige
lebwierigkeiten dar, indem sich v. 54 ff. auf ein uns unbekanntes
feryUtniss beziehe, da wir nicht mehr anzugeben vermöchten, wer
der „zweite^ Archilochus war, dessen Schicksal Pindar zu theilen
(drehte. Jedenfalls aber lasse er sich durch das Schicksal „eines^^
Arehilochos von Schmähungen abhalten. Schmidt enthält uns auch
den grund nicht vor, aus dem Pindar sich daran erinnert: Hiero
habe von ihm die bekämpfung des thebunischen demos verlangt
Diese zumathung werde durcJi die bebauptung zurückgewiesen, dass
«11 gerader character es unter jeder staatsform auszuhalten ver«
n5ge. So drelie sich also der zweite theil um Pindars verhält-
■iss za seinen mitbnrgern , der erste um das zu Hiero , und beide
vereinigt gäben eine beschreibung seiner Stellung, insoweit sie auf
seinen gegenwärtigen entscbluss von einfluss gewesen sei. Zur
beortheilung dieser auslegong war es nöthig sie ausfuhrlich dar-
sulegen; jedenfalls gebührt ihr das verdienst der neuheit Es will
swar noch manches hier nicht recht zusammenstimmen; so sieht
WUM namentlich nicht recht ein, weshalb denn Pindar das Schicksal
Izions so sehr furchtet, wenn er doch so zuversichtlich behaupten
kam, dass er keine einzige von dessen schlechten eigenschaften
bat, ja, wie der nachfolgende katalog beweisen soll, ein wahres
togendmuster ist. Aber jedenfalls macht diese erklärung dem vor-
ftellungsvenndgeo ihres Urhebers alle ehre, und es ist nur zu be-
klagen, dass uns die schollen über alle die puncte, auf denen die-
ses schöne gebäude beruht, hartnäckig jede auskunft verweigern:
kein wort von einer einladnng, kein wort von einer ablehnung,
kein wort von dem erhaltenen auftrag die thebanische demokratie
sa bekämpfen, kein wort davon, dass es in Theben oder anderswo
eiaea zweiten Archilochus gegeben habe. Vielleicht gelingt es
Scbnidt noch, belege for all diese hjpothesen aufiiufinden; bis da-
hin können wir seine erklärung fiir nichts anderes halten, als für
ein phantasievolles gemälde, das eine Widerlegung uumöglich
nackt« — Doch, um zur sache zu kommen, vergegenwärtigen wir
ans kurz zunächst den inhalt des gedichtes.
28*
4K6 Pintfarotf.
Sjrakoi, dem kri^eriacbeD Aresvolke , der itadl
steter mäDner und rosse, bringt der dichter die erfrealiehe kus«
von einem sieg mit dem rasselnden Viergespann. Die sladt ver
dankt diesen neuen schmuck Hiero, dem lieblinge der götter, den
wenn er zu Poseidon betend den glänzenden wagen besteigt, i^
temis selbst und Hermes die füllen anschirren (v. 1 — 12 ji;^
o(fnov).
Jegliches verdienst muss aber sein lob finden; so preisen die
Kyprier den Kinjras, den liebling Apollos. Denn die ehrerbieti(|[e
dankbarkeit treibt es, sich zur erwiederung fiir empfangene wohl-
tbaten ii^end einen ^) ausdruck zu geben , und so preben deoo
auch die Lokrer den Hiero, weil er ihnen ruhe vor den feindeo
verschafft hat (v. 13 — 20 ägxa)' ^^^ m&n den woblthäter ehreo
muss, zeigt auch die strafe, welche den Izion traf, der, undankbar
für die von den Kroniden erhaltenen wohlthaten, sich frevelhafter
weise über das ihm beschiedene mass erhob und deshalb zur strafe
von den göttern so tief gestürzt wurde. Denn die gölter könneo
alles, was sie wollen; ihrer macht ist jeder unterworfen, wer er
auch sei (v. 21 — 52 ofitg>al6g).
Gewarnt durch das beispiel des Archilochus will ich zwar
nichts schlimmes sagen, aber das muss ich doch aussprechen, da«
nur die mit Weisheit verbundene macht wahres lob verdient (?•
52 — 56 fjniaxatatgond).
Darum muss man den Hiero wirklich glücklich preben, del
1) Friedericlis ging mit recht wieder auf die vulgata noi nt^os to
rück, erklärt sie aber falsch; denn noi wird nirgends für irov ge
braucht. Als object zu aytt hat man aus qiktor apri igytap za ent
nehmen rovc fviQYkmi^firtag ^ wenn man es nicht lieber absolut fasst
die dankbarkeit treibt, drängt. Das ziel des treibens wire
durch noi angegeben: irgendwohin d. h. sie will irgend eines
ausdruck haben, um etwas an die stelle der wohlthaten zu setzen;
und wenn die mittel zu anderer Vergeltung nicht da sind, so findel
die y<^^*f ihren ausdruck eben im wort . im lob , im vftmo^ «rn/iji
(y. 14). Diesen gegensatz von thaten una werten hat auch der scho-
liast erkannt: ngokvtQytni^th vno *iiQo>tfog yvp dfnißiTat ahoy roii
vfit^o^t xai tyxufiiotg. aVrf yuQ iQyan^ f X^9^^ äyit to¥ noffTifV
tlg 10 liytn^ xai vfAvtly, ^to$ 6 fiKtHg, Dies liegt aber im wesen
der x^Q^^y denn sie ist ontCofiit^a d. h. voll ehrerbietung. Dieses bei-
wort findet seinen bedeutsamen gegensatz v. 28, wo die vßQH als die
quelle der Undankbarkeit Ixions genannt wird. Spiegels &st allge-
mein angenommene cocjectur noivkfAog ist also überflüssig; überdies
dürfte es auch zweifelhaft sein , ob no»Vi/uoc überhaupt in dem hier
angenommenen sinn von dankbarer Vergeltung vorkommt.
\
PindariM. 487
M lidrt nr hohe macht darcb seine kriegsthaten errungen hat,
miem aoch durch weiiheit sich auszeichnet. Möge er dies lob
framdlich aufnehmen und immer mehr zur wahrbeit machen, indem
« in der sehwierigeo Stellung, in der er sich beBndet, den Rhada-
nanlhjs nachahmt und unbeirrt durch trug und list schlechter men-
lehta, den hohen werth wackerer manner erkennt, die jeder Staats-
nrfmsung sogen bringen (v. 57 — 88 (ffQayfg).
Man muss sich in die Verhältnisse, wie sie die götter unab-
iwlerlich festgesetzt haben, fugen; denn unzufriedene widersetzlich-
lieit bringt nur schaden und ist deshalb die höoluite thorheit Sol-
cher leute Umgang muss man vermeiden (v. 88 — 96 lioStav).
Die gruppirung des Inhalts lasst sich also in folgender weise
ireranschaulichen: 12 4. 8 -f 32 -f 4 -f 32 -f 8.
Kann man schon aus dieser kurzen Zusammenfassung den
ideengaog des dichters einigermassen erkennen, indem man daraus
sieht, dass das g^nze gedieht in zwei grosse gruppen zerfällt, von
d^nen die erstere, der mythische tlieil, zeigt, dassHiero gelobt
werden muss, wahrend die andere das lob selbst enthält, so
werden wir doch erst dadurch einen sicheren aufschluss über die
tetidenz des dichters gewinnen, dass wir die einzelnen fingerzeige,
^e er uns selbst für das richtige verständniss gibt, aufsuchen. Es
ht ja eine bekannte thatsache, dass Pindar in der regel durch
l^arie, nicht misszuverstehende Sentenzen uns gleiclisam Wegweiser
Sa den anfang oder schluss grösserer, besonders mythischer partien
stellt, welche dazu bestimmt sind auf das vorausgegangene und
sacUblgende ein heHes licht auszustrahlen, damit der leser durch
4ie verschlungenen pfade der dichtung sicher den weg zu dem
Von dem dichter ins äuge gefassten ziele finde. An solchen Weg-
weisern fehlt es auch in diesem gedieh te keineswegs.
y. 17 ist gesagt, dass es die dankbarkeit treibt, empfangene
Wohlthaten voll ehrerbietung zu erwiedern; und v. 24 wird aus-
^Hieklich noch hinzugesetzt, dass es auch ein göttliches gebot
sei, dem woblthäter dank zu erstatten, und dass seine Übertretung
^OQ den göttern gestraft werde. Beweis dafür ist Ixion. Nacb-
^^n dessen frevel als Undankbarkeit gegen die Rroniden, die ihn
s^it wohlthaten überhäuft hatten, characterisirt worden, wird v. 34
'streb den allgemeinen satz, dass jeder das ihm beschiedeoe mass
488 Pindaro«.
beachten müsse, als die quelle seiner Undankbarkeit die 3berli(
bang bezeichnet, wie auch v. 28 die vßQtg als der grund mh
Unglücks genannt wird, in leicht erkennbarem gegeosatsc zu v. i
Eben weil die Undankbarkeit ihrem wesen nach vßgtg ist, tri
sie die nothwendigkeit ihrer bestrafung in sich. Denn nor i
götter sind in ihren bestrebuugen unbeschränkt, wie auch ili
macht eine schrankenlose ist (v. 49 ff.), den menschen aber
ein bestimmtes mass gesetzt, wer von ihnen über seine verfaä
nisse hinausstrebt , wird von den göttern gedemüthig^t (ittpi^f^on
tkV* ixttfjitfff ßQOJwv V. 51), wie diese andern wieder unvergM
liehen rühm verleihen. So schliest der m^hos von Ixion ab. 1
kann also über seinen sinn kaum noch ein zweifei obwalte
Ixion soll ein beispiel dafür sein, wozu die Undankbarkeit föh
die ihrem wesen nach nichts anderes als vßQtg ist, als solche al
gegen die von den gottern garantirte weltordnung verstösst a
deshalb auch göttliche strafe nach sich zieht Der dichter l
leuchtet aber die handlongsweise des Ixion noch von einer andc
Seite: nachdem er sich durch die erinnerung an das geschick i
schmähsüchtigen Archilochus von einer weiteren bekampfung d
v^(q>Qov§g hat abrufen lassen, fährt er v. 56 mit dem satze foi
„nur der mit Weisheit verbundene Wohlstand ist ein wirklicli
gut'^ Man hat diese werte bisher auf den Archilochus und m
geschick bezogen. Schwerlich mit recht. Denn bei diesem 4(001
nicht nur von einem mit Weisheit verbundenen Wohlstand kei
rede sein, sondern überhaupt von keinem Wohlstand. Wir sii
also genÖthigt zur erklärung weiter zurückzug^ifen und an*
diesen ausspruch mit dem vorausgegangenen mythus in verbindoi
zu setzen. Ich will, sagt der dichter, in erinnerung an das k
des Archilochus nicht weiter harte reden über die v^fdpqovtq fi
reu ; aber das muss ich doch sagen (v. 56 if) , dass nur d
Wohlstand, der mit Weisheit gepaart ist, ein wahres gut genai
werden kann. Damit wird also die handlungsweise des Ixion :
gleich als der Weisheit ermangelnd d. h. als thorheit beceichi
wie dieser auch v. 37 mSq^q uvijq heisst. Er ist also nicht fa
das Urbild eines undankbaren und übermüthigen, send
auch das eines t boren. Hier setzt nun der dichter ein, um
gegenbild zu bringen: Hiero dagegen ist im besitz der hödis
macht und Weisheit zugleich. Damit ist der Übergang
PiodarcNr. 439
im lub d« furaten selbft gemacht Der sdiwerpunct des lobet
■nss nach dem vorausgegangeoen offenbar in dem preia seiner
weuheit Vttgea. Wir sind also begierig zu boren, worin er sie
kwibrt. Um unsere aufmerksam keit aufs höchste zu spannen,
bricht aber der dichter nach der erwäbnung der früheren kriegs-
tlutten Hieros gerade an dem puncie ab, wo er die ßovXal nQiff"
ßvuQOk berührt, die den rühm des fürsten zum abschluss bringen
flolleo (?. 65). Er präludirt gleichsam zuerst, ehe er den lobge-
nog io yollen tonen dahin rauschen lässt. Das präludium hat aber
sugleich den besondern zweck über den character des nun folgen-
^ iobliedes zu belehren. Es singt zwar von Weisheit und kommt
ilio in friedlichem gewande phönicischer waare gleich, aber es ist
lenooch ein lied, wie es Hiero verlangt hat, ein achtes reiter-
ad ritterliedy das mit recht in der kriegerischen äolischen weise
rtönt; denn von kämpf klingt es wieder von anfang bis zu ende,
ad so hart ist derselbe, dass der dichter es angemessen findet,
a wort der ermunterung an die spitze zu stellen: yivot^ otog
^ci fuid^fjiv (v. 72), was wir am besten mit den worten wieder-
sben, mit denen Bertha im Teil den Rudenz zum ehrlichen kämpfe
1 stärken sucht: seid,
wozu die herrliche natur euch machte:
gl. Cic ad Fam. IX, 14, 6: ie imUert oportet , tecum ipse cerles.
Qschwirrt von Schmeicheleien, lügen und ranken schlechter men-
heo, die sich in ihrer frechheit durch nichts hindern lassen und
«li jedem misslungenen versuch ihre angriffe erneuern, soll Hiero
a königlichen und richterlichen amtes warten und wie Rhada-
iQfhys stets das rechte finden. Und er bewährt sich; denn er
' auch ein uya&og, und so gilt auch von seinem Staate das
Art: udvpura (T Inog inßaXflv »Qaiaiop Iv äyad^oTg io'hov
rroV (v. 81). Machtlos gegen die guten prallen die angriffe der
blechten nur auf sie selbst zurück; denn Hiero kennt die art
d kampfesweise der guten und weiss den werth, den sie fiir
ie Staatsverfassung und auch für die tjrannis haben, wohl zu
bätzen. Damit ist das lob des Hiero als eines (fofog und aya-
ig vollendet. Merkwürdiger weise kehrt nun aber der dichter
88 zu demselben gedanken zurück, mit dem er den mjthns von
too abgeschlossen hat und wiederholt ihn zum theil sogar mit
üiielben worten (vgl. v. 89 tot' avd^ iiiqokg fiaixiv fUya »Siog
440 Piodarof.
nit V. 52 hiqoi/Ok ii xvSog dyiigaw TtagiSwu)* Ein
hinweis auf die bedeutuog desselben für das ventaadaiM im gM-
leo gedichts. Die Betrachtung des sturxes Izions von aeiMr gttp
tergleichen höhe in die tiefste erniedrigung hat den dicfaler «f
den gedanken gefuhrt, dass die göttliche allmacht sich in den ge>
schicken der menschen offenbart und iwar als eine widerataaUsii.
und nun beim abschluss des lobes Hieros spricht er die
aus : „man darf gegen gott nicht streiten, der bald den bald Jen«
erhöht^^ im unmittelbaren anschluss an den sata, dasa die gotm
sich mit jeder Staatsverfassung vertragen, kann biemit nichts
deres gemeint sein, als dass alle Staatsformen göttlichen
sind, dass jede änderung derselben von dem willen der gotthat
abhängt, und dass ein angriff auf eine bestehende staataform cii
angriff auf die gottheit selbst ist. Ahi abschluss dea lobes Hiem
aber, ahi eines weisen und guten fürsten, muss dies gaax besondcn
auch von dem göttlichen rechte der tyrannis veratandea werdes,
und von dem göttlichen schutxe unter dem Hiero peraoolich steht
Es können also unter denen, welche dennoch den thörichten ver-
such machen, sich gegen die gottheit aufiulehnen (t. 89 f.) nur
politische parteien verstanden werden, welche die Wahrheit itm
mahnwortes, dass es segen bringe, das angelegte joeh dea nacko»
leicht zu tragen (v. 93), dass es dagegen ein schlüpfriger wq^
sei, gegen den stachel zu locken (v. 94 f.), noch nicht
und deshalb in thörichter iiberhebung sich selbst ins
stürzen (v. 90 f.). Von der gemeinschafl mit dieaen sagt sich der
dichter, der so klar erkannt hat, worauf das wohl der eiaielm
wie ganzer Staaten beruht, aufs entschiedenste los mit dea hkr^
liehen schlusswort: „in fireundschaft mit den guten will ich MeiF
(v. 96).
Man sieht, das ganze gedieht dreht sich um die grossea ge-
gensätze von dankbarkeit und Undankbarkeit, ehrerbietiger
denheit und frevelhafter überhebung, göttlicher macht nod
lieber ohnmacht, Weisheit und thorheit, guten und schledrtm.
Man sieht ferner, dass diese gegensätze im zweiten theil des ge-
dichts eine concretere gestalt annehmen, indem sie auf das geUit
des Staatslebens beschränkt werden , wo sie in hartem kämpfe ai-
einander gerathen und den Hiero umtosen, dessen peraoa aiek ii
Piodaro«. 441
lialMBer nibe fiber dea streite der parteien Rbadamanthjrg gleich
iporiiebt
Wen Beint aber der dichter damit? Die einleitang
ird UM dariher mufaeh\uu geben. Der kriegsliebeoden bevfilke-
Dg von Sjrakufl hat die ritterliche gescbicklicbkeit und die fröm-
gkeit des Hiero soeben neuen siegesruhm gebracht Sollte sie
■ dafür nicht dankbar sein? Sollte sie nicht das beispiel der
rprier und der Lokrer uachahnien? Und dennoch gibt es unter
len undankbare, die über die herrschaft des Hiero murren. Den
kin gleich geniessen sie zwar die ihnen su theil gewordenen
ihlthatea, lassen sich aber dadurch sur uberhebung verleiten, so
n sie dinge begehren, die über das ihnen beschiedene mass hin«
sliegen. Die gottlosen! Wie Ixion werden auch sie für ihren
ermuth bestraft und tief gestürzt werden. Denn die götter dul-
a nun einnuil keine Störung der von ihnen gesetsten ordnoi^
4 geben macht und ansehen, wem sie wollen. Der dichter will
cht weiter schlimmes über solche bestrebungen sagen — das loos
■ schoMhsüchtigen Archilochns schreckt ihn — , aber das kann
nicht verschweigen: die Weisheit geht diesen undankbaren ab
d deshalb werden sie zu fall kommen. Hiero dagegen besitzt
tisheit im höchsten grad, und darum besteht sein thron. Das
tgenbild Ixions ist also der unzufriedene theil der
rakusanischen bevölkerung, das abbild der Kro*
den der anf festbegründetem, dorch Weisheit ge-
ätztem throne sitzende Hiero.
Mit diesem gegensatz hat es der zweite theil offenbar nicht zu than,
handelt sich hier um keinen feindlichen angriff gegen den fünten
bat, sondern um den versuch ihn durch anwendnng von schmeichele!
1 schlechten künsten zu gewinnen für unedle zwecke, für unter-
Icknng der tv&pyXw(f(fo$ avdgtg, die mit unrecht als feinde des
iten hingestellt werden. Die ränkespinner haben wir natürlich
der nächsten Umgebung des fürsten zu suchen — es sind die
flinge. Zu der zahl der angefeindeten aber und verläum-
en werden wir alle diejenigen zählen müssen, die sich noch
ten freien, männlichen sinn bewahrt hatten und eben deshalb de-
II , welche die tjrannenberrscbaft zu ihrem privatvortheil ans-
itin wollten, ein dorn im äuge waren. Dazu gehörte aber der
abhiogige and aristokratisch gesinnte dichter, der freund Theros^
442 Pindarofl.
gerade so gut wie die stolzen doriscbeQ manner dei Tolkei, tut
sich noch der besseren zeiten erinnerten und, wenn sie audi die
herrschaft Hieros anerltennen mochten , doch keineswegs gesoonm
waren, sich zu knechten und sklaven erniedrigen zu lassen. Die |
unehrlichen bestrebungen der höflinge scheitern aber an der Weis-
heit und tüchtigkeit Hieros, und dies ist das hohe lob, das 4ea
fiirsten ertheilt wird.
Wir haben also in beiden tbeilen des gedichtes eioeo kaapf
politischer parteien; im ersten einen kämpf gegen Hiere»
im zweiten um Hiero; im ersten erhebt sich die unzufriedene de»
mokratie gegen die monarch ie, im zweiten bekämpfen die
absolutistisch gesinnten höflinge die aristokraten; im er-
sten kämpf offenbart sich eine undankbare gesinnung, im zweites
eine unlautere, beiden gemeinsam ist die thorheit: jene sebei
nicht ein, dass sie gegen den liebling der gotter kämpfen (?gl.
y. 9 — 12 mit v. 52 und 89), diese verkennen, dass sie mit ihres
künsten unter guten männem nichts auszurichten vermog^. Beide
widerstreben in ihrer thorheit einer göttlich gesetzten Ordnung «ad
müssen deshalb zu schänden werden. Denn nur diejenige msdit
hat bestand, welche mit Weisheit gepaart ist, und das ist die madit
Hieros. So li^ also der schwerpunct des gedankenoompleiei
auch wirklich in der mitte des gedichtes: to tA^vuTv <fl 0ip
7vxa notfiov aotpCaq uq^ctov (v. 56), und das ganze gedieht iit
in der that, was es sein sollte, ein loblied auf den fdrsten, demea
person durchaus den mittelpunct bildet, obwohl es des dichten ftiia
kunst verstanden hat, bei dieser gelegenbeit ancb den verdädid-
gungen entgegenzutreten, zu denen seine aristokratische gesinnaif
und die freundschaft mit Thero den höflingen willkommenen stof
geboten haben mochten. Diese rechtfertigung diirflte aber bei
Hiero um so mehr eingang gefunden haben, je mehr er sich freaes
musste über die glänzende vertheidigung seiner herrscliaft geges-
über den unzufriedenen elementen in Sjrakus, die seine beBorgBii>
jedenfalls in viel höherem grade erregt hatten, als die bei ib^
verdächtigte aristokratische gesinnung des dichten selbst Dara>
aber dürfen wir nicht zweifeln, dass Hiero, als er das gedid»^
hörte, und mit ihm alle Syrakusaner, jedenfalls rascher und sicher^
als die neueren herausgeber erkannt hat, wer das gegenbild IzivO*
sei. Wenn auf einem öffentlichen platze von Sjrakiis der cb^'
Pindaros. 443
n der dankbarkeit der Kjprier und der Lokrer sang und dann
in der Undankbarkeit des mit wohltbaten überhäuften Ixion^ so
onnte sieber niemand darüber im zweifei sein, dass mit letzterem
iejenigren gemeint seien, die siegesfest auf siegesfest feierten und
riumpb auf triumph und dennoch über die berrschaft des siegers
lurrten. Diese parallele springt augenblicklich so sehr in die
ogeo, dass man gar nicht einmal nötbig bat darnach zu fragen,
^ sich auch die einzelnen züge des mjthus mit der Wirklichkeit
icken oder ob sie blos poetische zu that en sind. Dennoch dürfte
locher bei dem verwandtenmord Ixions , wegen dessen er von
^8 entsühnt wurde, an aufstandsversuche, durch welche das land
t bürgerkrieg bedroht wurde, die aber Hiero gnädig verziehen
•te, denken, und bei dem angriff desselben auf Hera an einen
I der demokratie beabsichtigten Umsturz des thrones selbst^ an
I Hiero ein recht zu haben glaubte, wie der mann an seine
tin. Der bericht Diodors würde eine solche beziehung wohl
btfertigen. Doch mag diese letztere vermuthung richtig sein
ir nicht y unter allen umständen wird man daran festzuhalten
«n, dass wir bei dem Ixionmythus an den unzufriedenen theil
sjrakusanischen Volkes zu denken haben. Ist dies aber der
, dann lässt sich nicht mehr in abrede stellen, dass auch der
eite theil in seinem ganzen umfang eine directe em-
hlung des siegers ist and gar nichts enthält, was nicht in
mittelbarster beziehung zu der bau ptidee stände. Denn wenn
iros macht als eine mit Weisheit gepaarte geschildert und zu
I forsten das feste zutrauen ausgesprochen wird , dass er diese
isheit auch den einflüsterungen seiner unlauteren höflinge gegen-
r zeigen werde , so lag darin nicht blos eine auffordern ng an
ro den immer und immer wieder gegen den dichter und seine
innungsgenossen vorgebrachten verläumdungen sein obr zu ver-
iessen, sondern zugleich ein trost für das volk, das, wie es
ler und mit recht geschiebt, die Umgebung des fursten für des-
baltung und anordnungen jedenfalls noch mehr verantwortlich
hie als diesen selbst. Hieraus ergibt sich aber die innigste
bindung des zweiten theils mit dem ersten. Denn wurde eine
;he hoffnung Öffentlich von einem durch den fiirsten selbst be-
Iten chor ausgesprochen, so lag darin gewissermassen eine of-
eille erklämng Hieros gegenüber dem murren des Volkes, dass
444 Pindarofl.
von nun an den treiben der camarilla ein riegfei Torgesdiobeo aeia
solle, ond dass er den bohen wertb, den wackere and garadaiaoige
biirger für jede staatsverfaMung baben, aucb für die ajrakaaaoiBcbe
biemit feierlich anerkenne.
Ist diese anscbauung ricbtig, dann ist aber der dicbter u
dieser ode seinem boben berufe ein verkOndiger der gdttlicbeo
wabrbeit zu sein und die im leben sieb scbroff bekimpfenden ge-
gensätze zu versöhnen und in einer höheren einheit auszogleicbea,
in einer so glänzenden weise gerecht geworden, dass ihr kaum
eine andere in dieser hinsieht an die seite gestellt werden kann:
er hat die berrschaft Hieros auf eine feste ethische grundlage zu-
rückgeführt und die auflebnung gegen sie als eine frevdbafte ober-
bebung und auflebnung gegen die göttliche ordnui^ aufs scbarfiite
vernrtheilt (1. theil) — und damit sich gewiss ein recht mat das
vollste lob des fursten erworben. Andererseits bat er aber auch
dem Volke die genogthuung gewährt, dass in gegenwart Hieros
selbst vor der versammelten Doriergemeinde in feieriicbster weme
anerkannt wurde, dass aucb die fürstengewalt höheren aittlicbea
gesetzen unterworfen ist, und dass auch der syraknsaniscbe stast
deshalb noch räum habe für den wackem geraderedeadeo bmob
(II. theil). So ist das recht beider anerkannt, und Pindar bat mA
im vollsten sinn als lebrer und mittler zwischen fürst and volk
bewährt. So weit es an ihm lag, ist die Versöhnung gestiftet;
das siegesfest ist zugleich ein friedensfest geworden. Pindara ttt-
tig^eit war also ähnlich wie die jener seher, von denen das grtne
altertbum erzählte; und wie das andenken des Bpimenides, demes
sühnende Wirksamkeit der Stadt den frieden wiedergebracht hatte
in Athen jalirbunderte lang gesegnet wurde, so wird auch Pindar
thätigkeit in Sicilien lange in dankbarer erinnerung geblieben sei'
So erklärt es sich auch, dass ein so despotisch gesinnter mann fv
Hiero doch immer wieder wie durch einen geheimen zanber
dem freimüthigen aristokratisch -gesinnten dichter sich hingezof
fühlte, während zugleich das volk allenthalben ihn wie einen I
ling und boten der götter verehrte. Gedichte aber, durch wf
solche Wirkungen hervorgebracht wurden , sind mehr als b
kunstwerke, — es sind rettende thaten.
Augsburg. Friedrick Jl^hzger,
XIII.
Die expedition gegen die Drilen.
(Zu Xeoophom AnabasiB Y, 2).
Ueber die im iweiten capitel des fiiofteo bucbes getcbilderte
pedition eines tbeils der 10000 Griecbeo unter Xenopbons fiib-
Bg gegen die bauptstadt der Drilen, welche trots der relativen
sfubrlicbkeit der enählung docb mancbe Unklarheiten und scbwie-
g^keiten bietet, bat H. Heller im raaibeft des 288ten Jahrgangs der
arliner Zeitschrift far das gymnasial wesen (1874), p. 331 ff., in der
ose gebandelt, dass es sein bestrebengewesen ist, „die örtlicbkeit, an
er der kämpf stattfindet, sur anschauung zu bringen^S Sodann bat
L A. Richter in seinen „kritischen Untersuchungen über die interpola-
lODen in den Schriften Xenophons^ (1873) p.590 ff. auch dieses capitel
iner Untersuchung unterzogen und auch in ihm viele interpolationen
Q entdecken geglaubt. Da mir nun mehrere puncto auch von Hdler
ocii nicht aufgeklärt oder aber ftilscb aufgefasst zu sein scheinen,
nd da ich mit Richters ansiebten durchaus nicht einverstanden sein
100, so will icb die von beiden behandelten stellen im folgenden
oer erneuten besprecbung unterziehen, in der hoffnung, dadurch
ich andere zum auseinandersetzen ihrer ansichten zu veranlassen,
tnentlicb die herausgeber der Anabasis dazu, in ihren anmerkun-
o mehr, als bisher fast alle thun, zur aufhellung der dunklen
nkte und zur beseitig^ung der Schwierigkeiten beizutragen.
Richtig stellt Heller (p. 332) zunächst nach §. 3 fest, dass
i ganze fiijTQOTioXtg von einer tiefen, nur schwer auf einem
bmalen fusspfad zu passierenden, scblucht umgeben war; aber
446 Zu Xenoplion's Anabasis.
jener fusspfad führt nicht „nach der burg^S wie Heller sagt, die
doch innerhalb der firjigonoXig lag, sondern nach dem x^Q^or, d. b.
hier: nach der fxriJQonohg selbst. Von dem schmalen fosspfiMl
handelt aber nur ^. 6 : ijy ^uq i^' ivoi^ ij »aiußadg l» tov /cu-
Qhv lig triv x^Q^^Q^^> ^^^^^ ^ber auch, wie Heller will, (• 28:
[ol "EXXrjvtg] rrjv xamßuaiv i^oßovvro T^y iig T^aj^J^ovyia, n^ar^
yuQ f^v xul aiiP^. Denn hier ist xazußaCtg nicht das hinabgehen
in und das durchgehen durch die schlucht, wie im {. 6, denn durch
diese sind die Griechen schon abends gezogen, wie ich aus ^. 27
äjifiXdov äno tov x^Q^ov schKesse , und daraus dass Xeoopbon
diese xuiußaCig dg rffV x^Q^^Q^^ VioYA nicht xajaßuc$v t^ §lg
T^um^ovvia nennen konnte, sondern es ist der von den rerfol-
genden Drilen belästigte rückzug aus der nähe der Stadt, wo die
Griechen bivouakiert haben, nach Trapezunt. Katd ßactg steht isi
^. 28 also in demselben sinne vom rückzuge, in welchem es js
vom rückzug der lOOOO Griechen überhaupt, z. b. V 5, 4, VII
8, 26 gebraucht wird (vergl. z. b. auch IV 1, 10). Auch ^. 29
und 30 sprechen fur meine ansieht, nicht aber für Heller; wenig-
stens kann ich mir keinen begriff davon machen, wie die schluclit
„dichtbewaldet und von thalgründen durchzogen^ sein konnte.
Diese von Xenophon gegebene terrainbeschreibung passt aber asf
die ganze gebirgslandscliaft der Drilen (plateau ; rj uvfa x^Q^ i* ^))
durch welche die Griechen heranzogen und nachher den röcknig
nach Trapezunt machten.
Heller spricht dann (p. 332) davon , dass der Zugang zu der
fjkfjjiQonoXtg ganz besonders gut verbarricadiert gewesen zu leis
scheine, „wie aus dem stürm der Griechen ({. 13. 14) erhellt^*
Er nimmt an, dass auf diesen zugang (womit er doch wohl die
nvka& des §.16 meint, nicht aber die nqocoiok jfaiUsvo/ des §. 3f)
allein sich der angriff der Griechen gerichtet habe, und dass nsi
die Sturmkolonnen halbkreisförmig aufgestellt werden mussten, „sa
den eingang von allen Seiten zu forcieren'S weil „die verschanzaog
am eingange nach art eines brückenkopfes vorgeschoben war^.
Allein von alle dem ist in Wahrheit gar keine rede: {. 13. 14
wird nicht gesagt, dass die TtvXai allein angegriffen wurden, dpes«
sowenig wie im §. 15, dass sie allein zuerst genommen sind.
Allerdings lässt sich aus §. 16 schliessen, was aber sieh ganz too
jselbst versteht, dass die jviXak das hauptangriflhobjecC gewciei
2a Xenophon's AnalMisrir. 447
daas aber die diesen ifiXatg nahen tlieile der (navQvifiara
dbenfiüls angegriffen und genommen wurden, folgt doch ganz deut-
lieh ana ^. 15. Die Schlachtordnung der Griechen ist aber mond-
foraig gebögen nicht wegen der „brückenkopfartigen verschan-
maDgen**, die man von allen (d. h. dock höchstens von drei) selten
sngleieh forcieren wollte, sondern gana einfach diä ri x^Q^ov ^),
d. h. der beschaffenheit der ganzen Stadt wegen, die selbst bogen-
lonaig (wenn auch nicht abgezirkelt) war, und die man daher an
BMhreren selten zugleich angriff. Auf diese weise können die ein-
zelnen lochagen und unterlochagen sich sehen und können nach
ihrer gewohnheit uvunomcd^ak uXkriXoiq nSQi äviqayad^taq (^. 1 1),
hier in der weise, dass jeder den von ihm anzugreifenden theil
der cittvqiifkaxa zuerst zu besteigen und einzunehmen sucht.
Nach Heller befand sich (p. 333) ausserdem „vor dem ein-
gang ein freier, nicht gerade kleiner platz, denn es konnte sich
daselbst eine ziemlich starke angriffslinie entwickeln (^. 12. 13)^^
Aach das ist nicht ganz richtig. Dieser freie platz, der gewiss
nicht so gar klein war, wie B. A. Richter zu glauben scheint,
der (a. a. o. p. 597) ihn „einen wohl nicht bedeutenden zwischen-
nim^ nennt, befand sich freilich vor den nvXaiy aber nicht vor
bieten allein, sondern er umgab die ganze Stadt, wenigstens so
ireit die worte mql (fl tovro ^v /a^a'J^a lax^gatg ßot^sTa gelten,
vnd befand sich eben zwischen dieser x^Q^^Q^ uod der tutpqoq
({. 5). Nachdem man auf den nqoaoiok /aA^Tra^ (f. 3) durch die
Khincht gegangen war, kam man auf diesen freien platz, auf wel-
chem fiir den zweiten angriff der Griechen die schlachtlinie ge-
bildet wurde ($. 11 — 13), auf welchen vorher die peltasten ge-
Iti^ waren (^. 4) und von wo aus sie allein den angriff auf die
itidt machten, nachdem sie von diesem platze aus in der Stadt
^ißuja etc. gesehen hatten. (So meint auch wohl Heller : „dort
mlien sie nqoßaxa etc.'*?).
1) Schon Weiake erklärte richtig, acUm fuisse Imxafin^ et r cum
^ppidum, earnibua sibi oppositis, und dasselbe ist die ansieht aller
heiansgeber, soweit dieselben ihre ansieht überhaupt errathen lassen.
X^Qiot^ bedeutet im ganzen capitel (§§. 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 13, 15, 20,
27) „plats, ort, Ortschaft" (so richtig E. A. Richter a. a. o. p. 591;
<lber§§. 3 und 6 vergl. unten p. 451: s. IV 7, 1; 3; V 5, 2; 11;
I 4, 6; V 4, 31 [Theiss.]); nur §. 2 ist es, wie V 5, 20 „gegend, ort-
448 Za Xenopbon's Aoabtsii.
Dorch deo xweiteD angriff (J. 14) nehnen die Griediea aidit
bios, wie Heller sagt, „die ausseowerke", wenigitena oicbt in 4tm
sinne, wie wir von aussenwerken zu sprecben gewohnt find»
80 dass damit nicht die eigentlicbe enceinte, d. i. wall und grabea,
gemeint ist; vielmehr beisst es |. 15: ^Xüi»i$ jo X^Q^^s ^
t36*it% Die Griechen halten sich, nachdem sie die mAai nnd
die diesen nahen ciavQWfMta eingenommen haben, für berren der
ganxen stadt, da sie keine abnong davon haben and nicht a^ea
können (§. 17), dass in der Stadt noch eine feste bürg ist
Schwierigkeit machen nun die anderen feinde, welche i^paf^
rovTO in axQotg wfip laxvQolg ($. 16) , wegen deren Xeaophon
die meisten hopliten (nag xata rag TtvXag xaiixtahiHfe IJ^ai. Wo
diese uxga lagen, ist sehr unklar, und auch Hellers vemuthasg
darüber (p. 333) befriedigt keineswegs. Als sicher lässt sich nur
angeben, dass diese axqa nicht su verwechseln sind mit der eigent-
lichen citadelle, ^ ajr^a (§. 17; 19; 22; 23; 27 = ^ äxQoimhg
Rehdantz), die innerhalb der Stadt lag (fviov) und von den Mvhn
aus nicht gesehen werden konnte ($, 17), während auf jenen ax(fa
die feinde i^ahovto, wonach also jene uxqa selbst ebenfalls sicht-
bar waren ($. 16). — Nun vermuthet Heller, dass jene ax^
„innerhalb der stadtbefesttgung , aber an solchen stellen lagen,
dass sie die nach der bürg führende Strasse nicht beherrschtsa^
Das scheint mir ganz undenkbar. Wenn diese aac^a innerhalb
der Stadtbefestigung, also der CiuvQtifjkata und der rd^pQogy lages,
welche doch jetzt in den bänden der Griechen ist, würde dsaa
wohl Xenophon die hopliten l^oi^ d. h. ausserhalb des tborei
und der Stadtbefestigung ^ zurückbehalten haben! Würde
er nicht vielmehr mit aller seiner macht in das ^mgCop gedmagea
sein und versucht haben, auch diese axQa zu nehmen, wie er es
bald nachher mit der einen wirklich in der Stadt gelegenen as^
thut? Welchen nutzen soll das verweilen der hopliten draassen
haben gegen die feinde auf den ixgotg drinnen? Zudem steht
^. 17 doch ganz deutlich, dass nur eine a*Qa in der stadt
2) Auch K. Koch, ,,der zug der 10000" spricht davon (p. 114),
dass die Griechen nur die vorderen räume des ortes, welche ein-
ÜEich durch pallisaden geschützt waren, einzunehmen vermochten, was
mir nicht richtig acheint.
8) Richtig B. Kühner und andere: San lfo> rovjft»^*ov fUttfm,
out wcu fi^ iif TO ^fi^Qioy ilad^a fitly.
Zq Xenöphon's AnalMisis. 44d
die peltasteiiy wdcbe ^gna^ov on ixaffjog livvaro,
inlrdeB jedenfalUi die nebreren axqa ebenso wobi geseben baben,
ik die eine aac^a. — Danacb kann ieh nar vermutben, dass
diese ax^a nicht in dem x^^ selbst gehurt haben, sondern in
der nähe gelegen waren, dass Drilen sie besetzt hatten, ron wel-
efaen Xenophon gefiihr filrchtet; dass also die worte des {. 3:
il^ jomo navTtg itnvtqqvfixiCav y nicht gana streng zu nehmen
■od. Bs lasst sich ja wohl annehmen, dass die Griechen nicht das
l^iet aller Drilen schon durchschritten haben, ehe sie gegen
dicae fAii¥Qajrohg heranriicken , nnd dass nnn diese feinde, welche
•of «tea nahen höben sich befinden, eben die bisher noch unbela-
iligteB Drilea sind, welche ihren stammesgenossen zu hülfe eilen
wollen. Doch will idi mich gern bescheiden, dass auch diese ver-
mnthong nichts ganz sicheres bietet.
Was dann weiter von Heller (p. 333 f.) ober die ax^a und
iea Torstoss der Griechen gegen diese , sowie endlich über den
ihmg der Griechen gesagt wird, giebt mir zu gegenbemerkungen
koaen anlass. Dagegen will ich nun die ansichten nnd behaup-
tsigen von B. A. Richter einer genaueren prüfung unterziehen und
IM m wideriegen suchen. Dieser gelehrte stellt die behauptung
••f, dass die Schriften Xenophons, und besonders die Anabasis,
fOQ eiaea interpolator systematisch mit znsätzen Tersehen sei, und
er bebandelt, um dieses zu beweisen, auch dieses zweite capitel
fa fanften bnches.
Richter nimmt zuerst (p. 590 ff.) anstoss an den Worten des
f 6 : fjp j^of ly' Mg ^ »araßaatg ix tov xf^Q^ot» elg j^v x^Q^'
dfoy, und meint dass ,^ieser znsatz unmöglich von Xenophon her-
fttren kann*'. Als grund wird vor allem der umstand angeführt,
im das hindurchschreiten der vorausgeeilten peltasten durch die
lebhicbt, ihr angriff und dann ihr versuch zurückzugehen in ver-
biltnissmassig sehr kurzer zeit geschehen sein müsse, da sie dem
Xenophon nur 5 — 6 Stadien, „also eine Viertelstunde weges etwa^,
raraosgeeilt waren und alles vor Xenophons ankunft schon ge-
leheheo war, dass aber nicht angenommen werden könne, dass das
laxaßatwHV so beschwerlich gewesen sei, während das uva-
^atvHv fur viele zugleich möglich war. Den hauptnachdnick
egt Richter also auf die zeit, welche die peltasten verbracht
laben, und da zwingt nun, wie ich glaube, nichts zu der annähme,
Philologus. XXXV. bd. 3. 29
450 Za Xenophon's Anabasb.
das« nat eine Viertelstunde zwischen der ankauft der peltasteo ?
der x^Qf*^Q^ ^^^ ^^^ ^^ Xenopbon mit den bopliten ebenda tc
strichen sei. Ans den werten des {, 4 ol neXiaCtal nqodgafidvi
Ctdiia TrivTt ^ 1$ tutv on^voiv folgt durchaus nicht, dasa die b(
pliten im marsche geblieben sind, nachdem die peltastea vorausgi
laufen; sie haben vielmehr halt gemacht und warten, ob es di
peltasten gelinge, durch raschen angriff die fAtixQOjnXtg zu nehme
Ebensowenig darf sich Richter auf die worte o Sk ^ytJzo to]
inXCiatg (§. 6) berufen, welche nicht besagen, „dass Xenopbo
eben noch die bopliten führte, beziehentlich an ihrer spitze mai
scbierte^S sondern nur dass er sie commandierte („stand an de
spitze" Rehdantz); das schliesst aber durchaus nicht in sich, d«
sie im marsche waren; er war ihr ^yifiaiv auch wenn sie n
steten. Dieses halten der bopliten wird denn auch bewiesen dure
den folgenden bericht. Als die peltasten in noth sind, müssen li
zu Xenopbon schicken ({. 6), und dann erst führt Xenophc
die bopliten an die .xaqfiiqa heran, wie es ausdrücklich beis
(§. 8): MwCag javta, also erst nachdem er die botschaüt e
halten hatte, woraus doch zweifellos hervorgeht, dass er sie vorh<
nicht heranfttiirte. Allerdings hält Richter, wie ich weiter nnt«
zu erwähnen habe, auch jene werte des ^ 6, sowie theile vc
f. 7 und |. 8 für interpoliert, muss sieh aber, um das zu b<
weisen, auf den von ihm, wie er meint, gereinigten ^ 6 sti
tzen: um so mehr glaube ich berechtigt zu sein, die intqrrität ik
^. 6 durch den bisher noch für unversehrt gehaltenen {.81
schützen, und zu behaupten, dass das hindurchschreiten der peltaitc
durch die x^Q^^Q^ °°^ ^^^ vereitelter angriff lange zeit in ai
Spruch nahm, und dass aus der kurzen angäbe des {. 4: di«
ßdvng i^r x^Q^^Q^^s ^'® absolut gar keine andeutung üb
die grössere oder geringere beschwerlicbkeit des dtaßaCpuv eo
halten, nichts für die unechtheit jener worte des {. 6 gefolgt
werden kann.
Danach brauche ich mit Richter nicht weiter zu discutier
darüber, ob das uvaßatvnv für viele zugleich möglicb g
wesen sein könne, das xaraßatvHP nicht; und ich vnll nicht 1
ihm rechten über seine ansiebt, „dass wenn der Übergang
schwierig gewesen wäre, die peltasten sich gewiss bedacht hal
würden, ehe sie sich hinübergewagt hätten^. Ich halte ca üb
Za Xenopbon's Anabasis 451
lnopt für sdir gewagt, vermutbungeD darüber aufzustellen, was
jeaand getban baben würde , wenn diese oder jene bedingung ein-
getreten wäre; icb meine aucb, dass es keine ricbtige exegese der
alten scbriftsteller ist, in diese bineinzubringen, was nacb unserer
■einung darin steben niüsste, oder aus ihnen berauszuwerfen , was
n unserer ansiebt nicbt passt, dass wir vielmebr das, was sie
HIB nbemiitteln, xu versteben sucben müssen, ebe wir zu änderungen
oder zur annabme von interpolationen schreiten. Dann aber weiss
ich ans eigener erfabrung, dass ein soldat nicht fragt, ob
tu ihm gewordener auftrug leicht oder schwer auszufuhren ist;
der befebl ist gegeben, und ausgeführt wird, was befoh-
len is?
Dass dann ferner „beim abzug des ganzen beeres diese Schwie-
rigkeit mit keiner silbe erwähnt wird^S beweist auch nichts für
Richter; denn ebenso ist auch nichts davon gesagt beim eriien
bindurcbmarscb der hopliten (f. 10. 11) und zwar gewiss mit
recht; Xenopbon konnte doch unmöglich (Richter freilich scheint
ci so zu verlangen) viermal in demselben capitel diese Schwierig-
keit hervorbeben, die einmalige erwäbnung genügt doch wohl allen
gerechten anforderungen.
Endlich bezeichnet es Richter als „aufifUllig^^, dass i» tov x^"
(fov gesagt ist von dem terrain zwischen x^Q^^Q^ und feste, wäh-
nnd sonst im ganzen capitel die feste selbst so genannt ist (verg).
p. 447). Allerdings ist das wort hier etwas auffallig gebraucht,
•ber nicbt, wie Richter annimmt, bloss von dem terrain zwischen
la^aiqa und feste, sondern in etwas weiterem sinne von die-
' Bern terrain und der feste zusammen. Ganz dasselbe ist
aoch im {. 3 der fall, wo in den Worten: mql tovxo riv /a^aif^a
^^qiÜQ ßa&iia *at nqocoiot /aX<;ral ^r^o^ ri x^Q^^^ ^'® nqoC"
oioi j^aiUmx^ doch, nur eine andeutung dieses schmalen weges»
welcher durch die x^Q^^Q^ '" ^®™ X^Q^^^> ^' ^* jenem terrain
sod der feste, führt, sein können, nicbt aber eine binweisung
auf die jdg>Qog fv^iia und die cxoXomg und jvQ<rtig ($. 5),
wie Richter „ohne zweifei" meint. Wenigstens erregt es mir
bedeutenden zweifei, ob Xenopbon eine tdg>gog iigua uvaßißXrj-
fkirn ^*>«* ^^^ cxolomq inl trig awaßoXng und den Tt;^<r6*5 wohl
Mdocoiot nqog io x^R^^^* ^' *"• «"gänge zur stadt, habe neu-
nen können.
29*
452 Zu XettopboD^s Anabatk.
Somit glaube icb alle argamenta , welcbe Richter gegen jcM
Worte des §. 6 vorg^racht bat, ab nicbt stichhaltig erwicMa n
haben, and darf daher auch seine schlnssfolgening als augegiiafct
verwerfen , wonach es ,,keineni awetfel unterliegen kann , dass üt
besagten worte das werk des interpolators sind, den die Schwie-
rigkeit noch nicbt gross genug schien, oder der nidit ?erstasd»
worin die Schwierigkeit lag, die den Griechen die seblncht und dii
unmittelbare nähe der feinde an und fiir sich beim rickia|c
boten^.
Allein Richter ist „sehr geneigt ansnnebsMn^S ^»> M^h u
den folgenden werten des |. 6 und im |. 7 „fiUschunffen fe^
liegen'^
Zunächst erktärt er die notia: i d^ tj/iUo roTg itdiraBC^ (m
„vollständig überflüssiges da aus {. 4 oi mXraajal Ttgod^aftort^
Tuiv oid^räv klar sei, »dass Xenophon noch die hoplttea führto^
besiehentlich an ihrer spitxe marschierte". Diese ansieht ist aber,
wie schon gesagt, gana falsch; es ist vielmehr als sicher aaia-
nehmen, dass die hopliten halt gemacht hatten, ab die pdtastci
vorausliefen, Dass nun Xenophon bei den hopliten geblieben na^
nicbt mit den peltasten vorausgelaufen, wird hier gaas pamtend er-
wähnt durch diesen erklärenden ansata, dessen Inhalt bisher direct
noch nicht angegeben war, wenngMch man ibn aas }• 4 versm-
then (aber auch nur vermuthen) konnte, nnd der gar nichli
anderes besagt ab der von den schlechteren handschriften geboteai
relativsatx: Sg ^y§hQ roTg iidfrtugy welchen Krüger beibehalte
hat^). Einen solchen erklärenden susatx fuhrt 3i oft ein, vigL
Kühner su An. I 7, 12, ^AßqoKOfkaq dk vciigffii, wo freilich dia
schlechteren handschriften auch nicht 6i sondern jr^g bieten, waa
Krüger aufgenommen hat; ähnlich steht esV6, 18; V5,2S;
VI 6, 9; VI 3, 20; VII 2, 6 ; VI 1, 32; I 3, 8; Vi 3, 4. Be*
sonders ähnlich aber sind die stellen V 6, 36 : ndmg kkijp Nimv^f^
og XitQKr6g>fi^ vTüinQajifyH, Xitgtifo^og 6i oSnm nag^i^
IgXOVJM xtX^s und VII 1, 2: nifAtpag nqhq^Avaitßwv riv mvof-
Sodann hält Richter die grosse „sprachliche härte" fir aa-
4) Dieselbe Verschiedenheit der lesart in den handschriften findet
sich z. b. auch §. 25, wo ABC al di {vJUra* $«acy bieten, die flhrigea
das von den heransgebem angenommene relativnm aH
Zii XeoopbiMi's Anabasii. 453
o di iXdw9 liber i di fiynto toig onXhaiq weg auf
4am stt jtifAamHU zu ergänzende object ayyiXov oder nvd bezogen
werden soll Richter »möcbte überhaupt die möglichkeit leugnen,
«tea denonstratiy gebrauchten artikel in o di iXd^wv auf ein zu
9ifunmif$ hinzuzudenkendes object zu beziehen^. Bine gewiase
apvachlMie harte izt allerdings wohl vorhanden » doch nicht so
sehUninier art, wie Richter behauptet; was zu beweisen der um-
staod genigt, dass noch kein faerausgeber daran anstoss genommen
hat') (Zeune und Krüger: o äyyiXoi, Kühner: o jrQog SiPog>wvia
mfuf&ii^ Rehdantz : i Miftf&ifgy F. Vollbrecht : „der abgesandte'').
JedenfUla aber würde diese sprachliche härte noch viel schlimmer
werden, wenn die werte o di ^yiTro to7g onXCtMQ als unecht ent-
fernt würden. Das giebt Richter selbst zu, scheint aber deshalb
Ui so mehr zu glauben, eine interpolation jener werte annehmen
mi aiüssen, wahrend er doch durch diesen uaMtand von seiner an-
sickt kitte abgebracht werden sollen.
Zu dieser — zieodich imaginaeren — sprachlichen härte sol-
len nun sachliche bedenken kommen (p. 592). Die sendung des
boten wird als „überflüssig'' bezeichnet, da bei dem geringen vor-
sprung der peltästen, während ihres durchschreitens durch die
sdüacht, ihres angriff's und ihres Versuchs zum rückzug ,,8o viel
Mit veif^cfaen musste, dass Xenophon herankam und selbst sah,
WIS vorging, wenn er nicht den Vorgang, was eben&lls, da die
ftttang doch auf einer erhebung lag ({. 28), sehr leicht mög-
lich ist, von weitem schon bemerkt hatte". Ich habe schon
Unat hingewiesen, dass durchaus nichts uns zu der annähme
iwingt, Xenophon sei den vorauslaufenden peltästen mit den ho-
fliten gefolgt, dass vielmehr ziemlich sicher ist, Xenophon habe
Ut gemacht und warte das resultat des angriffis der peltästen ab.
Digegen wird nun als grund der umstand angeführt, dass Xeno-
fkon doch gegen eben dieses x^Q^ov auf dem marsche war und
wssste, dass er sich in der nähe desselben befand: das ist wohl
5) Dieses an sich ja nichtssagende argument wir4 weDigstens
Richter gelten lassen müssen, wenn er consequent ist; gebraucht er
doch ganz dasselbe, wenn auch umgekehrt, p. 565: „denn wenn ein
kenner des griechischen und des Xenophon iusbesondere wie Rehdantz,
am der übri^n zu geschweiffen, die stelle missversteht, so kann die
missverst&ndlichkeit der steUe doch nicht wohl in abrede gestellt
werden".
454 Zu Xenopbon's Anabasis.
ricbtig, beweist aber fur Richter doch nicht das Bindeste^j
Sodann meint Richter, dass es, wenn Xenophon die festung nod
nicht hätte sehen können^ aber die peltasten in der nähe gewosi
hätte, „unverzeihlich leichtsinnig und gar nicht zu motivieren ge
wesen sein würde, wenn er, nachdem die peltasten TorausgeeUi
mit den hopliten halt gemacht hätte ^^ Danach mass also cii
feldherr, wenn er gegen einen platz anrückt, sofort mit seiac
ganzen macht denselben angreifen, darf aber nicht eine nba
rumpelung versuchen und mit dem gros noch zurückbleiben: eil
ansieht, die auch der elementarsten kriegskunst schnurstradi
entgegenläuft. (Vergl. Köchlj und Rüstow griech. kriegsweic
p. 157).
Auch dass Xenophon die festung und den missgfilckten ai
griff der peltasten auf dieselbe habe sehen können, ist mir sei
unwahrscheinlich, denn das terrain war ja oQuvä /(tf^to (§• 2
enthielt hügel, Schluchten und wälder ({. 28 ff.), so dass (
wohl anzunehmen ist, dass Xenophon auch in geringerer en
fernung als 5-— 6 Stadien noch nichts von der fnpQQaoXt^ g
sehen habe.
In der mddung des boten selbst (§. 7) ist nach Riebt
„höchst auffall ig*^, dass /ca^^oy ohne artikel gesetzt ist, wona<
der bote, resp. interpolator, voraussetzt, „dass Xenophon von di
existenz dieses x^qtov noch gar keine ahnung hat, sondern c
erst durch den boten erfährt^^ Das kann allerdings nicht wol
der fall gewesen sein, aber dieses folgt gar nicht aus dem fehle
des artikels, welches gar nichts beweist, aLi dass der bote vo
der existenz dieses ^üiQhv vorher keine ahnung gehabt hat Zi
dem ist doch zu bedenken, worauf die herausgeber richtig aal
merksam machen, dass Xenophon hier die meidung des boten wol
ganz wortgetreu wiedergegeben hat; ein athemlos berangeeiltc
Soldat aber, welcher in grosser aufrege ng (diese wird ausgedrficii
durch die vielen, kurzen, athemlos herausgestossenen sätie, verg
6) Das geht aber auch keineswegs, wie Richter will, aus dei
umstand herror, „dass das /(tf^»or bereits geschildert wird, ehe di
peltasten an dasselbe gelangen*'. Denn die ganze erzählong Xeno
phons entbehrt doch nicht der kunstvollen anordnung, und zu diese
gehört es, dass die terrainschilderung der erzählung der begebenhei
selbst vorangeht. Die kenntniss des terrains hat Xenophon natflilic
erst erhalten, als er selbst das x^Q^^ recognosciert und betreten ha
Zu Xenopbon'fl Anabasii. 455
Rdidanis x. d. st.) seinen commmideur eine wichtige botscbaft zu
iberbringeo bat , acbtet nicbt viel auf das aetien oder weglassen
i» artikels. — Allerdings sagt die meidung des boten dem leser
ueht Tiel neues, aber Xenopbon berichtet hier nun einmal sehr
goian, so genau^ dass er auch die worte des boten nicht weglässt,
«nbekömmert darum dass er somit seinem leser zweimal dasselbe
cnihlt (aber doch jedes mal in anderer weise !). Ohne frage hätte
Xenophon sich darauf beschränken können zu sagen, dass ein
bote an ihn abgesandt wurde, aber er brauchte sich nicht
iudat zu beschränken nach den einfachsten regeln der compo-
ihioD, wie Richter meint (p. 593), denn darnach hätte er ja auch
gar nicht nö'thig oder gar nicht einmal das recht gehabt, diese
doch für den ganzen riickzug und die endschicksale der Griechen
so wenig bedeutende expedition g^n die Drilen so ausführlich,
m aasser allem rerbältniss zu der kürze, mit der oft andere,
wichtigere dinge berichtet sind, zu behandeln; warum geben wir
( <ia nicht lieber gleich das ganze capitel als vom interpolator her-
nhread preis? Das wäre ja das allereinfachste ^) !
Damit konnte ich von dieser stelle, welche mir durchaus echt
und richtig zu sein scheint, scheiden, wenn nicht gerade hier ein-
mal 10 recht deutlich zu tage trete, wie Richter gearbeitet hat
und was er seinen lesern zumutbet Er hatte den ausweg aus
aller Schwierigkeit , dass Xenophon mit den hopliten halt gemacht
habe und zurückgeblieben sei, als durchaus nicht annehmbar be-
leichnet (p. 592); er hatte dann gesagt (ebenfalls p. 592), dass
Xenophon auf dem marsche geblieben, lehre der ganze zusammen-
bang und der ausdruck nQodQafk6vT%q (und doch kann nqoiqixHv
ohne frage auch von dem gesagt werden, welcher vorausläuft,
während sein genösse, der bi« zum trennungspunct mit ihm ge-
gangen, stehen bleibt); nun heisst es p^ 593: „ich meine also
7) Bei dieser gelegenheit entwickelt Richter seine kritischen
gnmdsätze mit den werten: ,,wenn man sich nicht entschliesst, auch
in der kritik diesem aesthetischen oder auch nur logischen gesichts-
pQnct mehr geltung einzuräumen als bisher, wird man nie dazu
Kommen, die werke Xenophons, und vielleicht noch andere, nament-
lich historische Schriftsteller des alterthums von dem schmatz, der
>icb an sie angesetzt hat, zu reinigen*'. Sehr schön gedacht, aber
Wer ist der unfehlbare mann, welcher die massgebenden „gesichts-
ponote'* aufstellen kannV
456 Za XeoophoD'fl Anabam.
Xenophon Lat geschrieben: iig Jl oäx Idvpurro äMot^x*^9 ^
SfvogxSv ngocu/ayiiv irgig xi^y x^Q^^Q^^ (^^® heraofolirea
an die x^Q^^Q^ ^^^ Xeoophon dud doch ooch, nachdem der an-
griff der peltasten abgeschlagen ist? vergl. o. p. 452) a. s. w. will
jemand a*ov<sag roSia belassen, so habe ich nichta dagegea
einzuwenden (!), ausser das« ich glaube, dass eben gar keii
bote an Xenophon abgeschickt wurde (das wäre doch einwaaiii
genug!) u. s. w." und in einer anmerkung dazu lieat maa avi
gar: „auch nifAnovCh ngog Scro^cJvra* o ii ^ocaya/iiv npii
7^ XCLQudgav xjX, wäre möglich. Denn Xenophon kann mit
den hopliten in einiger entfernung von der jj^a^oJ^s
gestanden und die Vorgänge mit angesehen haben, dann aber,
als die peltasten, die Schwierigkeit ihrer läge erkennend, iki
durch einen boten um persönlichen beistand e^
suchen Hessen, sofort an die schlucht mit den bopliteo ge-
rückt und selbst hiniiberg^angen sein^. Das ist doch der crai-
seste Widerspruch gegen das ganze raisonnement von p. 592 aad
danach ist doch auch für Richter gar kein sachlicher grand
mehr vorhanden, eine interpolation anzunehmen.
Ferner behandelt Richter (p. 593 f.) den {• 15 nod nimat
anstoss an den worten : xai aXXog aXkov iJhte xal alXog avaßt-
ßrjxe$, da eine nähere angäbe darüber zu erwarten sei, „wie Agt-
sias und Pbiloxenos in den platz gelangten, nämlich so, dass der
eine hinaufgestiegen war xal aXkog ävaßeßiixH und nun den so-
deren zu sich hinaufzog^^ Richtig wird ab einzig mögliche (foa
sprachlichen Standpunkt) bedeutung der worte hingestellt: „oid
der eine zog diesen, der andere jenen hinauf, und ein anderer war
hinaufgesti^en^ ; denn die Übersetzung Hertleins: „einer zog 4«
anderen hinauf*' ist nicht richtig, da das, wie Richter hervorhebt,
o aXXog tov äXXov, oder vielmehr o irtgog tov ingov htiuxM
müsste, auch ist es nicht möglich aXXog uXXop im sinne von eH-
Xi^Xovg zu fassen. Weshalb nun aber jene sprachlich einzig mSf
liehe bedeutung keinen passenden sinn gebe, vermag ich aus Rich-
ters raisonnement nicht zu erkennen, welches an dieser lidle
besonders unklar ist. Mir scheint jene bedeutung auch sacblidi
durchaus richtig zu sein, wenn wir nur die verba betoacB,
welche doch den nachdruck haben. Agasias und Philozenoa stei-
gen hinauf und helfen anderen, der eine dieaeo, der
Zo Xenopbon's Analmsii. 457
bMB'liiiiMJErtdgeB, andere (aXXog «pmat pro genen^)) stei-
ge« eelliitäiidig (KHiger: ovx lhc6fA9¥0§, »obne hülfe ^<) hinauf.
Da brauchen wir, scheint mir, keine ändening voraanehmen und
keine interpolation su argwöhnen.
Anders stellt sich nun die sache, wenn wir mit den besseren
handsehriftett ABCB nur lesen : iStfti ^Ayaataq JStvfA^Xiog xaia-
^fU9og f» oxXa h xnwv$ (i6¥W uvißii nai SU,ov cübrc xui a>Uo$
iwaß^ß^xH 9tL in diesem setze sind allerdings noch die werte
jHii akko^ äyaßißifnf$ Richter auffällig (würden es aber wohl nicht
■ehr sein, wenn er o^ine erklärung adoptierte), sonst aber möchte
er ihr „den voraug vor der allgemein recipierten einräumen, wenn
mn sich erklären könnte, wie die erweiterung in die schlechteren
handschriften gekommen, namentlich woher das OtXa^ivog UikXti"
pmig stammtf^ Dagegen möchte aber su bedenken sein, dass doch
oft die schlechteren handschriften die richtigere lesart bieten, wäh*
reod die sogenannten besseren codices schon corrumpiert sind. So
durfte man vielleicht auch hier behaupten, dass in den besseren
handschriften die auslassung von OiXjo^ivoq HeXktivivg und die da-
nach nöthig gewordenen änderongen von einem abschreiber herrüh-
ren, der sich erinnerte, dass Agasias mehrfach als tapferer mann
erwähnt wird (z. b. IV i, 27 ; 7, 8), während von Philoxenos
sonst nie die rede ist, und dass sonach auch hier die lesart
der schlechteren handschriften die richtige und beizubehaltende ist.
Zugeben kann und will ich Richter schliesslich gern, dass die
itdle nach ausfall der incriminierten werte noch einen sinn geben
wirde, welcher den leser befriedigen könnte; aber dieser umstand
trigt doch zur Sicherung oder begründung der annähme einer in-
tttpolation nichts bei.
Sodann hält Richter (p. 595 ff.) die werte des $. 23: Mal
i yii q>oßiQä ^y ^ imovCa für unecht. Er meint, wenn man die
nhiation der Griechen bedenke, sei gar nicht daran zu zweifeln,
4m8 das herannahen der nacht ihre besoignis nicht habe erhöhen
können. Da legt nun Richter fälschlich nachdruck auf imovcay
8) So erkläre ich mir den singular, während ich es fdr sanz
onmöglich halte, was Richter „noth wendig" nennt, dass für alios
ftftnde i iuQOf, selbst wenn vorher gestanden hätte 6 tngog löy htgor,
da doch weder AgasiM noch Philoxenos als subject zu waßißiixtt
gedacht werden kann.
458 Za Xenophon'fl AnabaBis.
während doch ^ ttig durch xa( betont wird^, und h&ü90a wu
attributiv hinzutritt. Nicht das herannahen der nacht wm
furchtbar, sondern die nacht, welche anbrach. Damit fiUIt Rieh»
ters ansieht, dass die noch nicht angebrochene finstemis kw
beängstigung* verursachen könne ; die anbrechende finstenii nt
dazu gewis im stände. — Richter meint weiter, es sei nicht st*
zunehmen, dass die Griechen gar nicht daran gedacht haben, gV«
die einbrechende finsternis ihnen noch bringen könnte". Aber Xs*
nophon sagt es doch ausdrücklich ; können wir denn ohne weitm
seine werte für unwahr ansehen und streichen , ohne äussum
grund? ich sollte meinen, wenn die läge der Griechen» welch«
XaXfnov tjp *ai fjiivuv xai iinivat^^), schon bei tage adiwierig
genug war, dass sie dann durch die hereinbrechende nacht noch
bedeutend erhöht werden musste, und dass daher einem so
tigen und besorgten feldherrn, wie Xenophon es is^ dieser
wohl sehr viel furcht und sorge bereitete.
Die ganze argumentation Richters läuft ja dentlich
hinaus, nach seiner vorgefassten ansieht, dass ein interpolatsr,
„dem die läge noch nicht schlimm genug erschien (p. 596/*, die
anabasis mit Zusätzen versehen habe, solche scheinbare ühettr««
bungen zu beseitigen; er sucht dann seine anfstellungea dnrch so-
phistische Schlussfolgerungen zu stützen, wobei er aber glttckliche^
weise immer zu fassen ist. So auch hier: p. 59^7 sucht Richtff
nachzuweisen, dass der einbruch der nacht noch gar nicht sa nahe
war und so nahe sein konnte. Aber schon die ersten sätze, die san
beweis dienen sollen, sind ganz unrichtig, gewiss ein böses emm
für die folgenden ausführung^n! „Xenophon hatte die zeit des angrifi
sicher in seiner gewalt; er kannte die feste^S Aber dagegen
spricht, was Xenophon f. 8. 9 erzählt, dass er, nachdem er die
hopliten herangeführt hat, die festung untersucht und sich mit den
lochagen darüber beräth, ob sie einnehmbar ist oder nicht Da^
gegen spricht ferner auch der umstand, dass Xenophon nichts von
9) Wenn Richter recht hätte, dass die anknflpfong mit *mi, „die
gleichsam etwas halbvergessenes oder nebensächliches Termuthea
lässt, sehr fflr die interpolation der werte spricht", so mflssten doch
gar viele stellen im Xenophon interpoliert sein.
10) Mit welchem recht behauptet Richter (p. 596), dass die aar
genblickliohe g^efahr „ganz unabhängig von der einbrechenden nacht
mit jeder minute wuchs"?
Zn Xenophon'fl AnabaBu. 459
tier exuteoB der uMfa In der stadt wnsste (g. 17). — Auch ist
«■ fiüach za bebaopten, wie Richter thut, daas Xenophon „bisher
die erfahmiig gemacht hatte, daas die Drilen sich tapfer verthei-
digtco ({. 2. d>yK Es ist denn doch eine sonderbare art „tapferer
Ycrtheidigang^ von Seiten der Drilen, dass dieselben onoia i&v
X»qimp aXai(nf$a iha^ idoMH i(Amnqd9Xiq änjjteavy und dass sie
aDe in die (Afit((6noUq üwiqqvr^nitsav (§. 3). — „Auch das musste
er sich sagen^, heisst es weiter, „dass im fall der angriff abge-
idilagen w&rde, der abzng nicht ohne gefahr sein würde^^ Leider
widenpricht auch diese behauptung dem berichte Xenophons §. 8.
0, nnd wir müssen doch wohl Xenophon selbst etwas mehr glau-
bea schenken in bezug auf das, was er wnsste, sich sagte und
that, als unserem verstände und unserer phantasie. — Auf diese
ako ganz unbegründeten argumente baut nun Richter den schluss,
daas Xenophon den angriff nicht habe zu einer zeit vornehmen
können, „wo man möglicherweise von dem einbruch der nacht
Iherrascht werden konnte '^ Dieser behauptung stimme ich bei,
aber aus ganz anderem gründe, und glaube nun erst recht, dass
die stelle völlig gesund ist Doch sehen wir erst weiter, wodurch
Richter seine annähme noch mehr zu stützen sucht. Er meint, da
^e einzelnen Operationen schnell auf einander folgten (worüber
wir doch kein sicheres urtheil haben und was ich oben p. 450 in
being auf die von Richter verdachtigten werte des §. 6 schon als
irrig erwiesen habe), könne der kämpf um den platz nicht lange
Mit in anspruch genommen haben; wenn also jetzt dennoch die
licht nahe war, so müsse der angriff spät am tage begonnen sein ;
üi sei aber bei der klugheit und kriegserfahrung des Xenophon
nebt anzunehmen. Auch dieses letztere gebe ich zu, urtheile nun
iker gerade umgekehrt als Richter: ein so tüchtiger und beson-
nener filhrer wie Xenophon wird nicht am späten nachmittag sol-
^ schwierigen angriff noch unternommen haben ; wenn er uns
Ha aber berichtet, welchen bericht anzuzweifeln wir gar keinen
grand haben, dass noch vor beendigung des kampfes die nacht
hereingebrochen, so ist daraus zu schliessen, nicht dass dieser be-
riefat falsch oder interpoliert ist, sondern dass der angriff so
icbwierig war, dass er, trotzdem man ihn etwa schon gegen mit-
tag oder schon am vormittag brennen, doch gegen abend noch
nicht hatte beendigt werden können.
460 Zu Xenophon'fl Aoabatig.
Aber Richter hat nnn noch „eio weiterei «od eekr wAmm
wiegendes, wenn nicht entscheidendes argaaeDt** fBr aeine aaacit
in den werten des g. 26 gefunden : oi di Mtnä fi CgifM ^ Jb
Ikovok iXvnavy xai J^Xo$ on imaKdtorrat h t^ i^od^ ti ml dka»
ßdcit* In langer erörterung (p. 597 — 599), wegen deren eiaad-
heiten mit ihm xu rechten, so viel veranlassnng sieh aoch dm
höte^'), hier xu weit fuhren würde, sucht Richter iiachaaweiM%
worin ich ihm auch wieder beistimme, ,jABa» hier xojaßmm^ im
dem weiteren rück- hex. hinabmarsch nach dem verlaaaen des jan
q(ov selbst (der i^odog) xu verstehen istf', welchen auuveh bis ma
bivonak die Griechen, wie ich schon oben p. 446 behauptet haK
noch am abend machten. Daraus nun, dass die Griechen heim dk-
xug aus der feste und beim riickxug den angriff der feinde fürch-
teten, folgt nach Richter ,Jedenfalls*S dass die Griedien noch 9m
selben tage und ohne weiteren aufedthalt die Maiaßaa$g beab-
sichtigten. Diese Schlussfolgerung ist wieder nicht riehti|[.
Denn wenn Xenophon erxählt, dass die Griechen eine hettatiguBg
durch die feinde beim aossug und hinabmarsch fiirchtetea, ae iit
doch damit keinesw^ g^Migt, dass es absieht war, dieaea hia*
abmarsch auch wirklich stattfinden xu lassen. Doch gebe idi n,
dass Xenophon für diesen abend noch etwas mehr als die l^e^
d. h. das verlassen des ifaqtw und das durchschreiten der xa^ifi
beabsichtigt habe; er wird seine trappen gewiss nicht nnaüttdhtf
bei der x^gädga ihr nachtquartier haben nehmen laaaen wolkig
sondern immerhin einige Stadien davon entfernt, eine strecke weg«^
welche für den ausdruck x^Q^^^ vollkommen genügt. Ob aum am
diesen nachtaufenthalt noch mit Richter ein „übemachtea in dff
unmittelbaren nähe des feindes^ nennen darf, kann xweifdhafi ssii)
gewiss aber darf man dasselbe nicht „unbegreiflich^ finden, dsm
mit den Soldaten, welche dei^tag über schon einen marach g««
macht, dann gekämpft hatten i|nd lange in grosser hedfiagaii
gewesen waren, die endlich den beschwerlichen rückiug darch dii
11) Man be wandere z. b. die logik in folgendem satae (p. 597):
,,8chon der umstand, dass Hertlein rar nöthig gehalten hat, die werte
»»in die schlucht«« in parenthese hinzuzoffigen, zeigt, dass umwAfmn^
allein und ohne zosatz auch von Xenophon schon wegen des mSfl-
liehen missverständnisses nicht gebraucht worden sein würde*'. A
wenn Xenophon bei abfossung seines berichts an Hertlein und die
anderen neueren herausgeber gedacht hätte!
Zb XttioplioD^ Anabaiiik 461
«faJ^ gf iclit hattea, konnte Xenophon nnnoglicb noch die
mit lundnrdi auidiieren; er moiste Urnen rnhe gönnen^ und das
tknt er jedenfalls nodi in der nähe des x^9^^» Somit halte ich
iea hericht Xenqibons nicht nnr für möglich sondern sogar für
gaai sicher; and für ebenso sicher halte ich es, was Richter eben-
Mls nnmSglidi an sein scheint, dass die Drilen auf die Griechen
die ganse nacht hindurch keinen angriff machten ^'); ich halte das
far si^er aas dem einfachen gründe» weil Xenophon es berichtet,
ien wir nicht berechtigt sind durch rhetorische fragen der un-
Rrahrheit su beschuldigen ^^. Ich halte es femer nicht nur für
■Sglich sondern sogar für nnsweifelhafit (da es ja klar vor äugen
liegt), dass Xenophon gar nichts davon sagt, was ihn bewog einen
10 gefilhrlichen anfenthaUsort an wählen und welche vorsichtssMss-
legela er filr die nacht traf. Sagt doch Xenophon von gar vie-
CB dingen nichts, filr welche er bei seinen lesem kein interesse
raraossetate, oder von denen er glauben konnte, dass sie dieselben
roa seihst wussten. Endlich würde es ebenfalls gani wohl mög-
ick sein, dass die Drilen am morgen den Xenophon mit dem beere
ihaiehen Hessen, ohne ihn daran zu hindern, wenn Xenophon die-
lea wirklich berichtet hätte. Das ist aber nicht der fiJI. Denn
MM Xenophons ersählung {. 28 ff. ist durchaus nicht su folgern,
lass Xenophon den hinterhalt erst legte, „nachdem er ein stück
viggciagen war^. Dieser ist vielmehr gelegt, ehe die Griechen
IBS dem bivouak aufbrachen, in ganx ähnlicher weise wie noch
fkd aaf einem rückxnge beim aufbruche aus einem nachtquartier
iiri^regarden als wachen surückgdassen werden, um erst, nach-
das das gros eine strecke weit fortgerückt ist, diesem xn folgen,
nA ihm so deckung an gewähren. Die Drilen haben dann sofort
<e Griechen ansugreifen gesucht, als diese aus ihrem bivouak ab-
liektea, haben aber den aagriff der tfnvicpidQa wegen verzögert.
Ai nun, wie Richter ganx recht bemerkt, aus den werten des
f 29: ai Jl niknu ovrcSr aXkou Mal aXkon 3ng>a(vono ;|faAxai
12) Wie Richter su der behauptuog kommt, dass ein solcher an-
griff sehr leicht von zwei selten unternommen werden konnte,
rmtehe ich nicht.
13) Vergl. Behdants zu §. 27: »das bei dem mehr als eintägigen
beifBag natörliche bivouak auf einem sicheren puncte des plateaus
rwfthnt Xenophon nicht, besonders, weil die Drilen hier nicht störten
tkd nicht stOren konnten«.
462 Za XenopÜon'fl Anabasu«
o5(fM folgt, class der weitere rückzog am tage atat^fefundea kil^
da aber, wie ich nachgewiesen xn haben glaube, kein grand gcgn
die annähme vorli^, dass die Griechen die nacht noch in 4m
nähe des xf^Q^ov zugebracht haben, so lasst sich auch aas f. 28 ff.
nur folgern, dass dieser weitere riickzug nicht noch an aM
sondern erst am folgenden tage unternommen sei. I>abei bkiU
bestehen, was Xenophon berichtet, dass es donkel war, als 4ii
xatdßactg, d. h. also der riickzug bis zum bivouak, stattfand, nl
Richter hat nicht bewiesen, dass die worte des g. 23 i} rv( ye
ßigä ftv ^ Imcvaa interpoliert seien.
Im Zusammenhang mit diesen ganzen aasführnngen and ge-
stützt auf dieselben wird nun von Richter (p. 600 f.) auch ik
unechtheit der worte des g. 28 : r^ Jl vtMqatf än^jofav o{ IQ-
Xi^viQ fj^ovre; Ta imri^iHa behauptet, obwohl er selbst zngidit}
dass die worte an sich eigentlich keinen anstoss bieten. AUerdiip
passen die worte nicht mehr, wenn in §. 23 jene eben besproche-
nen Worte beseitigt sind; da aber deren interpolation nicht nach-
gewiesen ist, kann sich auch ein unechtheitsbeweis dieser woHi
des ^. 28 nicht mehr auf jene stützen. Zudem hat Richter gm
übersehen, dass Xenophon im f. i dieses capitals ausdrückfidi
sagt, diese expedition habe länger als einen tag gedauert. Das folgt
wenigstens ganz noth wendig daraus, dass er erzählt, es sei nidit
mehr möglich gewesen, die nöthigen lebensmittel sa erlange^
wen anuv&rjfÄiQCj^Hv ini ri Ctqaxonkiov , und deshalb (& vDt-
Tov) sei diese expedition unternommen. Trotz dieser dorchstf
nicht miszuverstehenden äusserung Xenophons, deren interpolados
doch erst zu erweisen wäre, ehe an die der worte des {. 23 oi'
§. 28 auch nur gedacht werden könnte, arbeitet Richter
hin darzul^en, dass alle einzelheiten der expedition am
tage geschehen sind, sagt auch p. 607 ganz unumwanden y^
alles geschah am hellen, lichten und einem und demselben t&gi^
Dabei ist aber als eine fernere probe von der art, wie Richte
gearbeitet hat, zu beachten, dass es p. 599 also heisst: „weaa a
hierfür (nämlich für die annähme, dass die Drilen den Griecha
lange nachsetzen würden) noch eines beweises bedürfte, so ist tr
in den massregeln vorhanden, welche die Griechen am anders
morgen bei der xaidßa(f$g trafen, um sich vor der vcrM-
gung seitens der feinde zu sichern u. s. w.^ und daa atckt m
Zo XenoplioD's AoabMu. 463
Bkange, in welchem Riditer sidi bemüht, nachza-
die xaidßcuug nicht am anderen morgen, son-
40m am selben tage, etwa am nachmittag, stattfand!
Obwohl es danach nicht mehr nöthig sein dürfte, gegen die
Mianptete nnechtheit jener worte des §. 28 noch weiteres anza-
fikren, will ich doch der Vollständigkeit wegen auch die beiden
facte kars besprechen, die Richter ans sprachlicher rücksicht an
demelben bemängelt Zuerst findet er (p. 600) den ausdruck
fjfOiTi; tot imt^Stta „nicht glücklich und treffend gewählt^, da
ie Griechen „bente*' mit sich führten, nicht „lebensmittel^, und da
f « imi^dsM hier die für den marsch nöthigen lebensroittd be-
miduien würde. Aber es hat doch wohl so strenge termini tech-
sici bei den Griechen nicht gegeben, dass Xenophon hier
sieht die beute, welche grösstentheils aus imti^iita bestand, da
idcbe SU holen ja der zweck der ganzen expedition gewesen war
(}. 1. 2), hätte h$v/j3e$a nennen können, trotzdem auch andere
diagfe dabei waren. Und sodann ist die deiktische kraft des arti-
kdi nicht mit Richter von den zum rückmarsch nöthigen lebens-
Mtteln zu verstehen, da doch die Griechen ohne frage mehr le-
besmittel mit fortgeschaft haben, als sie für den kurzen rück-
Mnch gebrauchten, sondern entweder von den lebensmitteln, welche
sidi SV verschaffen die Griechen ausgezogen waren („die ge-
vioscbten, nöthigen lebensmittel , um derentwillen der streifzug
gmmcht war^ Rehdantz), oder wohl besser von denen, welche sie
trbentet hatten.
Sodann scheint Richter (p. 601) die hinzufligung von ol "Ek-
hpfig „nicht in der ordnnng^ zu sein, da Xenophon, wo er von
dm Griechen spreche, ol'EXXrjvig nur da hinzusetze, wo ein ge-
giMsU vorhanden, da aber hier dieses nicht der fall sei; denn
|L27 werde vom rückzog der Griechen gesprochen und die worte:
amxw&ti nada % ndX$g enthalte doch keinen g^ensatz, auch
ii folgenden finde ein solcher sich nicht; vollends sei die hinzu-
flgong von ol 'EXki^vig im höchsten grade auffällig, wenn auch
dM ende von {. 27 unecht sei, wie im folgenden dann erwiesen
irird. Alles dieses zug^eben, obwohl das letzte ja an dieser
rteUe noch nicht erwiesen bt, und obwohl allerdings ein gewisser
lligemMitz besteht zwischen den brennenden häusern der Drilen
md 4en Griechen, so ist es doch wohl mehr als passend und
464 Zu XenopKon'ä Anabasis.
gaoz natürlich, dass Xeoophon, als er die begebenheiten des M*
geoden tages xu erzäblea begiant, das subject, trotsdem dieses ver*
her meistens dasselbe gewesen war , wiederholt. Gewiss wurte
die Worte auch ohne oi "EUijv^c verständlich gewesen sein isi
niemand würde an ein anderes subject zu ajtj^icav gedacht hsfcesi
als an die Griechen; aber diese Selbstverständlichkeit ist weto
für Xennpbon ein grnnd etwas nicht zu schreiben, noch fiir sm
etwas, das Xenophon geschrieben, für unecht za erklären. Dsn
kommt denn endlich, dass Richters behauptung, Xenophon seilt
o\ "EkXfiv^Q nur im g^ensatz zu anderen , nicht stichhaldg itt;
man vergl. 1 10, 11; IV 7, 18; V 6, 11.
Somit ist in sprachlicher hinsieht diensowenig ein grund, wit
in sachlicher, die incriminiertea werte des }. 28 für interpoliert
zu halten.
Bevor Richter dann zur besprechung der letzten bälfie ves
}. 27 schreitet, sucht er den nach weis der unechtheit eines dieUs
von §. 26 zu führen (p. 601 ff.). Er meint nämlich, Xenophon
habe nur geschrieben: Inii dl Ixavit ^A| fiv, ivl^av oStw gUln
änljX&op uno %ov x^Q^ov» Er hält also die Worte: hJfWtO¥ Ü
xal Jag naq* avTO t6 xaqdniaiAa olntag, onmg oi noUiuok iftfi
tavra lxoi$v für interpoliert von seinem ^tner^ und brandlnstigeB
interpolator^^ Denn da die häuser am ;|fa^as(o^ nicht auf dtr
rückzugslinie der Griechen standen, sei kein grand gewesen sit
in brand zu stecken, zumal das den abzug ermöglichende miltri
allein das feuer in der mitte der stresse war; der hinzugefügte
grund Snwg xrX. sei eher eine bestätigung der unechtheit, dtas
durch das brennen der häuser würden sich, „wie Xenophon wti
die übrigen Griechen nach ihren bisherigen erfahrungen wistes
mussten'S die Drilen nicht haben von der Verfolgung der Griechts
nbzieben lassen. Hiergegen m(>chte idi folgendes bemerken: is-
nächst hat Xenophon vielleicht gar nicht selbst den befehl vom
anzünden auch dieser häuser gegeben, sondern einzelne aoUatts
haben aus eigenem antriebe sie in brand gesteckt, in der gewia
erklärlichen absieht', auch dadurch die feinde aufzuhalten; ob dit-
ser gedenke sehr viel Wahrscheinlichkeit für sich hatte, kann al-
lerdings dahin gestellt bleiben. Und müssten wir doch annehmes,
dass Xenophon das anzünden auch dieser hänser selbst befiiUeB
habe, so könnten wir doch auch für ihn noch zwei grftnde
Zu Xenopboii a Anabasu. 465
«Beo, den er freilich nicht augiebt, der aber J&lar vor augeo liegt,
damit nänlich die feinde auch nicht durch die häuser an den seilen
das ausgangs herausbrechen könnten; und sodann den, welchen er
anfuhrt Und ohne frage durfte Xenophon darauf rechnen, dass
CS den Drilen nicht ganx gleichgültig sein würde, ob ihre feste
fi$ftQ6jfok$g mitsammt den befestigungswerken u. s. w. eiu raub
der flammen werde, wenn sie auch vorher die äkutCtfAu x^qta
selbst in brand gesteckt hatten.
Als grund für den interpolator, auch diese häuser noch an-
brennen zu lassen führt Richter nicht hios „seine uns schon be-
kannte lust am feuer und seine sucht zu übertreiben'^ an, sondern
noch die absieht, die, wie Richter hier vorläufig nur behauptet,
ebenfalls von ihm interpolierten worte des §. 27, wonach auch %u
CzuvQ(jifjMia xrX. xauxav^n, zu motivieren. Aus diesem gründe
hat denn der schlaue interpolator, nach Richters meinung, nicht
Uos gesagt naqa rd ;|fa^axai^a^ d. h. „an der verpallisadierung
hio**, sondern nag^ aiid lo jjfa^axaijuec , d. h. „unmittelbar an
der verpallisadierung hin'% was doch sachlich so ziemlich dasselbe
ist. Da nun aber die interpolation im §. 27 vorerst nur behauptet
ist, und zwar, wie ich zu erweisen hoffe, mit unrecbt, so kuuu
sie kein argument liefern für die interpolation in ^. 26, die so-
nach völlig unbewiesen ist. — Als ein interessantes beispiel
Richterscher argumentation führe ich noch diese Schlussfolgerung an
(p. 603): „auf diese weise hat sich der interpolator für die folgende
interpolation in ^. 27 vorgearbeitet, und dieser Zusammenhang be-
weist einmal, dass Xenophon, dem wir unter allen umständen
so subtile berecbnuugen bei einer so kleinlicheu aogclegenlieit, wie
die Verbrennung der pallisaden ist, nicht zutrauen dürfen (?), ge-
wiss die Worte des ^. 26 nicht geschrieben hat, und zum an-
deren, dass der Verfasser dieser worte auch der Verfasser des
passus ist, in welchem die Verbrennung der crav^wiiata gemel-
det isf'.
Im folgenden (p. 603 f.) geht Richter dazu über, die worte
des ^. 27: xal xaitxav&rj nuüa ^ ;roA»g xal al oixCat xui al
rvgang xal la Cxavqwfiara xal laXXa ndvra nkr>v xriq axgag,
deren unechtheit also schon behauptet und als argument für die
xb beweisende interpolation anderer worte benutzt worden ist, als
unecht zu erweisen. Dafür bildet nun, — und das ist ein treffli-
Pbüologua. XX:xy. hd, 3, i^
466 Zu Xenophon's AnabaBis.
ches beiBpiel eines lirkekchlusses ! — die anecbiheit der beip»-
chenen worte des §. 26 schon „ein sehr wichtiges leugniss*. «*
Geringeren werth legt Richter auf den ausdruck noh^, dea «^
weil ihn Xenophon sonst von dem platze nicht gebraucht, tnli
der benennung (AfßQonohg {. 3 fiir anstössig hält; auch encfcciit
es ihm unwahrscheinlich, dass die ganze Stadt niedeiffebriHC
sein solle, da nur in einem ausschnitt des um die ganze aifs
stehenden häuserkreises und nur in einer Strasse (dieses l«li>
tere steht aber nur in Richters „gereinigtem^ Xenophon !) von 4a
Griechen feuer angel^ sei. Ob wirklich um die axqa hena
häuser standen, davon wissen wir doch, soweit ich sehe, dordMi
gar nichts; denn aus den Worten des $. 3: mql lovio ^v x^Q^^f*
l(fXVQ(>f9 ßa&ila und des §. 5 : xai yag td^gog ^ mgi aith it-
Qiia uvaßBßXfjfiivr^ welche Richter zum beweis heranzieht, weld»
aber nur berichten , dass die x^qddqa und der td^qog rings n
die Stadt gingen, folgt nicht, dass die axQu nicht auch an dnca
ende der Stadt hat gelegen sein können. Aber abgesehen dsTM
ist doch auch nicht anzunehmen, dass in jenen zeiten das feuer n
viel liebenswürdiger gewesen sei, als jetzt, dass es nur die stmii
zerstörte, in welcher es angelet wurde; es wird damals so gut
um sich g^riffen haben, wie heut zu tage. — Das aber hiH
Richter für sehr wichtig, „was Xenophon bestimmen konnte, nadh
dem er gesagt hatte, dass die ganze Stadt niedei^brannt sei, bii-
zuzufügen, natürlich epezegetisch , wie P. Vollbrecht mit befriedi-
gung anmerkt, dass die häuser und die thürme und die pallisadai
niederbrannten, und welches interesse er bei seinen lesem speetdl
für das niederbrennen sämmtlicher thürme und pallisaden vorao»*
setzen konntet Ob mein vater jene anmerkung „mit befriedigaag'
gemacht hat, weiss ich nicht, das thut auch nichts zur sache; dai
aber weiss ich, dass durch ironische phrasen die thatsache aidit
aus der weit gescbaifit wird, dass Xenophon vielfach solche epeze-
getische zusätze macht ^^). So lange das feststeht, wird man aock
14) Ein sehr treffendes beispiel bietet V 3, 9: xai ndrtH ol nt-
JUia* *ai ol nQicxfHQot ßydgis xai yvyaZxtg, Auch hier kOnneB
dde nQ6ifx9fQot wohl nichts anderes gewesen sein , als m&nner nod
frauen, und doch scheut Xenophon hier ebenso wenig die tt^^^
schmacküieit'' der epexegese , wie an unserer stelle. Aeholiche bei-
spiele finden sich I 9, 28; 81; 10, 8; H 5, 82; IV 7, 8; V 4, SS;
V 7, 12; und sonst!
1
Zn Xenopliön's Anabasis. 467
licr an der epcxq^ese nicht rütteln dürfen, selbst wenn manche
^ügaane laser wenig interesse an ihr fänden! und mit dem ein-
faeheo natixav&rj näca ti noUq xufrieden wären. Und vollends«
litte Richten ganze argumentation gegen die epex^ese irgend*
welche bereehtignng, so würde durch dieselbe doch nur die inter-
fdation dieser epezegese selbst, d. h. der werte: xal a\ olxtat
SM) ai Tflgaug xai ja mavqwfiara nal laXka ndvia ^^) erwiesen
woden, nicht auch die der worte: nal xanxav&ri nuea ^ m>A«^
1^ i^g axgag, welche doch von jener argumentation nicht mit
fcitroffen werden. Aber auch gegen ihre echtheit hat Richter ein
■rgnaent: „woher hatte Xenophon, der doch gleich nach dem ver-
hoea des x^Q^ abgezogen ist, diese genaue kenntniss, dass er
aut solcher hestimmtheit sagen konnte, dass alles ausser der bürg
verbrannt sei?^ Die antwort ist sehr einfach: aus späteren
■achrichten von den Drilen durch die Trapezuntier (Rehdants:
i»Wtt Xenophon, wenn vielleicht auch selbst nicht gesehen, doch
•ieher in Trapezunt erfahren bat*'), und allerdings nicht, wie
iichter des breiteren auseinandersetzt, durch seine eigenen leute
iod nicht aus eigener anschauung. Es wäre gewiss sehr traurig,
weon Xenophon uns nur das berichtet hätte, wovon er äugen- und
shrenzeuge gewesen. Wir hätten dann nichts erfahren, z. b. vom
lode des Kjros und der behandlung seines leichnams (I 8, 27;
10, 1), nichts von der Unterredung des Tissaphernes mit Klearch (II
5^ nichts von vielen anderen dingen. (Xenophon sagt es auch selbst,
I. h. I, 7, 13, dass er nach mündliehen mittheilungen dinge erzählt,
welche er selbst nicht gesehen haben könnte). — Also auch dieses
ugnment ist nicht stichhaltig, unser bericht bleibt nach wie vor
lenophonteisch und rührt nicht „von dem feuer- und brandlustigen
iMcrpolator her, der sich nicht genug thun kann zu sagen, dass
dies, rein alles niedergebrannt sei, und wobei man sich nur über
las eine verwundern muss, dass die änqa stehen bleibt*^ Das ist
Ktr nicht zu verwundem, da die uneinnehmbare unqa wohl schwer-
fich von holz war.
15) Auf Richters frage , wodurch %&XXa ndyra an sich gerecht-
fertigt werden könne, läset sich erwiedern, dass in dem orte und in
ien ohcia» und in den rvQtftts gewiss gar vieles enthalten war, das
brennen konnte, hausgeräth, kleidung und dergl. (vergl. Rehdants:
iholzgaUerieen, z&une, brunnen, wassertröge, wagen, karren, ger&the").
SO*
468 Zu XenophoD's Anabasis.
Nach der zusammenfassaDg desseo , was nach aassdieidaii^
ail der vermeintlichen Interpolationen noch übrig bleibt^ wobei
„nicht verhehlt*' wird, dass die echtheit der Worte nvQ iv fticf
iatnwv xal taiv noXifiCwv noitiadfiivot (§. 27) „ebenfalls zweifd-
haft<< ist (p. 604), geht Richter (p. 605 ff.) über sur Schilderung
des Verlaufs der ganzen begebenheit, wie er ihn sich zureditge-
dacht hat. Da finden sich denn alle die willkührlichen annabnei
und falschen suppositionen wieder, die wir bei den einzelnen siel-
len uns des näheren ansahen, bereichert um einige noch uobegrüo-
detere behauptungen , als deren monströseste ich die annähme m-
führe (p. 605), dass die X'^Q^^^Q^y »^^ ^^^ ^^^' ^^ ^^^ ^^
verkehr der volkreichen feste mit der aussenwelt sehr erschwert
haben würde, an einer oder mehreren stellen überbrückt ge-
wesen sein muss. Möglich, dass die Drilen diese brückea
bei annähern ng der Griechen abgebrochen haben. Es ist aber
auch sehr leicht möglich, dass sie auch die möglicher-
weise sehr solide brücke, die wahrscheinlich den Übergang
nach der Strasse zum meere vermittelte, stehen Hessen und ein
theii der Griechen wenigstens sie benutzten ^^ Wer dadurch
nicht von der Unbestreitbarkeit der Richterschen hypothesen über-
3eugt wird, dem ist nicht zu helfen!
Auf p. 607 f. bespricht Richter dann die Worte des ^. 14:
^aav Se ot xai nvQ ngoai^tQov , welche ihm ebenfalls „unecliteo
Ursprungs zu sein scheinen*^ Jene worte schliessen sich, wie er
sich ausdrückt, durchaus abfallend an die vorhergehende dramatische
Schilderung an; „wer fühlte nicht, wie sehr die darstellong pr
winnt, wenn man sich jene worte hin wegdenkt ^" Zugegeben, dafl
jeder das fühlen müsste, was immerhin sehr zu bezweifeln seia
möchte, so ist doch solches gefuhl kein argument für die kritik. —
Weiter meint Richter, da nach §. 11. VI kein befehl zum feaer-
anlegen gegeben sei, müsse man annehmen, dass einzelne soldateo
dieses auf eigene hand getliau; das sei aber auch nicht anzuoefa-
men, da die Griechen eher hätten fürchten müssen, dass die DrtI«
auch diese firirgo TTohg durch brand zerstörten. Also sind die worte
interpoliert? Ja, wenu man wirklich solche besorgniss bei «lleo
Soldaten voraussetzen dürfte, und wenn es so ganz unmöglich wäre,
dass einige auch ohne befehl feuer herangetragen haben, ua es
an die aiuvqtifinja zu legen ; und wenn wirklich, wie Richter be
Zu Xenophon's Aoabiisis. 469
ptet , die ausfiihrung der befehle (^. 14) den anordnuogen (^.
. 12) ».genau'* entspräche , was doch auch nicht der fall ist in
lug auf die nXiifftoi d' ix twv x^^Q^^ XCd-oi,. — Was ferner
cliter sagt, dass stürmen und feueranlegen nicht gleichzeitig an-
iwendet werden könnten u. s. w., kann ich übergehen, da solch
Igemeines raisonnement doch gar nichts verschlägt. — Aber auf
iB letzte argument muss ich noch eingeben, dass nämlich diese
orte deshalb unecht seien, weil von den folgen dieses nvQ nqog-
f^»v nicht das geringste erwähnt werde. Das könnte man doch
ircb die annähme rechtfertigen , dass das feuer gar nicht ange-
iDgeD sei. Aber es findet sich wirklieb ein resultat dieses zvg
^g^igtiv angegeben: als die Ciriechen an die häuser der fAtirgo-
^Xtg feuer anlegen, wober nehmen sie den Zündstoff? Im ^. 14
ebts: ^auv da ot xai nvQ nqoaifpaqov. Ich kann somit auch
ese Worte nicht für unecht halten , und nicht glauben , dass wir
t .,der uns bereits bekannten Pyromanie des interpolators verdan-
'0, auf den auch die art der anfügung der Worte hinwebt^, die
cb echt xenophonteisch ist, vergl. Krüger zu V 10, 6; index
271 (5te aufläge), Rehdantz zu VI, 2, 6, und ganz besonders
luppe Lexilog. xenophont. p. 41.
Kindlich behandelt Richter (p. 608 ff.) noch den §. 31 , in
iichem er die worte: aktanaa^ut yuQ iyuaav jm dqofioi für
erpoliert hält Dass diese worte die besorgniss der Kreter ans-
ocken sollen, von den feinden eingeholt zu werden, darüber sind
s herausgeber einig, während sie allerdings die worte selbst
*schieden auffassen, „was nicht gerade für die echtheit der worte
icht ^^y*, in bezug auf die erklärung von Itpaaav schiiesst sick
;bt^ an Krüger und andere an, wonadi es heisst: „sie erzählten
n beere nach ihrer zurück kunft'*; darin stimme ich ihm bei»
le damit freilich die annähme meines vaters, dass sie einander
iefen „aXtaxofAS^a'' „fast komisch'* zu finden (ähnlich doch
;h Kühner: el tgi^o/jnv, fyaaav, uXiGxofiid^a, und Hertlein:
e sagten, einer zum andern, sie würden eingeholt**). Nun meint
cbter aber, in dieser bedeutung „passen die worte nicht recht
diese stelle , und sind nicht nur unnöthig sondern unrichtig^.
16) Wenn alle stellen der alten scbriftsteller , welche von detv
nchiedenen erklärern verschieden aufgefasst werden» unecht wäreii»
ie viel echtes bliebe dann wohl übrig?
470 Za Xeoophon's Anabasis.
Dieses wird nan nachzuweisen gesacht, wobei aber gar keise
riicksicht darauf genommen ist, dass doch stellen wie IV 4, 16;
VI 2, 7; VII 4, 15 solche art der anticipation völlig stehen
(vergl. Krüger und Rehdantz x. d. st> Richter meint nimlid,
dass die einzige gefahr, welcher die den binterhalt verlassende
ausgesetzt waren, die gewesen sei, verwundet so werden, und dM
sie deshalb die Strasse verlassen und sich durch wald und tema
au decken gesucht haben. Wir müssen uns aber jedenfalls doch
die Sachlage so denken, dass der tpBvdividga , welche zurückblich,
bis das gros dem Xenophon weit genug entfernt zu sein s^ici»
und bis Xenophon dem Myser das zeichen zu eiligster flucht gab,
die feinde sehr nahe waren und dass daher für die Kreter die g^
fahr des aXCOKSiT&M sehr gross war. Doch ist es auch gar nichl
nöthig, dass die gefahr in Wirklichkeit sehr gross war, ricbtig
scheint mir Rehdantz aXCcxia&ai zu erklären als Infinitiv des imperl
conatus und zu übersetzen : „ denn nach ihrer erzaldung waren sie
nahe daran gefasst zu werden'^ Die Kreter stellten sich also io
ihrer furcht die gefahr grösser vor, als sie wirklich war. —
Dass sie sich dann in den wald gestürzt haben, nicht um sich ?or
den geschossen zu retten, ist schon deshalb sicher, weil Xese-
phon davon gar nichts sagt und wir nicht das recht haben, will-
kürlich etwas io den tett hineinzutragen; sodann zeigt auch der
gegensatz von älCcxiC&at im dgofAtj^ (nämlich auf der oiid
und xara mg vunuq naXhvdov fktvok ganz deutlich, dass es üf
noch grössere beschleunigung der flucht den Kretern ankam, ab
ihnen auf dem w^e möglich war. Dazu ist dann von den feii-
den auch auf die Kreter geschossen, wie wir aus der verwundoag
dei» Mjsers und aus dem ausdruck avujo^ivoyiiq ti9S( (|. 32)
lernen. Als die Kreter sich in den wald stürzen, kann der Mjser
ihrem beispiel nicht folgen aus dem einfachen gründe, weil er ver-
wundet war, und aus keinem anderen ^^) ; einige Soldaten vom gn»
kommen ihm, der auf dem wege weiter läuft, entgegen anf seis
hülfsgescbrei und nehmen ihn mit sich. Davon endlich, dass die,
17) Es ist durchaus müssig, wenn Richter p. 610 mehrere grfiiida
als denkbar anlührt, welche den Myser bewogen haben auf dem
wege zu bleiben; z. b. den: ,,da er den seinen etwas voraus war
(woher weiss Richter das?), merkte er vielleicht die geschosse nicht,
die ihnen nachflogen". (Trotzdem er durch eins derselben venmo-
det wurde!).
Za Xenophoo's Anabasis. 471
«reiche den Mjser zu hülfe eilteo und ihn aufgenommen hatten,
n«ieh rackwartsgehoid durch ihre schilde deckten*' ist bei
3Leiiophon keine rede; ini noda ävaxwQBtv ist schon, wie aus
Krägers und Kühners anmerkungen zu ersehen, von alten erklärem
«■schrieben durch: j^co^ay Inl CxiXog* ro ontaa ävaxwQiiv fifj
Una ToTg vmyavrCotg ra vwTa („das gesiebt dem feinde zuge-
kehrt'* Passow s. t.)> ^^^^ ^<^ ^^^ decken durch schilde die rede
ist, so dass also dabei nicht nothwendig an mit Schilden versehene
gwiacbt zu werden braucht: vergl. die herausgeber zu Xen. Kjrop.
Ill, 3, 69; VII, 5, 6 und and. — Hell. II, 4, 33.
Es scheint mir somit, dass dieser von Richter für „unzweifel-
liift^ gehaltene nachweis nicht geführt ist. Dasselbe ist auch mit
4eD anderen argumenten der fall, die noch dafür angeführt wer-
lieo, dass „von einer besorgniss von den verfolgenden eingeholt zu
werden keine rede sein könne''. Da wird denn als „keinem zwei-
fd unterliegend^ mitgetheilt , dass diese list vorher überlegt war,
da» deshalb besonders schnelle leute dazu auserlesen warden, dass
sie einen nicht unbedeutenden vorsprung vor den feinden hatten,
illes Sachen von denen Xenophon auch nicht ein Sterbenswörtchen
tagt, auf welche wir danach auch keine Schlüsse bauen dürfen.
Hit viel mehr innerer Wahrscheinlichkeit verrautbet z. b. Rehdantz,
daiB die Drilen schneller gewesen sind als die Kreter und somit
ihnen wirklich gefährlich werden konnten. — Ein wirklich
sachlicher grund gegen die echtheit und Wahrheit des von Xe-
Bophon berichteten wird durchaus nicht vorgebracht und somit die
Behauptung, dass auch die hier in frage stehenden worte von dem
interpolator herrührten, ebenso wenig bewiesen, wie das bei den
übrigen stellen der fall war.
Doch genug der polemik für dieses mal. Ich glaube be-
nimmt, dass die ausführungen Richters keinen aufmerksamen leser
iberzeugt haben von der richtigkeit oder auch nur Wahrscheinlich-
keit seiner hjpothesen, und glaube auch nicht mit Nitsche a. a. o.,
inss man sich hier mit einem non liquet zu beruhigen braucht. —
Dnd dasselbe gilt von fast allen von ihm behandelten stellen Xe-
Bopbons in gleichem masse, was nachzuweisen mir vielleicht ein
Inder mal verstattet ist. Hier möchte ich zum schluss noch den
rsDzen verlauf der expedition darlegen, wie er zu denken ist>
>ach Xenophons als echt und wahr erwiesenem bericht.
472 Zu Xenophon^s Anabasis.
XenophoD macht mit der liälfte des heeres und mit trapexoo-
tischen fiihrern einen zug in das gebiet der kriegerischen Drilei,
um lebensmittel für das beer herbeizuschaffen. Die Drilen weicbeo
vor den heranrückenden Griechen zurück, indem sie alle iboei
einnehmbar scheinenden platze durch feuer zerstören und auf diese
weise den Griechen nichts als wenig vieh überlassen, welches 6m
feuer entrann. Sie zogen sicli in ilire feste /L»i7Tpo7ro/4C zurocL
Diese war schon von natur sehr unzugänglich, indem eine tiefe
Schlucht sie umgab, zudem hatten die Drilen noch durch kuost sie
befestigt dadurch, dass sie rings herum einen breiten graben auf-
geworfen und auf dem walle pallisaden und thürme errichtet hat-
ten ; in(mitten) der so befestigten Stadt befand sich noch eine feite
citadelle.
Als das heer der Griechen bis auf 5—6 Stadien gegen dieses
platz herangerückt ist, lässt Xenophnn die hopliten halt macheo
und bleibt selbst bei ihnen zurück, während die peltasten, um 200O
an zahl, vorauseilen, um den versuch zu machen, durch übemm-
pelung sich des platzes zu bemächtigen. Sie durchschreiten die
Schlucht und gelangen auf den freien platz, welcher zwischen der
Schlucht und dem graben sich befand ; als sie von hieraus sebea,
dass sich vieh und andere beutegegenstände in dem platz befinden,
machen sie einen angriff auf denselben. Dieser angriff aber bat
keinen erfolg und so versuchen die peltasten wieder durch die
Schlucht zurückzugehen („waren dabei den abzug zu unternebineii^
Rehdantz). Dabei werden sie aber von den Drilen sehr bedrängt
und belästigt, zumal sie nur einer hinter dem andern in die Schlucht
hinabsteigen können. Sie sehen sich also genöthigt einen boten
an Xenophon abzuschicken und ihn um hülfe zu bitten. Xenopbon
eilt auf die nachricht von der misslichen läge der peltasten sofort
mit den hopliten herbei, lässt die hopliten vor der Schlucht halt
machen, geht aber selbst hindurch durch die schlucht und recogoof-
ciert mit den lochagen den platz, um festzustellen, ob derselbe ein-
nehmbar sei oder nicht und ob es danach geratheuer sei, die pel-
tasten unter dem schütz der hopliten zurückzunehmen oder die
hopliten zum energischen angriff auf den platz durch die schlucbt
vorrücken zu lassen. Der rückzug der peltasten scheint nur vi^
grossen verlusteu ausführbar , die einnähme des platzes dag^i
wird von den lochagen für möglich gehalten, aus den opfern vei
Zu Xenophon's Anabasis. 473
leissen die seher zwar kämpf doch glücklichen ausgang der expe-
dition: daher beschliesst Xenophon die hopliten durch die schlucht
kommen zu lassen, während die peltasten etwas zurücktreten roüs-
8CQ (uva^utgCaug unartaq jovg jitXjaindg ^. 10). Bogenförmig,
itn kreisförmigen platz entsprechend wird die Schlachtordnung der
bopliten auf dem terrain zwischen schlucht und graben aufgestellt,
wobei es jedem lochagcn überlassen bleibt seine truppe tactisch und
moralisch in solche Verfassung zu bringen^ wie es ihm für den
kämpf am besten zu sein scheint („möglichst kampftüchtig zu ord-
ien'< Rehdantz); zwischen die einzelnen lochen und etwas zurück
werden die leichtbewaffneten und peltasten gestellt. Als nun alles
ZDoi angriff bereit ist^ stimmt man den paean an, die trompete er-
tönt und unter dem Schlachtgeschrei iX^Xiv, iXiXtv eilen die ho-
pliten im Sturmschritt vor, während lanzen, pfeile, steine in grosser
»enge von den peltasten gegen die feinde geschleudert werden,
«od einzelne auch mit feuer herankommen. Die feinde halten den
I geschossen nicht stand, soudern verlassen, ehe es zum hnndge-
I Beoge kommt, den wall und die thürme und ermöglichen so die
' einnähme des platzes. Agusins und Philoxenos sind die ersten,
welchen es gelingt, den feindlichen wall zu erklimmen, sie helfen
anderen hinauf, noch andere ersteigen ohne hülfe die verschanzun-
gen und die Griechen sind, wie es ihnen scheint, herren des platzes.
Die zuerst hineingelangten öflnen das thor, durch welches nun pel-
tasten und andere leichtbewaffnete eindringen, um drinnen zu
rauben und zu plündern, während Xenophon die hopliten draussen
möglichst zurückzuhalten sucht, weil er auf nahen hohen andere
feinde erblickt hatte. Gar bald aber erhebt sich drinnen ein
grosser lärm; die eingedrungenen Griechen drängen zum thor wie-
der hinaus, indem sie berichten, dass in der fiijtQonoXig eine cita-
delle sei und dass aus dieser die feinde in grosser anzahl einen
ausfall gemacht hätten und sie bedrängten. Da fordert Xenophon
durch den herold die hopliten auf, so viele ihrer wollten durchs
thor einzubrechen. Das geschieht : die gewaltsam eindringenden
hopliten bewältigen die hinausströmenden Griechen, bringen sie
zum stehen und nöthigen sie zur umkehr ^^) , drängen dann zu-
18) Richtig verbinden die meisten herausgebet ol tt^rio mit at&ov-
H'^'Oi, fassen dieses medial und beziehen es auf die hopliten. Gegen
^*lger8 ansieht, dass lo^ovfitvot passivum sei und attributivum zu dem
474 Zu Xeoophon'fl Anabasis.
sammen mit ibneo auch die Drileo wieder in die citodelle lui
und schliessen sie darin ein. Während dann die game stadi
auf die citadelle ausgeplündert wird, recognosciert Xenophon
den lochagen die citadelle» und findet, dass es unmöglich sei,
selbe einzunehmen , dass man also auf den abzug bedacht i
müsse. Zu dem ende lässt Xenophon die zum kämpf untauglic
und die zum lasttragen bestimmten hinausgehen, zugleich auch
peltasten und den grössten theil der hopliten; von diesen blei
nur die zurück, welche von den lochagen dazu ausgewählt i
dem Nachdem jene alle den platz verlassen haben, machen a
die mit Xenophon zurückgebliebenen hopliten ^^ anstalten i
räumen des platzes. Da aber brechen die Drilen wieder aus
citadelle heraus und bedrängen die abziehenden hopliten im rüd
ja einigen gelingt es, die häuser, welche auf beiden selten
nach der bürg führenden Strasse stehen, zu besetzen. Von 1
aus werfen sie balken, holzklötze u. s. w. auf die Griechen
machen ihnen dadurch die zurückdrängung und Verfolgung
Drilen bis an das thor der citadelle (xaid rag avkag tag elg
a*Qav q)BQOv(fag §. 23) unmöglich, machen ihnen zugleich sop
das bleiben wie den abzug sehr schwierig. In dieser grossen n
welche durch die hereinbrechende nacht noch erhöht wird, it
ein gott den Griechen ein rettungsmittel : durch irgend jemand
gezündet beginnt eins der auf der rechten seite der Strasse
henden häuser zu brennen und wird, da es von bolz ist, rasch
den flammen verzehrt. Das veranlasst die Drilen, welche auf •
ser Seite einige häuser besetzt halten, dieselben eiligst zu räos
es bringt zugleich Xenophon auf den gedenken, auch die auf
anderen seite der Strasse stehenden häuser in brand stecken
lassen , und so die feinde auch von hier zu vertreiben. Nach«
dieses ausgeführt bt, wird nur noch die der bürg zugekehrte Ci
der Griechen von feinden belästigt. Um nun auch vor diesen
sichert zu sein, lässt Xenophon von den hopliten, welche am
gleichsam substantivierten ol fStrai, spricht schon der umstand, c
ol ixnimoyits §.17 und tovg ixnijfToyrag §.18 doch gewiss diese!
menschen bezeichnen, wonach auch Eühners erkl&rung, lovc hmm
mg = fovc ix t^g äxQag ixdtdQafAtixotag falsch ist. Vgl. F. K. H<
lein , Programm , Wertheim 1858, p. 17 f.
19) Die sind als subject zu ^gSayro (§. 22) zu supplieren.
Zn Xenophoo's Anabasui. 475
Khimweite wareo, bolz vor die front, also iwiscbeo seioe truppen
«ad die Drilen^ tragen und dieses in brand stecken. So können
die feinde den nun absiebenden Griecben nicht folgen, welcbe, um
die Drileo noch mehr zu beschäftigen und noch mehr abzuhalten
Toa rascher Verfolgung, aucb die an den verschanzungen stehenden
binser anzünden. Auf diese weise geschah es, dass die ganze
miqomUg mitsammt den befestigungswerken bis auf die citadelle
Toliig niederbrannte, während die hopliten unbelästigt aus dem
ji^fov hinaus und durch die x^9^^Q^ hindurchkommen. Zusam-
nen mit den schon früher hinausgegangenen marschieren sie noch
«le strecke weiter, bis sie einige Stadien entfernt im freien aber
obe Zweifel „auf sicherem punkte*' (Rehdantz) halt machen und
4ie nacht zubringen.
Am anderen morgen brechen sie wieder auf und ziehen Tra-
fcniDt zu. Um das gros vor Verfolgung und belästigung durch
die feinde möglichst zu sichern^ hat Xenophon einen aus 10 Kre-
tcni unter anfährung eines Mjsers bestehenden scheinhinterhalt ge-
kgft, ehe et mit dem gros den abzug beginnt Die Drilen sehen
die Waffen derer, welche den scheinhinterhalt bilden, durch die
töscbe schimmern, und fühlen sich dadurch veranlasst, die Griechen
liebt zu belästigen. Als nun das gros eine genügende strecke
weit vorgerückt war, sodass nichts mehr von den Drilen zu
fircbten schien, giebt Xenophon '^) durch ein trompetensignal dem
Myier den befehl, eiligst zu folgen. Als er, um diesen befehl
ttttafiihren, sich mit seinen leuten aus der Ividqa erhebt, halten
die Kreter , da ihnen die feinde ziemlich nahe waren , es für si-
ekerer, sich abseits des weges durch Schluchten und gebüsche vor
20) Gegen Krüger und Kühner bin ich mit den anderen heraus-
gebem der ansieht, dass im §. 30 das komma hinter vnthilv^hat zu
■Qisen ist, und dass t^ Mvc^ nicht zu Icfdx«» gehört, sondern zu loif-
Mfvf ; dazu veranlasst die stellang (der zu i&6*tk gehörige dativ würde,
Wenn hinzufügt, wohl unmittelbar bei Icfox«* stehen, wenigstens ist
das der constante gebrauch Xenophons), aber noch mehr das folgende
■^ oc, welches gar nicht anginge, wenn der durch dieses oc bezeioh*
lete Myser subject auch zu ia^fifiyt wäre (vergl. stellen wie I, 8, 16;
n, 4, 48; yi, 5, 22; YII, 3, 45; 4, 8; 7, 2; 13); sodann auch noch
lar umstand, dass zu ^o^/i^yf doch der gewohnheit nach 6 tfaA-
^•mis als subject zu ergänzen ist (wie z. b. §. 12. YergL Rehdantz
n IV, 3, 29), nicht aber o Mvaoc dazu subject sein kann, wie
Krüger will, zumal ein trompeter der yfivdt^idga wohl nicht beigege-
en war.
476 Zu Xenophon's Anabasis.
den feiiideo zu retteo ; der Sljser kann, da er verwunde! wird^ ilirai
beispiel nicht folgen und ruft sie zu seiner unterstützuogf zurück.
Diese wird ihm zu tlieil, ohne dass die feinde weiteren schadea
zufügen, es gelingt der tffSvdsvidQu sich mit dem gros wieder zu
vereinigen 9 und so gelangen die Griechen fast alle unversehrt und
mit nicht geringer beute versehen nach Trapezunt zurück.
Zusätze: 1) P. 456 am ende des (ersten) absatzes: (Dieser
Widerspruch scheint Xitsche entgangen zu sein, welcher in der
Zeitschrift für das gymuasialwesen 1874, pg. 934 die Richterschea
uthetesen an dieser stelle zugiebt).
2) F. 457 am ende des ersten absatzes hinter „argwöhnen^:
(8o auch Nitsche a. a. o.: „Agasias und Philoxenos zogen jeder
einen anderen kameraden hinauf: unterdessen war ein fünfter schon
ohne hülfe emporgestiegen; in gleicher weise ging es schnell
Weiler und in kurzer zeit schien der platz schon so gut wie ge-
nommenes Desselben vorschlug uu vor uvußißi^xH einzusetzen
scheint mir überflüssig).
Ratzeburg. WilMm VoUhredht.
Zu Cornelius Nepos.
Paus. 1, 3 bieten die besten handschriften : Sed primtim in e9
est reprelienstts y quod cum ex f}raeda iripodem aureum Ddpkts
posttisset et epigrammate scripta, in quo haec erat »enteniia: «m
difctu etc. Nipperdey tilgt quod, Halm cum; bei Siebeiis steht qnotf
tunij was in dem zusammenhange ganz angemessen ist Ich nehae
anstoss an in quo, statt dessen nach classischem sprachgebnuicb
ctiius stehen müsste, vgl. Cic. l^egg. 1, 22, 58 cuius praecepti tantt
vis et ianta sententia est (ib. 2, 5, 11 in ipso nomine legis inUr-
pretando inesse vim et sententiam iusii et veri legendi, ist mit unntr
stelle nicht zu vergleichen). Die nämliche redensart findet sidi
Dion. 6, 4 Versum illum Homeri rettulit ex secunda rhapsodia^ «»
quo luiec sententia est , non posse bene geri rem p. multwm
imperils. Hier verräth sich die band eines interpolators in des
ex secunda rhapsodia, da eine solche weise des citirens bei Comei
nicht wohl anzunehmen ist. In beiden stellen aber scheint d»
UQclassiscbe in quo haec sententia est (erat) beigeschrieben i"
sein, um die construction der folgenden acc. c. infinitivo za v-
klären , während dieselben ohne weiteres in der ersten stelle vo^
epigrammate scripto , in der zweiten von versum illum (eatspre-
chend dembekannten illud) abhängen.
Clausthal. Lattmann.
XIV.
Studien über Horaz.
I.
Francois Gniets randbemerkangen zum Horaz.
Im Güstrower Osterprogramm 1873 habe ich diejeDigen stro-
pheo UDd verse aus den horazischen Oden tabellarisch zusammeu-
gestellt, welche von Uofmao-Peerlkamp und dessen nachf olgern für
unäcbt gehalten worden sind» und damit über die geschichte jeuer
eigeuthümlichen hyperkritik, die sich zu förmlichen theorieen eiuer
interpolatiooslehre ausgebildet hat, orientiren wollen. Es lag mir
natürlich daran, die erscheiuung bis zu ihren anfangen, d. h. von
Lambin und Tanaquil Faber abgesehen, bis auf Guiet zurück zu
terfolgen; allein du ich der Marollesschen ausgäbe des Horaz,
Paris 1660, welche die Guietschen marginalbemerkungen am voll-
ständigsten enthäh, nicht sogleich habhafi; werden konnte, so musste
ich mich damit begnügen, diejenigen stellen als bereits von Guiet
verdächtigt anzuführen, bei denen Feerlkamp u. a. Guiets namen
(Uisdrücklich nennen. Nach nunmehriger einsieht in die Marul-
ksscbe ausgäbe vermag ich das verzeichniss der von Guiet für
uoäckt erklärten stellen zu ergänzen und halte einen abdruck der
Guietschen randnoten für um so nöthiger, als nicht bloss die neuo-
t^ anhänger der interpolationsmanie ihre hypothesen durch die
diatsache zu stützen unterlassen haben, dass bereits vor mehr als
zweihundert jähren einer der scharfsinnigsten und gelehrtesten, aber
eben so willkürlichen als genialen französischen gelehrten mit dem
Messer der subjectiven kritik am Horaz herumsecirte, sondern auch
^■e Keller - Holdersche ausgäbe, welche die neuere literatur sorg-
478 Horatiui.
fältig angiebt, sich für Gaiet auf das dürftigste maass des durtb
SanadoD and demnäclist durch Peerlkamp bekannten beschränkt^).
Ueber die Schicksale der handexemplare Gniets, welche dieser
mit seinen übrigens nicht lur Veröffentlichung bestimmten bener^
kungen versah , sind wir ausreichend unterrichtet. Viel daHÜMr
findet sich schon bei Bajle^ die vollständigste ausammenstdloiy
aber lieferte Johann Albert Portner , dessen unter dem pseudooja
Antonius Periander verfasste Vita Gujeti nach dem zengniss Bicb-
städts im Jenenser Programm 1837 , pag. 9 (Paradox. Hör. sp.
VIII) die beste und zugleich klassisch geschriebene quelle mn ye^
ständniss der persönlichkeit Guiets ist. Für den vorliegeodea
zweck genügt es, auf Eichstädts gelehrte und instructive abhaod-
lung zu verweisen und aus ihr die für Horaz in betracht koa-
menden punkte herauszuheben.
Bekanntlich meinte Peerlkamp (pag. XXVil der Harlener
ausgäbe der Carmina), der die Sanadonsche ausgäbe von 1756 be
nutzte, in welcher Sanadon nicht angiebt, wie er zu den belBe^
kungen Guiets gekommen sei, Sanadon habe in der von ihm selbit
besorgten, Peerlkamp aber nicht zugänglichen ausgäbe von 1728
hierüber eine erklärung gegeben. Aber auch der Sanadonsche
Horaz von 1728 enthält eine derartige auskunft nicht Vielaiebr
ist es die zweite *) Horazausgabe von Michael de Marolles, ibt
von Villeloin, Paris 1660, die zugleich angiebt, dass Marolles dai
handexemplar Guiets von dem Abb6 Menage zur benntzung be-
kommen habe (zu Sat. I, 1, v. 91) und in ihren französisch g^
schriebenen noten die Guietscben bemerkungen vollständiger entbilt
als Sanadon. Somit bildet diese selten gewordene MarollesMbe
ausgäbe (ein exemplar befindet sich in der furstl. bibliotbek n
Rudolstadt, ein anderes auf der Rostocker Universitätsbibliothek)
die vollständigste quelle für unsre kenntniss der Guietscben Ho*
razkritik.
1) An 116 stellen des Horaz hat Guiet interpolationeD angenom-
men. Von diesen führen Keller -Holder nur 6 unter Gaiety namen
an und auch diese nicht vollkommen richtig (Ep. I, 1 streicht Ouiel
V. 56 und 57, £p. I, 10, 23—27); an zehn stellen vindiciren sie Oniei-
scbe athetesen Peerlkamp, an je zwei Bentley und Gruppe, aaje
einer Apitz, Francke, Gesner, Haupt, Linker, Nauck, Paldamos.
2) Die erste erschien 1652 (Marolles zu Od. HI, 4, 10: je ii'y oy
rien changi denuis sa premiere Edition ^i fut en tannee 1852) enthalt
aber die Guietschen noten nicht» cf. Eichst, p. 8.
Horatius. 479
Ich lasse Dunnefar die Doten vod Marolles, soweit sie Guiet
streffeoy folgen ; die verszahlen io der äusseren columne bezeichnen
ie von Guiet für unäcbt erklärten stellen.
M. I9 \, 3: yyDans un dkar^'. Du latin Curriculo que d'au-
ret oiifoi«ftl voulu iraduire dan$ la carriere , parceque k mot
'oieiU ä Vun et ä Vautre: maie je ne suis pae de leur avis ä
mm de ce qui suit Metaque fervidis evitata rotte. M. Guyet eet
wntmoine d'avie contraire.
M. I, 2, 6. — Mais Guyet la (la descrtpliofi du dduge du
}mre humain) retrani^, avec lee deux Stances qui la contiennent
kpm ces mots torruit fsic) gentes jusqu*ä Aequore Damae, —
b. 24: Cette stance est encore effac^ par Guyet, — Ib. 36:
U Critique de (ruyet efface eiicor ioy la Stance qui commence, Heu
\%mis.
M. I> 3» 14: Ioy Guyet retranche six vers de suitte apres
a mots: quo non arbiter, et oste encore le 25. et le 26:
ans en dire de raison.
•4. I9 20, 5: Au Ueu de Care Mecenas M, Guyet vou-
mit qu'on leust Clare Mecenas: ce qui me senMe iudicieux,
M. I, 31, 9 — 16: Fr. Guyet efface icy huit vers de suitte,
mme des vers supposiz. Quis haec spuria esse non videt?
N. II, 13, 1: Monsieur Guiet (sie) efface icy les A. premiers
m de cette Ode, sans en dire le sujet.
M. Uf 19, 5: Moftsiaur Guyet efface icy 4 vers de suitte. —
» 16, 16: Le 27. (sie) vers et Us sept en suitte sont retrandkez
ir Moiisitfur Guyet.
M. Ill, 2^ 5: sub divo, comme Usent LamUn, Cruquius et
«yel.
M* III, 8, 26: Monsieur Guyet retranche taut ä fait depuis
25 vers.
N. 111^ 10, 1: Mons. Guyet oste la 3. Stance de cette Ode.
M. in, 11, 34: La demiere Stance de cette Ode est ostSe
r Monsieur Guyet.
td. Ill, 13^ 1: „Fontaine Blandttsief^, ou Bandusie sdon Crus-
ftis (sie), et Monsieur Guyet eile est dans le pays des Sabine. —
13: Guyet efface la demiere Stance de cette Ode parce qu*tUe
Inf semhle pas digne d^Borace.
480 HoratiuB.
Id. Ill) 16 9 41: Monsieur Gvyei retranche Us seizs demien
vers de ceite Ode,
Od. Ill, 23, 11: Monsievr Guyei efface la derniere Stance it
cette Ode,
Od. Ill, 27 om schluss: Monsieur Guyet efface la 12. ei 1&
("sic^ Stance de cetie Ode.
Od. IV, 4, 17: Apres cecy, il y a quatre vers que M. Guyä
efface.
Epod. V am scbluss: Monsieur Guyet retrandie dix vers dc
cette piece, Le 69. et 70. le 73. et les trois suivants, e$ le 85.
ct les trois suivants ou il se conlente de marquer ces niotSy hit
putarunt aliquid deesse.
Epod. VI scbluss: M. Guyei dit des deux demiers vers d$
celte Epode haec puerilia non Horatiana videntur.
Epod. IX, scbluss: Monsieur Guyet efface de cette Ode I« 17.
vers et les trois qui sont en suitte.
Epod. XVI, schluss: Monsieur Guye$ n'approuve pas les deux
derniers vers de cette piece,
Epod. XVII, 8: Monsieur Guyet retranche le 23. et le 24
vers. — lb. scbluss: Monsieur Guyet retranche foul ä fait les 8
dertnere vers de cette piece.
Ctrin. Saec. schluss: le hon homme Guyet efface la 7. Stantx
de ceiie Hymne.
Sit. 1 , 1 , 27 : „Eft quittant Ja raiUerie^ devant ces mots, ii M
y en a deux dans le texte, sed t amen^ qui ne seruent rien pev
le sens, ou qui sont fort inlerposez pour la construction. Ced
peut cstre pour cela mesme, que Francois Guiet (sic) retranche UtMt
ä fait ce vers, comme il fait en suitte le 34. et le 35. — lb.
45: Guyet retranche encore ce vers avec le precedent. — lb. 53:
Apres ce vers, M. Guiet (sicj en oste 8. tout de suitte^ jun^
au vers 62. qu'il n^oste pas, et puis il traitte de la mesme sorU,
cinq vers qui commencent ä ces mots: quid facias Uli, en qw)
il a stijet de s'itonner quil retrancl^ si facUement des ancieu
Auihevrs Jes choses qui ne lui agreent pas — und über dieselbe
stelle zu V. 64 : Mais tout cecy est suspect ä Monsieur Guyet. —
Ib. 91: tout cecy depuis le 88. v. A (At) si cognatos, iusfie»
au 100. Divis it medium, est rayi comme inuiUe ei smperfu
par M. Guyet : De sorte qu^il oste de cette Satyre en dtiMrt «ndroüs
Horatius. 481
tques ä 32 (sicj ver«, aelon le Manuscript que fen ai v^, kquel
a e«M prefix par M, VAhhi Menage, qui a recueilU soigneusement
iw let Emsrits de di honneste homme,
Stt. I, 2, 95: En suitte de cecy il y ä cinq vers qui soni
spects ä Mimsieur Ouyety c'est pourquoi il passe dessus un trait
plume: et certes le sens s^y pourroit hien trouver sans cela:
lis U s'y trouve hien aussi avec cela, Il efface aussi le 3. vers
Heilt pour suspects le 108. et le 109.
Sat ly 3, 27 : I0 hon-homme Guyet efface icy 18 vers de suitte^
oammencer au 25. Cum tua peruideaSt jusques au 42.
rrori no men, sans en dire de rmson. — lb. 47: Guyet ef-
ce encore icy sis vers de euittey depuis le quarante — netifvihme,
traite de la mesme sorts le 56. et 57. — lb. 64: Cecy est
core retranchi par nostre Censeur, depuis le ßS vers, jusques au
I, Si nolet.
Sat. I, 4, 10: Ce vers est suspect ä Mons, Guyet avec celuy
\i le precede, et celuy qui le suit, qui doit estre tenfermi dans
le parenthese, — Ih, 2b : II y a un vers apres cecy que Moit-
eur Guyet retranche entierement , Aut ob avaritiam, etc,
ic versus suhdititius videtur.
Sat. I, 6, 122 : Ad quartam jaceo, et les dix vers qui
mt en suitte, sont entierement effacez par Francis Guyet, qui
rt%\ ä leur sujet, Sequentia suhdititia et inepta, supra
nim acta diurna enarravit,
8at. I9 7, 9: Ad Regem redeo. Mons, Guyet joint ce
my vers ä ces mots du 19. (sic) vers, Bruto praetore te-
9nte, et efface sans scrupule tout ce qui est entre deux, qui est
h veriti un lieu fort difficile.
Sat. II, 1, 49: Mons, Guyet retranche les deux vers qui sont
I suitte, sans en dire la raison.
Sat. II, 2, 9: Ce vers est supposi sehn M, Guyet — lb.
J: ce vers et l^ deux suivants, sont eticore supposez, se^n 3fon-
nir Guyet, — lb. 38: ce vers est suppose Monsieur Guyet
\c). — lb. 61. le 63. et le 64. vers, sont encore supposez,
^onsieur Guyet (sic), — lb. 89: Rancidum aprum, de ce
rs et des 4. qui sont en suitte, Monsieur Guyet escrit. Hi ver-
I a nee mali sunt, iiec Horatio indigni; sed hlc locum habere
n videntur. — lb. 133: Nunc agor, et les 3. vers qui sont
Phüologus. XXXV. bd. 3. ^^
482 Horatius.
eil suitle sont effacez par Francis Guyet, qui etcril a leur sujt$.
Hi 4. versus Author is ii on sunt; sed Grammatici
cuiusda m y qui U mhreni nom en hui c E clog ae in-
s er ere voluii.
Sal. II, 3, 7: C ulp ant ur f rust r a^ ce vers et le «ui-
vant sont suspects ä Monsieur Guyet, — lb. 72: Cum r a pies
in jus, etc. Monsieur Guyet dit de ce vers et du suiuant : Hoc
i nept i Grammatici a d dit am en t urn v i d e t u r, —
lb. 187: Monsieur Guyet a marqu4 deuant U vers nequig hu-
masse: Hie nonnulla deesse videntur, et retrandie har^
diment 27. vers qui sont en suitte. — lb. 243: Quint i pro-
g en i es, etc. Monsieur Guyet oste encore ce vers et les 3 9111
sont en suitie. — lb. 300: St 0 tee post damnum, el foul
ce qui suit jusques ä la fitt,, qui sont en tout 27. vers, sont juget
superftus par Monsieur Guyet,
Sat. II > 4, 6: Quod si interciderit, etc, et U vers
qui est en suitte, est rejetti par Monsieur Guyet,
Sat. II, 5, 100: Et certum vigilans. Monsieur Guytt
dit de ce vers et de celuy qui est en suitte, Delendi sunt hi
duo versus, — 1 b. 1 05 : C 0 m t» » e « u m. Monsieur Guyet
met per mis sum au lieu de commissu m, et au lieu de funvs,
ä la fin du vers, il met le si qui s de la fin du suiuant, effa^iit
ce qui est entre deux.
Sat. II, 6, 17: Ce vers et les deux suitiants sont effacez per
Monsieur Guyet, le 27. Vest aussi, — lb. 28: Apres ce ven
Monsieur Guyet iuge aussi ä propos d'effacer les trois vers qui mt
en euitte. — lb. 85: Ar i dum et ore f er ens, est encore iv^
superflu par Monsieur Guyet, aussi hien que les deux vers qui «out
eii etitlle^ el le 105. vers.
Sat. II, 7, 61: Contr actum genihus tan gas, et its
vers en suitte sont retrancliez , comme intililee par nostre Cmmr
decisif, qui efface aussi le 84. vers, et le 115.
Sat. II, 8, 29: 171 vel CO» t ill uo, ce vers et le Mfiwiiil
softt effacez par Fr, Guyet,
Epist I, 1, 16: Nunc agil is fia. Monsieur Guyet if'
face ce vers et les deux qui sont en suitte, sur les quds il dit
haec Horatii esse non v i d e n t u r. — lb. 28: Jfontiiiir
Guyet efface le vers precedent Restat ill his. — lb. 57 : Ltf ven
1
Horatius. 483
dcedent ne peut avhsister selon Francis Guyet , qui dit encore
e les deux suivanig sont interposez, — I b. 106 : Ce vers et
' deux 9uiuantM 8ont eneore effacez par Momieur Guyet,
Epbt. I, 2, 46 : Monsieur Guyet efface le 44. et le 45. vers.
Epist I, 4, 16: Monsieur Guyet efface le 9. vers et Us deux
9uitte.
EpisM, 7, 6: Monsieur Guyet efface le 10. vers el les 3. qui
ril en suitte. — lb. 23: apres ce vers, U y en a ciin/ de suitte
i »ont effacez par Guyet, qui oste encore le 37. le 38. et 39. —
. 46: U faut encore oster le 59. vers selon Monsieur Guyet avec
96. et le 97.
Epist. I, 10, 1 : il faut oster le 3. et le 4. vers, si Monsieur
uyet en doit estre crik, — 1 b. 25 : Monsieur Guyet efface ce
rs avec le precedent, et les 3. qui sont en suitte.
Epist I, 11> 7: ce vers et Us trois qui sont en suitte, ne
nt pas XHorace au jugement de Monsieur Guyet: haec insi-
tia et notha videntur, — lb. 16: U 22 vers est et»p-
isi au jugement de Monsieur Guyet aussi bieii que les 4. qui sont
\ suitte,
Epist. I, 12, 1: U 7, vers et Us 2. en suitte inepti et
ddititij videntur. Monsieur Guyet,
Epist. I, 14, 6: apres ce vers il faut des 2. suiuans n'en faire
I'un seul en cette sorts fratrem maerentis , tarnen istuc
ens animusque; selon la pettsie de Monsieur Guyet, et s'il
doit esire cm , le 36. vers et les 3. sui^iants ne sont pas
Betace,
Epist. I, 15, 8: Le 10. vers, et U (sic) 3. (pfi sont en suitte
pewvent suhsister avec U hon sens dn Poete, Monsieur Guyet,
Epbt. I, 16, 60: Les vers 32. 34. 35. 53. 55. et 56. eoiil
epects ä Monsieur Cruyet, et les retranche de son Manuscrit,
Epist. I, 18, 49: Et quinze vers en suitte sont retranchez par
mfifoie Guyet, H efface aussi U 67. le 74. et 75. U 81. et les
atre qui sont en suitte, U 89. et les 23. vers qui euivent; de
rfe que de cette seuU Epistre, il oste en tout 48. vers qu^il tient
ppasez: mais c'^est un pen trop,
Epist. I, 19, 31: Ce vers et U precedent sont effacez par
mBiewr CHiyet qui retranche aussi les deux demiers comme
H«.
484 Horatiua.
Kpiit II, 1, 5: MoMieur Guyet efface en «uille le 13. H le
14. vers. — lb. 186: Moneieur Guyet efface le 198. vert. —
lb. 244: le$ vers 261. et les deux sulvanis sont suspects ä Mon-
sieur Guyet.
Epist. II, 2, 3: U 9. et 19. vers sont suspects ä Msnsieur
Guyet. — lb. 71: Monsieur Guyet dit du 87. vers et des 54.
(sk) eti suitte. Notha sunt prorsus istay ä mente et
instituto authoris alienissima. Et ds fait en qudqmes
editions, on a marqu6 des Esto'Ues pour faire connoistre qw'il y
auoit quelque chose ä dUre. — I b. 128 : Monsieur Cruyet a bioi
marquS devant le 141. vers Initium epistolae esse videtur.
Toutes — fois il tient supposez les vers 158. el !«• 18. qui sont
eii suitte. Horatianum^ diMl, non videtur etc.
A. Poet. 108: Car la nature nous forme, cecy revient au versi
Format enim natura, etc. que Monsieur Cruyet appdle avec les
3. qui sont en suitte, ineptt versus et Horatio ifidi^iti. —
lb. 128: It est dißcile. Ce vers et les deux suivants sont retran-
chez par Monsieur Guyet. — lb. 209: Sur le 212. vers et oel«y
qui est en suitte, Indoctus quid enim, etc. Monsieur Guyet
escrit, quid vult dicsrel frustta lahorant interpretes.
Nothi sunt. — lb. 227: Et sur le 230. vers Monsieur Guyet
esa^it, Additamentum grammaticale (sic, soil wohl heissen
grammaticidi) hie versus videtur: nam quid oratione
grandi et Dithyramhica opus est in Satyris ridiculis
et jocosisl Et sur Je 234. vers et les 9. suivants qu^H re-
tranche, il marque Grammaticuli sunt ista. — lb. 259:
Apres ce vers Monsieur Guyet en efface 3. de suitte, ou it marqse, / '
Hie nulla trajectio facienda Lamhinus optime ten-
suit. — lb. .318: Les 4. vers qui sont en suitte, sont eslts
par Francis Guyet. — lb. 335: Monsieur Guyel Scrit du SS7.
vers: hie versus suhdititius videtur. — lb. 383: Csbi
nest pas d^Horace et Monsieur Guyet 4orit du 382. vers st is
deux suivants: Inepti versus et Horatio indigni. — Ik
403: Les vers 406. et 407. ne sont pas d'Horace au jugesmt it
Monsieur Guyet, il en vit autant du 422. et des 3.
I b. 434 : Ce vers neantmoins et les 3. suivants sont
Ion la pens4e de Monsieur Guyet, — lb. 450: Monsieur Qs§*
retrandke twt le rests depuis le 452. vers qui sunt 25. Mrs ^
ä
Horatius. 485
multi€y ee qu'U n'a pcu fait wns quelqti»^ fondemenh car il estoit
fart judicieus en ees ehaeea la: mais quoy qu'il en eoity il ne e'en
est pas clairement esfliqui,
Es fragt sich zunächst, ob Marolles alle bemerkuDgeo Guiets
■litgrelheilt hat, die er in dessen exemplar (Maniiscrit nennt er das-
selbe doch wohl nur wegen der in ihm enthaltenen handschrift-
licheo noten zu Sat. I, 1, 91 und Epist. I, 16, 60) vorfand.
Einigen anhält bieten die noten zu Od. Ill, 13, v. 13, nach der
es scheint, dass Marolles eine lateinische bemerkung Guiets wie
hoße Hwraiio indi^a videniur übersetzt hat, Epist. I, 1, v. 57
le ffers precedent ne peut suhsister sehn Francis Guiet, qui dit
encore que les deux euivants sont interposez, wo ebenfalls eine
Übersetzung angedeutet sein kann, und Epist. II, 2, v. 128, wo
das &c. zu beweisen scheint, dass Marolles die bemerkung Guiets
nicht ganz ausgeschrieben hat. Cf. auch die noten zu Od. I, i
and III, 13, v. 1. Im ganzen sind an 22 stellen die eigenen
Worte Guiets mitgetheilt; unter ihnen sind die bedeutendsten äusse-
rungen die zu A. P. v. 227 und 259; der allgemeine eindnick
der Marollesschen auslassungen ist der, dass er wichtige noten
Guiets nicht wird übersehen haben; er echauffirt sich sogar dar-
über, dass dieser verse gestrichen habe sane en dire de raison (Od.
I. 3. 14).
Eigenthümlich ist die tradition über die Verwerfung der gan-
zen ersten ode, die man Guiet überall zugesprochen findet. Bei
Marolles ist nur in der mitgetheilten note die rede von Guiet; ich
kana aus ihr nur entnehmen, dass Guiet curricula = rennbahn
fttsste und ein dies besagendes wort oder zeichen an den rand ge-
schrieben hat. Jedenfalls findet die sage von dieser Guiet^schen
«tlietese an Marolles keinen unbedingten anhält, sondern stützt sich
vielmehr, wie Eichstädt a. a. o. pag. 18, note 10 richtig bemerkt,
mif Fabricius Bibl. lat. I , pag. 394 Erncsti licet primam Odam
Ubri primi (uti non paucos Virgilii versus) pro spuria hahuit
^anciscus Guietus, doctus, sed nimis delicati fastidii Jrislarchus.
Die quelle, aus der Fabricius diese notiz geschöpft hat, ist mir
UDbekannt; nach aller wahrschekilichkeit ist sie aber eine unzu-
verlässige gewesen.
Id welcher weise Guiet den höheren oder geringeren grad
•eiaer bedenken an der ächtheit einzelner stellen ausdrückte, geht
486 Horatius.
BUS der MaroHessclien bemerkung zu Sat. I, 2, v. 95 bervor.
Dort bait er verse für suspecU und desbalb il pasie deuuM un Irsil
de plume; d. h. er bezeichnete sein bedenken durch federstrieke
oberbalb der betreffenden verse, während er die sicher fnr un-
ächt erkannten verse einfach durchstrich (effacety retntndm,
osier cet,J. Ob Guiet in dieser bezeich nung consequent gewesen
ist, lässt sich nicht mit bestimmtheit erkennen; in der angefiihrteii
note wird ein entschiedener gegensatz zwischen il efface and il
tieni pour suspects gemacht.
IJebrigens gewähren die mifgetheilten noten auch ausser den
Guietschen athetesen, die zumeist doch nur von historischem resp.
ästhetischem werthe sind, nocli allerhand andere ausbeute. Min
sieht z. b. aus ihnen, dass auch Guiet bereits zur lückenanoabBe
(8at. 11, 3, V. 187), zur Umstellung (Sat. 11, 2, v. 89), zur thei-
lung eines gedichtes in .zwei (Epist. II, 2, v. 141) sich verstand,
wenngleich er die anwcnduog dieser kunststücke noch nicht mt
moderner handwerksmässigkeit betrieb. Auch sonst wird man ge-
legenheit haben, manche note bei Keller-Holder zu vervollständigee,
insbesondre Od. I, 20, 5 die lesart clare nicht mehr bloss bis wf
Bentlej und seinen Codex regiae socieiatis oder das verzweifelte
y zurückzuführen. Ob es möglich sein wird, aus den MaroUei-
sehen noten zu bestimmen, in welche ausgäbe Guiet seine bener-
kungen eingetragen hat, muss ich für jetzt dahingestellt sein las-
sen; einzelne anhaltspunkte finden sich, wie die bemerkung Sat II,
5, 105 zu der LA. commissumi die bei Keller-Holder ganz fehlt,
und jedenfalls ist es der mühe werth , diese frage weiter ins aoge
zu fassen.
II.
Horatii Carm. lil, 14, v. 10—11: Vos, o pueri et pudlae
iam virum expertae.
Die Verbindung der plurale pui;ri et pudlae (es ist im folgen-
den immer nur vom pluralis dieser Wörter die rede , über dei
freien gebrauch des singularis derselben und ihrer synonjaa bedarf
es keiner weiteren erörterung) bezeichnet bei Horaz regelauiflsf
die unverheiratheten Jünglinge oder knaben und mädcheo, and iwtr
entweder 1) als kinder auf der Strasse, Sat. I, 1, 85 : Fictai ods-
runty noii, pueri atque puellae; II, 3, 130: InManum ie omna
pueri clamanique puellae; oder 2) als sklaven und sklaviiweB,
Horatias. 487
Gini. IV, 11, 10: hue et ilhic Cursiiant mistae jpueri$ puellae
i (wn hier; es ist klar, dass die engere bedeutung von puer ss
l äih?e liier auf pudla fortgewirkt bat); oder 3) als geliebte, Sat.
I II, 3, 32^5 : Mille pw^lamm^ puerorum miUe furores (in demselben
a Mae collectiv der singular Äfe nee femina nee puer — iuvat C.
IF, 1, 29). Hingegen werden die zu religiösen zwecken verwen-
deten chore von knaben und mädchen bezeichnet Carm. I, 21, 1 :
DiofNifK tenerae dielte virginea , Inionsum pueri äicite Cynthium,
III, 1, 4: Virginihue pucrisque canio (ohne attribut nur hier), IV,
1, 25: Illie bis pueri die turnen cum tacit ie vir ginihue tuum Lau-
^ dfute», IV, 6, 31 : Virginum primae puerique claria Patrihus orti,
i. C. Saec. 6 : Virgines lectas puerosque castos, Kndlich finden sich
^ C. I, 6, 17: proelia virginum Scctis in iuvenes %inguihu8 acrium
4 ^ie beiii gelage kosenden erwähnt, sodann C. Ill, 14, 9: Virgi-
"SS Mm matree iuvenumque nuper Sospitum junge frauen und manner
'V and elienso II, 8, 21: Te suis matres metuunt iuveneis , Te senes
I! psrci miseraeque nvper Virgines nuptae; doch gehören I, 6, 17
Ml lud II, 8, 21 wegen der loseren Verbindung, in der die betreflfen-
ht den Worte zu einander stehen, nicht eigentlich hierher. Horaz
W braucht also virginee den pueris gegenüber vorzugsweise, wo der
E>4 t^ff der ebrbarkeit wesentlich ist, wie auch der singular virgo
<üe königstochter, Vestal inn, Diana bezeichnet, während pnellae den
pverif gegenüber die mädchen als kinder, scinvinnen oder geliebte
Meuten, ebenfalls dem singularischcu gebrauch entsprechend.
So liegt die sachc , abgesehen von Carm. Ill, 14, 10, 11:
^(M o pueri et puetlae jam virum expeciae, Kcntley leitet seine
^amerkiing ad h. I. ein: — ctfm potitts par erat, nt cum pueris
innuptae puellae conjungerentur , und will somit auch hier an
thöre von knaben und mädchen gedacht wissen. Für solche passt
<las jam nicht ; er conjicirt non , ohne es jedoch in den text zu
tetzen (Equidem si per codices liceret, sie jwtius emendaverim),
kioen eigentlichen beweis bringt Bentley nicht; seine ,,bewunderns-
Berthe anmerkung^S ^i® Lehrs sie nennt, beschränkt sich auf fol-
gende citate: Ep. II, 1, 132: Caatis cum pueris ignara puella
hiflirMi Disceret unde preces, vatem nisi Musa dedisset? Carm. Ill,
1, 4: Virginibus puerisque canto, I, 21, 1: Dianam tenerae etc.,
C Saec. 6: Virgines lectas etc., IV, 6, 31: Virginum primae etc.
Unter diesen stellen ist die wichtigste und zugleich die einzige.
488 Horatiufl.
wegen der Verbindung des plural pueris mit dm singfolar
oben nicht mit aufgeführte Epist. II, 1, 132. Bb leockCet eti^
dasfl aus ihr nicht gefolgert werden kann, fhuUa würde ohne des
Zusatz tgnara mariU eine verheirathete frau oder ein verbahlt«
mädchen bezeichnen, sondern vielmehr hebt das tgnara mariti our
die mit dem wort puella an sich nicht nothwendig verbundene ei-
genschaft der keuschheit ebenso hervor, wie dies casH bei des
pueri thut. Mithin sind nicht gegensätze pueri (knaben) nad
ignara pveUa mariU (Jungfrau), sondern ca$$i pueH und ignar^
pudla mariti. Nimmt man aber hinzu, dass nach der obiges
ausfuhrung virgines gewöhnlich die bedeutung der ehrbaren Jung-
frau oder jungen frau haben, puellae hingegen diese beziehoo^
an sich nicht enthalten, ferner, dass fiir pueri ein eigenes sab-
stantivum in der bedeutung ehrbarer knabe oder jüngling nicht da
ist (cf. Hiuenes C. I, 6, 18, mores C. I, 21, 10), sondern paerk
sowohl zu pueUae wie zu vir^fines das correlat abgeben nifiiiiri^
(Virginibus puerisque canto; Mille pudlarumy puerarum miUe fu —
roresjy so ist klar, dass nichts auffallendes darin liegen kann, wem^
Carm. Ill, 14 pueri ohne attribut in der bedeutung „reine knaben"^
neben den erst durch das attribut non virum expertae zu den be^
griff virgines erhobenen puellae gebraucht wird. Hieraus folgt»
dass, wenn auch die von Bentley angeführte stelle Ep. II, 1, 1.1?
nichts für seine conjectur beweist, die letztere doch an sich ¥01%
dem horaziscben Sprachgebrauch entspricht. Sie kann ausserde«
gut belegt werden durch Virg. Ecl. IV, 476 pueri innuptaei(ts
pueUae, Hiernach ist Bentiejs conjectur non fiir iam schlagend Ib
dem falle, dass seine Voraussetzung zntrift't, Horaz habe C. Ill, 14
wirklich knaben — und mädchenchöre bezeichnen wollen.
Diese Voraussetzung ist aber irrig. Denn solche chore ge-
hören nur in einen förmlichen hjmnus, wie Carm. Saec. und viel-
leicht I, 21 es sind und wie die erste strophe III, 1 ihn einleitet.
Ein solcher aber ist C. Ill, 14 nicht. Denn mag auch die dieieii
gedichte zu gründe liegende veranlassung und der Inhalt der erstn
vier Strophen für einen solchen ganz angemessen sein, so ist dodi
die form der ode mit einem hjmnus ebenso unvereinbar wie der
mit Strophe fünf plötzlich umspringende ton. Denn in den eigent-
lichen lijmnen lässt Horaz die cliöre nicht bloss gegenwärtig seil»
sondern auch vom dichter ihr lied empfangen , IHanam fsasme
Horatius. 489
dio0te otf^uMf } Dociu9 el Ffto66* cKom» et Dianae ulcere laudee,
GnrmlfMi iMHi pHne Audita Muearum Sacerdos Vlrgmibua pueriique
€amio; ef. IV, 6, 41: Nupta tarn dices: Ego die amUmm, Saeculo
fuku referente htcesy Reddidi carmen docilie modonim Vatis Ho-
rmtu VoD alien dem ist liier keiue spur. Sodaun aber wäre es
widersinnig', wenn der dichter liier dem zum singen bestimmten
drare schweigen gebieten wollte, und nicht, wie C. Ill, 1, der
pro&nen menge, damit diese des dichters lobgesang aus dem munde
des chores Ternehme.
Darf man nun hiernach nicht an k nahen- und mädchenchöre
denken, so fällt damit auch die consequenz, die Bentiej und nach
9mb Pottier mit seiner conjectur haud vir. exp. gezogen haben.
^Andrerseits bedarf es auch nicht des Cuninghamschen expertesy
der Kaestnerschen interpunctionskünsteleien oder des Madvigschen
P^tdlae el, um in die stelle sinn zu bringen; man muss eben bei
einen gedieht, das keins der meisterstücke des Uoraz ist, eine
härte mit in den kauf nehmen. Wie oben bemerkt findet sich
fHieri et pudhe bei Horaz noch als kinder auf der Strasse, sklaven
und geliebte. Dass zu allen drei bedeutungen des attribut tarn
«irum expertae nicht passt, ist klar; pueUae tarn vlrum expertae
können hier nur junge frauen sein. Der Zusammenhang weist aber
>nf die jungen frauen, die soeben mit vlrginum bezeichnet waren.
Demgemäss sind pueri hier ebenfalls junge manner, wie C. IV, 11,
iO pwUae Sklavinnen bedeutet wegen pueri , und zwar die vorher
HtMaam genannten. Da sie die söhne der vorerwähnten matrea
•iod, so ist auch die von Nauck beigebrachte stelle C. I, 12 pue-
rique Ledcte^ die söhne der Leda, in gewissem betracht eine pa-
rallele; man darf jedoch nicht vergessen, dass nur der hinzutre-
tende genitiv des vater- oder mutternamens die bedeutung söhn
bervorbringt , und dass dieser genitiv hier erst dem vorigen verse
^u entnelimen ist. Der sinn ist also : ihr selbst aber, ihr verliei-
ratheten söhne und töchter, stört nicht die feier durch unheilige
Worte, was gleichbedeutend sein würde mit: ihr selbst aber gebt
each der freude des Wiedersehens erst hin , wenn das dankopfer
vollbracht ist.
Für die Verbindung pueri et pueUae ist also hier die sonst
hei Horaz nicht vorkommende bedeutung »junge manner und frauen*^
aa statuiren, die einerseits und zwar hauptsächlich durch das at-
49ü Uoratius.
tribut t€tm virum espertae andrerseits durch den zasanmeohaiig
bewirkt wird. Zu bemerken ist der parallelism us der attribnte
Virgmum matres iuvenumque n tiper So$pitum. Fot, a
fhteri e% puellae iam virum expertae. Die doppelte be-
zeich nung derselben jungen manner und frauen in zwei Tenen
hintereinander behalt aber allerdings auch bei dieser erklärung eine
gewisse härte, welche man bei jedem lesen wieder empfinden, aber
schwerlich durch emendation entfernen wird.
Iam ist von Meineke , Haupt und L. Müller, von letzteres
jedoch in beiden ausgaben mit einem zeichen des verderbnisses«
sowie von Keller-Holder und Nauck beibehalten; ausser Lebrs \Mt
auch Dillenburger in seiner neusten aufläge Ihaud geschrieben.
Hl.
Her. Carm. IV, 5, 17, 18 und IV, 8, 28, 29.
Carm. IV, 5, 17, 18 lauten:
Tutus bos etenim rura perambulat
Nutrit rura Ceres almaqiie Faustitas.
So viel die stelle besprochen ist, so hat doch meines wissens oocli
niemand auf die einzig schlagende parallele aus Uoras selbst hin-
gewiesen, nämlich auf IV, 8, 28, 29 :
Dignum laude virum Musa vetat mori,
Caelo Musa beat.
Die augenfällige ähnlichkeit beider stellen ist mir stets ein starker
beweis für die ächtheit der lesart in IV, 5, 18 und des gaoieo
verses IV, 8, 28 gewesen. Ich gehe kurz auf diese von der kritik
oft als Probleme aufgestellten verse ein.
Was zunächst IV, 5 betrifft, so sind rura den pa$cuis gegen-
übergestellt Lucr. V, 1247:
Sive quod inducti terrae bonitate volebant
Pundere agros pinguis et pascua reddere rura,
also aus Weideland ackerland machen. Diese verse hätte Rittef
fiir sich anführen können, wenn er sagt : peramhidare ego de anuili
hove dictum accipio — hos eiiim pasciUir in pratie vd '^
pascuis. Aber da hätte er auch nachweisen sollen, dass pefWft-
hulare vom pflügenden stiere gebraucht wird. Es heiast viel-
mehr im gegensatz zu sedere oder ctthare umhergehen , ganz ge-
wöhnlich mit dem nebenbegriff des müssig umhergehens ,
Horatius. 491
so dass et trefflich auf den bald hier bald da grasenden
stier passt Die stelle bildet einen pendant za dem Festm in pra-
t\$ oacat o^ioso Cum hove pagiM, wo man sich den srier in behag-
licher mhe wiederkäuend liegen denkt. Aber aus den praHs in
dieser stelle folgt nicht, dass Tanaquil Faber und Lehrs recht
haben, wenn sie auch an unsrer für riira das praia einsetzen wol-
len. Vielmehr ist rura das allgemeinere wort und umschliesst die
prata und pascua. Zum beweise hierfür braucht man keineswegs
die seltsame erklärung von dem Veiiis attcior de Limitat, ap, Ri-
^sll. p. 299 Rura veteres Incultos agros dtcebanf , id est 8ilva$ et
fMMcua anzunehmen, sondern es genügt der gewöhnliche gegeosatz
zwischen Stadt und land, um iu rura den ausdruck für „ländliche
Auren, gefilde*' zu erkennen. 80 sagt ganz ähnlich Cic. Offic.
ni, 1: tir&0 relicia rura peragranies saepe soll summ, und treffend
Bentley Rura sunt arva, praia^ campi, saUus etc. pro varia
i^rrarum forma et situ. — Aber auch im näclisten verse
ist fsrci nicht zu ändern. Bentleys einwand, Nihil nifiriri dlcltur,
M per metaphoram gtr Idem, nisi quod auger i et increnventum capers
po^esf, ut arboresy segetes, fructus, ut odlum, amor, hellumy incen-
<^i«m hat auf den ersten blick etwas überzeugendes und es ist
lysine frage, dass er mit seiner definition ntitrire = jgi^siv den
D^el auf den köpf trifft. Aber er hat den weiteren und übertra-
S^enen gebrauch nicht mit in betracht gezogen. Der weitere ge-
iirauch des nutrlre vom pflegen der kranken ist von Jo. Fr. Gronov
>Q Liv. VII, 4 bestimmt: nutrlre est allquo modo remediis et fo-
*n«Rltf aäliibltls curare == avatQi^Hv, s. Cic. Ep. ad Att. VI, 1 :
•<^ppiifs provinciam nQooavajQf^Ofiivrjv a me non lihenter vldet —
QOfj ebenso von Turnebus Adv. 28, 34 (Drakenb. ad Liv. IV, 52)
*iMlrire est fovere^ citrare. Hieran schliesst sich das nictrire =s
foDtre auch von nicht eigentlich kranken, wie an unsrer stelle, die
durch das von Orelli beigebrachte citat aus Silius It. 12, 375:
Cetera (arva) propensae C er er is nutrita favore treffend be-
legt wird. Vgl. noch Ovid Fast. I, 704: Pax Cererem nutrlt,
facis alumna Ceres und Fast. IV, 407: Pace Ceres laeta est, wo
ilso Ceres nicht personification des getreides, sondern die göttin
telbst ist, mithin tttflrire gleichfalls die allgemeine bedeutung =
»legen hat. Somit ist Nutrit rura Ceres sprachlich durchaas
iclitig und alle änderungen wie farra, culta, tttta, rite etc. über-
492 Uoratius.
flüssig. Von den neueren hat nur L. Müller Bentlejs fana auf-
genommen; Meineke und Haupt bleiben beim bandschriftlichen rvra.
Ebenso Dillenburger VI.
lieber die stelle IV, 8» 28. 29 kann ich mich kürzer ftuseo,
da bereits Hejnemann De Interpol, in Carm. Hör., Bono 187 t, die
bisher dominirende ansieht Lachmanns (Philol. 1, p. 164 sq.) ia
besug auf vers 28 mit erfolg bekämpft hat. In der that hat
Lacbmann gegen diesen vers auch nichts weiter sagen können ab:
„so schön dieser vers ist, hier fallt er aus dem too**. Das ist
geschmackssache; mir ist v. 29 Cado Mma heat im unmittelbaren
anschluss an v. 27: Vatunx d%vii%hu$ cdnsecrat insult m stets
völlig ungeniessbar erschienen. Wie vorher das Ereptum Sfygiit
flaciihm Aeacttm seine positive ergänzung findet in dem lingua —
Votum div, consecr, ins», so schreitet der b^^ündeode g^anke in
Dt^um laude virum Musa vet at mori,
Caelo Musa beat
analog von der negation zur position fort und gewinnt erst da-
durch seine volle abrundung.
Die kraft der anapher geht aus den verglichenen atelleo klar
hervor; ihnen reihen sich noch andre an, wie C. II, 20, 5, 6:
IJrbes relinquam; non ego pauperum
Sanguis parentum, non ego, quem vocant cett.,
und eb. IV, 9, 45 fi".:
Nun possidentem multa vocaveris
Recte beatum; rectius occupat
Nomen beati, qui deorum cett. —
Ueberhaupt liebt es Horaz, bestimmte worte und verbindungeo be-
stimmten versstellen zuzuweisen, wodurch ungezwungen anklänge .
eines gedankens an früher ausgesprochene entstehen. Vi^l. aniMr
den durch ihre quantität nur bestimmten versstellen zugänglichen
Worten wie CapllolXum im^rtunus ausfiiciis iniperio ftrogeniem mi-
Utia quicumque tiUiim^fe devota carmine u. s. w., verse wie ll(
20, .5 Cum per ohstantis iuvenum catervas und IV, 9,45
Voltu, per ohstantis catervas; I, 35, 9 Te Dacus asp$r,
te profugi Scythae und IV, 14, 2 Medusque et Indus te ff-
fugus Scythes; III, 20, 1 iVöii vides quanta und Ul, 27, 17
Sed vides quanto; III, 17, 4 Per memores genus oauM /•- |^ ^
st 08 und IV, 14, 4 Per titulos memoresque fas tos, lU, ^^
13 und III, 8, 9 u. s. w.
Güstrow. "tVi« ^tUMJki.
XV.
Sessenuigen und erläutenmgen zu P. Papinius
Statins.
I.
Diesem versuche eine anzalil von etwa siebzig schwierigen
ilellen des Statins aus dem sinn, der spräche und der denkweise
des dicbters selbst ohne alle unnütze zuthat zu heilen, zu erklären
ttod zu erhärten, geht die consolaiio ad Flavium Ursum voran,
weil sich an sie wichtige allgemeine bemerkungen knüpfen lassen.
IchNgehe immer , wie nicht anders zu erwarten ist, von den les-
artcD der handschriften aus, sehe aber, was bisher nicht genug
beachtet ist, im Statins auch in den hexametern der Silven den
epiker, und fasse, wie ich glaube zuerst unter seinen auslegern,
die alliteration ins äuge als ein hauptmittel den text festzustellen;
anch die assonanz spielt ihre rolle, beide, alliteration wie assonanz,
adbenbei zur ästhetischen Würdigung des dicbters unentbelirlich.
Silv. 2, 6, 4:
Durum et deserti praerepta coniuge partem
Conclamare tori; moesta et lamenta sororum «
Et fratrum gemitus. Arcte tarnen et procul intrat
Altius in sensus maioraque vulnera vincit
Plaga minor. Famulum cet.
Mad?ig sagt: Nihil est arcte . Scrihendum:
Et fratrum gemitus acres; tamen et procul intrat cet.
494 Statius.
Moesta lamenta sororum, acres genkitvs fratrum conclnne comfn-
rantur. Mit dieser änderung des iinmögliclien arcte in acres ist
der stelle durchaus nicht geholfen. Einmal klappt das acres aof
unangenehme weise nach, während die pradicate misemm est —
dumm — moesta ausdrucksvoll voranstehen; nwesta deckt sebr
gut beides lamenta sororum und fratrum gemitus, und dann bleibt
immer noch — und das ist das entscheidende — der comparativ
altius zu erklären. Die kleinere wunde soll tiefer eindringen, soll
schmerzhafter sein als die grössere? Es fehlt ein saepe oder sonst
etwas. Was will der dichter sagen ?^^ Der nähere verlast der
verwandten fällt mehr in die äugen, aber der fernere des treuen
dieners dringt oft tiefer ins herz. Das dem Statius immer vor-
schwebende Continus und emUius, hier in procül versteckt, hilfl
ihm zum übergange. Er hüllt diesen in ein bild : die grosse wunde
im nahkumpfe vom Schwerte beigebracht ist schlimm; aber di<
kleinere von fern her durch den pfeil entstanden dringt tiefer und
schmerzlicher ein als diese. Arcte muss heissen: arcuSy genetii
zu pluga minor, was nebenbei einen schonen und durch den hexa-
meter geboteneu zusammenschluss des ganzen hervorbringt. Icii
lese also:
Arcus tamen et procul intrat cet.
Ich mache auch auf die vielen schmerz verkündenden assonaozeo
in a aufmerksam.
Silv. 2, 6, 8 flF.:
— — Famulum — quoniam rerum omnia caeca
Sic miscet fort una manu nee pectora movit —
Sed famulum gemis, Urse, pium, sed amore cet.
An dieser stelle zuerst habe ich mit bewusstsein die alliteratioo,
in der der dichter zu schwelgen pflegt — Silv. 3, 3, 208 flf. fin-
det sich sogar ein zwölfmaliges absichtliches wiederholen des s aa
anfange der wÖrter — zur besserung des testes gebraucht. Wo
ich sonst ohne noch davon zu wissen geändert hatte , ist mir das
für meine vermuthungen, die nur den sinn ins äuge fassten, eine
schöne bestätigung geworden. Wie zu unsrer zeit Jordan die
alten Stabreime wieder zu beleben sucht, die nur noch selten ab
maierei von unsern dichtem gebraucht werdeu , so geht Statins
noch über li'irgil und Ovid fast bis auf Bnnius zurück und bat ^
im gebrauch dieses reimes zu einer gradezu stmiDens'wertkeo ubuog
Statins. 495
ebraclit. Die beispiele werden folgen, welche die ungewöhnliche
ertigkeit zeigen, und zugleich den werth, den diese beobachtung
iir die kritik des textes hat. Auch die assonanz, oft sehr glück-
ich zur klangmalerei gebraucht, schliesst sich dem an, und endlich
lie Wiederholung derselben Wörter, welche eine natürliche nur bei
iim zu weit gehende ausdehnung desselben strebens ist. Zu un-
lerer stelle!
Qiieck sagt: Par, et editt. pectora movit; bene emmdavit
^ermriius novit fy/ortuna summa imis miscet nee animum cuius"
|ue in miscendo respicit^^J quae emendatlo etiam Vrat, auctoritate
ifßrniatur. Auf deutsch ist der kern dieser erklärung, der zweite
lieil auf den alles ankommt, ohne jeden siun: wie oft hüllt sich
ler mangel an verständniss in den dürftigen mantel des lateini-
eben! Was will der dichter sagen? „Königstochter und schäfer,
lerr und diener lieben einander, das ungleichste fühlt sich zu ein-
oder gezogen; so lenkt der zufull die herzen ^^ Wir behalten
clioD wegen der alliteration miscet — manu das movit bei; lesen
ber nicht nee pectora movity sondern
Sic pectora movit.
So pflegt sie die herzen zu lenken^^
Man beachte: sie — sie; im folgenden verse dem entspre-
bend : sed — sed, und in den beiden dann folgenden : meritum —
ioior — mente, üeberlinupt wimmelt dieses gedieht gradezu von
wichen anklängen: peremtum Parthus . fidos flevere . educal Eu-
^tas Elin . pu&em primos puer . mentis morum maturior . trän-
»illa temperies tenero . carmine casligahat consiliis . tecum tristis
io . ^ifs sum^t . vitalia vidit vias vitae . trihus trieterida
'Isiis . torvo toros . attendit addidit , ac ac , solito sublimius .
ma saevius saeva . duri durum u. s. w. Einige beispiele mögen
sigen , dass sich die sache wichtiger anlässt als sie zuerst ans-
ieht nach positiver und negativer seite hin.
Silv. 4, 4, 101 flF.:
lamque vale et penitus noti (Ven. voti) tibi vatis amorem
Corde exire veta . Nee enim te rintius (Vrat. tirintius) almae
Pectus amicitiae, cedit tibi gloria fidi
Tbeseos, et lacerum qui circa moenia Troiae
Priainideu caeso solatia traxit amico.
496 Statius.
Zuerst müssen wir einen schaden beseitigen, welcher xn kf
allerdings sehr sehr gebtreicben aber wegen der beseitigung dei t
unzulässigen conjectur des Grotius retwenilua fiir ie rlntiui oder
firintiti« geführt bat, eben so wie zu dem zulässigen U mUm
Imbofs und dem te certius ßcntlejs, welclie eine absdiwächung du
sinnes und der spräche zur fulge haben. Es muss statt nee wim
te rlnUu$ heisseu : aed enim Tirynihiua (cedit Uhijy und oos
tritt die ausdrucksvolle stelle erst in ihr recht. Aller guten dingt \
sind drei: Hercules und Philoktet, Theseus und Pirithous, Achill
und Fatrocliis. Die construction ist wie Achill. 1, 657:
Sed pater ante igni ferroque excisa iacebit
Scyros.
Es folgt V. 101 noti, welches Markland für voti des Grooov unii
der Veneta wiederhergestellt hat. NoU ist matt, und daher schrieb
ich voü als meine vermuthung darüber, strich es dann auf Mark —
lands auctorität (der stellen für penitua noiua anfahrt, aU ob mao
nicht eben so gut penitua votu$ sagen könnte, grade so wie er 8 0
anderem orte, wo er gern rari parentes weghaben möchte, stellesa
anführt dafür, dass man cari parentes bei den Römern gesagt habe «
wo sagt man das nicht? das wäre mit beispielen zu belegen!) abo
ich strich es wieder weg, um später, was auch die handscbrirt
sagen mag, dazu zurückzukehren. Die alliteration spricht entscbie-
den und ich glaube entscheidend fiir voti. Vier v folgen einaoder:
vale voti vatis veta, mit ihnen wechselnd fünf t: TiryRthiu$ tiki
Theseos Troiae traxit und vier c: corde, cedil circa ooeso. Id
lese also:
lamque vale et penitus voti tibi vatis amorem
Corde exire veta . Sed enim Tirjnthius cet
Theb. 4, 697 f.:
Dixerat: ast illis tenuior percurrere visus
Ora sitns, viridisque comis exhorruit umor.
Protinus inachios haurit sitis ignea campos cet.
Es ist offenbar, dass dem umschaffer dieser zeileo ein gau Im-
stimmtes naturbild vorgeschwebt hat: die flüsse und teicke vkt-
ziehen sich mit einem dünnen schleier von schimmel, und gHnv
schlämm starrt aas ihnen hervor. Aber unmöglich kann Stiti»
so geschrieben haben. Erstens werden die eben noch göttliehm
Nymphen von herrscherinnen ganz unerwartet zu beherrsclitea, v^
Stotius. 497
iODen zii sacben herabgesetzt, jedenfalls person und sache nnge-
ig vermischt, und zweitens ist die spräche eine solche dass
1 sie ODserm dichter nicht aufbürden darf. Das tenuior ist un-
larbar; ich habe alle eigenthiimlichen comparative bei Statius
glichen: sie lassen sich alle erklären, dieser nicht: dünner als
st? oder dünner als was? wird man fragen und keine antwort
Jen; denn das ungemein verdächtige slivs (al. sitis), und der
:eothHmliche gebrauch des exhorrescere. Daher hat Schrader oder
r sonst exaruit vorgeschlagen, und Madvig y,tenu%or fmvurrere
US ora sinifs'^ ut contractae fauces et ora anguekita dieantur,
I halte nun dem suspecten eitus gegenüber das sinics fest aber
anderer bedeutung, und werde, mich dem überlieferten eng
ichliessend , dem tenuior seine eigentliche gestalt und der gan-
I stelle form und inhalt wiedergeben. Die njmphen sind ver-
mnelt. Bacchus sag^t:
adiuvat ipse
Phoebus ad hoc summo, cesset ni vestra voluntas,
Limite,
d kaum hat er geendet, so verbrennt sichtbar ihnen der sonnen-
tt zartes antlitz und busen und die grüne feuchtigkeit des haars
rduostet. Ich lese nämlich:
Dizerat: ast illis tenuiat>ra perurere visus
Solque sinus, viridisque comis exnruit umor.
tier dieses bild und diese spräche des dichters wird selbst
d?ig nicht zürnen können. So tenuia ora Th. 6, 196. Darf
jetzt auch zur bestätigung meiner änderung auf eol einue und
gleichfolgende silts aufmerksam machen?
Silv. 3, 4, 13:
Pergame, pinifera multum felicior Ida!
Ilia licet sacrae placeat sibi nube rapinae;
Nempe cet.
th sagt: nuhe i. e. fahula, umhray fictione imaginaria. Gewiss
ch; denn Ganjmeds raub war glaube des volkes und soll vom
iter nicht bestritten werden. Queck sagt: Vulgata lectio nuhe
s est. Vrai, Par, Ida sibi placet nuhe rapinae sacrae h. e.
a Ganymedis a love rapti, Nuhes de coma ut Theb. 0, 589.
rl. Pcinii. Schlagen wir diese stelle in der Thebaide nach, so
»hilologus. XXXV. bd. 3. 82
498 Sutius.
stekt da: nee «e lamigo faieiur Inionme 9Hh nuht comae t „mn
dcD flaum vor der wölke des ungeschorenen Laura nicht se
Eine wölke von haar ist ein bild auch im deutschen; aher I
deshalb nuhes oder wölke das haar? Und ist an dieser ut
stelle überhaupt von haar die rede? Hat der adler etwa nicli
Ganjmed, sondern dessen perrücke geraubt? Barinus wird
Ganyroed, Domitian mit Jupiter, die kaiserin Domitia mit Juno
glichen. Der sinn der verae fordert nicht iitibe, sondern pul
die anwohner des Ida prahlten mit ihren schönen knaben —
ich auf der stelle verbesserte, und das ward mir nachher dun
schwelgen des dichten in der alliteration des p bestätigt,
gamus ist glücklicher als der Ida. Mag der Ida prahlen mit
heiligen raube seines Ganymed, die Juno sieht ihn dennod
schelem äuge; dich, Karinus, sieht der ausonische Jupiter un
römische Juno stets mit wohlwollen'^. Man beachte: proferet
Pergame pinifera placeai puhe; dann klingt es gleich nachher
einmal spärlicher aus in fmIc7iro placlda parlter prolntnt.
lesen deshalb getrost:
lila licet sacrae placeat sibi pube rapinae.
Theb. 1, 227:
Mens cunctis imposta (immota 0. Müll.) manet: quii
nera Cadmi
Npsciat et totiens excitam a sedibus imis
Eumenidum bellasse aciem?
Diese nur durch verzwickte erklärungen zu rettenden funera
ich in munera verwandelt, und sah dann später den reim d
in mens manet miftiera, der ja in den folgenden mala matnm
morum wiederkehrt, für das 0. Müllersche memortim eine
äusserliche stütze. Munera geht auf das verderben bringende
band der Harmonia, auf welches in der Thcbaide vom dichte
recht ein grosses gewicht gelegt wird. * S. besonders in bezuj
Jupiters worte an unsrcr stelle:
2, 292 f.:
Improba mox Semele viz dona nocentia collo
Indult, et fttllux intravit limina Juno.
So 2, 265 ff.:
nee mirum: nam tu infaustos donante marito
Shitius. 499
Ornatus Argia geris dirnmque monile
HarmoQies.
Abo TOO dediselbeii halsband redend an der ersten stelle drei i,
SB der zweiten wieder drei m. S. ebendasellist 4, 191. 206. 8,
104. 120. •
Tlieb. 1, 383 ff.:
hine celsae Junonis templa Prosjmuae
Laevns habet, binc Herenleo signata vapore
I^maei stagna atra vadi. —
Wer bat nicht für das nnansstehliche vapore , das offenbar aus
einen missveratändnisse durch stagna atra und aus einer gelehrten
rasioiicenz hervorg^;angen ist und sich eben dadurch auch er-
,j kBlteo hat, lahore emendirt? Und doch steht noch immer vapore
g m fext statt unter demselben für liebhaber. Laeoue und Leman
g »eiien hoffentlich labor« nach sich.
i Theb. 6, 572 f.:
nee pectora nndis
Deteriora genis, latuitque in corpore vultus.
0. Müller bessert sehr richtig: patuitquey aber er liätte einen
schritt weiter gehen müssen : n hat pectore , also pectora patuit
ffctore und nun erst ist sinn und spräche des dichters in harmonie.
F'ortan muss es heissen in riicksicht auf sinn, reim und handschrififc:
patuitque in pectore vultus.
Theb. 9, 343:
Nihil ille, sed ibat
Cominus; opposuit ciimnlo se densior amnis
Tardavitque manum, vulnus tarnen illa retentum
Pertulit, atque animae tota in penetralia sedit.
tlmil Nauke p. 9 f. macht auf den ungehörigen gebrauch des
iedit aufmerksam. Sollte er bei seiner andeutong nicht an pegit
gedacht haben? Dann reimen: pertulit penetralia und pegit.
Theb. 11, 403:
lamque in pulvereum Furiis hortantibus aequor
Prosiliunt cet.
lodere lesart ist etimulantihie; offenbar glosse nicht zu Iwrlan-
^ihwiy denn wer wird dazu eine glosse machen, sondern zu por-
32*
500 Stutiiui.
tanHhuSy wie ich, (time das spiel des reims zu ahnen, in i
Unschuld schon vor langer langer zeit gebessert habe. Die Fii
sind hier wie Shakespeares hexen als sturmgottheiten aufgef
die über die fläche sausen und alles mitreissen. Nun kommt
malende reim hinzu: pulverenm portantlhus prosiliunt.
Theb. 11, 413:
Restinxit Bellona faces, longeque paventes
Mars ropnit currus, et Gorgone crada virago
Abstitit, inque vicem Stjgiae rubnere sorores.
Für das unverständliche rtfbuer«, welches mit in vlcem zusan
auf die abenteuerlichste weise erklärt wird fei aliera post ali
etiam Furiae enihuemnt) setze ich als g^ensatz gegen die
abwendenden götter das klare und durch das dreifache schlai
artig zischende s empfohlene suhlere: Siygiae subiere torores
erinnere hier an einen ähnlichen vers bei dem vorbilde des St
bei Vergil. Aen. 5, 866:
Tum rauca adsiduo longe sale saxa sonabant.
Ich lese also:
Abstitity inque vicem Stjgiae subiere sorores.
Theb. 6, 485:
Anguicomam monstri effigiem saevissima visa
Ora movet — sive ille Brebo seu flnxit in astus
Temporis, innumera certe formidine cultum
Tollit in astra nefas.
Diese ganze stelle scheint mir im argen zu liegen, aber jede
rouss es heissen: innumera certe formidine fulium. Ein gloe
erklärt cMum mit plenum, armaUtmy hat also fvAium gel
S. Theb. 11, 398: fuUa metallo parma. So ist ja das
Theb. 1, 144 wo andere culta lesen wollten, jetzt festgc
durch Otto Müller.
Silv. 5, 3, 10:
Quis sterili men corda situ, quis Apolline »erso
Frigida damnntae praeduxit nubila menti.
Das merso hat Imhof aus den handschriften gegen die conj
verso zurückgerufen. Ich hatte dazu bemerkt: ,^die sonne
Statias. 501
(sidera merguntur) und die kalten wölken der nacht umzie-
Ikb den geist des dickten, s. Theb. 4, 282 <'. Dafür sprechen
aiMer den oodez aber besonders auch die drei gewichtigen m in
Mi men0 und mmti,
Silv. 1, 1, 27 f.:
Das Cattis Dacisque fidem . Te signa ferente
Et minor in leges iret gener et Cato castris.
Leote, welche um das unerträgliche castris loszuwerden, etwa
aoflra» oder mit Markland iustas lesen mochten , und es wird
knn noch immer in irgend einem winkel des grossen Vaterlandes
gdieo, mache ich auf den reim in Cattis Cato castris aufmerksam.
b ist immer gut etwas als entschiedenen irrweg zu kennen.
Höchstens könnte man an castas denken d. h. sanctas,
Silv. 1, 1, 61 ff.:
Nee longae traxere morae . iuvat ipsa lubores
Forma dei praesens, operique intenta iuveiitus
[ Miratur plus posse manus . Strepit ardua pulsu
Machina : continuus septem per culmina mentis
It fragor et magnae fingit vaga murmura Romae.
"^^r fingit oder figit ist vincit conjectur. Contimto und miiltus
^^njectur für conHntius (oder con$inuos) und montis. ich lese:
continuus septem per culmina pontis
It fragor.
^\his ist das gerüst (tahulatum, die machina oder ein theil der
*H-0peiM maMnd), auf welchem der riesige kra|in die theile des
^^Ooica und den reiter hinau&ieht Das spiel mit den fünf m und
^i^ f&nf p fiillt in die äugen: miratur manus machina magnae
^«mttiro und praesens plus posse pulsu pontis,
Ffir den augenblick sei dies genug. Sollte man noch etwa
glauben, dass nicht der dichter, sondern der erklarer dieses spiel
^»"«ibe, so lese man weiter und verspare das urtheil bis ans ende
^^s schriftchens. Es kommt noch besser, schlagender und er-
^•■^uender.
Silv. 2, 3, 53 ff. :
lila dei veteres animata calorcs,
502 SUtiiis.
Uberibus stagnui obliquo pendula Irunco
locubal atqire umbrui scrntatur anantibus undu.
Bin glänzendes bebpiel der mbdiung von aasonaos and alK-
teration. UherihuM umbrU undas : staguls sperat jpirlftw. Die
assonanz des achtmaligen u deutet den schatten an. Steht dai
9crutaiur so ganz fest? Ich vermisse etwas zu dem sehr wich-
tigen irunoo. Dos allerliebste gedieht die orhor AtMi Mdioriif
parva quidem — dona, sed ingenti forsan victura wh aevo , iit
glaube ich noch nicht ganz verstanden und gewürdigt. Kehres
wir wieder in unser gedieht zurück.
Silv. 2, 6, 73:
Attendit torvo tristis Rhamnusia vultu,
Ac primum implevitque toros oculisque nitorem
Addidit et solito sublimius ora levavit,
Heu! misero letale favens seseque videndo
Torsi t et invidia mortemque amplexa iaceuti
Iniecit nexus carpsitque inimitis adunca
Ora vereuda manu.
Diese stelle liefert einen interessanten beitrag zu der von Her-
mann Nohl p. 33 seiner trefflichen abhaudlung bewiesenen mi-
schung von text und rand- oder iuterlinearerklarung. Kin solcher
vom rande in den text übergegangener cento ist das sasegns vi-
dendo torslt et invidia mortemque. Nehmen wir diese worte oder
vielmehr Wörter heraus, so ist alles concinn und nur ein kleiner
Verstoss zu bessern; behalten wir sie bei, so ist sinn und zosasi-
menhang zerstört. Sese videndo ist seltsame erklärung zu ocalif
— levavit f toreit zu corps»! adunca manu, invidia zu Bhamnum,
mortem zu letale. Da man darin verstheile sah und diese cis-
zuordnen strebte, so ist einiges dieser erklärungen willkurlidi
geändert worden.
Mit der kleinen aber notliwendigen besserung meine ich fe-
vena für favens; favens entstanden durch das unglückliche swi-
schenschiebsel, weil man misero nicht zu beziehen wusste. Werfei \
wir den eiiidringling dahin wohin er geliört, so bezieht sich missr9
auf iacenti. Zu f ovens siehe die überzeugenden stellen :
Silv. 2, 1, 121 f.:
gremio puerum cumplexu fovebat
Invidia,
Statius. 503
I Silv. 5, 1, 47:
te ceu virginitate iugatum
Visceribus totis animoque amplexa fovebat
Icli lese also:
Heu! misero letale f ovens amplexa iacenti
Iniecit nexus cet.
Bei dieser gelegenlieit sei auch andrer eingeschobener verse
»dacht, die doch endlich einmal beseitigt werden sollten, und man
inme hier nicht mit den Worten , die sonst allerdings sehr ge-
ichtig sind: tuentur omnes codd. Es ist ja, so heisst es, nur
ner da, und sind nicht auch conjecturen und verse und zwar
br schlechte conjecturen und schlechte verse schon vor dem cost-
2er concil in der einsamkeit von 8t. Gallen oder sonst wo ge-
icht worden?
Silv. 4, 8, 25 ff.:
Macte quod et proles tibi saepius aucta virili
Robore; se iuveni lactam dut virgo pareuti.
Aptior his virtus, citius dabit illa nepotes,
Qualia maternis Helene iam digna palaestris
Inter Amyclaeus reptabut Candida fratres,
Vel qualis coeli Facies, ubi nocte serena
Admovere iubar mediae duo sidera Lunae.
Schon Markland hat sehr richtig den vers 27 aptior cet. als
ifältig und sinnstörend verurtheilt, und noch immer steht er,
itt unten hin in das barathron geworfen zu werden, breit und
Irend im texte. Er stammt von einem, der die folgenden verse
*M verstand. Aber sollte Markland so ganz im rechte sein,
mn er zu ae iuveni lactam cet. bemerkt: Nlsi faUer, scripsit
ativs med iam, quippe trium liberonim nata medio loco. Com-
ratnr mos haec fUia Helenae inter duos fratrea , et Lunae inter
9 sidera mediae? Woher weiss Markland, dass die tochter die
eitgeborne ist? Der mond ist das grosse gestirn, dem zur
te zwei kleinere sterne stehen. Auch die Helena fasst der
liter hier als älter auf gegen ihre beiden brüder: wie eine junge
i^ter — wir müssen uns denken: beide an der hand — ging
I strahlend zwischen ihnen — nebenbei den zwillingsbrüdern.
oh widmet sich das mädclien (man beachte vir^y das ältere
504 Stotius.
mädcbeo) dem jüngeren verwandten d. h. hier den jfingeren Mk
dern: sie wird sie gnt und mit freude erziehen, ohne sie, diu
zwei sind, verweichlichen zu können.
Silv. 5, 1, 92:
Omnia nam laetas pila attoUentia firondes
Nullaqne famosa Signatur lancea penna.
Zwei den Zusammenhang, sie mögen heissen wie sie wölb
und was sie wollen, empfindlieh störende verse. Das nam ist ot-
scheidend für dieses einschiehsel. Sie gehören unter den teit
Eben so der von Markland bezeichnete vers 5, 2, 14 Stfcctimbitqw
oneri et menimn tua non capii aeUnSy und endlich 5, 5, 14, fM
dem ich noch sprechen werde.
Gehen wir auf die via Domiiiana über, dieses allerlieWtt
kleine kunstwerk , voll lebendiger Schilderung, in holiem grade is-
teressaut nach form und Inhalt, aber auch an einigen stellen sii-
verständlich und unverstanden. Bei Queck muss man zuerst fusf
druckfehler beseitigen. Vs. 107 fehlt age!
Silv. 4, 3, 20 ff.:
Uic scenis (scaevi, coeno cet) populi vias gravatas
Et campis iter omne detinentes
Longos eximit ambitus novoque
Iniectu solidat graves arenas.
Markland sagt: vix locum vidi hoc inquinatiorem und con-
jecturirt :
Uic, coeno bibulo viam gravante
Et campis iter amne detinente
Longos eximit ambitus.
Gewiss sehr scharfsinnig, aber entschieden falscli, da der ge-
gensatz zwischen den ambitus und arenae^ auf den hier alles as-
kommt, verwischt ist. Imhof hat gediegen und glänzend, gUüncsd
und gediegen schon 1859 nachgewiesen, wie sehr man sich vor
dem sonst unentbehrlicheu Mark land in acht zu nehmen hat Mark-
land hat eine ausgezeichnete diagnose, aber sie hält sich oft u
sehr im allgemeinen, und er heilt mit den langen geföhriiehen re-
cepten von 1728, die häufig, ja meistens schlimmer sind als die
kraokheit selbst; er ist ein kühner talentvoller chirurg, aber er
fleischert gern und operirt mit einem messer, vor welche« Strs-
meyer und Ksmurch erschrecken würden.
8tatiu8. 505
Nach Queck lesen die haodschriften : Vrat. 8caevi ftopM vias
mvaUUy Sen. Bcenls his fMpuii viaa gravatasy Parm. Ven. $aevls
im%8. Par. coeno hie populeo vlas gramias; v. 21 Vrat Par.
Utlnenies, omite.
DeD einzig nögliclien sinn giebt: scaevis ftoptdi vias gra-
^atus. Schon Queck hat gravaivs in den text genommen. Die
tatm sind umwege, wie Nikander Ther. 266 axtudg ?om gange
tr viper braucht, und Vitruv. 1 , 5 (diese wichtige stelle ver-
loke ich dr. Adolf Micolci) scaevus dem direc^tu entgegensetzt:
rcogiktndum, uii portamm itinera non aint direota 8ed ieaeva.
Die Sache ist sehr einfach. Der alte weg litt an zwei
»ein, den umwegen und dem tiefen sande, den amhiius und den
aves arenae oder den acaevU und den campia. Domitian besei-
rte daher diese umwege, diese Mäander der Strasse, und die un-
sgsamkeit der campi durch eine gerade und zugleich feste
iisse.
Bs muss also gelesen werden :
Hie scaevis populi vias gravatus
Et campis iter omne detinentes cet.
Silv. 4, 8, 59 f.:
His parvus, nisi deviae vetarent, (Vat. natarent)
Inous freta miscuisset Jsthmos.
Emil Grosse p. 32 kennt vierzehn vermuthnngen und ausle-
ngen zu dieser stelle. So möge denn auch meine, welche also
i fünfzehnte sein wird, hinzukommen.
lieber die abscheuliche conjectur nlai Lechiae vetarent ist jetzt
r die eine meinung, sie auf immer aus dem texte zu verban-
n. Caspar Buchet de Mezeriac zu Ovids Heroiden liest, wie ich
s Grosse lerne, so wie die handschriften die worte liefern, aber
t der gewöhnlichen interpunction , die ich oben angegeben habe,
d erklärt deviae durch Ovid. Her. 2, 118, wo er devia avis mit
dseau de mauvais augufe erläutert.
Ich kann mich mit dieser erklärung, so treffend sie scheint,
;ht einverstanden erklären. Denn was heisst parvus? Da liegt
i eigentliche Schwierigkeit! Kann man parvus Istlnnos sagen?
ton es für atigustus stehen? Gewiss nicht! Jn es müsste hier
unsrer stelle sogar l€itus oder ingens heissen , wenn es dem
506 SUtius.
siooe eofaipreclieB sollte; etwa: ,,die häode dieser werkleute bi
selbst den gewaltigen Istbnos gebändigt <^ An diesem beiw
welches weder der spräche noch dem sinne gemäss ist, sehe
die sonst annehmbare erklärung. Imhof , welcher hier und
bei Ovid cUvkte lesen will, was uns fiir diese stelle augenblicl
gleichgültig ist, fühlt mit gewohnter feinheit das schwierige
häklichte des parvus heraus und scliliesst es eng mit his zui
men „er war fiir diese bände gering'^ aber wo ist dann dei
niiscuisset ganz notbwendigre dativ , welchen jetzt panms
schluckt ' hat , geblieben ? Imhof kommt der wahren ausleg
ganz ganz nahe, aber geht ihr dennoch vorbei. Ich schlage
halb eine andre vor, muss aber dabei einiges vorausschicken.
Der vater des Statins, ein dichter und eine art priester, l
an den isthmischen spielen preise gewonnen; unser dicliter selbsl
wenn auch nicht ebenfalls in Korinth gewesen, so doch offei
schon durch seinen vater sehr gut über alles dortige unterricl
Er hat an vielen stellen den geheimdienst der Ino und des \
kertes im munde, die flucht der mutter, das irren der verfolg
das wehklagen des sohnes, einen geheimdienst, der sich zu ei
widerlichen aberglauben ausgebildet haben muss. Ich führe
einiges an:
Theb. 4, 563:
anhelam ceruimus Ino
Respectantem arcus et ad ubera du Ice prementem
Pignus.
Theb. 10, 418:
Moderat ins oro
Ducite, fulminei per vos cunabula Bacchi
Inoamque fugam vestrique Palaemouis aunos.
Theb. 2, 380 f.:
irataque terrae
Curva Palaemonio secluditur unda Lechaeo.
Theb. 1, 120 ff.:
geminis vix fluctibus obstitit Isthmos.
Ipsa suum genetrix curvo delphioe vagantem
Arripuit frenis gremioque Palaemona pressit.
l^eb. 9, 401:
»1
Statius. 507
QiNUiter btlimiaco nondiim Nereida portu
Leoootheao plaoxisse feruot, dum pectore anhelo
Frigidos iD natrem saevum mare respuit inßiDS.
Ferner sei verwiesen auf Tlieb. 1, 12 ff. 4, 59 ff. 6, 10 ff.
7, 420. 9, 331. 12, 130.
Silv. 3, 2, 39:
Tu tauen ante omnes diva cum matre Falaemon
Annuel si vestras amor est mihi pandere Tliebas.
Silv. 2, 1, 179:
Talis in Isthmiacos prolatus ab aequore portus
Naufragus inposita tacuit sub matre Falaemon.
Silv. 3, 1, U2:
Nil hie triste locis; cedat lucrimabilis Isthmos,
Cedat atrox Nemee, litat hie felicior infans.
Das irren I die flucht, der stürz der mutter ins meer, dos
dslos fngnui, der infana, die anni Palaemonis, sein schwimmen auf
^ arme der mutter als dämon spielen in diesen mjsterien eine
groBse rolle. Nun hatte Nero — das war noch in aller ge-
- AchCniss und munde — bekanntlich versucht den Isthmos zu durch-
I tecben; aber aufquellendes blut, wehklagen, graunvolle ersclieinun-
f 8^ Imtten , so meinte das vulk , den frevel verhütet. (Dio Cass.
t ^3, 16). Auf diese beiden betrachtungen gestützt beseitige icli das
m ^OBma nach parvus und setze es nach his, und stelle, da deviae
f S^etiv zu parvus ist, das ursprüngliche vetaret «der vielleicht na-
I ^^ret wieder her. Ich lese also:
f His, parvus nisi deviae vetaret (nataret),
I Inous freta miscuisset Isthmos.
,J)ie bände dieser gewaltigen werkieute, die die kaiserstrasse
^l^en, hätten, wenn der kleine der (pfadlos) irrenden'* (wir wür-
ben sagen: der söhn der schmerzensreichen) es nicht verböte, den
Wischen Isthmos durchstechen können, was dem Nero nicht ge-
gangen ist*'.
Dieser parvus (infans^ dulce plgnus) deviae fmalris) ist der
iwa cum maire Palaemoii, und es sind die ausdrücke des geheim-
dieostes; devia gerade so mysteriös hier gebraucht wie Tlieb. 4,
719 avia natürlich in anderer bedeutuug von der nrmphe Langin
508 Statius.
gebroucbt wird auch id der spraclie des gc^eimdieostei. üebcr
parvus und parvi bei Statiua brauche icb wobi uicfats zq sagen;
aber das mysteriöse sind die beiden zusamaienstehendeo adjectivi,
welche zu Substantiven erhoben sind. 1st ftalarel nicht ans iialaiit»
durch ein versehen des auges entstanden, innerhin belustigend, m
wäre es das würdige dritte im bunde der priestersprache. So
leicht hin zu verwerfen, ist es gewiss nicht.
Silv. 4, 3, 112 f.:
Qui primo Tiberim reliquit ortu,
Primo vespere navigat Lucrinum.
Diese beiden längst gezeichneten verse stören hier an dieser
stelle, wo sie die prophezeiung des dichters unterbrechen, sinn und
Zusammenhang , da sie ausserdem zur Schilderung des weges ge
hören, und die Völker des Ostens wohl von Neapel nach Rom, aber
doch nicht von Rom nach Neapel gehen werden um den kaiser n
sehen. Ich halte sie leider für acht; aber sie gehören hioter
v. 106 als 107 und 108, so dass dann vier prim zusammenstebeo:
primae f primo , primo, primo: iu diesem durch Schönheit der äus-
sern und innern form ausgezeichneten gedichte eine widerlicbe
Spielerei.
Silv. 4, 3, 158 f.:
Et laudum cumulo beatus omni
Scnndes belliger abnuesque currus;
Donec Troicus ignis et renatae
Tarpeius pnter intonabit aulae,
Haec donec via te regente terras
Annosa magis Appia senescat.
Diese stelle leidet an einer interpunction, welche beweist, dass
entweder bei mir oder bei den herausgebern ein schweres nissver.
ständniss obwalten muss. Nach meiner meinung sagt die SibjHc
(und da sie in die Zukunft sieht, muss sie nicht senescai, sonderi
senescet prophezeien; sie spricht, nicht der dichter): „du wii^
triurophe feiern und triumphen ausweichen, so lange das Vestales-
feuer lodert, und der donnerer in seiner halle waltet, so lange
dieser weg besteht: der weg und du ihr werdet länger als die
alte Appia greisen ! Also muss so interpungirt werden :
Scandes belliger abnucs<pie currus,
Statius. 509
Dooec Troicas ignis, et renatae
Tarpeius pater intonabit aulae,
Uaec donee via: Te regente terras
Annosa magis Appia senescet.
Diese letzte Schmeichelei gegen den unglücklichen kaiser ist
» erhaben, dass sie für alle anderen, nur nicht für ihn selbst ins
icherliche umschlagen mnsste. Eins fällt in die äugen. Je näher
er entscheidende moment des Sturzes herankommt, je mysteriöser
n tiefsten innern der tjrann sein baldiges ende, seinen achtzelinten
.'ptember, vorausahnt, je düsterer die Stimmung in den leitenden
reisen, je tiefer das gefühl, es musa ein Wechsel eintreten, desto
«lir muss der dichter den glauben an das glück und die ewigkeit
» gefeierten, dem er übrigens wohlzuwollen grund hatte, hervor-
ilieben suchen. Erinnert es uns nicht lebhaft an das wort „bis
18 ende der tage'S welches wir so oft haben hören müssen ?
om ehernen rosse des kaisers heisst es: stdhit, dum terra polu8'
(e, dum Romana dies, und where ii it now7 fragen wir: keine
ur ist davon übrig, die da sagte: hier hat es gestanden, kein
ort in einem Schriftsteller, das da sagte: ich habe es gesehen.
Es folge das epicedioii in patrem suum. Die gescliichte die-
9 Vaters, eines antiken philologen, dichters und priesterlichen leli-
rs, macht das gedieht zu einem der lebendsten Überbleibsel aus
sser zeit des alterthums. Der text ist in arger weise verdorben.
li hebe nur einiges hervor aus diesem walde von Schwierigkeiten.
Silv. 5, 3, 41 :
Uic ego te — nam Sicanii non mitius halat
Aura croci, diles nee si tibi rara Sabaei
Cinnama, odoratas nee Arabs decerpat aristas —
Inserui (inferni Parm.) cum laude loci, sed carmine plango
Pierio; sume et gemitus et vulnera nati
Et lacrimas cet.
Eine ausserordentlich schwierige stelle, wie Markland mit ge-
•hnter schärfe zu voll herausgefühlt hat. Das hie, der in dieser
•sung nur schwer zu erklärende Zwischensatz mit nam, das in-
r«i ohne dativ, und endlich das unerträgliche sed. Markland
bneidet deshalb, nach seiner weise nur an den genuss des lesers
akend, tief ein und emendirt: His ego te — insert tim cum
510
Slatius.
laude loci8y te carmine pUmgo Pierlo. Uiigemeio treffeiid km
sinne nucli ; aber ganz beliaglicli kann man sich nicht dabei fiiblci:
das ganze bangt freilieb besser zusammen als vorher, aber lotterig
ist^s nocb immer, und die Veränderungen ohne all« stutie der Uirf-
scbriflcn sind denn docb gar zu willkürlich; ich meine nicht ftif
— locis, wollt aber inserium und die erkläning der lau« für (m-
datio oder laudes, und endlicb das tu; denn das s in jed aocklff
ich um keinen preis missen : dieses fehlende 8 allein sclion mmU
mir das ganze in bobem grade verdächtig. Deshalb wollte ich
zuerst 7Mfic ego to auf tifniufo bezogen lesen und auf diese wmm
dem tnseria belfen; aber auch dann wird der kundige deaooch
immer wieder velit noHt auf Markland zuriickkoromen niisMi;
denn es ist immer nocb nicbt der eigentliclie heerd der krankbcil
gefunden , und diese dann auf rationelle weise geheilt. DicMr
heerd steckt in iuserui. Farm, liest, wie ich aus jMarkland nwi
Imbof lerne, iii/enii, und das giebt das richtige: es ist infemi ab
attribut zu loci. Ich erlaube mir auf der stelle neine version d«
passus zu geben und diese dann zu erklären:
Sic ego te — nam Sicanii nun mitius halat
Aura croei, dites nee sie tibi rara Sabaei
Cinnama, oduratas nee Arabs decerpat aristas —
Interni cum laude loci s i carmine pfango
Pierio: sume et gemitus et vulnera nati
Kt lacrimas cet.
Der Vordersatz — Statius kommt vom epos her — geht bii
hinter Picrto; von 8ume — parentes nachsati. Ich schreibe fic
für hlc als in bezog stehend zu dem vorhergehenden: drei
war der dicliter krank gewesen, jetzt endlich rafft er sich
auch nocb leidend auf und geleimt an das grab des vaten will er
ihn besingen. Das wörtchen sie ist häufig durch hie^ ftoc, «sc uti
et verdrängt worden und umgekehrt, wie wir sehen werden. Hier
spricbt nebenbei der reim dafür. Das nam mit den iwisdieantB
ist das äcbt lateiniscb ausdrucksvoll vorangehende lob in fora cisci
grundcs für die todtenkhige aus dem herzen des sohns, die mebr
ist als aller wci brauch. D<is zweite 8ic vor tibi rara Snktei iik
alte nothwendige besserung für si oder wie icli glaube iesart; ohne
dieses sie würde die vergleichung des wohlgenichs mit der klage
wegfallen. Der intürmia locu8 sind die iu^ra ntmtru^ der eigene
I
SUitius. 511
tbture grand und boden, eine geweiliete statte, wo er der gattin
«od den aoline nabe ist; loci fordert aach bei Statins fast notb-
nendig ein stätiendes adjectiv. Die bedeutendste ändernng si cctr-
«me pUtngo für sed carmine plango gebt aus der episcben anInge
des gedicbts, also aus dem nacbsntze «iime einfaeb bervor. Bei-
spiele dazu folgen gleicb. Es tritt uns bier wieder das spiel der
•Uiteration, welcbes durcb mein ak für ^ic nur um ein und duzu
Mtbwendiges glied verstärkt wird, in auffallender weise entgegen:
«c iSiconii sie Soboei si sumey ebenso aura Arabs ansfas, lati8
ioti, fHango Plerio.
8ik. 5, 3, 58:
Ipse madens oculis, umbrarum animaeque sacerdos,
Praecinerem gemitum, cui te nee Cerberus omni
{ Ore nee Orplie<ie quirent avertere leges,
Atque babitus moresque tuos et facta canentem
Fors et magniloquo non postbabuisset Uomero,
Tenderet et torvo pietas aequare Maroni.
Queck bat mit recht Mark lands praeclperem reditum mit der
lesart der bandschriften praecinerem gemitum vertauscht; er hätte es
»it habitue nach atque eben so machen und vielleicht nur me que
^ibi für das handschriftliche atque tibi schreiben müssen ; der griind
^<ifar liegt im deutlicher hervortretenden sinn and im zwingenden
i^m. „Die ganze stelle, so hatte ich vor den divnQa$ ipQovxd^g
Aiozugescbrieben, und ich möchte das auch jetzt wenigstens nicht un-
terdrücken, krankt an einem schweren, aber glücklicher weise durch
tinen einzigen buchstaben zu beseitigenden fehler und zwar in fore:
^ muss eoTS heissen, und das bedeutet bier das priesteramt; auch
«lochte denn doch wohl statt des seltsamen fortw, mit welchem
WoKe bei Statins misbrauch getrieben wird, tenero zu lesen sein.
Der dichter sagt: „einen tempel, einen altar möchte ich dir bauen,
Tater, versammelt um ihn die schaar der dichter; ich selbst als
priester der schatten und deiner seele würde dich heraufbeschworen
trotz des Cerbems, und mir dem sänger deines ruhmes würde das
amt die hohen werte Homers, die kindliche liebe die rührenden
tooe Vergils leihen^'.
[ Jedenfalls beachte man zur Würdigung des mir selbst zweifelhaften
ma^iM die vier o in oculia omni ore Orpheae, die vier I in lib»
512 Statius.
iuos tenderet torvo (UneroJ, uud nun sage mH auch die Tier « ii
me mores magniloquo Maroni,
Silv. 5, 3, 69:
Maior cerfe nliis superos et tartara pulsem
Invidia, externis etiam niiserabile visu
Fiinus eat. Sed nee milii se natura dolenti
Nee pietas iniusta dedit ; milii limine primo
Futorutn et viridi, geuitor, ceu raptus ab a«vo
Tartara dura subis. Nee enim cet.
Diese stelle von 69 — 74 und dadurch auch mittelbar der
ganze passus von 64 — 79 ist noch von keinem ausleger it toH
verstanden worden, auch von Markland nicht, der den text, als ob
er mit einem lyriker zu thun hätte, auf die ärgste weise zerhaekt
8ic leidet an zwei buchstaben, an mangelhafter interpunction, mi
daran dass niemand das alii und exlenii, so sclieiot es» zu e^
klären gewusst hat.
Otto Müller Quaest. Stat p. 19 hat f>vUe$ sUtt pulsem cos-
jecturirt wegen des langen a in invidia, das mit dem daraostosses-
den vocal nicht verschmolzen werden darf. Gewiss richtig, auch
dem zwingenden sinne nach, wie sich zeigen wird ; aber aeine fol-
gende erklärung: forsitan alii lamentationibus nie wp^rent, ^
aheant planctus palam edUi vulgique misericordtam excikmies td
falsch, noch schlimmer als das Marklandsche iUts. Ich will lieber
die hauptstelle sogleich nach meiner version hinsetzen und dtf
ganze im einzelnen und im zusammenhange erklären:
Maior certe aliis superos et tartara pulset
Invidia, externis etiam miserabile visu
Funus eat; sed, nee mihi si natura dolenti
Nee pielas iniusta dedit, mihi limite primo
Fatorum cet.
Die alil und extemi (aliis heisst „für andere, für draoficn \
steheude'* und eiiam gehört nicht zu extemiSy sondern so visu tu- i
serabile: die invidia der innere groll ist dem äusseren anblicke '
entgegengesetzt) sind ein und dasselbe: es sind die fremden, die
nur das äussere ins äuge fassen, nicht ins herz seilen können und
diese stehen dem mihi vor limite primo g^enüber. S. Tbcb.
7, 382;
«aliM. Ills
üibem MC» de g«Dte saUitis
Totari, qiuuB oon all is populator ab oris
Belliger ezteroave satu tellure^ sed hostis
lodigena «nultat.
er steht aach der ho«ti« indigena den — sage ich karz —
IM e^rtemitque gegenüber, wie an unsrer stelle dem ego die aUi
id extemi. Der Tordersatz des epikers geht bis eai; mit sed
ginnt der nachsatz. Mit si für se geben wir nicht nur dem
tie, sondern auch dem sinne^ dessen ausdrack der sats ist, seine
chtige form, und beseitigen zugleich das se d^ii inUuta, das
etlich durch das Gronovsche beispiel grammatisch gesichert scheint,
er dichter sagt von 64 — 79 kurz folgendes : die trauernde mutter,
ie trauernde gattin erregen mehr mitleid; der fremde, draussen
tebende findet ihren schmerz gerechter, das begängniss erschüt-
sroder; aber ich, der ich mein innigster vertrauter bin, weiss wohl^
IBS weder natur (der geneMs gegenüber) noch pietät (der coiiiux
;q[eoüber) sich an mir vei^angen^ aber ich weiss auch, weshalb
ch dich mehr betraure als alle diese: du bist mir wie ein jüng-
ing, du bist mir als innigster freund meiner Jugend entrissen wor-
cn. Und nun folgt das beispiel von der tochter, die sich um
Imo vater den tod gegeben^ und von der gattin, die einen andern
[enommen hat
Silv. 5, 3, 92:
^is labor Aonios seno pede ducere campos,
Et quibus Arcadia carmen testodine mensis
Cidaliben nomenque fuit.
eno pede dueere oampoe ist ein unmögliches, weil lächerliches
Id: es muss dicer e heissen; also „in hezametern besingen <^
Bnselben Verstoss finden wir im ersten argument zur Thebais v. 6 :
Archemori seztus ludos ad funera ducit,
Septimus obsessas Thebas vatisque sepulcrum.
Iioa vers 7 sagt uns, dass es dic%t heissen muss. Im zweiten
l^mnent heisst es v. 3: Tertius Haemoniden canii und v. 5:
MT Furute — narraniur.
An das Cidaliben nomenque fuit hat sich wohl ein jeder nur
t adiaudern gewagt. ]>ie handschriften geben bekanntlich Cida-
ifl», C^ Üben, ctda Üben, Cyda Uftem : Cyda labi^r ist eine
Fhilologus. XXXY« bd. 8. %%
514 Statiaff.
conjectur dei Domitias. Wer labor filr die richtige ftbcrUefennf
hält — und das voraogebeode quis Idhw würde nicht dagegca,
soodero dafür sprechea — der könnte die vermuthuiig tob J. H.
Withof^ trotz der verzweifelten gesellschafit io der aie ateht, aickt
so von vorn herein spöttisch und vornehm abweisen: Pi 9m Usr
namenqw fuit : nomm hier als „ruhm^ aufgefasst Denn so qwickt
Statins : Pisa ist für ihn die statte des kämpfen^ des biklnen, dn
Ijrikers : Oenomaus, Phidias, Pindar die repräsentanten. Die Miagv
der epinikien ständen abo für alle lyriker. Wer aber weissy wie
es mit lohor steht, der muss freilich CiddUben und coDBorten m
äuge fessen. Ich lese:
Et quibus Arcadia carmen testudine mensqm
Idalie nu men que fuit.
Die Idalie, ^Icidalia, die Venus ist ihr carmm und ntimea, die erotik«,
ein theil der lyriker für alle, vielleicht weil Statins' vater amor98 oder
IffOTixa gedichtet hat; denn er war allen satteln gerecht. Vefi96
würde ich die alte lesart domos wiederherstellen • f«|fiim dam«
sind geschlechter der t3Tannen; dolos schwächt das tr i$a Jvoür
ab; furios ist genug. So v. 105 mit Imhof 9€iniltum (VrmU):
sepelire heisst hier: „verbrennen, versengen^. V. 110 möchte ich
sehr gern mit Markland aque für atque trotz der handsduiftea
lesen; aber ich will mich gern eines besseren belehren lasseo.
Silv. 5, 3, 126:
Te de gente suum Latiis adscita colonis
Grata refert Seile, Graius qua puppe magister
Excidit et mediis miser evigilavit in undis;
Maior at inde suum longo probat ordine vitae • • •
Desunt nannuUa,
Maeoniden aliaeque aliis natalibus urbes
Diripiunt cunctaeque probant; non omnibus ille
Venis, alit victos inmanis gloria falsi. \
Zu dieser stelle ruft Marklaod aus: $ed quid fiet de seguiatikw \^
Maeoniden aliaeque aliie? De Os defperandiim €9^, imm
inveniatur codes oli^jftiis qui locum suppleai. Ich glaube nicht, te
die Sache so schlimm steht. Lacuna, ingens lacuna, demmf ms-
fitiHa ist mir immer verdächtig; gewöhnlich ist diese licke in im
köpfen der ausleger und nicht im Schriftsteller la aachai^ wüA (Bi
Statim. 515
1 9 welche BBo da su setzen pflegt, bedeuten den kirchhof,
«■f dem friedlich denken und gedanken der erklärer zu ruhen
Ks ist die bequemste art sich aus der Verlegenheit zu
and bedeutet »ich verstehe die stelle nicht'', schon immer
aia mit freude lo begrOssendes geständniss, denn es fordert zu
thitigkeit auf» Krank ist die stelle, aber nicht da wo
nfmnuUa steht, und Markland selbst ist es der die krankheit
yeideckt hat durch sein Fhrygius für Graiua; denn an Grata und
I Orakm liegt es, wenn maior Schwierigkeiten bereitet; die mediis
I flitfsr inator Jüneoftides warnen von vom herein vor der annähme
m
I einer lücke. Wie nun wenn wir statt Graia : parva lesen könnten?
I Parva «rhs 8dle, dem dann die maiar (urhi ParihenopeJ gleich
1 darauf gegeniiber stände, da ja das Grata schon implicite in LaUia
odscita colofiis liegt? Aber das ist zu sehr gegen die handschrift!
Gewiss sehr wahr! Sehen wir uns deshalb Gratut näher an.
ntfgku ist nicht schlechte, aber wohlfeile conjectur, und wenn
Graia stehen bleibt, so stimme ich für Graius {Graia und Graius
stehen doch nicht umsonst beisammen) und sage, Statins habe die
anrede laMe FaUfiure beim Vergil missverstanden und ihn für
einen nachkommen des argivers Jasius gehalten, wie ja bei ihm
Theb. i, 541 Adrastus lasldes heisst, und die Argiverinnen Th.
%, 254 lostdes heissen. Das ist aber bei dem gelehrten, unendlich
lorgfilltigen , in diesem gedieh te ich möchte fast sagen geleckten
diditer nicht anzunehmen. In Graius steckt etwas anderes, und
darauf führt uns eben das bei wort lasidea bei Vergil, dem unser
Statius so gern nachahmt, versteckt nachahmt, den er in gelehr-
«amkeit zu überbieten sucht S. Imhof. c crit p. 10. lasius oder
■aaioni bruder des Dardanus, hat einen söhn Parius, der die Stadt
Parion in Mjsien an der Propontis gründet, eine stadt welche auch
Von Paros aus gegründet sein soll. So nennt denn der dichter
flen Palinums Partus, einen Parier mit dreifacher beziehung auf
den Parius auf Parion und auf Paros: er nahm das wie er meinte
poetischere gelehrte beiwort für das einfache vergilische. Sehen
wir uns jetzt die stelle an und lesen:
Parva refert Seile, Parius qua puppe magister
Excidit,
io haben wir drei reime in p, dabei ist alles klar, sinnvoll, und
da das illo le citw v. iiO und das parva refert 8dle gar nicht
St6 StiiH«8.
iweifeki läflft, auf wen sich maior beiidit, so fiiUt die Väukt
Dms wir dann fiir aUaeque mit Gronov aliae quem lesen,
steht sich von selbst. Freundliches lächeln miiss es erw(
wenn Markland mit acht philologbcher Schlauheit zu den
quem sagt: infeUdter : nee enim Statwe ecHpsisßet alieie <
aliis, tarn dura eUsUme, et perpeiua carminum eine waviiai
traria! Es passt ihm eben nicht in seinen kram! Jetzt hol
das wieder henror, was ich bei meiner ersten behandinng
stelle aufgeschrieben hatte: Statins stellt seinen Tater ger
Homer zusammen^ so v. 114 f. und 159 f. unseres gedichts
kennt nicht leicht ein maas in seinen lobsprüchen , wie er
bezug auf Lucan S. 2, 7, 34 sagt:
Graio nobilior Melete Baetis.
Baetin, Mantua^ provocare noli.
Der dichter sagt: „vor dem kleineren Sella tragt das grö
Neapel den preis davon mit seinem Homer (Statins' vater) d<
Homer alle stidte gern den andern entreissen, alle zu er
suchen; eine nur kann ihn wahrhaft den ihrigen nennen, abe
der schatten des ruhmes entschädigt die andern^. Kameoz, L
Berlin, Hamburg und Wolfenbüttel streiten sich um Lessing;
linburg, Kopenhagen und Hamburg um Klopstock^ Frankfu
Weimar um Göthe. Aber noch eine andere feinheit scheint i
diesem Homer aus Parthenope zu stecken. Homer soll ali
art ahnherr des Statins hingestellt werden; daher oben das
dve probahas Graiam aque Euboico ma'wrum sanguine ckici.
mers Vaterstadt soll nach einigen Kjme in Aeolis, nach
Kjme in Euböa gewesen sein, eine der mntterstädte von O
Campanien, der gründerin Neapels; dieser sage folgten ohne
die Neapolitaner. Homer also ahnherr des altern Statins ui
mit auch des jüngeren : der ältere hat mit Homer eine
gemein den hexameter, eine abstammung Euböa, und eitt'ec
von vielen Städten beansprucht zu werden. Zorn schkissc
einmal: patriae pendety gemmae gente, parva Purine puppe,
eter mediie mieer maior Maeanides, probat prahant. Dazn k
zuletzt die vielen bewunderungsvollen a und o, welche auf
und art unseres guten harmlosen talentvollen aber grenzentos
dichten ein Streiflicht werfen.
Silv. 5, S, 152 lesen wir:
Stetiiur. SIT
volncrumqoe preeator
Obsitus (oblitus, obsonus) et tetricia Alcman eantatiis Anyclu.
dieser stelle des epicedions spielt der dichter auf die absicht-
»te weise mit dem reim: qmmtua quantum . offreatea Ascraeus •
Mhis senex • Aleman Amydis . Sieakhorui saltua Sappho •
üdde chdys . latthras Lycopkronls . par pedes paeeu . eenos
^le; es folgen auch auffallend viele -que hinter einander: ^ftiait-
Mfue . Skuhteque , volucrumque . Sieaidkorueque . ealtueque •
^eque • lai4Arasque . Sophronaque • ienuisque • senoeque, also
0 an der zahl, so dass das et vor ietricis gradezu auffällt und
dächtig wird; denn das letzte et vor nunquam v. 161 schliesst
ganze befriedigend ab. Diese vielen que sollen die fülle des
isens, das immer neue, das nie versiegende des lehren andeuten,
B endlich zuletzt noch die gäbe der dichtkunst den kränz auf-
it. Hievon gehe ich aus. Was heisst ohsiius oder obUtus oder
onu«? denn ibycus ist wohlfeile conjectur. Dass oMtua „alt*^
nen sollte, also gleich obeiius aevo oder anniSy möchte ich
lias ohne noth nicht aufbiirden; den Ibycus ohlitua zu nennen,
) etwa „geleckt oder schmuckvoll'S ist denn doch sehr sehr
eoklich in diesem zusammenhange; ich halte mich also an ob-
Ki und an die hezeichnung des ortes woher er stammt wie bei
raeue Skulusque eetiex und lese:
volucrumque precator
Ausonius tetricisque Alcman cantatus Amjclis.
dreifache reim, das vermisste elfte que und die angemein pas-
le hezeichnung Aueanius nach der Vaterstadt des Ibjcns Rhe-
II , das am mare Ausanium lag sprechen fBr die änderung:
1 nennt den nächsten örtlichen nachbar der stadt auf Sicilien:
mm ^iMonium . Au und o werden oft in den handschriften
wechselt, wofür ich ein interessantes beispiel aus der Thebaide
hren will, 1, 529 ff.:
Tunc rex longaevus Acesten
Natarum haec altrix eadem et fidissima custos
Lecta sacrum iustae Veneri occultare pudorem —
Imperat acciri tacitaque immurmurat aure.
schreibe: taci toque immurmurat ore. „Er raunt ihr zu mit
r Btimme^ So braucht bekanntlich Ovid tacita voce and eben
518 Statias.
80 immurmurare mit suppliftem dativ. NebeoM liefireien wir 8ta-
tiuB von einem argen Sprachfehler.
Silv. 5, 3, 154:
Stesichorusque ferox saltasque ingressa virQeg
Non formidata temeraria Chalcide Sappho.
Die Marklandschen conjectoren acliMqfiM egressa vrnkg ond Lmcaii,
welche in unsere ausgaben übergegangen sind, moasen beide ab
gleich falsch beseitigt werden, wenn auch die entere sdir ?tel
schein hat ; aber Siesushorw salius Saftpho widerlq^ sie. Eben so
ist Chalcide an seinem platze zu chdya. Sappho war so kühn
selbst zu Chalcis sich auf den musischen wettkampf im liebesge»
sänge einzulassen. Paus. 9, 31, 3: ayova$ ii mzi t^ *S^ii
a^^ oi fiova$xi}g fAOVov äX^ä iitil äd-XtiraTg rt&ivttg.
Silv. 5, 3, 159:
Tu par assuetus Homero
Ferro iugum senosque pedes aequare solutis
Versibus et nunquam passu breviore relinqui.
Markland und Diibner, der den letzteren ausMhreibt, gdien selt-
same erläuterungen. Statins sagt: „das erklären der dichter ist
kleine arbeit; aber selbst dichter sein und mit Homer im hexa-
meter wetteifern, das ist etwas und mehr als im kläglichen disti-
chon arbeiten^'. Was das letztere im tiefsten innem des dichten
bedeutet, davon in einer andern schrift. Die vertus aokiH sind
hexameter wie soUili florea, die distichen sind n$rm$ 9&rH oder Mfi.
Silv. 5, 3, 162:
Quid mirum, patria si te petiere relicta,
Quos Lucanus ager, rigidi quos iugera Dauni,
Quos Veneri plorata domus neglectaqne tellus
AIcidae, vel quos cet.
„Fällt es nicht auf, dass von Pompeji und Herculaneom^ die dodi
damals zu des vaters probezeit in Neapel noch in voller hlidie
standen und ihm gewiss schiiler zugesandt haben, gar nicht die
rede ist?*' Das hatte ich mir zu dieser stelle bemerkt, inneilick
fest überzeugt, dass hier die beiden verschütteten stidte gemont
seien. Barth, Markland, Weber, Dübner geben unmögliches: Lavi-
nium und Bauli; nur Markland deutet von fem an, dan mit m-
glectaqw tellu$ AMdae Herculaneum gemeint sein könne. Dmi kh
Statios. 519
richtige venniithet^ zeigte sich mir aus Martial. 4, 44, einem
chtchen, das ich der Wichtigkeit der sache wegen ganz hersetze:
Hie est pampineis viridis modo Vesvius umbris,
Presserat hie madidos nobilis uva lacus.
Haec iuga, quam Njsae coUes plus Bacchus amavit,
Hoc nuper Satjri monte dedere choros.
Haec Veneris sedes, Lacedaemone g^ratior illi,
Hie locus Herculeo numine clarus erat
Cuncta iacent flammis et tristi mersa favilla:
Nee superi vellent hoc licuisse sibi.
» in Pompeji war ein hauptcultus der Venus, in Herculaneum
Hercules, für die ausgrabungen von Interesse, jedenfalls ein
eis mehr, wenn es dessen bedürfte, dass der 1817 in Pompeji
eckte peripteros der der Venus ist, und welche bedeutung er
ibt hat, er der einer ganzen Stadt zur bezeichnung dient Auf
BD peripteros machte mich Dr. Ferdinand Lüders aufmerksam.
Silv. 5, 3, 209 ff.:
Me quoque vocales lucos lustrataque Tempe
Pulsantem, quum stirpe sua descendere dixi,
Admisere deae; nee enim mihi sidera tantum
Aequoraque et terras, quam vos debere parenti.
Sic decus hoc quodcumque Ijrae primusque dedisti
Non vulgare loqui.
ber erklärt das nee enim mihi sidera cet durch: neque mihi
lum, iam magnum eat, parentis henefido frui adspectu siderum
(juam quoä commercium cum vobis ah eo mihi quasi sanguine
litum est, Text und erklärung sind so geschraubt und ge-
ingen wie möglich. Die par. handschr. lesen als ob sie von
an vetter des codex Pogg. abstammten: quätü ost^dere fta-
(I, und hierin steckt der wahre text Es muss heissen:
nee enim tibi sidera tantum
Aequoraque et terras, quantum os debere parenti.
Sic decus hoc cet.
an dir dem vater verdanke ich eben so sehr das leben als
vor allem die d ichtergabe^.
Für das Marklandsche tu ist natürlich das sie der hand-
ifien wiederherzustellen (d. h. so ist es, ja du). Dieses os
520 StoÜM.
bebnt dann: decu$ fcoo ffiodctfiiu}«e lynie prtmicifm Mk^i mumI-
gan loqvi.
Silv. 5, 3, 219:
Quam tuus ille dies» qaam non mihi gloria mnor!
Talis Olympiaca iovenon qnum spectat arena
Qui genuit, plus ipse ferity plus corde sub alto
Caeditur; attendunt cunei, spectatur Achates
Ille magis, crebro dum lumina pulveris baustu
Obruit et prensa vovet expirare corona.
Quam tuus cet. heisst bei Queck noch : quaU$ et iUe dies qmt Mi
miM gloria mator, ein vers, der in dieser fassang anbedingt bitte
zu den todten geworfen werden müssen als spracbe, sinn, lossa-
menhang gleicb sebr beleidigend; dorcb Imbof ist er eine tierie
geworden. Ob ich sonst Imbof ganz verstehe, kann ich aicbt
sagen; aber wegen des gleicb folgenden schwierigen passas mosi
ich mich aassprechen. Achates halte ich fest: es ist ein aller
ehrwürdiger begleiter gleichviel ob vater oder oheim oder enMcr.
Achaeis scheint mir eine abschwächung tu sein. Schon die erin*
nerung an einen namen beim Vergil gewann dem dichter die her-
zen. Ipse geht auf den Jüngling. Dtr dichter sagt: „wenn ick
stritt, warst da wie ein vater zu Oljmpia, der den söhn kampfeo
siebt; der anblick des vaters leibt dem söhne kraft and ehigefiihl;
alles schaut zu, hat aber mehr äuge für den alten Achates, und der
wünscht weinend gewinnt er den 'kränz zu sterben^. Der sok,
der dem vater alles verdankt, wie ich dir, wird ihm den knsi
aufiietzen. V. 228: si per tne serta tüUsses. Es sind väter n
Olympia vor freude gestorben«
SUv. 5, 3, 231 :
Nam quod me mixta quercns non pressit oliva.
Et fugit speratus bonos, qua (cam: margo Par.) dske
parentis
Invida Tarpeii caneret — te nostra cet
Die lesarten zu dieser schwierigen stelle bei Emil GrosM p. 8.
ich bilde mir nicht ein Ja difficultS vaificife proclamiren sa kdnaei,
möchte aber doch anführen, wie ich die stelle zu verstehen glanbe
Grosse macht folgende angaben: 231. Nam Uhri aUrnqtm iwpnmi,
Heu Marüandus. 232. cum duice margo F., qua duke Kdi elim.
StalNM. 52t
fiM infre$9i; ci$m Uu$ra MtarkUmiuB. 253. larpe» carfmet JR.,
tarpei caperet B. S., forjoei oaperei NeapoUtanuSy ed. Parm.i kirpe»
oeuMfel 2^ P. ad. Rom; tarpei raperea ed. pr, caneran Gnmovius.
Icb lese mich GroBov und Markland anschlieBsend :
cum dnlce [larentMi
Invida Tarpeii canerem —
Marklands heu for nam zerreisst sinn und Zusammenhang. Es ist
eioe der dem improvisator eigenen ausdnicksyollen aposiopesen;
wir müssen uns hinzudenken capiiolia und dann: ^^daran war deie
tod schuld. Unter deinen äugen hätte ich gesiegt; denn du hast
mir lu allem geholfen , zum höchsten rühm; ohne didi bin ich ein
spiel der wogen^. So heisst denn die ganze eng zusammenhängende
stelle Yon 209 — 238 ganz kurz dem sinne nach dies: „du vater^
baat mir alles gegeben, leben und dichtermund, rühm und sieg.
üoter deinen äugen war ich ein anderer. Hättest du verjüngt
dnrch den albanischen Ölzweig dem Wettstreite auf dem capitol
Bogeaehen, so wäre mir der eichenkranz nicht entgangen! Ohne
dich bin ich nur ein fuhrerloses vor dem winde treibendes fahrzeug^^
Silv. 5, 3, 250:
His tibi pro meritis fiimam laudesque benignas
Index (iudex, vindex) cura deum nulloque e vulnere tristem
Concessit . Raperis, genitor, non indigns aevi cet.
Das verbältniss zum söhne und zur gattin führt auf deren schmerz
bei seinem tode, einen schmerz der natürlich war bei dem edlen
und liebenswürdigen Charakter des verstorbenen. ^^Dafilr haben
die götter dir, fährt der dichter fort, ein freundliches ende und
einen freundlichen nachruf gegönnt'^ Die fama ist schon in den
laudee dem nachrufe und der nachrede nach dem tode enthalten;
famam muss finem heissen, denn darauf bezieht sich das nuUoque
e vuhere Metern der handschrifiten. „Dein ende war ohne seelen-
sehmerz; denn du hipterliessest weih und söhn am leben^^ Die
pariser haben v indes cura deum (vit^es henarum, iniuriae) „die
schützende sorge der götter^, und dieses vindex ist denn doch wohl
das ursprüngliche; es klingt auch mit vulnere zusammen. Liest
man jetzt auch das folgende: Raperie, genitor, non indigue aevi,
man fiimius u. s. w., so wird man sich von der nothwendigkeit
des finem überzeugen. Ich lese also:
522 Statins.
His tibi pro raeritis finem laadesqae beoigoas
Vindex cura deum nuUoque e vulnere triatem oet
Silv, 5, 3, 271 :
Si cheljn Odrjsiam pig^o transniiBit Averno
Causa minor, si Thessalicis Admetus in oris
Sil?a uoa tetra Phjlaceida rettulit umbraoi.
Cur nihil exoret, genitor, cet
Markland verbessert auf Gronov gestützt ungeneiD scharfiiiiiiig
aber auch ungemein unwahrscheinlich:
Si Thessalicas Admeton ad oras,
Si coniux retro Phjlaceida rettulit umbran,
so dass Admet von der Alcestis, Protesilaos von der Laodamia der
unterweit entrückt wird. Aber die rettung der Alcestis selbst ist
doch das allgemein bekannte, von Euripides behandelte; dass sie
den Admet durch ihr opfer der unterweit vorenthalten, kann hier
an unsrer stelle nicht in betracht kommen, sondern our ihre ruck-
kehr von den todten, vom grabe, vom cippus selbst; dann kann
aber auch die P^lcrcets umhra sehr wohl auf die tochter des Fe-
lias gehen als allgemeines beiwort des landes und dieser verwi-
ckelten familienkreise , und endlich ist die abweichnng vom über-
lieferten denn doch zu g^oss und unwahrscheinlich als dass da
burger des neunzehnten Jahrhunderts noch daran glauben könnte«
Gehen wir also von stlva una tetra aus und setzen als das nr-
sprüngliche:
si Thessalicis Admetus in oris
Salvam urna tetra Phjlaceida rettulit umbram.
Silv. 5, 3, 288 f.:
lüde tamen venias melior, qua porta malignum
Cornea vincit ebur cet.
Das komma nach melior muss getilgt und nach vmioi gesellt
werden wie schon bei Gronov und Barth. Die porta oomea sto^
dem ehur d. h. der porta ebumea gegenüber, mdior dem mali^iNHS«
Gehen wir auf das Epicedion in puerum smim über.
Silv. 5, 5, 5:
quae vestra, sorores,
Orgia, Pieriae, quas incestavimus aras?
Dicite, post poenam liceat commissa fateri.
Statiiu. 528
Namqaid inaccesso posoi vestigia loco? cei.'
schwer getroffeDe dichter hat nichts xu bekenoeo; er will
grand seiner strafe wissen: „ihr habt mich gestraft; jetzt
h der strafe sagt^ was ich begangen habe ? Das ist eine billige
derung. Habe ich u. s. w.^ Statt fateri muss es doceri
»en.
Silv. 5, 5, 13:
Hue patres et aperto pectore matres
Conyeniant, cineresque oculis et carmina ferte,
Si qua cet
rkland bessert: crinesque rogis e$ munera ferte, was wegen der
i c nicht zu dulden ist; aber schon der alte Barth bemerkt mit
ht: ineptis9imus et spuria omni magis sfmrius versus. Durch
le geschmacklose reminiscenzenzusammenstellung wird zusammen-
g und Schönheit de^ rede gestört: die patres et aperto pectore
\res werden ausdracksvoll durch si qua und quisquis mit den
dienten adsil und fatiscat specialisirt.
Silv. 5, 5, 24:
Hoc quoque dum in '^'^'^ ter denn luce peracta
Acdinis tumulo luctus in carmina verto,
Dbcordesque modos et singultantia verba
Molior . Orsa "^ '^ "^ "^ est atque ira tacendi
Impatiens • Sed nee cet.
le beiden locken sind bisher nicht geschickt ausgefüllt worden.
; quoque dum nitor oder meditor: wo fangt da der nachsatz
Das dum bezieht sich ohne frage auf verto und mit verto
liesst der Vordersatz. „Selbst jetzt, sagt der dichter, nach lau-
dreissig tagen stehen mir nur abgerissene misstönende weben
geböte. Begonnen habe ich freilich, aber u. s. w.*^ Die schwie-
ceit liegt in hoc^ welches wie so oft das sie verdrängt hat;
lem in.. ter oder auch inter liegt ein einfaches adverbium, näm-
das bei Statins mehr als ein dutzendmal vorkommende interea
dem (terj dena luce peracta verborgen. Ich lese deshalb :
Sic quoque dum interea ter dena luce peracta
Acclinis tumulo luctUs in carmina verto cet.
fullung der zweiten locke ist leichter und für den kenner des
ankenkreises und aosdrucks unseres dichten auch schlagender.
524 Stalins.
Die muthmassuog des Donitias: orta itlhr prMiet «I^im tra k-
cmdi impatiens ist durch den fehler gegen die quantitit and lard
einfachen nonsense unmöglich. Zu orsa gehört wegen des folga-
den «0d ein quidem^ und xu im — mich müsste alles tiadM
wenn nicht — nwidia: die invidia und im leihen die worte. Abo:
Oraa quidem invidia est atque ira tacendi
Impatiens; sed nee solitae cet.
Silv, 5, 5, 46:
Nimirnm nunc vestra domus ego funera moestus
Increpitans^ nunc damna dolens aliena, repono
infelix lacrimas et tristia carmina servo (serva).
Verum erat; ahsumptae vires et copia fandi
Nulla mihi, dignumque nihil mens flumine tanto
Repperit; inferior vox omnis» et omnia sordent
Verba . Iguosce, puer^ tu me caligine moestum
Obruis ah! dira. Viso sie vulnere carae
Coniugis, invenit caneret quod Thracius Orpheus
Dulce sibi; sie busta Lini complexus Apollo
Non tacuit.
In dieser fassung kann man den gansen passns nur gana im all-
gemeinen verstehen. Man staunt, dass sich namentlich der unsinn
der vier letzten verse trotz Gronovs versuchen zu heilen noch mdir
als zwei Jahrhunderte hat halten können , und Marklands Sophiste-
reien sind geradezu unbegreiflich. Sonst möchte ich noch einnal
darauf hinweisen ^ dass Statins vom epos herkommt , und dass nan
ihn nicht in lyrisch abgerissene sätze zerhacken darf: das einzelne,
nur im grossen zusammenhange zu voll verstandlich, hängt auch
äusserlich eng an einander. Um über diesen einzigen passus nicbt
eine bibel zu schreiben ^ will ich hier gleich meine fessung der
stelle geben.
Nimirum cum vestra domus ego funera moestus
Increpitans, cum damna dolens aliena repono
Infelix lacrimas et tristia carmine servo:
Verum erat — ahsumptae vires et copia fandi
Nulla mihi, dignumque nihil mens fulmine tanto
Repperit: inferior vox omnis et omnia sordent
Verba . Ignosce, puer, tu me caligine moestum
Obruis ah! dira. Viso nee vulnere carae
Süilraii. 'S25
ConimgiBy iovenit caneret qnod Thnciiu Orpfliem
Dalce sibi; nee busUi Lini complexus Apollo
NoD tacuit
^erse von nimirum bis servo sind yorderaatz, deshalb hinter
ein kolon und hinter verum erat einen strich. Was will der
&r sagen? 9, Während ich euern verlast beklage, während ich
le thränen trockne , habe ich — so war's natürlich, so in
lichkeit — meine kräfte erschöpft; jetzt, wo mich selbst ver-
trifft, weiss ich das heilende wort nicht zu finden. Verzeihe,
bter, mein stammeln; auch Orpheus verstummte, auch Apollo
ieg als er den leichnam (busia) des Linus in armen hielt*^
Aber was heisst lacrimaa repanere? Es bedeutet dasselbe was
!m tristia carmina servo steckt; denn eerva ist nicht zu er-
n: es als „obligatorisch^^ aufzufassen, möchte denn doch zu
Igt sein und nothwendig die änderung von lacrimas in lacri-
fordern, also weg damit! — in tristia carmina servo steckt
a carmine servo; aber tristia carmine servare ist dasselbe
lacrimas reponere die thränen, die klagen in gedicfaten nieder-
, bestatten, den todten in den liedern ein zweites sepukrum
Pen. Es gehört das zum g^hlskreise des dichten und seiner
er nennt das sonst oondere, S. Silv. 5, 1, 15:
(Nos tibi) Temptamus dare iusta Ijra;
Hand alio melius condere sepulcroT
SHv. 3, 3, 215:
Nostra quoque exemplo meritus tibi carmina sanxit,
Hoc etiam gaudens cinerem donasse sepulcro.
ich für «k — sie die von Gronov gesuchte aber nicht ge-
me lösung: nee — nee geschrieben habe, brauche ich wohl
zu vertheidigen.
Silv. 5, 5, 79:
Reptantemque solo demissus ad oscula dextra
Erexi, blandoque sinu iam iamque natantes
Excepisse genas duicesque accersere somnos.
mache auf die neun perfecta aufmerksam, die auf einander
in von dilexi v. 69 an, und möchte ihnen noch ein zehntes
ifiigen, welches in dem unverständlichen blandoque smu steckt,
ich pandique sinu st der eigenthümliche gebrauch des fol-
526 SfatioB.
genden infinitivB mag zuerst diese störong TenudaMt babeiL Siitt
fisique m%hi möchte ich gern finxique mihi leseo naeh Sil?. 5,
3, 191 iuvenUia fingere corda; aber diese gaaze stelle acfaeint mir
noch etwas unklar zu sein.
Silv. 1. Ad SIeRatn.
In fifne euni Kalendae Decemhres, quihuM ufiqve credilmr:
noctem enim iUam fdkisemam hahent et vdh»pta$iku9 fmUtcit
inesfperiam.
Es mussheissen: teetem enim illae fdkieeimam habmt eä.
Der dichter hat zeugen für das schnelle entstehen der aodem ge-
dichte angeführt Nun sagt er: „dass ich dieses gedieht in der
laune des augenblicks geschaffen, davon giebt es keineD howcffi
zeugen als das herrliche fest selb8t*^ Denn vielleicht nod hei
tafel, jedenfalls schon am andern tage hatte der dichter es des
kaiser und den Senatoren vorgelesen. Die glosse noctmn hat des
erklärte wort verdrängt, and dies dann das iUae in die veitlerbnki
iUam hineingezogen.
Silv. 1, 2, 74:
Hunc egomet tota quondam — tibi dulce — pbaretra
Improbus et densa trepidantem cuspide fixL
Denaa cuepiäe würde nur eine müssige Wiederholung von $ek
pharefra sein; es steht hier aber im gegensatze zu anmwua Jmnkt
lampade fHtrceniea et inerti etrinsknus arc«, von dem die Tio-
lentilla getroffen wird. Es muss tens a heissen. Silv« 2, 3, 27 i
— tenia cuspids im gegensatze zu inerti areu ist so viel wie
lenso ofcu. Silv. 3, i, 51.
Wir lesen also:
et tensa trepidantem cuspide fixi.
Ich mache auf tota tibi tensa trepidantem auAnerksam.
Silv. 1, 3, 72:
Hue illuc fragili prostemit pectora mosco.
Dieses fragilis als beiwort zu miMCUs ist mir sehr verdächtig; \
sich dann unter zerbrechlichen sachen htic iUuc prostsmsrs noch
verdächtiger; ich lese deshalb: facili. S. Theb. 4, 787:
nunc faciles sternit procursibus herbaa.
Silv. 1, 5, 41 :
non lumina cessan^
Stutim 527
Bflhigeiit camerae, vario fastigia vitro
In species auimosque nitent cet
Idl lese: in Bpedes animasque ntimU ,,Die fenster erhellen
den yon beseelten bildern geschmückten boden'^ Es ist so viel
wie in gpecies animatas s. Silv. 5, 1, 2 otinim animare figwris.
SOv. 1, 6, Ö:
Et mnlto gravidas mero December
Et ridens iocus et sales protervi
Adsint, dum refero diem beatam
Laeti Caesaris ebriamque partem.
Die lesart ftartem ist viel angefochten worden; aber partem ist
das allein richtige. Pars heisst die hälfte. Pars animae victura
meae. Silv. 5, 1, 77. 3, 2y 7. Pars tori ist die gattin oder der
gatte, und „die schönere hälfte des tages^^ ist nach dem dichter die
nacht; die trunkene hälfte des tages hier ganz dasselbe« Mark-
land hat das richtige gefühlt, als er fälschlich noctem hineinbesserte.
Silv. 2, 5, 23:
Firmat hians oculos animamque hostemque requirit.
animumque ist eine nnglnckliche conjectur Marklands für das alte
gute animamque. Der animus ^ der alte löwenmuth liegt schon
in hostem requirit; aber hier heisst es: der löwe schnappt ster-
bend nach athem O^iat) und sucht den feind. Theb. 5, 595:
animaeque fugam per membra tepentem
Quaerit hians.
Silv. 3, 1, 116:
Dixit mentemque reliquit.
Recht üble conjectur, die auch in unsere ausgaben übergegangen,
ist: montemqne rdiquit. Der tempel des Hercules lag am ufer;
es ist hier kein motis vorhanden, und es heisst ja vorher v. 89:
diledaque PoUi cor da suhit. Bei diesem mentem rtUnquere sei
der vortrefflichen besserung Bentlejs gedacht Theh. 1, 72, der
für das sinnlose miseraque oculos in matre reUqui das allein rich-
tige ffi mente rdiqui hergestellt und dadurch Statins von einem
widerlichen flecken befreit und um eine zierde bereichert hat«
Wie viele federn hatte dieses in tnalre in bewegung gesetzt!
Silv. 3, 2, 30:
528 SMmi.
Slot qnibas explore! rapes gravis arte ■(
Die handschriften lesen molorchus, moloffifcu«, nu^morum, wora»
dann molyhdis oder molyMu$ coajecturirt ist. Aber wie ist swi
aaf Molorchus, den altea frenad des Hercules , wie iUberbaapt aif
einen helfenden mann gekommen, da doch sonst alles den NereUcs
anvertraut wird? Durch das wort arte: wir auisseo es in a«rf
verwandeln und lesen:
gravis a ere molorthos (oder moljbdosf).
Silv. 3, 3, 66:
Aula tibi vixdum ora nova matante inventa
Panditur • Hie annis multa super indole victis
Libeitas oblata venit
Das stiper ist unverständlich in diesem zusammenhange und ebenst
das kahl dastehende annis. Liest man h%$ mmis, so ist alki
deutlich. „Diesen jungen jähren (bei Tiberius eine grosse csh
^fehlung), die dein geist dabei weit überstrahlte , ward die fireiheit
zum geschenk!'^ Zugleich liegt darin die andeutung: ,|da bist nicht
lange knecht gewesen, schon in früher Jugend frei geworden, da-
her mit der frühen Ubmrtas die KberaUlos^^
Silv. 3, 3, 95 f.:
uni parent commissa magistro,
Quae Boreas, quaeque Eurus atrox, quae nubilua Auster
Invehit . Hibernos citius numeraveris imbres
Silvarumque comas • Vigil ite animique sagads
Exitus evolvit^ quantum Romana cet
Dieses vigU iie der handschriften ist ohne sinn, und nicht viel bes-
ser ist das vigil iate der conjectur; denn eine solche personificados
des exitus — und was würde es in diesem zusammenhange heissenf ^
hätte sich Statins nicht erlaubt, so kühn und setzen wir hinzo seht
dichterisch er sonst das todte zu beleben weiss. Ich will ohne
mich auf die bekannten nach meiner meinung missglficktcn ver-
suche die stelle zu erklären einzulassen kurz meine ansidit an-
fuhren. Die handschriften geben also vigU ite; ich schreibe: vigil
ipse animiqve sagacis und ziehe es zu numeraveris ^ tilge dss
punctum vor vigil und setze es hinter sagacis. „Wenn da aadi
noch so scharf und wachsam wärest, eher könntest da fie tropfen
des regens und die blatter der bäume zählen^. Dann erkllrt sidi
Sutius. 529
fencb das ejpüii« evolvit. Er hat die reditus oder wean ich so
■ageo dürfte den introittu opum geschildert, die fluth, welche den
■troiii der einkaufte in die hauptstadt führt; jetzt schildert er den
9MimSy um im hilde so bleiben die ebbe, das was wieder aus-
■aondet, den gegensatz der reditus: die ausgaben, die magni im-
pemdia mundi. Ich lese also:
Hibernos citius numeraveris imbres
Silvarumque comas vigil ipse animiqae sagacis.
Exitus evolvit, quantum cet.
Silv. 3, 3, 140:
(Ilium) Laetus Idumaei donavit honore triumphi,
Dignatusque loco victricis et ordine pompae
Non vetuit, tenuesque nihil minuere parentes.
WUgMLtuB — non vetuit? er würdigt ihn der theilnahme am
krianphzuge und webt ihn nicht zurück? Es muss dignatum
beimicn. Andere ^ welche die Verdienste des alten finanzmannes
kMinteo — er hatte wahrscheiulich dem Sabinus gelder vorge-
ttreckt und dann zum kriege in Judaa geholfen , gewiss wollte
mmn ihn warm halten — hatten ihn vorgeschlagen; wenn man
jemanden braucht, ist er ein vornehmer mann.
SUv. 4, 4, 20:
Quid, tuus ante omnes, tua cura potissima Gallus,
Nee non noster amor — dubium morumne probandus
Ingeniive bonis — Latus aestivat in oris?
Dieses dubium morumne probandus ingeniive bonis ist, wenn
überhaupt eins, so ein sehr zweifelhaftes lob: „es ist zweifelhaft,
ob er von Seiten seines Charakters oder seines geistes zu loben
isi*^. Wir können deshalb nur zweierlei setzen, entweder: dubium
Wiorumne prohandus ingeniin e bonis d. h. magis probandus „es ist
zweifelhaft, ob er mehr seines Charakters oder seines geistes
"wegen zu loben ist^S ^der dubium morumne probandis ingeimne
honis , und dieses letztere ist das richtige : es soll ja der grund
angegeben werden, weshalb Gallus die cura potissima des Mar-
eellos, der amor des dichters ist, und es muss daher gelesen werden :
Nee non noster amor — dubium morumne probandis
Ingeniine bonis.
lyMan weiss nicht, soll man ihn mehr seines Charakters oder seines
geistes wegen schätzen'^
PhüologuB. XXXV. bd. 3. 34
530 Statiiti.
Theb. 1, 22:
Tuque, o Latiae decus addite famae,
Quern nova maturi subeuDtem exoraa pareotia
Aeternuin sibi Roma cupit cett.
Lacbmann bat dieser stelle dorcb sein mahire und vor alles dntk
«fl für 0 aufgebolfea. Mature ist auch meine and zwar äheite cm-
jectur zu Statius, und da Lacbmann schweigt, so verstatte bmb air
auseioanderzusetzen, weshalb ich geändert habe. Die not» ejnm
fMrentis könoeo wegen der bedeutung von novus^ und weil Titn
denn doch unmöglich hätte übergangen werden können ^ so plnap
schmeichelt Statius nichts s. Silv. 1^ 1, 97 — nur auf die „UB«r-
wartete^' kaiserwohl Vespasians gehen und das stiUre moini $xorm
fiarentis auf die damalige Stellung Domitians ak Stellvertreters des
abwesenden vaters. Der vierzehnjährige knabe spielte den bcfr»
scher in der stadt — man kennt ja den aussprach Vespasians Ober
ihn — , und nun fällt auf das vorhergehende vis fmbefoeniibui a»-
nia ein neues licht: mature heisst eben vix puhescenObue annu.
„Schon damals haben wir dich kennen gelernt, and deshalb won*
sehen wir dich ewig^. Wie geläufig den dichtem die anspielang
auf diese jugendthaten des kaisers war, zeigt andi Martial 2, i
eine stelle, welche die ausleger nicht verstanden haben. Et fmer
hoc dignus nomine, Caesar^ eras, „Der name Crermantoui kam dir
schon im knabenalter zu, als du die germanischen legionen des
Vitellius bekämpft hast<<.
Theb. 2, 280:
hie flebile germen
Hesperidum et dirum Phrjxaei velleris aurum.
Tum varies pestes raptumque interplicat cet
hie muss in hi« verändert werden; zu interpHoat s. das vorfaei|[.
Theb. 2, 430:
Te penes Inacbiae dotalis regia dono
Coniugis, et Danaae — quid enim maiorihns actis
Invideam? — cumulentur opes.
Madvig sagt: De actis non agitur, nee ea cum Datuuu opikit ooa-
uficU quicqnam hdbent . Scripseral, ut opinory Siatiue:
quid enim maioribos aulis
invideam ?
Statius. 531
kiiorem dühremque Pölynicis esse aulam aequo se ammo ferr^
.1 . Aul a 9 «I acia etiam althi 9cr9iendo oommutafa memim.
ennocb müssen wir bei malorthua actis bleiben. Die schätze
sr Danae sind gaben des Zeus, und acta mawta thaten^ be-
shlnsse der götter im g^ensatze der acta nmora der der men-
tei« So Theb. 5, 420 meMae minore» das gastmahl bei den
ediiopen im gegensatze zu dem gastmahl der gotter.
Theb. 4, 293:
et quae risistis, Amores,
Grata pharetrato Nonacria rura Tonanti.
sr p]krrefralvs Tonans bt bei der Kallisto auffällig, unmöglich,
id das ridere mit dem accusativ, das auslachen der Amoren eben
•dir. Der ganze reigen der gestime lacht, aber vor freude
d entzücken als Achill die Deidamia bezwingt. Ach. 1 , 643.
nuss daher gelesen werden:
et quae risistis amore
Grata pharetrato Nonacria rura Tonanti.
ir amor jiharetratne ist die Kallbto.
Theb. 5, 280:
illa qua rara silentia porta
Stat funesta Venus.
latere . qaa rata sind andere lesarten. Otto Müller: qua rere.
icchus räth dem Thoas nach dem hafen zu fliehen: gemini qua
vMa muri litus eiml, ans hafenthor; am thore qua rara
enlia, stehe sperrend Venus und helfe den mordenden. Es muss
issen:
illa qua rura silentia porta,
10 am land thore im gegensatze des h;afenthore8.
Theb. 5, 372:
Nee robora prosunt
Semideum heroum, puppemque insana flagellat
Arbos et instabili procumbens pondere curvas
Raptat aquas^ remique cadunt in pectus inane».
^r kann hier unmöglich der mast sein, den er 408 malus nennt,
dero ist das schiff (370 aim». 389 pintf«), welches ein spiel
wogen Wasser schöpft — fMrooumhere vom mast wäre ein un-
»4*
582 Statiiur.
passender ausdruck — und die mannschaft amhencblcadeity c
ibr die ruder leer gegen die brusft foliren. Bs muss statt pap]
heissen: pub em.
Tbeb. 7, 238 f.:
subeunt campo qui proximus urbi
Damnatus bellis patet expectatque furores.
Ich lese belli und beziehe es auf damnatus und furores.
Theb. 7, 316:
Tunc pater, abruptis quum torrentissimus exit
Pontibus, aut natae tumidus quum virginis ultor
Plumina concussit generum indignata Tonantem.
In concussit steckt ein fehler. Beim raube der tochter sdiir
der fluss wie rasend an und wagte den kämpf g^en den doooer
aber der traf ihn mit dem blitz; vs. 324:
Donee vi tonitrus submotus et igne trisulco
Cessit . Adhuc ripis animosus guides anhelis
Fulmineum cinerem magnaeque insignia poenae
Gaudet et Aetnaeos in coelum efflare vapores.
Bs muss combuss»! heissen.
Theb. 9, 759:
hunc virides non excipietis Amjdae.
Bs ist von einem Böoter die rede ; daher setze ich : Rrythrae,
Theb. 10, 756 :
At pius electa murorum in parte Menoeceus cet.
Ich lese: erecla. V. 760:
Despexitque acies hominum.
Theb. 12, 214:
Et nunc me duram, si quis tibi sensus, ad umbras
Me tardam quereris Stjgiis, fidissime, divis.
Das komma nach sensus muss fort und hinter umbras steb
Solche bei den alten ganz stereotype Wendungen, in bezug i
iortdauer und bleibendes bewusstsein der seele erinnern an 1
Agric. 46: si, ut sapientibus placet, non cum corpore extingum
magnae onimae.
Achill. 2, 1:
lamque per Aegaeos ibat Laertia fluctus
Puppis, et innumerae mutabant Cycladas aurae.
Siatias. 533
^mxmiögliche innumerae masa innumeras heifseo lu C^cIadcM.
b« 5, 64:
florebat dives alumnis
Terra, nee ilia Samo fama Delo?e sooaDti
Peior et innameris quas spumifer assilit Aegon.
lb. 181: Bed illis
Et Paros et Demorosa Thasos crebraeque reluceat
Cjdades.
Achill. 2, 3:
iam raditur alta
Lemnos, et a tergo descrescit Bacchica N'axos
Ante oculos crescente Samo; iam Delos cet.
ffeobar stellt sich Statius der sonst so gelehrte dichter vor,
emoos liege in der nähe von Paros und Naxos; denn denselben
rtbum begeht er auch Ach. 1 , 204. Interessant ist das factum
ich deshalb, weil es darauf hinweist, dass der dichter doch wohl
ir theoretische Studien nach dem schiffscatalog angestellt hat ohne
Ibst Italien zu verlassen und mit eigenen äugen zu sehen. Es
iwährt uns das auch eine gewisse einsieht in seine vermögens-
rliältnisse.
Eine zweite abhandlung wird neben ähnlichen versuchen das
^eothiimliclie verhältniss zwischen Statius und Martial in ein hel-
res licht zu setzen suchen.
Hamburg. fleinric^ Köslltn.
Hesiod. Sout Hero. 248
ben die handschrifteo ohne Variante: ul Si yvvulxt^ ivSfAi^wv
l nvgywv XdXxiOv o$v ßowv xaiä 9 liqinjovio naquaq,
yffü$v XxsXm, igya xkvtov 'H^uCcjoio : dass x^Xxtov aber neben
if wie wegen yttyaJxeg unmöglich sei, hat schon Spitzn. de vers.
r. p. 99 richtig gesehen, auch richtig XdXxiut emeodirt, für das
0 von Köchly nicht Paley anzuführen war: nämlich ;)faAxca»
'langt Zwfiaiv XxtXat und der styl des gedichts, denn das metall
rd stets zum subject gesetzt, v. 212. 222. 224 u. s. w.: andrer
ist 219 sq.: bei nvqywv wäre x^Xxiwv also ganz unpassend,
nnacb enthält die lange note von Ranke sehr viel unrichtiges
1 unnöthiges.
£riisl von Leutocft.
u
u »
a:?
U. JAHRESBERICHTE.
22^. Clnintilianus.
(S. Philol XXXIV, p. 740).
mii
7. Karl Halm, Zur kritik des QuintiliaDua. Rbeiniieki |i«^
museum 1867, XXll^ p. 37—61 entbält eine sehr eingehende W-
sprechuDg der oben erwähnten Quaestt, Qufnt%Uanea$ des refercDtci)
besonders der stellen aus dem fünften buche. Dieses hatte nimlick
Halm, als obiges programm erschien, vollständig ausgearbeitet uü
fand nun, dass ref. in sehr vielen fällen zu gleichem resoltat wie
er gekommen, an einigen stellen sogar dieselben conjecturen uf«
gestellt hatte , an andern ist er abweichender meinung , besoaden
tadelt er es, dass ref. die Untersuchung der Schätzung der codi
nicht weiter geführt habe, ohne zu bedenken, dass dies schon desbalk,
weil er den Bambei^ensis nicht einsehn konnte (der sich in Hahtf
bänden befand), ein ding der Unmöglichkeit war. Nach einer gt-
drängten Wiederholung dessen, was er über die handschriftenfamiU«
in den Sitzungsberichten der k. b. akademie 1866, p. 494 flf. ge-
sagt hat, zählt er zuerst p. 40 diejenigen conjecturen des ref. ait
denen er selbst einverstanden ist, auf, dann bespricht er eine grome
zahl von stellen, an denen er abweichender meinung ist, oder-*
soll ich sagen — damals war , denn zu unsrer nicht geringes
Überraschung hat er vieles, was er an dieser stelle zum theil ait
vielen gründen und heftig bekämpft, in seiner ausgäbe gebilligt
und aufgenommen. V, prooem. 1 verwirft er «itssrioordta gratis
similihusque — in seiner ausgäbe steht es; V, 6, 3 ergimt er
so: qm non recipiet condiciatiem [et iniquam esse oondicieiMm] ^
a multis contemm iuris iurandi metiim dicil — in seiner ausgäbe
steht: qui ttoti recipki, et iniquam condiciofiem et a etc.; 10, 64
Jahresberichte. 535
^wMerlegt er mit triftigen griioden die von dem ref. aufgestellte
Termothuog und hält auch an credammy wie bei Julius Victor
steht, fest, nimmt es jedoch in seiner ausgäbe zurück; 10. 90
▼erwirft er die conjectur des ref. et vor ex plurihus, nimmt es
aber, als lesart des Ambr. 1 in seiner ausgäbe auf, ohne zu er-
w^ähnen, dass ref., schon so vermuthet hat; 10, 84 tadelt er
den ref. weil er „den vielbestrittenen vers nach der denkbar
schlechtesten lesart bei Bonnell: et Philocteia Paridi: 8% imfHir
esses tihiy ego nunc nan essem miser anführt mit der bemerkung:
luaec verba nondvm sanata esse videntur. Was soll eine solche
bemerkung in einem programme? oder dachte sich U. Meister so
beschrankte leser , dass welche in einem so missgestalteten
▼erse eine saita lectio erkennen möchten?'' Und was soll man
daxa sagen „die denkbar schlechteste lesart bei Bonnell'' hat in
seiner ausgäbe aufnähme gefunden, der „so missgestaltete vers" gilt
ihm jetzt als sana lectio !'* Ref. glaubte zuerst, dass hier ein ver-
sehn vorli^en müsse, dass diese „denkbar schlechteste lesart" durch
ein versehn in den neuen text gerathen sei, doch da sich in den
nachtragen kein anhaltepunkt dafür findet, so wird man wohl an-
nehmen müssen, dass vielmehr obiges maassloses urtlieil auf einem
gründlichen irrthum beruht — 10, 94 verwirft Halm die ganz notli-
Wendige correctur des ref. incremento statt incrementisy aber
io seiner ausgäbe nimmt er es auf, jedoch ohne die angäbe dass
ü conjectur ist Von p. 56 an bespricht der verf. noch meh-
rere stellen des fünften buclies , die ref. in seinem programm
üheigangen hat; das meiste findet sich in seiner ausgäbe, anderes
hit er später wieder mit recht verworfen, so 10, 36 finitiones,
10 f 52 idque (ohne tum), ferner sed telo oportuisse nach occidere,
fismer ooniecturas quoque (ohne tum ad); 13, 34 commune plu-
ribim; 13, 36 die mit reserve voi^eschlagne tief einschneidende
rcränderoDg; 13, 43 die Streichung der angeblichen interpolation
der geringeren handschriften optime respondendi nach lanta siv
SS9S$; 14, 1 die Streichung der worte rationem et. Daran schliessen
sieb einige bemerkungen des ref., welche durch diese recension her-
Torgerufen sind:
8. Ferdinand Meister, Zu Quintilianus, in demselben
jabrg. des Rhein, museums p. 460 — 462. Daraus mögen fol-
gende Verbesserungsvorschlage hervorgehoben werden: V, 12, 5
Ita quae non possunt valere 12, 16 quid pro potente
amico 10, 60 qui servus est, si manumittitur, fit liber-
iinvs 10, 94 finitione (genere specie differentihus ' propriis) divi-
$iime, remotione, ordine (initio, incremento y summa) similihus.
iKcfimUihtfs, contrariis (mit Rollin) pugnaniibus 10, 114 Iut;enief»-
ium contra est, quo distet haec causa a ceteris, quae in potestatem
vicknis venire solent VII, 3, 23 Nam illud tertium nisi stultis
acddit, ut nihil ad qttaestionem pei'tineat , ut si dicas:
536 Jahresberichte.
Equus est animal . nam eat eqwu animal y 9ed irrationale ^ quei
autem commune cum aUis est, desinet esse proprium. Bisher las
man so: Mim illud tertium nisi stultis non acdditf ut nihU ei
quaestionem pertUieat, Falsa esty si dicas Equus est animal ratis'
nale, nam est etc. ,,Hier, wo es sich um feine unterscheidoi^
handelt, konnte Quintilian unmöglich, um eine deflnition durch etn
heispiel zu veranschaulichen, sagen: „falsch ist dieselbe, wenn mia
sagen wollte: das pferd ist ein mit Vernunft begabtes lebeoda
wesen'^ Das ist keine definition, auch nicht eine falsche, sonden
haarer unsinn, wie man ihn nicht einmal denen zutrauen darf,
welche er seihst stulti nennt, geschweige denen, welchen er seioca
rath ertheilt'«.
9. F. Ritschi, Grammatisches bei Quintilian, in RitscU
und Klette Rhein, museum XXII, p. 598 — 614. — RitscU
unternimmt es in dieser abhandlung mehrere stellen des entoi
buches, in denen grammatische fragen behandelt werden und an
denen von den bisherigen herausgebern die verschiedensten xoa
theil wunderlichsten ansichten aufgestellt sind , von den arges
schaden, welche ihnen anhaften, zu heilen. Wenn irgendwo, m»
war es auf diesem gebiete von grösster Wichtigkeit, dass das
ganze kritische material wohl geordnet und gesichtet vorlag n»i
doch nur dem gewiegtesten kenner der lateinischen spräche kana
es gelingen dieses material , das doch immerhin mangelhafit bleibt,
entsprechend zu verwerthen: denn darüber lässt sich nicht zwei-
feln, dass die alten abschreiher ohne verständniss und ohne intereae
nachlässig dergleichen abgeschrieben haben und in unsren älteatea
haudschriften kaum noch die spuren der alten Überlieferung übrig
geblieben sind. Ritschi beginnt mit I, 4, 10 und schreibt: quia
lAM sicut ETIAM scrihituTy et VOS ut TVOS. Quintilian gibt
also ganz einfache und bekannte beispiele des vocalisch geblieboea
i und ti. — I, 5, 12 lautet nach seinem vorschlage so: At aii«
adeo vltii geminatione Metioeo Fufetioeo dicens Ennius. Daranf
folgen p. 603 ausführliche nuchweisungen über die schreihweiae
von Trasumeiinus, welche für duintilian übrigens an unsrer stelle
§. 13 6t Trasumennum pro Tarsumenno mtdti auctores schon voo
Bounell berichtigt ist — 1, 6, 27 cum senatus y^senatus senatui^^ sh
yyScnati senatu*' faciaty incertum sit, 1, 4, 8 non enim sie opti"
mum dicimus ut [aut opt um um aut] optimumy et in here
neque e plane neque i audituvy mit folgender erklärung : „das wort
0 p t i })i u m (denn als solches musste es doch in irgend einer forai
vorangeschickt werden, natürlich also, da sich nicht OPTyMVH
setzen liess, in der damals üblichsten) hat in seiner zweiten silbe
einen mittelton, den man weder mit optumum noch mit der Schrei-
bung optimum selbst genau ausdrückt, weil er weder ganz ai Docb
ganz i ist (sondern, dürfen wir hinzusetzen, wie das griechische
Jahresberichte. 537
0 oder das deutsche ü lautete)'^ U. Keil (Addenda z. Halin'schen
«iBgttbe p. 367) vermuthet: non enim sie optimum didmus ut scri-
himuB optimum: und ^.10 quia „et iam^ scrihitur sicut „etiam'*
et ,^ quo^' ut „acifo^^ p. 608 steht der vullständige gesäuberte text
TOD 1, 4, 7 — 9, an welchen sich erläuternde bemerkungen schliessen.
I, h, 10 stimmt Ritschi im ganzen der ausführung Staenders bei
und hält duas für unerträglich, da nur dies der sinn sein könne:
»wenn zwei vnkalzeichen neben einander stehn, so ist entweder
das eine gar kein vocal, sondern vielmehr consonant, wie in iam
und vos, oder aber es sind zwei silben, wie in etiam und tuos;
hingegen wenn es zwei vocale sind, die als solche zu einer
eioheit werden, so ist das entweder die alte Schreibweise für
vocallänge , oder — diphthong". Jedoch statt mit Staender
äijihthongum zu schreiben zieht er dCqid-oyyov vor, mit der über-
Mögenden bemerkung, dass dua9 eine alte randbemerkung eines
lesen sei, welcher einen gegensatz zu dem vorangegangnen aut
«nam lon^m faciunt vermisste und dass dieses zur ausfüllung der
lücke, welche für das griechische wort gelassen war, in den text
geratben sei. Zum schluss gibt Ritschi eine sehr belehrende er-
klärung der worte: nisi quis putat etiam ex trihus vocalihus syl-
^ham fieri, si non aUifuae officio consofiaittium fungantur, Cnter
letzterem seien falle wie quae quoi seruae Troiae, auch seruei
tfrneis oueis nach älterer Schreibung zu verstehn, unter erste-
rea dagegen d. h. unter einem triphthong seien nicht zu verstehn
<lie ^.11 erwähnten ciceronischen Schreibungen AHO MAIIA oder
<h8 von Julius Caesar empfohlene POMPEIII, nicht zu denken sei
ao formen, die hin und wieder bei den dramotikern durch sjni-
leiis einsilbig würden, wie tuae suae duae, oder auch deae meae
(oder tneeis deeis). Auch dürfe man nicht denken an ein dreisil-
biges praeoptamt bei Catull und ähnliches, nicht an ein zweisilbiges
praeesse praeerity da dies, wenn es zweisilbig sein sollte, nur mit
zwei vocalen geschrieben wurde: gemeint könue nur sein die alte
Schreibung AEl für ae, die uns zwar nicht durch die alten gram-
■atiker^ wohl aber durch inschriften bekannt sei, z. b. CAEICILIVS
Bof einem grenzsteine der Pataviner und Atestiner aus dem jähre
613 , CONQVAEISIVEI auf dem meilensteine der via Popillia aus
dem j. 622 u. a., welche Quintilian selbst schwerlich aus dem stu-
diuB der Inschriften, sondern aus irgendwelchen alten lehrbücliern
kennen gelernt habe.
10. Karl Halm, Lücken im letzten capitel der rhetorik
des Quintilian, im Rhein, museum XXili, p. 218 — 222. Auf
weoig Seiten werden eine beträchtliche zahl von stellen , an denen
zun theil noch niemand anstoss genommen hatte, sehr glücklich
durch treffliche ergäuzung des fehlenden verbessert : ^. 14 quo dif-
ficUius videatur esse quod poUicentur 16. varias res cognoscere
(femer ad traditionem) und reliqua est exercitatio c(uae IT
588 Jahresberichte.
nan quod ne fi$ri quidem fioleff omnia (Torber #• «tilft
vdmus legere mit Christ) 20, geome^rae etmueioi et, ftner fit
annos non in fierdptendo exhaueentni eed in praeeipfende ti
hat schoD Boooell verbessert ; mit beziehong auf Cic. de Fie. 2, 2, 1
and de oratore I, 22, 108 glaubte ref. folgende äodemiig fsr-
schlageo zu können : inlusisse tot malie quoi eeneciue hahe$ mniieenm
Graeciae credimus Gorgiam, qui eummae eenectutie quaerere amiUem
de quo quieque veiled audire iuhehat, aber diese Schreibweise hat ihre
grossen bedenken, audire ist zweifelhaft, weil sich kein anhaltepmek
dafür in den handschriften findet; auch eummae eeneetutie dieser
genitiv, welcher durch die geringeren handschriften empfobleb wiid,
ist nicht unbedenklich. Es ist daher das sicherste die stelle so ti
lesen, wie sie schon in der Bonneirschen ausgäbe steht Kine aa-
dernng daran hat Halm vorgeschlagen, die dem ref. gans anver-
ständlich ist , nämlich statt des vollständig unanstössigeo quosrwt
lu schreiben quaeri. Wie kann darin der sinn, der in der stdle
sein muss, enthalten sein und was bedeutet Oberhaupt 9«» quaeti
auditoree iuhehail
11. CarolusHalm, M. Fabi Quintiliani institutioois ora-
toriae libri duodecim. Pars prior. Lipsiae in aedibos B, G. Teab-
neri. a. MDCCCLXVIII.
Die praefatio beginnt mit der besprechung der handschriftea,
welche dem texte zu gründe gelegt sind und da lesen wir denn
zu unsrer nicht geringen Überraschung gleich im anfiing: Cedes
Amhroeianus, liher optimae notae etc. Mit dieser che-
racterisirung fallt ohne weiteres ein gut theil der früheren bebaap>
tungen und schroflf abweisenden urtheile über andre gelehrte, be-
sonders Zumpt und Bunnell, und wenn Halm in seiner abhandloag
über die textesquellen der rhetorik des Quintilianus p. 508 aas-
führlich darthat, dass „die defecte classe, soweit sie reiche, nr
hauptsächlichen grundlage der texteskritik dienen müsse, aas der
vollständigen classe, (zu denen Ambr. 1 gerechnet wird obgieicl
der vierte theil desselben fehlt) sich trotzdem, dass sie sehr
interpolirt sei und von fehlem der schwersten art geradem
mele, doch eine anzahl von Verbesserungen des textes
Hessen, im ganzen nicht sehr viele, meistens nur ergänzongea vos
kleineren lücken, die durch nachlässigköit der Schreiber entstaades
seien*^, und zunächst nur die partien, welche im Bemensu fehka,
von Studeraund sich hatte vergleichen lassen, so änderte sich is
folge dieser genauen collation sein urthcil über den werth dieser
handschrift dermassen, dass er eine vollständige vergleicbang der-
selben für eine kritische ausgäbe für unerlässlich hielt, wie er
ausdrücklich in der einleitung sagt. In der abhandlung über die
textesquellen des Quint, p. 512 anm. tadelt er Zumpt, weil er des
wahren werth des Ambr. 1 nicht erkannt habe und ihn besenieii
wegen der vier ersten bücher lobe, dieses artheil musae er gcrt-
Jahresberichte. 589
flcxQ mif deo köpf itellen; denn in deo vier gerühmten bächern
sei der codex neben dem Bemer fast gar nicht xu gebrauchen,
wäkrend man in den späteren^' u. s. w.: jetzt finden wir Zumpts
urtkeil insofern gerechtfertigt, als Halm ausdrücklich constatirt,
dasi mehrere spätere bücher viel nachlässiger geschrieben seien
«la die rier ersten. Denn mit diesen Worten soll offenbar nicht
gesagt sein, dass die vier ersten bücher nachlässig oder gar sehr
■adlässig geschrieben sind, sondern im gegentheil gut oder we-
nigstens ganz leidlich, nur müsse man gehörig scheiden zwischen
enter und zweiter hand, welche nach einem andern codex zwar
■umehe flüchtigkeitsfehler verbessert, aber vieles falsche hineinge-
tngen und die erste lesart vielfach geradezu beseitigt habe. Halm
wmgt selbst, dass viele aptimae lectiones erst jetzt durch die neue
collation aus ihm gewonnen seien und dass viele lesarten des
Anbros. I, welche von Zumpt und Boonell verzeichnet seien, nicht
v(Ni erster, sondern zweiter band herrührten. Darauf ist ange-
geben, wie weit die übrigen handschriften , vorzüglich Bernensis
und Bamb. G, neben dem Ambr. I haben berücksichtigung finden
können.
12. Gleichzeitig mit dem zweiten theile (buch VII — XII)
erschien eine abhandlung von Carl Halm in den Sitzungsberichten
der k. b. akademie der Wissenschaften in München. Jahrg. 1869,
ImumI 11, p. 13 — 30, wo Halm „seine kritische ausgäbe des Quin-
lilian^' mit einigen bemerkungen vorlegt. Nach allgemeineren be-
«erkungen folgt eine betrachtung einzelner stellen, an denen er
sein kritisches verfahren nachweist: viele heilt er dadurch, dass
er die bandschrifitliclie lesart zu ihrem rechte bringt, andere durch
correctnr, besonders auch durch ergänzung und Vervollständigung
der lückenhaften Überlieferung: in bezug auf ersteres ist interessant
Xll, 10, 14 fMrum superstitiosum 10, 39 et indistinctus
(ohne et wm asper) 10, 69 atque id ipsum non sit oratoris 10,
21 sed quadam 10, 45 atque adfectius 10, 56 aptandus (aber
icbon Obrecht hat so geschrieben) 11, 5 uere dicendi; in bezug
auf das zweite 10, 31 in quam 10, 44 quod si non evenWet,
eimnes pares essent: at idem homines dliter de re alia locunltir et
ssrvaut personarum discrimina. 10, 46 nimium crehra 10, 49
%am, plttrimi 10, 50 at quod lihris dedicatum in esemplum
eiatur id 10, 55 quae tarnen 10, 59 sed saepe id etiam 11, 18
Mee tot genera ludendi et insanam corporis curamf peregrinationes,
mra, oalcvlomm anxiam solliciiudinem , incitamenta lihidinum et
vifttnii (venerum?) et fagrantihus omni genere voluptatum cmimis,
ms ea quidem tempora idoneSty quae supersunt. Weniger anspre-
chend ist die von ihm gebilligte conjectur Wölfflins 10, 55 si vero
qmmdo impedianty denn es ist von der handschriftlichen überlie-
lerung steterunt qtwe impediant soweit entfernt, dass von einem
ehluss an dieselbe fiiglich nicht mehr die rede sein kann; in
540 Jahresberichte.
dieser erkenne ich nichts andres als $ed et erunt quae taijpt-
diant; das folgende schlage ich vor in dieser mich weniger be-
friedigenden fassung zu lesen: hreoitate iemporis a iudke dtU
multum es eo quoä potuit dici recidefur (wenn nicht ncidtnmi
beizubehalten ist). Zu einer änderung des gleich daraaf folgeodcn
quaedam in quae tarnen ist ein zwingender grund nicht Torhandea.
10, 59 steht que id eiiam in den besseren handschriften , woran
Halm wie oben bemerkt ist, schrieb saepe id efiam, einfacher iit
estqtie id etiant.
Von den vorgeschlagnen ergänzungen ist gat and oothweD4%
10, 47 ut in gradus 10, 66 inter se interwülay dagegen über-
flüssig 10, 53 eint nach taftiriqii«, wo man leicht aus den vorher-
gehenden dentur ergänzt. Die verbesserungsvorschlage xa 48 ad!
57 sind mit recht nicht in die ausgäbe aufgenommen wordei.
Auch 11, 3 ist keine lücke vor illo anzunehmen, also nicht n
schreiben de illo, die Stellung der worte quae ocoasio de iUo fuit
dicendl würde doch sehr sonderbar sein, wahrscheinlicher ist es,
dass in illo der name dessen, welcher sich so über Domitius Afer
äusserte, enthalten ist, vielleicht M. Caelius oder Aelius Stilo.
Zu 10, 50 sei beiläufig bemerkt, dass die alte conjectur impetum
posse genügt, zu einer weiteren änderung in valere kein grund
vorli^. Endlich 11, 12 ist die Verbesserung Christ's nicbt s»
sicher, wie Halm meint, welcher nicht nur eine locke anoiaat,
sondern auch dieser zu liebe ein andres wort ändert und schreibt:
si cedas naturae. Das handschriftliche credos ist durch qusi
repugnamus gesichert: vgl. Vlll Prooem. 12 credere modo gsi
discei velit. Passend scheint die ergänzung 10 , 48 quis ut'dm
(mit Buttmann) esse negetl 10, 70 aliter concitahit oder vielaebr
concitabit aliter nach aliter.
Um nun zu dem texte selber überzugehn, so ist derselbe oacb
den oben dargelegten gesichtspuncten festgestellt mit einer sieber»
belt und meisterscliaft, die man um so mehr bewundert, je aebr
man sich damit beschäftigt. Die kritische grundlage, welche Bala
gelegt hat, wird schwerlich bestritten werden und bestritten wer-
den können; es ist unendlich viel werth, dass unter der menge der
vorhandnen zum theil sehr hoch geschätzten haudschriften eine m
enge abgrenzung von ihm festgestellt worden ist , dass der gastt
wüst von Varianten, den wir in der Spaldingschen ausgäbe aaige-
speichert finden, beseitigt worden ist und nur einige wenige band*
Schriften zur constituirung des textes nötliig erscheinen. Allerdngt
hat Halm in seinen ansichten über den werth der handschriAes
öfters geschwankt, seine ansichten wiederholt geändert, bevor er
zu dem letzten resultat gelangt ist und ohne grund herbe nrtbetle
ausgesprochen gegen diejenigen, welche die handschrifUn awicit
geschätzt haben. Der unangenehm berührende, meisternde toe, der
um so übler berülM*t, da er ungerecht ist und geeignet
Jabresbericbte. 541
che die sacbe nicbt weiter verfolgeo, die nicbt wissen, dass
m solehe ansicbteo, die er früber lebbaft bekämpft hat, später
z rubig acceptirt, ein falscbes urtbeil über die personeo, gegen
der angriff gerichtet ist, beizubringen, ist mit dem Wegfall der
»nik verscbfvunden, in der ausgäbe ist erfreulicher weise davon
ae spur zurückgeblieben. Mit der trefflichen benutzung der
dschriften, welche aufs neue mit der grössten sorjgfalt zum
«sen theil von Halm selbst verglichen sind, geht die coojectural-
tik band in band: indem dieselbe sich an die Überlieferung mög-
ist eng anschliesst, werden viele stellen, welche bisher im argen
-en, mit überraschender Sicherheit geheilt, da wo bisher noch
»and anstoss genommen, das richtige wiederhergestellt, die re-
late andrer glücklich und geschickt verwertbet, nicht selten
rcli kleine änderungen, wie Umstellungen, verbessert Es liegt
der natur der sache, dass es gerade auf diesem gebiete nicht
Widerspruch fehlt und derselbe ist ja auch gelegentlich schon
iblgt. Wie dies aber bei der grossen zahl eigner conjecturen
;iit zu verwundern ist, dass sie nicht alle stichhaltig sind, so
»cLte man auch nicht selten wünschen , dass vermuthungen , die
der adiiotatio criiica vermerkt sind, in den text aufgenommen
ireo. Verhältnissmässig gering ist die zahl eigner conjecturen
den ersten büchern, im zweiten buche nicht mehr als 19, die-
beo mehren sich hauptsächlich vom sechsten an, in dem er
iht weniger als 41 eigne conjecturen aufgenommen hat, in
(taunlicher weise, doch ohne dass man sagen könnte, dass die
enge des herausgebers gegen sich selbst irgendwie nachgelassen
tte und wenn in einzelnen partien der frühere text kaum noch
eder zu erkennen ist, so werden wir es dem herausgeber nur
ik wissen, dass er mit solcher energie und bewundernswerthem
arfsinu durch die auf deu ersten blick unlösbaren räthsel sich
icklich hindurchgearbeitet und für alle zeiten klarheit geschaffen
Auf den druck ist die äusserste Sorgfalt verwendet, die
ices die ich zum theil ganz genau mit meinen eignen Ver-
den und dadurch controlirt habe, sind mit der grössten Sorgfalt
efertigt, sie enthalten auch nicht wenige citate, welche unter
I texte nicht notirt sind, aufgefallen ist mir nur, dass ein citat
Horat Carm. IV, 13, 12 zu Vlll, 6, 17 welches allerdings
b bei Spalding und Bonnell fehlt, übersebu ist. Die conjecturen
rer gelehrter sind sorgfältig registrirt, aber freilich bei aller
l^alt laufen doch manche irrthümer mit unter, welche durch die
sse und Schwierigkeit der aufgäbe hinlänglich entschuldigt wer-
Die menge guter alter ausgaben ist nämlich ziemlich gross,
denen viele stellen entweder durch conjectur oder durch gute
dschriften hergestellt worden sind; manches gute aber, was in
selben steht, ist vollständig in Vergessenheit gerathen uud seit
l^er zeit nicht mehr beachtet. Daher kommt es, dass nicht wenige
542 JaLresbericbte.
■teilen io neuerer und neuester zeit wieder lo enendirt weidet
sind, wie sie dort schon lange lauten.
Um dies nachzuweisen stellt ref. eine anzahl von conjeetnres
zusammen, welche von Halm neueren gelehrten beigelegt wcrdes,
während diese lesarten sich sammt und sonders schon in dtf Lcj-
dener ausgäbe von 1665 finden, ohne, was für den vorliegeodcB
zweck nebensächlich ist , zu untersuchen , in welcher zeit and io
welcher ausgäbe sie sich zuerst nachweisen lassen. Es sind dia
folgende :
I, 5, 18 carripitur ut (Keil).
1, 5, 68 aut ex duohus (Meister).
V, 10, 92 iogatorum (Halm).
VI, 8, 8 a scurris (Halm).
VI, 3, 38 Manciae (Pighius).
VII, 1, 3 alliy in der anmerkung (Obrecht?).
VII, 2, 13 <fl cum, in der anm. (Christ).
VII, 2, 56 quam adieere, ebenfalls in der anm. (Spalding).
VII, 7, 7 iu8 (Halm).
Vlll Prooem. 11 dissolvi peroratione (Spalding).
Vlll Prooem. 19 sini ipso (Spalding).
VIII, 5, 19 vUiosae ui a (Halm), doch tiU.
XII, 10, 51 aptiits, in der anmerkung (Obrecht).
XII, 10, 61 aliquandoque ui (Obrecht).
XII, 10, 64 copia verhorum atque (Halm).
Alle diese änderungen stehn schon in der oben erwähoteo
Leydener, nicht wenige auch in älteren ausgaben z. b. der Loj-
ner von 1534 und der Kölner von 1541, (in letzterer auch VI,
3. 38 Manciae).
Ausserdem aber schrieb
1, 4, 13 nicht Ritschl zuerst cecidii, sondern Gibson.
1, 4, 21 nicht ein anonymus scrufabiftir mihi iUe« senden
Burman im anhang scruiabitur mi (pro mihi) iUe.
Vn, 3, 36 ^) nicht Christ, sondern Spaldiiq^ ttiamsi, Chriit
Hess nur similis weg.
IX, 3, 67 significans rührt von Burman her, nicht von Obreck,
in dessen ausgäbe signifkat steht.
X, 1, 2 fluitahit et qui nicht Halm, sondern Meister, ■>
Pleckeisens Jahrbb. 1863, p. 189.
X, 3, 10 quasi frenis nicitt Meister, sondern Zompt.
X, 7, 3 po8$it nicht Bonnell, sondern Frotscher.
X, 7, 20 neque vero ianta Ht nicht Halm, sondern Jeep, i.
PhiloL XXXIV, p. 743.
1) Die zahl 36 fehlt in der ausgäbe.
Jabresberichte. 543
Aucb in der Adnotatio critica tiod viele conjecturen neaereD
rten beigelegt worden, die sich sämmtlicb in dem texte der
fach erwähnten Lejdener ausgäbe von 1665 finden. Folgende
ich mir gelegentlich notirt:
I» i, 15 pHma (Obrecht).
1, 4, 17 fmt ui Menerva (Spalding).
1, 6, 31 sive ill a ex (Halm).
1, 6, 36 C. Granius (Spalding).
I, 7, 27 propoÄiii (Spalding).
II, 1, 6 ex iw (W. Meyer).
II, 16, 6 aliquando etiam (Spalding).
II, 17, 28 concilittm (Spalding).
U, 19, 3 naturae materia (doch natura maieriae), ors äoetrinae
Spalding).
III, 6, 23 quam Flavins (Spalding).
Ill, 8, 9 ill Panegyrico conqtieritur (Spalding).
III, 11, 25 de ii« (Spalding).
IV, 2, 53 quidam etiam (Obrecht).
V, 10, 62 diducil (Ualm).
Yl, 1, 36 quale sit si Spalding (quale si die L. A.).
VI, 1, 47 ita neque ilium (Meister).
Tl, 3, 6 sahum (Rollin u. a.).
Till, 3, 68 alii in extremo (Meister) (cohaerentes die L. A.).
Till, 4, 25 et in ceUis (Spalding).
IX, 2, 77 deniqtte dicendo (Obrecht).
X, 1, 72 le^ntiir (Osann).
X, 1, 94 multo (Osann).
X, 7, 3 aliquando (von Bonnell gestrichen).
XI, 1, 28 si criminis esse loco (Halm) (loco esse die L. A.y
XI, 3, 22 concedere (Burman).
XII Prooem. 4 vel tutioris (Burman).
Indem ich lur besprechung von einzelnheiten übergehe, wähle
zunächst das erste buch um diejenigen stellen in demselben
rwäbnen, an denen ich mit dem herausgeber nicht überein-
len kann.
I, 1, 2. Nicht ganz sicher trotz des Ambr. I scheint fueruni
m satze sed hi pauci admodum fuerunt , wo man nicht das
ctum, sondern das präsens sunt erwartet: gerathener scheint
it Bg, wie schon Regius conjicirt hat, zu schreiben: fuerii
nertlum.
1, 5 ziehe ich die lesart der alten ausgaben quae^ auf wel-
nur das que in MS hinweist, dem handschriftlichen quo vor,
8 nicht aaf die verschiedenen grade des falschen ankommt;
der folgende (mit nam eingeleitete satz begründet nur die
Bche, dass das gute leicht in schlechtes umgewandelt wird,
544 Jabresbericlite.
nicht aber umgekehrt das fehlerhafte in richtiges. Hier Latte wal
die lesart des Argentoratensis mmquam erwähnung verdient.
1, 8 würde ich plane dem plene vorziehn, s. 1, 20.
1, 10. Ualm bemerkt zu plurimis, dass diese uazweifelhai
richtige lesart nur in A steht, während die andern pltfrf6t» babcs
Aber nicht jetzt erst ist dus richtige aus A hergestellt, nicht alleii
Aldus schrieb so, dasselbe ßndet sich auch schon in der ttasdei
ausgäbe von 1555 und in der Kölner von 1555.
1, 11 bezeichnet Uulm habere paedagogosque als die lesart der
alten ausgaben. Dies bedarf jedenfalls der berichtigung , in ihoea
heisst es vielmehr gewöhnlich so : v. habere n. p. paedagogm
(oder auch paedagogosque)^ in der Aldina: paedagogosque puent
habere, in demselben paragraphen ziehe ich ab hiSy was durek
Ab empfohlen ist, dem ab iis vor.
1, 13 recht ansprechend ist die conjectur des Regius 1^
enim accidunty wie ^. 32 hinc enim accidit II, 1, 3 \mc ergo oc-
cidit VIII prooem. 3 unde exhstimani accidisse und XJ, 2> IQ tcndt
accidit,
1, 15 unrichtig ist, wie oben bemerkt, die angäbe, da«
prima von Obrecht herrühre, bei der übrigens nothwendig binxu-
gefügt werden musste, dass derselbe auch no» vor possel einschidit:
es steht schon in der Lejdener ausgäbe von 1665 dagegen bat
sich Burmau und in neuerer zeit Gernhard ausgesprochen, letzterer
deshalb, weil es der bei (luintilian üblichen Wortstellung wider>
streite; um dies zu beweisen vergleicht er 1, 18 aetas prior 2, 4
ifi aetate prima 11, 2 in aeia%e prima, übersieht aber Prooen. 6
ctiiiis prima aetas, eine stelle, die seine behauptung umstösst.
In ahnlicher weise scheint die bemerkung Halm's zn 1 , 18
über den gebrauch von ipse ille im gegensatz zu hie ipse uod if
ipse etwas zu allgemein gefasst zu sein; ipse iüe kommt alleii
in solcher Stellung bei (luintilian vor, aber IX, 4, 26 lesen wir
auch ipsum hoc und VIII, 2, 3 ipsum id.
1, 20. Statt plane steht in den meisten ausgaben plenam,
was sich allerdings dem sinne nach sehr gut empfiehlt.
Auffallend und kühn ist die Verbindung amariludiitem rtfot-
midare: ich möchte deshalb vorschlagen zu lesen: amarÜvä»*
semel percepta, so dass also sUidia als object zu reform, zn er-
gänzen ist.
1 , 26 ist an dem überlieferten notum kein anstoss zu Dek-
men, die conjectur Ueiudorfs inventum ist demnach aLi iiberfiüttif
zu beseitigen.
2, 3. Nach Quintilian's ansieht ist es ganz unsweifelhaft,
dass ein redner gar nicht gedacht werden kann, der nidit aack
in moralischer beziehung tadellos ist, darum ist die conjectar des
Badius etiam si posset wohl berechtigt.
Jakrariwiclite» S45
Za 2, 4 ist zn bemerken, dags nicht A alleio, wie notirt ist,
rrumfkantur hat, sondern auch T von zweiter hand.
Die Worte iam hercule quam conservatae sandissime uirchlque
»tniofiis sind richtig von Halm erklärt: „es gibt viele beispiele
ifar (dass die sitten in den schulen verdorben werden) sowie
ifiir, dass der gute ruf an beiden orten (in der schule nnd zu
luse) treu bewahrt wird. Aber der sinn, welchen man erwartet,
A dieser: es gibt viele beispiele dafür, dass an beiden orten der
inte ruf sowohl verletzt, als auch treu bewahrt worden ist. Des-
ilb ist ein wort einzuschieben, welches den gegensatz zu cons^r-
vloe sandissime bildet; in L steht es sogar, nämlich laesae, (in
leo alten ausgaben gewöhnlich perdifae) y nur mag es nicht
m, sondern nach hercvUe gestanden haben. In der auch sonst
IbKcben form lese verband sich die erste silbe leicht mit der ebenso
luteDden letzten des vorhergehenden hercule und so verschwand das
irort allmählich vollständig aus den guten handschriften.
In demselben paragraphen scheint mir die Stellung der werte:
Rom el potest turpis domesticus esse praeceptaty nicht unbedenklich
n sein, lieber würde ich mit Bg und andern schreiben nam et
fnkti turpis esse domesticus praeceptor.
2, 7 nimmt Halm aus A audiunt auf, warum nicht lieber
■it B in Übereinstimmung mit dem vorangehenden nos docuimus
Boeh.oiidienifil?
2, 24. Sehr auffallend sind die worte ea nobis ingens pakna.
[Inter dem sie^espreis, um den es sich hier handelt, kann schwer-
ich etwas anderes verstanden werden, als die jeden monat von
ieaen festgestellte rangordnung der schüler unter einander: das
:aon aber kaum durch palma ausgedrückt werden, sondern hier
legt uns, wenn nicht alles trügt, ein fall vor, wo A und Bg von
Breiter band richtig corrigirt sind, in diesen steht nämlich palmae
mtsnlio: daran schliessen sich dann sehr passend die worte dticere
fro dassem multo pulcherrimum an.
2, 29. Es ist kein grund vorhanden die lesart in A velit^
oiu puer leicht als subject ergänzt werden kann, aufzugeben, es
t dies dem so unbestimmten veUs entschieden vorzuziehen.
2, 30 ist loquitur nicht ohne anstoss; subject dazu kann
dits andres sein, als animti«, wer aber möchte sich so ausdrü-
Leo ? Sehr nahe liegt es mit Par. 2 und 5 loquimur zu schreiben.
3, 14 folgt Halm Zumpt, welcher et oder id nach quamlibet
sstrichen hat: zu einer änderung der Überlieferung liegt aber
sin grund vor, warum soll man nicht mit B lesen quamlibet id?
ie früheren ausgaben haben meist quamquam el, die Pariser von
>20 quamquam id.
Mit recht hat Halm aus der übereinstimmenden lesart der
iteo handschriften iniuriae geschrieben initiria est; indessen ent-
Plulologns. XXXY. bd. 3. 35
S4S MimbclricU^
steht ans dieser änderung die unbeqaenlidikeit , dtm et$ auf der-
selbeo seile zweimal wiederkehrt. Röonte nan nickt das ente
est, welches noch dazu nach servile leicht eingedrungen ist,
streichen ?
A, 1 halte ich an ^rommoficis mit B fest, weil in dea til-
genden von dem griechischen und dem lateinischen grammatiksr
die rede ist.
4, 4 ziehe ich den indicativ uiuniur mit A den conjuactiT
utaniur, welchen man hier nicht erwartet, vor.
4, 9 hemerkt Halm dass noiam sich nur in deo auagahea,
nicht aber in den handschriften finde; dies ist sehr zu beiweiMBy
wenn wir niclit das zeugniss Gibson's missachten wollen, welcher
es ganz bestimmt ausspricht und es (vielleicht im Joaon.) gescha
hat. Damit ist aber zugleich dem werte seine Stellung naek ad-
tpiralkmie gesichert.
4, 13 cectdif schreibt Halm mit unrecht Ritschl xa, wie oben
schon bemerkt ist, es findet sich bereits in den aasgaheo vea
Obrecbt und Gibson.
Die conjectnr Spaldings lauius fur loiw verdiente in den text
aufgenommen zu werden, dagegen war nicht mit A za Moden
mille ialia, sondern m'iUe aUa hier wie II, 15, 23. IX, 3, i bci-
zubehalten.
Nachdem vorangegangen ist Neque hos modo nomrit imila-
lionee verdient im folgenden die lesart des B. eed et quae eat-
schieden den Vorzug vor der des A. in welchem el fehlt.
Am ende des paragrophen möchte ich am liebsten zn der ffi-
lieren lesart aeMU fuerunt zurückkehren, obgleich diese redensarl,
wie Spalding bemerkt, ungewöhnlich ist: es steht übrigens auch is
A, wo oc lases fehlt, und eine spur davon scheint in B io der
silbe oe übrig geblieben zu sein.
4, 14 ist das zweite ipsa vor alteri so auffallend, dass bmi
fragen darf, ob man dem Quintilian eine solche nachlässigkeit ia
ausdruck zuschreiben darf: mir scheint es rathsam dasselbe n
streichen. — In der adnot. critlca steht 20 fiilsch vor lillirs
statt vor ut,
4, 16 die angäbe über Sejfferts conjectnr konnte geasser
sein. Wie ich bereits in den Jahrbb. für philologie 1862, p. 645
roitgetheilt habe, lautet dieselbe nach einer mir von Sejffert pc^
sönlich gemachten mittheilung iiotrio; Culchidis.
4, 17 uf vor Menerva steht, wie oben bemerkt, nicht sscrit
in der Spalding'scben ausgäbe, sondern in sehr vielen alten sei
neuen; dasselbe verdiente wolil in dem texte zu stebn.
Ebenso ist schon oben bemerkt, dass 4, 25 scmfa^iliir bmU
nie von Burman in den Addenda herrührt
4, 28 ist die conjectnr Keil's, nämlich el vor qumimm mM
nöthig.
5, 5 ist vidkicht Prima so ändern.
5, 18 III vor ufitti« ist, wie oben bemerkt, unrichtig ab con-
tur Keil'« bezeichnet, es findet sich in sehr vielen ausgaben.
5, 20 ist in vor inumpis und 38 per vor quas nach A ein*
letzt: diese Wiederholung der präposition scheint Quintilian nicht
nenthiimlich zu sein, deshalb möchte ich sie an beiden stellen mit
streichen.
5, 22 die werte in hoc tragen sehr offen den Stempel einer
erpoladon an sich, sie könnten mindestens ebenso gut hier, wie
r den folgenden Substantiven fehlen. Das citat zu 5, 20 muss
Cat 84.
Zu 5, 28 war ausserdem zu citiren Aen. IV, 525.
5, 29 aUa — alia, ist nicht ohne bedenken: miisste es nicht
ffi alial da an zweiter stelle alias in A. steht, so liegt
i annähme, dass an der ersten das s nnr aus versehn wegge-
len ist, sehr nahe. Indessen bin ich durchaus nicht für aUas
igenommen, und stimme Spalding bei, welchem diese worte als
N»em verdächtig erscheinen.
5, 30. Namque ist conjectur des Regius, durch die hand-
iriften bestätigt, ebenso 11, 3 nimiuB.
5, 32. Auf grund des A, in welchem statt ImiaxkCfAovg
0taci$mu9 steht, ist vielleicht nach ersterem et fAVzaxtCfAOvg
izuschalten , welches bei der ähnlichkeit der worte leicht aus-
llen konnte. Dieser fAtnaxiCfiog wird hei den griechischen rhe-
ren oft genug erwähnt, so dass es nicht unwahrscheinlich ist,
IS Quintilian ihn hier besprochen hat Dieselbe vermuthung hat
ch Claussen, wie später erwähnt werden wird, aufgestellt
5, 43. Das gut beglaubigte quamquam id klingt ansseror-
itlich steif und ungelenk, besser ist es mit A quod zu schreiben.
5, 57 fehlen die citate ans Cicero und Horaz; dasselbe gilt
D ^. 65.
5, 68. Die conjectur des ref. auf ex duohue steht ebenfalls
lon in der Lejdener ausgäbe.
In demselben paragraphen kann epi vor praepositio kaum ent-
irt werden; da nämlich der zweite theil des Wortes raeda ge-
int ist, so entspricht es der einfachheit und bestimmtheit Quin-
an's durchaus nicht, dass der erste theil ausgelassen, resp. mit
wpoeilio bezeichnet sein sollte. In A steht epi auf rasur von
eher band, aber es steht auch p d. i. prae, der anfang des fol-
iiden Wortes, auf rasur, eins kann wie das andere nicht ent-
irt werden.
Die worte neque Graecue tarnen neque Gallus utitur conposilo
d in hohem grade verdächtig und scheinen der unnütze zusatz
les glossators zu sein, welcher jeden auch den leisesten zweitel
BT die auffassung der stelle vermeiden wollte: denn aus dem fol-
ndeii Bomani swum ex dUeno utraque fecerunt ist es ja hinläng-
35*
549 «RiRNiMricMi^
lieh klar, dass die Griecheo sowie die GaHier die
nicht kaDiiten; das aber aach nur voraunuaetaen heiaat deai 9aia-
tilian eine grosse gedankenlosigkeit zutraun, denn wenn auch die
Griechen und Gallier sich der ausammensetsung bedieoC hatlea, aa
krauchten die Römer sie nicht erst an hUden.
6, 14. Die conjectnr des Gallaeus, welcher cum nach «I
eingeschoben hat^ ist überflüssig, vgl. Addend, p. 367, Oherhaapt
nichts zu ändern: dagegen darf dasselbe cum 6, 29, wo es Hakn
mit A gestriclien hat, nicht fehlen: es handelt sich hier um einea
concreten fall, in welchem die nothwendigkeit der etjmologie
nachgewiesen wird.
Die vermuthung Christ's, dasa 6, 29 emmiiri nach ne la
schreiben sei, ist zwar wegen des gleichen vorangehemjleQ bock-
Stäben sehr einfach, aber nicht nothwendig, da ^ meHfirl keia
anstoss zu nehmen ist.
6, 31. Was Halm vorschlägt sive ill a es graeci$ stell
bereits in vielen alten und neuen ausgaben, auch der Spaldfi^pchca,
ebenso ist 36 C. Graniui nicht conjectur Spaldinga, aondem steht
schon u. a. in der Lejdener ausgäbe.
7, 1 dürfte es sich sehr empfehlen hoc nicht mit A in dea
text aufzunehmen.
7, 19 ist nicht bemerkt, dass Regius hi vor Sottas coaji-
cirt hat.
7, 21. Nicht unbedenklich ist Halm'a Vorschlag fnimum is
Oaly obwohl man allerdings in hier erwartet, für (inaoripf ioMa esH
pfielilt H. Keil unter Halm's Zustimmung in d. Addend, p. 367 dss
plural inicriptionihus) d^isselbe in hat er auch IV, 5, 22 dorcft
conjectur hinzugefiigt.
7, 27. Nicht allein S^dingr^ bfit. proposui und nicht er
zuerst, sondern so steht in den meisten ausgaben, in eioigien« aack
proepoaiii.
7, 33 halte ich mit B an agendi fest.
8 , 5. Die zu heroi angegebnen stellen. i^ttrjJeai puMWader n
5, 28 citirt sein, wo das wort zum ersten mal v^irki^ait.
9, 6 verdiente bemerkt zu werden, dasa aAotkBfsfpum aai
oratareB, was er im Flor, vorfand, rhetores conjicirt hal KcM
conjectur ist auch in die meisten ausgaben übergegangeo» SpaMt^g
aber erklärte sich dagegen, da an der richtigkeit von ftrasitfimm
um so weniger zu zweifeln sei, als dies auch in d^ ahaürlw
stelle II, 1, 1 praeceptoribus eloquenliae, latinii quiiem mmftr,
9ad etUtm graecis interim vorkomme. Da sie durch A hatfrigt
ist, so steht ihrer aufnähme kein hinderniss entgegen.
10, 13 wird der schlusssatz dadurch, dasa aiit A fiiiil fir
de Philosophie eingeschoben wird, viel gefälliger, ab er oa jelil
ist; auch* schliesst sich dus- ^»Igende ikoea mamnoa a# ab gegm
^
549
mU «der auch ab iteigeruiig «elir scböo an dieiflii an, wiUirend
i«lzt Mde unvermittelt nebeo ciBaader stehn.
le« 18 iflt H^herbolni drackfelilef für Bgpm^Um ml auf
lenelbeo aeite aoter dem texte soll 2 ataft 1 fteba. Non mho
looo ist eine sehr ansprechende conjecinr Gesner's, welche wohl
■afgtnommen su werden Ferdiente.
10, 29. Äc H statt At 9i, wie man früher las, conjidrte
B|mkKng, theilte aber auch in der Praef. p. LXXIX mit, dass tn
larch Tur. bestätigt werde.
10, 39. Nicht unbedenklich ist es, mit B veris Hmtlia her-
lastellen, während es an allen andern stellen t?0ri simlUä heisst
Ohne grund ist das folgende wort geometria von Christ umge-
ludert, warum soll es nicht subject sein? Eine fortsetzung des
Uer gesagten folgt, nachdem eine reihe von einzelheiten bespro-
chen sind , f. 46 in den worten : quid quoA se eaäem geomeiria
Mit ad ratianem usque mundi? Dadurch scheint es ausser allem
Eweifel zu sein, dass an unsrer stelle nicht zu ändern ist.
Ebenso hat 10, 42 die vermuthung fiatms sst taUa fQr aed
idia geringe Wahrscheinlichkeit.
Wie 11, 14 gegen A iis nicht his geschrieben ist, so diirfite
CS sich auch wohl empfehlen in dem folgenden paragraphen de ils
SS schreiben.
Nach dieser musterung des ersten buches wenden wir uns
um achten und auch in diesem, in welchem Halm d^ conjectural-
kritik einen weiten Spielraum gegeben hat, sind die stellen ver-
Mtnissmässig selten, an denen ref. andrer olinung ist
VIU Prooem. 3 möchte Halm lieber mfuerM als das eiafache
fmrmty die ähnliche ausdrucksweise 1, 6, 34 jedoch ludus, quia
^ lof^iaime a lu$u dürfte wohl geeignet sein, von jeder verän-
iemog abzumahnen, im deowelben paragraphen verdient fplaceni
iea Vorzug vor placet der besseren handschriften : denn in dem
*elativsatze erwartet man offenbar einen dem vorai^egangnen ap-
ima ähnlichen begriff.
Prooem. 8 empfiehlt Halm quaeque post statt ^fiNis pasty was
iiircliaus ohne anstass ist, zu schreiben.
Prooem. 11 rühren die worte dissoloi per^ratione nicht von
*|mkling her, wie oben bemerkt ist, sondern haben schon
riibseitig, vielleicht durch Aldus, eingaag in die ausgaben ge-
laden. Ebenso ist es 19 Halm uud auch schon Spalding ent-
mogeuj dass sint in den älteren ausgaben, wie der Leydener stellt ;
■ aafang desselben satzes haben geringere handschriften sed, was
ef. der conjectur Zumpts at vorzieht.
Erwähnenswert h war, dass Prooem. 13 Rollin die worte de
wfuie «locttlionis, die er in seinen handschriften fand, (sie stehn
leh in G) gestrichen hat.
SSO Jahresberichte.
Prooeni. 23 läasi sich das activun rechtfertigen^ die eoDJectir
Spaldings dbumhrantwr und siranguUmtur ist nicht nothwemfig.
Prooem. 80 nimmt ref. nicht nach sondern vor lahoraM om
lücke an^ welche vielleicht in folgender weise ansinf&llen ist: ifA
non sails insiruotus srii lahorahit.
2, 2. Könnte man der Überlieferung durch die schreibag
causa et necessiias postulent sich nähern, immerhin aber gesteht
ref. dass die gewöhnliche lesart causae necessiias fosiuUi ihm sa
meisten zusagt.
2, 8 schliesst sich der in der adn. critica gemachte Torschl^
Halm's cum quod commune esi aUis nomm noch mehr als seine io
den text angenommene conjectur cum commime ei alils wmm
an die Überlieferung an.
2, 17. Nach loquaciiaie konnte et leicht in die handschriftca
eindringen; nach beseitigung dieser conjunction und mit beilM-
haltung der emendation Christ's, also in dieser iassung quod äicm
nolunt ipsa scheinen alle bedenken beseitigt zu sdn.
2, 19 conjicirte Spalding niMU, ref. nihU putani referrt
Was Zumpt in demselben paragraphen vorgeschlagen hat oommi-
iaiis, hat sich auch ref. vor jähren bei vei^leichung des Tor.
notirt, doch ist eine änderung von emuiails nicht nöthig.
2, 24. Die conjectur Halm's esi fur id hat wenig wab*
scbeinlichkeit, weiter ist die einschiebung von iam vor ad tktam
wenig nöthig, wie die conjectur Christ's dstcendomiis, dagegci
verdient Spaldings verschlag quando für quod volle beachtnng.
3, S ist die conjectur Christ's, der ipsum nach ferrum hün-
gefügt hat, nicht zweifellos.
Tanium vor iimereiur ist schon von Regins gestrichen.
3, 6 macht Halm den Vorschlag sed vor sanguine einansdkie-
ben, derselbe empfiehlt sich an und fiir sich nicht, weil eine am-
drückliebe bezeicbnung des gegensatzes nicht nothwend% eneheisl^
um so weniger aber, als der hauptsatz durch dasselbe sed einge-
leitet ist und eine Wiederholung dieser conjunction geradezu oi-
scbön sein würde. Dasselbe sed steht unbeanstandet J. 10 vsr
idem, am liebsten würde ref. es auch dort beseitigt sdin, geraden
wie es in dem folgenden setze pulcher aspedu esi aMsia . . .
idem ceriamini paraiior fehlt, weil dieser zweite satz doch keiMi
gegensatz zu dem unmittelbar vorhergehenden bildet.
3, 11 bedarf es keiner conjectur in den werten iUud tkstr*
vaiione dignius , quod hie ipse honesius omaius maierias gamn
esse dehehii variaiuSy wo mit Tur. zu schreiben ist deost, w»
Spalding passend erklärt lia demum decei hie omaliis, ti fMI
pro maieriae genere variaius,
3, 14 ist nicht bemerkt, dass maieriae von Burman eonjidrt
ist, ebenso wenig, dass 43 delecia von Gesner und 70 oaniari tos
R^ius wiederhergestellt ist.
Jahresberichte. 551
S, 44 sind die citate aus Sallust nicht angegeben.
Nicht notbwendig scheint 3, 53 die einfögung von etiam
ch vltanday wie Christ vorgeschlagen hat.
3, 59 ist uaxfifiärtciov auf der viertletzten silbe accentuirt.
3, 68 findet sich, wie oben bemerkt, in der Leyd. ausgäbe
8 von dem ref. conjicirte in vor extremo, ebenso 4, 25 die ver-
ithung Spaldings et in vor cellis,
3y 86 ist die übliche lesart Non tarnen satis doquentiae est
etc. ohne anstoss; der Überlieferung von A e^fuentia ea wer-
n wir jedoch näher kommen , wenn wir schreiben : nofi tarnen
tis eloquenti ea,
4, 24 beharrt ref. bei der früher ausgesprochnen , auch von
»Ite im Philologus gebilligten vermuthung, dass die worte huo
' AMlUs ein einschiebsei seien.
4, 25 fehlt die angäbe des citato Phil. If, 27, 67.
5,7 ist kein grund vorhanden et vor id, welchem bald dar-
f ein zweites et vor passim entspricht, mit Julius Victor und
aiding zu streichen, welcher letztere allerdings auch et an
'eiter stelle beseitigt hat.
S, 19. Wie oben bemerkt steht schon in der Lejd. ausgäbe
iasae uti.
5 , 28 hat Regius cUinfs statt claris geschrieben , was ref.
rxieht. Passend vergleicht Gernhard zu unsrer stelle 6, 4 tif in
itUme quamlihet clara proprio tarnen lumine duceat.
6, 5 wiewohl die guten handschriften auf ao recte zurück-
lireu, so ist es doch mehr als zweifelhaft, ob man dies für das
rfatige halten darf, da sich kaum ein beispiel dafür wird nach-
^isen lassen, dass ac vor r steht. Schwerlich wird es aber ge-
gen in diesem ac oder Imc (B) ein andres wort oder vielmehr
ite eines andern Wortes zu entdecken : deshalb ist es das sicherste,
e dies auch bisher wohl ausnahmslos geschehn ist, ac oder hac
berücksichtigt zu lassen. Halm hat Christ's conjectur aptCy an
r an und für sich nichto auszusetzen ist , aufgenommen : noth-
»dig ist apte neben recte nicht und somit ebenfalls zu streichen.
Im folgenden hat Halm an mehreren steilen einige oder meh-
re Worte mit Christ gestrichen, ohne dass ein triftiger grund
r ein solches doch immerhin gewaltsames verfahren zu erkennen
ire, so 9 ut Livius Scipionem a Catone adlatrari solitum refert
* et a toto et a partihus 29 et ex factis, quihus persona sig-
tur : thalamo quae fixa reliquit impius und mit Spalding 23
kfs vis est, pro eo, quod dicitur^ causam, propter quam äicitur,
wre,
6, 17 capitis »it^es ist wie oben bemerkt, citat aus Horat.
«. IV, 13, 12.
6, 19. Statt signandisue, wie Halm conjicirt hat, scheint es
facher zur handschriftlichen lesart et signandis zurückzukehren.
552 JahreBberichfce.
6, 26 ist nicht erwähnt, dass SpaMing richtig erkannt bt,
dais die werte ei apud Tragioos ah AegMeo ab glMie m ilrd-
chen sind.
6y 40 fehlt zu denies alhoe die angäbe, dass es nua Aea. H,
681 stammt.
6, 47. An verhiSy was Halm nach A vor vMe gestricbea, bt
schon Spalding anstoss genommen.
6 , 66 ist übersehn , dass auch die werte dtci irofme panil
auf Spaldings vermutbung beruhe; Gernhard vermuthet Jt id fA'
dem esi, propier quod irapus sity quia.
6, 71 haben die werte hui%u rei zu mannichfncheo äodemagi»
vorschlagen veranlassung gegeben, vielleicht aber sind nicht so-
wohl diese, als das vorhergehende figuram zu ändern und a
schreiben curam huius rH,
An diese bemerkungen möge sich eine besprechung deijenigea
kritischen beitrage, welche nach dem erscheinen der Halm'schei
ausgäbe veröffentlicht sind, anschliessen.
13. Zunächst registriren wir eine kleine anzahl von cot*
jecturen, welche Moriz Haupi im Hermes hat erscheinen lasiM.
Zuerst hegegnen wir der vielbesprochnen stelle I, A, 8, welche er
IV, p. 35 in folgender nicht überzeugenden fassung darbietet: rm
enim sie optimum dicimti« ut ocimum. Ebendaselbst empfiehlt er
VI, 3, 97 so zu lesen : fdiciias eety quam vocani sopienltam, offieo-
bar deshalb weil es dem ursprünglichen verse facUiias esl, quam etc.
sehr nahe kommt Indessen überzeugend ist auch diese ändenu|[
nicht, ref. hält vielmehr an dem handschriftlichen herediia» fot,
welches dem allgemeinen begriff in fdiciias vorzuziehn ist
Vif, 2, 33 hat das handschr. encenia mehrere verbeasemog»-
vorschläge hervorgerufen , so schrieb Gallaeus pro encaenio (L e.
iirociniojy Burman per encomia, Gesner pro encomio, Halm vtf-
muthet pro re levi oder etwas ähnliches, Haupt iV, p. 335 m
pro naenia ducendum acdus primum,
Vlll Pr. 12 an einer stelle, welche die mannichfiichstea bei-
serungsversuche aufzuweisen hat, liest Haupt aperia qtutsdam am
esi; ref. ist auch von der richtigkeit dieser conjeetur nicht ube^
zeugt, sondern entscheidet sich vielmehr für Halm's vennatbiiif
materia quidem varia esi,
Vlll, 2, 13 schreibt er navis silataria statt navis saeoamt
3 , 24 porricere statt polUcerent mit berufung auf Verg. Aeo. 5,
238, 776 Macrob. Sat 3, 2; ferner 3, 54 cui siasin (oder ctu-
Civ) cum declamans 6, 42 nam fit longa et impsdiia, uhi essgh
siiorlhus cam iungas , wo congestioribus etwa soviel bedeutet wi«
cumulatiorihus , endlich 6 , 64 nachdem er sich fiir cerit (niebt in
ceris) und gegen die annähme einer lücke, wie Halm will, at^
aUo (i. e. alium in finem) erklärt hat, schreibt er pHurims modti
scripta, quam quo eum qui maxime placeret ejrperirelur.
Jahresberichte. 558
Im Hermes V, p. 317 behandelt Haupt die bis sor unkeant-
hkeit in den bandschriften entstellten werte in VIII, 6, 38. Das
lultat der Untersuchung , dem der ref. im ganzen beistimmt, ist
^e||les: Sed hoc fdiciter evaluit bezieht sich auf das unmittelbar
rhergehende, auf laureati pastes, dann folgen die worte adianoeta
r ferwius in Graeols, ocoeluditui ist nicht zu enträthseln, es ist
r dativ, abhängig von videmur und enthält den namen eines
ammatikers oder andern Schriftstellers, den Quintilian im scherze
* honus nennt (N), der letzte satz lautete so: dtirs etiam iungere
quiteneniem et dividere (mit Obrecht) septentriones videmur; zu
quitenmiem ist Aen. 3, 75, zu septentriones Georg. 8, 881 zu
rgleichen.
14. Richard Volkmann, die rlietorik der Griechen und
imer. Berlin. 1872. (S. Philol. anz. V, 7, p. 821). In
ssem trefflichen buche bespricht Volkmann in sehr beach-
iswerther weise mehrere schwierigere stellen, an denen man
m theil bis jetzt noch keinen anstoss genommen hat, so p. 78
ro. über III, 11, 6. An einer früheren stelle p. 64 weist Volk-
inn nach, dass Hermagoras aXnov ahCov statt cvyixov gebraucht
t, wenn der verklagte zu seiner vertheidigung die veranlassung
seiner that, die das aXuov des klägers ausmacht, angibt und
igt dann a. a. o. dass Quintilian dieselben worte al^uov ahiov
r das lateinische causa ex causa gebraucht. Wiewohl die band-
firiflen exatuov haben , so ist doch diese vermuthung nicht un-
ihrscheinlich.
V, 10, 82 (vgl. p. 170) stimmt er mit L. Kajser (in seiner
iprechung von Volkmann's Hermagoras in Fleckeisens Jahrbb.
(66, p. 844) dahin überein, dass die worte quam quidam vXrjv^
i JvvafAiv nominaverunt als glosse zu streichen seien.
V, 10, 54 (vgl. p. 175) hält Volkmann mit grosser wahr-
leinlicbkeit seu fine nach dem vorangegangnen finitione für eine
tographie, die folgenden worte nam utroque modo traditur für
I dieselbe vervollständigendes glossem.
IX, 2, 103 (vgl. p. 216) empfiehlt er av^koyi^v statt iiaX-
yiqv: eine vermuthung, die dem ref. ganz passend zu sein scheint.
IX, 3, 87 empfiehlt Volkmann p. 126 uvodog statt utpodog
lesen : auch dagegen hat ref. nichts einzuwenden.
15. Jo. Nie. Madvig, Adversaria criiica ad scriptores
inos. Hauniae MDCCCLXXIU bespricht auf wenigen seiten
535 — 541 nicht weniger als 16 stellen aus verschiedenen bü-
srn , welche er zum grössten theil im engsten anschluss an die
srlieferung glücklich wiederherstellt. Denn es verdient ent-
lieden billigung, dass er I, 4, 3 loquendi statt loquendo ge-
irieben haben will, theils darum, weil der sinn den genitiv und
fat den ablativ verlangt, theils weil bei sine und cum überhaupt
S54 Jahresberichte.
nicht das geruDdium steht. Ebeoso weoig ist es swrifdiiaft, iam
I, 6, 14 die lesart des Ambr. 1 fion, welche auch zuerst isi Bener
codex stand ^ wofür später nomina io den text eiogedrunges iit,
mit Madvig aufzunehmen ist, also: ui non, quamvii etc mphtig
lind ferner die conjecturen V, 14, 12 hlc potent videri di$i$9
inieniio und VI, 3, 102 quae de ueu ipeo • . • oomplsjnit mm,
audeo confirmare plane [esse] necessaria 4, 9 Neqae iam
cum his ipsls monilorilHis dam res fit (so Spalding ans ds-
resp$\ quidam faciunt, ui aperte quoque rixentur Yll, 10, 13
oopias suas partim ad casus proeliorum retinentie^ partim per
castella tuenda custodiendasve urhes . . . dicidentis . (ftfos hat
Madvig ausgelassen, wahrscheinlich nur aus versehn) IX, 2, 47 «1
itta staiim prima, quae ducitur a negando, quam »onnu[li atxt-
qiQaifiv vacant, 2, 69 aperta figwra perdit hoc ijMum, quo fffun
est 2, 100 Comparationem equidem video figuram nunc «cse, cv«
sit interim . . . causae genus, et si talis eius forma, quaUs est
pro Murena: „vigilas tu , , , et cetera^, nescio an orafioiiis poliw
quam sententiae sit. 4, 6 Neque, si pravi pedes vim deirdhunt
rdtus .... compositionis est iudicandum, XI, 1, 3 si gentu
sublime dicendi parvis causis, par cum limatumque grandibus . . .
adhiheamwl wiewohl auch parcum genus dicendi nicht gerade üb-
lich ist; wenn pressum nicht von der überlieferuog zu sehr abwiche,
würde es unbedingt vorzuziehn sein.
Nicht nothwendig scheint 1, 10, 1 die an und fur sich bochit
einfache und ansprechende Verbesserung posui in den Worten Baec
de grammatice , quam hrevissime potui, non ut omnia dtcermi
sectatus, quod infinitum erat, sed ut maxime necessaria, Madvig
meint, dass in dem hauptsatze das verbum nicht fehlen dürfe, weil
sich an das subject desselben sectatus anschliesse, aber unbedingt
nothwendig ist es nicht, da es sich auch auf potui hexiehn kano.
Weniger einfach und der Wortstellung wegen weniger empfehleos-
werth ist die änderung IV, 5, 8 ut quo quoque de re dicturi
simus ordine appareat. Sehr einfach und leicht ist V, 10, 64 die
conjectur et ratio, quamvis sit a ex diverse, eadem est, aber ge-
rade si(a befriedigt nicht. Sehr wenig ansprechend ist der oeae
versuch die mehrfaclb besprochene stelle IX, 4, 63 zu heilen ms
«lim cohaerent aliis sed praecedentihus serviunt, quae esorditm
sumunt , ut clausula; quamlihet sit enim composita ipsa , , . ve-
nerlmus, Ref. hält an der conjectur des Regius nee statt led
fest, obgleich dieselbe ziemlich gewaltsam ist: somit ist vidleidit
so zu schreiben: non enim cohaerent aliis, nee praecedentihus tef-
viunt: exordium sumunt, cum clausula, quamlihet sit oompsfito
ipsa, gratiam perdet, si , , , venerimus. Endlich scheint auch die xo
X, 2, 13 vorgeschlagne änderung cum et verba (so mit der CÖlo»
ausgäbe von 1527) , , . et compositio cum nhus aocommodaada
sit, tum nicht nothwendig zu sein.
Jahretberichte. 955
16. 0ikM9lioNM QuiniUianeae, 9cripsit Joannes D. D.
C1 aussen dr. ph. im 6sten supplementbande der Jahrbücher fiir
claasische philoiogie. Leipzig 1872. 1873, p. 319—394.
In dieser abhandlung macht der verf. eine ganxe anzahl sehr
beherxigenswerther, trefflich begründeter verbessern ngsvorscbläge.
So p. 320 zu I, 4, 16 Sic X^dvaCivg, quem ^OXt^ia fecerant
ilaoles, ad UUxen äeducius es^, zu f» 4, 27 lam quosdam iUa ftir-
babiml, quae decllnatU»i%bu$ non feruntur. Nam ei quaedam
pariicifna (an verba Halm) an appdlationes skit, duUtati ftoteet,
quia aliud alio hco valent ut lectum et saplene; (et Halm) quae-
dam verba appellatUmibM slmllia ui fraudaior nuMior p. 322, zu
I, 5, 6 hoc secundum divisione complexione gpatio sono contmeri
mit Verweisung auf ^. 18, zu 1, 5, 7 nach der Berner bandschrift:
dociioree multa adident. Vd hoc primum, quod barbarum
fhiribus modis accipimua: unum gentCy quale $ii ... Alterum
genui barbari acchpimue^ quod fiai animi natura^ p. 323 nimmt
er I, 5, 12 die handschriftliche lesart at in eadem vitii gemina-
turne g^en Ritschi, welcher wie oben erwähnt worden ist, im
Rb. museum bd. 22, p. 598 At enim adeo vitii geminatione vor-
geschlagen bat, mit recht in schütz, wie dies auch von Bergk in
Pleckeisens Jahrbb. f. phil. u. paed. 83, p. 328, wozn zu ver-
gleichen ist Ritschi im Rh. museum 23, p. 218 ff. und von Bü-
eheler, de declinatione Latina p. 54 geschehn ist. Grosse Wahr-
scheinlichkeit hat die p. 324 aufgestellte vermuthung, dass in I,
5 , 25 die worte Haec de accentihue tradita ein einschiebsei spä-
terer zeit und somit zu streichen sind; unzweifelhaft richtig scheint
Mir auch die bemerkung zu I, 5, 31 dass die worte nach acuta,
weldie nach Halms änderung lauten : quoniam eet in flexa et acuta,
nach der Bemer und Bamberger bandschrift: qui in eadem fiexa
et acuta und die im Ambrosianus fehlen, nichts weiter als eine
dittog^phie sind und deshalb ebenfalls gestrichen werden müssen,
weniger gewiss scheint es, ob auch die worte ne $it aliqua vox
eine ociila, welche im Ambrosianus erst von zweiter band hinzuge-
ffigt sind, zu streichen seien. P. 327 bespricht Claussen eine ver-
mnthnng, auf welche ich ebenfalls gekommen bin, cf. p. 547, f,
5, 32 nach iiotax^iAovq die worte et fAvtaxtafiotS g einzu-
schalten, nicht sowohl deshalb, weil auch dieser fehler häufig von
den grammatikem getadelt wird, sondern hauptsächlich, weil bei
der äbnlichkeit dieser worte leicht eins ausfallen konnte und im
Anbr. sowie im Bamb. zweiter hand nicht IwiaxiOfAOfSg sondern
miotademue steht. Ueberzeugend ist p. 328 die conjectur I, 5, 33
recUB locutio und die Streichung des ganzen satzes I, 5, 62 quia
diuahue longie eequentibus primam brevem acui tioeter eermo non
poMur, scheint gerechtfertigt, während schon G. Hermann, dem
aeaerdings Keil und Halm zugestimmt haben, die worte duabue
Umgie eequentibue für unecht erklärt hat. — Da bekanntlich iirbs
556 Jahresbericht«.
ohne wekerefl Rom beateichoet und Quiotiliao VI, S, iOS. VIII, 2, 8
5, 9 dies ausdrücklich bestätigt, so darf man allerdiogs daran an-
stoss nehmen, dass I, 6, 12 Romanae hinsugefugt ist, um so mehr,
als dies adjectivum nicht in allen handschriften denselben plata hat,
sondern bald vor bald nach irrbis steht. — Nach den sorgfiU-
tigen nachweisungen p. 329 über Quintilian's sprachgebraach därfiti
es kaum zweifelhaft sein, dass I, 6, 22 nicht auch su dicfa m
icripta der dativ hinzuzufügen, sondern vielmehr die prapositiai
a, welche nach scripta so leicht ausfallen konnte, fainzuzafiigtt
ist. — P. 330 nimmt Claussen mit recht daran anstoss, dass am
dem Ambr. I, 7, 1 hoc vor nos hinzugefügt ist, während offenbir
dieser satz mit dem vorhergehenden qtu}ä Graed oQ&o/Q€Lg^(a» vo-
cant auf das engste zusammenhängt und nur durch ein komma n
trennen ist: im folgenden paragraphen streicht er das erste wert
tff, weil irgendwelche vergleich ung hier nicht stattfindet, um so
sicherer, als im Ambr. ursprünglich nicht iil, sondern et geschrie-
ben war, was vielleicht nur aus einer Wiederholung des Schlusses
des vorhergehenden wertes habet entstanden ist. — P. 331 wird
darauf aufmerksam gemacht, dass I, 7, 6 nach den vorange-
gangnen imperfecten haheret und vid^remur nicht $it^ sondern e$$eS
folgen muss. — Bedenken erregt 1, 7, 21 der verschlag C. prt^
mum Caesaris institutione traditur factum: diese ändernagf
nähert sich allerdings der Überlieferung des Ambr. inttructimu,
allein es ist fraglich, ob man bei dem substantivnm inalifw^io die-
selbe bedeutung wie bei dem verbum instituere annehmen darf.
Ebenso scheint mirs doch nicht so ganz selbstverständlich I, 7, 2Z
die Präposition in vor Uhris hinzuzufügen.
Die Periode III, 1, H würde allerdings durch die von Claossea
vorgeschlagenen änderungen, nämlich qftii nach quoque einzuschalten
und et vor arteni zu streichen, an deutliclikeit sehr gewinnen.
IV, 1, 32 streicht Claussen mit 0. Ribbeck actumei dessen
platz in den handschriften ebenso schwankt, wie dies oben zu 1,
6, 12 bemerkt ist, weil es der bedeutung nach anstössig ist —
VII, 1, 26 ist mit Claussen zu schreiben propantlons diviea^
Vll, 4, 13 ut 81 Ti, Gracchus y weil in den besten bandschrifiten
AG nicht si sondern sit steht. — Vill, 3, 35 will Claussen statt
Caecilius den grammatiker Z. C in eins, weil sein name der haod-
schriftlichen Überlieferung clnciUus sehr nahe kommt, an dtm
schlecht bezeugten Caecilius aber aus andern gründen anstoss ss
nehmen ist, eingesetzt haben. Ansprechend ist p. 334 die heiloof
einer mehrfach corrigierten stelle IX, 4, 145 Non tamm minior
Latinos magis indulsisse compositioni quam AtticuSy quo minut is
verbis habebant suavitatis et gratiae, wo die besten Mi
haheant veritatis haben. — Nicht übel ist p. 335, X, 1, 88
nach Graecos omnes eine lücke nachgewiesen und folgendermM—
ergänzt: persequamur et poetas et historicoB • — X, 1,^
Jahresberidite. iSf
i «fie kattdfdipiftliehe lesart not^ ufriusqve operia sui iw^rwwt,
en die ▼(mi Halm gebilligte änderung des Badias non m
us€fue operis sui ingressu in schütz genommen^ X, 1, 61 die
;rt der Strassburger bandschrifteo spiritu magnificenfla statt
*iltM magnifiomila vertheidigt. P. 336 nimmt Ciaussen X, 1,
nach prius eine lüeke an und will die ganze stelle so geändert
en: Altemm UM et iam priua [Ennio ietnpiaium] fo«
le gmuSy $ed non sola carminum txirietate mixtum conMit Te»
»ill« Varro. — P. 337 empfieblt Ciaussen zu XII, 10, 28
»byrt» el Zopyri«, doch ist es ihm en^angen, dass diese ände-
g scbon früher vorgenommen ist und sich unter andern auch in
öfters erwähnten Lejdener ausgäbe findet. — Zum scbluss
theidigt Ciaussen mit recht XII, 11, 12 die handschriftliche
irt $1 creda$ . Natura, welche Christ so verändert hat: si ceda$
urae . Natura,
In dem II. abschnitt p. 339 — 359 behandelt Ciaussen einge-
d die quellen Quintiliaos für den literaturgeschichtlichen abriss
1 , 46 — 84 und bezeichnet als solche vorzugsweise Cicero und
mjsius von Halicarnass, namentlich aber des letztern leider sehr
kenhafte schrift de compoiitione verhorum, mit welcher Quin-
M in plan und ausftihrung übereinstimmt. Darauf wird gezeigt,
i Quintilian auch in dem folgenden abschnitt, von $. 85 an, in
I er die römische literatur behandelt, sich öfters auf die ur-
ile anderer bezieht.
Zum scbluss wendet sich der verf. gegen die sonderbare von
Mercklin im Rh. M. XIX, p. 1 ff. aufgestellte hjpothese über
paraHeKsmus im lOten bucfae Quintilians und weist die halt-
igkeit derselben kurz und treffend nach.
Im einzelnen spricht er sich p. 356 zu X, i, 81 gegen
Ims änderung tamquam und mit Caesar ftir die Streichung von
phico aus, p. 357 bestreitet er mit recht die richtigkeit der
1, 90 von Halm vorgenommnen Veränderung von $t in sed.
Der dritte abschnitt p. 359 — 394 handelt von deo quellen
Intiliaa's in bezug auf die grammatik und weist nach,, dasa fiir
4, 6 — 19 und 1, 7, 1 — 31 sowie 1, 5 und 6 von dem ver-
ier eine quelle benutzt worden ist, welche auf Verrius Flaocua
Varro beruht, nämlich Q. Remmius Palaemon, gestorben im
^7 n. Chr., dessen Quintilian an mehreren stellen gedenkt und
dem bei Priscian ein fragment über das H erhalten ist.
P. 389 ff. wird nachgewiesen, dass die zweite hauptqnelle
grammatische fragen Cicero ist, neben ihm M. Valerius Mes-
, dann C. Julius Caesar, als Verfasser einer schrift über die
logie, einen gegenständ, den auch dessen lehrer M. Antonius
pho und Antonius Rufus behandelt haben, welche beide von
ntilian genannt werden.
Ala quellen für die etjmologie werden p« 391 ff. Gaviua
658 HisGdleir.
Bassos und JoKos Hodestus» L. Aelins Stilo, liaaptwU^licb tkcr
M. Terentius Viirro geoaoiit; ausserdem noch die beiden gmmmM"
tiker L. Cincius und Santra.
Ueber die griechischen grammatiker p. 393 ff. ist wenig sn
bemerken; Quintilian nennt an mehreren stellen Aristoteles , kennt
ihn aber nur aus Dionjsius von Halicamassus und Cicero, ausser-
dem Aristarchus, Aristophanes, ApoUodorus, Eratosthenes, Bophorios
und Callimachns.
Von andern Schriftstellern hat Quintilian speziell fiir seise
grammatischen zwecke erwähnt resp. benutzt den Dionjsius tob
Halicarnass , Catull , Lucilius , C. Asinius Pollio , Q. Aseonius Pe-
dianus, Augustus.
(Schluss folgt)
Breslau. Ferdinand MeUier.
Ear. AndroHL 86:
vvv J* hXiXotink* Ztvq xdS* tliitfi fUyag
38 dg ovx ixovca TipcT Ixotvüidijif ^X^**
Hier hat Nauck wohl richtig vs. 38 als einen von späterer haa4
eingeschobenen erkannt: die Wiederholung des ai^ ixovCa ist «h
erträglich, zumal in der gegenwärtigen läge der Andromache diesv
umstand ganz gleichgültig erscheint, so dass die beriicksicfatigan|[
des Zeus grade um dieses ausdrucks willen sich sonderbar aai-
nimmt. Aber mit dem auswerfen dieses verses ist die stelle nicfct
geheilt: denn wenn Andromache fortfährt:
aU' ov Cfps nsf&ut, ßofiXitak ii fti xta^HP
natfiQ TS d^vyatql MiviXiCjg Cvviq^ tdi%*
so hat a^l keine beziehung und eben so versteht man M$f&w nicht,
da in irgend Verhandlungen mit Hermione Andromache nidbt ge-
wesen, auch sonstiger einfluss auf erstere von letzterer nach das
hier gesagten nicht ausgeübt worden. Daher müssen hier also eti
paar verse ausgefallen sein : diese lücke war dem schrdber nnscrei
archetjpus noch bekannt und hat er sie . nach kräften ansrafolles
gesucht, dasselbe also hier geleistet, was v. 7 ifiov ffifwup xiLt
ein vers, der aus verkennen der construction entstanden. Hieraai
folgt, dass der satz Zdg idd'* ilSiCfi §iiyag nicht sicher zn er-
klären : wahrscheinlich bereitet rdit das folgende vor, nämlich wie
ich zum frieden zn wirken gesucht habe: Andromache seigt gott-
vertrauen, vrgl. unt. 258 diol ydq tXaoviM mJt.
Em9t von LanlsdL
UL JMISCELLm
A. Zur erklänmg und kritik der Schriftsteller.
12. Za Homer.
0 i* Ijffira /nfr' ^v»a ßaivi &ioTo^
Man könnte fragen, warum der dichter in dieser formel —
sie findet sich viermal ß, 406. y, 30. €, 193. ti, 38 — die ver-
stärkte form des Präteritums ßdivi anwendet In der diese frage
berührenden programmabhandlung (üeber die bedeutung des aug-
■lents hei Homer. Graudenz 1874) glaubte ich annehmen zu
aussen, dass das imperfectum an diesen stellen in temporalem sinne,
um die dauer der bandlung auszudrücken, gesetzt sei. Doch die-
ser annähme widerspricht der sonstige Sprachgebrauch Homers zu
selir. In den bei weitem meisten fällen nämlich lässt sich das
imperfectum durch unser steigen oder klettern wiedergeben,
so A, 437 ix Jl »ai avjot ßuTvov {vnoq). E, 364 ij i" ig it-
fQor ißcunv, naq ii ol ^Igtg ißatvtv <2>, 529 6 (T olfAoi^ag ano
jviqyov ßuTvs x'*(*'*^*' /^> ^16 «v ^ Sga Tr^Xifiaxog vfiog ßaiv\
(T, 302 uvißMv' iniQviia, vgl. ferner B, 351. 510. 611. 619.
r, 311. E, 837. /, 589. ^, 518. M, 375. 444. N, 665. O,
384. P, 541. 2; 68. Ä, 459. ß, 172. r, 12. 483. 492. J, 760.
*, 103, 179. 471. 563. X, 5. 523. 534. 638. ^, 146. 229. J,
356. o, 145. 190. 221. 499. 549. <r, 206. 252. t, 125. 600.
X, 142. 182. v>, 85.
Ausserdem wird das imperfectum vom beschützen gefallener,
gebraucht: E, 299 äfitpl J' uq^ avuS ßatvi Xiwv w<; aXxi m-
noid-viq* P, 4 äfi^l i' Sq* ali^ ßair' wg Jig mgl noQtaxk
fAtjttiq wg mqi UatQoxXip ßäivt ^apd^og MiviXaog. Br
trat mit ausgespreizten beinen über den todten dürfte
deo sinn des griechischen imperfectums hier noch nicht erschöpfend
thene —
r stdleo; i
lacb, ao J
mit an- J
d. i. ii I
560 MifloeDeo.
wiedergebeo; der dichter will durch dasselbe auch noch das eBe^
gische feststehen ausdrücken, wie es demjenigen snkoMrf^
der seinen platz behaupten will.
Endlich findet sich das imperfectum noch e, 371 äfta* IH
dovQan ßaivB. Mit recht erklärt Hentze hier äikfpt — ßam
durch „er umklammerte mit den heinen". Denn die ventarktt
form des Präteritums soll auch eine Verstärkung der bedeutnw
anzeigen. Diese Verstärkung besteht eben in der grösseren u-
strengung der beine, wie eine solche ja vorauszusetzen ist bdn
steigen und weiter an den eben erwähnten stellen, wo a^
{n^ql) ßuive steht. Sie wird auch in der formel o cT iiKnu fui
txvta ßaivB ^toXo für ßuivB anzunehmen sein. Die g^ttheit —
c, 193 ist es Kaljpso, an den drei anderen stellen Athene —
schreitet voran, rj/tjcato xaQjraXffMwg heisst es an allen vier stdleo;
der sterbliche, an den beiden ersten stellen ist es Telemach,
den beiden letzten Odjsseus, folgt ihr, vermag aber nur mitao-
strengung aller kräfte gleichen schritt za halten
die fusstapfen derselben zu treten. Ich glaube, was der dichter
mit Setzung des imperf. hier beabsichtigte, tritt bei dieser erkfi-
rung deutlich genug zu tage.
Doch auf einige der oben angeführten stellen muss ich kkr
noch zurückkommen ; es sind das folgende:
i5> 351 ^fian t^ 8t€ vtivalv iv (in') dxvnoQOiCkv Ißatvw
^^Qyuoi, Tguiicci fpovov xal xlJQa ^igovtig,
B, 510 juiv fiiv mvvixovra viig x(ov^ Iv ii Ixdctfi
xovqok Boitajwv ixatoy xai itxoat ßdivov.
fi, 611 noXiei 6* iv vijl ixäaiu W'AQxadig vtvdq$g tßawof,
i^^ 619 v^eg inovto &oal, noXisg J' ifißa$vop *Em$ol.
Gewöhnlich erklärt man hier iv vrivai ißa$yov durch li«
zogen in den schiffen ab. In dieser bedeutung findet licb
allerdings mehrmals der aorist von ßaivo) in Verbindung mit h
vrjiDCti vgl. My 16 '^Aqyuoi d* if yrjval f(Xipf ig naxqtä* Ißfim,
ferner a, 211. ß, 18. 27. y, 131. S, 656. c, 181; und vom be
steigen der schiffe braucht Homer sonst in der regel die präpo«'
tionen uvä oder inl cum genU. Aber meiner meinung nach ist
hier grösseres gewicht auf die verbalform als auf die prapositioo
zu legen. Da das verstärkte präteritum sonst immer eine verstv-
kung der bedeutung anzeigt — meistens auch die übrigen von
präsensstamme gebildeten verbalformen: so haben der conjaoctir»
Optativ, imperativ und infinitiv auch regelmässig die bedeatsog
steigen, vgl. o, 219. 447. 0, 291. ^, 512. o, 209. E, 255.
M, 50. 468. n, 396. rf, 473. 708. *, 101. 178. 562. A, 637.
fi, 145; nur das participium und der indic praes. seifen bif
weilen eine freie anwendung, aber in der bedeutung ahsiebei
werden sie nirgends gebraucht — nach dieser analogie abo wc^
<
Miscellen. 561
wir auch für die oben erwähnten vier stellen die bedeutung
igen annehmen müssen. Sie ist ja auch in Verbindung mit
lichts unerhörtes; wir lesen >i^ 3ii iv d* uQxog ^ßfj noXv-
; ^Oivcoivg, wo jedoch auch eine andere erklärung zulässig
und Xj b iv di tu fil^ka Xußorug Ißr^cafiiv. Statt der üb-
n Präpositionen Iv zu setzen dürfte der dichter an dreien der
liehen stellen durch das hinzugefügte zahlwort mvrrixovia, no-
veranlasst sein : fünfzig, viele stiegen in die schiffe und fanden
raura in denselben. Nur für B, 351 lässt sich der grund,
im iv gesetzt ist, niclit einsehen. Vielleicht ist daher das
anken der lesart zwischen iv und inl zu erklären.
Graudenz. Skerlo,
13. Zu Aeschines.
^esch. 11, 50: Xaßi dr^ fAOt xul i^v im<noX^v yv ^xofAtv Traget
jtnov qiigovreg. inndij 3' äviyvwc&fj, unixin^ lyjy, t^v
KQ^c^Vj xal XoiTTov vfuv iau ßovXevcac&ai. Dass anixite in
»n Zusammenhang nicht zu erklären und deshalb die annähme
I Schreibfehlers berechtigt ist, ist eine von allen kritikern,
es scheint, zugestandene thatsaclie: die beiden mir bekannt
»rdenen vorschlage, entweder einfach ^x^n oder unX<Sg ix^u
ädern, konnten keinen beifall finden, weil sie zum mindesten
LÜhrlich mit der Überlieferung verfuhren. Sollte indessen in
■X(U nicht AMix^iB, d. h. u)X ix^tf zu suchen sein? Ae-
les schildert die stolze und rücksichtslose kürze des Demosthenes
l^elegenheit der berichterstattung vor dem volk. Dazu scheint
das schroffe aAA' recht gut zu passen.
Als muster zur ausfüUnng des abgekürzten gedankens dient
IX , 25 : xai zC deT tovg äXXovg Xiynv; uXk^ fjM'^^Q aiiol
y^axidtufAOVioi noXifiitv (^ofuda diiv. Vgl. Rehdan tz zu
, 52: „mit aXXä pflegt unmittelbar die hervorgehobene
liehe einzutreten'S
Darmstadt. A. Weidner.
14. Etymologica.
Habet Et. M. p. 436, 57 haec: i^grixa/jitv ^grjfiiv 3tä toi ^
fiai. ^Hgwdiavog nigt na&wv . quae Lentzius mendum suhesse
B ftegl rru&wv ratus orthographiae Herodiani tribuit II, p. 418
47 ubi rescribendum esse censet: fjgi^xafjttv fjgrjfiai i^u lov
ä^iTa$, ^Hgwd^avdg mgl ig&oygafCag . sie ut, inquit, fjgi^-
ilologus. XXXV. bd. 3. 36
562 Mbcellen.
Kufkiv ab tlg^xufABv distingueretur . eaque de re alterua qaoqa«
ex hoc fragroentuin concinnavit p. 518^ 18 fjgtlxafiip' d$ii ni j
yQu<piiai, 10 Je tlQi]xnfMB¥ diu xTjg if dif^oyyov • qiiod quanns
sagaciter excugitutiim , tarnen ininime verum mihi videtor cm^
totus euim locus Etymologici valde corru|itus est . verba taan
illa n(Ql nadwv prorsus recte se habeat Adscito oanqae eodice
V. qui praebet ijgrifAiy • fiqrixufAiv xul ttuyxon^ ^t^/^f^» atatim ia-
tell4;etur scribendum esse: Hqtifiiv fjQtjMttfitv xul avyxow^ S^nf^'
'Hgwd^uvog negl nu9^wv « cvyxon^ eaim ipsum illud mu9og ot
quad fii^rixafuv vocabulum passum est cum fieret ^Qnt^tr.
Potuit praeterea etiam tale quid extare in Ktjmolog^ qaale
Lentzius suspicit fuisse . nempe ad lemma ^Qixafuw • ita toi g
ygu^iMM.
CeteruDi gravioribus omnino vitiis hunc locum deformatia
esse sequeotia docent, quae ^qi^qh vocabulum explicant . vcrU
eoim und tov iQ^Ciia ad unum ^qJQitino quadrare iam Sjlborgi«
vidit . hoc tarnen verbum nunc in Kt.M. firustra quaeres. Attaaci
Deque hie codicis V. ope destituti sumus; cum euim habest: 17^'fa»
uQUi ji uQfAoZfJ^ xiL non erit dubium quin in commuoi ornain
codicum archetypo haec fere scripta fuerint : ^Qiig^t , adscriptis cii
quae nunc solus V. praebet et quae omnia adscribere piget, tt-
quebatur ^qi^qhcto' uno rot) iQifdw iqidfw.
Simili eoque mirabili vitio eadem verba laborant 10 HciycU
lexico . quod cum habeat ^q^i^h* f ixquiH et iiqqqthOio* riqfkon**
tlQ^'^iv . inijtfixto, non mihi est dubium quin explicatiooes lete
suas commutaverint et restituendiim sit: ^Qi^f^r rlgitoino. JiiftUf
(?) . Ininrpao • et ^qr^QHCto* ditxqojtt, ubi id unum wU
obscurum est quid fjgt^er sibi velit, quod sensu prorsus caret,
fortasse pro eo rescribendum est üii^gt^iv cuius priora deawili
et facile omitti potuerunt u librario post terminationem priorii
vocabuli ijQfjtoaio . referenda est haec adnotatio ad lliadis M 56
ut atJ^Qi^iv Bomeri axoXoneaaiv explicet.
Iam omnia optime quadrant nee est quod amplius de esim-
danda f ixQunt scriptura desperemus . neque iure Manrictis
Schmidt haec verba in adnotationes relegavit, cum emendata ii
textum recipienda essent.
Iam oblata occasione ne quis a me expectet quod praeslai«
nee possum ne<^voto^ de uvonuia vocabulo cum pollicerer me ali-
quando acturum esse (indicis philologi vol. VI, p. 144) igsarm
eram iam institutam atque omnibus numeris absolutam esse qsM-
stionem ab Aem. Woernero in Curtii studior. grammaticor. foL
VI, p. 347. sqq. quare ne yXuvx ilg ^A&^vag ferre iadicer pro-
missi me absolutum iri spero.
Gedani. Georgius 8€koemaM.
Miscelleo. 553
15. Virg. Aen. I, 454-456:
dnoi, quae fortuna sit urbi,
artificumque manus inter se operumque laboreoi
miratur, videt lliacas ex ordine pugnas.
Diese stelle hat den auslegern viel zu schaffen gemacht.
lon die alten gehen in der erkläning auseinander. Servius
lärC artificum mantis inter se durch hahihat artificvm compara-
%em. Genauer drückt sich dagegen Ascensius aus: dum mi-
Mr, quae fortuna i, e. quae fdiciias et prosperitas perficiendi stf
•i • . . el manus artificum et labor es (sie!) opertim inter ee i.e.
\o ardine aut iusta et aequali proportione operantium, ita, ut inter
consentirent et opera iustis proportionibus diepartirentur, dum ergo
c tntralur^ videt pugnas Iliacae : er bezieht also inter se auf ma-
rund lahores zugleich und denkt dabei an die innere überein-
Dnui^ der knnstwerke und die gleichheitliche vertheilung der
eit Kr lasst es aber ebenso wie Servius unbestimmr, an welche
Bstwerke zu denken ist; ähnlich Heyne: dum varii generis et
ißdi Opera comparat; Wagner bezieht artificum manus bestimmt
' ars sive pingendi ratio cuique artifici propria; so auch
ISS r au. Allen diesen erklärungen gemeinsam ist, dass dem
neas eine vergleichende thätigkeit zugeschrieben wird. Da-
|[eo sieht Ladewig ein, dass derartige kunststudien für Aeneas,
■al in seiner damaligen läge, doch sehr ungehörig gewesen
reo,* und ist deshalb geneigt zu inier se ein certantes zu er-
ixen. Doch zweifelt er schon ob inter se überhaupt vom dichter
rühre. Ribbeck zweifelt nicht mehr und ändert mit gewohnter
rgie; er schreibt flugs intrans. Damit bt die stelle allerdings
einmal sehr durchsichtig geworden, aber auch sehr seicht und
!r poetischen Schönheit theilweise verlustig gegangen. — Die
erigen auslegungsversuche befriedigen allerdings nicht. Man
' weder bei mirari an eine vergleichung noch bei artificum
ms an die im folgenden beschriebenen gemälde denken. Gegen
erstere erlieben sich psychologische bedenken, gegen das letztere
iche. Es heisst dtim miratur , videt. Was neben dem videre
:elit , muss entweder etwas anderes sein als wieder ein sehen,
* es muss auf ein anderes object gerichtet sein. Nun schliest
tri allerdings , wie aus dem unmittelbar vorausgehenden dum
'at ersichtlich ist, ein sehen ein, also — muss das object
mirari ein anderes sein als das von videre; man darf also an
Iliacae pugnaey die in den gemälden dargestellt sind, nicht
en. jlfirari hat aber ein dreifaches object: i) quae fortuna
trhi; 2) artificum manus inter se; 3) operum labor, Aeneas
tt den tempel der Juno , an dem , wie Donotus richtig sah
; nondum perfectum esset Jy noch gebaut wird (s. v. 447 con-
\), der aber doch zum grössten theil fertig ist (s. v. 448 f.),
564 Miscelleo.
und wundert sich über das glück der stadt^ die sich in sok^
grossartigkeit erhebt; vor und um sich sielit er die wiuehi
schaar der am werk d. h. am bau des tempels und der stadt b
schädigten arbeiter, die einander — das gleichniss von des bi
nenschwarm, wo auch trotz des scheinbar r^^losen darrlieiDaB4e
die grösste Ordnung herrscht, wirkt noch lebendig fort — m i
bände arbeiten, und so bekommt er den lebhaftesten eiodnick n
der gewaltigen anstrengung, deren es bedarf, um solche opera, w
die Stadt und der tempel sind, aufzufuhren. Während er in diet
betrachtungen versunken ist^ fallt sein blick auf die darstdliagi
aus dem trojanischen kri^. Für die attributive verwendui^ eis
inl«r 96 bei maniM, die dem griechischen spracligehrsuch caüdi
ist, finden sich bei dem dichter unzählige beispiele. Wie biuif
sie auch schon in der damaligen prosa war, zeigt die sorgfält^
arbeit von Gg. Englert „über den attributiven gebrauch adre
bialer bestimmungen bei Livius'S
Augsburg. Fr. Mezger,
16. Zn Properz.
Propert Kl. IV (V), 4, 55:
Sic hospes pariamne tua regina snb aula,
Dos tibi non humilis prodita Roma venit.
Madvig sagt: (in Tarpelae oraiione) haec eat codicum ecnfiwt
Sic hoepee pariamne tua fCj. pariam tua ne), es fs
leniter iuvmido nascitur haec et verbis et eententiis perapta:
Si hoc spectas, par eamne tuam r^ina sub aula«,
Dos tibi non humilis prodita Roma venit
Ich vermisse hier das Igniter iuvarej und sonst noch allerl*
Könnte man sich nicht näher an die handschriften halten? Seti
wir z. b.
Sim sospes pereamve tua regina sub aola cet
„Sei ich lebend oder todt, königin^ in deiner halle, Rom bleibt
als herrliche mitgift*'.
Hamburg. Heinridk Köslliii.
17. Za Martial.
Martial. Kpigr. 5, 45;
Dicis formosam, dicis te, Bassa, puellam.
Istud quae non est dicere, Bassa, solet
Von irgend einem der den scharfen witz des epigraauns
Miscelleo. 565
konote, ist da« quae nan eat für das alte qvod non eet in
text gekommen. Was diese interpiinction bei dieser form
gedichtchens bedeuten soll, weiss gott. Es muss heissen:
Dtcis formosam, dicis te, Bassa, puellam.
Istud quod non est dicere, Bassa, soles,
pointe besteht darin, dass das komma zwischen eei und dicere
und doch nicht fehlt Natürlich muss es nebenbei eoles heissen.
: ietud q%tod non eet, dicere, Baeea, soles: „du sagst gern was
.■:r«ickt wahr ist, du prahlst" und istud quod non est dicere, Bassa^
'^rmlss „was nicht zu sagen ist, was man nicht sagen darf, thust du,
s^dMmmm*^^ istud und solere mit obscöner andeutung.
tj^^- Martial. Epigr. 5, 46:
^ . Basia dum nolo nisi quae luctantia carpsi,
1^' Et placet ira mihi plus tua, quam facies,
y. Ut te saepe rogem, caedo, Diadumene, saepe:
Consequor hoc, ut me nee timeas nee ames.
i Dieses fade gedichtchen kann in dieser form unmöglich von Mar-
tial sein. Für caedo lasen andere cedo, und daher stammt das iiec
"^ nea, was dann allerdings einen sinn giebt, aber einen durchaus
verdrehten. Lesen wir aber caedo, so müssen wir ohne frage
liefern:
consequor hoc ut me sic timeas ut ames.
Oer dichter mag gern widerstand; daher quält er den geliebten,
^iei ihn nachher zu versöhnen: amantiwn irae amoris integratio
^tl. Er erreicht damit, dass Diadumenos ihn so furchtet dass er
r ^ lieht; dass die küsse um so feuriger sind, weil sie die versök-
^ng feiern.
Martial. Epigr. 7, 8 lautet der schluss:
^ Festa coronatus ludet convitia miles,
Inter laurigerus cum comes ibit equos.
Fas audire iocos levioraque carmina, Caesar,
Et tibi, si lusus ipse triumphus amat.
Das et vor tibi im letzten verse hat die alte und richtige lesart
sie tibi, si verdrängt. Es ist eine feine empfehlung seiner scherze,
als wenn sie über den sträng hauen wollten; die Soldaten werden
bohnvolle bittere walirheiten gesungen ^laben : der dichter wird
das in seinen versen versüssen.
Hamburg. Heinrich KöstHn.
18. Za Horatius.
Hör. Ep. 1, 20, 24 ist statt solibus aptum von W. Herbst
^oUbus ustum vorgeschlagen und von Fleckeiseo angelegentlich
566 MiscelleD.
empfolilen worden (N. jahrb. 1873, p. 830, 1875, p. 643 iq. %
Diiotzer liat diese vermuthung eifrig bekÜmpft , W. Roadier dih
gegen glaubte die conjeictur voo Herbst durcb die ändeniBg ••
lihua atrum vollenden xu können. Neuerdings hat B. ^ekkr
(Zsclir. f. österr. gjmn. XX VII, 4, 261) die uberliefeniiig dndk
folgende erklärung zu vertheidigen gesucht: ^^mMuM mfkm be-
ziehe sich auf die fabigkeit des körpers, die wirkong der aoom*
strahlen durch Veränderung der hautfarbe leicht Mtfkeo sa laaci^.
Es bedarf indessen kaum der bemerkung, dass aueh diese cridft-
rung keine einfache und klare Vorstellung gewährt unter dicHB
widerstreite der sich quälenden interpretation und emciidatioa er-
scheint es vielleicht nicht unangemessen, an Juveo. VII, 68 n
erinnern: omnts acerbi InpatienSy cupiduB siltNinHn aplnagiie li-
hendis FontibuB ^onidtim, was E. iMatthias (de scfaoliis lav. 30 sf.)
passend erklärt: deiti^ue (poeia egregius) in^io ne «il dura äUJm
tardoy 8ed docUi ei capaci e% „Pittdarici fonXis quod no» eiyPail
Tiatwlus'^ Der dichter bekennt also von sich, dass er xwar praaGBa«^
aber dennoch recht gut empfönglich für die sonoe, d. k dam
noch nicht schwächlich oder unbeweglich sei. Dies wollte woU
auch der Schol. Acron. sagen: dffroe culU l^mifiem el aä Momsi
foriem. Das 9ole tili ist bekanntlich nicht jedernamis aadie: wir
also empfänglich dafür ist, zeichnet sich durch eioe besondre eigea-
schaft aus. Treffend ist bereits von W. Harte! verglicken wer-
den Ovid. Art. am. 1, 237: vtna farant animos, foctimffiie cnlariini
(liebesgluth) apio«, und Met XIV, 25 (von der Circe) m^qw mm
flammia habet aptiuB uUa Talibus ingenium^ [Die benerkangcs
von H. A. Koch im Rh. mus. XS^X, 480 sind mir leider aahe-
kannt]. Vgl. TeuffeFs bemerkung sn Hör. Sat II, 5, 43
eis aptus.
1) Vgl. G. Krüger in N. jahrb. 1874, p. 470.
Darmstadt. A. WHdner.
19. Za Livias.
Liv. XXI, 33, 4: qukquid adiecissent ipsi lerrort# «nlta ad perni-
aiem fore rati, perversie rupibue iusta invia oc dsvia odfudi
decurruiil. Statt des verdJIbenen pervereis haben die neaeren heiai-
geber nach Kreyssigs Vorgang die lesart einer jüngeren handadirifi, d. L
die conjectur eines abschreibers, divereiB aufgenommen. Dies wMe,
wie WölfQin erklärt, „von den felsen rechts und links des wegei
herab*' bedeuten; der Zusammenhang erfordert aber, dn die bog*
bewohner jene felsen erst aufsuchen mussten, einen anadrack mit
der von Weissenborn dieser lesart gegebenen bedeutung: „auf, aa
den felsen auf verschiedenen punkten *% wie Poljbloa 3, 51, S
xttta nkt(af fiiQri nqoiSjtiCoviwv xwv ßaQßuQwv sagt Dn mpet
Miscetteo. 557
Kttoe wegbezeichnoBg wie itety via, para u. a. ist, so miisste es in
iiesea sione die praeposition per bei sich haben. Aebniiche bedenken
^rcckeo gegen per diversa rvpibue, was Hertz aufgenommen bat.
AooeliBibarer wäre Madvigs iraneversis rupihue, geht aber, ebenso
wie die eben genannten änderungen, von der überlieferten lesurt
n weit ab: man mösste denn etwa den fehler ans irriger vertaii-
idiQDg mit dem anfang von pemiciem erklären wollen. Einfacher
Bad zugleich, da die composita von vadere ein weiterdringen unter
ifceffwindong von hindernissen bezeichnen, dem sinn der stelle ent-
i^^clieod durfte pervaeie rupibue sein, vgl. Liv. 25, 14 per se
fnimpte emites per aequa aUiue fniqva loca pervadunt; 22, 14 per
»NiNta arta praeruptaque vdut caeci evaduni.
Da ad»ueiu9 aHiquid in der guten prosa nidit vorkommt, so
Rad nancherlei Verbesserungen vorgeschlagen worden: in itwia
[wie Liv. 24, 5), ad invia, invio devioque. Weissenborn ent-
iclMidet sich fiir die leiclite besserung in invia, Wölfflin hält, weil
Livius auch sonst poetische, zumal von Vergilius gebrauchte wen-
ivBgen hat, an der handschriftlichen Überlieferung fest; wir wür-
ien mit jeder von beiden lesarten uns zufrieden geben, wenn uns
nicht schiene^ dass noch ein tieferer fehler vorhanden sei. Die be-
l^riffe, welche iusta (oder parlier, aeque) verbindet, müssen ein-
ander ausschliessen, wie z. b. in den von Wölfflin und andern an-
geführten beispielen VI, 6, 18 parere atq^te imperare iuxia paraiu^,
24, 10 die ac nocte iuxta inieniw, 9, 13 iuxta ob^tdenles ehee»-
eoeque inopia vesavit, 5, 6 inxia Ikieme atqne aestaie hdki gerere,
I, 54 aheeniium hma iuxta atque interemptorum ; dies ist aber bei
Iuxta invia ac devia nicht der fall : denn alles unweg^me und un-
gangbare ist eben als solches, weil reisende es umgehen müssen,
auch abseits des weges gelegen und die invia sind dalier in den
devia schon mit enthalten, so zwar dass deviue , wie das lexikon
lehrt, auch in die bedeutung von invlue übergehen kann. Daher
vermuthen wir, dass Livius iuxta in viae atque devia adeueti
geschrieben, ähnlich wie 38, 23 ruunt caeci per viae per invia.
Das wort tnvta hier nicht zu wählen veranlasste ihn wohl der
gleichklang desselben mit in viae.
Weiterhin (§. 5) heisst es: tum vero eimul ah hoetihue eimul
ffb inlquitate lo€wrum Poeni oppugnahantur plusque inter ipeoe, eibl
ffueque tendente ui periculo priue evaderet quam cum hoetihue cer-
taminie erat. Da es viele tausende waren, von welchen jeder zu-
snt der gefahr entrinnen wollte, so ist der Superlativ, und weil
!S sich um die priorität der subjecte, nicht die von prädicaten,
Modelt, das adjectiv nothwendig; aus primus ist durch weglassung
Ics Striches über dem ersten vocal priue geworden.
Hof. G. F. Unger.
568 Miscellen.
B. Auszüge aus Schriften und berichten der g^
lehrten gesellschaften so wie aus MitschrifteiL
Archiv des Vereins für geschichU und alterikumer der herso^
ihümer Bremen und Verden und des landes HadeUi s» Stade, 5.
1875. — P. 429: KroMse^ eisen in hiinengriibeni. •— P. 459:
die Römermünzen in dem hünengrabe von Fickmiiblen. Der Mol-
sumer goldring. Die münzen, die aus der zeit der bestattang aelbii
stammen, gehören der zeit der Flavier und Antonioe ao. Es 8ia4
zusammen vierzig stück, die sidi jetzt im göttinger archäologisches
institut (als fiindort ist Bederkesa genannt) befinden.
Mitiheilungen der gesdlschaft für Salsälturffer landiAunit.
XV. vereinsjahr. Salzburg 1875. Das beft tselbst enthält nichts,
was philologisches interesse hat. Dagegen handelt eine beigegeheae
Schrift von Walz: über die grabdenkmäler von St Peter tmk
Nonnberg zu Salzburg, in deren einleitung auf die alte romischt
begräbnisstätte am Pirglstein bei Salzburg hingewiesen wird. Die
dort gefundenen, jetzt grosstentheils in der münchener pinakothek
aufgestellten g^enstände bieten ein reiches material fiir die älteste
geschichte des landes. — Die abhandlung selbst bezieht sich aif
die christliche zeit. Doch finden sich p. 74 sq. interessante beob-
achtungen über die entstehung und fortbildung von wappen , die
als urdeutsche einricHtung nachgewiesen werden. Deo arapmsg
derselben findet der verf. mit heranziehung der worte des Tacitus:
Scuta tantum lectissimis coloribus distinguunt, in genau bestimmtei
allgemein bekannten erkennungszeichen.auf dem Schilde des nannes.
Sitzungsberichte der philosophisch -philologischen und histori-
schen dasse der h, b. dkadeniie der Wissenschaften zu München.
1875. Bd. IL Heft 1. — P. 1 : Unger, der attisclie kalender
während des peloponnesischen kri^es. Vf. behandelt 1) jähre der |
alten oktaeteris, ol. 87, 1 bis ol. 89, 2; 2) das übergangsjshr j
ol. 89 , 3; 3) die neue oktaeteris; 4) tagzahl der monate. — I
P. 67 : Emil Schlagintweit, die tibetischen handschriften der königl.
hof- und Staatsbibliothek zu München. — P. 89: iMuth, köoig
Nechepsos, Petosiris und die Triakontaeteris.
BuUetin de la sociitS des antiquaires de France 1870. 1. Irin.
Quicherat, nachricht von einem zu Vieux en Valromey (Ain) ge-
fundenen tempel des Mithra, nebst folgender auf einem aus den
trümmern hervorgezogenen cippus befindlichen inschrift:
DEl.l.M
PATRl.PATRV
M.G.RV
EVTACTO
CR. VIRI
LIS.FIL.
Miscellen. 569
. Dei invlcH Mlihrae pairi patrum Galo Riifio Entacio Cujus
us Vlrills ßius. Auf einem stein zeigt eine andere insclirift
alten namen VesslionimaguB fiir Vieux, der schon anderweitig
innt geworden war.
RAVCI VIC
ANI VENE
TONIMAGl
NSESOBEl...
MERITA
Derselhe: nachriclit von email-werkstätten , welche von Bul-
auf dem mont Beuvraj (dem alten Bibracte) entdeckt worden
nebst bemerkungen von I^steyrie über die den alten Gelten
lentlich Britanniens) bekannt gewesene kunst des emaillirens. —
ler: grabschriften aus einem neuerdings im jetzigen bett des
ne in Lyon aufgefundenen römischen kirchhof.
D (ascia) M
C . POMPEL
ZOSIMI
POMPEIARVFINA
LIBERTAETVXOR
PATRONOPIENTIS
SIMOETSIBIVIVA
SIMVLETPACTVME
IVSION
ETPONPEIVSSABEL
LVSUEREDESBIVS
P0SVERVNTET8VB
ASCIADEDICAVER
(Julia) . . . lA
(juliae) MARC ELL
lNA(e)LlBERTA
LIBERTO IVLIO
DECMINO (sie)
CONIVGIKARIS
SIMO VIVA
VIVOPOSVIT
D (ascia) M
ETMEMORIAEAETERNAE
BITTIAETITIAEFEMINAE
SANCTLSSIMAEETINCOM
PARABILIMORIBVS sanc
570 Miscellen.
TABBTSABINIOSANCTOCOd
IVGIVlVOlVLIVSDIVICIAcus
ETSABINIVSSANCTINVSFIU
PARBNTlBVSKARISSlNis
PONBNDVMCVRAVBRVNT
BTSVBASCIADBDICAVB
R V N T
4) Die merkwürdigste der inschriften, wegeo der Bonderbari
der Sprache, ist die folgende:
D quiBTl (ascia) M
ET MEMORIAK ABTBRNAE
MASPETIA SBVERINA VALE
RIO MESSORl CONIVGI
INCOMPARABILI «VI
PLVS MERBBATVR QVAM
FACIO CVM ftVEM VIXI
ANNIS XXlllI dVOD ILLB
Ml DEBVIT FACERE SI FATA
BONA FVISSBNT IDEM AS
TAT MEMORIAM PONI
VALERIVS SILVICOLA ET
FILIA FLVENTIS LACRI
MIS ORFANITATEM CVM
PERDIDERVNT PATREM
INCOMPARABILEM ET
POSITA EST ARA QVI 6ES
SIT IN CANABIS SINE
VLLA MACVLA SIC SCRIP
SIT MASPETIA SILVINA
SI FATI CONDI ClONEM
REDDIDEROVT LICEatmi
ARAM MERERi ET MeMO
RIAM MEAM PONI ....
PPP CCC SVb ASCiA DDD
Canabae war das kaufmännische viertel in Lyon, wahrsch<
dasjenige, welches jetzt Bourg-Cbanin heisst. [S. Lagarde P»
vertio memphiiica 155, wo canaha als syrisch nachgewiesen
(ascia)
D M
PRIMITIVIAC
TORISPRAEDI
ORVMHORVM
VIVVSSIBIPOS
Miscellen. 571
TERISQVBSVIS
FECITETSVBAS
CIADBDICAVIT
' — Ih Witte, irdeae lampe von römisclier arbeit (mit abbildung'):
eio aitxeader maon, der auf ein gerippe zeigt, wäbrend ein neuge-
Imreoea kind in windeln eingewickelt zu seinen füssen liegt^ offen-
W ein philosoph, der über leben und tod betrucbtungen anstellt —
Egger, nacbricht von einem griecbiscb - lateioiscben Onomasticon,
welches in einer handschrift des neunten Jahrhunderts von Bou-
cherie in Montpellier entdeckt worden ist und wahrscheinlich von
Julius Pollux, dem lehrer des Commodus, herrührt.
2. trimester. CoM^kMs: entdeckung eines römischen amphi*
theaters in Paris rue Monge (dessen reste, wie später mifgetheilt
wird, leider nicht erhalten worden sind). — AUmer, Ljoner
ioschriften :
1) d M
iuliae MARCELLINAE
herEDGS P-C
sex.(l)VBRIVS
ParaMYTHIVS
iulia 6RATILLA
etiul.DECMINVS
2) DM
... aelFeSf AVGG
liB TABVL XL
gal AELIVS
partheNOPAEVS
AVG6 ÜB
pOSVIT
d. h. IKä Manibus M. (oder L.) Adii Fwii, augu$iarum duarum
UherH, ioMarü qwtdragesmae OaiUiarum M. (oder L.) Adiu$
Bartkmopaeui, auffiu$orum duarum libertuB po«iiil. Aus dieser in-
achrift schliesst Allmer, dass die verschüttung des römischen kirch-
hoiii durch den sich ein neues bett wühlenden Rhdne nach Marcus
Avrelius statt gefunden haben muss.
3) B M
.... ELI FELICIAN
.... INIA CHRY
.... CONIVGI
VIVA VIVO
. . . . VB ASCIA
.... EDI CA VIT
LIB
572 Mbcellen.
— De Witte, über ein gefäss von rother erde, in Blnin (Lmit-
inf^rieure) gefunden; die figuren sind ein todter krieger und «■
von einer frau geführter gefangener; aus den Worten DECIBAL..
und PART(hicu8) in den sonst unverständlichen Inschriften gdit
hervor, dass dieses gefass auftritte aus Trajans feldzagen dar-
stellte. — Qukherai : grabschrift eines freigelassenen aus Mandlle:
KOPTNOm
&EYMEJON
T02AnEAEY
0EPni
— Villegille: geschnittene steine (Mercur, Mars, bonus «oenliit etc)
in Paudy (Indre) gefunden. — Quicherat: Sarkophag mit scalp-
turen aus der besten römischen zeit , welche kinder anf der jagd
darstellen, aus Kastelicaccia (Corsica). — Quidherat: fiber die
auffindung des alteu römischen theaters in Besan^n durch Castan. —
Egger: über einen von Mariette aus Sakkarah mitgebrachten grie-
chisch-ägyptischen papyrus, welcher steuerlisten enthält. — FUmil:
über die bei lüssarois (C6te-d'0r) gefundenen reste eines gallo-
röro Ischen altars ; an der völligen gleichheit der basis und des auf-
Satzes zeigt sich die gallische arbeit.
3. trimester. Quicherat: aus einer von Cessac in Ahun (bd
Limousin) aufgefundenen inschrift eines meilensteins :
[IMP CABS]
M. ANT. GOR
DIANO.PIO
FBLIC1.AV[G]
P.M.TR.P.[IIJI.CO.
II. P.P. F. XX
[A]V.LXXXI11I
d. h. Fines XX, Augustoritum leucae XXXIIII wird gezeigt, dan
der heilige Martial , der nach der Überlieferung an diesem nMileB-
stein gegeisselt worden ist, erst unter Decius nach Gallien bat
gekommen sein können. — jlfarion: pfahlbauten im see Clainraax
(Jura). — Egger: frauen als städtische beamte auf Sjrra.
4. trimester. Creuly: erklärung einer von Orelli und aadcro
bereits gedruckten Inschrift auf Isis Myrionyma und Serapia. —
Egger: über die griechischen und lateinischen Wörter f^ tiate
fiiXaVy aframeiilum, encatisfufii, enoauUim qnd ihre ableitungea, nit
benutzung des oben erwähnten von Boi|cherie aufgefundenen oao-
masticon des Julius Pollux. — Emze^i über einen griechiscbco
(liürzapfen aus Macedonien (mit abbildung).
1871 nicht erschienen.
Rßüue eritUiue dÜisUnre et de litterature (s. oben p. SS4)
Miscellen. 573
869, or» 30: Nuizhom^ die enUtehungsweise der Homerischen
;edicbte, nit einem vorwort von Madvig^» ein buch, welches die
Inbeit der beiden epischen gedichte verficht; lobende anzeige von
L Weil, dem der verf. nur oft zu weit geht. — Steger, plato-
lisclie Studien; anerkennende anzeige von Heitz. — C, L, Ur-
idisli Commentatio de Vita et Honoribus Agricolae, anzeige von
le la Berge, dem der verf. Hübner's ansieht, es sei der Agriciila
les Tacitus eine laudatio fun^ris (Hermes 1 , 438 flg.) nicht wi-
lerlegt zu haben scheint. — Lucian Müller , Geschichte der klas- •
lisclien philologie in den Niederlanden; anzeige von C. Thurot,
ler einige lacken andeutet. — Annuaire de {'association pour l'en-
;ouragement des Etudes grecques. Anzeige von A. C, die inhalts-
ingiibe entlialtend. — Nr. 31: Westphalf Prolegomena zu Ae-
icbjlus tragödien; anerkennende anzeige von H. Weil^ der beson-
ders zur Prometheus - trilogie seine eigne abweichende ansieht ent-
wickelt. — Goetilingli Opuscula Academica. „Der verf. schreibt^S
sagt der ungenannte recensent, „ein klares, leichtes und lebendiges
latein, das in Deutschland nicht häufig ist*^ — Nr. 32: L. von
Syftel, De repetitionibus verborum in fabulis Euripideis. Tournier^
der das buch anzeigt, findet das verfahren des verfassen, wieder-
holte Wörter durch corrigiren zu entfernen , willkürlich , erkennt
jedoch seine kenntnisse an. — Hampkey kritische und exegetische
bemerkungen über das erste buch der politik des Aristoteles (Lyck,
18(53); Susemihl, De Aristotelis politicorum libris 1 et H quae-
stiones criticae (Greifswald 1867. 1869); Speiigel, Aristotelische
Studien IH. Zur politik und Ökonomik (München 1868). Anzeige
von Ch. Thurot, der, was ihm zusagt, hervorhebt und aus ma-
nuscripten der Pariser bibliotheken Varianten mittheilt, welche die
alte lateinische Übersetzung mit dem text Bekker's darbietet. —
Nr. 33: Kirchhoff ^ die composition der Odyssee; „die Schlüsse des
verf.", sagt H. Weil in seiner eingehenden beurtheilung, „sind be-
streitbar, seine beobachtungen sind beinahe alle richtig und beleh-
rende [S. Phil. Anz. II, 1, p. 36]. — Nr. 34: H. Weil, de l'ordre
des mots dans les langues anciennes compar^es aux langues modernes,
empfohlen in ausführlicher inhaltsangabe durch X. — Krauss,
M, Tullii Ciceronis epistularum emendationes ; billigende anzeige
von Ch. M. — Esselen y geschichte der Sigambern; beurtheilung
von Reuss, der, trotz aller anerkennung fur den sammelfleiss des
Verfassers, über mangel an methode und anordnung klagt. —
La revue Cdiiqttey von Gaidoz eben begründet, wird den lesern
empfohlen. — Nr. 35: H^aUenboc^, anleitung zur griechischen
palaeographie ; der berichterstatter f$. X' wünscht den Franzosen
ein ähnliches buch. — Zittfc, der mytholog Fnlgentius; wohlwol-
lende anzeige von Comparetti, der darauf aufmerksam macht, dass
Reifferscheids aufsatz über das buch de aetatibus mundi et ho-
minis (Rhein, raus. 1868, p. 133 flg.) einige lücken seiner arbeit
574 Miscelleo.
aiisfülleo kann und die Versicherung giebt, da» das voo Lenefc
(de abstrusis sermonibus) als fraglich erwähnte buch FWI^Ii«
super hucolica et georgica VirgUii sich in der that in der bi^fio-
thek von Padua befindet, über nicht von Fulgentius kerrahrt; m
wie schliesslich bedauert, dass Zink nur gedruckte exempktfc in
Fulgentius, nicht die handschriften benutzt hat, durch welche vide
eiiizellieiten seines buclis eine andre gestalt gewinnen wirdea. —
Nr. 36 : Dechamiey de thebanis artificibus, sehr anerkennende bev-
tlieilung von Gcffroy, aus welcher man erfährt, dass der ver£,
mirglied der schule von Athen , vor dieser dissertation eine suaa*
lung noch nicht veröflfentlichler böotischer Inschriften heraai|[e-
gcben hat. — Mowat, Noms propres onciens et moderoes, aaseige
von Sy der besonders den tlieil der schrift bemerkenswerth fiadec,
welcher von dem afrikanischen element in der lateinischen oa*-
mastik handelt. — Nr. 37 : Jülg , die griechische heldeasage m
wicderscliein bei den Mongolen (Würzburg 1868) und Gerktd^
Altgriecliische märchen in der Odyssee (Mag^leburg 1869) , bei^
abliandlungen zusammen angezeigt von Comparetti, welclier in be-
zug auf die zweite sagt, dass, wenn man so fortfährt, die Mytho-
logie selbst eine mytlie werden wird. [8. Phil. Anz. II, 4, p. 193.] —
CurliuSy Studien zur griechischen und lateinischen granaütiL
II. bd. 1. lieft; wieder angezeigt von Ch. Thurot, mit besMr-
kungen desselben über woitbildung. — Büchder, Hymnus Cererii
Homericus, lobende anzeige von Beitz. — BtkAeler, Quinti G-
ceronis reliquiae (mit benutzung des Berliner manuscr. ia des
buche de petitione consu latus) angezeigt von Ch. M., der lidi
über den ermüdenden sclirägdruck alles dessen, was nicht su des
Worten des alten Schriftstellers gehört, beschwert. — Nr. 38:
O'Dongvan und Stokes, Cormuc's Glossary translated; anzeige roi
aidoz. — BüclisenschülZy Iraum und traumdeutung im alterthaae,
anzeige von Z. — Volkmann y Synesius von Cyrene; „der philo-
logische theil", sagt Ch. Thurot, „ist die schwache seite der arbdl*',
und giebt einige emendutionen : s. Phil. Anz. I, p. 175. — Nr. 39:
Eisenlohr, Analytische erklärung des demotischen thails der Rotet-
tana, angezeigt von Maspero, der die erklämngen oft überflussif
und meist zu weitschweifig findet. — Nr. 40: Pierron^ L'lliade d'Uo-
mere, texte grec revu et corrig^ d'apres les documents aothentiquef
de la recension d'Aristarque , accompagn^ d'un commentaire criäqse
et explicatif, pr6c6d^ d'une introduction etc, streng vemrtheiit
von Heitz. [S. Phil. Anz. 11, 4, p. 184.] -~ Nr. 41 : Hoffrntum,
de Hermeneuticis opud Syros Aristoteleis ; anzeige von Martin, der
die gelehrsamkeit des Verfassers rühmt, aber über seinen mangel w
anonlnung und sein wenig klares latein klagt. — PoiMs, Ohserri'
tiones ad scholia in Homeri Odysseam, Lugduni Batavoma 1869, be-
sprochen von Ch. Thurot, der dos buch lobt und eine aamaU emeada-
tionen giebt. — Van Swhndereny Disquisitio de acre Maiaeitaao et
Miscellen. 575
Ipetisaoo (GroeniDgen); Giraud, La lex Malacitana (Paris), aoge-
Lg^t vou X» M*> ^^^ ^'^ mülie bedauert , welclie beide gelehrte
ch gegeben haben, Asher'B angriffe gegen die echtbeit der in-
lirifkea lu widerlegen. — Monimsen, T. Livii üb. Ill — VI quae
ipersunt in codice rescripto Veronensi; rühmende berichteratattung
OD Ch. M. — Nr. 42: Steitz: die werke und die tage des Ue-
nodos, angezeigt von Heitz, der mit dem verf. wenig einverstanden
iit und über mangel an anordnung in der composition des buchs
klagt. — Moni^y La pliilosophie de Socrate, unbrauchbar nach
Ol. Tfiurot, der dies nrtheil durch anführungen rechtfertigt. —
Emnery Specimen criticum ad scriptores quosdam latinos pertinens;
•neige von Ch. M., der mehreres billigt, bei anderm seine abwei-
dieode meinung angiebt. [.S. Phil. Anz. 1, n. 1, p. 23.] — Nr. 44:
IFedUein, Curae epigraphicae ad grammaticam graecam et poetas sce-
•icofi pertinentes; empfehlende anzeige von X. — Bidchowshyf De
Spartanorum sjssitiis, mit geringen einschränkungen gebilligt von
Ciijjemer. — Zingerle, Ovidius und sein verhältniss zu seinen vor-
gangem; anzeige von Heitz, der die vielen gleichen versenden nicht
<ler oachahmung der dichter untereinander, sondern dem mosaikartigen
bau ihrer versification zuschreibt: s. Phil, anz 11, nr. 4, p. 209. —
Nr. 45 : Vglquardsen, Untersuchungen über die quellen der griechischen
ood sicilischen geschichte bei Diodor; inhaltsangabe von Beitz:
B. Phil. Anz. i, p. 208. — Asher, Rechtsgeschichtliche abband-
hngen, heft 1. Hecht ^ die römischen kalendarienbücher; anzeige
roB Ch. M., den besonders die epigraphische seite dieser römischen
ijpothekenbücher interessirt hat. — Nr. 46: Potty Etymologische
orschungen auf dem gebiete der indo-germanischen sprachen, 2te
aflage. II. bd. 3te abtii. Wurzeln mit consonantischem ausgange.
l^urzelwÖrterbuch der indogermanischen sprachen II. b. 1. abtheil.
Wurzeln auf flaute und l. Rühmende anzeige von Ch. Tliurot,
er aus der vorrede die vergleichung des philologen und des lin-
uisten heraushebt. — Nr. 47: Pierron^ L'lliade d'Homere bd. 2
I. V. nr. 40); anzeige von Heitz, welche einige änderungen in
sr behandlung gegen den ersten band feststellt, sonst aber nicht
aostiger ist — Nr. 48: Comte d^ Vogüi, Melanges dWch^-
igie Orientale, und Syrie centrale. Ausführliche anerkennende,
it einigen ausstellungen verbundene anzeige von x» — Bloss,
yperidis orationes IV cum ceterarum fragmentis, empfohlen von
• Weil. — Nr. 49 : Btfc7ie7er, Academicorum philosopborum index
erculanensis (Greifswald 1869) anzeige von Heitz. — Moii^ino^,
oroelius Nepos, texte latin d'apres les travaux les plus r^cents avec
1 commentaire critique et explicatif et une introduction: tadelnde
id ausführliche anzeige von Ch. M. : s. Phil. Anz. II, 4, p. 212. —
« Witte, Recherches sur les empereurs qui out r6gn6 dans les
aoles au 111. siecle de l'ere chr^tienne; rühmende anzeige von Bar-
i^lemy. — Nr. 50 : Oppert^ Memoire sur les rapports de l'Egypte
576 Miscdleii.
et de rAssyrie dons Tantiquit^, ^claircis par l'^ude des textei
cun^iformea. Rühmende anzeige von Maspero. — €Jhrist, Piadiri
carmina; anzeige von Tliurot, mit einigen bemerkung«n über Me-
trik. — Nr. 51: üenfey, Geschichte der Sprachwissenschaft uid
orientalischen philologie in Deutschland; wohlwollende anzeige voa
Br^al, der einige einzelheiten bessert. — Kämpen , de parasitis
apud Graecos sacrorum ministris; nach der anzeige von CailleoMr
lasst die ahhandlung viel zu wünschen übrig. — Lumbroso, l>o-
cumenti greci del Regio IHuseo Egizio di Torino; angezeigt %'oa
Heitz. — Robert, Bpigraphie de la Moselle 1. lieft : C. B. macbt
auf die Wichtigkeit der erscheinung aufmerksam. — Nr. 52:
Sauppe, l^xilogus Xenophonteus: der berichterstatter Ch. TImrat
hätte eine systemotische anordnung lieber gehabt als die alpha-
betische; er macht eine anzalil einwendungen gegen einzelheiten.
1870 und 1871. Nr. 1: Liebert, De ductrina Taciti: esn
pfehlende anzeige^ von de la Berge, der nur einzelnes aossetzt. —
Nr. 2: Madvlg, M. Tulli Ciceronis de finibus bonorum et
libri V: rühmende anzeige von Ch. Thurot, welcher die
des pariser cod. 6331 gicbt und einige von Madvig's notes
weichende erklärungen beibringt. — Nr. 4: CompareUl,
la mitologia comparatu, und Müller, Bermes - SAram«yas
vergleichende mythologie. Anzeige von Br6al, dessen nafstellsag«
im ersteren der beiden bücher angegriffen waren , und der for dii
in Frunkrcich hauptsächlich durch ihn vertretene vergleichende m*
thologie eine lanze einlegt. — Nr. 6: Buftseti, Die einheit dir ^
religionen im zusammenhange mit den Völkerwanderungen der ■^
zeit und der geheimlehre. Afaspero, der das buch anzeigt, fiaM
es scliwerfällig und ohne beweiskraft in seinen aufstellungea. —
Lauhert, die griechischen fircmdwörter eingeleitet und lexikaUsd
erklärt; empfohlen, mit einigen Zusätzen. — Nr. 8: Unger, M
Th. Bergk de Ammiuni Marccllini locis controversis epistola entici
und Gardhausen y Conjectanea Ammianea codice adhibito Vatieaat
(Kiel 1869): unzeige von William Cart, welche das erstere back
stark tadelt, das andere sehr lobt. — Nr. 9 : Corpus ioscr. ist.
Vol. II. Inscriptiones Hisponiae latinae. Kd. Hübner. Die aatär^
lieh sehr anerkennende onzeige von Boissier giebt eise eutwiddasg
der ansichten , welche der berichterstotter selbst über des csUsi '
der kaiser in Rom und in den provinzen liat , und io folge dcres j
er in der lesung einiger inschriften von Hübner abweicht, besoarfeff p
in der frage , ob in verschiedenen fällen Augueti (gen.) oder Jth lar
gust^tUs oder endlich Augur zu lesen sei. — Nr. 10: Heils, Frtf- jiy
menta Aristotelis , ols 2te abtheil, des IV. bd. der bei Didot tf- j^
scliiencuen ausgobe von Aristoteles werken: anzeige voo Cfc. j
Thurot, der eine aiizahl von bedenken und conjecturen beibringt —
Nr. 11: Cr. Curiius, Grundzüge der griechischen etjniologie, ■■*
gezeigt von Br^al.
L ABHANDLUNGEN.
XVII.
Zu Thukydides buch IIL
So Tiel auch in neuester zeit für den Tbukjdides durch die
rcCBicIie ausgäbe Classens und durch die verdienstreichen beitrage
itehls und anderer gewonnen worden ist, so findet sich doch noch
mmxKheBi das mich zu bemerkungen veranlasst.
12 ^ 3 tl yuQ iwaiol ^fiiv i* tov Xffov Mal ammßovXiveM
sol dvi$(itXkliffa$ (viele handschriften avumfuXkl^ffai), j( iSit ^fj^ag
ht TOV ofAolov iii htCvotg that; diese viel versuchte stelle hat
Claasen, indem er nach Krüger avrtfuXX^aaC it Mi§ Vf*^9 ^* ^^
tftoUnt In ixihavg Uvat aufnahm, mit richtige interpnnction und
tt^lämng geschrieben: it yaq iwaxol ^/«ey i* tov titov xal im-
n$ßavXt5ffatj xal ävrtfAiXKrieat n fSn Vf^ag l* toS o/aoCov in*
ixiivwg tircu. Nur nehme ich an j§ nach lmfitXkfjaa& anstoss,
Welches nicht etwa nur entbehrlich, sondern auch sinnwidrig ist.
Ba kann hier nämlich nicht davon die rede sein, dass die Mitj-
lenMer den Athenern gegenüber einigermassen abwarten wür-
den, wenn die Athener ihnen gegenüber mit einem angrifie zögerten,
aoBdem bei gleichen machtverhaltnissen würden die Mitjlenäer so
leog^ warten ab jene. T§ hat man in neuerer zeit hergestellt
am j(j das seinen Ursprung nur dem irrtlium verdankt, dass man
fflanhie xal ImßovXiveat xal avjtfAiXkfiffat verbinden zu müssen,
wiUirend xaC vor inißovUvffat wie Classen richtig bemerkt nur
proleptisch zu xal lmfJkiXXliaa$ des nachsatzes steht. Darum ist
r$ %u streichen.
15, 1 xal vijy ig r^y ^Arnxfiv iaßoXiiv tolg tt ^vfJtfAuxoig naq^
avifk xata %dxog f^o(ov Uvat ig %6v ic&fAov toTg iio fiiQtOtv
Fhilologus. XXXV. bd. 4. 37
578 Thukydides.
wg no$fi(f6fAivot. Herwerden schreibt »anl r^( Ig jijp ^^rrut^r
iaßoXi^g und tilgt cii^ noirjeofisvot* Wäre etwas zu äDdem, so wollte
ich lieber xäni t^ ig t^v ^Antxiip iaßoX^ und lig no^ifioiu^ot,
wozu mit dem scholiasten li^v iaßoXriv zu verstehen, beibehalten.
17, i |y loXg nUXatai, Stj vl^^g afi' aizoig htgyoi xdXXi^
lyivovio. Das ungeeignete xäkXst schliesst Classen in klammen
und weist auch die vorschlage xal aU^ und »al nXiJQttg als nick
entsprechend ab. Eine liicke ist offenbar vorhanden , aber wit
dieselbe auszufüllen bleibt immer ungewiss, da das überlieferte xdU»
keine stütze giebt. Sinngemäss möchte etwa xal jrW»/*o# am,
vgl. II, 13, 8, Perikles weist nach jQniQstg jug nkutiptwg jQut-
xoctag (otl<ra$). So würden neben dem im dienst beg^ffenen aoch
die dazu jeden augenblick verwendbaren bezeichnet.
20, 3. Die Platäer berechneten nach der zahl der backsteto*
schichten die höhe der mauer, durch die sie von den sie belagemdei
Thebanern eingeschlossen waren, um damit die länge der leiten
zu ermessen, auf denen sie die ihnen geeignet scheinende stelle der
mauer ersteigen wollten: l^^idag xad^oQotfAivov lg o ißatiXono yo«
Ti(xovg» Unnöthig wollte Stahl ocov statt 1; oaay^ Es handelt
sich nur um den geeigneten Infinitiv, der zu ig o ißmiXom xu
denken ist, der ist aber nicht xad-oqav, sondern wie die natur der
Sache verlangt ävaßafvHV.
22 y 2 ^aav 6i iiataXiTg n xfi bnUeik xal top a^MTrf^
noda fAOvov vnoösisfiivot äcfaXiCag ivBxa i^g ngo^ jop mjlor.
So konnten die Platäer auf dem schlüpfrigen boden wenigstens mä
dem unbesohleten rechten fuss (wie Classen gegen Krüger richtig
erklärt) fester auftreten. Eine interessante parallele liefert die
siegreiche schlacht der Appenzeller am Stoss im juni 1405, wo
den Appenzellem ihr eben so einsichtiger als tapferer fiihrer grtf
Rudolf von Werdenberg aus dem geschlechte der Montfort rietli,
die schuhe auszuziehen wie er selber that und barfuss auf des
vom regen durchnässten boden sicherer schreitend den feind aoxu-
greifen; s. Job. Müller, Schweizergesch. buch 11, cap. VII, p. 721
§. 3 fUTu 6e avibp ol inofiivot f^ iy>' ixäifQOv tÜv nvqjfWf
ixwQow, fmna ifftkol uXXot fjnm tovjovg ^vp SoQat(o$g afi-
ßakvov. Diese von Classen eingeführte Umstellung, durch welche
ävißaipop und i^wQOvp die platze, die sie in der vulgata einnehneo,
vertauschen, kann man ungeachtet der einrede von Schiits ak
Tbukjdid^. 579
rch die natur der sacbe geboten nur billigen. Die Tbebaner
itten die stadt mit zwei mauern eingeschlossen und darauf in
swissen entfernungen von einander tbürme gebaut, die von der
nern mauer jeweilen an die äussere reichten. Unter den thiirmen
aren durcbgänge zwischen den die stadt umschliessenden mauern,
if den thiirmen selbst befanden sich wachen der Thebaner. So
Minten die zwölf in den Zwischenraum beider tbürme, in das
taonvQytop hinaufgestiegenen Platäer nicht sogleich die tbürme
«teigen wollen, sondern es wandten sich (ixwQow) von ihnen
«hs gegen den eingang unter dem thurme rechts, die andern
chs gegen den links und warteten bis SU,o$ tffhkol hinau&tiegen,
4ßa$yoVy aber nicht auf die tbürme, sondern in das ^iaonvqykov.
> verstärkt erst griffen sie die tbürme an und tödteten die dar-
f befindlichen wachen und wehrten von den thürmen die beran-
mmenden Thebaner ab , wie cap. 23 sehr anschaulich er-
blt wird.
27, 1 oi MvdXrivalok — uvayxd^ov%a$ ^fißafvHv nqoq toig
^fjyaCovg Stä lädt. Bier erklärt Classen S$a tdSi doch irrig
IS den eben genannten gründen'^ Vielmehr folgen die gründe
(t in den §. 2 und 3 und im anfang des cap. 28 erzählten
iständen.
30, 2 xaiä fjtiv S'dXaccay xal ndw^ Ji ixHvoC jt dpiXiaciot
&yfyiad-M dv nva ag)(c^ noXifAMv xai ifAWV ^ aAxij tvyxdvH
'X$cia ovcra« Stahl widerspricht mit recht der auffassung Clas-
18^ der mit Herbst Philol. XVI, 304 das activ zu verstehende
iXnuSrok auch zu äAxif, aber hier in passivem sinne gedacht
ßsen will. Stahl erklärt Jahrbb. 97, 116: „wo jene keinen
griff erwarten und von unserer seite die kraftanstrengung (VI,
i, 9) vorzugsweise gerade statt findet ^^ Ich aber fasse dXxri
ifach als stärke, worunter Teutiaplos die vierzig anwesenden schiffe
r Peloponnesier versteht. Ein prädicat zum zweiten gliede ist
;ht hinzuzudenken, sondern dieses liegt in tifxüiv, wie dessen her-
rtretende Stellung zeigt: „und die stärke (jetzt) zufallig wesent-
b auf unserer seite ist^^
31, 1 onuig ix noXswg oQfjtcifxivot tijv ^Imvtav anoCiritSuiCw
intia — a^pT/^a») xal i^i» nqocodov xavitiv fisyCcxtiv olaup *^^-
(foy l^] u^iXuiCt, xal ufxa, ^y i^OQfiwciv aitoTg, dandyrj aytdSk
fvrßat* Mit ausnähme, dass Stahl r^y beibehält, stimme ich we-
37*
584 Tlmkydidei.
gentlicb seiner »klärung bei» denn fffdnp mvaa sidi noAwmtg
auf das subject, also nicbt auf die Athener, sondern auf die SUm
nvigy also auf die mit den Lakedamoniern es haltenden Joner ad
Lesbier beziehn. Diese wollen nämlich durch den abfall Joaiflai
den Athenern die bedeutendsten einktinfte abschneiden nnd ngleidi
dieselben behufs einer blokade der Athener (^y ig>offu5(np aiuS;
für sich gewinnen. Nur stimme ich Gassen darin bei, daas ^w nt
ä^wa& zu tilgen ist ; denn mit dem abfall Joniens träfe das a^
schneiden der dortigen einkttnfte zugleich ein nnd ist daher ait
dem folgenden absichtssatze xai äfjta iandvii (die kosten) Cf^
^fyprpM (oder etwa ngoifyCyviitat?) eng zn verbinden.
32, 3. Classen denkt daran die parenthese oQÜvtiQ — no^-
ßaXiiv ans ende des $. 1 nach rov^ twXXovq zu versetsen. AWr
dem steht entgegen dass, weil 6 fuh nämlich ^AlxCdag im aoteg
von $. 3 subject ist, ^AXxCSag im anfang von cap. 33 lässig vai
unnütz wäre, passend aber nach der parenthese. Aber auch dioe
steht am rechten ort, weil nicht nur an jene ersten niedcrg^
metzelten gefangenen zu denken ist , sondern auch an die suktit
genannten Chier »al twv aUo/y uvdg.
37, 2 xai anovtag aQXOf*^vovg* [of\ ov* ii iSv av x^Q^^
ßXamofMtvok avrof» axQowvtak vfidSv, Das in vielen handschrifioi
fehlende ot ist seit Poppo observ. p. 21 mit recht fast allgeaen
verworfen, aber doch wird dadurch der asjndetische Übergang aO-
zuschroff. Zu vermuthen ist der ausfall von i^^, welches leicht
durch das ende des vorausgegangenen agxof^ivovg verschluagti
wurde.
38, 1. Kleon tadelt es, dass man die frage wegen begnai-
gung der abgefallenen Mitjleoäer wieder zur Verhandlung briagt
und dadurch eine ;|f^oVov SiaiQißij veranlasst, S ian nfog w
fiSixfixojwv fAoiXXov, S yaq na&wv x^ dqdfSavtk äfißXvtiQf 4
oQyü Int^igx^^^' Wohl in seltenen fallen ist es wahr, dais •
mx&wv — Im^idx^^fxtj wohl aber zumeist in dem falle, wo sif
das angethane unrecht nicht sogleich die räche folgt, sondern «oe
XQOvov SifUiQtß fj dazwischen tritt; aber gerade dieser IUI mm
bezeichnet werden, und das geschieht durch einsetsnng von oSwi,
woran schon Döderlein dachte nnd wieder Gucken, der Eos 1, 314
passend ovtoi jraQ i na&üiv vorschlug.
40, 3 ii ttvdfxtig y< nad^iCtmag äil noiifiCihtg. Nklit al-
Tbakjdides. 585
I, weil sie abhängig siod, wie Krüger erklärt , sondern auch
1, weil sie sogar eine milde bestrafuog nicht vergessen, viel-
erbittert bleiben werden, wie auch das folgende ovdiv ^ffoov
moXtf/kiavg vTroXentofAhovg leigt.
YOT€^o* ol Jta^fiyovng kSv in^ovXtvtfdvtatv g>anivtu, Classen
fibersetzt «,rait gleicher strafe^^ und bemerkt: „der satz hätte nach
-wg avfg fortgeführt werden sollen: /^ f^x^S V^ auroig vfAag äfAV-
wac&ou xQaviaavrag ifjtwv*^. Vielmehr sagt Kleon : erreichet zwei
mwecke mit der nämlichen strafe, nehmet erstens räche, und zwei-
tens zeiget euch nicht unempfindlicher als die beleidiger, sondern
als menschen von natürlichem gefubl. Geltet ihr nämlich ab
uwdXy fjioty so setzet ihr euch der Verachtung aus; also zugleich
Temittelst der räche wehret die Verachtung ab.
J. 6. In der stelle ot fAtj ^vv ngofdan r»ya xaKÜg notovvttg
iM€^i(lXovia& xal SioXXwtm tov nCvdvvov i^oqiifuvok %ov vno^
ZMiOf*ivov ixd-QoS hat Classen Stahls treffende emendation itoX-
Tivok statt äkoXXvviak aufgenommen. Dass aber tov vor xtvivvov
nicht in aviov zu ändern war, wird er nach Stahk Jalirbb. 97,
p. 109 gegebenen erläuterung jetzt wohl auch selbst anerkennen. —
Eben so stimme ich Stahl bei, wenn er §. 8 das von Classen vor
ig dv ä^UsviiiM eingesetzte iig abweist.
42, 5 tov (ATI jvxovxa yvvifAtig ovx ornag l^tifAMvv aX^Lä fAtji*
uufkdl^Hv, Classen bemerkt zu yvwfAtig: „vollständiger, aber in
derselben bedeutung wie f^ij tv^wv $. 3^^ Aber wessen jrvoifAti ist
gemeint, des sprechen oder des Sl^ftog? Keines von beiden. Dö-
derlein wollte in Seebode's Archiv 1826 auf etwas künstliche
i^eise /vaifATjg mit ^fffAtoSv verbinden. Ich halte yvwfAfjg fur ein
glossem und erkläre tiv f»^ tvxovra wie ^. 3 „der es (nämlich
TO« oQ&ov) nicht getroffen hat^S wie auch wir sagen: er hat es
getroffen.
4kAj 2 ^v ti ydq dnotprivia ndw udMOvvrag avTovgj ov Std
ToSro xal anoxiMM »iXivffw, d fAtj iv/A^iQov* r^v u aal ^oyrcx^
n ^vyyvwfAfjgy tUv, il t^ noXn fiti äya&ov ^uCvfjtM* Da dem
Sprecher in beiden fällen das Staatsinteresse massgebend ist, seine
resolution aber im zweiten auffallend erscheinen könnte, so ver-
soche ich ov6^ riv xal J^x^vtdg i» ^vyyvotfAfjg, luv (nämlich avtovg
mXivcm), lav mit Burgess, Lindau und Stahl
586 Thukjdides.
ng »arix^rat vn^ ampniinov Ttvog »QtCaaoyog^ l^dyaviUP Ig wi^
iuvivvovg. Stahl Jahrbb. 97, 106 hat recht, dass er statt i^
einen accusativ verlangt, aber auch Schütz hat recht, weon er ge-
gen ihn TWV ävd-Qüinfav festhält. Nur führt das ixamfj itg wd
einen plural, und so schreibe ich ogyag räv äv&Qfüjrwr.
§. 6 verbinde ich wie Stahl p. 116 ix tcSv vjiodHtniQWf nt
xifvdvvivihv „von geringern mitteln ausgehend es rtskiren'S ■■<
behalte mit ihm die lesart avtov bei bezüglich auf ixacmg, den
es ist offenbar von Überschätzung die rede. Classen nimmt aiim
wieder auf, unter welchem Arnold die vorausgehenden begrib
iXivd^BQCag und uQxrjg versteht, was schwer zo b^^ifea iit
Classen dagegen erklärt inl nkiop t§ avjwr „über die wirkitchkdl
hinaus^', das wäre aber nicht avrafi', sondern eher twv inta^ovum.
46, 2 ixiCvwg di ttva {anocxaCav nohv) ^vnvu oix or
OLfxHVOv rj vvv nuqaaxtvdcais^ak, nohoqx(a tc naQauvua&at l;
TovüXuTOv. Ungeachtet der einrede Stahls (p. 110) stimme idi
doch, wenn man nicht gegen die handschriflen imQaCxiväifiC&m
schreiben will, Classen bei, der av vor üfAHvov einsetzt. Deoi
dass ftagaaxiväcaad^ap als auf die Zukunft bezüglich gedacht wir^
was Stahl verneint, zeigt afjmvov ^ vvv.
47, 3 fTtiira xaracriiaiii Toig ivvaxoig rcSv av^qwrnav §
ßovXovrat fidUina* Vielleicht ist o vor nSv dvd'Qwnwv zu ve^
setzen „was sie am liebsten in der weit wünschen.
49, 1 rotavia fAtv o Jtodorog tlnv ^ri&mfwv it .rcSr yvt0-'
fAWv. Statt ijtiv, welches in ^ti&nawv 6i keinen eigentlichen ge-
gensatz hat, da kein weiterer Sprecher eingeführt wird, schreik
man seit J. Bekker mit der grossen mehrzahl der handschriftci
allgemein toMvza dL Geeigneter aber zum abschluss der dehatte
scheint doch johovia Si], was eine zwar nicht vorzügliche pariser
handschrift bietet.
51, 2 ißovXito de Ntxlag li^v fvXaxriv avro^iv — rfww,
Tovg T€ IleXoTtovvriahvg onwg fJtri TWiwnat ixmkovg aifto&if.
Hier hat Stahl, nachdem Krüger an die einsetzung von axoxitp
vor onwg gedacht, mit axonwv statt onwg ohne zweifei treffest
emend irt.
52, 5. Viel Schwierigkeit macht die construction in den wortai:
ol d' iXiyov ahfi(fäfiivo$ fiaxQOTiqa tlnuv xal iffotdiapifg ^fut
Thokjdides. 587
vwr — Mtl iml^ovng iXiyov. Ich veminthe iq dem ersten
tksyov sei eio object ausgefallen, ein infinitiv, etwa clfroXoyiiffsff&m*
Auf die schneidige kurze frage der Lakedämonier an die Plataer,
ob sie den Lakedamoniem im bestehenden kriege etwas gutes er-
^MrieBen hätten, gehen die Platäer nicht ein, erklären sich aber
bereit in längerer erorterung sich zu vertheidigen. Femer wird
■Ml/ Yor ItttX&ovug in ol zu ändern sein bezüglich anf die von
den Platäern bestellten zwei Sprecher.
53, 1 Mal Iv i§xaffiaig ovx h aXXotg ii^dfAivot, tScmg xal
M&fitivy yevio&M 17 vfjbTv. Mit recht erklären sich Krüger nnd
Schätz für Heilmanns ovx dp uXlotg statt ovx iv aXJiotg „weil wir
«■ nicht angenommen hätten vor andern richtern , wie wir es
^wirklich thun, als vor euch zu stehen. — Ein versehen ist es,
-wenn Classen §. 4 intffiVfyxttfAivot in ii intofjviyxaff&i auflöst,
CS steht für it ijwfrjviyxdfiB&a. Bbenfalls aus versehen ist bei
Classen 54, 1 »al vor tovg aXkovg "EkXfp^ag ausgefallen.
56, 7 xal TO ^vfAfiQov fArj aXko u rofuttcat, $ läv ^vfifAcixoiv
Toi^ dya&oTg oiav ail ßißatov r^v X^Q''^ '9c dqttrig ix^^* *"^
ti nagavilxa nov [vfAiv] w^iXtfiov xa&tffv^at. Schon längst
Imtte ich mit annähme von Heilmanns ix^vat statt vulg. ix^^^
den satz als einen allgemeinen angesehen und darum vfjnv, welches
man aus dem ganz sinnwidrigen ^fjuv corrigirt hat , gestrichen :
^ihr müsst den vortheil (in bundesgenössischen Verhältnissen), nur
daria finden, wenn biedern bundesgenossen, welche die dankbarkeit
lor die ihnen erwiesene bravheit immer treu bewahren, auch das
etwa augenblickliche sich als nützlich erweist^^ Doch möchte ich
lieber 70 ^v/*^qov als subject ansehen und xal ig jo nagavrfxa
schreiben: „wenn es anch für den augenblick (nämlich der noth)
sieh vortheilhaft einstellt^^ Also auf treuer dankbarkeit beruhe
vnter rechtschaffenen bundesgenossen der wahre vortheil auch in
augenblicklichen gefahren.
58^ 1 T^v T€ iwQsäv uviananrjaat j avtoitg fi^ xtiCvHv oSg
fiil (oder fJtriS^?) vfjuv nginu, Classen weist mit recht Krügers
anffassung, der mit dem scholion avjovg als vfiSg avrovg verstehen
wollte, zurück nnd erklärt aviovg, wie schon Haacke und Poppo
gethan^ mit OrißaCovg, wobei mir dann aber fjtrjJi erforderlich
scheint: „dass sie diejenigen nicht tödten, welche zu tödten auch
588 Tbakydides.
euch nicht ziemte,, nämlich die ihr doch an verdienst imd
höher stehet als die Thebaner.
g. 5. Da IgrjfAovn kein futuram sein kann, so schreiht SCaH
mit recht Ugd tc &iäv — iQtjfAOvpng Mal 9vcta^ img mofSm;
jiSv iücafiiviav xal «r»(ramuv afa$i^CBC&$ und erklärt: iafai
ihr die heiligthümer der götter verödet, werdet ihr auch die fN
ihren Stiftern herrührenden väterlichen opfer besi^tigen.
59, 2 fjiAitg u — ahov/A€d-a vfAag^ &€Ovg — imfionifUfUj
TtHtSok tdii. An ficccro* habe ich schon längst anstoas genomBOi
und TiHü&^vat vermuthet. Denn die von Poppo angefahrten c^
klärungen : v^ir bitten die götter til vchta per9Widean$ haee, und 4
haec voUs persuadeamus passen nicht, und Poppos richtigere aif«
fassung: ut vos paiktmini vobis haec persuader» und Classens: „vir
begehren bei euch gehör zu finden mit dieser unso^r bitte^ vv-
langen ntKrd-rjvat. „Wir erbitten für uns, indem wir die götfer
anrufen, dass ihr euch dazu bewegen lasset^. Auch veriai^ ■
folgenden Stahl mit recht u nach nQo^QofAV^h ^^i^d zuerst we*
den die götter angerufen, dann die eidschwiire vorgehalten.
63, 4 xahot rag bfkotag x^Qnag fii) ^urtt8Mpa& alaxfit
fAoiXkov ^ jag fkna dtxa^o ffvvfjg fiiv oq>i^hi&i(cag ^ ig aiuttav Ü
aitodiioiJkivag. In dieser schwierigen und, wie man aus P<fp«
sieht, schon lange vei^eblich versuchten stelle hat auch ClaiM
schwerlich das richtige getroffen, wenn er nach Dnkas vorgng
lifl aviiiidovak auch zum zweiten theil nach anodtdofUrag fc^
stehen will. Der erforderliche gedanke ist ohne zwdfel : erfne*
sene gutthaten nicht gleicbmässig vei^elten ist schmachvoll, aber
sie zur ausübung von unrecht vergelten ist noch schmachvoller, wie
nun die Platäer thun, da sie den dank den Athenern so eiweiWi
dass sie ihnen zur Unterjochung der Hellenen beistand leiitm.
Diesen durch die Sachlage für die rede der Thebaner gebotesco
gedanken stellt man am leichtesten her wenn man schreibt: /ti?
änoiiiopat $t aiaxQ^^ > fAoiXXov ifj — anoi^iofkivag (näsdich
unodoivat) . c) konnte nach änoitJovat leicht verlorengehn lod
(?if „schimpflicher fürwahr^ eignet sich für das zweite glied, 4»
den grössern nachdruck hat.
67 , 1 xal lavja — tovjov ivixa In^ijX^OfUw $tal vsi^
v/AcSv xal rjfiwv, Iva vfiiig [abv eldl^Ti (futa/co^ a^riSi' natayvm^
fMvotj $/u<7( ii in oatwnqov nufitaQfifAipot, Falls aua ans tl-
Thukjdides. 589
9^ri ma ^/Attg ergaoien wollte $ldiSfk€v^ so entstände die Sonder-
barkeit, als ob die Thebaner erst jetzt, aus ihrer eben gebalteneo
rede wissen sollten, dass sie an den Platäern erlaubte racbe neb-
veo. Dieser Unmöglichkeit würde abgciiolfen, wenn man mit Krü-
ger schriebe ^fA&g — urtfAWQfifUvovg. Allein den Thebanern ist
daran su thun, dass klar an den tag komme, und so wäre (jpai*
rtaftid-a, das wie Classen annimmt dem redner vorschwebt, so er-
gSmen. Allein dieses wird leichter erreicht, wenn man statt tl3fju
■eltfeibt q)av^Ti, woraus sich su ^fnTg von selbst versteht q^avwiAW.
68, 1 Aoi* Tov u aXkov xQOvov ^^(ovp Sl^d-iv avwvg —
^i^fxa^iw »al on vtrtBQOv, a ngd lov 9r(^ftTc»/^i<r^a» nqottxovto
airoTg, nowovg ttvM xa?' IxiTva, dg ovx ii^arto, ^yovfitvot zfi
iavTWV itxaCa ßovXriC^h fxüJtovdo^ tiiti in avjwp xoijfcSc
ngjrw&ivw xtL In dieser vielfech versuchten stelle ändere ich Sre
in OT», da der dem xhv aTJuov xQovov entsprechende seitpunkt mit
vtntQOP a nQo Tov TtiQtutx^Z^^&at nqo^tx^vio alxoig genügend
beaceichnet ist, dann behalte ich a, welches Classen und Stahl
(p. 111) streichen, bei als noth wendiges object von nqoitxovxo
sowohl als von iii^avro^ tilge dagegen mit Krüger wg^ wofür
Stahl tig S^ vorschlägt. So wird die construction einfach und
klar. Im folgenden hat Arnold an der ungewöhnlichen bedeutung
des ßovXricn mit grund anstoss genommen und glaubt xfi iavräv
ßihtXijirit sei verfälscht oder aus einem schol. entstanden. In der
tbat wird hier der begriff ,,rechtsanschauung<' also (vgl. 82, 4)
dhuanaiSH veriangi. Demnach schreibe ich t^ avTwv i^xaivicHy
nach der Platäer eigener rechtsanschauung seien sie (die Lakedä-
monier) bereits ixünoviot, bestehe also kein vertragsverhältniss
■ehr für sie mit den Platäern , und so seien diese ebenfalls als
huSnwiok erlaubter weise von ihnen feindlich bebandelt worden.
82, 1 xal iy fjutv itgi^vfj ovx av ixonwv ngo^atv ovf itot-
fkotr iraQaxaXfTv avjovg , noXifJtovfiivcjp ii xal ^vfkfAaxfoig Sfjta
IxariQotg rtj ruiv ivavrtiav xaxwCH xal Cfptmv aiiolg ix loS
uvtov nQO(moti^C€t fjaSttag at Inaytayal jolg viwnqt'^Hv t» ßovXo'-
fiivokg Inogttovto, Im wesentlichen trete ich der art wie Stahl
p. 121 diese stelle auffasst und seiner Übersetzung bei: „und wäh-
rend sie im frieden zwar keinen anlass gehabt hätten und nicht
geneigt waren sie herbeizurufen, wurde hingegen im krieg^ustande
EOgleieb auch die herbeiziehung von bundesgenossenschaft den
590 Thukjdides.
nenerangssüchtigen beider parteien zur schädigang der gegner nrf
eigenen machtvermehrung leicht bewerkstelligt^^ Nur darauf awck
ich aufmerksam, dass, während in ovx av Ixovtww die hiopter der
parteien gemeint sind, das l%ot(iu)v sich nicht auf diese, sooden
auf die masse der burger, die ihrer partei anhaogen, also auf die
inaCMiM, sich beziehen muss, die ohne zweifei nicht so geneigt
waren. Deswegen scheint mir auch Kruger mit recht Itoi^tm
orrwv zu verlangen: „sich auch nicht solche fanden, die bereit*
willig waren sie herbeizurufen".
§. 4 äctpdXua 8i ro imßovXiv(raa&M , aTiotQon^g ^6 fact;
ivXoyog. Ohne in die vielen divergirenden auffassungeo näher eia-
zutreten glaube ich am sichersten mich an die Überlieferung n
halten, welche aCyxiXtta ist, das man in äc^aXtCa geändert bat
Das verbum dazu ist nicht das zunächst vorausgehende n^aii^
sondern das an der spitze der ganzen periode stehende ivofidc^
um so gewisser als dieses zu allen folgenden gliedern gedadit
werden muss. „Als Sicherung galt das tückische nachstellen*^ uo4
gerade wegen der gefährlichkeit dieser gesinnung ist als appositioa
hinzugefugt „als schöiiklingender vorwand der ahwehr^.
§• 5 »al o iilv jifce^na^ycuv mCthq äif^ o i^ ävn^yfop aim
vnomog. Hier passt 6 ;^MA<;ra^vctiv schwerlich, der g^^ensatz o
ävnXiyoJv zeigt was erfordert wird, nämlich o naW inatväp.
Wer alles gut hiess, was der Vorsteher seiner genossenschaft
(hatgCa) wollte, galt immer fur treu, wer ihm aber widerredeta,
war verdächtig. Denn es soll gezeigt werden, wie eben das heü^
rienwesen die quelle so vieler Verderbnisse war.
^. 6 »al fAfjv nal xh 'l^vyy^vlq lov iia^Qntav äXXojQmnQW
iyivBJO iiä ro ijo$fiüiuQOv ilvai unQOfaaCtnwg loXfAup' oS yaq
fjiiia Twv XHfiivwv vofACJv w<piXCag al Totavrai ^vvodot^ aXXa
nagä rovg ^vy^intJiag nXeovil^fa. Classen erklärt ov fHia w
»Hfiivwv vofiuiv wipiXtag „dergleichen Verbindungen waren oiclit
zum frommen der bestehenden gesetze eingegangen, sondern alt
beiseitesetzung derselben zu zwecken persönlicher vortheile^. leb
halte diese auffassung des ersten theiles nicht fur richtig. Es
mUsste heissen ov* ini iwv xnfjthwv vofioiv wgaXfa, VieliNhr
ist der sinn: nicht um mit hülfe der bestehenden gesetze dea
iratgotg zu helfen, sondern gerade den bestehenden gesetzea vai
Sitten zuwider um vortheil zu gewinnen. Dass bei deo rojMK
Thukjdides. 591
Mch ao dtten zu denken zeigt eben der umstand, dass die rück-
Biehten auf das ^vyy^vig gegenüber dem hatq^ov zurückgesetzt
wurden.
$• 7 ^jfor y ol noXkol xaxovgyoi ovreg iB^u>l KixXtjvTM f
ofMid-tlg dyad-oC, Classen verwirft mit recht Krügers auffassung^
der xaxovQyok mit ie^ioi und ufiad'tTg mit äya&oC verbindet und
ersteres ^»gewandte scbelme^S letzteres „ungebildete biedermänner^
übersetzt Aber auch Classens erklärung, dass in chiastischer Ord-
nung dem xaxovgyoi ovug gegenüber äya&oC sc. ovug subject sei,
ist nicht richtig. Der sinn verlangt als subject ufAa&tTg (hier
soviel als iviiS-tig) und äya&oC als prädicat: „die meisten, wenn
sie Schurken sind, heisst man leichter geschickt und gewandt als
leute von schlichter einfalt brav.
J. 8 oJg ^vfißaCfj im^^ovwg n itanQu^aa&ai, Nicht wie
Kroger und Classen erklären „welchen es gelang auf gehässige
weise etwas durchzusetzen^^ sondern mit bezug darauf, dass xa~
xovQYOi ovng eben St^iof hiessen „auf beneidenswertbe weise*^
Je feiner die Spitzbüberei, desto rühmlicher und beneidenswerther.
83, 2 xQBtaaovg S^ optsg unamg XoyKSfMW ig ro äviXmCiov
Tov ßißaCov fA^ nad'Hv fiäXkop TvqokCxoitovv rj ntifuvifat Idvvavto.
Da es sich hier, wie das vorausgehende tJi /vtifirj äntctiag und
dann wieder mcrnfCa^ zeigt, um treue und vertrauen handelt, nicht
um unerwartetes, so vermuthe ich lg to untCtov, „da sie sich
durch klügelndes überlegen und berechnen besser verstanden zum
misstrauen am zuverlässigen ^S Auch billige ich Onckens liixorto
statt Idvvarto.
89, 5. Da hier von der bewegung des meeres ein intransitivum
sich entfernen verlangt wird, so dürfte man statt anomiXluv ver-
mathen aTrotn^vM,
110, 2 xal jfi akkvj mgan^ ä/ia nagtifxivdl^iTO ßori&Hv In
avTOvg» Warum hier Classen naqiCxivdl^no als passivum erklärt,
ist nicht einzusehen. Es heisst : er rüstete sich mit den andern
truppen zu hülfe zu ziehen.
111, 2 oi S* *A(inQaxiiiia^ xal ol öfAAo» Sao^ fiiv *** irvyxuvov
ovua^. Die unzuverlässigkeit aller frühern erklärung«- und emen-
dationsversuche hat Classen überzeugend dargethan und Stahl p. 1 1 1
stinnt ihm bei. Beide gelehrte kommen mit ihren vorschlagen
der sacke nahe, Classen mit fAOPOvfAtvokf wofür man eher f/^fAo-
592 Thokjdides.
vtaiUwok erwartet, Stabl mit fAivavuQf aber doch no» nidit m
sehr das bleiben als das verlassensein hervortreteo. Daram v«-
muthe ich XiX^fAfAivok, wovon fitv ein triimmer ist
112, 1 tbv 3^ iXdcifu) irvxop ol ^AfkUQcatmiai nfoawaßin^
Da ävaßaCvHv bei Thukjdides wie Classen bemerkt, sich nie dme
Präposition mit dem blossen accnsativ findet, so yermuthe ich ff^er
statt hvxov*
Buch IV.
Wie viel durch Classens ausgäbe der vier ersten biicher ge-
wonnen worden ist und welchen dank er sich besonders durch
seine feine erklärung erworben hat, ist wohl allgemein anerkaoiit
und man hat nur zu bedauern , dass seit 1869 , d. h. seit des
vierten buche, die fortsetzung auf sich warten lässt. (1875 er-
schien aber auch das fünfte). Indessen erschien aber aneh StaUi
textausgabe mit kritischen anmerkungen, deren erster band vm
1873 mir leider erst mit dem zweiten im sommer 1874 zuge-
kommen ist. Mit grossem Scharfsinn und mit besonnenem uitfaefl
hat sich Stahl um die textkritik sehr verdient gemacht, (aber in
der Überarbeitung der kleineren ausg. Poppo's 1875 auch um die
erklärung). So sehr ich nun auch durch die fleissigen und grond-
lichen arbeiten der beiden gelehrten im verständniss des Hiukj-
dides bekenne gefördert worden zu sein, so habe ich doch, nacb-
dem ich seit mehr als fünfzig jähren mit benutzung aller mir n-
gänglichen hülfsmittel den Schriftsteller mehrmals durchgearbeitet,
über einiges bedenken und abweichende meinungen, wdche ich nr
förderung der sache, sei es dass sie beifall oder Widerlegung fis-
den, hier vortrage.
4, 1. Die vierzig schiffe, welche die Athener nach Siciliei
schickten, wurden durch einen stürm nach Pylos getrieben. Demosthe-
nes, der aber kein commando hatte, empfahl Pjlos zu befestigen. *äq
Je olx ^nu&Bv ovu tovg aiQartiyovg ovn zovg (ngarnjitag vtm^
Kai ToTg ta^tagj^oig xoiV(jiaag\ ricixo^ov vtw aji^Axg, fiixQ^ aimg
ToTg mqainjiimg cxoXd^ovaiv ogfATj iaimd jnQKnäCiv Ixrcfjjritftti
TO x^Q^O"' ^^ Classen , der mit Dobree das handschriftliche ^'
Xa^fv in fjavxoi^ov verwandelt, während Stahl ^ov/aC^^» »*»
aTfXoCag fJkixQ^ xi#. Dieses wäre richtig, wenn nor i/Tti anloUtg
nicht vor fAt'xQt sondern etwa hinter oxoXd^ovCtv stSiide, Zwv
Thnkjdides. 59S
inden rieh, wie Stahl bemerkt , bei Thukjdides betonte begriffe
nehrmals conjunctionen und relativeo vorangestellt; allein man
lieht nicht warum hier vnb änXoCag so sehr betont sein sollte, so
lass Krüger diese Stellung mit recht unerträglich fand. Dagegen
entspricht ^cvxa^ov vjfo änXoCag vollkommen dem Zusammenhang.
Da die fuhrer der flotte den rath des Demosthenes abwiesen , so
lollte man erwarten, dass sie auftragsgemäss nach Sicilien oder
laut 3, 1 nach Kerkjra eilten. Allein sie wurden verhindert
lorch die Unmöglichkeit der fahrt. Darum fjfrvxa^ov,
9, 1 at iQn^f^Hg atniQ ^ffav avitp äno twv »atuXikfd'HCwv.
[lassen findet alntq^ da Thukjdides dieses mq sonst nur in be-
lieiMing auf einen vorausgenannten oder bekannten umstand ge-
iraucht, hier unpassend und vermuthet al nif^tl^aaPy welches Stahl
Mifgenommen hat. Dieses wäre eher geeignet, wenn von .einem
rerlust vorher die rede gewesen wäre. Da aber Demosthenes von
irinen fünf schiffen zwei mit auftragen nach Zakjnthos geschickt
mite, so sind nur die schiffe gemeint die noch bei ihm waren.
$o scheint sich of nuQ^aap zu empfehlen.
{. 2 (fy>i<t^ dl Tov uCxovg ravrtj äud-ivtardtav ovtog inatna-
racr^a» aiioifg flysTjo nqo&vfAiiaia^M. Diese worte haben von
le her den erklärem viele Schwierigkeit gemacht, obschon man
■ichtig erkannte, dass der sinn sein müsse, gerade wegen der
ichwäche der mauer werde der feind sich dahin verlocken lassen.
Diesen sinn glaubte ich zu erreichen durch änderung des Imamä"
ma^M in ImüTtia&M, die feinde werden geneigt sein hierhin zu
Iblgen. Da die schwache seite der befestignng vorher bezeichnet
^ar, so versteht sich ein zavjfi zu imif7ric9-ai aus dem vorausge-
lenden von selbst So haben wir nicht nöthig ngodvfAijffecd^m mit
Dobree und Stahl zu streichen. *EmCn6fi,€voh lesen wir auch 35, 3«
Mit vergnügen sah ich später ans Poppo's anmerkung unter dem
«zt, dass schon Reiske imiSnia&at vorgeschlagen hatte.
10, 1 ofAOffi Xf^QV^o^^ Toig Ivavttoiq xal Ix loviwv äv jiSQt-
^iPOfifyog, Billigung verdient dass Stahl vor xal ix tovtwv ein
ig einsetzt, das durch das vorausgehende ok leicht verloren
fing. — Eben so, wenn er jetzt, anders als früher, §. 3 schreibt
w TC yuQ jifcü^fov TO ivnifAßaTOv ^fjtinQov (günstig für uns)
*o/*Cl^ai, 0 fjtivovTWv futsv fjfiwv ^vfjtfjtaxov yCyvitai^ vnoxvaqiiaaük
H xatmq -x^XiJtov ov ^TtoQav Itfnx* f*rjdivbg xtaXvovrogy wo 9
594 Thukydides.
swar nur in geriDgem handschriftea sich findet, aber nodiwcadif
iBt, da, wenn man nicht o vor oder etwa nach fuvoyrufv gAiw ein fdf
einsetzt, ein unleidliches asyndeton entsteht, dem auch Classen da-
durch, dass er die worte (nvovxiov — Iv i^ Xat^ fii^ wie Haacke
und Böhme als parenthese betrachtet, schwerlich abgeholfen hat
Im folgenden ist man allerdings versucht zu schreibeo inopn^
(Sdviwv, wie Poppo thut; aber Classen schützt den dativ mit recht
Bs heisst: (uns) zurückweichenden gegenüber ist (fur den feiad)
der Zugang obwohl schwierig, dennoch leicht, wenn niemand kia-
dert Und der dativ erklärt sich um so eher, da das ^fjuv^ wel-
ches bei l^vfifjtaxov zu denken auch zu vnoxfo^^<fa(r^ sich Terstekt
12, S int noXit yaq InoUt t^c ^oSi?^ ^^ ^ "^ots roig (Uf
^7i€iQWTa^ fidkitfra ktvat xal tä ns^ä »qatttSiokq, Mit recht er-
klärt Classen hier InoUt ab intransitiv, doch fasse ich nicht wie
er will Inl noku j^g do^rig als subject „das übergewicht des mfei",
sondern als adverb: „weithin im rufe that es, galt es für die La-
kedämonier die trefftichsten im landkriege zu sein. Ueber notih
vgl. Vll, 6, 1 ravTvv InoUt avxdlg vimav t$ Mal fAtjik iJMXi^fU,
20, 1 nachdem die Lakedämenier den Athenern bemerkt, wie
Versöhnung und daraus freundschaft für beide theile vortheilhaft
sei, setzen sie auseinander, welche nachtheile die fortsetsai^ der
feindschaft für beide theile bringt, wenn nämlich das arifxctflrarj
d. h. die gefangennähme der in Spakteria eingesdblossenen Spar-
tiaten erfolgen sollte, so würden die Lakedämonier zu den öffeot-
lichen noch ewigen privathass gegen die Athener hegen, die Athe-
ner aber die vortheile der Versöhnung und freundschaft, zu derei
annähme die Lakedämonier sie auffordern, verlieren. Dieser siaa
wird erreicht, wenn man mit Classen nach Haase schreibt h 4
dvdyxi^ äldiov fjfAiv (statt vulg. vfuv) Mx^Qolv nqoq ly xo#f^5 jroJ
Idtav fx^iVj vfiSg (statt vulg. fjfAoig) äa ffngrid^^vM ir ¥ov nqom-
Xovfieda. Stahl aber behält an ersterer stelle vfjuv and an der
zweiten fifiug und bemerkt, zu vfjtug zeige sich kein gegensatx.
Derselbe findet sich aber in dem voransgehenden, dass die Lake>
dämonier einen ewigen bittern hass gegen die Athener hcgea
müssten. Und wenn er weiter sagt, es sei nicht klar, wie die
Athener dessen beraubt werden könnten was die Lakedämonier vc^
langten, denn intgri^vM könne nur von dem gelten, der aa der
erlangung seines Wunsches gehindert werde, so ist au erwidenii
Hiokjdides; 595
in deta nQOxaXovfAid-a nicht nar die aufforderung zum frie-
deo, sondern wie der Zusammenhang aus 10^ 1 zeigt, zugleich
auch die vortheile im anerbieten der spartanischen fireundschaft ent-
halten sind, deren die Athener bei der ablehnung verlustig gehen
worden. Dagegen verdient es billigung, dass Stahl §. 2 vor ^vfjt-
^fto^g mit dem schol. jl^g einsetzt.
24, 1 h TOVTtp di ol iy ttj 2iM$X(a, 2vQax6cio& xal ol
^fAftaxok. Cnnöthig tilgt hier Stahl oi vor iv t^ und versetzt
es vor 2vqax6iSio^j weil es ausserhalb Sicilien keine Sjrakusaner
gebe. Aber man setze nur ein komma nach SmbU^, da Svqa"
mituoh xal ol ^fSfAfsaxot apposition zum vorigen ist.
25, 2 xal viXTj&ivTig (die Sjrakusier und ihre bundesgenossen)
vni rwv ^^d-tiva(ct)v dtä tdxovg aninXivuav dg ixaarot hv^ov ilg
xä olxiia Htqaxoniiu [%6 n Iv zfi MtCiTijvri xal Iv j0 ^Pijyl^]
fUay vavv änoXiaavttg* Die sachlichen Schwierigkeiten dieser
stelle hat Classen aufgedeckt. Nur darin hat er zu viel einge-
räumt, dass die Athener bei iy up ^Piiy((p gemeint seien. Von
ihnen kann unmöglich die rede sein , da die Sjrakusier und bun- •
desgenossen subject sind und nachher ujtoXiaavTBg sich allein
wieder auf diese bezieht. Zudem, wenn beide kämpfenden parteien
gemeint wären, müsste es heissen ixduQoty nicht ixaCioi, Die
stelle wird einfach in Ordnung gebracht dadurch, dass man jo n
— *PfiyC(p tilgt ab glossem, womit jemand die oixeTa inqaxojnia
angeben wollte. Dass Thukjdides nicht bestimmen wollte wohin
die besiegten äninXtvffaVj zeigt sein ausdruck dg ixaarot hv^ov.
Die Lokrer waren nicht im hafen von Rhegion, sondern nur im
gebiete dieser Stadt, und h ro) ^PtiyCtp ist missverständlich aus dem
folgenden ix jl^g ^Prjyhtav vom interpolator entnommen. — So
hatte ich längst niedei^eschrieben und sah seitdem mit vergnügen,
dass auch Stahl die eingeklammerten worte ausschliesst
28, 2. Classens auffasj^ung dieser stelle halte ich für die rich-
tige. Kleon glaubte es sei dem Nikias mit seinem anerbieten das
commando über die in Pylos abzutreten nicht ernst Wie Kleon
aber merkte, Nikias würde es ihm wirklich abtreten, so zog er
sich zurück JcJ^a;^ tjitj xal ovx av olofASvSg ol avjov loXfjtl^iSa^
vaaxf'fQ^i<fM' av&tg ii o NtxCag ixik(v€. Zwei gründe sind es^
die den Kleon bestimmen es auszuschlagen, 1) furcht, 2) die mei-
aung Nikias würde sich nicht entschliessen dem Kleon das erste
596 Thnkydid««
commando abiotreten und etwa mit der iweiten stelle «idb n le-
gnügen (vnoxfOf^iicM) , was immer widerwärtigkeiteD mar ftlgt
haben würde. Stahl dagegen setzt ein punkt nach ^^^ kegiaift
mit »al ovM uv olofavog, so dass Nikias svbject ist, tilgt dm
punkt nach v7roxct)Q^<fat und di nach av&§g. Aber in diesem ft&i
könnte der neue satz nicht füglich mit »al ovm &v oiofupog be-
ginnen, sondern es miisste eher heissen ^«(fictf^ ^dti. o ii N»»Saq
ov» av olofuvog — inoxfaQrjaut avd'tg ixikivi»
3Ö, 2. Dadurch dass Stahl nach Poppos conjectnr l«sl (statt
xal) ano tovtov schreibt und im folgenden die von Kroger fui
Classen gemachte Umstellung annimmt^ hat die periode die nothige
klarheit gewonnen.
32, 1 iv TC tatg tvvoug h$ apakafißäpovrctg tä onkeu Clas-
sen und Stahl erwähnen beide Haasens conjectur Mal vor h§, ohne
sie aufzunehmen 4 was doch nöthig ist; denn die überfalleoea ^-
Xuxig konnten nicht iv taTg cvvatg sich bewaflFnen, sondern die
einen waren iv taTg sivaigy die andern noch daran sich zu be>
waffnen. Bs ist aber jenes vor ür» nöthige xcU irrig vor Xu&dvug
versetzt worden, wo ich es als unnütz streiche. Aa^ovng tritt
so nur energischer hervor und wird durch das folgende ^hfUvm
— nXiiv begreiflich gemacht.
§. 4 xatu vvixov t€ uil i^i^XXov avwTg, § jifoi^ifasrMxv, ot sw-
XifAM>$ loiad^at [^tkoi] xal [ol] dno^wrarot. Classen tilgt so/
nach tffiXoC mit unrecht, da es epitatisch ist; Stahl aber tilgt mit
recht ifftXoC als aus 33, 2 geholtes glossem, da es durch das fol-
gende jol^ivfAaü^ — ^X^^^g äXxjjv unnütz wird. Dagegen tilge
ich den artikel vor änoQtatajot , da der sinn ist: im ifiekea
mussten die Athener den Spartanern sogar die grössteo Schwierig-
keiten machen.
33, 2 jifoi^^oiy ti jtaA^TTOTijrf xal vno v^g jt^lv iQfifAtag t(«-
Xiwv ovjuiP, Classens Vorschlag, yc in t§ zu ändern, halte ich
nicht für nöthig. Es werden zwei umstände genannt, welche des
attischen leichtbewaffneten jeweilen das zurückziehen erleicbtertci,
während durch die gleichen umstände den Lakedämoniem die Ver-
folgung erschwert wurde, 1) die Unebenheit des terrains, «ad 2)
weil dasselbe bisher öde, (durch gestrüppe) schwer zn bewaaMs
war. So ist xa( nicht epitatisch, sondern dem zs entspriclit wiä,
das freilich statt jqaxiiav oviwv ein TQuxvTtß^ erwarten Ums.
Tbukyclides. 593
36y 3 tüv Uggauiv kannte zwar der leser aus der erinnerung
I Herodots erzäblung sich hinzudenken ^ aber das ist doch nicht
ne manifeski causa es mit Stahl als interpretamentum auszu-
JilieBsen, und dem m(^nXd6moy tüjv Utgaviv entspricht das a^-
tßolo$ ovTig.
38, 4 TO SXXa Snaxivd^ovto dg ig nXovv xal ravg i^iqaq
(ig tQ^^Qagxo^g dudCdofSav ig fpvXaxriv, Es waren wohl ver-
liiedene anordnungen zur abfahrt zu treffen, so dass es nicht
ithig scheint das seltenere duaxivd^ovjo nach Classens Vorschlag
it naqgcxiva^ovjo zu vertauschen, wohl aber glaube ich, ist tu
aXka zu schreiben.
44, 2 ^ (?l uXkri fftgaiiä TOvt(p rto rqont^, ov xatä iCw^ty
fXX^v oidi tttXiCag givy^g yivofxivfig. Hier hat Stahl geholfen
It seiner emendation t^ uvt^ rgoTicp d. h. in der gleich ruhigen
eise des rückzugs, wie ^. 1 vom andern theile des korinthischen
teres erzahlt war. Betreffend das vorausgehende iv 6i rjj tgontj
ivTf] bemerkt zwar Classen mit anfiihrung vieler beispiele, dass
Thukjdides sonst nur vom in die fluchtschlagen des feindes ge-
Buche, aber das hindert nicht, dass es wie auch bei andern
hriftstellern hier in der allgemeinern bedeutung „Wendung zur
icht^^ vorkomme, zumal ixgdnovio ol KogCy^tot vorausgeht.
47, 3 nqokovxag Stahl mit Ducker richtig statt ngomovrag,
51, 1 Xioi 70 ulxog ntqmXov j6 xaivbv MeXfvtfdvTwv ^Ad-fi^
,l(DV xal inonuvadvTUJV ig aiiovg u vBVJtiQiiiv. Hier ist av-
vg von Krüger und Classen in avrovg geändert, aber damit die
hwierigkeit nicht beseitigt. Ich vermuthe daher ig aq>ug avrovg,
e Athener argwöhnten, aviovg (die Chier) wollten lg (fg)äg (gegen
B Athener, für die sich wegen xiXtvfrdvrwv und vnoivnvadvnov
s subjectspronomen atpäg natürlich ergiebt) il v€Wt€Qn7v, und
}ug konnte nach ig leicht ausfallen. Vgl. 48, 1 ixiXivov cg>ag
ie eingesperrten)^ «2 ßovXoitai aviovg iia^&sCgHv, wo aitovg
f die Athener geht. — Dagegen im folgenden bezieht sich
gl ö^ug wieder auf die Chier, die sich garantien von den Athe-
ro hatten geben lassen.
52, 3. Einleuchtend ist Stahls emendation Ix H^g ''idtig für xal
; ^iifjg und statt t^ äXX^ nagaaxhvji die aufnähme des von Poppo
d Krüger vorgeschlagenen r^v aXXriv aagatfxivi^v, abhangig von
PhUologas. XXXV. bd. 4. 38
594 Tliukydides.
noma^M. Trefflich ist ferner Jalirbb. 1870, p. 331 ff. Stahh aw-
einandersetznng der topographischen Verhältnisse anf Rythera, ii
cap. 54 überzeugend f. 1 seine emendation umo ^aXiicctfq statt
Inl x^aXdifCri und wahrscheinlich ebendort seine TerouithuBg im-
TuxoaCotg (y') statt itoxdCoig dß).
57 , 4 Totfg ix ttjq wi^cov , wie Lindau vorschlägt , hatte ich
schon längst vermuthet statt rovg h r^ yiicfj^, nach cap. 40, 2.
61, 1 XQ^ — indyiö&M xal joig xtvdvvovg nqoCkafi^invr^
rofjtCaa^ u Cxd^iv fidUara q>Se(Q$t¥ jot^ n6Xi$g xui j^ 2utiUm, i
Der Zusammenhang verlangt allerdings wie Classen benerkt cwi
skigulas cwiiates tum un'wersam SicUiam, Er meint das zu er-
reichen dadurch, dass man (lakKfxa vor %}iw Z$xfXtap versetze
Einfacher scheint mir zu schreiben tag u noXt^g xal t^f JSixclfor
„die einzelnen Staaten sowohl als besonders Sicilien^, da in der
formel u — xaC das zweite glied gewöhnlich das stärkere ge-
wicht hat Auch vermuthe ich statt rofuCifM u sei an die int-
uitive anschliessend zu lesen vofJtCaartag.
62, 2 ^ 3ox(Tu, sX T(p u JltSnv äya&ov rj iX rq» Ta Ivuvih,
ovx Tjtfvx^ct f/takkov ^ TtoUfAog lo fA€v natccu uv ixaiiQify lo dl
^vvStaawcat, xal rag nfiäg xui lafinqoiriiag axwitfvoxiQag Ixm
T^v iiqrivr][v. So die Überlieferung, die grosse schwierigkeitei
macht. Denn wenn man die nominative ^avxCa und MoXffiog bei-
behält und die infinitive, wie die meisten ausgaben, in itavoa* wA
l^vp6$aff(jü<Tai verändert, so begreift man nicht, wie nach Soxihi
diese construction unabhängig folgen kann, um dieses zu venaei-
den schreibt Stahl nach Uerwerden ^avxCup und noXifAOVy wooiit
der erste satztheil bis ^wSiuCiZcm in Ordnung kömmt, aber ia
folgenden xal oi doxitu rag rifidg xri.} erwartet wird. Ich
glaube der fehler liegt zunächst in ioxHU, wofiir, woran sebos
Haacke dachte, Soxh zu schreiben ist, denn u konnte leicht ans
tX xto XI, entstehen. Da nun die frage ^ doxH — oix i^cviU
(jbdkXov Ti nöXifioQ — ^vvötaadiaat eine entschieden bejahende ant-
wort erwartet, so folgt dass auch der zweite freilich aaakoluth
im acc. c. infinitivo folgende fragetheil xal Tce; xtfjtäg — x^p «i^ifrip
zu bejahen ist So bedarf es nnr der veränderang des doxiiu
in SoxiT.
63, 1 3m 10 nxixfjtaQxov diog xal Jm xo ^dtj ^ßiQoig na-
Qoi'xag^^&tjvaiovg. Eine so fehlerhafte construction d$a i» f^-
Thnkjdides. 595
fif^wig ist doch dem Thukydides nicht luiumuthen. Allerdings bat
wader itä to^g noch 3$ä ro — nagttwat Wahrscheinlichkeit, aber
wie nach Classen ein absoluter acc. participii mit Ji« ri verbunden
■eio solle ist nicht einzusehen. Ich vermuthete daher vor noQ-
ovwuq sei oqup ausgefallen, als scharfer g^ensatz zu tov utpuyovq,
kann mich aber auch Stahl anschliessen , der nach ^Ji;, wozu er
iioq hinzudenkt ein komma setzt, so dass ^oßiQovg naQwinq^Adyi"
9aia9ßg eine appositive bestimmung dazu bildet — Wenn aber
Stalil f. 2 statt riv di ämcrr^Cuvug aXkotg vjiaxovifutfHv schreibt
imcT^ikiimg f aXXoig inauovaofjifvoiy so ist das freilich eine den
vorausgehenden nuSof/tevot und i^oiTsg entsprechende und rheto-
riadi sugespitztere form, aber im sinne wird dadurch nichts geän-
dert. Denn Hermokrates will sagen, wenn man seine rathschlage
■Sdit brfolge , sondern sich z. b. an die Athener anschliesse , sei
die notfawendige folge ^ dass man ihnen werde vxaxovnw. Zudem
gehen die handschriften keinen anlass zu Veränderung. Betreffend
ein bedenken wegen der ellipse bei ov mql %ov TifAUtQi^fraa&at ver-
weise ich auf meine anmerkungen zu Ljsias 12, §. 74. Jedoch
ist vielleicht nach nva einzuschieben fota».
64, 1 Imwv T^ fjLuXXoy f äfkvvovfuvog. Classen fasst die
partt futnri mit recht in potentialer bedeutung. Das würde aber
deotlicher durch einsetznng von uv nach imwv, da ich als Ver-
treter eines mächtigen Staates mehr an angriff denken könnte als
im falle wäre einen abzuwehren.
67, 3 OTTOi; Toig in rfig Mivviag A&rjvaCotg ä^aviig Sri $Xij
^ ^^Xaxif. Classen erklärt „damit den Athenern das aufpassen
unklar und unsicher würde'S und citirt II, 42, 4. VIII, 92, 11.
Aber an beiden stellen wie überall hat u^avi^g passive bedeutung,
während es hier von der g>vka)ci] -der Athener auf Minoa activ
verstanden werden muss „damit die wache es nicht merke'^ Auch
Poppo's ttOu^ifg befriedigt nicht. Ich dachte an ananjx^itfj dtj ^
9>i4axif.
68, 5. Classens Vorschlag im anhang, den satz äa^ultiu di
ttvjoig — TtaQijaav nach ig i^axfiy und vor l^vvixMo zu versetzen,
scheint mir unnöthig. Nachdem erzählt ist, dass die den Athenern
befreundete partei der Megarer das thor öffnen wollte , angeblich
um die vor dem thore stehenden Athener anzugreifen, während mit
denselben verabredet war, sie sollten durch das geöffnete thor in
38 •
596 Thukydides.
die Stadt einbrechen, so kommt nacliher die erklaraBg, warn
diese verrätherischen Megarer, welche die anwesende entgcgcafte»
setzte partei zu fürchten hatten, ihren anschlag irai^ äitfdlaa»
glaubten ausfuhren zu können, nämlich darum, weil nach fenk-
redung 4000 athenische hopliten und 600 reiter in der nacht for
Megara angelangt waren. Durch diese nachträgliche erläyterang
wird der Zusammenhang klar. Nachdem ich dieses sehoo geschrie-
ben, fand ich mit vergnügen Jahrbb. 1870 Stahls fibereinstimBMaie
auffassung, der zudem den artikel ot vor äno v^g ^EJuvaUwpg mwi
vor TT^y vvxia mit recht tilgt, ohne dass jedoch an die stelle dei
erstem aUoi zu setzen wäre.
69, 1. Die Athener beabsichtigten die Peloponnesier auf Niiit,
das am meere liegend durch lange mauern mit Megara verbündet
war, von dieser Verbindung abzuschneiden, wozu dann J. 2 eiae
queermauer zwischen beiden schenkein aufgeführt wird. Weoa o
aber §. 1 heisst z^r ISUfatav £v&ifg mguulx^Cov j so ist das ei-
gentlich kein ntgtu^x^^^*^^ sondern, wie 130, 7 zeigt, ein omü-
THX^^f^Vj somit vermuthe ich i^v NCcatav iv&ifg äiKuCxi^pv. —
§. 2 streicht Stahl t^; NiCataq und vermuthet nach ic/jfrij^ w§
Classen mit recht ein verbum vermisst, sei fiyt einzusetzen.
72, 4 Tov fA€v yag InnaQXov jüv Bohunwv nal iXkovg nmq
ov noXXovg ngog aiirjv t^v Ntaaiav nqoCiXdcavng ol ^A^i^mtm
xai anoxutvavng icxvXivGav xui — inoonovio^g änido9a9.
Für nqoCiXdaavng schreibt Classen ohne zweifei richtig ^qfft-
Xdanviag, aber xaC vor uvoxuCvaitBg ist eher mit Schütz zu tWgfu
als mit xal vor jwv te vtxQwy in correspondenz zu bringen. Ei
verdankt seinen Ursprung der vermuthlich sehr alten fiilschuiig
ngoaiXaiTawngy das eine Verbindung mit dnoxitCrayttg zu erfordcrs
schien. Auch Stahl tilgt es in seiner ausgäbe. Im folgenden w
Ullrich mit recht an uXitmiaaviig anstoss nahm, schreibe ich ns^-
cuvug, wozu sic;h ßkßaiwg besonders gut eignet: „keine partei ait
entschiedenem sieg trennten sie sich". So haben wir nicht nöthig
mit Stahl oidiv vor oidhtgoi einzusetzen.
73 , 2 xaAciÜ; ie ivofn^oy atpdnv ufA^ottga ix^^^i a/Mc fUf
to fArj imxuQHv — aQ^at^y Inndri jrB h ^av^q^ (Stt^ar iwi/M
omg dfjtvvsa&ai, xal avjoTg wanfQ dxoviil tfjw >Cxijv iuuUwg at
xi&iC&on, Hier schreibt Stahl in der meinung, es folge eis
zweites von imidri abhängiges dem Innd^ — tÖHl^a» paralMei
Thukydidefi. 597
glied» ii$*a((airav und ivatt&sad-M für ay xt^ic&at. Letzteres
«it recht, aber Sutatutg ist nicht in iitxaCmaav omzuändern, son-
dern Mal ainolq t^v rCx^ dtxaitag ävajf^tir&at hängt ab von
Mfutiov* Denn sie glaubten dieses sei eine folge ihres vorher
beschriebenen Verhaltens.
J. 4 verdient gewiss Stahls treffliche emendation to^g ii
^l»naL0fig riig dwdfumq fiiqog ixaarov xtvSvvivitv xai ix twv
m^wimv iix6T(og i&iXt$v roXfiup unbedingte billigung, indem er
MitiwiVHv y das vor dx67ü>g i&iXttP toXf^uv eine lästige häufung
von Infinitiven giebt, versetzt und statt xa( schreibt xul ix*
Nur ziehe ich ixdarwv mit Classen vor, wofür auch itahtdinuiv
jüv fyiAnuCtig xaju TroUtg 74, 1 spricht.
75, 2 air 6g 6 i xui ^ cxqaud schreibt Classen im gegensatz zu
den verlorenen schiffen wohl richtiger als das früher von Stahl bei-
behaltene avTÖg T€ xal ^ Cxqand. Jetzt aber (1875) auch Stahl
wie Classen.
80, 3 ^oßovfji9yoi ainwy (der Heloten) t^v vioifßa xai to
nXfj^ogm Die unhaltbarkeit des weotriia ist wohl allgemein aner-
kannt und auch Poppo's versuch, es sei ein iw Sui ivoTv fiir t^^
ptojtjtog TO nX^dogy ist kaum annehmbar. Aber auch axatoTrira^
das in einigen handschriften mehr einem alten emendationsversuche
gleicht und eigentlich „linkisches wesen<< bezeichnet, während ihm
Classen und Stahl die bedeutung „tolldreistes wesen" beizulegen
suchen, befriedigt nicht. Das erforderliche scheint mir SHvottjia*
Denn auf die „gefährlichkeit^^ der Heloten weist auch die folgende
parenthese hin.
85, 6 xec) yäg ov fAovov on avxol dv&C<na(r&$, dXXu xai
dg av lnt(a, ^<r<ToV t^ ifiol nqoamSi, Stahl tilgt fiovov. Allein
wenn auch nach dem bekannten elliptischen gebrauche das ovx in
der sinn herauskäme „ich rede nicht davon, dass ihr euch wider-
setzet*^, so wird doch ^lovov durch das folgende äXXu xai gerecht-
fertigt Eher w^re ot» zu streichen.
§. 7 xatxok (nganu yi rf^i^ Ijv vvv iytj ^oi ini NCaatap
Ifiov ßori^^^anog ovx ^&iX7jaav ^AS^vaXot nXiovsg ovng nqog-
fkf^at, wen ovx €ix6g vtiCth ye avioig tco iw NiCaff atqax^ Xaov
nXri^og i(p^ ifiäg änoaislXat. Dass Stahl t^ h Ni<fata als
glossem streicht, daran thut er recht. Aber wenn er erklärt : cum
AihmieMes ad Nisaeam, quamquam plures eranty mecum pugnam com-
598 Thukydtdes.
millere iiolueriiil , non o«ri 9imih «91 0M iMitNiIi qMem «raroM
pares cojnUs contra vo» missuros esMy so begreife icb nidit, wii
die Athener daran denken sollten dem iiavoli eäereUui (diesei
ja nur der Athener, nicht der Akanthier seeiaacht seia) fwrat
gegen die Akanthier zu schicken. Vielmehr wird BraaidaB sig«^
es sei nicht denkbar, dass die Athener eine seinem beere, mit im
sie es bei Nisäa scheuten sich in einen kämpf einmnlaaaeo, gkichi
truppenzahl auf schiflfen absenden werden. Dazu ware aber twhf
vrjCtrjv erforderlich, so dass es hiesse: uiiFn ai» fhtig tmitij (wM
vorher hiess zjd* fiv vvv i^^) ^^^^^ Y^ uixmtQ CTQatif Um
nXli^og i<p* v/Aug dnoarelkm. Richtiger aber wäre if hf^ag^ db
Spartaner und Akanthier.
86, 4 oi yoLQ üvaiaCiaiSunv ^nw, ovd^ daafli y^r tXn&§^U9
vofjti^w im^iQHV, fl-dovXwaMfM* Für das sinnwidrige ov^ ucwfi
schlägt Classen vor oid' acnuci^v. Mit geringerer äodenia|r
glaubte ich das gleiche zu erreichen durch oiS* av catpi^ „ick Ui
nicht gekommen um mich an politischer parteiung zo ketbeiligCB,
auch glaube ich nicht die freiheit euch als eine sichere za bria>
gen, wenn ich'S Später aber führte mich <} - ^ovlc^ai/tM daraif
ein av zum infinitiv zu setzen, also auch ovS^ uv (lof^, wie scboa
Bauer vorschlug und jetzt Stahl aufgenommen hat
95, 2 h 6i fi$a /MAXß Tifvdt tB ngoaxtdifd^i jtal lsf/yi|P
fiäXXov iXivd^iQOvu, Classen erklärt zwar mgoaxiaeSi and llcv-
&iQovje hier nicht wie III, 58, 5 iqiifAOvte, wo Stahl richtig i^
fAOvvtig emendirt, für contrahirte futurformen, sondern glaabt, die
beiden präsensformen stehen dem futurum sehr nahe. Vielmehr
sind beides imperative, ganz passend am Schlüsse seiner reflexioa,
gleichsam: „mit einem schlage gewinnet dieses laad und achiitiet
in noch höherm masse die freiheit des eigenen''. Und gleich dar-
folgt ;|r(i>^ifacxT£*
98, 2. Hier hat Stahl mit nQ6 toS statt mgog loTg evideat
emendirt und ebenso §. 8 mit ttxHv statt iliulv, dann aach eise
frühere conjectur Poppo's 0nevdov6$v statt cnivd^vCw mit reckt
aufgenommen.
106, 1. Die bewohner von Amphipolis entschlieBsen sich üf
die milden bedingungeu des Brasidas zur Übergabe der stadt, o\
(AEV ^A^iivuXoi, 6$ä 10 aOfiivoy äv S^tX&iiVj ^yovguvo$ ov« h if^f
otptmv fhui TU idva xai ufia ov n^o4fd*xofMiPO$ ßofi^Haw h lax^h
Tbukydides 599
• if akkog SfMlog n6Xi(t}g ic h i^ Uft^ ov cngKfxofAivot xal
jttv^Vov nagu S6l£a¥ wp$ifAtvot» Ich glaube man irrt, wenn man
■ttt Clatteo and Stahl ovm iv oiaoU^ mit ^aaov erklärt Die sach-
Isge föhrt sn folgender erklärung: die in Ampbipolis ansässigen
Atiicoer, wenn sie den eapitulationsbedingungen nicht beitraten,
bei möglicher gewaltsamer einnähme der stadt, eben weil
Atliener waren , für sich nicht gleiche, sondern grössere ge-
als die übrigen einwohner; wenn sie aber annahmen, ver-
liHtB sie swar ihre dortigen liegenscbaften , konnten jedoch, wenn
M aasw^n, wenigstens ihre fahrhabe retten. Die übrigen Am-
pUpolitaner dagegen verloren nicht iv t^ Xif(^ wie die aussiehen-
dcB Atliener ihr amphipolitaniscbes bürgerrecbt und ihrer liegen-
achafteo und wurden der gefahr ledig.
Im anhang zu diesem capitel rechtfertigt Classen und Stahl
^eo Tbukydides gegen den von Grote und nachher auch von On-
ckcn erhobenen verdacht, als ob er als Stratege und patriot nicht
Schuldigkeit zur rettung von Amphipolis gethau habe, mit ge-
erörterung aller umstände überzeugend.
108, 6 xal Ott t6 itQWTOv Aax^dMfAOvtutv oqywvttav tfiilXov
M§$gdifiC^at, Beacbtenswerth (mit vergleichung von 1, 99, 2, wo
es von den Athenern heisst ^auv di nwQ xai äkXußg ol ^A&tivaiok
9mtiti onotvjq Iv tidorfi uQXOVJ^g) ist Gebbardts conjectur ugxov-
ti0¥ statt oQytjiviwy ^81« wollten versuchen wie sie es hätten unter
dem regiment der Lakedaimonier. Ein ähnlicher gedanke 114, 4
M<r dp C^wv nnQa6a(Aivovq uiiovg [twv AaxtdatfjtopCwv] — o{
fiip ^A^valoh ^vXaxug — iUnifinop ig jag n6Xi$g, o 3i ig ttiv
AuxiSaCftova [i^tifuvog] atgandt zt ngoaajfOiniXXiiy ixiXivi.
Das bei prosaikern in der bedeutung „auftrage ertheilend und an-
empfehlend^, wie hier Classen annimmt, ungewöhnliche ifpU[iivog
ist auffallend. Einige geringere handschriften gaben unpassend
uffiifAivog. Auch die herausgeber sind über die bedeutung unglei-
cher meinung. Mir scheint es entbehrlich und ein glossem zu ig
iil¥ AttxidaifAßpa herrührend von einem , der nicht einsah , dass
aus iUmfinov zu ig triv AaxiiaCfAOva ein nifinwv hinzuzu-
denken ist.
117, 2 lovg yäg dri uvigag jngl nXiCovog iiio tovvioxofit-
owf^atj (ig iit BgaaCdag ivjvxih xai ifitXXof ird fsu^ov X^Q^t'
(fuyjog avTOv xai aviCuaXu xazaatijcapiog jiSp fitp Cxigic^aiy loig
600 Tbukydides.
S* ix rov Xaov U/Avvogjbivok nvdwiVHv [xal xqaiii^tv]. Kriigv
that recht xal xquii^chv xu streicheo. Beiderseits ist too be>
fiirchtungen die rede. Die Athener befürchteten, Brasidas nkhte
noch grössere fortschritte machen, die Lakedämonier dai^egen, tie
möchten die auf Spakteria verlieren und selbst , weon Braadu
weiter glück habe und ein gleichgewicht herstelle, dass sie (tocfc
mit der andern mannschaft sich (il^ Xaov) wehrend deo kämpf ftrt-
setzen (xtfdvvivBiv) müssten. Von hoffnungen bei fortsetzung in
krieges ist im ^. 2 auf keiner seite die rede, auch nicht fMi
XQaiii<f€i¥ der Lakedämonier, welches unverständig hioeiogesdit
worden ist. 'Sig fr» BgaaCdug iiivx^t ist doch temporal su ver-
stehen „wie noch Brasidas glück hatte^, folglich die Athener tua
frieden geneigter waren. Irrig meint Classen mit Herbst, xai
ifAiXkov sei vom Standpunkt der Athener aus gesagt. Es sind
alles erwägungen der lakedämonier.
126, 2 ol yi fitiös äni nohu$wv toiovrwv tixtTSj iv al^
ov nolXol oUfwv aQxovCiv, dXkoi nXuoyatv fiäXkov äiaaaavg. Die
stelle machte von jeher, besonders wegen ov noXXof, viele Schwie-
rigkeiten, denen auf einmal abgeholfen wird, wenn man mit Ste-
phanas ol noXkoC schreibt, was auch die neunten ausgaben nicht
beachtet haben. Brasidas beruft sich in der anrede an sein beer
auf das wegen seiner politischen einrichtungen stolze nationalgeflhl
der Spartaner. Schon Poppo hat bemerkt, dass h alg sich aof
TotovTWv beziehen müsse, welches durch den relativsats seine er-
klärung erhält: „ihr I^akedämonier seid ja auch nicht ans solches
Staaten da, in welchen die menge über wenige (denn twp mit
Krüger vor iXtydiv einzusetzen ist nicht nöthig) regiert, sondero
vielmelir umgekehrt^^ Warum h alg sich nicht (wie Stahl 1875
sagt) auf toiovjüßv beziehen solle, sehe ich nicht ein. Denn wesn
sich Toioviuiv auf das voraufgehende nXri^og m^oßrjc&cu hi^
bezöge, so dass man w<m nXtj&og mfpoßtiiS&a^ itiQtaw zu totoitwf
hinzuzudenken hätte, wie er meint, so wäre doch ein aXX' for
Iv alg ov noXXot unentbehrlich. Torstrik hat in diesem bände hft i»
p. 103 ff. zu dieser rede des Brasidas manche recht gute be■e^
kuiig geliefert, aber wenn er iv alg tilgt und ov in ov verwu-
delt, das sich statt iv ulg auf nohnmv tou>vtwv besiehea wll)
so kann ich da nicht beistimmen , denn im deutschen sagt Btn
wohl: „von solchen Staaten her, wo*' statt „in welchen**; aber ia
Tbiikydides. 601
l^iediifldien ist es schwerlicb zulässig. Und wäre oS überliefert,
so wäre man versucbt es in Iv alg umzuändera.
130y 5 Totg *A^fi¥u(oiq iwv nvXwv äwotyofiivußv. Classen
Meint vor uvotyofiivmv sei a¥ erforderlicb, weil die tbore geöffnet
werden würden, was ja nicht in erfüllung gegangen sei. Allein
die demokratiscbe partei war wirklieb daran sie den Atbenern zu
offben, und sie worden geöffnet, fireilicb nicbt in folge von capi-
tulation (ovx ano ^vfAßäaewg $. 6), weswegen die atbeniscben
trappen Mende, als wäre es durch stürm eingenommen, plünderten.
Aarau. JR. Ratic^enslein.
Zu Coxnelins Nepos.
Timol. 3,4 ist in dem anstössigen cum tantia esset op'ihus,
ut vielleicht ein (nach lantis) ausgefallenes munitus herzustellen:
cum tantls munitus esset opihus.
Hamilc. 1 , 4 ut statim mente agltaret , . . helium renovate
Boautnosque armls persequi, donicum aut virtu te viclssent aut
üic$\ manus dedissent. Grossen anstoss erregt donicuni. Virtute
findet sich in codd. Dan. u. Pare, allein seine erklärung ist nicht
ohne Schwierigkeit Wenn man erklärt „dass die Römer an tapfer-
keit überlegen seien , wusste er. Er glaubte aber , dass die Car-
thager dessen ungeachtet gesiegt hätten, wenn sie im anfange des
krieges besser geführt wären'' (Nipp*)> ^ ^^ ^'^^ beziehung des
Wortes auf mögliche gedanken des Hamilcar jedenfalls etwas dunkel.
Die übrigen handschriften haben utrte — ut certe — cerf 0, worin auch
wohl etwas anderes stecken kann, als cod. Dan. u. Pare, aus der
corruptel gemacht zu haben scheinen. Betrachten wir den sinn des
ganzen satzes, so meint Hamilcar eigentlich, die Römer zu bekriegen,
donec vlcti manus dedissent, fügt aber in dem vicissent hinzu, dass
der krieg auch auf die gefabr hin unternommen werden müsse,
dass das kriegsglück nicht den Carthagern sondern den Römern
günstig sei. Dieser gedanke findet ausdruck , wenn man liest :
doiiec commufii Marte vicissent aut cet. „bis sie, wie bei dem
gleichen kriegsglücke möglich, siegten, oder (vielmehr) . ." Das
einmalige aut scheint gerade angemessen, um auf das zweite glied
den nachdruck zu legen.
Clausthal. W. Lattmann,
XVlll.
Zeno aus Elea.
Die erste quelle sowohl der relig^ion als auch der philosophie
war den Griechen die betrachtung der erscheinung^ der aossenwelt
Staunend über das erhabene wirken verborgener gewalteo in
der natur, dessen segensreiche oder verderbliche folgen sich ihren
offenen und empfänglichen sinnen täglich zeigten, lernten sie höhere
wesen ahnen und glauben; sinnend über die sie umringenden dinge
mit ihrem werden und vergehen begannen sie nach der entstehong
und nach den Ursachen der dinge zu fragen.
Und wie sie von jenen höheren wesen sich mit dichtender
phantasie Vorstellungen bildeten und ihnen bestimmte gestalten
gaben^ so waren auch ihre ersten erklärungen der entstehung aller
dinge nur poetische gebilde.
Doch waren dieselben nicht völlig willkürlich, sondern dit
erscheinungen der aussenwelt, durch deren bemerktwerden sie ar-
sprünglich hervorgerufen wurden , wirkten mindestens sum tbeil
bestimmend auf sie ein: den göttern wurden gestalten gcgebeo,
welche der den einzelnen von ihnen zugeschriebenen wirksaakeit
zu entsprechen schienen ; die entstehung der weit aber wurde nach
analogien erklärt, welche das sichtbare werden in der natur darbot
Allem aber, was in der natur wurde, schien ein stoff sn gnnnie
zu liegen, nirgends sah man neue wesen aus nichts entstehen; io
der pflanzenweit keimten neue gebilde aus vorhandenen hervor, in
der thierwelt wurde aus der begattenden Vereinigung des aiDii-
liehen und weiblichen neues leben geboren.
Zeoo aus Elea. 603
Diese oiomente des werdens, welche den Griechen aus der
offeoen und uobefaDgeDeu betrachtung der oatur zunächst klar ent-
gegentraten, hielten sie anfangs auch bei der erklärung der ent-
atebung der weit fest. Fern lag ihnen daher der gedanke einer
weltschöpfung aus nichts; vielmehr setzen alle alten griechischen
kosmologen irgend etwas ursprüngliches voraus, aus -dem durch
keimen, zeugen und gebären sich die mannichfaltigkeit der sicht-
baren dinge sammt den göttern entwickelt.
Den Vorgang der weltbildung selbst fiu»en sie dabei als eine
thatsache auf, die sie nicht wissenschaftlich , etwa als das natür-
liche resultat aus gegebenen Stoffen und kräfien, erklären wollen,
sondern die sie mjthologbch erzählen. Sie wollen nicht das wun-
derbare, das in dem vorgange liegt, erforschen, sondern setzen es
einfach ab etwas noth wendiges , das sich nicht wegdenken lässt,
voraus, oder stellen es als die Wirkung der unbegriffenen macht
höherer wesen dar.
Ks ist klar, dass eine solche welterklärung noch nicht philo-
sophie genannt werden kann; sie ist aber die unmittelbare Vor-
stufe der griechischen philosophic.
Durch die alten kosmologien ist die frage nach der entste-
hung der dinge angeregt und die betrachtung auf die gesammtheit
der erscheinungen hingeleitet worden. Philosophisch wurde diese
betrachtung, sobald man sich nicht begnügte die entstehung der
weit in erdichteten mytheu zu erzählen , sondern sich bemühte die
grundlage und die natürlichen Ursachen der gesammtheit der er-
scheinungen zu finden.
Die ersten Griechen nun, welche zu wirklich philosophischen
bettrebungen vorgeschritten waren , beschäftigten sich vor allem
mit der Arage nach der Substanz der dinge und suchten zunächst
zu erkennen, woraus alle dinge beständen. Sie forschten also
nicht sowohl nach der möglichkeit und Ursache des werdens, als
nach der grundlage dessen, was ist.
In diesem punkte stimmen die drei ältesten philosophischen
schulen bei den Griechen, die der älteren ionischen phjsiker, der
Pjtbagoräer und der Eleaten, überein. Sie alle wollen haupt-
sächlich die substantielle grundlage oder das eigentliche wesen der
dinge erkennen.
604 ZeDO aus Elea.
Ausgegangen von der unmittelbaren beobachtaog' der natnr
glaubten es die lonier in einem körperlichen urstoffe za findea.
Aus dem urstoffe, den sich die einzelnen glieder der schule ver-
schieden beschaffen dachten, erzählten sie, sei darch hervorkeimen,
durch ausscheiden, oder durch Verdichtung und verdünnong die
mannichfaltigkeit der weit hervorgegangen. Nach der raöglichkeit
oder der Ursache der weltbildung aus dem urstoffe fragen sie nicht
Die Pjthagoräer gingen in ihren philosophischen reflexionea
über die sinnlichen erscheinungen in so fern hinaus, als sie io den
zahlen das wesen aller dinge zu finden glaubten. Durch die be-
schaftigung mit der mathematik war ihr blick für ordoung uad
gesetzmässigkeit geschärft worden. Es war deshalb natürlich, daas
ihnen, sobald sie sich der betrachtung der echt sinnlichen erschei-
nungen zuwandten, die gesetzmässigkeit in vielen derselben über-
raschend entgegentrat. Als princip und zugleich ab auadruck der
gesetzmässigkeit hatten sie in der mathematik die zahlen kennea
gelernt ; in ihnen glaubten sie daher auch in dem maasse das wesea
aller dinge gefunden zu haben, dass sie behaupteten: alles ist zahl
Aus dieser grundlage Hessen sie durch mathematische coostnicdoa
die weit in ihrer mannichfaltigkeit entstanden sein. Was die ent-
stehung veranlasst hat, scheinen auch sie nicht erklärt su haben.
Bei demselben streben nach erkenntniss des wesens der dinge
entfernen sich die Eleaten noch weiter von dem körperlichen ur-
stoffe der lonier und gelangen zu einem begriffe, der noch ab-
stracter ist als die zahl der Pythagoräer. Sie bestimmen als nh-
stanz der weit das seiende ohne weitere bestimmung, das seiende
an sich. Von diesem seienden behaupten sie, dass es eins, noge-
worden und unveränderlich, sei. Sie leugnen also überhaupt das
werden und können deshalb auch, sobald sie zur klaren entwick-
lung ihres princips gelangt sind, weder nach der weise noch aach
der Ursache des Werdens fragen.
[Zu der ganzen einleitung vgl. Zeller, die philosophie der Grie-
chen, I, dritte aufläge.]
Zu dem kreise von philosophen nun, welche nach der io
Unter -Italien gelegenen stadt Elea, in der die bedeutendsten voa
ihnen gelebt haben, die Eleaten genannt werden, gehört auch de^
jenige, mit dessen lehren wir uns im folgenden aasfdhrlidier be-
schäftigen wollen.
ZeDO aus Blea. 605
Da derselbe aber nicht der urheber, soDdern hauptsächlich
fiur der vertbeidiger der eleatischen philosophie ist, so wird es
■othwendig zuerst die lehren seiner Vorgänger, in soweit er sie
SD vertheidigen und zu beweisen sucht, in ihren hauptztigen dar-
Bostellen.
Der begriinder der eleatischen schule war Xenophanes. Aus
seiner Vaterstadt Rolophon verbannt kam er auf seinen Wande-
rungen auch nach Elea, wo er vielleicht gegen ende des sechsten
Jahrhunderts v. Ch. g. eine Zeitlang lebte und lehrte. Im altera
tfaum war er besonders durch seinen scharfen tadel der erzählungen
des Homer und Hesiod von den göttern und durch sein ankämpfen
gegen den polytheistischen Volksglauben bekannt geworden. (Vgl.
M. Sengebusch, Diss. Uom. 1, p. 129 sqq.). Er lehrte, dass die
gottheit ewig sei, eins, durdiaus gleichartig, frei von jeder be-
schränktheit, unveränderlich, das alles umfassende wesen. In ihr
sah er alles seiende mit inbegriffen; und da er sie für ewig und
eins hielt, so behauptete er damit zugleich auch, dass das seiende
eins, ungeworden, unveränderlich sei. Ob er dabei auch schon das
werden und die Veränderung der einzeldinge oder die bewegung
in der weit geleugnet hat, scheint zweifelhaft zu sein. Der um-
stand, dass er, unabhängig von seiner einheitslehre der gottheit und
des seienden, die entstehung der mannichfaltigkeit des Weltalls
ähnlicli den älteren ionischen phjsikern beschrieben zu haben scheint
ohne dieser beschreibung eine blos hypothetische bedeutung beizu-
legen, lässt darauf schliessen, dass er das werden und die Vielheit,
welche uns die sinnlichen erscheinungen zeigen, nicht als schein
und täuschung dargestellt hat.
[lieber Xenophanes vgl. ausser Zeller a. a. o. p. 452 ff. be-
sonders noch: F. Kern im programm des Stadtgymnasiums zu
Stettin, Ostern 1874. Die interessante und geistreiche abhandlung
stellt die bedeutung des philosophen g^enüber den vielfachen un-
terschätzungen , welche derselbe von Aristoteles her erfahren hat,
in helles licht, geht aber in der darstellung dessen, was Xeno-
phanes fiir die entwicklung der eleatischen philosophie überhaupt
gethan haben soll, wohl zu weit, zumal die historische Zuverläs-
sigkeit der pseudoaristotelischen scbrift ntgt Sivo^uvovg n$gl Zi^-
pwfOQ juqI FoqyCov, auf welche diese darstellung sich stützt, doch
immer noch sehr zweifelhaft ist. (Vrgl. auch oben heft 2,
p. 373. — E. t;. L.)]
Den von Xenophanes aus theologischer speculation gefundenen
606 Zeno aus Blea.
Urgrund der dinge bildet sein scliüler Pannenides aus SIea ia rein
philosophischer form und consequenter durchfiihrung su einem Me-
taphysischen principe aus. Er legt den satz su gründe: nur das
seiende ist, das nichtseiende ist nicht Das seiende ist alles; denn
nichts ist ausser dem seienden^ alles ist von ihm erfuHt Es isl
nngeworden und unvergänglich, untheilbar, unbeweglich, dureha»
gleichartig. Es giebt also keine Vielheit von dingen, keiu werden
und vergehen und überhaupt keine bewegung. Die äuaaerai er-
scheiuungen sind schein und täuschung; nur dem vemiinftigen den-
ken dürfen wir vertrauen.
In diesen sätzen haben wir den kern der lehre des Parmenides
und denjenigen theit derselben, welchen Zeno su vertheidigen und
su beweisen sucht. Die physikalische erklarung der weltbiMung,
welche auch Parmenides, ebenso wie Xenophanes, gegeben bat,
aber ausgehend, wie er selbst andeutet, von der gewöholicheo, fal-
schen Vorstellung der mensclien, so dass die erklärong selbst keine
Wahrheit haben konnte, scheint Zeno nicht berücksichtigt su haben.
(Vgl. Zeller a. a. o. I, p. 477 und 495.)
Zeno, der söhn des Teleutagoras, wurde etwa io der 71.
ol. (496—492 V. Chr. g.) zu Elea, einer pflansstadt der Phokäer
an der Westküste Lucaniens , welche von den Römern Vdia ge-
nannt wurde, geboren. Von jugend an war er ein eifriger scfanler
und bevorzugter liebling des Parmenides, dem er sich nicht ovr
in seinen philosophischen Studien, sondern auch in seinen sittüchcs
und politischen bestrebungen angeschlossen zu haben scheint. Nadi
den berichten der alten war er ein durch körperliche und geistige
eigenscliaften ausgezeichneter mann. Sie rühmen seine hohe geitiüt
und sein angenehmes äussere, seine genügsamkeit i|nd sein stoliei
selbstbewusstsein , seine liebe zur freiheit und zum vaterlande, be-
sonders aber seinen energischen character und festen willen, den
er sowohl durch seine handlungen als auch durch sein scharfes
uud consequentes denken bewies.
Den grössten theil seines lebens brachte er in seiner Vater-
stadt zu und betlieiligte sich eifrig an der gesetzgebung und an
den politischen bestrebungen in derselben. Doch reiste er aadi
nach Athen, woselbst die bedeutendsten manner, unter denen beiM-
ders Perikles genannt wird, seinen philosophischen vortragen bei-
wohnten. Auf die dauer aber konnte ihn weder der glänz Atlieai
Zeoo aas Elea. 607
noch die ehren?olle aufbahme, welche er dasellMit fand, von seiner
beimath fem halten. In dem streben für das wohl derselben soll
er auch seinen tod gefunden haben. Als er nämlich seine vater-
■tadt, so wird bericlitet, von eine« tyrannen befreien wollte, wurde
er entdeckt, ergriffen und getödtet. Durch sein benehmen hierbei
erwarb er sich aber den höchsten rühm. Denn die aussieht auf
den qualvollsten tod konnte seinen festen sinn sowenig beugen,
daaa er durch nichts zu bewegen war, dem tjrannen geständnisse
SU machen, sondern ihm vielmehr offen zeigte, wie sehr er ihn und
alle seine strafen verachte.
[Unsere kenntnisse von Zeno's leben beruhen hauptsächlich
auf folgenden stellen der alten:
1) Plato, Parmenides, cap. 1. 2) Diogenes Lagrtius lib. iX,
^. 25^29. 3) Suidas unter Zeno und Elea. 4) Plutarchus, vit.
PericI. cap. 4 und 5, und Adversus Colotem cap. S2. 5) Strabo,
Kb. VI, p. 252. 6) Cicero, De nat. deor. cap. 33, und Tuscul.
II, 22.
Andere stellen geben an besonders: Zeller, Gr. phil. I, p. 492
und Bernhardj in seiner ausgäbe des Suidas zu dem worte Z^vußv.
Abgedruckt sind die wichtigsten stellen bei Mullach, Fragm.
phil. Gr. I, p. 266.
Specialschriften über Zeno's leben giebt es, so viel mir be-
kannt ist, nicht. Von allgemeinen werken, in denen die nach-
richten über ihn zusammengestellt sind, hebe ich hervor: Die gesch.
der philos. von Hegel (bd. 1, p. 303 f.), von U. Ritter (bd. I,
p. 487 f.), von Brandis (bd. I, p. 406 ff.), von Zeller (bd. I,
p. 492 f.); die Historia phil, Graeco ' Romanae ex fotiHum locls
amtexta, H. Ritter, L. Preller (p. 115); die erwähnte fragmenten-
sammlung von Mullach (p. 266 sq.); Peter Bayle's philos. Wörter-
buch von L. U. Jacob und Paulj's real - encyclopädie unter Zeno.
Ueber Elea vgl. auch noch Fr. Kern a. a. o. p. 1.]
Deber Zeno's geburtszeit besitzen wir keine bestimmten an-
gaben. Plato a. a. o. sagt, er sei gegen vierzig jähre alt nach
Atlien gekommen, wo sich der damals noch sehr Junge Socrates
mit ihm nnterhalten habe. Socrates gehurt wird in die zeit von
471 — 469 v. Chr. gesetzt. (S. Ueberweg, Geschichte der phil. I,
p. 83 und Zeller, II, p. 43 anm.). Da Socrates aber doch schon
ziemlich erwachsen gewesen sein muss, so kann die Zusammenkunft
nicht vor 455 gewesen sein, und Zeno könnte danach nicht vor
608 Zeno aus Blea.
495, also etwa gegen ende der 71. ol., geboren seio. Hiemk
stimmen die angaben der alten über seine bliithezeit our nngefiilv
überein.
Suidas setzt dieselbe in o1. 78 (468—464 v. Chr.), Diog.
Laert. IX, 29 in ol. 79 (464—460), Busebius Cbron. in ol. 80
(460 — 456). Da die Griecben als bliithezeit die ersten jähre des
vierten decenniiims zu bezeichnen pflegen, so würde die angäbe
des Diogenes, welche wahrscheinlich auf der autoritat Apollodor's
beruht (vgl. Mullach a. a. o.), auch das ende der ol. 71 als Zenos
geburtszeit bezeichnen. Hiermit stimmt auch Ritter a. a. o. über-
ein; ebenso Rixner, Handbuch der geschichte der pfail. p. 114,
welcher Zeno's blüthe gegen 460 v. Chr. setzt Deshalb scheint
ol. 70, welche Brandis und Paulj a. a. o. ab Zeno's gebortazeit
annehmen, ein zu früher termin zu sein; Ueberw^, Gesch. d. phiL
I, p. 61, dagegen geht mit der angäbe von 490 — 485 wohl etwas
zu tief herab. Zeller berechnet aus Plato's angaben als Zeno's
geburtszeit die jähre 495 - 490 v. Chr. , hält aber Plato's bericht
für unhistorisch, weil die angaben über das alter des Pannenidci
in demselben mit anderen nachrichten darüber nicht stimmen. Uk
angaben über Parmenides zeit gehen aber überhaupt za weit aus-
einander, als dass daraus die unzuverlassigkeit Plato's gefolgert
werden dürfte. Als reine fiction ist Plato's bericht wohl am so
weniger anzusehen, als nicht der geringste grund für ihn vorlsg,
das alter der beiden philosuphen so genau anzugeben, wenn er
eben nidit darüber unterrichtet gewesen wäre. Jedenfalls stiswt
seine angäbe über Zeno's geburtszeit, wie gezeigt ist, mit des
wahrscheinlichsten sonstigen Zeugnissen der alten überein. Betläofig
bemerkt findet sich in Zeller's werten, Zeno sei um 495—490 r.
Chr., ol. 70 oder 71, geboren, ein versehen; es müsste heiaes
ol. 71 oder 72, da ol. 70 mit 496 v. Chr. schon endigt.
Zeno's aufenthalt in Athen wird durch Plato, Plutarch, Sai-
das a. a. o. und durch den pseudoplatonischen dialog AIcibiadei I,
p. 119 bezeugt. Dagegen berichtet Diogenes IX, 28, Zeno hibe
seine Vaterstadt mehr geliebt als den glänz Athens und sei niensb
zu den Athenern gereist (ovx ini6i]fi^aag ro naqdiruw nqoq av-
lov^. Vergl. ausgäbe von Westermann. Paris 1850j. Da aber
Suidas unter dem worte ''EXiCu die stelle des Dit^nes fast wirt-
lich wiedergiebt, statt xö naqdnav aber xä noXkit schreibt, so iil
ZeDo ao8 Büeau 609
Binnehinen, dau er diese lesart gefunden hat Ausserdem scheint
lb aach der susammenhang bei Diogenes durchaus t^ noXXa zu
afordem; denn es hätte ja kaum einen sinn hervorzuheben, dass
Eeno sein Vaterland mehr geliebt habe als die herrlichkeit Athens,
to dass er niemals nach Athen gereist sei ; ganz berechtigt ist es
lagq^o zu betonen, dass er, obwohl er Athens herrlichkeit ken-
leo gelernt hatte, dort doch nicht dauernd bleiben, sondern lieber
n seiner unbedeutenderen Vaterstadt leben wollte. Brandis und
MuUadi schreiben in der stelle deshalb auch mit recht zu noJiXa
itatt 10 nagaTiav.
Zeno's unternehmen gegen einen tjrannen und die dabei be-
viesene characterstärke ist im alterthume sehr berühmt gewesen.
Das ereigniss wird daher auch von vielen erwähnt, in den einzel-
leiten stimmen aber die berichte über dasselbe durchaus nicht
iberein. Es steht selbst nicht fest, ob der tjrann über Elea
lerrachte, auch nicht, ob Zeno bei dem ereigniss den tod fiind;
loch wird dies durch die mehrzahl der angaben bezeugt. Noch
nsicberer ist der name des tjrannen, sowie die bestimmten thaten
nd endlich die todesart des Zeno. Sicher wird nur das ereigniss
■ allgemeinen und die seelenstärke , welche Zeno bei demselben
ewiesen bat, angegeben. Vgl. Zelier a. a. o. So viel vom leben.
Die philosophischen lehren des Zeno scheinen schon bei seinen
eiCgenossen bedeutendes au&ehen erregt zu haben und werden
ach von den nachfolgenden Schriftstellern vielfach erwähnt. Doch
ind wir über die gesammte wissenschaftliche thätigkeit unseres
hflosophen nur dürftig unterrichtet.
Als feststehend darf angenommen werden, dass er nie beab-
iditigte ein selbständiges system aufzustellen, sondern dass er
einen ganzen Scharfsinn der vertheidigung der lehren seines mei-
ters Parmenides widmete. Man hatte nämlich, wie Plato berichtet,
lie all - einbeitslehre des Parmenides vom Standpunkte der sinn-
ichen wahrnehmong aus lächerlich zu machen gesucht. Dagegen
itrebte Zeno zu beweisen, dass aus den auf sinnlicher wahrneh-
Bong beruhenden meinungen sich noch weit grössere Widersprüche
srgäben. Dadurch dass er also die Unmöglichkeit der gewöhnlichen
iDsichten durch die sich aus ihnen ergebenden ungereimten folge-*
ntngeo dartbat, wollte er die Wahrheit der eigenen lehren, oder
vielmehr der des Parmenides, feststellen. Wegen dieses Verfahrens
Philologus. XXXV. bd. 4. 39
fitftf: Zmot aas Vim.
ist Zmo vom Aristoteles der erfinder dor dialektik gtoaaai
deOk Er hat diese dialektik aber in einer aclvift «ngcwedla^
welche Plato im dialoge Parmenides einfach lä y^dfAfMom, n
yQUfifka oder i» av^/gafAfM nennt. Aus dieser btxeichnnBg dmf
man vielleicht achliessen, dass demselben andere schrifiea unscrci
Philosophen überhaupt nicht bekannt waren. Nach den andeatnig«
des. Pfeto und nach der form der uns erhaltenen zenonischen silai
ist es wahrscheinlich y dass die schrift eine ansahl von cimshgi
selbständigen beweisführungen enthielte Bei jeder bewetsföhrasg
wurde eine behauptung der gegner des Parmenides als bediogvng»'
satz nebst den widersprechenden folgerungen daraus voraa%tstelk
un4 dann der beweis hinzugefügt. Den voraufgcstelltoo hjpothtli-
schen sata nebst folgerung nennt Plato vno&iihgf das game aksi^
die imd-tffUg nebst dem beweise, Xd/og.
Es ist leicht einzusehen, dass für eine solche bewoisfohnif
die poetische form der früheren philosophen wenig geeignet im.
Dem scharfen und consequenten denken Zeno's konnte nur die
knappe form der prosa genügen (vgl. Paulj,. Real-encjcL nafcar
Zeno), Die angäbe^ dass er sich der form des dialoges bedieat
habe, erscheint sehr zweifelhaft» So viel sich erkenne« läait, hat
er nur bisweilen, statt aus dem bedingnngssatse gleich die folge-
rungen zu ziehen, gefragt, was aus der aufgestellten, behasptasg
zu schliessen sei, und: die antwor^ dann in dem nachfolgeMke. be-
weise gegeben.
Die fragmente, welche wir aus Zeno's schritt besitien, smi
gering, und bei den meisten ist es ausserdem noch zweifelhaft, sb
sie genau und wörtlich überliefert sind. Jedoch geMgea die as-
gaben der altea in so weit, dass wir uns ein im gaven klar«
bild von Zeno's lehren entwerfen können.
[Pie belegstellen dafür, dass Aristoteleii den Zeno den er-
jfinder der dialektik genannt hat^ s. bei Mullach, Fragm. p. 266,
6.
Seine scharfsinnige beweisführung und seine gewaadtheit m
dispatiren waren berühmt. Plato legt ihm deshalb den namea dei
helden aus dem nachhomerischen trojanischen. Sagenkreise bei» dsr
wegen seiner klugheit und wegen seiner zahlreicheB erfindaagn
vielgepriesen wurde, er. nannte iha deni *JEkittUxig. iTali^ij^K.
ZiSa6 aitt Ele«. tfjil
f. 201). 9» ate Skeptiker und besonders' als siflopfi^pB
Tinon aas Phlii» nennt ihn aber wegen seiner gewohnheit,
SWS «iner bebauptung zwei widersprechende folgerungen zu ziehen,
a§a^anQ6rXiomfog. Vgl. Mullacb p. 267. — Zeller 1, p. 496 f.
JM Diogtees, IX, 26, beisst es: qiigirai yovv alxov ßißXCa
mtAk^^ mnßiinwq yifiowra. Bei Suidas unter Zeno aber: lyqatffiv
^'BQ$dagj''Eiijyffii¥ tw ''EfjtftidoxXiovg , ^^bg jovg ^tXoir6g>ovg m^l
yrftfamg. (So giebt Beriihardj den tiext. Zeller glaubt, dass mit
MR^C YovC g>iX6c6^ovg und tciqI ^vcrccog zwei werke bezeichnet
9Sa4)» Die art jedodi, wie Plato Zeoo's schrift citirt, und der
«■stand, dass auch Siraplicius in Phjs. f. 80, a nur eine schrift
(«a eiyyfafifui} des Zeno kennt, scheint Zeller's neinung zu be-
atiUigvo, dass das ß$ßUa des Diogenes vielleicht nur die einzelnen
ishwhoitte der einen schrift bezeichnen soll und die anfuhrungen
sIm Stfidas, soweit sie nicht offenbar falsch sind, nur verschiedene
tiM für da«eibe werk bedeuten. Vgl. Zeller I, p. 494 anm.
Die oben gegebene auffassung der von Plate erw&hnten X6yo$
Hoid ¥no9iifiHg iu Zeoio's schrift sdieint mir besonders dadurch be-
tttitigt m weided, dass Aristotieles und seine erklSre^ die ganzen
«iaarfDCnsätae d«s Zeno, also Voraussetzung, folgerang und beweis,
^«wShnKeh mit Xoyog bezisicbnen. Piatos Worte : Trjv nffwirp^ vno-
^9w»r r#& nqiiiov Xoyov sind dann dahin zu erklären, dass es sich
Ükerinwpt um die erste vm&i^ig und um den ersten Xdyog han-
delt, so dass daraus nicht zu schliessen ist, dass dar erste Xo/og
ino&itni^ gehabt hätte. Vgl. dagegen Zeller a. a. o.,
Ij p. 409, Deberweg, I, p. 62.
Diogenes, III, 47, berichtet, dass Zeno zuerst dialoge ge-
mchridien habe, fugt aber hinzu, dass Aristoteles und ebenso Favo-
TUUM dasselbe vom Alezamenus behauptet hätten (s. Brandis, I,
p. 408 g.). banach bleibt es allerdings noch zweifelhaft, ob Ari-
stoteles dem Zeno den dialog überhaupt abgesprochen hat Die
ÜDünB jedoch, in welcher uns die lehren des Zeno überliefert sind,
widcbrspricht dar angäbe des Diogenes. Das von Simplicius in
Phys. f. 255, a. (s. Brandis, I, p. 409, Zeller, I, p. 502) erzählte
gespräeh zwischen Zeno und Protagoras kann offenbar nicht ans
Zeno^s eigenen schrIften, sondern nur aus den berichten' anderer
sdirifbteller geschöpft sein; denn es wäre doch wunderlich, wenn
Zmo sieh selbst in seinen dialogen redend eingeführt hätte. In
89*
6lj^ Zeno aas Eies;
Paolj's Real-encjd. a. o. wird jedoch angeoommeo, dan weaigiteai
ein theil voo Zeno's schriften in dialogischer form abgefinsst gtmmm
sei, und auch Ritter, 1, p. 488, scheint dem Diogenes glauben a
schenken. Eine, wie mir scheint, richtigere ansieht hat schon Tes-
nemann, Gesch. d. phil. I, p. 192 ^), in den Worten ausgesprochei,
dass Zeno nicht verschiedene personen redend eingeführt, sondcn
nur seine gedanken in fragen und antworten gekleidet habe.
Diese auffassung, der auch Zeller, p. 494 anm., beistisnt,
wird durch Arbt. el. Soph. c. 10 bestätigt. Denn dass ZqW
in dieser stelle nur zu i iQünwv und nicht auch va o a^rox^M-
fuvog gehöre, wie PrantI, Gesch. d. logik, 1, 9^^), behauptet,
scheint mir unhaltbar ; denn es wäre wunderlich, dem einen partictp
einen namen hinzuzufügen , das andere ganz unbestimmt mn Ismei,
Der artikel o bei IqwjCtv dient nur zur schärferen anterscheiding
desselben Zeno ein mal in der rolle des fragenden, das andere mal
in der des antwortenden. Für meine obige speciellere annahM
scheint die form ^u sprechen, in welcher Simplictus f. ISO, b
(S. Mullach. Fragm. p. 269, 3) Zeno's sätze über den ranm mittheilL
(Beiläufig sei bemerkt, es wird in Anonymi vita Platonis p. 9,
18, in Westermanns ausgäbe des Diogenes, die meinung erwähnt,
dass sogar auch Parmenides schon dialoge geschrieben habe).
Die wichtigsten angaben über Zeno's lehren finden wir bd
Aristoteles in der Metaphysik und Physik und bei den erklaren
dieser Schriften, besonders beim Simplicius. Ausdrücklich als wort-
liches citat aus Zeno's schrift wird, so viel ich sehe, nur ctoe
stelle bezeichnet Simpl. f. 30, a. Doch giebt Simplicius auck
wohl noch an anderen stellen Zeno's eigene werte.
Abgedruckt finden wir die betreffehden Zeugnisse der altm
in den öfter angeführten werken von Mullach, i, p. 267 — 270,
Ritter und Preller, p. 115—119, Brandis, 1, p. 409— 417, Zdkr,
I, p. 498—506.
Dass die dem Aristoteles fälschlich beigelegte schrift jk^
Sivogxivovg, Zi^vuivog xal Fo^yCov nicht von Zeno, sondern tm
Melissus, Xenophanes und Gorgias handelt, kann nach den nnter-
suchungen von Mullach, Fragm. I, p. 271 — 276 und Zeller, I,
p. 432 — 449, als sicher angenommen werden. Vgl. auch Psslj,
Real-encycl. unter Zeno und F. Kern a. a. o. anm« 50].
Zeno's lehren sind besonders deshalb vielfach misBverBtaBdcs
Zeno aus Blea. 613
orden, weil man sich nicht immer des Zweckes, dem sie dienen
Ilen, klar bewusst blieb. Parmeoides hatte, indem er der sinn-
2hen Wahrnehmung die Zuverlässigkeit absprach und nur dem
chtigen denken vertraute, die Vielheit und jede Veränderung und
swegung des seienden geleugnet. Natürlich musste eine solche
hre dem von den sinnlichen erscheinungen ausgehenden gewöhn-
chen verstände verkehrt und lächerlich erscheinen und die ver-
;htung und den spott der menschen erregen. Zur abwehr des
»ottes konnte es, wie Zeno richtig erkannte, kein wirksameres
ittel geben, als zu zeigen, dass die spotter selbst noch grössere
igereimtheiten zu behaupten schienen. Ueberzeugt von der rich-
gkeit der lehren seines meisters verzichtete Zeno darauf, ein
genes philosophisches system zu entwickeln, und verwandte seinen
sozen Scharfsinn und seine grosse dialektische gewandtheit auf
e bekämpfung der gegner des Parmenides. Die beschränkung
uner philosophischen bestrebungen verhinderte aber nicht, dass
leselben sowohl an und für sich als auch für die entwicklung
sr philosophic bis in die neuste zeit hinein höchst interessant und
sdeutungsvoll wurden.
Alle uns zuverlässig aus Zeno's lehren überlieferten sätze,
dche die schwierigsten probleme der metaphjsik berühren und
rössten theils eine für die begriifsentwicklung jener zeit bewun-
Esmswerthe consequenz des denkens zeigen, gewinnen durch die
eziehung auf die all-einheitslehre inneren Zusammenhang. Da uns
leselben jedoch offenbar weder überall in ihrer ursprünglichen
erbindung noch vollständig aufbewahrt sind, so ist es nicht zu
erwundern, dass die richtige bedeutung einiger derselben für den
rundgedanken zweifelhaft erscheint.
Die darstellung der einzelnen sätze selbst beginne ich mit der
■age des Zeno an Protagoras, welche uns Simplicius mit folgenden
'orten berichtet:
„Sage mir, Protagoras, macht ein körn oder der tausendste
theil eines kornes durch seinen fall geräusch?^ Als derselbe
es verneinte, sagte er: „macht aber der scheffel körner durch
seinen fall geräusch oder nicht?" Und als derselbe bejahte,
dass der scheffel geräusch mache , sagte Zeno : „ was also ?
besteht kein verhältoiss zwischen dem scheffel kömer und dem
einen oder dem tausendsten theile des einen ?^^ AU dieser es
^14 ^9 m Elan.
ziigab, sagte Zeoo : ,,wm also t wifd ni^oht ^melhc jrevliikm
auch zwischen dem eiaen geräusch und den amlerii tjertjbi»!
Denn wie die dinge, wdclie geräusch machen , ao Terhäit mI
auch das geräusch des einen zu dem des anderem. Da dt^
aber so ist, so wird, wenn der sdieffel kprn g^ijuisch mach^
auch das eine körn und der tausendste theil des komes ge-
räusch machen ^^
(Simpl. in Phjs. fol. 255, a zu Arist Phjs. VII, 5. S. Mal-
lach p. 269. ^ — ZeUer p. 502 ^).
Die form dieser darstellung beweist, wie idi schon oben er-
wähnt habe, ganz klar, dass Simplicius dieselbe nicht avs etacr
Schrift des Zeno entnommen hat. Vielmehr möchte man dicmr
form wegen vermuthen, dass Zeno den satz fiberbaapt nicht ge-
schrieben, sondern nur im gespräche mit Protagoras gMasserC habe,
dass das gespräch aber nachträglich wahrscheinlich toq eiDem m-
phisten aufgezeichnet worden sei. Jedenfalls kann PraoÜ's behao^
tuog a. a. o., dass schon Zeno jene technik der sophiateo ond Me-
gariker geübt habe, welche darauf ausging, den gegner in irgea4
einer festgehaltenen Zuspitzung des ausdrucks zu fangen, da dorcb
jenes gespräch begründet nicht anerkannt werden. Denn dem Zeoo
ist es sicher um die sache und nicht um einen scheinbaren mg
im disputiren zu thun. Auch stimmt die frage an ProtagofM»
richtig aufgefasst, ebenso wohl zu Zeno's zweck, als sie einen be-
rechtigten gedenken enthält. Zeno will nämlich beweisen, dass die
sinnlichen Wahrnehmungen dem denken gegenüber keiqen gfaaks
verdienen. Zu dem ende zeigt er an einem beispiele, dass nnsen
sinne äussere erscheinungen nicht erkennen, welche ans das deakee
als vorhanden anzunehmen zwingt. Er stellt hiermit also euei
gewissermassen directen beweis der unzuverlässigkeit der stane saf.
[Den zuletzt ausgeführten gedenken haben zum theil aoch
Ritter, I, p. 491, und Braodis, 1, p. 409, in der frage des Beao
gefunden. In dieser auifassung scheint mir aber dieselbe auch da
schärfsten denkers jener zeit, in der die erkenntnbs pfijBi^LaUfcber
gesetze noch sehr gering war, nicht unwürdig zu ^ein.
Das allgemeinere, was Zeller, I, p. 502, in der fr^^ findet,
scheint mir weder in dem Wortlaute derselben zu liegen, noch enieo
klaren Zusammenhang mit dem zwecke aller zeaoniscben beweife
zu haben. Der Überlieferung bei Simplicius, ebenso wie Seiler,
^icht streng folgend und dadurch 4^, w^C| ic^ ffla^lw»
Zen» mm Etm. 6i5
Terdnriieliid giebt fcueMbeo Mch E. W^ilmun im
OitoniiTgnimiii des gynoasiums zu Fraakfiirt a. 0. von 1870.]
Die übrigen sätze des Zeno sollen die Widersprüche und Un-
möglichkeiten aufzeigen, in welche einerseits die annähme der viel-
keit dss seienden, andererseits die der bewegung das denken ver-
wickel:.
i. Das seiende kann nicht vieles sein. Denn wenn Tieles
wäre, io müsste es:
1; zugleich unendlich klein und unendlich gross sein;
a) unendlich klein: denn das viele besteht aus einheiten; eine ein-
heit ist aber nur das, was nicht getheilt werden kann; was
nicht fl^etheilt werden kann, hat keine grosse; denn wenn es
grosse hat, ist es theilbar; das, was keine grosse hat, wird,
zu einen anderen seienden hinzugefügt, dasselbe nicht ver-
grossem, noch, von ihm hinweggenommen, es verkleinem; was
aber , zu einem anderen hinzug^efiig^ oder von ihm hinwegge-
nommen, daiselbe weder vermehrt noch vermindert, ist nichts ;
das viele begeht also aus einheiten, welche nichts sind; folg-
lich ist das stiende, wenn es vieles ist, unendlich klein, denn
es besteht aus einheiten, welche nichts sind.
Die alten hab«n diesen sata grössten theils misiverstanden,
sie geben daher auch keine zusammenhängende darstellnng dessel-
ben. Der zweck jedoch und der Zusammenhang aller, besonders
aber der gedankengang der übrigen speciell gegen die Vielheit ge-
richteten senonischen beweise machen es durchaus wahrseheinlicb,
dasB die zerrissenen und vielfach unrichtig gefassten angaben der
alten eine der gegebenen älnliche Verbindung bei Zeno hatten.
Die in betracht kommenden stellen sind hauptsächlich folgende
zwei: i) die dem Alezander von Aplirodisias entnommene erzäh-
lung des Eudemus bei Simpl. i 21, a (s. Zeller, I, p. 499 anm.).
2) Simpl. f. SO, a (s. Zeller, I, 498, anfang der anm.)
Zwei punkte sind am meisten in dem beweise missverstanden
worden: einmal hat man geglaubt, dass Zeno, indem er sagt, dass
das viele aus einheiten bestehen müsse, welche nichts sind, nicht
Biir das viele, sondem auch das eins aufheben wolle. (S. die aus-
ftkrangea des Simplicius hei den beiden oben angeführten stellen
und Seneca Bpist. 88. Vgl. Tennemann 1, p. 202 tt., wo bei-
616 Zeno aas Elea.
läufig in anm. 75, Arist. Metapb. IV statt III dtirt ist); iweheoii
dass er annehme, man gelange zu diesen gprössenlosen AAatH
durch fortgesetzte theilung. Letztere auffassung giebt onr Por-
phjrius bei Simpl. f. 30, a (Zeller I, p. 501). Da nun Sinplicnii
selbst bei dem beweise der unendlichen grosse des Tiefen rar die
bebauptung der unendlichen kleinheit desselben, aber nicht ico b^
weis dafür mittheilt, so haben auch neuere forscher die aasfihnm^
des Porphyrins als zuverlässig gelten lassen.
Wir haben aber in ihr nicht nur, wie Zeller a. a. o. sich
viel zu unbestimmt ausdrückt, nicht die ursprünglidie zeionisclie
fassung, sondern dieselbe ist grundfalsch. Zeno ist so weit est-
fernt, sich gleichsam wie durch einen sprung die theilung so weit
gebracht zu denken, dass die theile nicht mehr theilbar lind, das
er gerade, wie mehrere der folgenden beweise zeigen werden,
darin unlösbare Schwierigkeiten findet, dass die theilnng nie vom
abschluss gebracht werden kann. In unserem satze «igt er ntchti
weiter, als dass das viele aus einheiten bestehen mm, eine einheit
aber nur das ist, was untheilbar ist. Ob es solche einheiten giek,
oder wie sie entstehen , ist ihm fur den Zusammenhang gan
gleichgültig.
[Es ist um so nothwendiger, die feilsche darstellang des Pim^
phjrrius zurückzuweisen, weil dieselbe nicht nur zu einen giu-
licben missverstehen des beweises von der unendlichen kleinheit,
sondern auch noch zu einer mindestens ui^nanen auffassung d«
beweises von der unendlichen grosse des rielen geführt hat, z. b.
bei Brandis I, p. 411 f., Ritter et Prell«r p. 117 b), Ueberwcg 1,
p. 62, Mullach I, p. 267, E. Wellmann a. a. o. Strompell p. 50,
hat zwar den Zusammenhang unseres beweises besser anfgefust,
doch hat auch er sich durch Porphyrias verleiten lassen, die od-
theilbaren einheiten als aus theilung entstanden zu denken. Ab
eine mögliche deutet Ritter I, p. ^93 die richtige erklamog as.
Vollständig und genau aber entwickelt sie Zeller I, p. 498.]
b) Unendlich gross : denn jedes einzelne des vielen moss irgend
eine grosse haben, weil das, was keine grosse bat, nidit iit;
an jedem aber, was grosse hat, muss ein theil (oder dentlidber:
ein ende, eine grenze) von dem anderen entfernt sein ; von doi
aber, was die theile trennt (was zwischen den theilen Kegt)
gilt dasselbe; es muss auch grosse haben, und ein theil mmu
Zeno aas Ble& 617
▼on dem anderen durch ein dazwiscbenliegendea getrennt sein,
und so fort in's unendliche; denn niemals wird das dazwischen-
liqi^nde der art das letzte sein, dass nicht von dem einen ende
desselben zu dem anderen ein abstand wäre. Es muss also
jedes der vielen seienden aus uoendlich vielen theilen, welche
grosse haben, besteheo, also unendlich gross sein. Wenn daher
vieles ist, so muss es zugleich klein und gross sein, so klein,
dass es keine grosse bat, so gross, dass es uneodlich ist.
(Simpl. fol. 30, b bei Mullacb I, p. 269. 2, Zeller I, p.500^),
Brandb 1, p. 412 q), Ritter 1, p. 493 >), Strümpell p. 51, Ritter
et Preller p. 116.)
In dem texte findet sich bei den herausgebern eine kleine
Verschiedenheit, die für das verständoiss nicht gleichgültig ist
Ritter, Strümpell und Zeller geben die betreffende stelle so: d ii
Mcnv^ ävfiyjtrji ixaciov fifyi&og z$ ix^$v xai ndxoi xal anix^w
ovToS Tc inqov ani xov ixiqov. xal mgl rov ngovxovjoQ o airog
TLoyoq; xal yuQ ixttvo il^it fiiyid^og xal nQoi^H aitoi r». Brandis
und Ritter et Preller weichen darin ab, dass sie vor xal änixi^v
ein komma und letztere auch noch tc statt tt setzen. Mullacb
stellt aber auch noch aitov vor fifyi&og und scheint mit rncksicht
auf rov nQovxovtog ähnlich zu verstehen wie E. Wellmann den
passns giebt : „ein theil ragt über den anderen vor und über diesen
wieder ein anderer und so fort in's unermessliche'^ Ich halte diese
Änderung der stelle nicht für zulässig und aitov vor jh higov
für durchaus nöthig. Es bezieht sich nemlich auf ixafftov und ist
ein von ti iuQov abhängiger genitivus partitivus. Denn die werte
ih iiiQov um jov irigov anix^kv bedeuten nicht, wie Mullach
nbersettt und auch Hegel (I, p. 312) und Zeller (I, p. 500) zu
verstehen scheinen, dass das eine der vielen dinge von dem an-
deren, sondern dass das eine ende (oder die eioe grenze) eines
jeden der vielen dinge, die ausdehnung haben, von dem anderen
ende entfernt sein muss. Denn in wie fern die einzelnen dinge
von einander entfernt sein müssen, weil sie grosse haben, ist nicht
einzusehen; sie müssen, wie in dem satze von der unendlichen Viel-
heit gezeigt werden wird , von einander entfernt sein , weil sie
eben einzelne und getrennte sind. Wohl aber müssen die enden
oder die grenzen jedes einzelnen dinges von einander entfernt sein,
in io fem das ding grosse, also ausdehnung hat. Die bedeutung
618 Z«Bo ans Kies«
▼•D Tov fr^ti/oviog ergiebt sich aus der unter b gegebeoea d«-
stelluDg des satzes. Es bezeichnet das zwischen den grenzen einn
dinges, das grosse hat^ liegende, das über die grenze herforn-
gende, nicht nach aussen über die grenze heraus (das wSre sim-
los), sondern nach innen hinein, einem anderen endpankte da
dinges entgegen.
Die nach meiner ansieht richtige anffassung des bevreiia
giebt auch Ritter I, p. 493 oben. Dass Brandis, Ritter et Preller,
Ueberweg ihn nicht genau ausdrücken, ist schon erwähnt, und
auch Strümpell p. 50, folgt nicht dem uns von Simpliciui au-
drücklich als wörtliches citat bezeichneten texte.
2) Der zahl nach zugleich begrenzt und unbegrenzt;
a) begrenzt: denn die vielen dinge müssen so viele sein^ als sie
sind, weder mehr noch weniger: wenn sie aber so viele sind,
als sie sind, so sind sie der zahl nach begrenzt ;
b) unbegrenzt: denn zwischen den dingen müssen, (wenn sie näm-
lich wirklich einzelne und getrennte sind), andere sein, zwischen
diesen trennenden aber und denen , welche getrennt werden,
wieder andere und so fort in's unendliche; folglich sind die
dinge an zahl unbegrenzt.
(Simpl. f. 30, b. S. Zeller I, p. 500 >), Brandis I, p. 412 q),
Mullach I, p. 269. 2).
Strümpell (p. 49) drückt den letzten satz nicht gut ans, in-
dem er ihn so beginnt: „um vieles sein zu können, nuss es zer-
legbar sein. Ist es dies, so hat es theile u. s. w.**; denn am das
zerlegbarsein kümmert sich Zeno hier nicht, sondern am das zer-
l^sein. Aus der Vielheit des seienden folgt eben, dass es zerlegt
ist. Er lässt also auch hier wieder die vielen einzelnen dinge ahi
einheitliche gelten, ohne zu fragen, ob sie es wirklidi sind; denn
das ist für seinen beweis von keiner bedeutung.
Allerdings hatte Zeno darin, dass aus der Vielheit oder dem
getheiltsein des seienden die theilbarkeit folgte, für die sieh keine
grenze und kein abschluss denken lässt, etwas unbegreüiolies ge-
funden, und es ist wahrscheinlich, dass der aus Budemns bei SimpL
f. 21, a (s. Brandis I, p. 416 j), Zeller I, 499 anm.) erwähnte
aussprach des Zeno den sinn hat, dass bei der annahm« der Viel-
heit und der daraus folgenden theilbarkeit des seienden sieb nicht
bcgr«^«i Utßßi W^Mm 4eiui die wirklich^ Bwlieiteii JieieQ , iui|i
deneo die Vielheit doch hesteben miiiuie^ weil die theilbarkeit dior
wirklicheD dinge ^ überhaupt einmal zugegeben, sich niemals als
erachopift denken lasse. Denn wir haben oi>en gesehen, das« er als
ei^heit nar d^ absolut .untbeilbare gelten liess, von ihm aber fand,
daßß ep keine grosse haben könne, dass er andererseits aber auch
crkannta, d^ßs 4ß» wirklich feiende grosse haben miisse. jBUerj|i
Uig ein Widerspruch, den er nur dadurch beseitigen zu können
glaubte, dass er die Vielheit und theilbarkeit des seienden gänzKdi
yemeinte« Vermuthlich hat Zeno in seiqem werke, bevor er zu
den vier geget»enen ein^elnep beweisen überging, diesen fundaipen-
talwiderspnich auseinandergesetzt. Denn dass er sowohl ^en be-
gri|f der einhejt als auch den d^ wirklich seienden in der ange-
g^beneif weise im voraus be^tii^mt hat, bezeugt Simpliciiis (fol.
'so, a und 1|. S. Zeller I, p. 498 ^) und 900^)) ganz klar.
Dabei hat er wahrscheinlich die Wendung gebraucht, dass, wenn
ubf^haupt die tjieilbarkeit zugegeben wird, jedes ding in zwei
theile zerlegt werden kann and jeder theil wieder in zw^i aqder^
und so fort in's unendliche. Auf diese ausfuhruog aber, glaube
ich, ist hauptsächlich das zn beziehen, was die alten von einem
beweise aus der zweitheilung erwähnen. Wenn aber Aristoteles,
wie es nach Phjs. I, S. 187, a, 1 (s. Zeller 1, p. 500^) schei-
nen kann, dem Zeno die meinung beilegt, dass man durch theilung
wirklich zu atomen, d. h. untheilbaren einheiten, gelangen könne,
so ist das eben, wie gezeigt ist, ein entschiedener irrthum.
In den vier beweisen selbst bedurfte Zeno des begriiFes der
unendlichen theilbarkeit nicht weiter und er hat ihn, wie aus den
wörtlichen citaten des SimpHcius klar hervorgeht, in ihnen auch
sieht ansdrücklich angewendet. In ihnen stellt er sich in sofern
ganz auf den Standpunkt der gewehnliehen meinung, dass er an-
nimmt, es seien viele einzelne dinge wirklich vorhanden; wenn sie
aber vorhanden sind, fährt er fort, müssen sie so und so beschaffen
■en; dann aber ergeben sich die und die widersprechenden folge-
rangen. Wenn man diesen Standpunkt berücksichtigt, wird man
auch nicht auf den gedenken kommen, als ob Zeno durch den in
4091 sat^ vpa der unendlichen kleinbeit gegebenen begriff der ein-
hi^i mit dep alt -* eiaheitslehre des Parmenides in Widerspruch ge^
riethe und das eine seiende aufhöbe. Denn der dort gegebene
620 Zeno aas Blea.
begriff folgt ihm erat aas der nach der gewöbnliciieii meiiMiiig fo^
handenen Vielheit und theilbarkeit des seienden.
[Aus den voraufgehenden erörterungen wird aoch klar sein,
auf einer wie äusserst schiefen auffassang dieser beweise die nei-
Dung Ueberwegs (I, p. 62) beruht, dass Zeno in ihnen „das bei
der fortschreitenden theilung beständig sich erhaltende umgekehrte
verbältniss zwischen grosse und Vielheit der theile, wodurch stell
das gleiche produkt sich herstellt, ausser acht gelassen und die
beiden momente : kleinheit und Vielheit gegen, einander isolirt halie".]
Ein fernerer satz des Zeno ist gegpen das sein des raoMi
gerichtet. Welchen Zusammenhang deraelbe mit der gesamatci
beweisführung hat, kann zweifelhaft erscheinen. Die meisten for-
scher meinen zwar, dass auch durch ihn die annähme der vielbeit
des seienden bekämpft werden soll, inwiefern dies aber auch wirk-
lich geschieht, zeigen sie nicht. Andere glauben, dass durdi die
anfhebung des raumes die möglichkeit der bewegang geleugnet
werden solle, weil ohne räum bewegung undenkbar ist. (Tgl
Mullach I, p. 267).
Die letztere ansieht wird, obwohl sie an sich nicht wider-
sinnig ist, dadurch sehr unwahrscheinlich, dass uns, soviel ich sehe,
die alten nicht die geringste andeutung geben, dass Z^o seines
satz in diesem sinne angewendet habe, dagegen in bestimmter labl
vier andere beweise als diejenigen aufzählen, welche er gegen die
bewegung gerichtet hahe. Man kann deshalb wohl mit Sicherheit
annehmen, dass dieser beweis die Vielheit des seienden hat treffen
sollen; — in wie fern, lässt sich aus dem gemeinsamen iwecke
aller beweise erkennen.
Nichts ist ausser dem seienden, hatte Parmenides gelehrt, du
seiende ist alles, alles ist von dem seienden erfüllt^ das seiende ist
eins. Dagegen entsteht der einwarf, dass alles, was ist, in etwas
sein müsse; dies etwas ist der räum; es mösste also auch dai
eine seiende im räume sein; ist es aber im räume, so ist zu des
seienden der räum als ein zweites da und das seiende ist nicbt
mehr eins.
Deshalb sucht Zeno das sein des raumes in folgendem satie,
der als der dritte der gegen die Vielheit gerichteten bezeichnet
werden kann, zu widerlegen:
Zeno aus Elea; tf2f
3) Wenn alles, was ist, im räume ist, so muss auch der räum,
weno er ist, im räume sein, uod so fort in's unendliche*
Da demnach der räum nicht sein kann, ohne selbst in einem
räume zu sein^ so kann der räum überhaupt nicht sein.
(Arist. Phjs. IV, c. 1, p. 209, a, 23 und c. 8, p. 210, b, 22.
iimpl. f. 130, b. S. Zeller I, p. 501 ^), Brandis I, p. 413 r)).
Dass Zeno diesen beweis gegen den speciellen oben ange-
fahrten einwurf, mag derselbe wirklich erhoben sein, oder mag
hn Zeno nur als naheliegend erkannt haben, gerichtet hat, scheint
lie form, in welcher er überliefert ist, zu bestätigen. Zeno tritt
ier gewöhnlichen annähme, dass der räum ist und dass alles, was
ist, im räume ist, mit der frage entgegen, worin denn dann der
räum selbst sei, und zeigt, dass gerade aus jener annähme folgt,
lass der räum nicht sein kann. Simplicius giebt die darstellung
les Zeno offenbar nicht ganz; denn dieser kann nicht ernstlich
behaupten, dass alles, was ist, im räume ist, weil er dann mit dem
lein des raumes das seiende überhaupt verneinen würde. Vielmehr
st jenes die gewöhnliche annähme seiner gegner, und er übt auch
lier nur das verfahren, dass er die gewöhnliche annähme durch
lie sich aus ihr selbst nothwendig ergebenden folgerungen wi-
lerlegt.
Plato sagt im Phädrus 261 D, Zeno habe verstanden den
:uhörem dasselbe als ähnlich und unähnlich, als eins und vieles,
ds ruhend und bewegt erscheben zu lassen. Auch im Parmenides
127 B, erwähnt er, Zeno habe gesagt, dass, wenn vieles sei, das-
«Ibe ähnlich und unähnlich sein müsse. Da wir nirgends beweise
inden, in denen speciell die ähnlichkeit und unähnlichkeit derselben
linge aufgezeigt wird, so ist es wahrscheinlich, dass Plato mit
enen Worten allgemein das verfahren des Zeno, aus der gewöhn-
ichen raeinung sich widersprechende und entgegengesetzte prädicate
ür die dinge zu folgern, hat characterisiren wollen, und dass Zeno
ie ähnlichkeit und unähnlichkeit derselben dinge in keinen beson-
eren beweisen dargethan hat. Dieselbe allgemeine bedeutung
aben offenbar auch die worte des Isokrates (Helen, laud, init.),
leno versuche zu zeigen, dass dasselbe möglich und unmöglich sei.
Vgl. Zeller 1, p. 497). Wir haben ahio hiermit die beweise,
arch welche Zeno die annähme der Vielheit des seienden zu wi-
f|j27 ZÜttlOr mhi BMb*
derlegen imdit, so wtit kenHeii gefernt, ab rfe nwä^ de dtÜA tK-
htWHlttt bttbeii.
Aus der Tehre dies Rarmeiiideä, dastf nur das Mffffttd« ilT, da
Dicbtoerende niclit 'M, folgte, wid wi> ahh^Hy M&ii UöT d{% cb-
beiC, sondern «ucB die unveränderiichkeit des seltadeo» folgte alio,
dasff tä kBin werden mid rer^elien , da*» eiT iMierMn^ keihe 1»
wegnng gebe. Natürlich musste aucb diese bebauptung den ge-
wobnlicben verstände höchst wunderlich und unsinnig erecbeiMs.
Es war deshalb sehr wichtig, die möglichkeit der bewegoi^ a
widerlegen» Zeno versucht dies in vier beweisen, deren inbsk
Aristoteles in der Physik VI, 9 im zusammenhange kors angi^
Der sinn derselben ist dadurch im allgemeinen gesichert Da aber
der begriff der bewegung ein so überaus schwieriger ist, so kani
ea nicht auffallen, dass dennoch auch diese beweise sum tlieil eise
schiefe und falsche aaffassung erfahren haben.
Der grnndgedauke der vier beweise aber ist der, dass der
begriff der bewegung und die annähme der möglichkeit deradbca
zu Widersprüchen fuhren, welche nicht gelöst werden können, wenn
die bewegung nicht überhaupt aufgehoben wird.
Em sind aber im^einidaen
B) die beweise gegen die bewegung folgende:
1) es ist keine bewegung möglkh, weil sie keinelop anftMg' ge-
wibnetf kaMP. Denn ehe das' bewegte an- dm eade der an
dnrcMaafendcA' bahn gelangt, musa m zaerst die bWb der
fcfahn- dttiKshinesie*, ehe es aber daik e«K der bKlfte erreicht,
nrass e#' wl«def ^ erst hiervon die hälft« ahrüeklegeaf. Da wir
uns nuif' dk»e tbeilmg nicf beeirfdigt uM aho d«nih diesefte
nie deM aaftfng der batn» erreicht denken köan^; ao köaasi
wir nnv aueiiF' nicht denken j das»' daa^,. waa sich* bewegea soU^
über den anfaag hinaasgekonMeB* ist, daas' alMr die hewtgimg
eikietf adfang gewonnen hat.
(Arist Phys. VI, c 9, p. 289, b, 9 und c. 2', p. 2SS, s,
2i. Simpl. f. 286, b. S. Zelfer I, p. 50« % IMndb I, p. 41Sb),
AMUacfa p. 269. 4).
Dass Aristoteles de6 sinn des satzes richtig ausdruckt, wcaa*
et sagt, es werde darin behauptet, dass eil' nicht* a^glidi sisi, n
einer endlichen zeit eine uniendliche menge von theilen n imät-
Zmk UM EIm. 62t
1^ ^Amuk Mtto ielnr zweifelliaft. Wolke Zwo* 4iei greitend
so konnte er ja einfach sagen, jede entfernung sei in's
nnendlidie theilbar, enthalte also unendlich viele tbeile, dieselben
könnte» aber nicht in einer endlichen zeit zurückgelegt werden.
Dftmns aber, dass er, wie die worte des Aristoteles und Simplicius
klav bezeugen, davon ausging, dass das bewegte immer erst zur
halfte der bahn gelangen müsse, geht deutlich hervor^ dass der
gedankengai^ des Zeno der oben angegebene gewesen ist Zeno
kann ja auch gar nicht, ohne sich selbst zu widersprechen, von
BBcndliGh vielen theilen als vorhandenen reden; denn er hat, wie
wiv sahen, behauptet, dass, wenn das viele ist, es so viel ist, als
es ist, also der zahl nach begrenzt; wenn daher die unendlich
Tiden tbeile wirklich sind, so sind sie eben auch so viele als sie
sM, sind mithin bestimmt. Br findet vielmehr auch hier wieder
die g^nae Schwierigkeit darin, dass die theilbarkeit des ausge-
dehnten niemals ab abgeschlossen gedacht werden kann, dass wir
abO' auch hier durch die theilung niemals den letzten theil, also
aocii niemals den anfang der bahn erreicht und somit das, was
aicb' bewegen soll, niemals über den anfang der bahn hinausge-
konHnen denken können.
[Alebnlidi scheinen auch Hegel, Gesch. d. phil. I, p. 314,
Braadi»!, p. 413 und besonders Herbart, Metapbw II, p. 265,
StriiapeU' p. 5t f« und Döring, Kritische gesch. dbr philos. p. 41 f.
den sinn des beweiscs Aifgefasst zu haben. Die darstellung Zel-
len 1^ p. 502, welche sich der des Simplicius anschliesst, kann
ich nicht für zutreffend halten.]
2). Daa langsamste, z. b. eine Schildkröte, kann von dem schnelbten,
s..b. dem Ackilleus, niemals im laufe eingeholt werden; denn
das verfolgende muss erst dahin gelangen, von wo das flie-
hende den lauf begann , so dass das langsame immer irgend
einen vorsprung haben muss.
(Anst. Phys. VI, c 9, p. 239, b, 14. Simpl. f. 237, a. S.
Bcandis I, p. 414 t), Zeiler p. 503 >), Mullach a. a. o.)
Deber die durchaus unzuverlässigfe nachricht des Favorinos bei
Diog. Laert IX, 29, dass schon Parmenides sich dieses unter dem
names» den« Acbilleos berühmten beweises bedient habe, vgl. Zeller
a. a^ o. Ancfa dicwT' sats. ist verschieden verslanden und benrtbeilft'
warden« Die fassnng, i» welcher uns^ derselbe überliefert ist^
624 Zeno ans Blea.
und welche ich auch oben belasten habe, stellt den nnn niditgaa
sicher fest Die meisten ausleger sind mit Aristoteles darin fimt,
dass derselbe im gründe nur eine verschiedene form fiir den entes
sei. Aristoteles findet einen unterschied nur in der weise der thd-
lung, indem nämlich hier die jedes mal von dem verfolgenden nod
zu durchmessende entfernung nicht die hälfte der suletst dndh
messenen zu sein braucht. Dieser auffassung schliesat sich an Ger-
ling, de Zenonis BUatici parahgismis mofum spectanlihiif p. 9. —
Zeller 1, p. 508 oben, findet den unterschied darin ^ daas der n
durchmessende räum im ersten beweise feste, im zweiten aber be-
wegliche grenzen habe. Gerling, in der erwähnten scbrift, nd
Ueberweg, System der logik p. 387 f , glauben Zeno'i ganze ar-
gumentation dadurch umstossen zu können , dass sie dieselbe aaf
die fallende geometrische reihe reduciren. Sie sehen also in iha
nichts als die nach irgend einem gleichbleibenden verbältoias fort-
gesetzte theilung der ursprünglichen entfernung der beiden sidi
bewegenden körper. Diese theilung würde sich von detjeniges,
welche wir in dem ersten satze fanden, hauptsächlidi dorch die
entgegengesetzte richtung, in welcher sie vor sich geht, unter-
scheiden; denn jene sucht den anfang, diese aber das ende des
weges zu erreichen. Da aber die summe jeder feilenden anend-
lichen geometrischen reihe einen endlichen werth hat, die entfer-
nungen aber, welche das verfolgende in dem satze des Zeno nach
und nach zu durchmessen hat, eine solche reihe bilden, so ist, be-
haupten Gerling und Ueberweg, die summe aller dieser entfor-
nnngen eine endliche grosse. Eine analoge reihe bilden auch die
zeittheile, welche zur durchmessung der einzelnen raumthetle ndthig
sind, die summe derselben ist abo auch eine endliche grosse; folg^
lieh durchmisst das verfolgende alle jene raumtheile in einer end-
lichen zeit, Achill holt abo die Schildkröte in einer endliches
zeit ein.
Wie bündig aber diese mathematische beweisfiihmng anch
erscheint, so kann sie dem begrifflichen denken doch wenig ge-
nügen. Denn schon eine reihe, deren gliederzahl unendlich ware,
können wir uns gar nicht vorstellen, weil wir uns dieselbe niemals
bis zu einem letzten gliede geführt denken können. Wir gewiaaes
in der mathematik auch die summe der unendlichen fiiUenden reihe
nur dadurch, dass wir durch einen sprung die glieder bis auf eine
Zeno aus Kies. 625
g^racbt deoken, welche gleich ouU ist. Jener mathe-
asdiche beweis lehrt uns also in gründe auch nur, dass wir zu
deai letzten gliede, das gleich null ist, in diesem falle zu dem
pmkte^ wo die beiden sich bewegenden dinge zusammentreffen,
BOT darch einen sprung im denken gelangen können. Die Schwie-
rigkeit, das erreichen jenes punktes zu begreifen, bleibt.
Dazu scheint es mir aber auch noch zweifelhaft, ob damit,
daas die zu durchmessenden entfernungen als glieder einer fal-
lendeo geometrischen reihe angesehen werden, schon die ganze
Schwierigkeit erkannt ist, welche Zeno durch den satz hat be-
zeichnen wollen. Denn um zu zeigen, dass es nicht denkbar ist,
dam letzte glied der reihe zu erreichen, hatte es nicht der zwei
sicli bewegenden dinge bedurft, es hätte vielmehr genügt, im ge-
gensatze zu dem ersten beweise zu sagen: „wenn sich aber auch
etwas bewegt, so kann es doch ein ziel nicht erreichen, weil es,
nachdem es die hälfte der zu durchmessenden entfernung zurück-
gel^ hat, wieder die hälfte der hälfte und so fort in's unendliche
zoHIcklegen muss^. Der unterschied der beiden sätze würde dann
daria bestehen, dass in jenem die Unmöglichkeit über den anfang
des weges hinauszukommen, in diesem das ende desselben zu er-
reichen, bewiesen würde.
Da Zeno aber zwei sich bewegende dinge annimmt, so ist es
wahrscheinlich, dass er noch eine andere Schwierigkeit hat be-
zeichnen wollen. Dieselbe finde ich auch in den Worten, mit denen
uns Aristoteles den satz berichtet, angedeutet. Es wird nämlich
nicht von dem verfolgenden , sondern von dem fliehenden ausge-
gangen; dass das fliehende immer einen vorspruog haben muss,
wird hervorgehoben. Dadurch wird es aber wahrscheinlich, dass
Zeno's gedankengang nicht der von Ueberweg angenommene war,
sondern etwa folgender: was sich continuirlich bewegt, muss auch
in dem allerkleinsten Zeitraum vorrücken ; nun braucht aber auch
das schnellste zeit, um eine entfernung zu durchmessen; es braucht
also auch Achill einen Zeitabschnitt, um den anfanglichen vor-
spraag der Schildkröte zu durchlaufen; bewegt sich die Schildkröte
naterdessen continuirlich, so muss sie in dem bestimmten Zeitab-
schnitt wieder einen bestimmten vorsprung gewinnen, den zu durch-
eilen Achill wieder einen bestimmten Zeitabschnitt gebraucht, und
so fort in's unendliche. Da also Achill zur durchmessung eines
Philologus. XXXV. bd. 4. 40
626 Zeno ans Elea.
jeden vorspranges einen bestimmten Zeitraum g^ebraacfat , so nni
die sich eontinuirlich bewegende Schildkröte in denadbeo udi
immer wieder einen bestimmten neuen vorsprang gewinnea, ne
muss abo bis io's unendliche einen bestimmten vorsprang bebaka.
Es kann also der abstand zwischen beiden nicht nnr nidit gkkb
null, sondern nicht einmal unendlich klein werden. — leb g«-
winne den begriff des unendlich kleinen ja audb nur dordi dk
id's unendliche fortzusetzende theilung ; da nun aber das continnirSd
sich bewegende auch in einem unendlich kleinen aeittbeil Tornkkci
muss, so kann der räum, den es in einem nicht unendlich kleiacs
Zeitabschnitt durchmisst, kein unendlich kleiner sein; braucht alü
Achill, um den vorsprang der Schildkröte znriickinlegen » ciass
endlichen Zeitraum, so muss dieselbe in ihm stets wieder einen vsr>
sprang gewinnen, der nicht unendlich klein ist.
Dass dies der wahre sinn des „Achilleus^ ist, macht mir d«r
Wortlaut desselben bei Aristoteles durchaus wahrscheinlich. Maa
löst aber die Schwierigkeiten in ihm nicht, sondern nmgeht sie,
wenn man die gesch windigkeit der beiden sieh bewegenden dinge
durch ein abstractes zahlenverhältniss ausdrückt und den gansea
satz auf eine mathematische formel reducirt.
Ausserdem handelt es sich hier aber auch gar nicht um dii
verhältniss der geschwindigkeiten , sondern daram, dass das sich
eontinuirlich bewegende in jedem nicht unendlich kleinen seitab-
schnitt einen nicht unendlich kleinen weg surficklegen nnss, dam
alio Achill die Schildkröte nur einholen kann, wenn er einen nidit
unendlich kleinen abstand in einem unendlich kleinen leittbdle
durcheilt. Da nun dies aber sowohl der anf sinnlicher Wahrneh-
mung beruhenden anschauuog als der annähme einer getchwindig-
keit, d. h. der annähme, dass die bewegung zeit erfordert, wider-
spricht, so kann Achill die Schildkröte überhaupt nicht einholen. —
Zeno sucht also in diesem satze auch keineswegs direct an be-
weisen, dass die bewegung nicht ist, sondera dass die der schein-
baren Wahrnehmung folgende meinnng von derselben in den
grössten Widersprüchen fuhrt. Denn die sinnliche wahrnehmaag
zeigt uns, dass sich gleichzeitig in derselben richtung bewegende
körper oft einholen, das denken lehrt uns, dass dies munoglich ist
Wir können daher, folgert er wieder, diesen widerspradi nkht
anders losen, als dass wir die bewegung überlian|it nnfliebea. —
Zeno aus Elea. 627
Da» der sate aber so aii%efai8t von dem ersten ausserordentlich
Terachieden ist, bedarf keines weiteren beweises.
[Schwer mochte es sein, auch bei diesem satze nachznweben,
was PrantI, zu Arist Pbys. VI, anm. 17, behauptet, „dass allen
jenen sophistischen beweisen Zeno's der hauptfehler zu gründe
licgty dass er eben die continuitat der bewegung und der zeit ver-
aidbftat". Dieser beweis stützt sich gerade auf die continuitat der
liewegung. — Peter Bajle a. a. o. hat ähnliche gedanken , wie
ich sie im Acbillens unmittelbar gegeben finde, im anschluss an
alle aatze des Zeno, wie er wenigstens meint, auf eigene band
taitwickelt Den tieferen inhalt des „Achilleus'^ selbst aber hat er
aicbt gesehen. Vgl. hierüber auch E. Wellmann a. a. o p. 6 ff.,
der offenbar selbst in dem satze auch keine weitere Schwierigkeit
angedeutet findet, als die frage nach der möglichkeit der unend-
lidben theilbarkeit einer endlichen grosse.]
3) Der fliegende pfeil ruht. Denn ein sich bewegender körper,
z. b. ein abgeschossener pfeil, nimmt immer einen ihm (dem
körper) gleichen räum ein, er ist also in jedem moment in
einem ihm gleichen räum. Wenn er aber in einem ihm glei-
chen raam ist, so ruht er; er ruht also in jedem moment,
folglich ruht er immer.
(Arist. Phys. VI, 9, 239, b, 30 und 5. Themist. f. 55 b
und 56, a. Simpl. f. 236, b. S. Brandis I, p. 415 v), Zeller
I, p. 504«)).
[Von den beiden stellen des Aristoteles ist die eine zu kurz,
die andere giebt keinen verständigen sinn. Sie lautet nämlich : tl
yoQ difj qnjCiv (ifiltfl. Zijywi)j ^Qiful nav $ xkviitah, oiav ^ xaiu
ti l0aPj i(fT$ iT äil vo ^tQOfiiPOv Iv i^ vvv^ äntmritov T^y Kp^Qo-
fiepfjp ihtu oVordv. Uebersetzt man den satz mit orav durch:
„so lange es in einem ihm gleichen räume ist'S so ist der folge-
■ati unsinnig; denn so lange es in einem ihm gleichen räume ist,
mbt es und bewegt sich nicht. Will man aber mit Prantl (zu
Arist Phjs. VI, anm. 18) verstehen: „so lange es sich gleich-
nässig Verhaltes so könnte der schluss daraus nur so lauten:
„onn ist aber das bewegte immer in dem jetzt, in dem jetzt kann
es sich aber nur gleichmässig verhalten, es muss also entweder
rohen oder bewegt sein^. Dass Aristoteles den Untersatz, „wäh-
rend eines einzelnen jetzt ist keine zeit dazn, dass der pfeil sich
bewege^^ als selbstverständlich soll übergangen haben, ist, da durch
ihn doch erst sinn in seine worte kommen würde, ebenso unglaob-
lidi , als der gedanke selbst Zeno's anschauungen widerspricht.
40*
628 Zeno aus Elea.
Denn wie wir auch den vorigen beweis auffassen nögea, so fid
ist aus ihm klar» dass Zeno auch für den kleinsten xeitübcil dii
bewegung festhält. — Dazu kommt noch, dass Themistins 4m
jcota id Xaov durch xaiu to Xcov iavi^^ d&utnrifAu attsdirciki
also unzweifelhaft den dem bewegten gleichen raun dmniBter nr-
steht. — Auch die stelle des Diogenes Laertius IX, c XI, 72»
auf welche Fr. Kern in seiner o. a. abhandlung über XeoopbsBH,
anm. 74, aufmerksam macht, nach welcher dem Zeoo die werte
zugeschrieben werden : to mvovfiipov oSrt iv {f i(n$ xom» gunütu
avn Iv (p fiij icup, dürfte, wie sie offenbar vormgaiweiae tumn
satz trifi't, dafür sprechen, das xatu ro tcoy auf den raun zu be-
ziehen. — Die stelle des Simplicius ist unklar. Veratebi er
unter seinem xatä to Xgov iavr:^ „sich gleichroassig verbaltea^,
so sind seine werte „td iv j^ vw xaia to Iffop iuvri^ ov st
x^rtnat*^ unsinn; denn es ist gar nicht abzusehen, waram etwsi,
weil es sich in dem jetzt gleichmässig verhält, aidi aicbt
bewegt; es kann ja sehr wohl sich darin in den jetzt gleich*
massig verhalten, dass es sich gleichmässig bewegt. Vielleiebt ge-
hört dieser satz des Simplicius dem Zeno selbst an und hat dca
sinn, dass etwas, was in dem jetzt in einem ihm gleichen raaae
ist, sich nicht bewegt, — was mit dem oben aus Diogenes ange-
führten satze sehr wohl zusammenstimmt
Zeller vermuthet auch, dass die stelle bei Aristoteles gelaatit
habe : tl yoLQ^ fpfjaiVj ^gcfiiT nuv^ oiuv ^ xutä t6 Icor^ for* d^ aü
to fiQOfiivor iv TCü vvv xuju to Xcov, axivtflov xtk., also des
oben gegebenen sinn ausgedrückt habe. Herbart, Metaph. II, p. 2S4,
Hegel, Gesch. d. phiL I, p. 323, geben dieselbe auffassnng, Strosi-
pell p. 53, zieht dieselbe vor. Auch der auseinandersetzung vos
Dühring a. a. o. p. 42 ff. liegt wohl die oben angegebene aif-
fassung des satzes zu gründe.]
Der Widerspruch in der bewegung, den Zeno durch den „flie-
genden pfeil'' bezeicbnen will, liegt darin, dass wir in der tbst
den sich bewegenden kö'rper nur als erfüllend einen ihm gletebes
räum denken können, und dass wir ihn daher, wenn die bewegaag
zeit erfordert, auch während der zeit der bewegung uns nar als
stets in einem ihm gleichen räum befindlich vorzustellen verMgea.
Wir können, wie Bayle p. 910, richtig sagt, den körper nicht
zugleich an zwei orten denken. Wenn er aber stets in eiaca
ihm gleichen räume ist, so ruht er. Wir sollen uns also deakea,
dass der kÖrper als sich continuirlich bewegend keinen moment as
demselben orte ist, und doch können wir uns ihn nicht anders ab
in einem bestimmten ihm gleichen räume in jedem ausdebnnngtloeea
Zeoo aus Klea. 629
Mi^unkte vorstdleo. Man glaubt diese Schwierigkeit des be«
liiffes dorcb die hioweisuog auf die continnität der zeit lösen zu
kiwwn. Mir scheint aber, dass dies nur die Schwierigkeit durch
Buno anderen unfassbaren begriff verdecken, aber nicht das eine
Idbeodige Vorstellung suchende denken befriedigen heisst.
Auch Herbarts bemerkung (Metaph. 11, p. 235), „dass das
bewegte nicht gesch windigkeit habe, sofern es an irgend einem
arte ist, sondern sofern man das sein an diesem orte sogleich wie-
icr aufgehoben denkt; dergestalt, dass man nicht erst setze und
!«■■ aufhebe, sondern beides unmittelbar verbinde'S kann die
Schwierigkeit des begriffes nicht beseitigen. Denn wenn es, wie
er vorher sagt, nicht möglich ist, dos bewegte auch nur fur einen
■aÜMilbareo augenblick so zu denken, als ob seine stelle eben
jetsi durch einen einzigen punkt — oder bei körperlichen massen
durch einen räum, der ihrem volumen genau gleich wäre, — zu-
laiiglich könnte angegeben werden, und dass man die vorige und
folgende stelle mitbinzunehmen müsse, um den begriff des ankom-
mens und hindurchgehens zu gewinnen, — so scheint mir gleich-
st« die dauer der bewegung überhaupt verloren zu gehen. Denn
wenn wir uns das bewegte nicht einen untheilbaren augenblick
ao einem bestimmten orte denken dürfen, so kann, scheint es, die
gpnse bewegung überhaupt keinen moment dauern; denn sonst
moss doch nothwendig der körper in jedem ausdehnungslosen zeit-
moment in einem ihm gleichen räume sein. Glaubt man dieser
Schwierigkeit durch die hinweisung auf die continuität der zeit,
des raumes und der bewegung entgehen zu können, so wird man,
scheint es mir, nothwendig auf den gedanken geführt, die bewe-
gung gleichsam als ein der zeit analoges hinfliessen zu betrachten,
das sich ebenso wenig als die zeit selbst schneller oder langsamer
denken lässt Man würde dadurch auf Bayle's behauptung geführt,
dass, wenn es bewegung gäbe, sie in allen körpern gleich sein
müsse (a. a. o. p. 922). Denn wie ich mir denken kann, dass
mit der grösseren gescbwindigkeit der begriff des durchgehens
durch jede stelle wachse, wie Herbart meint, ist mir, wenn das
bewegte überhaupt auch nicht einen ungetbeilten moment an einem
einsigen punkte ist, völlig unfassbar. Denn schneller kann die
bewegung doch nicht sein, als dass das bewerte absolut in keinem
zeittheile an einem orte sich befindet. — Wenn man die conti- ^
\
630 Zeno aus Elea.
Duitat der beweguug in ihrer ganzeii strenge auffaait, so
es mir in der that unmöglich, sich die cootinairltcbe Iwimmm
von verschiedener gesch windigkeit zu denizen. Dadurch wird hm
aber unwillltürlich auf den gedanken geführt, daas io der wdt
der erscheinungen bewegungen von verschiedener geadiwindigkelt
nur dadurch entstehen, dass alle bewegungen in derselben fort md
fort unterbrochen oder gehemmt sind. Die einwenduog^, wd^
Bayle gegen diesen gedanken a. a. o. vorbringt, haben auch die
Unmöglichkeit desselben durchaus nicht einsehen lassen. Die Ur-
sachen der fortgesetzten Unterbrechungen aber durften sieh phvsi-
kalisch vielleicht recht wohl erklären lassen.
Ich habe diesen gedanken hier über den durch dea ^fliegeades
pfeil*' unmittelbar gegebenen inhalt nicht etwa deshalb etwaa hin-
aus verfolgt, um irgend eine eigene aufklarung geben wa wollen,
sondern um desto deutlicher zu zeigen, wie berechtigt ea war, dam
Zeno in dem begriffe der bewegung die grössteo schwierigkeitea
und Widersprüche gefunden zu haben glaubte.
4) Wenn in . einer bahn zwei gleich lange reihen von (gleich
grossen) körpern sich in entgegengesetzter richtung, von der
mitte der bahn aus, mit gleicher geschwindigkeit an einer
dritten gleich langen reihe (gleich grosser) ruhender körper
vorbeibewegen , so bewegen sich die körper der einen reihe
iu derselben zeit an doppelt so vielen körpern vorbei als die
der anderen, sie bewegen sich also, trotz gleicher Schnellig-
keit, in derselben zeit die einen eine doppelt so grosse eat-
fernung als die anderen. Das ist aber ein widersprach.
(Arist. Phys. VI, c. 9, p. 239, b, 33. Simpl. t 237, k
S. Brandis 1, p. 414 u). Zeller I, p. 506 ^), Mullach I, p. 267 iq.)
Die erläuterung, welche Aristoteles diesem beweise hinsafagt,
ist, obwohl Simplicius dieselbe im ganzen klar und verständig er-
klärt, doch sehr verschieden und willkürlich aufgefsast woiden.
Zeller folgt im allgemeinen dem Simplicius; nur am sehluae
weicht er, wie mir scheint aber unnöthig, von ihm ab. — Die
erläuterung selbst ist folgende:
„Angenommen in der bahn DE stehen die vier gleichen kör-
per AAA A so, dass sie an der einen seite den mittleren langes-
raum der bahn einnehmen; daneben seien, ihnen gleich an grone,
die vier gleichen körper BBBB gestellt und zwar so, dass sie to«
Zeno aus Elea. 631
'ang der babo (D) bit genau zur mitte der reibe der AAAA uad
0 aucb der babn reichen ; daneben seien ferner die ebenso grossen
iicben körper CCCC gestellt und zwar so, dasa sie ?oni ende
* bahn (B) bis zur mitte derselben reichen, also bis an die rechte
Mze der BBBB. S. fig. l.
Fig. I.
A»A«A»A*
B^B'B^B^
B
mn nun die reihe der BBBB von der mitte aus nach dem ende
und die der CCCC in entgegengesetzter richtung, ahKi vom
le her nach dem anfange der bahn zu, sich zu gleicher zeit mit
Acher Schnelligkeit parallel an einander vorbeibewegen, so wird
I vorderste B und das vorderste C zu gleicher zeit sowohl das
e sich am ende der reihe des anderen als auch an den entge-
igesetzten enden der reihe der ruhenden AAAA befinden, d. h.
drei reihen werden in ihrer ganzen ausdehnung neben etnan«
' sein. S. fig. II.
Fig. II.
A»A«A»A*
B^B^B'B^
ck:«c^*
E
nn ist aber B' nur an der hälfte der AAAA vorbeigekommen,
aber, da es an allen BBBB vorbeigekommen ist, die reihe der
BB aber gleich der reihe der AAAA ist, an allen AAAA. Bs
also von den beiden sich gleich schnell bewegenden körpern in
selben zeit der eine an der halben, der andere an der ganzen
be der stehenden körper vorbeigekommen '^
Ich möchte die lesart, welche Simplicius fand, dass das erste y
allen a vorbei gekommen sei, das ß aber nur an der hälfte der-
l>en, um so lieber festhalten, als bei der jetzt gebräuchlichen lesart,
das erste y sei an allen ß vorbeigekommen, das erste ß aber nur
der hälfte, die nÖthige ergänzung von a zu „der hälfte** sehr ge-
Itsam ist. (E. Wellmann o. a. o. p. 3, anm. 3 zieht auch, wie
sehe, die erste lesart vor). Auch ist der fehJschluss durch die
632 Zeno aus Elea.
form, wie sie oben gegeben ist, g^wiiserfliBssen etwas Terdeektw.
Wenn nur die körperreihen verglichen werden, welche wirklich
neben einander vorheigekommen sind, und der raun, dea jeder
körper der beiden bewegten reihen zurückgelegt hat, aar aa der
ausdehnung der unmittelbar an der seite befindlicheo körper ge-
messen wird, dann aber, damit der durchmessene räum an deaselhes
körpern verglichen werden kann, das gleiche für das glmche ge-
setzt wird, so ist der irrthum vielleicht eher erklärlich. Deaaoch
aber scheint der fehlschluss in diesem beweise handgreiflich. Dcai
einmal wird die bewegung an einem ruhenden, dann aber aa eiaea
bewegten geroessen. Dass Zeno dies übersehen hätte, ist nicht
glaublich.
Da wir nun schon hinreichend erkannt haben, dasa in des
Zeugnissen der alten der sinn der senonischen beweise keineawcgi
überall scharf erfasst und richtig dargestellt ist, so könnte maa
vielleicht vermuthen, dass dies bei unsereia setze in beaonderea
grade der fall sei, dass der gedankengang Zeno's vielleicht fel-
. gender gewesen sei: „wenn zwei gleiche grössenreihea (la der
vorhin beschriebenen weise) sich an einander und aa etaar drittn
ruhenden vorbeibewegen, so ergiebt sich (nach dem ohigea hei-
spiele) folgendes: C^ ist an der ganzen reihe der B vorbeigekom-
men, B^ an der ganzen reihe der C. Bs hat abo sowohl B^ ak
C^ einen der ganzen reibenlänge gleichen räum durchmessen, beide
zusammen also den doppelten. Dagegen ist B^ nur an der halbes
reihe der A vorbeigekommen, die A selbst ruhen; der räum also,
welcher, wenn die reihe der B mit der der A verglicheo wird, m
ganzen durchmessen ist, beträgt nur eine halbe reibenlänge. Nw
ist zwar klar, dass, wenn zwei körper sich gleich lange mit der
selben geschwindigkeit bewegen, mit der sich eben so laage do
körper bewegt, jene zusammen einen doppelt so g^roaseo rasa
durchmessen müssen, wie dieser; in unserem beispiele sehen wir
aber, dass die zwei einen vierfach so grossen räum dnrchsusBai
als der eine; es legt also jeder der bewegten körper io dersdbeo
zeit die halbe und auch die ganze reihenlänge zurück^. Uuwei«
felhaft ist auch in diesem zusammenbange des beweises ein fehl-
schluss nachzuweisen, er dürfte aber kaum so auf den ersten blick
erkennbar sein, wie bei der gewönlicheu erklärung. Dean ler-
gleichen wir mit der reihe der A den ort des C^ und B^ ia fig. I
Zeno aus Blea. 633
■it ^eoijeoigeii derselben in fig. II ^ so sehen wir klar, dass jedes
wmt Urnen nur einen der halben länge der A gleichen räum durch-
■esBCD bat, dass von beiden zusammen also wirklich nur eine be-
wegung gemacht ist, die der ganzen länge gleich ist; vergleichen
wir aber dann ihre Stellungen selbst unter einander, so ist jedes
von ihnen an der ganzen reihe vorbeigekommen , scheint also die
doppelte der wirklichen bewegung gemacht zu haben. — Diesen
gedanken dürfte auch Hegel (Gesch. d. ph. I, p. 325), obwohl er
die erlänterung in der gewöhnlichen weise giebt, in dem beweise
gefunden haben, und ebenso Bajie a. a. o. p. 912 f.
Offenbar zeigt aber auch in dieser versteckteren form der
leiste beweis nicht jene zwingende enei^ie und consequenz des
denkens, wie sie uns in den anderen beweisen entgegentritt. Ja^
es nuss befremden, dass Zeno, wie wir ihn kennen gelernt haben,
diesen satz in dem allgemein, so viel ich sehe, angenommenen zu-
sanmenhange aufgestellt hat. Dieses befremden ist auch wohl von
fMit allen, welche die beweüm des Zeno aufzufassen suchten, em«
pfbnden und mehr oder wV^ger deutlich ausgesprochen worden.
Deshalb dürfte die frage berechtigt sein, ob Zeno seinen satz
wirklich in dem zusammenhange ausgesprochen hat, in welchem er
im allgemeinen verstanden wird.
Ich habe zu anfang gezeigt, dass Zeno in dem satze vom
fallenden körn (A 1) gleichsam einen directen beweis der unzuver-
läsaigkeit der sinne im hiublick auf die annähme der Vielheit von
dingen giebt. Denn unsere sinne, das war das resultat des satzes,
erkennen äussere erscheinungen nicht, welche uns das denken als
vorhanden anzunehmen zwingt. Dasselbe, meine ich, hat Zeno in
etwas anderer weise durch den letzten satz im hinblick auf die
•oonahme der bewegung zeigen wollen. Wenn wir verschiedene
Bewegungen mit den sinnen verfolgen und auffassen , so kommen
wir zu resultaten, welche mit dem durch die bewegungen er-
reichten Stande der dinge nicht übereinstimmen. Denn wenn wir
die beiden sich bewegenden reihen in dem obigen beispiele an ein-
ander beobachten, so sehen wir deutlich, dass B^ an der ganzen
reihe der C, und C^ an der ganzen reihe der B vorübergekommen
ist; vergleichen wir dann aber die Veränderung ihrer Stellung an
der reihe der ruhenden A, so sehen wir, dass sie iu Wirklichkeit
nur die hälfte der länge einer jeden reihe durchmessen haben.
634 Zeno aus Elea.
Wir kommeD also zu einem Widerspruche der sinnlicben walirack-
mungen , welcheo uns nur das denken auflösen kann. Wie ZeM
also in jenem ersten satze einen directen beweis für die umafcr«
lässigkeit der sinne giebt, so bringt er in dem letsteo einen sol-
chen beweis für die Zuverlässigkeit des denkens in einem falle bei,
in dem der Widerspruch der sinnlichen Wahrnehmung klar vorliegt
Es sind daher jener erste und dieser letzte satz des Zeno wcbts
anderes als beweise fur die behauptung des Parmenidea, daaa die
äusseren erscheinungen schein und täuschung sind and daaa wir
nur dem vernttaftigen denken vertrauen dürfen.
Dass aber der Zusammenhang unseres beweises von Torae
herein nicht richtig aufgefasst worden ist, kann um so weniger
befremden, als allerdings das nächste ziel desselben ein anderen ist,
als das der drei gegen die bewegung direct gerichteten satze.
Denn in ihnen sucht er zu beweisen, dass die bewegong far das
denken unmöglich ist, — während doch die sinnliche wahmefamuag
dieselbe constatirt, — in unserem beweise aber zeigt er, dasa die
sinnliche Wahrnehmung in bezug w/ß die bewegung dem deakea
gegenüber keinen glauben verdient, weil sie uns widerspräche is
der Fetischen bewegung zeigt, welche erst das denken aafloit
Es ist also weder der erste satz unmittelbar gegen die vidbeil,
noch der letzte unmittelbar gegen die bewegung gerichtet, aber ei
unterstützt jener die beweise gegen die Vielheit und dieser dieje-
nigen gegen die bewegung insofern, aLi sie durch je ein in bessg
auf die Vielheit und auf die bewegung gewähltes bebpiel aeiges»
dass nicht die sinnliche Wahrnehmung, sondern nur das denken am
Wahrheit giebt
Das sind also die uns erhaltenen beweise, durch welche Zeaa
die gegner des Parmenides zu widerlegen und die lehren dessdbcs
zu erhärten versucht hatte. Diesem zwecke scheint, wie erwähnt,
Zeno seine ganze philosophische thätigkeit gewidmet zu haben.
Dass auch er, wie alle seine Vorgänger, eine mehr oder we-
niger phantastische und willkürliche erklärung und beachreibaBg
der erscheinungsweit gegeben habe, ist durchaus unwahrscheiolick
Das denken hatte ihm unlösbare Widersprüche in den eracbeinuages
aufgezeigt und ihn dadurch überzeugt, dass die erscheinungen ua-
wabr und nichtig seien ; er wollte deshalb auch nicht dieae unwahres
erscheinungen erklären, sondern dem denken vertrauend ohne nick-
Zeoo aus Eies. 635
sidiC auf die eracheinuogeo die wabrheit erkenneD. Diesen ge-
danken hatte zwar^aach schon Parroenides gehabt and dennoch in
der Ton den früheren philosophen hergebrachten weise eine phjsi-
kaliscbe erklämng der erscheinungswelt, wenn auch mit dem vollen
bewusstsein, dass sie keine Wahrheit habe, gegeben; aber Parme-
nides hatte auch noch die alte dichterische form der darstellung
festgehalten; er sah daher in dieser seiner erklärung etwa ein
poetisches gebilde. Zeno's dialektische prosa war fdr erzeugnisse
der Phantasie kein passendes kleid.
Unsere besten zeugen wissen auch nichts von einer phjsik
des Zeno; was Diogenes (IX, 29) und Stobäus (Bei. I, 60) darüber
beriditen, verdient keinen glauben. (Vgl. Zeller 1, p. 495 mit
der anm.).
Die benrtheiinng, welche Zeno's beweise gefunden haben, ist
sehr verschieden. Man hat in ihnen zum theil nicht viel mehr ab
rhetorische und sophistische kunststücke finden wollen, es ist aber
auch ihr werth und ihre grosse bedeutung für die entwicklung der
phOoBophie in vollem masse anerkannt worden.
Die speculationen der philosophen vor Zeno waren, wie wir zu
aafiuig sahen, auf die weit der erscheinungen gerichtet. Von der
betrachtung der aussenwelt erhielten sie ihren anstoss und der erklä-
mog derselben waren sie gewidmet. Die form dieser ältesten philo-
sophie war dogmatisch. Es genügte ihr ansichten und principien auf-
zQstellen, welche geeignet schienen das werden und sein der weit zu
erklären. Behauptungen traten also behauptungen gegenüber, alle
erschienen mehr oder weniger willkürlich, allen fehlte die sichere
hegründung. Aber die betrachtung der äusseren erscheinungen
führte allmählich zu der erkenntniss, dass die sinnlichen Wahrneh-
mungen nicht zuverlässig seien, dass die erscheinungen, deren wir
uns durch die sinne bewusst werden, fur das denken Widersprüche
enthalten , dass wir daher durch die sinne das wahre wesen der
dinge nicht erfassen können, dass nur das denken Wahrheit zu
geben vermag.
Zu dieser anschauung war Parmenides gelangt und ihr ent-
sprechend entwickelte er seine all-einheitslehre im schroffen gegen-
aatze zu den sinnlichen erscheinungen. Eine solche lehre frappirte,
aber angesichts der so offenbar widersprechenden thatsachen ver-
mochte sie nicht zu überzeugen, ihre gründe waren nicht zwin-
686 Zeoo aus Elea.
gendy die ganze lebre erschieD vielmehr antionig. Es galt daher
die erscheinungsweit selbst anzugreifen, die Widerspruche in der-
selben aufzuzeigen und den sehein der Wahrheit, deo dieselbe bet,
dadurch zu vernichten.
Diese aufgäbe nahm Zeno in angriff. Er suchte nicht die
durch denken entwickelten und als wahr erkannten lehren seines
mebters direct zu beweisen , sondern die auf sbniicher Wahrneh-
mung beruhenden meinuagen und anschauungen an ihnen und aus
ihnen selbst zu widerlegen und zu vernichten. Dieses verfakrea
hat man ein dialektisches genannt. Es ist aber nicht dialektisch
in dem sinne, in welchem Kant (Kritik der r. vemunft p. 88) das
wort dialektisch fasst, als kritik des logischen oder formaJea
Scheins, sondern als kritik der erscbeinungen.
Das resultat desselben ist zunächst ein n^^atives; aber das
resultat der wahren dialektik ist überhaupt null, das negative (vgl
Hegel, Gesch. d. pliil. I, p. 311). Es ist aber das vernichten der
gewohnten meinungen, das aufdecken der Widersprüche in den auf
guten glauben aus der erscheinungswelt entnommenen beg^riffen im
hohen grade geeignet, das denken zu wecken nnd zur genaueres
Untersuchung der erscbeinungen und der ans ihr stammenden be-
griffe anzuregen. Die erscbeinungen sind da, die sinne überzeuges
uns fort und fort von ihrem dasein; aber das denken zeigt nss,
dass sie nicht möglich sind. Sobald dies erkannt ist, genügt ei
nicht mehr, allgemeinen dogmatischen sätzen andere entgeg^mo-
stellen; hier bleibt nichts übrig, als auf die erklärung und das
begreifen der erscbeinungen gänzlich zu verzichten, oder durch ein-
gehendere Untersuchungen sowohl der erscbeinungen als auch des
erkennens die berichtigung der begriffe und die lösung der Wider-
sprüche zu suchen.
Xach beiden richtungen hin hat die dialektik des Zeao
gewirkt.
Man hat behauptet, Zeno verfahre in seinen beweisen sophi-
stisch, ja er wolle mit denselben zum theil wohl nur andere täa-
schen und verspotten. Wie verkehrt eine solche ansieht ist, bst
hoffentlich die gegebene darstellung hinreichend bewiesen. Nichts
lag dem Zeno ferner, als durch Scheinbeweise seine ansichten ss
bestätigen. Ihm ist es mit allen seinen sätzen voller ernst. Er
bemüht sich die aus der erfahrung gewonnenen begriffe klar und
Zeno aus Elea. 637
Idtendig xu erfasseD uod findet dabei widenprfiche , die er nicht
SU losen weiss; was er aufdeckt , was er beweist, sind nicht er-
dichtete Schwierigkeiten^ sondern solche, an die er fest glaubt, weil
die consequenz des deukens sie ihm als unvermeidlich darthut
Nachdem er sie aber erkannt hat, stellt er sie auch in ihrer ganzen
tehrofilieit dar, und indem er der richtigkeit des denkens unbe-
dingt vertraut, erklärt er die erscheinungen überhaupt für unwahr.
Zeno's streben ist also an sich durchaus kein sophistisches,
d. h. nnr auf den schein der Wahrheit uod auf die form des
Scheines gerichtetes. Dass aber seine dialektik eine Ursache und
ein hiilfsmittel der sophistik wurde, ist nicht zu leugnen.
Indem Zeno die widerspräche in den begriffen der ausdehnung
und der theilbarkeit, so wie der Veränderung und bewegung auf-
deckte, stellte er metaphysische probleme, die man zu lösen un-
fähig war.
Die all-einheitslehre der Eleaten selbst konnte nicht befrie-
digen; denn theils war sie absolut unfähig über die erscheinunga-
welt aufzuklären, theils Hess sich aber auch das eine seiende selbst
nicht ohne alle jene widerspruchsvollen eigenschaften denken.
Dazu stand der eleatischen lehre von der unveränderlichkeit
des einen seienden schroff die lehre des Heraklit von dem ewigen
flösse und der steten Veränderung der dinge gegenüber. Auch sie
widersprach der sinnlichen Wahrnehmung, aber zu widerlegen ver-
stand man auch sie nicht.
Es ist deshalb nicht zu verwundern, dass man an der mög-
iichkeit, die erscheinungen richtig zu erkennen, verzweifelte, dass
anan das streben darnach aufgab, dass man die meglichkeit des
Wissens überhaupt leugnete. Negativ war auch das resultat der
dialektik des Zeno gewesen; man fand daher in diesem leugnen
eine gewisse Verwandtschaft mit derselben, vor allem aber fund
man in der form derselben ein willkommenes Werkzeug, um eine
art von system in das leugnen zu bringen, demselben den anschein
der wissenscbaftlichkeit zu geben und es unwiderleglich und über-
zeugend zu machen. Jetzt wurde die dialektik wirklich logik des
schpins (vgl. Kant a. a. o.); man strebte ja nicht mehr darnach
die Wahrheit zu erkennen, denn das hielt man für unmöglich; son-
dern die eigenen behauptungen überzeugungskräftig zu machen,
ihnen den schein der Wahrheit zu geben.
638 ZeDo aus Elea.
Es erging also dem Zeno zunächst, wie den meisten baka
brechenden geistern; die äussere form lernte man ihm ab; — is
die bedeutung seiner forschungen, in die so denselben treibenden
gedanken wusste man nicht zu dringen.
Die erste Wirkung von Zeno's lehren könnte also als ms
schädliche» alle wahre philosophic ?emichtende erscheinen. Aber
es ist längst erkannt, wie nothwendig die Idiren der sophistea
waren, wie nothwendig es war, die möglichkeit des erkemeos und
Wissens zu leugnen, um der philosophic neue gebiete und ncae
bahnen der forschung zu eröffnen.
Wenn einmal die möglichkeit die Wahrheit zu erkennen ge-
leugnet wurde, so folgte daraus, dass nicht nur unsere ansicbtea
von den äusseren erscheinungen , sondern dass unsere gedenken
überhaupt, dass also auch unsere sittlichen begriffe, nach denen
wir unsere handlungen bestimmen , unzuverlässig sind , dass wir
wenigstens über ihre richtigkeit nicht entscheiden können. Bise
solche anschauung aber wird dem denkenden snbjecte naertraglich;
sein inneres bewusstsein von den sittlichen begriffen ist zu stark,
zu unmittelbar , als dass er sie für trügerisch und willkürlich ss-
erkennen könnte. Die hauptsache aber ist, dass das denkende
subject dadurch, dass man ihm alle fähigkeit sicher zu erkeaaca
abgesprochen hat, auf sich selbst aufmerksam geworden ist. Wsi
kann ihm die betrachtung der aussenwdt nützen, wenn es sidi
sagen muss, dass es sie doch nicht erkennen kann ? Es moss des-
halb erst über sich selbst klarheit zu gewinnen suchen. Die philo-
sophische betrachtung wendet sich zu dem ende von der aossenwek
auf das denkende und wollende subject; sie hört auf koamologisdi
zu sein und fängt an logisch, psychologisch und ethisch zu werdeo.
Dadurch dass die sich dem denken darbietenden Widersprüche
in der erscheinungsweit als unlösbar dargestellt waren, wurde die
betrachtung auf das reine denken gerichtet.
Diese Wendung erkennen wir selbst auch bei den sophistea;
denn dieselben verhalten sich nicht ausschliesslich verneinend, ssa-
dem stellen schon auf das denken gerichtete positive lehren aaf
(Vgl. K. v. Reichlin- Meldegg, der parallelismus der alten fui
neuen philosophic p. 25).
Das ist der entwickelungsgang der griechischen phOosephic
von den Sophisten zu Sokrates, Plato und Arutotelea, Die Mres
Zeoo aim Elea. 639
des Zeno haben aber iai holieo grade bedingend auf ihn einge-
wirkt. Sobald aber die pbilosophie wieder neue^ fruchtbare ge-
biete gewonnen hatte, begann Zeno's thatigkeit auch positiv ?or-
tkeilbaft zu wirken.
Zuerst hatte er die form gefunden, um dem blossen dogma-
tisauB wirksam entgegenzutreten, behanptungen und meinungen
aungreif en , widerspräche in ihnen aufzudecken und das feld fiir
die wahrere erkenntniss frei zu machen. Zwar war diese form
voD den Sophisten zu zwecken missbraucht worden, die dem Zeno
entschieden fem gelegen hatten, aber äusserlich war sie selbst von
ihnen vervollkommnet worden , und Sokrates wusste sie in einer
weine umzubilden und anzuwenden, welche allein den fortschritt
der wissenschaftlichen betrachtung und erkenntniss zu sichern
vermochte.
Die M^^riker, welche die ethischen betrachtungen des So-
krates mit der eleatischen einbeitslehre verknüpften , indem sie
behaupteten, das gute sei eins, bekämpften im bewussten anschlnsse
ao die form der zenonischen beweise die gewöhnlichen ansichten
von der Vielheit der sittlichen begriffe. (Vgl. Ceberweg I, p. 93 f.).
Zwar konnten auch ihre lehren zunäclist nur negativ auf die ent-
wickelung der philosophic einwirken, sie wurden aber dennoch
bedeutungsvoll, weil sie eine genauere Untersuchung und bestim-
mung der sittlichen begriffe veranlassten.
Es sind derartige dialektische, kritische und selbst skeptische
bestrebungen deshalb von nicht geringem wissenschaftlichem werthe,
weil durch sie das ansehen eines geisttödtenden dogmatismus ver-
nichtet wird und weil sie zn genauer Untersuchung und allseitiger
begrändung der wissenschaftlichen aufgaben zwingen. — Aber
nicht allein auf die form, sondern auch auf den Inhalt der fol-
genden philosophic wirkten Zeno's sätze bestimmend ein, und diese
Wirksamkeit reicht bis in unsere zeit.
Denn durch sie waren die probleme, welche die uns so nahe
liegenden und vertrauten und doch so unendlich schweren begriffe
des körperlichen und ausgedehnten, der Veränderung und bewegung
der zeit und des raumes, der continuität und des getheiltseins
stellen, klar geworden, und eine gewissenhafte und umsichtige spe-
eulation konnte sich ihrer Untersuchung fortan nicht mehr dauernd
entziehen.
640 Zeno aus Elea.
In den lehren des Parmenides und Zeno , sagt Herbart (Me-
tapb. I, p. 501), zeigte sieb die erste regung des metaphjiiidiei
erkennens. Die durch sie gestellten probleme forderten notkwcs-
dig auflösung.
So selten wir denn auch die ausgezeichnetsten philosopbeo der
alten und der neueu zeit ihre eigene entwickelung der betreffend
metaphysischen begriffe an Zeno's beweise anknöpfen. Plato gdrt,
um den begriff des eins und der bewegung zu entwickeln , tm
ihnen aus; Aristoteles bespricht sie wenigstens an deo betr^eodei
stellen seiner Untersuchungen ^ * obwohl er^ weil er ihren Innerei
Zusammenhang, ihren ausgangspunkt und ihre absiebt, nicht obenU
klar erkannt und hinreichend genau untersucht hat, nicht den notzei
für seine eigenen forschungen aus ihnen zieht, den zu gewähret
sie wohl im stände waren. (Vgl. Herbart, Metaph. I, p. 503).
Wie von den neneren philosophen besonders Bajie, Hegel uvi
Herbart (an den angeführten orten), ferner Trendelenburg (Lsg.
unters, abschnitt VI, p. 213 ff.), Ueberweg (a. a. o.), Dnhrisg
(Gesch. d. ph. p. 40 — 48; vgl. von demselben: Corsas der pbife-
sophie als streng wissenschaftlicher Weltanschauung und lebeosgc-
staltung. Lieipzig 1875, z. b. p. 18, 64, 433 f.) die Banonischei
Sätze besprochen nnd eigene erörtemngen schwieriger metaphysi-
scher begriffe an sie geknüpft haben, ist oben für meinea zweck
ausreichend angedeutet worden.
Nur eine frage drängt sich uns noch auf und mag hier we-
nigstens kurz berührt werden. Wie steht die philosophie jetzt ti
den von Zeno angeregten problemen^ Hat sie eine allseitige Uh
sung derselben gefunden?
Herbart, der mit den Eleaten in dem ausgangspunkte ihrer
Philosophie, in dem streben die Widersprüche der sinnlichen erfak-
ruug zu lösen , viel Ähnlichkeit hat (vgl. K. v. Reicblin-Neldegf
a. a. o. p. 9) sucht, ausgehend von Zeno's sätzen, den begriff der
bewegung zu erklären. Aber wir haben schon gesehen, dass sick
auch gegen seine scharfsinnigen auseinandersetzungen znm theil
schwere zweifei erheben. Hegel aber, der grosse dialektiker, sagt
in seiner geschichte der philosophie (1, p. 312 und p. 326): „Zeati
dialektik der materie ist bis auf den heutigen tag anwidertest;
man ist noch nicht darüber hinausgekommen und lässt die sacke
im unbestimmten liegen*S — „Zeno hat die bestimmungea aii%e-
I
Zeno aus Elea. 641
fasst, dia ansere voratelluog voq raum uod zeit enthält; er hat
sie in seinem bewusstsein gehabt und bat darin das widerspre-
chende gezeigt. Kant's anlimonien sind nichts weiter, aUi was
Zeoo hier schon gethan hat".
Trendelenburg, der sein ganzes system auf dem princip der
beweg^ng auferbaut, behauptet demgemäss natürlich das Vorhan-
densein der bewegung, erklärt sie aber für undefinirbar. (A. a. o.
p. 150). Von den beweisen des Zeno gegen dieselbe aber sagt
er: ^an hat sie wie spitzßndigkeiten auf sich beruhen lassen,
aber entkräftet hat man sie nicht*': a. a. o. p. 215.
Dühring, welcher mit Scharfsinn und klarheit bemüht ist, die
von Zeno gestellten probleme ins rechte licht zu stellen und zu
loseo, muss in betreff der bewegung doch auch anerkennen^ „dass
bei ihr iiir unser denken immer ein unerkennbarer rest übrig
bleibt, da wir darauf verzichten müssen, in den grund der erschei-
nnngen einzudringen'^ Wenn er aber behauptet, Zeno's irrthum
beruhe darin, „dass er etwas blos gedankliches (nämlich die dem
gedanken nach mögliche unendliche tbeilbarkeit) als reales ding
setze ; blosse ideen seien noch keine dinge , sonst könnte einer
etwa auch einen raum mit fünf dimensionen für existirend er-
klären, weil er vorgäbe, er köune sich einen solchen denken''
(vgl. E. Wellmann a. a. o. p. 32), so dürfte dies nicht zutreffend
sein. Denn Zeno spricht nicht von begriffen, die jemand etwa als
gedacht vorgeben kann, sondern von begriffen zu deren annähme
jeder durch consequentes denken gezwungen wird; und die Wider-
sprüche, welche zwischen diesem nothwendigen denken mit der
Wirklichkeit, wie sie in die erscheiuung tritt, besteht, sind es ja
eben, welche er aufgefasst und dargestellt hat.
Somit scheint es denn^ doss Zeno's probleme auch jetzt noch
nicht ihre volle lösung gefunden haben, und es dürfte der schluss
berechtigt sein, dass dieselben, ebenso wie der begriff der Unend-
lichkeit der zeit und des raumes, den wir doch absolut denken
müssen , für den menschlichen verstand überhaupt nicht völlig er-
faaabar sind.
Gewiss ist es aber aufs höchste anzuerkennen, dass Zeno in
einer zeit, wo das denken noch so wenig geübt, wo an die fest-
stellnng allgemeiner begriffe kaum gedacht worden war, durch
eigenen Scharfsinn die Widersprüche in diesen schwierigen meta-
Philologns. XXXV. bd. 4. 41
642 Zeno aus Blea.
phjsischeo begriffen aufzufindeti und klar und bestimoit dartS'
stellen wusste.
In der tbat zollen auch jene genannten hervorragenden phikh
aophen, welche in vorgeschrittener zeit selbst bemuht waren dorcb
eigenes nachdenken metaphysische b^riffe schritt for schritt lo
entwickeln nnd in lebendiger anschauung klar zu erfassen , den
bestrebungen Zeno^s diese verdiente anerkennung. Vereinzelt fiodea
sich freilich auch entgegengesetzte urtheile. So erklärt ein ge-
lehrter forscher unserer zeit Zeno's g^ndsäize des philosophircai
nur „fiir erzeugnisse einer mit kindischer eitelkeit aufltretendes
• Verstandesschärfe" (Prantl, Gesch. d. logik I, p. 10 f.), oder als
„einfalle der dem griechischen nationalcharacter eigenthumlickee
kindisch impertinenten Zuversicht auf rhetorische geltendnachoo^
einer jeden caprice " (derselbe zu Arist. Phjs. VI , anm* 18).
Solche ihrem gehalte nach ebenso schiefe und unwahre ab ihrer
form nach abstossende urtheile können nur der ausfluss etsci
höchst oberflächlichen Verständnisses der philosophischen bestre
hungen des Zeno sein.
Es genügt dagegen daran zu erinnern, dass neben philoaophci,
wie Hegel und Herbart, auch die ausgezeichnetesten foncher ii
der geschichte der griechischen philosophie, ich nenne vor allai
Zeller, sowohl den Scharfsinn in Zeno's lehren, als aacb ihre be
deutung für die entwickelung der philosophie vollkomme]
kennen.
Garts a. 0. Ferditumd SdmMer.
Soph. Eleotr. 1
will Nauck nou entfernt wissen und iv TgoCag niSf^ herttdlci:
aber noti ist vortrefflich, da 1) überhaupt es den alten in sokhes
Umschreibungen als formelhaft gefiel: s. unt. 695 rot; to alffm
^EXXdSog ^AyafAifAVOvog CjQoiuvfA aysCQu^iog nott , und 2) es so
zu sagen eine concession gegen die Zuschauer ist, welche dadarek
sofort in die alte zeit versetzt werden sollen: vgl. Soph. Philoct
5 : daher ist dieser fall von stellen wie unt. 11 u. s. w. wohl n
unterscheiden. Ernst von Leuisdk.
XIX.
Untersuchnngen über die platonischen
handschriften.
lo einer reibe von abhandluDgen habeo wir beitrage zur
sicbtung der platoaischeo bandscbrifteo gegeben. Um hier zu
eiDem relativen abscbluss zu gelangen, ist es notbwendig, die Unter-
suchung auf alle handschriften ^ soweit sie von Bekker und mir
Tei^lichen worden sind, auszudehnen. Selbstverständlich werden
wir die sicheren ei^ebnisse jener abhandlungen nur ganz kurz,
ohne die beweisfiihrung zu wiederholen, am gehörigen ort verwer-
then; das was sich als unrichtig oder schief herausgestellt hat,
wird dagegen eine neubehandlung und grössere ausführlichkeit
erfahren.
Bezüglich der Überlieferung der platonischen Schriften wurde
von uns festgestellt, dass die anordoung der dialoge in den hand-
schriften nach den tetralogien des Tbrasyllus erfolgte, und dass
alle unsere handschriften auf einen archetypus zurückgehen, wel-
cher aus zwei bänden bestand, von denen der erste die sieben
ersten tetralogien, der zweite die zwei letzten enthielt. Auf diese
gestalt des archetypus weisen unsere beiden ältesten handschriften,
der Clarkianus und der Parisinus hin : der Parisinus enthält die
zwei letzten tetralogien und entspricht also dem zweiten band des
archetypus, der Clarkianus entspricht dem ersten, ist aber nicht
vollständig, denn es fehlt ihm die Vll. tetralogie. Dadurch ist die
Überlieferung dieser tetralogie eine eigenthümliche geworden.
Sachgemäss zerfällt also die Untersuchung in drei Iheile:
41*
644 PlatoD.
I. die handschriften der sechs ersten tetralogien (Clarkiaan);
II. die liaodschriften der Vlll. und IX. tetralog^e (Parisiaai);
111. die handschriften der Vll. tetralogie.
In der vorliegenden abhandln ng behandeln wir lediglich die
handschriften der sechs ersten tetralogien.
Wenn wir die Bekker'schen handschriften der sechs enta
tetralogien durchgehen, so finden wir bei allen dialogen eine glie-
derung der handschriften in zwei familien, wie folgende tafel xeigt:
Euthyphr. 361, 6 l(n$v oaia "äH^DST : iin$v FSTBCEHu
Apolog. 132, 8 OF addr^n0DST : om. r^iSYBCEHgu
„ 116, 20 ävdQfg om. ^HODST : add. rjSYBCEB^
Grit. 163, 8 ow — ^la&fj^ov om. IlOUmS, pr. Ä : add. rSYBCEOt
Phaedo 11, 5 cü$ lax^na add. ^JHOGb : om. rASYCEHlL
„ 40, 6 ante rofavra om. xä 9,Jn0G$ : add. rASYCESll
Cratyl. 9, 7 Imv add. "^JUGS^Y : om. FABCEFHlXim
Theaetet 257, 16 fpaal add. %jn : om. rjiS2YBCE¥B
„ 318,8 iraw — 21 Xoyov om. %Jet fir. Iliom. rAS2YBCEFB
Soph. 130, 18 johw om. ^JH : add. rAS2YBCEFE
„ 228, 13 «fva» add. %jn : om. F^iSSYBCEFH
Politic. 329, 17 T$va om. "SJU : add. FASIYBCEFH
345, 2 ihai add. ^JH : om. FyiSlYBCEFH
Parm. 12, 17 Iv add. %jnDR : om. FyiSSYBCHIe^.EF
„ 47, 1 ro om. ^JHDR : add. FAS^YBCEFBIQ
Phileb. 201, 8 unav — Toivavrtovom. %J,pr.n: add. FAS^BCEFB»
Symp. 377, 4 r^jy rcv ^lJnSYDKw)f : i^ij rEFrunxft
„ 384, 6 nXXa xai "äJHSYDKwp : äXX' aga xai rEFrmnx^
Phaedrus 84, 14 xai om. ^JnOGNOPT : add. FAS^OBCEFBA
Alcib. 1 308, 4 oix add. %Jn : om. FSSYBCEFHUp
AIcib. 11 286, 14 aizm add. ^JIIG : om. FSSYBCEFmf
„ 287, 2 o^' om. ^JHG : add. FSSYBCEFuv
Hipparch. 232, 8 wv om. 31/^/7(7 : add. rSSBCEFmyt
„ 237, 23 inrj add. ^JUG : om. FS^BCEFw^t
Amator. 296, 12 J« om. 30/7 : add. FS^BCEFuft
Theag. 265, 23 iwv ante tqv/wvtwp om. %€H : add. rS^BCEFüft
Charm. 338, 10 post uvsn. om. imarriM "SlOG ladd. FSSBCEFnPf
Lach. 287, 5 xa^ fi^ ittvüiv add. ^@xG : om. rSJSBCEiofd
Lysis 135, 7 ndvv y% add. 9l@r : om. FSSBCEufd
Buthydem. 402, 4 cro» add. 3l@r : om. FSSBCEwyd
PlatOD. 645
Protag. 238, 2 ovm om. ^&t : add. FS^BCErwyt
243, 1 mkv add. äör : om. FS^BCErw^
Borg. 80, 14 uttxik fva^v add. 3iJSY0(S) : om. FBCEFtVlV
„ 85, 1 W« add. ^rj0S2Y0V : om. BCEFi
„ 117, 6 Maw 10 ifwfta om. ^J2Y : add. FOBCEFIVW
„ 107, 13 fie odd. a^^r<&F(2) : om. FBCEFIW^)
Meno 334, 6 o om. SU^^rbr : add. rSSYBCEFr
„ 827, 8 ttvdfAV7]ff$v — 9 IX^/ff add, ^JSSYbx : om. FBCEFr
Ueber den wertb der beiden familien liir die platonische testes-
kritik werden wir bei einer andern gelegenheit ein motivirtes ur-
ftfaeil abgeben; nur das eine sei uns gestattet gleich hier hervorzu-
beben, dass wir die erste familie als die ältere bezeichnen, weil sie den
Clairkiaoas, die älteste aller in der tafel aufgeführten bandschriften,
Id sich schliesst. Ehe wir mit erfolg die frage über den werth
^er beiden familien behandeln können, müssen wir offenbar zuerst
erforschen, in welchem verhältniss die einzelnen handschriften in
Jeder familie zu einander stehen, und durch welche handschrift
«der handschriften wir das reinste bild einer jeden familie erhalten.
a) Ueber die handschrlAen der ersten (älteren) familie.
1. Ich habe in meinen Studien p. 55 die frage unentschieden
gelassen, ob der Vatlcanus J0 in den dialogen der II., 111., IV.
und V. tetralogie und im Buthydem, Protagoras, Meno und zum
tbeil im Gorgias unmittelbar oder mittelbar aus dem Clar-
kianus stamme. Ich glaube jetzt auf grund nachstehender beispiele
die mittelbare abstammung behaupten zu können. Vergleichen
wir nämlich Phileb. 244, 3 xQri] <^f ^ ^ Politic. 270, 20 oi fi^i]
ovxovv J Lys. 136, 3 fiev] fih ovp 0 165, 12 ndw fiev ovv]
ndvv Y$ fuy 0, so liegen hier offenkundige interpolationen vor.
Es ist aber gewiss die annähme nicht zulässig, dass diese interpo-
lationen sofort beim abschreiben vorgenommen wurden; wir müssen,
um jene erscheinungen zu erklären, zwischen dem Clarkianus und
dem Vaticanus zum mindesten noch ein glied ansetzen, in dem
1) Wie man sieht, ist im Gorgias eine scharfe Scheidung der
handschriften in zwei klassen wegen des schwankenden Charakters
verschiedener codices nicht möglich. Manche handschriften bleiben
eben derselben quelle nicht treu; so geht z. b. I AnfoingB mit BCJ^F,
später mit V.
646 PlatoD.
jene interpolationen über der zeile oder am rande standeB, tm
wo aus sie io den text eindrangen. Noch andere stellen leweim,
dass wir ohne ein Zwischenglied gewisse lesarten des J@ nick
erklären können. Nehmen wir z. b. Theaet 316, 14, so fiado
wir statt SXX* uqt$, wie im Clarkianus geschrieben stdit, n
J äg* an. Setzt diese lesart nicht eine vorläge Torans, in der
die Worte also geschrieben waren: uU.an? Oder nehmen wir
Phaedriis 87, 6 wo wir lesen: ti yag v^Xopow toSto näi wun^
uX$<ftovQybv ioixiv tvuvd'h noOiv tl<fUvat. Wir finden stMt
lytriXoyovv in J vtprjkip itg. Dieser fehler setzt aber einen zwei-
fachen process voraus; es musste einmal statt vtfftikovotfv geBchri^
ben sein v^Xov ovv; alsdann musste an diesem ovv wegen da
vorausgegangenen yug anstoss genommen und dafiir mit interpo-
lation tig wegen des nachfolgenden gesetzt werden.
Aus J ist im Symposion, wie ich in einer kleinen abhandloDg
gezeigt habe, w geflossen.
2. Im Hermes bd. XI , p. 112 u. f. haben wir den nach-
weis geliefert, dass aus IT durch D die handschriften pKq 8^
NOPR^) geflossen sind. Im Phaedrus ist durch D aus 77 nock
eine andere sippe, nämlich 20r hervorgegangen. Dass diese drei
handschriften auFs engste zusammenhängen , beweisen folgesde
stellen: 77, 10 <ig ioTCCj om. 20r 78, 4 av om. 2:0r 96, 22
In^ ufA^oxtqa otn. 2r et pr. 0. Die abstammung der drei hand-
schriften aus D, welcher, wie gesagt, wiederum aus 27 stasint,
erhärten nachstehende beispiele: 53, 9 ^^lAt^avtsg] iffigC^oiit;
S0NOP, pr. D 21, 23 Inmvviktuv] xriv inuiWfiCav SDNO
32, 5 ^0» om. 20DNO 22, 1 tpi^my] fth i^sKv 2DN0 2t
18 nongov add. 20Dr et rc. 77 41, 18 vnovguviov] vnovgaviv
20DN et corr. 77 52, 11 iguifttvov] IgmfUvmv 0DN(h, pr. 2;
rc. 77 102, 12 fit^rivvxiv] (jtffAvrifAOVivxiv Z0DNOPr e$ ewr,II
106, 1 fAeC^w] fAil^ov 20DT, rc. 77 20, 16 J«] yag IDNO
20, 1 tlnuiv Tov 2 ei corr. D. Man sieht, dass öfUrs 2 allen
mit D zusammengeht. Dies ist daraus zu erklären, dass 0r schi»
mehr Umgestaltungen des textes erfahren haben. Diese beideo
2) Dasselbe Bcheint auch fur Q im Parmenides zu gelten, den
Bekker bis etwa 8, 5 verglichen hat.
PlatoD. 647
iMindschrifteo stehen in näherem lusammenhang; man vergl. 58, 21
§ui atiovg od. 0r 75, 1 xal o Avataq om. 4>r. Wie es scheint,
r aus <Z>. Vgl. 94, 7 ^ct) diiv wamq loixip ^ et pr. <Z>,
Suvaig y^ lokx%v r et corr. </> 36, 17 o^oroccrr^x^v r et corr.
0, Die fortschreitende verderbniss kann darlegen : 94, 7 uvBvgeTv
ifyytp^ HDy tijy Uxvri^ £v(^lv 2*0, lixyrpf iigtlv r 20, 1 cIttcuv
iwp] tlnovjoq ^JFID, ttnaii tov Z et corr. D, ilnuty jmv Se O,
ilniav jodi f.
3. Noch zwei andere handschriften zeigen sich im Phaedrus
und in anderen dialogen in gesellschaffc von i7, nämlich T und
G, Dass T aufs innigste mit 77 zusammenhängt, haben wir
durch aufdeckung einer beiden handschriften gemeinsamen grösseren
lücke in der apologie (Hermes bd. X, p. 171 u. f.) dargelegt.
Eine kleinere lücke haben beide handschriften im Phaedrus; sie
lassen nämlich die werte 42, 19 xa&ogS 3i Cm^godmpf weg.
Was das verhältniss der zwei codices zu einander anlangt, so kann
der Ursprung von T aus 17 nicht mit voller Sicherheit behauptet wer-
den, sie können auch beide aus einer quelle geflossen sein. Die ent-
scheidung der frage hat geringe bedeutung für uns; denn auch im
letzten fall muss, da T viel verdorbener ist als H, lediglich 11 in
betracht gezogen werden.
4. G gehört im Phaedrus, Cratylus, AIcibiades II, Hipparchus
Phaedo zur guten handschriftenfaniilie. Auch diese handschrift,
welche übrigens ebenfalU sehr verdorben und interpolirt ist, gehört
wie T zur /7gruppe. Man vergl. Phaedrus 22, 10 nai om, G
0$ pr. TJT 24, 9 IggutfAikutg] igw^spog IJGT Phaedo 18, 11
oyi — 12 fyrj om, HG Hipparch. 238, 6 InoUi] nom FIG,
Aber bei G weisen verschiedene indicien deutlich auf abstammung
von 77 hin, z. b. Phaedrus 42, 11 tlfvxqg ovaa G ei corr. Tl
Hipparch. 238, 4 K$iov\ *tov Fl, xlova G. Wie man sieht, liegt
hier in G eine verderbniss vor, die auf der lesart von 77 als
grundlage ruht. Dieselbe erscheinung haben wir 240, 14, wo wir
finden Svnva fkivioi tqonov ÜJ^ orthva fth tov tqonov Tlj ov-
jiva fi€v jQoMov G, Besonders deutlich zeigt der Cratylus die
engen beziehungeu zwischen 77 und G z. b. 6, 9 doxii] iC yäg
UP aXXo ng ^aC^ add. in marg, rc. 77, doxu jt yag Sw aXXo ug
fpalfi G 6, 8 av^qo)nog\ tco avrco add. rc, IJ, äk&QU>nog iw
avi^ G 10, 3 nqog ^fiSg] ovia add,, rc, U^ Ttgbg i^Aäg ovia G
648 Piaton.
40, 10 fABTQCmo] xaXüig Gy in marg. Fi 64, 11 »al anU toof-
xoiva* om. G 11, eius loco hahent to iCxatov G ei re. 11 75, St
dvoyov] iMiv add. rc. Fl, dvoyov /«ev G 76, 11 6iOv\ inuiv 17,
öd'iov rc. Tly G 32, 22 lnovofidaai\ yq. xui In^xaklaw re. 17,
imxaTiicui G 85, 2 di^XwfAa lov cwfiatog Fl, St^Xtafia nnftM
TM (TcJ/iar» G, corr. Tl 49, 14 ofionoXwv] yq. Mal imctoMm
rc. IJj imaxonwv G 74^ 9 nQoar^iyng] nqoCxh^img hm
yq. G et rc. TL Nach diesen beispielen ist es wahracbeiBlick,
dass G aus 11 stammt. Wie sehr die iiberliefening' in dieicr
handsclirift getrübt ist , lelirt schon ein flüchtiger blick in ^
Bekker'schen apparat.
Wie steht es nun mit den dialogen, welche G nicht mit ü
gemeinsam bat, nämlich mit Charmides, Laches und deo Definitioaeit
Auch hier gehört G zur ersten familie: vgl. Charm. 338, 10 pMl
aviit. om. imCTiJiATi ^&G : add. rS^iBCEFrw^ Lach. 287 , 5
xal firj dBtrwv add. a0rG : add. rS£BCEwyA Dcf. 567, W
S^kg — 30 xQn ^>^' ^ 9 '^^ fiiorg. ponuni AQ : add. SZ^Kk^
Im Charmides und Laches ist die ableitung aus ff» nicht S aack
einigen beispielen anzunehmen; vgl. Charm. 346, 2 yiwpno] p
ono 81, yf oXono G 307, 20 in ifxavjov HO, ii^ airw S,
In deu Definitiones stammt G wahrscheinlich aus Q; Tgl. 566, 13
di6&«xig — 14 fvvofiCag om. G, in marg. ponii Si 569, 9
ägeiii XoyiCfiov] aqntlg XoytafAog G et corr. S2 568, 30 fv/f-
vovg] evpovg (r, om. pr. fi, in marg. ponit A, Die starke est-
fernung von der ursprünglichen Überlieferung der guten haoi-
schriftenfamilie (bes. im Charmides und Laches) zeigt wiedeniB
ein blick in den kritischen commentar Bekkers.
Aus dem gesagten ergibt sich sonach das resultat, dais die
ganze handschrift G völlig entbehrlich ist. Was G neaes nni
gutes gibt, ist als conjectur zu erachten.
5. Im Phaedo finden wir, dass Gr mit J08 zu einer faaulif
vereinigt ist. Man vgl. 5.5, 4 ijalgt om. JOGa 57, 6 l<rrf vm.
58, 10 av om. 80, 4 r^v post xul om. 56, 11 wtatr] axoüv
65, 17 Xiyet post utfiftCag ponunt 91, 8 o] imq. Die vier
hundschriften J0Gs, welche mit ^/l im Phaedo] die gute haad-
scbrifteafamilie bilden , stammen also aus einer quelle. Uebcr-
blickt man folgende beispiele: 27, 18 ixft] ^X^^"^ J0G9, '»
marg. yg. fJ 53, 8 oXea&at XQ^] oha^aC y§ XQ^ ^^Gs^ yi
PlatoD. 649
ftdd. TC, n 57, 2 f XvTiii&fj om. II, xal XviifjO-fj post tfird'^ add.
re. Ily {<T^9 xtt^ Xvnri^^ JOGs 89, 14 top diga vM9QiCiei\
jtaToi post diqa add, re. i7, top diga xdim vn§gitdn J0Gs
108, 18 /f fjtot om, pr. Fl, ante rix^rj ponunt FJOGs st re, /7
125, 15 tC xQn noiiiv;] ante U add. tljgi re. /7, tixi t( FJOGsj
so ersieht man wiederum , dass dieselben auf eine ableitung jener
mutterhandschrifit aus 77 hinweisen, zumal da wir nur solche Bei-
spiele ausgewählt haben, in denen die correcturen lediglich von /7,
nicht zugleich von 81 gegeben werden. Es kommt noch hinzu,
dass in den vier blättern, welche im Phaedo von einer jüngeren
band eingelegt sind, JOGs ebeufalls mit n harmoniren. Vgl. 12,
21 / om. jnOGs 13, 8 üiavtov JIIs 13, 13 naqovcai
flfiXv jnOGs 14, 7 lavtov JIIs 15, 20 yi add. JüOG
16, 3 prtiw aot om, HOs 19, 16 firjdtp loviuiv avtriy JIIQtGs
20, 2 loidvja TIG 21 , 9 tifj^a^ ix^igw JIIOGs, Die an-
nähme, dass die mutterhandschrift von JOGs aus 77 stamme, ist
sonach nicht unwahrscheinlich, der Vaticanus J& gehört ja nicht
dem zwölften Jahrhundert an, sondern dem fünfzehnten^ wie ich in
einer kleineren abhandlung des näheren dargethan habe, ist also je-
den&lls viel jünger als 77. Dass auch OGs jünger sind, erscheint
mir nicht zweifelhaft. Von der handschrift O ist weiterbin noch
XU bemerken , dass dieselbe auch in der Apologie und im Crito
Ton Bekker coUationirt ist. Auch hier machen die beispiele eine
abstammung der handschrift aus 11 wahrscheinlich vgl. 91, 1 aviri
§ a^fr^ nOBST 95, 17 ovv av 0 et rc. FI, pr. enim cum
D8 ovv om. 114, 20 ^oßn^ritsofiai. 0DS et corr, II 130, 20
iftaviov nrpDS 132, 19 fio$] fjLS IIODS 120, 13 aUu xai
äfk' ap 0D et corr. H Crito 164, 14 d] tXiKQ dij 0WDS ei
rc, 77 Die ganze handschriftengruppe ist stark interpolirt. Die inter-
polationen standen im Phaedo zum grössten theil in unsern ausgaben,
bb wir zum ersten mal in unsern Nov. Commentationes den aus-
führlichen nacbweis erbrachten, dass diese Interpolationen auszu-
stossen seien. Besonders stark ist J interpolirt, wie dies folgende
beispiele zeigen: 38, 3 nBiasi] inofAvi^aei, 42, 15 ä^' ov] otb
38, 16 iwg] otnv^ 42, 18 x^^Qh] «wv *20, 18 ftvaov] X6-
yop 12, 19 kiCw] Iv t^ cJ. Schon daraus ersieht man, dass
zwischen der mutterhandschrift und J mehre Zwischenglieder anzu-
nehmen sind. Von einem Zwischenglied lässt sich die zeilengrösse
650 Platon.
auf folgende weise bestimmen : Bekker bemerkt xu 1 14^ 19 gal —
20 nvBvfAU oni. J 114, 20 dt$POvg] viovg. Die worte, aif
welche sieb diese angaben bezieben, lauten: xal Ixfi ^vwui»^-
fA€vop i^ iyQ(!l^ to nvkvfka öuvovg. Nehmen wir an, dasi io emcr
vor J liegenden handschrift die Worte xal — i$$] eine sefle bil-
deten, welche ein absclireiber übersprang, so verstehen wir sofort,
wie viovg in den text kommen konnte. Wie so oft geschickt,
wurde für das unverständliche vovg das nächstliegende bekanste
(wenn auch hier ganz unpassende) wort viovg gewählt.
6. Im Cratylus und im Symposion finden wir mit den hand-
Schriften der ersten familie S2Y vereinigt. Wir werden untes
ausführlicher über diese handschriftenfamilie handeln^ vorläufig be-
merken wir, dass die massgebende unter ihnen 7 ist Bs unter-
liegt keinem zwei fei , dass Y (mit 2S) im Cratylus and Sjmpe-
sion aus der ersten handschriftenfamilie stammt. Mao ersieht die«
schon aus den Bekker^schen collationen, durch meine collation des
Y fiir den Cratylus ist die Übereinstimmung noch grösser gewor-
den. Wir geben nur einige beispiele: 3, 7 avnp noiBQovfL^nYSS,
MQouQov G 3, 11 imv Tj ov add. %jnY23G 11» 21 tk
om. %jn2YyprS 50, 5 ofionoXovyiog om. pr. fLJIDT 67, 7
co$ om. ä^/7 ei pr. Y 80, 12 xal ib Sv om. J t% pr. «nfJ
82, 4 Xeyetg] q>iQHg 3U/7, pr. Y 48 , 5 ^QßOOiy fy ov] 9^-
fioiffiivov ^jn2Y et pr. S 25, 4 xakiXw S\ nwuJvo fUD,
pr. Y. Der text der ersten handschriftenfamilie hat aber in T
schon eine ziemliche trübung erfahren, es ist manches in den text
gedrungen, was wir bei 9117 nur am rande oder über dem texte
finden z. b. 101, 22 ixo^ add. Y, om. fLJ et pr. /7 14, 2
ianv add. Y2Sy supra versum 91; auch aus der zweiten familie
ist manches hinzugesetzt worden z. b. 120, 1 €lva$ onu %JII, M.
YSS} endlich ist Y auch durch eigene interpolationen beioigesacbt
worden z. b. 44, 4 nQocxHtat de] ngoaxnuu de xal YSS 46» 8
nBQl vLQij\v\ ncQl T^v aijstijv 38, 12 di^uxoCfAOvaar] d^ouuiUsa».
Wir gelien nun über zum Symposion. Hier scheidet sieb die erste
familie, welche aus den handschriften ^L^SYllDKvDp besteht, in
zwei gruppen ^JSYw und IlDKp. Beide unterscheiden sich da-
durch von einander, dass die zweite gruppe starke interpolationco
erfahren. Die vier handschriften IlDKp zählen aber nur for eine
handschrift, denn aus n stammt D, aus D aber p^ ans )> eodlicb
Platon. 651
K. Es haben sonach DpK in wegfall zu kommen^ aber auch 17
hty obwohl zur ersten familie gehörig, wegen seiner interpolationen
nicht brauchbar. Wir haben es sonach nur noch mit fL^SYw zu
thun. Aber auch ?on diesen fünf handschrifiten muss JSw ausge-
schieden werden, denn J stammt aus 8(, w aus z/, 3 endlich aus
f. Es bleiben von deu neun handschrifiten also nur zwei ^Y
übrig. Ehe wir den werth von Y untersuchen, geben wir erst
noch einige beispiele zum beweise der Zusammengehörigkeit von
X und r. 375, 16 umofAsyog aov om. %JYw, pr. U 380,
10 iha$ am. ^JSYw, pr. U 416, 10 Tv' om. ^JY 405,
1 ^w(Tva$ ^JYUDKwp : ^vriTvat reliqui u. s. w. Mit dem
Clarkianus verglichen zeigt Y eine reihe von interpolationen, welche
auch diese handschrifit uns völlig entbehrlich machen, man vgl.
380, 1 ditttQ$ßfi] anovS^ SY 404, 2 dlxa] Iva Y 444, 15
To] TO lAfi Y 425, 1 a)Jko n] aXXo n ^ 3Y 457, 3 nqayiAa]
MQu/fjut o Y 448, 15 oQa$ 81^ ISelif Y. Ferner beweist Y
seine Inferiorität gegenüber von 9( dadurch, dass bei ihm an ge-
wissen stellen die verderbniss bereits eine höhere stufe erreicht
bat, vgl. 438, 3 aXXä xal xara tiiv %pvxriv oi TQonoij tä l^&rij
So^ai, Inv^vfilM, fidovaCf Xvttm, gtdßoij Tovtwy ixacia oiiinou
TU aviä jiaQtauv Ixdtfrca. %Jw geben statt ol tgovot mit leichtem
häufig vorkommenden fehler ol tonok. Dafür finden wir in Y
eine höchst unglückliche conjectur , nämlich oXn onoi* 428, 3
iyi rcSv] oy%y' wv 3[^U7; wie man sieht, ist, was ausserordentlich
of^ geschieht, y mit ? verwechselt. In Y ist die verderbniss eine
stufe weiter gediehen, denn dort lesen wir o/e äv, 441, 14 xa-
TiUntto] xaiihmv rd pr, S[, xaxiXtm lo psr ras, 9, xarihTK
jo7g Y 448, 16 rovil t( r^v] lovi' «teTv ^JDKwpII^ om, Y.
Auch im Meno müssen wir Y zur ersten familie stellen , da
die handschrift keine einzige lücke mit der zweiten classe gemein-
sam hat. Mit Y gehört ausser den von Y abhängigen hand-
schrifiten S3 noch in eine gruppe br '). Die ganze gnippe ist
3) Zwischen T und r glauben wir einen besonders engen Zusam-
menhang entdeckt zu haben. Bekker berichtet nämlich 338, 1 xal
dt äy om. r. Aber auch in T fehlten allem anschein nach ursprüng-
lich die werte. Die vergleichung von Tr einerseits und b andrerseits
ergibt öfters die lesart des archetypos der gruppe z. b. 380, 8 fp^trop],
9iTOP ip
ip X, ^trop b, also archetjpus iv oder &*rhp.
652 Piaton.
für die erkenntniss des platonischeo textes werthlos , da lie nor
eiue verschlimmeruog des testes der ersten familie darstellt Rei-
spiele bietet der Bekker'sche apparat in fülle dar.
Es ist noch Gorgias übrig. Die Scheidung der liaodachrtftn
macht hier Schwierigkeiten , weil die handschriften nicht inmer
derselben quelle folgen. So z. b. stimmt im anfang des dialogs J
mit S2Y und muss mit Y auf dieselbe quelle surüekg^en. Vgl
21 , 9 avjoq yäq xaXuig vftjyiiaa) om, SYV cum pr. J. Etwa
von 40, 13 an stammt J aus dem Clarkianus. Es kann sein aii4
ist wahrscheinlich, dass Y mit seiner dependens auf dem texte der
ersten handschriftenfamilie ruht, allein die ganze g^ppe ist ausser-
ordentlich stark interpolirt und steht mit ihren interpolationeo oft
ganz isolirt da z. b. 75, 21 %aX inl jovtt^ xQ^f^^^^ *S kv^
^ix^] statt xai int hat S^Y xai firi fpn,d6(uvov akV Iah 87,
8 ndrj S2Y 87, 8 iu add. S2Y 20, 17 Squ] uga i r^-
fCa S2, dga cJ Cuixqaug Y 18, 22 joCrw] Sr^ JSYV 15,
1 uya&ov] uya^ov iha$ loTg uv&Quijw^g £Y. Die werthlosigkeit
von Y in diesem dialog kann nicht bezweifelt werden.
7. Von dem Vaticanus r haben wir im BekkerWhen apparat
collationen zu Lysis, Laches, Protagoras, Euthydemus und Tbeaget.
Ehe wir über den werth dieser handschrifit sprechen, müssen wir
die bemerkung vorausschicken, dass zwischen r und dem Vindobo-
nensis nr. 54 der (V) innigste Zusammenhang besteht Die gestörte
reiheufolge, in der die dialoge vorgenommen worden, ist hiefnr
ein deutlicher beweis. Vgl. Studien p. 8 und p. 66. Es fragt
sich nun, wie dieser enge Zusammenhang aufgefasst werden soll.
Meine collationen verbunden mit den Bekker'schen stellen zwei
Sätze fest: 1) dass der Vindobonensis nicht aus t stammen kann;
dies verbietet eine ganze reihe von stellen, wo wir auslassungeo
in r haben, dagegen nicht in V z. b. I^ch. 292, 21 Koxä —
293, 1 iküXovra om. r 261, 21 tXn — 262, i om. r
Euthyd. 436, 3 (Tu — 8 ovx om, r u. s. w. Ferner stehen jener
uuffassung solche stellen entgegen, in denen r eine verschlimmemng
des textes gegenüber von V darbietet z. b. Lys. 120, 6 xf^w aiioi
olxiav] r^F avjov olxtav Vy ji)if olxCav aitov X 120, 20 o vi^
aurot;] avtov o vlbg X allein 124, 1 iifJblv] aiiat x allein 124,
16 avjov] i'uQ X allein. Durch die letzten beispiele und die calia-
tionen wird weiter 2) festgestellt, dass r nicht unmittelbar aus V
PlatOD. 653
stammen kann. Ein significantes beispiel für diese bebauptung
ist Lach. 292, 15 mtgix^t^ d^aqqaXia Si, S fAti iiog nagiiH,
Im Vat. r fehlen durch ein homoioteleuton die worte ^aq-
QaXia ii — naqixn. Schlappen wir nun die worte im V auf,
so finden wir, dass einem abschreiber hier ein homoioteleuton
sich gar nicht ergeben kann; denn die worte d-aggaXia ds
stehen auf fol. 492a , die worte a fi^ Siog naqix^^ ^"^ ^« 492b.
Anch hat r öfters liicken, für die in V kein anlass vorliegt z. b.
441, 6 navcu] lacuna in r 440, 10 xoi^ov] x ante lacunam r.
Wir stehen sonach vor der alternative, entweder stammt r — und
dies ist das wahrscheinlichste — durch ein mittelglied oder mehre
aas Vy oder beide handschriften stammen aus einer quelle, wobei
zwischen r und dieser quelle mehr mittelglieder anzusetzen sind
als bei V.
Wir gehen zur werthschatzung der handschrift V über, die
ja unter allen umständen gegenüber von r die reinere Überlie-
ferung darbietet^). Wir sehen nun, dass in den im eingang ge-
nannten dialogen V öfters in Übereinstimmung 910 sich mit be-
findet. Vgl. Lys. 144, 6 «f u iJ$] «v itwg %QV 139, 7
i}/uag raXka] ^dXitna äUä HOF Lach. 262, 4 iiTv om. 210F
Protag. 243, 1 nokb add. %0V Euthjdem. 423, 8 x«W<ra». ^v
^ iyti cJ Ev^viijfjis] xBlivCat : oväi xtXtvtt^ (»iXiirjg 0) ou
^v S' lyoi (Z Ei&vdfifii 90F Theag. 269, 23 xal r?] iv
t5 r, »ai rfi 8C 279, 22 rfl r, iri Ä. Auch daraus können
wir auf die abhangigkeit des F von 8(0 schliessen , weil nur
gewisse lesarten von F zu erklären sind, wenn man als ihre grund-
lage die lesarten der guten handschriftenfamilie betrachtet z. b.
Theag. 280, 7 oX] «i' «0, oli r Euthyd. 419, 13 ? J' og]
^ om. 80, F lässt nun auch noch das unverständliche d* og weg.
Protag. 199, 13 f^oi] 6 fAOi 910, ofiota r 157, 21 nov wv]
rro$ wv 91, noCwv X Also die grundlage von Fr ist, der text
der guten familie; freilich liegt derselbe jetzt sehr entstellt vor.
Zahlreiche interpolationen sind in denselben eingedrungen , ferner
correcturen nach der zweiten handschriftenfamilie. Oefters geht
diese thätigkeit gleichsam vor unsern äugen vor. Man vrgl. Lys.
4) Nur wo uns keine angaben fQr V zur verfSgnng stehen, neh-
men wir r.
654 PlatoD.
fi
ill, 8 fn] cl ^0, ftu Vy also stand im archetjpus ?on F fl «
was der abschreiber missverstandeD. Euthydem. 404, 11 ^mt-
&dvH "&&, fkav&dpHV 446, 3 haben «0 ßokiiiap, alle iWi-
gen handschriften xutßfcjv ; in r ist eine lücke; es stand ahs
X(OßfCJP
wahrscheinlich ^im archetjpus ßotdCwPy der abschreiber wussle nicht»
welches wort er nehmen sollte und Hess daher vorläufig eine liicke.
Endlich finden wir worte, die in 9[@ fehlen, in F an einer ua-
richtigen stelle z. b. Euthjd. 399, 23 tttj av om. 93, aoti
In^fi^M ponit V 412, 10 xotg uvd^Qoinotg om. 90, anU vo-
QiX^t ponit Y Ausser den obengenannten dialogen steht uns noch
material zur Verfügung für Charmides und die dialoge der erstn
tetralogie, ferner für Cratjlus. Im Charmides ist die handschrift
ebenfalls von der ersten familie abzuleiten vgl. 303, 1 ^xor fui\
lixofAty 90r 397, 7 Jw fl&V 340, 10 nxtia(QOfui^ ik]
TiXftatQOfkBvog 210 F 346, 2 yivoito'l ye oTono GV ^ /i oai
9. Für den Euthyphro haben wir in den Studien p. 80 die engt
beziehung von r zu ii dargethan und gezeigt, dass von beides
handschrifiten, welche wir der ersten familie auch in diesen diakg
zutheilen müssen, J die schlechtere sei. In der apologie gehört F
mit nODST zu einer gruppe vgl. 91 , 12 IfMv] Iftov fiakXm
9/70D8 et V 89, 14 oHiv] 5 t» JJ oldiv 9/7(Z>DST if
pr. V 90, 11 ol om, %n^iD3 et F. Im Crito finden wir f
in Verbindung mit O^^DS ei pr. D vgl. 143, 1 Mn om. 0m^
pr. n et V 144, 10 ;fciA.«jf^v xal ßaquav oi IL^DSy pr. U
et F. Aber 146, 16 findet sich die lücke nicht in F, dmiso
nicht die von 151, 7; F geht hier mit O zusammen. Im Phaedt
ist F in die sippe J08 einzureihen; denn 4, 3 setzt er jcm' Inq
mit ^0Gb hinzu. 5, 18 Itpatvfxo ilvM JObV et tc II 8, 1
oot^ jn0GsV 8, 18 Tf om. ^[JOGsV. Im Cratjlus end-
lieh ist F der ständige begleiter von O 6, 2 T<p avtm peel
avd^QCjnog add. GV et rc. 77 6, 9 ioxii] ioxii. xi yaq av £U#
Ti,g ^aCrj GVy rc. II 7,2 hat F wie G afjuxQottqa nnd statt
oi die Worte oix äXfi&fj.
Das resultat der vorausgehenden Untersuchungen iat, daai in
der ersten familie von den Bekker'schen handschrifiten nur HD u
Piaton. 655
berücksichtigen sind, die öbrigen dagegen als völlig werthlos aus-
gesclilossen werden müssen. Nun haben wir früher gezeigt, dass
aach ein codex Tubingensis ein glied der älteren familie bildet,
welches auf beachtung vollsten anspruch hat. Allein da der Ve-
netns JI und der codex Tubingensis doch zeitlich hinter dem Clar.
kianoa surücksteben und auch bereits hie und da durch interpola«
tionen beimg^ucht sind , so müssen sie vorzugsweise zu dem
swecke beigezogen werden, um die ursprüngliche lesart von 9
so eruiren, wenn ihre erkenntniss durch eingreifen der zweiten
kttod oder durch andere Ursachen erschwert ist. Wir können so-
nach folgenden satz aufstellen:
Repräsentant der ersten familie ist der Clar-
kianus, in zweiter linie der Tubingensis und der
Venetus 11.
b) lieber die handschriften der zweiten (jüngeren) familie.
Die Sichtung der handschriften der zweiten familie beginnen
wir damit, dass wir die handschriften, von denen wir früher ge-
seigt haben, dass sie aus andern derselben familie stammen, aus-
scheiden. Ks stammt 1) C aus B 2) f aus E Z) H aus u 4) X
aus A b) y aus C 6) r (im Protag. Meno und theilweise Charmides)
ebenfalls aus C, Es haben sonach sofort C\HXy und in den ge-
nannten dialogen r in Wegfall zu kommen. Wir werden aber
gleich sehen , dass noch andre handschriften für uns überflüssig
sind, weil wir ihre quelle ebenfalls unter den handschriften der
xweiteo familie haben.
1. Als eigene gruppe entdeckt man unter den handschriften
der zweiten familie leicht 2%Dt, Die drei handschriften, von
denen £ zweifelsohne die älteste ist ^), sind vereinigt im Pro-
tag. Euthydem. Hipparch. Lach., .^e im Lys. Theag.^), Sw im
Charm. Philebus. Vgl. Protag. 205, 11 fr§7foiria&(u — 12
xaXw^ om. 2wt Euthydem 440, 19 a — 441, 1 np om.
Zwt Lach. 265, 18 iv^xa — 20 tffvxng otn. 2\Dt Phileb. 215,
5) Die handschrift vo gebort dem 16ten jahrh. an. Auch e wird
von Bekker ausdrücklieb als recens bezeichnet.
6) In den Amatores, wo wir ebenfalls St haben, sind die lesarten
von e 80 spärlich von Bekker gegeben, dass wir hier keinen bün-
digen schloss ziehen können.
'656 PlatoD.
1 xai ix^QOvg om. Sw Lys. 136, 6 ulXa »axdv om. It
Ueber das verhältniss der drei handschriften zu einaiider gUo^
ich folgendes eruirt zu haben : w stammt aas S. Dies zeigen W-
sonders einige stellen im Clitopho. 474, 1 äy^^n^] avw pf. 2,
a
avü)&iv w e* corr. 2 467, 18 aQ^artoc 2, uQ^avfo^ Ow
467, 9 finovog pr, S, ^Tro> rc. 2, rjjjov ir. Dazu kommt noch
Phileb. 137, 10 ytyyia^cjv] yCyviC&at Sw et corr. S. Die fer-
wandtscliaft von e mit 2 er bellt schon aus der gleichen aufeiniB-
derfolge der dialoge Timaeus und Aicib. 1 et 11 in beiden hasd-
schriften. Auch e stammt aus 2. Dafür sprechen L4ich. 290, 20
yiafxaxop] afxaxov 6 et corr. 2 Eutbydem. 415, 5 Xoywv iww
6v ov ov
nQOTQtnuxwv Cy, j(uv JXQOjQiTntxwv Xoymv 2, roy frQOTQunvihf
Xoyov St Lys. 127, 14 Siav 5 ii*4 (ausovv nq y*A^] oiar fi^
Ij^aovv 11$ fji^ta^ St cum yq. BCü et mg. 2 Theag. 268, 18
i( UV rjfilv äntxQhaio] jC up oUi uhov unoxQlvaC&ut t et jq, i
^2BCu. Verfolgen wir nun den nrsprung von 2 weiter, m |
unterliegt vor allen dingen keinem zweifei, dass 2 io den ge-
nannten dialogen zur gmppe B gehört Vgl. Protag. 174, 2 tlX-
X^Xovg om. 2BCErwyt 248, 8 Ijjrj om. 2BCErwyt Ruthyden.
422, 1 Tov iTQuyiiuTog om, 2BCEütyt Hipparch. 245, 23 f^ft-
^laßTjT^aag] ufAcpioßrin^aag 2BCEFiDyt et pr. F I^ch. 262, 18
rifjuv om. 2BCEwyt Lys. 113, 6 tlnov om. BCEufft Tbetg.
273, 22 noXCTTjp uya&dv] noXtiriv aviov uya&ov 2Qft et pr. B
Charm. 310, 18 ovtw om. IBCEFwy et pr. S Phileb. 137,16
onwg om. 2BCEFHw. Wir können aber noch einen schritt weiter
gehen und behaupten, dass höchst wahrscheinlich 2wt durch C an
B stammen. Vgl. Protag. 208, 13 Iv om. 2Crwyt, ddet B
182, 6 uv\ ovv 2wt et pr. C Euthyd. 433, 1 igyov put
ämgycH^nai pontint SCAvyet, om. BE 395, 19 /nt] /u«» OiDyt
410, 1 jC — 3 ufAUx^ovg fxeru ao^ov om. r2Cy 452, 15 tlra-
o
xvyfot 70 2CAvy et pr. F, upuxvtpei to B, uvaxv%pn %6 St
Hipparch. 233, 3 jwv fitjdivdg u^fwy om. 2Cwyt 238, 1 ^a-
vudrjvufotg] nug" u&rjpaCoig 2Cyt Ijhch. 270, 14 ^ winoiriXnfUt\
rj fi^ nt7ro$iixufA€v 2CEwyt et rc. B Lys. 135, 10 tfß$fAv$C^ Bi
%pilifn&tü) 20yti tpifii^^Cw ßXy tpifii&d'w t 132, 5 äf^ßU^g] i^-
Piaton. 657
ßkvo^ SOgtr Theag. 279, 2 aia&dvw/iiai] aX<r&(afMi FOye et
f^ Bu ChariD. 342, 15 dwrifiid-a 9[ cum fnr. B, ivvaßak
SCw9 Philcb. 183, 25 im^vfifap] ttjv im&vfiCav A2CHw et
rc. B,
Mit C müssen also die liandscliriften 2wt in den oben ge-
nannten dialogen eliminirt werden.
2. Im Symposion nehmen wir die grösste Übereinstimmung
des Ambrosianus r mit dem Vaticanus r wahr. Wie diese Über-
einstimmung zu erklären, zeigt Charmides. Hier liegt bei Bekker
eine collation von r vor, walirend mir eine collation von V (Vin-
dobonensis 54) zur Verfügung steht. Vergleicht man beide colla-
tionen mit einander, so macht man folgende entdeckung: Es geht
anfangs r auf's genauste mit V zusammen, nur dass r öfter in der
verderbniss etwas weiter fortgeschritten ist. Folgende beispiele kön-
nen dies bestätigen : 303, 1 ngoTeguCu] votsquC^ Vr 303, 3 xai
post Si om. 304, 10 ix^t] ^xonv 311, 11 noXv Joxcc] dox^X
noXv 311, 19 ii om, 312, 9 ntjoyovmv xatüucii^^^y] ^Qo 6ov
ir oiöivl v7UQß(ßki}x{vat 313, 2 ov ^udtor] uXoyov 316, 1
finden wir merkwürdiger weise r in abweichung von V und in
gesellschaft von BC ^ritriCkai] av^rjujaeat C et corr. Br Weiter-
hin lesen wir : 316, 19 rj(Tvx(ov öui^govicitgog'] ^avxCov xai aut-
^QOviCUQog r et rc. C, Es ist gewiss auffällig, dass mitten im
dialog die gemeinschaft von r mit V aufhört. Allein alles auf-
fällige verschwindet, wenn wir fol. 331 in V aufschlagen. Dieses
blatt bat einen abgeschnittenen rand, wodurch sehr viele worte in
verstümmelter gestalt ersrheinen. Auf diesem fol. befanden sich
die zwei oben angeführten stellen. Dauach ist das verhältniss von
r zu F klar. Als der Schreiber zu dem verstümmelten blatt kam,
nahm er seine Zuflucht zu einer andern quelle, der er auch treu
blieb, als der text des verstümmelten blattes geschrieben war.
Diese quelle ist aber C gewesen vgl. 325, 19 nuiiu om. Cry
325, 18 ät^idiOav om. Cry ^). Du nun r, wie wir p. 653 gesehen
haben, höchst wahrscheinlich ebenfalls aus V oder, was weniger
wahrscheinlich ist, mit V aus einer quelle stammt, so erklärt sich
leicht die Überstimmung zwischen r und r. Auch im letzten fall
7) unsere behauptnsg im Hermes X, p. 112 ist also etwas zu
[nodificiren. ^. j^^^^^-
Philologns. XXXy. Iptti^Hh^ ^2
658 Piaton.
verdient codex r keine beaclitnng, da in ihm die öberliefenMig
viel mehr getrübt ist als in F.
3. In Venedig befinden sich zwei handschriften , wd^ ait
dem Vindobonensis Y eine gruppe bilden, tine davon S ist berate
von Bekker verglichen worden, die andre nr. 590 (vrir wollen ae
mit M bezeichnen) wurde von uns fiir einige dialog« und eise
reihe von stellen verglichen. Schon die aufeinanderfolge der dia-
löge in den drei handschriften zeigt ihre enge verwandfcMbaft, ei
folgen nämlich auf die zwei ersten tetralogien Pamenidca, Gor-
gias, Meno, Hippias maior, Symposion, Timaeoa, Aldb. I et II,
Axiochus, de iusto, de virtute, Demodocus, Swjphns, Alcjon. In
2 wurde dann noch eine reihe anderer dialoge hinzugefügt Fer>
ner legen die drei handschriften ihre Zusammengehörigkeit durch
eine anzahl gemeinsamer auslassungen und lücken dar. Vgl. Aldk
II, 307, 4 eMoToc — 6 ov om. 312, 3 dnvdy — 4 jioiU/Mrr •».
369 , 8 joi TcSv laviov om. u. s. w. Soph. 187 , 5 heiast es
XQ^^ ^ti ? ^S* ^ ^^^ ^^^ ^^^ Worte rfj ij tfj eine Incke, ebenso
Mi in 2 ist die liicke von einer jüngeren hand durch r^ fiv aus-
gefüllt Sjmp. 467, 4 yipipat] lacuna in YM, sie war auch is
2 ursprünglich vorhanden , wurde aber von einer jüngeren band
beseitigt. Soph. 209, 23 fiijv] lacuna in YMi:.
Das verhältniss der drei handschriften zu einander steiles
nachfolgende Untersuchungen fest:
1) der Marcianus 590 {M) und 2 stammen aus K, wie dies ans
folgenden beispielen auf unzweifelhafte weise hervorgeht: CratjL
28, 2 ifHi.i^d'ilg (per ras.) F, Im^ilg M2 49, 18 awil lov ilfa
(o add. rc^ F, uvil roC o aX^a M2 50, 5 ofAOXoXovviog om.
pr, Y, add. M2, rc, F 50, 16 aqojo¥\ uq^iw F, äqxov M2
56, 11 lotMk F, IoUh M2 ei rc.Y 60, 8 yifo^^ IS hn^^
M2, rc. F 67, 6 insl] xai post imi add. rc. Y, Iml xai M2
67, 7 cot add. M2, rc. F 80, 12 nai to Sp om. «F, M
M2, rc. F 81, 2 * om. HIS add. M2, rc Y 84, 8 «]
fAiv M2 ei ex correctione F 85, 11 ywvj F, fwy^q M2, rc
F 93, 18 romXop] ctQoryvlov M2, rc. Y 111, 5 u] mY,
nov M2 112, 15 oidi F, oidh M2, rc. Y Theaet 175, 3
^ Y, ^v M2, rc, Y 186, 15 ov l^iiAiknqok\ o ivf^tQot Y,
Piaton. 659
vf$futQo$ MUf rc. Y 193, 15 ^vatfAcixov^ **Mi^fidj^av T, io -
' and S finden wir statt der rasur eine liicke und erst von junger
nd Av(r* ergänzt 194, 4 oviev laYerasum am. M2 200, 13
Hv Yy sed mtperiar pars Uterae v ahrasüy i^^i M2 203, 5
r, nv M2, rc. Y 262, 18 fjSiara fxivx' uv] ^Atft' av in'
Y, sed 9 ante r eras, f^itat' av ft' uv M2 286, 8 raiJiy]
vra M2y carr. rc. Y 310, 21 u/xigiorog K, äfABQC<nwg rc. Y,
o
Ugdnmg M, äfiBQfinwg 2 Soph. 204, 14 imykywotad-fiv]
4fuyfo(c&fiP M2y fb ex corr. Y (falso Bekkerus). Ich glaube,
B vorgeführten beispiele genügen vollkommen, um die abhängig-
iit der handschriften M2 von Y darzuthun. Es fragt sich nun
ir noch, in welchem verhältniss M2 zu einander stehen, ob sie
aander coordinirt sind oder ob die eine aus der andern stammt,
srgleicht man AIcib. I, 322, 18 inftnacai] inCciM YM, im-
ato2, so scheint es, dass 2 aus M stammt. Und so ist es auch,
ine ziemlich grosse anzabi von weglassungen in 2 erklärt sich
ir dadurch, wenn wir die ableitung von 2 aus M annehmen,
i sind solche weglassungen, bei denen die weggelassenen worte
M, nicht aber, soweit wir nachgesehen haben, in Y eine zeile
Iden. Diese weglassungen beziehen sich auf folgende stellen:
I Alcib. 11, 295, 21 an — ov 6 &e6q 2) Gorg. 23, 9 ^17-
Qtxiv uviga — Iv ixxXijirCa ^ 3) Gorg. 142, 4 iarw Ixavig
- xara^Qovitg 4) Gorg. 168, 14 xai tovg noXloifg — Ix
^Qciwwv 5) Sjmp. 378, 20 fjiTjde iva — mTwvrjxivat 6)
iph. 202, 20 xo$vwp(ag — fAi&e^€TOv 7) Theaetet. 184, 14
yaCtag — imfTr^firj lovro 8) JMeno 347, 6 ifiov — 7 cov
I 337, 18 xaJ — 20 aoi, 10) Soph. 222, 22 JoJ« — 223, 1
WT* 11) Politic 260, 1 JfZ — 4 yviamxng 12) 275, 11
twv — 12 Jif. Nur eine Schwierigkeit ist noch zu berühren.
1 Hippias maior nämlich fehlen in Y die worte 433, 8 e) — 438, 8
üXQuug. Dieselbe lücke hat auch M, dagegen in 2 finden wir
ese lücke nicht, denn dort stehen die worte auf fol. 182. Wir
üssen sonach annehmen , dass der Schreiber von 2 die lücke
erkte und dieselbe aus einer andern handschrift ausfüllte oder
as probabler ist, dass noch ein mittelglied zwischen M und 2
igt. Da Sjmp. 467, 18 fiaXXov Y weglässt, M dagegen dieses
ort hat , wird man auch ein mittelglied höchst wahrscheinlich
42*
660 PlatoD.
zwischen Y und M statuiren müssen. Aus IS ist wiedeniB lier-
vorffegangen Venetus 186 und aus dieser handschrift Venetos 184
{Sy Diese abhängigkeii der zwei handschriftea von 2 hat Mo-
relli in seiner Bihlioiheca manuscripia Graeca et laiina. T. I. Bm-
sani 1802 nachgewiesen. Da dieses buch in Deutschland gar ai^t
bekannt wurde, war die entdeckung ganz ?encbo1lea. Es ist
ein verdienst von A. Jordan, wieder darauf aufmerksam genaekt
zu haben ^).
Aus der vorausgehenden deduction geht also hervor, dass wir
S2M entfernen und Y als allein massgebend betrachten mfissen %
Y stammt im Alcib. 1 et II aus C vgl. AIcib. I, 316, 4 a»-
jovg YC et corr. B 322, 18 irrdnaCai] intottu YC^ indneuo
S2 326, 13 jriv — ni^a%iv em. SYC 362, 1 uitm om.
2TC et pr. S Alcib. II, 276, 5 rovg om. SSYC 289, 23
fAfj ngoTiQOv om. SYOo 291, 1 xaxcSg] xaXwg YC 292, 16
^dvM fAfv om. YOv et pr. S2.
Auch über den Ursprung des Y in den dialogen Theaetet,
Sophista, Politicus scheint kein zweifei obwalten zu können. Di
hier Y alle lücken mit der zweiten klasse gemein hat, aber keine ^^
mit der ersten, so ist daran festzuhalten, dass das fundament des
textes in diesen dialugen auf der zweiten familie beruht. Es
darf aber auch nicht verschwiegen werden , dass in Y oft die
lücken der zweiten familie aus der ersten ergänzt wurden und
auch darnach correcturen stattgefunden haben z. b. Theaet. 250, 2
Xtyiw — »iWQBnat om. rABCEFH : add. ^JHSYS 199, 15
xam\ xat "äJÜ^Y Soph. 199, 19 Sij add. %jnS2Y : m.
rABCEFH Politic. 249, 7 o add. %jn32Y : om. FABCEPH.
Aber man kann sogar noch einen schritt weiter gehen und die be-
hauptung aufstellen, dass Y in den genannten dialogen mit EP
3) Ohne kenntniss der von Bekker nicht verglichenen Zwischen-
glieder war es nicht möglich, die abhängigkeit der handscfariften von
einander zu eruiren.
9) Wenn unsere deductionen richtig sind (und ich wüsste in
der that nicht, was sich stichhaltiges dagegen sa^en Hesse), so wäre
dies wieder ein beleg, wie wenig man sich auf die altersbestimmnng
der handschriften in den catalogen verlassen kann.
10) Politic. 364, 10 lassen zwar ZT mit fU ei pr. fi die worte
xai an/Aiatf weg; allein da xai n/uaU vorausging und die auslassnng
sonach ausserordentlich leicht vor sich gehen konnte, ist diesem bei-
spiel keine bedeutung zuzumessen.
Piaton. 661
aus einer quelle stammt Am deutlichsten tritt das angeieigte
TerfaältniM im Politicus zu tage. 283, 19 Srj om. ZYEF
0t pr. 3 299, 19 nuv jfi] ndnfi 2YCEF 318, 2
r^fiifAam] ngärfiata 3£YF 338, 5 iCiv] 3tT 2YEF
drcu
344, 16 ow E, ovv 2YF 346, 18 dvat] olv SYEF
353, 21 uXXn^^aq] aU^f^otig 2YEF Soph. 143, 13 xa-
a
xamßMtov] Kot nrßMtov £, xal nwXtnov F, xai xavnjhxoy 2Y
a
166, 5 xuTaßdvag] xajaßavteg E, xaiaßumg 2YF 174, 19
td^$] Xad^^ E, Xa^t Y 145, 10 jif^i^/uaro^^o^^xoV] xQ1f^^^^9^'
ov
g$x6v £Y e^ pr. EF 258, 5 ov] av EF om. ^F").
Tbeaet 299, 1 dXV om. 2YEF et pr. 3 298, 18 dij om.
SYE 289, 4 xal om. YEF 184, 10 inXoH] tov änXov YEF
314, 13 ftoif*«»] ixofABv £YEF et pr. 3 273, 3 av] ovv AEF,
om. fijn.
Schwieriger ist das verhältniss von Y im Parmenides zu beur-
tbeilen; es ergeben sich zwar auch hier vielfache beruh rungspunkte
zwischen Y und EF z. b. 5, 17 diT] dtj 2E et pr. Y, om. F
21, 1 f»o» om. lYEF 25, 1 aga om. YE 36, 19 uXXo]
aXXov Y2 39, 1 o^a] om. YEl et pr. SF 82, 12 J« om.
YE et pr. 2F 82, 13 lov om. YE et pr. 2 78, 10 rfva»
dvvmx^ ilvM dvvano ihu§ Y et pr. 2F 12, 7 ^lo* <wtt. YEF
et pr, 3 13, 21 xaiä oXa] xurd m oXa YEF et pr. 2. Allein
merkwürdig ist, dass Y mit Sl 59, 14 das wort yt^v^xm weg-
lasst Einer gleichen Schwierigkeit begegnen wir im Phaedo, wo
Y fost immer in gemeinschaft mit 91 sich befindet und trotzdem
54, 6 d^figCoiy 11> 5 aig jäxiCTU mit der zweiten familie weg-
lässt. Dagegen in der Apologie und im Crito, Euthyphro ist Y ent-
schieden der zweiten familie zuzutheilen: Apol. 116, 1 aviov om.
YBCEHgu 127, 10 äXX' — 11 ;fa^»€fff^a* om. E , in mg. po-
nunt rc. YBu Crito 151, 18 xal do^rj om. YßCEHu Eu-
11) Es kommt öfters in handschriften yor, dass, weou in der
Torlage eine lesart über eine andere gesetzt ist, der Schreiber, un-
schlüssig, welche lesart er nehmen soll, zuerst eine lücke läset, die
dann später nicht selten auch verschwindet.
662 PlatoD.
thjplio 372, 7 vnb iwv Siwv YEu 380, 16 /afuir nm n- ^
CiTjat YBCEHu, Man sieht, in einigen dialogen ist der eliinkter
von Y sdiwer zu fassen. Die tlieil weise iibereinstimmaog nit der
ersten (älteren) Familie bat etwas bestechendes und auch nidi Tcr-
leitet , der mit Y zusammenhängenden handschrift S eine bedei-
tung einzuräumen, welche ich ihr nach umfassenderen und genaaereo
Studien abstreiten muss. Die handschrift Y ist schon dsrom, weil
sie in verschiedenen dialogen verschiedenen quellen folgt, nidit als
repräsentaut zu verwenden.
4. Für den Coislinianus F, der sich durch seine abneigiiog
gegen den hiatus auszeichnet, ist characteristisch , dass er (akolid
wie T in einigen dialogen) nicht rein den text der Eweitai
handscbrifteufamilie gibt, sondern Öfters mit der ersten faailie zu-
sammengeht. Ein belebreudes beispiel gibt der Theaetet Obwohl
nämlich hier in F entschieden das fundament des textes auf der
zweiten familie ruht, wie dies z. b. hervorgellt aus : 257^ 16 fa<!i
add. 910/7 : om. FAS^YBCEFH 256, 12 /»a^oirc« ü" aäl
%jn : om, FAS2:YEB et pr. F, pr. B, gibt F docb 278, 11
allein von den handscliriften seiner Verwandtschaft in äbereinstin-
mung mit ^JII statt ^^/la im texte die worte: ^^/na tnl ntv
h fiiQ€h in€idri tö ^tjfia inqov tm biqa^ xaia ^^fus toäxov icn.
Diese Übereinstimmung findet man Öfters: Euthyphro 351, 3 cot
yi %Fn^n)ST : om. S^BCEFHu Phileb. 171, 14 Ttdvri: ail
^FJn Apol. 110, 6 vo^r&*] vofif^H dpM WTd^D. Wn
müssen sonach annehmen, dass jT auf eine handschrift zurnckgebt,
die nach einem exemplar der ersten familie eorrigirt wurde.
Selbst nachdem F geschrieben war, wurde noch eine andere hand-
schrift, nämlich G, zur vergleichung beigezogen und darnach eor-
rigirt. Vgl. Charm. 304, 20 re d«[«l F, om. G 337, 11 im-
XfiQwv add. G et marg. F u. s. f. Der Phaedo liefert uns
den unumstösslichen beweis dafür. In diesem dialog fioden wir
von pag. 96 Bekker. an zwischen F und G eine sehr genaue
Übereinstimmung. Es stammt nämlich von hier an F ans G,
wie folgende drei stellen erweisen: 100, 12 überliefert G statt ofoi
u wfAiv das ungeheuerliche wort cxoßt€uigA€; der Schreiber vod
F Hess daher dasselbe weg; erst später wurden die fehleodeo
Worte nachgetragen. 110, 2 fehlen in G die worte ov — iro-
fAa^HWj es steht aber dafür eine lücke. F geht einen scfaritt
Platon. 663
iveiter in der verderbniss und beseitigt aucb die lücke. 113, 19
lericbtet Bekker: nftiyfj /*, in G lacuoa. Da die bandscbrifteo
der guten familie aXcij baben, so musste aucb G dies in seiner
vorläge gefanden baben. Dem scbreiber war das wort unbekannt,
er lieu dafür eine lücke. Der scbreiber von F ergänzte will-
körlicb diese lücke durcb ein wort, das der zusammenbang (es
beL»t dtwv aXifti j§ xai Ugd) leicbt an die band gab. Diese bei-
apiele zwingen uns also zur annabme, dass F den Pbaedo gegen
das ende zu aus G abscbrieb und den anfang sowie andere dia-
löge nacb G oorrigirte. Wir baben also bier den fall vor uns,
der ans nicbt selten bei platoniscben bandscbriften begegnet, dass
eine handschrift ibren text aus verscbiedenen quellen entnimmt.
Schon aus dem gesagten ergibt sieb der geringe wertb unserer hand-
schrift. Die angünstige meinung über sie steigert sieb noch, wenn
wir die willküriicben entstellungen des textes etwas näher betrachten.
Kuthjphro 370, 19 sind irgendwo durcb ein homoioteleuton die
Virorte in — 22 d«a rot; to in Wegfall gekommen; die dadurch
eotstandene lücke ist in jT dadurch verkleistert, dass nach ianv die
Virorte ^ d$ aXXo t» hinzugefügt werden. Gorg. 18 , 21 werden
nach oifiai die worte iu xal aXXwv xix^wv $ mt&w interpolirt.
Cratjl. 17 9 15 z(g aiw i rtp lov] aq'* oix oliog i F Protag.
257, 17 ildttw] nnw Eutbyd. 461, 8 äXXa] xo (T iya^ov
Parm. 17, 17 wt^] /ih tSw Alcib. 11, 284, 2 Sl\ rag Gorg.
30, 7 zu] xai ra 150, 8 ndyv r^] yal Tbeaet. 248, 10
SoMovOiv] doxoStSkv ovtiog Eutbyd. 424, 16 uf^Xiicag] ä/uXiiaag
Tov Sopb. 159, 1 TtQog] Int Symp. 396, 12 tov] xai %hv
423, 18 nhOtov] nXoviw /ley 218, 12 nQÖg] iul Alcib. 1
338, 8 dnvovg] aofovg. Die handschrift hat ferner den nacbtheil
erlitten, dass die schriftzüge öfters verblichen sind, und nun die
willkürlichsten ergänzungen von einer jüngeren band vorgenommen
wurden. Einige beispiele aus dem Uippias maior mögen das gesagte
beleuchten: 421, 16 /u« ix^uXni^Cug] ikd^o^fkk qui «upplevil F
438, 10 nqoiffiv 3^ ovä* supplevii F 435, 14 vnd] v<niQov
9uppUvit F.
0. Jahn hat einen unglücklichen griff getban, indem er diese
handschrift zum Vertreter der zweiten familie im Symposion aus-
erkor ").
12) Man vgl. noch folgende auswahl von interpolationen dieser
'656 Piaton.
1 %al ix^govg om. Iw Ljs. 136, 6 äXXa xaxdp om. I(.
Ceber das Terhältniss der drei handscbriften xu eioander gkvW
ich folgendes eruirt zu haben : w stammt aus S. Dies zeigen W-
sonders einige stellen im Clitopho. 474, 1 äy&Qwnf»] avw fr, 1,
a
avw&ty w et corr. 2 467, 18 uQ^avttK 2, ug^ayio^ Ow
467, 9 rinovog pr, 2, ^tto> rc. 2, rfiTov w. Dazu kommt oodi
Pbileb. 137, 10 ytyyia&wv] y(r^i6äM Sv> et corr. 2. Die fer-
wandtschaft von e mit 2 erhellt schon aus der gleichen aufeiDai-
derfolge der dialoge Timaeus und Alcib. I et II in beiden baod-
schriften. Auch e stammt aus 2. Dafür sprechen I^ch. 290, 20
^dfiotxov] afiaxor e et corr. 2 Euthydem. 415, 5 Xoywy iiiv
ov bv or
TtQOTQdiuxufV Cy, JUfv ngoTQijnixwv Xoyuip 2, rov ngoTQixtixiv
Xoyov St Lys. 127, 14 Siav rj firj fAtaovv ng 9*A^] oiav ftn
fjtiaovv iK f^'^^li St cum yg, BQt et mg. 2 Theag. 268, 18
tC av iiixiv anBxgtvaxo] il uv ob» avjov änoxgCvac&u$ t et jq- '
9i2BCu. Verfolgen wir nun den Ursprung von 2 weiter, m
unterliegt vor allen dingen keinem zweifei, dass 2 in den ge-
nannten dialogen zur grnppe B gehört Vgl. Protag. 174, 2 til-
XfjXovg om. 2BCEiwyt 248, 8 ijdri om, 2BCErwyt KntbfdeiiL
422, 1 Tov Tfgdyfiarog om. 2BCEwyt Hipparch. 245, 23 ^/i-
fpi>isßrifti<5aq\ äfi^iffßriTiicag 2BCEFwyt et pr. F I^ch. 262, 18
fffiiv om. 2BCEwyt Lys. 113, 6 dfrov om. BCEvyt Thet^.
273, 22 noKrriv uyaHv] noXtiriv niiov dya&oy 2Cyt et pr. B
Charm. 310, 18 ovtcj om. IBCEFwy et pr. S Phileb. 137,16
onwg om. 2BCEFHW. Wir können aber noch einen schritt weiter
gehen und behaupten, dass höchst wahrscheinlich .Sire durch C au
I? stammen. Vgl. Protag. 208, 13 iv om. 2Crwyty delet B
182, 6 at;] ovv 2wt et pr. C Euthyd. 433, 1 %oy pMf
ämgya^nak pmxunt SCAioytt, om. BE 395, 19 fjn] fA(v Ovft
410, 1 jt — 3 äfiax^ovg (Attu co^ov om. r2Cy 452, 15 artt-
o
xvt/foi w 2(Acy et pr. F, upaxvtpst to B, uvaxvtpH td St
Hipparch. 233, 3 toJv fuLrjdtvog d^fwv om. 2(ADyt 238, 1 /7a-
va9riyafo$g] nag' dd^rjvaCotg 20yt I^ch. 270, 14 ^ ircTfoiifjui^fr)
rj firj ntjroiijxafAiv 2CE%Dyt et rc. B Lys. 135, 10 fff$fAvdCff B,
fp$fAfjn&Cu} 20yU tptfu&Cw ßv^ f(fifAt&(tia t 132, 5 d/AßU^g] ift-
PlatoD. 657
ßliog SOiftr Theag. 279, 2 aiff^dvutfAM] aXa^wiMn rO\ft el
yq Bu Charm. 342, 15 dvpafi€&a 9( cum pr. B, dvvafiah
SCw^ Phileb. 183, 25 Im^vfitav] t^v im&vfutav A2CHw et
re. B.
Mit C müssen also die handscliriften 3i7e in den oben ge-
DaoDteo dialog^n eliminirt werden.
2. Im Symposion nehmen wir die grösste Übereinstimmung
des Ambrosianus r mit dem Vaticanus r wahr. Wie diese Über-
einstimmung zu erklären, zeigt Charmides. Hier liegt bei Bekker
eine collation von r vor, wahrend mir eine collation von V (Vin-
dobooensis 54) zur Verfügung steht. Vergleicht man beide colla-
tioneo mit einander, so macht man folgende entdeckung: Es geht
anfangs r aut's genauste mit V zusammen, nur dass r öfter in der
verderbniss etwas weiter furtgeschritten ist. Folgende beispiele kön-
nen dies bestätigen : 303, 1 TtQouQuCa] iaifgaC^ Vr 303, 3 xa»
post Sri om. 304, 10 Jjjroi] ix^iep 311, 11 noXif SoHil] donsT
jtoXv 311, 19 i] om» 312, 9 n^joyoiutv xajoiaiivHv] nqo 6ov
ir oidiri vniqßtßXrixhak 313, 2 oi ^ddiov] uXoyoy 316, 1
finden wir merkwürdiger weise r in abweichung von V und in
gesellschaft von BC C^rifacai] cv^rjii^a^a^ C et corr. Br Weiter-
hin lesen wir : 316, 19 rjffvxtov aw^pQOviarsQogl ^Cfvx^ov xal cvj-
^QOvicuQog r ei rc. C Es ist gewiss auffällig, dass mitten im
dialog die gemeinschaft von r mit V aufiiört Allein alles auf-
fallige verschwindet, wenn wir fol. 331 in V aufschlagen. Dieses
lilatt hat einen abgeschnittenen rand, wodurch sehr viele worte in
verstümmelter gestalt erscheinen. Auf diesem fol. befanden sich
die zwei oben angeführten stellen. Dauach ist diui verhältniss von
r zu F klar. Als der schrciber zu dem verstümmelten blatt kam,
nahm er seine Zuflucht zu einer atidcru quelle, der er auch treu
blieb y als der text des verstümmelten blattes geschrieben war.
Diese quelle ist aber C gewesen vgl. 325, 19 ncinu om. Cry
325, 18 upidioav om. Cry ^). Du nun r, wie wir p. 653 gesehen
haben, höchst wahrscheinlich ebenfalls aus V oder, was weniger
wahrscheinlich ist, mit V aus einer quelle stammt, so erklärt sich
leicht die Überstimmung zwischen r und r. Auch im letzten fall
7) Unsere behauptnng im Hermes X, p. 112 ist also etwas zu
modificiren.
Philologus. XXXV. bd. 4. 42
658 Piaton.
verdient codex r keine beaclitnng, da in ihm die überliefcraii^
viel mehr getrübt ist als in F.
3. In Venedig befinden sich zwei handschriften , wd^ mt
dem Vindobonensis Y eine gruppe bilden, tine davon S ist bcreiti
von Bekker verglichen worden, die andre nr. 590 (vrir wollen nt
mit M bezeichnen) wurde von uns für einige dialoge and eine
reihe von stellen verglichen. Schon die aufeinanderfolge der dia-
loge in den drei handschriften zeigt ihre enge verwandtsdiaft, es
folgen nämlich auf die zwei ersten tetralogien Parmeoidca, Gor^
gias, Meno, Hippias maior, Symposion, Timaens, Alcib« I et II,
Axiochus, de iusto, de virtute, Demodocus, Sisyphus, Alcyon. In
2 wurde dann noch eine reihe anderer dialoge hinzngefiigt Fer>
ner legen die drei handschriften ihre Zusammengehörigkeit durch
eine anzahl gemeinsamer auslassungen und lücken dar. Vgl. Aldk.
II, 307, 4 cMoioc — 6 ov om. 312, 3 istvdv — 4 noXtfmv am.
369 , 8 rä täv laviov om. u. s. w. Soph. 187 , 5 heistt es
XQ9^^ vi ? ^i> ^ h^^ statt der worte rfj ij tfj eine locke, ebenas
Mi in 2 ist die lücke von einer jüngeren band durch rfj tn aus-
gefüllt Symp. 467, 4 yipipai] lacuna in YM, sie war auch io
2 ursprünglich vorhanden , wurde aber von einer jungten band
beseitigt. Soph. 209, 23 fifjv] lacuna in YMS.
Das verhältniss der drei handschriften zu einander stelka
nachfolgende Untersuchungen fest:
1) der Marcianus 590 (M) und 2 stammen aus K, wie dies ass
folgenden beispielen auf unzweifelhafte weise hervorgeht: CratjL
o
28, 2 inui.d'Blg (per ras.) F, Im&itg M2 49, 18 ävxl xov al^a
(o add. rc.) Y, unl tov o aX^u M2 50, 5 ofAOifoXovvfog om.
pr. Y, add. M2, rc. Y 50, 16 aqoxov] uq^tov Y, ägtov M2
56, 11 lotnok r, loixH M2 et rc. Y 60, 8 f^oe^ Y, if^cug
M2, rc. Y 67, 6 insl] xal post iml add. rc. Y, Iml ȟ MI
67, 7 cot add. M2, rc. Y 80, 12 nal to «r om. «F, M.
M2, rc. Y 81, 2 * om. %Y, add. M2, rc. Y 84, 8 <B]
fAiv M2 et ex correctione Y 85, 11 ^cDvg F, ^mv^g M2, rc
0« I
Y 93, 18 yoYYvXcv] mqoyyvXov M2, rc. Y 111, 5 n] »f, 1
nov M2 112, 15 oiJl Y, oidh M2, rc. Y Tbeaet 175, 3 !
^ Y, fjv M2, rc. Y 186, 15 ov T^vfkiknQOk\ o J^vfi^ti^ Y, |
PlatoD. 659
äi9§MfUtQo$ MH, re, Y 193, 15 ^vatfidxov] m*^i^ fAoij^ov Y, in '
M and 2 finden wir statt der rasur eine lücke und erst von junger
luuid Xvüh ergänzt 194, 4 ovilv in Y erasum am. M2 200, 13
l/ff«y Yy sed superior pwrs literae v dbrasa, ^x^i M2 203, 5
5 r^ ijv M2, rc. Y 262, 18 ridiara fxivx' av] ?A<rt' Siv Ivx'
Sp Y, $eä 9 anU t eras. ^Jwn' av ft' uv M2 286, 8 rat/iy]
tavTa M2y corr. rc. Y 310, 21 u/xigiaro^ K, ufiiQdnwg rc, T,
0
ägUQ((n(ag M, aixBqdnwg Z Sopb. 204, 14 lm)'kyvotad^f(v\
ln$§»tyfoiif&fiP M2y fb ex corr. Y (falso Bekkerus). Ich glaube,
die Yorgeiiihrten beispiele genügen vollkoDimen , um die abhängig-
keit der handscbriften M2 ?on Y darzuthun. Es fragt sich nun
nnr noch, in welchem verhältniss M2 zu einander stehen, ob sie
einander coordinirt sind oder ob die eine aus der andern stammt.
Vergleicht man AIcib. I, 322, 18 inttnaaat] iniaiM YM, Int-
ffTa$o2, so scheint es, dass 2 aus M stammt. Und so ist es auch.
Eine ziemlich grosse anzahl von weglassungen in 2 erklärt sich
nur dadurch, wenn wir die ableitung von 2 aus M annehmen.
Es sind solche weglassungen, hei denen die weggelassenen worte
in M, nicht aber, soweit wir nachgesehen haben, in Y eine zeile
bilden. Diese weglassungen bezieben sich auf folgende stellen:
1) Alcib. II, 295, 21 aw — ov 5 &€6q 2) Gorg. 23, 9 Jiy-
TOQtxir uvdqa — Iv ixxXtjcCa ? 3) Gorg. 142, 4 ianv Ixavdg
— xaia^ovdg 4) Gorg. 168, 14 xai tovg noXXovg — ix
rvqdwwv 5) Sjmp. 378, 20 /ui/Jc iva — mnoyrjxivat 6)
Soph. 202, 20 xoivoiviag — fAi&B^€TOv 7) Tbeaetet. 184, 14
iQyaCtag — imCrijfirj jovto 8) Meno 347, 6 ifiov — 7 ifov
9) 337, 18 xal — 20 aoi 10) Sopb. 222, 22 So^a — 223, 1
TOtV 11) Politic 260, 1 Je7 — 4 yvcjffnx^g 12) 275, 11
to(vw — 12 Jif. Nur eine Schwierigkeit ist noch zu berühren.
Im Hippias maior nämlich fehlen in Y die worte 433, S d — 438, 8
Cvixquxig. Dieselbe lücke hat auch M^ dagegen in 2 finden wir
diese lücke nicht, denn dort stehen die worte auf fol. 182. Wir
müssen sonach annehmen , dass der Schreiber von 2 die lücke
merkte und dieselbe aus einer andern bandschrift ausfüllte oder
was probabler ist, dass noch ein mittelglied zwischen M und 2
liegt Da Symp. 467, 18 fiaXXo^ Y weglässt, M dagegen dieses
wort hat, wird man auch ein mittelglied höchst wahrscheinlich
42*
660 PlatoD.
zwiscben Y und M statuiren müssen. Aus ^ ist wiederam lier-
vorgegangen Venetus 186 und aus dieser bandschrift Venetns 184
{Sy Diese abbängigkeii der zwei bandscbriften Ton 2 hat Mo-
relli in seiner Bihlioiheca manuscriT^ia Graeca et latina. T. I. Bat-
sani 1S02 nachgewiesen. Da dieses bucb in Dentscbland gar nicht
bekannt wurde, war die entdeckung ganz verschollen. Es ist
ein verdienst von A. Jordan, wieder darauf aufmerksam geoMcht
zu haben ^).
Aus der vorausgehenden deduction geht also hervor, dass wir
S2M entfernen und Y als allein massgebend betrachten müssen ^).
Y stammt im Alcib. 1 et 11 aus C vgl. AIcib. I, 316, 4 av-
jovg YC ei corr, B 322, 18 iTd^naCm] Intcttu YCy litCintuo
S2 326, 13 t^v — nqa^iv om. 2YC 362, 1 uixw om.
2YC «I pr, S AIcib. II , 276 , 5 to«c om. S^C 289 , 23
fj^il uQOTiQOv om. SYOo 291, 1 xaxwg] xaXwg YC 292, 16
ipdvak fifv om. YCv et pr. S2.
Auch über den Ursprung des Y in den dialogen Theaetet,
Sophista, Politicus scheint kein zweifei obwalten zu können. Di
hier Y alle lücken mit der zweiten klasse gemein hat, aber keine ^^
mit der ersten, so ist daran festzuhalten, dass das fundament d«
textes in diesen dialogen auf der zweiten familie beruht. Bi
darf aber auch nicht verschwiegen werden , dass in K oft die
lücken der zweiten familie aus der ersten ergänzt wurden nsd
auch darnach correcturen stattp^cfiinden haben z. b. Theaet. 250, 2
Xtyiro) — »iwgeTrM om. F^BCEFH : add. "AJüSYS 199, 15
xarä] xat "äJDIY Soph. 199, 19 Sij add. %jnS2Y : m.
FABCEFU Politic. 249, 7 o add. %jnSSY : om. FABCEFE.
Aber man kanu sogar noch einen schritt weiter gehen and die be-
liauptung aufstellen, dass Y in den genannten dialogen mit EF
3) Ohne kenntniss der von Bekker nicht verglichenen Zwischen-
glieder war es nicht möglich, die abhängigkeit der handscfariften tob
einander zu eruiren.
9) Wenn unsere deductionen richtig sind (und ich wüsste in
der that nicht, was sich stichhaltiges dagegen sa^en Hesse), so w&re
dies wieder ein beleg, wie wenig man sich auf die altersbestimmang
der handschriften in den catalogen verlassen kann.
10) Politic. 364, 10 lassen zwar 2Y mit %J et pr. 11 die werte
Ttal an/diat^ weg; allein da xat n^nls vorausging und die auslanung
sonach ausserordentlich leicht vor sich gehen konnte, ist diesem bei-
spiel keine bedeutung zuzumessen.
Platoo. 661
8 einer qaelle stammt Am deutlichsten tritt das angezeigte
irbältniss im Politicus zu tage. 283, 19 d^ om. 2YEF
pr. 3 299, 19 iray i?] nanu ^YCEF 318, 2
»a>^ara] nqaffkata S£YF 338, 5 dCiv] in 2YEF
14, 16 ovv E, ovv SYF 346, 18 dva%\ ovv SYEF
'>3, 21 äXXnXag] ukXrlXovg 2YEF Soph. 143, 13 xa-
a
7frjX$x6v] xa) nrjXixov £, xai ntoXtxov F, xal xamjX^xoy SY
a
16, 5 xutaßdvag] xataßavug E, xaiaßuvug 2YF 174, 19
i] Tad't E, XaSt Y 145, 10 jjf^i^/uuro^^o^^xoi'] xQ1f*otioq>o-
ov
toy £¥ et pr, EF 258, 5 ov] ov EF om. 2Y^^).
leaet 299, 1 dXX' om. 2YEF ei pr. 3 298, 18 dij om.
YE 289, 4 xal om. YEF 184, 10 anXoü] tov anXov YEF
4, 13 lxot(A€v] ixof^fv £YEF et pr. 3 273, 3 av] ovv AEF,
i. ä^///.
Schwieriger ist das verhältniss von Y im Parmenides zu beur-
»len; es ergeben sich zwar auch hier vielfache berührungspunkte
iachen Y und EF %. b. 5, 17 Sh] drj 2E et pr. Y, om. F
, i fäo$ om. 2YEF 25, 1 aga om. YE 36, 19 uXXo]
Xov Y2 39, 1 aga] om. YEl et pr. SF 82, \2 Sl om.
E et pr. 2T 82, 13 xov om. YE et pr. 2 78, 10 rfva»
vruj} ilvM dvvano ihuk Y et pr. 2F 12, 7 ^w* om. YEF
pr. 3 13, 21 xaiä oXa] xatä tä oXa YEF et pr. 2. Allein
srkwürdig ist, dass K mit Sl 59, 14 das wort yC/verat weg-
ist Einer gleichen Schwierigkeit begegnen wir im Phaedo, wo
fast immer in gemeinschaft mit 91 sich befindet und trotzdem
[, 6 ^fiQtutv 11, 5 iag räxiCja mit der zweiten familie weg-
»t. Dagegen in der Apologie und im Crito, Euthyphro ist Y ent-
bieden der zweiten familie zuzutheilen: Apol. 116, 1 aiiov om.
HCER^ 127 , 10 aXX* — \V xagmc^M om. E , in mg. po-
fil rc. YBu Crito 151, 18 xal So^rj om. YßCEHu Eu-
11) Es kommt öfters in handschriften vor, dass, wenn in der
rlage eine lesart über eine andere gesetzt ist, der Schreiber, un-
ilfissig, welche lesart er nehmen soll, zuerst eine lücke lässt, die
an später nicht selten auch verschwindet.
662 Piaton.
tliyplio 372, 7 inb iwv Stwv YEu 380, 16 /afiaf ima m-
ceTjat YBCEHu, Man sieht, in einigen dialogen ist der chankter
von Y scbwer zu fassen. Die theilweise übereinstimmaog nit der
ersten (älteren) familie hat etwas bestechendes und auch mich ?er-
leitet , der mit Y zusammenhängenden handschrift S eine beden-
tung einzuräumen, welche ich ihr nach umfassenderen and genaoerai
Studien abstreiten muss. Die handschrift Y ist schon dsrom, weil
sie in verschiedenen dialogen verschiedenen quelleo folgt, nicht ab
repräsentant zu verwenden.
4. Für den Coislinianus F, der sich durch seine abneigaii^
gegen den hiatus auszeichnet, ist characteristisch , dass er (abolidi
wie Y in einigen dialogen) nicht rein den text der Eweiteo
handschrifteafamilie gibt, sondern öfters mit der ersten fanilie zu-
sammengeht. Ein belehreudes beispiel gibt der Theaetet. Obwohl
nämlich hier in F entschieden das fundament des textes auf der
zweiten familie ruht, wie dies z. b. hervorgeht aus : 257, 16 yad
add. 910/7 : om. FAS^YBCEFH 256 , 12 ikaHvt^ i" aäl
%jn : om, rAS2:YEH e% pr. F, ff. By gibt F docb 278, II
allein von den handschriften seiner Verwandtschaft in übereinstiii-
mung mit %jn statt ^rifia im texte die werte: ^7/*a Inl wf
h fiiQih imirdff %6 ^rjfjta Inqov jm biqa^ xaia ^?f»a taiiov Ion,
Diese Übereinstimmung findet man öfters: Euthyphro 351, 3 (UA
y« "ärnifmST : om. SSBCEFHu Phileb. 171, 14 äüit^ aU.
^rJII Apol. 110, 6 vo/t^r^*] vofifCi^ ihou flF^D. Wir
müssen sonach annehmen, dass F auf eine handschrift zurückgebt,
die nach einem exemplar der ersten familie eorrigirt wurde.
Selbst nachdem F geschrieben war, wurde noch eine andere hand-
schrift, nämlich G, zur vergleichung beigezogen und darnach eor-
rigirt. Vgl. Charm. 304, 20 re d^i F, om. G 337, 11 im-
XfiQwv add. G et marg. F u. s. f. Der Phaedo liefert ans
den unumstösslichen beweis dafür. In diesem dialog finden wir
von pag. 96 Bekker. an zwischen F und G eine sehr genaue
Übereinstimmung. Es stammt nämlich von hier an F aus G,
wie folgende drei stellen erweisen: 100, 12 überliefert G statt ofoi
u fjjfAiv das ungeheuerliche wort cxoßxfdigAi; der Schreiber vod
F Hess daher dasselbe weg; erst später wurden die fehleadea
Worte nachgetragen. 110, 2 fehlen in G die worte Sv — iro-
fÄu^HVj es steht aber dafür eine lücke. F geht einen schritt
Piaton. 663
ireiter in der verderbniss und beseitigt aucb die lücke. 113, 19
lericbtet Bekker: Ufiivfi Fy m G lacuna. Da die handscbriften
der guten familie aXcij haben, so musste aucb G dies in seiner
Yorktge gefunden haben. Dem Schreiber war das wort unbekannt,
er liew dafür eine lücke. Der Schreiber von F ergänzte will-
kfirlich diese Ificke durch ein wort, das der Zusammenhang (es
beunt &iwv aXifti j§ xai Uqo) leicht an die band gab. Diese bei-
spiele zwingen uns also zur annähme, dass F den Phaedo gegen
das ende zu aus G abschrieb und den anfang sowie andere dia-
löge nach G oorrigirte. Wir haben also hier den fall vor uns,
der ans nicht selten bei platonischen handschriften begegnet, dass
eine handschrift ihren text aus verschiedenen quellen entnimmt.
Schon aus dem gesagten ergibt sich der geringe werth unserer hand-
schriflt. Die angünstige meinung über sie steigert sich noch, wenn
wir die willkürKchen entstellungen des textes etwas näher betrachten.
Kutfajphro 370, 19 sind irgendwo durch ein homoioteleuton die
Worte ijt — 22 diu tovjo in wegfall gekommen; die dadurch
entstandene lücke ist in jT dadurch verkleistert, dass nach ianv die
Worte $ d§' aXko t» hinzugefügt werden. Gorg. 18 , 21 werden
nach oifiai die worte iu xal aXXwv tix^mv ^ mi&w interpolirt.
Cratyl. 17, 15 tfg ovp i ttfi tov] aq^ oix ovioq i F Protag.
257, 17 lUnw] ^ma Euthyd. 461, 8 ä}la\ %o (T aya^ov
Parm. 17, 17 äv] fklv mv Alcib. 11, 284, 2 dl] yuQ Gorg.
30, 7 tu] xal tot 150, 8 ndvv y^] val Theaet. 248, 10
ionov^v] doxoStSkV ovjü^ Euthyd. 424, 16 uf^Xijaag] äfjuX^Cag
tov Soph. 159, 1 TtQog] Int Symp. 396, 12 tov] *al thv
423, 18 irAovfoy] nXovtw fth 218, 12 fiQdg] inl Alcib. 1
338, 8 ditvovg] co^ovg. Die handschrift hat ferner den nachtbeil
erlitten, dass die schriftzüge öfters verblichen sind, und nun die
willkürlichsten ergänzungen von einer jüngeren band vorgenommen
wurden. Einige beispiele aus dem üippias maior mögen das gesagte
beleuchten: 421, 16 /uc ixfi(Xitii<rtjg] §äd^otfAt qui supplevii F
438, 10 ngoifiv d^ oiä* suppleoit F 435, 14 ind] vittigov
mtppleoit F.
0. Jahn hat einen unglücklichen griff gethan, indem er diese
handschrift zum Vertreter der zweiten familie im Symposion aus-
erkor ").
12) Man vgl. noch folgende auswahl von interpolationen dieser
664 Platou.
5. Wir gebeo nun über zur besprechuog der so enge Bit
einaiKier verbundeoeo bandschrifteu BuEFAl^ indem wir forlaufii
von den wenigen handscbriften , die sich in einzelnen dialogeii n
ihnen hinzugesellen, absehen. Wir iiehandeln zuerst die iMod-
schriften EF.
Die beiden Parisini £ und F bilden nämlich eine eigene
gruppe; vgl. 342, 21 ix t&v om. EF Amator. 285, 7 ilvm om.
Politic. 256, 1 noirfCu om, F, in mg. ponil E u. s. f. Aneh
weist die gleiche anordnung der dialoge auf Verwandtschaft hin.
Von beiden handscbriften ist F die schlechtere; in ihr ist das ver-
derbniss des textes viel weiter gediehen als in E, wie dies fol-
a
gende beispiele zeigen: Sopb. 143, 13 xajnjJaxov] xal iniUxhv £,
xai nwXixov F Gorg. 85, 17 dUrig] dCxa^ xui E^ dUukQ oi F
Parro. 64, 1 oix — 2 fitiaßdlXot in mg, rc. F suffectls in am-
textu his : oix ^^^^ '^ IVrra» laviu ndax^iw ovn qwne Unea sfA-
ducta notantur 330, 5 tj oix'] rlt^ ovdevog giiv F, qui mos om.
T^vog (citv Meuo 340, 10 lAuXhOia — 11 aii^ om. F, qni in
mg» : doxü : t( ovy fijg iith^vfiiiv aiup yiviad'M (willkürliche
ergänzung) 1^) Theaet. 203, 3 SatiQoy] yvp F 212, 12
T€ xal] T€ ufAa xai F Hipp. min. 222, 17 fif^d^ijQOTiQav] ;|f</j^M
F Es kommen noch hinzu zahlreiche weglassungeo : Theaet
198, 20 xiuia( Ti fAa&i^/iiaia xai om, Hipparch. 231, 6 tl
yäq ayvoovvTkg o*m. Theaet. 196, 18 toXg om, 19 xui om. ^*).
£s unterliegt nach diesen beispielen keinem zweifei, dass E
nicht aus F stammen kann. Würde man nun auf grund folgender
II oot
angaben Bekker's 85, 21 i^ (T^ E, i( aoi F Theaet 232, 1
og w
Xoyto i$CQivvü)fiii(p E, XoyiA diig^vrbJ/uLivog F Politic. 268, 20
handechrift in diesem dialog: 397, 14 avfLKfotf^ia] ag/uoria 438 16,
xtff>dla$oy] (Aiaov 353, 15 toirov] aviov 424, 8 xai alXog] 6 Slla^
404, 12 xai lo] dno 390, 20 auro] xai avio.
13) Es ist lehrreich zu verfolgen , wie willkürlich in den hand-
schriften oflfendal fegende lückeu ergänzt werden; z. b. Phileb. 239, 15
nuig ydg äy\ ovdtÜQoy tng. S, om. ASCFHto et pr. 8E; femer Protag.
178, 16 222, 7 224, 14 226, 7 231, 6.
14) Für die kenntniss der bandschrift ist auch noch folgende
angäbe Bekker's zu beachten : Ion 183, 20 xai — 189, 20 ff»«-] horom
loco vacuum est in F folium.
\
Piaton. 665
auu cd^ nqoq
aMngyuad^M ¥, dnBtgyuCrut E 288, 5 inuyayoyrag E,
jiQoötnayayoPT ag F Hipp. mai. 421, 4 afiMQov nov u F, Cfn-
w dg fj
*q6v nov E 421, 3 il^fUyx^nQ ^y ih^rx^^^^ ^ annehmeD,
F sei aas E abgescTirieben, so würde man nicht das richtige tref-
fen, wie aus folgender stelle ersichtlich ist : Alcib. I 348, 9 oS
10 nXfovTWv om. F, ov — 11 &fQ$^6vTWv om. E, Die handschrift
E lässt mehr weg als F. Demnach müssen wir die behauptiing
aufstellen, EF stammen aus einer quelle. Welches diese quelle
gewesen sei, dafür finden wir in dem Bekker'schen apparat keinen
genügenden anhaltspunkt. Es weisen zwar einige stellen auf C
hin, allein es ist sehr wahrscheinlich, dass hier mangelhafte an-
gaben Bekker's vorliegen oder andere Ursachen eingewirkt haben ^^);
denn den wenigen stellen steht eine sehr grosse menge anderer
entgegen, welche gegen diese auffassung sprechen. Auch die we-
nigen beispiele, aus denen man auf eine ableitung aus B schliessen
möchte, können den kämpf nicht mit den entgegenstehenden auf-
nebmen. Uebrigens ist die entscheidiing der frage für die kritik
Platon's irrelevant. Denn jedem nur einigermassen einsichtigen
beobachter wird beim Studium des Bekker'schen apparates klar,
dass diese zwei handschriften von der ganzen sippe am weite-
iteo in der verderbniss des testes fortgeschritten und für die
kritik gänzlich unbrauchbar sind. Aus den vielen beispielen, die
dies bestätigen, nur einige: Phaedr. 41, 20 (utoytg] noQsvorra$
}k6ykg EF 44, 18 noiritix6g ^ rwv ntgl fAtfiriötv Tkg alXog ag-
fn6üi$] notrjT$x6v omissis ceteris 70, 15 tpaCviffd-ai] doxHv fpaC-
15) Es sind folgende: Politic. 277, 18 T?f] toZt CF et pr. E
Parm. 54, 17 aga om. CEH et p. F Cratyl. 112, U ovd'l oifdiy
ZCEFH Gorg. 50, 1 rvgawtiv om, C et pr, EF 52, 10 ry natdl
^m, CE et pr. P 55 , 13 &v om. CF et pr. E 73 , 5 nay om,
CEFI 85, 8 iv yoivia om. CEFI 130, 1 itag] Ktos Sy CEF
Meno 344, 5 loya^a] aya^a CEF Politic. 245, 1 5 om. 2F et
TT. CE ä25, 4 ^tgantvovi%{\ ^%ganovfH 2YCEF 351, 1 ago] h&
SYCEF Theaet. 197, 8 ßagv, xov(f>oy] ßagv xai xovifoy CE et rc.
rnB Soph. 170, 23 yag] cfi CEff et rc. B, om. AlYF et pr,
o %y
VB Theuet. 274, 16 «V] iV JB, hv A, Iv 2YEH Soph. 125, 3
9 at
hatgoy B, htgoy E Phileb. 183, 25 xal int^v/uiay] xai tijy imOv/iUcy
4£CHw et rc. B Lach. 270, 14 9 mnov^xufMy^ 4 f^h mnouixafjuy
iCEwye et rc, B
666 Piaton.
via&a$ 66, 21 6i di] oid" ovia E e$ pr. P 88 , 12 i((\
XQtj Charm. 342, 5 äXri&tvdtg drifA$ovQyoTg] äXiiStrotg xoi ii^-
fAMvgroTi Lach. 251, 9 di] yäq E Gorg. 40, 2 Ka%\ q £F.
Ferner lassen EF oft worte des textes weg: Phaedr. 61, 14
Ivayxo^ o»^* ^ ^^ V^' ^ Politic 256, 1 jnn^iM F, in mg, poall
E Sympos. 404, 2 yvv — 3 laortM om, F f el pr. £. In dm
letzten heispiele finden wir mit EF noch f vereinigt Ich hake io
meinen Studien p. 66 den nachweb geliefert, dass f ans £ ab-
geschrieben ist.
6. Von den handschriften BuAI hängen ferner enge la-
sammen jdl; zu ihnen gesellt sich noch der Laurentianos 85, 6.
Die drei handschriften haben eine grössere liicke im Cratylus nad
im Parmenides, wie ich Hermes X, p. 174 gezeigt habe. Sie
stammen also aus einer quelle ^^.
Was nun den werth dieser gruppe anlangt, so ist nicht zwei-
felhaft, dass sie gegenüber von B die schlechtere Überlieferung dar-
stellt. Die betreffenden handschriften ^^) sind viel fehlerhafter (sie
scheinen auf einen unleserlichen archetypus zurückzugehen) *^ fud
haben mehr interpolationen erfahren ^^. Um dies zu erweisei,
gebe ich folgende heispiele: Cratjl. 13, 5 jrtQl tqwmiwm %B :
negl tot iQvndvov AlX Laur. 25, 16 flftn/ßa^ 9[B : yinfuu
43, 15 noCHdcS ^B : noattdwva 46, 18 äjioUa flB : ändl-
Xwva 48, 1 xdXhina ^B : xdVuctov 50, 16 Sgoiav ÜB :
ggma 68, 20 $(vm 910 : xai 73, 19 äm$tp 3lB : aTmty ^v
77, 6 ^ovlii 3( : i} oyfla^g 0, oyTi(f$g Theaet. 231, 6 ßtßon-
aijxag 310 : Ipon^n^ag 272, 17 Utn^M SlB : UhE^ntM
284, 21 anodovq %B : änod^doig ctfm rc. B 287, 13 %o(m
9[B : olv u. 8. f.
16) Im Gorgias ist dagegen zwischen / und ji Laor. keine durch-
gängige Übereinstimmung mehr vorhanden.
17) Genau yerglichen von uns wurde ji und Laur. für die dialoge
Cratylus und Theaetet. Wir geben aber im Cratylus nur heispiele,
bei denen nach dem Bekker*8chen apparat sich auch I in gesellschaft
von ^ und Laur. befindet.
18) Vgl. 83, 3 o^^Qic] hgat 20, 18 aholg] ntol^. Bes. aufflUlig
tritt dies hervor bei ji im Phaedrus.
19) Nicht verschwiegen werden darf, dass an einer und der an-
deren stelle B eine interpolation erfahren hat, von der diese gmppe
frei ist, z. b. 19, 11 intla^ov yi Zy 6Uyo¥ % : inüd^op ^Uyw A
Laur., imkd^Qv oliyoy yag B cum rc, J,
\
PlatoD. 667
7. Es ist noch übrig, das verhältniss von ti zu B näher zu
bestimmen. Die beiden handscbriften zeigen eine auflPallende ahn-
lichkeit Wie B, so hat auch ti ganz dieselben dialoge, ferner
lie xd^^^ ^^1f ^^^ Timaeus Locrus und zwar genau in dersel-
ben reihenfolge ; wie in B, so folgen auch in u auf den Meaexenus
He Worte liXog tov ngtStov ßtßXCov. Wir finden in beiden band-
tchriften fast g^nz dieselben randbemerkungen. Schon die verglei-
^ung einiger dialoge hat gezeigt, dass B die ältere und bessere
iberlieferung darstellt. So hat 1) j? das iota adscriptum, selbst
>ei Worten, in denen es später gewöhnlich nicht mehr geschrieben
prurde, während bei ti dasselbe fast durchgängig fehlt 2) Wir
inden in ti interpolationen , welche in B fehlen z. b. Hipp. min.
221, 2 aliJXQov] alaxQoi^ xat 226, 2 ä6$xovmg ßiXrhvg] Ht-
lovpjig cü$ ßiXtCovg Ion 172, i ufxa di upuyxdiof] äfAa de
tal ävayxuiov* 3) Auch weglassungen hat u , welche B nicht
heilt vgl. Apol. 121, 4 xal ßocSyjwr om. gu 121, 19 2x s?;
foXov om. u Hipp, maior 452, 16 d om. u. Endlich 4) stehen
lei u an einer ganzen reihe von stellen worte im texte, welche
>ei B sich am rande oder über der ziele befinden und bei genauerer
>rüfung, die wir später vornehmen werden, sich als interpolationen
u
larstellen, z. b. Hippius maior 421, 4 CfjuxQOv nov B, CfAkx^ov u
♦ >
av iv
ffov tf 452, 19 UV B, av uv u 446, 12 Xiyiif^fu B,
?S Xiyea&a§ u Apol. 90, 11 Iva oitov vfAWVj in B stand höchst
onov
Krahrscheinlich Iva, denn es ist über Ira etwas wegradirt, aber
ipiritus asper und accent ist noch sichtbar. Man sollte demnach
irermuthen, dass ti aus B stamme. Und wirklich sprechen noch
nehre indicien dafür. Ion 184, 16 Ix — 17 av werden von tf
Kreggelassen, es liegt kein homoioteleuton vor; in B bilden diese
pvorte eine zeile. Eutliyphro 358, 10 äiex^uig punctis supra po-
litis notavit B, in u ist dafür ein leerer räum. Hipp. mai. 419, 1
lesen wir in tf dxotSviat statt äxQowyfa»; in B steht zwar
IxQOÜviati das q ist aber so klein geschrieben, dass es ausseror-
lentlich leicht übersehen werden konnte. Jo 181 , 6 fehlt in ti
1er artikel vor ^iog^ wir finden ihn zwar in B, aber wiederum
K) klein geschrieben, dass er dem äuge des Schreibers leicht ent-
668 Piaton.
gehen konnte. Hipp. min. 199, 11 oaov pr. B, Scr« ti, ex
B, Wenn aber Bekker's adnotatio richtig Amator. 287 , 3 -
4 di} om. II, 80 ist jedoch an eine directe ableitung des cod. «
aus B nicht zu denken ; die auslassung in «i ist nämlich nur darcb
überspringen einer zeile zu erklären, da kein homoioteleoton da ist;
in B beginnt zwar die zeile mit xaly aber dtj steht am anfoog der
nächsten zeile. Wir sind sonach gezwungen, ein mittelglied zwi-
schen B und II anzunehmen, in dem die in u autgelassenen worte
eine zeile bildeten. Wie dem auch sein möge, über die Inferiorität
der liandschrift u gegenüber von B kann kein zweifei obwalteo.
Wer B hat, der braucht u nicht mehr; denn ti kann ihm nichts
neues, was wahr und keine conjectur ist, darbieten.
Zum schluss ist noch zu bemerken, dass in der apologie aas
ti wahrscheinlich g stammt.
8. lieber die handschriften , die sich sonst noch in der
zweiten familie vorfinden, genügen, da ihr geringer werth offeo
vorliegt, wenige worte. v, eine handschrift des 16ten jahrh. gehört
im Alcib. II, nach den lücken 289, 23 und 293, 16 zu schliesseB,
mit zu den handschriften, welche aus C geflossen sind. Diese
handschrift ist übrigens eine der interpolir testen von allen platoiii-
schein und von einem ganz stupiden abschreiber geschrieben, der
von dem, was er abschrieb, nicht das geringste verständniss hatte.
Ein belehrendes beispiel ist Hipp, maior 431, 11, aus welcher
stelle auch die zeilengrösse einer handschrift, die vor t; liegt,
abgeleitet werden kann. Die handschriften Up im Alcib. 1, welche
aus einer quelle stammen und von denen U mit 328, 7 ^hiiut
abbricht, strotzen von entstellungen und willkürlichkeiten; es ge-
nügt 326, 22 iroVcD uv auiov] toatg ovy (7, to (fujfia ovv p tu
betrachten. Bemerkt sei noch, dass die beiden handschriften deo
text des Alcib. I nur als bei werk zum commentar des Produs
geben. Im Phaedo fällt L mit H schon wegen der stelle 48, 19
bqaxov ^ doQaiov that 3( : ogaiov tlyat ACl^ ogatdv ovp YHL,
was eine fortgeschrittenere verderbniss gegenüber den andern glie-
dern der gruppe bekundet. Aus dem Bekker^schen apparat kaoo
man sich leicht überzeugen, dass die beiden handschriften Im im Cra-
tyl., welche uns einer quelle stammen, wegen der grossen will-
kürlichkeiten unbrauchbar sind. Das gleiche gilt von n im Sym-
posion. Die handschrift f verräth ein schwanken zwischen heideo
\
Flaton. 669
imilien nod gibt sonach kein reines bild einer familie. Bndlich
if die handschriften 0IVW im Gorgias müssen wir ?erzichfen
nmal wegen ihres schwankenden Charakters und dann wegen
res Zusammengehens mit S2Y, über welche handschriften wir
r Gorgias bereits ein verdammungsurtheil gefallt haben.
9. Durch unsere bisherige Untersuchung sind wir zu dem
sultat gekommen, dass unter den Bekker'schen codices der zweiten
milie der Parisinus B der beste ist. Allein dieses principat
issen wir dieser handschrifb entziehen, sobald wir ihn mit dem
;netus t (appendix class. 4, cod. 1), den Bekker nur bis zu
410, 19 im Symposion verglichen, zusammenstellen. Wie wir
hon früher ^^) bemerkt haben , hat diese alte handschrift die ei-
inthümlichkeit, dass sie in formen und orthographischen dingen
sles mit dem Clarkiauus gemein hat. Wenn wir nun diese hand-
hrift mit dem Parisinus vergleichen^ so finden wir, dass bei der
Lztern schon viele interpolationen in den text gedrungen sind,
siehe der Venetus am rande odei* über der zeile hat. Der codex
irisinus repräsentirt also eine verderbniss des textes in der
weiten poteoz. Wir wollen unsere behauptung durch eine aus-
fthl von beispielen aus Theaetet, Cratylus und Buthydem beweisen:
Tbeaetet 209, 15 vnvb;i Sit : iwitvtia B, rc. t 222, 6
uiv 3lt : OQU By ex corr. t 228, 20 xaiu fAiv awfiara 9[t :
TU fiiv zu Oüifiaia B, m add. rc. t 235, 19 ngog fj^i Sit :
wg ifAi B, rc. t 245, 20 r' av Sit : t av noXv B, noXv
pra versum additum in t 245, 20 XQ^^^^^ ßaCiXiiug Sit :
tftfCov 5 ßaCiUtuq B, rc. t 246, 14 inunafAivov Sit : im-
dfAivog B, rc. t 250, 9 Xiyofi^v Sit : IkiyofAiv B, rc. t
>1, 5 tiiykov\ iiuXkov t, (liXXov fiäXXov B 273, 3 ap^on
: aypou av B, av supra versum in t. Bin beispiel ist beson-
rs belehrend, nämlich Theaetet 219, 18 (163 A), wo es heisst
Ifj d^ axiJniov, wg iotxfv^ dg o re cog xal 6 Otoduigov Xoyog.
att aUjy 6ri finden wir in t dW rjdfj (per ras) und über iotxiv
o m. II ukktj, in B lesen wir nun äXX^ ffdri und io$x(v aX-
tg. Cratyl. 64,9 SCxa$ov Sit ; lo i(xa$ov B, rc. t 89, 12
« ^j) Sit ; *u< xai fA^ Bj rc. t 101, 22 ovimg Sit ; oviwg
20) Vgl. Studien p. 84.
670 PlatoD.
i^ov B, ix^v in marg. add, t Sehr belehrend ist die vergWi-
chuDg voD stelleo, in denen sich die fortschreitende verderbniai tob
t zu B darstellt. 62, 9 i^d 6^ IfißdUo^wg dii St : dio ttl
IfißdXkovrag B 70, 14 »atjoi, Afyci Sit : xattoi, Xiyovcl B
77, 6 tjovfig 31, fiovfjq t : ^ oiT^ffig B (oyritr&g A und Laureo-
tianus) 118, 6 ifigtavuT 91 : IfJtgtavlq tl t, ifigKipij j B.
Eu thy dem. 396, 19 noXXoC n SXXot 3(t : noXXoC re xal aUoi B
nach Bekker (in u ist xal sicher) 417, 16 nwg yag ay] uXXmq
past uv add, B (nach Bekker, in ti ist es sicher im texte), alltj^
in marg, add. rc. t 426, 13 nuv onwg 911 : luvnwg B, es
corr. t 458, 18 ^avXoi] ndvv add, B (in u sicher im texte),
in marg. add, t.
Auf grund der vorausgehenden Untersuchungen sind wir, wie
ich glaube, zur aufstellung des satzes berechtigt:
die zweite familie wird in ihrer reinsten ge-
stalt durch den Venetus t erkannt.
Somit wäre fur die sechs ersten tetralogien die kritiscbe
grundlage erkannt:
als Vertreter der ersten (älteren) familie bat
sich ergeben der Clarkianus, in zweiter linie der
Tubingensis oder Crusianus und der Venetus /7, als
Vertreter der zweiten (jüngeren) familie der Ve-
netus t.
Es wäre nun der werth der beiden familien für die plato-
nische texteskritik festzustellen; das eine hat sich bereits aof
den bisherigen Untersuchungen ergeben, dass durch t die fiberdo-
stimmung der zweiten familie mit der ersten eine grössere g:e-
worden ist.
Würzburg. W. Sdkonz,
Soph. Elect 11
schreibt W. Diudorf, dem Nauck folgt, ;ra r^o^ ix fovwp statt des
bisher üblichen qtoviav : meines erachtens , obgleich fovif Sophokles
auch gebraucht, mit unrecht, da ^6 yog von Agamemnons ermordang^
in diesem stücke stehend ist, vgl. vs. 779 g>6yovg narqtfovg: dann
wegen ^ovov vs. 14, rait dem (poywy die figur der epanadiplcNNs
bildet, s. unt. vs. 580; endlich passt im anfang des stacks das all-
gemeinere ^övog besser: ipov^ würde zerstreuen.
Ernst von Lsutsd^
\
XX.
Die Präposition cum in Verbindung mit dem
relativum.
Zweiter artikel.
In Philol. XXXII, p. 711 (T. habe ich die regel für den ge-
braoeh der präposition cum in Verbindung mit dem relativiim durch
die beispiele aas einer grösseren anzahl von prosaikern fest-
gestellt und dort bereits (p. 713) bemerkt, dass dieselbe bei den
dichtem ziemlich entsprechend sein müsse. Es gilt, wie für
die Prosaiker so auch für sie, dass diese Verbindung äusserst wenig
vorkommt : bei einigen Schriftstellern , selbst sehr umfangreichen
finden wir gar keine, bei anderen durchgehends so wenige bei-
spiele, dass wir in Verlegenheit kämen, nach ihnen allein zu sagen,
was denn eigentlich der gebrauch sei. Es ist aber gegen diesen
mangel ein sicheres correctiv sowohl durch die beobachtung des
gebrauche« bei den anderen gleichzeitigen dichtem gegeben, als
auch dadurch, dass wir die belegstellen der prosaischen autoren
zur vergleichung hinzuziehen ; ferner werden wir einen gewichtigen
beweis für die ricbtigkeit der regel darin zu finden haben, dass
wir bei den dichtem das meiner meinung nach weniger geläufig
auszusprechende cum quoy cum qua, cum quihus (vgl. Comment.
Einsidl. in Donati Art. min. bei Keil Gramm, f^at. supplem. p. 212)
an solchen stellen antreffen, wo ebenso gut ein quocum etc. gesagt
werden konnte: man vergleiche unten die stellen. Auf diese weise
werden wir trotz der im grossen ganzen geringen anzahl der bei
den einzelnen dichtem vorhandenen belegstellen berechtigt sein,
einen endgültigen schluss zu ziehen.
672 Die präposition cum.
In deo Überresten der dichter aus der älteren periode
Plautus und Tereuz finden wir nur bei Ennius und Turpilius
beispiele und zwar Ennius Anna). 239 Vahlen. quacum:
Haece locutus vucat quocum bene saepe libenter
Mensam sermonesque suos rerumque suarum
Congeriem partit:
Annal. 247:
Quocum multa volup ac gaudia clamque palamque.
Turpilius 57 (scaenic. fragm. ed. Ribbeck.) quacum:
Quom legere te optimum esset atque aequissimun,
Quacum aetas degenda et viveadum esset tibi.
Ferner treffen wir ein quicum an bei Pacuvius 25 (Ribbeck.):
An quis est qui te esse dignum, quicum certetur, putetf
und bei L u c i 1 i u s XXVI^ 65 (ed. Luc. Mueller.) :
ad libertinus Tricorius, Syrus ipse ac masticias,
quicum versipellis fio et quicum conmuto omnia.
Was Plautus und T ere uz anbetriflPt , so haben audi sie
die präposition cum dem relativum nur angehängt.
Für beide .Schriftsteller giebt bereits Brix in seiner ausgäbe des
Trinummus 2te aufl. im ^»kritischen anhangt' 005 die wenigen
stellen von qwwum bei Plautus, wie die von quocum und 9iMia«fN
Lei Terenz ^). Wenn er, wie auch Fleckeisen Trinum. 905 das
allerdings sonst bei Plautus gebräuchliche quicum statt des hand-
schriftlichen (!) quocum schreibt, weil sonst nirgends bei Plautus
quocum vorkommt, so scheint mir doch diese Zurückweisung äusserst
bedenklich, da einerseits wir überhaupt nur äusserst wenige
beispiele für cum mit dem relativum bei den schriftstellero an-
treffen und andrerseits neben quacum bei Plautus selbst die form
quocum durch die zwei beispiele bei Ennius als für diese zeit ge-
bräuchliche, wenn anders dies nöthig, belegt ist, abgesehen davon,
dass es sich auch bei Terenz sicher überliefert findet. W^ir wer-
den also dies einzige, wirklich überlieferte quocum dem Plautus
wiederherstellen müssen. Für quacifm haben wir ausser den von
l) Quacum steht anscheinend sicher Bacch. lY, S, 10 (wo B
quaecum)^ Cist. II, 3, 44 und rührt in der verdorbenen stelle Ca«. 11,
*2, 13 von Camerarius her, wo A (Gepp.) B (Par.) qua m geben. —
Bei Terenz steht quorum Eun. I, 2, 39. Phorm. I, 3, 19. V, 1, 32
(im Bemb., doch quicum fast alle anderen ^(ss.), quacum Eun. m, 5,
26. Hec. IV, 1, 40 (im Berab., doch quicum fast alle anderen Mas.V
\
Die Präposition cum. 673
IMx angeführten, mehr oder weniger sicher handschriftlichen stellen
noch ein sicheres heispiel in Amphitr. prolog. 114:
haec ob eam rem nox est facta longior»
dum cnm illa quae am volt ?oluptatem capit:
femer, wenn Geppert richtig (?) conjicirt hat, noch eins in Cosina
Uy 5, 10 (214), wo die handschriften eodem, qua geben:
Stal. Quid istuc est? quicum litigas, Olympio?
Olymp. Cum ea, quacnm tu semper.
Die form quibuscum findet sich Cist IV, 1, 13:
Crepundia
Haec sunt quibuscum tu extulisti nostram filiolam ad aecem.
Bacch. ill, 6, 35 :
Qui? tibi non meretricum aliarum erat Athenis copia,
Quibuscum haberes rem, nisi cum illa, quam ego mandas-
sem tibi.
Rud. IV, 4, 67 (IUI):
Cistellam isti inesse oportet caudeam in isto vidulo,
Ubi sunt Signa qui parentis noscere haec possit snos,
Quibuscum parva Athenis periit, sicuti dixi prius,
lind Rud. V, 3, 7 (1363), wo quibtiscum die handschriftliche öber-
liefemng ist, Fleckeisen dagegen nur quihu$ schreibt:
una istinc cistella exceptast modo
Cum crepundiis, quibuscum hodie filiam inveni meam.
Falsch steht also cum quo in der Gronovschen vulgate Capt.
|irol. 28 und ebendaselbst auch quicum 1, 1, 33, wenngleich an
der ersten stelle der vetus codex auch so hat, da das metrum nur
qu% verträgt
Bei Terenz haben wir Andr. I, 1, 36 (63) :
Cum quibus erat cumque una, eis sese dedere:
eine tmesis anzunehmen, während sich ein seinem sonstigen sprach-
gebrauch entsprechendes quibuscum findet im Heaut. II, 4, 8 (388):
Nam expedit bonas esse vobis: nos, quibuscum est res,
non sinunt
Was die form qulctim anbetrifft, welche für alle genera und
numeri gebraucht wird (vgl. auch Neue Lat formenl. II, p. 229 — 234.
2. aufl. Brix zu Trinum. 11 und Lorenz zu Most. 166), so fin-
den wir ausser in den oben angeführten beispielen aus Pacuvtus
Philologus. XXXV. bd. 4. 43
B74 Die präposition cum.
und L u c i I i u 8 dieselbe selir im gebraudie bei P 1 a ■ t a a, md dm
allerdings schon weniger häufig bei Terenm: die belegstellen bei
Brix zu Trinum. 905 krit anhang. Zu diesen können ausser den
^tcfifii in Mercat. li, 3, 118 (455) nach Ritechrs Terniuthung
hinzugefügt werden Trin. prol. 15. Men. iV, 2^ 21 (589). Mere
V, 2, 65 (004). Anphit. prol. 99, wo relatives quumm steht,
fragendes q^iiaim noch Most, il, 2, 87 (519> MiL li, 5, 14
(424) und 11, 5, 15 (425).
Weiterhin findet sich dann ein beispiel wieder in den mturoe
Menippeae des Varro 509 (ed. Buecheler 1871): *ego eV inqtiU
earn wppetias^ ([uicvm mihi nee res nee ratio eei „diswoctatcqne
omnia ac nefantia*^^ Ferner giebt Ca tu II drei 9Utctim, die ick
bereits IMiilolog. .XXXll , p. 713 angeführt habe. Bei den didi-
tern der augusteischen zeit treflfen wir nur ein einziges beispiel
an: Vergil Aen. Xi, 822:
Tum sie exspirans Accam, ex aequalibus unam,
Alloquitur, fida ante alias quae sola Camillae,
Quicum partiri cnras, atque haec ita fatur.
Es ist also quicum auch hier von einer bestimmten (?gl.
meine bemerk, im Philol. XXXIl, p. 719) person gleich etnea
9tfactim oder für Vergil richtiger gleich einem cum qua gebraucht.
Nach Vergil lässt sich nur nocli ein einziges qfutcum bei den spä-
teren betreflfen und zwar gerade bei seinem nachahmer Statins io
der Thebais Vlii, 279:
Baud mora, cuncti
Insignem famo sanctoque Melampode cretum
Thiodamanta volunt, quicum ipse arcana deorum
Partiri et visas uni sociare solebat
Amphiaraus aves.
Wenn wir nun mit den dichtern, wo sich die form ^tcmn
findet, die bemerkung, welche ich bereits im Philolog. XXXil,
p. 717 in betreflT der prosaiker machte, dass nämlich in dieses
schon nach Cicero kein quicum mehr vorkäme, zusammenhalten, so
werden wir für prosa und poesie sagen können , dass , so lange
es Sprachgebrauch war, die präposition G«m dem relativam anzo-
fiigen , auch die form quicum allgemein verwandt werde , seitdem
man aber anfing , die präposition cum dem relativum , wie wir
gleich unten sehen werden, stets voranzusetzen, die form quicum
Die präposidoii cwiii. 67S
TOB dm fldiriftstelleni aufgeg^en worde. Dm mteresMiite unicun
hm Stados verschlügt dagegeo oichtf , eben weil wir es bei SU-
tios fioden.
Dms diese vemuithung über das aufgeben des ^fcimi rtclitig
ist, wird ons indirect bewiesen durch eine benerkung bei einem
alteo grmmatiker (Gramniftt latin« V, p. 541 Keil), wenn sie
«neb nicht worn dem bekannten grammatiker Rbemnius Palaemoa
berriihrt, nach welchem die ar«, in der sich die stelle findet, be-
oannt ist NominaiUms erii <]ftHS, fion ijfui, qw)d anUqui communi
gmtere diseruni , hie e$ haec qui» y ah hoc et ab Ikoc qui ; ui ab eo
frequmUr invmimus Uotum 4juioum y quod significai cum quo vd
cum qua. nam Fir^i^us ail, cum de femina loquerelury „(jfuicvm
fortifi eurae^y id est oum qua fwrfiri. Also die aniiqui haben
dieses pronomen commvni genere gebraucht, und yen quicum heisst
es frequenter ifivenimu« lecfirm. Das ausdrücklich hinzugefügte
iecfffm, welches sonst sehr überflüssig wäre, zeigt uns, dass qnicum
jedenfalls im gebrauch der conversation nicht mehr gebräuchlich
war. Aber, so fragen wir natürlich, wo hat denn der gramma-
tiker das 9tiicum gelesen, so frequenter gelesen? Sicherlich nicht
in den auch ans in genügender anzahl erhaltenen dichtem und
Prosaikern nach Cicero. Bei den prosaikeni hören für uns die
beispiele bereits mit Cicero auf und bei den dichtem mit Catull
oder vielmehr wie auch für den betrefTendeo grammatiker mit VeigiK
Wenn er also von einem vorkommen und dazu noch von einem
häufigen vorkommen des quicum spricht, so kann er bei dem
quicum nur wieder auch die vorher erwähnten onli^ui, etwa bis
Catull hin, verstanden haben. Ferner: muss es uns nicht auffallen,
dass der grammatiker gerade dies einzige beispiel, welches auch
wir noch als das einzige (abgesehen von dem bei Statius) nach
der zeit der antiqui finden, anfuhrt ? Wir werden wohl nicht fehl»
greifen, wenn wir vermuthen, dass auch ihm schon dies beispiel
im Vergil als ein Überrest für diese zeit als etwas besonderes auf-
gefallen ist Ks muss überhaupt — oder haben sie alle von ein-
ander abgeschrieben — den grammatikera dieses beispiel arg in
der nase gesteckt haben, denn, wo sie für ^ictim stellen anführen,
rücken sie mit diesem ijfiftcfim porfiri des Vergil ant so Arusianus
ü ess US im vierten Jahrhundert (Lindemann Corp. grammat. lat. I,
p. 257): Quicum pro CMm quo. Cic. pro Quintio 6: Quicum tibi
43*
676 Die prapositiou omii.
mcietas, affiniiOB erat. Qvicwm pro ctrat qua. Yirg. Aoi. XI:
Accam ex aequaVibw «nam^ QuUsum fartiri cwrat; a$qwe tin /blur.
Ferner August in regul. (Gramm. Ut. V, p. 508 KeiL): mi proMm»-
nibus hie et haec qiiU, ah hoe ei ah hae qai: imde Vir^Uwe^ cam
äe eocia Camtttae dicerel, oil „guiciim fartiri cura»**^ id eet cam
qua forftri oarae. Dann gibt noch Priacian, alao im aeclutea
Jahrhundert, auch gerade dieses beispiel wieder ndieo oder viel«
mehr vor einem Terenzianischen (vgl. Keil. Ill, p. 9 Aüatami
quoque nan «oUim in o^ eed etiam in i: ^/r 9110'' vd ,/i qai** et
y/i qua^^ vd ,/> qui'*. Virgilius in XI : Accam ex aequaHihue uaam,
quicnm partiri cwrae, pro ^^uacum'*. Terentius in eunocho (IV,
4, 31): Qtticumi Cum Parmenone.)^ während merkwürdigerweise
das andere unicwm aus der späteren zeit hei Statins sdbst desi
Priscian, der sonst in diesem dichter redit gut bescbeid weis
(vgl. Keil ind. script. Ill, p. 546), entgangen ist
Wir trafen, um wieder auf die ahlative quo, qua, quibue in
Verbindung mit der präposition cum zurückzukommen , bis Tereai
(diesen eii^^chlossen) nur beispiele an, in welchen die präpositioB
cum dem relativum angehängt ist.
Gehen wir weiterbin zu Lucrez über, so finden wirdagegea
bei ihm nur cum qtiibus in I, 818 oiim gtiibus st quali poeiiun
contineantur. Dieselben werte kommen noch 1, 908. II, 761.
1008 und 1014 vor.
Bei Catull findet sich nur 6in beispiel, 67, 36:
Sed de Postumio et Cornell narrat amore.
Cum quibus illa malum fecit adulterium.
Bei Vergil haben wir — in den Eclogae kein beispiel * b
den Georgica ^in cum quihue: IV, 533:
hinc miserabile Nymphae,
Cum quibus illa chores lucis agitabat in altis,
Bxilium misere apibus ;
wie in der Aeneis ^in cum quo^ X, 697:
prolem Dolichaonis Hebram
Sternit humi, cum quo Latagum Palmumqne fug^ceaL
Uoraz hat — in den epoden und episteln kein beispiel —
in den öden II, 7, 6 (Pompeius): Cum quo morantem aaepe diem
mero Fregi etc., wie in den satiren I, 4, 81 noch ^in cum quibw:
Die prapoaidon cum. 677
Est auctor quia denique eonuü,
Vizi CUB quibus?
Tibull Mhreibt 11, 5, 37:
(Paella), Cum qua fecuudi redieraut muoera roris.
Bei Propers baben wir abgeseben von einem cum qua U, 6,
12 in den älteren ausgaben, wofür jedocb bei den neueren, Haupt,
IiUG. Mueller ei cum quae dormii amka stmul gelesen wird, ^in
Gfiiii quo I, 6, 3:
(Tecum, Tulle,) Cum quo Rbipaeos possim conscendere
montes
und ^in cum quihue: III, 32, 39:
Hoc et hamadryadum spectavit turba sororum
. Silenique senes et pater ipse chori
Cum qnibus Idaeo \egiati poma sub antro.
0 V i d bat kein beispiel in den drei bücbern der Amores, in den
Remedia amoris, in den Medicamina faciei, im Halieuticon, in den
vier bücbern Bx Pento und im Ibb: dagegen drei stellen fiir cum
qua und zwar in den Metamorph. 1, 180:
Terrificam capitis concussit terque quaterque
Caesariem, cum qua terram, mare, sidera movit:
IX, 690:
cum qua latrator Anubis Sanctaque Bubastis etc.:
XI, 558 :
Mergit in ima ratem, cum qua pars magna virorum
Gurgite pressa gravi neque in aera reddita fato
Functa suo est
Femer neun beispiele fur cum quo:
Heroid. Bpist XU, 198:
Te peto, quem merui, quem nobis ipse dedisti,
Cum quo sum partter facta parente parens.
Ars Amat. 1, 601:
Et bene die dominae, bene, cum quo dormiat illa.
ebendas. U, 481:
Ales habet, quod amet; cum quo sua gaudia iungat,
Invenit in media femina piscb aqua.
Hetamorpb. VI, 324:
Ipse ducem dederat, cum quo dum pascua lustro, etOk
678 I>ie präpinition cum»
ebeodas. X, 635 :
Unu8 eras, cum quo sociare cubilia veHem :
ebendas. XIII, 87 :
Hooc ^o posceotem, cum quo.conciirreret, Hnus Suttioui etc.:
Trist. IV, 4, 24:
Nee nova, quod tecnm loqoor, est iniuria nostra,
Incolumis cum quo saepe locutus eram:
Fast. II, 809:
Intertmam famnium, cum quo deprensa fereris:
ebendas. IV, 35:
Proximus Anchises, cum quo commune parent»
Non dedignata est, nomen habere Venus.
Falsch giebt Weber Corp. Poet Latinorum noch ein cum qwo
Fast 111, 881 statt cumque \oc^
Die form cum quibuß, wofür sich an drei stellen die contra-
hirte cum quls findet: Metam. VI, 141 (Weber C. P.L. fälschlich
cumque hi«), VII, 671 und XI, 384, kommt bei Ovid viermal vor:
Ueroid. Bpist XIX (XX), 104 :
Ipse dedit leto cum qaibus ante feraa.
Metamorph. IX, 11:
Multorumque fuit (Deianira) spes Invidiosa proeorum:
Cum quibus nt soceri domus est intrata petiti,
Accipe me generum, dixi ;
ebendas. XIV, 231 :
(socios) dempsisse ligamina ventis.
Cum quibus isse retro, per quas modo venerat undas.
Trist IV, 7, 6:
Cur tua cessavit pietas, scribentibus illis,
Exiguus nobis com quibus usus erat.
Wenn wir in den bis jetst von mir angeführten acliriftstellcra
nur äusserst wenige beispiele für cum mit dem relativum aotrafeo,
so liefern uns die dichter der folgenden sceit trota ihrm thdlweise
sehr bedeutenden umfanges eine noch geringere anzahl von bdeg-
stelJen. Bei den beiden noch in das Augostebche aeitalter gehö-
renden didaktikern Gratius Faliscus in seinem Cjoegeticon and
M. Manilius in seinen fünf bücbern Astnmomicon findea wir kein
beispiel, ebenso kommt im folgenden xeitraum der römiachtn pocsie
Die präposiüob cum, 679
keiD hdeg vor in den fabeln des Pbaedru% in Columella's de culkf
hortorumy in den satiren des P e r s i u s, in den sehn büchern der Pbar-
salia des Lucan (?gl. jedoch II, 172 cum qua cennce nnd VUl,
505 cum qua gente)^ in den Eclogen desT. CalpurniusSicnlus,
in (des Lucilius lunior) Aetna, in den acht büchern Argonauticon
des Valerius Flaccus» in den 86 carmiita Priapea, indersatira
der Sulp icia, wie auch kein beispiel im zweiten Jahrhundert in dem
Pervigilium Veneris, im dritten Jahrhundert in den proscspla de
medicina desSerenusSamonicus und inden CjnegeticadesOljm-
pius Nemesianus, im vierten (bis fünften) Jahrhundert in den hun-
dert räthselgedichten desSjmphosius und in den fobtilas des Avian,
im fünften Jahrhundert in des Rutilius Namatianus de reditu suo
und in den gedichten des Felix, Florentinus, Luxorius und
Coronatus. Als ersatz dieses mangels müssen uns die prosaiker
dienen, welche jedoch, soweit wenigstens ich sie beobachtet habe^
die Präposition cum dein relativum immer vorangestellt haben, und
andrerseits die allerdings wiederum selir wenigen, aber doch in
ihrem gebrauche constanten bebpiele dieser zeit
Bei L. Annaeus Seneca kommt, wenn wir ihm nicht
mit Peiper und Richter in ihrer ausgäbe den Agamemnon und Her*
cules Oetaeus absprechen, in seinen sämmtlichen tragödien nur ^in
beispiel vor, Agam. 203 :
Mors misera non est conmort cum quo velis.
Dass Seneca jedoch auch sonst cum dem relativum voi^esetzt
hat, erhärten schon die stellen aus den fünf ersten büchern seiner
Epistolae: so I, 10, i non haheo, cum quo ie communkatum ve-
Um. I, 10, 2 non invmio, cum quo ie malim esse quam tecum,
III, 4, 6 (25) te efficis cum, cum quo peccqre non audeas. V, 4,
9 (45) qui neminem videt, cum quo se conmutatum velit. V, 8,
8 (48) hie, cum quo ludis, timet. I, 6, 2 ^ömiciUo;, cum qua
homines moriuntur. II, 7, 10 (19) Ante circumspiciefidiim est,
cum quibus edas et h'^as. Ill, 3, 13 (24) Uli, quos amant,
quihus adeueverunt, cum quibus luduni, si personatos vident, expa-
vesount. IV, 3, 1 (32) ab omnibus scisciior, ubi et cum quibuSi
moreris.
Seine (?) Apocolocyntosis enthält weder in den poetischen
noch prosaischen stellen ein beispieL
680 Die prapomtion omn.
In der jedeDfalU dem Seneca nicbt zanuebreibeodeD OcUmm
findet sich kein beleg.
In den in gebundener form abgeAumten partieen der sadren
desPetronins ist zwar kein cum mit dem rdaÜTom enlbalte»,
dagegen in den in prosa gescbriebenen tin cum quo: e.44fMl
rectus y Bcd certua, amicus amko, cum quo muiacter poooes tu fen«-
hrls micare.
Die siebenzebn böcber Pimioa des Silias Italicaa geben
uns nur 6in beispiel:
XV, 650:
Sternite dactorem, cam quo concurrere fratri
Sit pudor.
Statins bat in seinen fünf bücbem Silvae, wie in deo zwei
der Acbilleis keine stelle und in den zwölf bicbem seiner Tbebab
nur eine einzige: VIII, 181:
quis iam omne futurum
Proferet aut cum quo volucres mea fata loqnentar?
Bei Martial finden wir im über speckwuhrum kein beispiel,
dagegen in den vierzebn bücbero der Epigramme 6in cimii que:
I, 23, i:
invitas nullum nisi cum quo, Cotta, lavaris:
femer ^in ctim qua: X, 84, 2:
Miraris, quare dormitum non eat Aferf
Accumbat cum qua, Caediciane, vides,
und ^in cum qutbue IX, 34, 6:
Respiciens Phoebum pariter Pboebique sororem.
Cum quibus Aleides et pius Areas erat
Ausserdem vergleicbe man nocb in der in prosa geschriebenes
eiuleitung zum zweiten* buche die Worte: Quid^ si sdos, cum qs«,
el quam longa epietola negotium fuerle hahiturusi
luvenal bat ebenfalls den steten gebraudi der voransetaiiig
des cum:
IV^ 9: Nemo malus feliz, minime corruptor et idem
Incestus, cum quo nuper vittata jacebat
Sanguine adhuc vivo terram subitura sacerdos.
IV, 87: sed quid violentius aure tyranni»
Cum quo de pluviis aut aestibns aut nimboao
Vere locuturi fatum pendebat amicif
Die präpositioD cum. 681
X, 235: nee vultum agnoscit amici.
Cum quo praeterita coenavit nocte:
Xlll, 155: Confer et artifices mercatoremque veneoi
Et dedoceiidaiii corio bovis in mare, com quo
Clanditur adversis innoxia simia fatis.
VI, 531: Bn aninam et mentem, cum qaa di nocte loquantur!
Ans den diebtem der folgenden jabrbunderte (vgl. oben) sind
■lir nur bei dreien belegsteilen fur cirm mit dem relativ bekannt
ond zwar findet sieb in dem nm&ngreichen Aus on ins nocb tin
einsiges cant ^fiio in dem Bpitapbium auf Hector (XIV, 1)
Hectoris bic tumulus, cum quo sua Troia sepulta est:
ferner ein cum qua und Gum quo in den (in die seit des Theo-
doricb oder in das mittelalter zu setzenden) elegieen des M axi-
nianua: II, 2:
Bn dilecta mihi nimium formosa Ljcoris,
Cum qua mens eadem, res fuit una mihi:
II, 60 Cum quo consenuit, victor bonorat eqnum:
eodlidi in den disticben de morihus ad filium des sogenannten
Dionjsius Cato: I, 36:
Litem inferre cave, cum quo tibi gratia iuncta est
Sehen wir jedoch von den drei zuletzt angeführten schrift-
steilem ab und b^niigen wir uns fiir die constituirung der regel
über den gebrauch der Stellung der präposition cum in Verbindung
mit dem relativum mit den Schriftstellern bis luvenal ind., so er-
gibt sich fur Prosaiker und dichter als resultat:
In der älteren zeit hing man dem relativpronomen die präpo-
sition cum stets an, in der zeit des Cicero und Sallust tritt ein
adiwanken ein, wobei noch die postposition überwiegt, aber schon
aeit Lucrez, Catull bei den dichtem und seit Nepos, Livius bei
den prosaikem, also jedenfalls in der augusteischen zeit, (etwa seit
den dreissiger jähren a. Chr.) ist die voransetzung von cum das
allein gebräuchliche.
Sollte sich ein qfioctim, guocum, quibuBcum bei den späteren
iif^endwo noch finden, so werden wir dieses entschieden als eine
ausnähme von der gewöhnlichen stellui^ cum ^fuo, cum qua,
cum quibus zu betrachten haben: dies gilt von der tinen stelle im
Tacitaa gegen seinen gewöhnlichen gebrauch cum qua a.s,w. und
682 Die präpositioB cumi
von deo zwei bei Quintilian und auch bei ibm wiedenin gegeo
seinen gewöhnlichen gebmuch, welche allein gegen die aufgestellte
regel zu iprechen acheinen könnten: sie haben jedoch, wie ich be-
reits Philol. XXXliy p. 723 dargethan, ihre besondere erkläning.
Man vergleiche jetzt mit dieser regel das, was Hand Tun. II,
p. 170 über die vis fecuUaris des den relafivun vorangestellten
cum sagt
Wenn mit obigem die regel fiir die lateinische spräche bis in
das zweite jahrbundet-t p. Chr. bestimmt Ist, so bleibt doch immer-
hin die frage interessant, bis wie lange bestand denn dieser ood-
stante gebrauch der voransetzung des cum vor das relativum, wann
kam ein schwanken wieder vor, seit wann schrieb man wieder
q|ui6uscum etc., dieses als das regelrechtere ansehend, und ferner
auch, wie verhält es sich in späteren zeiten mit dem alten qfukum?
Ich will über diese fragen noch einige bemerkungen zu des
obigen hier bereits hinzufugen. Um zuvörderst mit der letzteo,
mit quicum zu beginnen, so taucht es nach Cicero bei den prosai-
kern zuerst wieder bei Pronto auf, allerdings an einer sonst cor-
rupten stelle: epist. ad amic. 1, i quicum mihi . . tiilsrcedfl.
Dass wir gerade bei ihm ein solches finden , darf uns nicht auf-
fällig erscheinen und ist unzweifelhaft durch die leetore seiner
lieblingsschriftsteller aus älterer zeit, Plautus, Ennius u. s. w^ deren
genaues Studium er bekanntlich dringend empfahl , zu erklären.
Wenn Pronto aber ad amic. 1 , 3 schreibt : sie dUigo , «1 neii l#-
mere quemquam eorum, quiacum m'M IköspitU iura sunt, Mos-
lano meo anteponam^ so ist dies quiscum statt quibuscum eine sia-
gularität in der ganzen lateinischen spräche, denn Cic. de domo
23, 61 ist doch wohl statt quiscum, welches sich im Gembl. uad
Lag. findet , quibuscum zu lesen : und wenn auch die poatpesition
des cifm durch Pronto's intimen connex mit den alteren Schrift-
stellern leicht zu erklären wäre, so halte ich doch das 9mmci»bi
für verdorben: ich glaube nämlich, dass auch Pronto neben dem
alten quicum nur cum quo etc. dem gebrauche seiner seit entspre-
chend gesagt und an der vorliegenden stelle statt qfiiiscum ^icum
geschrieben hat, welches jedoch, weil auf einen plural, wie auck
bei Plautus u. s. w. bezogen, später nicht verstanden und mit leichter
änderung in die in der silbernen latinität häufige contrahirte fersi
verändert wurde. Diese vermuthung bestätigt auch eise stelle is
Die präpoftitioD cum» 683
den liriefen ao Aotoninus Fius^ das einzige beispiel, welches wir
bei Froato soast oocli für cum mit dem relativ fioden, p. 9,
p. 170 Naber., wo er ganz dem spraehgebrauch seiner zeit gemäss
schreibt : Supplicavi tibi iam per hieimium pro ^Ippiofio ümico meo,
cum quo mihi ef vctua coMuetudo ef • . • intercedii: denn dass
auch zu Fronto's zeit die anteposition des cum das gebräuchliche
war 9 zeigt ganz schlagend das bei Cicero de Off. Ill, 19 ange-
führte sprücbwort quicum in tmuibHs mka , welches jedoch (vgl.
auch oben unter Fetronius) bei Fronte Kp. ad M. Caes. 1, 5 lautet:
a» cum quo in tenebria mices. Für diese letztere Verbindung^
omii ^ibtis etc. habe ich ausser bei den oben mitgetheilten drei
dichtem noch ein beispiel aus Gellius und zwei aus der zweiten
hälfte des vierten Jahrhunderts bei Aurelius Victor im PhiloL
XXXUy p. 724 angeführt. Ferner muss es fiir vorliegende frage
von entscheidendem gewichte sein» wenn wir bei den grammatikern
stellen finden » in denen bei der erklärung des quicum etc. dieses
gerade durch cum quo etc. umschrieben wird: es dürfte andrerseita
nicht auffallen, wenn wir bei einigen von ihnen^ welche bei der
erklärung ihren blick auch auf die stellen der früheren periode
der spräche richteten, ein dem quicum entsprechendes quocum fän-
den^ schon wegen der analogic der form: und so wird es viel«
leicht auch geschehen sein, dass Priscian an der oben unter qui-
cum mitgetheilten stelle quacum schreibt, wenn ihm anders» wie
ich nicht glaube, der unterschied in den verschiedenen epochen
klar war: man vgl. u. a. das nee non e$iam quocum etc. Instit,
Xllll , 10 (III , p. 29 Keil.). Aus dem vierten Jahrhundert haben
wir auch ein sicheres beispiel fur cum quo, cum qua bei Arusianus
Messns (vgl. ob. p. 675), weiterhin bei Aug^stin (vgl. oben). Indi«
recte beweise fur präponirtes cum könnten wir u. a. auch noch finden
in Charisius Instit. gramm. IIb. II (I, p. 232 und 237 Keil): Item
cum tertiae pereonae praeponitur iantum, velut cum iUo, nam
primam ei eecunäam suhaequitur, mectim, tecum; item nohiscuniy
vohiecum, cum iUis: wie auch in dem commentum des Pompeius,
das er zur lehre für seine schüler schrieb (V, p. 89 Keil.), worin
aber von einem dem relativum anzuhäugenden cum nicht die rede
bt: V» p. 269 Keil.: Est item vtia, quae semper poetponitur pro-
nominihua, cum, aliie partibus praeponitur* Si dicaa cum puren-
tUmSf cum amicis, cum doctie, ecce modo praeponitur nomiitibtt«;
684 Die proposition cum.
posiponltur macum, Ucwn, nchiKum, vchlstmm: nemo dicil cmhi «e,
cum te, cum noh%$ , cum vch%$. Betrachten wir feraer die ente
der oben unter qr^tctiiii nitgetheilten stellen aus der ort Pulaemami^
nag sie nun aus einer zeit stammen, woher sie wolle (ich giaobe
jedochy dass sie ein Überrest aus einer alten ars ist), so gidit auch
dieser grammatiker ein unzweifelhaftes zeugniss fnr die antepo-
sition des cum: er spricht an dieser stelle über die pronomma,
also Mine ira el ektdio in betreff von cum, Wäre^ so oiiaaea wir
sagen, das noch zu Cicero's zeit mehr gebriiuchliche quoeum de
auch zu seiner zeit in gewöhnlichem gebrauch gewesen, wanw
schrieb er nicht qfiHcvm quod elgnificat quoeum vd quacum und
ferner id est quacum partm^ was auch bei einem gerade voraus-
gehenden quicum gewiss viel näher lag als cum quo^ cum qua osd
woraus ebenso gut, was vielleicht jemand als grand der steiluog
von cum quo, cum qua geltend machen mödite, das genmo erkaaot
werden kann. Man vergleiche feraer audi n. a. die benerkung
im commentar des Eugraphius, also etwa ende des zehnten jahr^
hunderts, zu Terent. Phorm. V, i , 82 offendi aioenien» Quoeum
vclkibam et ut voUbam cotdocaiam gnatam, welche werte er erkürt:
Modo inoeni fliam cum eo nuptom, cum quo eeee caipfsbam, e$ eum
diUgi, Also trotz des terentianischen ^«lociiii» schrmbt er dock
cum quo. Bei Hand Tursell. 11, p. 161 finde ich folgende stelle
angeführt: Festus in Pauli exemplo: funtHnee tiH dieuntur^ ciua
quibus in funere oaniluu Schol. Germanici: Äqu\la\ IHciltir ss-
g^tta ApoUinie {uisee, cum qua Cyclopae inierfecit. Interessant fir
diese frage ist auch , was ich bereits im vorigen artikel PhikL
XXXil, p. 713 über die steUe in Plin. See ISp. 2, 14, 2 mitge-
theilt habe.
Göttingen. A. Oreef.
Sophocl. Elect 18
sind alte wie neue gelehrte an xä^i^QiqfäfAtiw angestossen: s. 0.
Jahn: aber ixtQfyuw ist auferzieben, grassziehen: das aMdisa
steht, weil der erzieher einen bestimmten zweck verfolgt, dea er
vs. 14 mit najQl itfuoQiy q>6vov auch klar ausspricht: er bat abo
dem knaben Orest als lebensaufgabe die räche an den mördera 4m
Vaters hingestellt und eingepriigt Emei von Leutod^
IL JAHRESBERICHTR
22^. duintilianiuu
(ScIiluBS aus ob. p. 534).
Hierao schliesst sich ao
17. Qoaestioncfl Quintiliaoeae. Dissertatio inaagoralis. Scr.
Catimmu a MwawM. Posoaniae MDCCCLXXIV. 8. 68 s.
Im eingai^ seiner dissertation bestätigt und ei^änzt zunächst
Morawski die ansieht Claussens» dass Quintilian in bezug auf
seine gramnatische onterweisung sich hauptsächlich an Q. Rem-
rnius Palämon anschliesse, dann versucht er die quellen für den
fofgenden abschnitt nachzuweisen und stellt besonders die anspre-
dioide vermuthung, die er näher begriindet, auf, dass Quintilian in
deo letzten capiteln des zweiten buches die schrift des Dionjsius
iidg t^g noXiTMiig ipikoüoipCaq nqiq jovg naxatqix^vtag uiitjq
aJ/xoP^y die auch Seztus Einpiricus in seinem buche nqog ^i^jogag
benatzt habe, vor äugen gehabt habe: ein besondres buch über die
rhetorik habe Dionjsius höchst wahrscheinlich nicht geschrieben:
was Quintilian benutzt habe, stamme aus verschiednen biichern aus
der Cvvraitg, nsgi cw&ictwg oyof^äTiüv, mgl fufiijctwg, jhqI
IxXoyrigy n. a. ein grosser theil des zehnten buches aus seiner Oni-
siira Ve$entm, worüber v. Morawski p. 27 ff. einige berichtigungen
und ei^änznngen zu Clausseu's aufsatz gibt.
Einige stellen des vierten und fünften buches schliessen sich
an Caecilius an, von dem v. Morawski nachzuweisen versucht
p. 33 ff., dass sein buch de figuriSy wie es auf Apollodorus ge-
bührende rüeksicbt genommen, so auch von vielen rhetoren, beson-
ders aber von Alezander Numerius benutzt worden sei, vielleicht
auch von Dionjsius von Halicamass.
Ausführlich wird sodann von p. 41 an über die quellen
Qnintilian's bei der behandlung der figuren und tropen gesprochen:
ein gegenständ, welcher zu den mannichfachsten vermuthungen und
conbinationen einladet.
686 Jahresberichte.
Besonders erfreulich ist es für den ref. berichten xo konei,
dass auch von zwei fiir den scbulg^brauch bestinmten auagabca
des zehntes bucbes von Quintilian neue auflagen erschieoeo sind.
18. M. Fabii Quintiliani institutionis oratoriae über dcdniBi.
Für den schulgebrauch erklärt von Dr, G. T. A. Krüger. Zweite
auf grundlage des Halm'schen testes verbesserte aufläge. Leiptig
1874 bei Teubner.
Es versteht sich wohl von selbst, dass man von des ver-
dienten herausgeber dieses bucbes nicht eine sciavische anlehnun^
an den Halmschen text erwarten durfte; in der vorrede bespricbt
er eingehend eine anzahl stellen , in denen er von demaelbcii ab-
weichen zu müssen glaubte.
Die erklärenden anmerkungen sind dem vielfach geänderten
texte genau angepasst, im einzelnen ist gar manches genauer und
präciser abgefasst, als in der ersten ausgäbe.
Leider sollte es dem verf. nicht bescbieden sein die zweite
aufläge selbst zu besorgen. Er starb nach einer reich gesegnetes
thätigkeit am 4ten October 1873. Die herausgäbe besorgte der
söhn des verewigten, Dr. Gustav Krüger, jetzt director des gjai-
nasiums in Görlitz: in der vorrede p. XV und XVI spricht sich
derselbe über seinen antheil an der neuen ausgäbe aus, der selbst-
verständlich auch nach des ref. meinung nur darin bestehn konnte,
sich auf die nothwendigen änderungen zu beschränken. Debrigeat
änderte er an 6 — 9 stellen, auf grund neuerer kritischer Unter-
suchungen den text, machte aber diese seine änderungen dorcb
eckige klammern kenntlich.
19. Die zweite ausgäbe ist die von £. Bamidl, M. Fabü
fluintiliani institutionis oratoriae über decimus. Vierte aufläge.
Berlin Weidmannsche buclihandlung 1873.
Ueber den werth dieser ausgäbe, welche schon Tor einiges
jähren in vierter aufläge erschienen ist, auch nur ein wort xa ver-
lieren, wäre sicherlich ganz überflüssig: jede neue aufläge, aocb
die neueste, ist ein sprechender beweis nicht nur für die eminente
kenntniss Quintilians , sondern auch fiir die liebe und treue , mit i
der verf. seit länger als vierzig jähren die Quintilianeischen studies
gehegt und gepflegt hat. i
20. Von mittheilungen in philologischen zeitschrifien möge
folgendes erwähnt werden :
im Philologus XXI, p. 307 theilt H. Noite „Zu Qninctfliao's '
Institutiones oratoriae*^ folgende Verbesserungsvorschläge mit: II)
I, 4 praesertim in tantum 11, 4, 29 plurihus dtcitfilicr, fs-
ßtUUum moveai velut frigldi et reposiH ctbi, sihi autem
II, 15, 1 ante omnia, quid sit rhetorice quaeritur^ finitur — I
nicht übel. Ill, 1, 12 eiua aliqua ferri zu streicheo. Ill, -
7, 21 quale Ubidiiiosus Persa versis in mtfltsriim naturam
vir iß 25 putat . ai idem IV , Prooem. 4 imIicI asni I
JiüireBbericIlte. 687
praefütione IV, 2, 123 rucin üoidos sjuriiMs IV,
3 9 16 qwmtm ut alia praeparata aiferimua, sie IV, 4, 9
fMiut quodam ictu excUaUts V, 11, 20 nomine adagionem
87 dicia fietaque VI, Prooen. 1 Ulam eurae meae vo-
luptatem 4 tester? cu% tarnen nihU ohiei, nisi quod vivam,
fotestf sed si non meus casus, at iUorum certe fae. obici potest J,
quos 10 virtutes ingeniiy quo nihil praestantius cognovi plic-
rima expertus, studiique iam tum wm ooacli (sf^uni praeceptoresj
non modo ad percipiendas disoiplinaSi sed probitatis
15 minus perfecta VI, 1, 32 depictam in tabula iusta
actorem oder depictam fahüktm iB sipario.
Philologus XXII, p. 201 Mcht Karl Schenfd nacliiuweisen,
dass Quintiliao ausser IV, 1, 68 und (X, 3, 89 auch nodi XI, 1,
24 auf die declamatio Saümsii in doeronem hioweise, insofern
oämlicli der ausdruck maligni zanäcbst voa den angebliehen Sallust
BB verstelin sei. JV. Jordan in Hernes XI, p. 306 — 331 zeigt,
dasB die Controversiae des Sallast das laachwerk eines rhetors
sind, den Quiotilian die drei stelleo entlehiit habe.
Philol. XXIII, p. 46 enpfiehlt H. Nolte VI, 3, 59 tangere
•der trader« naefa inquit hinzuuiiigeo. Schou in früher zeit ist
hier ein yerbun, welches in den handschriften fehk, eingedrungen,
gewöhnlich findet sich in den alten ausgaben du6itare, Hain hat es
nach Heusingers Vorgang weggelassen. Den ref. scheint die con-
jectnr Spaldings timere an angenessensten zu sein.
VII, 2, 33 schlägt derselbe vor nee pro naetiia dueendum, wie
spater Haupt voi^^cblagen hat, vgl. oben p. 552.
VII, 4, 21 will er sanguine vor iunctus oder ooniunctus ein-
■cbalten, nothwendig ist es nicht.
VIII, 4, 24 liält er die worte hue pertinet dipeus Aiaris et
pdias AchiUis nit den ref. (s. Philol. XVIU, p. 516) fiir unecht,
tlaln's bedenken, dass diese notiz fur einen interpolator zu gelehrt
sei, dürfte kann zutreffend sein.
VIII, 6, 28 ninnt Nolte ohne gmnd an den Worten quae sin*
gula persequi minutioris est citrae etiam non oratorem instruentibus
{das letzte will er so ändern : et iam non oratorem instruentis) an*
Btoss, der sinn derselben ist folgender: diesen dingen weiter nach*
«ogebn ist zu unwichtig selbst für diejenigen, die nicht den practi-
sehen zweck, die Unterweisung des redners vor äugen haben.
VIII, 6, 31 ändert er aptantes effectibus vocem, recht an-
nprechend, „inden sie dos wort der thätigkeit, oder der Verrichtung
anpassten''; überliefert ist affertibus.
VIII, 6, 53 nöchte Nolte so verbessern: quod Cljftaeninestram
choam, in cubiculo cotylam und 63 differenda igitur quaedam
ot resumenda.
In den Jahrbb. für phil. und paedag. 1869, p. 180 ninnt
JfSax Bonnet X, 7, 6 in den worten ducetur ante omnia rerum
688 Jakresberidite.
ipsa Serie tdut duce an dem blossen ablativ^ der dardi dmüB, wea
es auch durch vdut beschränkt werde, personificirt sei, aolclien m-
stoss, dass er eine ändemng für nothwendig hält und vMwr stitt
dticetur in Vorschlag bringt. Indessen sdheiot dem re£ diessr
blosse ablativ völlig unbedenklich.
Ebendaselbst p. 736 schreibt Heinriel^ Weil X, 1, 65 mUupm
comoedia cum $%ncera illa sermont« ^llici gratia prope sola
reftnef vim /acundieeimae (iberlafie, quae afti all im iasscigadie
oiliia praeciptia oder antiqua comoedia quae cum n. a. w. nr
ohne quae.
Im N. rhein. museum XXI V^ p. 139 empfiehlt Ladmm Miller
in der oft besprochenen stelle X, i, 95 für prina au achraibca
amplitia und weist nach, dass diese game aoseinamieraetsiiag aich
nur auf die Menippeische satire besieht.
Nachdem bereits ein theil dieses jahresberichtea gedruckt war,
erschienen im Rhein, museum die in den Acta aocialalit fM. Life,
bereits in aussieht gestellten £meiuIaliones QMtiililiaNaaa von G eorg
Andresen. Ref. beeilt sich, diese noch in den kreis seiner be-
sprechung zu ziehn, und, wenn er auch nur sehr aeltea den re-
sultaten des Verfassers beistimmen kann, weil derselbe seinen aator
mit zu grosser willkühr behandelt, dessen ansdnieksweise schsrf
censirt und kritisirt und nach eignem ermessen corrigirt, so er-
kennt er den Scharfsinn und den fleiss, welcher airf die arbeit
verwendet ist, um so bereitwilliger an.
21. Greor^ ^Indresen, Emendationes Quintilianeae in Acta aa-
cietatis philo). Lipsiae 1875. Tom. IV, p. 361 — 364 and N. Rh.
museum 1875. Bd. 30, p. 506 — 527.
Dieselben beziehen sich ausschliesslich auf das erste and sduitt
buch und betreffen zum theil solche stellen, die trotz aller bisherigm
bemübungen der lierausgeber noch nicht geheilt sind, theils auch solche^
an denen bisher noch niemand anstoss genommen hat. Wae erstcrs
anlangt, so ist ja jeder neue versuch dankbar anznerkennen, aber bei
der Schwierigkeit des gegenständes auch nicht sn verwundern, wem | ■
derselbe statt auf anerkennung, auf Widerspruch stösst Um hier- 1
für zunächst einige beispiele zu bringen, so weicht der Rk M. t
p. 514 allerdings mit grosser reserve gemachte Vorschlag la I, 7, 5 >y
itemque „cum", ei tempue eignificaretf per q^ ei comilem, per e u
ecrihereiufy viel zu ^ehr von der Überlieferung ab. Ebenso weaig «
wird Andreseu auf Zustimmung rechnen dürfen p. 5l9 zu X, 1, «
38, wo der von ihm vorgeschlagene susats: qui quidem Irsomli ^
erant statt, der vulgata quibuecum viv^t völlig tiberfiuasig ist, da a
aus dem ganzen satze, zumal aus dem gegensatze ersichtlidi, über-
dies auch allen lesern vollständig bekannt ist, dass es zu Cieero't
zeit viel redner gegeben hat. — Die geringschätzige beaMrkoag
über die Bonneirsche ausgäbe hätte sich der verf. ersparen köanea.
Auch die vielbesprochene stelle über Seneca X, 1, 130 (vgl
i;
Jahresberichte. 689
Phil. XXXIV y p. 741) glaubt ref. durch Andresen's Vorschlag
(Acta p. 362) »am 8% similem ei quem coniempsit, se esse, al parem
MO» conoufnsaet oder, da diese kürze des ausdrucks bei Quintilian
aofltoss erregen könnte: nam si similem ei, quem cantempsit^ 9e
6896 coHCupissety ei parem nan cancupisset oder endlich si eimilem
eif quem oontempsit, se esse, non parem concupissei noch nicht wie-
derhergestellt
Um die einzelnen stellen der reihe nach zu besprechen, so ist
(Acta p. 361) X, 1, 105 gegen eomm nichts einzuwenden, folg-
lich die ändern ng Graecorum, welche schon Franz befiirwortet hat,
nicht nothwendig.
An der dritten ebendaselbst besprochenen stelle X, 2, 3 ist
allerdings zuzugeben, dass der allgemeine satz necesse est aut si-
miles aut dissimiles bonis simus eben wegen seiner allgeraeinheit
sich sehr wenig empfiehlt, aber damit ist nodi lange nicht er-
wiesen, dass irgend welche änderung vorzunehmen ist. Andresen
vermuthet, dass vor dissimiles entweder non oder certe haud aus-
gefallen sei.
Im Rh. Museum wird zuerst p. 506 besprochen Prooem. 4 und
statt des von Halm eingeklammerten in vor eloquentia empfohlen
iatHy mit geringer Wahrscheinlichkeit, da man tarn an dieser stelle,
so zwischen summam eloquentia manum eingeschoben, kaum
erwartet
1, 1, 3 hält Andresen den conjunctiv impendat für unzulässig,
dagegen das futurum für nothwendig, mit unrecht, denn die ein-
sieht und richtige erkenntniss dessen, was noth thut, reicht nicht
immer aus, eine ernste mahnung ist auch noch in diesem falle ge-
rechtfertigt.
1, 20 numquam non fecisse se gaudeat ist nicht ohne be-
denken, früher las man gewöhnlich nonnunquam scisse se gaudeat,
wozu schon Gronov , (nicht erst Mejer) Cic. de Fiu. 5 , 18 ver-
glichen hat Andresen schlägt profecisse vor, dem ref. scheint ein
wort wie satis fecisse passender zu sein.
2, 16 hält Andresen die einscliiebung von tton vor vitare für
unbedingt nothwendig und ändert dieser conjectur wegen enim in
autem um. Indessen ist weder die eine, noch die andre conjectur
nothwendig, die ganze stelle ist von Andresen falsch verstanden,
der so erklärt : „und es ist etwas anderes, sie nicht zu vermeiden,
als sie geflissentlich aufzusuchen*^ also von den vollen schulen ver-
steht, während Quintilian sich dahin ausspricht, dass auch er durch-
aus nicht den besuch überfüllter schulen empfehle, nur dürfe man
nicht so weit gehn , deshalb weil überfüllte schulen zu mei-
den seien, die öflentlichen schulen überhaupt zu meideu : letzteres
sei nicht nothwendig, man müsse jedenfalls eine verständige wähl
treffen.
3 , 2 ist nicht der mindeste gruud vorhanden hie meus eine
Philologus. XXXV. bd. 4. 44
690 Jafaresbericlite.
zeile weiter herauf bioter probus autem zu rocken , dean der ge-
genwärtige text zwingt uns nicht, einen gegensatz zwiacbea prvbiif
und hie meus, der nicht besteht, an^nehmen. Der sinn ist einfadi
folgender: der lebrer muss sorgfältig auf die anlagt der schaler
achten , derjenige schüler welcher durch seine nachahnnng gern
lachen erregen will, besitzt keine glückliehe anläge, der wahrhaft
talentvolle ist zugleich auch rechtschaffen probus, (firobmg, in dea
sinne, dass er von dem segnis und iacens weit entfernt ist), fcic
meus ist also derselbe %vie vere ingenUmts,
4, 8 entscheidet sich Andresen für non emm sie opttsmM
dicimiM ui scrtbimus, U. Keil, was Andresen nicht erwähnt, hat
vorgeschlagen : nan enim sie optimum dicimuB ut scriHmiit opli-
munt, s. die Addenda et corrigenda der Halm'schen ausgebe, weiter
in ^. 16 mit Sarpe für Hec€ha et Her coles, was aber von der
handschriftlichen überlieferuDg sehr abweicht: in demaelbea pan-
graphen bezweifelt er die richtigkeit der höchst einfachen mi
ansprechenden conjectnr dederont et prehaveront , das bestrebeo,
die handschriftliche Überlieferung in einem einzige bodtttabea la
retten, veranlasst ihn zu der folgenden ziemlich gewaltsamen äade-
rung, von deren richtigkeit er übrigens selbst nicht überzeugt iit:
ac ne in graecis id tantum notetur ^ in locnm Y litterae u
dederunt, set et i prohavemnt,
5 , 47 ist gegen die einfügung der werte el genera nadi
per tempora meines erachtens nichts einzuwenden, bedenklich da-
gegen ist es $.62 aut longa et hrevi nach duahus Um^
einzuschalten, zugleich aber das folgende brevem zu streichen.
6, 14 will Andresen u et « für tfs, sowie e et s für c^
sicherer ist es, wie in den alten ausgaben steht, im aoschluas aa
Bern, zu schreiben ti, s ebenso e, s,
6, 26 ist es nicht so ausgemacht, wie Andresen aanimait,
dass qnire et ne quire zu schreiben ist; und zwar 1) weil «
von der Überlieferung sehr abweicht, 2) weil ein neues beispid
in dem zusammengesetzten worte nicht gegeben wird. Die naaiit-
telbar vorhergehenden worte ftec plurimfim refert , nulla haee es
praedura sint lassen darüber keinen zweifei, dass rmere oder ur-
gere vollständig berechtigt ist.
7, 4. 5 corrigirt Andresen den schrifUteller ohne gmnd, ia-
dem er nicht nur secundae syllabae^ sondern auch iUa ([uoque «r-
vata est a muUis differentia streichen will. Dasselbe gilt 7, 17
wo er für ut in vorschlägt ut Uli, in dem folgenden worte aWr
die conjectnr Halms AHICTHC billigt, ferner 7, 20, wo er lon-
gar%im beseitigen, die folgenden worte so schreiben will: et suk-
iecta long a e esset.
7, 22 ist eine partikel wie at nicht zu entbehren, dafür
wollte Andresen in setzen, weil sich nirgends bei Quintilian fsm
stelle finde, durch die die richtigkeit von invenirs aliquid «Iiquo
Jahresberichte. 691
"o bewiesen werde: dass in vor libro sehr oft felilt, zeigt ein
:k in Bonnells Lexicon, die binzufiiguug der präposition aber
rade an unsrer stelle ist schon von Claussen a. a. o. p. 331
pfohlen worden und zwar yor {ibro^ vgl. p. 556.
8, 6 conjicirt Andresen nicht übel amatoria für (juae amat»
10, 5 vor mortalium et statt vd^ was indessen kaum noth-
odig sein dürfte.
10, 6 vermag ref. nichts anstössiges zu entdecken, also auch
Versetzung von effectllMS hinter divehsis nicht zu billigen,
inso wenig wie 10, 10 die Umänderung von canehantur in ca-
iliir.
10, 42 findet ref. nichts gegen alia, wofür Halm Udia vor-
lägt, einzuwenden, deshalb erklärt er sich gegen Andresen's
i, ohne zu verkennen, dass dadurch besser und schöner als bei
intilian der gegensatz zu dem folgenden no 8 facillimum etiam
j(}eHti8 sequamur experimentum hergestellt wird.
Unbegründete bedenken hat Andresen 11, 12, wo er in dem
eiten satz, weil in beiden verben nicht gleiches subject sein
nne, elegeris vorschlägt. Eine offenbare corrector des schrift-
Hers würde es sein, wollte man 12, 6 mit Andresen jtrimo vor
immatico deshalb einschalten, weil dann deiiide und mos folgt,
hon ist am schluss des folgenden ^. 7 die phrase muUa fa-
e quam diu allerdings nicht, aber nicht so anstössig, dass ein
und zu der corrector nitdia facere quam muUum vorläge.
Von p. 519 an behandelt Andresen melirere stellen aus dem
inten buche, der umstand dass auch hier zwei stellen im wesent-
jen so geschrieben werden, wie dies von Claussen bereits ge-
lehn ist, nämlich 1, 38 et graecos omni« et poetae et hi «lo-
co« et phihsophosy wo Claussen nur noch persequamur nach
tieco« omiies einschiebt, sodann 1, 61 mit Argent, splritu magnl-
mtia machen es sehr wahrscheinlich, dass die treffliche arbeit
n Claussen dem verf. unbekannt war. An erstgenannter stelle
38 will derselbe ausserdem et vor oratonbus^ wie 2, 15 vor
er ipsos gegen die handschriften hinzufügen.
Selbst 1, 65 hält es ref. für bedenklich poeseos pars
ch Ulla hinzuzufügen. Ebenso wenig theilt er die ansieht An-
isen's, dass 1, 70 mala, das im Argent, fehlt, zu streichen sei.
1, 72 machen die worte ei cum venia leguntur den erklärern
Mse Schwierigkeit, Andresen glaubt diese durch die wenig an-
'echende conjectur sicut omnia quae leguntur zu beseitigen.
1, 83 entscheidet er sich gegen GeeFs von Halm aufgenom-
ne emendation vi ac und schlägt dagegen vor, entweder: quem
y^to scientia rerum an scriptorum copia an ehquendi wavitate
inventionum acumine clariorem putem oder quem dubito elo'
fndi euavitate an inwnlionum acumine an varietate operum etc. p.
a so unwahrscheinlich wie das andere.
44 •
092 Jahresberichte.
I
I , 102 die Worte ideoque immorUilem iUam SaUnfti mImi*
talem diversla viriutibus coMecutus esl bat Spalding nach der aa-
sicbt des ref. richtig erklärt, grund zu einer änderungy wie ne
Andresen vornimmt, der für uelociliilem schreibt o« ctorilalflR
d. i. klassisches ansehn, ist demnach nicht vorhanden.
Auch die letzte conjectur zu 1 , 104 wo Andresen sehr ge-
waltsam , wie er selbst zugesteht , vorschlagt vir waeculorum m^
mwria digitus et qui nunc intdlegatur statt des überlieferten «ir
saeculorum memoria dignus qui olim nominahitur, nunc inUik^twr
kann ref. nicht für wahrscheinlich halten.
An diese ausführungen mögen sich zum schluss einige coo-
jecturen des ref. zu stellen verschiedener bücher Quintilians ao-
schliessen. Zunächst also:
II, 6, 6 quodsi satis prudenter dicenda viderinty utm pnpt
consummata fuerit praecipientis opera. Auflfallend doch unbedeok-
lieh ist im ersten paragraphen materias, quas discipiilis ad iicm-
dum daboiil , auffallender aber der gebrauch des gerundivums , wie
er uns hier begegnet; dazu kommt aber noch, dass der gedanke,
welchen man erwartet, nicht gut und klar durch die werte,
die jetzt im texte stehn , ausgedrückt ist , nämlich der « dass die
bemühung des lehrers zurücktreten kann , sobald der schäler ge-
lernt hat richtig zu dispouiren. Deshalb glaubt ref. dass u
schreiben sei: qtiodsi satis prudenter divtserini, iam props ooa-
summata fuerit praecipientis opera.
11, 17, 19. Ganz gleichmässig ist in diesem und dem fol-
genden Paragraphen die ausdrucksweise: Hannibal, cum indusns a
Fahio .... dedit , ferner nee vero Theopompus Lacedaemonimj
cum permutato cum uxore hahitu e custodia «I mulier evasit, ft^
sam de se opinioiiem hahuit, ferner: orator, cum falsa utitur pn
vero, seit esse falsum, ferner: nee Cicero, cum se ten^ras offuiisse
iudicihus in causa Cluenti gloriatus est, nihil ipse vidit. Diese
gleichförmigkeit des ansdrucks ist an einer stelle, wo man es gar
nicht erwartet, am ende des 19ten paragraphen verletzt, hergestdk
aber wird sie durch hinzufügung von cum, denn nach des ref. an-
sieht bt zu schreiben : sed , cum iUum fefeUit , ipse quid venm
esset non ignoravit,
IV, 2, 22 illud quaU sit, tu scias. In der Unterweisung
darüber, wie die erzählung am geschicktesten einzurichten sei, giU
Quintilian unter anderm an, dass der redner dafür sorgen müsse,
dass die zuhörer sich nicht langweilten, dass er durch allgemeine
redensarten, wie: „du erinnerst dich'* „es möchte vielleicht über-
flüssig sein dabei zu verweilen'* „aber wozu rede ich längrer davon,
da du es sehr wohl weist*' für abwechslung sorgen müsse; anf
diese redensarten folgt illud quale sti, tu scias, worte, welche
nicht mit unrecht anstoss erregt haben. Auffallend ist es, dass
Jahresbericbte. 693
dieselben bei Julius Victor fehlen, sie aber deshalb zu verdächtigen
lieg^ kein grund vor: wenn nur darum Meyer sie hat streichen
'woUeo, so kann ref. seine Zustimmung dazu nicht geben. In der
ausgebe des Campanus fehlen die worte tu sciaa , so dass also
ilUid quale sli von noris abhängig zu machen ist. Aber abgesehn
davon, dass diese änderung ganz willkührlich ist, missfallt sie auch
deshalb, weil dadurch eine der empfohlenen phrasen geradezu un-
terdrückt und beseitigt werden würde. Durch eine leichte ände-
rung' glaubt ref. das richtige herstellen zu können, nämlich: Uhtd
quale sii tu neaciael
2, 45. Die kürze, welche an Sallust selbst so sehr gepriesen
wird, erscheint Quintilian für den redner durchaus nicht wün-
schenswertli : unter den gründen, welche er fur seine ansieht gel-
tend macht, ist einer sehr auffallend, quod (Uta brevitae et ah-
ruptum sermonla genus) otiosum fortaese lectorem minus fallat,
audientem transvolaty nee, dum repetatur, espectat. Was soll
das heissen : sie wartet nicht, bis es wiederholt wird ? Vielmehr
kann der sinn, den man in diesen Worten erwartet, nur der sein,
sie wartet nicht, bis es verstanden ist, sondern gleitet rasch an
den hörer vorüber. Dieser sinn ergibt sich , wenn wir p e r c i-
piatur für repetatur schreiben.
2, ill ceterum cur ego iudicem nolim, dum eum doceo,
etlam movere? cum ist conjectur des Regius, handschriftliche Über-
lieferung ist egOy so in B, eine lesart, welche offenbar nur durch
versebn eines abschreibers entstanden ist, welcher das kurz vorher
stehende ego wiederholt hat. Im Ambr. I und Bamb. von zweiter band
fehlt das pronomeo, dies ist nach der ansieht des ref. zu billigen.
V, 7, 8 id quomodo contingaty explicahimus^ cum — vene-
rimtw. Id ist conjectur des Regius, ref. empfiehlt dafür quod,
welches vor dem folgenden quomodo leicht ausfallen konnte.
11, 18 nam hulus (fuoque generis in eadem oratkme reperietur
exemplum. Ref. hält auch jetzt noch an der in seinen Quaest.
Quint 11, p. 11 ausgesprochnen ansieht fest, dass statt des futu-
ruflia, welches hier nicht am platze ist, das präsens reperitur zu
schreiben ist.
VI, 3, 76. Hoc genus dicti consequens vocant quidam atque
iUi simile, quod. Es dürfte sich wohl empfehlen, um den zweiten
satz lesbarer zu machen est nach atque oder simile, wo es ja sehr
leicht ausfallen konnte, hinzuzufügen.
Vli, 3, 1. Sequitur coniecturam finitio . nam qui non potest
dioere nihil fecisse, proximum hahehit ut dicat, non id fecisse quod
ohidatur . itaque phiribus legibus in isdem quibus coniectura ver-
satur, defensiottis tantum genere mutato, ut in furtis , depositis,
adulteriis . nam quemadmodum dUimus „non fed furtum, non ac-
cepi depositum, non commt^t adulterium'^, ita ,^n est hoc furtum,
non est hoc dipositum, non est hoc adülteriwm''. Es bandelt sich
694 Jahresbericbte.
I
iu diesem paragraplieo urn die verscliiedne art der vertheidigBag
bet diebstabl, uuvertrautem geld und ebebrucb. Man kann sagca:
icb babe keinen diebstabl begangen , kein anvertrautes geld em-
pfangen , keinen ebebrucb begangen und bei strengerer sckeidiig:
das ist kein diebstabl , das ist kein ebebrucb d. h. oicht das Ter-
brecben des diebstabls, des ebebmcbs, aber dazu ^ xu ftirfwii mi
aduUerium passt deposituni durchaus nicht, man erwartet statt do-
sen vielmehr ein jenen entsprechendes wort von allgemeinerer Be-
deutung, das etwa dem deutschen „Veruntreuung^ oder etwas der-
artigem gleichkommt. Und in der that weisen die bandschrifteo
deutlich auf das einzig nothwendige hin, denn in ihnen steht: ms
est hoc initiatiOf mit hinzufügung eines einzigen buchstabens ist u
schreiben infiHatto, was hauptsächlich die ableognnng des »-
vertrauten geldes bezeichnet.
4, 4. Sed hk de re sola quaestio^ tusta sit ea nocne, Bk
ist conjectur des Regius, überliefert ist enlm, das ja audi käniig
durch H bezeichnet wird. Indem wir an dem überlieferten emrn
festhalten, werden wir mit geringfügiger änderung sclireibea: est
enim de re sola quaesilo.
9, 9. SaepSy utri duorum aniecedentlum sermo Mifriimcliif
sit, in dubio est. Die letzten werte lauten in den handadirifta
induhiitm est, woraus sich leichter duhium herstellen lasst, ak
ift dubio.
IX, 2, 41. Praeponebant enim talia „crediie »09 inUteri'* «1
Cicero: haec quae no§i vidistis ocülis, animis cemers fotestit.
Diese worte sind bei Cicero noch nicht nachgewiesen und find«
sich so auch gewiss nicht; dem ref. ist es nicht unwahrscheinlich
dass in den Worten animis cernere potestis eine verderbniss liegt
In der rede pro S. Roscio Amerino sogt Cicero 33, 98 an der
stelle, wo er die er mordung des Roscius in grausiger weise schil-
dert: Etiamne in tarn perspicuis rdms argumentatio quaereuda mü
coniectura capienda est? Nonne vohis haec quae audivtstis, cemen
ocuUs videmini iudicesl Diese letzten worte schwebten nach d«
vermutbung des ref. Quintilian vor, derselbe citirte sie, wie often,
frei aus dem gedächtniss. Indessen will ref. auch die weitere ver-
mutbung nicht zurückhalten, dass die worte bei Quintiliaa li^
sprünglich so gelautet haben : haec , quae audivistis, ocvli«
cemere potestis.
3, 23. Graeci Tjagiv&iOiv, nagifAmwiftv vacant, dum con-
linuafioiii sermonis medius aliqui sensus intervenit. Auffallender
weise wird hier die erkläruug der vorangegangnen anadrneke
durch dum eingeleitet, und darauf führen allerdings die bestes
hundschriften, in denen duo steht, man erwartet dafür cum,
3, 67. Obwohl es dem ref. nicht gelungen ist^ diesen a^
schnitt über die nuQovo/AacCa in ihrem zusammenhange zu ver-
stehn, so glaubt er doch wenigstens auf ein ähnliches beispiel,
Jahresberichte. 695
reiches Pboibammon mgf cxniJ^dtiav (Spengel Rbet. gr. Ill» 47,
7) Gitirt, nämlich o avS^QWJiog Sv&Qtojtog iatt hioweisen zu miis-
en. Vielleicht ist so zu schreiben : et cum verbo idem verhum
»ItM 9ig»ifican8 euhiungitur aliquando (aliquando Burman) : homo
«I homo.
3, 77. VfAOMiiXivtov f eimilem duarum eententiamm vel
flnrlum finem. Es sind mehrfache versuche zur heilung dieser
itelle gemacht, nicht unwahrscheinlich ist es, dass habet vor finem
»iDzuschalteo ist.
4, 124. Alteram y quod constat memhri» et «Hcim, q%tae
üures seneus habent. Ein blick auf die Varianten lelirt, dass der
ext durchaus noch nicht sicher festgestellt ist; auffallend und
-echt bedenklich ist es, dass et, welches in den handschrifteu fehlt,
D allen ansgaben , wie es scheint, aufnähme gefunden hat, ferner
(teilt in jenen nicht quae, sondern quod^ in 8 que, endlich hat
Imbr. 1 V. zweiter hand habet. Mit recht macht Spalding darauf
lufmerksam, dass die fUires eeiisus den abschnitten und gliedern
»eigelegt werden: ohne zweifei sind die worte so zu ändern:
ilf enim, quod constat membrls incislsque, plures sensus habet,
XII, 5, 6. Mit grosser theilnahme schildert Quintilian den
Tnichalus , welcher ausser vielen andern Vorzügen auch eine sehr
aute und kräftige stimme besass, dann lesen wir nicht ohne be-
Temden weiter: sed hoc Votum est. Denn das kann man doch
sigentlich nicht sagen , dass es ein frommer wünsch ist, sondern
lur das was gleich darauf folgt ein seltnes glück. Ref. hält diese
itelle für gründlich verdorben und schlägt folgende ändemng vor:
ted haec vocis et laterum est rara feUcitas: vrgl. X, 1, 119.
9, 8. Quod ego adeo longe puto ab oratore perfecta. Auf-
fallend ist das fehlen des infinitivs: ref. nimmt daher nach puto
sine lücke an, welche durch hinzufiigung von abesse auszu-
föllen ist.
10, 59. Itaque lUo subtlU praecipue ratio narrendi proban-
lique oonslstety sed saepe id etiam detractis ceteris virtutibus suo
jCMte pletium. Statt des überlieferten que hat Halm saepe ge-
schrieben, einfacher dürfte es sein, statt sed das, womit es häufig
verwechselt ist, nämlich est herzustellen, also est que id etiam.
Breslau. Ferdinand Meister.
Catull. C, XIVb.
Si qui forte mearum ... no6is ist richtig für das Überbleibsel eines
läogern gedichts gehalten: es war der aufang desselben, und zwar
liildete es die vorrede zu einer kleinen Sammlung von gedichten,
welche Catull allein nnd zwar vor der gesammtausgabe edirt hatte.
Die gedichte 1—14 sind der herausgäbe nach die letzten.
Ernst tMHi Leatsäk.
Miflcellen. 697
aodereo band geschrieben. Es folgen bruchstiicke aus Schriften
des Aristoteles (mgl xofffiov ovgayov xai RffTQWv, dtuXixuxi^),
Schriften aristotelischer commentaturen und fii^oSog S^uXixuxlig
ioMiVPOv 70V vnatov ro/y ^Xoc6q>ww tov 'IiaXov ngog ^Avdqovtxoy
Tor ßaCyXia. Dieser tbeil ist von einer dritten band geschrieben.
Die letzten acht blatter sind von gewöhnlichem papier und erst im
fünfzehnten Jahrhundert beschrieben worden.
Bei der collation des textes füge ich in klammer aus meinen
collationen die lesarten von vier andern codices bei: 1) des Ra-
veonas (R)> 2) des Venetus (V), 3) des Parisinus 1 (A saec. XUI)
und 4) eines Vaticano-Urbinas (Vat. saec. XIIU). R^ ist die hand
des scholienschreibers, R^ die band eines nur wenig jüngeren cor-
rectors, R^ dagegen eine viel jüngere band eines correctors.
V. 17 unoxQkvoiAivm] änoxqwofiivov {dnoxQ$vofiiyev VA Vat.) —
v. 18 ovy] fehlt — v. 22 y*l to» (yeiii' R rdv VA Vat.) —
v. 26 i#] <r« (a$ VA Vat.) — v. 31 xal novrjQoC] nowfjgoC —
V. 38 ovfAipiQHp] ^vfAq>iQHV (ivfAg>iQ€$p A Vat.) — v. 39 J^ra]
dli&' i (J5^' 0* A Vat.) — V. 42 ixiXtvi] ixiUvae (ixiXtvin
VA Vat.) — V. 43 d' ifiavrtp] di fi' aixüi — v. 44 dTjia]
fehlt — V. 49 in /vcSytt«] ist das j^vw in rasur von der ersten
hand — v. 51 in ^inn] ist das a in correctur von der ersten
liand — v. 56 noTigow] nqonqov (ngotegop R^ lemma scholii in
RA Vat.), ^gdintg] ^gdffov {q^gdcov VA Vat.) — v. 57 vor Xi-
^€fty] steht über der linie von erster band XQ^ {anle Xiynv add. R^
i
Xg XiyHv A Vat. — v. 60 ixmtv&dvii] ixTtvvddvjj {ixm>v^dv^h
R ixmv^dvrj V) — v. 64 Jr^firijga] Sr^fArirgay {di^fAtjigav VA
i
a^fußga Vat) — v. 66 rdv] läv (luv VA) — v. 67 Ict', cJ
Sicjfaia] lau iianoxa (tcuv diisnoxa ex ^&nv cu Sianora R i(ni
Sicnota V Vat. Itfu dicnoxa A) — v. 69 xaiaUnwv] xära X^-
ndv (xata hjtwp V (corr. V*) Vat.* «dr' aitbv hnutv tr. A) —
V. 71 ovxow] oZxovv (ovxovv RVA Vat., in ovxovv corr, V*) —
V. 72 iXfi'] ilfi' (h(a' R dfA' VA) — V. 73 Igyda^o^^] ig-
yäffiC&op {igydciiad'OP V igyd(Tia&oy Vat.*) — v. 74 r\ ^«»'] /
UV — V. 75 yvv] vvv (yvv R fii&iroy f*« vSy V fAi&tff&e fiov ro A)
— r^y, /uc^/is/u«v] flfjL fii^lt^sv in rasur ist ^ in rifk aber von der
ersten band (i^v ^BUfi^ ; R f^yl in margine R^ ^ fAt&Ctfjtiy V
f^y (corr. es ^v superecr, S^) fAi^Ufuv A f^vl (supersc. ISov) /li«-
&Ufjay Vat.) — v. 78 KAP.] xgi (XQ^ RVA Vat) — v. 85 i^
ojov mg] i^oTovmg (i^oiovntg RA Vat. il^otovirfg V) — v. 90
Inodjdv] inofrjCi (Inotfjifs RVA Vat) — v. 94 aot] fehlt —
Y. 96 g)!?/*! 9W^ (fit*^ VA) — v. 98 iogaxd nw] ivigaxa aus
iüSgaxa nov (iwgaxa Trat R itigaxa nov V ioigaxa A Vat.) —
V. 100 ran iikov] r' an' Ifiov (i' anifkov R %an ifiov ex täno
if/M u$ mdßiur V Jan' ifiov Vat) — v. 101 iUik^a^d] ilo-
698 Miscellen.
^a — V. 104 änoUttrjg] änoUno$g — v. 112 col ^] ei F
((TÄ (T RV cv S' A Vat.) — v. 114 Ovp] ^ (h/r \ 1^ k
Vat.) — ▼. 118 uvd-Qmnog] uv^Qwitoq {av^qfuno^ RVA Vat) —
V. 119 0»' m\ diwg (Mwg RVA Vat) — Imi] cue* comgirt
voD enter liand aus l/ii' cl (ift d R If/ h \ ift* d A ty! A
(aupenc, iirri) Vat) — v. 120 inngCtpH fjn] ImiQltpiU fu {^nhx^i^
^£»c R tnnqttpMv V inngf^iit A Vat) — v. 127 navii^i] no-
v^Q§ (jfdvfjQS RVA Vat) — v. 131 to gyv^iop] t igyvgtw (i'
agyvQiOv R Vat) — 9^Qf] >st 'u»^ folgenden verse gesogeo. —
V. 132 Tovd^] lovx — ▼. 135 ov*ovv\ oHwiv {pv% ovw R oix
oiv V oixovv A Vat.) — v. 136 naicik ay] nav(n$€v (»ovtfEMiy
R navGB^p VA Vat.) — fui/^'] ravi' uv (ravra R ravT' av VA
iav%; Vat) — ot»^ xt Jif,*] ?» r* rf^ (8» t^ rf^'* R Vat on ir;
YQ. oxkva V OT* r^ J^. A) — v. 141 6h6^Q\ dtifaq (d$dwg II
JcSijjg V) — ra^/v^fov] t' aQyvQtoy (i' ägyvQ&w R) — v. 142
n] i^ (t^ RVA) — fiJpog] (Jbovov — v. 143 yi^V) y?/»' (9^/»
V) — V. 145 &yd'Qiinoiai\ iv av&Qwnotai (iv av^QiOMouu VA) —
V. 150 iiav] oj' av {it' av R iz' &^ Y) — y. 154 T&qyv^\
i' uqyvqtov (i aqyvqtov R) — v. 157 J f*|y] o{ /*If, . — 0 di]
ol Jc — ^i7^cv»iroi;(] ^i/^vrfxcc^ (^^evnxaV V ^^rixa^ A) —
V. 158 A:^K] fehlt {wii. K XQ y) — v. 160 APJ?.] fehlt (onmi.
RV) — V. 163 r»(] r^ (rr^ RVA) — Alle personea be-
zeiclioiingeD fehlen bis v. 172 (ebenso bis v. 170 RVA Vat v. 170
KAP.\ om. RR« XQ VA Vat v. 172 XPE.] omm. RVe^A wq
e
Vat. V. 173 KAP.^ omm. RV XQ A Vat. v. 174 affile wnum eti
eik xag. Vat. v. 175 XPE.] omm. RV y. 176 KAP.] omm.
RV V. 177 XPE.] omm. RV v. 178 ante versum wf @<A jro^.
Vat.) — V. 165 jotxf^Qvx^t] roixoQvxiT {to$xf»^oix^T R tot'xopqwxi!
lemma sch. in R tvxwgvxiT A) — v. 166 «»aqpeJc»] /ro^fil«
(/yayet;'«» A Vat) — /'] fehlt (om. V) — v. 168 o3] M' —
V. 169 iXdv&avsv] ikup&avi {iXdr&avi V) — v. 171 yCyvnw]
Y(v$xay (yCvnat V) — v. 172 tC Si] xt dal {xt Jat K rt iai ^
j( Si A) — V. 173 ovx] ovx' (ovx' R) — Vor v. 172 steht
A*
xuQj vor V. 173 xQ^ vor v. 174 je«^ (siehe oben zu v, 163) —
?. 175 d^] durch rasur corrigirt aus Si (J| R) — v. 177 oix]
ovx' (ovx' ^) -" ^^^ ^' ^^^ ^^^^^ *^Q' (b* <>^^) ^^^ ^^^ ^' ^^^
fi i
XQi (xQ A Vat.) — V. 178 ov] ovxl (ovxl VA Vat.) — v. 184
xdv] »av (xav R xa^ V xav Vat.) — v. 185 imxa^iCvw] Imt-
xa&Cl^ritui — fiovov] fiovog (fiovog V Vat, g in ratura A) —
V. 186 noiHv] Jtodv (noitv RVA Vat) — v. 188 yiyov] yifwor
(yiyovfv RV Vat) — noinoxt] Jt&noxi — v. 189 litil ndvxoii]
MiscelleD. 699
ndvrwv Icü {ndvtwv l<rr» R Vat. f<m nuvtww A) — v. 193
cidfnwnou] oidi nuinon (oiii TnSnors VA Vat. — v. 196 xSy]
ar?» (*' nv R Vat. «^v V xtjv A) — uvvanrai] drvCij {umio^i RV
uvvori A Vat) — v. 197 ow ßnardw] ovx (hat ßtwxov (ovx itrat
ßimtiv RV Vat äßCtojoy A) — aviw] aviw (ahm RV uiiw A) —
V. 203 dttXotaroy] inXotatof (diiXoturog RA Vat) — h^] i<j&'
(Ic&' RA Vat fa& V) - v. 204 diißaX'\ iUßaUv (i^ißaUv
VA) — ng] Tfg (Ug VA Vat.) — v. 206 xutax^xXtifäim] leara-
xixXi§c§Aiyu {xaxaxixkikfffiiva VA).
Ich lasse die schollen zu deo ersten 34 versen folgen. Wo
ich auf die vorhandenen schoHen- Sammlungen riicksicht nehme,
richte ich mich nach der ausgäbe von Dübner (Paris 1842).
V. 1 (ig uQyaXiov nqayfA Hüik. o ^iQüiuuiv dvag>0Q(7 jov
itcmtov inofiiyav jv^Xw uvSqL xo wg noXXa arjfAafvw vSv Sk
ävrl tov Xtap xtivjn* a^ajjrov TmgdßoXov xal ofiolwatv SrjXdi' xai
ijiga TQtuxovra 1^6* CfjfAMvofuva : ägyaXiov lo igydidsg xal
XaXtnov (gyov yug naqa roig nakakoXg xo dvcx^qlg IxaXuio. f
aQ/aXiov jo Xvjiqov* dno xov uXyog* dX/aXiov xQonl^ xov X itg
xd g: ngayfAa uXXaxov f^h xal avio wojng to igyov i^v dvg-
XigfMv mifAuCvtt. pvv Si xd iv ?? Cvyti^sla Xiy6fA€vop inuQxoy
jxQuyika xal xrip igyaatav avtov:
(Die letzte bemerkung von ngayfia aXkuxov findet sich in
den Diibnerschen schollen nicht, sonst ist der Inhalt wesentlich
derselbe).
V. 1 cJ Ccv xal &Bol: xo oxfii^a xovxo xal o notijuxog
xgofiog xaXihak vnigoxow xal t^oxov xal iX u tomviov* ififv yug
xoTg Xotnoig d-tolg xal tov lovrotv q>fialv vjngixovxa dta (corr. aus
dTtt)* iig SfATigog' naxgoxXm xal oh* irdgotcr ndmav davautv xal
ä/afAifipovog* igtSag xk xal ixxoga* xal xd ^cca 3^ Xoyya' iX/tan
xoTg fiu&tixaXg xal xw nirgw aXX^ IvravS-a 6 nixgog xal ig
vnigoxog xiüv fkad'fftuiv nageXi^fd'ri Xfj ^T^ast xal Xva /u^ äwtwxo
dig dnagvri<rdfi€vog il ovx ifiv^ad^ii aiiov. ovSkv di ImXitiptfiov
fi aüatpig ri Svax^geg xd nagov ^€i igäfia, d fii^Trw avibv ßovXtt
ndrv Cagtripfl^Hy ifjii, xal jiyd /ulv yßivS^ xwv CXoX$oyguy>üiv Ix-
iisty ij dxakga* xkyä Si xal t^^ ifäljg noXv/Avtag x$&hat aot xal
vovy tI imaygdtpHy xo aivxal^iy. xal nXiov n^y x&v ßißho^
yga^wv xu&aigHv giavXfay:
(Das schollon bei Dübner ist kürzer. Von den beispielen aus
dem Homer hat es nur das dritte. Interessant ist das hineinziehen
der parallelstelle aus der bibel, ebenso die weise, wie Tzetzes über
seine eigene thätigkeit als commentator spricht).
V. 2 Jva^gwy d dovkog xag(wy xw ßXinuv xov aixov
damoxfiv XQ^H'^^ov xv^Xw äxoXov&ovvxa og ^v o nXovxog /a^zroy
fpil<ft xdy SovXov yiyicO-at. xal nXioy di xo, /ivitfO-at iovXov
3(an6tov vKpgatvovxog timav /ag xd Cvfi^igovxa ^y [lii xal x&
dtcmxfi aiiov do^wü^v agtiTxu, fMXOti/ovTO«. fj tvxrj yäg oix
700 Miscellen.
ia Tovg dofiXovg diCno^Hw tüv olxilmv CutfAutiap. xui raSro fur
ovtwg* iydt Sb 7(2 a7i6Xka)vt fAifigtofiai ou fjuiu tiJv aXkwf sai
luig&v l^Qog wv avil tov idv ifiip SiffnoTtjv taCaad-at fioUot
xal S^fOtrixoTa (jp^ci'cüv xa{ fAiXayxoUSpta aninifi^nv* 17 {con, aus
^) X^^ ^^* ^^^ fMihtyxoX(a xv^Xw axoXovdiiP ßXiMovxa xtd U
aiiou odfiY^ad-ak dcivioq Xiyntu St$ fuia diovg Xän xai ßUmh'
dsanoTtig dg Sf'ovg noitjUogi
(Die etymologie von dovXog und von dtCTionjg findet sich 10
den Dübnerschen scliolien nicht).
V. 3 Xi^ag zvirj urtl tov Xil^rj äntxüg ol yag uitncoI lac;
fAijoxoJg uvtI ^(jbdjmv ;|f^iiüiTa«. iig to ^ xQvyfayifg yag ixopifw
ävji jov xtxQv^aCiv xal fiiqri Xoyov xaiu inqCaCHap t$&iaatv i^
tv Tovjoig xai iv zw na(t^tig ^jtcov, od fiä toig d-toig xai lii^i;
fivQCo^g: diQüinwy traQaxQri(fuxwg vw 6 dovXog xvqdag ydg ^c-
qdnuiv o xoXul^ xal Ttäg d'iqumop (wohl zu verbessern in d^^qa-
n(vwp).
(Das schoHon bei Dübner enthält eine bemerkung über deo
antistroph in ipv, welche bei Tzetzes fehlt. Dagegen fehlt die be-
merkung über den gebrauch des participiums und die bedeutong
von d^squnüip bei Dübner).
Die scliolien zu v. 4 und v. 5 fehlen in dem Tzetzes-codex.
V. 6 tov awfjtatog yäq oix iu: vvv tov dovXov ^rfiU. aitog
ydq Ixattiog f/fi ti olxiTov öwfAa* xal Ich dtcnottig lavroS* 01
dovXoh Öb tu iavtuiv aoifAata xvQog xal l^ovctav oix ^ovdiy oMl
oi iiürriiAivok riyovv 0% ÖBCnotak:
(Die scholien bei Dübner enthalten wesentlich dasselbe).
Zu V. 7 enthält der Tzetzes-codex kein scholion.
V. 8 w dl Xol^ta : Xo'^hag nquyfAatMwg 0 änoXXoßv tig
Xo^riv luv xal fwv^p nifAnwv ^lOf Xo^iJjg fiaviBvofiiPog' dg, xqoiaog
aXvv diaßäg, fiiyuXfiv dqxfjr xajaXviJu. xal ulxog tq$tojim
^vhvov diSoT ivqvona ^Bvg. xal w d^tlrj aaXafAlg ärnoXtig di ci
tixva ywaixdiiv xüXXa (ivqCa: änoTXuiv dl äXXriyoqixdig o ^X$og
(Sv Xo^Cag xaXhizai on i^ ioiag dg dvOiv oix tv&vdqofAUtw xaX
oqdtvag äXXa Xo'^utg Xuay (corr. aus Uia^) xal noqivmu:
(Dos scholion bei Dübner enthält die beispiele von dunkeln
orakeln nicht).
V. 9 o^ dBCmußSii uvtl rov xqv^H^^oyn &fCmXoyii : tqtnopq
avdxHjah tut anoXXuiVh wg Blöoty xa rcov tqidjv XQ^^^^ ^^ ''
lovTu ?' itfofjkiva nqo t* iorta : Xqvcovg 31 tqlnovg ä^' Uftogiag
tl^g ifAfiqocd^fv iv t(S ßCßXw tcoJc Xexd^ilCfjg:
(Die scholien bei Dübner enthalten ausser diesen beiden be-
nierkungen noch eine andere. Die geschichte auf die Tzetzes hier
bloss verweist, ist wahrscheinlich dieselbe erzählung von den ai-
lesischen fischern, welche sich in den Dübnerschen scholien in
doppelter form befindet).
V. 10 fAifjL^fiv dixatav : vifitctg xal fHfAtff^g dia^qu. vi-
Miscellen. 701
lovTO ngoCi&iTO to, dtxata:
(Za v. 10 fiodet sich bei Dübner kein scliolion).
V. 11 latQog »ai fjkdvug : JttfffaQeg liy^ai uvdxetPiai rc3
ditoXXwvr lol^ixii' fAovCtXTf' laT^fxif. /xavT^xfj' ilj fAOv<fi»jj de 1}
u notfjttxal (verschr. statt noirjjixr;) xai nuaat Xo^ixal xai 9v-
§uX^xal n^QUxovion xi^vM. rrgog Si to vvv xQi<fi(J^o> iri xü)fAw3Ca.
xai TO ytXoloVy latgtx^v xai fäavikx^v nagilaxiV Iva i^aßdXn
i^iy rdv anoXXioya Ivavttwg inl XQ^f^vXw jjf^ijcra/icvov t^ n fiav-
Tix^ xal tij laTQtxq. Sm, fiiv jov fAuvuvfiaiog not'qcag xQ^t^^Xov
fA^ fAOPOv otSx lyvwxfvat il fiiXlov^ aDJi fAtjdi ivamag tc xal q>a$-
v6fi€vov. olov riv rvfpXov w cvXXuktr i^ä is tl^g laiQtxrjg ort
i^(Xwv xal voifovvia avtov latgsvaat tig wv largdg fjkSXXov oviog
iQQiafiivov ntfvxdia xal vy$ä fMiXayxoXävra xal atpQOpa dptl
^QOvovvTog aninifixffiv* tj yuQ ovx Itniv atpqoGvvrig ioxcix^g vnd
fÄTj ßXinovTog oSrj/HC&a$ tov ßXinovxa; d^o xal Staraxnxwg elmv
iSg 9pa<r«y fjro$ ol (Ah äXXoi ao^öv aviov Xiyovaw iyd di un^
igywv aiv (nach wv ist ein wort ausradirt, vvv, wie es scheint)
ßXiiuay xqCvw rovior xal äuxvov (tuvuv xal ut^x^op laxqov:
(In den scholien bei Dübner werden nur drei xfx'^at des Apollo
angeführt, ausgelassen ist die xo^txif. Uebrigens ist in dem ersten
absatz des scholions bei Dübner wohl zu schreiben: i^eiiffAtfßf 3i
jxgig xofSxtp i^avfiv d. h. ohne antwort auf seine frage, xal xqg
TXQOCovOfig X. j» X. vergl. in dem zweiten absatz: uXXd fAuxrjy
Zu V. 12 findet sich in dem Tzetzes-codex kein scholion.
V. 14 ^ jr^ocF^x' avTCi; aoeiv (corr. aus txouJv): xal no$U¥
€l fowv dnxunnov icxiv wg x^x^vog yaq ßgaxvpexat' dg ro, tcxQog
jotavxag nuq^ivovg Xoxivexat:
(Zu V. 14 findet sich kein scholion bei Dübner).
V. 15 xoig xvtpXoTg fj/ovfiBS^a : bSrjyol xal fjyifiopig yivo-
fied^a ToJv xvipXbtv dvitnxuitSig d$ o notrjuxdg oviog xqonog* wg
xo, aXavxi Je (xdXt^axa duttpQovt d-VfAÖv oqww avxl xov aXavxog*
Moxhv di uxuxCjg:
(Das scholion bei Dübner hat das beispiel aus dem Homer
nicht und geht in der erklarung des dativs von andern gesichts-
punkten aus).
V. 16 xä(A€ ngocßiu^srai. xb Cx^(M>a xovxo xal b Txotrinxdg
lovTTog xaXfTxai unb xotvov' Xitnu yäg xb äxoXovdiiv unb xoivov
de Xaixßdvexay:
(Die bezeichnung „unb xoivov^^ findet sich in dem scholion
bei Dübner nicht).
V. 17 ygv : ßgaxv xt uitb xov iv xoTg orv^t f^vnov og ygv
Xiyexw ^ dnb x^g xwv x^^Q^^ (fwvrig. § änb xtüv ygvxwv, ygviq
de Xiyovxak xd fitxgd otngaxd ifxevdgia. ola& xwv uxard-vXXtdwy
702 Miscellen.
(mit übergeschriebenem dcjQayaXCvwv) al nouGTQlSig xal la nur
Xifv<fox6wv ;|f€iiya^a:
(In dem scholion bei Dübner steht auch noch eine bemcrkiag
zu d7io*Q$vof/kivovj sonst wesentlich dasselbe).
Zu V. 18 enthält der Tzetzes - codex kein scholion, ebeoN
zu V. 20.
V. 21 Ciitpavov ^x^vrd yi : l(fug>avii^6QOW ol itg Stiaqtav
diwv uTtMyzig xal fi^a^iivfAaja' dtfiot. $^vo»« iAnl^c^m* iovltn*
xai oix i^^v Tivd ontpavrifOQOP jotovSe xvtpai toi ton rj uXXmq
dXt^rar §AiydXtj y&g tovjo ISoxh nagaßac^g &nuiv:
(Die scholien bei Dübner enthalten noch eine bemerkung xa
der form tvnriiatsg)»
V. 22 fiä iP dlX äfikwv : ov fiu iCa* ti fia ydg §a6qi€9
umafMOuxov t6 di val (sie) xarwftonxov: o Je vovg ov fid zdv
dCu* ov <r« TvtffUß ipoQOvtTa jov aiitfavov i]v fit Xvx^g i(' all'
äg>iXwv ahiv onwg nXio¥ dXyrig trig Cu^dvov ttfiijg d^tigiiiiivoq
xal odvvtadiCriQag x&g nXrjydg d^xofAtvog xatu yvfiplig xi^aX^g:
(Das scholion bei Dübner enthält die bemerkung über des
unterschied zwischen fid und vaC nicht).
V. 23 XrjQog : ov ydq icqrjj/tuxr^o/Aivco^ üntiv xal Ißgl^tap tbv
3i(f7i6iTiv xwfAixwg xal yiXo(wg, xui Xfywv avi6v w X^J^gog xal i
X^QB xal ^Xvagt, ov SoxsT xavia Xiynv o xagiwy, äXX* iavtii:
(Die Dübnerschen scholien haben ausser der von Tzetzes id
den ersten Worten verworfenen, und der, welche er billigt, nock
eine dritte erklärung).
V. 25 ndiv a^odga ix nugaXX^Xov javTdv rovw rd cxvf^
xuXiizM :
(Das scholion bei Dübner ist ausführlicher, ausserdem enthält
dasselbe noch eine bemerkung zu jtw^dvofiai.
V. 27 xal xXfTiUciatop : to oxVf*^ ^^(f iffovotav dxovcag
yäg 6 olxfjtig iinot^iog tov StCTrorov avxov xow nkCxoxaxov , iwi'
voft xal x^v Sfvxigav (ficiv d/a&ijv iha^ xal inaCvov ul^tap' oJor
^v TO, nioxoxaxov, o de xal xXtnxiinaxov ftm nugb vjkvoh o
dovXog ovTUi i( itntv oic d'iXww xovg d'iaxäg xivi^ffat ng6g ji-
Xwxa' xovxo ydg Gnoviov raTg xaifAwSCu$g ioxiv. iaxov i( y»r
vouv xov xXiTtxlcxaxo¥, (fwixov fj fAvtfxrjgiaxov :
(Mit recht verwirft Tzetzes die zweite erklärung „qigovtfioi^,
welche in den Dübnerschen scholien neben der vorliegenden steht).
Zu V. 28 und v. 29 enthält der Tzetzes-codex kein scholion.
V. 30 und 31 UQoavXoi l^r^xogeg xal ovxo^uvxfu xdv Stijgr--
fAivwg xd xgta igtTg. xdv UgoavXovg xal xovg ^ijjogug xal ir.-
fiaywyovg nnag^ xtj Ivvota ovdh fiia y(vixak ßXdßtj* Jt6&tv de
ovxoifdvxai, Xiyovxai, (jbdv&avi. 6 GoXwv vofAoygai^utv iv u&ijvcug
mgl jxoXXwv defffAOvg l&ixo' xal xovto di Cvv dXXotg IrofioShr^ifi
MiBcellen. 703
€vxa il^ ä&fpfäp fiii It^piq^ad-a^ xal mnqdaxicdM dia to ffnavta
Mai wgaiu naq uvToTg /(viO&w cv*a* og d* ovp nyag ^Xiyx^
avxa mngdirxoptag^ avxo^aviiig iXiyno' vOuqov Jk naQa^Qtianxuig
t^ avTwv nag tptviuig Xiyiav xatd uvwv Cvxo^di'jrig xaXiliat:
(Die schollen bei Dübner entbalten ausserdem noch eine zweite
enählung zur erklärung des Wortes avxo^u^ujg).
V. 31 xai novriQot: novtiqog o doXtog xai navovgyog norrjgog
ii o nopwv xal voiS&p xul nag Xixom (i in correctur) axwg
äggannog. ämxüg ds xai jop d6X$oy xal napovgyop noptigop
(Die Dübnerschen schollen enthalten diese bemerkung nicht).
TteCd-ofiat: otSx iravnovfia^ ao$ ^tjal ngo^ tovro äTJia niC-
SofiM xal fjfixäfAak* Miag äxg^ßdig on rw ßC(a, nXtfovg rotovf^
nXotnov6$v :
(Die scholien bei DQbner enthalten nur die bemerkung: nf^-
&0fAat: 17$<ntvw).
T. 32, 33 und 34 imgtiüofjLivog ovv wxofirjv: igwiriawv ovv
Inogiv&i^v ngog top d'iov rjyovp lit änoXXwpa' top ifiop ßCop
fjdri xal agn poiAf^wp ixTiTo^ivü&ai xal vno TtSp to^wp t^^
tIfAttgilirqg äpa^gi^fjpak* ijTOi il lop (wohl zu schreiben: ig Td)
lAf^iiP tk&(Tv, ij TOP ifiop ßtop xal tIp Ttjg ifAljg ^ai$; XQ^^op
vofAtJ^WP ^Ji7 nXrigov(S&ai xal iyyf^HP r^ TiXivTr} ixttTo^iSff&at
yag to nXrjgw^tjpat ix fAnag>ogSg to^otwv. (Sp To^fvoPiwv tipäg,
näpra xipwd^wtfip ix fagtjgwp td xo^cv/xara Tovtictw ra ßiXri:
(Die scholien bei Dübner enthalten noch eine bemerkung zu
co^j sonst wesentlich dasselbe).
V. 33 TuXatnfagop top ^XtrifUpop xal a&Xiop oi ndpng ^aah
äno Tov dvpaC&at tXtjvu^ xalj nwgop* o ioti nd&og, wg xal
änfftaxog* nutgop t* dp äXoxoiCt xal dig Tixisa<fip S&tPTo: i/at
Se lip ip Tat^ TXrptad^itaig ipiop xal nwgop (der tufstein, stein)
tgonop npa yiyopoTa* co^ ^ p$6ßii fivd-ivnai* ovSi yäg oii^
ixftpti XC&og iyit'iTO' nwg ydg iort dwarop* aXX^ anrp^taid-ri xal
äamg änfX$&w&fi tw tdip cvfiipogdip vntgßdXXoPTi :
(Die scholien bei Dübner enthalten die erklärung von TaXa(-
nwgogy welche Tzetzes billigt, nicht. Nach dem ^^oi ndpng'^ zu
schliessen, rührt dieselbe von ihm her. Dagegen enthalten sie
eine bemerkung zu t6p ifAOP /ulv airov. Interessant ist in dem
fragmente des Antimachus das t' dp, weil dadurch die emendation
ntagtßvp bestätigt wird, vgl. die oditolalio bei Dübner^) zu dem
verse).
Saarbrücken. Friedr. Äd, wm Felden.
1) Dübner scheint Stoirs fragmentsammlung nicht gekannt zu
haben: da wird fr. LII, p. 70 flg. ausführlicher von dem verse gehan-
delt. Auch vrgl. H. Stephen. Thes. s. v. magvßvq, E, v. L.
704 Miflcellen. '
B. Zur erklärung und kritik der Bchriftsteller.
21. Zu Aeschylos.
Aesch. Eum. 218 — 222 Herrn. Iieisst es in den bandachriftei :
ii ToiChv oiv xuCvovatv aAXifXoti( X^^ifQ*
ov tpfiik X^Qiifiriv / ipdCxwg uvigijlariTv.
TU fä€v yoLQ olia xuqiu </ IvdvfAOVfAivriv,
T(( d' ifi^avwg nqdccovaav fjavxanigup.
Dass in dem dritten verse entweder a* für /' lu setzen, oder
a^ hinter IviUwg zuzusetzen, und dass im zweiten yiwiad-iu ver-
derbt sei, ist allgemein anerkannt. Die dafür g^emacliten verbes-
serungsvorscliläge habe ich aufgezählt in der dem osterprogramii
des hiesigen gymnasiums vorausgeschickten abhandlung, p. 28.
Der sinn der drei ersten verse leidet keinen zweifei. Offenbar
will Apoll sagen: „denn wenn du gegen die, welche einander
tödten, so nachsichtig bist, dass du sie nicht verfolgst (oder bibMo
lässt) noch sie in groll anschauest , so beliaupte ich dass du anck
dem Orest nicht mit recht nachsetzest*^. Es ist klar, dass in da
beiden ersten versen von Kljtämuestras that and der art nod
weise wie die Erinyen dieselbe ansehen, die rede ist, währeml ia
dritten Orests name ausdrücklich genannt ist. Nun aber folgt ait
TU fiiv — tu di eingeleitet gerade die umgekehrte beziehui^.
Denn nach der überlieferten lesart muss man den vierten vers aof
Orest, den fünften auf klytämnestra beziehen. Dass eine solche
das verständniss der stelle erschwerende umkehrung der beziebut^feo
sprachlich mindestens sehr hart ist, hat von den herausgebern zuerst
11. Weil erkannt. Er schreibt daher im vierten verse olS* oi
xaQia <r' iv&vfiovfiivfjp, und erklärt ijavxMUgav für verderbt, ohoe
sich auf einen bessern ngs Vorschlag einzulassen. Dass aber die
handschriftliche lesart verderbt ist, beweisen auch die schollen, io
welchen fi^vxaniQav durch das davon ganz verschiedene doXuaiiQav
erklärt wird. Ich hatte in meiner oben erwähnten abhandlnng, nar
versuchsweise und bis ein besserer Vorschlag gemacht werden würde,
dafür gesetzt uYQtutjfQav. Einen solchen glaube ich jetzt selbst
machen zu können mit dem worte uffxo^fJUTigav. Es g^enügt zwar
auch noch nicht allen anfordern ngen, ist aber entschieden besser
als uygiwtiQav* Es ist wenigstens denkbar dass daxoXwrigap eine
randerkläruug oix rjtfvxuniguv hervorrufen konnte. Kam nun
diese statt des richtigen worles in den text, so musste auch ein
oberflächlicher metriker erkennen , dass dann die silbe ov zu viel
war. War dieselbe aber einmal erst geschwunden, und damit das
richtige logische verhältniss der sätze verkehrt, so war es eine
fiuit uothwendige folge duss, um einen wenigstens ertniglicheo sinn
herzustellen, auch im vierten verse die negation weichen musste,
ml ßo 4m jiberlitfiw^ teMrt eaMimd. Vom «cbrfiastMi pO^r
fcttiito dM doth uimerbiii »icht allm gewölinlicbe wort äaxolo)-
H^y recht wob) durch doUwiiqa» erklärt werden. Die bedeu-
toDg von icxoh^ii wm%9 fiegolii» dMrif^w el intificatus^ liegt
weaigateiis dem, wai auch wir oocb heute mit ,»uitriguaDt^' be-
Mtebneu, Dicht allzu fern. Ich schreibe aUo v. 221 f. jetzt so:
7« iJi^y ydq oW oi MUQra & if^dviiOvfLhtp^j
ra & i^avwg n(fdaaovCav äifxo^ußiiQav.
Köoigsbtrg i. d. N. A^kihord Sehuliee,
22. Ueber Sophok. Antig. y. 582.
Das zweite stasimon der Aotigone ist sehr häufig gegenständ
aovgfiiltiger uqd mitunter sehr umfangreicher Untersuchungen^ wie
f^on Held (progr. Qajreuth) L. Lange (Jahrb. Cur phil. und päd.
hd. 79, p. 164—170) besonders von Kolster (ebend. bd. 95, p. 101)
geworden^ doch wie oft es auch genau eingc^henden discussion
unterwor&D ist, es findet sich stets die auffallende erscheinung,
disi der erste vers iiiaffUfvtg, olck xaxa/y ayivCiog alwv so gut
ab unbeachtet geblieben ist. Es ist dieses um so auffallender, als
aehoo G. Hemaiin an der anscheinenden trivialität des inhaltes
denselben anstoss genommen und eine erklärung gegeben hatte,
welche leicht widersprach erregen konnte und die er heutigen tages
wohl nicht geschrieben haben würde. Er sagt: Ne quis putet
mei^tam ests hone settlenltam, ut quae nihil aliud quam fdices ease
qu^ aon aini infdices dicat, memmerit negUgentius loqui poetam.
Hoc enim dicil fdice$ esse, qwhus non acciderU insigne aUlquod
tpokifii. Es konnte dem schar&inne Hermanns nicht entgehen, dass
der diciiter, wenn er diese einschränkung hätte machen wollen, sie
aooh amgesproi^en uod ein wort hinzugefügt haben würde, wel-
ches das non insi^ne ausgedrückt hätte. Doch fand er den text
durch sehr gute auctorität, die handschriften , den scholiasten und
eLae erwähnung des verses bei J. Stobäus (Serm. €111) beglaubigt
und W4irde dadurch walirscheialicb von einer Veränderung abgehalten.
Wovor Hermann warnte, das trug Wunder kein bedenken als
erkläning des verses zu geben. Er schreibt mit anschluss an
Bmpck's Übersetzung Felices sunt , qui nihil unquam mali experti
sunt, indem er nihil unquam eigenmächtig hinzusetzt in gleichem
siane übersetzt Böckh (1843) „glückselige, deren geschick nie
weh gekostet <^; A. Jacob findet in siSatfAong den begriff der gott-
begönstigung; Schaeidewin-Nauck erklärt ,^nstlinge der götter^';
Qlajdes blesi fyvoursä of g/ods. Der achwann der deutschen Über-
setzer schliesst sich an Böckh an mit ausnähme vou Minckwitz.
Die neuern herausgebi^ der i;r<agtidie G. Wgjff, Meinecke, Sejffert,
Phüologns. XXXV. bd. 4. ^5
7^06 MisceUeiL
WeckleiD haben eine bemerkung nicht für nothig eraditet And
Bonitz lässt in seinen beitragen zur erklärung dea Sophokiei 4ie
stelle unbeachtet. Was jedoch G. Hermann beanstandete, wird ait
schweigen nicht glatt abgemacht und hier hat er sachlich recht
Dass in dem vorliegenden verse unter ivdaCfMVig nur glich-
liehe menschen zn verstehen und das wort in ganz eigentlicher
bedeutung zu nehmen sei, erweist der folgende vers, welcher ihaca
schlechthin unglückliche entgegensetzt olg äxag ovih OJaCnn
yiPiug inl nXri&og iqnov; doch auch das ganze stasimen entwickelt
nur den begriff der dvcSaifiovCa im g^egensats gf^n die an die
spitze desselben gestellte ivSatfAOvCa, Als beispiel eines solchen
Unglücks wird in der ersten antistrophe das haus der Labdakideo
angeführt (v. 592) «^/aia rd Aaß3ax&3Sv oxonuhf (J/koir haad-
schr.) hqiiiAak Tn^fucT' atp&n ort' {^&h(kivüiv handschr.) tut s^-
IkaiSk ntmorta «• t. X,
Aus diesem in den stärksten färben nachdrücklichst entwi-
ckelten gegensatze gegen die iidaCfAOVig lässt sich bestimmen, waa
unter diesen zu verstehen sei. Ks sind nicht qui nihil mali «m-
quam experti 9unt. Der dichter will nicht solche menschen be-
zeichnen, welche nicht existiren, sondern er stellt sieh auf eiaea
realen bodeu und denkt an solche, welche vorhanden sind oder sein
können. Hätte er gesagt, was die erklärer ihn sagen lassen, so
hätte er eine inhaltlose phrase ausgesprochen, da wohl jeder irgend
einmal ein übel zu ertragen gehabt hat. Vielmehr da der dichter
bei der umfänglich entwickelten dvaiayfiovia nur die Labdakidea
vor äugen hat, so folgt hieraus, dass die cidalfAovsg diejenigen
sind, welche nicht sind wie sie, also olg ovx iai(c&q d^io^tv ti-
fiog, bei denen nicht waltet Xoyov t' avoia xal <pQ%vwv igirvg
(v. 603). Die Labdakiden können demnach bloss als ausnähme
unter den sterblichen gelten, während die grössere anzahl der
menschen ihnen gegenüber als ivdaCfAovig zu betrachten sind.
Doch mit der feststellung des begriffs der letzteren ist noch
nicht viel gewonnen, so lange ein logischer fehler im texte unver-
hessert bleibt. Die aufgestellte behauptung tviaffAOWig ola$ xaxüiw
SyivOtog alviv ist für sich genommen allgemein; die begründung
olg av CHCd^fj ^io&sy dofiog partiel. Es findet sich a\ao hier
ein sogenannter „rabulistenbeweis*^ wenn man nicht annehmen will,
der dichter habe geglaubt, dass alle übel ^ioSfv kämen. Da eine
solche annähme unmöglich ist, so ist eine Veränderung des textes,
durch welche behauptung und beweis in einklang gebracht werden,
unerlässlich. laicht wird dieses erreicht und der bezeichnete lo-
gische fehler gehoben, sobald mit rücksicht auf d^^odtv, welchem
begriffe das erforderliche correlat im ersten satze fehlt, um dieses
herzustellen nur ^idv statt xanüw geschrieben wiitl. Danad
lauten die verse:
\
MMceHen. 707
oh T^Q ^y ana&ff ^i6&€P iofioq, uiag
oviiv iXXi(nt$ x. r. A.
Diese Veränderung des testes empfiehlt sich nicht bloss als logische
Dothwendigkeit , sondern sie bringt auch den gedanken des ersten
Ferses erst in einklang mit den motiven des chorgesanges, führt
in die mitte der ereignisse des von der gottheit durch stets er-
ueuetes unglück schrecklich heimgesuchten Labdakidenhauses , wel-
ches nur SU sehr die macht der götter „kostete'^ und erhöht die
förbung des poetischen ausdrucks.
Gleich unbestimmt und unklar wie der anfang des Stasimon
ist V. 614 ovSh iqnn dvax^ ßtoio» nafAHoXig Ixjog ätag. Nach
der g^ebenen correctur in v. 582 und nach dem zusammenhange
der ganzen strophe v. 604 — 614 ergiebt sich, dass v. 614 von
einer einwirkung der gottheit und speciell von seite des Zeus die
rede sein muss. Man schreibe daher nag Jiog statt des sinnlosen
ndfAMolug» Leicht konnte die form nag die verschreibung veran-
lassen, (vgl. Trach. v. 636. Aeschyl. Eum. v. 229. Hik. v. 553,
wenn gleich letztere stellen in neuern ausgaben corrigirt worden
sind). Hiermit möchten die vielen versuche das wort näfAnoUg
SU corrigiren beseitigt sein, wenigstens scheint für die vorgeschla-
gene änderung alles zu sprechen*
Coburg. E. A, J. Ahrms,
23. Zu dem Hippolytos des Euripides.
Eur. Hipp. 29—33:
xal nglv fih IX&M ti^vdt yl^p Tgot^rivCav,
niiqap naq^ aviiiv UaXXciSog xajoyßiov
ytig tficit vaov Kinq^dog iyxad'iftfuto,
iqwif iqun' ixdrjXov U:tnoXvnp d' im
70 Xombv iivofiaCiv Idqvcd'ai &iäv.
Die Worte klingen seltsam im munde der Kjpris; denn ohne er-
kennbaren grund spricht sie von sich in der dritten person vaov
Kvnqtdog lyxa^itüaxo und IdqvisdM &iä9. Ferner entspricht der
iqwg ixSriXog gar nicht den sonstigen Voraussetzungen des dramas,
sondern steht mit der ganzen exposition desselben in Widerspruch;
vgl. 39 sqq.: xirtqoig iqutrog $ tdXaty anoXXvuti Ciyr* avvokdi
d* wug oixfTCüv vocov xxX,; 21 Xi oix otä* iXf'yx^^^' ov ydq Iv-
pinuv d^iXn und die ganze folgende scene, wo die amme die ur^
Sache der krankheit sich zu erforschen bemüht; 392 sqq. inei ft'
Sqwg hqmifevj icxonow onwg xäkXtin' IviyxaifA aviöv iq^äfAtjp
fiiv oiv ix TOvd§ß dyav trjvde xal xqvntnv vocov, wo Phaedra
selbst die geschichte ihrer leidenschaft erzählt. Die worte vollends
*ln7roXvt(f d* Im ro Xotndv wvofiuj^fv liqvadcu ^idw schlagen der
45*
708 lliisoelkH.
eDtwicklung der kiiidluiig in ersteD theile d« Mekm geraden
in's gesiebt , abgesehen davon , dass das anf die lakunft hinwei-
sende TO Xomov über die zeit, in der unser stück spielt, him«-
gi^ift und weder mit dem überlieferten wv6fut^§v, da» dk PKädrt
selbst den gegenständ ihrer leidenschaft offen nennen lässt, aedi
mit dem Meinekeschen wvofia^ov, das bei den Athenern die liebe
znm Hippolytos als allgemein bekannt voraussetzt, einen sinn gtebt.
Ich halte daher die angeführten verse für i^teres einsehiebsel; dnth
ihre ausscheidung entsteht in dem zusammenhange keine ücke.
Hipp. 114 sqq. — Der diener hat den Hippoljrtos verg^lich
vor der Vernachlässigung der Kypris gewarnt; dieser geht «osi
mahle in das haus mit den worten: tfjp cijp Jl KvnQiv noXX^ ijm
XaCQHv Uyia. Der diener dagegen:
flfiiii diy Tovi piovg /uq ov fAifiijtioVy
^Qovovvug ovTwg wg nqimy dovko^g Xiynp,
nQO<f%vl^6fjk€i5&a JotCi co7g äydXfAac^,
SiffTToipa Kvnqk*
Der scholiast verbindet ovriag wg nqinn SovXotg Xiystv mit
aQ0(fivl^6fiiiS&a und erklärt es ov fHiä irolvultCag d'vCiäv, oiUa
%ptk}iv i^v nQO(fip(jivri<s^v nokr}(r6 fii&u. Dabei verliert jedoch einer-
seits Xiynp alle bedeutung, das denn auch der scholiast in seiner
paraphrase, cog nqinn iovXoig, rijv iv)^iiv noiticofA^d^a, unwiflkur-
lich auslässt, andrerseits verlangt der diener ja auch vom Hippo-
lytos nichts anderes als eine nQoa<pvivija^g der gtittin , ohne vod
opfern zu sprechen (99: Hwg oiv cd ffifiptiv 3aC/AOV* ov nQodP-
vinug;). Kirchhoff und Nauck verbinden fQovovvtsg ovrwg fig
nqinn iovXohg Xiyuv, d. h. doch wohl, Tajmvdg elg toi/g &iovg,
BvCißwg, eine gesinnung, die jedoch nicht bloss den sklaven ge-
ziemt; überdiess ist auch bei dieser auffassung Xiyitv ohne bedeu-
tung. Ich möchte ytQovovvtag einsetzen, das der cod. B (Palatinos
287) bietet, dieses auf zovg viovg bezielien und die stelle so anf-
fassen^ dass der sklave die worte ovjwg utg nqinu dovXo^g Xi/H»
euphemistisch spricht in dem sinne von uctßiiagy ifii^i^ntxuig , das
ihm auf der zunge schwebte, das er aber im hinblick auf sein
verhältniss zu dem gebieter unterdrückt and mit dieser respectvoUea
Wendung (vgl. die ähnliche rücksicht im ausdruck v. 105) um-
schreibt. Auf diese auffassung scheinen auch die schollen himui-
weisen: ani rot/ dnaQgrjatäffiwg XaXw und unaqqriauiinoig Xiym.
Hipp. 882 — 386 scheinen mir interpoliert sa sein. Wenn es
379 sqq. beisst:
Tut XQ^^"^^ ifiUftdfjLtffd'a xal ytypwffxofkiVy
ovx ixjiovov/i€v i\ ol fjtfv äqyCag vtto,
ot d' fjSoviiv nQod^ivreg ävtl jov tcaXov
aXXfiv Tiv'* dal d' ^dovai noX^al ßhvy
so kann man wohl nicht umhin anzunehmen , dass nach die if/yim
Miicelleit 709
er TM dem dichter fiir eine ^iarjf engeselien worden aei, eine
affasBung, die aber der klaren zweitlMiiung , of /ucr agyfa^ vteö^
l S* idor^v jrgod^ivng ävii rov xaXou, widerspricht, bei der die
iQT^ "°^ ^'® ^doyif sich offenbar ausschliessen sollen. Ferner ist
die durch die worte ilci i* rjSoval noUxii ßCov eingeleitete specie-
lisierung der leidenschaftcn höchst dürftig. Die harmlosen fianqut
Tff Xi<sxM xcii cx^X^» u^MVQP mxxdv, därfiten doch nicht geeignet
sein^ als repräsentanten der rjdo'vrj, des sinnlichen genusses, zu die-
nen, der den menschen wider seine bessere überzeugnng vom
rechten wege ablenkt, und ihre auffiihrung hier rechtfertigt sich
auch aus dem gesichtspunkte nicht, aus welchem der scholiast sie
zu etwas höchst schlimmem aufzublähen sucht, wenn er sagt : xaXw^
lag aloXQ^Q iiSovdg amamnfiatv y wg ijdfi Sm Tovtoßv xäxtCvag
OfifiävaCa' avTüu /uQ Ixthwp ti(ri uxnxaC xiA. Vollends schwäch-
lich aber und unwüridig erscheint der vers, wenn man bedenkt,
dass die iiaxqai XiaxM doch nicht gar weit und die oyoAif gar
nicht von der uQyta des v. 380 verschieden ist, wie denn der
sdioliast geradezu erklärt (fxoX^ ^a&vfA(a, uiQyia, Endlich ist die
Unterscheidung der beiden arten der aJäulg wenig klar, alduig u^
dur^al 6' tlcCv, ^ fAiv ov xaxi^, tj (T ax^og oXxwv. ti S* o xayqog
^r Ca^fjgj ovx av dv' ^^rjv tuvt ¥xovt€ ygäfifuna-y der ausdrucke
il ^ o xatgig {r oatprig, macht dem Verständnisse Schwierigkeiten,
und wie ffar die al6(og^ welche als Sx^og oXxwv bezeichnet wird,
jMi den fjöovaC gerechnet werden kann, ist schwer zu finden. -—
Lässt man die bezeichneten verse weg, so schliesst sich 387 gut
an 381 an, und das raisonnement der Phädra wird klar und ver-
ständlich. Durch nachdenken ist sie zu der Überzeugung gekom-
neo, dass die Schlechtigkeit der menschen (ß^vfixuip l^qovmf ^
isig>&uQJM ßtog) keine folge ihrer naturanlage ist ; vermöge dieser
erkennen wir vielmehr das gute, führen es aber nicht aus, die
eiaeo, weil sie die dazu erforderliche anstrengung scheuen {aq^
/Ai4 vjfo), die anderen, weil sie die sinnliche lust der entbehrungs-
vellen tug^dübung vorziehen (iidov^v Mqo^irug uv%l jov xaXov).
Sie aber, Phädra, seitdem sie einmal diese Überzeugung von der
reinen naturanlage und der sittlichen bestimmung des menschen ge-
wonnen hat, hat den festen Vorsatz gefasst, dieser bestimmung irtn
zu bleiben {pvx {^d^ ino((f (paq/naxop diag>&eq€Tv IfuXXoy)^ und
von diesem vorsatz erfüllt, hat sie den kämpf gegen die von der
göttin in ihr entzündete leidenschaft aufgenommen, in dessen letztes
Btadiam sie jetzt eingetreten ist mit dem entschlösse des freiwil-
ligen todes. Die ganze rede ist eine rechtfertigung dieses ent-
scUusses aus dem gesichtspunkte: „der tod ist das einzig noch
mögliche mittel, das sittliche prinzip, das ich mir nach ernster Über-
legung für mein leben aufgestellt, zu wahren 'S — Der scholiasl
acheint übrigens javi' ovp inui^ 'tv/x^^ov ^qovoW lyui gelesei
710 Mucdlen.
lu haben ^ das in den susammenbang nnd naaieotlicli lo den («I«
genden l)tuUov sehr wobl passen würde,
Guben, C SdUiodk.
24. Helladios and Libanios.
Wer die beiden folgenden stellen des
Libanios xaro Sißi^qov III, und des Pbotios bibl. p. 530 B.
251, 2
at/TJj (rj Tvxn) JtovvaCtp St- ovtiXdtov fih vfo^ ^«o»v-
xsXCav tiwxiv Mon rovg (f$og Ijv o t^ SixtKa^
ovovg Tov najQog ovg ^Xav- ctg^ag hrj nwraQaxoym ivoh
vev, avjri j^v aitr^v v^tfov diioiiovia, ^Aya&oxXfig dl
'^;^ anoxic 7, xal b nat^Q, xtQUfAiwQ xai avtog tnrx^
0 xiQafAivg oix ixviXvav xai yQ^vov 2ix$XCag OQ^ug* jl^g t
tC äv^EQfAtCav rov iivovxov Ajaqvitag (n6hg d* a«ri|
XiyotfAt xal tov *A rag via; OgaxCag) IxrofkCag iSv xed
uixä UÜQog oix ix xovQi(og 6ovXog ^g^iv 'EgfAifag* Uw-
fiiv^^IvioTg f iniia^iv; iXrna qog d* o ßaa^Xivg ^Iviiäv
xov dv&Qaxia BaQÖvXTvov xovgiwg ^v vl6g^ BQoldpXXt;
ngoatxvvovv *1XXvq&oC; fitxgdv di ug^iXXvQtuiv i^nganf/riatv
av y^qd^ayogag fiitd tovtovg dv&gaxivg yiyovtog, xal ^Oq-
io^Ht 2^xvwvog xqaiwv o d^ayogag S^xvoivog hv-
fidynQog. Qoivvfjffiv 6 f^dyngog.
vergleicbt> wird sofort ein abhängigkeitsverhältniss swiscben beiden
erkennen ; findet er dann, dass er es bei Pbotios mit einem excerpt
aus der ngayfianCa /^ijiJlrofia^cicoi' des Helladios Besantinooi
zu tbun bat, welches vielfach den Wortlaut des in iambiscbeo se-
naren abgefassten originals bewahrt hat, so wird er anerkenneo,
dass auch dem Libanios dieses vorgelegen hat« Aus dieser Wahr-
nehmung ergeben sich folgende weitere Schlüsse.
Mag jene rede auch in die letiten jähre des Libanios , etwt
um 390 fallen y so kann in ihr nicht eine schrift benutzt sein,
deren Verfasser Zeitgenosse des Jüngern Theodosios ist, was nach
Naber (Photius p. 189) möglich ist. Denn dieser ist erst an
10. april 401 geboren und am 28. juli 450 gestorben ^). Viel-
mehr ergibt sich hieraus ein neues argument gegen die von Naber
angenommene , von M. Haupt *) bekämpfte identität des Helladios
Besantinoos und Alexandrines und fur die ricbtigkeit der von Pbo-
1) Vergl. Sievers Studien zur gesch« der römischen kaiser p. 421
tmd 480.
2) Ind. lectt. Berol. 1870 p. 5 = Oposc. n, 423.
HiBceHeo. 7)1
tios p. 536 A durch Licinius und Maximian (oder Maximinl) be-
itiiDniten lebensieit des verfanera der Chrestomathie.
Sodann gewinnen wir auch einige Verbesserungen des textes.
Die Streichung des xat vor rov ^Ataqvia bei Libanios durch Wes-
•eliog (Diod. Sic. t II, p. 592) und Bernhardj (Suidas torn. II,
p. 527) hilft nicht: gerade ein ausdruck der herrsch aft wird
vermisst. Es wird xal zu halten, jedoch statt rov ^Ajuqvia zu
schreiben sein xvQavvov ^Aiaqviiag. Vergl. Diog. L. V, 1,
5, $• 3 ^EqfuCav xov tivovj^ov ^Axaqviiaq ovia xvQavvov und Lu-
cian Eun. $. 9 ^Eg/AiCav rov ivvovxoy rov ix rov ^Ajaqvitag vo-
qawop. Und BaqivkTvov ist bei Libanios in BdgdvXtp ov,
wie bereits richtig im Pal. gr. 282 fol. 216b von m^ geschehen,
zu andern, bei Photios aber BuqSvhQ statt BqddvXktq zu schreiben.
Daran schliesst sich die frage, ob aus Libanios auch etwas
jfnr den text der Chrestomathie des Helladios zu gewinnen sei.
Bekanntlich haben I. Bekker, Naber, M. Haupt (Herm. I, 400.
Ind. lectt. Berol. 1870 p. 5 sq. = Opusc. II, 424 sq.) aus dem
excerpt des Photios noch eine reihe trimeter des originals heraus-
geschält und Meineke hat im Philol. XIV, 20 gerade mit der
ersten hälfte des in rede stehenden Stückes denselben versuch
gemacht :
ovrihitov fAiv vMq ^v JiOvva&og
o rrjg 2iX€XCag naaaqdxovt^ olq^ag Inj,
dvoip dnoSiovt'j ^Aya&oxXrjg di xtqafAimg
xavjog avxvdv jr^g £^xiX(ag äq^ag xQovov
T^c d* ^Aiaqviwg
(Sf IxxofAtag xal dovXog riq^iv *EqfA(ag.
Man könnte nun geneigt sein den Libanios zur versificirung auch
der zweiten hälfte heranzuziehen, aber meines erachtens fehlt einem
solchen versuch die sichre basis, nämlich die gewissheit, dass Li-
banios sich auch im Wortlaut an Helladios angeschlossen habe.
Eid vergleich des Wortlauts beider stellen spricht dag^en.
Rostock. Richard F&rsier.
25. Kritiflche beitrage zu Demetrias mql Iq^ifp^iCag.
Demetrius' schrift ist wohl eine der besten rhetorischen In-
halts, die aus der späten griechischen zeit vorhanden sind. Deshalb
wurde sie auch schon oft behandelt, so von Victorias, Gale, Schnei-
der, und besonders von Finkh. Trotzdem bleiben noch viele stellen
übrig, die der heilung bedürftig erscheinen, von denen einige hier
besprochen werden sollen.
P. 259. 18 Spengd, $. 2. Hier spricht Demetrius vom umfange
des xwXov; manchmiü umüfosse es einen ganzen gedanken, manch-
712
JW^DdlVD« ■
mal eineA voflsdiiiKgeii theil von eiMü gAntea ge^aiAdk DMA I
fährt er fort: ä^ r^Q rfig j[HQbq 69&rlg oXott u^g fU^ ^ii\\ i
oXa oXn^ laiCv, ohv 6axtvXo$ xal TnjptQ* Uiuw /äß m^ |
/qaqfiiv ix^i Toviarv xwv jitq&9 Ixaotov Mal tS$a lUfn, ovtm suA
dtavofag ntbg tXrjg ovarjg fuydXtig tfAJKQtXafißdvot^ cfv /U^
uva avT^g bXojtXfiQa ovra xal oAtd. Ein Terd^rbol» liegt bier n
der häufung des Wortes iXog im ersten absatx; mnndglich krante
der Verfasser einer scbrift mql iqiMtpfitag so schwülstig schreihco.
W^nn wir die letzten Worte dieses absatzes mit der beanatuiABtes
stelle vergleichen, so ergibt sieh, dass oXrig zu streieheo ist; deai
bei solchen vergleicbungen pflegt in dieser scbrift das verglicbene
mit denselben werten eingeführt zu werden. Es entstand ala giot-
sem zu dem etwas fremdartigen x^^Q^^ ovtffig oXov ttrog, war aa
rande dieser zeile als correktur beigeschrieben und gerieth so in
den text. JüCq ist hier eigenthömlich f&r den ganzen arm ge-
braucht; doch findet es sich vereinzelt in dieser bedeutnng schon
bei Herodot. II, 121 änorafidv Iv rw wfAdo r^w X^^Q^' Sdmeider
meinte in seiner ausgäbe unter beistimmung von Gale, es sei ßga^
Xiiov nach Jtrjxyg ausgefallen. Aber auch nl^g wird Ar den gan-
zen arm von der handwnrzel bis zur schuHer gebraucht, vgl. Bar.
Or. 1466 Xivxbv ifißaXovaa jn^xvv tniqvotgy a^^eseben dateii, dam
Demetrius nicht die gesammten theile des armes aufzählen wollte,
sondern nur vollständige theile (oXa f^igrj).
260. 28, $.5 ist die handschriftliche lesart: yga^fitp jolg^Aqx^-
Xox^^ ßgaxioiv beizubehalten g^en Spengel, der ygätpittv iv toi;
schreiben will. Man vergleiche nur die folgenden werte p. 261. 1
oldi ToTg ^AyaxQiovtog^ wo sonst nach einem so grossen Zwischen-
räume die Präposition gesetzt sein müsste, wenn sie auch an der
ersten stelle gestanden hätte.
264. 18, §. 17 ist zu schreiben filrjxog ri u txV *^ MUf^Wfiri
analog p. 262. 25, |. 10 xafAnrjv U xwa xal avar^o^^ ¥xh.
268. 1 1, $. 29 ist zu schreiben (FvPigy^Uv av statt aw$^oT$r, ma»
vermutbung, die wohl sehr nahe liegt; der plural des verbt beim
neutrum kommt bei Demetrius vor. Goeller wollte cwt^oT S»
haben, aber die form (fvptgyoi bezweifle ich bei Demetrius. Dieses
kapitel hat sowohl bei Spengel als bei Walz die Überschrift iuqI
ifMionXivKüv; dieses ist als glossem ^u btftraekea, da dienen ein
theil zum vorhergegangenen abschnitt mgi naqo^otmv xtiXtov ist,
im weiteren verlauf wieder von den nagofAoOav xtiXtap gesprocheo
wird und am ende dieses fälschlich ntgl ofAOtouXivrfav fibencMe-
benen abschnittes es beisst: irtgl fiiv drj x&v naqofkoliOP mvta.
Wäre die Überschrift ntql ofAOtonXftirwv von Demetrius selbst, so
hätte er hier am Schlüsse sagen müssen: mgl fih Stj ißv sni^-^
fAofwv xal ofiotouXfVTWv lavra.
270. 29, $. 88 ftatiovog ii tXSfi ivo, th fdv MQoxumQkuuSvi o«
SdXi^ fAiv fAUxqdy A)f/of;0* 3i TQiig ßqax^lat. Bier ist fnU^ nadi
718
fiip maagefMea; vgl. z. 81 rgiig f^h ßfax^at Sqx^^^j ^^T^'' '^
fUa ijmnfu. IK« äiiilicbkeit der vorkergebeadeB oiil nadifolgenden
baehstaben ergibt wohl von selbst die mögUcbkdt des verderbnisses.
Sf71. 6, f. 89 stricb Sehaeider xcU vor i^v IfAßoXijp, da es den
siifle itoeii msUissig ist. Vielleicht ist aber xazä T^y Ifjbßaiuqv »
Iceeo (ar == naid, x =s xa(); vgl. Aps. p. 860. 1 al a^^y^€HC
wtkii IfAßoXaQ Mgmtvatgovpta&.
278. 12, f. 48 a^mg /ucy yaQ X<fuig dvCijxavg i| i&v ygafifAUTiov
Cy§$nlffii&g, vmqßoXtl d' ifnpatvowfa id fkifi&oi i«v tiqtaoq.
Hier ist imffßoXri gremaatiach schwerlich zu rechtfertigen. Zu
•elmibeo ist nach p. 822. 28, f. 295 i^ i/^v yaq yqavv iXkru^oqovv
Sd^l teS iaS^ivii xai i^/ri/Aoy ^ifj, xai u/mx ifA^Tvov tijv äigavSap
abif^q ifiigßohMÜgy ohne sweifel ebenfalls vmgßohMwg, da ja die
abkärzung dieser endung in handschriften häufig verwechselt oder
ausgelassen wurde.
278. 22, §. 4S schreibe ich ätpj^gfjio d' Sv alroi tijv /i£-
fmlmjfgimMf statt ixp^gtixo 8^ avjn^ zur nothwendigen bezeichnuag
dea coaditionalen Verhältnisses.
278. 27, g. 49 vermntfce ich olfo^ niatv o QovnvMnQ XQ^^^
statt olq d. h. lauter selche starke ausdrücke wendet Thucydides
aa, HfMgäyai^ statt ßofov»
Giinzbtffg a. D. C, Hammer.
26. Za StatiiM.
Stat Silv. 1, 4, 89:
Nen vacat Arctoas acies Rhenumque rebeHem
Captivaec^e preces Veledae et, quae maxina naper
Gloria, depositam Dacis pereuntibus nrbem
Pandere, quam tanti lectus rectoris babenas,
Gallice, fortune aon admiraate subisti.
Buac igitur cett
Diese stelle ist meines wissens bisher nicht richtig erklärt worden.
Weber Erklärt depositam durch eversam, und Marklaad, der» wie
schon Barth vor ihm, die stelle missversteht, baut darauf mit ge-
wohntem Scharfsinn die conjectur arcem für urhem,
Deponere urhem heisst hier nieht eine stadt zerstören, sondern
„sie anvertrauen als ein depositum^K So deponere bei Statius Ach.
1, 885. 2, 240. Silv. 8, 2, 6. Domitian war selbst gegen die
Dkicier gezogea und hatte der proxima cervix ponderls tmmenei dem
praefectus praetorlo Rutilius Galliens die sorge fdr die stadt Rom
anvertraut; das heisst das taafi rsoforis haheim aMre, das ist die
maxima nuper gloria. Den Daoiern ist damals ihre hauptstadt
nicht lantaM #.orden; das geschah erst unter Trajan» Die urhs
ist hier Rom.
714 Miflcelleo.
Stat ThelK 6, 7S1 f.
Constitit inmanifl ceroi inmanisqae timer! (teoeri, taeri)
Argolicoa Capaneas.
Dan Otto Müller mit timeri trots GroDov und Markkud die eii
sig richtige lesart aufgenommen, dafür zeugt die entadteidende ilaUe
Silv. 4, 6, 36 ff. Tom Hercules:
Deus ille, deus seseque videndum
Indulsit, Ljsippe, tibi, parvusque videri
Sentirique ingens.
d. h. zwerg fiir das auge, riese fiir das gefiihl. So bier in der
stelle der Tliebaide inmants c^mi inmanisque Hmeri: »ttmierre-
gend fur das auge, zitternerregend für das herz. Zu vergieichea
ist auch die von Otto Müller schon angeführte stelle. Theh. 12,
222 f.
Vadit atrox visu, nil corde nee aure pavescena,
Et nimiis confisa malis propiosque timeri.
An dieser letzten stelle möchte ich aber doch einen schlimmeD
fehler verbessern, der den ganzen passus verdunkelt, das own.
Zu nee aure sagt ein alter ausleger: contra morem feminarwmj ad
omnia cMScultantium per metum. Es muss aber offenbar heism:
nU corde nee ore paveecene, starr in ihrem elend, ohne farcht ia
herz und antlitzi und daher eben auch prophr Hmeri,
Silv. 5, 3, 129:
Maior at inde suum longo probat ordine vitae
Desunt nonnulla
Maeoniden aliaeque aliis natalibus urbes cet.
In meiner abhandlung über Statins, oben 3, p. 516, 2 — 6 habe icli
in der eile abzuschliessen meine eigene besserung wieder nmge-
stossen. Ich bitte deshalb zu ändern: „aliaeque aliia mit Gronov
in aliae quem aliis zu verwandeln, ist unnöthig, da Statins so
nach griechischer art parataktisch zu reden pflegt ^ und unrichtigr,
denn Mark land sagt und mit recht: infdiciter: nee enim Sfoliuf
ecripsiseet aliae quem alios iam dura eUsione^ et perpeftuM
carminum eius suavitati contraria^*,
Hamburg. Heinrich ÄätHiii«
27. Zu Livius.
Liv. XXXIV, 2, 12: quid enim nunc aliud per vias et comptia
fadunt quam rogationem fr, pl, suadent, aliam legem ahrogandam
consent? Das fehlerhafte aliam scheint durch Versetzung der bueh-
staben ans latam entstanden. Die weiber erkühnen sich, die be«
stehende gesetzgebung anzutasten.
Darmstadt. A. WMn§r.
Miacelleo. 715
28. Beiträge zar Charakteristik der spräche des Velleias/
Ueber den stil des Velleius haben aasführlicher gehandelt Kritz
in der vorrede zu seiner ausgäbe und Sauppe in einer abbandlung,
welche im schweizerischen museum für historische Wissenschaft 1
(Frauenfeld 1837) p. 133—180 abgedruckt ist. Beide forscher
haben das gesuchte und künstliche in der redeweise dieses schrift«
stellers besonders hervorgehoben. In dieser hinsieht ist Velleius
ein echtes kind seiner zeit gewesen , der zeit, in welcher die rhe-
torischen dedamationen mit ihrem hohlen schwulste den rechten
aufschwang genommen haben. Freilich waren diese schulübungen
nicht seine alleinigen Vorbilder. Er griflF weiter zurück, zu den
werken des Sallustius und suchte den gekünstelten stil, welcher
bei diesem Schriftsteller ein ausfluss der individualität war und im
Charakter seiner Schriften, als politischer brochüren, eine entschul«
digung findet, in einem abriss der geschichte nachzuahmen, wo die
ruhige darstelliing der älteren annalisten viel passender gewesen
wäre, Kritz und Sauppe haben nun die meisten eigen thümlichkeiten
des velleianischen stils schon zusammengestellt und richtig gewür-
digt. Ich werde hier das nachzutragen suchen, was bisher keine
beachtuug gefunden hat.
Was zunächst das formale betrifft, fällt bei Velleius auf der
häufige gebrauch der sogenannten verba frequentativa und inieimva.
Folgende beispiele sind hier zu verzeichnen: adseniari, advmtare,
clamifare, consectariy coMultare, degponsare ^ dlcHiare (5 mal),
gesiare (2), occuliare (2), osimiare (2), pensare und repeitMre
(4), poUmtari, quaeritare, gustentare (3), vendiiarey msere und
revisere (5), vociiare. In den meisten dieser fälle hätte ein einfaches
Zeitwort genügt ; eine modification der bedeutung ist selten bemerk-
bar. Die Schriftsteller der silbernen latinität haben jedoch die ab-
geleiteten formen vielfach bevorzugt. Es ist das eine erscheinung,
welche von einer verblassung der ursprünglichen bedeutsamkeit der
Wörter zeugt. Eine folge desselben sprachlichen Vorganges war
der gebrauch der composita für einfache verba. Auch dabei lässt
«ich in den meisten fällen ein bedeutungsunterschied nicht fest-
stellen. Die gleichsam abgenutzten einfachen formen schienen aber
den Schriftstellern für die volle wiedergäbe ihrer gedanken nicht
mehr zu genügen. Besonders auffallende beispiele der art bei Vel-
leius sind depudet II, 73, 3 für pudet, impdlere 11, 51, 3.
70, 1 fur pellere, ferner II, 108, 1 incinciiy 1, 9, 6 obniiiy end-
lich conquirere I, 17, 7, wo quaerere wohl ausreichen würde.
In formaler hinsieht ist ferner bei diesem Schriftsteller der
überaus häufige gebrauch der dritten person plur. perf. activi mit der
endung ere hervorzuheben. Dieser endung bedienten sich vorzugs-
webe dichter und gescfaichtsschreiber , von den letzteren jedoch
i
716 Mise«tl«fi.
Caesar mir selten, bei weitem häufiger SaUnstiiiB« Dessen eiiilui
werden wir wohl die analoge erscheinung bei yelletua zninschifi-
ben haben, bei welchem die endung «r« 60mal wiederkehrt
Anf dem gebiete der syntax ist mir hei Velleius hesondcn
eine eigenthümlichkeit aufgefallen. Bekanntlich gehranchtaa 4k
Rdmer häufig das participium perf. passiri dort, wo wir ma einei
subslantiTums , das die handlung des verbi ausdrückt, bedienss.
Sie thaten es besonders, wenn ihnen kein passendes sobatantifiH
geläufig war, wohl aber auch in anderen fällen. Diese frciheit
der römischen spräche hat nun Velleius, man könnte sagen, ge-
missbraucht. Er bedient sich dieser ausdrucksweise sehr läufig,
in allen casus, in Verbindung mit ?erschiedenen präpositioocn,
manchmal in langausgesponnenen Sätzen, welche dadarch sehr
schwerfällig geworden sind. Besonders charakteristische beispielc
fiir den letzten fall findet man II, 43, 3 : reUcki ettis acta in utU,
.... victus . • Q, CatuhiSi . . resUiuia . . momimsiito . ., si-
mulque revocati . . liheri, e% praeiwra . . olnUi in UUpania, qHS
noihra siifti, mintis egmt atilo; ferner II, 52, 3: tantum . . pr»-
fi»9um sanguinis el conlisa inter se duo relfmblkae oopita ejfoi-
sumque aUsrum Romani imperii lumen et lot . . caesos vUros um
reciptt enarranda hie scripturae modus. Cf. II, 114, 4, wo neek
part, praes. activi hinzutreten, ferner I, 14, 1, II, 89^ 5. Ich
erwähne ferner II, 36, 1: consulatui . . adiecif decus nahu
eo anno Augustus } II, 45, 2: non caruerunt siispicioiie opprem
dceronis; II, 124, 3 post redditum caelo patrem et corpus eis«
honomftfm; II, 130, 5 a^ftidtnem auxit amissa mater. Vergl.
I, 1, 1. 11, 1. 11, 6. II, 4, 5. 5, 1. 5, 3. 38, 3. 6. 55, 2. 97, 1.
103, 4. 117, 1. 122, 1.
Als eine folge der rhetorischen bildung wird man es wohl
bezeichnen können, dass Velleius eine grosse vorliehe fnr die ani-
drudcsweise verräth, durch welche abstracten namen oder geistes-
elgenschaften eine thätigkeit zugeschrieben wird. So lesen wir:
I, 15, 3 civitatis severitas et consul Scipio restitere 11, 87, 2
Bnftum Antonii interemit crudditas II, 98, I Pisottit virtus
helfom Gompreeeif II, 119, 8 corpus lacerooerof feritaa II,
125, 2 giladiorum ertipit impunitas. €f. II, 47, 4. 49, 2. Ill, 8.
121, 3. 125, 3.
Diese beeinflussung des Velleius durch die redeweise der
schulrhetorik wird uns sehr erklärlich erscheinen, wenn wir be-
denken, dass dieser schriftsteiler besonders in kreisen verkehrte,
die an der rhetorischen bewegung jener zeit regen antheil nahmen.
Diesen Studien ergab sich bekanntlich der kaiser Tiberius selbst;
zwei Vinicii Lucius und dessen bruders Publius gleidinamiger eakd,
haben sich durch ihr rednertalent ausgezeichnet. Des letzteren
söhn war aber jener M. Vinicius , an den die scfarift 4as VdMns
UisesHm 717
f/mithtat isL Es kann uns deshalb nidit wundtrn, w^iui wir bei die^
sen flchrifiBteller sogar direkte nachklänge der scbuldeclamationen
Toifindeo werden. Dies ist mir besonders an zwei stellen au%e&llen.
Der rhetor Seneca sagt Suas. 6, 21 : Qwtiea wmffni oKctiui«
Dir» mors ah hisUn-ms narrata esty toiies fert oonsummmiio toUuB
Mat el qium funebris Utndatio reMtmr. Dies war, wie er aagt,
besonders die gewohnheit der jüngeren , nach Livius lebenden ge-
icbiehtscbreiber (tequmtes hiatorici multo id effnslm fecvruni).
Bei Velleiirs finden wir nun aneh so eine laudatio und swar nach
erwahnung des todes des Cicero II, 66. Sie erinnert vielfiich aa
gewisse stellen der bei Seneca .erhaltenen dedamationeo. Beson«
da« sind zu vergleichen Suas. 6, 5 sqq. und 7, 8. Der gedaa-
kengang, ja sogar die form sind bei Velleias ähnlich.
Ferner sind hierher zu ziehen die demokratischen expectora-
tionen , welche das capitel II , 128 ausfüllen. Sie waren in der
kaiserzeit überhaupt, besonders aber in den rhetorenschulen eine
modesache. Zu vergleichen sind Sen. Controv. I, 6, 4. VII, 6, 18
und luvenal, der überhaupt vielfach den einfluss der schule verräth.
Sat. 8, 236 sqq. Die beiden Arpinaten, Marius und Cicero, waren
das stehende thema in solchen declamationen. Sie fehlen auch bei
Telleius nicht.
Endlich erwähne ich hier die häufigen klagen dieses Schrift-
stellers über die Schlechtigkeit der menschen, welche in der samm-
lang des Seneca besonders stark vertreten sind.
Breslau. Casimir van Morawäsi.
29. Cicer. Nat. deor. 2, §. 143.
Mwiitaeque siHtf palfthrae tamquam mUo püorum, qiUbus et
ap&rtis ochUs H quid incideret repeUeretufy et somno connttienlikis,
quum ocuUs ad cemendum non egeremtts, ut qui tamquam iMvduti
quiescermi. Zu diesem locus desperatus bemerkt Ferdinand Lüders,
dessen zweite aufläge der verdienstvollen ciceronianischen Chresto-
mathie hoffentlich nächstens erscheinen wird: „die stelle ist ent-
weder verdorben (andere lesarten : ut hi — utqw — vielleicht fin-
dige) oder doch von Cicero wieder flüchtig geschrieben. Denn nach
dem absoluten ablativ et conniventihus (sc, oculis) musste ein Satz-
glied mit anderem subject als oouli folgen : es folg^ aber überhaupt
kein verbum finitum, sondern ein abermaliger nebensats mit zu er-
gänzendem ocuU C^ qui — quiesc.). Die beste anskunft wäre
noch, wenn wir statt ut lyni ein concretes Substantiv setzen dürften,
e^a crihrOy colo oder stpaguto, nach der offenbar zu gründe lie-
rndeo stelle Xea. Mem. 1, 4, 6 ... . ijui a<fi^«ri)c fi^iv i^*^
718 MiMellen.
ii^, avafmdvwiM, h il t^ vnvf)^ cvyxXjjirat; tig 9 av lufi
SvtfAOt^ ßXdmw^^v, ^d-fA^v ßXifpaqtiaq Ija^vCm* 00^99^ u
djioyetawaa& rä vniQ iwp ofifidiutv^ wg ikfjfi^ i iit r^« «lyaSülK
Xdqiiq xaxovgyfj. Der ganze satz würde durch einen soldiea ak-
lativ in seiner concinnität hergestellt: vaUo pHorum, gvtWt ä
ap, oc. — repellereiur, et somno canntventibuM — straguio tarn-
quam invoUiii quiescerenh sc. ocuU, wo als einsige anakolnthie
dasselbe subst. im abl. und nom. übrig bliebe, dagegen die notlh
wendige besiebung auf quibus (pUia) festgehalten würde ^. —
Auch ohne solchen ablativ, der denn doch ein Terzweifehes
mittel wäre die verzweifelte stelle zu heilen, lässt sich dieser
wünsch erreichen. Wie im leben die heochler mit der harmlo-
sesten miene daherschreiten , die ehrlichen leute dag^^ durch er-
röthen und erschrecken bei aller Unschuld sich als thäter zu Ter-
rathen scheinen, so geht es mit den Wörtern in der textkritilu
Das tif qui ist der ehrliche mann, daher stösst alle weit aaf ihn
als den friedensstörer, und das lammfromme tamquam der Terräther,
der den staat nicht zur ruhe kommen lasst. Die ganze stelle wird
durchaus klar und bis auf die herzerfreuende von Lüden be-
zeichnete anakoluthie concinn, wenn wir nach «1 qui das tamgiwmi
welches eine in den text gerathene interlinearerkläning zu eboi
diesem vi qui ist, beseitigen, so dass dann quHnu zu repe0sr8iiir
und zu involuii (quiescermt) gehört Dieses quibuB — til ^ i«-
voluti quiesoermt ist eine leichte ganz natürliche zusammeoziehaag
aus quihus — ut qui involitti c/ifie9cifnl, ifiooUfli quiesotreni. „Die
äugen sind im wachen von den pallisaden der wimpem gcacfantst,
und im schlafe ruhen sie wie leute die in ihre haardecke (tnevqa)
gehüllt sind". Es ist eine wahre erquickung, dass die lateinisches
klassiker — die Griechen konnten schon nicht mehr mitreden —
damals noch von zeit zu zeit so schrieben wie man lebhaft spricht,
dass die rhetorenschulen damals doch noch nicht alle färbe dei
lebens in das einförmige grau der studirstube hatten verwandels
können.
Hamburg. Heinrk^ KöstUn.
30. Zu Cicero's or. pro Roscio Amerlno.
Cic. p. Rose. Am. ^. 7 schreibt Halm: 8i vohi$ aequa et Ibo-
nesia isla postulaiio videtur ^ itfdices, ego contra brevem pottnUi-
tionetn adfero et, quo modo mihi persuadeo^ aUquanto aequiwreiiu
Wenn die forderung des Chrysogonus den richtem gerecht und
billig erscheint, dann ist es für Cicero überflüssig, ihr eine wei-
tere forderung gegenüber zu stellen; denn dann sind die richter
in seinen äugen banditen und baaditen sucht man nicht mit
Miseellen. 719
dm so nbeneug^D. Nein der redner kann die möglichkeit, dass
Chrjaog^nos forderaog anklang finden könnte, nur ironisch an-
odimeo. Zum ausdruck dafür dient aber nicht «i, sondern nisi
Das ni vor $i ist von dem vorausgebenden worte profiteamini
abaorbirt worden. Jetzt erst ist die möglichkeit g^eben, der er-
sten ungerechten forderung eine zweite viel gerechtere gegenüber
zo atdlen. Wer H beibehält, kann in postulaiio nicht den inhalt
der forderung, sondern nur den act oder die form des fordern«
nberbaupt finden. Diese erklärung schliesst aber schon contra,
Dodi mehr aber brevem postulaiionem vollständig aus.
Im folgenden: deinde a vohisy iudices, ut audacium scderi re-
«olalis, iftnoc0filiiim calamiMem leveiie et in causa S. Roscü
jEMTfCttUim, quad in onmes intenditur, propulsetis, lässt schon et im
dritten gliede einen fehler der Überlieferung erkennen. Denn die
handschriften der Rosciana sind nicht so schätzenswerth , dass man
auf ihre autorität hin eine spracheigenthümlichkeit des jüngeren
Cicero statuiren möchte. Dazu kommt, dass hier weder eine zwei-
noeh eine dreitheilung statt findet; denn deinde führt eine for-
derung ein, deren verschiedene Seiten in drei gliedern beleuchtet
werden, ähnlich wie $. 12 : petimus ahs te, M. Fanni, a vohisquey
indices f ut quam acerrime maleficia vindicetis, ut quam /orlis-
sims ftomtfiibu# audadssimis resistatis, ut hoc cogitetis • . eo pro*
rumpere paratam esse homimim cupiditatem etc. Bndlich ist der
Ursprung des fehlere leicht zu erklären. Zuerat fiel vor innocen*
iHim das mit m gleichgestaltete ut aus, und als dies geschehen
war, wurde zur Verbindung ut hinter levetis in et umgeändert
Die silbe ni ist nach ut fehlerhaft wiederholt $. 68 : haec magni*
tudo maHeficii facit, uf, nisi paene manifestum parricidium profe^
rofur, credibUe non sit, nisi turpis adulescentia etc. Denn wenn
das parricidium nicht paene manifestum ist, so ist es selbstver-
stilndlich, dass es nicht glaublich erecheinen darf. Der redner
will aber sagen: das fiarrictdifim ist ein so schweres verbrechen^
dass, selbst wenn es paene manifestum ist, es dennoch noch nicht
glaublich erecheint, wenn nicht folgende fffifuta hinzutreten. Es
ist also zu ändern : ut, si paene manifestum parricidium proferatur,
credthile non sit etc.
^. 124: venio nunc ad illud nomen aureum Chrysogoni, suh
quo nomine tota societas latet. Ab ob Cicero einen besondern bei-
namen des Chrjsogonus im sinne hätte! Nein iUud nomen aureum
ist eine witzige Umschreibung für Chrysogonus, und deshalb muss,
wenn der witz nicht überflüssig erecheinen soll, Chrysogoni ge-
strichen werden.
Darmstadt. A. Weidner.
710
C. AuBzttge auB sohriften und beriohtai der ge-
lehrten geseUsehfliten sowie ana zeitsehriften.
M^tofi^ GricO'Bomaint iir^s du BulUtm de VAcadMk !»•
fMoU des msiencee d£ S^.-PMerdtwrg. Tome HI (1869 — 1874):
Ludolf Stephani, Pnrerga an^eologwa XXVI (mk emr
tafel) p. 1 — 8. Auf der beigegeboiei kufifeiiafel werden im
QMdirte earkopbeg- platten, weldie io der kaiserliekcB Ereaitage
aufbewahrt werden, mitgetheilt and erläetert Die anter or. 1
mitgellieiUe platte atelU dai leben des gottes des wein in drei
acten dar: sein knaben-, sein Jünglings- und sein greisen -alter.
Die erste scene zeigt, wie der göttliche knabe Ton Satyrn «nd
Naenaden ersogen wird; die zweite, wie Dionjsos ab blnbendsr
Jüngling sich auf Nazos mit seinem gefolge der aehla£enden Ariadne
naht; die dritte endlich, wie er als bärtiger greis die ihm darge-
brachten opfer entgegennimmt Von den unter nr. 2, 3, 4 abge-
bildeten Sarkophag -platten stellt nr. 2 den raub der Köre dar.
Auf jeder nebenseite des Sarkophags zeigen nr. 3 und 4 ansier
einem thjaiiaterion eine Sphinx, welche sitzend für die ruhe des
in dem Sarkophag bcjgrabenen wache hält und alles nachtheil%i^
welches sich nahen könnte, durch ihre furchtbare kraft sn tct-
niehten droht
A. Nauch, Kritische bemerhungen F» p. 9 — 102. Hern.
11. ^, 5 wird in olunßolct rs nua& als fiilach nachgewiesen das
bisher gültige miat. Die ursprüngliche und angemessene lesart
oUm^ZcC u iaita hatte Zenodot, wie «us Ath. 1, p. \Z F zn er-
sehen. Die lehre der alten graunmatiker bei Homer werde doli;
nur von menschlicher, nie von thierischer nahrun^g gebraucl^, kapa
wenn auch im allgemeinen richtig, doch nicht auf ^uiaschlieislidie
geltung anipruch machen, wie, ausser an beispielen aus den tra-
giikern, an Uom. U, B, 883. X2, 43 nachgewiesen wird. Die
lesart daiia wird ferner aus Aeschylos Suppl. 801 als pehrere
Jahrhunderte älter denn Zenodot nad^^pe wiesen , auch Blaneitho IV,
200 folge ihr. An ^lassender stelle wird dabei die nicht genug
beachtete mabnung ausgesprochen: nicht den Aristarchischen^ son-
dern den voralexandrinischen Uomertext herzustellen sei die auf-
gäbe und das wenngleich unerreichbare, so doch immer anzustre-
bende ziel der kritik. Horn. II. F, 160 wird für nrif^a Xtnono
gelesen jr^/ux yivono nach analogic von iT, 453. X, 421. 358.
£, 63. Odjss. jTj 103, wie ja auch Ujdüd'ai, und yiria&cu ver-
wechselt erscheinen Odyss. q, 187 oder 223. Hom. II. yi, 187
wird das o^q^ äv fAiv xiv als nicht nur unhomerisch, sondern
überhaupt ab unmöglich beanstandet, ebenso in Ay 20Z und dea
zwei stellen der Odyssee f, 361 und £, 259, wo es sich noch fin-
det Vermuthet wird, es hätten alte diorthoten o^ Sp iUv dei
MisceHen. 721
netrao» wq^eo statt iwg fiiv gesetzt; in diesem falle würde uns
obltegeo Ijog fkiv herzustellen. Auch Odjss. i, 334 wird rovq av
xi xal nicht für richtig gehalten, dass an dieser stelle weder a¥
noch x€ nothwendig oder wünschenswerth sei, lehre IL Hy 182.
Ob nun rovg aqa xut ijd-eXov^ ob anders zu schreiben sei , lasse
sich nicht wohl entscheiden. Für das fehlerhafte Sg ovt av xiv
in II. JY^ 127 wird vorgeschlagen : 5^ ov tot xtv "^grjg — ol3i
»' ^A&fivatii, Für das spätere epos bleibt die verbindang ap »t
und xiP av unbeanstandet. Horn. 11. ^, 413 wird nach Nikanor
interpungirt ag>Cff&, damit dieses aber möglich werde, die präpo-
sition iv getilgt: iXcav ii fiicaoKfi^ fisiä (fg>Cci, ausserdem aber
das höchst unbestimmte nl^fia u&ivng als bedenklich angesehen.
Hom. II. 2*, 133 wird fdr (ßst fpovog iyyv^iv airm empfohlen
iinl fAOQog iyyvd-iv avj(f, Hom. Od. a, 108 für ot /uv Mnma
wird gerechtfertigt of filv ixi7&^, da hier wie so oft der vers-
ausgang gelitten habe, ixtT&i steht ebenfalls zu ende des verses
Q^ 10. Hom. Od. 3y 221 haben die meisten handschriften und
die jüngeren Schriftsteller, welche den vers anführen, xuxwv inC-
Xiid'ig andvjwv* Aristarch und Herodian lasen inCXri&ovy ebenso
aber imXri&ov accentuirend Ptolemaeus von Ascalon. Spätere autoren
folgten dem Aristarch. Der einfluss dieser aristarchischen leseart
wird untersucht und verfolgt. Vermuthet wird, es sei xaxwv Xa-
d-MTiStg ändvTwv zu lesen, wie 11. X, 83 und ähnliche dichte-
rische bildungen Aesch. Bum. 893, Soph. Trach. 1021 und Eurip.
Iph. T. 451 sich finden. Hom. Od. &j 201 wird für das sinn-
lose und vergeblich zu erklären versuchte xovtpouqov empfohlen
xovQoriQo^g, Ibid. 429 wird die Verbindung uotirjg vfAvov axoviav
beanstandet und die möglichkeit und Wahrscheinlichkeit nachge-
wiesen, dass es äo&il^g olfAOv axoviav gelautet habe. Soph. Trach.
1098 heisst der höllenhund ungoC/Aaxov riqag in einer nüchternen
und sonst nicht vorkommenden bezeichnung. Der verf. hatte schon
vor Jahren auf Photius Lex. p. 241, 14 gestützt hier dfAaifsaxov
rigag vermuthet, später war von Meineke dasselbe wort bei Soph,
Oed. C. 1568 in avixdjov erkannt worden , nun wird es auch in
Hesiod Theog. 310 für aju^jjfavov hergestellt. Dabei wird für die
etymologic des Wortes nicht, wie die alten grammatiker es bei dem
verwandten dfAU^fjkdxsTog thaten, fidxiCd^at, sondern f^at/xavy fia$-
fuzffffHv, fAat/xdxtrjg herangezogen. Auch bei Ues. Theog. 295
wird für die bezeichnung der Echidna, der mutter des Cerberus, als
diATixoi'Vog vermuthet ufAuCfiaxog, Die betrachtung der zusammen-
gesetzten adjectiva auf — f^^X^^^^ führt den verf. auf das wort
oder vielmehr unwort imfirixavog im Orakel bei Herodot VI,
1 9 xttXülv imfAi^x^^^ ^gyuiVy wo vermuthet wird es sei zu lesen
xax&v imriQavi igywv nach Emped. 416 und Ion bei Athen. X,
p. 447 F unter hinzuziehung von Stob. Ed. phjs. p. 856. Auch
im Terpander bei Arrian. Tact 44, 3 wird ansprechend xaXdiv
Phüologus. XXXV. bd. 4. 46
722 Miscellen. ]
I
ImiiQavog tqyiav vennuthet statt des überlieferten ndkw inni^
Qo^og Mqymf. Im orakel bei Aelian fr. 329 ed. Teubn. bd
Suidas V. xovov ist n%(pvhil^o slatt des unerbörten nqo^pihfio er-
wiesen. Vom neuen brucbstüclc des Aelian, welcbes Rasmus uad
Hereber (Hermes 1, p. 448) im Etym. Gud. p. 531, 27 gefundeo
SU baben glaubten wird nacbgewiesen , das die triviale weisbeit,
welcbe darin entbalten, gar nicbt von Aelian stammt, soodem sidi
nur mit der Schreibung der namen TnMvoQ und j4lX$uvcg be-
scbäftigt. Vor Iv olg sei iig djt$v oder eine äbniicbe weodnng
mit einer angäbe der gemeinten stelle des Cboeroboseos ausge-
fallen. Dem Aelian sei aucb fälscblicb die aus Suidas v. coßoQOi
unter die Fragmente aufgenommene declamation (nr. 452 ed. Didot.
325 ed. Teubn.) zugelegt. A es eh. Prom. 38 wird nqoviwuv
corrigirt in änaaev — nach anleitung von vers 8. 30. 252 —
aus der glosse idwxiv für ainaöiv sei um des metrums willca
TiQovdiotiv geworden. Aescb. Prom. 51 wird dem ootbwea-
digen zusammenbang entsprechend emendirt fypmna uaitog^ da nacb
ausfall der bucbstaben KA die übriggebliebene verderbniss durcb
eine falsche änderung verdeckt sei. Aescb. Suppl. 417 ist seit
Turnebus doxii diTv statt des überlieferten ioxilv ieX angenommea.
der anfang des verses ist aber noch unverbessert geblieben, ob-
gleich die verderbniss gefühlt worden. Es wird vorgeschlagen /ticSv
CwioxH iuv» Aescb. Choeph. 759 ist verbessert ^tdfinfta
statt des überlieferten ^atdQvvjgta. Soph. El. 1148 wird ver-
muthet iyfi di f^^v^q aij ngootjvdwfAtjVy xda&. Da man KABi
statt KA2I las, sah man sich genöthigt das nunmehr müssige A'
zu tilgen, udiXqn] aber statt fAijirjQ setzte ein unverständiger ver-
besserer , der sich zur unzeit erinnerte , dass Electra nicht die
mutter, sondern die Schwester des Orestes war. Soph. Oed. R.
217 wird der ähnliche gang der entstehung der corruptel rj; voctf
aus 7^) ^C(p nachgewiesen. Soph. Trach. 46 8 sei ^&tw durch
ähnliche allmälige Verunstaltung aus tiia entstanden, wie Soph. Oed.
C. 528 durch lesefehler inXi^aui aus inäau) ^ Trach. 1136 änav
aus unXovVy ibid. 256 äyxi<^Tjjga sinnlos und unerhört aus atho-
Xitga. Bekannt ist das schwanken der codices und citate zwischen
X&ovC und ttöXh, /^oVa und nohvj zumal aber wurde das zwei-
silbig gemessene noXewg von den abschreibern durch das ihnen
besser zusagende x^^^^g ersetzt. So ist zu lesen Soph. Ant
187 sthtt x^ovbg — noUwg, ebenso Soph. Oed. Col. 926. Soph.
Ant 368 statt vofiovg naq^tquiv x^ovoq der handschrifiten —
vofjiovg Y^qaCquiv noXiwgy und Soph. El. 382 statt x^^^og Jfigf
ixiog zu lesen noXiwg il^gd^ ixiog* Wie die abscbreiber gem
6uv6g durch (liyag ersetzten wird an mehreren beispielen nacbge-
wiesen, darnach Soph. Ai. 1235 fiiydXa — xaxd corrigirt in
dfivu — fnri. Ebenso ist häufig die glossirung von navovQyog
durch xaxovfyog, wofür aus tragikern wie komikem beispiele an-
Miscellen. 723
gel&hrt werden. Soph. Ant. 8 wird nachgewiesen, wie das
flberlieferte tov fftgatrjyov anmöglich richtig sein könne, als einzig
■Sglich und richtig wird tov ivquwov gesetzt und die umwand-
Ini^ so erklärt, dass zuerst durch einen unwillkürlichen fehler
tfigaryw in nolqavov verändert und dann von einem verbesserer,
der das metrum auf kosten des sinnes in Ordnung brachte, ctQa-
Tiurov statt xoCquvov gesetzt wurde. Dabei wird an Soph. El. 1
erinntot, wo die lesart auch zwischen ajgatriy^aavTog und tvgav-
9^4favTog schwankt Soph. T r a c h. 693 ist SiQxofAM fäuv
gdUidert in g>dcfia diqxofiM. Vorausgesetzt wird , dass , nach
aehon früher in den Melanges Gr6co-Rom. II, p. 705 vom verf.
mcbgewiesenem brauch, von einem abschreiber das dem sinne nach
soaammengehörige SiQxofiat tpdcfiu uipQuifiov zusammengestellt
war und man später den choliambus durch substitution des thörichten
diQxofAttt g>dnr zu beseitigen suchte. Die vorgeschlagene verbin-
doDg ^dofta iiqxofiai, wird durch eine menge von belegen aus
deo tn^ikern gestützt. Soph. Phil. 57 wird für xUntiov em-
pfohlen xQvniiovj die verderbniss sei entstanden aus dem in vs. 55
vorhergehenden ixxXitffstg, Zu den in den Eurip. Studien II, p. 152
nachgewiesenen Verderbnissen der art werden noch mehrere stellen
aus Sophocles und Aeschjlus gefügt, so besonders Soph. Phil. 285,
wo ita XQOvov in ttu novov geändert wird. Ear. Ale. 1154 — 56
tat die Unmöglichkeit des überlieferten ndau i' irviitu) ujqagxCa
nachgewiesen und wird dafür ndarj t' ivvinu) utQamoXn gesetzt.
Bur. Med. 527 wird das vavxXrjgiag cdutQav der handschriften
geändert in awjfigCag vavxXrjgov und za den in den Eur. Stud. 1,
p. 120 nachgewiesenen Verderbnissen der art gefugt: Soph. fr.
854 bei Stob. Flor. 53, 3 statt xqaxovG^v ^ üd-hog /f^oey zu
lesen c^ivovCiv tj XQurog x^qoIv und Soph. Oed. Col. 113 statt
des unverständlichen 1$ o6ov noda wird gelesen Ixnoiwv biov.
Soph. fr. 227, 1 wird die handschriftliche lesart co^og ydg
avddg nXijv ov äv ufi^ ^co^* g%cn die änderungen Beynen's, des
herausgebers des Flor. Leidense, und M. SeyflFert's im Rhein. Mus.
XV, p. 614 geschützt Eur. fr. 600 bei Stob. Flor. 37, 15
wird ein passender sinn beigestellt durch Umtausch von ^litwg und
X6yo&g im dritten und vierten verse. Trag, adesp. 442 bei
Stob. Flor. 36, 12 dem Menander beigelegt hat schon Valckenaer
richtig der tragödie vindicirt. Der schaden des ersten verses ist
allgemein erkannt, zur heilung ist manches vorgeschlagen, Cobet
glaubt die stelle durch ein ungeschicktes supplement verfälscht.
Ebenso der verf., der zu ergänzen vorschlägt: aioxQ^^ / ^rav itg
vovv Inl yXwöffr] fpogmv, Xu den in den Eurip. Stud. II, p. 103
nachgewiesenen beispielen von falschen Supplementen, die auf lücken-
haft überlieferte stellen aufgetragen sind, werden noch gefügt
Trag, adesp. fr. 316, wo das sinnlose xaxov i^ovrog in xotxov
nagoviog. Soph. Trach. 383, wo emendirt wird: oXokVio ndvng
724 Miscellen.
ol ttatoty fMxhifta di \ la&Qat og atntii fiii nqinovt' iifd-X^ xaxd.
Pg. 50 sqq. wird in eingehender grammatischer erörterang nach-
gewiesen dass praesentia auf -d&ta mit kurzem alpha der grie-
chischen spräche durchaus fremd sind. Die formen dfAwad-Hv,
iiwxa&ttv, ilxa&HV, ilqya&Hv sind aoristformen und auch als
solche zn accentuiren. Ebenso ist xtd&fa nur eine erfindung der
grammatiker aus dem aorist funxCa&ov; akxdd^uv ist schon von
Dindorf Soph. El. 396 richtig verworfen. Das allein übrig blei-
bende mkd^iiv wird hier nun auch verworfen und an allen über-
lieferten stellen durch nkd^tw ersetzt Ueber dieses besonders bei
den tragikem vorkommende nhid-nv mit langer Wurzelsilbe wird =
ausführlicher nachweis geliefert. Zum schluss werden die drei be-
lege für eine activform uktfSxw bei Suidas, Diogenianus Vindob. II,
66 und Antiatt p. 110, 13 als nicht annehmbar, da in den beiden ^
letzten stellen anders zu lesen ist, erwiesen. Aristoph. Nub. 6
wird empfohlen anokoyo f^*y w noXtfii^ imlkuip klv$xa \ ot' ovdl
gpAav i^anC fAO& tovg clxiiag im hinblick auf Aristoph. Nub. 1376.
Aristoph. Av. werden die verse 933 und 934 nicht wie bisher
dem Peithetaeros zugetheilt sondern dem dichter , der die neue '
Stadt zu besingen sich anschickt und eine gäbe erhaschen will,,
ebenso vers 947. Herangezogen wird Acham. 465 wo Euripides
verspottet wird und euripideische verse parodirt sind, so wird ge-
muthmasst, dass Aristophanes auch hier einen vers aus dem Tele-
phus benutzt. Pherekrates Com. 2, p. 287 bei Ath. III,
p. 75 B wird statt xäfAmfAnXdfuvog xd&ivdi gelesen xafinXijfAfrog
xd&$v3i. Dionjsius Com. 3, p. 548 bei Ath. IX, p. 405 D
fyria&' txovia statt Mtpriq Kxortot, Menander Com. 4, p. 202
bei Orion Gnomol. 1, 17 Iqwy it für oqwv t*. Men. mo nasi
281 xal mwxog statt yog Tttwxdg. In den Worten des FloriL
Monac. bei Meineke Stob. Flor. vol. 4, p. 277, 23 hatte verf.
Philol. IX, p. 370 einen iambiscben trimeter, den er so herstellte
rf i^ iiXdßna xaXov i&og roTg xQ(J^f*^^o&g, Diese vermuthung wird
bestätigt durch das citat bei Didjmus de trinit. 1 , 27 , p. 81.
Etjm. M. p. 139, 39 hatte A. Lentz Philol. XXIV, p. 542
einen vers vermuthet und emendirt. In der gaisfordschen ausgäbe
des Etym. M. war der fragliche vers schon erkannt und dem En-
polis zugewiesen, desgleichen von H. Jacobi bei Meineke Com. 5,
p. XC nachgetragen. Nebenbei werden von den bei Düntzer
Fragm. der ep. poesie II, p. 116 — 123 als ungewisse fragmente^
aufgeführten versen nr. XXX als dem Empedocies gehörig, nr.
XXXVII als ein bekanntes zuerst von Herodot erwähntes orakel
und nr. XL als aus Damascenus stammend nachgewiesen. Der
von Leutsch im Philol. Ill , p. 573 gebotene vers in Appendix
Prov. 2, 15 aus K und beim Greg. Cjpr. Paroem. II, p. 69,
den H. Jacobi Com. 5 , p. CCCLXV anders abtheilte , wird ab
schlichte prosa des Greg. Naz. Grat. I, p. 5 C. nachgewieseo. In
Miscelleo. 7:^5
den Excerpta Vindob. bei Stob. Floril. vol. 4, p. 294
ed. Meineke hat Boissonade vier aus deo briefeo des Theophjl.
Simocatta entlehnte stellen nachgewiesen. Entgangen ist ihm wie
Ritschi Opusc. phil. 1> p. 571^ dass auch nr. 54 aus derselben
qaelle stammt, Epist 77. Bei Meineke wie bei Ritschi fehlt der
nachweis der quelle bei folgenden aus Isoer. ad Demonicum stam-
menden excerpten: 61 (§. 19). 66 (f 31). 67 (f 33). 69 (f 35).
70 (§. 39). 71 (f 46). Zu dem von Meletius Anecd. Oxon.
vol. 3, p. 118» 11 angeführten hexameter werden mehrere auf
ihn bezügliche stellen angeführt. C. J. 6765, vol. 3, p. 1030
steht eine Inschrift Evq>afABiT(o al&rjQ xal yä' \ Ctdtia növrog
öidifü i' ariQ, Die ächtheit derselben hat Letronne aus paläogra-
phischen gründen bezweifelt. Franz hatte gemeint die fälschung
^be hier ein verloren gegangenes original wieder, verse aus einem
alten dorischen hjmnus. Nachgewiesen wird als wörtliche quelle
der dritte hjmnus des Sjnesius p. 320 A. Bei Bergk PLjr.
p. 1045 ed. 11 steht unter den elegischen adespota ein unvoll-
ständiger pentameter oi ndvia d^Bol ndctv idwxar ix^hVj deo Bergk
zu emendiren versucht und von einem älteren elegiker ableitet.
Die mühe erscheint unnütz, da das epigramm der Anthol. Pal. 12,
96 das vollständige distichon richtig giebt und der dichter der
Anthologie sich auf Hom. II. J, 320 bezieht, ebenso wie Libanius
Decl. vol. 4, p. 86, 1 und Sjnesius Epist. 40, p. 180 C. Auch
die vermuthuog Bergks, dass Alpheus in Anth. Pal. 12, 18 die
Worte ^XV^ ^^^^ "Egiag uxovtj aus einem älteren elegiker ent-
nommen habe , wird als hinfällig bezeichnet , wobei bemerkt ist
nicht der gott, sondern das apellativum igwg sei hier gemeint, wie
Cic. Acad. pr. 11, 44, 135 ipsam iracwidlam qwui cotem esse di-
cebatif. Im Epigr. des Archelaus (Anthol. append. 12) bei Antig.
Car. 19, p. 6 6, 21 ed. West, wird 17 nävra C^od-siovca fvctg
in 17 ndvxa ^woyovovffa fvCtg geändert. Babrius 95, 9 wird
fiir das überlieferte Xoyo^Ci &fjQfv&BT(fa empfohlen XoyotCk ^Xith-
d-HfSa nach Suidas v. ^r(koiv. Ibid. 115, 12 wird die hand-
schriftliche lesart rt yäg vti^iSv fAOt, welche Lachmann, Meineke
und Schneidewin ändern zu müssen glaubten und die Bemhardj
Paral. sjnt. gr. p. 67 durch zehn belegstellen stützte, durch eine
zweite decade von entsprechenden stellen geschützt Meineke hatte
in den Jahrb. f. philol. 1863, p. 387 zu seiner verdienstlichen
abhandlung „de Cercida MegalopoUtano poeki el legialatore^^ (Epi-
metrum Xll in den Anal. Alex. p. 385 — 394) eine interessante
notiz nachgetragen aus einem gedichte des Greg. Naz. (vol. II,
p. 444 ed. Benedict. Paris 1840). Die sechs verse, von denen
die drei letzten auch bei Kosmas in Mai's Spicil. Rom. 11, p. 254
stehen, sind gründlich verdorben. Der verf. heilt die stelle unter
Zuziehung einiger verse aus einem andern gedieht des Gregorius
Naz. rtvyHQUSkg ß((av (vol. II , p. 394 ed. Paris) ^ indem er die
726 MiscelleB«
vene so folgen läast: 1, 2, 4, 5, 8, 6^ dabei aber in 5 statt
tikog Ti^fvivtwv liest avtog rgv^ritrig, in 6 statt avr^c v^v^
I3-' aber T^Xog tqv^vjwv. Thucyd. 11, 11, 8 ist in dti
Worten T^y icuv TiiXag dfiovv fj^aAXofv ij i^ iavtww igav mm
Schwierigkeit, welche die erklärer fortiuschaffen meinen durch eist
geforderte ergänsung dffovfäivtfiv zu Sgav, Es wird gezeigt, wie
eine solche zumuthung weder gerechtfertigt sei, noch den ge-
wünschten erfolg biete, dagegen der erforderliche sinn gewonaes
werde durch die naheliegende änderung des oq&p in i^ovr* Hj-
perides bei Stob. Flor. 74, 34 wird unter hinzuziehung des
folgenden excerptes 35 leicht geheilt indem an 34 sich anschlieiit
fiYvoikhovg foßritiov. Dann wird weiter gelesen 35 Tov aittn,
Olx iviqol untiXtiv, aXXa vo^ov ^m^w xvq$§vhv Sh twv tkmt-
diqwv unter hinzuziehung der überschüssigen werte von Gaisfiirfi i
zweiter handschrift. Die zweite stelle wird nachgewiesen als eal- 1
lehnt aus dem neuerdings aufgeiundenen *Emju(p$og des Hjperidci •
(V, 140 Cob.). Pint. Mor. p. 525 D. werden die unverstäad-
lichen werte der auch bei Pint. Apophth. Lacon. 55, p. 235 B-
erzählten anecdote cangayo^a ngot^ emendirt in oanqu yaQ i <
r^t/$, unter hinzuziehung von Ar. Plut 1086. Dabei wird denn
auch das vorhergehende ävdyxfj in avdyxa geändert, zumal da bl
den Apophth. Laconica die dorische endung überliefert ist Ari-
stides vol. 2, p. 670 Dind. wird die Stadt Athen genannt -äpf
«oftv^v andvTWP ahCav tc xai tqotpovy hier schlägt der verf. Ter
icrtav u xai iqo^6¥ in vergleichung von vol. 1, p. 181 and
p. 319 und Aelian V. H. 4, 6. Die Verbesserung bei Athen. IX,
p. 409 A Koixott statt des überlieferten Ka$x6a wird noch ans
Demetrius ntgi ffotrjfAaiwv Vol. Here. 1 , p. 121 ed. Oxon. be-
glaubigt. Clemens Alex. Protr. p. 35 findet sich ein sprich-
wort in einem vom verf. schon vor jähren durch Umstellung her-
gestellten trimeter, die überlieferte lesung wird geschützt gegen
einen änderungsvorschlag von Cobet im Aoykoq ^EgfAl^g I, p. 244.
Clemens Alex. Paed. 11, p. 185 wird eine eingedrungene
randbemerkuDg entfernt und gelesen: iig oi ßaCtXtTg ol dv6firö$
xa&drrtQ xai toig fCXovg, ovio) 3^ xai rd vitag li XodctttHfw
inayofieyok. Clemens Alex. Strom. Vi, p. 745 wird statt
T« fiiy^ina xai ofAO^vXa geschrieben ra fkdXkCra ofAOfvXa und
bei Herodot Vll , 23 , 3 eine ähnliche corruptel nach eotfernung
des eingeschalteten xai geheilt in: »diw Tt d^ iy^vixo ii Xifw
loXch aXkokCk TO l'i^i'ov. P r o c o p. Gaz. in Cuiacii Epist. Graecan.
p. 443 ist emendirt nxtCiSf, Xiywvy nrCcüe Tov^Ava^dqxov &vkaxov
avTov ydg ^Avd^oQxov ovnou nrtucHg statt des überlieferten
nrfiaCiy Xfywv, Trirjcce jd^ I? dvdqxov &vXaxov, aiiiv yäg
ävi^agxov ovnoTi mi^aifttg. Procop. Caes. de hello Per-
sic o 11 , 15 vol. 1 , p. 222 ed. Dind. wird MfMf^M ngonoro^
verbessert in idif&at ngo^evoi in vergleichung von -Alciphr. 3, 72, 2
Hineilen. 727
iiihI Eust. II. p. 485, 17. Von dem darch Valckenaer hinter dem
Ammonius herausgegebenen kleinen Aii^xov mgl nvivfAdrwvy
wAb dessen Verfasser Boissonade Anecd. 11, p. 37 den Johannes
Lievita aus Btthjnien bezeichnete, wird nachgewiesen, dass es ein
excerpt sei aus der von diesem Johannes veriassten Zusammenstel-
lung und die verse bei Cramer Anecdot. Paris, vol. 1, p. 397 aus
der Pariser handschrift nr. 1270, auf grund welcher Boissonade
sein urtheil fällte, werden als drei iambische trimeter hergestellt
In einer delphischen Inschrift bei Wescher und Foucart nr. 230,
p. 170 steht firivog ^Hutov j woraus Benseier in seinem namen-
lexicon einen monat "Harog =: blutmonat aufgenommen hat. Es
wird nachgewiesen dass hier ein lesefehler statt gefunden für
MHN02 . NATOY d. h. firivig ivarov wie Inscr. Delph. nr. 47,
p. 52 und nr. 81, p. 73. — Pag. 79—87 giebt der Verfasser
zahlreiche zurech tstelinngen und ergänzungen zu Benseler's namen-
wörterbuch, dessen vortreffliche arbeit dabei aber in ihrem werthe
nicht beeinträchtigt werden soll. Verg. Aen. II, 94 — 96 wird
der mittlere vers als interpolirt ausgestossen und dann gelesen:
nee iacul demens, sei me, fors si qua ttdisgety \ promisi ultorem et
verbis odia aspera movi. Die darauf folgenden verse werden unter
▼ergleichung des griechischen ausdrucks gelesen: hctec mihi prima
mali labes. Verg. Aen. VI, 534 hca lurida statt loca iurhida.
Verg. Aen. VI, 890—899 werden die verse 893—896 aus-
geschieden und dann gelesen portaque emÜHt avema für poriaque
emiUH dmma. Hiermit wird Vergil von einem unsinn befreit, an
dem alle bisherigen erklärungskünste gescheitert sind. Beachtens-
werth ist der erneute nachweis an stellen anderer autoren, wie
nicht selten falsche lesarten für die kritiker des alterthums ein
anlass geworden sind zur etnschiebung ganzer verse.
A. Nauck, Bericht über E. MiUer^s Mäanges de lin^ature
Grecque. Die von E. Miller im auftrage der kaiserlichen franzö-
sischen regierung unternommene reise nach dem Orient Hess man-
cherlei ausbeute erhoffen, durch welche unsere kenntniss der grie-
chischen literatur erweitert und manche bruchstücke verloren ge-
gangener Schriftsteller zu tage gefordert würde. Ueber alles
erwarten reichlich ist die ausbeute ausgefallen. Sie ist grössten-
theils grammatischen inhalts, bietet aber eine überraschende fülle
von neuen und schätzbaren fragmenten älterer Schriftsteller und
reiht sich würdig an die ziemlich bändereiche literatur der neueren
anecdota an. Merkwürdiger weise stammt der wichtigste und um-
fangreichste theil der mitgetheilten texte nicht aus dem Orient,
sondern aus Florenz und besonders aus dem schon von Fabricius
und Gaisford rühmlichst erwähnten Florentiner codex des Etjm.
Magnum. Rühmend wird hervorgehoben dass Miller nicht der sitte der
meisten herausgeber von anecdota gefolgt ist und mit diplomatischer
genauigkeit den text mit allen handschriftlichen fehlem wieder-
728 MiflCcHeo.
zugeben sich begnngt , sondern durch nachweisung der citate ui
vielfache emendation sich wesentlich verdient gemacht habe. Vlm
ihm hier und da manches entgangen » so sei ihm^ der so videi
bringe, dadurch kein Vorwurf erwachsen. In der eingehendea be*
sprechung der einzelnen abschnitte des bandes wird nun viel inte-ii
ressantes auf grundlage der ausgebreiteten belesenheit und arbeüal
des berichterstatters nachgetragen. 1. bespricht die bei Miller ii
p. 11 — 318 mitgetheilte ausbeute ^ welche die vergleichung ki
Florentiner handschrift (F) des Etym. M. ei^iebt. Einiges neae
ergiebt sich da zuerst fnr Homer, z. b. dass man Od ^, 182
ehemab gelesen vvv d' axofAM (statt Ix^fAui) xaxoTf/r» xal aXyiOt,
etwas für Antimachos, reicher ist der ertrag für die Ijriker,
Archilochus, Simonides, Hipponax, Alkman, Sappho, Alcaeus, Stesi-
chorus, Ibjcus, Anacreon, Simonides erhalten mancherlei neues, cr-
weiterungen unserer bisherigen kenntniss und berichtigung. Toa
den tragikern gewinnen Zuwachs : Aeschylus, Sophocles, Euripid«,
Ion, von den komikern: Epicharm, Sophron, Kratinus, Pherecraln,
Eupoljs, Aristophanes, Plato, Alcaeus, Polyzelus, Axionicus, weniger
Menander. Von den Alexandrinern wird bereichert Kallimadia,
Euphorion, Apollonius Rhodius, die orphischen gedichte. Biae
menge von versen, die ohne nennung ihrer Verfasser in der Flo-
rentiner handschrift mitgetheilt werden und die auch von Milkr
als adespota verzeichnet sind, werden von Nauck in ihre stelle ge-
rückt und berichtigt. Auch für die prosaiker ist ausbeute vorhan-
den, wenn auch nicht in gleichem masse wie für die dichter.
Jl. Werthlos ist dagegen das zweite mitgetheilte stück aus dca
Etymohgicum parmm, das Miller unter dem titel itvfkoXoylah did-
^oQOi uno 3ittg>6^wv ijvfMXoyixiSv ixXtyeJaa^ p. 319 — 340 nit-
tlieilt. 111. Weit erheblicher ist der werth der vier leider nar
fragmentarisch erhaltenen Sammlungen von Sprichwörtern, die Miller
p. 349—384 folgen lässt, weniger durch die Vermehrung des über-
lieferten überaus reichen sprichwörterschatzes , als vielmehr dorcb
die grössere correctheit und gelebrsamkeit der erläutern n^en n
bereits bekannten Sprichwörtern. Wir gewinnen daraus fiir die
ältere literatur ein nicht zu verschmähendes contingent von neuen
notizen und für die ergänzung und berichtigung der uns überlie-
ferten texte der parömiographen manches material. IV. Aus der*
selben handschrift, welche die Sprichwörter enthält, werden voo
Miller p. 397 — 436 mehrere kleinere abhandinngen grammatischen
und lexikalischen inhaltes mitgetheilt, die für die gelehrtengeschichte
des alterthums von nicht geringem interesse sind. Hervorgehobea
seien von diesen hier nr. 3, welche eine kleine schrift des bisher
gar wenig bekannten und darum bezweifelten Zenodorus enthält,
nr. 4 ZovfjiCvov TgorxvXov mql ßXacy>rjfiiüJV xal no&tp ixcitmi,
wodurch uns ein einblick in die bisher fast nur dem titel nach
bekannte schrift des Sueton'schen werkchens geboten wird, welcher
HiBcelleo. 729
hkrt daas Saeton die arbeit des Aristophaneii von Byzam io be-
trauter weise epitomirt batte, auch die sich anscbliesseoden ex-
cerpte aus verscbiedenen andero capitein der Xi^itg des Aristo-
flaaes von Bjzanz scbeinen sicher von Saeton berauriihren , wie
asdi das mi^etbeilte fragment über die spiele bei den Griecben
gfeieben Ursprunges erscbeint. V. Im letzten abscbnitt seines wer-
ken p. 437 — 458 bat Miller drei hjmnen, die er orpbiscbe nennt,
bekannt gemacbt: an die Hekate, an den Helios, an die Selene.
Von wo er sie ber bat , ist nicbt roitgetbeilt , Nauck glaubt sie
seien ungefäbr im 111. Jahrhundert nach Chr. verfasst und bespricht
nnd emendirt besonders den hymnus an die Hekate.
A. Nauch, Bemerhmgen zu den Sprüchen des PMiUus Syrus,
p. 187 — 206 handelt der Verfasser in veranlassung der ausgäbe
des Publilius Syrus von Ed. Wölfflin, da in derselben die griechi-
acben originale, welche einzelnen sprächen zu gründe liegen weder
Tollständig noch durchgängig genau verzeichnet sind, eingehend über
diese frage , knüpft dann einige auf die textkritik der Senteniiae
des Publilius Syrus bezügliche beroerkungen an und schliesst zum nach-
weis dessen, dass die metrischen eigentbümlicbkeiten des PublUius
Sjrus von den neueren kritikern öfters verkannt worden sind, mit
einer eingehenden Untersuchung der frage , in wieweit Publilius
Sjms sich den proceleusmaticus gestattet habe. (Scbluss folg^)
The Dublin reoiew 1869. 4 trim. Suhierranean Roma; ge-
schichte der nacbforschungen unter Bosio, Mai, de Rossi; beriebt
fiber des letzteren werke, besonders über den auszug, den Nortbcote
nnd Brownlow daraus veröflfent licht haben, so wie einiges über die
kunst der katakomben, p. 393—420. — 1870 enthält nichts
pbilologisches. — — 1871. 1 tr.: Chamfagny, Etudes sur
V Empire Romain; les Cisars du iroisihme siide. Der verf. des
aufsatzes sucht besonders die Verschiedenheit der ansichten bemerk-
bar zu machen , welche zwischen den anscbauungen Gibbon's und
des französischen geschichtschreibers besteht, von denen nämlich der
letztere ein entschiedener freund des christentbums und der kircbe
ist 1871 enthält sonst nichts philologisches. 1872.
Nr. 1. 2. 3 enthalten nichts philologisches. Nr. 4 oct bis dec.
A word on classical studies, in beziebung auf aufsätze in the
Month, sept. oct. 1872. Neben den heidnischen autoren , so will
der verf. dieses aufsatzes , sollen auch christliche , wie Chryso-
stomus und Augustinus in den schulen gelesen und die in folge
dessen nöthig werdende beschränkung der lecture heidnischer au-
toren durch ein „concordat" festgestellt werden. — — 1873.
Nr. 1. Jan. — märz: Etruscan Inscriptions analysed y translated and
commented upon by the Earl of Crawford and Balcarres, London,
Murray 1872. Der graf will das etruskiscbe aus dem altgerma-
niscben erklären, wie schon vor ihm Donaldson und andere getban
haben. Es werden proben von den vollständig unter einander ab-
730 BfisceUen.
weichendeo auslegungen einer and derselben Inschrift gegeben«
Dennoch scheint dem recensenten der graf den richtigen schlüaid
zu der verschlossenen thür des etruskenthums gefunden zu haben.
Nr. 2. 3. 4, so wie Jahrgang 1874 nr. 1 und 2 enthalten nichti
philologisches. — — 1874. Nr. 3 juli bis sept: Sainte CkUe
el la Socliti Bomalne des deux premiers Sihclea, par GuSranger,
Paris 1874; wird (vom katholischen Standpunkt aus) sehr ge-
rühmt. — Nr. 4 enthält nichts philologisches.
The Edinburgh review, nr. 262, oct. 1868 enthält nichts phi-
lologisches. — Nr. 263, Jan. 1869: Beuli, Avgugte et sa /«-
milhy 2. Sdit.; Griard, De la morale de Piuiarque; Comte de
Champagny, les AnUmxns 3 voll. Das erste dieser büeber
scheint dem kritiker zu sehr mit rücksicht auf die Tuilerien (gq^
den imperial ismus) geschrieben zu sein, um als ein sicherer fiihrer
für die geschichte der romischen kaiserzeit dienen zu können;
Plutarchs Schriften scheinen demselben für die Verbesserung des
zustandes der provinzen unter den kaisern zeugniss abzulegen, ein
thema, welches das dritte werk und der kritiker in seinem anfsats
ausfuhren, p. 68--102. — Nr. 265, juli 1869: Lecly, History
of European Morals from Augustus to Charlemagns p. 36 — 56. —
Nr. 269, juli 1870: Rawlinson, A manual of Ancient History
from the Earliest Times to the FaU of the Western Empire, 1869;
Lenormant and Chevallier, A manual of Ancient Histortf of
the East to the Commencement of the Median Wars, Der kritiker
stellt diese beiden werke zusammen, um aus ihren abweichendes
aufstellungen und aus den daraus hervorgehenden lücken in unsrer
kenntoiss den scbluss zu ziehen, dass man als geschichtswerke
nicht bücher ansehen kann, „in welchen fabeln als mö'glichkeiteo
und Wahrscheinlichkeiten als thatsachen ausgegeben werdend
p. 154—176. Nr. 270, oct. 1870: Cox, The Mythologf
of the Aryan Nations, Das werk wird als eine erste Zusammen-
stellung einer vergleichenden mjthologie anerkannt; in der abfss-
sung beschwert sich der kritiker über die häufigen Wiederholungen.
Sodann meint derselbe, dass der verf. von seinem einmal vorweg
eingenommenen Standpunkt aus durch interpretation seine verglei-
chungen und deutungen in die verschiedenen mjthen hineinbringt,
ein streben, das so weit gehe, dass er in den epischen gedichten
der alten Völker eine und dieselbe grundlage, einen angeblichen
sonnenmjthus , sieht. „Die comparative theorie, im gegenwärtigen
zustand, ist wenig besser als eine sinnreiche speculation, welche
den namen der Wissenschaft sich anmasst".
1871. 2tes trim. Apr. bis juni; The doctrine of the chori-
zontesy d. h. derer, welche lliade und Odyssee verschiedenen Ver-
fassern zuschreiben. Der anschlnss der abhandlung an Bernh,
Thiersch, Quaestio de diversa Iliadis et Odysseae aetate ist nur
ein vorwand. Der verf. des aufsatzes in der review schliesst afr.
1
HuceHeD. 7S1
dem umstände > welchen er al« unangreifbar ansieht, dass nur die
lliade zur zeit Ljkurg's, die Odjssee erst in Solon's zeit zum Vor-
schein gekommen ist, dass auch zwischen der abfassung beider
^edichte eine geraume zeit^ 150—200 jähre gelegen haben miisse.
Diese vermuthung stützt er hauptsächlich durch den nach weis der
Torgerückteren bildung, von welcher die Odyssee zeugniss ablegt,
dann durch einzelheiten des Sprachgebrauchs, wie durch die Ver-
schiedenheit des gebrauchs des digamma; so erscheint nach ihm
^^og ohne digamma in der liiade, mit dem digamma in der Odyssee,
endlich durch die Verschiedenheit geographischer nachrichten und
mythologischer Vorstellungen, welche er eingehend darleg^. —
Theoä, Martin's Horace (aus Ancient Claseics for English Readers)^
mit einigen proben der Übersetzung und der biographie des römi-
schen dichters. 4tes trimester. Oct. — dec: Jowett^ the
Dialogues of Pfato, translated into English; die erste erwähnens-
werthe gesammtübersetzung, welche die Engländer besitzen; denn
der frühere Übersetzer Taylor 1804 hat nur aus Ficinus über-
tragen. Die arbeit des verf. wird sehr gerühmt, als eine Seltsam-
keit jedoch bemerkt, dass er bisweilen, namentlich wo bei Plato
selbst archaismen vorkommen, die veraltete ausdrucksweise der
englischen bibel anwendet, und dass er hier und da englische verse
giebt, wo Plato in dichterischer prosa spricht. Gegen einzelne
stellen werden, was das verständniss anbetrifft, einwendungen er-
hoben. Es folgt eine eingehende Würdigung der platonischen
Schriften, unter denen der kritiker besonders die über politik be-
wundert.
1872. Ites trim. Jan. — märz: Tyler: Primitive Culture,
Researches into the Devdopment of Mythology, Philosophy^ Religion,
Art and Cusioniy mit einigen auszügen über steinverehrung bei den
Griechen. 2tes trim. Apr.— juni: Burn, Rome and the
Campagna, an Historical and Topographical Description of the Site,
Buildings and Neighbourhood of Ancient Rome; wird trotz ver-
schiedener einwände sehr gerühmt. Es sind dem werk viele Zeich-
nungen, plane und karten beigegeben. 4tes trim. Oct. — dec. :
Aristotle hy G. Grote. Edited hy A, Bain und J. Croom Robert-
son, 2ter bd. „Das werk des berühmten geschichtschreibers Grie-
chenlands ist ein blosser Torso und doch ein denkmal von glän-
zendem fleiss'^ Die herausgeber haben nichts hinzugefugt, nur die
citate verificirt. Der kritiker sagt gegen den schluss seiner lan-
gen beurtheilung: «,Wir haben über verschiedene punkte genug uns
ausgesprochen , um anzudeuten , dass wir nicht glauben , Grote's
fragment gebe eine in allen beziehungen zuverlässige und befriedi-
gende auseinandersetzung der philosophic des Aristoteles'^
1873. Ites trim. Jan. — märz: The Recovery of Jerusalem,
*!)ine erzählung der neuen erforschungsreisen , besonders der Eng-
nder, nach dieser Stadt und darlegung ihrer resultate; mit einem
•V
732 Miscelleii. V
plaD. — Classical ManuscHpts and F»r«t Editors im anscUov
an W. Forsyth, History of Ancient Manuscripts, 1872, J. Tay-'
lor, History of the Transmission of Ancient Boohs to Modan]
Times und Beriah Botfidd, Praefationes et Epistolae Editionihm
Principihus Auctorum veterum praepositae. Der kritiker giebt
einige beispiele von den versehen der abschreiber der alten codi-
ces. — Die übrigen trimester enthalten nichts philologisches.
1874. Ites trim. Jan. — märz: ohne philologische beitrage.-^
2tes trim. April — juni: Trojanische alterthümer von dr. Heinr.
Schliemann (mit photographischen abbildungen ) , Leipzig 1874^
„Wenn wir auch dem verf. nicht in allen seinen annahmen mi
Schlüssen folgen können, so sind wir doch weit entfernt, die Wich-
tigkeit seiner entdeckungen gering anzuschlagen; wir be-
dauern, dass dr. Schliemann den bericht über seine schätxiiara
arbeiten und seine höchlich interessirenden entdeckungen mit §•
vagen vermuthungen und so unhaltbaren theorien vermischt hat^. —
3te8 und 4tes trim.: enthalten nichts philologisches.
The Northamerican review 1868. 2tes trim. Evans, Pompei^
ein bericht über die neuesten entdecknngen und die neuesten büdber
darüber; der verf. klagt über das unregelmässige erscheinen vn
FiorelU's Giomale degli Scavi, von welchem es ihm — ganz wie
der königlichen bibliothek in Berlin — unmöglich geworden iil^
neuere nummern zu erhalten. — 3tes trim.: anzeige von Pomr,
A. Brief Greek Syntax (anf der grundlage der vergleichenda
Sprachkunde). Der anfang wird gelobt, vor der moduslehre wird
gewarnt, und beispiele aus der behandlung der conditionalsatze zur
Begründung dieses urtheils gegeben, p. 315 — 322. 4tes trim.:
anzeige von PUtmtre's englischer Übersetzung des Sophokles «t
einigen ausstellungen gegen die den griechischen Worten geg^ebeae
auslegung.
1869. Ites trim.: anzeige von Cox, Manual of Mythologf
Der referent, obgleich anhänger der vergleichenden mjthologie nsi
überzeugt, dass Zeus, Apollo und Hercules sonnengottheiten sind,
kann doch dem verf. in seiner auslegung des trojanischen kriegei
und in seiner annähme, dass auch Agamemnon und Achilles nichts
weiter als sonnengottheiten, ohne irgend eine historische unterläge,
gewesen sein sollten, nicht folgen. — 3tes trim.: Allen, The
Religion of Ancient Greece; ein aufsatz über das verbal tniss der
mjthen zu dem religiösen sinn — das nach dem verf. in Cox's
oben erwähnten buch ganz unberücksichtigt geblieben ist — und
über die entstehung der polytheistischen mythen. — 4tes trim.:
Fi she, The Genesis of Language, p. 305 — 367. .
1870. 3tes trim.: anzeigen von Clark's, Ferrar's, BaudryV
werken über vergleichende grammatik und von Peile's IntroducUoi
to Greek and Latin Etymology; das letztere buch wird sehr em
pfohlen. — 4tes trim.: Allen, Tb. Mommsen; ein aufsatz über
MiBceneD, 733
deBsen römische gescbichte. — Anzeige von Bryanfa, 1^ Iliad
of Homer, translated into English Blank Verse, Boston; wird als
Äe beste gelobt und der fiinfeeitige iambus als das beste versmass
for das epos in der englischen spräche empfohlen.
1871. Nr. 1. Jan. — märz : Cox's Aryan mythology. Der
verf. dieses aufsatzes, selbst ein anhänger der vergleichenden mj-
thologie, gesteht doch ein^ dass in der anwendung des richtigen
princips auf die einzelnen fälle grosse missgriffe gemacht werden;
in gründe seien eigentlich nur erst einige namen erklärt und
manche winke zu einer deutung der mjthen gegeben. Cbx ist
ganz in Max Müller's theorien eingegangen, dem hier besonders
der Vorwurf gemacht wird^ die tradition der heroischen zeit ganz
in mythische elemente aufgelöst zu haben; schwerlich wird, meint
der kritiker, irgend jemand den auslegungen Cox's in voller aus-
dehnung folgen wollen. Es werden einige beispiele gegeben, in
welchen Coz in seiner durch natürliche erscheinnngen versuchten
erklärung der griechischen mythen sich in Widersprüche ver-
wickelt. — Taylor y Classical Study, its Value etc., auszöge
aus Schriften grosser gelehrter, den Unterricht in den alten spra-
chen und literaturen betreffend; der aufsatz des anzeigers dieses
buches ist eine vertheidig^ng der humanistischen bildung. — Long,
The Decline of the Roman RepuhUc, 3ter bd.,wird, wie die frü-
heren, gerühmt, jedoch als auffallend bemerkt^ dass der verf. über
Catilina's Verschwörung sich gar kein urtheil gestattet — —
Nr. 2. April — ^juni: BryanVs Translation of the Iliad. In der
(langen) einleitung stellt der recensent sich , gegen Gladstone, auf
die Seite der chorizonten, nimmt auch nicht die abfassung der
Iliade von einem einzigen dichter an, ohne jedoch sich für eine
theorie hierüber zu entscheiden. Von dem englischen hexameter
will er nichts wissen; er billigt, dass der Übersetzer den blank
verse, ungereimte fünffüssige iamben, gewählt hat; eine probe der
Übersetzung wird gegeben und dieselbe stelle aus vielen andern
Übersetzungen, zum vortheil Bryant's, angeführt — Römische ge-
sehichte von Ihne, wird, auch neben Mommsen's werk, als weniger
schwierig zu lesen und anziehender für das grosse publicum, für
empfehlenswerth erklärt — Goodwin, An Elementary Greek
Chrammar, Boston; im etymologischen theil und in der formenlehre
im allgemeinen Curtius folgend , giebt der verf. in der syntax
ausführlicheres, als in schulgrammatiken sonst mitgetheilt zu wer-
den pflegt. — Westphal, Methodische grammatik der griechischen
spräche. Iter theil, formenlehre. Der recensent wirft dem verf.
Weitschweifigkeit vor und bringt eine ganze reihe von versehen
nd Übereilungen bei. Trotz aller fehler glaubt der kritiker doch,
Itass dies werk der neuen auf sprachvergleichender basis g^^n-
^-eten griechischen grammalik den weg wird bahnen helfen.
^^r. 3. Juli — sept: W. F. AUen: Die religion der Römer , mit
734 Miscdlen.
Terweisung auf Hartung^s, Zumpt's, Becker-Marqnardt's, Prellerei
Schriften über dieseo gegenständ. Forts, eines aufsatzes in 1869,
nr. 3. Der verf. sucht besonders zu unterscheiden^ was in der
rönibchen mythologie griechischen, und was altitalischen arspmagi
gewesen ist, bespricht die orientalischen einflüsse, so wie die Ur-
sachen und die nothwendigkeit des verfialhi des römischen glaubeai
in der letzten zeit der republik. — — Nr. 4.- Oct. — dec.:
Whitney: Language and JE^ducaf ion ; ein wort fiir die humaat-
stische bildung. — Der gebrauch des conjunctivas und des optatin
im Sanskrit und im griechischen von Deihrüdsy nach dem urthefl
des recensenten, nebst einer kleinen abhandlung von Greenmt^
die einzig richtige behandlung der moduslehre. — M. MiiXk/i
Lectures an the Science af Language. Der kritiker vertbetdigt
sich gegen die in der vorrede Müller's an die frühere receiüisi
seines werks in der North American revimio gerichteten vorwiffe.
Der verf. dieser replik geht so weit zu sagen, dass Müller gv
nicht zu begreifen verstehe, was ein wort sei; er schliesst: JfUm
lebender mann ist so sehr über gebühr gepriesen wie Müller; dn
autorität, welche ihm beigelegt wird, kann nicht früh genug zer-
stört werden*^
1872. Nr. 1. Jan. — märz: Rohy'a Latin Grammar^ Loa-
don 1871, „das erste buch dieser art, auf der basis der verglei«
chenden sprachkunde abgefasst, wenigstens unter den Engländeni*.
Eine gute schulgrammatik auf dieser grundlage wird gewünaciit —
Nr. 2. Apr. — juni: Whitney, Steinthal, über den Ursprung der
spräche. „ Nach unsrer ansieht'^, sagt der kritiker zum schlarn»
„ist die tiefe Steinthal's und derer, welche einer ähnlichen ansieht
folgen, rein subjectiv, und ihr ganzes system muss fortgefegt wer-
den; es muss ihm ein wissenschaftliches, inductives folgen". —
Nr. 4. Oct. — Dec.: Lange, Römische alterthümer. 3ter bd. „Ob-
gleich nicht so originell wie Mommsen, ist der verf. doch stell
klar; er neigt mehr zu der alten schule'^ — Long, J%e Ik-
cline etc. 4ter bd. (s. v. 1871, 1). „Trotz der zuverlassigci
gelehrsamkeit des verf.", heisst es in der kritik, „ist sein bock
doch nur eine blosse erzahlung der thatsachen ; als geschickte d«
allmählichen Verfalls und des endlichen Sturzes der römischen repi-
blik, als darlegung der Ursachen und des geistigen inhalts dieser
grossen tragödie ist es ein fehlschlag; dazu fehlt die breite der
auffassung und die Würdigung der allgemeinen Ursachen".
1873. Nr. 2. Apr.— juni : Myth and Myth-Makers, hy FUL
Dies buch , welches die einzelnen mjthen nach der methode der
vergleichenden mythologie behandelt, wird, als sich vor den aui-
schreitungen des Coxschen werks hütend, gerühmt. Nr. 3 und 4'
enthalten nichts philologisches.
1874. Nr. 1: Anerkennende recension von Hadley, Intro-'
auction to Roman Law, — Nr. 2: Anzeige von J. W. White,
Hiflcellen. 735
TJ^ Oedipus Tyrannus of Sophocles, with Englith Notes y Bostoo
1874. Im text und in den erklärungen folgt der verf. dem über-
aus conservativen Campbell, in der einleitung Schneide win^ in der
vers-constttuirung J. Heinr. Schmidt, dessen buch über metrik der
yerf. ins englische zu übersetzen gedenkt. — — Nr. 3: anzeige
von Schwegler's Römischer geschichte, fortgesetzt von Octavius
Clason^ Berlin, Calvarj et comp. 1873. 4ter band. Eine interes-
sante Studie zur älteren römischen geschichte und Verfassung, aber
kaum eine fortsetzung des Schweglerschen werk's, da dieser vierte
band den vorhergehenden theilen in der behandlungs weise nicht
gleichartig ist. — Nr. 4. Oct. — dec: anzeige von Marqitardt-
Mommsen, Handbuch der Römischen alterthümer IV, 1. Organi-
sation des Römischen reichs; „verglichen mit dem früheren Becker-
Marquardt'schen handbuch ein vollständig neues werk, hauptsachlich
wegen der benutzung der erst in der neuesten zeit so reichlich zu
tage geforderten inschrifiten'S
7^ Westminster review, 1869. 2tes trim.: anzeige von
Busch y Urgeschichte des Orients bis zu den medischen kriegen,
nach dem recensenten ein durch verschärftere bibelkritik verbes-
serter auszug aus Lenormant's werk. 1870. Ites trim.:
anzeige von Lenormant und Chevalier, A Manual of the
Aiment History of the East etc., dessen ägyptischer theil gerühmt
wird, p. 297 (fortgesetzt im 4ten trim. p. 503). — Anzeige von
Long, The Decline of the Roman Republic; das werk wird ge-
lobt wegen der scharfen beurtheilung der handlungsweise Cäsar's
aod wegen des nachweises der unzureichenden geschichtschreibung
Sallust's. — — 1871. Ites trim.: anzeige von StoU, Bilder
•US dem altgriechischen leben. — 2tes trim.: Aristojihanes , im
•nschluss an Drojsen's Übersetzung, MitcheVs C4}medies of Aristo-
phanes y Frere*s Translation of the Birds and Knights; ein aufsatz
fiber die kunst des athenischen dichtere und über die Unzuläng-
lichkeit seiner Übersetzer; p. 291 — 322. — Anzeige von Ihne,
The History of Rome^ english edition, von Herrn. Pet er y 'Ve-
terum Historicorum Romanorum reUquiaSy von Forhiger, Hellas und
Rom, populäre darstellung des öffentlichen und häuslichen lebens
der Griechen und Römer. — 4tes trim.: Greek Democracy y im
anschluss an The History of Greece hy E. Cur tins, translated
by Ward. Dies ist nicht, meint der berichteratatter , eine blosse
kritik über die geschichte, wie Grote's werk, sondern ein wirk-
licher mit Phantasie zu stände gebrachter aufbau derselben.
1872. Nr. 1. Jan. — märz: Greek Tragedy and Euripides,
Im anschluss an Paley, Euripides with an English Commentary,
^ Der verf. bedauert, in seinem (übrigens langen) au&atz doch nicht
"• platz genug zu haben, Euripides gegen kritiker wie Schlegel und
Müller, die ihn aicht veretanden haben, gerechtigkeit zu verschaf-
T fen ; allerdings litt derselbe, so heisst es weiter, unter der concur-
736 Miscenen.
renz von nebeDbuhlern, welche die biilfiiinittel der tragischen kamt
beinahe erschöpft hatten; dennoch enthält er eigne Schönheiten vob
so überaus grossem verdienst, dass man ihn in die erste reihe der
dichter der weit stellen muss. Gegen den schluss heisst es noch:
wenn auch Aeschylus grossartig ist in seinen theosophemen , Bari-
pides dagegen „der menschliche, mit seinem träufeln warmer thri-
nen'S rührte und beruhigte die herzen. Die zahlreichen anfiihrungeo
sind von dem verf. des artikels selbst (und zwar gefallig) über-
setzt; aller Wahrscheinlichkeit nach bereitet er eine vollständige
Übersetzung des dichters vor. — — Nr. 2. Apr. — juni: Tke
Dedine of the Raman RejnMic, hy Long, Dem recensenten gefiifk
der wegppverfende ton nicht, in welchem der verf. von andern ge-
lehrten spricht; er führt dagegen an, dass Long dem werke Napo-
leon 111. das grösste lob ertheilt. Nr. 3. Juli — sept:
Gretk Lyrical Poetry, im anschluss an Th. Bergk's dritte ausgäbe.
Der verf. definirt die verschiedenen gattuugen der grieckiscfaes
lyrik und giebt einige (gereimte) Übersetzungen, theils ans eigner
feder, theils von Conington; vor Pindar macht er halt, ihn (a
eine besondere studie vorbehaltend. — 7^ Politics of ArietollU.
Der verf. bemüht sich zu zeigen, dass das buch des griechiscbei
Philosophen nicht nur mit vergnügen , sondern auch mit nutzen' fw
unsre zeit gelesen werden könne; er giebt von dem inhalt do-
selben eine Übersicht. — Curtiua, T%e History of Grmcs^
translated hy A, W, Ward, Es fehlt dem buch, meint der receo-
sent, die pittoreske behandlung der einzelheiten , welche man ii
Grote und Thirwall's geschichtswerken findet; aber er fuhrt dafir
den „unsichtbaren Zusammenhang aus, welcher durch die entwicklong
der ganzen nation hindurchgeht". — — Nr. 4. Oct. — dec:
Pindar, im anschluss an Dissen-Schneidewin's und Th. Bergk's aus-
gaben; mit einzelnen Übersetzungsproben, zum theil von Conington. —
Anzeige von des (vor kurzem verstorbenen) prof. Conington ver-
mischten Schriften, in denen sich unter andern eine übersetzuif
Virgils in prosa befindet.
Aetnie critique d*h,isioire et de litteratwe, 1870 et 1871.
Nr. 12: Bladi, Etudes sur Vorigine des Basques, Sehr ausführ-
liche, fast auch das folgende heft füllende anzeige eines unge-
nannten, der das buch für schwerfällig erklärt, aber doch anerkeoot,
dass es das wichtigste über den gegenständ zusammenstellt. —
Nr. 14: Rahhinowicz, Grammaire de la langue latine (für
Franzosen). Anzeige von Ch. M. — Thurot, Exlraits de diven
manuscrits latins pour servir ä l%istoire des doctrines grammati-
cfUes au moyen-äge; anzeige von P. M. , der auf die Wichtig-
keit der schrifit für die geschichte der Studien des lateinischen ud^
fur das verständniss der lateinisch schreibenden Schriftsteller dei
mittelalters aufmerksam macht. —
Index locoram.
Pag.
Aelian. HAn.
12,
21 89
— VH. 2, 13
. 291. 300
2, 28
296
8, 42
100
Ael. Sparl. Hadr.
18 296
Aeschin. Gtes.
48
289
78
835
154
289
— de f. leg.
51
299
— 1, 102
196
— 2, 13
191
— 2, 50
561
— 2, 115
190. 6
— 2, 143
197
— 3, 62. 141
191
— 8, 154
197
— 3, 158
184
— 8. 195
196
— Tim. 1
190. 4
2
194
3
185. 94
4
194
5
196
6
186. 8
— —7
184. 9. 91 bis
8
184. 8. 97 bis
_ — 10
185
11
187. 8
13
187bi8 91.2.5
15
191. 2. 7
— — 17
189
_ -18
187
19
196
20
190
_ -22
184
_ -23
191. 5
24
186 bis 96
25
191
— - 27
191. 7
28
185
30
187 bis
31
187. 97
32
191. 6
Pag.
Aeschin. Tim. 34
185
37
189. 93. 7
38
190. 3. 6
40
191 bis 2. 4
41
• 188. 9. 96
42
197
43
186. 9. 91
44
188. 9. 90. 1
45
190. 6
47
185. 6. 9. 94
48
189. 94
49
186. 9. 90. 1
50
189
51
187. 94
-52
185. 90
53
187. 9. 94. 6
54
187 bis
55
185. 6. 9. 93
56
187 quater
57
189 bis 94
58
187 bis 8. 9 bis
61
187. 9
62
185ter8bis9
63
189
64
186. 7. 96 bis
65
186
67
185. 96
69
185. 90. 5
70
190. 4
72
187. 90 bis 6
73
185
74
191.2 bis 6. 8
75
190 bis 4. 8 bis
76
185
78
189
80
187. 9. 91 bis
81
189
82
187
84
185 bis
86
190
87
185. 6
88
184. 5. 9
89
198
Philologus. XXXV. bd. 4.
47
738
Index locoTum.
Aeschin. Tim. 90
91
92
93
94
95
96
97
98
99
100
102
103
105
106
107
108
109
111
112
113
114
115
116
117
118
119
120
121
122
123
' 124
125
128
129
130
131. 3
135
136
137
138
139. 40. 2
143
145
147
148
149
150
151
152
154
155
156
157
159
Pag.
194
191. 4
185. 90. 4
190
187
187 bis 90. 6
185. 7. 8. 96
187. 97 bis
185. 96
190. 6
196
191 bis
188. 9
188
185. 8
189
190. 1
188 bis
187
104. 7
194
189. 92
180. 91
188. 9. 92
187. 92
188. 91
185. 6 bis 7
186. 7
189. 91
186. 8. 9
187. 9. 97
186
186. 7
184. 95
186, 95
186
188
189
192. 6
189
199. 98
189
186 bis
184. 96. 8
188
186. 96
185. 8. 95
186
185
185. 98
186. 7. 9. 96 bis
191 bis 7
186. 8. 98
186. 91. 299
186. 8. 98
Pa«.
Aeschin. Tim. 160
189
162
186
165
186.98
169
189
170
185.6
171
188
172
195
173. 5
188
176
186.8
177
186
178 186 bis 94
- - 180
189
181
194
183
194. 5
184
186.96
190. 1
187
194
186 bii
Aeschyl. Ag. 200
65
— Eum. 229
707
~ Sept. 260
81
1017
73
- Suppl. 553
707
Alcaeus. 15, 4
35
Alciph. epp. 2, 4, 5
816
Alcman. fr. 97 -
61
Anthol. Plan. 158
99
Apollod. 1, 5, 1
235
- 1, 5, 2
246
- 3, 13, 6
240.2
ApoUon. Lex. 168, 25
43
— de synt. p. 309, 28
62
Appian. BMithr. 38
297
Apsin. rhetor, p. 708 Aid.
295
Apul. Florid. 2, 15
355
— Metan. 10, p. 78 sqq.
Bip. 296
Arat. p. 24, 14
63
Arcad. 165, 24
48
Aristid. 2, p. 397
322
Aristoph. Aw. 296
33Ö
1001
429
- Eqq. 148
325
749
289
— Nubb. 326
330
— Pac. 174
337
— Ran. 73 sq. 755
254
— Thesmoph. 95
337
881
58
— Vespp. 54 sqq.
812
1109
298
— Dram. fr. 1. 2. 3. 5. 8
B. 254
Aristot. El. soph. c. 10
612
— Eth. Nicom. 4, 2
309
- deGen.etCors.B.11,337 64 112 i
— Phys. 4, c. 1. p. 209, a
. 23.
c. 3. p. 210 b. 22
621
Index locorum.
7^9
Pag.
Aristot. Phys. 6, p. 283 a 21.
p. 239 b 9 622
6, 0. 9. p. 239 b 14 623. 7
33 630
— Poet. 13 202
Arrian. Peripl. P. E. p. 13, 10 144
— Disp. Epist. 3 p. 449 306
Artcmid. Oneir. 1, 8 295
3, 36 391
Athen. 2, 40 B 361
— 5, 48 301
— 5, 51 290
— 6, 253 314
— 12, 50 p. 539 a 310. 3
— 13, 51 p. 587 b 310
— 13, p. 604 D 226 bis
— 14, 3 p. 614 e 305
— 14, 16 p. 622 b. d 308
— 14, 31 318
Auson. de litt, monos. 15 394
— 14, 1 681
— Prolos. ludi de VII a 21 292
Bekker. Anecd. p. 278 291
354. 419 292
72, 17 302
Cassiodor. Varr. 5, 42 293
Caton. RR. 161 139
c. 10, 5. 0. 14, 2 393. 4
Catnll. 67, 36 676
Oharis. instit. gramm. I, p.
232. 237 K 683
Choerobosc. ad Theod. 1, 77, 3 101
Cic. Lael. 7 331
— Legg. 1, 22, 58, 2, 5, 11 476
— Nat. D. 2, 143 717
3, 23 21
— Oflf. 1, 40, 144 226
3, 1 491
3, 19 683
— Tuso. 1, 47, 114 200
5, 11, 34. 13, 39 sq. 27,
76 114
— de harusp. resp. 12 330
— pro Rose. 7 718
12. 68. 124 719
— Verr. 3, 41, 95 174
— Ep. ad Attic. 6, 1 491
ad Fam. 9, 14, 6 439
ad Quint. 1, 1, 14. 42 292
Claudian. Ruf. 1, 252 288
— laud. Stil. 2, 403 310
Cod. Theod. 15, 7, 12 316
Colum. 12, 11. 47 176
Comm. grc. fr. 3, 628 Mein. 61
4, 722 316
Pag.
Constant. Porphyr. Them. 2, 2 205
Com. Nep. Dion. 6, 4 476
Hamilc. 1, 4 601
Paus. 1, 3 476
Timol. 3, 4 601
4, 2 289
Corp. Inscrc. Grc, 1, 11 65
101 289
108 289. 300
244 84
272 100
357 298
594. 749 100
950. 1279 84
1569 39
1688 96
— 1710 290
2149 b 84
— 2330—33 289
2347 e. 354 289
2386 100
2782.7.812 290
4283 315
4286 294
4335 290
4614 294
4651. 6750 290
7029 347
Corp. Inscrc. Latt. 1, 98 151
1, 202 123
1, 581 147
1, 586 140 bis
1, 594 147. 8. bis
1, 608 sqq. 129
1, 1256 152
2, 41 123
2, 723 147
2, 727 140 bis
2, 729. 38 147
2, 743 148
2, 3270 133
3, 1076 147
3, 1080 140
3, 1083 147
3, 1103 648
3, 3201 134
4, 230 147
4, 237 147
7, 320 147
7, 326 148
Cromer. Anecd. Paris 1, p. 19 310
Demetr. nfQi tQ/ufn^^ 250, 18 Sp. 2 711
— 260, 28, 5. 202, 25, 10. 264,
18, 17. 268, 11, 29. 270,
29, 38 712
47*
740
Index locorum.
Pag.
Demetr. 271, 6, 39. 273, 12,
48. 22, 48. 27, 49 713
Demosth. pro cor. 120. 180 289
— Dionys. 191
— Eubul. 25 191
— Hal. 32 191
— Lace. 1 191
— Neaena p. 1362 298
— Phil. 1, 15 47
— Phorm. 37 298
— Mid. 8. 10 289
17 320
52 393
p. 533, 15 292
Demosth. 9, 25 561
Dig. 43, 8, 21 130
— 43, 8, 22 127
Dion. Cass. 49, 43, 4 344
52, 17 64
59, 9, 6 344
61, 18. 66, 25 344. 5
67, 44 344
69, 4 294
69, 8, 2 344
— 93 22 292
Dio Chrysost or. 31, 121 296
Diodor. 3, 4 349
— 11, 67 431
— 13, 6 211 a. 2
— 13, 97 292
— 13, 114 210. 2
— 14, 47 sqq. 210
— 14, 48 210.1.2
— 14, 53 210
— 14, 55 212
— 16, 1. 3, 4 205
— 16, 84 289
Diog. Laert. 2, 139 354
3, 47 611
3, 56 299
— ^ 5, 1, 3, 5 711
9, 11, 72 628
9, 26 611
9, 28 608
9, 29 623. 35
Diomed. 3, p. 487 305
Dion. Halic. AR. 1, 21 206
Ennios Annal. 136 V 174
239. 47 672
Epbem. epigr. 2, p. 155 137
2, p. 156 152
2, p. 160 nr. 10 139
2, p. 162 144
2, p. 177 nr. 46 134
2, p. 183 nr. 169 147
Pag.
Ephem. epigr. 2, p. 184 nr. 72 141
2, p. 199, 7. 200, 7 183
Et. a. 24, 2 alyuäCf^y 36
— 100, 41 43
— 259, 39 59 a. 28
— 296, 17 59
— 607, 12 53 a. 20
Etym. M. 34, 10. 35, 3 66
— 182, 37 43
— 313, 55 45
— 346, 56 61
— 367, 40 891
— 408, 32 48
— 408, 39 20
— 436, 57 561
— 444, 16 292
— 487, 16 59 a 28
— 518, 18 562
— 576, 39 80Ö
— 663, 28 58
— 677, 23 45
— 763, 27 306
— 780, 9 57
— 814, 3 48
EtOr. 67, 1 48
— 75 58 a 20
Eurip. Alcest. 549 58
799 259
— Andrem. 7. 36. 258 558
530 44
1097 292
— Bacch. 1128 81
— Cycl. 52 88
— Hel. 491 257
— Hippol. 29—33. 39 707
99. 105. 14 708
271. 380. 1 709
379. 382-6 708
392 sqq. 707
— Iphig. Aulid. 703 262
—• — Taur. 306 292
— Med. 497 44
621 58
— Orest. 1466 712
— Phoen. 1625 44
— Suppl. 1038 58
Eustath. ad Hom. p. 467, 24 44
531, 10 43
925, 32. 36 44
976, 15 305
1063, 30 43
1472, 4 291
1547, 57 61
1547, 62 43
1528, 25 292
Index locoruxn.
741
Pag.
Eastath. ad Horn. p. 1878, 56 67
Eutrop. 8, 10 102
Pestus c. 21 102
— p. 46 M. 123
— » 104 294
— » 117 596
— » 177 391
— » 181 305
— » 186 391
Plav. Vopisc. Prob. 19 346
Fronton, ep. ad am. 1, 1, 3 682
ad M. Caes. 1, 5 683
Galen de Sen. 1, 15 392
Gelliua NA. 20, 6 154
Harpocr B,*A^QOidiT^ ndt^^tifjiog 294
— nagaaxijyta 231
— ntginoXof 289
Herodian AOxx. 4, 355, 21 84
Herod. IT, p. 418 fgm. 47 561
Herodot. 1, 157 63. 4
— 2. 121 712
— 2, 35 390
— 3, 108 38
— 3, 131 40
— 3, 150 38
— 5, 89 97
— 5, 102 38
— 5, 104 50
— 6, 66 63
— 6, 75 44
— 7, 139 63
— 7, 178 98
— 7, 194 38
Hesiod. Scut. Here. 209 sq. 34 533
— Theog. 93 200
Hesych. 8. anxiq. dsiot 68
— dCiQOi 22
— a^giCity 17
— aiydgov &ia 291. 4
— ttMiQvnoy 66
— äxoyjtg, dxtia 37
— ttla 46
— dliirat 71
— dltnt^Qtoy, dXiyM, dXirtty.
— dXo^/Uka 71
— d!lova 45
— ayov 56
Hesych. S. txt^ayctg
— Hov^a
I — i\iü»ia
— inaXiiyat
— ^71* j^jjyai^ dyoiy
— *E^(odioiy
— fxfoi
— Ctvcao&at
— Covaat
— ifitn(Xix(x)oy
— ^iayoy
— ixfidcat
— ixQta
— Ixria
— ty
— Imoy Ino^xofAiytiy
— loiii
— xccraXtiyat
^- aytoinoh
64
— SdXa
47
— (faJU/y/ixy
35
— daiXxtoy
71
— da^oTQi^tiy
17
— dtOQOtxa/g
53 a. 22
— dKf^tQtt, dufi^igdXoKffOS 72
— dQis 53 a. 22
Pag.
97
56
87 a. 38
71
39
291. 2
17. 23. 65
87
56
20
67
67
80
36
293. 4
36
83
396
53 a. 20
71
— xaroto/uiyoq 58
— X(ia. x^ttt, xoitjc» xotoXt/g 96
— xogCa 21
75
300
13
89
39
292
57
67
42
17. 54
23
392
87
53 a. 22
39
— MdXtxa
— MiX^ritoy olxos
— OfAtflj
— onißaX, onicaatTQoy
— naQ* tttytigov ^ia
— ndQotog
— niXfxo
— ^avXoy
— ffi ßoXs
— eodya
— <Ma9-ai6y
— cifidti, ffipidti
— vtXoyog oi^
— vntffOKiCofiiyov. vntgottigd/utyot 57
— XQttvffat 44
— jif^a/C«* 44
— ipdtioy 295. 7
„ , «-. 560
559
559. 60. 1
559. 60
70
60 a. 30
559
52
255
34
43
560
Homer. II. 1, 311
1, 437
2, 351
2, 510. 611. 9
2, 781
3, 34
3, 311
4, 276
4, 490
5, 90
5, 138
5, 255
742
Index locomm.
Pag.
Horn. IL 5, 299
559
5, 352
47
5, 364
559
5, 410
415
5, 745. 7
422
5, 837
559
8, 291
560
9. 363
421
9, 589
559
11, 308
52
11, 512
560
11, 518
559
12, 16. 50
560
12, 375. 444
559
12, 468
560
13, 665
559
14, 12
422
15, 128
48
15, 384
559
15, 482
422
16, 127
52. 53 a. 20
16, 184
57 a. 25
16, 396
559
17, 4
559
17, 294
59 a. 28
17, 447
52
17, 541
559
17, 628
415
18, 68
559
19, 136
201
19, 264
59 a. 28
20, 390. 1
422
21, 287
415
21, 297
59 a. 28
21, 529
559
22, 70
47
22, 491
60 a. 30
22, 495
57
23, 558
39
24, 12
47
24, 459
559
24, 508
62
- Od. 1, 1-31
417
1, 1-10
410
1, 3-9
418
1, 3. 4
414 bis
1, 5 sqq.
412
1, 5-9
414
1, 9
411
1, 10
410. 2. 3
1, 11-26
416
1, 11
412. 3. 6
1, 12
412
1, 13
412. 6
1, 15-9
417
Horn. Od. 1, 16—8
1, 18-26
1, 18. 26
1, 27
1, 28. 9
1, 29-31
1, 32 sqq.
1, 33 sq.
1, 35.50-5
— — 1, 50 sqq.
1, 55 sq.
1, 62
1, 63. 4
1, 71—5. 74. 5
1, 88
1, 96-8
1, 100. 1
1, 211
1, 362
2, 18. 27
2, 94
2, 172
2, 230-4
2, 243
2, 358
2, 406. 416
3, 12. 30
3, 131
3, 483. 92
4, 473
4, 475
4. 557-60
4, 626
4, 656. 708
4, 751
4, 760
5, 5. 7 sq. 8— 12 11
5, 23-7
5, 28 sq.
5, 31
5 32
h\ 33. 4. 5. 8. 40
5, 41
5, 42
5, 43-91. 44-6
5, 46 sq.
5, 51
5, 52 sq.
5, 56. 73
5, 81-4
5, 83. 4
5, 85 sq. 93
5, 97 sqq.
5, 97
5, 98
57
Pag.
417
418
417
416
415. 20
415.8
415
417
415
420
427
418
420
418
419
422
422
560
a. 25
560
400
559
420
48
57 a. 25
559
559
560
559
560
421
420
255
560
57
57. 559
.13.21.2
420
421
421.2
421 bis
421
421 bis
421. 2
422
417
424
421
424
426
426. 7
425
422
425 bis
425
Horn. Od. 5, 99
5, 105-11
5, 108
5, 109-70
5, 112
5, 113
5. 114. 5
5, 116. 7
5, 133. 4
5, 140
5, 151. 4—8. 6.
5, 157—88. 61.
5, 168-70. 1.
5, 193
5, 219. 20. 5-^
5, 371
5, 488
5, 721
7, 88
7, 47
7, 122
7, 251
7, 298
9, 101
9, 103
9, 178
9, 179
9, 398
9, 471
9, 562
— - 9, 563
— — 10, 135
— — 11, 5
11, 523. 34
11, 637
11, 638
— - 12, 145
12, 146.229
12, 407
13, 110
13, 136. 8
13, 574
_ _ 14, 178
— — 14, 356
— — 14, 464
_ — 15, 145. 90
15, 209. 19
15, 221
15, 414
15, 426
15, 447
15, 499. 549
15, 551
— - 15, 553
16, 290
Iudex locomm.
743
Pag.
Pag.
495
Horn. Od. 17, 49
57 a. 25
422
17, 184
415
423
17, 445
76
427
17, 496
81
422
18, 102
34
421. 2
18, 131
52
421
18. 206. 52.
302 559
426
19, 9
53 a, 25
422
19, 103
415
427
19, 125
559
. 7 426
19, 139
400
2 427
19, 181
560
2. 90 sq. 426
19, 279
421
558. 9
19, 508
415
7 438
19, 600
559
460
19, 602
57 a. 25
241
20, 127
422
420
21. 356
57 a. 25
559
22, 142. 82
559
415
23, 1
57 a. 25
9 a 17
23, 85
559
422
23, 341
421
54
23, 364
57 a. 25
560
24, 129
400
559
— Hymn. Apoll. 1-
-178 217
560
1-13
218
559
1-4
218
47
2-13
229. 21. 3
559
2-4
218. 9
560
4
219
559
5-11.5
218
422
6
218. 9
559. 61
8. 9. 10
218
559
11—13
220
563
11
221
559
12
221. 4. 5
560
13
224. 5
559
14-18
220. 3 bis
54
17
223
62
19 sqq.
220. 1
421
19
220 bis 3 bis
415
20-4
220. 3
202
20. 1. 22-4
221
559
26. 7. 8. 9
223
47
30-44
225 bis
559
45
224 ter.
560
46. 7
224
559
47^80
225
54
80. 1
224
95
83-119
225
560
87
224
559
119. 120-40
224. 5
422
120-34
225
62
123
221
53 a 20
125
224
744
Index locorum.
Pag.
Horn. Hymn. ApoU. 126.
Horn. Hymn. Cerer. 60-
30. 1
225
4. 7
23S
132
224
68
229
135. 6
224. 5 bis
76. 7
232
137-9
225 bis
77 sqq.
223.4
137
224
77—81. 77. 80
233
140 sqq. 140. 1
-8. 2
81
229
44-78
225
82—7. 5. 7. 90-4
234
179-546
217
91
235
179-81
218
94_7
236
182-206 218.
20. 1. 2. 3
94
286.7
207-13
221. 3
96
236
207 sqq.
221
98
286.8
207
220
99
246
210-546
223
101 aqq.
236
213
221.2
101
237
214-387
221
103 sq.
236.7
214
222
111. 3—7. 35-44
237
214-30. 39-43
223
157
237.8
244-76
222
171 sq.
239
277-304
223
181
238
284
224
188
236
287-95
222
194-211
238
356-78
223
198
238.9
375-87
222
200
238.48
— Hymn. Cerer. 1—19
3 227
201
238
5-7. 8-17
228
205
246
8
251
207
243
9
227
212-23
240
17
228 bis
219
243
18-58
228
221. 25—30
239
18-21
228.33
^- 231. 2. 3. 35— 41.36 sq. 240
18 sqq. 18. 20-
58 228
236
241.2.3
20
229. 33
237-47
242
21
235
237
240
22-6
233
239
241
22-8
230
243
242
23
230. 1. 2
244
241
24-6
229
^ 248
241.2
25
229. 30. 1
249
240.2
27-9
229. 33
250.2
242
30-2
230 bis 3
253
243
31
228
256. 6
244
32
228 bis
262. 5
243
34-51
233
268. 68—74
244
35.6.8
232
270
246
44
231
276 sq.
236
45
231. 2
284—91. 87 sq.
244
46
232
292-302
246
51
232 bis
302
247
52-9
233
302-34. 14-6
253
52
232
316
247
57
229
316 sq. 19
248
58
228
334-433
253
59-89
233
336
248
Index locorom.
745
Pag.
Horn. Hymn. Cerer. 338 249 bis
338. 9 249. 51
342 248
347. 8. 9-56. 49. 57 sq. 249
359. 63. 3-70 250
363-9 250. 3
364 250
365 52
371 250. 1
371—4 253
372. 5-85. 85-403. 4.
9. 10 251
411 250. 1
412. 28 251
433 252 bis
434 252
434-7 252. 3
438-40 253
441 252
441—73. 42-7. 8. 67 253
473 246
473—82 254
473-83. 6-9 253
— Hymn. Vener. 293 100
Horat. Carm. 1, 1, 3. 2, 6 479
1, 3, 1 100
1, 3, 14 479
1,6, 17 487 bis
1, 6, 18 488
1, 20, 5 479
1, 21, 1 487 bis
1, 21, 10 488
1, 31, 9—16 479
1, 35, 9 492
1, 37, 12 47
2, 6, 10 48
2, 7, 6 676
2, 8, 21 487 bis
2, 13, 1 479
2, 19, 5 479
2, 20, 5. 6 492
3, 1, 4 487 bis
3, 2, 5 479
3, 8, 9 492
3, 8, 26 479
3, 10, 1. 11, 34. 13. 1 479
3, 14, 9 487
3, 14, 10. 1 496
3, 14, 13 492
3, 16, 41 480
3, 17, 4. 20, 1. 5 492
3, 23, 11 480
3, 27, 17 492
3, 27 extr. 480
4, 1, 25. 29 487
Pag.
Horat Carm. 4, 4, 17 480
4, 5, 17. 8 490
4, 6, 31 487 bis
4, 8, 28. 9 490. 2
4, 9, 43. 45 sqq. 492
4, 11, 10 487. 9
4, 14, 2. 4 492
4, 15, 8 490
— CSaev. 6 487 bis
extr. I 480
— Epist 1, 1, 16. 28. 57 482
1, 106. 2, 46 483
1, 60 293
1, 16. 7, 6 483
1, 23 482
1, 46. 10, 1. 25. 11, 7.
16. 12, 1. 14, 6. 15, 8.
16, 60. 18, 49. 19, 31 483
1, 20, 24 565
2, 1, 5 484
2, 132 487. 8 bis
2, 186. 244. 2, 3. 71.
128 484
2, 3, 108. 28. 209. 27.
59. 318. 85. 83. 403.
34. 50 484
— Epod. 5 extr. 6 extr. 9 extr.
16 extr.
17, 8 480
— Sat. 1, 1, 27. 34. 5. 45. 63
sqq. 480
1, 85 486
1, 88-100. 91 480
2, 95. 108. 9. 3, 27. 47.
56. 7. 64 sqq. 64
2, 4, 10. 25 481
2, 81 676
6, 122. 7, 9 sqq. 481
2, 1, 49. 89. 133. 2, 9
27. 38. 61 sqq. 481
3, 7. 72 482
3, 130 486
3, 187. 243. 300 482
3, 325 487
4, 6. 5, 100. 5. 6, 17.
28. 85. 7, 61. 8, 29 482
Hygin. Fab. 12 282
— 14 279
^ 15 280
— 17 282
— 18 281
— 29 283. 8
— 30 284
— 35 286
— 37 287
746
Index locorum.
Pag.
Hygin f. 148 284
Inscrr. grc. Eph. arch. 4082. 97 800
RÄDg. Antiq. HA. 2285 299
— Boeott. Keil. 30 70
— Cypriae 1
— latt. R. N.Momms. 2241 294
3643 = 3213 Or. 131
Or. 3312. 24 134
Or.H. 6615. 6. 7 132
6618 131
— ose. Ephem. epigr. U, p.
165 no. 10 116
— 8. Corp. Inscrr., Eph. epigr.
Jo. AI. 27, 30 62
Joann. Apoc. 17, 6 48
Jon. fr. 9 48
Joseph. A. J. 2, 1, 2 84
19, 1, 13 292
Isaeos de Cic. Hered. 16 300
Isid. Peius. Epist. 1, 74p.24B 390
— Origg. 10, 253 293
19, 22. 18 391
Isoer. Pac. 82 289. 92
Jul. Capit. Gord. 3 346
Julian or. I, p. 4a 306
Just. 3, 6, 12 226
— 7, 6, 7 205
— 32, 2, 1 206
Juven. 4, 9, 87 680
— 6, 531 ' 681
— 7, 58 566
— 8, 236 sqq. 717
— 10. 235. 13, 155 681
Lamprid. Elagab. 22 344
Liban. c. Sev. 3, 251, 2 710
Liv. 3, 38 extr. 394
— 5, 6. 6, 6, 18 567
— 6, 39, 11 175
— 9, 13 567
— 21, 33, 4 566
— 21, 33, 5 567
— 22, 12, 4 180
— 22, 14 567
— 22, 25, 10 180
— 22, 47, 5 204
— 24, 5. 10. 14 567
— 34, 2, 12 714
— 38, 23 567
— 39, 17 139
— 40, 51, 3 293. 316. 7
— 41, 27, 5 294
Lucan. 2, 172 8, 505 679
Lucian Anach. 38 289
— Eunuch 9 711
— Jup. trag. 41 351
Pag.
Lucian Tozan. 59 296
LuciL 2, 951. 3, 255. 700. 706.
4,618. 658. 6,491. 839 128
— 26, 65 ed. Mall. 672
Lucret. 1, 761. 818. 908. 2,
1008. 14 676
— 3, 1064 47
— 4, 1181 320
— 5, 230. 1218 208
— 5, 1247 490
Lycurg. Leoer. 8. 9 184
Lysias Agorat. 32, 55 289
— 1, 1 265
— 1, 16.17.25 266
— 1, 27 266. 7
— 1, 28 267
— 1,32.7.40 266 bi«
— 1, 42 266
— 1, 45. 7 266 bis
— 2, 2 273
— 2, 3 273 bii
— 2, 4. 6 273
— 2, 7 273 bi«
— 2, 8 275
— 2. 10 273. 5
— 2, 13. 5. 6 274
— 2, 17 273
— 2, 18 273. 6
— 2, 21 276
— 2, 21 273 bis
— 2, 22 273
— 2, 23 274. 5
— 2, 24-8 273
— 2, 24 274
— 2, 25 275
— 2, 26 273. 4. 5 quater
— 2, 27 275 tr.
— 2, 31 276. 7
— 2, 32 273. 5
— 2, 33. 5. 9 277
— 2, 41 275
— 2, 48. 9. 51. 2 275 bis
— 2, 67 277
— 2. 73. 4. 9 275
— 3, 1. 2. 14 267
— 3, 15 267 bis
— 3, 16. 7. 29. 31. 2. 5. 7.
40. 2 267
— 4, 1. 4. 9. 15 267
— 7, 2 268
— 7, 6 267. 8. 9
— 7, 10 268
— 7, 22 268 bU
— 7, 23 268. 9
— 7, 25 269
Index locomm.
747
Pag.
Lys. 7, 26 268
— 7, 28 268 bis 9
— 7, 31 • 268
— 7, 35. 8. 40 269
— 8, 1 277
— 8, 3. 4 277 bis
— 8, 7 277
— 8, 9 277 bis
— 8, 10. 13 277
— 9, 5 278 bis
— 10, 20 269 bis
— 10, 32 272
— 12, 25. 9. 34. 63 269
— 12, 79 270
— 13, 10 184
— 16, 13 270 bis
— 16, 14. 8 270
— 17, 1. 4. 8 270
— 19, 23 271
— 24, 3. 25, 11. 5 184
— 30, 7. 8 270
— 31, 3. 9. 12. 3 271
— 31, 19. 20. 4. 32 272
Macrob. Sat. 1, 9 123
Mart. 1, 11, 1 345
— 1, 23, 1 680
— 1, 26, 1 sqq. 346
— 2, 2 530
— 4. 44 519
— 5, 45 564
— 5, 46. 7, 8 565
— 8, 78, 7 sqq. 344. 6
— 9, 34, 6. 10, 84, 2 680
Maxim. 2, 1, 60 681
Min. Fei. 2, 1 208
— 2, 4 207
— 5, 4 207. 8
— 5, 7 208. 9
— 5, 8 209
— 12, 7 209 bis
— 14, 5. 16, 2 209
Noun* Dion. 46, 269 gqq. 357
Oppian. Halient. 5, 228 47
Oros. 7, 15 102
Ovid. AA. 1, 89 292
1, 237 566
1, 497 292
601. 2, 481 675
— Fast. 1, 704 491
2, 809 678
3, 819 398
3, 881. 4, 25 678
4, 407 491
4, 544 sqq. 245
4, 617 233
Pag.
Ovid. Heroid. 1, 10 392
2, 118 505
12, 198 677
19 (20) 104 678
— Metam. 1, 180 677
6, 53 sqq. 397
6, 55 sqq. 392
6, 141 678
6, 324 677
6, 576 392
7, 671.9,11 678
9, 690 677
10, 635 678
11, 25 293
11, 384 678
11, 558 677
13, 87 678
14, 25 566
14, 231 678
— Trist 4, 4, 24. 7, 6 678
Pacuv. 25 R. 672
Paus. 1, 2, 4 301
— 1, 8, 6. 14, 1 298
— 1, 18, 1 361
— 1, 19, 7 298
— 1, 20, 2 297
— 1, 20, 3 298
— 1, 29, 16 295
— 2, 3, 6 294
— 2, 12, 4 sq. 246
— 2, 14 256
— 3, 12, 8. 14, 1 295
— 5, 12, 4 295
— 5, 19, 1 360
— 6, 16, 5 84
— 7, 20, 3 294. 8
— 9, 31, 3 518
— 9, 35, 2 294
— 10, 32, 4 97
Petron. c. 44 680
Philem. fr. inc. 85 (4, p. 59) 200
Philon. adv. Flacc. p. 975- 290
Philostr. V. Apoll. 4, 21 300
4, 22 296
5, 7 293
6, 11 319
-~ V. Soph. 1, 9, 1 320
2, 1, 4 298
2, 1, 5 294. 8
2, 5, 3 299
2, 8, 2 299. 300
Photius s. xafttxHytu 71
— Mthritoy olxos 300
— fivximamy 77
— nagacxiiyta 321 bis
748
Index locormn.
Pag.
Photiua R. cto/näjui 351
— iQayix^ CTt^yfi 306
— Bibl. 53 b. A 712
81 292
106, 2 291
162 291 bis
351, 16 331
530 B. 710
Find. Dithyr. 3, 7—10 293
— Isthm. 1, 24 sq. 255
1, 36 225
1, 41 255
1, 44 256
1, 52 sqq. 255
1, 68 256
2, 7 sq. 12 sq. 256
2, 19 sq. 42 257
3, 29 sqq. 257
3, 36. 52 sq. 258
3, 53 sq. 65 259
4, 16. 56 sqq. 259
5, 35 sqq. 42. 45 sq. 260
5, 59 261
6, 39 sqq. 260
7, 1. 4 260
7, 5.10.11-14 261
7, 31. 33. 47 262
7, 65 260
— Nem. 4, 52 257
7, 71 59
— Pyth. 1, 44 59
2, 1—12 431. 6
2, 9-12 442
2, 13—20 436
2, 17 437. 8
2,21-52 436
2, 24 437
2, 28 438
2, 34 437
2, 37. 49 sqq. 51 438
2, 52-56 436
2, 52 440. 2
2, 54 sqq. 435
2, 56 438
2, 65. 72 439
2, 73 sqq. 433
2, 81 439
2, 86 442
2, 89 sq. 440
2, 89 439. 42
2, 90 sq. 93. 94 sq. 96 440
4, 146 258
8, 61 200
12, 6 59
~ Scol. 1, 14 100
Pag.
Plat. Alcib. I, 308, 4 Bk.
eS
316, 4
660
322, 18
659.60
326, 13
660
326, 22
668
328, 7
668
338, 8
663
348, 9
665
362, 1
660
n, 276, 5
660
284, 2
663
286, 14. 287, 2
6U
289, 23
660. 8
291, 1. 292, 16
660
293, 16
668
295, 21
659
307, 4. 312, 3. 369, 8 658
— Amat. 285, 7
664
287, 3
668
296, 12
644
— Apol. 36, 6
200
89, 14
654
90, 11
654.67
91, 1
649
91, 12
654
95, 17
649
110, 6
662
114, 20
649
116, 1
661
116, 20
644
120, 13
649
121, 4.19
667
127, 10
661
130, 20
649
132, 8
644
132, 19
649
— Charm. 303, 1
654
304, 20
662
307, 20
648
310, 18
656
337, 11
662
338, 10
644.8
340, 10
654
342, 5
666
342, 15
657
346, 2
648.54
397, 7
654
^ Clitoph. 407 A
306
467, 9. 18. 474, 1
656
- Crat. 3, 7. 11
650
6, 2
654
6,8
647
6, 9
647. 54
7. 2
654
9, 7
644
Index locorum.
749
Pag.
Plat Crat. 10, 3 647
11, 21 650
13, 5 666
14, 2 650
17, 15 663
25, 4 650
25, 16 667
28, 2 658
32, 22 648
38, 12 650
40, 10 648
43, 15 666
44, 4. 46, 8 650
46, 18.48,1 666
48, 5 650
49, 14 648
49, 18 658
50, 5 650 bis 8
50, 16 658. 66
56, 11. 60, 8 658
62, 9 670
64, 9 669
64, 11 648
67,6.7 658.95
68, 20 666
70, 14 670
73, 19 666
74, 19. 75, 22. 76, 11 648
77, 6 666. 70
80, 2 650
80, 12. 81, 2 658
82, 4 650
84. 8 658
85, 2 648
85, 11 658
89, 12 669
93, 18 658
101, 22 650. 69
111, 5. 112, 15 658
118, 6 670
120, 1 650
390 C 369
405 C 86
502 B 371 '
— Criton. 143, 1. 144, 10. 151, 7 654
151, 18 661
151, 8 664
164, 14 649
— Deff. 566, 13. 567, 29. 568,
30. 569, 9 648
— Euthyd. 395, 19 656
396, 19 670
399, 23 664
402, 4 644
404, 11 654
Pag.
Plat. Euthyd. 410, 1
656
412, 10
654
415, 5
656
417, 16
670
419, 13
653
422, 1
656
423, 8
653
424, 16
663
426, 13
670
433, 1
656
436, 3
652
440, 19
655
446, 3
656
452, 15
656
458, 18
670
461, 8
663
— Euthyph. 351,1
662
358, 10
667
361, 6
644
367, 7
370
870, 19
663
380, 16
662
- Gorg. 15, 1
652
18, 21
663
18, 22. 20, 17 21, 9
652
- - 23, 9
659
30, 7
663
33, 15
370
40, 2
666
40,13.75,21
652
80, 14. 85, 1
645
85, 17
664
87, 8
652
107, 13
645
117, 6
655
142, 4
659
150, 8
663
168, 14
659
— Hipparch. 232, 8
644
233, 3
656
237, 23
644
238, 1
656
238. 4. 6. 240, 14
647
245, 23
656
— Hipp. mai. 419, 1
667
421, 3
665
421, 4 665 bis 7
421, 16
663
431, 11
668
433, 8. 38, 8
659
435, 17. 438, 16
663
446, 12. 462, 16. 19
667
— Hipp. min. 199, 11
668
221, 1
667
222, 17
664
750
Index locomm.
Pag.
Plat Hipp. min. 226, 2 667
— Jon. 172, 1. 181, 6. 184, 16 667
— Lach. 251, 9 666
261, 21 652
262, 4 653
262, 18 656
265, 18 654
270, 24 656
287, 5 684. 8
290, 20 656
292, 15 653
292, 21 652
— Legg.7,817C 293
— Lys. Ill, 9 654
113, 6 656
120, 6. 20. 124, 1. 16 652
127, 1. 4. 132, 5 656
195, 7 644
135, 10 656
136, 3 645
136, 6 656
139, 7. 144, 6 653
165, 12 645
319 C 371
— Meno 327, 8. 334, 6 645
337, 18 659
340, 10 664
347, 6 659
— Parm. 5. 17. 12, 7 661
12, 17 644
13, 21 661
17, 17 663
21,1. 25,1. 36,19. 39,1 661
47, 1 644
59, 14 661
64, 1 664
78, 10. 83, 12. 13 661
330, 5 664
— Phaed. 4, 3. 5, 18. 8, 1. 18 654
11, 5 644. 61
• 12,19.21.14,7.15,20.16,3 649
18, 11. 12 647
19, 16 649
27, 18 648
38, 3. 16 649
40, 6 644
42, 15. 18 649
48, 19 668
53, 8 648
54, 6 661
55,4. 56,11 648
57. 2 649
57,6. 58,10.65,17. 80,4 648
89, 14 649
91, 8 648
Pag.
Plat. Phaed. 100, 12 662
108, 18 649
110, 2 662
113, 19 663
114, 19. 20 650
120, 18. 125, 15 649
— Phaedr. 20, 1 646. 7
20, 16. 21, 23. 22, 1 646
22, 10 647
22, 18 646
24, 9 647
32, 5 646
36, 17 647
41, 18 646
41, 20 665
42, 11. 19 647
44. 18 665
52, 11. 53, 9 646
58, 21 647
61, 14 646
66, 21 666
70, 15 665
75, 1 647
77, 10. 78, 14 646
84. 14 644
87, 6 646
88, 12 666
94, 7 647 bis
96, 22. 102, 12. 106, 1 646
229 C 621
261 D 38
— Phileb. 137, 10. 16 656
171, 14 662
183, 28 657
201, 8 644
215, 1 655
244, 3 645
249, 7 660
256, 1 664. 6
— Polit. 260, 1 659
268, 20 664
270, 20 645
275, 11 659
283, 19 661
288, 5 665
299, 19. 318, 2 661
329, 17 644
338, 5. 344, 16 661
345, 2 644
346, 18. 353, 21 661
— Vid. Reip.
— Prot. 157, 21 653
174, 2. 182, 6 656
199, 13 653
205, 11 655
Index locomnL
751
Pag.
Plat. Prot. 208, 13 656
238, 2 645
243, 1 645.53
248, 8 645
257, 17 663
— Reipubl. 283 b. 386
496 c 376
501 b 371
511 a 371. 3
511 e 371. 2
534 a. c 372
540 e 373
— Soph. 130, 18 644
143, 13 661. 4
145, 10 661
159, 1 663
166, 5. 174, 19 661
187, 5 658
199, 19 660
202,20. 204,14. 222,22 659
228, 13 644
258, 5 661
— Syinp.209, 23 658
— — 218, 12 663
303, l. 3. 304, 10. 311,
11. 19. 312, 9. 313, 2.
316, 1. 19 657
325, 18. 19 657
375, 16 651
377, 4 644
378, 12 368
378, 20 659
379, 2 369
380, 1. 10 651
383, 14 369
384, 6 644
389, 20. 392, 15 369
396, 12 663
397, 6. 401, 8 369
404, 2 651. 66
405, 1 651
410, 19 669
411,3 369
416, 10 651
417, 10 369
423, 18 663
425, 1. 428, 3 651
429, 7 369
438, 3. 441, 14 651
443, 7 369
444, 15. 448, 15 657
448, 16 651 bis
457, 3 651
461, 9. 465, 22 369
467, 4 658
Plat. Symp. 467, 18
— Theaet. 175, 3
184, 10
184, 14
186, 15
193, 15. 194, 4
196, 18
196, 19
199, 15
200, 13. 201, 5
209, 15
212, 12
Paff.
659 bu
658
661
659
658
659
664 bis
664
660
659
669
664
219, 18. 222, 6. 228,20 669
231, 6 QQ6
232, 1 664
235, 19. 245, 20. 246,
14 669
248, 10 663
250, 2 660
250, 9. 251, 5 669
256, 12 662
257, 16 644. 62
262, 18 659
272, 17 666
273, 3 661. 9
278, 11 662
284, 21 666
286, 8 650
287. 13 666
289, 4. 298, 18. 299, 11 661
810, 21 659
314, 13 661
316, 14 646
318, 8 644
— Teag. 265, 23 644
268, 18 656
269, 13 653
273, 22 656
279, 2 657
279, 22. 280, 7 653
— Tim. 28 a. b 371
Plaut Amphitr. prl. 99 674
114 673
448 162
545. 969 175
1066 168
— Aulul. 1, 2, 11. 2, 26. 3, 7 175
— Bacch. 100 175
222 178
223 179
662 171
1003 159
1200 155
3, 6, 35 673
— Capt. prol. 28 673
752
Plaut Capt. prol. 262
764
838. 59
903 sqq.
1, 1, 33
— Gas. 615
2, 3, 2
2, 18
2, 3, 44
2, 5, 10 (214)
3, 1, 13. 6, 18
4, 1, 13
4, 2, 7
4, 2, 36
— Cure. 323
2, 3, 84
— Epid. 47
1, 1, 11-14. 14
1. 1, 21
3, 3, 43
5, 2, 25
— Hec. 216
— - Men. 63
210
225
575
790
4, 3, 21
— Merc. 149
2, 3, 118
5, 2
5, 2, 65
— Mil. Gl. 1024
2,2
2, 5, 14. 15
3, 1
— Most. 277
570
861
1,2
2, 2, 87
— Pers. 3, 1, 58 (386)
96 (648)
— Poen. 17
3, 1, 37
3, 5, 9
5, 5, 7
— Pseud. 5 sq.
104-6
142. 51. 55 sq.
157. 69 sq. 77
181
193 sqq.
201
205- 8
Index loconmi.
Pag.
Pag.
174
Plaut. Pseud. 225-9
161
156
233
164
180
234
172
159
237 sq.
161
673
240
162
162
— — 241
162 bii
175
243-64
165
172
243 sqq.
164
159
244. 5
167
673
247 sq.
163
175
248
167
673
249
164
175
251
165
165
252
164.7
159 bis
258. 5 sqq.
167
65
255-8
165
171
257. 8
168
179
259—63
164
167 a. 8
— '— 262
165
175
264
164.8
172
265—393
168
157
268. 9. 84
168
174
285
168.74
159
299 sq. 301 sqq.
169
175
305
163
177
307-20
168
162
320
163
674
331
175
180
857
168
674
382
172
162
384-6. 84-9
170
674
384
169.70
156
385
169 bis
158
387—93
170
674
389
169
158
390-2
169. 70
157
392. 401 sq. 3. 4 sq.
171
172
406 sq. 6. 7. 8
172
159
409
172.3
158
411
168
674
418-26
171
1,4,
456
163
177
467. 85
174
310
496
162
157
502 sq.
174
171
524-30
172
179
526
163
154
543. 9
174
157
560 sq.
175
158
561
173
173
595 sqq.
163
159 bis
662
162 bis
164
675-7
172
159. 64
697 sq.
169. 70
160
737-44
174
Lidez locomin.
758
Pag.
Plaut. Pseud. 741
176
745-50
174
764 sqq.
173
766
170
768. 87
173
855
179
872 sqq. 874 sq.
178
895—904
173
896 sqq.
174
896
163
905
173
928
179
951. 2
163
1004
179
1010
178
1046 sqq. 49
179
1052. 62
180
1064
170
1065
179.80
1067
174
1068 sq.
173
1079-86
165. 74
1089 sq.
173
1205. 44
153
1325
173
1,4
171
1, 4, 16
173
2, 1
174
2, 1, 11
170
3, 1
173 bis 4
3, 1, 22
173 bis
3, 2
173 bis
4, 1 u. 2
173
— Rnd. 243
180
444. 1224
175
4, 4, 67. 5, 3, 7
673
— Stich. 66. 7
175
360
159
537
175
— Trin. prol. 15
674
343
156
679
167
721
179
905
672
4, 3
162
— True. 2, 2, 31
179
2, 7, 1
159
4, 1, 6
176 a. 8
5, 16
179
Plin. N.H. 3, 5, 62
120
8, 57, 221. 3
347
36, 117
293
48, 71
891
plut. Alex. 4
296
— Arat. 15
319
Pag.
Plut Arat. 23 290. 325
— Demetr. 12 314
25 305
34 290. 308. 20. 6
— Lyc. 6 316. 7
— Lycurg. p. 271 West. 295
— Marc. 20 289
— Pericl. 13 297 bis
— Phoc. 5 292. 319
34 290. 3
— Sulla 11 290
— Timol. 34 289. 90. 2
38 289
— consol. ad Apoll. 14
— Q. Gr. p. 297 F.
Polluc. 2, 52
— 2, 235
200
72
58
351.3
53 a. 20
318
319
318
330
351.3
334
318
306 a. 5. 318. 9. 20
324. 7. 8. 35
Philologns. XXXV. bd. 4.
- 3, 94
- 4, 57. 8
- 4, 62
- 4, 63
- 4, 108. 9
- 4, 115
- 4, 122
- 4, 123
- 4, 124
- 4, 126
- 4, 127
- 4, 128
- 4, 130
- 4, 131
- 4, 132
- 4, 154
- 4, 155.64.71
- 6, 88
- 7, 36
- 7, 125
- 8) 132
Polyaen. Strat. 6, 10
Polyb. 3, 51, 3
- 20, 13, 4
- 36, 31
Pompej. com. V, p.89. 269 K
Porphyr, de abstin. 3, 20
Prise. 10, 1, 479
- 14, 10 (3. p. 29 K.)
Prob, ad Verg. Georg. 3, 25
Propert. 2, 6, 12. 3, 32, 39
- 4 (5), 4, 55
Ptol. 3, 13, 20
Quiutil. J. Or. prooem. 4
- I, prooem. 6
1, 2
1, 3
1, 5
48
336
320. 7. 38
320
304
354
318
61
392
292
289
292
566
70
89
683
296
36
683
314
677
564
206
689
544
543
589
543
754
Index locorum.
QuintiL I. Or. I,
1,
8. 10
Pag.
. 11.
Quintil. L Or. I, 7, 17
Pag.
690
18. 15
544
7. 19
548
1, 15
548. 544
7, 20
690
1, 18.
20
544
7, 21
548.556
1, 20
689
7, 22
556. 690
1, 26.
32
544
7, 27
548. 548
2. 8. 4
544
7, 88
548
2, 4. 7
545
8. 5
548
2, 16
689
8, 6
691
- - - 2, 24.
29.
30
545
9, 6
548
8. 2
689
10, 1
554
8, 14
545
10, 5.6.10
691
4, 1
546
10, 18
548
4, 8
553
10, 18. 29. 39
549
4, 4 •
546
10, 42
549. 691
4, 7-
9
537
11, 2
544
4, 8
536.
552. 690
11, 12
691
4; 9
546
11, 14
549
4. 10
536. 537
12, 6. 7
691
4, 11
537
— n, 1, 1
548
4, 18
542. 546
1. 3
5(4
4, 14
546
1, 4
686
4, 16
546.
555. 690
1, 6
543
4, 17
548. 546
4, 29
686
4. 21
542
6, 6
692
4, 25
546
15, 1
686
4, 27
555
15, 28
546
4, 28
546
16, 6
543
5, 8
547
17, 19
692
5, 6. 7
555
17, 28
543
5, 12
536. 555
19. 3
543
5, 18
536 i III, 1. 11
556
5, 18
542. 547
1, 12
686
5, 20.
22
547
6, 23
543
5, 25
555
7, 21. 25
687
5, 28.
29.
80
547
8, 9
543
5, 81
555
11, 6
553
5, 82
555. 547
11, 25
543
5, 88
555
IV, 4
687
5, 48
547
1, 32
556
5, 47
690
1, 60
687
5, 57
547
2, 22
692
5, 62
555. 690
2, 45
693
5, 68
542. 547
2, 53
543
6, 12
556
2, 111
693
6, 14
548.
554. 690
2, 123
687
6, 22
556
3, 16
687
6, 26
690
4, 9
687
6, 27
536
5, 8
554
6, 29
548
5, 22
548
6, 31.
36
543. 548
V, 1
534
7, 1
548. 556
6, 3
534
7, 4
690
7, 8
693
7, 5
688. 690
10, 32
553
7, 6
556
10, 86
585
Quint. L Or. V, 10, 52
10, 54
10, 60
10, 62
10, 64
10, 84
10, 92
10, 94. 96. 114
11, 18
11, 20. 37
12, 5. 16
13, 34. 36. 43
14, 1
14, 12
VI, 1, 4. 10. 15
1. 32
1, 36.47
3, 6
3, 8. 38
3, 59
3, 76
3, 97
3, 102
3, 103
4, 9
VII, 1, 3
1, 26
2, 13
2, 33
2, 56
3, 1
3, 23
3, 36
4, 4
4, 13
4, 21
7, 7
9, 9
10, 13
VIII, 3
8
11
12
13
19
— 23. 30
2, 2
— 2, 3
2, 8
2, 13
2, 17. 19. 24
3, 5. 6. 10. 11.
3, 24
3, 35
3, 44. 53. 59
Index locorom.
755
Pag.
Pag.
535
Quint. I. Or. VIII, 3, 54
552
553
3, 68
543. 551
535
3, 86
551
543
4, 24
551. 687
534. 554
4, 25
543
535
. 5, 7
551
542
5, 19
542. 551
535
5, 28
551
693
6, 9. 13
551
687
6, 17
541. 551
535
6, 19.23
551
535
6, 26
552
535
6, 28
687
554
6. 29
551
687
6, 31
687
687
6, 33
553
543
6, 40. 42. 47. 64. 66.
543
71
552
542
6, 53
687
687
IX, 2, 41
694
693
2, 47. 69
554
552
2, 77
543
554
2, 100
554
556
2, 103
558
554
3, 1
546
542
3, 23
694
556
3, 67
542. 694
542
3, 77
695
552. 687
3, 87
553
542
3, 89
687
693
4, 6
554
535
4, 26
544
542
4, 63
554
694
4, 124
695
556
4, 145
556
687
X, 1, 2
542
542
1, 38 556.
688. 691
694
1, 48
556
554
1, 61
557. 691
544. 549
1, 65
688. 691
549
1, 70
691
542. 549
1, 72
543. 691
540. 552
1, 81
557
549
1, 83
691
542. 549
1, 90
557
550
1, 94
543
550
1, 95
557. 688
544
1, 102. 104
692
550. 556
1, 105
689
5o2
— 1, 130
688
550
\^ 2, 3
689
14 550
2, 13
554
552
2, 15
691
556
3, 10
542
551
7, 3
542. 543
756
Index locomm.
Pag.
Quint. I. Or. X, 7, 6 687
7, 20 542
XI, 1, 3 554
1, 24 687
1, 28 543
2, 10 544
3, 22 543
XII, 4 543
5, 6 695
9, 8 695
10,14.21 539
10, 28 557
10, 31. 39. 44. 45. 46 539
10, 47. 48 540
10, 49 539
10, 50 539. 540
10, 51 542
10, 53 540
10,55.56 539
10, 59 539. 540. 695
10, 61. 64. 66 542
10, 69 539
10, 70 540
11, 3 540
11, 5 539
11, 12 540. 557
11, 14. 16. 17 537
11, 18 539
11, 20. 21 538
Quint. Smym. 11, 76 44
Schol. Aesch. Eum. 47 320
— Aeschin. 3, 67 297
— ApoUon. Rh. 2, 754 282
— Arist. Aw. 997 289
Eqq. 149 330
Nubb. 294 320
Rann. 810 264
Vespp. 1109 297
— Bav. Demosth. Mid. 17 303
— Eur. Med. 621 58
— Horn. II. 3, 35 60 a. 30
— luven. 8, 185 315
— Luc. Philops. 29 309. 27
Tim. 49 294
Senec. Suas. 6, 5. 21. 7, 8 717
— Controv. 1, 6, 4. 7, 6, 18 717
— Epistt. 1, 6, 2. 10, 1. 2. 2,
7, 10 (19) 3, 3, 13 (24)
4, 6 (25) 4, 3, 1 (32) 5,
4, 9 (45) 5, 8, 8 (48) 679
88 615
90, 20 393. 7
— Agam. 203 679
Septnag. Abac. 2, 5 58
Serv. ad Verg. Aen. 5, 73 211. 3
Serv. ad Verg. Aen. 7, 14 391
Sext. Empir. Hypot. 1, 224 378
SÜ. Ital. 3, 104 74
12, 375 491
15, 650 680
Simpl. Physic, f. 21 a 615
30 a 611. 2. 5
30 b 617. 8
130 b 612. 21
236 b 622. 7
237 a 623
255 a 611. 4
Solon, fr. 4 B. 367
Soph. Ai. 180 259
— Antig. 4 sq. 201
582 705
603 706
620 61
1260 202
— El. 1 6i2
10 429
11 670
13 684
14 670.84
42 288
47 429 bii
49. 50. 59-66. 63. 514 409
580 670
592 706
614 707
680 sqq. 429
695 642
779 670
1452 429
— 0. C. 102 89
— 0. T. 914 48
— Philoct. 5 642
— Trach. 636 707
Stat. Ach. 1, 204 533
1, 643 531
1, 657 496
2, 1 532
2, 3 533
— Silv. 1, 1, 27 sq. 61 sqq. 501
1, 1, 97 530
1, 2, 74 526
1, 4, 89 713
1, 5, 41 526
1, 6, 5 527
2, 1, 121sq. 502
2, 1, 179 507
2, 3, 27 526
2, 3, 53 501
2, 5, 23 527
2, 6, 4 493
Index locomm.
757
Stat. Silv. 2. 6, 8 »qq.
2, 6, 738qq.
2, 7
3, 1
3, 1
3, 1
3, 2,
3, 2
3, 3,
3, 3,
— — 3, 3
3, 3
3, 4,
4, 3,
4, 3
4, 3
4
4, ,
4, 6,
— — 4
5
5
5
— — 5
5
5
5,
— — 5,
5.
5
5
5,
5
— - 5,
5
5
5
5
5
5
— — 5
5
5
5,
5
5
20
101 sqq.
36 sqq.
25 sqq.
2
15
47
92. 2, 14
10
41
_, 58
3, 69
3 92
3,' 105. 10. 26
3, 129
152
154
3, 161
3, 162
3, 191
3, 209-38
3, 209 sqq.
3,219.28.31
3, 250
3, 27 1.88 sq.
5, 5
5, 13
5, 14
5, 24
5, 46
o, 5, 79
— Theb. 1, 12 sqq.
— — 1, 22
1, 72
1, 120 sqq.
1, 144
1, 227
1, 383 sqq.
1, 529 sqq.
34
52
116
142
30
39
66
95 sq.
140
215
13
20sqq.
59 sq.
112 sq. 158 sq.
Pag.
494
502
516
526
527
507
527
507
528
528
529
525
497
504
505
508
529
495. 6
714
503
527
525
503
504
500
509
511
512
513
514
714
516
518
517
518
526
521
519
520
521
522
522
523
504
523
524
525
507
530
527
506
500
498
499
517
Pag.
Stat. Theb. 1, 541
515
2, 265 sqq.
498
2, 280
530
2, 292 sq.
498
2, 380 sq.
506
2, 430
530
4, 59 sqq.
507
4, 191. 206
499
4, 282
501
4, 293
531
4, 563
506
4, 687 sq.
496
4, 719
507
4, 787
526
5, 64. 181
533
5, 254
515
5, 280.372.420
531
5, 595
527
6, 10 sqq.
507
6, 196
497
6, 485
500
6, 572 sq.
499
6, 731
714
7, 238. 316. 24
532
7, 420
507
8, 104. 20
499
8, 181
680
8, 279
674
9, 331
507
9, 343
499
9, 401
506
9. 759
532 bis
10, 418
506
10, 756. 60
532
11, 398
500
11, 403
499
11, 413
500
12, 130
507
12, 214
532
12, 222
714
Steph. Byz. s. rißaka, rtßttXtjvtj
Stob. Ecl. 1, 60
84
635
Strab. 9, 5, 19
206
- 13, 1, 53
212
- 14, 1, 18
226
- 13, 598
49
Sueton. Claud. 25
343
— Domit. 4
344. 5
5
294
— Nero 11
344
12
316. 7. 42
26
316. 7
Suid. 8. afyiiQoo ^ia
291
— dn' aVyiiqov &itt
292
758
Index loconun.
Suid. 8. ßgotmi
IlitQCXflVlOV
Pag.
320
611
321
310. 4
306
Synes. Aegypt. 2, 8 p. 128 c 310. 5
— Dio 324, 7 199
Tab. Igav. 2, 6, 1 126
Tacit. Ann. 2, 54 97
2, 83 338
14, 20 342
— Agric. 1 376
46 532
Terent. Ad. 862 162
— Andr. 1, I, 36 673
— Heaut. 393 156
872 175
-.- 195 174
2. 4, 8 673
— Phorm. 232 169
419 165
1016 168
TertuU. Apol. 6 295 bis
— Res. carm. 42 294
Themist. f. 55 b'56 a 627
Theocrit. 22 (20) 98 47
— 26 init. 293
— 26 (21), 6 59
— carm. aeol. 4 59
Theogn. 39 sqq. 1081 sqq. 367
Theognost. 106, 24. 130, 22-
57. 142, 23 45
Theophr. Char. 3 297
Thorn. Mag. p. 385 s. imigat 195
Thuc. 1, 30, 1. 50, 11. 63, 3 278
— 2, 13, 8 578
— 2, 84 65
— 2, 84, 4 278
— 3, 12, 3. 15, 1 577
— 3, 17, 1. 20, 3. 22, 2. 3 578
— 3, 27, 1. 30. 2. 31, 1 579
— 3, 32, 3. 37, 2. 38, 1 584
— 3, 40, 3 584 bis
— 3, 40, 5. 6. 42, 5. 44, 2 585
— 3, 45, 4. 6. 46, 2. 47, 3.
49, 1. 51, 2. 52, 5 586
— 3, 53, 1. 4. 54, 1. 56, 7.
58, 1 587
— 3, 58, 5. 59, 2. 63, 4. 67, 1 588
— 3, 68, 1. 82, 1 589
— 3, 82, 4 589. 90
— 3, 82, 5. 6 590
— 3, 82, 7. 8. 83, 2. 89, 5 591
— 3, 104 217
— 3, 110, 2. Ill, 2 591
Thuc. 3, 112, 1 592
- 4, 4, 1 592
- 4, 9, 1. 2 598
- 4, 10, 1 593. 5
- 4, 12, 3. 20, 1 594
- 4, 20, 2 595
- 4, 24, 1 595 bii
- 4, 25, 2. 28, 2 595
- 4, 30, 2. 32, 1. 4 596
- 4, 36, 3 593
- 4, 38, 4 278. 593
- 4, 44, 4. 47,3. 48,1. 51,1.
52, 3 593
- 4. 54, 1. 61, 1. 62,2. 63,1 594
- 4, 63, 2. 64, 1. 67, 3. 68, 5 595
- 4, 69, 1. 2. 72, 4. 73, 2 596
- 4, 73, 4. 75, 2. 80, 8 597
- 4, 83 106
- 4, 85, 6. 7 597
~ 4, 86, 4. 95, 2. 98, 2. 106, 1 598
- 4, 108, 6. 114. 4 599
- 4, 117, 2 599. 600
- 4, 124 106
- 4, 126 103 sqq.
- 126, 2 600
- 127 111
- 4, 128 206
- 4, 130, 5 601
- 5, 2 211
- 5, 3, 4 278
- 6, 2 sqq. 211 a. 1
- 6, 2 210
- 6, 62 211 a. 2
- 7, 6, 1 594
- 7, 23, 4 278
- 7, 32 212 a. 3
- 8, 93 64. 300
Tibull. 2, 5. 37 677
Tim. Lex. Plat. p. 190 Ruhnk. 290
p. 259 306
Torpil. 57 672
Tzetz. ad Lycophr. 471 211
Ulpian ad Dem. Mid. 17 320
Valer. Max. 1, 1, 5 347
Varr. RR. 3, 5, 13 292
- Sat. Men. 509 Buch. 674
Veget. 1, 9 179
Vellei. Pat. 1, 1, 1 716
1, 9, 6 715
1, 11, 1. 6. 14, 1. 15,3 716
1, 17, 7 715
2, 4. 5. 5, 1. 3. 36, 1.
38, 3. 6. 43, 3 716
2, 45, 2 716 bis
47, 4. 49, 2 716
Index locorum.
759
»at. 2, 51, 3
Pag.
715
Xen.
Anab. 5, 2, 6
Pag.
446.9.50.2.9
52, 3. 55, 2
716
—
5, 2, 7
452. 4
66
717
...
_
5, 2, 8
450. 8. 9
70, 1. 73, 3
715
..
5, 2, 9
458
87, 2. 80, 5
. 97, 1.
5, 2, 10
451. 73
)3, 4
716
_
5, 2, 11-13
447
108, 1
715
5, 2, 11
447. 51. 68. 9
111, 3. 114,
4. 117,
—
5. 2, 12
447. 68. 9
119, 3. 121,
3. 122,
—
5, 2, 13
446. 7
124, 3. 125,
2. 3 716
—
5, 2, 14
446. 8. 68. 9
128
717
—
5, 2, 15
446. 7. 8. 56
130, 5
716
—
—
5, 2, 16
446. 8
en. 1, 454-6
563
...
—
5, 2, 17. 19
448. 59
387 sqq.
211
—
5, 2, 22
448
866
560
—
—
5, 2, 23 448
. 57. 61. 2. 74
14
405
5, 2, 26
460. 4. 5. 6
60
123
5, 2, 27 446.
8. 63. 4. 5. 8
), 697
676
—
—
5, 2, 28 sqq.
454. 61. 2
I, 822
674
_
...
5, 2, 28
446. 53. 62. 3
^ 4, 476
488
5, 2, 29
446. 61
g. 533
676
•
5, 2, 30
446. 75 a. 20
phocl. 3
278
—
—
5, 2, 31
469
1, 5
505
—
—
5, 2, 32
470
8. 5, 1. 3
306' —
—
5, 3, 9
466 a. 14
6
332
5, 5, 4
466
2. 8
306
._
_
5, 5, 18
275
(7, 1)
331
—
—
5, 5, 23
462
305. 32 , -
5, 6, 11
464
296. 302 ' -
5, 6, 18. 36
452
1
297. 305 i -
6, 1, 32
452
9
305 -
6, 2, 7
470
, 5
387
6, 3, 4. 20
452
lab. 1, 3, 8
452
6, 3, 22
475 a. 20
, 7, 13
467
6, 6, 9. 7, 1,
2. 2, 6 452
, 8, 16
475 a. 20
7, 3, 32
278
, 8, 27. 10, 1
467
_
7, 3, 45. 4, 8
475 a. 20
. 10, 11
464
__
._
7, 4, 15
470
. 4, 19
110
„_
...
7, 7, 2. 13
475 a. 20
,4, 7
206
7. 8. 26
446
. 4,48
475 a. 20
Cyrop. 5, 4, 2
54
, 1. 27
457
Hell. 2, 4, 9
298
, 4, 16
470
2, 4, 33
471
. 7, 8
457
__
4, 4, 3
290
, 7, 18
464
...
7, 1,4
77
. 2, 1
462
Hipp. 3, 2
295
, 2, 2
454. 9
„^
Mem. 1. 4, 6
717
, 2, 3 445. 7.
9. 51. 9. 66
^
1, 6, 13
195
, 2, 4
447. 50. 2
—
fr.
6, 2 Müll. 14,
2. 21, 19 375
,2, 5
447. 51. 66 Zenob
. Prov. 2, 27
300
760
Index rerun.
Index rerum.
Aeschines, neue Schriften 181.
handschriftliche kritik 182.
V/ al 48.
alterthümer, scenische, neue Schrif-
ten 289.
amphitheatrum, bedeutnng 292.
Aristophanes Plutus, handschrift-
liches 696. neue schollen zu
Piutus V. 1—34 699 sqq.
Athen, wo die Schauspiele aufge-
führt wurden 291.
caulae, bedeutung 123.
cum, präpos., mit dem relativ ver-
bunden, Stellung bei den älteren
dichtem 672. — bei Oatull 674.
6. — Lucrez, Vergil, Horaz 676.
— Tibull, Properz, Ovid 677. —
Seneca 679. — Statins, Martial,
Juvenal 680.
Elymerstädte, zahl 210.
familiennamen , römische, als be-
zeichnung für einzelne personen
auf inschrifben 142.
Homer, Odyssee, die götterver-
sammlungen des 1. u. 5. buches,
gemeinsame verse 419.
Homerische hymnen , anordnung,
auf Apoll 217. auf Demeter 227.
Horaz, randglossen von Guiet 477.
— Wortstellungen und Verbin-
dungen 492.
Inschriften, oskische 115.
Kyprische inschriften 1.
Kyprischer dialect, Schreibweise 3.
— locativ 13. — lange und
kurze vocale 15 sqq. — schrift-
licher ausdruck i^r jod 17 sqq.
für I 22 sqq. — Verdoppelung
der consonanten 26 sq. — gen.
sing. decl. I 27. — abfall des
auslautenden f 27. — optativ-
formen 41.
landstrassen, römische, benennung
127.
locativ, accentuation 80.
Minius, vomame 139. familien-
name 140.
fif in der endung des lat. acc. sing.
ausgefallen 119.
opus, bedeutung 128.
oskische verbalformen 127 sqq.
Pindar, neues fragment 199. —
zweite pyth. ode, tendenz 431.
Inhalt und gruppirung 436.
Piso, annalen 198.
Platonische handschriften 643.
Pompeii , strassenführong 135. —
via Joviia 124. — via Pompe-
iana 121. — via Stafiana 120.
Schauspielergarderobe, alte 351.
serv — , stamm 132.
tesseren, theatralische 340.
theater, griech., bestimmong 295.
— thymele 303. — scene 304.
— theatervorhang 310. — Seiten-
eingänge 324. — ndgodot 324. 35.
vehemens 51 ann.
Yelleius, Charakteristik der spräche
715.
Webstühle, einfachste form 385.—
liegende u. stehende 388. — auf-
u. abwärts weben 390. — der
stehende Webstuhl 392. — das
jugum 393. — das weben 397.
bildliche darstellung 399. — der
altnordische Webstuhl 400. —
der orientalische 402.
Xenophanes 605.
Zeno aus Elea 602. geburtszait 607.
blüthezeit 608. aufenthalt in
Athen ibid. tod 609. lehrsätze
613.
Ux(ov 37.
dXvo} bedeutung 47.
dyoffia 73.
dnodiixyvyak 97.
— av fortbildungssilbe 59.
— avta, verbalendung 61.
y und C* wechselnd 20.
inunt^ytoy 330.
i^iontog 58. •
C in verbis puris, eingeschoben 43.
V/C«f 52.
^fimiltxxoy, münze 67.
&iajgoy bedeutung 291.
* subscr., ob klingend 9.
larog oQ&tog 395.
y mit s wechselnd 12.
oQxog, ob digammirt 34.
Index locomin zu den excerpten.
761
naganhafffda 384.
nagacxii^M 320.
niXixvg, münze 67.
ntgufxijytoy 330.
ngoifxiyiop 315.
0<of4änoy 351.
V ausspräche in den alten griech.
dialekten 8.
h- prftfix 39.
intQtitog 57.
vnoimiytor 318.
— to endnng praeposit. adverbien
56«
— tay enduDff des gen. sing. decl.
II 11.
Index locorum zu den excerpten.
Aelian. fr. 329 722
Aeschyl. Ghoeph. 759. Suppl.
417. Prom. 38. 51 722
Anecd. Oxon. 3, p. 118, 11 725
Antig. Cac. 19, p. 66, 21 West 725
Aristid. Or. 2, p. 670 Dind. 726
Aristoph. Ach. 465. Aw. 933.
4. 47. Nubb. 6 724
Arrian. Tact. 44, 3 721
Athen. 9, p. 409 a 726
Babrius 95, 9. 115, 12 725
Clement. Alex. Paed. 2, p. 185
Protr. p. 35. Strom. 6,
745 726
Corp. Inscr. gr. 3, p. 1030 725
latt. 3, no. 1464 213
DioDjs. Com. 3, p. 548 724
EtM. p. 139, 39 724
Eiarip.Alc. 1154-6. Med. 527
frgg. 600 723
Herodot. 6, 19 721
Hesiod. Theog. 295. 310 721
Hom. n. 1, 5. 3, 160. 11, 187.
202 720
11, 413. 18, 133 721
— Od. 1, 108. 4, 221 721
5, 361. 6, 259 720
8, 102 728
8, 201. 429. 9, 334 721 1
Hyperid. ap. Stob. flor. 74, 84 726 I
Pag.
Men. Com. 4, p. 202. monast.
281 724
Pherecr. Com. 2, p. 287 724
Pint. Mor. p. 525 d. 726
Poet lyrr. p. 1045 Bergk. 725
Procop. Gaz. ap. Cuiac. ep.
Graec. p. 443. — Caes.
de hello Pers. 2, 15 yol.
1. p. 222 D. 726
Soph. Ai. 1235 722
— Antig. 8 723
187. 368. EL 382. 1148 722
— 0. C. 113 723
528. 926 722
— Philoct. 57 723
— Trach. 256 722
383 723
486 722
693 723
1098 721
1136 722
— fragm. 227, 1. 854 723
Stob. Soril. 4, p. 277, 23 724
Exc. Vindob. 4, p. 294 '
Mein. 725
Thncyd. 2, 11, 8 726
Tragg. gr. adesp. fr. 316. 442 723
Verg. Aen. 2, 94—6. 6, 534.
890-9 727
Index rerum zu den excerpten.
Aegypten u. Syrien, beziehungen
im alterthnme ▼. Oppert 575.
altägyptische mnsik 214.
Aeschylus, prolegomena zu, ▼.
Westphal 573.
Philologus. XXXV. bd. 4.
Alesia, läge 381.
altar, gallo- röm. 572.
Ammian, zu, Schriften y. ünger
u. Qardhansen 576.
antiquit&ten, r6m., Altendorfer213.
49
762
Index remm zu den ezcerpten.
archäologisches 720. von Voga^
575.
Aristophanes, Übersetzungen 785.
Aristoteles v. Grote 781. — de
arte poetica ▼. Vahlen 880. —
fragm. v. Heitz 576. — politik
786. — Sprachgebrauch v. Eucken
388. — erklarer des A. bei den
Syrern v. Hoffmann 574. —
Schriften über A. von Hampke,
Susemihl, Spengel 578.
Athena u. Nike geflügelt auf mün-
zen 215.
attischer dialect, formenlehre 888.
— kalender 568.
attraction der relativsätze v. För-
ster 884.
ausgrabungen bei Bingerbrück u.
Ereaznach 218.
Ausone, läge 882.
Basken v. Blad^ 786.
Benfey, sprach wissensch. u. orient.
Philologie in Deutschland 576.
BGotien, münzkunde und paläogra-
phie 215.
Bopp, vergl. gramm., franz. übers.
380.
Bunsen, die einheit der religionen
576.
Caesar, belagerung v. Marseille
879.
cel tische mythologie von Leflocq
884.
— grammatik v. Ebel 882.
Chassang, Spiritualismus u. ideal
in der griech. poesie 881.
Cicero de fin. v. Madvig 576. —
de Cicerone Graecorum inter-
prete v. Clavel 884. — Cic.
epistt. emendatt. v. Krause 578.
Ciceronis, Q., rell. v. Bücheier 574.
Clemm, griech. compos. 881.
Cornel v. Mongirot 575.
Corp. inscrr. latt. v. Hübner 576.
Corp. scriptt. cedes, latt. v. Hertel
388.
Corssen, ausspräche etc. der lat.
spräche 884.
Curtius, grundzuge 576. — studien
881. 4. 574.
—, gesch., engl, übers. 735. 6.
Darwin und die Sprachwissenschaft
381.
Delbrück, ablat. locat. instrument.
882.
Delphisches bilingues denkmal881.
denar, athen., mit aramäischer le-
gende 215.
Diodor, quellen, v. Volquardsen
575.
— , eigennamen v. Mowat 574.
email Werkstätten bei Bibracte ge-
funden 569.
^pigraphie ,de la Morelle v. Ro-
bert 576.
epigraphicae cnrae v. Wecklein 575
Euripides, wortwiederholungen v
Sybel 573.
Easebius, temporum notae v. Gut
schmid 881.
Ful^entius v. Zink 573.
gallische kaiser v. de' Witte 573.
— v5lkergeschichte v. Bellogue
382.
Gerhard, gesammelte akad. al
handl. 380. 8.
grabdenkmäler v. St. Peter un
Nonnberg 568.
grammat. kenntnisse, lat, im mil
telalter 736.
Gtiechenland , gutter a. heroen i
Seemann 382.
griech. lyrische dichter 736. -
griech. tragOdie in Eoripide
735. — gr. fremdwOrter v. Laub
576. — grammatiker v. Goodwii
u. Westphal 733. — syntax v
Brief 732. — litteraturgesch. v
Burnouf 388. — palaeographi(
V. Wattenbach 573. — griech
u. lat. wurzeln v. Bailly 382.—
altgriech. religion 732.
Heraclitische briefe v. Bemajfl
384.
Hesiod v. Steita 575.
glossae Hibernicae v. Nigra 384.
Homer, Ilias v. Pierron 574. 5. —
Ilias engl, übers. 733. — II. u.
Od. , abfassungszeit 730. —
hymnus in Cererem v. Bücheier
574. — die composition der Od.
V. Kirchhoff 573.
homerische frage v. Hoermann 883.
— gedichte, entstehungsweise v.
Nutzhom 573.
Huber, Chr. W., gedächtnissrede
auf 216.
hünengräber, eisen u. rOm. mün-
zen darin 568.
Hyperides v. Blass 575.
Jahn, aus der alterÜmmswinen-
Schaft 383.
Index rerum zu den excerpten.'
763
Jerusalem, erforschungsreUen nach
731.
inschr. auf Isis Myrionjma u. Se-
rapis 572. — etrusc. 729. — gr.
572. — latt., neue, 213. 568. 9.
70. 1. 2.
Johannes Grammat. Alezandr. v.
Hoche 382.
Kitchin, katalog der Oxforder bib-
liotb. 381.
lampe, irdene, rOm. arbeit 571.
lat. gramra. v. Roby 734. von Rob-
binowicz 736.
Long, verfall der röm. republ. 734.
5. 6.
Longinus de sublim, v. 0. Jahn
381.
Lubbert, grammat. studien 381.
Lucrez v. Martha 382.
Malacitanische u. Salpensanische
inschr., schriften v. van S hin-
deren u. Giraud. 574.
Marius lager an der Rhone 378.
marken, byzantinische 215.
Marquardt-Mommsen, rOm. alterth.
735.
Miller, melanges de littdrature
Grecque 727.
Mithratempel aufgefunden 578.
Mailer, Luc, klassische pbilologie
in den Niederlanden 573.
— , M., Vorlesungen über Sprach-
wissenschaft 734.
münzen: Adonistempel auf Ma-
crinusm. 214. — des Vala Aathus
(214. 5) und der Zenobia 214.
— quinae der familie Satriena
214. — ^fiOmünzen arabisch,
prägung 214. — unedirte v.
Sicil. u. Unterit. 214. — von
Phanagoria mit dem köpfe der
Livia 214. — armen, ibid. —
von Ptolemais in Pamphylien
ibid. — von Amorgos. ibid. —
aegyptische ibid. — röm. uned.
ibid. — Alexanders des Grossen,
goldene u. silberne nned. 215.
— griech. königsmünzen v.
Aegypten ibid. — von Agrippa
I u. II 215. 6. — griech. 215.
— Satrapenmünzen mit ^ech.
inschr. 215. unedirte ibid. —
CONOB 216. — Pertinaxmünze
216.
münzfölschungen 215.
münzkabinet, berlin., 216.
münzprobe, röm. 215.
museum, lateran., antike bildwerke
381.
mythologie v. Cox 732. 3. — ▼.
Fisk. 734. — der arischen Völker
730.
mythologische Schriften v. July u.
Gerland 574. von Com pare tti
u. Müller 576.
Nomen Ober-Aegyptens, verzeich-
niss 214.
numismatik, phönicische 214.
Onomasticon, griech.- lat. 571.
Orient, zur geschichte v. Busch 735.
Ovid V. Zingerle 575.
papyrus, griech.- aegypt. 572.
Pfahlbauten 572.
Pindar 736. — v. Christ 576. —
usus syntacticus v. Erdmann 381.
Plato, engl, übers, v. Jowelt 731.
— Studien v. Steger 573. — de
bonis in Philebo enumeratis v.
Hirzel 382.
Plutarch v% Volkmann 384.
Pompeii , neueste entdeckungen
732.
Pott, forschungen 575.
praetur, röm., v. Labatut 381.
Publilius Syrus 729.
quaestur v. Longp^rier 383.
Quirinalia des Mitellus v. Tegern-
see 214.
Rom, nachforschungen über 729.
— geschichte der stadt v. Reu-
mont 382.
Römer, religion 733.
röm. alterthüraer v. Lange 734. —
gesch., die Caesaren des 3. saecl.
729. — reiterei 379.
die Rosettana v. Eisenlohr 574.
Sarkophag, röm., gef. 572.
Schliemann , trojan. alterthümer
732.
scholien zur Odyss. v. Polack 574.
Schwegler, röm. gesch., fortsetzung
735.
Sigambrer, gesch., v. Esselen 573.
silphium 215.
Socrates v. Montde 575.
Sophocles 0. T. v. White 734. —
S. engl, übers. 732.
Sprachverschiedenheit in Europa
380.
steine, geschnittene, gef. 572.
Steinthal, Ursprung d. spräche 734.
syssitien v. Bielchowsky 575.
764
Veneichnigg der excexpirtan BeHschrifteii.
de Taciti doctrina ▼. Siebert 576.
Telfy, corpas inris attici 882. 4.
Tertullian u. Minuc. fel. v. Ebel
384.
tetradrachmen der Arsaciden 216.
theat^er röm. in Be8aii9on 572.
Thebanische kOnstler y. Decharme
574.
Theocrit y. Fritzsche 881.
tinte, cpriech. u. lat namen 572.
Tiyier, are declamandi 882.
Tobler, bibliograph. geogr. Falae-
stinae 831.
traum n. tranmdeutaog y. Bdch-
Benschütz 574.
Traat, lexie. der griech. verbal-
form. 880.
Ueberw^, logik 882.
ürlichs de yita et honor. Agrico-
lae 578.
Varroniana 888.
fasenbilder gr. a. sicil., y. Benn-
dorf 884.
yergleichende grammatik 782.
Winfried — Boni&tcius, gramma-
tik 214.
XenophonteoB lezilog. y. Sauppe
576.
— adttp yerbalendong 724.
Verzeichniss der excerpirten Zeitschriften.
Pag.
Antiquarisch -historischlsr yerein für Nahe and Handsruck.
Zwölfter bericht . 213
Archiy des yereins fDr geschichte and alterthümer der herzog-
thümer Bremen and Verden and des landes Hadeln zu
Stade 568
Archiy des yereins für sieben bürgische landeskunde 213
Bulletin de la soci^tä des antiquaires de France 568
Le spectateur militaire 378
Melanges Gräco-Bomains du bulletin de 1* Academic imperiale
des sciences de St. Petersbourg 720
Mittheilungen der gesellschaft für Salzburger landeskunde . . 568
Mittheilungen des historischen yereins für Steiermark .... 213
Numismatische zeitschrifb yon Huber und Earabacek .... 216
Beyue critique d^bistoire et de litterature .... 380. 572. 736
Sitzungsberichte der philosophisch -philologischen und histori-
schen classe der kOngU academic der Wissenschaften zu
München 214. 568
The Dublin review -729
The Edinbourgh review 730
The Nordamencan review 732
The Weatminster review 735
Zeitschrift für numismatik von A. von Sallet 216