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Full text of "Philologus"

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PHILOLOGUS, 


ZEITSCHRIFT 
FUR 


DAS KLASSISCHE ALTERTHUM. 


HERAUSGEGEBEN 
VON 


ERNST VON LEUTSCH. 


— — — 


le 
Eittfter Jahrgang. 


GOTTINGEN, 
VERLAG DER DIETERICHSCHEN BUCHHANDLUNG. 


MDCCCLVI. 


INHALT DES EILFTEN JAHRGANGES. 
Von JF. Baumlein In 


Grote’s ansicht über die composition der Tlias. 
Interpolation im Homer. Von Lucian Müller . : 
De seriptura nominum gperanlan — Homeram. Seripsit H. 1. 
Von Ernst von | Deutsch — 

De Homeri Odyss. 9, 896 disputatio HM. I. Helleri . 

Nachträge zu den Scholiis Didymi in Homerum. Von 4. Baumeister 
Sapphus carmen secundum. Explieuit H. I. Heller . ᾿ 
Simonides uud G. Hermann. 
Pindarische studien. 


Homer uud Xenophon. 


I. Die quellen fiir die biographie des Pindaros. 
Von Arast von Leutsch . — 
Der erste bymnos des Pindaros. ; : 
ui legitur in Aeschyli Persis v. 174 disp. C. Volckmar : 
ers. vs. 450 sqq. emcindare studuit idem . 
Zu den oon des Aeschylos. ; 
Beiträge zur erklirang von Sophokles T ERONIDIEHUNER ‘and Philoetet. 


Von demselben j 
Von A. Nauck . 


Zu Soph. Philoctet. 1437. Von Ernst von Leutsch . 
Specimen primam earminum non antistrophicorum. in quibus seenici 
oetae dochmiaco potissimum metro usi sunt. 
ΕἸ. ibid. 291—354. Seri 
Ueber Cobet’s behandlung des 
Euripides im würfelspiel. 
Zu Aristophanes. 
u Aristophanis Vita. 
Zu — Aitolos. 
Von demselben 
Zn Phoenix von Kolophon. 
Dionysios der sohn des Calliphon. 


Zum dialckt des Herodot. : 
Einige Sei zum fünften buche des Thucydides. 


3. Eur. Phoen. 108— 

8. _F. V. Fritzschius . . . 

Von 4. Nauck 

Von Hermann waged : ae 

Von Ernst von Leutsch 

Von Hermann San 
Von Ernst von 


Von demschben. : 
Von πο απ Sauppe 


Von C. Abicht 


Jahres ericht üher Lysias. Von C. L. Kayser ; 
Zu Xenophon’s Symposium 8, 39. Von Hermann Sau 
Uebersicht über die neueste des Aristoteles ethik und 

fende literatur. Erster und zweiter artikel. 
Zu Manetho fr. 64. Von Alfred von Gutschmid . 


De unico —— Acgyptiacae —— Lindii fragmento ‘disseruit 


Artemidoros von " Ephesos. 

Von C. L. Urlichs N 

Variae lectiones librorum Plutarcheoram περὶ ᾿πολυφιλίας εἰ περὶ 
τύχης ab I. Η Bremio e codice Bernensi enotatae . 

Beitrage zur kritik des Pausanias. 

Za den griechischen 


Von oJ. C. Schmitt 
Von R. Stiehle 
rmann Saupp e 
De Acgyptincis apud Polyaenum ἀργὴν eoramqne fontibus. 
Scr. Alfredus de Gutschmid ὃ. 
Ueber Xdrrovs und Mavgovoiovs bei Dion. Cass. 60, 8. "Von H. 


Von M. Schmidt —JF 
Von F. Finckh . . 
riechischen nationalgrammatiker uud lexikographen. 
Bericht von M. Schmidt. 
Von Ernst von Leutsch 
Von M. Schmidt . 

le inschriften. 


Za Libanios Seden: 
u Jobannes Stobaeus. 


(Fortsetzung folgt) 
"896. 587 


386 
714 
585 
168 
I 


38 TER aes 


mM 


Scr. dd. Stoll 
Von Lucian Müller . 


De sortibus Praenestinis. 


s Wd 


IV Tuhalt. 


Zu Publius Syrus sentrnzen. Von Ed. WFölfln . 


190 


Adversaria Virgiliana. Von J. Henry. (Forts. folgt) 480. 597 At 8: 


— — 


Zu Vergilius. Von Ernst von Leutsch . . . 314. 327 
De grammalicorum equite doctissimo. Seripsit Thead. F. E. Schmid 54 
Zum ersten buche der Horazischen oden. Von L. von Jan . 643. 782 
Ueber interpuuctiou und erklärung von Horat. Carm. I, 3, 5. Von 

Obbarius. . . ἘΝ 650 
Ueber Horaz ode an Plotius Numida. Von H. Kolster 657 
Zu (Vergil’s) Copa 886. Von E. Rlussmann . . . .. 649 

. De Ovidi Amoribus diss. Lucianus Mueller . . . . . 60. 192. 899 
Zu Lucanus. Von F. H. Bothe . . . . . . 189. 450. 548. 768 
Zu lateinischen dichtern. Von E. Riussmann . 590 

Ad C. Cuesaris de bello civ. I, 1,2 8 commentariolus H. I. Helleri 783 
Ueber einige stellen ans Caesar's Bellum Civile. Von Arnold Hug 664 
Zu Cicero. Von L. Spengel 400 
Loei quidam corruptiores iu M. ΤΟΙ Ciceronis oratione pro Ra- 

birio Postumo coniectura emendati a B. ten Brink . . 404 
Variae lectiones e codd. Ciceronianis excerptae. Ed. Ernestus a 

Leutsch . . 879 
Zu Cieer. Cat. mai. 19, 71. Von Ed. Welfflin, 6. "Lahmeyer, R. 

Rauchensten . . 192. 592. 598 
De codieis Liviani fragmento auper reperto disser. Ernestus a Leutsch 171 
Ze Vellejus Paterculus. Von R. Franke 784 
Zu Sueton’s Viri illustres: 1. de gramm. c. 18; "2. zu de poetis: a. 

die Vita Horatii; b. die vita Terentii. Von H. Doergens . 785 
Zu Ampelius. Von FE. Rlussmann . . 269 
Zu der schrift de viris illnstribus. Von Ed. » slfftin 167 
Zu Charisius. Von M. Hertz . . .. 680 
Zu Prisciauus. Von demselben . . » 2: 2 2000. 598 
Philologische thesen. Von Th, Bergk . . 382 
Lectiones quaedam in Hesychio, Hygino, Faigentio, ‘Stephane By- 

zantio et Cicerone. Scr. B. ten Brink 588 

νφύλη. Ven Fr. Wrieseler . . « «© «© © 6 2 «© 778 
De =’ Dioskuren. Von Aug. Mommsen . . . 2... 706 
Die schlacht bei Cannac. Vou . Tell. . 101 
Dic angebliche vollendung des Portus Romanus durch Augustus. 

Von H. Lehmann. en . + 672 
Zum römischen kalender. Von H. Doergens 789 
Ueher die sogenannten korinthischen vasen. Won Fr. ὌΝ 189 
Der stempelschneider Apollonios auf den münzen von Katana. Von 

G. Schmidt . .. . «ον 790 
Die sprachphilosopbie vor Platon. Von Ea. “Alberti 681 
Altgriechisch im heutigen Kalahrien? Von Fr. Pott 245 
CPT. Von W. Fréhner . . 112 
Ludo — clado. Von Alfred Fleckeisn - . 2 0 us 189 
Das participium futuri activi bei Ovid. Von Rich. von hi lie, 

Otlendorf . . 283 
Zur prosodie der lateinischen eigennamen. Von ὦ. Lahmeyer . 788 
De hexametro latino. Scrips. Fr. Frochde . . 583 
Metrische fragmente: 1. die namen der metrischen "füsse; 2. der 

froschgesang in Aristophanes fréschen; 3. Cäsius Bassus; 4. ἀϊε 

wortbrechung. Von Ernst von Leutseh . . .. $28. 715 
August Boeckh’s doctorjubiläum. Won Ernst von Leutsch . . 791 
Bibliographische übersicht der hilologischen literatur v vou jell 1856 

bis juli 1857. Von L. Schmidt . . . 803 
Index Auctorum. Composuit Ernestus a Leutsch | . - « « » 820 
Berichtiguugen und druckfebler . . 2... 2 0 1 © 886 


I. 
Pindarische Studien. 


Ι. 
Die quellen fur die biographie des Pindaros. 


Obgleich es keinem zweifel unterworfen ist, dass der tie- 
fern auffassung von gedichten und deren wesen genaueste kennt- 
niss der lebensverhältnisse ihrer verfasser nur förderlich sein 
kann, so gehören doch sorgfältige forschungen über das leben 
der grossen dichter des alterthums grade nicht zu den in unserer 
zeit mit besonderer vorliebe getriebenen aufgaben: im gegentheil, 
auch in den literatur - geschichten sieht man diesen gegenstand 
wenn auch nicht umgangen, doch mit einer gewissen hast und 
theilnahmslosigkeit behandelt. Geht man dem grunde dieser er- 
scheinung nach, so ist er wohl kaum ein andrer als die schwie- 
rigkeit der sache: unter den einzelnen punkten aber, welche 
die schwierigkeit erzeugen, tritt wiederum keiner mehr hervor, 
als die frage nach der glaubwürdigkeit der quellen: man weiss 
jetzt, wie sehr im alterthume selbst grade bei biographischem 
wahres mit falschem vermischt worden, wie das leben gro- 
sser dichter theils durch die begeisterung und liebe der mitwelt 
für sie theils durch die unkenntniss, selbst auch durch den 
hass der nachwelt entstellt worden, wie endlich durch nach- 
lässige und verkehrte behandlung der im mittelalter von der 
alten tradition noch übrigen reste diametral sich gegenüberste- 
bende nachrichten über dieselben umstände uns zugekommen sind, 
so dass eine sichtung des wahren und falschen, eine vertrauen 
verdienende aufklärung und vereinigung der widersprüche un- 
möglich scheint. Alles dies zeigt sich deutlich auch bei dem le- 
ben des Pindaros: daher scheint nur mit hülfe von willkühr oder 

Philologas. XI. Jubrg. 1. 1 


2 Pindarische stadien. I. 
\ 


wenigstens mit riicksichtsloser anwendung einiger von unserm 
standpunkte aus als wahr erkannter allgemeiner satze das ge- 
wirr der nachrichten zu entwirren möglich. Dass dem aber nicht 
so sei, dass sich vielmehr bei anwendung von sicherer methode 
das wahre vom falschen scheiden und sich eine sichere grund- 
lage gewinnen lasse, ist der zweck des folgenden versuchs. 

Es sind uns bekanntlich mebre lebensbeschreibungen Pindars 
aus dem alterthume erhalten, welche am vollständigsten jetzt in 
Westermann’s Bioypagoı stehen: die jüngste von ihnen rührt 
von dem unter Andronikos Il um 1300 p. Chr. bekannten Theo- 
dulos Monachos oder wie er gewöhnlich genannt wird Thomas Ma- 
gister her, der nachdem er eine reihe alter schriftsteller studiert 
und schriftstellerische versuche über sie bekannt gemacht hatte, 
ein leben Pindars abfasste, um es dem herkommen gemäss seiner 
mit scholien versehenen ausgabe der Olympien als einleitung vor- 
zusetzen. Es ist aber dieser vom verfasser Πινδάρου γένος 
überschriebene aufsatz nur eine überarbeitung einer ältern schrift, 
welche Theodulos in einer nicht nur verworrenen sondern auch 
so verderbten abschrift gefunden, dass mancher satz nicht zu 
verstehen war: es beweisst dies, dass so manches, was andre 
haben, bei Thomas fehlt, dass ferner schon Tzetzes !) verderb- 
nisse in den das leben Pindars betreffenden schriften kennt und 
erwähnt, dass endlich bei Thomas gar manches in ganz verkehr- 
ter fassung erscheint. Diese ältere schrift hat Thomas nach 
kräften wieder lesbar gemacht: daher Πινδάρου γένος Jtogdo- 
Gey παρὰ τοῦ κελ.: er hat dem leben Pindar’s dann noch eine 
notiz über die spiele der hellenen — vielleicht aus derselben 
quelle — und eine desgleichen über die stellung der ersten olym- 
pischen ode angehängt. Ueber die quelle selbst, aus der die 
hier bei Thomas vorliegenden thatsachen stammen, lässt sich 
aus ihm selbst nichts entnehmen, da er gewährsmänner überall 
nicht anführt: nur so viel lässt sich behaupten, dass er selbst 
nichts binzugethan: die notiz über das haus Pindar’s, welche in 
den andern alten Vitae fehlt, ist, wenn er sie nicht in seinem 
auctor gefunden, aus den scholien 3) entlehnt. Darnach scheint 
denn trotz der zeit, in welche Thomas fällt, doch etwas auf ihn 


1) Tzetzes in Cram. Anecdd. Oxon. T. Ill, 350, 3: Aasgarrov] 4ai- 
φανθυρα (sic) καθ᾽ ἑτέρους. 
2) Cf. Scholl. ad Pind. Pyth. III, 139. 


Pindariache studien. I, 8 


zu geben: genauer lässt sich das jedoch erst durch vergleichung 
mit den andern uns erbaltenen biographien bestimmen. 

Es folgt nämlich der zeit nach auf Thomas zunächst der 
πρόλογος τῶν Πινδαρικῶν παρεκβολὼῶν des um 1160 p. Chr. 
in Thessalonich als metropolit lebenden Eustathios: er bildete die 
einleitung zu dem noch nicht wieder aufgefundenem aber vor 
dem Homerischen geschriebenem commentare 5) zu Pindars epi- 
nikien. Diese einleitung zerfällt in drei verschiedene massen, 
in die erste, welche von der poesie des Pindar handelt, in 
die zweite, §. 24 — 35, vorzugsweise biographische und in 
eine dritte auf die epinikien speciell sich beziehende, welche 
die grossen spiele der Hellenen und verwandtes bespricht. Wir 
haben bier nur mit dem zweiten theile zu thun: im allgemeinen 
ist für diesen zu beachten, dass zwar das material in eben nicht 
geböriger ordnung vorgeführt wird, der verfasser aber doch sich 
treu an die alte überlieferung gehalten und nichts aus eigener 
erfindung hinzugethan hat, es müsste denn in §. 25 die angabe, 
dass Pindars vater Παγωώνδας geheissen aus selbstständigem ur- 
tbeile entsprungen sein: auch ist möglich, dass die in §. 27 
sich findende ausführliche erklärung des dort angeführten epi- 
gramms von ihm zuerst hier eingefügt sei; sonst aber ist alles 
alt, was dadurch schon hier bestätigt werden kann, dass von 
den mancherlei verkehrten ansichten, die schon im vierten jabr- 
hundert unserer zeitrechnung über Pindar verbreitet und bis in diese 
späten zeiten *) durch schulen fortgepflanzt waren, sich hier auch 
gar keine spur findet. Aber ehe wir nun die quelle für dies alte 
aufzusuchen unternehmen, ist das verhältniss, in welchem Theo- — 
dulos zu dieser schrift des Eustathios steht, genau festzustellen. 
Und bei vergleichung beider ergiebt sich, dass Thomas eine 
dem Eustathios nahe stehende ältere Visa des Pindar vor sich 


3) Cf. Boeckh. ad Pind. T. Il. P. 1, praef. p. xxvııı: zu den dort 
aus dem commentar zu Homer angeführten stellen, in denen Eustathios 
sich auf den Pindarischen bezieht, ist noch Eustaih. ad Hom. Od. A, 
156, p- 1405, 47 Rom. zu fügen: Pind. Ol. VII, 19 ist da gemeint. 
Uebrigens ist dieser πρόλογος zuerst von Tafel Eustath. Opusc. theol. 4. 
Francof. ad M. 1832 edirt; dann besonders von Schneidewin. 8 Got- 
ting. 1837. 

4) Cramer. Anecdd. Oxon. T. IV, p. 155: ὅμοιον τῷ παρόντι tye 
ple εὑρον παρὰ τῷ Aıßavio ἐκείνω τῷ Cyt iMate, κατέλευσαν Πίνϑθαρον 
οἱ Θηβαῖοι ἐπὶ τῷ τοὺς ᾿Αθηναίους ἱγκωμειισασϑαι καὶ γράφει τις κτλ.: 
Doxopater, der nach Walz. ad Rheit. Graec. T. VI, praef. p. x um 1200 
p. Chr. gelebt, commentirt dies ausführlich. 


4* 


4 . Pindarische studien. I. 


gehabt haben müsse: denn nicht genug dass er in dem facti- 
schen fast üherall, im ausdruck oft wörtlich mit jenem zusam- 
menstimmt, er hält auch — und darauf lege ich ein ganz beson- 
deres gewicht — ganz dieselbe folge der einzelnen thatsachen 
in der erzählung fest: nur durch die erwähnung des hauses wird 
diese übereinstimmung gestört. Man könnte daher vermuthen, 
dass Thomas den Eustathios selbst vor augen gehabt: allein 
dagegen spricht, dass Thomas anders über den namen des va- 
ters Pindars, anders über die Myrto urtheilt, dann auch einzeln- 
heiten 5) hat, die bei Eustathios fehlen. Dadurch gewinnt aber 
Theodulos: was er nämlich giebt, ist alt: ja selbst die so auf- 
fallenden fehler in der chronologie ®) sind nicht ihm, sondern 
lediglich seiner quelle zuzuschreiben, da wir dieselben bei Eu- 
stathios schon finden: es ist daher des Thomas γέρος Πινδάρου 
als eine im style wie durch auslassungen modificirte abschrift 
einer den quellen des Eustathios nahverwandten schrift zu be- 
trachten. 

Dies das eine. Aus Theodulos liess sich nichts näheres 
über die quelle seiner nachrichten ermitteln: hilft uns zu dieser 
Eustathios? Allerdings: schon der reichthum an notizen weis’t 
auf eine alte quelle: man vergleiche nur die dürftigkeit und das 
gerede zum beispiel des Konstantinos Manasse im leben”) des 
Oppianos, um zu sehen, was in dieser zeit ohne gute alte quel- 
len entstehen konnte: dann aber hat Eustathios nach seiner eig- 
nen angahe aus alten geschöpft: er sagt ὃ. 25: τοιοῦτος δὲ ὧν 
τὴν ποίησιν, ὡς ἀμυδρότατα ὑπογράψαι τὸν ἄνδρα, . .. ἐπιμε- 
μέληται ὑπὸ τῶν παλαιῶν καὶ εἰς γένους ἀναγραφὴν τὴν κατά TE 
Πλούταρχον καὶ ἑτέρους : 8.88: κατὰ τοὺς παλαιούς: da er aber 
nur den Plutarch namentlich nennt, auth dessen namen an die 
erste stelle stellt, darf man schliessen, dass er eine bestimmt 
von Plutarch herrührende quelle vor sich gehabt: somit wäre 
also die schrift, in welcher Plutarch genau von Pindar gehan- 
delt, näher zu bestimmen. Diese wird nun bei Photios 8), fer- 


5) So hat Eustathios nicht p. 99, 13 Westerm.: εἰς ὃν καὶ πλεῖστα 
γέγραφεν: ib. 16 ὑπὸ πάντων τῶν Ἑλλήνων xtd.: ib. 28 ὦ ταλαίπωροι 
Θῆβαι κτλ. 

6) Westerm. δὰ Βιογρ. p. 101. 

7) Westerm. I. ο. p. 67. 

8) Phot. Biblioth. cod. 161, p. 104, b, 3: καὶ δὴ καὶ ὁ ἔννατος αὐτῷ 


ϑμοίως ἐκ τῶν Πλουτώρχον συνετμήϑηῃ, te ze τοῦ ὅτι βράδιον of Geo? Tıaw- 


Pindarische studien. I. ' ἢ 


mer in dem. segeaannten cataloge des J,amprias 3) angefihest: 
nach diesen citaten hat ihr Böckb 10) den titel περὶ Κράτηεος καὶ 
Argassov καὶ Πινδάρον gegeben, Schneidewin 11) aber sie περὶ 
Δαϊφάντου καὶ Πινδάρον genannt: sie scheinen dies werk als 
eine biegrapbie anzusehen. Aber Plutareh hat nur über Piader 
allein in dew bierher gehörigen buche geschrieben: Photios zeigt 
das deutlich: so wenig Plutarch eis buch über Demosthenes und 
Perikles verfasst, vielmehr jedem ein besondres gewidmet hat, 
so auch bier: dasselbe lehrt der catalog, der, wenn er auch 
® wenig autorität bat, doch immer zu beachten ist: er nenat das 
buch ther Pindar als ein selbatständiges und lässt es, was mei- 
nes erachtens heachtet werden muss, auf das über Hesiodes fol- 
gen: denn es ist diese auf einander folgen zu lassen, ganz im 
geiste Plutarchs, der diese beiden als Béoter vielleicht absicht- 
lieh zusammengestellt und angemerkt hatte, wie viel Pindar die 
gedichte dieses seines landsmannes benutzt habe. So ist also 
der titel des buches entweder περὶ Πινδάρου gewesen oder ὑπόμ- 
ψημα εἰς Πίνδαρον: der letztere oder ein diesem ähnlicher ist der 
wabrscheinlichere, weil das buch doch mit dem über Hesiod, mit 
deuen über Homer, Arat u. s. w. zusammenzustellen, weil fer- 
ner des Eustathiow einleitung darauf führt: denn da der ganze 
prolog desselben zweifelsohne aus Plutarch entlehot, dieser aber, 
wie schon Schneidewin bemerkt hat, der Plutarcheischen art, wie 
sie iv der schrift über Homer erscheint, so sehr entspricht, so 
war die schrift des Plutarch weniger eine biographie, als viel- 
mehr eine art einleitung in das studium des Pindar, in welche 
neben der characteristik der werke und anderm auch nachrich- 
ten über das leben aufgenommen waren. Das wäre also die 
schrift des Plutarch, die den nachrichten bei Eustathios zn grunde 
liegt: bat sie selbst aber Eustathios vor sich gehabt! Bedenkt 
man, dass von dieser Plutarcheischen schrift sonst gar nichts 
auf uns gekommen, dass ferner in dem biographischem so man- 


ροῦνται, . .. καὶ μὴν καὶ ἐκ “Ἰοὺ Κράτητος βίον Δαϊφάντον τε καὶ Πινδα- 
ρου, καὶ ἐκ τοῦ βιβλίον δὲ ὃ ἐπιγίγραπται αὐτῷ βασιλέων καὶ στρατηγῶν 
ἀποφθέγματα xzA, 

9, Fabric. B. Gr. T. V, p. 160: 4d’. ἩΗρακλέους βίος. de. Ἡσιόδου. Ag’. 
Πινδάρου. AC. Κρώτητος καὶ Aaiguvrev: cf. Schaefer de libro viterum 
decem oratt. p. 10. 

10) Boeckh. ad Pind. T. Il, P. 2, p. 13. 

11) Schneidew. ad Pind. T. 1. p. LEVI ae: ı vrgl. auch Sobneidew. 
ad Eustath. Prooem. prsef. p. vi 


6 Pindarische studien. I. 


che notiz, die bei Plutarch stehen musste, sich hier nicht findet, 
dass manches, z. b. das chronologische se ungenau und verkehrt 
bei Eustathios steht, so wird men zu der ansicht gedrängt, 
‚dass Eustathios aur ein excerpt aus ihr benutzt habe. Um dies 
‚näber zu beweisen: es ist kaum denkbar, dass ven Plutarch in 
“seiner Pindarischen schrift die nachrichten über dem einfluss der 
Korinna auf dea jungen Pindar, die, wie wir weiter unten sehen 
werden, in den ältesten büchern über Pinder standen, ganz über- 
gangen seien, znmal da, wie genau er darüber unterrichtet ge- 
wesen, seine erzählung davon in der schrift de gloria Athenien® 
sm zeigt. Verkehrt dagegen und dunkel ist was Kustathios 
von der liebe Apoll’s zu unserm dichter erzählt, während Plu- 
tarch 19) vollkommen klar diesen puakt entwickelt hatte: wir 
lesen nämlich bei Eustath. δ. 27: “πόλλων γοῦν οὕτω φασὶν αὐτὸν 
ἐφίλει, ὡς καὶ μερίδα λαμβάνειν ἐκ τῶν θυομένων ἐχείνῳ καὶ τὸν 
πρέα δὲ βοᾶν ἐν ταῖς θυσίαις" Πίνδαρος ἐπὶ τὸ δεῖπνον τῷ 
Os’ 7 καὶ ἄλλως" Πίνδαρος ism ἐπὶ 50 δεῖπνον τοῦ ϑεοῦ. 
Kara δὲ ἄλλους ἐν Δελφοῖς κλείειν. ὁ νεωκόρος μέλλων τὸν νεὼν 
κηρύσσει καθ᾿ ἡμέραν' Πίνδαρος ὁ μουσοποιὸς παρίτω 
se0¢ τὸ δεῖπνον τῷ ϑεῷ: womit zu vergleichen Thom. Ma- 
gist.: ἐτιμήθη δὲ σφόδρα ὑπὸ πάντων τῶν Ἑλλήνων διὰ τὸ ὑπὸ 
τοῦ ᾿“ἰπόλλωνος οὕτω φιλεῖσθαι, ὡς καὶ μερίδα τῶν προῤφερο- 
μένων τῷ Dep λαμβάνειν καὶ τὸν ἱερέα βοᾶν ἐν ταῖς θυσίαις 
Πίνδαρον ἐπὶ τὸ δεῖπνον τοῦ ϑιοῦ: er hat also die von Eusta- 
-thios gebilligte ansicht: die andre findet sich in Vit. Vratisl.: 
ἀλλὰ καὶ ἐν Δελφοῖς 6 προφήτης μέλλων κλείειν τὸν »νοὼν κηρύσ- 
cau xa?’ ἡμέρων" Πίνδαρος ὁ μουσοποιὸς παρίεω πρὸς τὸ 
δεῖπνον τῷ Θεῷ: eine richtige auffassung des verhältnisses fin- 
det sich aber im γένος Πινδάρου, wenn gleich für den mit den 
delphischen gebräuchen nicht vertrauten der ausdruck dunkel ist: 
... ὅτι ζώοντι δ᾽ ἀοιδῷ 
τς Φοῖβος ἄναξ ἐκέλευσε πολυχρύσον παρὰ Πυϑοῦς 
ἤϊα καὶ μέϑυ λαρὸν ası Θήβηνδε κομίζειν: 
es bezieht sich dies nämlich auf eine ehre, die dem dichter an 


12) Plutarch de sera num. vindict. c. 13: ἀναμνήσϑητι δὲ τῶν ἔναγ- 

. ve τῶν Θεοξενίων καὶ τῆς καλῆς ἐκείνης «μερίδος, ἣν ἀφαιροῦντες τοὺς 11εν-- 

ὑττουσ; λαμβάνειν ἀπογόνους. ὡς 004 τὸ πρᾶγμα σεμνὸν ἐφάνη xai 

vi “aoe Woltenbach bietet p. 68 nicht viel zur erklärung: besseres geben 

—8 in abhandl. der hilosopb. philol. classe der königl. baierisch. 

Acad.. der wiss. bd. |, 1 ὅν δ᾽ 623. Preller ad Polemon. frr. p. 67. 
Boeckh. ad Corp. Inser. Gr. T. II, p. 4075. 


Pindarische studien. I. 7 


dem feste der ϑεοξένια zu erweisen von den priestern in Delphi 
beschlossen worden war: dass diese den Pindar an sich zu fesseln 
suchten, geht aus manchen zügen hervor: priesterschaften findet 
man überhaupt im alterthume gern und viel mit dichtern in engere 
verbindung treten. Es ward aber in Delphi wie auch in andern 
hellenischen städten dem Apoll als ein hauptfest das fest der 
Theoxenien gefeiert, von welchen deshalb auch ein monat, der 
Θεοξένιος 15), daselbst seinen namen hatte: an ihm speis’te nach 
einem wahrscheinlich uraltem brauch !*) Apollon, d. h. die prie- 
sterschaft die dem gott ganz besonders nahe stehenden verehrer 
unter den menschen und deren angehörige: Pindar, der von an- 
fang an — man denke an die eilfte und sechste pythische ode 
— den Apoll und die delphischen spiele verherrlicht hatte, ge- 
hörte zu diesen und scheint eine besonders ehrenvolle einladung 
und ausserdem noch die auszeichnung erhalten zu haben, dass 
das vorrecht, was er sich erworben, auch seinen nachkommen 
für alle zeiten zuerkannt wurde. Es durfte also Eustathios nicht 
‚ allgemein von ϑυσίαι reden, sondern musste die ϑεοξένια nennen: 
die zweite erzählung war ganz zu verwerfen: endlich musste er 
der ancyovo: gedenken. So also ist in der sache hier viel ge 
fehlt. Es beweisen aber auch die worte, welche dem priester 
als aufforderung für Pindar in den mund gelegt werden, dass 
sie vielfach verdorben sind und zwar auf eine weise, die von 
epitomatoren, nicht von sorglichen abschreibern eines Plutarchi- 
schen buches herrührt: denn die worte weisen deutlich auf ei- 
neu trochäischen tetrameter hin, der leicht herzustellen : 
Πινδάριος ὃ μουσοποιὸς ἐπὶ τὸ δεῖπνον τῷ dep: 

die form Πινδάριος war als die eigentlich béotische zugelassen, 
da die Böoter 15) die endung τος an der stelle von og öfter haben: 
solche aufforderungen aber in einen solchen vers zu bringen, war 
ganz natürlich, da dieser tetrameter 16) in den verschiedensten arten 


13) Nicht Θενξένεος, wie K. Fr. Hermann z. monatskunde p. 62 
wollte, da weder der delphische dialekt noch die inschriften diese form 
bestätigen, vielmehr die im texte genannte immer geben. 

14) Wie Preller im Philol. Vil, p. 38 besonders hervorgehoben: 
sonst vergl. Fr. Thiersch 1. c. p. 622 füge, K. Fr. Herm. Handb. d. 
griech. Antiq. II, §. 51, 29. 

15) Bocckh. ad Corp. Inseriptt. Gr. T. I, p. 737: dagegen Unger. 
Parad. Theban. I, p. 120 sqq. 

16) Vrgl. meine bemer ungen im Philol. Ill, p 570: add. Plutarch. 
Aristid. c. 20: agdpevos δ᾽ αὐτὸν of Πιαταιεῖς ἔϑαψαν ἐν ty ἱερῷ τῆς Ἐν- 


8 Pindarische studien. J. 


der volkspoesie erscheint: auch liefert dazu Eustathios 17) selbst 
‚noch ein beispiel in dieser einleitung zu Pindar: Alexander hatte 
bei der einnahme Thebens den befehl gegebeu das haus Pindars 
zu schonen: der befehl ward im heere in einen tetrameter gebracht: 
Πινδάρου τοῦ μουσοποιοῦ τὴν στέγην μὴ καίετε. 
Dies letztere führt uns aber zu einem neuen beweis, dasa Plu- 
tarchs schrift in ihrer ursprünglichen gestalt Eustathios nicht 
vor augen hat haben können: denn Plutarch konnte unmöglich 
erzählen, dass Pausanias Theben verbrannt habe: er wusste ja, 
da das überall 18) zu lesen stand, dass von diesem es nur bela- 
gert worden. Eben so wenig war bei Plutarch das todesjahr 
Pindar’s so falsch wie bei Eustathios angegeben: grade solche 
fehler machen spätere 19) epitomatoren. Doch dies möge zum be- 
weise genügen, dass Eustathios nur ein mehrfach verderbtes excerpt 
aus Plutarch vor sich gehabt: dieses war denn der eine auctor 
des Eustathios: er nennt nun aber ἑτέρους : wer sind diese? Ist 
dies beantwortet, so kann auch gezeigt werden, wie man darauf 
gekommen, Plutarchs buch zu excerpiren, wer ferner es excer- 
pirt habe. Um aber die ἑτέρους nachzuweisen, ist vor allem der — 
in einem codex Vratislaviensis 30) enthaltene βίος Πινδάρου zu be- 
trachten und mit diesem das in versen abgefasste 31) γένος Πινδάρου. 
Die Vita Vratslaviensis, wie ich diesen aufsatz nennen will, 
stellt Schneidewin 33) dem Eustathios ganz gleich: er meint sie 
seien beide aus derselben quelle geflossen: allein mit unrecht: 
denn ausser anderm ist die entscheidung über den vater Pindar’s 
bei beiden verschieden: dann aber — und das ist mir auch hier 
ein hauptargument — folgen sich die einzelnen begebenheiten in 
beiden in einer durchaus verschiedenen ordnung. Also die grund- 
lage, auf welcher beide beruhen, ist eine verschiedene. Dage- 
gen stimmt grade in der anordnung die Vita Vratislaviensis mit 
dem γένος Πινδάρου völlig überein: nur Pan steht an einer an- 
κλείας "Aptiudos ἐπιγράψαντες rode τὸ τετράμετρον" Εὐχίδας Πυϑῶδε 
ϑρέξας WAGE rad αὐϑῃμερον. 

17) Eustath. Pr. Pind. §. 28. 

18) Herod. IX, 87. Diod. XI, 33: vrgl. Plutarch. V. Arist. c. 18 sqq. 

19) Boeckh. ad Pind. T. Il, P. 1 praef. p. xxv. 

20) Zuerst edirt von G. Schneider ad Nicand. Theriac. praef. p. xv: 
dann bei Boeckh. Pind. T. II, P. 1, p. 9. Westerm. |. c. p. 96. C. E. 
C. Schneider Apparat. Pindar. Supplem. p. 44. 

21) Boeckh. 1. c. p. 6 sq. Weosterm. I. ὁ. p. 94: auch bei Eustath. 


Pr. Pind. §. 30 p. 22 Schneidew. 
22) Narr. de vita Pind. p. ıxvu. 


Pindarische stndien. I. 9 


dern stelle, was wohl zufällig ist: daher besteht zwischen die 
sem γένος und unserer Vila der engste zusammenhang. Weichen 
sie auch auf den ersten blick von einander ab: bei genauerer 
betrachtung ist keine abweichung vorhanden, die auf eine ver- 
schiedene quelle zu schliessen berechtigte. So stimmen sie in 
der erzählung, dass bienen sich auf die lippen Pindar’s ge- 
setzt hätten, nicht überein: das γένος lässt dies in den ersten 
lebensanfängen des dichters geschehen, die Vila im mannesalter. 
Aber ohne alle frage ist die im γένος befolgte meinung in der 
Vita our ausgefallen: denn wie sie in ihrer fassung noch deut- 
lich zeigt, waren die verschiedenen angaben über diese sache 
hier gesammelt. Dann ist in der Vita als der, welcher bei The- 
bens vernichtung das haus Pindars geschont, Pausanias genannt, 
während im γένος richtig Alexander steht: wie Kustathios (δ. 
28) zeigt, ist dies ein alter und wohl dadurch entstandener feb- 
ler, dass in der alten lebensbeschreibung des für Theben durch 
Pausanias veranlassten leide 35) gedacht und dabei irgend ein © 
omstand aus Pindars leben erwähnt war: durch ausfall von wor- 
ten ist also die verkehrtheit, welche wir in der Vita lesen, ent- 
standen. Auffallender ist allerdings die abweichung im nameu 
von Pindar’s gattin: die Vita nennt sie Meyaxdec und verdient, 
da sie die eltern derselben auch nennt, volles vertrauen: das 
γένος hat dafür Τιμοξείνης Man könnte auch hier an verschie- 
dene angaben denken: aber da die lesart im γέρος verdorben 
ist — bei Eustathios steht τῷ δὲ Τιμοξείνῃ —, da auch sonst 
im γένος namen corrumpirt sind — vs.4 der name von Pindar’s 
bruder —, so wäre, dass τῷ δὲ MeyaxAsıy im γένος herzustellen, 
so unwahrscheinlich nicht. Endlich sind die verzeichnisse der 
werke Pindar’s in beiden auch verschieden: die aufklärung da- 
von werde ich weiter unten geben. Also sind die abweichungen 
weder bedeutend noch schwer zu erklären und sind sonach beide 
aus derselben quelle geflossen. Um dieser näher zu kommen, 
muss aber die zeit, in welcber das γένος entstanden, bestimmt 
werden: wir lassen daher die Vita Vratislaviensis für einen au- 
genblick bei seite. Böckh ?*) hielt das γένος für jung: obgleich 
dem jetzt das zeugniss des Eustathios ?°) entgegensteht, spricht 
23) Vrgl. Dissen. ad Pind. Isthm. VII. 


24) Boeckh. ad. Pind. T. Il, P. 2. p. 16. 
_ 25) Eustath. Pr. Pind. §. 30: φέρετα, εἷς αὐτὸν καὶ di indy ne 


40 Pindarische studien. T. 


Schneidewin 26) doch noch zu unbestimmt: es weisen die παλαιὰ 
ἔπη des Eustathios, da er ein epigramm des Antipater von Si- 
don auch παλαιὸν 27) nennt, auf die Alexandrinische zeit, an 
welche überhaupt die ganze art dieses γέρος erinnert. Ein poe- 
tisches meisterstück ist es freilich nicht: seinem zwecke genügt 
es aber vollkommen. Betrachten wir zunächst den ausdruck, so 
begegnen uns eine ganze reihe Homerischer worte und formeln 
und zwar sowohl solcher, die häufig bei Homer erscheinen, wie 
εὐνηθεῖσα, μενεπτόλεμος vs. 2, οὐκ οἷον vs. 4, παλαισμοσύνης 
ἀλεγεινῆς 38) γε. 5, ϑεςπιδαὲς πῦρ vs. 15, πολυχρύσου παρὰ 
Πυϑοῦς ws. 17, δῖα γυναικῶν vs. 24, παρελέξατο, μεγαλήτωρ vs. 
25, τοῖος ἐὼν vs. 30; weshalb auch kein grund vorhanden, xar- 
ἐλεξεν 29) vs. 12 in κατέδειξεν zu Ändern: als auch seltner, nur 
ein- oder zweimal bei Homer erscheinender, eine manier, die 
seit Apollonios die dichter ganz besonders lieben: hierher gehö- 
ren τιϑαιβώσσω, παρϑενικαὶ substantivisch gebraucht, ἀγριύφωνος: 
dabei zeigen sich formeln, die nach analogie homerischer ge- 
macht sind, wie vs. 4 ἔμμορε avöng nach ἔμμορε τιμῆς, ferner 
gebrauch einzelner worte in einem von Homer abweichendem 
sinne, wie οὔδεξ Θήβης vs. 1, endlich auch anspielung auf die 
von den commentatoren Homers gegebenen erklärungen Homeri- 
scher ausdrücke, wohin ich das vs. 1. in gutem sinne 50) ge- 
brauchte vwayopag rechne, ferner wiraperaı vs. 22 in schlech- 
-tem 5). Auch verräth sich das Alexandrinische wesen in zulas- 
sung von sehr seltnen, bei Homer gar nicht vorkommenden wor- 
ten, wie ὑποθήμων vs. 9, ἠνκερὼς Πάν vs. 19, in dem tropi- 
schen gebrauch von ϑεμείλια vs. 10, in der sonst nicht nach- 
weisbaren formel τελειομένων ἐνιαυτῶν, welche mit dem Empedo- 
_kleischen 5%) zelsıoussoıo ygosoıo verglichen werden kann: es 


λαιῶν ταῦτα, οἷς ἐμφέρονται καί τινα ἐπέκεινα τῶν προειρημένων. Ilir- 
δαρον κιλ. 

26) Schneidew. V. Pind. p. ıxvır: nuper ex Eusthatio intellectum 
est iam a veleribus enarratoribus appositam fuisse, sc. vilam metricam. 

27) Eustath. §. 27, p. 18 Schneidew. 

28) Hom. Il. Ψ, 653. 701. Odyss. ©, 126: Merkel. ad Apoll. Rhod. 


p. cıxzu sq. 
29) Hom. Il. 7, 186. 
30) Scholl. et Eustatb. ad Hom. Od. a, 385. 
31) Scholl. et Eustath. ad Hom. Il. 77, 31 ibig. v. Spitzn., Lobeck. 
ad Phrynich. p. 329: andrer meinung ist Doederl. Homer. Gloss. 1, p. 351. 
32) Empedocl. frr. vs. 67 Karst.: das hesiodeische τετελεσμένον εἰς 
ἐνιαυτόν (Goettl. ad Hesiod. Theog. 795) gehört nicht hierber. 


Piudarische studien. I. 44 


wäre möglich, dass sie von Kallimachos 55) entlehut wäre. Auf 
diesen dichter komme ich aber, weil unser verfasser auch da- 
durch als einen etwas spätern Alexandriner sich ausweis’t dass 
er worte nnd wendungen aus Kallimachos und Apollonios von 
Rhodos in seine darstellung verflochten: so ist vs. 7 εἰςέτι naud- 
soy ἐόντα wörtlich aus Callim. ἢ. in lov. 57, vs. 20 οὐκ ἐμέγη- 
gery aus desselben Hymnps vs. 59, weshalb vielleicht vs. 4 εἰδότα 
ϑήρης obschon Homerisch 5*) durch εἰδότα λυρῆς ibid. 78 veran- 
lasst ist: aus Apollonios 55) dagegen stammt vs. 18 fia καὶ 
μέϑυ λαρὸν, wie schon Böckh bemerkt haf, uerown vs. 13; dem- 
selben dichter sind auch οὐχ οἷον vs. A, τοῖος ἐών vs. 30 geläu- 
fig: dabei tritt vs. 12 mit ὁδὸν καὶ μέτρον ἀοιδῆς eine echt Alex- 
andrinische 5°) ansehaunng hervor: die beachtung der theorie 
soll damit angedeutet werden. Beweis’t dies, dass wir hier ein 
werk aus Alexandrinischer zeit vor uns haben, so ist der werth 
desselben für das leben Pindars ganz bedeutend: denn alle nach- 
richten, die nieht bloss in ihm sondern auch in der, wie nach- 
gewiesen, mit ihm in engstem zusammenhange stehenden Vila 
Vratislaviensis sich finden, erscheinen als in der Alexandrinischen 
zeit schon vorhanden: daher ist es denn auch der mühe werth, 
recht genau das verhältniss zu erwägen, in welchem beide zu 
einander stehen. Deshalb die frage, was war der zweck des 
yevoct Der verfasser wollte eine übersicht des wichtigsten und 
des unzweifelhaft sichern geben: daber giebt er also nur so zu 
sagen die grundlagen des lebens: also die eltern zunächst, den 
bruder: dann das was Pindar’n zum dichten gebracht, also das 
sein ganzes leben entscheidende: darauf die lehrer, auf welche 
die Alexandriner nach vorgang der Peripatetiker stets besonders 
geachtet haben: die folge dieses unterrichts, den ruhm bei den 
menschen sowohl als die ebenfalls dadurch erreichte liebe der 
götter, die aucb in den andern hiographien und in den alten 


33) Vielleicht ist diese formel im Callim. fr. 145, 5 Bentl. herzu- 
stellen, wo die codd. des Clemens corrupt ἐπιξελλορένων ἐνιαυτῶν geben. 
— Auch Δ ακῃ δόνες vs.14 weis’t auf diesen: v. Blomf. ad Callim. p. 398 


34) Hom. Il. K, 360. 
35) Apoll. Rhod. J, 659. 


36) Lycophr. Cassand. 10. Philet. fr. VIII, 3 ibiq. Schneidew., Theo- 
erit. Id. AVI, 69: Epigr. tab. Iliac. (s. Weloker alte.denkm. HI, p. 187): 
ὄφρα dasis πάσης μέτρον ἔχης σοφίας : vrgl. Merkel. ad Ovid. Vb. y. MR. 


44 Pindarische studien. I, 


von Pindars lehrern zuerst §. 25 p. 15 Schneidew. und erwähnt 
da nach Skopelinos nur noch Lasos und zwar wie wir annehmen 
müssen nach Plutarch: allein ὃ. 27 fin. p. 19 Schneid. kommt 
er nochmals auf die lehrer zurück und da erzählt er — nur 
hesser gefasst — genau wie in der Vita Vratislaviensis stebt von 
den athenischen musikern, welche Pindar’n unterrichtet hätten: 
daraus folgt, dass Eustathios ausser einem Plutarcheischen ex- 
cerpte noch ein einer andern biographie entstammendes benutzte: 
dies zweite war zufolge der übereinstimmung mit der Vita Vra- 
tislaviensis dieser nahe verwandt: also haben zwei von einander 
verschiedene Vitae existirt, welche Eustathios in eine verschmol- 
zen, doch so, dass er der Plutarcheischen den vorzug gab. 
Auch noch andre stellen, z. b. ὃ. 26 κατὰ τοὺς παλαιοὺς κτλ. 
geben zu ähnlichen bemerkungen anlass. Auf welchem verfasser 
berubte nun dies andre excerpt? Da ist nun einmal die aus- 
wahl der facta zu beachten: sie erinnert ganz an die worte bei 
Photios 41): διέρχεται δὲ τούτων ὡς οἷόν τὸ καὶ γένος καὶ πατρί- 
δας καί τινας ἐπὶ μέρους πράξεις, somit an grundsätze, die schon 
Didymos *2) befolgt hat: dann ist die übereinstimmung mit dem 
yévog ein zeichen, dass nur an einen Alexandriner zu denken: 
dieser kann aber kaum ein andrer als Didymos sein, weil seine 
commentare die gelesensten gewesen, weil Chamaileon und Istros 
— denn dies citat bei Eustathios ist nach dem eben gesagten 
nicht aus Plutarch, sondern aus den ἑτέροις genommen — zu 
den von Didymos vielfach benutzten schriftstellern gehören, weil 
die ganze behandlung in der Vita Vratislaviensis die compilatori- 
sche weise des Didymos verräth und zu ihm, wie unten noch 
genauer gezeigt wird, trefflich passt. Hiernach gelangen wir 
nun erst zu der schon aufgeworfenen frage, wie ist man darauf 
gekommen, Plutarch’s schrift zu excerpiren, womit wir zugleich 
die verbinden, was hat zum excerpiren des Didymos geführt? 
Schon Böckh *5) hat darauf hingewiesen, wie von dem umfassen- 
deo commentar des Didymos zum Pindar später, wo man weni- 
ger gelehrtes verlangte, auszüge gemacht sind: einer davon liegt 
‚unsern scholien zu grunde. Neben diesem hat noch ein andrer 
den Didymos bekämpfender cemmentar existirt: diese beiden sind, 


41) Phot. Biblioth. p. 319, a, 20. 
42) M. Sehmidt. ed Didym. Fragm. p. 392. 
43) Boeckh. ad Pind. T. II, P. 2 praef. p. muv. 


Pindarische studien. I. 48 


wie man aus den scholien zu den Nemeen und Isthmien am klar- 
sten sieht, zu unsern scholien vereinigt. In jeder dieser arber 
ten stand nach altem herkommen an der spitze ein γένος Pin- 
dars nebst anderm, was als einleitung zu den gedichten dienlich 
dünkte: der verfasser des dem Didymos feindlichen commentars 
hat seiner arbeit einen aus Plutarchs schrift entlebnten tractat 
vorausgeschickt und liegt dieser in irgend einer fassuug dem 
Eustathios zu grunde: der epitomator des Didymos hat aber be- 
greiflicherweise den von Didymos abgefassten lebensabriss sei- 
nen zwecken gemäss behandelt: aus dem ist dann im laufe der 
zeit die Vita Vrasislaviensis entstanden; eben so die schrift, welche 
bei Eustathios durch ἕτεροι bezeichnet ist. Damit ist denn die 
abfassungszeit des γένος Πινδάρου zugleich genauer bestimmt: 
es ist entweder mit Didymos commentar oder unmittelbar nach 
diesem erschienen. 

Sonach hatte man zur zeit des Eustatliios zwei verschie- 
dene abrisse über Pindars leben, der eine, wie man wusste, von 
Plutarch ausgehend, der andre von einem ältern damals nicht 
mehr nachweisbaren verfasser: beide hat Eustathios in verderb- 
ter gestalt benutzt: die nachrichten aber, die er aus ihnen giebt, 
sind fast ale alt. Es wäre aber für diese vermuthungen sehr 
empfehlend diese von Eustathios benutzten excerpte noch ander- 
wärts nachgewiesen zu ‘sehen, zumal da dadurch die zeit ihrer 
entstehuog sich besser würde bestimmen lassen: dies fübrt uns 
auf Suidas. 

Es schrieb Suidas — wenn man ihn noch so nennen darf 
— im zehnten jabrhundert: sein artikel über Pindar, den Eudo- 
kia excerpirt hat, ist, vielleicht, weil sein urbeber kein interesse 
mehr am Pindar gehabt hat, sehr dürftig ausgefallen. Woher 
ist er aber entlehnt? Aus Hesychios **), der unter Justinian 
lebte: denn was über Pindar bei Hesychios erhalten, stimmt mit 
einer passage *5) bei Suidas wörtlich überein. So haben wir 
also nicht mit dem zehnten, sondern mit dem sechsten jahrhun- 


44) M. Schmidt. 1. c. p. 392. Bernhard. ad Suid. T. I proll. p. ı 

45) Hesych. illustr. ὁ. 52: Πίνδαρος ὁ λυρικὲς αἰτήσας τὸ — 
αὐτῷ “δοθῆναι τῶν iv τῷ Bie άϑροον ἀπέθανεν ἐν ϑεάτρω, ἀνακεκλιμένος 
εἰς τὰ τοῦ ἐρωμένου αὐτοῖ! Θεοξένου “γόνατα: Suid. 5. Πίνδαρος" ... zal 
συνέβη αὐτῷ τοῦ βίου τελευτὴ κατ᾽ εἰ ἰχὰς" αἰτήοαντι γὰρ τὸ κάλλιστον αὐτῷ 
δοθῆναι τῶν ἐν τῷ βίω, ἀϑρόον αὐτὸν ἀποθανεῖν iv Pedrow ἀνακεκλιμένον 
εἰς τὰ τοῦ ἐρωμένου Θεοξένοι' αὐτοῦ γόνατα, ἐτῶν vi. 


46 Pindarisehe studien. 1. 


dert bier zu thun: leider aber wieder mit excerpten: denn Sui- 
‘das bat den Hesychios entweder excerpirt oder nur eine epitome 
von ibm zur hand gehabt: trotz dem lassen sich aber doch noch 
die quellen des Heaychios erkennen. Eigne forschungen sind 
dieses schriftstellers sache nicht gewesen; er hat vielmehr, so 
weit wir sehen können, namentlich aus spätern quellen obne an 
ihrem inhalt zu ändern seine darstellungen geschöpft und diese 
wo möglich in schöner rede *) abgefasst. Darnach glaube ich 
erstens ein dem von Theodulos benutzten excerpte verwandtes 
“ hier zu erkennen: es folgt das aus dem urtheile über Pindars 
vater wie aus der reihenfolge der einzelnen data: die worte bis 
zu /Iowzouayn gehen also auf Plutarch zurück. Es hat aber 
auch zweitens Hesychios eine aus Didymos geflossene quelle ge- 
habt, wie das, was er von dem Pindar’n vor seinem tode gege- 
benen Orakel erzählt, uns verrath. Die art, wie Plutarch hier 
erzäblt hat, lernen wir aus den biographien 57 und aus ihm 
selbst 48) kennen: Schneidewin 49) zwar behauptet, die biographien 
und Plutarch wären mit einander in widerspruch: allein es ist 
das ein irrthum. Wenn man nämlich, wie man muss, eine ganz 
genaue übereinstimmung der Vitae mit Plutarchs unten angeführ- 
ter schrift nicht verlangt, da der bericht der erstern nicht aus 
letzterer, sondern aus dem Pindarischen tractate Plutarchs ent- 
nommen, Plutarch aber, da er sich nicht ausgeschrieben, an bei- 
den stellen genau dieselben worte nicht angewandt hat, so sind 
die abweichungen der Vitae von Plutarch nur auf rechnung schlecht 
erhaltener und lückenhafter excerpte ausPlutarch zu setzen. Dena 
dass Eustathios aus Plutarch geschöpft hat, zeigt die erwähnung 


- 46) Suid. 5. v., Phot. Biblioth. cod. 69, p. 34,.b, 3 Bekk.: cf. Fa- 
brio. B. Gr. VII, 544 coll. VI, 203 Harl.: irrig in manchem C. Muel- 
ler. Hist. Vett. Fr. T. IV, p. 144, wie schon Bernh. I. c. bemerkt hat. 

47) Eustath. Pr. C. Pind. $. 29: gigeras δὲ λόγος καὶ ϑεωρούς ποτε 
ἐπιόντας εἰς Ἄμμωνος αἰτῆσαι Πινδάρῳ οἷα φίλῳ τὸ ἐν ἀνθρώποις ἄρι- 
στον" καὶ θανεῖν αὐτὸν ἐν ἐκείνῳ τῷ ἐνιμυτῷ xtd.3 V. Vratisl.: λέγεται δὲ 
ϑιωροῖς ἀπιοῦσιν εἰς Ἄμμωνος αἰτῆσαι Πινδάρῳ τὸ ἐν ἀνθρώποις ἄριστον 
καὶ ἀποθανεῖν iv ἐκείνω τῷ ἐνιαυτῷ, 

48) Plut. Consol. ad Apollon. c. 14: λέγεται δὲ καὶ αὐτῷ τῷ Ilır- 
cow ἐπιυκήψαντι τοῖς παριὶ τῶν Βοιωτῶν πεμφθεῖοιν εἷς ϑιοῦ, πυϑέσϑα:ε, τί 
ἄριστόν sors ἀνθρώποις, ἐἀποκρίναοθαι τὴν πρόμαντιν, ὅτε οὐδ᾽ αὐτὸς ἀγνοεῖ, 
εἴ γε τὰ γραφέντα περὲ Τροφωνίου καὶ ᾿Αγαμήδους ἐκείνου ἐστίν" εἰ δὲ καὶ 
πειραϑῆναι βούληται, met’ οὐ πολὺ ἔσεσθαι αὐτῷ πρόδηλον. καὶ οὕτω πυϑὸ- 
μένον τὸν Πίνδαρον, ουλλογίξισϑα, τὰ πρὸς τὸν θάνατον, διελθόντος δ᾽ 
ὀλίγον χρόνου τελευτῇσαι. 

49) Schneidew. ad Eustath. Prooem. praef. p. vm. 


rasen. 


ΠΡ" BH HR 


Pindarische studien. I. 17 


des T'rophonios und Agamedes, des Kleobis und Biton, ferner die 
gleichbeit der frage Pindars, auch wohl die art der angabe seines 
todes. Dass ferner Plutarch auch im Pindar nur so erzählt, 
dass der dichter Theoren einen auftrag gegeben, scheint mir 
noch aus dem kauderwelsch der Visa Vrasislaviensis zu erhellen: 
Eustathios hat sehr ähnliches vor sich gehabt und indem er dies 
lesbar sa machen suchte, entstanden abweichungen von Plutarch. 
So scheint namentlich οἷα φίλῳ niebt den sinn, den es jetzt bei 
Eustathios hat,. ursprünglich gehabt zu haben, sondern es moti- 
virte vielmehr die anfrage bei Apoll oder dessen antwort und 
diente die erzäblung demnach auch °°) zum beweise, wie sehr 
der delphische gott den dichter geliebt habe. Demnach aber halte 
ich “Appovog bei Eustatbios für sus Anoiiovos verdorben: 
der ausfall der silbe no hat den Ammon hierher gebracht. So 
nach ist aber was Plutarch und seine anhänger hier erzählen 
von des Hesychios angaben, die in der Vila Vratislaviensis ganz 
ausgefallen, sehr verschieden: er hat also hier eine andre quelle 
befolgt, welche, wie die erwähnung des. Theoxenos zeigt, eine 
sehr alte sein muss: um sie bestimmt nachzuweisen, wenden wir 
uns zu dem catalog der Pindarischen gedichte bei Suidas. Ei. 
nen solchen catalog nämlich finden wir ausser bei Suidas noch 
bei Eustathios 51) und in der Visa Vratislaviensis, welche seltsa- 
mer weise bier zusammenstimmen: Suidas scheint also allein 
zu stehen. Aber mit nichten: es ist zu beachten, dass bei ibm 
im anfange verwirrung herrscht: die Nemeen und Isthmien sind, 


50) Eustath, §. 27: "Anoddur γοῦν οὕτω φασὶν αὐτὸν ipides avd: m, 


‚ob. not. 37. 


51) Eustath. ©. 34: er hat im anfange ἴμνοι ausfallen lassen, dann 
das zweite und dritte buch der Parthenieo, wahrscheinlich weil er die 
worte gar nicht verstand. Die ‚worte lauten: εἰσὶ δὲ παιᾶνες, διθύραμβοι, 
meosodsa, παρθένια, ta καὶ αὐτὰ μνημονευθέντα πρὸ βραχέων, ὑπορχήματα, 
ἐγκώμια, Hugro καὶ ἐπιενέκεοι, κατὰ τὴν κτλιι in V. Vratisl.: γέγραφε δὲ 
βιβαία ἑπτὰ καὶ δέκα" ὕμνους, παιᾶνας, διϑυράμβων β᾽, προςοδίων β΄, φέ- 
ρεται di καὶ παρϑενίων β΄ καὶ γ᾽, ὃ ἐπιγράφειν (sic) χεχωριομένων παρϑενίων, 
ὑπορχημείτων ß, ἐγκώμια, ϑρήνους, ἐπινέκων δ΄ : Suid.: ἔγραψε δὲ ἐν βιβλίοις 
εἶ’ Jugidı διαλέκτῳ, ταῦτα᾽ ᾿θλυμπιονίκας, Πυϑιονέκας, Ilgosodıa, ,«Παρϑέ- 
va, ᾿ἰνθρονισμοὺῦς, Βακχικά, Δαφνηφορικὰ, Husavac, ἡ Ὑπορχήματα, "Yavevs, 
4: ϑυρίμβους, Sache , Ἐγκώρμια, Θρῆήνους, δράματα τραγικὰ iy, ἐπιγράμ» 
ματα ἐπικά καὶ καταλογάδην παραινέσεις τοῖς Ἕλλησι καὶ ἄλλα πλεῖσται 
Vit. metric, vs. 26: . ἔκελφε δὲ κῦδος ἀγώνων 

τῶν meatier, μακάρων παιήονας ἐνδεδεγμένους + 
καὶ μέλος ὀρχηθμοῖσι ϑεῶν ἐρικυδέας ὑμνους, 

ηδὲ μελιφϑύγγων »“λεδήματα παρϑενικάων. 

selec tay avd. 


Philologes. Xt. Jahrg. 1. 2 


48 Pindarisehe studien. I. 


wie schon Küster bemerkt, ausgefallen, womit eine verschlebung 
mehrerer titel verbunden gewesen: hält man dies fest, so springt 
sofort übereinstimmung zwischen Suidas und dem γένος Πινδάρον 
vs. 26 sqq. in die augen. Dieses nämlich hatte in seiner ersten 
fassnng die werke Pindars vollständig aufgezäblt; vs. 30: τοῖος 
ἐὼν καὶ τοῖα πορὼν καὶ τόσσα τελέσσας beweis’t das, se wie dass 
ein uavollstindiges verzeichniss auch nicht den geringsten werth 
gehabt hatte: eben so, dass vs. 27 eine liicke ist, wie die cor- 
ruptel ἐνδεδεγμένους, welche Heyne, Tafel, Schneidewin ganz 
falsch behandeln, verräth: sie ist durch den ausfall der ngoge- 
δια entstanden, auf welche dann παιᾶνες, ὑπορχήματα, ὕμνοι fol- 
gen, welche bei Suidas nach προςόδια gestellt werden müssen: 
dann folgen die παρϑένια und das, was bei Suidas bis ϑρήνους 
miteingeschlossen aufgezählt wird: denn damit waren die sieb- 
sehn bücher der Alexandrinischen anordnung der Pindarischen 
gedichte alle angegeben. Aber es scheinen doch nur sechszehn: 
und was ferner beginnen mit dem bei Suidas nun folgendem, 
unter dem namentlich die deduare τραγικά so vielen 52) streit 
hervorgerufen haben? Sie gehören gar nicht hierher: denn dass 
die sechszehn namen bei Suidas schon siebenzehn bücher aus- 
machen, folgt daraus, dass auch in Aristophanes anordnung die 
dithyramben swei bücher 55) ausgemacht haben; denn die gram- 
matiker citiren nur die ausgabe dieses grammatikers, wogegen 
nicht citate aus den παρϑένια κεχωρισμένα geltend gemacht werden 
können, da sie, wenn sie auch nicht als bücher bei Aristophanes 
erschienen, doch unter diesem titel bei ihm, nämlich als anhang 
in dem einen buche der παρϑένια standen, grade s0 wie jetzt 
noch bei den Nemeen 5*) ein anhang steht. Somit ist klar, dass 
die δράματα τραγικὰ uti. mit unserm Pindar gar nichts zu thun 
haben, sondern entweder hierher nur durch eine zufällige con- 
fusion gerathen 55), oder werke eines christlichen schriftstellers 


52) Boeckh. ad Pind. T. fl, P. 2 p. 554, ad Corp. Inser. Graecar. 

T. I, p. 764. T. Il, p. 509. Welcher. ad Philostr. Imagg. p. 203. Nach- 

trag z. Aeschyl. Trilog. 243. O. Müll. Dor. Il, p. 354. Lobeck. Aglaoph. 
1, 974. Il, 1357. ὦ. Herm. Opuse. Vil, p. 237 u.s.w. u. 8. w. 

53) Denn Etymol. M. s. Sega} p. 460, 35, Dithyr. fr. 11 Boeckh,, 

Citirt: Mivdages Διϑυράμβων πρῳτῳ: eben so Schol. ad Pind. Oi. XI, 25. 

54) Scholl. ad Pind. Nem. IX init. . 

55) Ich babe auch gedacht, dass Suidas einen artikel über den 

grammatiker Hlivucog gehabt, der sich an den über πινυτός angeschlossen 

abe und durch die da entstandene ioterpolation verloren gegangen: Pi- 


Pindarische stadien. I. 49 


sind, der, ähnlich dem Apollinaris von Laodicea, mit Piodar ver- 
glichea worden war. | 

So wäre also Suidas oder Hesychios mit dem γένος in über- 
einstimmung: aber wie erklärt sich die übereinstimmung der Visa 
Vretislaviensss mit Eustathios? Es hat die alte quelle wie sonst 
verschiedenes so auch hier zwei anordnungen der Pindarisches 
gedichte vorgetragen: die eine, welche wir noch in ihr finden, ist 
die ältere, die audre im γένος und bei Suidas erhaltene die jüngere 
und zwar deshalb, weil sie in der ausgabe, welcher das γένος 
angeschlossen, befolgt war. Damit fällt zugleich ein licht auf 
‚die anordner der Pindarischen gedichte. Die im γόνος angege- 
bene ordnung war.die des Didymos, und zwar deshalb, weil sie 
im γόνος steht; sie war aber auch die des Aristophanes von Byzanz, 
weil bei Thomas Magister wir lesen: ὁ δὲ ἐπίνικος ov ἡ ἀρχὴ 
”Apıozov μὲν ὕδωρ προτέτακται ὑπὸ ᾿“ριστοφάνους τοῦ ovsras- 
ἄντος τὰ Πινδαρικὰ διὰ τὸ κτλ.: weil ferner Didymos keine 
neue aufgestellt, sondern an die hergebrachte sich angeschlossen 
hat — denn 5°) Nem. XI bat er an ihrem platze stehen lassen, 
obgleich er einsah, dass ihr dieser nicht gebühre: einzelne neue- 
zungen aber, wie das einschieben von 5”) Ol. V, stérten die an- 
ordnung so gut wie gar nicht, waren auch höchst selten —, 
endlich weil Aristarch keine eigne anordnung aufgestellt, da von 
ihr nirgends eine notiz sich findet, seine beschäftigung mit Pindar 
ferner auch keine sehr tief 58) eingehende gewesen. Ist aber 
von Aristephanes die anordnung im γένος ausgegangen, so ist 
die andre die von °°) Kallimachos ia dem πίναξ vorgetragene: 
denn vor Aristophanes lebt kein andrer gelehrter, der für solche 
arbeit passte: dann sind in ibr die gattungen noch nicht scharf 
getrennt: endlich trägt die ganze anordnung ich möchte sagen 
einen idealen character, indem sie nur auf die götter eigentlich 
rücksicht nimmt: die hymnen beginnen, d. ἢ. die gesänge für 
alle götter: jedem nämlich konnte man sie singen und bei jeder 


pytos ist epigrammatiker: Anthol. Pal, VII, 16, gremmatiker: Steph. By» 
zanz. 8. Βιθύνιον: cf. G. Schneider. Pericul. crit. in Anthol. Gr. p. 129: 
es ist aber sonst nichts beweisendes anzuführen. 

56) Scholl. ad Pind. Nem. XI init.: M. Schmidt. Didymi frr. p. 237. 

57) Scholl. ad Pind. Ol. V init., vrgl. meine bemerkuogen ia Phi- 
lol. bd. 1, p. 116. 

58) Boeckh. ad Pind. T. Il, P. I, praef. p. xu. 

59) Wie auch schon Schneidew. ad Eustaih. prooem. p. 25 ver- 
muthet. 


2” 


50 Pindarische stadien. T. 
/ 


gelegenheit: es folgen die, welche nur für einen bestimmten 
gott da waren, wie dithyramben für den Dionysos: daran rei- 
ben sich die arten, welche zwar jedem gotte, aber nur bei ge- 
wisseg gelegenheiten gesungen wurden: den beschluss machen 
die an‘ sterbliche gerichteten. Die andre dagegen scheint mehr 
praktische zwecke zu verfolgen und die gattungen mehr nach 
ihrer stylistischen verwandtschaft zu ordnen: die rücksicht auf 
den leser, auf die schule haben hier die entscheidung gege- 
ben: die epinikien als die im ganzen ansprechendsten gehen 
voran. Die anordnung des Kallimachos batte nun our ein hi- 
storisches interesse: daher konnte sie das yevog weglassen: bei 
Eustathios, der Vita Vratslaviensis ist sie durch zufall erhalten: 
den Didymos aber hatte dieser stoff sehr angezogen, wie denn in 
seinem werke 60) περὶ λυρικῶν ποιητῶν von ihm ausführlich über 
das characteristische der Iyrischen gattungen gehandelt war. Ist 
sonach der catalog bei Suidas der auch von Didymos beibehal- 
tene, so ist, da im unmittelbar vorhergehenden schon Hesychios 
nicht aus Plutarch geschöpft, auch dies nicht diesem, sondera 
dem Didymos selbst entnommen: somit hat also Hesychios im 
sechsten jabrhundert seinen artikel über Pindar zum theil aus 
Plutarch, zum theil aus Didymos zusammengesetzt, also aus 
quellen, die im zwölften jahrhundert wieder, freilich wohl in 
sebr veränderter gestalt, von Eustathios benutzt worden sind. 
Da wir somit unsere nachrichten über Pindar bis auf Plu- 
tarch und Didymos verfolgt haben, wäre nua die glaubwürdig- 
keit dieser autoren zu bestimmen: allein da ersterer selbstredend 
sich aus Alezandrinern uud ditern das seiner richtung und seinen 
swecken von Pindar’s leben am meisten zusagende auserlesen 
und höchstens hie und da Etwas aus eigner lectüre sämmtlicher 
gedichte Pindars, die ihm noch zu gebote standen, hinzugethan 
haben wird, so können wir ibn, zumal da für ein specielleres 
eingehen die quellen fehlen, füglich bei seite lassen und gleich 
untersuchen, worauf denn die Alexandrinische forschung über 
Pindar zur zeit August’s beruhte, wie viel zutrauen wir ihr 


60) Es will freilich M. Schmidt. Didymi Frr. p. 379. 384 sqq. 392. 
dies werk dem jüngern Didymos zuschreiben und dies als grundlage 
für eine reihe artikel im Suidas angesehen wissen: aber der beweis 
scheint mir dafür durchaus nicht überzeugend geführt. Auch O. Schnei- 
der in Cösar's zeitschr. f. alterihumswiss. 1855, N. 31, p. 241 sq. hat 
sich gegen die ansicht Schmidt’s ausgesprochen, 


L 


Pindarische studien. I. 24 


also schenken dürfen. Es findet sich hier zunächst nur in dem 
eitat bei Kustath. δ. 27 ein anhalt: Χαμαιλέων δέ φασι καὶ 
Ἴστρος ἱστοροῦσιν, ὡς xti.: lässt sich auf sie ein bedeutender 
theil unserer nachrichten zurückführen und wie verhält es sich 
mit ihrer glaubwürdigkeitt Istros, dessen lebenszeit 61) durch 
sein verhälteiss zu Kallimachos bestimmt ist, hat sich vielfach 62) 
über Pindar vernehmen lassen: in welchem seiner werke aber 
die notiz bei Eustatbios sich gefunden, ist unsicher: Schneide- 
win 65) dachte an das Medoroco: betitelte. Dass Ister nun be- 
nutzt worden, muss auffallen: denn er galt mit recht als ein 
fälscher 5+) und geschichtenmacher, der nach anecdoten uud wun- 
dersamen begebnissen im leben der schriftsteller — seine be- 
schäftigung mit orakeln passt dazu gnt — haschte, weshalb 
die streng kritischen forscher 65) im alterthume sehr schlecht 
auf ihn zu sprechen waren. Zu diesen gegnern des Istros ge- 
hörte, glaube ich, auch Didymos: ich schliesse dies aus dem uns 
von dem leben des Sophokles erhaltenen und doch auf Didymos 
wohl zurückgebenden excerpte, wo Istros öfter erwähnt wird: 
daraus macht freilich Fr. Ritter 66) dem verfasser einen vorwurf: 
aber man kann mein’ ich noch deutlich sehen, wie Istros dort ent- 
weder widerlegt oder geringschätzig behandelt wird, so dass in 
der fraglichen schrift eine feindliche richtung gegen ihn hervor. 
tritt. Didymos musste ihn erwähnen, weil die ansichten des 
mannes vielfach im publicam verbreifet waren. Eben so ist es, 
wie unten näher gezeigt wird, bei Pindar gewesen: man sieht 
also, wie aus der erwähnung des Istros kein schluss gegen die 
glaubwürdigkeit der in dem βίος Πινδίίρον enthaltenen thatsa- 
chen gemacht werden darf, zumal da auch ausser dem traume, 
hei dem er erwähnt ist, kein factum auf ihn zurückgeführt wer- 
den kann. Anders verhält es sich aber mit Chamaileon, einem 
schüler des Aristoteles und zeitgenossen des Theophrast, dessen 
studien in der alten griechischen poesie nach der Peripatetiker 
weise einen von dem lehrer mit vorliebe behandelten zweig wei- 

61) Suid. 6. "Jorgog, ... Καλλιμάχου δαῦλος καὶ γνώριμος: cf. C. 


Mueller. Historicc. Vett. frr. p. Laxxv. 
62) Boeckh. ad Pind. T. II, P. I praef. xx. Fr. Ritter. ad Didymi 
Chalc. Opusc. p. 40. 
63) Ad Eustatb. prooem. praef. p. vu, disput. de Vit. Pind. p. ıxvaı. 
64) Scholl. ad Aristoph. Nub. 967. 
65) Athen. IX, p. 387 F: Preller. ad Polem. frr. p. 96. 
66) Ritter. ad Didymi Chalc. Opusc. p. 57. 


22 Pindarische studien. I. 


ter ausbilden sollten: er hat besonders die zeit Pindars durch- 
forscht, da er über 67) Lasos, Anakreon, Simenides, Aeschylos 
bücher geschrieben. Aber welchen werth haben diese schriften ? 
Den fragmenten zufolge schrieb er ausführlich und wortreich, 
wozu ihn seine neigung andrer ansichten über die von ibm be- 
handelten stoffe zu besprechen gebracht hatte: dadurch kam er 
zum eingehen in solches detail, zur mittheilung so specieller 
geschichten aus alter zeit, dass seine glaubwürdigkeit bedeuk- 
lich werden muss: wenn auch einzelnes, wie über Siménides, 
Hegemon, Anaxandrides °°), wahr sein mag, aussprüche von al- 
ten Pythagoräern 59), vertiefung in untersuchungen über den ur- 
heber 7°) des γνῶϑι σαυτὸν mahnen zur vorsicht in seiner benu- 
tzung und zur beschränkung des günstigen urtheils der neuern 7}) 
über ibn: es wird darnach aber für die glaubwürdigkeit der in 
den biographien Pindars enthaltenen thatsacheu die frage wich. 
tig, wie weit auf diese der einfluss des Chamaileon sich er- 
strecke, und zwar wird sie das um so mehr, da schon nach 
dem bis jetzt gesagten eine verwandtacbaft zwischen unsern Vi- 
fae Pindari und Chamaileon deutlich hervortritt. Es wird in un- 
sern quellen nur ein factum namentlich auf Chamaileon zurückge- 
führt; eine biene legte honig auf die lippen des schlafenden Pin- 
der: kurz erzählt dies 7?) Eustathios, ausführlich aber und offen- 
bar nach derselben quelle 75) Pausanias: hat dieser nun hier Cha- 
maileon benutzt, so wird auch das sonst noch im neunten buche 


67) Clinton Fasti Hellen. IH, p. 477. 

68) Athen. X, 456E coll. Schneidew. ad Simon. frr. p. vi: Athen. 
IX, 406E mit meineo bemerkungen im Philol. X, p. 704: Athen. IX, 
374A coll. Meinek. Com. Gr. Frr. I, p. 368. 

69) Athen. IX, 64A. , 

70) Clem. Alexand. Stromm. I, 14, 60, p. 129 Sylb.: cf. ann. ad 
Diogenian. Vindob. Provv. lI, 10. . 

71) Ions. Hist. Philos. I, ec. 17, 2, p. 107. Boeckh. ad Pind. T. II, 
P. 1 praef. p. IX. Meinek. Com. Gr. T. I, p. 8. 

72) Eustath. Prooem. Carm. Pind. §. 27: Χαμαιλέων δέ φασι καὶ 
Ἴστρος ἱστοροῦσιν ὡς nigi Ἑλικῶνα ϑηρῶντος (dafür will Unger Parad. 
Theb. I, p.190 Segso%»zo¢ lesen, wodurch die übereinstimmung zwischen 
Pausanias und Eustathios noch grösser wird: es verwirft Schneidew. de 
Pind. Vita disput. p. ıxxvı, so viel ich sehe, ohne grund diese emenda- 
tion) αὐτοῦ καὶ καμάτῳ κατενεχϑέντος εἰς ὕπνον, μέλισσα τῷ στόματι προς- 
κπαϑίσασα κηρία ἐνέθετο. 

73) Paus. IX, 23, 2: Πίνδαρον δὲ ἡλικίαν ὄντα νεανίσκον καὶ lovra ἐς 
Geonsag ϑέρους ὥρᾳ καύματος περὶ μεσοῦσαν μάλιστα ἡμέραν κόπος καὶ 
ὕπνος an’ αὐτοῦ κατελάμβανεν. ὁ μὲν δὴ ὡς εἶχε κατακλίνεται βραχὺ ὑπὲρ 
τῆς ὁδοῦ" μέλισσαι δὲ αὐτῷ καθεύδοντι προςεπέτοντό te καὶ ἔπλαοσον πρὸς 
τὰ χείλῃ τοῦ κηροῦ. ἀρχὴ μὲν Πινδάρῳ ποιεῖν Gomera ἐγένετο τοιαύτη. 


Pindarische stadien. I. 28 


von Pindar erzählte aus diesem entlehnt und somit das dort 
ven den ehren in Delphi wie das von der Korinna sieg über 
Pindar erwähnte ’*) aus ihm genommen sein. Bergk sagt 75) 
zwar, es sei das die Korinna betreffende aus erzäblungen der 
mystagogen geschöpft: aber Pansanias bat wie im epos so auch 
in der lyrik selbstständige studien gemacht: dann ist Korinna 
im γένος erwähnt: auch hat Plutarch, in mancher hinsicht ein 
geistesverwandter Chamaileons , höchst specielle den sonstigen 
bei Chamaileon sehr ähnliche nachrichten über den einfluss der 
dichterin auf Pindar: (zwar erwähnt er den sieg selbst nicht: 
aber eine erwähnung bei ihm war durch nichts veranlasst): dazu 
kommt, dass der sieg an und für sich nicht im geringsten un- 
wahrscheinlich ist: Schneidewin 7°) hält ibn nur wegen eines 
fragments der Korinna 77) für erdichtet: aber warum konnte 
denn in diesem liede, welches gegen mehrere dichterinnen ge- 
richtet scheint, nicht fortgefahren werden: ‚ich habe zwar Pin- 
dar’n besiegt, aber da hatte er seine höhe noch aicht erreicht” ¢ 
Es stammt also dies aus Korinna’s gedichten: es ist das, wie 
unten erbellen wird, auch ein grund, auf Chamaileon diese no- 
tiz zurückzuführen. Dagegen kaun man zweifeln, ob was Pan- 
sanias 78) von Pindars tode erzählt, dem Chamaileon augeschrie- 
ben werden dürfe, wie es denn auch Böckh 79) dem aberglau- 
ben des Pausaniss zuschreibt: aber dass auch hier Pausanias 
aus einer biographie Pindar’s schöpft, springt bei vergleichung 

74) Pausao. IX, 22, 3. 

15) Bergk. ad Poet. Lyr. p. 948, ad fr. 21. 

76) Schneidew. de Vita Pind. disp. p. ıxızı. 

TI) Corinn. fr. 21 _ Bergk.: μέμφομη δὲ xy λιγουρὰν Μουρτίδ᾽ ἰώνγα, 

oss Bura φοῦσ᾽ ἔβα Πινδάροιο ποτ᾽ ἔριν. 

͵, 18) Pausan. IX, 23, 2: λέγεται δέ καὶ ὀνείρατος ὄψιν αὐτῷ γενέσθαι 
προήκοντι ἐς γῆρας. Ἱπιστᾶσα ἡ Περσιφόνη οὗ καθειδοντι οὐκ ἔφασκεν vavi⸗ 
ϑῆναι porn ϑεῶν ὑπὸ Πινδάρου" ποιήσειν μέντοι καὶ ἐς αὐτὴν dopa ITiv- 
dagor ἐλθόντα ὡς αὐτήν. καὶ τὸν μὲν αὐτίκα τὸ χρεὼν» ἐπιλαμβάνει, πρὶν 
ἐξήκειν ἡμέρων δεκάτην ἀπὸ τοῦ ὀνείρατος. ἣν δὲ ἐν Θήβαις γυνὴ πρεςβύτις 
γένους εἵνεκα | ἘἜροςήκουσα Πινϑέρῳ καὶ τὰ πολλὰ μεμελετηκυΐα ἄδειν τῶν 
ἀσμάτων. ταύτῃ Πίνδαρος ἐνύπνιον τῇ Ἐρεςβυτιδι ἐπιστὰς ὕμνον ἦσεν ἐς 
Περσεφόνην" j. δὲ αὐτίκα ὡς ἀπέλιπεν ar τὴν ὁ ὕπνος, ἔγραψε ταῦτα, ὁπόσα 
τοῦ ὀνείρατος ἤπουοεν ᾷδοντος. ἐν τούτω a6 ᾷσματι ἄλλαι τε ἐς τὸν “Ad 
εἰσὶν ἐπικλήσεις nal ὁ χρυσήνιος. δῆλα ὡς ἐπὶ τῆς Koons τῇ ἁρπαγῇ: v. 
Vratisl.: addd καὶ 7 Δημήτηρ ὄναρ ἐπιστᾶσα αὐτῷ ἐμέμψατο, ὅτε μόνην 
τῶν ϑεῶν οὐχ ὕμνησεν " ὁ δὲ εἰς αὐτὴν ἐποίησε ποίημα οὗ ἡ ἀρχή. Πότ via 
Θεσμοφόρε χρνυσάνιον: Eustath. Prooem. . 27: λέγεται δὲ zal ac 
Δημήτηρ ὄναρ ποτὲ αὐτῷ ἐπιφανεῖσα ἐμέμψατο, εἰ μόνην θεῶν αὐτὴν ory 
ὕμνησεν" ὁ δὲ εἰς αὐτὴν ἐποίησεν ἀρξάμενος οὕτω" Π]ότνια Oso pogpoge. 


79) Boeckh. ad Pind. T. Il, P. 2. p. 564. 


24 Pindarische studien. 1. 


des Eustathios und der Vite Vratislaviensis in die augen und 
seheint such von Bergk 80) zugegeben su werden. Dabei be- 
denke man, dass Chamaileon diese erzählung aus einem gedichte 
Pindars genommen; dass er ferner geglaubt, dass bienen dem 
Pindar honig auf die lippen gelegt, dass er nicht ansteht 81) die 
musik aus der nachahmung des gesangs der vögel entstehen zu 
lassen, dass überhaupt die alten vom vielen diehtern, wie von 
Homer, Hesiod, Stesichoros ähnliches 82) erzählt haben. So tritt 
der schriftstellerische character Chamaileons schon deutlicher her- 
vor. Aber auch das, was Suidas oder Hesychios von Pindar’s 
verhältniss zu Theoxenos erzählt, scheint nach Athenaios 85) aus 
Chamaileon zu stammen: Plutarch hat dies, da Eustutbios da- 
von schweigt, übergangen. Nach alle diesem stehe ich nicht 
as, einen theil der ἀποφθέγματα Πινδάρου, welche man so 
wenig ®*) beachtet, als aus Chamaileon entnommen zu betrach- 
ter: einen theil, sage ich: denn z. b. das, was auf Pin- 
dar’s angeblichen mangel an stimme sich bezieht, konnte erst 
entstehen, als man eine Pindarische stelle 85) total misever- 
standen batte; er hat also nur den anstoss zu der sammlung 
gegeben. Deno Eustathios führt sie 86) ausdrücklich auf die 
παλαιοί zurück : dann pflegt Chamaileon dergleichen sehr zu 
beachten: er führt apephthegmen vom Pythagoraeer Kleinias, von 
Lasos, Aeschylos, Sophokles und andern 8°) an, namentlich auch 
von Simonides, der jedoch wirklich den alten für solche sachen 
reichlichen stoff geliefert und namentlich am hofe des Hieron 
von seiner gewandtheit und schlagfertigkeit im reden und ant- 
worten proben gegeben zu haben scheint: das alles hatte Cha- 


80) Bergk. ad Pind. Hymn. fr. 13, p. 232: qui (Pausanias) eadem 
accuratius refert. . 

81) Athen. 1X, 390 A. 

82) St. Hieron. Opp. T.1, Ep. 51, p. 256. Vallars.: ad poetas venio 
Homerum, Hesiddum, Simonidem, Stesichorum, qui grandes natu cyc- 
neum nescio quid et solilo dulcius vicioa morte cecinerunt. . 

83) Athen. XIII, 601 C, Pind. Scolior. fr. II: freilich ist nicht gauz 
sicher, ob auch diese notiz über Pindar auf Chamaileon zurückzuführen. 

84) Schneidew. ad Simon. fr. I ed. mai. bringt sie unrichtig mit 
den bei Suid. 6. Πίνδαρος erwähnten παραινέσεις τοῖς "EAlnos zusammen: 
8. ob. not, Sl. 

85) Pind. Ol. VI, 88 c. Scholl., Eustath. Prooem. Carm. Pind. §. 32. 

86) Eustath. Prooem. §. 31. 

87) Athen. XIV, 624 A: VIII, p. 338 B: v. Schneidew. de Laso 
Comm. p. 17 sq. coll. p.12: Athen. ib. 347E: XIV, 656 coll. Schneidew. 
ad Simon. fr. proll. p. xx. xxv: Athen. X, 428F: Vi, 273C. 


Pindarische studien. I. 25 


meileon 58) verzeichnet, wodurch denn das auf Hieron bezäg- 
liche epeophthegma Pindar’s 8°) ihm füglich entnommen sein 
kenn. Uebrigens ist auch diese seite des Chamaileon keine ori- 
ginelle, vielmehr eine durch Aristoteles 30) veranlasste, der auch 
auf Simonides in dieser hinsicht geachtet hatte: man sieht, die 
eiton haben diese scheinbaren kleinigkeiten doch als für die be- 
artheilung der dichter nicht unwesentliche dinge betrachtet. 

So hoffe ich ist deutlich geworden, dass Chamaileon eine 
beachtete quelle für die Pindar’s leben behandelnden Alexandri- 
wer gewesen: er passt aber grade wie Istros vortrefflich zu Di- 
dymos, da er ihn 9!) auch in andern schriften su berücksichti- 
gen pflegte. Mit diesen beiden hat aber unmöglich Didymos 
sich begnägt: ein blick in die auf Alexandriner zurückgehenden 
biographien zeigt das: eben so die reichhaltige literatur über 
das leben der dichter. Ein gewisses interesse für biographi- 
sches zeigte sich schon früh: lon von Chios, Stesimbrotos von 
Thasos liefern die vorspiele: als aber Aristoteles in seinem 
werke περὶ ποιητῶν su einer wissenschaftlichen behandlung den 
impuls gegeben, mehrten sich werke περὶ ποιητῶν, περὶ λυρικῶν 
ποιητῶν rasch: eben so auch werke περὶ βίων, wie von Theo- 
phrast, περὶ βίων ἀνδρῶν, magi ἐνδόξων ἀνδρῶν, περὶ τῶν ἐν 
παιδείᾳ λαμψάντων von Aristoxenos, Hermippos und andern, die 
ınourapara verschiedener art 9%), schriften περὶ μουσικῆς, περὶ 
pour, welche alle, wie auch die so höchst mannigfachen in- 
s:hriftenwerke ereignisse aus Pindars leben berührten: eben so 
war natürlich, dass in monographien über einzelne dichter, in 
sreitschriften und broschüren, endlich in den zahlreichen wer- 
kın grammatischen inhalts einzelnes aus Pindar’s leben berück- 
sihtigt war. So lag also schon in den prosaischen werken 
eit grosses material vor: dies ward aun noch vermehrt durch 
didter, die seit in Alexandria das literarische und ästhetische 
epgramm, überhaupt die gelehrte poesie sich gebildet, des bio- 
gripbischen stoffes sich bemächtigt und da sie an historische 


88) Athen. XIV, 656C. Plat. Epist.Il, p. 311 A. Cic. Nat. Deor. I, 22. 

89) Eustath. Prooem. §. 26: V. Vratisl. 

90) Arist. Rhetor. Il, 16. 

91) Scholl. Venet. ad Hom. Il. M, 231, T. 62: v. M. Schmidt. Di- 
dyni Frr. p. 146. 166. 

92) M. Schmidt. ad Didymi Frr. p. 388 sq., Loczynsky de Hermippi 
Smyn. frr. p. 25 sqq., Koepke de Hypomn. Graec. 4. Berol. 1842. 


ν 


26 Pindarische studien. I. 


treue nicht gebunden, vielfach falsche ansichten verbreitet hat- 
ten: Hermesianax schon beweis’t dies: dass Pindar bier auch 
beachtet worden, lehrt Antipater von Sidon 95) und das epi- 
gramm 9*) eines auonymus. Solche ansichten fanden dann auch 
ihren weg in commentare und aus diesen in biogrephien: so ist 
klar, wie zur seit Augusts obne kritik durch diese angaben 
nicht durchaukommen war. Nimmt man nun noch hinzu, dass 
ausser werken in der art der genannten auch noch die rein hi- 
storischen gelegenheit nahmen über Pindar sich zu äussern, 80 
ist klar, dass bei abfassung einer biograpbie des Pindar, wie 
sie ein commentar. verlangte, die herbeischaffung des stoffes we- 
niger arbeit, als dessen sichtung machte: ob darin dem Didymos 
von andern schon vorgearbeitet, lässt sich nicht bestimmen, da 
wir nur wenig specielle werke über Pindar aus der ältern Alex- 
andrinischen epoche kennen: so Aristodemos, schüler 95) des 
Aristarch, der ganz in Chamäleon’s weise sagenhaftes 26) über 
Pindar beigebracht: können wir aber auch nicht mehrere nam- 
haft machen, ibren einfluss erkennen wir noch in dem streit über 
so manche begebenbeiten in des dichters leben. Mag nun aber 
dem Didymos vorgearbeitet sein oder nicht: es fragt sich, ist es 
ibm überhaupt noch möglich gewesen, das wahre über Pindar’s 
leben aus dem gewirre der meinungen herauszufinden? hatte er 
die mittel, das erdichtete vom wahren zu trennen und konnte er 
daher über Chamaileon noch hinaus kommen und dessen nach 
richten prüfen? Um bierin sicher zu gehen, ist néthig die ste- 
lang und namentlich die quellen der ältern, vor allem der Pen- 
patetiker als der ersten biographen bloss zu legen: man nimat 
freilich gar gern an, diese seien auf rosen gebettet gewesen, 
hätten keine kritik zu üben gebraucht und nur aus dem volkn 
geschöpft: allein bei näherer betrachtung ist das denn doch an- 
ders. Man muss ja festhalten, wie zwischen Pisdar’s todesjıhr 
nnd der zeit Chamäleon’s hundert jahre liegen, während welcier 
nichts für erbaltung der wabren überlieferung von Pindars dch- 
ten und trachten geschehen, da weder die zeitgenossen noch 


93) Eustath. Prooem. Carm. Piod. §. 27: Anthol. Planad. IV, 305, 
T. Il, p. 718 lacobs. 

94) Eustath. I. c. §. 25: vrgl. Meinek. Delect. Anthol. Gr. p. 39. 

95) Athen. XI, p. 95 F, Boeckh. ad Pind. T. IJ, P. 1 praef. p σιν, 
C. Mueller. Hist. Graec. Frr. Il, p. 308. 

96) Scholl. ad Pind. Pyth. UN, 137. 


Pindarische studien. I. 27 


auch die nächsten generationen ein interesse hatten für das rich- 
tige geburts- oder sterbejabr, für richtige angaben über die fe- 
milie, die häuslichen leiden und freuden, selbst für die stellung 
des dichters im staate, weil er in diesem politisch gar nicht her- 
vorgetreten: haben doch die Thebaner ihm nie eine statue 97) 
gesetzt noch sonst eine auszeichnung — wenn man nicht eben 
die freikeit von den meisten sonst bürgern im alterthume oblie- 
genden leistungen gegen den staat dahin rechnen will — ihm 
su tbeil werden lassen. Es ist dann ferner hierbei zu beden- 
ken, wie schon in den letzten jahren Pindar’s Atheu mehr und 
mehr beginnt der alleinige mittelpunkt des literarischen lebens 
der griechischen nation zu werden: nur der wird da beachtet, 
der mit diesem in eiusm engern zusammenhange steht: das war 
nun mit Pisdar weniger der fall, der wie Stesichoros und selbst 
Simonides schen zur zeit des beginns des peloponnesischen krie- 
ges der masse anfing fremder zu werden, worüber Enpolis und 
andre komiker °°) bitter klagten: es war das aber natürlich, da 
Pindar, den man in seiner blüthezeit zwar überall 99) gesungen 
hatte, jetzt, wo die so wunderbar rasch entwickelte attische li- 
terater in staunenswerther fille schen vorhanden war und immer 
neue hlüthen und früchte üppig hervortrieb, vonwegen der so 
gänzlich veränderten denkweise und des neuen geschmacks all- 
mählig surücktrat: denn seine ansichten über die götter und he- 
roen erschienen gar vielen beschränkt, sein preisen der tyran- 
men, seine verebrung alter geschlechter stockaristokratisch, die 
art seines erhebens der sieger in den grossen spielen altväte- 
risch und übertriehen: genug dass man von ihm wusste, wie er 
von Athen belohat sei und dass man noch ein paar lieder von 
ihm 100) bei passender gelegenheit sang. Trat Pindar also zu- 
rück, se konnte die volksdichtung, die schon während seines 
lebeas an ihn sich angeschlossen, um so leichter für wahrheit 
gehalten und — völlig missverstanden werden. Denn es war 
eine eigenthümliche neigung des hellenischen volks, das wesen 
und die schicksale bedeutender persönlichkeiten und somit auch 


97) Athen. I, p. 19 B: ἐν δὲ Θήβαις Πινδάρου μὲν οὐκ ἔστιν εἰκὼν, 
Kilevocg δὲ τοῦ ἰδοῦ ἐφ᾽ ἧς κι 

98) Athen. I, p. 3 A: diag “Athen. XIV, 638 D, Belot. fr. HI, T. Il, 
1 Com. Gr. Frr. pag. 481. 

99) Pind. Nem. V, 1. 

100) Aristoph. Equitt. 1329: intt. ad Pind. Dithyr. fr. 3 sqq. 


28 Pindarische stadien. T. 


bedeutender dichter in einer mythischen form darzustellen, so 
dass factisches mit gedachtem, reales mit ideellem verschmolzen 
ward: diese neigung, überbaupt die kraft zur erzeugung von 
mythen war zu Pindar’s seit durchaus noch nicht erloschen: 
Pan’s erscheinen 101) auf dem Παρθένιον ὅρος und anderes aus 
dem Perserkriege, die in Athen um ol. 85, 4 bei der gründang 
von Amphipolis entstandenen oder doch umgebildeten sagen von 
Phyllis und Demophon oder Akamas 102) beweisen dies schon 
zur genüge. Somit entstanden also volkssagen wie über andre 
so auch über Pindar und erhielten sich leicht: denn der glaube 
an das unmittelbare eingreifen der götter in das leben der men- 
schen, an ihr erscheinen — erschien doch noch dem Sophokles 
Herakles —, der glaube, dass die götter dureh träume 105) oder 
‘anf sonstige weise den menschen ibren willen kundgäben, lei- 
stete ihnen vorschub und erleichterte ihre erhaltung durch tradi- 
tion gar sehr: auch der glaube an die orakel und der tief wur- 
zeinde, überall herrschende aberglaube ist nicht zu vergessen. 
Dadureb ging denn wo möglich noch mehr das interesse an der 
kahlen wirklichkeit verleren: bei Pindar grade ist dies sebr zu 
beachten. Aber zu dem grundlegen für recht eigentliche fälschun- 
gen kam es wohl erst in Athen: denn die daselbst angeborne 
neigung zur ironie, durch welche nothwendig facta in ein fal- 
sches licht gestellt werden mussten, die neigung zum scharfen 
witz und die damit verbundene sucht nach neuem, die überall in 
Attika einheimisch waren, fanden allmählig auch ihren weg ia 
die literatur und sind da, haben sie auch schönes hervorbringen 
heifen, doch schädlich für die biographie geworden: ich denke 
dabei weniger an die komödie, deren übertreibungen leicht zu 
erkennen waren, als vielmehr an die Sokratischen dialoge, eine 
form, die recht eigentlich dazu gemacht scheint, der geschichte 
schwierigkeiten zu bereiten, wie einzelnen alten 102) auch nicht 
verborgen geblieben. Weniger mögen die redner hier geschadet 
haben, die, glaubten sie dadurch ihrer partei zu nützen, es mit | 

101) Herod. VI, 105. 

102) Aeschin. regi παραπρεσβ. §. 30 c. Scholl.: Boehneke forsch. auf 
d. gebiet, der att. redn. J, p. 107. Weissenborn Hellen p. 136 Agg. 

103) Pind. Thren. fr. 11, 4 sq. 

104) Plutarch. Pericl. c. 24: ἐν δὲ τῷ Mevetivw τῷ Πλάτωνος, εἰ καὶ 
pita παιδιὰς τὰ πρῶτα γέγραπται, τοσοῦτον y ἱστορίας ἔνεστιν, ὅτι 
‘ stay εἶχε τὸ γύναιον ἐπὶ ῥητορικῇ πολλοῖς ‘APgvuiwy ὁμιλεῖν: id. Niciae 


Pindarische studies. L 88 


or wabrheit nicht so genau nahmen: weniger anck wohl : die 
pideiktischen reden ‚des Gorgias und andrer über Olympia, Del- 
bi und ähnliches, da wo sie von der geschichte abwichen, leicht 
a erkennen, ihre unzuverlässigkeit seit Thukydides 105) aner- 
annt war: aber immer bleibt wahr, dass in der attischen lite 
star formen entstanden, die der erhaltung wahrer biegraphi- 
eher tradition binderlich, der verbreitusg von zweideutigem und 
slschem förderlich gewesen sind. Schliesslich darf man aber 
ls erzeugerin von hierber gehörigen feblern die bildende kunst 
ieht übersehen: denn die künstler haben ebenfalls die gedichte 
ΒΡ lyriker um motive für ihre werke zu erhalten durchforseht 
ad sie sich erklärt: nach ihrer durch ihre erklärung bedingten 
uffassung haben sie auch darstellungen aus dem leben der dieh- 
or. entworfen, welche die bistorische überlieferung beschränkt 
ind aus der literatur verdrängt haben: so zeigte 106) die statue 
es Anakreon in Athen einen trunkenen und ist sie wohl von 
influss auf die später herrschende vorstellung von diesem dich- 
ΒΡ gewesen: die liebe des Anakreon sur Sappho ist aller wahr- 
cheinlichkeit nach aus bildlichen darstellungen entsprungen und 
ann in die literatur - geschichte 107) gekommen. Auch bei Pin- 
ar zeigt sich dieses: der künstler, weicher das ven Philostra- 
pe 108) beschriebene gemälde von Pindar dem kinde geschaffen, 
at einige seiner gedanken von einer stelle im Piadar 109) ge- 
ommen und diese auf eine eigue weise aufgefasst. Diese an- 
entungen mögen für den beweis der nothwendigkeit scharfer kri- 
ik schon für Chamaileos und ähnliche forscher genügen: waren 
ber für sie die mittel zu selbiger vorhanden und kannten sie 
ie, um sich aus solcher verwirrung herausznofiaden? Ohne alle 
rage hatten sie sie: sie konaten leicht die tradition, die im 
alke lebenden sagen und erzéhluagen in ihrer ersten, reinen 
Γδὲ sich verschaflen : sie hatten feruer selbst für sehr speciel- 
ıs völlig sichre schriftsteller, wie lon 110) von Chios; sie hat- 
mm die mittel bei andern, wenn sweifel über ihre glaubwürdig- 
105) Thucyd. I, 21, 1. 


106) Pausan. I, 25, 1 ἰδίᾳ. Siebelis. Welcker kl. schrift. I, p. 258. 
. Muller archäol. d. k. p. 731 Welck. 

107) Hermesian. fr. 11, 50 sq.: Welcker alte denkmäl. Il, p. 225, 
l. Schrift. I, p. Ul. 

108) Philostr. imagg. Il, 12. 

109) Pind. Pyth. Ill, 77. 

110) Vrgl. Schneidewin im Philol. VIU, p. 732 figg. 


80 Pindarisehe studien. X. 


keit entstand, dieselbe zu prüfen: so hatte Isokrates ?!!}) spe- 
cielle angaben über die vom Athen dem Pindar erwiesenen eh- 
ren: dass er richtig sie angegeben bewies dem zweifelnden das 
darauf bezügliche öffentlich aufgestellte dekret, auf das überdies 
auch die fassung bei Isokrates deutlich genug hinwies. Dies 
führt uns von selbst auf eine zweite ungemein wichtige quelle, 
nämlich öffentliche monumente und Inschriften: noch Pausanias 
sah eine reihe von monumenten, die Pindar dem göttern geweibt 
hatte: auf fast allen von diesen waren inschriften, die über gar 
manches dem biographea wichtige die sichersten !!?) aufschlüsse 
boten: so konute über den namen des vaters Pindar’s, beachtete 
man die inschriften, gar kein zweifel obwalten: auf jeder, die 
Pindar’n nannte, war dieser ja zu lesen: das schwanken über 
ibn in den biographien kann also frühestens erst nach Aristo- 
pbanes von Byzanz entstanden sein. Es will aber fast scheinen, 
als sei schon von den frühsten diese quelle für Pindar nicht 
ausgenutzt: denn sonst läse man in den Vitis wohl mehr von 
den dem dichter erwiesenen ehren: da er an so vielen orten 
πρόξενος 115) war, so existirten auch viele inschriften mit den 
gründen für erweisung dieser ehre versehen: sie hätten eine schöne 
grundlage für die untersuchung der geltung Pindar’s in seiner zeit 
gegeben. Andre dagegen hätten stoff für das leben der freunde 
Pindars geliefert, die man der gedichte wegen kennen muss: für 
das leben gar manches derselben gab es wohl schon zu Aristo- 
teles zeit kaum andre quellen als inschriften. Auch mögen spä- 
tere verfasser von inschriftenwerken, wie T'heopompos περὶ τῶν 
ovinderzos ἐκ Δελφῶν χρημάτων, Polemon περὶ τῶν ἐν Δελφοῖς 
ϑησανρῶν, Anaxandrides περὶ τῶν συληϑέντων ἐν Δελφοῖς ἀναϑη- 
μάτων mancherlei dafür beigebracht haben: uns ist sehr wenig 
davon erhalten. Neben diesen quellen lieferten aber diesen äl- 
tern eben so beachtenswerthen stoff die gedichte der gleichzeiti- 
gen dichter, namentlich der lyriker, da diese, wie ich später 
einmal weiter auszuführen gedenke, vielfach gegenseitig auf ein- 
ander rücksicht nehmen. Mit diesen war aber als letzte und 


111) Inoerat. x. ἀντιδόσ. p. 204, 21 Dind.: cf. Boeckh. ad Corp. 
Inser. Gr. T. J, praef. p. vui. 

112) Vrgl. z. b. für Kleon die inschrift bei Athen. I, p. 19 B, das 
ἀνάθημα der Phryne bei Athen. Älll, 591B u.s.w. u.s. w. 

113) Pind. Nem. VII, 56 ibiq. Dissen.: vrgl. Corp. Inser. Gr. T. I, 
n. 90 sqq. ἰδίᾳ. Boeckh. p. 731: Boeckh Staatsh. d. Athen. I, p. 731. 
Meier de proxen. dissert. p. 11. 


Pindarische stadien. I. 94 


bedeutendste quelle das genaueste studium der sämmtilichen Pin- 
darischen gedichte zu verbinden: denn da die lyriker von sich 
selbst in ihren gedichten sprachen, ihrer erlebnisse, ihres cha- 
racters, ihres gaszen thun und treibens in ihnen erwähnung tha- 
tes, so war natürlich aus ihnen selbst über ihr leben, nament- 
lieb wenn sie so fruchtbar wie Pindar gewesen waren, viel zu 
entnohmen. Nur war dies auch nicht ohne alle schwierigkeit: 
der styl der gedichte brachte es mit sich, dass dergleichen all- 
täglicbe dinge nicht entsprechend der wirklichkeit ausgesprocheu 
werden konnten, sondern auf eine zu dem übrigen so erhaben 
behandelten stoff passende weise: es war älso zur soffindung 
des eigentlich und wirklich realen kerns bekauntschaft mit der 
ausdrucksweise der dichter, mit einem worte gewandtheit und 
sicherheit in der interpretation erforderlich, eine sache, die sich 
auch bei diesen ältern nicht von selbst verstand. Dies also 
der stoff, welcher vorlag und zugleich die schwierigkeiten sei- 
ver benutzung: hat Chamaileon nun diese schwierigkeiten über- 
wunden? Was zuerst die schriftsteller anlangt, so ist ausge 
breitete literatur - kenntuiss bei ihm als einem schüler des Ari- 
steteles ohne weiteres vorauszusetzen: sie wird aber noch durch 
die uns überlieferte benutzung !!*) der schrift des Archytas be- 
stätigt, ferner‘ dadurch, dass er zur erklärung der tragiker die 
komiker 116) studierte, dass er auch bildliche darstellungen bei sei- 
nen historischen studien nicht übersehen 116). Dies lässt dann weiter 
auf durchforschung der inschriften schliessen, da Aristoteles werke, 
wie die διδασκαλίαι, die νῖκαι Διονυσιακαί, andre, ihn darauf füh- 
ren mussten: ein sicherer beleg 117) ist jedoch dafür nicht vor- 
handen. Dagegen ist keine frage, dass er bei seinen werken 
über die lyriker die gedichte derselben für gewinnung biograpbi- 
scher notizen sorgsamst durchgegangen: so sucht er aus stellen 
des Anakreon data für das leben des dichters und aufschluss über 
dessen charackter 118) zu gewinnen und schliesst dabei aus äu- 


114) Athen. XIIl, 600F. 

115) Athen. I, p. 21E: wie viel man da dem Chamaileon zuschrei- 
ben dürfe, ist nieht ganz sicher. 

116) Athen. ΧΙ, p. 461 B: οὔτ᾽ ἐν τοῖς — worte des Chamaileon — 
περὶ τὴν Ἑλλάδα τόποις οὔτ᾽ ἐν γραφαῖς οὔτ᾽ ini τῶν πρότερον ever comer 
ποτήριον ev ἐμέγεϑες εἰργασμένον, πλὴν τῶν ἐπὶ τοῖς ἡρωϊκοῖς. 

117) Athen. X, p. s B giebt iho nämlich nicht. 

118) Athen. XII, p. 533 F: vrgl. Bergk. Anacr. frr. p. 114, Sinte- 
nis ad Plut. Pericl, c. Ot p. 192 sq. 


32 Pindasische studies. EL 


sserunges in den gedichtes anf das wirkliche leben, wie dean 
such lediglich ans Alkman’s gedichten auf dessen verliebten cha- 
rakter geschlossen ᾽19) ist: dasselbe geschieht bei Pindar aus 
dem skolion 120) auf Theoxenes. Da er so verfahren, se habe 
ich oben angesommes, dass von ihm das verhältniss der Kerines 
zu Pindar nach deren gedichien erzählt, dass die ahndung Pis- 
dars von seinem tode aus einem hymaos auf Persephone ge 
schlossen sei. Daraus folgt ann aber, dass nicht alles bei Cha- 
maileon feste historische überlieferung ist, sondern dass er seine 
aus iuterpretation der gedichte gewonnenen resaltate als histe- 
rische wahrheit hißgestellt, ein verfahren, wodurch uns auch 
die spätern uoch gar oft täuschen. Es führte dies verfahren 
aber gredezu zu fälschungen, waren die betreffenden stellen un- 
richtig erklärt: wie steht es also mit Chamaileon’s bermenen- 
tik? Er hat einmal einzelne stellen missverstauden, z. ὃ. stel- 
len aus !2!) Alkaios: er hat aber auch zweitens — und das ist 
viel schlimmer — gedichte, deren verfasser ungewiss, ohne ge- 
nügende gründe hestimmten verfassern zugeschrieben: so hat 
er 122) angeführt, Sappho habe den Anakreon geliebt und dabei 
ein gedicht, was nach einer absichtlich oder unabsichtlich falsch 
aufgefassten stelle Anakreon’s spätere, d. ἢ. aber vor Aristote- 
les lebeude der Sappho untergeschoben hatten, als ein Sapphi- 
sches erwähnt: dies berechtigt auch zur annahme, dass chrono- 
logie seine starke seite nicht gewesen. Hiernach müssen wir 
sagen, dass in benutzung der besten quelle Chamaileon eben 
nicht: mit glück verfahren: dass es ihm nicht viel anders auch 
in benutzung der mündlichen tradition gegangen, davon sind 
noch spuren vorhasden. Zu welchen bedenken seine vorliebe 
für apophthegmen anlass gebe, ist schon oben bemerkt: dass 
die volkssage und ihr wesen von ihm nicht gehörig gewürdigt 
worden, scheint das eiuzige zur entscheidung vorliegende factum 
zu zeigen: Kustath. δ. 27: Χαμαιλέων δέ φασι καὶ Ἴσερος στο" 
ροῦσιν, ὡς περὶ Ἑλικῶνα ϑηρῶντος αὐτοῦ καὶ καμάτῳ κατενεχϑ έν- 
τος εἰς ὕπνον, μέλισσα τῷ στόματι προςκαϑίσασα κηρία ἐνέθετο: 
denn die alte volkssage ist die vom γένος Πινδάρου vorgetra- 


119) Athen. XIII, p. 600F. 

120) Athen. XIII, p. 601F: οἵ, intt. ad Pind. Scol. fr. 2 Boeckh. 
121) Athen. X. p. 420A. 

122) Athen. χε 599B: Bergk. ad Anacr. frr. p. 100. 


Pinderische studien. 2. 88. 


enc, dass als kind Pindar dies erlebt: Chamaileon hat es dem 
ingling erleben lassen, um sagen zu können, dass hierdurch 
indar sis ποιητικὴν ἐτράπη, wie es bei Eustathios heisst: äbn- 
ch auch 125) Pausanias. Alse bat Chamaileon entweder aus 
igner machtvollkemmenbeit in der sage geändert oder er bat 
ΒΒ wesen derselben nicht erkannt: jedenfalls aber ist klar, dass, 
sau er auch nichts erfunden und nichts erlogen hat, er dech 
en vielfach bedenklichen stoff gehörig zu behandeln nicht ver- 
tanden und daher falsche ansichten zu verbreiten geholfen hat. 

Aber wie nun Didymost hat er, wie wir eben fragten, diese 
si Chamaileon schon nachgewiesene verwirrung beseitigen und 
n die stelle des schwankenden und falschen wahres und siche- 
as setzen können? Er hatte wenigstens die mittel dazu: es 
tanden ihm die alten sebriftsteller, die inéchriften, die werke 
or Pindar’n gleichzeitigen lyriker, es standen ihm — und das 
it ja die hauptsache — die sämmtlichen poetischen schöpfungen 
indars zu gebote und in diese hatte er sich als commentator 
'enigstens eines theils derselben ganz besonders hineingearbei- 
itz: hat er hiermit also sicheres zu schaffen gewusst? Aller- 
mgs: was er zu schaffen gewusst sehen wir, wenn wir das im 
vos Πινδάρου vorgetragene mit den erhaltenen biographies ver- 
leichen: denn das im erstern stehende ist das von Didymos als 
»zweifelhaft hingestellte: es ist auch das, was wir davon nä- 
sw und genauer prüfen können, jedesmal das richtige. So war 
idymes von Chamaileon abgegangen iu der die bienen betref- 
mden sage: Didymos hat die alte, echte form erkannt und sich 
sa Chemaileon nicht imponiren lassen: vielleicht ist auch, de 
Β γόνος von den athenischen lebrern nur Agathokles augenom- 
ee wird, dies gegen Chamaileon’s angaben gewesen, der den 
pellodor dazu gezählt haben könnte: dass Chamaileen gern. 
pm den lehrern bedeutender sehriftsteller gesprochen, lässt sich 
us den alten 132) noeh abnehmen: gegen andre aber war wahr- 
theinlich die genaue bestimmung des geburtsorts Pindar’s ge- 
ehtet, in der Didymos an Kallimachos πίναξ 125), also an die 
ate quelle, sich angeschlessen. Schliesslich will ich noch auf 


123) Psusan. IX, 23, 2: s. ob. not. 72. 73. 

124) Diog. Laert. Ill, 46. 

125) Stephan. Byz. s. Κυνὸς κεφαλαί: vrgl. meine bemerk. in Schnei- 
rw. Aesch. Agamem. ΤΟΥ͂Τ. p. ΣΙΠ. 


Philelogus. ΧΙ. διάδος. 1. 3 


$4 | Pindarische studien. I. 


die eigentlich merkwürdige bestimmung der lebenszeit im yéveg 
vs. 21 fig. aufmerksam machen: sie scheint einen einfuss Athens 
zu verratben und dadurch entstanden, dass man die zeit, wo 
Pindar Athen besang und von ihm belobnung empfing, als die 
seiner recht eigentlichen blüthe angesehen habe. Trug also die 
schrift des Didymos auch von wegen des zusammenstellens der 
verschiedenen nachrichten über Pindars leben einen compilatori- 
schen character, se ist ihr verfasser doch überall mit einem ent- 
schiedenen und gut begründeten urtheile bervorgetreten. 

Da Didymos so verfahren und so viel erreichen konnte, so 
ist nicht undenkbar, dass auch wir die noch in Pindars leben 
berrschende unsicherheit zu bannen vermögen. Ist doch bei dem 
grössten theil der uns überlieferten nachrichten die letzte quelle 
nachweisbar: sie sind alte, zuverlässige schriftsteller, deren nach- 
richten das gepräge der wahrheit an sich tragen, und dadurch, 
dass sie mit den sitten, gebräuchen, mit der denkweise der Pin- 
darischen zeit vollkommen übereinstimmen, gegen alle zweifel 
gesichert sind: sie sind zweitens die uns erhaltenen gedichte 
Pindars selbst, auf welche sich eine reihe der in den alten trac- 
taten erhaltenen angaben zurückführen uud dadurch schärfer be- 
stimmen lassen: von diesem kriterium hat Schneidewin zuerst 
darchgreifenden gebrauch gemacht: grade dies aber stellt uns 
mit den Alexandrisern in der bedeutendsten und fruchtbarsten 
quelle auf gleiche stufe: wir sind durch die gedichte in stand 
gesetzt, die angaben der ältesten berichterstatter zu prüfen, zu 
berichtigen und überhaupt die aufgabe von einem höbern stand- 
. pankte aus zu behandeln, als je bei den Hellenen geschehen, 
die für die eigentliche kunstform der biegraphie nie rechten sina 
gehabt haben. Diese vortheile werden noch dadurch vermehrt, 
dass wir die volkssage in der überlieferung sicherer erkennen 
und richtiger beurtheilen: freilich ist dies ein punkt, wo auch 
jetzt noch die meinnngen sehr aus einander gehen: dass wir 
ferner Pindars eignes wesen richtiger und vorurtheilsfreier auf- 
fassen: er ist ein mann gewesen, der sich oft in grosser extase 
befunden, woraus sich manches scheiubar sonderbare erklärt: 
denn ein alter musste in solchem zustande wohl anderes denken, 
anderes sehen, als jetzt gedacht und gesehen werden würde. So 
können also nicht nur die bei den alten erhaltenen facta durch 
anwendung richtiger methode ihre völlige würdigung erhalten 


Pindarische studien. I. 85 


d ale brauchbare bausteine zu einer des grossen dichters wür- 
ren biographie dienen, sondern es kann mit hülfe der uns 
rliegendeu gedichte auch jetzt noch sowohl eine genaue ent- 
ckelung des äusseru lebens des dichters, also der stellung zu 
men freunden, zu seiner vaterstadt, zu andern staaten, als 
ch der noch viel interessantere und noch gar nicht versuchte 
chweis seines bildungsganges in seiner kunst gegeben wer- 
a: es wäre das freilich leichter, wären wir noch so glücklich 
e Didymos und läsen die sämmtlichen gedichte des böotischen 
isters: aber es geht auch so, ist man nur darüber aus, statt 
er verluste zu klagen, das durch glückliche fügung erbaltene 
rigst zu durchforschen. 
Ernst von ‚Leulsch. 


Zu Libanios. 


Liban. I p. 209, 14 ἀφεὶς γὰρ Atarsa τὸν “οκρὸν καὶ τὸν 
yay, τὸν Τυδέως καὶ αὐτὸν τὸν Ayıllia, δέκα συμβούλων ἐμνή- 
In Νέστορι παραπλησίων ὡς τοῦτο δράσων, ἐφ᾽ ὅπερ ἧκεν. Ge- 
tint ist Hom. Il. B 872 7 γὰρ — τοιοῦτοι δέκα μοι σνμφράδ- 
weg εἶεν “χαιῶν, τῷ xa τάχ ἡμύσειε πόλις. Dass Reiske ἐμνή- 
Ἢ wnasgefochten liess, nimmt nicht wunder, wenn man seine 
te confuse note zu dieser stelle (Aiax filius Tydei) liest. Der 
m erfordert: Ajamemnon wünschte sich 10 rathgeber, wie Ne- 
pe. Also ἠράσϑηῖϊ --- Kurz vorher 209, 5 halte ich die lesart 
s ced. Bay. ἄγοντα, vorausgesetzt, dass die kritik daraus ἀνά- 
ps herstellt, für richtig und ursprünglich; πλέονεα für ein 
essem dazu. 

Liban. I p. 821, 5 καὶ of μὲν τῷ φυγεῖν τὰς ἀρχὰς, οἱ δὲ 
) μετὰ τῶν νόμων ἄρξαι κεκόσμηνται. Da nicht vom zwei ver- 
biedenen biirgerclassen die rede ist, souderu in heiden theilen 
5 satzes dieselben gemeint sind, welche fremde pensions ei ser- 
ws ansachlugen und lieber daheim ein bescheidnes amt in aller 
rm rechtens annahmen, muss ἅμα μὸν --- ἅμα δέ gelesen werden. 

Oels. M. Schmidt. 


4" 


II. 


Euripides im würfelspiel. 


Euripides hiess ein bestimmter wurf im astragalen- und 
wiirfelapiel. Bei Diphilus (Athen. 6 p. 247, A. Meinek. com. gr. 
4 p. 411) unterhielten sich zwei: 

A. agit ἀπαλλάττεις ἐπὶ τούτου τοῦ κύβου. 
B. ἀστεῖος el’ δραχμὴν ὑπόϑες. A. κεῖται πάλαι. 

πῶς ἂν βάλοιμ᾽ Εὐριπίδην; B. οὐκ ἄν note 

Εὐριπίδης γυναῖκα σώσει" οὐχ ὁρᾷς ο 

ἐν ταῖς τραγῳδίαισιν αὐτὰς ὡς σευγεῖ; 
Es wird also hier offenbar ein guter wurf (nicht wie Athenäus 
sagt κύβος δέ εἰς οὕτως καλεῖται Εὐριπίδης) mit dem namen 
des tragischen dichters bezeichnet und Schneidewin zu Heraclidis 
Politiae p. 77 vermutbet mit recht, dass dieser benennung ein 
etymologisches spiel (εὖ ῥίπτειν) zum grunde liege. Weitere 
aufschlüsse über diesen wurf Euripides geben Pollux 9 ὃ. 101: 
ἐπεὶ δὲ τοῖς τετταράκοντα τοῖς μετὰ τοὺς τριάκοντα προστᾶσιν 
“Τϑήνησι συνῆρξεν Εὐριπίδης, εἰ τετταράκοντα συνήθροιζεν ἀσερα- 
γάλων βολή, τὲν ἀριϑμὸν τοῦτον Εὐριπίδην ὠνόμαζον: Schol. zu 
Platons Lysis p. 206 E: Εὐριπίδης δὲ ὁ τὸν τεσσαράκοντα" εἷς 
γὰρ Εὐριπίδης τῶν τεσσαράκοντα ᾿Αθήνησι προστατῶν τῶν μετὰ 
τὴν τῶν λ΄ τυράφνων κατασταθέντων κατάλυσιν (zu lesen ist κατά- 
λυσιν κατασταθέντων): Eustathius zur Ilias p. 1280, 61: ἑτέρα 
δὲ ἐκαλεῖτο Εὐριπίδης, ἡ δηλαδὴ σημαίνουσα τὸ τεσσαράκοντα, 
ἐπειδὴ Sones ὁ Εὐριπίδης γενέσθαι εἷς τῶν ἐν Adyvass τεσσαρά- 
xoyra προστατῶν [τῶν] μετὰ τὴν κατάλυσιν τῶν τριάκοντα. Aber 
diese stellen machen die sache nur dunkler: denn natürlich ist der 
hier bezeichnete Euripides von dem ol. 93, 3 (406 v. Chr.) ge- 
storbenen dichter verschieden. Und was sind denn das für vier- 


Euripides im wärfelspiel. j 97 


sigmänner, die nach dem starz der dreissig su Athen gewalthd- 
ber sind! Voemel in dem früblingsprogramm v. 1847: de Euripide 
eseu islorum p. 6 nimmt mit Jungermann (zu der st. des Pollaz) 
as, dass die κατὰ δήμους δικασταὶ zu verstehu seien, von denen 
Pellux 8 δ. 100 sagt: of δὲ retsagdxossa πρόεδρον μὲν ἦσαν 
seraxovsn, οὗ περιιόντος κατὰ δήμους τὰ μέχρι δραχμῶν δέκα ἐδί- 
καζον, τὰ δὲ ὑπὲρ ταῦεα διαιτηταῖς παρεδίδοσαν" μετὰ δὲ τεὴν 
τῶν τριάκοντα ὀλιγαρχίαν pica τοῦ ἀριθμοῦ τοῦ τριάκοντα tes- 
ταράκοντα ἐγένοντο. Aebniich Harpocr. p. 106, 25 in einer su 
Demosth. 24 §. 112 gehörigen glosse: ὡς πρότερον μὲν ἦσαν λ' 
καὶ κατὰ δήμους περιιόντες ἐδίκαζον, εἶτα ἐγένοντο μ΄, sigyxes 
“Ἀριστοτέλης ἐν εῇ 41ϑηναίων πολιτείᾳ. Meier attischer process 
Ρ. 77 ff. Voemels ausieht tritt auch Schneidewin x. Herakl. 
p- 112 bei. Aber wie in aller welt können diese gaurichter 
προστάται, προστάντος genannt werden? Deshalb wollte auch 
A. Hecker de orat. in Eratosthenem Lysiae falso tributa p. 4 
bei Pollux καταστᾶσιν für agocraci lesen, aber der schol. zu 
Platon und Eustath. schützen προστᾶσιν hinlänglich. C. F. Her- 
mann staatsalt. δ. 169, 6 wusste nicht, was er mit diesen τεσ- 
σαράκοντα anfangen sellte, später (jabrb. für wissensch. kr. 
1842, 19 p. 148) vermuthete er nach Andokides 1 §. 81 εἴκοσι. Je- 
doch auch diese zwanzigmänner passen nicht recht, da ihnen our die 
rechtspflege previsorisch übertragen war: Scheibe oligarch. umw. 
zu Athen s. 148. Ich bin der überzeugung, dass man nur en 
die sehn denken dürfe, die nach den dreissig in der stadt die 
leiteng des staates übernahmen: Scheibe =. 118 ff. Man vgl. 
our Harpoer. p. 53, 12: δέκα καὶ δεκαδοῦχος. ᾿Ισοχράτης ἐν τῇ 
πρὸς Καλλίμαχον παραγραφῇ (δ. ὅ)" „nero μὲν γὰρ οἱ (( οἱ 
μοτὰ τοὺς A’ καταστάντες." περὶ τῶν μετὰ τὴν κατάλυσιν τῶν A 
4θήνησι χειροτονηθέντων ἀνδρῶν ι καὶ τῶν ἑξῆς εἴρηκεν Ardoo- 
είων ἐν τῇ γ΄. vgl. Bekk. Anecd. 236, 1. Gegen die zahl 40 
spricht auch, dass die summe der augen bei würfen mit vier 
astragalen zwischen A und 24 schwankt, nicht mehr betragen 
keno. Nur durch die annahme, dass der spielende zweimal nuch 
einander geworfen habe und dann die angen zusammengerechwet 
worden seien (6. 6. 8. 4 und 6. 6. 6. 8, 6. 6. 6. 4 und 4. 4: 
4. 6, oder zweimal 6. 6. 4. 4), vermag Voemel 40 berausda 
bringen. Dafür aber ist durchaus nirgends ein auhalt und gerade 
die worte des Pollux συνήθροιζεν dote. Body, auf die sich 


88 Euripides im wärfelspiel. 


Voomel p. 7 beruft, beweisen für einen wurf, da eg sonst 
wohl συνήθροιζον ai τῶν ἀσεραγάλων βολαί heissen müsste. 
Auch das von Voemel verglichene verfahren bei unserem jetsi- 
gen kegelspiel ist ganz verschieden. Nehmen wir dagegen as, 
dass 10 die richtige zahl sei, so müssen. wir uns wohl denken, 
dass Εὐριπίδης, mit beziehung auf den dichter, ursprünglich jeden 
gnten wurf bezeichnet hatte, erst dann, als unter den dekads- 
chen sich ein Euripides fand, witziger weise für die summe 10 
(3. 3. 3. 1 oder 1. 1. 4. 4.) verwendet wurde. Eigentlich be- 
weist zwar die stelle des Diphilus nicht gerade, dass der dich 
ter ursprünglich pathe bei dieser namengebung gewesen sei, 
denn auch wenn der name von irgend einem anderen Euripides 
herriihrte, könnte der komiker den weiberfeindlichen tragiker 
scherzend hereinziehn. Indessen mussten die Athener bei ihrer 
lust an etymologischen witzen durch den ruhm des dichters bald 
genug veranlasst werden einen guten wurf so zu nennen. 
Schade ist es fast, dass bei beseitigung der zahl 40 auch die 

beziehung wegfallt, in welche scharfsinnig Voemel Aristophanes 
Eccles. 825 ff. mit dem Euripides der astragalen gesetzt hatte: 

τὸ δ᾽ ἔναγχος οὐχ ἅπαντες ἡμεῖς ὥμνυμεν 

τάλανε᾽ ἔσεσθαι πεντακόσια τῇ πόλδι 

τῆς τετταρακοστῆς, ἣν ὁπόρισ Εὐριπίδης; 
vgl. Boeckh staatsh. d. Ath. 1 s. 642f. Aber diese beziehung 
war doch immer nur so möglich, dass man die angabe der an 
dern zeugen über die person. des astragalenpathen als irrige 
verwarf. Uebrigens war der name Euripides zu Atheu gar nicht 
selten. Ausser dem dichter, dem sohne des Mnesarchus, und sei- 
nem gleichnamigen sohne oder bruderssohne kommt z. b. ein 
Euripides, sohn des Adimantus, im Corp. loscr. 214, Euripides, 
vater des Xenophon, Thukyd. 2, 70. .79, ein Staatsmann ia 
Heraklides Politien p. 16, 2. (Schneidewin) vor. Vgl. auch 
Fragmenta oratt. att. p. 216. 

Aber man wird mir einwenden, dass τεσσαράκοντα in drei 

. stellen je zweimal ändern zu wollen die äusserste willkür sei. 
Darauf ist folgendes zu erwiedern. Wenn man alles das, was 
Eustathius zur Ilias . 88 p. 1289, 50 ff. und zur Odyssee A, 
107 p. 1896, 48 ff., der Schol. des Platon a. d. g. St., und Pol 
lax über das astragslenspiel angeben, sorgfältig unter einander 
vergleicht, so sieht man bald ein, dass alle drei zeugen aus. einer 


Euripides im würfelspiel. 30 


und derselben quelle schöpfien. Diese nennt Kustathiuns p. 1397, 
7: ὁ δὲ τὰ περὶ ᾿Ελληνικῆς παιδιᾶς γράψας, p. 1897, 88: ἐκεῖνος 
9 8h περὶ τῆς xad’ Ἕλληνας παιδιᾶς. γράψας. Es ist Klearchos 
_ (p- 1897, 84), der Peripatetiker. Denken wir also, dass bei 
diesem die zahlen δέκα und τεσσαράκοντα (die zeichen ¢ und μ΄) 
verwechselt worden waren, so ist die änderung nur eiue ein- 
malige, und bei der häufigen verwechslung von δέκα und δ' (see- 
capas) konnte aus diesem wegen des folgenden τριάκοντα leicht 
τεσσαράκοντα werden. 

In diesen angaben über die astragalen and wiirfel ist mir 
noch vieles nicht klar. Hier will ich nur noch eine vermuthung 
hinsufügen. Eustathias berichtet p. 1897, 40 aus Kaearches: 
ὁ μὲν τὰ δὲ δυνάμενος Αφος καὶ ἐξίτης ἐλέγετο, ὁ δὲ τὰ ὃν Xiog, 
ὅτι δὲ κύων. dden xai τις παροιμία' Χῖος παραστὰς. Kaas 
οὖκ ἐάσω. ἧς μέμνηται, φησί, Σεράτεις ἐν τῷ Χῖος παρασεὰς 
Κῷον οὐκ ἐᾷ λέγειν (Meinek. com. gr. 2 p. 771). ἔνθα ir 
ϑυμητέον καὶ τὸ τοῦ κωμικοῦ" πέπτωκεν ἔξω τῶν κακῶν, οὐ 
Χίος, ἀλλὰ Κεῖος (Aristoph. frösche 970), καὶ γοητέον, ὡς ἣ 
ἔσφαλεαι ᾧ γραφὴ τοῦ Κεῖος ἢ ἀλλὰ (]. ἄλλως) παρῴδηται ὑπὸ 
τοῦ xauıxov. Ebenso das Schol. zu Plat. Lysis, nur dass dort 
Σεράτεις Δινοπέδαις steht, woraus Meineke hist. er. com. gr. 
p- 231 und Fritzsche zu Aristoph. fröschen p. 229 Anurousög 
machen. Den vers des Strattis hat auch die Appendix prover- 
biorum cent. 5, 28: Xioy παραστὰς Kgov οὐκ ἐᾷ λέγειν: ἀπὸ 
ἀστραγάλων παρῳφδήθη ἡ παροιμία. καὶ ἐπὶ Θηραμένους, ἐπεὶ ἐδό- 
και Χῖος (1. Κεῖος) εἶναι. Das letztere ist nur trimmer einer aus- 
fibrlichen bemerkusg und bezieht sich auf den vers aus Aristo- 
phenes fröschen. Aber wie hiessen nun die worte, welche Strat- 
tis parodirte? Die erste person sac will in keiuer weise pas- 
sen. ich denke, man muss lesen: 

Xiog παραστὰς Κῷον οὐχ ἐᾷ σώζειν. 
wir haben dann eine metrische form, wie sie so viele sprich- 
wörter zeigen. Und zwar dürfen wir auf Hipponax oder Ar- 
chilochos als verfesser des choliamben rathen. Solche choliam- 
ben sind z. b. auch die sprichwörter Zenob. 2, 86: 

ἄρκεου παρούσης — © ἴχνη μὴ ζήτει. 
und 2, 52 (= Diogenian. 1, 70): ἀεί μὲ τοῖοι πολέμιοι διώχοιον, 
denn so, glaub’ ich, muss man lesen. Auch Bekkers Anecd. p. 
67, 27 bergen ein ähnliches choliambisches sprichwort: 


40 | Euripides im würfelspiel. 


ὑπερδεδίσκευκας πονηρίᾳ πάνταρ. 
.Ferner bei Photius lex. p. 355, 19 hat schou P. P. Dobree im 
Index p. 728 folgeude choliamben erkannt, die sprichwörtlichen 
klang haben: 

ὁ τὸν κυσὸν τρωϑείς 

ἤδη 7, ὅπου μάλιστα τοῦ κράνους χρεία. 
Nur hab’ ich ὕδη γ geschrieben, wo Debree ὕἤδοις wollte: die 
handschrift hat 737 aioanov. Den vers aber Χίος παραστὰς Kaos 
οὐκ ἐᾷ σώζειν erklér’ ich so. Kgog hiess der beste wurf bei 
den astragalen, 6. 6. 6. 6. Wer ihn geworfen hatte, dnrfte 
noch einmal werfen, etwa wie der, der in unserem bretspiel einen 
pasch geworfen hat. Diesem vortheil stand dio gefahr gegen- 
über, dass der gewinn des ἄφος verloren ging, wenn der wurf 
nach ihm dann der schlechteste, Χίος (1. 1. 1. 1.), war. Dana 
galt der Kgog nicht. Man könnte statt σώζειν auch owxeiv ver- 
mutben, aber, dass cola» ein spieleransdruck sei, zeigt das 
bruchstück des Diphilns: οὐκ ἄν nors Εὐριπίδης γυναῖκα σώσειι. 
Das sprichwort aber hatte die bedeutung, dass der unglückliche 
durch seine nähe auch dem glücklicken in sein unglück ver- 
flechte, oder dass ein dummer streich auch den gewinn glückli- 
eher bemiibungen zu nichte mache. Nun erst versteht man voll- 
ständig den sinn und ausdruck der verse des Aristophanes, fré- 
sche 968: 

Θηραμένης; σοφός γ᾽ ἀνὴρ καὶ δεινὸς alg τὰ πάντα, 

ὃς ἣν κακοῖς που περιπέσῃ καὶ πλησίον παρασεῇ, 

πέπεωκεν ἔξω τῶν καχῶών, οὐ Χῖος ἀλλὰ Kaiog. . 
Theramenes macht es umgekehrt, als es im sprichwort heisst. 
Wenn er auch mit schlimmen dingen in berührung kommt, ge 
lingt es ihm ohne schaden daraus hervorzugehn. Dass Aristo- 
phanes mit witziger parodie, wie schon bei Eustathius angeden- 
tet war, statt Koc, was Aristarchos bei Aristophanes herstellen 
wollte, absichtlich δῖος gesetzt habe, hat Fritzsche =. d. st. 
richtig erkennt. 

Göttingen. Hermann Sauppe. 


III. 


Einige bemerkungen zum fünften buche des Thuky- 


dides. 


Die darstellung welche Thukydides von jener ‚wichtigen 
schlacht bei Amphipolis giebt, in welcher sowohl Kleon als anch 
Brasidas ihr leben einbüssten, ist im allgemeinen äusserst anschau- 
lich, so dass ich in derselben, so oft ich sie lese, stets aufs 
neue nicht allein die allerspeciellste ortskenntniss, sondern auch 
den geist und den blick eines feldherra dario zu erkennen ver- 
meine. Gleichwohl scheiat gerade über den wichtigsten punkt, 
den punkt von welchem eigentlich die entscheidung der schlacht 
abhing, eine nnklarbeit zu schweben, weuigstens wenn ich sehe 
was die erklärer daraus gemacht haben. 

Kleon ist, gedrängt durch die ungeduldige und missver- 
guügte stimmung seines heeres, von Eion nach Amphipolis bin- 
aufgegangen und hat hier vor der stadt ἐπὶ λόφον καρτεροῦ das 
ist „auf einer steilen anhöhe”, nicht etwa auf einem vereinzelten 
hiigel, das heer sich lagern lassen. Er selbst ging (c. 7) aus um εὖ 
λιμνῶδες τοῦ Στρύμονος καὶ τὴν ϑέσιν τῆς πόλεως ἐπὶ τῇ Θρᾷάκῃ 
ὡς ἔχοι durch augenschein kennen zu lernen, um hier zu re- 
eegnosciren. Der zusatz τὴν θέσιν τῆς πόλεως ἐπὶ εῇ Θράκῃ lehrt 
uns deutlich von welcher gegend am Strymon hier die rede sei. 
Offenbar von der sumpfoiederung am Strymon oberhalb der stadt; 
von dorther erwartete Kleos verstärkungen: er wollte sehen 
wie gangbar wohl der weg sei auf dem sie kommen müssten: 
eb ihnen der weg von Ampbipolis aus leicht zu verlegen sei. 
So etwa mag man sich motiviren dass Kleon sich vom heere 
entferné: das letztere löst sich in aller gemüthlichkeit auf; die 
seldateu treten aus reihe und glied — denn das ist in den aus- 


42 Zum fanften buche des Thukydides. 


drücken ἀτάκτως, ἀταξία ausgedrückt — und sehen sich die 
stadt an. 

Denken wir uns nun die situation des heeres. Es ist of- 
fenbar in einer langen linie vor der stad¢ ausgebreitet. Denn 
Brasidas beabsichtigt aus zwei thoren der stadt zugleich, xara 
τὰς ἐπὶ £0 σταύρωμα πύλας καὶ τὰς πρώτας τοῦ μακροῦ τείχους. 
und κατὰ τὰς Θρᾳκίας πύλας, auszufallen und den angrifi auf 
die Athener zu machen. Ja da Brasidas, welcher durch das er- 
stere thor hervorbricht, κατὰ μέσον τὸ στράτευμα τρέπδι, 80 
könnte man selbst vermuthen, der linke fligel der Athener habe 
noch über die stadt hinaus nach dem Strymon zu hinweggeragt: 
allein der grund davon dass er die mitte trifft, ‘kann auch darin - 
liegeu dass der linke flügel bereits abzumarschiren angefan- 
gen hat. 

Dem Kleon wird gemeldet, es sei ein ausfall zu gewärtigen, 
er eilt sofort von seiner recognoscirung zurück: er hofft noch, 
ehe der ausfall executirt werden könne, den abmarsch zu be- 
wirken und befiehlt δο: ἀπιοῦσιν ἐπὶ τὸ εὐώνυμον κέρας — ὑπά- 
yew ἐπὶ τῆς Ἠιόνος. Sein heer soll, indem der linke flügel die 
spitze bildet, nach dem linken flügel zu abmarschiren. Thuky- 
dides setzt hinzu: ὥςπερ μόνον οἷόν τ᾽ ἦν. Warum es nur s0 
sllein möglich war, sagt er zwar nicht ausdrücklich, es wird 
jedoch aus den folgenden worten klar. Marschirte er links ab, 
und zog er sich, wie natürlich, am Strymon hin, so hatte er 
einen angriff des feindes nur von der knken geschützten seite 
her su besorgen; marschirte er dagegen rechts ab, so wär die 
rechte seite des heeres dem angriffe bloss gestellt. Es ist bei 
den alten taktikern bekanntlich eine äusserst wichtige rücksicht, 
auf welcher seite ein heer auf dem marsche den feind habe, ob 
rechts oder links: denn die erfahrung lehrte genug wie verderb- 
lich es war dem feinde τὰ γυμνὰ δοῦναι. Der gedanke des 
Kleon links abmarschiren zu lassen war demnach, wenn er ein- 
mal ahmarschiren wollte, der einzig vernünftige. 

Dem Kleon dauert die zeit lang (ὡς δ᾽ αὐτῷ ἐδόκει σχολῇ 
yiyraoduı), und in folge dessen αὐτὸς ἐπιστρέψας τὸ δεξιὸν καὶ 
σὰ γυμνὰ πρὸς τοὺς πολεμίους δοὺς ἀπῆγε τὴν στρατιάν. Was 
ist es nun das Kleon hier gethan hat? nach der herrschenden 
ansicht het er den rechten flügel gleichfalls links schwenken 
lassen und marschiert mit demselben in einer celonne ab welehe 


᾿ Zum fünften buche des Thakydides. 48 


der ersteren, der des linken flügels, parallel geht. Sollte dies 
wahrscheiulich sein? Kieons absicht war möglichst schnell von 
Amphipolis weg zu kommen: diese absicht wurde ohne zweifel 
besser erreicht, wenu er selbst, während ein theil des heeres 
links abmarschirte, mit dem andern theile rechts abmarschirte. 
Wie leicht kounte eine solche bewegung zweier colonnen neben- 
einander zu hemmungen führen. Wenigstens ist es näch dieser 
seite zu einem absuge nicht gekommen ; denn Thukydides würde 
nicht unterlassen haben zu bemerken dass sich Brasidas zwischen 
diesen beiden colonnen befunden habe. Doch wir betrachten, 
da das sachliche leicht täuscht, die worte. " Das wichtigste ist 
dass Kleen sur wenn er rechts abmarschirte dem feinde die rechte 
seite bloss stelle. Demuach aber würde Thnkydides, wenn 
Kleoa in derselben richtung links abmarschiert wäre, nicht ge- 
sagt haben αὐτὸς ἐπιστρέψας, sondern καὶ αὐτὸς ἐπιστρέψας. 
Dies αὐτὸς bilder vielmehr einen gegensats gegen das was der 
linke flüägel thut, und daher wohl auch einen gegensatz gegen 
die richtung welche derselbe eingeschlagen hat. Ferner heisst 
es von dem linken flügel εὐθὺς ἀπορραγὲν φεύγει. ich deuke 
mir, das ἀπορραγέν passe nur für die annabme, wenn der eine 
flügel links, der andere rechts abgeht. Für den anderen fall 
würde ein anderes compositum von ῥήγνυμε gebraucht sein: ich 
meine διαρραγὲν oder noch besser παραρραγέν. So führt aus 
alles auf die annahme dass Kieon selbst rechts abmarschiren 
lassen will. Aber die worte des Thukydidest Ich weiss nicht 
wie es kommt dass man an dem ἐπιστρέφειν keinen anatosg ge- 
fanden hat. Was ἐπιστρέφειν und ἐπισεροφή heissen, darüber 
ist kein zweifel; aber es kann nun eine ἐπιστροφή nach rechts 
and nach links, ἐπὶ δόρυ und ἐπ᾿ ἀσπίδα, statt finden, und eben 
dies dass Thukydides bloss ἐπιστρέφειν gesagt hat ohne einen 
zusatz macht mir bedenken. Denn dass etwa ἐπὶ ro εὐώνυμον 
zu ergänzen sei ist leicht gesagt. Wo das eine wie das andere 
möglich ist verlangt man mehr als ein solches ergänzen. Doch 
hätte vielleicht Thukydides einen solchen zusatz gegeben? Ge- 
wise, mir wenigstens ist es nicht zweifelhaft dass er ἐπισερέ.- 
wac ἐπὶ so δεξιόν gesagt habe, wodurch die ganze stelle ihr 
volles helles licht empfängt. 

Dies war also der unheilvolle entschloss Kleons, von dem 
wie ich oben gesagt habe, alles abhing. 


44 Zum fünften bache des Thukydidet. 


Brasidas aun griff xara tag ἐπὶ τὸ σταύρωμα πύλας an, 
und ἔθει δρόμῳ τὴν ὁδὸν ταύτην οὐθοῖαν ἧπερ νῦν κατὰ τὸ καφ- 
βορώτατον τοῦ χωρίου ἐόντι τροπαῖον ὅστηκεν κτλ. Dieser aus 
druck hat für mich viel anstéssiges. Ich verstehe allenfalls 
σὴν ὁδὸν ταύτην, die strasse welche zum thore gleichsam ge- 
hört, von welcher der weg durch das thor nur ein theil ist. 
Aber wozu soll nun der zusatz δὐθεῖαν dieneat Ich denke, 
Brasidas wird die gerade stzasse gewählt haben, die zur höhe 
hinaufführt. Sollte diese strasse näher bestimmt werden, se 
wäre der artikel τὴν δὐθεῖαν erforderlich gewesen: sollte auf 
das gerade ein nachdruck gelegt sein, dass er etwa auf kürze: 
stem wege sich auf den feind geworfen hätte, so hätte ein 
εὐθεῖαν οὖσαν au diesem behufe dienen mögen. Wohl aber hätte 
ich statt dieses nutzlosen zusatzes gewünscht einen zusatz des 
inhaltes dass er geradesweges, sofort sich auf die Athener ge- 
worfen habe, dass er die ateile anhöhe im sturm hinangedran- 
gen sei. Beides wird erreicht, wenn wir statt des verkehrten 
εὐθεῖαν uns entschliessen εὐθὺς ἄνω zu schreiben: eine schreib- 
art durch welche dann auch der folgende zusatz jneg νῦν. κατὰ 
εὸ καρτερώτατον τοῦ χωρίον ἰόντε τροπαῖον soryxs seine volle be- 
deutung empfängt. 

Es ist noch ein punkt übrig über den ich mein bedenken 
mittheilen möchte: es ist die frage wo Brasidas die wunde em- 
pfangen habe an der er bald nachher starb. Thukydides sagt: 
καὶ ὁ Βρασίδας ὑποχωροῦντος ἤδη αὐτοῦ ἐπιπαριὼν τῷ δεξιῷ 
τιτρώσκεται, was Krüger übersetzt: längs dem rechten flügel der 
Athener hinsichend. Dies ist ein ausdruck den ich gar nicht 
verstehe. Denkt sich Krüger den rechten flügel der Athener 
im marsche begriffen, so dass etwa Brasidas ihm zur seite ge- 
zogen wäre? Allein Thukydides sagt, der rechte flügel habe 
sich an der stelle wo er stand, auf dem hügel, den er orspriing- 
lich inne gehabt, zu vertheidigen gesucht: οἱ δὲ αὐτοῦ συσερα- 
φέντες ὁπλῖται ἐπὶ τὸν λόφον u.s.w. Ein theil des flügels, 
Kleon darunter, ist geflohen; das gros desselben dagegen hat 
sich eine eine zeitlang mannhaft vertheidigt, am thrakischen thore, 
wo Klearidas hervorbrach, ist also von dem linken flügel weit 
eutfernt gewesen. Beide flügel werden daher auch von Thuky: 
dides ganz auseimandergebalten. Wie soll nun Brasidas gedacht 
werden als ἐπιπαριὼν τῷ dsfıpt wie soll er auf dem wege zu 


Zum fhufeen bache des Thakydides’ 48 


dem rechten βδροὶ hinüber getédtet sein? ich meine, Thuk y- 
dides erzählt Bresides fall in verbiedung mit dem linken flägel: 
dort ist or auch gefallen, nicht bei dem rechten. Als der fliigel 
hereits im vollen weichen war, wirft sich Brasidas mit einigen 
begleitern in die rechte flanke des inken flügels und setzt diesen 
zu: er ist da wie ein Achilles der die Troer jagt. Da trifft 
ihn eine lanze und er fällt. Dies giebt uns eine treffliche or 
klärung für die worte des Thukydides, deren dunkelheit darin 
besteht dass τὸ δεξιόν das einemal die rechte flanke, das ande- 
remal den rechten flügel bezeichnet. Er mochte aber an einen 
irrthum nicht geglaubt baben, da er sich bewusst war rechtes 
und linken Bügel sehr genau geschieden zu haben. — 

leh wende mich von Amphipolis nach Mantines, wo einige 
jahre spiiter eine eben so wichtige schlacht geschlagen wurde, 
eine schlacht in der die Spartaner und ihr könig Agis sich ie 
gleichem maasse rebabilitirten. Ich gebe diese erörterung aber 
hauptsächlich, weil ich sehe dass Köchly und Rüstow den gang 
dieser schlacht so durchaus missverstanden haben. 

Ich übergehe die ursachen des kriegen, die vorhergehenden 
bewegungen der beiden feindlichen heere, und wende mich zu dea- 
jeuigen theilen der erzählung die sich auf die schlacht selber 
bezieben. Die Spartaner wollen (Thuk. 5 66) ἀπὸ τοῦ ὕδαεος 
anf der gränze der beiden gebiete von Tegea und von Maati- 
nes wieder vorgelen; da ὡς ὁρῶσι — so lese ich gern mit 
Kröger — δ ὀλίγου τοὺς ἐναντίους ἐν τάξει τὸ ἤδη πάντας καὶ 
ἀπὸ τοῦ λόφον προεληλυθότας, μάλιστα δὴ ἐς ὃ ἐμέμνηνεο ἐν 
τούτῳ τῷ καιρῷ ἐξεπλάγησαν. Διὰ βραχείας γὰρ μελλήσεως 9 
παρασκενὴ αὐτοῖς ἐγένετο καὶ εὐθὺς ὑπὸ σπουδῆς καϑίσταντο ἐφ 
κόσμον τὸν ἑαντών. Die Spartaner, sagt Thukydides, erschra- 
ken, und zwar so sehr wie nie seit man sich erinnern konnte. 
Denn die vorbereitungen zur schlacht geschahen διὰ Peaysiag 
palancemc,-und sogleich standen sie’ von eifer beseelt jeder an 
seinem platse. Ein sonderbarer beweis für die eben vorherge-. 
hende behauptung, sie seien erschrocken gewesen wie nie zuvor. 
Mas sellte vielmehr meinen, Thukydides habe mit diesem satze 
zeigen wollen wie wenig sie erschrocken gewesen seien. Κρ. 
ger hat dies sehr wohl gefühlt. Vorher, sagt er, vermisse ich 
den gedanken: „hier aber zeigte sich die vortrefllichkeit ihrer 
militärischen verfassung”. Hierzu kommt nun noch dass ves 


46 Zum fünften bache.des Thukydides! 


diesem ἐκπλαγῆναι nicht weiter die rede ist, sondern die ganze 
erzählung als ein glänzender beleg für die tapferkeit der Sparta- 
wer zu betrachten ist. Kurz ich halte das ἐξεπλάγησαν selbst - 
für eine falsche lesart, für die die richtige sich bald ergiebt. 
Es ist ἐξεφάνησαν. Die Spartaner, dies wäre nun der sinn, 
zeigten sich nie in einem glänzenderen lichte als diesmal. Denn 
obwohl sie nur wenige augenblicke hatten sich zum kampfe fer- 
tig zu machen, standen sie doch von eifer beseelt sofort au ih- 
rem platze. 

Einer der wichtigsten punkte in dieser schlacht, der ohne 
die persönliche tapferkeit der Spartaner diesen geradezu hätte 
verderblich werden müssen, ist dass Agis, dr αὐτῇ ty ἐφόδῳ 
καὶ ἐξ ὀλίγου παραγγείλας, eine veränderung ia seiner front vor- 
nehmen lassen will, und diese veränderung nur zum theil aus- 
geführt wird; c. 72. | 

Die Spartaner stehen vom linken flügel zum rechten in fol- 
gender ordnung. Auf dem linken befinden sich die Skiriten, au 
sie schliessen sich die soldaten welche unter Brasidas in Thra- 
kien gekämpft haben und mit ihnen verbunden Neodamoden; dann 
folgen der reihe nach die lochen der Lakedämonier, dann die 
arkadischen bundesgenossen,, die Heräer, die Mänalier und die 
Tegeateu; den schluss bildet eine kleine zahl Spartauer; die 
reiterei befindet sich auf beiden fliigeln. Nun ist es eine alte 
erfahrung dass ein heer unwillkührlich eine bewegung nach 
rechts macht, deren anlass von Thukydides vortrefflich darge 
legt wird (5, 71), nur dass in den worten διὰ εὸ φοβουμένους 
προστέλλειν τὰ γυμνὰ ἕκαστον ὡς μάλιστα τῇ τοῦ ἐν δεξιᾷ πα- 
ρατεταγμένου ἀσπίδι, jeder sucht seine rechte seite, das.ist τὰ 
γυμνά, so sehr als möglich vor den schild seines rechten neben- 
mannes vorsuschieben, — offenbar ein fehler liegt, der eben so 
leicht zu erkennen wie zu heilen ist. Man lese ᾿ὑποσεέλλϑιν, 
er sucht sich Ainier diesen schild in sicherheit zu bringen, wo- 
durch auch die construction des verbums mit dem dativ wieder 
in gute ordnung kommt. 

Nun standen überdiess die Spartauer auf ihrem rechten fiü- 
gel weit über den feind hinaus, andererseits wurde ihr linker. 
flügel von den feinden überflügelt: um daher beide heere auf 
gleiche höhe zu bringen liess Agis die Skiriten und die Brasi- 
deer sich linkshin ziehen, bis er mit den Mantineern auf dem 


⸗ 


Zam fünften. buche des Thuhydides, - 47 


segeniiberstehendea feindlichen flägel gleiche höhe erreichte: in 
lie hierdurch entstebeade lücke sollten zwei spartanische lechen 
rem rechten flügel, we man ihrer entbehren konnte, einrücken. 
Jer plan verunglückte daran dass sich die befehlshaber dieser 
widen lochen weigerten dem befehle nachzukommen, und so die 
ücke nnausgefüllt blieb. Hier ist nun eine stelle 5, 72 welche, 
wie sie da ist, sicher falsch ist, obwohl sie mit einem einzigen 
ıtriche zu heilen ist. ννέβη οὖν αὐτῷ, sagt Thukydides, — 
Ov te ᾿Αριστοχλέα καὶ τὸν. Innovoiday μὴ θελῆσαι παρελθεῖν — 
wi τοὺς πολεμίους φθάσαι τῇ προςμίξει καὶ κελεύσαντος αὐτοῦ 
πὶ τοὺς Σχιρίτας — πάλιν αὖ σφίσι προςμῖξαι μὴ δυγηϑῆναι 
ise μηδὲ τούτους ξνγκλῇσαι. [εἰ will nicht die erklärungen an- 
lerer kritisiren: denn das richtige muss in seiner wahrheit sich 
elbst bahn brechen. Was thut Agist Die beiden lochen vom 
‘echten flügel sollen in jene lücke treten und wollen nicht; sie. 
ileiben an ihrem platze. Er befiehlt jetzt, die Skiriten sollen 
lich wieder rechts an ihn heranziehen: diese können aber nicht 
sehr heran, weil inzwischen beide heere schon handgemein wer- 
len. Um diesen so einfachen und so naheliegenden sinn zu er- 
valteu ist nur ἐπί zu streichen. Die worte lauten nun: καὶ 
ὡλεύσαντεος αὐτοῦ τοὺς Σκιρίτας — πάλιν αὖ σφισι προρμῖξαι, 
εὴ δυνηθῆναι ἔτι μηδὲ τούτους ξυγκλῇσαι, es traf sich dass, als 
x den Skiriten den befehl ertheilt hatte sich wieder zurück zu 
ibm heranzuziehen, auch diese nicht wieder so weit herankom- 
men konnten dass sie eine geschlossene linie gebildet hätten, 
Dass σφίσι sehr wohl von Agis und seinen leuten gesagt wer- 
ien könne ist nicht zweifelhaft; es stand auch oben: δείσας δὲ 
Ayıs μὴ σφῶν κυκλωθῇ τὸ εὐώνυμον. Hiermit ist, denke ich, 
liese stelle vollständig geheilt. — Im folgenden hat Krüger 
bereits das ganz schlechte ἐμπειρίᾳ durch das angemessene ano- 
νέᾳ ersetzt: die zeit ist zu kurz, sie wissen nicht mehr was 
tie machen sollen. Nar glaube ich dass noch weiter τῇ ἀνδρίᾳ 
ἔδειξαν ovy ἧσσον ἂν περιγενόμενοι zu schreiben, dass sie durch 
tapferkeit eintretenden falles alle hindernisse überwinden könnsen. 

Der verlauf der schlacht ist klar. Mit 5, 78 aber ersteht uns 
sine neue schwierigkeit: ὡς δὲ ταύτῃ ivadsdansı τὸ τῶν ᾿“ργείων 
ras ξυμμάχων σεράτευμα, παρερρήγνυντο ἤδη ἅμα καὶ ἐφ᾽ ἑκάτερα, 
καὶ ἅμα τὸ δεξιὸν τῶν “Τακεδαιμονίων καὶ Τεγεατῶν ἐκυκλοῦντο 
τῷ περιέχοντε σφῶν τοὺς "Adıralous καὶ ἀμφοτέρωθεν avrove 


48 Zum fünften buche des Thuhydides. 


κίνδυνος ποριδιστήκει, εῇ μὲν κυχλουμένους τῇ δὲ ἤδη ἡσσημώνονς. 
Die worte an welche wir uns zunächst halten wollen sind: sag 
δρρήγνυντο ἤδη ἅμα καὶ Ep ἑκάτερα, „an beiden seiten wurde 
sie abgesprengt von der hauptlinie”. Wer sind diese abgespresg- 
ten? nach jener erklärung die Argeier nebst ihren alliirten. Al 
lein diese haben sich in ibrer grossen eilfertigkeit lüngst ia 
sicherheit gebracht: ihre furcht von den Spartanern_ eingehelt zu 
werden ist so gross gewesen dass mehrere auf der retirade ses 
ihren eigenen leuten niedergetreten sind: soll man diese nec 
abgesprengt nennen, gleich als ob sie noch von irgend eine 
gefahr bedroht seien? Ueberdiess sollte man, wene man dies 
καὶ ἐφ᾽ ἑκάτερα liest, auch meinen, sie wären auch auf der ır 
dern seite als abgesprengt schon vorher bezeichnet wordes. 
Wenn ich sagen soll auf wen dies παρερρήγνυνγο alleia gebe 
könne, so sind es die Athener, welche nun keine mitkämpfer 
mehr zur seite haben, und also nun von der seite losgerisses 
dastehen , während von der andern seite her bereits die gefahr 
der umzingelung droht. Und so, glaube ich, ist auch an mer 
rer stelle zu schreiben: παρερρήγνυντο ἤδη οἱ ᾿Αθηναῖοι ini 
ϑάτερα, wenn nicht gar noch ein weiterer schritt zu thun und 
geradezu zu emendiren ist: nagegenyruszo ἤδη ἅμα καὶ οἱ ᾿ “488 
vaiot, welchem letzteren ich allerdings den vorzug geben wiirde.— 
In den vorhergehenden worten dürfte za» "Apyaior καὶ τῶν 
ξυμμάχων nach dem, wie mich dünkt, constanten usus des The 
kydides, wenn von den Argivern und deren bundesgenossen de 
rede ist, zu schreiben sein. 

Hierdurch ist der text des Thukydides nun so weit resti- 
tuirt dass der gang der schlacht ganz sonnenklar ist nad de 
phaatasieen von Riistow und Köchly in der geschichte des grit 
chischen kriegswesens a. 147. leicht als solche erkannt werdes. 
So wenn es dort heist: „Agis mit dem lochos der ritter wad dea 
„übrigen Lacedämoniern des centrums kämpfte mit glück gege 
„die Argeier, die es kaum zum handgemenge kommen liessen. 
„Gleichzeitig fielen die beiden lacedimonischen lochen des linken 
„Aügels in die flanke der Athener, während die Tegeaten auf 
„deren front losgingen”. Dies sind gauz wilde phantasices. 
Eia lochos der ritter existirt nicht: die beiden lakedämeonische 
lochen des linken flügels sind ebensowenig irgendwo erwähst, 
und hätten den Athenern unter keinen umständen in die Banks 


Zani @atter buche aus Phikydides,”. 49. 


Hee können. Ich habe geglaubt, hier sei ‘eiw'drackfebter tim 
mute und es sei der rechte flügel statt des linken zu setzen. 
ane aber müssen wir bedenken dass nwr Olivo: Aaxedarmo- 
we, nicht aber zwei ganze jochen auf dem Sussersten rech- 
m fiigel gestanden haben, wie es denn auch ausdrücklich ὅ 67 
sient: Iwert’ ἤδη “ακεδαιμόνιοι αὐτοὶ ἑξῆς καθίστασαν τοὺς Ad- 
wg, woraus sich ergiebt dass die lochen in einer reihe neben 
nander gestanden haben. Auch 5 68 sehluse spricht dafür. 

Noch möchte ich auf eine äusserst corrupte stelle aufmerk- 
um machen welche diesem kreise der erzühlung angehört. The- 
ydides hut 5 69 erzählt wie die Argiver, die Mantineer, die 
thener sich zum kampfe ermuthigen, und fährt nun fort: Aa- 
'ἰδαιμόνιοι δὲ καϑ' ἑχάσεονς τὸ καὶ μετὰ τῶν πολεμικῶν νόμων ἐν 
piste αὐτοῖς ὧν ἠπίσεαντο τὴν παρακέλευσιν τῆς μνήμης ἀγαϑοῖς οὖ. 
ν ἐποιοῦντο χελ. Mit dem scholiasten an die νόμοι, die kriegs- 
μον zu denken ist sehr 'wisslich, wie Krüger mit volstem 
whte erinnert kat. Aber wir sind anch nicht viel gefördert, 
enn wir die worte interpretiren wollten „wis sack den kriegerischen 
öräuchen”. Devn es könnten doch ver die kriegerischen ge- 
äuche der Spartaner, nicht aber eiwes jeden volkes, wie Krü- 
se es fasst, verstanden sein. Wozu aber sollten hier diese 
öräuche, man heachte auch den plural, als maassgebend be- 
tichnet sein? Ob diese einrichtung mit zu den πολεμικοὶ φόμοι 
lite zu zähleu sein, dass sie erinnerten an das was sie be- 
its wussten? Doch betrachten wir die stelle an sich und se- 
m wir was wir aus ihr selber gewinnen können. Ueber das 
we werden, glanbe ich, alle einig sein dass xad ὁκάσεους se 
od ἐν σφίσιν αὐτοῖς einander gegenüberstehen: es sind die 
nzelnen bundesgenossen und die Spartaner für sich allen, 
it ausechluss der bundesgenossen, welche in gegensatz treten. 
um wird man, wenn dies feststeht, erkennen dass xa0’ äxe- 
‘evo ebne ein binzugefügtes ξυμμάχων nicht ausreichend ist die 
weelmen bundesgenossen zu bezeichnen: dies ξυμμάχων also 
eeden wir als fahlend anerkennen müssen. Andererseits ist das 
tk ἐν σφίσιν αὐτοῖς unmöglich durch einen zusatz wie peed tae 
γλομικῶν οὐμῶν auseinanderzureissen. Demnächst ist ὧν Nmi- 
'aseo doch wahrlich etwas su allgemein als gegenstand an den. 
4 Lacedimonier erinnert werden: sind es die thaten die sie 
stham haben, ist es die kraft deren sie sich bewusst sind an 
Philolegas. XI. Jahrg. 1. 4 


50 Zum .Mänften buche des Thehydides.\ 


welche sie orinnert werden sollen?. Dort sue war uns δῶν πο... 
λεμικῶν φόμων atérend: hier zu ὧν ἠπίσταντο würde es uns die | 
nen das ganz allgemein gesagte uad dadurch bedeutungs-.und | 
wirkungslose au beschränken und dadurch wirksam zu machen. 
ich glaube, auch reden wie sie Archidamos, wie sie Brasidas au 
ihre leute richten, werden dies unterstützen. Die alte kriegs- 
satzung wird ibeen vorgeführt und ins gedächtniss zurückgeru- 
fen: belohnung dem tapfera, strafe dem feigling, gehorsam n.a.w. 
Darnach schlage ich vor in der stelle, die auch Krüger nicht für 
unverfälscht hält, zu lesen: xa0’ ἑκάστους τὸ τῶν ξυμμαχῶν καὶ 
ἐν σφίσιν αὐτοῖς τῶν πολεμιχῶν νόμων. ὧν ἠπίσταντο τὴν παραϊκέ- 
λεῦσιν. τῆς μνήμης — ἐποιοῦντο. Nun stehen noch die worte 
ἀγαϑοῖς οὖσιν da, welche bereits Krüger emendirt hat. Ich 
theile ganz seine ansicht über den modus der besserung, wiirde 
aber lieber lesen: ὡς ἀγαθοῖς ἱκανὴν οὖσαν. Sie meinten, für 
wackere männer reiche das aus, wenn man sie gauz kurz an 
jene dinge erinnere. Es ist ein versuch den. ich biete: und das 
vorgeschlagene ist mir selbst nicht als das richtige evident. Es 
handelte sich mir nur darum zu besserem anzuregen.. . 

Um so mehr inuere wahrscheinlichkeit dürfte eine andere 
besserung 5 82 haben. In Argos bekümpften sich zwei politi- 
sche parteien: die oligarchische hat mit hülfe Sparta’s dew sieg 
gewonnen, wird aber nun durch die demokratische wieder gestürst: 
μάχης γενομένης. ἐν τῇ πόλει ἐπεχράτησεν ὁ δῆμος, καὶ τοὺς μὲν amdn- 
save, cove δὲ ἐξήλασεν. Weiter heisst es nun: of δὲ Δακεδαιμόνεοι, 
ἕως μὲν αὐτοὺς μετεπέμποντο οἱ φίλοι, οὐκ ἦλθον ἐκ πλείονος, 
ἀναβαλόμενοι δὲ sag γυμνοπαιδίας ἐβοήϑουν. Die stelle ist wehl 
verfälscht, sagt Krüger. Gewiss ist sie das; denn es fehlt in 
ihr der unentbehrliche gegensatz zu dem ἕως μὲν ausous nerandn- 
ποντὸ οἱ φίλοι, der in ἀνγαβαλόμενοι nieht enthalten sein kann. 
Nach meiner ausicht ist die verderbniss in ἐκ nAsiovog emthal- 
ten. Dena zu ὅως — μετεπέμποντο wäre es recht wohl zu. zie- 
hen: mit οὐκ ἦλθον hingegen verbunden ist es sinnles: „sie: ka- 
men seit längerer seit nicht”. Wenn ich nicht irre, so hat The- 
kydides hier ein wort gehabt mit dem bezeichnet ist dasa die 
Lakedämonier aus ihrer apathie erwachen und sofort mit auf: 
schub selbat der gymnopädien den Oligarcben in Argos zu hülfe 
eilen, Ich lese hier daher: οὐκ ἤλθον, νῦν δ᾽ ἐχπλαγόντος, ἀνα: 
βαλόμενοι τὰς γυμνοπαιδίας ἐβοήϑουν. Die ähnlichkeit zwischen 


Zum fünften buche dea Thakydides. δι 


unserm ἐχηλαγένεος und dem falschen ἐκ πλείονος ist, wie mich 
dünkt, entscheidend, Uebrigens ist eine solche μάχη in der stadt 
nicht sache eines tages sondern kann sich durch mehrere tage 
binsichen. Die Spartaner bofften daher, als sie auszogen, es 
werde noch nicht zu spät sein. Statt dessen hörten sie nun in 
Teges von den geflüchteten dass die Oligarchen besiegt seien 
und kehrten daher ruhig nach hause zurück. 

In der wnterredung zwischen den Meliera und den Athenern 
erklären die letzteren 5 97, wenn die Melier ihre unabhängig- 
keit behaupteten, werde man glauben dass die δύναμις der Melier 
davon die ursache sei, und wenn die Athener sie unangegriffen 
liessen, dass dies aus furcht geschehe: ὥςτε — καὶ τὸ ἀσφαλὲς 
ἡμῖν διὰ τὸ καταστραφῆναι ὧν παράσχοιτε, ἄλλως τὸ καὶ νησιῶται 
ψανχρατόύόρων καὶ ἀσθενέστεροι ἑτέρων ὄντες εἰ μὴ περιγένοισθε. 
Wie soll, fragt man, das den Athenern sicherheit gewähren, wenn 
die Melier ἀσθενέστεροι ἑτέρων ὄντες unterliegen müssen: ja 
wenn sie stärker wären als andere, so möchte das der fall sein. 
Mit vollem rechte nimmt Krüger hieran anstoss, und schlägt, 
an sich ganz vortrefflich, vor zu schreiben ἀσφαλέσεεροι. ' 
Wenn sie gesicherter sind als andere und doch sich nicht be- 
haupten können, so ist das allerdings etwas was den respect 
vor den Athenern erhöhen wird. Aber leider ist die sache da- 
mit nicht abgemacht: es heisst auch εἰ νησιῶται vavxgaroges 
μὴ περιγένοισθε. Die schwierigkeit welche dort beseitigt war 
tritt hier wieder ein: wenn sie als insulaner, isolirt wie sie 
sind, jeder hülfe durch bundesgenosseu beraubt, sich gegen ei- 
nen staat der die herrschaft zur see hat nicht behaupten kön- 
nen, wie soll das den Athenern sicherheit verschaffen? Als in- 
sulaner müssen sie den Athenern erliegen. leh für meine person 
suche die bälfe in einem andern mittel: ich streiche μή vor ss- 
ριγένοισθε. Hiermit ist der sinn, mit einer art von aposiopesis: 
unsere sicherheit erfordert es dass ihr unterworfen werdet, zu- 
mal unser ganzer ruf verloren sein würde, wenn ihr ale insu- 
laser über uns die herren der see und obwohl ibr schwächer als 
andere seid obsiegeu und euch gegen uns bekaupten wolltet. 
Biermit ist ein völlig treffender δία hergestellt. 

Eine ebenso verzweifelte und viel versuchte stelle ist der 
schluss des 111. kapitels. Die Athener fordern, indem sie ab- 
treten wollen, die Melier auf sich wohl su berathen. Zxoneiss 

4* 


88 Zum fünften buche des Thuhydides. 


οὖν καὶ μόταστάντων ἡμῶν καὶ ἐνθυμεῖσθε πολλάκις ὅτι περὶ 
πατρίδος βουλεύεσθε, ἣν μιᾶς πέρι καὶ ἐς μίαν βουλὴν τυχοῦσάν 
τε καὶ μὴ κατορϑώσασαν ἔσται. Diese worte sind völlig unsin- 
nig. Ich schlage vor: ἧς μιᾶς πέρι καὶ ἐς μέαν βονλὴν ἱκομένης 
μὴ τὴν τυχοῦσάν τε καὶ μὴ κατορϑώσουσαν Einohe. br habt 
nur ein vaterland, und es ist dahin gekommen dass eine bera- 
thung alles entscheidet: wählt nicht blindlings den ersten besten 
entschluss, nicht einen entschluss der euch unmöglich zum be- 
sten gereichen kann. 


Leichter ist hülfe für eine andere stelle zu finden. Thuk. 
5 65 will Agis eine steile höhe auf welcher der feind steht stür- 
men lassen: da ruft ihm einer der älteren zu ὅτι διανοεῖται 
κακὸν κακῷ ἰᾶσϑαι. Weiter heisst es dann, ὁ δὲ sits καὶ διὰ 
τὸ ἐπιβόημα εἴτε καὶ αὐτῷ ἄλλο τι 7 κατὰ τὸ αὐτὸ δόξαν ἐξαί- 
φνῆς, πάλιν τὸ σεράτευμα .... ἀπῆγεν. Die worte sind klar bis auf 
jenes 7 κατὰ τὸ αὐτὸ. Dobree hat die worte verdächtigt. Krü- 
ger fasst den sinn, jedoch zweifelnd: „als dem angefangenen 
vorhaben entsprechend”. Indem ich mich nun erinnere wie oft bei 
allen autoren xai und κατά vertauscht sind, schlage ich vor: 7 
καὶ τὸ αὐτὸ δόξαν. Der sinn ist: es ist möglich dass dieser ruf 
den Agis bewogen hat umzukehren; es ist aber auch möglich 
dass nicht das wort eines andern ihn bestimmt hat sondern dass 
ibm selber (αὐτῷ mit nachdruck , dem andern entgegengestellt) 
entweder ein anderer gedanke oder auch eben derselbe wie jenem 
alten durch den kopf gefahren ist. Kurz er kehrte um. Wir 
sehen, Agis hat jenes wort nicht gehört. Die stelle erhält auf 
diese weise einen sehr klaren sinn. 


An einer andern stelle wünschte ich ein καί zu streichen. Es 
würde 5 27 zu anfange, wenn καί vor οἱ μὲν ἄλλοι fehlte, der nach- 
satz mit οἱ μὸν ἄλλοι beginnen können. Der grund welcher mich 
hierzu bestimmt ist der dass in xa: ai — πρεσβεῖαι das καί nicht 
als auch gefasst zu werden brauche. Ich glaube nämlich dass 
durch diese bedeutung der abschluss der verträge und die rück- 
kehr der gesaudten als eng zusammengehörig bezeichnet werde, 
so dass, wenn das eine geschehen ist, auch das andere geschehen 
müsste. Abgesehen hiervon werden diese beideu diage, die frie- 
densverträge und die abreise der gesandten,, anch ihrer wichtig. 
keit und bedeutung nach auf eine gleiche stufe gestellt, anf die 


Zum fünften buche des Thukydides. 53 


sie doch nicht gebéren. Dies wird durch tilgung jenes καὶ ver- 
mieden. 

Ich habe einige stellen des fünften buches vorgeführt, theil- 
weise, wie ich mir schmeichle, sicher emendirt, theilweise meh- 
rere angeregt, um die forschung anderer zu erwecken. Deun 
wie viel auch für Thukydides gethan ist, so viel ist nnd bleibt 
für ibn za than, und Krüger selbst giebt, wie Gottfried Her- 
mann und unser Schneidewin, muth und fingerzeige wie viel 
darin gewagt werden dürfe. 


Greiffenberg. DE Compe. 
Zu Alexandros Aitolos. 


Das bei Parthen. Narr. Amat. c. 14 erhaltene bruchstück des 
Alexapdros von Pleuron enthält, obschon es neuerdings mehr- 
fach behandelt worden, noch immer manche dunkle und schwierige 
stelle. So ist in vs. 5: 

Aoonooũ βασιλῆος ἐλεύσεται ἔκγονος 'Ardevg, 
der zweifel Wesselings (ad Herod. I, 19), ob mit 'dooycov eine 
stadt — es gab in der gegend von Milet eine solche: Steph. 
Byz. s.v.— oder der vater des Antheus gemeint sei, non nicht 
entschieden: auch Haupt (ind. lectt. uniy. Berol. 1855/,, p. 8) 
giebt nichts bestimmtes. Mir scheint einmal Parthenins zu be- 
achten, der nicht nur grade im aufang sondern auch im weitern 
verlauf der erzählung den Alexander genauer zu bestimmen und 
zu ergänzen scheint: — vrgl. aurgevos mit να. 6; ὡς δὲ ἐκεῖνορ 
ἀπεωθεῖτο xsd. mit vs. 17 sqq.: τοῦ δὲ ἑτοίμως xed. mit vs, 
27 — er spricht also für Assessos den vater: für dieselbe auf. 
fassung ist aber auch ὄκγονος, was wie bei Homer so auch 
sonst bei des dichtern mit dem genitiv von personen, nicht aber 
von ländern verbuflden wird: ich weiss wohl, dass Alexander man- 
ches dem Homer fremde zugelassen : aber in homerischen wor- 
ten und formeln schliesst er sich eng an ihn an: vs. 9. 10 vrgl, 
z. ὃ. mit Hom. Il. %, 342. Od. τ, 471. Endlich ist nicht zu 
übersehen, dass vs. 28 die mutter des Antheus ᾿ξλλαμένη — so 
ist nämlich ihr name zu schreiben — genannt wird: es ist dar- 
nach die absicht des dichters gewesen, beide eltern des Authens 
zu nennen: es geschieht des auf eine absonderliche und echt 
alexandrinische weise. 
Ernst von Leutsch. 


ee 


IV. 
De grammaticorum equitum doctissimo. 


Principio satirae Horatii libri primi decimae, qua respes- 
det poéta iis, qui sententiam de Lucilio in Satira quarts- lete 
aegre tulissent, in non paucis libris scriptis iisque antiquis bi 
octo versus praefixi: 

Lucili, quem sis mendosus, teste Catone 

Defensore tuo pervincam, qui male factos 

Emendare parat versus, hoc lenius ille, 

Est quo vir melior, longe subtilior illo, 

Qui multum puer est loris et funibus udis 

Exoratus, ut esset opem qui ferre poetis 

Antiquis posset contra fastidia nostra, 

Grammaticorum equitum doctissimus. Ut redeam ilteec: 
leguntur, quos, primam a Landino in edit. Flor. a. 1482 in 
subiectas animadversiones relegatos, deinde a. J. M. Gesnero ¢ 
‚teuebris in lucem protractos, alii genuiuos et suo loco posites, 
alii ineptos quidem in-loco, sed ab Horatio tamen profectes, 
alii ab aequali quodam Horatii compositos, alii denique unebuloni 
cuidam saeculi quarti (Orellius) vel adeo duodecimi p- Chr. n. 
(Lambinns, cui adversantur codices msti ssecoli decimi, in quibus 
contineutur,) tribuendos censueruat. Contra Kirchnerus, doctissi- 
mus Satirarum Horatii editor, versus illos, quos Furio Bibaeulo 
adscribit, etiam sntiquiores hac satira esse inde colligi posse 
contendit, quod Valerius ille Cato, ,,poéta simul grommaticuaque 
notissimns” (Sueton. de illustr. gramm. c. 4.), qui parabat Lu- 
cilii versus male factos emendare, eo tempore, quo Horatius 
hanc satiram scripserit, si modo inter vivos adhuc fuerit, septua- 
genarins non potuerit novam Lucilii recensionem parare. Quse- 


De gramm. equitum doctissimo. 92 


renti unde sciat, Catonem tunc aetate tam provectum vel adeo 
mortuum fuisse, proponit locum Catonis ipsius, a Suetonio libro 
citato c. 11 allatum, quo „ingenuum se natum ait, et pupillum 
relictum, eoque facilius licentia Sullani temporis exutum patri- 
monio”. Ex eo loco recte concludit vir d., Catonem Sullae tem- 
pore c. a. u. 672 ut pupillum nondum sui iuris, sed minus reete, 
eum fuisse iuvenem c. 18—20 annorum, secundum Näkeum (in 
Valerii Catenis carmina ete. cur. Schopen. Bonn. 1847) etiam natu 
maiorem. Quae temporis computatio quam mihi dobia videretur, 
praesertim quum Messala Corvinus, Horatii aequalis, in epistola 
quadam a Suetonio libro cit. c. 4 allata scribat, „non esse sibi 
rem cum Furio Bibaculo, nec cum Sigida (Ticida?) quidem, aut 
literatore Catoue”, de ratione pupillorum et minoram consului 
furisconsultorum equitum doctissimum mihique summe reveren- 
dum, qui statim e solio respondit, Pupillum esse, qui qunm ta 
pubes sit, desierit in patris potestate esse ant morte aut emanci- 
patione (vid. leg. 289. pr. Digst. de verborum significatione 
50, 16), impubertatemque, quam veteres quidem non solum ex 
annis, sed etiam ex habitu corporis in masculis aestimare vo- 
luissent, post quartum et decimum annum fere desiisse. (Justin. 
Instit. lib. I. Tit. 22). Itaque Cato, qui teste Snetonio |. 6. 
cap. 11. „ad extremam aetatem vixit”, Sullae tempore pupillus 
non vigesimum, sed ad summom decimum quartum annum egisse 
putandos est, ita ut quo tempore satira decima scripta videatur, 
(720 u. c.) ad snmmam sexaginta duo annos natus fuerit. Ni- 
hil igitur causse est, cur cum Kirchnero ponamus, hos versus 
iam c. a. u. 700 scriptos esse, aut cum P. Duviquetio, in edi- 
tione Horatii Parisiis 1828. 8., recurramus ad Catonem Üticensem, 
„quum nemo alius hac setate exstiterit literarum studio celebris”. 

Sed redeo ad grammaticorum equifum doctissimum, in quo no- 
vissimis criticis summa difficultas inesse visa est. Kirchnerus 
enim, quam ad ignotum illum grammaticum, „qui multom puer 
est loris et funibus udis exoratus” referri posse neget, ad Ca- 
tonem ipsum, Bibsculo auctore, „summum grammaticum optimum- 
que poetam” miro modo et, ut ipse fatetur, satis dure revocat. 
Idem tamen, etsi Cato ingenuum se natum esse ait, quam propter 
paupertatem equestri ordini adscriptus fuisse non videretur ,. pro 
equitem legendum censnit equidem, ut sit ulique, certe doctissimus. 

Apitzius contra, v.d., in libello, qui inscribitur „Coniectanea 


56 De gramm. equitum declissime. 


in @. Horatii Fl. Satiras. Beroliai 1856. 8.” pag. 86 aq. nen 
dabitans, quin veraus ex longissimo temporis spatie multum vexati 
non amplius sollicitandi, sed tandem auctori suo Horatio reddendi 
sist, nen solum com Kirchnero aliisque multis verba, „Us redeam 
ilue”, sed rigidus censor etiam ,,Grammaticorum equitum dochssi- 
mam”, ut honore indignum sotat, notatum leco movet, quamvis 
invitus recedat. oo. 

Equidem illum literatorem, qui satis lepide „Grammaticorum 
equitum doctissimus”, appellatur, in exilium mitti nolim, etsi ne- 
que Orellio, qui quis fuerit ille eques, horum versuum scripto- 
rem non magis quam nos scisse arbitratur, neque alii cuidam, 
qui Laberium mimograpbum, a. u. 711 iam mortuom (Hieron. 
ia Chron. Euseb.), significari putavit, neque |. Beckero, qui in 
Schneidewini mei (cuius acerba morte dum haec scribo mihi 
nuntiata damnum fecit respublica literaris) Philologo Vol. IV, 
p- 480 lulium Florum, ad quem Horatii Epistolae I, 3 et Il, 
2 scriptae sunt, intelligit, oeque denique iis asseatiri possum, 
qui notante Badio Ascensio in editione Hor. Parisiis 1519 Mae- 
cenatem taxari autument et propter ipsum ab Horatio resectum 
hoc esput, ἃ quorum sententia Doeringius non plane abbor- 
ret. — Qui nibil praeiudicati afferent, ingenue fatebuntur, ad- 
ditamentum illud ,,Grammaticorum equitum dochssimus” non ad Ca- 
tonem, sed ad illum alterum grammaticum, „Qui multum puer 
est lorig et funibus udis Exoratus” esse referendum. Hoc au- 
tem versu per oxymoron lepidissimum Horatioque usitatissimum 
(vid. quae annotavi ad Horat. Epist. 1, 12, 16 T. 1, p. 267 
commentarii mei) significatur ratio magistri saevi atque acerbi, 
qualis fuit Orbilius Pupillus, Horatii praeceptor „plagosus”, qui 
parvo Livii Andropici carmina antiqua neque satis emendata, 
tamquam omnibus numeris perfecta dictabat (Epist. U, 1, 69 sq.), 
eniusque imago etiam Epist. I, 18, 12 et I, 20, 17 sq. poetae 
animo obversata videtur, Quid multa? ipse Orbilius, de quo Sue- 
tonius libro cit. c. 9, postquam fuisse eum naturae acerbae non 
modo in antisophistas, sed etiam in discipulos, narravit, Domitii 
Marsi bunc versum 

„Si quos Orbilius ferula scuticaque cecidis”, 
quo magistri saevitia significatur, affert, ab Horatio, vel quis- 
quis fuit auctor horum versuum, certe Horatii sequali, ve- 
luti vivus describitur. Hoc iam vidit C. Reisigius, praematura 


De gramm, eqeitem deetissime. 87 


morte literis ereptus, qui recepta in eontextum seriptura nen 
paucorum librorem (vid. Kirehneri app. critt.) eshoriatus, com 
iecit puorum legendum pro puer. Quam coniecturam cur Kirth- 
nesus rude Juxuriantis ingenii commeatum dicat, equidem non in- 
tellige. Nam practerquam quod ea admissa omnis loci difächl- 
tas evanesci(t, maxime commendatur haec emendatio facilitate 
sus. Corruptio enim loci orta est 6 compendio seribendi PUER.,. 
a librarie neglecto. Huius erroris tanta est in codicibus vel 
optimis exemplorum copia, ut, si ea vel ex uno scriptore recen- 
sere vellem, patientia lecterum abuterer. Instar omnium uaum 
locum ex antiquissimo illo Plinii palimpsesto codice a Moneo 
reperto et edito afferre mihi liceat, qui legitur in Plinii nat 
histor. (rec. I. Sillig. Vol. Vi. Gothae 1855) lib. ΧΙ, 41, pag. 
61 verau 5: ITER GRAVESCANT cett., ubi ITER: i. 6. üe 
rum acribeadum erat. Kirchneri autem sententiae contendentis, 
loris et funibus udis nisi servos castigatos non esse, opponere 
possim locum Martialis Epigr. X, 62, 8—10, ubi scutica loris 
horridis Scythae pellis ferulaeque tristes, et Ausonii Idyll. 322, 
ubi inde ἃ vorsu 28 praeter ferulam, psedagogorum sceptrum 
(Martial. Epigr. X, 62, 10), „multa suppellex virgea, et fallax 
scuticam praetexens aluta” inter instruments magistrorum enu- 
merantur; atque haud scio an poöta, ut magistri saevitiam et 
acerbitstem siguificaret, nimis auxerit rem. At vero pertinaciter 
neganti puerum illum, quem Orbilius loris et funibus udis, ut eva- 
deret grammaticus, qui antiquos poetas a reprebensoribus defen- 
deret, exhortatus esse narratur, Horatinm esse posse, praesertim 
quum, Horatio versuum auctore posito, exspectetar „u esse”, pre 
ws esses”, venalem illum desiderätum producere nil meror. Idem 
enim ille Suetonius, qui in libello de illustribus grammaticis vi- 
tas Catonis et Orbilii narrat, capite vigesimo haec habet: „Scri- 
bonius Aphrodisius, Orbilii serous atique discipulus, mox a Scribo- 
nia Libonis filia, quae prior Augusti uxor fuerat, redemptus et 
manumissus, docuit quo Verrius tempore, cnius etiam libris de 
orthegraphia rescripsit, non sine insectatione studiorum morum- 
que eius!” En puerum eundemque discipulam Orbilii! 

Ita loco restituto et explicato omnia bene se habent. Sig- 
nificat enim poéta, se non invidia adductum Lucilii po@mata re- 
prehendisse, quum vel ipse Lucilii defensor et fautor, Valerius 
Cato, grammaticus doctissimus simulque poäta, „qui solus legit 


58 De gramm. cquitem docticsind: 


facitque peoötan’” (Sueten. lib. cit. c. 11), male factos versus 
emendare pareret, qua ipsa re Horatii de Lucilio iudictam nes 
letiter ille firmabat. Cate autem in emendando Lueilio lenlus 
et subtilius versabatur, quam Orbilius ille acerbae naterac gram- 
maticus, cuins docendi et instituendi simulque antiquos peoötas 
commendandi ratio, unde facile intelligitnr, quo modo ipse peé- 
tas emendaverit, praetereundo perstringitur, quod moris est Ho- 
ratii, qui saepissime velut alind agens oblate occasiene homines 
eorumgne mores carpere solet. Vid. Scholl. ad Sat. I, 4, 52 
et 109.— Plures autem eodem tempore grammatices in emen- 
dando Lucilio eccupates faisse, miram esse non debet, siquidem 
Lucilii poémata, quamvis obsoletiora, ideoque grammaticorum, 
qui ea retractarent (vid. Suet. libro cit. c. 2), ope indigentia, 
tantopere in Romanorum deliciis erant, ut Lucilius Quintiliani 
edhuc tempore quosdam ita deditos sibi amatores haberet, ut 
eam non einsmodi modo operis auctoribus, sed omnibus poétis 
praeferre non dubitarent (vid. Quinti]. Inst. oratt. X, 1, 98). 
Poétaram vere emendationem ad grammaticos pertinuisse appa- 
ret ὁ Diomede lib. HI. p. 421, ubi leguntur haec: ,,Grammatici 
officia, ut asserit Varro, constant e partibus quatuor: lectione, 
enarratione, émendatione, iudicio.” 

Sed audio te, lecter benevole, quaerentem: Quid tandem ἴδ. 
cies Grammaticorum equitum doctissimo, de quo sermenem om- 
nem instituisti?— „Ne te morer, audi, quo rem deducam.” 
᾿ Quamquam Orbilium unquam in quattuordecim sedisse nego, ta 
men equitem recte appellari affirmo. Suetonius enim in libello 
de illustr. gramm. c. 9. haecce narrat: „Orbilius Pupillus Bene- 
ventanus, morte parentum una atque eadem die inimicorum dolo 
interemtorum destitutus, primo apparituram magistratibas fecit, 
deinde in Macedonia corniculo, mox equo merwit, functusque mi- 
litia, stadia repetit, quee iam inde a puero non leviter attige- 
rat” etc. Eccam, quem quaerebamus, equitem doctum, qui quum 
apud Romanos sine dubio rarissime offerretur, poéta Orbilium 
satis lepide et iocose grammaticorum equitum doctissimum appellavit. 

Erat igitur Orbilius ex genere eorum praeceptorum, qui 
apud nos quoque saeculo praeterito ludorum magistri ὁ decurio- 
nibus, militia defunctis, recocti, non iam gladio, sed ferula ar. 
mati disciplinae militaris severitate utentes elementa pueris in- 
culcabant, quae ratio. adeo uon displicebät hominibus ‘actatis il- 


De gramm. equitum doctissimo. 59 


lius, ut magistris docendi manus auspicantibus ferula et baculum 
puhlice traderentur. Illa tamen severior pueros instituendi ratio 
iam Horatii tempore loco moveri coepta videtur. Etenim com- 
memorantur ab Horstio Sat. I, 1, 25 ,,blandé doctores, qui pue- 
ris olim (i. 6. interdum) dant crustula, elementa velint ul discere 
prima (quo loco velint discere non, ut vulgo explicatur, positum 
est pro simplici discant, sed significat, quod nos germanice ita 
exprimere poterimns: dass sie: doch die güte haben möchten, das 
abc ww lernen). Quo vero magis effeminabantur Romanorum 
mores, 60 laxiore habebant pueros imperio eoque faciliorem red- 
dere studebant discendi laborem. Ita Quintilianus (Inst. oratt. 
I, 1, 26) son excludit ,,irritandae ad discendum infantiae gratia 
eburneas etiam literarum formas in lusum offerre; vel si quid aliud, 
quo magis illa aetas gandeat, inveniri potest, quod tractare, in- 
taeri, nominare iucandum sit.” — O ‚si foret hoc nostrum fate 
dilatus in aevum” Fabius, — vidisset profecto optatis maiors. 
Quis enim ignorat, Basedovinm et Campeum eorumgne seien, 
qui novam totiqne humano generi salutarem iuventatis institutie- 
nem magno hiatu promittebant, literarum formas non ebore, sed 
sacharo paratas mellitis puerulis devorandas tradidisse, ut lite- 
rarım elementa facillimo et suavissimo modo in succum et san- 
guinem couverterent. At nescio an hi, qui blandiendo et In- 
dendo potius, quam instigando et inbendo inventutem institue- 
bant, multo perniciosiores fuerint, quam rigidi illi severae disci- 
plinae custodes et satellites. Quamquam nt in omnibus rebus, 
sie etiam in disciplina schelastica auream diligere mediocritatem 
verum est. 
Halberstadii. F. B. Theod. Schmid. 


Zu Plutarch. 


In Plut. Quaest. Roman. c. 45 wird noch gelesen: MaCas- 
sıog ὁ Τυρρηνῶν στρατηγὸς ἔπεμψε πρὸς Aivsiay σπενδόμενος ἐπὶ 
sp λαβεῖν τὸν ἐπέτειον οἶνον" ἀρνησαμένου δ᾽ ἐκείνου, τοῖς 7υρ- 
ρηνοῖς ὑπέσχετο κρατήσας μάχῃ δώσειν τὸν οἶνον: es ist aber 
nach τοῖς Τυρρηνοῖς der name Τυρνὸς ausgefallen. Die ge- 
schichte ist bekannt. 

Würzburg. C. L. Urlichs. 


V. 
De Ovidi Amoram lbris. 


Ovidii operum fere omnia ea quae prime volumine conti- 
nentur, epistolas si exemeris, post Nicolai Heinsii et Burmanai 
curas adeo sunt neglecta, ut in iis praeter Merkelii editionem 
recentissimam vix quidquam lande ac memoratu dignum sit prae- 
stitgm. Nam Wernsdorfii (Helmstadii 1788 et 1802) et lahnü 
(Lipsiae 1828) recensiones omnia paene ex Burmanniano appa- 
rain petierunt, lectionibusque ab lahnio duorum trimmve codicum 
additis non levatur moles sed augetur, manentque difficultates. 
Sed omnium qui hactenus Ovidio operam navarunt optime sine 
dubio meritas est Nicolaus Heinsius. Etenim cum priores edito- 
res immensa ubique et inmoderats incessisset interpolandi cupi- 
ditas, qua nullos, opinor, veterum scriptorum peius est vexatus 
Ovidio, is fuit vir prae ceteris sagacitate et sollertia instructus, 
ut, et libris optimis et ingeni detibus adiutus, innumeris Jecis 
poetse suum restitueret. Nec tamen, ut fere fit, omnia eadem 
laude gessit. Etenim cam non careret libidine quadam captandi 
elegantias, deinde libros optimos saepissime quidem sed non ubi- 
que sequeretur, effecit, ut et interpolata et ficta haud raro, pre 
sinceris ac traditis reciperet et suis aliorumque eoniecluris ai- . 
mis facile indulgeret. Ceterum quanta fuerint eius in Ovidium 
emendandum merita, optime cognoscitur, ubi eum cum Burmanno 
conparaveris, cuius editio prodiit Amstelodami anno 1727 „cum 
integris notis lac. Micylli, Herculis Ciofani, Danielis Heinsii 
et Nicolai Heinsii curis secundis et aliorum in singulas partes 
partim integris partim excerptis annotationibus”. Quae nisi quod 
diligentise lande non possunt fraudari parum Ovidio profuisse 
dicenda sunt. Nam coniecturse Burmanni aut non necessarise 


De Ὅν δ! Amérdp tibriti ‘ _ 6f 


sat wen bonae, sensus’ pulchri perexziguus ot’ quod manime mij- 
rere Graecorum studiorum paene nullum vestigium: ferme ubique 
yx Heiusio pendet, a quo cum dissentit raro potiora affert. - Mer; 
telius, quem multifariam de Ovidio meritum omnes scient, (Lip: 
fae 1852, 1855) plurimum poetse praestitit sequendo semper 
optimos duces, de quibus stetim. dicetur. Ad Amores solos 
pertinent libellus Grwppii, quem „de Romana elegia” (Lipsiae 
1888, 1839). scripsit et Hertsbergii interpretatio Germaniea 
‘Stuttgartee, 1854). Gruppit liber winus crisin quae diciter 
rerborum spectat, sed mirer Hertsbergium adeo ab ea abstir 
suisse, ut etiam quae Merkelius sine dubio recte a coca 
sperneret. Sed hace iv singulis, lecis persequar. | 
Textei Amorum constituesdo quasi fundamentum subiecit 
Merkelius duos codices, quorum alter is est, quem Heénsins. di- 
it Puteanenm, ipse Parisinum (catal. n. 8242 memb. 4 min. 
ssec. IX). Hic liber, nt vetustatis venerandae, ita pretii maximi. 
Qui si esset integer, ceteris facile careremus;. interpolatienibus 
beim, primam manum si respexeris, paene vacat. Ab hdo: Ris 
tar emnis sana crisis ivitium iudicandi capiat. Hoc qui recte 
atatur, mow mode verba poctac-restituere, sed etiam librariis 
medii aevi quae doctrine feerit, quae fides facile poterit perspi- 
cere.: Btenim qui practeres. extant codices Amorum, qued equi- 
lem sciam non videatur sacculo Xi antiquieres; eo autem tem- 
pere. meuachalis illa scripterum veterum, maxime peeterum, ia 
terpolatio est exorta, quae XI, XIE, KOI sacculis grassahstun 
wee est represses nisi alie ingeniesiore multo et limatiore, sed 
nee minus audaciore, quae Italorum sacculi XV dici solet. Nam 
itali etsi interdum sola mutandi libidine videntur fuisse abrepti, 
tamew plerumque aut eb sestheticas quae dicuntur rationes aut 
ob gremmaticas vel metricas coniectandi periculum aubierunt. 
Quare quamvis multa temere, wulta inutiliter egisse merito ἐμ: 
dicentur, tamen haud pauca ingeniose vereque invenere et ut 
Lachasanni (praef. Tib. p. vam) verbis utar, summorum inter 
dum criticorum preeverterunt ingesia. Qnod spad manachos il- 
lerum. quae dixi temperum hand perinde erat. Nam etsi intem 
dam etiam pulchritudini carminum, quae emendarent,. volebant 
consultum vel grammaticae ac metricae pro suo captu prospicie- 
bant, tamen pleraque interpolarunt nulla alia causa nisi puerili 
juadam copiditate veriandi verba scriptorum. Quod Marklandus 


63 De Ovidi Amorum libris. 


(praef. ad Statii Silv. p. 9) dicit delectatos quasi esse libraries 
in trisyllabis permutandis, ita ut funera vulnera dorpera poctors 
pignora fulmine fulgura alia ubique miscerentur, id longe la 
tiore patet usu. Non enim in trisyllabis nee in singelis verbis 
ea licentia constitit, sed totos versus quasi funditus evertit, 
quod quanto damno scriptorum factum sit, quivis facile iutelli- 
git. Haec igitur audacia in eis potissimum est poetis versate, 
‘qui in sebolis legebantur, Ovidio, Vergilio, Statio, Homero latino, 
non seque in Horatio, quippe cuius carmina minus saepe lege- 
rentur in scholis, saturae et epistolae minus essent perviac me- 
tationi quam ceterorum opera magis sibi in dictiene constantian. 
Sed de universa hec ratione plura me allaturum polliceor in dis- 
sertatione de Homero latino, quem cum Lachmannus prorsas 
dissentiens a ceteris proximi post Ovidium temporis iudicasset, 
ego acrius isquisivi et quae collato codice Erfurtaue imveni tan 
tum uon ad umbilicum adduxi. Nunc ad Ovidium redeo. 

itaque Ovidius cum effrenato ingenio ne ipse quidem in re 
petendis aut vocabulis aut dictionibus aut versibus mimis esset 
anxius, comque versus eius molles fluerent et faciles, vigente 
studio εἶπα saeculis ΧΙ, XD, XIl, monachis non modo in eis 
quae ipsi pangerent carminibns exemplo fuit et deleetationi '), 
sed etiam ipsam emendandi cupidinem hand exignam excitavit. 
Quae interpolatio ceteros quos novimus Amorum libres man 
seriptos etsi diversa audacia omnes tamen invasit, neque ei pe- 
percit quem dicit Merkelius (praef. p. x1) Pateaneo im ipsis 
scripturis plane geminum Sangallessem: cst autem membrane 
ceus, num. 864 et saeculo ΧΙ conscriptus. Hie codex nenanils 
continet, quae recipiantur et pro genuinis habeantur digmissims, 
multo autem maior est numerus eorum, quae sola variandi in- 
terpolandique libidine invecta sint. Pauca suut apud Merkelian 
annotata p. vii. luvat alia addere. Amor. I, 4, 46 est in P: 

exemplique metu torqueor esse mei; 
unde Heinsius correxit ‚„ecce”, at in S est „ipse”. — I, 8, 100P: 
vox erat in cursu cum mea prodidit ambra, 

omisso in archetypo ante ,mea” me. Unde qui S confseit, is 
feliciter omnino reposuit (6. — 1, 9, 41 P: 

1) Qui quam arcte eum sint secuti, si quis volet co 


gat carmen quod inscribitur ,,Poenitentiarius” editam a Kritsio Erfor- 
dise MCCCL. 


= De Oridi Amerum Hbris. 0 


u: 088 ego gaghis eram diseinctaque in otia detus;,. -. 
réectissime nisi quod ,,nutue” levi errore pro. „natus”. At 8 
praebet ,,nudue” nimirusi quia: discincta erat in preximo plame 
mouacheli ergutia, — I, 10, 54 P: aah 

Munera posceati quod dare possit habet; 
at 8 „quae”, ut referatar ad munera. — 1, 15, 17 erat in a 
chetype: 

Dam fallax servus, durus pater, isproba lena 

vivet, — 
qued servavit P, at in S est ,,vixerit”. — Hi, 1, 30 P: 

Quidve romethides alter et alter agent, « 
errore quidem monstroso sed aperto, cum recte in editionibus 
feratur: quid pre me Atrides oett.: S habets et quid tytides a. 
e. a. a.*) — I, 2, 80 P: I 

ille (servus) petens, alii, sordida herba, iacent: 
ie δ: „i. p. dominae, sordida ' turba iacent”. Nimirum cum iu 
archetypo dominae pro glossa erat superscriptum vocabulo polens, 
expulsi sequeatis, quod est ei, locum oocupavit5). — li, 7, 8 P: 

si chi pro crimen, dissimulare putas: | 
S barbare: ,,sf cui do cett”. Verum quod est: „si eulpo”.. a 
resatis inde literis est restitutum: — A, 7, .25 P: 

Scilicet ancillam qui erat tibi fida rogerem: 
qui 5 conscripsit, non immemor ancillam feminini generis „quae 
erat tibi fida”. Qui si ,,crat” in δι" mutavisset, verum ik; 
vénisse dicendus easet. — Il, 8, 19: | Ä 

Tu, dea, tu iubess animi periuria puri 

Carpathium tepides per mare. ferre notos: 
S codicis librarius eum, quid animi puri periurie sibi vellent, 


2) Titiden vel Tyliden pro Tydide sacoulis Xi, All, XII ubique 
fere posuerunt monachi. | 

3) Glossas interdum non pro eo, cui sppositse erant, verbo, sed. 
ro aliis inrepsisse, documento erit Lucretius 1, 271, ubi reiectis futi- 
ibus eat scribendum „principio venti vis verberat aequora corta”, cum 
sit in manuscriptis incita cortus, quod alio loco demonstrabo. Corta 
dixit poeta pro coorta, sicut Il, iogt coluerust pro coaluerant, VI, 1008 
oolesoere, YI, 342 coperuisse, VI, 491 coperisat, ulque coplare pre 
cooptando, comptionalem pro coemptionali dixerunt veteres (vid. Lac μ᾽ 
δὰ Lucret. Il, 1061.). incita erat superscriptum ad explicandum, quo 
cum non intelligeretur quid esset corts, exturbavit aequora, quorum 
mentio necessaria erat. In Lucretio etiam post Lachmanni operam multa 
superesse mendosa vel inde apparet, quod I, 146—148 nemo dum vidit 
post 154 esse collocanda. 


66 De Oviai Ameram libris: 


torquet ab arte latus”. 11, 15, 14 ,,inque sioum mira laxus ab 
arte cadam”. Unde sumpsit Homerus latinus 350: ,,quem doctus 
sb arte paterne Paeoniis curat iuvenis Podalirius herbis”. Ita 
ex pedestribus scriptorihus praepositione ,,a” Livias praecipue 
utitur. Cf. etiam Zumpt. Gramm. lat. §.454 et quem affert Hand. 
Tursellin. I, p. 38. — I, 6, 41 sq. ita edidit Merkelius: 

Lentus es an somnus qui se male praebet amaati, 

Verba dat in ventos aure repulsa mea. 

Nou recte, ut opinor. Nam P habet ‚qui te male perdat amanti” 
cett., S autem ,,quis te male praebet amanti”. Unde band ab- 
surde conicere mihi videor, cum id quod est ia P, traditum fuis- 
set, eum qui S conscripsit, ut emendaret iteptias, voluisse re- 
ponere id quod in editionibus fertur, aberrasse autem, ut ,,quis 
te” poneret, cum scribere deberet ,,qui se”. fam illud per se 
bonum atque adeo elegans est, sed pro vero non potest haberi, 
nisi eorum numero accedemus, qui quidvis incaute probare, quam 
iudicium adhibere malunt. ‘Quodsi Puteaneum sequimur, spparet 
sententiae optime consultum iri uno spice in fine addito, ut po- 
namus ,,l. 6. a. 8., 4. t. m. p., amantis verba d. i. v. a. t.” 
Coniunctivus eodem modo, quo dixit Lucretius in libri H initio: 

Suave mari magno turbantibus aequora ventis 

E terra magnum alterius spectare laborem. 

Non quia vexari quemquamst iucanda voluptas, 

Sed quibus ipse malis careas, quia cernere suave est: 
in quibus cave ne ,,malis” ex v. cernendi putes pendere; hoc 
enim refutant sequentia: | 

Suave etiam belli certamius magna tueri 

Per campos instructa tua sine parte perich. 
Atque hanc ego cum fecissem emendationem, vidi etiam .N. Hein- 
sium spposita Puteanei lectione adiecisse, fortasse scribendum 
„qui te male perdat, amantis cett.”, cui ita adsentior, ut quod 
ille fortasse verum dicit, id ego ex artis regulis unice ample- 
ctendum censeam. 

1, 8, 65 sq. Nec te decipiant veteres quinquatria cerae! 
Tolle tuos tecum, pauper amator avos! 

Versus prior difficillimus, non quidem propter sententiam , quam 
nemo non perspicit, sed quis moostrum illud quinquatria con 
terret animos, qua re certatim viri docti corrigere sunt conati. 
Quorum conamina, qui volet, apud Burmaunum inveniet. Mihi 


De: Ovid Amdrum: libris. 6? 


jwotienscuaque hunc locum censideravi, aihi] eXosgitabatur 
iptius quam quod etiam Barmanaus nescio cui dicit in mentem 
renisse, ,,veteris plena atria ceras”, quo recepto omnia se bese 
iabent. Veterem ceram cum coutemptu dicit mulier eodem modo, 
mo apud Sallustium in lugurtha cap. 4 legitur: „Saepe audivi 
raeclaros viros solitos ita dicere, cum maiorum imagines in- 
uerentor, vehementissime sibi animum ad virtutem accendi. Sci- 
icet non ceram illam negne figuram tantam vim in sese babere, 
ed memories rerum gestarum eam flammam in pectore crescere”. 
I, 15, 85. Vilia miretur vulgus. mihi flavas Apollo 
Pocala Castalia plena ministret aqua. 
Sustineamque coma metuentem frigera myrtum 
Atque ita sollicito nullus amante legar. 

ta Merkelius. At Heinsius ad νυ. 88 haee notat: ,,aigue a sollicito 
‘ectius emoino quinque scripti”. Heiasio, uti solet, adhacret 
edisequns Burmannus, ego autem illnd mea traditienis fide sed 
wniectura iulstum in textum supra monui. Nec P nec S talia 
xhibent, sed id quod Merkelius posuit. Sed offensionem sane 
novet locus. Etenim cum sit notissimum pre ,,a” pracpositione 
mum personis iuncta, quae in passive quod dieitur verbi adhibe- 
ur, detivum poni ssepissine, ablativi ita positi aut mulla ex- 
aot exempla aut perpauca. Legilur quidem apud Horatium 
Darm. 1, 6, 1 aq.: 

Seriberis Vario fertis et hostium 

Victor Maeonii carminis alite. 
jed ibi (modo ompino ales se recte hebeat, ac non pro rara 
‘e] potius pro mala avi sit babeada) neminem fugit, quam fa- 
dle sit quemque veri simile quod Passeratius et Lambinus con- 
score aki. Deinde apud Tacitum Ann. Ul, 3 est: ,,Facilius 
wediderim Tiberio et Augusta cohibitam”. At hoc in loco Doe- 
lerlinius ex Taciti more reponit Augusiae. Utcunque ea se ha- 
emt, apparet hiece de rebus nea exemplia vage conquisitis, sed 
x singulorum eucterum more indicandum. Apud Ovidium autem 
ibil iuveni eiasmodi. Nam solus ablativus rite tum quidem 
dhibetur, cum personae quasi pro instrumento et pro re acci- 
juntur velnt Rem. Am. 457: 

Et Parin Oenone summos tennisset ad annos, 

Si oon Ocbalia pellice laesa- foret: 
bi obiter moneo corrigendum esse pulsa, ut erat v. 454: 
δ᾽ 


68 De Grid Amorum, Mbris 


esssit ab Idaca conitige victa prior. - ‘a 
Tacit. Ann. XIV, 60: ‚exturbat Octavian, sterilem. diotitan”; 
ef. Ov. A. A. Ill, 780. Itaque dixit Hor. ΠΙ, 10, 15 sqq.: 
nee vir Pieria pellice sancius, 
quod nemo coniecturis voxabit. Sed hac huc plane non pertiuet. 
At vere simile hoc quis dicat, quod legitur Π, 14, 20: 
stque sua cacsum matre quaeruntur Ätyn. 
Nem quod est in epistolarum XXI, 179 sqq.: 
praeteriine tuas de tet eoelestibus arast 
atque tua est nostra spreta parente perens? 
eo nemo iam utetur, siquidem vv. ep. KX! spud Heinsium, XX 
apud Merkelinm 13--2468 a qnevis alio atque ab Ovidio sunt 
scripti, absuntque ab eis, quibus eat fides, exemplaribus. Cf. 
Merkelii preef. p.m. Leachmann.'prooem. univ. Berol. asat. 1848 
init. Bernhardy Hist. Liter. Rom. ed. H p. 450 net. 414, Sed 
in ille quem dixi Amerum lece dudum est restitutum aque, idque 
ipsum etiam in eo unde ersus sum carmine reponeadum. Seri- 
beadum: 
aque ita sollicite multas amante legar. 
Qaod si quis cireulo argumentationis alterum ex altero vali 
tacri, quaeram eur in tot versuum wilibus nullem alind inveniri 
potuerit, nisi ubi lapsus facillimus et quasi necessarius erat li- 
‘brariorum. Ceterum hinc etiam confirmatur quod Mauricins Baap 
tius (Observ. Critic. p. 52.) in A. A. IH, 281 sqq. ceniecit scri- 
bendum : 
: quis oredat? dineunt etiam ridere puellse, 
quasritur aque illie hac queque parte decor. 
it, 1, 15 agg. In manibas nimbos et cum love falmen habebam, 
Quod bene pre caelo mitteret ille sue. 
: Clausit amiea fores: ege cam love fulmen emia, 
Exeidit ingenio luppiter ipse meo. 
iuppiter iguoscas, nil me tua verba iuyabant. 
J Clausa tuo mains ianus fulmen habet. 
ita Merkelius. Ac cetera quidem extra dubitatienem sunt, sed 
quid verba v. 19 sibi veliat, non intelligo. Unde Hertzbergius 
in interpretatione Germanica recepit ,,tela”, qued sane est aptum, 
sed mutatione nen nimis fucili. Minuitur etiam prebabilitas, si 
considersmus v. 21 rursum sequi tela, quae quamquem non ab- 
horrent omnino ab Ovidii usu, tamen non suat temere inferenda. 


De Ovidi Amérule Mbrisi ες & 


Mihi- codem medo quo. in Lweretii 1; 824 bellis pro verbis est 
seriptum, quoque:'ie hac ipsa Ovidinnerm® operum parte A. A. 
I, 502 eddex Regius. Heinsii, preestantissimae notae, habet „et 
nimium faciles δά fere verba: mddus” pro eo, quod est verum, 
bella, etiam hic reponendum videtar bella. -Idque etiam. eo con- 
firmatur, quod v. 11 legitur ,,ausus erami eacleetia dicere bella”. 
Ac sane bella v. 19 exhibeat Hibri intespelate. 
Il, 4, 17 qq. Sive es docta, pinces reras dotata per artes ; 
Sive rudis placita as simplicitate: tua. 
Ita Merkelius, Ia P est ,,pleces”, atque in S ,,placeas”, quod 
ipsum P secunda manus preebet. At Arondelisaus ,,capior”. 
Nimirem ecriptem erat in archetype „plaeitas”, qued est plack 
ta’s, inclinate es”. Btenim ‘quod de secundi hemistichii. fine 
primus intellezit Lachmeeuus (im Comment. Luoret. p: 66), id ὁ 
Tiballe, Propertio, Ovidio etiam im prioris exita ebservatur, 
qui ne ἰδὲ quidem elisionem admittuat, wen a Catulle, cuies hace 
suet: „milibus et facite haec” ,,audibant eadem haec” et alia. 
Unde Ovidio hae stnt tribneadac inclinationes: A. A. Il, 04 
fonre, dixit, ubi’s”.: Am. I, 7, 20 ',,pavide’st”. 1, 6, 10 „an- 
tiqua’st”. A. A. I, 340 ,,reversnra’st”. Rem. Am. 844 „mial; 
mast’; alia. Hive simul refellittr, quod Leehmansus dicit (p. 
67) videri verisimilius :Ovidium 'in Fastorum IV, 456 scripsisse 
„filia, dixit, abi’st”.. Nam habemus inclinati ds duo exempla ne- 
quaquam 'suspecta apud ipsum Ovidiem. Ao fortasse etiam aliis 
in loeis Al peetac reddendum est, veluti in hoc ipso carmine, 
node orsus sum: v. 88 cam P -pracbeat, quod fertur apud edi- 
tores, „tu quie tam longa es”, in 8 est:,,léngas”, qued cum 
sit ineptum ‘nen potest ex intéerpelatione ortwm esse, immo hic 
qeoque seribendum est longe’s. Ceteram quod Lachmanaus de 
pentametrorum exitu observavit, id etiam ad hexametros Lucre- 
MH; Catalli, Vergflii, Fibulti, Propertii, Ovidii aliorum — 
fecebo fw dissertations de Homere Latine. 
u, 5, a Nallus smor tanti est... sbeas — 
Cupide ....: 
= εὐ Ut mibl sint totiens maxima vets mori. ᾿ 
Vota mori mea swat, cum te peccasse recordor, 
Ei mihi perpetuem nata peella malum! 
Non mihi deceptae nudant tua facta tabellae, 
Nee data furtive munera.crimen babent. 


70 De Ovidi Ameorum Hbris. 


Ὁ utinsm arguerem sic, ut non vincere pessem, 
Me miserum, quare tam bona causa mea’st. 
Ita ferme P, nisi quod peccare a prima manu, quod fortasse 
rectius. Hor. Carm. Ill, 20, 11 sqq.: 
Arbiter pugnae posuisse nudo 
Sub pede palmam 
Fertur et leni recreare vento 
Sparsum odorstis humeram capillis. 
Propert. IV, 14, 19 sqq. (ed. Lachm.): 
Inter quos Helene nudis capere arma papillis 
Fertur nec fratres erubuisse deos. 
Sed quid sibi volunt deceptae tabellae? ° Nonne hoc quam maxime 
ineptum? Unde certatim emendatum iernat monachi. In 8 puel- 
lee pro tabellis exhibentur, in Sarraviano erat ,,decepte”, qued 
teste Burmanno, cum sensum efficiat commodum, „prae caniectu- 
ris” merito placet. Proxime ad verum Palatinus primus 5) ac 
cedere videtur, in quo ,,deletae”. Scribendum est enim delasse 
Dicit poeta non delatione vel coniectando Corinnae cognovisse 
se delicta, sed vidisse ipsum, quocum conferas, quod est apad 
Propertium I, 15, 13 sqq. 
Hl, 9, 47 sqq.: Quod dubius Mars est, per te privigne Cupide’st, 
Et movet exemplo vitricus arma tue. 
Tu levis es multoque tuis ventosior alis, 
Gaudiaque ambigua dasque negasque fide. 
Si tamen exaudis pulchra cum matre Cupido 
Indeserta meo peetore regna gere. 
Ita P, nisi quod ,,Cupido est” et v. 52 „rogantem” m. sec. pre 
varia lectione additum, atque id licet tenui auctoritate firmatum 
recipiendum duco, quia nonnumquam in Puteaneo factum, ut ad 
similia aberraret librarius. Sed illud me quodammodo auxiun 
habet, quod legitur ia v. 52 gere, uon quidem eb pentametrum 
in brevem exeuntem vocalem simplicem, quod quamvis non sacpe 
inveniatur, invenitur tamen. Verum quomodo dicere potuit poeta 
„si exandis me, gere regna”? Nonne debebat, quod est ur 
banitatis ‚si me exaudias”? Sicuti dixit Horatius I, 18, 12: 
non, si me satis audias 
speres perpetuum duleia barbare 
laedentem oscula. 
5) qui idem est cum eo quem Heinsius dicit optimum. 


De QOvidi Amerum libria. ri 


Kt iam suceurrit.8, in quo est ,geret”. Unde restituendom 
„indeserta meo pectore regna geres”., In archetypo Amorum 
8 et ¢ vix poterant dignosei, veluti |, 2, 6 habet Regius secta 
pro tecta, Hi, 2, 88 P „facies”, S ,,facias” pro faciet et 1, 7, 
16 P mesta orrore simul et interpolatione ertum ox Cresss, 
Nam codex P, etsi est egregise pleramque fidei, tamen nen 
omnino potest absolvi interpelationis crimine. Veluti in illo 
ipso unde ivitium sumpsi loco ,,gere” videtur ita invectum et 
qaod omnem dubitationem profliget, Ul, 6, 39 mihi considera: 
Optima prima fere manibus rapiuntur avaris, 

Ibi Merkelius rectissime corruptelac signum apposuit, Quid enim 
sunt manus avarac? Jam vere S omittit ,,manibus”, unde ap- 
paret in archetypo aut lacunam aut obscurius verbum fuisse, idque 
S cum practermitteret eum qui P conseripsit crassa Minerva poe- 
tae prespexisse. Quac sit sententia versus apparet (Parcarum 
vel fatorum mentionem incidere necesse erat); sed quid ab Ovi- 
dio. sit profectum, idee nemo poterit excogitare, quia fundamen- 
tum ecrisi deest. Ceteram obiter moneo, illad „fere”, etsi est 
languidum, tamen in suspicionem nom debere vocari, quia prer- 
sus est ex more Ovidii: exempla appono hacc: 

Am. |, 5, 8 sqq. Pars adaperta fuit, pars altera clausa fenestrae, 
Quale fere silyae lumen habere solent. 
Ep.e.P.1V, 4, 8sqq. Nec sterilis lecus allus ita est, ut non sit in illo 

Mixta fere duris utilis berba rabis. 

Cf. Ep..ex P. IV; 7, 87 sqq. Et ut redeamus in viam, vidimus 
ia Amoram H, 0, 52 ex literarum similium permutations turba- 
tum; est,. ubi vocabulis male diremptis manus poetae sit depravata, 
Btesim in Il, 7, 28 aqq. ita edidit Merkelius: 

Adde quod ornandis illa est operata capillis, 

Et tibi per doctas grata ministra manus. 

Ut id hand sane inficetum sit, si sententiam respexeris; verum 
tamen non est, nisi turpiter fallor. Nam P et S non habent 
„per doctas” sed „perdocta est”, unde Heinsius coniecit ,,per- 
decta”. Scribeadum est „et tibi perdoctae’st grata ministra ma- 
nus”; quod sie intelligendum „est tibi grata, quia est ministre 
perdoetse manus”. Vocabulo perdectus cur Statius potius (Silv. 
V, 3, 3) quam Ovidius usus esse videatur non babeo, qui dixerit 
„pervigil” (A. I, 6, 44) „praevalidus” (Ep. VIM, 80.) „praedi. 
ves” Met. IX, 01 alia. 


72 Be Ovidi Ameram libris. 


Deinde ne in v. δεῖ repetite haereas, in iterando verbe aaxi- 
lieri suepe mirum in modum larges Ovidiwe. 1, 1, 25 9q.: 
Aa qued ubique tuum est? tua suat Heliconia Tempe? 
Vix etiam Phoebo iam lyra tuta suast. 
Ita Regius, quod non recte dumaant editores. Remed. Aum. 
885 seq. : 
Thais in arte mea’st. Lascivia libera nostra’st. 
Nil mibi cum vitta. Thais in arte mea’st. 
ibi si emnine non tolerabant editores multiplicatum „est”, de 
bebant saltem id quod est ie exitu v. 385 recidere. Nam cum 
in secund! fine legatur „Thais in arte mea’st” id etiam in priore 
repoui debebat. Sed omnino nihil opus. Nam „est”, pracser- 
time cum inclinetur, vix maius pondes habet quam particelae en- 
cliticae „que, ve, ne” vel Graccorum τό, nec si apud Homerum est 
Χαλκίδα τ Εἰρέσριάν te πολυστάφυλόν θ᾽ ‘leviavay 
Κήρινθόν τ᾽ ἔφαλον Δέον τ᾽ ainv πεολίεϑρον, 
noster lecus, pute, prepter repetitionem displicebit. . 
Ceterum quod ad genetivum qui dicitur qualitatis pertinet, 
etsi rarior est apnd peetas, tamen undigue cxempla suppetent. 
Cf. Ov. Ep. Ill, 110, Metam. DI, 56, VII, 131. Cat. 63, 39. 
Horat.Carm. 1,86, 18. 10, 9, 7. Hom. Lat. 805. Unde ab hac 
certe parte ea, quam protuli, coniectura aihil habet quo offendare. 
11,18, 10 sqq. Quod licet, aut artes teneri prefitemur Amoris — 
Aut quod Penelopes verbis reddatur Ulixi 
Scribimus et lacrimas, Phylli relieta, tuas. 
Quodgne tenens strictum Dido miserabilis ensem 
Dieat et Asoliae Lesbis amica lyrae. 
Ita Heinsius et Merkelius. In Puteaneo est a prima manu: dicts 
es aomacle suis amais. lyres, in Sangalleusi paulo melius ,,dicist 
es aonilae lespis amate kras'. Praeteren ia P a sec. man., ὅ pun- 
etia notato, additum „eolie” et „amica”. Haec non traditiecnis 
fide sed mutandi audacia niti supra momoravi. Unde id aelan 
quaeritur, rectene se habeat coniectura. Et cetera quidem aperts 
sunt, sed quomodo dici pessit Sappbo „Lesbis Aeoliae Iyras 
amica” non intelligo. Nam quod Heinsius affert ex epistela Sap- 
phus (v. 199), ue de eo dicam, eam ab Ovidio alienam, 
Lesbides aequoreae, nupturaque nuptaque proles 
Lesbides, Acolia nomina dicta lyra, 
id buc plane non pertinet. Mihi ineptissime diei videtur „Lenbis 


De Ὅν! Auiérum’ Rbris: y 


Acoline tyrae amion”. Quare doc reicitudum, potestque id so- 
um ambigi, seribamwsne „Aobiäe Lesbis amete dene” ut paulo 
ost dicitar Sappho Phoebe umatu (ef. A. A. If, 80), an quod 
passim circumferter „amica Iyrae”. Hoc defenditur exemplo 
Propertü 1, 2, 27 sqq.: | 
Cum. sibi praesertim Phoebus sua cormina denet, =< ‘° 
: Aoniamque libene Calliopen Iyram. : ve 
Quare nihil pre certe statue. 
11,19,81 sq. Quod licet et facile mt — — 'arbore 
fréndes ᾿ “᾿ 
Carpat οἱ ὁ magao flumine .potet — 
lta editores omnes. Iilud.,,cupés” per so nihil habet, quod dis- 
pliceat. Sed stare non potest, nisi ars prorsus coatemniter op» 
nionibusque et servili praeiudicio indulgetur. Nam cum, ut su- 
pra memoravi, ,fibet” sit in Puteaneo, ,,cepis” autem in 8 οἱ a 
sec. m. in ipse P iaveniatur, certissime apparet, ὁ coniectura 
hoc profeetum, idque solnm est investigendam , num pro bona 
copiectura debeat recipi. id autem nequaquam ite δὸ habet. 
Ego multo faciliorem affero. Est enim reponendum: 
Quod licet et facile est, quisquis velit, a. f. cett. 
Est hasc non conisctura, sed emendatie, siquidem in Puteaneo 
nen minus quam.in Regie Heinsii, ex eodem simirum feats des 
ducto (ef. Merk. praef. p. Vi) b et v wbique permiutanter. Au 
offendit coniunctivas ad preonemen qwisguis appositus? At immerite. 

A. A. 1, 500. Et faveas. illi, quisquis agatur ameas. 

R. A. 384. Peccat in Andromeche Thaida quisquis agat. © 
Aa stomachum mevet, quod legitur v. 82 „volet”? -Ne boc qui- 
dom iure. Etenim netum est, in repeéendis:verbis pracsertim 
levibus -et freqeentibus poetas voeteres ct emuinm maxime Ovi- 
dium haudquaqeam tam morosis se regulis adstrinzisse; 4088 
nestri commendant aesthotici. Veluti. in huies ipsius carminies 
ine legitar: 

gein alium quem tanta iuvet patientian quacris ? 
me tibi rivelem si iuvat esse, veta. ; 
Addi possunt plurima, Unde peto nen recte in Ep. H, 143. re- 
cepisse Merkelism Heinsii coniectaram „Asdes” pro eo quod est 
in P. ,fevet”, licet in fine prioris- distichi idem. eccurrat vocaba- 
lam. Etenim in talibus acoidit, ut altero exemple alterum tucamar. 
iM, 2,1—6. Nea ego nebilium sedeo atudiesus equorun, 


94 De Owidi Amerum libris. 


Cui tamen ipsa faves vincat ut ille preoor. 
Ut loquerer tecum veni, tecumque sederem, 
Ne tibi non notus quem facis esset amor. 
Tu cursus spectas, ego te. Spectemus uterque, 
Quod iuvat, atque oculos pascat uterque sues. 
Quomodo puella cursus spectare potuerit, mihi uon liquet, siqui- 
dem v. demum 65. praetor dicitur carcere emittere equos. Dein 
cum sequatur „ego te”, non abstracte quod dicunt philosophi 
sed concreto videtur opus esse. Unde reponendum ,,tu currus 
spectas”. Contra in A. A. I, 329 sqq. hodieque inepte legitur: 
non medium rupisset iter, curruque retorto 
Auroram versis Phoebus adisset equis, 
pro quo ab Ovidio profectum ,,cursuque”. 
ΠῚ, 2,25 sqq. Sed nimium demissa iacent (ἰδὲ pallia terra. 
Collige! vel digitis en ego tollo meis. 
Invida vestis eras, quae tam bona crura tegebas! 
Quoque magis spectes — invida vestis eras! — 
831 sqq. Talia pinguntur succioctae: crura Dianae, 
Cum sequitur fortes fortior ipsa feras. 
His ego non visis arsi, quid fiet ab istis? 
In flammam flammas, in mare fundis aquas. 
Cum uon visis puellae cruribus visa opponantur, apparet scri- 
bendum v. 38 „ipsis”, quod neminem dum vidisse nou poterit mi- 
rum esse reputantibus haec Ovidii opera ut minus docta a viris 
doctis adeo neglecta, ut ne aperta quidem viderint, veluti in 
libello de med. fac. vv. 27, 28: 
pro se quacque parent, nec quos venentur amores, 
refert. munditia crimina nulla merent, 
scribendum, cum codd. videantur praebere „et ques” vel ,,quos 
et” aut ,mec quo”. Versu proximo fortasse munditiae repo- 
sendum. in eodem carmine sane corrupto v. 91 cum habest 
cod. M Merkelii „et olentes addere mirtos’”, Gothanus autem 
„olentibus a myrrbis” omisso ,,bene” scribendum ‚ad olentes ad- 
dere myrrbos” cum sit languidum quod fertur in recensionibus 
„bene olentibus” ; quod praeterea mihi videtur natum e coniectars. 
Iidem nec in A. Am. Hl vv. 443—446 post vs. 440 collocandos, 
nec in R. A. cum Regius habeat 230 ,,lavabis” restituendum 
„invabis” perspexerunt. Sed haec aliaque parva fortasse (si 
quicquam in crisi parvum erit!), diligentia tamen diguissime et 


De Ovidi Ameorum Mbris. 7 


meunda tam poctae reddam, cum sensim in ee tractande pro- 
yressus ad Artem et ad Remedia descendere. Nam de epistelis 
yusestio nt fructuosissima ita emnium difficillima. Ceterum, at 
ad viam redeam, notum est, prenomins 4886 sunt ipse, ille, iste 
ubique permutari. (A. 1, 8, 4 P ipse S ille, Ill, 2, 22 P ista 
„ille”, 10, 8, 15 P „illa” S ,,ista”). Maxime „iste” et „ipse” 
permiscentur, quia pro ,,ipse” saepe scribebatur „inse”. Cf. 
Ritschl. ad Plant. Mil. Gler. νυ. 312. 
111,5,17. Dum iacet (taurus) et leute revocatas ruminat berbas 
Atque iterum pasto pascitar ante eibo: 
Visus erat somae vires adimente, forenti 
Coraigerum terra depesuisse caput. 
Totum hoc carmen ab Ovidio aliesum videri adsentior Merkelio, 
nc fortesse alio tempere pluribus demonstrabo. Quid „ferenti” 
sibi velit non intellige. Seribeudum est feraci, cui respondet 
vr. ὕ area gremineo viridissime prato. Cf. ΠΙ, 10, 17: 
Nee tamen est, quamvis egros amet illa feraces, 
et II, 16, 6. Dictio carminis plane ad Ovidianam secemmodata. 
111, 8, 29 sqq. Iuppiter admonitus nibil esse potentius auro 
Corruptae pretiom virginis ipse fuit. 
Dum merces aberat, durus pater, ipsa severa, 
Aerati postes, ferrea turris erat. 
Sed postquam sapiens in munera venit adalter, 
Praebuit ipsa sinus et dare iussa dedit. 
Quid sit ‚in manera venire”, neque ego reperio neque alius, ut 
spero. De re ipsa nemo dubitat. Sed v. Her. Carm. Hi, 16, 5: 
fore enim tutam iter οἱ patens 
Converso in pretium deo: 
mibi quid sit reponendum cum Horatii v. 8 tum huius elegine νυ. 
50 demenstrare videtur. Est enim scribendum ‚sed postquem 
sapiens in manera vert adulter cett. 
11, 9. Dulcissimum carmen, sed semel a librariis turbatum. 
V. 19 sqq. Scilicet omue sacrum mors iaporiuns profanat. 
Omnibus obscuras inicit ille manus. 
Quid pater Ismario, quid mater profait Orpheo ¢ 
Carmine quid victas obstipnisse feras? 
lem editiones. At P obtipuisse habet et Palatinus optimus (oui 
is corruptis libeuter adsentior, licet quae emendate exbibet scra- 
pulam moveant) obripuisse, S autem hic deficit. Quere cum vi- 


76 De υίδν' Anndram: (firie} 


deatur in archetypo. fwisse tusbatumy. videnmus ‘quid sententies 
conducat. Quid’ autem sit carmine victum obstipescere non per 
spicio. Obstipesvere enim baud facile nisi im cis, quae terrorem 
pavoremque excitent dicitur. Notum est Vergilianum ,,obstupui, 
steterantque conae, vox faucibus haesit“. Itaque nen mirerer, 
οἱ quis obstupesceret tali arte de qua Catullas ,,barbare horribili 
strädebat tibia cantu“. Nee si dixit Vergilins Ge. IV, 481 sqq. 
stupuisse Eumenides Orphei cantu commotas, idee de bestiis qui- 
-bus -naturelis et insitus stuper inest diei potest. Nec stupuisse 
bestiae dicuntur Orphei ‘lyra sed potius excitati ad sequendum 
magistrum, quod certatim arriprerunt poetae, unde Horatius Carm. 
Jil, 11, 18 in Iyrae leudibus ponit quod tigres silvasque possit 
ducere. At praediestur Orpheum mitigasse feros et effecisse, ut 
plaeide haurirent ipsins carmina. Verg. IV, 510 dicit eam mul- 
tentem tigris et Ovid. Metam. X, 148 refert in ferarum medium 
sedisse concilio. Adde quod si retineas „obstipwisse” illud pror 
sus est langwidum, quod additur ,,victas”. At neque langnidum 
neque inoptum est, quod ego excogitavi. Nam ab Ovidio versus 
sic, ni fallor, est profectus: 
„oarmine quid viotas obticuisse feras”. 

Hoc plenum et pulchrum. Quod si quis queerat, quonam modo 
putem ex c littera p esse ertam, ego quidem nihil habeo quod 
afferam, nisi in Imeretii libris I, 084 scatium, IV, 570 lopis ex- 
biberi. Sed omnino pasillum est, im litteras potius, quae sunt de- 
biles casibusque obnoxine, quam in sonsum sententiamgne inyniri. — 
I, 48, 28 sqq. Qua ventura dea ost, iuvenes timidaeque puellas 

Preeverrunt latas veste iacente vias. 

Quomodo possint praevemi veste incente vise est obscurum. 
Mihi videtur non dubiam, quin sit scribendam pracierunt, quod 
etiam- cui non invideo gloriolam Francius invenit, ‘qui praeterea 
infeliciter fere in Ovidio est versatus. 

III, 18, etiam P deficit, quam ob rem ego nihil iam addo, nisi 
v. 12 iugere parva esse in Palatino primo, cum sit im aliis in- 
gera pauca. Iliad fortasse recties, certe minus permutationi ob- 
vium. Prep. I, 5, 10: 

tibi corarum milia quanta dabit. 

Biiam epud Tiballam I, 1, 2 videtur tutius quod est in codi- 
Gas megne, quam quod cet in excerptis we cetera quidem fidis 


malia tugera. 


De Ovidi Amerum libris. 77 


Sed iam trengeamus ad queestionem de versibus spuriis, 'a 
Merkelio, ut opiner, inchostam magis quam perfectam. 


“1,6, 61—70. „Omnia consumpsi nec te precibusque minisque 

Movimus ὁ foribus durior ipse tuis ? 

Non te formosae decuit servare puellae 
Limina , sollicito carcere dignus eras. 
Iamque pruinosos molitur Lucifer axes, 
Inque suum miseros excitat ales opus. 

At tu non laetis detracta corona capillis 
Dura super taetra limina nocte iace. 

Tu dominae cum te proiectam mane videbit 
Temporis absumpti tam male testis erit.” 


Carmine paraclausithyro poeta exclusum se queritur, utqus 
mes in tali re aut fores ipsae aut ianitor omnibus precibus fati- 
getur. Tandem absistitur incepto, quia ianitor manet inplaca- 
bilis, id quod vv. 61—64 exprimitur. Cum quibus optime co- 
haerent quae leguntur vy. 67—70, ut media nunc mittemus, 

enim de successu iam corona abiecta ad fores ahit 
(ef. Prop. I, 16, 7). Quare si versus hi priores quatuor exci- 
perent, nemo de lacuns cogitaret. Nunc vero omnia turbata et 
imepta. Nam cum disticho medio dicatur matutinum tempus ad- 
pase (cf. I, 13, 2), iam quomodo potest v. 68 poni de corona 
„dura super éofa limina nocte iace” vel 69 „tu dominse cum te 
proiectam mane videbit” cett. Haec plane absurda et perversa. 
Non deerunt, opjnor, qui et haec et multo graviora defendaat, 
o Homero somnolentiam, lasciviam in Ovidio arguentes. Ego 
wıtem si talia veteres scripsere, indignos iam puto, quos tracte- 
aus. Ceterum qui inde quod Quintilianus (X, 1, 93) lascivio- 
em dixit Tibullo et Propertio Ovidium, ei quasvis ineptias tri- 
wunt, suam potius ipsorum ineptiam demonstrant. Quintilianum 
noroso et scholastico iudicio cum de sliis tum de Ovidio usum 
wse, etiam aliunde conatat (cf. X, 1, 88). Pelignum vatem 
audquaquam putasse sanos Helicone poetas excludi vel hinc ap- 
aret, quod cum natura ei ad versus procudendos esset ingenium 
elicissimum, tamen insitam dotem cure superavit, ut distichorum 
ubtilisaimus artifex et habendus sit et habeatur. Quam curam 
a versibus pangendis constitisse credemus? Immo ipse limae la- 
orem praedicavit. A. A. 111, 341 sqq.: 


78 De Ovidi Amerum Hbris. 


atque aliquis dicet nostri lege cults peetae 
carmina, quis partes instruit ille duas. 

Jam si qnaerimus quid optime possit omitti, apparet vv. 65—66 
ut sensum turbant ita demi posse facillime et illatos perspicuam 
ob causam. Lectori enim mediocriter erudito (a quibus plerasque 
omnes Ovidianorum operum interpolationes in ipsa antiquitate or 
tas dicam ad II, 19, 19— 22) succurrebat in hisce carminibus ma- 
tutini fere temporis ortum, quo pellerentur amantes, memorari, 
unde male sedulus poetam correxit. Ceterum miseros pro homi- 
nibus absolute nullus poetarum antiquorum tam tristis fuit ut po- 
neret. Ne quis credat pruinosum axem nimis proprie dici, pote- 
rat sumi ex ipsis Amoribus |, 13, 2. 

Hactenus haéc. Sed potest etiam aliunde conprobari in di- 
sticha inde a v. 57 irrepsisse spurium. Etenim quod egregio in: 
vento de Propertii libri primi elegiis 1—20 doctum est, quasi 
stropbicas apparere carminum distributiones, id etiam ad nonnulla 
Amorum pertinere dicendum est, nusquam autem planius certins- 
que est, quam in hac ipsa elegia. Neque enim casu potest esse 
factum, ut a v. inde 17 quinquiens post quaterna disticha repete 
tur pentameter ,,tempora noctis eunt, excute poste seram”. Nec 
magis id sponte evenit, quod antea vv. 16 hoc est bis quaterns 
disticha leguntur; unde est pronum conicere etiam post v. 56 id 
eodem modo a poeta institutum. Et quod omnem dubitationem 
tollat, post quaterna quaeque disticha sententiae finis est, quod 
ut appareat id quod continetur carmine pedestri oratione breviter 
adscribam. Ultra autem nibil addam, qnoniam verum explanasse 
dilucide mihi videor. 

1—8. Iubet poeta aperire vel parvo aditu ianuam, se enim 
attenuatum amoris aegrore (cf. A. A. I, 735 sq.) etiam per an- 
gusta penetrare posse. 

9—16. Sane se quondam timidum fuisse, sed Amoris in 
periis fortem factum non mortem iam sed solum ianitorem timere. 

17—24. Adspiceret prorsus ianitor sibique multum de eo 
merito redderet vices, ne incassum noctis tempus iret. 

25—32. Sed frustra se orare illum inplacabilem et in 
amantem non minus quam in hostem saevam. 

32—40. Nec se cum exercitu armisque venire, sed solo 
Amore, qui perpetuus sibi adesset, comite. 

44—48. At illum lentum esse vel somno premi, et ἔοι 


De Ovidi Awerun Hbris. us 


use praesente amica, quod sibi si perinde eveniat, non recusa- 
rum servilem conditionem. 

49—56. Videri portam patefieri; exoratum fortasse ianito- 
m. — At falli se et elusum vento. Ventus si seque ageret, 
bere se iuvari ab eo in amore. Proin ultimum ianitor, ut re- 
adatur porta, rogatur. 

57—64. Aut se iam ferro ignique pro hoste domum in- 
swurum. — Sed frustra preces minasque in custode carcere 
'hibitis quam puella digniore. | 

67—74. Itaque se recedere et coronam signum dominue, 
sit lux exorta relinquere. Proin valerent custos portaeque etsi 
ra tameu fidei incorruptae. 

1, 9. Poeta cum per totum carmen demonstrare conetur 
sdem amantis et militis esse partes, hoc breviter his verbis in- 
cat (vv. 81, 32): 

Ergo desidiam quicunque vocabat amorem, 
Desinat. ‘ingenii’st experientis amor. 
m credunt Amorum editores et interpretes hoe hisce ab eo 
emplis conprobatum vss. 38—40: 
Ardet in abducta Briseide magnus Achilles. 
Dum licet, Argolicas frangite Troes opes. 
Hector ab Andromaches conplexibus ibat ad arma, 
Et galeam capiti quae daret, uxor erat. 
Summa ducum Atrides visa Priameide fertur 
Maenadis effusis obstipuisse comis. 
Mars quoque deprensus fabrilia vincula sensit. 
Notior in caelo fabula nulla fuit. 
ct his omnibus solum Hectoris exemplum recte se habet: ef. Il. 
» 494. Cetera sunt inepta. Achillem non experientem et agi- 
m amore, sed desidem factum nemo ignorat, cui subit Homeri- 
m Il. Il, 685 sq.: 
Τῶν av πεντήκοντα νεῶν ἣν ἀρχὸς ’ Aytdieve. 
"AM οἵ 7 οὐ πολέμοιο δυσηχέος ἐμνώοντο. --- — 
Keizo γὰρ ἐν νήεσσι ποδάρκης δῖος ᾿ΑἸχιλλεύς, 
Κούρης χωόμενος Boionidog ἠνκόμοιο. --- — 
Τῆς ὃ ya κεῖτ ἀχέων, τάχα δ᾽ ἀνστήσεσϑαι ἔμελλε. 
δ Agamemnone notum est Horatii: ,,arsit Atrides medio in 
iumpho virgine rapta.” Nec magis Martis mentio, qualis le- 
tur, (ut de ineptissimo illo ,,quoque” taceam) potuit incidere. 


80 Ba Ovidi Ameoram lhris. 


Unde. apparet ¢sae.upurioa vv. 88, 84. 37—40. Ceterum ape- 
rae pretium est quae Hertzbergius hic enarrat (in annot. ad |, 
9, 33) apponere. Dabo autem non conversa, ne maligne quid 
inferre videar. ,,Von den hier erwähnten vergleichen passt οἷ" 
gentlich nur der erstere zum beleg für den v. 31 u. 32 aufge 
stellten satz, dass die liebe allein hinlängliche beschäftigung ver- 
leihe, und daher dem kriegsdienst gleich zu achten sei. In den 
folgenden beiden beispielen (quid fiet de quarto?) leitet ihn our 
der allgemeine gedanke, dass liebe und krieg sich nicht nur 
ähnlich seien, sondern sich such wohl mit einander vertragen.” 
Hoc eat quad dieit Goethius sententias supponere, non exponere. 
Nam nibil aliud volebat demonstrare Ovidius toto hoc carmine 
wisi etiam amantes, quasi milites, omnes labores subire, nec 
ignaviae crimine premendos. Quod ut ita se habere appareat, 
carmen hoc de quo agitur perlegat, qui omnino nostra in Ovi- 
dium studia in quae attendat digna habuerit. 

I, 13. Cum Merkelius et in eieiendis spuriis et in damnandis 
vel certe notandis eis, quae ἃ sec. maou in libris veteribus Ovidü 
exhibentur, plerumque felicissime mihi versatus esse videatur, hoc 
tamen in carmine mibi ab eo dissentiendum est. Puto enim non 
recte reiectos ab eo vv. 11—14, qui a sec. m. in Puteaneo ad- 
duntur, modo ibi collocentur, ubi reponit m. sec. Videamus quid rei 
sit. A v. inde 14—24 dicitur Aurora omnes ad laborem excitare: 

Prima bidente vides onerstos arva colentes, 
Prima vocas tardos sub iuga panda beves. 
Tu pueros somno fraudas tradisque magistris, 
Ut subeant tenerae verbera saeva manus. 
His quid imest offensionis si adiungatur: 
Ante tuos ortus melius sua sidera servat 
᾿ς Navita nec media nescius errat aqua. 
Te surgit quamvis lassus veniente viator, 
Et miles saevas aptat ad arma manus. 
Quos excipiunt, de quibus non dubitatur: 
Atque eadem sponsu vinctos ante atria mittis, 
Unius ut verbi grandia damna ferant. 
Primum apparet ex eo, quod omittuntur a prima manu in P 
(omnino in S, aicut Il, 18—27 P habet a man. sec., S plane 
non exhibet) nihil posse concludi, nam facile, quod compluriens in 
P accidit, a simili initio aberrabat lihrarius, cum v. 19 „Atque” 


De Oridi Amoraz libris. 8+ 


23 ,,Ante” legeretur. Dein verum est. astra melius conapiei 
te ortam Auroram, quam postea, quamquam non omnino eva- 
scunt cum prima luce. Possit quidem dici nautam nato die 
Β minus quam noctu viam planam habere per aequora. Sed 
mendum ne omnia in Ovidio atque omnino in poetis ad seve- 
simam normam exigamus. Nam ut eorum temeritas inprobanda, 
| quasvis ineptias aut sordes sententiis vagis et sapientia vul- 
ri defewdant vel laudibus cumulent, ita in poetas non inqui- 
dum moroso iudicio et scholastico. Poetae uon omnia ad veri- 
em, sed in praesentis temporis commodum inflectunt. Veluti 
m dicit Ovidius Am. IJ, 7, 11 sqq.: 
Atque ego peccati vellem mihi conscius essem: 
aequo animo poenam qui meruere ferunt: 

ΠΙ, 14, 5: non peccat quaecumque potest peccasse negare, 
idquaquam tam erat stultus, ut crederet haec ita se habere. 
d cum convenirent tales sententiae, haud dubitanter recepit. 


Ceterum quod Heinsius ex codicibus tantum non omnibus re- 
it „miles et armiferas” est ineptum, quia sequitur aptat ad 
sa; nec de eo timendum esse, quod v. 18 est ,,saeva” monui 
Il, 18, 31. Ceterum cum hi versus tam dilucidam ob causam 
:iderint in archetypo, rursus apparet et confirmatur, ex uno 
:mplari, ut puto saeculi VII vel VIII (in quo s et t, a et u 
tationi essent obnoxiae), omnes Amorum libros fluxisse nec 
wisse Jahnium (in dissertatione de P. Ovidii Nasonis et A. 
bini epistolis Lipsiae MDCCCXXVI edita) mirari p. 16, ,,quod 
er tot codices, quibus secunda recensio horum carminum ad 
ı pervenerit, nullus sit repertus, qui primae vel levissimum 
tigium minimumque fragmentum contineat.” Ipsa duplex edi- 
quo tempore sit facta ignoro; at nemo potest dubitare, nisi 

sophismatis et argutiis indulserit, quin aliquando quinque 
orum libri et ab. Ovidio in tres arctati fuerint. Epigramma 
m notissimum: 

Qui modo Nasonis fueramus quinque libelli, 
tres sumus: hoc illi praetulit auctor opus. 

Ut iam nulla tibi nos sit legisse voluptas, 
at levior demptis poena duobus erit: 


rte hoc demonstrat. Quid enim illud ‚‚demptis duobus” demonstrat, 
| sublatis elegiis, ut puto, lascivissima quaque, poetam in tres 
Philelogus. XI. Jabeg. 1. 6 


82 De Ovidi Amorum libris. 


libros opus contraxisse. Nam quae Gruppius 6) dicit I, 376 sqq., 
omnia multiplici errori sunt obnoxia. Nam ut iam dixi verba 
demptis duobus significant, Ovidium ita minuisse opus, ut quinque 
libros iam non caperet. Unde Jahnius (p. 16, 17) putavit omnino 
quingue librorum editionem nunquam extitisse, et epigrammate 
nibil exprimi nisi severam castigationem et censuram, qua iuve- 
nilia carmina poeta, anteguam ederet, limarit. Sed hoc plane a 
vero abhorret. Illud solum potest esse in dubio, utrum elegias 
totas resciderit Naso an ex singulis poematis delerit plurima; 
quod multo minus est credibile. Sed utcunque statues, apparet 
Ovidium prorsus immutasse et-emendasse priorem recensionem pu- 
tandum esse. Quam si quis perstabit reicere, ei nihil reliquum 
est nisi ut spurium prorsus iudicet epigramma. Sed si ita vete- 
res conformamus, ut quae arbitriis nostris sint contraria pro sup- 
positiciis pronuntiemus, actum est de illis. Cui enim talia fingere 
et in versus redigere in mentem yeniat? Sed ut ad Gruppium 
revertar, quod dicit ille poetas hodie quoque carminibus suis ad- 
dere potius nova quam auferre vetera, quia frustra sit ille labor, 
priore editione etiam in hominum manibus versante, id ad nostra 
quidem tempora, in quibus quae prodeunt scripta non auctorum 
magis quam bibliopolarum libitis sunt obnoxia statimque multis 
exemplaribus eduntur 7), sane quadrat, sed multo minus ad ve- 
teres pertinet. Unum exemplum omnibus obvium est de Ovidii 
fastis, quos XII libris conscripsisse semet ipse testatur T'rist. 
II, 549 sqq.: Sex ego fastorum scripsi totidemque libellos, 
Cumque suo finem mense volumen habet. 
At vero lima aberat. 
Idque tuo nuper scriptum sub nomine, Caesar, 
Et tibi sacratum sors mea rupit opus. 
Quare rursum quum exularet operam dedit carmini, novamque edi- 


6) Ipsa viri docti verba apponam: „Aber wenn Ovid auch zwei 
bücher wegnahm, so folgt daraus nicht, dass er auch nur eine einzige 
elegie fortgenommen. Er konnte alle elegien beibehalten, und nur eine 
andere Theilung machen. Dies ist sogar wahrscheinlich; denn noch 
heute wissen die dichter, dass man in späteren ausgaben von gesammel- 
ten gedichten wohl vermehren und ändern, aber nicht weglassen könne, 
das publicum lässt sich hier nichts nehmen, was es einmal hat, und es 
thun zu wollen ist in sich vergeblich, zumal da ja doch die früheren 
ausgaben einmal verbreitet sind und bleiben.” 

7) Quamquam ne hoc quidem aevo limae studiosi, quantum penes 
eos eral, severam crisia neglexerunt, veluti Platenius in editione carmi- 
num quae prodiit 1834 plarima de prioribus rescidit. 


De.Ovidi Ameren libria 83 


tionem iam Germanico:.Caesari dedicavit, sed’ iniquitate temperum 
priorem tantum operis partem confeeit. Nove igitur recensio..ita 
absumpsit veterem, ut ne unus quidem versienlus nec mentid 
ulla praeter.hanc solam sit reperta. Etenim veteres cum diligen- 
tiam in poesi quam msaximi facerent, ‚nee homihes litterati tam 
anxie quam. apud mos, magni viri quomodo ia arte processermt, 
inquirerent, non retinueruat priores deterioresque editiones, sed 
abiecerunt, ut voluntati auetorum satisfacereat.. Quid igitur: mi- 
rum praeter epigramma illud nihil nobis de Amorum duplici re. 
censione traditum? — Ceterum quod ad varias lectiones: attinet 
magis diversas, quam ut unius archetypi. videantur, 986, paycis 
sima si exemeris in S vel alioqui servata, quae. tamen siagaa 
ex parte ne ipsa quidem carent dubitatione, hae ferme sunt im 
P a pr. m. notatae: 1,8, 16 „venit — micat.” 1, 8,64 „crimen — 
nomen.” 1,15,12 ,,ceres — seges.” III, 7, 39 „cecidi — tetigi.” 
79 „ramis —- lanis.” Sunt autem aut ex glossis aut errore me 
nifesto aut mutandi libidine ortae, quae ab antiquissimis inde tem- 
poribus in Ovidio est exercita. Ad haec ergo eis ia partibus, ia 
quibus integer Puteaneus liber, Burmannianus apparatus recidit! 
Ceteras discrepantias non traditionis fide aut coniecturis in ipas 
antiquitate vel primis medii aevi temporibus factis niti, sed sae- 
culorum ΧΙ, XII, XIII doctrina ortas paene omnes supra exposui. 
*I1, 8. Ovidius quod in priore carmine erat infitiatus, palam 
fatetur se cum Cypasside, serva Corinnae, coiisse, culpatque i- 
lam, quod non eadem constantia qua ipse urgente domina negaverit. 
V. 7sqq.: Num tamen erubui? num verbo lapsus in ullo 
Furtivae Veneris conscia signa dedif | 
Quid quod in ancilla siquis delinquere possit , 
Illum ego contendi mente carere bona? 
Sed sequentia itidem bona mente carent : 
Thesgalus ancillae facie Briseidos arsit , 
Serva Mycenaeo Phoebas amata duci. 
Nec sum ego Tantalide maior nec maior Achille: 
Quod decuit reges cur mihi turpe putem? 
Ad quae Hertzbergius haec notat. ‚Die Verbindungslosigkeit, id 
welcher das Original die gleichnisse anreiht, wird hier entschie- 
den fehlerhaft. Die übersetzung hat deshalb um den logischen 
zusammenhang herzustellen, ein ,,freilich” einsebieben müssen.” 
Nimirum si intrudas pro libidine quaelibet, omnia ism possunt 
6* 


84 De Ovidi Amorem libris. 


explenari. In asyndete non est quod haereas: in esyndetis mi- 
rum in modum saepe audax Ovidius. Affero haec: 
Am.1,4,9sq. Nec mihi silva domus, nec equo mea membra co- 
haerent: 
Vix a te videor posse tenere manus. 
I, 10,27 aq. Saepe ego lascive consumpsi tempors uoctis: 
Utilis et forti corpore mane fai. 
R.A. 267. Omnia fecisti ne te ferus ureret ignis: 

Longus et iavito pectore sedit amor. 
Cf. Trist. IV, 10, 23—26. Sed cum ad ancillam loquatur poets, 
hi versus plane locum non habent. Non enim tam stultus fuit 
Ovidius, ut diceret coram ea talia, qualia eis continentur, prac- 
sertim cum novam a Cypasside noctem posceret. Neque dixit se 
putasse sliquando stultum eum, qui in serva delinqueret, sed 
contendisse, ut Corinnae suspicionem amoveret. Quare spurii 
w.11—14 obvia cuivis et quae etiam alio in loco (I, 9) damna- 
veramus exempla continentes. Cf. Hor. C. Il, 4, 2 sqq. Cete- 
rum v. 12 sine ulla fere mutatione recurrit in Trist. If, 400. 
Quod cum aliunde nostra sententia constet, possit fidem addere, 
uamvis per se parum habeat momenti. De quo infra ad Ill, 
15, 5 dicetur. 

11,9. Non recte credo hoc in carmine a Merkelio obelo no- 
tatos duos versus, de quibus iam videamus. Dicit poeta vv. 1—18 
Amorem debere repugnantes vincere parcere subiectis; cum qui- 

bus, mi fallor, optime quadrant sequentia (19—24): 
Fessus in acceptos miles deducitur agros, — 
Mittitur in saltus carcere liber equus. 
Lougaque subductam celant navalia pinum, 
Tutaque deposito poscitur ense rudis. 
Me quoque, qui totiens merui sub amore puellae, 
Defunctum placide vivere tempus erat. 
De primo et quarto exemplo nemo dubitat; cum tertio possis 
conferre Propert. Ill, 23, 15 (ed. Lchm.): 
ecce coronatae portum tetigere carinae, 
traiectae Syrtes, ancora iacta mihi ’st. 
Sed v. potissinum 20 videtur permovisse Merkelium, ut 20, 21 
eiceret; quietis enim notioni sane repugnat. Sed Naso non tam 
otium et quietem quem omnino omnium sollicitudinum laborumque 


De Oridi Ameram libris. 85 


inem signifieat, Amori autem ebnoxios quasi carcere inclusos 
lici quis meget? ef. Am. I, 2, 39 sq.: 
Ipse ege praeda recens factam mode volaus habebo, 
et nova captive vincula mente ferem. 
I, 11, 8 sq. scilicet asserui iam me fagique catenas. 
Itaque conparatio, quse v. 20 continetur meo indicio haud inepta. 
I, 11,23—-26 Sero respicitur tellus, ubi fane soluto 
Currit in inmensum panda carina salum, 
Navita sollicitus quia ventos horret iniquos, 
Et prope tam letum, quam prope cernit aquam. 
Posteriori disticho obelum affixit Merkelius; et sane quale nunc 
legitur est ineptum. P habet id quod posui, S ,,sollicitus iam.” 
Videtur reponendum, quod si receperis, sana est sententia ,,na- 
vita sollicitus quom v. h. i. ete.” 
11,16. Queritur poeta se a Corinna abesse, cui si sit iunctus 
ibenter omnia pericula subiturum. 
rv. 2i—24, Cum domina Libycas ausim perrumpere Syrtes, 
Et dare non aequis vela ferenda notis. 
Non quae virgineo portenta sub inguine latrant, 
Nec timeam vestras, saeva Malia, minas. 
lta enim videtur scribendum, cum P habeat ,,vestras curva M. 
sinus”, in quibus quid Maleorum sinus sibi velint (nam ceteri 
codices et editores ,,vestros s. M.s.” restituere) nescire me fateor. 
At infesta tempestatibus erat Malea, unde proverbium notissimum 
,ἤαλέας ἐπικάμψας ἐπιλάϑου τῶν oixada”, cf. Prop. IV, 19, 8. 
Sed de hoc fortasse alio tempore; neque enim ad rem facit. — 
Addit autem Naso deinde, si tempestas ingrust suo se periculo 
servaturum puellam. - 
w.27—W%. Quodsi Neptunum ventosa patentis vincit, 
Et subventuros auferet unde deos: 
Tu nostris niveos humeris inpone lacertos, 
Corpore nos facili dulce feremus onus. 
Dein sequitur: Saepe petens Heron iuvenis transnaverat undas 
Tum quoque transnasset; sed via caeca fuit. 
In quibus neque ,,tum” habet quo referatur, neque exemplum 
ıptum, cum deberet inici eins mentio qui suam puellam proprio 
periculo servasset. Hoc cum sit liquidum, nihil addam nisi Herts- 
bergii interpretationem germanicem : 


98 De Ovidi Amerum libris. 


„Oft wm za Hero zu ziehn, durchschwamm der jiingting 
die wogen: 
ı Hatt? es! zuletzt. auch gethan; doch es war dunkel 
‘der weg”. 
Hl, 17. Dixerat pecta e 6888 ‘quidem reginam omnium Corinnam, 
neque tamen sa debere ab ea contemni. Pergit v. 14—22: 
Aptari magnis inferiora licet. 
Traditur et nymphe mortalis amore Calypso 
Capta reluctantem detinuisse virum. 
Creditur aequoream Phthio Nereida regi, 
Egeriam iusto concubuisse Numae, 
‘Volcano Venerem, quamvis incude relicta 
| Turpiter obliquo claudicet ille pede. 
“Carminis hoc ipsum genus inpar, sed tamen apte 
_ Tungitur herous cum breviore modo. 
De Calypsone et Thetide atque Egeria nota omnia. Nec de vv. 
21, 22 potest ambigi, quia optime congruunt cum eo quod di- 
ctum erat v. 14 ,,aptari magnis inferiora licet”. Sed vv. 19— 
20 merae tenebrae. Primum, ut vereor, ipsi vel turpius Vulcano 
claudicant, quia nimio intervallo a verbo quod est ,,creditur” sunt 
seiuncti. Sensit hoc qui S conscripsit, indeque finxit ,,Volcani 
Venus est” ingenio monachali. — Porro non habebat locum Vul- 
cani mentio quia non dixerat poeta pulchra et turpiora bene iungi, 
sed magna et inferiora; quare etiam comparatio claudicat. Dein 
quid sibi vult ,,incude relicta Vulcanum claudicare”? Est quidem 
hoc verum, :sed ita ut nemo nisi qui se ineptum haberi velit ad- 
dat. Sed finge haec omnia pro meris Indibriis habenda, tamen 
stultissimus omnium foret poeta, si exemplo Volcani Venerisque 
foret usus. Etenim non amor nec fides Veneris in maritum sed 
ubique perfidia et Martis adulterium praeeunte Hom. Od. 8, 266 sqq. 
narrantur, unde Ovidius nisi absurde ageret, non poterat hanc 
mentionem inicere. . Dicetur quidem Ovidius ludens hoc fecisse, 
sed iam supra monui, eius lasciviae ne nimia inputemus, praeser- 
tim cum nihil insit carmini, unde appareat eum iocose potius 
quam ex animi sententia egisse. Itaque mihi persuasissimum est 
vv. 19, 20 ἃ lectore esse additos, ortos fortasse ex sequente 
disticho male intellecto, quod Schraderus Emendationum libro 204 
iniuria damnavit. 
Ii. 19. Queritur poeta; quod a marito puella nimis facile 


De Ovidi Amoram libris. 87 


admittatur. Quae qualis fuerit, non scimus, nisi quod id constat 
Gruppium non recte putasse (1, 375) ipsam Corinnam esse, quod 
vv. 9—18 refellitur. Igitur postquam expositum ab Ovidio se ni- 
hil, quod nimis sit facile, amare, quo Corinna uteretur callide, 
quippe quae per varias iniurias vexaret sese, haec leguntur in edi- 
tionibus 19-22: 
Tu quoque quae nostros rapuisti nuper ocellos, 
Saepe time insidias saepe rogata nega. 
Et sine me ante tuos proiectum in limine postes 
Longa pruinosa frigora nocte pati. 

Verum poeta per totum hoc carmen non cum puella agit, sed 
cum marito eius et ad hunc ipsum Corinnae mentio pertinebat. 
Dein cum nihil de insidiis ante esset dictum, ineptissime „quoque” 
pesitum, nec quomodo quis possit iuberi insidias timere concoquo. 
Ceterum hoc in loco accidit, quod alias rarissime, ut etiam ex 
metricis rationibus possit demonstrari hos versus non ab Ovidio 
profectos. Etenim cum in distichis abstineat Ovidius ab elidendis 
iambicis (nam in Tristium Il, 295 quod olim legebatur ,,stat Ve- 
nus ultori iuncta Viro ante foras” pridem correxit Hauptius): cf. 
Lachm. ad Lucr. p. 199: contra hanc regulam v. 20 peccatum — 
est. Unde Lachmannus in prooem. supra laudato dixit ,,time” 
sententiam pervertere, sed idem non recte in C. Luer. |. c. dieit 
Heinsium fecisse „time”, cum Heinsius optimis libris traditum esset 
secutus. Interpolatores Ovidii quamquam plerumgne arti satisfe- 
cerunt, tamen non ubique sibi constitere. Velutiin Ep. IX, 133 sq. 


P habet: 
Eurytidosque Toles et insanii Alcidae 


_ Turpie famosus corpora iunget Hymen. 
In quibus ne in voce insanii reconditam quis sapientiam putet in- 
esse, monet Am. Il, 10, 30, ubi P leeti, et ep. XII, 35 ubi idem 
formosus, ut Regius Heinsii A. A. Ill, 147 Cylleenaea. Est igi- 
tar ,,insanii” positum ad quantitatem i litterae notandam, quod 
cum hiaret versus inprimis erat opus. Et cum distichum illud et 
superfluum sit et multis nominibus ineptum, non dubium est, quin 
sit intrusum ab interpolatore, qui non dubitaret ,,et” pro longa 
syllaba venditare. 

Ili, 14, 37—40. Orat poeta Corinnam ut facinora sua occul- 

et saltem, nec coram semet ipso fateretur. Id sibi morte miserius. 

Mens abit et morior quotiens peccasse fatcris 


88 De Ovidi Amoram libris. 


Perque meos artus frigida gutta fluit. 
Sed sequentia non liquent. 
Tune amo, tune odi frustra quod amare necesse’st. 
Tunc ego, sed tecum, mortuus esse velim. 
Cor tunc potissimum amaret, cum Corinnae perfidiam nosceret! 
Dein ,,odi frustra” nihil potest significare, nisi ,,debeo amare”, 
at ineptissime tum adicitur ,quod amare necesse’st”. Deinde quo- 
modo potest optare, ut sit mortuus, cum iam v. 87 dixerit, se 
mori? Nimis celeriter a mortuis resurgit. Quare vv. 39 — 40 
haud dubie pro glossemate habendi, orti 6 periphrasi distichi prioris, 
Cum multus fuerim in eiciendis Amorum versibus et quam- 
vis semper bono consilio tamen fortasse fortuna non perinde bona 
sim versatus, gratiam apud eos inibo, qui in retinendis quam rei- 
‘ciendis traditis laudem ponunt. Neque enim credo Merkelium 
recte damnasse Ill, 15 distichon tertium, licet Schradero Emend, 
p. 205 auctore. Videamus connexum. 
1—6. Quaere novum vatem, tenerorum mater Amorum, 
Raditur hic elegis ultima meta meis. 
Quos ego conposui Peligni ruris alumnus, 
Nec me deliciae dedecuere meae. 
Si quid id est, usque a proavis vetus ordinis heres, 
Non modo militiae turbine factus eques. 
V. 5—6 etiam in Trist. IV, 10, 7—8 leguntur, nisi quod ibi 
„militiae munere”. Sed cum Ovidius non modo dictiones vel he 
mistichia,. sed totos versiculos repetat haud ita raro (éf. ὁ. g. 
Am. Ill, 13, 14 E. e. P. IV, 4, 32 Fast. I, 84. Vel Am. Il, 
11, 31—32 Ep. ΠῚ, 117—118), apparet tali re animadversa su- 
spicionem excitari magis quam confirmari. Quaeritur, num sen- 
sus turbetur; hoc autem nequaquam ita se habet, modo quod 
etiam Gruppius fecit ita distinguatur: ᾿ 
Quos ego conposui Peligni ruris alumnus — 
Nec me deliciae dedecuere meae — 
Si quid id est usque a proavis vetus ordinis heres, 
Non modo militiae turbine factus eques. 
Tali parenthesi saepissime inter se connexa disiungit Ovidius, ve- 
luti HI, 6, 19 
Tu potius ripis effuse capacibus amnis — 
Sic aeternus eas — labere fine tuo. 
Cf. II, 5, 45. Immo ne potest quidem distichon omitti tertium, 


De Ovidi Ameorum libris. BY 


m strophica aequalitate Naso non minus quem in Il, 15 in hoe 
rmine utatur. 

1—6. Absistam ab elegis, quos conposui primo ardore cor- 
ptus Peligni ruris alumnus et honestis ortus avis. 

7—10. Ut Mantua et Verona suorum gloria inclaruerunt, 
' me Peligni referent. 

11—14, Et mirabuntur hospites Sulmonem, et ex me ho- 
rem patriae intendent. 

15—20. Valete iam Amor Venusque. Ad maiora libet con- 
rtere. Valete elegi et acterna me defuncto fama vitaque fruimini. 


Quid sit militiae turbine factus eques, qui scire volet, videat 
‚8, 9—10. 

Itaque Merkelio non adsentior, sed conceda summa semper 
atione in iteratis apud poetas versibus opus esse. Non enim 
a lectoribus grammaticisque frequentior interpolandi libros via 
am ut similibus in locis adscriberent similia. Unde, quod pudendum 
minem dum vidisse, in Vergilii Aeneidis’Il, vv. 792—793 ex Aen. 
, 700—702 ubi apte locum habent irrepsisse apparet. At in libro 
dictum erat de umbra Creusae ,,haec ubi dicta dedit, lacriman- 
n et multa volentem Dicere deserust tenuisque recessit in auras”. 
ıodsi Aeneas tam stultus erat, ut cum deseruisset eum coniux, 
n semel sed ter amplecti eam conaretur, dignus sane fuit qui 
Blumauerus fingit, in terras lapsus nares laederet. Proboque 
5 Vergilii modestiam qua ut ureretur Aeneis antequam obiret 
gitavit. 

Finem opellae faciamus binas dividendo elegias, in quarum 
raque duo delitescunt, quae hucusque perperam coaluerant, car- 
na. Primum id monebo, quod nemo ignorat, elegias cum non 
ut apud nos titulis aut numeris seiungerentur, sed sola littera 
tiali maiore, facile potuisse fieri, ut aut iungerentur perperam 
t etiam secernerentur carmina. Veluti in Regio Heinsii qui 
norum I, 1—2, 49 continet, non distinguuntur I et II. Nec 
P Il, 18 et 19. At distinguuntur perperam Ill, 7, 19 sqq. a 
ioribus 8). Unde liquet, quam proni librarii in talibus erraverint. 

511, 9. Dicit poeta se semper ab Amore vexari, totamque 
am sibi Amoris insidiis infestam. Petere iam, ut parcat sibi, 


8) Sicuti in Hor. Epod. II. 23 haud pauci codd. novum carmen 
liantur. 


90 De Ovidii Amoram libris. 


et quiescere se patiatur. In his tota versuum 1—-24 sententis 
ut acriter finem laborum precantis versatur. Quorum hic finis; 
 Fessus in acceptos miles deducitur agros. 
Mittitur in saltus carcere liber equus. 
Lengaque subductam celant navalia pinum 
Tutaque deposito poscitur ense rudis. 
Me quoque qui totiens merui sub amore puellae 
Defunctum placide vivere tempus erat. 
Sed iam sequentia examina: 
Vive, deus, posito si quis mihs dicat amore 
Deprecer ; usque adeo dulce puella malumst. 
Cum bene pertaesum est, animoque relanguit ardor 
Nescio quo miserae turbine mentis agor. ; 
Haec in uno carmine coniuncta fuisse nunquam mibi persuadebo. 
Ita mutati animi exemplum in eodem carmine nusquam inveni, si 
exceperis de quo infra dicetur III, 11; nec potest tale existere. 
Etenim non puerile modo, sed plane est ineptum ita subito con- 
verti animum poetae, ut quod non uno alterove versu sed per 
tot disticha omnibus precibus devovit, id iam omnibus precibus 
expostulet et efflagitet. Hoc autem evenit, nisi putaris mecum a 
v. inde 25 novum carmen incipere. Legitur quidem apud Hor. C. 
IV, 1, 2: ,,Parce, precor, precor”, (Venus.) et v. 4 βᾳ.: ,,Desine 
dulcium - 
Mater saeva Cupidinum 
Circa lustra decem flectere mollibus 
Jam durum inperiis: abi, 
Quo blandae iuvenum te revocant preces. 
vs. 29sq. Me nec femina nec puer 
Iam nec spes animi credula mutui 
Nec certare iuvat mero 
Nec vincire novis tempora floribus. 
Dein vero sequitur: | 
Sed cur heu, Ligurine, cur 
Manat rara meas lacrima per genas — 
Nocturnis ego somniis 
Iam captum teneo, iam volucrem sequor 
Te per gramina Martii 
Campi, te per aquas dure volubiles. 
Atqui hic cum omnia quae praecesserant multo lenius transitum 


De Ovidii Amorum libris. 94 


firmant, tum illud ,,sed” v. 33 sententiam quasi traducit ac per- 
mutat, At in Ovidii carmine nihil reperitur simile. Nullus con- 
nexus, nullus transitus. Quare segregandi sunt vv. a 25 inde et 
pro novo carmine constituendi, ita quidem, ut hae quae iam exi- 
stunt elegise tam arcte inter se cohaereant, ut apud Propertium 
I, 8 et I, 8b (ed. Haupt.) vel apud ipsum Nasonem I, 11 et 12, 
li, 13 et 14, vel de quibus nunc agetur carmina, quse hodie 
continentur elegia Ill, 8. Poet cum multum esset questus de 
Corinna, iam a v. inde 27 ad id redit, quod ante dixerat aaa 
His ‘et quae tacéo duravi saepe ferendis. 
Quaere alum, pro me qui queat ista pati. ᾿ 
Jam mea votiva puppis redimita corona 
Lenta tumescentes aequoris audit aquas. 
Desine blanditias et verba, potentia quondam, 
Perdere. non ego sum stultus ut ante fui. 
Et subiunguntur haec: 
Luctantur peetusque leve in coutraria cogunt 
Hac amor, hac odium: sed, puto, vincit amor. 
Odero, si potero. Si non, invitus amabo. cett. 
Quse illis usque ad v. 32 positis plane sunt contraria, et eadem 
qua li, 9 labe laborant. Qui omnibus asseverationibus firmave- 
rat, se edoctum tot malis amoris iugum excussisse, non poterat 
statim addere quod vv. 33—35 legitur. At omnia optime pro- 
cedent lineola inter 32 et 33 posita, separatis quae ad se referri 
possunt optime, non autem possunt in eodem carmine lecum he 
bere. Ceterum quod obiter memorandum v. 51, 52 ubi nunc le- 
guntur, ibi non possunt tolerari, sed aut post hos aliquid exei- 
dit aut quod multo magis verisimile post v. 36 sunt collocandi. 
Cum probabilitate coniectandi eo simus adducti, ut is libris 
Ii et 111 bis singulae elegiae in binas videantur dirimendae, car- 
men autem Ill, 5 ab Ovidio fere ait alienum, possit iam videri 
confirmata Gruppii sententia, qui 1, 376 Ovidii Amores 50 numero 
primitus fuisse tradat, causis quas qui cognoscere velit, legat eum 
quem attuli locum. Sed vereudum est, ne haec potissimum dis- 
putatio viri illustrissimi argutius quam verius instituta esse vi- 
deataur. 
Berolini. Lucianus Miller. 


VI. 


Loci quidam corruptiores in M. Tullii Ciceronis ora- 
tione pro C. Rabirio Postumo coniectura emendati. 


Legi nuper et relegi, — in Commentationibus Philologicis 
Academine Regiae Bavariensis anni 1855 vol. Vil p. 621—672, 
— Caroli Halmii Commentationem criticam de Ciceronis ora- 
tione pro C. Rabirio Postemo. Accuratae huic et perquam dili- 
genti commentationi adiecta est Madvigii Epistela in eandem ora- 
tionem critica, longe praestantissima atque elegantissima. Due 
illa opusenla egregia quidem et, ut ostendere conabor, fructuosa, 
non solum summa cum voluoptate, sed etiam cum -contentione 
animi, magna pro magno ipsarum rerum inventorumque momente, 
mibi lecta esse nemini, qui ea legendo cognovit, miram erit. 
Quid multat Felicissimis utriusque viri repertis ad eandem lau- 
dem mihi parandam stimulatus, coram exemplo conari pro virili 
parte decrevi, ut tandem aliquando salus reddatur orationi orss- 
tissimae, sed miseris vulneribus sauciae ut nulla fere magis. 

Halmius, rite ut probaret nullos bic fluere fontes praeter 
recentissimos origine Italica, ante omnia auctoritatem Hotoma- 
niani codicis, qui diciter, itemque codicis Ciofanensis in nibilam 
recidere iussit.’ Patricii contra merita de hac oratione, et wiale 
babita et iniuria neglecta, vindicavit atque extulit; quae certe 
agnosci merentur, sed maiora fuerant, si venari is glossemata 
et expiscari verba interpolata noluisset. In eandem cum eo par 
tem nollem inclinaret ipse Halmius: qui quom (ut uno et altere 
exemplo defungar) in ὃ. 23 vere repperisset glossema gw Pha- 
lereus vocitatus est, ibidem, studio fortasse indagandi abreptas, 
requiri in isto Demetrio Atticae reipublicae mentionem, qua ab 


Be ‘Cicerenis or. pro C. Rebirie Postums. 88 


altere Demetrio distingneretur, praeteriit. Goerenzie quidem le- 
genti illic: 6 (ex) republica Athenis — nobilem of clarum non sine 
idonea ratiene accessit Orellius, in quem Halmius iniquior im 
terdum feisse videtur. Similiter Patriciam hic prebat opinantem 
δ. 29 delendum esse verbum emoré in illis: „Moreretur” inquies 
— nam id sequitur. Fecisset certe, si sine maximo dedecere, 
tam ἐπ pudendis (ita Halmius) suis rebus potuisset emori.— Ubi 
non sensisse videtur uterque emori ultimo im loco pulcre respon- 
dere alteri illi morereker in principio, ac nom sine causa opponi: 
sententia enim huc fere redit: potuit qnidem Postumus mortem 
sibs consciscore, sed perire flagitiose et turpiter non potuit. — 
His monitis, statim operi me accingo. 

Cap. IV init. Est enim haec causa Quo ea pecunia perveneris 
quasi qusedam appendicula causae iudicatae atque damma- 
tac. Sunt lites aestimatae A. Gabinio: nec praedes dati 
mec es cius bunis quanta summa listum fuissel a populo re- 
copia. Lex aequa est. lubet lex lulia persequi ab iis, ad 
qnos ea pecunia, quam is ceperit, qui damnatus sit, per 

venerit. 

Codd. nec ex bonis populi servari lew aequa est. Interpolata esse 
a Naugerio e §. 87 vocabula: quanta summa litium fuisset com- 
probavit Halmius. Molestissima verba leew aequs est Mommsenus 
et Madvigins cunsensu correxerunt evacia est. Sed longe aliter 
res se habet: accusatorem referens illud tagwit excidit post sunt. 
Omnino legendum: . 
„Sunt, ingui, lites aestimatae A. Gabinio; nec praedes 
dars nec ex bonis populo servari lex antiqua est, sed inbet 
lex Iulia persequi ab iis, ad quos ea pecunia, quam is 
ceperit, qui damnatus sit, pervenerit.” 
Quibus opponit Cicero: „Si est hoc novum in lege lulia, sicuti 
multa sunt severius scripta quem in antigqus legibus et sanctius, 
inducatur sane etiam consuetudo huius generis iudiciorum nova. 
Sin hoc totidem verbis translatum caput est, quot fuit non mede 
in Cornelia, sed etiam ante in lege Servilia: per deos immorts- 
les”, cett. Seriptura est ante éubet ita dividatur: 6. = est, st. 
== set. Neque necesse est ut intelligas «universa pecunia, vel 
summe litem; non aliud substantivam intelligitur quam lites assh- 
masse. — Mox pro: ,,eraé enim haec consuetudo”, sequentibes 
est et debei, scribendum est; pro „ia contendo”, üague. Bene 


Od De -Gictronis or. pro (ὦ. Rahisio. Pestamd. 


dicitar: sulla pars — [non] mea fuit, et ad totam sententiam apte 
dictum est, itaque ne cum Halmio requiras, ut discriminentur ul- 
tima sic, {a] me afuit. Non saepius omissum in libris. — Initio 
eap. V in verbis: „Hoc vero novum est, ante hoc tempus omnino 
_inauditum” bene post est —.e¢ inseruit Patricius. 
Cap. V. $. 41: Quibus tabulis? quae in iudicio A. Gabinii reci- 
ἡ tatae non sunt. Quo teste? a. quo tum appellatus nus 
quam est. Qua appellatione litium? in qua Postumi men- 
tio facta nulla est. Qua lege? qua non tenetur.. 
Codd. Oxon. 5 et ed. Venet. quam appellationem likem, quod de- 
pravatum falsumque esse nemo non videt. Latere opinabatur 
Orellius quam per lationem; alii aliter, nec melius. Appellasionem 
perperam repetitum est ex praecedenti appelictus, Comparanti vero 
illa ὁ $. 9: „In litibus autem nemo appellabatur nisi ex testium 
dictis, aut tabulis privatorum aut rationibus civilatum”’, quibus 
haec respondent, apparebit tertium deesse. Restituendum igitur: 
Qua ratione civitatum sive civitatium? in qua Postumi mento facia 
nulla est. | 
Ibid. §. 12. Datur tibi tabella indich, qua lege? — Julia 
de pecuniis repetundis. — Quo de reo? — De equite 
Romano. — At iste ordo ea lege non tenetur. — Τ lilo, 
inquit, capite quod erat in postumum quod in gabinium tu- 
dex esses nihil gabinio dato (datum), cum in eum Kites ae- 
stimaret (ectimaret). At nunc: audio. — Reus igitur 
Postumus est ea lege, qua non modo ipse, sed totus 
etiam ordo solutus ac liber est. 
Signo ‘notata verba vitiosam codicum scripturam' referunt. — 
Recte Madvigius separavit Ciceronis verba et iudicis, totamque 
sermonis formam certam reddidit; recte restituit sudies, quod hoc 
sua gaudet vi; tum damnato, aesiimares: formae tamen huius 
verbi, verbique esses repugnat ingwis, quod per se otiosum, aut 
corruptum est aut male insertum. Madvigius partem sermonis 
aut propter idem vocabukem bis positum aut propter duo similis 
aliamve ob causam intercidisse statuit; iudicem autem sic loqui 
fietum esse: Illo (imo ἢ), inquit, capite, quo ea pecunia pervenerit. — 
Fermulam capitis hic desiderari iam vidit Graevius. — Ciceronis 
verba reponentis, quum plene praestari- nequeant, ita revocat 
Madvigius, in initio forma magis quam ipsis vocabulis: [Nihil 
audisti] in Postumum, quom in Gabinium iuder esses, nihil Gabinio 


De 'Oleefonis or. pro C. Rabirie Posted! 98 


mato, quom in ew lifes aestimares. His itaque argumentis usi 

iclitemur, si quam forte medicinam afferre loco miserrime trun- 

® possimus, sermonem ita legentes: 
Datur tibi tabella iudiei; qua lege? — Iulia de pecuniis 
repetundis. — Quo de reo? — De equite Romano. — 
At iste ordo ea lege non tenetur. — Imo illo capite Q. 
E. P. P. — In Postumum, quem in Gabinium iudez 
esses, faudivistt nthil], nihil Gabinio damnato, quum in 
eum lites aestimares. — At nunc audio. — Reus igi- 
tur Postumus est ea lege, qua non modo ipse, sed totus 
etiam ordo solutus ac liber est. 

γα c. X §. 28 pro sudices codd. referunt simile audies, tum 

nalepsis vocabuli nikil evanuit. 

ap. VII. δ. 20 sq. Lege etiam id sibi licuisse dicebat (Ga- 
binius). Tu inimicus negas. Ignosco: et eo magis quod 
est contra illud iudicatum. Redeo igitur ad crimen et accu- 
sationem tuam. Quid? vociferabare decem milia talentum 
Gabinio esse promissa? Huie videlicet perblandus repe- 
riendus fuit, qui hominem, ut tu vis, avarissimum exora- 
ret, sestertium bis miliens et quadringentiens ne magno 
opere contemneret. Gabinins illud, quoquo consilio fecit, 
fecit certe suo. Quaecunque mens illa fuit, Gabinii fuit: 
sive ille, ut ipse dicebat, gloriam, sive, ut tu vis, pe- 
cuniam quaesioit, quaesivit sibi. Num Gabinii comes vel 
sectator? Negat. Non enim ad Gabinii, cuius id negotium 
non erat, sed ad P. Lentuli, clarissimi viri, auctoritatem 
a senatu profectam et consilio certo et spe non dubia 
Roma contenderat. 

codd. restant haec: pecuniam quaesivit sibi non Gabinii comes 

sectator negat Gabinii cuius cett. contenderet. Aliquid excidisse 

» non Gabinii manifestum est, maiorem tamen lacunam sumunt 

ique, ut videbimus; sed ante totum locum rescribam: 
Lege etiam id sibi licuisse dicebat (Gabinius). Tu inimi- 
cus negas. Ignosco: et eo magis quod est contra slim 
iudicatum. Redeo igitur dd crimen et accusationem tuam. 
Quid? vociferabare decem milia talentüm Gabinio esse 
promissa? Hic videlicet Postumus reperiendus fuit, qui ho- 
minem, ut tu vis, avarissimum, /perblande] exoraret, sester- 
tiim bis milies et quadringenties ne magno opere con- 


96 Be Giceronis or. pre C. Rabirie Pestema: 


temneret. Gabinius illud, quoquo consilio fecit, fecit corte 
suo. Quaecunqne mens illa fuit, Gabinii fuit: sive ille, 
ut ipse dicebat, gloriam, sive, ut tu vis pecuniam quae- 
sivit, [quaesivit] sibi. /Postumus] non Gabinii comes vel 
sectator ferat], neque ad Gabinii cuius id negotium non 
erat, sed ad P. Lentuli, clarissimi viri, auctoritatem a 
senatu profectam et consilio certo et spe non dubia Roma 
contenderat, 
Ilm ; vulg. illud, Ernestio jam suspectum; et quidem ea ratione 
sla certe requireres. Ceterum in hoc loco bis excidit Postumi 
nomen, in vetusto codice interdum una littera p. notatam: quam 
quum explicare non posset ineptus illius scriptor codicis, ex quo 
omnes nostri tamquam ex fonte, turbido sane et lutulento, di- 
manarunt, — oculis in sequentem lineam forte aberrantibus, ex 
ea vocem perblande, quam non magis intelligebat, suscepit, et 
pone litteram p. perblandus monstruose supplevit. Huic de falsa 
lectione vel correctione. (uaesivii sibi, non inversa ratione sibi 
quaesiois: etenim continuo sequitur nomen alterius eorum, qui op- 
ponuntur. Namque maiori lacunae hic non est locus, ut excide- 
rint v. c. „At profectus Alexandriam est Postumus”, quae inserit 
Hotomanus. Postrema enim sententia praesertim refellit accusa- 
toris dictum §. 20 Postumé impulsu, (non itaque avaritia impulsum, 
quemadmodum in actione in Gabinium dixerat) Gabinium profectum 


Alezandriam. — Ex negat effeci tam erat (id quod postulat sen- 
tentia) quam neque ad; nec ad acute viderunt quum Halmius 
‚tum Madvigius. — Conienderes, mendum jam dudum correctum. 


Cap. X §. 26. Deliciarum causa et voluptatis non modo cives 
Romanos sed et nobiles adolescentes ei quosdam eam sena- 
tores, summo loco natos, non in hortis aut suburbanis suis, 
sed Neapoli in celeberrimo oppido cum mitella saepe videmus. 

Verba primo loco signata absurditatis et inconcinnitatis vitio la- 
borare demonstravit Halmius, interpolata statuens haec cives Ro- 
manos sed et. De verbis cives Romanos non consentio, quippe 
quae ad rem, qua de agitur nimirum aliquu habuisse non Roman 
hominis insignia, valde pertineant. Postquam, deperdita littera s 
post adolescentes, coniunctio set in et abiit, ante nobiles adolescen- 
tes interpolatum est sed ef praepostereque suo loco motum sos 
modo. — Cum mitella vulgo, post Hervagium, codd. cum mae- 
ciapella vel maeciappella. Probabilem aliquam huius littererum 


Be Gietonts ‘of pto-Oi Rubtite Pestandd. 97 


acer Yeperire eudattonem nen ite difficile” ent ;-wt-Hilmio vi- 
detur , ‘stodo'reete weparentur: ‘Vem mi. eth. . acct 
appella., hoc e. cum mfüre, quam’ Grjnedi appellant. Mitra: calteh 
et Graecum est vocabalım, et: velsmentum: Giraeenm;:tolerabilis 
verte quidem est -emendatio, quamsmam:et wiolam;.si.huo porti- 
nest, Grwecam dixit: Copae seriptor.:: Videmus.vulg., vidert eodd)'; 
oidi higendam ΘΗΝ δ᾽ res ipsa ostendit ; de se — — 36 
de ἱπάϊοϊθυν. Lege igituwr:: © 
Deliciarum enuss: et’ — vives Romunos — ‘modo 
: nobiles adolescentes sed quosdam etiam senatores, summo loos 
natos, non in hortis ‘aut suberbanis suis ;. sed Neapoli: ia 
‘celeberrimd: _ oppida cum — quam @rdeci : dppelldes, 
saepe οὐδέ. x i 
Ne cui glossema hie suboleat, non magnopere. vereor. 
ΠΝ. δ. 28. Nam ut ventum est Alexandriam, judices, — 
una ratio a rege proposita Postumo est servandae pecu- 
niae, si carationem et quasi dispensäfiowem regiam -susce- 
pisset. : Id- autem facete’ non ‘poterat, nisi dicecetes: hot 
enim tomine utitar, qui ὦ rege easet eonstitatug. ᾿.. © 
In codd. scribitur retie, orefie,, aritie;' quod: mendum haad aegli- 
gens Madvigius, neque Patricium, glossema. m verbis : how. ent 
tontine ufitur qui captantem curams ;ingentost seribendum putat : 
„Id antem facere non ‘poterat, nisi dieeeetes (hoc enim nomine 
wtiter, qui ea regit) esset constitutus;” ut δα referetur ‘ad cura- 
fonem ef quasi dispensutionem reyium. ‘Coniecturem suss: ita pro- 
posuit Meadrigias, ‘ut: dubitationis aliyeid apud se.relingui non 
obseure significet.. Quantum ex miscrislitterarmm reliqyiis con- 
iestare ‘mibi lieet, hic etiam similitudive Htterarum . in: vocabulo- 
rum iniths: jntercidisse wonnulla waspicor;;::quasero: — utrum 
haec fortasse veriora: δ 

NM -atitem fäcere nun ipoterat, sisi — hoe enim 

nomine' utitur qui régs est a reditibus) daset constitutes. , 

Cap. XIV §. 40. (ex! ed. Orel. prion qua utor) — „At per 
mutate aliunde' pecunia est: “t [ducetae] naves Postumi Pa 
teolis stint auditae, visaeque merces, fallaces. quidem. et 
fucosae, chartis, et linteis, et vitro delaiae: quibus qamm 
multae naves refortge fuissent, wid non. patuit parce. — 
Cataplus the Pateolamus, {sermo. iliius temporie] vectorumque 
{carsus aique] ostentatio, tum subinvigum gpud malevolos 

Philologus. ΧΕ. Jahrg. 1. 7 


06 De Ciseresis or. pre G. Rabirio Pestume. 


Postumi nemen, propter opinionem pecunine nescio quam, 
aesiate una Complures aures refersit ists sermonibus. 
In restituendo hoc loco desperato, — quem totius orationis longe 
difficillimum, crassis occultatum et circumfusum tenebris, denique 
omnem omnium medicinam respuentem dicit Halmius, — me quo- 
que virium mearum periculum facere, utcunque res cadat, quis 
segre feret? — Aliunde, codd. aliquando, verum habeo aliquanw. 
Ductae; multi codd. dictae, Lambini aliquot auditae; is recte hoc 
edidit. Vitro delatae;,illud absurdum, hoc in Lambini codd. celo- 
dae scriptum dicitur: suapicor villo celatae. Deinde libri mss. ha- 
bent: una nom potuerit (patuerit) parva artata. plus ille Puteolanus 
sermo.cett. Jam dudum parva. Cataplus receptum e cod. Memnii; 
sed in aorctata plus mihi praeterea latere videtur: Af cataplus; 
denique una non patuerit parva contractis et obscuratis litteris 
celare haec pute: una modo vacua eius fut parva. Compendia 
adverbiorum non et modo facile confundi potuisse notum est. Non 
damnabo verba, si qua non intelligo, nomine glossematis, sed in 
fine istis sermonibus locum habere non posse cum Orellio censeo, 
quoniam praecedit sermo ille: sunt igitur verba illa supervacua. 
Unum vero aestate tria referre opinor, scilicet: ista in civitate. 
Rescribamus omnia plene: 
„At permutata aliquanso pecunia est. Auditae naves Postumi 
Puteolis sunt, auditae visaeque merces, fallaces quidem 
et fucosae, chartis et linteia et villo velatae: quibus quum 
multae naves refertae fuissent, una modo vacua ejus fuil 
parva.” — At cataplus ille, Puteolanus sermo illius tem- 
poris, vectorumque cursus atque ostentatio, tum subinvi- 
sum apud malevolos Postumi nomen propter opinionem pe- 
cunise nescio quam, iséa in civifate una complures aures 
refersit. 
Initio audééae, quum non certo constaret, sequenti audisse visae- 
que apte respondet; deinde referiae et vacua recte opponuatur. 
Cursus non est discursus per oppidum: currebant per portum veeto- 
res non sine mercium ostentatione; hinc cursus alque ostentako, 
notissima dicendi figure, h.e. currendo ostentabant. Cicero haec 
omnia strictim attingit, furtimque ridendo elevat. 
Cap. XV. δ. 41. Nihil huic eripi potest, praeter hoc simula- 
crum pristinae dignitatis, quod Caesar solus tuetur et susti- 
net: quae quidem, in miserrimis rebus, huic tamen tri- 


De Ciewrenis.er. pro ὦ. Rabisio Bedtuns. ἔν 


‘buenda est maxima. isi vero hoc mediveri virkite. efflci 
potest, ut tanius ile vir santi ducal kunc ot. affictum ei: ab- 
seniem of in tania forama sua ut aliena respicere magnain 
sit. tania oppuguatione macimarwm rerum quas geritat que 
gessit vel oblivisci aliorum non sit mirwn vel εἰ meminerit 
oblitum etiam facile possit probare. 
Postrema ita scripte sunt ut in libris apparent. Quae. Halmius 
ita restituit : a 
Nisi vero hoe mediocri virtute effici — nt tantus lle 
vir tanti ducat hunc, a/ffiictum pracsertim(?) et absentem, 
et in tanta fortuna sua, ut alenum (Patric.) respicere 
magnum sit, e¢ tanta Occupalione maximarum rerum, quas 
gerit atque gessit, u oblivisci aliarum non sit mirum. 
[vel, si meminerit, oblitum etiam facile possit probare)]. 
Occupatione de Lambini emendatione. Verba uncinis septa sine 
causa suspecta fuisse Weiskio Orellius iam censuit; et quidem 
hisce demtis, in extremis, ubi versatur Cicero in laudanda Caesa- 
ris memoria, „qui nihil oblivisci soleret, nisi iniurias” omnis pe- 
rit comprehensio et species orationis. His itaque servatis scripserim‘: 
Nihil huic eripi potest praeter hoc simulacrum’ pristinaé 
dignitatis, quam Caesar solus tuetur et sustinet; quae 
quidem in miserrimis rebus huic tamen tribuenda est 
maxima. Nisi vero hoc mediocri virtute effici potest, ut 
tantus ille vir tanti ducat hunc et afflictum et abséntem: 
est fenim] in tanta fortuna sua, ut alienam respicer® 
magnum sit, e in tanta occupatione maximarum rerum, 
quas gerit atque gessit, «# vel oblivisci aliorum’ non sit 
mirum, vel si meminerit, oblitum esse facile possit probare. 
Quod insulsum, dedi quam, praesertim quum sequatur quae quidem. 
Esi enim in pro et in: οἱ tertia vice veniens corruptelam habet 
manifestam, qua admissa neglectum est compendium particulae 
entm. Sua et alienam opponi recte vidit Patricius. Sit. tania op- 
pugnalione, iam dudum correxit Lambinus: ef in fante occupation ; 
item uf iam olim inter gessit et vel apte interscriptum ; denique 
iam pridem pro efiam rescriptum esse, quod requiritur. | 
Cap. XVII. 8. 46. At hoc etiam optat miser, μέ condemnetur 
a vobis; ita bona veneant, ut solidum suum cuique solvatur. 
Egregie Madvigius de hoc loco disputavit in eam sententiam, ut 
absurda et pugnantia in eo esse tradita ostendat: rei non optant, 
7* 


100 De Ületronis or. pro C. Rabivic Postumé. 


ut condemnentur, sed ut absolvantur; pugnant etiam verba ills 
cum iis, quae in oretione sequuatur. Minus tamen recte in eo 
ille disputat, addita esse ab aliquo verba condemnetur a vobis. 
Haec minime abesse possunt: ita bona sus venire Postumo non 
licebat, nisi esset non condemnatus. Lego itaque: 
At hoc etiam optat miser ut, [μὲ non) condemnetur a vo- 
bis, ita bona veneant, ut solidum suum cuique solvatur. 
Puto in vetusto exemplari fuisse S.ONCON; unde negligentise 
fons et origo in promtu ponitur. Sunt eiusmodi plura, praeser- 
tim in extremis buius orationis capitibus, quae, ut praeclare ad- 
monuit Madvigius, ,,ulcus habent occultum.” 
Traiecti ad Rhenum. B. ten Brink. 


Zu Aristophanes. 


Verfolgt man aufmerksam den Verlauf des Gesprächs in 
Arist. Av. 812 — 825 so sieht man, wie Epops als könig der 
vögel eine ernste, vornehme haltung zeigt: nur einmal lässt er 
sich durch die kühnen erfindungen des Peisthetairos binreissen zu 
unverhoblener äusserung der freude, vs. 820: ἰοὺ ἰού, 

καλὸν γὰρ ἀτεχνῶς καὶ μέγ εὗρες τοὔνομα, 
womit γα. 100 zu vergleichen. Allein diese äusserung tritt ganz 
unmotivirt ein: eben so muss aber auffallen, dass 817 sqq. Euel- 
pides die worte spricht: 

| ἐντευϑενὶ 

ἐκ τῶν νεφελῶν καὶ τῶν μετεώρων χωρίων 

χαῦνόν τι πάνυ, 
da sie weder zu seinem charakter passen, nach dem er hier nichts 
rathen kann, noch zu dp ἐσεὶν κελ. 821: sie müssen dem Epops 
gegeben werden, wie ausser anderm vs. 820 καλὸν καὶ μέγα 
zeigt: ihm geben sie auch ein theil der codd., die ausgaben vor 
Brunck und, wie ich meine, auch die alten scholiasten, indem 
sie, wie Suid. s. (s. unt. p. 111) χαῦνον zeigt, die zweideutig- 
keit dieses wortes erkannt haben: zweideutig wird das wort aber 
nur in des Epops munde. 

Ernst von Leutsch, 


ni 


Vil. 
Die schlacht bei Cannae. 


a 


Der verlauf der schlacht bei Cannae wird uns ausführlich 
erzäblt von Polybios Ill, 107—117, von Livius XXH, 40-50, - 
von Appian Hann. 17—25; dazu kann noch Plutereh gerechnet 
werden, der uns im Fab. Max. ὁ. 16 scenen aus dieser schlacht 
darstellt. Am ausfübrlichsten und klarsten, so dass man die 
wendungen der schlacht überallbin verfolgen kann, hat Polybioa — 
erzäklt, auch in der darstellung des Livios erhält man nech ein 
ziemlich genaues bild der schlacht; weit binter beiden stebt Ap- 
pien zurück. Die quelle des Livins ist bier nicht in dem masse 
Polybios, wie sich dies thm in andern theilen seiner geschichte, 
vorzüglich bei der erzählung des iu Spanien geführten krieges 
and der vorfälle in Griechenland nachweisen lässt — denn hier 
bat er ihn meistentheils nur excorpirt —, er stimmt vielmehr 
an unserer stelle nur wenig mit ihm überein, weicht aber is 
wichtigen sachen so bedeutend von ihm ab, dass eine ansgleichung 
beider angaben nicht leicht möglich sein dürfte. Darunter ge- 
hören vorzüglich die erzäblungen über die der schlacht unmit- 
telhar vorausgehenden ereignisse. Nach Polybios nämlich simmt 
Hennibal Cannae weg, während sich noch die consuln des 
jehres 537 beim heere befinden, und die neuen consula tref- 
fen Hanuibal bereits bei Cannae an (c. 107); nach Livius abes 
steht Hannibal nech bei Geromium (6. 32. cf. 89), an allem men- 
gel leidend. Uebrigens finden wir schon vorher bei der erwähneung 
Geroninms abweichungen des Livins, die auf eine andere quelle 
führen; diese stadt wird, wie Polyb.e. 100 erzählt, nachdem sie 
vergeblich zur freiwilligea übergabe war aufgefordert worden, 


102 | | Die schlacht bei Cannae, 


von Hannibal erstürmt und die einwohnerschaft getödtet; dage- 
gen berichtet Livius c. 18: Geronium pervenit, urbem metu, quia 
collapsa ruinis pars moenium erat, ab suis desertam, hat aber 
diesen bericht ganz vergessen, als er c. 28 s. f. wiederum sagt: 
„Hannibal pro Geronii moenibus, cuius urbis captae atque iucen- 
sae ab se in usum horreorum pauca reliquerat tecta, in stativis 
erat”. Er ist hier vollkommen der eben angeführten stelle des 
Polybios gefolgt, und möchte ich, weil Polybios an dieser stelle 
hat: τὰς δὲ πλείστας οἰκίας ἀκεραίους διεφύλαξε καὶ τὰ τείχη, Bov- 
λόμενος σιτοβολίοις 'χρήσασϑαι, sowie weil εὐ' fem sinne angemes- 
sener ist, vor pauca ein haud einschieben. — Von dem eiutref- 
fen der consuln beim heere bis zur schlacht sind nach Palybios 
sieben tage verflossen, so dass die schlacht selbst am achten 
tage ‚stattfindet. Und zwar. hält Panilus am ersten tage eine 
rede an die. soldaten c. 108. 109, δι zweiten marschiren die 
, Römer auf. Cannae zu, kommen am dritten tage an und schie- 
gen. 50 stadien vem feinde entfernt ein lager auf; am vierten 
tage führt Varro, welcher heut das commando hat, die Rémer 
. näher an den feind, wird anf dem marsche von der reiterei und 
“dem leichten. fussvolk des Hannibal angegriffen, erhält aber die 
oberhand ; am fünften: tage lässt Paullus, der weder eine schlacht 
au liefern wagt, noch die truppen in sicherheit zurückziehen 
kaus, zwei lager aufschlagen, von diesen das kleinere mit un: 
gefähr. dem dritten theile des heeres jenseits des Aufidus, um 
seine..eigenen fourageure zu beschützen, die feindlichen aber. zu 
belästigen e. 110. An demselben tage hielt Hannibal eine rede 
aa seine truppen 6. 111, und liess sie auf der seite des Auf- 
dus; wo: sich das: grössere römische lager befindet, lagern; am 
sechsten tag6 heisst er sie sich zur schlacht rüsten, bietet diese 
auch den Römern am siebenten tage an, und lässt, als sie nicht 
ausgenommen wird, durch seine leichte. reiterei die aquatores aus 
dem kleineren lager belästigen, worauf denn am achten tage, 
an ‚welchem: Varro den oberbefehl führt, die schlacht geschlagen 
wird. So genau und 'klar hat Livius nicht beschrieben, es lässt 
sich: bei ihm das erzählte nicht nachrechnen, wie bei Polybios, 
doch ist er weit entfernt etwas unwahrscheinliches zu berichten; 
ja: seine nachrichten zeigen uns den Hannibal in der bedrängten 
lage, in der er sich befunden haben muss, nachdem ihm die be- 
sewnene kriegführung''des Fabius und der consuln Servilius and 


Die sehlacht bei Cannae. 403 


Atiliue so wenig als möglich raum gegeben hatte, die verpfie- 
gung seines heeres zu bewerkstelligen. Er soll nach livieni. 
schem berichte (c. 40) kaum ποεῖ auf 10 tage mundvorrithe 
gebaht haben, auch durch die schwierige stimmung seiner unbe- 
soldeten und den mangel fühlenden hülfstruppen auf den gedan- 
ken gebracht sein, schlimmsten falls das fussvolk im stiche zu 
lassen und sich mit der reiterei nach Gallien zu retten (c. 43.). 
Dieselben zustände erwähnt Appian Hann. c. 17, wenu nicht aus 
Livies selbst, doch gewiss aus derselben quelle mit ihm. Bei 
Polybios findet sich keine andeutung von diesen verhältnissen ; 
Haunibal hat in Cannac den Römern ein magaziu weggenommoa (c. 
107.), und so kann er sich wenigstens wegen verpflegung der trup- 
pen in keiner bedeutenden uoth befinden, er redet auch seiue trup- 
pen nur an: εὐλαβούμενος μὴ διατέεραπται τὸ πλῆϑος dx τοῦ προγε- 
γονότος ἐλατεώματος, womit das nach Polybios am vierten tage 
vorgefallene scharmitzel gemeint ist (c. 110). Die vorgänge 
zwischen dem eintreffen der consuln lassen die truppen zwei 
lager bezieben, das kleinere enthält unter dem commaado des 
Servilius eine legion, nebst zweitausend mann der hundesgenos- 
sen, theils fussvolk, theils reiterei, und ist das dem Hannihal 
sanächst befindliche, im grösseren aber lagert der kern des hee- 
res (Polybios lässt, wie schon oben erwähnt, diese trennung der 
lager erst kurz vor der schlacht eintreten); von dem consuln 
des vorigen jahres geht Regulus ,,valetudinem excusans’ nach 
Rom zurück: Liv. c. 40: nach Polybios bleibt er beim heere, 
commandirt mit Servilius zusammen das centrum und fällt im 
der schlacht: c. 109. 114. 116. 2. — Es wird hierauf ein 
scharmützel erwähnt (c. 41), in welchem die Römer die Kartha- 
ger zurücktreiben, in der darauf folgenden nacht findet die ver- 
stellte flucht des Hanaibal and am morgen darauf das anspicium 
des Paullus statt, durch welches Varro zurückgerufen wird (c. 
41. 42). Appian erzählt dieselben vorgänge, aber viel kürzer, 
nachdem Hannibal vorher den Römern eine schlacht aber ver- 
geblich angeboten hat (6. 18). Ich halte dieses für die ereig- 
nisse des dritten und vierten tages. in der darauf folgenden 
1) Es ist leicht möglich, dsss Polybios hier einen irrihum begangen 
hst; Livius erwähnt unter den gefallenen den quaestor L. Atilius (ὁ. 49), 
so dass die vermuthung nicht sehr entfernt liegt, Polybios habe dur 


das nomen gentile getäuscht den gefallenen quaestor für den consuler 
gehslten. * 


104 Die schlacht bei Cannae. 


nacht zieht Hannibal wirklich ab und ihm folgen die Rémer; 
wie lange der marsch gedauert bat gibt Livius nicht an, rechnen 
wir aber zwei tage wie bei Polybios, so siad es der fünfte und 
sechste tag. Demnach wäre der tag, au welchem Hannibal. den 
Römern die schlacht anbietet und sodann die aquatores über- 
fällt (c. 44. 45)), der siebente; der folgende tag ist der achlach- 
tag. Was von diesem ereignissen und der ven Livius mehrfach 
erwähnten differenz zwischen den consuln (cfr. Pel. e. 110.) bei 
Appian sich vorfindet (c.17. 28), ist zwar aus dem Livius entnes 
men, dient aber durchaus nicht zur aufklärung über dunkler 
punkte; Appian bat überhaupt über die localität and die verbalt- 
niese höchst verworrehe begriffe gehabt, wenn er auf dem rück- 
zuge Hannibals aus Campaoien nach Apulien, als er vom Fahiss 
verfolgt wird, den ersteren bei Geronium lagern lässt, vem Fe 
bius aber sagt (e. 16): τῆς Γερωνίας ἀποσχὼν δέκα σταδίους 
ἐστρατοπέδενεν, λαβὼν ἐν μέσῳ ποταμὸν Avgıdor; sack lagern 
sich die consula, ohne dass von einer bewegung des Haneibal 
die rede wäre unmittelbar bei Cannae. — Bei darstellung der 
schlacht, su welcher wir jetzt übergehen, folgt Livius dem Pe 
Iybius an eiaigen stellen wieder genau, ohne darum die quelle, 
aus welcher er das bisher dagewesene entnommen hatte, ganz 
zu verlassen. — Am morgen des schlachttages setzen beide 
beere über den fluss und stellen sich jenseits in schlachterdaung. 
Wenn man die armeen auf dem wege, den sie von Geroniss 
nach Canuse machten, verfolgt und dann von dem übergange 
über den fluss vor der schlacht hört, so wird man das sehlacht- 
feld selbst auf dem rechten ufer des Aufidus suchen müssen. 
Gegen diese bis jetzt allgemein geltende annahme erklärt sic 
herr Hagge in einem aufsatze über das „schlachtfeld von Can 
nse” in den neuen jabrbüchern für philologie und pädagegik 
1856, 3. heft p. 186—188. Ihn veranlasst die schwierige be- 
antwortung der fragen: warum und wie beide heere unmittelbar 
vor der schlacht über den fuss setzen, warum sie dies so rabig 
geschehen lassen u. 8. w., dass er das entgegengesetzte aanimmt, 
wenigstens glaube ich es, dass herr Hagge die schlacht auf das 
linke Aufidusufer verlegt haben will, denn eine klare und be 
stimmt ausgesprochene behauptung über diesen punkt habe ich 
bei ihm nicht gefunden. Welche grosse rolle bei berrn Hagge 
der bogen spielt, welchen der Aufidus nach süden zu macht pad 


Die schlacht bei Oaunae. 105 


an dessen vordistlichem ende, da wo dieser fluss seinen lauf 
wieder nach nordosten nimmt, Cannee liegt, — welche grosse 
rolle also dieser bogen spielt, ist mir nicht recht klar gewar- 
den, ich kena mich also auch nicht auf eine vollständige wider: 
legung der von diesem herrn aufgestellten behauptung einlassen, 
um so mehr als zur endgiltigen entscheidung dieser frage eine 
ganz genaue specialkarte, wie sie bier wohl nicht so leicht auf- 
zutreiben ist, oder eine besichtigung der örtlichkeit gebért. So 
lange uns das eine oder andere nicht zur hülfe kommt, müssen 
wir uns an die berichte halten und aus diesen das wabrachein- 
liche herzustellen suchen. Hannibal, sagt herr Hagge, schlug 
westlich von Cannae am siidufer des Aufidus ein lager auf (die 
bier angezogenen stellen Polyb. 107, 2. 111, 11. deuten hierauf 
nicht im geringaten bin), auf dieser seite des flusses lag auch das 
grössere römische, deun Polybios sagt ausdrücklich, diese beiden 
lager hätten sich cuf demselben flussufer befunden, das kleinere 
lager der Römer befand sich also auf dem linken ufer. Bei 
dieser construction hat aber herr Hagge ein hauptmoment ganz 
überseben, dass nämlicb die Römer ihr lager eber aufschlagen 
als Hannibal (Pol. c. 14 =. f.:. καὶ παραχρῆμα κατεστρατοπέδενσε 
(ὁ AvviBas) ποιούμενος τὸν χάρακα παρὰ τὴν αὐτὴν πλευρὰν τοῦ 
ποταμοῦ τῇ μείζονε σερατοπεδείᾳ τῶν ὑπεναντίων), dass also vor- 
erst das ufer bestimmt werden muss, auf welchem die Römer 
sich lagerten, dieses war aber aller wahrscheinliehkeit nach das 
nördliche. Der standort des römischen heeres, als es die con- 
suln übernehmen, der ager Larinas (Liv. c. 18), in welchem es 
den winter über den Hannibal beobachtet hatte, ist in gerader 
linie gegen zwölf geographische meilen von Caunae entfernt, 
nach der karte gemessen ist die entfernung noch grösser; wenn 
nun Polybios den Römern zu diesem marsche zwei tage zeit gibt, 
so haben sie als sie am abende des zweiten tages über eine meile 
— 50 stadien (Pol. c. 110) — von dem feinde entfernt sich 
lagern, gewiss zwei tüchtige märsche zurückgelegt; in dieser 
zeit aber südwestlich von Cannae auf dem rechten ufer des Au- 
fidus zu erscheinen, war rein unmöglich. Wir müssen also schon 
aus diesem grunde das grössere römische lager auf dem linken 
ufer des Aufidus suchen und finden dieses ergebniss auch noch 
durch eine angabe des Livius bestätigt. Als nämlich Haunibal am 
tage nach der schlacht das kleinere lager erstürmen will „brachip 


106 Die schlacht bei Cannae. 


obiecto flumine eos excludit” (c. 54), wobei sein hauptzwock 
gewiss nicht so wohl der war, die Römer durch wassermangel 
sur übergabe zu zwingen, als vielmehr ihnen den rückzug ab- 
suschneiden. Das konnte er aber nur dann erreichen, wenn 
das in rede stehende kleinere lager auf dem rechten ufer lag, 
das grössere war dann also auf dem linken und hier lagerte 
sich auch Hannibal in der nähe, um jede ihm etwa dargebotene 
gelegenheit zur schlacht nützen zu können, wie er denn auch 
eine schlacht anbietet. Jedenfalls geschah der Übergang der 
Römer über den Aufidus nordöstlich von Cannae, dann lag zwi- 
schen ihnen und dem feindlichen heere ihr grosses lager, wel. 
ches wohl dazu beigetragen haben mag, dass Hannibal sie beim 
übergange nicht störte; hauptsächlich mag aber Hannibal bei 
eiuem längeren verweilen auf dem linken nfer befürchtet haben, 
dass die Römer seinen stützpunkt Cannae wegnähmen, ihn am 
übergange über den fluss verhinderten und nöthigten sich in die 
schon vollkommen ausgezehrten gegenden, aus welchen er kam, 
zurückzuziehen. Wie dem auch sei, soviel steht fest, dass der 
übergang nur von dem linken ufer auf das rechte erfolgt kein 
kann, auch bot die apulische ebene auf dieser seite gewiss noch 
genug raum zur entwickelung für Hanuibals reiterei dar. Die 
stellung der heere war folgende. Hannibal hatte seine armee 
mit der frout nach norden zu aufgestellt: er hatte so den Vulturnus 
im rückeu, während die Römer von ihm belässtigt werden muss- 
ten, die sonne aber beim beginn der schlacht keinem theile hin- 
derlich war ?). Die Römer liessen 10,000 mann in dem grossen 
lager zurück, die während der schlaht das feindliche lager über- 
fallen sollten, die im kleineren lager befindlichen truppen zogen 
mit zur schlacht aus. Sie hatten folgende stellung inne: den 
rechten römischen fliigel, welcher sich an den fluss anlehnte, 
nahm die römische reiterei unter dem befehl des Paullus ein, 
die bundesgenössische reiterei, von Varro commandirt, stand auf 
dem linken flügel, in dem centrum standen die legionen in ei- 
ner ausserordentlichen tiefe aufgestellt; wie bereits erwähnt 
führte nach Livius hier Servilias deu oberbefebl, nach Polybios 
war auch noch Regulus dabei. Die truppenmacht der Römer 
betrug nach Liv. c. 36. zusammen 87,200 mann, als sie ins 


2) Höchst neiv klingt des Livius bemerkung an dieser stelle 0.46: 
sol, seu de industria ita locatis, sea quod forte ita stetere, cett. 


Die sehlacht bei Cannae. 407 


ld rückten ; denn jede der acht legiouen wurde auf 5000 mann 
sevolk und 800 reiter erhöht, zu denen die bundesgenossen 
ı fussvolk eine gleiche zahl, an reiterei aber das doppelte 5) 
| stellen hatten, demnach erhalten wir die obenangegebese 
imme. in die schlacht selbst rückten nach Pol. e. 118. 
“00 mann fussvolk und 6000 reiter; doch können es höch- 
ems 70000 mann fusstruppen gewesen sein, da 10000 mann 
im überfall des feindlichen lagers surtickgeblieben waren: Pol. 
117. — Dieser trappenmacht hatte Hannibal nur 40000 
sun fussvolk entgegenzustellen, seine reiterei war aher 10000 
erdo stark; von diesen stellte er die reguläre gallische und 
enische cavallerie auf den linken flügel gegen die römische, 
5 leichte afrikanische reiterei anf den rechten den bundesge- 
sson gegenüber. Durfte er aun auch hoffen bier die oberhand 
| behalten, so hatte er dennoch gegen die legienen, deren tüch- 
skeit er wohl kannte und deren fast doppelt ao grosse über- 
acht sie hier noch gefährlicher machte, sich auf einen harten 
wmpf gefasst zu machen. Es galt bier durch das genie das 
saverbkältniss der zahlen einigermassen auszugleichen; desshalb 
eilte er den kern seines fussvolkes, die mit römischen waffen 
ws der beute aus der schlacht am Trasimenus und den frühe- 
5 versebenen Afrikaner, in zwei theile, deren jeder sich an 
e reiterei auf den flügeln anschloss, den zwischenraum fülltem 
8 gallischen und spanischen hilfstruppen aus, welche halbmond- 
rmig gegen die römische schlachtordnung vorgeschoben wur- 
n.: Dadurch erreichte Hannibal zunächst soviel, dass der erste 
prall der Römer diese hülfstruppen traf und seine Afrikaner 
rschont wurden; in welcher anderen absicht er diese aufstellung 
‚ch wählte, wird sich aus dem verlaufe der schlacht selbst er- 
ben. Im mitteltreffen — denn hier lag die entscheidung und 
eht, wie herr Hagge p. 188 meint, auf dem rechten flügel der 
arthager — kommandirte Hannibal selbst, auf dem linken flü- 
Hasdrubal, auf dem rechten nach Livius Maharbal, nach Pe- 
bios Hanno. Eigenthümlich war der anblick der karthagischen 
blachtreibe: neben den römisch ausgerüsteten Afrikanern stau- 
n die nach landessitte halbentblössten Gallier, während die 


3) Dass bei Pol. c. 107. διπλάσιον statt τριπλάσιον mit Bekker un- 
reifelhaftı zu lesen sei, ergibt sich aus Livius und der zu. angabe 
8 Polybios ce. 113. 


408 Die sehlacht hei Oaanae. 


Spanier leisene mit purpurstreifen besetzte kleidung trugen. — 
Die leichten trappen, welche vor der schlachterdnung beider heere 
aufgestellt waren, begannen den kampf und bald nach ihnen die 
reiterei auf dem lieken punischen flügel unter Hanno gegen die 
gegeniiberstehende römische. Die Karthager waren den Römern 
sowohl mumerisch als auch an tächtigkeit überlegen, nnd weun 
auch das terrain die Karthager verhinderte von ibrer grösseren 
gewandheit gebrauch zu machen — denn der fluss auf der einen 
suite und das fussvolk auf der andern liessen keinen raum zum 
manürriren übrig —, so mussten doch die Römer nach einem 
awar nicht langen, aber desto hartnickigeren kampfe das feld 
räsmen, der grösste theil wurde natürlich niedergehauen. Als 
Hasdrubal keinen feind sich mehr gegenüberstehen sah, kam er 
den auf dem rechten flügel kämpfenden Numidiern zu hälfe ἢ). 
Diese hatten noch keiue entscheidung erzwisgen können, aber 
das blosse erscheinen des Hasdrubal mit seinen reitern brachte 
die bandesgenossen zum weichen, der consul Varro floh unter 
dea ersten. Die verfolgung überliess Hasdrubal den Numidiern, 
er selbst wendete sich nun gegen die römischen legionen. Se 
erzählt Polybios (c. 116.) die entscheidung auf diesem theile des 
sehlachtfeldes; nach Livius ὁ. 48 aber erfolgte sie ganz anders. 
Hannibal hatte nach ihm vor beginn der schlacht 500 Namidier, 
die sich für überläufer ausgeben sollten, mit unter den kleidera 
verborgenen waffen zu den Römern geschickt, um diese, wenn 
das gefecht hitzig geworden wäre, im rücken anzufallen. Die- 
selbe list erwähnt Appiso mehrmals eines ausführlichern c. 20. 
22. 23. Es ist aber gewiss nur eine römische erfindang oder, 
sollte ein factam ze grande liegen,. so ist dieses ganz verus- 
staltet uud gehässig dargestellt, wie schon die worte des Livins 
andenten: „a Punica coeptum frande.” Ausserdem stossen wir 
ae. dieser stelle des Lavius noch auf zwei auffallende erwähnue- 
gen: einestheils heisst es nämlich vom Hasdrubal: „qui ea parte 
pracerat”’, während er doch, wie Livius ausdrücklich sagte e. 46, 
4) Herr Mommsen nimmt in seiner ausgezeichneten darstellung der 
sohlacht bei Caanae, römische gesch. I, p. 423, an, dass Hasdrubal ie 
rücken der römischen schlachtordnung seine cavallerie gegen den linken 
römischen flügel geführt habe. Eine bestätigung dieser angabe findet 
sich in den quellen nicht: es wäre wohl auch dieses manöver, ala die 
legionen durchaus noch nicht besiegt waren, zu gefährlich und dean 


dürften auch des Polybios worte: πφοιδόμενοι τὴν ἔφοδον αὐτῶν ©, 116. 
nicht dazu passen. 


Die seklacht bei Cannad es 


den linken flügel bemmandirt, und es demnach höchstens. heissen 
könnte: „qui ea parte tanc praeerat”, nämlich als ‘er die ihth 
gegenüberstehende römische reiterei geworfen hatte; anderntheils 
lässt er zur. unterstützung Numidier aus dem centrum .heren- 
rücken, da standen aber gar keine, wie denn überhaupt nur auf 
den flägeln reiterei war. Cfr. Liv. e. 465), — Unterdessen 
waren die legionen im centrum gegen. die ihnen. geguaüberste- 
benden Gallier und Spanier vorgedrungen und hatten sie ..- 
Livius.segt c. 47: „diu. ao aaepe ceanisi”, dagegen Polybies 
e. 115. von den Galliern und Spaniern ,, ἐπὶ βραχὺ äussor umü 
diea ist wohl das richtige — bald zuräckgedrängt. Jetzt dria- 
gen sie keilförmig ©) vor, um so bei der verfolgung ihres sie 
ges das feindliche ceutrum am leichtesten zm zerspzengen. Da 
war der augenblick gekommen, wo sich die aufstellaeng Hanni- 
bals bewähren sollte, denn die gleichsam als reserve dastehen- 
den schwerbewaffneten Libyer machten die auf dem reobten fiti- 
gel eine schwenkung nach links, die auf dem lisken nach reehts 
und fassten so die vordringenden Römer in die flankea, wo 
durch diese zum stillsteben gezwungen wurden. Bei ihnen :be- 
fand sich auch der consul Paullus, nachdem sein flügel geschla- 
gen war: er selbst war. nach der angabe des Livius achwer ver- 
wundet, bei Polybios ist davon nichts erwähat. Als nun die le- 
gienare sich vom den seiten angegriffen sahen und Hasdrubal 
ihnen noch mit seiner. reiterei ia den rücken fiel, da war die 
sehlacht für die Römer gänzlich verloren, und kaum: war für 
sie, die von allen seiten umzingelt waren, an rettung zu ..des- 
ken. An 70,000 7) mann bedeckten, wie Polybios berichtet, das 


5) Dieses hatte auch herr Hagge vergessen und sich durch diese an» 
gabe zu der annahme verleiten lassen, als sei hier von einem grossen 
strategischen mandver die rede. Es zeigt übrigens diese stelle, und sie 
ist lange nicht die einzige, wie ausserordentlich fahrlässig Livius bai 
benutzung seiner quellen gewesen ist, er vereinigt die widersprechend- 
sten berichte zu einer darstellang und lässt sich die abweichangen nicht 
im geringsten kümmern, gesehweige denn dass er eine ausgleichung ver- 
suchen sollte. So hat er denn auch hier erst einen schriftsteller vor 
sich gebabt, welcher die tage vor der scblacht anders als Polybios er- 
z8blt, e. 40-44, folgt dann (c. 45—47) dem Pe deere so genau, dass er 
das 46. capitel aus Pol. c. 114. stellenweis wörtlich übersetzt, und springt 
e. 48 sqq. vom neuen za wahrscheinlich dem ersten von Polybios ganz 
ebweichenden beriebte über. 
6) Dieses ist ohne zweifel der sinn der worte c. 115: αὐτοὶ δὲ ne- 
πυπνωκότες ἀπὸ τῶν κιράτων ἐπὶ τὰ μέσα καὶ τὸν κονδυνεύοντα τόπον. 


7) Diese zahl ist zu gross, da nach zurücklassung der 10,000 im 


440 Die schlacht bei Cannac. 


schlachtfeld, unter ihnen waren Servilius nnd Aemilius Paullas. 
Dieser soll nach Polybios tapfer fechtend bei den legionen ge 
fallen sein, ποριπεσὼν βιαίοις πληγαῖς μεεήλλαξε τὸν βίον e. 116: 
wach Livins wer er, wie schon erwähnt, schwer verwundet, se 
dass er sich nicht mehr auf dem pferde halten konnte; er muss 
absteigen and seinem beispiele folgen die ihn begleitenden reiter 
nach. Die erziblung ven seinem tode c. 49 ist sehr tragisch 
und sentimental gehalten, und, wenn sie sich auf thatsachen 
stützt, ‘wenigstens ins mawahrscheinliche ausgeschmückt. Dem 
Livius ist in dieser darstellung Pintarch im Fab. Max. o. 16. 
ganz genau gefolgt. Als die reiter absassen, um den consul zu 
beschützen und dieses absitzen dem Hannibal gemeldet wurde, 
sief er nach Livius aus: ,,quam mallem, vinctos mihi teaderet”, 
Plutarch aber lässt ihn sagen: „zovso μᾶλλον ἠβουλύμην, ἢ εἰ 
δεδεμένους napslaßor. Es ist nicht uninteresstnt zu sehen, wie 
Plutarch, der nach Livius erzählt hat, zu dieser abweichung ge 
kommen ist. Seine nicht grosse kenntniss der lateinischen spre- 
he, die schon oft und vielfach erwähnt ist, hat ihn hier verhia- 
dert den ausdruck ,,quam mallem” zu verstehen, er hat dess- 
halb übersetzt als stände bei Livius „mallem, quam” und dam 
noch ein s hinzugefügt. — Der sturm, welcher nach Pol. 117. 
während der schlacht auf das karthagische lager ausgeführt 
\warde, schien anfangs einen günstigen ausgang nehmen zu wol- 
len; als aber von dem karthagischen heere unterstützung ge 
schickt wurde, mussten sich die Römer mit einem verluste vos 
2000 mann zurückziehen und wurden dann gefangen. ‘Lirias 
weicher diese affsire gar micht kennt, gibt c. 49 die in der 
schlacht gefangenen Römer auf 3000 mann fussvolk und 300 
reiter an, dazu kommen die 2000 mann, welche sich nach Cao 
nae durchgeschlagen hatten, aber auch gleich von Carthalo ge 
fangen wurden (ibid.): nach Canusium, wohin sich bereitw der 
consul Varro mit 70 reitern gerettet hatte, entflohen ans dem 
grösseren lager 4000 mann und 200 reiter (c. 52), aus” dem 
kleineren 600 mann (c. 50.), die zahl derer, welche sich am 
folgenden tage ergaben betrug zwischen 6000 and 7000 (c. 49: 
ef. 60); an todten gibt Livius, viel zu gering gegen die wahr- 
scheinlichere zahl des Polybios, 45000 mann fussvolk und 2700 


lager, von denen 8000 gefangen wurden, höchstens 70000 im trefen 
waren; man kann also nicht viel üher 60,000 an todtea annehmen; 


Die schlacht bei Cannae. 444 


\ 
reiter an. Mit ausnahme dieser letzteren zahl stimmen die an- 
gaben im ganzen mit den von Polybios c. 117 gemachten. Plu- 
terch gibt die anzahl der gefallenen etwas höher als Livius 
aber auch noch zu gering auf 50000 an. — Ich habe mit fleiss 
in dieser darstellung den appisnischen bericht ganz ausser acht 
gelassen, denn die von ihm erzählte schlacht bei Cannse hat mit 
der wirklichen nicht viel mehr als den namen des ortes und der 
anführer gemein, seine erzählung enthält ausserdem noch eine 
solche menge von unwabrscheinlichen, unmöglichen und übertrie- 
benen dingen, dass sie obue schaden übergaugen werden kann. 
Auch er gibt mit Livius und Plutarch stimmend die zahl der 
todten zu niedrig auf 50000 an. Den verlust Hannibals an 
todten gibt Polybios (c. 117) auf 4000 Gallier, 1500 Spanier 
und Libyer und 200 reiter an, die letztere zahl wohl zu klein, 
de gewiss wenigstens diese anzabl in dem kampfe gegen die 
römische reiterei unter Aemilius geblieben ist. Nach Livius liess 
Hannibal 8000 todte der seinigen verbrennen (ec. 52.). 

Nordhausen. Tell. 


Zu Suidas. 


Bei Suid. s. χαῦνον. ὑψηλόν ἢ πλατὺ καὶ μέγα, τὰ γὰρ 
χαῦνα εἰς πλάτος ἁπλοῦται. ᾿4ριστοφάνης Ὄρνισιν" Ἔκ τῶν μεεεώ- 
gery χωρίων χαῦνόν ει πάνυ. λέγεται δὲ καὶ τὸ ἀσθενές: hat Bern- 
hardy mach BC die worte λέγεσαι κτλ. im die noten verwiesen, 
scheinbar mit recht, da in Scholl. ad Arist. Av. 822 sie fehlen. 
Doch geben diese nur fragmente: ob die fraglichen worte alae 
zu dea scholiea und somit zu Suidas gehören, kann nar Ariata- 
phanes entscheiden. Es steht bei ihm χαῦνον einmal für stels, 
erbaben, wie Plat. Legg. VII, 728 E: dann für schwach, eitel, 
se dass Epops — dean nur dieser spricht den vers — unbe- 
wusst und somit witzig auch das wahre wesen des namens be- 
seichnet: einen ähnlichen doppelsinn hat xouworsoos Ar. Av. 195. 
Diesen deppelsinn haben die alten scheliasten erkanat: von ihrer 
ansführung. ist aber nur λέγεται xsd. erhalten, was also im = 
wird bleiben müssen. 

Ernst von Leuisch. 


‘Gramaatische untersuchangen, weun sie nicht'nene güellen 
öffnen, sind unfruchtbar und erwärmen nicht. Dem buch von 
Konrad Leopold Schneider, in seiner anlage ausgezeichnet und 
bis jetzt nieht übertroffen, thut grossen eintrag dass es seine 
belege fast einzig aus dem griechischen schöpft und’ höchstens 
auf ein paar falsche inschriften oder druckfehler bei Gruter un- 
gebührliches gewicht legt, jede seite lechzt nach einer solideren 
grundlage, nach vergleichusgeg mit der sprache selbst deren 
grammatisches gebäude errichtet werden soll, während die allzu 
üppigen exotischen sehdssliage in mehr als einer rücksicht ver- 
banoung verdienen. Das hat mao auch mit recht längst erkannt, 
und:es: war ein schönes zeichen der zeit, soviele hände in be- 
wegung zu sehen um die italischen dialekte zu recemstraken, 
die bald auf alle.zweige der formenlehre ungeahntes licht wer 
fon; Am meisten geschah für den. oskischen und umbrischen 
diniekt, kaum sennenswerthes für den wessapischen, am wenig- 
sten ‚für: den otruskischen, obgleich die schwierigkeiten divees 
jargons keineswegs anäbersteiglich und zum beispiel seine geab- 
schriften (wie ich in kurzem zeigen werde) ziemlich, klar «ind. 
Nur über das verhältmiss. dieser distekte zum lateinischen: cur- 
slören bie und da seltsame vorstellungen; man ist in nicht ge 
ringem irrthaum wenn man glaubt, das oskische verhalte sich zu 
diesem wie etwa das gethische zum altbochdeutschen, und: de» 
halb ceus curia cors Gnaeus Gaius für älter als civis eoviris 
cohors Gueevus Gavies hält. Vielmehr ist gerade das umge- 
kehrte notbwendige folge einer gesunden sprachentwicklung, und 


2 CO. P- T. 443 


4 


der alte latinische dialekt wird, sowie der ibm am nächsten 
verwandte sabellische, ebensoget das oskische zu beleuchten ver 
mögen, als er von diesem beeinflusst wird und ward. Die Plau- 
tusausgebe und die Bonner programme von Ritschl baben uns 
diesem altrémischem näber gerückt als die letzten fünfzig jahre 
zusammengenommen; noch reicher wird der gewinn sein wenn 
einmal von seiner und Henzens hand die inschriften aus Rom 
und dem norden in einem ähnlichen werke gesammelt vorliegen, 
wie das ist durch welches Theodor Mommsen sich in gleichem 
mass der gelebrten neid und bewunderung erwarb. Besanders 
die gentilnamen sind eine reiche und fast umerschöpfliche quelle 
für die sprachforschung; in ihnen erhielt sich am längsten und 
treusten ein alterthümliches element, fast jedes lautgesetz erhält 
durch sie seine zahlreichen belege, und es ist die aufgabe unsrer 
zeit, diesen schätzen nicht blos nachzugraben, sondern sie auch 
in ihrem ganzen umfang für die grammatik flüssig zu machen. 
Als ich vor acht monaten das buch über die deutschen familien- 
namen meiner vaterstadt schrieb, waren die worte mit denen 
ich damals die sprachliche bedeutung derartiger sammlungen an- 
pries, vielleicht nicht einmal zu enthusiastischy ich blickte seit. 
dem tiefer in die spalten der onomatologie und habe was der 
jugendliche eifer nur ahnte und vorempfand, in der that sach- 
empfunden, wenn auch das bis jetzt zu tage geförderte unter 
dem tatarensattel der philologischen kritik noch nicht mürbe ge- 
ritten scheint, sondern erst anfängt sich allmäblig in die reihe 
wissenschaftlicher resultate zu erheben. 

Roms gentilicien unterliegen den allgemeinen gesetzep der 
asmengebuag. Mythologie und rechtsalterthiimer, krieg bandel 
gewerbe ländliche beschäftigung , wohnort und herkunft, fami- 
lienverkältnisse körpergestalt kleidung moralische eigenschaften 
sind etwa die materiellen fächer in welche sie eingetheilt wer- 
den können. Ich halte für zweckmässig, aus der masse des 
stoffs vorläufig diejenigen namen zur grammatischen untersuchung 
beraussmheben,, deren ursprung im familienleben wurzelt, nicht 
etwa um den trivialen beweis zu führen, wie eng dieses mit der 
pamengebung zusammenhängt (denn das wäre ein schlechter ge- 
wisn); sondern weil gerade diese gruppe in uralte seit zurück- 
reicht und sich hier am füglichsten einige sprachgesetze erör- 
tern lassen, die als grundlage aller forsehung einmal unumgäng- 

Philologes. ΧΙ. Jabeg. 1. 8 


414 Cc P T. 


lich und, wie ich glaube, noch nirgends hinreichend erörtert sind. 
Dass ich hierbei nur Mommsens buch als quelle beniitste, be- 
darf keiner rechtfertigung ; ebeusowenig dass ich die sammiaug 
der namen vollständig herschreibe, seweit ich sie ihrer deutung 
nach hierher beziehen kann. Vor allem werden Accius Attius 
Appius und durch ihre neue "deutung Gaius Caesar Vesuvius 
Numa und ähnliche interesse erwecken. 

Die formen Accius und Afius hätten längst genauere er 
wägung verdient, weil in ihnen der wechsel von C und T am 
augenfälligsten zu tage tritt. Ich habe das verhältniss beider 
consonanten jetzt nach allen seiten geprüft und glaube, wean 
ich meine abhandlung über die römischen stammeompositionen 
zu grunde lege (Philol. 10, 552—62), dass C vorzugsweise dem 
latiniscben (und oskischen) ‘dialekt zugeschrieben werden dürfe, 
während T spezifisch samnitisches eigenthum scheint. Damit 
würde sich die ewige streitfrage über die urspriinglichkeit der 
endung -cius oder -tius auf ganz natürliche weise lösen, und 
es war in der that unnöthig soviele programme über einen 
„sachlichen? unterschied von condicio und conditio, concio und 
contio, arctus und artus zu schreiben, zumal auch der nenste 
erfinder solcher etymologien, der uns die form ,,Virgilius” statt 
der kaum gewonnenen richtigen wieder aufdrängen möchte, wie 
derholt gezeigt hat, wie das der breiteste weg ist, ins abenterer- 
liche zu fallen. Gehörten beide buchstaben nicht verschiedenen 
dialekten an, wie hätte da in aller welt eine solche vermischung 
völlig beterogener elemente stattfinden können? Ich denke mei- 
nen satz, dass © dem latinischen jargon eigen sei, vornehmlich 
durch die zu den anerkannt ältesten bestandtheilen der sprache 
gehörenden zahlwörter nnd jene volle reihe vou beispielen zu 
beweisen, die ich bei gegenüberhaltung von C und P unten aaf- 
zuführen denke. Zu dem wenigen was Schneider 1, 241 hier- 
über brauchbares bringt, gehört mit voller sicherheit wech: ca- 
mulus nnd tumulus, Oericulum und Utriculam (Otricoli), Bere 
grani und Beretra, das adjectiv cruentus und der fluss Teueatus 
in Picenum, die Caraceni und Tarracina, der heutige stedtaame 
Chieti und der ehemalige safinische Teate, das adj. cascus (alt) neben 
Tusci und Tusculum, wobei sich die vocale wie scalpo su scalpe, 
Tallus zu Tullus, Latious zu Lucinus, Ramnes zu Ruminus verhal 
ten. Ferner kann als unterstützung meines satzes beigesogen wer 


GB T. 415 


den, woranf ich Phil. 10, 559 zuerst aufmerksam machte, dass 
anlautender vekal in der latinischen (nicht, wie ich früher glanbte, 
safinischen) aussprache fast regelmässig durch ein vorauftreten- 
des C (später durch G oder H) geschützt wird, mir standen de- 
mele nur die beispiele Horstius und Curiatius, Herdonia und 
Cerdonia zu gebot, die ich jetzt beide für latinische erkenne, 
denn der Sammite würde unfehlbar Foratius Furiatius oder ein 
anlautendes P oder T gesagt haben, wie auch seine alte heupt- 
stadt Cures, in welcher der weissagende vogel: des Mars fun- 
gierte, bei Dionysius 1, 14 nicht Koga, sondern ächtsafinisch 
Tioga heisst. Dass die spätern von dieser stadt Tiora kein 
wort mehr wissen, bestätigt meine ausicht von ihrer identität 
mit Cures vollkommen. ich setze des beispiels wegen und un- 
gesucht eine auzabl von wörtern mit vorgeschlagenem C her, 
die meine behauptung über allen einwand erbeben sollen; es 
sind: cacumen neben acumen, Cortona (in Etrurien) und Ortona 
(im Frentanerland), Cameria (in Latium) und Ameria Ameriola, 
Callifae und Allifae, Cascus zu Asculum, KAMILANO und 
HAMITANO auf Kampanermünzen, Calpus (Numas sohn) au 
alpas albus, Cafranius zu Afranius, Cornelius (der autochthone) 
und oraus mit bezug auf die bekannte alte sage dass das men- 
schengeschlecht aus dem holz der esche (ἐκ wedsay) entstanden 
sei. Audres wird sich an ort und stelle im verlauf dieser un- 
tersuchung ergeben. Aber die sache selbst ist damit noch kei- 
neswegs abgethan; schon Theodor Mommsen hat in seinem buch 
über die dialecte p. 356 mit gewohntem scharfsinn dasselbe ver- 
muthet, indem er, gestützt auf die handschriftliche gewähr der 
safinersamen Attus Clauzus und Attius Navius das T diesem 
velksstamm vindicierte. Es kann zufall sein dass die inschrif- 
ten von Chpra und Crecchio in ibren sichern bestandtheilen kein 
T (aur D und ©) aufweisen, und man würde unrecht thun, dar- 
auf allzugrossen nachdruck zu legen, obschon in der that K 
hin und wieder das latinische T zu ersetzen scheint, z. b. zeile 
2 „irkes” = birtius (wie zeile 4 scires = Surius): aber anch 
ausserdem würde man bedeutend irre gehen wenn man (wie 
schon gescheben ist) dem samnitischen dialekt gegenüber der 
nachbarsprache eine fest abgegränzte verschiedenheit zuerkeunen 
wollte und ihm, weil QV mangelt, auch das C von haus aus 
abspräche. Ich will die Acca Larentia nicht in schutz nehmen, 
8" 


16 α 71. 


denn diese ward überhanpt in einer zeit und von leuten erfus- 
den, die vom verhältniss der latinischen zur safinischen sprache 
so gut wie keine ahnung mehr hatten; wenn ferner ‘die römi- 
schen annalisten ganze seiten samnitischer namen für albasi- 
sche (das heisst in ihrem sinn doch wohl latinische)' ausgeben 
konnten !), so trugen sie auch kein bedenken dieselhen in die 
ihnen geläufige aussprache umzuformen, und man wundre sich 
nicht dass gerade da, wo wir es am wenigsten erwarten sell- 
ten, in Roms urgeschichte, uns eine völlig unsemnitische Acca 
entgegentritt, während doch sonst der ganze mythencomplex aich 
nur und nur auf samnitischem grund und boden hewegt. Be 
teutender ist dagegen jene wahrnehmung dass in den meisten 
fällen wo samnitisches C erscheint, dieses —ct zu setzen, also 
mangelodes T zuweilen wieder ein characteristisches kennzei- 
chen dieses dialects ist. Wie wir im oskischen sancus und fa- 
cus für sanctus und factus finden, so finde ich hier: Ancus usu- 
tapio picus Pinus (Numas sohn) Pincius Cincius Cingilie (stadt 
im Vestinerland) Cingulum für actus usucaptio pictus (avis picts) 
Quintus Quinctius Quinctilia Quinctulum. ᾿ . 
Freilich war ich hierbei genötbigt mich auf die resultate 
meiner Ramoueshypothese (s. Philol. bd. X, p. 552 figg.) zu be- 
rufen, und diese bedarf, wie ich mich seitdem selber überzeugt, 
hie und da einer berichtigung. So habe ich darin gefehlt dass 
ich die formen mit U (Ruminus Rumna ruminalis) als der zeit 


1) Wenn ich die albische völkertafel bei Plinius 3, 9 betrachte, so 
gibt es auch bier samnitische namen im überfluss. Ausserdem erinnern 
alle formen auf -ensis an römische gentilnamen; es wird darum nicht 
an volksstämme zu denken sein, wie man lächerlich genug zuweilen 
Plinius nachspricht, noch weniger an colonien, sondern höchstens an 
rosse familienvereine deren masse sich vorzugsweise durch dag institut der 
Klientel gebildet hatte, wie uns aus späterer zeit das beispiel des Attus 
Clauzus vorliegt, aus früherer das des Tatius, dessen genossenschaft un- 
ter dem namen Tutienses selber im völkerverzeichniss vorkommt. Tole- 
rienses ist eine saf. form für Volerienses Valerii, Accienses kommt von 
Accius, Vitellenses von Vitellius, Munienses von Munius, Numinienses 
von Numinius (Numius, Numas), Vellienses (denn so, und nicht Velien- 
ses , ist mit dem Riccardianus zu schreiben) von der gens Vellia, Hor- 
tenses von Hortius, die Foretii sind safinisch die Horatii oder Curiatii (der 
cod. Snakenburg. schreibt Coretii)i, Cusuetani ist soviel als Consuetani 
(man vergleiche Combulteria zu Cubulteria), Freilich weigert sich Pott 
(familiennamen p. 24 note) der endung -ensis andere als lokale bedeu- 
tung zuzugestehn, aber wer dies aufrecht erbalten wollte, müsste sich in 
eine höchst unnatürliche und qualvolle exegese der bezüglichen wörter 
verlieren. 


GPT 447 


nach ältere hinstellte, anstatt sie (was aber vor mir auch noch 
niemand gethan hat) für einen unter den Samniten selbst gebräuch- 
lichen dialectischen ablaut zu erklären, zu welchem O (Valerius 
Volesus, Fabius Fovius, Dolobella , columba palumba, poculum 
capula, Oppia Appia) auf der nämlichen stufe steht, d. h. gleich. 
falls aus A, und nicht etwa aus U als vermittelndem glied, ab- 
geleitet ist; übrigens ändert das an den resultaten der unter. 
suchung nicht des mindeste. Bekannt ist dass in der etruski- 
schen sprache Ὁ und U zusammenfiel (auf münzen ,,Puplune” = 
Populenia), und ebenso dem sabellischen alphabet gleich anfangs 
der vokal 0 völlig mangelte, der erst später durch samnitischen 
einfloss raum gewann. Die steine von Cupra und Crecchio 
(zeile 8 ‚„pru” = pro) weisen ausnahmslos U und U auf , wäh- 
rend die brouse von Rapino deren inhalt uns wenigstens sur 
hälfte kier ist, fast in jeder zeile einige O zeigt. Für dieses 
schwanken von U und O bringt die lateinische und oskische gram- 
matik buudert beispiele; aus den eigennamen schreibe ich nur 
ein paar ächtsamnitische her, so viel mir gerade zur hand sind: 
Numana neben Nomentum, Cures neben Corioli und Tinga, Cu 
riatius neben Horatius, Τύραννος (gewiss Turranius) neben To- 
ranius, die dea Flusa neben der dea Flora. Gegen das alse 
wird man schwerlich etwas haben mögen, dass Romaneis und 
Ruminus mit Ramnes vollkommen identische formen sind; aber 
auch für meinen weiteren schritt, die Ramnetes für Samniten zu 
erklären, zu dessen sprachlicher begründung ich damals oor 
gentilnamen anrufen konnte, bin ich jetzt im stand analoge 
bildongen, d. h. den rbotazismus auch im anlaut nachzuweisen. 
Dieser findet statt in dem bis heute zur erklärung des namens 
Rom fälschlich verwandten ruma rumeu== mamma, das offeubar 
mit dem bekannteren sumen eins und von sugo (sange) abzulei- 
ten ist, denn an ruere wird kein vernünftiger denken wollen. 
Mit demselbeu recht habe ich schon 10, 558 (in der anmerkung) 
das griechische σαύνιον (veru Sabellum) mit runa verglichen; 
raudus claudo causa fraudo Plautius neben rudus eludo accuso 
defrudo Plutius beweisen das AV und U in derselben weise mit 
einander correspondiren wie lateinisch U mit massapisch AQ. 
Ferner lässt die gens Rapellia (und Rabilia?) sebwerlich eine 
bessere deutung zu als die gleichsetzung mit dem wort Sabelli. 

Ich kehre nun zu meinen Acciern zurück , deren name mit 


118 PT. 


sicherheit von accus == attus, acca == atta (vater, mutter) ab- 
geleitet werden darf. Acca Larentia ist schon erwähnt, ausser. 
dem erscheint die primitive form Ata mit einfachem kensouasten 
auf der apulischen inschrift Momms. 914. Die reihe gestaltet 
sich demnach folgendermassen: 
i. Accius, dem. Acculeius (Acilius Aquilins Aquillius). 
Eggius, E steht für A wie in Gellius Elbius Ennius Kppiss 
für Gallius Albius Annius Appius, und G@ ist spätere ferm 
für C wie in Gerellanus Galbius Gennius Agasius für 
Caerellanus Calbius (albus) Cennius (annus) Acusius. — 
dem. Egullius. 
Occius (über Ὁ = A 58. 0.) 
Mit einfachem C (wie Atius zu Attius, Opius zu Oppius) 
und vorschlag findet sich Cacius, an den altitalischen 
namen Cacus (= accus) erinnernd, wenn letzterer nicht 
soviel als catus ist. Davon abgeleitet: Acusius (Agusius; 
Aequisius falsche schreibung statt Equisius = Epurins). 


2. Atteius (die jüngere form Attius) mit vorgeschlagenem 
C: Cattius und mit nur einem T: Ateius (Atius) woher das 
deminut. Ateleius (für Attilius) und Atleius, Atullius (Attilius 
Atilius Hatilius). 
Otteius. 
Abgeleitet sind, Aatiedius (die verdoppelung wie in osk. 
paakul paapi staatiis) mit den varianten Attiedius Atie- 
dius Attidius, und Atenus, Otinius. 


3. Auf die letzte und bedeutendste gruppe der umbildung 
führt uns der name Appius, indem die verwechslung des konso- 
panten P mit C eine den italischen dialekten ehemals überaus 
geläufige war. Ob die tenues überbaupt, mit andern worten ob 
P auch mit T rivalisierte ist nicht ausgemacht und wenig glaub- 
lich. Schneider I. 321 weiss dafür nur zwei oder drei beispiele 
aus dem griechischen anzuführen ; innerhalb der italischen sprach- 
gränzen ist mir selber keines bekannt, denn dass hospes und 
hostis ursprünglich dasselbe gewesen seien, bedarf noch sehr 
der bestätigung, und völlig unwahr ist, dass osk. petora aus 
dorisch zézzops¢ entstanden. Als belege finde ich: osk. pomptis 
(πέμπα) = quinque; osk. petora (äol. (πέσσυρερ) = = quattuor; 


osk. pus, pai, pud, pieis, pas, piei, pam, pis, pid = = qui 4086 


c PT. | E 449 


quod, enius coi, quam, quis quid; osk. pestlam das Mommsen 
e 


nicht zu erklären weiss, offenbar = castellum; osk. patanai 
(sikeliseb πατάνα patina?)) — dem stadtoamen Catans, catinum 
(napf, hölung); perperus = querquerus (febris querquera oder 
quercera wobei man mit unrecht gleich wieder ins griech. xag- 
καίρειν hineintappte); perpetuus zur porta Querquetulana; populus 
zu copula; palumba zu columba; παίω zum plautinischen caio; 
pavere zu cavere; poculam zu capula; die dea Luperca endlich 
ist ohne zweifel = Lucerca (mit fehlendem r : Lucetia) also 
entweder die Juno Lucina vom lakinischen vorgebirg oder die 
Venus Lucrina vom Lukrinersee. Der wechsel von C und P in 
Luceres (Luperes) und der anklang an lupus mag veranlassung 
zur fabel von der romulischen wölfin gegeben haben. 


Dagegen steht osk. Calatia zu palatium; osk. ker le 
rus, dea Ceres) zum lat. parere wie genius zu gignere; osk. 
xiog — Pius; osk. censere zu pensare (vielleicht ist auch cen- 
tum mit pendere zusammenzustellen); osk. castrum und Castro- 

e e 

nius zu pascuum, pastor; osk. kiipiis Cipius = Pupius; osk. 
Capue = Papia alte stadt (darf auch die porta Capena hierber- 
gezogen werden?); osk. kk entstand aus kd eder kt; cedo 
(bitte) = peto. Es fällt nicht eben schwer hier festzustellen, 
welche konsonanten die einzelnen dialekte vorgezogen, weiche 
der sprachgeist theilweise als heterogen von sich ausgeschieden 
habe. Bei den Oskern lautet die eine hälfte der wörter mit P, 
die andere mit K an, sie bedienten sich also beider buchstaben 
ziemlich gleichmässig ; den Safinern bleibt P (Pincius = Quinctius, 
Tarpe im Vestinerland und die Tarquinier, Palatium neben Ca- 
latia, Casperia von cascus) und T gesichert, während die La- 
tiner allein das weichere P und T der nachbarsprachen mit 
grosser konsequenz in ibr rauhténendes C oder gr übersetzten. 
Die gruppierung ist demnach etwa diese: 

Appius. 

Eppius (iu falscher schreibung Aeppius) und das dem. Eppi- 

lins. — Ceppius. 

Oppius und Opius. 

Apponius (Aponius), Apponielenus. 

2) Auch der sikelische dialekt liebt P : λέπορις == λωγώς, dower 

zu λυπέω. 


420 ᾿ cP T. 


Appaedius (Apidias). 
Epidius (Aepidius). 
Oppidius. 
Eppanins. 
Apusius (Apisius, Apusulenus), Epurius (rhotaz. für 
Epusius), Opisius Opsias. 
Opsidius. | 
4.: Ein weiterer schritt in der namenbildung geschah de- 
durch, dass jeder von den beiden dialekten welche (ausser dem 
latinischen) hier in betracht kommen, nun auch jenen bachsta- 
ben. als vorschlag behandeln konnte der mit dem latinischen 
C correspondierte. So finden sich von P : Pausculanus = Auscı- 
lanus, Pancius vow ancus, Plaetorius Plarentius Plarius; von 
T : Tamullius neben Amulius, Tarpe und Tarpeins, Tarquinius 
neben Arpinum; ferner: 
a) von Accius: 
Paccius (Paqvius woraus Pacuvius, Paacius, osk. Pakins, Paxeus 
Baxius und das dem. Paculeius (Pacilius),— Bocius (M. 5485). 
Paquedius, Pacideius. 
Paconius. . 
Tagullius. | 
b) von Attius: | 
Battius, Bassaeus (statt Basseius). | 
Pettius, Bettius und dem. Pettuellius, Betuellius. 
Batonius. Patidius, Bassidius. 
Tattius, Tatius. 
Tetteius (Tettaeus, Tettius, Tetius). . 
Tettianus, Tettienus. Tettedius (Tettidius, Tetidius). 
c) von Appius: 
Papius, Babhius (osk. babbiis). 
Bebbius, (nur M. 1854 ID, 47 wo vielleicht Seppius zu lesen). 
Poppaeus. 
Bubbius und Pupius mit dem deminut. Poppuleius (Popilius Po- 
pillius). 
daraus: Baborius, Papirius. 
Papinius. 
Pappedius , Poppaedius (Popidius). 
5. Mit vorgeschlagenem V (wie Venuius Velia Venusia su 
Eonius Elea Canusium): 


CPT. a 424 


a) von Aceius: Vacellius (Vagellius, Vecillius). 
Vocullins (Vogilius). 
Voconius. 
b) von Attius: Vettius, dem. Vettuleius. 
Vettienus, Vettenus, Vettulenus. 
Vettedius (Vetedius) Vettiedius (Vettidius). 
Vottonius. | 
6. Eine nicht weniger grosse reihe gentilnamen lässt sich 
von avus (grossvater) ableiten; bekannten gesetzen folgen: 
Aveius (Avaeus, Avius) mit dem deminutiv Avelius (Avilius 
Avillias Afıllius) contrabiert Auleius (Aulius) und den deriveten: 
Avianins Avienus Avionius Avonius. 
Afiedius (Avedins, Avidios). Avidienns. 
Avillienus (Aulienus Aulenus), Avilledias. 
Ovius (Ofius), Ovellins (Obellius Offellius Ofellios Ofillins 
| Ofilius). 
Orinius (Ofinius), Ovanius (Ofanius), Ofonius. 
Ovidius (Obdius Ofdius Obdius); Ovilonius und Oviolenus. 
Mit vorgeschlagenem C oder 6: 
Gevius (osk. gaviis) und der stadtname Gabii. 
Cavellius (Cavillius, Cavilius), Cabilenus. 
Gavedius (Gavidius), Gavennius (Gavisius). 
Mit vorschlag des P : Pavillius. 
mit V : Vavidius, Veveius. ä 
In all diesen aufgeführten formen kann nun (mit susnahme de- 
rer die mit Ὁ anlauten) ‘der inlaut zuweilen sein V verlieren, 
ähnlich wie audii boum denuo Guaeus 4aog aus andivi bovum 
de novo Gnaivus Davos entstand. Dieser art sind: 
Ahius, Aius. 
Aianius, Aienus; Aiadius, Aiedius. 
Eiedius, Eionius. 
Caius, Haius. 
Gaidius und die stadt Caiets. 
Ceius, Heius. 
Ceionias, Heieleius. 
Mit vorgeschlagenem T: 
Teius, Teiedius (Teidius). 
MitV: Veins (der stadtname Veii), Veianius, Veionius, Veidius. 
7. Wie sich lat. Maius zu osk. Maesius verhält, so ste- 


422 OPT. 


hen. Blaius zu Blaesius, Raius zu Rbaesius (Resius, Reesius) 
Laius zu Lesius, Traius zu Traesius und, was uns hier zu- 
nächst interessirt, Caius zu Caesiss mit den abgeleiteten formen: 
Caesellius (Cesellius), rhotazist. Caerellius, Cerellianus (Gerella- 
pus), Caesellinus, der stadtname Aesula (Faesulae), Caesienus, 
Caesenus, Caesenins (Caesennius), Caesonius Caesonianus, Caesi- 
dius, Caesntius, Caesetius, Caesolenus.— Gebildet wie osk. casnar 
ist das uralte (nicht blos etrurische) wort aesares (götter, alse 
eigentlich blos „die alten”) und Caesar mit dem gentilnamen Cae- 
sernius und der stadt Aesernia. Die namen Faesasius und Fae- 
sonius mit safinischem vorschlag des F gehören in dieselbe klasse, 
und mit anlautendem V: Vesius, Vesuellius (Vesullius), Vesonius 
(die dea Vesura!), Vesuedius (Vesedius), Veserius und der name 
des bergs Vesuvius (Vesvius, Vesbius)- — Ferner kenn, wie 
Caesellius ein Caerellius neben sich hat, von Caesenius (Cae- 
sennius) und Essennius auf Haerennius (Erennius, Errennius, He- 
rennius, Herenius) mit dem deminut. Herenuleius und der saf. 
bildung Ferresus geschlossen werden. 
8. Kleinere reihen sind: 
Bimius von binus (zwei jahre alt), übrigens nur M. 617 auf 
einer Apuleserinschrift und wenig sicher. 
Campylius von χαμπύλος und Camurius von camurus gekrümmt. 
Cascius uud Cascellius von cascus. 
Casineius (und casinius) von casinus (alt). 
Casnasius von osk. Casnar (der alte). 
Egaatius und Viguetius, Egnatuleius von geatus (d. sobn) mit 
vorgeschlagenem E wie bei enos edepol ecastor etaato. 
Gemivius von geminus (zwillingsbruder). 
Germanius. 
Mamius (von mamma) mit Mamilius, Mamienus, Memonius, 
Mamidius. Memmius und Mummeius (Mummins). 
Matrius (wenn nicht vom kult der magna Mater), Matronius. 
Nepotius. 
Novercinius. 
Numpidius und Nymphidius (von nympha, oder vom nym- 
phenkult ?) 
Orbius (orbus waise) Orfius, Orfellius, Orfidius. 
Priscius , nur M. 1854 Il, 2 wo vielleicht Criapius zu lesen 
sein wird. " 


enius. a Ai 

purius (bastard), = ot 

erginius (von virgo. Virginius begegnet nie, denn M. 843 
ist der name mamcher); etruskisch vergnas. 

etilius. 


eturitis. 

9. Von den zahlwörtern die bekanntlich ehemals zur be- 

hnang der kinderscala verwandt warden, begegnen unter den 

ilnamen folgende: 

ecundias. 

etreius (von petora 4, als cognomeu und noch declinierbar 
Petorus), abgeleitet: Petronaeus (für -eins, Petronius) 
und das cogn. Petronianus; mit vorschlag Opetreiius (und 
Opetrius). 

Bintins und Quinetias, Cincius; safinisch Pineius von Pinus 
(Nomas sohn) = quintas, mit Pinarius, Pineius, Pontius 
(für Pomptius aus Pompns) und Pompeius. I verhält sich 
zu Ὁ wie ille za ollus, sispes zu sospes, Ortona zu 
Hirpina, Ὀρτώνιον bei Strabo 5, 242 zu Histonium (was 
ohne zweifel dort gemeint ist), Bevianum zu bivium 
(nicht von bos). 

deminutive sind: Pontuleius (Pontilius), Pompullias.(Pompi- 

), Pompulenus, Pompulledius. Doch Pompucleius ist wohl 

ein graphisches versehen statt Pompuleias. 

bgeleitet: Pompennius, Pomponaeus (Pomponius), Pomponenas; 
Pontienus und Pontedius (6109 unsicher) Pontidius; end- 
lich das cogn. Pomptinus. 

extius und Sestius; Sextulelus (Séxtilius, Sestilius, Sestlius, 
(die beiden letzten nicht hinreichend geschützt); Sescenius 
(= Sest.), Sextidius und Sestidius. 

eptumius (Septimius), Septumuleius; Septimienus und Septi- 
menns. 

etavius (Octabins), Octavidius. Ä 

ie sich von septem decem ein septimus decimus bildete, so 
chemuls von novem ein novimus, numus. Daher Numius 
und, was dasselbe ist, Noma (== Numas, wie osk.Maras, 
Tanas und die messapische reihe), Numoleius, Namonias, 
Numiedius (Numidius), Numisius und Numisenns, Numpsius 
(Numsius), rhotaz. Numerius. 


494 ΟΡ T. 


Decumius (Decimius). 

10. Von der geburtszeit hergenommen sind: 

Maneius (und Manneius) mit Manilius Manlius Mallius Malle. 

- ius (Mallonous 2559 ist ein schreibfehler) Menlius Ma- 
nie(aus 6810, 186), nicht etwa von manus (gut), son- 
dern von mane (morgens); ebenso Matteins (Matius) und 
Matienus vom stamme mat-(matutinus, meter matuta). 

Creperius von Creperus (dämmernd), also der zur zeit des 
crepusculum geborene. 

Lucius von lux (einmal Luucius 4304; auch Lucceius, Luc 
eius) Lucullias (Lucillius Lucilius Luxiliu, Luxsilius 
279), Lucidius, Luculanus. 

Serius und Serotin(us) spätgeboren; vielleicht auch Cordius 
von cordus spätzeitig. Postumius, Postumulenus. 

Nonius und Nounius, Nunnius und Nunnuleius der en den no- 
nen geborene, wie Itius und das cogn. Aetius auf oak. 
seteis, tuskisch ftus, lat. idus .weisen. 

Was hedeutet aber Anneius (Annaeus, Annaius, Anneus, An- 
nius)? mit seinen derivaten: Annienus, Anniolenus, Auianus, 
Anonins, Aninius, Annidius, Anicius; saf. Fennius und Fanius, 
Dannius Tannonius, Bannius; Gennius und Gennonius; Ennius, 
Vennius, Venuleius (Venellius, Venelins), Vennonius, Venidius. 
Hat das wort hier etwa prägnante bedeutung uud bezeichnet den 
herbst, die tage der fruchtreife? oder erhielt die spätgeburt die- 
son namen zur zeit als das jahr noch nicht über zehn monate zählte! 

Karlsruhe. C. Wilhelm Fröhner. 


Zu Phanokles. 
In Phanokl. fr. 1,5 oder Stob. Flor. LXIV, 14, 5 lesen die 
herausgeber : 
ἀλλ᾽ αἰεί μιν ἄγρυπνοι ὑπὸ ψυχῇ μελεδῶναι 

ἔτρυχον, θαλερὸν δερκομένου Καλαΐν: 
aber ὑπὸ ψυχῇ ist unverständlich: man bat es wohl nur beibe- 
halten, weil man nach Gaisford annehmen musste, es stehe im 
A: de aber A wie B wirklich ὑπὸ ψυχὴν hat, so ist dies in den 
text zu setzen und Unszevyos ψυχὴν zu verbinden. Vrgl. Nicand. 
Alexiph. 82: . . αὐτὰρ ὁ θυμῷ 

ψαυσιόεις 01005019 ὑποερύει καμάτοισιν. 

Ernst von Leutsch. 


— 


X. 
Ueber die sogenannten korinthischen vasen. 


Bei der erörterung der frage nach der herkunft der soge- 
annten gemalten griechischen vasen steht die bestimmung einer 
rewisser classe derselben, welche von den archäologen bisher 
sit den verschiedentlichsten uamen bezeichnet worden sind, im 
Ὁ fern in dem vordergrund, als dieselben für die ältesten er- 
'eugnisse dieser kunsttechnik: gehalten werden, und hiermit einen 
usgangsponkt für die richtige würdigung der ganzen gattung 
u geben versprechen. Man hat diese vasen in folge des ihnen 
'ukommenden mehr ansländischen, und zwar orientalischen, als 
ein griechischen charakters, nicht ohne mehr oder weniger di- 
ecte hindeutung auf ihren ursprung mit den namen ägyptischer, 
igyptisirender, phönikischer, phönikisch-babylonischer, ägyptisch- 
ebylonischer, asiatischer, babylonisch - assyrischer . bezeichnet, 
‚hne sich klar su machen, ob die noch vorhandenen exemplare 
ieser classe, oder doch einige derselben als wirkliche fabricate 
ener länder, oder nur als griechische nachbildungen von der- 
rleichen erzeugnissen oder des kunststils und der technik dieser 
änder anzusehen seien, fragen, deren wohl erwogene unter- 
cheidung und eingehende beantwortung vor misagriffen, welche 
in eine babylonische sprachverwirrung fast erinnern, bewahrt 
iaben würde, indem z. b. schon die wahrnehmung, dass in meh- 
erm der bezüglichen länder, soweit bekannt, keine spur von 
ler ausübung einer solchen technik in gebranntem und gemaltem 
hon nachweisbar ist, schwer in die wagschale gefallen sein 
viirde. Man hat zur erklärung der thatsache, dass vasen die- 
er art bisher nur auf griechischem oder griechischem verkehr 


1236 Ueber die sogenannten korinthischen vasen. 


zugänglichem und italischem boden gefunden worden, die hype- 
these von importation häufig geltend gemacht, ohne ernatlich dar- 
nach zu fragen, ob denn jene länder exportationsgegenstände 
dieser art gehabt oder producirt haben. Dass aber z. b. die 
Phönikier, welchen man in neuester zeit mit besonderer vor- 
liebe das geschäft dieser importation zugewiesen hat, vielmehr 
attisches thongeschirr zu den Aethiopern gebracht, berichtet Sky- 
lax 1), und wenn eine einfubr ‚aus Phönikien schon früher als 
unerweisbar abgelehnt worden war), so wird eine solche neu- 
erdings von Maller 5) mit-recht so feage als dine unwährschein- 
liche bezeichnet, als von einem solchen pbönikischen fabricate, 
gegen welche bezeichnung sich auch Gerhard *) mit gutem grunde 
erklärt hatte, und handelsartikel anderweitig etwas bekannt 
werde. Selbst schon die verschiedenheit der ausgesprechenen 
ansichten und benennungen erweckt kein zutrauen zu den ge- 
machten erklärungsversuchen, und man scheint in verzweifelung 
über ein zu erzielendes sicheres resultat sich mit einer conven- 
tionellen formel zufriedengestellt zu haben. Alle bisherigen be- 
mühungen haben nur das eine, aber auch allgemein anerkannte 
zesultat zur folge gehabt, dass die verzierungen dieser gefässe, 
sowohl die darstellung der thierfiguren für sich, als auch ihre 
composition an bilder asiatischer kunst und cultur erinsern’°), 
im allgemeinen eine bei dieser frage allerdiugs sehr wichtige 
thatsache, welche, in verbindung mit anderen, auf die ursprüng- 
liche befruchtung der griechischen kunst aus dem orient aller- 
dings einen rückschluss zu thun gestattet, keineswegs jedoch 
zur aufbellung des entwicklungsganges, welchen diese khnstgat- 
tung bei den Griechen genommen, ausreicht δ). 

In der überzeugung, dass mittelst jener oben augefübrtes 
bezeichnungen zur Lösung der schwebenden frage kein schritt 
weiter geschehen sei, ja dass dadurch der stand der sache eber 
verwirrt als aufgeklärt werden könne, hat man sich in neuester 
zeit, vornehmlich auf die autorität, Raoul - Rochette’s und Kra- 


1) 8. revision der herkunft gr. vasen (Denkschr. der gesellsch. f. 
wiss. u. kunst zu Giessen 1, S. 84). 

2) Ebendas. 8. 55. 

3) Z. f, d. alterthumswiss. 1855. S. 328. 

4) Kunst der Pbönikier S. 15 und 11. 

5) Gerbsrd a. ἃ. O. 

6) Revision 8. 55. 


. Weber die sogesanuten herinthisachan vasa 487 


mer’s, in der annahme vereinigt, dass diese gefüsse korinthi- 
sehen ursprungs seien. Dieser ansicht, welcher man ohne wei- 
teren anstand als einer ausgemachten sache folgen zu dürfen 
glaubt 7), scheint sich auch in neuester zeit, vornehmlich aus 
einem weiter unten zu erörteraden grunde, Otto Jahn zuzuwen- 
den, welcher bekanntlich in der einleitung zu k. Ludwigs va- 
sonsammlung 1854 se vollständig und allseitig, wie niemand 
vor ihm, die ganze lebre von den gemalten vasen der Griechen 
behandelt hat, spricht jedoch wiederum S.cxivu seine meinung 
mit so auffallender vorsicht aus, dass man wohl annehmen darf, 
wie ihm keineswegs entgangen, dass in manchen der weiter un- 
ten von ihm erkobenen thatsachen gegründete momente zum 
sweifel entbalten seien. Immerhin aber wird diese Ansicht als 
sufrecht stehend angenommen, ist auch nach dem erscheinen 
seiner schrift in voller geltung wieder jüngst festgehalten wor- 
len ®), und der verfasser dieser zeilen, welcher derselben mit 
;ntschiedenheit entgegen getreten war, wird, obwohl ibm die 
riftigkeit von drei hauptbeweisgründen ausdrücklich zugestan- 
len wird, von 0. Jahn mit dem ausspruch abgefertigt, dass der- 
jelbe mit den vasen selbst zu wenig vertraut sei, um ein siche- 
es urtheil zu haben. Diese art der abweisung einer eutgegen- 
itehenden, unbequemen meinung kaun auf sich beruhen bleiben, 
la jeder unbefangene weiss, dass bei ermittelung des wabren 
ine grössere oder geringere vertrautheit mit einem gegenstande, 
nsofern diese, wie in dem vorliegenden falle, grösstentheils von 
elativ günstigerer gelegenheit zur autopsie oder längerer und 
nbaltenderer beschäftigung mit dem gegenstande abhängig ge- 
‚acht wird, an sich noch keine ausschliessliche berechtigung 
ur entdeckung des richtigen giebt. Ich ergreife aber geru die 
egebene Veranlassung auf den gegenstand zurückzukommen, 
eineswegs jedoch in der absicht, was ausdrücklich bevorwortet 
rerden muss, die frage von dem ursprung der in rede stehen- 
en vasengattuag auf eine positive weise zu beantworten — 
enn dieses hiesse allerdings solchen, welche mit dem gegenstande 
ertrauter sind als ich, vorgreifen — sondern nur die gründe 
u prüfen, auf welche man die positive behauptung der korin- 


7) So z.b. Suppl. au tome XIX. des Ann. de l'iust. arch. 1850. 5.409. 
8) Gerhard Arch. zig. 1855. no. 81 B. s. 114. Anz. no. 82. a. 88”. 


428 Ueber die sogenannten kerinthischen vaden. _ 


thischen herkunft stützt, indem bei dem mangel jeglicher suc 
drücklicher überlieferung aus dem alterthum, falls diese grüude 
nicht stichhaltig befunden werden sollten, die von mir "ausge 
sprochene negation in voller kraft verbleibt, mittelst welcher 
übrigens wie ausdrücklich bemerkt worden war), die möglich 
keit korinthischer fabrikation keineswegs in abrede gestellt, soa- 
dern nur behauptet worden ist, dass der für eine solche annabme 
erforderliche beweis noch nicht als erbracht angesehen werden 
könne. Was ich nun jetzt nach wiederholter betrachtung des 
Gegenstands zu sagen habe, glaube ich um so angemessener ia 
einer prüfung derjenigen punkte niederzulegen, welche meiser 
damaligen behauptung von einem der bedeutendsten archäologen 
vom fache in ungerechtfertigtem eifer entgegengesetzt wordes, 
als derselbe sowohl den korinthischen ursprung der gefüsse am 
ausführlichsten nachzuweisen und zu vertheidigen versucht, als 
auch anspruch auf die entdeckung dieser thatsache gemacht hat, 

Raoul-Rochette stützt in dem gegen mich gerichteten ar- 
tikel 10) seine ansicht auf die zeugnisse des Plinius und Stra- 
bon, von welchem jenes nur einer kurzen beleuchtung bedarf, 
da er selbst eingesteht, dass in der fraglichen stelle 11) nur von 


9) Rev. 5. 62: „Wenn biernach die annahme koriothischer fakrikeo 
als unerweisbar sich herausstellt, so soll hiermit keineswegs die existent 
von dergleichen als möglich geleugnet werden, da wie in so vielen aa- 
‚dern griechischen städten, so auch in Korinth, dergleichen vorhanden 
gewesen sein mögen, was für spätere zeilen als wahrscheinlich selbst 
zugestanden werden kaon.” Es gereicht mir zu besonderer genugthoung 
wahrzunehmen, dass nachdem gegenwirtiger aufsatz niedergeschrieben 
worden, sich auch Ross Arch. Aufs. I. S. ıx flg. gegen die ausschliess- 
liche annahme korinthischen ursprungs ausgesprochen, und auch andere, 
weiter unten nschzutragende ansichten ebendaselbst ausgesprochen hal, 
welche mit den meinigen übereinstimmen. 

10) Ann. dell’ inst. XIX, p. 237 fig. Wenn ich erst jetzt auf eine 
erwiederung auf diesen artikel eingehe, so wird diese verspätung, wel- 
che ihren grund lediglich in dem objectiven charakter meiner wissen- 
schaftlichen bestrebungen hat, der sache um so eher zu nutzen gerei- 
chen, als jetzt nach dem für die wissenschaft zu früh erfolgten tode des 
mir im leben befreundet gewesenen Gegners der (regenstand frei vos 
dem einflusse irgend welcher persönlichen beziehung behandelt werden 
kann. Belehrung oder auch rechifertigung pflege ich der zeit zu über- 
lassen, und würde ohne die neueste veranlassung auch ferner geschwie- 
gen haben. 

11) Plin. N. H. XXXV, 12, 43: eiusdem opere terrae fin ex 
argilla similitudines Dibutades Sicyonius figulus primus invenit Coriathi, 
filiae opera, quae capta amore iuvenis, abeunte illo peregre, umbram 
e facie eius ad lucernam in pariete lineis circumscripsit, quibus pater 
eius impressa argills typum fecit et cum ceteris fictilibus induratum igai 


Ueher die sogenannten kerinthischem vapew. 429 


der in Korinth geübteu thonplastik im Allgemeinen die rede sei. 
Wenn nämlich aus diesem gebrauch der thonplastik, welche aber 
ven Plinius Koristb gar nicht einmal ausschliesslich zugespre- 
chen wird, RR. sich zu dem schlusse berechtigt glaubt, dess 
darunter auch die fertigung von thongefässen zu verstehen sei, 
80 spricht wenigstens Plinius eher von allen andern gebilden 
aus diesem stoff, nur nicht von Vasen, ganz abgesehen davon, 
dass von der fertiguug von thongefässen bia zu der gattuug der 
gemalten und zwar der in rede stehenden gattung noch ein 
grosser sprung ist. Bevor aber erwiesen sein wird, dass va- 
sen dieser art zugleich von Plinius gemeint seien, kane diesem 
zeugniss in der vorliegenden frage entweder gar kein, oder im 
günstigsten falle nur ein ganz secundäres gewicht beigelegt 
werden, was auch Jahn s. cxLvil offen zugesteht. 

Dasselbe urtheil gilt von Strabons stelle '*) in beziehang 
auf die bekansten sogenannten nekrokorinthien, gleichfalls un- 
ter beistimmung Jahns a. ἃ. o., nur dass ausserdem RR. nicht 
aufrichtig verfährt, wenn er aus Strabon OZTPAKINA ganz 
besonders hervorhebt, und erst in einer anmerkung hinzufügt, 
dass dazu rogevuasa gehöre, was nicht von werken von ge- 
branntem thon in erhobener arbeit, wie ich erklärt, sondern in 
dem allgemein angenommenen sine von gebrannten vasen zu ver- 
steben sei. Den beweis für diese deutung ist er schuldig ge- 
blieben, und ich glaube nicht, dass Kramer oder Gerhard, wel- 
che diesen ausdruck ebenso gefasst bätten, nach dem von mir 
8. 118 bemerkten diese ansicht jetzt noch theilen werden. Aber 
wenn auch selbst thongefässe zu verstehen, so sind dieses noch 
immer nicht gemalte, geschweige die in rede stehende gattung. 
Hierzu kommt noch ein auch vou mir unangemerkt gebliebener 
punkt, der gebrauch von ὄστρακον und ὀσεράκινος, welches wort 
im gegensatz von κέραμος, welches die eigentliche bezeichnung 


proposuit; eumque servatum in Nymphaeo, donec Corinthum Mummius 
sverteret, tradunt. 

12) Strab. Vill, 6, 23, p. 381 Cas.: of τὰ ἐρείπια κινοὔντις καὶ τοὺς 
τάφους συνανασκάπτοντες εὕρισκον ὁσι gaxivur τορευμάτων πλήθη, πολλὰ 
Re καὶ χαλκώματα. θαυμάζοντες δὲ τὴν κατασκευὴν οὐδένα τάφον ἀσκευώ- 
ὕῷτον εἴασαν, ὥστε εὐπορήσαντες τῶν τοιού των καὶ διατιϑέμεν οι πολλοῦ 
Νεκροκορινϑέων ἐπλήρωσαν τὴν Ῥώμην" οὕτω γὰρ ἐκάλουν τὰ ἐκ τῶν 
age» ληφθέντα καὶ μάλιστα ta ὀστράκινα. κατ᾽ ἀρχὰς μὲν οὖν ἐτιμήϑη 
'φόδρα ομοίως τοῖς χαλκώμασειν τοῖς Κορινϑιουργέσιν, εἶτ᾽ ἐπαύσαντο τῆς 
πουδῆς ἐκλιπόντων τῶν ὀστράκων καὶ οὐδὲ κατορϑσυμένων τῶν πλείστων. 


Phileloges. XI. Jahrg. 1. 9 


48) Deber die sogenannten kerinthischen vasen, 


für fabrikate aus feinem thon, namentlich vasen ist, nur vea 
gefässen aus gröberem stoffe, wes man eher irdenes geschirr 
nennen würde, gebraucht wird. Wir erinnera nur am die bei 
Theopbr. H. plant. VI,7,3 erwähnten blumenscherben oder tépfe: 
ἐν ὀστράκοις δὲ ὥσπερ οἱ Adwnıdog κῆποι σπείρεται. So im ver- 
ächtlichem sinne λόγος ὑστράκιφος bei Arrien. Diss. Ill, 9. Es 
wird sich kein beleg fir den gebrauch des worts von gemaltes 
vasen nachweisen lassen. 

Ferner wenn deg umstand, und zwar als ein „fait capital”, 
herbeigezogen wird, dass Korinth die erfindung der töpferscheibe 
zugeschrieben werde, so wird diesem momente, woraus übrigens 
auch wieder nichts weiter als die gar nicht in zweifel gezogene 
tbatsache korinthischer fabrication von thongefässen folgt, die 
spitze dadurch abgebrochen, dass dieselbe erfindung, wie gar 
nicht anders zu erwarten, auch andern beigelegt wird '5), und 
überhaupt anf angaben dieser art, was in bezug auf die im frage 
stehende schon Barth 15) bemerkt hatte, nicht viel gegeben wer. 
den kann. Dieses der grund, warum dieser puukt, weil für 
die frage ganz indifferent, von mir absichtlich unerwähnt ge- 
lassen worden. 

Von nicht grösserer beweiskraft sind die von mir keines 
wegs, wie RR. glaubt, übersehenen 15), bei Diphilos erwähs- 
ten Κορίνϑιοι κάδοι, welche unter audern gegenständen des laxus 
als kostbare gefässe, jedoch ohne irgend welche beziehung auf 
ihre sonstige beschaffenheit, bei einem gastmahle von einem Pa. 
rasiten aufgeführt werden. Auch liegt in dem sehr vieldenti- 
gen 16) worte κάδος ganz und gar nicht eine beziehung auf thon, 
da auch eherne bei Sophokles erwäbnt werden, und nach des 
umständen zu urtheilen, unter welchen Diphilos derselben ge 
denkt, ist weit eher an kostbare aus edlem metall gefertigte zu 
denken, als umgekehrt, so wie auch die von Cicero Il Verr. ἢ, 
72, 176 aufgeführten vasa Coriothia niemand für thongeschirr 
erklären wird, zumal da die soüst erwähnte supellex Corinthis 

13) S. Polydor. de inv. rer. II, 25. 


14) Corinthioram commercii et mercatorae historia p. 16. 
15) 8. Rev. s. 121. — Diphil. ap. Athen. VI, 236, T.1V Com. Gr. 
Fr. p. 404 Meinek.: ὅταν μὲ καλέσῃ πλούσιος δεῖπνον ποιῶν 
οἱ κατανοῶ τὰ τρίγλυφ᾽ ord? τὰς στέγας, 
οὐδὲ δοκεμάξω τοὺς Κορινϑίους κάδους, 
ἀτενὲς δὲ τηρῶ τοῦ μαγείρου τὸν καπνόν. 


16) 8. Jahn a. a. ο. 9. xcı. 


Ueber die segennuaten kerinthischeh vaden. 181 


sammt den Corinthiarii 17) auf nichts anders als auf arbeiten 
aus metall bezogen werden kann, wie zum .überfluss. der..bei 
Grat. p. 6398 erwähnte Thalamus a Corinthiis faber beweist. 
Endlich wurden schen Rev. a. a. o. korinthische trinkgeschiere 
von gold nachgewiesen, womit noch Athen. ΧΙ. p. 488 C zu 
vergleichen ist. Alles dieses bleibt aber von RR. unbeachtet. 
Dagegen wird weiteres gewicht auf korinthische hydrieu gelegt, 
welche von Athenaeus 18) zur erläuterung solcher gefässe ange 
führt werden, welche eben zwei ohren und am bauche eben so 
viele hatten. Da jene nun ohne Zweifel von thon gewesen, was 
men zugeben kann, so habe man hiermit eine sichere nachwei- 
sung eigentbümlich koriuthischen thonfabricats. Allein hier ist 
man noch immer fern von gemalten vasen: auch ist von exem- 
plaren jener art noch kein ähnliches in Korinth zum vorschein 
gekommen. Ueberhaupt sind mit der form dieser gefässe nur 
von weitem vergleichbar die von lahn taf. 1. unter 84 und 46 
angegebenen. Ansserdem ist es nicht einmal als ausgemacht aa- 
zusehen, dass bei Athenäus bydrien von thon gemeint seien, da 
unmittelbar vorher vergleichsweise gleichfalls ἔργα Kogırdıana 
von metall in getriebener arbeit angerufen werden: es könnten 
unter jenen bydrien recht gut eherne gemeint sein, nicht für den 
gewöhnlichen gebrauch bestimmt, sondern solche, welche nach 
der form dieser gebildet und geuannt vielmehr dem luxus dien- 
ten, wie die bei Athen. V. p. 199 D erwähnten bydrien von 
silher. 

Hierbei noch ein wert zu dem bereits Rev. p. 60 über die 
Tberikleischen getässe bemerkten. Wenn nämlich auch diese ia 
der vorliegenden frage geltend gemacht werden sind, da der 
kerintbische Therikles uns als töpfer genannt wird, so muss 
eine Beziehung auf diesen aus einem äbnlichen grunde, wie in 
dem vorher berührten falle, abgewiesen werden. Man hat näm- 
lich überseheu, dass das charakteristische der therikleischen ge- 
fässe in cälatur bestand, was bei dem üblichen stoff derselben 
sus metall schon an sich angenommen werden darf, sich ausser- 
dem aus den bei Athen. XI, p. 460 B und p. 470 E fig. auf. 

17) 9. Jahn a. a. 0. s. xcı. 

18) Athen. ΧΙ, p-488 D: καὶ negli τῶν ater οὕτως διορίζονται, ὅτι 

εἶχε piv δυο ὦτα ἄνω, καθότι καὶ τἄλλα ποτήρια, ἄλλα δὲ dio κατὰ τὸ 


πὕὔρτωμα μέσον ἐξ ἀμφοῖν τοῖν μεροῖν μικρὰ, παρόμοια ταῖς Κορινθιακαῖς 
ὑδρίαις. ὁ δὲ ᾿Αἰπέλλης κτλ. 


9: 


482 Ueber die sogenannten kerinthischen vasen: 


bewebrten zeugnissen geschlossen werden kann, zum überfluss 
sich endlich aus dem worten sicher ergiebt: ἄλλοι δὲ isrogove 
ϑηρίκλειον ὀνομασθῆναι τὸ ποτήριον διὰ τὸ δορὰς [nicht μορφὰς] 
θηρίων αὐτῷ ἐνεεευπῶσθϑαι. Ferner Apolledores ebendas. p.472C: ᾿ 
ἐφοξῆς σερώματ᾽, ἀργυρώματα, 
ϑηρίκλεια καὶ togeved πολυτολῇ ποεήρια. 
ὅτερα. 
Wean nun aber auch zugestanden werden muss, dass mit dem 
namen therikleischer gefässe auch thönerne bezeichnet wurdes, 
nämlich nach den zeugnissen des Theopbilos bei Athen. XI, 
p. 472 Ὁ, Mein. Com. Gr. Fr. Hl, p. 627: 
τοτρακότυλον δὲ κύλικα κεραμόαν tive 
τῶν ϑηρικλείων πῶς δοκοῖς κεραννύδι 
καλῶς, ἀφρῷ ζέουσαν: 
ferner des Eubulos oder Araros ebendas. p.471 E: '9) wie dem 
euch von terebinthenholz gefertigte, von thönernen nicht zn us 
terscheidende aus T'heophrastos 0) ebendaselbst angefübrt werden: 
so wird doch aus allen bezüglicben stellen entnommen , dass 
der bilderschmuck dieser gefässe in erhobener arbeit bestanden 
habe, hiermit aber jede zusammenstellung mit gemalten vases 
ausgeschlossen wird. Denn ein paar bis jetzt bekannt gewor- 
dene exemplare von gemalten vasen mit figuren in relief, wie 
die sogenannte vase des Xenophantos (von welcher anderswo 
die rede sein wird) können als ausnabmen nicht massgebend sein. 
Endlich weist R. R. s. 239 auf die ausgrabung so vieler 
vasen, und darunter selbst von der fraglichen art 21), aus ko- 
riothischem boden hin, ein umstand, dessen tragweite ich gant 
verkannt babe, wenu er am schlusse bemerkt: „Le fait d’ase 
fabrique de eases corinthiens ne saurait donc étre mis en dovte, 
et j’avoue que j’ai peine ἃ eomprendre que... Mr. Osaan ait 
19) Meinek. Com. Gr. Fr. ΠῚ, p.226: & γαῖα κεραμέ, τίς σε Θηρικ- 
λῆς ποτε "Heevte κοίλης λαγόνος εὐρύνας βάθος ; Ἦ που κατειδὼς τὴν yurar- 
κεῖαν φύσιν Sic οὐχὶ μικροῖς ἤδεται ποτηρίοις. ον 
20) Athen. ΧΙ, 470 Ε. Ε: ὅτι δὲ κύλιξ ἐστὶν ἡ θηρίκλειος σαφῶς παρ- 
ἐστησι Θεόφραστος ἐν τῇ πιρὶ φυτῶν (V,3, 2, p. 180 Schn.) iorogig> dıy- 
γούμενος γὰρ περὶ τῆς τερμένϑον gyal’ ,,Ὑ ουνεύεσθαι δὲ ἐξ αὐκῆς καὶ zu- 
λικας Ongexdeious, tots μηδένα ϑιαγνῶναι πρὸς τὰς xepaniac.” 
21) ,,ΠΙ s’agit, sagt RR., d'un nombre considérable de vases de terres 
cwifes peints, trouvés dans des tombeaux de Corinthe méme; vases de 
toute forme, généralement de petite dimension, la pluspart(?) aussi de 


cette fabrique primitive, ἃ fond jaune clair, parsemé de rosaces et 
figures d’animauz fantastiques”. 


Weber die segenanaten heriathicchen vaskın. 483 


Β ne temir aucun compte de ces temoignages ot de ces monu- 
ents qu’il devait connaitre, pour arriver ἃ nier l’existenoe de 
atis fabrique”. Hierauf ist su erwiedern, dass diesen angeblich 
uf koriathischem boden gemachten entdeckungen so weit rech- 
ung getragen worden ist, als diess nach der damaligen sach- 
ıge und den vorhandenen berichten zulässig erschien, wie man 
ich aus Rev. s. 119 überzeugen kann. Wenn ich die mir da- 
als zugängigen mittheiluagen über diese ausgrabungen noch 
Is zu unbestimmte bezeichnen musste, um darauf schon ein fe- 
es urtbeil gründen zu dürfen, so ist die jetzt nun von BR. 
egebene ausführlichere kunde, nach brieflicher mittheilung der 
b. von Prokesch uud Bess aus Athen, gleichwohl wieder von 
or art, dass immer noch einige zweifel gerechtfertigt erschei- 
on. „Mais il y a plus, wird weiter bemerkt; nous avons dü 
pois ἃ l’un de ces deux antiquaires toute une collection de 
5 vases de Corinthe recueillis par ses soins ἃ Athénes et 
equis peur nötre cabinet des antiques” 332). Se hoch ich auch 
ıs urtheil der genannten beiden archäologen anschlage, so 
theint doch angenommen werden zu dürfen, dass ihre aussage 
beksichtlich der herkunft dieser vasen nicht durchaus auf eigner 
shraehmung oder erfahrung bei de» angeblichen entdeckungen 
5 ert und stelle, sondern auf die mittbeilung dritter gegründet 
i, und wenn die angeführte „ganze sammlung” erst in Athen, 
ie es beisst, zu stande gebracht wurde, so wird, wenn man 
eiss wie ven seiten der verkäufe? von antiquitäten rücksicht- 
ch der angaben des funderts verfahren zu werden pflegt, wehl 
m zweifel an der absoluten richtigkeit der behaupteten that- 
sche gestattet sein. Aber auch diese zugegeben, würde, wenn 
ir die schlussfolge RR.’s zu der unsrigen machen wollten, 
if die existenz von fabriken dieser art an allen denen ortem 
sschlessen werden müssen, wo nur immer vasen der fraglichen 
22) Hierzu kann ich selbst noch einen beitrag mittelst nachweisun 

per mit \inerfiguren verzierten schale des ältesten stils, welche ich 1 

1 Louvre sah, nach der etikette, zu Koriath gefunden, und 1852 von 
Delessart dem maseum geschenkt, liefern. Barth Coriathior. com- 
ıeii et mercaturae hist. p. 19 giebt die zahl der zu Korinth ausge- 
abenen vasen gegen 2000 an, doch wohl nur eine berechnuug in bausch 
Wi bogen. Nach einem von Ross (9. 59) erstatteten berichte über sus- 
abungen, welche im j. 1844 „in. der umgegend” von Korinth mit 
dtalich aus habsucht erregtem eifer von bauern vollführt wurden, be- 


if sich die zahl der sufgefundenen vasen im ganzen auf = als tau- 
od. Alles, wie man sieht, sehr unbestimmte nolizen. 


134 Ueber die sogenannten horinthischen vasen. 


ert in einiger anzabl zum vorschein gekommen sind. Dass lets 
teres der fall ist, bedarf keines nachweises: es wird aber nie 
mand hieraus auf das vorhandensein von fabriken, rücksichtlich 
der art des fabricats am wenigsten in ausschliesslicher weise, 
schliessen mögen 25). Wenn sich aber gerade in Korinth vases 
in verbältnissmässig grosser anzahl auffinden sollten, so kann 
diess an einem orte von solcher bevölkerung, luxus, handel und 
verkehr ger nicht auffallen. Wenn endlich RR. s. 286 mich 
„ie fait d’une fabrique corinthienne” absolut läugwen lässt, se 
braucht nur auf Rev. s. 62 verwiesen zu werden, we die mög- 
lichkeit von korintbischen fabriken nicht nur zugestanden, son 
dern für spätere zeiten als wahrscheinlich selbst angenemmes 
wird. 

So weit RR.’s beweisführang, bei deren widerlegung, se 
leicht sie auch gewesen ist, doch kein nur einigermaassen er 
kebliches moment übergangen worden ist. Wichtiger aber ist 
was zu gunsten der verbreiteten ansicht von Jahn s. cxLvn fig., 
unter beziehung auf Mommsen **) geltend gemacht worden ist, 
weil es ans der beschaffenheit der fraglichen vasen selbst eat: 
nommen ist, dass nämlich, da die auf denselben befindlichen 
schriftzeichen mit dem alphabet der anf Korkyra entdeckten al- 
ten inschriften iibereinstimmten, dieses als korinthisch angenon- 
men werden dürfe, indem das korkyräische ohne zweifel dabin von 
Korinth aus gebracht worden sei. Die letzte behauptung wird 
man nicht beanstanden mögen, aber wohl die frage aufzuwer- 
fen berechtigt sein, ob dieses angeblich korinthische alphabet 
wirklich in der weise Korinth ausschliesslich zukomme, dass 
man darauf weitere schlüsse bauen dürfe. Dass man nach dem 
jetzigen stand unseres wissens bis zur fällung eines solchen ur 
tbeils ermächtigt sei, muss ich wenigstens in abrede stellen. 
Vergleicht man z. b. die alphabete der korinthiscben und kor 
kyräischen inschriften Corp. Inser. 7 und 20, so wird man kei 
der anerkennung grosser ähnlichkeit doch wieder auf ungleich- 
heit stossen, und das zeichen des epsilon auf beiden steht in offes- 


23) Vgl. Ross a. a. o. s. x, wo dergleichen productionen aus Ae- 
gina angeführt werden. Auch zu Athen angestellte aufdeckungea von 
gräbern haben vasen derselben art (qui paraissent phéniciens) geliefert, 
nach Fauvel's bericht bei Ross s. 33. Noch andere fundorte auf des 
inseln werden ebendas. s. 67 namhaft gemacht. Noch vollständigere 
nachweisungen in der Ghersicht bei Jahn s. rxvi fig. und ıxz. 

24) Unterital, dial. 6. 35. 


Ueber die segenaunten keriathischen vasen. 435 


2arem widerspruch mit dem von Jahn ἃ, s. o. angegebenen al- 
shabete der vaseninschriften. Ausserdem findet sich mit aus- 
sahme des zeichens des epsilons in dem Jahn’schen alphabet 
kein einziges, welcbes sich nicht auf inschriftlichen monumenten 
anderer herkuuft auch zeigt, und es werde namentlich das koppa 
ἡ Wis solches hervorgehoben, weil RR. s. 250 in diesem Korinth 
der doch korinthischen colonien angeblich ausschliesslich ange- 
‚örigen gebrauch desselben eine bedeutende unterstützung seiner 
msiebt finden zu dürfen geglanbt hat. Allein da RR. gleich- 
seitig doch gezwungen ist einige ausnahmen dieser erscheinung 
ınzuerkennen, so entzieht er sich selbst wieder diese stütze, 
snd es kann jetzt noch hinzugefügt werdeu, dass wenn Rev. δ. 
58 bereits der gebrauch dieses zeichens auch auf attischen, oder 
lech ionischen monumenten nachzuweisen versucht wurde, atti- 
ihe inschriften, welcbe Göttling in dem aufsatz über Pelasgi- 
con und Puyx jüngst mitgetheilt, unzweifelhafte beispiele des- 
ıelben gebrauchs geliefert haben. Endlich erklärt aber auch 
Mommsen s. 88 selbst, dass das 9 auf korinthischen miinzen 
sicht viel beweise 25). Ueberbaupt, soll einer überstimmung in 
iusserlicben merkmalen dieser art eigentliche beweiskraft snge- 
ıtanden werden, so muss dieselbe nicht sowohl eine allgemeine 
ein, sondero in dem zusammentreffen eigentlich characteristischer 
igentbümlichkeiten bestehen. Von nicht geringerer bedeutung 
st aber folgende, von Jabn augezogene bemerkung Mammsens 


25) Wenn Jahn s. cıxız es unbegreiflich findet dass ich a. a. 0. zum 
reweis altischen gebrauchs des koppa unter andern belegen die inschrift 
corp. inscr. 166 beihrachte, da sie je nach alphabet und formen eine 
lorische sei, so bin ich damsis von der thatssche ausgegsngen, dass der 
tein in Athen gefunden worden, weswegen sie auch Béckh früher eine 
ittische genannt, später aber allerdings die anricht ausgesprochen hat, 
lass sie zwar in Athen gefertigt, aber einem andern volksstamm und 
twar den Argivern zuzuweisen sei, eine nach dem damaligen stand un~ 
eres paläographischen wissens allerdings gerechifertigte auskunft. Der 
ınbefangen urtheilende muss aber, nach entdeckung so mancher andern 
ten schrifturkunden, jetzt die überzeugung gewonnen hahen, dass die 
yenützung der schrifteigenthümlichkeiten, auf welche vornehmlich die 
Böckh’sche behauptung gegründet ist, zur ermittelung der herkunft eines 
»pigrephischen Monuments, vornehmlich für die älteren zeiten, von de- 
ren es sich handelt, zu den gewagiesten beweismilteln gehört, so dass 
ch den bisher versuchten beweis als noch nicht erbracht ansehen darf. 
Wenn Jahn die benutzung jener inschrift zu dem angegebenen zweoke 
‘ar zweifelhaft erklärt bälte, so wäre der sache genügi gewesen; aber 
ine zurückweisung miltelst thatsachen, welche erst noch ihre bestäti- 
ung bedürfen, nehme ich nicht an. 


486 Ueber die sogenannten kerinthiechen varen. 


selbst, wenn sie genauer angesehen und erwogen wird: „was 
man wehl auf einführung dieser gefässe theils vom Karkyrs 
(und Korinth?), theils von Sicilien, theils vou Attika zu be 
ziehen hat”. Also wird nur vermutbungsweise Koriuth neben 
Korkyra genannt, auf welchen letzteren ort, wenn man aaf, die 
übereinstimmung des korinthischen und korkyräischen alphäßets 
etwas geben will, zunächst die fertigung jener vasen bezogen 
werden müsste, was aber ernstlich zu behaupten meines wissens 
moch niemand gewagt hat. Bei der grossen von Mommsen an- 
erkannten mischung der verschiedenen alphabete, soweit solche 
uns bekannt, und bei dem mangel authentischer zengnisse, im 
besondern riicksichtlich des alten korinthischen alphabets kann 
ich dem von Jahn geltend gemachten grunde keine beweiskraft 
zugestehen und theile ganz die ansicht, welche Ress alte lokri- 
sche inschrift s. 15 ausgesprochen, „dass wir keineswegs im 
stande sind, für die verschiedenen gegenden Griechenlands, zu- 
mal in den früheren jahrhunderten, gewisse alphabete als aus- 
schliesslich oder dech vorzugsweise übliche oder berechtigte aof. 
zustellen”. Vgl. auch noch Ross arch. aufs. I. s. IX, welcher 
jüngst in der delphischen säule zu Coustantinopel anch noch ein 
zur vergleiohenden paläographie wichtiges material nachgewie 
sen hat, Jahn jahrb. bd. ıxxırı. 8.267. Ausserdem kommt auch 
die schwierigkeit in betracht, bei der verschwommenheit, in wel- 
cher dig einzelnen schriftzüge auf den vasen erscheinen, überall 
die formen der einzelnen buchstaben genau festzustellen, welche 
das auge oft gar nicht mehr sicher herauszufinden vermag. 
Daher die unzähligen varianten einer und derselben aufschrift, 
welche bei einigermassen deutlicher vorlage gar nicht erklärbar 
wären. 

Am schluss dieser untersuchung angelangt, fassen wir das 
resultat derselben in den worten zusammen, dass die ausschliess- 
liche fabrication der in rede stehenden vasengattung zu Korinth 
eine bis jetzt unerwiesene, auch nicht erweisbare annahme ist, 
und dieser gattung also auf korinthischen namen keine herech- 
tigung zusteht, dass aber die fabrication von thongeschirrea 
aller, und also auch jener art in Korinth zugestanden werden 
müsse, wenn es immerbin, was noch nachzutragen, auffallend 
erscheinen muss, dass Plinius XXX, 12, 46, wo die vorzüglich- 
sten, im handel befindlichen vasenfabricate Griechenlands und 


Weber die cogewanatcs hevinthischen vaden. 481 


Italiens vambeft. gemacht werden, korinthischer (freilich auch 
nicht attischer) gar nicht gedenkt, vielleicht weil an diesen or- 
ten iu späterer zeit dieser kunst- und industriesweig ausser 
sehwong gekommen oder gar nicht mehr betrieben wurde. Bei 
üeser sachlage muss die bisher beliebte bezeichnung jener vasen 
ale kerinthischer aufgegeben werden, went man den gering an- 
suschlagenden vorthei] einer durch kürze sich empfeblenden be- 
pennung nicht höher als den unausbleiblichen nachtheil anschla. 
gen will, weicher aus dergleichen blos conventienellen bezeich- ' 
nengen entspringt, die ner zu leicht den richtigen blick verwir- 
ron und misverstindnisse veranlassen. 

Muss nun auch nach dem obigen und der bisher —— 
denen behandlung dieses gegenstands die frage nach der herkunft 
jener vasew offen bleiben, se ist doch noch eine hier wenigstens 
kurs anzudeutende ansicht zulässig, welche zur vermitteluag der 
verschiedenen annshmen und erklirusg vermeintlich sich wider- 
ıprechender erscheinungen dienen kann. Wenn nämlich auch der 
fandort der vasen nicht überall zu der annahme einer fabrik be- 
rechtigt, wie oben bemerkt worden, se ist eine solche doch Sf. 
ters gestattet, theils in berücksichtigung der auffallend grossen 
anyahl. in einer und derselben gegend gefundener vasen, theils 
suf den grund historischer zeugnisse. Ist dieses num aber der 
fall, warum das natürlichste micht annehmen, dass die fertigung 
jener vasen nicht ausschliessliches verrecht eines einzelnen erts 
gewesen, sondern in folge susammentreffender umstände und ver 
bältnisse, nach bedürfniss im handel und der zur befriedigueg 
des bedürfnisses geeigneten lage, auch an verschiedenen orten 
stattgefunden habe? Ist nun auch die nachweisung verschiede- 
ser fabrikerte in folge nicht überall genauer und zuverlässiger 
suskunft über die fundorte der vasen, ferner auch in ermange- 
mg ausreichender historischer weugnisse schwierig und wird sie 
sich wohl. auf die namhaftmachung nur weniger erte beschrän- 
kom müssen, so wird dadurch jedoch jene allgemeine bchauptung 
gens und gar nicht in ihrer tragweite entkräftet. Wenn mau 
Kermath als einen solchen allerdings in den verdergrund stellen 
wird, so wird dasselbe auch von Athen angenommen werden 
iürfen, da, sollte auch die zahl der daselbst gefundenen vasen . 
teren stils wirklich verhältuissmässig gering sein, wie behaup . 
tet wird (s. Jahn s. xxi), alle sonstigen bedingungen und. voe- 


438 Ueber die segenannten herinthischen vasen. 


aussetzungen, welche für Korinth sprechen, auch bier in nicht 
geringerem grade vorhanden sind, ausserdem auch für Athen 
eine nachricht von einer tragweite vorliegt, wie eine dergleichen 
für Korinth vermisst wird. Wenn nämlich nach Skylax, dessen 
stelle schon oben angeführt wurde, attisches thongeschirr ven 
dea Phönikiern bei den Aethiopern importirt zu werden pflegte, 
und wenn man nach der beschaffenheit dieses κέραμος Arsıxös 
fragt, so wird, da man an die gemeinste, nur dem rohen be. 
dürfniss dienende gattung nicht denken kann, wohl nur eine 
solebe angenommen werden können, welche durch ihre beschaf. 
fenheit sich zur exportation vornehmlich eignete und zwar durch 
ihre eigenthümlichkeit dem charakter derjenigen entsprach, bei 
weichen man sich einen absatz dieses fabricats vornehmlich ver. 
sprechen durfte. Dass aber den Aethiopern mit vorstellungen 
aus der hellenischen nationalsage wenig gedient war, ist oben 
so einleuchtend als dass von allen vasengattungen, die wir kea- 
nen, gerade diejenige die passendste sein musste, deren charak- 
ter einverstandnermassen als ein orientalischer, asistischer, phé- 
nikischer bezeichnet worden ist. Hiernach kann es kaum einem 
zweifel unterliegen, dass die attischen fabriken sich auch mit 
fertigung dieser vasengattung beschäftigt haben werden. Und 
warum nicht? Sollte nicht der umstand dass nach Jahn’s be- 
richte s. Lxx neben panathenaischen preissvasen von Athen auch 
vasen „des ältesten stils mit thierfiguren ungemein häufig” is 
Vulci ausgegraben worden sind, nicht auf Athen zurückführent 
Dass bis jetzt von dieser gattung in Attika verhältnissmässig nur 
wenige exemplare gefunden worden, kann auf zufall oder διε: 
dern umständen beruhen, die denkbar, aber nicht mehr erweisbar 
sind: mau darf selbst annehmen, dass diese specielle fremdartige 
gattung, welcher die Athener selbst gewiss wenig geschmack 
abgewinnen konnten, mehr für auswärtigen als inländischen ge- 
brauch gefertigt wurde. Ueberhaupt würden schlüsse, von der 
anzahl gefundener exemplare entnommen, leicht zu trüglichen 
behauptusgen führen, wie das beispiel von Megara bezeugt, das 
auch in andern beziehungen belehrend ist. Wenn nämlich de- 
selbst nacb Jahn 8. xxiv bis jetzt nur unbedeutende vasen gefun- 
den sein sollen, so steht damit in widerspruch das ausdrückliche 
zeugniss des Steph. Byz. v. Meyaga, aus welchem anf eine mit 
schwung in Megara betriebene fabrication von thongeschirr ge 


Ueber die sogenannten horinthischen vasen. 489 


schlossen werden darf: xryrixdy Μιγαρικός. οὕτω δὲ καὶ τοὺς 
Μιγαρικοὺς κεράμους διὰ τοῦ ὃ yon λέγειν, οὐ διὰ τοῦ ἃ, ὡς 
καὶ οἱ ἔμποροι τὴν ἄρχουσαν παραφϑείροντες. Auch diese stelle 
lässt an gewöhnliches thongeschirr keinen gedanken zu, und die 
erwähnten ἔμποροι, welche in ihrer mundart den namen von Me- 
gara verunstalten, können nur für Nichtgriecben gehalten wer- 
den und dürften leicht mit den von Skylax erwähnten Phöni- 
kierm zusammenfallen. # 


Sieen. ος ς ἔπι Osama, 


Zu Lucanus. 


Lucan. Phars. J, 131: dedidicit iam pace ducem; . .: so die 
eodd.: da der friede aber schon durch fogae usu vs. 180 ange- 
deutet worden, ist vielleicht zu lesen: dedidicit iam paene ducem. 

Ibid. vs. 600: et Salius laeto portans ancilia collo, 
ist das richtige vielleicht lecto . . . collo, d. h. patricio, wie 
lib. IX, 478 von den Saliern es heisst: Quae (arma, ancilia) 
lecta iuventus Patricia cervice movet, wo für lecta in zwei 
handschriften auch laeta steht. 

Phars. II, 637 geben die codd.: Et vos: wir möchten at 
vos vorziehen, auch wenn es sich in keiner handschrift finden 
sollte. Ä 
Ibid. 692 muss entweder der sprache wegen geschrieben 
werden: 

Dux etiam votis hoc te, Fortuna, precatur, 

quam retinere vefes, liceat sibi perdere saltem 

Italiam: 
oder man muss sibi, will man vefas beibehalten, in mshi ver- 
i 
F. H. Bothe. 


X. 


De Aegyptiacis apud Polyaenum obuiis eorumque fon- 
tibus. 


Ι. 

Vil, 8. ᾿ἸΡαμμήτιχος Τεμένθη ) tov Aiyinrov βασιλέα κατ’ 
ἔλυσεν. Ὁ μὲν ϑεὸς “Αμμων χρωμένῳ Τεμένϑει περὶ τῆς βασν 
λείας ἀνεῖλε φυλάξασθαι τοὺς ἀλεκτρυόνας. Ἰμαμμήτιχος δὲ Πί. 
γρητα 3) τὸν Κᾶρα συνόντα ἔχων, παρ᾽ αὐτοῦ μαϑὼν ὡς πρῶτοι 
Κᾶρες ἐπέθεντο τοῖς κράνεσι λόφους συνῆκε τοῦ Aoyiov καὶ mol. 
λοὺς Κᾶρας ξενολογήσας εἰρήγαγεν ἐπὶ τὴν Μέμφιν καὶ περὶ τὸ 
τῆς Ἴσιδος ἱερὸν, ὃ 3) τῶν βασιλείων ἀπέχει στάδια πέντε, συμ. 
βαλὼν μάχην ἐνίκησεν. *And τῶν. Καρῶν ἐκείνων μέρος zu τῆς 
Μέμφεως κέκληται Καρομεμφῖται. 

i. 

VO, 4. "“Apacig ἐν τῷ πρὸς 'Apaßas πολέμῳ κατόκπεῤ τῶν 
Aivuntiny ἔθηκε τὰ τῶν ϑεῶν ἱδρύματα τῶν μάλιστα τιμωμένων 
παρ᾽ αὐτοῖς, ty οὕτω προθυμότερον κινδυνδύοιδεν νομίζοντες ἔχειν 
ϑεατὰς τοὺς θεοὺς ἐκδότους δοῦναι τοῖς. πολεμίοις οὐχ ὑπομίέ. 


φοντὸς *). 
ΠῚ. 


VI, 29. Κῦρος Περσῶν βασιλεὺς "“μασιν Aiyintov Ba 
σιλέα μίαν τῶν ϑυγατρῶν ἤἥτησε πρὸς γάμον. ὁ δὲ ΜΝιτῆτιν ϑυγα- 
τέρα Angiov βασιλέως, ὃν καταλύσας αὐτὸς ἦρχεν, ἔπεμψεν ὡς 
αὐτὸν. Μιτῆτις ὑποκριναμένῃ μέχρι πολλοῦ Κύρῳ συνῆν ὡς ϑὲυ- 
γατὴρ 'Apacidog, ἡνίκα δὲ πολλῶν τέκνων ἐγένετο μητὴρ καὶ τὸν 
γήμαντα ἐς εὔνοιαν ἐκχεχείρωτο 5), ὡμολόγησεν ᾿“πρίην 6) αὐτῇ 
πατέρα, τὸν δισπότην ᾿“μάσιδος, γενέσθαι. ἀλλ᾽ εἰ καὶ τέθνηκεν 
"Apacs, τὸν δὲ 7) υἱὸν αὐτοῦ Vauuijtixo⸗ είσασϑαι καλόν. Ile 
ϑεται Κῦρος" ἀλλὰ καὶ Κῦρος μὲν 8) πρὸ τῆς στρατείας ἐτελεύ: 


De. Acgyptiesls apud Polyaonum obuiis eorumgue. fenGbai £4) 


sev, ὁ δὲ παῖρ αὐτοῦ Καμβύσης τῇ μητρὶ πεισθεὶς ἐστράτευσε 
s τὴν Aiyuntioy ἀρχὴν 5) dc τὸ 'Angiov γέρος ἀνεχετήσατο 19). 
IV. | 

VII, 9. Καμβύσης Πηλούσιον ἐπολιόρκει. Αἰγύπτιοι xgare- 
¢ ἀνθίσταντο ἀποκλείοντες τῆς «Αἰγύπτου τὰς ἐσβολὰς 11) καὶ 
λλὰ προρφάγοντες μηχανήματα 13) ἀφίεσαν καταπέλτας ὀξυβελεῖς, 
ρους καὶ πυρσούς 15). Καμβύσης ὅσα σέβουσιν Aiyuarıoı ζῷα, 
vac, πρόβατα, allovgove, ἴβεις, πρὸ τῆς ἑαντοῦ στρατειᾶς ἴἢ 
χξεν. «ἰγύπειοι δὲ βάλλοντες ἐπαύσαντο φόβῳ τοῦ πλῆξαί τι 
ν ἱερῶν ζῴων. Οὕτω Καμρύσης Πηλούσιον ἑλὼν εἴσω τῆς Ai- 
esov sagnldes. 

v. | 

VO, 11, 7. Δαρεῖος Alyuasios οὐ φερόντων Ὀρνάνδρον 3) 
¥ σατράπον τὴν ὠμότητα καὶ διὰ τοῦτο ἅποστάντων αὐτὸς διὰ 
; ἐρήμης ᾿“ραβίας ὁδεύσας ἧκεν εἰς Μέμφιν" ἔτυχον δὲ Al- 
πειοι τὸν Ani ἀφανῆ γεγονότα 16) κατ᾽ ἐκείνας τὰς ἡμέρας 
γνθοῦντες. Δαρεῖος προέγραψε τῷ ἀγαγόντι τὸν "An δώσειν 
φάλαντα χρυσίου. Οἱ δὲ τὴν εὐσέβειαν αὐτοῦ ϑαυμάσαντες οὐ- 
rh μιτὰ τῶν ἀποστάντων ἐτράποντο, ἀλλὰ σφᾶς αὐτοὺς Δαρείῳ 
φέδωκαν 17). 

VI. 

111, 9, 56. ᾿Ιφικράτης ἐν "Aug 18) πυϑόμενος δύο τῶν ἡγε- 
νων προδιδόναι, καλέσας τοὺς ἀρίστους τῶν ἐπὶ τοῦ στρατοπέ- 
υ προρέταξεν, ὁπόταν τοὺς ὑπαιτίους 13) τῆς προδοσίας μετα- 
μψάμενος ἐξετάζῃ τὸ πρᾶγμα, προλαβεῖν αὐτοὺς τὰ τούτων 
λα καὶ τῶν ὑπ᾽ αὐτοῖς τεταγμένων λόχων. Οἱ μὲν προλαβόν- 
; κατέσχον τὰς πανοπλίας. ᾿Ιφικράτης δὲ τὴν προδοσίαν ἐλέγξας 
vg μὲν ἡγεμόνας ἐκόλασε θανάτῳ, τοὺς δὲ σερατιώτας γυμνοὺς 
ἰλασε τοῦ στερατοπέδον. 

Vo. 

IM, 9, 38. ᾿Ιφικράτης, βασιλεῖ στρατηγῶν, μετὰ Φαρναβάζου 
gov En’ «“ἰγύπτον τῆς γώρας οὔσης ἀλιμένου παρήγγειλε τοῖς 
ιηράρχοις, τεσσαράκοντα σάκκους ἕκαστος ἐχέτω. Προρορμιζο- 
ov δὲ τοὺς σάκκους 30) ἄμμου πλήσας κεφαλίδας ἐξῆπτεν ἑκά. 
IG νεὼς καὶ οὕτως ἀνείλκυσεν αὐτὰς τεταρσωμένας. 

Vill. ; 
111, 11, 7. Χαβρίας ἦν ἐν “γύπτῳ σερατηγῶν τῷ βασι. 


442 De Acgyptiesis apud Pelyacnam ebuiis eorumgen: fantibesi 


dei τῶν Atyvatiov. Tou Περσῶν βασιλέως ἐπισεραεεύσαντος πεζῇ 
δυνάμει καὶ ναυτικῇ ὁ τῶν Aiyuntioy βασιλεὺς ναῦς. πολλὰς ἔχων 
ἠπόρει πληρωμάτων συγκεκροτημένων. Χαβρίας καταλέξας Aıyum- 
tiny τοὺς νεωτάτους -ἱκανοὺς πληρῶσαι ναῦς διακοσίας, ἐξελὼν 
τὰς κώπας τῶν τριηρῶν, ξύλα μακρὰ παραβαλὼν ἐπὶ τὸν αἰγιω 
lov, ὥστε sg ἕνα καϑῆσϑαι, ἐλαύνειν αὐτοὺς ἐδίδαξεν. How 
αὐτοῖς τὰς κώπας καὶ κολευστὰς τῶν διγλώσσων 31) ἐπιστήσας 
ὀλίγαις ἡμέραις ἐρετῶν συγκεκροτημένων ἐπλήρωσεν 38). 
ΙΧ, 

1, 11, 5. Χαβρίας Θάκῳ 35), “4ἰγνπτίων βασιλεῖ, yonne- 
τῶν ἀποροῦντι συνεβούλευσε τοὺς ἐν τῇ χώρᾳ κεκτημένους ἱκανὴν 
οὐσίαν κελεῦσαι παραχρῆμα εἰςενεγκεῖν ὅσον τις ἔχοι 3) χρυσίον 
ἢ ἀργύριον, κομιδὴν δὲ αὐτοῖς ὧν διδόασι γενέσϑαι ἐκ τῶν φό- 
ρων 25), οὗς κατ᾿ ἔτος ἐτέλουν. Οὕτω δὴ πολλὰ συνελέγῃη χρή- 
ματα οὐδενὸς ἀδικηϑέντος, ἀλλὰ πάντων ὕστερον ὡς ἔδογκαν 2) 
ἀπολαβόνεων.. | 

X. 

Π, 1, 22. ’Aynoilaog ἐν Αἰγύπτῳ ΜΝεκτανεβῷ συμμαχῶν 
ἔς τι 37) χωρίον κατακλεισθεὶς πϑριετειχίζετο" τοῦ δὲ “Ἵϊἰγυπτίον 
τὸν περιτειχισμὸν οὐ φέροντος, ἀλλὰ διακινδυνεύειν ἀξιοῦντος οὐκ 
ἐπείσθη, GAA ἐνέμενοεν 28), ἕως περιεταφρεύϑη καὶ περιδεδιχίσϑη 
τὸ πᾶν πλὴν ὀλίγον τοῦδε, ὃ στόμα καὶ δίοδος ἢν τοῦ τείχους. 
᾿Αγησίλαος ἀνεβόησεν, οὗτος τῆς ἀλκῆς ὃ καιρὸς, καὶ διὰ τοῦ 
στόματος ἐξώρμησεν οὐκ ὀλίγους τῶν πολεμίων 39) ἐν τῇ στενότητι 
φονδύων καὶ τὸ περιβεβλημένον τεῖχος ἔρυμα ἔχων πρὸς τὸ κυκλο- 
ϑῆναι μὴ δύνασϑαι. 


ΧΙ. 

OD, 16. ΤΖάσερων Αακεδαιμόνιος μέλλων ἐν ,“4ἰγύπεῳ συμ: 
βαλεῖν τοῖς Πέρσαὶς μετενέδυσε τὰς πανοπλίας καὶ τὰς μὲν τῶν 
Ἑλλήνων τοῖς Aiyuatiog, τὰς δὲ τῶν Aiyuntioy τοῖς Ἕλλησι 
περιέθηκε᾽ κρύψας δὲ τοὺς Aiyuntioue ἐν τοῖς Ἕλλησι παρατάξας 
προῆγε τοὺς Ἕλληνας. Τῶν δὲ οὐδὲν ἐνδιδόντων, ἀλλ᾽ εἰς corp: 
προσϑὲν βιαζομένων καὶ προϑύμως κινδυνευόντων ἐξανέσεησε τοὺς 
“41 γυπτίους ἐν τοῖς ὅπλοις τοῖς Ἑλληνικοῖς. ᾿ἸΙδόγτες δὲ οἱ 
Πέρσαι καὶ τοὺς Ἕλληνας ὑπονοήσαντες ἐπιέναι, λύσαντες τὴν τά: 
ξιν ἔφυγον 50). 

I. 1) Τεμένθη pro Τεμένθην dedimus cum nouissima edi- 
tione cui titulus est Πολναίνου στρατηγημάτων βίβλοι ὀκεὼ, gr 


- Be Acgyptiacic apud Pelyaceum ebuiis corumgue fentibas. 443 


Aoripe δαπάνῃ τῶν ἀδελφῶν Ζωσιμάδων, ἐν Παρισίοις And, forma 
octana. A Coraé profecta esse dicitur, sed bene fecit quod .no- 
men celauit: est evim liber fetilissimus et Coraé indignus. 2) 
Ilnyoıra habet cod. Florentimas. Ilyonr« merito uiri docti re- 
stituerunt, Graeeulus in orationem contextam recepit. Est enim 
Πίγρης nomen Caribus ueitatissimum ; Pigres quidam qui, si Szi- 
dac credimus, 6 podsi epica non alienus fuit, frater Artemisine 
illius fortissimse fuit, Xerxis igitur tempore uixit, ex:domo re 
gum Halicarnassensium oriundus: alius Pigres, Seldomi filius, 
inter regulos Carum enumerstur qui Xerxem in Graeciam comi- 
ἐπεὶ sunt. Alterius ex his Polyseneus Pigres fortasse progeni- 
tor feit. 3) Sic sanandum esse putamus locum corruptissinum 
qui in cedd. eiusmodi est: καὶ περὶ τὸ τῆς “loWog ἱδρὸν εἴσω τῶν 
βασιλείων ἀπέχει στάδια πέντε συμβαλὼν μάχην. Maasvicius ἃ 
Grraeculo ille comprobatas post βασιλείων insernit ὧν. Sed di 
bopi quantam nobis obtrusit ineptiam! @uomodo idem Isidis 
fannm poterat esse et intra ipsam regiam et ἃ regia quingue 
stadiis remotum? Tote cesstructio flagitat reletiuum; quam- 
quam quomodo 6 uel ὅτι in εἴσω abire potuerit, explicatu dif: 
ficile esse non infitias imus 1). 

fl. 4) Inconcinnius quidem haee dicta sunt, sed caue ne 
pro corruptis habeas. Minus compte, ut solet facere, Polyae- 
nue locutus est, cum minore breuitate, sed maiore perspicuitate 
utens sic dicturus fuisset νομίζονεος ἔχειν ϑεωτὰς τοὺς θεοὺς, 
εοὺς ϑεοὺς ἐκδότους δοῦναι τοῖς πολεμίοις οὐχ ὑπομένοντες. Uerum 
de horum duorum fragmentorum argumentis alibi uerba fecimus. 

Hl. 5) Codd. praebent ἐκχείρωτο quod nihil est. Cum alii 
ἱνεχύρωτο coniecissent, Casaubonus quem sequitur Grasculus, 
pmendavit ἐκοχείρωτο, idque rectissimum est. 6) Ita pro | Axgias 
dixit prorsus ut Diodorus; ᾿““πρίης enim ex lonicis Herodoti hi- 
steriia nolissimus lonicam nominis formam etiam apud posterio- 
res scriptores retinuit. 7) Pro ds codicum Graeculps scripsit 
ys, inutili coniectura; anacolutha enim spud Polyaenum plurima 
securrunt. 8) Voculam καὶ ante Kigog Gracculus deleuit id 
juod minime probamus. Polyaenus enim urget quod non solum 
Amasis qui iniuriam intulisset, sed etiam Cyrus gui una cum 

1) C. Bursianus, amicus suavissimus, quem de hoc loco consuloi, 


ieribere uolt ἔξω τῶν βασιλείων, ὧν ἀπέχει στάδια πέντει idque serum 
see arbitramur. | 


144 De Acgyptincis apad Pelyacuam cobuiis corumqne: featibas. | 


uxere iniuriam pessus esset, ante bellam diem supremum obiret; 
itaque illud χαὶ bene se habet. 9) Sic e codd. pro χώραν de 
77 quee ueterum editionum lectie est, cum Graeculo. restituer 
dam est. 10) Persae apud Herodotam et Ctesiam temporum re 
tienem nihil curantes Nitetin Cambysi nupsisse affirmabant; seri 
similius is qui Pelyaeno auctor est, rem adornanerat, uti etian 
Aegyptii einsdem Herodoti (HI, 2) auctores et Dino fr. 11 et 
Lyceas fr. 2 (Δείνων δ᾽ ἐν τοῖς Περαικρῖς καὶ Avxiag ὁ Nar 
κρατίτης ἐν Teig Aiyuntiaxos τὴν ΜΝειτῆειν Κύρῳ πεμφθῆναι 
φασιν ὑπὸ ᾿“μάσιδος᾽ ἐξ ἧς γεννηθῆναι τὸν Καμβύσην, ὃν ἐκὸδι 
κοῦντα τῇ μητρὶ ἐπ᾿ diyvasor ποιήσασϑαι στρατείαν Athen. ΧΗ, 
p- 560, E). Sed sine dubio hi omnes Aegyptiorum uanitates 
fouentes mentiti sunt id quod iam Herodotus perspexit (ἀλλὰ 
παρατράπουσι τὸν λόγον προςποιεύμενοι τῇ Κύρου otxiy ovyyarses 
εἶναι. Nusquam hoc clarius quam isto Polyaeni loco indieatar; 
ἰδὲ enim cum Cambyse Aegypti regoum ad Apriae genus rediisse 
praedicatur. Ceterum ut iu bac re temporum ratio a scripteri- 
bus illis melius seruata est, ita iidem partim alios secuutur cal- 
eulos peruersos; Polyaenus saltem Amasidis mortem Cyri mortem 
antecessisse tradidit. Itaque cum Cyrus secuodum canonem astro 
uomicum diem obierit supremum anno 529 a.C., is qui Polyaeno 
auctor fuit, Amasidis mortem et semestre Psammetichi Ill re 
gnum huic ipsi anno 529 assignasse uidetur prorsus ut Africa 
nianus Manethos cuius calculos quod immutauit Lepsios non 
bene fecit; uidetur enim non tam librarios quam ipsum aucto- 
rem .correxisse. Scilicet propter Aegyptiacam illam traditiones 
temporum rationem mutatam esse censemus. “ 
IV. 11) ἐρβολὰς pro ἐμβολὰς ex codd. cum Greeculo dedi: 
mus. 12) Codd. habent uel καὶ εοὺς προφάγοντας uel καὶ πολλὰ 
προράγοντος. inc Casaubonus emendavit καὶ πρὸς τοὺς meoga 
γοντας μηχανήματα, id quod Graeculus tanquam Polyaeni wepbs 
recepit. De codicum Polyaeni indole etiamnum minime edocti 
sumus; itaque utra lectio genuina sit, in medio relinquendum 
est. Eam igitur quae seusum praebeat, praeferre satius dusi- 
mos quam ex corrupta coniecturam facere. Accedit quod cum 
illi sententia uerborum faueat, inutilis est Casauboni coniectura, 
quasi ei tantum qui oppida oppugnant, machinis bellicis uti po 
tueriat, non item oppidani. Atqui si Persis et ipsis machinse 
in praesto fuissent, potuissent eas machinis Aegyptiorum eppe 


Be. Acgyptiacic apud Polyaenum obdils corumque feoatibis. 1446 


mere, nec fuisset quod in summis rerum angustiis uersarentur. 
Tem demum periclitabanter cum quasi inermes missilibus ho- 
atinm exponebantur. jam uero notam est Persas in oppugnan- 
dis oppidis uel munimentis ut imperitissimos ita infelicissimos 
fuisse; quamobrem. a machiuis bellicis.a Pelusiotis adhibitis non 
aliter υἱοὶ dolo ex hostium superstitione petito se tutari potue- 
runt. 13) καταπέλεης ὀξυβελὴς. est genus quoddam machinarum; 
has duas enim uoces coniuugendas esse discimus ex leeo Diod. 
Sic.. XIV, 50 (τοῖς ὀξυβελέσι καταπέλταις οἱ Συρακούσιοι χρῶ- 
μενοι) ἃ Casaubono allato. Mirum est quod codd. in lectionem 
xardosag pro καταπέλτας (quae Casauboni est coniectura) con- 
spirant. Catasta apud Graecos now occurrit; sed Latinis est 
genus eculei.. Similiter χαταπέλεης est et tormentum belli- 
cum et.eculeus quo in servos inquiritur; itaque uocem catasta 
(caius origo quin Graeca sit, uix dubitari potest) pro tormento 
bellico usurpatam non miraremur, et in Polyaeno Antoninorum 
sequali : cuius Graece loquendi genus rus sapit et originem 
semibarbaram — crat enim:Macedo —, talis ῥωμαϊσμὸς non 
admodum offenderet. Sed eiusmodi ἅπαξ εἰρημένον in ipsam ora- 
tionem.coutextam recipere non ausi sumus. Deinde cum codd. 
πύργονς habeant, Casaubonus scripsit avg. Uerum cum hoc a 
codicam lectione nimium.recedat, praestare uidetur πυρσοὺς, ita 
at πυρσὸς mom ut alias signum ignibus sublatis datum, sed sim- 
pliciter titionem ardentem significet; quod cum propius absit a 
ductu literarum, reponere maluimus. Liberius Polyaenus ut solet 
καταπέλτης ὀξυβελὴς pro missili quod καταπέλτῃ ὀξυβελεὶ emittitur, 
userpavit; nam οὐδὲ. καταπέλτας ὀξυβελεῖς ἀφεῖναι Germania: sit 
„ein geschütz abschiessen”,: ἀφεῖναι πέτρους καὶ πυρσοὺς mutata 
eonstructione est „immittere saxa et titiones”. Ceterum Aegyp- 
ties iam tum catapultis usos esse alias, quantim scimas, non 
traditum, sed ex picturis pugnas delineantibus quae in sepulcris 
regum saxis insculptae sunt, confirmatur. Vna cum helepolesi 
4885 wovissima actas in Nini ruinis expressas inuenit, docu- 
meunto haec sunt machinaram bellicarum artem ab antiquissimis 
Orientis uationibus tantum non absolutam esse, dein intercidisse 
nec nisi temporibus successorum Alexandri Maccdonis quasi post- 
limiuio redintegratam ac denuo inuentam esse. 14) osgatiag 
(uciei) pro orgareiag (expeditionis) uiri docti bene emendauerunt. 
Polyaeni autem haec narratio lacunam quam in Herodotea Cam. 
Philoleges. ΧΕ. Jahrg. 1. 10 


446 De Acgyptiacis apud Polyaenum obuiis corumque fentibum 


bysis expeditionis narratione esse cum Dahlmanno (II, 1, 149) 
dolemus, commodissime explet. Etenim com Herodotas expedi- 
tionem illam infra grauitatem eius depresserit, hinc discimes | 
Persis initio rem aliquantum temporis minime successisse. Nihil 
de dolo illo a Cambyse adhibito Herodotus ubi de pugna agit 
ad Pelusium facta (Il, 10—12). In aliis e contrario Polyse- 
nus ex Herodoto lucem accipit ut in descriptione τῶν ἐσβολῶν 
τῆς Aiyéstov quam praebuit iste Il, 5. 

V. 15) Genuina huius nominis forma apud Herodotam ἰδ. 
uenitur 'Agvasdyc. Sed hoc loco eam intrudendam esse nege- 
mus; secutus est enim Polyaenus fontes ab Herodoto diversissi- 
mos. Ὀρύανδρος in Graecorum nominum similitudinem efforma- 
tum est, si finem nominis ad ἀνὴρ alludentem respicis. Nam 
prior nominis compesiti pars OPT bene sese habet; nuper enim 
Oppertus (Mémoire sur les inscriptions des Achéménides, eom- 
ques dans l’idiome des anciens Perses in Journ. Asiat. IV, 18 
pag. 564) demonstrauit et ’ dovasöng et Ὀρόνδης non esse sisi 
diversas eiusdem nominis Persiei Aruvaida (quod curserem sigai- 
ficat) transscriptiones: ergo forma Ὀρυάνδης (siue Ogvavdgos) 
quae medium inter utramque locum obtinet, iustissima est. 
16) ἀφανῇ γεγονέναι rite de morte Apidis dictum esse widetar. 
De Apide qui sub Dario apparuit, nouissime egit Lepsius is 
actis diurnis quibus titulus ,,Zeitschrift der deutschen morges- 
ländischen gesellschaft”, jahrgang 1853, heft 3. 17) Darei ar 
. tem humanitatem in Aegyptios cum multi praedicauerint, unts 
Polyaenus seditionis propter Aryandis crudelitatem ortae meminit. 
Herodotus Aryanden ipsum rebus nouis studuisse refert; itaque 
fortasse diuersae traditiones de tumultu quodam tunc tempers 
concitato ferebantur. | 

VI. 18) Codices ἐν Naxy habent unde coniectura certissims 
restituimus ἐν "Axy. Maasvicius scribi iubet ἐν Oggxy, weque 
enim Naxyy uel Axnyy ullam in uetere geographia iaueniri; al 
turpiter hallucinatur, cum Ace oppido Palaestinensi Persas quasi 
ὁρμητηρίῳφ contra Aegyptum usos esse res sit trite atque iem 
pueris ex Nepotis Datame notissima. Ibi Iphicrates ab Athenie- 
sibus Persarum regi cuius copias duceret, auxilio missus comme- 
rabatur, donec omnia quae bello Aegyptiis inferendo necessar® 
erant, comparata essent. Haec res ab aliis non tradita ease Εἰ- 
detur. 19) ἐναντίους habent codices; quod cum nihil sit, uiri 


De Angyptiacis. apud Polyacuum obsiis corumgue fontibus. 147 


docti αἰτίονς emendarunt: Graeculus tacite in orationem con- 
textam recepit. Recte quidem hoc cum tale uerbum flagitetur, 
sed cum uestigiis literarum non satis congruit. Itaque scripsi- 
mus ὑπαιτίους quod idem est. 

VI. 20) τοὺς σάκκους emendatum. est a uiris doctis pre 
τὰς σώκκους quae praua codicum est lectio. 

VID. 21) Δίγλωσσοι sunt bomines ex sexto Aegyptiorum 
genere, prognaio illo ex conaubiis mercevariorum Graecorum et 
mulierum Aegyptiarum, qui ab aliis scriptoribus Egunveig nomi- 
peotur. 22) Tetus hic locus corruptissimus in codd. ita legitur: 
ἐπὶ τὸν αἰγιαλόν, ὥστε i ἕνα καϑῆσϑαι, δοὺς αὐτοῖς τὰς κώ- 
πας καὶ κελευστὰς τῶν διγλώσσων ἐπιστήσας ὀλίγαις ἡμέραις 
ἐλαύνειν αὐτοὺς ἐβάδιζεν, ἐρετῶν συγκοκροτημέγων ἐπλήρωσεν. 
Maasvicii emendandi tentamina rem magis intricant quam expe- 
dunt; ille enim, quem Graeculus sequitur, ἐβάδιζεν in ἐδίδαξεν 
immutauit et post hanc uocem καὶ inseruit. Sed hoc minime 
sufficit. Nos trauspositione facta locum sanari posse putamus 
Fecepta emendatione ἐδίδαξεν. Verba ἐλαύνειν αὐτοὺς ἐδίδαξεν 
eo quo nuuc leguntur loco delemus et post uerba core ἐφ ἕνα 
xzadycdaı inserimus. Hoc enim, τὸ ἐφ ὅνα καθῆσθαι, id erat 
in quo maximum remigandi momentum positum esset; itaque ap- 
tissime cum ἐλαύνδιν coniungi poterat, eoque emendatio nostra 
non dici potest quautopere confirmetur. Oratio etiamuum incon- 
Cinna est; multa participia sine copula coordinantur. Si cum 
alio scriptore res esset scribendum esset ἐξελὼν — — — καὶ 
— — — παραβαλὼν; sed Polyaenus talia diligit. Deinde ui- 
demus singula enunciata absque ullo δὲ vel sir« composita esse 
quam sermonis duritiem Pelyaeno propriam nemo mirabitur. De- 
mique exspectamus τὰς ναῦς πληρωμάτων συγκεκροτημένων ἐπλή- 
φωσεν ; sed nescio an iutransitiue ἐπλήρωσεν dictum sit, ita ut 
Tas ναῦς ex eo quod praecessit, χώπας subaudiendum sit. 

IX. 23) Θάμως ut in codd. est, Memphites fuit a Psam- 
miticho regulo anno 400 a. C. dolo occisus; de hoc autem hoc 
loco agi non potest. Ea res quae hic de Thamo quodam rege 
harratur, etiam ab illo qui Aristotelis nomine ad Oeconomica 
Desteriora conscribenda abusus est, narratur, sed rectius ad 
Taebon regem refertur; apud hunc enim Chabrias diutius com- 
noratus est. Hic apud Cornelium Nepotem (Agesil. c. 8) Tha- 
sos audit. Apud Theopompum fr.23 mira corruptela οἱ Θασιοι 

10" 


448 De Aegyptiacis apad Polyaenam obuiis corumque fontibes. 


ἔπεμψαν et τῶν Θασίων legitur quod ex alio eiusdem historic 
fragmento in quo eadem res de Tacho Aegyptiorum rege, non 
de Thasiis narratur, falsum esse abunde intelligitur. Itague 
Wichersius scripsit ὁ Ταχὼς et τῶν τοῦ Τάχω; sed heec mute 
tio audacissima est. Ex Nepote qui Theopompum execribere 
solet, emendandum esse eensemus ὁ Θάκως ἔπεμψεν ot τῶν τοῦ 
Θάκω. Idem apud Polyaenum restituendum esse dicimus; Θάκῳ 
enim in Θάμῳ facillime abire poterat. 24) ἔχοι pro aye: uete 
rum editionum ex codicibus sese reposuisse profitetur Graeculus. 
25) ἐκ ante τῶν φόρων inseruit idem ex coniectura ut nobis ui- 
detur, necessaria. Eisdem fere uerbis rem narrant Oeconomies 
posteriora cap. 25 ubi idem rex Taog audit. 26) ὡς ἔδωχαν 
est insigniorum codicum lectio ; Graeculus in uarietate lectionis δέ" 
notat ἃ δέδωκαν et inutili mutatione ἅ ἔδωκαν correxit. Seili- 
cet iste sensum horum uerborum non intellexit. Polyaenus dicere 
voluit unumquemque pro iusta ratione sua ‘recepisse, eos qui 
multa obtulissent, multa, eos qui pauca, pauca ex tributis re 
cepisse. 

X. 27) ἐπὶ χωρίον habet uolgata lectio sine sensu; Grae 
culus in uarietate lectionis ἐς γωρίον enotauit et cam scripfurem 
in orationem contextam recepit. Satis duximus ἐπὶ in ἔς τι mu 
tare. 28) Non. uidemus, cur ἐγέμενεν quod codd. habent, cum 
Graeculo in ἐνέμεινεν immutetur; imperfectum enim aptissimum 
est. 29) κατ᾽ ὀλίγους τῶν πολεμίων habent codices pro quo sir 
docti οὐκ ὀλίγους τῶν πολεμίων posuerunt. Id Graeculus recepit 
et nos quoque cum melior emendatio non succurrat, probamus. 
Quales fuerint πολέμιοι illi regis Aegyptii quos Agesilaus stre- 
tegemate uicerit, ex Plutarcho (Agesil. c. 38) discimus. [2 enim 
narrat Nectanebon Il a Mendesio quodam regnum sibi wind- 
cante obsessum, sed Agesilai peritia seruatum esse. Dioderi 
(XV, 93) narratio summa confusione laborat. 

XI. 30) ἔφυγον cum prioribus editoribus dedimus; Graect- 
lus uariam lectionem commemeorat ἔφευγον. Priora strategemats 
decem ad certum tempus referri possunt: Psammetichi ad a. 655, 
Amasidis ad annos 570—526, Nitetidis et Cambysis ad a, 525, 
Darei ad annum circitee:$05, prius Iphicratis ad a. 378, peste 
rius Iphicratis atque prius Chabriae sa. 372, posterius Che 
briae ad annos 360—358, Agesilai ad a.358. Quando Gastre 
Lacedaemonius in Aegypto fuerit, nescimus; eius enim strate 


De Aegyptiacis apud Polyaenum obuiis eorumque fontibus. 449 


gema practeres ab uno Frontino traditum est, sed ab hoc quo- 
que temporis notatio neglecta est. Pecuniam quidem Spartaui 
jam ante Agesilaum Aegyptiis in subsidium miserant, non item 
militares suppetias. Itaque Gastro post Agesilai obitum in Ae- 
gyptum uenisse uidetur Nectanebo Εἴ regnante. Sub finem eius 
regni Lamius Lacedaemonius mercenariorum dux erat; ergo ante 
hunc Gastro copias duxisse perhiberi potest. Ac nisi fallimur 
strategema illud ad priorem Ochi irruptionem feliciter ad irri- 
tum redactam de qua Diodorus XVI, 40. 48 paucis verbis mo- 
auit, pertinet. Alteram Ochi expeditionem qua Aegyptiorum re- 
zaum funditus deletum est, Diodorus falso ad annum 350 retu- 
it, eum ad annum 340 a. €. referenda sit. Fortasse hic an- 
nus est prioris expeditionis. 

Ut iam in fontes ex quibus haec hauserit Polyaenus, in. 
jairamus, id ante omnia tenendum est posterioris netatis scripto- 
8, quos sophistarum generi fidenter adnumerabis, ut Aclianum 
Pelyaenum alios, non idegisse, ut res memoria dignas ex diuer- 
dssimis quibusque scriptoribus excerptas ad certas quasdam le- 
[86 digererent et componerent et sic, ut lustini uerbis utamur, 
were quasi florum corpusculum efficerent; imo eiusmodi diligen- 
ia ab eis alienissima fuisse uidetur. Sed paucos quosdam aucto- 
es qui Romanorum hominum manibus tune terebantar, compila- 
ant ita at excerpta floseulis rhetoricia exornata eodem ordine 
[πο in fontibus suis res narratas invenirent, redderent et uno 
wetore absoluto alium in usum uocarent ex quo similiter quae 
ui esse possent, exscriberent, dein hoc etiam ualere iusso no- 
mm excerptorum seriem inciperent. Hoc apud Aelianum luce 
Jarius est cuius Animalium historia, si ordinem rerum narrata- 
um respicis, nihil confusius, ne dicam absurdius cogitari pot- 
st. Sed ne Polyaenus quidem licet singularum gentium duces 
a singulis libris composuerit, ab illa negligentia immunis est; 
am singula librorum capita omnem ordinem spernunt. Imo ab 
o excerpta ex eodem seriptore petita una in medium proferri 
ecumento est liber octauus cuius posteriorem partem totam Po- 
yaenus ex Plutarchi libro de uirtute mulierum deprompsit, cum 
lias Plutarcho non asus sit. Documento etiam sunt libri primi 
res in quibus primum Ephorum, deinde Theopompum compilasse 
idetur; ea uero excerpta minime ita composita sunt, ut ea quae 
ongrua sint, ex utroque scriptore una proferantur. Itaque apud 


450 De Aegyptiacis apud Polyaenum obuiis eorumque fontibus. 


huius farinae seriptores ex uicinia frustorum excerptorum de fon- 
tibus ex quibus ibi haustum sit, coniecturam facere possumus. In 
Aegyptiacis fragmentum primum ex Aristagora desumptum esse alio 
loco demonstrare conati sumas; iteque: etiam quod sequitur frag- 
mentum de Amaside et Arabibus indidem exscriptum esse putamus. 
Ex eodem penu deprompta uideri possunt fragmenta tertium 
quartum quintum, sed uidentur tantum; nam media haec strate. 
gemata leguntur inter Persica (etiam post fr. quintum sequitur 
Tomyridis strategema) de quibus Aristagoras uerba facere non 
potuerat: itaque alio scriptore Polyaenus in eis narrandis asus 
est. Produnt autem haec scriptorem res Persaram peculisri 
opere tractantem, sed ab Aegyptiorum traditionibus non alienum. 
Vtrumque in Dinonem quadrat cuius apud Romanos propter ge- 
nus scribendi uti uidetur elegantissimum magna auctoritas erat, 
Eam rem quae in tertio fragmento exponitur, a Dinone traditem 
esse scimus; itaque coniectura qua ea omnia Dinoni uindicantar, 
habet quo sese commendet. Denique fragmenta ab sexto usque 
ad undecimum quae propter temporum rationem ab Aristagora 
aliena esse nemo non uidet, ex scriptore rerum Graecarum tel 
historiae universalis desumpta esse putamus; nam mediis Grae- 
corum strategematis immixta sunt. Ephorus de eis rebus nun 
quam laudatur; id utrum casu fiat an arctioribus finibus opus 
suum circumscribens de Aegyptiorum cum Persis bellis accurs- 
tiorem notitiam addere noluerit, nescimus. Theopompi libri sae 
pissime in historia rerum a Chabria Iphicrate Agesilao in Ae- 
gypto gestarum laudantur; itaque is Polyaeno quoque auctor 
fuisse putandus est. Id ex forma Θάκως fragmento nono, ut 
speramus, certissime restituta quam uni Theopompo propriam 
fuisse scimus (nam a reliquis historicis plurimis ille rex 7αχώς, 
a Pseudoaristotele Ταώς, a Manethone Tews nuncupatur), cos- 
firmatur. Ex his de auctoritate Polyaeni iudicari poterit quae 
tota pendet ex fontibus, quos ille in singulis operis sui parti- 
bus secutus est. ' 
Lipsiae. A. de Gutschmid. 


I. JAHRESBERICHTE. 


41. Lysias. 


Als ref. neulich in den jahrb. f. phil. und pad. bd. LXXIII, 
p- 162 644. über die Variae Lectiones Cobets sprach, behielt er 
sich vor bei einer andern gelegenheit von den leistungen des- 
selben für Lysias zu berichten; diese bietet sich jetzt dar, da 
ausser jenen Scheibes zweite ausgabe des redners, seine so eben 
im supplementheft der jahrbücher für philologie I, 4 erschienenen 
Lectiones Lysiacae uud zwei programme von Westermann (Com- 
mentationum in scriptores Graecos pars 5, 6) vielen stoff zu 
einer kritischen revue des textes enthalten. Dieser beruht aller- 
diugs nicht auf der besten grundlage, doch sagt Cobet etwas 
zu viel p. 87 |. 6. ,,miseret me praestantissimi oratoris, euius 
usus liber deterrimus pauculas orationes laceras et vitiis men- 
disque omne genus inquinstas ad nos propagavit”, da der Pal. 
nicht schlechter ist als viele andere uns erhaltene codd. archetypi. 

Mitunter sieht Cobet auch da fehler, wo andere eine styli- 
stische schönheit finden ‚werden, wie in wiederholungen dessel- 
ben wortes des nachdrucks wegen; vgl. VI, 7 τέχνην ταύτην ἔχει 
τοὺς μὲν ἐχθροὺς μηδὲν ποιδῖν κακόν, τοὺς δὲ φίλους ὅ τι ἂν 
δύνηται κακόν, wo freilich bereits Valckenaer, Taylor und Hir- 
schig das zweite κακὸν streichen wollten ‚ oder ΧΙ, 48 οὗς σὺ 
Ayooars βονλομένους ἀγαθόν τι πρᾶξαι τῇ πόλει ἀπέκεεινας μῆ- 
vedas αὐτοὺς τῇ πόλει ἐπιβουλεύειν καὶ αἴτιος el ἁπάντων τῇ 
πόλει τῶν κακῶν τῶν γεγενημένων, an weicher stelle weder πρᾶ- 
Sas τὴν πόλιν mit Cobet, noch τῇ βουλῇ ἐπιβουλεύειν mit Reiske, 
oder das zweite τῇ node mit Rauchenstein einzuschliessen ist. 
Eher wird man in XVIII, 12 καίτοι δεινὸν, ὦ ἄνδρες δικασταί, 
ὑπὸ μὲν τῶν πολεμίων παῖδας ἡμᾶς ὄντας ἐλεεῖσθαι ---- ὑπὸ δ᾽ 
ὑμῶν, ὦ ἄνδρες δικασταί, τοιούτους γεγενημένους τῶν ὄντων ἀπο- 
στερεῖσϑαι —. εὖ δ᾽ old ὦ ἄνδρες δικασταί, ὅτι κτὲ.. die drei- 
malige apostrophirung der richter so rasch hintereinauder für 
fehlerhaft halten und etwa das erste mal sie als zusatz des ab- 


452 Jahresherichte. 


schreibers betrachten dürfen, wodurch die nach ὑπὸ δ᾽ ὑμῶν mu 
wirkung bedeutend gewinnen würde. Wie die repetition dessel- 
ben wortes nicht immer sofort als glossem zu verdammen ist, 
so auch nicht die zusammenstellung synonymer ausdrücke; wir 
lassen uns z. b. nicht durch die entmuthigende frage Cobet’s quis 
nostrum ita scripsisset ἀλλὰ γὰρ ov τὰ μέλλοντα ἔσεσθαι Bovio- 
μαι λέγειν τὰ πραχϑέντα ὑπὸ τούτων ov δυνάμενος εἰπεῖν (Kl, 
99) abschrecken, sondern erkennen mit Scheibe (368) eizeiy den- 
noch an: streicht man es, so verliert die periode an leichtigkeit 
und rundung, auch verlangt die antithese, dass der verbalbegriff 
wiederholt werde. Auch in ἥκουσιν ἀπολογησόμενοι καὶ Adyor 
σιν ὡς οὐδὲν κακὸν εἰργασμένοι εἰσίν (XII, 22) ist das durch 
den druck ausgezeichnete kein putidum emblema, denn dass jene 
noch den muth haben sich zu vertheidigen, ist mit der behaup- 
tung, dass sie nichts schlimmes verübt haben, nicht identisch. 
Nicht einmal XXIX, 1 wird man καὶ οἱ φάσκοντες vor Dilo- 
χράτους κατηγορήσειν, weil πολλοὶ γὰρ ἦσαν οἱ ἀπειλοῦντες vor 
hergeht, so ansehen können. Der gebrauch des artikels lässt 
sich rechtfertigen, vgl. unsere bemerkung jahrb. 1. c. p. 178. 
Wenn es heisst p. 376: „in oratione J, 26 ὁ τῆς πόλεως vonoeg, 
ὃν σὺ παραβαίνων περὶ ἐλάττονος τῶν ἡδονῶν ἐποιήσω quia nen 
sentit quam male παραβαίνων abundet?” wagen wir zu gestehen, 
dass uns diese verstärkung des ausdrucks nicht misfällt; in der 
affectvollen anrede muss nicht alles streng logisch sein, was 
auch vom nachsatz xat μᾶλλον — xdopios δῖναι gilt. Statt 
XXII, 2 ὡς ἀκρίτους αὐτοὺς χρὴ τοῖς ἕνδοκα παραδοῦναι ϑανάτῳ 
ζημιῶσαι die beiden letzten worte auszustossen, denn ,,iudices 
dicuntur Gusaz@ ζημιῶσαι non Undecimviri” thut Scheibe besser 
ein καὶ vor ϑανάτῳ eiuzuschieben, wodurch eiue redeweise glei- 
cher art entsteht wie Xenoph. Hell. I, 7, 10. Gern gibt aber 
ref. zu, dass in Xlll, 62 οἱ στρατηγήσαντες ὑμῖν πολλάκις μείζω 
anv πόλιν τοῖς διαδεχομένοις [στρατηγοῖς] παρεδίδοσαν, XX, 14 
aid αὐτὸν ἠνάγκαζον ἐπιβολὰς ἐπιβάλλοντες [καὶ ζημιοῦντε), 
ΧΧΙ, 19 διὰ τέλους [τὸν ἅπαντα yeovor] die unci mit recht a» 
gebracht sind, und noch zu sparsam in 1}, 10 wo ἐκ τῆς πό- 
λεὼς wicht blos hinter ἀποδημῆσαι sondern auch nach you 
sehr überflüssig erscheint, obwohl es Scheibe wie früher in dea 
Vindicc. p. 93 auch jetzt wieder in schutz nimmt. Ferner ge 
hört unserer ansicht nach zu den nocb nicht als solche bezeich- 
neten glossemen XXIX, 11 καὶ γὰρ δὴ δεινὸν ἂν sin, εἰ — 
οὗτος — τὰ τῆν πόλεως ᾿Εργοκλεῖ συνειδὼς κλέπτοντι καὶ ἐπὶ 
τοῖς ὑμετέροις δωροδοκοῦντε μὴ τῆς αὐτῆς τιμωρίας τυγχάνοι, 
GAN ἀϑλα λάβοι τὴν ὑπ ἐκείνου καταλειφϑεῖσαν οὐσίαν ἀντὶ 
τῆς αὑτοῦ πονηρίας, wo Cobet nur ἀνεὶ einschliesst: me- 
lestam praepositionem vicinae syllabae pepererunt; aber dann 
stände τῆς αὑτοῦ πονηρίας zu weit von adda ab; die interpola- 
tion scheint ursprünglich ἀνεὶ τῆς αὑτοῦ τιμωρίας gelautet κῃ 


Jahresberichte. 453 


baben, woraus mit absicht, um die wiederholuug von εἰμωρίας 
su vermeiden, oder auch zufällig a. 2. a. πονηρίας wurde. In 
ΠῚ, 25 ist περὶ τοῦ δεδωκέναι τὸ ἀργύριον schwerlich etwas an- 
deres als explication von magi τούτου “μόνον. IX, 17 wird an 
τὸ πέρας, welches Emperius in to μέρος — quantum in ipsis 
erat xu grossem nachtheil des gedankens umändern wollte, nichts 
zu corrigiren, wohl aber τὸ τολευταῖον als seine unzureichendo 
interpretation auszuscheiden sein: vielleicht schrieb Lysias τὸ δὲ 
πέρας tic πονηρίας νομίζοντες οὐχ ἱκανῶς pe τετιμωρῆσϑαι ἐκ 
τῆς πόλεως ἐξήλασαν, nicht ἐξελαύνουσιν oder ζητοῦσιν ἐξελαύνειν, 
wie Rauchenstein wollte, oder ἐξελάσαι (von ἐπεχείρησαν abhiia- 
gig), was jetzt Scheibes meinung ist. Vor παραγαγόντες, nicht 
vor διατοθέντες ist in ὃ. 18 volle interpunctien zu setzen. ΧΙ, 
82 vermuthen wir, dass ursprünglich &xsioe zu lesen war und 
sic τὸν δῆμον diese bezeichnung verdeutlichen sollte. Ueber XIX, 
13 geht jetzt nach Cobets dafürhalten ein neues licht auf (158): 
magna me spes tenet fore, ut nunc omnibus persuadeam in emen- 
dando loco Lysiae, ui olim aeger circumambulat (sic) in pul- 
cherrima oratione ὕπερ τῶν A. Xo. etc., er schreibt nämlich ö 
δ᾽ ὁρῶν αὐτοὺς ὑπ᾽ éxaivov τὸ πεπιστευμένους γεγονότας τ᾽ ἐπιϑι- 
κῶς τῇ τὸ πόλει ἔν ya τῷ τότε γρόνῳ ἀρέσχοντας ἐπείσθη δοῦ- 
vas, so für γεγονότας τ᾽ ἐπιεικεῖς. Aber er musste den gebrauch 
der phrase beweisen (dass γεγονέναι ἐπιδικῶς im sina von honesto 
loco natum esse vorkomme) und durfte nicht übersehen, dass so 
ein heterogener begriff zwiscben die enge verbundenen angaben: 
dem Konon sowohl als dem staat schien Aristophanes vertrauen 
zu verdienen, eingezwängt wird. Das enısıxeig y. muss man zu 
πεπισεευμέγους ziehen, mag es nun. ächt, oder, wie wir ver- 
muthen, nur zur erklärung beigeschrieben sein. Das τὸ kann 
nach γεγονότας in jedem fall so nicht stehen bleiben. XIII, 70 
iat ἐπὶ τῶν τετρακοσίων zu dem satz ὡς Φρύνιχον onextems eine 
sehr lächerliche beatinmung: wem von den zeitgenossen des redners 
war es unbekannt, dass Phrynichos selbst die hetaerie der vier- 
hundert gebildet hatte? Recht hat Cobet zu sagen: quod polite 
dixerat Lysias XVIH, 5 ἐν τοιούτῳ καιρῷ ληφϑεὶς ἐν ᾧ οἱ πλεῖστοι 
τῶν ἀνθρώπων καὶ ueraßdlAorsas πρὸς τὰ παρύντα καὶ ταῖς τύ- 
yaic εἴχουσι misere depravavit qui adscripsit δυστυχοῦντος τοῦ 
δήμους. Doch nicht dies allein, sondern auch ληφϑείς, was wir 
vormals in κληθεὶς verwandeln wollten; man muss nämlich ἐν 
τοιούτῳ καιρῷ ἴα unmittelbare beziehung zu οὐκ ἀπελαυνόμενος 
τῆς πολιτείας setzen; so erst wird eine befriedigende construction 
der periode gewonnen; Cobet scheint diese mit εἴχουσι bereits 
abzuschlicssen. XX, 85 war οἱ μὲν γὰρ ἄλλοι τοὺς παῖδας παρα- 
στησάμενοι ἐξαιτοῦνται ὑμᾶς, ἡμεῖς δὲ τὸν πατέρα τουτονὶ καὶ 
ἡμὰς ἐξαιτούμεθα, μὴ ἡμᾶς ἀντὶ — ἐπιείμων ἀτίμους ποιήσητε, 
sonst die lesart, Scheibe setzt σφᾶς noch an die stelle von ὑμᾶς, 
uns scheint jedes pronomen überflüssig, da ἐξαιτεῖσθαι absolut 


154 Jahresberichte. 


gebraucht werden kann und καὶ ἡμᾶς schon darum wegfallen 
zu müssen, weil τὸν πατέρα τουτονὶ als correlat zu rove παῖδας 
auch von demselben verbum (παραστησάμενοι) regiert wird, also 
ein widriges zengma dadurch entsteht, dass man sich versucht 
fühlt, ἡμᾶς ebenfalls auf jenes particip zu beziehen, was doch 
nicht angeht. XXV, 7 hängt ὡς ovre — πλήθει τῷ ὑμετέρῳ 
enmittelbar von γνώσεσθε ab, und ist κἀγὼ περὶ ἐμαυτοῦ τὴν 
ἀπολογίαν ποιήσομαι eine nichtssagende periphrase, ἀποφαίνων 
scheint aber nur die bestimmung zu haben, die construction wel- 
che durch die umschreibung gestört ist, wieder anzuknüpfen. 
Man wird daher xai ὑμεῖς γνώσεσθε in unmittelbare verbisdung 
mit ὡς οὔτε χτὲ zu setzen, alles dazwischenliegende aber zu 
streichen haben, nicht blos arogaisos, wie ref. früher wollte. 
XXVIII, 15 wird durch ἀξιοῦμεν δὲ μηδ᾽ ὑμᾶς und durch ὅπον 
παρεπίπτομεν, ὡς εἰκὸς τοὺς ἀδικοῦντας dem folgenden schluss- 
satz χαίτοι δἰ τοῖς μὴ δικαίως ἐπεξιοῦσιν ὀργίζεσθε, ἧπου σφόδρα 
χρὴ αὐτοὺς τοὺς ἀδικοῦντας τιμωρεῖσϑαι in sehr stérender weise 
vorgegriffen ; mittelst beseitigung jener sätze wird die klarste 
argumentation sich ergeben, natürlich kann dann auf οὐκ 76% 
λήσαμεν προδοῦναι uur ἐνθυμούμενοι folgen. 

Wie stark hie und da fremdes sich eingedrängt hat, zeigt 
die XIII, 65, 66, zuerst von Hamaker verdächtigte durch zwei 
§§. fortgesetzte erzählung von des Agoratos früherem lebens- 
wandel. Es möge uns darum nicht verübelt werden, wenn wir 
XIX, 48 Καλλίας τοίνυν ὃ ‘Innovixov — οὐδὲ δυοῖν ταλάνφτον 
ἐσεί anzweifeln. Das beispiel passt nicht zu den übrigen, welche 
den erfahrungssatz beweisen sollen, dass καὶ ἐν τῷ ἔμπροσθεν 
χρόνῳ πολλῶν ἐψεύσϑητε τῆς οὐσίας καὶ ζῶντες μὲν πλουτεῖν ἐδύ- 
κουν, ἀποθανόντες δὲ πολὺ παρὰ τὴν δύξαν τὴν ὑμετέραν ἐφάνη. 
σαν. Kallias verarmung war ja bei seinen lebzeiten nur zu οἵ: 
fenkundig, und das publikum wurde nicht erst durch seinen ted 
enttäuscht. Dass nur von solchen die rede sein kann, zeigt der 
übergang δ. 49 nochmals: καὶ ὅσα μὲν περὶ τεθνεώτων λέγουσιν, 
οὐ πάνυ ϑαυμάζω ---- ἀλλ᾽ ὅσα ζώντων ἐπιχειροῦσι καταψεύδεσθαι. 
Soll man aber dem sonst so geordneten redner eine so grosse 
gedankenlosigkeit zutrauen? 

Dass die tradition unseres textes wohl noch mehr an defekten 
als an glossemen reich ist, haben wir schon früher zu erweises 
gesucht; vgl. Münch. g. anz. 1852, p.388—403. Man lässt sich 
immer noch zu geduldig bei Lysias allerlei härten und verkehrt 
heiten gefallen, die bloss in der auslassung eines oder mehrerer 
unentbehrlicher worte ihre ursache haben. Westermann (V, 11) 
hat diese sache in bezug auf eive stelle in or. XIX berührt, 
wo er sich folgeudermassen ausspricht: ,,totum — hoc capıt 
prae aliis Lysiae locis mirum quam plenum lacunarum est, 68. 
rumque paucis exceptis, velut de qua modo disputavimus §. 28, 
quamque qui codicem Palatinum scripsit, δ. 34 indicavit (τοὺς 


Jahresberichte. 455 


éxaivow καὶ τοὺς προσήκοντας) exiguarum admodum et siugnlis 
syllabis adiiciendis sanabilium, quas maxima certe ex parte sa- 
gacitas -editorum indagavit. — Quae lacunosa librorum nostro- 
ram coniicio sic fortasse explicanda est, ut libri eius, ex quo 
Auxit Palatinus vel archetypi illius margines arrosas partim et 
attritas fuisse, librariam autem tantum quae legi adhuc poterant 
uno tenore, inque extremis versibus lacunis non indicatis de- 
scripsisse credas”. Diese ansicht ist sehr einleuchtend. Um so 
mehr wünschten wir sie von Westermann auch in bezug auf 
.33 angewandt, wo in der vulgata πῶς ἂν οὖν εἶεν ἄνθρωποι 
ἀϑλιώτοροι ἢ εἰ τὰ σφέτερ᾽ αὐτῶν ἀπολωλεκότες δοκοῖδν τἀκείνων 
ἔχειν eine unbeholfenheit liegt, die man dem Lysias nicht zu- 
schreiben darf, und die wegfällt, wenn man mit uns ἡμῶν fir 
ἢ und δοκοῖμεν fiir δοχοῖεν liest. Die übersetsung qui igitur 
fuerint homines miseriores quam si suis amissis illeram bora 
possidere videantur muss noch den ergänzenden satz id quod 
nobis contigit, von welchem in dem vorliegenden griechischen 
‚text nichts steht, zuzieben, um dem ganz grundlosen τἀκείνων 
einen halt zu geben. Lieber wird man den librarii solche ver- 
stösse beilegen, als sie bei dem correcten schriftsteller durch 
mühsame operationen zu rechtfertigen sich bemühen. Für obige 
stelle ist XVIII, 8 eine „gute parallele: καίτοι τίνες ἂν ἡμῶν 
δἴησαν δυστυχέστοροι , δὲ ἐν — τῇ ὀλιγαρχίᾳ ἀποθνήσκοιμεν εὖνοι 
ὄντες τῷ πλήϑει κτὸ. Achnlicher gattung ist es, wenn §. 29 Ly- 
stes geschrieben haben soll: χαλεπὸν -- τραγφδοῖς τε δὲς χο- 
οηγῆσαι — καὶ τρία ἔτη συνεχῶς τριηραρχῆσαε, εἰσφοράς τὸ πολ- 
λὰς εἰσενηνοχέναι — ὅτι δὲ πρὸς τούτοις οἴεσϑαι χρῆναι ἔπιπλα 
πολλὰ καταλελοιπέναι. Hier ist weder denkbar, dass im subjekt 
gewechselt wird, indem zu den vorhergehenden infinitiven Ari- 
stophanes, zu οἴεσθαι die richter subiect wären, noch dass wie 
Reiske wollte, die periode mit dem fragenden οἴδσθε endigte, 
denn man empfindet die nothwendigkeit, dass alle infinitive, also 
auch xasalsloınsraı von χαλεπὸν abhängen, noch dass οἴσθαι, 
wie Westermann, oder χρῆναι, wie Emperius verlangte, wegfalle, 
da in beider weise die symmetrische form der periode störung 
erleidet; sondern es muss ἔτι καταλελοιπέναι dadurch in das rechte 
verhältnies zu den übrigen gliedern treten, dass man og oiscde 
χρῆναι schreibt. Bei beurtheilung solcher fille gilt es weniger 
eine grammatische rarität zu conserviren, als mit rhetorischem 
blick das richtige zu erkennen. Wie das χρῆναι nicht gestri- 
chen werden darf, so kann §. 33 in dem satz ὃ δὲ πάντων da- 
φότατον τὴν ἀδελφὴν ὑποδέξασθαι παιδία ἔχουσαν πολλὰ das δεῖ 
wicht fehlen, was auch jetzt Westermann zugiebt (V, 11). Nicht 
der infinitiv an sich, welcher an die phrase ὃ da πάντων δεινό- 
saroy sich anschliesst, sondern der inf. in der praegnanten be- 
deutung des sollens müsste belegt werden, wozu citate wie Lyc. 
δ. 82 nicht ausreichen. Die in dem Pal. nur schwach ange- 


. 456 Jahresberichte. 


gedeutete lücke $. 34 zwischen τοὺς und éxeivow hat Scheibe 
jetzt mit hülfe eines synonymum von τοὺς. προσήκοντας aunge- 
fällt, er setzte διὰ τοῦτο ἠξιοῦτε ἂν τοὺς ἀναγκαίους τοὺς sxsivon 
καὶ τοὺς προσήκοντας ἀπολέσαι, weil unten δ. 88 dieselbe fr 

mit, den worten τούτου ἕνεκα ἂν ἀξιοῖτε τοὺς ἀναγκαίους “ἧς 
ὀκείνον τὰ σφέτερ᾽ αὐτῶν ἀπολέσαι wiederkehrt. Grade darum 
wird ‚Lysias sich aber auch an der fraglichen stelle mit τοὺς 
προσήκοντας begnügt haben. Dieser ergünzung wäre Sauppes 
transposition καὶ τοὺς mg. τοὺς dxsivov vorzuziehen; wodurch frei- 
lich die spur des diplomatisch beglaubigten defektes getilgt würde. 
Mit diesem scheint uns noch eine ziemlich starke corruption zu- 
sammenzuhängen, indem wir vermuthen, dass der redner schrieb: 
τῆς συμφορᾶς τῆς ἐκείνου καὶ τοὺς προσήκοντας ἀπολαῦσαι. Liest 
man, wie Bergk und ihm folgend Scheibe ἀπολέσαι, a0 t §. 
34 die stärkere bezeichnung voraus, die schwächere ἂν ggsoves 
τοὺς ἀναγκαίους. τοὺς ἐκείνου τὰ σφέτερ᾽ αὐτῶν ἀπολέσαι kémmt §. 
88 nach, und das verbum selbst erscheint in beiden identischen 
fragen in einer verschiedenen bedeutung und rection. Beiläufig 
bemerkt darf §. 38 das καὶ vor τοὺς ἀναγκαίους nicht fehlen, 
da es schon ὃ. 34 vor τοὺς προσήκοντας angebracht ist. Einen 
grösseren eusfall glaubt Westermann §. 28 entdeckt zu babes, 
er schreibt ὅτι πρὶν ναυμαχίαν νικῆσαι ὑμᾶς [τὴν πρὸς daxsdar 
koriovg ἐκείνῳ) ye μὴν οὐκ ἦν ἀλλ᾽ ἢ “χωρίδιον μικρὸν Pauvoorti, 
oder auch in der klammer Κόνωνα τὴν περὶ Κνίδον Apıorogası. 
In letzterem ist die nennung des Kanon nicht nöthig: die Athener 
eigneten sich späterhin gern die ehre des sieges bei Knidos an, 
und diese zuletzt gelieferte bedeutende seeschlacht konnte recht 
wohl ohne nähere bestimmung als ἡ ναυμαχία aufgeführt wer- 
den. Aber gewiss durfte hier die bezeichnung des Aristophanes 
nicht fehlen: das von Westermann erst hinzugefügte ἐκείνῳ iat 
indess schon in ye μὴν enthalten, wozu Nixopyjup ἣ καὶ Agıaso- 
paver ursprünglich als explication beigeschrieben war und dans 
in den text gerieth. Wir lesen also ὅτι πρὶν τὴν ναυμαχίαν 
νικῆσαι ἱμᾶς (vgl. Aesch. ΠῚ, 181 und M. gel. anz. 1852 p. 
897) ἐκείνῳ οὐκ ny κτὲ. Eher ist zu vermuthen, dass wir §. 54 
eine zeile eingebüsst haben, wo der mangel jetzt in den ausga- 
beu durch eine umstellung von μᾶλλον und ἢ übertüncht ist; 
die handschrift hat: ἀλλὰ πρὸς ϑεῶν Ὀλυμπίων, ὦ ἄνδρες διχα- 
Gra, βούλεσϑε ἡμᾶς δικαίως σῶσαι ἢ μᾶλλον ἀδίκως ἀπολῦσαι 
καὶ πιστεύετε τούτοις ἀληϑῆ λέγειν, οἵ ay καὶ σιωπῶντερ ἐν ἅσανει 
τῷ βίφ παρέχωσι σώφρονας σφᾶς αὐτοὺς καὶ δικαίους. Dem δι- 
καίως σῶσαι tritt das ἀδίκως ἀπολέσαι gegenüber, eben so wird 
Lysias die boshaften verläumder mit den bescheidenen und stil 
len ehrenmännern in contrast gesetzt haben, worauf auch τούτοις 
leitet, welches pronomen so häufig bei ihm mit schlimmer bin- 
deutung vorkömmt. Der sprecher konnte die zweite antithese 
etwa mit den worten vortragen: καὶ πισεεύδτα τούτοις ἀληϑῆ 


Jahresberichte. 2 48 


λέγειν [συκοφάνταις ἀεὶ οὖσι καὶ ἀδίκοις, ἣ τοῖς οἷοίπερ Hust), 
οἱ ἂν καὶ σιωπῶντες are. Man wird leicht wahrnehmen, wie 
bedeutend die anrede an kraft gewinnt, wenn sie nicht bitt- son- 
dern fragweise an die geschworenen gerichtet wird, und die 
mothwendigkeit einsehen, auf die kürzer gefasste alternative 
eine zweite ausgeführtere folgen zu lassen. Ueber XXV, 32 
herrscht zwischen Scheibe und uns noch verschiedenheit der an- 
sicht; er mag nicht glauben 1), ‘dass der redner sich corrigirt, 
also ἢ τούτων μὲν οὐκ ἄξιον Θαυμάζειν, ὑμῶν δὲ nicht καὶ zov- 
τῶν xté. sagen musste, wünscht sogar, dies wäre uns nicht eiv- 
gefallen (851.), was wir keineswegs bereuen. Die berichtigung 
geht anf δ. 30 zurück, wo es heisst τούτων δ᾽ ἄξιον Bavualsır, 
τι ἂν ἐποίησαν si τις αὐτοὺς εἴασα τῶν τριάκοντα γενέσϑαι, οἵ 
yur δημοχρατίας οὗσης ταὐτὰ ἐκείνοις πράττουσι. Hier ist aber 
wus beiden nicht eingefallen, dass das ὅτι hier dem uaten §. 32 
Ses οἴεσθε μὲν δημοχρατίαν entspricht, dann aber τί οὐκ ἂν (oder 
nur einfach ti ἂν ἢ nöthig wird, um ein object und eine krif- 
tigere fassung des satzes zu erhalten. 

Um nun noch einige fälle der art kurz zu berühren, sei 
zunächst die stelle XII, 99 erwähnt, wo ἄν nach τὰ usl- 
λοντα, wie die vorhergebenden sätze lehren, nicht fehlen darf; 
und XIII, 32, welche Scheibe jetzt mit hinzusetzung der nega- 
tion aus dem Pal. constituirt hat: καί nor ἀπόκριναι ὦ "Ayogars, 
ἀλλ᾽ οὐκ οἶμαί oa ἔξαρνον ἂν γενέσϑαι ἃ ἐναντίον ᾿«4ϑηναίων 
ἁπάντων ἐποίησας. Man wird sich aber in die adversativ - par- 
tikel nicht finden können, ohne annahme des wegfalls eines ko- 
lon wie καίπερ ἄκων oder ἄκων μέν. In VI, 27 ergänzt Scheibe 
dem sinne nach richtig [τοσαύτην δὲ αὐτῷ τῶν ἀσεβημάτων) Geog 
λήϑην ἔδωκεν, bestimmter wäre vielleicht τοσαύτην δὲ τούτῳ ὧν 
ἠσέβηκεν &. 4.8. VI, 12 durfte Scheibe unbedenklich dem vor- 
schlag ὅτι κέρδος ἐγίνετο τῷ ἀφανίσαντι καὶ ἥτις ζημία τῷ πε- 
οιποιήσαντι (vgl. zu Cornific. p. 306) folgen, da die antithese 
sonst nicht nur mangelhaft, sondern auch sinnlos wird*). VI, 
14 ist die von Scheibe proponirte ergänzung ὧν vor πολλᾶς ἂν 
zwar die leichteste, aber nicht die richtigste, da der gegensatz 
von kläger und angeklagten hier ausdrücklich hervorgehoben 
werden muss:. dieser verlangt ἐγὼ δὲ oder ἐγὼ δὲ τοὐναντίον, 
wie ref. und Hamaker früher erinnert haben. Auch VII, 37 ist 
diese rücksicht zu nehmen: ἃ οὗτος ἐβούλετο muss an seiner stelle 
bleiben nm das entsprechende glied zu dem begriff zu bilden, 


1) Die ellipse, welche Scheibe anwendet, um die ausdrucksweise 
der stelle zu rechifertigen, nämlich die von καίπερ ἄξιον ὃν müssie an 
entsprechenden beispielen nachgewiesen werden: bis dahin zweifelt ref. 
an der möglichkeit derselben. 

2) Westermann hat in seiner ausgabe unsere correctur einfach an- 
geführt, was der rec. in dem centralblau 1854, p. 350 sonderbarer weise 
für eine widerlegung hält. 


488 Jahresherichte, 


welcher zu εἰ ἔλεγον (etwa καὶ nuga τὴν alndade τι) vermisst 
wird. Dass Lysias etwas des sinnes gesetzt haben müsse, ist wohl 
noch mehr als mera opinatio, die aber darum noch nicht das prädi- 
kat ingeniosa verdient. X,9 scheint nach λέγοντι etwa avesleyen 
ὅτι zu fehlen; so ist es nicht mehr nöthig ἐξήρκϑδι mit λέγοντι und ég- 
ριφέναι mit οὐδέν μοι μέλει zu verbinden. XII, 29 verlangt die 
fassung der stelle nicht sowohl αὐτῶν statt αὐεῆς, was Dobree 
tilgen wollte, als αὐτῆς ἐκείνης, da αὐτῆς an sich zu schwach 
ist, aber hier in der vergleichung nicht fehlen darf. XII, 69 
zweifeln wir noch etwas daran, dass ras πολεμίων ἕνεκα dem 
sion habe ne hostes comperiant, und bestehen deshalb auf der 
einfügung von βλάβης. XIX, 47 ist es kaum glaublich, dass 
das verbum nach za πολλὰ ἔνδον fehlen könne; nach Markland 
war ἔνδον εἶναι zu corrigiren, der Pal. hat ἔνδον ἦν. XXV, 2 
aber reicht es nicht hin, wie Markland ὁμοῦ zu lesen, es muss 
auch πάνϑ' was zwischen οἴονται und ἃ leicht ausfiel, binzukom- 
men. XXX, 4 scheint uach καὶ γάρ τοι etwa δῆλον zu fehlen; 
setzt man es hinzu, so bedarf es nicht der von Westermann vor- 
geschlagenen änderungen ὁμοίαν» oder ὁρᾶθ᾽ oias, welcher übri- 
gens mit recht bemerkt, dass bei exclamationen nur ὅς oder 
οἷος gebräuchlich sei. XXX, 33 scheint τῶν ἐξαιτησομένων οὗ» 
δοὶς durch das vorhergehende (δ. 31) περὶ ---- τῶν ἐξαιτησαμένων 
βραχέα πρὸς ὑμᾶς εἰπεῖν βούλομαι geboten zu sein, auch XI], 
86 demnach ἐξαιτήσονται gelesen werden zu miissen; wenigstens 
sind das die einzigen stellen, an welchen die iibliche form mit 
dem .einfachen verbum vertauscht ist: vgl. dagegen XIV, 20, 
XX, 19, XXI, 17. XXVII, 12, bei Demosthenes 546, 21 und 1385, 
10. Anderer art ist XIV, 22 αἰτούμενοι ὑπὲρ AlnıButdov. Das 
einfache verbum hat vielleicht auch 1, 30 den platz des zusam- 
mengesetzten angenommen, wo man διαρρήδην ἀπείρηται τούτον 
μὴ καταγιγνώσκειν φόνον erwartete statt 3. εἴρηται κεὲ. 

Die coneinnität des styles versuchen wir nun an einigen 
andern stellen nicht durch wegnehmen und zuthun sondern durch 
hebung von corruptelen zu gewinnen. IV, 13 erfordert der gleich- 
klang, dass dem χινδυνεύοντι — μοι περὶ τῆς πατρίδος ein par- 
ticipium desselben casus eutspreche. Dies liegt im satz ἢ δεινόν 
γ8, εἰ aig μὲν λύσιν τοῦ σώματος ἔδωκα τὸ ἀργύριον ἐκ τῶν 
πολεμίων, ἐξῆν ay μοι χρῆσϑαι αὐτῇ xzé. versteckt; man schreibe: 
δεδωκότι ἀργύριον, riicke iibrigens auch ἐκ τῶν πολεμίων hinter 
σώματος. IX, 17 lautet der ursprüugliche text: ἀλλᾷ γὰρ a 
κατεφρόνησαν τοῦ ὑμετέρου πλήϑους, οὐδὲ φοβηϑῆναι τοὺς ϑεοὺς 
ἠξίωσαν, ἀλλ᾽ οὕτως ὀλιγώρως καὶ παρανόμως προρηνέχθησαν, 
ὥστε ἀπολογήσασθαι ---- οὐδ᾽ ἐπεχείρησαν κεᾶ. Scheibe hat nun 
das εἰ ausgestossen und vermuthet in der vorrede ἀλλὰ γὰρ καὶ. 
Indess scheint die tilgung von εἰ die von Lysias beabsichtigte 
form des satzes noch unkenntlicher zu machen: der fehler liegt 
vielmehr in ἀλλά, dessen wiederholung hier schon störend ist 


Jahresberichte. 459 


und offenbar dem sinn widerstrebt, denn dieser lässt eher γάρ 
erwarten als eine gegensätzliche partikel. Möglich wäre es 
dass der redner ἅλις γὰρ εἰ schrieb: „es ist schon genug, wenn 
sie mit verletzung ihres eides ihrer pflicht untreu wurden, so ge- 
gen den demos sich vergingen und wider die götter versiindigten ; 
aber sie verfuhren auch gegen mich insbesondere auf die empö- 
rendsio weise, wenu sie mich aus der stadt vertrieben ohne ilır 
verfahren irgend wie zu rechtfertigen”. Zu ΧΙΙ, 26 gibt Scheibe 
der lesart der handschriften ἀποκτείνῃς vor Bekkers ‚Anoxrairaug 
den vorzug und sieht sich dadurch bestimmt σώσῃς ἡμᾶς an die 
stelle von σωσείας vorzuschlagen. Das gesetz der symmetrie 
verlangt vielmehr ἀνεέλεγες μὲν, ἵνα σώσειας Γ συνελάμβανες δὲ, 
ἕνα ἀποκτείνειας; XIII, 61 ist αὐτὸς vor ὑπὸ σοῦ einzuschieben 
darum minder rathsam, weil schon vorher von dem tod des Ari- 
stephanes die rede war, schreiben wir aber ὁ ὑπὸ σοῦ ἀπολόμενος 
statt καὶ ὑπὸ cov ἀπολλύμενος, so liegt in dem zusatz eine an- 
tithese, welche ihn allein rechtfertigen kann. XVIII, 23 muss 
man in den worten: καὶ τοιούτων ἡμῖν ὑπαρχόντων εἰς τίνας ἂν 
ἐβουλήϑημεν δικαστὰς καταφυγεῖν; οὐκ εἰς τοὺς οὕτω “πολιξενομέ: 
φους ὑπὲρ τῆς πολιτείας ἧς καὶ ὁ πατὴρ καὶ οἱ προσήκοντες ἡμῖν 
ἀπέθανον; anstoss nehmen, da der ausdruck οὕτω πολιτεύεσθαι 
ὑπὲρ τῆς 'πολιτείας 80 unbestimmt als schleppend und schwerfäl- 
lig ist, eber ginge καὶ αὐτοὺς xexivduvevxotuc, 50 dass πολιτδυο- 
μένους als eine art dittographie von πολιτείας betrachtet werden 
könnte. Kine rundere construction und mehr logische bündigkeit 
erhält XX, 31 mittelst der änderung des ‚casus und so auch der 
interpunction, wenn ‚gelesen wird — ἵνα εἴ ποτε xisövsog εἴη, ἡμᾶς 
ἐξαιτούμενοι nag ὑμῶν τὴν ἀξίαν χάριν ἀπολάβοιμεν statt iva, 
εἴ π. xs ety ἡμῖν, ἐξαιεούμενοι κτέ. ΧΧΙ, 10 gibt der Pal. sosov- 
τον γὰρ ἐμαυτὸν τῇ πόλει παρέχω, ὥστ᾽ ἰδίᾳ μὲν τῶν φείδομαι, 
δημοσίᾳ δὲ λειτουργῶν ἥδομαι. Früher hatte Scheibe nach dem 
Laur. (Ὁ) das τῶν weggelassen, jetzt fügt er mit Reiske 09- 
τῶν hinzu, auf die eine wie die andere weise leidet die aequa- 
bilität der glieder, überdies ist der ausfall von ὄντων eben so 
unwabrscheinlich als der zusatz des isolirteu τῶν; diesen übel- 
ständen hilft die vertauschung eines buchstaben ab: ζῶν für τῶν. 
Das partipicum entspricht dann dem λειτουργῶν, XXVI, 13 wird 
διακεῖσϑαι und ἡγήσασϑαι mit grösserer probabilität , da schon 
im vorhergehenden § die frage πῶς οἴεσθε τὸ ἄλλο πλῆϑος τῶν 
πολιτῶν διακείσεσθϑαι gestellt wurde, in διακείσεσϑαι und ἡγή- 
σεσϑαι verändert, als mit P. R. Müller beibehalten werden, in- 
dem ovx a» den gebrauch des präsens und aorists freilich er- 
laubt; doch verlangte die gleichmässigkeit dann auch ἡγεῖσθαι 
neben διακεῖσθαι (vgl. Lect. Lys. p. 302). Ueber XXIV, 25 
müssen wir unsere in den Heidelb. jahrb. 1854 P- 234 vorge- 
tragene conjectur wiederholen, weil Scheibe sie in der vorrede 
nicht vollständig mitgetheilt hat. Der invalide sagt dort ἐξόν 


460 Jahresberichte. 


μοι pet ἐχείνων ἀδεῶς πολιτεύεσθαι, ped’ ὑμῶν εἱλόμην ande 
yavaır ἁπάντων, diese fassung ist aber unsymmetrisch, denn dem 
πολιτούεσθαι = in urbe vivere muss ein verbum des sinnes yea 
extra urbem degere entsprechen, wohl ἀποδημεῖν, und dieser iv 
finitiv nöthigt erst xırövsevos, welches der mit ἀδεῶς corresper- 
dirende begriff ist, für κινδυνεύειν zu schreiben. 

Fälle in welchen weniger die oratorische form als die rich 
tigkeit des sinnes in betracht kömmt, sind folgende: Vi, 4 φέρι 
γὰρ, ἂν νυνὶ ᾿Ανδοκίδης ἄϑῷος ἀπαλλαγῇ δ᾽ ἡμᾶς: so emendirt 
Scheibe, wo im cod. nur ἡμᾶς steht. Ist die praposition wirklich 
vor dem pronomen ausgefallen, so passt doch für letzteres eber 
ὑμᾶς als ἡμᾶς, da der kläger sich bewusst ist, seine schuldig- 
keit zu thun und den richtern im vorigen § stark ins gewissen 
redet. Indess könnte auch ein parlicip, wie ἀσεβήσας, in ἡμᾶς 
verdorben sein. Weiterhin $. 20 darf der gedanke, dass die 
göttliche nemesis von der vergeltung, welche menschen vollsie- 
hen, verschieden sei, nicht in den _gemeinplatz auslaufen: ὁ δὲ 
ϑεὸς τέλος τούτων λυμηνάμενος τῷ Bip θάνατον ἐπέϑηκϑ, was 
zugleich den schiefen nebensinn hat, als wären nicht alle mes- 
schen zuletzt des todes beute, aber auch Scheibe’s vermuthung οὐδὲ 
ὁ Geog τέλος κτὸ „ac ne deus quidem eos morte immittenda ah 
his malis liberat’” scheint von der idee des redners abzuweiches, 
und leidet ebenfalls an dem fehler, dass man einen verkehrten 
sinn hineinlegen und dies so verstehen kann, als blieben solche 
leute immer bei leben. Nein, sie sterben, aber nicht so bald 
als sie wünschen; wenn alles mögliche unheil sie betroffen, 
wenn ihr ganzes dasein entstellt und gebrandmarkt ist, und. nicht 
eher macht der Gott ihrer traurigen existenz ein ende: ὁ de 
ϑεὸς τελέως τούτων λυμηνάμενος τῷ βίῳ θάνατον ἐπέθηκε. VI, 
49 würden wir in der stelle γναυκληρῶν οὐκ ἐτόλμησεν ἐπαρθεὶς 
σῖτον εἰσάγων ὠφϑλῆσαι τὴν πατρίδα lieber ἐπαρκέσαι καὶ als 
ἐπὶ πράσει schreiben, und finden in demselben § nicht sehr glaub- 
lich, dass der verfasser der rede ποῖα ἁμαρτήματα ἀνακαλεσάμε- 
sog in der bedeutung vom wiedergutmachen begangener sünden 
gesagt habe, man verfällt ja sogleich auf ἀκεσάμενος oder, was 
mehr ad litteram, ἀνακεσάμενος, wofür wenigstens das avaxectos 
aus Erotian beigebracht werden kann. VIII, 4 scheint Lysias 
von dem bekannten, der ihm hinterbrachte, was die perfiden 2 
hérer gegen ihn geäussert hätten, etwa folgendes zu sage: 
καίτοι οὕτως ἠνωχλεῖτε τινί, ὥστε περὶ πλείονος ἐπονήσατο δυ- 
κεῖν ἐμοῦ κήδεσϑαι 7 μᾶλλον κατ᾽ ἐμοὺ εἰπεῖν: er zog es vor in 
meinem interesse zu handeln, indem er mich vor falschen freus- 
den warnte, als diese in schmähreden wider mich noch zu über 
bieten. Dann muss Vill, 8 wohl nach dem schon von Sauppe 
und Cobet verlangten ὅτε πρὲς τοὺς τελευταίους ἐλέγετε fortge 
fahren werden obs οὐκ ᾧεσϑε ἀπαγγεὶ εἶν ἡμῖν, und σόφισμα κᾶ' 
λὸν εἶναι von ὑπώπτευον, nicht von ᾧεσθε abhängen, das frage 


Jühresberichte. 464 


eichen aher erst nach Onılaira eintreten. Für περιήλθετε vere 
angt der zusammenhang περιῇτε: für καίτοιγε in §.11 κἀν τῷδε, 
sleich darauf scheint pera τούτων aus dem obigen herunter ge- 
athen zu sein, das übrige aber mit ausnahme von ἃ bleiben zu 
\Gnwen: δὲ γὰρ ἀδικουμένῳ μοι μηδὲν ἦν δίκαιον εἰπεῖν, d. b. 
vena ich obgleich mir unrecht geschah, nach ihrer ansicht kein 
echt hatte das geld zu fordern, hatten sie vortrefflich für mich 
rearbeitet, wenu sie die übergabe eines solchen pfandes betrieben. 
ferber §. 10 ist wohl ἀνάγειν δέ μὲ zu lesen, §. 14 οὗτος δὲ 
raveic μᾶλλον διηλλάτεετο und 8. 16 ἀνολευθϑερώτερον κακῶσαι, 
ämlich mit noch grösserer gemeinheit beginnen die schüler ihn 
Ὁ mishandeln, nachdem die vorwände ihnen ausgegangen sind. 
KiX, 18 dachten wir an ὅτι πολλοῖς ἀνθρώποις (statt πολλοῖς 
iv), denn das von Sauppe und Scheibe für ἂν gewählte δὴ ist 
larum nicht recht angemessen, weil der charakter des Aristo- 
hanes , auf welchen sich δὴ beziehen müsste, noch nicht ge- 
childert worden ist. Für die phrase vgl. Ul, 16 συνδραμόντων 
ἰφϑρώπων πολλῶν. XX, 33 möchte es eine zu gewagte behaup- 
ung sein, wenn die sprecher sich überzeugt erklären, dass ih- 
es die gebührende rücksicht von den richtern zu theil werden 
rird ; dann hätten sie auch nicht nöthig sich so angelegentlich 
a vertheidigen: besser setzen sie die überzengung von ihrem 
erdienst bei den richtern voraus: schreibt man ὥστε αὐτῶν τού- 
coy svaxce “πρόϑυμοί ἐσμὲν εἰς ὑμᾶς εἰδότας (fir εἰδότες), ὅτι 
ρήματα μὲν ἡμῖν οὐκ ἂν ein πόϑεν ἐκτίσωμεν, αὐτοὶ δὲ πρόϑυ- 
0 ὄντες εἰς ὑμὰς ἀξιοῦμεν εὑρίσκεσϑαι γάριν, 80 ist an ἀξιοῦμεν, 
roraus Cobet ἄξιοί d ἔσμεν, Scheibe ἀξιούμοθα machen wollen, nichts 
@ ändern; ein besouderer nachdruck liegt aber hier auf dem 
bsichtlich wiederholten πρόϑυμοι ὄντες (8. ἐσμέν) ay ὑμᾶς. 
CX11,15 ist für ἐν τούτοις τοῖς καιροῖς vermuthlich ἐν τοιούτοις 
. su lesen. XXIV, 14 wird L. nicht εὖ φρονῶν oder εὖ νοῶν 
einem clienten in den mund gelegt haben, sondern ἑαυτῷ. Der 
ukläger stimmt weder mit audern überein, noch mit sich selbst; 
ras er behauptet, ist nämlich nicht im ernst seine meinung, er 
reibt nur sein muthwilliges spiel mit dem armen mann, vgl. 
. 18. XXV, 9 ist ἔνιοε δὲ τῶν ἐκείνους ἐκβαλόνεων αὐτοὶ 
Φεοῖς τῶν τριάκοντα ἐγένοντο die handschriftliche lesart, wofür 
bemals Reiske αὐτοὶ αὖϑις vorschlug, Scheibe jetzt αὐτοὶ av τῆς 
eajicirt, doch ist zu bezweifeln, ob Lysias sonst die bezeich- 
580; ἡ τῶν τριάκοντα ὀλιγαρχία braucht. Er denkt hier an den 
Theramenes, welcher anfangs unter den dreissigen eine haupt- 
elle spielte; das war ein interessantes beispiel raschen über- 
‘eags von einem extrem zum andern, welche 1. c. besprochen 
rerden; dass er einer der führer jener coterie war, konnte 
ὦ Lysias mit den worten ἐν τοῖς πρώτοις τῶν To. andenten; 
gwzoıg aber als zahl geschrieben (ἐν τοῖς a) ward leicht 
ıisverstanden und daher ausgelussen. XXVII, 2 rathen ‚wir, 
Philologus. XI. Jahrg. 1. 41 


462 Jahresberichte. 


für ὥστε τὸ μὲν πλῆϑος καὶ ἡ αἰσχύνη ἡ διὰ τούτων ὑμῖν γίγνε. 
ζαι zu schreiben ὥστε τὸ μὲν nerdog χτὸό. Die annahme einer 
lücke nach πλῆϑος fällt durch diese änderung weg. Mam ver- 
gleicbe XXXII, 11, wo es, ohne dass von einem trauerfall die 
rede wäre, beisst: πολὺ as aly ἔργον λέγειν, 0009 navOog ἐν τῇ 
ἐμῇ οἰκίᾳ ἦν ἐν ἐκείνῳ τῷ χρόνῳ. Hinter der starken. corruption 
§. 5 ἡπόταν παρὰ τῶν δυναμένων δίκην λαμβάνητε, τοὺς πάντας 
παύσονται ἐπιχειροῦντες εἰς ἡμᾶς ἐξαμαρτάνειν steckt wahrschein- 
lich noch etwas anderes als τότε πάντες. Die leute, welche ihre 
redegabe zum mishrauch verleitet und denen man ihr handwerk 
legen soll, sind die sykophanten: auf sie wird J,. hier hinge- 
wiesen und allenfalls geschrieben haben: Tore οἱ συχοφάνται war. 
σονται xta. Für das ὃ. 6 folgende μέρει τῶν ἀδικημάτων τὸν 
κίνδυνον ἐξεπρίαντο hat mit einigem schein Franz auf Plato Rep. 
Il, p.365 2. sich berufen, aber dies ϑυτέον ἀπὸ τῶν ἀδικημάτων ist 
doch ein weniger kiihner ausdruck. Vielleicht war das vom red- 
ner gebrauchte, der sache mehr angemessene wort ϑωροδοχημᾶ- 
tov, vgl. Dem. XVIII, 31. In XXXII, 5 machte ref. schon M. 
g. anz. 1854, p. 404 darauf aufmerksam, dass in dem von 
Sauppe evident hergestellten satze ἡγούμενος διὰ ταύτας eas 
ἀναγκαιότητας ovdert μᾶλλον προσήκειν δικαίῳ περὶ τοὺς παῖδας 
ἐπιτρόπῳ γενέσθαι das ἐπιτρόπῳ ungehörig sei, wie §. 23 zeigt, 
wo L. fast derselben ausdrücke sich bedient: καίτοι δὶ ἐβούλετο 
δίκαιος εἶναι περὶ τοὺς παῖδας are. Sowohl diese bemerkung 
hat Scheibe übergangen, als die conjectur γρῶναι δὲ ἡττωμένων zu 
XXXII, 4: siehe 1. c. p. 414. Das κατεψηφισμένους ἔσεσϑαι ist 
auch schon in den Heidelb. jahrb. 1. c. p. 225 empfohlen und 
dadurch die früher gebillgte vermuthung Reiske’s πεποιημένους 
φανήσεσϑαι (M. g. anz. 1848, 759) aufgegeben, in der Vorrede 
sagt demungeachtet Scheibe (p. xxx): καταψηφιεῖσϑαι etiamnune 
retinui, quanquam puto latere xezewyqiauerovs ἔσεσϑαι vel ga: 
ψήσεσθαι, quo simul id quod sequitur particip. πεποιημένους faci- 
liorem explicatum habet: κατεψηφίσϑαι Baiterus (Rauch. West.), 
quod non omnino necessarium esse ex or. 13 $. 94 et 95 ap- 
paret. Kaysero cum Reiskio post πεποιημένους videtur φανήσε. 
ofa: excidisse. 

Uebrigens hat Scheibe so wohlwollend und freundlich die ver: 
suche des ref. in den lect. Lys. wie in der vorrede seiner vor- 
ziiglichen zweiten ausgabe des Lysias beurtheilt, dass er fast 
besorgen muss, sich den vorwurf der rechthaberei zuzuzieben, 
wenn er oben einigemale ihm widersprach, und noch weiterhis 
seine Ansichten gegen seinen verehrten freund zu verfechten 
sucht. Dass Scheibe indess selbst am weitesten davon entfernt ist, 
unsere einreden so aufzunehmen, beweist die offenheit mit wel- 
cher er mehrere unserer vorschläge zurück weist; wozu wir we: 
niger ΥἹ, 28 agixro für ἀφίκοιτο Vu, 26 ἀφανίζων, ὡς suri κρ!" 
soput (Hamaker ähnlich zgarıkor, ὡς ». xp.) statt ὡς ἀφανιζων 


Mabveaberichte 168 


v. κι, XII, 46 ἀλλὰ τοὺς aurgv ἀκούσαντας, καὶ of, mit tilgung 
von Egaroadsrovs nach αὐτοῦ und statt καίτοι, ΧΙΙ, 63 καὶ γάρ pos 
δοκοῦσιν, wie Sch. früher selbst emendirte statt οὐ γὰρ μ. Ö., 
XXIV, 9 τοιοῦτον ὁμολογεῖν ἂν εἶναι καὶ ses ἀπορώτερον für 
τοιοῦτον εἶναι; καὶ ἔσει τι πονηρότερον: KXVI, 18 πάντων ai- 
τίους ἡγήσεσθαι, ὅσα γεγένηται statt αὐτῶν a. ἡ ὅταν γένωνται, 
XXVII, 14 δεηϑῆναι statt δεήσεσθαι rechnen, als XII, 81, XIV, 
2,XV1,16, XIX, 25, ΧΧΥΠΙ, 15. Was an ersterer stelle Scheibe 
gegen xazaysors vorbringt, ist nicht so entscheidend, als er 
selbst glaubt: weder ist die wiederholte aufforderung zur ver- 
srtheilung des Eratostbenes übel angebracht, da dies verbum 
mitten im satze steht, noch mit dem folgenden ὁ μέντοι ἀγὼν 
das wort novereiobar: Lysias will sagen: wäre ich ankläger 
und richter in einer person, wie vormals diese leute, so müsste 
es mir leicht fallen, die gerechte rache an ihm zu vollziehen, 
jetzt aber wird selbst diese noch zweifelhaft; um so mehr ist 
es meine pflicht, auf unerbittliche strenge gegen ihn zu drin- 
gen. XIV,2 halten wir an ἐπινικίοις fest; sollte ὦν, wie Scheibe 
versichert , eine schwierigkeit machen, so muss man es eutwe- 
der voranstellen, oder οἷς schreiben. XVI, 16 will er ἀποχω- 
θίσαι durch die stillschweigende ergänzung von ἀπὸ τοῦ λοι- 
ποῦ osparonedov halten, es ist aber die frage, ob man sich sonst 
so ausdrückte: auf Marklands ἀποκληρῶσαι konnte jeder leicht 
von selbst verfallen, da bald darauf gelesen wird ἐκέλευον axin- 
gure τὴν ἡμετέραν τάξιν πέμψαι. Zu XIX, 25, wo Scheibe ἐδεή- 
On mov προσελϑεῖν αὐτῷ — καὶ λαβεῖν ὁκκαίδδκα μνᾶς en αὐτῇ 
xzé liest, indem er ὡς ‘Agictogaeny einklammert und καὶ hin- 
susetzt, bemerkt er unter andern p. 337: Kayserus voluit — 
χρυσῆν, Ar ὑποϑήσειν svOing “Agicrogauva λαβὼν xre. quae 
emendatio ut sententiae non contraria sit, tamen longius distat 
8 scriptura codicis.” Wohl nicht mehr als die ergänzungen in 
VI, 27 und XXVl, 13, wo man ohne die annahme eines starken 
ausfalls keinen verständigen sinn hereinbringt. Dagegen scheint 
es auffallend, wenn der schwager des Aristophanes ersucht wird 
die 16 minen von diesem für Demos zu erhalten, statt ihu darum 
im namen des Demos zu bitten. XXVIII, 15 soll ὅταν — ἡγησώ- 
μεϑα σωτηρίας ἀντειλήφϑαι, δεινότερα ὑπὸ τῶν ἡμδτέρων ἀρχόν- 
των πάσχομεν ἣ ὑπὸ τῶν πολεμίων gerechtfertigt werden können: 
»quetiescumque opinamur salutem nos ‘consequutos graviora pa- 
timur” ut seotentia generalis sit. Da der fall aber ein so sin- 
gulärer ist, wird die allgemeinheit der sentenz als undenkbar 
anzuseben,, also mit Reiske ὅτε — ἡγησάμεϑα, und mit uns 
ἐπάσχομον zu lesen sein. 

Abgesehen von diesen differenzen berühren wir noch einige 
stellen, die unserer ansicht nach anders zu behandeln sind. 1, 
22 scheint οὐδένα καταλήψοιτο, nicht οὐδὲν ἂν x. darum gele- 
sen werden zu müssen, weil man sonst auch τῶν ἐπιτηδείων 


11" 


464 Jahresberichte. 


neutral zu verstehen verleitet wird (vgl. XXX, 9) und ἂν 
durch das futur ausgeschlossen ist. Euphiletus nimmt den So- 
stratus mit nach haus, weil er keine andere bekannten voraus. 
sichtlich an jenem abend zu haus traf. I, 41 durfte Seheibe 
sich nicht weiter bedenken, Bergks verbesserung τῶν φίλων τοῦ 
ἐγγυτάτω aufzunehmen. 11,21 ist aus τῶν ἄλλων Ελλήνων schwer- 
lich τῶν πολλῶν geworden, dieses scheint eher eine corruption 
von τῶν λοιπῶν zu sein. Ll, 35 wird man vielleicht lieber mit 
Emperius ὑπὲρ τῆς φιλύτητος streichen als mit Cobet ὑπὲρ τῶν 
φιλτάτων τῶν ἐν 2. corrigiren. Es wird vorausgesetzt, dass mae 
weiss, was unter za adda zu verstehen ist. Il, 43 dürfte 
schwer zu erklären sein, was die εὐτυχία ὁμονοοῦσα τοῖς κινδύ- 
voıg bedeute, vielleicht wollte der verf. von einer εὐτυχία Oyoos 
ἰοῦσα τ. x. sprechen. VI, 29 zweifeln wir noch an der phrase 
ἐπὶ δημοκρατίας als zeitbestimmung ; XVI, 22 steht ἐν δημοκρα- 
vig neben ἐπὶ pes τῶν τριάκοντα, wo L. dieselbe praeposition 
brauchen musste, wenn sie in dieser verbindung iiblich war; ov- 
ons δημοκρατίας kann-aber aus VII, 27 belegt werden. X, 7 
muss allerdings aus XI, 3 τῇς τῶν ἔργων διανοίας seine stelle 
finden, da die διάνοια τῶν ὀνομάτων (wenn dieser sion — dv- 
sauıg überhaupt existirt), nicht dem ὀνόματα an und für sich 
entgegengesetzt werden kann und Scheibe drückt sich noch zu 
verzagt aus, wenn er sagt „hanc certam esse coniecturam mi- 
nime praestiterim-” X, 13 entsteht dadurch, dass λαμβάνειν 
von οὐκ ἀξιοῖς, was erst nach einer langen protasis folgt, 
abhängig wird, eine sehr gezwungene construction; man muss 
entweder mit Taylor λαμβάνεις lesen, oder, wie XI, 6, οὐκ 
ἀξιοῦν. XI, 30 würde οὐκ ἐν τῇ οἰκίᾳ, ἀλλ᾽ ἐν τῇ ὁδῷ 
σώζοντα αὑτὸν παρὰ τὸ τούτοις ἐψηφισμένον, was Scheibe 
Praef. XXVII sq. vorschlägt, dem misverständniss ausgesetzt 
sein, dass sich Polemarchus gegen den beschluss der dreissig 
rettete, da I. doch sagen will, Eratosthenes habe ihn gegen 
denselben ausserhalb seines hauses aufgegriffen. Die im tezt 
selbst vorgezogene conjectur Sauppes cole» Te αὐτὸν καὶ τὰ 
τούτοις ἐψηφισμένα παρὸν ist wegen des darin liegenden zeug- 
ma’s bedenklich. X111, 63 hat Pal. καὶ ov συλληφϑέντες δὲ οὐδὲ 
ὑπομείναντες τὴν κρίσιν: da δὲ ganz unmöglich ist, verändert es 
Scheibe in ye, was wenigstens grammatische berechtigung hat, 
doch in den zusammenhang will es nicht passen; es scheint eben 
die angabe, dass sie nicht aufgegriffen und vor gericht gestellt 
wurden, überhaupt unnütz, und L. nichts weiter geschrieben zu 
haben als φυγόντες yao ἐνθένδε καὶ κατελθόντες xı5. XVI, 18 
widerspricht das von Scheibe vorgeschlagene ἀσφάλειαν εἶναι 
δεινὸν sonilovzag dem folgenden ἑτέρων ἀναβάντων ἐπὶ τοὺς 
ἵππους, da wenigstens diese eine ausnahme von den πάντες -- 
νομίζοντες machen; vielleicht ist δεῖν verderbt aus ἐκεῖ, XVIII, 10 
wird neben στασιάσαι das πλουτῆσαι in πλουτίσαι zu verändern, 


Jahresberichte. | 165 


und ἐζητεῖτε eher als ἡβούλεσθε zu ergänzen sein, Für XIX, 38 
beweist der $. 61 nicht, dass ἀξιοῖτε stehen müsse für ἠξιοῦτε, 
dort kann das imperfect mit ἂν gar nicht eintreten, was hier eine 
niebt zu bezweifelnde möglichkeit ist. XX, 19 scheint keine 
nethwendigkeit vorhanden zu sein, dem ξένος die ἀστοὶ gegen- 
über zu ‘stellen, weil der gegensatz schon in ἡμῖν δὲ enthalten 
ist, aber es ist nicht genug, dass sie bürger sind, sie zeichnen 
sich auch durch verdienste um den Demos aus, was gerade hier 
hervorgehoben werden musste etwa mit den worten ἡμῖν δὲ ov 
δώσετε τοιούτους περὶ ὑμᾶς ὄντας ἐ. vd. 7. XXII, 18 streicht 
Scheibe λαμβάνειν , wogegen wir vorziehen λανθάνειν zu le 
sen und δὲ πειρωμένων einzureihen , vgl. die ähnliche stelle 
XXX, 15 εἰ μὴ ἠσϑαντόμην αὐτὸν ὡς δημοτικὸν ὄντα πειράσεσθαι 
(soll πειρασόμενον heissen) παρὰ τὸ δίκαιον σώξεσϑαι καὶ τῆς ev 
φοίας τῆς Big τὸ πλῆϑος τεκμηρίφ χρησόμενον ὅει ἔφυγεν. XXV, 1 
soll für das von ref. vorgeschlagene χαὶ σαφῶς lieber καὶ of 
σαφῶς gelesen werden, dann würden aber verschiedene arten 
von anklägero unterschieden, während offenbar dieselben ge- 
meint sind. XXV, 9 waren die leute, welche sich nach Eleusis 
einschreiben liessen, parteigänger der dreissig geworden, nach- 
dem diese sie verjagt hatten und wurden nachher mit ihnen in 
Eleasis belagert. Was Scheibe verlangt ἐπολιόρκουν τοὺς ped 
αὑτῶν wäre ‚mangelhaft ausgedrückt, L. musste dann ποτὰ és- 
sag oder πρότερον ὄντας noch hiuzufügen. Ueberdies hebt diese 
änderung die antithese, welche in ped’ ὑμῶν — per αὐτῶν 
(Pal. hat freilich ped’ avrwr) liegt ‚auf. Wie es scheint, be- 
deutet ἐξελθόντες so viel als φυγόντες und ist ein früheres factum 
damit angedeutet als mit ἀπογραψαμένων. XXXI, 31 vermögen 
wir den vorschlag διὰ τούτους ἂν τιμηθῆναι nicht zu billigen 
und empfehlen nochmals τὴν κάθοδον τιμηϑῆναι. 

Zu den vielen aasprechenden coniecturen der ersten aus- 
gabe hat Scheibe eine beträchtliche anzahl never in der zweiten 
gesellt. Wir heben darunter hervor Il, 13 οὐδ᾽ ἐγγύς, 37 nu. 
daröpssoı δὲ ἑερῶν μὲν, MI, 44 πολὺ καὶ δικαιότερον ἂν αὐτὸς, ' 
IV, 7 oixodss ἔχοντες —— 11 πρότερος τούτου, VI, 6 ὅτῳ 
οὖν ξυγγεγένηται, 30 ἡσέβηχεν, 81 ἐπινοῶν ‚49 ἀγαϑὸν ἐποίησας: 
54 τῶν μὲν ἀνθρώπων, Vil, 18 ἀποκρυπτόμενοι οἰόμεθα, 25 
ἐπεργαζόμενον, Vins, 11 ἀντιλέξειν, 18 ἔπειτα κέρδος ἦν, 17 ἐλέ- 
γετε κακῶς παρακαταϑήκην ἔχων, IX, 11 ὑπέσχον τούτων, 29 
μᾶλλον νεανίαι, 81 διώχω μέν, XII, 39 are, 50 ἐκεῖνά τὸ αὑτὰ 
τούτῳ, 56 οἷς καὶ, 68 τιμώμενος δὲ καὶ ὕστερον καὶ τῶν μεγίστων 
ἀξιούμενος, 88 ὧν τὰς οἰκίας, 89 πολλῷ ῥάδιον, θ0 δῆλον ἔσεσϑε 
ὀργιζόμενοι, XIII, 20 πολλοὶ οἱ, 35 κατέστησαν, 51 ὡς δικαίως 
ἐμήνυσε ἀποφαίνειν, XIV, 26 Ὀρνεάς, 42 ἀλλ᾽ ἅπερ πεπόνθασιν, 
ἅπαντα πεποιήκασιν, καὶ ἃ πεποιήκασι καὶ πεπύνθασιν, XVI, 6 
ἀναπράξητε (aus Harpokration v. κατάστασις), XVI, 22 ὥστ᾽ 
ὅτι παῖδας, XIX, 22 τῇ δὲ προτεραίᾳ ἣ ἀνήγετο, 55 μεμαρτύρη- 


466 Jahresberichte. 


ται ὑμῖν ἱκανῶς, 62 ὥσπερ καὶ ἐκεῖνον, XX, 8 μὴ ἀπηχθάνοντο, 
24 ἠναγκάζοντο ἔππους παρέχειν, 27 ὑμῖν ve, 29 αὐτοί τὸ οἱ --- 
καὶ οἵτινες, ΧΧΙ͂Ι, 13 τῇ πόλδι τὸν σῖτον, 20 παύεαϑαι, XXV, 
88 τούτου μὲν ἀπελαϑήσεσϑαι — τοῦτ᾽ αὐτὸ δείσαντες, ΧΧΥ͂Ι, 
2 ἀκούω μὲν, XXVÜO, 11 ἔστι μὲν ὅτε, XXVIII, 1 αὐτῷ οὐδὲ, 
XXX, 22 σύλας — τὰ δύο τάλαντα, XXXI, 11 ἀποφῆναι ἂν, 
XXIV, 7 μὴ πειθώμεθα -- τὸν κίνδυνον --- καὶ ᾿Αργείους, 10 
τοῖς Θεοῖς, ἐλπίζοντας δὲ. 

Mebrere von Cobet augegriffene lesarten sind vom Scheibe 
entweder: in der vorrede oder in den Lect. Lys. mit glück ver. 
theidigt worden, wie Vil, 35 χατηγοροῦσιν, mit berufung auf 
Antiphon I, 10, und Lys. I, 20 selbst, wo freilich Cobet ebenfalls 
κατηγόρευε verlangt; XII, 29 wo er παρὰ τοῦ nots reohtfertigt, 
ib. 53 τῶν διαλλαγῶν, wie 5 τῆς εἰρήνης, an beiden stellen hat 
der artikel seinen guten grund, XXI, 10 will Scheibe Danas, 
nicht mit Cobet Dirzias lesen, XXIV, 1 verwundert er sich mit 
recht, warum man für ὀλίγου δέω nicht auch einmal πολλοῦ δέω 
sagen durfte, und hält XXV, 8 δημοχρατικὸς von personen ge 
braucht wenigstens nicht für unmöglich, allerdings erlaubt der 
nsus des Aristoteles noch nicht dergleichen bei den attischen 
redsern gelten zu lassen: bisweilen stimmt Scheibe Cobet bei, 
wo wir „noch zweifel hegen, wie in betreff von I, 20: statt da- 
selbst οἷς τρόποις ποιοῖτο zu lesen, genügt es τὰς εἰσόδους. und 
οἷς τρόποις προσίοι getreant zu construiren, so dass das οἷς τ. 
π. eine epexegese von Tag εἰσόδους enthält und zugleich sich 
auf das obige ὡς μετὰ τὴν ἐκφορὰν αὐτῇ προσίοι zurückbezieht. 
Von XIX, 12 γεγονότας τὸ ἐπιεικῶς ist bereits die rede gewesen, 
desgleichen von VI, 7, XXIX, 1, und 11. Zu den gelungen- 
sten emendationen Cobets zählen wir Vi, 16 ζῶν ἀποτμηϑήσι- 
σθαι, ΧΙΙ, 38 φιλίας, 44 Δνηφιεῖσϑε, xiii, 41 αἴτιος αὐτῷ ἤν, 
78 κατεφρόνει, XVI, 16 ὕστερος, XX, 7 ὁμοίως, XXXI, 28 7 
σφόδρα γ ἂν, um von andern längst bekannten , wie xiv, 29 
προσόφτων, XXIX, 36 ὁμοίως δἶναι — σὰ nicht zu sprechen. 
In XIII, 13 ist οἵαν richtig, wenn nicht τοιαύτην als glossem zu 
betrachten; gegen die tilgung von ἢ κακῶς XVI, 2 und καλῶς 
XXIV, 3 wird man kaum etwas einzuwenden haben. 

Aus den Commentationes unseres freundes Westermann he- 
ben wir die verbesserungen XIX, 19 τῶν ἐν Πειραιεῖ τότε παρα- 
γενομένων, 29 én’ Εὐβουλίδου, 32 καὶ τὰς ἑπτὰ μνᾶς hervor, wie 
die bemerkungen über XIX, 9 und XXIII, 9. Wenn dort §. 6] 
der sprecher erklärt, der staat werde keine zwei talente aus ei- 
ver confiscation seines jetzigen vermögens ziehen und §. 59 
berichtet, sein vater habe 9, talente auf liturgieen und ähn- 
liche leistungen verwandt, so ist damit uicht gesagt, dass er 
wirklich nur zwei talente noch besass, denn bei confiscationen 
kam (vgl. XVIII, 20) vieles nm geringen preis weg; es ist 
also nicht, néthig τοτραπλάσια für διπλάσια zu schreiben, welche 


Jahresberichte. 467 


summe nicht einmal genau berechnet ist, da weniger als zwei 
taleate noch nicht den vierten theil vou 9/5 talenten ausmachen. 
lo XXIII, 9 besteht Westermann auf ἐμαρτύρετο, da der eigen- 
thümer nicht selbst für sein recht zeugniss ablegen kann, was 
ἐμαρτύρησεν bedeutet ; auch kaon der im §. 7 als ele. τις und 
δ. 8 als ὃς ἔφη δεσπότης τούτου εἶναι bezeichnete nicht wohl 
identisch mit Nikomedes §. 9 sein, wie Westermann erinnert. 
Heidelberg. C. L. Kayser. 


4 


Zu der schrift de viris illustribus. 


1. In meiner abhandlung De L. Ampelii libro memorali quae- 
stiones criticae et historicae p. 40 m. habe ich gezeigt, dass der 
verfasser des buches de viris illustribus urbis Romae, vermuth- 
lich Hygin, aus Livius geschöpft habe. Hier zwei zusammen- 
stellungen, welche diesem wie jenem gewinn bringen. De vir. 
ill. 14 steht: Veientes ad dolos conversi pecora ex diverso in con- 
spectu illorum protulerunt, ad quae progressi Fabs in insidias 
delapsi ad unum occidione perierunt. Statt protulerunt haben ei- 
εἶχα handschriften posueruns, wahrscheinlich aus anlass des eine 
zeile weiter oben vor Veientes stehenden casira posuerunt. Das 
allein richtige hat Liv. 2, 51, dem die geschichte entnommen 
ist: Secuß dedita opera propulsa pecora praecipituvere in insi- 
dias. Also propulerunt statt protulerunt. Ebenso Liv. 10, 4: 
peeus in conspectu praesidii Romani propulsum. 

In derselben geschichte erzählt Liv. 2, 50 ende von den 
Fabiern: unum prope puberem aetate relictum (scil. convenit), stir~ 
pem genti Fabii Kreyssig vermuthete propler impuberem aetatem, 
ohne jedoch beifall zu finden. Der hauptbeweis ist übergangen: 
dean im lib. de vir. illustr. c. 14, welches entschieden ans Li- 
vina geflossen, heisst es wirklich: unus ex ea gente propter impu- 
berem aetatem domi relictus genus propagavit cett. 

2. De vir. illustr. 40 heisst es von Regulus: ts arcam 
ligneam coniectus clavis introrsum adacks vigiltis ac dolore punitus 
est. Also nur gestraft; die spitze des ganzen, dass er dabei 
den tod gefunden, sollte abgebrochen sein. Ich vermuthe daher 
peremtus est, freilich nicht ganz ohne bedenken. Indessen die 
variante pusitus und peremtus (peremptus? ) ist in so jungen hand- 
schriften — die des lib. de vir. illustr. reichen kaum ins XIV 
jahrb. — nicht auffallend. Zu punitur und perimitur könnte ich 
zwei beispiele anführen. Sall. epist. Mithr. sagt insomniis occi- 
dere, Gellius 6, 4 insomnia cruciatum interire. Ä 

Basel. Ed. Wölfflen. 


II. MISCELLEN. 


A. Mittheilungen aus handschriften. 


4. Nachtrige zu den Scholiis Didymi in Homerum. 


Herr dr. Gustav Wolff hat in dieser zeitschrift bd. IX p. 
385—388 einige abweichungen von der fassung dieser scholien 
bei Bekker aus dem codex Vaticanus 915 (die zahl 919 ist 
wohl nur drockfehler) mitgetheilt. Als derselbe codex mir in 
die hände fiel, excerpirte ich alles, worin er von dem herausge- 
gebenen verschieden ist, soweit es lesbar war und gebe dasselbe 
hier mit ausnahme des von hrn Wolff aus 4 und B schon pu- 
blicirten. 

B 547 steht: καϑίδρυσεν δὲ αὐτὸν ἀϑήνησιν ἐν τῷ ἰδίῳ αὖ. 
τῆς ἱερῇ κτλ., wo hen Wolff das wort ἰδίῳ nicht zu lesen gelang. 

B 205 unter ἀγκυλομήτεω finden sich die scholien Bekkers 
AD und D in bedeutend besserer gestalt, indem nach περιλαμ. 
βάνων fortgefahren wird: κορόνους τις ὧν καὶ τέλειος ψοῦς καὶ 
εἰδήμων τῶν σκολίων πραγμάτων καὶ εὐμήχανος. δηλοῖ δὲ 
τὸ ἀγκύλον κτλ. + am ende statt ayxvia κύκλα hat er ἀγκύλα τόξα. 

Zu B 269 ἀχρεῖον folgende ziemlich verdorbene anmerkung, 
die aus schol. A τὰ verbessern ist: ἀπρεπὲς καταστήαας. τὸ neöo. 
ὥπον ἢ ἀγεννὲς καὶ ἄνανδρον» ἢ ἀηδὲς ὡς δύςμορφον 7. ἐκ τοῦ 
χρέω τοῦ δηλοῦντος τὸ ἅπτομαι κελ. 

T 242 liest er "dönvas mit cod. A ( Agidvag D), aber dar- 
auf παρὰ τοῖς Τελαμωνίοις ἥτοι τοῖς κυκλικοῖς κτλ. 

Γ $25 Πάρις ὁ ᾿Αλέξανδρος κτλ. liest er κ. 31 οἱ μάγοι 
statt οἱ μάντεις. 

Γ 448 unter κατεύνασϑεν schliesst Bekkers BL: ἐπὶ δὲ τῶν 
παρανόμων μόνην μίξιν καὶ κοίτην, ohne wie im vorhergehenden 
eine belegstelle anzuführen. Der Vat. hat: ἐπὶ δὲ τῶν —R 
poy nivm 7 τιοι πρῶτον ἐμισγέσκοντο naguidey: worin ehme 
zweifel eine entstellung durch vermischung von ὁ 420 πλυνοῦσῃ 
τις πρῶτα μίγη κοίλῃ παρὰ νηί und v. 7 ἤισαν at μνηστῆρσιν 
ἐμισγέσκοντο πάρος πὲρ zu erkennen ist. 

E 385 hat er den zusatz (Bekker p. 160 b, v. 7): καχῶς 


Miseellen. 469 


πείσωνται (statt addons) οὕτως οὖν φασι καὶ τὸν φιλόσοφον 
Σωκράτην καιρῷ ἀνάγκης oe es προςπλει . . καὶ πολεμῆσαι 
προϑύμως ὑπὲρ τοιούτων ἁπάντων, der wahrscheinlich aus des 
schreibers eigner feder geflossen ist. 

E 422 liest er an de? verdorbenen stelle bei Bekker p. 
162b v. 24 977 ἄκριστον γλανκώπιον ites, ebenfalls ohne sinn. 

E 479 τηλοῦ" ἀντιδιέστειλε τῷ τηλοῦ, εἰπὼν τὴν ἐν ty τροίᾳ 
λυκίαν, ἐξ ἧς καὶ Πάνδαρος ἦν. δύο γὰρ λυκίαι, ἡ μὲν ἐν τρωσὶν. 
ἣ δὲ μήκοϑεν τῆς τροίης, ἐξ ἧς ἣν καὶ Σαρπηδών. Die sache 
wird sonst in den scholien zu A 101 und E 105 erwähnt. 

E 484 φέροιεν" ἀντιδιέστειλϑδ τὸ φέροιεν καὶ £0 ἄγοιεν. τὸ 
γὰρ φέρω ἐπὶ ἀψύχου τάττεται, τὸ δὲ ἄγω ἐπὶ ἐμψύχου, ὡς τὸ 
υἄξοτε δὲ Πριάμοιο βίην᾽ (Γ 106) καὶ »φέρδτε δὲ ὕδωρ" (I 171). 

E 656. Ὁμαρτῆ. βεβληθέντα ὁμοῦ κατ' αὐεὸν ἄφεσιν καὶ 
συντυχίαν (). “ρίσταρχος χωρὶς τοῦ ἢ γράφει τὸ ἁμαρτῆ καὶ 
ὀξυνεται" ἀποκοπὴν γὰρ ἐκδέχδται τοῦ ἁμαρτήρι (sic) 6 δὲ Aoxa- 
λωνίτης καὶ οἱ πλείους περισπῶσι παρὰ τοῦ ἅμα καὶ τοῦ ἀρτῶ 
ἐκδεχόμενοι, ὃ καὶ ἐπεχράτησε. 

H 171. 172 ἐπὶ τὸ τέλος τοῦ στίχου στικεέον᾽ ὅτι δὲ διαμ- 
περὲς ὃς x8 λάχῃσ' ἵν ἢ τοῦ κλήρου διὰ παντὸς ἐλθόντος ὃς ἂν 
λάχῃ. οἱ δὲ οὕτω διέστειλαν ὅς κε λάχῃσιν οὕτω γὰρ ὀνήσει Stop 
περὲς" ov περῶ δὲ αὐτὸν (#) διὰ τὸν ὑπερβιβασμὸν τοῦ αἰτιατικοῦ 
συνδεσμοῦ. οὐχ ὁμηρικὸν γὰρ' ὕποπτος δὲ ὁ στίχος. δυςέλπιστον 
γὰρ τοῦτο ποιεῖ tO αἴκε φύγῃσι, κληρώϑητε καὶ λάχητε κατάλληλον 
εἶναι δοκεῖ, τὸ δὲ διαμπερὲς ἀντὶ τοῦ ᾿διηνδκὲς οἷον πάντως" ταῦτα 
δέ tives ἀφ᾽ ἑτέρας ἀρχῆς ἀναγινώσκουσιν. διαμπερὲς ὅς κε λά- 
χῇσιν οὗτος γὰρ ὀνήσει δῆλον ὅτι μετὰ τὸ διαμπερὲς στικτέον. 
Wie gross die verderbniss der worte ist, zeigt schol. A. 

© 479 zu v. 28 Bk. ist bei Ταρτησσῷ als v. 1. augemerkt: 
ἐν ἄλλῳ Παρνασῷ. πόλις δὲ αὕτη κατὰ τὸν Nxeuvor. 

I 448 statt des schlusses von AB so: 7 ἱστορία παρὰ τῷ 
πύκτη" παρὰ γὰρ τοῖς γραμματικοῖς διαλλάσσει. 

K 408. Ὁ δαὶ συνδεσμὸς διὰ τοῦ ἃ καὶ © γραφόμενος 
ἔστι μὲν συμπλεκτικὸς, μύνοις δὲ τοῖς πύσμασι συντάττεται καὶ 
ἀπορεῖ «Ἀπολλώνιος περὶ αὐτοῦ λέγων ὡς οἱ ἃ (ende der zeile; 
doch kann noch ἄλλοι gestanden haben) , παραπληρωματικὴν αὖ- 
τὸν θέλουσιν εἶναι ἰσοδυναμοῦντα τῷ δὴ ὅτε παρέλκει. οἱ δὲ περὶ 
“ρίσταρχον ὅλεγον ἰσοδυταμεῖν αὐτὸν τῷ διὰ τοῦ & γραφομένῳ 
καὶ εἶναι συμπλεκχτικόν. διόπερ ἐν τῷ πὼς δαὶ τῶν ἄλλων eds 
φυλακαί te καὶ evra δυνάμενος ἀποστρέψαι μὲν mov... ἵν 
ῇ τὸ δὲ σύνδεσμος συμπλεκτικὸς, δασύνεται δὲ τὸν αι δίφθογγον 
καὶ πληθυντικὴν ἄρθρον δέχεσϑαι. τοῦτο μὲν οὐ menoinxs, ψιλὸν 
δὲ τὸν δὲ προήγαγε καϑ' ἡ[μέτ]ερον. λόγον σύνδεσμον δεχόμενος 
συμπλεκεικὸν γινώσκων τὸ τοῦ ποιητοῦ ἰδίωμα ὡς ἐλλειπτικὸν “μέν 
ἐστι τῶν ἄρϑρων, τούτῳ δὲ τῷ “συνδέσμῳ μετὰ τῶν πυσμάτων 
enran. τίς δ᾽ ὅμιλος ὅδ᾽ ἔπλετο" ; (a 225) ποῦ δαὶ νηῦς tory 
xev” ; (ω 298) οἷς ὅμοιόν ἐστι καὶ τὸ προκείμενον ποῦ δαὶ τῶν 


470 Miscellen. 


Τρώων φυλακαί τὸ καὶ εὐταί; τοῦ ἄρϑρον Asimoseos. Wir ge- 
winnen also hier eine ausführlichere darlegung der bekannten 
Aristarchischen theorie über den nichtgebrauch des eigentlichen 
artikels bei Homer, wodurch er zur zulassung des durchaus our 
attischen δαὶ veranlasst wurde, s. Ritzsch anmerk. zur Odyssee 
bd. 1 s. 40. In buch A aber dürfen wir um so weniger an- 
stehen, den allerdings sonst nie bei Homer vorkommenden ge- 
brauch des eingeschobenen artikels wi τῶν ἄλλων Tower φνλα- 
καί anzuerkennen, als dasselbe schon in der alten überlieferung 
(s. Schol. V zu Κα 1) nicht zum ganzen der Ilias gerechnet 
wurde und nach vielfachen spuren in der anlage und dem ver- 
hältniss zu dem übrigen gedicht, so wie in der sprache als er- 
zeugniss einer jüngern zeit angesehen werden muss. 

N 41. Apri τοῦ πολύβρομοι καὶ πολύηχοι" ἐκάστοτε γὰρ 
θορυβώδεις τοὺς Τρῶας παρίστησιν. αὐίαχοι. τοῦ γὰρ ᾽ ἐξαιρε: 
ϑέντος ὑπειφῆλϑε τὸ ὕ, ὡς καὶ ὅτε τὸ ἀγανοὶ ἀγανοὶ" χρύσιππος 
δὲ ὁ ἱστορικὸς (I. Zroinös nach A) καὶ διονύσιος ὁ ϑρὰξ ψιλοῦσι 
τὸ ἀνίαχοι, iy ἢ ξηρύφωνοι. Vgl. schol. A. 


= 147 hinter ἐνεδείκνυτο. λέγουσί τινες ἐννεάχειλοι τὸ χει 
διζον. ἥτοι ἐννέα στόματα ἔχοντα ’ Agiorayyog λέγει. 


II 617 statt κωμικοῖς Bekker p. 462 a 19 liest er χοσμι- 
κοῖς, woraus sich die glosse in D βεβήλοις erklärt. 


T 53. ‚Kallıxolorg‘ ὑψηλῷῴτόπῳ, ὅϑεν καταϑορεῖν καὶ πη- 
᾿ δῆσαι ἔστιν. ἔστι δὲ οὗτος ἐν ‘dig σταδίων ὃ τὸ περίμετρον μεταξὺ 
Σιμόεντος τοῦ ποταμοῦ καὶ τῆς ᾿λιέων καλουμένης κωμῆς, ὅπου 
καὶ ϑεαὶ κριϑῆναι δοκοῦσι περὶ κάλλους, ὀνομάζεται δὲ Καλλιχο- 
λώνη, ἐπειδὴ τῶν πέριξ τόπων ἐπισημότατός ἐστιν. ἡ ἱστορία παρὰ 
Δημητρίῳ. Aehnliche fassung in B. 


M79 Exaro μβο 109° ὅχατὸν Bow» ἀξίαν τιμήν" οἱ γὰρ παλαιοὶ, 
πρὶν ἐπινοηϑῆναι τὰ νομίσματα, τὰς συναλλαγὰς κτλ. bis Groom}: 
σαι. ὅϑεν καὶ ““ριστοφάνης κωμῳδῶν αὐτούς φησι „70 στόμα 
᾿ ἐπιβύσας κέρμασι τῶν ῥητόρων (Plut. 379). 


Φ 252. Μελανοστοῦ οὕτως" εἶτα ἀπὸ ἄλλης ἀρχῆς. ‘Aor 
στοτέλης δὲ συνϑέτει κατὰ βαρεῖαν τάσιν, RR Ὀρέστου, μελανόστον. 
φασὶ γὰρ τὸν (adde ἀετὸν) μέλανα τὰ 007% ἔχειν. ἀρίσταρχος δὲ 
παρωνυμίαν (l. ἀντωνυμία») ἀόριστον ἀνέγνωκεν μέλανός του καὶ 
εἶναι μέλανός τινος" τὸ δὲ τοῦ τοι (. ἣ τῷ) πύσματος ὃν ἢ ἀο- 
Qicrov ἀγνοεῖ ὁ ποιητῆς᾽ τὸ γὰρ αὑτοῦ αὐτὸς λέγει τέο. ἄμεινον 
οὖν ἄρϑρον δέχεσϑαι τὸ τοῦ. Besser erhalten in D und Β. 


Schliesslich ist noch zu erwähnen, dass der römischen aus- 
gabe wohl nicht unsere handschrift zu grunde gelegen haben 
kann, da sie an mehreren stellen, wo Bekkers D varianten gibt, 
mit A stimmt; so E 64 ϑεοὺς statt Δελφούς, Z131 im ganzen, 
Z 153 ΔΒιώνην, Z 396 Ανκίας, © 284 ganz, N 67 Χοιράδας, 
ἘΞ 819 Πολυδέκεῃ, An einigen andern stellen ist das verhält- 


Cad 


Miscellen. in 


is umgekehrt tind so scheinen alle drei hdss. einer und der- 
Iben quelle zu entstammen. 
Elberfeld. A. Baumeister. 


2. De codicis Liviani fragmento nuper reperto. 


Ante aliquot annos dimidiam partem felit integri ex Livi 
dice ποδί ignoto nescto quo tempore et que loco evalsi dono 
cepi: nunc in Georgiae Augustae bibliotheca asservatur. Quod 
agmentum cum codicem de quo superest ex Pateano aut libro 
snuscripte huic simillimo descriptum esse aperte doceret, non 

re fore putavi, si vel accuratissime varias ex eo lectiones 
cerperem publicique facerem iuris. Codicis autem illius mem- 
epacei summa cum diligentia saeculo duodecimo scripti folia 
ntae magniludinis fuerunt ut peramplo margiae relicto triceni 
bi versus in singulis paginis, in singulis versibus literae cen- 
nae circiter octonae numerentur. In superiore margine nomen 
ictoris et libri numerus literis maiusculis exarata erant, in 
argine externo narrationis Livianae atguméntum paucis passim 
dicatum: in textu qui dicitur singulae voces spatio plerumque 
paratse: de literarum signis, quibus librarius usus est, infra 
cetur. Contuli fragmentum cum Drakenborchii editione: ad- 
ripsi ut dubitationem nullam relinquerem etiam primas et ulti- 
as singulorum versuum literas, a quibus quae uncinis seiunxi, 
folio non comparent. 


Pag. 1. cu 
Ez inscriptione superest: meritis 
LIB. XXVI. ult ovans . . popu[lum 
Cap. 21, §. 3. tr. pl. 5) 
9. 1 : praesenti] negare ... ius- urbem . . mon[ie 
sissent imperiu 
triumphu qua 
488 urbe 
exercitü 1) 5. praje se ... syra[cusarum 
decerne]retur . . meritis [aé- praeda 
captaru 
>  debello 2) omnija . . opulentiae 
triüphare | regiaeq: *) 


1) In lineola pro litera m posita sibi non conslat librarius: ut lile- 
» in singulis versibus recte computari possint verba lineola ista sigpata 
wia adecripsi. De eiusdem signi usu in Puteano Alechefskius ad Liv. 
ΜΠ, praef. p. xiv dixit. 

2) de bello ex Florentino affertur. 

3) Similia compendia v. infr. va. 9. 18. 22. 

4) Semper in L — hac litera folium nolari — 4: pro que poniter. 


472 Miscellen. 


allia . . quib: [inter profectione 
praetiosaq: 5) milia 
quib: 6) mjurgeniae .. . ig[nobikores 
fuerant . . elephanti murgeniae terrae secu- 
quoq: tae !!) 
signu . earu 
coro]nis . . his[panus marcellast 13) 
moerichus 7) et] omissum est. 
10. Syrac|usas -- erat Mjutine . . sup (hace 
introitu tota ᾿ 
nassum Sicilia 
praesidi ®) socioru 
qjuingena . . regi[us Romani) r. 
velllet . . hispanis(que sup | 
eoru impe|ratore . . hiber(nere 
velli 9) quod} qd 
animadversu . . . 
20. magjisq: eis... difficul [tates 
. Moe richo sedition® 
is qui. . ei quia 
Po Romano] pr. colnsolando . . defecerant 
1 m _ nunc] non 
mandatu om is 
m agro syracusauo qui aut on, - is 
regius aut hostiü. pr. fuis- rates comiateo} ac 
set et aedes !°) attribuit ° 
15. anima]dversü esset’ in eo- 
dem . . tran[sisum Cap. 22. 
que cu 
decre]ta . post . . milia abo 


5) Sic in Pnteano XXI, 43 praetia, XXII, 57 praecibus, XXIII, 30. 
45: daedicandne scribitur: praecationibus in cod. Vindobonensi XLUI, 2: 
cf. Kreyssigius ann. ad Livii I. XLI—XLV p. 28 sq. 42. Et plurima 
alia possent afferri. 

6) Plerumque in L bus per Ὁ: significatur: sic quib: 22, coneulib: 
30, maiorib: JI, 19: at omnibus plene scriptum v. 27 invenitur. 

7) Haec forma aut Moericus restituenda. 

8) Cf. L Wf, 21: buius formae exempla permulta in codicibus Livi 
antiquis reperiunlur: exempli causa Δ in codice Vindobonensi XLV, 41, 
11 affero: alia collegit Alschefskius ad Liv. I. XXX praef. p. rxxxvin. 

9) Literae B et V eliam in Puteano inter se permutantur: v. Al- 
schefskius ad Liv. T. Ill, praef. p. xv. Idem de Vindobonensi monuit 
Kreyssigius |. c. p. 42. 

10) Eadem verba in Puteano et Florentino leguntur: cf. Gronovius 
et Drakenborchius ad ἢ. 1. 

11) Ex Puteano et Florentino eadem lectio affertur: quod Draken- 
borchius in textu habet, e codicibus pessimis sumptum est. Melius 
locum Weissenbornius tractavit. 

12) Vult Marcella sunt. Ceterum lectio Marcella ex aliis libris non- 
dam allata: edit. Macella habent, 


414 


eoru: -. 
eoru 
voturiae 
datu 

5. dixer . . si uſtique 

dixer 
plenis tam 
honoru 
Q.] quae 

vellent . . . terr[a 
valerio levino 
philippu rege 


ovili c[um 


16. seni]orib:. . claudiu [fulgentem 


suffragiu | 
marcellus claudiu 22) 


con]sules . . su[ns 
dixer 
auctoritate 

si qua . . norunt 
sapientiu 
qua 
qua 

10. im]perii . . fier[s 


aut multitudine imper. 
25) Melius 


morata censeant 2*) 
consule|re . . simifle 
imperiu 
Cap. 23. 
G]jberos . . manli[us 


15. apolli|nares . 


Miscellen. 


cinciug. . . pfe[ctis 
halimentus 25) 
pfe[ctis 
infer]pellatus . . fuisse 
comitioru 
conlega 
apsente 2°) 
. calpur[nio 
et eo ut 
referente| repente 37) 
Eodem . . conco[rdiae 
puntiatad: 
ἐπ margine adscriptum: 
prodi 74) 
gia 
decussalq: .;. et [Anagnia 
ante fixerant 29) 
tactas . . fluxiss[e 
subertano 50) 


per] p - 
in margine adscripia:PLUY 
mulae par 
tus 
ea prodigia .. in u[num 
20. sacer[dotes . . in [locum 
suffecti 
loepidus . . in lo[cum 
loepidus 
loci 


m. pomponi 51) 


22) Huoc verborum ordinem ex libris Weissenbornius restituit. 


23) Ex anlecedentibus v. imper. male repelitum. 


Eiusmodi repeli- 


tiones ex neglegentia ortae in Puleano saepe reperiuntur: v. Alschefskius 


ad Liv. T. Ill, praef. p. xu sq. 


24) Consentit Florentinus. 


25) Hanc formam hoc loco in codicibus exstare monet Drakenbor- 
chius. Est in Puteano: cf. Alschefekius ad Liv. XXI, 38, 1 

26) Sic apsunt XXIII, 35, 13, serps et similia in Puteano scripta 
sunt: v. Alschefskius ad Liv. T. 1], praef. p. xv. 


27) Florantigus: repetente. 


28) Eiusmodi lemmata iam antiquissimorum codicum marginibus ia- 
scripia fuisse corruptelae codicis Vindobonensis aliorumque docent: cf. 


Alschefskius ad Liv. XXI, 10 init., 


XLI—XLV cett. p. 112. 123. 


Kreyssigius Annotatt. ad T. Livii Il. 


29) Antefizae erant Voss. Cant.: antefizis erant in Florentino inesse 


Drakenborcbius narrat. 
L servasse. 


Non credo. 


Anliquam mihi videtur lectionem 


30) Eadem forma ex Flor., Voss., aliis enotata est: genuinam esse 
docet Plin. N. Hist. HI, 8, 52, ubi Sadbertané commemoranlur. 


31) Cf. ann. 8. 


i 
| 
t 


“ Miscellen. 478 


Kalcilius . . n[ominatio ajmicitia . . aldcolas 55) 
pontufex 5?) . a|micitia 
ialis . . idem eis et machedonas 5°) 
perpera gravis 
Aamonio 55) et eo . . ademissen|/ 
Cap. 24. redactu esse 57) 
ejcreta . . ipsum lis 
indictu Dim 
yracusas . . o[stenfasse¢ 30. habeant . . su[o 
captä iurisq: . . im[peratore 
fidem in italiag : 5*) eoru 
rerü seeundaru promissa quae a 
lorem . . atq: [aequum dorimachus . . auctorita|se 
aberent . . f[uturos dorimachus 5°) 
qua 


2) Forma memorabilis; ex mea sententia Livio reddenda: v. Varr. 
V, 83: Pontifices, wt Scaevola Quintus Pontufexz Macumus dicebat, 
se et facere ut polifices: ibiq. C. O. Muelleri annotalionem, eui nunc 
oa ex Plauto addi possunt: ex optimis codicibus in Plaut. Bacch. 
lune carnuficis restitulum: add. id. Mostell, I, 1, 55 et v. Ritschlius 
aut. Com. T. I, praef. p. xcv. 
3) Alıum de hac lectione apud editores silentium: est autem ex 
10 exemplari ducta. Nam fulius Paris qui bunc nosirum locum 
x Valer. Max. I, 1, 4 aut ex Livio in epitomen suam recepit, ex 
sodicibus flamonio scripsit. Ceterum scio, ab eodem Paride in Va- 
fax. 1, 1, 5 €. Flamonio posilum esse. 
4) Consentit Florentinus. 
35) In ultimo versus vicesimi septimi loco una tanlum et prima vo- 
micitiam litera collocata erat. Similem vocum dirimendarum modum 
Meano observavil Alschefskius ad Liv. T. Ill, praef. p. ıx. 
6) Copulam male omisit Drakenborchius. — Adspirationis vesti- 
ı Puteano passim deprehenduntur: v. XXIII, 38 p. 809, 2 Alsch.: 
ostia: et quae Alschefskius ad Liv. I. XXX praef. p. cv collegit. 
$7) Idem vitium in Florent. Cantab. aliis exstat: v. Drekenborehius. 
38) Thorimackus Florentinus: quod L praebet post alios Weissen- 
us recle Livio reddidit. 

Ernestus a Leutsch. 


B. Zur erklärung und kritik der schriftsteller. 


3. Interpolation im Homer. 


Hom. Il. Il, 867—875 lesen unsere texte: 
| Ndoryy αὖ Καρῶν ἡγήσατο βαρβαροφώνων, 
Οἱ Μίλητον ἔχον Ψϑειρῶν 2 ὄρος ἀκριτόφυλλον 
Μαιάνδρου re ῥοὰς υκάλης τ᾽ αἰπεινὰ κάρηνα. 
Tov μὲν ἄρ᾽ μφίμαχος καὶ Naorns ἡγησάσϑην, 
„Naarns Aupipayos te, Νομίονος ἀγλαὰ τέκνα, 
Ὃς καὶ χρυσὸν ὄχων πόλεμόνδ᾽ ἴεν NUTE κούρη, 


476 Miscellen. 


ΜΝήπιος, οὐδέ τί οἱ toy ἐπήρκεσε λυγρὸν ὄλεθρον, 
Ali ἐδάμη ὑπὸ χερσὶ ποδώκεος Aiaxidao 
Ἐν ποταμῷ, χρυσὸν δ᾽ ᾿4χιλεὺς ἐκόμισσε δαΐφρων. 


In diesen versen fällt zuerst auf die sonderbare einführung 
des Amphimachus v. 870, womit sich nicht vergleichen lassen 
stellen wie Il. II, 645 figd., Κρητῶν δ᾽ ᾿Ιδομενεὺς δουρικλυτὸς 
ἡγομόνευξ, wo nach der aufzählung kretischer städte fortgefab- 
ren wird: τῶν μὲν ag ᾿Ιδομενεὺς δουρικλυτὸς ἡγεμόνευεν Mnpıorgs 
τ᾿ ἀτάλαντος ᾿Ενυαλίῳ ἀνδρειφόντῃ. Denn das ist ganz in der 
ordnung, dass nach der schon genannten person die unbekanate 
folgt, nicht aber umgekehrt. Ferner ist ὃς v. 872 grammatisch 
vollkommen unerklärlich. Dass es nicht auf Nomion geht, be- 
darf heiner erwähnung ; ebensowenig aber kann es auf den Am- 
phimachus bezogen werden, obwohl sich ähnliche beispiele einer 
solchen beziehung des relativs im Homer finden (cf. Lehrs Ari- 
starch. p. 13), da Λ'άστης Auginayos τε durch die Copula gleich- 
sam zu einer einheit verbunden und als solche durch die appo- 
sition Nouiovoß ἀγλαὰ τέκνα ausdrücklich hingestellt werden. 
Eine solche anknüpfung wie v. 872 in cy sie enthalten ist, ist 
weder griechisch noch menschlich. Auch hier belfen die scho- 
lien. Zu B 872 ,„n διπλῇ ὅτι ἐπὶ τοῦ Augmayov τὸ ὃς καὶ 
χρυσὸν ἔχων, ὁ δὲ Σιμωνίδης ἐπὶ τοῦ Νάστον Ayer’. Hieraus 
geht unwidersprechlich hervor, dass Simonides v. 870 u. 871 
nicht gelesen haben kaon; indem dann die beziehung auf Nastes 
in keinem falle möglich war. Es hatte also Simonides , der, 
wie noch aus den trümmern seiner poesie sich zeigt, ein grosser 
verehrer Homers war, in einem seiner gedichte von Nastes das 
gesagt, was 872—875 enthalten ist, indem in seinem exemplar 
nach 869 gleich 872 folgte; wie ia auch sonst die voralexandri- 
nischen Griechen manche stellen aus Homer mit erheblichen ab- 
weichungen von dem später gangbar gewordenen texte anführen. 
Sonach dürfte es nicht zu bezweifeln sein, dass vy. 870 u. 871 
durch interpolation eines rhapsoden in diese stelle und von: dort 
in den text gekommen und deshalb als unächt auszustössen sind. 


Berlin. Lucian Müller. 


A. Der erste hymnos des Pindaros. 


lo der von Kallimachos herrührenden anordnung der Pia- 
darischen werke nehmen die im engern sinne des worts A 
genannten gedichte den ersten platz ein und zwar deshalb, weil 
sie als weder an einen bestimmten gott noch an eine bestimmte 
zeit oder bestimmte ritus gebundene sowohl der form als ihrem 


.  Mismellm. 4“ 
ra mech die umfassendste gattung im der lyrik bildeten; es 
g auch seyn, dass mau sie als eine der ältesten Iyzischen 
19 ansab. Aristophanes von Byzanz hat ihnen dann einen 
ern platz angewiesen: in der folge der einzelnen hymoen 
r hat er vielleicht nichts geändert. In dieser war auch ein 
timmtes princip befolgt: die weise des verfahrens der Alexan- 
er ia solchen dingen, daun die epinikien des Piadar bewei- 
dies zur genüge. Welches priueip aber in den hymnen be- 
(¢ war, können wir uicht mehr nachweisen: nur zeigt, dass 
ı ein princip befolgte das an die spitze gestellte gedicht. 
s war ein hymoos auf die hochzeit der Harmonia, der iu The- 
ganz besonders verehrten: Plutarch. Pelop. c. 19. Pausau. 
2, 3: die von diesem hymnos. uns erhaltenen fragmente ste- 
in den sammlungen der fragmente mit recht an der spitze: 
wäre jedoch wünschenswertb, dass auch die unter den ἀμ δ ἐδ, 
che mit wahrscheinlichkeit auf diesen hymsos bezogen wer- 
, zusammenständen. Dass nun dieser ıymnos an der apitze 
bymnen gestanden, folgt einmal aus Lucian. Icaromen. c. 

καὶ τὴν πρώτην φδὴν τῶν ὕμνων ror Πινδάρου; dann aus 
Scbol. ad Luc. Demosth. Encom. c. 19, p. 260 Jacob., der 
dem ersten fragmente bemerkt: ἀρχαὶ RE Thsddgov 
μδλοποιοῦ ὕμφων: warum hat er nun diese stelle erbalten? 
dafür die gründe zu ermitteln, ist zunächst nach dem in- 
e des gedichts zu fragen. Diesen hat Dissen sehr schön 
vickelt: doch gelıt man meiner meinung nach sicherer, wenn 
| die entwickelung der macht und herrlichkeit des Zeus und 
es regimests aur als deo inhalt des baupttheils oder auch 
eines theiles des haupttheils annimmt: Zeus steht nach Piu- 
weit über allen göttern, ist ihm im vollen sinne des worts 
γάτων ϑεῶν βασιλεύς: Pind. fr. incert. 6: Nem. V, 35. 
m. IV, 53: cf. Claussen. Theolog. Pind. I, p.9. Ea scheint 
seine macht, seine regierung dadurch klar gemacht, dass 
ichst eine reihe von Zeus selbst mit göttinnen gezeugter götter 
r kurzer erwähnung ihrer ehrenämter vorgeführt wurden: 
lie Horen: fr. 1: dabei waren auch die metive der ehen, die 
s einging, angegeben: fr. 3, womit fr. inc. 11 nach Böckh’s 
erkung zu verbinden. Allein nicht bloss durch eingehen von 
ı schafft Zeus sich belfer: auch ganz allein, lediglich aus 
ier kraft schafft er gottbeiten. Dies war bei Athene der 
; sie kann wo von Zeus herrschaft die rede, nicht feblen 
daher muss fr. 5 in diesen bymnos gehören: ja ich ziehe 
b hierber fr. 112, inc. fr. 9 (n. 123 Bergk.): 

πῦρ πνέοντος a te κεραυνοῦ 
ἄγχιστα δεξιὰν κατὰ χεῖρα πατρὸς ἀγτισερ. 
Cane, 

zweite vers ist der anfang einer antistrophe: der erste ob- 
ch unvollständig uns üherliefert, zeigt doch deutlich das me- 


bileolegus. ΣΕ. Jahrg. 1. 12 


478 Miscellen. 


trum von org. vs. 6: die verse sind aus der beschreibung des 
ehrenamts der Athene erhalten. Die ganze schilderung war von 
Hesiodos abweichend, aber in übereinstimmung mit Stesichoros 
(Scholl. ad Apoll. Rhod. IV, 1810: :Hesiod. Theog. 886) und 
sachlich wohl gleich mit Olymp. VII, 34. Auf ähnliche weise 
sind, vermuthe ich, auch andre gottheiten entstanden: denn vor 
Zeus erster hochzeit sind die Moiren schon da: sie führen ihm 
ja (fr. 2) die Themis zu und erscheinen somit als seine treuen 
beistände: es muss also Pindar von ihnen im vorhergehenden 
gehandelt, ibren ursprung, ihr amt, ihre stellung zu Zeus aa- 
gegeben haben. Woher stammen sie nun? Die meinung He- 
siods (Theog. 217. 901) liegt nicht deutlich vor: Pindar spricht 
‘sich darüber in den uns erhaltenen gedichten nicht aus. Allein 
wir wissen (Paus. Vil, 26, 3, fr. 13), dass er die Tyche als 
eine der Moiren betrachtet hat: diese war ihm aber eine toch- 
ter des Zeus (Pind. Ol. XII, 1): somit waren die Moiren 
töchter des Zeus. Aber wer ihre mutter? Sind sie töchter 
des Zeus, so bat er sie vor seiner vermählung mit weibli- 
chen gottheiten erschaffen: sie sind also gottheiten, die keine 
‘mutter hatten, die also Zeus wie die Athene allein erschaffen 
bat: wie ja auch Hera allein den Hephästos (Hesiod. Theog. 
‘927), nach andern den Ares (Ovid. Fast. V, 251) geschaffen hat 
und früher schon die Erde eine reihe gottheiten. Daher war die 
darstellung eine eigenthümliche : sie scheint zugleich auch heiter, 
friedlich gewesen, worauf alle fragmente führen, so dass des 
streites und der kämpfe des Zeus um die herrschaft nieht ge- 
dacht war: fr. inc. 31 ist daher mit unrecht von Böckh (p. 634) 
bierher gezogen worden. Selbst des kampfes mit den Titanen 
scheint nur in einer rede eines gottes — reden waren zur leb- 
haftigkeit der darstellung in diesem doch wohl längern_ theile 
nothwendig — und da so gedacht, dass ihre lösung nur um 
Zeus zu verherrlichen erwähnt, vielleicht auch zum beweis der 
festbegründeten herrschaft des Zeus verwandt war. Deun fr. 6, 
was Dissen von unserm hymoos ausschliesst: 
κείνων λυϑέντων σαῖς ὑπὸ γερσὶν, ἄναξ, 

rechne ich einmal des metrums wegen hierher, obgleich daraof 
in solch einzelnem verse kein grosses gewicht zu legen: dann 
deshalb, weil die worte eine hindeutung auf Hesiod der art, wie 
sie in diesem gedichte vorkommen, mir zu enthalten scheinen: 
nämlich es gebraucht Pindar bier von der lösung dieser dämo- 
nen denselben ausdruck wie Pind. Pyth. IV, 291; dies weist 
auf eine alte quelle, welche nach Hesiod. Theog. 501 Hesiod 
sein kann: zwar ist die stelle da sehr interpolirt, wie Fr. A. 
Wolf, Göttling, andre gezeigt haben: allein das hindert nicht 
grade vs. 501: λῦσε δὲ πατροκασιγνήτους ὁλοῶν ἀπὸ δεσμῶν, 
fir echt zu halten: auf Hesiod also spielte Pindar an wie fr. 
il, 6 auf Theog. 901: δεύτερον nyayero λιπαρὴν Θέμιν, 7 τέκν 


Miscellen. ‘47D . 


Ὥρας: grade durch die hesiodeischen ausdriicke wollte er viel- 
leicht recht deutlich die versehiedenheit von seinem alten lands- 
mans und somit die eigne eigenthümlichkeit hervorheben. Es ist 
freilich auch hierin, betrachtet man es ganz für sich, keine grosse 
beweiskraft: allein viel bedeutender ist nun endlich für meine 
ansicht über dies fr. 6, dass die erwähnung der Titanen trefflich 
zu. den ansichten vom wechsel des glücks im leben der menschen, 
die nach Aristides (fr. 4) in diesem hymnos vorgekommen, passt: 
denn sie die Titanen zeugen nach Pind. Pytb. 1. c. dafür, sie 
sind ein bild solchen wechsels. Durch sie also scheint der dich- 
ter zu ansichten über die μεταβολή im laufe der dinge und zu 
den menschen gekommen: doch schwerlich so, dass dabei fr. 
inc. 55, wie Böckh (p. 563. 645) wollte, hätte einen platz fin- 
den können, da metrum wie die fassung dieses bruchstücks — 
es ist zu ausführlich — dies unräthlich machen. Durch diese 
sentenzen gelangte dann Pindar (vrgl. Pind. Olymp. H) zu Kad- 
mos, wie Aristides (fr. 4) deutlich zeigt, und durch diesen dann 
zu der Harmonia und ihrem γάμος: in dessen schilderung be- 
stand die zweite hauptmasse des gedichts, wobei natürlich die 
veranlassung des gedichts, überhaupt die gegenwart ihre noth- 
wendige beriicksichtigang fand: man könnte also vielleicht für 
die composition oden wie Pind. Ol. Vi vergleichen, wo vs. 27— 
71 den bauptmythus, vs. 72—105 das directe lob des Agesias 
ausführt. So sieht man, welch einen eigenthümlichen inhalt 
‘das gedicht hatte, welch eine masse mythen in ihm waren, wie 
leicht die übersichtlichkeit beeinträchtigt sein konnte: auch 
zeigt sich ferner eben in dieser häufung die jugend des dichters, 
der ideen aus den mythen zu entwickeln oder seine ideen in 
die mytben zu legen und durch sie darzustellen noch nicht 
verstand, der vielleicht auch in der composition sich zu sehr an 
Stesicheros, der auch die mythen häufte, angeschlosseu hatte. 
Erzählung war also viel im gedichte: sieben eben des Zeus wa- 
ren wenigstens zu erwähnen: die darstellung derselben hat man 
sich kurz, knapp zu denken, so dass das gedicht schwerlich 
einen so grossen umfang als Pind. Pyth. IV hatte: es liegt da- 
für auch ein äusserer grund vor: Lukianos sagt (Icaromen. §. 
27), dass die musen theile der hesiodeischen theogonie beim mahle, 
aber deu ganzen ersten hymnos Piodars gesungen hätten. In 
diesem inhbalte lag aber, um darauf zurückzukommen, ohne zwei- 
fel ein grund, weshalb man das gedicht an die spitze der bym- 
‚nen stellte: es zeigte sofort den eigenthümlichen dichter: mehr 
noch aber bewog vielleicht der umstand, dass nun ein begeister- 
ter preis des göttersystems der Griechen die sammlung der ge- 
dichte eröffnete: wer sich die gründe der anordnung der bü- 
eher, in welche die gedichte Pindars geordnet waren, bei Kal- 
limachos klar gemacht bat, wird dies nicht für gesucht erklären. 

Aber dies hat nicht allein bestimmt. Es kam noch hinzu, 


12° 


480 Miseellen. 


dass dieser hymuos, wie der anfang darthut, Theben feierte: alle 
stoffe, die Piadar in fr. I vorführt, sind ja thebanische. Ob 
der tbebanische staat selbst zu diesem liede unserm diehter den 
auftrag gegeben, wissen wir nicht sicher: jedesfalls hat Pinder 
das lied zu einem preise auf Thebes benutzt. Sonach lerate 
man ihn aus ihm als einen seiner vaterstadt auf das innigste 
ergebenen ' kennen (Pindar Istbm. 1, 1. VI, 26: Claussen. 1. ὃ. 
p- 6): das erste lied veranlasste also den leser, den dichter als 
menschen zu ehren. 

Dazu kam endlich noch die zeit der abfassuug dieses hym- 
nos. Dass ibn Pindar als jüngling geschrieben, zeigt die be- 
bandlung, hat ausserdem such Platarch (de glor. Atben. c. 4) 
überliefert: er erzählt, wie ausser anderm Koriuna an den er- 
, sten gedichten Piodsrs mangel an mythen gerügt: es hatte Pia- 
dar also das, worin die wahre tiefe des chorischea lyrikers be- 
stand, die darstellung der für das gedicht nothwendigen ideen 
durch mytheo, noch nicht begriffen: es kann der unterricht, den 
er erhalten, ihn dahin geleitet haben. Um die Koriusa zu wi- 
derlegen und seine geschicklichkeit im einflechten von mythen 
ausser zweifel zu setzen componirte er diesen hymnos, verfiel 
dabei aber in ein andres extrem: er brachte zu viel mythen 
an. Die neueru schwanken, ob sie dieser erzählung glauben sol- 
len oder nicht: Baeckh. ad Pind. Il, 2 p. 17. Schneidew. ad 
Piod. T. I, p. Lxxx: zuerst ist wohl zu fragen, woher stammt 
die geschichte? Will man als quelle den peripatetiker Chamai- 
leon nicht zugeben, so muss man nach der metrischen lebensbe- 
schreibung von Pindar sie als von Didymos geglaubt annehmen: 
sie ist also jedeufalls alt. Wie viel von den einzelnen aus- 
drücken des Plutarch streng historisch sei, ist nicht mehr zu be- 
stimmen: da aber Koriona, hierin der Sappho vergleichbar, eine 
theoretische oder, wenn man lieber will, kritische richtung hatte 
— der tadel gegen Myrto belegt dies —, da ferner die alten 
so bestimmt ihr eiofluss auf Pindar zusprechen und dies aus ih- 
reo gedichten selbst mit recht entnommen gewesen sein kann, 
so halte ich die erzählung im ganzen für wahr und werde im fol- 
genden sie noch weiter zu stützen suchen. Diese art urtheile konp- 
ten aber nur auf die ersten gedichte Pindars sich beziehen: sie 
konnten ferner auch nur vor Ol. 69, 3 gefällt werden: denn da 
in dem zu dieser zeit verfassten zehnten pythischea liede der 
mythus richtig und ganz in der weise, wie später zu geacbebes 
pflegt, behandelt ist, so hatte damals Pindar den richtigen weg 
gefunden und ist an ein schwanken und herumtreiben in extre- 
men nicht mehr zu denken: somit fällt also dieser hymuos vor 
Ol. 69, 3 und somit vor das zwanzigste jahr des dichters: er 
ist also von den Alexandrinern an die spitze gestellt, weil er 
‚der zeit nach der erste gewesen. 

Dasselbe motiv für die amordauug baben die Alexandriner 


Miscellen. 184 


auch noch in andern büchern der Pindarischen gedichte festge- 
halten: so in den Parthenien. Die stelle, welche hierher gehört, 
ist Schol. ad Arist. Acharn. 720, welche in den bandschriften lau- 
tet: ἀγοράζειν: ἐν ἀγορᾷ διατρίβειν ἐν ἐξουσίᾳ καὶ παρρησίᾳ sori, 
Arno. ὅϑεν καὶ ἡ Κόριννα ἐστι [sie] τοῦ Πινδάρου ἀτεικιστί, 
ἐπεὶ καὶ ἐν τῷ πρώτῳ τῶν Παρϑενίων ἐχρήσατο τῇ λέξει, von 
Geel aber (bei Schneidew. ad Pind. T. 1, p. LXXXI) dem sinne 
nach gewiss riehtig so "hergestellt wird: ὅϑεν καὶ 7 Κύριννα 
ἐπιτιμᾷ Πινδάρῳ ἀτεικίζοντι : auch Bergk (Poet. γε. Gr. p. 252 
ed. 2ae) erklärt sich hiermit einverstanden: so gefasst liefert 
die stelle ein bestimmtes beispiel für die von Plutarch (de Glor. 
Athen. c. 4) im allgemeinen erwähnten γλῶσσαι καὶ καταχρήσεις. 
Sehneidewin meint nun, die dichterin sei durch den gebrauch des 
attischen worts verletzt, weil sie den böotischen dialekt als den 
ihres vaterlandes allen andern vorgezogen, st mos est mullerch- 
lerem: allein nach der ganzen art wie das verhältniss zwischen 
Korinna und Pinder von den alten geschildert wird, kann sie den 
Pindar nur deshalb getadelt haben, weil er die in der chorischen 
Iyrik sa befolgenden gesetze für die wortwabl nicht festgehal- 
ten: sie hatte darüber feste grundsätze und ging ihr tadel 
somit aus klarbeit über das wesen ihrer poesie hervor. Er- 
scheint aber hiernach, kann man fragen, Korimma nicht ganz 
nach der art der grammatiker handelnd? Dass eine dichterin, 
die über ihre poesie sich klar ist, falsche wortwahl bemerkt, 
ist, zumal da bei den alten diese auch für das musikalische 
nicht gleichgültig vor, gänz natürlich: um so natürlicher aber, 
da zn Korinna’s zeit und vor Pindar für die chorische lyrik 
feste τεθμοί (Welcker kl. schrift. I, p. 192 figg.) vorhanden 
waren, die Lasos vielleicht durch sein theoretisches wirken 
(vrgl. m. grundr. d. metrik §. 20) recht gefördert hatte. Aber 
da die angabe doch auch etwas. an anecdote erinnerndes hat: 
woher wussten selbige die scholiasten? Ist gleich dem sinne 
nach Geel’s änderung richtig, viel wahrscheinlicher ist doch, 
dass in ἔσει ein citat steckt, wie ἐν τρίτῳ oder ἐν τῷ γ΄, wonach 
in dem verdächtigen_ ἐπεὶ καὶ das verbum liegen und die rede 
ἐν γὰρ τῷ πρώτῳ τῶν κτλ. fortfahren würde: die gedichte der 
Korinna also wären die quelle. Aber für eine grammatische 
bemerkung? Waram denn nicht? So prosaisch freilich, wie 
in den scholien, war die sache nicht ausgedrückt: es war aber 
eine poetische form auch für das melos um so leichter zu finden, 
da in ihm wie bei Pindar einfache, an den prosaischen ton leicht 
heraugehende stellen zulässig waren: wo ist denn bei Pind. 
Isthm. 1, 26: 
ov γὰρ ἦν πεντάϑλιον, GAN ἐφ᾽ ἑκάστῳ 
ἕργματι κεῖτο τέλος, 

das erhabene? Steht somit also der tadel der Korinns fest, se 
ist klar, dass er pur in die zeit vor 0]. 69, 3 fallen kann, 


482 Miscellen. 


indem Pind. Pyth. X in behandlung des dialekts dieselbe vell- 
endung zeigt, welche wir in den iibrigen epinikiea hewunders. 
Und sonach gehört das gedicht der Parthenien, weiches der Ke- 
rinna zu ihrem tadel veranlassung gegeben, zu den frühesten: 
und deshalb war es das erste: denn der scholiast citirt nieht, 
wie Böckh sagt, das erste buch der Parthenien, sondern das erste 
gediché in ihnen: es war als das älteste dieser art an die spi- 
ἴσο gestellt, in der anordnung der Partheniea also das chreno- 
logische prineip geltend gemacht. Dasselbe konate auch is an- 
dern büchern festgehalten sein: daraus erklärt sich dann, warum 
die alten die gründe für die stellang des ersten olympischen 
epinikos so sorgsam (Thom. Mag. V. Pind. p. 5 Boeckh.) ent 
wickelt haben: bei ihm war von dem chronologischen prineipe 
abgewichen. Halt man diese auseinandersetzungen aber fest, 
so sieht man, dass Pindaros, ehe er zu den Epinikiea ging, sich is 
den leichtern arten der chorischea lyrik versucht hat: man asiebt 
ferner, wie er manchen falschen weg hat einschlagen müssen, 
ehe er den wahren gefunden. | 
Doch hiernacb nach ein paar bemerkungen über die aus dem 
ersten hymnos selbst uns erhaltenen fragmente. Im ersten frag- 
ment meint Dissen halte der dichter die chronologische folge 
fest und nehme daun eine andre, die er aber nicht näher be- 
zeichnet: allein eine chronologische anordnung liegt, dem dich- 
ter hier fern. Vielmehr ordnet Pindar hier so, dass, wie die 
aufzählung schon an und für sich mit sich brachte, eine steige- 
rung entsteht: er beginnt daher mit den gottheiten des bodens, 
der flur, mit solchen, die recht eigentlich die grundlage Thebens 
bilden: sie wurden immer sehr verehrt und mit den ϑεοὶ so- 
λιοῦχοι auf gleiche stufe gestellt: Aesch. Sept. c. Theb. 254 fig., 
Soph. Oed. Tyr. 18 flg.: auch erwiess der Ismenos, der ia 
Theben’s mythen viefach verflochtene, den Thebanern viele wohl- 
thaten (Unger. Parad. Theb. I, 196 sqq.) und eben so war seine 
schwester oder mutter Melia, die Apollon entführt hatte mit dea 
göttern und beroinen Thebens in vielfacher verbindung : Scholl. 
et Boeckh. ad Pind. Pyth. ΧΙ, 4. Wie hier zwei gottheiten ge 
nannt, so ist im folgenden verse, in dem der dichter zur Kad- 
meia, der burg thebens fortschreitet auch ein doppeltes: Kadmos 
und die Sparten sind eng mit einander verbunden (Pausan. IX, 
5, 1. Ovid. Met. ΠῚ, 129) und letztere ein ἱερὸν γένος theils 
wegen ihrer abstammung von Ares und der Erinys (Scholl. ad 
Soph. Antig. 127) theils weil sie die stammväter der edelstea 
geschlechter Thebens (Scholl. ad Pind. Isthm. 1, 41. Sturz. ad 
Hellanic. frr. p. 109. O. Müll. Orchom. p. 118. 396-fig.) gewor- 
den. Nun folgt aber gans Theben, hier die heroine, durch dea 
artikel vor dem frühern ausgezeichnet: sie hatte eine statue in 
Theben wie einen kult und ibre mythen, so dass sie einen treffli- 
chem stoff zum..dichten abgab: Pind. Isthm. I, 1. VI, 17. Scholl. 


Miseellen. | 488 


ad Pind. 0]. VI, 144. Boeckh. Explil. ad Pind. Ol. Vi, 84. Unger. 
Parad. Theb. 1, p. θά. Nachdem der dichter so zur stadt ge-. 
kommen, geht er ova zu den heroen und géttern in ihr über: 
Herakles ist echt thebanischer heros (Pind. Nem. I, 51. Isthm. 
I, 12), Dionysos recht. eigentlich thebanischer go#, so dass die 
steigerung klar: zuletzt aber Harmonia, hauptgéttia von Theben, 
und auf der borg daselbst verehrt, so dass zie also das erha- 
benste in dieser aufzählung ist: mit ibr war sie auch ge 
schlossen. 

In fr. H ist besonders hervorzubebeun die specielle topogra- 
phie des Olympos. Eine besondere treppe wird angegeben, ein 
glänzeuder weg. Woher das, zumal da dies als bekannt bei den 
zubörern vorausgesetzt wird? Schon oben haben wir auf ein- 
fuss des Stesichoros hingewiesen: hier tritt uns Ibykos entgegen. 
Denn dieser hatte bei der darstellung des raubes des Ganyme- 
des auch sehr speciell den Olympos beschrieben, nicht bloss diese 
treppe sondern auch thore und säulen genannt und anderes: 
Apoll. Rhod. Arg. Ill, 158 ibiq. scholl., Schneidew. ad Ibye. 
Rell. p. 112 sqq.: sollte also eine nachshmung hierauf sich be- 
gründen lassen? Zu beachten ist dabei, dass eine Ans ὁδὸς 
in Pind. Ol. Il, 70 vorkommt, welche den weg des Zeus vom 
Olymp zu der wohnung des Kronos bei den νῆσοι μακάρων, die 
doch auch im Okeanos oder bei dessen quellen liegen, bezeich- 
net: die darstellung ist da nach orphischeu vorstellungen ge- 
macht: die könnten hier also auch eingewirkt haben. Jedenfalls 
sieht man, wie vom alten epops Pindar in diesem Hymnos sich 
sehr entfernt hatte. 

Ernst von Leutsch. 


— — — 


"5. Zu Aristophanes. 

Die bemerkungen, welche in diesem hefte p. 100 und p. 114 
zu der scene in Aristoph. Av. 809—836 gemacht worden, ver- 
langen, dass auch in andern versen derselhen von der jetzt be- 
liebten personenvertheilung abgegangen werde. Da Epops, wel- 
cher mit den worten aye δὴ ti χρὴ δρᾶν; wahrscheinlich erst auf 
die bühne tritt, mit dieser frage dem gespräche der Athener eine 
neue richtung giebt, so erwartet man natürlich, dass er über 
die vorschläge des Peisthetairos, die dieser in folge der frage 
des Epops macht, seine meinung zu erkennen gebe: daher ist 
das natürliche, dass er, Epops, die worte: ταῦτα xapoi συνδοκεῖ, 
spreche, welche jetzt dem Enelpides gegeben werden. So ist 
also Epops wie stets se auch hier mit des Peisthetair auordnun- 
gen einverstanden: um dies auszudrücken bedient er sich einer 
in Athen grade in solchen fällen üblichen wendung: grade wie 
hier heisst es bei Plat. Sophist. 235B: Osais. To ποῖον; Sev. 


484 Miscellen. 


τὸ μὴ οὐ τοῦ γέρους εἶναι τοῦ τῶν Davparonoids tic tly. . Cunt. 
κἀμοὶ cours γε οὕτω περὶ αὐτοῦ ξυνδοκυῖ: daum ist ἄναβε 
in diesem uuserm stücke vs. 1630: auch Arist. Lysistr. 167: 
εἴ τοι doxsi σφῷν ταῦτα, χἀμοὶ ξυνδοκεδῖ : 

si τοι δοκεῖ σφῷν ταῦτα, ynuiv ξυνδοκεῖ: 
man kano damit auch Arist. Av. 665 vergleichen : ἀλλ᾽ εἱ deze 
σφῷν, ταῦτα χρὴ δρᾶν: allein diese formel ist wobl ner eine bil. 
liche — ähnlich sehon Hom. Od. 4, 198: καὶ νῦν si τε σοῦ ὅσει, 
πίϑοιό poc—, während die, welche hier angewandt worden, sch 
mit vorsehmen tone uud: wesen gesprochen werden kanu. Mi 
dieser antwort des Epops konnte die verhandlung beendet sche 
nen; allein Euclpides bringt sie sofort vs. 812 wieder in gang: 

φέρ᾽ ἴδω, τί δ ἡμῖν τοὔνομ᾽ ἔσται τῇ πόλει; 
W. Dindorf giebt aber diesen vers dem Epops: davon muss ἐδ 
familiäre ton in der frage, eben so die in ihr sich aussprechende 
rathlosigkeit — vrgl. infr. 1153: φέρ᾽ ἴδω, ti δαί; Arist. 
Acharo. 4 ibiq. G. Dindorf. ia ed. Oxou. — abhalten: dergle- 
chen passt zu dem vornehmen Epops gar nicht. Daher hat dess 
Bergk zwar richtig dea vers dem ‚Euelpides gegeben, aber darn 
gefehlt, dass er das ταῦτα κἀμοὶ συνδοκεῖ auch dem Euclpides 
zugeschrieben: ausser dem schon oben angeführten verlangt asch 
βούλεσθε in vs. 813, dass beide, Epops wie Euelpides, übe 
des Peisthetairos vorschlag, der stadt einen nameu zu 
(vs. 809 fig.) ihre bestimmte meinung geäussert haben. Peisthe 
teiros macht nun vs. 813 hinsichtlich des namens einen ver 
schlag: als dieser aber von Enelpides mit lebhuftem unwille 
zurückgewiesen worden, geräth er in verlegenbeit, aus der ibe 
dans Epops hilft, wie er das unten vs. 833 ebenfalls thut: er 
weis’t ibn auf die wohnung der vögel und dadurch geliagt es 
dem Peisthetairos, einen namen zu finden, der den Epops ia die 
grösste freude versetzt. Auch Euelpides findet nun sich zufrie 
den gestellt: λιπαρὸν τὸ χρῆμα τῆς πόλεως sagt er 826, womit 
vergl. ob. vs. 570: und daber wirft er denn die frage auf 826: 

. . . τίς δαὶ ϑεὸς 

πολιοῦχος ὄσται; τῷ ξανοῦμεν τὸν πέπλον; 
worauf Peisthetairos meint, man müsse doch der Athene die ehre 
lassen: doch dagegen erklärt sich nun nach den ausgabeu, deses 
sich Wieseler Advers. p. 181 angeschlossen, und, soviel mir be 
kannt, nach den handschriften 829 Euelpides mit den worten: 

καὶ πῶς ἂν ἔτι γένοιτ ἂν εὔτακτος πόλις, 

ὅπου ϑεὸς γυνὴ γεγονυῖα πανοπλίαν 

ἕστηκ᾽ ἔχονσα, Κλεισθένης δὲ κερκίδα; 
allein diese verse passen gar nicht zu dem character des Eeel- 
pides, da sie eine tiefe, ernsthafte idee enthalten: Buelpides ist 
aber nur dazu da, die tollheit der handlung hervorzuheben, 
witze über jeden neuen fortschritt zu machen und dadurch zar 
weitern entwicklung beizutragen : wie denn auch die frage nach 


Misection. 488 


ler stadtgottheit ear ein wits ist, der aus dem vergnügen, wel- 
thes ihm das eben gehörte macht, hervorgegangen: diese seine 
itimmung tritt auch unten vs. 835: ὦ vsorté δεσπότα κτλ. wie- 
ler deutlich hervor. Se kann er also diese ernsten verse nicht 
prechen. Man könnte aber gegen diese ansicht vs. 815 fg. 
Emaorıe γὰρ ἂν xrel. geltend machen: denn wie da Euelpides 
lew vorschlag des Peisthetsiros zu nichte macht, so auch hier: 
δεῖ könute man ferner die eo entstehende gleichheit und die 
eheiubar völlig genaue entsprechung der massen 812 — 820 und 
26—836 urgiren: wie denn aus dieser entsprechung auch ganz 
icher folgt, dass vs. 882: τίς δαὶ xarekeı xed. nieht wie Bergk 
sit andern gethau, dem Enelpides, sondern nur dem Peisthetairos 
regeben werden kann. Allein es ist diese eatsprechung eben 
mr bei Peisthetaires streng durchgeführt, dagegen bei den ne- 
empersonen aufgegeben: denn wie statt der andeutung vs. 818 
% τῶν vsepeloy xed.-bier meiser ansicht nach Epops eine ganz 
iestimmte willeosmeinung ausspricht , so tritt an die stelle der 
reude des Epops vs. 820 ἰού ἰού κελ. hier vs.835 in ὦ veorré 
zA. der spott des Euelpides. Die verse aber 829 fig. sind dem 
‘pops völlig angemessen, indem er passend gegen Athen ein- 
‘enommen sein kann: vrgl. eb. vs. 110: da er ferner die bier 
erhandelte angelegenheit sehr ernsthaft nimmt, endlich Athen 
uch in der that genuu kennt: so kennt er die familie der Kal- 
as: 8. vs. 288: und überhaupt kennt er wegen seines fliegen- 
em lebenswandels ja alles: δ. vs. 118. Und für diese meine 
neicht, dass Epops die in rede stehenden verse spreche, liegt 
un auch noch eine bestimmte äussere andentung vor: denn wenn 
‚nelpides diese verse gesprochen und also thitig in diese ver- 
andluug eiogegriffen hätte, würde in vs.832 Peisthetairos, wie 
14 καλώμεν 817 ϑησόμεσθ᾽, 828 ἐῶμεν, die erste person des 
lural gebraucht haben, da er dann diese frage an seine beiden 
itunterreduer hätte richten müssen: da aber Kuelpides schweigt, 
'eisthetairos auch schon ohnedies weiss, dass er von diesem e6i- 
en rath nicht zu erwarten habe, dagegen Epops so bestimmt 
esprechen, so richtet er verwundert — τίς das wie Ariat. Pac. 
224 in tortlaufender rede — nur an diesen die frage, so dass nun 
ie worte vs. 833 fig. ganz natürlich dem Epops zufallen, wäh- 
sad, wenn va. 829 fig. Euelpides spricht, sie immer uumeotivirt 
rseheinen. Demnach ist denn die freude des Epops vs. 835 nicht 
uffallend: er begrüsst auf seine weise die neue einrichtung. 
emsuach nebme ich aber vs. 882 z0 Πελαργικέφ von der Akro- 
olis: aber dieser vers so wie auch die folgenden verlangen 
regen der verschiedenen ansichten, welche die neuern über sie 
ufgestellt haben, eine ausführlichere besprechung, als hier der 
sum gestattet. 
Ernst von Leutsch. 


486 Miseellen. 


6. Zu den griechischen geographen. 
(S. Philolog. bd. X, p. 723 sq.) 


3. Zum Stephanus Bysant. ed. Meineke. p. 38 sq. τ. Aiyai 
πόλεις πολλαί. — — xai ἡ ἐν Μυρίνῃ ἐν τῇ Atodid:. Mier- 
nach hätte Aegä in der stadt Myrioa gelegen, was keinen sinn 
giebt. Ich schreibe ἡ ἐγγὺς Μυρίνης und halte die Vulg. für 
dittograpbie des folgenden ἐν. Cf. Plin. H. N. V, 30, 121 (in 
Aeelide): Myrina, quae Sebastopolim se vocat: intus Asgae. 
Strab. XIII, p. 621 sq. bei welchem folgen Aiyas, Κύμῃ, 
Μύρινα. Hierocles Synecd. p. 660 sq.: Anay (ser. Aiyai 
cum Wesseling.) Τῆμνος Φώκαια ἥύρινα. Wenn aber Wessel. 
l. m. |, beim Suid. v. Πόλλης Alyısvs ἀπὸ Αἰγῶν τῆς Aciag" 
κεῖνοι δὲ πλησίον Μαγνησίας καὶ Σμύρνης für das letzte wert 
unter beistimmung Bernhardys υρίνης ändern will, so halte ich 
dieses für unnöthig nach Strab. 1. m. |. p. 621: ἴδρυνται δ᾽ αἱ 
πόλεις αὗται (diyai, Tnuvos) κατὰ τὴν ὀρεινὴν τὴν ὑπερκειμένην 
τῆς τε Κυμαίας καὶ τῆς Φωκαέων καὶ zu υρναίων γῆς. --- . 384, 
11 v. Κρήτη ---- —. xadsizar δὲ ἡ νῆσος καὶ ' Fegia καὶ X0o- 
via καὶ ᾿Ιδαία. Der name Xdosia giebt keinen rechten sinn und 
kömmt auch sonst nicht vor: ich emendire 4ολίχη nach St. B. 
p- 80, 12 v. Asgia — — ἔστι καὶ ἄλλη Κρήτης οὐκ ἄσημος, 
ἣ ἐλέγετο νῆσος ᾿4ερία καὶ ᾿Ιδαία καὶ Δολίχη διὰ τὸ μῆκος. 
Den suämlichen namen führte auch die insel Ikaros (Plin. H. N: 
IV, 12, 23. St. B. v. Ἴκαρορ). — p. 410, 7 v. dapny — ἔσει 
καὶ δευτέρα τῆς Axagvaviac. Eine akarnanische stadt Lampe 
ist sonst nirgends erwähnt: ich ändere 4gxadiag nach Plin.H. 
N. 1V,6, 10: Oppida ejus (Arcadiae) — Lampe . — Montes in Ar- 
cadia Lampeus coll. St. B. v. Aaunsıa ὅρος Aexadiag 
(das nämliche Sehol. Apoll. Rb. I, 122) Strab. VOII, p. 341: 
"Aexadsxov ὄρους Aauneiag. Obne zweifel lagen gebirge 
und stadt bei einander. — p. 471, 10 v. Néyia, πολίχνιον 
᾿Αραβίας. Scr. Nsyoa nach Plin. Ἠ. N. Vi, 28, 32 und Strab. 
XVI p. 781 sq., welche die von Aelius Gallus zerstörte arabi- 
sche stadt Negra oder Negrana erwähnen. πὶ p. 541, 11 v. 
Πύρρα — ἔστι xai κώμη Aıyvorınn. Von einem Ligurischen 
flecken d. n. schweigen sonst die alten; wohl aber findet sich 
ein Lykischer bei Plin. H. N. V, 27, 28: (in Zycia) Phellos, 
dein Pyrrha itemque Xanthus. Ich proponire daber die leichte 
aenderung Avxiaxy. — p. 560, 5 v. «Σελεύκεια — nodzegos δὲ 
"OABia (scr. “Ολμία com Holstenio) txaleiro. Die berechti- 
gung zu obiger emendation geben Plin. H. N. V, 22, 27 (ie 
Cilicia) Seleucia supra amnem Calycadoum Tracheotis co 
mine, ab mari relata, ubi vocabatur Holmia und XIV, 670 (im 
Cilicia) : Eiv Ὅλμοι, ὅπου πρότερον ᾧκουν οἱ sv9 Σελευκδῖς. 
Der umstand, dass “OAfia ein nicht eben seltener beiname meh- 
rerer anderer alteu städte ist, giebt den schlüssel zur erklärung 


Miscellen. 487 


iger corraptel. — p. 578 sq. v. SxvOowolic, Παλαισείνης πό- 
6. 4 Νύσσης κοίλης Συρίας Σκυθῶν πόλις, πρότερον Baiaay 
ομένη ὑπὸ τῶν βαρβάρων. Dass die stelle nicht in ordnung 
t erkaante bereits Meineke; aber dessen änderungsvorschlag 
friedigt noch nicht. Nach Plin. H. N. V, 16, 18: (in Syria 
seapolitene) .Scythopoia (antes Nysam a Libero patre, sepulte 
itrice ibi) Seythis deductis und Joseph. A. J. V, 1, 22 Didot 
oll. Bell. 3. UI, 9, 7), der angiebt, dass Σχυϑόπολεις πύ- 
ς μεγίστη τῆς Δεκαπόλεως eiast Θήϑσανα genannt wurde, 
se ich: 2x. 4 Σκυϑῶν πόλις II. π. ἣ κοίλης Συρίας, πρότερον 
voa ἣ (sive καὶ) Βήϑσοανα Aey.v. τ. B. Schliesslich bemerke 
b, dass Amm. Marc. 19, 12, 8 Scyth. zu Palaestina rechuet 
id bei Strab. XVI, p. 763 9 περὶ Γ}  αλιλαίαν Σκχνυϑόπολιν vor- 
immt. — p. 501, 13 v. Σύμαιϑα, πόλις Θετεαλίας. Eine 
essalische stadt dieses namens ist sonst unbekannt: mir scheint 
stradiay durch dittographie aus dem Θεσσαλιχῶν des vorherge- 
inden lemma entstanden, und ändere es in Σικελίας um. 
lass und stadt Symaethos in Siciliew führen an Plin. H. N. 
I, 8, 14: Symaethii, Strab. VI, p. 272. Virg. Aen. IX, 584 eum 
ev. Sil. ital. 9, 410. Ovid. Met. ΧΙΠ, 750. Vib. Sequest. de 
p- 18 Oberlin. Macrob. Sat. 5, 19. — p. 687, 7 v. Χάρα. 
209, λιμὴν καὶ ἐπίνδιον Κιλικίας: ser. Xagadgove nach 
:ylax Car. p. 40, 85: (ἐν Κιλικίᾳ) Χαραδροῦς πόλις καὶ 
μήν. Strab. XIV, p. 669: (in Cikcia) εἶτα Xapadpovg. 
lin. H. N. VI, 18,20 rechnet Charadras zu Syrien. — p. 693, 
v. Χήσιον — ρος 8 ἀρσενικὼς αὐτήν φησι, καὶ οὐδὲ αό- 
», ἀλλὰ τόπον. Ich lese: ποταμὸν nach Plin. H.N. V, 31, 
'; Amnes in ea (Samo insula) Imbrasus, Chesius. Beide wör- 
pr werden auch sonst verwechselt: so bei Steph Byz. vv. Ms- 
winsıos und Σάρων (siehe Meinekes noten), Schol. Apoll. Rh. 
‚1165 und an der von Brunck ad h. v. beigebrachten Stelle. 

4) Dea schluss mögen einige auf altgeographisches bezüg- 
he verbesserungsvorschläge zu verschiedenen autoren machen. 
v.30,10: es wird erzählt, wie die karthagische flotte Utieam 
ırthagiue petit: Cartbaginienses — sub oecasum solis in por- 
m (Ruscinona Afri vocant) classe appulere. Hier hat das dem 
schreiber geläufige Ruscino, eine am gleichnamigen flusse in 
Wie Norbonensis gelegene stadt (Liv. 21, 24. Plin. A. N. Il, 
5. Pomp. Mela Il, 5, 8, Strab. IV p. 182 (Povaxiror) coll. 
Hiyb. ap. Athen. VIII p. 332A wo der flussname Pooxvror lau- 
t), den namen einer ähnlich lautenden afrikanischen stadt ver- 
δορί, nämlich ohne zweifel Ruspina’s. das von Plin ἢ. N. V, 
4 (coll. XV, 19, 21) unweit Carthago und Utica augesetzt 
, auch von Hirtius Bell. Afr. 6. 33. 53. Sil. It. Pun. 3, 260. 
reb. XVII. 831, der es Povsnzivor nennt, angeführt ward. 
elleicht existirte noch die namensform ‘ Povonivay (Ruspinon), 
on lässt sich die verschreibung Ruscinona aus Ruspinona noch 


488 Mingellen. 


leichter erklären. — Appian. Illyr. 6. 2 Didot: ᾿Ιλλνριῷ 02 — 
(γενέσϑαι) θυγατέρας Παρθῶ καὶ Δαορϑὼ καὶ Δασσαρώ. “Obes 
εἰσὶ — Παρϑηνοὶ καὶ Δασσαρήτιοι καὶ Δάρσοι. Dass lezteres 
wort aus Aaopoo: verschrieben ist, erhellt theils aus dem 
epouymon Aunpde, theils aus Polyb. XXXII, 18, 2 Didet, der 
zweimal das Illyrische volk der Δάορσοι erwähnt, welches 
von Strab. Vil, p. 315 und Plin. H. N. HI, 22, 26 4Ζαύριζοι 
(Daorizi) geuannt wird. — Polyb. V, 44, 9 Didot führt das 
in der nähe der Elymüer und Cadusier wohnende medische volk 
᾿Μνιαράκαι au; mit diesem namen ist dio metathesis ' Ara- 
osanaı vorzunehmen, da so dieses volk von Strab. ΧΙ p. 507 eq. 
514 und Plin. H. N. VI, 13, 15 und 16, 18 (Aneriaese) gr 
naunt wird. — Bei losephus Bell. lud. Hl, 3, 3 Didot kommt 
“Σιλβωνῖτις als Arabien und Aegypten benachbarte gegend Pa- 
lästinas vor: das richtige ist vielmehr Zıoßwrirıs, da ia ihr 
der Sirbonis lacus (Plin. H. N. V, 18, 14), Schol. Ap. Rh. I, 
1211, wo für Σερβωτίς „reis zu lesen ist, Zıoßorsis 
sive Σιρβωνῖτις λίμνη (Strab. I p. 50. XVI p. 760. 763. xvii 
p- 809.) lag. — loseph. Bell. lud. Vi, 8, 1: (in Samaria) τεὴν 
Νεάπολιν καλουμένην Μαβορϑὰ δὲ ὑπὸ τῶν ἐγχωρίων. Nach 
Plio. H. N. V, 18, 14: Intus autem Samariae oppida Asapolis, 
quod autem Mamortha (so alle Codd. Silligs) dicebatur ete. 
dürfte Mapooé@a zu restituiren sein. Eustath. Dion. Perieg. 
530: Σπορὰς δὲ καὶ ἡ πρὸς τῇ Ῥύδῳ Νονσία. Vielmehr 
Aosovoia nach Steph. B. s. ἢ. v. Tacitus Ana. IV, 30 und 
Plin. ΒΗ. N. IV, 12, 22 (Donusia). — Athen. Vi p. 249 b: 
(Νικόλαος ὁ Aapacxnvds) φησιν ’ Adarouor τὸν τῶν Σωτιανῶν 
(?) βασιλέα, ἔϑνος δὲ τοῦτο Κελτικὸν, ἑξακοσίους ἔχειν λογάδας 
x. t Δ. Die richtige form ist Σωτιατῶν nach Julius Caes. 
B. G. ill, 20sq., wo dreimal das gallische volk der Sotiates is 
Aquitonia erwähnt wird, und Plin. H. N. Ill, 19,83: Aqedsanicas 
sunt (geutes) — Sottiales (einige Codd. hei Sillig Sotiates). — 
Athen. Il, p. 87 F (p- 167 Dindorf.); Ta de τοῦ Netiow aro- 
ματα ταῦτα, Zeitıxöv, ᾽Οπονεπικόν. Dass lezterer name cor 
rompirt ist hat bereits Wesseling erkannt, der ihn nach Here- 
dot. und Eustath. in Dion. Per. in Βουκολικὸν ändert; aber 
ich halte diese änderung für zu kiibn und schlage vor Over. 
φιτικὸν zu lesen nach Plin. H. N. V, 9,10, wo die 

namen aufgezählt werden: — Saiten, _ Onuphiten coll. Steph. B. 
v. Ὄνουφις, πόλις Αἰγύπτου οὐκ ἄγνωστος. ὁ πολίτης Ὀνον- 
φίτης: 8. Herodot. 11, 166: (ὁ νομός) Ὀνουφίτης. Die stadt 
Onuphis scheint unweit Sais gelegen zu haben. — Plutarch. 
Timoleon 31 erwähnt zweimal einen nahe bei Syrakus gelege- 
nen ort Kalavoia, der sonst nirgends vorkommt. Palmerius 
verbesserte daber Καυλωνία; aber dies lag nicht in Siciliea: 
Kindins Talapıa, was nach Diodor XVI bei Aetna, nahe bei 
Syrekus lag. Ich emendire unbedenklich Ταλαρία nach Steph. 


B. v. Ταλαρία, πόλις Svgaxoveios und Plin. BH. N. ΠΙ,8, 
44: (in Sicilia) Talarienses. 

Schol. Apoll. Rhod. Il, 789 (ὁ Βιλλαῖος ποταμὸς in Pa- 
phlagonia) ἐξίησι nag αὐτὴν τὴν Τιτάνων (scr. Τιαν ὧν) πόλιν. 
Dass der Paphlagonische fluss Billaeus oder Billis bei der stadt 
Tios mündet erbellt aus Steph. Byz. v. Τίος - Mesinaog ἐν 
Παφλαγοοίας περίπλῳ᾽ ἀπὸ Puling χωρίου ἐς Τίον πόλιν καὶ 
ποταμὸν Βίλλαιον στάδιοι τριακόσιοι (das nämliche Arriau P. 
Pout. Eux. p. 14 Hudson). Plies. Η. N. Vi, 1, 1 fin.: Oppidum 
Tim, ab Heraclea triginta octo millibus passuum. Fluvies 
Billis. 

Berlin. R. Stiehle. 


7. Lado — clado. 


Th. Aufrecht wünscht in der zeitschrift für vergleichende 
sprachforschung V p. 188 „darüber belehrt au werden, mit wel- 
cher gewähr im Truculentus H, 4, 18 [soll heissen IV, 2, 18] 
für lausum — jetzt allgemein, zuletzt von Fleckeisen, lessum 
geschrieben werde.” Beruht nun auch diese letzte notiz auf 
einem irrthum, indem meine Plautusausgabe noch nicht bis zum 
Truculentus vorgerückt ist, so folge ich doch gern dieser indi- 
rect an mich gerichteten aufforderung, um hier meine überzeu- 
gung dahin auszusprechen, dass in dem fraglichen verse weder 
das handschriftlich überlieferte /ausum uoch die conjectur lessum 
(die schon bei Camerarius im texte steht. über den hinaus ich 
dio geschichte dieses verses im augenblick nicht verfolgen kann) 
das richtige trifft, sondern dass eine unbefangene prüfung des 
zusammenhanges darauf führt, Merciers emendation (notae im 
Nonium p. 103); . 

Thétis quoque etiam ldmentando pausam fecit fiko 
gutzuheissen, trotz Bentley der (zu Cic. Tusc. |, 49) den vers 
mit lessum auführt; jenes pausam hat auch bei Bothe schon auf- 
uabme gefunden. So viel auf Aufrechts anfrage io betreff die- 
ses Plautuaverses. Die etymologie, deren mittbeilung die ver- 
anlassung dieser anfrage war, dass nämlich ludere, loidere auf 
eine ältere form cluidere croidere (skr. wz. krid) zurückzuführen 
sei, kann ich durch ein freilich verhältuissmässig spätes zeug- 
niss stützen. In Terentius Adelpben IV, 8, 34—16 heisst es: 

omnds quibus res sunt minus secundae mdgis sunt nescio qué modo 

suspikosi, ad céntumeliam Omnia eccipsini magis, 

proptér suam inpoiéniiam se sémper credunt claudier. 
claudier ist nämlich die lesart des Bembinus, statt deren die re- 
ceusion des Calliopius die interpolation neglegi gibt. Als va- 
rianten zu neglegi führt auch Donatus claudere oder claudicare 
an. Bentley, der sehr wohl erkasnte, welchen begriff hier dar 


‘490 Miscellen. 


zusammenhang fordere, bemerkt nach zurückweisung der con- 
jectur von Faérous calvier folgendes: „sine dubio alties quid 
bie latet, quod me e-puteo extractarum existimo. Cieudere in 
priscis membranis plerumque scribitur Cludere; et opiner in Ben- 
bino fuisse Cludier: repono — ludier.” Dem siune nach unstrei- 
tig richtig; wie hätte aber ein sbschreiber darauf verfallen uol- 
len, statt des woblbekaunteu Äudier, wenn dies wirklich des dich- 
ters hand war, claudier zu schreiben? Dagegen lösen sich alle 
schwierigkeiten durch die annahme, dass das ursprüngliche cis 
dier, von einem alten abschreiber als das was es wirklich war, 
nebenform von ÖWudier, nicht mehr erkannt, sondern für die ne 
benform νοῦ claudier gehalten, nun auch in diese damals ge- 
bräuchlichere orthographie umgeschrieben worden ist. Aufmerk- 
same beobachtung der handschriftlichen überlieferung in den alt- 
lateinischen litteratur-denkmälern wird vielleicht noch andere be- 
lege für cludo = Iudo zu diesem einen, wie ich glaube sichern 
kinzufügen können. Auf inschriften kommt, wie mir ein kundi- 
ger freund versichert, ein CLVDO oder CLOIDO statt lado, loido 
nicht vor. 
ı Frankfurt am Main. Alfred Fieckeisen. 


8. Zu Publius Syrus sentenzen. 


1. Multa ante tempus quam virum invenias bonum, lantet ein 
vers des P. Syrus in allen ausgaben, zuletzt bei Ribbeck 646, 
wo tempus zwischen zwei kommata gesetzt und mullo als eine 
conjectur von Orelli angeführt ist. Der vers stammt ans dem 
bekannten codex Frisingensis, jetzt Monacensis lat. 6292, fol. 
152, o, und lautet dort ganz richtig: 

Multa ante lemptes quam virum invenias bomen. 

2. Ignoscito saepe alteri, numquam tibi, bei Ribbeck 208 soll 
unter die ächten verse des P. Syrus gehören. -In dieser form findet 
sich der spruch in den ausgaben von Scaliger, Bentley, und seit- 
her auch bei andern; vor Scaliger und überhaupt in den ächten 
handschriften des P. Syrus gar nicht. Er giebt sich aber in 
keinem codex als vers und Ribbeck hätte den prosaischen ur- 
sprung nachweisen können. Er erscheint nämlich, bisher her- 
renlos, bei Pseudoseneca de mor. 111 in der form: 

Alteri semper (Var. saepe) ignoscito, tibi numquam, 

und zwar in dem abschnitte des liber de moribus, der in den 
ältesten von mir verglichenen handschr. saec. IX dem Cato zu 
gewiesen ist. Cf. Pbilol. IX, 680. Dass dies richtig ist, zeigt 
Plut. Cat. mai. 8 extr.: καὶ συγγνώμην ἔφη διδόναι πᾶσι τοῖς 
ἁμαρτάνουσι, πλὴν αὑτοῦ. Bei Plut. apophth. Cat. mai. 8 heisst 
es πᾶσιν asi. Cf. Wyttenb. ad Plut. apophth. |. c. und Caer. 
Balbus, Monac. T. 4 pag. 18. 


-Miscelien. ΄' a 


Ribbeck führt in der note noch die versform auf, welche 

Fabricius in einer handschrift gefunden: 

Ignoscas aliis multa, sed nihil tibi. 
Diese geht aber nicht auf eine reine Syrushandschrift zurück, son- 
dern auf: Auson. Sept. Sap. Cleob.: /gnoscas aliis multa, nihil abi, 
oder auf einen aus Ausonius interpolirten codex. Man darf also 
den obigen spruch nicht in versform bringen, ebensowenig ihn 
dem P. Syrus zuschieben. 

8. Wie der oben (näml. nr. 2.) besprochene spruch erst 
durch Scaliger in die ausgaben des P. Syrus ist eingeschmug- 
gelt worden, während ihn keine alte handschrift als spruch des 
‘Syrus anerkennt, so finden sich bei Ribbeck 27. 228. 343 un- 
ter den ächten sentenzen folgende drei mit S (Scaliger) be- 
zeichnet: 

Amor misceri cum timore non potest. 

Insanus omnis furere credit ceteros. 

Numquam secura est prava conscientia. 
Alle drei verse stellen sich sowohl durch die besten von mir ver- 
glichenen handschriften als auch durch nachweisung des prosai- 
schen ursprungs als unächt heraus. Ihre quellen Sen. epist. 47, 
18: non potest amor cum timore misceri; Pseudosen. de mor. 35 
Haase: hoc habet omnis adfectus, ut in id quod ipse insanit, [in 
idem] pulet ceteros furere, und ibid. 65: mala conscientia saepe 
uta est, secura numquam. Die eintheilung in ächte und unächte 
verse bei Ribbeck ist an weit mehr als 100 stellen verfehlt. 

4. Im Entheticus des loa. Saresber. gegen ende lesen wir: 

Est antiqua nimis, nimis est sententia vera, 

Quam docuere patres, Ennius atque Cato: 

Tam quod habet, quam quo caret omni defit amico. 
Der zusammenhang verlangt entschieden avaro statt amico. Die 
bearbeiter des Enoius und Cato kennen den spruch gar nicht; 
wenn sie ihn aber fiir unächt gehalten haben, so wäre es wiin- 
schenswerth gewesen, sie hätten dies angemerkt. Auch ich 
zweifle an den angezogenen autoritäten, da es vielmehr ein von 
Seneca Controv. Ill, 18 und Quint. I. Or. VIII 5, 6 bezeugter 
spruch des P. Syrus ist (486 Ribbeck): 

Tam deest avaro quod habet, quam quod non habet. 
Wenn übrigens deft eine verhältnissmässig seltene form ist, 50 
fällt es vielleicht auf, dass Ennius frag. v. 394 Vahlen sagt: 
pol mihi fortuna magis nunc defit, quam genus. 

Basel. Ed. Wolfflin. 


492 Mineolien. 


9. Za Ovidius. 


Ov. Am. Il, 15, 23— 24: 
Me gere cum calidis perfunderis imbribus artus, 
Damnaque sub gemma perfer euntis aquae. 
Der dichter wünscht, in den ring, deo er seiner geliebten schenkt, 
metamorphosirt zu werden, um als solcher ihr steter begleiter 
sein zu können. — Der sinn der oben gesezten stelle ist klar; 
allein v. 24 ist nicht zu verstehn. Douzas conjektur fer pereun- 
tis giebt eben so wenig einen sinn, Merkel hat das zeichen der 
verderbniss gesetzt. Es ist aber wohl zu schreiben d. 8. gem- 
mam p. 6. a. d. bh. die Unannehmlichkeit des unter den ring ge 
henden wassers. Dass das unangenehm ist und deshalb die ringe 
vor dem bade abgenommen werden, ist allbekannt, und hätte 
Burmann dazu nicht nöthig gehabt belege aus Terenz und Mar. 
tial anzuführen. 
Ibid. 11, 16, 8--Α: 
Sol licet admoto tellurem sidere findat, 
Et micet Icarii stella proterva canis. 
Für licet admoto hat der Sangallensis, und was weit mehr sagt, 
der Puteaneus licites moto. Dieses ist mutatis mutandis (e und 
i werden im Put. durchgängig verwechselt und die worte sind 
oft gar nicht oder falsch getrennt) sol lices et moto 6. 8. f. ete. 
Es bedarf nicht der erwähnung, dass moto für concitato sfebt 
(Ov. Met. VIII, 355 ira feri mota est und unzählige male): vgl. 
sol acrior bei Hor. Sat. I, 6,125. Was in den ausgaben steht, 
admoto, wäre an sich geeignet, ist aber ohne autorität. Es 
ist demnach den beispielen für die freiere stellung des et bei 
Ovid in Haupts Observationes Criticae p. 52 diese stelle hinzu- 
zufügen, hingegen, wie früher nachgewiesen, Am. I, 13, 14 is 
abzug zu bringen. 
Berlin. Lucian Maller. 


10. Zu Cicero. 


Cic. Cat. mai. 19, 71: Quast poma ex arboribus, cruda si 
sunt, vir (Var. vi) avelluntur, si malura et cocta, decidunt, sic οὗ 
tam adolescentibus vis qufert, senibus maturitas. W. Burley, der 
die stelle citiert, giebt (ob in allen ausgaben, kaon ich nicht 
versichern) facta statt et cocta. Auf die autorität gebe ich nicht 
viel; aber vielleicht empfiehlt sich die änderung selbst, weil sich 
dann cruda und matura, viz (vi) avelluntur und tacta decidusi 
schöner entsprechen. Der begründer dieser zeitschrift hielt tacts 
für eine entschiedene verbesserung. 

Basel. Ed. Wölfln. 


—— 


XI. 
Der Geograph Artemidoros von Ephesos. 


Artemidoros und sein noch grösserer vorgänger Eratosthe- 
nes gehérem unstreitig unter die koryphäen der griechischen geo- 
graphen. Während nun das leben und die literarische thätigkeit 
des letzteren durch Bernhardy ἢ) und C. Müller ?) sorgfältig er- 
örtert sind, ist dieses bei ersterem meines wissens noch nicht der 
fall gewesen. Zwar haben Höschel in Geograph. Aug. Vindelic. 
1600, Hudson in den Geogr. minor. T. I und Gerhard Johann 
Voss de Hist. Gr. p. 185 sq. ed. Westermanu. eine sammlung 5) 
der geographischen bruchstücke des Artemidor versucht; aber sie 
ist weder vollständig, noch wohl geordnet, weder kritisch ge- 
nag, noch mit den erforderlichen erläuterungen hegleitet. Meine 
nachfolgende arbeit, in welcher ich alles was uns die alten von 
dem leben und den werken des Artemidor überliefert haben, be- 
rücksichtigen werde, wird daher, hoffe ich, kennern und liebha- 
bern der alten geographie nicht unwillkommen sein. 

Ueber das zeitalter des Artemidoros existirt nur eine genaue 
angabe, nämlich in Marciani Heracleotae Epitome Artemid. in* 
Hudsons Geogrr. minorr. T. I p. 64: Aorsuidnoos δὲ ὁ ᾿Εφέ- 
σιος γεωγράφος κατὰ τὴν PEO Ὀλυμπιάδα γεγονώς n.7.A.: 
er blühte also um Ol. 169 d. i. um j. 100 v. Chr.*). Von 
seinen sonstigen lebensverhältnissen ist nur so viel überliefert, 
dass er aus Ephesos stammte °), wie Marcian sowohl als auch viele 


1) Eratosthenica. Berol. 1822. 

2) Im anhange der Dübnerschen ausgabe des Herodot, Paris, Di- 
dot 1844. 

3) 5. W. Hoffmann’s, die Iberer im Westen und Osten (Leipzig 
1838), in welchem werke vom Artemidor gehandelt seyn soll, siad mir 
nicht bekannt geworden. 

4) Vgl. Clinton Fast. Hellen. t. III p. 537 sq. 

5) Aus Ephesos war noch ein zweiter autor namens Artemidoros 


Philologus. ΧΙ. Jahrg. 2. 13 


194 Artemidoros von Ephesos. 


fragmente lehren. Er scheint sich in seiner vaterstadt eines 
grossen ansehens erfreut zu haben, wie ich aus dem schliessen 
möchte, was er selbst bei Strabo XIV p.642 — unten fr. 127 — 
berichtet: „zum tempel der ephesischen Artemis habe der selinu- 
sische und ein diesem benachbarter see gehört, die den priesters 
reiche einkünfte gewährten: die römischen staatspächter (publi- 
cani) hätten widerrechtlich jene einkünfte in beschlag genommen. 
Da habe er sich nach Rom begeben und die pächter verklagt, 
worauf jene verurtheilt seien, die einkänfte wieder herauszuge- 
ben. Zur belohnung für diese vermittelung hätten ihm seine 
mitbürger eine goldene statue errichtet.” Zu einer solchen sea- 
dung konnte gewiss nur ein angesebener mann, der bei seinen 
mitbürgern ein grosses vertrauen genoss, erwählt werden. Auch 
dass er in der gerichtlichen beredtsamkeit wohlgeübt gewesen — 
denn wahrscheinlich trat er doch persönlich zu Rom als ankli- 
ger auf — lässt sich hieraus folgern. Ausser dieser reise nach 
Italien machte er noch mehrere andere, um materialien für sein 
geographisches werk zu sammeln. So bereiste er den grössten 
theil des mittelländischen meeres bis Gades und auch einige theile 
des atlantischen meeres (Epitome Art. p. 64 sq.: Aorepiso- 
005 ὁ Ἐφέσιος — τὸ μὲν πλεῖστον» μέρος τῆς ἐντὸς καὶ (He 
schel: καὶ τῆς] καϑ' ἡμᾶς τυγχανούσης θαλάττης ἐκπεριπλεύσας, 
ϑεασάμενος δὲ καὶ μέρη τινὰ τῆς ἐκτὸς θαλάττης. ἣν ὠκδανὸν κα' 
λοῦσιν). Sein aufenthalt in Spanien geht auch hervor aus frag- 
ment. 12 und 13. Ferner erwähnt er auch, dass er in Ae 
gypten gewesen und Alexandria besucht habe (siehe fr. 97. 88), 
ferner in Aethiopien, ia dem angrenzenden am rothen meere ge 
elegenen lande der Troglodyten (siehe fr. 98.) 
Die resultate seiner beobachtungen und sonstigen wissen- 
schaftlichen studien legte er in zwei werken nieder: [ew 7 Qe: 
govpeva, von dem er auch einen auszug anfertigte, und le- 


gebürtig, namlich der verfasser der uns erhaltenen Ὀνειροκρετεικά, An- 
dere namensverwandte autoren sind: 1) Artemidoros aus Askalon, der ein 
werk über Bithynien verfasst (Steph. Byz. νυ. ’Aoxalwr), woselbst Voss 
l. s. I. p. 186 fälschlich unseren geographen versteht. 2) Artemidorus 
Aristophaneus, der Didoosas ὀψαρτυτικαί (Athen. IX p. 387c et saepius) und 
ein werk über Doris (Athen. IV p. 182d) schrieb. 3) Der grammatiker 
Artemidor aus Tarsos (Strab. XIV p. 675), der vielleicht in Cramer 
Anecdot. Paris. IV p. 193, 21 zu verstehen ist, wo ein Artemidor über 
die etymologie citirt wird. 4) Ein zu Trajans zeiten lebender philosoph 
Artemidor (Plin. Epist. HI, 11). 


Artemidoros von Ephesos. 495 


ψεικὰ ὑπομνήματα. „Aus dem letzteren werke ist uns nur ein 
fragment erhalten bei Athen. III p. 111d: χρηστὸς ἄρτος ποιὸς 
παρὰ Ἴωσιν, Μρτεμίδωρος ὁ ι᾿Εφέσιός φησιν ἐν Ιωνικοῖς 
ὑπομνήμασι: mit dem ersteren, seinem hauptwerke, wollen wir 
uns in dieser abhandlung beschäftigen. Der titel desselben lau- 
tete Femyegaqovpuera (s. frr. 2. 3. 4 und a.) oder [’soypa- 
gia (s. fr. 82. aus Diodor und die zwei weiter unten folgenden 
stellen des Marcian aus Heraklea). Es enthielt eilf bücher, wie 
aus vielen weiter unten anzuführenden stellen hervorgeht. Meh- 
rere gelehrte, wie Johann Peter Miller im Index Auctorum sei- 
ner ausgabe der naturgeschichte des Plinius s. v. Artem., ferner 
der verfasser des artikels Artemidor in Pierers universal- lexi- 
con, endlieh Schierlitz, handbuch der alten geogr. p. 114 ed. II. 
sind nun der ansicht, unser Ephesier habe ausser den geogra- 
phumenis noch einen Periplus geschrieben: ich halte dieses ent- 
schieden für irrig und werde im folgenden zu beweisen suchen, 
dass beide werke identisch sind. Die stellen der alten, in de- 
nen vou einem periplus des Artemidor die rede ist, sind voll. 
ständig folgende: Marcian. Heracleot. Periplus init.: Aoreuido- 
vos ὁ ᾿Εφέσιος γεωγράφος ἐν ἕνδεκα τοῖς (ita Höschel.: vulg. ἐν 
ἑεδεκάτοις) τῆς γεωγραφίας βιβλίοις τὸν περίπλουν ὡς ἂν ἦν 
ita Höschel.: vulg. ὡς ἐνῆν) μάλιστα δυνατὸν συνέγραψε. Arte- 
midori Epitom. p. 64 sq.: (Aer. ὁ Eg.) τῆς μὲν ἀκριβοῦς [aw- 
γραφίας λείπεται, τὸν δὲ περίπλουν τῆς ἐντὸς Ἡρακλείου πορϑ- 
μοῦ ϑαλάττης καὶ τὴν ἀναμέτρησιν ταύτης μετὰ τῆς προσηκούσης 
ἐπιμελείας ἐν ἔνδεκα διεξῆλθε βιβλίοις. lb. φ. 68 : μετὰ δὴ τούτων 
τοὺς πλείστους ᾿ρτεμίδωρος ὁ γεωγράφος καὶ Στράβων γεωγραφίαν 
ὁμοῦ καὶ περίπλουν συντεϑεικότες, Μένιππός τὸ ὁ Περγαμηνὸς 
διάπλους (scr. περίπλους oder σταδιασμοὺς) γράψας, ἀκριβέστερον 
δοκοῦσι πάντων τῶν προειρημένων (Eudoxus Rhodius, Hanno Car- 
thaginiensis alii) τυγχάνειν. Wird oun wohl an einer dieser stel- 
len der periplus als ein von der geographie verschiedenes werk 
bezeichnet? Keineswegs; im gegentheil lehrt besonders die erste 
stelle deutlich, dass Artemidor in der geographie zugleich auch 
den periplus der erde behandelte. Das nämliche erhellt auch 
aufs evidenteste aus der dritten stelle, nach welcher Artemidor 
und Strabo die Zewygagia — hier im sinne von beschreibung 
des continents — und den periplus zugleich bearbeitet haben. 
So wenig Strabo ausser seinen /ewypapına noch ein besonderes, 
13° 


196 Artemideres ven Ephesos. 


Περίπλους betiteltes werk verfasst hat, gu wenig that dies Arte 
midor. Angenommen endlich Artemidor hätte ausser dem ges 
graphumenis noch einen periplus der meere innerhalb und ausser 
halb der säulen des Hercules in eilf büchern — also sehr aus 
führlich — herausgegeben : was wäre ihm alsdann noch an stef 
für das ebensoviel bücher umfassende erstgenannte werk übrig 
geblieben? Somit halte ich daran fest, dass Artemidor in seiner 
geograpbie die umschiffung (περίπλους) des mittelländischen und 
atlantischen meeres ©) mit einer beschreibung der hinnemländer 
verband. 

Es kommt nun darauf an die stoffvertheiluag in den gee 
graphumena auf die eilf bücher zu ermitteln und darnach die 
fragmente zu ordnen, eine aufgabe, die noch von .keinem der 
hisherigen fragmentensammler gelöst ist, da diese, wie Hudsos, 
die fragmente nur als rudis indigestaque moles nach den auteren, 
aus welchen sie entnommen sind, zusammenstellen. Die lösung 
dieser aufgabe hat ihre hesonderen schwierigkeiten. Deas 
erstens haben von allen fragmenten des Artemidor uur einige 
bei Stephanos Byz. eine angabe des buches bei sich: ‚zweitens 
macht die episodenreiche darsiellung des geographen, die theils 


ausdrücklich vom Marcianus bezeugt wird 7), theils sich aus meh- 


reren fragmenten ergiebt — ich sage diese manier der darstel- 
lung macht es äusserst schwierig aus dem inhalte des fragments 
immer mit gewissheit einen schluss auf das buch des werks, zu 
welchem es gehört, zu machen. Ich muss mich daher beschei- 
den, in dem folgendep versuche einer anordnung der fragmeate 
nur vermuthungsweise dem ursprünglichen möglichst nahe zu 
kommen, indem ich an die relativ wenigen fragmente mit be- 
stimmter buchbezeichnung die übrigen nach verwandtschaft des 
inhalts und mit rücksicht auf die reihenfolge der länder anreibe. 
Hierbei ist der umstand noch besonders misslich, dass uns über 
anfang und ende der einzelnen bücher jede kenntniss fehlt, wir 
also nur nach wahrscheinlichkeitsgründen die bücher anfangen 
und enden lassen können. 


6) Marcian. Periplus p. 35: τῆς δὲ ἔξω ϑαλάττης, ἥτις ὠκεανὸς 
παρὰ τῶν πλείστων καλεῖται, εἰ καὶ μετρίως τινῶν μερῶν ὁ προειφημένος 
ἐμνημόνευσεν Aprenidwgog x.T.A. 

D Periplus zu anfang: ἡμεῖς δὲ βιβλίων τούτων (sc. Apr. yeaygagias) 
Tag περιττὰς τοῦ μνημονευϑέντος ἀνδρὸς παρεκβάσεις --- ἀφέντες a.t.d 


Artemidoros von Ephesos. 497 


Besonders die fragmente des ersten buches bieten ein schwer 
am lösendes problem dar: sie handeln nämlich fast alle über Gal- 
kon, während wir unter fragment 7 sehen werden, dass Artemi- 
dor seine länderbeschreibung mit den sdulen des Hercules begann 
und die fragmente des zweiten buches Iberien betreffen. Wie 
soll man sich nun hier helfen? Anzunehmen, dass im ersten 
buche von den säulen des Hercules ausgegangen, dann der 
sprung nach Gallien gemacht und darauf im zweiten buche wie- 
der nach Iberien zurückgekehrt sei, scheint mir unmöglich und 
widerstreitet gaz der natur eines werkes, in welchem ein pe- 
riplus enthalten ist. Ich bin nun nach reiflicher überlegung zu 
der ansicht gelangt, dass die eigentliche geographische darstel- 
lung der länder erst im zweiten buche angefangen habe, während 
im ersten — wie bei Eratosthenes im ersten bis dritten, bei 
Strabo im ersten und zweiten — eine einleitung vorausgeschickt 
sei. In dieser einleitung nun mag zunächst von allgemeinen 
massbestimmungen der erde ausgegangen sein (s. frr. 1. 2). 
Ueber das darauf folgende lässt sich bei dem mangel an frag- 
menten keine vermuthung aufstellen. Am schluss der einleitung 
mag der verfasser über den plan seines werks gesprochen und 
debei angegeben haben, er wolle vom westen der erde ausgehen. 
Bei dieser gelegenheit mochte er eine darstellung von dem all- 
mäligen bekanntwerden des westlichen Europa geben, hierbei 
die reisen der Phönizier jenseits der στῆλαι nach dem bernstein- 
lande, sowie die colonieen der kleinasiatischen Griechen im west- 
lichen Europa berühren. Aus der stelle nun, wo er von den 
colonien der Phokäer in Gallien handelte scheinen mir die frag- 
mente S3—6, welche sämmtlich Massilia betreffen, entnommen zu 
sein. 

Nun mögen zunächst die fragmente nach den büchern ge- 
ordnet folgen, woran sich dann eine darstellung der quelleu des 
sutors, seines planes und seiner darstellungsweise, endlich seines 
werthes anreihen wird. 


Lib. 1. 
Προλεγόμενα. 
1) Plin. Η. N. Il, 108, 112: Pars nostra terrarum, de qua 
nemoro, ambienti {ut dictum est) oceano velut innatans longis- 


498 Artemidoros von Epheses. 


sime ab ortu ad occasum patet hoc est ‘ab India ad Herecalis eo 
lumnas Gadibus sacratas LXXXV. LXVill mill. pass., ut Arte 
midoro auctori placet, ut vero Isidoro XCVHI et XVIII M. Ar- 
temidorus adiicit amplius a Gadibus circuitu sacri promontorii ad 
promontorium Artabrum, quo longissime frons procurrat Hispaniae 
DCCCXCi. Id mensurae duplici currit via. A Gange amne 
ostioque eius, quo se in Eoum oceanum effundit, per Indise 
Parthyenenque ad Myriandrum urbem Syriae in Issico sina po- 
sitam LO. XV M pass., inde proxima navigatione Cyprum insı- 
lam, Patara Lyciue, Rhodum, Astypalaeam io Carpathio mari 
insulas, Laconicae Taenarum, Lilybaeum Siciliae, Caralim Sar. 
diniae viciens et semel CIII M pass., deinde Gadis duodeciens 


CL M pass., quae mensura universa ab eo mari effieit LXXXV. 


LXVOI M pass. Alia via, quae certior, itinere terreno, maxume 


patet a Gange ad Euphraten amnem Li. LXIX, inde Cappado- 
ciae Mazaca CCCXIX M, inde per Phrygiam, Cariam, Ephesus 
CCCCXV M, ab Epheso per Aegeum pelagus Delum CC, Isthmun 
CCXII D, inde terra et Lechaico mari et Corinthiaco sinu Pa- 
tras Peloponnesi XC M, Leucadem LXXVI. Ὁ, Corcyram te- 
tidem, Acroceraunia CXXXII. ἢ), Brundisium LXXXVII D, Ro 
mam CCCLX milia, Alpis usque ad Scincomagum vicum DXIX, 
per Galliam ad Pyrenaeos montis Iliberum DCCCCXXVII, ad oce- 
anum et Hispaniae oram CCCXXXI, traiectu Gades Vil milia 
quingenti, quae mensura Artemidori ratione LXXXIX. XXXXV 
efficit. Latitudo autem terrae a meridiano situ ad septentrio- 
nes dimidio fere minor colligitur XLINI. LXXXX milia, quo ps- 
lam fit quantum et bine vapor abstulerit et illine rigor. Neque 
enim deesse terris arbitror, aut non esse globi formam, sed in- 
babitabilia utrimque incomperta esse. Haec mensura currit 3 
litore Aethiopici oceani, qua modo habitatur, ad Meroen deciens 
centena milia, inde Alexandriam duodeciens centena milia quin- 
quaginta, Rhodum DLXIM, Cnidum LXXXVII. D, Coum XXV 
milia, Samum C milia, Chium LXXXXIV milia, Mytilenen LXV 
milia, Tenedum XLIV milia, Sigeum promontorium XII milis 
quingenti, os Pooti CCCXII milia quingenti, Carambim promon- 
torium CCCL, os Maeotidis CCCXH milia quingenti, ostium Ts- 
nais CCLXXV milia, qui cursus compeodiis maris brevior fieri 


Artemidores von Epheses. 199 


potest LXXXIX milia. Ab ostio Tanais nihil modicum diligen- 
tissimi auctores fecere; Artemidorus ulteriora incomperta existu- 
mavit, cum circa Tanaim Sarmatarum gentis degere fateretur 
ad septentriones versus. Das ganze fragment findet sich mit 
geringen abweichungen und ohne quellenangabe griechisch auch 
bei Agathemerus Geogr. I c. 4: den anfang und das über die 
länge und breite der erde gesagte führt Marcianus Capella VI §. 
611 8) ὃ. 612— 616 aus dem Artemidor an. Endlich vergl. die 
längen - und breitenangabe der erde bei Marcianus Heracl. Pe- 
ripl. p. 8 Hudson. 


2) Bei irgend einer distanzenangabe mochte vorkommen 
Steph. Byz. p. 182, 12 Meinek. v. Bovssog: πόλις ᾿Ιλλυρίας. 
τὸ ὀϑνικὸν Βούννιος, ὡς ρτεμίδωρος ἐν πρώτῃ yenyoa- 
φουμένων. Cf. Plin. H. N. Il, 21, 25: (in Miyria) Buni. 

Am schluss der prolegomena — vgl. uns oben — mochte 
stehen: 


3) Steph. B. p.608, 6 v. Tavgosıg, πόλις Κελτικὴ Mao- 
σαλιητῶν, [Φωκαέω»)] ἄποικος. Agrepiswpos ἐν πρώτῳ 
γεωγραφουμένων φησὶν ὅτι ταυροφόρος ἦν ἡ ναῦς ἡ διακομί- 
σασα τοὺς τὴν πόλιν κτίσαντας, of ἀπορριφέντες (Meineke coni. 
ἀπορρυέντες) ἀπὸ τοῦ στόλου τῶν Φωκαέων καὶ προσενεχϑέν- 
seg αὐτόθι ἀπὸ τοῦ ἐπισήμου τῆς νεὼς τὴν πόλιν ὠνόμασαν. 
Vgl. Heyne ad Apollodor. Vol. I p. 482. Strab. IV p. 180. 184 
führt Ταυροέντιον als πόλις Μασσαλιωτῶν an. 


4) Steph. B. p. 345, 17 v. Καβελλιών, πόλις ἥασσα- 
λίας. ᾿Αρτεμίδωρος ἐν πρώτῃ γεωγραφουμένων. Auch 
Strab. IV p. 179. 185, der die stadt Καβαλλιὼῶν nennt, setzt 
sie bei Massilia an, so wie Plin. H. N. III, 4, 5, bei dem sie 
Cabellio heisst. | 

5) Steph.B. p. 80,7 v. “λωνὶς, 7005 καὶ πόλις Macoa- 
λίας, ὡς Aoreuidwpog. Mir sonst unbekannt. 

6) Steph. B. p. 562, 7 v. Syxouvds, nolig ἥδασσαλιωτῶν. 
ag οὗ τὸ ἐθνικὸν Syxoavoi, ὡς ᾿Αρτεμίδωρος ἐν πρώτῃ. 
Das gallische volk der Sequani kommt oft bei den alten vor; 


8) Zu den worten: per Sphenis {rontem circuitu Sacri promontoris, } 
die vollständiger als bei Plin. sind, vgl. Strab. III p. 137: καὶ δὴ καὶ 
τὴν προσεχῆ τούτῳ (‘Tey ὦ ἀκρωτηρ ῳ) χύραν τῇ Autivn φωνῇ κα’ 
λοῖσι Κούνεον, og jra σημαίνειν βουλόμενοι. 


200 Artemidoros von Ephesos. 


eine stadt Σηκοανός ist mir aber sonst nicht aufgestonsen, wäh- 
rend der fluss Znxovarag (Sequana) bekannt ist. 


Lib. Il. 


Hispania. 


7) Marcianus Heracl. Peripl. init.: Τὴν ἀρχὴν ὠκεανοῦ τὴν 
sisgoyy ποιούμενος Aorepidweos ὁ Ἐφέσιος γαιηγδάφος — 
τὸν περίπλουν — συνέγραψε. In der schreibung der anfangs- 
worte bin ich Dodwell gefolgt; vulg. liickenhaft: Ty» εἰσροὴν 
ποιούμενος. Ueber den bezug der stelle und den grund weshalb 
sie hier ihren platz gefunden habe ich bereits oben gesprochen. 

8) Plin. H. N. IV, 23, 37: Longitudinem eius (Ewropae) 
Artemidorus atque Isidorus a Tanai Gadis LXXXIII. ΧΙΠΠῚ Ν p. 
prodiderunt. Man könnte auch annehmen, dass dieses fragment 
unter den massbestimmungen der erde im ersten buche seine 
stelle gehabt habe. 

9) Marc. Heracl. Peripl. p. 37 8q.: οἱ μὲν γὰρ κατὰ Kal- 
nny τὸ ὕρος, ὅπερ ἐνδοτέρω τῶν Ἡρακλείων στενῶν κεῖται τὰς 
στήλας εἶναί φασιν" οἱ δὲ κατὰ τὰ Γάδειρα a) τὴν νῆσον ὥσπερ 
καὶ ᾽᾿ΑΙρτεμίδωρος ὁ γεωγράφος. 8) So emendirt Salmasius 
Exerc. Plin. p. 202 die vnlg. οἱ δὲ τὰ Γάδειρα τ. ν. 

10) Strab. III p. 170: ἔνιοι δὲ Στήλας ὑπέλαβον τὴν Kai- 
ayy καὶ τὴν ABiluxa, τὸ ἀντικείμενον ὄρος ἐκ τῆς Aıßuns, ὅ OT 
σιν ᾿Ερατοσθένης ἐν τῷ Μεταγωνίῳ, Νομαδικῷ ἔθνει, ἱδρῦσϑαι" 
οἱ δὲ τὰς πλησίον ἑκατέρου νησῖδας, ὧν τὴν ἑτέραν Ἥρας νῆσον 
ὀνομάζουσιν. ’Aprsnidwgog δὲ τὴν μὲν τῆς Ἥρας νῆσον καὶ 
ἱερὸν λέγει αὐτῆς, ἄλλην δέ φησιν εἶναί τινα, οὐδ᾽ ’_ABidvuxe 
ὅρος, οὐδὲ Μεταγώνιον ἔϑνος. Das nämliche abgekürzt beim 
Eust. Dion. Per. 64: cf. Strab. IH p. 168: Πρὸς αὕταις (Στῆ: 
λαις Ἡρακλείοις) δὲ δύο νησίδια, ὧν ϑάτερον Ἥρας νῆσον 
ὀνομάζουσιν. Für Abilyca ist die gewöhnlichere form Abils: 
ersterer bedient sich jedoch auch Scylax Caryand. p. 51 (Hud. 
son) §. 94 (B. Fabricius). Was endlich das Meraywsıov ἔϑνος 
betrifft, so vergl. Plin. H. N. V, 2, 3: (in Africa) Metagonihs 
terra. Pomponius Mela Il, 7, 1: Metagonium Numidiae promon- 
torium. Polyb. Hl, 33, 12: τὰ Μεταγώνια τῆς “1ιἰβύης und 
ib. δ. 43: Μεταγωνῖται. Hecataeus hist. ap. Steph. B. s. v 


Artemidoros von Epheses. 201 


Μεταγώνιον, πόλις Λιβύης. Strab. XVI p.828 (prope Abila) 
ἄκρα μεγάλη καὶ Μεταγώνιον conog ἄνυδρος. 

41) Strab. IN p. 148: καὶ ᾿Ερατοσθέγης δὲ τὴν συνεχῆ τῇ 
Κάλπῃ Ταρτησσίδα καλεῖσθαί φησι, καὶ ᾿Ερύϑειαν νῆσον svdaipove. 
πρὸς ὃν ᾿“Ιεεμίδωρος ἀντιλέγων καὶ ταῦτα ψευδῶς λέγεσθαί 
φησι ὑπ᾽ αὐτοῦ, καϑάπερ καὶ τὸ ἀπὸ Γαδείρων ἐπὶ τὸ ἱερὸν 
ἀκρωτήριον διάστημα ἀπέχειν ἡμερῶν πέντε πλοῦν, οὐ πλειόνων 
ὅνεων ἢ χιλίων καὶ ἑπτακοσίων σεαδίων, καὶ τὸ τὰς ἀμπώτεις 
μέχρι δεῦρο περατοῦσϑαι ἀνεὶ τοῦ κύκλῳ περὶ πᾶσαν τὴν οἰκου- 
μένην συμβαίνειν, καὶ τὸ τὰ προσαρκεικὰ μέρη τῆς ᾿Ιβηρίας εὐπαρα- 
δώξερα εἶναι πρὸς τὴν Κολεικὴν ἢ κατὰ τὸν ὠκεανὸν πλέουσι, καὶ 
ὅσα δὴ ἄλλα εἴρηκα Πυϑέα πιστεύσας di ἀλαζονείαν. Ueber die 
entfernung zwischen Gades und dem sacrom promontorium vgl. 
fragm. 1. 

12) Strab. Il p. 188: ὁ ds ye dorsnidwgos δκαεοντα- 
πλάσιονά φῆσι δύεσθαι τὸν ἥλιον, καὶ αὐτίκα νύκτα καταλαμβά- 
ψειν. ὡς μὲν οὖν αὐτὸς εἶδε τοῦτο ἐν τῷ ἱερῷ ἀκρωτηρίῳ, οὐχ 
ὑποληπτέον προσέχοντας τῇ ἀποφάσει αὐτοῦ" ἔφη γὰρ νύκτωρ 
μηδένα ἐπιβαίνειν, ὥστ᾽ οὐδὲ δυομένου ἡλίον οὐδεὶς ἂν ἐπιβαίνοι, 
εἴπερ εὐθὺς ἡ νὺξ καταλαμβάνει. ἀλλ᾽ οὐδ᾽ ἐν ἄλλῳ τόπῳ τῆς παρ- 
oxsarızıdos. καὶ γὰρ τὰ Γάδειρα ἐπὶ τῷ ὠκεανῷ, καὶ ὁ Ποσει- 
δώνιος ἀντιμαρτυρεῖ καὶ ἄλλοι πλδίους. Dass Strabo in seiner 
polemik gegen den Artemidor recht hat, liegt auf der hand. 

13) Strab. IN p. 137 sq.: αὐτὸ δὲ τὸ ἄκρον (Leger) καὶ 
προπεπτωκὸς εἰς τὴν ϑάλατταν Aortepidngos εἰκάζει πλοίῳ 
γενόμενος, φησίν, ἐν τῷ τόπῳ, προσλαμβάνειν δὲ τῷ σχήματι νη- 
σίδια τρία, τὸ μὲν ἐμβόλον τάξιν ἔχον, τὰ δὲ ἐπωτίδων ἐφόρμους 
(ὑφόρμους Coraés) ἔχοντα μετρίους. Ἡρακλέους [8 ov] 9 ie- 
οὖν ἐνταῦϑα δείκουσθαι (ψεύσασϑαι de τοῦτο “Eqogor), οὗτε βω- 
μὸν, οὐδ᾽ ἄλλου 8) τῶν ϑεῶν ἀλλὰ λίθους συγκεῖσθαι τρεῖς ἥ 
τέτταρας κατὰ πόλλους τόπους, OVS ὑπὸ τῶν ἀφικνουμένων στρέ- 
φεσϑαι κατά τι πάτριον καὶ μεταφέρεσϑαι σπονδοποιησαμένων ὃ). 
ϑύειν δ᾽ οὐκ εἶναι νόμιμον, οὐδὲ νύκτωρ ἐπιβαίνειν τοῦ τόπου, 
ϑεοοὺς φασκόντων κατέχειν αὐτὸν ἐν τῷ tore χρόνῳ, ἀλλὰ τοὺς 
ἐπὶ θέαν ἥκοντας ἐν κώμῃ πλησίον νυκτερεύειν, εἶτ ἐπιβάλλειν 
ἡμέρας ὕδωρ ἐπιφερομένους διὰ τὴν ἀνυδρίαν. a) Ita Meinek. 
Vind. Strab. p. 14; Cramer: οὗτ᾽ ἄλλου. b) Ita Coraés et Mei- 
neke; Cramer: ψευδοποιησαμέτων. 

14) Strab. IM p. 172: Φησὶ δὲ ὁ Πολύβιος κρήνην ἐν τῷ 


202 Artemidoros von Ephesos. 


Ἡρακλείῳ τῷ ἐν Γάδειροις εἶναι, βαϑμῶν ὀλίγων κατάβασιν 
ἔχουσαν εἰς τὸ ὕδωρ πότιμον, ἣν ταῖς παλιρροίαις τῆς ϑαλάετης 
ἀντιπαϑεῖν, κατὰ μὲν τὰς πλήμας ἐκλείπουσαν, κατὰ δὲ τὰς ἀμ- 
πώτεις πληρουμένην. αἰτιᾶται δ᾽ ὅτι τὸ πνεῦμα τὸ ἐκ τοῦ βάϑους 
εἰς τὴν ἐπιφάνειαν τῆς γῆς ἐκπῖπτον, καλυφϑείσης μὲν αὐτῆς ὑπὸ 
τοῦ κύματος κατὰ τὰς ἐπιβάσεις τῆς ϑαλάττης, εἴργεται τῶν οἱ. 
κείων τοιούτων ἐξόδων, ἀταστρέψαν δὲ εἰς τὸ ἐντὸς ἐμφράετει 
τοὺς τῆς πηγῆς πόρους καὶ ποιεῖ λειψυδρίαν, γυμνωϑείσης δὲ πᾶ: 
λιν, εὐθυπορῆσαν ἐλευθεροῖ τὰς φλέβας τῆς πηγῆς, ὥςστ᾽ ἀνα- 
βλύειν εὐπόρως. Agrenidwoog δὲ ἀντειπὼν τούτῳ καὶ ἅμα 
παρ᾽ αὐτοῦ τινα ϑεὶς αἰτίαν, urnodsis δὲ καὶ τῆς Σιλανοῦ δόξης 
τοῦ συγγράφεως οὔ μοι δοκεῖ μτήμης ἄξια εἰπεῖν, ὡς ἂν ἰδιώτης 
περὶ ταῦτα καὶ αὐτὸς καὶ Σιλανός. Unter dem Σιλανός ist der 
kalaktianische historiker Silenus zu verstehen, der auch von Liv. 
26, 49 über uaturwunder Spaniens angeführt wird. Siehe Voss. 
de H. Gr. p. 498 West. 

15) Steph. B. p. 5, 17 v. βδηρα —. ἡ δὲ δευτέρα πόλις 
ans ᾿Ιβηρίας πρὸς τοῖς Γαρδείροις, ὡς Agrsuidönpog ἐν δεν. 
τέρῳ γεωγραφουμένων. Dass dieses Abdera unweit Gades 
gelegen bestätigen Strab. UT p. 157 fin. Plin. H. N. Il, 1, 8. 
Pomp. Mela 1, 6,7. Apollodor. Bibl. 1,5, 10 coll. Sil. Ital. M1, 396. 

16) Strab. IN p. 157 init.: ὑπὲρ δὲ τῶν τόπων (Madaxa, 
ABdnoa) ἐν τῇ ὀρείνῃ δείκνυται Odvoosıu καὶ τὸ ἱερὸν τῆς 
"Abynvag ἐν αὐτῇ, ὡς Ποσειδώνιός τὸ εἴρηκα καὶ ᾿Αρτεμίδω- 
005 καὶ ᾿σκληπιάδης ὁ Μυρλεανός (aus dem Strabo im folgen- 
den mehreres über jenes heiligthum der Athena anführt). Vgl. 
Strab. p.149: ἀλλὰ καὶ ἐν τῇ Ἰβηρίᾳ Ὀδύσσεια πόλις δείκνυται 
καὶ ᾿,Ιϑηνᾶς ἱερὸν καὶ ἄλλα μυρία ἴχνη τῆς τὸ ἐκείνον (Ὀδυσ: 
σέως) πλάνης. Eust. D. P. 282. Steph. B. ν. Ὀδυσσεῖς, πόλις 
᾿Ιβηρίας. 

17) Steph. B p. 358, 19 ν. Καρϑαια —. ἔστι καὶ “lpr 
ρίας Kaoraia, περὶ ἧς “Agrepidwgog ἐν δευτέρῳ yea 
γραφουμένων. Esist, wie schon Meineke eingesehen, die stadt 
Καρτηϊα (Carteja) gemeint, die bei Strabo, Plin. u. andern vor- 
kommt. 

18) Steph. B. p. 710, 4 v. ᾿Ωρισία (Neie, Casaubonus), 
πόλις ᾿Ιβηρίας, τὸ ἐθνικὸν ᾿Ωριτανός. ‘“Agrepidwmeog ἐν dev 
τέρῳ γεωγραφουμένων ἀμφότεροι Jap φησὶ ,,κατοικοῦσι τὴν 
παραλίαν» καί tive τῆς μεσογείου, πρῶτον μὲν Nopızavos, πόλεις 


Artemidores von Ephesos. 208 


δ᾽ ἐν αὐτοῖς εἰσι μεγάλαι Ὀρσία (Reicia Berkel, ‘gia Casaub.) καὶ 
Κασεάλων." Cf. Steph. B. p. 866,8 ν. Κασεαλώ». μεγίστη 
πόλις ι᾿Ωρητανίας, ὡς ρτεμίδωρος τρίτῳ (ob nicht richti- 
ger δευτέρφί) γεωγραφουμένω». Strab. II p. 152: τῆς μὲν 
οὖν ᾽Ωρητανίας κρατιστεύουσά ἐστι πόλις Καστούλων καὶ 
᾿Ωρία. Die Oritani kommen bei Plin. H. N. Hl, 8, 4 und Liv. 
21, 11. 35, 22 vor, die stadt Castulon bei Plin. }. m. 1. Iul. 
Caes. b. C. I, 38. Sil. Ital. 3, 97. 391. Liv. 22, 20 und öfter. 
Appian. Hisp. 16 Didot (Καστολώ»). | 

19) Steph. B. p. 302, 1 v. 'Husgooxoneior, πόλις Kai- 
tiByolac, Φωκαέων ἅποικος. “Agrenidmeoy δευτέρῳ yew- 
γραφουμένων. Die stadt ist auch erwähnt von Strab. Hl, p. 
159, 161. 

20) Steph. B. p. 629, 16 v. Τουρδητανία, χώρα τῆς Ir 
οίας, 7 καὶ Baitixy καλουμένῃ παρὰ τὸν Βαῖτιν ποταμόν, οἱ οὐ. 
»ouseeg Τουρδητανοὶ καὶ Τουρδοῦλοι. "Aorsuiöngog δὲ Tovg- 
τυτανία» αὐτὴν xadei καὶ Τούρτους τοὺς οἰκήτορας καὶ Τουρ- 
ευτανούς. Letztere drei formen sind mir sonst nicht aufge- 
stossen; die Τουρδητανοί und Τουρδοῦλοι erwähnen Strabo oft: 
aber Marcian hat Heracl. Peripl. p. 40: Tovgdızaroi. Appian. 
Hispan. 16. 55: Τουρδιτανία. Liv. 28, 15 und Pomp. Mela lil, 
1, 3: Turdetani. 

21) Steph. Β΄ p. 324, 2 v. ᾿᾽Ι]βηρίαι -τ-- —. ᾿“Πρτεμίδωρος 
δὲ ἐν τῇ P τῶν γεωγραφουμένων οὕτω διαιρεῖσϑαί φησιν 
„ano δὲ τῶν Πυρηναίων ὁρῶν ἕως τῶν κατὰ Γάδειρα τόπων και 
ἐνδοτέρω συνωνύμως ᾿Ιβηρία re καὶ ᾿Ισπανία καλεῖται. διΐρηται δὲ 
ὑπὸ Ῥωμαίων εἰς δύο ἐπαρχίας — — — διατείνουσα ἀπὸ τῶν 
Πυρηναίων ὁρῶν ἅπασα μέχρι τῆς Καινῆς Καρχηδόνος καὶ τῶν 
cou Βαίτιος πηγῶν, τῆς δὲ δευτέρας ἐπαρχίας τὰ μέχρι Γαδείρων 
καὶ Aovoirasiag (die obige liicke füllt Berkel aus durch πρώτη 
μὲν Enapyia , was nach Meineke „non sufficit”). Das fragment 
steht auch bei Constantin. Porphyrog. de administr. imp. c. 23 
p- 107 ed. Bonn. 

22) Steph. B. I. m. I. p. 824, 14: καὶ 'Aorsuiöwpog ἐν 
δευτέρῳ τῶν γεωγραφουμένων ,,γραμματικῇ δὲ χρώνται τῇ 
τῶν ᾿Ιταλῶν οἱ παρὰ θάλατταν οἰκοῦντες τῶν Ιβήρων. Das näm- 
liche Const. Porphyr. |. m. |. p. 108. 

28) Strab. III p. 164: Τῆς δὲ βαρβαρικῆς ἰδέας ([1βήφωνὴ 
καὶ τὸν τῶν γυναικῶν ἐνίων κόσμον ϑείη τις av, ὃν εἴρηκεν ᾿Α͂ ρ- 


204 Artemidoros von Ephesos. 


τομίδωρος" ὅπου μὲν γὰρ περιτραχήλια σιδηρὰ φορεῖν αὐτὰς 
φησίν, ἔχοντα κόρακας καμπτομέφνους ὑπὲρ κορυφῆς, καὶ προκπίπεον- 
τας πρὸ τοῦ μετώπου πολύ, κατὰ τούτων δὲ εῶν κοράκων ὅτι 
βούλονται, κατασπᾶν τὸ κάλυμμα, wore ἐμπετασθὲν σκιάδιον τῷ- 
προσώπῳ παρέχειν καὶ νομίζειν κόσμον" ὅπου δὲ τυμπάνιον περι 
κεῖσϑαι πρὸς μὲν τῷ ἰνίῳ περιφερές, καὶ σφίγγον τὴν κεφαλὴν 
μέχρι τῶν παρωτίδων, εἰς ὕψος δὲ καὶ πλάτος ἐξυπτιασμένον κατ 
ὀλίγον" ἄλλας δὲ τὰ προκόμια ψιλοῦν ἐπὶ τοσοῦτον, wor ane 
σείλβειν τοῦ μεεώπου μᾶλλον᾽ τὰς δ᾽ ὅσον ποδιαῖον τὸ ὕψος ént- 
ϑεμένας στυλίσκον περιπλέκειν αὐτῷ τὴν χαίτην, εἶτα καλυπερᾷ 
μελαίνῃ περιστέλλειν. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass in der 
sittenschilderung der Iberer bei Strab. p. 163 sqq., uoch mehr 
aus dem Artemidor herzuleiten ist. 


Insulae circa Hispaniam. 

Gymnesiae inss. 24) Tzetzes in Lyc. 633: 4i δὲ T’varr 
σίαι αὗται νῆσοι περὶ τὴν Τυρσηνίαν εἰσί. Μέμνηται δὲ αὐτῶν 
καὶ ρτεμίδωρος. Die Gymnesischen inseln, welche auch des 
namen Balearen führten, liegen vor dem kiistenstriche zwischen 
den Iberischen städten Tarrakon und Sukron. Conf. Strab. Ill 
p. 167 alii. 

25) Strab. ΠῚ p. 167: μῆκος de τῆς νήσου (τῶν T'vurr 
σίων τῆς μείζονος) μικρὸν ἀπολεῖπον τῶν ἑξακοσίων σταδίων, 
πλάτος δὲ διακοσίων" Aoreuidwgog δὲ διπλάσιον sions καὶ 
τὸ πλάτος καὶ τὸ μῆκος. Hiermit übereinstimmend giebt Aga- 
themerus Geogr. I c. 5, der, wie er selbst angiebt 9), in diesem 
von den inseln handelnden capitel auch dem Artemidor folgt, 
die länge der grösseren der Gymnesischen inseln auf 1200, die 
breite auf 400 stadien an. Vgl. auch Plin. H. N. ΠῚ, 5, 11: 
Maior (Gymnesiarum ins.) centum mil. passuum est longitudine, 
circuitu vero CCCCLXXV M. 

Pityussae. 26) Strab. III p. 159: De Ebuso insula: Ἐρα- 
τοσθένης δὲ καὶ ναύσταϑμον ἔχειν φησὶν αὐτήν, οὐδὲ ἀγκυροβο- 
λίοις σφόδρα εὐτυχοῖσαν, ὡς ἀντιλέγων εἴρηκεν ’Agrepidaos. 
Ebusus war eine der neben den Gymnesischen liegenden Pityussi- 
schen iuseln: siehe Strabo II] p. 167. Plin. H. N. III, 5, 11. 


9) Avınor δ᾽ ἐροῦμεν τῶν καϑ᾿ ἡμᾶς νήσων τὰς περιμέτρους͵ λαβόντες 
nag Ἡρτεμιθώρου καὶ Μενίππου καὶ ἑτέρων ἀξιοπέστων. 


Artemidoros von Epheses. : 205 


sathemerus |. 5. |., der in seiner grössenangabe dieser insel 
ıbl dem Artemidor folgt. 

Soviel über Iberien. Die folgenden aus dem zweiten buche 
irten fragmente, die über Myrische und Griechische orte han- 
In, müssen nur gelegentlich vorgekommen sein, da wir unten 
hen werden, dass Artemidor, wie es die ordnung des periphus 
t sich bringt, erst nach Gallien und Italien in den büchern 

und V jene länder bespricht. 

27) Steph. B. p. 472, 22 v. Niorog, πόλις καὶ ποταμὸς 
‚Avpiag. τὸ ἐϑνικὸν Νέστιος, ὡς Aprsuidnpoc δεντέρῳ 
ὠγραφουμένων», καὶ Neoriy ἡ χώρα. Das lliyrische volk der 
ἰσταῖοι — wohl richtiger Διέσειοι — erwähnt Schol. Apoll. 
‚od. IV, 1215 coll. Scyl. Caryand. p. 8, 23: (in Ilyria) "Eni 
ἐστὸν ποταμὸν Νεστοί. Sonst ist der Thrakische fluss Ne- 
ıs bekannter. 

28) Steph. B. p. 700, 17 v. Pauadovs, πόλις Aaxavexn’ 
Ιρτεμίδωρος δευτέρῳ γεωγραφουμένων „ussa γὰρ τὸ Tai- 
po» πόλις ἐκδέχεται ψαμαθοῦς. Neben Tänaron placiren Psa- 
thus auch Scyl. Car. p. 17, 47. Plin. H. N. IV, 5, 8. Strab. 
II p. 363 (wo in Cramers text’ Auadovg in Ἰμαμαϑοῦς umzu- 
ındeln ist). Pansan. II, 25, 4. 

29) Steph. B. p. 360, 22 v. Κάρνος, νῆσος “Axagraviag. 
τεμίδωρος BP γεωγραφουμένων. Cf. Scyl. Car. p. 13, 35: 

Acarnania) Meta ταῦτα πόλις ' Aluttia καὶ κατὰ ταύτην νῆ- 
ς Κάρνος. Sonst wird sie meines wissens nirgends erwähnt. 

80) Steph. B. p. 639, 13 v. Τρόπις, νῆσος ...... ‚de 
μέδωρος dr δευτέρῳ γϑβωγραφουμένφων. Kine insel Tro- 
| ist mir sonsther nicht bekannt. 


Lib. Ill. 


Lusitania. 


81) Steph. B. p. 161, 20 v. Badstavoi, οἱ αὐτοὶ τοῖς Av- 
ravoic, ὡς Aprepidweog ἐν τρίτῃ γεωγραφουμένων. Sie 
reinen dem flusse Δελιών», den Strab. UI p. 153 in Lusitania 
vähnt, ihreu namen zu verdankeu. Die von Plin. ἢ. N. Ill, 
4 im diesseitigen Spanien angeführten Bellitani (ein cod. Sil- 
5 Belitani) sind von jenen zu unterscheiden. 


206 u Artemidoros von Ephesos. 


Gallia. 

Dass im 3ten buche von Gallien gehandelt wurde, habe ich 
bereits oben zu begriinden gesucht. 

32) Strabo IV p. 185: εἰσὶ δὲ ἐν τῷ μεταξὺ (τοῦ Δρουεντία 
καὶ τοῦ Ἴσαρος ποταμῶν) πόλεις καὶ Αὐενιὼν καὶ Agavains 
καὶ Αερία, ep ὥντι, φησὶν Αρτεμίδωρος, asia διὰ τὸ ἐφ 
ὕψους ἱδρῦσϑαι μεγάλου. Vgl. Plin. H. N. III (in dessen Index 
auctt. Artemidor vorkommt), 4, 5: In mediterraneo (Galliae Narbe- 


nensis) coloniae — Arausio Secundanorum —; oppida Latina — 
Avenio Cavarum — Aesia. Pomp. Mela 11,5, 2, der mit Plinius 
übereinstimmt, und Steph. B. v. ’Asoia —. fore καὶ Κελετικὴ 


πόλις ' Aegia, ὡς Anoliddwpgos ἐν Χρονικῶν τετάρτφ. 

33) Strab. 1V p. 188: Περὶ δὲ τῶν τοῦ Ῥοδανοῦ στομά- 
τῶν Πολύβιος μὲν ἐπιτιμᾷ Τιμαίφ, φήσας εἶναι μὴ πεντάστομον, 
ἀλλὰ δίστομον" “Aorepidwoos δὲ τρίστομον λέγει. Drei mün- 
dungsarme des Rhodanus wie Artemidor statuirt auch Plin. H.N. 
II, 4, 5, fünf wie Polybius Diodor Sic. V, 25, 4. 

34) Steph. B. p. 712, 21 v. ᾽Ωστίωνες, ἔθνος παρὰ τῷ dv 
zing ὠκεανῷ, ovs Κοσσίνους (Rarioug vel ᾿Ωσείψους Salma- 
sius) Aorepidmoog φησι, Πυϑέας 8 ᾿Ωστιαίους x. 8. Δ. Cf. 
Strab. IV p. 195: (in Gallia Belgica) Ὀσίσμιοι δ᾽ εἰσίν, οὖς 
᾿Ωστιμίους (auch vorkommend I p. 63 sq., wo mehrere codd. 
"Roriaios haben) ὀνομάζει Πυϑέας, ἐπί τινος προπεπτωκυίας ixa- 
ψῶς ἄκρας εἰς τὸν ὠκεανὸν οἰκοῦντες x.t.A. nebst Cramers be- 
merkung im Index edit. minor. v. ᾿Ωστίμιοι. Die Kocorvor habe 
ich sonst nirgends erwähnt gefunden: sollte nicht dafür bein 
Steph. nach Strabo Ὀσισμίους herzustellen sein, welches galli- 
sche volk auch [0]. Caes. B.G. H, 34. Ill, 9. VU, 75 (Osismii) 
anführt ? 

35) Steph. Byz. p. 20, 7 v. "Ayvoreg, ἔϑνος Κελτικῆς 
παρὰ τὸν ὠκεανόν, ὡς Aorepidwoog. Bereits Meineke bemerkt: 
„Plinio H. N. 4, 19 Anagnutes”. 

36) Strab. IV p. 198 (ubi de Gallia agitur): τοῦτο δ᾽ ἕει 
μυϑωδέστερον δίρηκεν “ρτεμίδωρος, τὸ περὶ τοὺς κόρακας 
συμβαῖνον. λιμένα γὰρ τῆς παρωκεανίτιδος ἱστορεῖ Avo xoge 
κων ἐπονομαζόμενον, φαίνεσθαι δ' ἐν τούτῳ δύο κύρακας τὴν δε: 
ξιὰν πτέρυγα παράλευκον ἔχοντες" τοὺς οὖν περί τινων ἀμφισβῃ 
τοῦντας, ἀφικομένους δεῦρο ἐφ᾽ ὑψηλοῦ τόπου σανίδα ϑέντας 
ἐπιβάλλειν ψαιστά, ἑκάτερον χωρίς" τοὺς δ᾽ ὄρνεις ἐπιπτάρεας τὰ 


Artemidoros von Ephesos. 907. 


μὲν ἐσθίειν, τὰ δὲ σκορπίζειν" οὗ δ᾽ ἂν σκορπισϑῆ τὰ ψαιστά, 
ἐκεῖνον νικᾶν. ταῦτα μὲν οὖν μυϑωδέστερα λέγει, περὶ δὲ τῆς 4΄ή- 
μητρος καὶ Κόρης πιστότερα, ὅτι φησὶν εἶναι νῆσον πρὸς εἴ 
Βρεττανικῇ, καϑ᾽ ἣν ὁμοῖα toig ἐν Σαμοϑράκῃ περὶ τὴν 4ήμη- 
tear καὶ τὴν Κύρην ἱεροποιεῖται. Vielleicht sind noch die beiden 
folgenden sätze aus dem Artemidor herzuleiten. Der obigen 
notiz über die britannische insel wusste ich keinen schickliche- 
ren platz als hier anzuweisen, da es wahrscheinlich ist, dass 
auf Gallien in den geographumenis Britannien folgte. Auch 
Germania mag im dritten buche behandelt sein. 


Lib. IV. 


Italia. 


87) Steph. B. p. 672, 20 v. Φρουρεντανοί, ἔϑνος Ira- 
Mas. ᾿“ρτεμίδωρος τετάρτῳ γεωγραφουμένων. Sonst 
babe ich nichts über dieses volk gefunden. 

88) Steph. Byz. p. 622, 20 v. Tißvors, πόλις ᾿Ιταλίας. 
*"Aorepidmgoy τετάρτῳ γεωγραφουμένων ,,ἤἔστι δ᾽ ἐν peco- 
yep καὶ Τίβυρα πόλις Ἑλληνὶς τὴν ἀρχὴν γεγονυῖα, ἀπέχουσα 
ἀπὸ Ῥώμης σταδίους out.’ Anders giebt die distanz ‘Tiburs 
von Rom an Strab. V p.238. Ueber den griechischen ursprung 
der stadt vergl. ausser dem bekannten Horazischen ,,Tibur Ar- 
geo positum colono” (und die ausleger ad ἢ. νυ.) Plin. H. N. 
XVI, 44, 87: Tiburtes quoque originem multo ante urbem Ro- 
mam habent. Apud eos exstant ilices tres, etiam Tiburto condi- 
fore eorum vetustiores, apud quas inauguratus dicitur. Fuisse 
autem eum tradunt filium Amphiarai, qui apud Thebas obierit 
una aetate ante Iliacum bellum. 

39) Steph. B. p. 609, 17 v. Τεανόν, πόλις ᾿Ιταλίας, ὡς 
’Aorspidöwgog ἐν τετάρτῳ γεωγραφουμένων. Es gab be- 
kanntlich zwei städte namens Teanum in Italien, das sidicinische 
und apulische. 

40) Steph. B. p. 202. 19 v. Fevoa, πόλις τῶν “ιγύρων 
Iradiag, καλουμένη vty... ., ὡς ᾿Αρτεμίδωρος. „Ira- 
λέας᾽ ist emendation Cluvers für das 2zadia der vulg.: der 
pamliche füllt sehr probabel die lücke hinter οὖν durch [a v0ve 
aus. Zu Liguria rechnen Genua auch Plin. H. N. Ill, 5, 7. 
Pomp. Mela Il, 4, 9 und Strab. IV p. 201. 


208 Artemideros vou Ephesos. 


41) Steph. B. p. 224, 12 v. Asxinzos, πέλις ᾿Ιταλίας. τὸ 
ἐθνικὸν Δεκιῆται, ὡς ᾿Αρτεμίδωρος ἐν a (potius 3°) yee. 
γραφουμένων. Polybius ap. Strab. IV p. 202 rechnet die 4e 
xınraı zu den Ligurern, welche letzteren Artemidor, wie aus 
dem vorhergehenden fragment erhellt, zu Italien zählt: Plin. H. 
N. Ml, 4, 5 und Pomp. Mel. H, 5, 3 placiren den Deciates noch 
in Gallia Narbonensis nahe der grenze der Gallia cisalpina. 

42) Steph. B. v. Σπῖρα, πόλις ᾿Ιταλίας, ὡς Εὔδοξος καὶ 
᾿Αρτεμίδωρος. Spina lag im cisalpinischen Gallien zwischen 
Altinum und Ravenna: sie war giechischen ursprungs und einst 
hochberühmt: Strab. V p. 214. Plin. H. N. Il, 16, 20 und 17, 
21 u. a. 

43) Strab. V p. 245: gos δὲ τοῦτον αὑτὸν (Aoxgivor 
κόλπον) τὴν λίμνην εἶναι τὴν " Ayspovoiar φασίν, "Aoreuidu- 
ρος δὲ αὐτὸν τὸν Aogvos. Siehe Strab. p. 244: ταῖς δὲ Baia 
συνεχὴς ὅ τὸ Aoxpivog κόλπος καὶ ἐντὸς τούτου ὁ “Δορνος 
κ.τ.λ. und die beschreibung des lacus Avernus bei Diodor Sic. 
IV, 22, 1. 

44) Strab. V p. 261 sq.: αὐτὸς δ᾽ ὁ κόλπος (Ταραντῖνοι) 
ἔχει περίπλουν ἀξιόλογον μιλίων διακοσίων τεσσαράκοντα, ὡς ὃ 
χωρογράφος φησί . . τριακοσίων ὀγδοήκοντα. . ἀζώνῳ, “Agte 
μίδωρος" τοσούτοις δὲ καὶ λείπων . . τοῦ πλάτους τοῦ σεύμα- 
τος τοῦ κόλπου. Unter dem chorographen ist nach dem sprach- 
gebrauche des Strabo Polybius zu verstehen: die worte des Ar- 
temidor selbst sind leider verstümmelt. 

45) Strab. VI p. 283 sq. de Apulia: ‘Ex δὲ Bapiov πρὸς 
coy ποταμὸν Avgidoy, ἐφ᾽ ᾧ τὸ ἐμπόριον τῶν Κανυσιτῶν, teroa 
κόσιοι (στάδιοι). πλησίον δὲ καὶ Σαλαπία, τὸ τῶν Aoyvomer 
γῶν ἐπίνειον. --- —. Soxat δὲ καὶ ὁ Σιποῦς Διομήδους sivas κει: 
σμα, διέχων τῆς Sadaniag ὅσον τετταράκοντα καὶ ἑκατὸν στα- 
δίους, καὶ ὠνομάζετό ye Σηπιοῦς Ἑλληνικῶς ἀπὸ τῶν ἐκχυματι- 
ζομέγων σηπιῶν. μεταξὺ δὲ τῆς Σαλαπίας καὶ τοῦ Σιποῦντεος πο: 
ταμός te πλωτὸς καὶ στομαλίμνη μεγάλη --- —. πρόκειται δὲ τοῦ 
κόλπου τούτου πελάγιον ἀκρωτήριον ἐπὶ τριακοσίους ἀνατεῖνον 
σταδίους πρὸς τὰς ἀνατολάς, τὸ Γάργανον, κάμπτονει δὲ τὴν 
ἄκραν πολισμάτιον Οὔρειον, καὶ πρὸ τῆς ἄκρας αἱ Διομήδειαι vf 
σοι. — —. ταῦτα μὲν οὖν κατ ᾿Αρτεμίδωρον κεῖται τὰ 
διαστήματα. Dieerwähnten örtlichkeiten siud allgemein beksast. 

46) Strab. VI p. 285: Φησὶ δ᾽ ὁ χωρογράφος τὰ ἀπὸ τοῦ 


— ao - 


Artemidores von Epheses. 209 


Besrseciov μέχρι Γαργάνου μιλίων ὁκατὸν ἑξήκοντα πέντε, πλεονάζει 
δὲ αὐτὰ Ἡρτεμίδωρος᾽ ἐντεῦθεν δ᾽ εἰς ᾿“γκῶνα διακόσια mer- 
τήχοντα τέσσαρα μίλιά φησιν ἐκεῖνος, ὁ δ᾽ ᾿Ηρεεμίδωρος sis 
‘Alois πλησίον ὄντα τοῦ ᾿“Τγκῶνος σταδίους εἴρηκε χιλίους δια- 
κοσίους πεντήκοντα » πολὺ ἐνδεέστερον ἐκείνου. Auch Plin. H. N. 
DI, 14, 9 u. a. setzen den fluss Aesis in der nähe Aucona’s an. 
Mit diesem fragment hängt zusammen: 

‘47) Steph. B. p. 18, 17 v. Ayxar, πόλις Πικεντίνων. —. 
εὸ sOvixdv " Ayxoving —. λέγεται δὲ καὶ Ayxwsiens, ὡς ’Ag- 
εεμίδωρος. 

Insulae prope Italiam. 

Sardinia et Corsica: 48) Strab. V p. 224: ovz’ οὖν ‘Egaro- 
σϑένης ὀρθῶς ὁ φήσας py καθορᾶσθαι μήτε τὴν Κύρνον ἐκ τῆς 
ἠπείρου μήτε τὴν Σαρδόνα, ove Agzsnidnpog ὁ φήσας ἐν 
χιλίοις εἶναι καὶ διακοσίοις σταδίοις πελαγίας ἀμφοτέρας. καὶ γὰρ 
εἴ τισιν, ἡμῖν ye οὐκ ἄν ὑπῆρξαν ὁραταὶ ἐπὶ τοσοῦτον, ἐφ᾽ ὅσον 
σαφεῖς δωρῶντο, καὶ μάλιστα ἡ Κύρνος. 

488) Agathemerus Geogr. I, 5 schöpft die umfangsangaben 
von Sardinien und Corsica, die mit denen bei Strabo V p. 224 
übereinstimmen, ohne zweifel aus dem Artemidor. Vgl. oben 
fragm. 25 cum adnot. nostra. 

Sicilia. 

49) Strab. VI p. 267 imit.: “Agrepidweog 3 ano τοὺ 
Παχύνου φήσας ἐπὶ Ταίναρον εἶναι τετρακισχιλίους καὶ ἑἕξακο- 
σίους (σεαδίους), ἀπὸ δ᾽ ’ dageov ἐπὶ Παμισὸν χιλίους ἑκατὸν 
τριάκοντα, παρασχεῖν ἂν δοχεῖ μοι λόγον, μὴ οὐχ ὁμολογούμενα 
λέγῃ τῷ φήσαντι τετρακισχιλίους εἶναι τοὺς ἐπὶ τὸν ᾿ “λφειὸν ἀπὸ 
τοῦ Παχύνου... Cf. Strab. VIII p. 363: (a Taenero) εἰς da ITa- 
χυνον πρὸς δύσιν, τὸ τῆς Σικελίας ἀκρωτήριον (δίαρμά ἐσει) 
τετρακισχιλίων ἑξακοσίων (σταδ.), τινὲς δὲ τετρακισχιλίων φασίν. 
Plin, H.N. Ill, 8, 14: Pachynum in Graeciam (vergit), CCCCXL 
M ab eo distante Peloponveso. 

50) Agathemerus Geogr. |, 5 folgt in der angabe des σπερί- 
μδερον Siciiens wahrscheiulich dem Artemidor. Vgl. oben fr. 48a. 

Am schlusse dieses oder zu anfang des nächsten buches 
wurde gewiss auch gebandelt von 

. Illyria. 

51) Steph. B. p. 182, 8 v. Bovlivos, ἔθνος περὶ Ἰλλυρίαν' 
᾿Αρτεμίδωρος δὲ οὐκ ἔθνος, ἀλλὰ Βουλίνην πόλιν φησίν, ἧς 

Philelogus. ΧΕ, Jahrg. 2. 14 


210 Artemideres von Epheses. 


τὸ ἐθνιχὸν Bovlisog. vgl. Seylax Car. p. 8. 23 Βουλινοὶ f 
εἰσὶν ἔθνος ᾿Ιλλυρικόν x.t.4. Er setzt sie neben dem "Til 
an, wie auch Dionys. Perieg. 387, der sie δοιλιμεῖς net: εἶ |, 
Eust. ad h. 1.: ἐκεῖ fin Migria) δέ, rat, καὶ gi Barkınei;, οὖς 
τινες διὰ τοῦ ν γράγουσι Βουλινεῖς ἢ Bovitr oc. 

52) Hesychius v. Ταλανετίον τύπος. 'Aprıpidmnos. id 
möchte Taviurzıorv emendiren und nach τόσος „Illr 
eiag” suppliren nach Steph. B. v. Ταιλάντιοι, IRA woızer 
ἔθνος, —. λέγεται καὶ οἰδετέρως Taviasrios καὶ Tavlarn ἢ! 
θηλυκῶς. Die illyrischen Taulautier kommen anch ver bd 
Thucyd. I, 24. Plin. H. N. UN, 22, 26. Appiau. lyr. 7, 16 
Scyl. Car. p. 10, 27. Strab. VII p. 316. Pomp. Mel. Il, 3, 1]. 

Endlich wird noch aus dem vierten buche angeführt: 

53) Steph. B. p. 602, 1 v. Τίνος, πόλις Κρήτης, as 
᾿Αρτεμίδωρος és τετάρτῳ γεωγῃραφουμένων. Das 
Artemidor schon in diesem buche iiber die bei Griechenland ge 
legene insel Kreta gehandelt habe, glaube ich uicht: wahracheis. 
lich gab er bei einem vorgebirge Siciliens dessen distanz ven 
kretischen vorgebirge Itanum (Plin. H. N. IV, 12, 20. Scyl. Car. : 
p. 19, 48: “/zarog) und der hei demselben gelegenen stadt Tanes, 
welche nach Holstenius nicht verschieden von der stadt "Irarx 
(Stepb. B. s.h.v.) ist, an. Vgl. was Meineke heibringt, Heeck 
Creta I, p. 436 und Arcadius p. 63, 9: βαρύνεται Tarog. 


Lib. V. 


Graecia. 

Dass Griechenland den gegenstand dieses buches ausmachte, 
erbellt theils aus dessen lage uach Italien, theils aus dea be 
den einzigen aus demselben namentlich citirten fragmenten über 
Korkyra, Ithaka und Kephalenia. 

54) Steph. B. p. 655, 12 v. Dalanpaı — ἔσεε καὶ Male 
κρο» ἀκρωτήριον Kogxiguy, ὡς ᾿Αρτεμίδωρος ἐν πέμπεφ 
γεωγραφουμένων. Dieses vorgebirge der insel Korkyra er- 
wähnen auch Strab. VII p. 324. Plin. H. N. IV, 12, 19 ond 
Solin. 11, 2 (Phalucrum). 

55) Porphyrius de antro Nympharum p. 57 ed. van Gocas« 
Οἱ δὲ τὰς γεωγραφίας ἀναγράψαντες ὡς ἄριστα καὶ ἀκριβέστατα, 
καὶ ὁ Ἐφέσιος ᾿Αρεεμίδωρος ἐν τῷ πέμπτῳ τῆς εἰς ir 
δέκα συνηγμένης αὐτῷ πραγματδίας γράφει ταῦτα" „I 


Artemidoros von Ephesos. 211 


Oe Krgalyrius ἀπὸ Πανόρμου λιμένος πρὸς ἀνατολὴν δώδεκα 
sradın, νῆσος ἐστὶν Ιϑάκη, σταδίων ὀγδοήκοντα πέντε, στενὴ καὶ 
δας παέωρος, λιμένα ἔχουσα καλούμειον Φόρκυνα. ἔστι δ' αἰγιαλὸς 
Ewe αὐτῷ, ἐκεῖ νυμφῶν ἱερὸν ἄντρον' οὗ λέγεται ov Ὀδυσσέα ὑπὸ 
Sass Φαιάκων ἐχβιβασθῆναι. Ueber Ithakas umfang und abstaud 
ween Kephalenia siehe Plin. H. N IV, 12, 19: Zacynthus — Ce- 
Paleniae a weridiana parte XXV millibus (nach Strabo X p. 
458 60 stad.) abest. Ab ea Ithaca XV millibus distat. Tota 
Cehaca) vero circuitu patet XXV mill. pass. Der schluss des 
fragments bezieht sich auf Homer. Od. ν΄, 96 sqq.: ° 
Φόρκυνος δὲ τίς ἐστι λιμὴν, ἁλίοιο γέροντος, 
ἐν δήμῳ Ιθάκης" δύο δὲ προβλῆτες ἐν αὐτῷ 
ἀκεαὶ ἀποῤῥῶγες x.¢. A. 
αὐτὰρ ἐπὶ κρατὸς λιμένος τανύφυλλος ἐλαίη" 
ἀγχόϑι δ᾽ αὐτῆς ἄνερον ἐπήρατον ἡδροειδές, 
ἱρὸν Νυμφάων x. τ. A. 
tell. schol. ad v. 96: Φόρκυνος) Am ᾿Ιϑθάκης, ἐφ᾽ ᾧ λιμένι 
Φόρκυνός ἐσειν ἱερὺν τοῦ ϑαλασσίου δαίμονος. 

Zunächst mögen die den griechischen Continent betreffenden 
fragmente folgen: 

56) Steph. B. p. 128, 9 v. "Aoreuisa —. ὃ δὲ ’Aors 
μίδωρός φησιν ὅτι χερρόνησος περὶ τὴν ἐκβολὴν τοῦ ’ Ayelq@ov 
ποταμοῦ λεγομένη Agrsuira. Vgl. Plin. H. N. IV (in dessen Ind. 
auctt. auch Artemidor ist), 1, 2: amnis Achelous a Pindo fluens 
atque Acarnaniam ab Aetolia dirimens et Artemitam insulam ad- 
siduo terrae invectu cuntinenti adnectens: Strab. I p. ὅθ: καὶ 
ἡ πρότερον δὲ Apzenira λεγομένη pia τῶν ᾿Εχινάδων νήσων 
ἥπειρος γέγονδ' καὶ ἄλλας δὲ τῶν περὶ τὸν ““χελῷον νησίδων 
τὸ αὐτὸ πάϑος φασὶ παϑεῖν ἐκ τῆς ὑπὸ τοῦ ποταμοῦ προσχώσεως 
τοῦ πελάγους. Scyl. Car. p. 18 sq., 35. 

57) Strab. X p. 459 sq. (in praecedentibus Achelous fl. com- 
memoratur): μετὰ δὲ τὸν Evyvoy τὸ ὅρος ἡ Χαλκις, ἣν Xad- 
κίαν εἴρηκεν ᾽Αἰρτεμίδωρος. — — “Agrepidngog μὲν οὕτω 
(οὐχ οὕτω fort. Igd. secundum Cramerum) περὶ τῆς εἴτε Χαλκί- 
δος εἴτε Χαλκίας τοῦ ὄρους, μεταξὺ τοῦ ᾿“χελῴου καὶ τῆς Πλευ- 

. ρφῶνος ἱδρύων αὐτήν, ᾿«Ἵπολλόδωρος δέ, ὡς πρίτερον εἶπον, ὑπὲρ 

τῆς Μολυκρείας καὶ τὴν Xudxida καὶ τὸν Ταφιασσόν. Cf. Strab. 

1. 1. p. 451: (ἡ “ἰτωλία ἔχει) ὑπὲρ δὲ τῆς Μολυκρείας Ταφιασ- 

σὸν καὶ Χαλκίδα, Oey ἱκανῶς ὑψηλά κ.τ. λ.: Steph. B. v. 
14" 


212 Artemidoros von Epheses. 


Χαλκίς --- γ Αἰτωλίας, ag ἧς Αἰχελῷος ῥεῖ. Διονύσιος ὁ me 
ριηγητὴς (v. 496 aq.) νήσων τ᾽ ἀλλάων, ὅσσας τ' ἀπὸ Χαλκί. 
δος ἕρπων [Δίνῃς ἀργυρέῃς "Azelwiog ἀμφὶς ἐλίσσει): ef. Rust. 
ad Dion. J. 1. : Plin. Η. N. IV, 2, 3: Chalets mons Asiolies. 

58) Steph. B. p. 286, 8 v. Evaalia, πόλις Aoxgidos ἣν 
Εὐπώλιον ᾿ΑἸρτεμίδωρός φησι. Evndisoy nennen die stadt 
auch Strab. IX p. 416 und öfter. Thucyd. Ill, 96. 102. Liv. 
28, 8 (Eupalium). 

59) Strab. VHI p. 385: ἡ δὲ περίμετρος (Πελοποννήσον) 
μὴ κατακολπίζοντι τετρακισχιλίων σταδίων, ὡς Πολύβιος. 'Ae- 
τεμίδωρος δὲ καὶ τετρακοσίους προστίϑησι" κατακολπίζονει δὲ 
πλείους τῶν ἑξακοσίων ἐπὶ τοῖς πεντακισχιλίοις. Die nämlichen 
maasse als Artemidor — 4000 und 5627 stadien — giebt auch 
Agathemerus Geogr. 1,5 vom Peloponnes an. S.auch Plin. H. N. IV, 

5: (Peloponnesus) circuitu DLXDIM p. colligit auctore Isidore. 
59a) Strab. VIII p. 389: TToAußfov δ᾽ εἰρηκότος τὸ ἀπὸ 
Μαλεῶν ἐπὶ τὰς ἄρκτους μέχρι τοῦ Ἴστρον διάστημα περὲ μυρίους 
σταδίους, εὐθύνει τοῦτο ὁ ᾿ΑΙρτεμίδωρος οὐκ ἀτόπως, ἐπὶ μὲν 
Aiyıoy χιλίους καὶ [τετρακοσ]ίους εἶναι λέγων ἐκ αλεῶν odcs, 
ἐνθένδε tig owe eee a) διακοσίων, ἐνθένδε διὰ Ἡρακλείας . . 

. . b) πεντακοσίων ὁδόν, εἶτα δἰς “άρισαν. .. . .. 6) τρία: 
κοσίων τετταράκοντα, εἶτα διὰ [τῶν Τεμπῶν ἐπὶ τὰς Πη]νειοῦ 
ἐκβολὰς διακοσίων τετταράκοντα, εἶτα εἰς τὴν ΘεσσαἸλονίχειαν 
ἑξακοσίων ἑξήκοντα, ἐντεῦζϑεν ἐπ᾿ Ἴστρον bt Εἰδομ]ένης καὶ Σεό. 
Bo» καὶ Δαρδανίων τρισχι[λίους καὶ διακοσίο]υς " κατ᾽ ἐκεῖνον δὴ 
συμβαίνει τὸ ἐκ [τοῦ Ἴστρου ἐπὶ τὰς αλ)]έας ἑξακισχιλίων wer 
τακοσίων. αἴτιον δὲ τούτου, τὸ μὴ τὴν σύντομον καταμεερεῖν, ἀλλὰ 
τὴν τυχοῦσαν, ἣν ἐπορεύϑη τῶν στρατηγῶν tis. Die obigen lickes 
füllt Kramer folgendermassen aus: a) εἰς Kippa» πλοῦν; δ) εἰς 
Oavpaxovg cum Gosselin.: c) καὶ τὸν Πηνειόν. Malea, der an- 
fangspunkt obiger distanzen ist bekanntlich das den lakonischen 
und argolischen busen im Peloponnesos trennende, übelberäch- 
tigte vorgebirge. 


Insulae circa Graeciam. 
Hierher gehören erstens die beiden schon oben beigebrach- 
ten fragmente 54 u. 55 über Korkyra und Ithaka; ferner: 
Cyclades. 60) Strab. X p. 485: (di Κυκλάδες νῆσοι 
Kar ἀρχὰς μὲν οὖν δώδεκα λέγονται" προσεγένοντο δὲ καὶ wlsiovs. 


Artemidores von Epheses. 213 


"Aerepidmeos γοῦν 8) [ι6΄ b)] διαριϑμεῖται. wagi [γὰρ] τῆς FAi 
ms εἰπών, ὅτι ἀπὸ Θορίκου μέχρε Σουνίου παράκειται, μακρὰ 
σεαδίων ὅσον ἑξήκοντα τὸ μῆκος, ἀπὸ ταύτης φησίν ὁ) αἱ καλού. 
μεναι Κυκλάδες εἰσίν" ὀνομάζει δὲ Κέω, τὴν ἐγγυτάτω τῇ Ἑλένῃ, 
καὶ μετὰ ταύτην Κύϑνον καὶ Σέριφον καὶ Μῆλον καὶ Σίφνον καὶ 
Κίμωλον καὶ Πρεπέσινθον καὶ ᾿Ωλίαρον καὶ πρὸς ταύταις Πάρον, 
Λιάξον, Σῦρον, Μύκονον, ῆνον, “Avdeov, Γύαρον. a) Ita Mei- 
neke Vind. Strab. p. 180; vulg. δ᾽ οὖν. b) Ita supplet Coraés, 
adstipulante Meinekio 1. m. l. c) Ita Meineke J. 1., vulg.: 
περὶ τῆς Ἑλένης — ἀπὸ ταύτης γάρ, grow —. — Strabo 
fügt hinzu: τὰς μὲν οὖν ἄλλας τῶν δώδεκα νομίζω, τὴν δὲ Πρε- 
πέσινϑον καὶ ᾿Ωλίαρον καὶ Γύαρον ἧττον: die ersteren beiden 
zählt Plin. H. N. IV, 12, 22 wie Artemidor den Äykladen bei, die 
letztern — wie auch Steph. B. v. Tvagog. Pomp. Mel. II, 7, 
11 — im folgenden capitel den Sporades. Oliaros rechnet Steph. 
Byz. s. bh. v. zu den Kykladen, Pomp. Mel |. m. 1. nicht. 

61) Steph. ἢ. p. 230, 6 v. Διδύμη — 'Aersuidogos 
δὲ δύο νησίδια Δίδυμαά φησιν. Dass diese beiden inselchen ne- 
ben der Kykladeninsel Syros lagen, erhellt aus dem vorhergehen- 
den lemma des Steph. v. Δίδυμα — εἰσὶ καὶ δύο νησίδια πρὸς 
τῇ Σύρῳ, was ohne zweifel aus dem Artemidor stammt. 

Creta. 62) Strab. X p. 375: — ὁ κύκλος (Κρήτης) κατὰ rov- 
τον (Σωσικράτην) γίνοιτ᾽ ἂν πλέον ἢ πεντακισχίλιοι στάδιοι" Apre- 
μέδωρος δὲ τετρακισχιλίους καὶ ἑκατόν φησιν. Mit der angabe 
des Artemidor stimmt auch iiberein die des Agathem. Geogr. 1, 
5: wenn letzterer nun ferner die länge Kretas auf 2300 stadien 
berechnet, so folgt er hierin gewiss ebenfalls dem Artemidor. 
Vgl. auch Plin. H. N. IV, 12, 20: longitudinem implet (Creta) 
CCLXX millium passuum, circuitum DLXXXIX. 

62) Steph. B. p. 341, 3 v. Ἴστρος, πόλις Κρήτης, ἣν 
’Aoresnidöwpos ᾿Ιστρῶνά φησιν. Meineke bemerkt hierzu: „Hinc 
᾿Ισερώνιοι in titulo apud Boeckh. no. 3048”. . 


Lib. VI. 


Das einzige namentlich aus diesem buche angeführte frag- 
ment — unten fragm. 68 — handelt von einer Grtlichkeit des 
taurischen Chersonesos: ich vermuthe dass dieses dem schlusse des 
buchs entnommen ist, in dessen vorhergehenden theile obne zwei- 


214 Artemidoros von Ephesos. 


fel die vom eigentlichen Griechenland nördlich gelegenen länder 
Epirus, Macedonien, Thessalien, Thrakien, ferner der küsten- 
strich bis zum Tanais, der gränze Asiens, beschrieben wurden. 


Thessalia. 


63) Strab. IX p. 438: οὕτω καὶ Σοφοκλῆς τὴν Τραχινίαν 
Φϑιῶτιν εἴρηκεν, ᾿“ρτεμίδωρος δὲ τὴν ".Ἴλον ἐν τῇ παραλίᾳ 
είϑησι, ἔξω μὲν τοῦ Μαλιακοῦ κόλπου κειμένην, Doors δέ 
προϊὼν γὰρ ἐνθένδε ὡς ἐπὶ τὸν Πηνειὸν μετὰ τὸν ’ “ντρῶνα ti- 
Oyo Πτεελεόν, εἶτα τὸν ““λον ἀπὸ τοῦ Πτελεοῦ διέχοντα éxa- 
τὸν καὶ δέκα σταδίους. Halos rechnen auch Plin. H. N. IV, 7, 
14 und Steph. B. s. ἢ. v. zu Phthiotis. Das thessalische Pteleon 
erwähnen auch Homer. Il. β΄, 597 cum schol. Diod. Sic. XX, 
110, 3. Liv. 42, 67: Steph. Byz. nennt es IIrelex (siehe unter 
diesem worte). Die thessalische stadt Antron kommt vor bei 
Homer. 1. |. Steph. B. s. h. v. Liv. 42, 42 u. 67. 

64) Strab. IX p. 436: ὁ 3 "Agrenidwpos ἀπωτέρω τῆς 
Δημητριάδος yor τὸν Παγασιτικὸν κόλπον sig τοὺς ὑπὸ 
Φιλοκτήτῃ τόπους" ἐν δὲ τῷ κόλπῳ φησὶν εἶναι τὴν Κικύνηϑον 
φῆσον καὶ πολίχνην ὑμώνυμον. Cf. Plin. H. N. IV, 8, 15: (in 
Thessalia) sinus Pagasicus, oppidum Pagasa, idem postea Deme- 
frias dictum. Steph. B. v. Δημητριάς. Liv. 27, 32 u. 28, 5. 
Rücksichtlich der lage der insel Χικύνηϑος im pagasitischen meer- 
busen stimmen Plin. H. N. IV, 12, 23. Scyl. Car. p. 25, 65. 
Pomp. Mel. Il, 7, 8 mit dem fragment überein. 


Thracia. 


65) Harpocration p. 47, 23. Bekker. v. Γάνος καὶ Fa 
sıada. Aioxivne κατὰ Κτησιφῶντος. χωρία ἐστί Θρᾳκικὰ, ὡς 
᾿Αρτεμίδωρος. Vgl. Scyl. Car. p. 28, 68: Μετὰ δὲ τὴν Χιρ- 
ρόνησον (Θρᾳκία») ἐστί Θράκια τείχη τάδε" — Ἡράκλεια, Γᾶ: 
vos, Γανίαι (ob nicht richtiger Γωνιάδα wie im fragment?) 
Neo» τεῖχος κι τ. λ.. Plin. H. N, IV, 11, 18: At in ora (Thro- 
ciae) amnis Erginus, oppidum fuit Ganos, deseritur et Lysime- 
chia iam in Cherroneso. 


66) Strab. VH p. 331 fragm. 57: ’ Ano δὲ Ἔβρου καὶ Ke 
pelos εἰς Βυζάντιον μέχρι Κυανέων τρισχίλιοι ἑκατόν (orad.), ὥς 
φησι Aerepnismpog: τὸ δὲ σύμπαν μῆκος ἀπὸ ᾿Ιονίον κόλπου τοῦ 


Artemidoros von Ephesos. 245 


κατὰ ' Anodioviay μέχρι Βυζαντίου ἑπεακισχίλιοι τριακόσιοι εἴκοσι. 
Kypsela lag am thrakischen meerbusen Melas: siehe Plin. H.N. 
IV, 11, 18. Steph. B. =. ἢ. v. Athen. XI p. 469a. Strabo |. 1. 
fragm. 48. Pomp. Mel. ἢ, 2, 8. Thucyd. 5, 33. Polyaen. Strat. 
IV p. 323 Casaub. 


Scythia et Chersonesus Taurica. 


67) Fragm. Peripli Ponti Euxini et Maeot. palud. ap. Hud- 
son. t. I p. 10: "Aezepidmpoc δὲ ὁ γεωγράφος ἀπὸ πόλεως 
Χερτῶνος μέχρι Τύρα ποταμοῦ σὺν τῷ περίπλῳ τοῦ Kapxırirov 
κόλαον γράφει σταδίους ὃ v x μίλια ῳ π 8. γ. ---- Agrapid0o- 
006 δὲ ὁ γεωγράφος ἀπὸ Τύρα ποταμοῦ ἕως τῶν Κρημνίσκων 
εἶναι λέγει σταδίους un’ μίλια ξδ΄, Vgl. Plin. H. N. IV, 12, 26: 
(in Scythia) Verum ab Histro oppida Cremniscos — clarus amnis 
Tyra — sinus Carcinites —. Sed a Carcinite Taurica incipit. 
Die stadt Κρήμνισχοι wird von Herodot IV, 20. 110 Κρῆμνοι 
genannt. 

68) Steph. B. p. 504, 8 v. Παρϑένιος —. ἔστι καὶ axgo- 
τήριον πλησίον Ἡρακλείας, ov μέμνηται ᾿Αρτεμίδωρος ἐν 
ἕκτῳ γεωγραφουμένων. Das vorgebirge Parthenium lag un- 
weit Herakleas auf dem faurischen Chersonese: siehe Plin. H. N. IV, 
12, 26: In ora a Carcinite oppida Taphrae in ipsis angustiis pea- 
insulae (Tauricae), mox Heraclea Cherronesos. — Inde Parthe- 
αἴ promontorium Taurorum civitas, coll. Strab. ΥΠ p. 308. 
Pomp. Mel. ll, 1, 3. 

69) Steph. Byz. p. 464, 1. v. Μυρμήκιον, πολίχνιον τῆς 
Ταυρικῆς. — ᾿“ρτεμίδωρος. δὶ Mvopyxiay αὐτήν φησι. 
Myrmecion lag auf dem tauriachen Chersoues am Bosporus Cim- 
merius (Plin. H. N. IV, 12, 26. Pomp. Mel. Π, 1, 8. Seyl. Car. 
p. 29, 69. Strab. Vil p. 310). Die form Mvgunxia ist mir 
sonst nicht vorgekommen. 

70) Plin. H. N. IV, 12, 24: At inter duos Bosporos Thra- 
cium et Cimmerium directo cursu, ut auctor est Polybios, DM 
pass. intersunt. Circuitu vero totius ponti vicieus semel cen- 
tena LM, ut auctor est Varro et fere veteres; Nepos Cornelius 
CCCL milia adiicit, Artemidorus viciens centens XIX M facit. 

Dieses wären die fragmente über Europa. 


216 Artemidores von Epbeses. 


Libya. 


Deu inhalt dieses buches scheint die beschreibung dieses 
erdtheils vom äussersten westen bis Egypten exclusive gebildet 
zu haben. 

71) Steph. B. p. 280 v. ᾿Ερνϑρά —. καί ἐστιν» ἄχρα Ἐρν- 
ϑυὰ τῆς “ιβύης, ὡς Aerepidmpos ἑβδόμῃ γεωγθαφον.- 
μένων. Vielleicht lag bei diesem mir sonst unbekannten vorge- 
birge eine gleichnamige stadt: siehe Steph. B. v. Eevdgai—. 
ἔστι καὶ “ιβύης ἄλλη (πόλις). 

72) Steph. B. p. 336, 8 ν. Ἱἱππόνησος, πόλις Καρίας —. 
ἔστι καὶ Aıßuns, ὡς Agrepidmoos ἑβδύμῳ. Cf. Scyl. Car. 
p. 50, 94: (in Libya) "Ano ᾿ἰτύκης εἰς Ἵππον ἄκραν Ἵππον no- 
Aig, καὶ λίμνη én’ αὐτῇ ἐστί, καὶ νῆσοι ἐν τῇ λίμνη, καὶ περὶ 
τὴν λίμνην πόλεις ἐν ταῖς νήσοις. Ich bin fest überzeugt, dass 
an beiden stellen die nämliche stadt gemeint ist. 

73) Steph. B. p. 419, 6 v. “υπαδοῦσσα, τῆσος κατὰ Θα. 
wor τῆς Aıßung, ὡς ᾿Αρτεμίδωρος ἑβδόμῳ γεωγραφουμέ. 
voy. Dass diese insel bei Thapsos gelegen bestätigen Strab. 
XVH p. 834. Plin. HB. N. V, 7, 7 coll. Ill, 8, 4. Athen. | 
p- 30d. 

74) Steph. B. p.659, 16 v. Φαρούσιοι, ἔϑνος Aipuxor— 
μέμνηται αὐτῶν Διονύσιος καὶ Agrepidmeos. Sie waren nac- 
baren der Gätuler, wie angeben Plin. H. N. V, 1, 1 und öfter, 
Sırab. 1] p. 131. XVII p. 826. 828. Pompon. Mela Ill, 10, 3. 
1, 4, 3. 

75) Steph. B. p. 195 v. Γαιτοῦλοι, ὅϑνος “ιβύης. Aese 
μίδωρος Γαιτυλίους αὐτούς φησι». Hiernach ist, wie schon 
mehrere gelehrte eingesehen, beim Kust. Dion. Per. 115: Ady. 
ψόδωρος Γαιτουλίους λέγει ,ν, Apzeuiöngog herzustellen. Strabo 
bedient sich der form Ταιτοῦλοι öfter. 

76) Strab. XVII p. 825: πλησίον ( Asdavtog ὄρους) δὲ καὶ 
πολίχνιον μικρὸν ὑπὲρ τῆς θαλάττης, ὅπερ Τρίγγα καλοῦσιν οἱ 
βάρβαροι, Avyya 8 ὁ ᾿“ρτεμίδωρος προσηγόρευκε, ’Egaso- 
σϑένης δὲ Μίξον. Hierher gehört Steph. B. p. 420, ὃ v. Aurk, 
πόλις AiBone πρὸς τοῖς Γαδείροις μετὰ τὸν " Athavea. καὶ νῆσος 
“Atlastog καὶ πόλις Avyt, ὡς ᾿“ρτεμίδωρος. Wie Erate- 
sthenes nennen auch Plin. H. N. V, 1, 1 und Scyl. Car. p. 53, 


Artemideres von Ephetes. i 217 


35 die stadt Lixos. Auch die formen iy und ita existirten: 
siehe Steph. B. s. hh. vv. 

77) Strab. XVI p. 829: ρτεμίδωρος δ᾽ "Epurocdireı 
"ἂν ἀντιλέγει, διόει Αΐξον τινά φησι πόλιν περὶ τὰ ἄκρα τῆς Mav- 
γουσίας τὰ ἑσπέρια ἀντὶ “υγγός. Φοινικικὰς δὲ πόλεις 
ιατεσκαμμέγας παμπόλλας τινάς, ὧν οὐδὲν ἰδεῖν ἐστιν ἴχνος" ἐν 
δὲ τοῖς ἑσπερίοις Αἰθίοψι" τοὺς ἀέρας πλατεῖς φήσας" ταῖς 
ra ὀρϑριναῖς ὥραις καὶ ταῖς δειλιναῖς παχεῖς καὶ ἀχλυώδεις εἶναι 
τοὺς ἀέρας" πῶς γὰρ ἐν αὐχμώδεσι καὶ καυματηροῖς τόποις ταῦτ᾽ 
ναι; αὐτὸς δὲ τούτων πολὺ χείρω λέγει περὶ τοὺς αὐτοὺς τόπουρ' 
setavdotag γάρ τινας ἱστορεῖ Awtogayove, οἱ τὴν ἄνυδρον νέ- 
101970, σιτοῖντο δὲ λωτόν, πόαν τινὰ καὶ ῥίζαν, ἀφ᾽ ἧς οὐδὲν 
ἢέοιντο ποτοῖ. παρήκειν δ᾽ αὐτοὺς μέχρι τῶν ὑπὲρ Κυρήνης τό- 
των. τοὺς δ᾽ ἐκεῖ καὶ γαλακεοποτεοῖν καὶ κρεωφαγεῖν, καίπερ ταῦὖ- 
roxdiveig ὄντας: m. IM p. 157: καὶ ἐν τῇ Arßuy δὲ πεπιστεύκασι 
γιφεῷ, τοῖς τῶν Γαδειριετῶν ἐμπόροις προσέχοντες, ὡς καὶ  Agre- 
μέδωρος εἴρηκεν, ὅτι οἱ ὑπὲρ τῆς Μαυρουσίας οἰκοῦντες πρὸς 
ιοῖς ἑσπερίοις Αἰθίοψι “ωῳτοφάγοι καλοῦνται, σιτούμενοι 
λωτόν, πόαν τινὰ καὶ ῥίζαν, οὐ δεόμενοι δὲ ποτοῦ, οὐδὲ ἔχοντες 
διὰ τὴν ἀνυδρίαν, διατείνοντες καὶ μέχρι τῶν ὑπὲρ Κυρήνης τό- 
πῶν. Mehrere städte der PAönisier bei Lixos führt noch Scyl. 
Car. |. w. 1. an. Ueber die zwischen den beiden Syrten woh- 
neuden Awrogayoı vgl. Herodot 4, 177. Scyl. Car. p. 47, 93. 
Schol. Homer. Od. δ΄, 608. .ς, 84.— Bei gelegenheit der éoné- 
gros «Αἰθίοπες mag unser autor auch folgende berührt haben: 

78) Steph. B. p. 208, 1 v. Tiyavog — —. [ἔσει καὶ πέ- 
roa Γιγωνία)] ἀπὸ Γίγωνος tov Αἰθιόπων βασιλέως, ὃν ἥττησε 
διόνυσος. ‘Agrepidwgoy δὲ ὁ ᾿Εφέσιος Γιγωνέδα ταύεην᾽ φη- 
τίν. Siehe Meinekes note, der citirt Ptolemaeus Hephaest. f. 
ap. Phot. Bibl. p. 148, 88: περὶ τῆς παρὰ τὸν ὠκεανὸν Γι- 
γωνίας πέτρας, καὶ ὅτι μόνῳ ἀσφοδέλῳ κινεῖται πρὸς πᾶσαν 
Jiay ἀμετακίνητος οὖσα. Die westlichen Aethiopen waren an- 
wohner des Okeanos. 

79) Strab. XII p. 830: Ποσειδώνιος δ᾽ οὐκ οἶδ᾽ εἰ ἀλη. 
Paver, φήσας, ὀλίγοις καὶ μικροῖς διαρρεῖσθαι ποταμοῖς τὴν Ai- 
ugs" αὐτοὺς γὰρ, οὗς ἀρτεμίδωρος εἴρηκε, τοὺς μοεαξὺ τῆς 
“υγγὸς καὶ Καρχηδόνος καὶ πολλοὺς εἴρηκε καὶ μεγάλους. Meh- 
rere fliisse zwischen Lixos und Karthago z. b. Subur, Anatis, 
Salat u. a. führt Plin. B. N. V, 1, 1. an. 


218 Artemideros von Epheses.. 


Auf Libyen beziehe ich endlich auch: 

80) Cramer. Aneed. Oxon. I p. 440, 5: ἔστι γὰρ Big πο. 
«αμός, ov μέμνηται Aprepidöwgog ἐν Γεωγραφουμέ νοις. 
Mehrere libysche flussnamen endigten auf g: so Ger (Plia. V, 1, 
1), Subur (Id. ibid.) u. a. Sollte vielleicht gar Teio oder Γέρ 
im fragment herzustellen sein? 


Lib. VIII. 
Asia. 

81) Plin. H. N. V, 9, 9: Adhaeret (Libyae) Asia, quam 
patere a Canopico ostio ad Ponti ostium Timosthenes xxvi, 
XXXIX M. passuum tradidit. —. Universam vero cum Aegypio 
ad Tanain Artemidorus et Isidorus LXIll. LXXV. M. passoum. 
Agathemerus Geogr. I, 3 und Marcianus Heracl. Peripl. p. 7 
geben die ausdehnung Asiens (inclusive Aegyptens) auf 60101 
stadien an. Dieses fragment ist besonders wichtig, weil wir 
aus ihm ersehen, dass Artemidor, wie mehrere andere alte gee- 
graphen, Aegypten zu Asien rechnet. 


Aegyptus. 


82) Diodor. Sic. Hl, 11, 1 sq.: Περὶ δὲ τῶν συγγραφέων 
ἡμῖν διοριστέον, ὅτι πολλοὶ συγγεγράφασι περὶ τῆς Αἰ ἰγύπτον 
καὶ τῆς Aldıonias, ὧν οἱ μὲν ψευδεῖ φήμῃ πεπιστευκότες, οἱ 
δὲ nag ἑαυτῶν πολλὰ τῆς ψυχαγωγίας ἕνεκα πεπλακότες, δικαίως 
ἂν ἀπιστοῖντο. ᾿.«4γαθϑαρχίδης μὲν γὰρ ὁ Κνίδιος ἐν τῇ δευτέρᾳ 
βίβλῳ τῶν περὶ τὴν 'Aciar, καὶ ὁ τὰς γεωγραφίας ovrraka- 
μενος ᾽Αρτεμίδωρος 0 Ἐφέσιος κατὰ τὴν ὀγδόην βίβλον 
va πλεῖστα τῶν προειρημένων ἐν πᾶσι σχεδὸν ἐπιτυγχάνουσι. Von 
dem, was Diodor in den ersten 11 capiteln dieses buches über 
Aegypten und Aethiopien beibringt, mag vieles aus Artemidor 
geschöpft sein. 

83) Steph. B. p..701, 4 v. Wsraxo, κώμη τοῦ '4 8 gıßı- 
του νομοῦ, ὡς Aprapidwoos ἐν ὀγδόῳ γεωγραφουμένων. 
Der fiecken ist mir sonst nirgends aufgestossen, der nomos aber 
ist bei Herodot. Il, 166. Strab. XVII p. 802. Steph. B. v. 748: 
Bis. Ammian. Marcell. XXII, 16, 6. Die stadt nach der er den 
namen führte hiess Athribis oder Athlibis (Steph. I. m. J. Strab. 


Artemidores von Epheses. 219 


l. 1. Plin. H. N. V, 10, 11), wonach im Etymol. M. p. 25, 47 
„ADeißns”, πόλις Aiyineou in „ABoıßıs”" zu verbessern ist. 

84) Steph. B. p. 705, 6 v. ἸΨώχεμμις, πολίχριον Aiyon- 
gov. Ἀρτεμίδωρος ἐν ὀγδόῳ γεωγραφουμένων ,,xai Περί: 
κερμις ἐκ δεξιῶν μερῶν καὶ Θαλαβαύδη καὶ Ψώχεμμις". Alle 
drei städte habe ich sonst nirgends erwähnt gefunden. Wie sich 
der name Woryaupıg zum stadtnamen Χέμμις verhält, so ein zweiter 
ägyptischer städtename ωώμεμφις (Herodot. Il, 163 alii) zu έμφις. 

85) Steph. B. p. 215, 3 v. Γυναικόπολις, πόλις Φοινίκων —. 
ἔστι καὶ ἄλλη Alyinzov. 'Agıorayöopag δὲ, ov πολλῷ νεώτερος 
Πλάτωνος, φησὶν ὅτι οὕτως ὠνομάσϑη διὰ τρεῖς αἰτίας, ἣ ὅτι 
πολεμίων ἐπιπεσόντων καὶ τῶν ἀνδρῶν ἐν γεωργίαις ἀπόντων τὰς 
γυναῖκας κρατῆσαι τοῦ πολέμου (Meineke: τῷ πολέμῳ), ἢ ὅτι 
γυνή τις γνομάρχου, περισπωμέτων τῶν παίδων αὐτῆς ὑπὸ τοῦ βα- 
σιλέως, ἅμα τοῖς παισὶν ὁπλισαμένη κατεδίωξε τὸν βασιλέα καὶ 
ἐνίκησεν, ἢ ὅτι τῶν Ναυχρατιτῶν ἀναπλεόντων κατὰ τὸν ποτα- 
μὸν καὶ κωλνομένων ὑπὸ τῶν λοιπῶν Aiyuntioy ἀποβαίνειν, οὖ- 
τοι καταπλαγέντες ὑπὸ ἀνανδρίας οὐ διεκώλυσαν. ταῦτα καὶ AR 
seuiöngpog φησιν. Die stadt Gynaikopolis, nach welcher auch 
ein Nomos benannt war, lag zwischen Hermupolis u. Momemphis: 
Strab. XVII p. 803 coll. Plin. H. N. V, 9, 9. 


86) Plin. H.N. V, 6, 6: Isidorus a Tingi Canopum XXXV. 
XCIX 11 p., Artemidorus XL M minus quam Isidorus. Die 
ägyptische stadt Canopus lag bekanntlich an der nach ihr be- 
nannten Nilmündung, die stadt Tingis in Mauritania unweit 
Lyngx und Zelis (Strab. XVII p. 827). 

87) Strab. XVII p. 801: τὰ δ᾽ ἐν δεξιᾷ τῆς Κανωβικῆς 
διώρυγος ὁ Μενελαΐτης ἐστὶ νομὸς ἀπὸ τοῦ ἀδελφοῦ τοῦ πρώτου 
Πεολεμαίου καλούμενος, οὐ μὰ Δία ἀπὸ τοῦ ἥρωρς, ὡς ἕνιοί φα- 
σιν ὧν καὶ ᾿Αρτεμίδωρος. Gegen Artemidor, und für Stra- 
bu’s ansicht vom ursprunge des namens dieses Nomos erklärt 
sich mit recht auch Lehrs, Aristarch. p. 251. Ueber den menelai- 
tischen Nomos vergl. Herodot. 11, 169. Plin. H. N. V, 9, 9. 


Ptolem. IV, 5, 9. Schol. Hom. Od. IV, 563 Buttmann.: in ihm 
lag die stadt Μενέλαος (Steph. B. s. h. r.). 


88) Strab. XVII p. 803 sq.: Anò μὲν δὴ τῆς ᾿“Ἵλεξανδρείας 
ἐπὶ τὴν τοῦ Adlta κορυφὴν αὕτη ἡ περιήγησις. φησὶ d ὁ Aoee- 
μίδωρος σχοίνων ὀκτὼ καὶ εἴκοσι τὸν ἀνάπλουν, τοῦτο δ᾽ εἶναι 
σταδίους ὀκτακοσίους τετταράκοντα, λογιζόμενος τριακοντασεά- 


220 Artemidores von Ephesos. 


διον τὴν σχοῖνον' ἡμῖν μένεοι πλέουσιν ἄλλοτ᾽ ἄλλῳ μέτρῳ Xou- 
μενοι τῶν σχοίνων ἀπεδίδοσαν τὰ διαστήματα, ὥστε καὶ tersaga- 
κογντασταδίους καὶ ἔτι μείζους κατὰ τόπους ὁμολογεῖσθαι nag 
αὐτῶν. καὶ διότι παρὰ τοῖς Aiyuntioig ἀστατόν ἐστι τὸ τῆς σχοί. 
ψου μέτρον, αὐτὸς ὁ Agzenidnpog ἐν τοὶς ἑξῆς δηλοῖ. ἀπὸ 
μὲν γὰρ Μέμφεως μέχρι Θηβαΐδος τὴν σχοῖνον» ἑκάστην φησὶν sivas 
σταδίων ἑκατὸν εἴκοσιν, ἀπὸ δὲ τῆς Θηβαΐδος μέχρι «Σνήνησ ἑξῆ- 
κοντα, ἀπὸ δὲ Πηλουσίου πρὸς τὴν αὐτὴν ἀναπλέουσι κορυφὴν 
σχοίνους μὲν πέντε καὶ εἴκοσί φησι, σταδίους δὲ ἑπτακοσίους πεν- 
τήκονεα, τῷ αὐτῷ μέτρῳ χρησάμενος. πρώτην δ᾽ ἐκ τοῦ Πηλουσίου 
προελθοῦσιν εἶναι διώρυγα τὴν πληροῦσαν τὰς κατὰ τὰ ἕλη καλουμὲ- 
vas λίμνας, αἵ δύο μέν εἰσιν, ἐν ἀριστερᾷ δὲ κεῖνται τοῦ μεγάλον 
ποταμοῦ ὑπὲρ τὸ Πηλούσιον ἐν τῇ Agapig: καὶ ἄλλας δὲ λέγει 
λίμνας καὶ διώρυγας ἐν τοῖς αὐτοῖς μέρεσιν ἔξω τοῦ Δέλτα. ἔσει 
δὲ καὶ νομὸς Σεϑροΐτης παρὰ τὴν ἑτέραν λίμνην" ἕνα δὲ τῶν 
δέκα τῶν ἐν τῷ Δέλτα διαριϑμεῖται καὶ τοῦτον. Den ägyptischen 
schönus nimmt auch Plio. H.N.V, 10, 11 zu dreissig stadien an, 
während er an zwei anderen stellen das schwankende dieses 
maasses zugiebt. Uebrigens bedienten sich dieses lingeamasses 
auch die Perser (Athen. Ill p.122a. Plin. H. N. Vi, 26, 30). 
Den Nomos Sethroites setzt auch Plin. H. N. V, 9, 9 im Delta 
neben Pelusium an: er verdankte der stadt Isd007 seinen na- 
men: siehe Steph. B. 5. h. v. 

89) Plin.H.N. V,9,10: Dicionis Aegyptiae (Nilus) esse incipit 
a fine Aethiopiae Syene; ita vocatur peninsula M p. ambitu, is 
qua Castra sunt, latere Arabiae; et ex adverso insulae IV Pä- 
lae, DC M p. a Nili fissura, unde appellari diximus Delta. Hoc 
spatium edidit Artemidorus et in eo CCL oppida fuisee. Hierher 
gehört Martianus Capella VI § 676: In omni autem Delta Nili 
oppida ducenta quinquaginta fuisse Artemidorus attestatur. Das 
letztere bezeugt auch Solin. 32, 16. Ueber die aegyptischen ia- 
seln Milas cf. Strab. XVII p. 803. 818. 820. 

90) Von Aretin, beiträge zur Gesch. u. Litt. T. 1] p. 49 sqq.: 
Artemidori geographi fragm. de Nilo e codice mscr. N. 387 bi- 
bliothecae electoralis Monacensis ed, Fr. Xaver. Berger (cum 
versione latina) : 

᾿“Μρτεμιδώρον γοωγράφου περὶ τοῦ Νείλου. Ὁ Naikon 
ῥέων ἀπὸ τῆς μεσημβρίας καὶ τῶν τόπων τῶν κατὰ τὴν ερόψ, 
φέροται πρὸς τὰς ἄρκτους. διεξλθὼν δὲ σταδίους Bw ἀντισερέφοι 


Artemideres von Ephesos. 224 


δὸ ῥεῦμα πάλιν ὡς ἐπὶ τὴν μεσημβρίαν, ἀγκῶνα ποιήσας. καὶ 
οὕτω φέρεται ἄν, ἐπεσερόφως πρὸς τὰς χειμερινὰς δύσμας, ἐπὶ 
σταδίους yw. ἀντάρας δὲ τοῖς καταμεροοις (scr. κατὰ Μερδηνὴ a) 
τόποις καὶ πολὺ προσπεσὼν εἰς τὴν AiBiny, κάμψιν ποιδῖται ὁτέ- 
gas πρὸς τὴν ἄρκτον. καὶ οὕτω πρὸς τὴν ἕω παραστρέφεται καὶ 
διανύει ἐπὶ τὸν μέγαν καταρράκτην σταδίους az’ ἐπὶ δὲ τὸν ὅτε. 
009 καταρράκτην τὸν κατὰ Συήνην καὶ τὴν ᾿Ελεφαντίνην πόλιν 
ποιεῖται σταδίους aa. ἐπὶ δὲ τὴν ἐκβολὴν κατὰ τὴν ἡμετέραν ϑάλασ- 
σαν σταδίους er. ὡς γενέσθαι τοὺς πάντας σταδίους aan (leg. 170) b). 

Eig δὲ τὸν Νεῖλον προσεισβολοῦσι ποταμοί. εἷς ἀπὸ τῆς ps 
σημβρίας φερόμενος, καλούμενος ‘Actapogay (τούτου καὶ ἀπό-- 
σπασμα φέρεται εἰς τὴν ἐρυϑρὰν θάλασσαν). ἕτερος ἀπὸ τῶν τῆς 
ἕω καὶ τῆς ’Agapiag ὀρῶν. τρίτος ’ AorocdBag c). φασὶν οὖν, ὅει 
οὗτοί εἰσιν οἱ εἰσπληροῦντες τὸν Neilor, ὑπὸ τῶν ϑερινῶν ὄμβρων 
αὐξούμενοι. 

᾿Ιστέον δὲ, ὅτι δύο σεόματα ὁ Neidog ποιδῖ. τὸ μὲν ἕν, τὸ 
πρὸς ἑσπέραν νεῦον καὶ πρὸς ἄρκτους φερόμενον, καλεῖται Karo- 
βικόν. τὸ δὲ ἕτερον, τὸ πρὸς τὰς ϑερινὰς ἀνατολὰς ἀποκλῖνον, 
καλεῖεαι Πηλουσιακόν. 

Προσρέει δ᾽ ὁ Neilog ἔν τινι τόπῳ καὶ ποιεῖ λίμνην ἄνωϑεν 
εἧς ᾿ΑΑλεξανδρείας, ὀνομαζομένην Magasorns (scr. Μαρέωτι») d), 
μεγίστην οὖσαν. αὕτη γοῦν ἔχει πλάτος σταδίων 0». μῆκος δὲ στα- 
δίων σο. ἐντὸς δὲ περιείληφε νήσους ἢ. διὰ δὲ τῶν ὑγιεινῶν τοῦ 
Neilov ὑδάτων καὶ τῶν εὐκράτων ἀέρων εὐδαιμονίας μεγάλης 6 
τόπος ἐκδῖνος μετέχει. φασὶ γοῦν οἱ πλεῖσεοι τοῦ κόσμον σοφοί, 
ὅτι οὐκ ἐσεὶν ὕδωρ εἰς τὴν ὑπ᾽ οὐρανὸν ὅμοιον τοῦ Neidov εἴς 
ss ὑγίειαν, καὶ πρόληψιν, καὶ εὑρωστείαν “σωματικὴν καὶ τοῦτο 
ἀναποροῦσι διὰ τὸ τὴν ὕλην πολλὴν ἀπορεῖν. λέγουσι γὰρ, ὅτι 
ἐπειδὴ ἐπὶ πολὺ καθαίρεται διὰ τῆς ἀναβάσεως ἡ τὸ ὕλη καὶ 6 
βόρβορος αὐτοῦ, διηϑεὲς καὶ ὑγιεινὸν γίνεται 6). 

8) Diese emendation deutet schon Berger in der lateinischen 
übersetzung an. ὃ) So verbessert schon Berger nach Erato- 
stbenes bei Strab. XVII p. 786, der diese distanz auf 18200 
stadien angiebt. c) Ueber die Nilarme Astaboras und Astasobas 
siehe ausser Strab. |. m. |. Plin. H. N. V, 9, 10. Joseph. A. 
lud. Ji, 10, 2. d) So nennen diesen see (Mareotis) Plin. H. N. 
V, 10, 11 Strab. XVII p. 799, welche hinsichtlich der grösse 
uud zahl der inseln desselben mit dem fragment übereinstimmen. 


222 Artemidores von Epheses. 


e) Aehulich Strab. |. 1. p. 793. — In dem ganzen ersten theilé 
des fragments folgt der autor offenbar dem Eratosthenes: siehe 
dessen fragment bei Strab. XVII p. 786. | 

Auf die beschreibung Aegyptens beziehe ich endlich auch: 

91) Plin. H. N. XXXV, 12, 17: Qui de iis (Pyramidibs) 
scripserunt, sunt Herodotus, Euhemerus, Duris Samius, Arista- 
goras, Dionysius, Artemidorus etc. Ich glaube nämlich nicht, 
dass Artemidor ein besonderes werk über die pyramiden ver- 
fasst hat, er mochte, wie der von Plinius ebenfalls citirte He- 
rodot, die schilderung derselben in seine geographumena ein- 
flechten. 


Aethiopia supra Aegyptum. 

92) Diod. Sic. Hi, 1—11 schöpfte, wie wir bereits oben 
aus fragm. 82 ersehen haben, die nachrichten über Aethiopien 
zum theil aus dem Artemidor, zum theil aus dem werke des 
Agatharchides von Knidos über Asien. Letzteres dient unserer 
disposition, nach welcher Artemidor bei der beschreibung Asiens 
über Aethiopien handelte, zur rechtfertigung. 

93) Steph. B. p. 700, 21 v. Hef, χώρα ἐνδοτάτη Ai- 
ϑιοπίας, περὶ ἧς Agıozayopag ἐν Alyunziaxnig τάδε γράφει 
οὗτοι δή φασιν εἶναι χώραν ἀπέχουσαν Αἰθιοπίας ὁδὸν ἡμερῶν 
πέντε καλουμένην Wepwo. Agrsniönpog ἐν ὀγδόῳ γεωγρα- 
φουμένων λίμνην εἶναί myot. Dem Artemidor folgte also Strab. 
XVII p. 822: (in Aethiopia) ᾿ Ὑπέρκειται δὲ τῆς Μερόης ἡ Weßo, 
λίμνῃ μεγάλη νῆσον ἔχουσα οἰκουμένην ἱκανῶς. 

94) Plin. H. N. VI, 29, 35: Timosthenes classium Phila- 
delphi praefectus sine mensura dierum LX a Syene Meroen iter 
prodidit, Eratosthenes DCXXV mil., Artemidorus DC mil. Ygl. 
Eratosth. ap. Strab. Il p. 114 und Bernhardy Eratosthenic. 
p. 65. 

95) Marcianus Heracl. Periplus I zu anfange bezeugt, dass 
Artemidor gehandelt habe über βαρβάρων Aldıonızag πόλεις. 


Troglodytice. 
Dieses land lag bekanntlich südlich von Aethiopien am ro- 
then meere. 
96) Strab. XVI p. 769: Φησὶ δ᾽ ᾿Αρτεμίδωρος τὸ ἀντι 
κείμενον ἐκ τῆς Apafias ἀκρωτήριον τῇ Asıgy καλεῖσϑαι Axi- 


Artemidoros ven Ephesos. 223 


dav. τοὺς δὲ περὶ τὴν Δειρὴν κολοβοὺς εἶναι τὰς βαλάνους. ἀπὸ 
δὲ Ἡρώων πόλεως πλέουσι κατὰ τὴν Τρωγλοδυτικὴν πόλιν 
εἶναι Φιλωτέραν ἀπὸ τῆς ἀδελφῆς τοῦ δευτέρου Πεολεμαίον 
προσαγορευϑεῖσαν, Σατύρου κτίσμα τοῦ πεμφθέντος ἐπὶ τὴν διε- 
θεύνησιν τῆς τῶν ἐλεφάντων ϑήρας καὶ τῆς Τρωγλοδυτικῆς" εἶτα 
ἄλλην πόλιν ᾿ρσινόην' εἶτα θερμῶν ὑδάτων ἐκβολὰς πικρῶν καὶ 
ἁλμυρῶν, κατὰ πέτρας τινὸς ὑψηλῆς ἐκδιδόντων εἰς τὴν θάλατταν, 
καὶ πλησίον ὅρος ἐστὶν ἐν πεδίῳ μιλεῶδες" εἶτα Mvog ὅρμον ὃν 
καὶ ᾿ἀφροδίτης ὄρμον καλεῖσϑαι, λιμένα μέγαν, τὸν εἴσπλουν ἔχοντα 
σχολιόν' προκεῖσθαι δὲ νήσους τρεῖς, δύο μὲν ἐλαίαις κατασχίους, μίαν 
δ᾽ ἧττον κατάσκιον, μελδαγρίδων μεστήν" εἶθ᾽ ἑξῆς τὸν ἀκάθαρτον 
κόλπον, καὶ αὐτὸν κατὰ τὴν Θηβαΐδα κείμενον, καϑάπερ τὸν Μνὸς 
ὅρμον, ὄντως δὲ ἀκάϑαρτον᾽ καὶ γὰρ ὑφάλοις χοιράσι καὶ ῥα- 
χίαις ἐκτετράχυνται καὶ πνοιαῖς καταιγιζούσαις τὸ πλέον. ἐνταῦϑα 
δὲ ἱδρῦσϑαι Βερενίκην πόλιν ἐν βάθει tov κόλπου. Ueber das 
vorgebirge 4Δειρή im Troglodytenlande, bei dem eine gleichna- 
mige stadt lag, siehe Strab. |. 1. zu anfang der seite und p. 
778. Acila war, nach Plin. ἢ. N. VI, 28, 82 Sabaeorum Sce- 
sitarum emporium. Howos πόλις lag ἐν τῷ πρὸς τὸν Nailor 
μυχῷ τοῦ 'Apaßiov κόλπου (Strab. 1. 1. p. 767 coll. Plin. H. N. 
V, 11, 12: HAeroopoliticus sinus rubri maris id. VI, 29, 33. Jo- 
seph. A. J. il, 7, 5). Philotera lag in Troglodytice unweit Ar- 
sinoe (Plin. H. N. Vi, 29, 33). Dass Ptolemaeus Philadelpbus 
primum Troglodyticen excussit bestätigt Plin. |. m. ].: eben der- 
selbe VJ, 33, 39 erwähnt die elephantorum venatus bei Ptole- 
mais, was unweit Philotera lag. Arsinoe war vom Ptolemäus 
Pbilopator gegründet und zu ehren seiner schwester genannt: 
siebe Plin. H. N. VI, 29, 33, wo auch Myos hormon und Be- 
renice, oppidum matris Philadelphi nomine vorkommen. 

97) Strab. XVI p. 774: (ἡ Τρωγλοδυτική) φέρει δὲ καὶ 
παρδάλεις ἀλκίμους καὶ ῥινοκέρωτας. οὗτοι δὲ μικρὸν ἀπολείπον- 
sas τῶν ἐλεφάντων οἱ ῥινοκέρωτες, [οὐκ] ὥσπερ ᾿Αρτεμίδωρός 
φησι», ἐπὶ σειρὰν τῷ μήκει, καίπερ ἑωρακέναι φήσας ἐν ᾿.4λε- 
ξανδρείᾳ, ἀλλὰ σχεδόν τι ὅσον ...... τῷ ὕψει, ἀπό ys τοῦ ὑφ᾽ 
ἡμῶν ὁραϑέντον" οὔτε πύξῳ τὸ χρῶμα ἐμφερές, ἀλλ᾽ ἐλέφαρνει 
μᾶλλον κιτ.Δ. Cf. Plin. H. N. VI, 29, 84: (Troglodyise) defe- 
runt plurimum ebur, rkinocerofum cornua etc. 

98) Strab. XVI p. 775: Niro δ᾽ ἐν τούτοις τοῖς εὖ- 
ποις (Troglodytarum) καὶ αἱ καμηλοπαρδάλεις, οὐδὲν ὅμοιον 


224 Artemidores von Ephesas. 


ἔχουσαι παρδάλει —. τελέως δὲ τὰ ὀπίσϑια ταπεινότερα τῶν ip 
προσθίων ἐστίν, wore δοκεῖν συγκαϑῆσϑαι τῷ οὐραίῳ μέρει, τὸ 
ὕψος βοὸς ἔχοντι, τὰ δὲ ἐμπρόσϑια σκέλη τῶν καμηλείων οὐ le 
metas’ τράχηλος δ᾽ εἰς ὕψος ἐξηρμένος ὀρθός, τὴν κορυφὴν δὲ 
. πολὺ ὑπδρπετεστέραν ἔχει τῆς καμήλου" διὰ δὲ τὴν ἀσυμμετρίαν 
ταύτην οὐδὲ τάχος οἶμαι τοσοῦτον εἶναι περὶ τὸ ζῷον, ὅσον εἴρη. 
κὲν ἀρτεμίδωρος, ἀνυπέρβλητον φήσας. ἀλλ᾽ οὐδὲ θηρίον ἐσείν, 
ἀλλὰ βόσκημα μᾶλλον" οὐδεμίαν γὰρ ἀγριότητα ἐμφαίνει" γίνονται 
δέ, φησί, καὶ σφίγγες καὶ κυνοκέφαλοι καὶ κῆβοι λέοντος μὲν 
πρόσωπον ἔχοντες, τὸ δὲ λοιπὸν σῶμα πάνθηρος, μέγοϑος δὲ 
δορκάδος. καὶ ταῦροι δ᾽ εἰσὶν ἄγριοι καὶ σαρκοφάγοι, μεγέθει πολὺ 
τοὺς nag ἡμῖν ὑπερβεβλημένοι καὶ τάχει, πυρροὶ τὴν χρόαν" κρο- 
κούττας δ᾽ ἐστὶ μῖγμα λύκου καὶ κυνός, ὥς φησιν οὗτος. — 
καὶ δρακόντων δ᾽ εἴρηκε μεγέθη τριάκοντα πηχῶν δ᾽ “ρτεμίδω- 
οος ἐλέφαντας καὶ ταύρους χειρουμένων, μδτριάσας ταύτῃ ye. Was 
die erwähnten σφίγγες betrifft, so giebt Plin. H. N. VI, 29, 34 
an: Troglodytas sphingia deferre. 

99) Strab. XVI p. 775 sq.: Nonadıxög μὲν οὖν ὃ βίος τῶν 
Τρωγλοδυτῶν, τυραννοῦνται δὲ καϑ᾽ ἕκαστα, κοιναὶ δὲ καὶ 
γυναῖκες καὶ τέκνα πλὴν τοῖς τυράννοις, τῷ δὲ τὴν τυράννου φϑει. 
payee πρόβατον ἡ ζημία ἐστί. στιβίζονται δ᾽ ἐπιμελῶς αἱ γυναῖκες, 
περίκεινται δὲ τοῖς τραχήλοις κογχία ἀντὶ βασκανίων. πολεμοῦσι 
δὲ περὶ τῆς νομῆς, κατ᾽ ἀρχὰς μὲν διωθούμενοι ταῖς χερσίν, εἶτα 
λίϑοις, ὅταν δὲ τραῦμα γένηται, καὶ τοξεύμασι καὶ μαχαιρίσι" δια: 
λύουσι δὲ γυναῖκες, sig μέσους προϊοῦσαι καὶ δεήσεις προσενέγκα- 
σαι" τρυφὴ δ᾽ ἔκ τε σαρκῶν καὶ τῶν ὀστέων κοπτομένων ἀναμὶξ 
καὶ sig τὰς δορὰς ἐνδιλουμένων, εἶτ᾽ ὑπεωμένων καὶ ἄλλως ποῖ. 
λαχῶς σκευαζομένων ὑπὸ τῶν μαγείρων, οὃς καλοῦσιν ἀκαϑάρ- 
τους. Ooze μὴ κρεοφαγεῖν μόνον, ἀλλὰ καὶ ὀστοφαγεῖν καὶ Segue 
τοφαγεῖν᾽ χρῶνται δὲ καὶ τῷ αἵματι καὶ τῷ γάλακτι καταμίξαν- 
τες. ποτὸν δὲ τοῖς μὲν πολλοῖς ἀπόβρεγμα παλιούρου, τοῖς δὲ τν. 
ράννοις μελίκρατον, an’ ἄνθους τινὸς ἐκπιεζομένου τοῦ μέλιτος. 
ἔστι δ᾽ αὐτοῖς χειμὼν μὲν, ἡνίκα οἱ ἐτησίαι πνέουσι (κατομβροῦν- 
ται γάρ), ϑέρος δ᾽ ὁ λοιπὸς χρόνος. γυμνῆται δὲ καὶ δερμαεοφό- 
Qos καὶ σκυταληφόροι διατελοῦσιν" εἰσὶ δ᾽ οὐ κολοβοὶ μόνον, ἀλλὰ 
καὶ περιτετμημένοι τινές, καϑάπερ Aiyuntion. οἱ δὲ Μεγαβάροι ' 
Aisioneg τοῖς ῥοπάλοις καὶ τύλους προστιϑέασι σιδηροῦς, year 
ται δὲ καὶ λόγχαις καὶ ἀσπίσιν ὠμοβυρσίναις, οἱ δὲ λοιποὶ Aldie 
πες τόξοις καὶ λόγχαις. θάπτουσι δέ τινες τῶν Τρογλοδυετῶν, ῥάβ- 


‘ 


Artemidaros von Epheses. 225 


δοις παλιουρίναις δήσαντες τὸν αὐχένα τῶν νεκρῶν πρὸς τὰ σκέλη. 
ἔπειτα εὐθὺς καταλεύουσιν ἱλαροί, γελῶντες ἅμα, ἕως ἂν τοὶ 
σώματος τὴν ὄψιν ἀποκρύψωσιν' als ἐπιθέντες κέρας αἴγειον ἀπία. 
σιν. ὁδοιποροῦσε δὲ νύκτωρ ἐκ τῶν ἀρρένων θρεμμάτων κώδωνας 
ἐξάψαντες, ὥστ᾽ ἐξίστασϑαε τὰ θηρία τῷ ψόφῳ' καὶ λαμπάσι 
ta καὶ τόξοις ἐπὶ τὰ θηρία γρῶνται, καὶ διαγρυπνοῦσι δὲ τῶν 
ποιμνίων χάριν ὠδῇ τινε χρώμενοι πρὸς τῷ πυρί. 

Ταῦτ᾽ εἰπὼν (ὁ Agrepidmeog) περὶ τῶν Τρωγλοδυτῶν καὶ 
τῶν προσχώρων «Αἰθιόπων x. τ. Δ. Von den sitten der Troglo- 
dyten handelt Dionys. Per. 963 sqq., wo sie Erember geuannt 
werden (cf. Eust. ad h. 1... Ueber die den Troglodyten be- 
nachbarten Meyaßaooı siehe Strab. XVII p. 786. 819. Diod. Sie. 
"11, 33 (Meyaßageic). Plin. H. N. Vi, 30, 35: Megabari. 


Arabia. 


100). Strab. XVI p. 776: Ταῦτ᾽ εἰπὼν (ὁ ’Agrepidwoos) 
περὶ τῶν Τρωγλοδυτῶν καὶ τῶν προσχώρων ᾿Αιϑιύπων ἐπάνεισιν 19) 
ἐπὶ τοὺς ““ραβας" καὶ πρώτους ἔπεισι τοὺς τὸν ᾿“ἴραάβιον xoi- 
πον ἀφορίζοντας καὶ ἀνειχειμένους τοῖς Τρωγλοδύταις, ἀρξάμεεος 
ἀπὸ tov Ποσειδίου. φησὶ δὲ ἐνδοτέρω κεῖσθαι τοῦτο τοῦ Ἔλω»- 
γνέτου 11) μυχοῦ" συνεχῆ δὲ τοῦ Ποσειδίου Φοινικῶνα εἶναι εὖυ- 
5009, τιμάσϑαί τὸ κομιδῇ διὰ τὸ πᾶσαν τὴν κυκλῷ καυματηράν 
τε καὶ ἄνυδρον καὶ ἄσκιον ὑπάρχειν, ἐνταῦθα δὲ καὶ τὴν εὐκαρ- 
πίαν τῶν φοινίκων εἶναι θαυμαστὴν x.z. A. was ohne zweifel 
auch dem Artemidor entnommen ist. Hierher gehört Plin. H. 
N. Vi, 28, 32: ipsum sinum (Arabiae) nostri Aelaniticum scri- 
psere, alii Aeleniticum, Artemidorus Aleniticum (so Sillig; lege: 
Elaniticum), luba Laeniticum. Die richtigkeit unserer obigen 
emendation geht theils aus dem fragment bei Strabo hervor, 
theils aus dem, ohne zweifel aus Artemidor schöpfenden Aga- 
themerus Geogr. J, 3 (in Arabia) Elavirov μυχοῦ. Dass die- 
ser meerbusen auch “ἴλας genannt wurde, giebt Steph. B. v. 
Atlasos an. 

101) Strab. XVI p. 778 13): γίνεται δ᾽ ἐν τοῖς Σαβαίοις 


10) Es wurde also schon im vorhergehenden von Artemidor über 
die Araber gesprochen. 

11) Die sternchen, durch welche Cramer dieses wort als verdächtig 
bezeichnet, sind überflüssig: vergl. uns weiter unten. 

12) Das vorhergehende von Zwsunrs; δ᾽ ἡ τῶν Σαβαίων an, ist wahr- 
scheinlich anch aus dem Artemidor entnommen. 


Philologus. XI. Jabrg 2. 15 


226 Artemidoros von Ephesos. 


καὶ τὸ λάριμνον, εὐωδέστατον θυμίαμα. ἐκ δὲ τῆς ἐμπορίας οὗ. 
τοί τὸ καὶ Γερραῖοι πλουσιώτατοι πάντων εἰσίν, ἔχουσέ Ta sop 
πληϑὴ κατασκευὴν χρυσωμάτων τε καὶ ἀργυρωμάτων, κλινῶν τι 
καὶ τριπόδων καὶ κρατήρων σὺν ἐκπώμασι καὶ τῇ τῶν οἴκων πο- 
λυτελείᾳ' καὶ γὰρ ϑυρώματα καὶ τοῖχοι καὶ ὀροφαὶ di ἐλέφαν.- 
τος καὶ χρυσοῦ καὶ ἀργύρου λιϑοκολλήτου τυγχάνει διαπεποικιλμένα. 
ταῦτα μὲν περὶ τούτων εἴρηκε (Aortepidwoos), τάλλα δὲ τὰ μὲν 
παραπλησίως τῷ Ερατοσθένει Asya τὰ δὲ καὶ παρὰ τῶν ἄλλων 
ἱστορικῶν παρατίϑησιν. In betreff der arabischen Sadder, ihres 
weibrauchs und anderer specereien cf. Plin. H. N. VI, 28, 32: 
Sabaei propter thura clarissimi, Eust. D. P. 959, der mit dem 
fragment vielfach übereinstimmt, Diod. Sic. Ill, 36, 41. Steph. 
B. v. Σάβαι: in betreff der Gerrhäer und ihrer stadt Gerrka 
vgl. Plin. H. N. VI, 28, 32. Steph. Byz. v. Γέρρα und Χαετη- 
ria. Strab. XVI p. 766. 

Unmittelbar nach dem eben citirten fragment folgt hei ‘Strab. 
Ι. 1. p. 779: 

102) ᾿Ερυϑρὰν yao λέγειν τινὰς (scil. tradit Artemidorss) 
τὴν ϑάλατταν ἀπὸ τῆς χροιᾶς τῆς ἐμφαινομένης κατ᾽ ἀνάκλασιν, 
εἴτε ἀπὸ τοῦ ἡλίου κατὰ κορυφὴν ὄντος εἴτε ἀπὸ τῶν ὁρῶν ἐρυ- 
ϑραιφομένων ἐκ τῆς ἀποκαύσεως. ἀμφοτέρως γὰρ εἰκάζειν. Kev. 
σίαν δὲ τὸν Κνίδιον πηγὴν» ἱστορεῖν ἐχδιδοῦσαν εἰς τὴν θάλατταν 
ἐρευϑὲς καὶ μιλτῶδες ὕδωρ. "Ayadagyıöns δὲ τὸν ἐκείνου πολί. 
τὴν παρά τινος Bokov [Πέρσου] τὸ yevog ἱστορῆσαι, Sides Πίρ- 
ons τις ᾿Ερύϑρας ἱπποφορβίου τινὸς ὑπὸ λεαίνης οἴσερῳ κατα- 
σχομένης ἐξελαϑέντος μέχρι ϑαλάττης κακεῖϑεν εἰς 97009 τινα 
διάραντος,: σχεδίαν πηξάμενος πρῶτος περαιωϑείῃ πρὸς τὴν νῆ- 
cov: ἰδὼν δὲ καλῶς οἰκήσιμον, τὴν μὲν ἀγέλην εἰς τὴν Περ- 
σίδα ἀπαγάγοι πάλιν, ἀποίκους δ᾽ ἐκεῖ στεῖλαί τὸ καὶ τὰς ἄλλας 
ψήσους καὶ τὴν παραλίαν, ἐπώνυμον δὲ ποιήσειεν ἑαυτοῦ τὸ πὲ 
λαγος. τοὺς δὲ Περσέως υἱὸν ἀποφαίνεσθαι τὸν ᾿Ερύϑραν ἡγήσασ. 
Gai ze τῶν τόπων. Das nämliche etwas abgekürzt Kust. Dies. 
P. 38 vgl. vor allem mit Agatharchides de Rubro Mari p.2 δε. 
ed. Hudson. Steph. B. v. Egvdo«. Plin. H. N. Vi, 23, 28. Age 
themerus Geogr. Il, 2. Solin. 33, 1. Pompon. Mel. Ill, 8, 1. 
Curtius 8, 9. Martianus Capella VI $. 677. 

103) Plio. H. N. VI, 29 sq., 33: Timosthenes totum εἰ- 
num (Arabicum) quatridui navigatione in longitudinem taxarit 


etc. — Artemidorus Arabiae latere XVII. quinquaginta aill., 


Artemidoros von Ephesos. IT 


Troglodytico vero ΧΙ. XXXVI. D. pass. Ptolemaida usque. 
Cf. Eratosthenes ap. Strab. XVI p. 767 et Bernhardy Eratosth. 
p. 105. 

104) Steph. B. v. 'Argupizaı, ἔϑνος τῆς εὐδαίμονος ’ Aoa- 
Bias —. ᾿Αρτεμίδωρος ᾿Ατραμωτίτας αὐτοὺς καλεῖ. Plin. 
H. N. VI, 28, 32 rechnet die Atramitae — so nennt er sie noch 
zweimal — zu den Sabäern: sie hiessen auch Chatramotitae 
und Chatramotae: Strab. XVI p. 768. Steph. B. v. Χαεραμωεῖτις. 
Dion. Per. 957 cum Eust. Plin. H. N. I. m. |. 

105) Steph. B. p. 643, 5 v. Τύρος — ἔστι καὶ 97005 πρὸς 
τῇ ἐρυϑρᾷ ϑαλάσσῃ, ἣν Aotepidmeog Τύλον διὰ τοῦ A 
καλεῖ. Τύρος nennen diese insel Strab. XVI p. 766 und Eust. 
Dion. Per. 911: Τύλος Androsthenes Thasius histor. ap. Theo- 
phrast. H. Pl. 11, 5, 5. Arrian. Anab. VII, 20, 7. Plin. H. N. 
XVI, 41 und öfter, Polyb. XII, 9, 5, 


Lib. IX. 


Die vier namentlich aus diesem buche angefiihrten frag- 
mente betreffen Indien, Parthien, Phönizien, das südliche Kleinasien: 
wahrscheinlich also wurde das südliche und mittlere Asien bis 
zum anfange Kleinasiens in dem buche behandelt; in welcher 
ordnung ist ungewiss: wahrscheinlich mochte auf Arabien der 
persische meerbusen und Indien folgen. 


India. 


Taprobane insula. 106) Steph. B. p. 602, 16 v. Tazge- 
gaen, νῆσος μεγίστη ἐν τῇ ᾿Ινδικῇ ϑαλάσσῃ —. ἣ πάλαι μὲν 
ἐκαλεῖτο Σιμούνθου, νῦν δὲ Σαλική, πλοῦ μῆκος οὖσα ἑπτάκις 
ποῦ χιλίων σταδίων, πλάτος δὲ πεντακοσίων. τὰ αὐτὰ δὲ καὶ 
"ΗἩρτεμίδωρος ἐνάτῳ γεωγραφουμένων. Vgl. Plin. H. N. 
VI, 22, 24: Eratosthenes et mensuram (Taprobanes) prodidit, lon- 
gitadinis VII M stadiorum, latitudinis V M (wofür mit Ferdin. 
Pincianus D zu schreiben sein dürfte). Strab. XV p. 691: Περὶ 
πῆς Tanpoßarns Ὀνησίκριτός φῆσι, μέγεϑος μὲν εἶναι πεν- 
τακχοσίων σταδίων, οὐ διορίσας μῆκος οὐδὲ πλάτος; endlich Mar- 
cian. Her. Peripl. | p. 26, der die länge der insel auf 9500, 
die breite auf 7500, den umfang auf 26385 stadien angiebt. 

107) Plin. H. N. Vil, 2. 2: Artemidorus (tradit), in Tapro- 

15* 


228 Artemidoros von Epheses. 


bana insule in longissimum vitam sine ullo corporis languere 
traduci. Ueber das lange, sich oft bis auf 500 jahre erstre 
ckende leben der Inder spricht der historiker Onesikritus bei 
Strab. XV p. 705. 

Den indischen Continent betreffen: 

108) Plin. H. N. Vi, 19, 22: Artemidorus inter duos amnes 
(Gangen et Indum) XXI M p. interesse tradit. 

109) Strab. XV p. 719: "Aorenıdwnpog δὲ τὸν Γ΄ ἀγγ: 
φησὶν ἐκ tar Ημωδῶν ὁρῶν καταφερόμενον πρὸς νότον, ἐπειδὰν 
κατὰ τὴν» Γαγγην γένηται πόλιν», ἐπιστρέφειν πρὸς ἕω μέχρι Ilal- 
βόϑρων καὶ τῆς εἰς τὴν ϑάλατταν ἐκβολῆς" τῶν δὲ συρρεόνταν 
εἰς αὐτὸν ᾿Ιομάνην 8) τιρὰ καλεῖ. τρέφειν δὲ καὶ κροκοδεΐλου; 
καὶ δελφῖνας" λέγει δὲ καὶ ἄλλα τινά, συγκεχυμένως δὲ καὶ ag 
γῶς, ὡς οὐ φροντιστέον. a) So verbessert Kramer die valg. Or 
δάνην: lomanes, als nebenfluss des Ganges kommt zweimal bei 
Plin. H. N. Vi, 17, 21 vor; Arrian. Ind. 8, 5 Didot nennt ih 
bingegen ᾿Ἰοβάρης. — Auch Pomp. Mela Ill, 7, 6 lässt des 
Ganges auf dem indischen gebirge Hemodes entspringen; Plis 
H. N. Vi, 18, 22 und Solin. 52, 6 auf den skythischen bergen. 


Parthia. 


109a) Steph. B. p. 653, 8 v. Toia —. ἔστι καὶ allg 
(πόλις), Παρϑναίων βασίλειον. “Agtepidwoog ἐνάτῳ yew 
γραφουμένων. Ueber diese stadt habe ich sonst nichts ge 
funden. 


Da Parthien bekanntlich im norden das kaspische meer be 
riihrte , so möge bier auch eine stelle finden: 


110) Plin. H. N. VI, 13, 15: Eratosthenes ponit et mer 
suram (Caspii maris): ab exortu et meridie, per Cadusiae et Alb» 
niae oram quiuquies mille CCCC stad. Inde per Anariacas, Anar 
dos, Hyrcanos ad ostium Oxi fluminis quater mille DCCC. ated. 
Ab eo ad ostium laxartis, MM. CCCC. Quae summa efficit qui 
decies centena septuaginta quinque mill. passuum. Artemidors 
hinc detrahit viginti quinque mill. passuum. Das fragment 
des Eratosthenes steht auch bei Strab. XI p. 507: cf. Ber 
hard. Erat. p. 90. 


Wir gehen nun zur beschreibung der asiatischen westküst 
über. 


_ Artemidores von Ephesos. 229 


Phoenicia. 

111) Steph. B. p. 255, 16 v. Δῶρος, πόλις Φοινίκης — 
, καὶ ᾿Αρτεμίδωρος Δῶρα τὴν πόλιν older ἐν Eniroun τῶν 
οσυνεχῶς δ᾽ ἐστὶ Σράτωνος πύργος, εἶτα ἔνι Δῶρα ἐπὶ 
'σονησοειδοῦς τύπου κείμενον πολισμάτιον, ἀρχομένου τοῦ ὅρους 
> Καρμήλου". καὶ ἐν ©’ γεωγραφουμένων τὸ αὐτό. Dass 
ρα (Plin. Dorum), Σεράτωνος πύργος (Stratonis turris) und 
> berg Carmelus benachbart waren, geben auch an Plin. H. 
V, 17, 19 (coll. ib. 13, 14). Strab. XVI p. 758. losephus 
J. 1, 21, 5. c. App. Il, 9. A. J. XIN, 15, 4 (coll. B. J. II, 
, 8). Polyb. V, 66, 1. 

112) Steph. B. p. 360, 18 v. Kapvn, πόλις Φοινίκης — 
. “Aorepidmeog δ᾽ ἐν τῷ δεκάτῳ (ser. ἐνάτφ) βιβλίῳ 
σίν ,,ἔστι Κάρνος, καὶ συνεχῶς Πάλτος, εἶτα Γάβαλα πό- 
’. (Cf. Plin. H. N. V, 18, 20: (in Phoenicia) Carne, Balanea, 
vos, Gabale. Strab. XVI p. 753: τὰ Γάβαλα. ete’ ἤδη ἡ 
» ᾽᾿Αραδίων παραλία, Πάλτος, καὶ Βαλαταία, καὶ Κάρνος, 
ἐπίνειον τῆς ᾿“ράδον λιμένιον ἔχον. Steph. B. vv. Πάλτος, 
Bada. Ioseph. A. J. ΧΙΙ, 8, A nennt Kapvog „Kaprair”. 


Asia minor. 
Cilicia cum insula Cypro. 

113) Steph. B. p. 701, v. Ψευδοκοράσιον, αἰγιαλὸς μέγας 
rake Κωρύκον [καὶ] τῆς “Σελευκείας τῆς nag ᾿Ισαύροις. Ao- 
μέδωρος ἐνάτῳ τῶν γεωγραφουμένων ,,παραλλάξαντι δὲ 
ὕτὴν αἰγιαλὸς ἄλλος ἐκδέχεται σταδίων τριῶν, μηνοειδὴς καὶ 
ρμος, καλούμενος Ἱμευδοκοράσιον᾽. Korykos, neben wel- 
m Pseudokorasion lag, war eine stadt Kilikiens (St. B. v. 
iguxog, alii), welches bekanntlich an Isauria gränzte (Plin. 
N. V, 28, 36, alii). 

114) Strab. XIV p. 677: μένει δ᾽ ἡ aven ἀμαϑία,. κἂν εἰς 
λάχιστον καταγάγῃ διάστημά τις τὸν ἰσϑμὸν (μεταξὺ Σινώπης 
Ἰσσοῦ), ὅσον εἰρήκασιν οἱ πλεῖστον ψευσάμενοι τὸ ἥμισυν τοῦ 
ecg, ὅσον εἴρηκε καὶ ᾿Αρτεμίδωρος, χιλίους καὶ πεντακο- 
ve σταδίους" οὐδὲ γὰρ τοῦτο συναγωγήν πῶ τριγωνοειδοὺς ποιεῖ 
ματος. Mit rücksicht auf das erwähnte Issos habe ich das 
gment zu Kilikien gerechnet; es kann uber ebensogut bei 
egevheit Sinopes im Pontus vorgekommen sein. 

115) Strab. XIV p. 675: Mera δὲ τὸν Κύδνον ὁ Πύρα- 


230 Artemidores von Ephesos. 


μος ἐκ τῆς Karaoviag ῥέων, οὗπερ καὶ πρότερον ἐμνήσθημεν" 
φησὶ δ' ἀρτεμίδωρος, ἐντεῦθεν εἰς Σόλους εὐθυπλοίᾳ σταδίους 
εἶναι πενταχοσίους. Die kilikischen flüsse Kydnos in Pyramos, 
sowie die stadt Soli sind allgemein bekannt. 

116) Strab. XIV p. 670: εἶτα τόπος Melavia καὶ Keides- 
δερις, πόλις λιμένα ἔχουσα. τινὲς δὲ ταύτην ἀρχὴν τίθενται τῆς 
Κιλικίας, οὐ τὸ Κορακήσιον, ὧν ἐστι καὶ ὁ ᾿Αρτεμίδωρος. 
καί φησιν ἀπὸ μὲν τοῦ Πηλουσιακοῦ στόματος εἶναι τρισχιλίους 
ἐννακοσίους σταδίους εἰς Ὀρϑωσίαν, ἐπὶ δὲ τὸν Ὀρόντην ποτα- 
μὸν χίλια ἑκατὸν, τριάκοντα, ἐπὶ δὲ τὰς πύλας ἑξῆς ποντακόσια 
εἰκοσιπέντε, ἐπὶ δὲ τοὺς ὄρους τῶν Κιλίκων χίλια διακύσια shy 
κοντα: und id. XVI p. 760: φησὶ δ᾽ ᾿Αρτεμίδωρος εἰς τὸ My 
λούσιον ἐκ μὲν Ὀρθϑωσίας εἶναι σταδίους τρισχιλίους δξαχοσίους 
πεντήκοντα κατακολπίζοντι" ἐκ δὲ Melawor 7 Μελανιῶὼν τῆς 
Κιλικίας τῶν πρὸς Κελένδεριν ἐπὶ μὲν τὰ μεϑόρια τῆς Kile 
κίας καὶ Συρίας χιλίους καὶ ἐννακοσίους" εἶτ ἐπὶ Ὀρϑωσίαν γι- 
λίους δκατὸν τριάδψοντα. Ueber die kilikische stadt Kelenderis 
siehe Scyl. Car. p. 40, 85. Plin. H. N. V, 22, 27. Hierocles 
Synecd. p. 708 Wessel. Pompon. Mela I, 13, 5. Scymuus Chius 
v. 982. Tacit. Ann. Il, 80. Apollodor. Bibl. ΠῚ, 14, 3. Koga- 
κήσιον ist bei Scyl. Car. p. 40, 84 die letzte stadt Pamphy- 
liens vor Kilikien. Vgl. Plin. H.N. V, 22, 27: Coracesium finis- 
que antiquus Ciliciae Melas amnis: cf. Liv. 33, 20, der Coracesium 
zu Kilikien rechnet, endlich Strab. p. 660. 667. Eine kilikische 
stadt Μελαιναί oder Μελανία ist mir sonst nirgends vorgekom- 
men, wohl aber eine lykische bei Steph. B. v. Madacvai. Die 
stadt Orthosia endlich lag in Phénizien: Dion. Per. 914 cam 
Eust. Plin. H. N. V, 17, 19 u. a. 

Cyprus. 117) Plin. H. N. V, 31, 35: Longitudinem (Oypri 
insulae) inter duo promontoria Pinaretum et Acamanta, quod est 
ad occasum, Artemidorus CLXII. D. Timosthenes CC. Agathe- 
merus Geogr. I, 5 giebt der insel Cypern eine länge von 1300 
stadien zwischen den vorgebirgen Kisideg und “Axapag. Nach 
dem letzteren vorgebirge, welches auch von Lucian Narig. 7 
erwähnt wird, führte Cyprus einst den namen Acamantis: Pilis. 
8. |. 1. Steph. B. v. Κύπρος. 

118) Agathemerus I, 5, der nach eigener angabe dem Arie- 
midor folgt, und Strabo XIV p.682 geben den umfang Cyperss 
auf 3420 stadien an. 


Artemidores von Ephesos. 934 


Lib. X. 


Pisidia. 


119) Strab. ΧΙ p. 570: Φησὶ δ᾽ ᾿“ρτεμίδωρος τῶν ITı- 
σιδῶν πόλεις εἶναι Σέλγην, Σαγαλασσόν, Πετινηλισσόν, "Adada, 
Τυμβριάδα, Κρήμναν, Πιενασσόν, " Außlade, ’ Araßovga, Zirda, 
᾿Ααρασσόν, Ταρβασσόν, Τερμησσόν. Alle diese’ städte, mit aus- 
nahme der einzigen Ταρβασσός, werden auch sonst von den al- 
ten angeführt, jedoch nicht alle nach Pisidien, sondern auch 
einige in das benachbarte Pamphylien verlegt: siehe ausser den 
geographen besonders Liv. 38, 15 und Hierocles Synecd. im 
den Eparchieen Pamplıylien und Pisidien. 


Lycia. 

120) Steph. B. p. 613, 7 v. Τελμησσός — —. ἔστι καὶ 
ἄκρα Avxias οὕτω λεγομένη Τελμησσιάς, ὡς ᾿Αρτεμίδωρος 
ἐν δεκάτῳ γεωγραφουμένων. Vgl. Strab. XIV p.665: 7ελ- 
μησσός, πολίχνη Avxios, καὶ Τελμησσὶς ἄκρα λιμένα ἔχουσα 
(das nämliche Eust. Dion. Per. 859). Anders Palaephatus de 
Incredib. p. 117 Fischer: Τελμισσὸς Καρίας ὅρος. 

221) Athen. VIII p. 333 f: “Agrapidmgos δ᾽ ἐν τῷ de- 
κάτῳ τῶν Γεωγραφουμένων AgyecOai φησιν ὑπὸ τῶν ἐπιχωρίων 
(i. e. “υκίω») a) πηγὴν ἀταδίδοσϑαι γλυκέος ὕδατος, Oder συμ- 
βαίνειν δίνας γίψεσϑαι" γίνεσθαι δὲ καὶ ἰχϑύας ἐν τῷ δινάζονει 
τόπῳ μεγάλους. τούτοις δὲ οἱ ϑυσιάζοντες ἐμβάλλουσιν ἀπαρχὰς 
τῶν ϑυσιαζομέτων ἐπὶ ξυλίνων ὀβελίσχων ἀναπείροντες κρέα ἐφϑὰ 
καὶ ὀπτὰ καὶ μάζας καὶ ἄρτους. ὀνομάζεται δὲ ὃ λιμὴν καὶ ὁ 
τόπος Δῖνος. a) Athenaeus handelt im vorhergehenden, wo er 
eine stelle aus den Avxıaxoig des Polycharmos anführt, von 
drr ichthyomantik der Lykier: über diese, auf welche sich auch 
unser fragment bezieht, vergl. Steph. Byz. v. 2ovga und Plat. 
de sol. anim. t. Il p. 976c. | 

122) Strab. XIV p. 665: ἕξ δὲ τὰς μεγίστας (πόλεις Av- 
κίας) ἔφη ὁ Aprenidwgng, Ξάνϑον, Πάταρα, Πίναρα, Ὄλυμπον, 
Μύρα, Ἰλὼν. Diese sechs städte zählt auch Plin. V, 27, 28 
zu Lykien: sie kommen auch sonst öfter bei den alten vor. 


Caria cum Rhodo insula. 
123) Steph. B. p. 333, 1 v. ᾿Ιἰξίαι, πληϑυνεικῶς, χωρίον 


232 Artemideros von Epheses. 


τῆς Ῥόδου ἀπὸ ᾿Ιξοῦ λιμένος. καὶ "Ikiog ᾿““πόλλων, ὡς Aprapı. 
δωρος ἐν δεκάτῳ γεωγραφουμένων. Siehe Strab. XIV p. 
655: (in Rhodo ins.) Mara δὲ Aivdos Ιξία χωρίον. 

124) Strab. XIV p. 655: ἡ δὲ νῆσος (Ῥόδος) κύκλον ἔχει 
σταδίων ἐννακοσίων εἴκοσι. Dass dieses dem Artemidor entnom- 
men ist, geht aus der übereinstimmuhg mit dem aus Artemidor 
schépfenden Agathemerus Geogr. I, 5 hervor. | 

125) Strab. XIV p. 663: Φησὶ δὲ Aprepidmgog ano Pv- 
σκου τῆς Ῥοδίων περαίας ἰοῦσιν εἰς Ἔφεσον μέχρι μὲν Aayirar 
ὀκτακοσίους εἶναι καὶ περτήκοντα σταδίους, ἐντεῦθεν δ᾽ εἰς ᾿«λά. 
βανδα πεντήκοντα ἄλλους καὶ διαχοσίους, εἰς δὲ Τράλλεις ἑκατὸν 
ἑξήκοντα " ἀλλ᾽ ἡ εἰς Τράλλεις ἐστὶ διαβάντι τὸν αίανδρον κατὰ 
μέσην mov τὴν ὁδόν, ὅπου τῆς Καρίας οἱ ὅροι" γίνονται 8 οἱ 
πάντες ἀπὸ Divoxov ἐπὶ τὸν Μαίανδρον κατὰ τὴν εἰς Ἔφεσον 
ὁδὸν χίλιοι ἑκατὸν ὀγδοήκοντα. πάλιν ἀπὸ τοῦ Μαιάνδρου τῆς 
᾿Ιωνίας ἐφεξῆς μῆκος ἐπιόντι κατὰ τὴν αὐτὴν ὁδὸν ἀπὸ μὲν τοῦ 
ποταμοῦ εἰς Τράλλεις, ὀγδοήκοντα, εἶτ᾽ εἰς Μαγνησίαν ἑκατὸν 
τετταράκοντα, εἰς "Ἔφεσον δ᾽ ἑκατὸν δἴκοσιν, εἰς δὲ Σμύρναν τρια: 
κόσιοι εἴκοσιν, εἰς δὲ Φωκαιὰν καὶ τοὺς ὅρους τῆς ᾿Ιωνίας ἐλάτ- 
τους τῶν διακοσίων" ὥστε τὸ ἐπ᾿ εὐθείας μῆκος τῆς ᾿Ιωνίας ey 
ἂν κατ αὐτὸν μικρῷ πλέον τῶν ὀκτακοσίων. Ueber die den 
Rhodiern auf der karischen küste gehörende stadt Physkos siehe 
Strab. 1. I. p. 652. 659. 667. und Steph. B. 5. v. ®. Aayıra 
lag bei Stratonicea in Karien (Strab. 1. 1. p. 660 Steph. B. s.h. 
v.).. Die karischen städte Alabanda und Tralles sind bekannt. 
Der letzte theil des fragments bezieht sich bereits auf 


lonia. 


Unmittelbar nach dem schlusse des vorigen fragments 
folgt bei 

125) Strab. XIV p. 663: ἐπεὶ δὲ χοινή tig ὁδὸς τέτριπται 
ἅπασι τυῖς ἐπὶ τὰς ἀνατολὰς ὁδοιποροῦσιν ἐξ Ἐφέσου καὶ ravey 
μὲν ἔπεστιν (Kramer: ταύτην ἔπεισιν). ἐπὶ μὲν τὰ Κάρουρα τῆς 
Καρίας ὅριον πρὸς τὴν Φρυγίαν διὰ Μαγνησίας καὶ Τραλλέων, 
Νύσης, ᾿«Ἰντιοχείας ὁδὸς ἑπτακοσίων καὶ τετταράκοντα σταδίων' 
ἐντεῦϑεν δὲ ἡ Φρυγία διὰ Aaodixsiug καὶ Anaperas καὶ Mnzgono- 
λεως καὶ Χελιδονίων" ἐπὶ μὲν οὗ» τὴν ἀρχὴν τῆς Παρωρείου, τοὺς 
Ὅλμους, σεάδιοι περὶ ἐννακοσίους καὶ εἴκοσιν ἐκ τῶν Καρούρων' 


Artemidores von Ephesos. 233 


wi δὲ τὸ πρὸς τῇ Avxaovig πέρας τῆς Παρωρείου τὸ Τυριαῖον 
ıd Φιλομηλίου μικρῷ πλείους τῶν πεντακοσίων. ef ἡ Avxao- 
ia nero: Κοροπασσοῦ διὰ Aaodixeiag τῆς κατακεκαυμένης ὀκτα- 
0001 τετταράκοντα" ἐκ δὲ Κοροπασσοῦ τῆς Avxaosiag εἰς Γαρ- 
ἄουρα, πολίχνιον τῆς Καππαδοκίας, ἐπὶ τῶν ὅρων αὐτῆς ἱδρυ- 
#07, δκατὸν εἴκοσιν' ἐντεῦθεν δ᾽ εἰς Malaxa τὴν μητρόπολιν 
ὧν Καππαδοκῶν διὰ Σοάνδου καὶ Σαδακόρων ἑξακόσιοι ὑγδοή- 
ovra. ἐντεῖϑεν δ᾽ ἐπὶ τὸν ᾿Εὐφράτην μέχρι Τομίσων χωρίον τῆς 
᾿ωφηνῆς διὰ Ἡρφῶν πολίχνης χίλιοε τετρακόσιοι τετταράκοντα. 
ἃ δ᾽ ἐπ᾿ εὐθείας τούτοις μέχρι τῆς ᾿Ινδικῆς τὰ αὐτὰ κεῖται καὶ 
aga τῷ ᾿Αρτεμιδώρῳ, ἅπερ καὶ παρὰ τῷ ᾿Ερατοσθένει. Es 
rird also in diesem fragment die baupthandelsstrasse zwischen 
‚phesus und Indien angegeben. 

126) Strab. XIV p. 640 sq.: Τὸν δὲ νεὼν τῆς "Aorepı 
os (Ἐφεσίας) πρῶτος μὲν Xegoinoms ἠρχιτεκτόνησεν, εἶτ᾽ 
λλος ἐποίησε μείζω. ὡς δὲ τοῦτον Ἡρύστρατός τις ἐνέπρησεν, 
λλον ἀμείνω κατεσκεύασαν συνενέγκαντες τὸν τῶν γυναικῶν κό- 
μὸν καὶ τὰς ἰδίας οὐσίας, διαϑέμενοε δὲ καὶ τοὺς προτέρους 
ἴονας" τούτων δὲ μαρτύριά ἐστι τὰ γενηθέντα Tore ψηφίσματα, 
weg ἀγνοοῦντά grow ὁ ᾿Αρτεμίδωρος τὸν Ταυρομενίτην Ti. 
09, καὶ ἄλλως βάσκανον ὄντα καὶ συκοφάντην (διὸ καὶ ᾿Επιτί- 
cov κληθῆναι!) λέγειν, ὡς ἐκ τῶν Περσικῶν παρακαταϑηκῶν ἐποιή- 
αφτο τοῦ ἱεροῦ τὴν ἐπισκευήν" ovra δὲ ὑπάρξαι παρακαταϑήκχας 
ὅτε, & τε ὑπῆρξαν, συνεμπεπρῆσθαι τῷ ναῷ" μετὰ δὲ τὴν ἔμπρη- 
u τῆς ὀροφῆς ἠφανισιμένης, ἐν ὑπαίϑρῳ τῷ σηχῷ τίνα ἂν ἐϑε- 
ἦσαι παρακαταϑήκην κειμένην ἔχειν; “λέξανδρον δὴ τοῖς ᾿Εφεσίοις 
ποσχέσϑαι τὰ γεγονότα καὶ τὰ μέλλοντα ἀναλώματα ἐφ᾽ ᾧ τε 
ἣν ἐπιγραφὴν αὐτὸν ἔχειν, τοὺς δὲ μὴ ἐθελῆσαι, πολὺ μᾶλλον 
wx ἂν ἐθελήσαντες ἐξ ἱεροσυλίας καὶ ἀποστερήσεως φιλοδοξεῖν" 
nawei τε τὸν εἰπόντα τῶν Ἐφεσίων πρὸς τὸν βασιλέα, ὡς ov 
ἰρέποι ϑεῷ ϑεοῖς ἀναθήματα κατασκευάζειν. 

Μετὰ δὲ τὴν τοῦ νεὼ συντέλειαν, ὅ φησιν εἶναι 4εινοκρά- 
ovg a) ἔργον (τοῦ δ᾽ αὐτοῦ καὶ τὴν ’Aletavdesiang κτίσιν)" τὸν 
ἢ αὐτὸν ὑποσχέσθαι ’Alekavdom τὸν 'Adm διασκενάσειν εἰς av- 
ὄν, ὡσανεὶ ἐκ πρόχου τινὸς εἰς φιάλην καταχέοντα σπονδήν, 
ιϑεήσοντα πόλεις δύο, τὴν μὲν ἐκ δεξιῶν τοῦ ὄρους, τὴν δ᾽ ἐν 
ρεστερᾷ, ἀπὸ δὲ τῆς ἑτέρας εἰς τὴν ἑτέραν ῥέοντα ποταμόν), 
eta δ᾽ οὖν τὸν νεὼν τὸ τῶν ἄλλων ἀναθημάτων πλῆθος εὑρέ- 
Oar τῇ ἐκτιμήσει τῶν δημιουργῶν, τὸν δὲ δὴ βωμὸν εἶναι τῶν 


234 Artemidoros von Ephesos. 


Πραξιτέλους ἔργων ἅπαντα σχεδόν τι πλήρης a) So emendirt 
Coraes die vulg. Χειροκράτους : Dinocrates als erbauer Alexan- 
drias auch bei Amm. Marcell. 22, 6, 7. Plin. ἢ. N. VII, 37, 38 
und öfter vorkommend. Uebrigens vergl. den vom Artemistem- 
pel handelnden abschnitt von Guhls Ephesiaca. 

127) Strab. XIV p. 642: Mera δὲ τὴν ἐχβολὴν τοῦ Kave- 
ἔρον λίμνη ἐστὶν ἐκ τοῦ πελάγους avayeopeyn, xadeivas δὲ Dede 
ψουσία, καὶ ἐφεξῆς ἄλλη σύρρους αὐτῇ, μεγάλας ἔχουσαι προσύ- 
δους. ἃς οἱ βασιλεῖς μὲν, ἱερὰς οὔσας, ἀφείλοντο τὴν ϑεόν, Ῥωμαῖοι 
δ᾽ ἀπέδοσαν. πάλιν δ᾽ οἱ δημοσιῶναι βιασάμενοι περιέστησαν εἰς 
ἑαυτοὺς τὰ τύλη, πρεσβεύσας δὲ ὁ ρτεμίδωρος, ὥς φησι, τάς 
sa λίμνας ἀπέλαβε τῇ ϑεῷ καὶ τὴν ἩἩρακλεῶτιν ἀφισταμένην ἐξε- 
vixnoe, κριϑεὶς ἐν Ρώμῃ avti δὲ τούτων εἰκόνα χρυσῆν ἀνέστησεν 
ἡ πόλις ἐν τῷ tego. In den Selinusischen see ergoss sich wahr- 
scheinlich ein gleichoamiger fluss: siehe Strab. VIII p. 887: ὁ 
Σελινοῦς ποταμός, ὁμώνυμος τῷ ἐν Ἐφέσῳ παρὰ τὸ Are 
μίσιον (wo uach dem fragment auch der see lag) ῥέοντι. Im 
übrigen vgl. Gulils Ephesiaca. 

128) Steph. B. p. 462, 11 v. Mvossnoog, πόλις μεταξὺ 
Ten καὶ “εβέδον- ‘Exataios Acie. ᾿Αρτεμίδωρος δὲ χωρίον 
αὐτήν φησι. Myonnesos lag auf einer halbinsel zwischen den 
ionischen städten Teos und Lebedos (Strab. XIV p. 648. Thu- 
cyd. 3, 32. Liv. 36, 13. 37, 27. Appian. Syr. c. 27). Eine 
insel dieses namens bei Ephesos erwähnt Plin. H. N. 34, 88. 


Aeolis. 


129) Strab. XII p. 622: (in Aeolide) ὡς 5 'Aorspidu- 
ρος, ἀπὸ τῆς Κύμης εἰσὶν "Ada, ait’ ἄκρα μετὰ τδτταράχοντα 
σταδίους, ἣν καλοῦσιν "Töpar, ἡ ποιοῦσα τὸν κόλπον τὸν ᾿Ἐλαϊ. 
εικόν, πρὸς τὴν ἀπεναντίον ἄκραν Apuarovssa. Die stadt Kyme 
und der nach der stadt Elaea genannte elaitische busen in Aeo- 
lis sind bekannt: die andern im fragment vorkommenden ört- 
lichkeiten sind mir sonst nirgends vorgekommen. 

130) Constantin. Porphyrogenit. de Themat. I p.42, 9 ed. 
Bonn.: ἄκρα tig ἐστι Αἰολίδος, ἣν Alya οἱ ἐπιχώριοι Ovope- 
ζουσιν, ἀφ᾽ ἧς καὶ τὸ πέλαγος τοιαύτην ὀνομασίαν προσείληφε, 
ὡς Aozsuiöwpoy φῆσι, und Steph. B. p. 38, 1 ν. Alya, τῆς 
Ailokidog ἄκρα, ὡς “Στράβων —. ᾿“ρτεμίδωρος δὲ Aik 
εἶπε τὴν εὐθεῖαν, οὐκ ἀναλύγως. Dass das ägäische meer dem 


Artemidoros von Ephesos. | 235 


vorgebirge 4i£ seinen namen verdankt, berichten auch Strab. 
XIII p. 615. Schol. Apoll. Rh. 1, 1165. Plio. H.N. IV, 11, 18. 
Steph. B. |. m. I. in seqq. Anders leiten den namen dieses 
meeres her Paul. Epitome Fest. p. 24 ed. 0. Miiller.: Aegeum 
mare appellatur quod in eo Aege Amazonum regiua perierit, und 
schol, Ap. Rh. 1, 831, wo noch drei andre etymologieen stehen. 
Ueber das οὐκ ἀναλόγως beim Stephanus siehe Meineke’s note. 


Lib. XI. 


Ob die länder zwischen Caria und Bithynia iu diesem oder 
dem verhergebenden bucbe behandelt wurden, ist ungewiss, da 
über die meisten kein fragment, über Ionia, Aeolis und Mysia 
aur solche ohne beigefiigte buchangabe erhalten sind. 


Mysia. 


131) Strab. ΧΙ] p. 571: Mvaia ca ὁμοίως 7 τὸ Ὀλυμπηνή, 
συνεχὴς οὖσα τῇ Βιϑυνίᾳ καὶ τῇ ᾿Επικτήτῳ, ἣν ἔφη Aorapıdo- 
eos ἀπὸ τῶν πέραν 'losgov Μυσῶν angxiadeı, καὶ ἡ περὶ τὸν 
Κάϊκον καὶ τὴν Περγαμηνὴν μέχρι Τευϑρανίας καὶ τῶν ἐκβολῶν 
τοῦ ποταμοῦ. Das gleiche über den ursprung der asiatischen 
Myser vou den europäischen berichten Strab. VII p. 295. 303. 
ΧΙΙ p. 572. Eust. Dion. Per. 322, Die civitas Olympena Mysiae 
auch bei Plio. H. N. V, 32, 40. 

182) Stepb. B. p. 5, 1 v. “Apagvog, πόλις καὶ χώρα [καὶ] 
ἄκρα τῆς Παριανῆς. —. εὕρηται δὲ καὶ διὰ τοῦ a ’Anaosis, 
ὡς παρὰ ᾿ρτέμιδώρῳ τῷ γεωγράφῳ. ᾿ΑΙἰβαρνίς neunen diese 
ia Mysien, bei Parion und Lampsakos gelegene stadt Theo- 
pbrast. H. Pl. I, 6, 13. Apoll. Rhod. I, 932, zu welcher stelle 
der Scholiast bemerkt, sie babe früher auch 'Anapris gehei- 
ssen und den ursprung letzterer form von ἀπαρνεῖσϑαι her- 
leitet. 

Bithynia cum insulis adiacentibus. 

133) Steph. B. p. 685, 6 v. Xadxisic, νῆσος ἀντινρὺ Xad- 
xndovog, ἔχουσα χαλκοῦ μέταλλον. “Agrepidmoosg ἐν ivde- 
κάτῳ γεωγραφουμένων „uno δὲ τοῦ ’Axgitov παραπλεύσανει 
[πρὸς] εὗρον σεάδια ἑκατὸν δέκα ἄκρα κεῖται ᾿ Υρὶς καλουμένη, 
καὶ νῆσος αὐτῇ παράκειται Πιτυώδης, καὶ ἄλλη νῆσος καλου- 
μένη Χαλκῖτις, καὶ ἄλλη Πρῶτα λεγομένη" ἀπὸ δὲ ταύτης sic 


236 Artemidoros von Ephesos. 


τὴν Χαλκῖειν λεγομένην πόλιν στάδια τεσσαράκοντα. Cf. Plin. 
Η. N. V fin.: (insulae adversae Bithyniae) Chalcisis (auch bei Paus. 
Vil, 5, 12 vorkommend) Pifyodes. Eine insel Prose des ionischea 
meeres bei Thucyd. 4, 13. 


Cappadocia. 


184) Scholl. Apoll. Rh. 1, 946: Ors δέ τινες τοὺς ’ Acov- 
oiovg “ευκοσύρους λέγουσι, φησὶ καὶ Agrepidmoos. Das 
nämliche im vorhergehenden aus dem "“νδρων περὶ Πόντου ef. 
ibid.: "Aoovoias εἶπε τὴν Συρίαν, τὴν Καππαδοκίαν. Dass 
die Cappadocier auch Leukosyrer genannt wurden berichten auch 
Marcianus Heracl. Epitome Artemidor. p. 73 Hudson. Strab. ΧΙ 
p. 542. Plin. H. N. Vi, 3, 8. 


Pontus et Colchica. 


135) Schol. Apoll. Rh. Il, 963: Κατὰ δὲ τὴν Θεμισχύριον 
ἄκραν καὶ ἡ καλουμένη Ἡράκλειος ἄκρα ἐστίν, ἧς ἄλλοι re καὶ 
᾿Αρτεμίδωρος μέμτηνται. ἐφ᾽ ἧς τὸ τοῦ Ἡρακλέους ἱερὸν ἵδρυ. 
ται. Vgl. Strab. XI p. 548: ἐν δὲ τῇ παραλίᾳ ταύτῃ (inter 
Themiscyram οἱ Phasim fluv.) ἀπὸ ’Auıcov πλέουσιν ἡ ‘Hea- 
κλειος ἄκρα πρῶτόν ἐστιν x. 7.2. 

186) Schol. Apoll. Rh. IV, 259: Ἑκαταῖος δὲ ὁ Μιλήσιος 
ix τοῦ Φάσιδος διελϑεῖν εἰς τὸν ὠκεανόν, εἶτα ἐκεῖϑεν εἰς τὸν 
Νεῖλον" ὅϑεν εἰς τὴν ἡμετέραν ϑάλασσαν. Τοῦτο δὲ ὁ ᾿Εφέσιος 
᾿Αρτεμίδωρος ψεῦδός φησιν εἶναι: τὸν γὰρ Φᾶσιν μὴ ovußal- 
λειν τῷ ὠκεανῷ, ἀλλ᾿ ἐξ ὀρέων καταφέρεσϑαι. Τὸ αὐτὸ καὶ 
’Eoazoodesns ἐν γ΄ Γεωγραφικῶν φησί. Ueber den lauf des kol- 
chischen flusses Phasis handeln Strab. XI p. 498. Plin. Η. Ν. 
VI, 4, 4. 


Scythia Asiatica. 


137) Steph. B. p.374, 20 v. Kogoxordaun, [νῆσος] xaea 
Σινώπην. ᾿ΑἸρτεμίδωρος ἑνδεκάτῳ γεωγραφουμένων. τὸ 
ἐθνικὺν Κοροκονδαμήτης, καὶ λίμνη Κοροκονδαμῆτις. So ergänzt 
und verbessert Meineke in der anmerkung die stelle: in der valg. 
fehlt νῆσος und steht πλησίον Σινώπης. Korokondame lag nach 
Strab. XI p. 494 auf der asiatischen seite des Bosporus Cim- 
merius und neben ihr der see Korokondametis. Heutzutage ist 
es entweder das in der neuesten kriegsgeschichte eine rolle spie- 


Artemidoros voa Ephesos. 237 


lende Taman auf der gleichnamigen halbinsel am ausgange der 
meeresenge von Kertsch, oder das von Taman nicht weit ent- 
fernte dorf Kischy: der see Korokondametis ist entweder der 
heutige meerbusen von Taman oder der see von Kysyltasck. Siehe 
Karl Koch, die kaukasische militairstrasse, der Kuban und die 
halbinsel Taman. Leipzig 1851 s. 210 ff. und vergl. Peter- 
manns karte der halbinsel Krim und Taman. Gotha 1855. 

188) Strab. XI p. 496: Εὐθὺς δ᾽ οὖν and τῆς Kogoxos- 
δάμης πρὸς & μὲν ὁ πλοῦς ἐσείν. ἐν δὲ σταδίοις ἑκατὸν ὀγδοή- 
κοντα ὁ Σινδικός ἐστι λιμὴν καὶ πόλις, εἶτα ἐν τετρακοσίοις τὰ 
καλούμενα Bata, κώμη καὶ λιμήν, xad ὃ μάλιστα ἀνεικεῖσθαι 
δοκεῖ πρὸς νότον 7 Σινώπῃ ταύτῃ τῇ παραλίᾳ 15), καϑάπερ ἡ 
Κάραμβις εἴρηται τοῦ Κριοῦ μετώπου" ἀπὸ δὲ τῶν Βατῶν ὁ 
μὲν ᾿Αρτεμίδωρος τὴν Κερκετῶν λέγει παραλίαν, ὑφόρμους 
ἔχουσαν καὶ χώμας, ὅσον ἐπὶ σταδίους ὀκτακοσίους καὶ πεντή- 
κοντα site τὴν τῶν ᾿“Ἰχαιῶν σταδίων πεντακοσίων, εἶτα τὴν 
τῶν Ἡνιόχων χιλίων, εἶτα τὸν Πιτυοῦντα τὸν λιμένα 8) τρια- 
κοσίων ἑξήκοντα μέχρι Διοσκουριάδος. a) So Meineke Vind. 
Strab. p. 183, vulg. „zör usyar’. — Ueber die Cercetae, Achaei, 
Heniochi siehe Scylax Car. p. 31, 71. Plin. H.N. Vi, 5, 5. Pom- 
pon. Mela I, 19, 14. Amm. Marcell. XXII, 8, 24 sq. Zenob. 
Prov. V, 25 ibig. Leutsch.: über den hafen Πιτυοὺς Strabo }. 
1. p. 497. Arrian. Per. P. E. 18, 1. Seylax Car. |. m..l., wo 
in der ausgabe des B. Fabricius Πάτους in Πιτυοῦς umzu- 
wandeln ist. Die stadt Dioskurias endlich ist allgemein bekannt. 

Hierauf mag Artemidor bis zum schlusse des buchs und 
werks noch die völkerschaften bis sum Tanais, der gränse 
Asiens und Europas, behandelt haben, bis wohin er auf der eu- 
ropäischen seite am schlusse des sechsten buches gekommen war. 

Benutzen wir nun das zusammengebrachte material an frag- 
menten zur beantwortung einiger, den Artemidor und sein werk 
betreffender fragen. 

Welches war zunächst der plan, den er in demselben be- 
folgte? Nachdem er im ersten buche eine eiuleitung vorausge- 
schiekt, in welcher er unter anderem die allgemeinen, maasshe- 
stimmungen der erde niederlegte, behandelte er, von den säulen 
des Herkules ausgehend, in dem zweiten bis sechsten buche Bu- 


13) Diese stelle dient zur rechifertigung der emendation Meinekes 
im vorhergehenden fragment, 


238 Artemidoros von Epheses. 


ropa, darauf im siebenten Lybien, von welchem er Aegypten aus- 
schloss, endlich im achten bis eilften buche Asien, mit Aegyptes 
beginnend und am Tanais schliessend. 

Wie verfuhr er bei der darstellung der länder? Vor allem 
musste er natürlich ein genaues bild ihrer oberfläche entwerfen: 
er gab ihre grenzen, ausdehnung und eintheilung an und be- 
schrieb die in ihnen befindlichen gebirge, füsse und seen. Von 
den das meer berührenden ländern lieferte er im interesse der 
schifffahrt eine sorgfältige kiistenbeschreibuog, wobei er, wie 
natürlich, sein hauptaugenmerk auf eine genaue distanzenangabe 
der einzelnen punkte, auf eine eingehende beschreibung der häfen 
(fragm. 26), caps, meerbusen (fragm. 43. 44. 100), balbinsels 
(fragm. 56) und inseln richtete. Danu betrachtete er die länder 
im verhältniss zu ihren bewohnern: er gab die städte an, so 
wohl ihre gegenseitige entfernung, als die von wichtigen punk- 
ten anderer länder aufzeichnend. Hierbei ging er sehr ins de- 
tail, indem er auch kleine flecken nicht überging. Bei den 
wichtigeren städten gab er eine darstelluog ihrer gründung 
(frr. 3. 6. 19. 38. 96), wobei er eine gewisse vorliebe zeigt, 
mythische persönlichkeiten zu eponymeo zu machen (frr. 78. 87. 
102 15). Auch merkwürdige gebäude z. b. tempel (frr. 13. 16. 
126. 135), die egyptischen pyramiden (fr. 91) versäumte er 
nicht zu beschreiben. Besonders scheint er eine genaue beschrei- 
bung seiner vaterstadt Ephesos geliefert und dabei besonders 
ihre bedeutung als handelsstadt, die mit dem fernen Indien in 
verbindung stand, hervorgehoben zu haben (frr. 125—127). Auch 
das ethnographische moment vernachlässigte er nicht: er berück- 
sichtigt die sitten, lebensweisen und den cultus der völker (frr. 
13. 36. 99. 101. 121), den grad ihrer bildung (fr. 22), ihre 
kleidung (fr. 23), bewaffoungsart (fr. 99), u.s.w. Auch ge- 
wisse auffallende erscheinungen bei einzelnen völkern z. b. be- 
sonders lange lebensdauer beachtete er (fr. 107). Er stellt fer- 
ner die climatischen verhältnisse dar (99), zählt die wichtigsten 
naturproducte auf (frr. 96. 97.98. 100. 101. 109), wobei er sich 
besonders bei schilderung der manches wunderbare darbietenden 
thierwelé{Asiens und Afrikas, nicht, ohne einen hang zur über- 
treibung zu verrathen, aufhält. Auffallende naturerscheinungen 


14) Vgl. auch unten fragment 13 der Epitome Artemidori. 


Artemidoros von Ephesos. 239 


2. b. quellen mit eigenthümlicher natur beschreibt er und sucht 
ie zu erklären, wenn gleich seine kenntnisse in der naturkunde 
sach Strabons urtheil nicht die eines laien überschritten (frr. 
I2. 14. 121). Die darstellungsweise des Artemidor noch mehr 
ns einzelne zu verfolgen fehlt es hier an raum: das angege- 
rene wird genügen seinen universellen standpunkt deutlich zu 
machen, da er ausser dem specifisch geographischen auch ge- 
schichte, naturkunde, kunst und wissenschaft nach art eines 
Strabo berücksichtigte. 

Welches waren nun ferner die quellen unsers autors und 
wie verfobr er bei ihrer benutzung? Zunächst ist hierher au- 
‘opsie zu rechnen, die er sich, wie wir im anfange dieser ab- 
ıandlung zeigten, durch ausgedehnte reisen in allen drei erd- 
heilen erwarb. Aber auch die zu seiner zeit vorhandene geo- 
zrapbische und historische literatur beutete er für sein werk 
sorgfältig aus. So beuutzt er von geographen besonders häufig 
Bratosthenes , und zwar theils sich ihm anschliessend (frr. 90, 
ait unserer bemerkung. 101. 125. 136), theils gegen ihn pole- 
misirend (frr. 10. 11. 26. 76. 77. 110): ferner dem zu Platons 
reiten lebenden Arissagoras von Miles iu seinem werke über Egyp- 
en (frr. 45. 93, an letzterer stelle von ihm abweichend) und 
len Agatharchides von Knidos in seinen schriften über Asien und 
las rothe meer (frr. 82. 102). Seine bekanntschaft mit dem 
ron ibm verdientermaassen geringgeschätzten Pytheas von Has- 
la verräth fr. 11 (vgl. fr. 34). Von historikern berücksichtigt 
pr oft den Polybius, und zwar meist ihn berichtigend (frr. 14. 
38. 46, wo unter dem χωρογράφος nach Strabous sprachgebrau- 
che dieser autor zu verstehen ist, 59. 59a. 70), ferner deu He- 
kataios von Miles (ἴτε. 128. 136), den Ephoros (fr. 18), den Ti- 
waios von Tauromenion (fr. 33. 126), den Ktesias von Knidos (fr. 
102), den Silenos von Kalakte (fr. 14), Von dichtern endlich be- 
zieht er sich auf den Homer in der Odyssee: siehe fr. 55. 

Verräth nun schos die negirende tendenz gegen die meisten 
lieser schriftsteller ein eifriges streben nach wahrheit, das von 
blindem autoritätsglauben weit entfernt ist, so wird dieses auch 
jurch directe zeugnisse der alten bestätigt. So sagt Marcian. 
Heracleot. Epitome Artemidor. p. 65: (Apeepnidwgoc) σαφέστατον 
Kai ἀκριβέστατον περίπλουν τῆς καϑ' ἡμᾶς ἀναγράψας ϑαλάσ- 
τῆς : siehe ebendaselbst 5. 63, wo ebenfalls seine akribie gelobt 


240 Artemidoros von Epheses. 


und er in dieser beziehung mit dem Strabon und Menippos von 
Pergamum, dem Eudoxos von Rhodos, dem Carthager Hasno 
und asderen vorgezogen wird. Agathemerus Geogr. I, 5 nennt 
ibn einen glaubwardigen (ἀξιόπιστος) autor, und Porphyrius — 
fr. 55 — rechnet ihn unter die tag γεωγραφίας ἀναγράψαντες 
ὡς ἄριστα καὶ ἀκριβέστατα. Diodor von Sicilien — fr. 82 
— sieht ihn wegen seiner glaubwürdigkeit nebst dem Agatharehi- 
des von Kuidos allen anderen geographen, die über Egypten aad 
Aethiopien gehandelt haben, vor. Wie sehr ihn endlich Strabe, 
Plioius und Stephauos von Byzanz schätzten, geht schon daraus 
hervor, dass er, wie wir nachgewiesen haben, für sie eine haupt- 
quelle bildete 15. Die einzige schattenseite desselben ist, wie 
schon oben angedeutet, eine gewisse neigung sum wunderbaren 
und mythischen, sowie ein mangel an naturwissenschaftlichen 
kenntnissen. 

Soviel über die Γρωγραφούμενα. Von diesem werke exi- 
stirten im alterthume zwei aussüge: ein vom Artemidor selbst 
und ein zweiter vom Markianos von Heraklea verfertigter. Den 
ersteren lernen wir fast nur aus den anführungen des Stepha- 
nos von Byzanz kennen. 


Lib. I. 


1) Steph. Byz. p. 387, 13 v. Kova, πόλις Avxiag: Ao- 
τομίδωρος ἐν ἐπιτομῆς πρώτῳ. τὸ ἐθνικὸν Kovevor ,,atai δὲ 
καὶ ἄλλαι νῆσοι Κρυέων, Κάρυσις καὶ Alive.” Vgl. Plin. H. Ν. 
V, 81, 35: (In Lycio autem mari insulae) Cryeön tres. Stepb. 
B. p. 75, 8, wo nach Meineke zu lesen ist: ’4lsva [νῆσος 
Avxiag. "Alırda] πόλις Καρίας. 


E libris incertis. 
A) Europa. 


2) Id. p. 436, 18 v. ἥαστραμέλῃ, πόλις καὶ λέμνη τῆς 
Κελεικῆς. ᾿ΑἸρτεμίδωρος ἐν τῇ ἐπιτομῇ τῶν ἕνδεκα. Cf. 
Plin. H. N. ΠῚ (in dessen Index auctt. auch Artemidorus), 4, 5: 
(in Gallia Narbonensi) Ultra fossae ex Rhodano C. Mari epere 
et nomine insigues, sfagnum Mastramela, oppidum Maritima Asck- 


15) In mebreren fragmenten übrigens z. b. 43 u. a. widersprieht 
Strabon dem Artemidor. 


Artemidores von Epbeses. | 244 


corum. Pomp. Mel. 11, 5, 4: (in Gelka) Meritima Avaticorum 
stagno adsidet inter Massiliam et Rhodanum. 

8) Id. p. 416, 10 v.diyvoas, ἔϑνος meoasyss τοῖς Τυρρηνοῖς. 
᾿ἩἩρτεμίδωρος ἐν ἐπιτομῇ τῶν ἕνδεκα. ἀπὸ “ιγύρου ποτα- 
μοῦ. Anders leitet den namen der Ligurer her Eastath. D. P. 
76: ano Aiyvos ἀνδρός, ὃς τὸν Ἡρακλέα ἐκώλυσεν εἰς τὰς Γη- 
ονόνου βοῦς ἀπιόντα. 

4) Id. p. 226, 8 ν. Δερτών, πόλις Atyvems. Agrapida- 
Cog ἐν ἐπιτομῇ τῶν ια΄ ,,τὴν καλουμένην Δερτῶνα πόλιν᾽. 
Die Ägurische stadt Dertona erwähnen Vellej. Patere. I, 15, 4. 
Plin. H. N. Ill, 5, 7. Strab. V p. 217, der sie Δέρϑων nennt. 

5) Id. v. Σολκοΐ, πόλις ἐν Σαρδοῖ, ὡς Aprepidwgog ἐν 
ἐπιτομῇ „ano δὲ Καράλεως ἐπὶ Sodxove”. Die sardinischen 
städte Caralis und Sulci sind allgemeiu bekannt: bei Strabo V 
p. 224 lautet der name der letzteren Soviyoı. 

6) Id. p. 153, 18 v. ᾿““ψυρείδες, νἦσοι πρὸς τῇ ‘_Adeia. — 
“οτεμίδωρος ἐν ἐπιτομῇ καὶ Πολύβιος νῆσον (vulg. πόλι») 
"Ayvoro» ἱστορεῖ. ᾿Α ψύρτου νῆσοι im adriatischen meere 
an der tligrischen küste bei Dion. Perieg. 488 (coll. Eust.): αἱ 
᾿ΜΜψφψυρτίδες νῆσοι bei Strab. VII p. 315, Absyrtides insulae 
bei Plin. H. N. Ill, 26, 30. 

7) Id. p. 667, 7 v. Φλάνων, πόλις καὶ λιμὴν περὶ τὴν 
"Awveror νῆσον. ᾿Αρτεμίδωρος ἐν ἐπιτομῇ τῶν ta’ ,μεεὰ 
δὲ τὴν "“λωον λιμήν ἐστι Diaror, καὶ πόλις Φλάνων, καὶ πᾶς 
ὁ κόλαος οὗτος Φλανωτικὸς καλεῖται. Siehe Plin. H. N. I, 
19, 23 (in Istria peninsula Iligriae) Flanaticus sinus. 

8) Id. p. 610, 18 v. Τέγεσερα, οὐδετέρος, πόλις ᾿Ιλλυρίας 
πρὸς τῇ Axvinia, [ἀπὸ Teytorgov]. "Agrspidwgos δ᾽ ἐν ἐπι- 
τομῇ τῶν ἕνδεκα Τέργεστρον αὐτὴν καὶ κώμην older „ano 
Τεργέστρου κώμης καὶ τοῦ μυχοῦ ἐπὶ τὸν ‘ Adpiay στάδιοι exs’” 
Diese illyrische stadt heisst Τέγεστρον und Τ᾽ ἐργάσερον beim 
Eust. ad D. P. 382: ’Aorv Τιγεστραίων, Tepyéore (Tergeste) 
bei Strab. V p. 215 fin., der sie auch bei Aquileja ansetzt, 
Plin. H. N. ΠῚ, 18, 22. Servius Virg. Aen. 1, 245, Tergestum 
endlich beim Pomp. M. Il, 4, 3. 

9) Id. p. 666, 1 v. Φίλιπποι, πόλις Maxedoviag, οἱ πρό- 
τερον Konvidec. "Aprspidmpog ἐν ἐπιτομῇ τῶν ἕνδεκα , καὶ 
πόλις Φίλιπποι τὸ παλαιὸν Κρηνίδες. τοῖς δὲ Κρηνίταις πολε- 
μουμένοις ὑπὸ Θρακῶν βοηϑήσας 6 Φίλιππος Φιλίππους ὠνόμασεν". 

Philologas. ΧΙ. Jabrg. 2. 16 


242 Artemidores von Epheses. 


Das nämliche abgekürzt Steph. B. v. Κρηνίδερ. Appian. Civil. 
IV, 105. Strah. VII p. 331 fr. 42 aggq., alii. 

10) id. p. 137, 12 v. Aoræi, ἔϑνος Θράκης" Aprınıda 
ρος ἐν ἐπιτομῇ τῶν évdexa. Das thrakische volk der Asise 
wohnte bei der stadt Kabyle: siehe Steph. B. v. Kaßväy. Bs- 
trop. VI, 8. Strab. Vil p. 320, wo Καλύβη in Καβύλῃ zu 
verändern ist, Liv. 38, 40. Plih. H. N. IV, 11, 18: Astiee. 
Ihre bauptstadt war Bilvy (Strab. VII p. 331 fr. 48). 

41) Id. p. 400, 12 v. Kadwy, »ῆσος ov πόρρω Κυϑήρων. 
’Aorsuidwgos ἐν ἐπιτομῇ τῶν ἔνδεκα. Cf. Plin. B. N. IV, 
12, 19: (In Asinseo sinu insulae) Cothon, Cythera. Eine andere 
insel Κωώϑων lag bei Carthago: Strab. XVII p. 832 sq. Pomp. 
Mel. ll, 7, 11. 

12) Id. p. 424, 3 v. doc, νῆσος περὶ Θετταλίαν, ὧς 
Kos. ᾿“ρτεμίδωρος ἐν ἐπιτομῇ τῶν ἕνδεκα. Vgl. über 
“ὥς Lobeck. ‘Paralip. p. 88. 


B. Libya. 


13) id. p. 411, 3 v. Aaodayarrsıa, νῆσυς ἐν “ιβύῃ 
᾿Αρτεμίδωρος ἐν ἐπιτομῇ τῶν evdexa ,,éxadeizo δὲ “αομε- 
δόντεια, ἴσως ἀπὸ “αομέδοντος tov Tends”. Nach Scylax Car. 
p. 44, 90 befand sich der “αοδαμάντειος “λιμήν an der & 
byschen kiiste zwischen “ευκὴ ἀκτῇ und Παραιτόνιον. 

14) Id. p. 481, 14 v. ΞΞοῦχις, πόλις Außuns. ’Aorspı- 
δωρος ἐν ἐπιτομῇ τῶν ἕνδεκα. Diese stadt ist mir sonst 
nirgends aufgestossen. 


C. Asia. 


15) Id. p. 255, 15 v. Δῶρος, πύλις Φοινίκης κι τ. Δ. Schon 
oben unter fragm. 111 der geographumena angeführt. 


16) Id. p. 498, 10 v. Πάλεος, πόλις Συρίας. “Ags . 


μίδωρος ἐν ἐπιτομῇ. Vgl. oben fragm. 112 der Γεωγραφοῦ- 
μενα mit unserer bemerkung. 

17) Id. p. 309, 3 v. Θεμισώνιον, χωρίον Dovysac Ae 
τεμίδωρος ἐν ἐπιτομῇ. Nach Strab. Xli p. 576 lag Θιμι- 
oorıoy in Gross Phrygien bei Kolossä coll. Hieroclis Synecd. 
p- 666 Wessel.: (iu Eparchia Phrygia) Θεμισόνιος. Plin. H. N. 
V, 28, 29: Themisones iu Phrygia. 

18) Schol. Apoll. Rhod. Ill, 859: Περὶ τῆς Κασπίας Oe: 


e 
Artemidores ven Epheses. 243 


λάσσης ἱστορεῖ ᾿Αἰρεεμίδωρος ἐν τῇ ἐπιτομῇ 'τῶν Fee- 
γθαφουμένων. Vgl. das fragment 110 der geegraphumens; 
weiches vom kaspischen meere handelt. 

Nach dem ersten fragmente wurde im ersten buche der Epi- 
tome von Lykien gehandelt, welches, wie wir oben sahen, mit 
anderen kleinasiatischen ländern den gegenstand des sehnion bu: 
ches der geographumena ausmachte: was blieb nun für das fol- 
gende oder die folgenden bücher der Epitome übrig? Entweder 
müssen wir annehmen die buchzahl sei beim Stephanos corrum- 
pirt, oder es sei im ersten, die einleitang enthaltenden buche 
der Tewypagovussa, sowie in deren auszuge, beiläufig vom lyki- 
schen Krya (vielleicht bei einer maassaugabe) die rede gewesen. 
Letzteres möchte ich vorziehen: | 

Eine zweite Epitome der geographie des Artemidor wurde 
verfertigt von Markianos aus Heraklea am Pontos, der zu an- 
fange des fünften jahrhunderts n. Chr. lebte. (Vgl. Sarii Ono- 
mast. Tom. fll p. 477. Fr. A. Ukert, Geographie der Griechen 
und Römer. Erster theil. Erste abtheil. s. 235. 3. Chr. Schir- 
Kits, handbuch der alten geographie. 5. 181. 2te aufl.). Von 
dieser Epitome sind uns noch mehre von Hudson im ersten bande 
der Geogr. minor. hinter dem Periplus des Markianos herans- 
gegebene fragmente 16) erhalten, welche ausser der einleitung‘, 
die wir im vorhergehenden häufig benutzt haben, die küstenbe- 
schreibung der asiatischen seite des Pontus Euzinus umfassen. Aus 
dem sweisen buche dieses auszuges ist nus ein fragment erhalten 
vom Steph. Byz. p. 429, 11 v. Maiaxn, πόλις ᾿]βηρίαρι 
Μαρκιανὸς ἐν P τῶν ἐπιτομῶν ᾿Αρτεμιδώρου. Malaca 
tag in Baetica neben Maenoba: siehe Plin. H. N. Ill, 1, 8. 
Pompon. Mela If, 6, 7. Strab. 111, 156 coll. p. 140. Hirtins 
bell. Alexandr. c. 64. Wie nach diesem fragment im swetien 
buche der markianischen Epitome -von Iberien gehandelt wurde, 
so sahen wir ein gleiches im entsprechenden bnehe der peogra- 
phumena: dürfen wir vielleicht hieraus schliessen, dass dieser 
auszug , wie das hauptwerk , eilf bücher enthielt und streng de- 
ren ordnung folgte! — Schliesslich kann ich es nicht unter- 


16) Für einen etwanigen neuen heraurgeber dieser fragmente die 
bemerkung, dass zu derselben von E. Miller, supplément aux derniéres 
éditions des petits (s&ographes, (Paris 1839) sehr beachtungswerthe neue 
lesarten einer pariser codex bekannt gemacht sind. 


16* 


244 Artemidoros von Epbesos. 


lassen, meine verwunderung auszusprechen, dass eine zweifache 
Epitome desselben werkes existiren konnte; denn die ansahme: 
zu des Markianos zeit sei der erste, vom Artemidor selbst be- 
sorgte auszug nicht mehr vorhanden gewesen, ist nicht stichhal- 
tig, da wir gesehen haben, dass derselbe noch zur zeit des 
Stephanos von Byzanz, der bekanntlich um 470 n. Chr., alse 
später ala Markian lebte, vorhanden war. Sollte sich vielleicht 
Stephanos ungenau ausgedrückt haben und unter der von ihm 
citirten Epitome des Artemidor eben die vom Markianos ange- 
fertigte zu verstehen sein? — Mögen die kundigen entscheiden! 
Berlin. R. Stiehle. 


Zu Phoenix von Rolophon. 


Der von Phoenix hübsch nachgedichtete gesang der xogw- 
sıoraı (Athen. VIII, 359E) zerfällt in zwei theile: im ersten 
treffen die sänger auf freigebige reiche, im zweiten auf geizige: 
daher hat der schluss eine ironische färbung. Diese tritt im 
letzten verse deutlich hervor: ihn schreibt Schweighäuser: εἰδὼς 
τοιαῦτα δός τι καὶ καταχρήσει, und da er über A schweigt, sollte 
man meinen, in diesem stehe der vers in der angegebenen fas- 
sung. Allein B giebt τοιοῦτ᾽ εἰδὼς, PV τοιαῦτ᾽ εἰδὼς ; daher ist 
wahrscheinlich, dass Schweighäuser des hiatus wegen gegen 
die codd. umgestellt und A auch τοιοῦτ᾽ εἰδὼς hat. Demnach ist 
nur zu billigen, wenn Meineke τοιοῦτον εἰδὼς und besser noch 
Bergk τοσοῦτον εἰδὼς geschrieben haben: uur ist meines erach- 
tens des tones des ganzen wegen τοσαῦτα γ᾽ εἰδὼς herzustellen: 
vgl. Arist. Eccles. 140. Soph. Elect. 332. Aiac. 441. Um die 
sen ton recht deutlich zu machen, wäre passend, vor καὶ xase- 
χρήσει einen gedankenstrich zu setzen: nämlich diese worte ste- 
hen neckisch und naga προιδοκίαν, da man wie oben vs. 10 
ein „und du wirst glücklich werden” drgl. erwartet. 

Ernst von Leutsch. 


XII. 
Altgriechisch im heutigen Kalabrien ? 


Diese frage ist, man gedulde sich ein weilchen und man 
wird sich dareb weniger verwundern, allerdings noch heute mit 
einigem ernste zu erörtern. 

Von den Aömern wurden, wohin sie ihre siegreichen waffen 
trugen, fast überall die völker sammt deren bisherigen einrich- 
tungen und sprachen mit gleiehmacherischer hand danieder ge- 
worfen und mit ihrer, schwer auf den usterdrückten lastenden 
provinzialverfassung, sowie, um den unterworfenen nationen desto 
sicherer und ohne furcht vor unbequemer auflehnung den eigen- 
sten lebensathem zu entziehen, systematisch mit ihrem, der er- 
oberer, allerdings der mehrzahbl an bildung überlegenen sprach- 
idiome beglückt. Hievon legen, trotz der verschiedenen ethni- 
schen punkte, wovon sie ihren auslauf nahmen, und ungeachtet 
sonstiger grosser buntheit, die nichts desto weniger mit wunder- 
samer gleichmässigkeit des gesammttypus unter dem mächtigen 
einflusse des mütterlichen Latein ins dasein gerufenen sechs ueu- 
lateinischen, oder romanischen, idiome das unabweisbarste seug- 
niss ab. Bei solcher bewandtuiss müsste es nun, zumal auch 
nach der Römerzeit so viele rauhe stürme über die italische 
halbinsel verwüstend und um und um kehrend dahin brausten, gar 
grosses staunen erregen, sollten sich im nächsten bereiche der 
Römerberrschaft, d. h. sogar innerbalb Italiens, noch trümmer- 
hafte reste von irgend einer derjenigen zungen erbalten.haben, 
welche dieses land in nicht geringer mannichfaltigkeit in seinem 
schoosse barg, ehe die von Rom und Latium sich ausbreiteude 
allgewalt sie alle erst niederdrückte und dann mit unerbittlicher 
gefrässigkeit in sich aufzehrte. 

Dessenungeachtet gab man sich unterweilen dem glauben 


246 Altgriechisch im heutigen Kalabrien? 


hin, als möchte sich in diesem oder jenem vergessenen winkel 
Unteritaliens noch aus den zeiten Grossgriechenlands her ein 
überrest der alten Hellenensprache selbst bis in unser jabrhan- 
dert hinein geflüchtet haben. Man höre z. b. Niebuhr’s behaup- 
tung, die er (Röm. Gesch. 1, 66.) in folgender weise aussprach: 
„Calabrien blieb, wie Sicilien, ein griechisches land, obgleich 
römische colonien an den küsten gepflanzt wurden: die sprache 
wich erst vom 14. jahrh. an: es sind aber keine 300 jahre, dass 
sie namentlicb zu Aossano herrschte, und gewiss viel weiter, 
denn die notiz über jenes städtchen ist ganz zufällig bekasat: 
ja noch jetzt ist in der gegend von Lokri eine griechisch re- 
dende bevölkerung übrig geblieben.” Leider hat man bisher, so 
viel ich weiss, entweder zu bereitwillig und glaubenseifrig ia 
der sache blossen gerüchten sein ohr geschenkt, oder (eben so 
voreilig, weil ohne untersuchung des thatbestandes) die glaub- 
würdigkeit geradehin und oboe weiteres verworfen. Es liegt 
die vermathung mahe, biebei laufe eine verwechselung unter, sei 
es nun mit Albanesen, deren (s. Stier Kieler Monatsschr. £853.) 
es niederlassungen in Unteritalien sowie in Sicilien wirklich 
mehrere giebt, oder auch mit Griechen, nur freilich unendlich 
jungen schlags. Vgl. meinen art. Indogerm. Sprachst. in der 
Hall. Eacyel..8. 76. Uebrigens ist mir nicht unbekannt, dass 
mech „Kaiser Friedrich Il. 1231 eine Gesetzsammlung, die er 
veranstaltet hatte, in lateinischer, griechischer und, wie man sagt, 
auch in arabischer sprache bekannt machte uud sich dadurch um 
Sicilien ein grosses verdienst erwarb”, Rühs Gesch. des Mittel- 
alters 8. 534. Denn (S. 533.) dort waren im 11. jahrh. „die 
meisten Griechen und Araber: die griechische sprache blieb 
noch Jange herrschend, es erbielt sich hier auch immer eisige 
bekasntschaft mit griechischer literatur.” Es wäre sur die 
frage, zu deren beautwortung ich nicht die mittel besitze, ob 
diese Griechen auf Sicilieu sammt ihrer sprache noch nachkom- 
mea der alten einwanderer seien, oder vielmehr erst unter den 
Byzaatinern aus Griechenland heriibergek ommen. 

Wie es um die obige augabe in betreff von Rossano (alt 
Roscia) bestellt sei, vermag ich, in ermangelung näherer nach- 
sichten, nicht zu beurtheilen. Was aber Lokri (doch wohl das 
heutige Gierace) anlangt, so weiss ich gewiss, dass, verhält es 
sich mit dem Griechischen in seiner nähe so, wie mit dem in 


Altgticebisch im heutigen Kalubsicn? 247 


Bovs und seiner umgegend (davou sogleich), oder ist gar letz- 
teres, der uicht allzugrossen ferne wegen, selbst gemeint: dann 
serrinnt die fabel von trümmern des Altgriecbischen in Kalabrien 
in rauch und dunst. Ein Griechisch, ja, das wird dort im munde 
mehrerer ortschaften gefunden: allein ganz unwiderleglich ein 
mit haut ond haar Neugriechisches oder Romaisches idiom, das 
auch nicht entfernt an das Hellenische näber anstreift, als — 
Nengriechisch überhaupt. Es bliebe also nur geschichtlich auf- 
zuklären übrig, zu weicher seit, con wo ab und unter weichen um- 
ssänden die übersiedelung von Romäerna über meer in das süd- 
liche Kalabrien erfolgt sei. So z. b. hat sich „von den Maino- 
ten 1676 ein kleiner haufe nach Corsika begeben, wo er sich 
in der, von den Genuesen erhaltenen landschaft Paomia in der 
provins Vico ansbreitete, bis er im ersten drittheil des 18ten 
jahrb. nach Ajaszo verdrängt wurde”, Adelung, Mithr. II. 430. — 
Bine verhältnissmässig frühe erwähnung Griechisch redender ort- 
schaften in Calabrien weist mir prof. Witte in Gab. Barrii Fran- 
ricani De antiq. et situ Calabriae. Romae 1571 nach. Zuerst 
p. 173: Sunt in hoc agro pagi Pedaulum quasi pinguis pes, vel 
puerorum aula cum linis optimis, quae Alexandrinis minimum 
mvident: sidum cum emporio annue, quod assulam scandulamque 
significat, itidem cum linis optimis, qualia Dauli fiunt, Georgia, 
quod agricolationem sonat, Cocypedonum , quod puerorum plora- 
tem notat, Lobricum, et Sitizanum a Sitize nutrio dictum, ubi 
marmor nascitur. Hi pagi graeci sunt, ef rem divinam graeca lin- 
gua ac more (also auch von Griechischem riss!) faciunt, in quo- 
idiano vero sermone latina |d. ἢ. natürlich: Italiäuisch] ef graece 
ingua ubndur. Exin ad meridiem proficiscenti Synopolis oppi- 
jum sese eflert in Apennini radicibus aedito, sed pensili loco, 
quod vadus fluvius Torrentinis et anguillis uber adlabitur. Ex 
hoc oppido fuit beatus Paulus minorita, cujus corpus Nicoterrae 
juiescit. In hoc agro castaneta sunt, et pagi Euphemia, prae- 
sepum, synopolis Graecus pagus cum mercatu annuo etc. — Dann 
» 228: Post peripolim, boc est Amygdaliam Boua civitas offer- 
mr sedes episcopalis in montis cacumine sita, distat a freto m. 
p. quinque, ab amygdelia tribus. — — — A Leucopetra uilla 
swcusque incolae in familiari sermone latina et graeca lingua 
atuntur, sacra vero graeea lingua, graecove ritu faciunt. Post 
Beuam palitium tenue castellum est ete. 


248 Aligticchisch im heutigen Kalabrien? 

Doch nun unsern beweis. Höchst erwünscht musste es wir 
sein, als kürzlich hr. college Witte hieselbst gesprächsweise ge 
gen mich fallen liess, wie er bereits vor jahren an ort und 
stelle nachforschusgen angestellt babe rücksichtlich der bier in 
rede stehenden frage. Von dem ergebniss habe er nur erst er 
nen theil der Öffentlichkeit übergeben und sei gern, das übrige 
mir zu weiterer benutzung anzuvertrauen, erbötig. So gelangte 
nun des material, worüber ich alsbald berichten will, in meine. 
hände, und ich zweifele nicht, das philologische publikum wird 
mit mir sich ho. prof. Witte für die mittheilang zu grossem 
danke verpflichtet bekennen. Bereits 1821 hatte letzterer im 
150. blatte s. 697 des „Gesellschafters” eine dankenswerthe ne- 
tiz ins publikum gebracht mit einem liedchen, welches in der 
„Liste der Börsenhalle” 1821. Nr. 2835. ist nachgedruckt und 
in „Schmidt-Phiseldeck, Auswahl neugriecb. Volkspoesien” Braur- 
schw. 1827. s.50 übersetzt worden. Damit man bier alles be- 
quem beisammen habe, wiederhole ich die notiz in unverkürzter 
form. 


Griechische volkslieder im süden von Italien. 


Eustace in seinem Classical tour through Italy (bd. ill. 
s. 129) spricht von gegenden iu den südlichen neapolitanischen 
provinzen, deren einwohuer noch jetzt griechisch reden. In Nea- 
pel selbst wusste man mir nichts darüber zu sagen und hielt 
jene äusserung für verwechselung mit den Allanesercolonien, 
die besonders in Calabria citra häufig, aber noch durch vier an- 
dere provinzen verbreitet sind (Ang. Masci Disc. sull’ orig. cost. 
e stato att. della naz. Alb. Nap. 1806). Nicht fruchtbarer wa- 
ren meine nachforschungen auf der reise durch die beiden Prin- 
cipato’s, Basilicata, Calabria citra und die zweite Calabria ultra. 
Erst an der südlichsten spitze, in der prima Calabria ultra, er- 
hielt ich nachricht von den griechischen dörfern, und sprach in 
Reggio viele ihrer bewohner selbst. Der hauptort beisst Bova, 
unmittelbar über dem vorgebirge Spartivento (Herculis promon- 
torium), in dessen näbe liegen Cardeto, Montebello, Chorio (χωρίον, 
Oppidum), δ. Pantaleone, Contofani (Κοντοφανή, sudibus, hastis 
insignis, clara), Gallciano, Roccaforte, Rogudi (von ῥὁώξ, Gwyos, - 
fissura, Jocus abruptus), Chorio di Rogudi, Amendolea ( Auvydalte, 
amygdalus), Campo di Amendoléa. Die sache schien mir von all- 


Aligvicckisch im heutigen Kalabrieu? 249 


gemeinem interesse, und von besonderem für geschichte, dialekt 
und ausspreche. Ausserdem fand ich darin eine besondere in- 
stans gegen Strabe, der (ich glaube im sechsten buche) ver- 
sichert, bis auf Neapolis, Tarent und Rhegion sei alle griechi- 
ache sprache und sitte in Grossgriechenland untergegaugen. Wie 
ich indess glaube, so lässt sich darthun, dass die dort bestehende 
sprache spuren einer vom Neugriechischen unabhängigen aushil- 
dung zeigt; deshalb sammelte ich an ort und stelle ein halbhua- 
dert wörter und einige, besonders unter dem volke bekannte 
lieder, was — da die leute, was sie reden, durchaus nicht zu 
schreiben wissen — bei der ganz fremden. aussprache und der 
verderbtheit dieser sprache, ziemlich schwierig war. An einem 
andern orte deuke ich das zusammen zu stellen und einige be- 
merkungen in den erwähnten beziehungen hinzu zu fügen. Hier 
wünsche ich nur vorläufig auf die erscheinung aufmerksam zu 
machen, und gebe deshalb eines der lieder als probe. 

Ἥλιο, nov ὅλον τὸν κόσμον neg πατεῖς, 

‘Onxov ἀπὸ τὸν levante εἰς τὸν ponente ᾽πάγεις, 

᾿Εκεῖνον, ‘nov ἐγὼ ἀγαπῶ, ἂν σὺ τὸν ϑεωρῇς. 

Χαιρότα μοῦ: τον, καὶ ἰδὲ, ὧν σοῦ yedag. 
᾿ Kai ἂν suecedepsi, ᾿ποῦ νὰ σὲ ἐρωτήσῃ, 

Εἰπέ του, ὅτι. ἐγὼ παϑαίνω πολλὰ guai. 

Kai ἂν suecedepsi, va μὴ σὲ ἐρωτήσῃ, 

Consolamento sa μὴν ἔχῃ mai. 
„Sonne, die du die ganze welt umwandelst, die du von morgen 
nach abend. hinziehst, wenn du den, welchen ich liebe, siehst, so 
grüsse mir ihn, und siehe, ob er dir lächelt. Und sollte es vor- 
fallen, dass er dich fragte, so sage ihm, dass ich viel schmer- 
zen erleide. Und sollte es vorfallen, dass er nicht fragte, so 
möge er nie wieder eine freude haben.” 

Dr. Carl Witte. 
Solcher lieder hat hr. prof. Witte ausserdem noch zwei auf- 

gezeichnet, und glücklicher weise liegen alle drei in doppelter 
fassung vor, einmal in der ursprünglichen gestalt mit lateinischer 
schrift von der hand des sammlers, und zweitens, ins Griechi- 
sche umgesetst durch den berühmten sprachvirtuosen, den nach- 
maligen Cardinal Hessofans in dessen Autograph (Bologna 10. Febr. 
1821.). Nämlich, so nützlich auch die umschrift zum verständ- 
εἶδα sich erweist, gewähren doch beim eisgehen auf die feineren 


250 Altgrieéhisch im heutigen Kalabrien? 


physiognomischen züge des idiams die stücke in der unmittelbs- 
ren aufseichnung allein die grössere sicherheit. Denu, wie im 
allgemeinen glücklich auch das verfahren des Cardinals in sei- 
ner transcription erscheint: es konnte nicht fehlen — und das 
lehrt der augenschein —, bei dieser art von retouchiren ist der 
eine oder andere leise strich verwischt, welcher oft schon dem 
Neugriechischen überhaupt angehört, oft aber blosse eigentkün- 
lichkeit ist von dessen abart zu Bova im besonderen. 

Das Bovanische Griechisch aber steht ohne widerrede, wer- 
über man auch gar nicht in staunen zu gerathen ursache hat, 
indem vielmebr bei einer zur bilinguität genöthigten enklave (vgl. 
z. b. die Tredeci communi germanischen ursprungs im Verene- 
sischen, welche man für Cimbern ausgab) das gerade gegentheil 
in verwunderung setzen müsste, — nun, das steht entschieden 
unter einfluss des Italienischen, und zwar nach Calabrischer mund- 
art. Auch aus diesem gesichtspnnkte ist eine nähere unterse- 
chung des idiomes lebrreich. ich will nicht von dem einmöagen 
italienischer wörter reden. Das versteht sich wie vos selbst. 
Ich hebe vielmehr einen grammatischen umstand hervor, der nicht 
eben zu den gleichgültigen gerechnet werden darf. Ich meine 
eine häufige abstumpfung am ende der wörter, weleher sich wohl 
keine romaische mundart bis zu solchem grade je schuldig machte. 
Bekanntlich hat der Italiener bei seiner vorliebe für weichen 
und, so zu sagen, weiblichen tonabfall die consonantischen aus- 
laute bis auf gasz geringe ausnahmen um ihren consonanten 
gebracht (Diez 1.154.). Indem nun das Griechisch der Bovaner 
sich dem gleichen hange ohne geziigelten rückhalt hisgiebt, 
können viele seiner flexionsendungen, die im Nengriechischen 
consonantisch ausgehen, nicht ungeschädigt davon kommen. Und 
mag dieselben Mezzofanti immerhin in seinen text brisgen: ge- 
hört hat sie Witte nicht, und demnach werden sie auch gewiss 
nicht in den betheiligten dörfern gesprochen. Sie sind dort auf 
immer verrauscht. Solch unheil hat nun sowohl den nasal als 
auch den zischlaut betroffen. Z. b. gehören hieher accusative, 
wie to stavro (τὸν σταυρόφ), οἷο to cosmo (vgl. εἰς ὅλον τὰν κό- 
σμον, in der ganzen welt. Weigel, teutsch-neugr. wh. v. sonae), 
sti (ἐς τήν), sto. Dann statt der im Neugr. auf - ausgehenden 
8. plur., me clivu, κλείουν, ital. chiudono. Piri me dhels, Mess. 
gigas us ϑέλουν. Also umgestellt; vgl. θέλουν γράψει oder 


Altgrieekisch im heutigen Kalabrien? 254 


yoapsı, sie werden schreiben, Lidemann Lehrb. s. 48, worin 
Gélovy sich nicht sowohl aus hell. θέλουσι, als aus der dor. 
form auf -orsı (Ahrens dial. dor. p. 306.), lat. -wnt?) erklärt, 
γράψει, γράφει aber die abgestumpften inf. fat. und pris. zu sein 
scheinen, und nicht die 3. sing. Zum plusq. εἶχα γράψει ich 
hatte geschrieben, schickte sich freilich ein inf. fus. gar schlecht. 
Allein, was hindert auch, darin nach analogie des plusq. pass. 
εἶχα γραφϑὴ (doch wohl gekürzt aus hell. γραφϑῆναι, oder bes- 
ser aus dem äol. inf. auf Orr, wie μεϑύσϑην, εἰσενέχϑην. Bottm. 
ausf. gramm. ὃ. 88. anm. 11) vielmehr einen nur wenig hinten 
in der aussprache umgeänderten inf. aor. (hell. γράψαι) zu su- 
chen? Darf mas doch auch iu θὲ va oder Ga γράψω oder ela 
(in allen personen unverändert, also wohl inf.) mit γράψω oder 
γράφω, ϑέλοι γράψῃς u.s.w. unstreitig nur den conj. aor. 1. er 
kennen, da schwerlich das Neugriechische eine seiner mutter ab- 
gehende conjnnctivform für das fut. in diesem tempus nachschuf. 
In so fern ist es unbegründet, als sei der infinitio im Neugr. 
gänzlich ausgestorben. Es macht aber Fuchs unregelm. Ztw. 
der Romanischen Sprachen ὃ. 169, wo er, freilich nach sehr un- 
zuläsglichen hälfsmitteln, die calabrische mundart behandelt, die 
für unsern zweok nicht unwichtige bemerkung: ‚in der worsfü- 
qungsiehre zeigt sich, wie schon oben berührt wurde, einfluss der 
[nicht gerade alten] Griechen, indem der inf. häufig durch ww 
oder pemmu, welches sonst als bindewort (dass, damit) vorkommt, 
aufgelöst wird,” also, sogar dem laute nach, entsprechend dem 
me ἢ beim inf. in der albanesischen sprache, Z. b. Vogghiu mw 

1) Wenn Ross, Reisen Ill. 117. ,Χλέγουνε st. λίγο -- εἶναι, wie Alyovos 
st. Aéyo—eisi” erklären will, so wird damit die frage nicht gelöst, sondern 
nur zurückgeschohen. Eins selbst entstand aus dor. ἐντί, welches jedoch 
auch, trotz seines », sich auf die 3. sing. übertrug. Aus ihm mag das 
heulige εἶναι, das auch für beide numeri gilt, durch ausstossen von + 
entstanden sein. Oder verkehrt angewendeter hellenischer inf.? 

2) Mit diesem me sieht es etwas misslich aus, vgl, v. Xylander Alb. 
Gramm. s. 35. 38, da v. Habn, Alb. Stud. s. 62. 85 zwar vom ersatze 
des fehlenden infinitives im Albanesischen nach ganz analoger weise, wie 
im Neugriechischen, Wallachischea und Bulgarischen, weiss, allein von 
einem derartigen me (vgl. z. b. Le me raam lass fallen, Mitbr. Il. 799.) 
wie es scheint, nicht. Bei Lecce z. b. Une kam, Ti ke, Ai ka etc. mit 
me passune lo haverd, Tu haverai, (Juello haverä etc., was also nur dem 
Gheghischen dialekte eigenthümlich scheint, eig. aber: Ich habe, du hast, 
er bat zu (sonst. Alb. μὲ, mis, als präp.) haben, bezeichnet, nach analo- 
gie des ital. und frz. j’aur-ai (aus habere habeo) u.s.w. Eine linguistisoh 


nicht unwiehtige übereinstimmung mehrerer sprachen übrigens vom ver- 
schiedensten gepräge in den Donauländern, obschon man dieser auflö- 


252 Altgriechisch im heutigen Kalabrien? 


oder pemmu mangiu Voglio mangiare”. Auch erklärt sich bier. 
aus das übrigbleiben eines blossen vokals von ὧν (wenn). Das 
prohibitive ngr. μήν, bell. μή finden wir als sé vor, alse wahr- 
scheinlich doch hinten gleichfalls gekürzt. — Apokopirt ist das 
schluss-¢ 1) in ambro, DC. ἐμπρός (ante), worin die weichere 
aussprache der labial-muta, ausserdem in ambéé, ganz mit dem 
neugriechischen brauche, z. b. πέμπω (spr. pembo), übereiustimmt, 
die bärte des a hinter μ zu mildern: Lüdem. 5. 5. Dasselbe 
gilt vom τ hinter », und daber thoronda (vgl. ὄντας, apr. ondas), 
was im gebrauche dem ital. geruodium (vedendo) entspricht, 
Heilm. s. 38, aber apokopirtes particip ist st. ϑεωρῶντας von 
ϑωρεῖν DC. (ohne ε), st. ϑεωρεῖν (anblicken), Lüdem. a. 145, und 
zwar eher in analogie mit τιμῶντας, denn mit παεοῦνεας, a. 51. 
56, vgl. Ross 8.164 ζητάω, χωράω, und Heilmaier 5.32. — 2) im 
acc. plur. hinter μὲ mit (in gesellschaft): Lüdem. 6. 96. Se im 
ms. πιὸ tu saddu, wofür mé tus addu (μὲ τοὺς ἄλλους) geschrie 
ben werden muss, mit dem, jedoch leicht erklärlichen widerspruche, 
dass sich das erste mal, zur vermeidung des hiatus, der zisch- 
laut erhielt. Das dd in addu, gleichwie in md podda clidia (μὲ 
πολλὰ κλιδιὰ), podda guai, und in lelie, leddé (fratello) erklärt 
sich wiederum aus einer eigenheit der calabrischen, auch sieilia- 
nischen mundart, I] in einen laut zu verwandeln, welchen einige 
durch dd (vgl. lat. I st. d, z. b. Ulysses, Ulixes st. ᾽᾿Οδυσσεύς, 
lacruma u. 8. w.), andere durch j wiedergeben: Mithr. I. 525. 
Fuchs a. a. o. 8.169. Vgl. in dem letzten liede das ital. eriis 
(credo). — 3) im nominativ. Hala (ἅλας) und crea (xgéac) als 
neutra. Dann éna filo statt ἕνας φίλος, indem ἕνας ngr. als un- 
bestimmter artikel gebraucht wird, gleich ital. uno (Heilmaier, 
Entstehung der romaischen Sprache s. 37), woraus aber Ross 
5. 166 vergebens das lat. unus herleitet. Besonders aber bei 
oy, ov, d. ἢ. dem masc. und neutr. Uf. decl., wodurch sie bin- 
sichtlich ihres ausganges entschieden italienischen charakter ge 


sung und umschreibung des infinitivs durch den conjunctiv mit einer 
partikel, welche unserm dass entspricht‘, auch sonst begegnet! Sie ist 
um so bemerkenswerther, als nachstellung des artikels sich auch zwar 
nicbt auf das Neugriechische mit, aber vom Albanesischen (wahrscb. 
altillyrischer abkunfı) aus über Bulgarisch (zur Slavischen sprach-gens 
gehörig) und das romanische idiom der Wallachen gleicbmässig erstreckt, 
was darauf zielt, dass dieser gebrauch in jenen gegenden, und zwar im 
Altillyrischen, von uralters seinen sitz halte. S. einiges hierüber τοῦ 
mir in Max Müller The languages of the seat of war in the East p. 61. 


Altgriechisch im heutigen Kalabrien? 253 


winnen. Alleinige ausnahme unter den sonst nicht wenigen bei- 
spielen, wodurch sich die regel bestätigt, machen sonderbarer 
weise die beiden adj. aghios (santo) — rom. und hell. ἅγιος, 
und agricos (silvaggio), zu dessen erklärung Mezzofanti, wohl 
mit recht, ἀγροῖκος vorschlägt, des gutt. wegen, ohne welchen 
natürlich an übereinstimmung mit r. und h. ἄγριος nicht der 
geringste zweifel obwaltete. Iko (ἥλιος) als vocativ befremdet, 
wenn nicht der nominativ für den rufefall genommen worden, 
da wenigstens Lüdem. s. 15. ὦ δρύμε von ὁ δρόμος (weg) und 
Kvgıs (herr) 5. 80 angiebt. 

Der gebrauch so vieler (neutraler) subst. auf -- (st. ἐν, so») 
ist ganz dem neugriechischen entsprechend, welches eben so, 
wie die romanischen sprachen pflegen, unzählige deminusioformen 
an stelle der primitiva in den gewöhnlicheu verkehr eingeführt 
hat. Vgl. L. Ross interessanten 36. brief „heiträge zur kenut- 
οἶδα und beurtheilung des neugriechischen” in reisen auf den 
griech. inseln bd. Ill. s. 162 fg. 174. 177. Uebrigens geht 
Ross mit seiner berufung auf ἄλλο, αὐτό, τοῦτο, τό in be- 
treff der stutzung hinten in so weit fehl, dass diese keineswegs 
mit lat. spsum auf gleicher linie stehen, vielmehr, was schon lat. 
aliud — sskr. anyat verbürgt, um eine schliessende dentalis ka- 
men. Auch kann, wenn der komiker in den thesmophoriazusen 
den von ibm auf die bübne gebrachten skythischen bogenschützen 
in seiner radebrecherischen rede den wörtern die endungen ab- 
beissen lässt, im grunde wenig oder nichts beweisen für derar- 
tigen wirklichen gebrauch irgendwo in eigentlich griechischem 
munde. Uebrigens lässt das neugriechische volk schon hie und 
da das neutrale » hinter o fallen (Lüdem. s. 18.), weshalb z. b. 
dendrö nicht durchaus erst auf italienisches conto brauchte ge- 
setzt zu werden. Formen wie alddi (viell. vora mit a, wie 
ἀλάφι st. ἐλάφιον: Ross s. 167.), pigadi, ghidi, pedaki (Liidem. s. 24), 
mit vor i vorausgehender anderer endung, gehören dem neueren 
griechisch in menge an. — 4) Eine andere, sehr bittere ver- 
stümmelung bat die 2. pers sg. betroffen. So pezzi (παίζεις) 
cd ghelai (καὶ γελᾷς, γελάεις von γελῶ: Lüdem. 5. 54.); parpati 
(πατεῖς s. 50, und πορπατῶ st. περιπατὼ Ross s. 167, also das 
erste a irrig, wo nicht mundartlich, wie aroti I. 5.); 'gapai von 
’gapao (ἀγαπῶ). Pai cé erchese (vai e vieni). Das zweite ist 
im medium die 2., nach asalogie vom pass. γραφέσαι, von äp- 


254 Altgriechisch im heatigen Kalabrien ? 


χομαι, ich komme s. 68. Pas steht für πάγεις von πάγω, πα- 
yaivo, πηγαίνω ich gehe s. 70. Bei Ross s. 181: 'na'amas 
statt ἐπάγαιναν, impf. von sayaiso (von ὑπάγω). Also ansser 
aphärese und apokope, auch noch mit ausstessung des y. Auch 
ποῦ πᾶς; statt ποῦ ὑπάγεις s. 173. vgl. 174. 185. Lüdem. s. 
65. Es wird aber mit für unseren zweck förderlich sein, aus 
Fuchs s. 175. auch die personal-endungen des präsens aus dem 
kalabrischen hier anzufügen, indem dieselben vielleicht auf um- 
gestaltung der gleichen formen im bovanisches einwirkten. 1. 
chiamu, parru pajo. Vgl. das u in crijw des 8. liedes. 2. chiami, 
parri (vgl. bei uns a. a. o. perfidi, musiri) 3. chiami, parri. 
Pl. 1. chiamamu, parrimu 2. chiamali, parrii 3. chiamanu, par- 
vinu oder chiamu, porru, scheinbar also wie 1. sg. Vgl. m, 
lat. sunt, ital. sono uuter üblichem heranziehen eines schiuss- 
vokals, wie selbst in 1. ag. sono, lat. sum, werin o aler viel- 
leicht dem ὁ der ersten person nuchgeahmt ist. Vgl. auch dhels 
(ϑέλουν oder ϑέλουνε) oben. 

Dann weiter, ist auch die zum heutigen, aber schwer 
lich immer zum alten griechischen stimmende aussprache ) aus 


9) Ich weiss wohl, dass die Neugriechen sich einbilden, sie hätten, 
was doch sicherlich keinem lisliener mit seiner sprache in den sino 
kommt, trotz so vieler sturmvoller jahrhunderte dazwischen die ausspre- 
che des griechischen von Homers zeiten ab in bis auf den heuligen tog 
unverdoderter gestalt überkommen. Man könnte an dieser verzeih- 
lichen nationsleitelkeit lächelnd vorübergehen; denn ernstlicher widerle- 
gung bedarf ein solcher satz nicht für den, welcher sich überzeugt, 
wie ein solcher stillstand, oder meinelwegen conservalivismus, ia welcher 
sprache man wolle, geradehin zu den unmöglichkeiten gehört. Hier im 
besondern widerlegte sich die anspruchsvolle behauptung der Griechen 
in betreff des „#7 or ool to 87", womit Lichtenberg den streit darüber 
verhöhnte, schon allein durch einen flüchtigen hinblick z. b. vom hexa- 
meter auf die versus politici, sowie das neugriechische überhaupt, mit 
ihrer wahrhaft polnischen vernachlässigung der grantitkt, Nun hat sich 
aber ein gelehrier von solcher bedeutung, wie L. Ross, wieder des iu- 
kismus mit einer entschiedenheit angenommen, die bei unserer gelegen- 
beit wohl einen flüchtigen widerspruch entschuldigt. Könnte ick auch 
den, von der jüngeren, mit dem neu— (und, das ist nun meine meinung, 
im allgemeinen nicht mit dem alt-)griechischen stimmenden sussprache 
hergenommenen grund bei der beweisführung von der jugend der kova- 
nischen mundart (weil von allen enden und seiten ber unterstützt) recht 
gut entbehren: maneher würde doch vielleicht ohne dies argument darin 
eine empfindlicbe lücke unangenehm vermerken. Aus diesem 

ein pear worte zu gunsten meiner ansich Die ganze streitfrage hier 
zu beleuchten, liegt nicht in meiner absicht, zumal freund Ross und ich 
-in diesem punkte uns wohl nie bekehren werden. Wir sind darin beide 
unverbesserlich, Ich habe aus der ausgezeichneten arbeit von Ress über 


Aligriechisch im healigen Kalabrien? 255 


der Mezzofantischen transcription nicht immer genügend er- 
sichtlich.” Der üakismus herrscht a) bei ἡ: ὁ (7), ghi, pigedi, 


das oeugriecbische so vieles in meinem nutzen verwendet; aber — hie 
hadrei aqua, muss ich mit jenem ludimagister surrufen. Ross hat näm- 
lich am angegebenen orte s. 159. folgendes: „auf die aussprache gehe 
ich hier nicht besonders ein, weil diese weitschichtige frage nach den 
neuesten ustersuchongen [welchen?] wohl als erledigt angesehen werden 
darf io dem sinne, dass die neugriechische aussprache auch die der al- 
ten Hellenen ist und nur die letztere in der einmal eingeschlagenen rich- 
tung, namentlich im itecismus noch weiter fortgebildet hat. feb will nur 
bemerken, dass die beweise dafür aus dem vergleichenden studium der 
inschriften noch unendlich vervielfältigt werden können”. Ich bin nicht 
der thörichten meinung, als habe die Frarnifsche aussprache der vokale 
zu allen zeiten und an allen orten, wo man griechisch sprach, oder auch 
streng in allen punkten so, wie sie angiebt, bestanden; allein zu dem 
glauben, mao habe von vorn herein «, 7, v, # und e:, man sieht nicht 
recht klar, zu welchem zwecke denn, in der schrift unterschieden, um 
sie sodann — sw gleicher seit, doch gewiss aberwitziger weise — ganz 
überein auszusprechen, zu dem mag sich ein anderer verstehen, nicht ich. 
Hier gilt der im allgemeinen in seiner richtigkeit unanfechibare sats: 
„nie wurde ein buchsiabe geschrieben, der nicht wirklich einmal so 
sprochen wäre”, den Lepsius Paläogr. als mittel für die sprachforschung 
s. 7. aufgestellt und zu mancherlei linguistischen wahrnehmungen so 
überaus nutzbar zu machen verstanden hat. Ueberdem muss sich die 
achvergleichung gegen ein solches nivellement in den vokalen, welches 
freilich (der erfolg hal es gezeigt) in dem sinkenden griechisch sich ein- 
gang verschaffte, aber unmöglich der alten sprache als uranfänglichee 
angehörte, mit hand und fass auflehnen. Es würde ihr damit eine ver- 
waschene und nichts weniger als dem ohre wohlthuende unterschiedie- 
jgkeit, namentlich in den grammatischen parthieen, zugemuthet, die sie 
in eine bodenlose verwirrung nothwendig stürzte. Oder, wenn z. b. πο- 
dug und πόλις, vom accente abgesehen, völlig gleich lauteten, wie in al- 
ler welt kommt es doch, dass jenes mit dem sskr. puru-s, letzteres mit 
dem gleichbedeutenden fem. puri-s in so grosser eintracht zusammen- 
geht, beide sich aber zwar nicht im ersten, wohl aber im zweiten vo- 
kale von einander trennen? Sodann, wie wäre das entstehen von 7 (wenn 
i) aus langem i, — denn das ist der geschichtliche hergang — möglich ? 
Gar nicht; wohl aber eines an ae grenzenden, langen ὁ. Ferner hebt 
man nicht durch die Renchlin'’sche aussprache den doch gremmalisch 
(z. Ὁ. beim auslaut) tief bedeutsamen vokalunterschied von εἰ in deine 
und op in Klone u.s.w., als null und nichtig, schlechthin auf? Der 
unterschied auf dem papiere wäre in diesem falle, da selbst die leben- 
dige sprache deo unterschied von vorn herein nicht gemacht haben soll, 
keiner, oder eine blosse nutzlose idiosyukrasie der ersten regeler griechi- 
scher schreibung. Endlich, um uns nicht weiter in das thema zu ver- 
irren, sum schluss die frage, wie es denn z. ὃ. mit den modalunter— 
schieden, nach den grundsätzen des itakismus, aussehe? Haben etwa 
überweise grammatiker, wie z. b. im deutschen zwischen dass und das 
oder zwischen wider und wieder ein, etymologisch durch niehts begründe- 
ter, d. ἢ. hinnehmenswerther, allein trotzdem rein willkürlicher unterschied 
in die geduldige schrift eingeführt worden, sich ein geschäft daraus ge- 
macht, z. b. zwischen τύπτει, τύπτῃ und zuaros eine zwar real, d. ἢ. in 
der müsdlichen aussprache, unvorbandene unterscheidungslinie bloss für 
das lesende auge zu ziehen? Minime gentiom. Vielmehr dieselbe bar- 
barei, welche den alıhellenischen opfase in der neugriechischen sprache 


256 Altgriechisch im hentigen Kalabrien? 


tlio. Idhela, ἤϑελα, also wohl eig., wie hellen. ἠθέλησα, 
von ἐθέλω und nicht ϑέλω. δὴ bei ve ghindka, psilo (Euler), 
daviila, sico, scilli, welches der gemeine mann in Athen und The- 
ben schäli apricht (Ross s. 160.), so dass ox dem ital. sei, 
deutsch sch gleich wird. Auffallend ist o st. v, wenu dieses 
nicht den dolischen laut von u (ov) hatte (Ahrens dial. Aeel. p. 
180.), in shorida — Oveida (fenestra) DC., der aber auch ϑύρα 
(janva) hat st. Ovga. Ferner opsia von ὕψος, wofür aber ge- 
rade im äolischen iwog (Ahrens p. 81.) vorkommt. c) bei δὲ, y ia 
den ausgängen des verbums 2. 3. sg. Clidia. d) in agricos st. 
os, wenn ἀγροῖκος. — At wird desgleichen mit spitzerem ἃ ge- 
sprochen, wofür ghinéka, pédaki, pessi (παίζειν), cherela (χαιρὅεα), 
der schluss in érchese, zeugen.— Die psilose, sonst auch vorzugs- 
weise im äolismus üblich (s. Giese dol. dial. s. 202 fgg.), hat auch 
im gegenwärtigen griechisch so sehr um sich gegriffen, dass 
der asper nur noch als etymologisches, allein für die ausspra- 
che durchaus müssiges zeichen beibehalten wird, wie Lüdem. s. 
10. sagt, womit man jedoch Ross s. 159 vergleiche. So i (i), 
tlio, οἷο, éna, aghios, opsia; allein als merkwürdige ausnahme 
hala (ἅλας). — Dann die geltung von β als ital. v, unser w, 
in provato, vudi, velani. Auch siacro, aber sopsero st. τὸ ἠξεύρω, 
so dass sich ὃ st. ev (ev) eingestellt hätte. — Eghuenno, neugr. 
εὐγαίνω ἔξω herauskommen, DC. st. ἐχβαίνω Ross 184. — 
Die lispelnde aussprache des 9 im neugr. scheint durch die frei- 
lich zwischen dh und th schwebende schreibung, wie ἀλέὸ, dhelu, 


untergehen liess, hat — im grunde — auch den conjunctio aufgegeben. 
„Der conjunctiv — sind Heilmaier's worte in seiner höchst interessanten 
kleinen schrift „über die entstehung der romaischen sprache unter dem 
einfluss fremder zungen”. Aschaflenb. 1834. 4. s. 30. — ist, wie wir 
bereits gehört haben, voın indicativ nor orthographisch verschieden, und 
steht nur in abhängigen sätzen mit vermittelnden conjunctionen, die reia 
transitiven sätze davon ausgenommen”. Es ist hieraus deutlich, dass mit 
dem blossen setzen eines 7 statt, wie man in gemässheit nicht mit der, 
dem allgriechischen abgesehenen etymologischen, sondern mit der wahr- 
haft phonetischen schreibweise müsste, jola keine wahre conjunctivform 
wieder auferweckt wird. Sie ist für immer schlafen gegangen und fällt 
mit dem ind. (es auch = +) zusammen. — Uebrigens versteht sich von 
selbst, ich verdenke den neueren Griechen nicht entfernt, wenn sie bei 
ihrer prazis bleiben, das altgriechische nach der, ihnen gewohnten weise 
zu lesen. Dadurch erhält letzteres allerdings einen lebendigen klang 
wieder, wenn auch nicht den wahren, welchen freilich gelehrsamkeit 
auch nur annährungsweise — auf theoretischem wege — ihm zu ver- 
leihen vermöchte. Aber glaaben machen, Homer habe wie sie ge- 
sprochen, lasse ich mich nicht durch sie. 


Altgriechisch im heutigen Kalabrien? 257 


idhela, dhori (ϑωρεῖς st. ϑεωρεὶς ), thalasa, thoride vollkem 
men gesichert, ungeachtet anch zuweilen t für 9 vorkommé 
So ätaris. Dann atropo (ἄνθρωπον), worin auch noch auf 
abwesenbeit des nasals aufmerksam gemacht werden mag, die 
der in Ngr. πεϑερός neben πενϑερός und aor. ἔπεψα von 
_ wipro Ross s. 175. gleicht. Pateghwo, nadaivo, aur. ἔπαθα, 
vielleicht mit eingeschobenem y, wie ἐπούλαγε st. eroda , hanpt 
sächlich indess hinter ev, wo der einschub des γ sich durch. die 
verwandtschaft mit ἐν = ew vermittelst des digamma leichter 
rechtfertigt: Ross s. 168. Vgl. Ἔγριππος st. Εὔριπος. In be: 
treff des 3, welches im romäischen gleichfalls gelispelt wird, 
bleibt man, ausser dhdn (δὲν) II, 6.,im trüben. Es ist überull 
mit d wiedergegeben, wofür aber im neugriechischen, soll es 
unserer uussprache gleich kommen, zu der aushiilfe des combi: 
nirten +7 gegriffen wird, indem = hinter dem nasale weich law 
tet, gerade wie un, ans gleichem grunde, unser b anzeigt, wab 
nicht dureh B — © wiedergegeben werden könnte. Als beispiel 
diene bei DC. ὀντάδες, Praceipui. Chronicon Ms. Manuélis 
Malexi pag. 860: καὶ ὁ Zoviray Κουρκούτος ὡς τὸ ἤκουσεν, 
ἔδραμεν εἰς τοὺς ὀντάδες τῶν Γιανιεζάρων, καὶ ἐθαύμασεν πῶς 
ἐξαίφνης ἐφάνη. Gewiss nämlich stammt das wort von türkisch 
1941 Odae, lanissariorom camerae, (Clod. Lex. Tore. p. 101.) 
und zeigt mithin wohl Praefecti camerae an. Die plural-en- 
dung, wie in οἱ ψωμάδες von ψωμᾶς, Becker, ἀγάδες die agas, 
ἐλεζίδες die gesandten (Lüdem. s. 20. 162), gaiadey die rajab’s; 
δεσποτάδες die bischöfe: ib. ». 168. Vgl. τ. b. hell. λογάδες λέϑοι 
von Aoyas und collectiva wie πεντάς. Heilmaier s. 15. 26. 36. 
vermuthet, nicht sehr glücklich, hiebei italienischen einfluss, wie 
z. b. podestädes, worin ja aber dassuff. (dé ist, wicht ad. — 
Indogerm. sprachst. s. 73. habe ich aus Leake angemerkt, 
wie, so weit seine beobachtungen reichten, Athen der einzige, 
von Griechen bewohnte ort sei, wo x vor sämmtlichen, im meng. 
wie i lautenden vokalen und diphthongen, seltener vor ¢ und 
αι, den laut des italienischen e unter gleichen umständen habe, 
also deutsch tsch. wovon ausdrücklich ἐκεῖνος, wie ital. ecines, 
und nicht wie echinos, als beispiel aufgeführt wird. Sollte man 
hierauf bauen dürfen, so müsste man die Bovaner als eine aus- 
wanderung aus Athen betrachten. Mindestens ect (ἐκεῖ), eciuo 
(ἐκεῖθεν) und das häufige οὐ (καὶ) drängte zu diesem schluss. 
Philolegns. XI. Jahrg. 2. 17 


258 Altgriechich im heatigen Kalahrien ? 


ladess sell diese aussprache nach Heilmaier s. 35. auch auf 
Kreis üblich sein; und überdem wäre die frage, eb nicht hie 
hei italienischer einfinss walte. — Ein e st. A kommt auch im 
meugr. vor, wie z. ὃ. der conj. aor. 2a ἔρθϑω εἰ. νὰ ἔλθω, LE 
dem. s. 68. Ress 181., woraus sich tdhela narto (t at. 9) ich 
wollte gehea, erklärt. Senst findet sich auch im calabrischen r 
st. I, Fuchs s. 169., und daher bei’ uns sepuriurs, für ital. s- 
poltura, grab, gruft; auch beerdigung, welchen letzteren sins 
allein in seinem sepultura das latein verträgt. Calsbr. ubbures 
esepolcro) Fuchs s. 168. — Kin bemerkenswerther wechsel be- 
kundet sich nech in ps für ἔξ. Nämlich psilo st. ξύλον. Topsire 
st. τὸ ἠξεύρω (in der bedeutung von wissen Heilm. s. 14), mit 
aphärese, wie ia ξένε μου, ᾿ξεύρεις τα, worin uber die nachstel- 
lung des ace. des evklitischen pronomens bloss mandartlich ist 
und gegen den gewöhnlichen gebrauch verstésst: Ress s. 185. 
Ueber das enklitische verwachsen des pronomens mit verben und 
die analogen fälle in romanischen sprachen: 5. Heilm. s. 37. 
Endlich metapsi st. μετάξι, wal. méfasd, alb. mendafechi Seide: s. 
Hahn wh. s. 78. Eben so wal. cépsd und alb. kéfsche-a hälfte, 
aus lat. cora. Aehnlich nengr. ewes (ἐχθές), gestern: Liidem. 
5. 176. Ross s. 165., oder φέλω st. Oslo 167. — Nicht sebr 
verschiedener art vf (das wäre ge) st. xt in dapéila pl. == neugr. 
δάκτυλα. Ferner agree (fuso), merkwürdiger weise vorn auch 
mit 7 bei DC. äypaxror. Azis, item fusus pro ἄτρακτος. Mezzef. 
adeaxe:.— Au köpfungen der wörter ist im bovanisches so wesig 
als im neugriechischen mangel. Péiu &(sag- ihm dass) st. size, wie 
"nic st. εἰπὲς Ross s.179., und& uach verbis diceadi und seiendi, wie 
auch öze(Lüdem. 5.111.) gebraucht wird. Na st. ἵνα. Mati st. ἱμάτιον. 

Wer se hartnäckig im widerspruch seis sollte, dass er nach 
diesen über aussprache u.s. w. gemachten bemerkungen, nech 
immer nicht diese als zum vollständigen erweise der neuheit des 
grieckenidioms zu Bova nnd in der umgegend als hinläsglich 
zugestehen wollte: nun den müssten doch viele wörter und gran- 
malische formen von dem gar nicht mehr streitigen satze tber- 
führen, dass wir es hier mit einem durch und durch nach gası 
jungem datum sehmeckendem griechisch, ohne spur von altgrie- 
chisch, zu tbun baben. Oder wären psomi, crasi, st. ἄρτος, ol. 
voc, nicht in diesem sinne (Ross s. 161.) für das alterthum un- 
möglich! Ferner ἐσύ und im acc. ἐσέ, ἐσέεα, die emphatische 


Altgriechlüch im heutigen Kalebri¢h? 239 


form st. σύ, σέ Ross s. 178., wofür in dem liedern esu (wahrseh. 
nicht mit äolischer sussprache des v als u, da ohnehin dies 
pron. im äol. τού Ahrens p. 180. vorn τ hat, ale durch anbe- 
| quemuug an das u im ital. tu); — wie wollte man es anfan- 
gen, das aus dem alterthum nachzuweisen? Uebrigens ist seine 
auslogie klar. Der vorschlag darin hat dieselbe geltung, wie in 
ἐμοῦ, ἐμοί, ἐμέ, gegenüber den nachdrucklosen und daher em 
klitischen kürzeren former ohne den vorschlag. Asknlicher, 
wet hieht gleicher art umbrisch 8- anto so gross, heben Lanio 
(tantas) (Anfrecbt und Kirchhoff s. 405.) and Enos (von ©. F. 
Grotefend lat. gramm. 8. 289. nach analogie wie éccam, ellum 
aus en nos erklärt) Lases juvate im ambarval-liede. — Pu st. 
"mov Ross s. 180. Heilm. s. 41. lautet ungekürzt ὁποῦ, in- 
declinables pronomen relativem für alle personen und casus: wie 
in gewissen gegenden deutschlauds, wo (engl. who) statt wel- 
cher, welchen, welche u. s. w.”, sonst auch ‚‚ra indecl. relat.” 
s. 183. Das beispiel des engl. who, weil nichts ale das ays. 
pron. interr. hea passt nicht. Dagegen schwibisch wo in ähn- 
licher relativer gebrauchsweise, wie die vergleichende partikel 
so: s. Schmid, schwäb. wh. s. 636. und das schweizerische wa 
(aus altem war für: wo, wohin), wo, z. b. De Maa, wa- oder 
wont (wo-n-i mit ephelkystischem nasal, eig. wo ich) — gséh 
hah, der mann, den ich gesehen habe (Stalder, dialektologie s. 
120.), sind allerdings, wie es scheint, ganz unverwerfliche pa- 
rallelen, eben ihrer unveräuderlichkeit wegen, was doch kaum 
bloss folge flexivischer erstarrung des pronomms sein dürfte. 
Die goth. partikel ei, welche selbständig die bedeutung von at, 
quod hat, verleiht, mit pronominen, nnd zwar aller personen, 
verbunden, denselben relative kraft, z. b. ἐδ δὲ ἐγὼ ὅς, der ich 
(vgl. Me ego qui), is-ei d. h. is qui: Grimm Ill. 14 fgg. Mit 
recht stellt Grimm es zum pron. és, welches dem lat. is vollkom- 
men entspricht. Zi aber könnte als partike) vielleicht ursprüng- 
lich den lokalen sinn von griech. wei, ἐκεῖ und -¢ in ὁδί, haben, 
so dass es eigentlich ibi bezeichnete, und nicht sic. ita, deren 
correlat das zunächst vergleichende ut. Siehe auch Krainisch: 
Pléva, ki jo véter spihne Gluma ubi eam (vel: quod eam = quam) 
ventus dispellit: s. Steimthal Pron. relat. p. 101. Mir scheint die- 
ses hervorheben des orts, den ein gegenstand einnimmt, statt sei- 
ner selbst, eine gewisse anschaulichkeit zu haben, und sehr ge- 
17* 


260 


eignet zur rückbesichung, indem gleichsam mittelst fisgerees- 
streckens nach dem fraglichen orte hin zur sinnlichen vergewis- 
serung ven der idensläs abseiten des hörers selbst aufgefordert 
wird, welche ein dort befindliches object mit einem bereils vom © 
sprecher in unsere verstellung gebrachten , von irgend einem 


Altgriechisch im heutigen Kalabrien? 


neuen gesichtspunkte (d. h. prädicate) aus, besitzen soll. 


Lüdem. s. 34. würde übrigens osov oder ποῦ als relativ -prese- 


men von ὕπου, wo, durch den accent unterschieden. 


Nun die Keder selbst. Zuerst das schon oben nach Mer- 


zofanti’s umschreibung mitgetheilte in Witte’s original: 


i. 1. 


Iko, pu οἷο to cosmo parpaki, 
Il sole che tutto il mondo gira, 


- Pu endo levank sto ponenh pas, 


Che da levante a ponente va, 


. Ecino, pu ego gapao, esse to dhori, 


Quello che io amo, tu lo vedi, 


. Chereta mu-to σὲ oré a su ghelai, 


Saluta me lo e vedi se ti ride. 


. Cé a sucedepsi, pu na sarofi, 


E se succedesse che ti domandasse, 


. Pé-tu ti egd pateghuo podda guai, 


Digli che io soffro molte disgrazie. 


. Cé a sucedepsi na mi sa arolisi, 


EK se succede che di me non ti domandasse, 


. Consolamento na mi echi mai. 


Che non abbia mai consolazione. 


. Capsella, cé a su pone αὶ cardia, 


Figluolo, se ti dolesse il cure, 


. Thoronda to stavro, ti ambro mu pai, 


Vedendo la croce, che avanti mi va, 


. Pirt me dhelu sti Sta. Μανία, 


Portar mi vogliono a Sta. Maria, 


. St sepurlura pu merecopai, 


Nel sepolcro dove mi corromperd, 


. Ect me cliow md podda clidia, 


[a mi chiudono con molte chiavi, 


. & citte ossu dhä nd eghuenno mai, 


Da quell luogo non uscird mai. 


. Esu pu pai οὐ erchese spitia, 


Altgrischisch im heutigen Kalabrien? 261 


Tu che vai e vieni spesse, 
8. Risse-mu aghto nero, ὦ me φοραὶ. 
Aspergimi dell’ aqua santa, se mi ami. 
Κοπέλα καὶ ἂν cov πονῇ ἡ καρδία, 
Θωρώντας τὸν σεαυρὸν ὅτι ἐμπρύς μου ᾿πάγει, 
Φέρειν us ϑέλουν ᾽σ τὴν Sta. Maria 
ἣΣ τὴν σεπουλτούρα ποῦ pe ῥδκοπάει 
"Exai us κλείουν μὲ πολλὰ κλειδιὰ, 
’Exeider ὁποῦ δὲν Oa Praww, 8. Bar ἐβγαίνω. 
Ἐσὶ ᾿ποῦ πάγεις καὶ ἔρχεσαι συχνᾶ, 
‘Fie μον ἅγιον νερὸν, ἂν μ᾽ ἀγαπᾷς. 
Ill. 1. To’psöro ceria K-esu md gapai. 
lo so di certe che tn mi ama. 
2. Non αὶ criju, no no, perfidi mia. 
3. Mé Mm saddu (tus addu) pessi εὸ ghelai, 
Cogli altri giochi e ridi, 
4. Ed a mia mi musiri tania tirannia. 
5. Idhela nario mölessu eci pu pas, 
Vorrei venir con te deve tu vai, 
6. L’ ostinaki penseri su co hie. 
7. Came-mu finta ti-esu mé gapas, 
Almeno fingi che tu mi ami, 
8. Che nolle ὁ jurno sempre penso a hia. 
To ἠξεύρω certa ὅτι σὺ μ᾽ ἀγαπᾷς 
„Non ti criju no πὸ perfidi mia 
Mi τοὺς ἄλλους παίζεις καὶ γελᾷς 
„Bd a mia mi mustri tanta tiransia 
Ἤθελα νὰ ἔλθω μαζί cov ὅπου ᾿πάγεις 
„L’ ostinati penseri su co tia 
Κάμε pov finta ὅτι ov μὲ ἀγαπᾷς 
„Che notte 6 jurne sempre penso a tia. 
p drei lieder bestehen, wie man sieht, aus je 8 gereimten 
szeilen von gegen 54 bis 6 fiissen, und drüber, was sich 
mehreren synizesen (Heilm. 5. 25) oder sonstiges kürzungen, 
. Io und gapao, guai allem vermuthen nach zweisylbig, pa- 
wo hinten wahrscheinlich so in eins gezogen, nicht immer 
ız genau bestimmen lässt. Auf Mezzofanti ist natürlich kein 
hter verlass, z. b. wenn er |. 5. s-arok (σ᾽ ἐρωτῇ, wohl mit 
it. €), um der übereinstimmung willen mit 7., is den conj. 


262 Altgriechisch im heutigen Kalabriea/ 


aor. umsetzt, und dadurch den vers widerrechlich verlängert. 
Es ist aber bemerkesswertk, dasa in jedem liede nur je 2 reine 
(1. a. -ἐ b. -ai. Il. a. - iq. Ὁ. «αἱ. Ill. ἃ. -αὐ, b. -ia) vorken- 
men, die mit einander beständig alterniren, so dass von diesem 
paare der einzelne in jedem liede viermal wiederkebst. Die vers- 
art ist mithin, wie kaum zu bezweifeln, die sicilianische ottava 
rima, die aus acht endecasillabi mit alternirenden reimen (rima 
alternata) besteht und, nach der meinung der kunstforscher, von 
den älteren sicilianischen dichtern des 13. jahrh. erfanden oder 
doch zuerst gebraucht wurden (Fernow, ital. sprachl. s. 808). 
In wie fern der wortaccent mit dem rhythmischen in genauer be- 
ziehung stebe, wage ich nieht zu hestimmen. 

Anmerkungen. |, 2. bat Mezzofanti ando durch ἀπὸ sor 
ersetzt. Nicht glücklich, obschon ἀπὸ im Romäischen, scande- 
lös genug, dea accusativ regiert. Dass Witte wirklich den ns- 
sal gehört habe, bestätigt sich durch das d, wovon wir sabes, 
dass dies die aussprache von s hinter » zu sein pflegt. Wir 
haben also, allem anscheine nach, darin ein vielleicht durch 
tmesis von seinem verbum losgetrenstes aya (ngrs ἀπάνω hinaaf) 
zu suchen. Man vgl. hei Weigel v. hinauf: Tnyaivers ἀπάνω 
eis αὐτὸν Gehen Sie (also wie bei uns pas) zu ihm hinauf. Fer- 
ner: ἀναβαίνω τὴν σκάλαν die treppe hinaufsteigen. Aufgehen, 
von der sonne und gestirnen, ararellm. Sehr analog aonach 
Vitr. 9, 1. p. 208. ed. Rode: Ui stellae per graduum ascensio- 
nem percurrentes, alius alia circuitionis magnitudine ab ocei- 
dente ad orientem [umgekehrt?] in mundo pervagantar. — Dea 
abhanden gekommenen defio ersetzt der Romie zum theil darch 
den genitiv: Lüdem. s.88. So I. 4. mu (μου), und As (τοῦ) sind 
genitive statt des dative. „Dies geht durch die ganze volks- 
sprache: εἶπα τοῦ ἀδελφοῦ pov st. τῷ ἀδελφῷ Ross s. 178. 
Auch 4. su ghelai wohl: dir zulacht, und 111.7. kame -mu finta 
(mache mir die finte, stell dich gegen mich, als ob). — I. 4. 
or& giebt Mezz. an sich richtig durch ἰδὲ wieder, was des ge 
wöhalich fehlenden imper. zu βλέπω ergänzt. Da aber die 
compp. von βλέπω regelrecht gebildet werden sollen, Läden. 
5. 67, suche ich in oré eine abkürzung von βλέπε, indem A öfters 
durch e vertreten wird, z. b. ἀδέρφια, brüderchen, bei Possart 
s.309. — Das succedere, sich ereiguen, findet sich auch in Kea- 
labrien: Fuchs s. 175. Die form sucedepsi ist unstreitig con). 


Altgriechisch im heutigen Kalabrien? 268 


aor., aber als von einem verbom auf -evc ausgehend gedacht. 
Vgl. ἐπίστεψε (ἐπίστευσε), er glaubte, wegen consonantischer 
aussprache von ev als ew, Lüdem. s. 171. Epntlehnte verba 
nämlich erbalten gern zur endung -δύω, z. b. bei Heilm. s. 12 
faxtevo von pactum; s. 14 πραιδεύω (praedor); 5. 15 xazov- 
sevo, ital. cansono und, unserem fall am entsprechendsten, δι- 
φενδεύω, ital. difendo, — V. 8. enthält eine verwünschung. 


1. 1. Capsella, wenn der laut des worts richtig aufgefasst 
werden, könnte nur urge verdrehung (lat. copselia, kästchen) sein 
von einem neugriechischen worte, dessen verständniss vielleicht 
aus dem bewusstsein schwand. DC. hat χοπέλα puella, πόρῃ, 
uber such xondin juvenculus, adolesceutulus, nebst χύπδλος spu- 
rius. im Albanesischen (v. Habe wh. 5. 48) »onily-ı arbeits- 
knecht; gegisch nur der hastard und adj. aufgeweckt, schlau; 
xoniljs.ja magd. Das wort, falls man es nicht mit κοπιάζειν 
laborare, fatigare DC. in verbisdung bringen will, ist mir sei- 
wer herkunft nach räthselbaft. Man beachte aber, dass auch im 
walachisehen das Ofener wh. copiis bat in der bedeutung von 
pruucu (knabe, kind) und kopilicd für mädchen. Wegen des ge- 
schlechtes in dem worte bin ich in einiger verlegenbeit. Das a, 
wena κοπέλα richtig, könnte feminal sein, aber auch richtiger 
vokativ von einem ngr. masc. auf -a¢, während ἧς in diesem 
casus ἢ (spr. i) erforderte: Liidem. s. 18. Wenn Witte richtig 
figliulo angiebt (und es nicht figluola sein soll), handelte es sich 
um eine jungfrau, die bei ihrem begribniss noch als sprechend 
und gleichsam ihre letzten wünsche an den geliebten hinterlas- 
send vorgestellt wird. Anfangs glaubte ich bloss an ein bild- 
liches begräbaiss, nämlich an einkleidung in einen klosterorden. 
Es ist aber mit dem tode ernst, wie der seblussvers bezeugt. 
Pone, wohl nur zur vermeidung einer aufeinanderfolge zweier i 
mite. Ngr. ἡ πληγὴ πονεῖ die wunde schmerzt, vgi. Lüdem. 
8. 117 und lat. isborare. Das εὲ a (καὶ ἂν, und wenn, wie es 
Mezz. richtig fasst) ist nicht zu verwechseln mit ἄν καὶ (wenn 
auch, J,üdem. s. 110), und macht ungefähr den eindruck eines 
aafangenden Und in unserer poesie, wodurch rapitur in medium 
rem, oder in eisen schon in vollem flusse befindlichen gedan- 
kengang wie mit einem plötzlichen sprunge hineingefahren 
wird. 2. b.: \ 


264 Altgriechisch im heutigen Kalabrien’ 


Und hätt’ ich tausend zungen, 

Und säng’ ich tausend jahr, 

Wär’ doch uicht ausgesungen, 

Wie schön mein liebchen war. 

Eckermann. 

Das & in 3. ist wohl die von ϑεωρεῖν abhingeade coajunction 
ὅτι (sehend das kreuz, dass es u.s.w.), indem ὅτι, welches; κα- 
folge Liidem. s. 34 nur der höheren diction angehören sell, 
demnach wohl dem Altgriechischen erst wieder abgeborgt ist. — 
4. merecopas scheint auch Mezz. räthselhaft gewesen zu seis. 
' Die italienische übersetzung: dove mi corrompero wäre: wo ich 
verwesen werde, aus dem reflexivum corrompersi. Au einer etwas 
argen umstellung aus dem italienischen verbum mit weglassung 
des nasals würde ich mich gerade nicht stossen, da Ross δ. 
166. z. b. gewaltsamkeiten, wie καραφλός st. φαλακρός, pasion 
st. φαιφόλιον u.s.w., nachweist. Die durch den reim gesicherte 
endung -as aber lässt nicht zu, dass man es als erste per- 
son fasse. Pu me recopai muss demnach wörtlich bedeuten: 
das grab, welches (nicht: wo) mich in verwesung bringt, ein 
sion, den corrompere im activ allerdings hat. Die κοσιαταί, 
copiatae i. 6. vespillones beim DC. hieten wohl nur einen zufäl- 
ligen anklang. Ungern wiche ich von der italienischen ühber- 
setzung ab, die doch wohl hr. prof. Witte den leuten zugleich 
mit dem text abgefragt hat. Sonst läge auch ital. coprire (be- 
decken) nahe, was aber vielleicht zu milde gedacht wäre für 
ein höchst ungern seiner verwesung entgegengehendes mädchen. 
Weigel: Σφαλῶ (κλείω) τὴν ϑύραν (ue zu κλειδί mit dem schläs- 
sel). — 6. Mezzofanti’s umänderung des osss in ὁποῦ ist will- 
kürlich. Ich habe wohl einmal auf calabr. ssw st. chéiseu, εὐ. 
testo (dieser hier) Fuchs s. 170. geratben; allein von ealabr. locs 
st. luogo s, 168 ist keine spur vorhanden. Da nun e este, des tt 
ungeachtet, wirklich ἐκεῖϑε (Liidem. 5. 99.) scheint, halte ich jetzt 
ossu lieber für einen webmiithigen ausruf: ὦ σύ (o du). Vgl. ob. s. 
259, Das futorale Gc (aus θέλειν mit νά Ross 5. 184., vgl. gr. pe- 
Sova st. μαλόδρυα) ist im buchstaben schlecht begründet. Ueber- 
dem würde diese cosstruction nicht sowohl: „ich werde (I shall) 
nicht herauskommen?” ausdrücken, was allein der sion erheischte, 
sondern das ganz unpassende: ich will nicht (1 will not). Heilm. 
5. 31. Daher halte ich mich an die zweite der von Mezaef. 


Altgricehisch im heutigen Kalahsien? 285 


vorgeschlagenen lesuagen: δὲν ἐβγαίνω, nur mit dem unterschiede, 
dass ich noch zwisehen beiden vielleicht eine interjection (ai) und 
δγώ suche, dass sich leicht mit ‘pyaiseo (kaum blossem Baise) 
zu eghuenno verschmolz. 8. spifia kann wicht das ngr. συχνά, 
häufig, oft, sein, wogegeu schon der reim spräche, sondern ist 
etwa eine dem ital. spesso verwandte form, die in hell. σπιδές 
(etwa als ueutralform im pl.) unterstützung finden mag. St. 
Maria ist schwerlich als etwaiges spittel (DC. ὁσπίτιον, σπήτιον, 
σπίτιον Hospitium, aedes, domus quaevis) gemeint. Dann be- 
dürfte es ja anch noch der schlecht angebrachten ergiutung ‘¢ 
za. — 8. Ripse ist imper. aor. nach analogie von γράψε Lüdem. 
». 44., hell. γράψον, dessen nasal ich mir kaum anders als 
ephelkyatisch zu erklären weiss und als ursache des o, welches 
nasale vor sich lieben. ‘Pinto (auch ῥίχνω) werfen, streuen. 

IN. 1. Mezzofanti vermuthet δὲν (οὐδὲν) hinter ov, wodurch 
also der gedaske in das gerade gegentheil umschliige. Wenn 
certa — st. certamente, oder ist es hinten mit o (ital. di certo) 
zu lesen? — wegbliebe, würde der vers wohl nichts gegen das 
δὲν haben. Vielleicht aber spricht sich im ersten verse noch 
das auversichtliche vertrauen auf die treue des geliebten aus; aber 
dane — kommt leider hintennach die störende betrachtung von 
thatsachen, welche jenen an die spitze gestellten satz umstösst. 
Anfangs schien mir dies, sonderbar genug versweise mit grie- 
chisch und italienisch nach calabrischer mundart abwechselnde 
gedicht ein amöbüisches zwiegespräch zwischen dem liebenden 
paare. Trotzdem jedoch, dass die griechischen und calabrischen 
verse beide für sich einigermaassen einen in sich abgeschlosse- 
nen sinn geben, leuchtet mir jetzt ein durch das ganze, trotz 
der verschiedenen sprache, festgehaltener zusammenhaug besser 
ein. Calabr. mia, me, fia, te Fuchs s. 174. U st. 0, und i st. 
e, z. b. crije (ital. credo), musiri (mostri), su (ital. sono), jurno 
(Fuchs s. 174: jornu, ital. giorno), — freilich untermengt mit 
co (cal. ew Fuchs s. 168.) und πὸ (cal. no oder nu, non a. 171.), 
auch penseri (nicht pensieri wegen mangels von ie und uo, Σ. b. 
cori. a. 168) stimmen zur kalabrischen mundart. Perfidiere heisst 
sieht: untreu werden, sondern: hartnäckig auf der unwahrheit 
hestehen. Mithin: du hintergehst mich, redest die uswabrheit 
gegen mich. — Das came in 7. kane dem griech. zufolge nur 
imper. κάμε, nieht die hinten um s gekürzte 2. sg. sein, weil diese 


2668 Altgriechisch tm heutigen Kalabrien? 


κάμνεις lautet. Also enthält der vers die aufferderumg, (wehigstens) 
in der verstellang fortzufahren, damit es gerechtfertigt erscheine, 
tag und nacht nicht abzulassen in gedanken von dem geges- 
stande betrogener liebe. — Die worte mösösu sind im ms. 
nicht recht leserlich. Bei Liidem. s. 96. μαζύ, mit, und s. 100. 
nebst ἀνεάμα (vgl. ἄλλα ἀντ ἄλλων, allerkand durcheinander 
s. 113), zusammen, miteinander, verleitete mich, in dieser schrei- 
bung mit v, zu dem glauben, es enthalte entweder, wie hell. 
μεταξύ, worin doch ohne zweifel ξύν abgestumpft, hinten σύν 
mit dee, oder dem weichen | gemässer,, eine dem hell. ofvé, 
ὁμόζνξ (gis. conjunotiv) entsprechende form. DC. μάζη, ‘pale (si- 
mul, cum. Quasi in massam) belehrt mich aber anders. Es ist 
so gedacht, wie niederd. fo hoop (zusammen) von hoopen (haufen) Ri- 
chery hamb. idiot. s.98. Dies μαζί, welches Mezz. liest, passte 
nun in jeder hinsicht vortrefflich, auch in der, dass es den genitir 
regiert. Mein auge führt aber durchaus auf ein t (und nicht 
x). Sowohl μετά, nach, aber, als seine kürzung μὲ, mit, er- 
fordern den accusativ (σέ). Vielleicht darf aber pee als durch 
tmesis von ὄρϑω abgetrennt betrachtet, und 2ssu (gov) als nom- 
neko zum folgenden gezogen werden. Nämlich so: ich wollte 
mitgeben (gr. μετελθεῖν ἐθέλοιμι), wohin du gehst. 

Zuletzt noch die gesammelten wörter mit weglassung einiger, 
deren schon erwähnung geschehen. Voran steht italienisch, dann 
bovanisch, dann folgen , durch r. (romäisch) uyd hb. (hellenisch) 
unterschieden, die beiden griechischen in junger und alter ferm. 

Iddio, b. dhiö, τ. ἢ. Geog. | 

Uomo, b. atropo, τ. h. ἄνϑρωπος. 

Moglie, b. ghinéka, r. γυναῖκα, b. γυνή, g. γυναικός. 

Ragazzo, b. pedaki, DC. παιδάκι, παιδάκιον Puerulus, h. 

παιδάριον. 

Amico, b. éna βίο, r. ἕνας φίλος, h. φίλος τις. 

Fratello, b. lell2, leddé, (r. h. ἀδελφορ). 

Testa, b. chefak, r. τὸ κεφάλι, eig. dem., ἢ. κεφάλιον dem. 

von χοφαλή. 

Mano, b. cheri, r. τὸ χέρι, eig. dem., h. χείρ. 

Dita, b. davtila pl., r. δάκτυλα von daxzvior, auch og und 

δάκτυλε, ἢ. δακευλος. 

Terra, b. ghs, chord, r. 77, erde, land, h. γῆ. «Χωράφιον 

8. v. a. χωρίον Hesych., also ackerland, landgut. 


Altgeiechisch im heutigen ‚Kalabrien? 267 


. Citta, b. chore. Bei DC. χώρα Pagus, qui nostris; vulgo, 


Village, ut κάσερον Urbs. At Creteuses et Insulant yo- 
var et κάσερον pro urbe, χωβέον pro pago seu villa usur- 
pant. Also ungefähr wie unser ort von einem dorfe u. 
a.w. Wies uns eben eine bemerkung über die aussprache 
ven x vor hellen. vokalen in betreff des auswanderungs- 
puoktes der Bovaner nach Athen: se hätten wir hier da- 
gegen einen wink, welcher den blick vom festlande nach 
dea insela wendete. 


Casa, b. spiti, r. σπίτι, ὁσπίέτιον aus lat. hospilium, gr. οἶχος. 
Chiesa, b. anglisia, viell. mit falschem — nach angelo, 
Ῥ. ἐκκλησία. 


Porta, b. Meridu. R. — Bei Ross s.172. und Lüdem. 
8. 89. ἡ πύρτα τοῦ σπητιοῦ die hausthür. H. Svea thür, 
aber ϑυρίδιον, θυρίς thür- oder fensterdffoung; 
Finestra , b. thorida, r. παραθύρι, aber DC. ϑυρίδα Fene- 
stra, pro ᾿'ϑυρίς. 

Panui, b. rucha, r. ῥοῦχα, pl. von ῥοῦχον tuch, zeug. 
Heilm. s. 33. Ross s. 187. Bei DC. Pannus quivis 8. 
quaevis vestis, und im lat. glossar roceus, rochus, hrocus, 
unser rock, ahd. rok Graff Il. 430. Auch ung. ruha, 
ill.-slaw. ruho. 

Gonna (DC. γοῦνα, gunna, engl. gown), ὃ. mat, DC. μάτιν, 
pro ἱμάτιον, h. ἱμάτιον dem. 

Camicia, b. zicchini, τ. (ὑποκάμισον). 

Seta, b. metapsi, vr. μετάξι, DC. μέταξα, I. μεετάξιον dem. 
von pesata für seide bei späteren. 

Fuso, b. agracti, DC. ἄγρακτον, bh. ἀτράκτιον dem. von 
ἄτρακτος. 

Pane, b. psoms, schon bei DC. ψωμί, h. ἄρτος brot, aber 
ψωμίον kleiner bissen. 


Carne, b. crea, r. h. κρέας. 


Sale, b. bala, r. τὸ ἅλας Lüdem. 6. 20., b. ἅλας o. spät 
st. als. 

Vino, b. crasi, τ. τὸ χρασί, bei DC. χράσιον Vinum aqua 
mistum, h. ofvoy, aber xgacig mischung. 

Oglio, b. aladi, r. λάδι, h. ἐλάδιον, ein wenig oel. 

Legno, b. psilo, r. h. ξύλον. 


Altgrieckisch im heutigen Kalabrien? 


Ferro, b. sidero, r. σίδηρον, DC. auch mit & (wie im bor.): 
σίδερο, h. σίδηρον split st. des masc. 

Pietre, δ. Ktaria pl., DC. λιθάρι (πέτρα), b. λιϑάριον dem. 
Vgl. λιθαρέσουν, sie spielen mit dem diskus: Lüdem. s. 180. 

Montagna, b. opsia, r. τὰ βουνά, verm. zu ὕψος höhe. 

Monte, b. chetars (r. βουνόν), unbekannter herkunft, dem 
anschein nach in deminutivform. 

Fiume, ὃ. potamo, r. h. ποταμούς. 

Fontana, b. pigadi, r., auch bei DC., πηγάδι bronnen, ἢ. 
(φρέαρ), aber πηγή quelle, πηγάζω quellen. 

Mare, b. thalassa, τ. h. θάλασσα. 

Fuoco, b. lucisi, r. φωτιά, h. πῦρ ganz verschieden. Etwa 
lat. lucens? Ital. luce erklärte den schluss nicht. 

Bue, b. vudi, r. Bods ochs, bei DC. Boid, βόδιον, βοῦδι 
Bos. ἢ, βοΐδιον Buculus, a. 

Capra, b. ghidi, τ. yıda, αἶγα, bei DC. yida, yidsov Capra, 
aif, pro Aliya, αἰγίδα. Nor. γιδί Lüdem. s. 188. Aus 
b. αἰγίδιον, zicklein, und mithin, so täuschend der schein 
wäre, nicht nord. geit, ahd. geis, unser geiss, die viel- 
mehr regelrecht zu lat. hoedus gehören. 

Pecora, b. provato, r. h. πρόβατον. 

Cane, b. scilli, r. τὸ σκυλί, σκύλος, auch bei DC., hund. 
5. Schneider v. σχύλαξ. 

Lepre, b. lago, r. λαγός, )αγωός, ἢ. id. und λαγώς. 

Quercia, b. dendrd, r. δρῦς eiche, aber δένδρο DC. arbor, 
wie ἢ. δένδρον, 

Ghianda, b. velani, r. βελάνι, βαλάνι eig. dem., h. βάλανον. 

Vigna, b. ambeli, τ. ἀμπέλι weinstock, h. ἄμπελος, wovon 
als dem. ἀμπέλιον. 

Fica, b. sico, r. h. ovxor. 

Fico, b. sichiä, τ. ovxıd, b. auf der Tab. Heracl. p. 245. 
συκία = συκέη, συκῆ. 

Gelsi (maulbeeren), b. sicameno (so mit e in vorletzter sylbe), 
Ρ. συκάμιτον, συκόμωρον, hell. συκάμινον, avxouopor, die 
aber von verschiedenen bäumen herrühren. Im zweiten 
ist μόρον, beneunung sowohl der schwarzen frucht der 
maulbeere als der brombeere, enthalten. Vielleicht darf 
man daher, des « in 1. ungeachtet, auch in diesem eine 
zusammensetzung sucheg. Vielleicht mit Alban. par -: 


Altgriechisch im heutigen Kalabrien ? 269 


maulbeere, — ein wort, worauf ich ein besonderes ge- 
wicht lege, da mir auch paszsi«, name der brombeer- 
staude bei den Dakern zufolge Dioskorides, daraus licht 
zu erhalten scheint. S. meine bemerkung hierüber in: 
Max Miller, the Lang. of the seat of the war in the 
East 1855. p. 60, mit bezug auf Grimm ‚Gesch. 1. 210., 
namentlich in der rücksicht, dass er die Geten wieder zu 
Gothen machen will. Die stelle Diosc. 4, 37. lautet: 
Baros, ‘Popaios σέντις (sentis), of δὲ ῥούβουμ (rubus), 
οἱ δὲ μόρα βατιμάνα, Adxoe μαντοῖα. Die brombeere 
heisst nämlich albauesisch pars φέρρε (Halın studien a. 
140.) aus man (morus) mit ferra (sentis) bei Bianchi. 
Hieraus erhellet zur genüge, dass μαντεία nicht ein „weis- 
sagender dorn”, höchstens für das griechische ohr (we- 
gen μάνεις, allein alb. uasde-ı maulbeere u. -baum), 
sein könne, wie es Grimm haben möchte. Die μόρα 
Bazıxasa klingen so, als wären es vatikanische maul- 
beeren Das einstimmen mit catica herba, auch Apollina- 
ria (also natürlich von vases) übrigens ist vielleicht nur 
scheinbar, wo nicht gar dabei io falscher weise nach 
μάντις binübergeschielt worden. Weniger zufällig mag 
der anklang an βάτος sein. Vgl. Alb. eben. 

Es wäre zu wünschen, dass eiomal ein gründlicher for. 
scher die gesammte frage über das späte verbleiben von Grie- 
ebeu und griechischer sprache in volksmund auf Sicilien und im 
ebemaligen grossgriechenlaud einer gründlichen uutersuchung un- 
terwürfe. Möchte mein kleiner beitrag dazu den anstoss geben! 

Halle. Aug. Fr. Pots. 


Zu Ampelius. 


Amp. Lib. mem. II, 5 hat der cod.: set in ferram in ar- 
giam, die ausgaben seit Saumaise: in terra Argiva, Wölffliu: 
'interram Argiam. Am nächsten liegt: in terram Inachiam. Ebense 
möchte ich VIL, 6 mit Saumaise trotz Wölfflin’s hinweisung auf 
Vill, 3 schreiben: Argis Inachiae, wozu die bereits von Wölfflin 
citirte stelle Vil, 4 zu vergleichen. 

Rudolstadt. E. Klussmann. 


XU. 
Zum dialect des Herodot. 


Es ist erfreulich, dass endlich auch Herodot, der älteste 
im bunde der historischen trias, der unverdienten vermachlässi- 
gung entzogen und somit seine ebenbürtigkeit mit den jüngeren 
meistern zur geltung gebracht wird. Ks war diese vernachlässi- 
gung eine unverdiente, weil Herudot durch seine fast epische 
klarheit, seine einfache durchsichtige darstellung und anschauung 
und ganz besonders durch sein bedeutendes erzählerisches talent 
dem ideenkreis der. jugend sehr nahe steht und daher schon 
längst als herz und kopf gleich bildende jugendleetäre sich be- 
währt. In unserer zeit sind Lhardy, Krüger, Stein, Bähr die 
männer, deren jeder in seiner weise das verständsiss unseres 
historikers za fördern bemüht gewesen, während Dietsch, auf 
Bredows verdienstliche forschungen gestätzt das dialectische chaos 
zu eatwirren gestrebt hat. Während Lhardy in folge seiner 
vorzüglichen belesenheit für lexieographie und erforschung des 
herodoteischen sprachgebrauchs unverkennbar tüchtiges geleistet 
hat, ist dagegen die sacherklärung, weniger genügend ausge- 
fallen, ja sie fehlt an nicht wenigen stellen geradezu ganz. 
Aber als ganz besonderer mangel der I,hardyschen ausgabe ist 
die vollkommene rathlosigkeit lästig, in der sich der herausge- 
ber dem dialect gegenüber befindet. Die inconsequenzen in ir- 
gendwelcher ionischen form treten in ärgerlicher weise fast auf 
jeder seite dem leser entgegen: gerade von Lhardy konnte mas 
diess am allerwenigsten erwarten, da er selbst in zwei program 
men einige dialectische fragen mit gründlichkeit behandelt hat. 

Der zweite bearbeiter des Herodot, K. W. Krüger, hat 
freilich gar manche verdienste um unsern schriftsteller sich er- 


Zum dialect des Heredot. 271 


worben: dech vermag die so sehr anzuerkeunende sprachkenat- 
nias, 80 wie die löbliche kürze und schärfe in der fassuag der 
ınmerkungen, wie man es bei Krüger gewehnt ist, für den 
nangel aller sachlichen erklärung, der besouders im zweiten 
such grell hervortritt, darchaus nicht zu entschidiges. G@era- 
lezu ungenügend aber ist bei Krüger die hehandlung des dia- 
ects; er steht hierin ganz auf dem standpuakt seiner vorgän- 
rer; es wimmelt bei ihm von incousequenzen und unrichtigkei- 
en, wie denn z. ὃ. noch solche monstrése formen wie κηδέαται, 
ἰγέαται für κήδονται, ἄγονται bei ihm vorkommen, über die er 
ich doch bei Bredow genügend raths hätte erholen können. 
Strave’s, Dindorfs und vor allea Bredow’s wichtige arbeiten 
icheint der verfasser nicht eingesehen zu haben. 

Einen bedeutenden fortschritt in der erklärung des Herodot 
‚at H. Stein gethan. Das verdienst Steius vor seinen beiden 
rorgängern besteht vor allem darin, dass, wie er im ersten buch 
lie altpersischen inschriften zur erklärung benntzte, so beson- 
ers im zweiten buch ia den egyptischen geschichten von den re- 
ultaten der umfassenden entdeckungen der neuzeit gebrauch ge- 
nacht und sie in fasslicher form für den schüler verwerthet hat. 
Srwiinachte zugaben sind in dieser beziehung die zahlreichen 
iagedruckten holzschnitte, sowie die beiden Kiepertschen karten. 
Yer sprachlichen und grammatischeu erklärung hat der verfas- 
er weniger seine aufmerksamkeit zugewandt, wenngleich man- 
he selbst verzweifelte stellen sehr ansprechend erklärt sind; 
ch denke z. b. an 1, 32 wo man jetzt die chronologischen 
ebwierigkeiten als gehoben betrachten kann; ebenso |, 27. Was 
ie kritische behandlung des textes dagegen betrifft, so ist die- 
elbe vor kurzem von Krüger und ganz neuerdings von Herold 
ugegriffen, was zu einem unerquicklichen besonders von Steins 
eiten mit grosser leidenschaftlichkeit geführten streit geführt 
at. Es ist hier nicht meine absicht, auf Steins kritische lei- 
tumgen näher einzugehen, über die Herold in seinem schluss- 
rort ein sehr streuges urtheil gefällt hat, und mit denen auch 
th schon deshalb nicht immer übereinstimmen kann, als Steins 
ynjecturen des sicheren fundamentes entbehren, das in einer fe- 
‘en ansicht über das gegenseitige verhältniss der Herodoteischen 
andschriften gegründet sein muss. Seine beurtheiluag der hand- 
shriften, wie sie aus der gegen Herold gerichteten entgegnung 


272 Zum dialect des Heredet. 


(Jahrb. ἢ. Philel. 1856 p. 150) hervorgeht, ist auch meiner über- 
zeugung entschieden wurichtig und steht in diometralem ge- 
gensatz zu den von mir im Philol. bd. X p. 710 ff. entwickel- 
ten ergebnissen 1). So viel wenigstens ist gewiss, dass die kri- 
tik Herodots so lange eine unsichere bleiben wird, als man nicht 
eine sichere ansicht fiber das verhältniss der zahlreichen band- 
schriften zu gewinnen gesucht hat. Es müssen, wie ich im 
Philologus schon angedeutet habe, die handschriften auf familien 
znrückgeführt und deren verhältuiss zu einander genau bestimmt 
werden: es ist dies weder von Stein noch von Bähr, auch nicht 
in der zweiten auflage, noch von einem anderen der meueren 
herausgeber versucht; dass diese aufgabe aber befriedigend ge- 
löst werden kann, ist mir, nachdem ich die fast seit 200 jahren 
nicht wieder verglichene mediceische handschrift (zuletzt 1675 
durch Gronov), die nach meiner überzeugung bei der kritik des 
Herodot zu grunde zu legeu ist, im herbst 1856, wean auch 
nicht durch alle bücher hindurch, verglichen habe, zu völliger 
gewissheit geworden. Da nun ausser dem Mediceus, der der- 
selben familie zugehörige F (Florentinus oder besser Schellers- 
bemianus) durch Schweighäuser, selbst in dialectischer beziehung, 
verglichen ist, so haben wir schon zwei repräsentanten der ei- 
nen der beiden familien ?). Gleich günstiges lässt sich vom der 
zweiten handschriftenclasse sagen (SV Paris.), deren beste, die 
Sancroftianische (8), zuerst von Gale, darauf mit grosser sorg- 
falt von Gaisford verglichen ist, der diese handschrift, freilich 
nach meiner überzeugung mit unrecht (Philul. bd. X, p. 710), 
als die vorzüglichste aller herodoteischen handschriften ansah. 
Doch darüber im anschluss an meine früheren bemerkungen ein 
andermal. 

Was die grammatische erklärung Steins betrifft, so hat 
Krüger im nachwort zum IV heft seines Herodots die schwachen 
seiten der Steinschen ausgabe nicht überall mit unrecht blossge- 
stellt; es dürfte ihm indessen schwer fallen zu beweisen, dass 
seine in dialectischer beziehung zum beispiel geradezu unkriti- 
sche und wegen der mangelnden sachlichen erklärung durchaus 


1) Die Stein bei der oben erwähnten stelle in den jahrb. f. Philol. 
nicht berührt. Vielleicht sind sie ihm unbekannı geblieben. 

2) Collationen des derselben familie sugehörigen Passioneus (P) sind 
mir in aussich!. 


Zum dialect des Herodet. 273 


ungenügende ausgabe mit derselben sorgfalt und gewissenhaftigkeit 
wie die Steinsche gearbeitet sei. Werthvoli sind in der letzteren 
auch die hiaweisuugen auf die ähnlichkeit des herodoteischen 
und homerischen sprachgebrauchs 5), werthvoll ferner die einlei- 
tung, für die wir dem herausgeber noeh dankbarer sein würden, 
wenn er ihr noch eine gedrängte übersicht des dialects beige- 
fügt hätte, wie sie z. ὃ. Classes in der Attica gegeben hat. 

Aber auch in der behandinng des dialects ist bei Stein wie 
schou früher bei Dietsch cia fortschritt sichtbar. Der weg den 
beide im dialectischer beziehung eingeschlagen haben ist unstrei- 
tig der .richtigere; consequenz, ἐξ denselben formen zumal, ist 
uothwendig bei Heredet; denn mit dem beispiel des Homer, He- 
siod wie der dichter überhaupt kana diese buute mannichfaltig- 
keit wad ineonsequenz in den formen nicht entschuldigt werden. 
Herodot ist prosaiker, jene dichter, die zu dieser freiheit durch 
das metrum gedrängt wurden. Auf diese sätze haben ia neuerer 
zeit W. Dindorf und Bredow das gehührende gewicht gelegt 
und der letztere besenders setzte es sich zur aufgabe, Herodot 
von dem vorwnrf der nachlässigkeit nach kräften zu reinigen. 
Es ist dieser vorwurf ein ungerechter; er trifft nicht Herodot 
sondern die abschreiber, die wie unzählige beispiele der variau- 
ten zeigen bald attische formen für ionische snbstituierten, bakl 
für ächt herodoteische, durch sichere stellen hinlänglich beglau- 
bigte fermen, bomerische einschwärzten, ja die endlich sogar so 
weit gingen, nach falscher analogie neve acheinbar ionische formen 
zu: bilden, deren unrichtigkeit und nichtberechtigung nechzuwei- 
sen uns oft schwer fällt: im allgemeinen 5. W. Dindorf zu He- 
rod. praef. p. 11. 111, ed. Paris. Aber auch nicht einmal die ab- 
schreiber sind immer schuld; nicht selten sind es auch die edi. 
toren, da an nicht wenigen stellen die varianten die richtige 
form bieten; schon Bredow (quaest. crit. p.6:) sagt: quod Her- 
mogenes ποικιλίαν Herodoti appellat*) (περὶ ἰδεῶν Mc. 18 Wass. 
vol: ΠῚ, 399) minime nostram codicum scripiuram ac varielalem 


3) Wegen der zahlreichen anknipfongspunkte zwischen epos und 
historie so wie der grossen ähnlichkeit in der periodologie und phra- 
seologie, hauptsächlich aber wegen der vielen dialectischen berührungs- 

unote. 
P 4) Ἑκαταξος ὁ Μιλῴσιος καθαρὸς μὲν ἐστι καὶ σαφὴς, τῇ διαλέκτῳ di 
ἰκράτῳ Ἰάδι καὶ οὐ μεμιγμένῃ χρησώμενος, οὐ δὲ κατὰ Ἡρόδοτον som 
πίλη. 
Phileleges. ΧΙ, Jebeg. 2. 18 


274 Dam disleet des Herodot:. 


intelligi coleit, sed hec tantun docwit, ul ipse alia. lebe dicil (Il, 
ς. 4.) Herodotum non omnibes in vocebulis nova lomiea dialects 
acum esse sed nonnulls ta vocibus Homericam omnimeque peeiicem 
in nonnullis Aticam userpesse, sed non ite upurpeme, at énem 
sdemque vocabulum modo secundum lonicam modo Home- 
ricam moda. Alticam formaret sed ita ut unumguodgque 
vocabulum constanter nist certae ipsius linguae. leges 
coniradicereni, unam tantum eamgque proprie Herodo- 
team praeberet speciem. Während dieser grundsstk der osn- 
sequenz nach Dindorf und Bredow auch von Dietsch, Stein, He- 
rold mit recht zur geltung gebracht ist, hat sich dagegen Bahr. °) 
wie Lhardy und Krüger leider wieder dem. chans der alten form- 
losigkeit zugewandt, indem er je nach den handschriften ohne 
bestimmte grundsätze bald epische bald ionische bald attische 
formen in einem und demselben worte wählte. Doch auch die 
erstgenasnten können nicht ganz befriedigen, da sie fast alle re- 
suitate Bredows als erwiesen ansehen, während ἀφεὶς nieht we- 
nige derselben auf schwankendem fundament rulen, da. die 'gäaz- 
liche hintansetzung des hauptgrundsatzes der kritik nos nume- 
randa sed ponderanda esse capita nicht selten zu falschen resul- 
taten geführt hat. Auch Bredow hat werth uid verhältniss der 
handschriften nicht abzuschätzen versucht, daher seiner ganzen 
kritik der stempel der unsicherheit aufgeprägt ist. | 

Es kaun hier nicht meine aufgabe sein, alle resulate Bre- 
dows einer neuen prüfung zn unterwerfen: ich nehme hier nur 
einen der verbesserueg vor allen bedürftigen punkt heraus, der 
da er traditionell aus den früheren in die späteren anagaben 
übergegangen ist, wiewohl sehon Dindorf 6) und Classen 7) das 
richtige geshnt batten, vor alleu abhülfe verlangt. 


5) Es ist das um so mehr zu bedauern, als die zweite ausgabe in 
vieler bezichung z. b. der sachlichen erklärung selbst hohen ansprüchen 
genüge leistet; da in ihr die resultate der neuesten forschungen mit der 
umsichligsten gewissenhafligkeit, der auch das kleinste programm oder 
recension nicht entgangen ist, benutzt sind. nu 

6) In der pariser ausgabe (praef. p. xxvı) bat Dindorf mit feinem 
'sprachgefühl in seiner kurzen aber höchst anregenden übersicht des he- 
rodoteischen dialects nach meiner überzeugung nicht sellen a priori das 
richtige getroffen, wiewohl die genauere, besonders bandschriftliche be- 
gründung feblt. Er war auf dem richtigen wege, von dem man leider 
nach ibm ganz abkam. Selbst Bredow hat nirgends rücksicht auf Din- 
dorfs werthvolle abhandlung genommen. 

7) Attica p. 357. 


Zum diglect des Herodot. 225 


Ich meine die durch zahlreiche scboliasten, grammatiker, 
rhetoren binlänglich bezeugte 5), auch homerische verwandlung 
des » in α in der dristen person plur. pass. vor den endungen 9) 
ται und το, die überall da stattfindet, wo die endung unmittel- 
bar an den stamm tritt, als 1) in den perfectis und plusquam- 
perfectis pass. der m coniagation 10) und zwar a) bei verbis 
impuris, 2. b. τετύφαται, ἐσκενάδαται, δεδέχαται, τετρίφαται, ἐστά- 
λαται, ἀπίκαται, σεσάχαται, κεχωρίδαται, εἱλίχαται, ἀγωνίδαται, 
τοϑάφαται 1}) u.s.w. nebst den entsprechenden plusquamperfectis; 
b) bei verbis puris mit consequenter verkiirzung des der endung 
vorhergehenden vocals: #ysuraı, ἐκεέχται, οἰκέαται, ὑμνέαται, 
ὁρμέαται, κεκλέαται, πεπειρέαται, συννενέαται, κέαται, κεκοσμέα- 
ται, πεπτέαται, μεμετρέαται, ἀρτέαται, βεβλέαται, εἰρέαται, πορπέα- 
ται (cf. Diadorf. |. c. p. XXxviI) u. 5. w. nebst den entsprechendeu 
plusquamperfectis. 2) in dem praesens und imperfectum pass. der 
verba auf μι, z. b. sıdsaraı, ἱστέαται, δυνέαται, ἕαται, ἐκδιδέα- 
ras U.8.W. u.8.w. nehst den entsprechenden imperfectis 13). In 
diesen beiden fällen hat die verwandlung von » in « ihren gu- 
ten grund; wir begreifen nämlich 1) wie die sprache, um der 
achwerfilligen umschreibung mit dem particip zu entgehen, die 
ursprünglichen endungen ssuı und +70 88 den stamm treten 
lässt, wie feruer, da die verbindung von drei consonanten dem 
weichen ionischen ohr unerträglich war, der übergang vom an- 
fangs: zum endconsonanten durch die wandelung des mittelcon- 
sonanten ¢ in a vermittelt wurde; man vergleiche 15): zezuy-staı - 


8 Cf. Gregor. Cor. p. 483—486 Schaef. und Sturz σὰ Maittaire de 
dial. lonic. p. 166— 169. 

9) Ich übergehe hier die allerdings ebenfalls hierher gehörigen op- 
talivendungen auf osaro, usaro (ayoiato, βουλοίατο, γευσαίατο, τισπέατο etc.) 
über die kein streit obwaltet: cf. G. Dindorf praef. p. zxvı. Bred. p. 331. 

10) Um die schleppende umschreibung mit dem particip zu vermei- 
den; bead 5 Bred. p. 328. Dindorf. p. xxvi ff. 

11) Homer hat noch égygéduras; drei homerische formen schieben 
d ein: iggd-d-utus (ῥαίνω), unnri-d-aro (ἄχνυμαι), dAnla-d-aro (ἐλαύνω), 
offenbar um hiatus: zu vermeiden. Eine ähnliche form fand sich vor 
Bekker auch noch Her. VII, 89 ioraludaro, wo Bekker die Dittographie 
erkannt und richtig ἐστάλατο hergestellt hat. Kan 

12) Es zeigen diese formen der ps —— gleichheit dor for- 
mation mit dem perfectum und plusquamperfectum der ὦ conjugation. 
Beide redupliciren, beide verbinden die enduog mit dem stamm ohne 
vermittlung des bindevocals, so dass die sprache, sich selbst läuschend 
solche formen wie z. b. ridena: und ἐτιϑέμην wie perfecta und pla 
quamperfecta ansah und behandelte. 

13) Mit steter aspiration des endeonsonanten des stamms, wovon 


18* 


276 Zum dialect des Herodot. 


(stamm tay) also τετάχαται: τετρίβ -vres (st. τριβ) alee τετρίφα- 
ται; Ösdex-sraı (st. dex) also dedeyarar: ἐσκενώδ «ται (st. cxsvad) 
also soxevudarar. Wir begreifen ferner 2) dass, nachdem sich 
die sprache in den dritten personen perf. und plusquamperf. eis- 
mal an die endungen rzaı, »70 resp. azaı, avo gewöhnt, sie dieselben 
selbst da anwandte, wo der zwingende grund d.h. der ausammen- 
stoss dreier cunsonanten nicht vorhanden war, also selbst bei 
den verben, deren stamm nicht consouantisch sondern voecalisch 
schliesst, z. b. ἡγέαται, βεβλέαται, οἰκέαται 14), vurduraı u. α. π.: 
vgl. oben p. 275: wie endlich 3) diese endungen ara: und ate 
auch in den formen eintreten, die mit dem perfectum nnd plus 
quamperfectum passivi eine grosse Ähnlichkeit in der bildung 
zeigen, nämlich bei dem praesens und imperfeetum passivi der 
verba auf μι, τ. b. τιϑέαται, ioreuraı, δυνέωται u. 8. W. 

Aber unbegreiflich und unerklärlich sind formen derselben 
endung «zac und azo im praesens und imperfectum pass. und 
aor. Il med., die in einzelnen handschriften des Herodot und auf 
grund dieser noch in unseren neuesten ausguben neben den rich- 
tigen ihr unwesen treiben, formen wie κηδέαται 1, 208 ἀπαγέα- 
ται Hl, 67 und Il, 47 (vgl. Dind. p. xxvıı, Bred. de dial. He 
rod. p. 329), ferner eBovisuro neben dem richtigen éBovdorre, 


ἐγενέατο, unedexeato, ἀπεγραφέατο, ἐσιγέατο, προῃδέατο, ine - 


χανέκτο, sehr häufig ἀπικέατο, während eben so häufig das 
richtige ἀπίκοντο überliefert ist, ἐπνυθέατο und andere die Bre 
dow (I. ce. p. 380. 331.) als richtig auflührt, indem er freilich 
ihre richtigkeit nur durch ibre existenz zu begründen weiss. 
Während Bredow mit gesundem sinn die praesentischen monstra 
κηδέαται 1, 209 ἀγέαται Il, 47 ἀπαγέαται 11, 67 als unriehtig 
verwarf 15) (vergl. Bred. p. 329), da diese formen abgesehen 
von ibrer durchaus unerklärlichen anomalie, auf die ich gleich 
weiter unten zu sprechen kommen werde, durch die hunderte 


Dur daixatas ausgenommen ist. Ebenso unterbleibt durchgängig die 
aspiration des endconsonanten in den verben, deren siemm auf d aut- 
lautet: vergl. dossvadurus (st. axevad) neywyidatus (st. yousd), ἀγωνέδατω 
(δι. uywr.d). “Classen Altic, p. 357 lässt in diesen verben auf ζω dass 
sich einfach in d verwandeln, was sich weniger empfehlen möchte. 

14) Mit verkürzuug des der endung vorhergehenden vocals, da der 
dunkle vocal « mit einem unmittelbar vorhergehenden lar:gen vocal ei- 
nem ionischen organ nicht verträglich erscheinen mochte. 

15) Gleichwohl finden sich diese den text entstellenden formen 
in den ausgaben von Lhardy und Krüger. 


Zum dialect des Heredet. 277 


ron richtigen formen auf orcas hinlänglich gerichtet werden, hat 
sr doch ebense wenig zu rechtfertigende formen wie ἐβουλέατο 
ἰγενέαεο u.s.w. (vergl. p. 830. 831.) beibehalten, 

Es sind alle derartige formen auf araı und aro im praesens 
ond imperfectum pass. so wie im aor. Il med. der ὦ conjugation 
mischioden zu verwerfen; es kann sie die existenz derselben 
ymdungen in denselben temporibus bei den verbis auf ps nicht 
‚schützen, da der für die letzteren sprechende grund bei ihnen 
wegfällt: vergl. p. 275. 276. Dazu kommt, dass der über- 
rang des bindevocals o in 8 in allen diesen formen wie κχηδέαεαι 
βονλέατο und wie sie alle heissen mir wenigstens unerklärlich 
st, wie das Bredew (I. c. p. 329) bei den praesens -formen ge- 
üble zu haben scheint, während dasselbe doch auch offenbar 
ron den imperfect- und aoristformen gilt. 

Nicht zu übersehen ist ferner, dass auch Homer, hei dem 
loch ebenfalls die endungen sta: und rro im perfectum und plus- 
juamperfectum pass. die wehlbegriindete verwandlung des ¢ in 
¢ erleiden, derartige imperfect- oder soristformen auf saro nicht 
ieant, Dasselbe gilt von den sämmtlichen logographen, die ich 
renau verglichen, so wie von Hippocrates, bei dem ich trotz, 
agestreagten nachsuchens imperfect- oder aoristformen auf saro 
ıicht aufzufinden vermocht habe. Perfecta und plusquamperfecta 
lerselhen endung finden sich auch hei ibm häufig. Auch darauf 
slaube ich noch gewicht legen zu dürfen, dass ebenfalls Arrian, 
ler doch in den Indicis den dialect des Herodot offenbur mit 
rrosser geuauigkeit nachgeahmt hat, während er im perfectum 
nd plusquamperfectum dieselbe verwandlung von szcaı und rzo 
8 asaı, aro zulässt, sich auch nicht eine form im imperfectum 
der aoristus II. auf eazo erlaubt hat. Nicht minder verdächtig 
rscheinen derartige formen noch dadurch, dass die alten rheto- 
en, grammatiker, commentatoren, wie Gregorius von Corinth, 
havorinus, Eustathius, Theodorus Gaza u. a. in den zahlrei- 
hen von ihnen angeführten beispielen die endung saro auf per- 
ectum und plusquamperfectum und praesens wie impesfectum der 
erba auf μὲ beschränken und von einer ausdehuung derselben 
uf das praesens und imperfectum der ὦ conjugation nichts wissen. 

Der letzte und entscheidende grund aber für die nichtbe- 
echtigung aller dieser formen liegt darin, dass sich neben den 
alachen auch die richtigen formen derselben verba und zwar in 


278 Zum dialect des Heredet. 


überwiegender mehrzahl in allen handschriften vorfindes, währen 
die falschen, da wo sie überliefert werden, sur dureh εἶδε 
oder zwei und zwar solche geboten sind, die dorebaus nicht zu 
der besseren handschriftenclasse gehören. 

Was zunächst die praesentischen formen der ὦ conjugation 
auf exra: betrifft, so kann schon die geringe anzahl derselben 
im gegebsatz zu der ungeheuren anzahl der richtig mit der e- 
dung osraı Gberlieferten formen gerechte bedenken erregen; es 
sind nämlich deren nur drei überliefert und auch diese nicht eismel 
durch alle handschriften bestätigt: 1, 209 κηδέαται Il, 67 ana- 
ydaraı Il, 47 ἀγέαται. Von diesen formen ist die erste durch 
cod. Pass. und Flor. (der Pass. hat xndsarsaı was web] ser 
verschrieben ist für xnöearaı), die zweite allein durch cod. F 
überliefert, der allerdings zu der besseren (MPKF) der beide 
handschriftenclassen gehört, aber in dieser selbst wieder die ge- 
ringste stelle einnimmt, da er durch zahlreiche interpelationen 
verderbt ist 16, Dagegen hat sicher der Mediceus (M), d.h. 
die handschrift, die bei der kritik des Heredot zu grande su 
legen ist, sowohl κήδονται als ἀπάγονται, woven: ich wich 
. mit eigenen Augen überzeugt habe. ' 

Was endlich die dritte dieser formen Il, 47 aydaraı betrift, 
so scheint diese nicht allein von F wie Gaisford in den varias 
ten zur stelle anführt, sondern noch von mehreren handschriftes 
überliefert; denn auch M bietet ἀγέαται. Aber wir werde 
selbst gegen alle handschriften sofort ἄγονται verbessern, da 
ἀγέαται augenscheinlich durch das unmittelbar vorhergehende 
ἐκδιδόαται bervorgerufen-worden. Danach ist meines erachtess 
aus inneren wie aus äusseren gründen die ausmerzung dieser 
drei vereinzelt dastehenden praesensformen geboten. 

Obgleich Bredow die unhaltbarkeit dieser drei formen fühlte, 
wagte er es doch nicht einen schritt weiter zu gehen und cet 
sequent auch über die imperfect- und aoristformen auf saro in 
der ὦ conjugation das verdammungsurtheil auszusprechen: da 
her stossen wir dean noch in den neuesten ausgaben auf die ir 
consequenzen, dass bald ἐβουλέατο bald ἐβούλοντο, bald anızları 
bald ἀπίκοντο gelesen wird, dass ἐβουλέατο unmittelbar nebe 


16) Vergl. Philol X p. 710. Das weitere findet sich in meinem 
sufsatz über das gegenseilige verhältniss und den werth der handsehrif- 
ten des Herodot, den ich unter der feder habe. 


Zam didiect des Heredot. 279 


nowaLorto , dass! bel Kriigét 'sogarin ‘eluem ‘ind ‘demselben ew 
pitel ἐγένοντο ‘nud azgusye νέώτο sith findet, fälle, die‘sich gar 
leich€ Versiebred lassen.. Und doch passt:aufi sie genau das oben 
vow den falschen praesensformen gesagte. Denn auch bei dic 
sen imperfect. ani?’ aneistformen.. lag keiner der. beiden obey 
asseinandergenetzten gründe :zu einer veswandikung: des 7 ie « 
vor; ‚auch bei ihnen dieselbe abnorme verwandiung des ὁ in δ) 
auch: bei ihnen liess man. sich’ dureh. die imperfoctformen det 
verba auf μι, die ihrerseits vollkommen berechtigt waren, zu 
einer falschen analogie.verführen, wie dies, wenn auch ie ge 
riugerem grade bei den praceentibus der fall. gewesen ; ferner 
können auch sie gegen die grosse überzahl der einstimmig richtig 
überlieferten formen auf ovre-(es sind deren an zweihundert) 
nicht aufkommen: endlich hat M selbst in dew verhältuissmässig 
doch ane ‚wenigen stellen (es sind: ungefähr: zwanzig, von denen 
aber nur acht durch alle bandschriften bestätigt sind), wo sieh 
im anderen handschriften (namentlich wieder in :F) die falsche 
endung: findet, fast immer die ‚riehtige bewahrt. — Hierueek 
zur betrathtung der einzelten formen ‚selbst .und: ihrer hand! 
schriftlichen beglaubiguig. . Zunächst. die: 1) Aoristi seoundis 
Ich: hebe ver allem die entsprechende se: ungemein eft vorkom- 
mesde form des. verbam ἀπικέσθαι heraus, wo wit':in den uusga- 
ben in bunter reihe bald! ἀπίκονξο bald: ἀπικέατο Jesen. Did 
letztere form darf uatirlich nieht mit. ddm berechtigten‘ plus» 
quamperfectum ἀπίκατο verwechselt werden, was ia den hand. 
schriften allerdiags nicht selten gesthehen. ist. Alle bandscheif- 
tem. nuh, namentlich M, bieten: .1,.104. 166 das richtige ἀπώ 
xovto: ebenso A, 171. 173. 111, 20. 21. 46. 54. 136. 138. 144. 
IV, 42. 122. 152. V, 46. Vi, 95. Vil; 118. 181. 28. Vil, 84. 
92. 110. IX, 19. 62. 108. 114 (bis). Im widerspruch mit die- 
sea zahlreichen richtig überlieferten formen findet sich 1, 15 im 
F, demselben, darch den wir oben die ebeufalls falschen praesens- 
formeu auf ἑαται überliefert fanden, arıziaro; dagegen hat M 
_picht wie Schweighäuser und Glaisford angeben ἀπικέατο, sous. . 
dern sicher das richtige ἀπίκοντο: ebenso RSVbdc; noch die neuern 
berausgeber haben caixéaco. — I, 152 findet sich nur in der 
Aldiaa und zwei jüngeren handschriften anıxeazo, während KM 
das richtige anixorso bieten. Dies von I, 152 gesagte gilt von 
1, 169 und IV, 203: auch an diesen stellen bieten MKP richtig 


280 Zum dialect des Heredet. 


aninoreo.— V, 98 findet sich in MPS zweimal ἀπίκοντο, wib- 
rend nur F anınsaro bietet. Dasselbe findet sich V, 99. Dage- 
gen erledigen sich Vi, 16. VII, 118. 131. 158. 157. IX, 17. 55 
dadurch, dass in ihneu augenfällig ἀπικέατο mit auızaro (vgl. oben 
p- 279) verwechselt wurde, wie dean auch MPK an allen diesen 
stellen das richtige plusquamperfectum haben, während an eis» 
gen derselben auch hier wieder im F ἀπικέατο sich: findet, des 
Krüger meist vorgezogen hat. Danach ist im ganzen Herodet 
such nicht eine stelle, wo die form amızsaro von allen hasd- 
schriften überliefert wäre; ferner wo sie von handschriften ge- 
geben wird, sind dies immer nur schlechtere, während die besse- 
ren MPK (zuweilen auch F) durchgängig ἀπίκοντο haben. Da- 
gegen ist ἀπίκονεο einstimmig an sieben und zwauzig stellen 
überliefert. Die consequenz ergiebt sich daraus von selbst. 
Icb habe absichtlich die form ἀπικέατο und ihre unbaltber 
keit zum gegenstand einer eingehenderen untersuching gewählt, 
da sie von allen unrichtigen formen dieser art am meisten vor 
kommt: bei den übrigen kann ich kürzer sein.. Her. Vil, 172 
lesen Gaisford, Bahr, Krüger énvdeazo, obgleich P und aus 
nahmsweise selbst F das richtige ἐπύθοντο bieten, das ausser 
dem einstimmig in sämmtlichen folgenden stellen überliefert ist: 
1, 83. 122. 191. Il, 52. 146 (bis). IV, 120. V, 34. VI, 23. Vil, 
147 (bis). 178. 175. 192. 225. IX, 12. 03. 98. Danach wird 
auch VII, 172 zu ändero sein. — Hl, 166 findet sieb bei Kri- 
ger, Bahr nach allen handschriften ἐγενέατο: dagegen haben alle 
handschriften ἐγένονεο: 1, 59. 105. 184. 214. Il, 51 (bis). 129. 
163. 111, 73. 88. V, 65. 80. VI, 97. 125, wonach auch If, 166 
das richtige ἐγένοντο herzustellen ist. — 1, 214 lesem Lhardy, 
Krüger, Bihr, die inconsequent genug unmittelbar vorber ἐγένοντο 
aufnahmen, mapıeyesearo, während der Sancroftianus (S) ze 
ρεεγένοντο giebt, das ausserdem von allen handschriften 1, 176 
überliefert ist. — Dass endlich für das nur von bandschriften 
der schlechteren classe gebotene nsgısßalsaro VI, 24 mit 
MPKF περιεβεβλέατο zu lesen sei, räumt selbst Krüger ein. — 
Das sind die sämmtlichen im verhältniss doch nur äusserst we 
nigen aoristformen auf saro boi Herodot. Nun 2) die Imperfscke. 
Her. I, 4. Ill, 143. lesen Lhardy, Krüger, Stein, Bähr allerdings 
mit allen handschriften ἐβουλέατο, was aber nuch vergleichung 
von 1, 165, wo die bessere handschriftenclasse (MPKF) ἐβόνλονιο 


Zain dialeet des Heredet. 984 


und Il, £20. V, 65. VII, 195, we sämmtliche handschriften 
ἐβούλοντο lesen, mit der richtigen form zu vertauschen ist, — 
I, 67 haben ebenfalls die genannten herausgeber aus den schlech- 
teren handschriften ἐγιγέατο aufgenommen, während in MF das 
richtige ἐγίνοντο steht, was ausserdem -einstimmig 17) 1, 81. 68. - 
166. Ill, 86. IV, 113. 120. V, 39. 66. VI, 19. 50. 77. 91. 109 
von allen überliefert ist: also ist 1, 67 auch ἐγίγνοντο herzustel- 
len. — IV, 167 liest Krüger fälschlich noch ὑπεδεκέατο, weil 
MPKE ὑπεδέκοντο haben, was nusserdem I, 60. IV, 119. V, 
34. 96. VI, 13 alle haben. — VII, 147 geben alle ἐσινγέατο, 
was aher mit vergleichung von V, 74, wo in allen richtig ἐσί- 
vorro steht, (vergl. auch V, 81. IX, 49) in ἐσίνοντο zu ändern 
ist, was auch 18) von den beiden letzten dieser abnormen formen 
ἐπαπενιζέατο und ἀπεγραφέατο gilt (NM, 172. V, 29), wo 
schon Dietsch richtig ἐπαπενίζοντο und ἀπεγράφοντο hergestellt 
hat. — Dass schliesslich die beiden durchans allein stehenden 
imperfectformen anf aro der verba contracta μηχανγέομαι und 
εἰδέομαι als allen regeln der formation zuwider gebildet zu 
verbessern sind, versteht sich usch dem vorhergehenden von selbst: 
V, 63 haben alle codices ἐμηχανέατο (unmittelbar dorauf folgt 
ἐκαλέοντο) statt des richtigen ἐμηχανέοντο, das glücklicherweise 
von allen handschriften richtig Vil, 172 und Vill, 7 überliefert 
ist. Allein auch selbst ohne eine solche parallele werden wir 
I, 61 das falsche προαιδέατο ohne bedenken in προαιδέοντο än- 
dern (so schon Classen richtig Atticc. p. 357) ebeusowohl der 
unerklärlichen formation wegen als mit zwingender rücksicht 
auf die ungeheure mehrzahl der übrigen sämmtlich richtig auf 
eovzo überlieferten imperfecta der verbs contracts, von denen 
ich, da sie sich auf jeder seite vorfinden 19) keine beispiele au- 
zuführen brauche. 

Damit ist das schon oben über die praesens- aorist-imper- 
fectformen der ὦ conjugation auf zaras und saro im allgemei- 


17) Nur steht in einigen der angeführten stellen in einer oder zwei 
schlechteren handschrifien fälschlich ἐγένοντο für ἐγένοντο. 


18) Dietsch liest an der einen stelle ἐσενέατο, an der anderen 
ἑσένοντος eine von beiden formen kann nur die richtige sein. 


19) S. z. Ὁ. das fast unzählige male vorkommende ἐχρέοντο, ferner 
inuliurso u. s. V. 


282 Zum dialcet des Hevodet. 


' non begründete verdammungsucthei] auch im einzelaen denke 
ich hiulänglich erwiesen; sie sind ohne ausashme zu tilgen. 
Lüneburg. ©. Absicht. 


Zu den fragmenten der griechischen tragiker. 


Aeschylus. Die Βασσάραι (diese form ist besser verbürgt 
als Bacougtdes) bekommen einen zuwachs aus Hephaest. p. 82: 
τὸ δὲ βακχειακὸν μέτρυν σπάνιόν ἐστιν — οἷον 
᾿ ὁ ταῦρος δ᾽ ἔοικεν κυρίξειν τιν᾽ ἀρχάν, 

φϑάσαντος δ᾽ ἐπ᾽ ἔργοις προπηδήσεταί νιν. 

Dazu bemerkt ein von Gaisford in der zweiten ausgabe edirtes 
scholion: Δασσαρὼν «Αἰσχύλου ἡ χρῆσις. Einem scenischen dichter 
hatte bereits Bergk Lyr. p. 1077 die stelle zugewiesen, offenbar 
geleitet durch das metrum; denn die erklärung oder verbesserung 
der unverständlichen worte ist noch keinem gelungen. . Der aus- 
gang des zweiten verses streitet gegen ein im metrum bacchia- 
cum fast constant geltendes gesetz, wonach die enden der vers- 
füsse mit den wortenden zusammentreffen. 

Fragm. 68: Adgıarai τε γυναῖκες τρόπον ἕξουσι your. 
Vielleicht zogo» ἥσουσι γόον. 

Fragm. 73. Für ἀλλ᾽ ὁ μέν τις ist mit leichter änderung 
ἀλλ᾽ el ὁ μέν τις zu verbessern. 

Fragm. 386. Die lesart des codex Mendozae führt auf 

φίλον δέ τοι, 
δαιμύνιε, τῷ κάμνοντι συσπεύδειν Θεοῖς, 

wo ich nur φιλοῖ in φίλον geändert habe. 

Sophocles. Fragm.140: οὗτοι γένειον ὧδε χρὴ διηλιφὲς 
φοροῦντα κἀντίπαιδα καὶ γένει μέγαν 
γαστρὸς καλεῖσϑαι παῖδα, τοῦ πατρὸς παρόν. 

Offenbar ist γαστρὸς unrichtig; das nachfolgende πατρός weist mit 
sicherheit darauf hin, das zu schreiben ist μητρὸς καλεῖσϑαι 
παῖδα. Vgl. Soph. El. 365: sur δ᾽ ἐξὸν πατρὸς πάντων ἀρίστον 
παῖδα κεκλῆσϑαι, καλοῦ τῆς μητρός. Eur. ΕἸ. 934: χἀχείφους 
στυγῶ τοὺς παῖδας, ὅσεις τοῦ μὲν ἄρσενος πατρὸς οὐκ ὠνόμασται, 
τῆς δὲ μητρὸς ἐν πόλει. Unsicher ist die verbesserung von Eur. 
fr. 1048, 7: οὐδ᾽ ἂν εἷς ἀνὴρ γυναικὸς αὐδήσειεν, ἀλλὰ τοῦ πα: 
τρός. Doch scheint Meineke recht zu haben, wenn er τῆς ur 
τρὸς statt γυναικὸς verlangt. 
Berlin. A. Nauck. 


XIV. 
Das. Participium futuri Activi bei Ovid. 


Ueber einzelne punkte der lateinischen grammatik, besen- 
ders der syutex sind in dea letzten jahren so viele untersuchun- 
gen angestellt worden, dass es überflüssig erscheinen könnte, 
wieder mit eiuer dissertatiuncula der art hervorzutreten. Wer 
aber mit mir der überzeugung ist, dass nur auf dem wege der 
monograpbien wie im antiquarischen, so auch im grammatischen 
gebiete nach und nach ein abgerundetes ganze zu stande kom- 
men kann und dass insbesondere der reichthum der zu beobach- 
tenden grammatischen erscheinungen, aus denen sich eine voll- 
ständige lateinische syntax aufbauen kann, trotz aller gewiss 
schätzenawerther arbeiten in diesem gebieta noch lange nicht er- 
schöpft ist, wird vielleicht geneigt sein, auch den folgenden 
observationen einige aufmerksamkeit zuzuwenden. Sie betreffen 
den gebrauch des Jateinischen Participii futuri activi, wie er der 
nachciceronischen latinität und besonders den dichiern eigen ist, 
die nach griechischen analogien eine freiere anwendung vop 
diesem modus zu machen sich befugt hielten. Bei der lectüre 
des Ovid hat sich mir die beobachtung aufgedrängt, dass dieser 
dichter, der überhaupt manche vom gewöhnlichen gebrauche ab- 
weichende verbisdungen bat, die einmal im zusammenhange dar- 
zustellen wohl der mühe werth sein dürfte, vor allen einen 
sehr umfassenden gebrauch von diesem Participio sich erlaubt, 
dessen entwicklung durch eine möglichst vollständige sammlung 
von belegstellen hier darzulegen ich mir zur aufgabe gemacht 
babe. 

Es versteht sich von selbst, dass das Part. fut. act. auch 
bei Ovid in der ganz gewöhnlichen bedeutung sich findet, um 
nach verbis der bewegung die absicht auszudrücken. So beden- 


281 | Das Parlicipium futuri activi bei Ovid. 


tet Ovid. Metam. IV, 347: Titania terram pressit, ut hauriret 
gelidos potura liquores, natürlich nichts weiter, als „schöpfen | 
zum trunke”. Noch einfacher und regelmässiger Met. IX, 337: ᾿ 
Venerat huc Dryope nymphis latura corenss: ibid. XIII, 165: 
Arms ego femineis animum motura virilem mercibus inserei: 
XIV, 343. Jl, 815. Heroid. X, 10 und an andern stellen. 
Etwas freier ist Ov. Her. X, 10: movi Thesen pressuras semi- 
supins manus = pressurus, und Fast. Ill, 112: Sucra lavaturas 
mane petebat aquas = lavatura, nach der bekannten dichteri- 
schen gewobnheit, äusserungen der thätigkeit, die genan ge- 
nommen dem subject unmittelbar zukommen, einem vom subject 
abhängigen satzgliede beizugeben. 

Nicht suffallender ist für das Part. fat. aet. die bedentung: 
„wollen, vorhaben, im begriff stehen”: so Oy. A. Amat. I, 755: 
Finiturus eram: sed sent diversa puellis pectora: Her. XVII, 43. 
Gaudis rapturo: ibid. 212: nataturo: Met. XIII, 966: Tulia dices- 
tem, dicturum plura reliquit Scylla denm: Fast.V, 684: nen ar- 
dituri lovis, der nicht hören will: Met. IX, 606: Et si reiicerer 
potui moritura videri, sterben zu wollen: Ep. ex Ponto Il, 1, 
$1: sumturum clara insignia, und in sehr zahlreichen stellen 
das particip. iturus und seine composita: so Met. ΧΙ, 220: 
cur oon remoratur ituros? ibid. 679. A. A. Ill, 99. Her. XIX, 
32. Heroid. Il, 92. X, 62. Ferner Amor. El. I, 4, 1: adite- 
rus. Met. XV, 686 abiturus: Amor. ll, 11. 37: vente reditura 
secundo: Her. V, 59: alii rediture, um für einen andern suriicks®- 
‚kehren. Abweichender schon vom gebrauch der guten prosa ist es, 
wenn das Particip. fut. als nachsatz eines hypothetischen satzes 
die aus einer gegebenen bedingung gezogene folgerung bezeick- 
net, mag sie sich nun mehr oder weniger nothwendig als sel- 
che ergeben. Zumpt §. 639 anmerk. führt aus Livius, Taci- 
tas, Plinius und andern stellen an, die sich leicht vermehren 
liessen. Bei Ovid sind von mir folgende angemerkt: 

Heroid. XIII, 55: Nec rapere ausurus, nisi se defendere poseet, 
hospes erst: 
Met. Vil, 833: Indicioque fidem uegat et nisi viderit ipsa 
Damnature sui non est delicta mariti : 
Ep. ex Ponto 11,5. 35: Hoctibi facturo vel si oom ipse rogarem 
d. h. qui facturus eras: 
. Met. V. 269: O nisi te virtus opera ad maiora tulisset, 


Das Participium fateri activi bei Ovid. 285 


Jo partem ventura chori Tritenia nostri, 
b. quae ventura erat. Ferner: 
Trist. HW, 43: Tu veniam parti superatae saepe dedisti, 
Non concessurus, quam tibi victor erat. 
dem worte victor liegt ein hypothetischer satz versfeckt: si 
tis vicisset. Ep. ex Ponto Il, 11, 21: 


Acer et ad palmae per se cursurus honores, 
Si tamen horteris, fortius ibit equus. 


Met. IX, 560: — miserere fatentis amorem 
Et non fassurse, nisi cogeret ultimus ardor: 


Amor. Il, 18, 3: nos, Macer, ignavae Veneris cessamus in 


umbra 
Et tener ausuros grandia fraogit amor, 


o ausuros 8. v. ἃ. eliamsi ausuri simus ist. Vgl. Met. XIV, 
4: clausura fuit: Amor. JI, 14, 9: deperiture fuit: ib. v. 16: 
surus erat, v. 18 orba futura fuit. So findet sich auch das 
irticipium fut. act. mit quasi oder taoquam verbunden für den 
liständigen satz mit dem verbum finitum, wie es Zumpt $. 639 
r quippe angiebt. Hierher gehörte Ovid. Met. IX, 228: quem 
‘opulum) quasi sensurum nautae calcare verentur; Met. X, 
8: acclinataque colla Mollibus in plumis fanguam sensura re- 
nit. Aber alle diese stellen, so beachtenswerth sie immer- 
ı sind, um die fortschreitende erweiterung des ursprünglichen 
ines dieses particips zu constatiren, treffen noch nicht die ge- 
suchsweise, die ich als eine specifisch poetische bezeichnen 
ſebte. Nicht als ob nicht spätere prosaiker sich ähnliches er- 
ıbt hätten, aber in dieser ausdelinung findet sie sich wohl nur 
i den dichtern und zwar, so viel mir bekannt, bei keinem so 
nnichfaltig und zum tbeil so frei, als eben bei Ovid. 


Mit dem begriff der zukunft verbindet sich sehr leicht und 
turgemäss der des eintreten sollens, bestimmt seins durch lage 
d umstinde. Denn was einmal geschehen wird, erscheint vom 
ndpunkt der gegenwart aus als prädesiinirt, so oder so su wer- 
s; die zukunft giebt nur das resullas der in der gegenwart schon 
etsten bedingungen. Das ist es wohl, was Reisig vorles. 
er lat. sprachw. $. 422. den permanenten sinu nenut, wel- 
:a das Part. futur. act. erhalte. Es bezeichnet dann aber 
ht, was einmal oder zufällig so sein wird, sondern was der 


286 Das: Perticipiam faturi activi bei Ovid 


natur der sache nech immer so acin wird, also die derch fahig- 
keit gegebene bestimmung zu irgeud etwas. Am regelmissig- 
sten tritt diese bedeutung ein in der periphrase mit ess, wofür 
ich bei Ovid folgende stellen gefunden habe: Met. V, 19 von 
der Audromeda: illo tibi tempore rapta est, quo peritura fait, 
d. h. wo sie die bestimmung des todes erhielt: 

ib. XIV, 257: nullaque erat nostro factura in corpore 


vulnus: 
Ep. ex Ponto 1, 3, 59: altera Bistonias pars est sensura 
sarissss: 
A. Amat. I, 15: quas Hector sensurus erat — manus. 


ibid. 340: poena reversura est in eapat ἰδία tuum: 
vgl. Ep. ex Ponto IV, 15, 35. ‘Trist. IV, 1, 27. IV, 9, 23. 
Dem sehr nahe steht Trist. IV, 10, 71: non tamen in nostro 
firms futura loco, d. h. quee non futura erat: ferner 
Amor. Hl, 6,34: natarum Thebe quinque futura parens, und 
Met. VIII, 409: quo bene librato, votique potente futuro, 
letztere eine stelle, die überdiess den von Haase zu Reisig vorl. 
anmerk. 589 zum beleg des vorkommens des Part. fat. act. in 
dem Ablativus absolutus angeführten hinzugefügt werden kann. — 
Aber auch ganz unabhängig von der periphrase mit est behält 
das particip. futuri act. diesen sinn, dass es bedeutet: durch die 
natur der verhdlinisse su elwas bestimmt sein. Wie das hekanste 
moriture Delli bei Horaz (Carm. Il, 3, 4, cf. I, 28, 7.) hedeutet: 
o Dellius, der du dem tode verfallen bist, ihm nicht entgehen 
wirst, so findet sich bei Ovid in einer grossen zahl stellen 
das participium im gleichen sione. Denn für das participium 
periturus allein finde ich dreizehn stellen, von denen mir besos- 
ders deutlich scheint Met. XI, 696: 
at certe vellem, quoniam periturus abisti, 
me quoque duxisses. 
So sagt Halcyone zum Ceyx, der doch gewiss nicht wegging, 
in der absicht su sterben. Es heisst vielmehr: als ein dem ver- 
derben geweihter. Met. Il, 280: 
Summe Deum? liceat periturae viribus ignis 
igue perire tuo: 
IN, v. 292: perituraque amantis obsequio Semele: 
In, 579: O periture tuaque aliis documenta dsture 
morte, ait, ede tuum nomen nomenque pareatum, 


Dan Praticipiom ‚faturi .astiri bei Ovid. 987 


rmit man vergleichen haan Virg. X, 841: que meriture rmis: 
mer Met. VIll, 598: ee 

prepulit e seopulo periturae cerpera natae, 
» gegen die ‘variante pariturae, unter anderm auch der Ovidi- 
he sprachgebraueh spricht. — Met. XI, 168: 


Nate Dea, tibi se peritura reservant Pergama, 


s zum untergang bestimmte Pergamum: ibid. v. 619. v. 681. 
anz ähnlich periturus Fast. 11, 403. Ill, 479. Trist. 1, 7, 19. 
rist. II, 31. Ep. ex Ponto Ill, 2, 85. Dann moriturus in 
et. VII, 544: — acer equus... 
ad praesepe gemit, morbo moriturus inerti: 
Heroid. IV, 131: Jata vetus pietas sevo moritura faturo 
Rustica Saturno regna tenente fuit: 

lie pietät, die aussterben sollte im kommenden zeitalter. Da- 
gen Amor. Il, 6, 36 and Her. X, 119. moritura == moriens. — 
surus Met. Xli, 588: iamiam casaras arces. ΧΙ, 875: ca- 
ra moenia Trosm: vgl. Virg. Aen.. Vill, 875: casuras arces, 
ser. I, 15, 19: casurum nullo tempore nomen. --- arsurus. Met. 
, 245: arsurasqne iterum Xanthus flavusque Lycormas: Met. 
ni, 273: repulit Actorides sub imagine tutus Achillis ‘Froas 
» arsuris cum defensere carinis, „die verbrennen sollten”. Met. 
Ill, 746: arauro feretro. Fast. IV, 509: arsuris focis. Trist. 
', 102: arsuros carmina nostra focos. Fast. IV, 863: arsuros 
‘tus. Heroid. VI, 41: arsuroa roges. Aebniich cakiturus. Met: 
J, 589. — passurus Met. Vil, 411: silvaque sole lacum 
ssura tepescere nullo: Met. XII, 886: passnra vulnera fronti: 
nest. |, 693: passara bis ignem. — defures Fast. |, 510: novos 
velo terra datura deos: Fast. V, 271: volueres mella daturas: 
rl. Met. XH, 30. 111, $79. Etwas anders Trist. IV, 2, 11, 
ovon unten. Mehr vereinzelt kommen die übrigen Part. fut. 
ἢ, in diesem sinne vor und swar an folgenden stellen: Heroid. 
Vi, 109: Fundatura citas flectuntur robora naves, mis der be- 
mung zu schiffsböden. Met. XIII, 112: Debilitaturum quid te 
tis improbe, manus? sagt Ajaz sum Ulyss beim wa/ffensireit. 
mor. ll, 6, 45: septima lux aderat, non exhibiturs sequentem, 
w siebente tag, dem keiner mehr folgen sollte. Her. 11, 98: Ex- 
sctem, qui me nunquam visurus abistit Gans unser: „um mich 
emals wieder su schen” worin auch, nicht die absicht, sondern die 


288 Bas Partieipiam fatari activi bei Ovid. 


bestimmang ausgesprochen liegt. Hereid. Ill, 20: quamlibet ad 
Priami munus itura nurum, bestimmt als geschenk. Her. XH, 45: 
semina populos genitara: ib. XV, 199: anpturaque suptaqne pre- 
les; vgl. XXI, 155 nupturae — sponsae. Fast. IV, 803: iguem 
cessaturae supposuisse casae; der zur vergänglichkeist bestimmien 
hätte: ibid. v. 857: urha oritur: quis tune hoc alli credere pos- 
set? .Victorem terris impositura pedem: vgl. V, 179: Fast. V, 
220: sertaque coelestes implicitura comas, kränıe sur göller- 
koiffüre bestimmt. ibid. 385: Mlle (Chiron) manos olim sissures 
Hectora leto, Creditur in lyricis detinuisse modis: die einst für 
Hector todtbringend werden sollten: vgl. A. Am. I, 15. Trist. I, 
1, 125: laturo. V, 5, 61: Caesar dis accessure, dem die un- 
sterblichkeit sicher ist. Met. I, 55: motura tonitrua mentes: ib. 
IX, 303: moturaque duras verba queror silices: ib. U, 342: 
non auditarum Phaetonta, „der nicht hören sollte’: U, 301: or- 
batura patres fulmina: 11, 538: servaturis Capitolia anseribas, 
deren bettimmung war, das Capitol su reiten: Ill, 471: nee mil 
mors gravis est, posituro morte dolores: IV, 450: aut petis 
aut urges ruiturum, Sisyphe, saxum: VII, 664: flabat adbuc 
Eurus redituraque vela tenebat: VIII, 291: fleturi vota coloni, 
die thrdnen vergiessen soll: IX, 232: regnaque sisuras. iterum 
Trojana sagittas Ferre jubes Poeante satum: Xfl, 95: heese- 
rum clypei curvamine telum. Von dieser bedeutung des Partic. 
fut. act. „die bestimmung zu etwas in sich tragen” liegt der 
übergeng nahe zu der audern: bereit, geneigt, entschlessen sein 
zu etwas. Deno wie moriturus jemanden bezeichnen kana, der 
durch das schicksal oder die verhältnisse die bestimmmag des 
todes hat, so kann es auch stellen, wenn das bestimmende me 
ment nicht ausserhalb, sondern in ihm selber liegt und dauw ist es 
eben: bereit zn sterben: s. Wagner Quaest. Virgil. XXIX, 6: 
moriturus, vel cui fatis destinatum est mori vel qui decrevis vel qui 
paratus est mori. insbesondere wird dieser sinn des particips 
sich ergeben hei verbis, die irgend eine art geistiger thatigkeit 
bezeichnen, wie sentire, intelligere, audere, mentiri u. a. Se 
Ovid. Met. 111, 386: aullique libeatius unquam responsura sone, 
auf keinen ton jemals keber su antworten bereit. Met. VI, 107, 
von der Niobe: et nisi Junoni nulli cessura deorum, keinem τὰ 
weichen gewillt: vgl. Am. 1, 3, 18: et nulli cessura fides, und 
Trist. BI, 4, 36: haesurs tempus in omne fide: Met. ΧΙ, 102: 


Bas Participium futuri activi bei Ovid. 289 


Ille male usarus donis nit: effice, quidgnid corpore contigero, 
fulvem vertatur ia serum, d. h. der seinem charakier nach einen 
schlechten gebrauch von dem geschenk zu machen neigte. Met. XIV, 
79: Non bene discidium Phrygii latura mariti, Sidonis, sicht 
wohl zu ertragen fähig. Sehr deutlich Met. ΧΙ, 286: 

Sunt mihi quae valesnt in talia pondera vires, 

Est animus vestros certe sensurus honores : 
ich habe wenigstens einen für eure ehreabezeugungee empfängk- 
chen sian, sagt Ulysses beim waffenstreit mit einem verächtlichen 
seitenblick auf Ajax, als einen rudis et sine pectore miles. 

Trist. Ill, 14, 38: Nullus in hac terra, recitem si carmias, 

cuius 
Intelleeturie auribus utar, adest, 
dessen empfängliche (gebildele) ohren mir su gebols siänden. 
Amor. Il, 16, 27: Quodsi Neptuni ventosa potentia vincit 
Et subveaturos auferet unda deos, 
die gölter, die zu helfen geneigt wären. 
Fast. V, 683: Sive ego te feci testem falsove citavi 
Noo audituri numiaa magna lovis, 
nicht geneigt, gehör zu geben. Trist. Ill, 5, 19: Multaque prae- 
terea manifesta signa favoris, Pectoribus teneo non abitura 
meis, zeichen der gunst, die aus meinem gemiithe aicht schwin- 
den sollen d. b. die ich nicht vergessen will. Es ist also auch 
bier die persönliche theilnahme bezeichnet. — Ferner Trist. IV, 1, 
71: nec nisi lusura movimus arma manu, (sum scherse): ib. IV, 
2, 11: saepe datura, berest off su geben: ibid. 3, 16: non men- 
titura tn tibi voce refer, mis einer sprache, die sich nicht sum 
kigen bequemi. 

Fast. V, 35: Terra feros partus, immania monstra, Gigantas 

Edidit ausuros in lovis ire domum, 
„kühn genug, in lupiters palast einzufallen. 

Trist. U1, 9, 16: ausa atque ausura multa nefanda manu, 
wo die susammenstellung mit dem Participio praeteriti zu be- 
merken, wie oben Heroid. XV, 199: nuptura nuptaque proles. 
Endlich Trist. Ill, 1, 63: 

Quseque viri docto veteres cepere novique 
Pectore, lecturis inspicienda patent, 
steht denen offen, die lust haben, es su lesen. Hier streift das 
Participium fut. act. sehr nahe an die bedeutung des Part. prae- 
Philologes. ΧΙ. Jahrg. 2. 19 


290 Bas Participlam faturi actiyi. boi Ovidi 


sentis, wie man aamentiich aus einer parallelsielle bei Qaintilias 
ersehen kann, Inst. ΧΙ, 8, 58: mire auditerum diehurs cure de- 
lectai, des redners sorgfalt erfreut den hérer ausserordentlich. 
Aehnliches ist bei den prosaikern der silbernen latinität durch 
aus nicht selten. Dies führt uns endlich zu den stellen, wo das 
Participium futur. act. eine inhärirende beschaffenheit überhaupt 
fust ohne alle beziehung. auf die zukunft bezeichnet und etws 
den adiectivis auf bilis oder dem einfachen Participio praes. act. 
mehr oder weniger vollständig entspricht. Die wahl grade des 
Particip. fut. hat oft wohl nur das bedürfniss des metrum ver- 
onlasst. So scheint mir nociturus und laesurus gradozu „schäd- 
lich” zu bedeuten in Met. XI, 104: Anuuit optatis nocitaraque 
munera solvit Liber: vgl. v. 148. Heroid. IV, 125. Fast. |, 
683: agmine laesuro: Remed. Amer. v. 89: laesuro inge: Her. 
IX, 81. Ferner ist Heroid. ΧΙ, 60: vera loquar veri vix ba- 
bitura fidem, soviel als vie credébilia, obschon allerdings die be- 
ziehung auf die zukunft noch mit eingeschlossen ist, und Trist. 
I, 2, 36: ore necaturas accipiemes aquas, lässt sich ganz wohl 
durch den ausdruck: „södtliche wasser” wiedergeben. Noch mehr 
verschwiudet die hindeutung auf zukünftiges in folgenden stellen: 
Heroid. IX, 37: Inter serpentes apros avidosque leones 

lactor et esuros terna per ora canes, 
deon die bestimmung der hunde, dass sie mit dreifachen rachen 
verschlingen, ist nicht minder eine ihnen inhärirende eigensehaft, 
wie avidas attribut der leones ist. Auch gehören hierher A. 
Amat. 111,119. Quae nunc sub Phoebo ducibusque Palatia fulgent 

Quid nisi araturis pascua bubus erant? 

Trist. IV, 10. 61: Multa quidem scripsi, sed quae vitiess 
| putavi, 

Emendaturis ignibus ipse dedi, 
was ich übersetze: dem verklärenden feuer. Ibid. v.62: quasdas 
placiturs cremavi einiges gefällige, lesbare, obschon man an letzter 
stelle das Part. fat. act. auch hypothetisch deutet: einiges, was 99» 
fallen haben würde oder könnte. Ferner Amor. I, 12, 9: negaturis 
cera referta notis, d. h. mit abschläglichem bescheide. Amor. Ill, 
1, 65: das nostro victuram nomen amore, d. ἢ. immortale nomes. 
Met. Il, 222: Rhodope nivibus caritura, frei von schnee. Met 
XIV, 132: lox aeterna mihi carituraque fine dabatur, ewig und 
endlos. Heroid. XI, 5: dum tempora dentur Laetitiae mistes nen 


Das Participium futuri activi bei Ovid. 291 


habitura metus, seiten ungelrübler freude, die keine beimischung 
von schrecken enthalten. Her. V, 115: non profecturis litora bu- 
bus aras, d. i. nil proficiens, vergeblich. Ebenso Met. VI, 261. 
ΧΙ, 411, auch Trist. 1, 3, 45: verba non valitura, vergebliche 
worte. Dagegen ist etwas abweichender art Met. VI, 585: 
fasque nefasque confusura ruit, auf dem punkte, in dem zustande, 
recht und unrecht zu verwirren, d. h. sinnverwirrt, ohnmächtig. 
An mehreren stellen liest man mansurus: Met. V, 226: quin 
etinm mansura dalbo monumenta per aevum, das sind bleibende 
erinnerungen: ähnlich Met. XV, 621: longom mansura per ae- 
vum: A. A. Il, 241: mansuri amoris curam, sorge für dauernde 
liebe: Amor. Ill, 15, 20: Post mea mansurum fata superstes 
opus, wie oben Amor. Ill, 1, 65: somen victurum. Auch hierzu 
wird man in der späteren prosa viele parallelstellen finden. Ich 
erwähne nur Tac. Annal. IV, 38: hee pulcherrimae effigies et 
mansurae, und Senec. Epist. 27: bonum mansurum, ein bleiben- 
des οἱ. Am häufigsten aber braucht Ovid in diesem sinne ven- 
turus kommend, zukünftig: Met. V, 146: sagax quondam ven- 
tura videre. Met. V, 107. XIN, 162: praescia venturi leti. 
XV, 557: venturis fatis. v. 799. v. 835. Heroid. 11), 73. A. 
A. 18, 59. Fast. §, 311. ibid. 705. Epist. ex Ponto I, 9, 44. 
1, 2, 11. 11, 4, 113. Vgl. Fast. IV, 59: secuturi nepotes. 
Aus dieser, wie ich hoffe, ziemlich vollständigen beispielsamm- 
lung — eine stelle von bedeutung dürfte mir wohl nicht ent- 
gangen sein — ergiebt sich, was ich oben aufgestellt, dass 
Ovid von diesem Participium einen sehr umfassenden gebrauch 
macht, gleich als ob er dafür eine besondere vorliebe gehabt 
hatte. Unter den mannichfachsten nüaucirungen erweitert sich 
der gebrauch von der einfachen grundbedeutung aus dahin, dass 
der ursprüngliche sinn fast völlig erblasst und das Particip wie 
eine stehende formel zum ausdruck einer permanenten eigenschaft 
erscheint, für deren bezeichnung gute prosaiker das Participium 
Praesentis oder ein entsprechendes adjectivum wählen würden. 
Die silberne latinität, die in ihrem subjectivismus nach neuen 
formen und verbindungsweisen begierig griff, hat sich auch diese 
freiere wendung vollkommen zugeeignet, wie sie ja bekanntlich 
in vielen beziehungen zu dem dichterischen gebrauche der sprach- 
formen analogien bietet. 
Liegnitz. Dr. Richard von Kittlits-Ottendorff. 


—_ 19 * 


XV. 
Griechische inschriften. 


— — — — — 


Zu den iuschriften, welche Dr. Baumeister bei seinen wan- 
derungen, iu Griechenland selbst wie suf den inseln des ägäi- 
schen meeres mit löblichem eifer abgeschrieben und in dieser 
zeitschrift ?) zuerst bekannt gemacht hat, ist bald nachher eine 
weitere anzahl unedierter titel aus Kleinasien gekommen, „die 
von dem geehrten einsender an ort und stelle mit dem be- 
sondern zwecke gesammelt wurden, das Corpus Inscriptioasm 
Graecarum zu ergänzen”, berichte üb. die verhandl. d. k. Preuss. 
akad. der wiss. zu Berlin, 1855, s. 187 fg. Es wird gestat- 
tet sein, ein paar nicht ganz uninteressante stücke, zu denen 
h. E. Curtius dort nichts bemerkt oder h. Baumeister selber 
bedenkliche ergänzungen vorgeschlagen hat, nach der vorläufigen 
andeutung in Gerbard’s archaeol. anzeiger, febr. 1856 n. 86 5. 
156, hier etwas ausführlicher zu besprechen. 


Ich hebe zunächst ἢ. 21 6. 196 heraus. lo Smyrna ist 
nämlich vor wenigen jahren ein rundes marmordenkmal in ge 
stalt einer grossen urne gefunden worden, welche vier fuss heck 
ist und 1} fuss im durchmesser hält. „Ringsum in der mitte 
zieht sich ein relief von blumengewinden von Genien getragea; 
den abnehmbaren deckel krönt ein pinienapfel. An den seiten 
stehen über und unter dem gewinde zwei inschriften , einander 
entgegengesetzt, von verschiedenea meisseln und bei ziemlich 
guter erhaltung die zweite kaum lesbar”. Der text selbst lautet 
nun wie folgt: 


1) 8. Philol. Bd. IX, p. 179. 388. X, p. 300. 


10 


Grieekische iaschriften. 298 


DIAAAIEAPOZ NEANICXAPXHC 
KAILATAOZ MHTPOAWPOC 
IIPOT21EIZ OPECTHCKATECKETA 
ANOTIIOT CEATTWKAICTN 
KOINTW TENEICIK ALATIE 
TWAAEA AETOEPOIC 
WET KAITWENON 
WNIH TICTNOC 
“νη TOOHKH 
HEXAPIN KAIENCOPI 
XEPE OIC 
TOMNHMEI 
ON 
“ιλάδελφος ΜΝ ιεανισ[κ]άρχης 
καὶ Παῦλος Μητρόδωρος 
Προυσιεῖς Ὁρέσεης κατεσκεύα- 
ἀπὸ Ὑπίου σε αὐτῷ καὶ συν- 
ἹΚοΐντῳ ὅ γενεῖσι καὶ ἀπε- 
ro ἀδελ- ἀευϑέροις 
φῷ ἐτ- καὶ τῷ ἐνόν- 
ὧν iF τι σὺν ὁσ- 
μνήμ- τοϑήκῃ 
NG χάριν" 10 καὶ ἐνσορί- 
Χέρε. οις 
τὸ μνημεῖ. 
ον. 


Solcher beschriebenen urnen von stein (K. 0. Miller ar- 
iol. d. kunst, δ. 301, 2 s. 416), welche nicht mit den aus 
ibern hervorgesogenen (L. Ross urchäolog. aufs. 1. samml. 
67) verwechselt werden dürfen, waren schon vordem eine 
wiliche menge bekannt, s. C. 1. G. n. 552. n. 560. n. 585. 
678. o. 2473 v. Il p. 378 u.s.w. Einige noch nicht in 
eckh’s grosses werk aufgenommene sind folgende: die eine, in 
‚en gefunden, Ephem. Archneol. N. 760 (mit abbildung) s. 
8 == Rhangabis Antig. Hellen. v. ἢ} η. 1812 p.897, hat ohne 
iteres bildwerk bloss den titel: 


KEPKIRN Kegxioe 
AITTINOT Artivov 
OETTAAOS Θετταλός. 


204 Griechische inachriften. 


Pittakis liest: Kugximy Alv]zzırov; Rhangabis: Kegxtay Aln]ı- 
t[qzjov mit der bemerkung, dass der steinmetz anscheinend zeile 1. 
zwischen X und & eiaen buchstaben eingegraben habe, den er 
selbst nachmals wieder tilgte. Doch Kepxior ‚zunächst nater- 
liegt keinem zweifel. Denn einmal lässt sich der.wame auch 
sonst als thessalisch nachweisen, s. Leak. Tray. in north. Grece. 
n. 206 = Lebas Inser. Gr. et Lat. Part. Ill. Sect. Vi. Melibée 
n. 1228 p. 295: ᾿ 
EPATIZ koarig 
KEPKIQNOS Kegxiorog, 

eine stelle, welche im Pariser Stephanus IV. 1474. B. zu dem 
citat Eunapius p. 65, 9 Niebuhr. nachzutragen ist. Sodann würde 
Κερκίων, wenn auch nur ein einziges mal erhalten, hinlänglich 
durch Sadar, das im allgemeinen gebrauche war, Syllog. lo- 
script. Boeot. p. 11, Nauck Aristoph. Byz. p. 160, und durch 
Πύσϑων geschützt sein, Franz C. 1. G. n. 7454 v. IV p. 115. 
Auch wäre, um auf den angeblichen gatten der Sapphe Kepxo- 
λας (Welcker kl. schrift. th. I 5. 4, 7) kein gewicht zu legen, 
der consul des jahres 513 (241) @. Lutatius Cerco (Ellendt De 
cognomine et agnomine Romano p. 33 ,,irrisorium videter a 
graeco κέρκος) zu vergleichen, womit Pott die personen-names 
8. 601 noch Muto, Culleo, Culleolus zusammenstellt. 

Am namen des vaters sodunn haben beide herausgeber un 
nöthiger weise geändert. Dieser lautete sicher nach der annlogie 
von Aicyivns, ᾿Ελπίνης, «ΣΣμιχρίνης (Lobeck Pathol. Proleg. p. 
214. 247): Atrtivne mit der nebenform Arzırag (wofür, ich weiss 
nicht warum, öfter Arzısag betont wird). Vergl. C. 1. Ga. 
180, 7: Arrirug Ἡρακλείδον Givers, n. 1424, 11: 7. Φλαον. 
"Artirug Ψωκαεύς, α. 1967. 6. 7. v. II p. 990. a. (bei Ther 
sulonice): Azzisay, Rhangabis n. 2437: Azollwrıng Artiror 
[A]rxvocvòe, Lebas (Mylasa) ὦ. 415, 19 p. 138: -dreivou τοῦ 
‘Eoucov, ders. (Hadriani) n. 1051, 7 p. 281: Arrivag Γλύκωνοι, 
€. 1. G. 0.6154: Ζήεων Arzis[a] " Apoodıcıevs ἐποίει, wo Frass 
v. 1} p. 863 auf Letronne aon. d. arch. Instit. 1845 s. 343 
verweist. Pape führt ausserdem eine münze aus Kyme bei Mies 
net Suppl. VI, 6 an. Dass aber die aamén 'Arzalog, ’ Aria 
(Laceria in Thessalien, Leak. n. 209 = Lebas a. 1227), 'Ar 
taiog (Stiehle Philol. IX, 490) denselben ursprung haben, ist 
klar. Ueberdiess habe ich jüngst in den Iuscript. Thessalicse 


‚Griechische iuschrifton. 205 


tres p. 13. nachgewiesen, dass gerade in Thesssiien und. 'im 
nördlichen Griechenland überhaupt solche formen auf isyc (vay 
sehr üblich gewesen sind. Den dertigeu belegen füge ich, weil 
sie sogar im Pariser Stephanus fehlen, nur zwei hinzu: Σμιϑί- 
rag, Prytanis in Mytilene,:C. 1. G. n. 2166, 31 v. Hip. 1023. 
a (vgl. Σμίϑων, aus Melos, Ross. inscr. Gr. Ined. Jil n. 226, 
und vielleicht die ägyptische göttin Σμίϑις C. 1. Gr. u 4835 
v. 111 p. 898), und &axıras, in Halikernassos, C. 1. G. n. 2656. 
b. ΠῚ, 8 v. Wp. 1107. b mit suziehung von Bailie Fanic. In- 
scr. Graec. 1846 p. 77 κ. CAV. o und zeile 1: 4Διονυσίου Φα- 
xiva. Den Kodivag (Maceove- Kodiva) aus dem Kimmerischen 
Bosporos, C. |. G. n. 2180, 55 v. Hp. 165 lasse ich auf sich 
beruben. — Eine zweite Attische urne, Ephem. Archaeol. n. 889 
s. 530 (mit abbild.) = Rhangab. n. 1737 zeigt im relief rechts 
eine auf einem stuhl sitzende frau, mit der überschrift: NEO- 
Wi4H (?), welcher eine andere. links stehende die rechte hand 
giebt, wie z. b.C.1.G. n.567, ehne dass die sitzende die gestor- 
bene zu sein braucht, Friedlaender De oper. anagl. in mon. se- 
puler. Graec. p. 1 sq. C. F. Hermann griech. privatalterth. ὃ. 
40, 32. Die stehende ist links vom kopfe durch die buchsta- 
ben: KOM.AAAI bezeichnet, d. i. Konallı[s] nach Pittakis; Rhan- 
gabis schreibt: Κομαλλί, Erinnert sei an die Hetaire Korallı, 
bei Timokles im Orestautokleides Athen. XII! p. 567 F, wo aber 
Meineke Comm. Graec. v. Il p. 807 ed. min. Koßalıs vermu- 
thet hat. Ich schliesse hier gleich die allerdings inschriftslose 
Hydria an, welche Pittakis Eph. Arch. a. a. o. n. 890 abgebil- 
det hat. Auf ihr ist eine familienscene dargestellt, indem vor 
einer links auf einem stuhl sitzenden frau ein die rechte empor- 
reichendes mädchen steht, zu den füssen aber hinter dem mäd- 
chen ein nacktes kind sitzt. Dagegen hat zum dritten wieder 
eine aufschrift, ist aber im C. 1. G. nicht als urne angegeben, 
die nummer 1021: „in columna apud matronam Masson”: 

X AIPIAZ 

ETKOAINH 

ONHZIMOZ 
Die massive vase befindet sich gegenwärtig in der Münchener 
giyptothek , beschreib. d. Glypt. sr. maj. d. kéa. Ludwig, Mün- 
chen 1837, 6. 70 fg., wo vou Schoorr das relief genau be- 
schreibt. Eine abbildung hat K. 0. Müller in den denkmäl. d. 


296 Griechische inschriften. 


alt. kunst n. 126 nach dem supplement to the Antiquities of 
Athens, Athen. pl. 2. fig. 5 gegeben. Der erste name Inutet 
hier: XAIPEAZ, eine form welche Friedländer a. a. 9. p. 12 
note 13 verlangte. Dass jedoch auch Χαιρίας wuntadelich ist, 
kann schon aus den citaten bei Pape ersehen werden und be- 
stätigt sich durch die analegie, Lobeck Paralipp. p. 339, a. 24. 

Nach dieser abschweifung zu dem smyrnäischen gefäss sel- 
ber überzugehen, so war bei der inschrift zur linken hand die 
vermuthung Baumeister’s abzulehnen, dass zeile 4 wohl /Ieorv- 
σιεῖς an’ Ὀλύμπου (Prokeseh v. Osten denkwürd. und erinn. an 
den orient, th. 3. s. 85 fg. Grisebach reise durch Bumelien 
und nach Brussa, b. I s. 58 fg.) gemeint sei. Ygl. C. 1. 6. ». 
5894. A. 2: Prusienses ab Hypio and: Προυσιεῖς ἀπὸ “Triov, wo 
Fraoz v. Ill p. 775. a ausser den zeugnissen des Ptolemeens 
V, 1, 13: Πρυονσιεῖς πρὸς τῷ ‘Tanie ποταμῷ (so auch Noble 
t. DO p. 4, vgl. Arrian. Peripl. Ponti Eux. 13 p. 63 Hoffmans) 
und des Plinius N. H. V, 43, 148: Prusa sub Hypio monte, die 
miiozen mit: JIPOTCIERNIIPOCTIUIR anführt, Eckhel v. Il 
p. 433. Uebersehen hat er die inschrift Boeckh’s archäel zeit. 
1847 s. ὅδ == Stephani Antiq. du Bosph. Cimm. t. Il. ὦ. XVI, 
8: ἡ Προυσίεων πόλις τῆς (sic) πρὸς Ὕπιον. Dass aber Kie- 
pert, atlas von Hellas taf. XVU, irrthümlich Kieros für ides: 
tisch mit Prusias pros Hypio nimmt, geht aus Eckhel p. 488 fg. 
hervor, wonach aicht Kieros sondern Kios später Προνσιὰς πρὸς 
ϑαλάσσῃ oder ἀπὸ θαλάσσης hiess. 

In der zweiten aufschrift ist zeile 1 die verbesserung sen- 
sıoxapyns sicher. Das nomen ist meines wissens zwar soust we- 
der für Smyrna noch überhaupt bisher nachgewiesen ; doch bie- 
tet diesen aufseher über die jiioglinge, welcher dem ἐφήβαρχος 
entspricht, ein titel aus Tanais, monatsber. d. akad. d. wiss. 
1854 s. 687 n. I, 8 (= Stephani Antiq. du Bosph. Cimm. tll 
o. LXXVI) und wahrscheinlich auch o. IU. 6 (lithogr. nach +. 
689) zeile 5 nach Stephani n. LXXI. Der name Μητρόδωρος, 
den Pape für diese stadt nur aus münzen kennt, war in Smyrna 
ausserordentlich häufig, s. Boeckh C. 1. G. t. U. p. 708. b., 
und, wie auch Lane Smyrnaeorum res gestae et antiquitates, 
Gotting. 1851, p. 47 richtig bemerkt, von dem dortigen uralten 
cultus der göttermutter herzuleiten. Wachsmuth hellen. altertb. 
th. Il. s. 507 hat denselben unbeachtet gelassen; δ. aber Prel- 


Griechische inschriften | 297 


ler griech. mythol. th. I: =. 409, Eckhel v. ff p. 548, v. Pro- 
keech- Osten Ined. m. samml. autonom. altgriech. münz. s. 55. 
Belege für jenen namen sind: C. I. G. un. 3140, 30. 34. a. 
$142, 22. 24. n. 8142. 1. 28. u. 8143. I. 1. 12. 26. D. 6. a. 
$192, 11. a. 3194, 2. 8. n. 3231, 8. u. 3585. 6. 8. u. 3238. 
a. 3. u. 3240, 8. n. 3279, 3. 14. n. 8812, 1. 8. n. 3332, 5. 
7. a. 3855, 2. o. 3362. 2. 

Sodann ist ητρόδωρος Ὀρέστης nach ächt smyrniiischer 
weise so viel wie Μητρόδωρος ὁ καὶ Ὀρέσεης. Wie in vielen 
griechischen städten, so war es auch su Smyrna sehr ühlich, 
dass nicht bloss männer sondern selbst frauen zwei namen führ- 
ten. Diess wird nun dort, nach insehriftlicher gewähr, 1) in 
der weise bezeichnet, dass beide namen wie hier eiufach neben 
einander gestellt werden: ‘Jeguevpog Aiveiag Μυσεικοῦ, n. 8162, 
22, aus der zeit des Severus und Caracalla, wo Boeckh t. Il 
p. 718. b die Dionymie anerkannt hat; a. 3194, 2: ητρόδω- 
οον Ἑρμογένους τοῦ Μητροδώρον Ματερέαν, vgl. die note p.738. 
b.; n. 8266, 1: ᾿“λέξανδρος ᾿Αἀνταίου τοῦ Βακχίον Σεπεύτης 
p. 752. b.; u. 8275, 1: “Anollomog Λιεικᾶς Μη... p. 757. b 
(falls bier nicht Naixag py[egog zu ergänzen ist, da auch in 
Smyroa bezeichoungen nach dem namen nur der mutter vorkom- 
men, u. 3349, 2: Μελίτη Σερατονείκηφ, a. zwei griech. iuscbr. 
aus Sparte. ». Gyth. s. 17); n. 3279, 13: Μηνοφίλῳ Mnroodo- 
eov τοῦ Μηνοφίλον Καπανᾷ p. 759. a.; 0. 3836: Magxoy ’ Arr- 
ἑστιος Γαΐου ὑιὸς Φαβίᾳ ᾿ἸἸουνικός, wo Boeckh p. 775. ὃ an 
dem cognomen zweifelt uud statt JOTNIKOZ vielleicht JOTNI- 
KOZ ᾿Ιοῦνγκος ἃ. i. ‘Iovyxog gelesen werden muss, wie ENI- 
KPATEIA steht C. 1. G. u. 1749, 4 t. 1 p. 854. b, Inser. 
Thessal. tres p. 11; n. 8348, 1: KAavdiov Melapnov, ὑμνωδοῦ 
as ϑεολόγου καὶ πομπαίου στρατηγοῦ, Evrvyovg, doch möchte 
Boeckh p. 779. ὃ in Evruyns den vater des Melampus erblicken ; 
v. 3862: Τιβερίυν Κλαυδίου Nixiovg, φύσει δὲ ONOARPOT 
(Θεοδώρου) Kugivg, Μητροδώρου. Endlich siad meines erach- 
tens ebenso aufzufasseu n. 3190, 14: ταμιεύοντος Μητοφίλου 
Misoogarovg ’ Auspinvov, ἐργεπισεατήσαντος 'Apoodsciov Dos 
βίωνος Παύλου, indem die leute ηνόφιλος Μητροφάνης | Ape- 
οίμνον und ᾿“φροδείσιος Φοιβίων Παύλου heissen. Von frauen 
sind begreiflich die heispiele seltener, n. 8299: Medctivy " Arta- 
λον Τρύφαινα p. 765. b.; 5. 3300, 8: Narrip Etaayogou Ao- 


208 Griechisebe inschriften. 


τεμοῖ; n. 3839: Πώλλα “περιλία loıdory μ. 776 b. Ausser Sayrsa 
findet sich dieselbe kürze des ausdrucks noch im dem karischen 
Aphrodisias, Boeckh zu n. 2748 v. Il p. 501, u. 2842 p. 545, 
und besonders auf Sicilien, Franz zu n. 5595 v. I p. 620. 
Vielleicht muss auch C. 1. 6. n. 3858, 3 — NIK.|ANAZKAH- 
W1OASRPOT|AOTKION ein gleiches anerkaunt und Nıxiar Aaxir- 
πιοδώρου [A]ovxıos, nicht mit Franz ν. lll p. 14: [τὸν καὶ Alor- 
xıov gelesen werden. 2) Die verbindung erfolgt durch ὁ χαί, 
ἡ καί (doch wicht, wie man hin und wieder auf falsche lesarten 
gestützt angenommen hat, durch ein blosses καί, Franz zu C. 
1. 6. o. 8841 v. IH p. 1067. a.), n. 3282, 6: Κασερίκιος " Agıe- 
μίδωρος ὁ καὶ [ΑΑμ]μιανός ; n. 3809, 1: ‘Egpsiag ὁ καὶ “ιτύρις 
und: Hferjmias qui es Litorius; n. 8387, 1: Diaovia Tovgure 
ἡ καὶ Podonn; πα. 3391, A: Do. une ἣ καὶ Axle, doch ist 
die lesung fraglich, p. 791. b. 3) Es tritt die vollere wendung 
mit: ὁ καλούμνεος ein, n. 8141, 27: ' Anollogasns Ἱκεσίου ὁ xa- 
Aovussog Πρωτίων: ebds. 68: Mooxio- οσχίωνος ὁ x. Sage: 
πίων; ἢ. 3143. 1. 3: Moozov τοῦ x. Avcıuayov; ebds. 18: ’ Ae- 
x[@]sıos.Anunzgiov ὁ x. Πρασίας (wo der stein AZKENIOE 
haben soll, vgl. n. 3284, 1: πύχεην AAZKEIION d. i. nach 
Boeckh: "Aconen[e]ov p. 761. b; Welcker u. rhein. mus. VI s. 
85, 8 vergleicht aus C. 1. G. u. 2427, 6: “Aozexsog und hes- 
sert in n. 3284, 2 ebenso wie Nauck im Philolog. VI a. 277 
τουξύμενος); n. 3216: “Adgacrory Διονυσίου τὸν x. Aazperör; m. 
8276, 7: "Anollwrip τῷ x. Διαδουμενῷ; 3288, 1: *Areados 
Γαΐου ὁ x. Γαΐος "Eleunogos (ob ᾿Ελεέμπορος d. i. ᾿Ελαιέμπο- 
ρος wie λιϑένπορος C. 1. G. ao. 6546. b. 2. v. Ill. d. 1268. 3? 
So EAEON (Ὁ. 1, 6. n. 2286. b. 14 v. Il. p. 1055 and 
ἐλεωνήσαντα in dem titel von Karystos bei Fr. Haase Miscell. 
Philol. p. 6 oder bei Bursian Quaest. Euboic. p. 34); a. 
3312, 2: ‘Eypoxgaryg Μητροδώρον ὁ x. ρμιππος; ἃ. 8314, 2: 
Ἕσπερος ‘Eanégou ὁ x. ᾿Επέραστος. Endlich n. 3403, 2: — x]a- 
λουμένης —. Die ziemlich seltene, noch vollere ausdrucksweise: 
ὁ. καλούμενος καί — (Ussing Inscript. Gr. Ined. 5. 4. A. 48= 
Lebas n. 1217: "Aggodıcıa ἡ καλουμένη καὶ "Αμμα) ist nicht 
nachweisbar. 

Z. 4—5 darf die immerhin fehlerhafte form συνγενεῖσιν doch 
nicht für einen reinen irrthum des steinmetzen angesehen wer- 
den. Dieselbe kehrt nämlich in dem Iykischen titel C. 1. 6. ». 


‚Griechische Inschriften. 299 


4268, 2: ZTNTENEIZIN wieder, we Franz v. Ill p. 146. b 
den ductus I zu tilgen heisst, und auf der inschrift von Chalke 
bei Ross Inser. Gr. Ined. Ill n. 295, 1 p. 39; hier hat sie 
der herausgeber bedachtsam unangetastet belassen. Gleicher art 
scheint auch ἐπιφανεῖσι C. 1.6. u. 8514, 12 zu sein, weil z. 6: 
Kiavdtarp ἥρωι ἐπιφαεεῖ vorangeht und dann folgt: Κλαυδιανῇ 
καὶ Πωλλίωνι — ayadoig ἥρωσι EIIIDANEIZI. Boeckh schreibt: 
ἐπιφανέσι, bemerkt aber doch p. 848. b: pro znıyarscı ipse 
auctor videtur ἐπιφανεῖσι dedisse. Vergleiche noch C. |. G. n. 
3646: “Hows ἐπιφανὴς Soxgargg; denu so, nicht ὁ Κράτης, bie- 
ten die abbildungen bei Biagi, s. L. Stephani der ausruhende 
Herakles s. 72 uote. Umgekehrt erlaubte man sich bekanot- 
lich in versen auch kürzungen wie soxicı statt τοχεῦσι, C. 
I. G. u. 948, b; δρομέσι, Naeke Heeale p. 171, Lobeck Pa- 
thol. Elem. p. 259, und bienach war in der phrygischen in- 
schrift u. 8956. .d. 8 v. Mi p. 47 TONICIN von Fraaz viel- 
leicht nicht in γονεῦσιν umzuändern, sondern γονέσιν zu dulden. — 
2. 7 kaon. τῷ dvorzı füglich our auf den Koistoy des andern 
titele bezogen werden, welcher demnach der ältere gewesen sein 
muss. Die buchstabenformen, obgleich die inschrift links die jün- 
gere gestalt des my zeigt, widersprechen dieser voraussetzung nicht. 
Z. 10 ἐνσορίοις : s. Boeckh zu C.1.G. 5. 3278 v. II p.758a.b. 
Bei dem grabstein mit einem giebel u. 25 4. 199: 
AIP POS | 
ἩΗἩΣΙΠΠΟΥ͂ 
ΧΙΟΣ 
; IIN ANHVOPOZ 
ist übersehen worden, dass der titel nach Delos. gehört und voll- 
ständiger, wenn auch in den formen der buchstaben minder ge- 
nav, im C. 1. G. n. 2294 v. U p. 240 mitgetheilt ist: 
ISI "lot 
ΤΗΣΙΠΠΟΣ ΚΑ]εήσιππος 
THEINNOT Κ]τησίππου 
ΧΙΟΣ Xiog 
EAANH®OPOS με]λανηφόρος. 
Auch mit der muthmassung über n. 23 6. 197 —8 ist h. Bau- 
meister nicht auf dem richtigen wege.’ „Weisse marmortafel, 
an der linken seite zur hälfte abgebrochen, während rechts das 
ende der zeilen vollständig ist. Ueber der schrift ein kranz”. 


300 


Griechisehe inschriften. 


TQIAAMQIE FEL 
TI ANTIDZXPELA 
TAITIOAEIKALGILA 
T2ZIT2ATOAITAN 
5 τ MRIETTAINEZAIE. 
TANTIONKAIZTEDA 
RIXPT3EIRIAPE . . 
TNOIAZ ANEX2N 
TONAAMONTONAE 
10 .7ATTEIAAITONATSRNO 
ZSIOIZENTSRIOEATPSI 
OZENO2TENHTAITOTZ 
ZSEIZAITELAAITITEP 
LIT 


Wenn hier zunächst vermuthet wird, der name der stadt sei 
vielleicht am ende der neunten zeile erhalten und etwa 4έρβη 
in Lykaonien zu verstehen, so bleibt gleich die frage, wie der 


dorische dialekt dorthin komme, unerledigt. 


Ferner sind auch 


mehrere andere, für leicht angesehepe ergänzungen, wie nachher 
erhellen wird, nicht richtig. Kann nun auch selber für ziemlich 
annähernde richtigkeit der herstellung des ganzen schen darum 
nicht eingestanden werden, weil der titel nicht σεοιχηδόν einge- 
graben ist, so wird sich doch die folgende fassung von dem 
ursprünglichen nicht eben weit entfernen: 


10 


Ayada cya: Ἔδοξε] τῷ δάμφ' "Ene- 
δὴ E--rov δεῖνος B)ulavtiog χρεία- 
ς παρέχεται κοινᾷ] τᾷ πόλει καὶ [ἰ]δίᾳ 
ι τοῖς ἐντυγχάνο]υσε τῶν πολιτὰν, 
δεδόχϑαι τῷ δα͵μῳ, ἐπαινέσαι E- 

— — — Δδυ]ζάντιον καὶ στεφα- 
rus αὐτὸν στεφάν)]φ χρυσείῳ ἀρε]τᾶ- 
ς ἕνεχεν καὶ εἸὐνοίας ἂν ἔχων 

διατελεῖ πρὸς] τὸν δᾶμον" τὸν δὲ 
στέφανον ἀν]αγγεῖλαι τὸν ἀγωνο- 
ϑέτην Διονυ]σίοις ἐν τῷ θϑεάτρῳφ᾽ 

ἵνα δὲ καὶ πρ]όξενος γένηεαι, τοὺς 

— — — — ¢ εἰραγγεῖλαι ὑπὲρ 

τᾶς avt|@ ὑ[παρχούσας δωρεᾶς — 


. schreibt Baumeister: ἔδοξε τᾷ Bolg καὶ τῷ 


δάμφ, 


Griechisehe inechriften. $04 


was möglich aber doch immer bedenklich ist, weil z. 5 nur für 
δεδόχθαι ep δάμῳ raum sein dürfte und die abgekürzte formel 
sich an zweiter stelle selten findet, wie €. 1. G. n. 2353, 1: 
ἔδοξε vy Bovdy καὶ τῷ δήμῳ und s. 14: δεδόχθαι τῷ δήμῳ. Ebenso 
würde das von jenem beliebte ene’, 2. 1. am ende bloss durch 
sehr wenige heispiele erbärtet werdeu können, s. Meier Com- 
ment. Epigr. p. 65. [εὖ habe deshalb dem brauche gemäss 
ἐπει[δή ergänzt. Z. 2—4 steht in den monatsberichten: χρείας 
πολλὰς παρέσχετο καὶ διὰ παντός ----. Mein vorschlag entspricht 
etwa dem auszufüllenden raume und hat die analogie fir sich, 
vgl. die beispiele bei Meier De proxenia p. 10 not. 99. Vor 
xowae stand vielleicht noch καί Z. 7 verdient die form χρυσείῳ 
beachtung ; ächt dorisch ist sonst χρύσεος, Ahrens Dial. Dor. p. 
121. 194. 567. Ebds. war nicht ἀρετῆς zu schreiben. Z. 8 
ist ay, wofür Meier die privatschiedsrichter und die öffentlichen 
diaeteten Athens s. 52 ἂν gefordert haben würde, nach aller 
wahrscheinlichkeit das richtige. Auszugehen hat man biebei von 
den dekreten in der gewöhnlichen sprache. Diese nun bieten 
bei dieser formel das auf zwei vorhergehende nomina bezogene 
ἣν oder ἧς, niemals ag oder we: 1) ἀρετῆς) ἕνεκα καὶ εὐνοίας 
ἣν ἔχωϊν διατελεῖ, C. 1. G. a. 107, 21 Rhangabis n. 446, 35; 
€. 1. 6. n. 2263. c. 31 v. U p. 1082: ἀρετῆς ἔγεκεν καὶ φιλο- 
τιμίας ἣν τυγχάνουσιν πεποιημένοι; Rhangabis n. 411, 7. 2) 
εὐνοίας ἕνεκα χ[αὶ φιλοτιμίας] ἧς ἔχων διατελεῖ, Rhangab. n. 448, 
26; ebds. 454, 17: φιλοτιμίας ἧς (so der stein) ἔχοντες dı[are- 
λοῦσι. Danach wird io dorisch abgefassten aktenstiicken AN 
als av, AZ als ἃς snzuerkennen sein, und diese regel ist auch 
von dea herausgebern stillschweigend befolgt worden: a) C. 1. 
6. u. 2484, 20: ἀρενᾶς ἕνεκα καὶ φιλοτιμίας ἂν ἐνεδείξαντο; n. 
2487, A; n. 2488. c. 6 v. Π p. 1098; n. 2671, 52; Ross in- 
schr. v. Lindos im n. rbein. mus. IV no. I, 10 s. 166, n. XXI, 13 
s. 191, υ. XXIV, 6 =. 194. Dagegen b) Ὁ. I. G. n. 2486, 5: 
ἀρετᾶς ἕνεκα καὶ εὐνοίας ἃς ἐνεδείξατο; n. 5131, v. III p. 517: 
ἀρετὰς ἕνεκεν καὶ εὐνοίας ἃς ἔχων διατελεῖ; Syll. Inscr. Boeot. 
8. IV, 20 (Ephem. Archneol. n. 1837, Lebas Béot. n. 35 p. 11): 
ἀρετὰς ἕνεκεν καὶ δικαιοσύνας ay ἐποιήσαντο. 

Z. 9 figde wegen der kündigung des kranzes 8. Meier die 
privatschiedsrichter 3. 52. Auch anderswo lag dieselbe dem 
Agonotbeten ob, so in Jasos, C.1.G. n. 2671, 18. Statt avay- 


802 Griechische inschrifien. 


γεῖλαι z. 10 (Ὁ. 1. G. 1. I. z. 19) liest Baumeister: ἀπαγγεῖλαι. 
Die obrigkeit, welche z. 12—13 angewiesen wird, über die pro- 
xenie des Byzantiers den antrag zu stellen, ist nicht zu erra- 
then. Auch macht die ergänzung z. 14 keinen anspruch auf 
sicherheit. 


Ich beschliesse diesen kleinen aufsatz mit einem nachtrag 
anderer art zum C. |. G. Dort ist v. Ill p. 326 n. 4678 fol- 
gende inschrift auf einer basis in Alexandria mitgetheilt: 


IOAEM.AION 
THPAATIOAARNIOZ 
JEWIAOMHTOPEIOL 

ASK ALAPXEABATPOS 
5 sONEATTOTETEFTET ; i } 


Βασιλέα Πεολεμαῖον 
ϑεὸν Σω]τῆρα ᾿“[πολλώτιος 
-.. — 0]; Ψιλομητόρειος 
συγγενὴ]ς καὶ ἀρχεδέατρος 

5 joy ἑαυτοῦ εὐεργέτ[ην. 


Ich glaube mich nicht zu irren, wenn ich hiemit die stelle aus 
dem zweiten buch der Makkabäer cap. 4, 21 in verbindung 
setze: ἀποσταλέντος δὲ εἰς Aiyentos ' Anoliwsiov τοῦ Meves- 
ϑέως διὰ τὰ πρωτοκλίσια Πτολεμαίον Φιλομήτορος βασιλέως, pr 
ταλαβὼν ᾿ “ντίοχος ἀλλότριον αὐτὸν τῶν αὐτῶν γεγονένιει πραγμά- 
των, τῆς κατ αὐτὸν ἀσφαλείας ἐφρόντιζεν. Hiernach schickte 
Antiochus IV Epiphanes von Syrien, könig vom jahre 175 bis 
163 A. Chr., den Apollonius nach Aegypten, um dem Ptolemaeus 
Vi Philometor zur thronbesteigung, den ἀνακλητήρια, im j. 174 
glück zu wünschen. Nun kann allerdings dieser Apollonios 
nicht füglich derjenige sein, welcher dem Ptolemaeus VU! 
Soter Il Lathyrus die bildsäule errichtet hat, weil dieser lagide 
erst weit später, vom jabre 117—107 und dann wieder vom j. 
89—91, könig gewesen ist. Allein es däucht wahrscheinlich, 
dass der enkel des gesandten verstanden werden muss, welcher 
denselben namen wie der grossvater führte; 'AroAlorıog Με 
ψφεσϑέως, denn statt JZ z. 2. giebt Gau 22. Die stammtafel 
würde demnach diese sein: 


Griechische inschriften. 303 


Μενεσϑεύς 

| 
* Anoliorioy, 2 Maccab. 4, 21. 
Μενεσϑεύς 


— C. 1. G. n. 4678. 
Der ältere Apollonius, welcher vielleicht im j. 166 in einem 
treffen gegen Judas Makkabi das leben verlor (biblisches real- 
wörterbuch von Winer th. I s. 67, 3te ausg.), kann bei jener 
gesandtschaft zu Ptolemaeus Philometor in ein näheres verhält- 
niss getreten sein. in folge dessen sein enkel zu der würde ei- 
nes ἀρχεδέατρος am ägyplischen hofe gelangte und Ψιλομητίρειος 
von seiner theilnahme an einer genossenschaft hiess, die jenem 
könig zu ehren gestiftet war; s. ausser der bemerkung von 
Franz an der vorliegenden stelle noch die note desselben zu n. 
4893 p. 419. a über die Baonorat, ' Arralıcrai und Evne- 
τορισταί. 
Pforta. K. Keil. 


Vergil. Georg. II, AS. 

Vergil bittet den Mäcenas ihn su. begleiten: er werde sich 

kurz zu fassen wissen: 
in manibus terrae: non hic te carmine ficto 
atque per ambages et longa exorsa tenebo: 
man erklärt, durch eine unverstindige bemerkung des Servius 
verleitet, carmine ficto dureh: non mythici aut heroici argumenti: 
aber das weiss jn Mäcenss: incepliumgue una decurre laborem 
beisst es vs. 39: daher kann c. fecéo nur in bezug auf den stoff 
des didaktischen gedichts gesagt seyn. Ks müssen also vor 
Vergil in verwandten gedichten res Actae behnndelt seyn: auf sie 
wird hier angespielt, wodurch die stelle erst ihre klarheit er- 
leagt. Um kurz zu seyn, es zielt Vergil auf Varro den Ataci- 
ner, der in seiner kosmographie, die Vergil sonst wohl zu be- 
nntzen weiss, von der musicalischen harmonie des himmels und 
ähnlichem (Ritschl in R. u. Welck. rh. mus. V1, 494), von indi- 
schen bäumen u. s. w. gehandelt und also von der erde — in ma- 
nibus terrae, sc. erunt: Ladewig fasst diese worte falsch — sich 
entfernt hatte: so bekommen auch die worte per ambages ihren sinn. 
Erast von Leutsch. 


— — 


XVI. 
De sortibus Praenestinis. 


— - — — 


Sortium Praenestinarum cum Gorius inser. Etruse. tom. | 
p. 264 n. 50 unam edidisset commentariisque illustrasset οἱ 
aliam Fabrettius inser. autiq. explic. p. 669 n. 530 excudendam 
curasset, qui primus omnes sortes, de quibus agemus, pervulga- 
ret, exstitit Muratorius thes. inser. tom. | p. 492 n. 7—12, ite 
tamen in hac re versatus, ut neque recte legi possent hae is- 
scriptiones neque intelligi. Quam cum Orellius coll. inser. tem. 
I p. 431 n. 2485 a—f exprimeret, in levioribus tantum ab eo 
discedere ausus, haud scio, utrum casu factum sit an eonsilie, 
ut unam sortem (apud Murator.) praetermitteret. 

Antiquissinam autem omnium quas conservatas habemus sor- 
tium quovis pignore contendy esse hanc (8 apud Mur.): 


QVR PETIS POSTEMPVS CONSILIUM QVOD ROCAS 
NON EST. 


Quamquam ex littera C pro G in rocas posita indiciem a+- 
tatis repeti non potest. Quae si genuina scriptura, non, et est, 
mendum lapidarii esset, haec inscriptio, cum teste Plutarebe 
quaest. Rom. ὅθ p. 278 D Spurius Carvilius, libertus eius Spe 
rii Carvilii, qui primus Romae divortium fecit, consulis ἃ. m. 6. 
520, primus litteram G pro qua antea C adhibebatur, im lin 
guam latinam induxerit (cf. Ritschelius Mus. Rhen. IX p. 12 αἱ 
14), ipsam antiquitatem SC de Bacchanalibus superaret, qued 
nullo modo fieri posse litterae QV pro CV in voce gur pesitae 
ostendunt, quem usum inde ab a. u. c. 620 demum inveniri de 
cuit Ritschelius de mil. Popill. deque epigr. Sorano p. 32. Qui 


cum non exposuerit, ad quem esque finem hasc consueindo dur 
raverit, ipse attenta perquisitione Mommsenii {. R. N. tantum 
non omnium, Gruteriani thesauri et colleetionis Orelliause eo 
adductus sum, ut QV pre CV positum ad antiquieres tantum ini- 
tio saeculi octavi inscriptiones pertinere credam: cf. Mommsen. 
inser. tit. 321 a.u.c. 696, tit. 277, 322, legem μερὶ Hereulani 
ibid. 3559, Orell. 566, in quibus omnibps exstat pequaia; tit. 
1190 Momms. exhibet qun. His plecet adiungere inscriptionem 
a Ritscholio divulgatam Mus. Rhen. Vill, p. 288, nullam aeta- 
tis definitionem continentem, quam tamen inter annos u. c. 620 
et 680 seriptam esse arguit vocaliam geminatie, cuius nsum hee 
spatio inclusom esse docuit idem Ritschelius de. mil. Pop. p. 
22 sqq. In fragmento legis agrariee Thoriae a. 643 p. 202 
Geut. pequnia sexies, pequs bis, manqupi semel legitur, in fragm. 
legis iudieiariae Serviliae a. 647 p.508 et 509 pegunia septies, 
pegulats semel, in fragm. legis de augendo numero viatorum, sive 
en secundum Goettlingum lex Titia est apud Cie. pro Murena Vill, 
78 commemorata, sive secundum Mommsenium ad legem de seri- 
bis (Kiline 1848) lex Cornelia de XX quaestoribus, iuxta for- 
mam decuria, quae saepe ibi exstat, bis pequnia, semel pegulaty. 
Religuae quinque inscriptiones apud Groterum excusae p. 1056, 
1; 1007; 999, 6; 1050, valde recenti tempore exeratae, quae 
eandem sacribendi rationem prae se ferunt, ex finibus, quibus hune 
usum circumscripsimus, loago intervallo evagantur. Sed tantum 
abest, ut id, quod diximus, evertere possiut, ut magnam suppe- 
ditent nostrae sententiae adinmentum, quippe quae eq tempore 
scriptae εἰπέ, que Romani, inde ab Hadriano ad autiquarum lit- 
terarum studia incitati, cum ingenia eorum ad artes liberales 
libere colendas iam hehetiora esseut, autiquitatem non semula- 
tiene assequi, sed docta quadam affectatione exprimere stude- 
bent. Praeter δες cf. hac de re Schaeiderum gr. Int. I p. 
325 sqq. Hue accedit slind minus grave antiquitatis indicium. 
Videlicet praepositiesem pos sine. ¢ scriptam antiquissimi temporis 
esse, ut ad quam nmplificandam pestes demum syllaba ἐδ, velut 
ia sole, accederet, Ritschelius Jueulenter demonatrarit Mus. Rhen. 
Vil p. 566: vid. Eun. anneal. v. 235 Vahlen., Plaut. mil. gler. 
v. 124, ubi codd. decuriatus et vaticanus (Vetus et Ambrasianus 
hie nos deficiunt) exhibent posquass, deteriores posiquam. Kiam in 
cedd. Lugdun. Lucretii IV, 1186 et 1252 formam pos exsiare 
Philolegus. XI. Jahrg. 2. 20 


= 


306 De sortibus .Praesestinis. 


Lachwannus auctor est, denique apud Catullum 11, 7. 84,11] 
codex D exhibet posquam.. 

Sore autem apud Murat. no. 7 insigaita, 

-NVNC- ΜΕ: ROGITAS: NVNC. CONSVLIS. 
TEMPVS- HABVIT. IAM. 

multo illa priore est recentior, quod ex ratione, qua vox habe 
seripta est, colligi potest. Habwt enim aihil aliud esse nisi 
abiit Orellius |. c. intellexit. Itaque circumspiciendum nobis est 
de aetate, qua aspiratio in initio vocabulerum a vocali incipien- 
tium, ex grammaticorum illa graecissantiom dectrina prefecte, 
qui spiritum lenem Graecorum etiam in latina lingua exstare 
affirmabant, maxime in usum venerit. Quod Catalli tempus esse, 
docet lepidissimum eius carmen 84, collatum cum eis, quee Gel- 
lias tradit 11, 3, A litteram inseruisse veteres plerisque vocibus 
verborum firmandis raborandisque, ut sonus earum esset viridier 
vegetiorque, ut in Jachrimas, sepuichrum, ahenum, vehemens, ince- 
hare, helluari, halucinari, honera, honustum. In his enim verbis 
omnibus litterae seu spiritus istius nullam rationem videri, nisi 
ut firmitas et vigor vocis, quasi quibusdam nervis additis, is- 
tendatur. Ubi quos veteres Gellius intellexerit, Schneiderus gr. 
lat. I p. 183 sqq. vidit, ex exemplo Vergilii a Gellio allate ad 
Caesaris Augustique aequales δες omnia referenda esse colli 
gens. Quare probabili coniectura utatur, qui nostram inscriptio- 
nem Caesaris fere tempore exaratam esse censeat, quamquas 
eadem cause, qua QV pro CV etiam posterioris setatis usu δὲ: 
optatum esse vidimus, vel Constantini imperatoris tempore hee 
genus aspirationis nonnullae inscriptiones praebent, velut 68, 
quae est apud Orelliam no. 28. 

Ceteras vero sortes partim demonstrari potest eodem fer 
tempore editas esse. In quibus magnam difficultatem movet quee 
spud Mur. est duodecima, iam antea a Gorio edita, senea le 
mella inseulpta: | 

NON. SVM- MENDACIS. QVAS- 
DIXTI- CONSVLIS. STVLTE- - 
Eius futilem quidem neque quae intelligi posset Bellorii euies 
dam interpretationem Gorius reiecit; quod autem ipse propessit, 
eiusmodi monumenta, cum ad mentem consulentis traducta vel 
ad tempus locumque accommodate essent, nihil fere ex se sigs 
ficare neque insta interpretatione intelligi posse, id mihi diff- 


An 


De‘sertibus Praensstinis: 307 


cultatem nem expedlisse sed muito difficiliore diffienltate auxisse- 
videtor. Verum grammatiea certe constructionis explicatio abi- 
que fiert potest; nam vel si probaverimus, aliquo loce esse 
quandam ambiguitatem et quelis sit, hec est interpretatum esse. 
Nostram autem inscriptionem facillimam intellectu esse contendo, 
si lapiderium in fine vocabuli SVM syllabam VS negligenter 
omisisse mihi credideris, ut Fertanae dene Praenestinue interro- 
ganti nescio cui, qui fidem oracelorum earum addubitasset, re- 
spondisse putandae siut: son sumus mendeces; quas dieisti (se. 
mendaces esse) consults stulte, i. ©. non nostra culpa factum est, 
ut id, quod optavisti, nen eveniret, sed tua, qui quod in anime 
habnisti interrogare, nen accurate atque perlucide nobis expo- 
sueris. Duss vero Fortunas in nno templo Praeneste et Antii 
cultas esse observavit Handins ad Stat. Silv. I, 8, 80, Orellius ad 
Horat. Carm. I, 35. Ka emendatione recepta illico videbis, no- 
stram sortem integrum hexametrum aequare, modo tenueris, s 
litteram iu fine vocabulerum, si quidem extrema syllaba eorum 
brevis sit, cnm sequentis vocis censonante positionem non fa- 
cere. Quod primam sobis ansam praebet ad aetatem huins sor- 
tis definieudam. Eam enim pronuntiandi non scribendi consue- 
tudinem paule post Ciceronis fere aetatem ex communi usu ces 
sisse luculenter demonstravit Osanaus exeurs. XXI ad Cic. de 
rep. p. 495. Eodem nos dueit nominativus pluralis mendacis in 
és desinens, quem iuxta nliam formam in es aetate Varronis com- 
munem fuisse docent eius verba d. |. |. Vill, 37, 66 p. 189 
Müller.: „Nam sine reprehensione volgo alii dicunt in singulari hac 
ovs of avi, alii hac ove ef ave. In mullitudinis hae puppis, vestis et 
hae puppes, vesies”. Quae oscitantia increbuit inde ab a. u. e. 
640 cum Sc. de Genuatibus a. u. c. 637 primum exhibeat fineis 
iuxta Anis, lex repetundarum Servilia a. 640 civeis et iudicis. Se. 
de Bacchanalibus a. 568 hanc formam nondum habet non magis 
quam aliae inscriptiones ante nes Genuense, veluti monumenta 
Seipionum, ut probabili coniectura utatur, qui formam nomins- 
tivi pluralis in is, ex remotissima antiquitate, cui eam necessa- 
rio propriam fuisse mox docebimus, desumptam, quam tamen ism 
pridem usus respuerat, grammaticorow doctrina circa annum A. 
u. 6. 640 rursus inveetam esse arbitretur; neque dissimile veri 
est, huius rei renovationem ad enndem poctam atque grammati- 
com Attiuw redire, ad quem Ritschelins in comm. de mil. Popill. 
20" 


308 De sortibus Praepestinis. 


op. 22 tam multa ὁ genere orthographice navata relegavit. Ut- 
cunque res sese habet, haee ratie seribendi non itn pervieit, at 
communis fieret, sed altern scriptura in es semper principaten 
obtinebat, quamquam muita formae in is exempla ex eptime Var 
ronis codice Florentino atque ex Lucretii cedicibus Lugdanessi- 
bus protulit Lacbmannus ad Lucr. p. 56 et ex cedice Medices 
Vergilii Phil. Wagnerus in orthogr. Verg. p. 404, denique ex 
optimo orationum Tulliauarum codice Erfurdtensi Freundius preef. 
ad or. pro Mil. p. 14. Post Augusti setatem haee consneinde 
omnis abolita videtur, certe neque in codicibus neque im inecti- 
ptionibus exempla eius, quae certa siut, reperiuuler; altinus, 
quod is praebet, monumentum Ancyranum est, in quo teste Wag- 
nero insculptum est pluris, fortasse culpa magis, quam censilie 
lapidarii. Quare rectissime Otto ia edifione annalium Taciti ae 
mioativum in ἐξ terminatum ubique ex Tacite invite Nipperdeie 
expulit, quamquam codex Mediceus annalium pluribus lecis, eam 
exhibet: cf. ann. ad Tac. Annal. I, 3 et Ill, 60. Neqne vere 
temere aut falso egerat, qui illam formam in is scribi iussereat 
grammaticus, cum quodam tempore, antiquiore certe, quam. que 
Sc. de Bacchanalibus scriptum est, eam exstitisse, ex declinatie- 
nis forma antiquissima, ex qua quinque, quae vulgo feruatw, 
declinationes quasi rivuli defluxerunt, demonstrari possit. Quse 
nisi in nominativo pluralis is habuisset, ex ea nominativi plare- 
lis secundae declinatiouis in ὁ derivari non potuissent. Ite enim 
formationem secundae declinationis evenisse arbitror, ut ex pri 
mitiva forma ois, ubi littera o radicalis est, vocalibus contractis 
terminatio is efficeretur, quam saepenumero ultra medium saecct- 
lum septimum in inscriptionibus adhibitam esse docuit Ritsche 
lius de mil. Popill. p. 18. Illud és autem detrita consonante : 
in ὁ abiit: cf. Reisigii gr. lat. p. 72. 


Quae cum ita sint, perspicuum est, nostram inscriptions 
neque annum a. c. 640 superare, neque post Augusti aetaten 
scriptam esse; sed arctioribus finibus circumscribenda erit repr ; 
tanti, Ciceronis tempore scribi nou potuisse dict sed diziei. Hac 
enim aetate ὁ productam in fine vocabulorum per ei constenter 
scriptam esse luculenter demonstravit Osannus excurs, Il ad comm. 
de pron. is, ea, id p. 62 sqq. Quare hacc sors ad summan 
circa extremam partem vitae Ciceranis scripta esse videtur, qui? 


De: dertibus Praenestizis. 909 


iquod temperis spatium interoedere mecesse erat, quo autiqus 
riptura iuxta noviciem in usu fait. 

Neque huie aetati refragatur, quamquam potest etiam ali- 
tante recentier esse, haee sors Praenestina (aped Mur. no. 10) 
imum edita a Fabrettie I. 6. ex Musee Chisie, nenen tabella 
seulpta : 

CONRIGI. VIX. TANDEM. QVOD. 

CVRVOM. EST’ FACTVM. REDE: 
ted priusquam probemus, vinm nobis musiamus emendando at- 
ΙΒ interpretande vecesse est. Atque Orellius recte quidem pro 
de restitnit crede, sed in ee pariter atque Muraterius pecca- 
t, quod pre conrigi, ut exstat apud Fabrettinw, cum assimila- 
‚me scripsit corrigi. Haee sors autem ex eis est, quae scire 
ἢ pessumus ad quem casum vel ad quod factum referendne 
st; quamquam sententia in universum perspicua est: est enim: 
tod semel male factum est, nom potest fleri ws bene factum sit. 
m vero aetatem inscriptienis prodit scriptura vocis curvom. 
pealem ὦ enim post consonantem vel vocalem u constat ad Au- 
ısti fere tempora admissam non esse, sed scribi solitam esse 
‘wv. Quint. IV, 11: „Algus littera i sibi insidit, coniicit enim est 
illo, qui iacit; εἰ u, quomodo nune scribitur eulgus et sercus”, 
mm scribendi rationem eius netate communem fuisse non pot- 
t cogitari, quin antique scribendi consuetude aliquod hand breve 
mpus i. 6. circa finem imperii Augusti sbolita sit. Ceterum 
Schueiderus Gr. Lat. 1, p. 31. 

Denique quee apud Mur. no. 9, 11, 7 leguntur reliquae 

es sortes: 
9. DE. VERO. FALSA. NE. FIANT- 
IVDICE. FALSO- 
11. IVBEO. El. ET. ΙΒ. Si- FECERIT. 
GAVDEBIT. SEMPER. 
7. LAETVS. LVBENS. PETITO. QVOD- DABIT VRB. 
GAUDEBIS. SEMPER. 
rum alteram Ciceronis certe aetate recentiorem esse ex 60 
Nigitur, quod eoniunctio si eo tempore sei debuit scribi, de qua 
jam supra diximus. Quamquam satis fallax hoc indicium esse 
ne scic, cam in aonnullis inscriptionibus Cicerouis astatem 
rte superantibus haec norma non tam stricte observetur. Duae 
iquae autem sortes omnine dici non potest, quo tempore eru- 


810 De sertibus Praenestinis. 


tae sint, quod ne ane quidem note aetatis ex scribendi retione 
repetenda supersit. Nam fubens pro libens etiam im recentiesi- 
mis inscriptionibus affeetato quodam satiquitatis studio exeratun 
est. Quare existimo quidem, has tres sortes einsdem temperis 
esse atgue ea, quam ante eas tractavimus, demonstrare nen pos- 
sum. Ut vero rationem primae earum perspicias, puta, aliquem, 
qui iam responsam scceperat, iterum oracolum adiisse atque hac 
sorte admonitum esse, ne illud prius responsum pro false ha- 
beret, cum verisimillimum esset, quod res non itn eveniaset, st 
cupiisset, eius culpam nen in responso positam esse sed in falss 
eius interpretatione. At vero, cum in eiusmodi admonitionibes 
oraculorum, quibus aliquid fieri vetatur, solemnis formaln sit 
cave ne (cf. Liv. V, 16: Romane, aquam Albanem cave ἔδει con- 
fineri, cave in mare manare suo flumine siris: Cie. de diviu. Il, 
40: Cave ne eas:), hand seio, an post falsa inserendum sit cave, 
quod infra aliis argumentis comprobabo. Altera sors interpre 
tatione non eget. Tertiam ab omni corruptelae suspicione li 
beram tentavit Ritschelius de titulo Mumm. (1852) p. 15, abi 
per demonstrandi opportunitatem, proceleusmaticom in antigeis 
metris pro dactylo poni potuisse, tres nostrarum sortium tetigit 
aliamque quartam, aotehac ineditam, adiecit, sed integra forma, 
qua in lapide vel aere exstant, ex parte, ut ei commodum visem 
est, emendats. Quod ut melius intelligeretur, verba eins infra 
posui: ,,Praeter haec etiam mixtum ex his genus exstilit hexa: 
metrorum cum scenica licentia prosodiaca coviunctorum, qualibus 
antiquitus tamquam Pythia illa Itala usa est Fortune, Praese- 
stina maxime, unde nomen sortes Praenestinae invenere. Atque 
in his, quarum partem Orellius composuit No. 2485 (ubi corrige: 
Nunc [tu] me rogitas nunc consulis, tempus abit tam, et: Laetus = 
bens pete quod dabitur gaudebis semper) locum datum esse etian 
arsis solutioni, praeter alia,"quae longiorem disputationem regsi- 
rant, haec nondum edita exempla documento sunt, quae purgats 
vitiis apposui: 

lubeo ezspectet: si fazitl, gaudebit semper. 

Postquam ceciderunt spes om(nes) consulis tun met” 
ubi quae uncis inclusa sunt ex suo ingenio Ritschelius addidit, 
quae litteris magis distantibus distincta, contra lapidum sueteri- 
tatem mutavit. Prior earum sortium, quas tamquam nondum edi: 
tas Ritschelius attulit, sine dubio est nostra spud Mur. no. 1], 


De: sertibns Pratsestinis. 311 


a Ritechelio, ut hexametrum officerct, mutata:sine ulla, ut puto, 
prebabilitate. . Sors altera a Ritschelio primum odita aschetypo 
deficiente iudieari nen petest, an recte. se habeat.necne. Sed 
omaino Ritschelium induxit opinio, omnes sortes hexametros ae 
quare debere, quod quamquam in noannullis fieri vix negari potest, 
tamen cur in omues cadere oporteat ego quidem non intelligo. 
Cuncedo igitur, immo potius contendo, tertiam nostrarum sortium 

Non sumus mendacis, qnas dixit consulis stalte, 
hexametrum aequare, ut iam supra affirmavi. Qualem ut etiam 
prima sors; 

Qur petis postempus consilium; quod rogas non est, 
efficere videatur, hanc solam mihi sumo licentiam, ut in voca- 
bulo consilium syilabam si) pinguescente quae sequitur littera é 
produci iubeam: v. Lachmannum ad Luer. p. 193, ex Horatio 
bee exemplum afferentem carm. Ill, 4, 41: 

Vos lene consilium et datis et dato 

Gaudetis almae. 

Hee autem, quod littera s positionem non facit, eodem mode 
aetatem hnius sortis a nobis definitam confirmat, quo id de alia 
sorte supra demonstravimus. 

De metro ceterarum sortium inquisituri ut firmum fundamen- 
tum babeamus primum videndum est veteres ipsi quid de metris 
oraculorum sertiumque tradiderint. Huc pertinent notissimi Enuii 
versus 221 Vablen.: | 

— .. « scripsere alii rem 

Versibus quos olim Faunei vatesque canebant, 

Cum neque Musarum scopulos quisquam superarat 

Nec dieti studiosus erat . . . . « « 
ques ad Naevii bellum Punicum versibus saturniis conscriptam 
respicere docet Cic. Brut. 19, 76, conferendus cum Varrone L. 
L. Vil, 86 Meell. Antiquissimis igitar temporibus oracula et sor- 
tes satursio metro adstricta erant, quo ducit nos etiam Tibulli 
locus, HI, 5, 15: 

Te duce Romanos numquam frustrata Sibylla 

Abdita, quae senis fata canit pedibus, 
quoniam cum eo tempore quo Sibylliai libri conscripti sunt, Ro- 
mani bexametros nondum cogsitos habuerint, versus senorum pe- 
dam non possunt esse nisi saturnii. Sed etiam Ennii tempore 
et vel post eum satursium metrum in oraculis desitum non est 


312 De cortibus. Pracnestinis. 


adhibeei, quamquam secuadun Eunium vates et dei fatidici. olin 
illo metro utebantus. Etenim Esnins, cum primus hexametren 
in linguam latinem introduxisset, tam cosfidenter sperabat, sues 
versus hexametros whique receptum iri saturniosque.iri exple- 
sum, ut ssturnies, qui pase: etiamtum in usu fuerunt, aut nen 
snimadverteret aut avimadvertere nollet. Cuius rei testis os, 
quod ia publicis monumentis saturniorum usus ad Gracchi neque 
tempora pertiauit. Non commemerabe cum Grauerte (append. 
ad Koenii lib. de lingua epica Rom. pag. 277) idem qued ege 
probaturo Regilli aut Acilii Glabrionis titulos annoram 575 οἱ 
573 (ef. Liv. XL,.52 et XL, 84), quos Atilius Fortunatianus p. 
2680 P. saturnio metro eonscriptos esse tradit, neque tabulam a 
Ti. Sempronio Graccho a. u. c. 580 in aede Matris Matutae 
teste Livio XL1, 28 pesitam curo, in qua cum Hermanaus Ei. 
doctr. metr. p. 646 saturnios numeres animadvertisset, Ritsche- 
lius de columna rostr. p. 20 eos probabiliter restituit: nam bi 
tituli omnes seque atque monuments Scipionum aut ante morlem 
Eaaii, quae uccidit a. u. c. 585 aut paulo post exarati suat. 
At vero apud Cic. pro Arch. XI, 27 hoc testimonium exstat: 
„Decimus quidem Brutus, summus ille vir et imperator, Alii, asıi- 
cissimi sui, carminibus templorum ac monumeniorum adılus exorne- 
ot sworum:” ubi scholia Bobiensia ab Angelo Maio primum edits 
(in ed. Orellii Vol. V part. Il p. 859) adootant: ,,Hic Brats 
Gallaecus fuit cognomento ob res in Hispania non minus sirenue quem 
feliciter gestas. Eius etiam nomini .... (sequitur in codice spa- 
tium quinque fere litterarum, quod Maius probabiliter verbis dice- 
tus ΑΜ explet) poctae tragic: liber, cuius plurimos versus, ques sabur- 
nios appellaverunt, vestibulo templi Martis superscripsit Brusss”. lan 
vero Brutas, cum de Lusitanis et Gallaecis a. u. c. 617 trium- 
phasset (cf. fasti triamph. Orellii et Baiteri p. cLvım) ad sum 
mum circa a. u. c. 620 tabulam, quae Attii versibus res sues 
gestas praedicavit, templo Martis affixisse potuit. Nam primes 
aliquod tempus praeterisse necesse est, antequam Martis tea- 
plum a. u. 617 votum dedicari posset. Sic templum Larios 
permarinum in campo Martis ab Regillo votum a. u. c. 564 ur 
deeim demum annis post a. u. c. 575 (cf. Liv. XL, 52), tam 
aedes Pietatis, a. u. c. 563 votum a Μ΄. Acilio Glabrione a. u. 
e. 573 (cf. Liv. XL, 84) demum, denique quam aedem Mati 
Matutae a. u. c. 578 Tib. Semprouius Gracchus voverat e⸗ 


De-sectibes Pracnestinis. 243 


a. u. c. 580 (ef. Livs Abi, 28} demwm dedicata est. Tum vero 
credi non potest, Attinm totem librum ad efferendam Bruti gie- 
riam uimis brevi tempore coufecisse. Triginta igitur annis post 
Ennii mortem Sataraii sondam ex poctarum.usu evanuerant, 
quamquem Grauertes |. 6. errat poema Priami a Varrone de |. 
I. Vil, 3, 28 eitatum Attio adscribens, quia, ut ex Mülleri ad- 
notatione certior factus sum, eo loco verba apud Affium non ex- 
hibentur visi ab interpelatis libris. Sed ne post ea quidem tem- 
pora saturnierum usom poetae respuisse videntur, si quidem Her- 
mannus El. doetr. metr. p. 640 versus ex Eumenidibus M. Te- 
rentii Varronis a Nonio p. 344 et 345 servatos (p. 109, ὃ. 7. Oehl.): 

quia plés, inquit, merére débet in quo est virtus, 

primum fste, quf merét sestértiéds vicénes. 
saturnios esse recte contendit. 

Quae cum ita sint, etiamsi pro certo sumi potest, post En- 
nium etiam in oraculis et sortibus hexametrum saepissime usur- 
patum esse, tamen eum solum regnasse demonstrari non potest. 
Nam in publicis monumentis si mos antiquitatis ita pervicit, ut 
magnum temporis spatium post inductos ab Ennio elegantiores 
hexametri numeros rudis indigestaque moles saturoiorum obtine- 
ret, quis neget, in rebus sacris, ubi tanta superstitione atque 
religione, quanta in aliis nusquam, tralaticia cousnetudo conser- 
vatur, id metrum iuxta bexametrum vel diutius permansisse? ut 
istelligatur, cur, cum duae nostrarum sortium hexametros ae- 
quent, quatuor reliquae dactylicum numerum respuant. Quas 
cum pedestri oratione simile veri ποὺ sit composilas esse, id 
quod maxime recentibus demum temporibus factum esse puto, 
cogitavi de saturnio pumero. Atque in sententia mea 60 magis 
confirmatus sum, quo luculentiore documente in una earum: 

lubeo ei ef is si fécerit gaudébit sémper, 
eadem fere verba extant atque in altera Marciorum fratrum va- 
ticinatione apud Livium XXV, 12, in qua iam Hermanni sagaci- 
tas El. doctr. metr. p. 614 sqq. saturnios numeros investigavit: 
Hoc si recté faciétis gaüdebitis sémper. 
Quid? quod in sorte hac: 
De vero falsa ne fiant iudice falso, 
cum supra vocabalum cave post falsa lapidarii negligentia omis- 
sum esse suspicati sumus, haec emendatio egregie confirmatur 
metro salurnio: 


344 De sortibus Pracnestizic. 


De véro fälsa cive me fiant iddiee false. 
Ceterarum vero sortium metrum hec est: 
Laetés lubens pétito; quéd dabitür gaudébis sémper: 
Nunc mé rogités nunc cénsulis témpus abit iam. 
Una sors superest, quam dubito num addita infisitive conrigs 
syllaba er ad saturnium metrum exigam hoc exemplo: 
Conrigier vix tandém quod cürvom est fäctum eréde, 
an terminationem infisitivi ὁ alioquin longam correptam esse pee- 
tica quadam licentia putem, ut hic bexameter prodeat : 
Conrigi vix tandem quod curvom est factam crede. 
Certe similium exempla congessit Ritschelius praef. ad Plaut. p. 
168. Qua de re cum in utramque partem disputari possit, iu- 
dictum meum suspendo. 


Gissae. Ad. Stoll. 


— — — — — — 


Vergil. Georg. II, 26: 


Silvarumque aline pressos propaginis arcus 

Exspectant et viva sua plantaria terra, 
hat schon Servius falsch verstanden, indem er viva mit terre 
verbindet: Cerda entdeckt ganz gegen den zusammenhang in εἶ 
viva cett. eine eigne art der vermehrung: Forcellini (s. planteris) 
nimmt plantaria willkürlich für plantae: die neuern sind ebenfalls 
ungenau. Vergil sagt: andre baumarten erwarten gedriickte — 
nicht in éerram depressos, sondern durch erde oder klammera ge- 
drückte — senker und sonach in ihrer eignen — suus ist =. v. 
a. οἰκεῖος — erde baumpflanzungen: plantaria wörtlich genom. 
men, giebt erst das bild: Vergil denkt sich von einem stamme 
mehre zweige abgehakt, welche um den stamm eine art baumschule 
bilden werden: der zusatz δὲ viva cett. zeigt nicht nur die art 
der vermehrung sondern auch die der erwartung an: viva war 
nöthig, weil wenn die propaginis arcus gemacht werden, das 
leben derselben noch durchaus nicht sicher ist. 

Ernst von Leutsch. 


ΧΥΠ. 


Specimen primum carminum non antistrophicorum, in 
quibus scenici poetae dochmiaco potissimum metro 
usi sunt. 


R. Bentleius et multo post R. Porsouus maximeque G. Her- 
mannus, ἃ quibus viris ars Graecorum metrica in lucem 6 teue- 
bris prolata est, quum in tanta et metrorum difficultate et ipso- 
rum obseuritate poetarum ipsi omnia perficere nullo modo po- 
tuissent: tamen multos alios eosque egregios viros inprimis in 
Germania nostra ad illas. res louge melius persequendas exemplo 
suo incitaverunt. Quorum omuinm studiis egregie adiutus ego 
quoque de multis metrorum generibus in his etiam lyricorum au- 
ditoribus meis et nberiora vulgatis et uti spero saepe veriora 
dedi praecepta: quibus ut fides fieret, non pauca eorundem nu- 
merorum carmina metris melius dispositis seripturaeque vitiis ut 
poteram correctis ubique addenda et expulienda esse censui. Ab 
his carminibus praecepta nostra etiam eo disiunximus, ne una 
eademque lex metrica pluribus locis cum taedio repetenda esset. 
Sed ut ex ipsis poetis artem metricam tanquam ex fonte haurire 
liceret, equidem omnia fere carmina ante pertractavi, quam de 
iisdem metris quidquam seorsim praecipere auderem, quod exem- 
plom quum alii tum in Pindaro A. Boeckhius et A. Seidler in 
Euripide nobis praeiverunt. Ac de dochmiaco quidem metro, re 
ad speciem facili, reapse autem admodum obscura cum ipsum 
virum quem modo dixi A. Seidlerum satis constat unum omnium 
optime meritum esse: post quem nemo exstitit, qui opus ab ipso 
praeclare inchoatum totum perficeret. Ipse enim Seidlerus sibi 
soli id contigisse in Praefat. p. x, qua erat modestia praecise 
negavit: „nec mihi, inquit, adhuc versuum dochmiacorum doctri- 
nam numeris suis absolvere licuit”. Quare ego queqae de deck- 


316 De carminibus non antistrophicis Spec. I. 


miacis versibus brevem libellum confeci necdum edidi, non quo 
mihi viderer multa perficere posse, sed ut multa conarer. Ce- 
terum ante nos Seidler noo panca de hoc metro praecepta priore 
libri sui parte (p. 3—177) complezus est: quem libram interim 
evolvant, si qui in carminibus, quae infra posui, de metris dubi- 
taveriut. Postremo carmina, in quibus metrum reguat dochmia- 
cum, partim sunt autistrophica coque minus dubitationis babent, 
partim vero ἀπολελυμένα. Multa utriusque generis carmina Seid. 
lerus iu posteriore libri parte emendare studuit antistrophica ille 
quidem maguo successu, caetera autem omnia infeliciter can 
ipsam ob causam, quod haec quoque in antistrophica cogere mira 
temeritate ausus est. Nunc ad carmina ipsa veniamus. Numeri 
versuum ad editionem Dindorfianam poetarum scenicorum (Lipsiae 
a. 1830) accommedati svat. 
1. Euripides Phoenissis v. 108—192. 
ANTITONH. σεροφὴ α΄. 
ὍὌρεγέ νυν ὄρεγε γεραιὰν νέᾳ χεῖρ ἀπὸ κλιμάκων, 
ποδὸς ἴχνος ἐπαντέλλων. 
TLAIAAT&2T02. 
105. ἰδοὺ, ξύναψον, παρϑέν " εἰς καιρὸν δ᾽ ἔβης" 
κερούμενον γὰρ τυγχάνει Πελασγικὸν 
σεράτευμα, χωρίζουσι δ᾽ ἀλλήλων λόχους. 
AN. oreogn β΄. 
ἰὼ πότνια nui Aarovy 
Exara, κατάχαλκον ἅπαν 
110. πεδίον ἀσεράπτει. 
ILA. 
ov γάρ τι φαύλως ἦλθε Πολυνείκης χϑότα, 
πολλοῖς μὲν ἵπποις, μυρίοις δ᾽ ὅπλοις βρέμων. 
AN. argvgy γ΄. 
ἄρα πύλαι κλήϑροις, yalnoder ἔμβολ᾽, ἐν 
115. λαιτέοισιν ' Augiorog ὀργίένοις 
τείχεος ἥρμοσται; 
ΠΑ͂. 
ϑάρσει" τά γ ἔνδον ἀσφαλῶς ἔχει πόλις. 
ἀλλ᾽ εἰσύρα τὸν πρῶτον, εἰ βούλει μαϑεῖν. 
AN. orpogn δ΄. 
εἰς οὗτος ὁ λευκολύφας, 
120. πρόπαρ ὃς ἀγεῖεαι στρατοῦ 


125. 


130. 


135. 


140. 


145. 


150. 


De aepminibng.nen antistrophinis Bpec.. B 817 


πάγχαλκον ἀσπίδ᾽ ἀμφὶ βραχίονι κουφίζων; 
dA. 
λοχαγὸς, ὦ δέσποινα. AN. tig πόθεν γεγώς; 
αὔδασον, ὦ γεραιὲ, εἰς ὀνομάζεται; 
na. 
οὗτος Μυκηναῖος μὲν αὐδᾶται γένος, 
Aegraia δ᾽ οἰκεῖ νάμαϑ᾽, ᾿ἱππομέδων ἄναξ. 
AN. στροφὴ ε 
i ὃ, ὡς γαῦρορ, ὡς φοβερὸς ei, γίγαντι 
γηγενέτᾳ προσύμοιος, 
ἀσερωπὸς ἐν γραφαῖσιν, οὐχὶ πρόσφορος 
— γέννα. 
τὸν δ᾽ ἐξαμειβοντ᾽ οὐχ ὁρᾷς digxas ὕδωρ; 
ἄλλος ἄλλος ὅδε τευχέων τρύπον. 
τίς δ᾽ ἔσειν οὗτος; ILA. παῖς μὲν Οἰνέως ἔφν 
Τυδεὺς, "Aon δ᾽' «Αἰτωλὸν ἐν στέρνοις ἔχει. 
AN. στροφὴ στ΄. 
οὗτος ὃ τὰς Πολυνείκεος, ὦ γέρον, 
αὐτοκασιγνήτας νύμφας ὀμύγαμος κυρεῖ; 
ὡς ἀλλόχρως ὅπλοισι, μιξοβάρβαρος. 
ΠΩ͂. 
σακεσφόροι γὰρ πάντες Altwloi, τέκνον, 
λύγχαις τ᾽ ἀκοντιστῆρες εὐστοχώτατοι. 
. AN. | 
σὺ δ᾽, ὦ γέρον, πῶς αἰσθάνει σαφῶς τάδε; 
ITA. | 
σημεῖ ἰδὼν Tor ἀσπίδων ἐγνώρισα, 
[σπονδὰς os’ ἦλθον σῷ κασιγνήτῳ φέρων 
ἃ προσδεδορκὼς οἶδα τοὺς ὡπλισμένους. 
ΑΝ. σεροφὴ ζ΄. 
τίς δ᾽ οὗτος ἀμφὶ μνήματα Ζήϑου περᾷ 
καταβόστρυχος, ὄμμασι γοργὸς εἰσιδεῖν, νεατίας; 
λοχαγύός" ὡς ὕχλος νιν ὑστέρῳ ποδὶ 
πάφοπλος ἀμφέπει. ΠΑ͂. 
ὅδ᾽ ἐσεὶ Παρϑενοπαῖος, ’ Aralaveng γόνος. 
AN. σεροφὴ η΄. 
ἀλλά νιν & xar ὅρῃ μετὰ ματέρος 
“Ἄρτεμις ἱεμένα τόξοις δαμάσασ᾽ ὀλέσειεν, 
ὃς ἐπ ἐμὰν πόλιν ἔβα πέρσων. 


318 


155. 


1 60. 


165. 


170. 


175. 


180. 


185. 


De carminikus non antistropkiela Speer. %. 
ITA. 


εἴη τάδ᾽, ὦ παῖ' σὺν δίκῃ δ᾽ ἥκουσι γῆν" 
ὃ καὶ δέδοικα μὴ σκοπῶσ᾽ ὀρθῶς ϑεοί. 
AN. σεροφὴ ©. 
ποῦ δ᾽ ὃς ἐμοὶ μιᾶς ἐγένετ' ἐκ ματρὸς πολυπόνῳ μοίρα; 
ὦ φίλτατ᾽, εἰπέ, ποῦ ᾽στὶ Πολυνείκης, γέρον. 
ITA. 
ἐκεῖνος ἑπτὰ παρϑέρων τιίφου πέλας 
Νιόβης Αδράστῳ πλησίον παραστατεῖ. 
ὁρᾷς; AN. ὁρῶ δῆτ᾽ ov σαφῶς, ὁρῶ δέ πως 
μορφᾶς τύπωμα στέρνα τ᾽ ἐξῃκασμένα. 
σεροφὴ t. 
ἀνεμώκεος εἴθε δρόμον νεφέλας 
ποσὶν ἐξανύσαιμι δὲ αἰϑέρος 
πρὸς ἐμὸν ὁμογερέτορα, περὶ & ὠλένας 
δέρᾳ φιλεάτᾳ βάλοιμι χρόνῳ, 
φυγάδα μέλεον, ὡς ὅπλοις χρυσέοις, ὦ γέρον, ἐκπρεπὴς, 
iors ὅμοια φλεγέϑων βολαῖς ἁλίου. 
ΠΑ͂. 
ἥξει δόμους τούσδ᾽ , ὥστε σ᾽ ἐμπλῆσαι χαρᾶς, 
ἔνσποτδος. AN. οὗτος δ᾽, ὦ γεραιὲ, τίς κυρεῖ, 
ὃς ἅρμα λευκὸν ἡνιοσεροφεῖ βεβώς; 
ΠΑ͂. 
ὁ μάντεις ’ Augiapaog, ὦ δέσποιν᾽, ὅδε" 
σφάγια 8 ap αὐτῷ, γῆς φιλαιμάτου ῥοαί. 
AN. στροφὴ ια΄. 
ὦ λιπαροζώνου ϑύγατερ ἁλίου 
Σελαναία, χρυσεόχυκλον φέγγος, 
ὡς ἀτρεμαῖα κέντρα πώλοισι καὶ σώφρονα μεταφέρων ἰϑύνι 
ποῦ δ᾽ ὃς τὰ δεινὰ τῇδ᾽ ἐφυβρίζει πόλει 
Καπανεύς; ILA. ἐκεῖνος προσβάσεις τεχμαίρεται 
πύργων ᾿ἄνω τὸ καὶ κάτω τείχη μετρῶν. 
AN. σεροφὴ ιβ΄. 
ἰὼ Nenecı καὶ Διὸς βαρύβρομοι βρονταὶ 
κεραύγιόν 78 φῶς αἰϑαλόεν, σύ τοι 
μεγαλαγορίαν ὑπεράνορα κοιμίζοις" 
ὅδ᾽ ἔστιν, αἰχμαλώτιδας ὃς δορὶ Θηβαίας 
Μυκηνηίσιν “ερναίᾳ τέ φησι δώσειν τριαίνᾳ, 
ΠΠοσειδανίοις ᾿“Ζμυμωνίοις 


De eqmmleihup non mutisteophieis. Spec. 1. 919 


ὕδασι, δονλοίαν. nepıBalur. 
190. μήποτε μήποτε τάνδ᾽, 
ὦ noted " Agtenı, χρυσεοβόστρυχον ὦ Διὸς ἔρνος, 
δονλοσύναν τλαίην. Ä 
-Aduotatio. 

Hoe carmen Seidler De VV. D. p. 240 sqq. in antistrophica 
inepte convertit, refutante Hermanno in Elem. D. M. p. 751, qui 
strophas singulas scholiasta duce post G. Canterum bene distinxit. 
Monodia Antigonae duodecim strophas complectitur interpellatas 
trimetris paedagogi, qui loquiter omaia nec quidquam iutercinit. 
Contra Antigone trimetros quoque partim canit, ut docent dori- 
cae formae v. 124 avdacos secundum omnes libros et v. 162 pog- 
gay, ut bere Florentinus 2 pro μορφῆς, maximeque illa cos canit 
trimetros, qui lyricis versibus inserti sunt, veluti v. 131, ubi Aig- 
κας pro Δίρκης scribendum est. Loquitur Antigone tantum v. 188, 
v. 141, v. 171 sq., desique v. 180, ubi. attica forma rjö son 
mutanda videtur. V. 1148q. Vulgo contra metrum yalxodssd 
τ᾽ ἔμβολα λαινέοις, sed yadxoder’ ἔμβολα λαινέοις (sine particula) 
Flor. 10, Hafa.; yadxodera δ᾽ ἔμβολα λαινέοις Marcianus alter. 
Plerique ἔμβολα „repagula” esse interpretati cum Seidlero con- 
iecerunt yadxdder’ ἔμβολά τὸ ultimo ietu iucommode posito et 
deinceps, λαιγέοισιν. Ego vero scribo aut yadxoder’ ἔμβολ᾽ ἐν 
λαιφέοισιν, aut ἔμβολα χαλκόδεεα λαινέοις ἐν ’Aug., ut verba 
χαλκόδετ᾽ ἔμβολα ad vocem πύλαι apposition sint, singularis au- 
tem ἥρμοσται ad appositionem sit accommodatus hac structura, 
aga πύλαι, yadxoder’ ἔμβολα ἐν τείχει ἥρμοσται κλήύθροις; Nam 
antiques scholiasta, quem Hartangius bene sequitur, egregie de- 
monstravit ἔμβολα minime repagula fuisse, sed laminas ferreas 
ante ipsam portam ex alto demissas, sive ianuam aereis laminis 
obductam ideoque clausae portae quodammodo partem sive potius 
additamentnm. Proprie enim ἔμβολον est „opus insertum”, ut 
recte scholiastes ad h. 1.: ἔμβολον δὲ καλεῖ ἐκ τοῦ ἄτωϑεν ἀπὸ τοῦ 
τείχους ἐμβάλλεσϑαι ἔξωθεν τῶν πυλῶν. Plane sic auctore Pol- 
lace V, 35 retia venatoria „eußolm κεκλήκασιν, ὥσπερ ἐμβαλ- 
λόμενα τῇ τῶν προεέρων στάσει. V. 120. Deleto ὃς pronomine 
eadem salvo metro syntaxis nasceretur, quae infra v. 145 vere 
exstat. At vix ac ne vix quidem pronomen deleri potest, quod 
et omnes Euripidis libri tuentur et lulianus hoc ipso loco legit 
in Caesar. p.818,c ed. Spanh. V. 122. βραχίονα deteriorea \i- 


520 De carminibus non antistrophleis Spee. 4. 


bri, recte vero βραχίονι meliores , ut ambe Marciani, Vaticanus 
et scholiastes ud v. 110. V.129. Libri omsies contra metran 
ἀστερωπίν, pro quo ἀστρωπὸς a Burgesio, G. Dindorfio, Har- 
tuogio certatim emendatum est. H. |. seribae son ipsi inveze- 
runt trimetrum, sed inventum mitre obliterarunt. V. 131. τὸν 
δ᾽ pro césd Porsonus. Huic versui, quem Antigone canere de- 
bet, paedagogi personam libri omnes praefigunt, quam perse- 
nam Hamaker (in editione Geeli p. 91) inre delerit probante 
Kirchhoffio. V. 182. Recentiores libri post ὅδωρ pergunt Aoyu- 
you; AN. ἄλλος ἄλλος ods τευχέων τρύπος trimetre illate. Sed 
vocem λοχαγὸν bene Kirchhoffius delevit quae ab optimis eedic- 
bus abest, ut ab utroqne Marciano, Vaticano, Flerentinis. Ast 
dimeter latet dochmiacns (veluti τρόπος δ᾽ ἄλλος ἄλλος ὅδε cr 


χέων), aut numeri bi sunt — » —o 2, —-vo— 0, qui alias 


‚creticis inseri solent ut in Oreste v. 1442 ἑστίας ie εἰδῇς }ό- 
youg ἐμοὺς, et saepe apud Plautum ut in Bacchidibus ,,Callidam 
senem callidis dolis”. Intra dochmios tum hic versus — ὁ — o —, 
oo o—o— exstat in Oreste 140 == ‚153, Heraclid. 82 = 
408, lone 799, tum dochmius in trochaeos exiens u — ὦ —, 
—.o—o— apud Seidlerum De VV. D. p. 160. V. 148. Hane 
versum, qui supra v. 97 recte legitur, nostri leci explicandi 
causa margini adscriptum ideoque h. |. delendum esse critiei nes 
panci iudicarunt, quibus adsentior. V. 145. Vulgo μνῆμα τοῦ 
Zr Gov, plerique codices μεῆμα τὸ Ζήϑον, denique Cantabrigiensis 
et Marcianus alter μνῆμα Ζήθου sine ullo articulo. Valeke- 
marius, quem omnes secuti sunt, quum τοῦ Ζήῆϑον vitiosum esse 
intellexisset, scripturam τὸ Ζήϑου recepit. At tragiei et lyrici 
plerumgue μεῆμα Ζήθον dieuut sine articulo. Quae lectio quam 
son senarium, que hic opus est, sed dochmiacum dimetram re- 
quirat, quasi cum Seidlero |. 1. p. 243 male coniicias εἰς δ᾽ 8 
ὃς ἀμφὶ μνῆμα Ζήθου περᾷ, equidem pro μνῆμα τοῦ vel μνῆμα 
τὸ vel μνῆμα certa emendalione μνήματα restitui, quo plural de 
hoc ipso Zethi et Amphionis sepulchro Euripides usus est ἰδ 
Supplic. v. 663 ἔνερθε σεμνῶν μνημάτων * Apgioros. V. 148. 
-Libri omnes paedagogi personam hoe modo incnlcant, ΠΑ͂Σ, ie- 
χαγός. AN. ὡς, sed plerique critici post Marklandum haec As- 
tigonae continuanda esse recte perspexerunt. V. 156. Plerique 
libri contra metrum ἐκ ματέρος (scil. e v. 151), sed μαερὸς le 
clio nunc ὁ Marciano altero affertur, itaque primus correxit Her 


De carminihns non antistrephicis Spec. I. 321 


maneus in Klem. D. M. p. 752. V. 161. ὁρῶ δὲ πω,] Ferri 
haec repetitio fortasse potest, quam ut removerem, olim conieci 
μόλις δέ πῶς collate versu Helen. 1269 waz ἐξορᾶσϑαι ῥόϑια 
χεραόϑεν μόλις. V. 168. Pest ὡς libri pergunt ὅπλοισι χρυσέοι- 
σιν ἐκπρεπὴς (deteriores libri εὐπρεπὴς) γέρον, senario illato pre 
dimetre dechmiaco, id quod Seidler de VV. D. p. 13, p. 100, 
p- 250 saepius a librariis commissum esse docuit. Et hic qui- 
dem vulgari trimetro iam Hermanaus in Elem. D. M. p. 753 et 
Hartungius p. 16 recte eflensi sunt, quorum malae vitiosaeque 
coniecturae exstiterunt. Immo voce γέρον transposita, corrigen- 
dum erat ut ego supra posui, ὅπλοις χρυσδοις, ὦ γέρον, ἐκπρεπής. 
V. 169. Vulgo ἀελίον, sed Flor. 2 ἡλίου, unde Hermannus ἁλίου 
rescripsit. Eandem coniecturam Hermannus de v. 175 proposuit, 
ubi si ἁλίου quam ἀελίου scribere malneris, numeri erunt paullo 
meliores. Contra h. 1. ἀελίου retineri potest, quum Seidler de 
VV. Ὁ. p. 103 vera docuisse videatur. V. 171. Libri tantum 
sop omnes vitiose εἰς πύϑεν κυρεῖ, sed praeclare Valckenarius 
v. πόϑεν delendum atque ὁ v. 122 buc male trauslatum esse de- 
monstravit. V. 174. Φιλαίματοι Goat autiqui codices itemque 
scholiasta, qui tamen alteram paucorum librorum scripturam gs- 
λαιμάτου ῥοαὶ iam uovit. Pre ῥοαὶ codices quidam ῥοαῖς au- 
ctore Porsono, Musgravius autem pre 60 zou: coniecit. Quod 
ego cum multis posni γῆς φιλαιμάεον goat etsi intelligi potest 
vereor tamen ne aliud nescio quid Jateat. V. 179. Post χένερα 
libri omnes contra metrum pergunt, xai σώφρονα πώλοις μετα- 
φέρων ἰϑύγει. Equidem voce πώλοις leniter transposita apte 
correxisse videor, ὡς ἀτρεμαῖα κέντρα πώλοισι καὶ σώφρονα με. 
ταφέρων ἰϑύνει, qui trimeter dochmiacus est addito molosso. V. 
181. Pro προσβάσεις libri omnes ἑπτὰ προσβάσεις exhibent. At 
optime Valckenarius iudicavit ineptum istuc ἑπτὰ delendum esse, 
utpote ὁ v. 159 male hic inculcatum. V. 184. Vulgo κεραύνιόν 
sa πῦρ, quam lectionem Valekenarius alteri praetnlit, non facturus 
si iam tum sciri potuisset eptimos quosque libros χεραύνιόν za 
φῶς legere. V. 185. Libri peyadavogiay ὑπεράνορα, quod Brun- 
ckius recte dixit esse inficetum. Praeclare, ut solebat, Valcke- 
marius μεγαληγορίαν ὑπεράφορα restituit e scholiasta, qui h. 1. 
μιεγαλαγορίαν derica forma omnino legit. Mox plures codices 
κοιμίζεις quam κοιμίζοις. At iam scholiasta banc utramque seri- 
pturam affert, ipsa autem res poscit optativum. V. 187. Vulgo 
hileloges. Xi, Jahrg. 2. 21 


322 De carminibus nen antistrophicis Spee. Bi 


κυχήναισι, tres Florentini. kuxysucı, Vaticauus muxärsoı, egre 
gie vero Marcianus prior puxyryicr, unde Kirchhoffies reete edi- 
dit Μυκηνηίσιν. Continuo libri omnes pergunt Aspraia τὸ de- 
sey τριαίνᾳ, scholiasta tamen hic praeterea legit verbum finitum, 
quod ipse per v. ἐπαγγέλλεται explicat. Nunc restituta Antiqua 
leetione Muxzrjioır dochmiorum ratio satis clare ostendere vi- 
detur, ante v. dace» verbum φησὶ hoc modo excidisse, Moxgrgi- 
σιν Αἰδρναίᾳ τέ φησε δώσειν τριαίψᾳφ. Hoc verbo de ipsius Ce- 
panei nostri gloristione Aeschylus utitur in Septem adv. ‘Pheb. 
v. 400 ϑεοῦ re γὰρ θέλοντος ἐκπέρσειν | καὶ un ϑέλονεός φησιν. 
V. 188. Vulgo ποσειδωνείοις, multi libri ποσειδωνίοις, tum Ile 
σειδανείοις H. Grotius, recte vero R. Porsonus [Toceduvinig et 
sic nunc liber Vaticunus. V. 191. In omnibus libris ordo ver 
borum hie est, ὦ norsıa χρυσευβόστρυχον ὦ Διὸς ἔρτος Aprem 
numeris non ferendis, quibus nemodum offensus est. At voce 
Aorenı (pro qua multi codd. ζέρτεμις falso exhibent) transposits 
hexametrom lyricum ita restitui , ὦ πότερ᾽ Apteps, χρυσεοβόσερυ- 
10» ὦ Διὸς ἔρνος. Cuiusmodi hexameter supra quoque v. 152 
legitar. Denique pro χρυσεοβόσερυχον multi codices zevosoßo- 
orgvye, quod vitium e mala constructione natum esse H. Grotius 
et G. Canter viderunt, R. Porsouus etiam clare demonstravit. 
itaque Kirchhoffius de h. 1. fallitur. 


ll. Monodia locastae in eisdem Phoenissis v., 291—3854. 
XOPO2. 
συγγένεια τῶν Aynvogoy τέκνων, 
ἐμῶν τυράννων, ὧν ἀπεστάλην ὕπο, 
γονυπετεῖς ἕδρας προσπέτνω σ᾽, 
ἄναξ, τὸν οἴκοθεν νόμον σέβουσα. 
295. ἔβας ἔβας γᾶν πατρῴαν χρόνφ. 
ἰὼ ἰὼ πότνια, μόλε πρόδρομος, ἀμπέτασον πύλας. 
κλύεις, ὦ τεκοῦσα τόνδε μᾶτερ; j 
εἰ μέλλεις ὑπώροφα μέλαθρα περᾶν 
800. ϑιγεῖν τ΄ ὠλέναις τέκνου ; 
IOKAZTH. στροφὴ α΄. 
Φοίνισσαν βοὰν κλύουσ᾽, ὦ νεάνιδες, ἔσω δόμων 
τῶνδε γήρᾳ τρομερὰν ἕλκω παιδὶ ποδὸς βάσιν. 
ἰὼ τέκνον. 


Be carmimibus nom antistrcphiels Spee. 1. 9333 


OPH σὸν ὄμμα μυρίαις ἐν ἁμέραις 

προσεῖδον " ἀμφίβαλλε μα- 

στὸν ὠλέναισι ματέρος 

παρηΐίδων τ᾽ ὄρεγμα βοσερύχων τε, 

κυανόχρωτι χαίτας πλοκάμῳ δέραν σχιάζων ἀμάν. 
σεροφὴ β΄. 

ἰὼ ἰὼ, μόλις φανεὶν 

ἄελπτα κἀδόκητα ματρὸς — 

τί φῶ σε; πῶς ἅπαντα 

καὶ χερσὶ καὶ λόγοισιν 

ἐκεῖσε καὶ τὸ δεῦρο περι- 

χορεύουσα [sur] πολυέλικεον ἁδονὰν χαρμονᾶν Baraler λάβω; 
σεροφὴ 7’. 

ἐὼ τέκος, ἐμὸν τέχος, 

ἔρημον πατρῷον ἔλιπες δόμον 

φυγὰς ἀποσταλεὶς ὁμαίμου λώβᾳ, 

ἦ ποϑεινὸς φίλοις, ἦ ποϑεινὸς Θήβαις. 

ὅθεν ἐμάν τὸ λευκόχροα κείρομαι 

δακρυόεσσ' ἀνεῖσα πένθει κύμαν, 

anenlog δὲ φαρέων λευκῶν, τέκνον, 

δυσόρφναια τἀμφιτρυχῇ τάδε 

σκότ᾽ ἀμεΐβομαι. ' 
στροφὴ &. 

ὁ δ᾽ ἐν δόμοισι πρέσβυς ὀμματοστερὴς 

ἀπήνας ὁμοπτέρου τᾶς ἀποζυγείσας δύμων 

πόϑον ἀμφιδάκρυτον ἀεὶ κατέχων 

arıke μὲν ξίφους ' 

in’ αὐτόχειρά τὸ σφαγὰν᾽ 

ὑπὲρ τέρεμνά τ᾽ ἀγχόνας 

στενάζων ἀρὰς τέκνοις" 

σὺν ἀλαλαῖσι δ᾽ αἰὲν αἰαγμάτων σκότια κρύπτεται. 
στεροφὴ ε΄. 

σὲ δ᾽, ὦ τέκνον, καὶ γάμοισι δὴ [ξένοις 

κλύω ζυγέντα παιδοποιὸν ἁδονὰν 

ξΣέγοισιν ἐν δόμοις ἔχειν 

Eeroy va χῆδος ἀμφέπειν, 

ἄλαστα ματρὶ τὰδε “1α- 

ip te τῷ παλαιγενεῖ, 


γάμων ἐπακτὸν ἄταν ᾿ς ἰὸς 
—— “ΠΝ 


21° 


924 De earminibas nen antistrophicie Spee. J. 


070097 ς. 

345. ἐγὼ δ᾽ οὗτε σοι πυρὸς ἀνῆψα φῶς νόμιμον ἐν γείμοις, 

ὡς πρέπει ματέρι μακαρίᾳ᾽ 

ἀνυμέναια δ᾽ ᾿Ισμηνὸς ἐκηδεύθη λονεροφόρον χλιδᾶς" 

ἀνὰ δὲ Θηβαίαν πόλιν ἐσιγάϑη σὰς ἔσοδοι νύμφας. 
850. ὅλοιϑ᾽ ὁ τάδ᾽ εἴτε σίδαρος 

εἴτ᾽ ἔρις εἴτε πατὴρ ὁ σὸς αἴτιος, 

εἴτε τὸ δαιμόνιον καεεκώμασε 

δώμασιν Οἰδιπόδα" 

πυὸς ἐμὲ γὰρ κακῶν ἔμολε τῶνδ᾽ ἄχη. 


Adnotatio. 


In hoc cantico, quod a Seidlero de VV. Dochm. p. 252 
sqq. Hermanno partim adsentiente pro antistrophico male ὧδ. 
bitum est, ne unam quidem antistropham iaesse iam elia 
observavi (De Monodiis Euripideis 1 p. 31) et addidi univer 
sum iure dici posse iambico — dochmiacum. V. 295. As 
tiqui codices et Aldina, ἔβας ἔβας ὦ χρόνῳ γᾶν πατρῴαν. 
Correxi ounc, ἔβας ἔβας γᾶν πατρῴαν χρόνῳ, metro intra deck 
mios frequente. Possis etiam, ἔβας ἔβας ὦ Jar πατρῴαν χρόνῳ. 
V. 296. Aliquot libri ἰὼ semel habent, verum ia so servast 
Marcianus et Vaticanus Kirchhoffi. V. 298. Hermannus is 
τεκοῦσα metro tum quoque commodo scribi voluit. At librorum 
scriptura ὦ τεκοῦσα non minus bene in metrum convenit. 1. 
301 sq. Metrum sane fert lectiosem, quam olim servavi Aldine 
et plerorumque librorum iu his Vaticani, Φοίνισσαν, ὦ νεάνιδι, 
βοὰν ἔσω δόμων κλύουσα τῶνδε γή | ga —. At antigaior ser 
ptura est scholiastae, codd. Marciaai prioris et duorum Flerer 
tinorum, Doiriccay Body κλύουσις ὦ νεάνιδες γηρδῶι (vel γῴραι) — 
tametsi in his codd. verba ἔσω δόμων et τῶνδε male desunt. Ser 
vatis igitur his ipsis verbis, quae Kirchhoffius metro invite dee 
vit, caetera antiquiorem lectionem duce eodem editore secatu 
metrum ex iambico dochmiacum reddidi scripsique, Woinece 
βοὰν xAvovo ὦ νεάνιδες, ἔσω δόμων τῶνδε γήρᾳ —. V. 308 
γηραιῷ ποδὶ τρομερὰν ἕλκω ποδὸς βάσιν Marcianus uterque d 
Vaticanus, tum „multi” alii codices apud Porsonum δούε δ 
tendunt duae aliae lectiones, γηραιῷ ποδὶ τρομερὰν Zine mel 
βάσιν et γηραιῷ τρομερὰν ἕλκω ποδὶ Baaw. At in Aldina est 
γήρᾳ τρομερὰν ἕλκω ποδὸς βάσιν, in duebus autem bonae note 


De cavatinibus neu antistrephicis Gpec. I: 325 


Florentinis, γήραι τῷ παιδὶ τρομερὰν ἕλκω ποδὸς βάσιν. In his 
verbis etiam lectionem παιδὶ ot probaudam et transponendam 
esse Musgravius aliique perpauci videruut. Scribendam est enim, 
γήρᾳ τρομερὰν ἕλκω παιδὶ ποδὸς βάσιν. V. 808 sq. Libri 
nagyides = ὄρεγμα Bo- | σερύχων za κυανόχρωεα yai- | τας πλό- 
καμὸν σχιάζων δέραν ἐμάν, practerquam quod ἀμὰν pro ἐμὰν 
recte scriptum est in Marciano priore et Florentino. At pri- 
mum dochmii iam a voce xvavdyoeta incipiunt, tum ipsa oratio 
iatolerabili quodam pleouasmo laborat. Haud dubie ita ut supra 
posni corrigendum erat, παρηΐδων τ᾽ ὄρεγμα βοσερύχων re, | xvas 
φόχρωτι yaisay πλοχάμῳ δέραν σκιάζων anes. Ceterum dativos 
κυαφόχρωει — πλοκάμῳ latere Geelius quoque p. 108 et p. 26 
Hartungius coniecerunt. Contra anonymi ceniectura χαίτας ex- 
plodenda est. locasta enim, qnemadmodom mox (v. 321) ipsa 
dieit, erines ut in juctu absciderat. V. 314 sqq. Absurdam 
lectiOnem χαὶ xopaıcı pro καὶ λύγοισι, qua male nixus Masgra- 
vius καὶ κόραισι coniecit, primns Valckenarias ex Hecnb. v. 837 
derivatam esse admenuit. At numeri, sicut sous Hermannus sen- 
sit, incenditi planeque inuomeri sunt, propterea quod iambiei 
versas uno trochaico interrumpi non possunt. Sic enim libri, 
zes χερσὶ καὶ λόγοισι | πολυέλικτον adovar | ἐκεῖσε καὶ τὸ δεῦρο 
wept- | χορεύονσα τέρψιν παλαιᾶν λάβω χαρμονᾶν; (pars libro- 
rem παλαιὰν λάβω χαρμονάφ) Ex his primom vocem τέρψιν ut 
glossema delevi, quam vocem antiquior scholiasta non legit, qui 
sic: »παλαιὰν λάβω] παλαιῶν ἡδονῶν χαρμονήν᾽. Tum vere 
scheliasta verba ἐκεῖσε καὶ τὸ δεῦρο coutinue post vocem λόγοι- 
δεν legit, cui obsecutus accusativos πολυέλικτον adovay eo ipso 
loce, im quem nenc τέρψιν glossema eorum irrepsit, collocavi, 
vocem denique yaguoray metri causa leniter transposui. Certe 
quum bec patet, iam antiquitus totum hunc locum turbatum esse, 
tum uumeri, quos ego substitui, optimi sunt: καὶ χερσὶ καὶ Lo- 
γοισιν | ixeice καὶ τὸ δεῦρο negi— | yogevovca [ror] πολυέλικτον 
ἁδονὰν χαρμονᾶν παλαιὰν λάβω; ΤΥ. 317. Verba ἐμὸν τέκος 6 
Plerestiuo 33 verissime addidit Hermannus frustra repugaante. 
Seidlero. V. 820. Hic versus, id quod et Seidlerum p. 256 
et Hermanoum fugit, io libris recte est creticus. Neque enim 
Meri potest, ut in monedia cantico vehomente et ne antistrophico 
quidem ex uno pede iambico et sedecim dochmiis iisqe perpe- 
@uis neque ulla aliorum numererum varietate distinctis ullum un- 


326 De carminibus now antistrophicis Spee. ὃ. 


quam systema conatilerit. V. 323. Libei δακρυόεσσαν irisa 
πιτϑήρη xoper, Imprudens Valckenurius coniecisse videtur, δα- 
κρυόεσσ᾽ ἀνιεῖσα, quum ipse voluisset δακρυόεσσ᾽ ἀφεῖσα, ut dedit 
Hermunnus, a quo totus versus ita correctus est, δακρυόεσσ 
ἀνεῖσα πένθει κόμαν. Utraque Hermanni emendatie optime sche- 
lio Augustano et Taurinensi innititur, qui scholiasta im codice 
suo scriptum imvenit δαχρυόεσσαν εἰς ἀπενϑὴ χόμαν, ipse autem 
coniecit vel daxpvosscar εἰς σὰ πύεϑη κόμαν, vel δακρνόδσασαν εἰς 
δ᾽ ἀπενθῆ κόμαν. Tametsi autem per se ferri possunt etiam 
hi numeri, δακρυόεσσ᾽ ἀνεῖσα πενθήρη κόμαν, tamen antiquior l- 
etio fuit ἀπενθῆ, altera vero zerfio7y ἃ correctore prefects 
videtur. Quare Hermannum nunc plane secatus sum. V. 
824 sq. Libri ἅπεπλος φαρέων λευκῶν, τέκνον | dvoopgram δ᾽ 
ἀμφιτρύχη τάδε] σκότει ἀμείβομαι (pars librorum apqi zer 
sed recte Hesychius ἀμφιτρυχῆ, quod primus bene graecum esse 
ostendit Valckenarias). Nostrorum librorum interpolatio ei ipsi 
scholiastae imputanda videtar, qui male scripsit: καὶ σεικεέον 
ἐν τῷ ,,τέκνον᾿. Mirum est nondum exstitisse , qui _haec beve 
eorrigeret. Praeterquam enim quod in primo versn metrum le- 
borat, sententine quoque ineptissime vinctae sunt, qaum ening 
udiectivum minime ad v. κείρομαι!, sed manifesto ad ἐμείβομαι 
referendum sit. Ocius igitur vox Se, quae in libris post des- 
oogranm exstat, post v. ἄπεπλος transponi debet. Tum articule 
rariore illo quidem in lyrica poesi hic tamen ante v. ἀμφιγρεχί 
opus esse videtur ne e tenebricosis pannis tenebrae existant pas- 
nosae. Sic igitur corrigendum est, uti iam olim |. |. p. 38 meni, 
ananlos δὲ φαρέων λευκῶν, Terror | duacograie τἀμφιτρυχῆ, τάδε] 
axori ἀμείβομαι. Pro φαρέων λευκῶν cum Seidlero et Hermasne 
λευκῶν φαρέων scribendum esse nego. V. 337 sq. Libri οἱ 
δ᾽, ὦ Texsor, καὶ γάμοισι δὴ κλύω | ζυγέντα παιδοποιὸν ἀδονὰν --. 
Priore versu neque particulam χαὶ, qua nihil aptius est, megue 
metrum aptum illud et Euripideum obliterare licet. Sed alter 
versu neque metrum ferri potest, et vox γάμοισι epitheton rege- 
rit, uti iam Piersonus aliique viderunt. Corrigendum erat δὲ 
dita quam sententia postulat voce ξένοις, ut supra reposei, σὲ 
δ᾽, ὦ séxvov, καὶ yapo δὴ ξέτοις | κλύω ζυγέντα warden 
ἁδονὰν —. Ita de peregrino marito scriptum est in Troadides 
v. 1038: ἑχουσίως τήνδ᾽ ἐκ δόμων ἐλϑεῖν ἐμὼν | ξένας ἐς evves. 
V. 841. τᾷδε Valckenarius. Libri τάδε. V. 848. ἐπακεὺν e 


De carminihus non antistrophicis Spec. I. 327 


codice Florentino primus recepit Porspnas. Caeteri libri änex- 
τὰν, quod Seidier |. 1. p. 121 Porsono male increpito frustra 
probavit, Hermannus non item. Nam unico pede dochmiaco to- 
tum systema inmbicum claudi vix potest. V. 347. Libri μα- 
τρί. Recte Seidler |. 1. p. 90 ματέρι. V. 349. Plerique li- 
bri ἐσιγάϑη σᾶς εἴσυδος νύμφας. Scholiasta ad ἢ. |. yoageraı 
καὶ ,,ἐσιγάϑησαν᾽. Pro εἴσοδος Vaticanus et Florentious sico- 
δον, sed Marcianus prior eiapde: 86 similiter Taurivensis εἴσοιδοι 
(sic). Hive verissime Kirchhoffius non Seidleri coniecturam ἔσο- 
dog sed pluralem gcodes reposuit schemate Pindarico. Non mi- 
mus recte Hermannus iu Aeachyli Persis νυ. 50 e scholiasta et 
libro Mediceo rescripsit, στεῦται δ᾽ ἱεροῦ Τμώλου πελάται. V. 
350. Libri inepte, ὅλοιτο τάδ᾽, quod plerique in his ipse I. Gee- 
lius V. Cl. Valckenarii vindex (p. 14) retinuerunt. Atqui Val- 
ckenarius, eximium illud nostrarum literarum decus verissime 
correxerat ὅλοιϑ᾽ ὁ τάδ᾽ (scil. αἴτιος, qua syntaxi poetae uti non 
dubitant). Construe, ὅλοιϑ᾽ ὁ rad αἴτιος, εἴτε σίδαρος x. τ.λ. 
Porsonus quam ego recepi emendationem mentione, Brunckius 
etiam imitatione dignam iudicarunt. Nam verba ὕλοιτο rad ne- 
que ullo modo cohaerere possunt, nec nisi illa ipsa Valckenarii 
conieetura recte rationeque disiungi. 
Rostochii. F. V. Fritsschius. 


— mn — — 


Vergil. — II, AG: 


Non hie de carmine ficto 

Atque per ambages et longa exorsa tenebo. 
Wenn in vs. 45 eine anspielung auf andre dichter und nament- 
lich auf Varro — vrgl. ob. p.303 — war, so folgt von selbst, 
dass auch in den schlussworten et longa ezorsa eine sulche seyn 
muss. Diese können nicht mit Wunderlich durch longum opus 
erklärt werden, wogegen schon die seltenheit des worts ezorsum 
spricht, sondern sind wörtlich zu nehmen: lange vorreden hast 
des hier nicht zu fürchten: es geht auch das auf Varro, der also 
nach dem vorgange des Lucretius jedes buch mit einer ausführ- 
lichen, von dem eigentlichen stoffe abführenden --- ambages — 
‘worrede begonnen hatte: es macht daher mit diesen worten Ver- 
ail zugleich auch auf dus eigenthümliche seiner eignen compost: 


tion aufmerksam. 
; Ernst con Leulsch. 


— - — 


AVI. 
Metrische fragmente. 


4. Die namen der metrischen füsse. 


— m 


Schon die alten metriker haben nuch der entstebung und 
bedeutung der für die metrischen füsse bei den Griechen ἘΠ 
chen namen gefragt: die eigenthümlichkeit und mannichfaltigkeit 
derselben führte darauf, auch das dem grammatiker eigne stre- 
ben von jedem in seiner wissenschaft vorkommenden worte ge 
nügende rechenschaft zu geben. Stoff für diese untersuchung 
geben jedoch nur die ältern, im volke wie in der wissenschaft 
schon lange vor ausbildung der eigentlichen metrik herrschenden 
namen der einfachen füsse: denn für die grössern uud zusam- 
mengesetzten, die nur einer späten verkehrten theorie ihr dasein 
verdankten, waren benennungen gewählt, die einer besondern 
erklärung 1) nicht bedürfen. Als resultat aber der von des 
metrikern über diese namen angestellten forschungen können 
wir die worte beim scholiasten ad Hephaest. p. 167 ed. 2ae 
Guisf. betrachten: ἕκαστος μέντοι τῶν τοιούτων πυδὼν ἰδίου tt 
τύχηκεν ὀνόματος, ἥ ἀπὸ ῥυθμοῦ 3) ἢ ἐθτῶν 5) ἣ συνϑέσεων τῶν 
ἐξ ἀλλήλων ἣ ἀριϑμῶν, περὶ ὧν ἐφ᾽ ἑκάστῳ δηλώσομεν : es ist 
dies ein resultat, was in keiner hiasicht genügt, da gerade die 


1) Mar. Vict. 1, 11, 54 p. 2491 P.: nam etiamsi propriis nomi- 
nibus (sc. pentasyllabi et hexasyllabi) ut alii pedes minime exprimsater, 
lamen situ syllabarum et substantia temporum manifesti sunt. 

2) So habe ich mit Pauw geschrieben nach bandschrifien: ef. (δἰ. 
ad Heph. p. 22, obgleich E. S. wie Anon. Keil. p.4 und der scholiset p 
157 ῥυθμῶν haben: es mögen die ansichten dieser scholiasien wie die 
folgenden pluralia zu diesem verleitet haben. Nun kann men doch é:- 
bei an anapäsı, trochaios, vielleicht auch an pion denken. 

3) Dieses wort steht jeist auch durch Anon. Keil. 1. 6. fest: vrgl. 
Gaisf. 1. c. p. 22. 


Metrische fragmente. 1. | 329 


namen der wichtigsten fürss, wenn man nicht σύνθεσις und ῥυθμός 
auf unerlaubte weise ausdehnen will, gar nicht uater diese Κα: 
tegorien fallen. So geht der name ἀνάπαιστος aus der lebendi- 
gen auffassung des iunern wesens des. fusses hervor: der name 
besagt nichts anders, als dass die thesen vorangehen, die arsis 
nachfolgt, so dass also die stimme in ihm eine kräftige — 
παίειν — bewegung von unten nach oben mache: die alten ha- 
ben diese einfache erklärung nicht gefunden, weil sie den ana- 
past stets als das gegentheil des daktylos auffassten, wodurch 
in die dem wahren auch ganz nahen beschreibusgen immer cine 
schiefe beziehung gekommen ist: Aristid. Quint. |, p. 36 Meib.: 
avanatcrog δὲ ἣ διὰ τὸ ἀνάπαλιν τετάχϑαι ἣ διὰ τὸ τὴν φωνὴν 
μὲν διαδεῖν τὰς βραχείας, ἀναπαύεσθαι δὲ καφαντῶσαν ἐπὶ τὴν 
μακράν: Mart. Capell. IX, §. 984: anapacsiue vero, quia per or- 
dinem redeat sursum: die übrigen können ungefähr rücksicht- 
lich ibres zusammenhangs so geordnet werden: Anon. in Keil. 
Anal. Gramm, p. 7: ὁ ἀνάπαιστος δὲ κέκληται παρὰ τὸ arte 
παίεσθαι καὶ ἀντιπαθεῖν τῷ δακεύλῳ" αὐτὸ γὰρ τὸ σχῆμα ἐναντιώ- 
φατόν ἔσειν ἰδικῶς: Mar. Victor. 1, 11, 26, p. 2488 P.: anapae- 
sius autem a silu contrario ef repercussione dactyli, quod est ἀντι- 
naisodu: δ), dictus ideogus ἀντιδάκευλος 5) nuncupater: Drac. de 
met. peet. p. 128 sq.: ἕκτος ὁ ἀνάπαιστος, . . . οὕτοςς ὠνομασ- 
μένος διὰ τὸ ἀναπαίειν ἥτοι ἐναντιοῦσθαι τῷ daxtvAm: Scholl. ad 
Hephaest. p. 171 Gsf.: τέταρτος ἀνάπαιστος, ὁ τούτῳ (dem dak- 
tylos) ἀνεικείμενος .. ., οὗ χάριν ἀνάπαιστος κέκληται oiorsi 
ἀναπεποδισμένος, τουτέστιν ἀντίστροφος δακτύλῳ, ὁ καὶ ἀντιδάκ- 
evlog: Mar. Plot. 1, 12, p. 2625 P.: emapaestus dactylo contra- 
rius, inde dictus quod ei referiatur, id est repercutiatur, quod Graeci 
ἀναπαίειν dicunt: Diomed. II], 5, 19 p. 475 P.: kuic contrarius 
est anapacsius quem arrıdaxzulor Graeci nominant ... dictus παρὰ 
τὸ ἀναπαίειν, κατὰ τὸ ἀνάπαλιν ἀντικρούειν πρὸς τὸν δάκτυλον, 


4) Obne allen grund will Sant. ad Terent. Maur. p. 77 ἀναπαίεν 
herstellen. Dagegen ist dies arazaisır berzustellen im loann. Siccl. in 
Rbet. Gr. Vi, p. 235 Walz.: ὁ δὲ ἀνάπαιστος τὸ ἐναντίον (sc. daxrily) 
mapa τὸ ἀναπαίξειν (sic) dv ταῖς ὀρχήσεσε βραχύ ts κατεχομένων τῶν ποδῶν 
πρὸ τοῦ ἀρθῆναι εἰς ὕψος url, 


5) Gaisford schreibt lateinisch antidactylus: Mar. Vict. ΠῚ. 3, 1 p. 
2520 P.: enepsesticum meirum originem trabere ὁ rhyibmo dactylico in 
dubium non venit, cum iisdem temporibus ulerque eorum syllahisaue 
subsistal: unde a quibusdam ὠνειδώκευλος dicilur. 


330 Metrische fragmente.. 3. 


quia reourrendo repercutiens dactylum sono recipraco obloquitur οἱ ©) 
per aniistrophen: abgesehen von allem andern, haben sanach die 
alten das characteristische in diesem samen nicht bemerkt: es 
kaon nämlich kaum οἷα andrer fuss eine so scharfe bezeichnnng 
des rhythmischen wesens io seinem namen aufweisen. Man ver 
gleiche nur den srochaios, d. h. den lanfer: auch dieser ist be- 
nannt nach der ihm inwohnenden bewegung, da er nichts be 
zeichnet als dass tine in seinem maasse leicht, fliessend nach 
einem bestimmten gesetze sich hören lassen, nämlich in dem des 
laufes:: der lauf besteht aber, wie der gaug, aus der verbindung 
einer arsis und einer thesis, eines guten und eines schlechten 
takıtheiles und derem schneller wiederholung: es ist also der un- 
terschied vom apapist der, dass im trochuios die bewegung ganz 
allgemein, ohne alle nähere bezeichnung ihrer eigenthümlichkeit 
somit ohne alles plastische hingestellt worden. Die hier gegebese 
bestimmung haben die alten metriker auch; die spätern aber 
scheinen damit nicht zufrieden gewesen und haben noch allerlei 
verkehrtes hinzugethan: die stellen sind noch nicht gebörig be- 
handelt: daher setze ich einige her: Anou. Keilii p. 5: sgoyaiog 
δ᾽ ἐκλύϑη, ὅτι τροχωλὸν ἔχει τὸν GvOpor’ καὶ γὰρ ὁ Aexikoger 
ἐπὶ τῶν ϑερμῶν ὑποθέσεων 7) αὐτῷ κέχρηται ὡς ἐν τῷ 8) ᾿Εξίη 
πῆ δὲ ἠύτε ἄνολβος ἀϑροίζεται στρατός. καὶ Εὐριπίδης 9): 
ϑᾶσσον Hit ἐχρῆν προβαίνων ἱκόμην di ἄστεος" ἢ διὰ 
εὸ ἐπιτροχάδήν λέγεσθαι τὸ μέτρον τούτων ἀπὸ μεταφορᾶς 30) 
τῶν δρόμων, οἶτινες τρόχοι παροξυτόνως καλοῖνται ὡς Εὐριπι- 
δης 11): ἄλλοι δὲ παῖδες ἐκ ερόχων πεπαυμένοι. ἣ ὅτι τὸν 
τροχὸν μιμεῖται τοῦ ἄρματον, ὃς κυλιόμειος γίνεται ποτὲ μὲν ὕψῃ- 
λὸς, ὅπερ σημαίνει ἡ μακρὰ, ποτὲ δὲ εαπεινὸς, ὅπερ δηλοῖ ἡ βρα- 
χεῖα" δίκην οὖν τοῦ τροχοῦ τροχαῖον αὐτὸν προιτηγόροευσα:. Mar. 
Plot. 1, 9, p. 2625P.: trochaeus ... dictus a velocitate rote, 
quam suo sono imilalur, quae Graece τροχὺς nuncupalur: viel wei- 


6) Nach ei ist wohl ein quasi ausgelallen, 

7) Keil. vacdyéwy (sic), ὑποθηκὼν Bergk. ad Archil. fr. 62, p. 549: 
ich habe geändert aus cod. S. ap. Gaisf. ad Hephaest. T. J, p. 169 54.: 
ὁ δὲ Urs χαλὸν (scr. τροχιιλὺ») ἔχει τὸν ῥυθμόν" zus γε (scr. καὶ γὰρ) err 
᾿Αρχίλοχος ἐπὶ τῶν ϑεομῶν (sic) ὑποθέσεων «αὐτῷ κέχρηται, wc ἐν τῷ, 
Ἔρξη (sic) πῇ τῇτ᾽ nvodpos κτλ. 

8) Archil. fr. 62 Bergk.: Ἐρξίη, 77 δηύτ᾽ ὥνολβος ἀθροίζεται atgatss. 

9) Orest. 729, wo ϑάσσον ἢ μ᾽ ἔχρην und ἄστεως gelesen wird. 

10) Keil. Atluypuper, 

11) Med. 46, wo ἀλλ᾽ owe παῖδες zu schreiben. 


Metrische fragmente. f. 331 


ter hat dies Diomed. IN, 5, 14 p. A73P. ausgesponnen: Iro- 
chaeus .. . dictus ἀπὸ τοῦ ἐπιτροχάδην 33) Aryeır: quippe- eims 
modulalionem poematum sive melrorum compositioni accommodatam 
rotatim et volubiliter dicebant. Trochaeum etiam a Mercurio reper- 
bum satis consiat, quod ἐκ praecipilem festinationem ex impelu longo 
in brevem gressum finiri ostenderei. Unde plerique Graecorum ex 
longa et brevi cum pedem compoouerunt vel παρὰ τὸ τρέχειν, ex 
discursu 13), trochaeum frequentavcerunt: ac musici viri ociori melo 
intenti ex rotae situ εἰ volubili modo rhythmulum eins ef tonum de- 
signant; qui ef decursionibus aplum tudicant, quod hi qui in bello 
laborant, quoliens amissos ordines reparant, ex longo et disperso am- 
bite, in brevem οὐ arctum ordinem coguntur, rolae scilicet similitu- 
dine se ventilanies, cuius satis latus ac breviatus canthus, radiatus 
laminibus in angustum modioli circulum cohibetur: andre wege 
aber schlagen ein Drac. p..128: ὁ τροχαῖος . . . and μεταφο- 
Cay τῶν τρεχόντων κληθείς ὡς γὰρ ἐκεῖνοι τρέχοντες τὴν ὁδὸν 
ἀπὸ μαχροτέρας προϊόντες βραχύνουσιν αὐτὴν, οὕτω καὶ οὗτος ὁ 
ποῦς ἀπὸ μακρᾶς ἀρχόμενος συλλαβῆς εἰς βραχεῖαν καταλήγει, 
und Tract. Harleian. op. Gaisf. ad Hephaest. T. I, p. 322: 
φσροχαῖος δὲ, ἀπὸ μεταφορᾶς τῶν ἐξ ὕψους εἰς ταπειρὺν ἡκόντων 
λίϑων, οἵ καὶ τρέχειν τὸν βαδίζοντα παρασκευάζουσιν, 7 διὰ τὸ 
τοὺς περιτρέχοντας τοὺς βωμοὺς τούτῳ τῷ μέτρῳ ἄδειν: es trifft 
das alles nicht: namentlich kann vom rade, man mag denken 
an welches man will, der name nicht hergenommen seyn, da 
dessen bewegungen sich gleich sind und es daher so lange es 
kreisförmig ist, nur einen gleichen rhythmos bezeichnen könnte. 
Den alten scheint es also bei diesem maasse nur auf bezeich- 
nung der schnelligkeit, eile ungekommen, wie denn allerdings 
diese in allen versarten so stark hervortritt, dass es fast un- 
möglich geworden für ideale und rein erhabene stoffe stichisch 
das metrum zu gebrauchen, so fest haftete der churacter der 
gemeinen wirklichkeit an ihm: diese auffassung scheint auch 
in dem ohne zweifel witzigen namen des dimeler cataleclicus, 
ληκύϑιον, hervorzutreten: anders freilich die alten metriker, de- 


12) Gaisford hat «zo rot ἐπιτρίχονττας λέγειν: apolu cpitrechontas le- 
gin quippe AB. 

13) Aristot. Poet. 4. Hermog. x. id. Il, 1, T. ΠῚ, p. 302 Walz, 
Scholl. ad Aristoph Ach. 204. Kurz ist hier Mar. Victor. I, 11, 17, p. 
2487P.: huic (dem iambus) coulrerius trochaeus diclus a cursu et cele- 
ritale cett. 


$32 Metrische fragmente. ἂν 


ren ansichten Txetzes '+) weitläufig auseinandergesetst, aber 
sie werfen auch alles durcheinander: Scholl. ad Hephaest. |, p. 
86 Gaisf.: ληκύθιον δέ φασιν αὐτὸ 7 di Agıorepasnı 15) oxen 
τοντα €O μέτρον τὸ ὀἐφϑημιμερὲς Εὐριπίδον, τό Θοαῖσεν im 
ποις. A. ληκύϑιον ἀπώλεσωον, ἣ διὰ τὸν βόμβον τὸν τραγε 
κόν" βόμβος γὰρ γίνεται περὶ τὸ ληκύϑιον ἐκ τοῦ ἐμπεριεχομένου 
αὐτῷ ἀέρος κινουμένου, 7} ὑπὸ πνεύματος ἀνδρὸς ἢ ὑπ᾽ ἄλλον" διὸ 
καὶ Καλλίμωχος μοῦσαν ληκνϑίαν τὴν τραγῳδίαν λέγει: desa 
Aristophanes hat niebt im entferstesten an dus maass gedacht; 
eben so wenig erklärt der βόμβος : daher denn auch O. Müller 16) 
richtig diese versuche verwirft: was er aber an die stelle setzt, 
die tetrapodie sei so genannt, weil sie in schneller, leichter folge, 
wie ein paar tropfen aus einem öllläschchen hervorriune, ist 
auch nicht geeignet zu befriedigen. Veilmehr muss man daven 
ausgehen, dass der volkswitz ληκύθιον zur hezeichnung des fet- 
ten, glatten gebraucht hat: daher das sprüchwort 17) λεσαρώτερος 
ληκυϑίου, was die alten ganz richtig erklären: was Dindorf 18 
nuch Erasmus 19) uls den sinu desselbeu angiebt, dicisur in eos, 
quos edacitas habitiores non reddit, ermangelt jeden beweises. 
Sonach wird denn durch ληκύϑιον der dimeter als ein fetter uad 
somit als ein glatter, ohne alle schwierigkeit abrollender vers 
bezeichnet und treten in diesem namen dieselben gedanken wie 
in zgoyaiog hervor: man darf auch dies zum beweise benutzes, 
‘dass der gedauke an rad den alten hier fern lag. Ist also is 
ἀνάπαιστον, teozaiog sicher von der bewegung in ihnen auage- 
gangen, so scheint auf diese, doch die hauptsache, im sambos gar 
keine rücksicht genommen: denn wenn auch einzelne metriker, wie 
Marius Victorinus 20) eine beziehung darauf im namen finden wolles, 
so ist das verkehrte ihrer versuche von selbst klar: dann gehen 
die meisten der von den alten ausgedachten etymologien 51) wie 


14) Cf. Cramer. Anecdd. Paris. T. I, p. 79. 

15) Ran. 1264. 

16) O. Müller zu Aesch. Eumen. p. 97. 

17) Diogen. VI, 31: Μ“ιπαρώτερος ληκυϑίου: ἐπὶ τῶν ὑπερβολι- 
κῶν. ὁμοία TH. “Andvnv osticesc: Apost. X, 72s. 

18) 1. Dindorf. ed Steph. Thes. L. Gr. s ληκύϑιον p. 250 B. 

19) Erasm. Provr. Chi N, 5, 26. 

20) Mar. Victor. I, 11, 16, p. 2487 P.: iambus . .. ans τοῦ lag- 
Bier, id est maledicers, ἐν in iambicis plerumque versibus 7* 
vel ἀπὸ τοῦ iivas βάδην: a brevi enim profectus per longum 

21) Eiym. Magu. p. 420, 24: Ἰάμβη) eves δι, Junpy χοῦς. zai 
Jlavos ϑυγάτηρ᾽ . . .. καὶ ἰαμβεῖον εἴρηται ἀπὸ τοῦ ἱαμβίζειν τὸ — D 


-»5--... 


Metsieshe fragmente. 4. 


die erskhluagen von lambe der tochter des Pan oder des Keleos, 
ven den Theamephorien und der dem Hipponax begeguenden 
greisin 2°) immer anf die bedeutung des schmähens, also auf 
eine bestimmte gattung der poesic, so dass der name lediglich 
ven dem inbalte der einen bestimmten iambischen vers gebrau- 
chenden poetischen gattung hergenommen und also später als 
die ihn gebrauchende poesie oder höchstens ihr gleichzeitig ent- 
standen wäre: Scholl. ad Hephaest. T. 1, p. 168 Gaf.: ἐκλήθη 
δὲ οὕτως ἣ ἀπὸ ᾿Ιάμβης εῆς Kalsou ϑεραααίφης, ὅτι ἡ Anuyene 
πϑρίλυπορ οὖσα ἐπὶ sy ἁρπαγῇ τῆς ἑαντῆς θυγατρὸς καὶ πλακω- 
pion παρεξινώθη τινὶ ὀνόματι Kedep καὶ τῇ αὐτοῦ γαμετῇ Μεεα- 
φείρῃ᾽ καὶ τούτον ἡ θεράπαινα 4 καὶ ᾿Ιάμβῃ καλουμένῃ, og ἔφα. 
par, παρεμυϑήσατο τὴν δήμηερα ὀρχησαμένη καὶ ἄσμασα ἐν τοιούτῳ 
ὀνθμῷ προενεγκοῦσα. ἣ ἀπὸ Ἰάμβης swig κόρης αἰσχρῶς ὑβρυ.- 
σθείσης καὶ διὰ τοῦτο ἀγχόνῃ χρησαμένης" 4 ἀπὸ γραός Trac 
Ἰάμβης καλουμένηρ, ἧ πλυνούσῃ συντυχὼν ὁ ἱἱππώναξ καὶ ἁψά- 
μᾶνος tig σκάφης, ἐφ᾽ ἧς ἔπλυνεν ἡ γραῦς τὰ ἔρια, ἤκουσε λε- 
γούσης, νϑρωπὶ ἄπελθε, τὴν σκάφην ἀνατρέπειρφ. ἣ Ses 
φὸ λοιδορεῖν ἰαμβίζειν ἐλέγεεο, ἀπὸ τοὺ ἴον βάζειν, cove ἔστι 
λόγους μεστοὺς πιχρίας λέγειν. ἔστε δὲ τὸ μέτρον λοιδορικόν. 
Dies entsteben des namens nach der poesie wäre on und für 
sich nicht unglanblich: allein es ist falsch, indem genaueres ein- 
dringen zeigt, wie diese angaben alle der iambischen poesie, 
alse einem spätern, ihre entstehung verdanken: von ihr, einer 
vollendeten form hat man suf den urspruug geschlossen, ein 
weg, der stets in die irre führen muss: denn da das wort ‘ap- 
Bog mit ἰάπτειν zusammenhängt, wie von meuern schon Iigen ge- 
sehen und Pott 35) bestätigt, so bezeichnet es s. v. a. das ent- 
senden, also eine bewegung, die tine mach ihrem ziele kräftig 


ano τοῦ ἰὸν βάζειν ἢ ac βίλη βάλλειν τὰ λεγόμενα" ἢ ἀπὸ τῆς εὐὑρούσης 
γυναικὸς βάχχης τινὸς Ἰίμβῃς καλουμένης" 7 ans τοῦ lav βάξιιν" ἡ γὰρ 
ποινῇ τῶν ἀνθρώπων φωνὴ ia πελεῖτωι. 

22) Anon. Keil. p. 5. Schol. δὰ Nicand. Alexipb. 130. Eustath. ad 
Hom. Od. A, p. 1684 Scholl. ad Hephaest. I, p. 168 Gsf. Scholl. ad 
Eur. Orest. 952. 

23) Iigen. ad Seol. Graec. p. cxvın: auch Welcker kl, schrift, I, p. 
7. — Pott etym. forsch. I, p. 181: vrgl. Benfey wurzellex. 1, p. 14. 
391. Sonse Epilegomene zu Benfoy wurzellex. p.52: sonat s. Avon. Keil. 
p- 5, 21: ianfewg δὲ τὰς ὕβρεις ἐκάλουν οἱ παλαιοὶ dns τοῦ Ἰάπτειν, ὃ 
σε. βλάπτειν" οἷς καὶ ὁ “ἐρχίλοχος κέχρηται, ὑβριστῆς ὧν. Uebrigens liegt 
diese etymologie vielleicht auch der genealogie im Eiym. M. lc. za 
grunde: vrgl. Welcker kl. schrift I, p. 78, u 


331 Metrische fragmente. ἴ. 


hinführt, nach einem ziele schlägt, somit alse die nach der διεὶς 
strebende bewegung und überhaupt das, was aus Arktinos suf den 
iambos von grammatikern angewandt ?*) ist: es wäre alse an schmi- 
ben gar nicht gedacht, vielmehr auch hier dasselbe prineip bei der 
benamung befolgt wie in ἀνάπαιστος, nur dass wie in σροχαῖος 
das wesen des rbythmos sehr im allgemeinen dargestellt ist: dech 
bilden beide, τροχαῖος und ἔαμβος, einen gegensatz zu einander: 
reoyaiog der leichte, rasch abrollende,- iaußos der strebende und 
somit starke, kräftige fuss. Hieraus ergiebt sich nun sued, 
worum ἰαμβίζοιν vom schmähen gesagt werden konnte: es be 
zeichnet worte, gedichte, die gegen einen gesendet werden ued 
treffen: noch später sagte man λόγοις ἰάπτειν vom spotte und feind- 
licher rede. Sonach muss denn ἔαμβος als bezeichnung eines 
thythmus und metrum viel älter als die iambische poesie des 
Archilochos seyn. An diese namen reihe ich den paion an, über 
welchen die nachrichten bei den alten sparsamer fliessen: dech 
haben sie ein Lesonderes interesse, weil in ihnen der einfluss 
des Heliodoros jetzt deutlich hervortritt: um die behandlaags- 
art der metriker auch hier zu vergegenwärtigeu, setze ich die 
worte des Anon. Keil. p. 9 hieher: 6 δὲ παιὼν 35) ῥνθμικόν *4 
ἐστι ὄνομα" τὸν γὰρ ἐν ἡμιολίῳ λόγον παιῶνα φασίν. ἡμιόλιον δὲ 
ἐστι τὸ ἔχον αὐτὸν καὶ αὐτοῦ εὸ ἥμισυ 37). πάντες οὖν οἱ πεντά- 


24) Diomed. IM, 5, 12 p. 473P.: ὁ δ᾽ ἕαμβος (es ist sehr wahr- 

scheinlich, dass diese worte nicht von Arktinos herrühren) 

Ἐξ ὀλίγου διιβὼς προφύγνῳω aedi, ὄφρ᾽ oye γυῖα 

Τωνόμενα ρῴοιτο mei εὐσθενὶς εἶδος ἔχησι, 
wo ὄφρ᾽ oy: für die vulgata ὄφρα of nach Schneidewin im Philol. IV, 
. 746 geschrieben: sonst vrgl. Welcker Ep. Kykl. Ul, p. 528 sq. Auch 
[aon ganz passlich für unsre susführung (uiat. I. O. IX, 4, 136 ver- 
glichen werden: sed eliam quod (sc. iambi) omnibus pedibus insurguat 
et a brevibus in longas nituntur et crescunt: ideoque meliores choreis, 
qui ab longis in breves cadunt. 

25) Die neuern pflegen παίων auch den fuss zu betonen: aber es 
ist falsch nach den alten: παίων ist partic. von παίω oder der päoser: 
Eustath. ad Hom. ll. A, 473, p. 138,b: vrgl. Gouling gr. secentl. p.267. 

26) Diomed. Ill, 33, .p. 447P.: paeonicum metrum, quod plerique 
rhythmicum esse dixerunt. 

27) Dass diese angaben aus Helkodoros stammen, zeigt cod. Sab. 
Gsisf. ad Heph. T. 1, p. 77: οὔκουν ἀπεδοκίμασαν of μετρικοὶ τὸ παιονι- 
nov μέτρον, ἐπεὶ οὐδὲ of ᾧνθικοί. παιωνικὶ γάρ φασιν τὰ by ἡμιολέῳ λόγᾳ. 
ἡμιόλιον δέ ἔστιν, ὡς ἐν τοῖς κατὰ πλάτος εἰρημένον αὐτοῦ ἔνϑεκα — des 
Heliodor, von dessen werke cod. 8. |. c. p. 147 genauer handelt: ich 
komme darauf im dritten dieser fragmente — βιβλίοις grok, zo ἐξ ἑνός 
[adde wi ἡμίσεος ποδὸς ovyneduevov: vrgl. 8. 1. c. δ᾽ 171 ποῖ. 8: es gebt 

ies auf Äristoteles zurück: cf. Aristot. Rhet. ΠῚ, 


Metrische fragmente. I. 335 


σῆμοι παιῶνες καλοῦνται, ἐπειδὴ ἔχονσι δύο μαχρὰς καὶ τούτων 
ro ἥμισν' διὸ τοὺς τὸ βακχείους καὶ 109 κρητιχκὸν παιῶνάς φασιν, 
ὅξε ἐπικοινωνοῦσιν ἀλλήλοις ἐν τοῖς παιωνικοῖς μέτροις 38), διὸ 
καὶ πιιὼν ὠνόμασται. τούτῳ τῷ Wades ἐκέχρηντο οἱ τοὺς ὕμνους 
εἰς τὸν Anvilwra γράφοντες 29). καλεῖται δὲ ὁ μὲν πρῶτος παιὼν 
καὶ παιωνικὺρ, ὁ δὲ δεύτερος παιὼν καὶ συμβλητὸς καὶ κονρητιχύς, 
ὁ δὲ τρίεος παιὼν διδυμαῖος, κουρητικὸν, δελφικὸς, δρομεὸς ἀριϑ- 
μὸς, ὁ δὲ τέταρτος παιὼν ὑπορχηματικὸς καὶ κρητικός : au diesem fügt 
noch Mar. Plot. I, 27 p.2626P. hinzu: pacones ... a Paeone 
poeta nomen inditum possederunt: dunn loann. Siceliot. in Walz. 
Rhett. Gr. T. Vi, p.237: οἱ δὲ παιῶνες ἀπὸ ἔϑνους ὠγομάσϑη- 
var ἣ ἀπὸ τοῦ παίω ἣ παΐω ἣ παύω 59) τὸ θεραπεύω" ἦδον γὰρ 
ὕμνουν τούτῳ τῷ μέτρῳ ἐπὶ ἀφέσει λοιμυὺῦ εἰς Anuilora. Dass 
diesen fuss die metriker mit dem gesange Paian und sonach mit 
Apollon zusammenbringen würden, kana niemand, der ihr ver- 
fahren kennt, befremden: sie folgten der äussern ähnlichkeit der 
worte um so leichter, da die dem Apoll heiligen hyporcheme in 
siner epeche 51) in päonischem, d.h. kretischem maasse geschrie- 
ben waren. Prüft man aber die nachrichten näher, so ist nichts 
rorhanden, was auf entlehaung des namen παιῶν von Apollon 
hinwiese: die form selbst hält schon davon ab, da mit dem na- 
men des Gottes selbst das metram sieh doel nicht sehicklich 
benennen liess. Eben so bedarf die ableitung von einem dich- 
ter Päon keiner widerlegung: noch weniger die von dem volke 
der Päonen: man könnte allerdings dafür mancherlei beibringen 
und somit in die urzeit des hellenischen volks sich versenken: 
allein man erhielte doch nur leere hypothesen. Das richtige 
ist schon durch die erwähnung un dieser stelle angedeutet: es 
kommt der name ganz einfach von nam: dies zeigt eiu starkes, 
wiederbeltes schlagen, wie pevire, depuvere 57) uu, dabei eine 
starke bewegung: Suid. a. παίειν: οὕτως λέγουσι τὸ πᾶν ὁτιοῦν 


28) Hier scheint mehreres susgefellen. 

29) Vrgi. Drac. de Met. p. 130: παιώῶνες, παρὰ τὸ εἰς τὸν Παιῶνα, 
sevsioss τὸν ““πόλλωνα, τοιαῦτα μέτρα adecSas, 

30) Diese etymologie, die Euststh. ad Hom. Il. A, p. 137, 40. Etym. 
M. 657, 11, andere auch berühren, gebt auf Didymos zurück: Etym. 
Gudien. p. 446, 52. M. Schmidt. Didymi ἔτι. p. 390. 

31) 38. meinen grundriss d. met. p. 379. 

32) Paul. Diacon. p.70 Muell.: depwwere caedere. Lucilius: palmis- 

isellam Dopuvit me, id est verberavit me, quod ipsum ex Graeco 

ino τοῦ παίειν: wrgl. Doederl. Lat. Syn. V, p. 66. 


338 Metrische fragmente. I. 


ἐκάλεσαν, ὥς τινὲς καὶ τὸν πυρρίχιον ἀπὸ Πύρρον κοκλήκασιν, 
οἷς οὐ δεῖ προφέχειν" βέλτιον 40) γὰρ αὐτὸν εἰρῆσθαι ἀπὸ τοῦ 
ἔϑνους τῶν Ἠολοσσῶν: dazu fügt in betreff des ortes und der 
erfiudung einiges der Tract. Harl. apud Gaisf. ad Hephaest. I p. 
322, 31: μολοττὸς (sic), ὅτι das λέγουσι ἐμμέτρους συγκδιμένους 
ἐκ τοιούτων ποδῶν ἐν τῷ ἱερῷ τῷ Δωδώνης πρὸς μνήμην Μο- 
λοσσοῦ υἱοῦ Πύρρου *!) καὶ Ardoonayns, ἧπερ ἑορτὴ ὕστερον Mo- 
λοσσεία ἐκλήθη : ferner mit einigen variationen der Schol. ad 
Hephaest. T. 1, p. 170 Gsf.: ἐκλήϑη δὲ ano Μολοσσοῦ τοῦ υἱοῦ 
Πύρρον καὶ ᾿Ανδρομάχης ᾧδὰς ἐν τοιούτῳ μέερῳ εἰπόντος ἐν τῷ 
ἱερῷ Δωδώνης᾽ ὁ καὶ τρίμακρος 43)" ἢ διὰ τὸ μέγισεος εἶναι πάν» 
τῶν μολοσσὸς χέκληται' τοὺς γὰρ μηκίστους οἱ παλαιοὶ μολοσσοὺς 
ἐκάλουν: dagegen spricht die entgegengesetzte ausicht bestimmt 
aus cod. S. ap. Gaisf. ad Heph. T. I, p. 170: xadeieas δὲ po- 
λοσσὸς διὰ τὸ μέγιστος εἶναι πάντων τῶν ἁπλῶν ποδῶν καὶ μήκι- 
στος. τοὺς δὲ μηκίστους τὸ παλαιὸν μολοσσοὺς ἐκάλουν, ὡς Σο- 
φοκλῆς" μολοσσῆσι (sic) χερσὶν ἐκτείνων πέλας, ἀντὶ τοῦ 
μεγάλαις. οἱ δὲ διὰ τὸ ὑπὸ ολοσσῶν εὑρῆσϑαι πρῶτον τὸ εἶ- 
dog τῆς ῥυθμοποιΐας ταύτης. καλεῖται δὲ ἔππϑιος πάλιν, διὰ 
τὸ τελεῖον 45) εἶναι τὸ ζῶον. Was ist nun das richtige? Es 
ist keiue frage, dass das halb barbarische volk der Molosser, 
welches die lateinischen metriker zu Thessalern zu machen be- 
lieben, gar nicht hierher gehört: denn zu welcher zeit hat des- 
sen poesie oder musik den Griechen so imponirt, dass nach ibm 
ein griechisches mauss hätte benannt werden können? Es ha- 
ben vielmehr die Griechen, auch wenn man dem königshause 
griechischen ursprung nicht streitig machte, zwischen sich und dea 
Mvlossern nie eine nähere verbindung zugegeben. Es hat daher 
zu dieser ansicht nur der aus Euripides und sonsther **) hekanate 
sohn des Neuptolemos Molottos den anlass gegeben, mit dem man 


40) Daher Mar. Vict. I, 11, 21 p. 2488P.: contrarium huic molos- 

sum, dictum a Molossis, qui in Thessalia degunt: Diomed. III, 5, 21 
. 475P. 
P 41) Cod. τηρου. 

42) Diesen namen gebraucht auch Tzelz. 2. μέτρων in Cram. Anecdd. 
Oxon. Ill, p. 305. 

43) Man kann auch hier sehen, wie die erklärungen bei Diomedes 
ganz willkürlich ersonnen sind: er sagt an der n. 29 angeführten stelle: 
Hippius — er bat den namen schon vorher genannt — vero eguestri sci- 
licet ae conveniens modulabatur. 

4) Eurip. Androm. 505: Argum. et Schol. ad Eur. Androm. 24: 
vrgl. Stiehle im Philol. Vill, p. 69 sq. 


Metrische fragmente. [. 389 


ngeschickt Dodona verbunden hut, da an dieses nach den alten 
er hexameter sich anschliesst. Somit ist also diese erklärung des 
lamens zu verwerfen: wie steht es mit der andern ὃ hat μολοσσός 
ie von deu metrikern ihm zugeschriebene bedeutung? Es wird 
lie angabe zunächst dadurch bestätigt, dass μολοσσός, da u und 
ı zuweilen mit einander vertauscht werden, ein und dasselbe 
vort mit κολοσσός ist: so sagt man μέλας und κελαινός, μινύρε- 
ϑαι und κινύρεσθαι, wo schon Ammonios *°) die vertauschung er- 
tannt hat, μολούδιν and κολούειν, auch — und das gebért ganz 
esonders hierher — xoAsiv für μολεῖν, wie Lobeck *5) gesehen: 
8 bezeichnet also das übergrosse: Hesyeh. 3. κολοσσοί- ἀγάλματα 
"περμεγέθη: Etym. M. p.476, 17: κολοσσοί .. κυρίως .. λέγονται 
% ὑπερμεγέθεις ἀνδριάντες, παρὰ τὸ κολούειν, ὅ ἐστι ἐλατεοῦν, 
a ὄσσα, τουτέστι τοὺς ὀφθαλμοὺς, διὰ τὸ μέγεθος, ὡς μὴ ἐφικ- 
Ὀνμένων τῶν ὀφθαλμῶν ὁρᾶν: dies wird nun weiter bestätigt durch 
Πόλωνες: so nannte man 47) übergrosse menachen, d. h. solche, 
lie in die luft, in den raum weit hineiadringen, in sie — μολεῖν 
— sich hineinbewegen: diese bedeutung hat meiues erachtens das 
vort noch bei Aristophanes *®): nur ist die stelle weder richtig 
is jetzt geschrieben noch richtig erklärt: denkt man in ihr an 
inen schauspieler des Euripides, überhaupt an einen bestimmten 
senschen, so ist kein witz herauszubringen. Doch davon ge- 
mauer an andrer stelle. Es reihen sich aber von selbst an diese 
rorte die ολιονίδαι an, über deren bedeutung so viel streit 
st: hält man μολεῖν, worauf schon &. Hermann *°) hinwiess, 
ur fest, se sieht man Homer 50) hat mit den worten πλήϑει 
ιρόσϑε βαλόντες die bedeutung ihres namens trefllich ausge- 
räckt: durch ihre masse vorwärts dringende: dasselbe erscheint 
uch im mythos: die in sich eng zusammenhängende, gewaltige 
ınsse bewegt sich gegen den tapfersten der heroen, den Hera- 
les und überwältigt 5!) ihn: sie überragt auch den Nestor, der 


45) Ammon. de diff. vocab. s. μινύρεσθαε p. 94 Lugd., Blomfield. ad 
\esch. Sept. c. Theb. gloss. 116. Ag ad Heaych. 8. μινύρεσθϑαις 

46) Pethol. Serm. Gr. Proll. p. 461. 

47) Euststh, ad Hom. Od. 2, 7, p. 1834, 32: τὸν ὅμοιον δὲ τρόπον 
αἱ Μόλωνες οἱ πολυμεγέθεις, απὸ τοιούτου Μόλωνος: die ebleitung von 
inem bestimmten manne dieses namens ist falsch. 

48) Are Ran, 54: verkehrt die Scholl. ad hb. l. Apostol. XI, 69. 

49) G. Hermenn üb. d. wesen u. d. behandl. d. "mythol. p. 52. 

50) Hom. ll. », 630: of. Welcker kl. schrift. Il, p. Cll sqq., CVI. 

51) Pind. Ol. ΧΙ, 26. 


22° 


$40 Metrisehe fragmente. J. 


doch so viele andre übertrofien hatte: dasselbe in den samen der bei 
den helden, Evgveog und Ktéarog: sie wissen sich zu bewegen und 
besitzen grosse massen. Und dieselben begriffe finden sich in 
dem noch nicht erklärten μολόβρια, wofür auch κολόβρια 52) ge- 
sagt wurde: die jungen der wilden schweine sind so gesannt, 
weil sie in masse und in höchst eifriger bewegung zum fressen 
stets eilen, eine erklärung, der die alten nicht ganz fremd 53) 
sind: auch tritt sie in μολοβρὸς hervor, wenn dies von Hesychies 
durch μολίσκων ἐπὶ τὴν βορὰν und durch γασερέμαργουν erklärt 
wird. So ist also klar, dass μολοσσύς ein metrum bezeichnet, 
welches massenhaft auftritt, in einer grossen in seinen thei- 
len gleichen masse seine bewegung kund giebt: daher ist es eis 
erhabenes, wie ‘Dionysios von Halikarnassos ganz mit unserer 
ausführung übereinstimmend sagt 5+): ὁ δὲ ἐξ ἁπασῶν μακρῶν, 
μολοττὸν δὲ αὐτὸν οἱ μετρικοὶ καλοῦσιν, ὑψηλός τὸ καὶ ἀξιωμε: 
εἰκός ἐστι καὶ διαβεβηκὼς ὡς ἐπὶ πολὺ, was vielleicht dem 
worte eziensipes bei Diomedes seine entstehung gegeben: damit 
stimmt, wenn Athenaios 55) eine erhabene, ruhige ὄρχησις mit 
μολοσσικὴ bezeichnet. Diese bedeutung des worts ist aber all- 
mählig dem volke entschwunden: wenn es für gross gesagt 
ward, dachte man es übertragen von den μολοττικοὶ κύνες, Box 
u.s.w. So wäre also 1040000, dem τροχαῖος, ἴαμβος verwandt: 
nun fragt es sich aber noch nach der art der bewegung in ihm: 
diese scheint Drakon angeben zu wollen, wenn er sagt p. 138: 
ὠνόμασται δὲ οὕτως ἀπὸ τοῦ ἐν ολοσσοῖς μαντείῳ τοῦ Anol- 
λωνος — man sieht auch hier, wie leicht bei diesen spätern es 
mit dem mythos genommen wird — ὕ»τι τοιαῦτα μέλη ἄδεσϑαι͵, 
ἢ ἀπὸ τοῦ μολεῖν ἐν αὐτῷ τὴν ὄσσαν, τουτέστι ἰσχυροτέραν 
γίνεσϑαι τὴν Goris’ καὶ γὰρ ἐν τοῖς μακροῖς πλέον ἐξέτξινψον τὴν 
φωνήν; allein wenn auch diese etymologie und erklärung immer- 
hin ein weniges vom wahren enthält, die bewegung ist doch zu 


52) Eustath. ad Hom. Od. P, 218, p. 1817, 19. Aelien. N. Anim. 
Vil, 47: ef. Nauck. ad Aristoph. Byz. frr. p. 117 sqq. 

53) So Schol. ad Nicand. Theriac. 662: soioßen . . ἢ ταπεινῇ one 
μεταφορᾶς τῶν ταπεινὼν τῶν ἐπὶ τὴν βορὼν μολούντων 

54) Dion. Halic. de compos. verbb. c. 17, p. 107 R. 

55) Athen. XIV, 629 Ὁ: ra δὲ σιτιασιμώτερα καὶ ποικιλώκερα καὶ τὴν 
ὄρχησιν ἁπλουστέραν ἔχοντα καλεῖται δάκτυλος, ἐωμβικὴ, μολοσσικῇ ἐμμέλεια, 
xogdut, σίέκιννις κτλ., wonach seit Meursius von einer molossischen 
Emmeleia die rede ist: aber es ist nach μολοσσικὴ ein komma zu selzen, 
to dass es eben 80 wie siuufixy zu nehmen. 


Metrische fragmente. HE. Sil 


allgemein beseichnet. Es bezeichnet vielmehr der name deutlich 
einen in seinen theilen gleichen und starken gang: auch in deu 
molioniden tritt die gleiehheit 5°) stark hervor: wo die arsis 
aber liegt, ist nicht genauer angegeben: natürlich: denn der fuss 
diente mehrern rhythmen, wie wir gleich zeigen werden. Somit 
ist der name μολοσσὸς aus derselben anschauung hervorgegan- 
gen, der die namen #rochaeus, paeon, sambus, ihr daseyn verdan- 
ken: wäbrend aber in diesen der nachweis vou ihrer anwendung 
in poesio und musik sich von selbst darbietet, scheint für den 
moloss diese frage gar nicht beantwortet werden zu können: 
es giebt keine gedichte, keine verse aus molossen. Doch hebt 
sich diese schwierigkeit, so wie man bemerkt, wie auffallend es 
ist, dass die metriker so bestimmt behaupten, der molossos sey 
der μέγιστος, der unxıczog aller metra, da doch leicht begreif- 
lich, dass der choriambus, die ionici eben so viel zeit einnehmen: 
es muss. also dieser behauptung ein besonderer noch nicht her- 
vorgehobener umstand zu grunde liegen. Fragen wir daher, 
wo die längsten, die erhabensten — οἱ δ᾽ ἐπιμήκδεις μεγαλοπρε- 
πέστατοι sagt Aristides 57) — fiisse in der poesie, in der mu- 
sik vorkommen, so werden wir auf die hymoen gewiesen : Ari- 
stid. Quiat. 11, p. 97 Meib.: εἰ de διὰ μηκίστων χρόνων συμβαίη 
yivacdaı τοὺς πόδας, πλείων ἡ κατάστασις ἐμφαίνοιτ᾽ ἂν τῆς δια- 
γοίας" διὸ τοὺς μὲν βραχεῖς ἐν ταῖς πυρρίχαις γρησίμους ὁρῶμεν" ... 
τοὺς δὲ μηκίστους, ἐν τοῖς ἱεροῖς ὕμνοις οἷς ἐχρῶντο παρεκτετα- 
μένοις: da nun Aristides wie die metriker μήκισετος gebraucht, 
da ferner der molossos keine rhytbmische bewegung bestimmt 
anzeigt, da die in den hymnen angewandten längsten füsse or- 
thii und trechaei semanti und diese eine dem molossus völlig 
entsprechende form haben, — - — und — = —, so ist klar 
dass der molossos ursprünglich und eigentlich die iambischen 
und trochéischen füsse von je zwölf zeiten, 4: 8 und 8: 4, be- 
zeichnet: für diese passt auch in der that das wort vortrefllich 
und ist mehr als wahrscheinlich, dass im volke diese benennung 
sich gebildet. Nehmen wir nun das beim spondeios bemerkte 
binzu, so hat es einen metrischen fuss — — — von sechs zei- 
ten in der musik der alten nie gegeben: ihn haben erst die me- 


£6) Ibyc. ap. Athen. Il, 58A, fr. 46 Bergk., nennt sie ἄλικας tooxe- 
guidovs κτλ. 
57) Aristid. Quint. Il, p. 97 Meib 


342 Metrische fragmente. 1. 


triker erzeugt. Und dies bestätigt schliesslich Dionysies von 
Halicarnass, indem er an der oben 55) angeführten stelle, we 
die mennung der metriker auch wohl zu beachten, ein beispiel 
snführt, welches aus einem bymnos — wahrscheinlich des Ter- 
pandros — entlehnt und ia akatalektische trochaei somanti auf. 
zulösen ist: 
ὦ Ζηνὸς καὶ “ήδας κάλλιστοι σωτῆρες. 

Hiernach passt aber μολοσσὸς auch zur bezeichnung des σπον- 
δεῖος μείζων, 4: 4: es ist daher die vermuthung gestattet, dass 
er auch so genannt, ja gar die veranlassung zu dieser beuah- 
mung gewesen sei, da wie bei den beiden molioniden seine glieder 
eng zusammenhängen. Uebrigens hat die hier ausgeführte ansicht 
vom molossos kurz schon Rossbach 59) ungegeben: dass ich zu 
der meinigen selbstständig gelangt bin, lehrt jeden unbefange- 
nen hoffentlich diese ausführung selbst. Wenn sie aber richtig 
ist, so folgt, dass der name μολοσσὸς erst spätern ursprungs 
seyn kann, da diese füsse künstliche 60) sind: es ist mehr als 
wahrscheinlich, dass der lesbischen schule des Terpandros der 
spätere gebrauch dieses namens wie so manches andre seine 
einführung in die theorie verdankt. 

Dies die nur aus längen zusammengesetzten füsse: ihnen 
stehen der pyrrhichios und der prokeleusmatikos gegenüber. Die 
bei den spätern metrikern über den erstern herrschenden ansich- 
ten giebt am kürzesten Terent, Maur. 1359 an: 

primus ille est, iure primus, ἡγεμὼν qui dictus est, 
suctor et ductor melorum, qui duas breves habet. 
ante enim breve est creatum, redditum longum dein; 
sicut unum numerus ante quam secundum predidit. 
ergo natura repertus iure princeps dicitur, 

ante quem non est creatus, quem secuntur ceteri. 
δίβραχυν dixere Graeci, quod sit ambabus brevis. 
πυρρίχιος idem vocatur: quippe et aptus pyrrhichne 
tam cito motu recursat, quam breves hi sunt soui. 


58) 8. not. 43: Schäfer vermuthet xaddiorac: obne alle noth: es ist 
ja offenbar von den Dioskuren die rede. Demnach könnte Terpasder 
(vrgl. not. 25) der verfasser seyn: auch wegen des dialekis scheint keine 
änderung nothwendig. 

59) Metrik der gr. dram. u. writ. I, ρ. 99. 

60) Aristid. Quint. I, p. 38 Meib.: σημαντὸς δὲ (ἐκλήθη), ὃ ὅτ. βροόυς 
ὧν τοῖς χρύνοις ἐπιτεχνηταῖς χρῆται σημασίαες κελ. 


Metrische fragmente. I. 343 


tertium detreeto nomen: lege nam metri vetor. 

παρίαμβον namque dicunt, si probetis ἔκτασιν: 

ars vetat primae negare spatia bina syllabae: 
darnach Marius Victoriuus, ähslich Diomedes, Marius Plotius 
Sacerdos, nur dass sie werthlose mythologische notizen binzu- 
fügen: von Griechen begniige ich mich das von Gaisford aus 
dem codex Saibantianus °') mitgetheilte hersusetzen, weil darin 
wirklich gutes enthalten: πυρρίχιος γοῦν ἐστὶν ὅν τινὸς καὶ moo- 
κολευσματικὸν 62) καλοῦσιν, ὁ καὶ παρίαμβος καὶ ἡγεμών. λέγεται δὲ 
πυρρίχιος ὅτι βραχύτατος ὧν καὶ ὀξύτατος ἐφήρμοσε μάλιστα τῇ 
συντόμῳ κινήσει τῆς ὀρχήσεως ἣν πυρρίχην ὠνόμαζον" ἣ διὰ τὸ ἀπὸ 
Πύρρου 565) τοῦ υἱοῦ χιλλέως εὑρεϑῆναι τόν te τοῦ ποδὸς καὶ τοῦ 
μέλους τῆς ὀρχήσεως ῥνθμὸν ἣ διὰ τὸ ὑπὸ ᾿4χιλλέως παρὰ τῇ τοῦ 
Παερόκλου πυρᾷ 54), ἣ διὰ τὴν σφόδραν κίνησιν καὶ πυρώδη 65). 
Παρίαμβος δὲ αὐτὸς καλεῖται διὰ τὸ wag ἕνα χρόνον ἴσος 66) εἶναι τῷ 
ἐάμβῳ' ὁ μὲν γὰρ δίχρονός ἐστιν, ὁ δ᾽ ἴαμβος τρίχρονος. προκελενσμα- 
τικὸς δὲ ἐκλήθη καὶ ἡγεμὼν διὰ τὸ βραχύτατος εἶναι πλέον παντὸς 


61) Gaisf. ad. Hephaest. T. I, p. 167. 

62) Die identität des pyrrhichios und prokeleusmatikos geben die 
metriker auch durch folgende bemerkung zu: Anon. Keil. p. 4: ὁ πυρρέ- 
χιος κατὰ nuda ply οὐ βαίνεται det τὸ κατάπυκνον γενέσθαι τὴν βάσιν καὶ 
συγχεῖσθαι τὴν αἴσϑησιν, xara διποδίαν δὲ οὐντιϑέμενος ἐπὶ τὰ καλούμενα 
—— 1080, τετράμετραι fast eben so Schol. ad Hepbaest. p. 168 

8181. 

63) Die gelegenheit der erfindung giebt an Schol. ad Pind. Pyth. II, 
127: ἔνιοι δὲ οὐκ ἀπὸ Πυρρίχου τοῦ Κρητὸς τὴν πυρρίχην ὠνομάσθαι, add’ 
ἀπὸ Πύρρου τοῦ ᾿Αχιλλέως παιδὸς ἐν τοῖς ὅπλοις ὀρχησαμένον ἐν τῇ κατὰ 
Εὐρυπύλου τοῦ Τηλέφου νίκη: Hom. Od. A, 518 und Nitssch erkl. anm. 
T. III, p. 291 sqq.: dies war aus Archilochos genommen: Hesych. s. TTvo- 
ριχίζειν: . . os δὲ ano Πύρρου τοῦ ᾿Αχιλλίως" ἐφησθέντα γὰρ τῶν Εἰὐρυπύ- 
λὸν φωνῶν ὀρχήσασθαι φησὶν “Agyidoyos. Dagegen Schol. ad Hephaest. 
p. 168 Gsf.: ἄλλοι δὲ ἀπὸ τοῦ Miiggoy παρωνομείσθαι φασί" πρώτῳ yag 
τούτῳ ἐκ τοῦ Aovgion ἵππου πηϑήσαντι ἐπινίκιον ὕμνον συνέθεντο τοιοῦτον 
ἔχοντα μέτρον. 

64) 5. τῆς — πυρρᾶ (sic). Dies stammt aus Aristoteles politien: 
Scholl. Pind. 1. c.: ᾿“ρισκοτέλης δὲ πρῶτον ᾿Αἰχιλλέα ἐπὶ τῇ τοῦ Πατρό- 
»dov πυρᾷ τῇ πυρρίχῃ φησὶ κεχρῆσθαι: 5. Hoeck Kreta I, p. 211 544. 


65) Ueber diesen sino 8. unt. n. 86. — Mar. Plot. I, 6 p. 2625 Ρ.: 
quibusdam placet ab ardore id est a velocitate sui sonus nomen acce- 
pisse hune pedem, ἀπὸ τοῦ πυρὸς id est a flamma, ac per hoc ab velo- 
citate. Cognatus enim sensus ardoris et velocitatis est: Diom. Ill, 5, 7 
p- 473 P.: sunt qui pyrrhicbium Graeca interpretatione cognominaverunt, 
quod calore velocitatis vel tripudio mobilitatis apices flammarum- semu— 
laretur. 

66) Mar. Victor. I, 11, 13. p. 28P.: parismbus ideo, quod minus 
babest unum tempus sh ismbo, παρὼ enim Graeci minus dicunt: man 
sieht aus solchen stellen, dass nicht nur aus lateinern Victorinus ge- 
schöpft hat. 


341 Metrische fragmente. 1. 


ποδὸς καὶ πρὸ πάντων εὑρῆσθαι. ἀπολουθοὶ δὲ αὐτῷ 57) adore 
τὰ τῶν ποδῶν σχήματα καὶ μεγέϑη: dernach war alse dea ge- 
nauern der pyrrbichios und der prokeleusmatikos dasselbe, wie 
sich das auch aus Dionysios von Halikarnassos °°) ergiebt: dens was 
der metriker pyrrhichios nennt, konate für den rhythmiker als fess 
gar nicht existiren, da in ihm nur rhythmische elemente sich δε. 
den, in denen der rbythmus gar nicht erscheinen kann: daher ist 
also sicher, dass den fuss ὦ ὦ erst die spätere metrik geschaffen 
hat: man wollte wie für den molossus den tribrachys, so auch 
für den spondeus einen gegensatz haben: dann erklärten sich 
äusserlich 69) aus ihm die andern metra. Für uns ist also der 
pyrrhichios nur © © © ©: er ist ὀξύτατος : denn in ihm folgen 
sich lauter kleine theile in schnellster bewegung und zwar ent- 
weder in der des daktylos oder der des anapästos: bezeichnet 
das aber der name? Zunächst tritt das kleine durch die demi- 
nutivform hervor: denn nicht bloss bei den Böotern, auch in as- 
dern theilen von Hellas findet sich in diesem sinne die endung 70) 
tyoy: dass hier πυρρίχιος ist, kann daber kommen, dass äolisch für 
die eudung ος auch tog gesagt?!) ward, so dass eine äolische form 
die allgemein übliche geworden, wenn man nicht lieber πυρρίχιος 
.als eine nebenform zu πύρριχος ansehen will, wie ἐλευθέριος zu 
&)evdsgog: jedenfalls aber ist zu beachten, dass die lakonische 7%) 
stadt Πύρριχος auf inschriften 75) auch Πυρίχιος genannt wird. 
Dies die form; aber der sinn? Auf den leitet das bei Theokrit7*) 
und bei spätern öfter erscheinende adjectivum πύρριχος, was schon 


67) S αὐτὸ, Diese angabe scheint darauf hinzuweisen, dass Philorencs 
hier zu grunde liegt: Drac. p. 132 sq.: εὐἰρήσεις δὲ τῶν εἰκοσετεσσάρων 
καὶ ἑκατὸν (SC. ποδὼν) Ta ὀνύματα καὶ tug διαιρέσεις αὐτῶν ἐποριελὼς yt- 
γρωμμένα ἐν τοῖς διαγράμμασι τοῦ Dikokivor. 

68) Dionys. Hal. Antigg. Vil, c. 72, p. 1488R.: εἰδοφορῶν τὰς πο- 
λεμικὰς καὶ συντονους κινήοεις ἐν τοῖς προκελευοματικοῖς ὡς τὰ πολλὰ ei⸗ 
ϑμοῖς : es beschreibt aber damit, wie das folgende zeigt, Dionysios die 
pyrrbiche , hat also die pyrrhichitn im sinne. Auch erklärt sich dar- 
aus, das Philozenos den proceleusmalicus unter die prototypa metra aaf- 
gevommen: Mar. Victor. Il, 11, 2 p. 2546 P. 

69) Scholl. ad Hephaest. T. I, p. 168 Gsf.: clio: δὲ καὶ ἡγεκμδνα 
@uoiy αὐτὸν͵ ἐπεὶ ἐξ αἰτοῦ of ἄλλοι πόδες: Santen. ad Terent. Maar. 
1360, p. 53. 

70) Scholl. ad Theocr. IV, 20: πύρριχος: . . . ἔστεν οὖν wmenegeste- 
nov Aiodsswc: cf. Boeckh. ad Corp. loser. Graece. I, p. 725. Ahrens 
Dial. Aeol. p. 216. 

71) Vergl. meine bemerk. Philol. XI, p. 7. 

72) Pausan. Ill, 25, 2. 3. 4. 

73) Lebas voyag. archéol. T. Il, p. 40, on. 228a. 

74) Theocr. iV. 20: λεπτὸς μὰν yw ταῦρος ὁ πυρρίέχος. 


Metrische fragmente. 1. 345 


von den alten verschieden erklärt ist: es bezeichnet dort röthlich, 
fachsig und ist nach Gregorios vou Korinth von den Dorern 75) 
für πυρρός gesagt. Und davon hat auch unser fuss seinen 
namen. Denn σύρρος bezeichnet nicht schlechtweg fulows, roth, 
sondern es ist die mit ihm bezeichnete farbe zugleich eine glän- 
zeude, in die augen stechende, da nach Platon 7°) in ihr auch 
sd ξανϑόν ist, was ohne glanz undenkbar: sagt doch Pindar 77): 
ἴων ξανϑαῖσι καὶ παμπορφύροις axzicı βεβρεγμένος ἁβρὸν σῶμα: 
such beweis’t danselbe der gebrauch: πυρρότριχες sind die rosse 78) 
des Eumelos, Πυρρός heisst der sclav, der brandrothe haare 7?) hat: 
daher Jupiter rubente dertera sacras iaculatus arces terruit urbem: 
es ist also πυρρός wie moppvopaog auch 8. v. a. glänzend, schim- 
merad. Da nun die worte solcher bedeutung auf das einfachste 
wed uatürlichste zur bezeichnung der schuelligkeit verwandt 
werden, wie dureh Homer’s xuseg agyot hinlänglich 80) be- 
kannt, so bezeichnet vortrefflich πύρριχος 81) oder πυρρίχιος den 
fass, der seine theilchen, seine kleinen elemente in schim- 
mernder, d. ἢ. schnellster bewegung den sinnen vorführt. Die 
alten sind übrigens dieser erklärung auch schon nahe gewe- 
sen; ein scholiast zu Theokrit bemerkt: ἢ πύρριχος xara τινας 
ὁ εὐκίνητος, ἀπὸ τοῦ πυρὸς 82) svxisnrov ὄντος, ἣ τὸν πυρρὸν 
κατὰ τὴν χροιάν 85): sie haben aber zur klarheit über die frage 
nicht gelangen können. -Dies also der name und das wesen des 
fusses: er mag nun in der pyrrhiche, da dies die alten einstim- 


τὴ Gregor. Cor. Dial. p. 190 ibig. intt.: Abrens I. c. und Lobeck. 
Path. Gr. Prolegg. p. 336 meinen, dass Gregorios das wort dorisch nenne, 
komme von seinem gebrauche bei Theocrit. Doch ist Πύρριχος alt-do- 
os — auch von den Kureten hiess einer Πύρριχος nach Pausan. 
76) Plat. Tim. p. 68 C. 
77) Pind. Ol. VI, 55. 
78) Eurip. Iphig. Aul. 224. 
79) So Heinrich Epimen. p. 198 sq.: es ist aber vielleicht richtiger 
den namen von der hautfarbe zu erklären: Hellad. in Phot. Biblioth. 
. 532 fin. Bekk.: doch davon nächstens in beiträgen zur erklärung des 
ristophanes. 
80) Hom. Od. 8, 11; vrgl. G. Hermaon. Opusec. II, p. 202. Nitzsch 
erkl. aom. zu Hom. |. c. p. 66. Lucas Quaest. Lexilogg. I, p. 172 sqq. 
81) Schol. ad Theocr. |. c.: τινὲς παροξυτόνως Adyovos nupuiyos: Mei- 
nek. Suppl. Annot. ad Theocr. |. c. 
82) So noch andre: Etym. M. s. νυ. p. 699, 1: πυρρίχην:.. 7 παρὰ 
τὸ διάπυρον τῶν ὀρχουμέόνων: 8. Ob. not. 69. 
83) Dieses schwanken ist bei den alten in verwandten worten oft: 
Seholl. ad Soph. Aiac. 235: vrgl. Tafel. Dilucidd. Pind. 1. p. 289. 


346 Metrische fragmente. 1. 


mig ®*) versichern, zuerst angewandt seyn und in liedern, mament- 
lich der Dorer, die im takt diesen verwandt waren: da er aber 
als selbstständiges maass nicht auftrat, mag der name erst aö- 
thig geworden und aufgekommen seyn, als man kunstvoller, se 
zu sagen wissenschaftlicher aufing die musik zu betrachten; alse 
in der schule des Terpandros: dieselbe richtung, welche des meo- 
lossos ins leben rief, hat auch dieses schnellen fusses names 
hervorgebracht. 

So sehen wir also eine reihe alter namen sich ia zwei 
gruppen spalten, obschon in allen hinsichtlich des namens das- 
selbe priocip sich zeigt: der anapäst, trochaios, iambos, paien 
bezeichnen die bewegung ihres fusses genau und zwar deshalb 
genau, weil in ihnen der rhythmos nur einer und ein ganz be- 
stimmter ist: der molossos, pyrrhichios allgemeiner, weil die be- 
wegung in ihnen von vornherein nicht bestimmbar war: die er- 
stern sind sehr alt, die letztern jünger: es zeigt sich aber auch 
in diesen jüngern eine mit einer gewissen tiefe der anschanang 
verbundene phantasie. Ganz andrer art sind aber die num nech 
übrigen namen: sie können alle mit alleiniger ausnabme des 
daktylos kein hohes alter beanspruchen: und zwar desbalb, weil 
sie alle auf die bewegung und somit auf den inuern character 
der füsse keine rücksicht nehmen: bei einigen kommt noch hinzu, 
dass sie klärlich erst nöthig wurden, als eine metrische bestim- 
mung des maasses der theorie halber verlangt ward, wie τρι- 
βραχύς, ἀμφίμακρος, ἀμφίβραχυς; bei andern, dass sie erst durch 
ausbildung bestimmter poesien entstanden sein können, wie xey- 
εἰκός: man hatte ja παιών: es ist κρητιχός wohl erst durch die 
hyporcheme des Thaletas aufgekommen, die man κρητικά nanate: 
vielleicht auch ἰωνικός: wenigstens zeigt der name, dass das 
maass in der ältern griechischen poesie — der von Alkman und 
den Lesbiern — nicht eben häufig gewesen sein kann. Der 
name χορίαμβος ist rein metrisch, Περσικὸς 85), auch wohl Bax- 
χεῖος spätere erfindung: yogeiog könnte älter sein. Demasch 
bleibt für genauere betrachtung nur noch der δάχευλος übrig, 
der, wie man jetzt schon sieht, ganz allein dasteht: eine um so 


84) Vergl. die collectaneen bei Santen. ad Terent. Maar. p. 55 qq. 
85) Scholl. ad Hephaest. I, p. 173 Gaisf. Anon. Keil. p. 9 fin.: der 
ionicus a maiore wird so benannt. Der art sind auch Kapszos, Ῥόδιος: 


Hephaest. I, p. 25 ἀεί. 


Metrische fragmente. I. 947 


genauere behandlung darf er beanspruchen. Woher kommt also 
dieser name? Es führes uns die alten trotz aller von ihnen 
versuchter abwege hier auf den richtigen weg, indem sie auf 
die finger hinweisen: Aristid. Quint. I, p. 86 Meib.: daxzulog 
μὲν οὖν ἐκλήθη διὰ τὴν τῶν συλλαβῶν τάξιν ἀναλογοῦσαν τοῖς 
μέρεσι τοῦ δακτύλου: Mart. Capell. IX, §. 984: dactylus igitur 
est dictus, quia ordinem syllabarum consimilem digifo hominis infor- 
mat: Schol. ad Hephaest. I, p. 171 Gaisf.: δάκτυλος . . . κοκλῆ- 
μένος ἀπὸ μεταφορᾶς τῶν ἁρμογῶν τῶν τῆς χειρὸς δακτύλων 86)" 
ἀπὸ γὰρ μείζονος ἁρμογῆς ἐπὶ τὰς δύο ἐλάττους προΐασιν' ἣ ἀπὸ 
τῶν Δακτύλων 87) οὗς ἐπιλαβομένη τῆς γῆς ἀνῆκεν ἡ Pia, οὗς καὶ 
Κουρῆτας 88) ἐκάλεσαν, διὰ τὸ περὶ τὸν Δία κοῦρον ὄντα εἷλεῖ- 
σθαι" οἵ δέκα ὕντος καὶ τούτῳ τῷ μέλει ἄδοντες καὶ ὀρχούμδνοι 
τὸν Κρόνον ἡπάτων. καλοῦσι δὲ τοῦτον καὶ ἡρῷον διὰ τὸ δι᾽ αὖ- 
τοῦ γενεὰς ἡρώων καὶ πράξεις καταλέγειν: bestimmter spricht Drac. 
de metr. poet. p. 128: δάκτυλος... ἀπὸ μεταφορᾶς τῶν δακεύ- 
λων ὠνομασμένος, ἐπειδὴ κἀκεῖνοι τὸ μὲν πρῶτον ἄρϑρον μέγα, 
ra δὲ λοιπὰ δύο βραχύτερα ἔχουσιν — © ©; der bau der finger 
also entspricht dem des metrischen daktylos: nämlich wie die 
erste sylbe die grundlage der beiden folgenden, so giebt die 
auch das erste glied im finger: wie die beiden kiirzen die gleiche 
ausdehnung in der zeit mit der linge haben, so hat das erste 
glied die länge, welche die beiden folgenden zusammen aus- 
machen. Am deutlichsten tritt diese beobachtuog am zeigefinger 
hervor, wobei man aber, wie sich von selbst versteht, von der 
äussern, nicht von der innern hand auszugehen hat: dadurch 
wird zugleich gestattet den knöchel zum finger hinzuzunehmen, 
worauf auch Trich. p. 5 hinweis’t: ὃν (den daktylos) οἱ μὲν ἀπὸ 
τῆς ἐν ταῖς χορδαῖς γινυμένης τῶν δακτύλων κινήσφως οὕτως 090- 


86) Mar. Victor. I, 11, 23 p. 2488 P.: dactylos . .. et a situ οἱ si- 
militodine digitorum qui in manibus habentur vocabulum traxit: Mar. 
Plot. 3, 11, p. 2625 P.: dactylus dietus est a digito, cuius articulus 
— incipiens a longs, desinens in duas breves: loann. Sicel. in 

alz. Rhet. Gr. T. VI, p. 237: δάκτυλος δὲ ἀπὸ μεταφορᾶς τοῦ; δακτύλον 
εἷς ἔλαττον ἀπὸ μείζονος χαταλήγων, οὗ μιμεῖται ἡ μὲν ἄρχουσαν τὴν ἐξ 
ἀρχῷς κίνησιν τοῦ ἥρωος, προβαίνει δὲ εἰς τὴν δραστικωτέραν καὶ κούφην 
ἐνέργειαν. 

87) Den mythos erzählı ausführlich auf seine weise Anon. Keil. 
p. 6 sq.: auch Diomed. Ill, 5, 17 f 474 P., dessen angaben bier auf 
Alexandriner zurückgehen: 8. Lobeck. Aglaoph. Il, p. 1159 sq. 

88) Diese verbindung der kureten mit den daktylen ist alt: Lobeck. 
le p. 1167. 


348 Metrische fragmente. J. 


μασθῆναι φασὶν" of δὲ ἀπὸ μεταφορᾶς τῶν ἡμετέρων δακεύλων, 
οἵ τὸ μὲν & ἀπὸ τοῦ καρποῦ ὀστοῦν ἐκτδεαμενώτερον HMI μακρό- 
τερον ἔχουσι, τὰ δὲ ἐφεξῆς δύο βραχύτερα καὶ συνοεσεαλμονώσερα: 
rechnet man also den knöchel hinzu, so ist es augenscheialich, 
wie das erste glied die grundlage der folgenden, wie ea eben 
so lang als diese ist. Es zeigt sich hier sehr scharfe beobsch- 
tung: es ist wohl gestattet, hier zu bemerken, wie sie von des 
für andre zwecke angestellten untersuchungen der neuere wisse 
schaft bestätigt wird: Froment nämlich 89) stellt als resultat sei- 
ner messungen an skeletirten fingern folgende tabelle auf: 
phalanges phalangines phalangetten 


index 88 28 18 88 : 41. 


medius 48 29 20 = 43 : 49, 
annulaire 40 27 19 = 40 : 46: 


man sieht, bei dem zeigefinger trifft unsre behauptung auch obne 
hinzuzählung des knöchels fast zu: bei den andern muss man 
the aber hinzuzählen, um das richtige verhältniss zu erhalten, 
indem der unterschied zwischen dem ersten und den beiden ar- 
dern gliedern so gross ist, dass er dem auge schwerlich hätte 
entgehen können. Dies, was die menschen der ältesten zeit 
wahrgenommen, scheint die spätere kunst der Hellenen nicht 
mehr zu beachten: man findet zum beispiel abbildungen 90) co- 
lossaler hände, in denen das mittelste glied der finger länger als 
die beiden andern: es erklärt sich das aus dem so tief in die 
alte kunst eingreifendem priucipe, dergleichen messungen nicht 
ängstlich festzuhalten. So sind also die sagen von den Idäi- 
schen daktylen hier nicht zu gebrauchen: auf sie hat die alten 
der name δάκτυλος geführt, ferner, dass diese dämonen als er 
finder der musik 9!) gelten: durch sie, die, wie hier auch die 
anwendung der zahl zehn 9”) zeigt, mit den fingern stets in ver 
bindung gesetzt wurden, ist man denn wohl auf die analogie 
und beachtung der finger gekommen. Aber wozu das alles! 


. 89) Froment, Recherches sur plusieurs points d’anatomie. 8. Paris. 
1853, p. 13 sq. 

90) S. Combe descript. of the collection of ancient marbl. im the 
Brit. Mus. T. X, tab. XL, p. 97. 

91) Solin. Polyhist. c. 11: cf. Lobeck. Aglaoph. II, p. 1162. 

92) Die zahl der daktylen wird bekanntlich sehr verschieden ange- 


eben: von zehn soll Sophokles zuerst geredet haben: Strab. X, p. 473: 
oph. fr. 336 Nauck.: fünf finden sich bei Pollux. On. Il, 136 


Metrische fragmentö. : Ά. 848 


Nicht bloss um die eigenthümlichkeit des namens daxzvlos nach- 
zuweisen, sondern besonders um zugleich zu zeigen, dass dieser 
name der ältesten 95) seit eutstammen müsse: dene es wird durch 
diesen namen das innere wesen, die bewegung des fusses — 
länge und kürzen in bestimmten verhältniss — bezeichnet, aber 
sicht wie bei dem anapäst und den andern diesem verwandten 
durch eine fast abstracte, rein begriffliche bezeichnuug, sondern 
durch ein bild: das verräth grade die entstehung in einer alten, 
vor den wanderungen also liegenden, aller eigentlich theoreti- 
schen behandlung fremden zeit, da der name vorzugsweise aus 
der phantasie hervorgeht. Daraus folgt aber nun weiter, dass 
die poesie, welche ihn benutzte die alles beherrschende oder 
die einzige der zeit gewesen, indem keine veranlassung zur 
bezeichaung irgend eines andern metrum sich fand: denn wä- 
ren solche bezeichnungen dagewesen, sie würden sich erhalten 
babes und würden dem daktylos nicht verwandt, sondern ganz 
gleich sein. Es folgt aber auch dies, dass der name δάχευλος 
älter ist als der epische hexameter, indem man durch diesen, der 
den daktylos und spondeios als sich ganz gleich behandelt, auf 
den namen daklylos nicht hätte kommen können: somit liegt in 
diesem namen einer der momente, die da beweisen, dass die äl- 
teste griechische poesie eine daktylische gewesen: auf dies mnuss 
führte ausser seiner erhabenbeit, die das wesen der ältesten Hel- 
lenen und ihrer kultuspoesie verlangte, auch die älteste bekannt- 
lich barytonireude griechische sprache: für die älteste poesie war 
ja übereinstimmung des rhythmischen accents mit dem sprach- 
accente das natiirlichste. Sonach blühte denn vor dem epischen 
hexameter in Hellas eine daktylische poesie, in der, wie ich 
später ich möchte sagen historisch sicher machen werde, die 
daktylen stets rein und somit so gehalten waren, dass die ver- 
gleichung mit den fingern auf der hand lag. 

So wäre denn gezeigt, wie die namen der metrischen füsse 
auf ganz andre weise entstanden, als die spätern griechischen 
metriker sich gedacht haben: es ist ein fussuame aus uralter zeit 
vorhanden, der daktylos: in eine spätere epoche, die wahrschein- 
lich durch die entstehung und ausbildung des hexameter hervor- 
gerufen, fallen anapästos, trochaios, iambos, paion: einer ent- 


93) Vrgl. W. v. Humboldt über d. verschiedenheit des menschlichen 
sprachbau’s p. 59 figg. 


850 Metrische fragmente. I. 


wickelung, die achon der historischen zeit angehört, verdanken 
molossos und pyrrhiehios ihre entstehung. Es lassen sich uns 
diesem stoffe noch mancherlei folgerungen für die geschichte der 
ältesten hellenischen poesie ziehen: da das aber gebörig nur ge 
schehen kann, wenn diese in ihrem ganzen umfang und zusaa- 
menhang dargestellt wird, müssen wir uns hier die darlegung 


derselben versagen. 
Ernst von Leutsch. 


Zu Lukianos. 


Lucian. πρὸς τὸν ἀπαίδευτον e. A sagt: πίθηκος γὰρ 6 mi- 
Onxog, 7 παροιμία φησί, κἂν χρυσέα ἔχῃ σύμβολα. Offenbar 
schliesst sich an die geschichte, die Lucian selbst im ἁλιεὺς c. 36 
und aod. ὑπὲρ τῶν ἐπὶ u. σ. c. 5 erzählt und die daraus is 
die äsopischen fabeln aufgenommen worden ist (405 F. == 360 
Halm), sowohl dies sprüchwort an, als das andere mißnxog ἐν 
πορφύρᾳ Diogenian. 7, 94 (mit der bemerkung von Leutseh). 
Aber was heisst ovußnAa? Aus Lucian hat dies, wie viele δι" 
dere sprüchwörter, Macarius 7, 12 angemerkt, giebt aber mıßy 
κος ὁ πίϑηκος κἂν χρυσὰ ἔχῃ σάνδαλα, während Apostolius 14, 
33 χρύεα σύμβολα ἔχῃ hat. Wie χρυσὰ (was schon Cobet var. 
lect. p. 199 wollte), so ist dem sinne nach anch σάνδαλα rich 
tig, aber das verdorbene σύμβολα zeigt, dass Lucian geschrieben 
hatte σάμβαλα, ein wort, was fast überall, wo es vorkommt, is 
σάνδαλα oder σύμβολα verderbt erscheint: vgl. Boeckh zu Pin. 
Pyth. 4, 75 und Neue zu Sappho p. 60, ferner, damit die form 
nicht der spätern zeit fremd scheine, Diotimus Anthol. Pal. 6, 
267, 6 und Philodemus ebend. 11, 35, 5. 

Göttingen. Hermann Sauppe. 


‘ I. JAHRESBERICHTE. 


, Uebersicht über die neueste des Aristoteles ethik 
und politik betreffende litteratur. 


Die folgende übersicht wird sich im allgemeiuen auf den zeit- 
aum der letzten funfzehn jahre beschränken; also auf die litterä- 
ischen erscheinungen, welche jener bekannten untersuchung von 
s. Spengel über die sogenannten Aristotelischen ethiken 1), und 
ewer französischen übersetzung der politik von Barthélemy St. 
lilaire ?) auf diesem gebiet der philologie gefolgt sind. Zwar, 
m einen wirklich natur- und sachgemässen ausgangspunkt zu 
nden, hätte sie wohl eigentlich doppelt so weit zurückgehn, oder 
renigstens die betreffenden neuen leistungen der philologie bis zu 
er vor fünf und zwanzig jahren von seiten der Berliner akademie 
eranstalteten kritischen ausgabe der werke des Aristoteles zurück- 
erfolgen müssen. Da aber in meiner stellung schwierig schien, 
ei solchem versuch die erforderliche vollständigkeit zu errei- 
hen, habe ich es vorgezogen, die verdienstvollen arbeiten, wel- 
he der ersten hälfte dieses zeitraums angehören, diesesmal ent- 
reder nur soweit die orientirung es verlangt kurz zu berüh- 
en, oder dieselbe ganz mit stillschweigen zu übergehen. Und 
uch für die zweite hälfte behalte ich mir vor, nachträge gele- 
entlich folgen zu lassen. 


A. Die ethischen schriften des Aristoteles. 


Unter der obigen bezeichnung befassen wir auch hier noch 
nmer jene drei, unter dem namen der Nikomachischen, der Eude- 
\ischen und der grossen ethik bekannten darstellungen der pe- 
ipatetischen sittenlehre. Wenn auch gegenwärtig kaum irgend 
aand noch daran glaubt, dass sie alle gleichmässig vom Ari- 


1) Ueher die unter dem namen des Aristoteles auf uns gekomme- 
en ethischen schrifien. Abhandlung der Münchener akademie der wis- 
:nschaften. 1841. 

2) Paris. Vimprimerie royale. MDCCCXXXVIL. 2 Volum. 


352 Jahresberichte. 


stoteles selber seyen verfasst worden; so werden sie doch fir 
jede litterärhistorische betrachtung auf jeden fall noch lange zeit, 
so gut wie in jeder gesammtausgabe des Aristoteles, uuzertrene- 
lich zusammengehören. Unsere folgende betrachtung selber wird 
aber vornelimlich einen doppelten gesichtspunkt ins auge fas- 
sen und eine antwort suchen auf die beiden fragen: erstlich, 
was auf dem gebiet der philologie seit jener trefflichen abhand- 
lung von L. Spengel zur lösung der in jenen ethischen schriften 
vachgebliebenen kritischen probleme; und zweitens, was zur ἐπ: 
terpretation jener schriften, und zur erleichterung ihres verständ- 
nisses im einzelnen und im Allgemeinen geleistet sei. 


I. Kritische leistungen, 


Vergegenwärtigen wir uns zunächst den stand jener kriti- 
schen probleme um die zeit, wo wir beginnen. So gross da die 
ähnlichkeit unsrer drei ethiken unter einander fast in jeder as- 
dern beziehung ist, eben so gross war bekanntlich vor dem er 
scheinen der Bekkerschen ausgabe die verschiedenheit des ze 
standes, in welchem sich ihr text befand. in der Nikomachischea 
ethik von alters her ein, wenigstens im ganzen, so verständlicher 
und sprachlich correcter, dass schun Erasmus in seiner Basler 
ausgabe (1531) rühmen kounte: Ethica ad Nicomachum recte he- 
bebant, nec admodum egebant emendatoris industria. In der Eude- 
mischen ethik dagegen ein so corrumpirter, dass bekanatlich 
noch Schleiermacher an dem verständniss ganzer seiten glaubte 
fast verzweifeln zu müssen. Zwischen beiden in der mitte stand 
aber der text der Magna Moralia. Um alle drei aber hatte die 
Bekkersche ausgabe sich ein namhaftes verdienst erworben. Ia 
ihr waren für die beiden letztgenannten werke zum erstenmal 
wieder seit dem erscheinen der Aldina 1495 handschriftea ver- 
glichen worden: für die Magna Moralia zwei, für die Eudemi- 
sche ethik wenigstens zum theil drei; ausserdem sechs für die 
Nikomachische ethik. Das resultat aber dieser vergleichang, 
wie es sowohl in Bekker’s text als in dem beigefügten kriti- 
schen apparat vorlag, konnte nur, trotz der im text bereits vell- 
zogenen verbesserungen, zu weitern bestrebungen der kritik 
vielfache anregung geben; oder vielmehr gerade die grosse 
menge jener besserungen bot dazu einen um so dringenderen 
anlass. Vor allen dingen musste schon der umstand, dass selbst 
für die Nikomachische ethik hier einem ganz andern codex, als 
den bisher zumeist benutzten, der entschiedene vorzug eingerdaat 
wurde, und unter überwiegenden anschluss an iho 5) sogar hiet 


3) Soweit man bei den lakonismen des Bekkerschen apparals aus 
dem siillschweigen auf einstimmigkeit schliessen darf, scheint jener au- 
schluss an den codex Ha durch einige bücher hindurch, z. b. VI υδὲ 
VII, sogar ein unbedingter zu seyn. Uebrigens vergl. man ther diem 


Jahresberichte. 353 


eine von der vulgate unabhängige, kritisch selbstständige re- 
cension des textes ans licht trat, gar leicht den verdacht einer 
gewissen nenerungssucht, und dadurch einsprache und vertretung 
des alten von seiten der kritik erregen. Andrerseits aber war hier 
von den beiden andern ethiken doch endlich einmal ein text erschie- 
neu, der, wenn auch noch immer an vielen stellen gréblich ver- 
derbt, dennoch durch die menge glücklich bewirkter emendatio- 
nen und dargebotener kritischer hülfsmittel geeignet war, das 
streben nach seiner weitern restitutio in integrum zu wecken 
und zu stärken. Ein sehr glücklicher versuch dieser art, den 
text des vierzehnten capitels des |. VII der Eudemischen ethik 
durch vergleichung einer sehr alten lateinischen übersetzung wie- 
derherzastellen, war bereits der oben angeführten untersuchung 
von L. Spengel beigegeben. 

Neben diesen fragen aber nach der herstellung und recht- 
fertigung des textes im einzelnen hatte zweitens die jüngst vor- 
ausgehende kritik eine anzahl von problemen über die ursprüng- 
liche stelle und selbst über den Aristotelischen ursprung und die 
zusammengehörigkeit mehrerer grösserer partien mit den werken, 
als deren tbeile sie jetzt erscheinen, angeregt und unsrer zeit 
meist unerledigt übermacht. So batte z. b. Schleiermacher (vor- 
trag über die ethiken des Aristoteles. Werk. 1. 3. p.333) auf 
eine composition des dritten buches der Eudemischen ethik aus 
ursprünglich fremden theilen hingedeutet, so hatte dr. Pansch 
(De Ethicis Nicomacheis, genuino Aristotelis libro. 1833) das achte 
und neunte buch der Nikomachischen ethik als einen der sitten- 
lehre ursprünglich fremden, vielleicht vom sohne des Aristoteles, 
dem Nikomachos, erst mit ihr verbundenen, selbstständigen auf- 
satz über die freundschaft ansehen, und ausserdem noch andere 
interpolationen desselben werkes durch dieselbe hand annehmen 
zu müssen geglaubt. Eben so wurden die alten zweifel über 
jene schlussabhandlung des siebenten buches der genannten ethik, 
cap. 12—15, ihre bestimmung und echtheit von Spengel (I. ce.) 
von neuem wieder angeregt, der ausserdem noch das vierzehnte 
capitel des fünften buches (über die ἐπιείκεια) aus seiner jefsi- 
gen stellung fort und mit dem zehnten capitel in unmittelbare 
verbindung gebracht, so wie den erhaltenen rest des s. g. ach- 
ten buches der Eudemischen ethik (Eth. ad Eud. Vil, 13—15) 


verbiltnisse die gründliche darstellung von Krische, Jenaer litteraturz. 
1835: recension von Michelets ausgabe der Eth. ad Nicomachum. Nur 
darin, dass in jener darstellung die codices Mb und Lb, die hauptquel- 
len für die lesarten der vulgata, ibrem werthe nach gar nicht wei- 
ter unterschieden werden, scheint mir für den letzteren codex eine 
art unrecht zu liegen. Denn abgesehen davon, dass die Bekkersche re- 
cension im ganzen an viel zahlreicheren stellen von Mb als von Lb ab- 
weicht, giebt es selbst ganze bücher, wie z. b. wenigstens Eth. Nic. IV, 
in welchen der Bekkersche text und apparat häufiger die lesarten des 
codex Ha (Marcianus 214) verwirft, als die des Lb (vaticanus 253). 


Philologus. ΧΕ, Jahrg. 2. 23 


351 Jahresberichte. 


vor das siebente buch gestellt wissen wollte (I. I. p. 470 und 
» 501). 

Aber diese nnd ähnliche zweifel und vermuthungen, wie sie 
nur im gefolge grösserer untersuchungen waren zur sprache ge- 
bracht worden, so treten sie auch an wichtigkeit und bedeutung 
weit zurück gegen jenes doppelte, seit den letzten vierzig jab- 
ren überhaupt erst angeregte, hauptproblem der höheren kritik: 
wir meinen erstlich die frage nach dem eigentlichen verhältniss 
jener drei ethiken zu einander und zum Aristoteles, als ihrem 
angeblichen verfasser: zweitens die nach demjenigen werke, wel- 
chem jene drei von alters her der Nikomachischen und Eudeni- 
schen ethik gemeinsamen bücher (Eth. Nicom. V. VI. Vil, Eth. 
ad Eudem. IV. V. Vi.) im grunde ursprünglich und eigenthia- 
lich angehéren. Auch von diesen fragen konnte man kaum anders 
urtheilen, als dass auch sie in der vorausgeheoden zeit weniger 
zum abschluss gelangt, als nur in anregung gebracht, und höch- 
stens im einzelnen erledigt seien. Schon der entschiedene wi- 
derspruch und gegensatz, in welchen bei dieser untersuchung die 
resultate eines Schleiermacher und Spengel zu einander getreten 
waren, machte die sofortige beruhigung bei der ansicht des ei- 
nen derselben fast zu einer unmöglichkeit. Denn während nach 
dem urtheil des ersteren die Magna Moralia unter jenen drei 
werken den grössten anspruch auf eine unmittelbare abstammang 
vom Aristoteles zu muchen hatten — so gehörte grade ihre ab- 
fussung nach dem urtheil des andern am allergewissesten einer 
viel späteren zeit an: während ferner die Eudemische ethik nach 
dem urtheil des ersteren von einem „ziemlich unfähigen nachah- 
mer” auf grundlage und nach dem muster der Moralia Magna ent. 
worfen worden war, stammte sie nach dem urtheil des andera 
von einem der tüchtigsten und treuesten schüler des Stagiritea, 
Eudemus von Rlodus, und bilden die Magna Moralia grade umge 
kehrt einen aus der Eudemischen, wenn auch zugleich unter be 
rücksichtigung der Nikomachischen ethik, gemachten auszug. 
Während ferner die Nikomachische ethik durch jene unlogische 
aufnahme der dianoetischen tugenden (lib. Vi) in das system ei 
ner sittenlehre, und durch ihre unklare, schielende, flüchtige be- 
handlung iunerhalb derselben, so wie auch durch jene doppelte 
behandlung der lehre vom wesen der lust und der glückseligkeit 
(lib. VI u. X.) nach dem urtheil des ersteren an einer „so fek- 
lerhaften und schülerhaften verwirrung” leidet, dass man ihre ge 
genwartige composition „der logischen meisterschaft eines Arislo- 
teles” gewiss nicht zumuthen darf; wie ja auch überhaupt, von 
diesen übelständen abgesehen, die abfassung der Nikomachisches 
ethik durch den Aristoteles selber, als einer zweiten neben der 
8. g. grossen ethik, in hohem maasse unwahrscheinlich ist: stimmt 
Spengel dagegen nicht allein den ergebnissen der inzwischen von dr. 
Pansch, über die echtheit der Nikomachischen ethik mit umsicht 


Jahresberichte. $35 


angestellten untersuchung vollkommen bei, sondern geht selbat 
in der anerkennung der zusammengehörigkeit ihrer theile noch 
über ihre resultate hinaus. Während endlich jene drei gleichlau- 
tenden bücher nach dem urthejle Schleiermacher’s ursprünglich der 
Kudemischen ethik anzugebéren scheinen ; sucht Spengel gerade 
das umgekehrte verhältniss und das ursprüngliche anrecht der 
Nikomachischen ethik auf dieselben zur wahrscheinlichkeit zu 
erheben. Und so standen hier fast in jeder beziehung die ur- 
theile jener beiden meister in handhabung der kritik schroff ein- 
ander gegenüber und forderten vor allem, wie es schien, eine 
ausgleichende vermittelung. Aber auch selbst für den fall, dass 
man elwa geneigt war, die härte dieses gegensatzes von der 
einseitigkeit abzuleiten, mit welcher Schleiermacher grade hier 
das hülfsmittel der in der sprache und darstellungsweise bemerk- 
bafen unterschiede und eigenthümlichkeiten aus dem bereich sei- 
ner untersuchung mit bestimmtheit ausgeschieden, und ausschliess- 
lich den gedankengang und gehalt ins auge gefasst, Spengel hin- 
gegen jene zugleich mit diesen zur vergleichung herangezogen 
und mit dem glücklichsten erfolge ausgebeutet hatte: so war es 
dennoch grade Spengel selbst gewesen, der vor einer zu schnel- 
len beruhigung bei den von ihm hingestellten resullaten als der 
erste gewarnt und zu einer prüfung aufgefordert hatte. Denn 
während er die übrigen von Schleiermacher gegen die vorlie- 
gende anordnung und gestalt der Nikomachischen ethik erhobe- 
nen vorwürfe abweist und widerlegt, bleibt auch ihm jene dop- 
pelte behandlong der lehre von der lust und glückseligkeit (lib. 
Vil und X) „ein durch keine interpretation zu beseitigender übel- 
stand’. Und während er anfänglich geneigt ist jene abhandlung 
im siebenten buche (cc. 12—15) als eine zwar vom Aristoteles 
selbst verfasste, jedoch cassirte, von seinen schülern aber in die 
Nikomachische ethik später aufgenommene anzusehen; so schliesst 
er dennoch seine untersuchung bekanntlich mit dem zugeständ- 
niss, „es ses sehr ‘leicht möglich, dass sie statt dessen eine umarbei- 
ung des Eudemus (von Aristot. Ὁ. X.) bilde. Wäre dieser artikel 
aber von Eudemus, dann scheine ihm auch das ganze siebente buch 
susufallen, und dann dürften auch die beiden andern bücher, V und 
VI, nicht fester stehen”. — Dies das stadium, in weiches vor fun- 
zehn jahren die kritik dieser schriften eintrat. 

Was nun die hierauf folgenden leistungen betrifft, so dürfte es 
am fruchtbringendsten seyn, selbige nach einigen hauptgesichts- 
puncten zusammenzustellen. Es treten drei classen deutlich uns 
entgegen: erstlich schriften, die fast ausschliesslich auf die tex- 
teskritik der drei ethiken gerichtet sind: zweitens solche, die, 
wie jene, auf diese ethiken beschränkt, entweder mit der speziel- 
len texteskritik eine interpretation oder eine erörterung jener 
probleme der höheren kritik verbunden, oder auch letztere fra- 
gen allein ius auge gefasst haben; und drittens über das ge- 


23* 


336 Jahresberichte. 


sammtgebiet der Aristotelischen philosophie sich verbreitend, die 
den ethischen werken des Aristoteles gemeinsam oder eigenthäm- 
lich angehörendeu fragen als integrirenden theil ihrer aufgabe 
mitbehandeln. 

Von schriften und aufsätzen der ersten classe sind zu nennen: 

1. Observationes criticae in Aristotelis, quae feruntur, Magna 
Moralia et Ethica Eudemia. Scripsit Hermannus Bonitz. 42 sei- 
ten. Stettin. Gymnas.-Programm. 18*7/,,. 

2. Ueber einige stellen im 5. b. der Nikomach. ethik. Von 
Trendelenburg. Berlin 1850. 12 seiten. Abdruck aus den me ᾿ 
natsberichten der Berliner akademie der wissenschaften. 

3. Ueber einige stellen im 5. und 6. b. der Nikom. ethik, 
von demselben. In den historischen beiträgen zur philosophie. 
Berlin. 1855: bd. II, p. 352—386. (Neu sind hier die stellen 
aus dem 6. b.). 

4. L. Spengel: recension der von Fritzsche herausgegebe- 
nen Eudem. ethik, in den gelehrten anzeigen der königlich Bayr. 
akademie der wiss. Jahrg. 1852. n. 54. 55. 56. 

5. Die Praefatio zu Vol. Il der Opera Aristotelis omnia. 
Parisiis. Exc. A. F. Didot. 

6. Epistola critica de locis quibusdam Ethicorum Eudes., 
von A. Th. H. Fritzsche. 25 seiten. Leipzig 1849. 

Die erste dieser schriften (Bonitz) enthält zu einigen fanf- 
zig stellen der Eudemischen ethik und Magna Moralia gegen 
einhundert und funfzig verbesserungsvorschläge; die zweite und 
dritte (Trendelenburg) geben zu acht schwierigen stellen des 
fünften und zu dreien des sechsten buches der Nikomachischea 
ethik emendationen, und ausserdem noch die interpretation eini- 
ger stellen des sechsten buchs; die vierte (Spengel) änderungs- 
vorschläge zu ungefähr dreizehu stellen des fünften und sie- 
benten der Eth. ad Nicomachum, die fünfte (Praefat. ed. Didot.) 
giebt conjecturen zu ungefähr sechzig und die epistola critica 
endlich zu ungefähr dreissig stellen der Eudemischen ethik. Die 
genannten schriften und aufsätze sind, wie in der aufgabe, die 
sie sith gesetzt, so in den angewandten hülfsmitteln zu ihrer 
lösung wesentlich einander gleich. Auf neu verglichene codices 
beruft sich keine; als äussere anhaltspunkte der kritik erscheinea 
fast bei allen gleichbmässig der kritische apparat von Bekker, 
mehrere alte lateinische übersetzungen, die anmerkungen des 
Casaubonus, und die jedesmaligen parallelstellen der beiden as- 
dern ethiken. Schon der name der um die kritik Aristotelischer 
schriften grösstentheils längst verdienten verfasser verbürgt den 
grossen werth dieser leistungen. Es wäre ein leichtes aus je 
der derselben ganz vortreffliche emendationen anzuführen. Bier 
nur einiges, zum beweise der treftlichkeit des geleisteten. Se 
siud z. b. von den beiläufig fünf und dreissig emendationen, 
welche Bonits zu den Magna Moralia gefunden, fast alle in 


Jahresberichte. 357 


die ausgabe von Didot aufgenommen, und ausserdem ist dort 
noch an drei stellen durch kritische zeichen das bedürfniss 
einer ähnlichen aushülfe anerkannt. In der Eudemischen ethik 
derselben ausgabe finden wir gegen neunzig der vorschläge des- 
selben gelehrten entweder unbedingt oder als wahrscheinlich rich- 
tig anerkannt, und nur in ungefähr zwanzig fällen ist entwe- 
der der Bekkersche text oder die conjectur eines andern vor- 
gezogen. Aehnliche zustimmung haben dieselben in der von 
Fritzsche veranstalteten ausgabe der Eudemischen ethik gefun- 
den δ). Die epistola critica von Fritzsche scheint dem gelehrten 
herausgeber des Didotschen textes der Eudemischen ethik nicht 
bekannt gewesen zu seyn; dennoch stimmen dieselben schon in 
den drei ersten büchern unter zwanzig stellen an sechzeln über 
die nothwendigkeit einer textesänderung, und unter jenen sech- 
zehn stellen an sieben auch über das heilmittel vollkommen iiber- 
ein 5). So haben ferner fast alle emendationen, welche ‘Trendelen- 
burg zum fünften und sechsten buche der Nikomachischen ethik 
vorschlägt, sowohl in D. Fechners schrift über des Aristoteles 
lehre von der gerechtigkeit, als im eben erschienenen zweiten 
bande von Brandis: Aristoteles und seine akademischen zeitgenossen : 
heistimmung gefunden 5); und so liesse sich noch durch fernere 
beispiele darthun, dass die ehrenvolle anerkennung, welche die 
derartigen leistungen eines Spengel und Bonitz nach verdienst 
io der Didotschen ausgabe gefunden haben’), auch deu meisten 
andern oben genannten schriften und aufsätzen wenigstens durch 
thatsächliche verwendung und verwerthung der in ihnen darge- 
reichten hülfs- und heilmittel auch in der heimatlı bereits zu 
theil geworden ist. Das wenige aber, was der schreiber dieser 


4) Die funfzig stellen, an welchen jene beiden neuen ausgaben 
gleichmässig die conjecturen von Bonitz als richtig anerkennen sind fol- 
gende: E. E. 1215526. 12183 16. 1215b 21. 1219b 16. 1219b 24. 1220a 
32. 1224b 29. 1224b 36. 12258 10 und a 11. 1225a 17. 1225b 2. 1226a 
34. 1228a 11. 12288 28. 1229b 21. 1231a 36. 12328 20. 12340 21. 1235a 
29. 1235a 37. 1235b 20. 1236a 19. 1236b 15. 1236b 23. 1236b 26—34. 
1237a 14. 1237b 11. 1238a 3. 1238a 13. 1238a 36. 1238b 1. 1238b 6. 
1238b 13. 1238b 27. 1239a 32. 1239b 19. 1239b 31. 12402 15. 1240} 2. 
1240b 23. 1241b 15. 12420 14. 1242b 2—15. 1243b 15. 12440 9. a 16. 
1244b 26. 1245a 12. a 18. 

5) Diese sieben stellen sind E. E. 1221a 21. 1221b 19. 12273 16. 
12320 21. 1233b 8. 1233b 14 und 15. Auch die vortreffliche emenda- 
lion der epist. crit. ad Eth. ad Eudem. VIE, 12420 25: stall add’ αἱ δια- 
dirmer αὐλικὸν zu lesen ἄλλοτε δ᾽ idee: μονκυλεκόν, findet der hauptsache 
nach bei Didot ihre hestätigung: es wird da vorgeschlagen: ἀλλ᾽ οὐ dıw 
zerro μοναυλικόν, (cf. Praefat, 1. 1.) 

6) Cf. Fechner I, I. von p. 28 bis 37, wo von jenen acht emenda- 
tionen unter ansdrücklicher bezugnahme auf den verfasser sieben aul- 
genommen werden. 

7) Cf. Praefat. ad Vol. 11: Horum virorum sagacilate et doctrina fa- 
clum est, ul non pauca spissis olim teacbrie obruta legi et intelligi possint. 


353 Jahresherichte. 


zeilen solchem unzweideutigem zeugniss für den hohen werth 
der meisten in jenen schriften mitgetheilten emendationen beiza- 
fügen hätte, findet wohl später eine geeignete stelle. 

Um nun zur zweiten classe der betreffenden schriften über- 
zugelin, schliessen wir an die zuletzt erwähnte epistola critics 
des prof. Fritzsche hier zunächst seine im jahr 1851 erschie- 
nene ausgabe der Kudemischen ethik an: 

1. Eudemi Rhodii Ethica. Edid. A. Th. H. Fritzschias. 
8. Ratisbon. 1851. 

Durch verwandtschaft aber des inhalts treten mit dieser 
schrift am natürlichsten zwei schriften in verbindung: 

2. De ethicis Nicomacheis et Eudemiis, Aristotelis nomine 
inseriptis. Edidit A. M. Fischer ph. d. 8. Bonnae. 1847. 

Dano die ausgabe des achten und neunten buches der Ni- 
komachischen ethik unter dem titel: 

3. «Πριστοτέλης περὶ φιλίας. Aristotelis Ethicorum Nicoma- 
cheorum liber octavus et nonus. Edidit atque interpretatus est 
A. Th. H. Fritzschius. 8. Gissae. 1847. 

Hierauf lassen wir folgen: 

4. Aristotelis Ethicorum Nicomacheorum libri X. Ad codd. 
mss. et veterum editt. fidem recensuit, commentariis illustrarit, 
in usum scholarum suarum edidit C. L. Michelet. Vol. il. com- 
mentarium continens. 8. Berolin. 1848. Auch unter dem ti- 
tel: C. L. Micheleti Commentarii in Aristotelis Etlicorum Nico- 
macheorum libros X. 

5. Pansch: De M. Moralibus, libro Aristotelis subditicie. 
«Eutin. 8. Programm. 1841. 

6. Aristoteles Ethics with notes by William Edward Jelf, 
D. B. Oxford and London. 1856. 8. 

Nur insofern in dem einen oder andern die interpretation 
zugleich mit berücksichtigt wird, werden wir auch im zweiten 
theile auf sie zurückkommen. 

Die bearbeitung der Eudemischen ethik vom prof. Fritzsche, 
die erste separat-uusgabe dieses werks, hilft als ausgestattet 
mit einem kritischen und erklärenden commentar, mit einer gu 
ten, lateinischen übersetzung (Lib. J. 11.111. VIL VIEL.) und gehalt 
reichen prolegomenen, ohne alle frage einem lange gefühlten 
bedürfniss im ganzen glücklich ab, und somit hat der verfasser 
sich um das studium der Aristotelischen ethik durch diese flei- 
ssige arbeit ein unleugbares verdienst erworben. Ihrer allge 
meinen anordnung nach zerfällt das buch in folgende theile: 
I. Prolegomena p. I-XLYH, in sechs capitel getheilt: 1. De 
Eudemi Rhodii, philosophi Peripatetici vita et scriptis. 2. Te 
stimonia antiqua de Ethicis Eud. 3. De auctore Ethicorum Rude- 
- miorum. 4. Argumentum Ethic. Eudemiorum. 5. Propositum Etbi- 
corum Eudemiorum cum Ethicis Nicomacheis comparatorum. 6. 
De integritate Eth. Eudeniorum. Il. Text der ethik und au- 


Jahresberichte. 839 


merkungen von p. 1—264. III. Lateinische übersetzung, bis p. 
342. IV. Index graecus rerum et verborum — p. 368. Die 
hier aunächst zu besprechende kritik bewegt sich in der wort- 
kritik wie auch in der s. g. höhern kritik. Für erstere sind 
acht verschiedene ausgaben des Aristoteles (Venet. 1498. 1552. 
Basil. 1531. 1539. Casaubon. 1590. Sylburg. 1584. Bekker. 
1831. Didot, gegen das ende hin, 1850), zwei lateinische über- 
setzuagen, der Bekkersche kritische apparat und die oben genanr- 
ten arbeiten von Bonitz und Spengel grösstentheils mit sorg- 
falt durchgearbeitet worden. Diese mit kritischem scharfsian 
benutzten hülfsmittel haben denn einen text bilden lassen, der, 
wenn auch nicht alle schwierigkeiten 8) überwunden sind, sich 
doch vieler vorzüge vor der Bekkerschen recension rühmen darf: 
jeder einblick in die schrift trifft sofort auf glückliche emenda- 
tionen 3). Liesse sich gleich über die etwaigen vorzüge einzelner 
conjecturen vor denen von Bonitz und andern 10), über einzelne wi- 
dersprüche zwischen der bier geübten kritischen praxis und der in 
der epistola critica von demselben verfasser kurz vorher aufgestell- 
ten theorie 11), und dergl. gar viel mittheilen und verhandeln: 
hier nur ein wort über ein desiderium und über ein bedenken 
allgemeinerer art. Was nämlich das erstere betrifft, so bleibt es 
zwar mit recht dem ermessen jedes herausgebers anheimgestellt, 
den umfang seiner schrift und das maass ihrer vollständigkeit 
selbst zu bestimmen. insofern hat sich der leser deun auch hier 
darin zu finden, dass der verfasser die ausbeute des vergliche-. 
nen kritischen apparats im allgemeinen, ohne nach irgend einer 
seite in der mittheilung eine gewisse vollständigkeit zu gewälı- 
ren, durchaus nur nach gutdünken zum gemeingut gemacht, und 
die mittheilungen so oft es ihm beliebt, mit einem nichtssagen- 
des: es celera abgebrochen hat. Dagegen muss uber als festes 
gesetz betrachtet werden, dass in jeder kritischen ausgabe einer 
Aristotelischen schrift gegenwärtig überall eine klare, bestimmte 
berücksichtigung des textes und des kritischen apparats der Bek- 
kerschen ausgabe inne gehalten werde. Bleibe über den absoluten 
werth der behundlung des einen und des undern theils jedem sein 
urtheil frei; durüber kann doch wohl nur ein urtheil seyn, dass 
sie, namentlich in betreff der vorliegenden schrift das beste ga- 
ben und entlielten, was wir bis dahin hatten. Sei die alte, seit 
dem erscheinen der Bekkerschen ausgabe oft wiederholte klage 
über die wortkarge auskunft ihres kritischen spparats noch so 
gerecht; um so mehr scheint es jedes kritikers, der sich nun 


8) Cf. anmerk. zu 1232b 8. 12463 28. 1241b 25. 26. das einge- 
ändniss des verfassers selbst. 

9) S. z. b. 12162 2. 1242a 25. 1225b 4 u. s. w. 

10) Cf. 1226b 15. 12193 24. 1224b 35 u. s. w. 

11) Cf. Epist. crit. p. 16 und E. E. 1125a 14. Epist. crit. p. 15 
nd E. E. 1228b 10. 


360 Jahresberichte. 


einmal auf diese hülfe angewiesen sieht, unabweisbare pflicht, 
auch ihre winke zu beachten. Darnach kann das in dieser bin- 
sicht in Fritzsche’s, sonst bis auf die zeilenzahl genau an des 
Bekkerschen text sich anschliessenden, ausgabe beobachtete ver- 
führen nicht gebilligt werden. Im Apparatus criticus derselben 
finden wir nämlich, nicht etwa nur den: Bekkerschen apparat: 
sondern alle drei, von jenem verglichenen codices selber, mit an- 
und aufgeführt. (8. die rückseite des titels der prolegomena). 
Ausdrücklick benutzt aber sind ilre lesarten in der that nur in- 
sofern, uls Bekker seller sie, nicht etwa berücksichtigt, sondern 
insofern er sie verworfen hat. Nur das im Bekkerschen appe- 
rat ausdrücklich mitgetheilte theilt auch diese ausgabe mit, über 
das dort verschwiegene und vorausgesetzte schweigt sie und 
ignorirt völlig und überall, ohne ein wort darüber zu verlieren, 
die ganze präsumtion und wahrscheinlichkeit, welche in der Bek- 
kerschen ausgabe beim schweigen des apparats für den consen- 
sus der codices spricht. Dabei wird Bekkers text keinesweges 
als in den händen der leser befindlich vorausgesetzt, und den- 
noch bei der durchmusterung der von den verschiedensten ans- 
gaben und kritikern aufgenommenen und verworfenen lesarten, 
überaus häufig die von Bekker selbst in den einzelnen fällen 
diesem oder jenem codex zugesprochene geltung, oder die von 
ihm, sei’s unter widerspruch oder zustimmung der handschrifteo 
nach eigner oder fremder conjectur in den text aufgenommene 
lesart völlig mit stillschweigen übergangen 13. Unsres erach- 
tens kann man in der einen, wie in der andern zzoyy 15) nur 
rücksichtslosigkeit gegen die leser und willkür finden, und hat da- 
her der kritische theil dieser ausgabe durch ein solches geflissent- 
liches ignoriren des ihr so nalıe liegenden eine wesentliche ein- 
busse un seinem werth erlitten. — Nun zweitens das bedenken: 
dasselbe betrifft das verhältniss der hier geübten kritik zur be 
schaffenheit des textes im allgemeinen. Bei jeder Aristotelischen 
schrift bringt bekanntlich schon die trotz des gedrungensten ge 
daukenganges oft nachlassige satzverbindung „des wortkarg- 
sten denkers aller zeiten’ die gefahr mit sich, in der anwendung 
der conjecturulkritik auch wohl einmal des guten zu viel zu 
thun. Auch unter den verdienstvollen, in der ersten abtheilung 
genannten schriften dürfte sich kaum eine finden, welche diese 
klippe ganz zu vermeiden gewusst hätte !*). Keiner aber der 


12) Cf. 12183 10. a 16. 1215a 29. 1218a 32. 1220b 11. 12242 34. 
1216b 8. 1219b 37. 1225b 6. 1225a 25. 

13) Denn mag auch die obige präsumtion nicht überall mit gewiss- 
heit zum richtigen resultate für die beglaubigung der betreffenden les- 
art fuhren, so führt doch das hier beliebie entgegengeseizte verfahren 
mit Gewissheit zum unrichtigen. 

14) Wenn z. b. prof. Trendelenburg J. 1. zu Eth. ad Nicom, V. 
1129b 21 vorschlägt statt τελείας ayerys χρῆοις zu lesen τελεία ἐρεῖς 


Jahresberichte. 36L 


genannten kritiker scheint in dieser hinsicht sorgloser zu ver- 
fahreu, als hr. Fritzsche. Wo Bonitz z. b., wie zum ersten 
buch, drei verbesserungen vorschlägt, lesen wir hier gegen drei 
und zwanzig: und so durchweg, bald im text, bald in den au- 
merkungen eine menge von conjecturen zu correcturen '5), Zwar 
lässt sich nicht leugnen, dass gerade bei dieser schrift die no- 
torische verderbtheit der vulgate und die mittelmässigkeit der bis- 
her verglichenen handschriften dem kritischen scharfsinn in ei- 
nem besonders weiten umfang das gute recht zur anwendung 
eines sulchen heilverfahrens gewährt; soll dabei aber nicht je- 
der willkür thür und thor geöffnet werden, so dürfte kaum bei 
einer andern Aristotelischen schrift eine so grosse behutsamkeit 
und die selbstbeschränkung der kritik auf das sprachlich und 
zum verstäudniss unerlässliche so nöthig seyu, wie eben bei die- 
ser Eudemischen ethik. Haben wir es hier doch mit einer schrift 
zu thun, bei welcher der kritiker zur rechtfertigung seines ver- 
tabrens die regel der analogie einzig und allein ihrem eignen 
inhalt entnehmen kann, und bei welcher ausser ihrer concisen, 
harten oft nachlässigen diction alles übrige, ihr zweck, ihre ent- 
stehungsart und ihr verfasser gleichmässig im dunkeln und un- 
gewissen geblieben ist 16). 


zeyoc, so vergleiche man p. 1130b 19: 7 μὲν τῆς ὅλης ἀρετῆς χρῇσις; 
wenn 8 engell. c. zu Eth. ad Nicom. V, 1130b 29: ov yag ἔσως τ᾽ αὐτὸν 
ardgı τ᾿ ἀγαθῷ εἶναι καὶ πολίτῃ παντί das letztere wort bedeutungslos 
und falsch nennt, vgl. dagegen Polit. III, 4, 1277a, 22. Pol. Ill, 18, 
1288a 37 u. a.; wenn Bonits |. I. zu M. M. 1182b, 30 statt rédore lesen 
will τέλος so ist das unnöthig u.s. w. 

15) Zur rechtfertigung des hier ausgesprochenen bedenkens dürfte 
vielleicht schon die erinnerung an die erste correctur, mit welcher die 
ausgabe auf der ersten seile debutirt, genügen: im pentameter jenes 
hekannten distichon, von welchem diese ethik ausgeht, umstellung des 
δ᾽ im δ᾽ ἥδιστον der handschrifien und bisherigen texte: metri causa, wie 
es in der anmerkung heisst. So 1235a 26 zur emendation des „hiatus 
intempestior” verwandlung des xa: in ix τ᾿ Ob auch die verse durch 
solche feile correcter werden, wird es auch damit unser text? Der 
text unserer ethik, ob sie nun von Eudemus stamme, oder von Aristo— 
tele«, der bekanntlich beim citiren der verse, selbst in der Nikomachi- 
schen ethik, nichts weniger als skrupulös gewesen ist? Ueberhaupt aber, 
so lange in der Eudemischen ethik härten und stellen, wie 1232b 11— 
13. 1233b 1. 1130a 24. 11312 19. 1233b 23. 12358 20. 21 u.s.w. von 
der kritik einstimmig als lesarten des echten textes anerkannt werden, 
eben so lange scheinen solche verbesserungsvorschläge, wie wir sie hier. 
zu 1216b 5, 1216b 39, 1224a 29, 12238 17, 1233» 19. 20, 1230b 30 
31, 1240a 1, 1240a 32, 1240b 34 u.s.w. lesen, vom standpunkt einer 
vorsichtigen kritik aus angeschen, wenigstens opera supererogalionis zu 
seyn, bei deren fille man sich kaum des gedaukens erwehrt an das: 
cow πλίον nom παντύς, 

16) Das oben über die kritik des verf. gesagte gilt aber im grunde nur 
für die unzweifelhaft echten bücher der Eudemischen ethik. Wie viel 
wenizer diese thätigkeit sich auf jene drei gemeinsamen bücher (E. E. IV. 
V. Vi) gerichtet bat, lässt sich schon daraus abnchmeu, dass jeuer sechs 


362 Jahresberichte. 


Aber freilich, diesen letzten grund wird der verfasser nicht 
gelten lassen: denn solchen zweifeln und ungewissheiten eben 
ein ende zu machen, scheint grade der hauptzweck des vorlie- 
genden werkes zu seyn. Auch besteht in der that ein zweites 
hauptverdienst dieser arbeit darin, jene früber von Schleiermacher, 
Spengel u. a. angeregten untersuchungen über die verfasser und 
die verhältnisse unsrer drei ethiken nicht etwa nur, wie bisher 
geschehen, durch die berufung auf allerlei beweisstellen aus die- 
sem oder jenem buche weiter fortgeführt, sondern, einem we 
sentlichen theile nach, an den ganzen inhalt eines dieser werke 
vom anfung bis zum ende desselben also angelehnt zu haben, 
dass sich an jenem werke selber mit der grössten bequemlich- 
keit gleichsam eine rechenprobe für die ergebnisse der in den 
prolegomenen vorausgeschickten prüfung und deren stichhaltig- 
keit anstellen liess. Da aber diese ergebnisse in den wesent- 
lichsten punkten mit den resultaten der oben verzeichneten schrift 
A. M. Fischer’s stimmen, so wenden wir uns jetzt zunächst 


zu dieser. 
Diese mit entschiedenem talente abgefasste dissertation hatte 


sich eine wesentlich neue aufyabe!”) gestellt: aus dem in sei- 


von Bekker für ihre textesrecension verglichenen codices im index des 
kritischen apparats dieser ausgabe gar keine erwähnung geschieht. Um aber 
an dieser stelle mit der kritischen thätigkeit unsres verf. abzuschliessen, be- 
rucksichtigen wir hier zugleich seine oben genauer verzeichnele ausgabe des 
achten und neunten buches der Nikomachischen ethik: in ihm und in der aus- 
gabe der Eudemischen ethik liegt also eine textesrecension für die halite 
der Nikomachischen ethik vor. Aus der zusammenstellung beider ergiebt 
sich aber nur um so deutlicher, dass bei diesen büchern der verf. seine 
hauptaufgabe keinesweges in der kritik des textes gesucht oder gefunden. 
Die grundsätze des kritischen verfahrens sind nämlich in beiden we- 
sentlich verschieden, und dennoch kein wort darüber irgendwo. In cer 
ausgabe zepi φελίας die höchste achiung vor dem codex Kb (cf. p. 30. 
52. 61. 62. 63. 65. 67. 80. 64. 95 u.s. w.); davon keine spur mehr in 
der ausgabe der Eudemischen ethik. Wir beschränken uns dessbalb auf 
die bemerkung, dass das fünfte buch der Nikomachischen ethik zwar die 
oben angeführten trefflichen emendationen von prof. Trendelenburg nicht 
berücksichtigt, sonst aber einige ziemlich dreiste texiesveränderungen er- 
litten hat (1129b 11. 12. 1133a 4. 1136a 14); dass sich dagegen im sech- 
sten und siebenten buche der Eth. ad Nicom. die kritische thatigkeit im 
ganzen, mit ausnahme des schiusssatzes im lib, VII auf die tilgung ei- 
niger offenbarer druckfebler der Bekkerschen ausgabe (1139b 3. 1140b 
31) und auf einige verbesserungen der interpunction dürfie reduciren lassen 
(1147b 13. 14. 1147b 23—31. 1154a 34); so wie endlich, dass uns in 
jener separatausgabe (VIII. IX) am auffallendsten in dieser hiusicht er- 
schienen ist die verdächtigung von VIII, 6, 11582 1—16, und die stili- 
stische curiosität. durch welche die prosaische arbeit der texteskritik bier 
mit einem ganzen füllhorn poetischer metaphern überschüttet worden ist: 
ef. p. 5. 29. 32. 58. 61. 67. 84. 85. 91. 106 cet. 

17) Wir bezeichnen oben diese aufgabe als eine newe. Denn, wenn 
auch Schleiermacher (I. |.) seine untersuchung auf den gang und gehalt 
der gedanken beschränkt, und nicht zugleich auf die darstellungsform 


Jahresberichte. 863 


ner eigenthümlichkeit scharf aufgefassten lehrgehalt sowohl der 
Nikomachischen als auch der Eudemischen ethik aufschluss und 
auskunft zu gewinnen theils über das räthselhafte verhältniss bei- 
der werke im allgemeinen za einander, theils über die ansprü- 
che und das wahre anrecht jedes derselben auf die in gegen- 
wärtiger gestalt beiden gleichmässig angebérenden drei bücher, 
Auf diesem wege war sie aber sowohl unter voraussetzung der 
vou Spengel über die verfasser dieser beiden ethiken aufgestell- 
ten sätze, als auch unter anerkennung der von Schleiermacher, 
in der gegenwärtigen composition der Nikomachischen ethik ge- 
rügten übelstände, zu folgenden resultaten gelangt. Vor allem 
zu einer fünflachen eigenthümlichkeit des lehrgehalts, durch 
welchen die unzweifelhaft echten theile beider ethiken sich von 
einander unterscheiden. Während nämlich die Nikomachische 
ethik sich bei dem lehrsatze beruhigte: die rechte mitte jeder tu- 

adübung bestünde in einem handeln κατὰ τὸν ὄρϑον λόγον (Eth. 
ad Nic. Il, 2); habe die Eudemische die mangelhaftigkeit und un- 
bestimmtheit dieses bloss formellen, und im cirkel wechselseitiger 
relativität gehaltenen sittengesetzes gefühlt, und derselben ab- 
geholfen durch einfügung eines ὅρος oder oxonoy, eines bestim- 
menden zielpunktes nach welchem die vernunft jene mite zu 
fixiren habe: Eth. Eud. Il, 5. Vil, 15: Fischer p. 34. Während 
zweitens die Nikomachische ethik das ganze system der sitten- 
lehre einzig auf des menschen höherer natur und vernunft be- 
ruhen, und nur auf sie gerichtet seyn liesse, habe die Eudemi- 
sche das verhältniss des menschen zur gottheit zum angelpunkte 
seines sittlichen handelns gemacht: Eud. Eth. VH, 15: Fisch. 
p. 30. Während drittens die Nikomachische ethik ihre tugend- 
lehre durchführte in einer aufzählung mannichfaltiger, einzelner 
trefflichkeiteu des sittlichen charakters und des intelligenten gei- 
stes, habe die Eudemische diese aufzählung eigentlich erst wirk- 
lich abgeschlossen durch die aufstellung einer xadoxayadia, als 
einer alle jene tugenden des charakters und der intelligenz in 
sich vereinigenden vollkommenheit 18): Eud. Eth. Vil, 15: Fisch. 
p- 27. Während viertens die Nikomachische ethik das vorhanden- 
seyn einer classe von natürlichen tugenden neben den durch übung 
erworbenen, sittlichen, aufs bestimmteste leugnet: Eth. Nicom. 
Hl, 1, 1103a 19; würde dieselbe von der Eudemischen nicht nur 
anerkannt, sondern durch das ganze dritte buch ausschliesslich 
behandelt: Eud. Eth. II, 2. 111, 7: Fisch. p. 39. Während end- 


ausgedehnt hatte: so zeigten sicb doch auch ihm im eigentlichen, we- 
sentlichen lehrgehalt „keine spuren von geänderten ansichten” (I. I. p. 
307). Die differenz der drei ethiken beschränkte sich im gegentheil auf 
eine mehr oder minder logische anordnung und behandlung des gemein— 
samen stoffes und auf beseitigung alles politischen aus der Eudeinischen 
ethik. 

18) Wegen der beiden letzten gründe steht nach Fischer (uud Fritz- 


361 Jahresberichte. 


lich fünftens die Nikomachische ethik den fall, dass ein mensch 
gegen die mahnungen der vernunft auf sinnliche Iustempfindung 
zu wenig werth legte (als ἀναίσθητος), nur der conformität sei- 
nes systems zu liebe schlechthin fingirte; habe Kudemos auch 
diese überschreitung der rechten mitte unter die zahl derjenigen 
verirrungen eingereibt, in welche des menschen handlungsweise 
zuweilen hineingeriethe: Eth. Nicom. Il, 7, 1107b 4; Ill, 14: 
dagegen: Eud. Eth. Ill, 1230b 13.— Demzufolge hesässe man 
am werke der Eudemischen keinesweges eine blosse paraphrase 
der Nikomachischen ethik, sondern eine in wesentlichen theilen ab- 
weichende umarbeitung derselben. Diese umarbeitung aber ver- 
fasst von einem unmittelbaren schüler des Aristoteles, der bei 
dem respect vor dem anselın des meisters und bei dem geringen 
maass eigner begabung wohl einige neigung, dabei aber nicht 
den rechten muth gehabt (Fisch. p. 17), gegen die schrift des 
eigenen lehrers eine offene opposition durchzuführen. Daher aller- 
lei halbheit und inconsequenz (Fisch. p. 59) in der Eudemischen ethik: 
daher ferner statt grader rede meist nur eine verblümte anden- 
tung der eigentlichen absicht, namentlich in der bier so beliebteu 
phrase eines bescheidenen correctors: dieses oder jenes gesagte 
Bey ἀληϑὲς, oder ἀληϑὼς μὲν ov σαφῶς δέ, oder οὐδὲν δὲ σα- 
ges: Eud. Eth. 1,7, 1217a 18. II, 2, 1220a 15. VII, 15, 1249}. 

Wenn man nun den maassstab jener notorischen differenzen 
zwischen dem anerkannt echten theil der Nikomachischen und Eu- 
demischen ethik an die drei in frage stehenden bücher lege, so 
fände man erstlich im s. g. sechsten buche der Eth. ad Nicom. 
jenen, der Nikomachischen fremden, der Eudemischeu angehören- 
den ὕρος und oxozog des sittengesetzes verheissen und in aus- 
sicht gestellt: Eth. Nicom. VI, 1138b 22; so fände man zwei- 
tens jene, in der Nikomachischen geleugnete, in der des Eudemos 
anerkannte, natürliche tugend eben daselbst als vorstufe der 
wahrhaft sittlichen anerkannt und beschrieben (p. 1144b 3) und 
demzufolge im s. g. siebenten buche der Eth. Nic. letztere als 
eine aliior moralitas dargestellt (Fisch. p. 67); so fände man 
drittens jene lehre vom ἀναίσθητος in einer, dem urtheil des Arı- 
stoteles widersprechenden, dem des Eudemos ganz conformen 
weise vorgetragen; so stosse ınan endlich hier auch noch auf 
jene, dem Eudemos eigenthümlich angehörende phrase einer cor- 
rigirenden bescheidenheit: ἔστε δὲ τὸ μὲν εἰπεῖν οὕτως ἀληϑὲν 
per, οὐδὲν δὲ σαφές: Eth. Nicom. Vi, 1138b 25. Ein solcher 
dreifacher gegensatz aber zum lehrgehalt der echten Nikomachi- 
schen ethik, und eine solche vierfache übereinstimmung in lehre 
und darstellung mit den eigenthümlichkeiten des Eudemos mache 


sche) der schluss des siebenten oder der erhaltene rest des achten bu- 
ches von Eud. Eth. zum würdigen abschluss des ganzen werkes, wo er 
sich jetzt findet, an richtiger stelle. (Gegen Spengel: s. oben). 


Jahresberichte. 365 


es ganz evident, dass die bücher Eth. ad Nicom. Vi. VII ur- 
sprünglich einen theil des letztern werkes hätten bilden müssen. 
Ganz anders dagegen Eth. ad Nicom. |. V, jedoch allerdings 
mit ausschluss seines letzten capitels. Bis dahin sei das ganze 
buch in vollkommenster einstimmigkeit zum ganzen werke der 
Nikömachischen ethik ; durch jenes funfzehnte capitel aber in ei- 
nem argen missverhältniss zu sich selber. Schon Spengel hätte 
die stellung von c. 14 zwischen c. 13 und 15 unerträglich ge- 
funden ; aber auch schon an und für sich enthielte jenes capitel 
nur subtilitäten und wiederholungen abgehandelter lehrsätze: 
Fisch. p. 12—17. Jedoch grade in diesem so grossen missver- 
hälteiss läge dann auch der klare beweis, dass eben dort, c. 
15, die stelle sey, an welcher einst heterogene theile verschie- 
dener werke mit einander verbunden worden wären: ein beweis 
also dafür, dass sowohl die Nikomachische, als die ethik des 
Eudemos defect auf uns gekommen, dass aus Eudemns das ganze 
vierte buch mit alleiniger ausnalıme seines letzten capitels, dagegen 
aus der Nikomachischen deren sechstes und siebentes buch im 
früber zeit ausgefallen seyu müssten, wodurch man sich dann 
schon im alterthum bewogen gefunden, dieselben gegenseitig 
durch aufnahme des beiderseits erhaltenen ganzen restes der ge- 
nannten bücher zu ergänzen. 

Soweit die dissertation des dr. Fischer. Um von ihr noch- 
mals zu prof. Fritzsches behandlung des Eudemos zurückzukeh- 
ren, so geben die obigen resultate im wesentlichen die basis ab, 
auf welcher die kritische untersuchung von ihm weiter geführt 
worden. Auch sie findet in Eth. ad Nicom. V, c. 15 spuren 
einer ungefügen verbindung, auch sie erkennt in jenem: ἀλη- 
ϑὲς μέν, οὐϑὲν δὲ σαφές die phrase einer scheuen, bescheidenen 
correctur, auch sie stimmt in die obige auffassung vom ogog, 
oxonog und von der χαλοχαγαϑία wesentlich mit ihr überein, 
theilt demnach jene drei bücher unter die beiden ethischen werke, 
und erklärt sich ihre eingetretene vereinigung völlig in gleicher 
weise wie jene. Dabei ermässigt sie aber eben so sehr die im 
lehrgehalt beider ethiken von Fischer angenommenen differen- 
zen 19), als sie den zweck der Eudemischen ethik modificirt und 
ihren schriftstellerischen werth, so wie ihres verfassers philoso- 
phische bedeutung und begabung zu erhöhen sucht 2°). Als neue 
zugabe reiht sich eine fleissige sammlang der über den Eudemos 
auf uns gekommenen nachrichten an, eine ins einzelne verfolgte 
und zur beweisfübrung vornehmlich verwendete unterscheidung 
des in den beiden ethiken herrschenden sprachgebrauchs, und end- 
lich eine durch alle theile des werkes durchgeführte vergleichung 


19) Gradu magis quam re differunt: Proleg. xxxıı. passim. 

20) Ihr zweck weniger der einer auf neuerungen ausgehenden ge- 
genschrift, als der einer nachhessernden überarbeitung: Prol. xx. Ue- 
ber Eudemus und den werth des werkes: Prol. xzxı. sxxim. ΧΙ, 


366 Jahresberichte. 


seines speziellen inhalts mit jener vorausgeschickten allgemeinen 
ansicht. 

Da ich in den letzten jahren schon mehrmals meinen dis 
sensus gegen diese beiden versuche einer ausgleichenden vermit- 
telung zwischen Schleiermacher und Spengel ausgesprochen 31), 
so sei mir hier schliesslich gestattet, statt auf eine beartheiluag 
jener ansichten weiter einzugehn, nur noch auf einen punkt 
hinzuweisen, in welchem meines erachtens die hauptquelle man- 
cher jene frage betreffenden irrungen zu liegen scheint. Zur 
entscheidung nämlich, ob die Nikomachische oder die Eudemische 
ethik zu jenen drei fraglichen büchern, als ihrem rechtmässigen 
eigenthum, sich selber bekenne, scheint mir kaum ein momest 
wichtiger, als eine bestimmte, sichere unterscheidung zwischen 
blossen parallelstellen, und wirklich genau entsprechenden cilaten. 
Bei dem nahverwandten inhalt beider werke, bei dem unverkena- 
buren anschluss des einen an das andre kann nämlich der fall 
kaum eintreten, dass, soweit die bücher uns erhalten sind, sich 
für jeden etwas bedeutenden ausspruch des einen in dem andern 
nicht eine ziemlich ähnliche parallelstelle zugleich sollte aufwei- 
sen lassen. Hieraus uber erhellt denn auch wie von selber, 


21) Es wären zu nennen: Commentatio de ethicorum Nicomach. inte- 
gritate. Scripsit J. Bendizen, prof. scholae real. Ploenae. 1854. Sehulpro- 
gramm. 8. 30. Gegenschrift gegen beide. Inhalt: Jener vermisste ὅρος 
und σχόπος findet sich im gedankengang des ganzen Eth. ad Nicom, |. Vlus 
besonders in der lehre von der weisheit. — Der schroffe gegensatz ge- 
gen eine ἀρετὴ φυσική der in Eth. ad Nicom. 1. 11 ausgesprochen scheint, 
wird schon im fünften buche (1134b 29) also modificirt, dass die spätere 
anerkennung desselben (b. VII) nicht auffallen kann. Der vermeintliche 
widerspruch in der lehre vom ἀναίσθητος beruht auf falscher interpre- 
tation des ov nuvu. — Das fiinfsehnte capitel des |. V steht, trotz des 
harten übergangs, wie deren mehrere gegen ende des fünften buches 
eintreten, in einem zu engen verwandischafisverbältniss zum gesammlin- 
halt des ganzen buches, als für ein fragment einer fremden schrift gel- 
ten zu können. — Endlich anführung verschiedener sprachlicher und 
stilistischer eigenheiten, wodurch die b. VI und VII ihre zusammenge- 
hörigkeit mit der Nikomachischen ethik bezeugen. — Wegen der über- 
eilungen, die referent in dieser schulschrift sich selber hatte zu schul- 
den kommen lassen, und wegen ihrer unvollständigkeit erschienen im fol- 
genden jahr von demselben „bemerkungen zum siebenten buch der Ni- 
komachischen ethik.““ Philologus X, 2. drei artikel. Der erste artikel 
enthält den versuch aus Eth. Nicom, VII, 14, 1153b 7—18 verglichen 
mit Pol. IV, 11, 1295a 35 sq. und Polit. VII, 13, 1332a 7 zu beweisen, 
dass jener erste aufsatz über die lust u.s.w. (Eth, Nic. VII, 12—14) 
von Aristoteles selber in seine ethik aufgenommen und ia derselben ge- 
lassen sey. Der zweite ‘artikel, dass Eth. Nic. 1. VII. gewiss nicht 
zur Eth. Eud. gehören könne, erstlich wegen des dreifachen widerspruchs 
zwischen den einleitenden worten p. 1145a 33 sq. zum vorausgehenden 
inhalt der Eth. Eud.: zweitens wegen des constanten gegensatzes der 
terminologie, in welchem |. Ill Eth. Eud. sich einem wesentlichen 
theile nach zum I. Vil Eth. ad. Nicom. findet, drittens wegen der viel 
genaueren tibereinstimmung der rückweisungen des siebenten buches mit 
dem inhalt der Nikomachischen als mit dem der Eudemischen ethik. 


Jahresberichte. 367 


dass um aus berufungen, hinweisungen, rückbeziehungen dieser 
drei bücher auf die übrigen theile des betreffenden werkes, oder 
jeder dieser ethiken auf den inhalt jener drei bücher sich eine 
schlussfolgeruug auf ihre zusammengehörigkeit zu verstatten, 
die nachweisung solcher mehr oder minder ähnlicher aussprüche 
und gedanken eben durchaus nichts beweisen kann, sondern auf 
jene genanute unterscheidung, wie kleinlich sie auch sonst er- 
scheinen mag, eben das allergrösste gewicht wird gelegt werden 
müssen. Wiefern aber Fritzsche jenen unterschied durch den 
ganzen verlauf dieser kritischen untersuchung scharf ins auge 
gefasst, darüber zu entscheiden stelle ich unter hinweisung auf 
eine einzige stelle jener schrift, Proleg. p. xxxv not. 10, dem 
leser selber anheim 22). 


22) Um mit jenem ganzen probleme für jetzt abzuschliessen, hier 
nur erwähnung von zwei durch diese schrift veranlassten, gewichtvollen 
urtheilen: dem des prof. L. Spengel in der ohen angeführten recension 
(gelehrte anzeigen d. k. B. ak. d. w. 1852) und des prof. C. Prantl ia 
seiner schrift: über die dianoetischen tugenden des Aristoteles. Mün- 
chen. 1852. Ersterer erhebt an der genannten stelle p. 437 ein neues 
bedenken gegen den Aristotelischen ursprung der Il. VI und VII aus 
der eigenthümlichen bedeutung, in welcher VI, 10, p. 1140b 5 der 
ausdruck ἕξις ἀληθὴς dort von der φρόνησις gebraucht werde. „Warum 
— fährt er fort — diesen ausdruck? — das würde niemand errathen, 
wenn nicht der verfasser selbst die erläuterung gegeben, die man aber 
nicht verstanden hat. Er bemerkt — — adda μὲν οι δ᾽ ἕξις peta λόγου 
μόνον. σημεῖον δ᾽ ots Ay Gy τῆς μὲν τοιαύτης ἕξεως ore, φρονήσεως ὁ᾽ οὐκ 
ἔστε 1140b 28. Also ἕξις ἀληθής ist hier nach der worterklärung von 
der privation von λήθη eine nie in vergessenheit gerathende ἕξις. Aber 
wurde das wort ἀληθής in Aristoteles zeit in dieser bedeutung gebraucht"? 
Bei der unsicherheit dieser bedeutung des wortes in der griechischen 
sprache überhaupt, mag für die bisherige erklärung des «479n¢ (auch beim 
paraphrasten) nur anzuführen gestaltet seyn, dass dieses altribut der φρο-- 
sno«s, als dianoetischer (ugend, sehr wohl ansiehe, dass das obige: onusior 
δ᾽ ore nie bei Aristoteles zur blossen wort- sondern immer zur sacher- 
klärung und zum beweise der thatsächlichen wahrheit gebraucht zu wer- 
den scheine (cf. Eth. Nic. VII, 1142a 11. 11438 21. 1144b 21), dass je- 
nes obige ov μόνον ἔξες wera λόγου sich auf das der φρόνησις früher bei- 
gelegte attribut einer ἕξις πραχτική, 1140b 5, zu beziehen, und der ge- 
danke demnach völlig dem in Eth. Nic. 1, 11. 1100b 14—17 ausgespro- 
ebenen zu entsprechen scheine, der eben so, wie hier abschliesst; τοῦτο 
yüp ἔοικεν αἰτίῳ τοῦ μὴ γίγνεσθαι περὶ αὐτὼ λήϑην. 

Prof. Prantl findet aber in dem angezogenen buche die von Fritzsche 
vorgebrachten gründe im allgemeinen für die beweisführung bei weitem 
nicht zureichend, dabei aber allerdings (p. 7) die erwähnung der ody 
agern VI, 13 auffallend, wegen übereinstimmung mit Eth, Eud. II, 1, 
1219b 21: 12202 3. — Aber, wena, wie von Fritzsche und Fischer, 
1. V dem Aristoteles zugewiesen wird, so bedeutet diese übereinsiim- 
mung gar nichts, Schon Eth. Nicom. V, 1130b 7 tritt die erwähnung 
derselben ein. Dagegen scheint die ebendaselbst (p.6) ausgesprochene be- 
merkung desselben über die „weitgreifende verwirrung”, die bei der be- 
handlung von der ἡδον in ganzen werke der Eth. ad Nicom. eingetre- 
ten, und über die „verworrenen, halbwahren citate”, die wir in dieser hin- 


363 - Jahresberichte. 


Indem wir zur Nikomachischen ethik nun übergehen, ist zu 
nächst prof. Michele's commentar zu besprechen: eine aufgabe, 
die nicht grade zu den angenehmen gehört. Ist es doch über- 
haupt schwer über die kritische seite und leistung einer schrifl 
auch nur übersichtlich sich auszusprechen, ohne dabei zugleich 
selbst eine art von kritik zu treiben und zu schreiben! Wie 
viel mehr, wenn diese kritische seite der sonst geltenden theorie 
und praxis in so eigenthümlicher weise sich entgegenstellt, and 
in ihrem kritischen material einen so reichen stoff zu epikrises 
und metakritiken liefert, wie das obiget Trotz dem stehe aber 
hier nur eine kurze angabe des inhalts und eine kurze charak- 
teristik der behandlung. Wir haben es hier mit einem seiten- 
oder gegenstück zu der von Fritzsche herausgegebeneu Eudeni- 
schen ethik zu thun, mit einem zugleich kritischen und erklären- 
den commentar zur Nikomachischen etlik,, der, wenn er auch 
nicht seine eigne textesrecension, wie jene ausgabe, dem com- 
mentare beigedruckt umfasst, dieselbe doch immer voraussetzt 
und berücksichtigt. Diese recension verdankt aber dem kriti- 
schen fleiss des h. verfassers selbst und einer vergleichung vos 
acht handschriften ihre entstehung (Praef. ad edit. prior. 1829). 
Ausserdem nimmt der commentar noch auf die ausgabe von Card- 
well und den Bekkerschen text rücksicht, und besteht seinem 
kritischen theile nach erstlich aus einer reihe polemisch - apolo- 
getischer erörterungen über die dort recipirten lesarten. In die- 
ser findet sich noch immer, selbst in dieser edi#io emenda- 
tior, derselbe wunderliche gegensatz, wie es scheint als chars- 
cter indelebilis, zwischen ton und sprache. Ersterer eben so an- 
spruchsvoll, als die latinität der sprache, um die sache nicht an- 
ders zu nennen, anspruchslos; der kritische inhalt selber aber, 


sicht VII, 1149b 27. 1154a 32, IX, 4, 1166a 12 finden, in hohem maasse 
der beachtung werih zu seyn. 

Endlich hier noch ein wort über die von Nickes im dritten excurs 
zn seiner, 1851 in Bonn erschienenen schrift: De Aristetelis Pokticorum h- 
bris: aufgestellte und durchgeführte thesis: Eiecta disputatione, quae est 
de voluptate libri VII Eth. Nic. eius in locum substituendam esse 
stionem, quae nostris in edilionibus de immanitate legitur libri VII cap. 6. 
Zwei gründe werden vorgebracht: erstlich das ὕστερον VII, 1, wofür die 
letztgenannte untersuchung cap. 6(!) zu früh kommen soll; zweitens die 
späteren zurückweisungen des |. VII, welche nirgends dieser untersu- 
chung, als einer vorausgegangenen, erwähnung thun. Ersteres berubt auf 
willkührlicher interpretation; lässt man aber den zweiten grund gellen, 
so kann man, scheint es, mit gleichem rechte aus VII, 1154b 33 fol- 

ero, dass in jener schlussabhandlung des |. Vil gar nicht die rede seya 
önne von der ἡδονὴ als dem höchsten gut, und aus X, 1167a 30, dass 
das ganze siebente buch eingeschoben seyn müsse. 

Dagegen acceptire ich das daselbst p. 87 § 49 vom verfasser abge- 
legte indirecte zeugniss, (Per mihi mirum est), dass für polit. Vil, 13 
sich keine entsprechende stelle in der Eth. ad Nicom. finde; nämlich bei 
verwerfung von Eth. Nic. VII, 12—14: sonst 1153b 7—18. 


Jahresberichte, 969 


As der manchen eiazelsen verbesserungen. dieser zweiten auf- 
re se problematisch, dass z. b. von dem ungefähr vier und 
issig lesarten, welche in derselben, grösstentheils gegen Bek- 
r vertheidigt werden, ungeachtet der vom verfasser benutzten 
riser cedices, auch in der Didotscben ausgabe wenigstens 
tissig verworfen sind. — Eine andere seite der bier geübten 
itik befasst die allgemeinen fragen, mach der entstehaug der 
komachischen ethik, ihrem verhaltniss zum Aristoteles, dem 
rhältniss der andern ethiken zu ihr. Diese erörterungen er- 
ecken sich durch den gaazen commentar; von ihnen geht er 
s, mit ihnen schliesst er ab (p. 1. p. 343). Hier nur einige 
nige proßen ihrer resultate und ihrer behandlungsart. 

Erstlich: verhältniss des Aristoteles zur Nikomachischen ethik. 
f der scala einer fünffach emporsteigenden möglichkeit, wahr- 
ıeinlichkeit, grösseren und allergrössesten- wahrscheinlichkeit 
rd der leser zum resultat hinaafgeleitet, dass Aristoteles selber 
ser ethik inhalt, form und abschluss gegeben 25) (p. 2). Vou 
ser höhe gebt es dann aber sälschweigend dieselben stufen her- 
ter, und längst schon ver des weges mitte hat sich, olıne dass 
no gewahr wird wie und warum? diese höchste wahrscheinlich- 
it in ihr gegentheil verwandelt, und Aristoteles die anspriiche 
f die redaction aufgegeben 2*). Und dabei bleibt’s his wir am 
le des neunten buches p. 309 auch hierüber wieder vom ver- 
ser hören: contendere non ausim cett. 

Zweitens: verhältniss der Nikomachischen ethik zu ihren 
lem. Feste voraussetzung der entstehung dieser ethik aus 
verbindung ursprünglich unabhängiger aufsätze und abhand- 
ıgen: p. 2. Wie vieler? wird nicht gesagt; die abhandlung 
er die freundschaft war aber unter andern eine solche: p. 263 
ast sie opus singulare. Noch im achten buche selber wird 
ch mittheilang dieser nachricht mit beflissener voraussicht ei- 
a möglichen fehlschluss vorgebeugt, zu welchem director Pansch 
neunten huche bei gleicher ausicht sich einmal habe verleiten 
sen. Im |. IX ς, 9, 6 stehe nämlich: ἐν ἀρχῇ in beziehung 
f das erste buch, den anfang des gansen werkes; da habe 
wer bei dem ursprünglich selbstständigen charakter dieses 
‚etats über die freundschaft jene stelle für iuterpolirt gehalten. 
t unrecht, die anticipirte separatedition dieses fractals über die 
undschaft ist selber ein freundschaftsstück des Aristoteles ge- 


23) Nach vorausgehendem vel — vel — aut — aut — verisimilior u. 9. 
in betreff der verschiedenen hypothesen: p.2 Vero tamen simillimum, 
stotelem iam ipxum basce quidem praelectiones ex schedulis suis in 
linem redegisse, et, si vis, filio suo dicasse. 

24) p. 17 heisst's noch: hoc opus ab ipso Aristotele, vel a proxi- 
ı eius discipulis hanc in ordinem redactum; p. 169 ist aber is, qui 
ensuit hos Aristotelis praelectiones und p. 184 is, qui hos libros in 
im corpus redegit ein vom Aristoteles ganz verschiedener. Ὁ 


Philologas. Xi. Jabrg. 2. 24 


370 Jahresberichte. 


wesen, und verfasser sieht nicht ein, warum Aristeteles bei dem 
gedanken an die spätere beifügung des reutes der sittenlehre des 
(noch freilich nicht erschienenen) anfang nicht gleich mit jenen 
wort: ἐν ayy; habe citiren können 25). Ich fürchte, dass der herr 
verf. hier ganz andre dinge nicht gesehen habe ; dass er nämlich 
an dieser stelle nicht gesehen habe, dass hier von einem: dic ire 
clatus de amicilia gar nicht die rede seyn könne; dass er end 
lich hier nicht gesehen habe, dass er dus hier geläugnete sonst 
wo doch gesehen. ich fürchte sulches aber nur auf wink nad 
wort des herrn verfassers selber hin. Denn wie wir uum ass 
dem achten buche in das neunte und zwar zu jener, wie wir 
hörten, von Pansch mit unrecht beargwölhnten stelle comment. p. 
302 hingelungen, so lesen wir zu ὃ. 6 ἐν ἀρχῇ γὰρ εἴρηται: 
haec verba secundae debentur manui! und das gleiche zu §. 7; 
und ehe wir noch in dasselbe hinübergelangen, ersehen wir as 
dessen schwelle, es bilde überhaupt mit dem achten buche aicht 
zusammen einen aufsais, sundern das neunte buch bestebe 
aus ursprünglich selbststandig und separat erschienenen thesen 
über die freundschaft 26). Ersteres ist aber ja grade das, was 
Pansch wollte und nicht durfte; letzteres gränzt aber gradezu 
an das mährchenhafte! Denn unter allen büchern der ethik und 
politik giebt es kein zweites, welches so oft mit ausdrück- 
lichen worten in rückweisungen und hindeutungen auf das spä- 
tere sich als theil eines grösseren ganzen von anfang au 2 
erkennen giebt. — Und dennoch, und bei alledem, sagt der herr 
verfasser; und giebt einen beweis, und zwar solch einen beweis, 
uf dubitars non possis 1.1. p. 288 27); nämlich ein citat im drit- 
ten capitel, welches mit den worten ἐν ἀρχῇ auf das erste ca- 


25) cf. Comm. p. 268 zu L. VIII. 9: Ex hoc loco probare voluit 
Panschius . . . . posea — — cum hi libri Vill et IX Nicomachi 
opera unum in corpus coaluerint, tum demum interpolatos fuisse eos 
locos, in quibus ἐν ἐρχῇ de initio lotius operis intelligendum sit, exempli 
gratia IX. c. 9. §. 6. — Sed si hie tractatus de amicitia, ul equidem ar- 
bitror, iam eo fine conscriptus ‚fuit, ut in unum corpus cum reliquis de 
moribus tractationibus coalesceret, non video, cur ἐν ἀρχῇ ab ipso auctore 
ubique profectum non ulrumque sensum habere possit — — — Sche- 
dulae enim eius praeleciionum partis, quae amiciliam tractabat, rogalu 
cuiusdam discipuli in lucem ut tractatus singularis editae fuerunt. 

26) cf. p. 281. Lib. IX. C. 1. Est igitur illad posterius de amici- 
tia volumen inscriptum apud Diogenem ϑέοεις φιλικαί, cum prius περὶ 
φιλίας nominetur: p. 282, — altuli ralionem, cur alter hic de amicitia 
tractatus, quippe qui ϑέοεις conlineal non eo fine ab Aristotele fueri 
conscriptus, ut in corpus Ethicorum reciperetur, etsi haud absurde hoc 
fecerit, qui totum opus in unum corpus redegerit. Ibid. p. 282: Hae the- 
ses separatim divulgatae fuerant. 

27) p. 286. Cap. 3. §. 1. ἐν ρχῇ] Initium iam non est totius de ami- 
cilia tractatus — (bier wieder einmal ein totus tractalus!) neque adeo 
Ethicor. Nicomacheorum, sed huius ipsius libri c. 1. §. 4, ita ut has 
theses separatim edilas esse, dubitari non possit. 


Jahresberichte. 871 


pitel zurückverweist. Ich will den herrn verfasser hier nicht 
fragen, wo denn die übrigen acht oder neun citate dieses buches 
bleiben sollen, will ihn nicht wegen seines ausdrucks auf Krische: 
Jenaer literaturzeitung 1836, n. 15, verweisen ; sondera statt dessen’ 
Drittens: sum verhältniss der Magna Moralia zu der Eth. ad 
Nicomachum übergehn. Mit dem commentar des verfassers in der 
hand lässt sich über dieses verhältniss aber, so weit ich folgeu 
kanu, folgende dreifache ansicht, wenn nicht beweisen, doch zur 
wahrscheinlichkeit erheben: erstens die Magna Moralia sind eine 
von einem schüler des Aristoteles aus dem gedächtniss aufgeschrie- 
bene vorlesung des Stagiriten ?®); sie sind zweitens eine unter ver- 
gleichung der Nikomachischen und der Eudemischen ethik von einem 
schüler des Aristoteles abgefasste redaction 2°): drittens die Magna 
Moralia sind weder eine aus dem gedächtniss, noch nach ver- 
gleichung der audern ethiken von einem schüler des Aristoteles 
aufgesetzte sittenlehre, sondern eine epitome 5°) aus den. eigent- 
lichen Magnis Horalibus die freilich inzwischen verloren gegan- 
gen, und dabei zugleich, wie es scheint, eine epitome aus de 
Nikomachischen ethik u.s. w. ΄ 
Es ist oben dieser commentar nicht nur ein seiten- sondern 
auch ein gegenstück zu Fritzsche’s ausgube des Eudemos ge- 
nannt. Ihren kritischen leistungen nach dürfte solches wenig- 
stens von einer seite aus unbedingt gelten. In jener ausgabe 
überall beweise einer grossen belesenheit im Aristoteles, eines 
sehr oft glücklichen scharfsinnes, und eines eifrigen, sorgsamen 
auf diese arbeit verwendeten fleisses; was dabei den verfasser 
dennoch zuweilen von der rechten spur und fährte in seinen kri- 
tischen untersuchuugen ablenken mochte, das schien vor allem 
in einer gewissen vorliebe und eingenommenheit desselben für 
eine bestimmte art der lösung der hier vorliegenden probleme 
seinen grund zu haben. - In letzterer beziehung aber wenigstens 
glauben wir bei h. Michelet dem entgegengesetzten extrem zu 


28) Ib. p. 1. Verisimilior — — cum etiam Eudemas discipulus aliam 
Aristotelis — — — praelectionem ia ordinem redegerit et publici iuris 
fecerit. — Nec alia est Magnorum Moralium conditio, ratio, finis: ib. p. 
226 Aristotelia sententiam discipulus (M. M. Il. 6) praelectionem ni- 
mirum memoriler tenens ita aperit. 

29) Ib. p.291. ad Eth. Nic. IX. 4, Auctor M. M. (id quod memo- 
ratu dignissimum) utramque expliestionem claris verbis proponit — Con- 
di»cipuli (Eudemi ) igilur interpretetionem agnoscit, sed magistri senten— 
tiam (E. N. IX. 4.) priore loco proponit. 

30) Ib. p. 343. ©. 22. Schlusssatz: Transit auctor ad Politica uno 
tenore. Post haec verha Vratisl. addit: zödog τῆς ηϑικῆς τοῦ Agororidone: 
Mb. τέλος "Ayıororilong ἡϑικῶν μικρῶν νικομαχεέων,ς quae satis bene cum 
titulo Magnor. Moral. weydeor Μικομαχεέων conrenirent, quem exhibent 
Bekkerian. codic. Q. Mb. cum Barocciano 70 et Palatino 165, nisi plu- 
rimis locis M. M. epitome potius Nicomacheorum quan amplificatio vide- 
rentur. Quae difficultas aliter soloi non potest, nisi putemus, M. Moralium 
nun ipsum textum, sed epilomen tantum nobis servalam esse. 


24° 


- 


973 Jahresberiabte. 


begegnen. Auf dem ganzen gebiete jener probleme scheint ὦ 
ihm se siemlich einerlei, ob es so oder anders sei. Aus de 
vogelperspective des philosophischen systems verwandelt sich ta 
jedes: aut-aut der kritik, in ein sive-sive/ Das ist keine ne 
suation, zum wesentlichen theil sagt er es selbst schon im ar 
fange seines commentars *'). Und dass auch solche betrec- 
tangsweise im allgemeinen und für viele ihr gntes recht babe 
kana; wer möchte es leugnen? Die schwierigkeit ergiebt sic 
erst dann, wenn man bei solcher ansicht dennoch selbst kritisc- 
erläuternd nicht etwa nur einen commentar, sondern, wie de 
herr verfasser, einen mustercommentar zu liefera verkeise: 
quod utinam exemplum alii sequantur 52). Einen mustercer 
meotar endlich eines philosophen über den andern! Denn so gt 
wiss es alberne eitelkeit seyn würde, wenn die pbilologie, »* 
mentlich den schriften eines Aristoteles gegenüber, sich auf de 
isolirschemel zünftiger suffisanz glaubte stellen, und die gre 
ssen verdieuste der speculativen wissenschaften auch um δὲ 
glaubte ignoriren zu dürfen, welche ihr ja doch im grande se 
ber erst den ein- und zutritt zu dea schatzkammern des Si» 
giriten wieder eröffnet, und seine trotz alles linguistischen rüst 
zeugs so lange mit sieben siegeln verschlossenen bücher erst 
recht verständlich gemacht haben: eben so gross scheint dem 
doch auch auf der andern seite die vermessenheit, sey’a nun εἰ 
nes philosopben oder historikers oder poeten, sey’s nun eine 
pbilosophische oder poetische oder historische schrift aus dem 
alterthume heut zu tage erklären zu wollen, wenu er nur für die 
in ihr specifisch enthaltene philosophie, historie oder poesie εἰμ 
theilnahme mitbringt; die sprachlichen, zeitlichen, örtlichen sad 
historischen verhältnisse aber, unter welchen sie zuerst ans licht 
getreten und uns später erhalten worden ist, ihm so gleichgäl 
tig geblieben sind, dass er sich in betreff derselben nicht eiamal 
die mühe hat gegeben oder das interesse abgewinnen mögen 
über sie, wenn auch nur für die dauer jener kritischen interpre 
tation, eine bestimmte, in sich zusammenstimmende ansicht und met 
nung zu hegen oder zu bekommen. Die verkennung dieses einfa- 
chen satzes scheint uns aber mit einem wort das πρῶτον werdas 
des ganzen commentars, in dessen kritischem theile wir wenigstess, 


31) Schon auf der zweiten seite der titelerklärung überkömmt dem 
berrn verfasser die langeweile bei der ersten berührung eines kritischen 
problems: Piget hic repetere aliorum measgue ipsius rationes, quibus optime 
ture prae ceteris Nicomachea Ethica genuinum Aristotelis opus vocari 
possint; und schon vorher erfahren wir, dass die ganze kritische | 
nach den grössern oder geringern ansprüchen dieser werke auf onmitie- 
bare abstammung von Aristoteles im grunde eine bagatelle sey. Ad 
quid ezile igitur revocelur quaestio, quodnam sit genuinum Aristotelis 
opus, vides. — 

32) Cf. Praef. p. xu. 


Jahresberichte. : 873 


bei aller hochachtung vor den namhaften leistungen des herru 
verfassers auf andern gebieten der wissenschaft, und trutz der 
nöthig gewordenen zweiten auflage, von seiner seite doch nur 
eine μεεάβασις εἰς ἄλλο γένος zu erkennen im stande sind. 


Die schrift des director Pansch, in demselben jahre mit Spen- 
gel’s schrift erschienen, stimmt ohne die letztere zu kennen im re- 
sultate wesentlich mit dieser zusammen. Ihre aufgabe beschränkt 
dieselbe selbst p.4 hauptsächlich auf die beweisführung, dass aus 
dem grossen formellen unterschiede der Nikomachischen ethik und 
der Magna Moralia die verschiedenheit ihrer verfasser mit noth- 
wendigkeit sich ergebe (Genus scribendi et omnis dispulandi ratio). 
Dieser beweis wird mit umsicht geführt aus der oft unverbilt. 
nissmässigen kürze (p. 9), der populären nachlässigkeit (p. 9.), ver- 
worrenen darstellung (p. 12), vergesslichkeit des verfassers (p. 
10) und geschmacklosigkeit (p. 14), woran sich bemerkungen 
über verschiedenartige auffassung in der ideenlehre (p. 10) und 
in der lehre von der ἡδονῇ schliessen; theils aus dem gebrauch 
einzelner wörter, phrase und wortformen (p. 13 οἴδασι, p. 14 
διὰ tt, φησί, p. 11 ὑπόληψις, τέχνη) welche weder mit des 
Aristoteles sprachgebrauch noch zu seiner zeit zu stimmen schei- 
neu. Auch ihm ist der verfasser ein peripatetiker späterer zeit 
(p. 12), die schrift aber wesentlich entstanden als epitome aus 
der Nikomachischen ethik: p. 15. 


Ausser diesem beitrag zur orientirung über diese noch im- 
mer so wenig in ihrer eigenthümlichkeit beobachtete schrift er- 
innere ich mich unter den hierher gehörenden schriften nur in 
der „über den gerechtigheitsbegriff des Aristoteles, von dr. Fechner 
1855” eingehendes gefunden zu haben, namentlich in der wie- 
derholten hinweisung auf die in der behandlung jener lehre statt- 
findenden differenzen zwischen den Magna Moralia und der Niko- 
wsachischen ethik, und der ausdrücklichen erinnerung, dass um 
derselben willen diese lehre in den Magna Horalia nicht könne 
aus den büchern der Eth. ad Nicomachum geflossen sein: p. 29. 
30. 35. 39. 41. 


Die erwähnung endlich des buches von Jelf leitet uns hier, 
wo es sich allein um die kritischen leistungen handelt, am be- 
quemsten zugleich hinüber zu der dritten, oben bezeichneten 
classe der betreffenden schriften, also zu derjenigen, in welcher 
die ethischen werke des Aristoteles nur als ein theil eines grö- 
sseren ganzen in der gesammtheit seiner werke oder seines phi- 
losophischen systems mitbehandelt worden sind: sie sind: 


1. Aristotelis opera omnia. Graece et latine. Parisiis. Am- 
bros. Firmin. Didot. Il] Voll. 1848—1854. 

2. Valentin. Rose, de Aristotelis librorum ordine et aucto- 
zitate. Berolini. 1854. 8. 260 seiten. 


374 Jahresberichte. 


8. Aristoteles und seine akademischen zeitgensasen von Chri- 
stian Augnst Brandis. 2. hälfte. 8. Berlin, 1857. 


Mit der Pariser ausgabe zusammen betrachten wir Jelf’s aus 
gabe. Denn so verschieden auch der umfang und. der nächste 
zweck beider werke, so gleichartig erscheint, wenigstens für die 
gegenstände unsrer betrachtung, der standpnukt und das resaltat 
ihrer kritik. Schon oben ist der anerkennung erwähnung go 
schehen, mit welcher die leistungen der neuesten, deutschen kritik 
in jener Didotschen ausgabe zur textesverbesserung der Endeni 
schen ethik und der Magna Moralia benutzt worden sind. Die 
spuren einer solchen anerkennung dürften sich aber noch vid 
weiter in jenem werke verfolgen lassen. Selbst spricht sich diese 
ausgabe bekanntlich nirgends über den ihrer recension zu grusk 
liegenden text mit bestimmtheit aus 55). In ibren ethiken aber 
(Vol. Il, p.1—242) sind mir bei einer ziemlich umfassenden ver. 
gleichung nur folgende vier arten von abweichungen von dem Bek- 
kerschen texte aufgestossen. Erstlich die bereits erwähnte bens- 
tzung der conjecturen von Spengel und Bonitz. dann die beigabe 
neuer conjecturen durch den gelehrten herausgeber in der vorrede 
zum zweiten bande. Zweitens die ausmerzung der offenbaren 
druckfeller im Bekkerschen text, wie 1119a 11, 11388 13, 
1136a 18 u. 5. w., und eine oft wohl mit recht vorgenommene 
veränderung seiner interpunction; z. b. 1133a 13 Bekk. p. 58 
v. 15 Did.: p. 1129b 11 Bekk. p. 53 v. 7. Did.: p. 1184b 11 
Bekk., p. 60 v. 21, Did.: p. 1136a 18 Bekk., p. 62 v. 32 Did: 
Endlich finden sich hier und da auch noch andere abweichungen: 
τ b. 1131b 5: ὁ A ὅρος, bei Didot p. 55a 50 ohne artikel; 
1130a 6 avzor, bei Didot p. 53 v. 39 αὐτὸν; Eth. ad Nicos. 
1,9 Bekk. συμπαραλαμβάνουσι, bei Didot συμπεριλαμβάνουσι; 
Eth. Nicom. VII, 13 Bekk. ὁμολογήσαι 3 ar, Didot ὁμολογῆσαι 
δ᾽ ar; Eth. Nic. IX, 2 κάλλιον ov, Didot nur κάλλιον as.w. | 
Da aber die beiden erstgenannten beispiele gleich in den nächst. 
folgenden zeilen der Didotschen ausgahe durch exact genaue auf- 
nahme der Bekkerschen lesart im völlig gleichen gedankengenge 
sich unverkennbar als druckfehler verrathen, uud auch jene übri- 
gen kleinen abweichungen sich nirgends weder durch äussere 
beglaubigung, noch durch innere gründe besonders zu empfehlen 
scheinen, so sind sie wohl nur versehen. Demnach kann der 
hier gelieferte text der ethiken wenigstens im ganzen und alk 
gemeinen ein mit sorgfältiger revision verbundeuer abdruck des 
Bekkerschen textes genannt werden. 

Ein gleiches verhältniss der abhängigkeit von demselben 


33) Vol. I. Praef. p.6. Nur im allgemeinen: Ex more nostro Graeca 
fidelissime repraesentavimus secundum optimos manuscriplos constitula, 
paucissimis tantum in locis — — aliquid ex coniectura mutantes, 


Jahresberichte. 875 


texte spricht aber die Oxforder ausgabe der Nikomachischen 
ethik offen aus 5*). Bei der unverkennbaren bestimmung dieser 
ausgabe zum gebrauch der in Oxford studirenden ist aber in die- 
ser ofinen darlegung ein interessantes zeugniss nicht nur über 
das persönliche urtheil des herausgebers, sondern auch andrer 
gelehrten in England und selbst in Oxford zu finden in betreff 
der vorzüge dieses textes vor der Cardwellschen recension. Auch 
dürfte die bemerkung für Deutschland nicht uninteressant seyn, 
dass grade um jener bestimmung willen aus methodisch didakti- 
schen gründen, trotz der nicht geringen zahl guter, erklärender 
aomerkungen (text 240, anmerkungen 230 seiten), aus diesen 
noten dennoch alle kritik so gut wie völlig entfernt worden 55). 
Nur selten stösst man desshalb, wie p. 160 und p. 177 auf eine 
bemerkung, welche die wahl der lesart, noch seltner, wie p. 176, 
auf eine, welche die probleme der höheren kritik betrifft. Dess- 
halb ist es denn auch von meiner seite nicht vorliebe für eigne 
hypothesen, sondern wirklicher mangel an anderweitiger auswahl, 
wenn ich als einzelnes beispiel der letztgenannten art die dort, 
p- 176, befindliche vertheidigung jener vielfach verworfenen er- 
sten abhandlung über die lust Vil, 11—14 nenne und die betref- 
fende note als probe der bündigen sprache in diesen anmerkun- 
gen ibrer ganzen ausdehnung nach unter dem text beifüge 5°). 


Zu einem gleichen verfahren sehe ich mich bei besprechung 

der schrift von Rose veranlasst; wenn auch zum theil aus andern 
ründen. Denn während diese gelehrte, in ihren resultaten sonst 
vielfach höchst eigenthümliche schrift bei unsern drei ethiken 
fast in allen stücken den von Spengel ermittelten resultaten bei- 
stimmt, und nur die bisherige stellung des s. g. achten buches 


34) Preface p. 8. The reading given is almost that of Bekkers. 


35) Pref. p. 9. | hare not leaded the text of notes with various 
readings. — — — J think they belong rather to the poets than to the 
philosophers. — — In the latter there is sufficient scope for the cri- 
tical faculty in the subject and the arguments, and the introduction of 
wuoimportant aud formal points of crilicism would rather call off the judg- 
ment from its more important sphere ia the contents of the book itself. 


36) 1 1. p. 176: lib. VIN. cap. ΧΙ. (115): Having discussed and ex- 
plained the nature of «xyaaia and iyzycre«, he now proceeds to ἡδονὴ 
sod Atay as the motive causes of buman action, while in the tenth book 
he rather considers them in their relation to and connection with the 
end erdapovia. — Und unmittelbar dainach: (116) The fact that Ari- 
stoteles discusses the question again in the book X and goes over, in 
many points, the same ground as here, has led some to suppose, that 
there last chapters have found their a from the Eudemisn Ethices 
(in which they occur verbatim) to their place, but the distinction given 
in the last note will point out a difference in his way of looking at 
pleasure and, pain in this book and the tenth, while their close connec- 
tion with ἀκρασία will suggest a sufficient reason, why he should have 
introduced them bere. 


376 Jahresberichte. 


der Eudemischen ethik gegen ihe (mit Fischer und Feitzeshe) 
vertbeidigt 572): erklärt dennoch auch sie sich, im widersprec 
gegen alle drei, für die echtheit jener schinssabhandlung über 
die last am ende vea |. Vil der Eth. ad Nicomachem. Da id 
aber die begriinduag dieser ansicht in der sprache des h. ver. 
fassers sicht völlig zu fassen, und se weit ich sie zu fase 
glaube, sicht ganz zn billigen vermag, würde ich bei dem inter 
esse und der wichtigkeit des problems, demselben hier gleich 
falls gerne zur führung der eignen sache das wert überlasses, 
wenn es bei der ausführlicbkeit der erörterung zulässig wire. 
Daher begnüge ich mich, statt dessen den anfang jener begris- 
dung unten snzuführen 58). 

Wir schliessen aber endlich diesen ersten artikel unse 
rundschau mit einer kurzen erwähnung der eben erschiesese 
zweiten hälfte des werkes von Brandis, mit einem werke des 
nach, das nicht nur, wie hier, durch die zeit seines erscheinens, 
sondern für lange zeit durch den werth und die bedeutung seines 
gehalts vor allen geeignet sein dürfte, manche kritische erérterueg, 
wie auf manchem andern, so auch auf dem gebiete der Aristetel- 
schen litteratur endlich einmal zum abschluss zn führen. Zwar 
bat auch bei diesem werke der eigentliche zweck und die mm 
fangsreiche hauptaufgabe des: werkes die selbstfolge mit sich gr 
führt, dass der eigentlich kritische theil im ganzen nur als mit 
tel und vorbereitung hat betrachtet werden können, und die kri- 
tik der einzelnen schriften zuweilen sich mit der angabe der re 
sultate und der blossen andeutung der begründenden pramisses 
hat begnügen müssen 59). Dabei geschieht solches jedoch x. b. 


37) 1. 1. p. 122—125. 

38) 1. 1. p. 122 gegen ende: Ethica autem (Nicomachea) Spengelio 
adversatus integra credo et duplice illa de voluptate disputatione ralione 
etsi non necessaria tamen aplissima ab ipso Aristolele revera instruele: 
priori enim quaestione, utrum bona sit an mala voluptas (7. 12 ef. 7. 15. 
1154 b 33) ita diremta, ut distinctione facta utrumque negetur(?), omais 
ethicae virtutis, quae circa voluptates versatur et segritudines maxime- 
que quse praecedit intempersniiae natura(?) in libidinis affectusque me- 

iocritate, al non in neganda voluptate posits stabilitur; postea vero sot 
iam de voluptalibus quserilur, quae bonae sint quaeve malae, sed pe- 
linus de ipsa voluplalis nalura, quae non sit in qualitete posita, 
definitione tali ul non sit γένεσες ut volebant Platonici secundum Phi 
bum, sed motus el actionis finis; qua quidem definilione praeparater 
illud et comprobatur, quo universa iam ethica doctrina perficilar: τὸ 
νέλος τῆς ἡϑικῆς optinum esse affectum sc. voluptatem illam, quae opti- 
inae aclionis el virlutis finis est el τῆς εὐδαιμονέις fundamentum (?) cet 

39) Frans Biese: die philosophie des Aristoteles in ihrem innere ὃν» 
sammenhang 2 th. Berlin 1842: spricht sich, wie es scheint, unbekasat 
mit der damals erst eben erschienenen untersuchung van Spengel, ia 
einer anmerk. v. p. 296 —300 über das verhältniss der drei ethiken da- 
hin aus, dass die Nikomachische ethik vom Aristoteles selbst verfasst, 
die Eudemische „wahrscheinlich nach vorträgen des Aristoteles vom Ee- 
demus aufgezeichnet”, und als eigne schrift von demselben redigirt wor- 


Jahresberichte. 472 


bei uusrer frage in dem umfange und mit der vollständigkeit, 
‘dass nieht nur von p. 1346—1566, also fast durch die ganze 
darstelluag der Aristotelischen sittenlehre, fast auf jeder seite 
:einzelne kritisch wichtige und bedeutsame winke, selbst fiber die 
conjecturen der neuesten texteskritik gegeben werden; sondern 
dass von p. 1523—1567 die darstellung ausschliesslich bei einer 
eingehenden erörterung über den schriftstellerischen charakter, 
die gliederung, die eigenthümlichkeit, die echtheit, die herkunft 
und die abfassungszeit dieser drei ethischen werke verweilt 40). 
So schliesst sich demnach dieses werk auch als kritische leistung 
auf dem gebiet der Aristotelischen ethik den bedeutenden arbei- 
ten der vorausgehenden periode, den leistungen eines Schleier- 
macher und Spengel ebenbürtig an, und stellt sich namentlich 
denen des letzteren fast überall zur bestätigung und tieferen be- 
gründung an die seite. Denn in allen hauptfragen finden wir 
bier beide männer vollkommen einverstanden; sowohl was die 
verfasser jener drei ethiken anbetrifft *!), als über den zweck *2) 
und die zeit ihrer abfassung 45). Ebenso ferner über das ur- 
sprüngliche und volle anrecht der Nikomachischen ethik auf den 
eigenthümlichen besitz jener drei, ihr mit der Eudemischen ethik 
jetzt gemeinsamen hücher, V. Vi. Vil **). Dass aber solche ein- 
stimmigkeit unsre Nikomachische ethik vor ferneren auflösungs- 
und scheidungsprocessen, wie sie dieselben in der letzten zeit 


den sei, nach „jenem streben der peripatetiker über sulche gegenstände, 
die ihr lehrer behandelt hatte, auch schrifien zu verfassen, und vorzüg- 
lich schwierige stellen umschreibend zu erläutern.” Die grosse ethik ist 
ihm noch ein auszug aus der Nikomachischen. — 

Eduard Zeller: philosophie der Griechen. Il. Tübingen 1846: be- 
rührt die ganze frage nur in einer anmerk. p. 503 unter vollkommener 
beistimmung za Spengels „ausgezeichnet gründlicher untersuchung.” 

40) Gliederung und grundriss der Nik. eth. 1523— 1551: echtheit der 
Nik. elh. b. 5. 6.7. p. 1155—1156: eigenthümlichkeit der Eud. eth. 1557 
—1563: stellung ihrer letzten drei capitel oder ihres 8. b. 1563—1566: 
die M. M. nach ihrer entstehung und zeit der abfassung 1566— 67. 

41) 1. 1. p. 1555. über Aristoteles als verfasser der Nikomachischen 
ethik p. 1558, über Eudemus als den der Eudemischen ethik ibid.: un- 
möglich sind nach ihm die Eudemische ethik und die Magna Moralia von 
Aristoteles, nicht wegen vermeintlicher — sondern wegen des 
epigonenartigen in ihrer behandlung des gleichen gegenstandes. 

42) |. I. p. 1557. zweck des Eudemos: „den fusstapfen des lehrers 
treu zu folgen, und ohne gleichmaass in der behandlung anzustreben”, 
. nur darauf bedacht „bald kürzer, bald susführlicher in die untersuchung 
einzugehn, je nachdem die lehre des meisters mehr oder minder der er- 
läuterung bedürfiig schien.” 

43) 1.1. p. 1567. aus der sprache und auffassung kann man bei den 
Magna Morslis mit wahrscheinlichkeit schliessen, dass sie nicht aus der 
zeit der ersten peripatetiker stam:nen. 

44) 1. 1. p. 1556: „wir müssen uns hier begnügen unsre (durch Fi- 
® schera und Fritzsches versuche nicht wankend gemachte) überzeugung 
aurzusprechen, dass jene drei gemeinsamen bücher der Nikomachischen 
ethik angehören”, u. 5. w. u. 8. w. 


378 Jahresberichte. 


mehrmals bestanden hat, für die zukunft bewahren werde, dir- 
fen wir wohl um so bestimmter hoffen, weil der verfasser as 
dea wenigen stellen, wo auch er, entweder einverstanden mit, 
oder im widerspruch gegen Spengel, eingeschobene partieen ia 
der Nikomachischen ethik anerkennt, wie z.b. V, 15. Vil, 11— 
14, dennoch sich auf das bestimmteste gegen alle und jede be 
weiskraft dieser stellen für die versetzung und vermengung die 
ser ethik mit ursprünglichen bestandtheilen und bruchstücken aus 
der Eudemischen wiederholentlich erklärt *3). 

Mit diesem resultate glaube ich aber diesen ersten artikel, 
bei dem umfange zu dem er herangewachsen, abbrechen zu mür- 
sen. Und so viel er auch noch aus diesem werke unerwabat 
gelassen, was von der grössten wichtigkeit in der bier erörter 
ten frage *5); so meine ich das bei diesem werke um so leichter 
thun zu dürfen, in der festen überzeugung, dass doch niemand, 
der sich für die bier behandelten gegenstände interessirt, bei 
einem werke von solcher wichtigkeit sich an einer solchen, weas 
auch etwas weitläuftigeren relation würde genügen lassen. 

Plön. ‘ J. Bendizen. 


45) Zu V, 15, p. 1438 „dass dieses capitel, mit solchem zurück- 
greifen auf früher erérterte fragen, dem Aristoteles nicht zuzatrauen ist, 
leuchtet ein. — — — Sollte auch Eudemus, wie Fischer und Fritzsche 
wollen, der verfasser desselben sein, so könnte es doch nicht far ein 
wohlausgearbeitetes stück jener verlornen abhandlung des Eudemus gelten.” 

Zu VII, f1—14. p. 1508. „dass diese abhandlung von der lust neben 
der ungleich gründlicher ausgeführten im X. b. nicht bestehen könne und 
letztere an der geeigneien und von Aristoteles beabsichtigten stelle siehe 
(IX. 9) kann nicht zweifelhaft sein. Ob jene aber dem Eudemus ge- 
höre, —, oder ein vorläufiger aus den papieren des Aristoteles bervor- 
gezogener und von dem herausgeber nach dem vorgang des Eudemus 
dem abschnitt von der enthalisamkeit angereihter entwurf sei, wage ich 
nicht zu enischeiden. Für unmöglich halte ich letzteres nicht.” „Keia 
widerspruch in der lehre, sondern nur verschiedenheil”; — „der ent- 
wurf hier nicht zu ende geführt.” — „Sollte der fragliche abschnitt dem 
Eudemus angehören, so ist schwer zu erklären, theils wie er, — — — 
an die stelle der volliommneren abhandlung des X. b. diese unvoll- 
hommoere uad jene in keiner weise aufzuhellen geeignete zu setzen sich 
veranlasst gesehen haben sollte (denn ihm abkehr von der strengen Ari- 
stotelischen lehre zu einer laxeren beizumessen, sind wir durchaus nicht 
berechtigt), theils wie dieser einzelne in den Aristotelischen text gekom- 
men sein sollte, ohne dass das ganze 7. b., ja ohne dsss alle 3 der ethik 
des Eudemos ursprünglich angehörten.” 

46) Als einzig namhaften differenzpunkt zwischen Brandis und ὃ 
gel nenne ich hier schliesslich die stellung des s. g. 8. b. der Eud. eth, 
welche Brandis vertheidigt p. 1565. 


II. MISCELLEN. 


A. Mittheilungen aus handschriften. 


11. Variae Lectiones e codicibus Ciceronianis excerptee. 


1. Codex Abrincensis. 


Codex Abrincensis librorum quos Cicero de Oratore scripsit 
partes continet has: I], 5, 19 sum Catulus — 12, 50 obturgako, 
cohoriatio: 14, 68 scrip|serunt voluerunt — 22, 90 exprimat: 22, 
92 quid enim causae — 60, 245 cadere possunt: 71, 288 col- 
liguntur a Graecis — 111, 5 17 est admo[nitum: 28, 110 son 
wt ture — : in fine libri tertii legitur: M TVI.LI CICERONIS 
DE ORATORE LIBER TERTIVS EXPLICIT. Sequitur Ora- 
tor, cuius bae partes in codice exstant: 26, 91 aliquan[toque ro- 
bustius — 57, 191 trochaeum quod enim: 69, 231 sem[per ver- 
seur — suscepisse. Est codex membranaceus, formae quartae 
quam dicuut, a duobus viris, ut in adnotatione ad |. Il, 57, 233 
accuratius iudicabitur, linguae latinae non plane ignaris ab exem- 
plari lacunoso descriptus, quem Abrinciae a. MDCCCLII ego una 
cum Schneidewino ad editionem ab eodem Schneidewino Brunsvigne 
a. MDCCCXXXIV curatam diligenter contuli. Codicem ad eam 
familiam quae ex Erlangensi secundo et ex Lagomarsiai codici- 
bus Riccardianis et Laurentianis numeris 2. 4. 13. 32 notatis 
censtat, pertinere hoc loco monuisse sufficiat, cum alio tempore 
de libri pretiosissumi fatis et lectionibus copiosius disputare in 
auimo habeam. Codicem litera A signayi. 


Lib. 1]. disputationem 
Cap. 5, §. 19 snopportunum)] uum in portunum 
sec tamen| tamen A. om. his} iis 
§.20. sum] aliquid post m era- $.21. palestram 
sum est. sedis 
ubi sunc ambulamus exercitationis causa invenisse 
palestra seculis | 
sessionis his) iis 
Graecorum quom ἢ) 


1) In secundi libri fragmentis cum eoniusclio plerumque quom seri~ 


380 


teneant| timeant 

maxumis 

gravissumis 

uctionis, n supra scripla ab ea- 
dem manu 

relinquont 

gravissumae 

δ. 22. adsentior 

non conlentio) cuntentio aon 


Miscellen. 


lacunae signo post nomen Scae- 
vola posito subjecta sunt huec: 
non dixi secus ac sentiebem, 
dixi nam si inquam Seaevola. 
quom 


δ. 25. vos esse eos 


Lucilius) Lucius 
doctus| A om. 
ea quae scriberei) A om. 


quom neque se ab 
suum] meum se| A om. 
Lelium ab] a 
repuerescere intellegerent ?) 
quom alleri plus] A om. 
vinclis quo] de quo 
narrari scripsi 
Scevola fuit eniın 
6.23. se res habet] res sese habet doctissumus 
volucris Decumum 
effingere in litterarum, sed r ultimae syl- 
quom labae ab eadem manu in t 
negotiis forensibus mutala. 
gestiunt si sam] suiam 
cupiunt intellegi 
§.24. quod ego] ego quod repraehendi 
Scaevola δ. 26 disputationis] A om. 


inpedimus 5) 
partis 
iandudum et Cotta 


dixi nullum (signum lacunae) 
quid igitur] his verbis, quae in pa- 
gina prima ulama sunt, repetito 


bitur; cum reperitur 30. 75. 82. 110. 194. 195. 196. 211. 213. 226. 234 
239.242.365: qum 332. 362: v. de hac scribendi ratioue quae supra p. 304 
sq. disputata sunt el cf. not. 7. In tertio libro quom multo rarius, saepissime 
cum exaratur: nam cum exstat Ill, ©. 2. 3. 4. (ter). 6. 9 (bis). 16. 17 
(ter). 113. 115 (ter). 117. 123. 124. 132. 135. 138. 141. 144. 143. 146. 
147. 168. 169. 171. 176. 194. 195. 197. 201. 203. 213. 219. 225. (bie) 


in 

229 (bis): singulari modo III, 195: cn omni scriptum est. 
2) Hanc formam codex constanter praebel: notavi hos locos: 11, §. 
25. 45. 61. 65. 77. 85. 92. 95. 139. (bir). 145. 232. 239. 243. 300. 305. 
328, 336. 358. 365. Hl, 110. 130. 155. 158. 166. 168. (bie). 169. 192 
195 (intellegentiam). 202. 226: cf. quae Osannus de bac scribendi ratiene 
dixit ad Cic. de Republi. IV, 1, p. 312. 
3) Praepositio in in compositis’ ante literam p multo saépius imms- 
tstur in libro Abrincensi quam servatur: adscribo verba el locos, ia 
quibus non mutata est: I, §. 26 inpedimus: 106 in ia: 324 inpell: 
327 inposita: 328 inposita: .36¢ inprudentem (vulg. imprudentis): 363 - 
pwlisset: III, 139 inpulis: 182 inpune: 185 inpressiones, inpolita; 205 ia- 
pulsio: 207 inprovisum: 223 inperiti: contra impedit exstat II, ©. 159. 
im ibid., impellitgue 185: impraessa (sic) 357: imperito, tmperite- 
rus 111, 175. 1953 semper imperisum, imperare, imperater, tmpeter etribitur. 


Miscellen, 


exspectat 
§.27. ommutescam . 
impetrabo 
quom 
condicione 
§. 28. adrisit 
quidem est 
est] A om. 
erat, suprascripla m ab: ea- 
dem manu 
e Graecis| et Gruecis 
litteris - 
8.29. sed quia tamen hoe 
dicendi| A om. 
8.80. postea quam 
adriserunt 
sciuntur| sequontur 
nam et] et A om. 
et ea dicimus quae nescimus} A om. 
alias 
iadem 
nos) non 
cum 
alias) alius 
quom 
quae ad| ad A om, 
§.31. ut ts putas) A. om. 
veritate ut tu putas quam nescio 
8.82. adfirmo 
excipiendas| explendas 
quom 
ezercitationem aut propier] A om. 
solare| nun arte 
at quasi) aut quasi 
§.33. uénam ut] utique nam ut 
videor videre 
ita} item 
possum 
ezponere| ex quirere 
oblectatiost 
δ. 34. orationis pronuntiatione] ora- 
tione 


4) Sie mazumis II, 21. 35. 72: 


381 


conchssione] confusione 
actor in] in A om. .. : - 
orator in) in A om. 
crebrae acutaeque 

quid] quod 

inlustrata 

geuere rerum 


enim] A om. 


res est 
ornata 


debet 


§.35. maxumis *) 5 


explicita 

et languentis] etiam guentis 
et effrenati moderatio) A om. 
a vitiis] abitiis ᾿ 
ornatius quis] ornatius qui 

merorem 

levare] levando 


§. 36. vetustatis 


immortalitate 

faciendorum aut deligendorum) 
legendorum 

dicit 

una] A om. . 


communes. Et si 


§.37. ea ratio] ea A om. 


tis] his 
cognovit 
optume °) 


$.38. medici 


aut si de 

scripserit aut dixerit 
putandast 

eo mulli etiam] emolumenta etiam 
consequontur 

quod’ 

quom 

quid] quidque 

quaeque doceant] A om. 
esse nihil 

munus] minus 


mazume 204. 353: mazumi III, 10, 


maxume (sic) III, 115: ‘sed maximus, mazime exstant It, 62. 60. 105. 192. 
182. 209. 211. 1228. 236: etiam io libro tertio: v. plura in aon. ad Il, 


ς. 61. JIL, 8. 1 


5) Eadem voribendi ratio comparet 11,6. 37. 39, 75, 86. | wo 


praestare 
optinere suum 
§.39. mihique] nihilque 
exclamen 
mihi vim] mihi A om. 
quom 
optume 
adsentior 
adsumpto 
§.40. expoliit 
M. Antonius 
abs te] ante 
tam] iam 
§.41. nobis] vobis 
loquitur 
atque in] in A om. 
quom 
primum 


δ. 42. in constitute] in A om. 


et definila| et in definita 
§.43. oranda) ornanda 
tactum| tractandum 
tlle ipse| ille A om. 
inlustravit 
minus est tamen 
§.44. quom a te est 
quecumque 
8.45. Κα his] ex iis 
omnia] ad omnia 


Miseellen. 


tis rebus] in rebus 

censor| censor in rasura: seri. 
psisse videlur librarius censura 

se pati non posse vinci 

intelleget 


§.46. forme 
ingeni ©) et ceterarum quae 
extranee . 
bene rebus iis usum 
quem] quidem 
quid magnifice quid pie] A en. 
quempiam| A em. 


§. 47. cur] gor?) 
inest] est 
rationem 
quoque esl] est A om. 


§.48. mihi etiam necesse 
. bribuno plebis) tr. pl. 
re publica] rep. 
rem publicam]| rem p. 
quom ᾿ 


8.49. uecessest 
viris] A. om. 
huiusmodi] eius modi 
etiam pars 
focultas ex ceteris rebus] A om. 


sumuntur] praecepta sumuntur §.50. diserta - 


sin!) δ᾽ 


paulo 


positis] poss, literae syllabae quom 


it subiectae erasae sunt. 


quam quae] quam que 
Ernestus a Leuteck. 


B. Zur kritik und erklärung der schriftsteller. 


12. Philologische thesen. 


Alla ta μὲν μῶσϑαι, ta δὲ δεικνύναι, ἄλλα δὲ ποιεῖν. 


Thracien und die kiiste Macedoniens sind die alten wohs- 
sitze des ionischen stammes in Europa. 


6) Forına ingeni exstat etiam 11, ©. 192. 111, 145: ingenii contra le- 
gitur un ht. 119. 175. 230. 343.344. 354: pluraapponamad St, §. MI. 


7) 


Osannus ad Cio. de Republ. praef. p. σι. 


Miseclien. - ses 


2. . 


Die Phäaken sind kein mythisches volk: ihre ursprüngliche 
imath Hypereia lag im gebiet von Troezen, von dort wurden 
: durch ibre vachbarn im Kyklopenlande Argolis verdrängt. 


Die epheteu in Athen sind beisitzer des ἄρχων βασιλεύς, 
eruı ist syncopirte form für ἐφεδέται, wie auch in Samos 
16 behörde hiess, s. Hesychius: ‘Eqedsza (schreibe sqederac) 
14 τις ἐν Zaup. 


4. 


Die böotische mundart ist ein äolischer dialect mit mehr 
er minder starker ionischer färbung: die historische überliefe- 
ng bestätigt vollkommen diese thatsache. Die mischung ist 
rigens nicht glücklich, daher der béotische dialect der unan- 
nehmste von allen. + 


5. Ä = 


Die griechische paläograpbie ist für die grammatische for- 
hung von grösster bedeutung: wichtige resultate wird beson- 
rs die untersuchung über die spiranten liefern. 


6. 


Die ältere epische poesie der Griechen kauate nur die for- 
ἢ Arpeiörs, Arpeior u. 8. w. nicht Azgetdny, ᾿Α τρείων. 


7. 


Die formen eins und zetog bei Homer beruhen lediglich auf 
sem missverständniss, Homer gebraucht nur εἶος und τεῖος oder 
sv und τῆος (welche von beiden formen die echte ist, wird sich 
hwer entscheiden lassen), erst in den jüngsten tbeilen der Ho- 
rischen gedichte finden sich ἕως und τέως. 


8. 


Die Andromache des Euripides ist in Argos aufgeführt und 
r Argos mit stetem hinblick auf die damalige parteistellung 
nes staates gedichte. Timocrates oder Democrates (Damo- 
ates) aus Argos, wahrscheinlich ein lyrischer dichter, brachte 
s stück zur aufführung. 


9. 


Die gedichte des Theocrit, in denen ein männlicher geist 
rescht, unterscheiden sich schon dadurch, ebenso aber auch 
rch die metrische behandlung von denen seiner nachfolger. 
mn den nachlass des Bion von den gedichten des Moschus zu 


884 Miseellen. 


sondern, bietet der dialect anhaltspunkte dar: Bion verliugset 
nirgends den einfluss seiner heimath. 


10. 


Hermes ἐριούνης oder ἐριούνιος bedeutet der eilende: vergl. 
die von Hesychius aus dem arkadischen und kyprischen dialect 
angeführten glossen ovsei, ouror, οὕνιος. 


11, 


Der musendienst stammt aus Vorderasien, der name bezeich- 
net quelinymphen, und Stephanus Byz. hat nicht unrecht, wena er 
sagt, die Lyder hätten mit diesem namen die uymphen bezeic- 
net. Vergl. Hesych. Maus‘ ἡ γῆ᾽ Avdoi, und Mov: τὸ ὕδωρ, 
wonach in ersterer stelle ἡ πηγὴ zu schreiben ist. Dass auch 
im ägyptischen Möd wasser bedeutet (Bunsen Aegypten p. 153), . 
wird dieser deutung keinen eintrag thun. 


12. 


Die reform, welche man mit der centurienverfassung des 
Servius Tullius vornahm, ist in conservativem sinne unternom- 
men, es war auf zeitgemässe fortbildung, nicht auf vernichtung 
jener grossartigen organisation abgesehen. In diesem sinne ent- 
zog man der ersten classe zehn centurien, die man wahrscheinlich 
der fünften classe zutheilte: Livius und Dionysius von Halicar- 
nass haben wie billig die ursprüngliche constitution geschildert, 
Cicero hat die reformirte zur zeit bestehende verfassung im auge. 


13. 


M. Tullius Cicero, nicht sein bruder Quintus, hat das ge 
dicht des Lucrez herausgegeben: darauf bezieht sich auch Pli- 
nius Epist. III. 15. 


14. 


Flora war nicht nur der geheimuame Roms (daher auch 
Konstantinopel 4+8ovce hiess), sundern Flora ist auch die ver- 
borgene schutzgottheit der stadt. 


15. 


Die Martiales zu Lavinum, ebenso die Veneris in Sicilies, 
und wohl auch andere anderwärts sind nicht als tempelactaves, 
sondern als freigelassene zu betrachten: die schenkung (ἐδώ 
catio) oder auch wohl der scheinverkauf eines sklaven an des 
tempel ist nur eine form der Manumissio. Es ist diess übrigens 
schwerlich ein altitalisches institut, sondern aus griechischen 
eiofluss herzuleiten. 


16. 
Aus donicum ist nicht nur danec sondera auch denique (desi- 


Miseotlen, 984 


que) gatatesden. Zn grunde liegt dum, woven ein adjectivum 
dunicus gerade so wie im griechischen δήναιος von δὴν gebil- 
det wurde. 


17. 


Die aufnahme der braut is die. familiongemeinschaft (das 
sccipere aqua ef igni) bestand darin, dass man die hoebzeita- 
fackel aus weissdors und einen feuerlrand vom beerde des bräu- 
tignms is reines quellwasser tauchte und mit diesem so geweih- 
ten wasser die braut besprengte. 


18. 


Bei den älteren lateinischen dichtarh, wo profercus mit lan- 
ger antepenaltima vorkommt, ist proplerous zu schreiben. 


19. 


Der grund, wesbelb die lateinischen dichter, verse wie 
Quem si tu abiicias formicis papaverem 

im ganzen vermeiden, ist bisher nicht erkaunt worden: er liegt 
nicht in der differenz zwischen wortaccent und versictus, soudern 
in der natur des vierten fusses im inmbischen trimeter u. s. w. 
Dieser fuss sollte eigentlich ein reiuer. iambus sein, indem man 
anch spondeen zulässt, erträgt man dies leichter, wo die lange 
sylbe den wortaccent nicht hat: ruht dagegen der accent auf 
einer langen sylbe, so wird das volle gewicht der läuge em- 
pfanden. Und ganz dasselbe gilt von dem zweiten fusse des 
iambischen trimeter, so wie von trochäischen versen. 


20. 


Die quantität der letzten sylbe war den Römern eigentlich 
gleichgültig, wie diess schon die gesetze der accentuation bewei- 
sen: indem man sie später fixirt, so hat maa von unbewusstem 
gefühl geleitet oft das rechte getroffen, oft auch fehlgegriffen: 
die quantität der endsylben ist wesentlich conventionell, ebendaher 
se oft achwankend, weil sie nicht auf iuneren principien ruht. 


21. 


Der sperling der Lesbia hiess Issa, es ist daher bei Catull. 
ll, 9 zu schreibeu: 
Tecum ludere sicut Issa possem 
Et tristis animi levare curaa: 
und ebeuso Ill, 6: 
| Nom mellitus erat suamgne norat , 
Issa tam bene quam puella matrem. 
(Wird fortgesetzt.) 
Freiburg. Theodor Bergk. 


Pbilologus. Xf, Jahrg. 2. 2% 


886 Misosilen. 


43. De seriptara nominum quorundam apad Hlonikium. 


Persuepe mibi Homeri carmina legenti subiit mireri, tee 
variis formis eorundem vocabulorum usus esse illos veteres epi 
cos qui, quum populo praecinerent sua carmina, sane sou pete 
erunt a vulgatis ac pepularibue vocum formis recetiere. Neqse 
enim illo tempore potuit esse diserimen peötiese cuiusdam δὲ 
vulgaris dictionis, quale post apad Atticos podtas ia lysicis dre 
matum partibus et in dialogo obtinuit: quod discrimes sen. potest 
esse natum nisi quum, prorsus formate omoium dialectoram ser 
mone, ex variationibus dialecticis, quae apud caeteras Graece 
rum gentes locum habebant Atticisque consuetudine innotuerast, 
quod ubique aptum videretur, poétae quadam: cum: licentia eli 
gere possent. Necesse igitur est, illo ipso tempore quo. Heme 
ridae (sive eos Homericos appellare mavis) carmina sua recite 
rent, veterem dialectum lonicam coeptam demum esse constitai, 
necdum fixis certove usa adstrictis vocabulorum formis poétas 
lonicos sive dilatarent sive etiam interdum contraberent ast pe- 
tius confunderent vocales, prout metrum posceret, plane eaden 
ratione qua et reliquos homines eius gentis in variandis voecabu- 
lis esse versatos. Kius rei exempla quum ubiqse obvia ziut, ne 
taedio sim lectoribus, afferre nolui. 

Sed quum Homerus nominibus Πηλείδης (Hl. I. 806) et Ih 
Aniadeo (1. I. 322) similibusque aliis pari vice utatur, querem 
alterum (quippe ex Πηλέος factum) contractum, alterum dilate 
tum est et amplificatum literis: per mihi mirum videtur, is one 
eademque voce simul et contractam et dilatatam formam usite- 
tam fuisse; id quod ut raro in quibusdam usu tritis vocibus est 
factum (quemadmodum υἱεῖ, N. XXII, 302, alias viet; “ρει XXl, 
112. 431, aliter ‘“Agrigaroy, etc.) in illis certe nominibus vulge 
non item potuit locum habere. Quare persuasum equidem habee, 
Homero prius vocabulum aon Πηλείδης, sed Πηλείδης sonuisse 
itemque ceetera patronymica “4τρεΐδης, Τυδεΐδης, Πανθοΐδης, Ihr 
Asioy ete. Ac confirmatur quam certissime haec mea ceniectars 
sane eo, quod literae e, oc harum vocum nusquam in διαὶ, sed 
semper in thesi versus leguntur. Itaque quum bene scrihater 
apud Homerum Πηλέος, quanquam λέος unam syllabam efficit οἱ 
eloquendo est contrahendum quippe in arsi positum (Il. 3. 489 
Διογενὴς Πηλέος υἱὸς πόδας ὠκὺς ᾿Αχιλλεύᾳ): quidni etiam scr 
bitur apud eundem Πηλεΐδης, Πηλεΐων, 'Arpelöny etc., "Agreis 
(pro 'Aeyeioı, ab Adros, “Ἄργεος; contra Καδμεῖοι, ab Κάδμος, 
ov, Hl. IV. 391: οἱ δὲ χολωσάμεδνοι Καδμεῖοι, κένεοβες inner, et 
Καδμείωνας 1]. XXII. 680; item ’Ersior, 1. ΧΙ. 744.), ’Aeye- 
φόντης, ἩΗρακλεΐδης (sed Ἡρακληείη, quod in hac voce facta ab 
‘Hoaxdneog, ἕη, δον, vocalis e in εἰ dilatata est) etc.: quibus in 
vocibus, quum & (et o:) semper in thesi legantur, certissimum 
est eas vocales pronunciando separatim fuisse elatas. 


Miseelien. 387 


Ac nescio an praeter patronymica omnis et aliquot nomina 
propria eadem scriptura etiam adhibenda sit in quibusdam aliis 
vocibus quippe quarum diphthongi nunquam nisi in thesi positae 
inveniantur. Ad id genus pertinent alndan (scribendum igitur 
mea sententia ἀληθεῖη, ab ἀληθής, eos; 6. g. Il. XXIII. 361) 
ἐγχείη (ab ἔγχος, δος) ἐλεγχδίη (ab ἔλεγχος, cf. 1]. XXII. 100. 
XXIII. 342. 408) χλειεός (ab κλέος, seog) ἀνδρειφόντης, πολυ- 
ἰδρείῃσιν (Od. Il. 346) πολυκερδείῃσιν (Od. XXIV. 167) βαϑυῤ- 
ῥείταο (Il. XXI. 195, ab ῥέος, ῥέεος, et ita ἀκαλαῤῥείτης et si- 
milia) κρείων (rex). Si ita scrihas genitivum κροϊῶν pro κρϑιῶν, 
5 voce xgsag (uamque etiam huius vocis syllaba xge ounqaam 
in arsi legitur): de duebus versibus ex meris spondeis conflatis, 
gui etiamaunc apud Homerum leguntur (exceptis hymuis, ubi est 
tertius, hymn. Ap. 31) Od. XXI. 15 et Od. XV. 334, posterior 
quidem iam sublatus erit: ac tertium, hym. Ap. 31, tollit scri- 
ptura ναυσικλείτη τ᾽ Εὔβοια: ita ut solus ille versus, Od. XXI. 
15, supersit corrigendus; cuius equidem non video medelum nisi 
velis scribere ξυνεβλήτην pro ξυμβλήτην. 

Et ne quis forte putet, illarum vocum eam fuisse naturam, 
ut non potuerit aliter constitui nisi in thesi diphthongus, quippe 
longa syllaba eam et praecedente et sequente, subieci ex pluri- 
pus locis, quos adnotavi, nonnullos ubi in aliis vocabulis, quae 
eandem prorsus habent mensuram, diphthongus tamen in arsi le- 
gitur. ita, ut iam supra dictum eat: Il. IV. 391. Kadueios; 
porro Od. V. 62: ἱστὸν ἐποιχομένη, χρυσείῃ κερκίδ᾽ ὕφαινεν; Od. 
XU. 256: πυνθανόμην ᾿Ιθάκης ye καὶ ἐν Κρήτῃ εὐρείῃ ete. 

Codicum vero manuscriptorum auctoritatem in hac re nul- 
lam esse unusquisque facile sibi persuadebit. Antequam enim 
iia carmina perscriberentur, vetus haec pronunciatio Πηλεΐδης 
ste. ita ebliterata fuit, ut literis iam non mandaretur. Sed po- 
teit illa ex diuturos oblivione etiamnunc erui, sedis, quam duae 
illae vocales iu versu constanter servant, babito respectu. 

Quam scripturam si docti probaverint, ism non praedica- 
bant bomines quidam inficeti in scholis suis Homeri artificium 
quoddam: qui, quum Il. Ill. 182 dicat: ὦ μάκαρ Aready, μοιρή» 
γενός, ὑλβιόδαιμον, ut illi quidem volunt, versum ita instituerit, 
ut, voce monosyllaba in initio posita, unumquodque deinceps sub- 
sequens vecabulum semper uua syllaba crescat: quale artificium 
prorsus indignum est simplici illo eodemque sublimi ingenio Homeri. 

Berelini. H. I. Heller. 


44. G. Hermann und Simonides. 


In den erinnerungen und eindrücken aus Griechenland, Basel 
1857, schreibt b. pr. W. Vischer an der stelle, wo er den Leo- 
sidas gegen die bezeichnung als einen „wüsten romantiker” mit 


25* 


888 Miscellen. 


fug und recht in schutz nimmt, nach anfibrung des berthates 
epigrammes s. 645 anmrk. wörtlich folgendes: „ich halte es für 
einen der grössten missgriffe von Gottfried Hermann, dass er 
dieses epigramm nicht des dichterischen geistes des Simonides 
würdig fand. Nach meinem urtheile ist es eines der schönste 
epigramme, die es überhaupt giebt, indem es die grosse that 
prunklos als einfache pflichterfüllung erscheinen lässt, wie das 
ganze spartanische leben es sein sollte.” Diesem tadel des 
grossen meisters, der doch sonst sicher ein feines gefühl für die 
schönheiten der griechischen poesie besass, scheint ein schlimmer 
gedächtnissfehler zu grunde zu liegen. Denn Hermann kat ἢ 
dem programm De officio interpretis, 1834, p. 12 (Opuse. Vi, 
108) gerade umgekehrt die vortrefflichkeit der Simonideisches 
dichtung gegen Cicero’s interpretation, Tuscul. I, 42, umstäsd- 
lich hervorgehoben und spricht dasselbe urtheil wie h. Viseher 
aus: „Nullum in his verbum est, quod non et necessarium εἰ 
maxime proprium sit” — und: „propter hanc ipsam simplicitaten 
nihil his versibus gravius fingi potest.” Uebrigens hat, wie ich 
eben sehe, schon Schneidewin Simonidis Cei Carm. Reliq. p. 147 
die Hermannsche abhandlung angeführt. 
Pforta. Karl Keil. 


—— 


45. Deloco, qui legitur in Aeschyli Persis v. 274 qq. Diad. 


ὑτοτοτοῖ, φίλων 

alidor« σώματα πολυβαᾳῆ 

κατϑανόντα λέγεις φέρεσθαι 

πλαγχτοῖς ἐν διπλακεσσιν. 
Quaeritur, quid sint πλαγκτοὶ δίπλαχες. Apud Aeschylum ter le 
gitur πλάξ et significat planitiem, sequor; igitar πλαγχτὸς ala} 
dictum esse potest, ut discernatur a πλὰξ ἠπείρου (v. 717. εἰ. 
πλὰξ πελαγία ap. Aristoph. Ran. 1438. norti« niaE ap. Bur. 
Palam. fr. 2, A. contra πλάκες aygov nor ap. Soph. O. T. 1103); 
nam πλαγκτὸν ὕδωρ est vaga, erratica unda Kurip. in Anthel. 
Pal. 9, 73.; cf. πλαγκταὶ πέτραι et Eur. Suppl. 961 πλαγκτὰ ὃ 
age: νεφέλα. Itaque πλαγχτὸς mict esset vagum aequor maris, 
cuius undae mobiles nunquam consistunt. Sed quid dirlaft wt 
videtur, διπλῆ πλαξ i. e. aequor, cuius duplex est forma in se 
stuum accessu et recessu; itaqne πλαγχτοὶ διήλακες vertere li 
ceret: die wogenden durch ebbe und fluth bewegten meereiflächen. — 
Simili modo explicat Blomfieldus dicens: ,,4izia&, duplex sr 
perficies. Nempe πλαξ est plana superficies, de mari bis pe 
sita in hac fabula: 724. 944 1), de turris tabulato Soph. Tra 


1) Hoc non verum: v. 724: legitur züoav ἠπείρου πλάχᾳ et Blom- 
fieldus ipse interpretatur: „planilies. Photius, πλάκα τὴν χώραν cet” N. 
944. legitur νυχίαν πλάκα ibique in glossario Blomfieldus ablegat δὲ 
illam versus 724 interpretationem. 


Miscellen. 389 


chin. 277, unde δίπλαξ formatur, ut δίαυλος ab αὐλός. In Iliad. 
y, 126 dialaxa exponunt critici significare δίμιτον γλαῖναν. 
Recte autem Scholiasta rlayxzois ὡς ἂν einus τις Stavlow: τὰ 
γὰρ κύματα ἐκχεῖται καὶ vnuroozei. Verteria igitur: On the eb- 


bing and flowing surface of the sea”. 


Alii (v. 6. Schneider) de duplici ora maritima intelligunt, 
inter quam maris'undae fluctuent. Dindorfio „verba po#tae nihil 
alind significare: posse videntur quam disiectas per mare navium 
trabes, quae δίπλακες dicuntur, quatenus ex: duobus lignis sunt 
eompactae”. Potins crederem, δίπλαχες esse tabulas navis du- 
pliciter compactas. Nam Buttmannas gram. I p, 74. vocem πίναξ 
dicit esse i. q. πλάξ, liters A Doriensinm more mutata in » et 
hitera s interserta, ut in σινυτὸς (cf. Eatinor. ‘planen, nisi forte 
hoc vocabulum a φάλαγξ, tignum, est deducendum, quod rectius 
videtur). Comparare liceret locum Homeri Odyss. M, 67: ἀλλά 
δ᾽ ὁμοῦ πίνακας τὸ νεῶν καὶ σώματα φωτῶν Κυμαϑ᾽ ἁλὸς go- 
θέουσι. Sed ἐν h. |. non potest esse: inter; atqui quid esset: 
,eadavera mortuorum dicis ferri trabibus aut tabulis savium?” 
Et mentiretur etiam chorus; nam nihil tale dixit nuntius, euius 
verba erant: | 

πλήθουσι νεκρῶν δυςπότμως ἐφϑαρμένων 

Σαλαμῖνος ἀκταὶ πᾶς τὸ πρόφχωρος τόπορ. 
G. Hermannus annotat: ,,Videtur Aesehylus πλαγκτοὺς δίπλακας 
amplas Pergarum vestes dicere, quae in mari nantibus mortuis 
late expansae huc illuc ferebantur”. 

Omnia haec interpretamenta claudicant, quum aut gramma- 
ticis rationibus aut antecedentibus nuntii verbis, quae nonnisi 
reddit lyrico modo chorus, repugnent aut nimis contorta sint, 
quam quae poétae nostro obtrudere liceat. Equidem non dubito, 
quin legendum sit: 

nhayxtoig ἐν πελάγεσσιν, , 
cf. Hom. 'Odyss. E, 385: ἁλὸς ἐν πελάγεσσι. Apoll. Rh. 3, 349: 
πελάγη στυγερῆς ἁλός. Pind. Pyth. 4, 447: ἐν Sxearov πελά- 
yeooı. Luc. Nigrin. 8: ἐν πελάγει φερύμενος. 


Nuutius quidem non distinctis verbis locutus est de mari 
ipso, sed quam dicat Σαλαμῖνος ἀκταὶ πᾶς τὸ πρόσχωρος τόπος, 
chorus puguam commissam esse in mari sponte intelligit; iam 
verp auimo eius mare reformidantis (νυ. 108 sqq.) imago illa ca- 
daverum per mare iactatorum maxime consentanea esse videtur; 
inest igitur in eius verbis id, quod v. 419 dicitur, ϑάλασσα δ᾽ 
ovxes’ ἣν ἰδεῖν ναυαγίων πλήθουσα καὶ φόνον βροτῶν, sed nom 
id, quod y. 421 legitur: ἀκταὶ δὲ νδμρῶν χοιράδες 7 ἐπλήϑυην. 
Ideo Hartungi cogiecturam, pro διπλάκχεσσιν emendantis σπιλά- 
Gscow, reprebo, pracsertim quum etiam verbum φέρεσθαι refra- 
getur. .Hulmjus coniecit ἀμφὶ πλάκεσσι, inter disiecta nayium 
tigna. (Progr. 1835). | | 


390 Miscellen. 


Ex scholiis nihil Iueramnr. Schol. vet. habet: , 5λαγκτοῖς) 
ὡς ἂν εἴποι τις διαύλοις. τὰ γὰρ κύματα ἐκχεῖται καὶ ὑπονοστιὶ, 
διπλάκεσσι δὲ, ταῖς δύο πλαξὶ, τῆς ϑαλάσσης ra καὶ γῆς. ἣ ἢ 
Σαλαμῖψι καὶ Πλαταιαῖς. 

Apud Eurip. Hec. 29 est δίαυλοι κυμάτων, quod dicitur de 
its et reditu Auctuum, de fluctibus reciprocis; sed quomedo hee 
in vocabulo πλαγκτὸς inesse possit, plane non igtelligitar. Qued 
autem Scholiasta dinduxey interpretatur: duo plana (sequora) maris 
et terrae, non reputavit, illam vocis alayxrog explicationem re 
luctari buie interpretationi. Prorsus autem insulsum est, qued 
adiicit: ἐν Σαλαμῖνι καὶ Πλαταιαῖς. De Plataeis aihil comport 
eborus. u 
Schol. B. babet hase: πλαγκτοῖς) πλησιαζομένοις ὑπὸ sae 
κυμάτων, F iy aig ταῦτα πλανώνται. διπλάκεσσιν») διπλαῖς ἀκεαὶς 
Σαλαμῖνος καὶ τῆς γῆς, ἢ ταῖς διπλαῖς ἔνθα φερομέναις σεροφαὶς 
κυμάτων. 

Recentior igitur hie scholiasta dicit, δίπλακες πλαγκεοί esse 
duo Salaminis et terrae litora, fluctibus sibi admota, aut in quibes 
fluctus vagentur. Apparet, scholiastam ambigere, utrum silayxros 
derivet a πελάζειν, an a πλάζεσϑαι. Eustath. p. 1711 dedacit 
vocabulum a πελάζειν, Hesychius a πλαζεσϑαι. Sed quum πι- 
λάζω formet futurum in aco, ab hoc verbo uequit derivari 22u;- 
xzos. Quomodo autem esse possit: in quibus fluctus vagantur, 
nemo videt. Neque etiam dinlaxsg significare potest, duo litors, 
quum πλὰξ nunquam hoc senso adhibeatur. Quod attinet alte 
ram explicationem, significare δίπλακες reciprocos fluctus, vide- 
tur Scholiasta δίπλαξ derivasse a πλέκω, ut δίπλακες sint fere δι- 
πλαὶ πλοκαί. Sed quid tum πλαγκτοί! Et rectius formareter 
a πλέχω non nick, verum nick, ut plot a φλέγω. Ceteren 
ef. de voce miayxrog ea, quae Lobeckius ad Aiac. v. 598. ad- 
notavit. 


Ifeldae. C. Volckmer. 


16. Erinnerung an einen vergessenen. 


. In August Meinekes ausgabe des Skymnos (Berlin, 1846) 
erschien zuerst die ἀναγραφὴ τῆς Ἑλλάδος, deren schlechte iaw 
ben und trockne namenreihen man früher im vertrauen auf hast 


schriftliche überlieferung unbegreiflicher weise dem Dikaearches | 


zuschrieb, mit dem namen ihres wahren verfassers: Dionyeis Cal 
liphontis fllii descriptio Graeciae. Denn K. Lehrs hatte im rhein. 
museum 2 (1843) 5. 854 bemerkt: „die sogenannte Dicssarchi- 
sche ἀναγραφὴ τῆς Ἑλλάδος ist eine schrift Διοφυσίον τοῦ Kal. 
λιφῶντος, wie in den anfangabuchstaben der 23 cinleituagsverse 
zu lesen ist”. Wer hat sich damals nicht über die schöne und 
schlagende entdeckung gefreut? Und dennoch wat sie längst 


Miscellen, 891 


gemacht, aber in dem bescheidenen winkel, wo sie stand, nicht 
bemerkt oder wieder vergessen worden. Bei Job. Jäc. Gena- 
thius nemlich erschien in Basel 1644 eine Prosodia graeca. — 
Opera et studio ΑΙ, Christophori Kirchneri, Scholae Colmar. Rectoris 
aale, Basileonsis post Conrectoris. Opus novum ei posthumus. In die- 
sem, wie es scheint, vergesseuen guartbande, der mir zufällig ie 
die hände .fiel, steht usch einer übersicht der regeln der griechi- 
schen prosedie ein: Catalogus poetarum graecorum, qui in alle- 
gatione Aucteritatum, seu quantitatis Syllabarum, boo libro lau- 
dantur. : In diesem Catalogus nan findet sich bl. d. 3. 4. 1 fol- 
gendes: Dionysius Calliphon, hactenus Dicaearchs nomine ediius, sed 
ἃ me, dum eins carmen de Urbibus lege, verum nomen deprehensum 
ia Acrestichide primorum Versum. Dassiderch die zufällige auf- 
findung und veröffentlichung dieser bemerkung des alten hasler 
conrecters dem verdienste meines verehrten freundes Lehrs nieht 
im mindesten eintrag geschieht, versteht sich von selbst und ohne 
zweifel ist Dionysius Calliphontis Altus richtiger als Dionysius Cal. 
äpkon 


Göttingen. Hermann Sauppe. 


47. Ueber Korsowc und Μαυρουσίους Dio 60, 8. 


In den berichten über die verhandlungen der königlich säch- 
sischen gesellsch. d. wiss. philolog.-hist. classe bd. 1. 1849. s. 
176 ff. hat herr νυ. Wietersheim die von Mannert Germ. s. 103 
vorgeschlagene lesart: καίτοι καὶ τούτῳ τῷ ἔτει ὅτε Γάλβας ὁ 0 «Σουλ- 
αἰκιος Μανρουσίους ἐχράτησε καὶ “Πούπλιος T aßirioc Xarrove vt 
κῆσας τά τι ἄλλα εὐδοκίμησε καὶ ἀξδτὸν στρατιωτικὸν, ὃς μόνος 
Ses παρ᾽ αὐτοῖς ἐκ τῆς τοῦ Οὐάρου συμφορᾶς 79, ἐκομίσατο, durch 
einige, wie er sagt, unzweifelhafte beweise, zu begriinden ver- 
sucht. Dieselben sind in der kürze folgende: der krieg in Mau- 
retanien wurde in den jahren 41 und 42 geführt, Galba wurde 
nach Claudius thronbesteigung, also nach dem 24. januar 41 
aus Germanien abberufen, verwaltete Africa zwei jahre, war aber, 
ale Claudius im j. 43 den feldzug nach Britannien autrat, wie- 
der in Rom: folglich muss seine verwaltung Africas in die jahre 
41 his 43 fallen. — Da auch Imm. Becker in seiner ausgabe 
des Die die worte Xurzovg und Mavgovotovg mit Mannert um- 
gestellt hat, so mögen hier einige bemerkungen zur beseitigung 
dieser cerrectur gestattet sein. 

Gegen Wietersbeim’s beweisführung spricht zunächst Dio’s 
wichtiges zeugniss. Derselbe sagt cap. 9.: τῷ δὲ ἐχομένῳ (d. i. 
je 42) 06 αὐτοί αὖθις Muveor πολεμήσαντες κατεσεράφησαν' Zov- 
ηεώνιος μὲν γὰρ Πανλῖνος, ἐκ τῶν ἐστραεηγηκότων ὧν, τὴν χώ- 
ραν αὐτῶν μέχρι. τοῦ “τλανεος ἀντικατέδραμε. Γναῖος δὲ Ὁσί- 
διος Γέτας ἐκ τῶν ὁμοίων, per’ ἐκεῖνον στρατεύσας, κι τ.λ. Hier- 


892 Miseclicn. 


‚nach befehligte alao im j. 42 Suetonius Paulinus, und zwar eis 
vir praeforius, in Mauretanien. Derselbe überschritt im winter, 
also jedenfalls von 42 auf 43, das Atlasgebirge (Plin. a. h. V. 
1, 1. 14. 15.) und hatte an dem praetorius Ca. Hosidins Gets 
einen nachfolger. Nun könnte es allerdings scheinen, beide hät 
ten als legati Augusti pr. pr. unter Galba gestanden, und sei 
diesem, als der kaiser ihm die senatorische previnz Africa Gher- 
trug (Suet. Galb. 7.), auch die dem procoasul seit Caligula (Tae. 
Hist. 4, 48. Die 59, 20.) nicht mehr sustebende verfügung über 
die militairmacht überwiesen. Indess erheben sich auch gegen 
eine solche auffassang mancherlei bedenken. Erstens ist nia 
lich alsdann auffallend, dass Dio erzählt, Galba habe im j. 41 
die Mauren besiegt, während doch in den folgenden ‚jahren die 
kaiserlichen legaten es ‘sind, welche den krieg führen. Sedanı 
müssen Plinius werte $. 11 uns nothwendig in verlegemheit se 
tzen. Denn derselbe spricht .von consulata perfuactis atque e 
Senatu dacibus, qui tum res gessere, und deven es ruhm brachte, 
in den Atlas eingedrungen zu sein. Es erfolgte aber das erste 
vordringen in dieses gebirge im winter 42 auf 43; Galba’s zwei- 
jährige statthalterschaft kann höchstens bis zu Claudius’ abreise 
nach Britannien, also im spätsommer des j. 43 gedauert habea; 
Galba stellte die rube im lande her, vollzog ohne zweifel die 
theilung in Tingitana und Caesariensis (Dio 60, 9.) und erhielt 
ob res et tune in Africa et olim in Germania gestas (Seet. Galb. 
8) die ornamenta triumphalia. War aber im j. 48 bei Galba’s 
abreise die ruhe wieder hergestellt, wie kann Plinius von eoo- 
sulatu perfuncäs sprechen, da Galba der einzige consular war, 
der sich rühmen konnte, das unter seinem oberbefehle stahende 
römische heer sei in den Atlas eingedrungen? Es wird in die- 
sem falle kaum etwas anderes übrig bleiben, als Plinius mit dem 
vorwurfe einer ungenauigkeit des ausdrucks zu belasten. 
Zweitens macht aber alles, was wir über Galba’s verhältuisse 
aus dem j. 41 wissen, es wenig wahrscheinlich, dass er noch ia 
diesem jahre (τούτῳ τῷ ἔτει) in Mauretanien einen sieg erfech- 
ten habe. Er war seit Gaetulicus’ ermordung statthalter in Ger 
manien gewesen (Suet. 6.). Am 24. januar 41 wurde Caligula 
ermordet. Auf die kunde hiervon, also anfang februar, ergis- 
gen an Galba mancherlei aufforderungen, sich des thrones zu be- 
mächtigeu, aber er huldigte dem neuen herrscher. Desshalb bei 
Claudius sehr beliebt, wurde er von diesem nach Rom gerufen, 
in den kreis seiner freunde aufgenommen und in hohen ebrea 
gehalten (c.7). Seine ankanft in Rom kann demnach frübestens 
in der zweiten hälfte des februar stattgefunden haben. Bier 
traf er mit der verwittweten Agrippina zusammen. Deren ge- 
mahl, Co. Domitius, war gestorben, als sein am 18. december 
789 (39) geborner sohn L. Domitius (der spätere kaiser Nere) 
3. jahre alt war (Suet, Ner. 6: Trimulus patrem amisit), alse 


Miseellen. 398 


ende 702 (40) oder zu anfang des folgenden jahres. Damals 
war aber Agrippina schen in der verbannung (Dio 59, 22). 
Folglich kann dasjenige, was Sueton ven der absicht der ver- 
wittweten Agrippina, sich mit Galba zu verheirathen, cap. 5 er- 
sählt, nur in die zeit nach seiner abberufung aus Germasien, d. 
b. ins j. 41 fallen. Damals war Galba verheirathet, — was 
jedoeh für Agrippine kein hindernias abgab, — mund hetie zwei 
söhne. Er muss längere zeit in Rom geblieben sein, denn nach- 
dem er Agrippina's anträge abgelehnt hatte, verlor or seine frau, 
dann beide söhne, und darauf nuhm Agrippina ihren früheren 
plan, freilich gleich erfelglos, wieder anf. Wie knapp man nu» 
diesen vorgiagen die zeit zumessen mag, jedenfalls müssen 
mehrere monate darüber vergangen sein. Wollte man nun auch 
anuehmes, Galba sei zu anfang der zweiten hälfte des jahres 
nach Mauretanien abgeschickt, so ist es doch wenig wahrscheis- 
lich, dass .ein zeitraum von etwa fünf monaten bingereicht habe 
für die reise, die übernahme der provinz und des truppeacom- 
mando’s, für verfolgung und erreichung eines feindes, der nach 
den jüngst gemachten erfahrungen schwerlich geneigt war, vor 
der römischen macht stand zu halten. Gesetzt aber, es wäre 
dennoch gescheben: ist es denkbar, dass die nachricht von die 
sem siege noch vor ablauf des j. 41 nach Rom kam und Clau- 
dius anlass gab, sich Imp. 1} zu nennen? Und doeh heisst or 
auf einer inschrift von Montpellier Cos. des. Il Imp. 11, und 
da er am 1. januar 42 sein zweites consulat antrat, 80 
muss er sich noch im j. 41 Imp. Il genannt haben. Nun 
stellt aber. Die die sache offenbar so dar: Claudius liess sich 
Imperator nennen: 1) für einen sieg in Mauretanien, der noch 
unter Caligula erfochten war, 2) für Gualba’s und 3) für 
Gabinius’ sieg, und zwar geschab dies alles sovrm τῷ dem, 
d. i. im j. 41. Diese nachricht wird durch eine inschrift vou 
Ravenna (Orell. 706) bestätigt, auf welcher Claudius trib. pot. 
11 Cos. desig. Ill Imp. Ill heisst. Demnach führte er zwischen 
dem 24. januar 42 und 43 und zwar schon ver der im j. 42 
erfolgten übernalıme seines dritten consulates, den titel Imp. Ill. 
Wollte man nun sagen, Dio sei auch hier mit der ihm in den 
ersten capiteln des sechzigsten huches eigenen chronologischen 
genauigkeit verfahren und Galba’s Mauretanischer sieg und die 
auaahme des titels Imp. Il sei vor der niederlage der Chatten 
durch Gabinius, und diese letztere und die benennung Imp. Jil. 
gleichfalls noch im j. 41 erfolgt, so müssten wir uns jedenfalls 
zu der sanahme entschliessen, Gabinins habe einen winterfeldzug 
gegen Germanien unternommen. Denn Galha’s sieg in Maureig- 
nies konnte, wenn wir die verhältoisse von raum und zeit nicht 
vdlig aus den nugen setzen, frühesiens. kurz vor ende des j. 44, 
erfochten sein; es: bedurfte mindestens einiger wochen, ehe die 
nachricht hiervon nach. Rom gelangte und die ‚keflaganm der 


391 Miscellen. 


titele Imp. Il erfolgte; ein später gewonnener sieg in Germanien 
wäre also frühestens in den november oder gar im den decem- 
ber zu setzen; und dass diese jahreszeit ‘fir solche waterneh- 
mungen nicht geeignet war, ist sonnenklar. Daher würde auch 
bier uur der ausweg übrig bleiben, Dio einer ungenauigkeit sa 
beschuldigen, indem er Galba’s sieg über die Mauren vor dem 
des Gabinius über die Chatten erwähnt, obwehl er spässr gewen- | 
nea war. 

Aber nicht nur des Plinius: consulata perfencti atque ὁ se 
natu duces, und Dio’s aufzählung müssen jener con zu 
Hebe ungenan erscheinen, sondern auch Sueten’s darstellung 
(Gelb. c. 7) wird zs einer: unchronolegischen gemacht. Deus 
seine mittheilung: per hoe gratissimus Claudio receptusque in 
cohertem amicerum tantse dignitatis est habitus, at quam subite 
ei valetude neque adeo gravis incidisset, dilatus sit expeditionis 
Britannicae dies. Africam Preconaule biennio obtiauit, wird ihrem 
offenbaren wertsiune zuwider so gedeutet, als sei Galba nach seiner 
abberufung aus Germanien nicht in Rom geblieben, sondern wu 
mittelbar nach derselben auf zwei jahre nach Africa geschickt, nnd 
nach seiner rückkehr von dort die verschiebung der expeditie 
Britannica, d. b. der abreise des kaisers nach Britannien, einge- 
treten. Und was für ein bochwichtiger grund giebt uns nun 
das recht, drei der nombaftesten autoren, darunter einen zeitge- 
nossen jener begebenheiten, den gewissenhaften Plisius, mit so 
offenbarer geringschätzung zu behandeln? Nichts anderes, als eine 
verkehrte auffassung von Dios neunten capitel. Dort wird nämlich 
über die weiteren ereignisse in Mauretanien folgendes erzählt: im 
nächsten jahre, 42, führte Suetonius Paulinus dort den befehl, 
und drang (nach Plinius im winter, also von 42 anf 43) bis, 
oder nach Plinius richtiger @ber den Atlas vor; sein nachfolger 
Cn. Hosidius schlug den führer der Mauren zweimal , verfolgte 
ihn in die wüste, gerieth dort in grosse noth, wurde aber durch 
einen plötzlich eintretenden regen aus derselben gerettet, und 
dieser umstand machte auf die barbaren solchen eindruck , dass 
sie sich unterwarfen; nachdem dies geschehen war, theilte Claa- 
dius die provinz in zwei theile. 

Alle diese vorgänge hat man den jahren 42 und 43 zuge- 
wiesen; und da Galba, electus ad ordinandam previnciam et in 
testina dissensione et barbarorum tumultn inquietam, zwei jahre 
als proconsul in Africa war, da er ferner sich in Rom befand, 
als Claudius im j. 43 nach Britannien ging, so lag der achiass 
nahe er müsse vorker, also zwischen 41 und 43, in Afriea ge 
wesen sein. Allein Die fasst alles, was sich in Mauretanien bis 
zur unterwerfung zugetragen, in diesem capitel kurz zusammen. 
Das ergiebt sich 1) aus den thatsachen selber. Denn da Pasli: 
pus noch zu anfang d. j. 43 dort befehligte, se können die bei- 

N den sioge Gete’s und sein sug in die wilste, sowie die water 


\ 


Mincellen. | 895 


werfung der feinde und die organisirung der proviaz unmöglich 
in kaum sechs monaten vollbracht sein. Ausserdem. wissen wir, 
dass Geta im j. 43 in Britannien (Dio 60, 20) diente, und zwar 
war er schon vor Claudius dort in thätigkeit. 

Dazu lässt sich 2) voraussetzen, dass Claudius nach Geta’s 
beiden siegen sich Imp. IV und V. genannt hätte, und nicht nur 
auf einer römischen (Orell. 1825 vgl. Henzen s. 160), so wie 
auf einer dem fundorte nach nicht bekannten (Gruter p. 188, 4) 
inschrift, sondern auch in der dedication des theaters zu Faloria 
(Annali dell’ Instit. Xi, p. 29) und auf einem meilensteine bei 
Vienne (Gruter p. 188, 8) und endlich suf einem denkmal, des. 
sen errichtung die vieani Marosallenses im j. 48 beschlossen 
batten, dessen einweihung aber erst im september 44 erfolgte 
(Henzen 5214). — Die benennung Imp. V, welche wir aus dem 
dritten jahre der trip. pot., d. hb. aus der zeit vom 24. januar 
48 bis dahin 44 nur auf einer inschrift (Orell. 3386) finden, ist 
daher richtiger auf den britannischen feldzug (Dio 60, 21: av. 
τοχράτωρ πολλάκις ἐπωνομάσθη) zu beziehen. 

Endlich wissen wir 8) dass der krieg in Mauretanien im 
j. 797 (44) fortdauerte: ‚Ovußarıos Σιλίωνα, ἄρχοντα Βαιτικῆς, 
μεταπέμψας ἐξέωσεν ἐκ τοῦ συνεδρίου, ὡς καὶ σῖτον ὀλίγον voig ἐν 
τῇ Μαυρετανίᾳ στρατευομένοις ἀποστείλαντα: Dio θ0, 24. 

Diese umstande sind gewichtig genug, um Sueton und Pli- 
nius vor einer gezwungenen erklärung und Dios text vor der 
irrigen umstellung der worte Xazzovg und Mavgovotovy zu ret- 
ten. Vielmebr ergiebt sich folgender verlauf der thatsachen: 

1) vor Claudius thronbesteigung war ein sieg in Maareta- 
nien erfochten, deswegen nannte sich Claudius Imperator. 

2) Nach antritt seiner regierung wurde Galba aus Germa- 
sien abberufen, jedoch erst, nachdem er dort die Chatten besiegt 
und hierdurch dem kaiser anlass gegeben hatte, sich Imp. Il zu 
nennen. 

3) Galba’s nachfolger in Germauien wurde P. Gabinius Se- 
cundus, derselbe, der bisher in Mauretanien befebligt und den 
unter 1) erwähnten sieg gewonnen hatte. Derselbe griff noch 
im j. 41 die Deutschen und zwar die Chauci (Suet. Claud. 24) 
an und brachte den letzten Varianischen adler, der sich noch in 
feindeshänden befand, zurück. ‘Desshalb nannte sich Claudius 
Imp. Ill und gab Gabinius den beinamen Chaucius. 

4) In Mauretanien commandirte im j. 42 Suetonius Pauli- 
aus als legatus Aug. pr. pr. Als solcher hatte er den befehl 
über das heer, stand aber wenigstens nominell unter dem pro- 
consul von Africa: daher konnte auch der letatgenannte beamte 
und seine nachfolger (cousulatu perfuncti) gleich den legaten 
(e Seuatu ducibus) den rubm des vordringens im Atlasgebirge 
für sich in auspruch nehmen. 

3) Wie lange Panlinus in jeuem amte blieb, iat αὐ getan. 


Eben so wenig steht fest, ob Geta, der den krieg beendigte, is 
der that anmitielbar nach ihm in Mauretanien befehligte: Dio’s 
angabe: pst éxsivoy στρατεύσας schliesst die annahme nicht 
aus, dass zwischen ihm und Suetonius noch andere legaten dert 
fungirten, and die worte des Plinius und der umstand, dass Gets 
im j. 43 in Britannien diente, machen dieses wenigstens sehr 
wahrscheinlich. 

6) Galba blieb nach seiner abberufung aus Germanien is 
Rom in der cohers amicorum des kaisers, ‚lehnte dort Agrippi- 
na’s ansinnen, sich mit ihr zu vermählen, ab, verlor dann fras 
und söhne, wies hierauf einen wiederholten autrag Agrippina’s 
zurück, begleitete den kaiser nach Britannien, und ward hierauf 
vos diesem zum proconsal der senatorischen provinz Africa er 
neaot. Wann dies geschehen, lässt sich mit sicherheit nicht fest 
setzen, doch hat die annahme des j. 798, oder 45 (Pighii Ana. 
Jil p. 575), manches für sich, dena Galba war im j. 786 oder 
33 cossul gewesen und seit Tiberius verflossea mindestens zehn 
jahre, meistens aber noch etwas mehr, zwischen dem consalate 
nod der verwaltung einer senatsprovinz. Vgl. die beispiele ia 
Bullet. dell’ Iustit. 1846 p. 173. 

Greifswald. H. Lehmann, 


48. Zu Hesychios. 


Hesych. vol. I col. 674, 1 lautet nach Schow p. 168 im 
codex: Badsins: ὑψηλῆς, μελανῆς, δαψηλοῦς ἢ ἐξάλλεται χε: 
κρυμένης. Dass μελαίνης δαψιλοῦς zu lesen sahen Musurus und 
Iunius, ersterer verderbte aber ausserdem die überlieferung ia 
ἢ ἐξάλλον καὶ κεκρυμμένης. Es ist durchaus nichts zu ändern 
sondern zu lesen: Badens (die voraufgehende glosse βαϑεῖαν 
ist ‚nämlich unächt) ὑψηλῆς, μελαίνης, δαψιλοῦς 7 κεκρυμμένης (ὡς 
τὸ" * βαϑέης ὀξάλλεται αὐλὴς). Interpretirt wird der Home- 
rigche vers Il. E 142, zu dem man die scbolien vergleiche, — 
Auf den Cyclops des Euripides 167 (169 Neck.) bezog Kirchhof 
die glosse τοὔρϑρον' τὸ ἄρϑρον !). Allein in so verderbter 
gestalt sind in unserm lexicon Kuripideische glossen nicht iiber- 
liefert, dass aus τουτί τ᾽ ὀρθόν sollte τούρθρον geworden sein. 
Aodeor verdankt seinen ursprung wobl nur der folgenden losse 
zovg' ἄρϑρον npozaxııxor und man wird τοὐρϑό»" τὸ ὀρϑὸν 
lesen müssen mit ‚bezug auf Eurip. fr. 205 Nck.: ἀλλ᾽ ov τοῦτο 
τἀκριβέστατον ἀλλ᾽ ἡ φύσις καὶ τοὐρϑύ». So beziehe ich auch 
die kurz vorhergehende glosse τὸ λαιόν auf Eur. „fr. 534: σαὶ 
δὲς τὸ λαιὸν ἴχνος ἀνάρβυλοι ποδός. — Kayy* κἄν, ist abselat 
nichts. Was gemeint sei lehrt Aristoph. Daetel. fr. VIII vol.1! 
2 p. 1029, nämlich κἄγειν' καὶ ἄγειν, obwohl auch xdyyr als 


1). So Musurus. Der codex beiSchow p.Z4l τοῦ ὃ ρου! εἰν ὄρϑροε». 


Miscellen. 898 


Golische. glosse mit gleieber interpretation zu schützen wäre. 
Aus desselben diebters comoedie ‚die ritter” sind auch folgende 
bei Alberti. nicht auf ihre quelle zurückgeführte glossen: ἐπὶ 
τῷ δήμ φ' ἐπὶ τῇ τοῦ δήμον καταλύσει: ov προςίδταί wos 
οὐκ ἀρέσκει μοι, WO die binweisung auf. Cyrillus ganz unnützer 
ballast ist; ferner xomgiog: τῆς κῦπρον (fehlt bei H. Steph. 
Thes.), zu sehreiben Κόπρεος" τῆς Κύπρου und auf Βη4ᾳ. 899 
zu beziehen. Vgl. Boekh. C. I. vol.!. p. 216. b. or. 145 mit den 


addendis. Die verschreibung von xozg und xuzg, für welche 
Böckh beispiele giebt, hat auch bei Bes. u. d. w. Gia statige- 
funden, wo nicht Κύπριοι sondern κύπρια zu lesen ist. Uebri- 
geus bestätigt der artikel τῆς Böckhs vermutbung, dass der de- 
moa eine insel gewesen. — Am schwersten wiederzuerkennen 
sind die worte des Aristophanes in der glosse FETIC’ ἐλπίς. 
Herr Schwenck in seinen Hesychianis Philol. Ill p. 287 bedenkt 
sich nicht FeArig ἐλπίς zu conjiciren, was schon die alphabeti- 
sche orduung verbietet. Man schreibe AEITTETICEAIIIC aus 
Eqq. 1241, welche worte auch Phryuichus Arabs im app. soph. 
der beachtung würdigte; cf. Schleussner in Seebod. und Friedem. 
Misc. crit. 1 p. 537. In der glosse μολπίς" ἐλπίς dagegen, 
welche Lobeck. Pathol. p. 114 mit recht verdichtig ist, wird 
unis geschrieben werden müssen, wie auch nicht daran zu den- 
ken, dass je ὅλπῃ für ἐλπίς gesagt worden wäre, was freilich 
Lobeck. rhemat. p. 280 n. vertheidigen zu könneu glaubt, son- 
dern Hesych erklärt ὄλπη durch ὀλπίς, wie Aenaorn gleich As- 
παστίς ist. — Ein weiteres beispiel zu geben, wie zwei ganz 
bekannte stellen des Homer und Sophocles nicht erkannt wurden, 
bietet vol. Il col. 1400: τὸν σὸν' τὸν ἴδιον τέρμονα, τὸ τέλορ. 
Alberti bemerkt nichts. Man lese TONCON: τὸν ἴδιον. [TEA- 
CON): zeguova, τὸ τέλος. Letzteres bezieht sich auf Hom. Il. 
5, 544, jenes auf Sophocles Antig. 45 τὸν γοῦν ἐμὸν καὶ τὸν 
cov. Warum aber Didymos diese an sich ganz klaren worte in 
seine λύξις τραγική einregistrirte, wird aus den scholien z. St. p. 
72 klar. Er strich nämlich den folgenden vers und las wie A. 
Nauck in den neuen jahrb. f. phil. u. pdgk. 1852 LXV 3 
240 ausgeführt hat, den vers 45: τὸν γοῦν ἐμόν ya’ τὸν σὸν ty 
σὺ μὴ ϑέλῃν. --- Ganz in der nachbarschaft col. 1397 stebt 
noch eine andre homerische glosse τογέρα' μοιχός ludayds. Sie 
bezieht sich auf Odyss. ὃ 66 und ist to ῥά οἱ γέρα" λάχος zu 
verstehen. Unser lexicograph bestätigt zugleich Lobecks urtheil 
im rhemat. p. 316 anm. — Auf keine uns bekannte stelle geht 
hingegen τὸ xara yas ξίφος" ϑηρίδιον σκολοπένδρᾳ ὅμοιον, 
welche Nauck in der zeitschr. f. aw. 1856 p. 16 auf Eur. 
Hippol. 836 deutete dergestalt, dass in ξίφος xregag stecke. 
Die widerlegung giebt Hesychius selbst mit ἀμφιδὲ σφάγανον" 
ζῶόν τι πολύπουν κολοπέεδρα καλούμενον nach ἀμφιδὺς. 


Auf andres zu kommen, was such olwe Kenntatas der VF 


898 Miscellen. 


stimmten stelle aus der bekanntschaft mit den dialectes sic 
emendiren lässt, so nennt Ahreus dial. Dor. Il p. 79. 187 die 
glesse τοῖον, ποῖον" Κρῆτες „corruplissimam”. ich kann das 
nicht finden; man muss TEION nur richtig lesen, nämlich τίων 
oder seor‘ ποίων. Vgl. τέων ds‘ ποίων δέ. Mit ποινὰ" ποιά; 
“άκωνες aber vgl. man φλοινύόφ' φλοιόν, οἶνός" οἷος. — Die 
glosse Σήνα᾽ θυσία" “άκωνες ändert Ahrens ἢ! 68 uach dem 
vorgasge Koens zu Greg. Cor. p. 801 in σοίνα d. i. ϑοίνῃ; ich 
glaub: die änderung in σύνα' ϑυσία wäre richtiger, da die la- 
conischen inschriften minder strenger eigenthümlichkeit oft ὅν. 
ψαρχος und ähnliches bieten. Vermisst habe ich an allem stellen, 
wo Ahrens die laconische form für σησάμῃ bespricht, und die 
wandlang des c in den spiritus asper belegt den nachweis der 
form cadua aus Hesych. in folge eiues schreibfehlers der 
gewöhnlichen art steht sie nämlich nicht am rechteu orte sem 
dern lautet ZAAMA: σησάμη statt SAAMA'). Andres lace- 
nisches, was auch Lobeck im rhematicon zu entziffern nicht ge- 
lang, ist ῥουμάζεται" φρίττει. Das wort hat seinen ersten buch- 
_ataben eingebüsst und lautete ursprünglich xgovupadderac’ geist 
tet; vgl. xgovegoio und κρυμνεῖ. Von καϑουφήν" ἀλώπεκα (lies 
xadovgır) lautete die lakonische form κοϑοῦρεν. Vgl. λαμπυν- 
ριν. — Ahrens vermisst ferner dial. Dor. 11 p.278 ein directes 
seugniss dafür, dass die Argiver für εἰς und εἷς, ἐνς und ἕος 
gesagt. Auch dies liefert Hesych, freilich wieder nicht suo loco, 
sondern unter “EA/C: μόνος καὶ ὅλος d. i. Ers. Andern orts ds- 
gegen, wo man auch die Argiver nach Hesychs ausdriichlichem 
zeugniss suchen zu dürfen glaubte, baben sie nichts zu suchen, 
nämlich unter dem worte ὁλεγύα᾽ ὀλίγη. Apzeiot. Sobald mas 
&gyei wie sich gebührt hergestellt hat, geht Koens note zu Greg. 
Cor. p. 345 in nichts auf. Hesych corrigirt sich übrigens h. |. 
selbst ἐλληνεύει (lies ἑλινύει)" sogralsı, παύεται, ἀργεῖ. Man lese 
élivug oder ὁλινύς ἢ ὁλίγγη" ἀργία. — Kaum zu glauben ist 
dass auch im Thes. Gr. L. vol. V col. 2391 D unter οὕνει 
noch der alte unsinn des Albertischen apparats wortgetreu wie 
der aufgewärmt ist. Οὖνδι" δεῦρο δράμε. ᾿Αρκάδες lügt He 
aych, und straft sich selbst lügen durch seine richtige aussage 
Ovvs: ὅρμα. Θεῦ" δεῦρο, τρέχε. Θῦνος" δρόμος. Umgekehrt 
aber ist statt Θυνάσαι' ἀπολαῦσθαι nicht ϑοινᾶσϑαι zu schrei- 
ben, sondern Ovracde, da Hesych ὀεαίμην' ἀπολαύσαιμι erklärt, 
und eine Homerische glosse anzunehmen. Zum schluss uoch εἰ 
was kretisches und pergaeisches. Θάπτα᾽ μυῖα Κρῆτος ist rich 
tig, © aus ὃ entstanden. Cf. Phavorin. col. 451, 52. Danac 
aber vielleicht nicht 4azza μυῖα mit Salmasius sub A zu schrei- 
‚ben, sondern λάπεα, es müsste denn eine härtere, freilich des 


, 1) Vel. καΐνέτα' ἀδελφῇ. καΐνέτας" ἀδελφοὺς καὶ ἀδελφάς ς ferner 
ayzdducy, κάκπελαδν, ἱνκαταπαόν, bpadtusy, olin 


Miscellen. 558 


Kreters eigne assimilatiou statt gefunden haben. Statt Πολυῤ- 
ῥήνιοι wird Περγαῖοι zu schreiben sein, ἣν ϑάπταν Πολυῤῥήνιοι. 
Jena. Moris Schmids. 


49. Zu Lucretius VI, 1065—1067 Lchm. 


Nec tamen haec ita sunt aliarem rerum aliena, 

Ut mili muita param genere ex boc suppeditentur, 

'Quae memorare qneam inter se singulariter apta. 
Der gedanke ist klar: das beispiel des magneten, sagt Lukres, 
steht keineswegs so vereinzelt da, dass sich nicht vieles ἅδη], 
che anführen liesse. — Dass es aber barbarisch wäre, aus singule- 
riter zu machen singlariser hat Lachmann im commentar zu die- 
ser stelle gezeigt. Allein seine eigene conjectur g. m. 4. inter 
singillariter a; ist nicht zweifellos. Zuerst um von der caesure 
inter conliquescentes syllabas, die denn doch wohl noch nicht 
ganz fest wäre, zu schweigen, ist die änderung nichts weniger 
als leicht, und weder singillarsier noch interaptus, (denn inter und 
apta soll verbunden werden) lässt sich belegen. Es ist aber za 
schreiben: g. m. 4. inter se simul uniler apla. So steht 3, 839 
uniter api, 846 wiederum wniter ἀρ. 5, 537 (nateram) uniter 
aptam. 554 ff. inter se contuncia atyue uniter apla. Der sinn, 
der auf der hand liegt, ist: ,,die erscheinung des magneten steht 
nicht so vereinzelt da, dasa ich uicht vieles andere aus dieser 
art, eng unter sich verbunden, eng zu einander gehörig, er- 
wähnen könnte”. Was die leichtigkeit der änderung anbetrifft, 
so sind fehler wie ICVIC für HVIC oder ACORTALIBVS für 
MORTALIBUS im lukrezischen archetypus homogen; wean aber 
erst simu! ia singul verderbt war, so war nichts anderes übrig, 
als singulariier zu machen. 

Berlin. Lucian Müller. 


20. Nachtrag zu Ovid. 


la den aufsatz ΧΙ, 1. 6. 69—92 hatten sich einige verse- 

ken und druckfehler eingeschlichen , die meist suf der hand lie- 
. Nur weniges mag eine berichtigung: finden. 

8. 66 nach anführung von Lukrez 2, 1—4 muss es selbst- 
verständlich heissen: in quibus cave ne careas a ©. cornendé 
putes pendere. 

Ss. 71 τ. 7 v. u. ist zu schreiben: unde Heinsius conéests 
wperdocia manu”. = 

S. 72 ist die lesart des Sangallensis: distat et aonina b- 
spis emate. lirae nicht aonilae. 

S. 74 2.7. v. u. ist zu schreiben: olentibus addere — 

S. 87 z. 9 v. u: formoosus nicht formosus. 

Um doch dea guten willen mindestens noch zu Leger, Ww 


400 j Misoellen, 


erlaubt diesen nachtrag. durch eine bespreohung -vea: A. A. ἢ, 
25-—-29 ubzuschliessen. 

‘Non ego, Phoebe, datas a te miki mentiar arten,... 

Nec non ariae voce monemur avis, 
Nec mihi sunt visae Clio Cliusque sorores 
Servanti pecudes vallıbus, Ascra, tais. - 

Usus opus movet buc. vati parete perite. 
So hat der Begius (saeculi X). Alles ist klar ausgenommen v. 
26 ariae, wofür eériae die ausgaben bieten.. Dass die vögel 
so geuannt werden, ist allbekannt; aber abgesehn, ob der gt 
danke, dass die dichter durch den gesaog der vügel ange: 
werden, recht antik ist, hier ist er völlig unpassend. Der dich- 
ter will sagen, er sei nicht inspirirt von Phäöbus oder von Phébes 
vegel, dem achwan, noch von deu musen. Seine Muse werde ge 
tragen von der nothwendigkeit. Wenn also v. 26 der achwas 
su verstehen ist, so ergiebt sich von selbst, dass aériae als epi- 
theton unpassend ist. Es ist aber zu schreiben Aonise, wie Am. 
11, 18,26 Aonise Lesbis amica rae. Cf. Prop. I, 2, 28. Wess 
auch der schwan eigentlich dem Apollo heilig ist, so ist darun 
die bezeichuung Aoniae noch nicht unpassend, weil sie von ei- 
nem deo Musen heiligen orte genommen ist, und dass Horas C. 
IV, 3 den schwanengesang mit der Melpomene in verbisdung 


bringt ist bekannt. 
Berlin. Lucian Miller. 


24. Zu Cicero. 


Für Cicero beginnt allem anscheine nach eine neue Gra. 
welche, wie wir hoffen und wünschen, die glänzenden erfolge des 
sechszehuten jahrhunderts noch übertreffen wird. Dass er unse- 
rer zeit nicht mehr wie jener als das höchste ideal gilt, kaon 
nur vortheilhaft wirken, man wird um so freier und unbefange- 
ner urtheilen ; andrerseits werden philologea, die am wenigsten 
blind gegen die schwächen des mannes sind, sich durch Momu- 
seus absprechende kritik nicht irre macheu lassen, und nich weil 
lieber seinen gelungenen emendationsversuchen (welche die nese 
ausgabe der redem enthält), als seinen historischen combivationes 
zuwenden. Sind die Naugerii.und Lambini auch selten, so sind 
wie doch nicht ausgestorben; es genügt auf Madvig himzmweises. 

Es liegt ein besonderer reiz darin, neue erklärungaverauche 
anderer zu schriften, die man selbst vielfach durchgearbeitet und 
lieb gewonnen hat, zu prüfen; entweder muss man das geständ 
niss ablegen, manches gar nicht, oder nicht recht begriffen su , 
haben, oder eine gegründete widerlegung und surechtweisusg κι 
geben im atande sein. In beiden fällen lernt man und driag! 
tiefer in dus verständniss, weil man nothwendig zu vielem ge- 
führt wird, was bisher woch unbeachtet geblieben ist. 


Miseclicn. 404 


Diese gedanken zeigten sich mir lebhaft beim durchlesen 
der emendationen zu Cicero im Philol. X, 627—35; es werden 
ganz neue aufschlüsse gegeben, dem verfasser ist es ernst und seine 
bemerkungen müssen angenommen oder widerlegt werden. In 
der Miloniana δ. 87 haec intentata nobis est, huic ego vos obtici pro 
me non sum passus, hacc insidiatn Pompeio est, haec istam Ap- 
piam . . . nece Papirii cruentavit, hace eadem lengo intervallo 
conversa rursus in me eat, findet bh. Campe das unterbrechen der 
auaphors so auffallend, dass er den ganzen, zumal negativ ge- 
gebenen satz als unpassendes einschiebsel Letrachtet. Dringend 
nothwendig erscheint diese kühne vermuthuog allerdings nicht, 
aher man wird zur widerleguag aus dem redner beispiele vorfüh- 
ren müssen, in Welchen die ikm se gewöhnliche repetitio auf 
eine ähnliche art, wie hier, unterbrechen wird; und diese feh- 
Jon im Cicero wicht, z. b. pro Plancio ὃ. 55 multi. . multi 
.. multi. . multi. . multis .. multi. .— Zu derselben 
rede $.,39 at quod erat tempus? clarissimus consul . . septem 
praetores .. Cn. Pompeius . . omuium denique in illum odia 
ardebans desiderio mei wird das verbum erdebani als falscher 
zuaatz betrachtet, da überall erat oder erant zu verstehen sei. 
Die bemerkung ist schön, und wäre dieser letzte aatz in der 
mitte, und sicht ans ende gestellt, so würde auch gewiss jeder 
die richtigkeit anerkenuen; jetzt aber ist es erlaubt ein beden- 
kon dagegea zu äussern, zumal der vorangehende satz Co. Pom- 
peins ... volle fänf zeilen beträgt, demit also die erinnerung as 
jenes allgemeine wort bereits verwischt war, und der schluss 
demnach gar nicht unpassend mit dem eigenen kräftigen verbum 
ardebant gegeben ist. Immerhin aber zeigt diese vermuthung 
die aufmerksamkeit bro. Campes, mit welcher er dem red- 
ner nachging und, was die rhetorische consequenz gefordert hätte, 
erkannte. — Interessant ist die vermutbung und die art ihrer be- 
gründung, dass in jener rede δ. 54 die worte cum alter vehe- 
retur . . . constrielus esset versetzt und erst ὃ. 55 nach lectam 
esse diceres gestellt werden müssen; sie beweist das sorgfältige 
studium und feinen geist, gleichwohl lässt sich die herkömmliche 
ordnung auch hier rechtfertigen: ich will indessen dieses andern 
überlassen. | 

Das auffinden von palimpsesten und ganz alten handschrif. 
ten, welche sich als das prototyp aller übrigen herausstellen, 
gibt unserer zeit einen vorzug vor dem XVI. jahrb. und erleichtert 
die kritik ausserordentlich. Die gründliche ausnutzung solcher 
vordem gar nicht, oder nicht genug gekannter mittel kann mech 
manche belehrung geben. Wir wissen aus Nonius, dass alte 
schriftsteller absente und praesente mit dem pluralis von nobis, 
omnibus u. a. w. verbunden haben; noch Varro schrieb: id prae- 
sente legatis omnibus exercitui prenuntiat (vergl. emendatt. Var- 
ren. specimen p. 6), d. bh. jene wörter: sind sicht participie, sea- 


Philelegus. ΧΕ. Jebrg. 2. 28 


405 Miscellen. 


dern präpositionen, mit dem ausgange von -nte, gleich ante; so 
wenig. sponte ablativus ist, aber daraus leicht spontis. gemacht 
wurde, so wenig praesente; wie aber pro consule ia proconsel 
überging, so praesente in praesens. in der uns erhaltenen he. 
teinischen litteratur aber bat sich kein beispiel bis jetzt vorge 
funden; erst die collationen der ältesten handsehriften haben ein 
'selches unbezweifelt aufgedeckt, aber man hat den fund nicht 
erkannt, und darum anbeachtet gelassen. in dem Cornificius 
(autor ad Herennium) IV, 16 heisst es: post ille Iuie convitium 
fecit et magis magisque preesentibus multis clamavit: aber die 
alte Würzburger, so wie die Erfurter handschrift geben deutlich 

maltiis, und dass die alten zwei Pariser aichts anderes 
haben, obschen die collationen schweigen. ist aus dem verhält 
nisse dieser zu jenen klar; die Freisinger aus dem XI. jahrk. 
hat schon pruesentibus. Ob dieser ausdruck praesente multia 
dem verfasser der rhetorik wie dem Varro aus erchaismas eigen 
ist, oder ob er absichtlich jenen als ein beispiel gemeiner sprech- 
weise — denn eine solche soll dort gegeben werden — aufge 
nommen hat, will ich nicht entscheiden. Gewiss ist dase jene 
alten codices die einzigen sind, die diese seltsame uber dech ae- 
türliche grammatische formel uns erhalten haben — das wich 
tigste überhaupt was mau aus ihnen lernt —: ein nweites exem 
pel in unsern lateinischen schriften kenne ich nicht. Ich: will 
bei dieser gelegeubeit noch auf eine seltsamkeit anderer art auf 
merksam machen. Im Varro de ling. lat. p. 106 heisst. es: ver 
sacula lactuen a lacte quod olus id habet lac. Brassica ete. 
Hier iat lactuca eine richtige verbesserung des editer princeps, 
Pomponias Laetus, die handschriften haben lacte; aber alle haben 
— ich selbst habe vier verglichen — am ende habet lac, sur 
die Florentiner gibt nach Keils vergleichung lact, und diese ist 
bekanntlich die quelle aller andern. Die abschreiber habew alse, 
wie wohl jeder von uns auch thun würde, jenes lact für einen 
schreibfehler gehalten und lac geschrieben. Aber man höre des 
Probus iustitut. gramm. p. 105 Lind.: C littera unum nomen re- 
peritur terminatum generis neutri . . lac lactis. Quidam hee 
lacte debere dici, sed non legi, nisi in Varrone de liugua latina. 
Putsch hat lact, nicht lacte, und dass lacte falsch ist, beweisen 
die nächsten worte des Probus: Plautus hoc lacte declinavit uhi- 
que. also muss Varro etwas anderes geschrieben haben, und 
dass dieses nichts als lact gewesen, kann man aus dem Anal. 
gram. p. 48. Charisius p. 57, Diomedes p. 278. Pompejus p. 238 
ersehen. 

Sorgfältiges studium wird noch eine menge solcher eigenhei- 
ten aufdeckan; hier möchte ich die freunde Ciceres auf die alte 
Pariser handschrift der reden besonders aufmerksam maehen; wir 
verdanken eine ganz genaue collation derselben berra dir. Hale, 
und ieh betrachte diese mittheilung ole dan werthvallste und 


Μη εν, 408 


διδϑαοίό' ιμούονδην dan aus did πόδ ausgabe den reßen ρουνέοίπ 
hat; art dieser δ Ὁ kanw ‘noch ‘sehe vielen geleistet werden; ‘dé 
dieses: der urcedex ist, aus welchem. die andern ‘abgesehrieben 
sind. ''Dass ‘sich: in diesem alte: fermen erhalten haben, die mon 
in den pulhhpsesten vergebens ‘sucht, wie 2. b; pro Sestie $.' 43 
armeis scheint mir nicht zufall. ‘ich wollte mich verpflichten, 
aus ihe ew jeder vede wenigstens ein halbes .dutzehd:bedsutender 
änderungen zu geben, die schwerlich: eine aufechtung: erleiden 
solltew. wenn aber Madvig — and ihm lego ich: diesen rath: be 
sonders. anv here — sich jene mwdschrift nach Kopenhagen briw 
gon lässt, um in ‚aller ruhe uad musse die reden im codex selbet 
zu lesen und zu studieren, se wird er ‚sein grosses verdienst für 
Cieere aoch bedeutend erhében. Die eigone betrachtung dieser üb 
testen nrkunde wird dem bewährten kenner Ciosronischer sptachke 
gar vieles entdecken, was. der: anblick susgezegener: .veviauten 
nicht bemerkbar macht. Es sollte mich nicht wundern, wenn 
er meine oben angegebene zahl auf das sechsfache zu steigern 
vermöchte und diese reden in einer reinheit zu geben im stande 
wäre, an die man. big jetzt nicht gedacht:hat Deen aber ist 
die anhaltende, in aller musse gewährte benutzung des codex 
uhentbebrlich. Durch ‘die sugratdlegung dieser hundschrift ist 
jetst me vietew stellen wenigstens die möglichkeit ‘einer Höhtk 
gen: hersteflungy ‘gegeben, die vordem durch die verkehrte interpe: 
lation gent unmöglich ‘gesiacht war. Or. de dumo §. 101 tesep 
wir jetst:' Sp: Muelil. rexynum uppetentis domus est oomplahataı 
+ Et ui ulfud? aegnum sceidisse pepulus Romasıs Maelio"indk 
eavit: ‘némine ipso Aequimuetii iustitia 'poenue comprebata est 
Sp. Cassii domes ob eandem -causam est eversa atque: in: ee 
loes wedis posita Telluris.. ‘Den argen fehler stultitia poena hat 
Halm aus Val. Maximus weggeräumt; aus dem frühern eoquid 
aliud: Hess wich nichts vernünftiges auffinden, ‘jétzt: ist es: leicht 
in dem et qui das richtige zu erkennen: est complanata, et guia 
iliud aequum accidisse P. R. Maelio iudicavit. In derselben rede 
de domo $. 117 gibt die neue ausgabe: Pontifex inquit adfuit. 
Non te pudet, cum apud pontifices res agatur, pontifices dicere, 
non collegium pontificum adfuisse . . esto, collegium non adhi- 
buisti. Quid? de collegio quie tandem adfuit? Posuerat enim 
auctoritatem, quae est in his omnibus, *** sed tamen auget et 
setas et honos dignitatem; opus erat etiam scientia, quam δὶ 
ompes consecuti sunt, tamen certe peritiores vetustas facit. Quis 
ergo adfuit? frater inquit uxoris meae. Die falsche interpola- 
tiou in uno nach autoritatem, welche in allen bandschriften feblt, 
ist glücklich entfernt, die liicke aber sehr unglücklich ange- 
bracht: lacunam esse post v. omnibus vidit Mommsenius. Das 
noctem stellulis illustrare ist nicht gelungen und Mommsen hat 
eine ganz falsche fährte betreten. Es ist um keinen buchatsben 
zu wenig, der febler liegt in posuerat; löat man dieses Ww dor 


404 | Miseelleu. 


richtige auf opus erat, se ist alles verstindig vad vollständig. 
Dass sich niemand an auctorifale stesse, se merke man, dem 
die handschriften gleichfalls opus erat etiam scieatia geben; viel 
leicht wird uns noch gar einer einmal den aceusativ zu rechtfer. 
tigen suchen. Es hätte, wens auch nur ein pontifex zugegen 
war, dieser wenigstens auctoritas und scientia haben sollen, was 
nicht der fall gewesen sei. Dass es sich nur darum handelt, 
bezeugen anch die nächsten werte, die den allgemeinen gedas- 
ken jetzt in eoncreto anwenden: Si auctoritatem quaerimus .. 
ea prepter tantam conivactionem affiaitatis minor eat patands; 
sin autem scientia est quaesita, quis minus peritus etc. ich habe 
diese netkwendige änderung bei dem lesen der neuen ausgabe 
gemacht und war nicht wenig erstaunt, sie später schen von 
Markland vorgetragen zu finden; um se mehr ist zu bedavers, 
dass Baiter sich durch fremde autorität irre führen liess. 
München. L. Spengel. 


40, Ad Ciceronis or. pro Rabirio c. 44. 


Nuper in Ciceronis oratione pro C. Rabirie Poatamo α. 14 
δ. 40, codicum acripturam ignoraus, emendanda quaedam religei 
ia illis: ists im civitate una complures cures refersi. Nune, pest- 
quam rescivi, quid in codicibus scriptum legatur, damnum, si 
qued est, resarcire possum. Codd. Germani quatuor habent: ee 
sistem unem non plures, cod. Alex. Glorierii, quo Muretus uses 
est, acstatem unem pluribus: legendum igitur: ,,ista im civitate 
una, non ie pluribus, aures refersit.’— Recte dubitavit Mad 
vigius, an bene diceretur: „complures aures refersit”; srsitque 
idem γοεί hec, opponi una et plures. 

Traiecti ad Rhenum. B. ten Brink. 


— sir eas ya ‚ul 


a IX. 
Grote’s ansicht über die composition der Ilias. 


— — — — 


Man darf es als ‘eine bemerkenswerthe erscheineng beseich- 
u, dass Grote in seinen untersuchungen über die Homerischen ge- 
thte !), wiewohl er den zersetzenden theorien Wolf’s und Lack- 
ine's mit den schlagendsten gründen entgegen tritt und der über- 
ferung ihren werth gewahrt wissen will, dennoch selber im 
derspruch mit der überlieferung eine neue ansicht über die 
mposition der Ilias aufstellt, durch welche ihre gegenwärtige 
ıheit in zwei ursprünglich selbständige gedichte, eine Achilleis, 

welcher die rhapsodieen I, Vill, XI— XXI gehören, und eine 
as, aus den rhapsodieen II—Vil, X bestehend, aufgelöst wird. 
iss diese ausicht bereits in Deutschland zustimmung gefunden 
t 2), kana nicht befremden, da hier fast alle denkbaren πιοί- 
ngen über Homer, die vermitteladen, wie die extremen, ihre 
rtreter finden; wenn aber ein englischer gelehrter, der sonst 
der Homerisehen frage auf conservativem standpunkte steht, 
» gegenwärtige einheit der Ilias zwar immer noch weit über 
s zeitalter des Pisistratus hinanfrückt, deunech sie für nicht 
sprünglieh erklärt, se liegt darin immerhiu eine aufforderung, 
fa neue und mit aller möglichen unbefangenheit in eine unter. 
chang der composition einzugehen. 

Indem ich einer solchen mahnung mich nicht verschliessen 
‚lite, glanbe ich die resultate einer vergleichung von Grote's 
sicht mit dem gedichte selbst zu öffentlicher prüfung mittheilen 

sollen. Ich ging hiebei von dem grundsatz aus, dass die 
ar vorliegende künstlerische einheit des gediehts eine ur- 

1) History of Greece Vol. II. Part I. chapter XXI p. 191 ff. 


2) Die Homerisehe kritik von Wolf bis Grote von L. Frisdländer. 
rlin. 1853. 


Philologus. XI. Jahrg. 3. 28 


406 Grote über die Ilias. 


sprüngliche sein müsse, und nicht das werk ven mehreren, nick|,. 
nachträglich durch zusammenarbeitung einzeluer lieder hinele |j, 
verwoben sein könne: dagegen konnte eine erweiterung eine 
einfacheren gedichtes durch einschaltung kleinerer oder grösse I 
rer zusätze an und für sich nicht undenkbar scheinen. ladesse 
handelte es sich bier freilich um die beweise aus dem gedick 
selbst, und die erfabrung, wie yiel und mancherlei schon übe 
Homer geurtheilt worden ist, wie oft der oberflächliche anstess, 
den der :leser und: kritiker nimmt, wie oft die-därfligstem: Kstheti- |, 
schen ansichten, von denen ein subjectiver geschmack ausgeht, |_ 
die leitenden gründe für diese oder jene kritischen versuche |n 
werden, musste vorsicht und misstrauen empfeblen, 
Die wichtigsten sätze, in welchen Grote’s ansicht niederge |, 
legt ist, sind folgende. 
P. 236: „Tbe first book, together with the eighth and the |; 
books from the eleventh to the twenty-second inclusive seem 
to form the primary organisation of the poem, then properly 
an Achilléis: the twenty-third and twenty-fourth books are, 
perhaps, additions at the tail of this primitive poem, which still 
leave it nothing more thau an enlarged Achilléis. But the books 
from the second to the seventh inclusive, together with the tenth, 
are of a wider and more comprehensive character, and convert 
the poem from an Achilléis into an Iliad. The primitive fros- 
tispiece, inscribed with the anger of Achilles and its direet con- 
sequences, yet remains, after it has ceased to be evextensive 
with the poem. The parts added — must be a little more re- 
cent, bat they belong to the same generation and state, of se 
ciety as the primitive Achilléis” — p. 237: „The sequeace ef 
events contained in the original Achilléis is more rapid, more 
unbroken and more intimately knit together in the way of cause 
and effect, than in the other books”. P. 289: „Nothing can be 
more striking than the manner in which Homer conceatrates | 
our attention in the first book upon Achilles as the bere, his | 
quarrel with Agamemnén, and the calamities to the Greeks which | 
are held out as about to ensue from it, through the interaessies | 
of Thetis with Zeus. But the incidents dwelt upon from the 
beginning of the second book down to the combat between Hee 
tor and Ajax in the seventh, animated and interesting as they 
are, do notbing to realise this promise. They are 8 splendid 


Grete über die Ilias. 407 


icture ef the Trojan war generally, and eminently suitable te 
bat larger title under which the peem has been immortalised — 
mt the consequences of the anger of Achilles do net appear 
atil the eighth book”. 

Der übergaug aus der Achilleis in die Ilias wird s. 247 
ugeschickt geneant, weil die sendung des traumgottes ohne wir- 
ung bleibe: ‚the awkwardness is, that Oneirus and his false- 
ood produce no effect. For in the first place Agamemnén ta- 
es a step very different from that which his dream recommends 
- and in the uext place, when the Grecian army is at length 
rmed and goes forth to battle, ‘it does not experience defeat 
which would be the case if the exhortation of Oneirus really 
roved mischievous), but carries on a successful day’s battle”. 
5 wird p. 248 getadelt, dass Agamemnon ‚instead of arming 
he Greeks fortwith”, die βουλή, dann die heeresversammlung 
erufe und deren muth auf die probe stelle. ,,Now this inter- 
ention of Zeus and Oneirus, eminently unsatisfactory when 
supled with the incidents which now follow it, and making Zeus 
ppear, but only appear, toirealise his promise of honouring Achil- 
8 as well as of hurting the Greeks — forms exactly the point 
f junction between the Achilléis and the Iliad”. Dazu in einer 
nmerkung: „The first forty seven lines of book Il would fit 
n and read consistently at the beginning of book VIII, the 
vents of which book form a proper sequel to the mission of 
weirus”. Der ,,kindische einfall”, die stimmung des heeres zu 
proben, wird dann zwar gerechtfertigt durch dem dichterischen 
weck, die folgenden scenen, das lebendige gemälde der griechi- 
then heeresversammlung, das einen so wichtigen theil des gan- 
en krieges bilde, zu motiviren, aber diess erkläre in keiner 
eise die leere dazwischenkunft des traumgottes. — Wie der 
bergang aus der Achilleis (erstes buch) in die Ilias, so sei 
uch (p. 250) der übergang aus der Ilias in die Achilleis, die 
reaugng von wall und graben ungeschickt. „As the poem 
pw stands, no plausible reason is assigned why this should 
» done. Nestor proposes it without any constraining neces- 
ty: for the Greeks are in ἃ career of victory, aad the Tro- 
ms are making offers of compromise which imply conscious 
eakness” — ,,Many Greeks have been slain it is true, as 
estor observes (H 327); but an equal or greater number of 

2" 


408 Grote über die Niei. 


‚Trojans have been slain, and all the Greeian heroes sre volle | 
full foree: the sbsence of Achilles is not even adverted te”. | 
Die erzählung von der umwallung des griechischen lagers mi 
ein nachträglicher gedanke ,,arising of the enlargement. of te 
poem beyond its original seheme”. Die Achilleis habe die maver 
einfach als vorhanden vorausgesetzt, usd wenn von dem der 
Thetis gegebenen versprechen unmittelbar zu der erfülluug fort | 
geschritten werde, se könne die befestigung wicht auffallen. A» 
ders sei es, wenn das erste und das achte huch auseinander ge 
rissen würden, um für temporäre erfolge der belagerer raum zı 
schaffen. Da nun in dem zweiten bis siebten buch eine maser 
nicht erwähnt werde, so konnte, um ihr vorhandensein ia des 
späteren gesängen zu erklären, ein dichter, der die vermeintliche 
lücke entdeckte, zu deren ausfüllung veranlasst werden, was 
freilich hier nach den erfolgen der Griechen ganz unpassend er 
scheine: p. 252 „we will not ask, why the Trojens should stand 
quietly by and permit a wall to be built, since the truee was 
concluded expressly for burying the dead”. Ein hauptargument 
findet Grote endlich in der verschiedenbeit des Zeus des vierten 
gesangs von dem im ersten gesang: p. 253 ‚If the proceedings 
of the combatants on the plain of Troy, between the first and 
the eighth book, have no reference either to Achilles or to as 
Achilléis, we find Zeus in Olympus still more completely puttisg 
that hero out of the question, at the beginning ef the fourth 
book. He is in this last mentioned passage the Zeus of the 
Niad, not of the Achilléis. Forgetful of his promise te Thetis 
in the first book, he discusses nothing but the question of ces- 
tinuance or termination of the war, aud manifests saxiety ealy 
for the salvation of Troy”. 

Was sich uns, indem wir diese neue opposition wider die 
einheit der Ilias überblicken, zunächst darbietet, ist, dass aveb 
sie wesentlich auf subjectiven anschaunngen und ästhetischen ver 
aussetzungen beruht. Dahin gehört der schon so oft beapre 
chene vorwurf, dass die in aussicht gestellte niederlage der 
Griechen erst mit dem achten gesang (oder vielmehr mit dem 
eilften „The situation of the Greeks only becomes desperete 
when the three great chiefs, Agamemnön, Odysseus und Dicwe- 
des, are disabled by wounds” p. 248) beginue, dass in den de 
zwischen liegenden gesängen sein der Thetis gegebenes ver 


- © BY 


Bu a & ΜΠΒ τὶ ara 8 


Grote über div Ilias. 409 


sprechen völlig vergessen habe. Der dichter, verlangt mau, 
sellte die handlung direct und ohne umwege dem im ersten 
buch angedeuteten ziel der niederlage der Griechen, entgegen- 
führen. 

Wir könuen uns über diese einfachen kunstbegriffe nicht 
geaug wundern. Es ist unstreitig vom moralischem standpunkt 
aus etwas schönes um die unverweilte erfüllung eines verspre- 
chens, es ist ein achtbarer charakterzug, gerade und ohne um- 
schweife auf sein ziel lossugehen. Aber man gebe doch diesen 
geraden weg nicht ohne weiteres für die bahu aus, die der dich- 
ter einschlagen musste, um dem charakter des Zeus seine con- 
seqnena zu wehren. Ks möchte schwer sein, im einzelnen diese 
consequens durchaufühbren. Tritt doch in dem Homeriachen Zeus 
das selbstgefühl und die laune des despoten scharf genug her- 
vor. Aber die eine consequena, die der dichter in dem grossar- 
tigea bilde seines Zeus festhilt, dass über allen den wechselnden 
zwischeufällen, deren urheber götter oder menschen sind, über 
allem apiel der freibeit sein unebhäugiger wille feststeht, sein 
wille vollzogen wird (vgl. A 5. 545—550; F302; 4 55 ἢ. 
82—84; 0 5—382. 430 f. 447 ff. 462 f. O 104—108; T.270— 
274; die wage Θ 70—74 und X 210—212 deutet symbolisch 
deo bereits gefasuten beschluss an, vgl. = 95 f.), diese conse- 
queaa ist von Grote nicht erkannt worden, obwohl der dichter 
gleich an die fronte seines gedichtes diesen gesichtspunkt ge- 
stellt bat. Wenn dem nächsten blick der groll des Peliden als 
ursache der unsäglichen leiden erscheint, welche die Achäer tra- 
feu, in wahrheit isi es Zeus rathschluss, von dem diese verhängt 
werden (Διὸς δ᾽ ἐτελείετο povdy); wenn die bitten der Thetis 
Zeus zu bestimmen scheinen, in der that sind nicht die wünsche 
eines sterblichen oder einer göttin, sondern der eigene wille norm 
seines handelns; die erfüllung geht, wie es mit menschlichen 
wünschen so oft der fall ist, weit über die bitte der Thetia, 
über die wünscbe Achills hinaus (QO 473—477; II 250-—252; 
2 74—82; T 270—274). Als der erhabene gebieter, der im 
gefühle unbeschränkter gewalt auch götter und menschen, se 
weit es ihm gut dünkt, gewähren lässt, ihre bestrebuugen im 
bewusstsein der überlegenheit wie spieleud behandelt, erscheint 
Zeus auch im oierien gesange: das ist in den worten 5 f.: αὐτίχ᾽ 
ἐπειράτο Κρονίδης ἐρεθιζέμεν "Ἄρην κερτομίοις ἐπέεσσιν wo deer- 


442 Grote über die Ilias. 


und sich dadurch den beifall aller jener geschlechter und stämme 
au sichern, die vor Ilios kämpften. 

Müssen wir so in abrede ziehen, dass die gesänge , welche 
mehr ein allgemeiues bild des krieges geben, nicht integrireade 
theile des gedichts von der μῆνις sein‘ könnten, so fehlt en δι. 
drerseits in den rhapsodieen B—H und Ä keineswegs an be 
ziebungen auf jenes grundmotiv des grüsseren gedichte. Vea 
dem anfang der zweiten rhapsodie nimmt diess Grote selbst as, 
ds er zu unbefangen ist, um gleich Lachmann die in v. 3 eat 
haltene beziehung zu verdächtigen. Aber wenn wir auch mit 
ihm die ersten sieben und vierzig verse ale anfang zur achten 
rhapsodie zieheu wollten, so bleiben dennoch is den übrigen 
theilen beweise genug, dass sie dem gedicht von dem zorn Achills 
angehören. "Schon der umstand, dass Achill fehlt, wo seine er- 
wähbnung, da er doch jedenfalls in der ganzen troischen sage 
zu den tapfersten gehört, erwartet werden sollte, weist darauf 
hin, dass diese gesänge mit beziehung auf die μῆνις gedichtet 
sind. So erscheint Achill nicht unter den geronten B 405 δ᾽; 
Thersites spricht B 329 f., (ohne dass die ächtheit dieser verse 
von den alten verdächtigt wäre) von der dem Achill durch Aga- 
memnon zugefügten beleidigung; Agamemnon selbst erwähnt 
375—378 den unseeligen streit mit Achill; vielleicht ist auch 
Nestors äusserung 346 hierauf zu bezieben. In dem schiffska- 
talog wird Achill ausdrücklich als an dem kampfe nicht theil- 
nebmend bezeichnet. Zenodots uthetese der verse 689 --- 94 ist 
von Aristarch durch die hinweisung auf deren unentbehrlichkeit, 
weil doch erklärt werden müsse, warum die Myrmidonen an den 
folgenden kämpfen nicht theilnehmen, mit gutem grund beseitigt 
worden. Wer nun, wie Grote (p. 210) den schiffskatalog ser 

, als theil eines grösseren gedichtes betrachten kann, wird auch 
die ächtheit jener verse nicht in zweifel ziehen. Sie enthalten 
somit ein zeugniss, dass Achill um den raub der Briseis zär- 
nend unthätig bei den schiffen verweilte. Sehen wir indessea 
auch von dieser stelle ab, so begegnet uns weiterhin im katalog 
769-——779 ein abermaliges und von keinem der alexandrimisches 
kritiker beanstandetes zeugniss von Achills groll und unthätigkeit. 

Auch in den ferneren gesängen fehlt es nicht an hinweisen 
gen auf Achill’s groll. 4 512 f. wird ausdrücklich erwähnt, 
Achill kämpfe nicht, sondern bünge bei dem schiflen verweilend 


Grote über die Elias. 413 | 


seinem greil mech. Auch H 220 f. und K 106 f. ist von Achilis 
unthätigkeit iu folge seines grelles wider Agamemnon die rede. 
Als feblend im heere wird er ausserdem E 788 f.; 2 99; H 
161—169 erwähnt oder vorausgesetzt. Denn hier wenigstens 
müsste Achill genannt werden, wenn such in der sesyooxonia 
Γ 166—242 und in der ἐπιπαάλησις A 281 ff. sein name nur 
aus zufall verschwiegen sein sollte. — indessen, was bedarf es 
eimzelner zeugnisse? In allen von Grote seiner besonderen Ilias 
beigefügten rhapsodieen iat Achill als fehlend betrachtet; der 
ganze gang des kampfes ist nur ans seinem fehlen zu erklären. 
Dese wur weil der tapferste unthätig ist, wagen es die Troer, 
den kampf im offenen felde anzunehmen, E 788—791 (vgl. mit 
4 513, we Achills abwesenheit die Troer ermuthiges soll und 
Z 99); wenn einmal Achill wieder theil nimmt, ist die niederlage 
der Treer gewiss K 105 ff. Die anschawungeweise der soge 
nannten Ilias ist hierin ganz derjenigen des meuuten gesangs 
852—855 und der Achilleis gleich N 101. 105; Π 260-284; 
Σ 218 ff. 257 f.; T 26. 44. 

Wenn aun die von Grote ausgeschiedenen rhapsodieen un- 
läugbar mit denen der sogenannten Achilleis hinsichtlich des 
künstlerischen motiva, wodurch das einzelne zusammengebalten 
wird, auf dem gleichen boden stehen, so finden sich auch, abge 
sehen von dem zusammenhang zwischen © und H, von dem wir 
nachber sprechen werden, in den späteren gesängen manche rück- 
beziehungen auf die sogenannte Ilias. Die E 311-—324 ge- 
schilderte erbeutung der pferde des Aeneas ist © 106—108 und 
ı5 291 f. wieder erwälint. An der letzteren stelle wird auch die 
rettung des Aeneas durch Apollon berührt, also auf E 433 —446 
bezug genommen. Betrachtet man aun auch die beiden letzten 
gesänge mit Grote als zusätze zu einer ursprünglich kürzeren 
Achilleis, so setzen jene anspielungen auf E immerhin voraus, 
dass, als sie in sehr früher zeit hinzukamen, die ἀριστεία Hıe- 
μήδονς bereits einen integrirenden theil der Achilleis bildete. 
Diese ἀριστεία ist ferser vorausgesetzt in O 130-134. 154— 
156. 163-166. 532 ff., se wie in der hervorhebung des Dio 
medes ἢ 74—76. Eine ποεῖν speziellere anspielang auf diese 
pertie, nämlich auf & 827 ff. und 856 f. findet sich @ 896 &. 
Mit der scene E 870 ff. uud 426—430 ist & 505—518 nahe 
verwandt. Kotechiodene verwandtschaft und gieichheit der auf- 


414 Grote über die Ilias. 


fassungsweise besteht auch zwischen H 445—468 und M 6— 
38. indessen kann sich allerdings die frage aufdrängen, οὐ 
nicht die eine darstellung aus der audern hervorgegangen ist, 
etwa H 443-464 aus M, so dass an 442 sich ursprünglic 
v. 465 angeschlossen bitte. 

Dass bei den wettspielen am sucht und zwanzigsten tag der 
Iliado Agamemnon, Diomedes und Odysseus vom ihrer anf des 
sechs und zwanzigstea tag fallenden verwundung bereits wieder 
geheilt sind, kann nicht auffallen. Wer solchen unwahrachen- 
lichkeiten gewicht beilegen wollte, müsste aoch gar vieles nicht 
blos bei Homer, sondern auch bei Sophokles u. a. anstéasig 
finden. 

Auf die bemerkung, dass in der ursprünglichen Achilleis die 
folge der begebenheiten rascher, ununterbrochener, inmerlicher 
verknüpft sei, wird Grote so wenig als sonst jemand ein besen- 
deres gewicht legen wollen. So weit die beobachtaag begrie 
det ist, erklärt sie sich auch ganz natiirlich. Man vergleiche 
aber die kampfesscenen des vierten his siebenten huches mit de 
nen des achten, eilften und der folgenden, man vergleiche his- 
wiederum die eingehenden schilderungen und psychologischen ge 
mälde im verkehr der götter oder menschen unter einander, wie 
sie im ersten, achten, eilften, vierzehnten gesang und den fel- 
genden sich finden, mit denen des zweiten und siebenten gesangs, 
und man wird keine wesentliche verschiedenheit in der darstel- 
lungsweise entdecken. Denn das freilich wird man bei jedem 
epischen dichter natürlich finden müssen, dass er bei den einen 
partieen länger und eingebender als bei andern verweilt, im dea 
einen mit grösserer lebendigkeit und feuer uns hiureisst, oder 
hinwiederum tiefer das gemüth ergreift, als in andern. 

Was dann die nachweisung einer ungeschickten verknüpfung 
der Achilleis mit der Ilias, und hinwiederum der Ilias mit der 
Achilleis betrifft, so ist der einwurf, dass die absicht, welche Zeus 
ia der sendung des traumgottes hatte, unerfüllt bleibe, dass lets- 
tere mithin in dem gegenwärtigen zusammenhang als eine ur 
geschickte erfindung erscheine, schon durch die voranstehesde 
erörterung beseitigt; auf die einwürfe in betreff der verkuüpfung 
des siebenten gesaugs mit dem achten, namentlich des maver 
bau’s, wollen wir genauer eingehen. 

Wir müssen hier aber ganz entschieden in abrede ziehen, 


| Grote über die Ilias. 415 


dass bei der damaligen lage der Griechen die errichtung von 
wall und graben nicht metivirt erscheine. Nestor, meint Grete, 
mache diesen vorschlag ohne dringenden grund; die Griechen 
als sieger, wefür die friedensanerbietungen der Troer sie aner- 
kennen, hätten gar keine veranlassung, jetzt verschanzungen zu 
bauen. indessen, wenn man die lage der Griechen genauer an- 
sieht, wenn man ihre erfolge an ihren erwartungen und an dem 

vorhergebenden stand des krieges misst, so wird mau sich über- 
zungen, dass es keineswegs ungeschickt ist, wenn der bodacht- 
samere Nestor jenen rath ertheilt. 

Der traum hatte dem Agamemnon 12 f. 29 f. vorgespie- 
gelt: νῦν γάρ καν Eloıg πόλιν εὑρυάγνιαν Τρώων; er selbst hofft 
demgemäss 87 und 418 ff. noch am gleichen tage Troja su er- 
oberu. Nestor, der anfänglich 80 f. in die wahrheit der traum- 
erscheinung zweifel setzte, liess sich, weil es undenkbar schien, 
dass der oberanführer von Zeus getäuscht werde, verleiten, jens 
koffuung zu theilen, 436: μηκέει --- ἀμβωλλώμεϑα ἔργον, ὃ δὴ 
ϑεὸς ἐγγναλίζει. — Dieses siel ist am schluss des tages nicht 
erreicht; die Achäer und zumeist Diomedes hatten zwar die Troer 
hart bedrängt, aber gegen ende des tages schienen die ersten im 
nachtheil] H 18, bis Athene und Apollon durch den zweikampf 
zwischen Hektor und Aias dem kampf der massen ein ende mach- 
ten. Obwohl sich nun in dem zweikampf selbst der sieg mehr 
auf die seite des Aias zu neigen schien, so hatte sich doch im 
ganzen die lage der Troer gegen früher wirklich verbessert, 
die der Griechen verschlimmert. So lange Achill am kampfe 
theilnahm, wagten sich die Troer nicht vor die mauern heraus; 
nun kämpfen sie fern von der stadt in der nähe des schifisia- 
gers, E 788— 791, (ähnlich lautet die stelle | 352—-355: Hek- 
tor kam höchstens an das skäische thor und am die eiche) N 
101—107. Die Troer früher furchtsamen hirschen gleich hat- 
ten nicht lust gehabt, den Achäern staud zu halten. Jetzt er- 
scheinen sie den Achäera im ganzen gewachsen, und der um- 
sichtige Nestor jedenfalls konnte sich, auch wean die zweifel 
an der wabrhaftigkeit der traumerscheiuung nicht wiederkehrten, 
nachdem die anfängliche hoffnung B 436 unerfällt geblieben war, 
nicht verhehlen, dass Troja’s ereberung weder leicht noch schuell 
erfolgen werde. So war der vorschlag, verschanzungen anzu- 
legen, sowohl au und für sich, als von Nestora standpuuk\ won 


448 Grote über die Ilias. 


den edelsteu naturanlagen der mangel an mässigung in dem 
selbstgefühl und einem au sich berechtigten wadoy unbeilvelle 
wirkeagen hat, wie die Nemesis die überschreitang des masses 
ahndet. Ä 

Sebon im ersten gesang erscheint Achill ganz ned allein ie 
dieses überreizte selbstgefühl wie in das lebendigate gefühl der 
widerfahresen beschimpfung versenkt. Wire er uicht se om 
schliesslich mit sich und seiner kränkung beschäftigt, so kéante 
er niebt 4408 ff. gegen Thetis den wunsch aussprechen, dase darch 
Zeus die Achäer unter schwerem verlust zu den schiffee wad m 
das meer zurückgeworfen werden möchten, damit alle es fühlen, 
was sie an ihrem oberanführer haben. Man übersehe nicht, wie 
der wunsch Achills keineswegs blos darauf gerichtet ist, des 
Agamemnon seine schuld bekennen und durch reiche busse sib- 
nen möge: das erlittene unrecht erscheint ihm in vergleich mit 
dem gefühl des eigenen werthes so gross, dass nur eine fach 
sche demüthigung, nur die empfindlichste niederlage der Achäer 
es auszugleichen vermag. Darum wird er durch die anerbietm- 
gen im neunten gesang nicht versöhnt, und er achtet dieselben 
(psychologisch vollkommen richtig) seinem noch unbefriedigtes 
rachegefühl gegenüber für nichts: 378. Dazu kommt die genug- 
thuung, die sein beleidigter stolz darin finden müsste, die flebest- 
liche bitte abweisen zu können. Selbst vor den gesandten, de 
ihm den reichsten ersatz anbieten, äussert sich Achill so, als eb 
des unrecht völlig ungesühnt, Agamemnon’s gesinnung noch uF 
verändert feindselig wäre; er spricht nur von der zugefügtie 
kriinkong und ignorirt die angebotene busse als gar nicht 8 
betracht kommend. So / 316 ff.: οὐκ ἄρα τις χάρις Her μάρνασϑαι 
δηΐοισιν én ἀνδράσι --- ἐν δὸ ἰῇ τιμῇ ἡμὲν κακὸς ἠδὲ καὶ ἐσθλός, 
was doch eben so unwabr und thatsichlich widerlegt ist, wie 
die worte 1752 ff. 72 ff. Auch die folgenden äusserungen 336: 
dusv 8 ἀπὸ μούνου Ayamır ether’ (γέρα) ἔχει δ᾽ ἄλοχον ϑυμαρέα, 
867: γέρας δέ μοι — ἕλετο κρείων ““γαμέμνων und 875 oder 646: 
ἀλλά μοι οἰδάφνεται κραδίη χόλῳ, ὁππότ᾽ ἐκείνων μνήσομαει, ὥς κὶ 
ἀσύφηλον ἐν ““ργείοισιν ἔρεξεν, ὡς εἴ τιν ἀείμητον μετανάσειν, 
iguoriren ehensowohl das anerbieten, die Briseis suriicksugebes 
und die glänzendste genugthuung zu leisten, wie die in der ser 
dung der edelsten fürsten liegende auszeichnung. Als hätte Age 
memnon nicht selbst seine arn beklagt, äussert Achill 877: ἐκ 


Grote über die Ilias. 419 


yap εὖ φρένας εἴλετο μητίετα Ζεύς. Indem seine seele immer 
noch ausschliesslich mit dem erlittenen schimpf beschäftigt ist, 
achtet er den angebotenen ersatz für nichts 378, bis der Atride 
die ganze ihm zugefügte schmach (natürlich factisch) gebüsst 
hat: I 387. 

Wie ist es nun möglicb (Grote p. 241. a. 3), die äusserun- 
gen Achills II 52 fi.: ἀλλὰ τόδ᾽ αἰνὸν ἄχος κραδίην καὶ ϑυμὸν 
ἱκάνει, ὁππότε δὴ τὸν ὁμοῖον ἀνὴρ ἐθέλῃσιν ἀμέρσαι καὶ γέρας 
ἂψ ἀφελέσθαι oder 72 f.: εἴ μοι χρείων ᾿4γαμόμνων ἥπια εἰδείῃ 
im widerspruch zu finden mit dem neunten gesang? Sie zeichnen 
ja ganz gleich und consequent Achill, wie er einzig in die zu- 
gefügte kränkung versenkt für alles andere unzugänglich ist. — 
Wie Patroklos die klagen Achills nicht durch die verweisung 
auf Agamemnon’s anerbietungen widerlegt, so thun es auch 
Phönix, Aias, Odysseus nicht, die dazu noch weit mehr grund 
batten. 

Auch darin bleibt sich Achill im ersten, neunten, eilften und 
sechszehnten gesang consequent, dass immerhin die verzweifeltste 
lage der Achäer vorausgesetzt wird, wenn er wieder an dem krieg 
theilnehmen soll, A 408 ff. 7 386 f. 650 ff. 4 609 f., und mit 
I 650 ff. ganz übereinstimmend ΠῚ 61 ff. Allerdings erwartet 
er in folge davon A 609 und 11] 85 f. bitten und geschenke 
von seiten der Achäer; aber diese allein ohne jene thatsächliche 
domiithigung genügte ihm nicht. Wir müssen es darum aus- 
drücklich als dem inhalt des ersten buches, namentlich den ver- 
sen 408— 410 (wonach die allgemeiner gehaltenen 240 — 243 
und 340 ff. 509 zu erklären sind) widersprechend bezeichnen, 
wenn Grote p. 245 meint „Achilles asks nothing more from 
Thetis, nor Thetis anythiug more from Zeus, than that Aga- 
memnen and the Greeks may be brought to know the wrong 
that they have done to their capital warrior, and humbled in 
the dust in expiation of it.” Wenu wir das festhalten, dass 
Achill’s entschiedener wunsch von anfang an auf die äusserste 
niederlage der Achäer gerichtet ist, dass mitbin seine im neunten 
geseng enthaltene abweisung ibrer sühne nur eine consequenz 
aus jenem mit deutlichen worten gegen Thetis ausgesprochenen 
wunsch ist, so kann es uns auch nicht befremden, dass Achills 
reue, als sie erwacht, nicht, wie Grote p. 243. a. 6. verlangt, 
auf die weigerung des neunten buchs, sondern auf den ersten um 


420 Grote über die Ilias. 


seligen anfang der verblenduug zurückgeht 2 107; T 564 
67. 270 8. 


Wir können aber auch keineswegs mit Grote (p. 243. ἃ. ἢ 
in der lage der Griechen, wie sie das achte buch zeichnet, & 
wünsche Achills bereits erfüllt sehen. Es ist nicht zw verke 
nen, dass diese schlimm genug ist, um Agamemnon wach des 
rathe Nestor’s im interesse des heers zu dem demiithigendes sebrit 
zu bewegen, aber noch war es (vgl. © 335 ff.) kein kampf = 
die schiffe wie Achill es verlangt hatte 4 408 ff. ΠῚ 61 ff, wi 
wenn Grote behauptet „the suhsequent — defeats which thy 
undergo are thus causeless: yet Zeus is represented as inflicting 
them reluctantly, and only because they are necessary to hese 
Achilles”, so ist letzteres weder durch die angeführten verse A 
850; O 75. 235. 598 noch durch andere stellen zu erweisen: 
man vgl. namentlich 4 5; T 270 ff. 


Grote macht gegen die ächtheit ferner geltend, dass weder 
(p. 241. a. 2) in dem von Poseidon N 115 gemachten vorschlag 
ἀλλ᾽ ἀκεώμεϑα ϑᾶσσον, ἀκχεσταί τοι φρένες ἐσθλῶν noch in dem 
worte des Patroklos Π 273 f. (Grote p. 243 ἃ. 5) die im neunten 
gesang gemachten anerbietungen erwähnt seien. indessen jener 
vorschlag soll den Achäern die zuversicht, dass Achill verséhat 
werden könne, einflössen und dadurch ihren muth erhöhea; in 
diesem fall wäre jene erwähnung zweckwidrig; des Patroklos 
anrede an die Myrmidonen ist, wie sie lautet, ganz geeignet, 
zur tapferkeit durch das motiv zu ermuntern, dass dem Atrides 
recht fühlbar werde, wie verblendet er war, als er Achill be 
schimpfte; in diesem fall wäre die erwähnung der gesandtschaft 
ungebörig. 

Die unächtheit des neunten buchs glaubt Grote p. 245 auch 
durch die bemerkung zu erweisen, „that the object terror, ia 
which Agamemnön appears ja the ninth book when se send 
the supplicatory message to Achilles, as it is not adequately 
accounted for by the degree of calamity which the Greeks hare 
experienced in the preceding book, so it is inconsistent with 
the gallantry and high spirit with which he shines at the be 
Sinning of the eleventh.” Es führt uns diess überhaupt auf die 
frage, ob der stand des krieges, wie ihn das neunte buch rer 
aussetzt, mit der im achten geschilderten lage übereinstimmt, 


Grote über die Ilias. 424 


und wie weit darin auf friibere verhältnisse zurückgewiesen 
wird. Wie verschieden am schlass des tages der sieg auf seiten 
der Troer ist, erhellt in gleicher weise aus den letzten partieen 
des achten gesangs, wie aus dem neunten. Man vergleiche ei- 
werseits © 335—349, ferner 487 f.: Τρωσὶν μέν ῥ᾽ ἀέκουσιν 
ἔδν φάος, αὐτὰρ ᾿4χαιοῖς ‘Aondciog τρίλλιστος ἐπήλυϑε νὺξ ἐρε. 
βεννή, ferner in Hektors rede 498 ff. die entschiedenste zuver- 
sicht, am folgenden tage die Griechen zu verderben, andrerseits 
auf seiten der Achiler die grösste niedergeschlagenheit and math- 
losigkeit 7 1—16. 80. Auch Nestor’s rede / 75 ff. bezengt die 
@riegende noth der Achäer. Dass aber Diomedes mit grossem 
muthe sich ausspricht, und dass die Achäer von diesem mathe 
fertgerissen werden 32—51, ist nicht minder natürlich. Wenn 
auch eine directe beziehung auf die ἀριστεία des fünften buchs hier 
nieht vorliegt, so erklärt doch letztere am besten ebensowohl 
das mathige auftreten des Diomedes, wie dessen einfluss anf die 
stimmung des heeres. Aber eine beziehung auf die ἐπιπώλησις 
4 368 ff. finden wir in v. 84. — Die objectiven verhältnisse 
sind die gleichen. Die Troer lagern nicht weit vou den schif- 
fen und unterhalten viele feuer © 490. 509. 554 ff. andrerseits 
1 76. 232 ff. Noch speziellere congruenzen mit dem achten 
gesang finden sich 1 234 οὐδ᾽ ἔτι φασὶν σχήσεσϑ᾽ ἀλλ᾽ ἐν νηυσὶ 
μελαίνῃσιν πεσέεσϑαι übereinstimmend mit © 530 f.; I 236 Ζεὺς 
— ἀσεράπτει mit © 75 f.; I 240 ἀρᾶται f. mit O 487. 500. 
§30; I 241 ff. στεῦται — ἐμπρήσειν — (Azasove) δῃώσειν mit 
© 526. 530—541. 


Beziehungen auf frühere gesänge finden sich ausser den 
erwähnten noch / 71 auf H 467—70, ferner 104 ff. (105— 109) 
auf 4 254 ff. (282— 284). Dass die verschanzungen erst vor 
kurzem, seit Achill sich vom kampfe fern hielt, ausgeführt 
worden waren, vgl. H 337 f. und 436. 441 liegt, ebensowohl 
ia J 348—350 wie ia © 177. 


Auffallend ist die übereinstimmung von 1 17—28 mit B 
110—118 und 189—141. Indessen unpassend erscheinen, etwa 
mit ausnahme von 23. 24. 25., die gleichen verse weder an der 
einen noch an der andern stelle. Nachdem Agamemnon im zwei- 
ten gesang, von der hoffnung auf die nahe erobefung Troie’s 
geblendet, in der meinung, der täuschende zu sein, in wuhrheit 

Philologus. XI. Jahrg. 8, 21 


422 Grote über die Ilias. 


selbst der getäuschte und ein gegenstand göttlicher irosie (I. 
O. Müller gesch. d. griech. literatur | s. 92. Pischowaki de ie 
nia Iliadis p. 58), nur zum schein über die avy geklagt hatte, 
muss er pun im ernst darüber klagen, deu vorschlag zur Auch, 
den er früher das heer zu versuchen, gemacht hatte, muss er 
ia wahrheit machen. Durch die wahl derselben verse tritt de 
ser gegensatz, ohne dass der dichter vöthig hätte, im eigene 
namen darüber eine reflexion einzuflechten, se unssittelbar δεν. 
vor, ‘dass er recht wohl von dem dichter beabsichtigt sein konnt. 

Hat sich uns seither nicht der mindeste grund ergeben, δὲ 
dem zusammenbang des neunten gesanges mit dem vorhkergeber 
den zu zweifelu, finden wir im gegentheil den natürlichstes an 
schluss an den achten gesang und ein zustimmendes eingreife 
in die früheren bücher, so müssen wir andrerseits bemerke, 
dass Grote nach der weise Lachmann's die beziehungen spätere 
bücher auf das neunte etwas zu subjectiv und leichthin beseitigt 
Er sagt p. 244 anm.: „There are four passages (and only: four, 
so far as | am aware) in which the embassy of the ninth boek 
is alluded to in the subsequent books: one in XVIII 444—456 
which was expunged as spurious by Aristarchus and three others 
in the following book, wherein the gifts previously tendered by 
Odysseus as the envoy of Agamemnön are noticed as identical 
with the gifts actually given in the nineteenth book. [ feel 
persuaded that these passages (vv. 140—141, 192—195 and 
243) are specially inserted for the purpose of establishisg » 
connexion between the ninth book and the nineteenth. The four 
lines (192—195) are decidedly better away: the first two lines 
(140—141) are noway necessary; while the word γϑιζός (which 
occurs in both passages) is only rendered admissible by being 
stretched to mean nudius tertius (Heyne ad loc.)”. 

Zuerst scheint sich A656: zinre — “χιλεὺς ὀλοφύρεται -- 
664 f.: ᾿4χιλλεὺς — Δαναῶν ov κήδεται οὐδ᾽ ἐλεαίρεε am m 
türlichsten unter voraussetzung der gesandtschaft zu erkläre. 
Nestor konnte nach seiner ansicht von dem streit zwischen Ag: 
memnon und Achilleus 4 282 und nach seiner kenntaias vor 
des letzteren charakter in keiner weise erwarten, dass Achill 
ohne vorhergegangene sühne an dem kampf sich betheiliges 
werde; er konnte dem Achill nur dann jene vorwiirfe maches, 
wenn ein versuch, das zugefügte unrecht zu sühnen erfalglos 


Gvote ther die Hias. 423 


yeblichen war. 4.765-—-790 wird ale’ motiv. gegenüber von 
Patroklos die eriunerung: an die ermabnongen des Menötios ganz 
in. dbalicher weise, zum theil mit desselben worten gebraucht, wie 
5852—269 die erinnerung ao die ermahnuogen des Peleus 
gegenüber vom Achill.. Beachtenswerther noch ist, dass in 4 
194 f. εἰ δέ εἰνα φρεσὶν Yor ϑεοπροπίην Alesiseı nat τινά οἱ πὰρ 
Ζηνὰρ ἐσέφραδο. πόσγμια. μήτηρ oflenbar auf die Ausserungen 
kebills. 1.401+- 416 über: die deppeltes joose, unter denen er 
pach. der :mittlieilung:! seiner matter: wählen dürfe, rücksicht ge- 
bommen :isti + Dass: 474 ff. Agamennow die Aucht vorschlägt, 
sad. keiner vom: den: fürsten an: die veredhoueg Achills denkt, 
wklért: sich am. :schickliebsten daraus; dass diese bereits ver 
sucht worden ist... Auch die erwähnung der unwersähnlichkeit 
Achille 5 139-4. führt auf.dic: gleiche voraussetzung. — Der 
a I160—63 ausgespsochene :vorsats nicht eher den zorn aufzu- 
yeben, als bis der kampf seine eigenen schiffe erreicht haben 
würde, entspricht ganz den worten J 650—653. 

Ob die von Aristarch verworfenen verse 2 444—456 ächt 
oder umächt sind, scheint nicht von grossem belang, indessen 
&ugne ich nicht, dass. das in dem scholion A enthaltene heden- 
cen ,,wavdog ποριέχουσιο' ov γὰρ ταῖς λιταῖς πεισϑεὶς Odvocsag 
tei Αἴαντος ἐξέπεμψε sov Πάτροκλον x.¢.4. mir vou minderem 
pewicht zu sein scheint, als die fühlbare lücke, welche durch 
ınslassung jener verse entsteht. Mit recht wird in dem scholion 
B. erinnert: πῶς — οὐχ ἄτοπον τὰ μὲν περὶ τοῦ γάμον παλαιά 
ra ὥντα καὶ πᾶσι δῆλα λέγειν, σιωπᾶν δὲ Bi ὃ ἦλθεν; der iiber- 
yang von v.. 442 f. „so lange er lebt betrübt er sich, und ich 
ann ikm nicht heifen” zu 457 „darum flehe ich dich an, mei- 
rem sohne waflen zu fertigen,. denn seine rästung ging durch 
Patröklos verloren”, ist ein höchst. aunatüslscher. Nachdem. The- 
is 429-443 mit ausführlicherer schilderung,. wie unglücklich sie 
ınd ihr sohn sei, das mitgefühl des’Hephästos zu erregen suchte, 
et:es eben so unnatiirlich, das letzte, doppelte leid, das durch 
Igamemnon’s kriiskueg und den verlust des Patreklos ihn: be 
soffen,, an verschweigen, als es natiirlich und aothweadig ist, 
larch die .erzähluag, wie wit Reinakloa fall die niistung. verle- 
“ ward, die bitte um neve waffen 'zu nietiviren. .Wean "The 

is £50 f, zwei io der. wirklichkeit ‚getrenute momente,..:die 
veigeraag Achills und die dem Patroklos gegebene — 
21" 


424 Grote über die Ilias. 


zusammenrückt und verbindet, so kano das in einer avaxegelam 
σις nicht auffallen. indessen lässt sich doch aueh nicht verker 
nen, dass in folge der gesandtschaft, nachdem einerseits dea 
in der weigerang, andrerseits in der steigenden noth der Achhe 
sein rachegefühl befriedigung gefunden, die stimmung Ackill 
allmählig milder wird. Die erwachende theilmabme führt ihe 
ans dem zelt binaus, den gang des kampfes zu hetrachten (4 
600) und macht ihn begierig, zu erfahren, wer der verwundek 
sei, den Nestor aus der schlacht führe, die theilnabme Busse 
sich reger bei dem empfaug des zurückkehrenden Patrekles i 
5. 17; in höherem grade noch νυ. 80, indem er. seimen freund 
auffordert, den brand der sebiffe zu verhüten, am -entschiodensise 
126— 129, wo Achill zur grössten eile drängt. 

Unläugbare ritckberichungen auf die mit der gesandischaft 
gemachten anerbietungen finden sich da, wo die versöhnung =» 
ter den früher augegebenen bedingungen wirklich zu stand 
kommt, im neunzehnten gesang. Zwar Achill 56-73 schweigt, 
wie natürlich, von dem früheren sühnnsgsversuch, aber Ags 
memnon erbietet sich 140 f. alle die geschenke zu geben, die 
gestern Odysseus versprochen; er ertheilt 192—-195 letzterem 
den auftrag, die geschenke und weiber herbeibringen zu lasses, 
die sie gestern dem Achill versprochen. Die aufzählung der 
geschenke 243 ff. (280 f.) stimmt vollkommen zu den anerbie 
tungen, welche J 122 ff. gemacht wurden; namentlich wird Bri- 
seis zurückgegeben 246 und Agamemuon beschwört es (175 E. 
258—265 mit einem feierlichen eide, dass er sie nicht berährt 
habe, ganz wie es J 273 ff. zugesagt worden war. 

Wenn nun aber Grote unter berufung auf Heyne wegen χϑιζὸς 
schwierigkeiten erhebt, als stimme diess nicht zu der seitreck 
vung, so erhalten wir schon in dem schol. B zu T 141 die 
ganz richtige lösung, auf welche auch Heyne sich bezieht: τῇ 
νυκτὶ τῆς χϑὲς ἡμέρας: οὐ γὰρ ἄλλως τὸ χθὲς σνμφωνήσει. gar 
yaraı οὖν εἰδὼς προὐποσεᾶσαν τὴν νύκτα τῆς ἡμέρας. Die Grie 
ehen rechneten den astronomischen tag von nacht‘ zu nacht: vgl. 
Dissen de partibus noctis et diei ex divisionibus veterum (kleine 
schriften p. 131), X. F. Hermann privataltertbümer $. 17: de 
gessndtschaft war nach anbruch der wacht, die auf den fünf ust 
zwanzigsten tag der Iliade folgte © 488 an Achill abgegangen 
der sechs und zwansigste tag beginnt demaach © 488 wei 


Grote aber die Mias. 425 


wht bis 2 289—242; dann beginnt der sieben und zwanzigste 
ig, amf dessen morgen ‘(vergi. 156) die aussöhuung (mit den 
ben ‘citisten -versen) fällt. So steht χϑιζός nach griechischen 
prkommen richtig. 

' Wen» sich uns bei genauerem .eingehen alle die gründe, 
siche für die unächtheit der neunten rhapsodie vorgebracht sind, 
Is unstichhaltig: dargestellt habeu,. wenn der. zusammenbang die- 
w rhapsedio mit der idee des ganzen epos, so wie mit dem 
smittelbar oder mittelbar vorangehenden völlig tadellos ist, wenn 
@ folgenden gesänge in. ganz ueverdichtigen stellen den neun- 
a gesang voraussetzen, so erscheint die überlieferung gegen 
e einwendangen der inneren kritik vollkommen gesichert. 

Auch der zusammenhang des zehnten gesanges mit den ühri- 
m, obwohl dieser an und für sich für das ganze minder uoth- 
endig leichter sich ablösen lässt, wird obne genügende gründe 
: zweifel gezogen. 

Die lage des kriegs ist von anfang an ganz die gleiche, 
ie im achten und neunten gesang. So die noth der Achäer, 
e mathlosigkeit der fürsten 9 f. 15 f. 25. 89 ἢ, 43 ff. 88— 
» 100f. 118. 172—174. 210; Hektors ausserordentliche tha- 
a werden erwähnt 47 ff. vgl. mit O 337—349; die Troer la- 
wn nahe bei den schiffen 100. 160 f. 209., sie haben in der 
sischen ebene viele feuer angezündet 11 vgl. © 490 fi. 509. 
4 ff. 560 I 76 ἢ. 232—234 ; die Achäer haben wächter aus- 
stellt 56 ff. 97 ff. 180 ff. vgl. I 80 ff. 

Sehen wir uns nach beziehungen späterer bücher auf das 
hnte um, so ist zwar nicht zu verkeuuen, dass die 4ολώνεια 
cht im der weise wie die πρεσβεία in die entwicklung ein- 
eift, dass demnach auf jene keine weiteren binweisungen sich 
den; doch lässt sich erinnern, dass der grössere muth, mit 
‚Ichem Agamemnon nad die Achäer. im eilften gesaug auftreten, 
4 netürlicher erklärt, wenn das kühne unternehmen des Dio- 
des und Odysseus vorausging, dass die Achäer wieder mit 
digkeit erfüllte X 565. 

‘ Erwägen wir endlich noch, wie sich unter der roraussetzung, 
58 die neunte and zehnte shapsodie erst später eingefügt wur- 
8, der: von Grote angenommene zusammenhang des eilften 
ehe mit demi achten. darstellen würde, se kanu anch in- dieser 
sieht: unser wrtheil nicht günstig ausfallen. — ἴα © 88 .-- 


426 Grote über die Nias. 


849 war die flucht der Achäer erzählt worden, dasim 350—0% 
das vorhaben der Here und Athene, dem Achüern ae külfe m 
kommen. Es wird dieses von Zeus vereitelt 8307—437, der ἃ 
deu Olymp zurückgekehrt die göttinnen hébnt und für dem alch 
sten tag die niederlage der Achäer verkündet 438-488. Hek- 
tor versammelt die Troer und verkündigt ihnen seine absichten 
und seine siegeshoffnung 489—541, weran sich 542 bis cum 
ende des gesangs eine schilderung von dem treiben im treischen 
lager anschliesst. 

Ganz unnatürlich and unbegreiflich wäre es nun, wenn de 
dichter nicht auch die stimmung und das treiben im griechischen 
lager geschildert, sondern sofort A den anbrach des nächste 
morgens und den beginn des kampfes berichtet hätte. 

Der ritterliche muth, den Agamemnon im eilften gesang be 
weist, ist auch nach der missglückten πρεσβεία psycholegisch sa 
erklären. Nachdem in der 4ολώνεια eine so kühne that gelm- 
gen war, hatten die entmuthigten krieger die frähere elasticität 
des geistes wieder gewonnen, und in Agamemnon konnte das 
stolze streben und die hoffnung erwachen, von Achill zurückge 
wiesen auch ohne ihn zu siegen. 

Ich habe, so sehr ich jenen ausführungen Grote’s beifall 
schenke, in welchen er gegen Wolf und Lachmann für die über 
lieferung spricht, doch seinen eigenen über die composition der 
llias mitgetheilten versuch in keinem einzigen punkt billigen ki» 
nen. Der grund lag nicht in meinem willen. So oft ich durch 
die kritischen versuche, die in Deutschland so zahlreich erechei- 
nen, veranlasst, in die untersuchung, ob und wo wir in der Ilias 
ganze gesänge oder grössere partieen als ungehörig und unächt 
auszuscheiden haben, oder in eine prüfung der innern verkai- 
pfung und motivirung der einzelnen theile eingegangen bin, hat 
mir immer die richtigkeit, wahrheit und kunst in dem zus» 
menhange der gegenwärtigen Ilias grösser geschienen, als der 
scharfsinn der kritiker. 

Was nun die beiden letzten bücher der Ilias anlangt, æ 
giebt Grote p. 266 zunächst die möglichkeit zu , dass beide 
bücher einen bestandtheil der ursprünglichen Achilleia bildetes. 
„But the probability rather is, that they are -additions;: for te 
death of Hector satisfies the exigences of ἃ coherent scheme, 
and we are not entitled te extend the oldest peem beyond th 


Grete über die Ilias. 427 


limit which such necessity prescribes”. Nachdem er dann die 
ansicht von Nisssch und O. Müller, dass der zeitpunkt, da Achills 
rache befriedigt ist, und die leichen des Patroklos und des 
Hektor unverbrasat daliegen, dem gemüth keinen geeigneten 
rahepuekt bieten — hinwiederum aber auch das: gegentheilige 
urtheil anderer kritiker über das letzte buch, dass es in tom 
und sprache von den übrigen verschieden sei, berührt hat, fährt 
er fort: „To a: certain extent the peculiarities of the last book 
appear to me undeniable, though it is plainly a designed eon- 
tinuance and not a substantive poem”. Dann erwähnt er den 
schon von Lachmann geltend gemachten einwurf gegea die ächt- 
beit der drei und swanzigsten rbapsodie, dass nämlich Odysseus 
und Diomedes trotz ihrer verwundung in dem vorhergegaagenen 
kampf nun in frischer kraft an den wettkämpfen sich bethei- 
ligen, „here is a0 case of miracalous healing and the inconsi- 
stency is mere likely to have been admitted by a separate en- 
largiog poet than by the schemer of the Achilléis”. Ä 
Mit susnahme des von der theiluabme des Diomedes und 
des Odysseus an den kampfspielen hergenommenen grundes be- 
roht alles übrige auf subjectiver, ästhetischer anschauung. Auf 
jenen eiowarf ist bereits in der rec. der „betrachtungen” ztschr. 
f. d. alterth. wiss. 1850. n. 22. s. 171 geantwortet, dass wenn 
beide den tag nach ihrer verwundung, obgleich auf ihre lanzen 
gestützt, aus ihren zelten hervortreten = 37 f. und dann 128 ff. 
sich in den kampf begeben ohne jedoch thätigen antheil daran 
zu nehmen, nicht zu verwundern sei, wenn am dritten tag ihre 
beilung so weit vorgeschritten und vollendet ist, dass sie an 
den wettkimpfen sich betheiligen. Die dichtung beschleunigt 
den natürlichen process, indem sie nur dessen stufen beachtet. 
Von den alten sind uns zwar einelne athetesen, aber kein 
verdacht gegen die ganzen gesänge berichtet. So stiess sich 
in der letzten rhapsodie Aristarch an einigen versea, weil sie 
schwach und überflüssig seien 69, 20. 21. 25 ff. 514., weil 
sie eine unwahrheit oder einen widerspruch entbalten 71 ---79. 
654. 595. 614-617, weil sie ein hesiodeisches gepräge haben 
45. 614. 617. 624.; im einzelaen nahm er anstoss an dem un- 
gewöhnlichen gebrauch von ἀγδρότης im sinne von ἀνδρεία, bei 
25—30 an dem streit um den preis der schönheit, den Homer 
sonst nicht kenne, an »sixeoge, das nicht im sinn Yon xQivar ES 


! 


428 Grote aber die Ilias. 


braucht werde, an μαχλοσύνῃη; er verwarf 86, weil Homer of = 
αὐτῷ (nicht für αὐτῇ} und ἔμελλε im Sinne von ἐῴκει gebranche), 
180—132 ὅτι ἀπρεπὲς μητέρα υἱῷ λέγειν͵, ἀγαϑὸν κιτ.λ., 804 νὰ 
χέρνιβον gegen die gewohnheit statt λέβητα gesetzt sei, 514 wal 
γυῖα nicht alle glieder iiberbaupt, sondern nur héade und ἔδει 
bezeichne. 

Was diese eigenthümlichkeiten der letzten rhapaodie in my 
then und ausdrücken betrifft, so hat schon Heyne in dem erste 
exkurs zu lib. XXIV T. VIII p. 767 f. unter anführung ve 
belegen erinnert: „Atqui nullus facile est liker, in quo non mylä 
et narrata occurrant in ceteris haud obvia” und in bezug su 
„verba alibi non obvia aut insolito sensu apposita” sagt er „nulle 
tamen alius est liber Iliados, in quo non occurrant anak Asyapema.— 
Adhuc nihil memoratum vidimus, quod non aeque de ceteris |i 
bris moneri possit, ut ideo statuendum sit, aut pari mode & 
omnibus esse iudicium ferendum, aut nihil esse, que huius libri 
fides ac veritas in dubitationem vocari possit. Ad summum cre 
dere licebit, loca esse nonnulla aliunde illata.’— Darauf wird 
man sich nicht mehr berufen wollen, dass in der letzten rhapse- 
die abweichend von den übrigen Hermes als götterbote eracheine. 
Denn es ist schon von Nitssch anmerkk. zur Odyssee I s. 23 eat 
gegnet worden, dass auch hier Iris es sei, welche an Thetis 
und Priamos die botschaft des Zeus zu bringen habe, und dass 
Hermes als διάκεορος d. i. hindurchführender retter erscheine. 

Bei Grote haben wir es wesentlich nur mit der meinung zu 
thun, dass Hektors tod die forderung eines zusammenhängende 
plan’s befriedige und dass man nicht berechtigt sei, das älteste 
. gedicht über die griinzen der nothwendigkeit (doch wohl einer 
inneren, poötischen?) auszudehnen. Einer solchen ansicht sisd 
schon O. Müller (gesch. d. griech. lit. I. s. 97) und ausführlicher 
Nitasch (sagenpoésie der Griechen s. 267) entgegen getreten. 

Es genügt keineswegs ein äusserlich markirter abschinss, 
wozu freilich nichts besser sich eignen kann, als der tod; es 
genügt auch nicht, dass das rachegefühl Achill’s in Hektor's ted 
seine sättigung findet. Wenn man letzteres auch im wesent 
lichen zugeben mag, obwohl allerdings dazu (X. 261 vgl. mit 


3) In dem corrupten scholion ist nicht blos mit Friedländer die 
interpunction zu ändern, sondern auch (ohne οὐχί) τῇ δὲ Θέτιδι inelin 
ἂν Τροίᾳ φϑίσιοϑαι mit τὸ γὰρ of ἐστιν αὐτῷ zu verbinden, 


Grote über die Ilias. 429 


254 A., 835 f. 348. 354. 395 ff.) noch die möglichst grosse be- 
schimpfung des leichnams gehört, deren ausführung jedoch der 
diehter der phantasie seiner suhérer überlassen konnte, se. war 
doch jedenfalls das bedärfniss, dem freund die letzte ehre zu 
erweisen, nicht befriedigt, und je geehrter Pairoklos. in dem 
gedichte erscheint, je grösser die liebe ist, die Achill für dem 
freund hegt, je lauter er sich anklagt, dass er den freund ohne 
hülfe gelassen habe (2 98 ff.), um so nothwendiger erscheiat zur 
kernhigung Achills die feierliche hestattung, um so nothweadiger 
zur. ergänsung der handlung der 23ate gesang. Es lässt sich 
nicht läugnen, dass durch die letzten ehren, die Patroklos er 
hält, durch die rahigere mässigung, die Achill an dea tag legt 
(vgl. 492. 555), durch die lösung der heftigsten spannung in 
gewisser rücksicht ein schluss gewonnen wire. 


Indessen weisen doch verschiedene momente über die hand- 
lung der 23sten rhapsodie hiusus auf eine weitere fortsetzung. 
Der gedanke des Priamos X 416 ff. zu den schiffen der Achäer 
sich zu wenden, und Achill um die herausgabe Hektors zu bit- 
ten, verbunden mit der bemerkung, wie Aphrodite und Apollon 
jede verderbniss des leichnam’s abwehrten W 184 ff., bereiten 
eine andre lösung in dem schicksal Hectors vor, die auch durch 
die ganze anlage des gedichts geboten erscheint. 


Mit der aussicht, dass Achill die nach den religiösen be- 
griffen der Hellenen so wol berechtigte (vgl. $2 113 ff. 184 ff.) 
bitte Hektors X 338 ff. verachten, und an dessen leichnam noch 
die beschimpfendste rache üben werde, durfte auch eine auf 
die rhapsodieen I, Vill, XI— XXII beschränkte Ackilleis nicht 
schliessen. — Wenn der dichter einerseits durch die ganze ent- 
wicklung der handlung, so wie in einzelnen äusserungen unver- 
kennbar seize missbilligung der ungemässigten leidenschaft Achill’s 
ausspricht, wean ihn offenbar der glaube an die Nemesia leitet, 
dass jodes überschreiten des masses sich schmeralich an dem 
verblendeten räche, wenn audrerseits sein gedicht theiloahme für 
Achill erregt und erregen sell, se kann er im namen der ewi- 
gen gerechtigkcit wie mit rücksicht auf seinen beiden die mase- 
lose, alle göttliche ordnung missachtende leidenschaft Achills 
nicht ungebrochen und unversöhnt lassen. Es darf die drohende 
weissagung Hektor’s X 358 φράζεο νῦν, un τοί τι Samy preps 


430 Grote über die Ilias. 


γόρωμαι, welche ganz im einklang steht mit den werten des 
Zeus $2118 ff., nicht unabgewendet über seinem haupte schwebes. | 

Selbst mit rücksicht auf Hektor war diese lösung gebote. 
Denn Hektor nimmt auch in der beschränkteren: Achilleis cine 
se hervorragende stellung ein, er ist so tapfer, so edel gezeich- 
wet, er erfreat sich so sehr der guust der götter,. insbesondre 
des Zeus, dass es ein sehneidender widerspruch wäre, wenn iks 
der dichter der letzten ehren berauben wollte. 

Zu dieser ausicht hatte ich mich schen in meiner abhand 
lung de compositione Iliadia etc. p. 10 bekannt, wenn ich anc 
p. 9. nicht für unmöglich erklärte, dass das gedicht mit dem 
23sten gesang schloss; Nitssch, indem er nur das letztere beach- 
tete, glanbte (sagenpo&sie p. 268 ff.) gegen mich die. nothwer- 
digkeit des 24sten gesanges darthun zu müssen. Seine sorg- 
fältig eingehende erörterung ist ganz im einklang mit der von mir 
p- 10 ausgesprochenen ansicht: ,,Accedit, quod extremam rhapse- 
diam si post absolutam Iliadem additam putemus, id quidem ces- 
fitendum nobis erit, exitum, qui magis congruat cum ea sentes- 
tia, qua summa Iliadis continetur, inveniri vix posse, ut mirare- 
mur certe, si posteriori poétae contigisset, ut et mentem Homer 
penitus assequeretur, et artem superaret aptiore quam antes 
exitu invento.” Nachdem, um diess zu erweisen, der inhalt der 
24sten rhapsodie dargelegt ward, fügte ich hinzu: ,,Cui (lovis) 
imperio quum Achilles pareat, animus iam ad clementiam se 
componit, pacatique ut Achillis ita audientium animi in hume- 
nissime colloquio cum Priamo habito acquiescunt.” 

Ueberblicken wir alle diese momente, welche nus die 24ste 
rhapsodie eben als den rechten schlussgesang der Ilias erschei- 
ven lassen, so werden wir auch gegen Grote das geltend aa 
chen dürfen, was Heyne (Exc. I ad |. XXIV p. 768) sagt: „Qui 
itaqee Homero ahiudicare volebant rhapsodiam posteemam, hee 
est. pro spuria et subdititia habere, nom tam levibus de canssis 
id ne effectaros esse sperare debebant; sed aut antiquam aucte 
ritatem idoneam afferre, aut ex carminis natura ac lege docere, 
eam reliquis partibus haud respondere, non cenvenire zummat, 
seu argumente seu consilio, et abhorrere toto oratienis peötiese 
et dictionis genere.” 

Maulbronn. . Biumlein, 


XX. 


Carmen Sapphus secundum, — 


Inter celeberrima specimina melieas poésees Graecoram iure 
refertur illad carmen Sapphus apud Longinum servatem, qued 
quam mancum quidem ac vitiis inquinatum nobis traditum sit, αἱ 
mop verbis suis restitui, at quodammodo ad sensum divinsedam 
suppleri potest; Catulliana vero imitatio eius carminis et ipsa 
lacunosa, qunm ad emendanda Sapphus verba parum anxilii prae- 
beat, attamen desiderium cognoseendi id quam emendatissime ve- 
hementer auget, quippe virtutes exemplaris Graeci quasi mutnato 
splendore hic illic vividissime reddens. Itsque in corrigendo ea 
quam permulti viri docti laboraverint, nondum tamer effeetam 
esse videtur, ut de veritate leetionum usquam, ubi meadam las 
tere coustat, certiores simus facti: atque id iam inde videre licet 
certissime, quod qui προς recensuit Th. Bergk ia altera edi- 
tione omnie fere alin statuit atque in priore; adeeque disere- 
pent inter se virorum doctorum coniecturae, ut verius refeetie- 
nes quam restitutiones eas voces. Quedsi et ipse ad hoc car- 
men emendandum aggressus meas coniectursa hic cum dectie 
communicandas curavi, velim cogitent me nen id mihi spmpsisse, 
ut carmisi genuinam Sapphus manum restituere me“ potissinus 
posse confidam; verum id tantummode egi, ut scabris lécis vel 
wemotis vel certe occultatis dissimnlatisve sine effensione carmi- 
mis egregii vis atque indoles pessit percipi. Idem verba Graeps 
in vernacelam verti, bie illic Catulli vestigia legens, translatie. 
nemque hic subieci, ratus ita fore, ut carmen puleherrimum. etiom 
elegantieribus bominibus innetescat, qui Graecum exemplar propter 
impeditam. orationem inspicere ‘nolint. Ae fateor equidem, ver- 
tendo darmine mo pins veluptatis percepiseg quem emonieniar 


432 Carmen Sapphus secundum. 


etenim quum in tractandis veterum poötarum locis saepe plus ls- 
boris insumatur quam fructus inde redundet ad sensum aut pal 
chri aut veri confirmandum augendumque, iurat sane interdem 
meminisse, quem ad finem omnia haec studia uostra instituaste. 
Denique etiam imitationis Catullianse lacunam supplere cenates 
sum. Sed antequam carmina ita refecta appomantur, paucis de 
mutationibus exponendum, aves in Sapphus versibus necesseriss 
esse arbitror. ’ 
Itaque quum v. 7. 6. Hermanous (opuse. T. VI, 1, > 168) 
repovat ὡς ἴδω γάρ oe βρόχε, ὥς μὲ φωνᾶς οὐδὲν gs ins, Ab 
rensius (in Welckeri et Naeckii Mus. Rhen. Vi p. 860), ὧς σι 
γὰρ Fidw, βροχέως pa φώνας x.z.A4. quod sequitur in priore edi- 
tione Th. Bergk; in altera idem scrihat, ὡς γὰρ εὗδον βροχέως 
08, φώνας οὐδὲν dr sixes: videntur illi in affectionibas animi cer 
porisque, quas Sappho describit, indicia effectasque flagraatis 
amoris deprehendisse, quem visa amica incitaret renovaretqne. 
At potius ζηλοτυπίας affectiones Sappho describat mecesse est. 
Quam enim ob rem aliter virum commemoraret sedentem ex δὲ" 
verso puellae leniterque ad eam susurrantem eique arrideatem! 
Facit hue, ni fallor, etiam „color oris gramine viridior” qualis 
potissimum invidia affectis attribui solet. Videtur quidem Ple- 
tarchus favere lectioni ὥς os γὰρ Fido, vel simili cui (erot. 18; 
vid. eias verba apud Bergkium) dicens: τῆς ἐρωμένης ἐπιφανείσῃς. 
Sed quid vetat ad verba Plutarchi, qui sane totum carmen re 
petere noluit, quum praeterea omnes paullulum docti vel in ae 
moria vel ante oculos haberent, quid, inquam, vetat ad οἷδε 
verba subaudire, καὶ ἐναντίον αὐτῆς Lovrog ἀνδρός τινος, vel 
simile quid? Ceterum parum accuratam esse citationem Pluter- 
chi etiam vox ἐπιφαγείσης redarguit: φανῆναι enim fere est ἐδ 
dsiv: atqui hic non de amica ad Sapphonem procedente, sed de 
Sapphone ad amicam ivvisente agitur. Ac certe Longians (de 
subl. 10) in Sapphus verbis τὰ ovußaisorra ταῖς. ἐρωεικαῖς μα" 
img παϑήματα agnoscit, inter quae quum flagrautis amoris, tem 
inprimis ζηλοτυπίας affectus sunt referendi. Scribendam igitsr 
videtur, ut iam Seidler intellexit, ὡσ γὰρ εἰρίδω, vel potins of 
γὰρ ἐρίδω, ita ut do digammate vocis Fide producatur: quae le 
etio proxime ad codicum scripturam aoccedit, qui habent ὡς 
γάρ a ideo: et subandiendum ad ἐρίδω tum est, ädrarsion σοῦ 
ἀνδρά τινα: vel, qued etiam est simpliciua, ex antecodentibes 


Carmen Sapphus ‘sceundum. aus 


spetendum τό. ' Gave vero eredas σὲ hic esse prepterea meces- 
rium quod carmen dicatum sit amicne;. quanquam enim an 
a vec habet, non magia ob cam rem amatae puellae hoc. car- 
ea misit Sappho, quam Horatius primum ‘carmen librf quarté Li- 
uriso, qaanquam ille in fine eius Ligurieum alloqaitur. | Deni: 
se quod Catullus habet: „nam simul te, Lesbiz, aspexi’, ἃ οὐὲ 
Kistimare, inde perspicaum esse, etiam aped Sapphedem ‘eum 
s legigne. Nam longe alia est ratio imitationis Catulianao et- 
se exemplaris Graeei... Latieum carmen, quanquam ex: verbis 
apphus expressum, non iam: amorem:[yÄorunir 'iunetum:, sed 
mre ac simplieiter solem amorem spirat. - [lle enim vin,- qui 
iversus sedens Lesbiom .spectat et audit diisque: par esse vide 
ir, Catullus ost ipse: eamque videre dalce ridentem sensus qub 
m ei omnes eripit; .at id ipsum seutire ‚‚se sibi eqse surre- 
‘um? amatoris est eximia ac sutima -voluptas: : Itaque Catulle 
suca necessario erant mutanda in verbis Sapphus; quippe non 
ptuit ille se ipsum /perhibere dalce ridentem, quemadmodum Sap 
10 virum perbibuit; sed dulce ridentem fecit ille Lesbiam; nee 
Fectiones suas inde natas esse potuit dicere, quot alii cai 
esbiae adspectum dalcemque confabulationem invidetet, verum 
ide, quod ipse Lesbiam adspiceret cum eaque ipse confabulare- 
r. Non magis igitur propter: ,,te” Catalli apad Sapphonem ce 
gendum quam propter ,,duice ridentem” „ysAaicag commutan- 
im in γολαισάσα. 
Si vero v. 7. os non apte legitur, quemadmodum mibi.pre- 
ise videor, porro ue βροχέωφ quidem ad prius sententine mem- 
‘am potest adiuogi: quo facto, vox enclitica ‘ss alterum sen- 
ntiae membrom inciperet. ‘Sin vero cum G. Hermanee legere 
Tia βρύχε ὧς μὲ φωνᾶς οὐδὲν ὅτ᾽ ἵκει, equidem desidere exem- 
a, quibus probetor, voci ὡς de tempore dictae ws ppsse ‘re: 
iondere: id quod, ut opinor, ia comparationibus tantum locum 
thet. Sidenique βροχέως ma ete. legas, adiunute voeabulo. Apo- 
og alteri. sententiae membro, attenuata videri: potest. vis. vetis 
> sense sequentis vocia. Bpoyiog, etiamsi imtorpreterie ,,confe: 
im”. Omninoque necesse videtur, Sapphonem ‘indiegre caweak 
opter quam vecie suae ‘iam: nihi) ad de, wel. ad aurem'nnds per- 
niet. Bienim qui dicit: ‘veeis: mene: aibit ad me, od atres 
bas perventt, censendus est velle quidem loqui, sed nod ponsel 
qui leqoi'nen potest Sappho, quum coneter, quia wen Aurel 


434 Carmen Sapphus secundum. 


turbatione est inclusa. Legendum igitur arbitror: βρυχέας μὲ 
φώνας οὐδὲν ἔτ᾽ ἔχει. Tum βραχεῖα φωνὴ eat vox ineluss. Bei 
yen autem pro βραχεῖα (quanquam alibi Sappho γλυκεῖα) ut ape 
Alcaeum 39. Bergk.: ayes δ᾽ ἐκ ποεάλω» Faden τέεειξ, ex Seit 
leri coniectura; et 57 Bergk.: olvog ὦ φίλε παῖ, καὶ claves: 
et Alem. 28. Bergk.: Tovd ἀδοᾶν Μωσᾶν -ἔδειξε δῶρον x.r.L..0z cow 
iectura Bergkii; at ut χρύσειον, ypvasor, χρύσιον matua vice apel 
Sepphonem δύυς quidem leguntur. Ac ne forte pntes in δ44. dlls 
xum μὲν γλώσσα gaye caussam esse redditam ἃ podtria, qnapro- 
pter lequi mon possit, facile tibi perauadebis: felenm. faiene 6. 
Hermannum existimantem (1. 1.) ubi pest seatentiam negatives 
ἀλλὰ aubileintur simplex fere contrarium eius sententine ener 
eiari; immo, posito quidem cantrario, tamen plerumgue etias 
βου quoddam adiici apertissimum est. ita quam sacerdes 
apud Sophoclem Oed. Tyr. 80 dicat: καὶ ταῦϑ᾽ ὑφ᾽ ἡμῶν οὐδὲν 
ἐξειδὼς πλέον Οὐδ᾽ ἐκδιδαχθείς" ἀλλὰ προςϑήκῃ θεοῦ Adya νομίζα 
ϑ᾽ ἡμὶν ὀρθῶσαι βίον, vult ille dicere: non a nobis Φάφείπε; sed 
tate ipse, inspiratione insuper dei instructus, vitam nobis ia 
beatum statum restituisse putaris. Similiter apud Sapphenes 
ἀλλὰ intelligendum: Vocis meae iam nihil ad me pervenit, sed 
preeterea lingua torpet. Caeterum sententia, quam vox ἀλλά 
incipit, hoc loco non simplex coatrarium contineri antecedentis, 
sed ova quaedam superaddi, issequentes sententiae particalis 
μὲν — δὲ — δὲ etc. illi voci ἀλλὰ subiunctae ostendere pot 
sunt. Denique si verba ἰδία γλώσσα xatéays caussam centine 
rent, eb quam loqui non posset Sappho certo dixisset ἡ yee 
γλῶσσα. Itaque non modo aptum, sed prope necessarium est, 
praecedenti adiectivo Byoyecy eam caussam significari. 

Ex hoc versu Sapphus iam aptissime versus octavus Cs 
tulli auppletur: oihil est super mi „Vocis in ore”. 

-Quanquam elegantissima est coniectura Th. Bergkii, v. 11 
ἐπιβρόμεισι reponentis pro ἐπιῤῥόμβεισι: ita enim carte Apell. 
Rhod. IV. 908: ὄφρα — ἐπιβρομέοιντο ἀκοναί: tamen mescio δὲ 
legendum sit ἐπιῤῥοίσδεισι δ᾽ ἄκοναι: quod certe propius ad co 
dieum soripturam accedit. 

Vocem ψυχρός v. 13 omnes poat Spengelium editores eioce- 
ruat recte; videtur enim esse additamentum eius qui’ ex verbis 
Longini ἅμα ψύχεται, καίεεαι, ἀλογισεεῖ, ψρονεῖ in Sapphus yer 
bis commemoratiosem ypercepti frigarie desidegaverit. At voce 


Gavmen Sapplas: secoundum. ‘485 


yeraı Longinus torporem significare videtur, cuwius iudidia verss. 
8. 9. contiventur. Nec vero cum 6. Hermanne seribendum 
ἰδ δὲ Εΐδρως nanyderaı: mam vex κατὰ cum iam: antea in ini. 
» sententise posita feerit, ἀλλὰ wap μὲν γλῶσσα days: si. ite- 
m eodem loco repetita: esset, efficeret anaphoram, atquo inde 
+ praesertim quam stem verbo wanydera: insit —- moaiorem im 
reciperet vim quam par‘est; videtur igitur soribendim ‘cum 
b. Bergkio:. a δὲ. Βίδρως nanzirvas vel a δὲ μ' ἔδρως καλέεται. 

Deinde ‘asdeens v. 15, quod et Ahrensius et Betgkius: ἀσέ. 
exi sunt, rursus eiieiendam arbitror, quaequam.‘activa vex der 
vo ex hoc loce iam in’ Passovii lexicon migravit; Nam. si 
la Sappho bac activa. vece asa fuisset, ‘ia asus, epiner, dili- 
intiam veterum grammaticorum non’ effugisset. Kaqae qnum 
ri scripti habeant ,πιδεύειφ, -widevce», mideyxys, tm rescribe: 
ϑνάκην δ᾽ ὀλίγω ᾽τι δεῖν καὶ qaivopas Alle, i. ὁ. ἐεεθνήκειν 
ὀλίγου ἔτι δεῖν καὶ φαίνομαι ἄλλη. [υδηϊείναιὨ non esse re- 
‘axyy apud Sapphonem, verba arguunt Longini, qui 7 γὰρ, 
t, φοβεῖται ἢ παρ᾽ ὀλίγον. τέθνηκεν: ubi corrigendum videtur: 
γὰρ φοβεῖται μὴ nag ὀλίγον seOenxy: namque in huiuscemodi 
cutionibus tempus perfectum (indicativi) locum non habet, quippe 
ttonem re vera perfectam significans. Nec interpretandum puto 
‚Aa voce „len, ut facit Th. Bergk, sed potius ἄλλη ἢ οἵη 79, 
ı mutata, ut vix agnosci possim. 

Reliqua, qnae codices sic 'habent: nay — (ati παν- 
λματονὴ ἐπεὶ καὶ πένητα, prope sunt desperata, quippe ex qui- 
is commodus sensus elici vix queat; wisi forte scribere velis: 
ty δὲ τολματέον ἐπὶ τᾷ ᾿γαπήτᾳ (sive τᾷ ᾿γαπάτᾳ) i. 6. ἐπὶ τῇ 
‘anyty. ᾿4γαπάτα enim amica a Sapphone etiam appellatur 
agm. 84. Bergk.: | , 1 

Ἔστι μοι κάλα πάϊς, χρυσέοισιν ἀνθϑέμοισιφ, 

ἐμφέρην ἔχοισα μόρφων Kiaig ἀγαπάτα.. ᾿ 
πὶ τῇ ἀγαπήτῃ vero est amitae eausa, ad amieam wibi conci- 
ındam; ita Hl. I. 162: 

xat δή μοι γέραρ wecag: —— — ν᾽ 

ᾧ ἔπι πόλλ᾽ ἐμόγησα.. eee aie Pare 

1 1]. ΙΧ. 492: | DR EEE Be Eur 

ὡς ἐπὶ σοὶ μάλα πόλλ᾽ Inaßon καὶ * ἐμόγησα. 
rllabae τέον vocis τολματέον in unum eoalescunt,-.ut apud Al- 


eum fragm. 37. Bergk.: SE Ben  & Bas 


438 Carmen Sapphes seoundam. 


Πίττακχον — — . 
ἐστάσαντο τύραννον μέγ ἐπαινέοντες ἀόλλεες. 
Vocem autem δὲ librarii eiecerunt, quum existimarent, mon pen | 
eam stare cum praecedenti vocabulo ἄλλα, qued perperam „sei, 
verum” interpretabantur. Denique postrema stropha Sapphe cm- 
eenda est cogitasse, quomodo sibi amorem amicse cenuciliaret; 
οἱ tum Longini vox φρονεῖ ad hanc postremam strophen referends. 
Quibus omnibus etsi coniecturis, ut id. re tam ineerta, fides 
habere nolis, ne quid hoc imitationi mese vernaculae efficiat, ca- 
vendum mibi duxi: qua quidem ai etiam nestratibus hee caram 
acceptom praestitero, mihi saltem erit incundiue, quam si suse 
alteramve coniecturam doctis probassem. 
Φαίνεται μοι κῆνος ἴσος ϑέοισιν 
ἔμμεν ὥνηρ, ὅσεις ἐναντίος τοι 
ἰσδάνει, καὶ πλάσιον adv φωνεί. 
σας ὑπακούει 
καὶ γελαίσας ἱἰμερύδν, τό μοι μάν 
καρδίαν ἐν στήθεσιν ἐπτόασεν" 
ὡς γὰρ side, βροχέας με φώνας 
οὐδὲν ἔτ᾽ ἴκει" 
ἀλλὰ καμ μὲν γλῶσσα saye, λέπτον δ᾽ 
αὕτικα χρῶ πῦρ ὑπαδεδρόμακεν, 
ὀππάτεσσι δ᾽ οὐδὲν ὅρημ᾽, ἐπιῤῥοί- 
᾿ σδεισι δ᾽ ἄκουαι" 
a δὲ Fidgwy κακχέεται, τρόμος δὲ 
πᾶσαν ἄγρει, χλωροτέρα δὲ ποίας 
Supt, τεϑνάκην δ᾽ ὁλίγω ‘te δεῖν καὶ 
φαίνομαι ἄλλα" 
πᾶν δὲ τολματέον ἐπὶ τᾷ yanıza. 
"16 mi par esse deo videtur, 
ille, si fas est, superare divos, 
qui sedens adversus identidem te 
spectat et audit 
dulce ridentem, misero quod omnes 
eripit sensus mihi: nam simul te, 
Lesbia, aspexi, nihil est super mi 
| vocis in ore; 
lingua sed torpet, tenuis sub artus 
flamma dimanat, souitu suopte 


Carmen Sapphus secundum. 437 


\ 


tintinant aures, gemina teguntur 
lumina nocte. 
Otium, Catulle, tibl molestum est: 
otio exsultas, nimiumque gestis: 
otium et reges prius et beatas 
perdidit urbes. 
Göttern gleich, — ja seliger scheint der mann mir, 
der dir gegenüber sich aetzt, in trauter 
nähe selbst süss fliistert, und deinen worten 
wonniger anflauscht, 
sehnsuchtsvoll entgegen dir lächelnd ; — o. dann 
fliegt das herz mir höher empor im busen; 
ach! und kaum erblick’ ich es, stockt im munde 
bebend die stimme; 
ängstlich starrt die zunge mir; flüchtig feuer 
augenblicks strömt unter die wangen; eignem — 
inuerm klingen rauschet das ohr, und nacht deckt 
: schleiernd die augen. 
niederwärts entperlen der stirn die tropfen; 
zittern fasst mich; welkendes gras ist bleicher 
kaum als ich; beinahe ersterbend schein’ ich 


schattenverwsndelt. 
Berolini. H. J. Heller. 


Vita Aristophanis. 

in der Vita Aristophanis bei Meineke com. gr. 1 p. 544, 
13 (Bergks Aristophanes 1 p. xxxvır, 8) heisst es: οὕτω δὲ γέ- 
yovar ἡ φήμη tov ποιητοῦ, ὡς καὶ παρὰ Πέρσαις (l. Πέρσαρ) 
διήκδιν καὶ τὸν βασιλέα Περσῶν πυνϑάνεσθαι, παρ᾽ ὁποτέροις aty 
ὁ κωμῳδοποιός. Die quelle der angabe ist Ar. Acharn. 645 ff. 

οὕτως αὐτοῦ περὶ τῆς τόλμης ἤδη πόρρω κλέος ἥκει" 

Ora καὶ βασιλεὺς “ακεδαιμονίων τὴν πρεσβείαν βασανίζων 

ἠρώτησεν πρῶτα μὲν αὐτούς, πότεροι ταῖς ναυσὶ κρατοῦσιν, 

εἶτα δὲ τοῦτον τὸν ποιητήν, ποτέρους δἴποι κακὰ πολλὰ. 
Sollte daher nicht bei dem grammatiker καὶ τὸν βασιλέα 2084 
βεων πυνθάνεσθαι zu lesen sein? Umgekehrt stebt in dem scho- 
lion zu Ach. 649: ὁ τῶν πρέσβϑων βασιλεύς. ᾿ 

Göttingen. H. Sauppe. 


eee 
Philologes. ΧΙ, Jahrg. ὃ. 23 


XXI. 


Beitrage zu Sophokles Trachinierionen. 


I. Eine ganze darstellung der Trachinierinnen in dichteri- 
scher composition und sprache zu geben, liegt ausser meinea 
studien upd ich gebe zunächst im folgenden eine behandlung ein- 
zelner stellen derselben, die theilweise bisher noch gar nicht ver 
standen sind. 

Die hülfsmittel speciell zu diesem stücke reduciren sich auf 
Wunders arbeiten, Hermanns und Schneidewins susgaben ; alles 
andere ist vom übel. 

Vs. 17: πρὶν τῆςδε κοίτης ἐμπελασϑῆναί ποτε. Wander 
nahm anstoss an κοίτη. Er führte die stellen vor, in denen 
λέκτρον, λέχος, evy von den tragikern gebraucht würden, nicht 
sowohl um das eheliche lager, sondern um die gattin selbst zu 
bezeichnen: κοίτη aber sei erstlich gar nicht in diesem sinne 
gebräuchlich, sodann müsse hier der mann verstanden werden, 
für den jene ersteren ausdrücke nicht einmal angewendet wir 
den. Doppelter grund, um 7782 κοίτης zu verdächligen und das 
vom zusammenhang verlangte τοῦδε τἀνδρὸς hineinzusetzes. 
Schneidewin widerlegt das stillschweigend, indem er die synony- 
mik von κοίτη und den übrigen wörtern geltend macht und des 
gebrauch derselben für den männlichen theil durch zwei stellen 
belegt. 

Die stelle ist ganz unverdächtig und der besondere gebrauch 
Trach. 110 ἐνθυμίοις εὐναῖς ἀνανδρώτοισι τρύχεσϑαι, κακὰν 
δύςτανον ἐλπίζουσαν αἶσαν u. a. belehrt wenn nicht schon der 
eigene sinn über die nothwendige auffassung. Es wäre an der 
zeit die mittel zu untersuchen, deren sich die dichterische sprache 
bedieut; das würde weit mehr fördern als alle aesthetischen 


Beiträge zu Sophokles Trachinierinnen. 439 


»nstructionen von dichterwerken mit abstrakten schönheitsgese- - 
ten, die heutzutage etwas erkaltete herzen berühren. Wir 
ommen immer mehr in das zeitalter der concretesten realitäten 
inein und dank sei es dem ausgedehnten sprachstudium, damit 
ach immer mehr zu nüchternem verstande. Schon beginnen 
»rachbildung, mythologie und poetischer ausdruck in ihre rich- 
ge gegenseitige nähe gerückt zu werden, zu geschweigen von 
er ungebemmt weiter gehenden kritik aller möglichen traditio- 
en und schriftwerke, die freilich zunächst weil sie uns täglich 
‘Ort und von neuem belehrt, etwas unbehagliches hat, aber den 
»den unseres ganzen lebens einer angenehmen reinigung un- 
wzieht. Doch wir haben es hier zunächst mit κοίτη zu thun, 
sssen apologie kurz sein kann, da das wort gerade das wich- 
gste und bedeutungsvollste für unsre stelle auch wirklich be- 
sichnet und uns nicht hinter dem ausdrucke die eine der beiden 
rehälften einbilden lässt. 

Eine zweite frage ist grammatischer natur. Es giebt keine 
ıdere stelle in der graecität, man hat wenigstens noch keine 
schgewiesen » Wo ἐμπελαζεσϑαι mit dem genitivus construirt 
ird, da sonst der gewöhnliche abhängige casus der dativus ist. 
omit scheint unser zygda κοίτης noch immer nicht gesichert, 
» Schneidewin in berücksichtigung des gebrauches v. 748 ποῦ 

ἐμπελάζεις τἀνδρὶ καὶ παρίστασαι hier Taisde κοίταις vorge- 
thlagen hat. 

Suchen wir aber ein wenig anderswo und nehmen einstwei- 
n das praejudiz an, dass im dienste eines sonstigen grammati- 
‘hen gebrauches die individuelle dichterrede zum nachtheil der 
‚sonderen poetischen farbe verleugnet worden ist. Es giebt 
ne ganze reihe von beispielen einer doppelten construction bei 
maselben worte, deren eines vielleicht instructiver ist als das 
ıdere, jedes aber eigentlich das wesen der sache offenbar 
scht. Ich erinnere zunächst an die verschiedenheit des aus- 
uckes: „sich über den korisont erheben” und „sich über dem 
risonie erheben”. Im ersten falle wird das verbum unmittelbar 
die construction hineingezogen und in engen zusammenhang 
‚setzt, im zweiten steht es selbstständig und daneben tritt eine 
‚gänzende bestimmung ein. 

Oder nehmen wir velare mit dem acc. und velare ne, so leuchtet 
in, dass die erstere construction d. h. der acc. c. inf: einfach 


28° 


440 Beiträge zu Sophokles Trachinierionen. 


die richtung der thätigkeit des verbi angibt, die letztere abe 
zuerst die selbständige bedeutung des verbi anerkennt und das 
weitere mit der dem sinne entsprechenden partikel eingeführt 
wird. Wenn’ man damit vergleicht den entsprechenden deutsche 
gebrauch: ich verhindere dass und ich verhindere dass nicht, ὃ 
sieht man, dass der inhalt des verbi verhindern allmälich meh 
verwischt ist in seiner substantiellen bedeutung und so zu 20 
gen abstract verdünnt worden. Dieser wechsel der unmittelhr 
ren wortbedeutung greift in alle verhältnisse ein und geht ebease 
durch die substantiva; πίστις z. b. ist sowohl fides quae credits 
als fides qua creditur d. h. πίστις hat eine objective und aubje 
ctive bedeutung. Diese hat eine bestimmte richtung, ein objec, 
in dem sie sich erst verwirklicht — jene dagegen hat keine ur 
mittelbare beziehung zu einem objecte. 

Auf die verschiedenheit der auffassung in der herodoteischa 
stelle 2, 34 hat schon Bernhardy synt. p. 140 aufmerksam ge 
macht: ἡ δὲ Aiyunrog τῆς ὀρεινῆς Κιλικίης μάλιστά xy ἀντίη x 
ται und ἡ δὲ Σινώπη τῷ Ἴστρῳ ἐκδιδόντι ἐς ϑάλασσαν ἀντίον xit 
ται, wo die grammatische abhängigkeit des dativs erst die be 
merkte örtliche lage heranzieht, während der genitiv die sche 
vorhandene gegenseilige lage eben nur bezeichnet. Dafür is 
schon bezeichnend, dass dort das adjectivum gesetzt ist, hier das 
adverbium. Es verdient dieser constructionswechsel, welcher ur 
mittelbar aus der anschauung entspringt, unter der die dinge 
erscheinen, besonders festgehalten zu werden für die historische 
syntax, die neben der historischen untersuchung -der sprache is 
wurzeln und flexionsbildungen bald auch ihre stelle finden wird. 
Kurz alle dergleichen variirte constructionen einfach als unter 
schiedslose mannigfaltigkeit der griechischen syutax aufzuführes 
ist ein fehler gegen die historische sprachbildung und den ind 
viduellen gebrauch. 

Es ist aber in unserer stelle von wesentlicher bedeutung, 
wie das zeitverhältniss der einzelnen satztheile gedacht ist. De 
ianira hat ihre besonderen leiden hervorgehoben — φρυμφείων 
ὅτλον ἄλγιστον — und fügt mit γὰρ eine ergänzende schilderung 
des Acheloos an, worauf sie wiederankniipfend an den baupt: 
gedanken, nicht an v. 9, wie Schueidewin meint, äusserlich durch 
das asyndeton emphatisch verstärkt nochmals ihre ganze sches 
vor solchem freier ausdrückt. Durch dus aayndeton wird der 


Beiträge zu Sophokles Trachinierinnen. 441 


der neue gedanke aus dem einfachen flusse der erzählung her- 
ausgehoben und wie das bei derlei reden, denen eine erzäh- 
lung voraufgegangen ist, zu geschehen pflegt, in einer gewissen 
allgemeinheit und seutentiösen form mit nachdruck ausgesprochen; 
mgocdedeypevn setzt daher den verlayf nicht mehr fort: indem 
ich einen solchen freier erwartele, „wünschte ich immer zu ster- 
ben, bevor ich diesem lager mich nahle” in der auflassung einer 
noch unabgeschlossenen handlung, sondern diese wird als abge- 
schlossen schon gedacht: es bezeichnet προς δεδεγμένῃ als vollendet, 
lass Deianira den freier um sich hat und ebenso ist ἐμπελασϑῆναί 
sors der schon eingetretene zustand, der als solcher gedacht 
wird, wo dann als einsig mögliches tempus ἐπηυχόμην dem ge- 
lanken seine richtige form giebt. 

Weil aber so ἐμπελασϑῆναί ποτὰ nicht erst das herantreten 
jer thätigkeit des verbi zu dem objecte hin ausdrückt, darum 
steht anch nicht der äusserlich dasselbe bezeichnende casus des da. 
livs, der von dem ἐμ — πελάζεσϑαι postulirt wird. Es setzt viel- 
nehr dieses verbum ursprüngliche zusammengehörigkeit voraus, 
yezeichnet der auffassung nach das verhältniss als schon einge- 
treten — und diess ist der grund zu der vom sonstigen ge- 
‚rauch abweichenden verbindung von ἐμπδλ. mit dem genitiv, 
wobei einfach massgebend für die construction der begriff der 
athe überwiegt (cf. Phil. 1811 Χρύσης πελασϑεὶς φύλακος) und 
fumed. also nicht ein Aerannähern im eigentlichen sinne des 
rerbi bezeichnet, sondern schon eine innigere nähe als gedacht 
yoraussetzt. 

‚In gleicher weise wie sich ἐμπδλασϑῆναί ποτὰ abgeschlossen 
hat zu dem begriffe des nahe seins, nicht des näherns, ebenso 
steht Antig. 104 ἐφάνϑης nor ὦ χρυσέας ἁμέρας βλέφαρον = 
du bist da, wo beide male sore das noch besonders hervorhebt 
durch seine bestimmte hinweisung. 

Vs. 109: εὕμναστο»ν ἀνδρὸς δεῖμα φέρουσαν ὁδοῦ. 
Mit ungrund hat zuletzt Schneidewin die conjectur des Casau- 
bonns τρέφουσαν aufgenommen. Sein grund ist ein zufälliger 
and nicht ausreichender — um das missverständniss zu meiden, 
dass δεῖμα φέρουσαν metum incutere bedeuten könne. Supplirte 
man hierzu sidi, bezöge man es also unmittelbar auf Deianira 
selbst, was wäre dagegen einzuwenden? Allein pegs: ist signi- 
ficant genug für sich selbst; es bildet einen willkommuen gr- 


442 Beitrige zu Sophokles Trachinicrianen. 


gensatz zu εὐγάζειν, das im ersten "satzgliedesteht und zu den 
das zweite mit ἀλλὰ eingeführte vortrefflich stimmt. Sodam 
verlangt Wunder, der ebenfalls τρέφουσαν aufnimmt, für φέρεν 
den sinn ,,afferre, adhibere, auferre” von denen keiner pass. 
Nun führt aber εὐνάζειν zum gegensatze des hervorholess, εν 
‘gégay drückt das bewegen uud fortnehmen aus einem rubepuakte 
aus. Jsiun φέρουσαν erinnert unwillkürlich in seiner sinnliche 
grundlage an das schreckbild auf dem schilde, während δεῖμε 
τρέφουσαν durchaus nicht zusammenpasst und in sich widerstrebes 
des vereinigt, das selbst bei abstracter verblassung des eigent- 
lichen sinnes von δεῖμα eben so wenig zu ertragen ist, wie 
wenn wir sagen wollten: eine furcht nähren und ein schreckbil 
nähren. | 
Vs. 242: αὗται δέ, πρὸς ϑεῶν, τοῦ mor εἰσὶ καὶ tives; 
oixzgai γὰρ, ei μὴ ξυμφοραὶ κλέπτουδί we. 
Schneidewin hat endlich dem gerede und den verbesserungen a 
dieser stelle aller möglichen vv. dd. ein ende gemacht. κλέπεειν be 
zeichnet einfach etwas heimlich wegnehmen; wenn das wort auf 
etwas geistiges, einen affect übertragen wird, z. b. auf das mit 
leid, so bedeutet es, dass uns etwas mitleiden entlockt, heimlic 
unser mitleid für sich nimmt, dass also das schon sich zeigt, 
ehe wir wirklich wissen, ob es auch etwas des mitleids werthe 
sei. Ant. 681 sagt der chor der greise: 
ἡμῖν μέν, εἰ μὴ τῷ χρόνῳ κεκλέμμεϑα, 
λέγειν φρονούντως ὧν λέγεις δοκεῖς πέρι, 
wo es richtig erklärt wird: εἰ μὴ τῆς φρονήσεως ὑπὸ τοῦ γήρο; 
σεσυλήμεϑα, wie auch an unserer stelle vom scholiasten: δὐγερεῖς 
γὰρ δοκοῦσιν sivas, δἰ μὴ ἄρα ms σφάλλουσιν ai κατ᾽ αὐτὰς συμ 
φοραί: τουτέστιν, εἰ μὴ ἄρα διὰ τὴν τύχην ὑπέδυσαν τὸν οἶκτον. 
Wenden wir die stelle der Antigone activ: ἡμὶν μὲν, εἰ μὴ 0 
χρύνος ἔκλεψε, so ist der sinn klar und kann nicht in der fri- 
hern weise der auffassung von Trach. 242 verdreht werden is: 
wenn wir recht urtheilen über die zeit. 
Vs. 572: ἐὰν γὰρ ἀμφίϑρεπτον αἷμα τῶν ἐμῶν 

σφαγῶν ἐνέγκῃ χερσὶν, ἧ μελαγχόλους 

ἔβαψεν ἰοὺς ϑρέμμα. Aegvains ὕδρας, 

ἔσται φρενός σοι τοῦτο κηλητήριον 

| τῆς Ἡρακλείας. | 

Die stelle ist bisher falsch verstanden worden. Hermano er- 


Beiträge zu Sophokles Trachinierinnen. 443 


klärte: si sanguinem sumpseris circa eam partem vulneris mei 
concretum, ubi sagittas, quarum una transfixus sum, hydra ve- 
neno suo tinxit. Qua parte enim sagitta venenata erat, es 
parte etiam vulneris cruor veneno infectus erat. Wer diess auf- 
merksam liest, wird es vollkommen unversténdlich finden. Denn 
der zweite theil der beschreibung, der mit udi anfängt, steht 
geradezu sinnlos dem vorangegangenen gegenüber — und diese 
erklärung bedarf der doppelten stütze quarum, una transfixus sum 
und den ganzen nachfolgenden satz; nicht gerechnet dazu, dass 
alles dieses eingeleitet wird durch: „obscurius loquitur. Hoc 
vult: etc.”, in dem das bewusstsein des falschen oder des nicht- 
verstandenhabens durchbricht. Seitdem aber ists nicht einfe- 
cher geworden. Wunder corrigirt ἢ μελαγχύλου ἴον und macht 
die sache nicht besser, denn auch er hat wieder noth für die 
beiden hauptpunkte der beschreibung : die wunde und den pfeil 
oder die lernäische schlange, eine künstliche klammer zu verfertigen 
durch ein i. e. Seiue worte sind: si cruorem sumpseris de vul- 
nere meo, quo lividae sagittae venenum hydrae Lernaeae demer- 
sit i. e. si cruorem sumpseris de ea parte vulneris mei, in quam 
venenatam sagiltse cuspidem [das ist quo lividae sagittae!] Her- 
cules demersit. Es ist kaum noch nöthig, geltend zu machen, 
dass bei dieser auffassung die ergänzung für demersit Herakles 
ist, der somit aus dem folgenden adjectiv τῆς Ἡρακλείας φρενὸς 
vorausgenommen wird. 

Weil Schneidewin das um die spitse des eisernen(?) pfeiles 
geronnene blut gleich im ersten satze einschmuggelt, scheints 
noch leidlich, allein man beachte 1) dass zwischen ἀμφίϑρεπτον 
αἷμα und τῶν ἐμῶν σφαγῶν, was man unmittelbar verbindet, noch 
der gedanke das ἀμφίϑρ. αἷμα heimlich auf des noch am pfeile 
klebende wundenblut spezialisiren muss, 2) dass μελαγχόλους pré- 
dicativisch gefasst wird in einer so einfachen erzählung, 3) dass 
ohne grund ἰοὺς steht, wo nothwendig gerade der bestimmte 
eine pfeil in der wunde gedacht wird. Die dafür angezogene 
stelle Aj. 221 ist ganz unpassend. 

Kurz, um nicht alle möglichen. einzelheiten der — 
die offen stehen, noch durchzugeben -— es ist θρέμμα λερν. ὕδρας 
falsch verstanden worden und somit auch iovs. Weil mab ein- 
mal an die formelhaften umschreibungen von φάσμα ταύρου 508 
und anderes dergleichen gewöhnt ist für das einfache wort, dur 


444 Beitrige zu Sophokles Trachinierianes. 
tt, 


- dann im genitivus beigesetzt ist, so dachte man etd ἢ 
daran, ohngeachtet selbst das noch mühe machte und er 
win das anstössige darin als etwas besonders a = ᾿ 
auslegt „mit verächtlicher bezeichnung des untbiers”. δε dss 
druck erhält seine schönste dichterische farbe und fried 
fach dadurch, dass ϑρέμμα Aspraiag ὕδρας dem pfeil bull 
Alle waren ϑρέμματα λερναίας ὕδρας, getaucht in das Al 
schlange — von deren einem ist die rede, der seine WEM 
gesogen hat. Uuten v. 833 heisst es προςτακέντος ἴον, “u 
ϑάνατος, ἔτρεφε δ᾽ αἰόλος δράκων, wo dieselbe anschasmgé 
einzelnen gegeben wird. Es ist ἰοὺς dann ein plurelis, de 
unten 702 ϑρομβώδεις ἀφροὶ für die schaumblasen steht, ν b 
gifttheilchen nach einer reichlichen analogie bezeichnet. iM 
heisst das ganze: wenn du genommen hast das geronsest 
meiner wunden, da wo der pfeil das schwarzgallige gift np 
taucht hat — und ist in dieser form verständlich für jedes, 
besonders für den zuhörer, dem das verhängnissvolle best 
in den worten angedeutet ist. 


i 


Vs. 653: Nov δ᾽ “Aone οἰστερηϑεὶς 
ἐξέλυσ' ἐπίπονον ἁμέραν. 


antistr. : ὅϑεν μόλοι πανάμερος 
τὰς πειϑοῦς παγχρίστῳ 
συγκραϑεὶς ἐπὶ προφάσει ϑηρός. 


1. πανάμερος. Zuerst erhebt Musgrave einen zweifel ga 
die richtigkeit dieses wortes. Es kann entweder abgeleitet werds 
von ἥμερος sanft oder von ἡμέρα tag. Das erstere ist unpassend, 
wenn dem Herakles — anstatt seiner frübern rauhheit — nun saat 
heit gewünscht wird. Das wort aber mit ἡμέρα in verhindung A 
bringen widerräth selbst Musgrave, da der wesentliche wuned 
der Deianira so ausser acht gelassen würde, dass Herakles si 
liebe im herzen zu seiner gattin zurückkehren möge. Wende 
aber interpretirt zavcpegos „nach dem gewöhnlichen gebraucke 
per totum diem — wie konnte das überhaupt jemand vernäafü- 
ger weise sagen? Dem entsprechend treunt also Döderlein μι" 
λοι von παράμερος, ergänzt zu jenem πλέων und übersetzt: des 
ganzen tag berschiffend. Allein das widerlegt Wunder von vor 
herein mit folgender logik: „qui si, id quod cupere se chores 


Airiein Beiträge zu Sophokles Trachinierinnen. . 445 


ade, ab Euboea profectus nulla interposita mora iter usque ad 
'¢mipidum Trachinem continuabat , per se intelligebatur eodem, quo 
peak’ Evboea solvisset die, Trachinem perventurus esse. Ich will 
uilrüber nicht streiten, sondern weiter gehen. 

kit Der bisherige sinn geht offenbar auf den wunsch hinaus, 
5 @@rakles möge bald zurückkehren, um die traurigkeit Dejaniras 
atte verscheuchen und das folgende scheint dem zusammenhange 
, kisch wirklich πανίμερος zu fordern. Vorerst aber sehen wir 
amas weiter um nach dem worte πανάμερος. 


che! Bei Homer kömmt nur πανγημέριος vor in folgenden stellen: 


—8 4, 356: 


νῆσος ἔπειτά τις ἔστι πολυκλύστῳ ἐνὶ πόντῳ 


- Aiyunzov προπάροιϑε, Φάρον δέ & κικλήσκουσιν, 
"δ᾽ τόσσον ἄνευϑ᾽ ὅσσον τὸ πανημερίη γλαφυρὴ νηῦς 
i ἤνυσεν: 


ἦν. 12, 24: ald’ ἄγετ᾽ ἐσθίετε βρώμην καὶ πίνετε οἶνον 
avde πανημέριοι: 

‚N. 1, 472: οἱ δὲ πανημέριοι μολπῇ ϑεὸν ἱλάσκοντο: 
ib. 2, 385: ὥς xe πανημέριοι σευγερῷ κρινώμεϑ᾽ “Aon: 
ib. 19, 168: ὃς δέ x ἀνὴρ, οἴνοιο κορεσσάμενος καὶ ἐδωδῆς, 
. ἀνδράσι δυςμενέεσσι πανημέριος πολεμίζῃ. 
Offenbar bezeichnet πανημέριος hier per totum diem, allein mit 
der beschränkung, die schon Hermann erkannte zu unserer stelle: 
παφημέριος et παννύχιος non semper de totis diebus noctibusque 
intelligendum esse, pervulgatum est — nur dass er fälschlich 
savnusoiog und narnpegog gleichbedeutend setzte, letzteres daher 
in höchst laxer weise nach dieser auffassung erklärte πάντως 
ende τῇ ἡμέρᾳ und das für einen singulären gebrauch ansah. 
Schon Hesychius sagt: πανημέριορ᾽ οὐχ ὁ δ᾽ ὅλης ἡμέρας, ἀλλ᾽ 
ὁ ἀφ᾽ οὗ τις ἂν ἄρξηται μέρους. Es wird sich nun im folgenden 
unwiderleglich herausstellen, wie der unterschied von πανήμερος 
und πανημέριος, den ich vorläufig annehme, ein sehr weitgrei- 
fender und bedeutungsvoller ist. Eur. Hipp. 369 heisst es von 
der Phaedra: 

τίς os παναμέριος ὅδε χρόνος μένει; 

τελευτάσεταί τι καινὸν δόμοις. 
Monk merkt an, παναμέριος sei hier in einem ganz ungewöhn- 
lichen sinne gebraucht, wenn nämlich der schalinat recht Weston 


416 Beiträge zu Sophokles Trachinierinnen. 


τίς ἄρα 08 χρόνος ἐκ πασῶν τῶν ἡμερῶν οὗτος ἐξεδέχετο, ᾧ τὰ 
zov ἔρωτος νοήματα ἐξέφηνας ; allein das eben bestreite ich 
durchaus, dass diess ebenso wenig hier wie jene von Hermans 
beiläufig bemerkte anwendung ein ungewöhnlicher gebrauch zu nes- 
nen sei — es ist vielmehr der eigene, allein statthabende sian, zu 
dem sich hier ein beispiel zu den sehr vielen anderwärts findet. 
Der zeit wird die eigenschaft beigelegt, dass sie eine gleic- 
mässig alle tage danernde sei, eine immerwährende, on ist eine 
qualitative eigenschaft; παγάμερος dagegen würde ihr nur die 
äusserliche quantitative beistimmung einer bestimmten zeitdauer 
beilegen. Wenn es gelingt, diesen unterschied oder wenigstens 
das erstere für Homer nachzuweisen, ist er gesichert und voll. 
kommen begründet. 

Bei den tragikern hat ἡμέρα oft schon die allgemeine be- 
deutung der zeit angenommen, dagegen im Homer sind wir be 
rechtigt, nur den ersten sinn des tages hineinzulegen. Es drückte 
dann also πανημέριος die continuität und aufeinanderfolge der 
dauer eines tages aus. Im homerischen gebrauche ist das sinn 
liche concrete element einer bestimmten zeitdauer, eines tages, 
doch noch genügend vorberrschend und für die anwendung is 
allgemeinerem sinne wie bei Euripides oben ist kein raum. Von 
den angeführten homerischen stellen zeigt aber die in 1]. 1,472, 
dass wesentlich in πανημέριος betont wird nicht überhaupt die 
quantitative dauer, sondern die ununterbrochene dauer; da schon 
ein theil des tages verflossen ist, also „den ganzen übrigen tag”. 
Besonders wird dieses continuirliche hervorgehoben 1]. 2, 385 
durch das vorangegangene, wo Agamemnon auffordert sich in 
allem wobl zum kampfe zu bereiten, o¢ xs πανημέριοι σευγεδῷ 
κριγώμεϑ᾽ “don. Faehsi gibt an der ersten stelle diese beder- 
tung, aber eben nur als zufällige erklärung. \ 


Es ist aber diese bildung von adjectiven auf oc von weit 
greifender bedeutung. Ich behalte mir vor, ausführlich ein a» 
dermal davon zu bandeln und mache für jetzt aus meinen map- 
nichfachen sammlungen darüber nur auf einzelheiten aufmerksam. 
Die eigenste bedeutung dieser ableitungsendung tog tritt besen- 
ders zu tage in solchen fällen, wo es sich wie an unserer stelle 
aus den Trachinierinnen um zwei neben einander vorkommende a- 


jectiva handelt, von denen eines auf os, das andere auf 105 gebildet ist. 


Beiträge zu Sophokles Trachinierianen. 417 


Es bezeichnen nämlich die adjectiva auf tog stels eine wesenlli- 
che, substantielle, constante zur nalur des dinges gehörige, dage- 
gen die auf os die dusserliche eigenschaft, die bald als momentanes 
epitheton nur der erweiterung dient, bald nur ein dusserliches verhal- 
ten angiebt ohne auf innere wesensbestimmung anspruch zu machen. 
Das mag vorläufig genügen, ich werde das zur zeit näher aus- 
führen an solchen beispielen wie ἔναλος — εἰνάλιος, ἔνφνυ- 
χος — ἐννύχιος, ἐπημοιβὸς — ἐπαμοίβιος, ἕσπερος — 
ἑσπέριος κ͵αλ., die aus Homer entnommen sind. Die tragiker 
sind unendlich reich an belegen und überhaupt hat diese modi- 
fication der bedeutung ihre mannichfaltigsten abstufungen von 
Jänder- und nomina propria-adjectiven an bis zu den endungen 


αιος 805 U.8.W. | 

Aus den tragikern stelle ich nun zur erläuterung des un- 
terschiedes von πανημόριος und πανήμερος folgende beispiele zu- 
sammen: Eur. Hipp. 30: 


πέτραν wag αὐτὴν Παλλάδος, κατόψιον 


γῆς τῆςδε, ναὸν Κύπριδος καϑείσατρ, 
wo man κατόψιος wohl erklärt hat „gegenüberliegend”, die ei- 
gentliche bedeutung aber ist „herabsehend, hinschauend”; es ist 
ein aller betrachtung vorauf liegendes innerliches, constantes ver- 
hältniss und der gebrauch dieses genitivs erinnert an die oben 
erwähnte herodoteische stelle 2, 34. Diese syntactische verbin- 
dung des genitive bedarf noch genauerer erforschung. 


Einfach „erblickt, sichtber” wird gebraucht κάτοπεος 
Agam. 307: 
— Σαρωνικοῦ 
πορϑμοῦ xdtontor πρῶν'᾽ ὑπερβάλλειν πρόσω, 
wo der genitiv einfach von einem praepositionsverhältniss ab- 
hängig ist. Besonders aber belehrend ist der verschiedene ge- 
brauch von éxzonog und ἐκεόπιος. Soph. 0. C. 117: 
Gea’ tig ἄρ᾽ ἣν; ποῦ vain; 
ποῦ κορδῖ ἐκτόπιος συϑεὶς ὁ πάντων, 
ὁ πάντων ἀκορέστατος; 
Hermann und Elmsley übersetzen ganz unpassend ἐχτόπιος „ex 
hoc loco”, vielmehr geht es auf die verwegenheit, die ausser 
sand und band gebt; in fortentwickelter bedeutung O. R. 1341: 
andyst’ ἐκτόπιον ὅτι τάχιστά με, 


448 Beiträge zu Sophokles Trachinierinnen. 


andyer’ ὦ φίλοι τὸν ὅλεϑρον μέγαν. 
„der geistig abwesende, geistig verrückte”. Vergleichen wir 
damit 0. C. 234: 

ov δὲ τῶνδ᾽ ἑδράνων πάλιν ἔκτοπος 

αὖϑις ἄφορμος ἐμᾶς χϑονὸς ἔκϑορε, 
so ist die einfache äusserliche bezeichnung ‚fort vom orte” 
Es ist aber dieses beispiel nicht allein belehrend für den 
schied zwischen πανημέριος und πανήμερος, sondern auch für 
erkenntniss der sprachentwickelung. Die ableitungssilbe 106 
hilft zur verdrdngung der eigentlichen sinnlichen bedeutung, zur 
strakten auffassung, zur metapher. Noch ist nicht genügend 
verwandtschaft übersichtlich zwischen dem fortschritt der w 
bedeutungen, allein eines ist klar, dass abstraction und 
pher näher mit einander verwandt sind, als es jedem gleich εἰ 


fällt zu erkennen. Für die bildung von abstracten auf cog, 
von abstracten substantiven auf ı7 mache ich nur aufmerks 
auf die lange reihe der homerischen wörter dieser endung. 


Πανημέριος ist also nicht mehr im lexicon gleichzusetza 
mit πανήμερος und so fort in allen gleichen fällen, wo sich zwi 
solche adjectiva gegenüberstehen, sondern es besteht zwische 
allen diesen wörtern eine grundverschiedenheit der bedeutung. 
Jenes erstere wort also wird gebraucht, um zu bezeichnen, dass 
etwas von natur aus eine continuität und ununterbrochene auf. 
einanderfolge von tagen hat; πανήμερος dass einem den beson 
deren verhiltnissen nach eine lange dauer zugeschrieben wird, 
die nicht constant ist, nicht im wesen liegend — jenes ist qus- 
litativ, dieses nur die äusserliche ausdelnung angebend und 
quantitativ „auf alle tage”. 


In der stelle Aesch. Prom. Vinct. 1060: 
ἄκλητος ἕρπων δαιεαλεὺς πανήμερος 
καλαινόβρωτον δ᾽ ἧπαρ ἐκϑθοινήσεται, 
erkläre ich gegen Blomfield ,,quotidianus”, nicht ,,per totam 
diem conviva”. Um das letztere abweisen zu können, war 
es erwünscht, dass die erklärer die stelle eines mythogra- 
phen anführen konnten , der erzählt, dass der adler zur nacht 
zeit nicht da gewesen, sondern erst mit tagesanbruch wiederge- 
kehrt sei, um die qual zu beginnen. Theile jeder die freude 
eine solche stelle zu haben, der das richtige nicht in den worte 


Beiträge zu Sophokles Traebinierinnen. 449 


selbst finden kann. Ebenso nun ist πισάμερος in unserer stelle 
“fer Trach. zu erklären „per futarum tempus, per totam vitam”, 
"womit einfach bloss der zeitraum bezeichnet werden soll, Also 
heissen die sophokleischen worte: ‚von woher Herakles kommen 
wmöge, für alle zeit — seiner gattin zugethan”. 

2. τὰς πειθοῦς παγχρίστεῳ 

συγκραϑεὶς ἐπὶ πρρφάσει ϑηρός. 
“Wunders auseinändersetzungen über diese stelle gehen darauf 
Binaus: 

8) παγχρίστῳ ist nicht substantiv, von dem ποιϑοῦς abhän- 
gen könnte; 

Ὁ) συγκεράννυσϑαι hat die bedeutung, dass dasjenige gefühl, 
von dem Herakles durchzogen sein soll, nothwendig im dativ 
dabei stehn muss; 

c) für προφάσει ist das eigentlich an diese stelle passende 
wort zu setzen προφάνσει. Demnach ist παγχριστῳ nach Wun- 
ders meinung für ein subst. in den text gekommen, von dem 
der genitiv abhängig ist; ferner τᾶς πειθοῦς ist glosse für ivyyog, 
das ein grammatiker in Bekk. anecd. I 265, 21 erläutert: ivy&' 
σύριγξ μογοκάλαμος καὶ ὄρνεον. ὠδὴ καὶ πειθὼ und andere scho- 
liasten ebenso. Zu diesen kühnheiten fügt derselbe gelehrte 
noch die Änderung von καστρωϑεὶς für oiozendeis. 


Warum? weil der krieg beendigt sei, aus dem Herakles 
nun zurückkehren wird, und darum vom Ares nicht dieses bei- 
wort: percisus furore gebraucht werden könne. 


Allein dieses particip steht in der kürze fast wie ein rela- 
tivsatz, der erläuternd dem ἐξέλυσε πόνων vorhergeht; soviel 
als „Mars qui fuit excitus” und es bezeichnet demnach die abge- 
schlossene vergangenheit, die als einheitliches moment gefasst 
ihren ausdruck im aorist findet. 

Kehren wir zurück zur antistrophe, so muss meiner mei- 
nung nach zuerst παγχρίστως geändert werden, ein adverbium, 
das sich dann unmittelbar mit συγκραϑεὶς verbindet. JIayygıorog 
ist ein ἅπαξ λεγόμενον, das advb. παγχρίστως ist ebenso ohne 
anstoss. Seben wir in den scholiasten. Παγχρίστφ᾽ λείπει τὸ πέπλφ. 
συγκεκραμένος καὶ ἁρμοσϑεὶς τῇ πειθοῖ τοῦ ϑηρός. Hierüber sagt 
nun freilich Wunder: at hoc si optasset chorus, ut συγχραϑεὶς 
πέπλῳ παγχρίστῳ reverteretur Hercules, id \psum yprofecto ken) 


450 Beiträge zn Sophokles Trachinierinnen. 


voluisset, quod postmodo factum esse vehementissime doluit, ut 
adhaerens corpori eius vestis a Deianira missa summum ei crv- 
ciatum interitumque pararet. Das ist verkehrt, im gegentheil ist 
dieser wunsch für jetzt der einzige, den sie haben können — 
nämlich der, dass Herakles zurückkehren möge mit der πειϑὼ, 
welche zur beruhigung der Deianira nöthig ist. Ohngeschtet 
jeder an das gewand denken wird, hat doch der dichter dasselbe 
nicht ausdrücklich genannt, sondern in einer die folgende kats- 
strophe berücksichtigenden ambiguität nur das resaltat, das is 
aussicht gestellte ziel und den zweck unmittelbar bezeichnet. 
Dergleichen gedanken auf die weitere entwickelung und cempo- 
sition eines jeden ganzen in prosa und poesie geben solche zwi- 
_ schen sein und nichtsein vorsichtig hindurchgehende ausdriicke 
an die band, die eben deshalb hinwiederum wie hier dem so- 
gleich folgenden vorbereitend vorausgehen. Das gewand also, 
dessen erwähnung der scholiast vermisst, vermissen wir nicht, 
vielmehr kaun an dieser stelle nur ein die sinnesänderung des 
Herakles passend bezeichnendes wort seinen platz haben. Wir 
können uns daher die folgenden worte Wunders zu eigen ma- 
chen: imo quicuuque et usum verbi ovyxsgdssvodai τινι norit, et 
quid chorus hoc loco dicere et potuerit et debuerit, considerave- 
rit, facile sibi persuadebit, verbo συγκραϑεὶς apponi hic substan- 
tivum abstractae notionis debuisse, et eiusmodi, quod amorem 
vel suadelam vel simile quid significaret. Diess wird nun leicht 
erreicht durch die einfache anderung 

| \ TAI IIIIIOOI 

d. b. τῷ nsıdoi, dessen veränderung vielleicht gleichzeitig mit 
der vou παγχρίστως von derselben hand vorgegangen ist. Der 
oben erwähnte scholiast hat das richtige noch gelesen. Strophe 
und Antistrophe lauten nun: 

sus δ᾽ ‘Aone οἰστρηϑεὶς 
ἐξέλυσ᾽ ἐπίπονον ἁμέραν: 


τῷ πειϑοῖ παγχρίστως 

συγκραϑεὶς ἐπὶ προφάσει ϑηρὸς: 
ἐπίπονον ἁμέραν in ἐπιπόνων ἀμερᾶν zu verändern giebt eine harte 
verbindung ; jenes bedeutet in der verallgemeinerung der beden- 
tung von ἡμέρα in abstracto fast so viel wie zeit, nur dass von 
ἡμέρα in diesem sinne dasselbe gilt, war von allen eolchen be 


Beiträge su Sophokles Trachinierinnen. 4354 - 


riffsinderungen: die erweiterung des begriffes und wortsinnes 
rhält die poetische bedeutsamkeit durch diese anlehnung an die 
infache bedeutung. Gerade wie Enınöros ἁμερᾶν die stelle ver- 
'ässern würde anstatt des viel wirksameren, prägnanten accusa- 
vs, so muss ich auch protestiren gegen die möglichkeit von 
chneidewins gedanken τᾶς πειϑοῦς ἀγκίστρῳ συγκραϑεὶς, der 
änzlich widerstrebendes in dasselbe bild zusammenbringt. We- 
en des noch übrigen bedenkens gegen πρόφασιρ, das andäch- 
ge interpretatign als „vorwand’” verworfen hat, genügt es auf 
chneidewins note zu verweisen. 

Jede änderung aber von ϑηρὸς etwa in gagovs, überhaupt 
‘des hineinbringen eines wortes, das kleid bezeichnen soll, muss 
ach dem bisberigen als eine verdorbene conjectur bezeichnet 
'erden. 

Vs. 896 ff. die erzählung der τροφὸς enthält die bekannte 
erzweifelte stelle: 

καὶ τὰς anadag ἐς τὸ λοιπὸν οὐσίας. 
eginnen wir mit der erklärung von οὐσίαι. 

Die verschiedenen meinungen iiber den sinn dieses wortes 
ssst Wunder zusammen in folgenden worten: quocunque signifi- 
atu usurpatum hic esse substantivum οὐσίας sumpseris, alienissi- 
lum eum aut a communi Graecorum loquendi consuetudine aut 

sententia huius loci esse videmus. Neque enim aut concubitum 
ut vitam aut domum quisquam Graecorum unquam οὐσίαν dixit, 
\ulto vero minus numero plurali οὐσίας, ita ut ii quoque inter- 
retes improbandi sint, qui rem familiarem vel rem paternam 
ignificari eo substantivo putarunt. De una enim Herculis domo 
am agatur, nulla ratione res eius familiaris dici οὐσίαι potuit. 

So scheint alles abgeschnitten. Lassen wir nun alle weitern 
ieinungen aus dem spiele und halten uns einfach an die sache. 

Οὐσίαι kann nur bedeuten res familiares, res domesticas. 
ersuchen wir damit weiter zu kommen und sehen wir uns zu- 
örderst nach dem ganzen zusammenhange der stelle um. Die 
rzählung der τροφὸς ist vortrefflich durchgeführt, jeder vers 
ietet einen neuen charakteristischen zug dar. Sobald Deianira 
intritt und den sohn sieht, wie er dem vater ein lager zurecht 
‚acht, verbirgt sie sich (κρύψασ᾽ ἑαντὴν ἔνθα μή εις εἰςίδοι), 
chreit laut auf vor schmerz, dass sie nun beraubt sein soll dea 
atten, vergiesst thränen wenn sie eines von den hausgerathen 


452 Beiträge zu Sophokles Trachinierinnen. 


berührt, deren jedes an das heimische wesen erinnert, irrt unge- 
duldig hin und her, weint wenn, sie einen von den hausgenossea 
erblickt, in ihrem anblick beweint sie ihr eigenes loos (αὐτὴ 
τὸν αὐτῆς δαίμον ἀναχκαλουμένη) — und als schlussvers mus 
offenbar der darauf folgende 
καὶ τὰς anaıdag ἐς τὸ λοιπὸν οὐσίας, 
zum mindesten das unglückliche loos der kinder bezeichnen. Es 
erscheint hiernach schon unpassend, dass bei dieser ununterbre 
chen fortschreitenden schilderung unmittelbar auf den vers, 
αὐτὴ τὸν αὐτῆς δαίμον᾽ ἀνακαλουμένη 
nochmals ein ähnlicher gedanke folgen soll wie ihn Herman 
vermuthet, der das doppelverhältniss zu Deianira und lole durc 
eine conjectur hereinbringt. 

Man erinnere sich doch einfach, dass Deianira eben erfab- 
ren hatte, welch unheil ihr aus dem gewande, das sie dem He 
rakles gesandt, erwachsen ist — nun erzählt die τροφὸς ihres 
schmerz, ihr rasen im hause herum; wo, frage ich, ist" nur die 
entfernte möglichkeit, dass Deianira hier an etwas anderes der 
ken und anderes sagen soll, als was sich auf das unglück be 
zieht, das über das ganze haus durch ihr verschulden hereinge- 
brochen ist? Schneidewin giebt daher der stelle einen andern sinn, 
der aber zu künstlich erst zusammengesucht werden muss. Wen 
fällt denn wohl ein, wenn er die betreffenden worte liest, ze 
denken, dass gleichwie Hyllos sich von der mutter durch harte 
worte losgesagt, so „ein gleiches von den übrigen kindern s 
besorgen sei.” Bloss zu besorgen? es muss vielmehr das wirk- 
liche unheil angedeutet sein. Der sinn ist vorbereitet und ich 
wende mich zu arzuıdas. 

Allbekannt ist der gebrauch, der von solchen aus a@ priv. 
und einem substantiv zusammengesetzten worten gemacht wird 
— sie werden zusammengestellt mit eben demselben subst.: δῶ: 
gov ἄδωρον Ai. 665, γώμος ἄγαμος O.R. 1214 u.a. Nicht eine 
einfache negation in kürzerer form soll damit ausgedrückt wer 
den, sondern mit einem bedeutungsvollen momente wird etwas 
fatalistisches, unglücksvolles hineingelegt: δῶρα ta ἐπὶ κακῷ or 
δόμενα, δύςδωρα und ἄγαμος ist malo omine nuptus. Auch bier 
in scheint Aeschylus noch einfacheren bloss rhetorischen sia 
zu haben: παῖδες ἄπαιδες Eum. 1019 kinder, die ‚nicht mehr kit 


Relirigs.am Rephebles (Leachiniqgignes. 458 


der sind:d. bh. greise, alte kinder. Das. privativam cone dem 
ganzen worte eines prägmanien sion. ᾿ 

Eine weitere anwendung ἰδὲ gewissermassen eine ——— 
des ausdrucks. Aehnlich wie die substitairung eines im sinne 
gleich bedeutenden oder verwandten ausdrackes in dieselbe cot- 
struction gezogen wird s.b. Trach. 50 xazeidor ἤδη πανδάκρυτ᾽ 
ὀδύρματα Τὴν Ἡράκλειον ἔξοδον γοωμένην, ebenso werden idiege 
adjective au ähnlichen substantiven gestellt, wie das ist, mit dem 
sie gebildet sind: El. 482 Giexega γάμων ἀμιλλήματα -— ein 
fortachritt von der einfschern phrase zu phraseologischer an- 
wendung. Kine solche dusserliche, rein etymologische avffan- 
aueg war en, die in anadag οὐσίας ---- phgesehen vom allem..an- 
deren — den sinn legte: „de adempts spe liberos ex Hernnle 
procresadi haec dic”. Kinderlas ist geradezu unmwäglich:..npd 
nach dem fragischen aprachgebrauche ühersetze.ich:. „at.:imfali- 
ees liberarum in futurnm tempus res domestions!). : - 1.7 

Also weit entfernt davon, dasa in diesen worten :mühselig 
ein ainn gusucht wird, ist der ausdruck ‚ein wirklich därhteri- 
scher; Ala schluss dieses abschnittes der erzählung, auf don mit 
meyem, ansatze das weitene folgt: fess δὲ sed sdndom, ἐξαίᾳαῃς 
cp ὁρῶ κελ., ist die vollständige zerstérung der. gancan fami- 
lie, des ganzen hauses vereinigt: in ἅφαιδες οὐσίαι. aygsge bp- 
zeichnet alles das, was zu den res familiares, domesticae gehört 
— en ist verkehrt, allgemeines gradezu auf divitise zu beschrän: 
ken; in besonderer verbindung erhält es seine besondere nüan- 
cirte bedeutung. Stabiles wortsinnes sind nur die wörter, wel- 
chen durch ihre einzelne concrete Beaelchnung jede ausdehnung 
oder mannichfaltigere spezialisirung von vorn herein abgeschnit- 
ten ist. F 

Und die bedeutung von οὐσίαι ala divitise ist zumal erst 
durch besonderheit in anwendung und den damit verknüpften 
gedanken hervorgerufen. 


Durch das unheil, das die mutter dem vater angethan hat, 
sieht Dejanira unglück über das haus und über die kinder kom- 
men, eine unselige zukpoft, deren schwere sie durch ibren tod 


1) Ich habe nur das nothwendigste beigebracht; jeder‘ der Wem 
gebrauche dieser weitverbreileten adjectiva boi den Iragikern, nachgeht, 
wird meiner erklärung beistimmen, der vielleicht bald eine gemeine 
behandlung der versehiedenen :modißcationen: diever worlkleeue’ nachlaig, 


Philologus, XI. Jahrg. ἃ, er ὯΝ 


464 | Beiträge: su: Bophehles Drackiniortaueh, 


bald -nech vermehrt. Wehl konnte da Sophokles die plastik der 
jammerscenen der mutter mit den versen schliessen::' ' : 
αὐτὴ τὸν αὐτῆς δαίμον ἀνακαλουμένη,. 

. καὶ τὰς ἅπαιδας ἐς τὸ λοιπὸν οὐσίας. 

Vs. 1035: ὦ πολλὰ δὴ καὶ θερμὰ καὶ λόγῳ κακὰ 

: καὶ χειρὶ καὶ φώτοισε μοχϑήσας ἐγώ. 

ich kann ungenchtet der Schneidewinschen erklärung: ,,der ich 
vieles und heisses auch nur sw sagen mit händen und mit schaltern 
‚bestanden habe” mich nicht mit dem ausdrucke:xasA0yp befreun- 
den, der in der betenung die ihm beigelegt wird, doch sich up- 
angenehm swischen ϑερμὰ κακὰ einschiebt. “Hermann sagt: mi- 
vam: reliquisae criticos Bothio correctionem huius loci, qui recte 
dedit κοὐ λόγῳ κακὰ. Boch wage ich es, angesichts dieser fa- 
'talen worte ein anderes zu conjicires, das genau dasselbe be- 
dentend sich einzig passend einreiht und nicht die hier ganz 
verfeblte gegensätzliebe farbe des mühsamen καὶ Mire an sich 
‚trägt, nämlich κἀλόγως. . ; 

Bis:hierher habe ich noch eine stelle aus den Trachinieriv- 
wen verspart, die sum theile richtiger von Schneidewin als frü- 
‘her erklärt ist, doch aber verdient nochmals im ganzeb angese- 
‘hen zu werden. ἮΝ 
Vs. 838: ᾿ ὧν ὅδ᾽ ἁ τλάμων 
᾿ "* ἄοκφον μεγάλαν προςορῶσα δόμοισι βλάβαν νέων 

ἀϊσούντων γάμων, 
εὰ μὲν οὗτι προφέβαλε, τάδ᾽ an ἀλλόϑρου 
γνώμας μολόντ' ὁλεϑρίαισι συναλλαγαῖς κελ. 


1. ὧν wird richtig bezogen nicht auf einzelnes von dem, 
was in antistr. α΄ gesagt ist, sondern bezeichnet im allgemeinen 
zurückweisend das unglück des Herakles, nicht bloss wie Her- 
mann wollte ϑηρὸς κέντρα. 

2 τὰ μὲν οὔτι ngogeßale. 

Wunders polemik gegen den gebrauch dieses wortes im sinne 
‘von „advertere, intelligere” zog die analogie herbei, dass zwar 
{fateinisch richtig sei ,animom adiicere ad aliquid vel alicui rei”, 
‘aber nicht ,,aliquid ad animum adiicere”, wie ähnlich προρβάλ- 
day τι τῇ διανοίᾳ,᾿ 
"Oben v. 577 steht: 
un C008 érvojoas © φίλαι, δόμοις Ἰὰς ἦν. 


gr 


φ. « e 


Beiträge wa ‘Soplicliles Trachiaterianen. 435 


κείνου θανόντος ἐγκεκλεισμένον καλῶς 

χιτῶνα τόνδ᾽ ἔβαψα, προςβαλοῦσ' ὅσα 

ζῶν κεῖνος eine. 
In προςβαλεοῖν liegt genau dieselbe metapher wie in συνιέψαι. 
Das bild ist hergenommen von demjenigen, der beim zusammen- 
rechnen etwas mit einrechnel, mit dazurechnet. Es ist also nicht 
schlechthin einsehen, verstehen, sondern es giebt in ähnlicher zu- 
sammensetzung und anschauung unser dasunehmen wieder. 

3. ἀπ᾿ ἀλλόϑρου γνώμας. 

Wie Wunder so versteht es auch Schneidewin: „quae alieni ho- 
minis consilio adducta sunt”, Der erste theil des satzes heisst 
offenbar: in qua re (i. e. in calamitate qua oppressus iacet Her- 
cules) videns novarım nuptiarum contumeliam, horum (τὰ μὲν) 
non babuit rationem (i. e. oraculi dictorum). Vergleicht man 
damit die andere hälfte, so fordert die rechte theilung des ge- 
gensatzes, der jetzt auf das unheilvolle gewand hindentet, dass 
das was sie gethan, anders ausgeschlagen sei. Darum darf an’ 
ἀλλόϑρου γνώμας nicht erklärt werden: entsprungen aus frem- 
dem rathe, sondern in eigentlichem sinne von γνώμη: aliter quam 
quod exspectaverat sive opinatus est. 

4 Συναλλαγαὶ als verkehr mit Nessus erklärt ist matt. 
Nach dem gebrauche wie 0. R. 34 ἔν τε συμφοραῖς βίου — ὃν va 
δαιμόνων συναλλαγαῖς steht es für fati vicissitudines, also „durch 
unseligen umschlag”, wobei der ausdruck in genaueste respon- 
sion zu an’ ἀλλόϑρου γνώμας tritt. 


Zu Sophokles Philoctetes. 


ll. Die grosse zahl von beliebigen einfällen zur erklärung 
oder verbesserung von Sophokles zu vermehren, konnte mir 
nicht in den sinn kommen. Von dem, was mir aus verschiede- 
nen zeiten vorliegt, gebe ich nur eine wie mir dünkt stichhal- 
tige auswahl. 

So mögen denn zu den Trachinierinnen noch einige stellen 
aus Philoktet hinzukommen, wo icb die zweite ausgabe von Schnei- 
dewin zu grunde lege, da mir die dritte nicht zur hand ist. 
Vs. 628. οὔκουν τάδ᾽ ὦ παῖ δεινὰ τὸν Auspriov 

ἔμ ἐλπίσαι nov ἂν λόγοισι μαλϑακοῖς 


δεῖξαι sag ἄγοντ᾽ ἐν "4ργείοις μέσοις. 
one \ 


456 „.Meitzäge eu Sephekles Philestetes..: 


Buttmann nahm veg für ἐν νηὶ und meinte der genitivus sei 
fiir sich klar. Das soll doch wohl nua weiter nichts heissen — 
da der casus grammatisch unerklärlich bleibt — als dass unmittel- 
bar durch den zusammenhang die bedeutung: auf dem schife 
gefordert würde. Es ist aber das nur ein letzter nothbebelf 
:der erklärung. 

Die gewöhnliche auslegung, der anch Schneidewin folgt, 
ist: a navi deducens, qua appulit Ulixes ad oram Trojesas. 
Dann ‚hebt er nicht sowohl das fortführen von Lemnos als das 
wegführen von dem am troischen ufer gelandeten schiffe als das 
unwürdigste und empörendste hervor” — eine zu gemaue uad 
frostige distinetion. Denn einen nachdruck hierauf zu legen 
‘and nicht vielmehr darauf, dass Odysseus überhaupt je heilt, 
ihn unter die Achäer zu führen, die thn so schändlich. verlassen 
haben, ist gegen jede unmittelbare und ungezwangene fasaung 
dieser eutriistungsworte. Das ächte wird bergestellt, indem man 
NESC schreibt d. h. γέως accentuirt. Wie kann Odysseus bof- 
fen, mich je wieder unter die Achäer zu bringen? 

Va. 758: ἥκει γὰρ αὕτη διὰ χρόνον, πλάνοις ἴσως. 

ὡς ἐξεπλήσϑη. ; 

‚Schneidewin. „denn diese ist wach langer zeit einmal wiederge- 
‚kommen, vermuthlich sowie sie ihrer wanderschaften satt gewar- 
den ist”. Διὰ yeovov für „nach langer zeit” ist unstattbaft. 
sodasn „einmal? liegt gar nicht in den worten, die einen allge 
meinen charakter der krankheit angeben sollen. Jenes „schmerz- 
liche lächeln” und „der erzwungene humor” will mir nicht ge- 
fallen, da dazu kein anlass — wohl aber zu einfacher ernst- 
hafter angabe des charakters der krankheit dem Neptolemos ge- 
genüber, dass sie komme und wieder gehe. 

Ich nehme mit Hermann die gute lesart πλάνης ἴσως auf 
und interpungire: 

ἥκει γὰρ αὕτη διὰ χρόνου, πλάνης ἴσως, 

ὡς ἐξεπλήσθη. 
'„venit enim morbus post intervallum, item aufagiens , simeletque 
est expletus’’. 

Vs. 782 glaube ich den entstellten trimeter so sicher her- 
stellen zu können: 

GAN αὖ δέδοικ᾽ ὦ παῖ μὴ νῦν ἀτελὴς εὐχή. 
Vs. 908 f.: ὦ Ζεῦ vi δράσω; δεύτερον ἰηφϑῷ χακὸς, 


Beiträge su Sephebies Philoctetes. 4571 


'φρφύποον Θ᾽ ἃ μὴ δεῖ, καὶ λέγων aisyice ἐπῶν; 
Wie von den früheren ist diess auch von Schneidewin missver- 
standen worden; alle haben den sinn künstlich nach dem πρῶ- 
τον wevöog und dem δεύτερο» eingetheilt. 

Zuerst glaubte Neoptolemus schlecht gehandelt zu ‚haben 
darin, dass er dem Odysseus folgte und den Philoktet durch 
eine fingirte erzäblung täuschte; jetzt hält er sich wiederum darin 
für schlecht, dass er den argwöhnischen und zweifeluden Phi- 
loktet — cf. v. 907: 

οὕκουν ἐν οἷς ya δρᾷς᾽ ἐν οἷς δ᾽ αὐδᾷς ὀκνῶ — 
hintergehen soll. Es tritt der augenblick ein, wo Neoptolemus 
zweifelt — und jenes δεύτερον geht nicht auf verschiedene tdu- 
schungen, sondern einfach auf die wiederholte iduschung. Jener 
zusatz aber 

κρύπτων θ᾽ ἃ un δεῖ, καὶ λέγων αἴσχιστ᾽ ἐπῶν 
bezeichnet nicht die erste täuschung durch κρύπτων θ᾽ ἃ μὴ δεῖ 
und die zweite durch λέγων αἴσχισετ᾽ ἐπῶν wie nach Schneidewin,. 
sondern das ist epexegetische ausführung zu xaxog. 

V. 950: ἀλλ᾽ ἐπόδος libb. Triell. 
ἀλλὰ ist interpolirt. und feblt in den besten eodd. La. Lb. Le. 
V. B. f. Der Venetus ergänzt ἀπόδος σύγ. Da vom etwas 
ausgefallen ist, so ergibt sich als sichere emeudation: 

ar anodos. = 
Va. 1428 ff. Hage μὲν, ὃς τῶνδ᾽ αἴτεος κακῶν ἔφν, 
. τόξοισε τοῖς ἐμοῖσι νοσφίσϑις βίον 

πέρσεις τε Τροίαν, axvia τ᾽ εἰς μέλαθρα σὰ 

πέμψεις, ἀριστοῖ ἐκλαβὼν σερατούματος, 

Ποίέαντι πατρὶ πρὸς πάτρας Οἴτης πλάκα. 

ἃ δ᾽ ἂν λάβῃς σὺ σκῦλα τοῦδε τοῦ στρατοῦ, 

τόξων ἐμῶν μνημδῖα πρὸς πυρὰν ἐμὴν 

κόμιζε. 
Hermann nahm ἀριστεῖα als „ab exercitu data propter virtutem 
ipsius”? und die „Herculis telorum monumenta” kénaten keine 
anderen sein als ,,quae oceisis ab sese Hercalie arcu hostibus 
ipse Philoctetes detraheret”. In στρατὸς sieht er die "Trojaner, 
ändert sogar noch crolov. Wunder: dae sunt quae dicit esque 
haec. Quae tu spolia virtutis tuae praemia acceperis, ad Poe- 
antem wmittes; quae vero apolia ab exercitu acceperis, ut sint 
telorum meorum monumenta, ea ad rogum meum ahduc.” 


458 Beiträge zu Sephokles Philoetetes. 


Es ist ein gegensatz zwischen zwei verschiedenen arten ves 
beate. Jene σκῦλα, welche Philoktet als „praemia virtutis ae 
cipit” sind nicht die waffen eines beliebigen, sondern eben des 
Paris selbst, den er tödten wird. Zwischen die erwäbnung des 
Paris aber und die worte σκῦλα s εἰς uslaßpa σὰ πέμιεις ist 
eingeschoben πέρσειρ ta Τροίαν, wodurch gewissermassen Paris 
wieder zurückgedrängt wird; und daher ist es gekommen, dasa 
die erklärer das ganze falsch verstanden. Allein σέρσεις re 
Τροίαν hängt eng zusammen mit dem vorhergehenden verse und 
ist durch denselben erst hervorgerufen, denn uach dem tode des 
Hektor ist Paris allein noch übrig, der die Trojaner vertheidigt, 
mit ihm ist also Troja gefallen — und ungezwungen versteht 
man daher unter den σχῦλα die waffen des Paris. 

Sorgsame erklärer werden vielleicht an Lesches erinnern, 
der erzählt, dass Paris vom Philoktet zum einzelkampfe heraus- 
gefordert und erschlagen worden sei, so dass-ihm nun Philoktet 
ja selbst die waflen habe abziehen können. Allein ist doch im 
Philoktet nichts devon erwähnt und Sophokles fügte diese worte 
ἀριστεῖ ἐκλαβὼν στρατεύματος aus der resumirenden anschauung 
hinzu, die diese dinge in ihrer weise anwendet und zusammen- 
fasst, um den dem Philoktet bevorstehenden ruhm dichterisch her- 
vorzuheben. Also „als höchsten preis vom heere empfangend’ 2). 
Es wäre nicht einmal der mühe werth, weun wiederum jemand 
hier über den modus der beutevertheilung sich auslassen wellte. 

Dann ist τοῦδε στρατοῦ von den Griechen zu verstehen, und 
der genitivus bängt nicht ab von λαβὼν sondern von oxida. 

Fasst man die stelle im zusammenhange, so ergiebt sich 
der schönste gegensatz und die vollkommenste responsiou der 
glieder: „Paridem interficies, cuius arma mittas ad patrem Poe- 
antem, accepta ab exercitu victoriae praemia, — quae tu apo- 
lia huius exercitus accipies, ut spolia totius exercitus, ad rogum 
deferas”. 

Philoktetes soll der siegeswaffen, die er durch erlegung des 
Paris mit dem bogen des Herakles gewinnt, als iba im heere 
auszeichnenden siegespreis (ἀριστεῖα ἐκλαβὼν στρατεύματος), nicht 
beraubt werden, sondern sie zur dauernden ehre im väterlichen 


_ 4) Oder sollte die ambiguität des griechischen ausdruckes den geni- 
livus στρατεύματος nicht so unmiltelbar auf ἐκλαβὼν, sondern auf de» 
στεῖα beziehen? 


Beiträge zu Sophokles Philoctetes. 459 


hause aufhängen — aber als erinnerung an diese waffen des 
Herakles (τόξων ἐμῶν μνημεῖα) soll er den übrigen beutetheil 
aus der beute des ganzen heeres zum scheiterhaufen bringen. 

So ist die rückbeziehung des ausdruckes τοῦδε τοῦ στρατοῦ, 
und der gegensatz ἃ δ᾽ ἄν λάβης mit τόξων ἐμῶν μνημεῖα, das 
unmittelbar mit κόμιζε zusammenhängt, erklärt. 

Jeder, der am Sophokles ἐμοὶ! nimmt, wird sich freuen, dass 
die ausgabe Schneidewins in die kundige band Aug. Naucks ge- 
kommen ist, der in der heschränkung der textesäuderungen und 
in reinlicher masshaltender arbeit der Schneidewinschen ausgabe 
von dieser seite her den vollen werth ihrer anlage verleihen wird. 

Halle a. d. S. . Hugo Weber. 


— 


Zu Lucanus. 


Lucan. Phars. IV 695 ff.: Hac igitur tristis trepidat iam Curio 
fama, Et quod Caesareis nunquam devota iuventus Illa nimis castris, 
nec Rheni miles in undis Exploratus erat. Curio fürchtet theils 
Juba’s macht an sich, theils seinen eigenen mangel an veteranes 
Cäsars. Auf diese deuten insgesammt die worte Et quod — erat: 
denn es wäre äusserst hart, iuventus illa von der mannschaft zu 
verstebn, die Curio jetzt wirklich befehligte. Nur in diesem fall 
könnte zur noth nunquam bleiben, indem man den satz so nähme: 
Et quod erat iuventus illa nunquem nimis devota caatris Caesa- 
reis. Aber wer fühlt nicht, wie schlecht illa in diesem zusam- 
menhang passt, und wie matt nimis ist? Daher schien mir dies 
I.ucans hand: — Et qu. Caes. nusquam dey. iuv. Illa animo 
castris etc. Jene, dem Caesar so herzlich ergebene alte krieger- 
schaar war hier nirgend, sondern nur die vormalige besatzung 
von Corfinium, die zu Caesar übergegangen und noch nicht er- 
probt war. Beide äuderungen sind leicht. Nusquam stellt auch 
9, 440 den gedanken her; nimis muss auch 8, 147. mit animis 
oder auimo vertauscht werden. Der buchstab S ähnelt dem C 
in der gradlinigen uncialschrift des siebenten und achten jahrhun- 
derts, und C gleicht wieder dem 0: so konnte leicht aus II;- 
LAANIMO ILLANIMC und ILLANIMIC entstehn, wie 5, 868. 
BELLICC! aus BELLOCI, und 6, 5 FATIC aus FATO. Man 
vgl. 7, 126; 10, 81. | n 
F. H. Bathe, 


᾿ ΧΧΠ. 
Ueber Cobet’s behandlung des Euripides. 


Die unbestreitbaren verdienste von Cobet haben bei den Deut- 
schen längst anerkennung gefunden, wie wir denn geneigt sind 
das fremde zu schätzen und auch wohl zu überschätzen ; einige 
hauptmängel in Cobets kritischem verfahren darzuthun, soll die 
aufgabe der folgenden zeilen sein, die unmittelbar nach dem 
erscheinen des dritten heftes vom fünften band der Mnemosyne 
niedergescbrieben wurden. 

In diesem heft (p. 233—272) behandelt Cobet vorzugsweise 
Eurip. Hel. und Herakliden; doch auch von andern Euripidei- 
schen dramen ist vielfach die rede, und dazwischen steben kriti- 
sche und grammatische excurse in der aus frilieren mittheilungen 
bekannten weise. Charakteristisch ist zunächst bei Cobet das 
ignoriren fremder arbeiten. Er schreibt über Euripides, ohne 
z. Ὁ. Kirchhoffs ausgabe zu kennen; er bringt längst im text 
stehende verbesserungen vor nicht bloss mit der präteusion der 
neuheit, sondern zugleich mit einem gewaltigen redeschwall und 
vielen überflüssigen tiraden, in denen bald die dummheit der eb- 
achreiber bald die gedankevlosigkeit der herausgeber das ewige 
thema bildet. Auch sein letzter aufsatz giebt hinreichende be- 
lege für seine in ibrer art einzig dastehende ars nesciendi. 

1. Bel. 136: φασίν, βρόχῳ γ ἅψασαν εὐγενῇ δέρην. Cobet 
verlangt p. 237 βρόχῳ ᾽νάψασαν. So bereits Mehler Mnemos. 
Ill p. 10. | 

2. Hel. 446 wird eine umstellung vorgeschlagen (p. 238): 
σὺ δ᾽ αἴτιος πείϑει γὰρ οὐδὲν ὧν λέγω. Diese vermuthung rührt 
her von Dobree, wie aus der Teubnerschen ausgabe Lips. 1854. 
vol. I p. xix zu erseben war. 

8, Hel. 613: τὸ μόρσιμον σώσασα πατέρ᾽ ἐς οὐρανὸν ἄπειμι. 


Usher Cabet’s hehaudinsg: des Euripides. 464 


„Owis γα πάπέρ΄ ἐς οὐρανὸν — silo simplicius pocts. diseras 
πάλιν ds οὐρανὸν ἄπειμι᾽. Cobet p. 240. Ehen diess ἀάλιν int 
in der Tenbsersehen ausgabe vos 1854 vermuthet worden, 

4. Hel. 1022: αὐτοὶ μὲν οὖν τὴν ἔξοδόν γ᾽ supioners. Das 
Ρ- 344 rithtig erkannte τιν ὅξοδον rührt von Fix her end steht. 
im Teubnerschen text. tes 

5. Hel. 1168: Θεοκλύμενος παῖς ὅδε προσεννέπδι, nacag. 
Die vermuthung προσεννέπω (p. 245 tod p. 268) machte bereits 
G. Hermann, wie die Tenbnersche ausgabe anführt. 

6. 7. Andr. 242 und Andr. 585 wird sai getilgt (p. 259), 
Diess hat bereits W. Dindorf gethan, und ihm siod andere gefolgt. 

8. Iphig. A. 1572 wird (p. 259) vorgeschlagen degas εὸ 
ϑῦμα τοῦϑ'᾽ ὅ σοι δωρούμεϑα, eine vermathnog von Porson. 

9. Beiläufig glaubt Cobet p. 260 nicht unterlassen zu dür- 
fen Ipbig. A. 1558 νικηφόρον δοφὸς τύχοιτε herzustellen. Genau 
so steht im text, freilich nicht nach Cobet, sondern nach Pierson. 

10. Rhes. 628: ἢ ‘pot πάρες γε, σοὶ δὲ χρὴ πώλων μέλειν. 
Mit παράσχες (p. 270) kommt — wiederum zu spät; die ver- 
besserung ist von Kirebhoff. εἶσι 

Wie Eeripides, so werden aueh andere autoren mit längst 
bekannten emendetionen — 

11. Soph. Ai. 1100: ὧν ὅδ᾽. ἦγεν — So vor Cobes 
(p- 241) bereits Porson. - 

12. Soph. El. 1506: ὅστις πέρα πράσσειν ει τῶν νόμωκ 
Odie. Dindorf.und Schecidewin haben εἰ statt γε aus einem ai 
tat bei Nicephorus Basil. in Walz Rhet. vel. 1 p. 461 aufge 
nommen; neu aufgelegt wird diese verbesserung von Cobet p. 250, 

13—15. . Einen vers des Bion 6, 11 beschenkt Gobet p. 
247 mit drei émendationen, indem er schreibt: δὴ τόκα μοι za- 
08000 διὰ στόματος ῥέει αὐδά. 

Nor sobade, dass δὴ von Hermann, zapiscen von ——— 
avda von Ursinus gemacht ist. 

: 46. Meschas 2, 27: ἀλλά poe eig — μάναρεξ κρήναιεν 
Svagos. Cobet folgt p. 271 der es von Wakefield wail 
Meineke. 

Andere werden diesen — leicht vermehren —— ich 
hahe nur erwähnt was ungesucht sich mir darbot. Verwandt 
mit den angeführten proben von Cobets nichtachtung des frem- 
deu sind diejenigen stelles, wo er unhalthare vermathuagen war: 


462 Ueber Cobet's behandlung des Butipided! 


trägt, während andere bereits das sichtige oder deck ebwas, wahr- 
acheinliches gefundeh haften. So Hel. 0: Θεφαλύμεορο» ἄρσεν 
ὅτι δὴ ϑεοὺς σέβων, worüber er p. 256 sagt: ‘quem nento adhus 
emendare potuis, ohne zu wissen, dass die worte Sst: δὴ. Θεοὺς 
σέβων βίον διήνεγκ eine interpolation entbalten, nach deren: sus 
scheidung die stelle geheilt ist; oder Hel. 607, wo er. Jetbves 
σεμνὸν ἄντρον in Ainove’ ἔρημον ἄντρον Ändern will .(p. 240), 
während Schneidewin und Kirchhoff unzweifelhaft richtig Acwove 
ἐρεμνὸν. ἄντρον geschrieben haben; oder Hel. 825: εἴ “ως ἂν 
ἀναπείσαιμεν ἱκετεύοντά νιν, wo er p. 242 verlangt: 

εἴ πώς νιν ἀναπείσαιμεν ἱκετεύοντέ φῳ, 
eine vermuthung, die nach der von Kirchhoff, 

ἴσως ἂν ἀναπείσαιμεν ἱκετεύοντέ v9, 
das tageslicht zu seben nicht verdiente. 

Cobet erzählt uns, dass er die meisten philologen der ge 
genwart verachte; denn wenn er sagt ,,es¢ unus δὲ aller quem con- 
temnam”, so ist es für einen leser seiner aufsätze nicht schwer die- 
ses unus δὲ aller zu deuten. Ein solches kokettiren mit bernirt 
heit (denn eine bornirtheit ist es gegen fremdes sich consequent 
abznschliessen) kann leicht dem verdacht raum geben, als sei 
“ Cobet ein litterarischer freibeuter, oallidus quidquid placwit. dolose 
eondere furto, der fremde emendationen schaarenweise sich as- 
eigne und seine unredlichkeit mit der zur schau getragenen ver- 
achtung anderer künstlich zu bemänteln suche. Mass es nicht 
unglaublich scheinen, dass jemand mit dieser consequenz die lei- 
stungen anderer sich beilegt aus reiner nachlässigkeit und im- 
mer wieder aus nachlässigkeit? — Ich habe diess ehemals für 
unglaublich gebalten und andre mit mir; . nack dem letsten auf. 
satz von Cobet bin ich jedeeh zu der einsicht gekommen, dass 
seiner nachlässigkeit und flüchtigkeit alles zugetraut werden darf. 
Deu beweis liefert die besprechung von Hel. 867. - Hier soll statt 

ὡς πνεῦμα ϑολερὸν οὐρανοῦ δεξαίμεθα 
geschrieben werden ὡς πρεῦμα θολερὸν οὐρανοῦ. ᾿λιξώμεθα (P- 
342), d. h. οὐρανοῦ ἀλεξώμεϑα. Daa verbum ἀλεξώμεϑα ist aur 
denkbar, wenn θολερὸν gelesen wird: statt dessen las man bie 
ber überall das gegentheil, nämlich καϑαρόν. Vielleicht hat 
Cobet eine noch unerschlossene quelle für seine lesart? Ich 
werde diess glauben, sobald er selbst eine derartige quelle nach 
weist. Inzwischen glaube ich den wragrung des Cabeischen de 


Ueber Oebct’s bebaudlesg des Buripides. 448 


λερύν darthun sua kéanen.. Badham hat im vorhergehenden vers 
ϑεῖον δὲ σεμνοῦ θεσμὸν αἰθέρος μυχῶν nach der überlieferung, 
ϑερμὸν oder θολερὸν statt θεσμὸν vermuthet und diese vermu: 
thung am rand seiner ausgabe mit der abbreviatur „f. Segundo 
e. θολερὸν angemerkt. Lediglich hierauf beruht das Cobetache 
quid pro quo, die grundlage seines vorschlages cAstopeda. Man 
wird fragen, wie ist es psychologisch möglich eine vermuthung 
zu vs. 866 für die handschriftliche lesart in vs. 867 zu nehmen? 
Darf man überbaupt irgend einem menschen einen solchen grad 
von faselei zutrauen? Ist nicht schon diess ein paradoxon, dass 
jemand bei der kritischen behandlung von Eur. Helena sich mit 
der für ibren zweck immerhin vortrefilichen ausgabe von Badham 
begnügen sollte, zumal bei einem locus conclamatus, der so. ver 
schiedenartige emendationsversuche hervorgerufen bat? Diese 
bedenken sind sehr scheinbar, aber dennoch ungegriindet. 

Iphig. A. 995 eitirt Cobet (p. 249) nach der nunmehr be- 
seitigten lesart: 

ἣ μὴ παρούσης ταῦτα τεύξομαι σέϑεν; 
Dass ἢ μὴ nichts ist als eine interpolation der Aldina, statt δον, 
dass der vers lauten muss 

εἰ 3 ov παρούσης ταὐτὰ τεύξομαι σέθεν, 
und dass er für die p. 248 f. besprochene redeweise nicht in 
betracht kommen kann, diess alles wird im blinden eifer über- 
sehen. — Ueber Ipbig. A. 1580: ἐμοὶ δέ = ἄλγος ov μικρὸν 
siogeı φρενί, sagt Cobet p. 260 mit der ihm eigenthümlichen 
sicherheit: versus tam flagikose corruptus est scribarum vilio, quem 
olim hanc — haberet : 

ἐμοὶ δ᾽ ἐσήειν ἄλγος οὐ σμικρὸν φρενί. 
Diess ist so ziemlich die Hermanusche vermnthang : 

ἐμοὶ δ᾽ dope 7° ἄλγος οὗ μικρὸν φρενί. 
Aber Cobet konnte wissen, dass der codex Palatiuns ἄργος statt 
ἄλγος bietet, wonach dem ungeschickten verfasser des schlusses 
der Iphig. Aul. wob] sein recht geschehen wir, wenn man schreib: 
ἐμοὶ δὲ τάρβος ov μικρὸν εἰσήδε φρενί. 

Cobets bestreben üherall eine stereotype gleichmässigkeit 
der formen wie der ausdrucksweise herzustellen, führt in ver 
bindung mit seiser kurzsichtigkeit und willkür zu — voll- 
ständigen phantasterei. Statt ἐγὼ ds προδότις οὐκ ἄρ᾽ ἦν ᾳίλων 
Hel. 981 haben Dindorf und andere οὐκ ἤμην φίλων genen 


494 Ushar, Cobct’s behandlung des Eusipidnss 


nach einem citat bei Choeroboekua. Mag man zweifeln, ob dis 
leaart des Choeraboskus richtig sei; worauf aber gründet sich 
die behauptuag Cobets (p. 236), die form ἥμην miüsse mau ,Me- 
ecdonibus ei Aleaondrinis ei facci Graeculorum relinquere’? Phry- 
nichus Eel. p. 152 sagt: funy, a καὶ ἐνρίσκεται παρὰ τοὶς 
ἀρχαίοις, οὐκ ἐρεῖς, ἀλλ᾽ ἦν ἐγώ. Ein solches zeugniss als nicht 
vorhanden zu betrachten, ist eigeasine und willkär. - 
Was mag wohl die femininalform μδτρέα gegen sich haben! 

Cobet (p. 245) verlangt Hel. 1105: 

εἰ δ᾽ ἦσθα μέτριος, τἄλλα γ ἡδίστη θεῶν 

πέφνκας ἀνθρώποισιν. 
weil Euripides (fr. 958) bei Platarch Mor. p. 132B in einer 
anrede an die Aphrodite 

εἴης mos, μέτριος (statt μέτριον) δέ πως 

εἴης und ἀπολείποις 
gesagt zu haben scheine. Mit dieser unschätzbaren weisheit 
ist eine ganze reihe von emendationen gegeben; denn, um bei 
Euripides stehen zu bleiben, dinge wie μετρίας φιλίας Hipp. 253, 
μετρίας θεοῦ. Iphig. A. 543, μεερία χάρις Iphig. A. 554, μεερίας 
αὖρας Med. 838, μετρία Brora fr. 885, 1 und ähaliche abschrei- 
bersünden lassen sich hiernach ohne viel scharfsinn beseitigen. 
Vielleicht folgt die emendation dieser stellen in einem späteren 
heft der Muemosyne, wie ja ,,semel deprensus error egregiam [ert 
opem prorsus eidem alio loco aut in alio scriptore” (V.L. p.xıu). 
εν Dass in. ἴημι. die erste silbe bei den Attikern meistens lang 
sei, haben schon ändere aufgestellt. Originell ist bei Cohet p. 248 
somit our die pikante wendung: Deo itmmoriali tn. hevameiro lice 
dicere: καὶ κωφοῦ ξυνέημι καὶ ov φωνδῦντος ἀκούω, mortal Tra- 
gico aut Comico in senariis non licet in inus οἰ composilis s corrs- 
pere. Darum sei Hel. 1236 μεϑῆκα zu schreiben statt μεϑίημι 
φεῖκος τὸ σόν, und in gleicher weise bei Aristophanes Av. 946 
ξυνῆχ ὅτι Bovdes statt ξυνίημ᾽ ὅτι βούλει τὸν χιτωνίσκον λαβεῖν. 
ia den chorpartieen dürfen also doch wohl auch die sterblichen 
tragiker das iota kurz gebrauchen? wie sich die kürze findet 
in ὅσων incıw Aesch. Sept. 310, old« τὸ καὶ ξυνίημι cad’, ovzı pe 
φυγγάφει Soph. El. 131, οἰκτρὸν ἱεῖσαν Eur. Suppl. 281, savas 
nooisio« κρημνῶν Hipp. 124. Dass aber auch im iambischen ti- 
metern φϑογγὰς isioa bei Eur. Hec. 338, πολλὰς ἑεῖσα Iphig. 
Aul. 1101, 60° ἂν "λέγῃ συνίημι bei Strata Gem. vol. 4 p. 545, 


KchagCäbet's bebsndlang des Keripiäds. 385 


αὐτούρεθ' κοὐτοὺς δεῦρ. ἀνιέναι τἀγαθά bei einem anosymes ıkomi- 
ker des Stobacus Flor. 121, 18, λογχὰσ ἴησιν nach sicherer ver- 
hesserung bei Soph. fr. 162 vorkommt, hat Cobet — wie. ‘es 
scheint — nicht gewnsst... Vgl. Anecd. Bekk. p. 471, 10: ἀφίημι 
καὶ ἀφίεμαι (so Dobree statt ἀφέεμι) ἑκαεέρως προφέρονται, καὶ 
συστέλλοντες καὶ ἐχτείνοντες τὴν δευτέραν συλλαβήν. 

Hel. 316: eig ποῖον ἕρπεοις μῦϑον 7 παραίνεσιν; Hieräber 
sagt Cobet p. 238: ,,legam ἔρχει, donec me quis docuerit ionaw 
aus otstyery aut βαδίζειν in tals re bene dict posse.” Die verse in 
Eur. Cycl. 423 und 455, wo πρὸς φδὰς ἕρπειν und ἐπὶ κῶμον 
ἔρπειν. gesagt wird, sind biernach vermuthlich für interpolirt zu 
halten, für fabricate eines Alexandriuers oder Macedoniers, © 

Ueber Hel. 60 bekommen wir p. 234 die beiehrang: reete 
cogitantibus displicebit γῆς σκότῳ κέκρυπται, quod de luna def- 
cienle. oplime dicitur, de mortuo et sepullo, quem terra tegit, non 
tiem. Daher wird verlangt γῆ κάτω κέχρνπται. .Cebet will, -so 
scheint es, sich selbst ironisiren. Oder meint er wirklich Ab 
schyles und Raripides hätten einen. verstoss gegen das ciehtige 
denken sich gu schulden kommen lassen, wenn sie zu enhreiben 
wagten γαίας cuavpevatas σκότῳ (Aesch. Pers. 223) und μᾶς smo- 
"τομπομέναν. σκότον (Eur. Hec.. 200), ohns vom monde zu redenf 

‘Schwer: zu überbieten ist die leichtfertigkeit, mit der. bei 
Kor. Hel. 1581 die worte δεξιᾷ δ᾽ ἑλὼν ξίφος in δεξιᾷ δ᾽ ἔχων 
ξίφος geändert werden (p. 252), weil in einem ‚späteren vers 
(Hel. 1606) Mersleng δ᾽ ἔχων ὅπλα richtig werde; 

Für Eur. ——— 999 wied Ps 270 atatt — 

καὶ γὰρ ixsede ὧν ἡ. "ἡ 

ἀκπούσοται τώ γ ἐσθλὰ χρηφεὸς ὧν ἀνήρ, εἶ 

der N gemacht: 
καὶ γὰρ ἐχθρὸς ὧν 

ὅμως ἀκούσετ᾽ ἐσθλὰ χρηστὸς ὧν ἀνήρ. 
Dass Cobet bei der hesprechung dieser stelle die überlieferte 
lesart nichf gekannt hat, ist eben nur in der ordnung; ebenso 
wenig befremdet es mich, dass er meinen vorschlag der erwäh- 
uung nicht werth findet. Wenn er aber meint, Euripides hätte 
statt ἀχούσεεαι auch einmal axovcer’ schreiben können, so. giebt 
er einen handgreiflichen beleg seiner unbekanntschaft mit den 
metrischen gesetzen, denen die .,,s#erblichen” tragiker sowohl in 
den charparlisan .ela.dm senar gefolgt. sind. 


[4 


468 τεῦ» Cobct's behandlung des Earipided. 


Hel. 810 hat man ἀληϑεία σαφής verbessert. Cobet ver 
langt p. 238 ἀληθία, „quemadmodum amelia, εὐσεβέα aliaque sind 
penultimam corripiunt ei producunt ullimam. Non aliter in ayvois, 
avoia, nalıppoia similibusque ultima longa Al, nisi us οἱ flat breve. 
Es ist hinreichend bekannt, dass doppelformen wie εὐσέβεια und 
svceßia nicht selten neben einander bestehen; man vgl. εὐέπεια 
und evenia, αὐθάδεια und avdadia, ἀπώλεια und adsmdia, guile 
κέρδεια und giloxegdia, ἀήϑεια und andi, εὐήθεια und svi, 
συνήϑεια und συνηϑία, προμήϑεια und προμηϑία, ὠφέλεια und 
ὠφελία, εὐτέλεια und οὐτολία, εὐγένεια und εὐγενία, ἱέρδια und 
iegia, εὐμάρεια und εὐμαρία u. ähnliche.. Daraus den schluss zu 
ziehen, dass neben ἀλήϑεια our ἀληϑία, nicht ἀληϑεία, möglich 
oder attisch sei, ist äusserst voreilig. Man findet δύσχλεια und 
δυσκλεία, εὔκλεια und εὐκλεία, ἀναίδεια und ἀναιδεέκ, ὑγίεια und 
ὑγεείαᾳ. Dagegen sind formen wie δυσκλία, εὐκλία, ἀναιδία, ὑγεία 
meines wissens völlig unbezeugt, und es acheint mir sebr be- 
denklich, wenn man bei Archilochus ἀναιδίη, bei Aeschylus ὑγιία 
durch conjectur gesetzt bat. In gleicher weise kennen wir alr 
@ua und alndeia, wogegen ἀληϑίη nur auf einer höchst unsi- 
chern vermuthung bei Babrius fab. 127, 2 berubt. Vielleicht hätte 
Cobet auch hieris von jenem Choeroboskus, den er verachtet, 
noch etwas lernen können. Vgl. Anecd. Bekk. p. 1314: πολλά- 
nig οἱ ᾿4θηναῖοι ἐπὶ τῶν διὰ τοῦ ELA προπαροξυτόνων μακρὸν 
ποιοῦσι τὸ A καὶ καταβιβάζουσι τὸν τόνον καὶ φυλάττουσι τεὴν 
EI δίφϑογγον, οἷον ἀλήϑεια κοινῶς καὶ ἀληϑεία Arrıag. Ueber 
ὑγίδια und ὑγιεία spricht derselbe Choerob. bei Cramer Anecd. 
Oxon. vol. 2 p.270.— Was soll man aber zu Cobets heheup- 
tung sagen, in formen wie ἀγνοία, avoia, παλιρροία sei stets die 
vorletzte silbe kurz? Es wird herrn Cobet, wie ich vermuthe, 
etwas schwer fallen auch nur ein einziges beispiel der von ihm 
behaupteten kürze beizubringen. Aus iambischen trimetern lässt 
sich freilich, wie es in der natur der sache liegt, die länge der 
vorletzten silbe nur auf negativem wege beweisen, daraus dass 
diese silbe weder im zweiten noch im vierten versfuss sich findet: 

ἃ μὲν γὰρ ἐξείρηκας ayvoia μ᾽ ἔχει Soph. Trach. 350. 

μορφὴν δολώσας ὡς ἂν ἀγνοία προσῇ Soph. Phil. 129. 

τερπρῶς γὰρ ἀεὶ πάντας ayvoiu τρέφει Soph. fr. 521, 5. 

τάχ᾽ ἂν γένοιτο μάντις avoia τινί Aesch. Sept. 402. 

στενωπὸς Ardov καὶ παλιρροία βθνϑοῦ Soh. fe. 748. 


Ueher Osbet’s behandlung des Euripides. 467 


Den positiven beweis für die länge der vorletzten silbe geben 
dagegen die anapaesten, wie Eur. Andr. 519: καὶ γὰρ ἀνοία pe- 
γάλη λείπειν ἐχθροὺς ἐχϑρῶν, und Aristoph. Com. vol. 2 p. 1081: 
ὦ παρανοία (so Dindorf statt ὦ mgovoia) καὶ ἀναιδεία. 

Die mitgetheilten probea werden, denk’ ich, ausreichen, um 
Cobets kritik zn charakterisiren. Non est magné philologi ctio 
peritura cerlis es duraturis anteponere. So lautet ein satz, dem 
ich einst in Cobets Variae Lectiones begegnete. Aber freilich, 
aus eben diesen V. L. p. xı f. habe ich auch erfahren, dass je- 
mand nur ein Holläüder zu sein: braucht, um ‘alle qualificationen 
eines grossen philologen zu besitzen. 

Berlin. A. Nauck. 


— 


Zu Johannes Stobaeus. 


la Joh. Stob. Flor. lies’t man unter der mit 1, 88. 84. 35 
gemeinschaftlichen iibersehrift Σωκράτους als I, 86 die worte: 
Anoloysiodaı μὲν γὰρ χρὴ ὑπὲρ τῶν ἀδίκως περὶ τὸ ἀδικεῖν ar 
εἰαν ἐχόντων, ἐπαινεῖν δὲ τοὺς in ἀγαθῷ τινε διαφέροντας: sie 
sind aber nicht von Sokrates, sondern stehen bei Isecrates Helen. 
encom. ὃ. 15, nur dass hier sgocyxas statt χρὴ und περὶ tee 
ἀδικεῖν aisias ἐχύντων statt ὑπὲρ rae ἀδίκως περὶ τὸ ἀδικεῖν. ab 
τίαν ἐχόντων steht. Offenbar war bei Johannes Stobacus vor σερὲ 
τῶν ἀδικεῖν noch die an den rand geschriebene lesart ὑπὲρ tov 
ἀδικεῖν in den text gekommen, worsuf dans jemand die eisander 
ausschliessenden lesarten dadurch in einklang mit einander zu 
bringen suchte, dass er vig τῶν ἀδικεῖν in ὑσὲρ τῶν ἀδίκως 
und περὶ τῶν ἀδικεῖν in περὶ τὸ ἀδικεῖν veränderte. 

Heilbronn. Finckh. 


xxm. | 
Beiträge zur kritik des Pausanias. 


Ich erlaube mir den freunden und kennern des Pausanias 
einige emendationsversuche, die sich mir bei dem studium dieses 
autors aufdrängten, in den nachstehenden zeilen zu unterbreiten. 
Obgleich ich mir stets vorhielt, nur an das erreichbare und, se- 
weit es in der conjekturalkritik, um welche es sich aHeis noch 
bei unserm autor handeln kann, überhaupt möglich ist, auch δὲ 
das ‘beweisbare zu halten, so wird es doch nicht fehlen, dass 
man bei manchen der gemachten verschläge, namentlich unter des- 
jenigen, welche ich der kürze halber ohne ausführlichere moti- 
virung am ende zusammengestellt habe, jene vorsichtige gveure 
für überschritten und so das wenige, was geboten werden keante, 
noch für zu viel erachten wird. 

I. 19. 2. Hiebei möge nur in bezug auf Schubart’s cer- 
rektur ἐπῆρξε Neorin» Μακεδόνων bemerkt werden, dass msn 
diese genitive wohl nicht auf Niozıoı Maxsdores zurückzuführen 
hat, in welchem falle man Μακεδόνες Neotios (vgl. Kageg deer 
δισιεῖς 1. 26. 6) verlangen müsste, sondern dass Maxesdoser als 
partitiver genitiv zu Neozio» zu fassen ist (vrgl. z. ὃ. Παρρα- 
σίων “υκοσωρεῖς VIII. 27. A, Πελληνεῖς “Τχαιῶν X. 11. 6 al.) 
wie denn auch die gleich darauf folgenden worte τὸ δὲ πολὺ 
Μακεδονίας dies beweisen. — 28. 8. Hier lesen Schubart-Walı 
(SW.): ὁπόσα δὲ ἐπὶ τοῖς qovevaty ἐστιν, ἄλλα καὶ ἐπὶ Παλλαδίῳ 
καλοῦσι, καὶ τοῖς ἀποκτείνασι ἀκουσίως κρίσις καϑέστηκε. Die 
anfangsworte weisen, wie Kayser richtig bemerkte 1), auf §. 5 
desselben capitels, auf den areopag hin, ausser welchem hier noch 

1) Vrgl. dessen recension der Schubart’schen ausgabe in ἢ. jahrbb. 


f. ph. u. p. bd. LXX. p. 419. 


Belésige kur διδεῖ des Pagsatial. geo 


die übrigen eriminelgerichtsböfe aufgezählt. werden solles,. stehen 
aber zugleich in gegensätzlicher beziehung zu dem. anfang dés 
ὃ. 8, welcher mit den worten ἔσει δὲ “4θηναίοις. καὶ ἄλλα δικα- 
σεήρια die für bürgerliche rechieachen üblichen gerichtsstätten 
einführt. Mas wird alse zu schreiben haben: ὁπόσα δὲ ἐπὶ τοῦς, 
φονοῦσίν ἐσειν καὶ ἄλλα, ἐπὶ Παλλαδίῳ καλουμένῳ τοὶς awenred 
φασιν ἀκουσίως xg. x. worauf daan §. 10 ἐπὶ 4Ζελφινίῷῳ dar 
und ὃ. 11. τὸ δὲ ἐν Πρυτανείῳ xadovpesos folgt. Die: .veratel 
lung des sai nach ὥλλα hatte sur nothwesdigen felge, dass man 
καλοῦσε καὶ aus καλουμένῳ — machte. Schubart vermuthets 
ὁπόσα δὲ ἐπὶ τοῖς φονεῦσιν, ἔστιν ἄλλα“ καὶ ἐπὶ II. καλονμένῳ 
«οἷς πελ., webei aber in ungewöhnlicher weise ὁπόσα und ἄλλα 
als begriffe gleichen umfangs genommen werden. — 85.7... 
σὸ 8 ἐμοὶ ϑαῦμα aagucyov’ Aviles εἷς ἄνω nod darin one 
yain T. & Da dieser dritte fall, die bei dem lydiachen stédt 
chen Tiyusrov ϑύραι zu tage gekommenen gehelse,. auch noch 
unter dio sphise ven ὁπόσα δὲ ἄξιᾳ édgaivero ıalnai mer Hab is 
δ. 6 fällt, so kann es dort nicht: εὖ δ᾽ ἐμοὶ, θαῦμα m. heissen, 
sondern τὸ δ᾽ és ἐμοὺ (vrgl. 2. b. VI. 22. 8; Ks 8.:4.), so dees 
Pausanias dem letziersählten fund den beiden ande, früher ge 
schehenen entgegenstellt. — 44. 7. Athamas tédtete den Lean 
chos, den ältesten sohm seiner irdischen gattin Ino, entwedes, 
wie die sage geht, von wahnsinn geschlagen, oder aus geroch 
tem sorne — τὸν avußarsa Ὀρχομενίοις λιμὸν καὶ τὸν δοκοῦφεα 
Φρίξον Sdvaroy αἰσθόμενος ov τὸ ϑεῖον αἴειόκ οἱ γενέσθαι, βοὺν 
λεῦσαι δὲ ἐπὶ τούτοις πᾶσιν νὼ μῃηερνεὰν ovaas.: So glaube ich 
muss die stelle geschrieben werden, und erkläre mir den sie 
ὅει οὐ τὸ θεῖον αἴτιόν οὐ γένοιεο (vrgl. X. 12. 4.) gewählten in 
finitiv durch eine Attraktion, welche das folgende gegensätzliche 
sataglied susiibte. Vulg. SW. Sch. — αἰσϑύμενος ov τὸ Θεῖον 
aisıor οὐ γενέσθαι. εὖ 
i. 1. 8. Die stelle εαύταις — 4dxpaior will Schubart 
unserm autor als eine abgeschmackte digression absprechen, 
Versuchen wir es, sie im ein giinstigeres licht zu stellen. Der 
zusammenhaag ist der: in dem tempel des Poseidon auf dem 
Isthmus zeigt der sockel des dasigen viergespauns in der mitte 
die Θάλασσα und zu beiden seiten die Nereiden; die erscheipuag. 
der Nereiden darf hier nicht anflalleu, denn auch sonst begegnet 
in Bellas ihr cult, und zwar so, dann man in der tegel τὸ wow 
Pillologus. ΧΙ, Jahrg. 8. a0 


470 Beiträge kur ksitih dos Papsanias. 


resbuchten, we auch Achilleskult verzukommen. pflegt (ef. Ll. 
25. 4.) ihnen βωμοὶ und τεμένη weiht (wie z. b.--ein zolches 
aeuivog. der Neriden Ill. 26. 7. unweit der: küste bet Kar 
damyle engeführt wird); eine derselben, Dota. (MH. 2. 43. 
Hes. Thy. 248) hat in der syrischen küstenstadt Gabala cis 
heiligthum, werin man noch den peplos zeigt, dem: sich οἰδεῖ 
Eriphyle om ihres sobnes Alkmiea-willen bat schenken las 
sen. :Diess will. Pausanias sagen, und sagt es :auch ig me 
mer kargen und steifen schreibart, die, wie schen mehrfach be 
werkt. worden, gerade im anfange ‘seines buches: sich -besonders 
fühlbar macht.. Und was steht diesen notizen sachlich entgegen! 
Warum sollte unser Perieget, δὲ welchem gerade die vergle: 
chende verknüpfung von hellenischem und fremdliindischem als 
charakteristische manier. hervertritt, sich gelegentlich eines von 
ihm genannten reliefs. der Nereiden nicht eine digression. auf 
deren ceit in Hellas überhaupt und insbesondere suf einen Ne 
eeidentempel erlauben dürfen, bei welchem: thm elmer soi: seltse- 
men merkwiiedigkeit erwähnung zu'then möglich wart: Den 
text der stelle aulangend; so muse man Kuhn’s emendation ‘apes 
λεμέσον wtatt. des: corrupten 'ποιμαίνισιφ volle gerschtigkeit wider 
fahren. lassen, wad ausserdem καὶ vor ärdendı zu Pomotg:stelles, 
au ceaGersag aber ans dem vorhergehenden ᾿Ελλάδορ sich "Eile 
sus ergänzen; also: _eudeats δεέρωϑι τῆς -Eliadog. καὶ ᾿βωμοὺς 
οἶδα. Svea, τοὺς δὲ καὶ τεμένη σφίσιν ἀναθέντας meee Anton, 
On καὶ Ayıllsi sıuai nel. Ä 

4. 4. 7. SW. und Sch.; γεγόνασι μὲν δὴ πόλομοι καὶ Ei- 
λήνων mullos καὶ ἐξ. ἀλλήλους βαρβάρων. " Allein das felgende, 
dem dieser satz'uls allgemeiner gedanke vorangestellt ist, erfor- 
dert diesen sinn: es haben die Hellenen zwar schon viele kriege 
sowohl unter sich als auch gegen das ausland geführt, aber n. 
s.w. Es muss also gelesen werden: yeydvace μὲν δὴ πόλεμοι 
‘EAddnvoe πολλοὶ καὶ ἐς ἀλλήλους καὶ βαρβάρους. War das zweite 
wei einmal ven seiner rechten stelle entfernt, so war es auch um 
βαρβάρους geschehen, denn der nicht tiefer blickende leser oder 
Whrar musste sich jetzt im vollen rechte glauben der stelle mit 
βαρβάρων ‚nachzubelfen. — Das gleiche ist der fall bei der 
corruptel zu anfang des cap. 8, wo, nachdem καὶ χ4γησίλαον ves 
keiner. rechten stelle verrückt nach παρέλαβεν eingersikt werde 
war (vergl. SW. 1}. pi τι), wan in Ariv τε “dre eine dittogra- 

. A: - 


yo. 
Yu 


Beltsäge ter kritik des: Pausasia’. u 


pbie zu erkennen glaubte, ‘4yic τὸ für das richtige nahm und 
demgemäss ὧν in ἤν verwandelte; καὶ ᾿4γησίλαον in seiner 5.88» 
mehrigen stellung hinter παρέλαβεν war aber nicht minder un- 
erträglich und musste sich daher die correctur in ἀνεὶ ' Aynor 
λάον gefallen lassen. So entstand unsere vulgata 'Joyıdanuv 
δὲ ὡς ἐτελεύτα καταλιπόντος παῖδας Ayie τε πρεσβύσερος ἦν 
ἡλικίᾳ καὶ παρέλαβεν ἀντὶ ᾿“4γησιλάον τὴν ἀρχὴν aus der urspüng- 
lichen gestalt des satzes: “ ρχιδάμου δὲ, ὡς ἐτελεύτα, καταλι-- 
πόνεος παῖδας Aviv τὸ καὶ ᾿“7γησίλαον ᾿“γις πρεσβύτερος ὧν 
ἡλικίᾳ παρέλαβε τεὴν ἀρχήν. --- Ebenso muss in der stelle IV. 
17. 8 woes αὐτῶν ἐδέησαν οἱ πολλοὶ καὶ ἐπιλαϑέσθαι τῶν ἐν 
χερσίν augenommen werden, dass οὐ πολὺ als vermeintliche dit- 
tegraphie von οἱ πολλοὶ aus dem texte verschwunden ist. Am 
einfachsten schriebe man freilich: wars ἐδέησαν (sc. οἱ Μεσσή- 
su) οὐ πολὺ καὶ d. τι d. 7., se dass das fehlerhafte of πολλοὶ 
erst jones αὐτῶν als vermeintlich nothwendige ergänzung nach 
sich gezogen hätte. Muss ich es auch für diese stelle unent- 
schieden lassen, ob das erstere oder letztere corruptionsverfah- 
reu anzunehmen sei, so wird es bei cap. 32. 1. kaum zweifel- 
baft bieiken, dass uns hier für die letztere art ein sprechender 
beleg geboten wird. Für die worte τὰ δὲ ἀγάλματα --- ἐν τιμῇ 
vorlaugt der zusammenbang den sinn: ia dem dasigen gymnasinm 
befinden sich ansser den statuen einiger landesheroen, wie des 
Aithidas, welchem (δ. 2) εἰμαὶ ὑπάρχουσιν ars ἥρωι, auch die 
sonst bei Hellenen nnd Barbaréa für gymnasien üblichen bild- 
nisse des Hermes, Herkules und Theseus. Die stelle lautete 
alse im ihrer echten fassung: τὰ δὲ ἀγάλματα za ἐν τῷ γυμνα- 
sip ἐσεὶν ἀνδρῶν ἐπιχωρίων, Ἑρμῆς τὸ καὶ Ἡρακλῆς καὶ Onoeve- 
τούτους μὲν δὴ xzl. Nachdem also aus ἐπιχωρίων (ἥρωες ἐπιχ. 
iV. 83. 6; V. 18. 8. al.) Atyuntioy geworden war, so mnsste 
die interpolation von ποιήματα hiedurch gerechtfertigt erscheinen. 
Daher unsre vulgata: a δὲ ἀγάλματα τὰ ἐν τῷ γυμνασίῳ ποιή- 
ματά ἐστιν ἀνδρῶν «Αἰγυπτίων, Ἑρμῆς τὸ κιλ. — Indem ich für 
V. 7. 8. brn. Schubart vollkommen beistimme, dass ᾧδὴν als 
variante von S2ij» (Va) zu streichen sei, glaube ich hingegen 
an dem handschriftlichen ine: δὲ in so weit festhalten za müs- 
sen, als darens nichts anderes, als ἐπὶ δὲ == prueterea, iusu- 
per, zu sprechen scheint. 


Vi. 8. 5. Buthymenes aus Mainales hatte früher τῶν. Weta. 


30° 


472 Beiträge tur kritik des. Paqeanta, 


später als manu den sieg in der πάλῃ errungens der Azanier 
Philippos, so wie Kritodamus aus Kleitor els knaben in de 
svyun. Der hierauf folgende satz kann also wehl kaum os 
ders, als so heissen: τὰς δέ σφισιν εἰκόνας εὴν mer: ἐν man 
cov Εὐθυμένους "“λνπος, τὴν 38 ἐν ἀνδράσι Κλέων (dieser künst 
ler V. 17. 4; 21. 8; VI. 1. 5 mit dem beinamen Sexvessios; 
aber auch wie hier, so noch 9. 2; 10. 9 schlichtweg Kiser 
genannt), Φιλίππου δὲ τοῦ 'Alarog Μύρων, tov da Κριεοδάμον 
Δαμόκριεος (über diesen künstler aus Sikyon vrgl. Vi. 8. 5) 
τὴν εἰκόνα ἐποίησθ. Vergleichen wir jetzt die vulgata: τὰς δέ 
ὄφισιν εἰκόνας τὴν μὲν ἐν παισὶ tov Εὐθϑυμένουρ “divegog, τὴν δὲ 
τοῦ δΔαμοκρίεον Κλέων (Kleon sohn des Dem.t!), Φιλέππον δὲ 
τοῦ ᾿“ζανος όρων τὴν εἰκόνα“ ἐποίησε (SW. Sch.), se hens 
auch diese stelle wieder zum beweise dienen, vom weleh seltse- 
men wortverstellungen nnd dadurch hervergerafénen wortfalscheus- 
gen bereits diejenige quelle, aus welcher alle unsere handschrif- 
ten geschöpft sind, verunstaltet war. (Ueber diesen atammcodex 
des Peusanias vrgl. SW. I. praef. pp. 24. 28. Schubart seitechr. 
f. alt. 1858. or. 385). — Indem der op. 22. 9 erzählte Mex 
menscherz der Artemis und ihrer begleiterinnen doch nur als eis 
einmaliges, nicht öfter wiederholtes faktum sa nehmen ist, 20 
kann aus diesem grunde, und weil Alpheios ja erst es βιασόμε. 
vos τὴν ϑεὰν sich zur nachtfeier einschleichen will, nicht. amders, 
als was schon Buttmana conjicirte: ai nailovens συνῆσαν. αὐτῇ 
statt aig παίζων συνῆν αὐτῇ (Sch.), gelesen werden: Es ‘keen 
such gleich darauf nicht οὐκ ἔχειν αὐτὸν heissen, sondern, wie der 
susammenhang leicht errathen lässt τὸν δὲ ᾿““λφειὸν οὐκ ἔχιν 
αὐτὴν ὑπὸ τῶν ἄλλων διακρῖναι τὴν “ρτεμιν. ---- 26.1. Die von 
Schubart nicht weiter beanstandeten worte τὸ ϑέατρόν τὸ, über 
deren unrichtigkeit aber kein zweifel sein kann, .bat man wohl 
für das über Myviov geschriebene glossem ποταμοῦ zu nehmen, 
und folglich aus dem texte zu streichen. θΘέαερον zu: anfang 
des kapitels mochte gerade über jener glosse gestanden und w 
diese verwechslung veranlasst haben; ze nach τὸ @sa¢pop sollte 
es mit dem folgenden verbinden. ει 

Vil. 4 1. Dem könig Ankaeus, erzählt Asius, seien von 
seiner gemahlin Samia geboren worden Περίλαον καὶ "ἄρον. 
δον καὶ Σάμον 'Adıdegons καὶ ϑυγατέρα ἐπὶ αὐτῷ IlagOerdap 
(rulg. SW. Sch.); also vier aühna und eine tochter: . Was 


Beiträge. War hritih des: Pacnaniad! £73 


kenn vabpr Aleiıfüri ein: besonderer grund zu denken sein, dass: 
ἡποὺ tochter :eiuzig ner: dem letstgenannten, mad. nicht den säh- 
mon überhaupt: entgegengestellt: werdet , Man .wird also ἐπ᾽. 
αὐτόϊο, .wenn-nicht gas dei νούτοιῤ (vrgl. 6. 1 ἐπὶ καύταις δὲ), 
au schreiben haben. — Die stelle 20. 8. scheint mir so gefasst 
und interpungitt. werdeh zu müssen: "Eors δὲ ἐν τῇ ἀγορᾷ Aids 
saög Ὀλομαίον, avedg τὸ ἐπὶ θρόνου καὶ ἐσεῶσα "Ada παρὰ 
τὸν θρόνον, τῆς τὸ Hoag (ἢ εῆς δὲ Ho.) ἄγαλμα cov Ὀλυμπίου 
αέραν’ ἑδρόν τὸ ᾿Απόλλωνος πεποίηται καὶ ' An. χαλκοῦς γυμνὸς 
ἐσθῆτος. Ueber die bedeutung von πέραν 6 regione vrgl. =. b. 
X. 86. 9; & 5; τοῦ Ὀλυμπίον ist natürlich das ἄγαλμα διὸ 
Ὀλυμπίον; zu isgor τι Ancliovog ποηοίηται endlich het man 
sich wieder ἐν τῇ ἀγορᾷ zu denken. — 28. 8. Die worte 
ἐπεὶ καὶ ἐν Τιτάνῃ τῆς «Σικνωνίων τὸ αὐτὸ ἄγαλμα ‘Tyiads 
sa [καὶ Aoxiyatds) ὀνομάζεσθαι sind mit der angegebenen er- 
ginzusg, wie diese sowohl durch den zusammenbang der ver- 
liegenden stelle, als darch vergleieh mit lI. 11. 6 gefordert wird, 
als vollkommen richtig zu betrachten. — 24. 10. Was man 
hier über das anstössige wort ὁτσιμοτέρων schon gedacht and 
vermutbet hat, ist bei: Sickelis nachzusehen. . Sins und ähnlich- 
keit der schriftzüge lessen kaum einen zweifel, dass sguuvore- 
gus: oder ἐχνρωοτέρων darunter su suchen ist, wie denn auch die 
nachfolgende 'vergleichung zosg ἐρ πολιορκέαν μηχανημασὶν ὁμοίως 
dasduf: zirückweist: Verweilen wir aber nech etwas bei diesem 
gegeestande: "Us werde nämlich in diesem und dem folgenden 
δ. 14:idreis weten des erdbebens, σϑισμός, unterschieden. Als die 
dritte und fuschtbearsts art desselben ‘ist diejenige beschrieben, 
bei welcher:inieh die stisse. nicht als seitwärts gehende schwan- 
kungen, «wie ‘hei: der ersten und zweiten art, sondern sls von 
dem innort der: erde vertikal aufsteigende hebungen fühlbar me- 
chen , den: stössen des ficherhaften pnises, oder denen des wüh- 
léndeh maulwurfs vergleichbar. Zu noch deutlicherer veranschas- 
lichung des: sache werden bei dem ersteren bilde auch die μοί 
gon, tiefgehelten athemziige. und die dadurch hervorgerufene kör- 
poretschüitterung. des fieberkranken mit in das gleichniss gezo- 
gea.. Hieraus folgt für die gestalt des textes: 1) dass ὠθοῖτο 
als :schr gewählt: ued höchst bezeichnend für jene stossartige 
athemhelung. festzuhalten ist, obgleich es nur Vb hat. Dexer 
ged scheint das verbom für das: eräte sutaghied τὸ ἐντὸς sow 


474, Beiträge zur hritik des Pansgenias. 


ἀνθρώπον πνεῦμα κελ. allerdings das handschriftlich sq zu sein, 
yor dem aber οἱ, als durch siy absorbirt, zu. restituigen ist. | Indem 
ferner die worte εοῦτο δὲ — τὸν καρπὸν gleichsam paremihetisch 
in die oratio obliqua eingereiht sind, so kann mach sixa{as ken 
punkt (Sch.), höchstens ein colen gesetzt werden. 2) Dass m 
im folgenden aus dem cis’ εὐθύ der edd. (Sch. [εἴτ᾿] ses) ar 
εὐθὺ zu machen ist, denn die stösse jenes σεισμὸς erfassen is 
gerader richtung nach aufwärts gehend von unten die gebände 
und heben die fundsmente auf. 3) Dass ἐς vor to séagog zu 
tilgen und die hendsebriftliche, von Schubart durch avaxdisovces 
verdrängte lesart araxırovoay beizubehalten ist; denn avaxdious, 
umlegen, war wohl ὃ. 10 bei der beschreibung der zweiten art 
am rechten platze, um zu bezeichnen, wie bei dem seitwärts wir- 
kendeu erdstosse, der durch keinen gegenstoss (ἐναντία κίνησις) 
entkräftet wird, sich alle aufrechtstehenden gegenstände nach der 
entgegengesetzten seite zu boden neigen; für hier aber ist das 
ἀνακινεῖν τὸ ἔδαφος die alleim richtige bezeichnung, ven unten 
den boden aufbeben, und es ist dies ganz in demselben sinne 
gedacht und ausgedrückt, wie es kurz zuvor ven dem fioberhsf: 
ten athem ἄνω ὠϑεῖσθαι, von den muulwurfshaufen ἐκ μνχοῦ τῇς 
γῆς ἀναπέμπεσϑαε und von dem σεισμὸς selber avamddlas sa 
ϑεμέλια gebeissen. Noch sei bemerkt, dass ἐς τὸ ἔδαφος in §. 
12 dem ἐς τὸ ἔδαφοϊς in $.9, welches bier in der bedeutung „sach 
dem hoden bin’ allerdings am geeigneten platze stand, nachge- 
schrieben zu sein scheint. — In 26. 10. πόλισμα οὐκ ἀπεφανός, 
οὐδὲ ἀεὶ φκεῖτο καὶ Ιώγων ἔτι ἐχόνεων τὴν γῆν, was sich se 
übersetzt: Phelloe ist heutzutage ein unansebslicher ort, aber 
es war, auch als die lonier noch das land in besitz hattes, nich 
alle zeit bewohnt gewesen — ist aicherlich nichts: su änders. 

Vill. 12. 8. Wenn der berg, wie die lesart ' Ayyıcia ued 
in ὃ. 8 ᾿“χισίαν zu erweisen scheint, ἡ ᾿“γχισία hiess, wis 
verträgt sich damit $.9 ταῖς “41γχισίαις ἢ Nap bieten aber 18. 1. 
die bücher Veb Lab M ' “7χισίων und 'Ayyncies, mithin wird 
τὰ ’ Aygioıe der name des berges und an den vorgenannten siel- 
len ᾿“γχίσια und τοῖς ' Ayyıoioıg zu ändern sein. Allerdings 
liesse sich auch auf αἱ ' Ayyıoiaı schliessen, aber aus ’ Ayyise, 
mit falscher accentuation 'Ayyıoıa geschrieben, konnte gewiss 
eher, als aus 'Ayyıoiaı der acc. ᾿“γχισίαν entstehen. *_Ayyzisias 
endlich in 12. 9 und 13. 1 im unterschiede veu dem ὅρος “47χε 


4 


Βοίναμυ ter hritiii.dcs=P σον δαδι avs 


lei ain "οποία viens: (@i4h.) oder ils @ie» géguad um (Uiesen: bang 
zu iuutersckenida (Rape WB. Iıder gs, cigtenm. e.ly.): idt einaned 
meines: wissens \ohıle alld aualegid; alsdanı weiss Piusanias vob 
sichts weiter, aby vom: einem ‚herge ; der: sach Auchides bonauet 
sei, and! hätte. os: gewise.Bomerkt, 'weun' dieser named duzéiprdedk 
such der :undschaft: oder einer ontschaft. derselben .wubiime {vgl 
Will. 36. 7 κὸν ὅρος ὁμώνυμον τῷ πεδίῳ τὸ Μαινάλιον.}} endlich 
ist die ὅδος ἡ ἀπὸ “"“ἰγχεοίων (18. 1) doch nur die +06’: ἥνεενα 
᾿“γχισία τὸ 6 ὅρος xc’ Ayyicov μνῆμα ist (22.:8), also die 
gleiche strasse, welche sus dem Mautineischen über diesen besg 
kerüber in das:Orchomenische- führt. An seinemi' jenseitigen fusse 
liegt das Anchisesmal, auf dem herge selbst befiedet sich die 
laudesgränze (ὅροι δ. 9) und am dem diesseitigen abhange steht 
der tempel der Artemis Hymuia. Sollte also νάϊ vor τοῖς 14776 
σίοις. 12. 9 nieht zu streichen sein? — ΝΣ 

Bei 14. 9 möchte ich nach καλουμένων δὲ ἀπὸ Μολίνης τῆς 
μητρὸς den ausfall vom Μολινιδῶν oder Μολιόνων statuiren. -Ipki- 
kies, heisst es, wurde verwundet ὑπὸ τῶν. παίδων tov ”_Ancogeg, 
die aber die sage. gemeiniglich nach dem namen der miitter Mo 
Asotdas ; (Mohioves) benennt. Dass ‘aber Pansanies, dem doch | 
gewiss dia Molioss des Hlia- (A. 700. 750) und: die Molfeneg 
des. Riddar:(Qlz ΧΕ, 34) bekannt gewesen, dieses metronymikon 
seth’. nitlit genannt. habe, ist kaum.iau erwarten. Die ‚Ser 
ϑέολιονίδιω :findet:' sich bei Apolied. ‚Ik 7. 2, wofür. aber bei nn 
βου ‚autor nach. Mel, wid, ani umarer: stelle .aumer, Vb. ‘und 
is W.12./1 .iamesen: Vab eilosübrigen. cadd, gehen, Modseldas 
am schreiben wäre. red :68,: ἀν walge. vent. cibip,.Schubart: verqan 
thet guvackie.:. Vielmebe.-ist nes einfach ‘su. tilgen, welchen: ent: 
waders: weil: Odsmmor. δὲ. πὸ ὅδωφ. φάρει τοῦτο. xed ἀνθρώπῳ. καὶ 
ἄλλῳ Seige. παντὶ vorlerging; gedankenles auch: su! αὐδίν gésctet 
wardd|: ddes· mit deu καὶ der :folgenden-seile:.ver ai δὴ identisch 
ist, indem diesen "zwischen: beiden seilen fiuktuirend eine zweir 
melige anfaahme im dem: texte fand. Dass es aber αὖγερ und 
keine Jisaixes gewesen ,. die :wuf.. selchen  berghöhen  heramklet: 
ternd swerst. die: tödtliche::kraft des wtygischen. wessers erfuhnem 
mochten; :lewehtet:'vow: selbst: ein; κοἱέ. αὐξδὶν ist. nämlich, and 
wicht‘ ih: (08 bet: Schubert: ist drnekfebler) env sdaceg inion 
das jetst: folgende σρώτον κα verhmden. -— In 27..& glare 
ich wieder iauf die /fähledhafte schecibeng einen oranammn vam 


476 ReMnigo sur kritik :des. Panganiat 


gtessen. ::;Da uimlich c.:86..7, 8.66 Mawciser: ala die ‚gieish 
unmige 'beseichmung: für: herg aid. Iukidscheift: (letnthoe ‚much: ἡ 
Masahios: VI. -1..9 und 4 Muwellsa: II. 14.' 7... genannt) von 
ser: stadt λέῤίναλος, die: wieder gleichen namend.:mit ihrem grün 
dee :{VHb. 8: 4) ist, ‘dentlich witerschieden wird, se: kam a 
keinem zweifel dnterliegen, dass ven unarer stele statt vastac 
ker! én Μαινάλου, hiernaeb ταύτας μὲν ἐκ τοῦ Mawallos, wen 
sicht etwa, was den übrigen gentilnamen der gane conform wäre, 
du Μαιναλέων, herzustellen ist. -— 35. 9. Ven dem χῶμα Kal- 
λισεοῦς und dem ἱερὸν ᾿“ρτέμιδορ Καλλίσεηφ aus sind es bis 
nach 'Arsuaca 25 stadien. Dieser angebe wird nun eine ander 
von Τρικόλουνοε aus entgegengestellt, worsach, weil dieser ert 
südlicher liegt, sich ein weiterer weg dahin ergeben muss; und 
swar sind es 100 stadien im ganzen, wenn man von Trikele- 
noi aus in nordwestlicher richtung nach dem flusse ‘Edsecoy κι 
den umweg nach Anemosa nimmt, schlägt maa dagegen den ge- 
raden weg (xaea τὴν εὐθεῖαν) auf Methydrion zu dahin ein, se 
sind es — wie viele? Dies ist aber in unserm texte nicht ge 
sagt: „litem dirimere potuit Cnrtius”. Jedenfalls muss ver Me. 
ϑυδρίον ein ἐπὶ und vor ’_Avaxcdca die zahl der stadion, ver der 
hand also ein lückenzeichen, gesetzt werden. — 42. 12 καὶ 
ὕδωρ ψνχρὸν ἄνεισιν ἐκ πηγῆς. Se die bisherigen eoditienen. 
Wohl sagt zwar Pansenias τῆς πηγῆς τὸ ὕδωρ (41. 10; X. 24 
extr.), auch ὕδανοῦ πηγή (41. 10), aber dies kaum nicht unserer 
btelle sur stütze dienen, we für die redensart ὕδισφ ἄφευσιν win 
zig nur ἐκ τῇρ 77¢ erwartet werden kann (vrgl. X..11. 4 
πῦρ. ἀσιὸν ἐκ τῆς yüs), was i zusammenhange gelesen: — ὅσει 
ds δρυῶν τε ἄλσος περὶ τὸ σπήλαιον καὶ. ὅδωρ᾽ ψυχρὸν ἄνωσω 
ἐκ τῆς γῆς auch gar kein umnütser zusatz. ist. Dagegen will 
Schubart in Il. 25. 8 bei.den worten co δὲ dag οὐκ dai weld 
δξικνοῖέαι τῆς γῆρ mit bezug auf die gleichbedentendes stelle des 
vererwähnten op. Al: τῆς δὲ ἐν ἐῷ Κορειλίῳ πηγῆφ᾽ οὐκ. dei πολὺ 
δξικνούμενοκ so ὕδωρ, ἀλλὰ. ἐντὸς ὀλίγον 'παστάνασιι. ἀφανὲς 7. 
φύμενον, τῆρ πηγῆς geschrieben wissen, worin ihm nicht leicht 
jemand beipflichten wird. Dean wie hier der sats mit ἀλλὰ srl. 
se ist dort τῆς γῆς nothwendige erklärung für ἐσὲ ode, dss 
nicht, wie gewöhnlich, zeitlich, sondern örtlich (longinguume serves 
spetium Amas.) genommen ist. Alsdann aber, ganu abgesebes 
von der. sugabe einer weiteren ailbe, handelt ea eich. je ἐ Hi. 


Beiträge: dae britih des Baupaniads 42. 


BB atchtiam side! wey boddern um die muyas- Jraybui,: 20 dees 
alee: ‘am der ivelgate igewiss nichts: zu. ähdene ist. 0:20 ol αἱ 
ME, ἃ. Were ‚anders dası einzig in Vb erbaltine phd 
seit der Aldina.in alle aufgenommene πόρείψοσι die edhriftnäge 
des ursprünglich schten wertes einigermassen bewahst hat,.:se 
wird man viellsicht önımacnas: als dieses melmen düsfen, .::- 
X. 1..10. ἀπὸ τούτον ἔργου καὶ ἀναθήματα οἱ Φωκοὶς ine 
σεειλαν ἐς Δελφοὺς ᾿“πόλλωνι Τελλίαν τὸ τὸν μάντιν καὶ ὅσοι 
μαχομένοις ἄλλοι σφίσιν ἐσερατήγησαν, so Schubart, wogegen 
Kayser (1. I. p. 484) gewiss mit recht bemerkt, dass, wie es 
ja auch in X. 28. 3 εἰκόνα — ἀπέσεειλαν τῷ ““πόλλωνι ἐφ. 4ελ- 
govg heisst, vor ᾿Απόλλωνι der artikel nicht fehlen dürfe, wei- 
ehen ich denn auch, nur von seiner rechten stelle verschoben, 
in dem handschriftlichen zoss. (eq ze) wach Tediias zu finden 
glaube. Ans ' “πόλλωνι wurde jetst, nachdem der artikel fehlte, 
᾿πόλλωνα und dieses erforderte wieder zu seiner verbindéag 
mit Τελλίαν ein xci, welches darüber gesetzt alsbald nicht zur 
vor Τελλίαν, sondern auch vor. üradyjuara in den text einge 
sückt wurde: :: Denn was sell καὶ vor ἀναθήματαῇ Das eine 
war vielmehr so gut, als das anders: zu streichen. ~-. 2. 6. 
Die stelle 'mit dem ἀνάϑημα des Hippokrates einfach genomimekz, 
wie sie vorliegt; lisst kaum einen zweifel übrig, dass χαλκοῦ (so die 
edd} nur. des erste stück eines wortes ist, das etwa ale χαλκοῦ- 
genpow vorgefunden, entweder wegen des darin enthaltenen ope1e~ 
edisvvos eder wel als cime dittographie angesehen, seinen zwei- 
ten. thei] eingebiisst hat; μίμημα χαλκοῦν νεκροῦ wares. alse wiv 
eherlich dic: echten worte: . Was aber bin senpün!ygericikkgok::ist; 
besagen deutlich genng die folgenden worte: os ist ein egdaver; 
dem, weil er solen: ziemlich! geraame zeit: liegt, des "Beisch. he- 
reits: abgefallen, und allein .nech die gebeine übsig aihd. .: Des 
suathémea war ase wirklich ein skelett aus ers. — 11. 4. Die 
cad. bieten hier sitstimmig καὶ ἀπὶ θαλάσσῃ λουτρά .duren ἐμμεώ» 
δεια δέξεταί oa ἡπίως τὸ ὕδωρ, ἐπεὶ ἄλλως ya χαλεπὸν ὑπὺ ξοαεό. 
σηνύρ' ἐσειῖν ἐμβανοεϑάι, Dies klingt freilich sehr waklan, Ams- 
säus übersetzte: et ibe lavantes aqua temperatior exeipit,: nam 
alibi prae fervere in eam descendeatibus incommodior. Esti i an 
legt also einen irtlichen gegensats hinein und in verbindung da- 
mit einen vorscliedenen: tomperalusgrad der λονερά. Belt: Co- 
russ wird die selle anders verstanden, nach dennen uruiiremg 


418 Βεδσάκε. αν heitik des Pauganiadi 


suetst Siebelis tin εἰ vor δέξοται. aufnahm, welches eich ὑοέασι 
in den texton erhalten bat;. hiernach::wied :nändlich : der ‚unter 
schied darein gelegt, dasa man sich hei der stets‘ glelcheis tem- 
pesatur des wassers entweder zaaft und allmälig {mans}, : oder 
plötzlich und zumal eintaucht. Ee lantet dahen die: version ba 
SW. nunmehr se: proxime ad mare iis,. qui onutius .descendasl, 
balneae salubrium aquarum sunt, ceteroquin prae fervore ia cam 
desceadentibus incommodior est. Aber dies sagen doch offenbar 
jene worte nicht, deren handgreiflicher sinn vielmehr der ist: 
die λοντρὰ sind ἐπιτήδεια, angenehm und weblithuend, wenn sich 
das wasser ἠπίως verhält, wenn nicht, d. h. wenn es dem gred 
der ζεσεότης erreicht, so ist es, χαλεπὸν ἐμβαίφεσθαι, denn zu 
verschiedenen ‘zeiten hat das wasser der gleichen stelle einen 
verschiedenen wärmegrad. (Vrgl. X. 33. 5, wo ἐπιεήδειος und 
ἥπιος in ganz gleichem sinne gebraucht sind.) Man wird also 
wohl ai δὴ ἔξοι ἠπίως τὸ ὕδωρ, ἐπεὶ ἄλλως κτλ. zu schreiben ha- 
bes. Das σὲ nach δέξεται scheint wieder ein ambalastes ys 
zu sein, das sich erst in folge des δέξεταε in ca. verwandelte, 
und vielleicht ist das τὸ in Va nach ζεσεότητος nur eine andere 
metamorphose und ein anderer verbrauch desselben wörtleias. — 
21. 7 ὀλιγώρως ἐς τῶν ἀπογιφομένων ἔχειν τὰς ταφάς, πο SW. 
Sch. nach den odd. Aber muss es denn nicht esoyas opever hei 
esent Siehe Thue. Il. 34. τὰ. ὀστᾶ τῶν ἀπογινομένων. — Ebes 
so wenig darf man anstehen 23. 2 οἱ δὲ καὶ τέξαρτον. τὸν Dr 
Janey ἐπαριϑμοῦσι ἥρωα statt des bisherigen ἀπαριϑμοῦσι zu 
verbessera. Man vergl. X. 5. 8 ἐπαριϑμοῦσα καὶ ἄλλους uti. — 
In 31. 11. ist die verbindung der beiden. satzglieder οἱ μὲν ἅλ' 
λοι φέροντερ ὕδωρ ἔτι, εῇ δὲ yout κατεᾶχθαι τὴν ὑδρίαν sixdous 
(Seb.) sehr gewaltsam. “Er: ist indessee mur conjectur ven Bek. 
ker für das handschriftliche ἐπὶ, was man nur in δἐσὶ su ‚ändern 
hat: οἱ μὲν ἄλλοι φέροντες ὕδωρ εἰσὶ κελ., wie aueh Schabart 
selber in 80. 3 aus χερσὶν ἐπανέχων trefflich sats ἀπέχων ge 
bessert hat. 

Den bisherigen vorschlägen reihe ich deen einige andere 
an, die, kurz angeführt, für sich selber reden négen. | 
1. 11. 1.Μόλοσσος καὶ Πίελος καὶ Πέργαμος - — Mo lecao: mi 

Tlisgog καὶ Πέργαμος. 
42. 2. φαίνεται πέμψαι (und doch geht vertus δηλοῖ τέ μοι 
καὶ τόδε) — pais. πέγψας. ὁ. φοίνααι οἰκίσας. Vill. 


Beiträge zur kritik des Pausanias. 479 


8. 4. In IV. 29. 13 schreiben MVa σχοδάσαι statt 
onsdacag der übrigen handschriften. 

11. 83. 2. φασὶ δὲ ὅτι καὶ λύγιον μνημονεύουσιν SW. Sch. — 
Set δὲ καὶ Ady. μνῆμ. . φασὶ scheint irrthiimliche le- 
sung und snwendung einer correctur zu dem vorher- 
gehenden σφᾶς; hiernach der satz zuerst in φασὶ δὲ 
ὅτι καὶ Ady. ur. (Pcd Ag Lb R M), alsdana mit sub- 
stituirung von καί τι für dee in φασὶ δὲ καί τε καὶ 
λ07. ur. (Va), und dies wieder in φασὶ δὲ καί τι λόγ. 
pe. (La Vb R ad marg.) geändert. 

IV. 15. 6. τὸν "Abnvaioy — τινὰ ᾿“ϑηναίων (' .4ϑηναίων bei 
Pc Ag Lb); denn sonst müsste auch gleich darauf 
τὸν ἄνδρα — τὸν παραινγέσοντα stehen. 

35.11. θαῦμα ἰδεῖν καὶ ἰδόντι — θαῦμα ἰδεῖν μεῖζόν τι. 

V1. 18. 9. τοὺς Νεμέᾳ *** sag (Sch. nach Kayser) — τοὺρ Né- 
pace καὶ Ἴσθμια varınnnösac.. 

VII. 11.8. ἐπὶ σφῶν αὐτῶν ἰδίᾳ (vulg.) — ἰδίᾳ els glossem zu 

, "ἐπὶ σφῶν avs., δια 12. 5 entnommen, zu streichen.. 
28.8. λουομένοις ἐν τῷ ποεαμῷ λήθην ἔρωτος γίνεσθαι -— λονό» 
μένοις ἐν τᾷ nor. λήϑης ὅρωτος γινομέμης (λουομένης La). 

VIII. 13. 8. oIo τισὶ δὲ Πελοποννησίων ἐπολέμησαν τῶν ἄλλων § 
* Agxador — die ae verlangt ἢ τῶν ἄλλων 4 
τ. 4.: cf. VIII. 17. 

81. 2. Τά sa ἀγάλματα ** καὶ — αὐτῶν κόρας — τά τὸ 
ἀγάλματα ὁ Μεσσήνιος Δαμοφῶν ταῦτα καὶ 6 Mace. 
4. Vil. 28. 6, 7.. > 

δῖ. 8. καὶ τῶν Εἱλώτων τε ἀπέδοτο ὅσον τρισχιλίονρ — καὶ 
«. Εἷλ. ἀπέδοτο ὅσον τι τρισχιλίους. ἮΝ 

IX. 28. Δ. ἐπὶ τοὺς ἔχοις ἐσφέρει --- ἐπὶ τ. by. ἐκφέρει.  . 

X. 9. 11. vv. 7. θ. σπαραιφασίη δέ τις ἔσται ἥτεαλοις ἡμού- 
covet πόλιν, τίσονσι δὲ ποινήν. (Se Sch. nach den 
edd.) — παραιφασίη δέ εἰς ἔσται, ἢ γὰρ οἱ ov Ay- 
coves tole, tic. δὲ ποινήν. (οἱ die ἡγεμόνες v. 7.) .. 

X. 38. 5. πρὸς τὰς τοῦ ἔτους ὥρας μετοπώρου καὶ ἐν ϑέρει καὶ 
ἦρος (vulg.) --- so. τ. 8. ἐς. ὥρας μεεοπώρον καὶ Os- 
ρονς καὶ ἦρος, wenn nicht μετοπώρον ---- ἦρος, wie 
der gegonsats von τὸν δὲ χειμώνα vermuthen lässt, 
als ein reines glessem zu betrachten ist. 

Heidelberg. . 5. Ο. Schmin. 


XXIV. 
Adversaria Virgiliana. 1 


Im jahre 1853 liess ich in Dresden ,,Nofes of a weis yeni 
voyage of discovery in the first sin books of Virgils Emeis” as 
manuscript drucken. An viele öffentliche bibliotheken Deutsc- 
lands wurden exemplare davon vertheilt, fast keins verkauft. Des 
werk enthielt nur meine eigenen individuellen ansichten über des 
sinn einer grossen anzahl von stellen, in welchen ich des. dick 
ters meinung von allen gelehrten mehr oder weniger gründlic 
missverstanden fand. Eine anzeige des werkes mit proben daran 
erschien in Jahn’s jebrhüchern, bd. 68. beft 6. Ein beträchtliche 
theil der neuen erklärungen, die Ladewigs zweite ausgabe des 
Virgil (Berlin 1855) in den sechs ersten büchern der ‘Aeneids eat 
hält, sowie vier emendationen sind meinem werke entnommes 
Rücksichtlich der emendationen ist der verfassas ‘so. gerecht ge 
wesen, bei jeder einzelnen meinen namen anzugeben, hat οὐ aber 
unterlassen, gleiche gerechtigkeit rücksichtlich der. weit erheb- 
licheren und wichtigeren neuen erklärungen zu übenz diese, ob 
gleich vollständig und unbestritten mein eigentkum,: hat! er se 
nem werke einverleibt und damit wie mit seinem eigenthume ge 
schaltet ohne zum danke oder zur anerkennung für mich, oder 
zur mittheilung für die leser, woher dieses überraschende neue 
licht stamme, welches seine zweite susgabe so bedeutend τοῦ 
seiner ersten unterscheidet, weiter etwas zu sagen als: [ich] 
„ergreife diese gelegenheit mit freuden, um dea herzen Dietsc, 
Häckermann, Henry, Hoffmann, Schenkl und Schrader meines 
aufrichtigsten dank für die vielfache belehrung und anregusg, 
die ich ans ihren schriften geschöpft hehe, auszusprechen.” Es 


dedvensavia.. Virgilihae. ‘Set 


würde für herra.Ledewig ebenso leicht gewesen sein, wie meine 
‚emendationen, se huch meine erklärungen im speciellen falle mir 
‚suzoschreiben, nämlich darch angabe meines namens (er gehört 
nicht zu den langen), besonders in den fällen, wo er micht blos 
meine erklärungen nimmt, sondern sogar dieselben werte, in 
welche ich sie kleidete, und dieselben gründe, mit welchen ich 
sie bewies, braucht. 

Die folgenden seiten enthalten, auf den möglichst kleinen 
raum susammengedriingt, einen sbriss von all dem, was ich im 
den ersten sechs büchern der Acaeis neues gefunden habe oder | 
gefunden zu baben glaube, einen abriss, von dem jedes wort 
ganz neu geschrieben ist und in welchem ich nicht nur den we 
sentlichen inhalt meiner „Twelve years’ voyage of Discovery” um- 
g@earbeitet uhd durch tilgung des falschen sowie durch vervoll- 
ständigung des mangelhaften verbessert, sendérn auch zebireiche 
move entdeekungen zusammengefasst habe, die ich im det vier 
seit veröffentlichung jenes werkes verflessenen jahren machte, no 
‚wentlich die beatimmnng der richtigen. lesart und des wahren 
aiunes derjenigen stelle, deren lesart und sian hogar ‘bei dem 
Römern selbst streitig war, ich meine Munere inétitianmque dei, 
I, 640; sewie die bestimmung der richtiges lesart and des sim 
‚nes jener otets ebenso falsch verstandenen, wenn auch weniger 
‘atreitigen stelle nec codit honors im dritten bnche (bereits veréf- 
‘fentlieht in Jahns jahrkb. bd. 78, heft 7). Während ich in mei- 
‚mom ,,Twelee gears’ Voyage” weitliufig war und in bezug auf stoff 
ud ferm nichts sparte, um meine ensicht festzustellen, habe ich 
in der gegenwärtigen arbeit den entgegengesetzten weg einge 
schlagen und einen kurzen, gewissermussen coneentrirten: styl 
angewendet, indem ich nicht nur jedes wort, das nieht anbedingt 
zum ausdrucke des gedankens erforderlich war, sondern selbst 
vom stofle so viel wegliess, als unbeschadet der stärke und 
‚sicherheit des baues entbehrt werden kounte, und diejenigen loser, 
welehe schmuck und erläuterung wünschen, auf mein früheres 
werk verweise. Nur in einigen fällen bin .ich von diesem grund- 
satze abgewichen, nämlich in der ersten der beiden obenerwähn- 
ten stellen, ferner bei sinus reducios, 1, 165; hei donum ealtiale 
Minereae, 11, 81; ora des suse: nom ungquam crediia Teucris, 41, 247; 
‘Jontandes remus, Ill, 884; per insertum funam, Vi, 270,\.stant e- 


mina fammas, VI, 300. In swei.bis dee: ven dienen: Milne weed 


484 Adversaria Vargiliana. 


geber zum andern bis auf den heutigen tag wiederholt, ede, 
wenn einstweilen von einem Daniel Heinsine oder einem Heyn 
eerrigirt, von einem Nicolaus Heinsius oder einem Wagser wie 
der aufgenommen wurde. Dieses urtkeil wird obne zweifel de 
jenigen in erstaunen setzen, welche die mediceische haadscbrilt, 
Nicolaus Heinsius und Wagner als den Virgilischen cassatienshef 
zu betrachten gewohnt sind, von dem es eine berufung ποῦν 
giebt, noch zu geben braucht. Dieses erstaunen wird im ver 
laufe der lectiire meiner aumerkungen nachlassen und lange ver 
dem schlusse ganz verschwunden sein. in bezug auf die inter 
pasction der mediceischen haudschrift, welche Wagner se oft 
als auctorität für die interpunctien der heutigen ausgaben citit, 
braucht der leser zur irgend eine seite in Foggini, gleichvie 
weiche, aufzuschlagen, um auf einen flüchtigen blick zu bemer- 
ken, dass die interpunetion des Mediceus, wese überhaupt mit 
heziehung auf den sinn gemacht (was beinahe zu bezweifele ist, 
da sicht nur am ende fast jeder zeile, sondern auch gewöhnlich 
zwischen wörtera die dem sinne nach so eng verbunden sind, 
als wörter es sur immer sein können, z. ὃ. zwischen surges 
and a Ill, 130, mwros und opiasas Ill, 132, menifess und laminae 
ill, 151, sera und anfiqus Ill, 164, und s. aum. zu Vi, 305), 
wenigstens auf grundsätzen beruht, die von den jetzigen gaat 
vorschiedes sind, und dass diese interpunction entweder jedeswel 
beibehalten werden muss — und dana bedürfte es wahrlich eines 
sehr gelebrten mannes dazu, den sinn von zwanzig hintereia- 
ander folgenden zeilen herauszubringes —, oder dass sie gar 
nicht beibehalten werden darf, indem es allen regeln der kritik 
_ guwiderlaoft, in ein paar vereiuzelten fällen, wo es unsrem zwecke 
dienlich ist, uns auf eine auctorität zu berufen und zu stützen, 
die wjr verwerfen und verachten in hundert, ja tausendmal se 
vielen fällen, wo die auctorität, statt für uns zu sein, wider 
uns ist. 

Ich babe nur noch zu bemerken, dass bei Virgil die schwie 
rigkeit nicht in der grammatik liegt, sondern in dem simne der 
worte, deren grammatik klar und zweifellos ist. Diese achwie 
rigkeit liegt über den bereich des grammatikers hinaus, der, nach 
dem er sein theil gethan und erklärt hat, welches die constructies 
ist, sich zurückziehn und den poetischen sinn zu bestimmen dem 
dichter überlassen sollte. All jener schale δία, welcher des 


Avira Virgmahd. 28 


Virgil 2d 'uflen zeiten, 'von'der seiniged att bis auf dit gegen- 
wart, in die sehute geschobeh worden ist, 3. δ. dass nec vedit 
honors’ Ill, 484 bedeute: giebt eben so gule geschenke als Helenus 
gab, und dass 1, 640 die richtige lesart tunerd dit oder die sei 
und: geschenke und freude des tages bedeute und dass defensoribus 
iotis 11, 621, den Priamus bezeichne, stammt von grammatikern 
wie Servius, Pomponius Sabinus, Aulus Gellius und ihten nach- 
folgern det gegenwart, die sich nicht: begnügen das grammati- 
sche zu erklären und zu sagen, wie die wörter in beziehung zu 
einander stehen, sondern bestimmen, was der dichter zu sagen 
beabsichtigte, worauf er anspielte, was in seinem geiste vor: 
gieg — eine suche, von der sie sichts verstehen. Ich wünsche 
nicht zu übertreiben oder auch nur im mindesten die sache zu 
verdrehen, nur der wahrheit will ich ausdrack geben, welche ich 
vom tiefsteh grande meines herzens fühle. Virgils constriction 
ist stets einfach. Es ist kanm oder nie, besonders In seinen 
Georgien oder in der Aeneis, ein missVetsttidniss in 'betreff der 
construetiou ‘möglich. "Dennuch ist seine wmeintug sthts missver- 
stauden werden. Warumt Einfach darum, weil sie stets von 
denen erklärt wurde, welche blos seine constraktion 20 erkiä- 
ren hatten, von denen, die ἐπ uuterhahmeh, den schönen sinn, 
der unter der harfen aussenseitö versteckt leg, adzigeben, von 
deuen, weiche offen ihre untanglichkeit zur péesie und ihre un- 
keanteist derselved erklärten, ja sich sogar dawit brüsteten: (Eyo 
peesiniue omnium poeta, Markland) und sich doch kein gewissen 
darans machten, des dichters:'zürte strähne seide in ‘She Pathea 
hüude zu' nehmen und jedeti faden derselben zu entwirren. Kein 
wunder, dass sie ihren glanz verlor und fleckig wurde. ‘ Wen- 
den wir uns: noch einmal tw ‘den oben citirten beispielen. Wer 
hat oder hatte je einen zweifel: rücksichtlich der coustruction der 
werte. wee cedil honori, oder defehsoribws istis? Welche gramma- 
tische: sehwierigkeit lag’ in der einen oder der andern dieser 
beiden stellen, so dass es der entwirrenden hand eines Servias 
oder eines Wagner bedurft hättet Die worte waren klar und 
ihre übersetzung klar: noch weicht sie der ehre, noch bedarf sie 
solcher vertheidiger. Aber die frage war: was für ehre oder 
welches ,,cederé honori”, was fir vertheidiger waren geméint, tmd 
wie konnte die grammatik uns dies lehret? Die grammet& 


wusste ger uichts von der sache; poesic, poestt allein wurde | 


Philologw. ΧΙ. Jahrg. d. Si 


486 Adyersaria Virgiliang, 


davon, konnte davon wissen und. sobald sie ihrem beistaad lich, 
eatschwand alle schwierigkeit — nur nicht fir deu grammatiker, 
für ihe bleibt die schwierigkeit und wird immer bleiben;; für ike 
wird Aonori immer die geschenke des Helenus bezeichnen, fir 
ihe defensoribus immer Priamus sein. Der grammatiker hat ned 
zu lernen, dass bei der lectüre Virgils (ich meine ‚damit nicht 
die schülerlectüre, sondern eine lectüre Virgila wie der mans 
sie treiben oder lieber ganz unterlassen sollte) es nicht daraaf 
ankommt zu bestimmen, was gesagt ist, denn dies ist fast immer 
klar wie der helle tag, sondern was gemeint ist; demn dies ist, 
ich kann es wohl ohne gefahr sagen, nie klar, ja fast immer 
so weit entfernt von klarheit, dass es vielmehr beinahe das g+ 
rade gegentheil von dem ist, was gesagt ist, uud higrin, gerad 
hierin besteht die poesie, nicht im rhythmus, der nur nebensach 
ist, nicht io der metapher, die ebenfalls nichts weiter als neber 
sache ist, dem. dichter ein mittel zur erreichung seines zweockes, 
nämlich einen zweifel, einen schatten, ein gebeimniss über seine 
meinung 24 werfen, nicht in der umkehrung der natürlichen wert 
folge, die ebenfalls nur ein mittel zu demselben zwecke ist, nicht 
dsrin, dass wörter nicht im alltäglichen sinue gebraucht werdes, 
was wiederum ein mittel zu demselben zwecke ist, sondern dari, 
dass er etwas, was er nicht sagt, durch etwas, was er sagl, 
andentet und im geiate seines leaers erweckt. Das iat der geist 
der poesie, der geist, von dem vielleicht bei Virgil aben se viel 
zu finden ist wie bei irgend einem dichter; ich saga nicht: 9¢ 
funden wird, sondern aur su finden iss, da ich überzeugt his, 
dass ein grosser theil von dem geiste der Virgilschen pesosit 
noch verborgen liegt und stets . verborgen bleiben wird, bis seine 
erklärung von denen, die ganz incompetent sind, von den gram- 
matikern, aufgegeben und vou denen aufgenommen wird, die eir 
zig und allein competent sind, von den dichtern. „Aber der 
dichter kann in seinem bestreben auch unglücklich sein.” Js 
wohl, und gewiss wird vieles nie entdeckt werden; aber was 
auch entdeckt werden mag, es wird nur entdeckt werden res 
einer classe von forschern, die vollständig von denjenigen rar 
schieden sind, welche bisher diese minen erforscht baben, sd 
lich von leuten welche mit poetischem geiste prüfen, um gedes 
ken, nicht um grammatische übereinstimmung und grammatische 
regimen zu finden. Es kanu uud wird choe sweifel auch set 


Adviraarla Viegitiend. 489 


chen forschern eft. misslingen, oft werden sie nich getäuscht fin- 
den, aber sie können glücklich sein, es liegt in dem bereiche 
der natur, dass sie erfolge erzielen; es liegt nicht im bereiche 
der natur, dass grammatiker erfolge erzielen; sie haben deren 
mie erzielt und werden es nie. Die natur legt ibre hand ouf 
das buch und ruft laut Veto. Ungliiekliche dichter! und je äch- 
ter, um so unglücklicher, um so unverstandlicher der menge. 
„Pingui” — sagt er euch selbst (ach, der arme Virgil!) ,,pingui 
ail mihi cum populo ?).” 


Aeneidis liber primus. 


1. Ile ego — Martis, ächt; der anfang des gedichts wäre 
sonst schroff und gegen Virgil’s gewöhnliches „molle atque face- 
tum — modestumque’. 

4. Horrentia Martis bereitet auf arma vor und macht es 
emphatisch (5. anm. zu Aen. Il, 247.); zugleich machen diese 
worte die Pause, welche nach arma nothwendig ist, angenehm, 
während diese, wenn das gedicht mit arma beginnt, unangenehm 
auffällt. Ganz parallel mit horrentia Martis arma ist „aspera 
Martis Pugna”, Aen. XII, 124. 

5. Arma, nicht des Aeneas kriegsthaten, sondern die in 
Italien zwischen den Trojanern und den Italern geführten kriege. 

6. Profugus gehört ebenso zu venit als zu fato; denn das 
gedicht hehandelt die askunft des Aeneas in Italien unter der 


1) Da die redaction glaubt voraussetzen zu dürfen, dass der hr. ver- 
fasser dieser für uns philologen allerdings nichts weniger als »chmeichel- 
haften bekenntnisse manchem noch unbekannt ist, so selzt sie ein ver- 
zeichniss der schrifien bro James Henry aus Dublin hierher, zumal de 
in diesem zum guten theil die in obigem bervortretende richtung ihre 
erklärung finde. Hr H. hat edirt: 1. The two first books of Virgil's 
Eneis rendered into English blank Jambic, with commentaries at the foot 
of the page. 1 bd. 8. Dublin. 1845.— 2. Commentaries on the first 
two books of Virgil's Eneis (in vier nummern im Classical Museum Lon- 
duo 1848 veröffentlicht). — 3. Dassclbe, veröffentlicht in „Unripe Wind- 
falls”, 1 bd. 8. Dublin. 1851. (Dieses werk enthält ausser snmerkun- 
gen zu Virgil auch alle gedichte, die hr H. bis dahin geschrieben hatte, 
sowie „A criticism on the Style of Lord Byron”, in einem briefe an 
den herausgeber der „Notes and Queries”)— 4 My Book. I bd. 8, 
Dresden. 1853 (enthält elle bis dshin von hrn H. geschriebenen original— 
gedichte, sowie „Photographs of the Heroic Times”, eine metrische über- 
selzung der ersien 6 bucher der Aeneis.) — 5. Notes of a twelve years’ 
voyage of discovery in the first six books of Virgil’s Eneis. 1 bd. 8. 
Dreaden. 1853.— 6 A half year’s poems. 1 bd. 8. Dresden. 1854. — 
7. Poems chiefly philosophical 

Die redaction. ' 
3i* 


1 bd. 8. Dresden. 1856 — 


488 Advarearta Vingiliens. 


leitung des Fatums. Bemunach darf bei profigos:toln tous 
stchen. Vgl. „prefuki vagabantar”, Sail. Bo Catil: δ..." 00" 
7. Multum ille — deos Latio, parenthetisch 3 a: den. m 
Aen. V, 704. VI, 748. εὐ τἰ κε νοι 
10. Unde, i. 6. a quo Aenea. Vol. Aen. V, 568. V4, 768. 
14. Pietate, nicht frömmigkeit i religiösen -winde (eng). 
piety), sondern das franz. pitié (engl. pity), im allgemeinen mike | 
und güte des hersens, mithin frömmigkeit ser einschliesseil. 
Vgl. Aen. II, 536: „Dii, si qua est caelo pietas, ques: talie «= 
ret”. Ebenso Aen. IX, 493. ‚Ciris ‚219. Claud. de IV. Cons. 
Honor.: ,,Sis pius imprimis, nam cum vincamur in omni | 
Munere, sola deos aequat clerkeutik nobin”.  -: 
Vgl. noch Ovid. ex Ponto 1, 8, 29. Art. amat.1l, 389. Consa. ad 
Liv. 3. Desgleichen Capitol. Vita Anton. Pii: „Pius eeguomine 
tus est a Senatu, vel quod socerum -fessa iam avtaté,. ması, 
praesente Senatu, levaverit — vel, quod vere natura elements 
mus, et nihil temporibus suis seperum fecit.” Und-Cyrillus oo» 
tra Iulian. IX: ϑεωρῆσαι δὲ ἐστιν ἐκ τοῦ περὲ Ankos Fee Φωζομέ. 
‘ pow βωμοῦ" πρὸφ ὃν οὐδενὸς wpoguyopsvoy wap αὐτοϊὰ οὐδὲ. Ove 
μένου ἐπ᾿ αὐτοῦ ζώου, εὐσεβῶν xerdieas βωμόφι Und vor ullen 
Stat. Theb. ΧΙ, 462, wo die göttin. Pielas: eingeführt wird: 
„Saerum — lovem Phroasyue noesntes: 
Vociferans, seseque ‘polis et luce relicta - :::-. ἐ. 
Descensuram Erebo, Stygies iam maile Pénutesi .. 
| »Quid me”, ait, „ut saevis animantum, ac saepe Deorun 
Obstaturam animis, princeps natura, creabas?”?” . 
und Stat. Silv. ΠῚ, 3, 1, wo dieselbe Pietas als die vordebuste 
unter allen gottheiten augerufen wird: 
» Summa Deum Pietas, tuins gratissims coelo ᾿ 
Rara profanatas inspectant nymina terras, 
ᾳ 4 * * * * 
Mitibus exsequiis ades; et lugentis Etrusci 
Cerne pios fletus laudataque lumina terg®”. 
Die geschichte des deutschen fromm entspricht ganz der des 
lateinischen „pius”. Wie ,,pius” zuerst οὐδῷ war und später 
(nämlich ap. Cicer. passim) die bedeutung jener besonderen art ven 
güte annahm, welche sich durch ehrfurcht gegen die gütter und 
verehrung derselben offenbart, so kam auch fromns, ursprüng 
lich gleichbedeutend mit gütig und in den alten deutschen sages 


Adversaria Virgitians. — 489 


vow' dew Ritter gesagt, der nicht bloss stark und tapfer, son- 
deru auch. in seiner gemüthsart und seinem benehmen mild und 
sanft war, zuletzt dahin, speciell von desen gebraucht zu wer- 
dem, deren. sasftheit durch ihre verzügliche ehrfurcht für des 
himmel'und für ‘alles dazu gehörige sich offeabart. 

Ebenso bezeichnet ,,impius” bei Virgil wiemals den gegen- 
satz. von fromm (engl; impious), sandern stets unmenschiich, grau- 
sam, wild. Georg. I, 511: „Saevit toto Mars impius orbe”. 8. 
unten Anm. zu v. 158. 

23. Troiano a sanguine, ist gleich mit „Pevocato a san- 
guine” (v, 239), und beides gleich „ab Aenea”. Vgl. Aen. VII, 
27: ,Huic progeniem virtute futuram Egregiam et totum quae 
viribus oecupet orbem”, wo ,,huie” Aeneas ist. Ebenso Aes. VI, 
756—759 und 788-——790, auch IV, 280. 

25. Hinc, nicht „ex hac progenie” (Heyne, Wagner), son- 
dern ‚sex hoc Troiane sapguine”: also = „progeniem duci, po- 
pulum late regem duci, —- Troiano a sanguine”. Vgl. v. 238, 
wo der gedanke ganz in der, nämlichen form wiederholt ist. 

.;26. Sic volvere Pareası „so roll’ es die spindel der Par- 
can. Voss. Mit nigkten;; Jupiter, der keine-spindel bat, „vol- 
vit”. v. 266, und 111,.37#.; und Georg. Il, 295 finden wir sogar 
die aesculus, obgleich sie „immota manet” doch „volvens” d. h. 
die seit fortrollend. : Vgl..Cland. Rapt,;Prosilil, 410: 

— „Sic Nomina fatis | 

. „Volvimar, et nulla Lachesis discrimine snevit” ; 
wir werdes auf der bahn der zeit fortgeführt (,,volvenda dies”, Aen. 
Vil, 7); 5. anm. zu v. 266. 

32. Genus invisom. „Genus Electrae”. Beweis für die 
richtigkeit der erklärung sind Juno’s eigne worte Ovid. Fast.V], 41. 

32. Rapti. „Cum contempto dicitur ut apud Nostrates ent- 
führf'. Wagner. Aber derselbe »usdruck ist V, 254 gebraucht, 
wo keine verachtung beabsichtigt sein kann, und Val. Flaccus 
(11, 414) nennt den raub ‚illustris”. Zudem sollten die honores 
Gali ymed’s die Juno weniger erzürnt haben, wenn sie erniedri- 
gend gewesen wären. „Raptus” schliesst nie den begriff der 
verachtung in sich, sondern bezeichnet einfach gewaltsames fort- 
führen. Ovid. Ep. ex Poüto 1, 9, 1: 

" 86. “Acti, ‘nicht ,,factan” (Servius, Heyne), das wir schon 
v. 33 gehabt baben, sondern gedrängt ,"vorwärls getrieben , geord- 


490 | Adversaria Virgiliase. 


net, befehligt von den „fala”, wie οἷ heer vom. seimeds anführe 
befehligt wird. S.za Aen. IV, 245. Die Traiauer würden dmc 
die ,,fata” nach Italien hingetrieben und darch Jase. von Ital 
abgehalten (arcebat longe Latio); der erfolg war: multes per 
annos errahant maria omnia cireum. Der widerstreit der bei 
den kräfte bildet den gegenstand des gedichtes. 


48. Exspirantem transfixo pectore flammas. „illud vere 
eastum poetam ausum esse miror, eum, qui falmine perenseus 
erat in pectore, ignem ore exhalare”. Heyne. Warum wicht! 
Das ‚fulmen”, welches in seine brast eindrang , eutzündete sein 
inneres und die flanmen kamen zum munde heraus. Oder: das 
„fulmen” selbst, nachdem es in seine brust eingedrungen war, 
strömte flammend durch seinen mund heraus. „Exspiravitque re 
ceptum fulmen”, Stat. Theb. XI, 1. Ein blosser schlag auf des 
magen bewirkt erbrechen. Vgl. Aew. IX, 849. -: 


50. Incedo. ‚Cum quadam pompa et fasta” Gesner, Heyae, 
Thiel. Nein; Incedere ist einfach gehen im gegensate zu des 
anderen arten der bewegung. ,,Turpe incedere”, Catull. KXXXIl, 
8; auch Ovid. Amor. It, 28. Met. 11, 772. Jüstin. VI, 2, 6. Plis. 
X, 38. Der nachdruck liegt nicht in incedo, sondern is re 
gina, wie iu dem entsprechenden ausdrucke ,,ibit regina”, Aen. 
11, 578. ᾿ 

51. Et soror et coniux. Beide et sind emphatisch. 


52. Bella σεῖο. Der plural verstärkt, und die beiden war. 
ter zusammengenommen bezeichnen, dass ibr der kampf schwer 
geworden ist und noch wird, dass sie auf geordneten hartnäcki- 
gen widerstand gestossen ist und noch stösst. Dieses starken 
sinnes wegen stehen sie in der emphatischen stellung ; 9. ann. 
zu Il, 247. a 

53. Praeterea, nicht blos von nun an, sondern wegen seiner 
emphatischen stellung (8. anm. zu Il, 247) von nun an für im 
mer, hinfort. 

56. Vasto rex Aeolus antro. Nicht Aeolus in antro, 
sondern premit ac frenat in antro. Aeolus befindet sich wicht 
in der höhle. | 


60. Celsa arce, nicht alto in montis cacumine” Pompos. 
Sab., Heyne, sondern in seinem hohen schlosse, seiner, burg, aim- 
lich in der nähe des gefängnisses. 


Adrersaria Virgiliaun. 494 


60. Sedet, ‘nicht wörtlich süss, sondern sodom —* has sei- 
tien sits oder alıfenthelt:;;u. Aen. IX, 4 mit Servius. 

61. Sceptra tenens, nicht buchstäblich sein scepter in der 
hand haltend, sondern mis königlicher macht und würde bekleidet: 
s. Stat. Theb. 1, 140. Ovid. ex Ponto MI, 2, 59. 

61. Mollitque animos et temperat iras. Diese worte‘ be- 
zeichneu nicht irgend eine im jetzigen angenblicke vorgenommene, 
specielle handlung des: Aeolus, eine besänftigung der winde mit 
seinem scepter oder von seinem throne ‘herab, sondern die allge- 
meine, seinem amte gemässe, mildernde einwirkung, welche er 
als ihr beherrscher auf sie hervorbringt, vinclis et “carcere, 
dadurch dass er sie einschliesst und einschräukt (in schran- 
ken hält). 

61. Mollit. ,,Mollio”, durch alle mittel, wie stark sie auch 
sein mögen („dentibus mollitur cibus”, Cic. de Nat. Deor. Il, 134; 
„Dum ferrum molliat ignis”, Horat. Sat. 1, 4, 20) ‘ist genau 
ga unterscheiden von lerioꝰ, das the suwondung sanfter mittel 
bezeichnet. 

73. Incute vi 'venti®. . Venton "eoncita "ädckie’ virfbus”: 
Heyne, in übereinstimmung mit einer der beiden erklärüngen dex 
Servius. Nein, unmöglich. Aeolus hatte weder den auftrag noth 
irgend macht die winde zu erregen oder ihre kraft zu erhöhen. 
Sein amt war blos, sie einzuschräuken und einzuschliessen, in- 
dem sie bereits so stark waren, dass sie, wenn nicht einge» 
schränkt, himmel und: erde mit sich fortgerissen haben würden 
(v. 62. Ovid. Met. 1, 58). Um ibre absicht zu erreichen brauchte 
Juno den Aeolus nur zu überreden: die. winde bérauszulassen : 
dies war alles, was Aeolus that, und der gewünschte erfolg er- 
gab sich von selbst, v. 85. Ventis ist demnach ablativ, nicht 
dativ, tidd submersas obrue puppes ist erklärender zusaiz zu 
ıneute (illis) vim ventis. „Vis” ist ferner die besondere in- 
wohnende eigenschaft der ‘winde: Ovid. Met. IV, 690, wo Bo- 
reas sagt: „Apta mihi vis est; vi tristia uubila pello;. 

Vi freta concutio” ete. © " 
Loeret. I, 273. ‘'Isactant. de Phoen. 21. Eine gauz parallele 
stelle (ausser der von Servius aus. Ennius angeftibrten) zu in- 
cute (illis) vim ventis findet sich bei Ovid. Trist. 1, 2, 41. 
Vergl. Aen.:X, 77: „face atra vim ferre Latinis”. 
78. Omnes ut tecum cett.: Ovid. Frist: 1, 164. 


492 Adversayia Virgiliane. 


x nkiyie, aie tecum socinles oampleat annosi’,!..-  - 

82. Tu mihi quedceungne hoe regmi. . „Tuis ia me ο΄ 
ciis debeo totum hoc ventorum regnum”.: Wagner. Virg. Br. Es 
„These airy kingdoms, and this wide command, 

Are all the preseuts of your beunteoys hand”. Drgdes 
Nein. ,,Quodcunque” ist die ausdrucksmeise jomandes, der auf 
etwas stolz ist, aber thut, als ob er mit beacheidenheit dares 
rede. Dieses reich, über dessen grösse oder kleinheis ich eine me- 
nung nicht zu äussern habe. Vgl. Stat. Silv. V, 3, 213, woe 
sich seines dichterischen talents rühmt und zugleich thut, als ob 
er. sich dessen nicht riibme: 

„Tu decus hoc quodcunque lyrae, primusque dedisti 

Nou vulgare loqui, et famam sperare sepulcro” ; 
und Aen. IX, 287, wo Euryalus thut als aber die gefahr herab- 
setze, auf die er stolz war: — ,,huiug quadcunque pericli est”. 

82. Tu. Die zweite peraen, gewöhnlich gar nicht auage- 
drückt, ist hier. in ihrer dreimaligen wiederbolung im höchsten 
grade emphatisch: ich verdanke es ganı und einsig dir. : 
85. Conversa, nicht mis - seinem umgewendelien..apeer (d. h. 
mit dem umgekehrten, entgegengesetzten ende. seines speares), 
sondern mit seinem gegen die seite des berges hin gekehrten, 
darauf bingerichteten speer. Aen. IX, 427. Οἷς. jn Catil. IV, 1. 

86. Impulit, das gewöhnliche wort, um das aufstansen εἰ 
ner thür :zu. bezeichnen: Aen, VI, 621. Gil. Ital. III, 693. Der 
gebrauch dieses wortes sowie die thatsache, dass die höhle thore 
oder schranken (v.60) hatte, und der umstang, dass „impellere” nie 
aufbrechen, mit, gewalt öffnen, sondern immer stossen hedeutet, al- 
les dies beweist, dass Aeolus nicht mit aawendung von gewalt 
den berg erbrach (‚Monte perropta et sic patefacto”, Heyne) und 
so dessen benutzung zum gefängniss fiir die zukunft veraichtete, 
sondern einfach mit einem stosse seines apeeres die schraakes 
öffnete. Vgl. Ovid. Met. Il, 766, wo Pallas die höhle des nei- 
des von aussen öffnet. 

86. Impulit — ac venti etc. Die schuelligkeit der hand- 
lung drückt sich unendlich weniger durch die „rhytkms dacty- 
lici: impulit in latus” (Wagner) aus, als durch die weglansung 
aljer vermittelnder vorgänge, die zwischen dem stoss des spee- 
res und dem stiirzen der winde liegen. In welchem centraste 
steht die übersetzung Alfieri’s mit ihrem. sich. abmiibenden und 


Anidersaria Viegitinns. age 


woltechweifigen weortechwali::' Vergi. Act. IV, 668: :' ,,Dixetet 
atque illam: mr aapieiunt cemitea”, und Ki, 800 :- re lenge = 
Extemple audit Aruns.” J 

86. Venti — qua data porta ruunt etc. Ver der sache 
Visgil’s schwebte effeabar das hervorstiirzen der pferde beim éff- 
nen der ,carceres” in dem Ludi Circenses. Vgi. Valer. Eines, 
a, 641: — „RFundest se carcere laeti 

Thraces equi, Zephyrusque” ete. τ — 
und Sidon. Apollou. ad Consentium: a en 
„ii (equi) ad claustra fremunt” ete. 

88. Incubuere mari — volvuat ad litora floetes:. in die 
ses worten ist die doppelte thätigkeit eines dturmes auf dem 
meere ausgedrlickt: erstens stürzt er von oben herab aaf das 
wasser und kehrt das unterste zu oberst; und zweitens wilszt. ‘dé? 
die wegen vem mittelpunkte ans auf allem seiten nach dem Ben 
Aal. Gell. Il, 30. Aen. ΧΙΙ, 866.. vn 

. $8. Ineubuere — Insequitur — Eripiun — — 
Um der handlung desto grössere kraft zu geben, enthält jeden rest 
hum niebt nud sine intensive gurtikel, sondern int auch ab. des 
anfang dines. verses gestellt (¢. anm..zu Aen. 81, 247) und ‘geht 
seinam nemiaativ voran. Die eutgegeagesetste conatraction hel 
friedliche? ‘handlang ist nieht weniger hémerkenswerth:. νι 1&4 544) 
„Aznoas conscesdit, petit, viddat, prospicit, comstitit, eernipuit, 
sterait, misect, absistit, fundat, aequet, petit, partitur” ete. 

96. Extemplo Aeneae etc. Der vorwurf, den man Virgil 
gemacht bat (Somers’ Tracts, vol. Xil,'p.:10,:ausg. ven W. Scott), 
es mezse seinem helden feige tadesfureht hei,‘ ist. gana ungerecht. 
Aenens fiirchtet.aich; nicht zu: aterben, sondern: rubmios xo ster- 
ben — nnd ahse seinem vaterlande ' su‘ nützen. 8... 98::dq. 
und vgl. Hom. Od. V, 811; Sesec. Agam. 518; and Here: Oct. 
1165. Ueberdies muss man bedenken, dass es nicht sein eigner 
tod allein war, den Aeneas droben sah, sondern die vernichtusg 
aller seiner noch lebanden freunde und der letzten hoffaung Troia’e. 

:99. Trniae sub moenibus:altis. „Altus in metaphorischem 
— erhaben, wie in „Altae Romae”, νυ. 11, ΕΠ ῸΣ: N 
Aen. Vi, 9, und daselbst dis anmerkung. 

, 109. Inaequitur cumulo. Cumele gebürt. zu OBER OR 
nicht zu praeruptus, weil es kein beispiel der verbindung :vom 
„prasnnptus’’ mit, dem ablativ giebt, :ingeanitan?. daqege εν 


404 Adversarla Virgilisies. 


sehr hiufig:severbunden findet. ’ Intequitur  ewmule,! folyt; nieht 
in, sondern, mil!eindisi haufen: . Vgl. yvalnere insequiem?| "Ans. 
11, 529, und VIII, 146; Ovid. Met. ΧΙ, 468 und Kill: 668.» De 
sina iet:;nichf, wie Vose:and: Cayo ‘tibbrsetuen, das’ der .weaser- 
berg :auf das schiff stürst, sondern dass er. dem echiffe: folgit -anl 
auf dasselbe zu fallen droht.‘ Wenn der: sinn :gewesen wär, 
dass das wasser wirklich auf das: schiff fiel, so hätten did: fel 
gen geschildert werden müssen, wie die: Plgen- ‘olmes solchen 
falles v. 118 sqq. geschildert sind. 

111. Furit aestus arenis. Nicht, wie Wenderich und War 
zer, is arenis.i. e. „iu fundo maris”, sondern sididend sande, d. 
δι bewegt, treibt den sand gewaltsam mit sich herum: ' Daher 
v. 116: aggere :cingit: arenae”. Vgl. Georg. dl, 241. 

ill, 557. Ovid. Met. X1,:499, Die werte : weisen. speciell wuf 
die: bekannte. und gefirehtete. wirkung: hig, welche: die wtürme 
auf die Syrten ausüben, indem sie dea sand ‚berunirelisen wad 

ven ‘setter stelle‘ verräcken. : 8: 18ell! B. log: e:'80.: Virgil’s 
furit arenis ist Sallust’s „saevire et trahere' areusme”. Gesenr 
derselbe gedanke den die worte: ferit aestas arenis: ausdrücken, 
ist: Aon. 111, 557 im. der umgekehries : construction "wiederhelt. 
Die werte vervollstäsdigen nicht das unmittelbar verbergehende 
terram ‘inter fluctus aperit, sondern den ganzen sate Hi summo 
- eperit, indem der 'susammenhang ist: auch ist: diene heftige 
bewegung nicht οἶα bewegung blos'.des wassers, sondern auch 
des: sandes. . BE a 

120. Ast illam ter Aactus — Daate, Infern. XXXVI, £89. 

123. Arma virum tabuleeque cett.— ‘Quint. Cart. EX, 36. 

129. Imis stagna 'refusa vadis: — Stagna, das gewäser; 
refuse , geedbt (engl. ebbed); imis vadis, som grunde; ἃ. h. des 
wasser: von den "tiefen oder dem gruude des'meeres eutfertt, 
am die wellenberge zu bilden. So erhalten :wir 'nicht ‘nur dds 
ergreifende bild: Neptun , wo nicht im treckuen, ‚doch: wenig- 
stens: ohne seine gewohnte wassermenge , sondern’ zugleich eine 
vellstindige und. befriedigende erklärung‘ von graviter commo- 
tus.. ‚Kein wundes wahrlich, dass er böse war. : Dasa‘ nichts 
geringeres als dies, keine blose störung oder Verwirrung des 
gewässers'nuf: dem meeredgrumle , “bondern ‘elite, gähzliche ver- 
setzung: nach einem Kuderen puncte’ gemeint ἰδὲ, ΓΕ ΟΝ wich ‘er 
stens os sor andeutpag dicaes einnes, die ‘sich ‘eehon ‚früher is 


Adverseria Virgiliana. 495 


em starken auedrucke ,totumque a sedihus imis ruunt”, v.88, 
indet (vgl. auch v. 110: ,,umda debiscens terram inter fluctus 
perit”); sweitens aus der bedqutung des wortes „refusus”, ge- 
bb, von dem orte, wo es vorher gewesen war, weggeströmt 
„refuso Oceano”, Aen. Vil, 225. Luean. VIM, 797, der geebbte 
Jesan); und drittens und vollständig aus I,ucans äusserst klarer 
ind bestimmter angabe derselben erscheinung, V, 643: 

„Nam pelagus, qua parte sedet (Virgils stagna) non celat 

arenas, 

Exhaustum in camulos, omnisque io fluctibus unda est”. 
ie schilderung ist eben so physicalisch richtig als bezeichsend, 
8 das meer bei ruhigem wetter ungeheure ,,stagna” oder massen 
tillstebeaden wassers bildet (,,fontis stagna Numici”, VII, 150, 
ler tsich bei der quelle des Numicius), auf welchen sich oben mä- 
sig grosse wellen befinden; bei einem sturme wird selbst die- 
es stillstehende wasser in wellen verwandelt, welche in bewe- 
rang befindlichen bergen gleichen. 

143. Immaaia saxa vestras domos. — „Vastum antrum 
ers. 56”. Heyne. Nein, sondern das felsige Aeolien (v. 56), 
ro sich sawohl das gefängniss der winde als der Palast des 
\eolus befand. Vgl. Vulcani domus, Aen. VIII, 422, we nicht 
los Vulcäns höhle, sondern die ganze insel gemeint ist. 

144. Illa se iactet iu aula. — Nicht, wie Heyne und 
[Thiel wollen, die ,,arx” des Aeolus (v. 60), sondern die eben 
rwähnten immania saxa, das felsige Aeolien. 

145. Aeolus — in der emphatischen stellung (s. anm. zu Il, 
47) und demnach nicht einfach Aeolus, sondern dieser Acolus, 
keser anmassende Acolus. 

145. Clauso ventorum carcere — — nicht ts jenem 
eschlossenen gefängnisse, denn erstens wäre es lächerlich gewe- 
en, dem Acolus zu befehlen, er solle sich selbst in dem gefäng- 
isse unter seinen gefangenen einschliessen; und zweitens müsste 
ann die präposition „in” ausdrücklich gesetzt sein, wie Georg. 
V, 90; Ovid. Heroid. 1, 89; Stat. Theb. IX, 377. Clauso 
varcere ist ablativos absolutus und ertheilt dem Aeolus den be- 
ell, zu thun was offenbar vor allen dingen gethan werden musste, 
‚ämlich die gefängnissthüren, die er in so unpassender weise 
reöffnet hatte, zu schliessen. Dans könne er herumstolziren und 
ich als herrscher gebaren wie er wolle. Vel. „campenei diem 


496 Advdrsacia Virgitiaad. 


clduso Olympo”,'w. 878: Auf: dem worte ἐσσι, dots -letuten, 
dus Neptus; che er sich wegwendet, ausbpricht, Negt! hesowbere 
kraft. Vgl. Ovid. Heroid. IV, 11. Dib fatnche ———— δὴ 
se alt als Servius. ἢ 
450. Vastas uperit Syrtes. Wis ex: ‘arcuecit "Vadis ‘facta 
ut paves exire possent”. Heyne, Wagner. Nein, dies wäre wicht 
genug gewesen; auch kümmerte sich Neptun weniger wm ‘die 
rettung der schiffe ala um den frieden seinen reiches; wad: vastas 
zeigt, dass ein grösserer raum gemeint ist als der, wo die schiffe 
sich befanden. Aperit Syrtes macht die Syrien wieder 'Rshrbar: 
Ratil. tin. 1, 155. Cland. de 4V Cons. Houwor. 437. ΡΠ. Ν. 
Η. 1,.2,.40. | I 
‘' 161. Atque rotis sammas levibub perlabiter wides. Die 
folgenden sehn verse sind vom dichter bingeschaltet ,indem wie 
ersählung bei curraque velaus dat lora secundo sich. nach ssf 
dem nämlichen puncte befindet wie hier, Ehe unber ‘dickter mit 
den worten Defessi Aeneadae den gang der erzählüug, der mit 
dem worte undas iu unserer stelle ubbricht, fovtfuird, bridgt er 
uns: mit du Worten eurruque volans dat lora #ecunde (eine 
wiederholdng. ‘die in der: form wenig von unsrer'sislle verschie: 
den ist); genau zu: diesem puncte zurück. B.’anmı. me-1lh; 428 
und vgl. X, 27#: „et: vastos:wabo vomit 'surens'ignes”;'eine''a 
der form wenig veränderte wiedertolong 'des:vorkembbendelh cly- 
peum extalit erdentem’’, v. 261. Diese’ wiederholung"' hat die 
wirkung, den leser auf den punkt zurückzubriagen :{v. 268); wo 
unser autor die directe erzählung verlassen hatte, ‘wal dew darou 
gesonderten gedankengang der langen einschaltwag durehzufüb- 
ren, welche die wirkungen schildert, die der abbliek den: in seine 
vulesuriisteng gekleidetat und" seinen glänzenden uohihl -fedh er- 
hebenden Aeneas zuerst auf die belagerten Troiaver wad mächst- 
dem auf die belagerer hervorbringt. Indem die hetauégeber die 
wiederholung wicht bemerkten und nicht sahen, dass die" mit 
„aiypeum” beginnende und bei ,,elamorem” plötzlich abgebrechene 
identische beschreibung mit „ardet“ wieder aufgenommen wird, 
haben sie „At Rutulo” als den anfang eines neuen abaelnitie 
bezeichnet und se durch einen irrthum, ähnlich dem,:‘den ‚wie be 
reits bei „At domus’ interior” (11, 286; 5. anm.*dagu) begangen 
hatten, nicht allein ihre eigne unkenntniss det m’iwhng ihres 
Waters ‘on. den. tag: Kelegk;' sondera ‘auch, we vieh-am ihmen leg, 


Adversnth Virgitiahd, 49% 


lem gewöhnlichen Teser das ‚verständaius:' desselben: unmöglich 
macht. Vgl. wich Vill, 720. 780. 731, die ähnliche (und dea 
tichen zweck . beabsichtigende) wiederholneg der vorhergehen- 
a verse 617,618, 689 and 625. Ferner ΧΙ, 860, wo .,,ter- 
sque petivit” die wiederkolung von „ad terram turbine fertur”, 
855, ist; sowie die wiederholung von IV, 522 in IV, 528 (s. 
m. dazu); ingleichen das abbrechen der dirscteh erzählung 
eh den wortée „ille iatra teeta voeari Imperat, et solio me- 
15 consedit avito”, Aen. Vil, 168 und die wiederaufsahme der- 
‚ben, 23 verse später, in den wenig veränderten worten: ,, Tali 
us templo divum patriaque Latinus Sede sedens Teucrös ad 
se in templa vocevit”; ebenso 1, 66, wa in „regem — habe- 
s” das wesentliche des gedankens wiederholt wird, der κεῖνα 
rse vorher mit „rex — frenat” ausgedrückt ist; add 11, 573, 
» in „Troiae — sedebat” das wesentliche des gedankens wie- 
tholt wird, der sechs verse vorher mit „guam — aspicio’” aus- 
drückt ist. S. anm. zu v. 528. 

154. Furor arma ministrat: Aen. Vil, 507. Ä 

155. Pietate gravem. „Religiene erga deos et sanctitate”’, 
yee, Thiel. Nein. Deun erstens hat.,,pietas” niemals’ diese 
deutung bei Virgil: =. zu v.14; und zweitens war frémmigt 
it keine eigenschaft, auf welche sich ein vergleich mit Neptus 
linden liess, da. sie keinen theil seines characters bildete noch 
den konnte. Neptun ist vielmehr ein gäfiger friedensstifter 
ter seinen. unrubigen saterthanen, des wußen, und der unter- 
icker des aufstandes ist pietate gravis, geachtet ween Bein 
r hersensgite, Pietate ac meritis i. 4. piis meritis, ‚dessen 
rzensgüte das yolk schon viele. male erprobt hatte, 

160. Curru, nicht blos der wagen, sonders der wagen. und 
: pferde (das gespenn), was bei den alten häufiger. als bei uns 
en begriff bildete: Georg. Ill, 91. I, 514. Aen. Vil, 163. 
ad. Pyth. II, 21. Sil. Ital. IV, 480, ebense „xuxvo: δὲ ἦσαν 
“one, Alcaeus (fregm. bei Himerius). 

160. Secundo, gerade wie ,,secusdo Tiberi”, „secundo διϑυ 
scunda ayaa’, ,,vento secuado”, mit thu gehend, seinen willen 
yleitend, seinem willen folgend. Sein gegeneatz ist „adversus”, 
Igegen trelend (engi. facing, mesting, thwarting): „Faecilius est 
bis adversam, quam secundam regere fortanam”: Curt. X,20. 

163. Setessu, beschreibt nicht. die- geatwlt dea: dries, won- 


488 Adremaria Virgilians. 


dern seine ebgecchiodenheit, eimsamköit. Plin. Ep.'il, 13. il, 
15. ‘Ovid. Trist. 1, 1, 41. : Die erklärer haben ,,sdcessus” mi 
„recesaus”. verwechselt. Wie das letztere gegen das erstere ab 
sticht,. ersieht mau aus Claud. de Bell. Gild. 520. 

163. Longo. Der ort. liegt nicht blos is der abgeschie 
denheit (in secessu), sondern in weit entfernter abgeschiedenbeit 

163. Insula, eine insel, nicht im meere, der Bai gege- 
über, sondern gerade in der mündung der Bai selbst, in. der am 
fabri der Bai: ,,Huius in ostio sinus parva insula objecta ab 
alte portum ob emnibus ventis tutum facit”, Liv. KXVI, 42. 

163. Portum efheit, bildet einen hafen, d. h. macht das, 
was sonst nur eine Bai gewesen wäre, zu einem hafen, indem 
sie dieselbe mit einem damme oder molo versicht. 

164. Obiectu laterum, dedurch, dass sie ihre seiten dem 
meore sukehrt. Der plural ist gebraucht um anzugeben, dass dis 
insel nicht geradezu quer in der einfahrt der Bai lag, so dass 
sie nur eine breite seite dem. meere zugekehrt hätte, senders 
vielmebr der länge nach, se dass sie ihre seitlichen theile (die 
rechte und linke seite) mehr oder weniger dem meere zukehrte. 

164. Quibus omnis ab alto Frangitur ioque sinus sein 
dit sese unda, die „unda” oder meeresfluth bricht sich an der 
insel, welche auf diese weise dem laufe der futh einen widersiand 
ensgegensiellt; indem aber die insel nur in der mitte der Bai und 
nieht zugleich an. den seiten dem laufe der Auth sich entgegen- 
stellt, bricht sich die „unda“ nicht bles, sondern scimdit sese, 
theilt sich auch, in sinus, ie versweiguagen, d. h. strömt za ber 
dea seiten, rechts und links , zwischen der insel und dem land 
herein. Vgl. Orid. Met. XV, 739, wo er, voa der „insmin Tr 
berina” sprechend, sagt: 

„Seinditur ia geminas partes circunfluus amais: 

Insula nomen habet; Jaterumque a parte duorum . 

Porrigit aequales media tellure lacertos”. 
Unda, nicht die woge (was „Auctus” ist), sondern das wallende wer 
ser des moeres, der schwall (engl. undulant). Sinus, die oben erwähn 
ten versweigungen der unda oder des wallenden meerwassers zwischen 
der insel und dem lande zu beiden seiten der insel. Heduetos, w- 
rücktretend (engl. re- entrans, in das land hineingehend, genan des 

Litius (XXVI, 42) „sinus — introrsus retraeti”. Vgl. Mela Ill, 1. 

165. Inque sinus scindit sese unde ceductos. feb be 


Advarsaria Virgiliens. 468 


e mich schuldig ‚ia gemeinschaft mit den übrigen erklärern 
: stelle bis jetzt falsch verstanden za haben. Sinus ist bier 
t in dem sinne gebraucht, wie es in den ausdrücken „Sinus 
ınicus”, „Sinus Tarentinus” etc. gebraucht wird, bezeichnet 
t die gestalt des wassers’ in beziebung auf das land, nach 
n horizontalen verhälinisse, sondern nach dem verticalen 
ältnisse, die gestalt der oberfläche des bewegten wassers, wel- 
immer ,,sinuosa” ist, indem die welle in ihrer fortbewegung 
| dem lande abwechselod steigt und fällt, gerade wie eine 
ange, eine flagge, ein segel, ein seil oder ein gewand, wenn 
wind weht oder wenn zwei sich gegeniiberstehende personen 
in den entgegengesetzten enden halten und durch schütteln 
‚chen sich in wellenförmige bewegung setzen, seiner ober- 
ie die form von wellen (,,sinus”) gebeu. Welche andere be- 
ung kano das wort Aen. ΧΙ, 624 haben: 
Qualis ubi alterno procurrens gurgite pontus 
Nunc ruit ad terras, scopulosque superiacit undam 
Spumeus, extremamque sinu perfundit arenam, 
fluthet den strand mit einem geschlängelien (,,sinuosus”) schwall, 
blängelt nicht der breite, sondern der tiefe nach, d. h. auf 
nieder, gerade wie eine welle vom meere nach dem strande 
mt, steigend und fallend, d. bh. bei ihrem fortschreiten sich 
und nieder schlängelod. So auch Georg. Ill, 237: 
„Fluetus uti, medio coepit quum albescere ponto, 
Longius, ex altoque sinum trabit” ; 
kann „sinus” hier anders sein, als die auf- und niederstei- 
le krümmung der welle, die sich wie eine schlauge hinwin- 
abwechselnd steigend und fallend? Ebenso Georg. IV, 360: 
— „At illum 
„Curvata in montis faciem circumstetit unda, 
Accepitque sinu vasto misitque sub amnem; 
kano hier ,,sinu vasto’ anderes bedeuten, als die mächtige 
- und niedersteigende, dem S ähnliche gestalt der oberfläche, 
auf- und niedersteigende, dem S ähnliche eurve, auf deren 
‘rem theile Aristaeus stand und so (wie war es anders mög- 
?) unter den fluss geführt wurde — „misitque sub amnem.” 
giog auf der hoble des wassers hinab, welches, in der ge- 
t des S, ihn ganz umgab, das wasser schloss sich über sei- 
haupte und so war er „missus aub amnem. Atle Areı 


soo Adrörsarfı Tingitaed, 


eben. vitirten stellen, sewid: de, ve terde riädtäteni: Me citht 
werden, Itömien ger wicht verstamden werden, wine’ πο δ΄, εἴδει 
nicht in dieser bedeutung nimmt; nimmt’ man de uber so, date 
werden ‘elle vier stellen nicht bles verständlich, sondern auch 
beseichaend. Unda seindit sese in smus reductes, die well 
briebt sich an den hervorragungen der insel’ in mehrere thefte, 
weiche nicht mit ebener oberfliche surtickweichen, sonders ait 
einer sich auf- und abwärts schlängelnden oberfläche, in der 
form, in welcher die meereswoge zurückweicht, wenn sie gegen 
einen fels oder einen plötzlich widerstand leistenden damm (cre 
pido) oder gegen ein derartiges ufer geworfen wird. Diese er 
klärung empfiehlt sich auch dadurch, dass sie dem worte „re 
ductus” nicht eiue unnatürliche und gezwungene, sondera die us 
türliche. und sogar gewöhnliche bedeutung giebt, und dues sie 
sich ebenso gut auf die „sinus reduetos” in den Georg: IV, 426, 
als auf die sinus reduetos unsrer stelle anwenden lässt. Der 
bafen ist ‚vollständig geschützt, indem die wellen; nuchdem sie 
sich an der vorderen seite der insel gebrochen haben, ficht um 
letztere herumgeben, sondere mit einer geschlängelten, wut: und 
niedersteigenden bewegung (siuus) aurückweichen (reddctes). 
Nehmen wir ‚„siaum trebit” in den Georg. Hl, 287. wid sches 
wir, ob es sich ‚nieht ganz in die werte ukserer stelle verwän- 
deln lässt. Erstens wird der singular „sinum”, sobald der-sinns 
gebrochen und in mehrere theile getheilt wird (frawgitur, sein- 
dit sese), zum plural sinus; und zweitens, diese sinwe,' welche 
die welle Georg. Ill, 237 „trabit”, weil die bewegung vorwärts 
nach dem lande zu gerichtet ist, „retrahentur, redueunted”, we 
bald sie durch die insel am -fortsehreiten gehindert werden; dureh 
gegeuwirkung werden sie nach der gegend zurückgetrieben, wo- 
her sie kamen. Bringen wir dieses „retrahuntur, : reducuntur” 
mit scindit sese in die gebörige construction, so erhalten wir 
genau den ausdruck unserer stelle sinus reductos (i. 6. sine 
retraetos). Vgl. Georg. Ill, 424, wo es von der bewegung einer 
verwundeten schlange heisst: 


— ,,Tardosque trahit sinus ultimus orhis”, 
der leiste kreis oder ring schleppt seine langsamen tkrdmmanges, 


schlängel sich langsam fort, schleppt sich mil emer lamgeamen, 9% 
schlingelien bewegung fort. Val. such Ovid Met. Xi, ὅδε 


Advarasıla Viagiliaan. wi 


— Spaliiaque (sc. sevice) adimoss superstans bee’ 
Unda velut victrix sinsatas despicit usdas’’; 
die hochawfgethirmte wolle blickt auf die kieineren herab, welche 
sich unter thr auf und nieder schlängeln, steigen und fallen, se 
wie die wellen gewöhslich steigen und fallen. 

Schliesslich noch ein wort üher Georg. IV, 418, wo sich 
ein gemälde findet, das dem unsrigen insofern gleicht, als sich 
dert des meer auch an einem hinderniss bricht und auf jeder 
seite desselben in das land eindringt, so dass ea zwei ,,sinas” 
bildet, von ihm aber darin. verschieden ist, dass das hinderniss 
nicht eine insel, sondern ein berg ist. Daher giebt es in dem 
im vierten buche der Georgien befindlichen gemälde keinen por- 
tum, keine aequora, kein late, kein silent, nur eine „statio 
tatissima deprensis nautis”, die aus zwei landeinwärts gehenden 
„sinus” bestebt, und des Proteus höhle ist nicht im einer „frons”, 
die auf ruhiges, von einer insel geschütztes wasser hisblickt, 
sondern in dem „mona”, der auf das meer selbst hinschaut. 

166. Hinc atque hinc, auf jeder seite der Bai. 

166. Minantur in coelum scopali. Nicht minanser coelo, 
weil „minari” den bedrohten gegenstand stets unmittelbar re- 
girt (Sil. ital. IV, 2; Prop. III, 9, 47), sondern sie drohen 
denen die union sind, drohen jeden, der sich nähert, su serschmes- 
tern: Aen. Vill, 668. Il, 240 und 628. IV, 88. In coelum be- 
zeichnet die grease höhe, zu weleber der drohende gegenstand 
sich erhebt, wie „pedes in octo”, Georg. I, 171, die länge zu 
weicher die deichsel sich ausdebnt, Minantur in coelum, ra- 
gen sum himmel empor. 

167. Late. Das wasser — weil hinter der insel be- 
findlich, die ganze breite der Bai ein. 

168. Aequora tuta silent. — Aequora, das wasser hinter 
der insel; tuta, weil durch die imsel geschützt, und silent, 
weil tuta. 

168. Scena. Servius und Wagner haben unrecht und Heyne 
recht. Scena ist einfach eine ansicht oder aussicht, eine land- 
schaft: Auson. Mosell. 169. Claud. Eidyll. VI, 45. Georg. LE, 
24. Symm. Laud. in Valent. 

168. Coruscis Desuper. Die emphatische stellung von De- 
super (s. anm. zu Il, 247) beweist hinlänglich, dass die verbin- 
dung nicht desuper imminet ist, sondern scena ailvis earuncha 

Philelogus. XI. Jahrg. ὃ. 382 


50% Adversariä Vingllimie. 


desuper , indem: die worte herrentique atrum ‘memus imminet 
umbra erklären, wee mit seena silvis coruseis desuper gemeint 
sei, nämlich das wasser dberhangendes gehöls. Nicht scema tami 
wet, sondern est scena; est scene silvis coruscis desuper, i. 6. 
acena desuper coruscans silvis, scena silvarum desuper coruscastium. 

170. Frente sub adversa, die fronts oder vorderseite des \es- 
des nach der Bai hin und denen gegendbergelegen, welche auf ei- 
ner der beiden seiten der insel einlaufen. Sab, weil das land 
hoch ist. „Frons” entspricht ganz dem englischen, ven den As 
gloamericanern gebrauchten worte bluf. Sonst vrgl. Pomp. Mel. 
I, 11. 111, 1. 

170. Scopulis pendentibus antrum, nicht auf, somdern mi 
hangenden felsen, mis felsen, die innen an der decke hangen ; Es. 
nine: „Adsum atque advenio Acheronte vix, via alta atque ardas 

Per speluncas aaxeis structas asperis pendeatibas 

Maxumeis”. 

Ebenso Ovid. Met. XIII, 810. Amor. Ill, 1, 3. Cons. ad Liviam 
252. Heroid. XV, 141. 

- 472. Hie, die aequora, oder der innere thei) der Bai bin- 
ter der insel. Ebenso v. 174 Hue. 

178. Rapuitque in fomite flammam, in der zabmeren 
sprache Ovids (Met. VIII, 643): „ad flammas produeit” (se. 
iguem in fomite). 

183. Saxo, ohne zweifel die handmühle, der entike mörser, 
die „cava machina” Ovids (Fast. VI, 381): 

- yQuodcuaque est Cereris solidae cava machina frangat”. 

192. Quae tela gerebat Achates: Sidon. Apell. Ep. I, 2 
(ven Theodorich, dem zweiten könig der Gethea): „Si vena- 
tione nuntiata procedit, arcum lateri innectere citra gravitates 
regiam iudicat: quem tamen, si cominus avem feramque aut ve- 
nanti monstres, aut vianti, manui post tergum reflexae puer is- 
serit, nervo lorove fluitantibus: quem sicut puerile compatat ge 
stare thecatum, ita muliebre accipere iam tensum’’. 

200. Dederatque abeuntibus, heros Dividit. — Heros 
dividit, nicht dederat heros, weil dividit obne sein subject mett 
ist (von v. 184 an ist keins da gewesen), während dederat mit 
seinem antheil an dem nahen Acestes vollkommen zufrieden ist. 

216. Verubus figunt, nicht stecken sie an bratepiesse, sen 
dern durchstechen sie mit bratspiessen. 


Αὐδοόξομῖδ Vergtiienek 508 


22%. :Amisdos: longo sociod οἷο. Der sien ist steht’ of 
sind sweifelhaft ob ile: freunde nich leben ‘oder ob vie wicht tod 
sind tind dis corenionis der: ,, conclamatio” für vie sortanehmen sei, 
sondern sie tehmen'die ceremonie der „conclamatio” vor, obwohl 
nicht ohae hoffnung, dass sie noch am leben sind. Vgl. die ,,con- 
clamatie” des Hylas (Val. Flacc. Ill, 60i), wo ein ähnlicher 
zweifel stattfand. Die worte amisgsos — Yequirunt schildern 
die angestellte „conclamatio”. Vgl. Sil. Ital. X, 403: „Inter- 
dam maesto socios clamore requirunt” etc., wo men von den 
persones bestimmt weiss, dass sie todt sind; ebenso Stat. Theb. 
Vill, 216. 

223. Nec iam exaudire vocatos. ,,Non auditurum vocant” 
in der „eonelamatio” Phaetous, die seine schwestern anstellen, 
Ovid. Met. U, 842. 

227. Et iam: finis erat. ,,Vel epularam, vel famis, vel 
malorum”: Servius. Nein, sondern conclentationss, threr webkle- 
gen. Die wehklagen der freaude lasous bei seiner abreise sehlig: 
ssen bei Val. Flace. (1, 350) mit denselben worten. 

227. Cum Iupiter etc.: Spenser, Mether Hubbart’s Tal, 
v. 1225. Camoens, Lusiad. I, 88. en 

237. Iupiter. Dieses wort stelit ohne verbum, indem 
der satz bei populos plötzlich abgebrochen und mit sic eis 
meuer begonnen wird. Es sollte daher bei populos stait des 
comma ein semicolon oder strich gesetst werden. Vgl. Aca. 
Vil, 666: ,,Ipse pedes — nic subibat”, we ,,ipse” ohne verbum 
steht, indem der satz bei ‚„capiti” abgebrochen und mit „sie” 
ein neuer augefangen wird. Vgl. auch v. 27 dieses huchbs, wa 
„Seturaia” in einer. ganz ähnlichen stellung steht; ebenso. „Im 
Incem’’, Il, 471 nebst anm. und ‚„Tum senior nautes”,: V, 704 
nebst anm. 

232. Tristior et laerymis .oculos suffusa:. Ut miseratio- 
nem faciat Venus, tristis, flens, et pulchra indocitar”. Heyne, 
Unrichtig. Tristior ist weniger als ,,tristis”; siemlich traurig, 
weniger heiler als gewöhnlich, s. anm. τὸ Aen. Vi, 95; Ill, 377 
und Inerymis ocules suffasa ist viel wesiger als „fleas”; pas- 
send für Aeneas Aen. ll, 279, würde ,,flens” hier unpassend 
gewesen sein, wo die umstinde weniger dazu drängen, we die 
perses: cine: göttim ist — .,neque enim laerymare deoram est’), 
Ovid. Fest. IV, 521. (wemit maa vgl. Eurip. Bigpal. ARE, — 

32° 


504 Adveransia Viegilionm. 


aad nieht bios eine göttin, senders. die: gééttin der. οὐ διδεῖ, die 
thr gesicht aicht mit weinen entatollen selten 3 iC 

241. Pollicitas. Wagner hat. das von. Heyne nach diesem 
werte gesetzte punctam gelilgt und ein comma dafür geseist, 
indem er bemerkt: „Eat hoe genus quoddam anecolathi”.. Wag- 
ser hat unrecht.. Pollieitus in seiner stellung am ende des ἰδδ. 
gen satzes Gerte hinc — pollicitus, und zugleich den anfang 
eines verses und mit einer pause darnach ist das wert, euf wel- 
obes die ganze kraft des redenden fällt (s. anm. zu Li, 247): ὧν 
oorsprachess. Die stimme der Venus sinkt mit der letzten silbe 
des wortes und hier ist eine volle pause (punctum). Sie. bat a» 
gegeben, worin Jupilers verapreehen bestand und: diese sugabe 
(ie verbindung mit der. verhergegangenen klage, dass. die Tre- 
janer von Italien ausgeschlossen seien) schliesst im sich, dass 
Jupiter sein wort gebrochen hat — dennech verbarrt Jupiter in 
seinem schweigen. Daher ist sie genötkigt, geradezu zu fragen: 
Quae te, genitor, sententia vertit. 

241.. Genitor. Abgesehen von dem grunde, durch weichen 
ia der vorhergehenden anm. zu zeigen versucht wurde, dass bei 
pollicitus ein satz schliesst und mit quae ein neuer anfängt, 
liegt in dem worte genitor ein andrer grund, insofern es pas 
send ‚uud wirkungsvoll als drittes wort im meuen satas steht, 
aber böchst ungeachickt und wirkuugslos als dritiletstes wort im 
einem .aatze stehen würde, der aus vidr ganzen: versem besteht. 
Auch kana man bemerken, dass die berufung auf das väterliche 
gefühl ia dem zarten und zugleich ehrfurchtsvollen worte geni- 
tor, das inzig mit den worten quae te sententia verlit ver- 
bunden ist (vaser, warum hast du deiner tochter. dein versprechen 
gebrochen?) gar nichts mit den einzelnheiten des versprechens selbet 
zu thun hat, welche die drei vorhergehenden verse aufzählen. 

248. Fontem superare Timavi unde, nicht fontem Ti- 
mavi unde Timavas it proruptum mare, sondern fontem Tr 
mavi, unde mare it proruptum, indem das wander in dem her 
vorbrechen des meeres durch den fons Timavi besteht. 

249. Ora novem, die neun quellen, welche, indem sie aus 
dem boden hervorkommen und überfliessen und sich vereinige, 
das beckem oder den fons Timavi bilden. Diese quellen liegen 
nean fuss unter dem meeresspiegel und durch diese ora nevem 
(fontis) bricht, wach ‚der schilderuag unserer stelle, das meer uster 


Adversaria Virgiliana. | | 505 


gewissen vorhältwiesen des windes und der fluth von zeit zu ποῦ! 
herver. Eine ausführliche beschreibung und ein auf neuere be 
obachtung gegründeter plan der quelle Timavus ist in Twelve 
Years’ Voyage |, p. 83 gegeben. 

250. it mare proruptum. — Mare it proraptum, i. e. 
prorumpit. Vgl. Sil. ital. Hl, 51: proruptum exundat pelagun!, 
Georg. IV, 368: nCoput onde se erumpit Enipeus”; und Georg. 
ill, 428. 

252. Genti nomen dedit. „At quale? Anteneridarum, Ve 
netorum”. Heyne, Nein, sondern Troianerum, indem das wert 
Troia im nächsten verse sich nicht blos auf arma, sondern auch 
auf momen bezieht. Und so Liv. I, 1. Um Treia kräftig ge- 
seg hervorzuheben, damit es sich mit auf momen erstrecke, setzt 
es noser dichter in die am meisten ¢mphatische stellung, als er 
ates wort im nächsten verse und begleitet ven einer plötzlicheh 
pause ‘nach dem worte; S. su Aen. 11,247. Um deh sim deut- 
lich auszudrücken sollte eis comma vor und nach armaque ſixit 
gesetzt werden. 

252. Nune placida compostus pace quiescit. „Nunc pla- 
cidam mertem οὐ". ‚Wagner, Hand (ud Stat, Silv. 1, p. 50), 
Jahn, Ferbiger, Ladewig, Alfieri. Keineswegs, du Venus An- 
tenor’s gegenwärtige (uunc) glückliche lage mit der gegenwär- 
tigen unglücklichen des Aeneas in contrast stellen will: Nawe 
pl. comp. pace quiescit — nos tea progenies prodimer — 
disiangimur ete. Vgl. Aen. Ill, 387. Vill, 321, Plin. Ep. ¥, 
18. Lucret. VI, 72 ete. Ganz ähnlich ist das ven 8. OCurtian, 
IV, 20, entworfene bild des (persenificirten) Tyras: , Multis ergo 
casibus defuncta, et post excidinm renata, nunc tamen lougs pace 
cunets refoveate, sub tutela Romanae mansnetadinis aognieseit”. 

255. Vulta quo. Wegen lupiter Serenus s. Lacern. Fit. 
Mus. Passer. I. . Tab. 88; Boissard Topogr. Reuse Part. V. 
Tab. 24; und Martial. IX, 25. 

265. Hic tibi fabor enim. „Hie tibi (faber enim)” etc. 
Wagner. Nein; tibi nad te sind eorrelatir. und emphatisch: 


„ieh will dir sagen, da diese sorge dich beunrubigt, meine liebe _ 


techter”’, Und so sagt derselbe Jupiter zw derselben Venus 

(Claud. Rapt. Pros. I, 216): ar 
„Curarum seeretu tibi Cytherea fatebor”. 

Vgl. damit Pleat. Bacch. Prol. 28. Tibi ale eikindher wen 


506 Advorsaria Virgiliang. 


wäre bier niedrig:.bie, si tibi placet. Aber hie für. sich selbst, 
das erste wort im satze und vom folgenden durch eine plétsli- 
che pause getrengt, ist emphatisch: gerade dieser mann, welche 
jeist in dieser elenden lage sich befindet. 

. , 266.. Tibi fabor enim, quande haee te cura remordet, 
Longius, et volvens. — Longius volvens i. 6. altius repo 
tens”, Heyne. Nein, Longius gehört zu fabor und tritt am 
ende des satzgliedes Tibi fabor enim quando haec ta can 
remordet emphatisch ala erstes wort eines neuen verses auf (s. 
aum.zu ll, 247). Der sinn ist, sch will länger sprechen, ἃ. h. ces 
ständiger, ausführlicher, als ich schon gesprochen habe, nämlich ἃ 
den vorhergebenden worten Manent immota — vertit, und i- 
dem ich ausführlicher ‚spreche, will ich die geheimmisse der „fein 
durchgehen; denn volvens fatorum arcana movebo vervellstis- 
digt nur das emphatische fabor longius. 
| 266. Moveho : ebenso gebraucht wie von Stat. Silv, V, 3, 3: 

— ,Neque esim astra movere 
Delia, nec solitam fas est impellere Cyrrbam 
Te sine”; 

bewegen, in bewegung selsen, volvens movebo nicht einfach be 
wegen, sondern drehend, rollend bewegen wie eine pergamentrolle, 
die blätter eines buches (engl. 40 stir, discuss, agitate with en on 
werd, roling, forward motion, as vis. a roll of parchment, the 
leaves of a book, the days the year): Volvens fatorum arcana 
movebo, die geheimnisse (die geheimen urkunden) der ,fata” um 
wenden, durchgehen. 

265. Quando haec te cura remordet: diese worte enthsl- 
tem ‘nicht den grund, warum Jupiter sprechen will, demn er bat 
schon eine zeit lang gesprochen; sondern den grund, warum er 
lougius aprechen will. 

287. Quin aspera Juno etc. Ovid. Fast. VI, 41—52. 

294. Hic quoque, er so σι als Aeneas; v. 268. - 

296. Cana. Servins hat unrecht; cana ist :einfach gres, 
„die grauende” : Mart. 1, 16, 2. Claud. de IV. Cons. Honor. 505; 
Bell. Gild. 24. 

297. Iura dabunt. „Jura dare”, ursprünglich gegese me 
chen und geben, das amt eines geselsgebers üben, und in abgele- 
teter bedeutung regieren (Georg.1V, 560; Aen. I, 511, 735), ist 
sorgfältig zu unterscheiden von „ius dicere”, das gesals ausiehen, 


a 


Ausersarla Virgilianh. | 507 


erklären was\das gesets ist, das amt ‘eines vichiers üben : oe 
ad Fam. Xill, 14; Liv. H, 27; Suet. Aug. 88. 

297. Dirae fer¢o — pertae. Nicht elandenter ferro et eom- 
pagibus arctis, sondern dirae ferro et compagibus arctis 5 dewn 
1) ist „compages” nie dew mittel oder instrument, womit etwas 
geschlossen oder befestigt wird, sonders: immer die zusammen- 
fügung den gegenstandes selbst; 2) die trennang des wertes 
dirae von pertae durch den langen satz claudentur ferro et 
eompagibus arctis wäre hässlich und unerträglich; und 8). die 
Emphase würde anf diese weise dem schliessen der there, was 
den haupthegriff bildet, entzegen und auf die festigkeit der ver- 
bindung gelegt, auf welche nichts ankommt. Dirae ferro et 
eompagibus arctis wie Sil. IV, 282: „modis et obuste robore 
eiram”. Catal. XIV, 2: „nimie dira mero”. Plin. H. N. V, 4: 
»vadeso mari diros”. 

298. Claudentur belli portae. Man vgl. Voltaire’s.anwen 
dung dieser stelle auf Elisabeth, königin ven England (,,Quel 
exemple peur vous” — Henrisde |.) und urtheile über den gre- 
ssen epiker und das epos der Franzosen und über die tang: 
lichkeit der französischen sprache für die héheren arten der 
dichtkunst. 

300. Cruento, nicht „sangwines” Öbiukig, sondern cruento | 
(eruor geronnenes bias, engl. gore, nur eine andere form des lat. 
wortes), mis vergossenem biute besudelt: Lucret. Il, 194: 

— ,— nostro cum corpore sanguis 
Emicat exsaltans alte spargitque cruorem”. | 

302. Ut terrae utque movae etc. Nicht „ut terrae arcest 
que Carthaginis pateant”, sendern „ut terrae patennt”, dass. ἐδ- 
nen die landung gestaliet sei (s.v. 545,) „utque arces Carthagisis 
pateant”,. und dass sie in die stadt und burg aufgenommen werden. 

304. Volat — alarum: Milton, Psrad. Lost V, 266. 

806. Ferocia ist das engl. Aerce (wild == böse), nicht fe 
rocious (wild — wüthend); vgl. Aen. IV, 135, sowie die an- 
wendang die Germenicus auf seinem sterbebetté von diesem 
worte rücksichtlich der gefühle macht, welche sein weib Agripy 
pina gegen die lente hegte, die in dem verdachte standen, su 
seinem tode schuld zu sein: Tacit. Ann. I, 72. 8. auch He 
rat. Carm. Ill, 3, 42. Nep. Themist. ὁ. 2 

‚818. Exacta referre.. Ueber. Böynels: — ΓΝ a2 


508 Adversarla Viegilians. 


‚plorasset” bemerkt Wunderlich richtig: ,,qua sigtifsentioncs hee 

vox rarius (er hätte sagen können: sunquém) Usurpatur”. Ἐν. 

aeta ist einfach facts, transacta; exacta roferse,  geschehbenes br- 
richten (engl. report proceedings). 

814, In convexo nemorum. Das Isteinische ,,convexe:” 

entspricht nicht dem modernen convez, indem das. letztere nach 

aussen hervorstehend ‘bedeutet wie die äussere eberfläche eine 


kugel oder eines bogens, das erstere dagegen vos gerundeter ede . 


gewöldter form, mag diese ferm auf der hervorstehenden oder asf 
der hohlen, eoncaven seite betrachtet werden; s. dnm. za v.6ll. 
Da hier die gerundete form, die nötbig ist, um ein canvezam 
zu bilden, auf der hohlen oder concaven seite betrachtet wird, 
so bedeutet in convexo in einer hoblang, cencavität, ὦ, kh. i 
einer bai oder bucht, des hafens uimlich. In convexo nemeren 
bedeutet daher in einer bewaldeten bai oder buch), da eomvexo 
mit nemorum gerade so verbanden ist, wie „ugs? mit „memo- 
rum”, Aen. XI, 544: Convexo nemorum, eine ὁφάδιαι9 de 
dickichis, wie „montibus convexa”, v. 611, hohlanpee zwisches 
den bergen; ,,convexa vallium”, Justin, Il, 10, bokinngen der 
tbäler. Vgl. Aen. IX, 69, eine stelle, die mit der unsriges se 
parallel ist, als die umstände des falles es gestatten: 

„Classem, quae lateri castrorum adiuacta latebat, 

Aggeribns septam circum οἱ fluvialibus amdis- 

Invadit”. 

320. Vel qualis equos etc.: „Equo incedit, quod propriem 
Amazonibus”, Heyne. Nein; wenn reiten gemeint wäre, so würde 
Virgil ,,equum”, nicht equos gebraucht haben (Kl, 714). As- 
sserdem hat Servius uns glücklicher weise die erzählung ves 
Harpalyee erhalten, nach welcher sie so fussschnell war, dass 
sie pferde überholte (vgl. Camilla, die, obgleich zu fuss, des 
Ligurer, der zu pferde ist, einbolt, ΧΙ, 718) und überdies giebt 
ihr der dichter den anzug einer fassgängerin (Pausen. His. 
A. 16). 

821. Hebrum. Wagner hat recht. Da flüsse ebense wie 
winde wegen ihrer schnelligkeit berühmt sind (Sil. 118, 306. ἢ, 
74), so ist man schwerlich berechtigt, Hebrum, die lesart al 
ler hdschr. (auch der 55 von mir verglichenea) in die blease 
conjectur „Eurum” zu ändern. 


843. Genus intractebile hello. Wagnes: hat unrecht; 


Adversaria Virgitiana. 509 


diese worte gehören zu den unmittelbar vorhergehenden: fines 
Libyci, gerade wie (Aen. IV, 40) „Genus insuperabile belle” 
zu dem unmittelbar vorangehenden worten „Ginetulae urbes” ge- 
hört. Es ist so viel als: hier sind allerdings die friedlichen 
Tyrier, aber dort die wilden, kriegerischen Libyer. 

850. Ominibus, nuptiis, per euphemismum, ,,Socialia omina”, 
Stat. Silv. I, 2. 229. Vgi. Claud. de IV Cons. Honor. 170; 
Prop. Ill, 19, 14; desgleichen Stat. Theb. HM, 202, wo in dem- 
selben zusammenhange ,,Hymenaeia” steht. 

353. Impius. Pygmalion zeigte sich durch seine that im- 
pius (horthersig, s. zu v. 14), sie mochte verübt sein wo sie 
wollte, (Ovid. Heroid. VM, 127: 

„Bst etiam frater, cuius manus impia possit 
Respergi nostro, sparsa cruore viri. 
Pone deos et quae tangendo sacra profanas: 
Non bene coelestes impia dextra colit” ; 
wo das zweite „impia” zeigt, ia welchem sinne das erste zu 
versteben ist, nämlich ganz ohne beziehung auf die götter), aber 
er wurde auch impius (harthersig) gegen die götter, indem er 
die that ante aras verübte. Nach Virgils darstellung war dem- 
nach die that Pygmalions in weit höberem grade hartherzig, als 
nach Ovids worten; denu sie war hartherzig sowohl gegen die 
menschen als gegen die götter. 

360. Caecumque domus scelus omne retexit: vrgl. Soph. 
0. T. 1227: 

„Olga: γὰρ ove ἂν "Ioroor, οὔτε Φᾶσιν ἂν 
Νῖψαι καϑαρμῷ τήνδε τὴν στέγην, ὅσα 
Kuda“. 

868. Pygmalionis opes. ,,Quas ille animo ac spe iam 
praeceperat”. Heyne. Nein, sondern die wirkliche macht und 
die reiche habe Pygmaliens, die aus leuten und verräthen aller 
art bestand. Wie kann man sonst den gleich folgenden satz: 
Dux femina facti erklären, oder Dido’s frohlocken (Aen. IV, 
656): „Ulta virum, poenas inimico a fratre recepi”, 
eder den reichtham und die macht, welche den Aeneas in Car- 
thago begrüssent Vgl. Ovid. Heroid. VU, 149, und Sueton is 
vita Cacsoris, c. 79: „Fama percrebuit (C. luliam Caecsarem), 
migratueum Alexandriam vel Ilium, tramslatis simal opibus imperii’”’. 

878. Ante diem clauso etc. Die anspiclung betwat wer 


510 Adversaria Virgilinse. 


offeabar auf das gewöhnliche verschliessen des hauses bei ar 
näherung der nacht. Vgl. Sil. XIV, 542, | 

897. Laetantes agmine. Der gedanke ist vollstäsdig aus 
geführt in dem folgenden Reduces illi Iudunt stridentibas alis 
— cantusque dedere. 

$99. 400. Nunc — Iam. Nune stellt den gegenwärtige 
sicheren zustand der vögel dem vorangegangenen gefährlichen 
entgegen ; iam stellt die nachfolgende bandlung: sie fliegen in 
kreisen herum und blicken herab, der vorangegangenen: sio las 
sen sich nieder (capere terras), entgegen. 

400. Aut capere aut captas etc. Durch die wörter aut, 
aut werden die vögel nicht in zwei abtheilungen getheilt, son- 
dern zwei aufeinander folgende, von der gesammtzahl der vögel 
vollbrachte handlungen geschildert. Aeneas sieht beim hinblickes 
erst die ganzen vögel sich niederlassen (capere terras) und dann 
alle wieder sich aufschwingen und despectare terras. Wie die 
vögel, von ihrer flucht vor dem adler zurückgekehrt sich aie- 
derlassen und sich wieder aufschwingend in fröhlichen kreisen 
herumfliegen, mit flügelrauschen sich drehend und singend, so ist 
die flotte des Aenean, von ihrer flucht vor dem sturme zurück- 
kehrend, entweder in diesem sugenblicke wirklich im hafen eder 
läuft eben ein; denn auch des Aeneas flotte ist durch das dop- 
pelte aut nicht in zwei theile getheilt, sondern die ganze flotte 
ist entweder im hafen oder läuft eben ein. | 


400. Capere terras. ,.Eligere”. Servius, Wagner (Virg. 
Br. En.). Nein, sondern den boden nehmen, d. ἢ. sich niederlas- 
sen: „Tennit non solum ales captam semel sedem”: Liv. VU, 
26; ,,capere portum”, Caes. B. G. IV, 36; „capere.Italise”, 
Aen. V, 315: franz. prendre terre. 

40. Despectare, verächtlich auf den boden herabblickend, dea 
sie, jetzt in sicherheit, nicht länger bedürfen. Vgl. Georg. IV, 
103, wo von den schwärmenden bienen die rede ist, welche ik 
ren korb verachten, „caeloque examina ludunt contemnuatgoe 
favos”. Ferner Georg. IV, 233, in bezug auf die aufgebendes 
plejaden, welche den Oceun verachten, „spretos pede repalit 
amnes”. Der begriff der verachtung ist sehr gewöhnlich iu dem 
worte ,,despectare” enthalten: Tacit. Annel. Il, 48, 6: „Piso vix 
Tiberio cedere; liberes eins ut wulte infra despectare”. Ammisn. 


Adversaria Virgiliana. | 514 


V, 11: „Despectare omnia terrena”. Stat. Sily. 1), 7, 107; 
lilton, Par. Lost. Vil, 420 und 1X, 1010. 

400. Despectare videntur, scheinen, als ob sie herabblickten ; 
enn Aeneas, obwohl er sehen konnte, dass sie sich niederliessen, 
‘onnte sie nicht herabblicken sehen. Obgleich daher videntur 
a der construction ebenso streng zu capere als zu despectare 
rehört, so gehört es doch dem sinne nach weniger streng dazu. 


402. Et coetu cinxere polum cantusque dedere, d. i. 
iach der gewöhnlichen art der schwäne, zugleich fliegend und 
ingend. „Seine stimme. lässt er (nämlich Cycnus musicus) im 
ohen fluge ertönen, und ob sie gleich dem gak-gak der gänse 
hnelt, so ist sie doch weit voller und reiner, und wenn viele 
usammen sich hören lassen, klingt es wie ein glockenspiel, da 
ie stimme der ältern und jüngern, oder männlichen und weib- 
ichen vögel höher oder tiefer ist”. Reise in Island, aono 1820, 
on Thienemann (einem höcht kenntnissreichen und genauen 
eobachter der natur). Zweite abth. Zweiter abschnitt. 


407. Divinum vertice odorem: ,,Θεῖον ὀδμῆς πνεῦμα᾽᾽, 
surip. Hippol. 1391. 


429. Pars aptare locum tecto. — Aptare ist der lesart 
yptare vorzuziehen, einmal weil das letztere nicht gesehen wer- 
en konnte, kein bild gewährte; und dann, weil die erbauung 
ler häuser ebensogut erwähnt werden musste, als die der „arx”. 
[ecto ist ablativ, aptare locum tecto, den ort mit häusern ver- 
ehen, häuser bauen. Die handschr. sind fast gleich getheilt zwi- 
chen den beiden lesarten. Von 50 handschr., die ich verglichen 
‘abe, lesen 27 optare, 23 aptare. Bottari sagt, dass aptare, 
ie ursprüngliche lesart der römischen hdschr. sei; Pierius, dass 
r es gefunden ‚in veteribus fere omnibus exemplaribus”; Bur- 
sann, dass Nic. Heinsius es in fast allen von ihm geprüften 
iandschr. gefunden. Dennoch steht optare nicht blos in den 
lrei ausgaben des Nic. Heinsius, sondern auch io der des Dan. 
leinsius und in allen von mir nachgesehenen ausgaben mit aus- 
ıabme der des H. Stephanus und der venetianischen 1472. 


429. Sulco. „Fossa; civitas enim, non domus, circumda- 
ur sulco”. Servius, und ebense Heyne, Wagner, Lersch, Lade- 
vig. Falsch; sulco bezieht sich nicht auf das gleich vorberge- 
‚ende tecto, sondern (wie das wort cenciudere zeigt) wal die 


512 Adversaria Virgiliana. 


ganze arbeit; diese ist vollendet aud durch die gewöhnlich 
pfugfurche eingeschlossen. 

430. Iura etc. Ich habe nie auch nur cine bandschrift oder 
ausgabe getroffen, in welcher dieser vers fehlte. 

435. Adultos, uschdem sie ihre verwandlangen iberstas- 
den und die vollkommene oder ausgewachsene insectengestalt, 
die der „imago”, angenommen haben. 

435. Gentis, weil sie „solae communes gnatos . . . ha 
bent”, Georg. IV, 153. 

449. Facilem victu. Vietu nicht von „vinco”, sonder 
von „vivo”. Wer kann daran zweifeln, sobald er Georg. Il, 
460 liest: „Fundit humo facilem victum iustissima tellus’? Die 
erfüllung der prophezeiung findet sich v. 18: bello egregiam 
in „studiis asperrima belli” und facilem victu in „dives opum” 
Der pferdekopf bezeichnet sowohl ackerbau als krieg: ,,ixao; 
γεωργός τ᾽ ἀγαϑὸς κρατερός = αἰχμήτης. Dem facilem victs 
entspricht genau ,,asper victu”, Aen. Vill, 318. Vergl. ferner: 
„Ob nimiam libertatem et vivendi facilitatem”, Capitol. vita Ar 
ton. Pii 01, eine su bequeme art su leben. Es ist ferner zu be 
achten, dass die prophezeiung von überfluss für die T'yrier weit 
nöthiger und ermuthigender war, als die prophezeiung von kriegr 
glück; sie war die conditio sine qua non. Solche prophezeim- 
gen von überfluss waren überdies bei solchen veranlassungen 
gewöhnlich: Quint. Curt. IV, 33; Ammian. XXH, 16. Vel. I, 
535: ,,potens armis atque ubere glebae”, wo ,,potens armis” 
dem bello egregiam in unsrer stelle, „ubere glebae” (die fruchr- 
barkeit des bodens) dem facilem victu (der überfluss an nakrung, die 
leichtigkeit des lebens, welche aus der fruchtbarkeit folgte). Ygl. 
auch VII, 262: „Divitis uber agri”; 11,782: ,,arva inter opima”; 
X, 141: „pinguia culta exercent viri”, stellen, welche alle dea 
in unsrer stelle durch facilem victu direct ausgedrückten ge 
danken indirect ausdrücken. 

451. Donis opulentum et numine divae. „Numen cen 
Servio accipio de simulacro deae ex auro aliave pretiosa mate- 
ria‘ facta, quod zo opulentum postulare videtur.” Heyne. „Po 
testia Numinis templum donis ditavit.” Wagner. Keines ves 
beiden. Der reichthum des tempels bestand sowohl in gesches- 
ken ale in dem numen divae, der gunstreichen gegemwart der 
götlin. Vgl. Aen. X, 201: ,,Mentue dives avis.” 


Adacrieitts Visgiliaes 843 


456. Nixaeque. "Da ich der lesart nexse einen passenden 
ın durchaus nicht abgewinnen kann, so halte ich mich an dea 
ink des Servius („Multi mixae legnnt”) und lese nixae. Der 
on ist mun: die grossen dachbeiken (architravi), und durch aynek« 
che das dach’ selbst ruht auf chernen säulen. Statt des gemäldes 
r blossen thüre erhalten wir so das gemälde der ganzen tem: 
Ifagade. Aerea surgebant bezieht sich ebense sehr anf tra- 
's wie auf limina: „Trabibua solidatur ahenis Culmen”: Claud. 

rapt. Pros. 1, 242. „Tor ὅροφον zulxovr.” Pausan. X, 5, 5. 
lavali surgentes sere columnas”: Georg. Ill, 29. Nixae aere: 
at. Theb. VII, 48. Silr. I, 2, 152. Avien. Descr. Terrae 376. 
id. ex Ponto Ill, 2, 49. Horat. Carm. Il, 18, 8. Claud. de 
ıpt. Honor. et Mar. 87. 


459. Artificom manus inter se, die handarbeit der bextig- 
hen kanstier: Georg. 1, 510. Aen. IX, 457. 


460. Ex ordine, einer nach dem andern; in reihenfolge: 
sorg. IV, 507; s. anm. zu V, 773. 


462. Ambobus. Virg. Aen. VII, 470; X, 758, 


474. Primo — somno. ,,Quem Rhesus, prima nocie, post. 
am ad Troiam venit, capiebat.” Wagner. Nein; im beginne 
s schlafes, im ersten schlafe; kaum waren sie zur ruhe gegam 
w, als der Tydide sie überfiel: Phaedr. Ill, 10, 81. Sil. IX, 90. 
m. I, 268; desgl. I, 723: ,,Postquam prima quies epulis”, so- 
id sie su essen aufgehört halten. 

485. Suppliciter. ,,Suppliciter tristes.” Wags. Falsch. 
Ferebant suppliciter.” Heyae. Beinahe richtig, aber nicht 
nz. Suppliciter gehört sowohl zu ferebant ala zu ibant, 
er hauptsächlich su ibant; denn peplum ferebant ist in bezug 
f ibaut erinibus passis serundär und das gemälde vervell- 
indigend, und der sinn ist: sie gingen (mit aufgelöstem haar, 
t dem Peplum bekleidet, traurig und ihre brust schlagend) um 
 göttin ansuflehen, 5. Aen. Il, 344 nebst anm. Mir ist durch- 
5 kein beispiel der verbindung von suppliciter mit sinem ad- 
εἶν bekannt. Supplieiter ist das emphatische wort im gas- 
Ὦ satze und sollte beim lesen durch eine pause sowohl nach 

ἢ vorhergehenden als vor den nachfolgenden worten vom übri- 
u getrennt werden. S. anım. zu Il, 247. Ein ähnliches ge- 
tide findet sich bei Petronius Sat, 6. 44: „Anten stolatae teat 


514 Adversarla Virgiliniei 


wadis pedibus in elivam, passis capillis; mentibys: puris, ef leven 
aquam exorabant.” Vgl. (X, 841): — „ferebant Flestes.” ! 

487. Ter eircum Tliacos raptaverat Hectora . . . . cr — 
pus vendebat. — Raptaverat Hectora, nieht ,,corpus Heete | 
ris”, weil Hector noch lebendig war; vendebat corpus, nick 
Hectora, weil Hector nun todt war; denn unser dichter folgt 
nicht der hemerischen erzählung vem tode Hectors, sonders je 
nem anderen berichte, nach welchem Achilles den Hector dadurd 
tödtete, dass er ihn um die mauern Troja’s schleifte; ein be 
richt, dem auch Sophokles folgt im Ajax v. 1029: 

Ἕκτωρ μὲν, ᾧ δὴ τοῦδ᾽ ἐδωρήϑη πάρα 

ζωστῆρι, πρισθεὶς ἱππικῶν ἐξ ἀντύγων 

ἐχνάπτετ᾽ αἰὲν, ἔστ᾽ ἀπέψφυξεν Bios’, 
und Quint. Curtius IV, 28, wo er erzäblt wie Betis von Ale 
xander dem Grosseu getödtet ward: „Per talos enim sptrantis 
lora traiecta sunt, religatumque ad currum traxere circa urben 
equi; gloriante rege, Achillem, a quo genus ipse deduceret, imi- 
tatum se esse poena in hostem capienda.” Raptaverat, veade- 
bat: Aen. XII, 944: ,,Straverat, gerebat.” 

498. Dardanio Aeneae. Man beachte, mit wie feinem und 
der situation angemessenem gefühle das wort „Dardanius” asf 
Aeneas in dem augenblicke angewendet wird, wo dadurch, des 
thm plötzlich in einem fremden lande seine eigene geschicht 
und die seines landes zur anschauung kommt, sein gemüth ver 
dardanischen erinnerungen erfüllt und überwältigt ist. 

499. Dum stupet obtutuque etc.: „Sed video totum te in 
illa haerere tabula, quse Troiae halosin osteadit.” Petres. 
Sat. c. 89. 

500. Regina — incessit. Unser dichter gieht uns sac 
seiner gewohnheit (s. anm. zu Aen. Il, 18 u. 49), basonders bei 
solchen veranlassungen, wo er mehr als gewöhnlich eindrack 
machen will, zuerst blos den hauptbegriff, und fügt dann die 
jenigen begriffe hinzu, welche zur erklärung oder ausschmückusg 
nöthig sind. Die kénigin kommt sum tempel; sie ist vom ausge 
seichneter schönheit, und ihr name ist Dido. Regina enthält des 
hauptbegriff, denn es ist die königin als königin, welche Ae 
neas erwartet und erkennt; darum steht es zuerst; zuwächst folgt 
pulcherrima, weil die schönheit der königin fast wit aothwer- 
digkeit die unmittelbar darauf folgende vorstellung im Acsess’ 


iste war; und der name, Dido, ‚steht seletst, da er die ge- 
igste wichtigkeit hat und aur sur beglaubigung und zur ver- 
ıdung mit der erzählung der Venus dient. S. zu Aen. Il, 247. 
500. Regina ad templum. Parallel, aber (wie bei Shake. 
pare gewöhnlich wad sehr ehrenvoll für ibn) obne nachahmung: 
— „The rich stream | 
Of lords and ladies, having breugbt the queen 
To a prepared place in the choir, fell off 
A distaace from ber, while her grace sat down 
Te rest a while, seme half an hour or so, 
In a rich chair of state, opposing freely 
The beauty ef her person to the people.” 
Henry Vill, Act IV, Se. 1. 

505. Dea supereminet. Von 49 von mir verglichenen 
schr. habe ich diese lesart nur ia drei derselben (Goth. 239, 
gustan. C, und Bamberg. A a sec. man.) gefunden. Desnoch 
the ich sie vor, weil sie mit Virgils gewöhnlicher weise tiber- 
stimmt (v. 415, 605); weil in der verbindung von Dea mit 
adiens etwas besonders passendes liegt, indem der schritt oder 
ag ein unterscheidendes attribut einer göttin ist (v. 409); weil 
bea... supereminet” in der ganz entsprechenden stelle bei 
rid (Met. Ill, 178) steht; weil in der mediceischen hdechr. für 
ide wörter ursprünglich nur ein S war (das zweite ist später 
t rother tinte hinzugefügt worden); weil abschreiber und her- 
sgeber mebr gewohnt sind, solche offenbare verstösse gegen 
> presodie zu verbessern, als zu erfinden (s. v. 672 und Aen. 
‚ 687 nebst aum.); weil Pierius ans mittheilt, dass in der rd: 
schen hdschr. „et aonnullis aliis antiquis legere est Dea su- 
reminet omnes, ut Dea sit κατ᾿ ἐξοχὴν", und endlich, weil 
s ehrende prädicat nicht passend den geringeren beigelegt wird, 
ibrend das höhere (,,ipsa Dea”, Ovid.) durch das einfache pro- 
men bezeichnet ist. 

509. Foribas divae media testudine. ‚Sub tecto templi 
studinato in parte foribus propinqua resedit.” Heyne, Wagner, 
biel. Nein; foribus divae sind nicht die thüren des tempels, 
ndern der ‚‚cella”, welche ,,feres divae” heissen, weil die „cella” 
rzugsweise die wohnung der géttin war. In vielen tempele 
d namentlich in solchen, wo die grösse des raumes es bequem 
liess, war die ,,cella” unter der witte der kopgel Waar dee 


316 Adversaria Vingiliane. 


sehildkrötförmigen: daches, medis testudine, und man nähere 
sich ihr vermittelst einer treppe, an deren eberem onde, ver de 
„fores cellae”, ein absatz (,,tribunal”, Vitruy.) sich befand. Hie 
jedenfalls, auf dieser erhöhten, leicht siebtbaren und gut heleac- 
teten stelle nahm Dido ihren sitz. In dem Bacchustempel zu Pes 
peji sind noch in ziemlicher vollständigkeit die erhöhte „cella”, 
die su ihr führende treppe, und der treppemabsats zu sehe. 
Eine darstellung des gebäudes sowie die des Isistempels zu Pom 
peji, in welchem sich ebenfalls die erhöhte ,,cella”, die treppe 
und der treppenabsatz (durch séulea in eine porticus verwar 
delt) befindet, kann mas in Fumagalli’s Pompeia (fol. Firenze 
1850) sehen. Vgl. Vi, 47, wo (s. anm.) ,,feres” nicht die dir 
des tempels ist, sondern die der Sibyllenhöble, welche sich ix 
perbalb des verschlusses des tempels öflaete. 

511. Tura dabat. S. zu v. 297. 

522. Quid veniant: cunctis nam lecti mavibus ihaut. 
„Quid veniant cuncti.” Wagner. Nein; denn das merkwürdige 
bestand nieht darin, dass sie cuncti waren, sondern dass sie über 
haupt da waren; Vi, 389: „@uid venias”; ebenso, von Haecker 
mann citirt, Ovid. Met. XJ, 622; Caes. B. G. I, 47. Plaut. Ampb. 
i, 1, 12. Liv. XXXI, 39. Cunetis lecti navibus, nicht cnedii 
lecti navibus, 1. weil sie nur durch vertretung aller schiffe als 
vertreter überhaupt von Aeneas ernannt werden konnten; 2. we 
gen der parallelstellen Aen. Xi, 60: „Tote lecton ex agmize” 
und VII, 152: ,,delecton ordine ab omni”; 3. weil cunctas sicht, 
wie Heyne angiebt (,,Cumetis, quod haud dubie verius, im par 
cissimis occurrere videtur’’) die lesart einer sehr geringen, son- 
dern einer beträchtlichen anzahl von bandschriften ist: ven 49 
von mir eingesehenen bieten es nicht weniger als 18: daza bat 
das Fragm. vatic. diese lesart a pr. m.: a. Schulz bei Wagner. 
Dies ist eines von den zahlreichen heispielen, im welchen der 
Heyneschen ausgabe durch Wagner sebr geschadet worden ist. 

526. Novam cui — frenare superbas. Diese worte be 
ziehen sich auf die beiden dinge, womit Ilioneus und die Tre 
janer die Dido eben beschäftigt gesehen haben: novam cui 608 
dere Iupiter urbem auf ,,operumque laborem Partihus aequabst 
iustis” etc. (v. 511), iustitiaque dedit etc. auf „lura dabat le 
gesque viris” (ibid.). 

549. Nec pietate fuit.— Pietate gehört wicht, mit Frisch 


Adversarla Virgitianh. 617 


lin (Venus) ued den älteren grammatikern, zu iustior, sondern 
mit Heyne nud Wagner zu maior, oder vielmehr, nach Virgils 
gewöhnlicher weise, zu einem anderen worte, wie etwa „in- 
signior”, das in maior liegt und vom leser zu ergänzen ist. 
(Vgl. Aen. I, 451: „Donis opulentum et numine Divae”; IV, 11: 
»Quam forti pectore et armis”), 1) weil sonst des Aeneas ge- 
rechtigkeit nicht erwähnt wird; 2) weil ,,iustitia” und ,,pietas” 
immer sorgfältig von einander unterschieden werden: v. 607. 
Ovid. Heroid. VIII, 3; weil es 3) schlecht stylisirt sein würde, 
wean Virgil durch die worte Quo iustior alter in dem leser 
die erwartung erregt hätte, dass er von Aeneas’ gerechtigkeit 
sprechen werde, um sie gleich im nächsten verse durch beifd- 
gung des wortes pietate wieder zu vernichten; 4) wegen der 
parallelstelle Ovid. Met. VI, 1: 
„lIustitia dubium validisne potentior armis”, 

wo der leser ,,iusignior” oder ein ähnliches wort zu ergiazes 
hat. Vgl. Aes. Xi, 126, wo Aenens’ gerechtigkeit zugleich mit 
seiner tapferkeit gerühmt wird, und Aen. Vil, 281 sqq., wo bei 
einer ähnlichen gelegenheit der nämliche Ilioneus des Aeneas 
„fides” (aur ein anderes wort für seine gerechtigkeit) mit sei- 
nen kriegsthaten verbindet. 

550. Vescitur aura aetheria, nicht athmet („haueht jener 
des Aethers nährende luft”: Voss), sondern sieht: Stat. Theb. 
I, 236, wo Jupiter von dem noch lebenden Oedipus sagt: 

„Ile tamen Superis neterna piacula solvit, 

Proiecitque diem, nec iam amplins aethere nostro 

Vescitur; at nati (facinus sine more) eadentes 

Calcavere oculos”, 
und Virgil selbst Aen. X, 898: ,,Ut auras Suspiciens hausit cae- 
lum”, — Aura setheria, nicht die ätherische luff, sondern die 
ätherische aussirémung, die sirahlen des aethers, d. h. das licht des 
himmeis; ,,aura luminis” (Lact. de Phoen. 45). Virgil braucht 
den singular ,eura” nie in der bedentung dtherische tuft, sondern 
immer, um die ausströmung oder die strahlen eines glänzenden 
gegeustandes zu bezeichnen: Aen. VI, 204. Der vers ist eine 
übersetzung des homerischen Ei nov ἔτι ζώει καὶ ὁρᾷ φάος ye 
λίοιο. Vgl. Aesch. Agam. 678: ζῶντα καὶ βλέποντα. Soph. 
Phil. 1348. Plin. H. N. XI, 87: „Oculi, pars corporis pretiosis- 
sima et quae lucis usu vitam distinguat a morte”. „Cassum \n- 

Philolegus. ΧΙ. Jahrg. ὃ. 33 


518 Adversarla Virgiliana. 


mise”, Aew. U, 85. ,,Spoliatum lamine corpus”, AT, 935; „vi- 
visne, aut si lux alma recessit”, Ill, 311; und erkl. ze VI, 721. 
552. Non metus officio nec. Heyne and Wagner, snd 
ihrem beispiel folgend die meisten neueren herausgeber , lese 
ΒΟ: „non metuendum est, ne te poeniteat” etc. Heyne. Aber 
1) wäre es nicht schöu von llioneus gewesen wenn er zu ve 
stehen gegeben hätte, Dido fürchte wirklich, dass ihre freuadlic- 
keit, die sie etwa den Trojanern bewiese, ibr unvergolten blei 
ben möchte; und 2) ist mec die lesart fast aller haudsebriftes. 
Ich selbst babe sie in 40 vou 50 mss. gefunden, und nur Gef. 
nr. 54 bat ne. Der sinn ist einfach und passend: wir habe 
nichts su fürchten (dass sie sich fürchteten, ergiebt sich aus Di- 
do’s „Solvite corde metum, Teucri”, v. 566) und dss wirst wohl 
nicht bedauern. Wir haben daher keinen grund, die lesart aller 
ausgaben bis auf Le Cerda zu verlassen. Der gleiche ausdrack 
„nee te poeniteat” kehrt wieder Ecl. 11,84 uud X, 17. Vgl. auc 
Aen. VII, 231, wo auf eine protasis, die der unsrigen ganz Ähnlich 
ist, eine ähnliche doppelte apodosis folgt: „son erimus regne ir 
decores”, entsprechend dem non metus, und ,,Nec Troiam Ause- 
nios gremio accepisse pigebit”, entsprechend dem nee te. poeniteat. 
554. Arvaque. Sämmtliche von mir eingesehene hdschr. 
sowie alle Editoren und Commentatoren vos Servius bis auf 
Heyne lesen arma. Auch der Cod. Canon. macht keine aus 
nahme; denn obgleich herr Butler in seiner Collation desselben 
arva giebt, so unterrichtete er mich doch, nachdem er auf meine 
bitte die bandschrift nochmals nachgesehen, dass iu derselben 
„ganz deutlich arma geschrieben ist”. Heyne nahm zuerst arva 
aus dem Mediceus auf und seinem beispiele sind die meisten nene- 
ren gefolgt. Ich stimme dem bei, nicht blos aus dem von Heyse 
angegebenen grunde, sondern hauptsächlich wegen et, welches, 
wie ich glaube, sunt Siculis regionibus mit dem früheren theile 
der rede des llioneus verbindet: Est locus — carsus fait, indes 
der dazwischen befindliche theil quum subito — poeniteat (der des 
sturm und seine folgen schildert) blos eingeschaltet ist. Der gedas- 
kengang ist: es giebt eine gegend Hesperia genannt, wohin wir oben 
gingen, als eiu sturm uns verschlug. Es giebt auch gegendea iu 8: 
cilien, wohin wir noch gehen können. Dass dies der gedankengaag 
ist, ergiebt sich 1) aus dem et, 2) aus den ganz ähnlichen formen 
est locus, sunt et; 3) aus der rückkehr (v. 558 544.) zu der 


Adversaria Virgilinns. 649 


alternative Italien oder Sicilien, aus Dido’s Wiederholung dieser 
alternative (v. 578, 574), sowie daraus, dass derselbe Lliqueus 
unter ähnlichen amstinden (VII, 236) sich deutlich auf eine ein- 
laduug des Acestes, dass die Trojaner in Sicilien sich niedes- 
lassen sollten, beziebt. Viertens ergiebt es sich aus Aeneag’ 
erwägung V, 702: ,,Siculisne resideret arwig ... . Italasne 
capesseret oras” ; und endlich aus der empbatischen stellung you 
arvaque, dem ersten worte im verse, begleitet von einer pause 
(4. zu Aen. Il, 247). Urbes arvaque Troianoque a sanguine 
claras Acestes alles umstände, die der errichtung einer colonie 
günstig sind; denn arva bezeichnet den raum, urbes und Ace- 
stes Troiano a sanguine, dass dieser raum nicht ia einer wild- 
niss oder mitten unter fremden oder feiaden sei, sondern in der 
nähe von freunden, nnd elarus, dass diese freunde ansehn und 
einfluss besässen. ,Arva” nod „urbes” und der name. des sie 
regirenden kéniga sind ‘alle drei wieder verbunden Aen. VII, 45, 
und wieder ,,arva” und „urbea” allein Ill, 418. 

560. Spes Iuli. Dies ist wörtlich zu verstehen. Da lulus 
nur ein knabe und als solcher für die Trojaner in keiner weise 
von wichtigkeit war, so wird er nicht als eine person, sondern 
nur als eine hoffnung erwähnt: Tacit. Ano. XIV, 58 sagt Se- 
neca von Nero: „Ex quo spei tune admotus sum”. Justin. I], 
15: „Ut vidit spei urbis invidere”. . Arist. Eth. Nicom. I, 9: 
„Ovds παῖς εὐδαίμων ἐστίν. — οἱ δὲ λεγόμενοι διὰ τὴν ἐλπίδα 
μακαρίζονται. Desgleichen Serv. ad Aen. VI, 877. 

565. Vultum demissa. Nicht aus verschämtheit oder blö- 
digkeit, was einer königin auf ihrem throse nicht wohl gesten- 
den bitte, sondern aus einem freundlichen mitgefühle für die 
Trejaner. Ihr gesicht drückt nicht ärger oder unwillen aus, 
sondern vielmehr mitleid; sie zeigt nicht ein drobendes, son- 
dera ein mildes, rücksichtsrolles benehmen. Vgl. Pacat. Pa- 
neg. Theod. 44 (in bezug auf Theodosius, welcher unschlüssig 
ist, ob or Maximus zum tode verurtheilen soll, und zum mitleide 
geneigt ist): ,Quin iam coeperas de eins morte dubitare, et de- 
ieceras eculos, et vultum rubore suffuderas, et cum misericordia 
loquebaris”. 

572. Aversus ab. Nicht ‚„remotus” Heyne, Wagner, son- 
dero wörtlich und einfach weggekehrt von, den rücken zugekebrt, 
in einer anders richtung blickend. Quint. Curt. VW, AQ. Sead 

33° 


520 Adversaria Virgilians. 


periti locorum Alexandrum docent occaltum iter esse per calles 
et aversum ab urbe”. 

580. Certos. ‚Aut veloces qui cite inveniant, aut fideles”. 
Servius. Nein, sondern sie will nicht ihre gewöhnlichen botes 
sussenden, sondern ausdrücklich dazu bestimmte leute, Express. 
Und so erklärt Popma: ,,Certus bomo, quem barbari (sehr ver 
bunden für das compliment, Popma!) vocant expressum homisem”, 
Vergl. Sil. Ital. ΧΙ, 279: „Nec non et cerlis steuitur penus”. 
„Traisnum in animo id babuisse, ut exemplo Alexandri Macede- 
nis, sine certo successore moreretur". Ael. Spart. Vita Hadr. IV. 

582. Urbibus. Unter 38 von mir verglichenen hdschr. be 
ben 37 diese lesart, nur die Goth. or. 56 hat Moutibus. Bar 
mann’s einwurf gegen urbibus ist von Heyne gut beantwortet. 
ich kann hiozufügen, dass wir IV, 173 nicht blos „urbes” son 
dern ,,magnas urbes Libyae” haben. 

605. Nec quicquid ubique est etec.: 

„Quant iadis fat destruite Troie, 

Plusors qui escaper se porent, 

Par granz labors par granz perils 

Par plusors terres s’ epandirent, 

Terres poplerent, citez firent, 

Une gent de Troie escaperent, 

Ki en Danemarche assenerent”. Roman de Roa, 157 n. fig. 

608. Iustitiae. Dies ist die lesart des vatic. Fragm. und 
des Mediceus a sec. man. und ich babe es in 45 unter 47 voa 
mir verglichenen handschriften gefunden, nur im Gud. 70 nnd 
Bern. 165 war es später in Iustitia geändert. Als ursprüng- 
liche lesart habe ich Justitia nur in Bern. 172 und Erlang. 859 
gefunden. Indess ist iustitiae nicht sowohl’ aus diesem grunde 
vorzuziehen, als vielmehr darum, weil wir bei der lesart [πο 
tia 1) eine unverhältnissmässig lange einschaltung zwischen dem 
kurzen vorhergehenden Di tibi und dem kurzen nachfolgenden 
praemia digna ferant bekommen; weil wir 2) in iustitia et 
mens sibi conscia recti wenig mehr als eine wiederholung von 
pios haben; und weil dadurch 3) Dido des besten theiles ihrer 
belohnung verlustig geht: Sil. Ital. XIN, 668: 

„Ipsa quidem virtus sibimet pulcherrima mereea”’. 


Adversaria Virgiliana. 524 


Si qua pice respectaut numina, si quid usquam iustitiae 
est — nicht zwei verschiedene, von einander anabbingige be- 
dingungen, sondern die zweite ein Climax, eine steigerung der 
ersten: wenn es irgend gerechtigkeit gieht im himmel oder euf 
erden oder im bades. Wegen der construction von si quid us- 
quam iustitiae est vgl. Aen. VII, 273; wegen dea gedankens 
Aen. IV, 520; usquam, Aen. VII, 311, und Cicer. de Finib. Ill, 
20: „Quod ni ita se haberet, nec iustitine ullus esset, aec bo- 
nitatis locus”. Eine genügende antwort auf Wagners einwurf 
„Priusquam boc faciamus, demonstrandum erit quam recte et ve- 
terum sentiendi loquendique rationi convenienter conscientia bene 
factorum praemiis ornare probos bomines dicatur, idque una 
cum Diis” wird sich, glaub’ ich, finden Aen. IX, 252; Claud. de ΕἸ. 
Mall. Theod. Cons. v. 1; und inder oben citirten stelle Sil. XIII, 663. 

611. Dum montibus umbrae Lustrabunt convexa. „Do- 
nec in montibus umbrae silvarum convexa montium, b. e. latera 
et ambitus, obscurabunt et, ornatius, lustrabunt”. Heyue. Diese 
erklärung, welche Wagner und Forbiger so glücklich finden, 
scheint mir die uoglücklichste, die man hätte erdenken können. 
Denn konnten auch in der vorstellung eines mannes, der nie 
ausserhalb Deutschlands gewesen war und der den grösseren 
theil seines lebens in dem bereiche einer deutschen universität 
zugebracht hatte, wälder mit bergen unzertrennlich verbunden 
sein: in der vorstellung eines italischen dichters, der an die in 
“der regel nackten berge Südeuropa’s gewöhut war, konnte man 
diese verbindung nicht erwarten. Wenn übrigens auch die an- 
nahme, dass die berge sämmtlich oder doch im allgemeinen mit 
wäldern bedeckt seien, bei Virgil zulässig wäre, so ist es doch 
kaum zulässig, dass er den schatten dieser wälder um die 
berge herum geben lassen sollte. Nicht viel glücklicher ist 
Cerda’s erklärung: ,,Tuberositas, quippe quae convexa est 
in montibus umbram efficit, quae umbra ex diversa solis pe- 
sitione montes lustrat”; denn obgleich sie dem worte lustra- 
bunt seine eigentliche bedeutung lässt, so macht sie doch die 
erbabenen puncte der berge (,,tuberositas”) gerade die theile, 
auf welche das licht am bänfigsten und stärksten fällt, zum ge 
wöhnlichee sitz der schatten. Der ganze ,,nodus” scheint mir 
einer sehr leichten lösung fähig zu sein. Nehmen wir die worte 
montibus umbrae zuerst. Diese können schwerlich ewe wu 


522 Adversaria Virgiliana. 


deres bedeaten als in den bergen, zwischen den Bergen die schal- 
ten. Nun, welche andere schatten können mit den worten sche-- 
ten woischen den bergen oder in gebirgen gemeint sein, als die 
schalten der berge selbst? Ferner: Lustrabunt kann nur be 
deuten über jeden theil con — gehen, obire. Nun hleibt nichts 
übrig als zu untersuchen, welche stellen zwischen dem bergen 
diejenigen sind, auf welche die bergschatten stets, so lange dr 
welt steht, fallen und darüber hingehen? Nun, natürlich die 
thäler; convexa muss demnach éhdler bedeuten. Damit aber der 
leser einsehe, wie diese bedeutung vollständig mit dem römischen 
gebrauche des wortes „convexus” verträglich ist, so nehme er 
eine ruthe oder ein stückchen draht oder fiscbbein und biege es 
krumm, so dass die beiden enden gegen einander gerichtet sind. 
Dann wird er einen gegenstand in seiner hand haben, welcher 
weder erbaben rund noch vertieft rund, oder vielmehr an einer 
seite erhaben rund, an der andern vertieft rund ist, den aber die 
Römer, indem sie ihn als ein ganzes betrachteten, ohne rücksicht 
auf die eine oder die andere seite „convexus” (= con - vectas 
oder -vexus), zusammengeführt oder zusammengebracht, nannten: 
„Convexum enim curvum est, quasi conversum seu inclinatum et 
ad modum circuli flexum”: Isid. Orig. Ill, 38. Daber ist bei 
Ausonius die ruthe des fischers, die während des fischens au der 
spitze gebogen ist, ,,convexus” (Mosell. 247), der vertieft rusde 
himmel, Aen. IV, 451, ist nicht minder wie die erhaben runde 
erde (Ovid. Fast, VI, 275) „convexus”, die Insel Planasia wird, 
weil sie ,,convexa” ist („a convexitate”, Plin. N. H. Vi, $2), 
Invallis genannt, ja die concavität des himmels ist seine ,,cava 
eonvexitas”, Plin. N.H. I, θά. Das lateinische ,,convexus” ist 
daher weder unser convex, noch unser concav, sondern aus der 
geraden oder platten form gebogen, und lässt sich daher vollkom- 
men auf die zwischenräume zwischen den bergen anwenden, mö- 
gen wir diese zwischenräume betrachten als vertical aus der 
platten form gebogen, d. h. in ihrer eigenschaft als thäler, oder 
als horizontal aus der geraden form gebogen (s. anm. zu ¥. 
314), d.h.in ihrer eigenschaft als wege oder pässe um und zwi- 
schen den bergen (s. anm. zu v. 314 und vgl. ,,convexo tra 
wite silvae”, XI, 515, ein pass, der nicht gerade durch geht, 
sondern auf seinem durchgange sich windet und einen bogen 
macht; „per convexum iter”, Ovid. Met. KAW, 154, ein nicht ge 


Adversaria Virgilinna. 523 . 


rade gebeuder weg, ein umweg ; ,convexa forumiuu terrae”, 
Ovid. Met. Vi, 607, löcher oder canäle, die nicht gerade in die 
erde gehen, sondern gewunden), oder mögen wir sie in diesen 
beiden eigenschaften zugleich betrachten. Wir brauchen der von 
Horaz (Carm. Ill, 6) in den worten „Sol ubi montium Mutaret 
umbras” ausgedrückten vorstellung nur die fortwährender wie- 
derholung hinzufügen und wir erhalten das wesentliche von Vir, 
gils vorstellung: so lange die sonne fortfahren wird su bewirken- 
dass die bergschatien den ort wechseln. 

612. Pascet. Ks ist bemerkenswerth und macht mir die 
richtigkeit dieser lesart zweifelhaft, dass der Medicens paseit 
hat, sowie dass pascit, wenn mau sich auf Butler verlassen 
kann, die lesart des Cod. Canon. und von meinen des Gad. 70 ist. 

614. Quse me cunque vocant terrae, „Ubicunque ero, 
expetam poenas, hos, cum quibus me relinquitis, colendo profe- 
rendoque vobis”. @. Curt. X, 10. 

617. Obstupuit primo etc.: Prop. IV, 4, 21. 

640. Munera laetitiamque dei. Die lesart ist dei, die 
construction mittit mnnera laetitiamque dei, nämlich tauros, 
terga suum et agnos, und der sinn: sendet gaben und freude, 
welche cia gott gesendet baben könnte, gaben so glänzend und 
erfreulich, dass sie die gaben eines gottes sind (gleich als wé- 
ren sie es); sind für die schiffe als ob sie vom bimmel selbst 
gekommen wären, als ob die seaderin (Dido) eine gottbeit wäre, 
Aber wie darf ich mit solcher bestimmtheit bezüglich einer stelle 
sprechen, deren lesart und sinn nicht allein für alle commentu- 
toren Virgils, sondern für die Römer selbst (Aul. Gell. IX, 14) 
gegenstände des streites gewesen sind? Ja noch mehr, wie darf 
ich der stelle einen ganz neuen sinn geber, einen siun, der eben 
so sehr von der von Aul. Gellius gegebenen und von den mei- 
sten neueren commentstoren angenommenen deutung als von der- 
jenigen abweicht, welche Servius vorzog, welcher die meisten 
älteren commentatoren sich auschlossen und die ich selbst frü- 
her (Twelve Years’ Voyage) vertheidigt habe? Nun ich bitte 
Aen. VIII, 200 nachzusehen, wo man einen schlüssel finden wird, 
um sogleich und mit der grössten leichtigkeit dieses bisher feste 
schloss zu öffnen. Wie die ankunft und hülfe des Hercules den 
Arcadiern in ihrer noth so gelegen und willkommen war, dass 
sie die bülfe und ankunft eines gottes war (d.h. au sein wien), 


1 524 Adversaria Virgiliava. 


so waren die geschenke und die freude, welche Dide den schiff 
brüchigen Trojanero sendete, solche (d. b. sehienen ihnen sel 
che zu sein), wie sie nur von einem gotte kommen kes- 
ten. Die beiden stellen sind vollkommen parallel; „aetas’” cer 
respondirt mit Dido, ,,attulit” mit mittit, „auxilium” mit me 
nera, „adventum” mit laetitiam, die bedrängte, verzweifelte lage 
der Arkadier mit der bedrängten, verzweifelten lage der Treis- 
ner, in beiden stellen wird mit gleicher schmeichelei dem wehl 
thäter göttlichkeit zugeschrieben (ich sage schmeichelei, dem 
obgleich Hercules nach seinem tode wirklich unter die götter 
gezählt wurde — ,,decus addite divis” —, so wurde er dec 
bei lebzeiten ebenso wenig wie Dido wirklich als gott betrack- 
tet), und endlich bestehen die beiden stellen, fast als ob Virgil 
die eine wirklich nach der andern gemodelt hätte, ganz aus der 
selben zahl von wörtern, welche ganz dieselbe construction, gacs 
dieselbe stellung im verse, ganz denselben rhytbmus haben und 
ganz suf dieselbe weise mit einem punct schliessen. — Dei 
ist allgemein und mit schmeichelei gesagt, nicht ein bestimmter 
besonderer gott, sondern ein gott im allgemeinen. Einem ποῦ 
thäter mit schmeichelei göttlichkeit beizulegen ist gauz gewöhr 
lieb und findet sich nicht blos bei Virgil, sondern bei allen grie 
chischen und römischen schriftstellern, die philosephen höchstens 
vielleicht ausgenommen. Ein bekanntes beispiel ist im der er 
sten ecloge, v. 6, wo gleich im nächsten verse eiue erklärung 
folgt, die jede möglichkeit eines missverständaisses verhindert. 
Personen noch bei ihren lebzeiten in dieser weise göttlichkeit 
zuzuschreiben, was unseren modernen begriffen so entgegeage 
setzt ist, war eine unvermeidliche folge von dem glauhen, dass 
hervorragend ausgezeichnete güte und grösse auf erden sicher 
lich belobnt werden würde, und zwar durch wirkliche aufnahme 
in die zabl der schon vorhandenen götter in der eigenachaft ei- 
nes neuen gottes — ,,decus addite divis”. Der sache nach war 
es nichts weiter, als eine voransverleihung der künftigen würde: 
vgl. Aen. I, 294: ,,Vocabitur hie quoque votis”; Georg. 1, 24: 
„Tuque adeo quem mox quae sint babitura deoram Coscilia”; 
Georg. IV, 561: ,,Viamque affectat Olympo”; alles von Auge 
stus Caesar; Aen. I, 263: ,,Sublimemque feres ad sidera caeli 
Magoanimum Aenean”; Aen. IX, 641: „Sic itur ad astra, Dis 
genite et geniture Deos”, von Ascanius, und IV, 322: ,,Qua 


Adversarta Virgilinns. 525 ° 


sela sidera adibam”, ven Dido, uad von ihr selbst gesprochen. 
Wenn der leser jedoch nicht zugeben will, das in dem dei un- 
serer stelle der Dide in der stärke göttlichkeit beigelegt werde, 
als es in bezug auf Hercules in dem ,,dei” im achten huche 
der Aeneis der fall ist, ued wenn er darauf besteht, die worte 
nor von den geschesken und der freude zu verstebn, welche anf 
den schiffen wie geschenke eines gottes aufgenommen wurden, 
ohne unmittelbare beziehung auf Dido, so habe ich nichts dage- 
gen, die stelle kann so viel vdén ihrer schönheit abgeben, und 
einen ganz ähnlichen gebrauch des wortes „deus” wird man in 
dem feinen und anmuthigen compliment finden, welches Aeneas 
in der letzten zeile seiner erzählung der Dido macht: „Hinc me 
digressum vestris deus appulit oris”, hierher gekommen su sein 
war für mich so glücklich, dass ich es nichis geringerem als der 
güte irgend eines gottes beimessen kann. Ebenso, wo er dem Da- 
res befiehlt, vom kampfe abzustehen, Aen. V, 467: weiche, siehst 
du nicht, dass ein goli gegen dich ist? dass die stärke, weiche En- 
sellus übt, ihm von einem golle gegeben ist? Auch wo Japis die 
plötzliche heilung von Aeneas’ wunde der vermittelang eines 
gottes zuschreibt: 

„Non haec humanis opibus, non arte magiatra 

Proveniunt — 

Maior agit deus”, 
Aes. XIl, 427. Vergl. Quint. Curt. IV, 30: „Sive illud deorum 
munus, sive casus fuit”. Weit entfernt also, dass der gedanke 
ungeschickt und unvollendet wäre (sed quidquid amplecteris; il 
lud fatebere, desiderari hic munditiem elegantiamque Virgilianam. 
Seilicet fato interclusus est poeta, quominus adumbratum quasi 
et abiectum versiculum expleret perpoliretque”. Wagner), sind 
gedanke und empfindung (allerdings nicbt der vers, was 
eine sache für sich ist) höchst vollendet und stebn an stärke 
und schösheit des ausdrucks den bewundertsten dieses nie ge- 
nug zu hewandernden dichters nicht nach. 

Munera laetitiamque dei. Nicht munera, laetitiamque 
dei sondern munera laetitiamque, dei i. 6. ἰσοία muners 
dei, indem „laetitia” entweder (gleichgültig welebes) die fréh- 
lichkeit der gaben selbst ist, d. h. ibre fülle, ihr überfluss 
(„laeti segetes”, ,,laetus ager”, „laeta flamina [lactis”], Ge- 
org. Ill, 810), oder die fröhlichkeit d. b. frenndliddkalt wA 


526 Adversaria Virgiliena. 


herzlichkeit und daher freigebigkeit, verschwenderisehe Mes: 
fioenz des gebers (,,laeta dedi”, Aen. IX, 89; „inetus & 
bat”, XII, 893, und besonders ,,victumque feres et virgen laectes 
Pabala” Georg. Ill, 320, in welchem letsteren beiapiele ,,lactas” 
nichts weiter bedeuten kann als fröhlich, frei [ohne zwang] Φ᾽ 
bend). Mittit — munera, wie Aen. IV, 621: „Mittite mumers”; 
Aen. IX, 358: ΜΙ dona”. Die äbnlichkeit zwischen unsere 
stelle und Aeu. XII, 393 ist klar und schlagend: 

‚„Ipse suas artes, sua munera laetus Apollo 

Aagurium, citharamque dabat celeresque sagittas”, 
wo wir das geben, den gebenden gott, die aufzähluug der ei= 
zelnen gaben und selbst die freude haben. — Dei ist lesart 
der meisten handschriften. 

662. Cupido. Es steht our in übereinstimmung mit der 
strengsten mythologischen etikette, wenn der sohn der Venus, 
der grosse gott der liebe (quantus deus”, v. 723), selber zs 
Dido’s untergang verwendet wird: a. Claud. Epith. Honer. οἱ 
Mar. 78 sqq. | 

663. Donisque farentem incendat. Nicht blos „Donerem 
splendore et praestantia” (Heyne), sondern mit den durch die 
geschenke erregten gedanken. Das safranfarbige ,,velamen” ge- 
hörte vorzüglich der braut, und man hat grund zu glauben, dass 
die doppelte krone, die krone der Venus (Ipsa auam daplices 
Cytherea coronam”, Val. Flac. VIII, 251) vorzüglich die brast- 
krone war (Turneb. XXIX, 4.); vgl. Cland. de rapt. Proserp. 
ll, 140: — ,,Seseque ignara coronat 

Augurium fatale tori”. 

666. Et sub noctem cura recarsat. Nicht, wie es Werds- 

worth falschlich versteht, 

„The calm of night is powerless to removo 

These cares”’, 
sonders: ihre sorgen, wie sehr sie auch durch das lich? anc die 
heiterkeit des tages mögen serstreut worden sein, kehren (wie es bei 
leuten, deren gemiith beunruhigt ist, der fall zu sein pflegt) mi 
der dunkelheit und ruhe der wiederkehrenden nacht surück und ler 
sen sie nicht schlafen. Ovid. Met. Vill, 81: 

» Talia dicenti curarum maxima nulrix 

Nox intervenit”. 
Ebenso Val. Flacc. Ul. v. 362, und Virgil selbst Aea. IV, 532. 


Adversaria Virgiliana. §27 


668. Solus gehört zu temnis, nicht zu potentia, weil 2) 
ipido „solus, qui temnebat”, war, nicht aber die sola poteatia 
r Venus, die duch ihre schönheit and ihren caestus hatte; 
sil 2) die interpunction nech solus die verse matt und eintö- 
g macht, während die interpunctiou vor diesem worte sie kriif- 
r macht und von einander unterscheidet; 3) weil (s. Foggini, 
ıttari und Schulz hei Wagner Tom. V, praef. pag. 24) der 
okt sowohl im vaticanischen fragment, als auch im Mediceus 
| dieser stelle steht. Es war ohne zweifel das semikolon nach 
lus im Gud. 70, welches N. Heinsius verleitete, das komma 
‚ch potentia hinter solus zu versetzen. Ich glaube, es sollte 
ich potentia nicht blos eine schwache, sondern eine starke inter- 
ınetion stehen, ein semikolon, da der gedanke hier abbricht 
id ein neuer gedanke, ein steigern des vorhergehenden , mit 
lus beginnt. Du, der du nicht blos meine grosse machs bist, 
ndern auch allein auf der gansen well die waffen des donnerers 
rachtest ; vgl. Reposian. Concub. Mart. et Veneris 9%, b. Werns- 
rf. Poet. L. Min. T. IV: — „Laetare Cupido Terribilem 
vum (Martem) tuo solo numine victam”; und Statius, Silv. 1, 
. 187 — wo kein solus stebt —: 

— „Tu mea summa potestas 
Nate”. 

668. Nate meae vires etc.: "Ei δ᾽ aye μοι πρόφρων᾽ ete., 
poll. Rhod. ΠῚ, 131. 

669. Qui tela Typhoia temnis. S. hei Gorius (Mus. Florent. 
om. I. Tab. 16. Fig. 1.) die einer gemme entlebnte darstellang 
apido’s, der Jupiter’s donnerkeile über seinem knie zerbricht. 

669. Irrigat, schüttet oder giesst schlaf über Ascanius aus, 
tt ihn (wie man eine blume oder wiese netzt) mis schlaf. Der 
ısdruck ist vorzüglich passend, da tiefer schlaf die eigenschaft 
it, die haut feucht zu machen. Vgl. auch Aen. V. 854. 

697. Amaracus, speciell vom dichter gewählt, da er dem 
ymen geweiht war. S. Catull in Nupt. Iulise et Manlii, νυ. 6: 

„Cinge (sc. Hymen) tempora floribus 
Suaveolentis amaraci”. 

701. Aulaeıs. Ich kenne kein beispiel, in welchem dieses 
ort in dem von Heyne ihm zugeschriebenen sinne, nämlich im 
un von „vestes stragulae”, vorkommt. Denu die von lexieo- 


raphen als beispiele dieses gebrauches citirten zwei Wellen dem — 


§28 Adversaria Virgilians, 


@. Curtius sind vielmebr beispiele seines gehrauehes in der be 
deutung von vorhängen. Auch ist es nicht wahrscheinlich, das 
Virgil in bezug auf verschönerung so arm war, dass er gen 
thigt gewesen wäre, dreimal (nämlich hier und v. 643 und 712) 
die vestes stragulae in anspruch zu nehmen, um ein gastmall 
auszustatten. Aulaeis sind die vorhinge, welche über Didet 
»lectus” in form einer dais oder der vorhänge eines modersa 
französischen bettes hingen. „ldeo autem etiam im domibes 
tendebantur anlaes, ut imitatio tentoriorum fieret”. Servius. 
Dido’s sitz war auf diese weise von denen der übrigen gesell- 
schaft unterschieden, und das epitheton superbis, das ein we 
pig an schwulst grenzt, wenn es den blossen überzug eines # 
tzes bezeichnet, erhält einen passenden sion. 

701. Composuit, liess sich in passender stellung nieder wd 
brachte ihren anzug in ordnung. Vgl.: „Idem quum Graeco pal 
lio amictus intrasset — postquam se composuit” ete., Plin. Ep. 
IV, 11. ,,Leviter consurgendum tum in componenda toga — 
paulum est commorandam”, Quint. Il, 3, 156. 


702. Mediam locavit. ‚inter Aeneam et falaum lulom is 
triclinio aiunt.” Heyne, indem er auf Cerda verweist. Nein, 
sondern mitten im saale: ,,Aulai medio”, Aen. Hl, 354. „lan 
medio Aesonides, iam se regina locavit”, Val. Flac. Il, 346. 
„Et solio medius consedit avito”, Aen. VII, 169. 

702. Composuit, locavit. Das rücksichtlich der zeit letzte 
verbum, wie bei Virgil gewöhnlich, zuerst gestellt: Aen. V, 
$16. Il, 231. 

705. Cereremque canistris expediunt. ,,Pane e canistris 
deprompto et apposito.” Heyue. Nein, gerade das gegentheil: 
füllen die brodkörbe mis brod, die leeren körbe, welche auf dem 
tische standen, um das brod aufzunehmen, oder füllen die brodkörbs 
und setzen sie auf den tisch Expediunt, tragen das brod af 
dem tische oder für die gesellschaft auf, canistris, mis oder cer- 
mittelst der korbe. Aen. VIII, 181: 

„Viscera tosta ferunt taurorum onerantque canistris 
Dona laboratae Cereris Bacchumque ministrant”, 
wo ,,onerant canistris” bedeutet: füllen die körbe, wie ‚„cadin 
onerarat”, 1,199: hatte die fässer gefüll. Vgl. Georg. IV, 280: 
„Pabnlaque ie foribus plenie appane canistris”, 


Adversarla Virgiliana. 880 


setse den bienen das fulier in körben (ndpfen) kin; obeuso Statius, 
Silv. I, 6, 81: „Hi panaria candidasque mappas 

Subvectant epulasque lautiores”, 
bringe die körbe (untersetser, teller oder ndpfe) mit dem brode 
darin, oder um das brod darin su haben. Sil. It. VII, 179. Dess- 
gleichen Servius (ap. Burm.) ad vers. 710: ,,Quia veteribus non 
in manus dabantur pocula, sed mensis apponebantur, ut hodie, 
apud plures, pocula in canistris argenteis apponuntur, quae ¢a- 
nisira siccaria dicuntur.” In „canistra”, ähnlich diesen ,,ca- 
nistra siccaria” oder weinwnierseisern des Servius, wurde nach 
der schilderung in unserer stelle das brod neben jeden gast hin- 
gestellt. Daher ist das verbum expediunt in seiner eigentlichen 
bedeutung gebraucht: setzen das brod in (oder mittels) unterselsers 
oder éellern auf. 

707. Ordine longo. Unter 54 von mir geprüften hdschr. 
haben 53 einschliesslich des Gud. 70 longo, während nur eine, 
Augustan. C, longaın hat. Doch ist dies keine ausnahme, da 
das ganze blatt in der bdschr. von einer hand aus dem 17. 
jahrbundert ergänzt ist. Es ist bemerkenswerth, dass dieses er- 
gäuzte blatt die andere seltene lesart iactetur hat. Natürlich 
kann aus der hdschr. keine unterstützung für die beiden lesartes 
abgeleitet werden. Ich finde longam zuerst bei Dan. Heinsius, 
dann hei Commelinus und zuletzt bei Wagner. Von Hr. Butler 
selbst habe ich die mittheilung erhalten, dass die angabe in sei- 
ner vergleichung des Cod. Canon., dieser codex habe longam, 
falsch ist, und dass derselbe wirklich longo hat. 

709. Pares aetate ministri. Diener ,,pari aetate” waren 
ein zeichen von königlicher würde. Tacit. Annal. XV, 69: „Iu- 
betque praevenire conatus consulis; occupare velut arcem eius; 
opprimere delectam iuventutem; quia Vestinus imminentes foro 
aedes, decoraque servitia et pari uelale babebat.” Vgl. auch 
Apoll. Rhod. Ill, 838 in bezug auf die diener der Medea. 

710. Onerant, ponunt. Ich habe diese lesart io 8 unter 
44 hdsch. gefunden, und scheint sie mir vor der allgemeiner 
aufgenommenen lesart onerent, ponant (von Wagner aufgenom- 
men und von ihm erklärt: „quibus haec cura iniuncta est, ut 
onerent ac ponant”) als plastischer den vorzug zu verdienen, da 
sie das gemälde wirklich vor die augen hinstellt und besser mit 
den vorangehenden indicativen dant, expediunt, ferunt hermsnır\. 


880 Advarseria Virgilians. 


721. Haee ocalis — miserae deus. „Dass das wert Did 
nach reginam und haec plump ist und eine schlechte wirkmg 
hat, wird wohl jeder dichter zugeben. Ich würde vorzieha: Ir 
scia quantus, Insidest quantus miserae deus.” lortia, Phikl 
Tracts. Im gegentheil, die einschaltung von Dido’s names i 
dieser stellung giebt der stelle nicht nur mehr pathos, senden 
stimmt auch mit Virgils art und weise überein: Aen. 1, 277: — 
Vil, 19: — ,,Donec regina sacerdos 

Marte gravis geminam partu dabit Ilia prolem.” — 
»Quos hominum ex facie dea: saeva potentibus herbis 
Induerat Circe in vultus ac terga ferarum.” 


8. auch Aen. |, 500 und 695; Il, 408; desgleichen die trenuug 
des „Delius” von ,,Apollo” (Aen. Ill, 162), des ,,ithscus” ve 
»Ulixes” (Ill, 628), des „Saturnia” von ,,lovis coniax” (IV, 91} 
des ,,deas” von „Somnus” (V, 841), und die verbindung der ge 
trennten nominative mit verschiedeaen verben. Die wiederbelsag 
des quantus wärde nur dazu gedient haben, die aufmerkes 
keit von der hauptperson abzuzieben, um sie auf einer selche, 
weiebe nur eine nebenrolle spielt, zu fixiren. 

Verwandt mit dieser kritik des gelehrten lortin über inset 
Dido ist die von Steevens, dem berühmten herausgeber Shake 
speare’s, über Aen. I, 415: 

„At Venus obscuro gradientes aere sepsit 
Et multo nebulae circum dea fudit amictu.” 


„Hätte Virgil”, sagt er, „so lange gelebt, dass er seine Aeneide 
hätte revidiren können, er würde schwerlich beide verse in se- 
nem texte haben stehen lassen. Die geschmacklose wiederholuag 
des nominativs im zweiten scheint sehr stark dagegen zu spre 
chen.” Steevens’ Shakesp. Romeo und Julie, act IV, sc. 1. acs. 


727. Mensae remotae. Nicht die Asche, denn diese ware 
für die ,,crateres” nothwendig, sondern die gerichte, die gang, 
die auf den tisch aufgesetzten speisen; wie der Engländer sagt: 
„the cloth removed” und der Deutsche: „nach aufgehobener tafel.” 
Dies wird bestätigt durch v. 220, wo der nämliche ansdruck 
gebraucht ist, obgleich in jenem falle gar keine tische yorker 
den waren; denn dort wurde das essen auf dem grase aufge 
᾿ς tragen. 


730. Dependent — incensi. Das satzglied bängt eben 


Adversarta Virgiliana. δδὲ 


wie das vorhergehende von postquam ab, und der sina ist: erst 
nach aufgebobener tafel wurden die lampen angezündet. 

740. In mensam. Das genau entsprechende „in mensam 
laeti libant” (Vill, 279) zeigt, dass dies die richtige lesert ist, 
obgleich unter meinen funfzig handschriften blos 13 sie haben. 

745. Quae. Für die richtigkeit dieser lesart spricht nicht 
nur der bessere sinn und die bessere construction, sondern auch 
die auctorität des Servius und Donatus. Von meinen handschrif- 
ten haben neun und zwanzig quae, sieben (einschliesslich des 
Gud. 70) quem, die übrigen die abbreviatur gq. Quae ist die 
lesart aller ausgaben bis auf Nic. Heinsius, weicher aus dem 
Mediceus quem aufnalım. 

746. Solisque labores. ‚‚Defectus.” Heyne, Wagner. Nein, 
sondern einfach mühen. Sil. Ital. XIV, 348; Stat. Theb. Ill, 8; 
Arnob. adv. Gent. VIII, 83: „Vide et annum ut solis ambitus fa- 
ciat, et mensem vide, ut luna auctu, senio, labore circumagat.” 
Claud. in Prob. et Olybr. Cons. 267; Anthol. Lat. Il, n. 1078 
Meyer. 

750. Tardis noctibus. — „Non longis, sed aestivis i. e. 
tarde veuientibus.” Servius, Heyne und Wagner. Ganz das ge- 
gentheil: die langen, langsamen winiernächte. Ovid. Ep. ex Pont. 
HH, 4, 25; Senec. Agam. 53; Ovid. Heroid. XVIII, 113; Lucret. 
V, 698. . , 

750. Tardis mora noctibus. Ganz des Ausonius (Precat. 
Cous. Design. 49) „Brumamque morantem noctibus.” 

750. Obstet, hindert die nächte, nicht zu kommen, sondern 
su gehen, ihrerseits ebenfalls in den ocean zu sinken. „Quid 
cadentes detinet stellas polo.” Seneca Agam. 55. 

751. Sequuntur, weil der beifall stets von deu insassen 
des hauses, nicht von den gästen ausgehen musste. „Damus 
omnes plausum a familia inceptum : Petron. Satyr. c. 36. 

756. Quantus Achilles. ,,Quam magnus corporis viribus 
et animi virtute.” Heyne. Aber eine solche frage hätte nicht 
harmonirt mit den vorbergehenden fragen über die rüstung Mem- 
nons und die rosse Diomeds, und ihre beantwortung hätte kaum 
weniger als eine Achilleis erfordert. Die frage ist: war Achil- 
leus wirklich von so grosser statur als man von ihm erzählte? We- 
gen der grösse des Achilleus s. Lycoph. Cass. 860 und Horat. 


Carm. IV, 6, 9. Wegen des gebrauchs von ,,quantue” io dar Ν 


582 Adversaria Virgilians. 


bedeutung wie gross von körper, an gestalt, s. Val. Flecc. V, 209. 
Aen. Il, 592. XI, 644. Ovid. Met. XIII, 842; und vgl. Prop. Il, 
7, 51: „Et tanti corpus Achillei Maximaque in parva sastalit 
ossa mann”; und Aen. XII, 701, wo Aeneas selbst geschildert 
wird als ,,Quantus Athos aut quantus Eryx aut ipse, coruseis 
Cum fremit ilicibus, quantus gaudetque nivali 
Vertice se attollens pater Appenniuus ad auras.” 


Dresden. J. Henry. 


Zu Manetho fr. 64. 


Syncell. p. 138, 13 (ed. Bonn.) berichtet aus der Afrikanus'- 
schen recension des Mauetho unter der 24sten dynastie folgen 
des: ,,δόχχορις Σαΐτης ἔτη ς' ἐφ᾽ οὗ ἀρνίον ἐφθέγξατο, ὅτη 3 δ" 
Die schlussworte lässt die Eusebios’sche recension aus; sie sind, 
wie Böckh, Manetho s. 164 mit recht sagt, räthselhaft. Mas 
kann mit dieser angeblichen zeitbestimmung schlechterdings nichts 
anfangen. Das lamm, welches ohne zweifel den einbruch des 
Sabako verkündete, kennen wir auch aus Aelian. N. A. XH, 8, 
wo es heisst „Aeyovow Aiyintio: . . . ἄρνα καὶ ὀκτάπουν καὶ 
δίκερκον κατὰ τὸν Boxyopır τὸν ἀδόμενον ἐκεῖνον γενέσθαι, καὶ 
ῥῆξαι φωνήν. καὶ δύο κεφαλὰς ἔδουσι τῆς ἀρνὸς, καὶ τετράχερω 
γενέσθαι φασὶ τὴν αὐτήν. Da Manetho von Aelianus auch N. 
A. X, 16 benutzt worden ist, so liegt die vermuthung sehr nahe, 
dass das auch hier gescheben ist. Vielleicht fällt aus der be 
schreibung des sophisten auch licht auf die verderbten worte des 
Synkellos. Ich glaube nämlich, dass zu schreiben ist ,,éq' οὗ 
ἀρνίον ἐφθέγξατο oxtanovy'. Das unlautende o konnte leicht 
ausfallen, da das vorhergehende wort mit einem o schliesst, und 


ὀΚΤΑΠΟΥΝ und o]ETH a 4 liegen nicht weit auseinander. 
Leipzig. Alfred con Gutschmid. 


xXV. 
De hexametro latino. 


— — — ee ..... 


Multum mibi et adsidue tractanti Caroli Lachmanai in Lu- 
creti carmen commentarium haud exiguam laudem eo nactus esse 
videter vir summus, quod ad hexametrum latinum parum antes 
compertum quam maxime animum attendit. Itaque et ipse in- 
citatus sum ut de hoc versn quaererem; quaeque invenisse mihi 
videor paueissima, in medium mibi proferre liceat. 

Quattuor igitur huius versus partes discerno, quarum pri- 
mem statue porrigi usque ad arsin pedis secundi, alteram usque 
ad finem pedis tertii, tertiam centineri pede quarto, quertam 
quiato et sexto. 

Quod in omni versuum genere fit, ut initils maior contie- 
gat unmerorum varietas ae licentia, idem hexametre contigit. 
Itaque quod de secundo et tertie pede negandum esse demon- 
atrabo, primum pedem uno vecabnlo effici nibil vetat; et permit- 
titar, (quod in altera parte non aeque concedi videbimus), lou- 
garum vocalium in thesi prima et in arsi secunda elisio. Sed 
monosyliabum in versus principio positum elidere uan ausi suat 
Prepertius, Tibullus cum Lygdamo et Sulpicia, Ovidius, Gratius, 
Epitomator Iliados, Manilius, Lucanus, Horatius io Epistulis, 
eum ia Sermonibus satis multae eiusmodi elisiones occurrant; 
semel cam admisit Eunius quoque v. 198. Qui antebac, Lu- 
eretius bis, 11, 850: Quo ad licet, IV, 1204 Cum inieres; saepiug 
Catollss, p. 52, 12 (Lachmanni) Cum interes; 53, 23 Cum in, 
56, 20 Dum adeerso, 60, 26 Qui spse, 61, 28 Ne amplius; 69, 26 
Tum omnibus, 71, 18 Qui ut. Neque prorans devitavit hanc income 
meditatem Vergilius, qui Bucolicon 8, 48 incobavit ab his ver- 
bie, δὲ ad vitulam species, veque Ciris scriptor , dh Te erepia, 

Philologas. ΧΙ. Jcbrg. ἃ. Sh 


534 De hexametre latine. 


denique in Opusculis Maronianis unum exemplum sotendum et 
1, 4 Si occulitur. Consimili ratione elisio excluditur a prim 
syllaba alterius pentametri hemistichii, quamquam Propertins has 
admisit semel Ill, 14, 10 si altera, semel Tibullus quoque |, 4 
56 se inplicuisse, Catullus multo saepius. In secunda antes 
hexametri parte regula est, ne secundus pes contineatur vocs 
bulo dactylico aut spondisco aut quae hos in pedes exeunt. it 
ab Ennio quidem metri elegantiam gagis alienam esse aon m 
rum est, neque qui primus sculpturam exercuit, ad fastigiem 
hanc artem evexit. Sed quod Lucretius legem parum obser 
vit (neglexit eam in sole primo libro triciens fere) id de cee 
silio fecisse putandus est, ut in modum Empedoclis in arte me 
trica elegantiam nullam quaereret. Denique accuratiora tradere 
omitto de Horatio, qui quidem in ipsis Epistulis viginti fer 
banc contra regulam versus fecit. Itaque Catullns his loeis ke 
gem laesit: p. 46, 28 Sed conubia lacta; p. 60, 21 Stee quod 
inpia mens; p.71, 26 Hane δὲ cwius me; p. 72, 2 De me: Latis 
me; ib. A Nec scire utrum sis; 25 Nikilo mundius hoe; 27 Nea 
sine dentibus esi; p. 75, 16 Non nostrum inter nos; multe rerin 
Propertius: Il, 3, 11 Ui Maeotica nos; 11l, 24, 10 Una aut alers 
now; IV, 6, 25 Nec sine moribus; nam vitiosi nen sunt quatiuer 
versus, quorum secundum pedem tenet vocabulum seseso sequente 
pronomine gus I, 11, 7, quot Ill, 29, 8, quos Ill, 29, 14 qua 
IV, 28, 18. APropertio arte non differt amicus eius et eeque- 
lis Vergilius cuius haec notavi exempla: Eel. 2, 53 Addam ce 
rea pruna; 5, 19 Sed iu desine plura; Geergieon ἐδ, 61 Seilice 
omnibus est; Ill, 344 Armentarius Afer; IV, 448 Sed is devine 
velle; Aeneidos Ill, 697 Iussi numina; IV, 816 Per conubis 58- 
stirs; 372 Nec Saturnius haec; 486 Spargens humide molia; 385 
Et cum frigida mors; V, 799 Nee Saturnius; XI, 684 Armaque cor- 
poraque ef: a quibus diversa sunt haec: Ecl. 3, 28 Vis ergo = 
ter nos: 108 Non nosirum inter nos; Georgicon I, 301 Mutuaqus 
inter se; III, 218 Cornibus inter se; IV, 73 Tum trepidae inter 
se; Aeneidos Il, 454 Tectorum inter se; 735 Sed mihi nescio quod; 
IV, 193 Nunc hiemem inter se; 448 Eruere inter se; V, 766 Com 
plezi inter se; VI, 828 Heu quantum inter se; Vill, 354 Tal 
bus inter se, 639 Post idem inter se; X, 358 Non sped inter m; 
437 Haud tamen inter se; Xi, 445 Mi haec inter se; XO, 212 
Takbus inter se. Culicis acriptor, aceuratiseimus: versuum facies 


* De bhenametre Jatine: 888 


deram artifem,ımsglegbutior fait 7. 236 ‘Inplacediiiey sed Tibul 
iss qued. vosabuld. efi ita usus est I, 0, 8. reprehendendus non 
est, neque in. allam..vitii speciem incidit cum:.hoc in loco :pesnit 
vecabulum sescio quas I, 6, 55; sic enim ia epistola Laodamias 
est: nescio quem. v..63. et.98; im epistola Herus nescio quas. v. 
£02, in Acontii 209 sescio qua; in Sapphus 109 sescio quis; ac 
me .ipse quidem Ovidius talia sprevit; habet enim mescia quag 
Metamerphoseon |, 461; sescio quam Ill, 457; nescio quis V1, 8823 
Vu, 39. 66; Tristinm I, 6, 18. Ill, 14, 25; nescio quid Meta: 
morphoseon Vlll, 467. X, 52. Amorum Ill, 14, 25; Epistularam 
ex Ponto Il, 8, 22, Tristium V, 11, 1; neseio quo Amorum Ill, 
8, 8; Tristium 1, 2, 18. 10, 3, 8; nescio cus Epistularum ex 
Ponte I, 8, 45; πειοίο. quem LI, 9, 2; inter se Metamorphoseon 
iV, 679. XM, 430, Tristium V, 3, 45, Epistularum ex Ponto Il, 
10, 17: ster nas Amoram Vil, 8, 5, Artis amatoriae Il, 614. 612, 
Tristium V, 3, 58; tnira me Metamorphoseen Il, 55: qued de- 
mique ia Epistularum ex Ponto li, 8, 76 ita posuit vocabulum 
quameis, eandem excusationem habet qnam versus 'Tibullianus 
quem adtuli. Itaque porro im carmine ad Messallam v. 5 prae: 
positie praeier ita usurpatur sequente pronomine 26; eademque 
eenditione Epitomatori Iliades tater v. 562, luvevali tater et in- 
ara 1, 112. 18, 209; Manilio enter I, 846, 479. IV, 810, unde 
apparet Fridericum lecobum in.M, 619 et IV, 757 non recte coa- 
iecisse AS cum. Luniger et Ulimus occulit. Apad Lygdamum, Gre. 
tinm, Lucanum quod huc pestineat nihil inveni neque secunde 
pede meque tertie, qui eadem lege regitur, sed multo sevesius. 
Itaque Ennius quoque cum raro uno vocabulo effici passus eat; 
Horatius bis is Epistulis, 1, 18, 52 Possis; adde viriia, I, 3, 41 
Bec facundia deseret; neque, nisi quid me fagit, Lucretius sac 
pius, 1,570 As contra si moliia;.1V, 493 δὲ quascungue coloribus; 
uam diversa ratio est vigiati fere versuum, in quibus praeposi- 
tie inser sequente pronomine se tertinm locum tenet; et singula- 
rem exeusationem habet Ill, 258 Nunc 00 quo pacto inter sen; 
de qua. in alia. commentatione dicam. Denique in Properti I, 
19, 25 illud inter nos ita reperitur, in Vergili Aeneidos VIII, 
457 inter se; in Georgicen. IV, 55 nescio qua. lam vero notum 
est, im scaenicorum metris eis sedibus quae vocabula spondiaca 
aut dactylica non recipisnt, reperiri tamen praepositiones sequen 
tibua prenominibas, et vocabulum nescio; qua de re Brvence 
ὃ." 


586 De hexamctes Autinsl 


Ritschelius diepatavit. Prelegomenen ed Triksmunum φ..3288 αἱ 
pv 237: precpesitiones autem illas enolisi quadam secedtes 
peosemioibus tanquam in trisyllaba eoirs agnescitur ab emuibe, 
neque ego longa mea euumeratione aliud qnidquam..quam seve 
argumento rem cepfirmare volui. Sed de mescio. vacabale viri 
decti dissentiunt inter se. Mihi igitur eam casui tribuere ses 
pessim quod vocabulum illud semper excipiatur pronemine quis 
aut aliis eius formis, non dabitandum esse videtur quia similiter 
pronuntiandum -sit sescid quis. Sequitur autem ex hee dispute 
tione, ante vocabula monosyllaba in tertia ant. quarta arsi pe 
sita antecedere debere aut monosyllaba vel trochaien olisa ve 
eali, aut pyrrbichiaca vel elisa tribrachiea ; qualia Tibullas be 
bet I, 1, 15 Abi at; AB satis est; 63. tun. emt; 2, 17 sow quis; 59 
sempe haec; 64 nec te; A, 79 cum me; 5, 6 post hacc;. 6, ὃ d 
me, 10 heu heu; 81 mec me; 8, 22 af mon; OS mac dens; ὃ, 1 
meus est; 72 pro quo; 79 cum me, alia, 

His regulis adiunge duas: alias ak Ovidie potissimuss a 
qui cum eo facinnt, ebservatas, quae et ipsae ad discrepantion 
rhythmici et grammatici aceentus effieieudam spectant. ᾿ Scihiod 
nase δεύτερον τροχοιῖον incidere sequente enesura -nava reires 
τροχαῖον antiquiores quidem podtae mimes dubitaremt, et. ipsins 
Vergili triginta fere eiusmodi exempla notaviy sed ‚Properti tis 
tantum, 111, 88, 9 Cum te suseit habere puellam, IV, 8, 28 At ὦ 
amore dolere volo; V, 7, 41 δὲ graviora rependit iniguiss Tibslli 
dao I, 2, 27 Quisquis amore tenefur eal; 63 Non ego tetas abe- 
sof amor; unum in carmine ad Messallam, v. 11 Brigoneque Ce 
sisque; unum Gratii 482 Supplicibusque vocands: Manili que 
qne unum I], 221 Sunt quibus esss diurna. Haius igitur for 
mse nullum versum fecerunt Ovidius, Lygdamus, Epitomater 
Iliados, Lucanus ; quare in Metamorpboseon VI, 201 Merkelium 
manum poétae adsecutum esse cum fecerit: ite satisque super 
sacri non credo. Itaque cacsura κατὰ τρίτον spoyaior ab his 
poätis ex reguls ita admittitur, ut antecedat ineisio post arsis 
secundam, sequatur hephthemimeres, velati: Nec quidguam nis 
pondus sners (Metamorphoseon I, 8). In hac eutem regala de 
monstranda, cum oullom cognoverim a quo constanter observeter, 
si omnes exceptiones adferre vellem, et mihi et leetoribus tae 
dium pararem: veram eam esse intellegatur ex paucis bis adae 
tationibus. Propertius in primo libee versus ia thesi tertia is 


De herantetve latices, 88 


cises quatuerdecim hubet, omnes secundum cam quam preeseripal 
formam reductes. ‘Tibulles cai havc caesura imprimis placuit, 
βάδην. ca in decimo carmine deciens octiens, semel illa sorme 
neglecta v. 37. Contre Lygdamus ita cam devitat, ut dao tam 
tum exempla praebeat, 4, 57; 6, 17. Ia Metamorphoseon prime 
lihro octoginta fere verses regulae sefficiunt, adversantur duo: 
190 Comets prius tempiata sed inmedicabilis, 578 Populifer Sper 
chios es inrequicius Enipeus, Etiam maiorem diligentiam eontulit 
Ovidius in distichos elaborandos, ut in his paucissimos versus 
eontra regulam factos invenerim, Heroidom Epistularum 1, 95 
Irus egens pecorisque Melanthius; 7, 17 Alter omor δὲ restat he 
bendus; Artis 1, 203 Ilum Gnosiadesque Cydoneaeque phareirae; 
Fastoram Ill, 868 Adspicis hos, us forte pependerat. Ovidi artem 
prorsus adsecutum esse Lucanum, luculentem testimonium ptae- 
bet Pharselicon decimus liber, qui cum omnino DILV veraus 
costinest, ceatum decem habet ad eam de qua dico normam con- 
pesitos. Quibus in adaotationibus quiesco. 

Certae huie secundae partis stracturee respondet elisionis 
uses. Nam in thesi secunda sunt qui rarissime lengas vocales — 
elidant; Eauias semel v. 135; im quinto libro Lucretius nen 
saepies v..156 Dicere porro hominwn; Catullas in Epithalamie 
semel p. 42, 23 Ile si qua. alie; Prepertius ‘bis, IH, 11, 1 Seri- 
bant da (6 alu; 30, 31 Quod »i nemo esta Vergilinm queqne 
satis magnem ad devitandam molestiorem elisionem adhihuisse 
curam inde potest calligi, qued quintus et octavus Aecaeidos i- 
ben exemplo plane earent. Sed Horatium quamquam Epistulas 
muito maiore in rebua metrieis diligentia enmpasuit quam Ser- 
mones, tamen miror in illis heo mode semel tantum etisisse If, 
2, 69 Hic extreme in. Eandem elisienem seme) admisit Tibal- 
las in I, 2, 58 Omnia: da me uno; semel Gratius v. 4 Incon- 
suis homines; quater Ovidius in Metamorphosesin, V, 94 Quem fe- 
cists hostem: 250 Cernere vidi ipsum: XV, 528 Echalari animam, 776 
non sinis in me aliquid; denique ter Manilius, J, 171 Ictague contra 
sehs: Ul, 826 Tertius aeque dk: IH, 507 Now seri te obitus. In ele- 
giis eutem Ovidius ab hoe elisienis genere prorsus abstinuit (nam 
Tristium V, 10, 41. 42 ab aliena manu insertos esse iam Hein- 
sius intellexit), qua in re eum secuntar Lygdamus, Epitemator 
Jlindos, Lucanus, Calicis et ad Messallam carminis scriptores. 

Etiam parcier elisionis usus in tertia thesi est, Nom wo 


338 De hexametre -latine. 


tanto versuum uumere Lucreti vix viginti exempla. congess; 
uunm votari ia Catulli Epithalamio p. 49; 8 δ cafendst, quis 
que ia Vergili Georgicis, Ill, 62 fesurse habiis; 100 ergo ai- 
mus; 500 demissae aures; IV, 471 commolae Erebi: 516 ah αἱ. 
mem: non saepius idem Vergilius menosylinba longa hee lees 
elisit: Aeneidos V,698 cum effusis; VII, 586 se obfert: VIII, 200 
te in: 421 se ardens: IX, 682 se acies; itaque in Aeneides VI, 
889 de consilio scripsisse putandus est samsiinc: ef Lachmar- 
nus ad Lucreti Ill, 954. Maior autem poétarum pars elisionen 
longae vocalis a tertia thesi prorsns exeluserust: Catulles ἢ 
Hymenaeo, in carmine ad Ortalum, in Coma Berenices, Proper 
tius, Vergilius in Bucolicis, Tibullus cum Lygdamo et Sulpicis, 
Calieis et ad Messallam carminis scriptores, Ovidius, Gratis, 
Epitomator Iliados, Lucanus, Mauilius, nam in huins Astroueni- 
con libris Fr, Iacobum quinquiens quod verum erat fugisse pute, 
I, 332. 1], 171. III, 489. IV, 608. V, 524. Denique in terta 
arsi longam vocalem elidere epici, didactici, satirici podtse mi 
nus dubitarunt; sed Propertius id in prime libre, quem omnien 
elaboratissimum esse constat, seme] tantum fecit, 21, 5 ser- 
vato uf; Tibullus cum Lygdamo et Sulpicia, et Ovidius in dist- 
chis nunquam ; nam Fastorum IV, 401, Merkelins Heinsio rectiss 
edidit; ex Ponto Epistularnm IV, 8, 88 Heinsias Merkelie ve 
rias; in Fastorum Ill, 585 neutri obsequendum est: reete defes- 
dit orstionem asyndetam Burmannas. Itaque apparet, δεῖ auzi- 
liare ubicuuque eiusmodi vocalibus in tertia arsi subieiatur sem- 
per privandum esse vocali: scribendum igitur veluti Tristiun |, 
9, 51 rasioss, II, 885 ingeniist, 888 Hippolytost; 10, 3, 77 tam 
lost, 8, 21 intereast, IV, 4, 5 ingeniost. Prorsus autem Preper- 
tius Tibullus cum suis, Ovidius elisionem excluduat ab sitima 
hemistichii pentametri prioris sylisba, unde similiter inclinanden 
esse es} auxiliare in magno versuum numero per se intellegiter. 
Restat ut breves quoque vocales, in primis autem syliubas m |; 
tera determinatas in hac hexametri parte rarius elidi dicam; quee- 
stionem si quis accuratius persecutus erit, non dubitabit, qsio 
est auxiliare post omne vocalium genus in tertia arsi ab elegis- 
cis poétis suppressa vocali dictum sit. 

lam tertia para quam effici dixi pede quarto secundum eas- 
dem rationes construitur ac prima; recipit igitur vocabula dacty- 
lica, nullam requirit in quarta arsi et in quarta thesi elisionum 


rn u — ——— — — — 


De hexameteo latine. 839 


nautionem; .quin eo lisentiae antiquiores poötae graeei pro- 
gressi aunt, ut aliquetiens trochacum hac sede admiserint pre 
spondeo; qua de re non recte iudicavit ἃ. Hermannus in libris 
suis de arte motrica, Mibi in mea disputatione illud tantum ad- 
notandum est, ne Ennium quidem ab hac licentia, abstinuisse cum 
fecerit hoc versus initium: Inft o cives, et hos exitus: wier es 
set induperator, ponebat ante saluiem. In Vergili Aeneidos V, 167 
et 480 si certo sciremus poétam scripsisse: revocabat, ecce Clo- 
anthum et inlisit ossa cerebro, eodem modo has lectiones defende- 
rem. Nam argumenta A. Fleckeiseni qui eas recipi iussit in lahnii 
Anasl. LXI, p. 82, nec mihi sufficiunt neque suffecerunt C. Lach- 
maano, qui de productis brevibus ayllabis disputavit in Commen- 
tario Lucretiano p. 17. Sed et codices dissentiunt et quod li- 
euit Eanie idem licuisse Maroni ratio negare videtur; itaque le- 
gemus quod ante Ladawigium legebatur: revocabat, es ecce Clo- 
anthum; inlisit in osse cerebro. 

Relicum igitur est ut de quarta parte disseram quae finem 
versus complectitur. In exitu hexametri accentum metricum cum 
grammatico consentire debere iam dudum animadversum est; 
quamquam Epnius, Lucretius et satirici poétae hac quoque in re 
elegaatiam minus quaesiverunt. Ac primum quidem, ut ‘ad de- 
menatrationem ipsam accedam, hoc sibi omnes sumpserunt poétac 
licentiae ut vocabulorum pyrrhichiacorum et iambicorum mode 
prorsus neglegerent modo de loco moverent accentum. Cf. Rit- 
schelius Prolegg. ad Pl. Trinumm. p. 208. itaque versuum 
exitus quales sunt, o ego feliz, hunc ego Diti, alque ita faier, tam 
multi apud omnes poétas reperiuntur, ut exempla congerere non 
opus sit. Paullo rariora iambica vocabula sunt aate monosyl- 
laba ia bexametri fine posita: Catullus p. 88, 13 suis est, 52, 
22 opus deus, 58, 25 deum me, ὅθ, 23 tuam te, 62, 2 miks 
mors, 17 apud me, 75, 5 refers te, 76, 17 potis at: sic porre 
Prepertias Ill, 25, 17 amor qus: Vergilius Ecl. 8, 106 bonum 
sis; Georg. 1, 247 silet now, Aeneid. 1, 151 virum quem, II, 
170 deae mens, 355 lupi ceu, Ill, 875 deum rez, ΧΙ], 851; IV, 
814 mam te, V, 638 agi res, VI, 346 Ades est, VIII, 320 0 
cas res, 532, ΧΙΙ, 552 opum vi, 723 ἀραὶ res, X, 107 secat 
apom , 228 deum gens, 259 parent se, 361, 734 viro vir, 774 
gua. slat, 802 tenet se, 843 mals mens, 864 viam vis, XI, 873 
bi vis, 632 virum cis. Neque a Gratio heec tation aliens eats 


δὲ ‘ De kexametre lafine. 


v. 80 sales res: aut ab Ovidio: Metamerph. V, 578 .sscer fem, 
VIL, 520 morer vos, Tristium Il, 438: ex Pento op. i, 3, 81 
apud quos, 9, 101 quibus nos. Neque exiguus deinde numerss 
verssum est, in quibus consulto a poetis lex illa violate est, ut 
versus forma senteutiae congrueret: hoc consilium agmesess ia 
his Vergili versibus: Georg. I, 181 saepe eziguus mus, 318 m- 
briferum ver, 11, 321 rapidus Sol, Ill, 255 ewvacust sus, Aeu. |, 
65 li, 648 X, 2, 743 hominum rez, 1, 105 proerupis eques 
moné, li, 250 rust Oceano now, Ill, 890 VIL, 43 sub derbe 
sus, IV, 132 canum vis, 215 semiciro comitatus, 667, IX, 471 
femineo ululats, V, 481 procumbit humi bos, Vill, 88 ingens 
conspicitur sus, ΧΙ, 562 rapidum super agmen, denique Vi, 846, 
quo Ennium celebrare voluit, cunctando resiteis rem. His exen- 
plis similia sunt Ovidi haec: Metamorph. VO, 663 extulerat Sel, 
Vill, 859 wuleificus sus, XIV, semicaper Pan, XV, 30 abdiderat 
sol, 31 sidereum πος. Et Lucani baec: IX, 728 éabsficas Sops, 
X, 318 preecipites cataractae. Huic consimile est verseum spendie- 
corum genus, quorum eum nullus sit, qui bisyllabum vocabalus 
in fine habeat (cf. Maur. Hauptius in Procemio quod praemisit 
catalogo lectionum aestivarum a. 1855 p. 11 et 12), fieri ne 
potuit, quis in omnibus eis, qui vocabule trisyllabo termineti 
sunt, -accentus grammaticus ἃ metrico dissentiret. Hine igiter 
excusationem habent, ut Catullum omittam,' hi versus Vergili: 
Ecl. 5, 38 purpwreo narcisso, 7, 53 castanene hirsuise, Georg. ἢ, 
δ gravidus autumno, Ul, 276 depressas convalles: Aen. I, 617, IX, 
647 Dardanso Anchisae, Ill, 74 Neptuno Aegaeo, VIII, 681 srri- 
gerae Antemnae, 634 ducunt argento, VIll, 402 potest electro, 679 
et Ill, 12 cum magnis dis, IX, 9 petit Euandri, ΧΙ, 31 Perrhane 
Buandro, XII, 863 culminibus deseräs: quo in genere Ovidius 
quoque hiare amat: Metam. |, 117 inaequaeles ausumnos, 193 
Monticolae Silvani, 732 luctisono mugits, Il, 247 Taenerim 
Ewrotas, Ill, 184 perpureae awrorae, IV, 585 lonio immens, 
Vil, 365 lalysios Telchinas, VIII, 315 Parrhasio Ancaso, XI, 93 
Cecropio Eumolpo, XV, 450 penatigero Aeneae: Fast. V, 83 co» 
lifero Atlante, 87 cupressiferae Cyllenes: Heroid. Epist. 8, 71 Amy 
claco Polluci, 9, 133 insani Alcidae, 141 letifero Eveno. Locaai 
denique hue pertinent 1, 689 adriam Pyrenen, Vi, 886 Isionide 
Centauros. Ab hoc diversum est quartum versuum genus qued 
in fine habet vocabula ionicum yedem efficientia, de qua acct 


De hexamietro fatinv. Shi 


vate disputavit Maue, Crainias: in Philol. X, 2. Idem dtepute- 
tione saa umplexus ext 906 versus, in quibus regula de qua dics, 
aullam propter necessitatem vielatar. Quae antea adtuli quat- 
tuor laesae regulae genera, iustam habent excusationem: quintum 
hoe centinet versus qui Ovidio vitiosi fere visi sant. Perpauca 
 Crainii commentationi addo. Ovidius (quod ille negat) eiusmodi 
versum habet Halieuticon 11: sundem pavet cetas: unum Epitoma- 
tor Iliados v. 091 moveat tua Peleus: Gratius et Lucanus quas- 
tum equidem memini nullum, sed Tibullum mirum est antiquio- 
rum exemplo plus aequo indulsisse: I, 6, 1 offers mihé online, 
68 proprios ego tecum, Il, A, 45 contum licet annos, ὅθ Nemesis 
mon cults, 5, 11 versus mihi nullus: quod adnotavi ideo ut ih 
hac queque re Tibulli artem valde distare docerem a Lygdami, 
qui ab eiusmodi versibus abstinuit. Quoniam igitur studiose 
cavisse vidimus poétas ne sequalis rythmerum decursus in fine 
hoxametri ullis inpedimentis turbaretur, restat, ut elisionem hac 
ie parte quam maxime devitari dieam. Itaque in thesi quinia 
(sciens praemitto arsin quiatam, de qua exponam im alia cem- 
mentstione) Lueretius longam vocalem bis elisit 1, 97 comiianı 
agmeonaeo; Il, 88 tergo ibus: neo saepius Catullus p. 57, 17 af 
se ego, 74, 15 Ado ab amico. In Sermonibus Horatius non me- 
gnam curam adhibuit ad id elisionis genus devitandum; in Bpl- 
stulis admisit eam in vocabulo cuins extrema vocalis anceps est, 
M, 1, 46 demo item unum; adverbium ergo quamquem Vergilius 
nen pro trochaeo habet, elisit tamen in quinta thesi Georg: I, 
63; quod autem Ovidius Metam. VII, 173 ergo ego, Manilins 
Ill, 424 decito in ita dixerunt, nullum subierunt. viium. Prev- 
ter hes ab bac elisione abstinent Propertius, Tibullus cam Lyg- 
damo et Sulpieia, Gratias, Epitomator Iliados, Lucasus. Frequen- 
tior hac ia sede elisie est m literae, quam admisit Ennius quis- 
quiens, Lucretius deciens quinquiens, Catullus undeciens, Vergl- 
lius quinguiens: Aeneidos |, 599 omnsum egenos, 11, 825. Π], 109. 
V1, θά Ilium et; Vi, 11 mentem anémumque. Ovidius quoque bis: 
Motam. Vi, 524 virginem et; Amorum Ill, 6, 101 femnmam amo- 
res: semel Manilius V, 735 prozimum oquester: semel Lucaans 
{, 231 Arioioum ef ingens. Rarissima antem elisio est in sexta 
arsi. Nam Eanius ea in sede neque longas vocales neque 6 
correptam elisit, sed m literam v. 81 pium ep se; contra Lucre 
tias et lengas vecales: Il, 925 adiribus id quod, 1 λδλ purper 


542 De hexametre. latien. 


wo acco, Vi 1115 practorea usquam, 1200 prolasie als: sim ἢ 
teram: I, 266 maleriem omnem, 587 quandoquidem ceisé: ai a 
brevem J, 468 practerita aelas, Ill, 180 its esse: satis sacpe de 
aique 6 infinitivi, Sed πος Horatio excepto nullum habait qi 
imitareter, nisi quod Vergilius ¢ infinitivi semel ita elisit Ae. 
Hl, 581 inéremere omnem; itaque eundem Vergilium im Aen. XB, 
26 scripsisse simul hoc animo heuri non adducor ut eredam; δ. 
que enim deterius fuit, animo hoc simul hawri: singularis ante 
saturae est exemplum ib. X, 508 eadem axfert, de quo dicam ia 
alis commentatione. Praeterea igitur a Vergilio et ceteris pee 
tis hec loco particulae tantum eliduntur, neque et que, neque ἐν 
lum, neque ante, neque Indi, neque imbres, neque illae, Ephyreiagu 
sera, neque ille, exsuliantiague haurit, neque ipso, neque ullae, ne 
que illum, at ea tantum adscribam quae sunt in Georgicis; sic 
Ovidius in Metam. Ill, 297 neque ille, IX, 777 comitantiague aera; 
ΧΙΙ, 348 minitantiaque ora, XIII, 593 neque hic est, 929 sequ 
emquam, XV, 395 seque herbis: Epitomator Iliades 643 seque 
ille; Manilins HI, 238 neque wullam: Lucanus saepius ; deinde si 
‘et whi: Vergilius Georg. IV, 491 ibi omnes, Aen. I, 99 abi = 


‘gens, IX, 351 abi ignem: Tibullus U, 4, 17 ubi orbem: Ovidies | 


Metam. Il, 86 ubi acres, 11, 572, VII, 774 ὡδὲ eset: Fast. Υ͂ 
197 wbi ik; Lucanus VIII, 644 «bi ipsa: porro sine praepesitic 
sic eliditur a Vergilio Georg. Ill, 274, 342 sine οἷδε; Aca. Il, 


544 sine ses; Ovidio Met. IV, 103 sine ipsa, VI, 889 sine ull, | 


Vil, 519 sine slo, ΧΙΠ, 339 sine sks, XIV, 214 et 296 sine wi- 
is: Amor. Ill, 7, 49 sine usu: Trist. V, 7, 38 sine cits: Ex 
Pento Ep. Hi, 19, 11 sine wllis; neque rarius a Lucano. Prae 
teren male adverbium Ovidius hoc modo elisit Trist. V, 11, 8; 
nisi Metam. VII, 12 sisi hoc est, X, 569 wisi ingest, 650 sia 
ipse, ΧΙΙ, 846 sisi ipsum, XII], 390 nisi Δίας: bi presomes 
Lucanus Il, 255. Et borum quidem vocabulorum sisi, ωὐὲ, si, 
neque, que, sine, male extremam vocalem re vera esse elisan, 
haec observatio videtur suadere; valere id de segue et que par 
ticulis etiam aliis argumentis confirmari potest. Vergilius cam 
inter eos poötas sit qui ab ultima hexametri syllaba elisionem 
excluserint, fecit tamen hos exitus, Aen. IX, 57 afgue huc, 440 
atque ἀπὸ; idem aigue elisum grave esse, inde sequitur quod ve 
cabulis iambicis snbicitur: cf. Lachmaanus ad Luer. Lil, 954. 
Lex denique acoonlus pentulat, ut que auflixum accentum vecs- 


De hexametro latino. 548 


buli cni annexum est, quamquam non semper, de loco moveat, 
ut pronuntiandum igitur exempli gratia sit cirimgque; nemo ta- 
men dubitabit, quin in versibus quales sunt Metamorph. IX, 777 
et X11, 548 comildntiaque aera, minitdntiaque ora accentus eis 
syllabis remaneat, quas significavi. 

Haec disserui de hexametri latini structura, sed ita, ut al- 
terum pentametri hemigtichium disputatione includerem ; de altero 
hemistichio cuius aequalis est ultimae hexametri constructioni, 
disputare in posterum tempus differo. Quod autem quattuor he- 
xametri partes discernendas esse dixi, id vides me ideo fecisse, 
quod in primo pede quippe qui initiom versns efficiat et in quarto 
qui transitua sit secundae partis ad quartam, licentiam valere 
intellexeram, in secunda et quarta certas leges apparere eusque 
sibi contrarias; convenire autem constructionis severitati elisionis 
longarum vocalium usum, quam sunt qui non admiserint nisi in 
secunda et quarta arsi et in prima et quarta thesi, Ovidius in ele- 
giis, Tibullus cam Lygdamo et Sulpicia. Ceterum haud nega- 
verim hic illic oculorum aciem aliquid fugisse posse quod qui- 
dem omnibus eis, qui in minutiores has res disquirendas studia 
contulerunt, accidit. Illud antem confidenter videor negare posse, 
si quid omisi, eiusmodi id esse, ut summas rerum evertat. 

Berolini. Fr. Froehde. 


Zu Lucanus. 


Lacan. Phars. IV 513: Cum calido fodiemus viscera ferro. 
Schmiede haben es mit heissem eisen zu thun, soldaten mit kal- 
tem: also schreiben wir gelido. C und @ sind ähnlich: daher 
der irrthum. Anch 6, 533 sind diese wörter verwechselt wor- 
den. Stellen, wie calet omue nocens a Caesare ferrum 7, 503, 
gehören nicht hieher. 

F. H. Bothe, 


I. JAHRESBERICHTE. 


Qa. Uebersicht über die neueste des Aristoteles ethik 
und politik betreffende litteratur. 


(8. ob. p. 851.) 


ll. Die die interpretation der Aristotelischen ethiken 
betreffenden leistungen neuerer zeit. 


Geben wir von einem blick auf die dem jahre 1842 zu 
nächst vorausgehende zeit aus, so tritt uns in betreff der inter- 
pretation derselbe unterschied im verhältniss jener drei ethikea 
zu einander entgegen, auf den wir bei der frage nach der inte- 
grität ihres uns überlieferten textes bereits im ersten artikel 
gestossen sind: die erklärung der Eudemiachen ethik und die der 
Magna Moralia sind jene ganse zeit hindurch völlig vernschläs- 
sigt; die Nikomachische ethik hingegen und ihre interpretation 
verhältnissmässig schon früh und wieder jetzt ein gegenstand 
des gelehrten fleisses. Demgemäss unterscheiden wir von vorne 
herein, als den eigentlichen haupttheil, die seitherige interpreta- 
tion der Nikomachischen ethik von einigen schlussbemerkungen über 
das zur erklärung der Eudemischen ethik und der Magna Me 
ralia gleichzeitig geleistete. 


A. Interpretation der Nikomachischen ethik und zwar a) vor 
dem jahre 1842. © 


Bereits in manchen schriften unsrer populärphilosophen, ei- 
nes Feder, Meisner u.s. w., also schon in den tagen, in welches 
die schriften des Aristoteles im allgemeinen wie verschollen ws- 
ren, stossen, wir auf wiederholte empfehlung des fleissigen 
studiums dieser sittenlehre: durch den einfluss aber der kritischen 
philosophie des „Königsberger Aristoteles” nahm dasselbe wirk- 
lich schon vor dem abschluss des vorigen jahrhunderts unter uns 
einen raschen anlauf ). Nachhaltige wirkungen lassen sich je 


1) Aristotelis Ethicorum Nicomacheorum adumbratio, accommodsia 


Jahresberichte. 548 


dech weder von diesem, noch von jenen unter uss aufweisen: 
Seitdem aber is den ersten decensien dieses jahrhunderts dem 
philosophischen studien eine mehr historische, den historischen 
eine mebr philosophische tendenz und richtung gegeben, und eben 
dadurch auch die aufmerksamkeit der philologie auf manche seit 
langer zeit übersehene partien ihres speziellen bereichs gelenkt 
war, fängt auch für die interpretation der Nikomachischen ethik, 
mit zuerst unter den Aristotelischen studien, eine neue aera an *), 
und von den zwanziger jahren an lassen sich in wiederholten, 
kritisch -erläuternden ausgaben und commentaren, in mancherlei 
monographien und wissenschaftlichen darstellungen die belege 
eines neuerwächten und seitdem wach erhaltenen interesses an 
der immer tieferen ergründuhg und reineren, vollständigeren auf- 
fassung dieses ältesten systemes einer philosophischen sittenlehre 
nachweisen und verfolgen. Aus der zeit vor 1842 nenne ich, 
als is Deutschland erschienen: die kritisch - erliuternde aus- 
gabe der Nikomachischen ethik von Carl Zell. 1820 3); die mo- 
negraphie von Michelet: die ethik des Aristoteles in ihrem vere 
hältniss zum system der moral. Berlin. 1827 (daneben von 
demselben: system der philosophischen moral. 8. Berlin. 1828); 
die dissertationen von H. Äruhl: einiges über des Aristoteles be- 
griff vom höchsten gyt. 4. Breslau. 1832: und von demselben: 
de via ef ratione, qua Aristoteles in summi boni notione invenionda 
es describenda usus est. 8. Vratisl. 1834; die darstellungen der 
Aristotelischen ethik in Hegels und H. Riters geschichten der phi- 
losophie (1833 und 1831), und endlich Michelets ausgabe der 
Nikomachischen ethik. 2 bde. 8. Berlin. 1885 ἢ. 

Ohne bei diesen schriften zu verweilen hier nur ein wert 
zu ihrer allgemeiues classificirung. Da die ganze rehabilitatioa 


ad nostrse philosophise rationem facta. Disput. loh. Fr. Delbrück. Hs- 
lae. 1790. — Die ethik des Aristoteles in 10 büchern. Aus dem Grie- 
ehischen mit snmerkungen und abhandlungen von Daniel Jenisch, pre- 
diger in Berlin, Danzig. 1791. — Die ethik des Aristoteles überseizt 
von Garve. δά. I. Breslau. 1798: bd. Il das, 1801 vou Manso und 
Schneider herausgegeben. 

2) Für die richtigkeit der oben angedeuteten verbindung dürfis es 
genügen an den umstand zu erinnern, dass es eben Creuzer in Heidel- 
berg gewesen, der durch seinen aufmunternden rath den ersten anlass 
dazu gegeben hat, den text der Nikomachisehen ethik einer vernachlässi- 
gung von mehr als hundert jabren endlich einmal wieder zu entreissen 
(ef. Zell. ad. Ar. Nicom. Eth. Vol. I, praef. p. 6). 

3) Ethicorum Nicomacheorum libri decem. Ad codicum et veterum 
edilionum fidem recognovil, commmentario illusiravit, interpretauonem 
Latinam Dionysii Lambini emendstam adiecit Carolus Zell, Lycei Ro—- 
stadiensis professor. 2 voll. 8. Heidelbergse MDCCCXX. 

4) Ausserhsib Deutschisnds während dieser zeit: Eth. Nie. edidit 
A. Coray. 8. Paris. 1822: (kritisch-erliaternd); Eth. Nie. edidit Cerd- 
well. 8. Oxonise. Ii. Vol. 1828. 1830. (J. text, Il. commenter): Arwania- 
lis de imputslione actionum dociriua: scr. Afseliwe. Ὁ. για. (RAL. 


$46. Jahresberichte. 


des Aristoteles unter uns in neuerer zeit, wenigstens bis sum 
jahre 1842, sich wohl zurückführen lässt auf die wiedereate 
ckung und unter maccherlei widerspruch geltend gemachte wir 
digung des speculativen kerns seiner philosophie unter der täs- 
schenden schale eines unwissenschaftlichen empirismus: se ist 
kein wunder, duss, neben den übrigen werken, gleichfalls nasre 
Nikomachische ethik hbatptsächlich von seiten des philosophischen 
interesses und durch die vertreter desselben sich in neuerer zeit 
den eintritt in die gelehrte litteratur wieder bat müssen eröffses 
lassen. Eine entschiedene ausnahme von dieser regel bildet wäh 
rend jener zeit nur die hauptsächlich auf eine sprachlich -histe- 
rische erklärung des einzelnea gerichtete und beschränkte ser 
gabe von C. Zell, und auch sie nur aus dem grunde, weil sie 
ibrer ursprünglichen anlage nach nicht vollendet worden ist 4. 
Unter den übrigen schriften jener zeit tritt aber eine doppelie 
klasse bervor, nämlich die einer überwiegend beistimmenden, und mil 
dem inhalt wesentlich einverstandenen, und die einer mehr oder we 
niger streng kritisch - beurtheilenden und verurtheilenden interpreta- 
tion. Die erstere können wir in der kürze wohl als die der Hegel- 
schen schule, die letztere als die ihrer geguer bezeichnen. Za 
ersterer gehören die oben genannten schriften von Michelet, Afze- 
lins und Hegel selbst; zu letzterer die von Kruhl und Ritter. Se 
finden wir denn auch zunächst in den schriften von Michelet 6) eine 
entschiedene vertretung der Nikomachischen etbik gegen die ἐδ: 
mals noch”) über ihren eudämonismus und empirismus, über ibre 
tumultuarisch -rhapsodische behandlungsweise, über die regellese 
willkür ihres verfahreus, über ihreu formalismus u. 8. w. weit 
und allgemeis verbreiteten klagen. In beistimmenden sinne erörtert 
Afzelins (s. not.) den grund und unterbau ihrer tugend - und sib 

5) Der dort (Vol. I. Praefatio p. 12) in aussicht gestellte ergäs- 
zungsband kritisch- philosophischer erdrierungen ist nämlich nicht er 
schienen. 

6) Die erste der obengenannten: die ethik des Aristoteles in ihrem 
verbäliniss zum systeme der moral, 92 seiten. Inbalt: p. 1—37 Dar- 
stellung des Inhalts der N. eth.: p. 38—65 Widerlegung der gegen sie 
erhobenen einwürfe: p. 69—92 wahrhafte würdigung derselben. Diese 
letzte kritik beschränkt sich im grunde auf die bemerkung, „dass Ari- 
stoteles noch nicht die stufe errungen den menschen von natur, d.h 
seinen natürlichen trieben nach für böse zu halten, und den stata 
unterschied zwischen tugend und laster zu seinem vollen recht gelangen 
zu lassen. Dieser unterschied bleibe als der nur wesentliche der uawe- 
sentliche p. 80. Hiervon abgesehen sei seine tugend— und imputations- 
lehre unumstösshch und absolut wahr p. 79. — Die zweite schrift: das 
system der philosophischen moral umfasst von p. 194—252 die tugend- 
lebre. Was daselhst p. 204 in einer anmerkung gesagi wird: „ich folge 
bierin (entwicklang des tugendbegriffs) ganz dem Aristoteles” — gilt τοῦ 
jenem ganzen abschnitt. Ueber die dritte, der philosophischen haltung 
nach den obigen verwandte, schrift, den commentar zur ethik, im fol- 
genden, bei erwähnung der 2ten auflage desselben, das nähere. 

7) Cf. Garves überseizung. Kinlaitende eabbeadiung über die ver- 


Jahresberichte. SAL 


tenlebre; wogegen Kruhl in der zweiten der genannten. disser- 
tationeu den vorwurf des eudämonismus gegen sie erneut. Die 
beiden hauptrepräsentanten aber heider richtungen in dieser pe- 
riode, Hegel und H. Ritter, gehen in der beurtheilung der Ari- 
stetelischen siltenlehre eben so weit, oder woll noch weiter 
auseinander, als in der auffassung und schilderung des philoso- 
phen und seiner. philosophie im allgemeinen ®). Bei Hegel fast 
nor eine reihe von lobsprüchen nnd rechtfertigungen ?), wogegen 
die ausführliche darstellung bei Ritter als ihr einziges verdienst 
bervorhebt, dass sie zeuge „von dem mässigen sinne des man- 
nes, der jeder übertreibung abgeneigt” 10), daneben aber ausser 
der rüge zahlreicher formfehler !!) noch einen doppelten vorwurf 
gegen sie geltend macht oder gelten lässt, deren jeder für sich 
genügt um über eine philosophische ethik den stab zu brecheu: 
uämlich sie tange weder zur wissenschaftlichen belehrung, noch 
zur sittlichen besserung ; weder zur förderung praktischer weis- 
heit noch ethischer tugend '?). 


b. Interpretation der Nikomachischen ethik seit 1842. 


Wir theilen die betreffenden schriften in zwei klassen, je 
nachdem sie entweder auf die erklärung des textes im einzelnen, 
oder auf die erläuterung des lehrgehals im allgemeinen haupt- 
sächlich ihr augenmerk gerichtet haben. 


1. Commentare, erklärende ausgaben und übersetzungen der Niko- 
machischen ethik. 


Von commentaren und mit erklärenden noten versehenen ans 
gaben sind aus neuerer zeit die drei, bereits im ersten artikel 


schiedenen principien der sittenlehre. 1. theil p. 1—395. Kant: meta- 
—— anfangsgründe der tugenlehre. 1797. Schleiermacher: grund- 
inien einer kritik der bisherigen sittenlehre. 1802. 

8) Cf. Hegel: geschichte der philosophie. Zweiter band. 8, Ber- 
lin. 1833. p. 298, figg. Ritter geschichte der philosophie. Bd. Ill. 8, 
Gotha. 1831. p. 42 ff. p. 298. 

9) Hegel: 1. I. p. 394—397. „Das beste, was wir über psycholo- 
gie haben, ist das, was wir vom Aristoteles haben, eben so dasjenige, 
was er über die freiheit, über den willen, über die weitern bestimmun— 

n der imputation, der intention u. 5. w. (in seiner ethik) gedacht hat”. 
ben daselbst rechtfertigung gegen den vorwurf des Eudämonismus, sei- 
nes tugendbegriffs u. s. w. 

10) Ritter 1. I. p. 317. 

11) Ritter 1. I. p. 316. 322. 335 u. s. w. 

12) Ritter |. |. p. 346. „Man hat ihm wohl den vorwurf gemacht, 
dass seine ethik zuletzt gar nichts bestimme, und man hal nicht unrecht 
so zu urtheilen; es beweist dies aber nur, dass die etbik nicht ein selbst- 
ständiger theil der philosophie, sondern abhängig ist von der politik”. — 
Des. p. 390. „Daher kommt es auch, dass seine siltenlebre zu allen 
zeiten, wo Aristoteles philosophie empfohlen wurde, am weniqguien Y- 
wirkt hat”. Man vergleiche such |. |. p. 13. 


548 Jahresberichte. 


besprocheuen, su nennen, nämlich die ven Fritzsche, Michle 
und Jelf. 

Letztere leitet ihre anmerkungen mit einem umübersetzbere 
wortspiele des inhalts und gedankens ein, dass in der gous 
Nikomachischen ethik sich kaum ein blass finde, zu dessen erlis 
terung sich nicht eis buch, oder wenigstens kaum eine seile, u 
deren erklärung sich nicht füglich eine abhandlung schreibe 
lusse 45), Und allerdiugs, wenn die aufgabe der interpretaties, 
wie so oft, auch hier in dem umfange aufgefasst wird, dass εἰς 
das betreffende schriftwerk nach seinem sprachlichen und seck 
lichen, nach seinem gedanken- und geschichtlichen inhalt, nad 
seiner psychologischen entstehungsgeschichte und seiner histsei- 
schen wirksamkeit und bedeutung dem leser vollkommen ver 
ständlich und durchsichtig machen soll: so dürften wohl nicht 
viele schriften des alterthums an ihren erklärer zur erschépfer 
den behandlung und lösung seiner aufgabe grössere und viel 
seiligere anforderungen stellen, als eben unsere Nikomachische 
etbik. In allen ihren theilen nämlich, als integrirender theil 
eines wissenschaftlichen systems, gestützt auf eine menge von 
lehr- und lehnsätzen aus den übrigen gebieten der Aristoteli- 
schen philosophie nnd begleitet von einer menge von riickblickes 
auf die ansichten seiner vorgänger; in allen theilen ihrer dar 
stellung ferser als eine durch und durch „hellenische ethik”, 
durchflochten von einer menge von bezugnahmen auf die sittli- 
chen erscheinungen des damaligen lebens oder von erinnerungen 
an nationale charakterzüge seines volks und seiner zeit und 
vor den meisten schriften des Aristoteles eben dadurch vorzugı- 
weise „eine reiche quelle, um zur auffassung der griechischen 
welt zu gelangen '*)”; durch viele jahrhunderte ferner der sche- 
lastik und der nächsten folgezeit unter den denkern und dich- 
tern des neueren Europas fast einstimmig als „ein evangelicm 
aus dem heidenthum” anerkannt und überall einflussreich und 
wirksam als „des band, welches die bildung der völker, die bil- 
dung auf den universitäten Englands, Deutschlands, Frankreichs 
und Italiens jahrhunderte hindurch mit einander verknüpft hat 19)”, 
und dabei endlich in einer so eigenthümlichen, und von den ühri- 
gen werken des Aristoteles in vielen stücken so verschiedenen 
sprach. und darstellungsweise abgefasst, dass nicht nur bei man- 
chen ihrer wichtigsten lehren selbst die neuesten ausleger nec 
immer über die bedeutung der eigentlich entscheidenden ausdrücke 


13) Preface p. 1: There is, indeed, scariely a page of the work, 
which might not have served as a peg on which to hang a dissertalica 
on some point of the theory, u. 8. w. 

14) Biese die philosophie des Arisloleles in ihrem innern zussn- 
menhang. B. I p. 43. 

15) Trendelenhurg Herbaris praktische philosophie und die ethik 
der alten. Berlin 1856. p. 1. 


Jahresberichte.. 349 


sich mioht recht verständigem können, sondern dass dieselben 
schon im alterthum veranlassung gegeben haben zu sprachlichen 
untersuchungen 16): — bei solcher form, solchem inhalt, zoichem 
einfluss der betreffenden schrift lassen sich dann freilich die an- 
sprüche an ihre interpreteb auf eine höhe schrauben, welcher 
nar ein genüge dürfte geleistet werden könuen durch anmer- 
kungen, erklärungen und commentare von einem, jenem oben 
angedeuteten wenigstens ähnlichen umfang. — Im gegensatz 
nun zu dem standpunkt solcher prätensionen wird die folgende 
besprechung von dem gedanken ausgehen, dass, wenn auch zu 
einer allseitig erschöpfenden erklärung der vorliegenden schrift 
die philosophie, geschichte und philologie ihre beiträge möchten 
zu leisten haben zu gleichen theilen, dennach, bei dem gegen- 
wärtigen stand dieser studien, jede durch eine neue leistung 
auch nur aus einem dieser drei gebiete zu tage geförderte und 
zum verständniss derselben nutzbar gemachte ausbeute als eine 
sehr dunkenswerthe gabe zu betrachten; als maasstab an die- 
selbe demnach das bis dahin, unter uns also namentlich das in 
der ausgabe von Carl Zell zuvor geleistete anzulegen sein 
werde. Bolches aber um so mel bei den drei hier vorliegen- 
den schriften, da einerseits keine derselben sich in den dienst 
der reinen, theoretischen wissenschaft stellt, sonders jede von 
ihnen zugleich, im titel oder in der vorrede, die bestimmung an 
der stirm trägt, einem praktischen bedürfniss sbzuhelfen, und eine 
jede ven ihnen demgemäss selber die von ihr hduptsächlich ins 
auge gefasste seite der interpretation durch ihre eigne, aus- 
drückliche erklärung wesentlich beschränkt. Michelet und Jelf 
bestimmen ihre arbeiten zunächst für den akademischen unter- 
richt, und fassen das verständniss des philosophischen inlhalts 
vor allem ins ange: Fritzsche dagegen schreiht ein schulbuch, 
will in die sprache und leetüre des Aristoteles 17) einführen. 
Ohne rücksicht auf ihre genaue zeitfolge hier zuerst ein 
wort über die beiden erstgenannten (Michelet, Jelf). Beide ge- 
hen erklärende commentare zum gleichen werk, bestimmt zu 
gleichem praktischen dienst, abgefasst aus wesentlich gleichem 


16) Athenäus XV, p. 673 E führt an: "Adpuvrog περὶ τῶν ἐν τοῖς 
Ἠθικοῖς Νικομαχίοις ᾿Τριστοτέλους zus ἱστορία καὶ Alkıy ζητουμένων». 

17) Die ausgsbe von Jelf beschränkt im vorwort sich selber (p. 1) 
auf eine erläuterung der in jener schrift enthaltenen etbischen lehren 
und urtheile und der philosophischen gedankenfolge; die ausgabe von 
Fritzsche hebt in der dedication p. 3 als ihr ziel das: rationem sermo— 
nis habendam hervor; so wiederholt such in dieser zweiten aullage der 
commentar von Michelet (Praefat. p. xin) sein philosopho opus est, als 
hauptrequisit der interpretation. Zwar fehlt es ibm auch nicht an an- 
dern, sprachlichen und sschlichen anmerkungen, aber diese stehen bei 
weiten zum grösseren theil in einem so engen abhängigkeilsverhältniss 
zu naheliegenden hülf«quellen, dass der herr verfasser aul nie τὰν ergne 
leistung gewiss keinen werth hat legen wollen. 


Philolegus. ΧΙ, Jahrg. Je 88 


850 Jahresberichte. 


gesichtspunkt; daboi aber der eine cemmentar vom andeın u 
verschieden, wie deutsche und englische universitätsbildang ted 
philosophie, und vielleicht noch mehr. Um so paasender treis 
beide in unsrer besprechung zusammen. Also, während beik 
einverstanden sind über ihre hauptaufgabe, der Nikomachische 
ethik philosophischen gehalt zu erläutern, geht der in Deatsch- 
land erschienene zu diesem zweck ver allem auf ibren logische 
und ontologischen inhalt, auf die allgemeinen kategerien des 
seins, wesens, wissens, der endlichkeit und unendlichkeit, at 
einem wort, auf ihr verhältuiss zor mefaphysik erklärend em: 
der andere dahingegen sucht vielmehr das spezielle detail der 
einzelnen, dort erwälntes, gemiithsanstinde und seelenthätigke- 
ten der menschen, nach ihren gründen, unterachieden, stufen sum 
rechten verständniss und zur lebendigen anschauung zu bringes, 
und so vor allen dingen das verhältniss der ethik znr psychole- 
gie zu erörtern !®), Insofern ergänzt der eine standpunkt des 
andern, und jedem der beiden commentare bleibt sein eiguer 
vorzug und mangel. Nur, dass der mit jenem doppelten staré 
punkt gegebene gegensatz zwischen einer auf die allgemeines 
voraussetsungen des philosophischen versiändnisses Arisiotelischer schrif- 
ten überhaupt mit vorliebe gerichteten interpretation, und einer 
in die einzeinheiten des spesiellen, vorliegenden lehrobjects mit hie 
gabe eingehenden — sich in seinen nachwirkungen dürfte durch 
beide enmmentare verfolgen lassen über dea maserialien inhak 
des gegebenen hinaus bis hinein in die verschiedene darstel- 
lungs - abfassungs- und behandlungs-art und weise der beidersei 
tigen erklärungen überhaupt. Und zwar dieses zum nachtheil 
des in Deutschland erschienenen. Wenigstens glauben wir, ne 
ben der durchweg sorgfältigen abfassung der erklärusngen von 
seiten des englischen bearbeiters, neben seiner aufmerksamen 
rücksicht auf den standpuukt der vorausgesetzten leser und ihre 


18) Demgemäss finden wir bei Michelet gar oft, wo des Aristoteles 
wissenschafiliche erkenntnisstheorie oder seine metaphysik mil einer tex- 
texstelle in nabem zusammenhange steht, recht eingehende und zutref- 
fende erklärungen: z. b. über das unc τῶν εἰρχῶν p. 21 zu I, 4, §. ὁ; 
περὶ tac εἰρχώς p. 50 zu I, 8, §. 19. 20; γνώριμα ἡμῖν und “πλῶς p. 2 
zu I, 4, ©. 3; ἀρχὴ γὰρ τὸ ὅτι p. 23 zu I, 4, §. 7; p. 33—39 über die 
Platonische ideenlehre io ihrem verhaltniss zur Aristolelischen meta- 
physik zu 1, 6; p. 158—161 über den begriff des sivas beim Aristotele: 
zu V, 1, §. 20. Lauter begriffe und stellen, an welchen die ausgabe 
von Jelf (wie Zell) entweder fluchtig vorübereilt, oder gar nichts über 
sie enthäll. Dagegen im ganzen gebiet der psychologischen probleme, 
— mit alleiniger ausnahme der immputalionslehre und der classificslios 
der natürlichen ıriebe, — z. b. bei den fragen nach der stellung der 
Aristolelischen φρόνησες zum νοῦς, oder zur διινότῃς, nach den ver- 
schiedenen srten der «zparssa, nach der bedeutung der Aristotelisches 
σύνεσις und αἴσϑησις u. 8. w., ist überall Michelet einsylbig oder stumm, 
wogegen bei Jelf aberall mit theiinshme durchgeführte erörterungen sich 
finden: cf. p. 31. 125. 136. AN— 54. 172. (BD. (VW cau. 


Jahresberichte. 554 


bedürfnisse, und seiner achtungsvolleu würdigung des textes bis 
auf seine kleinsten theile, die folgen jenes eutgegengesetzien, 
abutracten standpunkts vielerwärts in den anmerkungen des deut- 
schen commentators wahrnehmen zu können an einer gewissen 
sorglosen abfassung der erklärungen, geringachtung des spe- 
ziellen textes und rücksichtslosigkeit gegeu die leser. Wir wol- 
len uns in dieser hinsicht hier nicht berufen auf die zahl der in 
letzterem unerklärt gelassenen, schwierigen stellen, oder auf die 
nicht seltnen beispiele unmotivirter, höchst bedeuklicher erklä- 
rungen, oder einer durch die nachlässigkeit des ausdrucks nicht 
recht verständlichen interpretation: statt dessen beschränken wir 
uns zur charakteristik beider commentare auf die doppelte ver- 
gleichung, erstlicb des zur einsicht in die gliederung des gan- 
zen werkes von beiden geleisteteu, zweitens des staud- und 
hauptgesichtspunktes ihrer erklärung zu dem in ibm selber wal- 
tenden geiate. 

Was ersteres betrifit, so scheint Michelets commentar weit 
im vortheil. Ip ihm sind die ersten drei und dreissig seiten aus- 
schliesslich einer übersicht über solche gliederung gewidmet, in 
der englischen ausgabe nicht eine zeile. Und dennoch dürfte 
der obige schein leicht täuschen. Denn, selbst angenommen, 
jener Conspectus Ethicorum Nicomacheorum von p. 1—XxXul! ver- 
folgte mit mikroskopischer genauigkeit die wirkliche gliederung 
der Nikomachischen ethik bis in die feinsten fugen ihrer ge- 
lenke: so wire für denjenigen leser, dem derselbe zunächst be- 
stimmt ist, wahrscheinlich die erste folge, dass er vor all deu 
bäumen den wald nicht sehen, und vor den sieben bis achthun- 
dert partikelchen ihrer divisionen und subdivisionen die eine ein- 
theilung des ganzen völlig aus dem gesicht verlieren würde. 
Sollte aber durch all dieses fächerwerk, wie ich fürchte, in die- 
sem schönen werke entweder nur gleichsam das frei verachlun- 
gene gezweig eines edlen fruchtgartens zwischen die hölzernen 
leisten und latten eines winkelrechten spaliers hinein gezwängt, 
oder ein kunstvoll harmonischer gliederbau, wie in eine ortha- 
pädische zwangsjacke gesteckt worden sein, dann würde frei- 
lich in diesen beiden fällen jenes übel noch viel ärger 19). — 


19) Die entscheidung dem leser überlsssend hier mit übergehung 
der untersbtheilungen nur die hauptcapitel. Conspeclus Ethicorum Ni- 
comacheorum. 

Pars prima. De summo bono. 
I. De beatitudine. lib. |. 
4. Prooemium: Utrum felicitas sit et utrum homo possil cam 
acquirere. cap. 1—3. 
2. De natnra et essentia summi boni. cap. 4—8. 
3. De accidentibus summi boni. cap. 9—13. 
ll. De virtute. lib. 1]. 
If. De imputatione actionum. lib. Ill. cap. 1—3. 
Pars secunda. De virtutibus. lib. 11,5 — Wh. NN. 


3* 


552 Jahresberichte. 


Die ausgabe von Jelf verheisat in dieser hinsicht nichts, leirkt 
aber weit mehr. Von buch zu buch, von capitel zu capitel, j 
oft von satz zu satz wird bier nämlich wirklich ernst gewicht 
mit der erklärung des oft dunkeln gedankengangs; und swear 
dieses oft bis zur sorgfältigen erwägung der einzelnen redeyar 
tikel, bis zur reduction der gedankenfolge auf die bestimuin 
schlussfiguren der syllogistik, bis zur classificirung des jeder 
maligen mittelbegriffs nach seinem für die bündigkeit des schlur 
verfahrens verschiedenen charakter, bis zur schematischen, bald — 
anticipirenden, bald recapitulirenden darstellung der gedankeare- | 
hen und schinssketten, vermittelst deren die jedesmaligen heut — 
resultate mit ihren ersten prämissen zusammenhangen (cf. p. 9 
zu 1, 5: γὰρ; gleichfalls p. 47 zu Ill, 1, δ. 9 und p. 90 ua 
V, 1, 4.— Syllogistische reductionen: p. 1 zu I, δ. 1; p. M 
zu V, 2; p. 80 zu If, 1; p. 37 zu Il, 5, übersichten und sche 
mata p. 11 zu 1, 6; p. 34 zu Il, 3: p. 20). So gelangt der 
leser, von stufe zu stufe an der hand dieses tüchtigen führen 
weiter geleitet, zu der lebendigen einsicht, dass er es im diesem 
ganzen werk mit einem eben so scharfen denker, als oft wert 
kargen schriftsteller zu thun hat. Und will er dann am ende 
der lectüre die gewonnene einsicht bis zu einer völligen über 
sicht über die concinnität des ganzen erweitern, dann wird ef 
sich eine solche selber entwerfen können und, um wirklich in 
ihren besitz zu gelangen, auch wirklich selber entwerfen müsse 
(Pretace p. 8). Und zu diesem behufe ist dem vorwort als as- 
leitung und aufmunterung angebunden die analysis eines capitels 
und acht — weisse blätter. 

Dies führt uns zu einem zweiten punkte. Wie verhalten 
sich beide commenture nach ihrer eignen richtung und tendenz 
zum geiste der commentirten schrift? Unsre ethik, wenn anch 
überall angeliaucht und durchdrungen vom philosophischen geiste 
ihres verfassers, stellt sich selber bekanntlich keinesweges dar 
als eine schöpfung der speculation, oder auch nur als das werk 
eines überwiegend theoretischen interesses (ov ϑεωρέας ἕνεκα I. 
2), dem sie in manchen stücken gar nicht einmal genügen zu 


Pers tertia. De instrumentis virtutum. lib. Vil—X. 
1. De continentia et incontinentia. lib. VII. 
2. De amicitis. lib. VIN. IX. 
3. De voluptate et felicitate. lib. X. 
Daueben die eintheilung von lib. V. 
8. De simpliciter vel naturalis iusti notione et speciebus 
cap. 1--ὅ. 
b. De iusti accidentibus, seu iure civili. cap. 6—9. 
c. De sequitate et acquo. cap. 10. 
d. De justitia et iniustitia hominis erga se ipsum. cap. Il. 
Ausser diesem knochernen gerippe fast nie cin weiteres wort zur erkli- 
rung des zusammeuhengs. Ueber die jenem zugemuthete elasticität cf 
p 39. 50 221. 


Jahresherichte. 553 


können laut erklärt. Non scholae sed vitae, — oder wie sie 
selber sich ausdrückt: τέλος οὐκ ἐστὶ γνῶσις ἀλλὰ πρᾶξις (1, 8, 
δ. 6). Zur sittlichen läuterung, charakterbildung, tugendübung 
und, auf diesen stufen, zum genusse wahrer glückseligkeit bie- 
tet sie sich als führerin den gebildeten ihrer und jeder zeit an. 

In Michelets commentar ist das alles aber im grunde grade- 
su umgekehrt. Hier liegt das interesse nicht in der ethik sel- 
ber, sondern ausser, wenn man will, hinter und über ihr; nicht 
in den zehn büchern der Nikomachischen, sondern höchstens im 
zehnten; nicht in der praktischen tugend-, sondern in der theo- 
retischen gliickseligkeitslehre. In ihm heisst es: Non vitae, sed 
scholae: ov πρᾶξις ἀλλὰ γνῶσις. Denn dass dus wissen, das 
philosophische, speculative wissen das diesem commentar von 
anfang an eigentlich einzig vorschwebende ziel gewesen, das 
erbellt nicht nur aus dem obigen, oder aus denjenigen stellen, 
wo dem alten meister aller theoretischen wissenschaft censuren 
und correcturen seines hier zu populär gehaltenen textes und 
lehrtons in den anmerkungen angehängt werden (s. cap. 3, 1 
p. 12: cap. 8, 5 p. 18 u. 8. w.); sondern vor allem aus den- 
jenigen partien, wo un ganz abgelegene gedankenreihen des 
autors nutzanwendungen zur elire oder zur erklärung vom we- 
sen des wissens und der wissenschaft augeknüpft werden, deren 
eintritt an der jedesmaligen stelle, oline die obige voraussetzung, 
oft noch räthselhafter sein würde, als der lateinische ausdruck 
es ist, in dem sie bier manchmal auf- und hervortreten. Wäh- 
rend z. b. Zell an das δοκεῖ des ersten satzes der Nikomachi- 
schen ethik eine bemerkuog anschliesst über den bedingten, em- 
pirischen charakter eines grossen theils dieser pragmatie, knüpft 
Michelet schon vorher an das πᾶσα, demnach sn das anfangs- 
wort wie des satzes so des ganzen werkes eine belehrung üher 
die Aristotelische methode vom boden der empirischen thatsachen 
zu ihren principiea und der höhe des eigentlichen wissens sich 
zu erheben. So erhält ferner jener veoy und saupos (1, 3), der 
aus den vorlesungen des Aristoteles als untauglich ausgewiesen 
wird, bei seiner entlassung von Jelf die allerdings naheliegende 
erinnerung an die wichtigkeit: of @ right moral education p. 9, 
von Michelet dagegen den wink, anzafangen a scientiis ef ab 
universalibus p. 18: jener senudsvusvog aber endlich, dem Ari- 
stoteles bekanntlich die tactvolle ermässigung streng wissen- 
schaftlicher anforderungen cap. 4 nachrühmt, scheidet bei sei- 
nem ersten auftreten p. 16 aus der ihm gewidmeten charakteri- 
stik mit einem: Itaque ut scientia recite accipi possit, sciens et 
scientia, obiectum et subtectum unum ef idem esse debent. Hectenus 
in unsversum de sensu τοῦ πεπαιδευμέφου. 

So uber den blick des eignen geistes und das suge dea 
schülers fortwährend gerichtet und richtend auf die sonueubübe 7 
der speculation schreitet dieser commentar an einer menge Wied 


556 Jabresberichte, 


im vorigen jahr durch diese ausgabe Jelf’s die englische litter 
tur mit einem werthvollen zuwachs ihrer meist so vortreflliche 
akademischen textbooks 22) bereichert werden: ist. Ob sber.de 
in Deutschland, namentlich üher den Aristoteles erscheinende 
und erschienenen nicht wenigstens von seiten der methode me 
ches von ihnen lernen könnten und sollten, statt sich zu δον 
gen mit dem sprüchlein: In philosophia - methodus et res ips, 
forma et argumentum unum et idem sunt (Michelet ad Bth. Nie. 
T. I, p. 3)? oder, wenn die zum akademischen gebrauch be 
stimmten bei uns diesem gangelbande entwachsen sein welles, 
dann doch wenigstens die entsprechenden ausgaben usd bearbei 
tungen zum gebrauch unsrer gymnasien? — Mögen andere de 
frage beantworten. 

Denn so nahe es uns läge, die obige vergleichung nun aoch 
durch die dritte betreffende schrift fortzuführen, so brechen wit 
dieselbe doch hier ab. Die ausgabe von Ar. Etb. N. VHI et IX 
von A. Th. H. Fritzsche ist ausdrücklich für schulen, als pre 
pädeutik zum spätern studium des Aristoteles, geschrieben. Die 
auswahl der beiden bücher 25), so wie der hauptgesichtspunkt 
der erklärung (vor allem auf die sprache gerichtet) verdienes 
zu diesem eudzweck gewiss völlige billigung; mit der ausfüh- 
rung könuen wir uns nicht einverstanden erklären. Neben εἰβ- 
zelnen guten sprachbemerkungen eine menge von stellen, die 
der erklärung bediirftig, leer ausgegangen ?*): von erklärunges, 
die entweder durch ihren inhalt 35) oder ihre voraussetzungen **) 
oder ihren ton ungeeignet erscheinen ; dazu auch wohl noch eis 
zelne irrthümer in der erklärung 27). Wir bedauern aber ua 
so mehr mit diesem urtheil von jener ausgabe und damit ven 
diesem ersten theil unsrer übersicht scheiden zu müssen, je 


22) Cf. Deutsche briefe über englische erziehung von dr. L. Wiese. 
1855. p. 96. 121. 

23) Nirgends erscheint Aristoteles liebenswürdiger als in diesen bi- 
chern über die freundschaft: Ritter gesch. d. phil. IH, p. 347. 

24) Leber die charakteristik der staatsformen im tractat von der 
freundschaft nur ein perlinere memineris p. 50; kein wort über die 
ἀρετῇ des καλός p. 123; über die undenkbarkeit, dass gott der menschen 
freund p. 43, über die bedeutung der ἀπορήματα in des Aristoteles phi- 
losophie, aber die oft citirlen E. E. und M. M ; und bei jeder erwäh- 
nung andrer philosophen und ihrer ansichten (mit einer ausnahme p. 10) 
nur kahle citale u. 5. w. 

25) So die berufungen auf drei, vier, fünf grammatiache schriftes. 
oft zur erklärung von wendungen, die jedem secundsner aus seinem Xe- 
nophon geläufig; ἰσαρέϑμος mit dem dativ, infinitiv mit ἀν, ausgelassenes 
&oi u.s.w.: p. 9. 15. 23. 26 cett. 

26) Zum beispiel die lange reihe von berufungen auf schriften, de- 
ren gebrauch nicht leicht einem schüler zugänglich: Idelers meteorolo- 
fice, abhandlungen der königl. bayrischen akademie der wissenschaften, 
Jekkers ausgabe des Aristoteles u. 5. w. 

27) Cf. VIII, 10. p. ὅθ: αἰσιιμνῆται sorte duct. VIN, 1, p. 6 bezie- 
hung des gsdAcxoy auf die billigkeit, ron N\A, 8 und 9. 


Jahresherichte. 857 


mehr wir um der sache und unsrer gymnasien willen gewünscht 
ein entgegengesetztes fällen zu können. Dene wenn auch nech 
immer, wie vor drei und zwanaig jahren in weiten kreisen „über 
den vorschlag, die reifere jugend auch mit auserwähltea theilea 
der Aristotelischen rhetorik, ethik und politik bekannt zu ma- 
ehen, zeter mag geschrieen, oder wenigstens die achseln mitlei- 
dig mögen gezuckt werden, als über ein unerhértes” 38), so be- - 
kenue ich mich doch gerne zu der häresie, die jenem vorschlage 
im der festen meinung beistimmt, dass unsre schulen sich selber, 
ihren schülera und der gegenwärtigen hildung nicht leicht einen 
bessern dienst möchten leisten können, als durch propädeutische 
einfübrung ihrer gereiftesten zöglinge in die werke doch wenig- 
stena eines schriftstellers aus dem ulterthum, der durch den in- 
halt derselben die gewähr böte, ihr geleitsmann und ein träger 
ihrer humanistischen vorstudien such durch die späteren jahre, und 
„ein vermittler ihrer schul- und universitätsbildung zu bleiben 
und zu werden”, und dessen, uls eines typisch classischen vorbil- 
des, unsre zeit vor vielen bedarf, um zwischen ihrer speculation 
und erfabruug, ihrer natur- und geisteswissenschaft eine aus- 
gleichende vermittelung anzubahnen. 

Wir aber gehen von den commentaren und erklärenden aus 
gaben jetzt au den neuerschienenen dbersefzungen der Nikamachi- 
schen ethik über. Unter ihnen verlangt im grunde nur eine 
einzige eine besprechung, die im vorigen jahr von professor 
Rieckher edirte deutsche übersetzung *9). Denn die gleichfalls 
im vorigen jahr als gymnasialprogramm von ἢ. Kruhl zu Leob- 
schütz erschienene übersetzungsprobe enthält nur die ersten sie- 
ben capitel von ὃ. VI; wenn aber die Didotsche ausgabe vol. Il. 
praef. p. il. unter die selbstständigen leistungen der herausgeber 
auch die lateinische übersetzung der ethiken befassen zu wollen 
scheinen könnte, so beruht solches nur auf einer zweideutigkeit 
des susdrucks: denn im wesentlichen haben wir daselbst für die 
Nikomacbische ethik nur einen revidirteu abdruck von Lambin’s 
übersetzung °°). 


28) Adolph Stahr: Jahns jahrbiicher 10, 2. 1834. 

29) Uebersetzangen der griechischen proraiker. Herausgegeben von 
Osiander und G. Schwab. 12. Sıutgart. 1856. bd. 265 fig. 

30) Die verschiedenheit beider kommt im ganzen auf eine reinere 
Istinität der Didotschen in den fällen zurück, wo Lambin den griechischen 
ausdruck (pleonecter u. 5. w.) hatte stehen lassen, und auf eine huch- 
stäblichere nachbildung des originals, wo jener snr erschöpfenden über- 
tragung des einen griechischen worts sich zwei lateinischer bedient hatte 
(deseripta et definita, negligenter et inconsiderate, refertur et pertinet). 
In diesen fällen ist hier immer einer gestrichen. Im ubrigen stimmen 
sber nicht nur viele capitel (cf. I, 1) buchstäblich zusammen, sondern 
selbst diejenigen stellen, wo Didota text andere lesarten sufgenommen, 
erinnern durch nachgebliebene sparan der Lambinischen überuetrung noch 
oft an die verworfene lesart: z. ὃ. I, 2: ipsa politica trots des: weruwt- 


$58 Jahresberichte. 


Müssen wir aber bei der neuesten deutsehen fihersetzen 
der Nikomachischen ethik es uns auch versagen zur wirdiguy 
der mit solchem versuch verbundenen schwierigkeiten eine ver 
gleichung seiner leistung mit denen seiner vorgänger durch & 
sige partien hier durchzuführen, so tragea wir doch kein beds 
ken unsre überzeugung uuszusprechen, dass mit derselben cin 
- wesentliche lücke in der deutschen sonst so reichen übersetzung 
litteratur ausgefüllt, und uns endlich eine übersetzung der Bike 
machischen ethik in derselben gegebeu sei, zu der msn sich = 
befangen bekennen könne neben den in Frankreich und Eagles 
schon seit jahren erschienenen übersetzungen desselhen werkı. 
Die sprache derselben ist rein uud fliessend uud schliesst sic 
im ganzen dem Bekkerschen text an. Eingeleitet wird sie dar 
ein passendes, den bohen werth des werkes und dem gegenwär 
tigen stand der allgemeinen kritik beriicksichtigeades verwert. 
Der sinn ist durchgehends gut getroffen 51) und möglichst gesa 
‚wiedergegeben. So hoffen wir denn, dass in dieser neueste, 
der speziellen interpretation der Nikomachischen ethik σον ἐπε 
ten, fleissigen arbeit, wenn nicht die reifste frucht der diesen 
ehrendenkmal hellenischer sittlichkeit unter uns jetzt zugewer 
deten studien, doch ein recht.fruchtbares samenkorn niedergelegt 
‘worden sei zu ihrer ferneren, die bisherigen kreise immer wei- 
ter überschreitenden verallgemeinerung und verbreitung. 


2. Zusammenhängende darstellungen zur erläuterung der Nikomachischen 
ik. 


Des Aristoteles eigenthümliche stellung am wendepmakt der 
zeiten und die universalhistorische bedeutung seines universellen, 
die antike bildung abschliessenden, für die moderne den grund 
legenden geistes hat bekanntlich den studien seiner philosophie 
und schriften zu den übrigen werken des klassischen alterthums 
durch viele jahrhunderte eine so eigeathiimliche and abnorme 


fenen xai, Cap. 4 ist der zweite hexsmeter im text verworfen, in der 
übersetzung nur eingeklammert. 

31) Um einige stellen kurz anzudeuten, wo ich dem verfssser nicht 
beistimmen kann: so geben wir im versländniss auseinander p. 188 (6, 
13) (die tugend) „bat zu der geschicklichkeit(?) ein ähnliches verkältais, 
‘wie die klugheit; p. 199 (7, 3): „Unter umstinden kann (?) auch w- 
klogkeit und unmässigkeit tugend werden”; p. 72 (3, 4): „Wenni?) aber 
dem wunsche — — vorhergeht, ao ist das gleichgultig”; p. 88: Nichts 
reizt ja solche(?) der gefahr entgegenzugehen, als der zoro”; p. 115 (4 
7) „Was könnte den, dem nichts sw gress(?) ist”; und so noch einiger. 
In sprschlicher hinsicht ist mir nur der ausdruck: er verfehlt sich: = 
er fehlt (delinquit) aufgefallen, p. 56. 93. 202 u.s.w. — Wenn übr- 
gens oben der Bekhersche text als grundlage bezeichnet wurde, so gill 
dieses mil ausnahme von acht bis zehn stellen, an welchen snodere, meis! 
von Michelet vertretene lesarien vorgezogen, jedesmal aber im text aur- 
drücklich als solche bemerkt worden sind. 


Jahresberichte. 559 


stellung gegeben, dass man in gewissem sinne sagen kann, die 
studien beider ständen zu einander gerade im umgekehrten ver- 
hältniss: sein studium habe geblüht unter dem verfall der alter- 
thumswissenschaften, sei gefallen mit ihrer blithe. Wenn nun 
aber auch gegenwärtig dieses unnatürliche verhältniss geschwun- 
den ist, so glauben wir doch noch immer theils die nachwirkung 
desselben auch auf unserm speziellen gebiet der hetrachtung bis 
in die gegenwart verfolgen zu können, theils aus ihm für die 
folgende darstellung ein gesetz entnehmen zu müssen. Ersteres 
in so fern, als auch unter den neuesten erklärungen der Aristo- 
telischen ethik die allgemeinen untersuchungen und susammenhdn- 
genden darstellungen, die mehr historisch - philosophischen, als 
speziell hermeneutischen. die mehr im interesse gegenwirtiger 
probleme der wahrheitsforschung, als die im speziellen dienst 
des alterthums unternommenen arbeiten an zalıl, werth und be- 
deutung noch immer vor denen der speziellen textesinterpretation 
den vorrang einnehmen: letzteres in so fern, als wir die darle- 
gung ihrer ergebnisse in einer der alterthumswissenschaft be- 
stimmten zeitschrift eben desshalb auf ein möglichst enges maass 
glauben beschränken zu müssen. — Desshalb mit übergehung 
aller nur mehr gelegentlichen erörterungen im folgenden nur 
eine kurze erwähnung derjenigen darstellungen, in welchen un- 
ser gegenstand im ganzen, oder nach seinen theilen, entweder 
ausschliesslich oder wenigstens als eine ebenbürtige hauptsache 
neben andern behandelt ist; und auch aus ihnen nur eine mög- 
lichst kurze zusammenstellung ihrer hauptresultate. Von solchen 
darstellungen sind mir aber folgende bekannt geworden: 

1) Frans Biese: die philosophie des Aristoteles in ihrem in- 
nern zusammenhang. 2 theile. Berlin. 1842; 

2) Dr. Eduard Zeller: die philosephie der Griechen. 2. thl. 
Tübingen. 1846; 

3) Schrader: Aristotelis de voluntate ductrina. Programm. 4. 
Brandenburg. 1847; 


4) F. G. Starke: Aristotelis de principiis agendi, eorumque 
ratione sententia. Programm. 4. Neu-Ruppin. 1850; 


5) Trendelenburg: über nothwendigkeit und freibeit in der 
griechischen philosophie. (Dritter abschnitt in deu historischen 
beiträgeu zur philosophie. 2. b.) Berliu. 1855; 

6) Carl Prantl: über die dianoetischen tugenden des Aristo- 
teles. A. München. 1852; 

7) Hermann Adolph Lechner: über den gerechtigkeitsbegriff 
des Aristoteles. 8. Leipzig. 1855; 

8) Dr. Wehrenpfennig: die verschiedenheit der etbischen prin- 
cipien bei den Hellenen und ihre erklärungsgründe. 4. Ber- 
lin. 1856; 

9) Trendelenburg: Herbarts praktische yphilesoyie wad de 


&60 Jahresberichte. 


ethik der alten. (Abgedruckt aus den abhandlungen der kénigi. 
academie der wissenschaften). 4. Berlin. 1856; ἮΝ 

10) Christian August Brandis: Aristoteles und seine acedeni 
schen zeitgenossen. 2. hälfte. Berlin. 1857. 

Diese zeha schriften ordnen sich eber für eine rasche ibe 
sicht am bequemsten wohl so aneinander, dass die beiden erste 
zusammentreten, dass die von der dritten bis zur siebentem fal 
gendes monographien einen zweiten abschnitt bildem; währen 
endlich die drei letzten gleichsam ein gesammtbild von der ge 
geuwärtigen würdigung dieses systems in ibrer verbiadang ge 
ben und enthalten. Also: 


a, Die darstellung der Arisiotelischen eihik bei Biese und Zeiler. 


Erstere nimmt auf keine der ihr zunächst vorausgebendes, 
Zeller wenigstens suf Biese keine ausdrückliche riieksicht. De 
sache nach stehen sie aber zu jenen und zu einander iu dem 
verhältniss, dass Biese’s darstellung gewissermassen als ein ver 
such erscheint, die namentlich von Ritter häufig wiederholte 
klagen über -die mangelhafte anordnung der Aristotelischen ethik 
durch die that zu widerlegen; Zeller aber unter eutschiedener ver 
werfung dieses versuchs, so wie der gesammten von Biese ver 
tretenen grundanschauung über das wesen der Aristotelischen 
philosophie 57), in der anderweitigen beurtheilung der Aristoteli- 
‚schen ethik zwischen Ritter und Hegel vermittelad und ausglei- 
chend hineintritt. 

Die gründliche darstellung von Biese lässt nämlich, wie 
überall, auch in der ethik statt ihrerseits viel darein zu reden 
am liebsten den Aristoteles selber für sich sprechen (bd. D, p 
235—377). Im eignen namen hebt sie desshalb nur als haupt- 
verdienst dieser ethik hervor ihr streben ‚das gesammte leben 
des menschen in seiner totalität aufzufassen” bd. H, p. 307. 
Stillschweigend wird dabei aber die ganze darstellung in den 
rahmen der Hegelschen auf- und einfassung “ı d. h. in eine 


32) Diese allgemeinen beurtheilungen beider schliessen sich trots 
ihres gegensatzes im ausdruck so nahe an einander, dass die eine fast 
im hinblick auf die andere gegeben zu sein scheint.” Biese ὃ. I, vorr. 
p. 43: Aristoteles vermitielt auf speculative weise die gegenaktze Wie 
schen dem reellen und ideellen, befreit die sinnliche welt von: der be- 
stimmung des blossen scheins, und erhebt sie zur wahrkaften wirklich- 
keit, in welcher sich die idee zur energie gestaltet. Zeller b. 2, p. 365: 
die Aristotelische philosophie — — der tielste versuch, die idee als das 
ebsolut wirkliche in der erscheinung nachzuweisen; zugleich is! sie das 
ende dieses idealismus , indem sich in ihr die unmöglichkeit hersesstellt 
vom anliken alandpuokt über den dyalismus von natur und geist hinsus- 
zukommen. 

32) Michelet: Aristoteles ethik u. s. w., namentlich das p- 56 über 
den in der Nikomachischea ethik mehr bewusstlos waltenden geist der 


höchsten ordnung gesagie. 


Jahresberichte. $64 


uterscheidung der tugendiehre und der lehre von den tugendmit- 
se (libb. VII. VENI. IX.), und erstere dann wieder nach dem 
nterschied der natürlichen triebe in die lehre von der sittlichen 
2itung der selbstsüchtigen und der geselligen triehe (lib. IH. IV.) 
nd deren ausgleichung (subjectiv: schluss von buch IV, objectiv 
uch V) also eingespannt, dass der factische beweis einer wohl- 
‘eordneten gedankenentwicklung den häufig wiederholten ausstel- 
ungen als beste und bündigste widerlegung hiemit entgegen zu 
reten scheint. Doch ist dieser versuch, wenigstens was die 
ächste folge betrifft, ein vergeblicher gewesen. Denn unter al- 
en von Ritter erhobenen vorwürfen findet bei Zeller keiner sonst 
ine so unbedingte beistimmung als der über die lockere fügung des 
ranzen, über den wissenschaftlichen mangel an‘ systematischer einheil 
o wie an aller systematischer gliederung (Zeller I. I. p. 517. 518. 
19), und als besondere belege für diese ausstellungen werden 
ier vornehmlich betont: die lose stellung der bücher 8 und 9 (519) 
ind des fünften buches (p. 520) im und zum ganzen werk, dann 
ie unklare stellung der meisten dianoetischen tugenden zor sit- 
enlebre überhaupt und in ihrem verhältniss unter einander (p. 
22), Hierzu kommt ausser verschiedenen kleineren bemerkun- 
‚en (beschränkung der Aristotelisehen sittenlehre anf den gereif- 
en mann, mangel der pflichten des menschen gegen sich selber, 
. 528) hauptsächlich noch der doppelte vorwurf: sein tugendbe- 
‘riff sei nur ein formaler, p. 510, und Aristoteles habe wohl die 
retheit des willens angenommen, aber nicht bewiesen, und über- 
aupt für den sits des persönlichen willens und den einheilspunkt 
er personlichkeit in seinem system eine lücke gelassen, p. 502. 
indrerseits findet in dieser darstellung die Aristotelische ethik 
regen ihres reichen schatzes „von feinen, treffenden bemerkun- 
‚en‘ namentlich bei der lehre von den geistigen motiven eine 
ereitwillige anerkennung, p. 518, so wie der charakter „ihrer 
ittlichen reinbeit und entschiedenheit” p.516 eine unbedenkliche 
ertheidigung. 


b. Die monographien n. 3—7, nach ihren resultaten. 


Fast sämmtliche in der geistvollen darstellung von Zeller 
ıit besonderm nachdruck betonte, formelle oder materielle, wirk- 
iche oder scheinbare mängel, schwächen und unvollkommenhei- 
en der Nikomachischen ethik haben seitdem in den oben ange- 
ührten monographien entweder ausschliesslich oder als haupt- 
ache oder uls wichtige nebenpunkte ihre genauere erwägung 
‘efunden. So der freiheitsbegriff bei Schrader, die lelre von 
en dianoetischen tugenden bei Prantl u.s.w.; beiläufig dage- 
‘en hat Starke p. 14 den vorwurf des übergehens der lehre von 
en pflichten des menschen gegen sich selber, Lechner die be- 
ehuldigung eines nur formalen tugendbegrifis p. ὃ. hesetligt. 


562 . Jebresberichte, 


Ausserdem ist unter allen genannten schriften kaum eine, die 
nicht an mancher stelle auf Zellers beurtheilung ‚und darstellusg 
ausdrücklich rücksicht nähme. Wenn aber auch keine als εἰ- 
gentliche gegenschrift gegen dieselbe sich ankündigt, se habe 
ich doch geglaubt, sie hier als eine reihe genauerer erwaguoges 
und limitationen der Zellerschen darstellung für unsera zweek u- 
ter einen gemeinsamen gesichtspunkt zusammenfassen zu dürfe. 

Unter den von Zeller erhobenen einwürfen und bedeakes 
war aber, wie der natur der sache nach, so auch in bezug asf 
die fragen und probleme der gegenwärtigen philosophie bei wer 
tem der gewichtigste — hier wohl zum erstenmal vorgebrachte, — 
der: Aristoteles habe die freiheit des meuschlichen willens wehl 
angenommen, aber nicht bewiesen. So finden wir denn auch rer 
den fünf genannten monographieu drei (Schrader, Starke, Tres- 
delenburg) ausschliesslich oder doch überwiegend dieser unter 
suchung zugewandt, in der vierten (Prantl) weuigsiens einen 
hinblick auf dieselbe (p. 8. anmerkung), und seitdem bis zur 
neuesten darstellung von Brandis kaum eine, die jenes preblea 
ganz unberücksichtigt gelassen hätte 5+). 

Wie nun aber die frage nach der meascblichen willensfrer- 
heit von einem doppelten standpunkte, entweder. einem mehr pq 
chologischen, oder mehr transcendensalen aus erhohen werden, und 
demnach die antwort gesucht werden kann entweder in dem nach- 
weis, wo in der menschlichen seele der sitz und die stälte sich 
‘ finde für einen aus wahlfreiheit hervorgegangenen entachlus; oder, 
wo in der wel ein raum und platz sich finde für eiue zweite 
aseität und cuusa sui neben der gößlichen ; und wie diese beiden 
fragen in einer betreffenden untersuchung entweder verbunden, 
oder gesonder} behandelt werden können: so finden wir auch ia 
der that ia jenen drei abhandlungen die gemeinsame frage von 
jenem dreifachen standpunkt aus behandelt. Bei Schrader vom 
psychologischen, bei Starke vom transcendentalen, hei Trende- 
lenburg von beiden gesichtspunkten zugleich aus. Eine zweile 
hauptdifferenz derselben besteht in ihrem verschiedenen resultate. 
Während nämlich Schrader und Starke von entgegengesetztem 
wege und im ausdrücklichen widerspruch gegen einander zu εἰ- 
nem und demselben ergebniss ihrer eingehenden untersuchung ge 
langen, nämlich dass sich der beweis für die willensfreiheit wirk- 
lich beim Aristoteles gegeben finde; führt dagegen die berück- 
sichtigung beider gesichtspunkte Trendelenburg in seiner kur 
zen erwäguug zu einem viel beschränkteren resultat. 

Jetzt noch ein wort über die einzelnen. Schraders pre 
gramm enthält ulso eine psychologische untersuchung, deren re 
sultat in den anfangsworten des letzten abschnitts 5°) p. 17 fol 


34) Früher ganz anders; selbst die gründliche, oben angeführte w- 
tersuobung von Afzelius geht an dieser frage unbefangea vorüber. 
35) Schraders programm zerfällt iu drei theile: p. 2: in tres auiem 


Sehresherichte, | 569 


gendermassen anticipirt wird: Tota haec disputationis nostrae 
pars in eo versatur, ut hominibus liberam voluntatem et facul- 
tatem pro suo arbitrio agendi datam esse ex Aristotelis philo- 
sophia demonstretur (p. 23 die befriedigende lösung). Starke’s 
disputation dagegen geht im ausgesprochenen gegensatz zu Schra- 
der von der identität des menschlichen γνοὺς mit dem göttlichen 
aus. Auch er soticipirt p. 11 in den anfangsworten des drit- 
teu theils 5°) sein resultat in folgenden worten: Quod si quae- 
ris, num Aristoteles animi humani libertatem defenderit, equidem 
concedam eum arbifrio unius cuiusque reliquisse, utrum honesta- 
tem an turpitudinem sequi vellet — — at idem ego contendo 
Aristotelem humani anims liberiatem posuisse in consilii humani 
cum honestate consensu. Und so gelangen dean beide über die 
freiheitslehre des Aristoteles trotz ihrer verschiedenheit zu dem 
resultat, welches der erstere in seinen schlussworten also zu- 
sammenfasst: Salva stat alque incolumis humani anımi libertas 57) 
(1. 1. p-23). In der schrift Trendelenburg’s (no. 5) aber wird der 
gesichtakreis, von welchem Aristoteles die frage behandelt ha- 
ben soll gegen die einseitigkeiten der obigen darstellungen eben 
so erweitert, als das ergebniss und resultat seiner wirklichen 
leistungen nach beiden seiten hin beschränkt. Zugestanden wird: 
sämlich einerseits, „dass Aristoteles die wirkliche wahl, als zum 
wesen der freiheit gebörig betrachtet habe”, andrerseits „nahe 
daran gewesen sei von seiten des inhalis die menschliche frei- 
beit mit der göttlichen oothwendigkeit zu vereinigen” p. 155. 
Dabei seien aber höchst wichtige fragen unberührt gelassen 58), 


partes omnis — — — disputatio dispertienda esse videlur, primum ut 
ratio exponalur, quae voluniali cum ceteris animae facultatibus inlerce- 
dai, tum ul explicetur, quomodo voluntas humanum corpus moveat, de- 
nique ut voluntatis vis ad actiones hominum regendas sppareat. 

36) Auch hier drei theile: 1. De summo bono: 2. De consilio: 3. 
De utriusque principii ralione mutua. 

37) Dabei werden in der sebr griindlichen arbeit von Starke die 
schwierigkeiten keinesweges verkannt, die in dem psychologischen ver- 
bältniss der (sollicitirenden) φαντασία zum opextsxor, zur ὄρεξες und Por- 
Ayas für die geltendmachung einer wahren freiheit liegen, oder die män- 
gel seiner, eines persönlichen einheitspunktes ermangelnden, psychologie 
(p. 14. 15). In dieser hinsicht wird aber hingewiesen auf die eben so 
wenig genügenden leistungen des entschiedensten lehrers der freiheit un- 
ter den philosuphen der neuesten zeit, auf die eines Fichte p. 15. Die 
berufung des Aristotcles auf den νοὺς erscheint ihm dagegen als ein 
misslungener versuch des lehrers nach dem vorbild des schüler:, gordi- 
sche knoten in der philosophie mit einem Alexanderschwerdt zu durch- 
bauen p. 15. — Wie sehr dagegen bei Starke die seite der eignen 
wahl gefährdet wird, zeigt schon p. { sein princip der wahren freiheit: 
quo ad recte agendum necessifate quadam impellimur. 

38) Cf. p. 156: da durch die affecte der lust und unlust nach der lehre 
des Aristoteles „fremde kräfte in den willen, der durch das denken wille 
ist, eindringen, so kann die frage aufgeworfen werden, welche Arislole- 
les unberührt lässt, ob nicht in dem vorgang der überlegang, dec tum 


$64 Jahresberichte. 


und wéno er auch im gegensatze gegen Plato ‘ies wirklichen wi 
realen die elemente bezeichnet habe, auf weichen der sittliche free 
heitsbegriff beruhe, so habe er seine lehre doch weder metaphr- 
sisch scharf begränzt, noch im vollem psychologischen zusa- 
menhange dargethan, p. 157. — Von deu beiden anders ue 
nographien behandelt die des hra Prantl eine bereits von Schle- 
ermacher aufgeworfene und durch Zellers ausstellungen wieder 
angeregte frage: nämlich die nach dem logischen recht mit we- 
chem, und nach der logischen ordnung, in welcher die beim ersten 
anblick so anstössige abhandiang von den dianoetisehen tugende 
in das system dieser ethik aufgenommen und in ihm behandelt 
sei. Sie stellt sich dabei eine doppelte aufgabe: erastlich jew 
sufnahme zu rechtfertigen, zweitens die bisherige auffassung jeser 
lehre von verschiedenen missverständnissen zu reinigen. Jene reebt- 
fertigung besteht dann in dem nachweis, dass die s. ρ΄. dianee- 
tischen tugenden nur als principien der prazis in die Aristotel- 
sche sittenlebre hineintreten und als solcbe aufgenommen wer- 
den mussten, de nach der lebre des Aristoteles der mensch sei- 
nem wesen nach ja ein νοῦς ὀροκειχκός, oder eine Ögakıc Jtarer 
τική sei; also νοῦς καὶ διάνοια und ἠϑικὴ ἕξις in ihrer einander 
durchdringenden einheit sei demnach das princip seiner willen 
richtung 39). — : In der zweiten hinsicht bemerkt sie, dass über 
den eigentlichen inhalt dieser lehre bisher „das drgste missver- 
ständniss” geherrscht habe. „Es sei sebr leicht gesagt: Ariste 
teles zähle im ganzen fünf dianoetische tugenden, nämlich νοῦς, 
ἐπιστήμη, σοφία, regen, φρόνησις (cf. Zeller 1. 1. p. 522), πεν 
verhalte die sache sich doch wesentlich anders. Aristoteles sel- 
ber zäble deren eigentlich nur zwei (p. 10), nämlich σοφία und 
φρόνησις, erstere die tugend des λόγον ἔχον in unarer seele, 
welche sich auf das un ἐνδεχύμενον ἄλλως ἔχειν beziehe (p. 14), 
die φρύνησις nebst ihren modificationen für das &sdsyuperor ἀλ- 
dwg ἔχειν, p. 15. „So aber aufgefasst dürfte auch dieser tbeil 
der Aristotelischen ethik sich einfach und widersprachslos nach 


die freie wahl verbürgte, der ausschlag des entschlusses durch eine fremde 
vielleicht unbekanute ursache der natur bestimmt werde und daher die 
wahl schein sei. 

An dieser stelle bemerke ich nur noch in betreff der, schon im er 
sten artikel genannten abhandlung desselben verfassers: über einige siel- 
len im fünften und sechsten buche der Nikom. ethik (2 b. historische 
beiträge zur philosophie), dass in derselben ausser den kritisch beban- 
delien stellen beider bücher sich auch noch mehrere der schwierig- 
sten stellen des sechsten buches (VI, 15 über den vermeintlichen cir- 
kel in bestimmung der rechten mitte, VI, 12 über das verhältniss des 
eis πρακτικός ZUM θεωρητικός, zur φρόνησις, αἴσϑησις) trefflich erörtert 

aden. 

39) 1. 1. p. 19: „nicht also die gewandtheit, syllogistische deductio- 
nen zu enlwickeln, nicht die fertigkeit geometrische beweise aufzubauen, 
nichts der art, was man logische virtuasilét nennen könnle, ist dem Ari- 
stoleles eine dianoelische \ugend”: 


Jahresberichte. 565 


allen seiten an das system des Aristoteles einfügen und sich ihm 
anschliessen’, p. 19 1). 

Unter den fünf genannten schriften steht endlich die von 
Fechner wie zu der Zellerschen darstellang, so zu diesem gan- 
zeu artikel in der losesten verbindung. Der von Zeller erho- 
bene vorwurf über die unklare stellung des fünften buches zum 
ganzen system wird nur indirect oder factisch widerlegt, und 
ein ganzer theil derselben liegt, da sie den gerechtigkeitsbegriff 
auch durch die politik verfolgt, jenseit des bereichs unsrer ge- 
genwärtigen betrachtung. Sie zerfällt nämlich in fünf haupt- 
abschbnitte: I) einleitung p. 1—26; Il) über den begriff des ge- 
rechten p. 56; Ill) anwendang des gerechtigkeitsbegriffs auf die 
staatsgemeinschaft p. 108; IV) das gerechte in homonymer be- 
deutung; V) kritik des systems bis p. 120. Das hauptverdienst 
der leistung finden wir, so weit sie uns hier angeht, im zwei- 
ten tbeile, sowohl in der rechtfertiguug des gerechtigkeitsbe- 
griffs gegen die einwürfe von Grotius und Garve, als is dem 
bemühn des berrn verfassers in den dunkeln gedankengang des 
fünften buches licht zu bringen *'). Nach der ansicht des ver- 
fassers soll das gäuze fünfte buch in seiner jetzigen gestaltung 
sowohl seinen theilen als seiner ordnung nach echt und in ur- 
sprünglicher form auf uns gekommen sein. Als resultat der 
gauzen schrift ergiebt sich p. 120: „dass die ethik des Aristo- 
teles kein auf subjectiver eutscheidung des individuums gegrün- 
detes, egoistisches princip in verfeinerter gestalt, sondern ein 
streben sei nach der höchsten vernunft, nach dem göttlichen geiste”. 


©. Die den letsien beiden jahren angehörenden darstellungen der Nikoma- 
chischen ethik. 


Von Zeller also bis zu Fechner, fast ein volles decennium, 
war demnach von den gelehrten Deutschlauds die Aristotelische 
ethik durch immer tiefere ergründung ihres inhalts und beseiti- 
gung mannigfaltiger missverständnisse mehr und mehr zu ehren 
gebracht, ohne dass von irgend einer seite ein bedeutender wi- 
derspruch dagegen wäre erhoben worden. Dass solche einstim- 
migkeit unter uns nicht bleiben konnte, namentlich bei der ia- 
zwischen auf dem gebiet der neuesten philosophischen ethik eia- 
getretenen bewegung, liess sich erwarten. Dieser erwartung ist 
dann auch auf das vollständigste entsprochen worden durch die 


40) Ausserdem enthält diese gediegene abhandlung auch roch treff- 
liche winke über die eigenthümliche darstellungsform der Nikomachischen 
etb:k, und gebaltvolle beiträge zur widerleguug der ansicht vom Eude- 
mischen ursprung des b. Vi der Nikomachischen ethik. 

37) Hauptfragen bei der gerechtigkeit, wie bei jeder tugend: erstlich, 
inwielern sie eine mitte; zweilens, wie fern sie freiwillig sei. Ersteres 
6. 1—5, das zweite c. 6—-i1: an 6. Il schliessen sich awer yeruendta 


probleme u.s. w. ann 


Philologes. ΧΙ. Jahrg. 3. 38 


566 Jahreshorichte, 


abhandlung des dr. Wehrenpfennig: dena wenn der zcharfsissig 
hr. verfasser auch nicht mit bestimmten worten den philoseph- 
schen gerichtshof nennt, vor dessen schranken der alte Btagirit 
mit seiner ethik hier wieder geladen worden ist, so werden dk 
gesetze und grundsätze, nach welchen der process hier geführt 
und das urtheil gefällt, wird, doch zu deutlich‘ ausgesproches, 
om zweifel von bedeutung zurückzalassen *?). 

An der hand jener leitenden grundsätze ergiebt sich des 
zuerst p. 9 „dass die vermengung von metaphysik und ethik 
überhaupt uirgends grösser gewesen als bei den Griechen’; vad 
zweitens, dass was man je über und gegen Aristoteles ethik ge 
klagt und vorgebracht, das alles treffe sie noch immer von rechts 
wegen. Ihre persönliche glückseligkeitslehre sei euddmonisms 
und egoismus p. 46, ihre sittenlehre empirismus p. 46, ibre te 
gendiehre formalismus p. 58, ihr princip der gewöhnung meche- 
nismus p. 60. Der staat und das allgemeine zei ihr our sw 
tel für den einzelnen p. 46, die gesinuung nur mise für die 
tugend, die tugend nur mittel für die handlung p. 49, sw 
die handlung, — „diese bewegung des innera mach ausses”, 
— sei ihm — „eine bestimmung die nicht oft geang wiederkelt 
werden könne” — das beste und befriedigende p. 50. Sie be 
riilre die gränze der freiheit, ohne: sie sich anzueignen p. 58; 
die bestandtheile, aus deren durchdringung ihr die togend her 
vorgehe Llieben geschieden wie öl und wasser p. 60, und in 
der auffassung der tugend als einer mitte sei das wesentliche 
nicht einmal angedeutet, p. 57. „Zwar werde man es leicht 
haben” dem obigen „auch wahrhaft ethische gedanken, z. b. ans 
dem achten und neunten buche entgegenzuhalten, aber man würde 
sich sehr irren, wenn man meinte das obige dadurch widerlegt 
zu haben” p. 56. Wir werden uns aber der gefahr eiges sol. 
chen irrthums hier um so weniger aussetzen, da auch dieses 
strenge gericht des hro verfassers bereits seinen eignen cass: 
tionshof, oder wenigstens sein forum, und die altera pars auch 
ohne unser zuthun hinreichende gelegenheit gefunden, sich ge 


42) Die wichtigsten: N) „der wesentliche unterschied der ethische 
systeme besteht nicht, wie Schleiermacher wollte, in ihrer stelluag ser 
lust und unlust, sondern darin, ob der einselne als solcher, — oder ob 


das ganze, und der einzelne nur als theil desselben absoluter zweck ist’, | 


p. 1: 2) „die einmischung psychologischer, anthropologischer, metaphys- 
scher vorstellungen in das gebiet der ethischen wissenschaft” p. 3, οὐδ 
verbindung und identificirung der metaphysischen realität und des ethisch 
realen” p. 6, kurz „die vermischung der besondern gebiete des pkiloso- 
phischen nachdenkens ist von jeher eine der unerschöpflichsten gaelles 
des irrthums auf dem gebiet dieser wissenschaft gewesen, p. 63. 

lich: die philosophie strebe freilich nach einem ganzen der weltanschee- 
ung, aber — — die klarheil und solidität der forschung könne me 
gelördert werden durch ein aufgeben jener begriffe von system und 87“ 
stemalischer deduction, wie sie besonders seit Fiehte — — zur ber 
echaft gekommen p. 63. 


Jahresberichte, 567 


hör zu verschaffen. Wir meinen in den (n. 9. 10) schriften von 
Brandis und Trendelenburg. 

In dem schönen werke aber mit welchem der erstgenannte, 
als einer gereiften frucht vieljähriger, gründlicher studien, in 
diesem jahre die freunde des Aristoteles in Deutschland beschenkt 
bat, findet sich neben dem eignen urtheil des verfassers fast 
über alle, seit längerer zeit in betreff der aristotelischen philo- 
sophie angeregten, probleme zugleich ein vergleichender hinblick 
auf die meisten neueren vertreter auch der abweichenden auflas- 
sungen. So lässt das werk sich gewissermaassen zugleich als 
repertorium dieser differenzeu *°) und als eine art oberinstans 
betrachten für gar viele derselben. Aus demselben grunde aber 
wie im ersten artikel glaube ich gerade bei diesem hauptwerke 
über den Aristoteles mich besonders kurz fassen zu dürfen und 
zu müssen. ‘Hier also nur mit einem wort die andeutung der 
unsern gegenstand 1) io betreff seiner gliederung, 2) seiner me- 
thode, 3) seines sachlichen inhalts, 4) seines werthes betreffen- 
den resultate. Von p. 1835—1557 geht die darstellung der 
Aristotelisches ethik besonders am leitfaden der Nikomachischen. 
Dieselbe erscheint unter den Aristotelischen schriften als gehö- 
rend zu den sorgfälsiger ausgearbeiteten p. 1557. 

1) Eintheilung und gliederung. Drei theile: grundlegung 
(1 b.), tugendlehre nebst ergänzung (Ὁ. 7. 8. 9), abschliessender 
thei] (10 b.): p. 1548, p.1545, p.1543. Theile der tugendiehre: 
wahrscheinlicher theilungsgrund die classen der ursprünglichen 
und abgeleiteten affecte; dieser aber uicht durchgreifend, p. 1533. 

2) Methode. Lobende anerkennung, dass Aristoteles die 
sonderung der theoretischen und praktischen philosophie ange- 
bahnt habe, um einer vorzeitigen, sich leicht ergebenden vermi- 
schung beider gebiete vorzubeugen, p. 1523. 

8) Sachlicher inhalt. Freiheitslehre, p. 1530: „dass Aristo- 
teles selber noch zu keiner ihm völlig genügenden beantwortsag 
dieser frage gekommen, lasse sich aus der schlassäusserusg mit 
wahrscheinlichkeit abnehmen. Wie wenig er aber die lehre von 
der metaphysischen seite mag durchgeführt baben, den grund 
hat er gelegt durch seinen begriff individueller (geistiger) kraft- 
thätigkeit, so wie durch die bestimmte sonderung der zweckur- 
sichlichkeit und der hypothetisch wirkenden ursache. Was aber 
ungleich mehr, er hat die bestimmung der siélichen seite des be- 
griffs angebahot, die bis zur endlichen beseitigung der metaphy- 
sischen schwierigkeiten nicht ausgesetzt werden darf. — Tu- 
gendlehre p. 1535: rechtfertigung gegen den vorwurf eines nur 


43) Dieses eben sowohl auf dem gebiet der speziellen teztesinter- 
pretation, als der allgemeinen. Für unsre Nikom. ethik vergleiche man 
über das συναριϑμουμένη p. 1344, über das μάταιον p. 1341, über des 
πλὴν p. 1404, über deo augenarzt p. 1355, über die λέγοι Tkwreqınet 2. 
1355 u. s. w. mit den jetzt üblichen deutungen. 


38° 


568 Jahresberichte. 


formalen tugendbegriffs;. p. 1527 gegen einen mechanismas der 
gewöhnung. Anerkennung von Prantl’s werthvoller leiatuug über 
die dianoetischen tugenden, ohne völlige beistimmung. „Sollten 
nicht auch kunst und wissenschaft (diese als weisheit) zur = 
gend erhoben werden”? p. 1540; — endlich anerkennung de 
unklarheit in der gränzbestimmung zwischen sittlichen affectie 
nen und tugenden (Ritter, Zeller). Die bücher VIII und IX has- 
dein über freundschafi und liebe, p. 1545 **). 

4) Werth und bedeutung der Nikomachischen ethik. Zumächst 
ein historischer durch die vervollständigung und ergänzung der 
vorgänger; dieses aber in solcher weise, dass sie zweitens „auch 
selbst — dürfen wir eg hinzusetzen? — in der 7 
speculativen bebaudlung der ethik beachtung verdienen därfie”, 

. 1534. 

P Ehe aher noch diese leise frage an das gewissen und wit 
sen der gelehrten zeitgenossen sich gewandt hat, bat derselben 
— im hinblick auf das überschätzte verdienst neuerer und asf 
das verkanute der alten denker — Trendelenburg (n. 10) eine 
laute, kraftvolle, bündige antwort gegeben. So schliessen wir 
diesen haupttheil unsers zweiten artikels mit ihr, wie sie enthalte 
liegt in den schlussworten jenes vortrags: „des Aristoteles ethik”, 
heisst ea daselbst p. 35, „hat fehler und lücken; aber keins 
ethik der neueren hat geringere feller und geringere lückes; 
die meisten haben grössere. Aristoteles ethik, das erste system 
der sittenlehre, die ethik des alterthums, kann nicht das letzte, 
nicht die ethik der christlichen welt sein. Aber bisher kält 
Aristoteles gegen die späteren stand, und zwar durch die rich 
tige grundlage des princips, durch die reine behandlung der last, 
durch den offenen blick für die ethischen erscheinungen, asd 
durch den reichthum der ausführung. 

Für das studium der philosophischen ethik steht es sec 
gegenwärtig nicht anders, als zu der zeit, da die erneuertes 
statuten der universität Greifswalde die erklärung der Nikeme 
cbischen ethik ausdrücklich vorschrieben: cum eo opere in tel 
hac philosophiae parte vix aliquid habeatur praestantius aut ab 
solutius. Das urtheil von 1545 gilt noch heute”. 


B. Interpretation der Eudemischen ethik und der Magna Moralia. 


Zu diesen ausführungen haben wir hier nur eine döürflige 
nachlese hinzuzufügen. Denn neben der Nikomachischen ethik 
werden diese beiden darstellungen der peripatetischen sittenlehre 
wie im alterthum so in der neuzeit noch immer fast gänzlich 
von seiten der interpretation vernachlässigt. Auch ist dieses ver 

44) Wie diese bestimmung an Nickes: De Aristotelis Politicorum l- 
bris anschliesst, so noch mehr die verwerfung des persönlichen indir*- 


duellen standpunkıs der eihik im gegensaiz zur politik p. 1553. Hier 
von das nähere bei der politik, 


Jabresherichte. 569 


Itniss erklärlich genug ‘bei zwei schriften, die hinsichtlich der. 
rstellung nur schwierigkeiten, hinsichtlich des inhalts nur eine 
reite und dritte wiederholung des dem leser der Nikomachi- 
hen ethik längst bekannten zur erklärung darzubieten scheinen. 
id so finden wir denn in diesem ganzen zeitraum, ausser ei- 
ren flüchtigen seitenblicken, die ia den obigen erklärungen der 
komachischen ethik beiläufig auf die eine oder andere eigen- 
imlichkeit und differenz des einen oder des andern dieser bei- 
a werke geworfen werden *°), im grunde nur drei schriften, 
sich in einer etwas eingehenden weise mit der darstellung 
d erklärung des diesen beiden werken oder einem derselben 
renthümlichen lehrgehalts beschäftigt haben. Da aber von 
sen die zuerst erschienene, die Fischer’s (De Ethicis Nico- 
‚cheis et Eudemiis. 8. Bonnae 1847) von seiten ihrer auffas- 
ogs- und erklärungsweise im ersten artikel (s. ob. p. 362 fig.) 
reits im allgemeinen characterisirt worden, so ist uns für die- 
ı anhang nur eine kurze besprechung des von Fritzsche in 
ner ausgabe der Eudemischen ethik zu ihrer erklärung gelei- 
ten und der von Brandis im oben genannten werk gegebenen 


45) Z. b. bei Trendelenburg in dem wiederholt genannten aufsatz: 
:r einige stellen im fünften und sechsten buche der Nikomachischen 
ik, p. 352, der versuch, den seltssmen titel der Magna Moralia aus 
er verwechslung Ger schrifizeichen μεγιλ. und xeged. zu erklären. 
t nämlich von Spengel der beweis sei geliefert worden „dass die 
si bücher ders, g. grossen ethik theils der Nikomachischen, theils der 
demischen ethik folgen, ihnen gleichsam ankleben, sich zu ihnen, wie 
risse verhalten” liege der gedanke nahe, dsss ihre ursprüngliche über- 
rift gewesen: ϑικὼῶν κεφίλαια, „Auch nenne der verfasfer der Magna 
ralia seine thatigkeit an einer stelle Il, 9, p. 1207b 22: xepadaswoupé- 
ς εἰπεῖν": p. 354. — Ob aber wirklich in einem andern sinne, als 
welchem der verfasser der politik V1, 8 gleichfalls von seiner thätig- 
t sagt: ὡς εἰπεῖν ovyxegudaswoupévouc? 

Auch Fechner in seiner oben genannten schrift üher den gerechtig- 
itsbegriff des Aristoteles vergleicht an verschiedenen stellen p. 29. 35. 
54 das c. 33 der M. M. mit der gerechtigkeitslehre des Aristoteles. 
ı wichtigsten differenzen, die ihm aufgestossen, betreffen die lebre 
ı der allgemeinen gerechtigkeit, der auffassung des urrınenordos, und 

auslassung der ausgleichenden gerechligkeit in den M. M. Das re- 
tat dieser vergleichung fasst er p. 40 in die worte zusammen: „un- 
scheiden sich nun auch die hauptbegriffe der grossen moral nicht von 
' auffassung in der Nikomachischen ethik: so führt doch die gänzlicho 
schiedenheit der methode der darstellung auf das — — — resullat: 
is die grosse moral in der lehre vom δίκαιον der Nikomachischen etbik 
id den entlebnten büchern in der Eudemischen ethik) sicht nachge- 
‚eitel ist, geschweige von demselben verfasser herrührt”., Wenn dann 
xr derselbe gelehrie p. 54 in der snmerkung bemerkt, die M. M. bitten 
lebre von der billigkeit sn zwei stellen vertheilt, und erst an der 
eiten stelle (Il, 1) die sache mit ibrem namen benannt, so bemerke 
| hier nor zu dieser vielfach angefochtenen stelle der M. M., dass ihr 
‘fasser im besten recht zu sein scheint, dass Aristoteles selber E. N. 
9. §. 9 den unterschied des ἐλαττωτικός im allgemeinen om Inwanc 
gedeutet, die M. M. sie aber ersi aus einander gehalten. 


§70 Jahresberichte. 


darstellung beider werke übrig gebliehen. Grade in der spir 
lichkeit dieser ausbeute dürfte unser bericht aber um se mehr 
seine berechtigung finden, dass er in diesem abschuitt die früber 
gesteckten schranken weniger streng inse hält, sonders übe 
die eigentliche interpretation hinaus seine aufmerksamkeit auch 
einer seite der krisik zuwendet, zu deren erwähnung im erstes 
artikel wenig veranlassung geboten wnrde, und an diese be 
trachtung einige fragen anknüpft, für welche ihm in dem bishe 
rigen resultaten die autwort noch immer zu fehlen scheint. Frs- 
gen wir aber zuerst, was denn für die interpretation der Eude 
mischen ethik in der 1851 erschienenen ausgabe des brn Frits- 
sche geschehen sei, so kommt dieselbe, von den erwähnten pre- 
legomenen abgesehen, dem verstindniss des lesers auf dreifachen 
wege zur hülfe: erstlich, durch eine folge s. g. argumente, wel 
che bei allen übergangspunkten dem texte zur orientirung für 
den folgenden gedankengang beigegeben werden (z. b. in I. 1 
an neun stellen); zweitens durch eine anzahl erklärender anmer- 
kungen; drittens durch eine lateinische übersetzung. Dabei as- 
terscheidet sie sich von den drei oben erwähnten commentaren 
und ausgaben der Nikomachischen ethik noch dadurch, dass sie, 
ohne allen methodischen, praktischen haupt- und nebenzweck, 
den maassstab ihrer erklärung einzig aus der sache selbst und 
aus dem bedürfniss der für diese lectüre vorgebildeten leser 
überhaupt entnehmen zu Wollen scheint. Auch entspricht die 
abfassung der argumente nebst der lateinischen übersetzung in 
der that dieser absicht. Namentlich halten wir die letztere nicht 
uur für die beste der bisher erschienenen übersetzungen, sondern 
für das beste hülfsmittel, welches die litteratur überhaupt noch 
für die erklärung der Eudemischen ethik aufzuweisen hat. Sie 
enthält die bücher I. Il. EN. Vil. VEIL; demnach alles, was man 
beim gegenwärtigen stande der kritik von einer übersetzung der 
Eudemischen ethik zu erwarten berechtigt sein dürfte. Dabei is 
gutem latein und mit taktvollem anschluss an den text abgefasst 
opfert sie doch nie der latinität des ausdrucks oder einer buch- 
stäblichen treue in der nachfolge des originals die deutlichkeit 
auf. Im gegentheil, bei zweideutigen stellen, oder wo der text 
es aus andern gründen zu verlangen scheint, behält sie uabe 
denklich den griechischen ausdruck bei, schaltet in parentheses 
erklärende zwischensätze ein, deutet die möglichkeit einer mehr 
fachen interpretation an (p. 313. 317. 819. 321 u.s.w); kurs 
sie ist vor allen dingen darauf bedacht, dem bedürfniss des Ie- 
sers dieser oft so dunklen schrift wirklich zur hülfe zu kommen “). 

Nur für die dem texte beigefügten anmerkungen scheist 


46) In all diesen hinsichten halten wir sie für entschieden gelunge- 
ner als die in der Didotschen ausgabe befindliche. Ueber letztere aber, 
so wie die dort der grossen ethik beigegebene gehen wir hier mit einen 
wort vorüber, weil wir beide nich\ für news \eimiungen, sonders su, 


N 


Jahresberichte. 5741 


mir der herausgeber jenen gesichtspunkt nicht fest im auge be- 
halten zu haben. Die Eudemische ethik wird nämlich, wenig- 
stens vorläufig, nicht leicht auf leser rechnen können, als auf 
solche, die mit dem inhalt der Nikomachischen ethik bereits ziem- 
lich vertraut sind: demnach aber hätte wohl erstlich dasjenige, 
was in diesen anmerkungen zur erklärung des beiden ethiken ge- 
meinsamen vorgebracht wird, guten theils fehlen können. Zwei- 
tens aber hat die in dieser ausgabe stattfindende verbindung 
der kritik mit der interpretation den einfluss gehabt, dass 
durch diese anmerkungen hindurch fast überall die interpre- 
tation nach ihrem inhalt und ihrer richtung als wesentlich im 
dienste der kritik stehend erscheint. Dem inhalte nach mei- 
pen wir insofern, als in ihnen gar manches unberührt geblie- 
ben, was wohl einer erklärung oder erwähnung werth und 
bediirftig gewesen wäre, aber auf die vorliegenden kriti- 
schen probleme obne eiufluss zu sein scheinen mochte 47), Der 


wie die der Nikomachischen ethik ‚für revidirte abdrücke älterer über- 
setsungen halten. Die der Magna Moralia giebt sich wenigstens in den 
ersten capiteln als eine neue ausgabe der überseizung des G. Valla bei 
Casaubonus zu erkennen, und, und wenn ich für die übersetzung der 
Eudemischen ethik das lateinische original nicht nachweisen kann, be- 
zweifle ich hier doch um so weniger ein ähnliches abhängigkeitsverhält- 
niss, da die vorrede des bd. Il der Didotschen ausgabe eben ausschliess- 
lich bei dieser ethik mit ausdrücklichen worten ein solches anerkennt: 
in Budemicis saepe verba veterum (interpretum) in locis difficillimis et 
maxime obscuris consulto retinuimus. 

47) Gänzlich mit stillschweigen werden so z. b. erstlich mehrere 
stellen übergangen, wo der gedankengang von einem störenden, lästigen 
zwischensatz völlig unterbrochen zu werden scheint: so p. 21, I, 8 
(1218a. 9): εἰ γὰρ δικαιοσύνη ἀγαθὸν καὶ avdgua (ein satz, den wir in 
den M. M. zweimal mit denselben, oder ganz ähnlichen worten, beide- 
mal in durchaus passendem zusammenhaog begegnen: M. M. 1, 1, 1182b 
36. und M.M. 1, 34, 1198a 24); so ferner p. 43. E. E. Il, 7, (1223b 
2): καὶ γὰρ ἄτοπόν, εἰ δικαιότερος ἔσονται οἱ unpareig γινόμενοι (gehört die 
stelle nicht hinein nach 1223b 6.2? Und lässt sich nicht auch. in der 
Nikomachischen ethik durch ähnliche kleine umstellung mancher schwie- 
rigkeit abhelfen? z. b. E. Vil, 13, 1153a 16: ὅτε κυρίως ayudéy durch 
anschluss ans ἕτερον am ende des nächsten satzes a 177 So E.N. VII, 
11463 13 der salz: εἰ μὲν γὰρ χρησταὶ ai ἐπιϑυμίαι url. durch verse- 
tzung binter die beiden nächstfolgenden, und eintritt hinter ... καὶ τῇ 
ψευδεῖ, a, 187). An der stelle E. E. Il, 1222b 4: διὸ καὶ οὐ κολακικὸν 
ὁ Supos wird zur beseitigung eines solchen anstosses eine correctur vor- 
geschlagen (καταλλακτικύν), die aber auch zu nichts hilft. Eben so we- 
nig geschieht des umstandes eine erwähnung, dass der φθονερός in den 
büchero Il und III unter sich ganz verschiedene extreme zum gegensalz 
erbält. In ὃ. Il ἐπὶ τῷ an λυπεῖσθαι — — εὐχερὴς ὥσπερ οἱ yaoteinag- 
yoo Il, 3, 1221b 1 (durch missverstindniss der zweideutigen charakteri- 
stik des énsyusyenaxog E. N. Il, 77), während E. E. Ill, 7 der insyuspe- 
κακὸς wieder zum vorschein kommt. Ferner lesen wir weder in den 
prolegomenen p. xxxv, 10, noch unterm text E. E. 3, 5, 1232b 28 eine 
andeutung, die worte ὡς διωρέσθῃ πρότερον in verbindung mit dem vor- 
ausgehenden zu bringen. So ferner kein wort der erklärung über die 
ἀρετὴ τοῦ μὴ σπουδαίου Vil, 1237a 18, über die ivipyna τοῦ φιλλίαθοι 


572 Jahresberichte. 


richtung aber und der tendenz nach insofern, als wir die allas- 
tig befriedigenden ergebnisse der geführten kritischen anterse 
chung, wie dieselben in den anmerkuogen oft in dem zaversicht 
lichsten ausdrücken beglaubigt und bezeugt werden (manibus nea 
oculis tenetur, — necessario concedendum est — procul d& 
bio —), in der regel nirgends zu ‘finden vermögen, als eben ὃ 
jener selbstbeglaubigung von seiten des herrn verfassers. Wr 
denken hier jedoch zunächst weder an die spezielle tezteskriäk, 
noch an die untersuchung über den verfasser jener drei, de 
Nikomachischen und Eudemischen ethik gemeinsamen bücher. 
Von beiden ist bereits im ersten artikel die rede gewesen. Mit 
dem obigen urtheil hat bier insofern nur diejenige kritische ue 
tersuchung bezeichnet werden sollen, welche, neben den beide 
eben genannten, zur ermittlung des verfassers unsrer Eudemische 
ethik und ihrer entstehungsweise und besiimmung in diesem werke 
durchgeführt wird. ᾿ 

Schon der titel dieser ausgabe zeigt, wie sehr ihr verfes- 
. ser von den resultaten der trefflichen untersuchung von Spenge 
sei überzeugt worden; denn auf dem hauptblatt nenut sie sich der 
selber: Eudemi Rhodii Ethica. Weil aber diese überzeugung von 
allen gelehrten, namentlich seit dem erscheinen von Zellers ge 
schichte der philosophie (bd. Il), in Deutschland scheint getheilt zu 
werden, so hatten wir bei der einstimmigkeit ihrer betreffende 
urtheile in unserm ersten artikel keine nahe liegende veranlas- 
sung uns weiter bei der frage nach ihrer begründusg auf- 
zuhalten. Da die vorliegende ausgabe aber die einzige ist, 
welche jene resultate nicht nur anerkennt, sondern uns als er 
gebnisse einer neuangestellten untersuchung in neuer begrü= 
dung wieder vorlegt: so sei es uns erlaubt, unserm verfasser 
von dem bier etwas magern boden der interpretation nochmal 
auf das feld der kritik hinüber zu folgen, und uns aus seines 
prolegomenen zu vergegenwärtigen, in welchem verhältniss bei 
jener jetzt allgemein recipirten betrachtungsweise denn eigentlich 
das resultat zu den prämissen und der schlusssatz zu seinen 
vordersätzen steht. Diesen ersten theil aber unsrer betrachtung 
verlegen wir in eine anmerkung *°), und führen uosern bericht 


VII, 2, 12372 38, über die στροφῃῇ ἐπιστήμης VIN, 1, 1246b 9; eben "Ὁ 
wenig endlich über die art, die im ersten buch 12162 38 vorweg ange- 
deutete eintheilung περὶ ἀρετῆς καὶ φρονήσεως πρῶτον κελ. theils mit dem 
gang der im nächsten buch 1220a 4 eingeschlagenen untersuchung, uad 
diese dann wieder mit den unlersuchungen im letzten buch über de 
φρόνησις in einklang zu bringen. 

48) Eudemus, der verlasser der Eudemischen ethik, als einer ee 
nen, die Nikomachische ethik planmässig überarbeitenden schrift: so lss- 
tet bekanntlich die durch oder nach Spengels untersuchung (die ich jei 
nicht zur hand habe, und über welche ich mich schon aus diesem grund 
jedes urtheils im folgenden will enthalten haben) allgemein in aufnahme . 
gebrachte und verbreitete ansicht. Die prolegomena unsrer ausgabp οἱδ- 


Jahresherichte. 873 


hier erst zu ende, ehe wir derjenigen ktitischen fragen erwäh- 


tzen dieselbe erstlich durch äussere zeugnisse ı p. 25 werden uns daselbat 
fünf testimonia antigqua aufgeführt, in welchen der Eudemischen ethik 
erwähnung geschieht: nämlich die zeugnisse des Alticus Platonicus, des 
Diogenes Laertius, des Porphyrius, des Simplicius und des Aspasius. 
Und von diesen fünf zeugen legit unsre schrift dem Eudemus wirklich 
einer, nämlich Aspasius, bei; die vier andern dahingegen nennen den 
Aristoteles, als ihren verfasser. 

Wir gehen zweitens zu den innern zeugnissen. In der Eudemischen 
ethik finden sich mehrere stellen, an welchen der verfasser dieser schrift 
von werken des Aristoteles, entweder direct in der ersten person als ver- 
fasser, oder doch als von eignen werken spricht: z. b. Il, 8. p. 1217b 
22: Διαιρούμεθα ἐν τοῖς ἐξωτερικοῖς: 1.1, 12286 33: ἐπίσκεπται — — ἦν 
τοῖς ἐξωτερικοῖς λόγοις καὶ τοῖς xara φιλοσοφίαν, cell. Unsre ausgsbe der 
Eudemischen ethik erkennt sowohl Aristotelische schriften in den eitir- 
ten, als auch die miene des schreibenden an, durch solche art des citi- 
rens gewisse eigenthumsrechte auf jene schriften in anspruch zu nebmen. 
Und dabei sollen doch die verfasser verschieden, und nur durch das 
band der gleichen schule, und der gleichen lehre unter einander ver- 
bunden seyn. Siatt aber dass nns hier doch wenigstens analogien aus 
der siten oder neuen literärgeschichte, oder doch wenigstens eiwa aus 
den ordenswerken der Benedicliner entsprechende berufungen und hin- 
weisungen zur beglauhigung dieses peripatetischen bücbersocialismus an 
die hand gegeben werden, müssen wir uns genügen lassen an der wei- 
sung (p. 25): interpretare: Nos Peripaletici, Aristotelem magistrum sequen- 
tes eic. — — und uns nach solcher erklärung zu beruhigen mit ihrer 
denkbarkeit. — Drittens: innere beweise für die selbststindigkeit und 
abrundung der Eudemischen ethik : uod zwar a) in der behandlung des 
stoffes und in der darstellung hat die Eudemische ethik manche stellen, 
wo der verfasser buchstäblich der Nikomachischen ethik folgt. Die pro- 
legomena unsrer ausgabe erklären uns diese seltsame erscheinung also: 
es geschehe in tis quae rem mazime continere viderentur. Credo, quod 
intelligebat non posse mulari verba quarundam senientiarum, quin sen- 
bentiae ipsae mutarentur. Aber zu den proben dieser Eudemischen in- 

i werden wir dann (cf. Prolegg. p. xxx) auch trivialitäten rechnen 
müssen, wie die bemerkung über den appetit der cyagdyos, und den 
wunsch jenes schlemmers Philozenus nsch einem Kranichschlunde (E. 
E. E. Ill, 2. 123ta 17). — b) Zu den hauptschwierigkeiten, um in der 
Eudemischen ethik ein zum abschluss gelangtes werk aus einem guss zu 
erkennen, gehört endlich besonders das verhältniss jener tugendishelle 
im zweiten buch zu der im dritten buche folgenden ausführung. Die 
ungefüge discrepsnz mancher dieser stücke wird von unsrer ausgabe zu- 
gestanden, die schwierigkeit aber nicht nur, wie bisher, durch annahme 
späterer einschiebsel und zusätze gehoben, sondern ausserdem die wahr- 
scheinlichkeit dieser annahme durch eine anzahl von sprachbem 
besonders zu jener (ugendtafel ans licht gesetzl. Wenn wir aber auch 
ganz davon absehen wollten, dass manche dieser leizteren auf einer un- 
vollständigen beobachtung zu heruhen scheinen, (cf. das über ἐνήϑης und 
εὐήθεια, und xaxonadety p. 35 zu Il, 3 gessgte mit E. E. VIII, 1247a 
20, E. E. Vil, 12453 12, E. N., 1,3, 1096a 1); so ist diese, wenn auch 
noch so wahrscheinlich gemachte aushülfe aus dem grunde schon zur 
erklärung jenes räthsels völlig unzureichend, weil der widerspruch nicht 
allein von ὃ. Il, sondern auch vom b. Ill der E. E. susgeht; so wie 
derselbe sich ja such keineswegs auf das verhältoiss heider bücher wre 
inhalt jener tugendiafel beschränkt. Daher denn ja auch die werueuhede- 


574 Jahresberichte. 


nung thus, auf welche nach unsrer meinung diese ganze hyp- 
these bisher die antwort schuldig geblieben. 

Mit jenem aber stehen wir hier am abschinss, und habe 
nur noch der auffassnog und darstellung zu gedenken, welch 
unsren beiden werken bei Brandis im zweiten theil seines Arisie 
‚teles zu theil wird. Von p. 1557— 1567 beschäftigt das werk 
sich ausschliesslich mit ihnen; aber schos durch die ganze dar 
stellung der Nikomachischen ethik geht eine sorgfältige vergii 
chung aller ihrer differenzen unter einauder. Die resultate fal 
len auch hier wesentlich mit den von Spengel aufgestellten x 
sammen. Seitdem von Spengel die Aristotelische abstammung 
der Nikomachischen etbik zur evidenz ist gebracht worden „ist 
es unmöglich die Eudemische ethik und die M. M. gleichfalls 
für werke des Aristoteles zu halten; nicht als ob sie im beder 
tenden principienfragen abwichen, aber weil ihre behandlungs 
weise epigonen verräth”, p. 1558. Ferner wird nach den er 
gebnissen der von Spengel angestellten untersuchung als ver- 
fasser der Eudemischen ethik wunbedenklich Eudemus genannt, ued 
überall durch die ganze darstellang als der eigeutliche vertreter 
der eigenthümlichkeiten des lebrgehalts derselben und dessen δε: 
handlung eingeführt. Seine absicht bei abfassung dieses wer- 
kes ist aber gewesen „den fusstapfen des lehrers treu za fol- 
gen, und ohne gleichmaass anzustreben nur darauf bedacht, bald 
kürzer, bald ausführlicher in die untersnchung einzugehen, je 
nachdem die lehre des meisters mehr oder weniger der erléute- 
rung bedirftig schien,” p. 1557. Dabei vermeidet er „häkelige 
und duukle fragen und untersuchungen” p. 1384, uud weicht ia 
der tugendlebre in betreff der μεσότητες παϑητικαί von Aristote- 
les ab. ,,Seine bedeutendste eigenthämlichkeit möchte aber ia 
der anwendung des bei Aristoteles nur ganz beiläufig erwahates 
begriffs der schön- und gutheit sich finden, und in der weise, 
wie er ihn an das gottesbewusstsein knüpft. Sie ist ihm nicht 
aur inbegriff aller tugenden oder vielmehr sie ist nicht ner vom 
besitz der besondern tugenden abhängig, sondern zugleich die 
vollendete tugend und richtmaass für unsre auf die natürlichen 
güter beziiglichen walhlen und handlungen,” p. 1558.— Us 
nachdem wir nun noch zum abschluss unsers berichts der glei 
chen übereinstimmung beider männer in ibrer beurtheilung der 
Magna Horalia, sowohl in betreff ihres alters als ihres verfassers 
und ihrer entstehungs- und compositionsweise mit einem worte 
gedacht haben (p. 1566), glauben wir jetzt noch auf einige ar 
genblicke zu den fragen übergehn zu dürfen, auf welche wir 
wenigstens bisher in jener ganzen hypothese über die verfasser, 


nen, von Spengel, von Bonitz, von Fritzsche selber angenommenen li- 
cken, bald im einen, bald im endern buch zur ausgleichung all dieser 
missverbältnisse, 


Jahresberichte. 875 


die entstehuag ead bestimmung der Eudemischen ethik und der 
Magna Moralia keine antwort haben finden können. 

Indem ich mich jetzt schliesslich auschicke, einige zweifel 
und bedenken gegen die allseitige sicherheis und bündigkeis der 
bisherigen wissenschaftlichen begréndung für die in neuerer zeit 
über das verhältniss jener drei ethiken zu einander herrschende 
ansicht hier vorzulegen, fühle ich sehr wohl, dass ich für solche 
vorlage kaum einen ungeschickteren ort, und einen ungünstige- 
ren zeitpunkt hätte wählen können, als eben die gegenwärtigen. 
Gleich nach dem rückblick auf einen zeitraum von funfzehn jah- 
ren, innerhalb deren von den gewiegtesten autoritäten derselben 
pur anerkennung und beistimmung zu theil geworden, innerhalb 
deren von keiner seite gegen dieselbe ein eiawurf, oder auch 
nur neben ihr abweichende ansichten sich haben vernehmen las- 
sen 45). Dennoch, wie dieselben mir, grade beim niederschreiben 
dieses berichts, mit besonderer lebhaftigkeit wiederholentlich nahe 
getreten, so mögen sie denn auch im gefolge desselben mit hin- 
ausgeben und nur in einer vorgängigen dreifachen eriunerung 
eine fürbitte einlegen um ein geneigtes gehör. Erstlich in der 
vorbemerkuog, dass sie weit entfernt, gegen die eigentlichen 
fundamentalsätze der vortrefflichen darstellung von Spengel an- 
zugehen, sich our für unfähig erklären, von jenen aus ihm hin 
überfolgen zu können auf das gebiet der abgeleiteten consequen- 
zen °°); zweitens in einer kurzeu hinweisung auf die grosse trots 
jener scheinbaren einhelligkeit unter den anbängern jeser hypo- 
these noch immer in der wirklichen auffassung des speziellen 
sachverbältnisses herrschenden meinungsverschiedenheit 5'); so 
wie endlich dritteus in der erinnerung au ein dem unsrigen ganz 
ähnliches kritisches problem auf dem gebiet der kirchlichen lit- 
teratur 52), welches ob schon seit viel längerer zeit und mit dem 

49) Michelets commentar dürfte die einzige ausnahme bilden. 

50) Jene fundamentalsätze finden wir sber niedergelegt in dem dop- 
pelten nachweis: erstlich der zwischen der Nikomachischen und Eude- 
mischen ethik bestehenden zeilfolge, zweitens der sachlichen anordnung 
der Magna Moralia in ibrem verhältniss zur Nikomachischen und Eude- 
mischen ethik. 

51) Wer sich z. δ. nur die ganze, bunte bilderreihe vergegenwär- 
tigt, die seit Schleiermachers erster, obengensnaten (s. p. 353) untersu- 
chung bis zu Brandis leizier darsiellung, bei Spengel, Fischer, Fritzsche 
u.s.w. von dem charakter und der person des Eudemus, als des ver- 
fassers der Eudemi>chen ethik, — aus ihr über ihn — gegeben wird; 
der möchte sich wirklich in betreff dieser verschiedenen charakteristi- 
ken versucht fühlen, das von Aristoteles über den Εἰ δαίμων gesagte auf 
unsern Eudemus anzuwenden: χαρμαῤλέοντά τινα tev εὐδαίμονα uxogaiver- 
τες καὶ cad ong idernivor, E. N. 1, 11, 1100b 6. , 

52) „Wie soll man sich ihre entstehuog denken? Hat die eine die 
andere benutzt? und wie geschah es? Aus dem gedichiniss oder mit 
zuhsndnehmung der schrift? Und ia welcher reihenfolge geschah es? 
und geschahen die abweicbungen unwillkürlich oder in der ahauchı τὰ 
corrigiren? Oder hatten alle drei eine gemeinsame qudlat. Oder 


§76 Jahrenberichte. 


grössten eifer und interesse, und in se zahlreichen scharf 
gen leistungen bebandelt und erwogen, dass man zur über 
lichkeit derselben, sie bereits in eine grössere anzahl hrifeis 
perioden geglaubt hat eintheilen zu müssen, als an unserer frp 
sich auch nur einselne gelehrte in einzelnen leistungen beikaiig 
haben, — und welches bei dem allen noch immer nicht zum εὑ 
schluss gekommen ist. So dürfte auch auf unserm gebiete wi 
leicht noch immer raum sein für berechtigte zweifel und bede- 
lichkeiten. 

Und nun zur sache. Natürlich kann es aber bier, auf da 
letzten seiten einer, ihrem wesentlichen inhalte nach, heterege 
nen abhandlung,, unsre meinung uicht seyn, aus dem oben, bi 
Fritzsches ausgabe, flüchtig angestellten zeugenverkör unsre = 
dicien entlehnen, oder das gewicht eines grundes prüfen zu we 
len, der aus dem epigonenhaften einer schrift auf die ve 
schiedenheit des verfassers 55), oder aus den scherben bei S= 
plicius folgerungen glaubt ziehen zu können oder zu müsm 
auf die charakteristisch verschiedenen merkmale Eudemischer wi 
Aristotelischer composition (Spengel, Brandis). Stehe es mit de 
bündigkeit jener aussagen und verhalte es sich mit dem gewict 
dieser gründe wie es wolle: diese gründe, ihr gewicht, ihre 
schwäche sind bereits von allen, die sich überhaupt für die frage 
interessiren, erwogen, und eben vermittelst jenes gewichts, ede 
trotz jener schwäche ist jene allgemeine einstimmigkeit des er 
theils zu stande gebracht und jede einsprache dagegen kim 
dessbalb hier ohne zweifel viel zu spät. Versuchen wir es des 
halb lieber bier auszugehn von einem, dass ich so sage, mehr 
neutralen boden. Um dies aber zu können, beschränken wir uss 
hier, mit vorläufiger übergehung anderer, auf die anregung εἰ 
uer einzigen frage. 

Jenen boden aber glauben wir zu betreten, und vou dem 
selben auszugehen, wenn wir diese frage an eine einzige, wi 
es scheint, selbstverständliche folgerung anschliessen aus der al- 
gemein, seit Spengels untersuchung, über das verhältniss jener 
drei ethiken zu einander herrschenden ansicht. Die Nikomachi- 
sche ethik ein werk des Aristoteles; die Eudemische eine selbst- 
ständige überarbeitung desselben gegenstandes oder werkes vor 
seinem schüler, Kudemus von Rhodus; die Magna Moralia eins, 
erst späterhin aus beiden, doch mit besonderm anschluss an ée 
Eudemische ethik gebildete compilation: so lautet die letzter. 


schipfien sie aus einer gemeinsamen tradition, aus deren stabilität is 
den einzelnen punkten sich das wirklich zusammentreffende erklät! 
Dies die probleme der kritik dieser schriften”: Ebrard: kritik der evas- 
gelischen geschichte. Erlangen. 1850. p. 4 (über die synoptiker). 

53) Sind die gesetze des Plato nicht die epigonen seiner Politeis! 
Giebt es unter unsern deutschen klassikern und philosophen einen eis- 
sigen, der in seinen schriften nicht sein eiguer epigone geworden ἢ 


Jahresherichte. 877 


Ks eiue nähere bestimmung derselben ist dann aber noch von 
manchen biszugefügt: die Nikomachische ethik sei eine vorar- 
peit und vorbereitung für die politik des Aristoteles, die Magna 
Moralia aber theilten mit ihr ganz den ethisch - politischen Staad- 
sunkt; während die Eudemische etbik sich zur politik entweder 
m verhältniss der gleichgültigkeit, oder einer geflissentlicheu 
sbkehr und abwendung von derselben hefinde 5). Und dieser 
snsicht hat bisher, so viel ich weiss, niemand widersprochen. 
Wenn dem nun aber so ist, oder so sein soll; so haltes 
wir es erstlich für eine sache grosser wahrscheinlichkeit, dass die 
Nikomachische ethik mit der politik des Aristoteles, wie im ge- 
Jankeninhalt so in der darstellungsweise, gar mauches gemein- 
same und älnliche enthalte, so wie zweitens, dass sich dessen 
— aus jener quelle und bei gleicher tendenz — auch in der 
grossen ethik allerlei finden möge; eben so wahrscheinlich 
sei danebeu jedoch, dass die Eudemische ethik, — bei ihrer ei- 
genthimlich dem privatleben zugewandten richtung — die we- 
nigsteu spuren von einem solchen verwaudtschaftsverbaltniss, und 
die spärlichsten hiodeutungen demnach auf den inhalt und die 
darstellungsform der politik des Aristoteles in ihren biichern 
zeigen werde. Als eine unbedingte selbstfolge aber glauben wir 
den satz hinstellen zu können, dass, ob sich nun in der Eude- 
mischen ethik viel oder weuig der art finde, dieses auf jeden fall 
— bei diesen zwei büchern verschiedner verfasser, verschiednen in- 
halis, verschiedner tendens — werde bedingt und vermittelt seiu 
müssen durch beider — der Aristotelischen politik uad Eudemi- 
schen ethik, — gemeinsames verhdliniss sur Nikomachischen ethik. 
Und wenn es sich da nun in der that gradezu umgekehrt ver- 
halten, und wenn also die Eudemische ethik eine ganze menge 
von hindeutungen auf und ähnlichkeiten mit dem inhalt und 
der darstellung der Aristotelischeu politik, uicht etwa nur ge 
meinsam mit, sondern ausschliesslich und im gegensalse, wie zu der 
Nikomachischen ethik so auch sogar gegeu die Magna Moralia 
enthalten sollte: würde denn ein solches sachverhältniss nicht 
schon an und für sich , entweder eine alteration, oder eine we 
sentliche erweiterung der gegenwärtig über das verhältniss je- 
mer drei ethiken herrschenden ansicht als nothwendige folge nach 
sich ziehen? Dies unsre frage. Dieselbe beruht aber auf der 
vermeintlichen beobachtung, dass die 3. g. ethik des Eudemus 


54) Schleiermacher im oben erwähnten aufsaiz p. 326; Eudemus 
zeichnet sich von vorne berein, dadurch von den andern beiden aus, 
dass er gar keine beziehung auf die politik nimmt”: p. 329: „Sehr gut 
erklärt sich die enistehung seines buches in einer späteren zeit, wo die 
pulitische richtung der philosophie ganz aufhörte”. Fritzsche ad Eu- 
demi Rhodii Eth. Prolegg. p. xxix: De morali doctrina hoc libro agitur, 
non de doctrina politica. Atque haec quidem prima Ethicorum Eude- 
miorum alque Nicomacheorum differentia est. Nam Ethica Nicomecher 


recie vocaniur pars prima docirinee politicee. * a 


878 Jahresberichte. 


mit der politik des Aristoteles trotz der verschiedenen verfasser, 
des verschiedenen iahalts uud der verschiedenen tendenz beide 
werke, im unterschiede von und im gegensatz sur Nikemacı 
scheu und der grossen ethik an siemlich vielen, — ja, wenn ua 
das verhältniss der Nikomachischen ethik zur politik, nnd & 
geringe anzalıl der vier Eudemischen zu den zwölf büchern ἐξ 
Nikomachischen und der grossen ethik zum maassstabe mit 0 
auschlag bringt — an. recht vielen stellen bis aufs wort in cer 
für die bisherige hypothese unerklärlichen weise übereinstiuat 

Die folgenden beispiele dieser congruenz unterscheiden wr 
nach dem dreifachen gesichtspunkt, ob sie sich entweder auf da 
eigentlich politischen, ethischen lehrgekal der politik und desees 
bezeichnung, oder ob sie sich mehr auf die allgemeine formel 
behandlung, auf die herbeiziehung gewisser sentenzen, gleic- 
nisse, eintheilungen und eigeuthümlichkeiten gewisser wender 
geo oder ob sie sich endlich drittens auf einseine, dem geger 
stand fremde, und insofern völlig swfällige bezeichnuugen u 
ausdrücke beziehen. 

Erstens: eigenthümliche übereinstimmung der politik de 
Aristoteles mit der ethik des s. g. Eudemus im inhalt und aus 
druck ethisch - politischer lehren: 1) E. E. Ill, 8 δ. 4, 1231 
38 lauten die worte: διχῶς δὲ τὰ χρήματα λέγομεν καὶ m 
χρηματιστικήν. N μὲν γὰρ xa αὑτὸ χρῆσις τοῦ κεήματός dom, 
οἷον ὑπο δήματι ος 7 ἱματίου, ἡ δὲ κατὰ συμβεβηκὸς μὲν, οὗ μέν 
τοι οὕτως ὡς ἂν εἴ τις σταϑμῷ χρήσαιτο τῷ ὑποδήματι, ἀλλ 
οἷον ἡ πώλησις καὶ ἡ μίσϑωσις" χρῆται γὰρ ὑποδήματι: zu die 
ser stelle finden wir weder is der Nikomachischen noch ia de 
grossen ethik, die beide nur ein einziges mal im vorbeigebn das 
wort χρηματιστική brauchen, die entfernteste parallele ; in der 
politik aber eine stelle, von welcher selhst Fritzsche einräsut, 
dass sie mit unsrer mirifice congrwit. Es heisst nämlich Pel. |, 
9, 1257 a 5: ἑκάστον γὰρ κεήματος διττὴ 7 χρῆσις ἐστίν, ἀμ 
φότεραι δὲ xad αὑτὸ μὲν, ἀλλ᾽ οὐχ ὁμοίως καϑ' αὑτὸ — — 
— — οἷον ὑποδήματος ἥτε ὑπόδεσις; καὶ ἡ μεταβλητική. ap 
φότεραι ὑποδήματος χρήσεις. 

2) In buch VII der E. E. erfahren wir von den zom staat 
leben vereinigten inenschen, dass sie ausser mit rücksicht asf 
ihr bedürfniss: συνῆλϑόν γ av καὶ τοῦ συζὴν χάριν, c. 10, 1242 
9. Die beiden andern ethiken wissen nichts von dieser bemer- 
kung, die sich grade mit denselben worten aber in der politik 
wieder findet, Polit. 111, 6, 1278b 24: συνέρχονται δὲ καὶ τοῦ {9 
(v. 21 συζῇ») ἕνεκεν αὑτοῦ. 
| 3) Ueber das recht und die gleichheit der analogie heisst 
es E. E. VII, 9, 1241b 37: κατ᾽ ἀναλογίαν δὲ ἢ ἀριστοκραε 
τιχὴ ἀρίστῃ καὶ βασιλική: E. N. Vill, 13 ist nor für den pe- 
σιλεὺς: τῶν βασιλευομένων δίκαιον κατ᾽ ἀξίαν 11612 19 und 21; 
und erst v. 23 kommt ale allgemeine hezeichaung: ἐν agite 


Sahbresherichte. 870 


πρατίᾳ hinge. Die nähere bestimmung hat die E. E. aus der 
πρώτῃ ἀριστοκρατία Pul. IV, 7, 1298b 19 erhalten. 

4) Die mangelhafte kalokagathie der Lacedämonier wird 
wor in der politik und Kudemischen ethik in völlig gleicher weise 
charukterisirt, die beiden andern euthalten darüber gar nichts: 
E. E. Vill, 3, 1248b 89: εἰσὶν γὰρ οἱ οἴονται τὴν ἀρετὴν δεῖν 
μὲν ἔχειν, ἀλλὰ τῶν φύσει ἀγαϑὼν ἕνεκεν: Pol. Vil, (IV) 15, 
13340 40: 410 δεῖ μὴ καθάπερ ἡ «“Τακεδαιμονίων πόλις τὴν 
ἀρετὴν ἀσκεῖν. ἐκεῖνοι μὲν γὰρ οὐ ταύτῃ διαφέρουσι τῶν ἄλλων, 
τῷ μὴ νομίζειν τ᾽ αὐτὰ τοῖς ἄλλοις μέγιστα τῶν ἀγαθῶν, ἀλλὰ 
τῷ γενέσθαι ταῦτα μᾶλλον διά τινος ἀρετῆς. 

5) Nur die Eudemische ethik und die politik bedienen sich 
zur bezeichnung des in freien staaten wechselnden verhiltoisses 
vom herrscher zum untertbanen des ausdrucks ἄρχειν ἐν μέρει 
(E.E. Vif, 10, 1242b 27: Pol. II, 2, 1261b 2) und zur bezeich- 
mung des verhältnisses der ethischen μεσότης zu den extremen 
‚und der vollkommneren politeia zu den einseitigen staatsbildun- 

en des ausdrucks: τὰ ἄκρα πὼς ἐν τῷ peop: E. B. Ill, 7, 
1243b 5: Pol. IV, 9, 1294}. 

6) Nur sie kennen die namen: yevora καὶ anra, die der E. 
N. und ΜΝ. M. gleichmässig fremd: E. E. Ill, 2, 1230b 38: 
Pol. Vill, 5, 1340a 30. 

7) Nur in ihnen findet sich von sittlichen, politischen, psy- 
chischen zustäuden die anwendung der einander entsprechenden 
adjectiva und adverbia τρυφερός und τρυφερῶς: E. E. II, 3, 
1221a 29: Pol. II, 9, 1269b 28; ταλαιπωρός und ταλαιπώρως: 
E. E. Il, 8, 1221a 31: Polit. Il, 6, 1265a 82; der name der 
κολακεία E. E. Il, 3, 1221a 7: Pol. V, 11, 1314a 1; der name 
des χρηστικός: E. E. O, 1, 1219b 8: Pol. I, 7, 1255b 31; der 
name des μέτοικος: BE. E. Ill, 5, 1233a 29: Pol. Ill, 1, 1275a 
7; und die ἡδονὴ τοῦ ὕπνου: E. E. 1, 15, 1216a 2: Pol. VIII, 
δ, 1339a 17. 

8) Ebenso erinnert die Eudemische ethik durch ihre spezielle, 
den andern beiden ethiken fehlende, aufzählung der niedern er- 
werbsarten: E. E. 1, 4, 1215a 29: λέγω de... . . βαναύσους 
τὰς ἑδραίας καὶ μισϑαρνικάς, χρηματισετικὰς δὲ τὰς πρὸς ὠνὰς 
ἀγοραίας καὶ πράσεις καπηλιχάς, durch jeden dieser, in der E. 
N. und M. M. zum theil gar nicht gebrauchten ausdrücke, beson- 
ders an das erste buch der politik: 1, 10, 1258b 87 (Polit. VIN, 
2, 1337} 18). 

9) Aeholich verhält es sich mit dem ζῶον ofxovopixoy, 
wie der mensch in der E. E. heisst: VII, 10, 1242a 23; wo 
die E. N. ihn nur als ζῶον owövaorıxor kennt. E. N. VII, 
12, $. 7, und die M. M. weder das eine, noch das andre: ähn- 
lich ferner mit der stelle E. E. Vil, 10, 1242a 40: io ἐν oi- 
κίᾳ --- ἀρχαὶ — τῆς πολιτείας ist Polit. 1, 1252b. — 

10) Endlich haben die beiden letatgenanuten ethiken wuch 


580 Jahresberichte. 


᾿ siehts entsprechendes für den wichtigen, in .der Eudemische 
ethik und der politik mit sehr ähnlichen ausdrücken enthaltene 
gedanken: K. Ε΄ II, 1227b 19: ἐστὶ γὰρ τὸν μὲν σκοπὸν of 
Gov εἶναι, ἐν δὲ τοὶς πρὸς τὸν σκοπὸν διαμάρτανειν: und Pel. 
VII, 18, 13316 80: ἐνίοτε γὰρ ὃ μὲν σκόπος ἔκκειται καλῶς, 
ἐν δὲ τῷ πράττειν — — — διαμαρτανουσι. 

Zweitens: eigenthümliche übereinstimmuug der politik de 
Aristoteles mit der ethik des s. g. Eudemus im gebrauch gewit 
ser eintheilungen, sentenzen, gleichnisse, beispiele und andre 
formeller eigenthümlichkeiten. 


1) Eintheilungen: nur in der politik uud Eudemischea etkik 
die eintheilung in ἀκούσια, éxovoia und ἐκ προνοίας: E. E.Il, 
10, 1226b 9: Pol. IV, 13, 1300b. 26, während die letztere be 
zeichnung sich in der ganzen Nikomachischen ethik nur einmal ge- 
nannt (E.N. V, 10, 1135b 26), dort aber so wenig, wie in dea 
M. M. bei eintheiluagen je gebraucht findet. — So tritt auch fer 
ner die unterscheidung einer γέρεσις an sich, und einer γένεσις 
ἐωμένῃ oder τελέσϑεισα nur in der Eudemischen ethik und in der 
politik ein: Pol. I, 1252b 32 und E. E. N, 8, 1224b 30. 


2) Seotenzen. Nur die Eudemische ethik und die pelitik 
kennen das ἀήττητον ὁ Gupoy E. E. Ill, 1, 1229a 28 und Pel. 
V, 11, 1815a 30; ood zu jener bekannten sentenz des Heraklit 
das motiv: ὠνεῖσθαι γὰρ ψυχῆς: E.E. 11, 7, 1223b 24, und Pol. 
V, 11, 1315a 30. So kehrt drittens und bei ihnen fast mit dea- 
selben worten der allgemeine ‚gedanke wieder: πολλῆς Agee 
σύνης ἐστὶ σημεῖον τὸ ye μὴ συντετάχϑαι tov βίον πρός τι 
τέλος : E. E. I, 2, 1214b 10 (σκοπὸν v. b, 7), und ἀναγκῇ 
γὰρ τὸν 8UPQEOVOVHTA πρὸς τὸν βελτίω σκοπὸν συντάττεσϑαι, 


(βίον ν. 30): Pol. Vil, 2, 1324a 33. 


3) Gleichnisse, beispiele: our sie bedienen sich des gleich 
nisses von den verschiedenen harmonien zur veranschaulichung 
der verschiedenen staatsverfassungen: E. E. VII, 9, 1241b 29: 
ἐστὶ γὰρ τὸ αὐτὸ ὥσπερ ἐπὶ τῶν ἁρμονιῶν καὶ τῶν ἐν ταῖς 2% 
λιτείαις : Pol. Ill, 8, 1276 1—8 ἐστὶ δὲ κοιγωψία πολιτῶν πο» 
λιτεία, γιγνομένης &tEpay τῷ εἴδει — — ὥσπερ γε καὶ | χορὸν --- — 
ὁμοίων δὲ καὶ πᾶσαν ἄλλην κοινωνίαν — — οἷον ἁρμονίαν τῶν 
αὐτῶν φϑογγων ἑτέραν λέγομεν κτλ. Nur bei ihnen das här 
fige beispiel von der grösse und farbe. eines menschen: 2. b. E. 
E. I, 1214a 7: ὥσπερ μεγάλοι καὶ μικροὶ καὶ τὴν χροιὰν δια. 
φέροντες; Pol. Ill, 12, 1282b 28: καὶ κατὰ γρῶμα καὶ κατὰ μέ: 
γεϑος κτλ. 


4) Andre eigenthümlichkeiten der darstellungsform. Nor de 
politik und die Eudemische ethik legen ein besondres gewicht 
darauf, für ihre vorschriften und lehrsätze einen bestimmtes, 
scharf ‘abgesteckten Geos κάλλιστος oder ἄριστος zu finden: E. 
E. Vill, 3, 1249b 19, Pol. U, 7, 126Ta 24: VEL, 4, 13260 23 


Jahresberichte. 584 


so dass in ihrer gegenwärtigen gestalt beide gleichmässig 
R der aufstellung eines solchen abschliessen. 

Ausserdem sind nur diesen beiden schriften einige durch 
‚suchte, zum tbeil wohl gekünstelte concinnität auffallende ge- 
inkenwondungen eigenthümlich: z. b. E. E. Il, 6, 1222b 88: 
ν δ᾽ οὔτε py λέγειν ἀκριβῶς οἷόντε πλὴν τοσοῦντον: Polit. Vu, 

1323b 38: outs γὰρ μὴ ϑιγγάνειν ovts λέγϑιν αὐτῶν δυνανόν, 
ge πάντας τοὺς οἰκείους ἐπεξελθεῖν ἐνδέχεται λόγους; so ‚feiner: 

‚,E.11,11, 1227b 88: τῆς μὲν οὖν νοήσεως ἀρχὴ τὸ τέλος, τῆς 

πράξεως ἡ τῆς νοήσεως τελευτή: Pol. Vil, 15, 1384b 18: 
ἵνερὸν δὴ — — — ὡς ἡ γένεσις an’ ἀρχῆς ἐσεὶ καὶ τὸ τέλος 
τό τινος ἀρχῆρ ἄλλον τέλους. 

Drittens: eigeuthiimliche übereinstimmung der Aristotelischen 
Witik mit der ethik des 8. g. Kudemus im gebrauch einzelner, 
m gegeustend ferner liegender, und insofern zufälliger wör- 
r, phrasen u.s.w. 

Zu diesen fällen rechnen wir 1)die völlig übereinstimmende 
tgegeusetzung: E. E. Vil, 10, 1242b 29: ἀλλ᾽ ἵνα ἴσον ἧ τοῦ 
γαϑοῦ καὶ τῆς λοιτουργίας mit Pol. Al, 6, 1279a: ἀξιοῦν.- 
ς ἐν nigeı λειτουργεῖν καὶ σχύπειν 10 — ---- αὐτοῦ ἀγαϑ ὅν. -- 
Die our in diesen beideu biichern stattfindende passive bedea- 
ng des ἀναίσθητος (E. E. 11, 5, 1222a 42. Pol. Il, 2, 1262b 
ἢ, und nur hier in anwendung gebrachte bedeutung des ein- 
en io den wörtern ἁπλῶς und ἁπλοῦς: E. E. 1, 8, 12188 

: Pol. Il, 2, 1268b 89. — 3) Die ausschliesslich hier er- 
— —— politischer oder sophistischer ränkesucht: 
. E. II, 3, 1221b 7 und Pol. I, 8, 1268h 25.— 4) Die ähn- 
the, „ur hier eintretende verbindung des ἐπιτακτικῶς ἄρχων E. 

Vill, 3, 1249b 14 und des ἐπιτάτεειν γὰρ ἀρχικώεερον Pol. 
I, 6, 1287a 28; so wie die nur in diesen büchern, an einer 
ich sonst verwandten stelle, genannte γειτρίασις: E. R. VII, 

1232a 21, u. 3, 6, 1233b 1 und Pol. 1, 9, 12572 2. So 

ie endlich 5) die statt der sonst üblichen εὐπραξία nur hier in 
wendung gebrachte form εὐπραγία: E. Ε. VIN, 2, 1246b 87: 
ol. Vil (IV), 8, 1825a 22: so wie die construction des δύνα- 
les mit einem concreten object im accusativ: E.E. 1,6, 1217a 
δυναμένων διάνοιαν und Pol. VIIL, 6, 1341a 28: κάϑαρσιν 
ἰλλον δύναται 7 μάϑησιν. 

Dass man im allgemeinen anf die aufzählung solcher an 
sh unbedeutender einzelnheiten zur entscheidung kritischer frageu 
it recht nichts giebt, räumen wir ein; dabei hoffen wir aber 
ch für den vorliegenden fall auf eine ausnahme. Und zwar 
ses im hinblick darauf, dass durch den ganzen, hier in be- 
acht gezogenen, zeitraum eine ansicht und betrachtungsweise 
th einer fast ausschliesslichen geltung zu erfreuen gehabt hat, 
i welcher nach der darstellung ihres ersten und ihres laute- 
:n vertreters (Schleiermachers und Fritzsches), und im wider- 


Philologss. XJ. Jahrg. 3. 37 


582 Jahresberichte. 


spruch zu ihren eiguen innere und den meision äussern zeugen 
sen die Eudemische ethik zu der politik des Aristeteles in εἰ 
solches verhiltniss gesetzt wird, dass eine jede, micht darch die 
Nikomachisele ethik vermittelte, nicht is die Magna Moralia his 
über fortgesetste übereinstimmung als eine durebaus unbegreil. 
licke laune des zufalls erscheinen muss. in welchem nmfange 
man der letzteren auf diesem gebiet dann einen freien spielraus 
wied gewähren müssen, haben wir as einigen heispielen im ebi 
gen zu zeigen versucht; in der festen erwartung , dass die ob; 
gen nur aus gelegentlicher beobachtung gesammelten belege bei 
einer consequent durchgeführten vergleichung der hetreffendes 
schriften sich noch um eine bedeutende zahl dürfte vermehren 
lassen. Uebrigens sind wir weit eatferat, auf dieselben selber 
eine nese hypotbese bauen, oder wegen dieser reminiscemzen ass 
der politik diese schrift, wie sie jetzt vorliegt, dem Aristoteles 
selber zuschreiben, dem Eudemus ganz und gar absprechen zu 
wollen. Wober jeue anklänge? -— wir wiseen es nicht. Art 
stoteles mag oft, und wohl eben so gut nach den vorträgen über 
die politik, ald ver denselben über die sittenlehre vorträge ge 
halten haben. Scheint er ja doch in unsern büchern der politik 
gradezu einen solchen — nicht ner überall vorauszesotzen — 
sondern auch an einer stelle als folge ausdrücklich auzukünd- 
gen: Polit. Vil, 1824 1---8 55). Sei dem aber, wie ihm wolle; 
wir baben durch die obigen beispiele nur von einer seite unsre 
ansicht begründen wollen, dass man auch am abachluss unsres zeit. 
raums jene haupt- und grundfrage der ganzen, betreffenden kri- 
tik nicht als eine allseitig erledigte betrachten könne. Uos we 
nigstens bestärkt, neben den anderweitigen oben erwähnten grün- 
deu und neben den anderweitigen huchstäblichen übereinstimmun- 
gen unsrer schrift mit manchen stellen aus andern werken des 
Aristoteles 56); — neben diesen also, sagen wir, bestärkt uns auch 
jene menge, wie es scheint, unwillkürlicher anklinge an den 
inhalt und die darstellangsweise der politik in der überzeuguag, 
dass wenn auch immer die letzte redaction unsrer Kudemischen 
ethik aus der feder des Eudemus mag hervorgegangen sein, 
dieselbe im emgen anschluss an einen vortrag des meisters sei 
abgefasst worden und nichts habe geben wollen und sollen, als 
eben diesen: keine um- und überarbeitang, keine verbesserung 
oder ergänzung, nichts mit einem wort, welchem er zu seiner 
namensüber - oder unterschrift den zusatz hätte beifügen mögen: 
ipse fecit. 

55) Polit. Vil, 1, p. 1324a 2: πρὸς δὲ τοὺς ἀμφισβητοῦντας, ἐάσεν- 
τας ini τῆς νῦν μεθόδου, διασκεπτέον ὕστερον (SC. nevi φρονήσεως, dızas- 
σύνης, ἀρετῆς κιλ.), εἴ τες εἰρημένοις τυγχάνει μὴ πειϑόμενος. 

Z. b. aus der rhetorik, der metaphysik, der schrift περὶ σοφιστι- 
aw ἐλέγχων: 8. Fritzeches ausgabe der Eudemischen ethik. 


Ploen. J. Bendizen. 


oven ᾿ 


IH. 


MISCELLEN. 


A. Mittheilungen aus handschriften. 


23. Variae Lectiones librorum Piutarcheorum περὶ πολυ-- 
φιλίας et περὶ τύχης ab J. H. Bremio e codice Bernensi 
enotatae. 


Pag. Lio. 


93 


44 


1ὅ 
18 
24 
28 


38 


Platarchus περὶ πολυφιλίας 


Editio Francofartensis 
si 1620. 
éxaroyyeto . .. 


éxasoy ἀγαϑὸν. 
ἕτερον eq ἑτέρῳ. 


μετατίϑησι πολλὰς 
ὁμοῦ 
ἑταῖρον καὶ ἑταῖρον 


ὡς ἅτερον 

τὴ φιλεῖν σφοδρὸν ἐν 
φυχῆ πιφυκὸς 

eis πολλοὺς | μεριζόμε: 
vos 

διὸ 

χρόνῳ ΟῚ 

οὔτ᾽ ἐκεῖνοι. .. 
ἀληϑινὴ φιλία . 
σκεπτέον δὲ πρῶτον 
δοκιμάσαι : 
συναποδυσ οβένους.. 
λιμέσιν www .’ 
φιλία. RB, εἰ 
σιτίον 

εἰδεχϑὲς. 
λυπούμενος. 
ἐρείκην . 


Codex Bernensis N. 579 sec. 
XV. in 4. 

ἑκατόγχειρος 

ἀγαϑὴὸν ἕκαςον 

ἕτερον ἐφ᾽ ἕτερον 

μετατίϑησιν ὁμοῦ. in margine 


additom est πολλὰς 
éraigoy ὡς ἕτερον 


τῷ φιλεῖν ἡ ψυχὴ σφόδρα ne- 
φυκεν 
εἰς πολλοὺς δὲ μεριζομένη ες 


3: 6: sic nbique 
χρόνον 
οὔτε ἐκεῖνοι 
ἡ ἀληϑινὴ φιλία 
ποῖα δὲ πρῶτον 
δοκιμασία 
συναποδνομέφνους 
λιμέσι 
φιλωσοφξαν 
σιτίοις 
eicdeydir “ἢ 
συλλυηπούμενος " 
ἐρ ίνην 

31* 


Miseellen. 


584 

Pag.Lin. Editio Francof. 

95 1 μενέχαο ς 

» 38 ἄμμε . 

» 8 ἐγόμφωσεν . 

» AL τῷ μετακαλεῖν ἄλλοτε 
πρὸς ἄλλον καὶ μετα- 
φέρειν 

» 49. τοῖς δὲ ἀντιπίπτουσι 

„21 ἐξαρκέσαι 

» 22 ἢ φιλοτιμουμένοις: 7 
ὑποδεχομένοις 

» 21] γέμῃ. 

» 28 παιάνων | καὶ. 

» 88 ἀλλ᾽ of πολλοὶ. . 

» 89 ἔοικε. . 

» 48 δυοῖν χειροῖν. 

» δ, μεεαθῶμεν μὲν τὰς 
ἐχϑρὰς 

06 3. ἐναντίαν 

» 17 dea δὲ τοὺς... 

10 Πλαύτου. 


, 45 οὐδὲ ἀνώμαλον 

» 46. 7. καὶ ὁμοδοξεῖν καὶ ὁμο- 
βουλεῖν 

97 12 δὲ αὖϑιι. . .. 

Plutarchus 

» 25 ove ἔλαβεν . 

» 84 πολεμοῦ καὶ κακῶν 

» 3836 διὰ τὴν τύχην 

» 87 καὶ | βωμολοχίαις 

98 2 r & λούμενον . ὁ 

„ 4 τὰ δ᾽ εὑρετὰ. . 

» 10 ὅταν. . 

» 12 λέγει. 

» 1ὅ πληγῆς . 

» 39 τραχὺ . 8 

» AL δ᾽ am . . 

» 42 ἀνθρώποις δὲ ϑέουσι 

» 48 ἀλλ᾽ ἄνθρωπον 


99 = ιάνον . e e 


82.33 φυλάετειν κοινωνίαν 


48. 4 ἡδύτατον ἰχϑὺς καὶ 
υς πολύσαρκον ἀνθρώ- 
ποις δὲ τροφὴ 

48 μανϑάνωμεν 
40 καὶ τίνων ὑπεράνω 
» Καὶ πῶς κραεεῖ 


Cod. Bern. 
μενέλεως 
ἄμμι 
ἐγόμφωσε 
τὸ useaxalsiv καὶ pera 
ἄλλοτε πρὸς ἄλλον 


τοῖς δ᾽ ἀνειπίπεουσι 
ἐξαρκέσοι 


, ἢ ὑποδεχφμένοις § φιλοτιμ 


vo 
γέμει 
παιάγων TE καὶ 
ἕοιχεν 
δυεῖν χεροῖν 
μεταϑῶμεν ἐπὶ τὰς ἐχϑρὰι 


ἐναυτίην 

Deest δὲ 

πλούτου 

Σηράνου 

κοινωνίαν φυλάττειν 

οὐ δ᾽ ἀνώμαλον 

καὶ ὁμοβουλοῖν καὶ ὁμοδοξε 


δ᾽ αὖϑις 

περὶ τύχης 

οὔτε ἔλαβεν 

κακῶν καὶ πολέμου 
Deest articulus 

καὶ ταῖς βωμολοχίαις 
ταμελούμενον 

ἕτερα 


Deest δὲ 

Deest ἀλλ᾽ 

ἰχϑὺς πολύσαρκον καὶ vs 
ϑρώποις τροφὴ 


[4 
μαϑωμεν 

⸗ e ° 
τίνων καὶ URsQarM 
καὶ πλείω κρατεῖ 


Miscellen. 585 


Pag.Lie. Bditio Franeof. Ä Cod. Bern. 

99 1 καὶ τὰ | τεκεόνων καὶ τὰ τῶν τεκτόνων 

99 3 οὐδ᾽ ὡς. oe οὐδὲ ὡς 

» 8.4 dee γὰρ βραχεῖα. καὶ ai μὲν βραχεῖα 

» 8 ςατοῖς λέκνοισι . ςρατὸν τοῖς Aixvoscr 

» 4117 τύχης μόνον. ἔργον μόνον τύχης ἱςορεῖται 

ἱςορεῖται 

» 21 προιρντρίμματα. -' προτρίμματα 

» 26 ἡ δὲ πασῶν . . ἡ γὰρ πασῶν 

» 89 νομίζομν . . . ὀνομάζομεν 

» 42 προϑέμενς . . προςϑέμενος 

» 44 παραγενομένης . περιγενομένης 

» 46 οὐδὲ ἀργύριον κελ. Ab his. usque ad finem omnia 
desunt. 


B. Zur kritik und erklärung der schriftsteller. 


24. Homeri Odyss. VIII, 396. 


In Odyss. Vill, ν. 396 Alcinous 
Εὐρύαλος δή 8 αὐτὸν, inguit, ἀρεσσάσϑω ἐπέεσσιν 
καὶ δώρῳ' ἐπεὶ οὔτι ἔπος κατὰ μοῖραν ἔειπεν: 
é αὑτὸν son posset, etiam apud Homerum, referri sisi ad Ku- 
ryalom (ut 1]. XIV, 161: ab ἐντύνασαν ὃ αὐτὴν, ad subiectum 
lunonem ἃ αὐτὴν refertur;): atqui referendum illud est ad Uli- 
xem. Itaque tu confidenter lege: ; 
Εὐρύαλος δέ ὁ αὐτὸς ἀρεσσάσθω ἐπέεσσιν 
καὶ δώρφ: 
tum αὐτὸς est solus, per se, ut Od. XXI, 171: 
ἀλλ᾽ aye μοι, μαῖα, στόρεσον λέχος, ὄφρα καὶ αὐτὸς 
λέξομαι" ἦ γὰρ τῇγε σιδήρεος ἐν φρεσὶ ϑυμόν, 
i. e. solns, sine Penelopa. Atque in priore loco, Od. Vill, 396, 
quum Ulixes merito iratus conciliandus videatur Alcinoo dosis 
omnium regum Phaeacensium, tum etiam ioprimis alloeutiene et 
dono Euryali ipsius: qui ut solus ac per se iniuriam Ulixi in- 
tulerat, ita etiam solus et per se eius gratiam reconciliare de- 
bebat. 
Berolini. A. I. Heller. 


2. Aesch. Pers. 450 sq. Dind., 445 eqq. Herm.: 


Erruvda πέμπει τούςδ᾽, ὅπως, ὅταν νεῶν 
φϑαρέντες ἐχϑροὶ νῆσον ἐκσωζοίατο, 
κεείροιεν εὐχείρωτον “Ελλήνων στρατόν. 
H.1. interpretes baerent in voce φϑαρένεες, quam primus Abreschimp, — 


explicavit: pelati, iure improbane interpretis latisi vorsisnem: 
navibus privak. Dicit: proprie, quod Mohn, φϑείρεσϑαι est perdi, 
perire, hinc venuste vagari, palari, διὰ τὸ cove τοιούτους εὐχειρώ- 
τους εἶναι φϑαρῆναιί τὸ opporiuos. Hesych. : φϑείρεεαι, πλανα. 

: Dio Chrys. Oras. VU, p. 117: μετὰ ταῦτα ὃ Μενέλεους χρὸ. 
vos πολὺν ἐφθείρετο πανταχόσε τῆς Ἑλλάδος: Avistid. T. I p. 
208: μόνῃ ἐδέξατο τοὺς Ἴωνας φϑειρομένους κατὰ πᾶσαν τὴν El- 
λάδα. Nee aliter acespi fas est apud Sopb. in, Oed. Tyr. 1515 
(1503): χέρσους φϑαρῆναι κἀγάμους ὑμᾶς χρεών. Hue adde Eu 
ripidis loca cet’. De Dione quidem et Aristide recte hace ἀΐερε- 
tavit, minus vero de Sophocle, ubi φϑαρῆναε mihil est quam pe 
rire, pessum ire. Euripidis locos attulit Blomfieldas, Ahreschi 
explicationem amplexus: Iph. Taur. 277: ναυτίλους δ᾽ ἐφϑαρ- 
μένους ϑάσσδιν φάραγγ ἔφασκεν, sed vox illa h. |. significat: 
male habitos in mari, huc delatos. Hoc idem valet de eiusden 
Cycl. 299: ἱκέτας δέχεσϑαι ποντίους ἐφθαρμένους. In Helen. v. 
780: πόντου ᾽πὶ voruıy ἅλιον ἐφϑείρον αλάνην, verbum ἐφθαίρον 
iam propius accedit δά nofionem τοῦ πλανᾶσθαι et Dio |. 1. ex 
hoc Kuripidis versa sua petiisse videlur; sic etiam Electr. 234: 
οὐχ Era νομίζων φϑείρεται πόλεως νόμον. Blomfieldus plura quae- 
rentem ablegat ad Bergler. ad Alciphr. I, XII, p. 56. ibi le- 
gitur: τῶν μετοίκων ϑυγάτριον τῶν ἐξ Ἑρμιόνης οὐκ οἶδ᾽ ὅπως 
εἰς Πειραῖα geugertoys. Berglerus citat Arriau. VII, p. 277, 
ὑπὲρ τὸν ᾿Ισδὸν ---- φϑειρόμενον, qui trans Indum eagater suo malo. 
Inde patet Dionem, Aristidem, Alciphronem, Arrianum verben 
φϑείρεσϑαι ita usurpasse ut significet: misere vagari (nam setie 
miseriae semper inest); apud Euripidem autem prima beius usus 
vestigia detegi. Sed Aeschylo hunc verbi usum tribsere nobis 
non licet, quum nostro loco φϑαρέντες nihil sit wisi: perdik, 
devicti, neque alius Aescbyli locus existat, uhi verbe φϑείρεσϑαι 
illa vis insit. Reprobamus igitur G. Hermanné explicationem: 
„dissipati ex navibus; φϑείρεσϑαι errare,-vagari significans ab Abre- 
schio sllustratum est. Conferendus Blomfteldius”. Equidem cum Abre. 


schio iungo νεῶν ἐχσωζοιατο. 


Quod Hartungus ad b. 1. dicit, φϑείρεσθαι esse Synonym 
cum οἴχεσϑαι et primitus significare: abire, unde alia notio: pe- 
rire orta sit, neutiquam vero φϑείρεσθαι esse posse i. 4. πλα- 
νάσθαι, hoc nihili faciendum. Ktiam ἢ). 1. stupemus, quanta au- 
dacia hic homo doctus sententias futiles atque inanes temere 
proferat, Apud Aristophanem quidem φϑείρου est: abi, sed ab 
in malam rem, apage, ut proprie sit: pereas, quod quis indigas- 
bundus alii homini acelamat, quocum non amplius volt rem ha- 
bere: Aristoph. Plut. 598. 610: add. Eurip. Androm. 713. 


Verum est, φϑείρεσϑαι nonnunquam maxime dici de nautis, 
qui sunt in calamitate, qui igitur navibus plus minus laesis io 
mari vagantur, buc illuc deferuntur. Inde factum, ut notionem 


Miscellen. 587 


τοῦ πλανᾶσθαι praesertim apud scriptores recentioris aetatis in- 


dueret. 
Ilfeldae. C. Volekmar. 


26. Hesychios. 


Zwei stellen, wo man noch nicht erkannt hat, dass Musw- 
rus allein au aller verwirrung schuld ist, sind folgende: 

1) ἄἅλενρον" τάφος Κύπριοι. ἄλευρα καὶ ῥόας, ἴσως ὅτι 
Toig νοσοῦσιν οὕτως διανύττουσιν. So hat noeh Alberti die stelle 
drucken lassen, als ob es sich nur um eine einzige glosse han- 
delte. Das richtige ist, dass eine ethnische and eine aristopha- 
nische erklärt werden, auf deren eine ich mich nicht weiter ein- 
lassen kann, sondern nur so viel bemerken will, dass, wenn die 
Kyprier für τάφος ἄριζος sagten (zu erklären aus 55" nach 
Hamaker nod Gesenius Monum. Phoenic. p. 385), dieser umstand 
unsre durch störung der alphabetischen ordnung ohnehin ver- 
dächtige glosse noch zweifelhafter macht. Die fehlerhaftigkeit 
der andern aber hat lediglich Musurus zu verantworten. Der 
codex Marcianus bietet da aie*t, woraus Musurns, der ῥὁόας für 
einen aceusativ hielt ἄλευρα machte. Man hat aber zu lesen 
ἀλεύρου καὶ ῥδας, welches worte des Aristophanes sind im Ana- 
gyrus fr. X, Comic. Voll. 11, 2, p. 962, aufbehalten vom Athe- 
naens Deipnos. XIV, p. 650 E: τῶν yeg ἀπυρήνων ““ριστοφάνῃς 
ἐν Γεωργοῖς μνημονεύει καὶ ἐν Asayucp‘ Πλὴν ἀλεύρον καὶ 
ῥόας. Für διανύττουσιν ist etwa διαμάττουσιν zu lesen. Vel. 
übrigens Lobecks Aylaopham. Il. p. 879. 

2) AliBunrtor" πορφυρᾶν ὄρειν Aya; καὶ Alupar. Seit- 
dem es Musurus beliebt hat der stelle diese fassung zu geben, 
während der codex ἀλιβίίπτοις und ai. peg schreibt, kann man 
in den fragmentsammlungen der tragiker und Iyriker die worte 
angeführt finden, und zwar hat man sich darüber geeinigt, dass 
alıdanzar irgend wo beim Aleman vorgekommen sei. Bei Bergk, 
der πορφυρᾶὰν weglisst, ob absichtlich oder irrthümlich, machen 
die worte alipuntoy (cod. ἁλιβάπτοις, fort. ἁλίβαπτος) ὕρνιν 
Ayavg καὶ “λκμάν (cod. ἀλμάς) das 124ste fragment p. 658 
der zweiten ausgabe der lyriker; und ebenda p. 730 heisst es 
zum 12{isten fragment des Alcäus zuversichtlich „Serib. ‘41xaiog 
καὶ Alxuir ., nachdem schon Urlichs anf Alcäns gerathen hatte. 
Dagegen hat Nauck die worte des lexicographen unverändert, 
nur dass auch er 'Alxuar schreibt, als 53tes hruchstück des 
Achäus p. 588 aufgenommen, jedoch vorsichtig am schlusse 
der Incertarum fabularum fragmenta. Vor allem ist «Aıßunzorg 
zoriickzurufen, und πορφυροῖς zu schreiben mit dem RE. M. 63, 
45. Wo die worte ὕρνιν ' Ayaıng hingehören wird sofort klar 
wenn wir im kurz voraufgehenden glossencomplexe &hidanode 


588 Miscellen. 


τὸν κεμφὸν 7 θαλάτειον ὄρνιν lesen; an Alkman aber ist gu 
nicht zu denken. Die nachfolgende glosse lautete ἀλίβας- γε 
κρός u.s.w. Dazu war bemerkung am rande: „xas ἀλιβάς um 
die accentuation des worts anzumerken, welche E. M. 63, 41 
anerkennt. Der copist hätte also eigentlich ἀλέβας nar ἀλιβει 
vaxgög κελ. schreiben solleu. Uebrigens zweifle ich, dass es eis 
wort alıanoda gab, so wie dass Achäos oder Alkäes dafür als 
zeuge figurirte, sondern der xsugos war als ϑαλάτειος ὄρει; 
ἅλιος d. h. μάταιος, κενὸς characterisirt. 

Ueber die glosse ἀλοὶς: πληγείς κρωτηϑείς, συσεραφείς xri- 
babe ich auch meine zweifel, ob nicht eine grössre verwirrug 
statt gefunden hat, als Küster annabm. In der Albertischen ass 
gabe schweigt alles zu πληγείς, es wird blos bemerkt, dass zg«- 
τηϑείς auf ἁλούς gehe. Ich glaube πληγείς ist aus einer vell- 
ständigern glosse ἁλιεύς hierher verschlagen ‚ und πληγείς war 
sicht isterpretation sondern gehörte zu einer sophokleische 
glosse ἀλιεὺς πληγείς oder weun man lieber will der gleichen 
sprichwörtlichen ausdrucksweise. Siehe Nauck Trag. fr. p. 123. 

Jena. , Moris Schmidt. 


27. Lectiones quaedam iu Hesychio, Hygino, Fulgeatio, 
Stephano Byzautio et Cicerone. 


1) In Hesychii lexico glossa 2xanegdevoar corrupte ezpli 
catur λοιδορῆσαι. Pro hoc equidem legendam puto αἰωρῆσαι; 
est enim σχαπέρδα lndus partim similis alteri Judo, qui Athenis 
in sacris Liberi αἰώρας nomine frequentabatur. 

2) Est in Hygins fab. XVIII, p. 61: ‚eo quod Amycam in- 
terfecerant, quod cum saepe inficieretur”. — Scribas: qui eas 
saepe infestaretur. Hoc cum Munckero; minus recte insidserster 
legit Wölfflinus. 

Fab. Li, p. 115 legitur: „Ba illud ab Apolline accepit, st 
pro se alius voluntarie moreretur”. — Ka turpe vitium; quas 
tocius „Es illud” scribendum ex editione principe, codicis deper- 
diti locum tenente. Admetum intellige. 

8) Locus est πολυϑρύλλητος Fulgentü, Mythologicon I, 2, 
p- 630: „Nam ut Theopompus in Cypriaco carmine et Hellasi- 
cus in Dios polytychia, quam descripsit, ait Junonem ab love 
vinctam catenis aureis et degravatam incudibus ferreis”. 

Nolo hic commemorare quae excogitaverint prodiderintque ers- 
diti, sive ad vulgatam lectionem defendendam, sive ad stabiliendas et 
explicandas coniecturas Vossii zodvroxia vel πολυτεχνίᾳ, et Sturzil 
Διὸς πολυπτυχίᾳ, in qua tuenda inexhaustae suae doctrinae ἴοι. 
tes reconditos aperuit Creuzerus. Operae pretium fuerat, aste 
omnia inspicere, quid edidisset Micyllas. Est igitor in Herva- 
giana editione a. 1535 p. 136: is Dios philologia; quae quidem 


! Miscellen. 889. 


scriptura quamquas ipsa baud probabilis, tamen ducere nos ad 
reperiendam genuinam lectionem potest. Hine certe profectus, — 
comparatoque vulgato polytychia, covieci: ,,Hellanicus io Διὸς 
φνυσιολογίᾳ, quam descripsit”. — Est seriptor ille Hierony- 
mus peripateticus, Hellanici nomine abusus, qui Orphicam quo- 
que theologiam condidit. Alterum illum scriptorem carminis Cy- 
priaei non praesto, sed procul dubio est ψενδώνυμος. 

4) Pluribus vitiis laborant excerpta e Stephano Bysantio et 
alibi et in voce Bovrog, ubi base edidit Westermannus: 

Bov τος, πόλις Alyontov. ‘Hemdiav0g δὲ κώμην αὑτήν φη- 
σιν as τινος χρηστήριον ἦν. ἐκαλεῖτο δὲ Βουτώ, ἀφ᾽ ἧς καὶ ἢ 
Ayre Bovro. ἔστι δὲ ἑτέρα Γεδρωσίας. τὸ ἐθνικὸν Βούτιος. τῆς 
δὲ ‚Bovrovs Boveoisns καὶ Βοιτοίτης, ὡς τῆς LaPovy Σαβοΐεης 
καὶ «Σαβοίτης. 

Meinekius, recepte Gavelii transpositioue, sic acripsit : 

Boveog, πόλις Aiyuntov. Ἡρωδιανὸς δὲ κώμην αὐτὴν φη- 
σιν. ἐκαλεῖτο δὲ [καὶ Meinek.] Bovso, ἀφ᾽ iy καὶ ἡ “ητὼ 
Βουτώ, ἧς τινος χηστήριον ἦν. ἔστι καὶ ἑτέρα Γιδρωσίας. τὸ 
ἐθνικὸν Βούτιος, τοῦ δὲ Βουτοῦς Bovroizyg ἣ Βουτοίτης, ὡς τῆς 
“Σαβοῦς Σαβοΐτης καὶ SaPoiens. 

At non admittenda est illa transpositio: in Aegypto enim 
pon dii ab urbibus, verum urbes a diis nomina habebant. Sed 
in omnem hunc locum diligentius inquirendum. Primum nomen 
ipsum accentu in penultima perverse scribitur quum hic, tum in 
Strabone XVll, p. 802, Plut. Moral. p. 357 F. et Ptolem. IV, 
5, p- 123 Bert.; Herodiani et Arcadii p. 78, 11 praeceptum est: 
τὸ Bovrög ϑηλυκόν, κώμη Αἰγύπτου (ὀξύνεται). Tum vero 
excidit ἢ Bovzw, nomen urbis altera forma, οἱ aute ᾿πρωδιανός 
somes Herodoti (ll, 155 et passim in |. Il), quo teste et urbem 
fuisse eam et Bovrovg quoque nomine venire confirmatum fuerit. 
In v. Arönln similiter, qaamquam in contrariam partem, iuneti 
oppositique Herodotus et Herodianns. Deinde, post φησίν, pro 
ἧς τινος omnino restituendum [iva] θεᾶς τινος, quam emendatio- 
nem palseographicis rationibos probare haud opus erit; illud 
tantum adiicio: verba éxadeizo δὲ Βουτώ hic explicautis esse. 
Praeterea legendum τοῦ δὲ Bovzovg, ne de dea sermo esse vi- 
deatur. Postremis aominibus immutate contractione scribendis 
ad codd. lectiones propius accedi mibi videtur. Ergo omne frag- 
mentum hac ratione scriptam velim: 

Bovtoy [7 Bovro], πόλις Atyuntov. [Ἡρόδοτος] Hoodiu- 
vog δὲ κώμην αὐτήν φησιν, [ira] ϑεᾶς τιτος χρηστήριον ἤν Exu- 
λεῖτο δὲ Bovro, ag ῆς καὶ ἡ Ayre Bovro. ἔστι καὶ ἑτέρα Γε- 
δρωσίας. zo ἐθεικὸν Βούτιος. τοῦ δὲ Βουτοῦς Bavroitns ἣ Bov- 
roitns, ὡς τῆς Zußoug Σαβοίτης 7 Zapoirys. 

Pariter fere seribendum i. v.: Avpog [ἢ Kuo Holstein.], 
πόλις Ἰώνων ἐν “ιβύῃ Φοινίκων. Ἑκαταῖος neginynoet’ [,»1τύκη, 
πόλις] καὶ λιμήν, [Ἵπ]πον ἄκρη καὶ Κυβώ". ὁ πολίτης Κυθοὶ- 


590 Miscellen. 


της, ὡς Σαβοΐίτης τῆς Σαβοῦς, ἢ Κυβ[ο]έξεης, we τῆς Bowsor; 
Βουτοΐτης. 

Post περιηγήσδι illie codd. αὐτῆς habent vel αὐτοῦ, qued 
locum corrupti nominis occupavit; inserta sunt fere Meinckiane. 

5) Probare non possum rationem Pluygersii, viri eradits 
simi, in lectionibue Tullisnis de Giceronis loco in Verrem Akt. 
u. 1. 1] 8. 87 ita disputentis: „Thermis praeter alia egregis 
veteria artificii opera quae Verres δὰ insaniam concupivit, eres 
signa ex aere complura, in his eximia pulchritudine ipsa Himers ἃ 
muliebrem figuram formata ex oppidi nomine ef luminis. — For- 
mare aliquem ex nomine suo est talem oculis repraesentare gu 
lem esse aut fuisse ex nomine eius coniecturam facis; v. c. Be 
mae aedes erant Veiovis; nominis origo ne Romanis quidem ss 
tis nota erat, sed quoniam cegrandia farra colonae, quae mak 
creverunt, vescaque parva vocant, (Ovid. Fast. 111, 445.) erant qui 
Veiovem lovem parvulum esse existimarent. Artifex autem gti 
Veiovis signum puerili vultu atque habito finzerat, deum ex εἰπε 
nomine in puerilem figuram formasse dici potest. Hoe si ad 
locum nostrum transferimus, sensus erit Himeram in maliebres 
figuram formatam fuisse, quod oppidi et fluminis nomen mulie- 
rem significat, i. 6. quod nomen ‘easet feminini generis. Seatie 
sie exire perridicolam sententiam, nec tamen aliam explicationes 
video. Ez oppidi nomine ef fuminis magistram olim ad spss Hi- 
mera adscripsisse arbitror; discipulis exposuit unde deae sit 
nomen”, 

Cavendum nobis est, ne tamquam ridicula additamenta ἐδ. 
mnemus ea quae non intelligamus. Si artifex speciem pulcher- 
rimam suavissimamgque et oppidi illius et fluminis ante ocales 
ponere humana forma vellet, ex ,,suaviloquente” nomine eoron 
ia maliebrem figuram formare deam aliquam ei necesse erat: 
quod ita effecit, ut τὴν ᾿μέραν proponeret tamquam feminam for. 
mam Juspov τοῦ δαίμονος. — Deletis verbis ex oppidi nomiac 
es fuminis, reliqua in mulebrem figuram formata absurda forent 
et supervacua: absurdum enim de Himefa cogitare figura virili; 
sufficerent prorsus verba in his eximia pulchritudine tpse Himere. 
Denique magister eliquis num hoc ordine et numero verborua: 
65 oppidi nomine ef fluminis notationem saam adscripsisset ? 

Traiecti ad Rhenum, B. ten Brink. 


28. Zu lateinischen dichtern. 


1. In dem gebete Jason’s au Neptun bei Valer. Flacc. Ar 
gon. I. 196—203 heisst es: 
da veniam: scio me cunclis e gentibus unum 
illicitas tentare vias hiememque mereri. 
sed now sponte feror ...... 


Miseellen. 59 


ne Peliae te vota trabant; ille aspera inusa 

repperit et Colchos in me luctumque meorum. 

tlle meum tantum non indignantibus undis 

hoc caput aceipias et pressam regibus alnum. 
So nach Lemaire’s zeugniss der Vat.; dagegen haben reverendae 
vetustatis exemplaria des Pius und Burmann’s handschriften ille 
mets tantum, nur dass der cod. Voss. über einer rasur (wenn 
ich B. richtig deute) ie metum tantum hat. Woher die Vulgate 
tiem ego... ts tantum stamme, kann ich nicht angeben; ich 
halte dieselbe für eine plumpe interpolation, dem quos ego! des 
Vigil mechanisch nachgebildet. Jedenfalls stört sie den zusam- 
menhang. Pelias und Jason stehen als schuldige dem gotte ge- 
genüber: jener hat den frevel erdacht, dieser führt das über- 
müthige beginnen aus. Jeder von beiden handelt, um den an- 
dern zu verderben und möchte desshalb die rache des gottes auf 
den andern wälzen. Einen muss die rache treffen, dessen ist sich 
Jason klar bewusst, ebenso dass die rache von dem gotte selbst 
ausgehen muss. Nach jener lesart aber würde Jason sich selbst 
statt des gottes als rächer substituiren. Und wenn selbst dieses 
zulässig wäre, so müsste wenigstens in der spätern sage irgend 
ein zug liegen, der mit der von Jason gegebenen verheissung 
der rache zusammenlinge. Das könnte nur die ermordung des 
Pelias durch Medea sein. Medea aber erscheint in der sage 
nicht als werkzeug der rache für Neptun, sondern für Juno, 
weiche von Valerius Flaccus eben desshalb neben Minerva als 
die schutzgöttin des Jason erscheint, damit durch diesen die rä- 
cherin nach Jolkos gelange (Pherecyd. bei Schol. Pind. Pyth. 
IV, 133: pag.167 Sturz., und Apollodor. I. 9. 16, welcher durch- 
aus jenem folgt; vgl. Weichert über das leben und gedicht des 
Apollonius v. Rhodus pag. 367 u. f.). — Die spuren der hand- 
schriften fübren auf die ursprüngliche lesart von selbst zurück : 

illum tu! . . tantum non indignantibus undis u. 5. W. 
Die alte corruptel ist durch eine interlinearglosse über hoc ca- 
put entstanden, welche durch die abscheiber in die darüberste- 


illum tu 
hende zeile gerieth: me ; auch die lesart des Vatic. stammt 
hoc caput meum 


daber: dem schreiber desselben lag eine andre glosse vor: hoc ca- 
put. fa folge dieser verderbniss wurde dann illum in ille verän- 
dert. Eine parallelstelle für die seltene aposiopese bei dem 
zweiten personalpronomen (für das erste vgl. Hoffmann-Peerl- 
kamp zu Verg. Aen. I. 135 und Terent. Eunuch. V. 6. 19 
Bent.) bietet Senec. Med. 535: vel me vel illum! 


2. Zum Carmen ad Calpurn. Pisonem and zu Catullus. 


llc, casta licet mens et sine crimine constet 


392 Miscellen. 


vita, tamen probitas cum paupertate iacebit: 
sic lateri nullam cemitem circumdare quaerit : Carn. δὲ 
Calp. Pis. 106—109. 
Das handschriftliche ie verwirft Beck ohne grund; zu licet it 
sit zu ergänzen. Stait sic ist handschriftliche lesart sed; Se- 
ten conjicirt ef, das Weber aufgenommen hat, ebwehl eine car 
sale verbindung erfordert wird. Beck schlägt desshalb nam ver. 
Mir scheint sic, das auch v. 255 mit sed verwechselt wird, de 
ursprüngliche lesart. Ueber die bedeutaug desselben vgl. Lad- 
mano zu Propert. I. 23. 6, Hertzberg zu I, 19. 16. 
So scheint auch bei Catull ΧΙ, 192 zu lesen: 
sit suo similis patri 
Manlio et facile insciis 
noscitetur ab omnibus: 
sic pudicitiam suae 
matris indicet ore. 
Vgl. Haupt Quaest. Catull. pag. 25 u. f. 
Rudolstadt. E. Kiussmans. 


29. Zu Cie. Cat. Mai. 49, 74. 


Es hat Ed. Wolfflin oben p.192 darauf aufmerksam gemacht, 
dass sich in einem citate der obigen stelle (‚quasi poms ex er- 
boribus, cruda si sunt viz evelluntur 1); si malura et cocta, der 
dunt: sic vitam adolescentibus vis aufert, senibus maturitas”) bei Bur- 
ley statt der worte δὲ cocta die lesart tacta finde. Er fügt hinszs, 
dass sich diese änderung vielleicht empfehle und der begründer 
dieser zeitschrift sie für eine entschiedene verbesserung gehalten 
habe. Das urtheil des so früh dahingeschiedenen Schneidewis, 
der auch mein lelırer gewesen ist, steht bei mir iu zu hoben 
ehren, als dass seine empfehlung mich nicht zu desto genauerer 
und sorgsamerer prüfung der stelle veranlasst hätte, bevor ich 
mich gegen jene änderung erkläre. Aber bei wiederholter be- 
trachtung ist meine überzeugung nur um so fester geworden: 
und auch die innern gründe, welche doch allein der dusseres 
autorität der codd. gegenüber jener änderung schutz und halt 
gewähren könnten, scheinen mir nicht für, sondern gegen die 
selbe zu sprechen. Denn da doch niemand verlangen wird, dass 
bei einander entsprechenden worten selbst die zahl derselben über- 
all gleich sein müsse; so entsprechen zunächst in den codd. die 
' worte matura ef cocla dem vorhergehenden cruda ebenso gut, als 
wenn matura allein stände. Was folgende aber ist sogar ungleich 


1) Denn so haben mit dem cod. Reg. Paris. nach Madvig (vgl. pag. 
XXVIII seiner ausgabe) mit ausnahme von Sommerbrodt, der die Orelli- 
sche lesart avelluotur beibehalten hat, alle neueren herausgeber mil 
recht geschricben, 


Miscellen. 583 


besser, ja allein richtig, wie es die hdschr. geben. Denn: der 
weitere gegensatz besteht darin, dass unreifes obst sich nur mit 
mühe abreissen lässt, reifes dagegen von selbst (was deswegen 
auch schon v. Strombeck und Jacobs in ihren übersetzungen mit 
recht hinzugefügt haben) abfällt, ohne dass es auch nur einer 
berübrung bediirfte. Das liegt nicht nur in der natur der sache; 
dafür spricht ausserdem der ganze zusammenhang mit dem vorg 
hergehenden und folgenden.‘ Denu unmittelbar vor unserer stelle 
lesen wir: Senes autem (mori videntur) sic, ut cum?) sua sponte, 
nulla adhibita vi consumptus ignis exstinguitur; — und gleich 
hinterher in der anwendung des obigen gleichnisses: Sic vitam 
adolescentibus vis aufert, senibus maluritas. Soll die anwendung 
also eine schlagende sein, so muss bei dem obste, wie bei den 
greisen, allein die reife in betracht kommen; folglich würde die 
vorgeschlagene änderung facia einen nicht bloss unnöthigen, son- 
dern geradezu ungehörigen und störenden gedanken in den zu- 
sammenhang bringen. 


Lüneburg. . Gusiav Lakmeyer. 


30. Zu Cicero. 


Auf s. 192 dieses jahrgangs theilt Ed. Wolfflia zum Cat. 
mai. 19, 71: quasi poma ex arboribus, crada si sunt, vix avel- 
Juntur, si matura et cocta, decidunt, sus einem citat von W. 
Burley tacta fiir et cocta mit, welches in der that sehr gefällig 
ist. Eine kleinigkeit liesse sich noch wünschen, nämlich, si 
matura, vel tacta decidunt. 

Aarau. . R. Rauchenstein. 


31. Das adverbialverzeichniss bei Priscianus p. 1010 P., 
I, 620 fg. Krebl. | 


Unter den susnahmen von der regel, wonach die nomina der 
zweiten Declination adverbien durch veränderung der endung o 
des dativs in e bilden sollen, führt Priscian an der oben ange- 
führten stelle einige doppelformen auf ser an: duriter neben 
dare, lergiter neber large, humaniter neben humane, inhumani- 
ter neben inhumane, firmiter neben firme. Von den dazu beige- 
brachten belegstellen findet sich die terentianische zu duriter 
(Andr. I 1, 47 fg.) auch bei Non. 512, 1 duriter pro dure als 
erstes beispiel, die ciceronische aus de rep. VI ebenda z. 23 als 
das letzte citat zu firmiter pro firme, das ciceronische brieffrag- 


2) Dieses cum hat Klotz (ed. Teubner, 1855) mit recht eingefügt 
nach der von Madvig p. xxvii nachgetragenen lesart des cod. Bey. 


594 Miscellen. 


ment, aber vollständiger und mit einer variante, als erstes ais 
zu humaniter daselbst 500, 17; die beiege für imhumaniter (m 
Verr. Il, 1 δ. 138: cf. Pomp. s. 335 I.ind. and die Hindestung 
von Cledon. p. 1928 P.) und hamane (or. Phil. XIII §. 36) ἔε 
den sich bei Nonins nicht. Darauf aber fährt Priscian fort: i) 
Inveniuatur et alias, quibus tamen non est utendum. Pompoom 
in aueloraso : 
ludit nimium insaniter 
pro insane. severiter quoque pro severe Tiänsius im ᾧ ἔγινα: 
severiter 
Hodie sermonem amica mecum contulit. 

idem blanditer, beniguiter; Plautus amiciter ἢ), avariter, munditer, 
severiter, maestiter ; aequiter, asperiter; Novias festiviter; Lucas 
ampliter, ignaviter; Varro probiter, mutuiter; Eases pretert- 
ter; ignaviter, inimiciter, iracunditer, superbiter, temeriter, pree 
clariter, torviter, puriter, reverecunditer, miseriter, prosperiter. 
Dass Priscianus dabei das eilfte capitel des Nonius de iudiecrets 
adverbiis benutzte, ist längst bemerkt worden, aber man hal 
diese Beobachtung weder hinreichend ausgedehnt noch sie richtig 
benutzt. Priscian hat hier nur den Nonius excerpirt: freilich 
gleich das erste beispiel, s. v. insaniter p. 509, 30 ist zwar 
vollständiger bei Nonius, aber diesem fehlt der titel des stücks 
des Pomponius; es heisat nämlich: Iusaniter Pomposio anctere: 
metuo illum, iocari uescit, ludit nimium iusaniter, doch ἐπεῖδε 
ich nicht, dass Priscianus in seiner handschrift las Pompenie 
auctore in auctorato (nicht etwa Pomponius in Auctorato: s. des 
vorangehenden Artikel bei Nonius: diserte et consuetadine dict 
tur et Afrauio auctore in Divortio..; disertim dicere plaue, ps 
lam, Lucilio auctore possumus in (‘Titinii sei.) Veliterna, wena 
hier nicht zu interpungiren ist: possumus. in — oder: . [Titinius] ie 
Veliterna); glauben für jene annahme kann ich freilich nicht ver- 
langen, ehe nicht das verhältniss des Nonivs und des Priseias 
an dieser stelle weiter dargestellt ist. — Das unmittelbar fel- 
gende bruchstück des Titinius steht bei Non. 509, 33 s. v. se 
veriter: Prilia wie seine handschriften, haben in Priscian von des 
meinigen RDH nebst dem Heidelb., die andern weichen ab plia, 
proelia, proclia, welche formen bis auf die letzte, die bier der 
Bamb. giebt, sich auch sonst bei Nonius finden. Ks werde 
darauf aus demselben Titinius benigniter und blanditer angeführt: 
beide in versen aus seiner Gemina bei Non. 510, 6 und 12; 
Plautus amiciter aus Pers. Il. 3. 3. v. 255 bei Non. 510, 23, 


Fi Einige Kleinigkeiten sind nach der bandschrifilichen überlieferung 
geändert. 

2) hier folgt veraciter in den ausgaben seit der Aldina; ich finde es 
in keiner handschrift: nur in der Lindemannschen collation des Heidelb., 
die nach Putsch gemacht ist, steht avariter deest — ob ein irrthum, 
stalt veraciler deest? 


Miseellen. 695 


avariter aus Curenl. I 2, 33 v. 126 hei Non. 510, 17; mundi- 
ter: Poenul. I 2, 26: Non. 510, 30; sevoriter freilich führt No- 
nius aus Plautus nicht an, er giebt dazu das oben schon be- 
nutzte beispiel des Titinius: ich werde jetzt webl schon mehr 
glauben mit der vermuthung finden, dass Priscian saeviter schrieb 
coll. Non. 510, 33, welcher artikel mit plautivischen citaten 
(Poeaul. I 2, 122. Trio. Ill 3, 53. v. 1060) beginnnt, umso- 
mehr, als severiter sonst. aus Plautus, so viel ich weiss, nicht 
bekannt ist und als gleich der folgende nonianische artikel das 
auch bei Priscian felgende maestiter ist, belegt mit Rud. I 5,7 
v. 265. .Man zieht nun gewöhnlich auch aequiter und asperiter 
mit su den plautinischen adverbien auf dies zeugniss biu: ich 
bahe ein ; nach maestiter gesetzt, um anzudeuten, dass hier diese 
reihe aufhört und dass Priscian sich begnügt hat, diese adver- 
bieu aus Non. 512, 27, 513, 21 auszuziehen, ohne beifügusg 
der dort angegebenen antoren, beziehungsweise des Pacuvius, 
Attius, Livius und des verfassers der pulli; die berechtigung zn 
dieser annahme wird sich bald herausstellen; der novianisebe 
vers aus den gemini, dem das zeugniss des Priseian bei Raib- 
beck com. Nov. v. 40 hinzuzufügen ist, steht bei Non. 510, 15; 
Lucilius ampliter, wird belegt aus sat. lib. XII] von Non. 511, 16, 
ignaviter aus sat. lib. XVI Non.513,13, Varro’s probiter aus der 
satire octogessis Non.510,27, mutuiter ebendaher Non. 518, 16; 
Kanius proterviter aus dessen pascratiastes Non. 513,11. Man 
hat oun sämmtliche folgenden adverbien gleichfalls auf Ennius 
bezogen, bei welchem sich in den erhaltenen bruchstücken von 
ihnen allen nur noch torviter findet (enn. 1,79 Vahl.) und zwar 
sus Non. 516, 16, wo aun auch die handschriften Priscians die 
schreibung torviter statt des nach gewohnheit verschriebenen tor- 
biter darbieten: denn auch dies torviter wie die sämmtlichen auf 
proterviter folgenden wörter bat Priscian aus Nonius ausgezogen, 
nur ohne nennung der autoren: von iguaviter an, das Nonius zwei- 
mal anfülhrt, ist der eine artikel mit dem lucilisnischen citat be- 
reits oben angemerkt, auf den zweiten mit einem satze des Clau- 
dius Quadragarius belegten, (Nou. 514, 10) gründet sich die zweite 
erwähaung bei Priscian; es folgen inimiciter aus Attius ausgezo- 
gen bei Non.514,21; iracunditer aus Caecilius ibid. 33; superbi- 
ter aus Afranius uud Naevius 515, 9; temeriter aus Accius 516, 
8; praeclariter aus Claud. Quadragarius ib. 516, 11; torviter 
aus Pomponius und Ennius 516, 14; puriter aus Pomponius nnd 
Novios 516, 18; reverecunditer aus Pomponius 516, 23; mise- 
riter aus Laberius 517, 1; properiter — denn so wird nun wohl 
auch bei Priscian statt prosperiter zu lesen sein — aus Catul- 
Jus (? cf. Diom. p.513 P. Roeper philol. IX, 40) Non. 517, 8: 
Priscian excerpirte also den rest nach der reihe: hätte der ennia- 
nische vers bei torviter am anfang des artikels gestanden, so 
hätte er ibn vielleicht bemerkt und torviter zu proterviter ger 


596 Miscellen. 


setzt; so aber schrieb er ziemlich sorglos (s. das doppelte igna- 
viter — und wer weiss, ob nicht prosperiter, wie oben seve- 
riter, auf seine rechnung kommt!) der reibe nach ab, wie er 
es eigentlich auch in dem ersten theile des verzeichnisses gethas 
batte, so dass er von mehreren, in einem artikel erwähstes 
beispielen das erste wählte und diese ausgezogenen nach den at 
toren einigermassen zusammenstellte: in dieser weise, zog @, 
wie es scheint, das capitel des Nonius zuerst bis asperite 
aus, indem er nur die autoren für aequiter und asperiter 
nicht mit anmerkte; auf asperiter folgen sechs artikel, die nicht 
hieher gehören, und vielleicht erst später gewahr werdend, dass 
auch in diesem zweiten theile des capitels sich beispiele der hier 
besprochenen art finden, fügte Priscian das verzeichniss dersel- 
ben an. Dem sei nun, wie ihm sei, gewiss haben wir richtig 
nach proterviter ein ; gemacht und nur dies eine von Priscisa 
als ennianisch bezeichnen lassen: Vahlens fragm. inc. lib. XL 
‘Ennius proteruiter, ignauiter, inimiciter, iracunditer, superbiter, 
temeriter, praeclariter, toruiter , puriter, reverecunditer , miseri- 
ter, pro(s)periter’, das für die vergleichende beurtheilung des e» 
nianischen wortvorraths nicht ohne interesse war, ist zu streichen: 
für proterviter genügt eine, im index bei Vahlen 6. v. bereits ge 
gebene, hinweisung auf unsere stelle zu fr. com. .v. 8, die and 
zu aon. | v.79 für torviter eine gewisse berechtigung hat; ad 
verbien dieser liste dürfen wir wenigstens hei Ennius nicht in as- 
spruch nehmen. 

Da meine ausgabe des Priscian nach ihrem plane eine aus- 
führlichere begriindung dieses sachverhalts und seiner resultate 
nicht gestattet, habe ich sie an diesem orte gegeben, weil sie für 
die studienweise der spätrömischen grammatiker nicht ohne is 
teresse ist und weil wenigstens doch ein paar kleine beiträge 
für die reste der älteren litteratur dabei abfallen — uusera ver- 
ewigten Schneidewin, der auch den winzigsten fragen dieser art 
ihr recht angedeihen liess und ihre ergebnisse seinen reichen 
schätzen lebendig an- und einzufügen wusste, würde, wie ich 
᾿ glaube, dies scherflein zum Philologus einen augenblick interes- 
sirt haben — und so möge es in demselben an seinem bescheid- 
nen platze auch ein zeugniss ablegen treuen und liebevollen as- 
denkens, dass ich ibm und seiner freundlichen und wohlwolles- 
den theilnahme av meiner person und an meinen studien bewahre 
und bewahren werde. 


Greifswalde. M. Herts. 


Druckfehler. 


P. 322 z. 10 schreibe ἐκπέρσειν πόλιν | καὶ 
P. 433 2. 24 — in γελᾶντα 


XXVI. 


Adversaria Virgiliana. 
(S. ob. p. 480 figg.) 


Aeneidos liber secundus. 

11, 5. Quaeque ipse miserrima vidi, erklärend und be- 
schränkend; denn Aeneas will nicht sagen, er gedenke die ein- 
nahme von Troja und den jammer, von dem er selbst zeuge ge- 
wesen sei, zu beschreiben, sondern er gedenke so viel von der 
einnahme Troja’s und deren jammer zu beschreiben, als er selbst 
als augenzeuge wahrgenommen habe. S. die ausführliche be- 
sprechnng dieses punctes in „Twelve Years Voyage, B. II, p. 4. 

20. Armato milite. „En supposant que ce cheval contint 
seulement cent guerriers, il devait étre d’un poids énerme, et il 
n’est pas probable qu'il ait pu dtre mené du bord de la mer 
sous les murs d’ilion en un jour, ayant surtout deux rivieres 
a traverser”. Precis des Guerres de César, par Napoleon: écrit 
par M. Marchand, ἃ Vile Sainte Helene, sous la dictée de l’Em- 
pereur; suivi de plusieurs fragmens inédits. Paris, 1836. Diese 
bemerkung zerfällt vor einer richtigen auffassung der worte 
armatg milite, welche nicht ausdrücken, dass des ross mit be- 
waffnetem kriegsvolk ausser den delecta virum corpora ange- 
füllt war, sondern dass die delecta corpora (blos neun an zahl, 
s. v. 260 sq.) bewaffnete krieger waren. 

80. Classibus, nicht die schiffe zum gegensätzlichen unter- 
schiede von den zelien, sondern die schiffe mis threm zubehör, den 
selten ; Homer's #26. 

31. Donum exitiale Minervae. ‚Non quod ipsa dedit, sed 
quod ei oblatum est”. Servius. La Cerda. Heyne. Wagner 
Virg. Br. En. 1845. ,,Donum perniciosum Graecis cousilio snasu- 
que Minervae ‘Trojanis oblatum.” Wagner Virg. Br. Eu. 1648. 

Pbilologus. XI. Jahrg. 4. 33 


598 Adversaria Virgiliana. 


Forbiger ed. 3. Beide erklärungen sind gleich falsch. Es ist 
nicht „donum Minervae oblatum”, weil das Epitheton exitiale, 
welches geine wirkung auf die Trojaner augiebt, ihm nicht ῥεῖ. 
gefügt werden konnte, wenn es als ein der Minerva dargebrac- 
tes geschenk dargestellt wurde. Eben so wenig ist es „donse 
Trojanis oblatum a Graecis consilio suasuque Minervae”, da is 
der ganzen erzählung auch nicht ein wort von einem solche 
rathe der Minerva oder eine anspielung darauf sich findet, es 
müsste denn der leser die worte „divina Palladis arte”, welche 
die geschicklichkeit schildern, mit der das ross gebaut war, s 
auffassen, dass sie nicht blos bezeichneten: mit der geschiek- 
lichkeit der Pallas gebaut, sondern mit der geschicklichkeit and 
auf den rath der Pallas zu dem zweeke gebaut, um, wohlge 
merkt, nicht der Pallas, sondern den Trojanern geschenkt zu' 
werden. Was ist also mit donum Minervae gemeint?! Nun 
einfach, wie das wort exitiale zeigt (s. anm. zu IV, 132), jenes 
verderbliche geschenk, gleichviel von wem gegeben, welches sie der 
Minerva su verdanken hatten, (mit andern worten : Minerva war, 
ohne dass ihr die absicht beigelegt wird, das geschenk zu ge- 
ben, die veranlassung, dass sie es bekamen), jenes geschenk. 
welches dadurch, dass es von den Griechen der Minerva darge- 
bracht wurde und dass Minerva die schutzgöttin der Trojaner 
war, in der that zu einem geschenke für die Trojaner wurde. 
Sie hatten alle üblen folgen desselben zu tragen und diese ib- 
len folgen werden von Aeneas so betrachtet und der Dido ge- 
schildert, als ob sie ein geschenk wären, für welches sie ihrer 
schutzgöttin zu danken hätten, während er ihr gleichzeitig nicht 
die geringste absicht des schenkens beilegt. Gleichwohl war 
es thr geschenk, sie hatten dafür so wie für all diese noth ihr 
zu danken. Die worte sind ganz proleptisch, der ausdruck der 
bitterkeit, welche des Aeneas gemüth erfüllte, und bezeichnen 
durchaus nicht ein gefühl oder eine kenntaiss seitens der Tro- 
janer, die bis dahin noch ganz unbekannt damit waren, wober 
das ross kam, was überhaupt es dahin brachte, und deren ein- 
zig gefühl, das des unwissenden staunens, in den worten sta- 
pet et molem mirantur equi ausgedrückt ist. Vergl. Ecleg. 
Vi, 79: „Quas illi Philomela dapes, quae dona pararit”, 

wo die ,,dapes”, nämlich die des körpers seines ermordeten sohnes 
Itys, die Procne dem Pandion giebt, das geschenk Philomela’s 


Adversaria Virgiliana. 599 


genannt werden, die ganz und gar nichts von der sache wusste 
und nur die unschuldige, ganz unabsichtliche ursache der von 
Procne verübten haudlung war.‘ Ein ähnlicher gebrauch des 
wortes „donum” ist in allen sprachen gewöhnlich, indem alles, 
was man empfängt, es sei seinem wesen nach gut oder böse, 
hesonders aber wenn es böse ist, das ,donum” der Person ist, 
welche bewusst oder unbewusst die hauptursache davon ist, dass 
man es empfängt. So ist die Syphilis das donum oder geschenk 
jemandes, durcb den sie mitgetheilt wird, selbst wenn dieser je- 
mand gar nicht weiss, dass er oder sie selbst davon angesteckt 
ist; ja so ganz unnöthig ist absicht für den begriff geschenk, dass 
es kaum einen empfinduugslosen unbelebten gegenstand in der 
gauzen natur giebt, dem nicht bei irgend einer veranlassung ge- 
dankt oder geflucht wird, jenachdem er bei etwas gutem oder 
üblem, das uns begegnete, betheiligt ist; so; „dono noctis opa- 
cae”, Aen. Vill, 658. Auch möge: der leser sich durch den 
ausdruck „dona Minervae” νυ. 189, in dem munde des kalten, 
leidenschaftslosen Sinon nicht verführen lassen zu glauben, dass 
des Aeneas leidenschaftliches donum exitiale Minervae in glei- 
chem prosaischen sinne zu nehmen sei, als ob es nämlich das 
der Minerva dargebrachte geschenk bezeichue. Er schlage lie- 
ber die geschichte der Camilla auf, Aen. ΧΙ, 557, wo er finden 
wird, dass der vater seine tochter der Trivia weiht, d. h. dar- 
bringt oder zum geschenk macht, und im nächsten augenblicke 
„donum Trivise” zurück erhält d. ἢ. nicht das geschenk, das 
er eben der Trivia gemacht hatte, sondern seine tochter wnrde 
nun das geschenk, das Trivia ihm machte, das ibm zwar nicht 
förmlich von Trivia geschenkt wurde, das er aber doch der 
Trivia einzig und allein verdankte, indem Trivia seiuer tochter 
leben ibm erhalten hat und seine tochter dadurch ,donum Tri- 
viae” geworden ist. 

60. Hoc ipsum ut strueret. ,,Vel ut caperetur, vel quia 
Graeci simulabant”. Servius. ,,Ut adduceretur ad regem”. Heyne. 
Mit nichten; hoc ipsum wird durch Troiam aperiret Achivis 
erklärt: strueret hoc ipsum, sc. ut Troiam aperiret. Vgl. 
Quiet. Curt. IV, 5: „Aegyptii — hoc ipsum concurrunt, ad de- 
lenda praesidia Persarum” wo „hoc ipsum” dureb ,,ad delenda 
praesidia” erklärt wird; und Corn. Nep. Agesil. 4: „Neque vero 
hoc solam in Graecia fecit, ut templa deorum saucta haberet”, 


3a* 


600 Adversaria Virgiliana. 


wo ‚kee solum” durch „ut templa deorum sancts haberet” e- 
klärt wird. 

67. Inermis, nicht ohne waffen, sondern gans verlassen wi 
Külflos: Aen. I, 491. Tesso Gerus. Liber. Ill, 2. 


75. Quae sit fiducia capto. „Qua fiducia ultro se obtule 
rat”. Forbiger. Nein, denn die Trojaner kannten noch nicht 
die Thatsache, dass Sinon freiwillig sich überliefert hatte; ser 
dern die gewöhnliche frage des richters oder einer auderen obrig- 
keitlichen person: welches ist die vorgebrachte vertheidigung, 
worauf baut der beklagte? 


87. Primis ab annıs, „Ab initio belli, bene Burm. pest 
Servium”. Heyne. Nein, sondern in tuventule prima, von jugend 
auf; Aen. VIII, 517; Val. Flacc. I, 22. Ovid. ex Pont. 11, 5, 43. 

99. Quaerere arma. ,,Arma esse possunt consilia, quae 
agitabat Ulysses ad depellendum imminens sibi a Sinone perica- 
lum; possunt etiam esse fraudes et insidiae, quas in Sinonem 
parabat; aut conscius est cum aliis, communicato scilicet cum 
aliis consilio”. Heyne. Nichts von dem allen; arma sind einfach 
waffen d. bh. mittel zu trutz und schutz gegen Sinon: Aen. ΧΙ, 
229: ,,Alia arma Latinis Quaerenda”. 


99. Conscius. ,,Conscius mali”. Wunderlich. Nein, sondern, 
wie immer, einfach selbss oder für sich wissend, seiner absicht. 
in welcher er handelte, sich bewusst, aber sie vor anderen ver- 
bergend; ein gebeimniss in sich tragend, dass er keinem men- 
schen mittheilte. So ist Aen. V, 455: ,,Conscia virtua” die 
„virtus”, deren sie sich, wenn sie auch nicht davon sprechen, 
doch in ibrem eignen herzen bewusst waren; Aen. VIII, 393: 
»Kormae conscia coniux”, ihrer schönheit sich bewusst, obgleich 
sie nicht davon spricht. Quint. Curt. Vil, 3: „Nos, rex, serme- 
nis adversus maiestatem tuam habiti nullius conscii sumus no- 
bis”. Lucret. Vi, 711; Aen. Il, 267. 

105. Tum vero ardemus scitarı et quaerere causas. 
Dass dies das gewöhnliche Hyperbaton statt ardenies scilamur εἰ 
quaerimus causas ist, ergiebt sich daraus, dass ein ausdruck aé- 
thig ist, welcher angiebt, dass sie nicht blos wünschten ihn zu 
fragen, sondern dass sie ihn wirklich fragten. Tum vero: ds 
wahrlich brennen wir vor begierde. Sie waren schon vorher 
begierig, seine geschichte zu hören, s. v. 74, aber nachdem sie 


Adversaria Virgiliana. sa 


soviel gehört haben, sind sie jetzt doppelt begierig. 8. anm. 
zu v. 228; Ill, 47 und IV, 396. 449. 571. 

131. Conversa tulere. „Exquisite pro converterunt”. Heyne. 
Nein; ,,converterunt in exitium’ würde heissen: wendeten es zu 
meinem verderben, conversa tulere in exitium bedeutet nicht 
blos: richteten es zu meinem verderben, sondern: richiefen und 
brachten es zu meinem verderben, richteten erst und brachten 
dann. So ist „Furiis incensa feror”, Aen. IV, 876, uicht blos 
incendor furiis, sondern ich werde von den Furien enisdndet und 
dann in bewegung geselst, von ihnen, während ich entzündet bia, 
vorwärts getrieben; in beiden fällen bedarf es der binzufügung 
des verbs, um die fortbewegung uuszudrückeu, die zur vollstän- 
digkeit des gemäldes so nöthig ist. So auch Aen. |, 85: 

— ,Conversa cuspide montem 

Impulit” ; 
wendete seinen speer gegen den berg und schlug dann damit; s. 
anm. zu I, 85. Die beiden verba finden sich wiederum beisam- 
men, weun auch nicht ganz so eng verbunden, Aen. XI, 800: 

„Convertere animos acres ocnlosque tulere 

Cancti ad reginam Volsci”, 
wo wieder das eine wenden gegen, das andre die ganse sirecke 
kin fragen hezeichnet. 

188. Nec dulces natos. Entweder gilt hier „aliquando 
bonus dormitat Virgilius (denn Sinon war, v. 87, von kindheit 
an vor Troja gewesen), oder natos ist uicht von Sinons kin- 
dern, soudern von den kindern von Sinons vater zu verstehen, 
also von seinen geschwistern. Zu gunsten dieser erkläruug kön- 
nen viele stellen citirt werden, in welchen natus nicht das kind 
des sprecbenden bezeichnet, sonderu das deg erwähnten parens, 
sei es „pater” oder „mater”: Aen. 11,663; IV,605; VI,116; Vin, 
308; Georg. Il, 514; Soph. Trach. 1147 a.s.w. Für diese er- 
klärung lässt sich ferner auführen, dass durch sie der vorwurf, 
dass Sinons weib oder überhaupt seine verheirathung nicht er- 
wähot werde, wegfällt. 

148. Noster eris, nicht zu verbindeo mit dem darauf folgen- 
dea mihique, als ob der sinn wäre: „moster eris ac proinde 
edissere” (Wagner, Heyne), sondern mit dem vorhergehonden ob- 
liviscere, indem der sian ist: vergiss die Griechen, denn du sollst 
fortan der unsrige sein. Noster eris ist nach Virgie gewühn- 


602 _ Adversaria Virgiliana. 


licher weise parenthetisch eingeschaltet; vgl. „Sed terra graviers 
manent”, Aen. VI, 84. 

154. Vos aeterni ignes, et nou violabile vestrum tester 
numen, ait. — Non violabile,  ἄφϑαρεον᾽". Servius. Nes. 
Heyne hat recht: welches nicht verletst werden soilie, von einer 
beschaffenheit, welche wie die göttliche heilig gehalten oder als heily 
betrachtel werden sollte: Apulejus (de Mundo I): ,,Caelum ipsum stel 
laeque caeligenae omnisque siderea compago Aether vocatsr... 
Elementum — genere divinam et inviolabile”. Sil. Ital. IX, 
168: „Tum iuvenis, maestum attollens ad sidera vultum, 

Pollutae dextrae et facti Titania testis 

Infandi, quae nocturno mea lumine tela 

Dirigis in patrium corpus, son amplius, inquit, 

His oculis et damnato viglabere visu’. 
‚Die dem worte von Servius beigelegte bedeutung gehört einer 
späteren latinität an: ,,Recte atque ordine consuluissent Dii is- 
mortales, P. C., si boni principes ferro inviolabiles exstitisseat, 
ut longiorem dacerent vitam”. Flav. Vopisc. Div. Aurelian. 41. 

169. Fluere. „Diffuere, dilabi”. Heyne. Nein;. „Auere” 
bedeutet nie etwas anders als fliessen, laufen wie das wasser. 
Retro sublapsa referri. „Pro pedestri, retro ferri, labi; de 
mole, quae in altum erat evecta”. Heyne. Nein; diese worte 
geben uns an, dass des ebenerwähnte fliessen (fluere) in einer 
richtung nach rückwärts stattfand. Genau so Georg. I, 200. 
Lucret. IV, 226. Die ganze bedeutung der worte fluere ac 
retro sublapsa referri wird durch das einzige englische ver 
bum ebb (ebben) ausgedrückt. 

178. Numenque reducant. — ,,Numen, de simulacro”. 
Heyne, Wagner. Nein; dena wie konnte Calchas davon sprechen 
das zuriickzubringen, was damals, d. ἢ. als Calchas sprach, das 
trojanische ufer noch nicht verlassen hatte. Nirgends in der 
ganzen stelle, glaube ich, ist eine anspielung auf das simala- 
crum oder auf Pallas speciell vorhanden. Numen ist same 
deorum, nämlich jenes ,,numen”, jene gewogenheit, gunst der göt- 
ter („numine nostro”, Il, 396; „numine divam”, V, 56), welche 
die Griechen ursprünglich mit sich nach Troja gebracht hattes 
(quod pelago et curvis secum advexere carinis), und die se 
durch das sacrilegium verwirkt hatten. Um dieses ,,numes” 
mussten sie wieder werben und es durch anstellung neuer ar 


Adversaria Virgiliasa. 608 


spicien in Argos wieder erlangen und mit sich nach Troja zu- 
rückbringen (reducant). Demgemäss sagt uns Sinon, dass sie 
jetzt wirklich damit beschäftigt sind, deos parant comites. Pal- 
las war noch besonders zu sühnen, Hanc pro Palladio moniti 
pro numine laeso, Effigiem statuere nefas quae triste piaret. 

179. Quod pelago et curvis carinis. Dass diese worte nicht 
eine fahrt vou Troja nach Griechenland bezeichnen können, scheint 
mir dadurch ausser zweifel gesetzt zu sein, dass unmittelbar 
darauf et nunc folgt, worte, welche die fahrt nach Mycenae in 
directen gegensatz mit der fahrt stellen, von welcher in unserer 
stelle die rede ist. 

199. Hie aliud maius cett. Dieses prodigium ist rücksicht- 
lich der Troja bevorstebenden vernichtung nicht blos ominös, 
sondern auch typiscb. Das schlaogenpaar ist das vorbild der 
griechischen kriegsmacht, welche wie jenes von Tenedos kommt 
(wo sie, was man nicht vergessen darf, im augenblick des pro- 
digium verborgen liegt); wie jenes die stille meeresfläche durch- 
kreuzt; wie jenes landet und geradeaus nach der stadt herauf- 
steigend (wahrscheinlich ganz auf demselben grund und boden) 
die überraschten und widerstandslosen Trojaner mordet (vorbildlich 
dargestellt durch Laocoons söbue), die religion umstürzt und die 
götter vertreibt (vorbildlich durch den priester Laocoon bezeichnei): 
sogar in den geringsten einzelnheiten ist das vorbild vollkom- 
men: die schlangen kommen brust an brust gegen das ufer, wie 
schiffe, die zusammen segeln („Argiva phalanx instructis navi- 
bus ibat...... Littora . . . petens”); mit flammenden au- 
gen, in der ganzen länge des halses und der brust die wogen 
überragend (‚flammas quum regia puppis Extulerat”), mit dem 
binteren tbeile auf der oberfläche des wassers hinschwimmend 
und sich windend (die hinteren fahrzeuge der flotte der leituog 
der vordersten folgend); und, wenn ihr werk gethan ist (die T'ro- 
jener gemordet, oder mit ihren göttern aus der stadt vertrieben 
sind), nehmen sie unter dem schutze der Pallas besitz von der 
burg ("lam summas arces Tritonia etc. v. 615). Diese ansicht 
wird von Petronius bestätigt, der uns, c. 89, vs. 35 mittheilt, 
dass das von den schlangen hervorgebrachte geräusch dem ge- 
räusche von rudern glich und dass ihre über das Wasser em- 
porragenden hälse wie die masten hoher schiffe aussahen. 

200. Improvida peetora turbat. ,,Turbat pectora ita, wr 


604 Adversaria Virgiliana. 


fierent improvida; ita enim praccipites egit es res "T'rojanes, u 
omissa omni cautione facerent, quod Sinom eptabat”. Wageer. 
Nein, sondern die worte improvida turbat sind als mit ein 
der verbunden aufzufassen, so dass sie einen zusammengesetzt 
begriff bilden, den nämlich, welchen das eino euglische wert 
alarm (erschrecken) ausdrückt. Turbat (verwirrt), improvida 
(die nicht vorhersehenden, nicht erwartenden) d. h. erschrockt (engl. 
alarms). Die lateinische sprache, arm an wörtern, ist häufig auf 
solcbe weise genöthigt, durch eiue phrase zu umschreiben, was 
in reicheren sprachen durch ein wort ausgedrückt wird: ,,geli- 
dus coit”, gefriert; „angusti claustra Pelori”, die strasse des Pe- 
lorus; „aggredior dictis”, anreden; ,,expediam dietis”, erklären; 
„excussos laxare”, abwickeln; ,,vela damus”, segeln; „eques ster- 
net”, dberreiten; „sequare sequendo” (s. anm. zm Ill, 671), as- 
holen, u.8.w. 

209. Arva, einfach das land: Aen. X, 300: 

„Spumantesque rates arvis inferre Latinis”. 

217. Spiris. „Spirse” sind vicht blos windungen, senders 
spirale windungen, nacb oben gerichtet, wie die eines kerkziehers, 
dessen spitze man nach oben hält. S. Georg. Il, 153 und 154, 
wo Virgil fast ausdrücklich uns belehrt, dass eine schlange „or- 
bes” bildet, wenn sie auf dem boden geringelt ist, aber ,,spiras, 
wenn sie, sich aufrecht empor windend sich erhebt. Dieselbe 
unterscheidung ist in der vorliegenden stelle bemerkbar, wo die 
schlangen auf dem wasser „orbes”, um Laocoon geschlungen 
„spiras” bilden. 

228. Tum vero. Die worte tum vero setzen diesen ne- 
vus pavor — den durch Laocoons bestrafung hervorgebrachtes 
pavor — in contrast mit ihrem früheren schrecken, mit dem 
nämlich, welchen der aublick der schlangen selbst hervorbrachte. 
Der anblick der schlangen hatte sie erschreckt, „Diffugimus vise 
. exsangues” (v. 212), aber Laocoons bestrafung traf ihr gewis- 
sen, erfüllte sie mit religidsem schauder und schrecken: tum 
vero tremefacta, da wahrlich sind sie vollstäudig erschreckt 
und dieses vollständige erschrecken bringt die wirkung herver, 
welche ihr früherer schreck (beim anblick der schlangen) nec 
nicht hervorgebracht hatte — bewirkt, dass sie einstimmig (v. 
232) rufen, das ross müsse in die stadt gebracht werden. 8. 
anm. zu li, 105; Ul, 47; IV, 896. 449. 571. 


Adversaria Virgiliana. 605 


240. Minans, indem seine höhe und grösse schrecken cinfléssé. 
S. anm. zu Il, 628 und I, 166; auch Aen. IV, 88; VIII, 668. 

247. Ora. Sehen wir, ob in der stelluug oder in den ver- 
hältnissen dieses wortes etwas liegt, was den verdacht erregen 
könnte, dass es etwas mehr gewicht hat, als man gewöhnlich 
annimmt, dass es nicht blos dazu dient, mit aperit deu einfachen 
sian bricht das schweigen, spricht, zu bilden. 

Erstlich ist es das erste wort im verse. Ein wort in die- 
ser stellung aber hat eben dadurch den vortheil, dass es vem 
der stimme des lesers oder vortragenden eine emphasis erhält, 
und zwar weau der vers der erste vers eines satzes ist, wegen 
des natürlichen impetus, mit welchem der geist bei jeder un- 
ternehmung auftritt, wenn aber der vers nicht der erste vers 
ist, wegen des steigens der stimme, welches naturgemäss dem 
falle und der den schluss des unmittelbar vorhergebenden verses 
begleitenden pause folgt. Aber ora ist nicht allein das erste 
wort des verses, in welchem es steht, es ist auch das letzte 
wort des satzes, zu dem es gehört, und von dem ganzen nach- 
folgenden zusammenhange durch eine pause getrenut. Diese 
beiden verhältnisse markiren es noch mehr. Indem es das letzte 
wort des satzes ist, zu dem es gehört, leiten die vorhergehen- 
den worte des satzes darauf hin, bereiten sowohl die stimme des 
lesers als den geist des hörers darauf vor, und indem es ven 
dem nachfolgenden zusammenhange durch eine pause getrennt ist, 
wird die stimme des sprechenden und die aufmerksamkeit des 
hörenden abgehalten, von ihm zu dem folgenden worte fortzuei- 
len. Schon a priori können wir erwarten, dass eiu wort in 
dieser stellung ein wichtiges sein muss, und prüfen wir die wör- 
ter, welche Virgil in ähnliche stellungen gebracht hat, so finden 
wir, dass sie stets von wichtigkeit sind; z. b. V, 480 Arduus; 
V, 319 Emicat; VIII, 672 Aurea; ΧΙ, 340 Sanguineos; I, 153 
Seditio; VIII, 562 Stravi. In einigen fällen, wie z. ὃ. in den 
beiden letzten citaten, wird man sogar finden, dass das cme 
wort in dieser stellung mehr gewicht und bedeutung hat als alle 
übrigen worte des verses, ja dass dieser ganze übrige theil des 
verses uur eine erläuterung jenes einen wortes ist. Nach die- 
seu grundsätzen betrachtet müsste ora ein bedeutsames wort 
sein, nicht blos eine ergänzung vou aperit, sondern das subject 


des ganzen übrigen theiles des verses, indem credıta wit \hm., 


606 Adversaria Virgiliana. 


and nicht mit Cassandra übereinstimmt. Die folgerueg wir 
von Ovid, Met. XV, 74, bestätigt, wo credita da die besprochen 
person ein masculinum ist, mit ora übereinstimmen mass, obgleich 
die stellung yon ors eine solche übereinstimmung micht anzeigt 
Vgl. auch Aes. X, 822: Ora modis Anchisiades pallentia mir; 
die ora pallentia dieser stelle correspondiren:. ganz mit dem ora 
eredita unsrer stelle. In gleicher weise ist Troia, I, 253, sad 
diesen grundsätzen betrachtet, ein bedeutsumes wort, welches 
nicht blos, das nahe arma, sondern auch das entfernte zona 
umfasst (s. anm. zu I, 253). Auch Troas, I, 34, ist ein bedest- 
sames wort, das subject nicht blos des vorangehenden sactais 
aequore toto, sondern auch des nachfolgenden religwias Dans 
aique immitis Achillei, wie wenn Virgil gesagt hätte diese berdin- 
ten Trojaner, der gegenstand nicht blos der Iliade, sondern auch de 
gansen folgenden gedichtes. In folge dieser stellung hat Africa 
allein, I, 90, ein gleiches gewicht, wie Eurus und Notus im vor 
hergehenden verse zusammengenommen (vgl. Il, 418, we Eur 
equis in folge seiner ähnlichen stellung ein ähnliches gewicht 
hat). Sarpedon, 1, 104, der sohn Jupiters, wird in ebenso eh- 
renvoller weise erwähnt als Hector, obgleich Hector zuerst ge 
nannt wird, und das blosse Spartanae, I, 320, hält, ohne weitere 
beifügung dem Threissa Harpalyce das gleichgewicht, obgleich 
dem letzteren beinahe zwei ganze verse gewidmet sind. Ebenso 
weilt die stimme und der sion mit vergnügen auf dem langen 
rhythmisch langsamen worte Conspezere, |, 156, auf welches die 
sufmerksamkeit durch das vorhergehende pietate gravem ac me- 
ritis si forte virum quem vorbereitet worden ist; auf Solabar, |, 
243; auf Teucrorum, I, 252, correlativ mit Troia im mächsten 
verse, wie wenn Virgil gesagt hätte seiner (Antenor’s) Teucrer; 
auf Prodimur, 1, 256, welches durch den ganzen übrigen theil 
des verses erklärt wird; Vulu 1,259, ebenso durch den übriges 
theil des verses erklärt; Romanos, I, 286, item; lectemur, I, 336, 
durch den übrigen theil des verses und den folgenden vers er 
klärt; Nudaoss, 1,360, durch den übrigen theil des verses erklärt; 
Thesauros, |, 363, item; Suspirans, 1,375, item; Regia, Vill, 242, 
item; so auch Spiravere, I, 408; Imminet, 1, 424; Condebat, |, 
451; Suppliciter, 1, 485; empört sich nicht des lesers οἷν geges 
die verbindung dieses wortes mit érisfes (s. aum.), und bedarf es 
mehr als eines fingerzeiges in bezug auf Bellatriz, 1, 497, Is- 


Adversaria Virgiliana. 607 


cessit, 1,501, Dispulerat, 1,516, Ardebant, I, 520, Oramus, 1, 530, 
Aetheria, I, 530, Arvaque, I, 554, Purpureum, 1, 595, Argentem, 
1, 597, Trotanae, I, 627, Iactatam, 1, 633, Munera, 1, 640, In- 
struitur, 1, 642, Consilia, I, 662, Vocibus, I, 675, Irrigat, I, 696, 
Conveniunt, 1, 704, Ezpediuni, 1, 706, Convenere, I, 712, Phoe- 
nissa, I, 718, Haeret, I, 722, Incipit, I, 725, Hiberni, I, 750, In- 
sideas, 1, 756% Es würde eine beleidiguog für den verstand des 
lesers sein, ibn in dieser weise durch die übrigen bücher zu 
begleiten. 

Doch ist mit einer solchen emphatischen stellung des wor- 
tes die volle kunst unseres dichters noch nicht erschöpft. Er 
kann das wort noch emphatischer machen, seine Emphasis ver- 
doppeln, entweder dadurch, dass er es zur wiederholung eines 
früheren wortes macht, wie Lumina, II, 406, Crethea, IX, 775, 
Hisenum, Vi, 164, Gallo, Eel. X, 72, Ora, Aen. X, 821, Parthus, 
ΧΠ, 858, Uni, X, 692, (vgl. Ibimus mit solch’ ausserordentlicher 
wirkung wiederholt von Statius, Silv. 11, 1, 218); oder da- 
durch, dass er seine verbindung mit den folgenden worten durch 
eine volle und plötzliche interpunction gänzlich abschneidet: Ef- 
fera, Vill, 6, Impuls, VIII, 289, Horrisono, IX, 55, Terribilis, Xi, 
947, Dividit, XI, 45, Suscipiunt, ΧΙ, 806, Substilerat, XI, 609, 
Desiluit, Xi, 500, Buccina, ΧΙ, 475, Devovi, X1, 442, Virimus, X, 
362, Tydides, X, Femina, IV, 570, Respice, IV, 275, Debentur, 
IV, 276, Deseruere, Ill, 618. 


Der leser wird von selbst einsehen, dass alles das, was in 
bezug auf einzelne wörter eben gesagt worden ist, sich nicht 
weniger auf ein wort anwenden lässt, welches nicht absolut das 
erste im verse ist, sondern auf ein kurzes verbindendes glied 
folgt, wie z. b. Et ſerit ΧΙ, 730, oder auch eine phrase, wel- 
che aus zwei oder selbst drei innig verbundenen wörtern be- 
steht, wie ZI} lacrymans, Ossa tremor, Intemerata colit, Pelagi rupes 
(wo wir nicht blos die stellung, sondern auch die verdoppelung 
haben), Voce vocat, Bella gero u.s.w. 


250. Ruit Oceano nox. Nicht das gewöhnliche moderne 
bild der auf den Ocean sinkenden nacht, sondern das gerade 
umgekebrte bild der personifizirten , aus dem Ocean steigenden 
(stürzenden) nacht. 


252. ἔπει. ,,Dispersi”. Heyne. Forbiger. Neve, XCX 


608 Adversaria Virgiliana. 


wie Forbiger selbst zu I, 218 richtig erklärt „prostraä, hug 
streckt”. ,,Fusa iacet stratis”, Stat. Silv. 1, 2, 59. 

255. Taeitae per amica silentia lunae. Die stille (ἐ. 1 
stille zeit) der nacht war den Griechen günstig, weil niemad 
da war, ihre bewegungen zu beobachten. Der mond wird sches 
gend genannt, weil er nicht ersähli, nicht amsplaudert, nichts om 
dem sagt, was er sieht; mit anderen worten und die zwei am 
drücke sılentia und tacitae zusammesgenommen: niemand sich 
sie als der mond und er erzählt nicht, was er sieht, verrdth nich 
Tibull. 1, 6, 6 und 12. Dass silentia lunae nicht das „inter 
Junium” bezeichnet, sondern die zeit, wo der mond wirklid 
schien, erhellt aus Statius, Theb. Il, 58: 

„Jade per Arcturum mediaeque silentia lunae 
Arva super populosque meat”. 

267. Conscia. S. anm. zu v. 96. 

270. In somnis — tumentes. ,,Visus est adesse mihi ta- 
lis qualis erat quum raptatus esset”. Wagner. Nein; rapta- 
tus bigis ist das praedicat zu Hector, indem die constracties 
und gedankenfolge ist: Hector, maestissimus raptatus bigis 
(ut quondam), ater cr. pulvere traiectusque per pedes visus 
adesse mihi. Ich sah Hector ganz wie er war, als er von Achik- 
les’ wagen geschleift worden war, ganz mit ὀίω und siaub besudel 
und mil den riemen noch in seinen füssen; ich sab Hector sage 
ich, in diesem erbarmungswürdigem zustande vor mir stehen und 
in thränen ausbrechen. Die ganze lebhaftigkeit des gemäldes 
besteht darin, dass Hector maestissimus, raptatus bigis (ut 
. quondam), ater. cr. pulvere und traiectus per pedes lora 
war (nicht zu sein schien) gerade in dem augenblicke, als er vor 
Aeneas zu stehen (visus adesse) und in thränen auszubrechen 
schien. Nach seiner gewöhnlichen weise giebt uns unser dichter 
zuerst die flüchtige skizze des ganzen und geht dann zurück 
und ergänzt die einzelheiten: Hector in der tiefsten betrübniss 
erscheint vor Aeneas und bricht in thränen aus, und dieser He- 
ctor, welcher so vor Aeneas erschien, war so und so (vgl. τ. 
274 Hei mihi, qualis erat!). Die schilderung von Hectors 

erscheinung, mit den worten maestissimus Hector begonnen uad 
dann abgebrochen, um des lesers neugierde zu befriedigen und 
ihm mitzutheilen, was dieser maestissimus Hector that (visus ad- 
esse mihi largosque effundere fletus), wird wieder aufgenom- 


Adversaria Virgiliana. . 609 


men und vollendet in den beiden versen Raptatus . . tumen- 
tes. Der leser setze den vers visus etc. um, so dass or 
wach tumentes kommt und lese dann. die ganzen vier verse uno 
tenore, und er wird an der richtigkeit dieser analyse nicht 
zweifeln. 

278. Tumentes. Todie glieder schwellen nicht in folge 
von gewaltthätigkeit. Hier also ebenso wie I, 187 (wo man 
die anmerkung sehe) ist unser dichter denjenigen historikern 
gefolgt, welche den Hector als lebendig um die Mauern Tro- 
ja’s geschleift darstellten. 

274. Hei mibi, qualis erat! — patrios. Hier wird wie- 
der, wie v. 270, der. gerade gang der erzühlung, welcher Hei 
mihi, qualis erat! squalentem barbam et coner. sang. crives 
valneraque illa gerens sein sollte, bei qualis erat abgebrochen, 
am den gedanken qualis erat mit den worten quantum muta- 
tus — ignes durchzuführen und zu erweitern. 

279. Flens ipse, ich nicht weniger weinend als er: Ovid. 
Ep. ex Ponto I, 4, 53. 

287. Ille nibil nec me cett.: nicht zwei: verschiedene un- 
abhängige sätse, sondern der zweite den ersten erklärend oder 
vielmehr beschränkend: antwortet mir nicht — halt mich (meine 
sefortige flucht) durch beantwortung meiner eitlen fragen nicht auf. 
Nihil oos moramur, Patres Conscripti war die formel, mit welcher 
der consul den römischen senat entliess: Capitol. vita M. Au- 
rel. c. X. 

296. Manibus — ignem. Vergl. (Valer. Flacc. V, 242) 
Phrixus, wie er in der vision dem Jason das goldene Vliess 
einhandigt. 

298. Diverso. ‚A diversis arbis partibus”. Heyne. Nein, 
sondern in diversa urbis parie, in dem enigegengesetsien staditheile, 
entgegengesetzt nämlich dem, wo des Aachises hans secreta re- 
cessit. Durch dieses eine so glücklich zu anfang der neuen 
handlang gestellte wort wird der leser nicht blos mit einem 
male aus dem abgelegenen hause, in welchem Aeneas schläft, mit- 
ten in die verheerung und den brand der stadt versetzt, sondern 
auch den von Panthus (v. 325 8.) beschriebenen ereignissen 
zeit zu ihrer entwickelung gelassen his Aeneas durch das ge- 
räusch erwacht. 

322. Quo res summa loco? In weichem zustande iss — 


640 Adversaria Virgiliana. 


seat? Res summu, wnecr alles, das worauf. alles ankommi, un 
das sich alles dreht, daher der staat, salus snprema publica: Acs. 
Xi, 302; Corn. Nep. Eumen. IX, 2. Liv. XXXII, 7 und 8; Bist 
Rom. Parth. App. tributa: φόβῳ δὲ περὶ τοῦ σύμαανεος, ἅμα zei 
πόθῳ τοῦ παιδός. 

822. Quam prendimus arcem? Wenn wir uns in die „arz' 
werfen, in weichem sustande werden wir sie finden? ist die „ars' 
irgend länger haltbar? Prendimus, fast wie bei Caes. B. C. 
IN, 112: „Pharon prehendit atque ibi praesidium pesuit”. Ae 
neas braucht das praesens, weil er in dem augenblicke, we er 
Pantbeus trifft, wirklich (v. 315) auf dem wege nach der ,,arx” ist 

322. Quo res summa loco? quam preadimus arcem! 
sind nicht als zwei verschiedene, von einander anabbingige ἔτ. 
gen zu betrachten, sondern die zweite ergänzt die erste, da die 
res summa verloren war, wenn es die „arx” war. Vgl. Sil 
Ital. I, 598, wo. gerade dieselben zwei fragen gerade dieselbe 
beziehung zu einander haben. 

331. Milia quot magnis unquam venere Mycenis. Nicht 
blos die authenticität, sondern auch genau die lesart dieses ver- 
ses wird gegen Heynes „totnm versum abesse malim” dadurch 
vertheidigt, dass er von Ausonius in seiner Perioch. XX. Iliad. 
wörtlich citirt wird. Unter 45 von mir geprüften hdschr. haben 
28 (darunter die drei Gud.) unquam, 17 nunquam. Dies ist 
einer der wenigen fälle, in welchem Nic. Heinsius den Das. 
Heinsius verbessert hat, welcher nunquam liest. 

334. Vix primi — vigiles, nicht (mit Ladewig und Goss- 
rau) „die posten der ersten nachtwache”, sondern die vorposien, 
die vor den thoren aufgestellten wachen, die προφύλακες: τῷ δὲ 
πολλοὺς ἅμα φυλάσσειν, μᾶλλον δύναιτο ἐκφερομυϑεῖϊσϑαί τι τῶν 
πρασσομένων. ἐγρηγορέναι TE ὡς πλείστους ἄμεινον ἐν τοῖς κινδύνοις 
καὶ πάντα φυλάξαι ἐν τῇ νυκτὶ, ἵν ὡς πλοῖστοι καϑ' ἑκάσεην ge 
λακὴν προφυλάσσωσι: Aen: Poliorc. c. XXII. 

Vigiles bezeichnet die function der thorwache, primi ibre 
stellung vor den thoren nach dem feinde hin. Vgl. Aen. XM, 577: 
, „Discurrunt alii ad portas primosque trucidant”, 
wo „primos” (in dieser stelle nicht ,,vigiles” genannt, weil es 
nicht nacht war) dieselben προφύλακες oder vorposten sein mis- 
seo. Ebeuso Aen. XII, 659, in einer schilderung, die mit der 
vorliegenden ganz parallel ist: 


Adversaria Virgiliana. 614 


4 „Soli pro portis Messapus et acer Atinas 
u Sustentant aciem”, etc. 
" 344. Et gener — ferebat, ergänzend zu venerat hinzuge- 
R fügt, wie ,peplumque ferebant”, I, 484, zu „ibant’”. 

345. Infelix. Wie „suppliciter”, 1,485, sowohl zu ,,ibant” 
" als zu „ferebant”, hauptsächlich aber zu „ibant” gehört, so be. 
" zieht sich bier Infelix sowohl auf venerat als auch auf fere- 
2 bat, hauptsächlich aber auf venerat. Wagner hat wohlgethas, 
Ε das punctum Heyne’s nach ferebat zu entfernen. 
: 348. luvenes — ruamus. Der ältere Heinsius schliesst 
ı alle worte von si, der jüngere alle von quae sit, bis und mit 
' gteterat jn eine parenthese ein. Beide haben unrecht und Wag- 
ı ner hat recht; der gedankengang schreitet ohne unterbrechung 
| fort: si vobis cupido — videtis — excessere, mit seinem 
' Climax succurritis, — ruamus — moriamur. ͵ 

855. Additus bezieht sich auf super zurück. 

364. Plurima perque vias sternuntur — perque domos 
et religiosa deorum limina. Der sinn ist nicht durch die 
sirassen und durch die häuser und durch den heiligen besirk der 
gößter (denn sonst würde Virgil nicht et religiosa, sondern „per- 
que religiosa” geschrieben haben), sondern, indem domos und 
religiosa (limina) durch et zu einem gliede vereinigt werden 
und beide sich auf deoruin beziehen, durch die strassen und 
auch durch die häuser und den heiligen bezirk der gät- 
ter. Ovid. Met. XV, 796: 

„Inque foro circumque domus et templa deorum 
Nocturnos ululasse canes”, 
wo eine ganz ähnliche construction ist, indem zwei glieder dureh 
„que” — ,que” bezeichnet und zwei unterglieder durch „et” 
in eins verbunden sind. Daher sollte das comma nach domos, 
welches Heyne und Wagner haben, getilgt werden. 

391. Ipsi. „Die todten”. Schiller. Nein, denn dann wäre 
arma dabunt ipsi eine reine tautologie, da derselbe gedanke in 
dem vorhergehenden mutemus clypeos enthalten ist. [psi be- 
zeichnet die Danaer, den feind im allgemeinen und der sinn ist: 
lassi uns die schilde wechseln u. 5. w. mit diesen todien da und da- 
durch die Danaer, die angreifer selbst (ipsi) swingen, uns mit waf- 
fen zu verschen. Arma dabunt ipsi, das englische sprüchwort: 
furnish a rod to whip himself. 


a 


612 Adversaria Virgiliana. 


896. Numine. Unter 36 von mir geprüften hdsch. haben 
$4 numine, die Gud. 70 und die Berner 172 momime, in be 
den vou einer späteren hand in numine geändert. 

402. Heu. Wagner fängt mit diesem worte, Heyne mi 
Ecce im nächsten verse einen neuen absehnitt an, beides, glaube 
ich, falsch, da dieser vers sowohl mit dem vorhergehenden al 
mit dem nachfolgenden innig verbunden ist. Der gedankengasg 
ist: aber mit all diesem glücklichen erfolge hatte es bald a 
ende, da die götter gegen uns waren; denn siehe, Cassandre u. s.w. 

413. Gemita. „Dolore”. Heyne. Nein, sendern lautes 90- 
brali oder geheul: Aeu. II, 58; 111, 555 und besonders Vii, 15, 
wo „gemitus” und ,,ira” wieder verbunden werden; ,,gemites 
iraeque”, sorniges brüllen, jenes laute heulen oder brüllen, welches 
die folge des sornes ist. 

419. Spumeus. Nicht spumeus Nereus saevit, sonder 
Nereus saevit spumeus, da spumeus in der emphatischen stel- 
lung steht, 8. anm. zu vy. 247 und vgl. Aen. XI, 626, wo die 
construction ist: „pontas superiacit spameus” und Vil, 464, wo zu 
construiren ist: „amnis furit fumidus”. Das comma nach spe- 
meus, welches sich im Mediceus sowie in der Moden. ausgabe 
1475, in den ausgaben der beiden Heinsius, Burmanas, Bruncks, 
Bersmanns und La Cerda’s findet und von Henriens Stephanes 
tind späteren editoren getilgt worden ist, sollte demnach wieder 
hergestellt werden. 

422. Apparent; primi etc. Donatus hat recht. Primi 
gehört zu agnoscunt, nicht zu apparent, weil spparent seine 
emphasis nicht verlieren darf (s. anm. zu v. 247) und weil, wie 
etiam, v. 420, zeigt, nicht die ıllı quos, sondern die ,,Danai” 
(v. 413) zuerst erscheinen mussten. 

422. Clipeos . . . aguoscunt . . . ora sono discordia 
signant sind nicht zwei selbständige sätze, bemerken, dass unsere 
waffen falsch sind und dass unser accent fremdartig ist, sondern 
der zweite satz erklärt den ersten, erkennen, dass unser at- 
cent nicht mit unsern waffen übereinstimmt und schliessen daran, 
dass unsere waffen falsch sind, d. h. dass wir verkappie Trojaner 
sind. Nur an dem accente konnte die Griechen entdecken, dass 
Aeneas und seine gefährten keine Griechen waren. 

423. Ora sono discordia , unser mund dem tone nach d. b. 
der ton unseres mundes, unsere stimmen oder unser accent, mil a 


Adversaria Virgiliana. 613 


seren angenommenen waffen nicht übereinstimmend. Heyne’s erklä- 
rung ,,discrepaotiam sermonis” ist uorichtig, und Wanderlichs 
ganze erläuterung: „Troianorum linguam a lingua Graecorum 
diversam” etc. umsonst. Die Griechen hören nicht die von den 
verkappten Trojanern geredete sprache, sondern our ihren „so- 
onın oris”, den ton ihrer stimmen, und dieser ton stimmt mit 
ihrem aussehn nicht überein, klingt fremd. „Oa“ ist die sprache, 
sermo, lingua: „omnes uno ore Latigos”, Aen. ΧΙ, 837; „sonus 
oris”, der ton, der klang dieser sprache, gerade wie ,,sonitus vo- 
cis”, Aen. Ill, 669. 

432. Nec tela nec ullas vitavisse vices Danaum. „Vi- 
ces fortanae, casus, et quidem h. |. pugnae, quae, ut vidimus, 
modo secunda, modo adversa fuerst. Recte adeo Servius omnino 
per pugnas interpretatur”. Heyne. Nein; ,nec tela Danaum, 
nec ullas Danaum vices” d. h. .wendungen, engl. terns, franz. 
tours; alle die verschiedenen arten, in welchen die Danser ihn 
angreifen konnten, irgend ein manoever, eine schwenkung der 
Danaer, irgend ein streich, den sie ihm spielen konnten, näm- 
lich zur vergeltung seiner angriffe auf sie, ohne dass jedoch der 
begriff der vergeltung oder des lohnes in vices ausgedrückt ist, 
der in diesem worte nicht liegt (vgl. Ovid. Met. XIV, 35: — 
„spernentem sperne, sequenti Redde viees”, wo der in ,,redde” 
ausgedrückte begriff vergeltung oder lobn nicht in „vices” lie- 
gen kann), sondern aus dem ganzen zusammenhange zu nehmen 
ist. Vices ist plural, um eine reihe von wendungen zu bezeich- 
nen (vergl. Horat. Od. IV, 14, 13: „plus simplice vice”), indem 
jede wendung von der vorhergehenden verschieden ist und ge- 
rade desswegen eine wendung, eine vicis, wenn ich das wort 
im nominativ singularis brauchen kaon. Vergl. Curt. V, 24 
(Zumpt): ,,Nec immerito mitiores vices eins (sc. fortunae) ex- 
specto”; wo „eins” dem Danaum, ,,exspecto” dem vitavisse, 
„mitiores” dem ullas entspricht und wo ,,vices” ganz dieselbe 
bedeutung wie in unserer stelle hat, nämlich wendungen, behand- 
lung, wie man sowohl hier als in ansrer stelle frei übersetzen 
könnte. Vgl. ferner Culex 210: „Acerbus adire vices’. 

433. Et si fata — manu. Heyne that recht daran, me- 
ruisse und manu zu verbinden, aber unrecht fata fuissent und 
ut caderem zu trennen: Et si fata fwissent, ut caderem, id (sc. 
ut caderem) meruisse manu. Meruisse manu vervollständigt wer. 

Philologus. ΧΙ, Jahrg. 4 38 


616 j Adversaria Virgilisaa. 


er dadurch bewirkt, dass er die thiire mit dem mauerbrecher εἰδ- 
schlägt (Instat — postes). Die beiden nächsten verse (Fit via vi 
— eomplent) schildern die folgen. Die herausgeber haben eine m- 
entwirrbare confasion in diese wunderbar klare und bestimmte schil- 
derung gebracht, indem sie dieselbe gerade in der mitte, nämlich 
bei At domus interior in zwei selbständige abschnitte theiltes. 
Sie liessen sich, wie es scheint, zu diesem verhängnissvollen fc 
ler durch dag wort at verfübren, von dem sie glauhten, dass εἰ 
den anfang einer neuen handlung bezeichne, während es doch a 
domus interior — figunt mit dem unmittelbar vorkergehende 
apparet — limine primo contrastirt, während beide schildere= 
gen als eine einschaltung zwischen lato dedit ore fenestram 
und instat vi patria Pyrrhus eingeschoben sind. S. anm. 2 
V, 704. 659. Vi, 743. 880. Vergl. das ganz entsprechend 
„At domus interior” I, 641, wo ,,at” wieder nicht dazu dient, 
den anfang einer neuen handlung zu bezeichnen, sondern die 
schilderung ,,domus interior — gentes” mit ,,nec minus ir 
terea — dei” zu contrastiren oder zu verbinden, beides einas- 
der entsprechende schilderungen, welche neben einander zwischen 
Aeneas’ einführung in den palast, v. 635 und 636, und der sea- 
dung des Achates, v. 647, eingeschoben sind. So lange das 
zeichen eines neuen abschnittes bei At nicht beseitigt ist, wird 
die ganze stelle von Ipse inter primos bis complent das blei- 
ben, was sie bis jetzt stets gewesen ist, eine verwirrte masse. 

481. Iamque, auf die beiden praesentia folgend und zn den 
nächsten zwei perfecten gehörig ‚ist s. v. a. und siehe, wie wel 
er schon gethan hat. 

493. Postes, — nicht die tharposien (die aufrecht stehenden 
seiten des thürgewendes oder thiirfutters), sondern die thre 
selbst, die thürfkügel, ital. „imposte?”: Aen. VII, 227. Lucret. Il, 372. 

481. Aeratos, in der emphatischen stellung (s. anm. 2.247] 
und daher s. v. a. obgleich mis ers beschlagen. 

482. Robora, aus demselben grunde s. v. a. obgleich vom 
härtesten holse. 

486. Domus interior, im gegensatze von domus ints 
v. 483, noch weiter drinnen. . 

495. Fit via vi, nicht von Pyrrbus, sondern von dem gar 
zen haufen der Danaer gesagt, welche jetzt rumpunt aditus ete. 

507. Convulsa, nämlich „a sedibus suis”. Vergl.: Ae 


Adversaria Virgiliana. 617 


mihi domus ipsa mutare, convulsaque sedibus suis, ruitura supra 
videtur”: Plin. Epist: Vii, 19. 

514. Penates. ,,Aram Penatium”. Heyne, indem er Ser- 
vius folgt. Nein; dena in einer stelle, die als eine „adumbratio” 
der uns vorliegenden angenommen werden kann, beschreibt Mar- 
tial (IX, 62) Caesar’s platanus in Corduba als nicht blos die 
„Penates”, sondern „totos Penates” einschliessend, was nur das 
‘ganze haus bedeuten kann. Vgl. Stat. Silv. i, 1, 2, wo die 
reiterstatue Domitians beschrieben wird als „Latium complexa 
forum”; ebenso Stat. Silv. I, 3, 59 und Il, 8, 1. So aufgefasst 
erhält die stelle erstens eine sartheit des gedenkens, nicht un- 
äbnlich der bei Stat. Silv. V, 3, 58: „Non sic Philomela Pens- 
tes Circuit amplectens”, eine zartheit die ganz verloren geht, 
wenn der lorbeer mit seinem schatten die bilder umfassend dar- 
gestellt wird; und zweitens wird dadurch Virgil’s erzählung in 
bessere übereinstimmung mit der allgemein angenommenen sage 
gebracht, dass Priamus am altare des Jupiter Herceus erschla- 
gen wurde. Ä 

521. Defensoribus istis. ,,Qualie tu es”. Forbiger. Nein, 
durchaus nicht; denn erstens schrieb Virgil viel zu correct, als 
dass er den einen Priamus mit dem pluralis, oder den ehrwär- 
digen fürst mit dem verächtlichen istis bezeichnet hätte; noch 
weit weniger würde er einen solchen verächtlichen ausdruck der 
Hecuba in den mund gelegt haben; und zweitens ist das in den 
vorhergehenden versen 509 und 510 vorgeführte bild nicht das 
des schwachen greises schlechthin, sondern das des schwachen, 
aber in waffen gekleideten und sie zu schwingen versucheuden 
greises (s. anm. zu νυ. 645). Die waffen sind &, welche die 
aufmerksamkeit Hecuba’s auf sich ziehen und ihren schrecken 
erregen, so dass sie fragt: Quae mens tam dira Impulit his. 
cingi telis und binzufügt: non tali auxilio, nee defensoribus 
istis tempus eget, non, si ipse meus nune afforet Hector, 
selbst dann nicht, wenn mein Hector hier wäre. Was sollte Hector 
than? „Dem Priamus helfen”, sagen die erklärer. Nein, (denn 
wie konnte Hectors gegenwart oder hülfe des Priamus anstren- 
gungen erfolgreicher machen ?), sondern waffen schwingen , die- 
jenigen arten von beistand (tali auxilio) anwendeu, welche Pria- 
mus seines alters und seiner schwäche wegen nicht anwenden 
konnte. Nein, nein, sagt sie, der fall ist viel zu verzweifelt, 


618 Adversaria Virgiliana. 


als dass waffen, wären sie such von Hector geführt, helfe 
könnten — unsere einzige hoffnung beruht auf den gétters, ssf 
diesem altar. Komm hierher, dieser altar wird uns alle wet 
besser schützen (taebitur omnes) als waffen. 

520. Aut quo ruis? Diese worte sind nach der gewéle 
lichen weise unseres dichters blos ergänzend zu dem vorhergebe 
den Impulit his cingi telis hinzugefügt, indem die beiden site 
zusammen den einen gedanken bilden: wohin willst du mit de 
sen waffen stürzen? Indem die erklärer das zweite und schwi 
chere glied fälschlich als einen selbstständigen gedanken auffaw 
ten, verbanden sie die nachfolgende idee blos mit diesem zwei 
ten gliede von untergeordneter wichtigkeit, ein fehler, in we- 
chem sie durch das im nächsten verse folgende wort defense 
ribus bestärkt wurden, welches scheinbar und prima facie nur 
auf personen anwendbar ist, bier aber in der that von unseren 
dichter von den telis gesagt wird, wie von Caesar B. G. IV, 
17 von den pfeilern oder stützen einer brücke, und von Claz- 
dian. in Rufin. I, 79 von dem bogen des Hercules. 

521. Non tali auxilio nec defensoribus istis. Wie im 
vorigen verse, so bilden auch hier zwei einfache begriffe, auxi- 
lio und defensoribus, einen einzigen zusammengesetzten, „auxi- 
lio defensorum istorum”. 

521. Auxilio. Vergl. Ovid. Met. XI, 88: 

— ‚Non haec, quam cernis, equinis 

Fulva iubis cassis, neque onus cava parma sinistrae 

Auxilio mihi sunt”; 
ändert man hier der person des redenden gemäss, ,,cernis” is 
„cerno” und ®%,mihi sunt” in ,,tibi erunt”, so hat man fast Vir. 
gils worte. Vgl. auch Curt. III, 27: „Arma jacientes, quae paullo 
ante ad tutelam corporum sumpserant, adeo pavor etiam au.xilıa 
formidat”; und Aen. XII, 378: ,,auxilium ducto mucrone”, die 
hülfe seines gezogenen schwertes. 

530. Premit. „Ferit”. Burmann. Heyoe. Wagner. Neis, 
weit gefehlt. Die verfolgung wird fortgesetzt (ut tandem) und 
reicht bis concidit. Premit ist „urget” Vgl. Aen. X, 231: 
„Perfidus ut nos Praecipites ferro Rutulus flammaque premebat”. 
Ebenso Aen. I, 328. XI, 545. V, 187. Hor. Sat. BI, 7, 114 
Nepos im Them. 3, 3: Milt. 3, 3; Datam. 7, 3, und Hansib. 
11,5. Das bild stellt den tödtlich verwundeten Polites dar, wie 


Adversaria Virgiliana. 619 


er vor seinem verfolgenden feinde flieht und in folge seiner vor- "Ὁ 


ber erhaltenen wunde, gerade als er eingeholt wird, vor den 
füssen seines vaters todt niedersinkt. Diess ergiebt sich aus 
dem starken worte saucius (s. nachher), aus fugit, Instrat, at 
tandem und evasit. 

529. Saucius, das emphatische wort des ganzen langen 
satzes Ecce- saucius (s. anm. zu v. 247), nicht blos verwundet, 
sondern schwer verwundet und hors de combat. Vgl. Cic. Verr. |, 
27, 67: ,,Servi oonnalli vulnerantur; ipse Rubrius sauciatur”; 
und Vavassor, Antibarb. p. 585: ,,Proprie efferri saucios ex acie, 
won vulneratos, historici dicere solent, qui melius quam caeteri 
Latine loquuntur”. 

530. Premit ist die ergänzung von Insequitur (wie von 
„sequitur” bei Horat. Sat. Il, 7, 114), folgt ihm nicht blos (denn 
dies könnte auch von fern geschehen), sondern bedrängt thn hart, 
ist ihm auf der ferse. 

530. Hasta ergänzt valnere, nicht schlechthin cin schlag, 
eine wunde, sondern bestimmt ein speerschlag, eine speerwunde. 

530. Iam iamque tenet, :packt thn nicht, ist aber jeden au- 
genblick auf dem puncte ihn su packen. Vgl. X11, 758, wo diesel- 
ben worte durch „morsuque elusus inani est” erklärt werden. 

581. Evasit. ‚„E— vadere”, herauskommen; kam die ganze 
strecke über alle schwierigkeiten hinaus, entging ihnen; v.458: „Evado 
ad fastigia”, gehe den gansen weg sur spilse, alle kindernisse hin- 
ter mir lassend. 

533. In media morte. ‚inter ipsa mortis confinia”. Am- 
mian. XXX1I, 18. Oder, wie man gewöhnlich sagt, mis einem 
fusse im grabe. Vgl. Stat. Silv. Il, 5, 17: 

— „mänsere animi, virtasque cadenti 
A media iam morte redit”. 

536. Si qua est caelo pietas. S. anm. zu J, 14. 

545. Rauco repulsum, machte, dass der schild tönte, konnte 
ihn aber nicht durchbohren. 

552. Coruseum — ensem. Dem sinne nach gehört ensem 
zu beiden verben, coruscum blos zu extulit. Extulit (ensem) 
coruseum, weil eben das erheben und schwingen des schwertes 
dasselbe blitzen machte; abdidit ensem (nicht mehr coruscum), 
weil das in die seite bohren das aufhören des blitzes bewirkte. 

554. lacet ingeus littore trancus Awulsumque humeris 


620 Adversaria Virgiliana. 


caput et sine nomine corpus. So sagt Ammianus Marcellin 
ven. Constantius Gallus Caesar (XIV, 11) schön: — „Cerrie 
abscissa, ereptaque vultus et capitis dignitate, cadaver rolicten 
est informe, paullo ante urbibus et provineiis formidatum”. 

573. Praemetuens. Voss, Caro und Dryden lassen alle ἃ 
ihrer übersetzung das prae weg, welches bezeichnet, dass ihr 
furcht den zorn vorausnahm, dass sie floh und nicht wartete 
um zu sehen, ob ihre furcht gegründet sei oder nicht. Verl. 
Phaedr. I, 16, 3: 

„Ovem rogabat cervus modium tritici, 
Lupo sponsore. At illa, praemetuens dolum” etc. 

574. Invisa. ,,Abdita”. Heyne. Nein, sondere, wie über 
all sonst hei Virgil, odiosa, die verhasste, und daher nicht ohne 
grund praemetuens; v. 601: Tyndaridis facies invisa Lacaesse”. 

583. Namque etsi nullum memorabile nomen. In de 
genauen übereinstimmung der hier von Aeneas aasgedriicktes 
gedanken mit denen, die Aruns äusaert, als er den tod der Ca- 
milla (Aen. XI, 790 sqq.) überlegt, hätten Burmann und Beyze 
einen starken grund mehr für die ächtheit dieser schönen stelle 
finden können, deren gegenstand Helena ist. indess wird der 
leser bemerken, dass der dichter, obgleich er seinem helden und 
dem feigen Aruns bei der erwägung ähnlicher handlungen ähn- 
liche gedanken beigelegt hat, doch sorgfältig eine hinreichend 
breite scheidewand zwischen dem thatsächlichen henehmen des 
einen und dem des andern gezogen hat. Der held wendet sich 
sofort von seinem rasch gefassten vorsatze ab und giebt ibn 
auf; der feigling besteht auf seinem woblerwogenen plane und 
führt iho mit kaltem blute aus. 

592. Quanta, eben so gross als, d. h. in ihrer vollen grösse; 
s. anm. zu Aen. I, 756. 

608. Hic ubi disiectas moles. Mit diesem schönen ge 
mälde der götter, die ihre persönliche hülfe zur zerstörung ei- 
ner stadt leihen, vergleiche man die historische erzählung: ,,Ad- 
licitur miraculum, velut numine oblatum; nam cuncta extra, te 
ctis tenus, sole illustria fuere: quod moenibus cingebatur, its 
repente atra nube coopertum fulguribusque discretum est, ut, 
quasi infensantibus Deis, exitio tradi crederetur”. Tacit. Ans. 
ΧΙΠ, 41. Abgesehen von der vertheidigung, welche Virgils be- 
schreibung der einnaltad von Troja sonst noch zulässt, s. Twelve 


ϊ 
| 
8 
Ι 
[ 


Adversaria Virgiliana. 621 


Years Voyage Il, p. 4), scheint der diobter dadurch, dass er 
die feiudlichen gottbeiten und sogar Jupiter selbst herbeizieht, 
um die einnahme und zerstörung der bereits (v. 371) von ihren 
eignen göttern verlassenen stadt zu unterstiétzen, unverwundbar 
gegen die angriffe derjenigen kritiker gerüstet zu sein, welche 
Napoleon an ihrer spitze (s. Twelve Years’ Voyage Il, p. 15 
und 71) bebaupten, seine ganze erzählung sei unstrategisch, un- 
glaublich, unmöglich. 

615. Arces Pallas insedit. Es ist ganz besonders pas- 
send, dass Pallas als von der ,,arx” besitz ergreifend darge- 
stellt wird, da die „arx” ihre erfindung und stets (nicht blos in 
Troja, sondern überall) ihr auserwählter aufenthalt war. Virg. 


_Ecl. II, 61. Claud. de Rapt. Pros. H, 19. Catull. LXIV, 8. 


615. Summas arces insedit. Mit dieser einnahme der tro- 
ianischen burg durch die feindliche, mit ihrem ,,limbus” und der 
„Gorgo” glänzenden göttiu vergleiche man die einnahme der burg 
zu Rom durch die kaum weniger glänzenden Gallier, Aen. VIll, 657. 


616. Saeva bezieht sich nicht auf Pallas, sondern auf 
Gorgone, 1) weil wir so die gauze kraft in einem satze con- 
centrirt haben, statt unter zwei getheilt; 2) weil ”saevus” das 
anerkannte epitheton der Gorgo ist: κάρη δεινοῖο πελώρου Seut. 
Herc. 223: κεφαλὴ δεινοῖο πελώρου Hom. Il. V, 741; 3) weil 
es ein anticlimax der schlechtesten art gewesen wäre, der Pal- 
las ein epitheton blos im positiv beizulegen, welches eben erst 
der Iuno im superlativ (v. 612) ertheilt worden war. 


616. Limbo effulgens. Wegen meiner gründe für die 
lesart limbo s. Twelve Years’ Voyage; desgleichen Jahns jabrbb. . 
bd. 68, p.599, und bd. 73, p. 458. Ich bemerke hier nur noch, 
dass Trebellius Pollio (Triginta Tyranni XXX) Zenobia vor 
der volksversammlung mit einem helm und einem purpurnen 
» limbus” erscheinen lässt:. „Ad conciones galeata processit cum 
limbo purpureo gemmis dependentibus per ultimam fimbriam”. 


626. Minatur, - nicht droht zu fallen, (,,cader minaccia”, 
Alfieri), sondern gerade das gegentheil, drohs mit gewaltsamer 
verletsung denen, welche ihren fall herbeisuführen bemüht sind, flösst 
ihnen durch ihre höhe und grösse furchs ein. Dies ist nicht blos 
die einzige bedeutung des verbum „minari”, wenn es intransitiv 
steht (s. anm. zu v. 240 und I, 166, sowie Aen. IV, 88 and 


622 Adversaria Virgiliene. 


Vill, 668), sondern auch die einzige bedeutung, im welcher der 
vergleich überhaupt auf Troia anwendbar ist. 

628. Minatur et vertice nutat, drokt mis dem Nicken tra 
blätterkauptes wie ein krieger mit dem Nicken seines heimbusches: 
Aen. IX, 682. . 

631. Congemuit, nicht blos dchsse, sondern dchsés laut, gleich 
sam mit all ihrer zu einer letzten anstrengung gesammelten kraft 

631. Avulsa, nämlich mit stricken: Ovid. Met. VIII, 774: 

— „Labefactaque tandem 
Ictibus innumeris adductaque funibus arber 
Corruit et multum prostravit pondere silvam”. 

654. Ipse manu. „Manu hostis”. Servius. Heyne. Ne 
ich selbst mit eiguer hand. „Ipsa mann”, Georg. IV, 329, da 
selbst mit eigner hand. „ipse manu”, Aen. li, 320. 111, $72. ¥, 
241. Vil, 148, er selbst mit eigner hand. ,,ipsa manu”, Vil, 
621, sie mit eigner hand. „Ille manu”, Vi, 395. ΧΗ, 899, 
er selbst mit seiner hand. ,,illa maou”, XI, 816, sie mit ib- 
rer hand. 

645. Ipse mana mortem inveniam. Nicht mortem manu 
(dies wäre nur gewaltsamer tod gewesen), sondern inveniam 
manu, ich will durch meine hand finden, d. h. durch kämpfes; 
vgl. „meruisse manu” v. 434; bellum finire manu, Aen. XI, 116. | 

645. Miserebitur hostis. ,,Nullus dubito, quim post imve- | 
niam particula aus exciderit”. Wagner. Nein, durchaus nicht; — 
hier ist keine theilung, keine trenoung, keine alternative. Mi- 
serebitur hostis giebt an, wie er den tod durch kämpfen finde 
wird. Der feind wird sich seiner erbarmen und ihn aus dem 
wege räumen. Nicht den greis wird der feind aus mitleid ἰδέ" 
ten, sondern den kämpfenden greis; man wird richtig urtheilen, 
dass er nur den tod sucht, um nicht sein vaterland und seize 
freunde zu überleben, und daher wird man ihn tödten, und ze 
diesem act von barmherzigkeit werden sie noch einen beweg- 
grund mebr baben, nämlich die erlangung seiner rüstung. Die 
erklärer haben bier genau denselben fehler begangen wie v. 521. 
In beiden fällen ist es ihnen entgangen, dass der gegenstaed 
des erbarmens nicht der greis war, sondern der greis insofern 
er zum äussersten, zur anwendung der waffen, gebracht ist. 

649. Fulminis afflavit ventis. Wind bildete einen be 
standtbeil des blitzes: Aen. VIII, 428: 


Adversaria Virgiliana. 623 


„Ires imbris torti radios, tres nubis aquosae 
Addiderant, rutuli tres ignis et alitis austri”., 

653. Fatoque urgenti imcumbere, nicht „gegen das ein- 
dringende schicksal anstreben” (Voss), sondern gerade das ge- 
gentheil, das gewicht des auf ihm liegenden schicksals durch sein 
-eignes gewicht vermehren. ‚id prope unum maxime inclinatis re- 
bus iucubuit”, Liv. Il, 16. 

672. Insertabam , besonders passend, da der riemen oder 
griff des schildes, in welchen der arm gesteckt‘ wurde, „inser- 
rium” hiess (s. Cael. Rhed. ad locum). 

683. Apex. Ich schliesse mich La Cerda und Heyne an, 
egeo Servius und meine eigne friihere ansicht. Apex ist von 
der erscheinung selbst gesagt, die vollständig in den drei wor- 
ten flamma, apex, levis geschildert wird: flamma, sie bestand 
in einer flamme, apex, halle die form einer spitse oder eines ,,acu- 
men” („apex flammeus”, Ovid. Fast. Vi, 636: γλῶσσα πυρός, Act. 
Apost.), und war (weil in einer flamme besiehend) levis, leicht. 
Levis apex, flamma i. q. levis apez flammae. 

683. Mollis. — Mollis (i. e. Molles) nicht molli, ist die 
wahre lesart, 1) weil sie die beste verbindung und den besten 
sinn giebt, und 2) weil es die lesart sowohl des Mediceus als 
des Vaticanus ist. Auch ist gegen die anwendung von mollis 
auf das haar, namentlich eines kindes, Nichts einzuwenden; das- 
selbe epitheton wird dem haar von Tibull. I, 8, 9, und Stat. 
Theb. IX, 874, gegeben. 

738. Fatone erepta Creusa Substitit. ,,Fatone substitit, 
an erravit”. Heyne. Wunderlich. Forbiger. Nein, Servius 
hat recht: ,,Fato erepta Creusa substititne, erravitne via”. Ae- 
neas weiss eins und nur dies eine gewiss, dass nämlich Creusa 
fato erepta war. V¥ie es geschah, dass sie dies war, blieb 
in dunkel gehüllt; möglich, dass sie steben blieb, weil sie sich 
fürchtete weiter zu geben, oder dass sie den weg verfehlt hatte, 
oder dass sie müde geworden war und sich niedergesetzt hatte, 
um zu ruben. Er kölnte nicht sagen, in welcher dieser drei 
arten es geschehen war; aber das wusste er gewiss, dass sie 
fato erepta war. Um die richtige verbindung und damit den 
‚richtigen sion, soweit es auf mechanische weise möglich ist, zu 
zeigen, sollte ne von fato getrennt gedruckt werden, wie es im 


a 


Mediceus und in 17 unter 22 von mir selbst geprüften bdsch.n εις 


624 Adversaria Virgihana. 


sowie in den Venet. ausgaben ven 1471 und 1475, in der Me 
den. von 1475 und bei Rob. Stephanus stebt. ᾿ 

738. Misero. „Mihi misero”. Heyse. Wunderlich. De 
Bulgaris. Forbiger. {ch glaube nicht, weil der redende, wen 
er ,miser” von sich selbst im dativ sagt, stets das pronome 
ausdrücklich hinzufügt: Eel. Il, 58. Aen. Hl, 70. X, 849. Fate 
erepta, ohne dass misero hinzugefigt ist, drückt nicht ess. 
was Aeneas auszudrücken beabsichtigt, sie starb eines gewalls- 
men todes. Vgl. „Uxorem sibi fato ereptam”, Liv. 113, 50 (starb 
eines natürlichen todes) mit ,,miseri post fata Sychaei”, Am. 
IV, 20. ,,Crudelia secum Fata Lyci’’, Aen. 1, 225. „Peribeai 
misera ante diem”, Aen. IV, 696 (sturb eines gewaltsamen te 
des) und s. anm, zu Aen. IV, 696. “ 

782. Arva opima virum, nicht opima virum (Burmass, 
Forcellini), sondern arva virum; denn wenn Opima einen casts 
regiert (was selten der fall ist), se ist es der ablativ, nicht der 
genitiv: ferner, weil wir Aen. X, 141 finden: 

— ,,ubi pinguia culta 
Exercentque viri, Pactolosque irrigat auro”, 
eine stelle, die nicht blos in construction, rhythmus und im ge 
dauken mit unsrer stelle correspondirt, sondern auch in den eis 
zelnen worten, indem ‚„ubi” beiden gemeinschaftlich ist und „pie 
guia” dem opima, „culta” dem arva, „riri” dem viram, „Pa 
ctolos” dem Thybris und ,,irrigat” dem fluit entspricht; und end 
lich, weil in der angabe über die erfüllung der prophezeiung, 
vu, 63 (wo, wie wir annehmen müssen, die vorliegende stelle 
dem geiste unsres autors lebbaft gegenwärtig war) „‚pingsis 
culta” steht. 

Arva virum, wie „saecula virum”, Georg. Il, 295. — Opima: 
„Fertilis terra”. Donatus. Nein, weil wir bei Cicero „regie 
opima et fertilis” finden; sondern von der besten ert, wie „bos 
opimus” ein stier von bester gesundheis und beschaffenheit ist: 
„opima spolia”, gerade die beste art der paolo” ὁ prime, wie 
die Engländer sagen. 


Aeneidos liber tertius. 


36. Visus. ‚Mein auge (den blick)”. Ladewig. Nein, Ser 
vius (,,pro visa pontt”) und Heyne (,,Ostentum”) haben recht: „Ines 


Adversaria Virgiliens. 628 


ıminis, suos Ptolemaeique visus, ingruentia mala, exponit”, 
‘acit. Hist. IV, 84. ,,Horribili visu portenta”, Aen. XI, 271. 
ecundarent visus, Luc. I, 635: di visa secundent”. 

36. Levarent. ,,Bonum ac leve facerent”. Servias. Nein, 
is ist der sinn des eben vorbergegangenen secundarent. Omen 
t im üblen sinne genommeu und die bedeutung ist defleeiere, 
ertere, abwenden, abhalten: Claud. de quart. Cons. Honor. 60: 

„Ni pater ille tuus iamiam ruitura subisset 
Pondera turbatamque ratem, certaque levasset: 
Naufragium commune manu”. 

43. Exteraum, bezogen auf pias: wisse, dass du, so gü- 
zy und mitleidsvoll, in diesem augenblicke eine höchst un- 
eundliche, rohe handlung begehst, indem du das grab eines 
üodsmannes und verwandten verletzest. 

43. Manat, englisch oose (heroorsickern); s. v. 175 
ıbst anm. 

47. Tum vero bezeichnet, wie immer, die volle wirkung. 
er anblick des blutes erfüllte Aeneas mit schauder (v. 29), aber 
e stimme veranlasst ihn, von seinem vorhaben abzusteben und 
gar an auswanderung zu denken. S. anm. zu Il, 105. 

56. Quid non mortalia cogis. Die plötzliche apostrophe 
ıd ansserordentliche stärke des ausdrucks scheint die bemer- 
ing des Servius und Pomp. Sabinus zu rechtfertigen, dass 
ese worte eine specielle beziehung auf Dido’s eigne erfahrung 
ıben. Aen. I, 353 sqq. 

75. Pius, mitleidig und liebevoll gegen die insel, weil sie 
ine eigne geburtsstätte gewesen war. S. Aen. 1, 14 nebst 
ım. und Hl, 43 nebst anm. 

116. Modo Jupiter adsit. Warum gerade Jupiter? Weil 
reta vorzugsweise Jupiters insel war: „Creta lovis magni in- 
la”, v. 104, und daher v. 171: „Dictaea negat tibi lupiter arva”. 

127. Consita. :' Unter 63 von mir geprüften hdsch. haber 
cht weniger als 60_comcita, nur zwei (Münch. 523 und Er- 
ng. 859) consita, @e Goth. 54 consita. Die alten herausge- 
r, welche stets de überwiegenden handschriften - auctorität 
igten, obne auch nur im traume daran zu denken, den inner- 
shen werth oder unwerth rivalisirender lesarten gegen einan- 
r abzuwägen, haben natürlich sämmtlich eomcita. Henr. Ste- 


anus war der erste, der consita aufnahm, und seinem — 


626 Adversaria Virgiliana. 


spiele folgten die beiden Heinsius, Burmann, Jaock wad die Bec 
kerville - ansgabe. Der jüngere Heinsius äussert dabei seine 
meinung mit dem sehr starken ausdracke: ,,Comeita, menden”. 
Die folgenden e natura rei abgeleiteten gründe veranlassen mid, 
dieser bemerkuug heizustimmen und consita zu lesen. Erstees: 
eonsita giebt das hübschere bild, ein bild, das genau dem schö- 
nen vor Avienus (Descr. Orb. Terr. 710) über deuselben gege- 
stand entworfenen bilde entspricht: 

»Hinc Sporades erebro producunt cespite sese; 

Densa serenato cea splendent sidera caele”. * 
Zweitens: consita stimmt besser mit volam a 
quitar, euntes, allabimur überein, wörter, 
sanfte, schöne und glückliche fahrt bezeichnen. Drittens: ces- 
sita giebt einen richtigen begriff, während der durch coneits 
ausgedrückte begriff, der des beweglichen und bewegenden, das 
durch das unbewegliche und feste aufgeregt und in thätigkeit 
gesetzt ist, mir wenigstens in nicht geringem grade unrichtig 
scheint, und, soviel ich weiss, durch kein beispiel aus Virgil 
selbst oder sonst einem anderen schriftsteller gerechtfertigt wird. 

128. Nauticus exoritar vario certamine clamor. Dass 
beim verlassen des hafens gewöhnliche geschrei der schiffer; 
„eeleusma”, Serv. Vergl. v. 290. 667 (wo die ausnabme die 
regel beweist); IV, 411; V, 778 ete. Val. Flacc. 1, 186. Il, | 
112. Rutil. Nam. Itio. 1. Diese worte enthalten daher kein 
argument zur unterstützung der lesart concita und der assicht, 
dass das meer ungestüm war. Im gegentheil, gerade die rube 
der see wird von Apoll. Rhod. I, 1153 als ein grund zu grö- 
sserem lärm unter der schiffsmannschaft angegeben: „in leste 
luctantur marmore tonsae”, Aen. Vil, 28. Je weniger lebbaft 
die see ist, desto lebhafter müssen die schiffer sein. δον 
wenig stehen die drei verse Nauticus — euntes an einer fal- 
“schen stelle und dürfen nicht nach volamms gestellt werde. 
Sie stehen genau da, wohin sie Virgil stellte, welcher dem dure 
linquimus veraulassten gedankengange fe gt und erzählt, wie 
sie über die see bei Naxos, Donysa und den anderen erwähnte 
inseln vorbeiflogen, ehe er die kleinen einzelnheiten der abfabrt 
erzählt, die in den versen Nauticus — euntes enthalten sin. 
Nach seiner gewöhnlichen weise befriedigt er erst die ungedıll 
und neugierde seiner hörer, und dann wendet er sich zurück 


Adversaria Virgiliaua. . 627 


und gebt mit musse auf die einzelheiten ein. S. anm. zu |, 
151; 11, 480; V, 704. Der gedankengang des dichters iat: 
Liuquimus Ortygise portus (pelagoque volamns Bacchatam- 
que iugis — terris) Nauticus — euntes, et tandem; der des 
prosaikers Linquimus Ortygiae portus, Nauticus exor. — euntes, 
pelago volamus Bacchatamque iugis — terris, et tandem; und 
dies ist der gedankengang, den uns Wagner zur aonabme em- 
pfiehlt, ohne, wie es scheint, daran zu denken, dass die verse, 
welche zurückgestellt werden sollen, ebenso gegen die prosai- 


‚ sche zeitfolge verstossen, wenn sie hinter volamus gestellt wer- 


‚ den, als enrigähzer jetzigen stellung der fall ist, und dass sie, 


wenn wir sie fi vollkommene prosa verwandeln wollen, zwi- 
schen portus und pelago, ja.sogar mitten in das satzglied lio- 
quimus portus selbst kommen müssen, da sie ja das lärmen 
der schiffer gerade beim verlassen des hafens schildern. 

130. Prosequitur. ,,Verfolgt”. Voss. Nein; begleitet, ge- 
leitet: Aen. Vi, 897; Plaut. Casin. IV, 2, 3; Val. Flacc. IV, 628. 
- 434. Amare, nicht blos lieben, sondern sich eng anschliessen, 
nicht verlassen: Aen. V, 168; Horat. Carm. 1, 25, 4. 

134. Arcem attollere tectis. Nicht mit La Cerda „arx 
attollatur, quae praesidium sit tectis”, sondern mit Heyne und 
Wagner (,,tectis sexto casu, ut jaculis acutis, v. 46) attollere 
tecta arcis, arcem ipsam, wie. Stat. Achill. 1, 428: „Galeasque 
attollere conis”, i. 6. galeas ipsas, und Aen. U, 185: „attollere 
molem roboribus textis”, i. e. molem roborum textorum. 

136. Connubiis arvisque novis. Einer der unzähligen 
verse, welche, als Virgils unwürdig, Peerlkamp herauswerfen 
wollte. Man lese seinen grund, und ab uno disce omnes. S. 
anm. zu IV, 552. : ᾿ 

148. Effigies divom Phrygiique Penates, i. 6. effigies 
Penatum. S. Ovid. ex Ponto Al, ὃ, 57, wo sich ein ähnliches 
bendiadys bei dem nämlichen worte ,,effigies” findet. 

151. In somais.- Zwei verschiedene wörter findet man in 
den hdsch. so häufig als ein wort, und ein wort als zwei wör- 
ter geschrieben, dass es ganz unmöglich ist, die wahre lesart 
im vorliegenden falle nach der auctorität der hdsch. zu bestim- 
men. Ich entscheide mich für in somnis wegen der starken 
ähnlichkeit mit den übrigen träumen des Aeneas, wegen des vor. 
kommens der worte ‚in sommis” in der erzählung uweler von 


628 Adversaria Virgiliama. 


jenen träumen (Il, 270. 1V, 557) und wegen der worte „se 
sopor illud erat”, v. 178, wo man die apm. sehe. Iacentes in 
somnis wie ,,somno jaceatem”, Eel. Vi, 14. 

151. Multo manifesti lumine — femestras. Das lick 
der mond und die fenster sind nicht nur wirklich vorbande, 
sondern werden auch im traume erblickt, wie Aes. Vill, 32 da 
Tiberufer nicht nur wirklich vorbanden ist, sondern auch m 
traume erblickt wird. 

173. Nee sopor illnd erat entspricht ganz der stelle: „ze 
vana putes haec fisgere somnum”, Aeu. VIII, 42; nicht ex 
hlosser traum, sondern eine übernatürliche. offesbaoung durch & 
nen traum. Vgl. Hom. Odyss. XIX, 547. Stat. eb. V, 135. 
X, 205. Sil. ital. U, 198. 

175. Manabat. ,,Fluebat.” Servius. Nein; „fluere” ist 
fliessen, wie eine flüssigkeit laufen, „manare” ist herauafiesses, 
(engl. to ooze out of —), wie blut aus einer wunde (wenn ei 
nicht geschossen kommt), oder wie schweiss aus der haut, oder 
wie eine quelle aus der erde (8. oben v. 43). Curt. Vill, 36: 
„Multa hedera vitisque toto gignitur monte; multae pereanes 
aquae manant”. Id. Ill, 11: „Rivis, qui ex radicibus mentisa 
manant’. 

181. Novo. ,Solito more post’ vefus ornatus causa adı- 
ctum”. Heyne, Wagner, welcher letztere binzufiigt ‚‚nee desi- 
derarentur talia magnopere, si abessent”. ,,Ornatum in peeta 
lubens agnosco, sed non ineptum; pro novo scribamus mw”. 
Peerlkamp. ,,Prae nimio studio proferendi antitheti scripsit 
novo, nullo opinor sensu; novo enim veterum respondet, sed 
nihil sententise addit; imo puerilibus illam ingeniis, quam vir 
libus, aptiorem efficit”. Pearce, ad Longio. de Sublim. All. 
wie es mir scheint, irrig, indem novo nicht des schmuckes we 
gen hinzugefügt ist, sondern weil es unerlässlich für dem sios 
ist: ein neuer, d. ἢ, ein zweiter irrthum. Vgl. Prop. I, 13, 35. 
wo dieselben worte dieselbe bedeutung haben, und Aen. Il, 228, 
wo „novus pavor” einen neuen, einen zweilen schrecken bedeutet. 
Der erste irrthum war die landung in Thracien (,,Moenia prime 
loco, fatis ingressus iniquis”, v. 16), der zweite die jetzige 
landang in Creta. Daher v. 190: „Hanc quoque deserimus se 
dem”, Creta ebenso wie Thracien, wo (v. 16) seine landung ebesse 
unglücklich ausgefallen war. S. die folg. anm. 


Adversaria Virgiliaua. 629 


182. Exercite, indem des Aeneas noth und verlegenheit 
eben zweimal durch zwei so bedeutende irrthümer des Anchises 
unnötbig vermehrt worden war; s. anm. zu v. 181. Vogl. die 
anwendung, welche Anchises von demselben worte in bezug auf 
Aeneas macht, als er diesen bei gelegenbeit der neuen und un- 
erwarteten noth anredet, welche die weiber durch verbrennung 
der schiffe dem Aeneas bereiten, Aen. V, 725. 

227. Nullo eustode, Liv. XXIV, 8: Lucus ibi, frequenti 
silva et proceris abietis arboribus septus, laeta in medio paseua 
habuit, ubi omnis generis sacrum Deae (sc. Laciniae lunoni) 
pascebatur pecus sine ullo pastore; separatimque egressi cuiusque 
generis greges nocte remeubant ad stabula, nunquam insidiis fe- 
rarum, non fraude violati hominum. 

286. Cavo, Amm. Marc. XXIV, 6: Et miratur historia Rho- 
danum arma et loricam retinente Sertorio transnatatum; cum eo 
momento turbati quidem milites, veritigue ne remanerent post 
signum erectum, scufis quae pahıla sun et incurva proni firmius 
adhaerentes, eaque licet imperite regendo, per voraginosum um- 
nem velocitatem comitati sunt navium. 

287. Rem carmine signo, d. h. mit eivem auf dem schilde 
selhst geschriebenen verse: s. Hildebrand zu Apul. Metam. VI, 3. 

319. Hectoris Andromache Pyrrhin’ connubia servas. 
Ich habe rücksichtlich dieser stelle 51 bdsch. geprüft und nur in 
sieben Andromachen gefunden, nämlich in der Rhedig. 2, Har- 
ley. 2534, 2668, Amhros. 79, Münch. 21562, Bern. 184 (a pr. 
m.), Bern. 172 (a pr. m.); von den übrigen 44 haben 41 An- 
dromache, drei Andromachae. 

330. Ast illam — obtruncat ad aras. Zwei zusammen- 
wirkende ursachen treiben Orestes zur tödtung des Pyrrhus. Erstens 
befindet er sich in folge des eindruckes, den sein muttermord 
auf ihn gemacht hat, in der passenden gemiithsstimmung: scele- 
rum furiis agitatus; und dann wird er dazu noch dadurch auf- 
gefordert, dass Pyrrhus ibm seine geliebte braut entrissen hat: 
ereptae magno inflammatus amore coniugis. Dass gerade dies 
der sinn ist, ergiebt sich aus Ausonius (Epitaph. Heroum IX): 

„Impius ante aras quem fraude peremit Orestes. 
Quid mirum? caesa iam genetrice furens”. 

332. Incautum, weil er nämlich patrias ad aras war, 

mit andern worten ,,in penetralibus suis”, oder einfacher „dami 
Philologus. ΧΙ. Jabeg. 4. AQ 


630 Adversaria Virgiliana. 


suse”, su hause. Ygl.: „Domi suse imparatum eenfodere” (ει. 
Ciceronem), Sall. Catil. 28. So Aen. |, 853: „ante aras”, ie. 
κατ ἐξοχὴν ante aras palrias, in penctralibus; wo auch „inc 
tum” auf dieselbe weise und aus demselben grunde wie in unsre 
stelle gesagt wird. 

339. Vescitur aora, nicht athmen, sondern das lichs schm; 
s. anm. zu |, 550. Hier, wie in der geschichte von Pelyders, 
in „nee cedit honori”, und im anfange des vierten buches, hu 
Virgil. den Euripides (Hecub. 984 sqq.) vor augen: 

υ»Σπρῶτον μὲν εἰπὲ παῖδ᾽ ὃν ἐξ ἐμῆς χερός 
Πολύδωρον ἔκ TE πατρός, ἐν δόμοις ἔχεις 
εἰ ἢ :- 2: 2200 .. 
εἰ τῆς τεκούσης τῆςδε μέμνηταί τί pov. 

377. Hospita. ,,Navigaotibos amica, quae navigantes ts 
tos et salvos remittunt”. Heyne. Voss. Nein; Virgil branch 
„bospitus” stets in seiner ursprünglichen bedeutung, af 
nehmend wie ein gasthaus oder ein wirth aufnimmt, ohne die ge 
ringste beziehung darauf, ob die aufnahme gut oder schlecht 
ist. Vgl. v.539: „Bellum, o terra hospita, portas”. Ueberdies 
waren, gerade weil das meer nicht gastfreandlich, sondern is 
gegentheil höchst gefährlich war, die auweisungen des Helene 
nothwendig, damit nämlich Aeneas über dieses ungastliche mee 
tutior fahren könnte; 8. die folg. anm. Hospita aequora beder- 
tet demnach das meer, das ihr jetst su befahren im begriffe steht. 
Wie hospita aequora hier einfach das aufnehmende meer (eugl. 
„the host sea”), so ist das correlative „hospita uavis” (Ovid 
Fast. 1, 340) das gastschiff (engl. „the guest ship”). 

877. Tutior bezeichnet einen weit geringeren grad vo 
sicherheit als „tutus”; nicht sicher, sondern: vergleichungsweise 
sicher, sicherer, als er obne Helenus anweisungen gewesen sen 
würde. S. anm. zu |, 232; VI, 95. 

378. Considere portu. — Con-sidere, nicht blos mit 
Voss ,,ruhen”, sondern sich durchaus und vollständig niederiase. 
Vgl. Val. Flacc. 1, 4 in bezug auf die Argo: 

— „Flammifero tandem consedit Olympo”. 

384. Lentandus. „Flectendus”. Servius. Heyne. Nein. 
Wie „lentus” nicht „flexns” ist, sondern , quod flecti potest”, s 
at „lentare” nicht ,flectere”, soudern ,reddere flezibilem”. Fel- 
geo wir den beiden wörtern in ihrem verschiedenem gebrauche. 


Adversaria Virgiliana. 634 


»Lentum vimen”, Aen. Ill, 81, die biegsame ruthe, die ruthe die 
nicht steif oder spröde ist, sondern nachgiebt oder sich biegt; 
„Lento argento”, Aen. Vil, 634, biegsames, d. h. dehnbares 
(ductile) silber; ,,lento marmore”, VII, 28, biegsames ἃ. h. trdges, 
unthäliges (pigrum) meer, das meer bei einer wiadstille, das meer 
welches in sich selbst keine thätigkeit besitzt, mithin dem schiffe 
nicht forthilft, darum „Isctantur tonsae”. „Lentus in umbra”, Eel. 
I, 4, „Lenatus spectator”, Horat. Ep. Il, 1, 178, der unthdtige, schlaffe, ὁ 
Wdge suschauer, im gegensatz von „gespannt”; „lentos remos”, 
Catull. LXIV, 188, die biegsamen ruder d. h. die niché steif und spröde 
weed, nicht brechen, wenn sie geführt, gebraucht werden, sondern sich biegen. 
Von diesem stamme kommt 1) ,,lentescere”, biegsam werden, „picis 
in morem lentescit habende”, Georg. Il, 250; und 2) ,,lentare” 
Wegsam machen: ,,Confricati oleo, lentati” (Ennius, von Serv. 
ξεῖνε), mis oel eingerieben und dadurch biegsam, d. b. geschmeidig 
remacht; „arcus lentare”, Stat. Achill. 1, 486; Theb. Hl, 587, 
lurcbaus nicht, wie die lexicographen angeben, flectere arcus, 
sondern die bogen geschmeidig. biegsam und sum gebrauch geschickt 
wachen, entweder dadurch, dass man sie oft zurück d.h. iw ent- 
pegengesetzter richtung biegt (eine darstellung dieser handlung 
im mus. Capitol. Ill, 4; Clarac, Musée de Seulpture Ill, Tab. 
81. 282); oder dadurch, dass man den bogen oft in seiner ei- 
rentlichen richtung biegt und damit schiesst. Aber nichts macht 
0 biegsam, d. h. so geschickt zum gebrauche, als wirklicher 
gebrauch, und daher erhält „lentare arcom” ferner die bedeutung 
fen bogen viel gebrauchen (engl. „io ply the bow"): Stat. Theb. 1,708: 
„Tela tibi, longeque feros lentandss in hostes 
Arcus’’. 
Durch einer ähnlichen ideenprocess erhält ,,lentare remum”, ei- 
gentlich das ruder biegsam, geschmeidig machen, dann die bedeu- 
tung das ruder viel gebrauchen (engl. „to ply the oar”). Trina- 
cria remus lentandus in unda ist daher weder euer ruder ist in 
den irinacrischen wellen zu biegen, noch auch euer ruder ist in dem 
winacrischen wellen geschmeidig su machen, sonders einfach ewer 
ruder ist viel zu gebrauchen, ist viel und häufig in den trinacrischen 
wellen anzuwenden. Man braucht im englischen das genau ent- 
sprechende wort ,,to ply” nicht nur ganz in der nämlichen weise, 
sendern in noch weit grösserer ansdehnung, uämlich um eine 
solche wiederholte verrichtung irgend «einer handlung, ἕναν sol- 
αν 


632 ° Adversaria Virgiliane. 


chen gebrauch irgend eines werkzeuges auszudrücken, wekhe 
zuletzt die wirkung hat, die hand des die handlung verrichte 
den biegsam und die handlung selbst leicht zu machen. Welle 
man sagen, es komme wenig darauf an, ob man lentandus ὃ 
unsrer stelle erkläre iss zu üben oder viel su gebrauchen (engl 
„to be plied”), oder iss su biegen, weil das ruder heim gebrauck 
stets gebogen werde, 80 erwiedere ich, dass folgender weset 
licher unterschied stattfindet. Euer ruder ist in den trinecriscin 
wellen zu biegen würde eine einzelne handlung bezeichnen ui 
sich ebenso gut von einer fahrt über einen fährplatz oder em 
meerenge sagen lassen, wogegen ewer ruder ist in den trinsen- 
schen wellen su üben oder viel zu gebrauchen (engl. ‚so be plied’) 
ausdrückt, dass die handlung immer ned immer und immer sed 


einmal zu wiederholen ist, und so viel ist als thr habs eine 
fahrt um ganz Sicilien vor euch. Claud. de Cons. Mall. Theed. 42: 


„Ac velut exertus lentandis navita tonsis 
Praeficitur lateri custos”. 

393. Is locus urbis erit. Das Orakel bezeichnet den en. 
wo die weisse sau gefunden wird, als die stätte der neuen stad 
des Aeneas (seines zweiten Troja), weil das lateinische wert 
„Iroja” (ital. Troja, franz. True) eine sau bedeutete. Υεὶ. 
(Aen. Vil, 112 sqq.) die ähnlich bedeutungslose lösung des er» 
kels, auf welches io den gleich folgenden worten des Helens: 
Nec tu etc. bezug genommen wird. Daraus erklärt sich das 
historische factum, dass in späteren zeiten eine sau das embles 
oder, so zu sagen, das wappen des römischen reichs war: Ee 
seb. Chron. lib. I: „Rebus Judaeorum penitus oppressis, Aelis 
condita, et in fronte eius portae, qua a Bethleheem egredimur, 
Sus scalptus in marmore prominens, significans Romanae pote 
stati subiacere ludaeos”. 

402. Parva Philoctetae subnixa Petilia muro. „Cinct 
muro modico. Alii, quia imposita est excelso muro, at Coelies 
historicus ait’. Servius. „A Philoctete, Hereulis comite, cer 
dita (hoc enim est subnixa muro)’. Heyne. Nein, die bezie 
hung geht auf die grosse stärke der kleinen stadt: das Mein 
Petilia subnixa, vertrauend auf die starke mauer, durch welche st 
im sande war, sich gegen alle angriffe zu vertheidigen. Vgl. Lit. 
XXIII, 30: Petilia, aliquot post mensibus quam coepta oppugsafi 
erat, ab Himilcone, praefecto Hannibalis, expugnata est. Malt 


- m ug @ 


Adversaria Virgiliana. 633 


sanguine ac vulneribus ea Poenis victoria stetit; nec ulla magis 
vis obsessos, quam fames, expugnavit...... Nec antequam 
vires ad standum in muris ferendaque arma deerant, expugnati 
sunt. Unsere stelle ist ein lob, welches dieser tapferen selbst- 
vertheidigung der kleinen stadt im verbeigehen gezollt wird. 

402. Subnixa, certrauend auf; vgl. Sil. Ital. I, 397: 

— ,,Galeamque coruscis 

Subnixam cristis” ; 
und Vill, 245: 

„Subnixus rapto plebeii muneris ostro 

Saevit iam rostris Varro”. - 
Wegen eines ganz abulichen gebrauchs von „niti” 8. Avienus 
Descript. Orb. Terrae, 8: 

— „Per terras qua priscis inclyta muris 

Oppida nituntur”. 

402. Petilia, Litéletown oder Littleton, wie man im engli- 
schen sagen würde: ,,Petilia a Petilus, quod exile et parvum 
est, ut a Rutilo, Rutilius”. Turnebus, Advers. 38.28. S. auch 
Vossius Etym. in voce. 

402. Parva. In diesem falle wird, wie in zahlreichen an- 
deren, der charakter des ortes, wie er in seinem eigennamen 
liegt, in seinem beschreibenden adjectiv von Virgil wiederholt. 
Vgl.: Plemmyrium undosum”, Aen. Ill, 693; „Stagnantis He- 
lori”,, Aen. Ill, 698; „Qui Tetricae horrentes rupes montemque 
severum”, Aen. VII, 713, wo „severum” nicht der eigenuame 
eines berges ist, wie Forbiger („Mona, alibi non commemura- 
tus”) und Wagner annehmen, welcher letztere ebenso wie For- 
biger ,,severum” mit grossem anfangsbuchstaben schreibt, son- 
dern ein mit „montem” congruirendes adjectiv, welches zugleich 
den landschaftlicheu charakter von Tetrica erläutert oder be- 
schreibt, da die construction „borrentes rupes montemque seve- 
rum Tetricae” ist und der ausdruck montemque severum Tetri- 
cae” eine genaue parallele in ,,amnemque severum Cocyti”, 
Georg. Ill, 37, findet. In gleicher weise sagt Statius (Silv. Il, in 
Herc. Surreut.) von Neapel: ,,luvenemque replesti Parthenopen”. 

452. Inconsulti. ,,Quibus cousultum non est, responsum 
non est”. Heyne. Nein; denn erstens giebt es kein heispiel 
von dem gebrauche des wortes in jener bedeutung; und zwei- 
teus baben die fragenden wirklich ibre antwort erhalten, ab. 


634 Adversaria Virgiliana. 


gleich sie nicht im stande gewesen sind, sie su versteben, wel 
sie auf blätteru geschrieben war. Inconselti ist hier, wie übe- 
all und immer, sullius consilié; qui neseiunt, quid facere oported; 
ἀμήχανοι; das gegentheil vom „cempotes censilii”, Enuiss (bei 
Cicero de Orat. I, 45). Vgl.: „Turba per urbem ......- = 
consulta ruit”, Lucan. I, 495; „Incossulti homines vitaque ers 
error in omni’, Grat. Falise. Carm. venat. 4. 

477. Hanc arripe velis. „invade, illic emim es sacrifice 
turus”. Servius. „Versus hanc ab Epiri littore dirige naves’. 
Heyne. Nein, der sino ist weit stärker: fahre dakm und e- 
fasse es, nimm besits davon. Arripe ist sehr stark: ad-rape. 
Vgl.: arripuit locum”, Aen. XI, 531; „turbata arripe castre”, 
IX, 13. 

484. Nee cedit honori, giebt jenem gefühle der selbstac- 
tung nicht nach, welches ihr, einem weibe und im trauer, ver 
bot, freiwillig nicht blos vor männern, sondern gerade ver 
solchen männern, welche sie früher in ibrer glücklichen lage 
gekannt batten, zu erscheinen. Zu dem gründen, durch welche 
ich bewiesen und ausser allen zweifel gesetzt habe, dass dies 
und nor dies der wahre sinn ist (s. Jabns jahrbh. bd. 73, p. 
452), füge ich hier nur noch hinzu, dass wir beide ausdricke 
(„cedere” und „honos”) in umgekehrter beziehung Aen. VII, 332 


wieder finden: „Ne noster honos infractave cedat 
Fama loco”. 
483. Picturatas vestes — textilibus donis verstehe ich 


nicht so, dass es eine mannigfaltigkeit der geschenke derselben 
art ausser der phrygischeu Chlamys, sondern so, dasa diese worte 
our das eine geschenk, die phrygische Chlamvs, schildern. 
485. Onerat, nicht beladet dessen hände mit dem geschenke, 
sondern belades dessen person damit, bekleidet thn damit; vgl. Te 
rent. Phorm. V, 6, 4: ,,Sed ego nunc mihi cesse, qui nen be 
merum hance onero pallio”. 
510. Sortiti remos 8. v. a. remiges, wie ,,diadema sortiti” 
(Prudentius contra Symm. 1, 33: 
„Estne ille e numero paucorum, qui diadema 
Sortiti aetherese coluerunt dogma sophiae’’) 
so viel ist als „reges”. Wir ruderer, wir, deren loos es war, 
formwährend zu rudern — quibus cecidis sors remigandi. Wenn wir 
die worte so verstehen, so erläutern sie fessos artus, und „ser 


Adversaria Virgiliona. 685 


tites” ist ganz ähnlich gebraucht wie Aen. IX, 174, wo ,,legio 
sortita periclum” die legion ist, deren loos es war, der gefahr 
ausgesetzt zu sein, und wie Ovid. Met. ΧΙ, 757: ,,Priamusque 
novissima Troiae Tempora sortitus”, dessen loos es war, der 


. letzte köuig Troja’s zu sein; und wie Claudian. in Consul. 


Prob. et Olybr. 154: 
„Sed gravibus curis animum sortita senilem 
Iguea lengaevo frenatur corde iuventus”. 

512. Horis acta. ,,Per horas decurrens”. Serrins. Wag- 
ner. Forbiger. Nein; unser dem befehle der stunden, wie ein 
heer unter dem befehle eines feldherrn; geleitet, befehligt von den 
stunden. 8. anm. zu IV, 242 und vgl. Ecl. Vill, 16: ,,Nascere, 
praeqne diem veniens age Lucifer almum”. Wie ,,Lucifer agit 
diem”, den tag in derselbeu art, wie ein feldherr seine truppen, 
befekiigt (Lucifer jedoch nicht hios wie ein feldherr befehligend, 
sondern wie eio feldherr oder auführer, dux, vorangehend, prae- 
veniens, agit, vgl. „ducebatque diem”, Aen. 11, 802), eben so „ho- 
rae aguut nectem” und folglich ist nox acta horie. Ich brauche 
kaum die nahe verwandtschaft dieser bedeutang von „agere” mit 
der gewöhnlicheren #reiden, enireiben zu zeigen, indem das be- 
febligen und anführen eines feldherra nur eine art von treiben 
ist. Demnach könnte ,,actus” in den ausdrücken: ,,acti fatis”, 
Aen. |, 36; tempestatibus acti”, Vil, 199; acta furore gravi”, 
X, 68, vielleicht beinahe ehen se richtig übersetzt werden be- 
fehligt, angeführt von den schicksalen , von den stürmen, von der 
wath — unter dem befehle, der aufsichi und dem entriebe derseiben, 
als von denselben gerieben. ᾿ 

519. Castra movemus. Nicht mit Forbiger wörtlich zu 
verstehen, sondern als der gewöhnliche metaphorische ausdruck 
für: aufbrechen, abreisen: Cland. Rapt. Pros. ll, 125: cum ce- 
ren reges Castra movent”. 

520. Velorum pandimus alas. Nicht mit Heyue: „extre- 
mas velorum partes, lacinias, angulos”, weil es nicht gewöhn- 
lich ist, gleich bei der abfahrt die segel bis anf’s äusserste zu 
entfalten: sondern metaphorisch segelfidgel, lügelertige segel, segel, 
weiche flügeln gleichen, wie wenn Virgil gesagt hätte: wir entfal- 
ten unsere flügel, d. h. unsere segel. Und so Isid. Orig. XIX, 
8: „Apud Latinos autem vela a volatu dicta; unde est illud: 
„Velorum pandimus alas”. Vgl. Lacret. IV, 881. ,Quor 


636 Adversaria Virgiliane. 


agimus praeter navem, velisque volamus”; aad gauz pareild 
mit unserer stelle Prop. IV, 6, 47: 
„Nec te quod classis centenis remigat alis 
Terreat”. 
Dasselbe bild, das junger vögel, die zu fliegen versuchen, ist in 
beiden gliedern unserer stelle festgehalten ; ‚gleichsam: pad 
mus alas et tentamus volare”. 

522. Obscuros, wndeustlich gesehen, kaum unserscheidbar. ὃς 
bios montes”, Lucan. Ill, 7. Vgl. Aen. Vi, 453: 

„Obscuram (Didonem), qualem primo qui surgere mess 
Aut videt, aut vidisse putat per oubila lunam”. 

531. Templumque apparet in Arce Minervae. Die » 
terpunctiou des Mediceus zwischen Arce und Mimervae is 
falsch, da die construction nicht templum Minervae apparet ia 
Arce, sondern templum apparet in Arce Minervae ist; dem 
Arx Minervae (,,Arx Minervae et Minervium et Castrum Miuervae’. 
Cluver. IV, auf Peutingers karte „Castra Minerve”) ist der same 
des ortes. Arce muss daher mit grossem A geschrieben werden. 
Wenn man die interpuaction des Mediceus beibehält und die ces 
struction templum Minervae apparet in arce annimmt, so win 
der ort gar nicht genannt. Quod absurdum. 

539. Hospita. S. anm. zu v. 377. 

549. Cornua velatarum obvertimus antennaram. ku 
wortspiel mit cornua: wir wenden (die hörner unsrer untennet) 
unsere hörner gegen unsere muthmasslichen feinde und ziehen ws 
so zurück; nehmen unsern rücksug, indem wir dem feinde mil w 
sern hörnern trots bieten: Plaut. Pseud. IV, 8, 3: 

„Nimisque ego illum hominem metus et formido male, 

Ne in re secunda nunc mihi obvortat cornua”. 
„Superest ea pars epistolae, quae similiter pro me scripta is 
memet ipsum vertit cornua’: Apul. de Magia 81. 

551. Hine — cernitur, nicht ex hoc loco cernitur, souten 
deinde cernitur, demnächst erblickt man. Aca. VIII, 372 ist ,,bine 
in derselben bedeutung gebraucht. 

556. Fractasque ad littora voces. Die construction in 
nicht fractas ad littora, sundern voces ad littora; die stimaes 
oder töne waren nicht gegen das ufer gebrochen, sondern am wet 
waren gebrochene tone. Vgl. Georg. IV, 71: „Vox Auditor fre- 


Adversaris Virgiliana. ἢ 637 


»s sonitus imitata tubarum”. fav. 11, 111: „Hie turpis Cy- 
les et fracta voce loquendi Libertas”. Mart. Capell. IX, 889: 
fars eminus conspicatus nuptias tenero cum. admiratienis ob- 
tu languidiore fractior voce laudavit, profundaque visus est 
aXisse suspiria’’. | 

557. Aestu miscentur arenae. Ganz das „furit aestus 
enis” in J, 111, wo maa die anm. sehe. 

577. Glomerat, nicht ballt, forms zu einem ball, wie sich 
raus ergiebt, dass Ovid (Met. VI, 19) es für odthig hält, „m 
bes” zu ,,glomerare” hinzusufügen, um diesen begriff auszu- 
ücken: „Sive rudem primos lanam glomerabat in orbes”; 
ndern schleudert mis reissender schnelligkeil eins nach dem an- 
rn empor, so schnell, dass die empor geschleuderien gegensidade 
nander so beigefügt su werden scheinen, dass sie ein ganses bil- 
m, da der wesentliche begriff von ,,glomerare” ist: durch al- 
ühliges hinzufügen eins bilden. Vgl. „glomerare manum bello”, 
an. 11, 315, nicht eine runde schaar bilden, sondern eine schaar 
ırch wiederholtes alimdhliges hinsufiigen bilden. 

579. Insuper Aetnam impositam ruptis flammam exspi- 
ire caminis. Der sinn ist nicht, dass der Aetna in seiner 
tzigen gestalt (d. h. ausgehöblt und mit einem schlot zum aus- 
römen des feuers versehen) auf Enceladus gestellt wurde, son- 
:rn dass der Aetna, als er noch eine dichte masse von berg 
ar, auf Enceladus gestellt wurde und dass die dem letzteren 
ıtströmenden flammen einen schlot durch ihn brachen, rumpe- 
inf caminos: brachen heraus und loderten durch die seiten des 
rges. Vgl. Georg. IV, 556: „Stridere apes utero et ruptis 
fervere costis.” I 

587. Nox intempesta, ganz des Apollonius Rhodius Nit 
ctovday, IV, 1695. 

605. Spargite me in fluctas. „Dilacerate et quia aec 
evius nec celerius aliquid fieri potest, nova brevitate asus est.” 
ervius. ,,Discerptum dispergite.” Heyne und Thiel. ,,Streut 
ı die fluth mich umher.” Voss. Nein; sonst ist das zu „spar- 
ere” Aen. IV, 600 hinzugefiigte „abreptum divellere corpus” 
berfüssig. ,,Spargere” ist einfach werfen, nämlich mit der be- 
egung, mit welcher der samen aus der hand gestreut oder ir- 
eud etwas ganz weggeworfea wird: Soph. Oed. T. 1410: ἔξω 
ἐ nov Καλύψατ᾽, ἢ φονεύσατ᾽ ἣ ϑαλάσσιον ᾿Εκρίψατε. 


688 Adversaria Virgiliena. 


619. Altaque pulsat sidera. ,,Tangit alta astra.” Reacus. 
„8il. Ital. XVI, 651: ‘Tangens Tiryatkius astra’.” Wageer. 
„Un che col capo Tocca le stelle.” Care. „Er selbst hochr- 
gend berühret Hohes gestirn.” Voss. Der begriff ist viel stir. 
ker: so lang, dass er im gehen die sterne schlägt, ssösst, nämlich 
mit seinem kopfe. Vgl. Horat. Carm. I, 1, 35: 

„Quod si me lyricis vatibus inseres 

Sublimi feriam sidera vertice.” 
Der begriff des schlagens, stossens ist unzertrenolich mit „pul- 
sare” verbunden. Ennius (in einem eitat bei Servius) von des 
Musen: ,,Quae pedibus pulsatis Olympnm.” Aen. ΧΙ, 660: „Ques 
flumina Thermodontis Palsant.” 

621. Nec visu facilis, nec dicta affabilis alli. Plis. 
Paneg. 48 von Domitian: „Ad baec ipse occarsu queque vist- 
que terribilis — non adire quisquam, non alloqui audebat.” 

647. Vastosque ab rape Cyclopas prospieio. Nicht pro- 
spicio ab rupe, sondern Cyclopas ab rupe. Achaemenides, 
im gehölz (in silvis) versteckt, blickt auf die Cyclopen hinaus, 
wo sie ihre heerden auf den felsigen, bergigen weiden (ab rupe) 
hüten. Ab rupe mit Cyclopas verbunden erköht das gemälde, 
steigert das schreckliche in der erscheinung der Cyclopea; mit 
prospicio verbunden mindert es die emphasis, die diesem worte 
durch seine stellung gegeben ist, da es das erste wort im verse 
und von dem folgenden durch eine pause gesondert ist; 8. aum. 
zu Ji, 247, und vgl. Ovid. Met. IV, 188 von dem nämlichen 
Polyphem: 

‚Ile quidem totam fremebundus obambulat detnam, 
Praetentatque manu silvas, et luminis orbus 
Rupibus incursat.” 

658. Lumen. Nicht wie v. 635 das auge, sondern wie 
Aen. Il, 85 das tageslicht. Der nämliche ausdruck findet sich 
Lucret. HI, 1042: 

„Lumine adempto, animam moribundo corpore fadit.” 
Vgl. auch Ovid. Trist. IV, 4, 45 und Ibis 278, ferner Aen. ΧΙ]. 
935, sowie Ovid’s paraphrase unserer stelle, Met. XIV, 197, 
wo Polyphem selbst sagt: 

„@uam nullum aut leve sit damnum mihi lucis ademptee.” 

659. Manum. Die lesart manum schützt Quintilian. Jastit. 
Or. VIII, 4: „Nam quod illud corpus mente concipiam, cuiss 


Φ 


Adversaria Virgiliand. 639 


Tranca manem pinus regit?” dieselbe haben. 28, dagegen 
Mann 15 von mir geprüfte hdsch.; letztere ist von den späte- 
ren herausgebern aufgenommen worden: der sinn beider ist sich 
ziemlich gleich. In der sachahmueg des Prudentius, den ich 
nach Heinsius ausgabe eitire, ist dieselbe verschiedenheit der 
lesarten: s. Diptych. 35: 

„It mare per medium Dewan, fluctusque liquestes 

Calce terens iubet iustabili deseendere cumba 

Diseipulum; sed mortalis trepidatio plantas 

Mergit: at ille manum regit et vestigia firmat.” 
Manum scheint mir einen vortrefflichen sinn zu geben: Jeises 
seine hand, und vermittelst seiner hand ihn selbst. Die construc- 
tion manu pinus regit (se. ipsum) et vestigia firmat ist, min- 
destens gesagt, ungeschickt. 

671. Nec potis Ionios fluctus sequare sequendo. ,,Nea 
potest ita sequi, 8. non tanta est ipsins celeritas, ut nequare 
‘possit celeritatem, qua fuctus classem prepellebant.” Wagner. 
Nein; gleiche schaelligkeit wie die der wellen hätte für Pely- 
phems zweck nicht ausgereicht, hätte ibn nicht in den stand ge- 
setzt die flotte einzuholen, welche vor ihm war, einen vorsprung 
vor ihm hatte. Zu diesem zwecke bedurfte Polyphem grössere 
schnelligkeit als die der wellen (d. bh. der schiffe), und dies ist 
der klare sinn der worte: tasta celeritas, ut aequare possit 
(nicht celeritatem fluctuum, soadern) fluctas, i. 6. naves, ipsos: 
hinreichende schnelligkeii aequare, gleich su kommen, an derselben 
stelle zu sein wie — d.b. einsuholen. Hätte Virgil, wie @. Car- 
tius (IV, 1: „Pauci regem sequebantur: nam nec eodem omnes 
fugam intenderant, et deficientibus equis cursam eorum, quos 
rex subinde mutabat, aequare nen poterant”), gemeint so schnell 
gehen als, schritt halten mit —, so würde er wie Q. Curtius se- 
quendo ganz weggelassen haben. Die ganze kraft der beiden 
wörter aequare sequendo ist iu dem einen worte „assequi” 
enthalten. 8. anm. zu Il, 200, sowie Sil. XV, 75. 

684. Contra ıussa monent Heleni Scyllam atque Cha- 
rybdim; inter utramque viam leti, discrimine parvo ni te- 
neant cursus; eertum est dare lintea retro. Servius glaubt, 
ni stehe für „ne” und verbindet es mit certam est dare lintea 
retro. Ebenso nimmt Heyne mi in der bedeutung van „ne”, 
verbindet es jedoch mit monent. Ich glaube, beide hahwa ον. 


640 Adversaria Virgiliana. 


recht. Die annahme, Virgil habe bei dem von ihm in unzihli- 
gen fällen in anwendung gebrachten gebrauche der partikel „ai 
dieselbe nur in diesem einzigen falle für „ne” gesetzt, wider- 
streitet allen regeln guter kritik. Auch gewährt die stelle einen 
vollkommen guten sinn ohne dass man dem πὶ diese bedeutung 
giebt und es entweder mit certum est dare lintea retre oder 
mit monent verbindet. Contra, andernseiis, ıussa Heleni mo- 
nent Scyllam atque Charybdim, warnen sie vor Seylla und 
Charybdis (Scyllam atque Charybdim sind das object von mo- 
nent, wie „multa horrenda” v. 712 von „moneret’”), warnen sie, 
ihren weg nicht durch die meerenge su nehmen, indem Scylla und 
Charybdis jenen durchgang unräthlich machen, ni, es sei denn, dass 
sie cursus teneant, sieuern, parvo discrimine, auf dem schma- 
len swischenraume hin, inter utramque viam leti, zwischen des 
beiden wegen des todes, d. h. mit der grössten geuauigkeit den 
curs zwischen dem tode auf der einen seite und dem tode auf 
der andern halten; des Helenus warnung erhält das übergewicht, 
uud certum est dare lıntea retro, sie enischeiden sich, nich. 
durch die meerenge sich zu wagen, sondern umsukchren und den 
gefahren trots zu bieten, die sich ihrer umschiffung Siciliens entge- 
gensiellten, uud von denen sie ebeu ein beispiel an den Cyclopen 
gehaht hatten; während sie sich dafür entscheiden, erhebt sich 
ein wind und treibt sie gerade in der richtung, welche sie eis- 
‘zuschlagen beschlossen hatten. Vgl. Apoll. Rhod. IV, 831, wo 
Juno die Pallas anweist, dem schiffe Jasons eine glückliche 
fahrt durch dieselbe meerenge und zwischen derselben Scylla 
und Charybdis zu verleihen: — „all éys νῆα 
Keio GOs neg τυτϑή ys παραίβασις ἔσσετ᾽ OAeOgov.” 

Auch möge man nicht einwenden, dass Helenus sie nicht er- 
mahnt habe, behutsam zwischen der Scylla und Charybdis hin- 
durch zu steuern, sondern sie zu vermeiden und um Sicilien 
herumzufahren; denn diese snweisung wurde ihnen nur desshalb 
gegeben, weil es so schwierig war, glücklich durch die heiden 
gefahren hindurch zu steuern, und die ermahnung des Helenus 
wird den schiffern hier genau so in erinnerung gebracht, wie 
sie von Helenus gegeben war, nämlich als durchaus gegen die 
fahrt durch die meerenge gerichtet: iussa monent Heleni Scyl- 
lam atque Charybdim, eine ermahnung, welche Virgil (nicht 
Helenus) in den folgenden worten weiter erklärt: inter utram- 


Adversaria Virgiliana. 644 


que viam leti discrimine parvo ni cursus teneant, es sei 
denn, dass sie es auf die grosse gefahr hin wagten, glücklich zwi- 
schen jenen beiden kaum zu vermeidenden gefahren hindurch zu 
steuern. Ziemlich ähnlich dem monent Scyllam atque Charyb- 
dim ist v. 559 ,,Hos Helenus scopulos, haec saxa horrenda ca- 
nebat”, warnte vor der Seylla und Charybdis, ersählie von jenen 
schrecklichen felsen. 

696. Ore Arethusa tuo Siculis confunditur undis. Um 
diese stelle zu verstehen darf man nicht vergessen, dass Are- 
thusa nicht ein fluss, sondern ein quell, sorgerte, oder ein brun- 
nen gerade am rande des meeres ist, so nahe am meere, dass 
er von diesem, wäre er nicht durch eine eisdämmung geschützt, 
ganz bedeckt und überflutbet sein würde. 8. nicht bloss die 
alten geographen und neueren reisenden, sondern auch Cicero 
in Verr. Ill, 53 (ed. Ernest.): „@ui fluctu totus operiretur, sisi 
munitione ac mole lapidum a mari disiunctus esset.” Daher 
Virgils ausdruck. Qui nune Siculis andis confunditur ore 
tuo, Arethusa: der durch deinen quell, Arethusa, herauskommt 
und sich sofort mit dem meere mischt. 

696. Ore, Arethusa, tuo, nicht durch deinen quell, o fluss 
Arethusa, sondern durch deinen quell, o nymphe Arethusa. Vgl. 
Aen. I, 250 (m. d. anmerk.): 

„Unde per ora novem magno cum murmure montis 
It mare proruptum.” 

717. Renarrabat. „Aut pro simplici et vulgari narrare 
positum, poetarum more, aut ad eum modum formatum, quo re- 
peti et slerari res, quas narramus, dicuntur.” Heyne. Wagner. 
Nein; das re in renarrabat bezeichnet nicht wiederholung, son- 
dern rückblick, wie das „re” in ,,reposcunt” Aen. Il, 189, wo 
die beziehung auf das vorherbegangene verbrechen ausgedrückt 
wird; das „re” in „referunt” und ,,reponunt”, IV, 892, über- 
machen, übergeben was sie empfangen hatten (mit beziehung anf 
„suscipiunt”), das ,,re” in ,,reddita” Ill, 40, wo beziehung auf 
die von Aeneas angestellte nachforschung stattfindet, u. s. w. 
Narrabat, erzählte, re, was sich ereignet halle, referirte die ge- 
schichte der vorhergegangenen ereignisse. Vgl. Stat. Theb. HI, 
400: „Ipse alta sednctus mente renarrat 

Principia irarum.” 
' 718. Quievit. ,,Narrare desiit.” Wagner. Nein, dean er 


642 Adversaria Virgiliana. 


hat schon aufgehört zu erzählen, conticuit, ,,Somne se tred- 
dit.” Burmann, Wunderlich. Nein, denn er war zu böflich, un 
gleich nach dem letzten worte seiner ersähluag zu bette za ge 
hen; er würde wenigstens zuvor bei der gesellschaft sich bear 
laubt, ihr gute nacht gesagt oder wohl zu schlafen gewünsch 
baben. Nein, nein, diese.erklärungen sind beide ganz unerträg- 
lich. Quievit ist ergänzung zu conticuit; Aenas Aörie sicht 
bloss auf su reden (conticuit), sondern auch ss gesticuliren, wurde 
ruhig; nachdem seine geistig aufregende erzählung zu ende war, 
hörte seine declamation und action anf und er kehrte zu einen 
zustande von stille und ruhe zurück. Vgl. Stat. Theb. IV, 404: 
„Sic fata gelatis Vultibus, et Baccho iam demigrante, quievit.” 
Diese bedeutung hat ,,quiescere” immer. Vgl. Aen. VI, 226: 
„Flamma quievit”, die famme rukte, bewegte sich nicht mehr, hörk 
auf zu spielen; so auch Liv. Ill, 58 (ed. Bipont.): ,,Manesque 
Virginiae, mortuae quam vivae felicioris, per tot domes ad pe 
tendas poenas vagati, nullo relicto sonte, tandem quieverunt”, 
ruhten endlich ganz, wurden vollkommen ruhig: Aen. X, 836: 
„Prato gravia arma quiescunt”, regen sich nicht mehr, bleiben in 
ruhe. Ja, gerade nür dieser bedeutuug verdankt ,,quiescere” 
auch die (abgeleitete) bedeutung schlafen oder sterben. 
Dresden. J. Henry. 


Zu Libanius. 


Liban. Oratt. IV p. 32, 8 ἡ βοῦς ἀπηλαύνομεν ἢ παρετεμ- 
vonsda γῆν. Das gewöhnliche wäre περιδεεμνόμεθα, ναὶ. Hdt. 
IV 159 und so wird herzustellen sein. IV 44, 5 orparonedor 
eis te τὰ inka anoßlenor καὶ τὴν ἀκοὴν ἀναμένον. Man er- 
wartet „den kriegsruf, das feldgeschrei”, also Bons. 46, 12 ist 
un vor μιμήσασϑαι ausgefallen, wie Reiske richtig bemerkt. Von 
62, 21 der anspielung auf Plat. rep. Ill p.-393 hätte ich selbst 
Didym. p. 96 gebrauch machen können P. 53, 29 sind worte 
des Demosthenes in der berühmten harangue nach der einnahme 
von Elatea durch Philipp. 

Jena. Moriz Schmidt. 


XXVII. 
Zum ersten buche der Horazischen oden. 


Die vielbesprochene stelle Hor. Carm. I, 7. 5—7: 
Sunt quibus unum opus est intactae Palladis urbem 
Carmine perpetuo celebrare et 
Undique decerptam. fronti praeponere olivam, 
t in der schulausgabe von Th. Obbarius eine auslegung ge- 
nden, die mir wenigstens neu ist: der preis fir das lob der 
ıdt Athen, ein dlsweig um die stirne gewunden, ist schon gans 
sblättert; ἃ. h. schon sa viele haben diese aufgabe gewagt, um 
(durch berühmtheit zu erlangen, dass dieser stoff schon ganz 
schöpft und trivial geworden ist. Sie entfernt sich aber wohl 
io der wahrheit weiter als jede der bisher vorgebrachten. Sie 
it mit den meisten derselben das missliche gemeiu, dass 1) ok- 
m einen ölzweig bedeuten soll, und 2) fronsi praeponere sich 
nselben um die stirne winden. Das erstere ist zwar meines 
issens ohne beispiel, möchte aber immerhia unbeanstandet blei- 
ὦ, wenn sonst alles in der ordnung wäre. Die erwähnte er- 
ärung der worte fronti praeponere will mir aber durchaus nicht 
ısagen. Muss man dabei nicht unwillkührlicb an einen feder- 
isch denken, der vorn in der kopfbedeckung steckt? Was Bent- 
y damit vergleicht: sragavovg παρϑέσϑ'᾽ ἐραταῖς φοβαῖσι, in 
nem fragment von Sappho bei Athenäus XV, p. 674 E [fr.77 
argk.] ist doch ganz andrer art. Können aber wohl 2) die 
orte undique decerpiam die bedeutung haben: er ist schon ganz 
sblättert? Abgesehen davon, dass ein solcher abgezupfter oli- 
nkranz keineswegs ein ästhetisches Lild gähe, spricht der ge- 
auch beider wörter nicht für eine solche erklärung. Nor aus 
uiatilian und Seneca wird decerpere ia dem siune von „wurukk- 


644 Za Horas oden. 


ren, vernichten” angeführt; sonst stebt als object das dabei, 
was man durch das abpflücken erkält, wie bei Horaz selhet 
Sat. I, 2, 79: fructus, Epod. 2, 19: pira, bei andern herbas, 
flores und dgl.; und undique betrachte man nur in dea Heras: 
schen stellen: Od. 1, 16, 12 sq.: undique desectam particelan, 
I, 29, 13 sq.: undique coemptos libros, A. P. 3: andique cs 
latis membris, Sat.1,1, 70: congestis undique saccis, und reche 
dazn Epod. 2, 55 sq.: lecta de pinguissimis oliva ramis arbe 
rum, was liegt dann wohl näher, als dass man unter olsen 
die frucht versteht? Dieses vorausgesetzt ist eine doppelte vo 
der gewöhnlichen abweichenden erklärung der ganzen stelk 
möglich, je nachdem man die worte fronti praeponere fasst. Di 
dichterstirne passt in keinem falle dazu, allein man kane ἕν" 
ter frons entweder die in das auge fallende aussenseite der stadt 
Athen oder den anfang des gedichtes verstehen. Im erstern falk 
würde undique decerpiam in einen gegensatz dazu treten und auf 
alle andern theile Athens oder Attike’s sich bezieben, welche 
nicht in das auge fallen, olivam aber als das geschenk der Pal 
las, welchem die zwölf götter nach Apollodor 1], 14, 1 de 
vorzug vor dem von Poseidon geschenkten pferde gaben, als 
ein alle vorzüge der stadt Athen reprasentirender ausdruck ns 
betrachten sein, so dass der sinn wäre: „alles zur schau δε. 
len, was sich irgend zur ehre und zum ruhme Atheus vorbris 
gen lässt”. Im andern falle, für weichen die stelle Ovids Trist. 
1, 7, 33 sq. spricht: 
Hos quoque sex versus in primi fronse libelli 
Si praeponendos esse putabis, habe, 

tritt die anspielung auf den kampf zwischen Poseidon und Athens, 
der in dem eben besprochenen im hintergrunde erschien, is 
den vordergrund; weniger gut fügen sich aber hier die werte 
undique decerplam, welche als eine hiudeutung darauf betrachtet 
werden müssten, dass alle oliven, welche man irgendwo ärsdteie, 
dem bei jenem streite geschaffenen baume ihren ursprung rer- 
dankten, wesshalb mir immer noch jene schon früher voa mir 
in vorschlag gebrachte erklärung die geeignetere zu sein scheiat. 

Bei dem folgenden: Plurimus in lunonis honorem Aptem diest 
equis Argos ditesque Mycenas, hat man mit unrecht zur erklärung 
des wortes plurimus solche stellen beigebracht, an welchen dat 
selbe im singular in collectiver bedeutung auf sachen bezogen 


Zu Horas oden. 645 


steht. Naber ist Obbarius der wahrheit gekommen, indem er 
Ovid. Trist. IV, 10, 128 anführt: ss foto plurimus orbe legor. 
Doch scheint aus der anführung dieser stelle und aus den dar 
auf folgenden worten: „die prosa gewöhnlich in houore dicere 
oder esse” hervorzugehen, dass er plurimus dicet verbunden 
wissen wollte; in diesem falle vermisst man aber die angabe des 
subjects. Eiu solches erhalten wir nur dann, wena wir Pluri- 
mus in Iunonis honorem zusammenfassen, als den worten: quibus 
usum opus est intactae Palladis urbem celebrare entsprechend. 
Hiermit lässt sich vergleichen Plin. Nat. Hist. 25, $. 11: Ho- 
merus mullus alias in edmiratione Circae gloriam herbarum Ae- 
gypto tribuit. Der accusativ honorem lässt sich daraus erklä- 
ren, dass es sich bier nicht sowohl um das handelt, womit ei- 
ner beschäftigt ist, als worauf er ausgeht. Uebrigens steht so 
plurimus allerdings auch in collectivem sinne für is qui plori- 
mus est. 

Dieses hatte ich bereits geschrieben, als mir vergönnt war 
die ausgabe von Nauck einzusehen, und zu meiner freude fand, 
dass ich in der erklärung der letzteren stelle ganz mit ihm zu- 
sammengetroffen bin. In der ersteren stelle findet er den aller- 
dings ansprechenden sinn: „von allen seiten den stoff zu ei- 
nem loblied auf die stadt Athen, das ihn berühmt machen 
poll, zusammentragen”; ob aber die erklärung der worte fronsi 
praeponere mit „vor die stirne legen” durch die worte Ovids 
Metam. I, 699: pinuque caput praecinctus gerechtfertigt wird, 
möchte ich bezweifeln; auch ist das „sich berühmt machen” doch 
eben so wenig motivirt und zu unum opus est passend, als durch 
olivam nur einigermassen klar ausgedrückt. | 

Der vorwurf gegen die composition des gedichts, dass es in 
zwei nicht zusammengehörige theile zerfalle, lässt sich am be- 
nten so beseitigen, dass man annimmt Munatius Plancus habe 
sich bei Horaz beklagt, dass er durch die mühen des kriegs 
abgehalten werde, wie er wünschte, auf seinem landgate in Ti- 
bur zu lebea (vgl. v. 19 f.: seu te fulgentia signis castra ée- 
nent, seu densa éenebit Tiburis umbra tui). So erscheint der 
erste theil vv. 1—14 ale concessiv, der zweite aber, den ein 
prosaiker mit einer adversativpartikel angereiht haben würde, 
als paränetisch. Im ersteren führt Horaz seine eigne ansicht zur 


rechtfertigung der sehusucht des Munatius an, wie bei Eurigi 


Philologns. Xf, Jahrg. 4 AN 


646 Zea Horas oden. 


des Med. 326 sq. auf den ausruf der Medea: & πατρίς, ὡς om 
κάρτα νῦν μνδίαν ἔχω, Kreon erwidert: πλὴν γὰρ τέκνων ἔμοηι 
φίλτατον πόλις. 

Carm. I, 12, 7 erklärt Nanck das wert éemere ven ia 
dem gesang des Orpheus folgenden bäumen: „wie es eben km, 
wild, ordaungslos” ; Obbarius „von ungefähr”. Die hauptseck 
ist aber, dass überhaupt die bäume sich bewegen. Die Döde 
lein’sche erklärung (Synon. V, p. 284): temere habe zn seinen 
gegensatz die vernünftige berechnung, führt uns also wohl sd 
den gedanken: sie vergessen es, dass sie bäume sind, die ded 
eingewurzelt feststehen sollen, sie folgen dem gesang „is εὲ 
ssem selbstvergessen’. 

Carm. 1, 14, 10 will Obbarius mit Orelli unter di sicht de 
götterbilder auf dem schiffe verstanden wissen, sondern die götte, 
welche über meer und wind gehieten, Nauck dagegen das δὲ 
tutela angebrachte götterbild. Dass das letztere das richtige is, 
zeigt u. a. eine stelle Cicero’s, divin. in Verr. 1, 3: Sese ias 
ne deos quidem in suis urbibus ad quos confugerent habere, queé 
eorum simulacra sanctissima C. Verres ex delubris religiosise 
mis sustulisset, und es ist wohl zu now dé aus dem vorhergehe- 
den: Non tibi sunt integra lintea zu ergänzen: tibi sunt iategri. 

Im folgenden wird bekanntlich von verschiedenen verschie 
den abgetheilt. Mir scheint immer noch das geeigneiste Qus= 
vis Pontica pinus, silvae filis nobilis, iactes et genus et se- 
men, als vordersatz zu betrachten, und als nachsatz inutile (ες. 
est: vgl. I, 24, 19 durum). Der folgende satz: Nil pictis ti 
midus navita puppibus fidit, bildet dann eine weitere begründusg. 
Obbarius denkt dabei an die am hintertheile angemalten schutr- 
götter; allein das dort gemalte ἐπίσημον (s. Charikles Il, p. 
63. iste ausg.) ist wohl von der aus einem geschnitzten bike 
bestehenden und am vordertheile des schiffes angebrachten tt 
tela zu unterscheiden. In wie fern genus apposition zu Poséice 
pinus sein soll, ist auch nicht klar. 

Carm. ], 15, 14 sq. erklärt Nauck grasague fewinis carmiss 
divides so, dass er dividere für spielen, „eigentlich gliedern (ne 
λίζειν)" fasst; Obbarius dagegen „den einzelnen anwesende 
frauen liebeslieder zutheilen oder vorspielen”. Für die letzter 
erklärung spricht I, 36, 6: Nulli plura tamen dividit oscula. 

Daselbst v. 19 findet Nauck in hew eine beziehung auf das 


Za Horaz eden. 647 


loos des Paris; sollte aber nicht der dichter vielmehr das loos 
der übrigen 'Trejaner und die mühen der Griechen im auge ge- 
babt haben, was sich ergiebt, wenn man heu auf das unmittel- 
bar folgende serus bezieht; „ach, nur zu spät”, vgl. 1, 2, 37: 
beu nimis longo satiatus Indo, I, 24, 11: hen non ita creditum, 
wo Nauck diese beziehung des hew ausdrücklich verlangt, aber 
andrerseits creditum mit tibi creditum erklärt, und hinzusetzt: 
„Es für dis a te creditum (commendatum) zu nelmen ist aus 
vielen gründen unstatthaft”. Diese vielen gründe wünschte ich 
zu vernehmen; die dabei augeführte stelle 11, 8, 5 sprieht doch 
offenbar dafür, dass mau es so fasst: „ach, das hättest du 
nicht gedacht, als du ihn dem schutze der götter anvertrautest’”. 

Carm. |, 18, 11. fragt es sich was candide Bassareu bedeute. 
Es wird gewöhnlich auf das äussere gedeutet. Nauck sagt gera- 
dezu .,,jugendschén”, und Obbarius vergleicht Tibull. I, 4, 87: 
Solis aeternn est Phoebo Bacchoque iuventa. Wie passt aber 
dazu die schon von Orelli angeführte stelle des Macrobius Sa- 
turn. I, 13, 9: Liberi patris simulacra partim puerili aetate par- 
tim iuvenis fingunt: praeterea barbata specie, senili quoque, ati 
Graeci, eius quem Baccugéa, item quem Boıce« appellant? Dazu 
kommt noch, dass das beiwort candidus in diesem sinne hier 
ein müssiger zusatz ist, während es von geistiger seite gefasst, 
ganz gut in den zusammenhang passt. Wie Bacchus vorher 
v. 7 modicus Liber heisst, der das mass liebt und verlangt (vgl. 
Eurip. Iphig. Aul. 54: μετρίας Seov, von der Aphrodite), so 
heisst er hier candidus, „der lautere”, so fern er die treuherzig- 
keit liebt; doch treuherzigkeit ist noch keine geschwätzigkeit, 
darum sagt der dichter: „wenn du auch die trenherzigkeit liebst, 
so will ich doch deine geheimnisse nicht nubefugt an das licht 
ziehen, denn das bringt schwere gefahren”. 

Im letzten verse derselben ode: Arcaniqne fides prodiga 
perlucidior vitro, passt für fides offenbar unser ,,treue” nicht, 
denn wer möchte mit Obbarius von einer falschen treue reden } 
Der ausdruck perlucidior führt uns auf das herz; was möchte 
also wohl besser passen als „offenberzigkeit”? Es ist ja doch 
der zustand gemeint, wo, wie man sagt, man das herz auf 
der zunge hat. 

Für die kleine ode I, 20 ist als grundgedanke nun wohl 
so ziemlich allgemein das δύσις ὀλίγη re φίλη za anerkannt. Bei 

AA* 


648 Zu Horas eden. 


der erklärung des schlusses dürfte daranf aufmerksam genıdı 
werden, wie der dichter vom der erwähnung des weines sell 
zar traube auf der kelter, zu den rebem und zu den rebesti- 
geln gleichsam dem ursprung des weines πεῖ zurückgeht. 
Die Archytasode I, 28 kann ich um so weniger übergehn 
als einer der beideu neueren bearbeiter, auf welche ich vers 
weise rücksicht genommen habe, eine ansicht aufstellt, weld 
durch mehr als eine stelle des gedichtes eine widerlegung findt. 
Wenn Nauck den grund des gedichtes in eimer seeofahrt ἐν 
Horaz in jener gegend findet, und als dem sprecher is de 
selben den schatten des dichters aunimmt, den sich derselbe ἃ 
der matinischen küste nahe an dem grahmal des Archytas we 
lend vorstelle, weil sein nach erlittenem achiffbruch as da 
land gespülter leichnam noch unheerdigt da liege, so bin id 
hiermit im allgemeiuen einverstanden; wenn aber Obbarius δι 
nimmt, Archytas sei als unbeerdigt zu betrachten, und iha rev 
ein vorübersegelnder schiffer an (vs. i—6), dann antworte ie 
Archytas, so ist dagegen einzuwenden, dass die worte Te εὐ 
hibent pulveris exigui parva munera doch offenbar auf ein be 
gräbniss hindeuten, und v. 14. indice te nur auf Archytas, de 
schüler des Pythagoras, bezogen, die rechte bedeutung gewinnt. Es 
fragt sich aber, sollen wir nicht nach Döderlein’s vorschlag ve 
der Erlanger philologenversammlung das gedicht in zwei selbst 
ständige theile zerlegen? Ich glaube nicht. Der dichterisch ex 
gekleidete gedankengang ist folgender: „Nichts schützt vor des 
tode, keine weisheit, keine macht, keine freundschaft der gétter; 
wenn auch einer aus der unterwelt wiederkehrt, so muss tr doch 
in dieselbe zurück, und dann behält sie ihn; alle menschen misses 
sterben, wie oder wann es auch geschieht. Zu beklagen ist 
aber der, welcher nach seinem tode keine bestattung findet, dares 
rächen es die götter, wenn einer sich der dem verstorbenen schal- 
digen pflicht entziehen will”. Ein gewisser Dualismus ist is 
diesem gedichte, wie in ode 7, nicht zu läugnen; aber wir wie 
sen ja nicht, ob nicht Horaz ein vorbild hatte, das ausser der 
gleichen äusseren form ihm auch diese ähnlichkeit im der anlage 
beider gedichte zum gesetze machte. Dass ich in: Et calcasdı 
semel via leti, nicht die von Döderlein gegebene erklärung: 
„jeder muss wenigstens einmal sterben” als die richtige aner- 
kenne, ist aus der weise klar, wie ich den zweiten tod des Er 


. Zu Horaz oden. 649 


orbus, als Pythagoras, fasse. Es steht hier vielmehr semel 
cht wie gewöhnlich im gegensatze zu mehrmals, sondern zu 
r nicht, Wenn für die Furien, weil sie keine mordgöttinnen 
id, eine besondere beziehung in anspruch genommen wird, 580 
sst sich auf Homer Odyss. 0, 234 verweisen, wo die Erinnys als 
δ die menschen zu ihrem verderben betliörende gottheit erscheint. 
e reihenfolge der in der mitte eingeschalteten gedanken un- 
fliegt nach der obigen auffassung auch keinem anstande, und 
sst man sie als ein ganzes, als eine ausführung des gedan- 
'ns omnes una manet nox, so hat der anschluss des Me quoque 
ı das unmittelbar vorhergeliende auch nichts auffallendes. 
Schweinfurt. L. v. Jan. 


Zu (Virgil’s) Copa 36. 

Pierios im Hieroglyph. p. 582 schlug legé statt der hand- 
briftlichen lesart tegi vor; dasselbe nach ihm Heinsius am rand 
r Iuntina (Burmann zur Anthol. I p. 718) mit hinweisung auf 
rta mihi Phyllis legeret bei Vergil (Ecl. X. 41). Burmann 
hält in seiner unkritischen weise tegi im text und billigt in 
ἢ anmerkungen legi. Ilgen aber und Sillig verwerfen ent- 
hieden jene vermuthung, und zwar, wenn man sie im sinne 
rer urheber fasst, mit vollem recht. Ich adoptire dieselbe, in- 
m ich jedoch durch veränderte interpunction der stelle einen 
nz andern sinn gebe: 

anne coronato vis lapide ista legs: 

„pone merum et talos“? Pereat, qui crastina curat! 

mors aurem vellens: viuite, ait, uenio. 
gi (scripta esse) bezeichnet die inschrift auf dem grabstein 
vid. Fast. 1]. 665), und die folgenden worte pone— talos sind 
> ironisirende inschrift selbst, welche die lockende schenkwir- 
5 dem übersoliden wandrer vorschlagen würde, wenn er nicht 
ıkehren sollte. Sie fügt dann hinzu: „was kümmert dich mor- 
n? der tod ist sicher und ladet zum genuss der gegenwart”. 
ese worte sind der gegensatz zu der weinerlichen grabschrift 
d drücken die fast allgemeine lebensanschauung aus; grab- 
briften enthalten oft dieselbe aufforderung zum heitern genusse 
s augenblicks: Orelli lescr. Lat. No. 4806. 4807. 4816. 4845. 

Rudolstadt. E. Klussmann. 


XXVIII. 


Ueber interpunction und erklärung von Horat. θὲ 
I, 5, 8. 


Navis, quae tibi creditum 

Debes Vergilium finibus Atticis, [: ;] 

Reddas incolumem, precor, 

Et serves animae dimidium meee. [!] 
So interpungiren diese stelle die herausgeber Wakefield, Fea (mil 
der lesung: Ut serves), Jahn 1), Zell, Doering, Th. Obbarius, 
Th. Schmid (jedoch nur in der ausgabe v. j. 1851) u. a., so dass 
mit Reddas incolumem ein neuer wunsch begiont, nämlich der für 
die glückliche rückkehr ins vaterland, wie dieselben mit ausnabae 
Fea’s, Zell’s und Th. Schmid’s, welche über den sinngehalt sic 
nicht ausgesprochen haben, ausdrücklich erklären. Mit gewohr 
tem scharfsinne vertreten dieselbe ansicht Bernhardy ?) und We 
ber 5). Ihnen folgen die übersetzer Fr. Gehlen: „schiff, das mer 
nen Virgilius dir vertrauet, dem strand Attika’s schuldet, gib ihn, ich 
flehe, wohlauf surück, und erhalie der seel’ andere hälfte mir”; — 
Gust. Ludwig: schiff, das attschen küsten du schuldest meine 
Virgil, der dir vertrauet ist, dass du wahrest den halben theil mei- 
ner seel und zurück bringest ihn unversehrt"! — Wilh. Binder: sehif, 
das meinen Virgilius, dir vertrauet, dem strand Attika’s schuldig is, 
bring ihn, fleh ich, gesund zurück und erhalte der seel’ andere kalft 
mir". Indess dürfte bei näherm betracht weniger die interpunc- 
tion als die erklärung gerechtem zweifel unterliegen, das näs- 


1) Jahn in d. jahrbb. 1828. VII, 4. s. 421. 
2) Bernhardy in der Hall. litt. z. 1837. nr. 202. s. 410. 
3) „Weber in: „Qu. Horatius Fl. als mensch und dichter” s. 23°. 
not, . 


Zu Horas oden. 654 


liche schiff für den geliebten Virgil, welcher längere zeit in Grie- 
chenland zu bleiben gedachte, auch für die rückkehr desselben 
verantwortlich zu machen. Abgeselien von der bildlichen anschau- 
ung, von der Horaz bei dem creditum debere ausgegangen, so 
wirft ein verbum auf die fassung des andern das erfreulichste 
schlaglicht, kraft dessen reddere wie an vielen andern stelleu 
die idee des „gebührenden” oder ,,pflichtschuldigen” zum be- 
wusstsein bringt, z. b. Il, 7, 17: obligatam redde lovi dapem, 
wo der dichter seinen freund Pompejus auffordert, bei der freude 
des wiedersehns „das schuldige festmahl dem Jupiter abzutragen” ; 
eben so Od. Il, 17, 30 (das. Düntzer): Reddere victimas Aedemque 
votivam memento; Vergil. Ecl. V, 74: sollemnia vota Reddemus 
nymphis; Tib. IV, 4, 23: lam celeber, iam laetus eris, cum debita 
reddet Certatim sanctis laetus uterque focis; Propert. Il, 28, 60: 
Munera Dianae debita redde choros, Redde etiam excubias divae 
nunc, ante iuvencae etc.; Ovid. Fast. IV, 898: Redduntur me- 
rito debita vina Jovi; Id. Amor. I, 6, 23: Redde vicem meritia, 
grato licet esse, quod optas; Maximian. Eleg. V, 52 (von der 
leistung fleischlicher liebespflicht): Illa, velut proprium repetens 
infesta tributum, Instat et increpitans, Debita reddis? ait; tu- 
ven. |, 92 (Heinrich das.): Simplex furor sestertia centum Per- 
dere et horrenti tunicam nou reddere servo? Suet. Tib. 16 
(Oudend. das.): Parthorum legati, mandatis Augusto Romae red- 
ditis, eum quoque adire in provincia iussi. Auch darf hier an 
die bekanute formel: reddere epistolam, erinnert werden. Wenn 
demnach in dem ausdrucke: Reddas incolumem, der kundgebung 
des wunsches, dass ‚das schiff sein ihm anvertrautes pfand 
wohlbehalten an dem bestimmungsorte abgeben möge”, in sprach- 
licher hinsicht nichts entgegensteht, im gegentheil jener gedanke 
von desselben als dringlich geboten wird, so scheint nunmehr 
die interpunctionsfrage von untergeordnetem interesse zu sein. 
Bekanntlich ziehen die meisten ältern und neuern editoren die 
worte: finibus Alticis Reddas incolumem, in ein gedankenglied zu- 
sammen, für welche interpunctionsweise auch Eichstädt *), Abra- 
ham Voss 5), Eckstein δ und der treffliche erklärer Lübker ex 
professo als spologeten aufgetreten sind, was wir, da dem ge- 


4) Eichstädt im kritischen nachirag s. 173. 
5) Abrah. Voss im Kreuznacher schul — d. j. 1827. s. 2. 
6) Eckstein in Jahn's N. jbb. 1838. XXIII, s. 473. 


852 Zu Horas oden. 


danklichen inhalte kein weseutlicher eintreg -geschieht, für be 
rechtigt anzuerkennen kein bedenken tragen. Denselben wes 
haben auch die meisten übersetzer eingeschlagen als Vess, Jer 
dens, Ernesti, Klamer Schmid, Scheller, von der Decken’), E 
Hoffmann, Garve, Neumann, Strodtmanu und Binder (in der au 
gabe Bern 1832). Indess da die erstgenannten herausgeber wi 
erklärer, welche in dem Reddas incolumem die rückkehr ange 
dentet finden, einen nicht unwiehtigen grund für ihre ausicht ἃ 
dem sprachlichen momente finden, dass bei der gewöhulichen it 
terpunctionsweise das verbum debes ohne object stehe 5), da fer 
ner die verbindung tibi creditam Debes Vergilinm finibus Attics 
ein anmuthiges gedankenspiel enthält, so dürfte Dünsser das εἰ 
cherste verfahren eingehalten haben, wear er wie jene den ge 
danken mit finibus Atticis abschliesst (nur finden wir das kole 
hinter Attieis zu stark), aber zu Reddas incolumem die beziehung 
auf finibus Atticis festhält und wegen der bedeutung des ver 
bums auf Il, 7, 17 und 17, 30 verweiset. Und in der that ist 
diese ergänzung oder die des pronomen is den sprachgesetses 
angemessener, weil leichter, als das suppliren vom mehs oder 50" 
bis, wie Weber uns zumuthet. Das richtige verständniss der stelle 
findet sich auch bei Dillenburger, nur dass derselbe wegen seines 
angenommenen σχῆμα ano κοινοῦ die interpunction wegzolasses 
für gut befunden hat. Mit alleiniger verwerfung dieser doppel- 
beziehung ist auch Reinhold Klots 9) für diese erklärung ia die 
schranken getreten, indem er interpretirt: „du hast den Virgil, der 
dir anvertrauet ist, an die attische küste zu briogen, du schel- 
dest iho jener kiiste. Reddas braucht keinen zusatz, am wenig- 


7) von der Decken hat Fea’s interpunction (Navis, quae — Atiics, 
Redd. incol., precor) und lesung (ut serves — meac); aber er aberseut: 
„fahrzeug, dem ich Virgilius kostbar leben vertraut, führe das heil'ge 
pfand schadlos über nach Attica, und, o lass dich erflehn, reite mein 
andres ich”. Wie Ernst Günther übersetzt habe, können wir aus mat- 
gel von dessen gesammtübersetzung des H. leider nicht angeben. Zu 
bemerken ist noch, dass auch Servius zu Verg. Aen. li, 260 und Vi, 
18 der obgenannten interpunction gefolgt ist. 

8) Weber a. 0. 0.: „erstens kann vom schiffe nicht gesagt werden 
ereditum debes Virgilium ohne ein object, wem das schiff debei, ist we-' 
nigsiens eine pulide spitzfindigkeit im ausdruck, die nicht dem Horaz 
aufgebürdet werden kann: und zweitens ist reddas finibus Atticis keis 
latein für tradas, perferas ad [?!]. Reddas geht allerdings auf die 
künftige beimkehr, und bier ist mihi oder nobis zu suppliren nicht sur 
leicht, sondern auch sprachüblich”, 


9) R. Klots in N. jbb. 1850. LX, 1. «. 48. und 1852. LXIV, 2. 2.205. 


Za Horas oden. 683 


sten nobis, da von der rückfahrt gar nicht die rede sein kann. 
Reddere ist stehender ausdruck von der briefabgabe an den adres- 
saten, alse: bring den Virgilius unversehrt an den ort seiner 
bestimmung”. — Demnach ist das Reddas incolumem um so 
glücklicher gewählt, als es ausser dieser speciellen beziehung 
den gedankeninhalt von Praestes incolumem Epist. I, 16, 16. 
vertritt und zugleich der idee „des pflichtschuldigen” einen prä- 
cisen ausdruck verleiht. 

Schliesslich benutze ich diese gelegenheit, auf den noch 
nicht allgemein erkannten sinngehalt einiger verba, die mit der 
sogenannten untrennbaren präposition re 10) zusammengesetzt 
sind, die aufmerksamkeit hinzulenken. Wenn diese verba, wie 
oben gesagt, den begriff „des pfächtschuldigen” in moralischen 
verhältnissen abspiegeln, so nehmen sie in natürlichen dingen 
„das einer sache oder person entsprechende” oder „für sie pas- 
sende” in den bereich der vorstellung auf, wodurch, wie es iu 
der natur liegt, mannichfaltige gedankenschattirungen zum be- 
wusstsein gelangen. Für heide fälle mögen folgende beispiele 
dienen, als Horat. Epist. li, 1, 216 (das. Krüger): Verum age 
et his, qui — — Curam redde brevem vgl. mit Vergil. Ge. Il, 
194: Hic — — Lancibus et pandis fumaatia reddimus exta; Ovid. 
Met. XII, 25; Consol. ad Liv. 218; Hor. Od. Ill, 27, 71 
(Nanck das.): Cum tibi invisus laceranda reddet Cornna taarus; 
A. P. 9 (Kriiger das.): vanae Fingentur species, ut nec pes 
nec caput uni Reddatur formae; ebendas. 316: ille profecto Red- 
dere personae scit convenientia cuique, vgl. mit Ovid. Met. VI, 
121 (Bach. das. mit mehrern st.): Omnibus his faciemque suam 
faciemqae locorum Reddidit; Horat. Od. IV, 15, 80: Lydis re- 
mizio carmine tibiis; A. P. 151: Atque ita mentitar [Homeras], 
sic veris falsa remiscet, Primo ne medium, medio ne discrepet 
imum. So wie in der ersten stelle das harmonische ineinander- 
klingen bezeichnet wird, so iu der zweiten die ohne bemerkbare 
unterschiede sich kundgebende, gleichsam naturwüchsige mischung 
der wahrheit und dichtung. Hieraus wird erklärlich, warum 
Cicero (Tusc. IV, 2, 3: ex quo conspicunm est, et cantus tum 

10) Hierbei lassen wir unentschieden, wie weit dergleichen verba mit 
denen zusammen- oder auseinander gehen, die nach Döderlein und Nä- 
gelsbach (latein. stilistik für deutsche. §. 15) mit intensivem re, red zu- 


eammengesetzt sind als: reformidare, relucere, renidere, redolere und 
dergleichen. . 


651 Za Horas eden. 


fuisse rescriptos voeum sonis et carmiua) für das geschäft da 
tonsetzers dem ausdruck rescribere gebraucht und warum Appr 
leius (Met. X. p. 235 Bip.) das tanzen nach der flöte ποῖ! 
tibiarum sono delicatis respondere gressibus nennt; in dieselbe 
kategorie gelört Maximian. Eleg. V, 18, wo es von einem nit 
chen heisst, dessen gesang die Iyra begleitet: carmina fingen 
docta Et responsuram sollicitare lyram. Ueberhaupt mochte de 
diesfallsige gebrauch des verbums respondere, wie derselbe be 
reits in der prosa hervortritt, dem römischen sprachgefühle der 
ertige analogieen bieten. Und so erhalten mehrere stellen em 
besondere farbung des gedankens, dit denselben durch das strenge 
festhalten an der urbedeutung der sylbe re entzogen ward. Se 
Od. IV, 1, 8: abi, Quo blandae iuvenum te revocané preces, we 
᾿ Peerlkamp’s conjectur: rite vocant, sich von selbst erledigt: s 
Od. 11, 10, 15 (das. Düntzer und unsre bemerkang zu Ill, |, 
21): informes hiemes reducit luppiter, idem summovet, wo das 
erste zeitwort das herbeiführen des unfreundlichen winters im 
kreislaufe der jahreszeiten zur anschaunng bringt: womit τὲ 
vergleichen Sil. ital. IV, 767: Urna reducebat miserandos as- 
nua casus. Ferner. Ill, 1, 21 (auch Nauck das.): Non avian 
citharaeque cantus Somnum reducent, und Il, 1, 29: victorem 
nepotes Rettulit inferias Jugurthae, wodurch dort der schlaf als 
ein schuldiger tribut der natur, hier das todtenopfer im Jichte ge 
rechter vergeltung erscheint. Auderwärts spielt die bedeutung „des 
der sache entsprechenden” in die idee des ‚„‚aequivalents”, also des 
„umtausches” hinüber, wie 1, 31,12: Vina Syra reparata meree, 
oder A. P. 348: Nam neque chorda sonum reddit, quem valt 
manus et mens, Poscentique gravem persaepe remis acutum, was 
Cicero in ähnlicher verbindung voller ausdrückt ad Attic. Xil, 
6,5: per librarios tuos Aristophanem reposueris pro Eupoli. Dem- 
zufolge ist die wahrheit der zeichnung unverkennbar, kraft de 
ren der dichter von der Cleopatra |, 37, 24 sagt: nec muliebri- 
ter Expavit ensem, nec latentes classe cita reparavit oras; amit: 
hin hatte Unger 11) nicht nöthig, die von vielen missverstandse 
stelle mit einer neuen conjectur: rapere ivit oras, zu bereichern. 
Wenn Od. I, 9, 5: Dissolve frigus ligna super foco Large re 


1.) Unger im Friedlander programm 1855. cap. Il. nach d. zeit- 
schrift für d. alterthumswissenschaft 1856 s. 448. 


Za Horas oden. 655 


ponens das erforderliche aufschichten oder zurechtlegen des hol- 
zes and I, 10, 17: Tu pias laetis animas reponis Sedibus das 
geleiten der abgeschiedeuen frommen an ihren bestimmungsort 
von seiten des Mercurias unsrer :einbildungskraft vorschwebt, so 
füllt man in der plastischen darstelluug Virgil’s Aen. IV, 891: 
Suscipiunt famulae collapsaque memhra Marmoreo referuns tha- 
-lamo sératisque reponunt, die sorgfalt heraus, mit welcher die die- 
nerinnen ihre liebeskranke herrin ins marmorgemach bringen und 
sie nach zarter frauen weise auf das lager hinlegen. Se ist 
sicherlich auch Verg. Ge. Ill, 75: Continuo pecoris generosi pul- 
lus in arvis Altius ingreditur, et mollia crora reponst bei dem 
letzten worte nicht mit Voss u. a. an „das wiederholte hinsetzen” 
der geschmeidigen schenkel, sondern vielmehr an. den stattlichen 
gebrauch derselben, an das wohlgefällige auftreten zu denken. 
Aus derselben rücksicht müssen wir Wagner's interpretation (Quaest. 
Virgil. XXXXI) unsre zustimmung ‚versagen, wenn derselbe Aen. 
Vil, 133: Nunc pateras libate Jovi, precibusque vocate Anchisen 
genitorem, et vina reponife mensis durch repetita vice ponere mit 
hinsicht auf den nachtisch erklärt, da doch hier wie Ge. IV, 378: 
Pars epulis onerant meusas et plena reponunt Pocula, nur von 
der herkömmlichen oder zweckdienlichen aufstellung und regel- 
rechten füllung der pokale die rede sein kann. Leider aher 
ward der treffliche erklarer. durch VIII, 175: iubet sublata re- 
poni pocula zu dieser seiner ansicht hingefiihrt. Dass der dich- 
ter in solcher umgebung instaurare epulas gebraucht, worauf 
Wagner ein ganz besonderes gewicht legt, wird durch den um- 
stand erklärlich, dass ein fessliches mahl mit allen seinen er- 
fordernissen geschildert werden soll; daher Stat. Theb. Il, 88: 
Instaurare diem festasque reponere mensas. Wenn Nauck den 
erörterten redegebrauch auch auf Horat. Od. 1, 9, 20: Lenesque 
sub noctem susurri Composita repetantur hora anwendet, so ist 
er nach seinem standpunkte im vollen rechte; indess dürfte es 
hier dem leser unbenommen bleiben, mit Düntzer an den act der 
wiederholung oder mit Frans Ritter an frühere erfahrungen zu 
denken. Wie dem auch sei, so geht aus Epist. I, 8, 2: Musa 
rogata refer durchaus uicht die nothwendigkeit hervor, diesen 
brief für ein antwortsschreiben des dichters zu halten, da die 
verben des erzälhlens und berichtens häufig mit re zusammenge- 
„setzt sind; man vergl. daselbst unsere nachweisungen iu der 


656 Zu Horas oden. 


epistelausgabe p. 9. nebst Äräger zu dieser stelle, welcher wie 
wir den wirklichen sachverhalt auf sich beruhen lässt. Für u- 
sern zweck ist es hinreichend, an A. P. 85: Et iuvenum c- 
ras et libera vina referre zu erinnera. Wenn wir noch der 
ausdrücke Epist. I, 18, 61: Actia pugna — refertur und ali- 
quem ore referre Verg. Aen. IV, 329 erwähnung thun, so ge | 
schieht dies in der absicht um die tragweite des im rede stehe 
den sprachgebrauchs anzudeuten; übrigens sapienti sat! Dem 
wenn ἢ. Klots für seine zwecke berechtigt war, den gedankli- 
ehen fortschritt aus der grundbedeutung der präposition re τὰ 
Cic. Tuse. IV, 2, 3 nachzuweisen, so glauben wir, aus achtung 
gegen unsre leser uus dieses geschaftes überheben zu dürfen. 
Rudolstadt. | S. Obbarias. 


Zu der ersten Catilinarischen rede Cicero’s. 


Ist das zusammentreffen des anfangs der ersten Catilinari- 
schen rede: Quousque tandem abutere, Catilina, patientia nostra! 
mit den worten in der rede des Catilina bei Sallust c. 20: Quae 
quousque tandem patiemini, fortissimi viri? wohl nur ein zufälliges! 
Wenn wir annehmen dürfen, dass hier Sallust die eigenen worte 
des Catilina anführte, so könnten die worte Cicero’s als eine 
anspielung auf dieselben gelten. Diese konnte aber geschehen, 
um gleich bei dem beginn der rede dem Catilina zu zeigen, es 
seien sogar die von ihm gesprochenen worte bekanut, um ihm 
dadurch sofort alle hoffnung darauf zu benehmen, dass es ihm 
gelingen könnte, seine plane wegzuläugnen. Diese voransge- 
setzt kann es um so weniger auffallen, dass Cicero dieser rede 
keinerlei einleitung vorausschickte. 

Schweinfurt. L. v. Jan. 


X XIX. 
Ueber Horaz ode an Plotius Numida. 


In anerkennenswerther weise hat Döderlein in seiner aus- 
gabe des ersten buches der episteln durch ein interpunktionszei- 
chen eine unebenheit geglättet, welche mancher vor ihm mag 
gefühlt haben, die aber bis dahin gleichwohl stehen geblieben 
war. Er setzt Epist. I, 6, 20 nach éectum statt des komma ein 
semicolon und sagt von dem ne des nächsten verses: „dieses ne 
hängt nicht ie dem sion von ira μὴ von dem vorigen pete ab, 
sondern vou einem zu ergänzenden cave; deuu Horaz zählt füs- 
ferlei leidenschaften auf und unterscheidet kunstliebhaberei, eitel- 
keit, ebrsucht, erwerbthätigkeit und streben durch eine reiche 
heirath sein glück zu machen”, d. h. Déderlein stellt den ver- 
bietenden satz am ende der periode den voraufgehenden auffer- ' 
dernden gleich. — Grade durch das entgegengesetzte ist viel. 
leicht licht zu verbreiten über ode I, 36, indem man Cressa ne 
careat pulchra dies ποία durch ein punktum von dem folgenden 
scheidet. Diese ode hat auf mich von jeher einen wunderbar 
fremdartigen eindruck gemacht und mehr als einmal hab ich 
eine neue ausgabe, so wie sie mir zu handen kam, sofort zu 
rathe gezogen, ob sie etwa dies oder jenes meiner bedenken be- 
seitigte, oder wenigstens anerkennte; aber vergebens. 

Gar vieles nämlich ist in ihr, woran ich anstoss nehme; 
so zunächst der matte eingang. Horaz liebt entschieden ein 
kräftiges einsetzen: Odi profanum vulgus. lam satis nivis. Sol- 
vitur acris hiems. © navis, referent. Ὁ diva, gratum quae re- 
gis Antium. Wie farblos steht diesen eingiingen hier das taal 
gegenüber! Wie, uichts als ein iucundum est? und oun gar 
iuvat placare! Waren sie denn in solchem masse implecidit 


658 Za Horas oden. 


Porphyrion freilich meint, sie hätten es doch leicht werden kös- 
nen, wenn die freunde des Plotius sich nach so glänzender er 
rettung nicht dankbar bewiesen hätten: aber dem wortlaute nad 
möchte man eher annehmen, dass es im hinblick auf eine se 
hende gefahr gesagt sei. Dann aber kommt im achten verse dss 
wunderbare aciae non ako rege puertiae: und das soll heisse: 
der in ihren knabenspielen immer den könig gemacht hat!— 
Ist das ernst? Haben sie dean ihre ganze jugend nichts al 
(das königsspiel) gespielt? Seit wann heisst denn spielen pee 
ritiam agere? — Freilich Justin aod Herodét wmd andere er 
zählen, dass es eiu solches spiel gegeben habe; aber was folgt 
denn daraus für unsre stelle! Wenn es aber denn auch wirk- 
lich möglich wäre, dass aliquo rege pueritiam agere hiesse mit 
jemandem als krabe fleissig könig und unterthan spielen, wie 
kann sich die toga mufata diesem kinderspiel unterordnen? oder 
lässt sich ein mit que angefügter satz anders als untergeerdse 
und bloss angereiht auffassen? Es müsste ja nothwendig am 
heissen. — Was ist aber in Cressa ne careat pulchra dies nets 
für eine pulchra dies gemeint? Ist pulchra proleptisch gesagt 
von dem tage, der durch den vom dichter gegebenen schmass 
zum festtage werden soll? Das wäre doch eine unbescheide- 
heit, wenn der dichter sagte, er wolle den tag feiern, dass mas 
ihn roth zeichnen solle im kalender. — Man soll den tag sicht 
vor dem abend loben. Auch stimmte das wenig zu dem matten 
iuvat; und heissen denn das die worte? Aber weno auch; s 
ist neben diesem satz das Neu promptae modus amphorse eis 
ger zu heterogener gedauke: damit dem tage sein rother strich 
im kalender nicht fehle und kein mass sei im herbeiholen ver 
flaschen! — Gehen wir zu New morem in Salium sit requies 
pedum: es muss ein tanzinustiges volk gewesen sein, das die 
füsse regt, sobald nur ein tag im kalender roth gezeichnet wird. 
Aber was sagt Cicero? Nemo fere saltat sobrius, nisi forte iase- 
ni. Nun wir wollen die worte nicht urgiren; stillschweigend 
denkt der einen consul vertheidigende consul an das alter sei 
nes clienten wie an dessen stellung im staste; aber leugnen 
lässt sich doch nicht, dass gravitas und severitas weit eher as- 
spruch haben für hervorstechende züge des römischen national- 
characters zu gelten als tanzlustige heiterkeit. Und nun die was- 
derliche ordnung, dass der dichter, der von der amphera zum 


Zu Horas oden. 659 


tanz kam, num wieder vou diesem zum wetttrinken übergeht: 
Neu Damalis Bassum vincat amystide. Man sollte doch denken, 
das hätte passender hinter new promptae modus amphorae ge- 
standen. 


Sind aber diese bedenken nicht ohne weiteres zurück zuwei- 
sen; so fragt sich, ob es denn eine lösung derselben gibt, und 
in dieser beziehung habe ich auf eine änderung der interpunk- 
tion hingewiesen. Soviel ist in dieser beziehung einleuchtend, 
dass mit dem new v. 11 eine periode anfangen kann, und dass 
nichts uns zwingt, es mit dem voraufgehenden ne in verbindung 
zu setzen. Dasselbe geschieht ja A. Poet. 189: 

Neve minor neu sit quinto productior actu 
Fabula 
und Verg. Aen. IX, 41: Si qua interea fortuna fuisset 
Neu struere anderent aciem neu credere campo. 

‘Es ist also unverfänglich nach v. 10 ein punktum, und dann na- 
türlich nach fogae ein komma zu setzen. Aber kann ein geän- 
dertes interpunktionszeichen so viele bedenken beseitigen? Wir 
wollen sehen. Ich will nun kein gewicht darauf legen, dass 
durch jenen punkt die ode in zwei gleiche theile zerfällt. Wie 
tief die strophische gliederung in die horazischen gedichte ein- 
greift, wie sie durchweg in seinen oden und epnden erscheint, 
und wie wichtig ibre beachtung für die sichere erfassung des 
sinnes im einzelnen ist, werden wir erkennen, wenn uns erst 
das von G. Linker in seiner ausgabe des Horaz p. wi über 
diesen gegenstand verheissene werk vorliegt. Es scheidet sich 
aber unser gedicht so in zwei theile, von desen der erste die 
einladung zum mabl, der zweite die schilderung der beabsichtig- 
ten feier enthält. Die letztere besteht aus einem negativen und 
einem positiven theil (6 und 4 verse). Der letztere sagt uns, 
dass ein liebendes paar, dem alles eine innige theiluahme schen- 
ken werde (putres oculi das gegentheil von sicci I, 3, 18: ὑγρά, 
τακερὰ ὄμματα, ebrii oculi, Catull. 45, 11: Obbarius), den mit- 
telpunkt des festes bilden solle; der erstere, aus drei gliedern 
bestehend, nennt uns die mittel, durch welche der dichter das zu 
erreichen hofft: wein, tanz und blumen. Wein und tanz bilden 
das erste glied, das zweite wehrt den gedanken an einen frevel- 
haften misbrauch des ersteren ab (pugnare scyphis Thracum est. 
1, 27, 1). Der wein soll zu tanz und geselliger \uat eleven 


660 Zu Horas eden. 


(es ist ja eine jugendlich heitere gesellschaft), wicht zu wise 
zechen und lärmen verleiten. So bildet die ampkora sine med 
prompia das allgemeine, welches die beiden folgenden specielk 
glieder bindet. Mit leichtigkeit gleitet dann der dichter von 
wein zu dem dritten glied, den blumen, hinüber; versteckt abe 
die dreigliederung des theiles, indem er durch ein sechsface 
ven den leser glauben macht, dass er eine blosse häufung re 
sich habe. Es sind vielleicht unter den geladenen solche, dese 
ein wildes zechen nicht so unwillkommen wäre, darum bütet de 
dichter sich diesen mittleren haupttheil, an den sich die 4 schlax 
zeilen als gegensatz recht eigentlich anreihen, als das hervers 
heben, was er in wirklichkeit ist. Freilich gehen die auslege 
in der deutung der worte new Damalis Bassum vincas amyılıdk 
stark auseinander, vielleicht auch, weil man durch die stellag 
dieses gliedes über seine bedeutung getäuscht wurde; aber & 
erklärung, die Pollux und Acron von amysiis geben, συνεχὴς πὸ 
σις (s. Ritter), lässt wohl kaum einen sweifel zu; es ist das 
ausstossen des glases um die wette, wie es auch unsre stede- 
tenwelt noch ganz wohl kennt !). So haben denn auch Dille- 
burger und Nauck die stelle mit vollem recht gefasst: Damals 
soll zu einem solchen tollen wettstreit mit dem den wein sick 
eben liebenden oder nicht viel davon vertragenden Bassus nich! 
veranlasst werden. Orelli kehrt, nicht eben zum vortheil der 
stelle, die sache um: an diesem tage soll Bassus seine mässig- 
keit vergessen, wodurch mir die pointe verloren zu gehen scheist, 
obgleich Düntzer ihm beitritt. Ganz unverständlich aber werde 
die worte, wenn man mit Weichert den Bassus für einen trinker 
und gutschmecker ansieht. Es bildet dieser satz, wie geaagt, oil 
dem eben vorhergehenden: neu sit requies pedum, eine art eit 
theilung des satzes, neu promptae amphorae sit modus, als das. 
wozu der wein veranlassen soll und wozu nicht. So schwiade 
der oben gegen die ordnung erhobene einwand; zugleich aber 
liegt es auf der hand, einerseits dass der satz neu prompiat 
amphorae sit modus jetzt, wo er hauptsatz und zwar der erste 
in einer reihe von hauptsätzen ist, viel geeigneter ist einen ober 
sutz abzugeben, als nach der früheren interpunktion, wo er ü 


1) Das pugnare scyphis 1, 27 ist gewiss nichts anders als cerlare 
amystide, und diese ode schildert uns die weise und den ton, welche 
der dichter von seinen genossen fern wissen will. 


Zu Horas oden. 6641 


einer reihe ven: absichtssätzen der zweite war und andererseits, 
dess die erwähnung des tanzes erst dadurch unverfänglich wird. 
Bei der vorigen auffassung erschien derselbe als folge davon, 
dass man den tag: roth zeichnete im kalender, als hätt’ es keine 
'Iustbarkeit gegeben ohne tanz, jetzt aber ist er der ausdruck 
der heiterkeit einer bestimmten gesellschaft und auch neben der 
grössten gravitas und severitas im volkscharacter wird es on 
se gestimmten in keinem volke fehlen. 

Wenden wir uns aber nen zum ersten theile (oder dürfen 
wir sagen, nach entwickelung der antistrophe zur strophe?), se 
tritt uns mit dem Cressa ne careat pulchre dies nota die frage 
entgegen: welcher tag? Wir antwerten: natürlich der dies to- 
gae mutatae. Der dichter beabsichtigt eine feier des jahresta- 
ges, an welchem Lamia und Pletias eiust die toga virilis ange- 
legt haben. Dass eine solche üblich gewesen sei, weiss ich 
freilich nicht nachzuweisen; aber wie gern Horaz an frühere 
bedeutsame ereignisse: erinnerte, zeigen eine reihe von eden, zu- 
wächst das gaaz analoge Vile potabis 1, 20; Martiis caelebs 
Bi, 8; Ὁ nata mecum 1ll, 21; Vina Torquato move eonaule 
pressa meo Epod. XIII, 6; Cras nato Caesare festus dat ve- 
niam somaumque dies Epist. I, 5, 9. Wenn aun auch das to- 
gem mulare eine bürgerliche bedeutung hatte, so liegt doch in 
der den laren an diesem tage geweihten bulla etwas religiöses; 
und die dii custodes, die doch wohl keine andern sind*als eben 
die larea, and das ture placare weist ups auf eine religiöse 
seite der feier hin; denn tus ist nicht nardus und malobathrun, 
sonders spende für die gétter. Von diesem gesichtspunkt aus 
scheint sich die situation des liedes fest zu gestalten. Plotius 
Numida ist aus grossen gefahren zurückgekehrt, mit jubel von | 
den freunden begrüsst, seine rückkehr mit manchem schmause 
gefeiert worden, bei welchen Damalis und Bassus und das wett- 
trinken ibre rolle mögen gespielt haben. Auch der diehter.reiht 
sich jetzt den feiernden an; aber bei seinem mahle sell nicht 
tollbeit und tobsucht das präsidiam. führen, nicht wüster kitsel 
des gaumens die hauptsache ausmachen. Es hat sich zwischen 
dem zurückgekehrten und Damalis cia liebesverhältniss angespen- 
nen, das denselben eine stillere, dem herzen rechnung tragende 
feier als willkommen erscheinen lässt. Die früheren- gastgeber 
(Lamia und seine frennde) waren: reiche. vornehme leute quae 

Philologus. ΧΙ. Jahrg. 4. ΓΟ 


662 Za Horas eden. 


sen: mit ihnen zu wetteifern kann dem dichter nicht einfallen 
So ladet er denn ein, nicht za lärmendem und pruskenis 
schmaus; bescheiden tritt er dem gefeiertes entgegen mit einem 
dawat, ich möchte wohl, ich möchte. gern. Er wiirst und bei 
sein mah! durch die erinnerung, dass ain bedeutsamer tag pe 
waht sei, dem in gewisser weise eine religiöse feier gobi, 
darum weist er zunächst auf die götter hin, die ver se und 0 
viel jahren um gunst angerufen worden sind (placati) und dese 
jetzt eine neue huldigung gebührt, die ja der eigentliche mm 
jedes glückwunsches ist. So gefasst erscheint das ungewöh 
lich leise auftreten des dichters im anfange des liedes durch & 
situation motivirt und geboten, 

So bleibt uns nur noch das actee non ake rege pueräse u 
erklären übrig. Mit der herkömmlichen erklärung kann ich mic 
picht versöhneu. Zwar dem zussmmenhange mach könnte τῶ 
kinderspielen gar wohl die rede sein; aber das kann pueriliss 
agere ja nicht heissen. Es ist überflüssig zu verweisen af 
actatem agere desidiose Lucret. IV, 1180, regie culta Salles 
Cat. 37, 6, aevum agere per crimina Ovid. Met. X, 243, =» 
mum agere octogesimum Cic. Cato Il, 4: allenthalben ist es as 
anbringen, verleben, durchleben einer zeit mit alles ihren ereig- 
nissen, nicht verfolgung einer einzelnen richtung. Aber «bes 
80 wenig als pueritiae aciae ein ausdruck für die jugendspiek 
ist, kann das non alio rege dafür gelten. Diese deutung berakt 
lediglich auf der Epist. I, 1, 59 angeführten kindernänie, de 
aber hier dem zusammenhang wevig angemessen scheint, da, wit 
schon oben gesagt, durch die verbindung mit que das spielend 
von dem satze ausgeschlossen scheint, und im susammephange 
auch keine spur darauf bindentet, So liegt es denn offender 
am nichsten iu non alio rege keine andere bedeutang von res 
zu suchen als die, welche wir auch sonat bei Heraz finde, 
z. b. Epiat. 1, 17, 43: Coram rege sua de paupertate taceates 
plus poscente fereut; ], 7, 37: Rexque paterque audisti, eine 
vornehmen, grossen, an dessen hofe jemand lebt und in deses 
brot er steht. Das scheint so nahe zu liegen, dass man gewis 
längst zu dieser erklärung würde gegriffen haben, hätte nich 
‘ die verbindung mit dem mutataeque simul togae davon abge 
mabnt. Aber das ist doch nur ein trüglicher scheig. Nach He 
raz eigenen wortea Epist. I, 7, 37 war Maecenas sein rer: wir 


f 
L 
! 


Za Horas oden. 668 


können also von ihm sagen: Maecenate rege Horatius aetatem 
egit. Kennten wir aber die jugendverhältnisse des Agrippa ni- 
her, so träfen wir vielleicht die wahrheit mit einem Agrippam 
Octaviano rege pneritiam egisse. Man wird so nicht mehr ein- 
wenden, dass Lamia und Plotius zugleich die toge virilis ange- 
legt hatten, folglich gleichaltrig waren. War denn Maecenas 
älter als Horaz? Es ist wahr, wir kennen das geburtsjahr des 
ersteren nicht; aber alles scheint doch darauf hinzudeuten, dass 
er ungefähr mit Octavian gleichaltrig war; und der war zwei 
jahre‘ Ydnger ‘Wit der @ichtet. Kuru die! worte wad der susam- 
menbang führen nach meiner meinung mit sothwendigkeit zu der 
annahme, dass Plotius Numida entweder ein armer oder ein früh 
verwaister knabe gewesen sei, der mit dem: reichen, vorneh- 
men, jungen @. Aelins Lamia (Od. 111,47. 1, 26. Epist. I, 14, 
6) in dessen hause, als getosse im lerne und spielen aufge 
wachsen war, ued der, wie er mit ihm eingetreten wär ias lehen, 

so im leben ihm ein tfener, anbänglicher, zärtlieber freund biieb. 

Meldorf. | . Kolete?. 


"Xenophons Symposiain ὃ 8. 38. 


Kenopbon sagt Sympes. 8 §. 39, was Kallias thya müsse, 
um sich. die liebo des Autolykos zu ‚sichern, und führt fert: 
ὀφευνητέον δὲ καὶ ποῖα “«Ἱαχκεδωαιμόνιοι ἀσκοῦντες πράέτιστοι δοκοῦ- 
ow ἡγεμόνερ εἶναι" πρόξενοι δὲ καὶ κατάγονται ἀεὶ παρὰ σοὶ di 
πράειστοέ αὐτῶν. Dass Kallias Proxerios der Lekedimeénier au 
Athen war. zeigen die von den herausgebern angeführten stel- 
len, aber deshalb die Lakedämonier spotevo: des Kalliss zu 
nennen ist gegen allen sprechgebrauch. Dies hemerkt mit recht 
Meier de proxeasia sive de publicé Graecorum hespitio p. 26, 
aber wenn er verschlägt προξέμῳ, was mit σοὶ zu verbinden:sei, 
so ist das eine bei einem prosaiker durchaus unzulässige wert- 
stellung; auch könnte, selbst wenn προξένρῳ hinter σοὶ stünde, 
ὄντι nicht fehlen. Es ist sm lesen: πρόξενος δ᾽ εἶ καὶ xardyer- 
σαι ἀεὶ παρὰ doi οἱ κράεισεοι αὐεῶν. 

᾿ Hermann Sauppt. | 


At 


BU A 


XXX. 
Ueber: einige stellen aus Cäsar’s bellum civile. 


Es ist eine anerkannte thatsache, dass ein grosser theil de 
verderbaisse dieses buches anf interpolation beruht. Das meist 
der art hat Nipperdey hinweggeräumt, aber auch Kraner [δε 
bierin noch zu thun. Dass noch mehrere stellen da seien, ® 
denen dieselbe kritik anzuwenden ist, soll das folgende zeige. 

Um bei einem kleinern glossem anzufangen, deren zahl im 
dritten buche sehr gross ist, wird Ill, 67, 8 gelesen: ipee & 
verso itinere quam potuit occultissime reliquas cohortes, numere 
XXXIll, in quibus erat Jegio nona multis amissie centurionibes 
deminutoque militum numero, ad legionem Pompei castraque #- 
nore duplici acie eduxit. Dazu Kroner: „castra minora, d.i. 
das oben vetera castra genannte, von ihm schon einmal besetzte 
lager” vgl. 66, 1: animadversum est cohortes quasdam, qued 
instar legionis videretur, esse post silvam et in vetera castrs 
duci. In 66, 2—7 wird nun die lage dieses frähern lagers be 
schrieben. Cäsar hatte früher diesen ort besetzt und nachdem 
er weggerückt war Pompejus iba eingenommen, und zwar se, 
dass er die frühern, für sein bedürfniss zu engen verschanzunges 
Cäsars stehen liess, rings herum aber neue hinzufügte. Daher 
δ. 5: ita minora castra inclusa maioribus castelli atque arcis le 
cam obtinebant. Also sind die minora castra des Cäsar vee 
den maiora des’ Pompejus umschlossen. Später nun, nach ver 
änderung der sachlage, als Pompejns eiu anderes lager bezogen 
und unterdessen ein gefecht vorgefallen war, schickte Pompeju 
eine legion nach demselben ort, der nunmehr vetera castra d.h. 
Pompei heisst. Cäsar, dies bemerkend, rückt gegen diese le 
gion und das von ihr besetzte oder zu besetzende lager aus. 


Usher ‚einige stellen ans: Cäsar's bellum cisile. 465 


Es ist klar, dess,. wenn’das minora: echt ist, es nur. im obigen 
sinne, des innern lagers gegenüber dem. äussern, gemeint sein 
kann, denn ein vergleich mit dem jetzigen lager des Pompejus 
liegt ausser jedem betracht. Nan ist es sber nicht zu glanben, 
dass Cäsar sagen würde, er führte seine soldaten gegen des 
innere lager, da. er doch sur durch das äussere in das innere 
lager dringen konnte.. Höchstens dann hätte diese bezeichnung 
allenfalls noch einen siun, wenn von vornherein die Pompejaser 
auf das innere lager sich beschränkt und nur dieses besetzt hät- 
ten. Davon ist aber keine rede, die Pompejaner befinden sich 
auf dem äussern walle, ὃ. 4: celeriter sggressus Pompeianes 
ex vallo deturbavit; und erst nach hartnäckigem widerstande zie- 
hen sie. aich. in das innere lager zurück: δ. 6: sed tamen nostri 
virtate vieerunt excisoque ericio primo in maiora castra, pest 
etiam in casiellam, quod erat:inclusum maioribus castris, irrupe- 
rust. Unsere stelle würde daher vielmshr maiora als minora 
verlangen, wenn wir nicht allen grund hätten, das minore ein- 
fach für ein glossem zu halten, das aus 66, 5 herüberkam. 
Ein längeres glossem findet sich Ill, 10, 10. Nachdem Cä- 
ser seinen friedensvorschlag in folgende werte gefasst hatte: 
iaterea et reipublicae et ipsis placere oportere, si nterque (Cö- 
sar und Pompejus) in contione statim iuraviseet se triduo pro- 
ximo exercitum dimissorum. Depositis armis. anxiliisque,. quibus 
annc confiderent, necessario populi senatusque indicie fore utrum- 
que conteatum, wird §. 10 fortgefabren: hace quo facilius Pom- 
peio probari possent, omnes suas terrestres nrbiumque copias 
dimissurum. An dem ausdruck ferrestres urbiumgue copiae nahm 
schon Nipperdey anstoss und schrieb statt urbium: acvidim, was 
Kraner aufnahm. Indessen erklärt Kraner. selbst, nech bedenken 
gegen diese emendation zu hegen, ἐδ gegenüber terresires cher 
ein adjectiv maritimaa.. oder navales zu erwarten wäre; auch hat 
Terpstra sicht unrecht, wonn er gegen Nipperdey einwendet,. wie 
unbedeutend die navales copise des Cüsar gewesen seien. . Auch 
ist die conjectur nicht gerade von den leichtesten; Der schaden 
liegt tiefer als in dem einzigen worte; uns kommt der gause_ 
satz nicht nur sis mässigs, sundern geradezu absurde wieder- 
holung des ὃ. 9 gesagten vor. Mdscig ist der zusatz, nachdem 
schon bestimmt gesagt war: si uterque iuravisset se triduo pre- 
ximo exercitum dimissurum, und: depositis ermis anxiliisque; wm- 


066 Ueber cistige stellen aus Casares bellum eidiäd. 


sinnig sind die worte: ‘hace que faeilms- Pompeie prebari pes 
sent. Denu dieses hace selbet kann nur auf den: vorschlag ge 
hen, dass beide triduo ‘preximo ihre beere emtlassen sollten, m 
danu die. entscheidung in die hände des römischen volkes mi 
senates zu legen. Folglich heisst unser sats nichts anderes ak: 
damit Pompejus sich mit dem vorschiage, dass wir beide zunamına 
sach verlauf von drei tagen unsere heore enilassen,. sich desto de 
befreunde — will ich mein ganses heer entlassen (11. Dass Cicer 
diess nicht vor Pempejus thun werde, wie man etwa aus én 
worten schliessen könnte, insofern sie echt wären, hat er sehe 
vorber bestimmt gesagt und versteht sich aus der natur de 
sache. Haben wir demnach §. 10 als einschiebsel eines iaterpe 
iators erkaunt, der der rede dadurch einen grösserm nachdred 
geben wollte, dass er des Cäsar im schlusssatze ech einmel 
seine bereitwilligkes, die heere zu entlassen, ausdrücken lie, 
— se werden wir ihm auch seine tervestres urbiumque cepiss 
wanngetastet lassen, da es ihm darau lag, zu sages, dass Cis 
keine truppen bei sieh behalten werde. Die freilich hier sieh 
passende unterscheidung mag er aus 35, 6 enteommen Babes, 
welche stelle von den commentateren hier citirt wird.. 

Gleiche behandlung verlangt Ill, 17, 1. Nachdem e. 16. 
Libo seinen allerdiogs nicht ernstlich gemeinten verschlag ge 
macht hatte, die unterbandlungen mit Pompejus wieder anfzueeb- 
men und bis die autwort zurückkäme waffenstillstand zu schlie 
ssen,, wird fortgefahren: Quibus rebus neque tum respondenden 
Caesar existimavit (alii: — bat) neque aunc ut memoriae prode= 
tur (alii: ut memeria prodatur) satis causae petamas. Wes 
zuerst den zweiten theil des satzes betrifft, müssen wir frage: 
was ist denn nicht der mübe werth zu erzäblen? etwa was Ci 
sar geantwortet hatt Er hat ja nichts geantwortet, wenn wit 
dem ersten gliede, den worten: neque tum respondendem exist 
mavit, glauben schenken dürfen. Oder, was er etwa hätte aat- 
worten können? das wäre doch gar zu lächerlich. Unser sat 
ist also unsinnig, schen wean wir ihn für sich betrachten. Se 
hen wir nun auf das folgende, so nimmt sich die behanptung, 
Cäsar habe dem Libo nichts geantwortet, komisch aus, da gleich 
nachber $. 2—4 eine ziemlich detaillirte antwert angeführt wird, 
in den werten postulabat . . . impedimenti loco. Dieser wider 
spruch mit dem folgenden würde nur dann nicht stattfinden, wean 


Ueber einige: stellen dus Casar's beilum civite. or 


sich nachweisen liesee dass das quibas vebus non reapéudéendum 
existimavit suf eieen‘dhuil der rede des Libo gehe, während er 
den andern thei] einer aufwert gewürdigt habe. In solcher fas- 
sung könnte dies nor auf den schiusseats gehen: hue addit pauca 
de causa et de copiis auxiliisque. suis; aber gerade diese heiläu- 
figen bemerknogen des Libo erfordera durchaus keine antwert, 
wehl aber die vorschläge in beziehung auf waffenstillstand und 
unterhandlung , und diese erfolgt auf beide punkte ausführlich 
genug. — Endlich hat man in dieser stelle (vgl. Kraners an- 
merkung) mit recht einen allaugrossen ühermuth von seite Cä- 
sars gefunden, der an sich zwar durchaus nicht unmöglich wäre, 
aber im widerspruch steht mit seinem von ihm selbst wenigstens 
geschilderten versöhnlichen und bereitwilligen auftreten bei allen 
andern friedensvorschlägen. Wie würde sich ein so barseh ab- 
weisender übermuth zusammenreimen mit der berufung. auf seine 
friedensliebe, die er gerade in der unterhaudlang mit Libo an 
den tag gelegt habe, ce. 90, 2: quibus modis ad Oricum cum 
Libone de mittendis legatis centendisset? er wäre nur dann be- 
gründet, wenn Cäsar gleich von anfang an erkanat hätte, dass 
es Libo nicht ernstlich damit meine. Diese erkeantniss erfolgt 
aber erst sus dem betragen des Libo nach der anhörung von 
Cäsers antwert ὃ. 5 und 6: Ille neque legatos Caesaris reci- 
pere neque periculum praestare eorum, sed totam rem ad Pom- 
peium reicere: unum instare de indutiis vehementissimeque con- 
tendere. Quem ubi Caesar intellexit praesentis periculi atque 
inopiae vitandae causa omnem orationem instituisse neque ullam 
spem aut condieionem pacis afferre, ad reliquam cogitationem 
helli sese recepit. So kommt es schliesslich allerdings dazu, 
dass Cäsar sich um Libos vorschlige nicht mebr kümmert ,. ein 
resultat, das unser glossator vielleicht ursprünglich an: den rand 
geschrieben hat, freilich mit dem lächerlicben zusatze: neque 
munc ut memorise prodantur, satis causaa putamus — von wo 
es in den text kam au einer stelle, wo es durchaus verfrüht 
ist. Nach unserer ansicht also folgen auf die rede des Libo 
die worte: postulabat Caesar; vielleicht könute man nun am dem 
imperfect anstoss nehmen, weil kein perfekt mehr voraufgebt 
(wie vorher ezistimavit, wofür aber in andern handschriften : 
existimabat). Dans ist die ändernug im postulat sehr leicht, 
obgleich wir sie nicht für absolut nötbig halten. 


668 Ueber einige stellen aus Cäsar's bellam civile. 


la JN, 18, 5 trifft man wieder friedensunterhandlange. 
Vorher wird erzählt, dass Vibullius endiigh die aufträge, de « 
von Cäsar an Pompejus erhalten, ausgerichtet hätte. Pompeu 
aber hätte ihn barsch unterbrochen ‘und nichts vom unterhant 
lungen wissen wollen. Darauf wird bemerkt: Cäsar hätte die 
erst später nach beendigung des krieges vem denen erfahre, 
die an jenem gespräche theil genommen hätten: Belle perfect 
ab iis Caesar haec facta cognovit, qui eermoni interfuerunt, — 
bis dabiu ist alles in der ordnung; wie aber fortgefahren wer 
den kaan: conatus tamen nibilo minus est aliis rationibus pe 
colloquia de pace agere, begreife ich nieht. Also: ebwehl ΟΣ 
sar nach der beendigung des krieges den ausgang der unterkast 
lungen und das benehmen des Pompejus dabei erfuhr, fahr α 
doch jetst fort unterhandlungen anzuknüpfen und sich verséhalic 
zu zeigen. Offenbar würde dieser: uachsatz: conatus temen εἰ 
hilo minus est u.s.w. einen vordersatz voraussetzen ungefähr 
folgender art: „so misslang auch diese unterhaudlung ; nichts 
destoweniger u.s.w.” und wir würden auch unbedingt hier οἷδε 
lücke, die ungefähr auf die angegebene weise asszufülles wäre, 
vor conatus tamen atatuiren, wenn wir nicht ven vorn heres 
eher glosseme anzunehmen berechtigt wären, und der satz εὐ: 
natus-agere nicht auch noch in andern beziehungen anstössig 
wäre. Nipperdey nämlich wirft aus demselben die worte per cel 
loquia als interpolation heraus. Indem er dieselben als appesi- 
tion fasst zu den aliis rationibus, findet er mit recht, dass eis 
solche erklärung der rationes hier nicht am platze sei: san 
quae illae rationes. fuerint, seq. c. luculenter explicatur atgre 
oratio ἰδὲ ita instiluta est, ut de re nondum explicata dici appe- 
reat. Neque enim, nisi res ignota etiamtum legentibus adınage- 
retur, sequentia sine ulla coniunctione inferrentur. Die werte 
_ sind jedenfalls unniitz, wenn sie eine apposition bilden. Sie sind 
aber ferner falsch, wie Kraner richtig sagt; dens waren de 
frühern unterbandlungen nicht auch colloquia? wenigstens dir 
fen die im folgenden capitel erzählten nicht im gegensate zu de 
anders und ausschliesslich so genannt werden, mag ihnen ascı 
κατ᾿ ἐξοχὴν dieser name zukommen, wie es z. b. auch heisst 90, 
2: quae per Vatinium in colloquiis egisset. Kraner hat, um die 
worte zu retten, eine andere erklärungsweise versucht; aliis ra- 
tionibus per colloquia sei — colloquiis aliter institutis, die aber 


Udber einige stellen aus (δαί bellum civile. 669 


se geschrankt ist, dass sich schwerlieh jemand damit befreunden 
wird. Da wir sonach aus diesen gründen dea gassen satz co- 
nahıs- agere als einschiebsel betrachten müssen, se werden wir 
die worte per eslloquia allerdiags als apposition zu den aliis 
rationibas anzusehen haben, indem der glossater in dem worten 
19, 1: crebraque inter se collequia milites habebant die hezeich- 
mung dieser msuen art von unterhandlung zu finden meinte. 

ἴα Wi, 17, 2 sagt Varro: praeoccupatum sese legatione 
ab Ce. Pompeio, teneri obstrictum fide; secessitudinem quidem 
sibi uikilo minorem cum Caesare intercedere, neque se ignorare 
quod esset officium legati, qui fiduciariam operam obtiheret, quae 
vires suae, quae voluntas erga Caesarem totius previncise. Hier 
verweisen wir einfach auf die treffliche auseinandersetzung Kre- 
mers, dass der satz: quod esset — obtineret durchaus nicht in den 
zusammenhang passe. Aber auf der andern seite können wir 
uns auch nicht mit Krasers vorschlage befreunden, des satz in 
den ersten theil zu verlegen und zu schreiben: pracoccupatum 
sese legatione ab Cn. Pompeio, teneri obstrictum fide, quod esset 
efficium legati, qui fiduciariam operam obtineret. Denn wer 
wird glauben, dass Cäsar dem starkeu und in sich klaren aus- 
drucke: obstrictum fide .teneri, die durchaus nur wiederhelende 
und noch dazu abschwächende umschreibung hinzugefügt habe? 
man beachte die wiederhelung die in deu worten fide und fidu- 
ciaria liegt, ferner würde der satz: est officium legati, teneri 
ebstrictum fide unklar, wo nicht völlig fehlerhaft gedacht sein; 
es ist wohl pflicht fidem servare, aber nicht obstrictum teneri 
fide, denn dies drückt schon selbst das pflichtgefiihl in seiner 
allerschärfsten ferm aus. Daher halten wir auch diesen sats 
für ein glossem, indem der interpolater glaubte dem zweiten 
gliede der rede des Varro eisen äbnlichen gedanken über die 
pflicht des legaten einfügen zu müssen, wie er schon im erstes 
angedeutet war; durch diese andeutung wurde er an stellen wie 
ill, 51, 4 erinnert,-die er zu dieser interpolation benutzte. Er- 
wähnenswerth ist noch der umstand, dass fiduciarius unsers wissens 
bei Cäsar senst nirgends vorkommt. 

Dies stellen, die durch auswerfes vos glossemen zu heilen sind; 
andre noch scheinen uns verdächtig, ohne. dass wir die lösung der 
schwierigkeit gefunden hätten. So z. b. ist die vielgetadelte stelle I, 
14, in der erzählt wird dass Lentalus in panischem schrecken, den τα 


y 


670 Ueber einige stellen aus Casse’s bellum civile. 


selbst die thüre des Acrars zu schliessen, bei der falachen nachrich 
von der aukunft Cäsars, mit den übrigen magistrateu von Res 
nach Capua entflohen sei, nicht sewehl ihres umwahrsebeisliche 
inhalts wegen asstössig (denn Jill, 38 und 106 werden ms ἃ 
beziehung auf den tempelschatz zu Ephesus ganz ähnliche sact- 
doten aufgetischt), als wegen des ganzen zusammenhaugs. 6f 
fenbar wird nämlich hier die hekannte flucht der consels wi 
der senatoren u.s.w. nach Capua ersäblt.e Und doch het dies 
alles schen viel früher stattgefunden: ce. 10: aeceptis mandatis Re 
scius » Caosare Capuam pervenit ibique censules Pompeismgt 
invenit. Erst nachdem Cäsar die rückantwort vow Capus m 
erhalten, rückt er vos Ariminum weiter und nimmt eine mesg 
ven städten ein: c. 14 gelangt er nach Auximum und ers 
jetzt heisst os e. 14: quibus rebus nuntiatis geschah die fuck 
nach Capus. Man muss gestochen, dass wens c. 14 nicht one 
interpelation enthält (c. 18 würde sich an 15 vertrefflich a» 
schliessen) Cäsar in einer weise geges klarkeit der darstellesg 
gesündigt hat, die sonst im ganzen bellum civile nicht vorkemat, 
Wir geben indess dies mehr als andeutung denn als bestimmt 
bebauptung. 

Hieran reihen wir zwei stellen, in denen wir gegen Np 
perdey und Kraner die vulgata festhalten müssen. Zuvörderst 
halten wir die conjectur Nipperdeys: consuerant für censuerast 
in I, 44, 4: ipsi autem saos ordines servare neque ab sigus 
discedere, neque sine gravi causa eum locum, quem ceperaat, 
dimitti consuerant oportere für ein blosses versehen, denn wr 
consuerant welches zu servare und discedere passend wäre, rt 
dimitti oportere gesetzt werden könne, ist micht einzusehen; 
merkwürdiger weise hat aber Kraner diese conjectar aufgenom- 
men und vertheidigt. Aber abgesehen davou, dass censuerast 
eine grammatische unmöglichkeit ist, ist an dem cenauerant durch 
aus kein anstoss zu nehmen. Kraner sagt: „da bier die be 
den Römern gewöhnliche art zu kämpfen dem barbarischen ge 
brauche entgegengesetzt ist, kann von einer ansicht, welche die 
soldaten hatten, füglich nicht die rede sein”. Als ob man nicht 
oft sagte, weil ich so und so gewöhnt war, so glaubte ich das 
und das thun zu müssen (oportere)! 

Zu Il, 39, 5: capti homines equitesque, wo Nipperdey sed 
Kraner nach einer alten vermuthang equique schreiben, war aller- 


Ueber einige stellen aus Cäsar’s bellum civile. 674 


dings von den vertheidigern der handschriftlichen lesart nicht Liv. 
IX, 19 zu vergleichen; in welcher stelle wirklich nicht die equites 
von den homines als pedites, sondern von den veterani unter- 
schieden werden, sondern Liv. XXI, 27, 1 omnem ripam equites 
viriqae obtinentes (vgl. Weissenborn daselbst), wo ganz der gleiche 
fall ist. Wir dürfen daber das bandschriftliche equites beibehalten. 

In den worten !, 8, 3: completur urbs e sus, comitium tri- 
bunis, centurionibus, evocafis bat Kraner selbst die bedenken 
angedeutet, die gegen die von ihm in den text aufgenommene 
ewendation Nipperdeyk' '"eömpletur' urbs militibosd ;  comitiam ‘tt. 
bunis centurionibus evocativ! spreehen. Man sieht nicht ein, 
warum die soldaten in der stadt, die Tribunen und Centurionen 
in das comitium verwiesen werden sollten. Aber eine erwähnung 
der gemeinen soldaten iat nicht absolut sothwendig, warusk sollte 
man sicht sagen kéanen, wenn auch etwas übertrieben, die stadt 
war voll von effisieren und veterasen? Freilich kann man das 
früher aufgenommene et eius comitinm nicht buauchen, dagegen 
möchten wir οἱ. ius ia ef speum. verändern, completur urbs et 
ipeum comitium tribenis, vgl. 6, 7: im urbe et capitolio. | 

1,6,5 bat Kraner überseugend nachgewiesen, dass nicht wie 
Nipperdey wollte, consules die regierenden consuln als subjeet zu 
dem privato cousilie praetereuntur dem verdorbesen: Philippus 
et Cotta substituirt werden dürfen. Vielmehr werden erfordert 
die consulu des vorigen jahren; statt Philippus et Cotta setzt 
er daher Paulus est Marcellus, Eine allerdings starke änderung. 
Wir würden doch iu dem letstern theile: Cotta (was auch Ocb- 
ler zu meinen scheint, wean er schreibt Philippus et consules) 
für COS (cousules) das verderbniss suchen und dann im sinne Kra- 
ners schreiben: prioris anni cossules. Auch unsere änderung 
ist gewaltsam, dech lange nicht so sebr wie die Kraner’s. 

Als blosse versehen sind wohl bei Kraner die weglassung 
des his (nach Oudendorps vermuthung) bei leeis excedere I, 61, 
3 und die einschiebung des sicht bezeugten is. vor equitum ow 
mero 111, 50, 1 anzuseben. 

Zum schlusse nach die kleinigkeit: es scheint 1, 15, 3 statt 
magne parte militum deseritur grammatisch nothwendig zu sein 
zu lesen: a magsa parte militum: cf. 1, 35, 1: a praesidiis 
adsersariorum Calydone et Naupacto relictis. 

Winterthur bei Ziirich. Arnold Hg. 


XXXI. 
Die angebliche vollendung des Portas Romanus durd 
Augustus. _ 


~ 


Th. Mommsens gressartige forschungeu auf dem gebiet: 
des römischen alterthums legen jedem mitarbeiter auf dieses 
felde die pflicht auf, die resultate. seiner untersuchungen einge 
hender zu begründen, sobald sie sich mit den ergebnissen dieses 
forschers nicht in übereinstimmung befinden. In selchem falk 
sehe ich mich in bezug auf den Portus Romanus, dessen sollm- 
dung Mommsen in den abhandlungen der siichs. gesellsch. 1850 
p. 651 dem Augustus beigelegt hat. 

Bevor ich auf die beweise eingehe, welche Mommsen für 
seine bebauptung anführt, sei es mir verstattet, einen blick δεῖ 
die schriftsteller zu werfeu, welche jenes hafenbaues gedenken. 

Der erste und in jeder beziehung bedeutendste unter ihses 
ist der ältere Plinius. Als seisgenosse erzählt er von Clandias’ 
thätigkeit für jenen hafenbau, und berichtet als augenseuge ves 
der jagd, welche die Prätorianer dort auf eine orca anstelites: 
(navigiorum) unum mergi vidimus reflatu beluae opertam onda: 
IX, 6, 5, 15: vgl. ib. XVI, 40, 76, 202. XXXVI, 9, 40, 70. 
Dabei lässt jedoch der ausdruck: tum ezsedificanse eo porten, 
unbestimmt, ob Claudius den hafen zuerst is angriff nahm, oder 
ob er nur den auslau desselben durch anlage zweier molen nnd 
eines leuchtthurms vollzog. Allein ausser den angeführten stel- 
len gedenkt Plinius noch in einer vierten jenes hafembaues, sed 
zwar so, dass er denselben als Claudius’ werk hezeichset 
XXXVI, 24 bespricht unser autor die wunderwerke Roms. Uster 
denselben erwähnt er der Aqua Claudia und fährt dane §. 124 fort: 
Eiusdem Claudi inter mazume memoranda equidem duzerim quom- 


Der Portus .Rewaves: 678 


emittendum inenarrabili profecte inpendio et opererum multitedine 
per tof annos, cum aut conriwatio aquarum, qua terrenus mons oral, 
egerereiur in vorticom machinis οὐ silex cacderetur quaniague ‘intus 
im lenebris flerent, quue. neque coneipi. animo nisi ab iis qui videre, 
practereo, item vias per montis excisas, mare: Tyrrhenum a Lucrino 
molibus seciusum, tot ponilé:tantis impendiis facios.: Plinius spricht 
hier sein subiectives urtheil dahin.iaus,. dass der durchstich am 
Facinev- see unter Claudius’ bautes die ‘bedeutendste: sei, begriin- 
“ἀεὶ dasselbe durch. eine gedrängte darstellung jenes unternchmens 
and fährt dann fort: . denn den bau des hafens zu Ostia über 
gehe ich, desgleichen die strassen, welche durch gebirge ge- 
apreugt siod o.s.w. Dieser letzte satz steht, wie nam zeigt, 
in unmittelbarem zusammenhange mit dem vorhergehenden, und 
es liegt wenigstens nahe, die dort erwähnten untersehmungen 
gleichfalls ale schöpfungen jenes kaisers anzusehen. 

Glücklieber weise besitzen wir in einigeu inschriften einen 
commentar zu Plinius’ worten. Claudius baute die Via Claudia 
Augusta vem Po bis zur Denau (Henzeu 5400). Dieselbe 
δες durch Tyrel, und: wohl ein seiteuarm sweigte. sich nach 
Altisum ab (Orell. 708. 648). Ausserdem verdankten die Via 
Claudia sova von Foruli bis zum :zusammenflusse des Aterous 
und Tiripus, sowie die Via Claudia Valeria von Cerfennia bis 
zur Aternus - münduug demselben kaiser ihre .entstehuog (Hen- 
zen 5181. Orell. 711). Alle diese strassen waren, wenigstens 
zum gressen theile schwierige gebirgswege, vine per montis 
excisac, und die . letztgenannte machte den bau von 43 brii- 
‚cken nethwendig, so dass Plinios werte: tot pontis tantiz im- 
pendiis factes, selbstredend auf dieselbe hindenten. Nehmen wir 
nech binzu, dass auch der ausdruck : opus pertus Ostiensis, sich 
im der inschrift bei Henzen 5008: operis portus caussa, aus d. 
j. 46 wiederfindet, so werden wir kaum ernstliche bedenken he- 
gen dürfen, dass es in der that werke des Claudius sind, welche 
Plinius am schlusse der citirtes stelle nur aufzählt, ohne weiter 
auf dieselben einzugehen. — Allerdings ist über die an dritter 
stelle genannte absebliessubg des ‘Tyrrbever-meeres vom Lueri- 
wer -.see dureh Claudius nichts weiter bekaunt. Allein dieser am- 
stand: schliesat unsere auffassung keineswegs wus, denn veda Über 


674 Der Pertas Reamnes. 


die genannten stzassenbanten wer jede kunde erleschen, bis du 
angeführten inschriften als redende zongen. jener greseartiqu 
unternehmungen wieder hervortraten. Wir. wissen aus Sirah 
(ὅ,. 4 p. 3897 Tehn.), dass ein demm von acht stadien länge mi 
an breite, wie ein breiter fahrweg, „ein werk des Hercules”, da 
Lucriner - sce vom meere schied. Zu Agrippa’s zeit hatte der 
selbe durch winterstürme so sehr gelitten, dass man ihn selbst 
zu fusse nicht leicht mehr passiren konnte, und als damals de 
anlage des Portus lulius durch äussere verhältaisse gebets 
wurde, nahm jener staatsmann eine erseuerung des dammes ver. 
Gleiches konnte leicht unter Claudius von neuem nothwendig sei 
wie denn jetzt jener damm in der that verschwunden ist. Fer 
biger alt. geogr. 2, p. 501.. 

Plinius also und die inschrift bei Henzen 5098 schreiben des 
Opus portus Ostiensis dem kaiser Claudius zu: ehue frage zwei 
bedeutende zeugnisse aus jener zeit selbst. Allein anch diese 
ausdruck ist gleich dem eben angeführten: exaedificante, za we 
nig präcise, um die auffassung Mommsen’s auszuschliessen, nach 
welcher schon seit Augustus ein hafen bei Ostin bestand, aber 
erst durch die anlage des gewaltigen Molo mit der insel ued 
dem „leuchtthurm uster Claudius” recht brauchbar gemacht wurde 

* Erst Sueton sagt ausdrücklich von Claudius: portum Ostise 
exstruzit: cap. 20. Dazu giebt derselbe schriftsteller vorher as, 
es sei Claudius nicht unbekannt gewesen, dasa Caesar dies pre 
ject zu öfteren malen aufgenommen, aber der schwierigkeit we 
gen aufgegeben hätte. Nun fällt Sueton’s geburt in eins der 
letzten jahre Nero’s, und damals hiess der hafen bei Ostia Por- 
tus Augusii, wie aus den von Preller mitgetheilten münzen er 
hellt: berichte üb. d. verh. der sächs. gesellsch. d. wisseased. 
1849. Verdienste der biograph wirklich die wegwerfenden epi- 
theta, welche Mommsen ihm gelegentlich beilegt, — ich erlaube 
mir, hierüber auf meine in kurzem erscheinende geschichte des 
Claudius und seiner zeit aufmerksam zu machen, — so kösnte 
es uns »icht befremden, wenn er jenen hafen ohne weiteres als 
ein werk des Augustus bezeichnete. Allein er thut nicht nur 
dies nicht, sondern zeigt sich über diese wie über andere bas- 
ten des Claudius gut unterrichtet. Se giebt er vom der Ayus 
Claudia an, sie sei ven Caligula begonnen ; von dem durchstich 
des Fucinersees weins er, dass Augustus seinetwegen unablissig 


Der Partns Restanns. 675 


won den marsere angegangen ist, aber das. unternehmen .abge- 
lohnt hat; ebenso ἰδέ ibm nicht unbekemat,:.dass Cäsar sich mit 
dem hafenbau öfter beschäftigte. War derselbe aber von An- 
gustus wirklich ausgefäbrt, so lag es für Susten so nahe, dies 
zu erwähnen, dass ich wenigstens. vergebens nach einem grunde 
gesucht habe, der daa stillschweigen des biographen erklärte. 

Allein ein Argumentum ἃ sileutio hat stets seine bedenken, 
und Sueten ist nach Memmsen (p. 600) der mann der Asticham- 
bre und der anekdoten, — geben wir weiter zu Dio (LX, 11), 
der freilich beinahe zweihundert jahre später geschrieben, aber 
doch senst durchweg gute quellen henutzt bat. Sein bericht igt 
genau und deteillirt: die schwierigkeit, Rom zu verproviantirem, 
gab Claudius anlass, den hafen zu bauen (λιμόνα nagacxevacas). 
Er hefragte die baumeister nach dem betrage der kosten, ihre 
antwort lautete: sie sind no gross dass du ihm nicht bauen wür» 
dest! Aber auch diess schreckte ihn nicht ab von dem entwurfe 
und der vollendung eines wahrhaft römischen werkes. Auf dem 
festlande wurde ein hafenbassin ausgegraben und ringsum mit 
steinen ausgesetzt, dann das meer in dasselbe eingelassen. Vor 
dem bassin wurden molen ins meer hinein gebaut, zwischen den- 
selben eine insel geschaffen und auf derseiben ein leuähtthurm 
errichtet. Dieser bericht trägt unverkennbar des gepräge der 
wabrbeit an sich: dafür apricht theils die specielle mittbeilung 
über die autwort der bauverständigen, theils die erwähnte in- 
schrift, nach welcher Claudius im j. 46 fossis ducts a Tiberi 
operis porius causa emissisque is mare Rom von der gefahr einer 
überschwemmung befreite. Wenigstens wüsste ich nicht was 
man sich unter diesen fossis anderes vorstellen könnte, als einen 
oder mehrere kanäle, weiche von der Tiber in jenes hafenbas- 
sim geführt und durch dasselbe ins meer geleitet wurden. 

Aber gesetzt, Dio babe seine augaben unzuverlässigen ge- 
währswännern entnommen, sollte der bau eines hafens, der den 
schiffen bei Ostia nicht nur zuflucht vor stürmen gewährte, son- 
deru ihnen auch möglich machte, zu allen zeiten dort einzulau- 
fen und mit voller ladung nach Rom zu gehen, und der se 
die hbeuptstedt vor dem mancherlei schwierigkeiten der versor- 
gung mit lebensmittela schätzte, — sollte ein solches werk, 
segensreich nud wohltbätig wie kaum ein zweites, micht die am 
erkenpung der zeilgenossen in solchem grade erworhen buben, 


676 Der Pertus Romanas. 


dass man allgemein seines lobes voll gewesen wäre? Aber bu 
dichter, kein geschichtschreiber, nieht Augustus selbst bei af 
zähluug der bauten, die er in Rom ausgeführt (Moaum. Ascyı), 
gedenkt der segnungen eines solchen werkes mit einer einzu 
silbe. Strabo (V, 8, p. 875 T.) nennt Ostia sogar ausdrücklich 
eine stadt „ohne hafen”, wo die sehiffe auf beher see sur cau 
gefährlichen ankerplatz finden: dieses zeugmiss freilich verbiekt 
wenigstens die annabme nicht, dass Augustus nach der zeit, weds 
geograph zu Rom war, einen solchen bau ausführen liess, ebm 
dass jener bei abfassung seines werkes hierven kunde erbalı 
hatte. Von sämmtlichen resten der Augusteischen literater git 
nur eine einzige dichterstelle, und auch diese mur nach der au» 
legung eines scholinsten, kunde von dem hafenbau bei Ostia, ab 
einem werke jenes kaisers. MHoraz führt nämlich Ars peetin 
v. 63—67 zu dem satze: alles menschenwerk ist vergänglic, 
folgende beispiele an: 
— sive reeeptus 

terra Neptunus classes aquilonibus arcet — 

regis opus — sterilisque diu palus aptaque remis 

vicinas urbes alit et grave sentit aratrum, 

seu cursum mutavit iniquum frugibus amnis 

doctus iter melius: mortalia facta peribunt. 
Dieselben bezieben sich —.das liegt auf der hand, — auf grer 
artige bauten, die in der zeit, wo Horaz diese verae schrieb. 
viel von sich reden machten, sei es nun dass man dieselben ow 
projectirte, oder schon in ihrer ausführung begriffeu war. Se 
verstanden schou die alten scholiasten jewes dichterwert, um 
zwar deuteten es Acron und Porphyrion auf swei, der Cruquit 
aus dagegen auf drei bauten. Letzterer offenbar minder rich 
tig, denn von den drei einzelheiten, welche er nambaft madcı, 
stellt der dichter, wie die satzgliederung zeigt, den ban eines 
hafens mit der trockenlegung eines sumpfes offenbar in ein ver 
bältniss enger zusammengehörigkeit, und diesem, aus zwei thei- 
len gebildeten ersten gliede wird die beschaffeng eines besseres 
flussbettes als ein zweites an die seite gesetzt. Also spricht er 
1) von einem hafen, der vor nordwinden schutz gewährt, ust 
der damit zusammenhängenden trockenlegung eines sumpfes, 2) 
von der beschaffung eines neuen flussbettes. Während die sche 
lien unter letzterem einstimmig die Tiber und gewisse regal: 


- — m — 


Der Portus Redsanwe. 697 


zungen des strombettes durch Agrippa verstehen, und den palits 
auf die pomptinischen sümpfe deuten, wird der erste vers von 
Acros auf den Portus lulius, von den übrigen dagegen saf den 
hafen bei Ostia bezogen. Doch sind die letzteren commentatoren 
kMerüber nicht ganz einig: Porphyrius denkt an Julius Cäsars 
projectirte anlage des hafens bei Ostia, und der Cruquiaous be- 
riehtet, Augustus habe „bei der stadt Ostia das hereinbrechende 
meer abgeschlossen, durch erdwall und steine verbaut und dort einen 
hafen gemacht”. In dem belehrenden aufsatze Preller’s im bd. 
II dieser zeitschrift p. 483 ff. ist diesen scholiasten - erklärun- 
gen gegenüber auf die von Cäsar entworfenen, von Augustus 
wenigstens theilweise ausgeführten bauten hingewiesen, von wel. 
chen Plutarch. Caes. c. 58 nachricht giebt. Da Mommsen ohne 
widerlegung Preller’s von neuem der erklärung der scholien 
beigetreten ist, so sei über diese bier noch einiges bemerkt. ᾿' 

Zuuächst ist festzuhalten, dass Heraz von. einem hafen 
spricht, der vor dem nordwinde schatz gewährt. Wie νοῦ Prei- 
fer (I. c. p. 485) nach Heyne bemerkt ist, waltete ein solches 
bedürfniss bei dem Portus Julius nicht ob. Ebensowenig schützte 
der Portus Romanus vorzugsweise vor dem nordwinde, vielmehr 
erstreekten sich die hafendämme gerade nach norden, und seine 
mündung war vermuthlich gegen nord - west gekehrt (Nibby b. 
Preller in d. bericht. der sächs. gesellsch. 1849 p. 13, a. 88). 
Beachtet man nun das nähere verhältniss zwischen dem hafen 
von welehem Horaz spricht, und den pomptinischen sümpfen, und 
bezieht beides auf Cäsar’s plan, dicht unterhalb Rom’s die Tiber 
in einen tiefen kanal abzuleiten, und denselben um das verge- 
birge Cireeji herum unweit Terracina ins meer zu leiten, und 
so den handelsschiffen eine leichte und sichere fahrt nach Rom 
zu schaffen: so dürfte es an sich in hohem grade wahrschein- 
lich sein, dass Augustus, als er die ausführung jenes projectes 
vornabm; an der müsdung seines kanales einen hafen anzulegen 
beabsichtigte. Derselbe würde in der that vor dem nord, und na- 
mentlich vor diesem winde schutz gewährt haben, theils durch seine 
lage, theils dadurch, dass er die umsehiffang des Circejischen vor- 
gebirges und die fahrt längs der küste bis zur Tibermündung 
beseitigte. — Auch hinsichtlich des flusses, qut cursum frugibus 
iniquum mulacit, möchte ich, nachdem die erklärung der scho- 
lien dureh Fea u. a. widerlegt ist, ao den Anio denken, der nach 

Philologns XI. Jahrg. 4. AS 


678 Der Portus Romanus. 


Plutarch gleichfalls mit Cäsars unternehmen im susammenhang 
stand. 

Allein, weno auch Horaz von einem asderen hafenbaue ge 
sprochen hat, als von dem bei Ostia, so kann die nachricht des 
schol. Crag. dennoch an sich wahrheit enthalten. Fassen wi 
seine worte genau ins auge. Apud Ostiam civilatem August 
mare irrumpens inferclusit ef aggerre terrae ef lapidibus interchsi 
portumque ἰδὲ fecit. Halten wir hiermit zusammen, was Casa 
bei Ostia thun wollte, nämlich dem meere in Roms nächte — 
nähe durch aufschüttungen riegel (κλεῖθρα διὰ χωμάτων) ver | 
schieben, die flachen und zum ankern nicht geeigueten stelles 
des ufers wieder reinigen d. h. ausbaggeru und umfassende bi 
fen und rheden anlegen: so lässt sich ein zusammenhang zwi- 
schen beiden nnternehmungen kaum verkennen. Was Cäsar is 
angriff genommen hatte, scheint von Augustus in der that wer 
ter geführt zu sein, wie die trockenlegung der pomptinischen 
sümpfe (Suet. Caes. 44. Dio 45, 5. 45, 9. Strab. 5, 3 p.375) 
und die anlage eines kanales durch dieselben (Schol. ad Her. 
I. c. Sat. 1, 5.). So mag auch am hafen bei Ostia noch eine 
zeit lang fortgearbeitet sein, allein was dort geschah, zeigt sich 
von dem bau des Claudius völlig verschieden. César und Ar 
gustus gingen von der ansicht aus, dass das meer die versar 
dang der küste herbeiführe, und gedachten daher, durch see 
wärts angelegte dämme „von erde nnd steinen” das hineindris- 
gende meer abzuschliessen, was bei der irrigen voraussetzung 
natürlich erfolglos blieb. Bald wurde man inne, dass die Tiber 
durch ihren sand und niederschlag an jenem übelstande schuld 
trage, und Strabo, der etwa um das jahr 30 v. Ch. in Rom 
war, giebt dies ausdrücklich an. Seitdem ruhten die hafenar- 
beiten, und die schwierigkeiten, Rom mit getraide zu versorgen, 
mehrten sich von jahr zu jahr, bis Claudius den bau des hafens 
in einer neuen weise in angriff nahm, die wenigstens für einige 
zeit zum ziele führte. 

Claudius’ werk erhielt durch Nero den namen Portus Au- 
gusti, denn nicht nur am hofe des neuen herrschers ergoss sich 
gleich nach dessen thronbesteigung, wie der Ludus de morte 
Claudii zeigt, massloser spott über seinen vorgänger, sonders 
auch der durchstich am Fuciner - see blieb successoris odio (Plin. 
XXXVI, 15, 24, 124) liegen, und der tempel des Claudius, des 


Der Portus Romanes. 679 


Agrippina begennen hatte, wurde durch Nero prope finditus zer- 
stört und seine verehrung als gott abgeschafft (Suet. Vesp. 9. 
Claud. 45.). Um so begreiflicher ist die benennung des hafeas 
mit jeuem doppeldeutigen namen, „unten welchem sich die ge- 
meine tradition natürlich sehr bald den allbekannten kaiser dachte” : 
Preller berichte |. c. p. 17. 

So hat es denn an sich wenig auffallendes, wenn der chro- 
nograph vom j. 854 berichtet, dass unter Augustus das riesen- 
schiff Acatus aus Alexandria mit dem obeliskem des Circus maxi- 
mus zuerst in den Portus Romanus eingelaufen sei. Denn ei- 
uerseits stand: fest, Augustus habe einen obelisken zu schiffe 
nach Rom hrisgen lassen, andererseits schrieb man diesem kai- 
ser den bau jenes hafens zu: was konnte leichter geschehen, 
als dass sich die überlieferung bildete, jenes schiff sei überhaupt 
des: erste gewesen, welches in jenen hafen einfuhr? Und blicken 
wir auf die einzelnheiten bei dem chronographen, so bleibt kaum 
ein zweifel, dass wir hier einen atoff der sage vor uns haben, 
der Inwinenartig anschwillt, je weiter er sich von den zeiten 
des einfachen faetums entfernt. Plinius spricht (XXXVI, 9, 14, 
69. 70) von den schwierigkeiten, obelisken speciasis admodım 
sevibus nach Rom zu bringen. Augustus stellte das schiff, wel- 
ches den ersten dorthin geführt hatte, auf den werften zu Pu- 
teoli auf, und dort war es zu Plinius’ zeit verbrannt. Cali- 
gula erbaute zur überführung seines obelisken ein riesenschiff: 
omnibus quae unquam in mari visa sunt mirabiliorem, — qua nave 
nihil admirabilius in mari visum esse certum est; — es führte als 
ballast 120,000 modii linsen, — praegrandis illa domus verius 
quam navis: Plin. XVI, 40, 76, 201. 111, 16, 20, 119. Clau- 
dius hatte dieses, nicht wie Mommsen meint, das von Augustus 
erbaute schiff, zur errichtung seines leuchtthurmes im hafen von 
Ostia versenkt. Allein so riesenhaft dieser koloss an sich war, der 
sage wurde er noch viel unermesslicher: sie macht aus beiden 
schiffen eins; es genügt ihr nicht mehr, dass der obelisk mit 
seiner vierstückigen basis (Plin. }. c.) auf demselben transportirt 
wird, sondern sie tbut hinzu: 400,000 modii weizen, 1200 pas- 
sagiere, pfeffer, leinengewebe, papier und nitrum! ΝΕ 

Oder ist es vielleicht nur einbildung, dass wir an dieser 
stelle des chronographen eine dem erlöschen nahe und darum fast 
bis zur unkenntlichkeit erblasste überlieferung erkennen! Trigt 

AS* 


680 Der Portus Romanus. 


seine schrift vielleicht in anderen partien den unverkesabares 
stempel der wahrheit an sich? Ich sollte meinen, jede zeik 
müsste darthun, dass, wenn auch apärliche goldkörner uate 
dem aufgehäuften schutte erkennbar sind, doch das ganze bid- 
lein allem, was wir sonst aus der alten literatur besitzen, a 
glaubwürdigkeit nachstebt. Oder bedarf es dafür noch weitere 
beweise, als wenn s. 645 z. 6 Romulus beim baden ertrinkt, 
1. 9 Tarpeja von Titus Tatius getödtet wird, quod secres 
Romuli ei propalare noluisset, — man möchte fast an das beicht- 
geheimniss denken! — wenn Numa z. 13 sophaa, tische, stible, 
leachter erfindet, z.18 Ancus Marcius den beinamen Philippus führt, 
z. 22 Tarquinius Priscus zwei gladiatoren-paare auftreten lässt, 
quae comparavit per annos XXVIII? Oder wenn s. 646 z. 13 
enter Claudius: primum venenarii et malefci comprehensi sual? 
was Mommsen auf die ausweisung der mathematici (Tac. Ass. 
12, 52) bezieht, wiewohl diese — selbst das kaum denkbare 
zugegeben, dass sie als „gifimischer und bösewichter” bezeic- 
net seien — damals doch keineswegs zum ersten male geschah. 

Doch genug und übergenug! Kine achrift, wie die be 
sprochene, mag dem einzelnen, der sich in eine specielle unter 
suchung derselben vertieft, wegen mancher brauchbaren notises 
„wichtig erscheinen : aber eine überschätzung ihres werthes, na- 
᾿ mentlich so bewährten auctoritäten gegenüber, wie Mommsen sie 
ihr hat zu theil werden lassen, kann vor tieferer ernster for- 
schung nicht bestehen. . 

Greifswald. ἢ. Lehmann. 


Zu Charisius. 


Der zuletzt von Ribbeck in den n. jahrb. f. philol. u. pä- 
dag. bd. LXXV, p. 308 behandelten stelle des Charts. p. 116 P. 
8. v. siremps wird mit der einfachen änderung geholfen seis: 
Caesar ergo ,,siremps lex esto” quasi sacram vocaverit (cod. 
violaverit) dixisse pronuntiandus est (d. Ah. adiechvisch), nisi forte 
quidam adverbialiter legere maluerint ,,simiter lex esto”. 

Greifswald. M. Herts. 


XXXII. 
Die sprachphilosophie vor Platon. 


6. 1. Einleitung. Um sich ein urtheil bilden zu können, 
in welcher weise die sprachpbilosophie der Griechen die frage 
mach dem sprach - ursprung in ihr bereich gezogen habe, scheint 
es nützlich, ehe wir zu der darstellung der griechischen sprach- 
philosophie schreiten, cise kurze andeutung zu geben, wie sich 
heutzutage jene frage gestaltet hat. 

Die sprachphilosopbie sucht doch nach einem gruudprineip, 
worauf sie alle sprache im allgemeinen, als verständlichen aus- 
laut des geistes, zurückführen kann und welches sie, dea for- 
derungen der durch die grammatik im weitesten umfang zu ver- 
mittelnden einsicht gemäss, in den formen und dem reichtham 
der sprachen zur geltung zu bringen sucht. 

So ausgedräckt, ist die einfache aufgabe der sprachphilo- 
sophie im unseren tagen gleichsam eine zwiefache geworden. 
Die eine ist rein metaphysisch und erstreckt sich auf das ver- 
hältniss, worin der menschliche geist im allgemeinen sur sprache 
steht. Die zweite ist empirisch und erstreckt sich auf die that- 
sache der verschiedenen sprachen und sprachweisern im verhält- 
niss zur natur und zum geiste der völker nnd volksschaften. 

Die letztere aufgabe setzt voraus, dass, um ihr zu genii- 
gen, die grammatische kenntniss der sprachen eine fortgeschrit- 
tene sein muss und sie lehrt uns die, den menschen innerlich 
und äusserlich bedingendeu, beschränkenden verhältnisse aner- 
kennen, aus denen die sprachmannichfaltigkeit natürlich uud noth- 
wendig hervorgeht. Denn als des product gewisser, die men- 
schennatur nach einer gewissen ausdehnung beschränkenden, oder 
vielmebr die menschen ais vulk naturwüchsig erzeageaten \e- 


682 Die sprachphilosophie vor Platon. 


dingungen, wird die sprache von der vergleichenden gremmalik 
unmittelbar aufgefasst. Deren böchster zweck ist aufschliessasg 
aller möglichen sprachformen für ein einfaches verständniss. 

Von deu unausgebildetsten sprachen bis zu den musgebilde- — 
sten ist ein weiter weg, gerade so weit, als von dem unansge 
bildetsten menschlichen geiste bis zu dem ausgebildetsten. Wie 
unausgebildet aber eine sprache auch sein mag: sie zeigt sic 
doch immer einestheils als eine schon gewordene, fertige, ender- 
theils als eine, dem in ihr sprechenden individuum zum ausdracke 
seines gedankeninhalts dienende, geniigende. In jeder sprache 
wiederholen sich zwei verschiedene erscheinungen, die im grund 
eine sind. Nämlich einer gewordenen sprache des volks schliesst 
sich eine werdende des individuums immer in jedem augenblicke aa 
und jede sprache ist deshalb eigenthum des volkes (ἐνεργείᾳ) und 
eigenthum des einzelnen (δυνάμει). Durch die identität des ge 
dankeninhaltes mit der sprache eines volkes wird erklärt, waran 
das individuum, der sprache gegenüber, vollkommne freiheit hat. 
Denn weil es geistig, seiner ganzen persönlichkeit nach, mit 
dem geistigen inhalt seines volkes verwächst, vermag es sein 
geistiges wesen frei in der sprache des volkes auszudrücken, 
worin eben die freiheit besteht. Die gebundenheit aber des ger 
stigen inhalts in iuneren und äusseren verbältnissen ist der grund, 
warum die sprache als besondere, eigene erscheint, ist mithin 
der grund der sprachmannichfaltigkeit, weil diese inneren und 
äusseren verhältnisse besonders uud verschieden, immer aber 
schöpferisch mitwirken. Sogleich liegt in dem aufgehen des 
individuums in die gesammthbeit die möglichkeit des verständnisses. 

Die anerkennung der spracbmaonichfaltigkeit führt dabin, 
die gesammtheit eines volkes gleichsam als ein individuum dea. 
ken zu müssen, das stets, wie in der gegeuwart, seine geistigen 
bewegungen ausspricht. Und um den gegensatz zwischen indi- 
viduen, die frei wirken und der gesammtheit, von welcher sie 
abhängen, aufzuheben, kann man nicht anders, als beide in ei- 
nem höberen dritten verbinden, als die geistes- und sprach -eat- 
wicklung eines volkes in jedem augenblick als ein gesammtes, 
lebendiges besitzthum betrachten. 

Insofern sprache mittheilung und verstindaiss voraussetzt, 
kann sie nur unter individuen statt finden; aber doch wären ge- 
rade jene unerklärlich, wenn die individuen nicht in einem hö- 


Die sprachphilosephie vor Platon. 083 


kern sinne eins wären. Wäre dieses höhere ein, alle individuen 
ohne ausnahme unbeschränkt verknüpfendes: so würde es nur 
eine sprache, wie ein volk geben. Aber es ist etwas durch ver- 
hältnisse bedingtes, die volks-natur, als besondere, gestaltendes. 

Insofern menschliche individuen neben einander da sind, se- 
ἔχοι sie sprache voraus. Für sie ist sprache, was für den vogel 
der gesang, für jedes thier die stimme, man kann sogar fort- 
fahren, was für die pflanzen dasjenige ist, warum sie neben 
einander blüben und gedeihen. Die sprache ist wie der geist 
der individuen mit ihnen da. Ohne mittheilung, oboe verständ- 
piss, was ist der menschliche geist? Beide entwickeln sich mit 
und in einander. Der geist giebt den inhalt, die sprache den 
ausdruck , die entwicklung beider geht den durch verhältnisse 
bedingten weg und erwirkt, dass geist und sprache in einer, 
sie bestimmt und eigenthümlich ausprägenden form erscheinen, als 
bestimmier volksgeist in der volkssprache. Auf diesem gebiete der 
urfragen, wie die verschiedenen sprachen neben den verschiede- 
nen volksgeistern entstanden sind, verschwistert sich, um eine 
lösung anzustreben, die sprachforschung mit der physiologie, 
mit der psychologie und mehreren anderen wissenschaften über 
die natur and das wesen des menschen. 

Einige der hier in betracht kommenden fragen hat auch 
Platon berührt, aber ganz anders hehandelt nach seinem stand- 
punkt, anf welchem die bedeutung des volksgeistes für das we- 
sen und die sprache des volks und des individuums nicht mit 
jener evidenz einleuchtete, wie jetzt auf dem standpunkt der 
sprachvergleichung. 

Indem wir jetzt io kurzen zügen im obigen angedeutet ha- 
ben, wie sich gleichsam ein zweiter theil aus der einen, auf 
erklärung des sprachursprungs gerichteten aufgabe mit der ent- 
stehung der sprachvergleichung losgelöst bat, nämlich derjenige, 
welcher die realen principien der mannichfaltigkeit der sprachen 
za erklären sucht, können wir ahnen, womit der erste, der me- 
taphysische (heil der aufgabe sich beschäftigt. Nämlich ihr gehört 
die frage an, welcher ist der gemeinsame urquell, aus welchem 
die verschiedenen volksgeister und volkssprachen entspringen ? 

So ist die frage nach dem sprach -ursprung heutzutage mit 
dem standpoukt' der, über die mannichfaltigkeit aufklärenden 
grummalik, und so ist das eigeutlich philosaphiuche an Wot, daa 


684 Die sprachphilesephie vor Platen. 


auf die letzten gründe geht, mit der, über die mannichfaltigkeit 
der volksnaturen belehrenden ethnographie, mit psyehologie, pby- 
siologie u.s.w. verwachsen. 

§. 2. Gesichtspunkt, aus welchem die griechische sprackphil- 
sophie in betracht kommen kann. — Bei den Griechen dageges 
für uns am dentlichsten nachweisbar, eutspross aus dem schoose 
der philosophie im allgemeinen die sprachphilosophie.. Man bette 
schon nach dem grunde und wesen des allgemeinen seins gr 
forscht und gefragt, ehe man dahin kam, nach dem urspruag 
und damit sogleich nach der richigkeit der sprache zu frage. 
Und obwohl die sprache von anfang an das mittel aller phile 
sophischen erörterung gewesen war, wurde sie doch erst spi- 
ter das object derselben. 

Als die etymologie und grammatik in ihrer kindheit wares, 
versteckte sich der reichthum des concreten sprachschatzes nach 
seinem innern zusammenhang einer und noch mehr verachiede 
ner sprachen. Die sprachen waren als mittel der gedankesmit- 
theilung eben da, für Hellenen sowohl als für Barbaren. Ja 
für Homer schon war die sprache der götter eine andere, als 
die der menschen. Vielleicht hielt er, indem er fühlte, dass die 
gedanken der götter nicht die der menschen sind, die sprache 
für das eigenthümliche product der wirkung der natur auf mensch 
liche vorstellungen und gedauken. Das schöne geheimniss, dass 
er im tönenden laut, im wort, im satz, die äussere welt und die 
innere des menschen, erkannte, umspielte ihn. Es war das wie 
ein räthsel, das auch früb die frage hervorlockte, wie kann es 
geschehen ἢ 

Es ist natürlich, dass diese frage, rein speculativ wie sie 
ist, da sie zuerst nichts vorfand, mit dessen hülfe die bestasd- 
theile der sprache auf empirischem wege bereits dargelegt uad 
entfaltet worden waren, sich nur auf das ganze einer sprache 
richtete, Genauer noch, es konnte eine sprache sogar nur von 
demjenigen, dem sie gleichsam als spiegel, abklatsch, schatten 
aller um ihn und in ibm vorhandenen verhältuisse und erscher 
nungen erschien, einer untersuchung unterworfen werden. Je 
nachdem die welt zu seinem verständniss sich bahn brach, schaffte 
sie selbst sich durch die sprache bei andern verständniss. Die 
sprache wurde zunächst gegenstand einer dunkel tastenden frage 
pach dem ursprung , welche sogleich das mittel für die mittbei- 


Die sprachphilesephie vor Platon. 685 


lang der weltanschauung war, also nur eine sprache, eine im 
der natur gegriindete. 

Hiermit ist sogleich ausgedrückt, wie sich im beginn das 
verhältniss der sprache zur philosophie im allgemeinen und je- 
der im besondern gestaltete, als eben die philosophie die welt- 
anschauung des einen anders, als des anderen ausbildete. Das 
verhältniss blickt durch, wie es Platon schon erkannt hat. Denn 
im Cratylus (401 D sq.) sagt er wiederholt, dass vielleicht He- 
raklits philosophie nur ein ausdruck desselben sei, was ältare 
schon geglaubt und in die sprache gleichsam gelegt hätten. 
Obne zu glauben, dass Heraklit seine philosophie von der bewe- 
gung aus der sprache geschöpft hätte, die er im geiste der al. 
ten enträthselte, will Platon vielleicht daran erinnern, dass je- 
uer die sprache in übereinstimmung mit seinem system aus dem 
fluss der dinge für entsprungen hielt. Deuschle in seiner schö- 
nen schrift ,,die sprachphilosophie des Platon” spricht üher das 
verkältniss zwischen spracbphilosophie und philosopbie gleich im 
anfang. In anwendung auf den Heraklit glaube ich mich seiner 
worte mit verständniss bedienen zu können, dass nämlich Hera- 
klits philosophie, ,,ibren allgemeinen principien nach, die fahig- 
keit in sich trug, die gegebenen formen der sprache zu erklä- 
ren und die erklärung sogleich als ein bestimmtes glied unter 
ihr allgemeines zu befassen”. 

Eine gewisse sprachphilosophie — wenn man diese ansicht 
über die sprache, als reines ding, so nennen will — ging oder 
konnte ‘bald in die philosophie übergehen. Zunächst schon in 
frühester zeit nach analogie in das jedesmalige philosophische 
system, das die worte nach demselben princip, wie alle erachei- 
nungen auflasste. Wie also nach Heraklit das wort eben die 
bewegung, so drückte dasselbe nach‘ Parmenides das seiende aus. 
Dena wie Parmenides das nichtsein für undenkbar, so erklärte 
er dasselbe nicht weniger für unsagbar. Parmenides kam es 
aber wohl nicht ia den sian, weil er das sagbare für das sein 
hielt, dem worte absolute wabrheit zuzuschreiben und von der 
richtigkeit des worts schlechtbio die möglichkeit alles trags 
auszuschliessen in dem sinne, worin es die späteren sophisten 
und die megariker thaten. Die in abstraction von den erschei- 
nungen ibm eigenthümliche betrachtung des einzig seienden und 
denkbaren schliesst deshalb, weil die sprache wicht wlero der 


686 Die sprachphilosophie ver Platen. 


ausdruck der denkenden thätigkeit, der eigentliche λόγος ist, 
sondern auch der tönende reflex der durch die sinne aufgefas- 
ten erscheinungen , die beschäftigung mit demselben als solche, 
aus. Wenigstens in dem theil seiner philosophie, welche über 
das sein handelte, konnte er über die sprache wicht rede; a 
dem zweiten theil, worin er über die meinungen mnd ansichte 
von den erscheinungen, als von des volkes unklaren verstellm- 
gen gesprochen hat, mochte er immerhin auch die sprache aaf- 
nehmen. Ein zeugniss fehlt jedoch darüber, dass Parmesides 
dem wesen der sprache näher nachgefragt hahe. 

Die ansichten beider philosophen können uns nur die schos 
im beginn enge und nothwendige verschwisterung der sprachbe- 
schäftigung mit der übrigen beschäftigung der philosopbie bei 
den Griechen bestätigen. Dann gelangte man an der hand der 
philosophie zu der mehr eingehenden frage, in wiefern die ides- 
tität der sprache mit dem gedanken begründet sei, oder is 
welchem verhältniss die sprache zu der erkenntniss stehet ie- 
für musste man billiger weise auf die erkenntniss - theorie, auf 
den zusammenhang zwischen wahrnehmung und erkenntniss auf. 
merksamer geworden sein, als man es vordem gewesen war. 

δ. 3. Die philosophie war die vermitilerin der eigenthümlichen 
sprachphilosophie. — Xenophanes und Parmenides auf der eines 
seite, Heraklit auf der andern, endlich auch Demokrit, hatten auf 
verschiedenem wege eine und dieselbe wirkung erzielt. Sie fas- 
den nämlich, das verhältuiss zwischen wahrnehmung und er 
kenntniss tiefer zu erklären, keinen rechten anhaltspunkt in ib- 
reo aystemen. Die beiden ersteren nicht, weil sie das gebiet 
der wahroehmung, die den siunen erscheinende vielheit, mit dem 
sein unvermittelt liessen, eher wegzuleugnen, als anzuerkennes 
gezwoogen waren, mithin auch zwischen sinnlicher wahrnehmung 
und vernunfterkenntniss keine verbindung knüpften. Heraklit 
nicht, weil eine, io dem gemeinsamen, dem ξύνον, des ganzen be- 
ruhende erkenntniss, gegenüber dem geringen werth, welchen die, 
auf den ewigen fluss der wechselnden erscheinungen gerichteten 
wahrnehmungen hatten, zusammenhangslos, isolirt blieh und 
streng genommen eine solche erkenntniss auf solche wahreeb- 
mungen sich gar nicht zurückführen liess: Demokrit nicht, weil 
trotz aller anerkennung, die er selbst der erkenntniss vor der 
wabruehmung zu theil werden liess, keiner doch, der sich mit 


Die sprachphilosophie vor Platen. 687 


iner ansicht nicht völlig vertraut machte, einen erheblichen 
ıterschied zwischen einer sinnlichen erkenntniss nnd einer sinn- 
theo wabroehmung anerkennen konnte (vgl. Aristat. metaphys. 
1 (IV) 5, 5.). 

Auf diese weise riefen sie also bei den nachfolgern einen 
meinschaftlicheu drang hervor, ihrer auf das object gerich- 
ἰθὺ philesophie eine auf das subject angewandte entgegen- 
stellen, mebr und mehr das verhältuiss umzukehren und 
utt, wie bisber gescheben war, von einem unbedingten, in die 
etaphysik gesetzten postulat die menschliche erkenntoiss ab- 
ingen zu lassen, vielmehr deu menschen selbst, die wahrneh- 
ung zunächst, zum mittelpuokt der erkenntniss zu machen '). 

Diese wendung, welche die philosophie nabm, heginnt mit 
nen schon, welche selbst noch als auhänger der genannten phi- 
sophen zum theil galten, aber als anlche auch doch die ersten 
pbisteu waren. Denn durch die sophisten hindurch, d. b. wie 

der, jetzt mit einem gewissen vorurtheil angesehene name an- 
igt, durch mancherlei unvollkommene, irrige, absichtlich oder 
absichtlich in ungenügenden resultaten zurückgebalteue ver- 
‚ehe hindurch, nahm die neue philosophie ihren weg auf So- 
‘ates und Platon. Wir fübren namentlich die Eleaten, Hera- 
it und Demokrit als diejenigen an, im gegensatz zu denen, 
ler wenn man will, als deren ausläufer und apitzen die anfän- 
:r der neuen richtung erscheinen, weil auf sie hauptsächlich 
id zunächst die sophisten zurückgehen, deren thitigkeit in 
then ihren schauplatz und stützpunkt fand.. Während langer 
it in der grössten Öffentlichkeit hlühte dort der eigentliche 
ock jener theorien, die mehr und mehr unsicherbeit, wie im 
Igemeinen aller sittlichen und rechtlichen principien, so im be- 
mderen des wissens herbeifübrten. Nachdem sie einmal von 
r naturbetrachtung ihrer vorgänger, der sie nicht mehr trau- 
o, abgestanden waren ued mit consequenz das denken unter- 
uben, wie jene der sinnlichen wahrnehmung vieles entzogen 
tten: kam es den sophisten bald nach ihrer stellung in der 
sellschaft, nach ihren persönlichen absichten und zwecken nicht 
she dsrauf an, überhaupt eine wissenschaftliche sicherheit zu 
streben, sondern sie beuteten die vorurtheile aus, welche ihnen 


1) Vergl. Zeller: die philosophie der Griechen (2te aufl,) 1. p. 720 
s.w. über die enistebungsgründe der sophistik, 


688 Die sprachphilesophie vor Piaten. 


zuerst die verbreitung ihrer zweifel, dann die dümmerung ἀν 
bot, die sich um das, die stelle des wissens einnehmeude sche» 
wissen wob. 

Doch waren die ersten sophisten, besonders Protagerss i: 
anknüpfung an Heraklits allgemeine sätze und Gorgias im ge 
gensatz zu den Eleaten bemüht, ihren ansichten einen wise 
schaftlich begründeten rückhalt zu sichern. Ueberhanpt wisse 
wir bestimmter von der eleatischen und herakliteischen philew 
pbie, dass sie der sophistik ihre handhabe bot, als von Dene 
krits system. 

Freilich ist es schwer, hierüber mit sicherheit zu entsche 
den. Es gab eine zeit, wo es z. b. zur frage stand, ob Prou 
goras’ ansicht, dass die wahrheit der dinge ihren maasssteb a 
der subjectiven erkenntniss hätte, wohl dem Demokrit entlebsi 
wäre 2). Auch K. Fr. Hermann lebut den Protagoras nale u 
Demokrit, sich sowohl auf dieselbe vaterstadt der philosepbe 
berufend, als auch auf den charakter ihrer philosophie 5). Ge 
gen beide hat Frey triftige gründe beigebracht *). Was besor 
ders Hermann betrifft, so hebt Frey gegen ihn den unterschied 
hervor, der zwischen dem φαιγόμενον des Protagoras und den 
des Demokrit besteht. Geht jenem das wesen des dings durc- 
aus in die erscheinung, die wahrheit der erkeontniss in die wahr 
heit der wahrnehmung auf: so war in dem φαινόμενον des De 
mokrit ein sinnlich wahrnehmungsloses, nur vermöge der wisses 
schaft aufzuklärendes wesen verborgen und bildete, dem ver 
staude auffassbar,. ein kriterium der wahrheit der über die wahr- 
nehmung hinaus liegenden erkenotniss; insofern es aber aicht 
auffassbar, war die wahrheit der erkenntniss beschränkt, dureb 
die sinne vermittelt und dem einen nicht weniger so, als dem 
andern anders. Dieser satz des Demokrit under μᾶλλον εἶναι 
τοιοῦτον ἢ τοιοῦτον, so ähnlich er dem des Protagoras klisgt: 
un μᾶλλον εἶναι τοῖον ἢ τοῖον ist vermöge des gesagten durch 
aus von demselben verschieden, insofern uns nämlich scheint, als 
sei Demokrit nicht bei der wahraehmung stehen geblieben, sov- 
dern habe auch auf erfahrungsmässiges denken gedrungen. Deus 
jenes konnte Demokrit nur sagen, insofern sich das ding es 


2) Vgl. Geel histor. critic. sophist. etc. p. 86. 
3) Vgl. geschichte u. system der Pl. philos. I. p. 190. 
4) Vgl. quaest, Protagor. p. 102 sa, 


Die sprachpbilosophie ver Platen. 689 


sich der wabrnehmung und dem denkprocesse entzieht, Protage- 
ras aber sagte es, weil die wahrnehmung dasselbe sogar her- 
vorruft. Wenn jenem ein ding qualitativ bestimmt war a priori, 
so war es dasselbe diesem erst, nachdem es wahrgenommen wor- 
den. Denn für Demokrit waren z. b. gerade qualitäten, wie 
sie abbängig sind vom wechsel der verhältnisse zwischen ding 
und auffassendem, für das wesen von keiner entscheidung, viel- 
mehr verschleierte der wechsel ibm sogar das wesen. Er hob 
die leere als medium hervor, wodurch die qualität mit entscbie- 
denheit erkannt würde 5). Stebt eine solche ansicht derjenigen 
theorie entgegen, welche Protaguras in anknüpfung ao Heraklit 
und wiederum doch von demselben abweicheud ausbildete: so ging 
dieser also an den atomen und der leere, welche für Demokrit 
so äusserst wichtig waren, mit schweigen vorüber. Wie denn 
doch er als nachfolger desselbeu bezeichnet werden könne, wenn 
er, den hauptsatz vernachlässigend, auf anderem wege zu einer 
ähnlichen behauptung gelangte, — begreif ich nicht. Dann strei- 
tet auch gegen die überlieferung ein zusammenstellen Demokrits 
mit Protagoras innerhalb der gräuzen eines systems. Wenig- 
stens ist auf die äusserung des Philopouas 6) nicht ein gewicht 
zu legen, dass man die weise verkeont, io welcher Platon ge- 
gen Protagoras und Heraklit, als vertreter ähnlicher ansichten 
seine kritik wendet, besonders ja im Theätet. Obne deshalb 
diese kritik für etwas anderes anzusehen, als was sie ist, näm- 
lich eine, zunächst Platons ansichten über das verhältuiss jener 
beiden philosopheo darlegende, dürfen wir doch behaupten, dass 
sie einen historischen hintergrund hat und dass Protagoras un- 
ter dem eiofluss der Herakliteischen lehre von der bewegung zu 
seinem, eben diese lebre auch überschreitenden sophisma gekon- 
men sei, dass der mensch das maass aller dinge. 

Was den eiufluss betrifft, den Demokrit auf die sophisten 
geltend machte: so finden wir, mit rücksicht auf die annahme 
von der richtigkeit der sprache nach setzung und übereinkom- 
men, welche Hermogenes im Platonischen Kratylus aufstellt, 
dass von Proclus Demokrit als vorgänger des Hermogenes be- 
zeichnet wird. Während aber gerade diese ansicht als eine po- 
puläre und Hermogenes als deren vertreter gilt, ist sehr unge- 


5) Vgl. Aristoteles de an. Il, c. 7. 8. 
6) Vgl. ad Arist. de an. Il. p. 16. 


690 Die sprachphilosophie vor Platon. 


wiss, inwiefern dieser junge, für tiefere forschungen nicht sr 
derlich begabte mann für einen nachfolger des Demokrit ges 
men werden kann, der das tiefsinnige system desselben an- usd 
eingesehen habe. Im allgemeinen jedoch war Demokrits lebre 
ebenfalls verbreitet, so dass sie wohl öfter angezogen hat. Sk 
macht aber diejenigen, welche ihr folgen, über die möglichkei 
des wissens einigermassen zu skeptikern. So lag es denn dese 
besonders nahe, welche in den zusammenhang tiefer einzudra- 
gen unvermögend oder unlustig waren, dass sie, umsoweniger 
sie das wahrnehmungslose wesen der erscheinungen in den al» 
men ergriffen, umsomehr alle erkenntniss für ein spiel des τε 
falls hielten. 

Die reaction der sophisten gegen die älteren philosopbe 
ist im allgemeinen bekannt. Während diese aus interesse a 
einer objeetiven wahrheit geforscht hatten, liebten diese, sich it 
abliugnung derselben zu gefallen. Protagoras und Gorgias bil 
den den echten gegensatz zu jenen. Eben weil sie die erste 
sind, findet sich bei ihnen die nackte umkehr der von jeses 
aufgestellten sätze; ein ebenso starkes läugnen der wahrkeit 
der erkenntniss, als bei jenen der wahrnehmung ; ein ebense 
kühnes hervorheben des meinens und scheines, als bei jenes: 
ein verachten alles sinnlichen trugs, wegen der tiefe des eines, 
allein wahren urgrunds, sei er in bewegung oder in ruherollem 
sein. Von dem einen zum undern extrem führte die nothwer 
digkeit des gegensatzes. 

Ein durch methode zu erwerbendes, bis zur deutlichkeit des 
begriffs sich erhebendes wissen gab es für die sophisten nicht. 
Allgemein gültige wahrheit fehlte jetzt; statt dessen standen sich 
meinungen mit dem scheine des wissens gegenüber. Diese be 
günstigten nicht die forschung , sondern die eristik , je nachdem 
mehr oder weniger keck ein halbweiser dem andern entgeger- 
trat, oder im stande war, seine ansicht mit dem schein der 
überzeugung zu empfehlen. Kristik war das eigentliche wesen 
der sophistik. 

Damit trat alsobald die sprache in den vordergrund. Die 
sprache ist das product der gehcimnissvoll zusammenwirkenden 
sinnes- und geisteskraft. Sie bildet einesthbeils den ausdruck 
jedes, aus der erscheinungswelt in die seele fallenden rellese. 
während andernotheils die unmittelbare, aus dem verstande stem | 


Die sprachphilesophie vor Platon. 694 


mende gewalt der vorstellung und begriffsbildung über das wort 
herrscht, verhindert, dass es als unverständlicher laut verhallt 
und bewirkt, dass das wort in dem grade, als sich der verstand 
der begrifie deutlicher bemächtigt, ein entschiedueres mittel des 
verständnisses wird. 

Iu der zeit gerade der sophisten aber machte sich nicht 
ohne tieferen grund die erscheinung geltend, dass ernste und er- 
ste grammatische, synonymische studien von Protagoras, Prodi- 
kus, auch von Gorgias und den nachfolgern hetrieben wurden. 
Daueben blühte zwar der missbrauch des worts in eristischen 
klopffechtereien in üppiger fülle. Während hierin die sophisti- 
sche trug-dialektik in vollem tibermaass des unsinns hervorbrach, 
half jene ernstere richtung wahrer, philosoplischer dialektik den 
weg durch unterscheidung der wortbegriffe 7), durch grammati- 
sche eintbeilung und genauigkeit des ausdrucks bahnen. Sie 
stellte gewissermassen aus der natur des wortes eine genauere 
gränze des wissens fest, die sie in der natur der begriffe noch 
nicht gefunden hatte. 

Aber auf dem boden der sophistischen einseitigkeiten im 
allgemeinen erwuchs sun auch, wenn wir mit Platons augen 
ihren ursprung betrachten, die sprachphilosophische frage, ob 
die richtigkeit der sprache eine von natur den worten anent- 
standene, oder eine durch setzung, durch willkühr ihnen beige- 
legte seit Sowie nämlich Platon die sache im Kratylus darge- 
stellt hat, stand jene frage in enger verbindung mit der unter- 
suchung nach der richtigkeit der erkenntniss. Die entstehung 
der sprache wurde deshalb in betracht gezugen, weil man in 
ihr gleichsam den gradmesser der erkenntuiss fand. Das stich- 
wort ὀρθότης selbst setzt mehr ein dialektisches, als ein speciell 
sprach-pbilosophisches interesse voraus. Aber dieses fand sich, 
um zum richtigen vorzudringen, durch das missverständniss ge- 
hemmt, welches über das verhältniss der sprache zur dialektik 
herrschte. Es bandelte sich uämlich in der zeit vor Platon 
durchgängig nur noch um die richligkeit der worte als äusser- 
licher objecte, als ausdruck für ein sein. Sie banden die frei- 
heit und natur des denkens im voraus in einer gleichsam todten 
form, weil das gesetz noch unentdeckt war, vermöge welches 


7) Welcher lässt nioht ausser acht, dass in dieser binsicht Prodi- 
kus dem Sokrates vorarbeitete. (Vgl. rh. mus. 1833. p. 933). 


692 Die sprackphilosophie ver Platen. 


die metaphysischen hegriffe unter einander in verhältniss der ver 
bindung , der über- und unterordnung, der ausschliessung, der 
verallgemeinerung und sonderung stehen, die sogleich die logisches 
voraussetzen. Das subjective in der sprache, dem sie zunächst 
dient, die δόξα, die auschauung des individuums darin, wırk 
nicht erkannt. Man fasste das innere verbältniss dieser cot 
zur erkenntniss nicht ins auge und erkannte nicht in dem work 
das individuell von der δύξα gefärbte, dieses ihm als seins-au- 
druck hinzutretende aceidenz. Bis zum entstehen der sophisti 
war allerdings ein schritt vorwärts gethan. Aber die gleid- 
sam emancipirte wahrnehmung bedrohte jetzt das wesen der dis- 
lektik and nahm zu ihrer hülfe die sprache in anspruch. In 
worte fand man einen feststehenden seins-umfang, dessen mas 
zur stütze des subjectiven urtheils bedurfte und zu dem verfäng- 
lichsten, einseitigsten aussagen nur zu oft verkehrter weise sich 
bediente. Aus der unkenntniss wahrer dialektik ging bherre, 
dass die beiden ansichten über den sprach-urgrund entweder 
φύσει oder ϑέσει so lange zeit unversöhnlich sich gegenüber- 
standen. Gelang es auch Platon nicht, die vereinigte thätigheil 
beider principien nach ihrem umfang in der sprachbildung ante 
stritten klar zu machen: so wies er doch die nothwendigkeit nacı, 
neben der φύσις die ϑέσις als wirksam anzuerkennen. Was aber 
die sopbisten selbst nicht leisteten, bereiteten sie doch vor. Sie 
fingen wenigstens an, einestheils exegetisch und deklamatorisch 
wortstellung und wortbedeutung zu beleuchten, anderntheils gras 
matisch die bestandtheile und formen, modi, wortcliassen, ge 
schlechter zu unterscheiden. Auch das war nothwendig, wen 
eine, dem damaligen standpunkt nach überhaupt mögliche eat 
scheidung erfolgen sollte und wenn die sich entwickelnde logik 
die abhängigkeit der aussnge von sich erkennen, über die rich 
tige verbindung nicht durch das wort, sondern durch den begrif 
entscheiden sollte. — 

§. 4. Einzelne ansichten mit besug auf die sprache bis ef 
Sokrates. — Von jenem gesichtspunkt des Platon abzugebes. 
ist kein grund vorhanden, da er den geschichtlich gegebeae 
bildet. Wir wollen jedoch bei den einzelnen männern selbst. die 
ihm vorangingen, das sachverhältniss in der kürze darzuleges 
suchen, wie es sich in betreff jener frage über die sprachen! 
stehung gemacht hat, indem wir dabei den zusammenhang si 


- = 'S S&S ew - u a 


-- ~~ τὰ τα 


Die sprachphilosophie ver Platon. 693 


den philosophischen ansichten im allgemeinen, so weit er sich 
erkennen lässt, nicht unberücksichtigt lassen. Dabei wird sich 
ergeben , dass es beim einzelnen zuweilen anders sich heraus- 
stellt, als es Plato z. b. am Protagoras aufzufassen geneigt 
scheint. 

Der leontiner Gorgias gelangte, nicht als schüler des Em- 
pedocles 8), sondern im gegensatz zum Eleatismus, zum entschie- 
densten abläugnen aller objectiven wahrheit, und auf dem ihm 
eigenen, halbwissenschaftlichen wege zu der alleinigen geltend- 
machung des scheins. Er stand mit Protagoras auf dem stand- 
punkt der dof. Aber darin lag doch ein unterschied zwischen 


‘ beiden, dass Protagoras, von dem princip einer doppelten bewe- 


gung des thätigen und leidenden ausgehend, die δόξα naturge- 
mäss entstehend dachte, deshalb auch die sprache, die aus der 
δόξα hervorfliesst, naturgemäss entstanden denken konnte, wäh- 
rend es von Gorgias auf seinem standpunkt höchst wahrschein- 
lich ist, dass er die sprache ϑέσει entstanden glaubte. In sei- 
ner thätigkeit als rhetor legte er den hauptzweck der sprache 
darin, überredung durch die grösstmögliche wahrscheinlichkeit 
zu erzielen und ganz mit recht behauptet dies Classen de gramm. 
graec. primordiis p. 24. Aber auch für seine schrift περὶ φύσεως 
scheint mir jenes aus derjenigen stelle hervorzugehen, wo er, 
vorausgesetzt wenn etwas wäre und erkannt würde, die mög- 
lichkeit, sich über das sein mitzutbeilen und zu verständigen, 
„Jäugnet. 

Schon in dem, diesem vorausgehenden hat er die unmög- 
lichkeit der erkenntniss durch zwei gründe erwiesen ?). Erstens 
sagt er, dass, weil ein nicht-sein auch nicht gedacht werden 
könne, müsse alles gedachte sein und wiederum wahr sein, so 
dass es nichts falsches gebe. Zweitens aber, nicht, weil es ge- 
dacht wird, ist etwas, ist vielleicht auch nicht, weil es sinnlich 
wahrgenommen wird. Weil es sich nun nicht entscheiden lässt, 
ob das gedachte oder das sinnlich wahrgenommene mehr ist: so 
lässt sich, was wirklich sei, nicbt erkennen. Hierauf erweist 
er die unmöglichkeit der mittheilung über das sein. Ihm scheint 


8) S. Frei im rh. mus, v. Welcher, Ritschl und Bernays 1856. 
p- 268 sq. 

9) S. bei Foss de Gorgia Leontino p. 113. Der von ihm herge- 
stellte text giebt meiner auseinandersetzung den faden. 


Philologns. XI. Jahrg. 4. AA 


694 Die sprachpbilesephie ver Pisten. 


die sprache überhaupt nicht als mittel dienen zu können, ὧδ 
sinnliche wahruehmung einem andern verständlich zu mache: u 
sieht nod hört jeder also nur sich. Sollen worte dinge ef 
baren: so müssen sie selbst die dinge sein. Und gesetzt and, 
worte vermöchten vorstellungen zu erwecken, so können ded 
nur io verschiedenen verschiedene sein, weil die einheit des sem 
weder diesem selbst, in mehreren zu gleicher zeit dasselbe τὶ 
sein, noch einem und demsellen menschen die gleiche anschu 
ung darüber unter verschiedenen verhältnissen gestattet. 

Vor einer solchen sophistik bleibt überall nur schein mög- 
lich. Auch das verständniss, welches die sprache, ein mittd 
der mittheilung, als grund voraussetzt, ist nur ein scheinbare. 
Allgemein gültige wahrnehmungen und begriffe, die es nich 
giebt, vermag die sprache nicht mitzutheilen. Sie ist ein orga 
eines inhaltlosen, für jeden anders sich gestaltenden seins. Ma 
sieht zuletzt nur, wie es Gorgias gar nicht in den sinn ken 
men konnte,- an eine entstehung der sprache φύσει zu denkes. 
Denn wo ist für ihn das wesen, dem die sprache analog wäre! — 

Lersch 10) nimmt an, dass die dem Protagoras beigelegt 
schrift über die ὀρϑοέπεια die lehre περὶ ὀρθότητος ὀνομάτων 
enthalten habe, über welche Protagoras nach p. 391 C im Pla 
tonischen Kratylus gehandelt zu haben scheine. Gegen ibs 
spricht sich ausführlich Frei 11) aus. Derselbe bestreitet, dass 
Protagoras einen eigenen vortrag περὶ ὀρθότητος Arouazur, die 
ὀρϑότης als analogie und die untersuchung darüber als eine 
sprachphilosophische verstanden, gehalten habe. Vielmehr steh! 
nach Frei’s ansicht in jener stelle des Kratylus 391 B og@ur, 
für ὀρϑοτάτη σκέψις und die worte πὲρὶ τῶν τοιούτων dienes 
gerade zum beweise, dass Protagoras nicht die sache selbst 
(nämlich die og@ozy¢ der sprachentstehung), sondern dem äba- 
liches gelehrt habe. Er erklärt dann die bedeutung der ὀρϑο- 
ἕπεια, worüber auch Classen a. a. o. p. 28 ähnlich deukt. Ks 
bleibt zweifelhaft, ob Protagoras seine grammatischen stadies 
bis zur sprachphilosophischen untersuchung über die allgemein: 
natur der sprache vertiefte, mithin ob er zu derselben ansicht 
kam, der Heraklit huldigte. Proclus sagt darüber nichts. Lersch 
folgt Stallbaum und meint, dass Protagoras die sprache aus 


in Sprachphilosophie der Alten |, p. 18. 
11) Quaestiones Protag. p. 138. 


Die sprachphilesophie vor Platen. 695 


ı dem innern wesen des menschen, mithin aus einem natürlichen 
| grunde sich entwickeln liess. Dafür seheint die stelle Theatet. 
ἡ 157 B zu sprechen, insofern von 156 A — 157 C von der lehre 
ı des Protagoras die rede ist. Jedenfalls wird die forderung aus- 
h gesprochen, dass in der sprache malurgemäss ein werden, ein 
u bewirktes, ein vergehen und wandeln ausgedrückt werden solle. 
" Lersch verschweigt aber nicht, dass vieles in seiner theorie auch 


für die andere annahme spricht, dass er die aprache ϑέσει ent- 
standen denken konnte. Wir können eben nicht anders, als aus 
der doppelseitigkeit seiner philosophie den umstand erklären, 
weshalb Plato mitten in der widerlegung des Hermogenes, im 
scheinbaren widerspruch mit der stelle im T'heätet, an Protagoras (?) 
wahrnehmungs-theorie als eine solche erinnert, welche von der 


; in rede stehenden ansicht sich nicht so weit entferne. 


Kann denn nun Kratylus in dem gleichnamigen Platoni- 


, schen gespräche sich auf Protagoras ansicht gestützt haben, wie 


Deuschle meint '*), oder wenn Kratylus als schüler des Hera- 
kli¢ die ansicht über die sprache, welche Proclus diesem zu- 
schreibt, theilte, — muss deswegen auch Protagoras dieselbe 
ansicht gehabt haben, der jedenfalls nur bedingungsweise ein 
schüler Heraklits genannt werden kann! 

Kratylus’ ansicht giebt uns als die des Heraklit auch Am- 
monius zu Aristoteles de interpret. p. 24 B ed. Ald. Nach 
Proclus’ darstellang '5) und Deuschle’s interpretation der stelle 
ist Heraklits ansicht von der des Kratylns verschieden. Die 
dritte art nämlich, sich die sprache von natur richtig zu den- 
ken ὡς ai σκιαὶ καὶ ai ἐμφάσεις ἐν τοῖς κατόπτροις ist, überein- 
atimmend mit Ammonius die des Heraklit; die zweite art aber, 
die sprache aufzufassen ὡς ai τῶν ζώων καὶ φύτων ἐνέργειαι καὶ 
δυνάμεις wird von Proclus dem Kratylus zugeschrieben. Kra- 
tylus, heisst es, sagte deswegen, dass ein eigenthümliches wort 
für jede sache von den sprachbilduern kunstsinnig und bedacht- 
sam gegeben sei. Ammon. Hermias nennt es aber auch sache 
des einsichtsvollen, auf das, von der natur jedem ding anent- 
standene wort jagd zu machen. Dadurch theilt er dem Heraklit 
such das zu, was vielleicht nur dem Kratylus gebührt. Lersch, 


12) A. a. o. p. 56. 
13) Ex Procli scholiis in Cratylam Platonis excerpta ed. I. Fr. Bois- 
sonade ©. 9. 


Ἀπ" 


696 Die sprachphilesophie vor Pilates. 


der jenen anführt, berücksichtigt das moment der einsicht wich 
hinlänglich, um vermöge desselben Kratylus von Hersklit n 
unterscheiden. Deuschle meint, Heraklit habe auf einem acd 
unentwickelten standpunkte geglaubt, dass der mensch aur de 
leitende körper sei, auf den der name vom dinge aus einfliess. 
Kann dann von einer jagd auf dasselbe die rede sein! Asd 
unterscheidet sich das wort, dem schatten des körpers vergliche. 
von dem wort, welches mit der wärme und leichtigkeit de 
feuers von Proclus zusammengestellt wird. Dieses wort mad 
sich nur dem einsichtsvoll in die sache eindringenden, dem järe 
des worts, jenes dem bloss wahrnehmenden kund. Oben sage 
ich, dass Heraklit auf den fluss der dinge auch das wort u 
rückgeführt habe. Insofern nun die sinne uns täuschen, lass 
sie uns beharrlich und ruhend erscheinen, was sein weses ὃ 
ewiger bewegung hat. Das eigentliche wesen im fluss der dioge, 
sind die dinge also nicht selbst; die worte bezeichnen gleic- 
wohl die dinge, wenn auch als fliessende. Gewissermassen re 
fuhr Kratylus consequent in dem, was über ihu von Aristoteles 
erzählt wird, dass man nämlich, um dus wesen der dinge 1 
bezeichnen, sie nur mit dem finger zeigen müsse. Die analoge 
der sprache bestand für Heraklit, wie für Kratylus, dario, dasi 
sie den fluss ausdrückt, weil im fluss das wesen der dinge le 
steht. Kratylus dachte sich diese richtigkeit aber als nicht bloss 
von den dingen ausgehend, sondern auch von dem menschen. 
dessen verständige auffassung, der natur der dinge entsprechend, 
bei bildung der worte sich neben dieser geltend gemacht hätte. 

Demokrit scheint vollständiger, als Heraklit, über die sprack 
sich ausgesprochen zu haben, wie aus Proclus ad Cratyl. p. 1 
hervorgeht. Lersch glaubt Demokrits ansicht aus seinen äbr 
gen philosophemen herleiten zu können. Dafür führt er die 
stelle bei Cicero (acad. quaest. I, 12), zugleich, wie es scheint. 
mit einer hindeutung auf das an, was Theophrast (de sensu 63; 
überliefert hat. Wie nämlich Demokrit behauptete, dass gewiss 
eigenschaften der dinge, wie wärme, kälte, süssigkeit, säur 
anderen anders erscheinen, so meint Lersch, ergebe sich dar- 
aus, dass Demokrit die sprache aus blosser menschensatzuag 
abgeleitet haben werde. Allerdings nun waren jene eigenschal' 
ten nicht φύσει, sondern gleichsum accidentelle; wesentliche ei- 
geuschaften waren namentlich dichtigkeit, härte, obwohl doch 


Die sprachpkilesophie. vor Platen. 697 . 


iach jenen etwas objectives zm grunde lag '*). Mit rücksicht 
‘af die sprache, so war auch sie wohl nieht φύσει, d. h. auch 
ie oflenbaarte nicht das wesen der dinge, die sie benannte. 

Demokrit unterschied, wenn er auch das denken nicht an- 
ers als das wahrnehmen für einen materiellen process nahm, 
eide doch nach ihrem ziel. Das denken offenbaarte das ding 
einem wesen, d. h. seinen atomen nach, das wahrnehmen aber 
eigte es nur als ding und zwar als solches verschiedenen ver- 
ehieden. Ich glaube nun, dass dem Demokrit das benennen der 
inge auf derselben stufe mit der wahrnehmung stand. Bei Pro- 
lus p. 7 fliesst der erste grund Demokrits gegen die analogie 
er sprache ἐκ τῆς ὁμωνυμίας, der zweite ix τῆς πολυωνυμίας. 
Vir begreifen das, sobald wir bedenken, dass das anomale in 
er benennung für Demokrit dasselbe ist, was im wahrnehmen. 
benn je nachdem die gleicheu seiten verschiedener diuge, oder 
ie verschiedenen seiten eines dings in die wahrnehmung fallen, 
‚önnen verschiedene dinge auch mit einem namen benannt und 
erschiedene namen einem dinge beigelegt werden. Den mangel- 
aften und täuschenden sinneseindruck berichtigte der in das 
resen eindringende gedanke; auch das wort war also der he- 
ichtigung,, der veränderung,, μετάϑεσις, fähig. Und wie end- 
ch die wahrnehmung nicht auf das wesen der dinge führte, so 
zuchs aus ihr auch keine vollständige organisation der sprache, 
leich einem baum, in der vollkommenen ausbildung aller for- 
ren in innerer übereinstimmang und analogie hervor. Sie konnte 
em denken als organ dienen, aus dem sie ursprünglich nicht 
rganisch sich herausbildete. 

Demokrit hat in der sprache allerdings keine stricte ana- 
3gie gefunden, doch aber willkühr und zufall von ihrer ent- 
tehung ausgeschlossen. Denn wenn ein, den sinnlichen eindruck 
urch das denken beschräukendes band vorhanden war, so lag 
ierin für die sprache ebenfalls die nothwendigkeit der beschrän- 
ung, um als mittel zum verständniss zu dienen. In der ϑέσις 
ab sich also für ihn die macht des denkens durch beseitigung 
Iles bloss individuellen scheines kund. 

Proclus giebt auch die gründe an, welche Demokrits geg- 


14) Vgl. Zeller a. a. o. p. 596, der uns auch auf die sorgfalt auf- 
erksam macht, mit welcher Demokrit diese erscheinangen aus seinen 
Igemeinen voraussetzungen zu erklären suchte. 


698 - Die sprachphilosephie vor Platen. 


ner seinen vier einwürfen entgegenstellten, ohne die gegner nike 
zu bezeichnen. Vielleicht sind es zum theil Proclus eigse grisée 
die er, wie er es liebt, beiläufig geltend macht. Miehreres, vr 
namentlich die angeführte ableitung von ὥνθρωπος, ist aus de 
Platon entnommen. 

Wir lassen dahingestellt, ob das oben auseinandergeseiz 
Demokrits ansicht trifft. Wir wissen auch keiue bestimmte at 
wort auf die frage: ging der im Kratylus auftretende Hermoge 
nes, der Parmenideer 15) oder Sakratiker 16), mit Demekr 
durchaus in seiner ansicht zusammen? [Lassen uns die nachrkr 
ten über Hermogenes philosophische stellung in zweifel, se felk 
uns über seine philosophie selbst jegliches zeugniss. Plates 
dient er im Kratylus zum repräsentanten der ansicht, dass & 
sprache ϑέσει richtig sei. Als solcher spricht er (p. 384 ἢ) 
ov δύναμαι πεισϑῆναι, ὡς ἄλλη τις ὀρθότης ὀνόματος ἣ orrbix 
καὶ ὁμολογία. Einen grund dafür giebt ihm die μετάϑεσις. Er 
sieht zunächst beispielsweise an dem namenswechsel bei sklares, 
dass es im belieben der menschen stehe, einen gegenstand a 
benennen. Proclus (p. 12. od. λ΄) versteht das gerade ange 
kehrt. Er sagt, wenn die namen blosse zeichen für die geges 
stände sind, bedarf es keines wechsels, um sie vermöge andere 
namen passender zu benennen. Alles ist passend und gersk 
der wechsel beweist das princip der φύσις. Aber fährt er fer, 
die anhänger des Hermogenes sehen nur auf τὰ καϑ᾽ fxact, 
auf einzelne, unbestimmte zufälligkeiten 17), οὐκ gee δὲ xai m 
τὰ ἴδια 18), nicht aber auch auf eine wesentliche bestimmtbeit 
wie solche z. b. in namen liegt, mit denen man die ewige 
götter und ihre eigenschaften benennt. 

Platon zeichnet den Hermogenes, wie wir schon oben se 
ten, als einen nur oberflächlich mit seiner ansicht dergestalt ver 
trauten, dass er über die vulgäre art, sich die richtigkeit de 
sprache zu denken, nicht hinausgeht. Die syntheke und die be 
mologia bedeuten ihm nicht viel mehr, als das belieben des eit 
zelnen. Wie er darin irgend eine ὀψθότης fand, ist unbegreiflch, & 
das vielmehr zu absoluter anomalie, zur unverständlichkeit führt 


15) Nach Diogenes Laertes: Platon, |. 8: Lersch a. a. o. p. 30. 
16) Nach Proclus p. 5. 

17) Vgl. p. 13 oder λγ΄. 

18) Wenn die lesart richtig ist. 


Die sprachphilosophie vor Platen. 699 


Hing ihm demnach die richtigkeit der worte von der ϑέσις ab, 
wie Proelus sagt (λα), so musste er dieselbe als eine be- 
schränkte, als ein übereinkommen äuffassen. Denn das überein- 
kommen führt auf innere, in der menschlichen gesellschaft wirk- 
same gesetze zurück, die sich im bereiche des sprachlichen gel- 
tend machen, um gleiche wabroehmungen und vorstellungen der- 
gestalt zu verknüpfen, dass ein willkührliches belieben aufhört. 
Und darin beruht wiederum eine gewisse allgemein gültige ana- 
logie der sprache. 

Kratylus und Hermogenes werden beide nicht unmittelbar 
zu den sophisten gerechnet. Den punkt, ob sich die sophisten 
theoretisch mit dem ursprung der sprache φύσει oder ϑέσει, ne- 
ben ihren meistentheils praktisch zum zweck der rhetorik und 
des unterrichts betriebenen beschäftigungen, in grammatik, wort- 
erklärung etc., überhaupt abgegeben haben, berührt auch die 
zwischen Lersch und Welcker herrschende meinungsverschieden- 
heit über den Prodikos. Die unterscheidang der synonyma, die 
διαίρεσις νῶν ὀνομάτων, wird ihm ohne frage zugeschrieben 19). 
Welcker nennt dies nicht anders, als die lehre von der ὀρϑύτης 
περὶ ὀνομάτων, auf welche auch der inhalt der funfzigdrach- 
menrede, die im anfang des Platonischen Kratylus erwähnt wird, 
zu beziehen sei. Gerade aber aus der stelle, an welcher dieser 
theuren rede erwähnung geschieht, indem nämlich eben vorher bün- 
dig erklärt wird, dass die frage ist nach der richtigkeit der worte 
vermöge ihres ursprungs, folgert Lersch, dass bei Prodikos jene 
ὀρθότης περὶ ὑνομάτων nicht gleichbedentend war etwa mit περὶ 
τῆς ὀρθῆς διαιρέσεως τῶν ὀνομάτων, d. h. mit einer lehre über 
die unterscheidung der wortbedeutungen, sondern dass die ὀρϑό- 
τῆς nichts anderes sei, als die richtigkeit der sprache nach ih- 
rem naturgrund: p. 17. 

Es ist allerdings wahr, dass Hermogenes im anfang des 
Kratylus prägnant die beiden streitigen punkte über die sprache 
nach ihrer entstebung aufstelit. Aber Sokrates erklärt in sei- 
ner entgegnung diese frage zunächst für eine ausserordentlich 
schwierige. Er hat darüber von keinem etwas geniigendes ge- 
hört; denn die drachmenrede des Prodikos wenigstens hat ihm 
keinen aufschluss gegeben. Dass aber die fünfzigdrachmenrede 


19) -Vergl. Lersch ἃ. ἃ. o. p. 15 mit Welcker a. a. o. p. 559 anm. 1@1. 


700 Die sprachphilosophie vor Platon. 


ibm dies geleistet hätte, kann er nicht im ernst meinen, wie 
schon Proclus sagt (p. 10 oder xd), er habe wohl aus de 
drachmenrede erkannt, dass es mit der fünfzigmal thearera 
rede um nichts besser bestellt sein mochte. Und gewiss war 
ibm dereu inhalt nicht gänzlich unbekannt gehlieben. Welcker 
(p. 501) halt die rede für eine solche, worin auf erfinderische 
und unterhaltende weise durch beispiele in unmittelbarer aowes- 
dung und in fortlaufender verbindung die worte zusammenge- 
stellt gewesen sein können, wie sehr auch der stoff untergean- 
net bleiben und etwa bloss zum faden dienen mochte. Er nesıt 
die bekannten worte, welche Prodikos im Platonischen Prets- 
goras p. 337 spricht, um Protagoras und Sokrates zur fort 
setzung ihrer unterhaltung zu vermögen, eine nachbildusg der 
fiinfzigdrachmenrede. Nach Lerschs auffassung hat diese é- 
δειξις eine wissenschaftliche form gehabt, die der von ihm ib 
beigelegten wissenschaftlichen untersuchung entsprach. 

Fern hat weder dem Prodikos, noch irgend einem gleich 
zeitigen sophisten die untersuchung nach dem ursprung der sprache 
gelegen, obwohl eine schrift speciell darüber bei keinem, wie 
es scheint, zur evidenz sich bezeichnen lässt. Dem Protagoras 
wird zugeschrieben, dass er die sprache φύσει erklärte; natür 
lich, weil man in seiner philosophie überhaupt den heraklitei- 
schen ursprung wieder erkannte. Um die meinung zu rechtier- 
tigen, dass Prodikos derselben ansicht gewesen sei, genügt & 
nicht, die stelle aus Cicero (de orat. Ill, 32) anzuführen, we 
ganz allgemein dreien sophisten neben ihrer rhetorischen thätig- 
keit eine philosophische de rerum natura zugeschrieben wird. Dar- 
aus erkennen wir nicht, wie seine philosophie war und wie ass 
ihr seine sprachphilosopbie floss. Und was wir sonst von jener 
wissen, zeigt nur, dass er sich hauptsächlich richtiger uoter- 
scheidung sittlicher begriffe befliss. War nun seine synonysik 
grund oder folge seiner ansicht von der sprache, und setzt sie 
voraus, dass diese ansicht nothwendig die von Lersch augenos- 
mene wart 

Dem vielwisser Hippias aus Elea können wir zwar vor 
träge über die natur der buchstaben zuschreiben, besonders über 
ihre zeitbestimmung, ihre metrische, rhythmische, harmonische ns- 
tur. Ausbildung dessen, was damals mit dem wort rhythnik 
benannt wurde, war der letzte zweck; der buchstabe wurde is 


_— = ave. = Γ tj 


Die sprachphilesophie vor Platon. 704 


bezug anf die silbe, diese in bezug auf länge und kürze, auf 
das unter diesen waltende bestimmte gesetz der dauer unter- 
sucht. Hippias hatte, wie so manches, auch das gebiet der mu- "᾿ 
siker adoptirt 2°). Ganz anders aber folgert Lersch aus den 
heiden stellen bei Platon (Hipp. mai. 285C, Hipp. min. 868 δ), 
„dass Hippias mit den elementen der sprache sich besonders be- 
fasst habe und zwar so, dass er ihr natürliches verhältniss zu dem, 
durch sie zu bezeichnenden begrifflichen erérterte. Daraus würde 
hervorgehen, dass seine grammatischen versuche etymologisch 
zerlegender art waren”. Eine solche beschiftiguog mit den 
buchstaben steht allerdings in keiner beziehung zu rhythmik. 
Obwohl die beiden angeführten stellen, nothwendig an eine sol- 
che beziehung ru denken, grammatisch nicht erfordern, so denkt 
man zuerst und natürlich daran, wenn man sie liest. Lersch 
fährt fort, „dass mit dem von ihm gesagten Xenophon (Memor. 
IV. 4, 7) ?!) übereinstimme” und glaubt dann, „dass der so- 
pbist nicht ein bestimmtes system abgeschlossener gedanken bei 
seinen unterredungen festgestellt, sondern nach seinem jedesma- 
ligen zwecke die buchstaben - und silbenlehre gemodelt habe”. 
Jedoch gerade in der angeführten stelle sagt Hippias eben nach- 
her: περὶ μὲν τούτων (περὶ γραμμάτων, περὶ ἀριϑμῶν) ὦ Σώκρα- 
τες, ὥσπερ σὺ καὶ ἐγὼ ἀεὶ τὰ αὐτὰ λέγω. Dann erklärt Lersch 
auch gar nicht die worte, auf die es ankommt, nämlich πόσα 
καὶ ποῖα Σωκράτους ἐστίν. Können die worte πύσα καὶ ποῖα 
nicht ebensowohl bloss die quantitat und zeitbestimmung der 
buchstaben in dem worte Sokrates, als solchem, bezeichnen 
sollen, als gerade notbwendig die etymologische zerlösung, 
aus welcher der sinn und die bedeutung, die dem begriff des 
wortes Sokrates unterbreitet ist, sich ergiebt? Wenn Lersch 
aber wirklich das richtige getroffen hat: so ging Hippias 
gewissermaassen dem Platon voran, der im Cratylus (424 B 
54.) einen längeren abschnitt dem zwecke widmet, die paral- 
lelität der buchstaben und der natur der phonetischen laute mit 
der begrifflichen natur gewisser urformen des seins zu begrün- 
den, worüber ein mehreres zu geben hier ausser unserem be- 
reiche liegt. 

20) Vgl. Classen a. a. o. b- 33 sq. u. Welcker: das abc des Kal- 


lias etc. Rhein. mus. 1. p. 14 
21) Von πότερον an — bis πειρᾷ λέγειν. 


702 Die sprachphilosophie vor Platon. 


δ. 5. Sokrates einfiuss auf die ansichien über die sprack. 
Dass Sokrates der frage nach dem sprach-ursprung sich e- 
wehrte, das anzunehmen oder zu verwerfen, gebietet uns gleich 
wenig ein bestimmtes zeugniss. Sokrates philesophischer stand 
punkt aber war der art, dass er auf die frage, wie sie war, 
den grössten einfluss üben musste. 

Wenn man nämlich an der sprache einen materiellen thei. 
als gegenstand der grammatik, von einem begrifflichen, als ge 
genstand der philosophie, unterscheiden kann: so war dieser 
letztere theil verstanden, wenn man dem ursprunge nachfragie 
und zwar nicht weiter, als: wie enthält das wort die sache, wie 
ist sie in dasselbe hineingekommen? Ein gegenstand der gran- 
matik wurde den sopbisten die sprache nur in dunkelen anfänger. 

Schon auf dem vorsophistischen standpunkt hatten sich die 
ansichten über den orspruog bei Heraklit und Demokrit gespalten 
und φύσις und ϑέσις einander gegenüber gestanden. Diese na- 
men bedeuteten ihnen entweder die congruenz oder anch die in- 
congruenz des inhalts mit dem wort, je nachdem der inbalt ia 
das wort übergegangen oder auch nicht übergegangen war. Das 
wort war aber beiden ein äusseres etwas — Heraklit scheist 
es einem schatten verglichen zu haben —, das vom dinge aus 
an einem dritten, dem menschen, als wesen jenes zum bewusst- 
sein kam. Als Protagoras die vorstellung zum inhalt machte. 
beharrte er bei der φύσις des wortursprungs. Aber gerade seize 
besondere ansicht über die subjective vorstellung sowohl, als 
auch die ganze richtung, welche die sophistische weisheit auf 
die geltendmachung des scheins hin nahm, bedurfte einer dris- 
genden berichtigung, wenn der inhalt ein wirklich objectiver 
bleiben sollte. Dieser berichtigung war Sokrates lehre und le 
ben gewidmet. Indem er auf die trennung des allgemeinen iv- 
halts der hegriffe von der besondern vorstellung individueller ar- 
theile ??) drang, erkannte er, dass das verhältniss zwischen ob- 
ject und subject ein lebendig gegenseitiges werden müsse, dass 
die vielheit in der wahrnehmung dadurch, dass sie unbestimmt 
erscheint, nicht aufhört, auf ein objectiv bestimmtes hinzuzeigen. 
dass die vorstellungskraft, welcher die wabrnehmung inbarirt, 
in ihrer zusammenfassenden thätigkeit schon auch auf die ei. 


22) Vgl K. F. Hermann. a. ἃ. ο. p. 244, u, p. 242. 


Die sprachphilesophie vor Platon. 703 


heit zurückweise, auf welcher das wesen des objectiven auch 
beruht, dass in der vorstellung des postulat des denkgesetzes 
wirksam sei nnd dass eben dieses gesetz vermittelst der von 
ihm selbst vorgezeichneten methode sich zu entfalten habe, um 
die wahre einheit in der vielheit, das wahre wesen nnd sein zu 
erlangen. Kein anderer gedanke konnte Sokrates leiten, als er 
zunächst an den dingen selbst das wesentliche vermöge des 
zweckbegriffs von dem zufälligen, welches sich an ihnen mit 
dem wesentlichen zusammenfand, zu trennen bemüht war und 
nur aus der natur dieses inhaltreichen gedankens erklärte sich 
seine auffassung unter den schülern des Sokrates und die ent- 
wicklung, welche ihm Platon bis zur möglichen vollkommenbeit 
angedeihen liess. 

Die logik nun, welche sich von jetzt an zu entfalten be- 
gann, konnte das wort als festen ausdruck eines bestimmten, 
äusseren seins allein nicht mebr betrachten, sondern erkannte in 
ihm, als dem gliede einer aussage, immer erst die vorstellung des 
individuums. Das einzelne wort, das ὄνομα, wurde selbst auch 
aussage des subjecta, d. ἢ. der einfachste λύγος, der seinen in- 
halt zunächst aus der vorstellung schöpfte, abgesehen, ob er 
auch die sache dem wesen nach enthielt. Insofern auch dieses 
der fall ist, muss dieselbe eine, durch nachforschung über die 
richtigkeit oder die unrichtigkeit des vorgestellten inbalts auf- 
zufindende sein. Als Sokrates bei den dingen anfing, nach dem 
wesen zu fragen, begegnete ihm eine vielbeit von merkmalen an 
ihnen, die wesentlichen, die sich bei allen finden, die unwesent- 
lichen, die sich nicht bei allen finden, an jedem einzelnen dinge 
aber immer wesentliche und unwesentliche merkmale zugleich. 
Das wort gilt für alle dinge, insofern sie alle die wesentlichen 
merkmale haben, ist begriffswort; es gilt für das einzelne ding, 
insofern es wesentliche und unwesentliche merkmale hat, ist 
vorstellungsor'. Da nun das einzelne ding dem begriffe niemals 
ganz entspricht, so kann nur die logik das wort als wissens- aus- 
druck von ihm selbst als dem vorstellungs-ausdrucke unterschei- 
den und das dilemma lösen, wie es einmal richtig ist, d. bh. den 
inhalt giebt, andererseits aber auch falsch sein, d. h. den inhalt 
nicht geben kann. Es galt von jetzt an eben, den begrifl, der 
mannichfaltigkeit von dingen gegenüber, deren keines ihm voll. 
kommen entspricht, und in dem doch alle ihr wesen hahen, τὰ 


704 | Die sprachphilesophic vor Platen. 


galt, ihn, als das positive wesen der dinge, diesen, als seinen 
negativen wesen gegenüber, zu begründen. 

Zu dieser arbeit hatte Sokrates den ersten impuls gegeben, 
ohne jedoch selbst weiter zu geben, als jedesmal an einem ge 
gebenem dinge das wesentliche von dem unwesentlichen zu schei- 
den, und, ohne dass er jenes wesentliche als ein ansich setzte, 
vermittelst desselben doch die unbedingte freiheit subjectiver ver- 
stellung über das wort, durch einen höheren maasstab asfıu- 
heben. Wenn Sokrates gleichsam empirisch die unbestimmte 
mannichfaltigkeit und die bestimmte einheit trennte. indem er in 
das eingreifen der einheit die erkenntniss setzte: so kam es 
für seine nachfolger darauf an, im allgemeinen und metaphy- 
sisch die mannichfaltigkeit durch die einbeit zur erkenutniss zu 
bringen. Denn was zufällig und accidentiell an dem diag in be- 
ziehung zu dessen eigentlichstem wesen erscheint, ist dies doch 
nicht in beziehung auf sich selbst und die es umschliessende 
einheit. Vielmehr hier eröffnet sich das gebiet weiterer und 
engerer einheiten, die mit einander in der entäusserung ihres 
wesens an sich, als merkmale zu einem, sie synthetisch zusas- 
menfassenden, durch die zusammenfassung in seiner eigenthüm- 
lichkeit erklärten dinge in verbindung treten können. Auf die 
sem logischen wege wird für die grammatik mit nothwendigkeit 
der unterschied der prädicate und substantive gefunden. 

Die fortschreitende logik bildete sich an den mängeln, wel- 
che den begriffen in der philosophie des Aristipp, des Antisthe- 
nes, der Megariker noch anklebten, endlich zu der Platonischen 
theorie der ideen vollkommen aus. Es geschah dies theils den 
sophisten gegenüber. So stellte Aristipp der subjectiven vor- 
stellung eine vorstellung von allgemeiner natur und gültigkeit 
entgegen. Dass er jedoch die aufgabe, welche die logik be- 
schäftigte, nämlich vermittelst der begriffe die erscheinungen zu 
erklären, die erkenntniss mit objectivem inhalt zu bereichern, 
nicht begriff, beweist der umstand, dass er, weil die vorstellung 
trotz ihrer allgemeinheit doch nur eine subjective blieb und kein 
kriterium über die dinge selbst bildete, nicht weiter als zur 
ausbildung der subjectiven vorstellung in einer glückseligkeits- 
theurie, einer hedonistischen lebens - philosophie gelangte. Theils 
machte die eleatische philosophie auf die entwicklung der begrifis- 
lehre ihren einfluss geltend. So abstrahirte Antisthenes die be- 


Die sprachphilosophie vor Platon. | 705 


griffe als einheiten an sich; aher in einer weise, dass er ver- 
mittelst derselben für die erkenntniss nichts gewann, weil er 
sie nicht nach ihrem weitern und engero inhalt an sich, nach 
ihrer verbindung an den dingen unterschied, sondern auf das 
entschiedenste inhaltslos neben einander wie elemente hinstellte, 
die nur ein name als real bezeichnete. Wie er bei der zurück- 
führung der vorstellungen auf sie, von erkenntniss nicht sprechen 
könne, beweist Platon im letzten abschnitt des Theätet, aus 
welchem hervorgeht, dass die Antisthenischen elemente nur ab- 
stracta der vorstellungen sind, die er durch reflexion von die- 
sen, als einheiten von der munnichfaltigkeit gewaltsam abzog. 
Von einem wirklichen inhärenzverhältniss der dinge in den be- 
griffen und desshalb auch von wahrer dialektik ist bei Antisthe- 
nes keine spur. Dieses inhärenzverhältniss wurde auch den Me- 
garikern aus dem grunde, den Platon im Sophisten angiebt, nicht 
klar, weil sie nämlich von den begriffen die möglichkeit, etwas 
zu thun und zu leiden, ausschlossen, d. h. weil sie zwischen 
dem absoluten und relativen, dem unvermittelten und dem ver- 
mittelten sein derselben nicht unterschieden. Erkannten also 
auch sie die begriffe nur als namen an sich an: so blieb ihnen 
die relativitat, welche der adjectivische name im verhältniss zum 
substantivischen hat, verborgen und doch kaon nur in einem sol- 
chen verhältniss - ausdruck ein durch das wesen der sich selbst 
entäussernden begriffe gebildeter inbalt eines dings aufgefasst 
und ausgedrückt werden. 

Platon war es, der die spitzen dieser ansichten im allge- 
meinen zu einem eigenthümlichen system umschliff und der mit 
besonderem bezug auf die sprachphilosophie, die forderungen der 
logik, welche er für sich aus jenem bemühen gewann, anzuwen- 
den bemüht war. 

Kiel. Ed. Albert. 


ae nn en. 


Zu Lucanus. 


Lucan. Phars. VI, 5 schreibe ich: lam nist degeneri fato-: 
einmal verlangt diese änderung der sinn: dann ist degener eins 
von Lucan’s lieblingswörtern: 8. I, 365. Il, 116. 523. Il, 149. 
IV, 344. VI, 417. Vill, 676. 693. IX, 4. 505. X, 441. 

F. H. Bothe. 


XXXII. 


Die Dioskuren. 


Castor und Pollux erscheinen in antiker tradition mehrfach 
als übermenschliche mitstreiter und helfer zum siege; zugleich 
dann als gute boten, die mit märchenbafter schnelle den sieg nach 
hause melden. In der schlacht am see Regillus !) waren sie a 
der spitze der römischen reiter, grösser und schöner als jetzt 
sterbliche menschen sind 2), hoch zu ross aber fast noch kas- 
ben. Desselben tages, in später stunde, erschienen sie in Rom. 
erzählend von dem römischen siege und der flucht der Latiner; 
in den zügen der jünglinge las man noch die wuth des streites; 
sie wuschen sich am quell nahe dem Vestatempel, ihre pferde 
trieften von schweiss. Und in den abhängen des Albanerberges 
zeigte man im harten gestein 5) die spur eines eingedriicktes 
bufes, nicht eines irdischen hufes. So konnte nur der Xantbos 
(der gelbe) oder der Kyllaros (celes κέλῃς) gestampft haben oder 
welches andere von ihren rossen *) die Zeusknaben gerade rit- 
ten. Die Regillusschlacht fand idibus Quinctilibus a. n. 258 
Varr. = a. Ch. 496 (Diooys. Hal., Fasti.) statt, d. ἢ. an εἰ: 
nem vollmondstage °) in der mittsommerzeit; als variante für 
das anno hat man nach Liv. Il, 21 a. u. 255 Varr. — a. Ch. 

1) Cic. Nat, Deor. Il, 2, 6. 

2) Dionys. Hal. VI, 13: xcddes ve καὶ μεγέθει μακρῷ κρείττους ὧν | 
xa ἡμᾶς φύσις ἐκφέρει. Vgl. Homer. 11.%, 108: καλός τε μέγας τε und 
Y, 287: οἷοι νῦν βροτοὶ εἰσεν. 

3) In silice Cic. N. Ὁ. 111,5 & 12. 

4) Stesichorus fragm. 1 nennt vier, zunächst wohl aber für des 
wagen, als muster für das wagenrennen in Olympia. 

5) Von den idib, Mails der Decemvirn a. Ch. 450 redend sagt Dio- 
nys. Hal. X, 59: ἦγον δὲ τοις μῆνας κατὰ σελήνην καὶ συνέπεοπτεν εἰς TH 


εἰδοὺς ἡ πανσέληνος. Dies gilt für die ältere geschichte Roms wenig- 
stens von der königsflucht bis zur solitudo magistrataam. 


Die Dieskuren. 707 


499. Ignorirt man die letztere und wählt a. u. 258 Varr., so 
wird, wenn man das erste jahr der freiheit vom frühling 510 a. 
Ch. begonnen hat, bis dabin 509 reicbend, auch das jahr der 
Regillusschlacht mit dem frübling 497 a. Ch. beginnen und id. 
Quiuctil, auf den vollmond des Skirophorion, altmetonisch oder 
' peumetonisch, auskommen. Dieser vollmond aber ist wie der 
des dies Cremerensis nabezu solstitial, indem die beiden gemein- 
ten jahre homologe der Enneakaidekaeteris sind. 

Wofern also die römische tradition mit ihrer datirung den 
mittsommertag, den längsten des jahres bezielte, so kann man 
auch unseren volksglauben zum vergleich anführen; wer kennt 
nicht die St. Johannisnacht und ihre wunder? Wie das winter. 
solstiz auf deu heiland, so wurde das des sommers auf Joban. 
nes gedeutet ©); lange indess ehe der tag den namen Johannes 
Baptista empfing, war er bei classischen 7) wie bei germanischen 
heiden ein hoher und hochgefeierter. Zufolge der nativität des 
Romulus, welche sich Varro vom Tarutius erbat (röm. daten 
p. 8), kommt die empfängniss des Marssohus auf die sommer. 
wende und das Festum Quirini a. d. IV K. Julias oder 28 juni 
kann schwerlich etwas anderes bedeuten, ungeachtet zu Caesars 
zeit allerdings die wende nicht am 28. juni statt fand. Bei den 
alten Germanen ward der tag als eine hohe freudenzeit began- 
gen (johannisfeuer: 8. Grimm mythol. p. 589); aberglaube schloss 
sich an, wie nur in der johannienacht der farrensame zu finden 
ist, vermöge dessen man an der kirchthür sitzend alle todten 
des jahres sieht und was dergleichen mebr ist. Die zeit des 
höchsten sonnenstandes, gleichsam der jahresmittag ist etwas 
natürlich gegebenes, eine halkyonische jahresstille, während wel- 
cher die eiobildungskraft 8) ungebemmter schaffen mag. Allein 
es gilt noch andere beispiele der kastorenepiphanie zu prüfen. 

Vatinius ein römischer landmann reiste von Reate nach 
Rom und befand sich nachts auf der salarischeu strasse (Cic. 
N. ἢ. 1, 5 $. 11). Da erschienen ihm zwei jünglinge auf 


6) Weidenbach Calendarium p. 201. 

7) Nur dass die lunarische zeitrechuung das solstiz an eice phase zu 
knüpfen strebie; bei den kaum merklich verschiedenen taglängen der 
mitisommerzeit konute sich der cultas und der aberglaube einen tag 
aussuchen, auf den der vollmond kam. 


8) Auch im winter während der tage um die wende besinot sich 
Zeus, πενύσκει: 8. Simonidis fr. 14 Bergk. 


708 Die Dioskuren. 


weissen rossen, sie meldeten die besiegung 5) des Perseus durch 
Aemilius Paullus, welcher am 22. juni jul. a. Ch. 168 bei Pydaa 
stattgefunden hatte. Das datum ist gesichert durch die mond- 
finsterniss am abend vorher (Ideler Il, p. 104). Rechnet mas 
nun den 22. juni, den tag von Pydna, als den ersten, so ist der 
vierte: 25 juni julianisch. Die zeit des solstizes aber kommt 
für dies jahr ungefähr auf morgens 5 uhr 26 juni; folglich be 
ginot der heilige abend des mittsommertages schon mit dunkel. 
werden am 25. juni. Vatinius also, wenn er um 25. juni vom 
einbruche der oacht übereilt wird, reiset in den johannisabeod 
hinein und die johannisnacht bringt auch hier die epiphanie de 
Zeusknaben. Das wunder nun bestand darin, dass am tage da 
Paullus seine briefboten absandte '°) die kunde schon in Italies 
war. So schnell konnten nur die himmlischen couriere reiten, die 
irdischen kamen erst a. d. VI K. Oct. um die zweite römische 
stunde in die stadt, morgens 13. juli jul. a. Ch. 168, ein und 
zwanzig tage nach der schlacht, achtzehn nach ihrer entsendung. 

Drittens endlich, als am flusse Sagra die italischen Lokrer 
und Rheginer 10,000 mann stark gegen 130,000 Krotoniates 
einen bis zum unglaublichen glorreichen sieg gewannen, wurde 
die siegesbotschaft noch an demselben tage zu Olympia vernos- 
men, wo man eben die olympischen spiele feierte. Die altäre, 


9) Liv. 45. 1: pugaatum in Macedonia et devictum regem esse. 
Nach Cic. N. D. II, 2: regem Persen illo die (25. juni) captum, was 
falsch ist so wie Lactant. Il, 7, der das captum des Cicero mit dem de- 
victum des Livius zusammenflickt: suntiantes eo die (25. juni) regem 
Persem victum alque captum. Die persönliche gefangennehmung des nm» 
cedonischen kénigs fand nicht wenige tage später statt. Wenn Cicero 
von einer dem schreiben des Paullus zufolge nachgehends constatirlen 
übereinstimmung des datums spricht — a Paullo litteris allatis quum 
idem dies constilisset — so kann er in seiner quelle weiter nichts ge- 
funden haben als dass das schreiben des Paullus datirt war von dem 
tage an welchem Valinius die Dioskurenmeldung empfangen hatte. Dean 
auf Livius darstellung 44, 45 passt der 25 juni für die absendung des 
briefes. (Bei der tagzählung wird es wohl das richtigste sein den ter- 
minus a quo milzurechnen). 

10) Liv. 44, 45: Tertio die Perseus quam pugnatum erat, Amplhi- 
polin venit. Inde oratores cum caduceo ad Paullum misit. Diese ge- 
sandten konnten etwa quinto (sexto) die post pugnam bei dem Paullu 
sein; das folgende ,,miltlerweile” (interim) wird hiernach vor die ar- 
kunft der caduceatoren kommen: interim .... principes amicorum re- 
gis .... ipsi ad consulem profecti Romanis se dedunt; hoc idem εἰ 
alii deinceps metu perculsi parabant facere. Consul nuntiis victoriee.- 
cum litteris Romam missis cet, Diese boten werden also quarto post 
die quam cum rege est pugnatum (45, 1} abgegangen sein. 


Die Dioskeren, 799 


weiche am ufer des flüsscheus den. Dioskuren. errichtet ‚waren, 
zeigten noch der späten nachwelt, wer es gewesen, dem die Lo: 
krer ibr gleichenloses glück zu verdauken glaubten. — Wir 
keanen das jahr der schlacht nicht 11), doch. zeigt die erwäh. 


. sung der Olympien, dass die tradition sie in die. mitte des .sam- 


mers verlegte. Denn die feier der Olympien kommt auf eingg 
au das solstiz sich lehnenden vollmond. Wie nahe,der mit jener 
schlacht coincidirende dem solstiz kam, liesse aich our sagen, 
wenn das jahr überliefert wäre. 

Wird uns, um diese beziebung der Kastoren auf den- „mitt. 
sommer zu erklären, vielleicht die neuere mythenforschung einige 
bülfe gewähren ἢ sie findet in den Kastoren erste lichtblicke der 
morgeusonne, womit vieles recht hübsch stimmt. Weun ihre 
finger eben so rosig waren wie die der homerischen Eos, sa 
sieht man wohl wie jenem ahnherrn der Domitier, als die finger 
des zeusknaben seinen bart berührten, das schwarze haar in 
rötbliches verwandelt und wie er zum Ahenobarbus wurde. Aber 
weit mehr unerledigte fragen und zweifel bleiben übrig. Wenn 
Custor und Pollux die das dunkel durchbrecheuden strahlen des 
früblichtes anzeigen, weshalb sind es dann eben zwei? ist der 
griechische morgen so geizig mit seinem lichte 7 und ‚zwillinge 
nimmt man doch so als wären es nur zwei und nicht ‚mehr, 
gleichsam nothwendig und abgeschlossen in ihrer zweiheit, Die 
verfrühungen der sonnenaufgänge allein ergeben noch das solstiz 
nicht, welches vielmehr statt hat wenn die wiederum eintretende 
verspätung des sonnenaufgangs nahe bevorsteht, der schon eine 
reibe von tagen hindurch zur frühesten minute stattgefunden hat, 
Ueberhaupt ging man für das solstiz nicht vom morgen aus 
sondero vom mittag und dem mittagsschatten. Wer die Kosto- 
ren für erste morgenstrablen erklärt wird zugeben müssen, dass 
sie jeden tag ausreiten wo der morgen nicht bewölkt ist; ihre 
solstitialen epiphanien lassen sich so. nicht füglich erklären, 
woraus indess nicht folgt, dsss die mythologen in jeder bezie- 
hung falsch gedeutet haben. 


11) Niebuhr setzt die sagraschlacht jedenfalls richtig nseh der zer- 
störung von Sybaris. Nur traut mao sich kaum diese leiztere mit sicher- 
heit auf 510 a. Ch. zu bringen nach Diodor; es ist die epoche des Ti- 
mäus, doch ih ungefähren kann ja die bestimmung richtig sein: Die 
schlachten am Regillus und an der Sarga bat man vielleicht gleichzeitig. 
gedacht 


Philo)ogus. XI. Jahrg. 4. | 48 


N Yu 


40 Die Dioskuren. 


Lasst uus also diesen ohnehin etwas schlüpfrigen pfad ve- 
lassen und statt der grundidee lieber ihre verkörperung, die per 
sönlichen Dioskuren und ihre stelle im hellenischen cultas iss 
auge’ fassen. Hierin bestärkt sogleich ein anderes beispiel, we 
ein ähnliches wunder sich aus dem cultus erklärt; folgendes: 
als bei Mycald gegen den barbaren vorgegangen ward, derek 
flog ein gerücht die reihen und ein heroldsstab ward am ge 
stade liegend bemerkt; das gerücht nämlich von Mardonius ar 
derlage bei Platää, welche morgens stattgefunden, während mas 
bei Mycale abends focht. Die schlacht fand am 3. Boedromie 
statt, also im monate der Eleusinien. Die eleusinischen michte 
scheinen das gegen die barbaren gerichtete gebot der ferabal 
tung von der feier (εἴργεσϑαι τῶν μυστηρίων) geltend genecht 
tnd den heroldsstab, nachdem er die barbaren zu Platää fort 
gewiesen, zu dem gleichen zwecke nach Mycale gesandt zu ba 
ben, damit auch hier der stumme bote die barbaren fortgehe 
heisse und das in der mitte des monats bevorstehende fest kei- 
_ nen mehr zuf stelle finde, der die eleusinischen satzungen belei- 
digt hätte. Eine jede gottheit wird an ihrem feste besonders 
hold und bereit sein; bietet uns also der festkalender etwas dar 
um die potenzirte thätigkeit der Dioskuren zur zeit des solstizes 
zu erklären! 

Der sieger am see Regillus gelobte den himmlischen kel- 
fern ausser einem tempel auch spiele und das sind die, welche 
Dionysius hernach so eifrig beschreibt VII, 71 sqq., auf den alte 
sten historiker Fabius sich berufend. Die kunde von Aemilius 
Paullus sieg traf das volk zuschauend ‘bei spielen und ebease 
traf die Sagraschlacht auf die Olympien. Dem Castor und Pol 
lux galt das fest welches Postumius einsetzte und die Dioske- 
ren waren die vorsteher der olympischen spiele; Herakles hatte 
es so verordnet (Pindar. Olymp. Ill. 36 sq.). Man wird alse 
auf die sehr alte feier der olympischen spiele das augeumerk 
richten müssen als auf den wahrscheinlichen entstehungsgrusd 
des glaubens an epiphanieo der Dioskuren während oder nabt 
der olympischen festzeit beim ‚höchsten sonnenstande. Im be 
reiche der olympischen spiele selbst mag es manche sage gege 
ben haben, von deu friedlichen siegen zu Olympia die unter dem 
schutze det Kastoren gewonnen und durch sie überraschend 
schnell nach hause gemeldet wären 2. Ὁ. nach Agrigent a 


Die. Dioskuren. 74 ᾷ 


Theron 13).. Diese erklärung nun wiirde fir die Sagraschlacht 
genügen; wesn die Kastoren zu gunsten der Lokrer. sich ¢iue 
abwesenheit nach Italien gestatteten, so mussten sie als treue 
festwarte rasch wieder hinüber nach Olympia und konnten jetst 
den sieg melden. Aber die epiphanie nach dem siege des Ae- 
milius führt doch unabhängig auf das solntiz selbst, der voll- 
mend war vor dem solstiz 26 juni 168 a. Chr. verfinstert auf- 
gegangen, die olympische feier kam also auf den nächsten voll- 
mond. Haften also dennoch die Dioskuren zunächst an der St. 
dJobannisnacht und einer etwa auf sie bezüglichen erscheinung 
am firmament? so dass ein jedes fest, sei es ein römisches oder 
ein nichtrömisches, auf die Kastoren als seine .patrone gewiesen 
ist dadurch, dass es in den mittsommer fällt, der cultus also 
hier nur das secundäre, die exacte observation das primäre ele- 
ment der erklärung bildet? 

Wir haben ja nicht bloss einen Castor und Pollax in der 
mythologie, soudern auch am firmameat. Nun nehme man eine 
sterncharte zur hand und lasse deu jetzigen punct des sommer- 
solstizes nach dem krebse zu und in diesen hineinrücken; west- 
wärts, da man eine immer fernere vergangenheit erstrebt: Hat 
man den solstitialpunct ungefähr bis D im krebs geführt, so ‘ist 
es genug, denn jetzt steht Pollux etwa 11° östlich davon. So 
lange die sonne auf ihrer jährlichen bahn dem Pollux näher als 11° 
steht kann man die zwillinge nicht sehen vor der helligkeit der 
sonne, aber wenn sie sich bis 11° entfernt hat so zeigen ‘sie 
sich zuerst wieder im frühroth; sie gehen also heliacisch auf, 
wenn die sonne bei D im krebs steht. Hier aber war das sol- 
stiz zu einer zeit welche der unsrigen fern liegt und bis in 
diese vergangenheit hatten wir den solstitialpunct hinaufgescho- 
ben. Es war aber dies die blühendste zeit von Hellas, wie man 
schon aus den ungefähren bestimmungen folgern kann welche 


12) Pindar (Olymp. III) preisst ihn wegen seines sieges mit dem 
wagen. Nach dem scholiasten erhielt er den Dioskuren opferod die 
siegesbotschaft. Er opferte gewiss an dem tage wo seine schönen pferde 
auf der bahn zu Olympia fuhren und bat dabei die zwillinge der Led 
dass sie ihm den wagen zuerst ans ziel, zum siege lenkten. Verhielt 
sich dies so, dann vernabm er nur durch ein wunder an dem tage 
seines opfers und gebets dass dies gebet schon erfüllt sei. Denn The, 
ron opferte in Agrigent, er war zu hause geblieben. — Sei dem i 
dess wie ihm wolle, es ist an sich selbst wahrscheinlich dass jenen bea 


tendiensten nach schlachten als muster friedlichere zu grunde hegen. 
—&X 


9423 Die Dioskuren. 


Bode 15) für die allmablige verschiebung der jahrpuncte gibt 
560 a. Chr. stand der krebspuvet auf präsepe, se dass der be 
liacische aufgang des Pollux ein paar tage vor dem selst: 
stait fand, während er ebenfalls um ein paar tage nach dem 
selben eintrat um 63 p. Chr., weil der krebspnnet inzwische 
sich zwischen zwilling und krebs verschoben hatte. Es am 
folglich die coincidenz des frihasfgangs des Pollux mit de 
sommersolstiz in die beste zeit griechenlands fallen und swa 
einer ungefähren, aber von sachkundiger hand herriébrer 
den rechnung zufolge a. Chr. 370 und von da aufwärts als 
etwa bis in die perserzeiten '*) und zwar dies für die geogr 
phische breite von Olympia (37° 40). Zieht man auch den Co 
stor mit in rechnung und sucht den beliscischen simultanaufgang 
beider, so kann dies allerdings das resultat ändern, allein da 
ein ganz präcises ergebniss bei deu unzureichenden hülfsmittela 
doch nicht erreichbar war, so habe ich angenommen, dass Caster, 
der seiner geringeren helligkeit wegen einen grösseren sehwis- 
kel 15) erfordert, mit seinem zwillingsbruder zugleich heliacisch 
aufgehe, weil des Castor grössere entfernung vom damalige 
solstitialpuncte westwärts den ausfall der lichtstärke wiederun 
aufhebe. Man wird hierbei nicht übersehn, dass für verschie 
dene geographische lagen die tage des betreffenden phänomess 
sich etwas modificiren, also das gestirn der Dioskuren nicht al- 
len Hellenen mit gleicher präcision das solstiz verkiindigte; 
man vergleiche die ähnliche frage nach dem frühaufgange des 
Sirius in Aegypten bei Böckl Manetho p. 21. Bei alledem wird 


13) Ptolemaeus beschreibung der geslirae, mit erläuterungen vos 
Bode. Berl. 1795 p.246. 

. 14) Da ich mich aus Bodes datirungen der heliacischen auf— und us- 
tergänge fur 63 p. Chr. τ. (a. o. p. 259) nicht vernehmen konnte, während 
mir die coincidenz für die älteren zeiten Griecheulands ganz anzwer 
felhatt schien, wandte ich mich an herrn dr. Hartwig in Schwer, 
einen schüler von d’Arrest und derselbe hat ermittelt dass die coinci- 
denz ungelahr 370 a. Chr, stattgefunden habe für Olympia, indem Pol- 
lux — denn für diesen stern ist die berechnung gemacht — 1° über 
dem horizont stand als die sonne 10° unter demselben war. Leider 
standen dem trefflichen kenner dieser sachen nicht die erforderlichen 
hülfsmittel zu gebote um dem resultat die gewünschte präcision zu ge- 
ben. Pollux ist zu A. R. 114° und Decl. + 25° angenommen. 

15) Nach Piolemäus 14°: 5, Ideler I, 56. Doch wenn der krebs- 
punct 11° östlich von Pollux steht so ist Castor allerdings wohl noch 
nicht volle 14° sondern nur etwas über 13° davon entfernt Hiernach 
würde für den simultanaufgang ein noch älteres solsiiz zu suchen sea 


als 370 a. Chr. 


Die Dieskuren. 713 


einzuräumen sein dass sie im besitz einer recht guten solatitial- 
bestimmung waren für lange zeit, wenn sie sich an das heliaci- 
sche wiedererscheinen von Castor und Pollux hielten. : Bedenke 
man dabei nur dass noch Meton das solstiz um mehr als einen 
tag falsch angegeben hat 16), er als astronom, während der fest- 
kalender sich schon eher mit einer ungefähren conventionellen 
satzung begnügen konnte, um den heliacischen Dioskurenauf- 
gang als termin zu benutzen, vor welchem die Olympien nicht 
gefeiert werden sollten. Dies letztere ist auch sntreffead für 
die ältesten zeiten, da die beiden himmlischen festwarte dann 
sich früher wiederzeigen als das solstiz. 

Da die Olympien zugleich von der sonne und dem monde, 
von jener gleichsam als der stundenzeigerin, von diesem als 
dem minutenzeiger, orientirt. wurden, so bemerkt man wohin 
die anknüpfung des sonnenstandes an die matinale wiederkehr 
der Dioskuren führen musste. Für den höchsten sonnenstand 
konnte es richtiger sein auch einen vorsolstitialen vollmond zu 
wählen, wenn er dem mittsommer näher lag als der nachfolgende. 
Aber dann bätte maa die feier angestellt ohne dass die beschü- 
tzer dieser feier am firmamente gesehen worden wären, in dea 
tagen, wo sie vor der nahen sonne sich gar nicht zeigen. Bode 
rechnet die zeit der unsichtbarkeit des Castor für Rom auf 
zwölf, für Alexandrien auf sechszehn tage (a. o. p. 259). 

Aus den sagen lässt sich hiernach auch manches deuten. 
Der zum kampf ausrückende soldat freut sich beim anblicke 
der huldreichen Kastoren in der morgenfrühe ; aber sie ver 
schwinden sofort mit anbrechendem tage. Doch sie sind nur 
vom himmel verschwunden, um desto thätiger auf erden den 
schaaren voranzureiten. — Auch ein bote kommt und meldet 
was zu melden ist; dann geht er seiner wege. — So ist auch 
jeder heliacisch aufgehende stern ein zwitter von dunkel und 
Jicht (vgl. Max Duncker gesch. d. alt. III, p. 37) und wiewohl die 
Dioskuren an sich nichts mit dem morgen und den ersten son- 
nenstrahlen gemein haben, wenn sie z. b. den schiffer im sturme 
retten, die wetternacht durchbrechend: so haben doch die Helle- 

16) Ideler I, p. 326. Sollte Meton vielleicht den morgen gewablt 
haben mit rücksicht auf einen heliacischen aufgang? etwa der zwillinge ? 
Man müsste also den beliscischen aufgang von Castor und Pollux mit 


der grössten sorgfalt für Athen und 432 a. Chr. berechaen. Unvere 
hülfsmittel baben leider keine hinreichende genauigkeit gestaltet. 


714 Die Dioskuren. 


nen ihnen vor allem den freundlichen dienst gedankt, dass se 
den festmergen von Olympia und dem ersehnten gottesfrieden 
‚meldeten. — Um die Olympien zu begeben müssen die Tyad- 
riden da sein, d. b. es muss mittsommer sein; aber auch ihre 
schwester Helena muss die schöne wimper voll aufschlagen, εἰ 
muss zugleich vollmond sein. Und sind jene bei neumond sec 
ensichtbar, so mochte man sagen, dass sie ihre abhanden ge 
kommene schwester suchten (M. Duncker I. c.). Was ein dic 
ter personificirend sei es im scherz oder im ernste gesungen, 
nahm man ganz eigentlich, dem gottesbediirftigen gemütbe ward 
alles und jedes zu persönlichen gewalten. 
Parchim. A. Mommsen. 


in 


Homer und Xenophon. 


Um aus Xenophon den beweis nicht führen zu lassen, das : 
Sokrates die homerischen gedichte genau gekannt, nimmt Ser 
gebusch homer. dissert. prior. p. 139 an, dass Xenophon our 
aus rivalität gegen Platon und Antisthenes in seinen sokratische 
schriften Homer berücksichtige; denn in den übrigen schrifte 
werde er selbst nicht einmal in den stellen genannt, in denen er 
ihn nachahme. Abgesehen davon dass jene rivalität auf schwa- 
chen füssen ruht, ist festzuhalten, dass in seinen historischen 
und antiquarischen schriften Xenophon da, wo er den ton au 
Homer nimmt, aus gar begreiflichen gründen den dichter nicht 
nennen konnte, und dass die homerischen nachahmungen ungleic 
häufiger in Xenophon’s historischen schriften sind, als Sengebusch 
angiebt: sehr schöne bemerkungen finden sich darüber bei Hei- 
land Quaestionum de dialecto Xenophontea capita selecta. Hal- 
berst. 1844, p. 12 sqq. Nur eine stelle will ich hier nach 
tragen. Xenoph. Cyrop. VI, 1, 3 heiss’t es von Panthea: se- 
cay ἐφαίνετο διαφέρουσα τῶν ἄλλων καίπερ καϑημένη xaxalrı- 
μένη τε καὶ ἐς γῆν ὁρῶσα: dies wie auch die vorhergehende 
bemerkungen sind durch Helena in Hom. Il. T, 141: αὐτίκα δ᾽ 
aoyarııcı καλυψαμένη ὀϑόνῃσιν (vrgl. ibid. 419) in verbindung 
mit ibid. 158: αἰρῶς ἀϑανάτῃσι ϑεῖς εἰς ὦπα Enıxer veranlasst 
und geben Xenophon’s auffassung dieser stelle. Noch mehr stof 
giebt es für dergleichen: daher werden wir, zumal da bei des 
uns genauer bekannten sokratikern tiefes studium des Hower 
sich findet, sagen, das durch Sokrates, den kenner des Homer, 
Xenophon diesen dichter lieb gewonnen habe. 

Ernst von Leutsch. 


vee — + 


XXXIV. 


Metrische fragmente. 


2. Der frosehgesang in Aristophanes fröschen. 


Der gesang, welchen Aristophanes den frischen in dem 
gleichnamigen stiicke gegeben (vs 208—267), wird von Frits- 
sche und Rossbach nach vorgang von Reisig in strophen und 
antistrophen abgetheilt, während ihn Dindorf nach anleitung der 
scholien ') als monostrophisch ansieht: eine verschiedenheit der 
ansichten, wie sie seit wiederbelebung der metrik häufig hervorge- 
treten: sie kann nur vermieden werden, wenn der metrischen and. 
lyse genaue interpretation zu grunde liegt: das, was wir hier 
besonders festzuhalten gedenken. u 

Dionysos ist auf seiner reise in die unterwelt zum Charon 
gelangt, der ihn dann nach seiner weise grob and rücksichtslos 
behandelt: obgleich der gott versichert, vom seewesen nichts 
zu verstehen, soll er doch rudero und das einzige, was Charon 
zum troste und zur ermuthigung ihm sagt, ist verweisung auf 
gesang von fröschen und schwänen. Ohne an die verbindung 
dieser thiere sich zu stossen wird Dionysos sie zu hören begie- 
rig: wo gesang ertönt, da weilt er gern. Der zuschauer aber 
ist gespannt auf diesen so merkwürdig angekündigten gesang : 
erbärmlicbe schreier und erhabene sänger zusammen? denkt er, 
was wird das geben? Und was werden sie dem Dionysos hel- 


1) Scholl. ad Arist. Ran. 210: οἴξϑεσις μέλοιις χοροῦ μονοπτροφική: 
cf. ad vs. 230. 243: dagegen strophisch Reisig Conidet. in Aristoph. p. 
195 sqq.: ähnlich G. Herm. Elem. D. Met. p. 742. Epi. D. Metr. p. 283. 
ed. fae, in der zweiten nusgahe der epitome hat er das lied aber weg- 
gelassen: dann Fritzsch. ad Arist. Ran. 200, p. 134 sqq., der ‘euch 
die ansicbten noch andrer genau verzeichnet: Rossbach gr. metrik.-4, p. 
226, dabei coniecturen von Th. Bergk mittheilend, ro, 


716 Metrische fragmente. If. 


fen? Wird man diese sänger sehen, die ja doch in dem se 
zu leben scheinen? Hat der heitere komiker einen poggacst; 
im sinne? Derartige fragen sind im zuschauer rege, als sec 
dem κέλευσμα des Charon plötzlich gesang von einem ussich- 
baren chore erschallt, der deutlich als ein aus fröschen beste 
heoder sich ankiindigt: man sieht sofort, dass nach diesem ge 
sange Dionysos rudern muss. Was also ist dieser gesangt 
welcher einrichtung auf der oberwelt ist er nachgehildet! Dem 
das hat man schon aus den letzten scenea gesehen, dass alles 
in der unterwelt ein ‘analogon auf ‘der oberwelt hat. Und & 
ist zunächst klar, dass der gesang kein κέλευσμα seyn kam, 
wie nach vorgang von Becker ?) neuere jetzt annehmes: εἰ 
muss δἰδὺ zuvörderst vom wesen des xsAsvoma, und zwar dem is 
der ältern athenischen zeit, um die es sich allein handelt, abli- 
chen gehandelt werden, was wohl auch deshalb nicht überflüssig 
ist, weil meines wissens darüber seit Scheffer 5) nicht genauer — 
gehandelt worden. 

Zunächst muss bemerkt werden, dass man bei dieser frage 
die kriegsschiffe ganz von dea handelsschiffen zu trennen hat: 
auf ersteren war, wie auch in unserer zeit der fall, alles strea- 
ger geordnet und man wich nicht obne besondere gründe von 
dem einmal festgestellten und von staatswegen vorgeschriebe- 
em ab: sie müssen also bier die grundlage liefern. Auf je 
dem kriegsschiffe befand sich nur ein κχελευστής: wenigstens 
iat mir keine stelle bekannt, wo im regelmässigen dienste von 
mehrern xedevora: auf einem schiffe die rede wäre; auch 
stimmt diese zahl mit der art der übrigen bemannung — es 
ist ein πρωρεύς, ein κυβερνήτης da — mit beschreibungen der 
dichter und romanschreiber, vor allem mit der von dem tyrannea 
Dionysios gegen Naxos ausgeführten *) kriegslist. Es ist aber 


2) Bekker Charikl. T. Il, p. 59 ed. fae. 
3) Scheffer de militia navali |. Ill, c. 2, p. 926 sqq., IV, ce. 7.» 


1036 “7. T. V utriusque Thesauri .. nov, Supplem. cong. ab J. Po- 
leno, 1737. 


4) Sil. Italic. Punic. VI, 360: 
/ « « . mediae stat margine puppis, 
qui ‘voce alternos naularum temperet ictus 
et remis dicted sonitum pariterque relatis 
-  @d numerum plaudat resonantia caerula tonsis — vgl. unten not. 50: 
Lueian. Ver. Hist. I, 40: τούτων δὲ οἱ μὲν nag’ ἑκάτερα τῇς νήσου καϑή- 
μένοι ἐφιξῷς ἐκωπηλάτουν κυπαρέττοις μεγάλοις. . ὠάπερεὶ ἐρετροῖς... 
κελευςὴς δὲ ἐφειστήκει αὐτοῖς καὶ REAL τὴν cgpeler ἐξέως ἐκινοῦντο ὥσξιρ 


Metrische fragmente. L. 717 


der xsievori¢ von den διακόνοις oder ὑπηρέεαις des schiffes der 
dem χυβερνήτης am nächsten °) stehende, stammt auch wie die- 
ser aus den untern 6) schichten der bürgerschaft: es war das 
derum natürlich, weil er wegen der ihm nöthigen kenatnisse und 
fäbigkeiten aus den ἐρέταις gewählt ward, so dass also eine 
art avencement bei den ruderern 7) stattfand. Wie viel vom xs- 
λευστής verlangt ward, zeigt, dass die alten von einer 8) τέχρη 
xslevarıxn reden: sie bestand im allgemeinen freilich nur im 9) 
κέλενσμα, d. bh. darin, mit der stimme, ausnahmsweise auch mit 
der flöte 190), die aber auch dann nur eine unterstützung der 
stimme gewesen zu sein scheint, den takt für die art der be- 


za μακρὰ τῶν πλοίων. — Polyaen. Strateg. V, 2,5: ..., εἰς τὸν 
λιμένα τῶν Natioy κατέπλει πεντηπκόντορος Διονυσιακῇ αὐλητὰς αὐλοῦντας 
ἄγουσα καὶ κελευστὰς κελεύοντας ar ἄν ἕκαστος avenddes τριἤρῃ μίαν" οἱ 
δὲ Νάξιοι νομίσαντες ἐπιπλεῖν τοσαύτας τριήρεις, ὅσους ἑώρων κελευστάς, 
φοβηϑέντες παρέδωκαν ἑκόντες Διονυσίῳ τὴν πόλεν. 


5) Xenoph.(?) de republ. Athen. 1, 2: καὶ γεὶρ es κυβερνῆται καὶ οἱ 
κελευσιαὶ καὶ of πεντῃκόνταρχοι καὶ of πρωρᾶτα:ι καὶ οἱ ναυπηγοὶ οὗ τοί εἰ- 
σιν οἱ τὴν δύναμιν περιτιθέντες τῇ πόλει πολιὶ μάλλον 7 οἱ πολῖται κτλ,: 
die κελεισταὶ werden da dem κυβερνήτης zunächst genannt: dasselbe zeigt 
Plut. Themist. c. 19: 8. not. 6. 


6) Plut. Themist. c. 19: 5 καὶ τὸν δῆμον ηὔξησε κατὰ τῶν ἀρίστων nal 
ϑράσους ἐνέπλησεν, εἰς ναύτας καὶ κυβερνήτας τῆς δυνάμεοις ἀφικομένης: 
vrgl. Plat. Legg. IV, 706D, 707A: dieselben chargen sind wieder ver- 
einigt bei Plut. reipubl. ger. praec. c. 15, p. 812: ἀλλ᾽ ὡς of κυβερνῆται 
za μὲν ταῖς χερσὶ de αὐτῶν πραττοῦσι, τὰ δ᾽ coyuras ἑτέροις δι᾽ ἑτέρων 
ἄπωθεν καθήμενοι περιάγουσε καὶ στέφουσι, χγρῶνται δὲ καὶ ναύταις καὶ 
πρωρεῦῖσι καὶ κελευοταῖς καὶ τούτων ivioug ἀνακαλούμενοε πολλάκις εἰς 
πρύμναν ἐγχειρίζουσι τὸ πηδάλιον" οὕτω nıd.: vrgl. Schoemann in Plut. 
V. Agid. 1, 3. p. 77. 

7) Es folgt des aus Aristoph, Equitt. 544 sqq.: vrgl. not. 8 am ende. 

8) Plat. Politic. p. 260D: τί ov»; εἰς ταὐτὸν μίξωμεν βασιλικὴν ioue- 
νευτικχῇ, κελευστικῇῆ, .. καὶ πολλαῖς ἑτέραις τούτων τέχναις συγγενέσιν, 
αἵ οὐμπασαι τὸ γ᾽ ἐπιτάττειν ἔχουσινι Thucyd. VII, 70, 7: πολλὴ yay δὴ 
παρακέλευσις καὶ Bon dp’ ἑκατέρων τοῖς κελευσταῖς κατά τε τὴν τέχνην καὶ πρὸς 
τὴν αὐτίκα φιλονεικίαν ἐγίγνετο: 8. die Scholl.: darauf weis’t auch id. VII, 14, 
1 in den vielbesprochenen worten: ἐπισταμένοις δ᾽ ὑμῖν γράφω, ὅτι βραχεῖα 
ἀκμὴ πληρώματος καὶ ὀλίγοι τῶν ναυτῶν οἱ ἐξορμῶντές τε ναῦν καὶ ξυνέχον- 
τες τὴν εἰρεσίαν: er sagt die mannschaft im seedienst bleibt nicht lange 
in der tüchtigkeit der ersteu ausrüstung — sie wird schnell abgeoutzt — 
und wenige uoler den ruderern und diesen gleich stehenden sind vor- 
handen, welche solche kenntnisse — τέχνην — haben, dass man sie zu 
wichtigero, allmählig unbesetzt gewordenen stellen, vorrücken lassen 
könnte: also er deutet an, aus den ναύταις die xedevorai etc. zu nehmen: 
s. oben note 7. 

9) Dies, κέλευσμα, die alte form: κέλευμα in unserm sinne ist später: 
Lobeck. ad Soph. Aiac. p. 323 ed. rec., Popp. ad Thucyd. Comm. Il, 
92, 1. A. W. Zumpt. ad Rutil. Namant. 370. 


10) Das folgt ganz sicher aus Aristoph. Acharn, 354: . . . ἦν ὃ 


dv ἡ πόλις πλέα, .. αὐλῶν κελευστῶν, νιγλάχων, ουριγμύτων. 


718 Metrische fragmeate. IE. | 


‘ wegung der ruder den ruderern anzugeben: aber dafür ware 
auch gar mancherlei erkenntnisse erforderlich. Zumächst must 
der xelevozng mit der behandlung eines schiffs in see velikee 
men vertraut seyn; nicht allein also mit dem rudern und den daba 
nothwendigen kunstgriffen, sondern besonders mit der leitusg 
eines schiffs während der schlacht, also mit den manövers we 
ἐμβολαί, προςβολαί u. 8. w.: denn er musste, wenn er vom sie 
mann '') zu diesem oder jenem den befehl erhalten, sofort be 
rechnen nach der lage des kampfs und der stellung der fotie 
mit welcher schnelligkeit im rudern anzufangen, wie sie zu st: 
gern, wann inne zu halten sey. Daneben lag ihm ob diem 
derer zu beaufsichtigen, stille, war es néthig, zu gebieten, de 
schlaffen anzufeuern, alle mit worten '?) anzutreiben, im er 
zelnen falle auf fehler aufmerksam zu machen und verhaltungs 
befehle zu geben: daber hiess er denn hei den Lateinera 15 
hortator: dabei konnte kommen, dass er, um vielleicht den takt 
einem ruderer von hartem uhr und von schweren begriffen recht 
deutlich zu machen oder um bei dem argen lärm allen gebérig 
verständlich zu werden, mit seiner pfeife ab und am den takt 


11) Plat. Alcib. I p. 125C: οὐκοῦν ἀνθρώπων λέγεις ἄρχειν dröp- 
ποις χρωμένων; 6 Nai §. "Aya κελευστῶν χρωμένων ἐρέταις; §. Ov dire. 
§. Κυβερνητικὴ γὰρ αὕτη γε ἀρετῇ; §. Nai. 

12) Scholl. δά Aristoph. Av. 1273: of γὰρ κελευσταὶ πολλάκις σιώτην 
παραγγέλλειν εἰώθασιν, σιώπα λέγοντες καὶ ἄκουε καὶ ta ὅμοια, Ideas: 
dazu vrgl. Diogen. Provv. VI, 6: μήποι᾽ εὖ ἔρδειν γέροντα. an de- 
io» κωπηλάώτην und ano. ad Apost. XI, 56. — Thucyd. VI, 70, 3: 
πολλὴ μὲν γὰρ ἑκατέροις προϑυμία uno τῶν ναυτῶν ἐς To ἐπιπλεῖν, ὁπότι 
κελευσϑείη, iyiyrero, πολλὴ δὲ ἡ ὠντιτέχνῃσις τῶν κυβερνηιῶν καὶ aye 
ψισμὸς πρὸς ἀλλήλους ... 6. καὶ τὸν κεύπον μέγαν anc πολλῶν τῶν νιῶν 
ξυμπιπτουσῶν ἔκπληξὶν ve ἅμα καὶ ἀποστέρηοιν τῆς ἀκοῆς ὧν οἱ πελευσιαὶ 
φϑέγγοιντο [dies wortist also vielleicht sbsichtlich des vortrags wegen 
in dem froschliede des Aristophanes so oft wiederholt: s. unt. not. 76. 
παρέχειν. 7. πολλὴ γὰρ δὴ .., [s. oben n. 8.] . « ἐγέγνετο, τοῖς μὲν 'Adr 
νταίοις βιιίζεσϑαὶ Te τὸν ἔκπλουν ἐπιβοῶντες καὶ περὲ τῆς ἐς τὴν πατριδα 
σωτηρίας viv, εἰ ποτε καὶ αὖϑις προθύμως ιἰναλαβέσθαι: Behk. Anedd 
I, p. 47, 4: Κελεύστωρ διαφέρει τοῦ κελευστής. ὃ μὲν yup κελενοτῖς 
τιν ὁ ἐν rye κελείίων τοῖς ἐρέταις τι, ὁ δὲ xr, 

13) Plaut. Mercat. 695 (IV, 2, 4): sed coquos, quasi in mari Sola 
hortator remiges hortarier: Enn. Ann. 232 \ahl.: tonsas ante teneaia 
Paverent, observarent, portisculus signum Cum dare coepisset: Verg Act 
V, 176: ipse gubernaclo rector subit, ipse magister Hortaturque vr“ 
clacumque ad litora torquet: die interpp. sind in streit: es bemerkt Ser- 
vius: hortaturgue] aut ipse dicit celeusma. nam hortatores dicunk: 
aut [hortatur: ideo] quia consternali fuerant perdito gubernatore: das ef- 
stere ist das richlige: die erklärung steht in einer den substentiven, die 
a werden sollen, entgegengesetsten folge: vrgl. Scheffer. Lc. p 

37 8q. 


Metrische fragmeate. II. 119 


wiederhelte: das der gebrauch, den er vom αὐλός machte. Zu 
diesem allen passte der κελδυστής auch besser als 2. ὃ. der trie- 
rarch oder gar.der στρατηγός, da er den ruderern schon seinem 
stande nach nahe stand and sie also richtig zu behandeln !*) 
wusste: man sieht, welcb eine wichtige person er war und wie 
nachtheilig es werden konnte, ward er von den ruderern nicht 
vernommen: durften z. ὃ. bei überfällen, seine lauten befehle 
nicht erschallen, so suchte man für sie nach einem '5) ersatz. 
Diese schilderung zeigt aber, wie der κελευστής unmöglich im- 
mer an einer stelle während seines dienstes sich aufbalten 
konnte: zwar wird er so viel als möglich in der nähe des 
steuermanns und somit passlich in der mitte des hintertheils des 
schiffes 16) sich aufgehalten haben, weil er da am leichtesten 
alle ruderer übersah: aber oft genug wird er in eine reihe oder 
zu einzelnen hahen treten müssen. Bei ruhigen fahrten freilich 
war die stellung in der mitte wie geboten: da war aber sein 
dienst auch ungleich leichter. Hieraus ergiebt sich, wie die xe- 
Aevorat mit vorsicht gewählt werden mussten: ein tapferer, in 
einer gewissen sphäre sehr wohl bewanderter und mit — einer 
tüchtigen stimme !7) begabter mann musste für diesen posten 
erkoren werden: auch für ruhige fahrten war dies theila wegen 


14) Xenoph. Oecon. 21, 3: οἷον καὶ ἐν τριήρει, ἔφη, ὅταν πελαγίξωσι, 
καὶ δίῃ περᾶν ἡμερινοὺς πλοῦς ἐλαύνοντας, of μὲν τῶν κελευστῶν δύνανται 
τοιαῦτα λέγειν καὶ ποιεῖν, ὥστε ἀκονᾶν τὰς ψυχᾶς τῶν ἀνθρώπων ἐπὶ τὸ 
ἐθελοντὰς πονεῖν, of δὲ οὕτως ἀγνώμονες εἰσίν, ὥστε πλεῖον ἣ ἐν διπλασίῳ 
χρόνω τὸν αὐτὸν ἀνύτουσι πλοῦν. καὶ οἱ μὲν ἰδροῦντες καὶ ἐπαινοῦντις ἀλ- 
Anlovg, 9 τε κελεύων καὶ οἱ πειθόμενοι, ἐκβαίνουσιν, of δὲ ἀνιδρωτὶ ἥκουοι, 
μισοῦντις τὸν ἐπιστάτην καὶ μισούμενοι: δ. anten note 45. — Vrgl. auch 
Thucyd. 11, 84, 3: Bog τε χρώμενοι καὶ πρὸς ἀλλήλους ἀντιφυλακῇ re καὶ 
λοιδορίᾳ οὐδὲν κατήκουον οὔτε τῶν παραγγελλομένων οὔτε τῶν κελευστῶν: 
VII, 70, 6 (8. obea note 12): darnach ist Sallust. ap. Serv. ad Verg. 
Aeo. Ill, 128 zu verstehen: impediebant iussa nautarum, fr. ioc. 23 Kritz.: 
deno mit nautae bezeichnet Sallust die xsderoras und ihnen gleich ste~ 
hende officiere: eben so Liv. XL, 4, 12: quum iam appropinguabant, Po- 
ris quidem ad hortationem remigum nautarumque intentus erat: -vrgl. Goeller. 
ad Thucyd. Vi, 31 init., der aber irrig in I'hucyd. VII, 14 diese bedeu- 
tung auch gelten lassen will: s. ob. n. 8. 

15) Xenoph. Hist. Gr. V, 1, 8: ὁ δὲ Ζοργώπας ἐμβιβάσας ev Orc iny- 
xodot'Oes xarı τὸν λαμπτῇρα, ὑπολειπόμενος, ὅπως MT) φανερὸς εἴη μηδ᾽ 
αἴσθησιν παρέχοι, λίϑων Te ψόφῳ τῶν κελευστῶν ἀνιὶ φωνῆς χρωβένων 
καὶ παρηγωγῇ τῶν κωπῶν: Virg. Aen, VIII, 108: tacitis incumbere remis, 
wo Servius bemerkt: sine celeumate. 

16) S. oben ἢ. 4. 

17) 8. oben n. 12: Seneo. Epist. VI, 4 (56), 5: ‘sed iam me sic ad 
omnia durati, ut audire vel pausarium [s. unten n. 21] possim eoce 
acerbissima remigibus modos daniem. 


720 Metrische fraguente. ᾿ TI. 


der zahl der ruderer, theils auch wegen der möglicher win 
eintretenden stürme wünschenswerth. Ist die stellung und ge 
tung des κελευστής sonach deutlich, so wenden wir uns ous ım 
κέλευσμα selbst. Dies bestand, wie Charon 38) zeigt, aus dw 
anzahl töne, welche einem bestimmten takt folgten: zu vergl: 
chen sind damit die weisen der hirten, fischer und anderer; si 
ihnen — z. b. ὦ ὑπὸπ ὦ ὑπόπ — gab zunächst der xeimwen; 
das zeichen zum anfangen des !?) ruderas, das ἐνδόσιμον, signal, 
worauf sofort 2°) die ruderer ibre arbeit hegannen: er geb n 
lange diese melodie an, als nach seiner ausicht für das verstäst 
niss und festhalten derselben von seiten der ruderer nothwesdy 
schien. Darauf folgte nach dem gehörigen zeitraume das sigul, 
— z.b. oo — zur pause — die ruderer konnten nicht unansge 
setzt rudern — , ein signal von solcher wichtigkeit, dass ra 
ihm die Lateiner den Keleusten den namen 31) pausarii gegebe; 


18) Arist. Ran. 208: οὗ ὀπύπ, εἰ enor, nach cod. Venet. jetzt Bergh: 
wonon (sic) Mutinensis: der Ravenn. lässt es ganz weg: früher ws 
én, won on, wohl weil man ibid. 180 und Aristoph. Av. 1395 «oa hatte: 
ber 8. unten ὦ. 21. Hier ist das ἐνδόσιμον angegeben: deshalb ha 
Bergh recht: nicht genau L. Dind. ad Steph. Thes. L. Gr. s. es,» 
2073 D: on exclamatio remigantis — auch das ist ungenau — Char 
apud Aristoph. Ran. 208: win on, acn on. Ubi cod. Vem. w oncx,e 
enon. Utrique praestare videtur: ὠοπόπ, etsi won quidem est efiam alibi. - 
Sonst vrgl. Eustath. ad Hom. Il. A, 438, p. 855, 24: εἰσὶ δὲ καὶ te 
μιμητικαὶ φωναὶ αὐταὶ κατὼ αὐτοιὶὶς τσιΐς φοννοῦντας, ὡς τὸ αρῦ [s.u- 
ten n. 30] ἐπέφϑεγμά φασι κωπηλατῶν, καὶ τὸ ὦ ow φϑέγμια τῶν ἀφιέντων 
«ἰνὡὼς ἅμα τρέχειν, καὶ τὸ ὦ ὃπ ναυτικύν, nollu δὲ καὶ ἄλλα, ἐν οἷς ze 
τὸ pa παρὰ Oroxgitw [XV, 89], καὶ τὸ wo ποιμενιχὸν, καὶ τὸ βῇ, zwi 
ov ἀλλαχοὺ [1721, 28] δηλοῦται, καὶ τὸ χύρρε συβοτεκὸν ὡς ἐν τοῖς ες 
τὴν Ὀδύσσειαν διδήλωται, καὶ τὸ pitta δηλωτικὸν @ads Taycre, οἷον 
pitta Μαλιάδες, φίττα Posai, Νυμφῶν δέ φασε ταῦτα ἐπωνυμίας, 
ἔτι δὲ καὶ τὸ σίττε, οἷον σίττ᾽ ἀμνέδες: Theocr, Id. V, 3: noch jetzt 
ist ἄρρυ in gebrauch: L. Dind. ad. Steph. Thes. L. Gr. 8. οέττα ρ.299 Β. 

19) Suid. 8. ᾿Ενδόοιμον. Οἱ δὲ κελευσταὶ τοῖς ἐρέταις τὸ ἐνδόσιμον 
ἐνέδοσαν. --- Οἱ δὲ ἐπὶ τῇ ἐνδόσει ἄϑροοε τῷ ῥοϑίῳ [s. unt. n. 30) ἐπγ- 
Aulufar. Kai ’Erdonss ini τούτου: Suid. 8. xedevotyc: . . . “Agguare 
of κελευσταὶ καϑ' ἑκάστην ναῦν To ἐνδόσιμον τοῖς ἐρέταες ἐνέδοσαν: εἰ. 
Ellendt. ad Arrian. Exped. Alex. VI, 3, 5: Maxim. Tyr. Diss. VII, 7, 
T. 1, p. 117 Ro: καὶ τελευτῶντες ἀρξαμένον αὐλεῖν συνεπήχουν [sc. οἱ ὄρν- 
ϑες) πρὸς τὸ ἐνδόσιμον δίκην χοροῦ. Ueber ἐνδιδόναι 8. Jacobs. ad Phi- 
lostr. Imagg. p. 644. Wyttenb. Ann, ad Plut. Moral. p. 73 B. 

20) Eur. Iphig. Taur. 1404: ναῦται. . . γυμνώς x ἐξέβαλον ἐπωμίδες 
Kony προςαρμόσαντες ἐκ κελεύσματος. Daher ἐξ ἑνὸς κελεύσματος, ag’ ive 
παραγγέλματος, ἑνὶ πιτύλῳ und drgl.: Aesch, Pers. 697. Diod. ΧΙ], 45: 
8. Bergler. ad Alcipb. Epist. 1, 22, 11. intt. ad Thucyd. Il, 92, 2. Hea- 
sterhus. ad Aristoph. Plut. p. 430. 

21) Senec. Ep. Vi, 4: 5. oben n. 17: Ovid. Metam. IMI, 617: .. 
εἰ qui reqguiemque modumgue Voce dabat remis animorum hortater 
Epopeus; dafür war ein signal win, Schal, ad Ariat. Ar. 1395: οὐδε; 


Metrische fragmente.. 18. 72 


liese beiden signale wechselten während des ruderns mit einan- 
ler ab. Das tempo des xedsvopa war aber verschieden: einmal 
gab es ein für die gewöhnlichen, regelmässigen fahrten übliches, 
wobei die ruhige, feste, regelrechte ert des ruderns deutlich 
bervortrat: die ruderer beugten sich nach dem takt gleichmässig 
bald nach vorn — sQovavovas — bald nach 32) hinten — ἀνα- 
zinzovas — über. Ebenso gab es langsame 25) takte: mannich- 
faltiger aber waren die schnellen, wo alle kraft aufgebeten 
werden musste: dafür scheint dass allgemeine wort ?*) πίτυλος, 
τιευλίζειν gewesen, was verschiedene unterarten hatte; zu die- 
sen gehört 25) des ἐγκολευστικόν, ferner das ἀνακλητικόν: von 


sapaxslsıeras αἰτῷ παύσασϑαι τοῦ ἄδειν, ὡς of ἱρίοσοντες. κέλευσμα 
"ἀρ tors τὸ WOR τῶν ἐφεσσόνεων καταπαῦον τὴν κωπηλασίαν : so auch 
Aristopb. Ran. 182, wo der Scholiss! — wie auch ad vs. 210 — un- 
genau sagt: ἐλατικὸν ἐπίφθεγμα To won. Dagegen richtig Symma- 
shus ap. Scholl. Arist. Ar. 1273: ἐπεὶ πολλάκις εἴρηκεν ὦ καὶ οὐκ ἐπέσχεν 
εὐτὸν 6 Πιισϑέταιρος, ὁ ἄγγελος φησι κατακέλευσον͵ ὥσπερ τοῖς ἐρέοσουσι, 
tab ὦ λέγει, παύοασϑιαι παρακέλευσαί μοι: so W. Dindorf: allein καὶ 
3 λέγει ist nothwendig falsch: entweder ist es ganz zu streichen oder 
su schreiben: aoneg τ. i. Ruraaodas n. pos καὶ won diye. Man sieht 
ıber, dass zu dem anfange ὦ gehört: daher ist die n. 19 angegebene 
‚chreibweise Bergk’s ὦ cxon vorzuziehen. Auch vrgl. ἄρχεσϑαί te καὶ 
ἰήγειν bei Polybios unten n. 30. 

22) Xen. Oecon. 8, 8: καὶ τριήρης δέ τοι ἡ σεσαγμένῃ ἀνθρώπων 
διὰ τί ἄλλο φοβερόν ἐστι πολεμίοις 7 φίλοις ἀξιοϑέατον ἢ 01, ταχι πλεῖ; 
Seca τί δὲ ἄλλο ἄλυποιε ἀλλήλοις εἰσὲν οἱ ἐμπλέοντες ἢ διότι ἐν τάξει μὲν κι-- 
θηνται, ἐν τάξεε δὲ προνεύουσιν (vrgl. Hom, Od. I, 490), ἐν rakes δ᾽ 
ἐναπίέπτοιισιν, ἐν τάξει δὲ ἐμβαίνουοι καὶ ἐκβαίνουσε: es sind προνεύειν 
— es. unt. o. 30 — und ἀναπέπτειν kunstausdriicke: Suid. δ. ἀναπίπτειν: 
». . Kgarivoc dt ini τῶν ἐρετῶν κέχρηται τῇ λέξει ἐρεσοόντων — ob προ- 
νευθνιων} — καὶ ἀνακλιγομένων: veel. Athen. I, p. 23 B. Eustath. ad 
Hom. Od. I, 490, p. 1641, 5. Meinek. ad Cratiai febb. iocert. fr. VIII, 
r. II, 1, p. 176, 8. uot. not. 28. 

23) Martial. Epigr. Ill, 67, 3: quorum per vada tarda navigantes 
Lentos tingitis ad celeuma remos. 

24) Xen. Oecon. 8, 8: καὶ τριήρης . . ταχιᾶ πλεῖ, 8. oben n. 22. — 
Das wort nirvios hat sehr verschiedene bedeutungen: die erste scheint 
Schlag: Etym.M.s.v.p.673, 46: ... naga τὸ τύπτω εὐπτιλος xtd.: Schol. 
sd Aesch. Sept. c. Theb. 855: πίέτυλον] κτύπον: Schol. rec. ad Aesch. 
lL c.: .. καὲ ἐστὶ κιρέως ὁ ἐκ τῶν ἐρευσομένων κωπέων γινόμενος ϑύρυβος: 
ΒΒ bekam dsnn noch andre bei den schiffern besonders übliche bedeu- 
tungen: Schol. ad Arist. Vesp. 676: πίτυλος καλεῖται: ἢ καταβολὴ τῆς 
saansı Hesych. 8. πετύλους: of ἐἰλεῖπται τὰς ἐν περιόδῳ καταβολὰς τῶν 
πληγῶν" οἱ dt ναυτικοὶ t πρὸς κέλευσμα ἐλάσαι, und zwar nach ei- 
sem lebhaftem, schnellem takte: Eurip. Iphig. Taur. 1050: καὶ κὴν νεώς 
ye nitulog εἰήρης πέρα: Aristoph, Babyl. fr. X, 5, unt. n. 27: das 
bestéligen auch die tropen, welche sich bei den dichtern finden: Blom- 
held. ad Aesch. Sept. c. Theb. gloss. 855. Mook. ad Eur. Hippol. 1462: 
add. Foes. Oecon. Hippoer. 5. v. 

25) Maxim. Tyr. Diss. 23, T. I, p. 450R.: καὶ καλὸν μὲν ἐν διωξει 


ro ἐγκελευστικὸν, καλὺν dt ἐν φυγῇ τὸ ἀνακλητικόν, War man wi 


422 Metrisehbe: fragmento. ΣΕ, 


solchen takten hatte das metrum, der προκδλουσμαεικός, nach ἃ. 
nigen 2°) alten seinen namen erhalten. Ganz besondere asstre- 
gung verlangte aber das 37) ῥοθιάζειν, auch so ῥόθιον, god 
εἰρεσία genannt, für welches verschiedene formen verbasds: 
eine von ihnen lernen 7°) wir aus Aristophanes kennen, is wi 
cher der κελευστὴς das tempo so angiebt, dass rasch hinier «= 


schiffabrt wohl mitbeziehen darf: Eustath. ad Hom. Il. A, 67, p. 88, 
24: bkoréow δὲ Ore TO medevesy ot μόνον ἐπιτατικὸν ἔστιν εἰπεῖν, aide τὦ 
γενικώτερον ὀτρυντικὸν ἢ ἐπισπευστικὸν ἢ dpsdsorınca * διὸ καὶ oS ayyame 
κελεύειν Aiyovras, ots τὰ οἰκεῖα τεχνῶνται" ὁμοίως δὲ καὶ οὗ ναυτικοὶ, ὃς 
δηλοῖ καὶ ὁ κωμικὸς ἐν τῷ, κατακέλειε dy: Arist. Av. 1273. 

26) Isid. Origg. I, 16, 13: proceleusmaticus eo (sc. dictus est), qud 
sit ad celeusma canendum aplus: einen zusatz dazu giebt Blomfield a 
Aesch. Pers. gl. 403. Damit hängt die notiz bei Serv. ad Verg. Acs. 
ili, 128 zusammen: celeusmalicum est hoc hemistichium. Et bene ac 
tro celeusmatico usus est, |i. 6.] anapaestico trimetro hypercatalects 

27) Es ist 60906 eigentlich lérm: cf. Doederl. Homer. Glossar. Il, 
334: davon ῥύϑιον 8. v. a. brandung, wogenschwall: davon das kräftige 
bewegung der wellen hervorbringende rudern: Harpocr. s. v. p. I | 
18 Bekk.: Go 8s0r. ‘Ynegidns ἐν τῷ περὶ rot Πολίευκτον στρατηγεῖν. pe 
Prov καλεῖται naga τὸν 0000» τὸν ix τῶν κωπιὼν ἀκουόμενον, ὁταν σφοδρῶς 
ἐλαύνωσιν. τοὔνομα naga πολλοῖς καὶ παρ᾽ Apınrogarss ἐν "Jans [π 
546] καὶ Θουκυδίδη ἐν δ΄ [c. 10]: Suid. 5. υϑιάζουσειν: . . ‘PoOsacar δὶ 
τὸ ἐρέοσειν εὐτόνως" ᾿Αριστοφάνης Βαβυλωνίοις [fr. IX Bergk.], κατάγον 
ὑοθιώξων, φησί. Καὶ πάλιν [fr. X Β.}" ναῦς ὅταν ἐκ πετύέϊων 
[s. oben n. 24 ] bosraln OWGQOrs XOT MO, wo Bergk Pave... ge 
ϑιώζξης verbessert: id. 8. ῥόθιον: ... Yaepidns τῷ GoPiw in’ εἰρεσίας κέχρῃ- 
tas ουντονωτάτης. Φησὶν οὖν" τὸ μὲνοὖν τῶν ἐλαυνόντων πλῆϑος καὶ τὸν te 
ὑοθίου yugor καὶ τὸ μέγεϑος τοῦ σκάφους ἐκπεπληγμένοι δεινῶς ἧσαν: He- 
sych. 8. ῥοθιάξεν: Etym. Magn. 8. ρόϑος p. 705, 12: . .. καὶ 7 σφόδρε 
τῶν κωπῶν κίνησις: Öfter ist es bei den historikern angewandt: Plut 
Lysand. c. 11, 6: ἤδη δὲ xganyy καὶ ῥοθίῳ προςφερομιένων Tür zeir 
μέων: mehr giebt Held. ad Plut. Timol. 20, 3, p. 425 sq., intt. ad The- 
cyd. IV, 10, 5. 

28) Schol. ad Arist. Equitt. 543: ἔνδεκα κώπαις: κέλενσμα ναυτιεῖν 
λέγεται ἐφ᾽ Erdena κωοπηλαπίιις ἐκτεινομένη: 80 ὦ. Diud., offenbar corrupt: 
nach ναυτικὸν scheint ein punkt zu machen und zu schreiben λέγεται sige 
Nia 7 ig’... ἐκτεινομένη, wenn nicht für das letzte wort ἐλειυννομένῃ des 
© vorzuziehen: vrgl. Eustath. ad Hom. Od. ε, 412, p. 1540, 42: τὸ δ 
ῥόθιον, ἐπίϑετον κύματος ῥοθοῦντος xatu ὀνοματοποιδαν" of δὲ ped’ “Oper 
yor τὸ ῥεῦμα οὕτως καλοῦσιν" of δὲ ὕοτερον ᾿Δττικοὶ τὴν σύντονον tigen 
οὕτω φασί. καὶ ῥοθιάξζειν τὸ ἰρέσσειν εὐτόνως [8. not. 27.]. ἐλέγετο δὲ gr 
ϑιάξειν καὶ ὅτε οἱ ναὗται ἐπὶ κώπαις δέκα τυχὸν 7 καὶ πλείοσι παίοντι, 
εἶια ἅμα παυσάμενοι ὡς tx συνθήματος ἁπαξ ἀνεφώνουν, ὡς καὶ νῶν Rett 
γίνεται. καὶ tore τοιοῦτον παρὰ ᾿Αριοτοφάώνει" αἴρεσϑ'᾽ arıa zodr τὲ 
ῥόϑιον, παραπέμψατ᾽ ἐφ᾽ ἔνδεκα κώπαις [(Θόρυβον χρηστὲν 
ληναΐτη»ν], τουτέστι, εὐφημήσατε τὸν δεῖνα ῥοθιίζοντες ναυτικῶς: es Mi 
also τὸ ῥόθιον ein ganz bestimmtes manöver, ein bestimmtes κέλευσμα. 
Vielleicht hat auch Kratinos ῥυθείζειν vou diesem commando genon- 
men: Crat. ap. Athen. I, 23 Β, fr. inc. fabb. 8 Mein. — s. oben not 
22 —: ῥυθίαζε κι ἀπίιπτε was nicht oöthig ist mit Meineke tropisch zu 
nehmen, da es aus einer an einen in see gehenden gerichteten ermab- 
σ᾿ seyn kann. ΝΣ 


Metrische fragmento. IT. 1238 


E ander eilf ruderschläge geschehen , darauf eine mit geschrei der 
5 ruderer begleitete angabe der pause folgt: dies ward denn se 


lange dies schnelle rudern dauerte, wiederholt. Dies zeigt nun, 
wie während des ruderns die ruderer nicht immer still waren, 
vielmehr durch geschrei, auch wohl gesang das χέλευσμα unter- 
stätzten: ein solcher refrainartig eingelegter ruf war ἀρρύ, fer. 
ner ρυππαπαὶ, dem innanai von 2?) Aristophanes nachgebildet 
worden. Dies einfallen und eingreifen der ruderer in das xé- 
λευσμα lehrt aber, dass die ruderer die commando’s, die signale 
des xelevozns lernen mussten: beide theile mussten sich also ge- 
genseitig 5°) einüben und nur dies machte dem κελευστής die er- 
folgreiche ausübung seines amtes möglich. Auch dies zeigt wie- 
derum die wichtigkeit des xelevorng und seines amtes und es 
kano daher nicht auffallen, dass Thukydides in seinen schilde- 
rungen von seeschlachten auf selbiges ganz besonders rücksicht 
nimmt: eben so wenig kann aber auch auffallen, wenn dem xe- 
Asvorjs zuweilen 5") die feierlichen geschäfte des κῆρυξ über- 
tragen werden. 


29) Bekk. Anecdd. I, p. 446, 32: 'Agev: ἐπίφϑεγμα ipera ὧν; ὥσπερ 
πὸ ῥυπαπαὶ (sic) καὶ ἕτερα τοιαῦτα: 8. oben ἢ. 18: Suid. 5. ῥυππαπαί: 
ἐπίφϑεγμα ναυτικόν, παρακελευστικὸν κωπηλαοίες, Apınzogurns (Ran. 
1184] οὐκ ἡπέοταντ᾽. εἰ μὴ μάξζαν καλέσαε: καὶ ρυππαπαὶ εἰπεῖν: 
Scholl. ad Arist. Vesp. 904: ἔστι δὲ inivynua τὸ ρυππαπαὶ ναυτικὸν ὃ 
ἐν τῇ κωπηλασίᾳ φαοὶν, ὡς ἐγκέλευσμα: id ad Ar. Ran, 1105: ἐπίφϑεγμα 
ψαυτικὸν παρκοκευμοτεκὸν “πωπηλεοίας zo guananai: doch scheint wie Sui- 
das zeigt παρασκευσοτικὺν nicht sicher: auch ist die gl. in © zu be- 
schien: ἐπιφώνημα ναμντεκὸν παρεκελευσμεκικὺὸν εἰρεσίας, da das such euf 
die lesart bei Suidas führt; endlich Scholl. ad Arist. Equitt. 599: τὸ δὲ 
ἑππαπαὶ ἔπαιξε παρὰ τὸ ρυππαπαὶ εἰρηκὼς ὡς ἐπὶ ἵππων. tots δὲ τὸ 
guananui ἐπιφώνημα ναυτικὸν. 7 ψόφοι, ἐστὶ μίμημα ἀπὸ τῶν κωπῶν 
ἀποτιλουμένου. Daran ist aber nicht anzu-tossen, dass das ρυππαπαὶ bald 
ἐπειφανημα bald ἐπίφϑιγμα bald ἐπέρρημα genannt wird: denn zwischen 
diesen worten unterscheiden die späteren nicht: so hat Athen. XV, p. 
696 E. F παιανικὸν ἐπίρρημα und παιανικὸν ἐπίφϑεγμα ohne unterschied 
neben einander. 

30) Polyb. I 21, 2: καϑίοαντες ἐπὶ τῶν ἐἰρεσιῶν ἐν τῇ χίρσῳ τοὺς 
avdyas, τὴν αὐτὴν ἔχοντας τάξιν ταῖς ἐπ᾽ αὐτῶν τῶν πλοίων καϑέδραις, 
mioor a ἐν αὐταῖς οτήσαντες τὸν πελευοτὴν, ἅμα πάντας ὠναπίπτειν 
ἐφ᾽ αὐτὸν ἄγοντας τὰς χεῖρας καὶ πίλιν nporensır [s. ob. n. 22] wdour- 
τας ταῦτας ουνείϑιζον, ὥρχεσϑαί te καὶ λήγειν τῶν κινησεωῶν πρὺς 
ta τοῦ κελευστοῦ παραγγέλματα: dasselbe zeigt und bestätigt oben 
bemerktes Arrian. Exped. Alex. VI, 3, 5: y» δὲ ὃ te κτύπος τῆς εἰρεσίας 
οὐδενὶ ἄλλω ἐοικώς, ἅτε ἀπὸ πολλῶν νεῶν ev ταὐτῷ ἐρεσσομένων, καὶ βοὴ 
dno τε τῶν κελευστῶν irdıdıytar τὰς ἀρχάς τε καὶ ἀναπαυλαΐς 
τῇ εἰρεσίᾳ [5. oben ἢ. 21), καὶ τῶν vets onste ad guos [s. ob. n. 
ῃ. 21] ἐμπίπτοντες τῷ ῥοθίῳ [s. oben ἢ. 27] inaluiuftıur as τε 
ὄχθαι κτλ. 

31) Diodor. XX, 50 fin.: τοιαύτης δὲ τῆς διαιάξιως γινομῖνης, εὐχὰς 


794 Moetrische freguente. ΕΗ. 


Dies der καλευσεὴς in seiner regelmässigen tbätigkeit. Im 
ward ihm aber zuweilen zu seiner unterstätzung moch eis τ.» 
aving beigegeben: denn dass diese beidem in eimem enges ve 
hältaiss zu einander standen, zeigt schom ihre zusammenstellmg 
bei Pollux 32): προςϑετέον δὲ τούτοις καὶ εριηραύλην καὶ wie 
στὴν. Der τριηραύλης, auch aus niederm 55) stande, führte in 
vom χελευστής angegebenen takt in passender flötenweise wein 
aus, so dass er die zeit zwischen dem ἐςδύόσιμον und dem wm 
chen der pause ausfüllte, vielleicht auch für eine zeit den nia 
orig gauz ersetzte: hatte letzterer grund einmal einzuschreis 
und seine stimme vernehmen zu lassen, so wird das spiel de 
τριηραύλης sofort darnach eingerichtet worden sein: sie richtete 
sich beide also immer nach einander. Doch sieht man sche 
hieraus, wie diese einrichtung für ruhige fahrten, friedlick, 
feierliche nur taugte, nicht aber für das gewirr und getöse de 
schlacht ; und daher begeguen wir ihr dena auch aur selten ai 
nur bei gelegenheiten, wie die eben bezeichneten. So in de 
von Duris gegebenen beschreibung °*) des einzugs des Alkibis- 
des in den hafen von Athen Ol. 93, 1 = 408 a. Chr.: er mag 
so viel übertrieben haben als er 5°) will, die von ibm erwähr- 
ten gebräuche müssen übliche sein: wie also nach ihm auf des 
admiralschiffe der berühmte Chrysogonos die fléte für die rude 
rer blies, der berühmte Kallippides die stelle des κελευστής ver 
trat, so muss auch in wirklichkeit haben verfahren werden kée- 
nen; war ja auch sonst bei den 56) Athenern üblich, grade bein 
einlaufen in den hafen die ganze pracht des schiffes und die ge 


ἑκάτερος τοῖς Θεοῖς ἐποιοῦντο, xadareg ἦν ἔθος, διὰ τῶν κελευστῶν 
οννεπιλαβομένου καὶ τοῦ πλήϑους τῇ gery. 

32) Poll. I, 96: add. IV, Ti: ὁ δὲ τοῖς αἰἰλοῖς χρώμενος αὐλητὴς se 
xegatdnc, τριηραύλης, ardnress. 

33) Demosth. pro coron. §. 129. Auch scheint dasselbe sus Phil- 
dem. de Music. col. VIII, vs. 32 zu eotnehmen: bestimmteres aber sicht 

34) Athen. XIV, p. 535 D: ὡς δὲ ἐντὸς ἦν καὶ τὰς κώπας ἔλαβον © 
ἐρέται, Xprooyorog μὲν nudes τὸ τριηρεκὸν ἐνδεδυκὼς τὴν Πυϑικὴν or 
λήν, Καλλιππιδης δ᾽ ὁ τραγῳδὸς ἐκέλευε τὴν ἐπὶ τῆς σκηνῆς στολὴν Im 
φιεσμένος : Plut. Alcib. 32: ἃ δὲ Δοῦρις ὁ Σάμιος. .. προςτέϑῃσε τούτοις, 
αἰ λεῖν μὲν εἰρεσίαν τοῖς ἐλαιύνουσε Χρυσόγονον τὸν [Tv Ocovingy, κα ελεν- 
eıv δὲ Καλλιππίδην τὸν τῶν τραγῳδιῶν ὑποκριτὴν cee orte Crozonsx 
orte Ἔφορος cite Ξενοφῶν γέγραφεν. Einiges hierzu bemerkt Hullemass. 
Durid. Sam. q. superf. p. 170. 

35) Eckertz de Duride Sam. dissert. p. 22. 

36) Zenob. Provv. Il, 10: cf. ano. ad Diogen. Provv. IV, 79: Macar. 
N, 55: ᾿“ττικὸς εἰς λιμένα: ... ἐπεὶ τοὺς Admraserc φασὲν nigan 
ὄνξας τοῦ λιμένος εὐτονωτέρως διὰ τοὺς ἀπὸ γῆς ασκοπεῦνεας ἐφέασσεεν. 


"Metrische fragmente.' II. 795 


"leshicklichkeit seiner: mannschaft: recht .hervortreten zu lassém 
"Eine solche vom τριηραύλης vorgetragene flötenmnsik hiess ‘abex 
"56 ‘-egingixor, die dafür übliche δία 57) αὐλὸς egingindy: die 
Pmubik selbst war mannichfach: denn sie konnte 'sinmal ulte: wei; 
"sen, im volke entstandene enthalten: dahin gehören gewiss mit 
"ger manchen andern die νίγλαροι, feste, im. volke entstandene, 
"etwas aufmnoterndes, herzstählendes enthaltende und daher dem 
᾿Ξασεορεῖον und ähnlichem verwandte flétenweisen, welche so zu 
’ssgen zum schiffsapparate gehörten: dass wir so das wort fas- 
‘sen müssen, zeigt ver allem ein vers 55) des Aristophanes: | 
αὐλῶν κελευστῶν, γιγλάρων, συριγμάτων, nr 
‘we bei sıylapes, wie συριγμώετων. zeigt, nur an musikstücke zu 
‘denken und für die stelle ganz ‚gleichgültig ist, dass die für 
den vortrag der νίγλαροι gebräuchlichen flöten oder pfeifen den- 
: selben namen 5°) führten. Obgleich aber: die texikegraphen. and 
 scholiasten, unsre alleinige quelle zur nähern erkenntuiss:dieser 
φίγλαροι, sehr verworgen über sie berichten, so darf man dock 
behaupten, dass das charakteristische dieser alten weisen rw 
nächst im der an bestimmten stellen unmittelbar hinter einander 
erfolgendea wiederholung eines und desselben tones bestand; wae 
offenbar für die leitung des rnderns weihwendig, ferser dass 
dies flötenspiel mit von menschen — also den ruderern — allein 
vorgetragenem und an ganz bestimmten stellen ‚einfallendem ge: 
sange in bestimmter weise ‘abwechselte , so dass also diese 
φίγλαροι eine eigne classe des *) τερετισμός bilden. Natürlich 


37) Athen. XIV, 355 D, s. ob. n. 34: darauf bezieht sich Max. Tyr. 
Diss. 39, 2 T. I, 242 R.: ovre καὶ τριήρης ἐρεσσομόνῃ' ὑπ᾽ αὐλῷ τὴν 
πολυχωρίαν συνάπτει τ ὁμοιότητι τῆς εἰρεσίας" dur δὲ ἀπαλλάξῃς τὸν ave 
dev, διέλυσας αὐτῆς τὴν χειρουργίαν: id, dias, 3, θα. :: ἀλλὰ συντάττετα: 
τούτοις [sc. τοῖς πολέμιοις] ἡ Τυρρήνη σάλπιγξ. ἢ αὐλὸς τριηριεκὸς ἣ 
gor ἐμβωτήριος : auch Poll. On. IV, 56: καὶ ἐρετικὰ di su αὐλήματα. 

38) Aristoph. Acharn. 554. 

39) Poll. On. IV, 82: sizlagos: psxgss τις wullouss , Abpizvlas ' norp- 

πρόςφορος 
* 40) Poll. Onom. IV, 83: μέλη δὲ αὐλημάτων, κρούματα,, συρίγματα, 
τερετισμοὶ, reyetinnare, viyhagos : Hesyeh. 8. viylaposı τερετίσματα, 
Bepitpys προύματα [der codex bat xgeropasa]: Suid. s.-viydages: τὰ 
zeprrionute καὶ nıgispya apornua [dies hat auch Phot. s. why Anges: das 
folgende ist aus Scholl, ad Arist. Ach. |. c. genommen). προύμιω δέ love 
zus μέλος μονοικὺν παρακελεποτικὸν ὁ νίγλωρος: es ist dabet zu benierken, 
dass far das lied nur der plural vipylugos gebräuchlich gewesen: für den 
singular ist also πφοῦμα richtig: feroer,. dass mpeirme ‘nicht. alleia von 
der kithar, sondera auch von der flöte gesagt wird: so steht es ven den 
Böte Poll. Vil, 68: deu τὰ ἐν αὐλητικῆ κρούματα, war woe aul Vacuio 


Philologus. ΧΙ. Jahrg. 4. AB 


724 οὖς Metsisake fragmento. IT. 


waren diese weisee in Athen — dene wer war nicht cat m 
gewesen? — männiglich bekannt: und daher haben dena ud 
die dichter und musiker nicht. unterlassen, in ihren künstliche 
productionen auf sie rücksicht zu dehmes, anf sie anzuspele, 
sie nachzuahmen, wie Timotheas vee Milet und *'!) gewiss sd 
andre: es war, wurde es ser richtig angewandt, das asch be 
neswegs zu tadeln, da Aeschylos den linosgesang wad wie ἄν 
so bäufigen refrains bei ihm beweisen, auch andre volksliede 
für seine musik benutzt hatte. Dies also alte styAagos: zwei 
hat man aber auch selbstständig νίγλαραι cemponirt und far seldk 
compositionen bekannte lieder und melodien berühmter neite 
benutzt; daher der ausspruch des stolzen fidétenkiiastlers *?) Die 
nysoderos, dass seine weisen nie auf der triere gehört wäre, 
wie die des lamenias, Solche vereiniguog der νίγλαροι and 
überhaupt der eigentlichen musik mit dew xéhevopa und dem re 
fen, geschrei oder gesang der ruderer ist aber, wie schen be 
merkt, auf kriegsschiffen immer etwas seltenes, vielleicht avd 
nur auf die admiralschiffe beschränktes geblieben: daher des 
diese einrichtung auch in der ältern zeit so seltea verkonat 
Später mag eu häufiger geworden und aus deu τριηραύλαις dis 
symphonieci *5) der Römer hervorgegangen sein, weiche eis 


beziebt: Theopomp. Comic. in Eiym. M. 8. ἐπὶ Χαριξένης, 11. 2, Com. 
Gr. Pr. p. 811 Meio.: Scholl. ad Aristupb. Av. 1762. Diogen. Laert. IV, 
22, v. tofr. o. 42. Um aber die νέγλαροι genauer zu beslimmen, honal 
es auf den τερετεσμὸς an, den die lexikographen auch ungenau besün- 
men: denn sie erklären nur die überiragene bedeutung: Suid. Pbet 
Hes ch. 8. τερδείσματα: Hemsterh. Anecdd. p. 14. Boisson. ad Aen. Gat 

sohar. Mityl. p. 430 0q.: besser Eiym. M. p. 752, 38 s. v. τερετίζεν: 
ote μουσικοῖς κρουμάπιον Ts κωτκτρέϑιοται τὰ ἀεγόρενον Taper (?)- ag’ οὐ τι» 
φετίξζων λέγετω, τὸ ἄδειν κατὰ allow τοῦ u εἰς ες nad TepeTinnara ade 
anarnini avi: Phot. Suid, 8. Te get ἐξομεν: τὸ αὐτὸ μέλος adomer: Avon 
de Musica §. 10: τὸν dd κοινὸν ἐκ τῆς anndinemg αὐξῶὼν |sc. des meine 
und χορμπισμὸὺς) oymmurıanor καλοῦμεν tegetiogoy: ibiq. v. Bellermoon. 
p. 24 sq.: add. Schol. ad Lucian. inir. n. 48. 

» 41) Pherekvat, ap. Plut. de Mus. c. 30, Il, 1, p.334 Mein, vs. 22 ας: 
Kuna μοι πάρερχεν οὗτος... ἄϑων ἐκτραπέλους μυρμηκιὶς . . . καὶ syle 
ρους: vielleicht bezog sich darauf auch Eupolis bei Phot. 5. nylapıren, 
fr. 27 Demor. Il, t, p. 472 Meta.: τοιαῦτα μέντοι νιγλωερει ων zpornate. 

42. Diog. Laer. iv, 22: dda οἷον Διονυσόδωρον ποτέ φασι τὸν ards 
sn εἰπεῖν͵ σεμνυνύμενον ἐπὲ τῷ nndiva τῶν κρουμάτων αὐτοῦ une ἐπὶ τρι» 
rons it ini κρήνης “ἀκηκοέναι, καϑόπερ Ἰσμηνίου, 

43) Cic. Divia. io Caecil. 17,55: daselbst Ps. Ascon. p. 122 Bait: 
eani remigibus celeusma per symphoniacos solebat ct per assam w- 
som, id est, ore prolatam et, ul in Argo nevi, per citharam. Sed que 
hic in classe diztt, possumus intelligere, ad hoc sympheniaces cep 
selore, ut in classe pugnantibus classicum canani: wade <qei fibiag class 


rm | 


- Metrische fraynitite Il. γ9 7. 


grössere Wichtigkeit erlangt zu haber scheinen als der λόγίαίονν" 
von dem man wenig’ *) hört. a oo γα 

+ So viel von kriegssclliffen.: Es ist'-nut festrdhalten, dass 
dies alles auch bei ded bandelsschiffen, namentlich den ‚grösseren‘ 
vorkommen konnte wud vorkam, dass aber alich oft ‘auf ihnen! 
davon nbgewichen ward: der zweck, die bestimmatg: dieser 
schiffe, ihre grösse, ‘die geringere‘ zahl der mannstbaft } die: 
weniger strenge ordnung .anf itmen u. s. w. hat allerlei ‘von’ 
den besitzern oder der manosehaft selbst je nach ‘der gelegen» 
heit ausgehende änderungen hervorgerufen. Se scheint man: dus‘ 
Xenophon *5) folgern zu dürfen, dass auf den handelsschiffen 
der κελευστής eine besonders wichtige rolle gespielt babe: und 
daher ist auf sie zweifelsohne za beziehen, was Suid. at xehed- 
Oris von des χελευστής Ämtern und pflichten ‘erzéhit: μεγίστὴν δὰ 
Μαρέχονται χρείαν of κελευσταί" καὶ ‘yoo ive τοὺς ἄρτους debo 
φῶς πέττωσι καὶ συντελῶσι τὸ μέτρον ἐν τῷ δειπνεῖν οἱ 'κωπηλά" 
ται, τούτοις ἐστὶν ἐπιμελές οἴνου, κῤέως,- ἐλαίον,! πάντων τῶν 
ἐοιυύτων, the ταῦτα τηροῦντες nad’ ἡμέραν “τὸ ἐπιβάλλον" ἔζωσε 
τοῦ διδομένον πρὸς τὴν χρείαν ἡ dies scheinen duch die erklärungen- 
des wirtes χελευστής bei den splitern #9) sthdliasten “πὰ beetiti~ 
gen. Da konnte ‘alsu: vorkommen, dass der 'xeXevory, ‘auch zur 
gleich τριηγαύλην war, indem er sowohl den κε zuis rudern 
angab als auch zur’ begleitung‘ des rrderriy delbat' νιγλάῤους sang! 
so erzählt 47} T,ongos: οἷον σὺν εἰώθασι ναϑέάε' Spar eit Kama 
τῶν ἀμέλειαν, τοῦτο κἀκεῖνοι 'δρῶντις τὰς κώπας ἀνέφερον. εἶφ 
μὲν αὐτοῖς χελευστὴς ναυτικὰς Goer pdag; of δὲ Loot: καϑάπϑρ' 
χορὸς ὁμοφώνως κατὰ καιρὸν τῆς ἐκείνον φωνῆς ἐβόρνρ ferner 


somen est positum classicum: miap sieht leicht, wie der verfasser nicht 
besonders uüterrichtet ist: die kithar gehört. gar nicht hierher: dann 
scheint er, was sich auf handelsschiffen fand, mrthümlich aaf kriegs- 
schiffe übertragen zu haben. Sonst 5. Mommseh Inser. Neapol. 457: 
Censör. de die nat. ὁ. 12. ei — 
44) Orelli Ioser. Latin. Ampliss. Collect. T. I, a, 3646: im allge- 
meinen Marquardt röm. "alterthümer II, 2, p. 403. BEE 
45) Oecon. c. 21,3: 8. ob. n. 14: es ist sehr wahrscheinlich, dasy 
da dem schrifisteller die verbältnisse der handelsschiffe vorschwebten. 
46) Schol. ad Plat. Alcib. I 1. c. (s. ob. n. 11) p. 389° Bekk., 919 
Turlc.: κελευστῶν] τῶν nigh τὰ ἄρμενα ἱσταμένων : ebenso Olymptod. ad 
Plat. I. c. in Creuz. Init. Philos. II, p. 178: Suid. 5. κρλευστής : . «᾽ οἱ δὲ 
xelevotai τούτων αὐτῶν [éc. — ἄρχουσι] καὶ τῶν ἐπιβάτῶν. "μεγί- 
στὴν dt κτλιι cf.’ Bekk. Anecd. I, p. 47, οὔ υ. 15. 8 
47) Long. Pastor. Ill, p. 91° Schaef.: vgl. ibid. -p. 81: τῶν yet 


τῶν κελευόντων. 
AR * 


728. Metrische fragmente. II. 


dass das κέλευσμα selbst mit einem liedg ganz vorschmels, ue 
denn Lucian dasselbe 48) ganz als ein solches bebaadelt. δὲ 
sieht man dean, wie auf diesen schiffen der gesang viel mehr 
als auf den kriegsschiffen hervortrat und wie man daher stelle, 
ip denen vom eiofluss der musik auf die ruderer gesproches "ἢ 
wird, ganz besonders auf handelsschiffe zu beziehen hat, we 
ferner auch die dichter, wenn sie von der Argo 59) spreche, 
diese namentlich vor augen gehabt haben. Die weisen abe, 
welche der auf diesen schiffen geübten musik zu grunde lage, 
werden von den oben beschriebenen siylapoı und diesen verwast 
ten,.nicht verschieden gewesen sein. 

Fasst man aber nach diesen erörterungen das hier bespre 
chene in musikalischer beziehung noch einmal ins auge, se ist 
zwar klar, dass von bedeutenden musikalischen leistungen bie 
keine rede sein kann: aber man sieht doch, wie auch hier de 
allgemeinen grundlagen der volksmusik und volkspoesie de 
Hellenen bervortreten. Denn es erscheinen hier als charakteri- 
stisch die wiederholungen der töne, der theile, ferner die refraiss: 
auch in den poetischen bestandtheilen werden sich diese beiden 
gefunden haben. Und was zunächst die refrains betrifft, s 
sind diese, wie auch die poesie anderer völker lehrt, uralt: εἰ 
genügt hierfür an!) (7 παιάν zu erinnern: dann waren sie u 
gemein verbreitet, wie theils die masse der für sie bei des 
Griechen existirenden benennungen, theils ihr hervortreten is 
deu verschiedensten arten der kunstpoesie beweist. So ersche- 
nen sie als ἐπιφωνήματα oder ἀναφωνήματα, je nachdem sie 

48) Lucian. Catapl. ©. 19: Xup. "Egerte‘ ... Kev. Ἢ καὶ rarır 
λεῦσαι — scheint sonst in diesem sinne nicht vorzukommen — ders; 
Xuy. Ny dia, ἤνπερ εἰδῇς κέλενοσμά τι τῶν ναυτικῶν, Kır. Olda εἰ 
πολλὰ, ὦ Χώρων. ἀλλ᾽ ὁρᾷς, ἀντεπηχοῦσιν οὗτοι δακρύοντες" ὥστε ἡμὶν te 
dona ἐπιταραχϑήσεταε: dazu die Scholl. p. 108 Jacob.: ὑποκελεῦσαι) & 
ἐν τοῖς πλοίοις ἀέγεεν ἐώθασι κελεῦσαι, ὡδὴν dt λέγεε ναυτικὴν ὃν vun 
λευσμα καλεῖ διότι ἑνὸς καταρχομένου of ἄλλοι ὑπῆκοιον τὸ ᾳΘόμενον, wer 
καὶ ὅτε τὴν ὁϑύνην τῶν πλοίων μετὰ τῆς xeyuing ἐπὶ τὸν later ὠναφέρονοιν 

49) Quint J. O. 1, 10, 16: siguidem et remigem cantus hortatur: Aristid. 
Quiot. π. „ovo. I, p. 65 Meib.: νανειλίας se καὶ tigeoiag καὶ ra yadero- 
ture τῶν yaporunzınar ἔργων ἀνεπαχϑήῆ noeh, τῶν πόνων γινωριένῃ παρα- 
μύϑιον, 80. 7 μουρεκή. 

vi $0) S. ob. not. 4. Apoll. Rhod. Arg. I, 540. Drakeab. ad Sil. lul 
᾿ 1. 

51) Athen. XV, 701 C: gelehrt baudelt von andern völkern Ferd 

Wolf über die lais, sage und leiche p. 19: einiges hat auch Bötiger 


erchäol. mus, I, p. 66. 70 sq., der uber deu κελενοτῆς aber ungenügesi 
spricht. S. auch unten Iragm. \\\, nor. W. 


Ε 
K 
u 
4 
5 
" 
I 


Metrische fragmente. H. 729 


am ende oder im anfang stehen, bei den rhapsoden und den’ 5*) 
kitharöden, als ἐφύμνια, μεσύμνια, ἐπῳδοὶ, als ἐπιφϑέγματα, 
ἐπιρρήμανα, ἐπιβοήματα bei lyrikern und 55) dramatikern, als 
ἐπιμελῳδήματα, προάσματα, énwdai bei den bukolikern 5*), und 
noeh andre namen, wie °°) προφδοὶ, προανωφόνημα, προαναφώ- 
ψησις u. 8. w. lassen sich finden. Die wiederholungen dagegen 
treten uns in den volksliedern deutlich entgegen: es werden die 
sämmtlichen worte des liedchens, es werden einzelne von ihnen 
wiederholt. Hier haben wir besonders an die ᾳ4αδὴ φιληλιὰς zu 
erinnern, welche daraus besteht, dass die knaben erst klatschen, 


" denn ihr ἔξεχ ὦ φίλ᾽ ἥλιε singen, dann wieder klatschen 56) 


— wu a 0.1 


und dies so oft sie wollen wiederholen: grade so konnte eis 
Φφριηρικὸν oder ein sonstigen ἐροτικὸν eingerichtet werden. Der- 
artig, mein’ ich, sind die lachchöre hei 97) Hesiodos zu denken, 
der 58) βώρμος: diese formen treten dann in den uns wenigstens 
in etwas künstlichero formen erhaltenen 59) ἴουλοι hervor, ferner 
in dem gesange der Eleer, den am richtigsten bis jetzt ©) Bergk 


behandelt hat: achtet man jedoch auf die wiederholung, so muss 


in ἁγνὸν σὺν va. 8 ein fehler stecken, der durch veränderung 
des σύν, was eine glosse, in das dorische avg zu heben (vgl. 
sonst Theocr. 16, 109: αἰεὶ Xapirsccı ἅμ' εἴην) ist, ebenfalls 


52) Suid. a. σὺν δὲ Seoi muxapesı 8. ann. ad Zenob. V, 99. ad Diogen. 
VJ, 88. Gaisford. ad Hephaest. T. I. p 130 ed. 2ae. 

53) Hephaest. T. I, P- 132 ibigq Gaisf., Ρ. 133 sq.: Poll. Oo. IX, 128 
— s.unt n. δύ —: Athen. XV, p. 696 F — s. ob. n. 29 —: Mar, 
Victor. I, 16, 12, p. 2503 P.. 
54) Scholl. ad Theocr, Id. l. 64: v. Ahrens ad Theocr. praof. p. XIV. 
ed. Teubn, min. 

55) Gaisf. ad Hephaeat. T. 1, p. 130. 

56) Athen. XIV, 619 B: 7 δὲ εἰς “Ancdiwra wer φιληλιᾷς͵ ὡς 
Telleskla παρίστησιν: Poll. Onom. IX, 123: 7 δὲ Rey J φίλ᾽ ἥλιε παιδιὰ 
πρότον ἔχει τῶν παίδων οὖν τῷ InsBonmarı τούτῳ, ὁπόταν νόφος ἐπι- 
denun τὸν ϑεὸν: Suid. a. ἐξέχειν ibig. Kuster., Valcken. ad Eur, Phoeniss. 
549. Meinek. Com. Gr. Il, 2, p. 781. 1110. 

57) Hesiod. Scut, Herc. 282 sqq. ἰδίᾳ. Ranke p. 239. | 

58) Athen. XIV, p. 619 F: . . κατά τινα ἐπεχωρεαζομένην παρ᾽ αὐτοῖς 
συνήθειαν ἄδοντις dyanaleurtas τινα τῶν upzalur, προςαγορείδοντες 
Βώρμον. . 
᾿ 50) Athen. XIV, p. 618 E: πλεῖστον οὔλον οὖλον tes, ἴσυλον fr: v. 
Meineke Philologg. Exerce. in Athen. Spec. secund. p. 34, der schreibt: 
πλεῖστον οὖλον Ses Forder ine. 

60) Plat. Quaest. Graec. 36, Bergk. Poett. Lyr. Gr. p. 1028, fr. 7. — 
*Alsiny Bergk., codd. ἅλιον. — Vs. 2. 4 wie der anfang vom va. 1 sind 
trochaei semanti: vgl. Philol. XI, p. 336 figg. — and] σὺν eodd. — 
’ Aisterv) lassen die codd. hier weg. — Somst vgl. Welcker, 'nachtr. zu 
Assch. Tril. Prom. p. 193: daun dass Dionysos wit deu Chariiaa vere 


739 Metriqche fragmente. ad. 


in va. 4, wo diam, was Bergk richtig gefunden, ascı u 
setzen: so lautet das ganze: 


ἀλϑεῖν, ἥρω Διόνυσε ΄ — 2 — + w—s 
Aleimy ἐς ναόν --.» - ---ὖς 
ἁγνὸν ang Χαρίτεσσιν, — ww — ον --ὦ 
“λείων ἐς ναόν — -.“ -- — -, 
τῷ βοέῳ ποδὶ Suny: — ww — w -- -- 
ate ταῦρε, — vw —s 
ἄξιε ταῦρε. — wy 


Diese art der behandlung tritt dann bei Sappho, bei Aristopbe 
nes auch wieder bervor, wo sip in hochzeitsliedern nahe as das 
yolkathiimliche herangehen. Zu diesen eigenthiimlichkeites m 
sellte sich aber endlich noch der vortrag: für diesen ist re 
allem charakteristisch der wechsel zwischen dem vortrag cise 
eiuzelnen und dem eines Ghors: diese beiden bestandtheile trete 
im hemerischen °'!) Linos schon herspr, dentlicher aber ia de 
Archilochos hymnos auf Herakles „ auch 6?) xaddiosxog gesamt. 
Freilich ist über den vortrag dieses hymaos gar mancherlei 65) 
hebauptet worden: aber hält man nur, wie man meines erachten 
ohne alle frage muss, dag von Eratosthenes gesagte 5+) fex, 
so. lösen sich alle schwierigkeiten: darnach beginns das tied ai 
dem vom chorführer zum ersatz für die fehlende flöte gesunge 
nen τἥνολλα, dann Folgt das καλλίνικδ des chors, worauf de 
ehorführer einen. trimeter singt; darauf folgt wieder zistlle 


bunden auch in Olympia und sonst verehrt ward: Scholl. ad Pind. M 
V, 10. Pats. V, 14 fin.: Boeckh. ad Pind: Ol. XIN, 14 Expll p. 213 
Ulrichs reisen und forsch. in Griechenl. I, p. 180 coll. p. 188, 

61) Hom. Il. 2, 570 sq.; deutlicher noch in den ϑρῦνος Hom. ILL 
746. 760. 776, womit sehr wohl ἐξῆρχε oder ἦρχε 729. 747. 761 zu ver- 
leichen: es zeigt dies die Iyrische behandlung dieser stelle: s. Philed 
Ku, p. 33 figg. 

62) Schol. ad Pind. Nem. IM, 1. 


63) Liebel, ad Archil. fre. p. 179. Boeckh. ad Pind. Ol. 1X, 2 Expl 
p. 187. Kraus. Olymp. p. 181. Bergk. Poett. Lyr. Gr. p. 564 ed. 2ae. 
64) Scholl. ad Pind. Ol. IX, 1: Ἠρατοοϑένης δέ φῃσε μὴ ἐπενίκων 
εἶναι τὸ "Apxılcyov μέλος, ἀλλ᾽ ὕμνον εἰς Ἡρακλέα, τριπλὸον δὲ of den 
ἐκ τριῶν στροφῶν αὐγκεῖοϑαι ἀλλὰ διὰ τὸ τρὲὸς ἐφνμνεάζξεσθαις πὸ καλλίνει. 
περὶ δὲ τοῦ τήνελλα ᾿Ερατοοθϑένης φησὶν ὅτι, ove cv. ‘eudganes ᾧ κιϑαροιὰ 
μὴ παρῆν, ὁ ἔξαρχος αὐτὸ μεταλαβὼν ἔλεγεν ἔξῳ τοῦ μέλους, ὁ di τῷ 
κωμασρλῶν χορὸς ἐπέβαλε τὸ καλλένικε, «αἱ pita ομμνεερόκιενον γέγονε τ 
τήνελλα καλλίνικε. ἡ δὲ ἀρχὴ τοῦ μέλοις ἐστίν" ὦ καλλίνεκε χαῖρ᾽ avet 
‘Hyendess. Man könnte auch so das ganze anordnen, dass erst der refroia 
dann die zwei trimeter, zum schluss der refrain zweimal gnmittelbst 
hinier einander -.genejzt wirde;. her. das oben.gegebene ‘enjspricht den 


' Metrische fragmeate. IT. IN 


ie umidisune mit dine zweiten trimeter und dann zum wchluisse auf 
_ gleiche: ‘Weise vorgetragen τήνελλα καλλίφικδ: alad ἰδὲ das gente 
- an schreiben: | Ἢ 


zn. τήνελλα — καλλίνικε. 


Zu ὦ καλλίνικε χαῖρ ἄναξ Ἡράκλεες" τος κα ΠΕ 
-- * - δήνελλα m xaddlvexs. ΕΣ 2 
αὐτός τὸ κίόλαορ αἰχμητὰ δύο" 
τήνελλα — καλλίνικο:. 
- dies war das ganze 55) lied, welches, war es nöthig, dann mehr 
ı mals wiederholt ‚wurde: es ist ein ganz in der art der volkelie- 
= der gediebtetes lied: wiederholung und refrain ist auch da. Eins 
m: verwandte art des vortrags findet sich schliesslich woch bei 66) 


μά Aristophanes: m 
ue Ὑμὴν, Ὕμέναι᾽ ὦ, ' ΝῊ 
= Ὑμὴν, ‘Tusvas’ ὦ. ᾿ ' . 
πι! τί δράσομεν αὐτήν; 

-. τί δράσομεν avery; 

m φρυγήσομοεν αὐτήν. 

- ερυγήσομεν avary. 

- ἀλλ᾽ ἀράμενοι φέρωμεν Di προτεταγμένοι ΝΕ 
; εὸν νυμφίον, ὦνδρες. ον γος 
- . Ὑμχν, Ὑμέναι᾽ ὦ, 

' Ὑμὴν, Ὑμένα ὦ: 


deon dazu bemerken die scholien: ἐν ἐούτοις φέρονται xara’ sii 
vag παραγυαφαὶ, ira ὁ χορὸς ἀνὰ μέρος αὐτὰ λέγῃ: diese πα- 
= eayeaga: rührten ohne zweifel von Ariéstarehos 97) her. Schade, 
3 deas sie verloren. Doch. sehen wir jedenfalls, dass dies lied’ 
"| micht der ganze chor sang: wahrscheinlich wechselten halhehére 
> mit dem cherführer. Aus allem diesem ist nan ersichtlich , wid 
das κέλευσμα io verbindung wit dem τριηρικὸν oder einem sow 
stigen Soatixd» gar leicht zu einer dem volksliede entsprection: 


* yorten des Erstosibenes wohl besser: dann wird es bestätigt durch rich- 
de e behandlung von Sapph. fr. 91 Bergk. 

' 65: Bergk lässt ὦ περ: allein ausser Eratosthenes haben es die 
Schell. ad. Abst. Av. 1762, ad Ariat. Acharo. 1228. — τὸ καὶ ᾿Ζόλειος oaddır 
richtig Eimsl. ad Ariat. Ach. I. c.: biosichtlich des maasses sind die bei- 
det trimeter sich ganz gleich. Ueber das ‚ganze lied artheilt aber Eim- 
lei ganz falsch. 

66) Ariat. Pac. 1334 sqq. | 
67) Vgl. Scholl. ad Aristoph. Ran. 357. 875: of. Fritdsch. ad Ariat, 
Ban. p, 187, dem ich aber nicht jo allem beistimmen Kann, ' 


732 ‘Metviseke fragmente. II. 


den composition werden kannte, und wie tberhaupt seine at 
mit dem volkaliede in engstem zusammenhange steht: deze ce 
auch, was für dinge ein dichter zu beobachten hatte, weme 
in seinen kunstgemässen productionen auf siylago: ond dem 
verwandtes anspielen oder rücksicht nehmen wollte. 

So wäre nun der grund gelegt für die beantwortung ἐν 
sen, wovon wir ausgegangen, nämlich ob der gesang der frésch 
als ein κέλευσμα anzusehen sei. Dienysos soll und will reden 
und zwar auf einem handelsschiffe, als welches Charoa’s scif 

deutlich dargestellt ist: auf sein verlangen — vs. 206 — giet 
Charon das κέλευσμα, da ohne dies auf die richtige weise = 
πας ἐμβάλλειν nicht möglich. Se wie es gegeben, ertönt ¢ 
sang, also nicht flötenspiel allein, was die übliche echiffsment 
war: auch ertönt der gesang nicht von dem κελευσεύς, sonden 
von andern, die also die stelle des τριηραύλης einnehmen: > 
dem sie die angabe des χέλευσμα musikalisch fortsetzen, win 
ibr lied zu einem zgengixoy oder vielmehr zu einer sachbildssg 
eines solchen, da zu einem wirklichen τριηρεκόν ein aus rudeın 
bestehender chor gehört: da dieser aber nach den verbiiltuisses 
der so eigenthümlichen 6®) situation nicht vorhanden, so über 
nehmen die darsteller des τριηριχόν auch zugleich die rolle de 
chors. So erscheint das lied als ein eigenthümliches: es ha 
zwar seine analogie in der oberwelt; aber ein ganz gleiche 
findet sich auf dieser nicht und kann sich nicht finden. 

Dies das allgemeine; wer sind nun die sänger des lied! 
Diese sind. frösche, welche, wie man jetzt einstimmig uach de 
alten selbst snnimmt, nicht gesehen werden: aber wen sie hie 
darstellen , weshalb sie eigentlich vorhanden, liebt man in de 
kelheit zu lassen. Hier nur so viel — in einem der nächste 
hefte das gennuere —, dass die frösche selbst sich als sänger 
und dichter kykliacher chöre kundgeben, die wach ihrem tod 
ähbulich den freviern gegen gastfreunde und den mutter- un 
vaterschlägern oder den meineidigen ©) in der tiefe des ve 
Charon befahrenen see’s zu weilen und als frönche diesem führ- 
mann zur unterstützung zu quaken verurtheilt sind: den gesasg, 


sagen sie selbst, wollen wir singen, den wir sangen zu ehre 
des Dionysos: 


. , 88) Vgl. Arist. Ran.. 139 .. 
69) Arist, Ran. 137, Νὰ ι 


Metrische fragmente.: II. 583 


ἡνίχ ὃ χραιπαλόκωμορ 

. φοῖς ἱεροῖσε χύτροις χωρεῖ nat ἐμὸν τέμονος λαῶν ὄχλος: 
das heisst also nichts anders als wir wollen das an den chytren 
oder anthesterien gesungene kyklische chorlied oder dithyrambos 
von nenem singen, wiederholen : daraus folgt, dass an den 
chytren Iyriker kyklische chöre aufstellen mussten: man hat dies 
zwar 70) geleugnet: aber ausser unsrer stelle, die gar nicht 
widerlegt werden kann, beweisen dasselbe auch noch andre von 
Böckh am besten 7!) besprechene: auch wäre es unnatürlich, 
wenn das den γάμος Διονύσον mit Persephone feiernde 7?) fest 
ohne bacchische lieder hätte seia sollen: wurden doch auch die 
Thargelies, die Panathenäen mit kyklischen 75) chören verherr- 
liebt. Darnach ist für das froschlied vom dichter dreierlei fest. 
zuhalten : das lied muss sich als ein froschlied ausweisen, also 
das wesen der frösche hervortreten lassen: es muss zweitens 
ein ruderlied sein, also einem solchen entsprechen, wie des 
Dionysos anwesenheit und thätigkeit verlangt; es muss endlich 
drittens ein kyklisches chorlied sein, also die composition eines 
solchen haben. Was zuerst die frösche anlangt, so giebt sich 
ihr wesen ie den worten überall kund: hier, wo wir- nur die 
form zu beachten haben, ist für sie zuvörderst auf den in den 
verses vorwiegenden klang aufmerksam zu machen. Wie die 
stimme der frösche sei, wie ihre rede klingen müsse, zeigt der 
refrain, der, wenn auch in unsern Aesopischen fabeln 74) er- 
seheinend, doch wohl von Aristophanes erfunden ist: die in ihm 
enthaltenen elemente treten nun im liede oft und mannigfach 
wieder hervor: also g mit andern consonanten, sx, eigne art 
is der folge der voeale ὁ ὁ a, alliterationen: se 211 κρηνῶν 
séxva, 218 φθεγξωμεθ᾽, 217 κραιπαλόκωμος τοῖς is goics xv 
seo yogei xar ἐμὸν, 229 γὰρ ἔστερξαν εὔλυροι, 231 προρ- 
anitégneras. δ᾽ ὁ φορμικτὰς, 238 ὑπολύριον ἔνυδρον .. τρέφω, 
246 ὄμβρον ἔνυδρον .. χορείαν: dann die folge von vocalen 
wie 230 κεροβάτας, 232 ἕνεκα δόνακος, auch 219 τέμενος λαῶν 


70) K. Fr. Hermann gr. siterth. 11, ©. 58, 6. 

71) Böckh üb. d. Lenäes u. 8. w. in schrift. d. berlin. academ. v. j. 
1816, p. 97 figg. 

72) K. O. ‘Matter kl. schriften II, p. 206. 30 

73) Suid. s. Πύθιον: cf, son. ad Provv. App, ἯΙ, * T. 1. Peroem. 


Gr. p. 406 ed. Gouin 
74) Aesop. fab, 307, p. 125 Bur, 


τέμενος λαῶν ὄχλος, 216 Nvanios Διὸς diosvaor, UI in 
ὄρον ἐν: also froschgequak klingt immer dereh und der refrea 
bebt den grundton immer von neuem hervor. Daze wirkte a 
der ersten strophe auch das metrum: dean die κατ᾽ ἀντιπάθιεν 
μικτοί in ike haben namentlich durch dss zasammenschlagen de 
arsen etwas hüpfendes, die bewegung der frösche nachahae 
des: wenn man die thiere also auch nicht sieht, ihr wesen νοὶ 
sogar das. äussere, wird doch zur anschsuung gebracht. 8. 
ist also die rücksicht auf die frösche festgehalten: wir gebe 
zum ruderlied. Und da ist zunächst die steigerung des temp 
zu beachten: die erste strophe ist bewegt und kräftig, abe 
noch nicht rasch, wie dena das trochäische element sehr ia ik 
surücktritt: anders die zweite, in welcher der trochaios berrsebt: 
finden sich in ibr auch auflösungen, so ist doch vermöge des 
strebens des sinnes nach erhabenheit und durch die verachiedes- 
heit der verse das eilende 75) im trochaios etwas zurückgedrängt: 
das ist aber in der dritten nicht mehr der fall, in welcher ein 
mit auflösungen versehenes trochäisches σύστημα ἐξ ὁμοίων den 
bei weitem grössten theil einnimmt. Dies zeigt, mein’ ich, das 
steigen der bewegung, eine annahme, die durch das benehmen 
des Dionysos bestätigt wird: es passt dies aber zu einem ruder 
liede, da iu einem solchen, begleitete eu schnelles rudern, auch 
gewiss nicht mit der grössten schnelligkeit begonnen, sonders 
allmälig zu ihr aufgestiegen wurde. Dazu fügen wir die wie 
derholungen: sie erscheinen einmal in worten: pOsyyscGas 213. 
242. 248, ἐν 216. 234. 248. 247, ἔνυδρον 233. 247, ὁ 230. | 
231: dana, was wichtiger, in versen: gleich der refrain sieht 
doppelt 209. 210 und wird dann stets wiederholt: dean in der 
ersten strophe stehen im ersten wie im zweiten theile mebre 


734 ' Mitrische fragmente: IE. 
und 239 πομφολυγυπαφλάσμασιν : endlich alliterationen, wie 219 


κατ᾽ ἀντιπάϑειαν μικτοί unmittelbar hinter einander: 211. 212 
sind unbestritten: aber 216. 217 ändert Rossbach: er hält näe- 
lich vs. 216 Ζιὸς Διόνυσον mit den bandschriften fest, schreibt 
aber 217 gegen diese λίμναις: da aber 215 feststeht und 217 
die handschriften ohne ebweichung .dasselbe.metrum geben — die 
duflésung in ἰαχήσαμεν ist nicht mit W. Dindorf zu ändern, da 
sie durch den sinn vollkommen gerechtfertigt wird — so ist 
vs. 216 den beiden genannten um so mehr conform zu machen, 


75) Aristot, Rhet. II, 8: 8, Leutsch grundr. d. metrik $. 75. 381. 


Mietrische fragmente. M. 736 


da der grund kler vorliegt, warum statt der zwei xaz ἀνειπά- 
ἥειαν. μικτοί. im dem ersten theile bier drei sind: der atärkere, 
grössere in der zweiten hälfte auf sie folgende rhythmos erfor- 
dert ihre. vermehrang. Dazu gesellt sich nun vor allem der 
refrain, der.am ende der kleinern massen ıervortretend den grund- 
takt immer psssend hervorbebt und den chorgesang vertritt: 
dean wie ich glaube ist nur der refrain von einer mehrzahl von 
stimmen gesungen, die worte dagegen von einem einzelnen, so 
dass auch der vortrag 7°) gauz einem σριηρικάν entspricht. Frei- 
lich ist das nicht überliefert: aber im folgenden wird die noth- 
wendigkeit dieser annahme näher begründet werden,. Zu allem 
diesen.nebme man noch den mangel von, antistrophen, wovon 
auch sogleich. genauer, und endlich die flétenmusik: ξύγανλον 
ὕμνων Boas φβεγξώμεϑα va. 212: no sieht man alle für ein 
Egiyosxoy oder ἐρδτικὸν nothwendigen erfordernisse hier vereinigt 
und können wir sousch zu der dritten, und letzten frage iiber- 
geben: hericht sich unser lied. auch auf kyklische chorlieder ? 
Unter χορρὶ xvxlias, pede κύκλια versteht 77) Aristophanes die 
ganze chorlyrik. peiuer seit; wie. sie von Melanippides, Kleome- 
nes,.Diagoras, Jon, Timotheos, Phrynichos, Hieronymos, Kige- 
siss, Philoxenas, Krexos; Dikaiogeses, Polyidos, Telestes and 
audern behandelt wurde: diese nun in diesem froschliede darzu- 
stellen, war schon deshalb besonders schwierig, weil in ihm ja 
weder ein. eigemtlicher chortaua noch chorgeaang ist, an den 
jene. gebunden waren. . Aber so gut. Timotheos in seine dithy- 
ramben riyiago:-aufnehmen kannte, sq gut. kpngte, wie, Isme- 
pies zeigt, musik und poesie der κύχλια μέλη au νιγλάρρις ver- 
wendet werdeo; darnach war hier die flätenbegleitung so ejoge- 
richtet, dass sie an die kyklische: erinnerte: deshalb herrschen 
hier wolil die trochäen vor: dann weist der ‚sinn, besonders 
dyrch das prablen, überall auf diese lyrik hin und bekommt er 
erat sein komisches, wena die froschgedanken auf jene lyriker 
übertragen werden. Dazu der vortrag: die worte unseres liedes 
sang, wie schon angedeutet, ein einzelner, den refrain eine 
mehrzahl: dies geht namentlich aus dem 'anfange hervor, wie 
die anrede τέκνα, die aufforderung, der häufige gebrauch des 


76) Dieselbe agt des yortrags zeigt sich auch sonst jim. volksliede: 
8. oben not, 67. Er war sehr laut; daher φϑέγγεσθαι; 8, ob. net, 12, . 
77) Cf. Bergk Comment. de Relig. Com. Au, gatiq, ἴξιν. Ὁ, wm, 


736 Metrische fragmente. IE. 


singular darthun. Dieser wechsel aber zwischen eiszelvering 
and chor tritt im dithyrambos und ihm verwandten gattsga 
scbon bei?®) Archilochos, dana klarer in den satyrm 79) im ditty. 
ramb des Arion hervor und ist er iu der attischen form inne 
mehr ausgebildet und hervorgehoben: wie sehr unser lied grote 
dadurch au diese Iyrik erinnert, muss jedem einleuchten, der 
daran denkt, wie im Kyklops des Philoxenos der liebesgesag 
des Polyphem mit dem meckern und blöken der geisen 9%) wi 
schaafe abwechselt. Vor allem aber ist für die form — τοὶ 
dieser handeln wir hier ja alleia — das aufgeben der antistre- 
phischen composition zu beachten, was ven Lasos, wie εἰ 
scheint, angebahnt von der attischen Iyrik ©") gauz besonden 
ausgebildet ward: antistrophen sind auch hier micht zu finde, 
sobald unbefangen das lied betrachtet und der überlieferung dx 
ihr gebührende berücksichtigung gegeben wird: sie können bie 
auch unmöglich sein, da auch die rücksicht auf die ἐρδεικά sie 
verbot, indem die volkspoesie überhaupt eigentlich antistrepti- 
sche form gar nicht zugelassen su haben scheint. Aber gegen 
diese annahmen scheint ein umstand za sprechen, nämlich de 
grosse umfang dieser kyklischea lieder: wie also kann in eisen 
verhältnissmässig so kleinen gedicht das wesen eines so gresses 
parodirt sein? Allein für Aristophanes zweck, die lyriker als 
io der unterwelt verdammt darzustellen, war nicht wédthig, ein 
lied ihrer weise in seinem ganzen umfang darzustellen: sonder 
wie in der πάροδος der frösche nicht der ganze iaxyng in seiner 
wirklichkeit, vielmehr um ihn darzustellen sear einzelne theile 
aus ihm dargestellt werden, so ist, auch bier zur parodie der 
lyrik ein theil eines dithyrambos vollkommen genügend: daher 
ist denn hier nur die art der ἀναβολαὶ durchgezogen: es ist 
also in diesem liede uns eine avafody eines pedog χύκλιον er 
halten. Diese ἀναβολαί sind, wie namentlich Hartung 52) ia ei- 
ner lange nicht nach gebühr anerkannten abhandlung dargethas 
hat, lange ohne strophische wiederkehr, den mouodien ungefabr 


78) Archil. fr. 79 Bergk. 
19) Suid. * 67 90 b 
) Aristoph. Plut. 290 sqq. ἰδίᾳ. Scholl., Hermes. ep. . 
597 A, vs. 74 val Hartung 9 —*8 bd. I, p. 415. p. Athen. ΧΙ, 
81) Aristotet. Probl. XIX, 15: Rhetor. εἰ, 9: Leutsch grundr. der 
metrik p. 290 figg. 
82) 8. Phila 1, pe 395 Age. 


Metrische fragmente. II. 737 


in der tragödie vergleichbare lyrische compositionen. Alles von 
ihnen im einzelnen üherlieferte findet auf unser lied anwendung. 

So ist die tendenz so wie die kunst dieses liedes wohl kla- 
rer geworden: dass diese lyriker aber Aristophanes hier so 
sehr berücksichtigt, rechtfertigt die bedeutende stellung, welche 
in Athen 85) ihre poesie einnahm: auch passt es vollkommen zu 
der tendenz der ganzen komödie. Die parodie tritt aber endlich 
auch in der wirkung des liedes hervor: denn während'ein wirk. 
lich gutes rgimgixoy die ruderer erhebt und ihnen ihre arbeit 
leicht 856) macht, so bereitet dieses dem Dionysos nur qual: ist 
seine ausführung von seiten der komödie auch vortrefflich, in 
wahrheit ist es 8%) doch ein froschgequack. Um nun das me- 
trische ganz klar zu machen, folgt hier noch das schema nebst 
einigen wenigen 856) bemerkungen: 


‚> 
or. @. υ ““΄:“Α:νυ-ὸὺὐᾶ — 


„a 
org. 8B. wu — _v— v—- v— -- 


w — wv _u— -- '! u — — 


83) Maxim. Tyr. Dissertt. 23, 3 T. i, Ρ. 450 R.: καλὸν δ᾽ ᾿ϑηναίοις 
TO κύκλιον, 

84) S. obeo not. 14. 

85) Deraus erbellt, was Arist. Rao. 207 will: βατράχων κήκνων 
ϑαυμαοιτώ: es enthält die ganze eigenthiimlichkeit des folgenden gesangs. 

86) Vs. 218 lese ich: τοῖς iegeios yırgoıs: die codd. haben χιΐτροισε. 
— Vs. 229 begione ich mit ἐμὲ yug. — Vs. 245 lese ich: πολυκολύμ- 
βοισιν ἐπὶ μέλεσιν: die codd. sind bier alle verdorben: vergl. Suid, s. 
πολυπολυμβοις. ΕΝ 


uuu — — YUV uve «ὦν — .......-.-.υ--..υ 


υυν- — — — vv — — mr 


\—- ¥ vw -- --οῷᾷᾧἦἪ -- 
Zn 
vvv — U-— v — 


Diese drei massen machen eine ganz ‚richtig gegliederte gross 
. strophe aus: die erste bildet die einleitung, die zweite den haupt 
theil, die dritte den schluss: während ‚in der ersten das mass 
noch nicht zur entscheidung gelangt, dadurch und namentlich 
durch die wiederholung spaont, werden in der zweiten die is 
der ersten schon augedeuteten trochäen ausgeführt und der höbe 
punkt des ganzen erreicht, woran sich dann der schluss, ia 
welchem das system vorherrscht, einfach anreiht. Diese unsre 
auffassung verlangt nun keine änderungen, wogegen Fritzsche 
vs. 229 schreibt: 

ἐμὲ γὰρ stAvgot te Movoa 

"στερξαν, [ἐμὲ δὲ] καὶ xepoBaras κτλ." 
in vs. 231 nach προφεπιτέρπεται 8" ein ἐπαΐων ganz gegen die 
handschriften und die raschheit der rede kiuschiebt und — doch 
keine genaue responsion erreicht, da dagegen der. wechsel der 
personen vs. 241 verstösst. Anders Rossbach: er schiebt vs. 228 
vor εἰκότως ein φϑέγξομαι μὴν, nach εἰκότως aber τοῦτ᾽, 229 
μὲν vor εὕλυροι ein, schreibt also; ., . ἮΝ 

[φϑέγξομαι μὴ»] εἰκύτως 

[τοῦτ᾽] ἔγωγ ὦ πολλά πράττων" 

ἐμὲ γὰρ ἔστερξαν μὲν εὖλυ-. 

got te κτλ.: 
nimmt endlich vs. 234 nach ὑπολύριον eive 87) lücke an; genau 
responsion ist aber auch so nicht wegen des wechsels der per 

87) Es ist dies nicht nöthig, sobald men nur bemerkt, dass bier 


ohne zweifel um der parodie willen die rede sehr gehäuft ist, inden 
ἐν λίμναις, und dass ὑπολύριον der πες ish, 


Mötrische fraginente:: ἘΝ' 739 | 


sonen 241 erreicht. Dabei ist nun noch nicht ‚berücksichtigt 
worden., wie viel ‘auch in den wechselreden des chors und des 
Dionysos diese gelehrten. ändern: dene in diesen soll auch genaue 
antistrophische. responsion sein, während offenbar das charakte- 
ristische grade die uieht+responsion ist: responsion dagegen 
tritt erst später von ve. 251 an ein und scheint dies mit den 
bewegungen des schiffs zusammenzuhängen. Fin punkt, der die 
annahmen von Fritzsche und Rossbach : in diesen wechselreden 
zurückzuweisen zwingt, ist unter andern der, dass ve. 239: 
βρεκεκεκὲξ κοὰξ κοάξ nur. Dionysos, nicht aber, wie :jene wol- 
len, die frösche vortragen können : die frösche können sich 
nicht selbst verhöhnen und die worte (ἀλλ᾽ ὦ φιλῳδὸν κτλ. zei- 
gen deutlich; dass Dionysos die vier vorhergehenden verse zum 
publicum gesprochen hat. Doch dies kano erst bei erörterung 
des inhalts des ganzen gesangs überzeugend dargestellt werdent 
die hier gegebene darstellung hat, wie ich hoffe, schen gezeigt, 
dass antistrephische anerdnung gegen dus wesen des lieds verstdsst. 


3. Cäsius Bassus. 


Wie ungemein das studium der lateinisehen metriker von 
den seuern vernachlässigt worden und wie traurig es’ daher mit 
dem im ganzen in wenigen ond jungen handschriftes erhaltenen 
texte. derselben. ausselie, zeigt Gaisford’s ausgabe der Scriptores 
batini res metricae (Oxford.,. 1837) auf jeder seite. Und doeh 
ist die verbesserung gar nicht so schwer, da diese schriftstetter 
eine quelle, oder wie in der späteren zeit auf verwandten fel- 
deen ebenfally viel geschehen, sich gegenseitig ausschreiben, so 
dass der eine aus dem andern verbessert werden: kann: .eibe be- 
hauptung,, die wir im einem der folgenden fragmente an dem 
ersten theile des uns erhaltenen Atilius Fortunatianus näher zu 
beweisen gedenken. Für jetzt ‚aber lenken wir die anfwerk- 
samkeit auf einen von denen, welche als eine hauptquelle für 
die spätero angesehen werden miissen, auf den Cdsius Bassus, 
den freund des Persius und zeitgenossen des Nero und Vespa- 
sian. Es wäre, wollte man auf die verschiedenen ansichten der 
neuern über iho des genauern eingehen, gar viel über ihn zu 
sagen: da aber die identificirung mit andern bei Propertius, 
Ovid u. 8. w. vorkommenden dichteru gamens Baseus ao wie 


740 Metrische fragmeate. BEE 


anderweitige muthmassungen ') sich els ganz. willkürlich lest 
nachweisen lassen, so beschränke ich mich nur auf einen prakt, 
auf die tbätigkeit des manues als metriker. Und da hat Led 
mann ?) nun bemerkt, dass es zweifelhaft sei, ob der lyrke 
Bassus für eine person mit dem metriker zu halten. Will an 
hierüber gewissheit, so muas eine freilick sehr viel besprechen 
und sehr mannigfach erklärte stelle des Persius (Sat. Vi, 1 ἐς) 
genau erwogen werden: 

admovit iam bruma foco te, Basse, Sabine ? 

iamne lyra et tetrico vivunt tibi pectine chordaet 

mire opifex oumeris veterum primordia vocum 

atque marem strepitum fidis intendisse latinae, 

mox iuvenes agitare iocos et pollice honesto 

egregius lusisse senes. 
Für das richtige verständniss der stelle ist zu bemerken, das 
überall, namentlich aber im zweiten verse Bassus als Iris 
hingestellt wird uud zwar als ein kritischer, der es mit seine 
gedichten streng nimmt, in ihnen auf wortwahl, metrum u.s.v. 
genau achtet, die theorie also in ehren hält; denn das liegt ia # 
trico, welches, wie schon Casaubon bemerkt, durch Sabino schis 
vorbereitet worden: die Sabiner nämlich wurden als streage. 
auf gesetze mit fast pedantischer strenge achtend 5) gedact. 
Gehen wir hiernach zum dritten verse, so tritt uns als stoff, des 
Bassus behandelt hat in seinen gedichten, veierum primordia ve 
cum entgegen: an der lesart ist nicht zu zweifeln: rerum atatt 
vocum bei Heinrich ist als handschriftlich so gut wie gar eich 
begründet zu verwerfen. Aber was heisst primordia vocun? 0. 
Jahn denkt, nachdem er an Lucret. IV, 531: tre foras whi ce 
perunt primordia vocum, erinnert hat, an ein in versen abgefass 
tes etymologisches werk des Cäsius. Allein da wäre Bas- 


1) Casaub. ad Pers. Sat. Vi, 1. Wernsdorf. Poett. Lat. Min. T. ll 
praef. p. XXXIII. Weichert de Lucii Var. et Cass. Parm. Vit. et Car- 
mio. p. 139 sqq.: vgl. Leutsch grundr. der metr. ©. 34. 


2) Lachmann ad Terent. Maur. praef. XVII: hace si ad Nermn 
scripta sunt, vides Caesium Bassum metricum, si alius fuit quam ille lyr 
cus poeta, certe eadem aetate vizisse: er hat vorher Rufio. graue. 
p. 2707 P. angeführt. 

3) Martial. Epigr. 1, 62, 1: casita nec antiguis cedens Laevina Se- 
binis Et quamvis tetrico tristior ipsa viro Dum cett.: Liv. I, 18,4: 
vgl. Burm. ad Ovid. Am. Il, 4, 15. Schmidt. ad Horat. Epist. Il, 1,35 
Doederl, Lat. Synon. IN, νυ. V2 Aga. 


Metrische fragments. Ill.- 744 


‚sus ala lyriker nicht zu begreifen, indem ein solches werk, 
splite ea in, versen seyn, gewiss in. hexametern, überhaupt 
stichiach , abgefasst gewesen wäre: anch wird der vierte vers 
dann sehr schwierig und vor allem ist insendisse unverständ- 
lich, wie das denn O. Jahn auch nicht richtig gefasst hat; 
es. war nicht auf stellen, wie Verg. Aen, Vil, 513 (cornuque 
recurvo Tariaream. intendit vocem) und dgl. zu verweisen, sondern 
auf Verg. Aen. Il, 286: ef stuppea vincula. collo Intendunt: Georg. 
IV, 399: vim duram es vincula caplo Tende: Aen. V, 820: intendi 
brachia velis: also Cäsius versteht veierum primordia. vocum in 
verse *) zu bringen. Was sind nuu primordia cocum? Nichts 
als die elemente, bestandtheile der worte, also — buchstaben, 
sylben und ihre verhältuisse. Damit ist nun auf ein metrisches 
werk hingewiesen: deon die metriker handeltea wenigstens seit 
Heliodor im beginne ihrer werke ausführlich von dem wesen und 
der geschichte der buchstaben, der art und beschaflenheit der 
sylben: Longio. Prolegg. ad Hephaest. T. I, p. 142 Gsf.: τοῦ 
δὲ περὶ μέτρων λόγου πολλοὶ πολλαχῶς ἤρξαντο" οἱ μὲν ἀπὸ 
στοιχείων, ὡς Φιλόξενος, οἱ δὲ ἀπὸ τοῦ μέτρων ὅρου, ὡς 
᾿Μλιόδωρος, ἡμεῖς δὲ Ἡφαιστίωνι κατακολουϑήσομεν, ἀπὸ συ λ- 
λαβῆς ἀρξάμενοι: vollständiger sagt Mar. Victorin. 1, 1, 1: 
artium grammaticarum scriptores quidam ab arte coeperunt, quidam 
a grammatica, quidam a definitione, quidam a voce, quidam a lit- 
sera: und das bestätigt auch Juba 5), ein vorgänger des Cäsius, 
der ausführlich in seinem metrischen werke z..b. vom buchsta- 
hen K gehandelt hatte, feruer von der beschaffenheit der sylben, 
der natur der eiusilbner und verwandter gegenstände, gefördert 
darin ganz besonders durch lateinische grammatiker, von denen, 
wie von Sinnius Capito, ausführlich 6) die dem latein eigenthüm- 
liche lautverbindung erörtert war. Nach solchen vorgängern 
“scheint nun Bassus auf die ältesten worte der lateinischen spra- 


4) rel. Wunderlich. ad Verg. Georg. IV, 399. intt. ad eiusd. Aen. 
V, 50 


5) Pompeius io Commento Artis Donati p. 31 Lind., Grammat. ap. 
Gaisf. Scriptt. R. metr. p. 563. Serv. ad Verg. Aen. 1V, 548: vgl. Plagge 
de luba f1. Dissert. p. 77 und besonders B. ten Brink lubae Maurusii 
Reliq. p. 7 sqq. — 7 der stelle des Longin kann auch daa von Gais— 
ford aus Cod. Saib. δὰ Hephaest. T. I, p. 147 beigebrachte verglichen 
werden. 

6) Pompéias in Comm, art. Donati p. 31 Lindem.: vgt. J. Bekker 
in Bergk. a. Caes. zisch. f. alterth. 1847, n. 133. 


Philologus. XI. Jahrg: 4. ἵν] 


742 Metrische fragmente. ἘΠῚ. 


che und auf sabinisches, aus dem die alten 7) viel lateinisce 
—. und mit recht — ableiteten, eingegangen: daher veéeram, wu 
sonach’ zu Sabino und tefrico sehr gut stimmt: es hestitiges iu 
die spärlichen überreste von der metrik des Cüsius, in denen of 
Terentius und andere alte rücksicht genommen wird. θεὰ 
gelangen wir zu marem strepitum Adis Lafinae : nach dem gesagin 
kann man auch hier nur an alt-lateinisches denken: es wird és 
nicht allein durch Latinae sondern besonders durch marem sro 
um angedeutet, da diese worte nicht auf liebliches — testedai 
aureae üuleem strepitum — sondern ®) nur auf hartes, zunıl&ü | 
intendisse den begriff der gewalt in sich schliesst, auf arbet 
also, anstrengung bezogen werden können: nimmt man dazu de 
gegensatz zu numeris, so kaon nur gesagt seyn, dass uarıyl- 
misches Bassus rhythmisch behandelt habe. Dies ist nun is be 
zug auf ein metrisches werk sofort klar. Es hatte Bassus al 
lateiner in seiner metrik von den versarten der alten römisches ἢ 
komiker gehandelt, eben so auch vom saturnischen verse wm 
diese auf gesetze zurückgeführt und zwar auf solche, die as 
dem griechischen entlehnt: wie seine ansichten da gewesen, list 
sich noch aus den lateinischen 10) metrikern erkennen. Aber 
dies genügt noch nicht: es muss numeris noch beachtet werden. 
Und grade hierfür ist auf den hier viel zu wenig beachtetes 
scholiasten gewicht zu legen: er erklärt: o mirande opifer ve 
rietale numerorum, quam de metris Graects excerpis ei me 
sculos sonos latinis aplas carminsbus: man sieht meines erachtess 
leicht, dass diese erklärung nicht aus des Persius worten erschlos- 
sen ist, sondern dass ihr eine anderswoher geschöpfte genaue 
kenutniss des buches des Cäsius zu grunde liegt: wie z. δ. numers 
ein gewöhnlicher scholiast erkläre, zeigt das bei O. Jahn anf die 
obigen worte unmittelbar folgende scholion: numeris, td est 
meiris. Demnach sagt also Persius: du ein künstler, — in op 

7) Varr. L. L, V, 74. VII, 28. 

8) Quint. J. O. IV, 2, 58: quod non solum rebus ipsis cir eloqueniir 
simus ... sed verbis etiam vulgaribus et quotidianis εἰ arte occults conse- 
culus est: quae si aliter dicta essent, strepitw ipsum iudicem ad custe- 
diendum patronum exeitassent: interpp. ad Horat. Epist. I, 2, 32. 

9) Rufio. de metr. comic, I, 30, p. 2707 P. coll. Brink. 1. c. p. 25:4 

10) Auil. Fortan. I, 8, p. 2680 P., Mar. Victor. Ill, 18, p. 3587 P 
Censorin. 2, 11, p. 97 O. Jahn. — letzterer kann aus Mar. Victor. L c. 
verbessert werden —, Mar. Plot. 5, 14, p. 2650P.: vgl. H. Keil im 


Philol. III, p. 97 Ogg. — Achnlich wie ich scheint Mor. Haupt Ob- 
servv. critt. p. 43 unsre welle versianden zu haben, 


Mektische fragurente. Tri! 748 


fex' Negt eine gewisse '?) heiterkeit —-, der' in die mannigfachen 
kaausse det harten klang der alten lateihischen: potsie bindest, 
d.h. einmal, nachweisest die gesetze im alten latein und zwei- 
tebe das wesen der lateinischen masse: in’ versen verschiedener 
art‘ darstellst: also in dem saturnius weisest du rhythmus nach, 
entwickelst wie in ihm iamben, trochäen liegen, und''zwär' ‘so, 
dass du in ismben, trochäen 1*) schreibst. Also ‘es folit,' diss 
Bassus “in seinem’ ‘metrischen "werke "die lehren "über die verse 
Wo möglich jedesmal in dem verse, den er grade'behanitelte, “atch 
dargestellt und ein ποίημα ᾿πόλύμετρον geschrieben Batte. Es 
war dies ein eigenthümlicher gedanke: ob er durch Chaire- 
ghon’s 15) Κένταυρος entstanden, lässt sich nicht nachweisen: és 
ist bei den Inteinern' dieser zeit hinsichtlich der form nichts un- 
möglich: dagegen hat Tereutianus Maurus, vielleicht auch Albi- 
nus, seine form von Cäsius genommen. ' Diese ünsre Ansicht 
wird auch durch überbleibsel des werkes gesichert: denn ans 
ihm stammt der !*) molossus: Romans victores Germanis devictis, 
über den allerlei seltsamkeiten bei 15) Weichert zu findeh sind: 
auch möchte ich gar gern den 6) vers: Calliope princeps sapienfi 
psallerat ore hierherziehen, da er ein mustervers für alliteration 
mit p scheint: er wird aber aus dem zweiten buch der lyrica 
eitirt: konnte das nicht das metrische werk enthalten? jeden- 
falls zeigt der vers die pedantische manfer des Bassus. 

- So glaube ich sind, verbindet man das hier gesagte mit Ὁ. 
Jahn’s bemerkuugen, die ersten vier verse vollständig erktart: 
aber wie die beiden folgenden? Sie habeb' deu herausgebern 
viele noth gemacht. Zunächst steht eins jetzt fest; dass init 
Bentley nach einer handschrift egregius, wicht egregios, zu lesen: 
eben so fest steht aber nach meiner überzeugung;; dank‘ schott 
um der concinpität willen senes bleiben müsse: senez, von K. 
Fr. Hermaon 77) vertheidigt , ist ganz yerkebrt,: denn: der erste 
von Hermann herbeigezogene vers beweis’i hier gar nichts, da 


11) Vrgl. Cie. Tuscul. Quaest. V, 12, 3 

12) ἡ Veg Terent. Maur: 2500 sqq. 
. 48) Athen. ΧΗ͂Ι, p.606 E. Aristot. Poet. 1. 24: Welther die rt 
tragoed. nach dem’ ep. P yklos Beorda 1, p. 109f. 

1a) Diomed. If, 34, 43, 

15) Weichert de’ Var. et bau Ps Parm. V. et. Carai. p- ta6. 

Bene, Friscign. X, 6, 36, p ΝΕ 

F. Hermann ἌΝ Persian, I, p. 1. il, p. 61. δὰ Pers. 

Sat HR, p. γι, | 


AT" 


144 Metelsche fragmente, ΤΕ. 


auch ein junger mann im winter gern einmal am ofes sit: 
dann ist. für das hohe alter des Bassus auch gar nichts irgei 
baltbares beigebracht: im gegentheil, die ganze. baltung der 2 
rede in unsrer stelle passt lediglich auf einen wean den Pr 
sius nicht gleichaltrigeo, doch an jahren nur sehr wenig te 
schiedenen. Beide glieder unsres satzes aber sind so eng ai 
einander verbunden, dass das eine nicht ohne das andre bese 
hen kann, moz egregius es twoenes agilare tacos ef police hem 
lusisse senes iocos: dabei ist nur nicht zu überseben, dass we 
Heinrich schon bemerkt hat, soz zu vs. 3 supplirt werden mim, 
so dass es also dem ohne verhergegangenes @Alors μὲν eisit 
tenden ἄλλοτε δὲ und ähnlichem 158) zu vergleichen: daraus folgt, 
dass die geuze schilderung — es verlangt das moz in jede 
falle — erst passend wird, wenn sowohl die verse 5 und 6 ak 
auch die 3 und 4 sich auf ein und dasselbe metrische werk be 
ziehen. Das scheint nun unmöglich. Allein man bedenke as, 
dass. Basaus bei. passenden gelegenheiten als beispiele für er 
zelue versmaasse kleine gedichte in ihnen eingelegt hatte, et 
weder eigne compositionen oder übersetzungen aus dem Griech- 
schen: ersteres bedarf nicht der erläuterung: das andre lag sabe, 
da die rhetoren gauz ähnlich verfuhren, die in ihren rhetorische 
lehrbüchern als beispiele ing lateinische übersetzte stellen de 
griechischen redner gaben. Dann aber heweis’t dies der sack 
abmer des Bassus, Terentianus Maurus, der eigne '9) kleine ge 
dichte einlegt wie deren von andren 2°) verfassern: es beweises 
dies auch die andern metriker, indem manche metrische beispiels, 
deren verfasser nicht angegeben, aus Cäsius stammen möge»: 
endlich Atilius Fortunatianus, indem das fragment oder ?!) ge 
dicht bei ihm: 


18) Catull. IV, 19. Eurip. Hecub. 28 ἰδίᾳ. Pllugk.: besonders Funct- 
haenel in Bergk. u. Caes. zisch. f. alterth. 1847 or. 185. 

19) Terent. Maur. 1880 sqq. 2161 sqq. 2182 sqq. 

20) Terent. Maur. 2755 sqq. . 

21) ΑΙ. Fortun. I, 1, 3, p. 2672P.: ich werde von diesem gr 
dichte ausführlich in dem oben schon erwähnten fragment über Atiles 
Fortunatianus sprechen : hier nur so viel, dass durch Maenalie, was sicher 
steht, Lobeck’s (Pathol. Gr. Serm. Prolegg. p. 97, u. 33) zweifel gegen 
die richtigkeit der lesart bei Colum. RR. x, 429 gehoben werden: dım 
ich vs. 6 coronet geschrieben habe: die editt. haben coromis: — 
endlich das dreimalige Bacche in vs. 9 nicht metri causa gesetzt, soe 
dern alt ist und dem Kultus entspricht: grade in den Ithyphallen scheis 
es sille gewesen, den namen dee galles dreimal anzurufen, während 


αἱ 


Mötrische fragmiente. ITE. | 445 


-+- Hus ades o Lyaee, 
' Bassareu bieoruis, 
_ Maenalie, bimater, 
τ΄ Crine nitidus apte, 
Luteis corymbis 
Hedera te corenet, 
Hasta viridis armet, | WB 
Placidus ades ad aras, - | 
Bacche, Baeche, Baccher . 
übersetzung des Cäsius Bassus aus Callimachus zu ‘eye 
int: jedenfalls ist selbiges aber su gebrauchen, um den sinn 
worte des Persius su voller klarheit su bringen. So scheint 
» schon hienach keinem zweifel mehr unterworfen, dass der 
ker und metriker Bassus eine und dieselbe person sei. 
Non bemerkt der scheliast aber noch, dass die manniehfal- 
eit in-des Bassus werk dureh die Griechen veranlasst worden: 
also sind seine quellen. Natürlich: denn auch. die lateiner, 
she über metrik bie jetzt geschrieben hatten, hingen ven die- 
ab. Ehe wir aber über diese quellen eine vermutheng wa- 
, muss das verhältuiss berührt werden, in welchem diese pee- 
ıe metrik zu der bei dea lateinischen metrikern und gram- 
kern öfters erwähuten prosaischen des Bassus stehe. Dass 
sus prosaisch und poetisch denselben gegenstand erörtert bat, 
rt immer beachtenswerth: doch scheint das poetische werk 
älig in den hintergrund getreten, da wir von ihm, rechnet 
die. nechahmung des ‘Fetentianns hinsichtlich der form ab, 
nichts vernehmen: denn auch das, was wir theoretisches im 
entianus aus Cäsius finden, scheint aus dem prosaischen 33) 
ke genommen: serach muss also dieses an inhalt reicher 
das poetische und überhanpt das bauptwerk gewesen seyn. 
ibm. ist uus ausser citaten noch ein aus wenigen seiten 
ehender tractat de metris erhalten, der sich aber deutlich als 
hatiick und zwar als sehr verderbtes bruchstück eines grö- 


| zwei anrufungen gentigten ; die dreizahl spielt im kulte des Dio- 
8 ja überhaupt eine rolle und erklärt sich daraus auch ‘dss witzige 
m χαῖρ᾽ εὐ Χάρων bei Arist. Ren. 184. Auch das gehört zu den 
ins und wiederbolungen: man sieht, wie kurz ich oben — ®. p. 
g. — gewesen: es liesse sich ähnliches noch viel beibringen: z. h. 
aus Scholl. ad: Aristeph. Ran. 482. 

22} Lachmann. ad Teregt. Maur. praef. p. xvi. 


746 Metrische fragmente. III. 


sseren werkes ausweis’t: wie denn schon 35) Wernsderf aage- 
standen, selbiges dem Cäsius zuzuschreiben. . Daraus, das vie 
ausgefallen, erklärt sich denn, dass, wenm schon die bebsat 
lungsweise der spätern lateinischen metriker sich hier finde, 
man diese seiten mit keinem der uns erhaltenen metriker reck 
einigen kann. Doch lässt sich dies so wie. auch die ansicht”) 
Lachmann’s, dass die bisher am ende, von der schrift des Ce 
sorinus de die natak herausgegebesen metrischen hruchstädı 
unserm Cäsius zuzuschreiben seien, nur dann gehörig bestimme, 
weun man die quellen oder vielmehr das ams- und abschreie 
aller unserer lateinischen metriker zusammen 75) behandelt: dem 
fehlt: uns bier der raum. Daher hier nur noch so viel, dam, 
da: die übereinstimmung der lateinischen metriker eine gence 
schaftliche quelle anzunehmen zwingt, diese in Juba und Cisim 
vorzugsweise zu suchen, dass ferner Cäsius der erste scheint, 
der de metris Horasii, das später für eine lateinische metrk | 
usumgänglich nothwendige capitel, geschrieben, dass Casius ἃ 
den beispielen für die regeln eine vorliebe für verse älterer le 
teiner gezeigt hat, dass endlich viele von den von ihm gewäh- 
tea beispielen stehende geworden sind. Geben wir hiersach u 
den grieckischen quellen des mannes, so kann man, übersieht 
man das vorliegende material, nur an Hekodoros denken, dea 
sicherlich auch Juba gefolgt war: Heliodor war damals — upd 
mit recht — der renommirteste griechische metriker, da er dard 
die grösse und vielbeit so wie auch durch die gelehrsamkeit 
seiner bücher die friihern bei weitem übertroffen hatte: es ist 
möglich, dass gerade .durch ihn Bassas auch bestimmt werden, 
zwei metrische werke zu verfassen. Wir lernen nämlich ers 
jetzt aus Gaisfords coder Sasbantianus, die metrische thätigkei 
des Heliodor 26) kennen : ἰστέον δὲ ὅτι οὗτος ὁ Ἡλιόδωρος πρῶ- 
τον ἐποίησε περὶ μέτρων μὴ βιβλία. elf ὕστερον ἐπέτεμεν αὐτὰ 

23) Wernsd. Poet. Lat. Mio. T. 111, praef. p. xxxv. — Za bescd- 


ten ist auch, was Tereot. Maur. 2369 sagl: auotere tanfo — nimlicd 
Bassus — credo me tutum fore, Ut pro trochaeo nemo culpet tribrachyn. 

24) O. Jahn. ad Censor. de d, nat. praef. p. xm. 

25) Tereatiaous Maurus, Atilius Fortunatianus, Maximus Victories. 
Marius Victorinus und Charisius kommen hier als eine gruppe m- 
sammen. . . 

26) Gaisf. ad Hephaest. T. I, p. 147: vrgl. Longin. ibid. p. 1 
Ueher Heliodor und seine studien, .auf die. auch. wegen fragm. IV m 
achten, vrgl. Fr. Osane: Agendat, Ramen. ῃ.. 88. oq. p- b5ha daze 3. N. 


Metrische fragmente. III. 717 


εἰς Ivdsxa' εἶτα πάλιν εἰς τρία, εἶτα πλέον (sic) εἰς ἕν τοῦτο ἐγχει- 
οἴδιον" παρὰ τὸ μικρὸν οὖν αὐτὸ εἶναι καὶ ἐν ταῖς χερσὶν av- 
12005 φέρεσϑαι ἐπιγέγραπται ἐγχειρίδιον : man sieht daraus schon 
von selbst, wie der erfolg, den er hatte, ihn zu so häufiger um- 
‚arbeitung veranlasst hat: diesen seinen erfolg, der schon 37) im 
Horaa nachzuweisen, verdankte er gewiss zum guten theil auch 
seinen 38) χωλομδερίαιρ, in denen auf .eine neue, aber sehr be- 
queme weise lenten, die von metrik nichts verstanden, das me- 
‘trum der ehorgesiage in den tragikern erklärt war. In den 
grössern werken aber scheinen die beispiele, welche. eine sehr 
ausgebreitete, wenn gleich sehr unkritische, lectüre erkennen 
liessen, dana ferner die strenge durchführung einer theorie be- 
senders imponirt zu haben: man muss sich nur vergegenwärti- 
gen daas vor Heliodor die metrik vorzugsweise nur als anhang 
zu grammatischen werken und kurz behandelt war, wie dese 
Varro noch kein selbststindiges werk über metrik geschrie- 
ben und Ptolemaios von 29) Askalon, der erste, weicher magi 
μότρων selbstständig schreibt, in der ältern Alexandrinischen 
‚seit. .meines wissens allein stebt: Tryphon aber, der als metri- 
ker: genannt zu werden pflegt, gehört might hierher, da dessen 
werke sich nur auf dem gebiete der eigentlichen grammatik hal- 
ten und des bnch περὶ μέερων, was unter seiwem ©°) namen 
in handschriften gefunden ist, von einem viel spätern herriibrt: 
es gebt seinem namen wie dem des Drakon, Herodian, Pia- 
tarch und anderer: da sie bekannte waren, bat man sie spä- 
teren tractaten zur empfeblung vorgesetst. Nach Heliodor. meb- 


27) Vrgl. Bergk in Ritschl und Welek. rbeis, mus. I, p. 274. Doch 
wäre möglich, dass auf Horaz Varro in hinsicht auf metrische theorie 
auch einfluss gehabt hätte. Des Horaz äusserungen über metrik verdie- 
men überhaupt eine zusammenhängende erörterung. 

28) O. Schneider de veterum in Aristoph, Scholiorum fontt. dies, 
p. 119. G. Dindorf. ad Scholl. Aristoph. T. iN, p. 395. 


29) Suid. s. Πτολεμαῖος : er war ein schüler des Aristareh: Stephan. 
Byz. 8. 'Aoxalurı es könnte sich sein buch περὸ μέτρων darnach beson- 
ders auf Homer und den hezametor bezogen haben. Dass er in Per- 
gemum gewesen, wie Beccard de Scholiie in. Hom. Il. Ven. p. 71 be- 
hauptet, lässt sich nicht nachweisen: er erscheint durchaus als strenger 
Aristarcheer. Zu 7 

30) Bandini Catal. codd. Graeo. bibl. Med. Il, p. 316, Fabric. B. 
Gs. T. VI, 351 Harl., Velsen ad Trypbon. Gr. frr. p. 100. Dusselbe 
gilt von-dem buch περὶ τρόπων, wasin Walz. Rh. Gr. T. VHI, p. 726 
dem Tryphon zugeschrieben wird: es steht mit dem alten-Tryphon {a 
gar keinem zusammenbangp.. ΕΞ ΕΞ Ξ 


748 Witrisdhe fraginente. EA. 


ren sieh aber die metrischen werke: auch weichen sie se wel 
wie wir sehen können, nur in einzelnem ven ihm ab, se és 
er bis auf Hephistien die richtang der metrik bestimmt: es 
durch diesen wird er zurückgedrängt. Denn sicher folgte «a 
‚Heliodor der metriker 5!) Philoxenes, wehrscheiulich 5*) Seter 
das: sicher: wieder 55) Juba; se dass alse Cäsius, wenn er ὅς 
sem. Griechen folgte, nur au die: riehtung seiner seit sich = 
schloss, Eben so stimmt es mit dieser, wenn er diesen wape 
tischen stoff poetisch behandelte: nicht lange vor ihm hatten & 
whetorsk und grammatik in -versen Domitius Mareus, Velgm 
‘Rufas nnd 5*) andre behandelt: auch würde das. mit ibr ste 
men, wenn -das eine der metrischen werke zu dem ander is 
dem verhältniss des ausaugs stände: grade das kommt, wie le 
liodor selbst zeigt, damals öfter vor. Schou im der Alexaoér 
‚nischen zeit, ja wie Heraklides Pontikos 55) zeigt, sches ver 
dieser, war Bitte, von einem grössera wissenscheftlichem wer 
einen auszug für. das weniger gebildete publicem. zu mache: 
dies fand — also nach vorgang der Alexandriner — in Rom be 
fall, wie wir ans Varro des Reatiners schriftstellerei destlic 
sehen: aus den antiquitäten, sus dem werke de lingua Laka, 
den Imaginum Kbris machte er ἐπιτομαὶ und waren solche vielleict 
such die Ephemeris, aimlich 5°) aus den büchern de re rustica, 
‘des buch Annalis genannt und andre. Daher denn auch Dieny- 
sios von Halicarnass so verfuhr: aus dieser richtung erkläre 
sich denn die von Livius seinem werke vorangeschickten Pere 
chae: demnach auch Basaus, für den speciell noch auf Apolie 
dor (und vielleicht auf den spätern Hephästion) aufmerksam, 
zu machen, der von seinen prosaisch geschriebenen Xporixo; 
einen auszug iu iambischen trimetern angefertigt hatte. Va 


allen diesen zeigt aber keiner solche lust am verfassen vee 
auszügen aus eignem werk als — ist anders die lesart richtig 


31) Longin. Prolegg. |. ο., Atil. Fortun. Il, 28, 31, p. 2704 P. 

32) Suid. 8. v. Zwtyyidac. 

33) B. ten Brink Jubae Maur. Rell. p. 6. 

34) Merkel. ad Ovid. Trist. p. 363. Bergk. ind. lectt. uoivers. Ms- 
burg. aestiv. 1843, p. ıv. 1. Bekker. in Bergk. und Caes. zısch. 1. alterth 
1847, n. 133 sq. 

35) Deswert ad Heracl. Pont. Rell. p. 128. 

36) Anders Ritschl io R. und Welck. rhein. mus. VI, p. 533. 54 
Wegen der ἐπιιομὴ ‘es Imaginum libris verweise ich auf rhein. za 


XU, ° 13 
Sy) C. Mueller. ad Histor. Grr. Bre. I, τὸ zum. 


Witrische frakmente. MI. 229 


— unser Helioder: man könute das schickeal. seinen grossem 
werkes mit dem dee werkes des Karthagers 58) Mago  verglei- 
chen, wäre das wicht von andern und spätern ze immer:kleinerm 
umfange herabgebracht. Dooh von. dieser se auf das ex- 
eerpires ein andermal genauer. " 

- Eben als ich diesen versuch ‘dem druck übergeben will 
kommt professor Rossbachs programm de Hophasshonis :Alssan- 
ον ἐπὶ libris (Vratisi. 1857) durch die güte des herrn verfassers 
ia meine bande uhd ich sehe dass daselbst p. 8 in der oben p. 
746 angeführten stelle der uame Hisddopog in "Hyaıcsiar ver 
äudert worden und sonach die daselbst dem Heliodor beigeleg: 
4en werke dem Hephästion gegeben werden sollen: es wird du 
det namentlich urgirt, dass Hephästion ein metrisches werk in 
eilf. biichern (cod. Sabaint..ap. Gaisf. ad Heph. I, p. 77) ge 
schrieben habe. So scharfsinnig dies auch ausgeführt ist: ich 
habe doch vo» der richtigkeit mich niobt überzeugen können: 
dean auf. dea zusammenhaug in dem «us S. mitgetheilten ist 
nichts zu geben, da in diesen scholien öfter abgerissene bemer- 
Aungen erscheinen: man aehe aur die im folgenden fragmente not. 
2 mitgetheilte stelle, wo am ende. die notiz aus Eupborioa an 
einer stelle steht, wo man sie nicht erwarten konnte: ausser 
dem ist aber auch in unsrer stelle, wenn Hi:ddmgog bleibt zu- 
sammenhang. Ferner lässt. sich das übereisstimmen der bücher- 
zabl bei Heliodor und Hephästion, wenn es nicht zufällig und 
absichtslos sein soll, auch erklären: den eilf hichern Heliodor’s 
konnte Hephästion, der sich an ersterm eben weil er ihm fast 
alles verdankt immer reibt, ja grade eilf haben entgegenstellen 
und zeigen wollen, was er alles in eilf büchern vorzubringen 
vermöge. Dazu kommt, dass nach den scholiasten das werk 
des Hephästion in eilf büchern doch dessen weitläufigstes, ausführ- 
lichstes gewesen zu sein scheint (ἐν τοῖς κατὰ πλάτος signe 
γοις .. βιβλίοις Heph. I, p. 77): was soll also in den 48 bitchern 
gestanden haben? Und endlich ist, wie Rossbach (vrgl. p.8) auch 
selbst gefühlt zu haben scheint, überhaupt ein werk in so viel 
biichern für Hephästion unwahrscheinlich, für Heliodor aber gar 
nicht: dean dem stand die ganze Alexandrinische literätur zu 
gebote und war seine zeit an solch umfaugreiobe grammatische 
werke gewöhnt: er scheint auch auf alle. ‘vor, den grammatikern 

'38) Var. de BR. 1, 1, § 10. ee ὦ N 


750 ‘Metrische fragmente. . TEI. 


im gebiete der metrik angeregten streitfragen eingegangen. Dies 
geht, dünkt mich, aus den lateinischen metrikern hervor, sane 
lich auch aus dem fragmeste hei Priscian: Bitschl meint fre 
lich (Alexandr. biblioth. p. 139), es sei das aus dem ἐγχειρίδιον: 
aber ich zweifle nicht, dass er jetzt ebenfalls diese stelle eisen 
grösser, umfangreichen werke zuschreiben wird. Auch spridi 
dafür :noch die .metrische schriftstellerei dos Draken, ja vielleicht 
auch die des Eagenios, die gewiss auf Heliodor. zurückgegar 
gen waren. Daher kann ich auch der behandlung, welche Sul 
5. Ἡφαιστίων durch Rossbach (p. 6 sq.) erfahren, :sicht beistm 
mesa, wenn gleich die widerlegung der vom den heransgebes 
des Suidas vorgebrachten unhaltbarkeiten als gelungen ich gen 
anerkenne: die lesart der handschriften dyysıpıd διὰ μέερων scheint 
mir nämlich auf. ἐγχειρίδιον μέτρων... . . διὰ μέερων καὶ μετριχὰ 
διάφορα zu.führen, so dass also irgend einen metrischea gege- 
stand Hephästion in versen ausgefährt hatte: dca μέερων vier 
leicht, weil in dem buche verschiedene versarten angewandt wi 
ren: Suid. 6. Kullinayog: . . γράψαι μὲν ποιήματα εἰς nm 
μέερον. Erinnern will ich schliesslich noch daram, dass Heliedor 
schlechtweg ὁ μδερικός hiess und schüler gehabt hat, wie Sad 
s. Πάκατος zeigt. 


4. Die wortbrechung. 


Es ist nicht meine absicht, über diesen von den metriker 
so oft und so leidenschaftlich behandelten gegenstand eine nest 
untersuchung anzustellen, sondern nur das denke ich hier Καὶ 
anzugeben, und zu besprechen, was darüber aus dem alterthume 
uns überliefert ist. Und da steht die regel aus !) Hephästies 
in unsern biichero bisher oben an: πᾶν μέερον εἰς tedaay sige: 
τοῦται λέξιν, 0087 ἐπίληπτά ἐστι τὰ τοιαῦτα Σιμωνίδον ex τῶν 
ἐπιγραμμάτων" 


1) Hephaest. T. I, p. 28 Gaisf.: die stelle ist von Eastath. ad Hes. 
N. 2, 265, p. 984, 1 ausgeschrieben. — Das erste beispiel ist Simen 
fr. 187 Schneidew.; über das dritte frsgment ist atreit hinsichtlich der 
lesarı: dass sie falsch sei, gebt aus der bemerkung von Bergh Coma. 
de Rell. Com. Att. Ant. p. ‘296 hervor: auch Lachmann de choric. 5- 
stem. Tragg. Gr. p..16 hatte auf verderbniss hingewiesen. Sehr wahr 
scheialich schreibt, Meineke Com. Gr. II, 1, 449 sg&: Heliodor hat sich 
also durch eine falsche lesart iäuschen lassen, etwas, was ihm sehr ef 
passirte; cf. grundr. d. Met. p. G80 ts eae 


Metrische fragmente. IV. 754 


Ἦ pty  Admvalioıcı φόως yeved’, ἡνίκ᾽ ’ Agıoro- 
‚yeiros “Ianagyox xzeins καὶ Ἁρμόδιος... 

ums.addiy Νικομάχου, τοῦ τὴν περὶ ζωγράφων ἐλεγείαν πεποιηκότορ' 

οὗτος δή. σαι ὁ κλεινὸς ἀν Ἑλλάδα πᾶσαν ’Aaodie- 

ἐν μὲ 'δωρορ᾽ γιψώσκδις τοὔνομα τοῦτο κλύων --- SS 

ταῦτα μὲν οὖν ἐγένετο διὰ τὴν. τῶν ὀνομάτων ἀνάγκην" οὐ «γὰρ 
ἐνεχώρει. ἔνια δὲ καὶ παίζουσιν οἱ κωμικοὶ ὡς Εὔπολις Bantaig: 
3. GAN οὐχὶ δυνατὸν ἐστίν" οὐ γὰρ ἀλλὰ προ- 
. ., βούλευμα βαστάζουσι. τῆς πόλεως μέγα: — 
allein..die regel. wie auch die. beiapiele sind nicht Hepbästion’s 
eigenthum, sondero der bauptsache nach schon bei Heliodor zu 
finden gewesen, der ausserdem auch noch mehr beispiele gehabt 
und die regel genauer zu bestimmen gesucht hat, wie jetzt. aus 
den scholien 3) klar: dei δὲ εἰπεῖν, 7 ὡς τολείαν, καϑάπερ das 
Ἡλιόδωρος ἔλεγεν ὁ γραμματικὸς διὰ τὸ ᾿γψηρεφὲς δῶ καὶ 
τὰ ὅμοια. δῆλον δ᾽ ὅτι. καὶ ἀπὸ τελείας ἄρχεσθαι ϑέλει[»]: es 
batte also die letzte sylhe des verses Helioder noch näher. be- 


2) Gaisf, ad Hepbaest. T. J, p. 28: da ich die worte im texte as 
verschiedenen stellen geben müsste, gebe ich sie hier sussmmen: ınehr- 
fach sind sie verdorben und zwar müssen worte ausgefallen sein: auch 
ist unsicher, was grade dem Heliodor von dem folgenden gehört, da 
dem scholissten auch eins der susführlichern werke des Hephästion zu- 
gänglich gewesen (s. Hephäst. 1, p. 77) scheint: nach θέλειν geht as fort: ode» 
nai συνηγοροῦντές tevec εἰς τὸ (IL Θ, 206: N, 331 ibig. v. Scholl. Ven., IL 
E, 205)" εὐρύοπα Ζῇν᾽ αὐτοῦ x ἔνϑ᾽ ἀκάχοιτο, καὶ τοῖς ὁμοίοις, ὅτι 
τῷ ν εἰς τὸ τέλος τοῦ αἴ στίχου lot? καὶ οὐκ ἔσιεν ἀρκτικὸν τοῦ ἑξῆς στί- 
ζου, ἐκίχρητο τούτῳ τῷ λόγῳ, Oss πᾶν μέτρον F Bliss ἀπαρτίζειν εἰς τέλος 
λέξιως, καὶ πάλιν an’ ἀρχῆς ϑέλει ἄρχεσθαι. μᾶλλον δὲ ἀκριβέστερον ἐξετά-- 
σαντες οἱ περὶ Agsotogparyny τὸν γραμματικὸν καὶ Aploragyor, 
εἷς ἐν τῇ συντάξει τῆς ὀρθογραφίας ἀκριβίστερον ἔγνωμεν, τὸ ν τῷ ἐπιφερο-- 
μόνῳ στίχῳ ἐπετίθεσαν, λέγοντες ots ὁ λόγος ἔρρωται ἐπὶ παθῶν" τοῦτο 
γὰρ καὶ τὰ ὅμοια nad εἰσὶν, οἱ δὲ κανόνες τῶν ὑγιειῶν οὐ τῶν πεπονθότων 
εἰσὶ κανονιστικοί. ὅμως δὲ εὐρέθησαν πολλὰ μέτρα εἰς μέρη λέξεως ἀπαρ- 
αἰζοντα καὶ ἀπὸ τοῦ ἄλλον μέρους τῆς λέξεως ἀρχόμενα, καὶ φέρει μὲν ὁ 
τεχνικὸς τινα παραδείγματα. εἰσὶ δὲ καὶ ἄλλα πολλά, οἷον παρὰ Καλλιμάχῳ 
dy Ἠπιγράμμαάσιν [Anth. Palat. Xil, 73]- 

Ἡμισύ pos ψυχῆς ἐπὶ [ἔτι] τὸ πνέον, ἥμιαν δ᾽ οὐκ οἶδ᾽ 

888° Ἔρος εἴτ᾽ “Atdns ἥρπασεν ἐκ μετώπων. 

(sic: an μελέωνΊῚὶ πλὴν ἀφανές Anth.: Gaisf.) καὶ Μένανδρος iv Πλοκίῳ 
(der — vers ist ¢orrupt: Meinek. te: Comio. Gr. Frr. Vi, 1, p. 
cgızıy! glaubt, das ende sei ausgefallen und schreibt: tas’, εἰ, .): 
λεπτὸν wed ἑτέρας ἱστὸν veaivts, καὶ ἐξαιρέτως nage Σοφοκλεῖ (Oed. 
Tyr. 332) ἔγωγ᾽ our iw αὐτὸν οὔτε ο᾽ ἐλγυνῷ. τί rate "άλλως 
δ λέγεις" οὐ γὰρ ἂν αὐϑοιὸ μον. ὄσιε καλεῖσθαι τὸ εἶδος Σοφόκλειον 
καὶ δεισυναλοιφὴ :dıd τὸ ἐπισυναπτεοθα. τὸ σίρφωνον τῷ ἑξῆς ἰάμβῳ, ne 
τῷ σείχῳ. ᾿Ἰατέον. δ᾽ ὅτι den τὸ udvvathy o' Ειφοφῤέων. τὸ Anoiiödugst 
διέλυοε φάσκων, καὶ τις Anollodwpes Ep vıla λειοφόωνπ ἀξ .\ 


752 | Mötriöche fragindhte: TW 
stimmt und die erste: und dass das richtig vom seholiastes a 
gegeben, zeigt 5) Marius Victorinus: omnis ausem versus ob is 
tegra parte orationis inciptt ef in iniegram desinit, excels 
his, quae in comoediis toculariter dicta, corrupla aut semigin 
efferuntur, aut quad raro apud epicos metri necessitate dieidakr: 
wi apud Virgilium [Georg. ΠῚ, 281], 

Septem subiecta triont. - 
Pari ratione in vers et apocope proccepts est, td esi, subirechs 
syllabae syllabarumve cuiuslibet orationis metro cogente facts, gm 
sive in verbo sive in nomine acciderü, pro integra parte oral 
aecipictur , ut 

Endo sua do, 
id est, in sua domo, liem 

Ae famul infimus esses. 
pro famulo. Similier 

Proras detondete et despoliate guberna, 
sd est gubernacula: οἷσι dieimus metri necessitate: es hat du 
Victorinus nicht unmittelbar aus Heliodor, sondern aus Juba oder 
Cäsius Bussus, so dass auch dieser fall wieder beweis’t, we 
diese an den genannten Griechen. sich angeschlossen: sie er 
kenot man: auch daran, dass die an Helioder offenbar sich a» 
schliessenden beispiele, aus alten lateinern genommen sind. Dod 
scheint Victorinus hier entweder lückenhaft oder er hat schlecht 
excerpirt: denn die beispiele genügen nicht: aus den kemi- 
kero, die Jubu, Rassus, gern anführten, ist gar wichts er 
wähnt: das beispiel aus Vergil bedurfte einer erläuterung;; dese 
es verletzt nur dann die regel, wenn man érions als gaaz ur 
selbstständiges wort ansieht: ob vielleicht Heliodor verse wie: 

ἀλλά me τεϑνηῶτα χυτὴ κατὰ γαῖα καλύπτοι 
in seine betrachtung hier gezogen? Dass die erwahnang de | 
apocope durch ihn veranlasst war, zeigt der eben angeführt 
scholiast: auch bei ihr war das zweite beispiel des Victorisss 
ursprünglich nur der erläuterung wegen beigegeben, da wen 
es hier passen sollte famul am ende stehen müsste: ob der ven 
selbst aber aus Eunius oder aus Lucrez stamme, lässt *) Lod 

8) Mar. Victor. I, 14, 7, p. 2500P. 
4) Lachmann. ad Lucret. Ill, 1034: die verwandte stelle des Kaa 

iat Annal. 566 Vahl. — Das erste beispiel ist Eon. Ana, 563 Vabl. - 


Dass das dritte beispiel aus Lucilius ist, sehen wir ans Non. Marcel 
Ρ. 334 Merc.. | 


Mefrische. fragmente. Kr 158 


mann -nnentachieden: se weit jetzt die Überlieferung ‚bekannt ist, 
muss man iho als aus letzterm genommen. angeben, den auch 
sonst die lateinischen metriker beputzt haben. . Noch. deutlicher 
erkennt man uber das excerpt daran, dass von. fallen wie ev- 
evone Zi» bier keine pede: Heliodor, hatte sie nicht umgangen 
und verwandtes werden Juba und Basaus angeführt haben. Aber 
immerhin hilft auch go die stelle zur erkenntuiss der pagel He- 
liodor’s, die also dahin lautete, dass ein vers. wie ‚er mit einem 
vollen worte endigen, so auch mit einem vollen worte anfangen 
müsse:.daran hatte er denn die besprechung der von dieser regel 
abweichenden fülle geknüpft: er scheint sie alle als fehlerhaft 
betrachtet zu haben, wobei zu beachten, dass Heliodor in seinem 
metrischeg bochmutb die alten dichter wo es nach seiner theorie 
irgend ging tadelte ued. gchulmeisterte: auch darin sind, ihm, 
lächerlich genug, die lateinischen metriker gefolgt. Die erste 
classe der ausnahmen bilden nun die aus Simonjdes, Nikomachos 
und Euphorion angeführten stellen, denen nach spätere können 
hinzugefügt werden: in ihnen stehen die ersten sylben eines zu- 
sammengesetzten wortes im eade eines verses — hexameters —, 
die letzten desselben in den ersten stellen des unmittelbar auf 
ihn folgenden : Heliodor und mit ihm Hephästion tadeln diese 
verse und hier wohl mit recht: denn wenn auch für jene verse 
angeführt werden könnte, dass die beiden verse des distiehon 
enger zusammenhängen, dass ferner die wortbrechung grade in 
der commissur des zusammengesetzten wortes zugelassen und so 
das wort in seine natürlichen bestandtheile zerlegt sei, dass fer- 
ner .die nomina.propria überall in der metrik freier behandelt 
werden dürften, und die hier unyermeidlichen durchaus nicht in 
das maags des distichon ohne brechung zu bringen seien, 80 ist 
das nur entschuldiguug, keine rechtfertigung:: denn das distichon 
besteht qua zwei versen wie jede epodos; passt zu ibm ein wort 
sicht uod vermag. der dichter diesem keine für das distichon 
passende form abzugewinnen , so muss er für seine poesie eine 
andre form wählen: in logaöden wie in andre metra passen 
auch die hier in rede stehenden namen. Und ‚auf ‘diese oder 
doch auf ähnliche weise haben auch die: strengéro dichtet geur- 
theilt: so Ovid, der 9 sich ganz io Beliodgr's ajnne äunsert, 


5) Ovid. Epist. ex Pont, W, A 5. — Dane ays einer — m 


T54 Metrische fraguenté. ‘ IV: 


als er bei Tuticanus sich entschuldigt, ihn fw sefnen gedichte 
noch nicht genannt zu haben‘: 
| 5 lex pedis officio naturaque nominis obstant: 
quaque meos adeas, est via nulla, modos. 
nam pudet in geminos ita nomen findere versus, 
desinat ut prior boc ineipiatque minor: .... 
15 his ego si vifiis ausim corrumpere nomen, 
ridear, et merito pectus habere neger : 
dass aber diese ansicht auch ältere theilten, sehen wir aus de 
allerlei aushülfen, die man bei worten, welche ohne brechug 
nicht, mit brechung aber sehr bequem in den vers gegangen 
wären, ausfindig gemacht hat. Finmal nämlich verändert zu 
dialektisch das betreffende wort: so sagte der jüngere Sepbe 
kles in elegien 6) “Aoyelsug statt Archelaos, jedoch mit eiver 
entschuldigung: 
Aoyeleos‘ ἦν γὰρ σύμμετρον ὧδε λέγειν : 
ihm hat sich Horaz angeschlossen in den satiren, aber ohne sich 
zu entschuldigen, da die gattung, in der er dichtete, derartige 
freiheiten gestattete: Pitholaos sollte”) er nenuen; er sagt aber: 
o seri studiorum! quine putetis 
difficile et mirum Rhodio quod Pitholeonti 
contigit ¢ 
Doch ist dies immer selten geblieben: es war kühn, da names 
ihrem wesen nach solche veränderungen verschmähen musste. 
Dagegen war ein zweites mittel, die regelrechte composition 1 
unterbrechen und einen vers ganz eigner art für den namen er 
zuführen ; es ist dies aber um nichts besser. Der erste, der βε- 
nes wissens dies that, war Parthenius; er setzte statt des lets 
ten pentameter einer elegie 8) einen iambischen trimeter: 
ἀμυσχρὸν ovvopn' ἔσσετ᾽ Aoyelaidog, 
worin ihm 9) spätere gefolgt sind: er selbst war durch Kritias 
beispiel 10) vielleicht zu diesem wagniss gekommen, der, & 
“Ἱλκιβιάδης. in den hexameter nicht ging, statt eines solchen ἐν 
tung — epigramme — die fälle seien, scheint nicht in anschlag gebrach 
werden zu dürfen. 
6) Hephaest. T. I, p. 8 Gsf.: es berührt dies Meinek. ap. Lach 
Babr. fabul. p. 139. 
7) Horat. Serm. I, 10, 21 ibiq. νυ. Benéleius. 
8) Hephaest. T. 1, p. 9 Gaf.: vrgl. Meinek. Anal. Alexand. p.260% 


9) Vgl. Anth. Palst. Append. n. 259, 4. 
10) Crit. ap. Hephaeat. I. 1, 9. WG. &. ἃ Bach, 


Metrische ‘fragmente. IV. 755 


en trimeter iambicus setzte: nur wäre dieser name auch mil 
rechung nicht in den béxameter zu bringen gewesen und daher 
st dieser fall mit dem des Parthenius nicht gleich. Ein radi- 
aleres mittel endlich als die genannten, wodurch- hinsichtlich 
es metrum alle schwierigkeiten verschwanden, war das die 
chwierigkeit hervorbringende wort ganz wegzulassen: so ist 
er geniale Archestratos ‘von Gela !!) verfahren: | | 

ἰχϑύος αὐξηϑέντος, ὃν ἐν μέερῳ ov θέμις εἰπεῖν: 
reilich streiten nun auch die gelehrten, welche fischart gemeint 
ei. Dass Lucilius und Horaz ein gleiches gethan haben, ist 13) 
ekanut: aber auch die spätern zeigen noch dieselbe οὐδ τ 
ο 15) Martial: 

nomen nobile, molle, delicatum 

versa dicere non rudi volebam:, 

sed tu syllaba contumax repugnas: 
r preisst dann die Griechen, die freier wären in behandlung 
er sprache. Wenn nun die nomina propria mit solcher strenge 
‚ehandelt wurden, so versteht sich von selbst, dass bei appel- 
ativis von wortbrechung gar keine rede seyn konnte: es findet 
ich daher davon auch kein beispiel bei den alten: man sieht 
ieraus die kühnheit und zugleich den feinen takt, die erfindungs- 
rabe des Horaz, dass er in seinen satiren die hier erörterte 
reiheit auf oppellativa übertrug: den takt, da dies ein ganz 
esonders geeignetes mittel war, den scheinbar nachlässigen ton 
n den satiren !*) hervorzubringen: 

praeterea ne vos titillet gloria, iure- 

iurando obstringam ambo: 
8 ist dies ein fall, wo die lateiner selbstständig verfahren sind. 
)ies eine classe von ausnahmen: eine weite bilden die verse, 
a deren ende ein wort steht, das die apokope erlitten: so das 
ben angeführte 15) ὑψηρεφὲς δῶ: aber an diesen ist gar nichts 
u, tadeln und scheint sie Heliodor auch nicht getadelt zu haben. 


11} Athen. Vil, p. 284 E ibig. of. Casaub. et Schweighaeuser. 
ὦ κα ia Serm. I, 5, 87 ibiq. — : Leutsch grundr. der Me- 
ik p 

13) Martial. Ep. IX, 11, 10: Pa er geben noch Sirmond. ad 
poll. Sidon. p. 103. Beat), ad Manit. li, 898. Peerlkamp. ad Hlorat. 
‚arm. Ill, 4, 11, p. 262. 

14) Horat. Serm. 11,3, 179: Kirchner. zu Horat. Sat. T. I, p. XXXV. 

15) Hom. Od. x, 111: vgl. Lobeck. Paralipp. Gr. Gr. p. ANS. 


758 Motrische fragment. AV. 


Dagegen bilden non eine driße, hei weitem schsgerer ‚zu behandıad 
classe die verse, welche wit einem apostrdphirtem worte schliese: 
es ist ja klar, dass ia diesem falle der vers mit keinem τοῦ- 
ständigem warte schliesst. Die ältesten sichern von dep mei 
kero bier angeführten fälle sind trigetri iambici aus dem daly 
der tragédie, wobei zu besuchten, einmal, dass bei dieses & 
alten nie an wortbrechung gedacht zu haben scheinen ; zweites, 
dass hier nur mehrsilbige appellativa in frage kommen under 
silbner: beide, die mehrsilbner und einsilbner scheide ich. Wa 
die erstern anlangt, so führen freilich die alten metriker, » 
weit wir sie keunen, nur den einen fall aus Sophokles Ocdipms 
Tyrannos (332) an: 
ἐγὼ ovr ἐμαντὸν ovze σ᾽ ἀλγυνῶ. τί ταῦτ᾽ 
ἄλλως ἐλέγχϑις; οὐ γὰρ ἂν πύϑοιό μου: 

allein dass sie noch andre fälle im sinne haben, folgt aus dem 
annehmen eines εἶδος Zopoxksıos: welcher art verse jedoch, d 
auch die mit apostrophirtem einsilbner am ende, sie daze ge 
rechnet haben, können wir mit sicherheit nicht angeben, da de 
zu ihrer zeit gebrauchten handschriften der dichter falscher les 
arten wegen gar manche der ausgeschriebenen sophokleischen 
stelle ganz entsprechende beispiele 16) noch boten. Allein rick 
tig bemerkten die alten dass bei Sophokles diese erscheinung be 
sonders häufig sei: wir müssen sagen, dass er allein von dea 
tragikern sie habe: denn weder bei Aeschylus noch bei Eurip- 
des können wir einen apostrophirten mehrsilbuer am ende de 
trimeter nachweisen. Um so mehr ist zu fragen, wie Sophokles 
zu dieser neuerung gekommen. Und da führt die auch von ") 
Athenäus angezogene stelle des Oedipus suf das richtige: nie. 
lich in ihr ist Stchomythie: in einer solchen war eine eigne be 
handlung des trimeter gestattet, eine lyrische, weil sie gesungen 
wurde; ob mit musikalischer begleitung oder ohne dieselbe lässt 
sich nicht genau bestimmen: doch ist das erstere wahrscheis 
licher. Dies hat Sophokles von Archilochos ‘entlehnt, dem ‘5, 
die erfindaug den iambischen trimeter für gesneg zu bebasdels 


16) Porson. sp. Gaisf. ad Hephaest. T. If, p. 31. 

17) Athen. X, p. 453. C, 

18) Plutarch. de Mus. c. 28: . . . ἔτι δὲ τῶν ἱᾳριβείων τὸ te ai 
ἀέγεσθαι naga τὴν xgovow, ta δὲ ἄδεσϑαι "Agyziloy se Paes xeredsia, 
εἶθ᾽ οὕτω χρήοασϑα, τοὺς τραγικοὺς ποιηταῖς: Leutsch grundr. d. met. 
§. 9: eine stelle, die man für die tragiker noch ‚ger nicht bepetst bt 


<a 


Mbtrisehe  fragnicate,. BV. 287 


sugeschrichen wird: eine weitere ausbildung derselben bei den 
(ragikera wer nur das, ‚dass. sie in soleben Iyrisch behandelten 
tsisetern die entistrophische composition auwandten. Durch die 
musikalische compesition war nun ein engerer: susammenhang 
. swischen deu einzelnen versen einer strophe gegeben: die trime- 
tri einer strophe wurden. ans σείχοις zu κώλοις einer. strephe 
wad somit war der in rede stehende apostrepk zulässig. Damit 
ist. num auch die haudschriftliche lesart einer stelle in Sophokles 
Oedipus auf Kolenos (1164) gerechtfertigt: 

σοί φασιν αὐτὸν ἐς λόγους ἐλϑεῖν μολόνε᾽ 

αἰεεὶν ἀπελθεῖν ἀσφαλῶς τῆς δεὺρ ὁδοῦ: 
dena man braucht nur darauf anfmerksam gemacht zu werden 
um zu sehen, dass hier eine antistrophische composition sich fin- 
det: Oedipus trägt ja einen, Theseas stets zwei verse vor. Auch 
noch iu andern stellen ist dies 13) zu erkennen und hat Sopho- 
kles hier sehr künstliche verschlingungen erfunden: doch kana 
dies hier nicht weiter verfolgt werden, da es zu einer genauen 
darstellung der kunst der stichomythie führen wärde. Daher 
fragen wir nun weiter, sb schen var Sophokles ähelich der. 
apostroph zugelassen? Und da ist von. Kallias tragödie oder 
komödie ganz abzusehen, wie Welcker gezeigt ?°) bats . sie: bat 
auf Sophokles nicht den geringsten einfuss gehabt: dagegen 
scheinen bei den Iyrikern ähnliche fälle vorgekommen zu seyn: 
hiesher rechne ich,. wenn Pindar in der letzten sylbe der antir: 
strophe den apostroph ?!) zulässt, so dass also antistrophe und 
epodos in.eine enge verbindung. gesetzt werden: 

δὴ τότ᾽ ἐς yaius πορδύειν ϑυμὸς ὥρμαιν᾽ 

ἐπ. β΄. Ισερίαν νιν" ivGa Aarau; innodoa θυγάτηρ: . .. 
es ist also von Sophokles eine friiber schen verhandene kühn- 
heit nuf einem felde angewandt, wo man sie nach nicht ange- 
wandt hatte. Dies die mebrsilbner: nun erscheint aber bei So- 
phokles auch ein apostrophirter einsilbuer **) am ende der tri- 
meter: wie verhält es sich damit? Zunächst ist zu bemerken, 
dass bei Aeschylos diese erscheinung sich eben so wenig findet 


49) Vgl. Leutsch grundr. dex metrik § 205, wo schon dies ange- 
— worden, 

. 20) Welcker kl. schriften |, p . 371 0 

21) — Ol. Π], 25: v. Booekh. M.. ind. pi 100. 

. 92) G Hermans. Opusc.: 1,:p.: 143. Elero..D. Mets. Pp 36. ‘Nese 
ad Sepb. Oed. Tyr. 29. 


Philologus, ΧΙ. Jahrg. 4. Aw 


258 Metrisahe fragaiente. IV, 
wie bei Kuripides: zwar hat G. Hermana in zwei stellen") in 
erstota sie. zugelassen: aber die handschriften :siad dagegen wi 
ist ein anderer weg für die verbesseruaäg dimamachiagen: bei ke 
ripides aber kommt nur eine stelle ?*) in betracht, we die has 
sebriften zwar τ΄ haben, aber es ist, wie Kigehboff richtig be 
merkt, klar, dass dasselbe auf interpolation berube. Sem 
also. hier wieder Sephokigs allein der kühne: such bier sches 
die erklärung aus der stiehomythie zu nehmen: allein sie ki 
in diesem falle nicht, da der in. rede stehende apestreph nur a 
stellen vorkommt, die nieht in ihr gesebriebem; es ist das well 
our zufällig, da im der. stichomytbie diese freiheit obne frag: 
zulissig war: sie war ja leichter, als die vorber besprechen, 
indem die natur, dieser einsilbner meiner ansicht nach viel εἰσ 
eine vertuschung der kühnheit durch den vartsag gestatiek. 
Doch bleibt die hauptsache die, dass au dem vers mii és 
apostroph am ende eng der folgende angeschlossen ward: δ 
ward also auch hier. eine art vereinigung zweier verse bewirkt, 
wahrscheinlich. durch hülfe der musik. Denn da unter den ster 
len mehre sehr bewegte sind, ist wahrscheinlich dass sie — vis 
ebenfalls Archilochos. .erfundea — sar begleituag der Böte?') 
gesprochen sind. Bo sind auch diese stellea gerechtfertigt; ost 
dass dies streben sie zw rechifertigen, richtig, zeigt eine freihei 
in der sonst se streugen. alten 26) kemödie, nämlich die, den let» 
ten fuas des iambischen trimeter dureh. deu iribrachys darzustelle: 

σοιεῖς. γὰρ οὕτως doe ἐραρμότεειν ἄηαν, 

καὶ κωδάριον. καὶ ληκύϑιον καὶ ϑυλάκιον 

ἐν τοῖς ἰαμβείοισιν: " 
wo zu heachten, dass in andern stellen 37) am ausgang de 
verses Aristoplianes ληκύθιον .vermeidet und λήκυθος setst: ὦ 
war also seiner kübnheit der. dichter sich ‚vollkommen bewusst. 


23) G. Hermann, ad Aesth. Suppl. 739. Eumen. 140. Auch Lack 
mann. ad Lucret. N, 118 schliesst Aeschylos aus. 

24) Bur. Iphig. Taur. 936 ibig. Kise . p. 445. 

25) Soph. Qed. Tyr. 29. 791. 1184 1224. Oed. Col. 17. Antig. 1031. 
Elect. 1017: die bewegteren in der von Plutarch —'s. not. 18 — be- 
zeichneten weise vorgetragenen sind Elect. |. c. Oed. Tyr. 1184. 

26) Aristoph: Rao. 1203 ἰδίᾳ Fritzsch., der aber mit wareeln ändert: 
Leutsch grundr. d. metrik p. 72: add. G. Herm. in Zimmerm. zeibeh. 
für alterth. 1838, or. 83, p. 680, ὟΝ. Diodorf. ibid. 1839, ὦ. 141. Meiect 
ad Comic. Graec. frr. T. I, p. 206. 

27) Arist. Ran. 1216. 1224. 1227. 1231. 1234: wobei χὰ beachies, 
dass Aeschylus stets ληκύθιον sagt. | ἘΝ Ε 


| 
| 


Meätische Greguiente. ἘΠῚ "Ὁ 


kn ‚den. stelida aber, wo auch dies letstere mittel wicht anwendbar, 
bet des vortrag :wohl. auf eine. vertuschung bedacht . gewesen.) 
Schliesslich mag für alle hier besprechene erscheinungen im 
trimeter noch ab die dolische Iyrik erinnert werden, da: im er- 
sten verse der sapphischen strephe auch ab und an ein hype- 
taktisches wort elidirt sich findet: da ist freilich susammenhaag: 
aber os ist zu beachten, dass während diese erscheinung: sick 
findet, eigentliche wortbrechung nicht zugelassen worden: man 
sieht dem unterschied. Unglaublich aber scheint, dass Menander 
eine dieser erscheinungen zugelassen habe: von selcher kunst 
waren seine an den, fingers. abgezählten verse weit entfernt: 
Aristopheues hat apestrophirte #neliticae am onde selten und ser 
der paredie wegen. ᾿ ἘΣ 
“. Aber gabz vor. allen besprochenen fällen’. tats 20 icheiden 
die vom scholiasten S. erwähnte homerische formel supvonz Ζηνὶ 
welche entweder Heliodor oder Hepbistion iv seinem grösserä 
werke mit ihnen verkunden hatte. Den stoff sur erdrierung dics 
aés falls nach dem ausichten der. alten bieten theils: die beiden 
hiör grade sehr kurzem howerischen scholien, theils Eustetbias, 
der. sich an. einer stelle ausführlich Ässsert, dana der in‘ set. 2 
mitgetheilte scholiast zu Hephästion: ich gebe hier Euatäthios 74), 
sumal da er. unsern Hepbistion benutzt: ἐν δὲ sd εὐρύοπα 
Zav 0.» ματαλήγει μὲν ὃ προηγούμενος deiyos oh τὴν ZH 
συλλαβὴν κατὰ «σοὺς παλαιοὺς, .. . ὁ δὲ 'συνεχὴᾳ ἄρχεται ἀπὸ 
τοῦ N συναφθέοεος εἰς τὸ ΩΣ. καὶ δοκεῖ μὲν καιφή τὸς ἡ τοι» 
ave σύνταξις, ἤγουν ἀναδολονθία. τῆς γραφῆς ἔστι δὲ ἀλλο 
eu ᾿ξενίζουσα, ὡς ἔσει νοῆσαν ἀπὸ eae ἐφεξῆρ. ἰστόον γὰρ ὅτι. κατὰ 
song. παλαιοὺς 39) σἂν μέερον «εἰς τελείαν περαιοῦεται Astin, τὰ 
δὸ μὴ ἔχοντα οὕτω, ἀλλὰ μέρος μέν. τι the «τελενταίας' λέξοως 
δῷ, πρώτῳ σείχῳ ἀφιέδεα, τὸ δὲ. λοιπὸν τῷ. ἑπαγομένῳ στίχῳ. mer 
ῥίζονεα, ἐπιλήφιμα ἐσείν' ὅπερ φασὶ ποιῆσαι τὸν Σιμωκίδην. do 
ἐπιγρόμματι, ἔχοντι οὕτων Ἢ μέγ .. "Aus 310 9. ἐνταῦθα γὰρ 
28) Scholl. Ven. ad Hom. It. 8, 206. 207: ‘ad 2; 331. 332: οὕτως 
συναλοιφὴν Gutter "Ayioragyor, Ζῆν, "ὃν ἀἰφγῇῆ τοῦ ori τὸ δ' θείῳ, 
9. διπλὴ πρὸς τὴν συναλοιφήν, ore ἐν die σείχοις: Eustath. ad Hom. 
SR. τὶ ὁ. p. 1352,98, ist obne bedeutung: die bemerkung gp 4; 265, 
p. 964, 2 ist oben mitgetheilt: zu ©, 206, p- 709, 11. giebt er auch 
nichts von. belang: & giebt sänlich die: sn 4 auch angelabrig regel 
über ‚die ἔκθλιφις, . . 


29) Die sind hier our Hepbästion. 
Vrgl.. Gramm. ap. Bekk, Anecdd. Ill, p. 1127. 


AB* 


760 Mettische fragatente. ἘΠῚ; 


. .. ἄρχεται. Tlagdyoves δὲ καὶ ἄλλο goeedzysion Swag innm, 
Οὗτος δὴ . . κλύων" καὶ ἐνταῦθα . . . deyssas. : τοιοῦνόν α 
καὶ τὸν ποιητήν φασι ἐνταῦθα παθεῖν ἐν τῷ" 7 φὴς ὡς... so 
ροιχώσαεο. eng γὰρ αἰειαεικῆρ τοῦ εὐρύοπα Ζᾷναι ἐμθλυφέοῃ 
s6 α, τὸ vu πάντως τῷ φωνήεντε τῆς ἀρχῆς τοῦ δενεέρον aim 
προρνέμεναι, ose αὐτὸν μὲν ἀπὸ. τοῦ. vu κπαεάρχοσθαι, τὸν ἃ 
πρῶτον σείχον καταλήγειν sic μόνην τὴν ZH συλλαβὴν καὶ ii 
τοῦτο μὴ περαιοῦσθαι εἰς τελείαν λέξιν τὸ τοῦ πρώτον στήν 


μέτρον. Oss δὲ ἐν τοῖς ἐκθλίψοσι τὸ ἐναπομοῖναιν σύμφωνον τῇ 
ἐπαγομένῳ φωνήεντι ἕπεται, δῆλον τοῖς ἀκολουθοῦσι 50) nern 


γραμματικῷ. καϑόλου μὲν μεταξὺ δύο φωνηόνεων ἐν μιᾷ lite, | 
nat ἐν συναλοιφῇ σύμφωνον εὑρεϑὲν τῷ δευτέρῳ προρνέμειται a 
μέντοι τις τὸν πρῶτον σείχον οὐκ sic τὸ H μόνον ἀλλ᾽ sic τὸ N 
ἀπαρτίζει, ZHN λέγων, εἶτα γράφων ὩΣ HPAKAHOS wi 
ἑξῆς, θεραπεύει μὲν τὴν καινότροπον τοῦ πρώεον Φείχον κατά} 
fir καὶ τεὴν ὁμοίαν τοῦ δευτέρου. ἀρχὴν, καενοτομοῖ δὲ ὅμως τῷ 
ἔχθλιφιν, μὴ ἀφεὶρ τὸ N τῷ ἐπαγομένῳ στίχῳ ἐπαπολουϑοῖν. Ti 
δέ. γε ἀποκοπὴν παρειφάγοιν ἐνταῦϑα, παράδοξον μέν ἐσειν, on 
ἀσύνηθες δέ' ἀποκοπέντα γὰρ τὸν ZHNA, ZHN εἴποι εἰς ἂν 
ὥς καὶ τὸν ἰχῶρα ἐν τοῖς πρὸ τούτων ἐχῶρ 51) νινορ ἔγφαφω, 
οἷον" aa’ ἰχῶρ χειρὸς ὁμόργνν. ἤδη δέ τις καὶ νὸν HAON 
ἀποκόψας 53) HA εἶπεν, ὡς δηλοῖ ὁ γοωγράφορ, οἷον, δαιμόνιοι 
$1. εἰσὶ δὲ καὶ ἄλλα τοιαῦτα. Ὅλως οὖν ὁ ρηθϑεὶς Ὁμηρφεὼι 
σείχος τὸ ἣ φὴς καὶ ἑξῆς οὐκ ἀγαϑὴν ἔχει κατάληξιν ὅπως a 
τις αὑτὸν καὶ μεταχειρίσηται. . Aus dieser und dem andern st 
len ist ersichtlich, wie die evgvena Ζῆν schliessenden verse, ee 
die stets ein mit einem vocal beginnender folgte, von dea Ale 
xandrinern vielfach besprochen sind: es scheint aber, als wem 
sie auch zuerst in ihnen eiae sehwierigkeit gefunden, währe 
früber, wie Eustatbios andeutet, stan bei Ζῆν sich beruhigt bette. 
Wie wir jetzt wissen hat Aristophaues von Byzanz zuerst Ζ,-" 
geschrieben: doch dass schen vor ibm die gelehrten- sich mi 
dieser frage beschäftigt, lässt Kallimachos schliessen, der a 
seinem oben 55) angeführten epigramme ohne diese bomerische 


31) Hom. Il. EZ, 416: Buttm. Gr. Gr. I, p. 211. Lobeck. Parslpp 
Gr. Gr. II, 545. P 


32) Strab. Vill, p. 364 Casaub., Lobeck. Paratipp. Gr. Gr. |, p 


70. 116. Meinek. Alex. p. 130. Ahrens Dial. Dor. p. £91. 
ist zunächst gemeint, 


8. not. 2: das epigrame selhat behandeln imtt. ad Callim. 1.1 


SU nn ὃ ΛἝΕ ὃδτλ͵ —————— αν EEE» «αὐ... ss, a el 


= 2 mw eo. 2 


u n-% &- 


y m y y u mn al 


u 5 


Metrische fragmente. IV. 7a 


stellen schwerlich οὐδ᾽ au das onde uud uoch dazu im distichen 
gesetzt bitte. Die mit dieser ansicht verbundenen ‚schwierigkei- 
ten verkehlte man 5*) sich nicht; dech musste man diese schreib- 
wreise aufgeben, da eine selche wertbrechung völlig gegen das 
wesen des hexameters verstösst, sich auch unmöglich dureh die 

> musik, welche andre freiheiten wohl versteckte, rechtfertigen 
liess, Das auskunftsmittel 55) Spitzner’s Zi zu schreiben, ist 
freilich auch nicht zulässig: denn wie schon 5°) Mehlborn be- 
merkt hat, würde dadurch der fehler 5”) des Hegelochos eutste- 
hen: es bleibt also uichts übrig als die alte lesart Zyr beise- 
hehalten: nur darf man sie nicht als durch die von den alten 
grammatikern zu sehr geliebte apokope entstanden mit Eustathios 
auseben, da diese ganze sylben wegnimmt, sondern muss sie als 
eine uralte, form betrachten, welche Homer eben wegen der for 
ei beibehalten hat: darauf also, dass wir die form nur in οἷ» 
ner alten formel finden,. ist das meiste gewicht zu legen: am- 
gebliche formen aus Polykrates sind 55) von keinem gewicht, 
Auch darauf ist nichts. zu geben, dass bei Hesiod die 59) formel 
sich wiederfindet: sie kann aus Homer in ihn *) gekommen sein. 
Dass aber Homer meuches alte, was streng genommen von ael- 
ger kunst abwich, grade in formelu zugelassen habe, ist ander 
wirts 41) bewiesen. 

Es hat aber diese richtige ansicht im alterthum sich keine 
bahn brechen können, sandern in der folgenden zeit finden wir 
mit ansuahme Heliedor’s alles für Aristarch eingenemmen. Se 
giebt sich Nikanor alle mögliche **) mühe, Aristerch’s ansicht 
p. 306: add. Jacobs. Ann. ad Anthol. | 2 pi 255. Darnach ist ὧδ der 
ausdruck Lachmann’s ad Lucret. ii, 118, p- 81: „mullus poeta Gracous 
imitatus est”, zu beschränken. 

34) S. oben. not. 28 und Enstathius. 

$5) Spitzuer. ad Hom. Il. XIV, 265. 

36) Mehlhorn Gr. Gramm. J, p. 107. 

37) Arist. Ran. 304. 

' 38) 6. Dind. ad. Steph. Thes. L. Gr. 5, Zers p. 220, Doch iet zu 
beachten Herodian. p. μονῆρ. AE. p. 6, 14: ὅτ, δὲ ποικίλως εἴρηται ὑπὸ 
παλαιῶν ὁ Bröc οὐκ ἀγνοῶ. καὶ γὰρ Ak καὶ Ζὴν καὶ Anv καί Zac, καὶ 

παρὰ Pegexvdes κατὰ qin ἰδίαν, καὶ ὑπὸ Βοιωτῶν καὶ Δεὺς καὶ Δὰν 
ibiq. v. Lebrs Ph 

39) Hesio Theeg. 884, wo Göttling irrt in betreff des Polykrates: 
s. G. Dinderf l. c. 

- 40) Renke ad Hesiod. Seat P. 348 eq. 


41) Philol. bd. XH, Fiomn 
42 Scholl, Vou ad om. γ Θ, 206: vrgl. Friedleend. Nican, fre, 


p- 124. 


762 Metrische fragmente., EWR 


mit: seinen ansichtes über die interpuaktien sa veseinigen. Wid- 
tiger aber sind die Lateiner: denn auch diese haben, wie in 
gedichte *5) zeigen, Aristatch’s mmsicht adoptirt: es tritt de ὃ 
den sogenannten versus ÄAypermeiri deatlich hervor, sobald an 
nur auch hier wie oben zwei clausen scheidet : verse wie (Gesg. 
Ul, -295): i, 

aut duleis musti Voleano decoquit humorem 

et foliis undam — | 
sind ‘ganz nach Aristarch **) gemacht, wonach Mehlkorn Gen 
verse ganz falsch benutzt bat: wir finden deren zuerst 45) td 
Lucres, der jedoch jetzt nur noch ein beispiel giebt: 
"malta videmus enim rebus concurrere debere 

ut propagando possint proendere saccla: 
darnach denn 46) Vergil und andre: es ist bier also 88γ nac- 
ahmung des griechischen, was: für die lateinische poesie vallig 
genügt. Dagegen bilden eine zweite classe verse wie (Geery. 
11, 844): : ur | 

si gon tanta quies iret frigusque caloremque 

‘inter, et exciperet: ceell indulgentie terras: 
denn: ‘sie schliessen sich an die der griechischen tragiker as, 
welche eine einsylbige enclilica am ende baben, wie Wege 
richtig 47) bemerkt hat: aber ob sie durch diese oder durch dit 
freiheiten der lateinischen dramatiker *%) veranlasst sind, lässt 
sich nich‘ ausmachen: nur ist festzuhalten, dass hei den Late- 
nern dies wie ähnliches nur kunststücke sind. Das erste be 
spiel finden wir bei Lucilius, welches 49) irtig dem Ennius zuge 
schrieben worden, : welcher von dieser art versen noch nichts 
weiss, wogegen sie zu des Lucilius art trefflich passen: 


43) Auf den einfluss der ensichten ristarchs auf die lateinisches 
dichter ist noch sehr zu achten: bei Catull lässt er sich wie bei anden 
sicher nachweisen. 
. 44) Das scheint auch die ansicht vpn G. Herm. Epit. D. Metric. 
$. 329 ed. 2ae zu sein. — Vrgl. Mehlhorn gr. gr. p. 107. 
45) Lucret. V, 849 coll. Lachm. ad Lucret. 11, 118: die frabers 
ausgaben sind in dieser hinsicht ungensu, _ 
46 ν᾽ eutsch grundr. & Merr. p. 37. 
7) Wagner. ad Verg. Georg. Il, 69, in einzelnem hberichti 
Lachmann. ad Lucret. Il, 118. ᾿ | .- 
48) Lachm. 1. c. zieht hierher ein zweifelsohne dem Pacurvius gr 
hörendes fragment bei Cic. Tusc. Ill, 26: sber dass in diesem die lesat 
nicht gant sicher, zeigt Ribbeck Trag. Latin. ἔστ. p. 225, ad ἔς, Cll, 3. 
49) Macrob. Sat. VI, 1: Lachmann. ed Lucret. L ec, 


» ’-; WwW BS 


Metrische fragmente. IV. 763 


... magna ossa lacertique 

apparent homini : 
dann haben wir hier zu erwähnen, dass Catullus das oben er- 
wähnte epigramm des Kallimachos nachgeahmt hat, wenn 59) 
anders die lesart richtig: 

prata, arve, ingentes silvas saltusque peludesqne 

usque ad _Hyperboreos et mare ad Oceanum: 

er hat darin abet esst' Indem "spälem Mazimian dinen nachfol- 
ger gefunden: daran reiht sich dann Vergil, dem Ovid und an- 
dre folgen: auf Vergil aber wie auf Catull haben Lucilius und 
Lutret: vielfacheh 8!) dinffiiss gehäbt:' Duss sie, diese Lateiver 
der Augusteischen zeit, auch' fiir: ‘diese in ihrer kunst und zeit 
gar nicht berechtigte künstelei : bestimmte 5?): regeln ersonnen 
und festgehalten haben, das liegt ganz in dem character ihrer 
poesie: auf diese hier näher einzugehen, liegt eber Biene in 
dem 'zwecke dieser zeilea. 
. 80) Catull. 115, 5: Bergk und aufn balten den ersten vers für 
verdorben: cf. Rosbach. ad Catull. praef. p.zzu. Für Maximian ist Eleg. 
V, 113 zu vergleichen. 


51) Vrgl. meine bemerkuagen ia Gott. gel. δος. 1855, n. — 1992. 
02) Lechmann, ad kuere| . @., Wegner: ad Virg. Gee it 6. 


ee τ, 


Zu Libanios, 


Vol. LV. p. 18, 4 R.: καὶ γὰρ ἄτοπον, ἔργῳ μὲν ὑπὲρ αὐτοῦ 
τοσοῦερν ὑπομεῖναι πόνον doce μήτε πλοῦν μακρὸν ἐνεχκεῖν 
μήτε τῶν οἰκείων ἀπόληψιν u. 6. w. Allein passend erscheint 
ἐλέγχειν," recusare. - Be: 


dena. Zu Morits Schmidt. 


‚Zu. Lucanus. 
Phars, VI, 147: Pronus ad omne nefds, el qui nesciret, in 


| armis Quam magnum virtus crimen -civilibus esset, Es ist nesciret 


ganz gegen den gedanken: Scaeva war 2u.jedem verbrecken be- 
reit und wusste sebr wehl, dase tugend nieht in den bitrgerkriog 
passe. Er wusste das aus erfahrung. So ergiebt sich von 
selbst das wahre: et qui re sciref. ‚Ein auffallendes beispiel der 
verwechslung von F und n ist vs. 430 pererrat für perennat: 
vegl. Vil, 421. Er. Bothe. 


ll. JAHRESBERICHTE. 


3. Die griechischen nationalgrammatiker und lexice 
graphen. 


(Vgl. Philol. 1, p. 748—758.) 


Da für die lexicographen in letzter zeit bedeutend mehr) 
geschehen ist als für die eigentlichen grammatiker, räumen vi 
ihnen diesmal den ersten platz ein und beginnen mit: 

Barpocrationis lexicon in decem oratores Atticos ex rar 
sione Golielmi Dindorfii. Oxon. 1853. 2 Voll. 8. 

Darin sind ausser den bekannten und von ἢ, Bekker ver 
mehrten haudschriften new benutzt zwei Cambridger P und Q; 
jene, die ältere, enthält der mehrzahl nach verstümmelte gliesses, 
andre gar nicht oder von verschiedner hand nachgetragen; dies 
flüchtig geschrieben enthält am rande das bedeutende zuletzt 
von Meier edirte lexicon rbetoricum. Andreas Schotts collaties 
eines Vaticanus an der Aldiana 1527, welche Chr. Petersen ass 
Hamburg schickte, bot nichts neues; doch gehört die handschrifi 
zu den besseren. Feruer ist aus E (welchem T ganz gleich ist), 
da Bekker nur bis ἐξετάσασθϑαι verglichen hatte, die gaaz 
lectionis varietas mitgetheilt, und D (Paris.2552) ven Fr. Dübse 
nochmals für Dindorf neu verglichen worden, weil, obschee 
beide bandschriften nur die epitome geben, eraterer alleia sit 
Photius, Suidas und der συναγωγὴ stimmt, letzterer trotz seine 
jüngern alters, doch der genuinae epifomes conformations näher 
steht. Eine höchst zweckmässige neue einrichtung Dinderfs ist 
es nun, dass die fassung der glossen in ED Phot. Said. sich 
unter die übrigen varianten eingereiht, sondern besonders sw- 
schen text und der kritischen Adnotatio mitgetheilt wird. Stresg 
genommen sollte zwar die epitome, wenn dieselbe, wie ich ver 
muthet habe, den Zosimos zum verfasser hat und sich als selbst 
ständiges werk ausgab, auch einmal als solches behandelt we- 
den, unabhängig vom Harpokration. 


1) Vgl. auch meinen bericht in zeitschrift für altertbumswiss. 188%, 
XIII, 3, n. 32 Ogg. repamewion ΙΒ 


———— — rr — — — — 


Jahresberichte. 768 


- ' Offembar eine frucht des atudiume der Diudorfschen aus- 
gebe ist: "Θ᾿ 

Quaestionum de Harpocratienis actate auctarium scrips. G. 
Bernhardy Hal. 1856: ind. lectt. aestiv. univ. Halens. 4. 18 8. 

Bernhardy sucht darin den beweis zu führen, dass ein echter 
der zeit des Tiberius würdiger Harpokratien uns nieht erhalten 
sei. Die codices. des gewöhnlichen Harpekration sind jung, feb- 
lerhaft und verrathen nirgends spuren der thätigkeit eines ge- 
lebrten correctors; die sprache daria ist verderbt. Dagegen ist 
die sprache der sogenannten epitome, welche nur im Palatinus 
und Parisinus erhalten, aber von Photius, Suidas und den By- 
zantinern überhanpt allein benutzt wurde, reiner und höhern 
alters: vgl. ᾿4γησίλαος, ἀγοράς, Aögaorsıar. Hinwieder ist die 
gelehrsamkeit in jener familie grösser, in dieser mager. Wie 
sah also das werk ursprünglich aus? Durch festhalten der 
alphabetischen ordnung war für die beynemlichkeit des benutzers 
gesorgt, daher an ihrer kürze schon kenntliche einschiebsel, 
sobald sie gegen die series verstossen, beseitigt werden dürfen. 
Die spbäre, in der Harpokration’s studien und seine erudition 
sich bewegen, ist die cits civilis, so weit sie in den werken der 
bedeutendsten attischen redner zur anschauung kommt; griechi- 
sche stantsalterthimer namentlich das attische gerichtsverfahren, 
hervorstechende persönlichkeiten und örtlichkeiten ; endlich der aus- 
schliesslich rednerische sprachschatz. Daher ergeben sich glessen, 
welche die privatalterthimer und dae geographische behandelu 
als .einschiebsel ans Strabo und Athenäus. Ausserdem frappiren 
eine menge ungleichheiten z. b. dass Diodor, der perieget, erst 
von buchstaben ¢ an citirt wird, der wechsel dürftiger and reich 
ausgestatteter glessen, namentlich aber abweichungen vow der 
aus wohlconservirten glesseu ersichtlichen manier des Harpokra- 
tion, der streng bei der suche bleibend hinter dem lemma die 
gemeinte stelle dea reduers genau citirt, und je nach der grössern 
oder geriugern meinungsverschiedesheit der gelehrten über sie 
sich kürzer oder eingehender darüber äussert. Unter so be- 
wandten umstiuden erklärt. Berahardy jede vermutbung über das 
alter des lexieographen für misslich, obschon aus der anführung 
der Arrıxıasa geschlossen werden könnte, dass er nach dem 
zweiten jahrhundert gelebt. 

Zum lexicon des Erotiancs, welches einer neuen bearbeitung 

recht sehr hedirftig wäre, hat der berichterstatter aus Ced. 
Vindeb. medie. orieat. et Gr. XLII eine vollständige collation 
mitgetheilt in seinem echriftchen: 

„Aus Wiener Handschriften” Wien 1856: (aus dem octo- 
berhefte der sitzuugsberichte der philos--histor. classe der k. k. 
akademie der wissenschaften XXI bd. 5.267 besonders abgedruckt). 

Der ertrag (=. p. 6-14) darf immerhin ein lohnender ge- 
nannt werden, ebgleich allerdings um wit Krotive farüg τὸ 


786 Jabyesberichve..’ 


werden, noch weit bessere haudschriftda ‘hufgetrivben werde 
müssten. Im demselben schriftchen ist auch auf cod. philel. OXXKI 
hingewiesen, welcher das ἐευμολογιπὴν avenue: von μέϊγάλον 
γραμματικοῦ enthält, dureh dessen vergleichung -wemeatiich wm 
der vielfach reineren fassung der dichterfragmente willen, sich 
ein geübter handschriftenleser — dean die schrift ist klein sei 
verlosehen — ein verdienst erwerben würde; schliesslich asf 
Eudemus (CXXXIl) aufmerksam gemacht und die ausicht surdek. 
genommen, dass die sprüchwörter im Suidas aus Kugesios sap- 
μιγὴς λέξις stammen dürften, de dieselben bereits im Wiese 
Eudemus in derselben fassung sich vorfinden. Zur nähern be 
stätigung diene noch ein abschnitt aus E fol. 38a: 
ἐλαστρηϑῆς" βιασϑῆς πινηϑῆς. 

ὅλεγος" θρῆνος 

ἐλεδόνη" εἴδος πολύποδος 

ἐλεεινὸς" ἄξιος ἐλέους 

ἑλέπολιρ᾽ ἑλοπόλεως. τεοιχομαχικὸν μηχάνημαι. 

ἐλέσϑαε" ϑελήσαι. πρὸ ἑλέσθαι. 

δλετή" αἱροϑῆναι καὶ προχριϑῆναι δυναμένη. 

ἐλεύϑοραι αἶγες ἀρότρων" "ἐνὶ ted ἂἀσυνήϑων ἐργέζ» 
σταί τι 7 πάσχειν. | 

ὀλουτεροστομεὶ. παῤῥησιάζεται ἀναισχύντως λέγειν. 

ἐλευθεριότης" ἡ μὲ κατακιβδηλίας χάρις. ᾿ 

ἐλευθεριώτερον σπάρτης. διὰ τὸ ἀνυπότακτον καὶ yer 
vaiov. οἱ γὰρ ἐκ σπάρτης οὐδὲ τείχη περιεβάλοντο ours ἐενραν 
ψεύϑησαν ἀλλ᾽ οὐδὲ ἡϑέλησαν ἐκ μάχης ἡστομένοι ὑπὸσερέψαι. 

ἐλέφαντα ἐκ μυίας ποιεῖν" ἐπὶ τῶν τὰ λάχιστα ἐπα» 
ρόντων» τῶ λόγω. καὶ μεγαλοποιούνστω». 

ἑλικώτατον ὕδωρ" τὸ ἑλικοειδὴ ἔχον τὴν ρεύσιν, ἢ διαυγές. 

ἐλινύειν" σερατεύειν. γὑονίζειν. βραδύνεινι 

δλλανοδίκοι. οὕτω λέγονται οἱ δίκαιοι κρῖεαί. 

Slins. ἥλληνος λέγεται ov μόνον τὸ ἔθνος τῶν ἑλλήναν, 
ἀλλὰ καὶ οἱ ῥήτορες καὶ οἱ λόγιοι. 

δλληνοταμίαι" οἱ ἐκ τῶν φύρων χρήματα φυλέσσονεει. 

ἐλλώβια" ἐνώτια διὰ τὸ ἐν τοῖς λοβοῖς τῶν aver εἶναι. 

slog: δάσος. ' | 

ϑλυτρον" σκέπασμα ὀστρακώδες. 

Was Suidas anlangt, so hat über die beiden ‘nensten sur 
gaben desselben der nnterzeichnete berichtet in den jabebb. für 
phil. und pädagogik 1855 bd. LXXI, 5. 469 — 500 und s. 778 --- 900, 
und den versuch gewagt die richtigkeit der angaben in det 
quellentafel zu vertheidigen, für Eudemus, Cäcilius und Helle 
dius wenigstens auf beistimmung rechnend. Zugleich darf dies 
recension als eine abhandlung über die ursprüngliche gestalt der 
συναγωγὴ λέξεων γρησίμων betrachtet werden, welche durch pie» 
mässig angelegte nachträge zu einem exemplar des Kudemnus 38 
diesem umfange angewachsen iat. Nachdım Suidas seinen bear 


Jahresbrriehte, 767 


beiter gefunden hatte schien es an der zeit auch Hesychios , des- 
sen arbeit vielleicht nach allen. richtungen (das literargeschicht- 
: -Jiehe. ausgenemmen) von tiefergreifender bedeutung ist, nach 
Alberti van neuem zu bebandels. Der unterzeichnete hat sich 
dieser: aufgabe unterzogen: 

HZTXIO2, ' Hesychii Alexandriui Lexicon. Post Joannem 
Albertum recensuit Mauricius Schmidt. fol. Jenae. 1857. 

leb bekenne frei, dass, wenn in der 1856 veröffentlichten 
probe ,,Hesychii 4. v. £. editionis specimen” Jenae 16 s. 4. und 
in dem 1857 erschienenen Vol. I. fasc. |., dem im laufe dieses 
sammers fasc. Il folgen wird, einiges brauchbare gefunden wer- 
den sollte, ich dies den winken. und fingerzeigen F.G. Welckers 
verdanke, welcher schon 1831 nach dem erscheinen der Ranke- 
schen abhendlung sieh über die aufgabe eines herausgebers die- 
ses lexicon folgender massen vernehmen liess: „Eins der drin- 
geadsten bedürfnisse der philologie ist gegenwärtig eine none 
ausgabe des Heaycbion eder zu dem von |. Bekker zu erwarten- 
den texte ein vollständiger kritischer commentar, der zugleich 
δὲν deu, welcher seinen fleiss der wortkritik and ohne alle rück- 
sicht auf die leipziger messe, aber mit desto mehr auf die dauer 
und den umfang der wirkung, einem buche jahre zu widmen 
gesennen ist, eine der anziehendsten arbeiten abgeben würde. 
Mit. umfassender kenntaiss der lautiehre, der formen und der 
dielekte müsste derselbe gute sachkenntuinse, besonders in my» 
thelogte und poesie verbinden, aus den vou Alberti usd Ruhn- 
ken gesammelten anmerkangen, aus den emendationen von Tay- 
ler, welcher stillschweigend den weg Bentleys verfolgte, von 
Teup, Wakefield u. a. alles irgend belehreade, in noch zweifel- 
baften. fällen möglicherweise künftig brauchbare auswählen, doch 
meist auch den worten nach auszüglich zusammenstellen, alles 
schlechthin verfehlte, entbehrliche und’ gleichgültige susschliessen 
und dazu die zerstreuten und nicht obenbin aufzulesenden bei- 
träge, welche die neuste literatar dasbjetet, fleissig einsammeln. 
Die massen werden sehr susammengehen, das unentbehrliche 
buch aber in dieser neuen gegtalt und ausrüstung würde wahr. 
scheinlich, wie in Dentschland, so in Eugland, den Niederlanden 
und wo soust die philologie blüht, mit ungewöhnlicher gunst 
aufgenommen werden.” Diese worte, obgleich abermals in den 
kleinen schriften bd. U, p. 595 ff. i. J. 1845 abgedruckt, weck- 
ton ia keinem die lust das unternehmen zu beginnen. Möge seine 
durchführung, nachdem es in angriff genommen ist, mir im 
Welekerschen sinne gelingen! Die probe fand ihre beurtheilung 
durch G.Lisker in der zeitschr. für österr. gymn. 1856 p. 841 — 
844, is der seitsebr. für aw. 1856 XIV, ur. 39. p. 312 und 
dureh A. Nauck in Mützells zeitschr. für gw. X, 12. p.921—927, 
der früher schon selbst in der zeitachr. für aw. XIV, ur. 1. 2 
treffliche beiträge zur emendation des Hesychios geliefert kann, 


768 Sehresherichte. 


Ashnliche heiträge gab der berichterstatter bier und de in wit 
schriften, im philologus X p. 571, we auch Leutseh p. 431. 66] 
eine arg verderbte glosse behandelt; im rheinischen museum ΣΙ, 
8 p.302 und 4 p. 620 veranlasst durch eine ausstellung Neveks, 
ΧΙ fasc. 1 und 2 p. 309, allwo folgende Schwenckiasa sum 
Hesych ich gelesen zu haben bezeuge; in der zeitscheift fir 
aw. 1856 fasc. 3 nr. 30; in der seitechr. für österr. gym. 
1856 ΧΙ, 95. 96. 

Bei der intimen verwandtschaft zwischen Hesych und Cyril 
erwähne ich hier: | 

E. Mebler de Cyrilli archiepiscopi Alexandrini lexieo i» 
edito, Mnemos. Ill, p. 218— 225. 

Der verfasser, dessen trefienden emendationen in griechische 
grammatikern man in der Moemosyne allerwegen mit verguigu 
begeguet, und dem ich persönlich durch überlassang seiner schitr- 
baren sammlungen für Cyrillus bleibend verpflichtet bin, gic 
darin eine beschreibung des Cyrillus 6 Vossienis 63, von den 
ihm selbst eine abschrift Peter Bondams zu Campen in die hish 
fiel, und verräth die absicht, da bei der ausserordentlich ‚grosse 
verschiedenheit der Cyrille, der genaue abdruck einer seicn 
handschrift wenig helfen könne, und diese Lexica alle überhaupt 
our als hülfsmittel für emendation andrer Lexica secusdire 
werth besitzen, gelegentlich aus einem vermehrten apparek 
(wie solchen aus Wiener codd. Schubart ued ich besitzen) des 
geniessbaren kern aus allen herauszasebilen. Ich glaube and 
nach verwerthung der Cyrille für Hesyeb bleibt eine selebe ar 
beit immer noch sehr dankenswerth, da diese Lexica den sprad- 
schatz im allgemeinen sehr bereichern. Auch sei bei dee 
gelegenheit der fördernden bereitwilligkeit Geels und Guster 
Klemms, deren einem ich die selbsteinsicht in den Vossienss, dn 
andern in das Dresdner apographum des codes Mosquencis ver 
danke, herzlicher dank gesagt. ; 

Wir gehen zu den grammatikern über. 

Ein solcher war, wenn gleich er das staatskleid des didak: 
tischen epikers anzieht, der metaphrast Nikander aus Celephes, 
den ich hier ebensowohl um der seit willen, welcher or ange 
hört, einreihen darf, als wegen seiner hanptsächlich glossegre 
phischen studien aufführen musste. Die J. G. Schneidersche aus 
gabe der Theriaka und Alexipharmaka ist nuamebr durch & 
umfassendere arbeit seines namensvetters O. Schneider als be 
seitigt anzusehen. Es erschien: 

Nicandrea. Theriaca et Alexipharmaca recensuit et emer 
davit, fragmenta collegit, commentationes addidit Ὁ. Schaeider; 
accedunt scholia in Theriaca ex recensione ἢ. Keil, schelia ie 
Alexipharmaca ex recognitione Bussemakeri et R. Bentleii ener 
dationes passim ineditae. Lips. 8. Teubner. 1856. 

Wir begniigen uns bier den inhalt der vertrefflichen Coo 


Jahresberichte. 769 


»ntationes’ ia kiirse mitsutheilen. Nuch dem ersten abschnitt 
Nicandri aetate, woleher p. 15 das resultat liefert Aratum 
son a. 248 a. Chr. mortuum, Nieandrum autem 48 anuis post 
e. cirea ἃ. 200 natum esse, vitamque ad tempora Attali Ill, 
li obiit a. 118 perduxisse, behandelt Schneider im fi. Ill und 
', eapitel, die nenazeba sehriften, welche ihrem titel nach wirk- 
th citirt werden, bespricht ihren muthmasslichen inhalt, sam- 
elt und bearbeitet die daraus erhaltenen bruchstücke,, zunächst 
6 Aetolica ') ein prosaisches werk in ionischem dislekte, wie 
fr. 8 und Athen. XI p. 477 B so unwiderleglich hervorgebt, 
iss im Sten fr. jeder versuch verse zu restituiren ohue weitres 
ifgegeben werden muss, feruer die ebenfalls in prosa abge- 
sten Colophosiaca, περὶ χρηστηρίων (was ich für ein Onoma- 
icon nach art des Pollux halte), ἰάσεων συναγωγή und περὶ 
ὧν ἐκ Κολοφῶνος ποιητῶν, sodann die poetischen sachen, die 
iraixd, deren erstem fragmente durch interpunction sehr gat 
afgeholfen wird, Thebaica, Zıxslia, Εὐρωπία (was geogra- 
hisch-mythologiech gewesen zu sein scheint), die in elegischem 
ansse geschriebenen Ὀφιακά ?), die ‘Exegosovpeva eiu oft weit 
nsholendes, αἴτια zur erklärung der götter- und heroenkulte 
inmischendes gedicht, iu dem zuweilen mebre febeln verflochten 
sin mochten, für gewöhnlich aher je eine auf einen abschnitt 
am, die daher such, wie schol. Nie. Ther. 585 der Hyacinthus, 
uter besenderm titel citirt werden konnten 5); sodann die ver- 
Kituisemässig ebense wenig als die bereits genannten gelesenen 
ἑωργικά, von desen man ohue Athenäus’ *) anführungen kaum 


1) 8. 130 wird daza noch ein bruchstück nachgetragen. 


2) Die conjectur fr. 31 allyeis muss ich stark bezweifeln. Fr. 34 
cheint die lücke vor 7 δ᾽ ὀνίνησε zu sein, indem aus Plinius worten 
(XX, 35 prima omnium edens hervorgeht, dass etwa nd’ ἀνίησιν 
tguace μὲν μούνην ὀφίων) Tortgefshren war. — In der Europia fr. 26 
# vielleicht εὐνφθόνεος zu lesen. 


3) Schneider weist zuweilen auf stellen des Antoninus Liberalis hin, 
us denen man den Nikender noeh hersushört. Dasu rechne ich auch 
1. 38 πλήξωντα nogueg — ‘Anfouxiay ap ἧς πόλις ᾿Μαβρακία xadetras, 
as zweimalige λαὸν ἔποικον, ἔριδας Te στάσιν Te, oder aurur ἔτι νῦν (θεν 
[ὅτι καὶ viv?) --- ἡγεμόνην ἰλάσασθαι: (ebenda würde ich πολλοιὶὶς λαούς 
'πολέσαι vorschlagen); fr. 39 ξυλοφάγος βοῦς καλεῖται, παρὰ δὲ Θισσαλοῖς 
ἐράμβιξ: fr. 40: ἄζνγας — vu — v βοῶν ἐπιβήτορα καῦρον; fr. 41. 53 
ἰϑυνογενῆς; ἔν. 44 Siganac; fr. 54 νεῖκος ἤραντο und fr. 45 αἴρασθαι τῖμον, 
ro ich vorher πάλον Aaxticas, ἠγανάκτει δὲ lesen möchte; fr. 48 a. e. 
peve δέ μιν ἐς τρὶς avdes ἐξονομακλήδην πότ, δ᾽ ἐς τρὶς ἀμείβεται. ἠχώ; 
τ, 85. uedeorzur; fr. 56. βαϑὺν it πιθάκνην. Fr. 49 schlage ich vor 
wischen Kries: und οἱ θύουσι einzuschieben Agrimıdoc; fr. 50. jeer 
ἂς taser; fr. 31 scheint ῥάβδῳ als reminiscenz aus IX und XXIII ge- 
trichen werden zu müssen; fr. 55 möchte ich ἐπεβίωσαν für ἐπέβησαν 
ad 7 μυστήρια auswerfen. u 

4) Fr. 68, 4 scheinen die codices auf änpugeer zu führen, Cun 


770 Jahuesberichts:;: t 


ein bruchstück übrig hätte, wiewell-der steff von Nikander so 
erschöpfend behandelt war, dass mau nichts vermisst, als de 
weinbau und die besonders iw den pediccowgyixa behwudelte bie 
uenzucht 5), endlich die προγνωσεικά, vom denen wichts: übrig it 
wad die Λιμμέρια, durch ein bruchstiok vertreten. Zu diem 
titeln fügt der herausgeber drei andre aus conjectur Äweyımi 
# Θηρευτικά (aus Pollux V, 38 p. 199. vgl. cod: 2638 EM. 
510, 18, EM. 27, 52), Aıdıza (aus Plin. NH. XXXVI, 127. 
XXXVI, 102. Serv. Aen. IV, 261), ἐγκώμιον eit Areale 
(auct. Vit. Nic. p. 62, 13 Westerm.). Hiernächst werden im VL 
abschnitt p. 136— 156 diejenigen verse der Onpıaxa und Ale 
φάρμακα zusammengestellt, welche irgend wo citirt werden, πα 
anschliessend an eine lange unverschämte interpelation in de 
Alexiph. 611—28 den beweis zu fübree, dase gewisse variaste 
die interpolirende hand alter ärzte verrathen, wie Athen. IX, 
866 D ἠὲ σίνηπν aus Ther. 921, oder interpolationen enthaltes, 
von denen Athenäus Mes. überhaupt nicht frei waren, daber alle 
jene zeugnisse für den kritiker nicht schwerer wiegen als des 
zeugniss unserer besten handschriften. Zugleich folgt aus jee 
zusammenstellung von citaten die geringe anzahl der freunde wi 
leser Nikanders, was herrn Schneider gelegenbeit giebt im eisen 
VIl. abschnitt den sata durchzuführen , dass die ärzte Nikasder 
sogar geringgeschätzt zu baben.acheinen, da Ps. Dioscoer. sei 
ἰοβόλων c. XVII zwar Ther. 188 wegen seiner präeisen fer 
sung citire, aber sonst dem Erasistratas folge, auch Ps. Dicseer. 
περὶ δηλητηρίων φαρμάκων, obschos den. Erasistratos nicht als 
führer nehmend, trotz einzelner übereinstimmungen mit Nikander, 
wieder so viel eigenthiimliches habe, dass eine benptzang nicht 
vorauszusetzen sei; Galenus de antidotis, also grade da we 
man es am ersten voraussetzen sollte, ihn ignorire, alse wess 
er ihn anderwärts T. XII, 204. XIV, 239- erwähne, wehl al 
gelebrten dichter nicht als arzt der erwähnung würdige; A. Cer- 
nelius Celsus, Dioscorides περὶ εὐπορίστων, Scribonias Large, 
Serenus Sammonicus aber ihn gar nicht benutzten; Astins ent 
lich dem Archigenes und Pseudodioskorides, wie apäter avd 
Paulus Aegineta und Johannes Actuarius, folgte, die nich das 
wieder Theophanes Nonnus zu führern nahm. 

So hat sich herr Schneider den weg zum glanzpunkt se 
ner ganzen überall lichtverbreitenden untersuchung gebahnt d.b. 


ist wohl nicht ein einziges bruchstück, sondern bis adeteic geht des 
erste citat, und v. 6—8 bilden ein selbststindiges fragment. 

5) Fr. 93 sollte das citat aus Aelian noch um einige zeilen weiler 
ausgehoben sein, da Nikander noch weiterhin Jie quelle bleibt. εἰν» 
gens ist mir die conjectur εὐπορέοντας κηφῆνας sehr zweifelhaft, us 
glaublicher dass in sr ypopetv noch der Name eines zweiten gewährsmeuss 
(Ergogior) steckt und unter allen umständen vor κηφῆνας die hauptsache, 
nämlich das wort ajpivec, auugelden Wet. . 


Re — 


— 


Jahrenberishte:. ᾿ 171 


su dem Viil abachnitt, welcher den udchweis führt,. wie alle 
übereinstimmung zwischen Nikander und. Pseudsdioskorides auf 
die beiden zugängliche quelle des Apolledorus gui de bestiis ve- 
menatis, scripsit (Plin. HN. elench. XI) zurückzufübren sei, ei- 
men schriftsteller von ziemlich hohem alter, anhänger Demokrits, 
dessen fragmente (21 an zahl s. 180—198) sich auch wirklich 
grésstentheils bei Nikander, seinem metaphrasten wiederfindes. 
Mit dieser metaphrasirenden thätigkeit aber verband Nikander 
auch grammatische studien ; daher sein werk ©) γλώσσαι (26 bruchs 
stücke) und seine aus bomerischen und ethnischen glossen zu- 


. aammengestoppelte sprache, welche er nech durch eigne bildun- 


= vv. Γ. ὕ = -_ m = ws -- 


gen bereichert. 

Was den text der heiden erhaltnen didaktischen gedichte 
betrifft so hat dieser durch I17) (cod. Paris. suppl. CCXXLVII 
sec. X, von B. Keil re eae eine ganz neue gestalt bekom- 
men. Nächstdem werden G (Gottingens. achon von J. G. Schnei- 
der beautzt) und M (Laur. XXXII 16) befragt, seltuer Vatie. 
805 (nach Meblers und Keils mitth.), Lerrian.. (sehon bei J. G. 
Sehneider), Riccardianus 18, Paris. 2403 und Marcian. 477 (beide 
veo H. Keil eingeseben); nie allein gehört ABHPV, die z. th. 
Mebler, z. th. Keil verglichen. 

An Nikander reihen wir das pergamenische schnihanpt Kra- 
tes, Ueber ibn haben wir einen höchat interessanten aufsatz von: 

E. Lübbert: zur charakteristik: des Krates von Mallos; ein 
brachstück: in Ritschl und Welck. rhein. mus. ΧΙ, 3, p. 428. 

Ausgehend von der bemerkung, dass Krates in seinem exe- 
getisch -kritisehen commentar zum Hemer viel in den dichter 
hineia interpretirt habe, sucht der verfasser durch benutzung ei- 
wiger alter angaben über Krates mathematisch - geographischen 
ayatem ein etwas vellstäsdigeren bild von des mannes methode 
aa liefern, die identität der geographischen vorstellungen Ho- 
mera mit seinen eigenen nachzuweisen. Die atellen seines com- 
mentars zn u 81 x 86 A 17 α 28 bieten dafür heispiele, das 
interessenteate jedoch ὃ 81, we Krates nach Libbert’s klarer 
anseinendarsetzung an eine umachiffung der erde in der richtusg 
von osten nach. westen gedacht haben muss, die, das jahr zu 
860 tagen gerechnet und für den umfang der erde die erato- 
sthenische bestimmung von 252000 stadien zu grunde gelegt 
grade acht jahre gedauert haben würde. Der zweite theil des 
Leäbbert’schen aufsatzes giebt einen beitrag zur geschichte der ana- 
logetischen bestrebungen i in einer kurzen entwickelungsgeschichte 
der eanones περὶ κλέσεως ὀνομάτων von ihrer entstehung im ari- 
sterchischea zeitalter δὰ bis aufHerodians orouerıxor, um schliess- 


6) Fr. 5 ist nicht in ordnung. Vgl. Hesych. gl. 1545; fr. 26 lies 
πολλὰ far to yada, 
Ἢ Ther. 127 κακὴ Π, zin reliqui. Wahrscheinlich Conj. praes. (ἀν 
sesvaniy, : 


772 Jahresberichts.: : 


lich das resultat zu ziehen, dass Heredians: euffasseng bent 
der krateteischen pelemik gegen die analogie, welche ibe af 
dem gebiete der formalen grammatik ein so uwrühmliches sede 
ken gesichert habe, zum gruade liege. 

Wie an Dindorfs Harpokration die Bernhardysche oblast 
lung, so lehnt sich an Dindorfs scheliousammlung zur Odyam 
die uchrift von: 

M. v. Karajan, über die handschriften der scheliee w 
Odyssee. Wien 1857. 53 s. 8. (aus dem dezemberhefte des jahr 
gangs 1856 der sitzungsberichte [XXII bd.] besonders abgedruckt) 

Diese schrift zerfällt nach einer geschichte der studies wm 
Odyssee in zwei mit seltner akribie gefertigte absehsitte: de 
erste s. 9—29 unterzieht Dindorfs bandschriften einer prüfung. 
sowohl um ihren wertb zu bestimmen, als auch darch vere= 
gung verwandter in geschlossne gruppen wo möglich anf cme 
oder mehre urquellen zurückgeführt zu werden. Selcher deakt 
sich berr v. Karajan zwei, eine vorwiegend kritischer (M), & 
andre exegetischer natur, (HQ). Von weit grösserer tragwes 
aber, als diese miihsamere, wie fruchtbare ermittelung erschest 
die 5. 28 anspruchslos hingeworfene bemerkung des verfassen, 
dass die von Dindorf (praef. p. 3) und seinem receusentes (liter. 
centr. bb. 1856) or. 26, geleugnete möglichkeit einer weiten 
bereichrung der Odyssee- scholien derch eine gewissenhafte aw 
nutzung des codex Venet. A sich erschliesse, sobald alle sie 
len (1207 nach v. Karajan’s zählung) wo der venetianiseh 
scholiast aus den verschiedensten anlässeu stellen der Odys 
citirt, zu den betreffenden versen in dea scheliem ihren plats 
finden. Der zweite theil berichtigt das unselbststindige usd δὲ 
wahre urtheil Dindorfs praef. p. xv über die Wiener handsdrik 
ten 5. 56. 138, von denen 5 gar keine scholien enthält; 56 
früher im besitz des Sambucus, i. j. 1800 von einem Nicolas 
geschrieben, in den wichtigsten partien mit PQS stimmt, abe 
doch noch manches nicht unbedeutende scholion entkhält,: 133 ἐν 
gegen, eine sec. XIII (nicht XI) geschriebeue seidenpapierbast 
schrift von Busbeke acquirirt, e 45 — ὦ 52 enthaltend, se des 
33 (nicht 88) blätter fehlen, alle aufmerksamkeit verdient. Alle 
ist von einer hund geschrieben, die exegetischen achelien am be 
ssern rande mit dinte, die meist kritischen kleinern am insen 
rande mit rother dinte. An scholienreichthum gleicht er Q, is 
aber ganz nahe verwandt mit E, mit dem er sich gegenseitig δὲ 
ergänzt, dass wir in dem ganzen den ältesten codex der anbre 
sianischen gruppe erblicken. Herr v. Karajan bietet suv aufs. 
84—37 eine anzahl scholien, welche sich in dem erhaltnen tbeik 
von E (e—@) nicht finden, und auf s. 37—43 einzelnes, wa 
den werth der handschrift in klares licht zu stellen geeiguel ist: 
1) ergänzung zweier lücken M 290 ὁρμισϑέντας awd yraı, !. 
69 ἔλαβε τὴν κλῆσιν, 2) richtigere uud hessere lesarten; 3) eis 


Jahresberielta. 778 


grosse zahl never scholien probeweise aus 1 und k. 4) Por- 
phyriana, Heraklitea und Plutarchea. 5) Die anführung des 
Sevacherim auf fol. 56a zu μ 290: ἐμοὶ δὲ τῷ σεναχηρεῖμ ov- 
cog ἐξήγηται κτλ. Auf letzten fund legt jedoch herr v. Karajan 
ein mehr als billiges gewicht, wenn er daraus schliesst, der 
cod. Vind. 133 oder sein archetypus sei als werk des Senache- 
rim zu betrachten. Denn aus den oben angeführten worten folgt 
die verfasserschaft des Senacherim keineswegs. Nach dem. sprach- 
gebrauch jener zeiten heisst ἐμοὶ δὲ τῷ σεναχηρείμ ner: bei Sens- 
cherim, dem ich übrigens beipflichte, fand ich folgende erklärung. 
In dem codex, welchem diese scholien entnommen sind stand etwa: 
τοῦ Σεναχηρείμ: ἐμοὶ ἐξήγηται κελ., ganz wie im Paris. 2679 bei 
Cram. AP. Ill, 27, 19: der schreiber des Vindobonensis aber 
zog die maske des Senacherim an und schrieb ἐμοὶ δὲ τῷ ceva- 
χηρείμ: vgl. Ritschl de Oro p. 83. Οὕτως ἐγὼ Φώτιος heisst: 
„diese etymologie habe ich (anonymus) bei Photius gefunden 
und adoptire sie”. Den brief des Theodor Laskaris, aus wel- 
chem Cobet, und vor ihm Thomas Valpurge Calusio ap. Amad. 
Peyron. notit. libror. 1820 Lps. p. 23, excerpte gaben, bietet 
berr v. Karajan aus Cod. Laur. 2728 fol. 10b nach Th. Heyse’s 
mittheilungen ganz. 

Sonst sind die scholien zum Homer nur unbedeutend berei- 
ebert worden durch A. Baumeisters nachträge zu den scholiis 
Didymi io Homerum im Philol. ΧΙ, 1, 4. 168 ff. Dagegen ist 
das vorbandae material nach einigen richtungen hin gründlicher 
ausgebeutet worden. An der spitze stehen in dieser beziehung: 

Aristonicea. Frustula nonnulla derivata ex primo libro ope- 
ris ab Aristonieo scripti seg: ‘Agioragyou σημείων Ὀδυσσείας 
eollegit et supplevit Maximilianus Sengebusch. Berl. 1855. 38 s. 
4. (osterprogramm des grauen klosters), 
mit recht von Ameis mit einem ὦ πόποι, 7 μέγα ἔργον ὑπερ... 
φιάλως ἐτελέσθη begrüsst. Desselben gelehrten recension der 
swei Friedländerschen schriften über Nikanor und Aristonicus 
im XLII bd. der jabrb. für phil. und pädgk., heft 12, so wie 
Friedländers replik erwähnen wir our der vollständigkeit hal- 
ber, da bei derartigen unfruchtbaren zänkereien die sache selbst 
nicht gefördert werden kann. Eine frucht der lectüre der ve- 
netianischen scholiew sind auch des referenten aristarch - home- 
rische excurse, deren erster im Philologus IX, 3 s. 426 ff. 
nebst dem nachtrag IX, 4 das augment, der zweite in den NJB: 
für phil. und pädgk. 1855 =. 220—28 die infinitivformen auf 


zur und εἰν, der dritte imperfectum und aorist io den NJB. 1856 
s. 89—100 behandelt. Ferner wurzelt in diesem boden 
Osanni Quaestionum Homeriearum particula V. Giss. 1856, 
die sicb mit Heraclides, Heraklit und Chrysipp beschäftigt. 
Mit besondrer vorliebe aber scheint man sich auf Porphgrios _ 
werfen. Wir nennen hier: \ 
Philologes, Xi. Jahrg. 4, 4Q 


974 Jahresberichte. 


. Wollenberg de Porphyrii studiis philologis capita quinge, 
Berol. 1854. 

Von fünf capitelo 1) de Porphyrii studiis Hemericis, 2) ὦ 
indele actatis Porphyrianae ac subsequentis literaria, 3) de Be 
racliti allegoriis Homericis, 4) de vita Homeri Pseudopluterche 
5) de Cornuti libro de aatura deorum, wird uns hier das erste ge- 
boten. Auf das leben des Porphyrios geht Wollenberg nicht weite 
eiu,-sondern geht, nachdem er es kurz in eine Longinsche ni 
rhetorisch - grammatischen und eine Plotinsehe mit philesophisches 
studien zerlegt hat, gleich mitten in die sache selbst bien. 
Aus den Quaest. Hom. ond den im Cod. B. auch nicht wwe- 
stümmelt erhaltenen scholien gehe hervor, dass die homerisch 
interpretation des Porphyrios sich mit einzelnen untersuchusge 
befasst habe, welche in den scholien nach gerade in so rid 
splitter, als sie stellen behandelten, zerspellten und ihre urspréag- 
liche gestalt verloren. Die controversen seiner vorgänger Ar- 
stoteles und Heraclides Pootikus aufnehmend habe er theils bil 
ligung ausgesprochen, tbeils neue erdacht, andres berichtigt usd 
zum schluss gebracht; vernünftiger weise aber (wie Aristarc: 
den Homer aus dem Homer erklärt (Z 201. K 418. Z 359. 2 
22. M 127—154). Herr Wollenberg verbreitet sich bei dieses 
anlass über die quaestiones convivales (9 328. I” 276) und die 
aristotelischen ζητήματα Ὁμηρικά, welche er für ächt hält usd 
alle stellen der scholien mit ‘anfiibrungen aus Aristoteles, sack 
liche erklärungen über thiergesckicbte und antiquitäten 
tend, für porphyrianischeu ursprungs erklärt (8. 21—23). 
einer sammlung äandrer selcher Quaestiones (s. 23 ff.), an aa 
sich interessant sind aber das verdienst des Porphyrios um he 
merische interpretation nicht klar hervortreten lassen, ausser 
wo es sich um λύσεις ex λέξοως handelt, werden seine rhetor- 
schen und grammatischen studien besprochen und gewürdigt 
Getadelt wird, dass Porphyrios die natur der epitheta ornastia 
nicht erkannte, wie 4 434, gelobt, dass er die nachahmung He 
mers durch andre beachtete (X 252. B 689. N 443. Z 200. 
K 167), Homers sprache mit dem attischen verglich (7.90. ὃ 
186. B 533 β 319) und. ursprung und bedeutung der worte 
richtiger als andre erkannte, weil er die angabe der ärrpa bei 
Homer selbst suchte (4 486. Z 201. Γ 386 © 2). Interessas- 
ter noch, als diese kleine abhandlung ist eine andre von sich 
grösserm umfange: 


De Porphyrii studiis Homericis capitum trias, commentatio 
quam scripsit Basilius Lannavius Gildersleeve. Gotting. 1853 
40 s. 8. 


Der ansicht Valckenaers, dass die drei erhaltnen werke de 
Porphyrios über Homer aus demselben commentare zum Homer 
excerpirt seien, wird entgegen gehalten, dass Porphyrios keises 
commentarius perpetuus, waa "überhaupt wedt tke der alten war, 


— m 


gesebrieben habe, weil, weun ein solcher existirt hätte, die 'scho- 
lien nicht so oft bei falschen versem. stehen könnten ;.auck könne 
dieser vermeintliche commentar nicht. aus ciaer anzahl sonder- 
schriften zusammengeschmolzsen ond dann wieder in jene: opus- 
cula auszüglich vereinfscht worden seiu, weil die jetzigen Scho- 
kia Porphyriana nicht blos aus homerischen arbeiten flossen, aon- 
dern aus elnzeifen unter bestimmten gesichtspunkten ia: ganz 
verschiedenen lebensaltern abgefasstes werken. Schliesslich: ver- 
gleicht in diesem ersten den Quaestionibus Homericis gewidme- 
ten ebsebnitte- hr. G. die QH. mit den aus ihnen geflossenen 
scholien. Die wichtigste parthie des sehriftchens ist das zweite 
capitel ‚de Porphyrii operum fragmentis e Scholiis in Homerum 
eruendis”. Zu dem werke περὶ τῶν τῷ nor; παραλέλειμμέτων 
ὀνομάτων wird gezogen O 8338. A 266. 1 484. T‘ 250. 314, 
ferner T 325. ı 197. B 249. 308. T 175; zu der schrift περὶ 
ἀγαλμάτων A 175. B. 256. B 820, zu der περὶ θείων ὀνομάτων 
© 1. E 442 9 288. Ξ 216, zu περὶ τῆς. ἐξ Ὁμήρου ὠφελείας 
τῶν βασιλέων ı A 340, und endlich der porphyrianische .ursprung 
einiger andern scholien festgestellt. Der dritte abschaitt de li 
dris quibusdam Porphyrio falso vindicatis, de Heraclii allegorss 
Homericis und de Plutarchea vita Homeri ist gegen Rudolph 
Schmidt gerichtet. Erstere werden dem Heraclit ausdrücklich 
beigelegt von Fretzes exeg. in Il. p. 4, dem schol. Marc. 618 
ad ὃ 848, schol. O 21, schol. Hamburg. a 47. ı 90; dass. He- 
raclit XXXVI. Il. IX in den schol. Θ 3 M 27 Z 846 dem 
Porphyrios zugeschrieben würden, erkläre sich sus der beschaffen: 
heit der handschrift, welche der scholiast benutzte, in der viel- 
leicht Heraklit auf Porphyrivs in ähnlicher weise, wie im Cod. Vat. 
805 folgte. Uebrigens leugnet Gildersleeve nicht, dass Hera 
klit Porphyrios ausgeschrieben haben könne, dennoch. blieben difr 
ferenzen genug übrig, so Porphyrs vertheidigung Homers gegen 
Plato und Heraklits abneigung gegen Plato, ferner der stil, 
schwülstig der des Hereklit, durchsichtig der des Porphyrios, 
endlich der umsteud dass Porphyrios περὶ τῆς Ὁμήρου φιλοσο- 
φίας schrieb, worin er denselben stoff geradeswegs noch ‚einmal 
hätte behandeln müssen. — Der verfasser der vita Homeri war 
eklektiker mit stoischem anstrisch, was auf Porphyrios nicht passt, 
dessen ansichten über den platonischen staat c. 182 u. a. wi- 
derspricht. In den scholien aber, die sonst alle schriften Por- 
phyr’s benutzen, findet sich von dieser Vita Homeri keine °) 
spur. - Die bedeutendste leistung über Porphyrios ist: — 


8) Ein buch, aus dem die scholien Porphyrs zu Homer noch ver- 
vollständigt werden können ist loannis Tortelii Aretini orthographis. 
Beispielsweise sei daraus hervorgehoben: Mycenae: sic quoque Ccogao- 
minata teste Porphyrio io 11 Iliadia Homeri. librum a Mycens nympha 
Laconice. Mygdonus — fuit frater Otrei. ac tente Porphyrio super IH 
lliedos Homeri librum ambo fratres Heoubee uxosie regu Prem © 


4Q* 


776 Jahresberichte. 


Porphyrü ‘de philosepbia ex oraculis haurieada libroms 
reliquiae. edidit Gustavus Wolff. 8. Berl. 1856. 

leh darf mich hier mit der erwähnung des titels abfindes, 
da der gegenstand den grammatikern fern liegt und ich dassele 
schen einmal in Mützells zeitschrift 1856 4. 554—57 aage 
zeigt habe. 

Zu Apollonios Dyskolos haben dieselben forscher, denen wi 
schon früber auf diesem felde begegneten, ihre studien fortge 
setzt. Herr Skrzeczka’s abhandlung „die lehre des Apollosies 
Dyskolos vom verbum, 1 th. Königsberg 1855 16 εκ. 4. kense 
ich leider nur aus fremder anführung, aus eigner lectüre ἐδ 

en. Er on 
δ De Apollonii Dyscoli τάχνῃ γραμματικῇ ad lohannem Vable 
num epistula critica Gustavi Dronkii, im rhein. mus. XI, 4}. 
549-—585. 

. Diese arbeit sucht aus Priscians institutianen, welche gas 
auf Apollonius grund gebaut sind, den beweis zu führen, das 
Apollonius eine τέχνη geschrieben habe (wie auch scbol. Dies 
Thr. 920, 14 bezeugt) in welcher die einzelnen materien εἰπὲ 
ia folgender ordnung behandelt worden seien: περὶ φωνῆς (schel. 
Dionys. Thr. 730, 5), m. στοιχείων, π. συλλαβῆς, m. λέξεων, 8. 
προσφδιῶὼν (hier einzureiben, wegen schol. Dion. Thr. 709, 9), 
π. τόνων (σκολιῶν, κατηναγκασμόνων, διδῳϑδυσμένον), π΄ χρόνων, 
π. πνευπάτων, π. παθῶν, π. σχημάτων (bier aus conjectur ned 
aufgenommen wegen Prisc. Vil, 56. Dionys. Thr. 635, 21), =. 
συνθέσεως, π. μερισμῶν τῶν τοῦ A0yov μερῶν, B. ὀνοματῶν 5 τὸ 
ὀνοματικὸν (darunter περὶ τοῦ τίς nach Prisc. Il, A, 16. 6, 80: 
απ. κτητικῶν, συγκριτικῶν, παρωνύμων, γενῶν, πτώσεων RUT τοῦ 
Cramer Anecd. p. 329 erwähnt, π. τῆς ἐν OyAvxoig ὀνόμασιν 
εὐθείας) περὶ ῥημάτων 7 τὸ ῥηματικόν (nämlich wm. συζύυγίας, ®. 


παρφχημένων, N. προστακτικῶν, περὶ τῶν εἰς μὲ ληγόντων, κ. 
μετοχῶν) περὶ ἄρϑρων (π. ὑποτακτικῶρ) π. ἀντωνυμίας, π. προ- 
θέσεως (an dieser stelle wegen Prisc. XIV p. 973 P) ». ἐπιρρι" 
μάτων, 2. συνδέσμων, π. συντάξεως (vgl. de constr. init. 98, 15. 
831, 9. 231, 15, cap. V des Droukeschen briefs). Nur aus der 
annahme, dass diese werke, deren kenntniss wir theils dem Sei 
das, theils den citaten iu Apollonios’ erhaltenen schriften ver 
danken, in der idee des Apollonios noch vor ihrem abschluss 
zu einem fertigen ganzen, ein solches corpus bildeten, erklärt 
sich nach herra Dronke’s ansicht (C. Vi) die bekannte wunder 
liche weise des Apollonios auf seine werke zu verweisen. 
Ueber scholien zum Aeschylus, namentlich Demetrius Tr 


Cissei filii, ambo reges Thraciae et patrueles Polymestoris et 4. & 
Häufig werden darin auch Aristarchs glossulee zu Homer und Hesiod 
citirt z. b. unter Ardiscos bos Halizones Ismarus lambus Musa Pyrrks 
Pelasgia Protogenia Schoenes Sarcanına (Sanyarier| Tartarus a a. 6. 


"“" 


Jahresberichte. 717 


clinius commeutar zum Prometheus und Thomas Magisters ar- 
beiten endlich vgl. man meine mittheilungen aus Wiener hand- 
schriften p. 14—21. 
(Wird fortgesetzt.) 
Jena. Moris Schmidt. 


Zu Sophocl. Philoct. 4457—4A4A. 


Gar viel ist über die drei letzten dieser verse geschrieben: 
s. G. Herm. zu vs. 1443, Schogidew. im Philol. IV, p. 669 und 
zu vs. 1442 ed. Illae: man scheint jetzt darin übereinzustimmen, 
vss. 1442 — 1444 seien unecht. Mit recht: ich füge hinzu, dass 
zu dem ruhig erhabenen ton der rede τάλλα πάντα durchaus nicht 
passt. Aber noch mehr ist unecht: schon Jacob (Quaest. Soph. 
I, 313) hat daran gedacht: man hat aber, vielleicht weil Butt- 
mano und.G. Hermann sich gegen iho erklärt hatten, seine an- 
sicht nicht weiter verfolgt. Aber wie kann denn Herakles hier 
sagen, dass er den Asklepios schicken werdet Er kann und will 
nur durch verkünden der 4ιὸς βουλεύματα (1415) für Philoktet 
etwas thun, kann ferner überhaupt den Asklepios nicht wie sei- 
nen diener schicken. Und könnte er es auch, warum will er 
iha denn schicken? Hat er ja doch schon 1424 gesagt: νόσου 
παύσει λυγρᾶς: d. h. Zeus wird für deine heilung sorgen. Ua 
weiter, wie kommt Asklepios hierher? Machaon oder Podalei- 
rios heilen nach der einstimmigen aussage des alterthums (s. 
Ilias parva: oben 1333: vrgl. Welcker Ep. Kykl. Il, p. 240) 
den Philoktet: wozu also die neuerung? Hält sich doch sonst 
bier Sophokles an die sage (Welck. |. c. p. 269), ändert er 
doch sonst nur aus künstlerischen motiven (Schneidew; zu Soph. 
i, p. 146): warum nun hier, wo nichts dadurch bewirkt wird} 
Und nun der grund dafür: τὸ δεύτερον γὰρ xzd.: der stimmt 78 
mit der ganzen rede nicht: um Herakles willen thut Zeus nichts. 
Hiernach wird man auch darauf gewicht legen, dass die verse 
ἀγὼ — ἁλῶναι in den scholiey nicht berührt werden: nun nehme 


man noch hinzu, dass die worte: ἀλλ᾽ ὡς λέοντε... τόνδ᾽ noth- 


wendig im folgenden eine weitere ausführung verlan ten: dass 
daun diese ausführung tapfern zusammenwirkens trefflich dürch 
die worte abschliesst: τοῦτο δ᾽ &rvosich' ... ϑεοὺς, so wird man 
zugestehen, dass die worte; ἐγὼ δ᾽ 2 εν ἁλῶναι unmög- 
lich von Sophokles | herrähren können. Es war hier eine lücke: 
οὗτος σὲ καὶ σὺ τόνδ΄. e ΝΕ 
4 4 
τοῦτο δ᾽ ἐννοεῖσθ᾽, ὅταν κελ., 
und die hat man, ungeschickt genug, ausgefüllt und io gleicher 
weise der rede. einen fromm sein sollenden schluss angehängt. 
Ausser vss. 1442 sqq. giebt auch vss. 1363—65 dazu eine analogie. 
Ernst von Leutsch, 


— ee 


Wi. MISCELLEN. 


“ 


32. Ediꝙðan. 


Ich habe in meiner schrift über Narkissos,, s. 86 A, ass. 
89, den Augıapaoy, als den io blitz und donner und zugleich m 
erdheben waltenden unterweltsgott erklärt, indem ich die über 
zeugung aussprach, dass der zweite theil des wortes mit agaces, 
ἄραβος, ἀραβέω zusammenhänge: hinter dem ἃ der vorletzte 
silbe sei das digamma, welches sich in ἄραβος als B erhaltes 
babe, ausgefallen; daher rühre die verlängerung dieses ἃ. Irre 
ich hierin nicht, so wird es ganz vortrefflich passen, wenn na 
den namen des weibes des Augıapaos,. der ᾿Ερεφύλη, als idee 
tisch mit ἐριώλη betrachtet. Letzteres wort scheint mir keine 
weges aus ἐρε und ὄλλυμι zusammengesetzt zu sein; ich glaube 
vielmehr, dass sein zweiter theil mit edo, AA, volvo, zusas- 
menhangt. In dem worte liegt wesentlich auch der begriff des 
wirbelwinds. Der pluralis desselben wird irgendwo richtig er 
klärt durch: αἱ τῶν μεγάλων ἀνέμων καταιγίιδὲς καὶ συσεροφαι. 
In dem namen 'EgıyvAn hat sich das digamma als @ erhalten. 
Vielleicht ist eine erinnerung an die Eripbyle als ‚windsbraat” 
noch zu erkennen in der angabe über das verrufene halsbssd 
derselben bei dem mythograph. Vatican. II, 78, p. 101, 37 ed. 
Bode: Quod in fontem proiectum , hodie cerni dicitur. Quod s 
gues altrectaverit, dicunt solem offends et lempestates oriri. — 
Derselben abstammung und bedeutung scheint mir nebenbei be 
merkt, auch der name Εριαάλης zu sein, welcher als der eines 
rosses des Poseidon bei Eustath. zu Hom. p. 918, 17 und u 
den Schol. Victor. zu Bl. ΧΙ, 23 vorkommt; eine ansicht, sa 
deren begründung es wohl kaum nöthig ist, auf ähnliche names 
wirklicher rosse wie Jöga und Aquilo (Η. K. E. Kéhler’s ges. 
schriften, herausg. von L. Stephani, bd. Ill, 8. 65 Al.) zu ver 
weisen. 


Göttingen. Fr. Wieseler. 


Miscellen. 079 


33. ‘De unico historise Aegyptiacae Euagorae Lindii frag- 
mento. 


Moses Chorevensis Hist. Arm. Il, 12, p. 105 (ed. Whi- 
ston.) haec habet: ,,similia Euagerus (Arm. Euagaros) tradit: 
Alexandri cum Dario bellum paruom erat, si ad Artasis (Arm. 
Artashés) proelium comparetur. Namque eorum quidem puluis 
diuroam lucem aliquantum obscurabat, bic uero telorum coniectu 
solem tenebris cooperuit ac meridiem in noctem uertit. Ne cla- 
dis quidem nuntius ex Lybico (Arm. Liubéatsich) exercitu re- 
lictus est: Libyumque (Arm. Liubéatsich) regem Croesum (Arm. 
Kriusos) in sartagine imponi iussit. Inde etiam neque torrentes 
pingue solum campis induxere cum in hibernas angustias epoti 
contraherentur. Quin et copiis suis numeros parum sufficere 
monstrabat, ut mensura potius quam numero opus fuerit. Ille 
autem in ea re non gloriabatur sed lacrimabundus, Heu glo- 
riam, inquit, cito perituram”. In noua editione quam curauit 
Levaillant de Florival, Euagoras legitur: id quod sine dubio 
verum ac genuinum est. Praeter Euagoram eodem capite Moses 
Polycratem et Camadrum nescio quem !) et Phlegontem laudauit, 
ut Croesum non Cyri uel Nectanebi, sed Artasis | Armeniae re- 
gis (qui pater est magni Tigranis et regnauit annis 95—70 a. 
C. ut uolt Moses) aequalem fuisse probaret. Quod cum tam ab- 
surdam sit, ut a Graeco scriptore quantumuis leui tradi non 
potuerit, fortasse non deerunt qui foedam hic fraudem subesse 
clamitent. Hoc tamen a uero maxime abhorret quod Moses est 
candidus auctor et sincerus et ab omni fraudis suspicione im- 
munis, deinde quod ante Mosen literarum monumenta apud Arme- 
nios fuere nulla; at si omnino fraus subest, in Armeniae glo- 
riam ab Armenio homine profecta esse dicenda est. Quae cum 
ita sint, praestat Odofredum Müllerum sequi, qui in actis diur- 
nis quibus titulus est seitschr. f. d. altertho. 1835 no 110, Mosen 
in fontibus suis Cyrum eodem quo Armeniae illum regem Arta- 
sis nomine insignitum inuenisse et res ab illo gestas ad Arme- 
nium Artasen temere transtulisse censuit. Et de Polycratis qui- 
dem et Camadri narrationibus recte sensisse uidetur; utrum Eua- 
gorae quoque Artases idem sit atque Cyrus, iure dubitaueris, 
Phlegon alium regem designauisse censendus est utpote apud 
quem Artases ipso Xerxe infelicior praedicetur. lam vero Mo- 
ses initio capitis haec habet: ,,Namque in quibusdam historiis 
interfecisse Cyrsum (scr. Croesum) Cyrus traditur et Lydis re- 


1) Cum reliqui omnes quos una Isudat Moses, historici Graeci 
nominis sint, quin Camadrus quoque Graecus fuerit, non dubitemus. 
Genuinum nomen fuerit Kauurdpos siue Σχάμανδρος: sequioris aetatis 
homini nomen fluuii eiusdemque dei inditum esse nihil miramur: quod 
si displicet, emendandum erit Zunuurdpıos. Formam Κάμων pro Σκάμων 
recte tnetur Müllerus ad Fragmm. hist. Graecc. IV, 489; itaque etiam 
Kapardgos pro Σκάμανδρος Mosi uindicabimus, 


780 Miscellen. 


goum abstulisse, et deinde porro traduntur Cridimii (ser. Crea 
cum editione Levaillantii) et Nectenebi gesta. Hie autem Nea 
nebus postremus fuit Aegyptiorum rex a Manethene enarrım 
quem nonnulli Alexandri patrem esse dixere. Caeteram m 
perimus ducentis ante Nectanebum annis Cyrum uixisse iteng 
Nectanebum ducentis annis ante primum Artasem, Armeniae rn 
gem, fuisse”. Et sub finem habet haec: „Caeterum has narrate 
nes fide ego dignas iudico et Croesum illum qaem sub (m 
aut Nectanebo fuisse tradunt, aut fictum esse et commesticmu 
aut unum idemque nomen multgs reges usurpasse ut complerm 
mos est”. Haec testimonia quae ne is quidem in dubium uecn 
poterit, qui Artasen Armenium Croeso aduersarium datum a 
mera Mosis fraude deriuauerit, Juculentissime demoastraat n 
vera olim exstitisse scriptores qui Croesum Nectanebi ac 
lem fuisse proderent. Horres tantam ἀνιστορησίαν, sed cm 
ne simpliciter Mosen erroris incuses: hoc est dissecare nedu, 
non expedire. Lucem afferunt quae idem Moses plane ac é 
serte addidit Nectanebon a quibusdam Magni Alexandri patra 
praedicari. Nimirum hoc est commentum in fabula Romaees 
quae celeberrimum Callisthenis nomen falso iactat, obaium; ii 
etiam tota Nectanebi historia fabulose exornatur et bellum quel 
contra Ochum sustinuit, ita describitur, ut totus orbis in arm 
contra Nectanebon a Persis concitatus esse dicatur. fam un 
nuper Car. Müllerus plurima fabulae Callistheneae elementa a 
Alexandrinis repetenda et partim antiquissima esse egregia & 
sputatione eflecit: itaque Croesi quoque bellum ab Aegytiis cas 
Nectanebi historia antiquitus coniunctum esse cur negetur, am 
video. lam ut quid de Euagora sentiendum sit, declarenu, 
narrationi eius paullulum immorabimur. In ea unus Croesus u 
Cyrum quadrat; quod non rogo, sed sartagini captus imponiter, 
in eo Euagorae cum Thallo et Castore conuenit qui aped le 
Malalam p. 157 (ed. Bonn.) Croesum ligneo tripodi illigari ir 
bent. Quod ne nuntius quidem cladis superfuisse dicitur, ids 
Cyri caede in Lydicam Cyri uictoriam temere trauslatum ess 
collato lustin. I, 8, 12 efficitur: cetera omnia Xerxi conuenisat, 
non Cyro: tela enim a Xerxis copiis ad Thermopylas coniects 
solem obscurasse dicuntur ab Herod. VII, 226 et Plutarch. apopbth. 
Lac. Asoridov 6 pag. 225B, flumina a Xerxis exercitu epots 
commemorant Her. Vil, 21. 187 et Iust. If, 10, 19; singulares 
modum quo Xerxis duces in copiis non numerandis, sed metier 
dis usi sint, Her. Vil, 60 tradidit; denique Xerxen cum copis 
suas una omnes inspexisset Abydi, lacrimas fudisse secum rept 
tantem neminem ex tot millibus ultra centesimum annum super 
futurum esse idem Her. VII, 45. 46 litcris prodidit. Nomen se 
que in Cyrum neque in Xerxen quadrat; Artashés enim cu 
proprie idem nomen sit quod Graeci per “ρεάξης siue lengior 
forma “ριταξίας reddere aalent „ab Armeniia ita nsurpalur, U 


Miscellen. 781 


t etiam Persicum nomen 'Agrafep&rs exprimat: id quod Armenius 
'-Eusebii interpres haud dubium relinquit. Aptissimum nomen est, 
' si Eoagoras Croesum Nectanebi aequalem esse iussit; eius enim 
aduersarius fuit Artaxerxes Ill nomine Ochus. Accedit quod 
Creesi ciues non Lydi, sed Libyes nominantur, quamobrem in 
Africam translati esse uideri possunt. His addo tertiam et quar- 
tam causam, cur Euagoram in eis fuisse censeam, qui Croesum 
cum Nectanebo contulerint. Croesi belli enarrandi io historia 
Aegyptiorum quam Euagoras conseripsit, locus fuisset nullus, 
si ad Cyri historiam pertinuisset: erat si Croesus Nectanebi ne- 
qualis et sine dubio socius adversus Ochum perperam praedica- 
batur. Deniqgue quod Euagoras Clitarcheam pugnae Arbelensis 
descriptionem (Diod. XVII, 60—61) ita apponit ut cum hac usa 
Xerxis copiarum descriptionem quodammodo comparare uelit, 
aperte prodit iam tum Alexandri historiam humanum modum ex- 
cessisse et fabulosis additamentis exornari coeptam esse. Quae 
cum ita sint, Artasem Euagoreum esse Artaxerxen Ill eiusque 
historiam ab Euagors Cyri et Xerxis factis amplificatam et fa- 
bulose exornatam esse confidenter pronuntiamus. Vides quam 
rhetorice omnia exaggerath sint, ut Artaxerxis potentia augea- 
tur: at necesse erat adeo extolli Artaxerxen Jill, ut probabile 
redderetur, cur tandem potentissimus ille Nectanebos et ma- 
gicae artis peritissimus (cereos enim latruncnlos lecanoman- 
tise ui et magicis incantationibus in ueros milites mutare 
callebat) Artaxerxi cessisset et solum uertere coactus es- 
wet. Verba ἰδία „heu gloriam cito perituram” ideo a Xerxe in 
Artaxerxen transtulisse uidetur Euagoras, ut ultionem a Necta- 
nebi filio Persis imminentem apte indicaret. Ut paucis disputa- 
tionis nostrae summam comprehendamus, Euagoras fuit histori- 
ens leuissimus et prauis Aegyptiorum opinionibas imbutns: ma- 
gistrum suum Timagenem quem Clitarchi studiosissimum fuisse 
notum est, non tantum io scribendi genere secutus est, sed 
etiam meras de Alexandro et ficticio eius patre Nectanebo fa- 
bellas cupide arripuit et rerum gestarum historiae immiscuit. 
Itaque unum eius fragmentum ad historiam fabulae Callisthe- 
neae recte aestimandam grauissimum est, ceteroquin opera eius 
erassa uocte tegi non admodum moleste ferimus. Car. Mülle- 
rus Euagoram prorsus omisit. 
Lipsiae. Alfredus de Gutschmid. 


34. Ad Aegyptiaca apud Polyaenum obuis epimetron. 


Monuit me vir humanissimus E. de Leutsch de capitibus 
nonuullis Polyaeneis quae p. 140 sqq. enarraui, 8 Friderico 
Carolo Hertleio in libello cui titulus est „beiträge zur kritik 
des Polyaenus, Wertheim am Main 1854, 8.”, quaedam disputata 
esse, et qua solet benignitate, ipsas schedas mecum communice- 


182 Miscelled. 


wit.. Itaqae we quid deesset quod ad fragmenta illa illestresk 
faceret, Hertleinii eoniecturas supplementi instar enotare dem» 
uimus. Fragm. IX. vir doctes (p. 14) pro OE - ᾿ἔδωκαν᾽ ener 
dat „öoa ἔδωκαν᾽᾽ :- idque cum codd. „os δέδωκαν᾽᾽ prachesst, 
uerom esse censemus. Similiter quod idem (p- 9) worbis 
fragm. X: , πλὴν ὀλίγον τοῦδε, ὃ σεόμα καὶ “δίοδος ἣν τοῦ tt 
χους scribi iubet ,,πλὴν ὀλίγου του, δ᾽ οὗ στόμα καὶ δίοδος int. 
το, magnopere probamus. Quod uero articulum ante id quod et 
καιρός, delet, sine iusta causa uerba scripteris immalare & 
detur. Ceterum editionem a Zosimadis curatam Corais esse isa 
non dubium est; sed salua pietate qnam Graecula de Graec 
literis optime merito debemus, dicendum est editorem ssepin 
dormitasse quam igilasse, 


Lipaine. Alfredus de Gutschmid. 


: 35. Zu Horaz. 
(S. oben p. 648.) 


In der strophe I, 38, 1—4: Nunc est bibendum, nunc pede 
libero Pulsanda tellus; vunc Seliaribus Ornare pulvinar deerss 
Tempus erat dapibus, sodales: wird das imperfectum in sue 
tempus erat verschieden erklärt. Bei Obbarius finden wir swe 
erklärungen: „es wäre eigentlich an der zeit”, oder: „es wat 
und ist an der zeit”. Die letztere billigt Nauck ; mir sches 
aber nur die erstere zulässig zu sein. in den Münchser gel. 
anz. 1840. n. 84, bd. 10. 3.275. habe ich schon auf den geger 
satz zu nunc est bibendum aufmerksam gemacht, der darin be 
steht, dass das trinken und tanzen von Horaz und seinen genosse 
in’s werk gesetzt werden kaun, nicht aber. die veranstaltung 
eines. öffentlichen dankfestes. Der sinn ist also: „es sollte 
dankfest gefeiert werden, aber leider geschieht es nich”. Au 
dieser erklärungsweise ergiebt sich auch, dass man mit unrecht 
das ἦν ἄρα damit zusammenstellie, welches bedeutet: „leider ist 
es 80,'wie ich nicht wünschte”, Sehen wir auf die zeit, so bat 
es unser nunc tempus erat (im gegensatz zu autehac) nur mi 
der gegenwart zu (hun, während dem ἦν ἄρα der gedanke 1 
grunde liegt: „also ἐδ und war es doch so, wie ich bisher nicht 
glauben wollte”. 

Nachschrift. Erst als das obige bereits abgeschickt war, 
kam mir ein 6tes heft des 14ten jahrgangs der zeitschrift für 
die alterthumswissenschaft zu gesicht, in welcher die Ritter. 
sche ausgabe des Horaz von der exegetischen seite beurtbeilt 
ist. In betreff der ode J, 7. ist die ennahme, dass sie an des 
sohn des bekannten Munatius Plaucug gerichtet sei, bei meiser 
erklärung derselben wobl weniger zu beanstanden, als bei der 
vgn Ritter gegebenen, der in 4, 18, 11. in der hauptsache die 


Miscellen. 783 


erklärung des wortes candidus gibt, welche ich dafür in anspruch 


: genommen habe. Durch eben diese recension ist mir auch erst 


hekannt geworden, dass die Haupt’sche ausgabe des Horaz er- 
» schienen ist. Auf beide bearbeitungen behalte ich mir vor spä- 
ter einzugehen. 

Schweinfurth. L. von Jan. 


36. Ad (Ὁ. Caesaris de bello civili comm. I, 4, 2 et 3. 


In C. Iulii Caesaris de bello civili comm. 1, 1, 2 et 3 haec 

verba leguotur : 

L. Lentulus consul senatui reique publicae se non defuturum 

pollicetur, si audacter ac fortiter sentestins dicere velint; sin 
_ Caesarem respiciant atque eius gratiam sequantur, ut superio- 

ribus fecerint temporibus, se sibi consilium capturum neque 

senatus auctoritati obtemperaturum: habere se quoque ad Cae- 

saris gratiam atque amicitiam receptum. 
Lentulumne ergo perhiberi in senatu dixisse, se ad Caesaris 
gratiam atque amicitiam receptum habere, i. 6. ad eius gratiam 
atque amicitiam coufugere aut posse aut velle? eundem qui mori 
cum Pompeio meluit (v. de b.-civ. 111, 104, 10), quam Caesa- 
ris clementiae vitam condonatam referre? eodemque tempore 
eum hoc locutum esse perhiberi, quo omnia fecisse existimaba- 
tur (de B. Gall. VIII, 50, 4. cet.) ut ne opus sibi unquam esset 
ex Caesaris voluntate pendere? Ergo aut impudens Lentalus 
qui ea diceret quae simulata esse omnes scirent: aut impuden- 
tior Caesar qui, tam multis qui audissent vita superstitibus, eum 
dixisse traderet quae noo dixisse nemo igvoraret. Ac iam si 
dizisset ille: habere se quoque ad Caesaris gratiam atque ami- 
eitiam receptum; qui taodem alii eum habebant receptum? aut 
qni habuisse vel habere receptum antea commemorantur} Sen- 
tis iam depravatam esse vocem illam „receptum”, quippe quae 
sensum inferat non ferendum. Sed ecce tibi affero emendatio- 
nem et facillimam et aptissimam. Legendum sine dubio: habere 
se quoque ad Ceesaris graliam atque amicitiam respectum. Nam 
haec referenda sunt ad illa antecedentia: siu Caesarem respi- 
ciant atque eius gratiam sequantur. Et significare putandus est 
Lentulus — quamquam une hoc quidem sine simulatione — se 
quoque, ut illos, Cuesarem respicere eiusque et gratiae et ami- 
citiae rationem habere: sed tamen reipublicae se plus tribuere 
quam illi: ob eamque rem se sibi consilium esse capturum ne- 
que eorum auctoritati obtemperaturum qui unice Caesaris gra- 
tiam sequentes rempublicam deserere viderentur. — Nec diffi- 
cile intellectu quomodo ex voce quae erat ponenda ,,respectum” 
fieri potuerit „receptum”: P. et C sedem ‘mutaverant: quo facto 
litera S quum iam ferri nequiret omissa est. 


Berolini. ἢ, J. Heller, 


a — 


784 Miveellen. 
37. Zu Velleius Paterculas. 


ven. Patere. Il, 8, 2 liest man folgendes: Cérca cadem tar 
pora duo Metelk fretres uno die triumphaverunt. Non minus de 
rum ezemplum et adhuc unicum Fulvi Flacci eius, qui ἔρυκε 
ceperat, fikorum, sed allerius in adoptionem dati, im collegio cu- 
sulatus fuit; adoptivus in Acidini Mank familiam datus. Nam ca 
sura Metellorum pairuelium, non germanorum fratrum fait, qui 
solis contigerat Scipionibus. An die erwähnung des an einem tage 
von zwei brüdern gefeierten triumphs — es sind M. Metells 
und C. Metellus Caprarius, die söbne des @. Metellus Macede 
nicus, die 641 u. c. zusammen triumphiren — schliesst γε εἶσι 
die gelegentliche erwähnung an, dass so einmal auch zwei lei- 
liche brüder zusammen das consulat bekleidet, @. Fulvius Flee 
cos und L. Manlius Acidinus, 573 u. c. Es sei dies, fügte 
hinzu, der einzige fall bis auf seine zeit. Weiter wird dau 
erwähnt die censur, die zwei Meteller (@. Metellus Numidicm 
und C. Metellus Caprarius 652 u. c.) gemeinsam bekleidet, ἔκ 
aber vettern, nicht brüder gewesen seien, endlich mit dee zie= 
lich unbestimmt gehaltenen worten: quod solis contigerat Scipios- 
bus, die eher auch auf eine gemeinschaftlich geführte ceusar der 
Scipionen hinzudenten scheinen, die .aedilität die die leiblichen 
briider P. Cornelius Scipio Africanus maior und L. Cornelies 
Scipio Asiaticus 542 u.c. gemeinsam bekleideten. Mit nothwes 
digkeit geht aus diesem letzten beispiel hervor, dass, ist die 
stelle in ordnung, oben das adhuc unicum eremplum bloss vo 
dem consulat verstanden werden darf, nicht etwa als einzige 
fall überhaupt, dass zwei briider ein staatsamé gemeinsam be 
kleidet. Und doch nöthigt uns, so grade diese worte za ver 
stehen, das nam. Wie nämlich kann die censur der Meteller ir 
gendwie in betracht kommen als beweis dafür, dass das con 
lat bloss in diesem einzigen fall von leiblichen brüder» zusam 
men verwaltet wurde? Es können des nam wegen die worte nicht 
anders verstanden werden, als in dem sino: ein siaatsamst babes 
leibliche brüder bloss einmal zusammen bekleidet, als jene beiden 
brüder consuln waren, denn die Meteller bekleideten zwar asd 
gemeinschaftlich ein staatsamf, die censur, aber das waren vet 
tern. Ist dem so, so sind aber offenbar die worte quod sol 
contigerat Scipionibus unächt denn sie bringen zu dem vorher 
als einzigem genannten fall noch einen zweiten derselben art, 
der noch dazu wieder als einziger bezeichnet wird (solis cont- 
gerat). Die worte sind glossem eines lesers, dem jener von Vel- 
lejus übersebene fall hier einfiel. Hinzufügen können hätte der 
selbe auch noch einen dritten fall, den fall mit den Lucullis ass 
Plutarch’s Lucoll, auf den schon Boecler aufmerksam macht. 


Zwickau, Richard Franke. 


Se ——— — 


Miseellesc: 788 
38... Ex Sueton’s. Uiri ıllastres. 


ες 1) De Gréwmstcis c. xiii. liest Tross mit dem Leidensis: 
Staberius bero suo metre emptus; am rande des gedachten codex 
befindet sich vou der hand des corrector’s: herosnametra. ‘Schon 
Burmann, Pitiscus und Schildius meinten in dem ,,hero” ein cogno- 
men des Staberius entdecken zu miissen, nur dass ihr und 
(„Hiera”) nicht so glücklich gewesen ist, wie der fund, von 
Gros (Eros) in der Panckoukiana. Dass aber infolge davon 
eine wiederbolung von ,,hero” dem ,,suo” zu liebe nicht mehr 
nöthig ist, wird sich zeigen, Für die bestätigung jener ver- 
muthung: in dem hero suo müsse ein cognomen stecken, gilt 
die bei Sueton iv den Uiri illustres durchgängig bemerkte that- 
sache, dass jeder uir mit seinem gentile und seinem cognomen 
angeführt wird. Dies gilt sogar für Epidius Calumnia(tor), und 
für Clodius Rhetor. Die schlüsse, welche sich hieraus für die 
beurtheilung der Suetonischen nomenclatur in den notizen des h. 
Hieronymus ergeben, sind eine aufgabe für den künftigen editor 
der uiri illustres! 

Sind wir sonach über Staberius Heros im reinen, so. fragt 
sich, was mit ,,uometre” zu beginnen. Der corrector („nametra”) 
bringt uns auf das richtige. Wir haben in. „nam“ nichts anderes zu 
suchen und zu finden, als ein ‚missverstandenes „nom”, so dass 
nametra 
nometre 
aber offenbar das compendium. für nomine, wean nicht für cogno- 
mine, ‚und gehört als solches zu Heros. Denn „nom” zu bebal- 
ten, ist ven der, art, dass man zugleich fragen, müsste, wosu 
diese begründung mit nam? Ein ausfall. ist nicht anzunehmen, 
da die codices keine lücke nachweisen. Für nomine spricht aber 
Sueton. de gramm. 4: Principem nomine, und.de rbett. 1: nomen 
imposuisse. Für cognomine empfieblt sich uns der vergleich mit 
De gramm. 5: se duplici cognomine esse d. b. Nicanor cogno- 
mine ood Postumianus cognomine. Ferner kano ‚dafür gelten 
gemacht werden |. 1. 6: Huius cognomine (nämlich Opilius); 
endlich 1.1.10: Eratosthenes qui primus boc cognomen (nämlich 
Philologus) u. s. w. 
| Von herosuometre ist nunmehr nur noch etre übrig! Dass 
die correctur etra falsch ist, auch das wird sich zeigen. Tren- 
nen wir et— re uhd nehmen wir re mit. emptus (zu redemptus) 
zusammen, 80 gliedert sich: Et redemptus de catasta, et propter 
studium manumissus. Redemptus wird gestützt in dieser verbin- 
dung durch vergleich, mit De gramm. 19: redemptos et manu- 
missus. Hinzunehmes kann, man |. 1. &: redemisse se dicit. 

Sonach wäre die emendation der vulgata : Staberius Heros 
(cog)nomine. Et redemptus, de catasta, et propter studium ma- 
pumissus. 


text und correctur diese gestalt haben: „Nomꝰ ist 


988 Mivective.' 


2. Zu de Poetiv vos Süetom.-. 
a. Die Vita Horatii betreffend. 
Die neueste recension (Ritter’s) liest: „Moratius Flaccas ὕειν 
sinus, patre, ut ipse tradit, libertino, et exactionum coactore ......’ 
Für exactionum lesen andere (z.b. Gessner, Baxter, Biper 
tina, Mitscherlich, Fea u. s. w.) ohne empfehlung und auf & 
gefahr formeller bedenken hin: exanctionam: noch andere (Ri 
ers): auctionum. Es fragt sich, was aus Sueton individeel 
ἂν die amtsbezeichnung:: exactionom coactor im allgemeinen esl 
im besonderen sich gewinnen lässt? Sueton construiert Vespas.!: 
coactiones argentarias factitavit. Es ist ihm eigenthümlich, von 
hantieren eines gewerbes oder geschäftes den ausdruck fecen 
zu gebrauchen. Wir lesen De gramm. 3: praeconium fecerat: 
fr. 1. 9: apparituram magistratibus fecit, und 1. I. 10: adiutorim 
fecit. Daraus würde sich zunächst nur die amtsbezeichuug 
coactionum (argentariarum) factor ableiten uud fernerhis de 
lesart coactionum coactor herstellen lassen, wenn diese vrerbis 
dung sich aus besonderen gründen empfohle. Aber nicht allen 
spricht nichts dafür, sondern sogar der umstand dagegen, das 
pleonasmen bei Sueton’s dürrer uotizensammelei kaum denkba 
sind. Der ausdruck exactiones hat bei Sueton (nach analogie 
von De Gramm. 22) eher die bedeutung ,.belastigungen” ued 
lässt sich somit nicht durch andere zeugnisse stützen. Zwat 
kommt, auf inschriften (2. b. Orelli 3229) OPTIO ET EXACTOR 
AVR. ARG. AERIS vor. Hier aber entscheidet Sueton’s maniet 
und sprachgebrauch. Ich beschränke mich für meine kriterie 
auf die uiri illustres. Die stelle, worauf sich Forcelini un 
nach ihm Ritter beruft, Cic. ad Famil. X, 32 nämlich: „Balbes 
quaestor ..... . maiore argenti (pondere) coacto de publics 
exactionibus”, ist nach dem bisherigen und aus rücksicht geges 
die individaal-interpretation hier ganz und gar nicht zu gebrar 
chen. Vollends ergeben die inschriften nur den titel coactor: 
von einem exactionum coactor wissen sie nichis. Beispiek: 
Orelli nr: 2901: | 
D.M 
M. VLPIO. AVG. LIB. MARTIALI 
COACTORI. ARGENTARIO 
CAESARIS. N 
| VLPIA. MARTINA. FILIA. 
Ein auderes beispiel steht bei Orelli 8252: 
T STABERIO 
SECYNDO COACTORI 
ARGENTARIO VIATOR 
CONSVLARIS ET PRAET 
SIBI ET 
CLAVDIAE STRATONICAE 
VRR, 


ge UND Eu αὐ πον 


Miscelletu::«.:¢ 987 


Aus diesen monumentalen thatsacken: .ergiebt .bich: für dea text 
der vita Horatii als riehtige lesart: „patre,.ut.ipge tredit,: diber. 
tiao et ceactore” und für den ansdrack exactionum die that 
: sache einer interpolation, wozu -coactore ‚verleitet. hat, Jene 
lesart lässt sich mit zeugnissen aus Horaz belegen, worauf sich 
Sueton ja berufen will. Libertinus nennt er den vater: ἢ. Satt. 
Vi, 6. 45. 91. und I. Epp. XX, 20. Gad: Coactor nennt er ihn 
J. Satt. VI, 86. Von seinem vater als einem exactionum coactor 
ist nirgends rede bei ihm. . ; = 


b. Die uita Terentii betreffend. 


1. Eingangs derselben lesen wir: inter finem Punici belli 
u. 5. w. Dass „Punici belli” die wahre stellung bei Sueton 
ist, muss auf grund von folgenden stellen gegen Fieckeisen’s 
lesart „belli Punici” festgehalten werden, woraus sich zugleich 
weiterhin eiue eigenthümlichkeit von allgemeinerem umfange bei. 
Sueton feststellen lässt. Sueton pflegt das adjectivum seinem 
substantivum vorangehen zu lassen. Man vergleiche zur besta- 
tigung: De gramm. 2: Punicum bellum (nach dem Leidensis oder 
Perizonian.; freilich: bellum Punicam nach cod. Mediol.). Man 
sehe De rhett. 1: eiuile bellum. |. 1. 2: praetexta toga. De 
gramm. 3: celebres scholae und 1.1. 20: Palatinae bibliothecae. 
I. 1. 7: io sua priuata. De rhett. 1: Censorium edictum. 

2. Wir lesen gegen deu schluss (ed. Fleckeisen.): „Q. 
Cosconius redeuntem ὁ Graecid perisse in * mari dicit cum cen- 
tum et octo fabulis conuersis a Menandro. Ceteri mortuum esse 
in Arcadia Stymphali. * siau Leucadiae * tradunt . . . . ... - 3 
Fleckeisen vermuthet (Terent. praef. p. Vil), dass die variante: 
sini: Leucadiae eigentlich zwischen in und mari gehöre, der art, 
dass, „perisse mari in sinu Leucadiae” zu lesen, und dass, ‚sine 
Leucadiae erst an der jetzigen stelle coniciert worden. 

Perisse mari ist jedes falles mehr Suctonisch als perisse ia 
mari. : Ob aber die sache nicht näher zu haben ist? Roth’ ga 
(rh. mus. Xf, 2, p. 176), der Parisiensia 7920 lese zu den ver- 
sen des Porcius: Mortuus est in falo (der Paris. 7921: mortuus 
est in phalo). Ob „in falo” nicht auch „in salo”, heissen könne 
(Nep. Themist. 8), diese vermuthung habe ich ‚noch nicht auge- 
troffen.. Sie liegt aber nahe. Ebenso nahe liegt die vermuthung 
insula”. Ob urspringlich in dem texte: „in insula Leucadé” 
oder ,,in salo Leucade” gestanden hat, das bleibt unentschieden. 
Wer aber aus ,,mortuus est in salo” salact „mortuus est infaln == 
inphalo — Stympbalo machte, dem empfahl sich der schritt sur 
emendation: Arcade oder Arcadia von selber. Bemühungen, durch 
präpositionen nachzuhelfen, gesellten sich dazu. So konnte selbst 
in den Parisiens. 7920: ,,archadia stymphali” gerathen. Dass 
eine variante, wie „siue Leucadia” nicht zu „Arcadia Stympbali”, 
wohl aber zu „in insula Leucade” oder ‚wm sulo Leucale” yew, 


788 Miscellen. - 


liegt auf der hand. Nimmt man die bekannte erscheinveg Wi 
Sueton, die adjectiva dea substantiven voranzusetzen, binze, v 
hat der text der uita Terentii ursprünglich , in Leueade sah’ 
oder ‚im Leucade insula” gelesen. Diese lesart bleibt als ver 
tion in der erzählung von dem tede des "T’erenz noch mes 
selbstständig neben ,,perisse mari” besteben. Erst [εἰσί wii 
die glosse ,,siue Leucadia” verständlich. Die thatsache sele, 
welche hier ausgesprochen werden soll, findet in der bemerkmg 
welche hernach folgt, ,,taedio amissarum sercisaram quas is un 
praemiserat, ac simul fabularum quas vouas fecerat” — in 
erklärung. Dass er von dem verlust kenntniss erhielt, ale 
selber auf Leucas ankam, ist viel glaublicher, als dass era 
Arcadien davon gehört. Wie sollte das möglich gewesen sei! 
Die aunahme von Arcadia Stymphali ist eine sehr verwerlice 
corruptel, die sich aber vichtsdestoweniger auch in die rere 
„des Porcius eingeschlichen hat. Dass wir ‚.oppido” streicht, 
bringt deu versen selbst keine gefahr, die mit hülfe der cells 
tionen Roth’s (rh. mus. |. |. p. 176) so zu lesen sind: 

„Mortuus est in Leucade insula. Nihil Publius Seipio 

Ei profuit, nihil illi Laelius, ail Furius”. 

Coblenz. Hermann Doergens. 


39. Zur prosodie der lateinischen eigennamen. 


In den zusammengesetzten griechischen eigennamen, dera 
erster theil von dem verbum λύω herstammt, findet sich bei de 
angabe der quantität der ersten silbe eine eigenthümliche coaft 
sion in den neuesten grösseren lateinischen wörterbücher. 
Freund giebt zwar Lysimachus und Lysistratus mit langen J. 
dagegen Lysander Lysinoe Lysippus mit kurzem y an; sol 
Georges (1848) behält wenigstens bei Lysander das kurze y bei; 
Rlots-Hudemann 1) endlich hat gar consequent in allem jenen st- 


1) Bei dem freilich auch sonst quantitätsversehen nicht selten sisd, 
wie z. b. nicht nur in cwez, sondern auch in humilis und allen dave 
herkommenden wörtern das u lang angegeben ist: überhaupt ist ee m 
beklagen, dass dieses handwörterbuch,, dessen ersten 1100 seilen vo 
Klotz selbst mit ausgezeichneter sorgfalt und umsicht ausgearbeitet sist 
in den folgenden lieferungen nur zu viel spuren von flüchtigkeit verrith 
Während daher der anfang vollen anspruch auf wissenschaftliche selle- 
ständigkeit machen kann und das Freundsche wörterbuch vielfach rel 
vollständigt und berichtigt (in der quantilätsbezeichnung x. b. bei egn- 
cultor, — cultura, — cullio, wo Muhimann sich durch Freunde inthes 
zu agricultor u. s. w. hat verleiten lassen); so sind die späteres artikel 
abgesehen von den vereinzelt eingestreuten. bemerkungen von Kid 
selbst meist unselbstständig und lehnen sich dermassen an früher εἴ- 
schienene ähnliche werke an, dass aus Freund z. b. sogar eine gaat 
reihe von versehen, ja selbe vou Aruckieklern unsexdadert in das meet 


ee 


Missallon: 70% 


men die erste silbe als kurz bezeicheet, Bei dom morte qysips 
pus widerlegt sich nun die aggelhliche kürze des ersten vokales 
sehon im verlaufe jener artikel selbst; denn wie in der von 
Freund citirten stelle Hor. Kp. 2, 1, 249 (vielmehr 240) gele. 
sen wird (,,Ne guis se praeter Apellen) Pingeret, aut elius Lysippo 
@uceret aera”; so lautet der von Klotz- Hudemann angeführte 
vers aus Prop. 3, 7 (v. 8), 9 „Gloria Lysippo est animosa ef- 
Angere signa". Aber sicherlich muss auch in allen anderen hier- 
ber gehörigen eigennamen ebenso, wie in den gleich oder ähn- 
lich gebildeten adjectiven (s. schon Fr. Passow s. v. λυσιπαίγμων), 
das v der ersten silbe als lang angesehen werden, wie dean 
auch schon Rost in dem (hinter seinem deutsch - griech. wérter- 
buche befindlichen) verzeichnisse der eigenuamen, und Pape in 
seinem lexikon es durchweg richtig bezeichnet haben. 
Lüneburg. Gusteo Lahmeyer. 


40. Zum römischen kalender. 


Der ursprüngliche römische kalender enthält die monatsna- 
men: martius, aprilis, maius, iunius, quintilis, sextilis, septem- 
ber, october, november, december, ianuarius, februarins. Im 
laufe der zeit, aber schon frühe, hat mao bekanntlich mit dem 
ianuarius begonnen, und martius die erste stelle mit der dritten 
vertauschen lassen. Die namen selber blieben unverändert bis 
auf C. lulius Cäsar, dem zu ehren man für Quintilis /ulius sab- 
stituierte. Das beispiel war gegeben. Es folgte Augustus für 
dev sextilis. Bis hieher war es ein zeichen der anerkennung von 
seiten des senats im namen des römischen volks. Es kam aber 
die zeit näher, wo die kaiser selber begannen, sich diese ehre 
beizulegen. Doch ist es ihrer eitelkeit nicht gelungen, sich eit 
denkmal in diesem zweige der astronomie bleibend zu sichern. 
Der Neroneus (für aprilis: Suet. Ner. 55. Tacit. Annal. XVI, 
12), der Commodus (für september: Eutrop. Vili, 15), der Ger- 
manicus (aberınals für september: Suet. Domit. 13) und der Do- 
méitanus (für october: Suet. Domit..13) haben ihre urheber nicht 


überlebt. 
Coblens. Hermann Doergens. 


handwörterbuch übergegangen sind. So die citate s. νυ. edüco, Caes. b. 
G. 3, 67 statt b. C.: s. v. lorica, Caes. b. ἃ 5, 39 statt 40: — so der 

oantilätsfehler gräcuius, obwohl in der angefobrten label Phaedr. 1, 3. 4 

s wort zweimal mit langem a vorkammt: — so der genu»febler, dass 
mälus == masibaum auch mit als femin. angeführt wird, trotz der ciliry 
ten stelle Ov. Her. 5, 53, wo rigido malo steht; vgl. ausserdem Virg. 
Aen. 5, 489 malo sb alto; Hor. Od. 1, 14, 5 malus saweius. — 


Philelegus, Xi. Jahrg. 4. δῷ 


760 Miscetlen. 


Δὲ. Der stempelschneider Apollonios auf den münten m 
Katana. 

Seitdem insbesondere Raoul - Rochette .angefangen hat, ad 
die stempelschneider das augenmerk der numismatiker zu richte, 
sind eine reihe von namen zu tage gefördert worden, die jeded 
fast alle ausschliesslich Sicilien und Grossgriechenland aagehira 
Es hat sich dabei herausgestellt, dass nicht nur solche künste 
für verschiedene städte arbeiteten, was ja keineswegs zu verwn 
dern ist, sondern dass sogar ein künstler an derselben münze da 
avers, ein anderer den revers schnitt. Auffallend musste jeded 
die annahme sein, die sich in dem briefe Raoul-Rochette’s aa da 
duc de Luynes (p. 38) findet, dass an dem avers einer τ 8:6 ve 
Katana zwei stempelschneider, Choikeon und der auch ausserda 
auf grossgriechischen münzen vorkommende Apollonios, thätig ge 
wesen sein sollten. Die annahme, dass der eine den stempel be 
gonnen der andere denselben vollendet habe, ist entschieden be 
fremdend. Worauf beruht aber diese annahme? Auf katasi- 
schen münzen, die einen jugendlichen kopf mit kranz darstelle, 
findet sich zur seite beigeschrieben XOJKES2N, unten ATIO4 
AQN. Der streit ist alt, ob dieser jugendliche kopf einen Die 
nysos oder einen Apollon darstelle. Auf münzen, wo besoodere 
attribute fehlen, kano man allerdings über die dargestellte gott 
heit zweifelhaft sein; indessen eine prachtvolle tetradrachme in 
besitz des general-lieutenant Fox — auf der abbildung und 1 
der beschreibung ist jedoch irrthiimlich XO/JPIS2N gesetzt — zeigt 
deutlich den kopf zwischen bogen und leyer, wie auch eine miaze 
in der sammlung Payne-Knight’s, ein ganz ähnliches exemplar der 
Hunterschen sammlung wenigstens den bogen. Wer wird da soc 
an Dionysos denken wollen! Eckhel hat daher richtig asgenos- 
men, wenn er auch das Fox’sche exemplar nicht kannte, dass 
auf derartigen münzen von Katana Apollon dargestellt sei under 
ist kein zweifel, dass man AIIOAAS2N nicht als namen des stes- 
pelschneiders Apollouios, sondern als bezeichnung für die darstel- 
lung zu halten hat. Ks ist das um so deutlicher, als gerade 
auf sicilischen münzen die gottheiten, auch wo über die darstel- 
lung kein zweifel ist, sehr oft durch den namen noch ausserdes 
kenntlich gemacht sind. Endlich kömmt noch dazu, dass ad 
der hier io frage stehenden münze des herrn Fox, nicht beide 
namen mit gleich kleinen lettern geschrieben sind, wie sie für 
die stempelschneider üblich waren, sondern dass Choikeon mit 
entschieden kleineren buchstaben bezeichnet ist, während die de 
wortes Apollon die gewöhnliche grösse haben. Wir dürfen alse 
das seltsame factum, dass sich zwei stempelschneidernamen auf 
dem avers einer und derselben münze finden, streichen und des 
namen des Apollonios vorläufig auf die münzen von Metapoat 
beschränken. 


Göttingen. G. Schmidt. 


August Böckh’s doctorjubilium. 


Der funfzehnte märz 1857 war für alle philologen Deutsch- 
lands ein feiertag. An diesem tage hatten vor funfzig jahren 
die nicht geflüchteten mitglieder der philosophischen facultät der 
damals durch feindesgewalt fast aufgelös’ten universität Halle 
an August Böckh die summi honores ihres ordo ertheilt, und zwar, 
auf grund einer dissertation desselben de harmonice velerum, 
einstimmig und in freude über den trefflichen candidaten: der 
decan, professor Vater, hatte diesen auf dem circular mit den 
worten ,,der sich auch durch eine schätzbare schrift über Plato 
ausgezeichnet hat und jetzt au einem Berliner gymnasium ar- 
beitet” empfohlen und diesen professor Eberhardt hinzugefügt: 
„solche candidaten kommen nicht alle tage”. Die hoffnungen, 
zu welchen diese würdigen vertreter der wissenschaft sich für 
die wissenschaft durch die erstlingsarbeiten Béckh’s berechtigt 
glaubten, sind im reichsten maasse in erfüllung gegangen. 
„Nicht Ihnen zur erinnerung” sagt die Zürcher universität in 
ihrer jubelschrift, „sondern uns zur genugthuung gedenken wir 
des erhebenden schauspiels, wie Sie mit rastloser virtuosität von 
werk zu werk fortschreitend in den verworrensten und dunkel- 
sten gebieten des alterthums bald hier bald dort bahn brachen 
und licht schufen; wie Sie noch kaum in Ihrem Pindar ein mu- 
sterbild philologischer baukunst vollendet hatten, als Sie ihm 
schon in der staatshaushaltung der Athener ein nationalökonomi- 
sches meisterwerk an die seite stellten; wie Sie bald zu dem 
labyriothe der alten münz- maass- und gewichtskunde, bald zu 
dem noch wirrevolleren der alten zeitcyclen den faden der Ariadne 
suchten und fanden, wie Sie mit gleichem eifer dem studium der 
minutiösen Papyrusurkunden den ersten belebenden anstoss ga- 
ben und für das studium der ertragreicheren inschriften das erste 
grossartige sammelwerk ins leben riefen, das im geleit Ih- 
rer erklärungen zur unschätzbaren fundgrube mannigfaltigster 
belehrung ward. Die philosophie wie die naturkunde, die ge- 
schichte wie die staatswissenschaften sind Ihnen zu dank verpflich- 
tet. Wahrlich es giebt nicht leicht einen baum des wissens, der 
nicht an seinen zweigen früchte Ihres geistes erblühen sah. Und 
jeder dieser früchte wussten Sie in seltner volleodung das gepräge 


Anmerk. Eine vollständige beschreibung dieses frohen ereignisses 
liefert die schrift von dr Ferdinand Ascherson: August Böckh’s funf- 
sigjähriges doctorjubildum am 15. märs 1857. Besonderer abdruck ans 
dem vierten hefte des jahrgangs 1857 der jahrhücher für classische phi- 
lologie. — Mit einer lithographirten tafel. 8. Leipzig. 1857. — Das 
material zu der hier gegebenen skizze, als Böckh’s reden u.s.w., ver- 
danke ich der gefälligkeit des hro professor dr Gustav Wolff, dem ich 
hiermit meinen besten dank ausspreche. 


0" 


92 | August Büchkh's dostorjublläum, 


der harmouie, den stempel Ihres eigenen wesens aufzudräce”. 
Und so spröde und entlegen die stoffe, so umfassend und schwie 
rig die stets im grossartigsten maassstab angelegten vorarkei- 
ten auch waren, immer sind sie bis in des kleinste auf da 
sorgfältigste und umsichtigste durchgeführt: es mag sich bu 
delo um einen streifen leder an einem alt -bellenischen sctik 
oder um eine erläuterung der grundlagen und des zusbau és 
so herrlich ausgebildeten athenischen staats — es meg sic 
handelo um entzifferung eines verwitterten buchstabens auf & 
ner alten inschrift oder um die kulturstufe Babylons usd seiea 
verhältnisses zu Hellas — sich handeln um ein scheinhar kleir 
liches gesetz des acceutes, um eine kleine partikel, oder um ἔπ 
entwickelung der unübertroffenen poetischen wie prosaischen ces- 
positionen des classischen alterthums, um darlegung der tiefstes 
ahndungen des philosophischen genius des göttlichen Platos — 
überall tritt derselbe ernst der forschung, überall dieselbe liebe 
und begeisterung auf das schönste hervor. Und fragt mao wu 
den grossen arbeiten und entdeckungen Böckh’s einen so chs 
racteristischen stempel aufdrücke und was sie grade für use 
zerfahrene zeit so unendlich wichtig mache, so ist es nicht a+ 
lein der unermüdliche fleiss in erwerbung massenhaften histeri- 
schen materials, nicht allein die ausdauernde vor keiner schwie 
rigkeit zurückschreckende geduld, nicht allein bewunderungswir 
diger, alles durchdringender scharfsion, sondern vor allem de 
überall, im kleinsten, wie im grössten mit unübertroflener wei 
sterschaft ausgeübte methode, die, hervorgegangen aus der eag- 
sten verbindung, umfassendsten historischen wissens mit der 
tiefsten an Platon und Aristoteles genährten philsophisches 
ausbildung, immer zeigt, wie weit zu gehen, ‘und sowohl vor 
scheinbar geistreichen , himmelhohen, aber grundiosen combias 
tionen, als vor engherzigem festhalten an der überlieferung be 
wahrt: eben die sichre meisterschaft in dieser seiner methode 
hat es unserm jubilar möglich gemacht, auf gebieten, in denen 
es gar selten und nur ausnahmsweise aus unverdorbenen un 
vollständigen quellen zu schöpfen vergéunt ist, grossartige, auf 
sichern grunde ruhende gebäude aufzuführen. Wenn men zu 
zu solch ununterbrochen auf einander folgenden schöpfungen bis 
zanimmt die stets mit dem grössten beifall vor zahlreichen 20- 
hörern der verschiedensten fächer gehaltenen, so ungemein be 
lehrenden wie anregenden vorlesungen, hinzunimmt die edle 
persönlichkeit, die in allen den verschiedenen verhältnisses. is 
weiches sie durch die vielen mit der grössten praktisches tüch 
tigkeit verwalteten ämter zu handeln veranlasst wird, sich in 
mer suf das schönste entfaltet und sich als mit wahrer bt 
manität, der edelsten frucht der wissenschaft, aufs engste ver 
bunden, stets von neuem zu erkennen giebt, so ist es our or 
türlich, wenn das herannahen dea funlreboten mare 1857 in des 


N 


"Ὁ" 


August Béchh’s dectorfabiläum. 793 


weitesten kreisen frendige bewegung hervorrief und die jnbel- 
feier Böckhs weit über die grenzen der zuaft der philologen 
hinausging. Zunächst war es Berlin vergönnt, seine freade 
und dankbarkeit durch die that zu beweisen: es hat dies auf 
eine seiner würdige weise gethan. Am vorabend des fuofzebn- 
ten märz brachten die studirenden aller facultäten dem jubilar 
einen glänzenden fackelzug: nach absingung für das fest eigens 
somponirter lieder und nach beglückwünschung durch εἶδε depu- 
tation trat der jubilar unter fast endlosem jubel in die mitte der 
commilitosen und nachdem er bemerkt hatte, dass, wenn alljähr- 
lich seine zuhörer an seinem geburtstage ihm ein zeichen der 
zuneigung gegeben, iho das schon zum innigsteun danke ver- 
pflichtet habe, sprach er ungefähr folgende worte: 

„Wenn aber heute Sie, meine herren, die Sie die studirenden 
der ganzen universität ohne unterschied der facaltéten repräsen- 
tiren, die achtung und das wohlwollen der gesammtheit unsrer 
commilitoneo mir durch eine ansgezeichnete ehrenerweisung be- 
zeigen, so muss ich dies in richtiger selbstschitzang so auflas- 
sen, dass Sie in mir die gesammtheit Ihrer lebrer ehren, uud 
muss os als ein glück erkennen, dass ich der dem amte nach 
älteste der universität bin, welchem Sie eben als dem ältesten 
den zoll der liebe und ergebenheit darbringen, zu welchem Sie 
sich gegen die gesammtheit der lebrer verpflichtet fühlen. Aber 
Sie erklären mich damit für würdig, dass ich als stellvertreter 
der gesammtheit betrachtet werde; Sie erklären, dass ich den 
sinn und geist repräsentire, der unsere ganze genossenschaft 
beliebt. Diese erklärung erhebt meine seele und giesst mir 
gleichsam frisches blut io die adern; sie ist mir am schlusse 
eines halben jahrhunderts ein köstliches zeugniss aus dem trug- 
losen munde der jugend, der ich meine lehrthätigkeit gewidmet, 
ein köstliches zeugniss dafür, dass ich meinen lebenszweck ei- 
nigermassen erreicht habe. Die elteru übergeben den kindern 
die fackel des lebens, die lehrer den lernenden die fackel des 
wissens und der erkenotniss io gleichgestimmter seeleaharmonie ; 
wie bedeutungsvoll also ist die anerkennung, die dem lehrer 
anter fackelschein und harmonischem klang der töne von Ihnen 
zu theil wird .. .” 

Als das lebeboch, das diesen begeisternden worte folgte, 
machgelassen, sang die liedertafel nach Heinrich Bellermann's 
trefflicher composition das sophukleische hyporchem ἔφριξ ἔρωτι 
xzi., dessen antistrophe von director Friedrich Bellermann der 
feier des tags iu folgender weise augepasat war: 

ἔφηνε yao ἦμαρ ἀναπλέων θεὸς χαρᾶς. 

ἰὼ ἰώ, νῦν αὖ, 

φῦν ὥρα τὸν ἄριστον ἄνδρ᾽ 

εὖ σεέφειν στεφάνῳ κάρα 

ἐλαίας πολυαινέτου, ae 


794 August Böckh's deeterjubiläum. 


ὃς πεντήκοντ Ära apenas 

δὴ σκᾶπτον τὰς σοφίας μέγα 

asst σὺν δυνάσει νέμων μεγίστᾳ. 

πάνθ᾽ ὁ μέγας χρόνος pagaivec 

ὅσσα δὲ σοὶ κείσϑη φατίσαιμ᾽ ἂν οὕποε᾽ ἐξολεῖσθαι, 
μενεῖν δὲ δὲ αἰῶνος, 

πᾶσιν ἐναργῆ, κλέος εἰς ἀγήρων. 

Der schönen, erhebenden vorfeier entsprach der jebeltag 
selbst. Den morgen füllten die glückwüuschemdeu aus: der πὲ 
nister von Raumer, begleitet von dem geheimen oberregierugr 
rathe dr Johannes Schulse, überreichte mit herzlichen werten da 
von Sr. majestät dem könig von Preussen dem jubilar verliee 
nen stern zum: rothen adlerorden zweiter classe mit eichenlas, 
der gressherzoglich badische gesandte, freiher vom Marschel du 
comthurkreuz des zähringer löwenordens zweiter classe nebst eines 
eigenhändigen schreiben Sr. königl. hohheit des grossherzeg: 
Es braehten ferner ihre glückwünsche dar das _philologische Ἶ 
seminar, das seminar für gelehrte ?) schulen, die durch ei 
deputation vertretenen in Berlin studirenden 5) Griechen; fe. 
ner professor B. Stark, grossnefle des jubilar, als vertreter de 
universität *) Heidelberg, an welcher Böckh seine academisch 
wirksamkeit begonnen, director dr Eckstein als vertreter re 


1) Dies überreichte eine von Lucian Miller verfasste nusgabe de 
sg. Piodarus Thebanus: es wird darin näher der beweis für Lachusm 
urtheil (monatsber. der Berl, acad. d. wiss. 1841 jan.) geführt, dass de 
schrift in der nächsten zeit nach Vergil und Ovid (vor dem tode Ti- 
ber's Lachmann, vor dem Nero’s Müller) verfasst sei. Die schularbei 
beobachte die metrischen gesetze jener beiden dichter, doch pedast- 
scher, schöpfe die diction nur aus diesen abgesehen von seltesen re- 
miniscenzen aus Lucrez und Horaz: es fänden sich ferner keine ankliage 
an den einflussreichen Statius; Avieos elision iambischer wörter, poly- 
syllabae am schluss, falschgemessene griechische namen kämen nich 
vor. Pindarus werde der anonymus erst 1280 im catalog Hugos ren 
Trimberg genannt; Lactanz zu Stat. führe nur den Homerus latiou 
an. Seit dem eilften jahrhundert zur schullectire gebraucht, wurde die 
schrift durch die lehrer aus laune, z. b. durch einsetzung von syaony- 
mis, verfälscht. Darauf folgt der text nach Leyd. 2 == Arntzenianat, 
Erf. u. Burmannianus mit kurzen kritischen noten. 

2) Dies widmete seinem vorsteher zwei abhandlungen in einem quarl- 
heft: Wollenberg de Probo carminum Vergilianorum editore und Nates 
de cniusdam coordinatarum systematis usu. Wollenberg stellt des Pro- 
bus bruchstücke aus Servius zusammen und beleuchtet sie. Serva 
habe sie aus Donat geschépft: ,,Probus Vergilii carmina edidif schoların 
jn usum tla, ut nulli grammaticae officio defuertt. haec officia lectio, ener- 
ratio, emendatio, iudicium.” Er habe aus alten handschriften geschöpf; 
seine conjecturen seien nobedeutend gewesen; kritische zeichen habe 
er nicht gesetzt. Er habe unter anderm Vergils locos imsolubiles und 
μονήρη λέξιν zusammengestellt. Nicht Probus von Berytus aus Νεοὶ 
zeit, sondern Valerius Probus unter Hadrian sei der verfasser. 

3) Sie überreichten eine adresse. 

4) Hr prof. Stark überreichte eine lithographirte zuschrift der phi- 
losophischen facultät zu Heidelberg, 


a eee 


fie 


August Béckh's doctorjubildam. 795 


Halle, der verein der gymnasiallehrer in Berlin, den director dr 
August an der spitze. Darauf erschienen im namen der univer- 
sität der Rector derselben, professor dr Trendelenburg, nebst den 
vier decanen; ersterer iiberreichte nach einer der wiirde des ta- 
ges entsprecheuden ansprache die urkunde einer Böckhssti/tung, 
zu stipendien für in Berlin studiereude philologen bestimmt, der 
zeitige decan der philosophischen facultät, professor dr Bram, 


: das erneuerte doctor -diplom 5) von der universität Halle: hierauf 


folgte eine deputation der Academie der wissenschaften, zu de- 
ren beständigen secretairen Bockb gehört: ferner das comité, 
weiches zusammengetreten war, um die ausführung einer von 
355 früheren schülern Böckhs dem geliebten lehrer zu widmen- 
deu bronzenen votivtafel zu überwachen: der verfasser des auf 
dieser eingegrabenen distichon 6), Ed. Gerkard, überreichte sie 
nach einer herzlichen rede, zugleich mit einer die aamen der geber 
enthaltenden pergamentrolle. Nachdem hierauf director dr Fried. 
Reake im namen der ehrwürdigen Schulpforta eine von des pro- 
fessoren dr Steinhart und dr K. Keil verfasste gratulationsschrift 7) 
übergeben hatte, trat eine deputation des magistrates der haupt- 


5) Nach vorausschickung der stehenden formel heis’t es: Viro il- 
lustrissimo Augusto Boeckhio, principi et antistiti philologiae germanicae, 
qui siogulati ingenio, doctrine, prudentie rerum ‘civiliam praecellens 
studia graecae antiquitatis oum suis eximiis operibus et exemplis, tum 
excilatis popularıum et exterorum éontentionibus longissime protulit a0- 
vieque disciplinis, praesertim antiquitatum et epigraphices, instruxit, 
proventu autem discipulorum insigni per dimidium saeculum scholas 
patrias promovil, decori berolinensis universitatis et academise borussi- 
eae, alumno quondam Fridericionse huiusque institutionibus praeclaros 
ad labores formato diem XV m. Martii, quo summos in philosopbia 
honores a nobis ante L aonos consecutus est, feliciter celebranti, ex 
snimi sententia congratulatur, et pro vegeta eius seneclule et inco— 
lumitate vota pronunciat ordo philosophorum interprete Ottone Au- 
gusto Rosenberger decano suo cett, 

6) Das distichon lautet: xdll,oro» σοι Παλλὰς ἀπέϑραπεν ἔρνος ἐλαίης 

πεντηκονταιτοὺῦς ἀντὶ dıdaonaling. 

7) Sie enthält eine aus vier strophen, antisirophen und epoden be- 
stehende in pindarischem style geschriebene ode von prof. dr Steinhart, 
welcher Böckh’s wirken und seine werke schildert: als probe stehe bier 


— der raum biadert mich sie ganz aufzunehmen — die zweile strophe: 


ἀέθλων ὁρέγοντο κῦδος πολὺς μὲν ὅμελος : 

dvi δρόμῳ φέρειν, εἷς δὲ λάβεν κλαδὸν ἱρὸν ἐλαίας, 

τοῦ δ᾽ ὑπέρτατον κλίος 

Ἑλλάδος πτολιέϑροις 

ἔσκε τὰς σοφωτάτας" 

ἀλλὰ μεῖξον ὄνομα, Βοῖκε, σοὶ τέϑηλεν' ot yup ἅπαξ κλεινὸν ἐν μάχᾳ 

ὦϑλον edles, ὡς ἄμοχϑον εἶτα βίον Cyc μάκαρ. 

av δ᾽ aga μαχόμενος, ὥς noe” "Hyaxäns ἔφυ, 

ἐπὶ πόνοις πόνους διαπερᾷς 

ἅπανστον χαρὰν ἀγῶνος ἔτ᾽ ἔχων, 

ἀεὶ στέφανον εὐκλεᾶ δρέπων. 
Dann eine abhandlung von K. Keil: inscripliones thegsalicge tres, in der 
bekannten gelehrien weise Keil’s ausgearbeitet. | ᾿ 


796 August Bickh’s deeterjubliäem.. 


stadt Berlin ein und verband mit ihrem vom oberbürgerneiie 
Krausnick dargebrachtem glückwunsche die anzeige von der αἱ 
wählung des jubilars zum ehrenbürger Berlins: ihr reihte sd 
das schulcollegium der provinz Brandenburg am. Dass neben d& 
sen von corporationen ausgehenden and die umfassende?) wir: 
samkeit Böckh’s recht klar berausstellenden beglück wünschngn 
die freunde und sonstige verehrer des jubilars einzeln sich zahl 
reich eingefunden, bedarf kaum der erwähuung : für jeden aber, 
für die deputationen wie für den einzelnen, hatte der edie je 
jar ein schönes wort, so dass wie schon so oft so auch jet 
alle an ihm gesehen hatten, wie die verbindung des studiem de 
alt-hellenischen ἀρετὴ mit den ewig-wahren lehren der neuzi 
die trefflichste persönlichkeit beranziehe, zeitige und reife. 
Schon aus dieser skizze lässt sich erkennen, dass die ph 
lelogen ihren meister auch darch die philologie zu ehren ud 
anterlassen hatten: in abhandlungen und gedichten — ἃ δ᾽ ἀρπὶ 
πλειναὶς ἀοιδαῖς Xpovia τελέθει — feierten sie ibn. So δεῖν 
director dr August folgendes gedicht verfasst: 
“Tyıdoovor ἥκει ουσῶν χορὸς ἐξ “Ἑλικῶνος 
σήμερον ἱδμέτων σοὶ στεφανοῦν κεφαλήν. 
Καλλίοπη δάφνης ϑαλερόν σοι ἀναπλέχει ἔρνος 
Πινδάρου εὐσεβέως ἀμφιέποντι μέλος. 
Evreonn κοσμεῖ σ᾽ ὅει δόγματα θεῖα Πλάτωνος 
σῇσι διδασκαλίαις χάρμ' ἔφη ἠιϑέων. 
Τερψιχόρη ῥυθμοὺς εὖ συντελέουσα χορείης 
x010909 σὲ λαχεῖν εὔχεται ἧς μελέτης. 
αἰνοεὶ Μελπομένη σ᾽ ὅτι φίλτατον ὧν noga δώρων 
σκηναῖς Avriyorny οὐκέτι τύμβος ἔχει. 
Οὐρανίην τέρπεις κύκλοις ἕνι λαμπετόωντος 
Σειρίου εὑρηκὼς τέρματα πιστὰ χρόνων. 
κῦδος ἄεξε Πολύυμνιά σοι κρατερόν ce καλοῦσα 
παντοδαπῶν σταϑμῶν ἠδὲ μέτρων ταμίην. 


8) In den von 8. F. W. Hoffmann herausgegebenen „‚lebensbilden 
berühmtet humanisten” beginnt J, p. 31 Klaussen seinen aufsatz (187) 
über Böckh mit folgendem: „August Böckh, doctor der philosopki, 
ordentlicher professor der beredtsamkeit und der alten literatur ao de 
Friedrichs- Wilhelms-Universität zu Berlin, ritter des rothen adlerordes 
dritter classe mit der schleife, königlich preussischer geheimer rege 
rungsrath, mitglied der Berliner academie der wissenschaften und b- 
ständiger secretair der philosophisch-historischen classe, Associé &irss- 
ger des instituts von Frankreich, ordentliches auswärtiges mitglied de 
academien und gesellschaften der wissenschaften zu München, Gitir 
gen und Kopenhagen, correspondirendes mitglied der academie de 
wissenschaften zu Turin und des niederländischen instituts zu Amsie- 
dam, mitglied der gesellschaft der künste und wissenschaften zu Utrecht 
ordentliches mitglied des römischen institate für archäologische corr 
spondenz, director des philologischen seminars und des seminar: fü 
gelehrte schulen in Berlin, ¢ Korat der kurmärkischen stipendiaten”: 
wahrscheinlich aber ist jetst divtke ευλυδολτόλν Sick. water A 


U) 


U SS. 


Augest Béchh’s desterfuhlläum. 707 


ne ᾿ συγχαΐρει Kiso; μὴ γὰρ φθινύθη κλέος ἀνδρῶν, : 
ἐς μνήμην προκαλεῖς πᾶν ἐπίγραμμα λίϑον᾽ . ..." 
κάρτα Θάλεια γέγηθε, σαφῶς πόλιν ὡς ἐν ἐσόπτρῳ 
δώκας ᾿.ϑηναίων ποιχιλόμορφον ἐδοὶν. 
λήϑετεαι οὐδ᾽. ᾿Ερατὼ σεμνοῦ καϑαροῦ τε βίοιο 
ἤϑους εἰ ἀνδρείου ϑολξιφρόνων ts λόγων. 
ὡς ἄρα rıuadir os ϑεαὶ σεεφανοῦσί τ πολλοῖς 
ἄνθεσιν ἀθανάτοις ἀντὶ καλῶν os πόνων, 
λίσσονται δὲ μάλ᾽ οὐκ ἀπιθοῦνϑ᾽ ἡγήτορα Φοῖβον 
δηρόν σοι παρέχειν nelidıo φάος: 
professor dr Gusias Wolf folgende olegie gedichtet : 
Ὅσσα nod! ὑψιπέτης κύκνος Διρκαῖος ἄειδεν 
Μελπομένη © ἁγνὴ ,δωφροσύνῆης πρόμαχος, 
ὅσσα δίδασκε σοφοὺς " Axadijpov μάντις ἐν ἄλσει, 
Κεκροπιδῶν τ᾿ ἐσθλὸν πύργον ἐόντα, νόμους, 
πάνϑ' ἃ λίϑῳ, χαλκῷ, βίβλοις Ἕλληνες ἔθηκαν 
ἐκ λήϑης κνέφαός τ' ἐς φάος ἐξέφερες. 
τῶν μὲν φῆνας μέερα, σὺ δ᾽ αἰὲν σώσαο μέερον 
καὶ δ᾽ ἀρχαιολόγων τέχνῃ ἐόν τε τέλος 
δεῖξας καὶ μέτρον, θυμοὺς δ᾽ ἰδέας in’ ἄειρες 
ὡς Ψυχῶν ἀγέλας σοῖο συφοῖο ϑεός. 
πεντηκονταδτὲς νῦν Gos κλέος οὐρανὸν Ina” 
ϑρέμματα σὰ στέφανον σοί τε χάριν φέρομε. 
Dasselbe thaten um ihre dankbarkeit und verehrung zu bezeugen 
eine ganze reihe auswärtiger freunde und verebrer: so schickte 
director dr Schöler in Erfurt folgenden epigramm : 
Graecia quid fuerit, quid proficiant Germani, 
si bene Grasca sciant barbaraque abiiciant, 
Boeckhi, per multos docuisti graviter annos 
exemplo et factis aurea dieta probans.. 
Germanum sie Te celebramus duplice sensu 
doctorem, sie Te grata colit patria. 
Salve, vir felix, lustrisque in honore peractis 
longaevum usque virens iungere perge decus: 
prorector A. Dühr zu Friedland in Mekleoburg eine griechische 
ode in alcäischem versmaas: ferner hatten die in Bonn studiren- 
den philologeu, das Potsdamer gymnasium, die philosophischen 
Facultäten in Bresleu und Greifswald, die bayrische Academie der 
wissenschaften, die Universität Basel addressen überschiekt, das 
domgymnasium zu Magdeburg eine von dem director probst 
Miller und professor Deuschle verfasste griechische ode ?) in al- 
cäischem versmaasse, die universität Zérch ein von professor 


9) Als probe möge bier strophe 17 stehen: 
ἤδλλοις μὲν ἦσθα τς παράδειγμα Σύ, 
ἥποντο καὶ evy εὐλυγίᾳ τέχνας 

κάλως ἐρέσδοντες κατ᾽ ὄρμαν, 
ei by γέλος ἄκρον ὁμῶς ἵκισθωι. 


798 August Béchh’s dectorjubiliner. 


dr Kéchiy geschriebenes 1°) festprogramm; professer dr ἣν 
Osann ,,seminaris philologics Berolinensis XL abhine amples ant 
sodalis” gratulirte !!) mit Commeniat. seminaris philol. Ginemi 
spec. Ill., Th. Bergk mit einer abhandlung **) de caatico Supi- 
cum (614—79) Aeschyk, Fr. Hease mit sechs lateiuisches ἐν 
dichten zu sechs selbstgezeichneten illustrationen zu piadarischa 
stellen, Forchhammer mit einem !5) sendschreiben: ,,Halkyem. 
Wanderungen an den ufern des balkyonischen Meeres”, 6. I 
Seebode mit '*) Mich. Pselli inıAvasıs ovsrouo: φυσικῶν (yr 
tov, endlich die besitzer der Teubner'schen buchheadieng mit # 
ner lateinischen von Fr. Ritschl verfassten gedenktafel. Wise 


10) Es sucht hier Köchly auszuführen, wie das meisterbafte sad 
das patriotische fantasiebild des gewünschten ideals sey, natürlich im ax- 
renkleide. „Der dichter ist Slier geworden: er hat eingesehen, das em 
volk nicht in’ seine vergangenheit zurück kann, dass such die gepriesen 
alte zeit ihre mängel hatte, dass bei dem allgemeinen siechthum m 
eine radicalcur helfen kann. Die alte religion soll zwar fortbestebe, 
aber dem staate der cultus untergeordnet werden; die alte ikleische 
demokratie soll wiederkehren, doch so, dass das volk willig einem selbt- 
gewählten haupte gehorcht, in einigkeit und ordnung; der alte ausked- 
richt wie der neue aufkläricht müssen über bord. So’ habe schon da 
zweite hypothesis die tendenz gefasst, die p. 23 emendirt wird: ve. % 
ed. Par.: πολιτευομένους φανερῶς" dv di... dsavevoytas, φανερῶς ay 
οὐδαμῶς, of yay ἔτι τούτον ἦν ἐξον σία (beschränkung der komischen 
maskenfreiheit, wohl durch das psephisma des Syrakosios), A. di. see 
ἀνῆκεν (ὁ νόμος ausgefallen oder zu suppliren) . . .: vs. 36 κακῶς für κα- 
κῶν, Ὁ. 1 ἀποίκισις und τὸ für ἐπότασις und ta: vs. 3 xaxiac für κατ 
κίας. Ein kritischer anhang schlägt personenverinderungen und emes- 
dationen vor. 


11) Es beschäftigt sich dies specimen zunächst mit Claudianus, we 
Osann in laud. Stilich. 1. 174 nullum (d. h. socioram taorum) mit codd. 
Voss. u. Ox. für nullis gelesen wissen will; io Rapt. Pros. 3. 221 πὴ} εἴ 
infictt oder imbwit für ingerit: Epigr. 9 acris mit Graevius für axis. Gi- 
gantom. 87 revelatum os’ (== frons aperte, denudata) und 117 venerande 
auch macht der Vf. auf cod. Claudien. 'saec. 9 Par. a. 462 nad sul 
Alani ab Insulis (saec. 11) Anticlaudianus aufmerksam..— {a Catell6i, 
46 wird mage amantius, Osanns frühere conjectur für magis δια, 
und vs. 16 Sania vertheidigt, vs. 86 Auruncleja. — Es folgt des sted 
Jac. Bambergen behandlung von Aesch. Ag. 749—76 Herm. 


12) Nach Bergk sind Aeschylos Supplices in Argos ausgearbeitet usd 
aufgeführt, wie Eur. Andromache darch Damokrates oder Timekrete 
(vrgl. Pbilol. XI, p. 383, no. 8) dort aufgeführt sei. Denn Aecschyles 
schildere Argos staatsleben so lebendig, wie es nur ein augenzeugt 
könne, und sei hier demokratischer, als in seinen athenischen stücken. 
Für Argos passe dies, doch erst nach 01.75, da es erst nach dem Per 
serkriege wieder aufgeblüht sei. Geschrieben vor Ol. 78, dem kanpk 
mit Sophokles; denn seitdem babe Aeschylus die chorlieder vermindert, 
zur zeit der Perser (Ol. 76, 4) und sieben (78, 1) wegen der ähnlichkeil 
der behandlung. — Sodann wird 614—79 emendirt. 


13) Beschreibung dieser noch so gut wie gar nicht untersuchte 
gegend und mittheilung unedirler, sehr iaoteressanier und zu genaser 
untersuchung auffordernder inschriften.. ἮΝ ᾿ 

14) Es ist der zweite aus einem codes. Halskeniusiunramane ἰδοῦν 


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August Béckh’s äseterjuhiläum, 700 


u batten andere werke dedicirt, so 15) J. Th. Vönel, einer der äl- 


testen von Böckh’s schülern, seine neue ausgabe des Demosthe- 
mes, V. Ch. F. Rost die zweite abtheilung des zweiten handes 
des umgesrbeiteten lexicon von Fr. Passow, Susemihl die gene- 
tische Entwikelung der platonischen philosophie bd. Il. abth. 1, 
Ferd. Schults, lateinische sprachlehre, vierte aufl., A. Th. Pyl 
der zwölfgötterkreis im Louvre, professor dr. Gneist (des jubi- 
lar’s schwiegersohn) das heutige englische verfassungs- u. ver 
waltungsrecht, bd. 1, das „ein versuch einer siaatshaushallung der 
Eugländer seyn solle.” Auch dedieirten einige später erst er- 
scheinende abhandiungen, wie Theodor Jacob, professor Julius 
Cäsar, ferner Ferd. Ascherson: „über den gebrauch antithetischer 
systeme von iambischen trimetern in der griechischen tragödie”, 
und der schreiber dieser zeilen: „beiträge zur geschichte des 


, epischen hexameter”, wovon eiue probe io dem fünften der in 
| dieser zeitschrift mitgetheilten (bd. ΧΙ] hft 1) metrischen frag- 


mente vorliegt. Endlich sprachen noch viele in deutschen ge- 
dichten, viele in briefen ihre anhänglichkeit und freude aus: 
such übersandte die redaction der Vossischen zeitung die num- 
mern ihrer zeitung vom 15. und vom 17. März, welche die 
amtliche anzeige der ordensverleihung und einen bericht üher 
die feier des jubiläum enthalten, in besonders verzierten exem- 
plaren. 

War nun gleich der morgen dieses tags für niemand an- 
strengender und aufregender als für den jubilar, so erschien er 
doch zur grössten freude aller anwesenden bei dem am nach- 
mittage veraustalteten festmable in ungeschwächter kraft und 
frische. Nachdem der rector der universität einen toast auf Se 
majestät deo könig von Preussen ausgebracht, entwarf bald 
darauf professor Morits Haupt in beredten worten ein characte- 
fistisches bild von Böckh’s leistungen und verdiensten und riss 
alle anwesenden zu begeistertem einstimmen in das lebehoch un- 
widersteblich hin. Der jubilar antwortete in längerer rede 
und ungefähr wie folgt: „er möge zu sich jetzt sagen, wie 
nach Cicero einst der spartaner zu Diagoras: morere Diagora, 
non enim in caelum ascensurus es; denn er habe das höchste glück 
erfahren. Dazu komme auf dem gebiet der wissenschaft und 
der lehre noch ein umstand, welcher dem einzelsen uagiinstig, 


‘wenn such dem ganzen erspriesslich sei. Jeder, welcher auf 
diesem gebiete lauge und mit eifer gewirkt habe, werde auch 


andere zu einer gleichen wirksamkeit angeleitet haben: dadurch 
müssten diese nothwendig über ihn hinausgeheu; und gebe auch 
das, was er geleistet, nicht verloren, so werde er doch überboten 


15) Die dedication lautet: Augusto Boeckhio | illustrissimo | prae- 
ceptori hamanitatis principi | doctoratam per hos L annos | omnibys mo- 


‘dis ornatom | gratalatur | memor et grates discipulus | Joannes Theada~ 


ras Voemeltas,: -~- 


600 August Béckh’s dectorjubiisew. 


und überwunden wnd mache sich selbst wewissermassen überlis 
sig. - In funfeig jahren babe mau zeit genug, sich sberlin; 
eu machen. Dass in lebendig regsamen zeiten nicht οἰβαεὶ 
viel zeit dazu gebraucht werde, habe man an den systeme de 
philesophie eriebt. Ich bie, „fahr er fort”, keim philosoph, se 
dern ein philolog und die philologen citiren gern: sehen Sr ἃ 
mir also nach, verehrte herren, wenn ich nochmals einer sth 
eines alten mich bediene, die dieses im laufe der zeit fast = 
vermeidliche unterliegen bezeichnet. Laberius sagte, als er m 
Publius Syrus überwunden war: 
Non poasunt primi esse omnes omni im tempore. 

summum ad gradum cum claritatis veneris 

consistes aegre, nictu citius decidas. 

eecidi ego, cadet qui sequitur; Jaus est publica. 
Der siegeskranz geht von einem haupte auf das andere ite 
und man feiert die’ jubelgreise nicht für das, was sio sind, me 
dern für das, waa sic gewesen sind; ihre kränze hlühken nidt 
mehr so wenig wie die silbernen und goldemen hochzeitskräss. 
Doch gerade dies verpflichtet die gefeiertem zu deste iaziges 
danke: sie erkennen, dass man einen woblwollenden rückblc 
auf ihre vergangenheit wirft- Es ist eine schöne sitte, des om 
diesen rückblick bis auf den tag ausdehnt, der gleichsen der 
tag der wissenschaftlichen geburt oder besser der taufe des gr 
lehrten ist, bis auf den tag der doctorpromotion und dieser tath 
such durch ausstellung eines neuen taufscheins höhere wert 
giebt. Könnte man nur noch einmal die bahn durchlaufen, da 
man von jenem tage an begonnen hat zu durchlaufen! Ich bs 
auf meiner laufbaho durch die günstigsten umstände geförden 
worden. lo einer zeit, wo man bei besetzung academischer lebr 
ämter noch nicht die auswahl wie heute hatte, bin 16) ich zwei unl 
zwanzig jahr alt zur Professur an einer jugendlich aufstrebende 
universität, der universität zu Heidelberg, gelangt und bald dar 


16) Böckh ist gehoren zu Karlsruhe am 24 Novemb. 1785, beseg 
1803 die universität Halle, um theologie zu studiren: von Fr. A. Hd 
angezogen warf er sich aber bald mit aller kraft auf die philologie, es 
terliess dabei aber nicht unter Steffens und Schleiermacher auch philor- 
phische studien zu machen: so tritt schon hier die grundlege vos Böckti 
ganzer wissenschaftlicher grösse hervor. Er schrieb dean 1806 ἐμ 
buch: in Platonis Minoem cett. und ging ia demselben jahre nach Beria, 
wo er als mitglied des seminars für gelehrte schulen am gymnasiom 12 
rauen kloster in sexta und quinta unterrichtete: director August in 
damole in sexta Böckh’s schüler gewesen. Die durch den französische 
krieg in Preussen herbeigeführten veränderungen veranlassten Böck. 
ostern 1807 nach Baden und zunächst nach Heidelberg zu geben, wo « 
Michaelis 1807 als professor extraordinarius sein academisches lebraat 
begaon: daselbst ward er in folge eines rofs nach Königsberg osten 
1809 professor ordinarius, ging aber ostern 1811 sls ordentlicher pre 
fessor der philologie und der beredisamkeit nach Berlin, dem er dem 
sein folgendes leben hindurch unverinderlich tren Whitham ist. 


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φάνη Biekh’s Aoctarjubllänm. 804 


wz auf bin ich an die unsere berafen worden, die gehen arst, gaatiftel, 
‚ , alsbald in lebendigster regsamkeit aller geistigen kräfte erstarkte, 
a Einige jahre nachher ward ich mitglied der academie der wis- 


seaschaften; der aufnahme in diese körperschaften verdauke ich 


m. das beste. Der umgang mit den heroen der wissenschaft, die 


gleich ausgezeichnet durch edlen, sittlichen sinn waren, das bei- 
spiel derselben, der unter ihnen waltende einträchtige, collegia- 
lische geist hat mir den weg vorgezeichnet, den ich in der wis- 
senschaft und im amte zu wandeln hätte, hat mich gekräftigt 
uod gehoben. So ist es mir gelungen, Ihr wohlwollen und Ihre 
freundschaft, hochgeehrte herren, die zufriedenheit und gunst der 
hohen vorgesetzten und ich darf auch sagen die huld und gnade 
Sr. majestät des hochseligen königs !7) und Sr. majestät Fried- 
rich Wilbelm’s IV, des hochsinnigen freundes uud beschützers der 
wissenschaften, mir zu erwerben. Das bekenutoiss, dass ich 
mur dieser anerkennung , nicht mir das beste verdanke, ist der 
sprecheudste beweiss der innigsten dankbarkeit, die ich in tiefster 
seele empfinde für alles, was mir heute zu theil geworden: neh- 
men Sie, verehrte herren, diesen ausdruck meines gefühls mit 
derselben nachsicht auf, welche Sie mir bisher haben angedeihen 
lassen! Nehmen endlich Sie, der edle sprecher, der so freuud- 
lich und nechsichtig über mich geurtheilt hat, meinen herzlich- 
sten dank für Ihre wohlwollende anerkennung !” 

So vergegenwärtigten diese reden von neuem den anwesen- 
den die grösse dieses festes und steigerten wo möglich die schon 
zo eigenthümlich gehobene stimmung aller. Dieser stimmung 
gab eine neue und wiederum eigenthiimliche nahrung ein wäh- 
rend des festmahls eingegangenes und sofort von sr magnifi- 
cenz verlesenes schreiben eines jubilar’s, Alerander’s von Hum- 
boldt, der, auch auf den gipfela der wissenschaft stehend und 
ebenfalls schöpferisch überall eingreifend, dem gefeierten seinen 
glückwunsch und dank wenigstens schriftlich darzubringen sich 
nicht versagen konnte, da krankheit iho hinderte gegenwärtig 
zu seyn. Nachdem er den gong seiner studien kurz erwähnt 
und seines besuchs !®) der vorlesungen Böckh’s 1833—35 ge- 
dacht hat, schliesst er mit folgenden worten: „Dem philoso- 
phisch ordnenden geiste, welcher immer nach dem allgemeinen 


17) Friedrich Wilhelm Ill. ist von Béckh das Corpus Inscriptioaum 
Graecarum mit folgender dedication gewidmet: Friderico Guilelmo III 
regi Borussiarum augusto | litterarum et artium statori | munifico sapienli 
felici | principi ac domino suo clemenlissimo | opus hoc publico institu- 
tum sumptu | pio devotoque animo consecravit | editor. 

18) Es hat Humboldt Böckb’s Vorlesungen über griechische alter- 
thiimer und über griechische literatur-geschichte gehört: „ich zeige noch 
gern”, schreibt er, „nicht ohne ein gewisses selbstgelühl, die hefie, welche, 
von den mithörenden verführt, ich nach alter vaterländischer sitte nach— 
geschrieben, aber freilich noch nicht von der etwas unlesbaren hiero- 
glyphik in bleistifischrift befreit habe.” 


ee August Béckh’s decterjabliäu. 


susammenhange der ideen, der gefühle und der grossen begee 
heiten, die durch jene nach verschiedenheit der volksstänme be 
stimmt werden, kräftig gestrebt hat; welcher das maass in de 
rhythmik , in der musik, den räumlichen verbiltnissen uad de 
bandelsgewichten alter völker erspähet, einen schatz ves + 
schriften entziffert und grossartig die staatshaushaltung wie ds 
seewesen der Athener vor unseren augen entfaltet hat; — den 
grossen forscher, dessen tiefsinniger und scharfer geist de 
ganze gebiet des erhabenen Griechenthums, ja der antiken wel 
überbaupt umfasst, sei der ausdruck meines dankes, meiser be 
wunderung und meiner angeerbten, nie verlöschenden freset 
schaft dargebracht.” 

Und diesen dank, diese nie erlöschende bewunderung hega 
wir alle, die wir entweder zu den füssen Böckhs gesessen esl 
durch ihn in die philologie eingeführt sind, oder allein dard 
seine schriften die philologie richtig zu treiben gelernt habe: 
wir fühlen, wir wissen, wie die hohe stufe, welche die class 
sche altertbumskunde jetzt behauptet, Böckh’s wirken, Böckl' 
muster verdankt wird. Und dass wir unserm vorbilde eifriga 
nachzustreben bemüht sind, dafür dürfen wir wohl geltend se 
chen die jetzt überall so rege bhetheiligung an allem, was dé. 
ses schafft: denn während Böckh, als er mit dem Pindar seize 
grossartigen schöpfungen begann, allein stand und obgleich lit. 
ratur - zeitungen genug existirten, keine einen mitarbeiter fand, 
der sich berufen gefühlt hätte, die werke wie es sich gebührt 
öffentlich zu besprechen: so wird jetzt, er mag in uoch s 
dunkle und verworrene gebiete leiten, seiner bahn gefolgt uel 
alle arbeiten dahin, seine resultate sich zu eigen zu mache 
und zum nutzen der wissenschaft zu verwenden. Dass das s 
hat werden können, das ist — das wissen wir — Böckh’s ver 
dienst: ein verdienst, das auch künftige geschlechter werden at 
erkennen müssen, deren aufgabe durch ihn eine so viel grösser 
geworden. Es beseelt daher alle philologen nur ein wunsch: e 
inöge gott noch lange, lange in ungebrochener kraft unser er. 
habenes vorbild, unsern hochverehrten jubilar uns erhalten ui 
ihm gestatten, die früchte seines edlen, der edelsten wissenschaft 
unausgesetzt geweihten lebens in vollstem maasse zu geniessen: 

Ernst von Leutsch. 


——— TU | 


40 


ebersicht über die wichtigern ausgaben and erklä- 
ngsschriften der griechischen und lateinischen schrift- 
eller, so wie der wichtigern diese betreffenden recen- 


sionen. 2. halbj. 4856 und 4. halbj. 1857. 


kürsungen: J. J. = Jahns Jahrb.— Z. G. = Mützells Zeitschr. f. 
mo. W.— J. Ph. = Journal of sacred and classical philology. — 
1. M. = Rhein. Mus.— Z. A. = Zeitschr. f. d. Alt. Wiss. — Με. 
: Mnemosyne.— OQ. Z. = Zuschr. f. östr. Gymn..— Μ. 6. A. = 
inch. gel. Anz. — P. R. == Paedag. Revue.— H. J. = Heidelb. 
Jabrb.— Ph. = Philologus. [B. = Berlin. L. == Leipzig.] 


A. Griechische schriftstelier ᾿ 


eschyli Persae ad fidem manuscr. Emendavit, aotas et glos- 
sariom adjecit C. J. Blomfield. Editio sexta. London, 
Fellowes. 200 8. 8. | 6‘ sh. 
— Agam. ed. Enger) rec. v. Rauchenstein. J. J. 73, 
— — ed. Karsten 523—50. — 
— — ed. Schneidewin, rec. v. M. Schmidt. Z. A. AL, 

247—57. ee 

— — — rec. v. Kayser. M. G. A. 1857, N. 65—68. 
— Septem ed. Ritschl (Eiberf. 1853), rec. v. Enger. J. J. 

ΠΤ Agam. A er Pr. K 
’ Boeger, de primo stasimo Agam. Aesch, —Pr. Kö- 

nigeb. in a . 1856. 17 ᾧ 4. ΄ — 
un, die Auflösungen im Trimeter des Aesch. Rh. M. 
» 444-50 ' 


— zum Agam. des Aesch. Z. G. 1856, 7233-29. 

— der Kommos in Aesch. Choeph. Rh. M.. XII, 188—214. 
— Aesch. Choeph. 295—301. 473—76. 677.; 685. 969. 995. 
1013. 504. Eumen. 510. Rh. M. XI, 307—09. 617—20. 

Frey, zu Aesch. Choeph. 370. Rh. M. XII, 302—04. 
Klossowski, commentatid de ultimo Perserum cantico. 
Gymn.-Pr. Trzemeszno 1556. 15 8. 4. 
Kruse, C., de Aesch. Oedipodea. Sundiae. 72'S. gr 8. 
8. : 
Lowinski, zur Kritik des Aesch. Rh. M. 1.0017 
— umend. Aesch. (Conits 1855), rec. ν. Enger J. J. 75, 


46 
Mebler, i locis quibusd. Aescbyli Choeph.. Mu. VI &—ANA. 


Ossnn, Aesch. Eumen. 49. J. J. 73, 665—67. 
Prien, Beitr. (Lübeck 1855), rec. v. Enger. J.J. TS, Uf. 
Schmidt, L., trag. Composition der Septem. Z. A. XIV, 
Schoemann, emendal. Agam. Aesch., rec. v. Thiersch 
M. G. A. 1856, 57 —72. 
Schuetz, G. H., symbola Aeschylea. Tanglimi, Dietz. 


23 S. gr. 4. a. 8 
Schultze, R., 12 Choreuten in Aesch. Suppl. J. Lk 
264—65. 
Volckmar, Aesch. Pers, 274. 450. Ph. XI, 887—89. 585—87, 
Weicker, Aeseh. Ag. 785. 836.. Cheeph. 475. 1048. Bana. 
106. Sept. 117. 615. 665. Prom. 332. Rh. M. ΧΙ, 309-16 
Alcaeus. 


Bergk, zu Altaeur. Z. A. XIV, 268. 


Alciphronis Epistolae. Recensuit, cum Bergleri integris, Me- 
neckii, Wagneri, aliorum selectis suisque annotationibus edidt, 
indices adiecit E. E. Seiler. L., Hinrichs. XLVI a. 44 


8. gr. 8. 5. 2 of. 
Anaximenes, 
Usener, quaesi. Anazim., rec. Ὁ. Kayser, Z, A, Xl, 
241 —52. 
Antiphon. 


Kayser, Antipbons Tetralogieen, Rh. Mus. XII, 224-0. 
Apollonine Dyscolus. 
Dro 5 ke, de Apoll. libro se ἐπερρημάτων. Rh. M. Xi 
321—46. 
— do Apoll. τέχνῃ γραμματικῇ. Rb. M. ΧΙ, 549—85. 
Archestratus. 
_ Ribbeck, Archestratus v. Gela. Rb. M. ΧΙ, 200—225. © 
Aristarchi Samii βιβλίον περὶ μεγεθὼν καὶ ἀποστημάτων ylio 
καὶ σελήνης, ed. Ε. Nizze. Gymn.-Pr. Stralsund. 1856. 208.4. 
Aristephanes. Ausgewählte Komödien, erklärt von Th. Keck. 
Ill: die Frösche. B., Weidmann. 222 S. gr. 8. 14 & 
— nubes ed., illustr., praefatus est W. Sig. Teuffel. L. 
Teubner. 194 5. gr. 8. | , 24 
Behagbel, G., de vetere comoedia deos irridente. I: Ar 
stophanes. Gottingae, Vandenh. et Raprecht. 45 8. oa 
n. 5 
Enger, hielten die alten Kritiker die Umarbeitang von Ars 
olken für nicht vollendet? Rh. M. ΧΙ, 536—48. 
Göttling, über die Redaction der Wolken d. Arist. Be. 
d. Leipz. Ges. d. Wiss. 1856, 15-32. 
Halbertsma, T., specimen literariam continens priores 
artem prosopograpbiae Aristophaneae. Lugd.-Bat., Bri. 
IL δὲ 128 8. gr. 8. ΕΝ ;. 3% 
Hamaker, aanteekeningen op eenige plaatsen v, Aristoph 
(Ran. Thesm.) Ma. VI, 209—24. 291— 306. 
Klotz, zu Arist. Ach. 1140. J. J. 73, 550—51. 
Kock, C., die Vögel des Aristophanes. L., Teubner. 2 
r 


.8. 
v. Leutach, zu Ariat. Av, 809—36. Ph. ΧΙ, 183- 85. 


ER 


Aristeteles. 

Beudizen, übersicht über die neneste des Arist. Ethik oad 
Politik hetreffende Litteratur. Ph. ΧΙ, 351—78. 544—82, 

Torstrik, © ποτε ὄν, ein Beitrag zur Kenntnias des aristo— 
tel. sprach ebrauchs. Rh. Mus. XII, 161—73. . 1} 

Arrians Anabasis, für Schüler zum öffentl. und Privatgebrauch 
hrsg. v. Dr. G. Hartmann. 2, Bdchn.: 4—7. Buch. Jena, 


Mauke. 194 S. gr. 8. 12 Sor 
Ree. v. Vollbrechit, J. J. 74, 8. 485—89. 
Artemidorus. 
Stiehle, der Geogr. Artemidoros v. Ephesos. Ph. XI, 
193— 244. 
Chamaeleon. 
Koepke, E., de Chamaeleontis Heracleotae vita librorum- 
que reliquiis. B. Hertz. 48 5. gr. 4. n. */, ff. 


Cemicorum graecorum fragmenta collegit et disposuit Aug. 
Meineke. Vol. V. Π partes [Jacobi, comicae dictionis 
index]. . Praemissa sunt ad fragmenta comicorum addenda et 
corrigenda. B., G. Reimer. CCCLXXVII et 1223 S. gr. 8. 

7 
Herw erden, H. v., dissert. literaria, cont. observation’ 
criticas in fragm. comicoram. Lugd.-Bat., Brill. Vill et 
141 8. gr. 8. n. 25 Sgr 


Demetrius. 
Weil, zu Demetrios περὲ ἑρμηνείας J. J. 73, 704—06. 


Demosthenis contiones quae circumferuotur, cum Libanii vita 
Demosthenis et argumentis graece et latine. Recensuit cum 
apparatu critico copiosissimo prolegomenis grammaticis et no- 
titia codd. ed. Dr. J. Th. Voemelius. Fasc. 1. Halis, libr. 
orphanotr. ΧΙ 8.'u. δ. 1 624. gr. 8. n. 58 of 

Rec. v. Bähr, @. J. 1857, 5. 448—A47. 

— ausgewählte reden, erklärt von A.Westermann. $. Bdche. 
$. Aufl. B., Weidmann. 200 8. gr. 8. 12 Spr 

— Werke. Griechisch u. deutsch, mit krit. u. erklärenden An- 
merkgn. 14. Thl.: die olyoth. Reden. 2. vielf. verb. Aufl. 
u. 5. Thl.: die Reden vom Krauze. L., Engelmann. 84 S. 
u. XX u. 215 8. gr. 12. on. 4 „9. u, 18 

Funkbänel, zur Kritik des Dem. J. J. 73, 622—24, 671 --- 
79; kritische Bemerkgn. zu Dem. (cor. 23. 32. Phil., , 
33) Z. A. XIV, 210—15; zu Dem..de Cherson. 8. Z. 
1857, 364—65; zu Dem. Olynth. II, 33. J.J. 75, 445—48. 

Holzinger, C., Beiträge zur Erklärg. des Dem []. Dioay- 
sios oder Libanios? Zur 1. olynth. Rede]. ' Prag, Mercy. 

94 5. Lex.-8. 6 Sr: 
Ree. v. Pauly. O. Z. VIII, 205—12. 

Offenberg, Joh., apologia Demosthenis. Gymn-Pr. Mün- 
ster. 1856. 23 S. 

Schaefer, A., Demoathenes u. seine Zeit. 1. Bd. L., 
Teubner. XVI u. 478 S. gr. 8. n. 2% ff. 

Ree. v. Bahr, H. J. 1857, 439—43. 
— 0. Kayser, M. G. A. 1857, N. 14-18: 


Philologas. ΧΙ. Jahrg. 4. OL 


806 


Dio Cassius. 
Lehmann, über Xdrrovg u. Mavgovaiovs (Dio C. 60, 3). AM 
ΧΙ, 391—96. 
Dienysius. 
| Sintenis, C., emendatt. Dionys. spec. I. Gymn.-Pr. Zerbu 
1856. 31 8. 4. 
Rec. v. Schnelle J. J. 75, 377—80. 
Eungoran.. hmid. d h A 
v. Gutschmid, de unico historiae Aegyptiacae Euagora 
Lindii fragmento, Ph. XI, 779—81. SYP “ 
Euripidis tragoedine. Recensuit et commentariis in usum sche 
larum instruxit A. J. E. Pflugk. Vol. H. Sect. ἢ} continess 
Alcestin. Editio 1l., quam curavit R. Klotz. Gothae, He 
nings. 143 S. gr. 8. 18 Se 
— ed. A. Witzschel. Vol. Π. Ill. Editio stereot. L., Tauc- 
nitz. XII, 348 u. XII, 380 S. 16. (ΧΙ, 300: XI, 328 5. 8) 
a9 
— five drames, with English notes. London, Rivingtons. 12. 13s. 
— Iphigenia io Tauris: with English notes, edited by E. R. 
“ Pitman. London, Parker. 96 S. 12. 5 ab. 


— ed. Kirchhoff (Berlin 1855)\ rec. 0. Kayser, J. J. 75, 
— ed. Nauck (Leips. 1854) 113— 35. 
Cobet, variae lectiones. Mn. V, 235—72. 379— 418. VI, 1-71. 
Gomperz, Eur. Ipb. Aul. 1057. 883. Rh. M. XI, 470—71. 
Maignen, I.., morale d’ Euripide. Paris, Durand. 128 8. & 
Na wok, A., über Cobets Behandlung des Eur. Ph. XL 
Silber, E. W., lectiones Euripideae. Gymn.-Pr. Oels. 185. 
. 4. 
Wolter, O., Aristopbanes und Aristoteles als Kritiker de 
Euripides. Gymn.-Pr. Hildesheim. 16 85. 4. 
Eusebius. 
Suchier, disputationis de Zosimi et Eusebii, historiares 
scriptorum in Constantini M. imperatoris rebus exponeads 
fide et auctoritate part. I. (symn.-Pr. Hersfeld. 25S. 4 
— qualem Eusebius Constantinum M. imperatorem adumbra- 
verit, paucis exponitur. Ebd. 4. 
Geographi. 
Stiehle, zu den griech. Geographen. Ph. XI, 186—89. 
Grammatici. 
M. Schmidt, die griech. Nationalgrammatiker u. Lexicogra- 
phen (Jabresb.) Pb. ΧΙ, 764—77. 
Heracliti epistolae quae feruntur, quas denuo recens. edi- 


dit A. Westermann. L., (Dürr). 29 8. gr. 4. 6 & 


Herodotus. Mit erklärenden Aomerkgn. v. K.W. Krüger. 4 
u. 5. Heft (Schluss). B. Krüger. 230 5. gr. 8. n. 22 S& 

Rec. v. Herold J. J. 73, 689 ff; 75, 418 ff. 

Herod. v. Bahr I., rec. 0. Herold. Ebd. 
— v. Stein, rec. v. Herold. Ebd. — ©. Gompers 0.4 
ἘΠῚ, 442—52. 
Abicht, zu Her. (Ul, 14). J. J. 75, 267—68; zum Dialekt 
dea Her. Ph. Ki, FIR, 


807 


Guthe, zu Her. Hil, 117. J. 3. 73, 79507: 
Stein, zu Herod. J.J. 75, 142—52. 
Steudener, H., de divinationis. apad Her. ratione. Gymn.- 
Pr. Rossleben 1856. 31 9. 4. 
WwW on δι de oratione Herod. Gymn.-Pr. Greiffenberg 1856. 
Miesiodi Theogouia. Ad codic. fidem recens. E. Gerhar- 
dius. B., 6. Reimer. VII} u. 41 S. gr. 8. 4 τὰ 
Gerhard, E., über die Hesiod. Theogonie. [Aus d. A 
hdign. d. Berl. Akad. 1856]. B., (Dümniler). 71 S. of 4. 
n. 22 Spr 
Ksppotas, A. D., de Hesiodi carmine quod opera et dies 
inscribitur. L., Winter. 49S. gr. 8. n.d Ff 
Steitz, A., de operum et dierum Hesiodi compositione 
pristina et interpolationibus. Pars. I. Dissert. inaug. Got- 
tingae (Vandenh. et Ruprecht). 81 8. gr. 8 ἢ. 12 Sr 
Miesychii lexicon post Joan. Albertum recens. M. Schmidt. 
Vol. I. Fase. 1. Jenae, Mauke. S. 1—80. hoch 4. n. 3.9. 
— ed. spec. Schmidt, rec. Ὁ. A. Nauck. Z. G. 1856, 
921—27. | 
M. Schmidt, zu Hesych. Z. A. XIV, 233—36. Ph. XI, 
396—99. 587— 88. Rh. M. XII, 139-- 47. 30911. 470— 
72; Homerica bei Hesych. Rh. M. XI, 302—03. 

— über die krit. Behandtg. des Hesych. Rh. M. ΧΙ, 620—25. 
Schwenck, zu Hesych. Rh. Mus. XII, 311—14. 
Homeri Ilias. Mit erklärenden Anmerkungen v. G. C. Cru- 

sius. 2. Heft. 5—8. Gesang. 3. vielf. verb. Ausg. Han- 
nover, Hahn. 147 S. gr. 8. 4 «Ὁ. 
— Odyssee, erklärt v. J. U. Faesi. 2. Bd; 3. berichtigte Aufl. 
B., Weidmann. 298 S. gr. 8. δ (9. 
— — für den Schulgebrauch erklärt v. Dr. K. F. Ameis. 1. 
Bd. 1. Heft. (B. I-VI). L., Teubner. XXII S. m. 5. 1— 


186. gr. 8. 12 
Rec. v. Lents. Z. A. XV, S. 258—80. v. Bdumlein, Z. A. 
XV, 45 ff. 
— ed. Dindorf (L. 1855—56), rec. v. Bäumlein, Z. A. 
XV, 45 ff. 


Ameis, 4 Grundsätze zur homer. Interpretation. J. J. 73, 
557—77; 628 --- 38. 

Bäumlein, Schiffskatalog der Ilias. J. J. 75, 34—46. 

— Grotes Ansicht über die Composition der Ilias. Ph. XI, 
405—30. 

Baumeister, Nachträge zu den schol. Didymi in Hom. 
Ph. ΧΙ, 168—71. 

4 Βὶ 11 be, de cyclopibus Homericis. Gymn.-Pr. Coblenz 1856. 


Classen, J., Beobachtungen über den homer. Sprachge- 
brauch. 3. u. 4. ΤῊ]. Gymn,-Pr. Frankf. a. M. 1856. 57. 
39 u. 38 8. 4. 

Rec. v. Bäumlein, Z. A. XV, 45 Γ . 

Déntzer, das Prooemium der Ilias, Z. G. 1857, 410—19. 

Friedrich, über d. Realien, 2. Aufl., rec. v. E. Müller, 
J. J. 73, 486—91. 


Bi * 


Goebel, aber das Epitheton πρη» bei Homer. O. Z. Vill, 
401—03. 

Hahn, Dr. J. G. v., ‘Aphorismen über den Bau der au 
uns gekommenen Ausgaben der Ilias und Odyssee. Jena, 
Mauke. XII u. 84 8. Les.-8. m. Tab. n. 3 4. 

Rec. v. Stier, Z. G. 1856, 910— 12. 
Heller, de scriptura nomiaum quorundem. apud Hom. Pi 
, 386—87; Hom, Od. VIII, 396, Ph. XI, 585. 

Hi Soke, der gegenwirtige Stand der Homer. Frage. Greifs- 

wald, Koch. 26 S. gr. 4. 2.3 (. 
Hoffmann, Homer. und die Homer. Sage, rec. v. Har 
der, M. G. A. 1856, Dec. N. 22— 24; 0. Bäumleis, 


2 AXV 45 fl 
Hoffmann, C. A. J., Homer. Untersuchungen 1. Aus; ia 
der Ilias. Clausthal, Grosse. 30 S. gr. 4. ir 


Houben, J. A., qualem Homerus in Odyssea Gnxerit 
xem. Gymn.-Pr. Trier 1856. 15 ὃ. 4. 

Jacob, A., über die Entstehung der Ilias und der Odyssee. 
B., G. Reimer. XII u. 524 8. gr. 8. 

Karajan, M. v., über die Handschriften der Scholien rr 
Odyssee. [Aus d. Sitz. Ber. d. Wiener Akad.]. Wien 
(Gerold). 53 5. Lex.-8. n. 8 § 

v. Kittlitz, über die Verschiedenheit der Gleichnisse 1 
Hom. Il. u. Od. Z. ἃ. 1856, 937—40. 

Krüger, K. W., Homerische und Herodotische Fornlebre. 
3. sehr verb. u. verm. Aufl. B., Krüger. 78S. gr.8.!#. 

Lange, A. Th., ad Homeri Odysseae aliquot locos anneu- 
tiones. Gyma.-Pr. Breslau 1856. 12 

Labbert, zur Charakteristik des Krates * Mallos, Rh. 4 
ΧΙ, 428—43. 

Meister, über Ilias γ΄, 314—27. J. J. 73, 773—79. 

Meunier, L. Fr., de Homeri vita, quae sub Herodoti a- 
mine eircumfertar, Herodoto abiudicanda. Paris, Durané. 
59 

Müller, Luc., Hom. Hl. 11. 867—75. Ph. XJ, 175—76. 

Nöldeke, E. ἃ. C., quaestionum philol. spicil. IV. Gym.- 
Pr. Lingen. 23 8. 8. 

Piechowski, J., deironia lliadis. Mosquae (Lipsiae, Brock- 
haus). Hu. 172 8. gr. 8. δ 

Rec. v. Bäumlein, Z. A. XV, 45 ff. 

Rumpf, H., de aedibus Homericis, pars II. Giessen, Ri- 
cker. 27 S. gr. 4. n. 8 & 
— über die Form und Bedeutung v. προϑέουσ; (Il. I, 291: 

J. J. 75, 102—12. 

Schiller, Andeutungen zur Kritik und Erklärung d. Odr- 
see, Buch I. J. J. 74, 553 — 58. 

Volkmann, zur homer. Texteskritik, P. R. KLUM, 247- 
64; neue Leistungen fir Homer XLV, 161—82. 

Welck er, der homer. Margites, Rh. M. XI, 498—508. 

Nicanor, περὲ ᾿Ιλιαχ. στιγμ. u. Aristonicus , περὲ ony. iL 
ed. Friedlander. rec Ὁ Sengebuseh J. J. 73, 759—i8 
Replik v. Friedlander. 75, 218— 24. 


Isocrates. 
Spengel, L., Isocrates und Platon or d. Abbdign. der 
bayr. Ak.). München (Franz). 41 gr. 4. 0.16% 
Starke, H., commentatiq de Isocr. oratienibus πρὸς Καὶ- 


\. 


808 
Mayor οἱ περὶ τοῦ ζεύγους. Gymn.~Pr. Posen 1856. 


| Julianas. 
Bertlein, F. K., coniectanea critica in Jul. orationes at- 
que epistolas. Gymn.-Pr. Wertheim. 22 8. 8. 
Lucianus. 
Hoffmann, J. L., Lacian der Satiriker im Hinblick auf 
Glauben und Leben der Gegenwart geschildert. Nürnberg, 
Bauer u. Raspe. V u. 115 S. gr. 8. 18 Sr: 
Luciani Samosatensis quae fuerit de re litteraria iudicandi 
ratio. Paris, Hachette. 106 S. 8, 3 fr. 
Kyeargus. Rede gegen Leokrates und Fragmente. Griechisch 
mit Uebersetzung uebst prüfenden und erklärenden Anmkgon. 


v. E. Jevicke. L., Engelmann. XVill u. 1808. gr. 12. 4.9. 


Lyriker, die griechischen. Griechisch mit metr. Uebersetzg. u. 
prüfenden u. erklérenden Anmkga. v. J. A. Hartung. 5. Bd.: 
.die griech. Liederdichter. 1. Abth. (Archilochos und die dor. 
Liederdichter bis auf Pindar). Ebd. 8. 3.8. 
Lysias. 
Kayser, Jshresber. über Lysias. Ph, XI, 151—67. 
Pertz, C. A., quaestionum Lysiacarum cap. I. Gymn.-Pr. 
Clausthal. 14 S. 4. 
Scheibe, C., lectiones Lysiacae. L., Teubner. 78 8. 
gr. 8. 2 
Nicandrea, Thetiaca et Alexipharmaca recensuit et emendavit, 
fragm. collegit, commentatt. add. Θ. Schneider. Accedunt 
scholia in Theriaca ex rec. H. Keil, scholia in Alexiph. ex 
recogn. Bnssemakeri et R. Bentlei emendatt. parlim ineditae. 
L., Teubner. XIV u. 463 S. gr. 8. 0.3.2. 
Rec. 0. Bähr H. J. 1856, Dee. 901—07; v. Volkmann, 
J. J. 75, 353—59. 
Nenues. | 
Rigler, meletemata Nonniana. Part. V. Gymn.-Pr. Pots- 
dam 1856. 24 8. 4. 
Pausanias. 
Ruhl u. Sehubart, Glossen zur Beschreibg. d. Polygnot- 
schen Gemäldes in der Lescho zu Delphi (Paus. X, 25) 
11. Z. A. XIV, 301--42. ΝΞ 
Schmitt, J. C., Beiträge zur Kritik des Paus. Ph. X1, 
4 


Pindarus. Ν 
ἜΣ Furtwängler, zur Kritik sod Erklärg. des Pind. (OL 6, 
15. 19. 61. 82). J. J. 73, 785—95. 
v.Leutsch, der 1. Hymnos des Pind. Ph. XI, 176—83; 
Pindar. Stadien: 1. die Quellen für die Biogr. des Pind. 
Ph. XI, 1—35. 
Marcus, J., de argumento politico Pind. carminibes in- 
‘texto. Triest, Münster. 27 8. 8. aT 


Platenis opera omnia, recens., proleg. et commentar. illostr. 
- @ Stallbaum. Vol. IV. Sect. 1.. «ont. Phaedram. Beet. 
Il::cent. Menexenum, Lysidem, Hippiam utrumque,. Jou, 


810 


Editio II. plurimum emendata et locupletata. Gothae, ἢ 

nings. CXL, 223 u. 407 S. gr. 8. 3 

Platon griechisch und deutsch mit kritischen und erklären 

Aomkgn. 23. Thi.: der Staatsmann. Herausg. v. Dr. ἢ 

W. Waguer. L., Engelmann. XL u. 1848. 8 14 
Rec. v. Petsold Z. A. XIV, 257 ff. 367 ff. 

— ausgew. Schriften. Für den schulgebrauch erklärt νυ. D. 
Chr. Cron. 1. Thi. (Apol. u. Kriten). L., Teubner. ΧΙ 
u. 134 S. gr. 8. 9 

— Apologie des Sokrates und Kriton m. Einleitg. u. erkl. As 
mrkgn. für den Schulgebr. her. v. A. Ludwig. 2. Af 


Wien, Gerold. XXI u. 86 S. 5. ὃ Se 
— Protagoras. Mit Einleitg. u. Anmkg. v. E. Jahn. Bhd 
"Lil u 128 S. 8. n. 12 fe 


Rec. vo. Ludwig. O. Z. VIII, 212—17. 
— Philebus ed. Badham (London 1856), ree. 0. Deuscile. 
J. J. 75, 60—64; 0. Susemihl Z. A. XV, 71—82. 
Aken, 6 Stellen aus Platons Phaedon erklärt, m. gramm. 
Excursen. J. J. 76, 180—92. 226—38. 279 — 95. 
Alberti, die Sprachphilosophie vor Platon. Ph. X1, 681—705. 
Heffter, über Plat. Apologie. J. J. 74, 373—85. 
a Lipke, de Plat. Phaedri consilio. Gymo.—Pr. Wesel. 1856. 
20 5. 4. 
Mueller, L. H. O., die Eschatologie Pi. a. Ciceros a - 
rem Verhältn. zum Christenthume. Gymn.-Pr. Jew 
(Bremen, Heyse). 44 8. gr. 4. 5. 1 4. 
Munk, E., die natürl. Ordnung der Pl. Schriften. 3B, 
Dümnler. XV u. 526 S. gr. 8. p. 3 4. 
Nitzsch, Pl. Rep. 372 D. 440 B, Rh. M. XI, 471-73; 
6holae in Pi. Phaedrun. XII, 399 -- 418. 
Spengel, s. Isokrates. 
Stallbaum, G., de Epinomidis vulgo Pl. adscriptee δὲ 
et auctoritate. Gymn.-Pr. L., 1855. 35 S. 4. 
Susemihl, genet. Entw. etc. (1. 1855), rec. re. ἃ 
Schultse, Z. @. 1856, 850—5?. 
Wagner, zu Plato, Rh. M. XI, 316—20. 473—74: Il, 
307—09. Z. A. XIV, 193—210. 
Wex, zu Platos Kriton u. Apologie, J. J. 73, 66971. 
Plotimi opera recogn. A. Kirchhoff. Vol. 1. L., Teubser. 
XVi u. 435 5. 8. 27 
Plutarchi vitae inter se comparatae, ed. J. Bekker. Vel. 
H—V. Rd. ster. L., Tauchnitz. KXXIV a. 1874 5. 16. (XXXIV 


u. 1481 S. 8.) 1 of 24 Soe 
— Demosthenes u. Cicero, erklärt ν. Dr.B. Büchsenschät:. 
B., Jonas. 134 5. gr. 8. 12 Se 


— vergleich. Lebensbeschrbgn. Griech. u. deutsch m. krit. 8. 
erklär. Aomerkgn. 2. Thl., Dion u. Bratus. L. Engelmann. 
VI u. 245 8. gr. 12. 14. 

— de musica ed.R. Volkmann. L., Teubner. XX!Vu. 1718. 


gr. 8. a. 1 Gf 6 x 


844 


Rec. v. Bähr, H. J. 1857, 435—38. 
Bremi, variae lectt. libr. Plut. nagi πολυφιλίας et περὶ τύχης 
e cod. Bern. enotatae. Ph. XI, 58284. 
Plass, H. G., disput. de verborum „os ἐν τοῖς περὶ ἐκείψου 
éyoanres” formula ejusque consimilibus quae saepe legun— 
tur in Plut. vitis. Gymn.—Pr. Verden. 15 8. 8. 
olyaenus. 
v. Gutschmid, de Aegyplincis apud Polyaen. obviis eo- 
\ rumque fontibus. Ph. ΧΙ, 140—50. 781—82. 
olybius. | 
Naber, Polybiana. Mn. VI, 113—37. 225—58. 
appho. 
Heller, carmen Sappb. secundum. Ph. XI, 431—37. 
Welcker, über d. 2 Oden der Ssppho. Rh. M. ΧΙ, 226—59. 
ppheciee. Rec. et explanavit Ed. Wunderus. Vol. J. sect. 
Il. cont. Oedipum regem. Edit. IV. Vol. If. sect. Hl. cont. 
Ajacem. Ed. III. Gotbae, Heonings. 167 u. 1558. gr. 8. a21 Gy 
erklärt v. F. W. Schneidewin. 2. Bdchn: Oedipus Ty- 
rannos. 8. Aufl. besorgt v. A. Nauck. B. Weidmann. IV u. 
166 S. gr. 8. 4 -P- 
Rec. v. Bonits, O. Z. VIN, 198-—205. 
five drames, with notes of Schneidewin. London, Ri- 


vington. 12. 16 sh. 
Bonits, Beitr. s. Soph. 1., rec. v. Thiersch, M. G. A. 
1856, 51.- 55. 


Buchholz, schedae criticae in Sophoclem J. J. 76, 223—26. 

Fraacken, C. M., Ajacis Soph. metra. Groningae, Schier- 
beck. 29 S. gr. 8. 

Goebel, über d. Charakter des Ajax in Soph. Aj. O. 2. 
Vill, 181 --- 92. 

Hertel, Fr. Th., krit. u. exeg. Bemerkgn. über einige Stel- 
len d. Soph. Gymn.-Pr. Torgau 1856. 19 S. 4. 

v. Karajan, Sopb. O. C. 113. 229. Rh. M. XH, 304—07. 

Kock, Soph. Stud. J., rec.v. Susemikl. J.J.75,153—64. 

Lange, L., zu Soph. Antig. 611 ff. J. J. 75, 164—70. 

v. Leutsch, zu Soph. Phil. 1437—44. Ph. ΧΙ, 777. 

Nitzsch, 2 Interpolationen, Soph. Ant. 905—13. 1080—83 
Br.) Z. A. XIV, 345—52; zu Soph. O. C. 367, 525. 1534. 

h. M. XI, 466—70. 

Piderit. K. W., Soph. Studien. 11. Hanau, König. 24 8. 
gr. 4. n. 4 ἢ 

Raspe, quaest., Soph. part. II. Gymn.-Pr. Güstrow. 168. 4. 

Rauchenstein, zu Soph. (Ant. 215. 362. 610. O. R. 227) 
J. J. 75, 265—67. 

Schütt, J. K. G., über den Polyneikes des Oed. suf Kol. 
Gymn.-Pr. Görlitz 1855. 30 8. 4. 

Sucro, W., de Sophocleae Musae arte et praestantia. Gymn.- 
Pr. Magdeb. 1856. 20S. 4. 

Weher, H., Beiträge zu Soph. Trachin. u, Philoct. Ph. XI, 
438—59 


Wieseler, emendationes in Soph. Ant. Ind. leett. Gott. 118. 4. 
phron. 
Botzon, L., de Sophrone et Xenarcho mimographis. Gymn,- 
Pr. Lyck. 1856. 42 8. 4. 


ais 


Stesichorus. 
Alberti, de carminibus mythicis Stesichori Himerensis, L 
A. XIV, 481—508. 
Stebaei florilegium recogn. A.Meineke. Vol. Ill. L., Teubner. 


XLII u. 264 S. 8. ξ 4. 
Theocritus. Bion. Moschus. Tertium ed. A. Meineke. B., 6. 
Reimer. IX u. 618 S. gr. 8. 8 «ἢ 


Thucydidis de bello Pelop. libri VIR. Ad optim. librorum 
fidem editos explanavit E. Fr. Poppo. Vol. IV. sect. Ill. 
de historia Thucydides commentatio. Accedit index hist. ¢ 
geogr. L., Teubner. Vill u. 1388. gr. 8. B. + of. 

— für den Schulgebrauch erklärt v. Dr. G. Böhme. 2. BL 
‚Buch V— VII. Indices. Ebd. VIII u. 367 S. gr. 8. 24 Se 

Rec. v. A. Mommsen J. J. 76, 278—81. 
— v. Krüger, rec, v. Campe J. J. 75, 170 Ff. 
Bonits, erkl. Anm. su Thuc., rec v. CampeJ J. 15, 265. 
ces einige Bemerkungen zum 5. Buche des Thuk. Ph 


Dietsch, Versuch üb. Thuc., rec. v. Thomas, M. G. 4, 
1856, 177— 97. zu 
Döderlein, L., interpretatio orationis Cleonis demagogi εἰ 
Thuc. IM, 37 sqq. Erlangen, Blaesing. 13S. gr. 4. 3 % 
Rec. v Campe, J. J. 75, 170 ff. 
Driessen, J. G., de priorum quinque libror. Thue. loci 
aliquot difficilioribus. Diss. philol. Monasterii (Mitsdortes 


478. gr. 8. 14. 
Forberg, sur Erklärg.d. Thuc. I-III., ree. v. Camp Jd. 
75, 


Kampf, quaest. Thucyd. II. IH. ebd. 268 ff. 
Krahner, über den Epitaphios, ebd. 175 ff. 
Sheppard, J. G., u. L. Evans, notes upon Thucyd., ori- 
ginal and compiled. Books 1 a. 2. London, Parker. 282 8. 8. Ssh. 
Ulrich, Beitr. s. Krit. d. Thuc., rec. 0. Campe J. J. 
75, 170 ff. 
Tragici. 
| — fragm. ed. Nauck, rec. v. M. Schmidt. Ζ. A. XIV, 
353—67. 534—51. 
Cobet, variae lectiones. Mn. VI, 27 ff. 
Oberleitner, K., Lebensweisheit in den attischen Tragi- 
| kern. Wien, Haas. VIII u. 75 8. 16. n. 12 x 
Aenophone Anabasis, fiir den Schulgebrauch erklärt von F. 
Vollbrecht. 1. Bdchn. Buch I—Ill. Mit einem Excurse 
ἂν. 4. Heerwesen u. Karte. L., Teubner. IV u. 180 8. gr. 8. 12 
— Cyropaedia, from the text of L. Diodorf, with English 
notes, byG. M.Gorham. London, Whittaker. 444 S. 12. 6sb. 
— Memorabilien, mit Einleitgu. u. Aomerkgo. hersg. v. Dr. 
M.Sey ffert.2.durchges. Aufl. L., Holtze. VIII u.202S. 8. 18 r 
'  — anabasis ed. Dindorf (Oxon. 1855), rec. ο. Vollbrecht, 
J. J. 74, 421— 29. 
Breitenba ch, über einige Stellen in Xen, Hell. I, Z. ἃ 
1 1857, AN-II. 


818 


. Gobet, variae lectiones Mn. VI, 274 I. 
Cron, zu Xena. Asab. J. J. 76, 67—70. 
Hei i land, quaestiones Xenoph. Gymn.-Pr. Stendal. 1856. 


Müller, E. H. O., de Xen. historiae yfracese parte priore. 
Diss. chronologica. Lipsiae, Dürr. V A 8. 1. 
Rüdiger, zu Xen. Anah. I. Z. G. 1856, 
Vollbrecht, zu Xen. Anab IIL, 4, 1923. Ἐν 1. 1-0. 
Zosimus s. Kusebius. 


ΒΒ. Watelnische Schriftsteller. 

Apniejus. 

ee ig et | rec. 0. Stoll, J. J. 78. 75058. 

Ausonius. 

Kohler, Ausonius u. die macaronische Poesie Rh. M. XII, 

Caecilius Balbus. 

Düntzer, noch οἷα Wort über den sogen. Caec. Balbus, 
J. J. 73, 554—56. 

Caesaris commentarii cum suppl. A. Hirtii et aliorum ex re- 
censione C.Nipperdeii. Edit. il. stereot. L.,Breitkopf u. Här- 
tel. IV u. 344 S. gr. 8. ἡ f. 

— -recogn. E. Hoffmann. Vol. 1, Vinudobenae, Gerold. IV u. 
218 S. 8. a. 8 Sr 

— de bello Gallieo. Für Schüler etc. herausg. v. A. Dobe- 
renz. 2. Aufl. Mit Karte, Eial. u. Register. L., Teubner. XVI 
u. 335 5. gr. 8. o.% «Ὁ. 

— — ex recens. Fr. Oudendorpii, with notes and indexes, by 
Ch. Anthon, London, Longman. 326 8. 12. 4} sh. 

— de bello eivili. Mit Anmkgn. y. J. Held. 4. Aufl. Sulz- 
bach, v. Seidel. X u. 294 8. gr. 8. δ «Ὁ. 

— — erklärt von Fr. Kraner. B., Weidmann. IV u. 2958. 
gr. 8. ; +. 

Crusius, G. Ch., vollständiges Wörterbuch zu den Werken 
des Jul. Caesar. 2. Ausg. Hannover, Hahn. VI w. 258 8. 

. 8. 17, Kr 
chick, Chr. W., die bei C. vorkommenden kelt. Namen. 
Manchen, lit-art. Ans, XXI u. 192 S. gr. 8. n. 1.F. 

Heller, ad C, de bello civ. 1, 1, 2. 3. Ph. L, 783. 

Hug, über einige Stellen aus C. bell. civ. Ph. Xl, 664—71. 

Koechly u. Rüstow, Einleitg. su C.'s Commentarien aber 
den gall. Krieg. Gotha, Scheube, vil u. 152 8. eX 


Rec. v. Bahr, H. J. 1857, 379—88. 
Kooh, H. A., sur Kritik, des C. (b. G. 2, 6: 4, 22; b ὁ. 
3, 21. 25. 38. 44. 54) Rh M. ΧΙ, 636—40. 
Catullus. 


Jungclaussen, W. Th., zur Chroaelo ie der Gedichte 
gclaustan, ΜΙ 28 8. gr. 4. a ἊΣ ihm 


814 


Cicerenis scripta quae manseruat omnia, recoga. B. Klotz 
Pars V: indices. L., Teubner. 457 8. 8. 18 Se 
— ed. Orelli (Batter u. Halim) Il, 1. rec. o. Hayser ἢ. 
G. A. 1856, 73—104. 
— orationes, with a commentary by G. Long, vol. Ill. Los. 
don, Whittaker. 592 8. 8. 16 sh. 
— ausgew. Reden, erklärt v. K.Halm. 1. Bdchn.: Redes für 
S. Roscius u. über das imper. d. Pomp. 2. Aufl. B., Weidmaas. 
Vill u. 168 S. gr. 8. + «ἢ 
— 6. Bdchn., rec. Ὁ. Jordan, Z. G. 1856, 659 63; ». 
Rauchenstein, J. J. 75, 381—B84. 
— udvalgte taler, af H. H. Lefolii. Il, 1: forste og and 
filipp. tale. Kjöbenbavn, Reitzel. 182 8. 8. 1 Bir. 
— oratio prima io Catilisam. Rec. et ἃ C. male abjudicari demor- 
stravit J.C. ὃ. Boot. Amstel., Seyffardt. XXV u. 788. gr.8. f.1. 
— pro lege Manilia ed. Gosırau, rec. ». Rothmenn, 2. 6. 
1856, 915—21. 
— Rede für Co. Plancius, erklärt v.E. Köpke. L., Teubner. 
Vill ou. 114 S. gr. 8. | 9 Se 
— oratio post. reditum in senatu. Recensuit, etc., H. Wag- 
ner. L., Dyk. 74 8. gr. 8. 4 4. 
— Brotus de claris oratoribus, erklärt v. O. Jahn. 2. Aul. 
B., Weidmann. XVIII u. 167 S. gr. 8. 12 Se 
— (Cato ed. Nauck, Sommerbrodt, Kiots, ree. v. Leb 
‘ meyer J. J. 76, 133—56. 
— de natura deorum libri Ill, erkl. v. G.F. Schömanı. 2. 
Aufl. B., Weidmann. IV u. 241 8. gr. 8. 16 Se 
— de officiis libri IN, herausg. v.J.v. Gruber. L., Teuboer. 
IV u. 183 S. gr. 8. 12 
— — erkl.v.0.Heine. B., Weidnann. IV u. 241 S.gr.8. ake 
— Tuscul. disputationum libri V, erläutert v. G. Aen. Koch. 
2. Heft (lib. III—V). Hannover, Hahn. 1508. gr.8. } εἶ. 
— epistolae selectae temporum ordine compositae. Für des 
Schulgebr. m. Einleitgn. u. Anmkgn. versehen v. K. F. Süpfle. 
4. Aufl. Karlsruhe, Groos. ΧΙ} u.392S. gr. 8. ὦ. 1.93 Se 
Rec. v. Stinner, Z. G. 1857, 298—304. 
Bake, J., de emendando C. oratore ad M. Brutum. Logd.- 
Bat., Brill. 82 8. gr. 4. n. 1} . 
Bernays, Cic. über die Juden (pro Flacc. 28, 69) Rh. M. 
XU, 464—66. 
Bogen, de locis aliquot e C. Tuscul. disput. libro 1. expli- 
candis comment. critica. Gym.-Pr. Neuss 1856. 17 8. 4. 
Boot, de emendanda et explicanda C. oratione pro Muress. 
Mn. V, 347—63. 
tea Brink, loci corruptiores in C. oratione pro Rabirie 
Post. conjectura emendati, Ph. ΧΙ, 92—100. 
Bücheler, zur Kritik der Cic. Briefe Rh. M. X1,509--35: 


zu Cic. Phil. VI, $. 3., Rh. M. XII, 466—67. 
Crecelius, Bruckntück ann Cie Hortensius, J. J. 75, 79-8. 


815 


Detlefsen, über eine Cic. Handschrift der kk. Hofbihlio- 
thek. Wien (Braumiiler), 22 S. Lex.-8. ἃ. 4 Sr 

Faguet. V., de poetica Cic. facultate, Poitiers. 139 8. 8. 

Halim, K., über Cic. Rede pro C. Rabirio Post. Eine krit. 
Abhaudlg. München (Franz). 52 8. gr.4. nn. 17 : 

Jeep, zu Ciceros Reden (p. Rosc. 16, 47: Cat. Ill, 9, 22: 
11, 26: Sull. 19, 55: Sest. 59, 127: Pis. 9, 21: Planc, 3, 7: 
Marc. 7, 21: 8, 25: Phil. Il, 37, 93) J. J. 75, 290 -- 304. 

Isler s. unter Ovid, 

Kappes, zu Cic. Att. I, 17. J. J. 76, 295 — 97. 

Kiehl, Tulliana (in Verrem) Mn. V, 419—64. 

Koch, a. A., emendationes C. epistolarum. Rh. M. Xi, 
268— e 

Lahmeyer, su Cic. Cat. maj. 19, 71. Ph. ΧΙ, 593. 

v. Leutsch, variae lectt. e codd. Cic. excerptae 1, cod. 
Abrincensis. Ph. ΧΙ, 379 —82. 

Müller, s. unter Plato. 

Nitzsch, zu Cic. de legg. init. Rh. M. Xil, 135—37. 

Pluygers, lectt. Tullian. (in Verr., pro Flaec., pro Sulla, 
de province. consular.) Mn. V, 315—28. 365—76. V1,71— 
85. 138—60. 259—74. 

Rauchenstein, zu Cic. Cat. maj. 19, 71. Ph. XI, 593. 

Rinkes, S. H., disputatio de orat. I. in Catilinam a C. ab- 
judicanda. Lugd.-Bat., Brill. LVI u. 668. Lex.-8. n.3 .P. 

Spen el, zu Cicero. Ph. ΧΙ, 400—04. 
öifflin, za Cic. Cat. maj. 19, 71. Ph. XI, 192. 

Cornelii, Nepotis liber de excellentibus ducibus exterarum 
geutium. Accedit ex libro de latin. histor. vita T. Pomp. 
Attici, M. Porc. Catonis. Erklärt. νυ. W. Nauck. Königsb. 
in d. N., Striesse. Vill u. 203 8. gr. 8. 4 «P. 

Rec. v. Richter, Z. G, 1857, 330— 40. 

— vitae excellentium imperatorum. In usum scholarum ed. 0. 
Eichert. Editio [1]. Vratislaviae, Kern. 1088. gr. 16. 4 x 

Ennius. 

Mähly, su Ennins. J. J. 75, 359—65. 

Festus. 

Osann, Festus u. die ersten Aufführgn. v. Mimen in Rom, 
J. J. 73, 660—63. 

Th. Mommsen, zu Festus, über die Terentina tribus, Rh. 
M. Xil, 467—69. 

Grammatici latini ex rec. ἢ. Keilii. Vol. 1., fasc. I. [Flavii 
Sosipatri Charisii artis gramm. libri V]. L., Teubaer. Hl S.u. 
S. 1-- 296. Lex.-8. ao. 8 ff. 

Vol.11., rec. v. Christ, M. G. A. 1857, N. 19—21. 
Becker, zu Charisius I p.59 P. (42 Lind.) Z. A. XIV, 435—36. 
Fleckeisen zu Nonius, Priscianus. J. J. 73, 682—86. 
Hertz, das Adverbial- Verzeichn. bei Prisco. p. 1010 P. (I, 

620 Kr.) Ph. XI, 593—96. 

Mieratius. Scholarum in usum ed. G. Linkeras. Vindobo, 
nae, Gerold. LVI u. 280 8. 8. B. ἢ Sl 

Rec. v. Ritter, J. J. 76, 238—50. 

— ed. Kirchner 1. 1, 1.: rec. 0. Düntzer. J.J. 78, 797 —808. 

— ad codd. saec. IX. Xque exactum commentariq critice 


816 
exeg. illustr. ed. Fr. Ritter. Adjecti suat indices. 2 voll 
L., Engelmann. XLVI u. 494, V u. 6548S. gr. 8. 6: f. 
Rec. 0. Königshoff 2.A.XIV,460 - 72, 551—67. o. Pauly, 
0. Z. Vill, 484—42. 
— iu usum schol. brevi annotatione instruxit Fr. Ritter. Ib. 


VI u. 282 S. gr. 8. ὁ (ἢ 
— opera omnia, ad optimor. libror. fidem ed. Th. Obbarias. 
B., Klemann. 604 S. 16. i 4. 


— sämmtl. Werke für den Schulgebr. erklärt. 1. Thi: Ode 
u. Epoden v. C. Nauck. 2. Aufl. 2. Thl.: Satiren a. Ep 
steln v. G. T.A. Krüger. 2. Aufl. Teubser. XXVIII a. 234, 


XVI u. 848 S. gr. 8. 18 Yor υ. ff. 
— Episteln vo. Döderlein,rec.v. Krüger, Z.G. 1857, 281—9/. 
Arnold, Tb., über die griech. Studien des Horaz Il. Gyn.- 
Pr. Halle 1856. 35 85. 4. 
Bernays u. Ritschl, zu Horat. (C. 1,12: IE, 1.) ΒΒ. ΜΝ. ΧΙ, 
627—36. 
Berning, über d. Geist der Hor. Briefe. Gymn.-Pr. Reck- 
linghausen 1856. 12 8. 4. 
Dyckhoff, S., de aliquot H. carm. locis suspectis. Mo- 
nasterii (Mitsdérffer). IX u. 43 S. gr. 8. a. 3 «1. 
Ehrenberg, N., ad carmina quaedam H. annotationes cr- 
J ticae. Lundae, Berling. 18S. 8. 
᾿ Fe Ph J. M. E., l’art poétique d’H. consider6 dans son 0r- 
conpance avec des notes explicatives, Bruxelles et * 
48. 8. 18 5 
Funkhänel, über Sat. If, 1, 13. Ζ, G. 1858, 887—88. 
Goebel, zu Horaz. I. Horaz u. Luerez. O. Z. VIII, 421-3 
Halm, horaz. Scholien. O. Z. VIII, 123— 28. 
v. Jan, zu Hor. carm. I, 38, 1—4, Ph. XI, 782—83. 
' Keck, H., de Aor. ep. libr. I. Kiliae, Schröder ἃ ὦ. 
32 5. 4. n. 12) & 
Kolster, zum t. Buche der Hor. Oden. Ph. XI, 643-6. 
Leidloff, H., de epodon Horatii aetate. Gymn.-Pr. Hol 
minden. 26 8., 8. 
Obbarius, Beleuchtung einer neuen Erklärg. von Hor. Epo? 
IX, 23—26. Z.G. 1857, 390 - 94; zu Hor. Epod. Xill,1.2 
Z. G. 1856, 933—35. 
Oebeke, Fr., de Hor, prioribus sex libri Il]. carminibas 
disputatio. Part. I. (symn.-Pr. Achen 1856. 14S. 4 
Piechowski, J., de Hor. epist. ad Pisones. Mosquae iLip- 
siae, Brockhaus). If u. 81 5. Lex-8. 8. ἢ of. 
Ritsch) u. Hanow, zu Hor. Carm. Il, 1: I, 1. Sern. |, 10. 
Rh. M. Xi, 457—64. ᾿ 
Ritter, über die älteste Blandin. Hdschr. des Hor. bei Nas- 
nius u. Cruquius. Ζ. (x. 1867, 359—61; zu Carm. |, 12 
45, ebd. 36163, 
Rübrmund, zu Hor. Carm. I, 28, J. J. 76, 193— 2300; Carm 
IV, 8. IV, 9. Z. G. 1856, 776—88. 
Schmid, Th., de grammaticorum equitum doctissimo (Hor. 
Serm. I, 10) Ph. XI, 54-59. 
Schröter. quaestiones Horatianae. P. Il. Gymn-Pr. Saar- 
brücken 1896. Ἃ ἃ. A, 


S42 


Seyffert, R.. schalia ad. Hor, satiras. 1. Crncenagi. _Voist= 
länder. 33 8. gr, 4. 
Urlichs, über Hor. Sat. I, 10 prooem. Rh. M. ΧΙ, 602 06, 


(Hyginus). 
Wölfflin, zu der Schrift de viris illustr. Ph. ΧΙ, 167. 


adds ve. 714 


Juvenalis. 
Häckermann, A., die Exegese Hermanıis a. die Kritik 
Juvenals. Eine Widerlegung. Greifswald, Koch. XVI u. 
61 8. gr. 8. 2 
Kivi al urbe condita libri, erklärt von W. Welssenborn. 
1. Bd. Buch 1 u. HI. 2. Aufl. 5. Bd. Buch 24—26. B., Weid- 
mann. 312 u. 840 S. gr. 8. A ἃ of. 
4. Bd. rec. vo. Queck, J. J. 74, 399—404. . 
v. Leutsch, de cod. Liviani fragm. nuper reperto, ΡΒ. XI, 
17 — 75, 
Lucretius. 
Göbel, die schedae Vindobon. u. der cod. Victerianus des 
Lucrez Rh. M. XII, 449-56; s. a. unter Horatius. 
Hallier, E., Luer. carmina e fragm. Empedoclia adambrates 
Jena (Doebereiner) ΠῚ u. 39 S. 8. n 
Müller, L., zu Lucr. Vi, 1065--67, Ph. XI, 399, 


Ovidius Metamoryhosen erklärt νυ. M. Haupt, 1. Bd. 2. 


Ausg. B., Weidmann. 265 S. gr. 8. 16 Hr 
Isler, zur Handschriftenkunde des Ovid. u. Cie. J. J. 75, 
288—-91. 
v. Kittlitz-Ottendorff, das partic. fut. act. bei Ovid, Ph. 
ΧΙ, 283—91. 
Müller, jLue. ., de Ovidii amorum libris, Ph. XI, 60—91. 
192. 390 -- 400. 


Schmidt, M., de Ovid. versibus Lexametris, Gymn.-Pr. 
Cleve 1856. 26 8, 4. 


Persiuas. 

Pierson, die Metaphern des Persius. Rh. M. Xi, 88—98. 
Petronius. 

Beck, the age of Petron. Arbiter. Rh. M. XI, 606—10. 
Plautue. 


Boiasier, G., quomodo, Graecos poetas PL transtulerit, 
Paris, Giraud. 

Bücheler, zu Plautus (Stich. 342. 65. 643. Men. 152. 224. 
1069. 1143). Rh. M. ΧΙ, 132—34. 

Fieckeisen, zu Plautus. i. ĩ. 73, 68788. 

Langen, de execrandi formulis Plautinis ΜΝ ob- 
serv. gramm. Rh. M. XII, 426—33. 

Nitzsch, zu Plaut. Th 367. 675. Rh. M. XII, 134—36. 

Osann, lex barbar. bei Plautus (Capt. III, 1). J. 73, 706—10. 

Ribbeck u. Ritschl, zu Plaut. Bacch. I, i, δι. ‘Rh. M 
ΧΙ͂Ι, 456—57. 

Ritschl, plautin. Excurse. : 27. Latinisirg. griech, Namen 
durch Vocaleinschaltg. 28. Vocaleinschaltg. Apollon. 1.7 
M. XII, 99-115. 473—77. |, 


Plinius. 7 
— ed. Jan col. Il., rec. 0. Hone. H. 1.1866, Rate. 


848 


Brunn, H., de auctoram indicibus Plin. disputatio isagegin. 
Bonn 1856. 60S. 4. u 
Rec. v. Urlichs. J. J. 75, 336—41. 
Urlichs, vindie. Plin. I, rec. ou Deimling. J. J. 1, 
§08—22. 


Prepertius. 
Struve, zur Kritik u. Erklärg. des Properz. Z. A. Xv, 
237—46. 
Sallustius. 
— ed. Krits, rec. v. Bahr. H. J. 1856, 820—27. 
Dietsch, über Sallust. Vhdign. d. Stattg. Phil.—Vers. 27—40. 
Klotz, zu Sallast. J. J. 73, T11—15. 
Ottema, J. G., de loco Sall. (Cat. XXVII—XXXI) trass- 
positione emendando. Leeuwarden. 8. 
Seneca. . 
Böhm, F., L. Ann. Seneca u. sein Werth auch für unsere 
Zeit. Pr. d. Fr.-W.-Gyma. Berlin 1856. 47 8. 4 
Michaelis, notae ad Sen. de ira libros ILI, sec. cod. Lei. 
, adhibitis F. Haasii adnott. critt. Mn. VI, 57—70. 
Suctonius. 
Dörgens, zu Sueton. viri illustres. Ph. XI, 785—88. 
Roth, K. L., Sueton. Studien I. zur vita Terentii. Rh. ΜΝ. 
XII, 174—88. 


P. Syrus. 
Wölfflin, zu P. Syrus Sentenzen. Ph. XI, 190—91. 


Waciti Germania s. de origine situ moribus ac populis Ger- 
man. liber. Herausg. u. sachlich erläutert v. Th. Finckh. 


1. Abth. Göttiogen, Dieterich, Vu. 250 5. gr.8. 5. 134. 
Baur, F., de Tacitea Tiberii imagine disputatio. Tubingae 
(Fues). 29 S. gr. 4. n. 8 + 
Hilgers, zu Tac. (Hexameter bei Tac.). Z. G. 1856, 791— 
Jansen, zu Tac. Aon. J. J. 73, 679 -- 81. 
Kirschbaum, H. J., quid Tac. senserit de rebus publicis. 
Jenae (Dibereiner). 47 S. gr. 8. pb. | ff. 
Kritz, Fr., de glossematis falso Tac. Agricolae imputatis. 
Erfurti, Keyser. 25 S. gr 4. n. 8 Se 
Mützell, zu Tac. Germ. Z. G. 1856, 716— 17. 
Obbarius, Tac. Agr. 16. 17. 27. J. J. 73, 872-4. 
Schaubach, A., de vocum quarundam quae in Tac. dis- 
logo leguntur, vi ac potestate. Meiningen (Brückner u. 
Renner). 28 5. 4. n. 4 & 
Schmidt (in Neisse), Tac. Agr. 8. Z. G. 1856, 718 -19. 
Spengel, L., über das 1. Buch der Annalen des Tac. Man- 


chen (Franz). 33 S. gr. 4. on. 104 Gr 

Wölffel, H., emendationes in Tac. libros. Norimbergae 

(Korn). 68 8. gr. 8. n. 8 %x 
Terentius. 


Fleckeisen, zu Terentius. J. J. 73, 682—86. 
Langen, s. unter Plautus. 
Tragici. 
Boissier, G., le poéte Attius. Etude sur la tragedie la- 
tine pendant la république. Paris, Giraud. 148 S. 8. 
Min! y, zu den Fragmenten der latein. Tragiker. J. J. 75 


' 819 


Trogus Pompejus. 

Gutschmid, A. v., über die Fragmente des Pomp. Trogus u, 
die Glaubwürdigkeit ihrer Gewährsmänner. Leipzig, eub- 
ner. 106 S. gr. 8. 27 ir 

-- ἔδεε Nanda v. Magadha (Pomp. Trog. XI). Rh. Μ. ΧΙ͂Ι, 

i—67. 

Ulpian. 

— ed. Vahlen, rec. v. Huschke. J. J. 75, 8365—77. 

Valerius Maximus. 

Vahlen, Bemerkgn. zu Valer. Max. Rh. M. XI, 586—94. 

Varre. 

Chappuis, Ch., Sentences de M. Ter. Varron, et liste de 
ses ouvrages. Paris, Durand. 124 S. 18. 

Mercklin, die en der Varron. Menippea u. logi- 
storici. I, 372—98 

Ritschl, Varvoniane. Rh. M. XH, 147—54. 

Veilejus Patercuius. 

Franke, zu Vell, Paterc. II, 8, 2. Ph. XI, 784 

Vergilius, works, with English notes, andc., by A. H. Bryce. 
Glasgow-London, Griffith. 12. 74 sh. 

— Aeneis, til skolebrug bearbeidet af G. F. W. Lund. 1. del 
I—VI bog. Kjébenhavo, Reitz]. 392 S. 8. 2 Rd. 12 sk. 

— — til skolebrug bearb. af O. Fibiger. 2. heft. V—VII 
bog. Kjöbenhavn, Steen. 172 S. 8. 1 Rdl. 

Genthe, Fr. W., Leben und Fortleben des P. Virg. Maro 
als Dichter und Zauberer, 2. Aufl. Leipz. u. Magie urn, 
Baensch. 134 S. 16. 

Häckermann, zu Verg. — 80. IV, 587. VI, τοῦ; 
Ζ. G. 1857, 103—07; 1856, 720— 

Henry, adversaria Virgilians ill, Ph. XI, 480—532, 
591 --- 642. 

Ribbeck, über die Composition v. Verg. Ecl. J. J. 75, 65—79. 

Sainte-Beuve, C. A., étude sur Virgile. Paris, Garnier. 
476 S. 18. fr. 

Schömann, G. F., prolusio de Roman. anno saec. ad Verg, 
ecl. IV. Gry hisw., Koch. [6 8 ie 4. a. 6 Kr 

Thilo, G., Servii comment. ad Vers. A. I, 129—200. Gymn.- 
Pr. Naumburg 1856. 22 5. 4. 

Witruvii de architectura libri X. Ex fide librorum scriptorum 
recens. et emendavit et in german. sermosem vertit Dr. C. 
Loreutzen. Vol. J. pars prior. Gothae, Scheube. 8. 1— 
247. n. 14 F 

Feltz, R. L. Fr., Untersuchung über das Zeitalter 

röm. Kriegsbaumeister M. Vitr. Pollio. Herausg. v. O. 

Schultz. Leipzig, Dyk. 55S. gr.8. M.1 Taf. 12 Se 


Index auctorum. 


Aesch. Pers. 274 p. 388]Cic. or. Plane. 39. 54. 55 
— — 450 585}|— — Rabir. 4 

— fr. 68. 73. 386 — 282 -- — 5, 11. 12 
Alex. Aetol. fr. 1 — 58|-- — 8, 20 

Ampel. 1. Mem. Il, 5 — 269--- — 10, 26 

Anon. Keil. p. 5 — 330/— — 10, 28. 14, 40 
Appead. Provv. V, 28 — 39|—- — 14 

Appian. Illyr. 2 — 188|— — 15, 41 

Archil. fr. Bergk. — 131]-- -- 17, 46 
Aristoph. Av. 809 — t83/— Verrio. Il, 2, 87 
— — 812 — 100|— Orat. Il, 5 

— — 829 — 184|— — HI, 6—8 . 
— — 946 — 469/Cram. Anecd. Ox. Ill, 350 
— Eccles. 825 — 38|Didymus 

— Ran. 208 sqq. — 715|Diogenian. I, 70 

— — 229 — 738|Dion. Cass. 60, 8 

— — 968 — 40/Diomed. lil, 5, 12 
— — 1203 — 758|— Ill, 5, 19 

Arist. Byzant. — 19/Dionys. Calliphon. f. 
Aristot. Ethice. ll. — 351 sqq.544eqq. | Domitius Marsus 
Artemidori frr. — 193 sqq.|Enni fr. 394 Ν᾽ δὲ]. 
Athen. 11, 877 F. — 188|Eurip. Aadrom. 242 
— VI, 236 — 130|— — 585 

— VI, 27A — 386/— Helen. 60 

— VI, 249 B — 188|— — 136 

Atil. Fort. I, 2672 P — T44|— — 310 

Auct. ad Herenn. IV, 16 — 402 --- — 316 

Auct. inc. de VV illustr. 14 — 167/— — 446. 613 

— — — 40 — 167|— — 867 

Caesar, v. lulius Caesar — — 931 

Calpurn. Pis. Pan. 106 — 592|-- — 1022 
Cantilenae popul. Graec. — 45|— — 1105 

Catull. 2, 9. 2.6 — 385 1— — 1168 

— 61, 192 — §92/— — 1236 
Chamaeleon — 21|--- Heracl. 999 
Charis. p. 116 P. — 680|— Iph. Aul. 995 
Cic. Cat. mai. 19 — 192. 592!— — 1572 

Cic. Nat. Deor. If, 2 — 706|— — 1580 

— or. in Catil. 1, 1 — 656/— Phoen. 103 sqq, 
— — pro dromo §. 101.117 -- 403|— — 291 sqq. 


— — — Milon. 8. 37 — 40+|Eustath. ad Dion. Perieg. 


p- 


404 
93 


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4€2e22Re2 


3 
Ld 


gx 8SSeu iF 


Inden! aectoranl, “ur 
Bastath. ad Hom. ἢ]. ys" 88, 'p- fal: Cees, B. C. 1,8, 8.65. £5; ,8. ev 
ι 1289 50 36/—'— 1, 44, 4 
— — p.0d.A, 170 1395,40 — 39I— — 1, 61, 2 Im 
a» Vit. Pind. - 3/— — I, 17, 2 ‘/— 668 
See — 7.22|— — II, 39, 5 7 670 
_ — — 16|— Σ- IN, 10 10 ‘' 7 665 
Fulgen? MM ΗΝ 1, 2 — 588 -- — ım, 17,1 0007 666 
Genus Pindari — 9i- — It, 18, 5 . — 669 
Harpocr. p. 53, 12 — 37|Koriona ‘— 20 
Hephaest. 1, 28 — 751/Liban. Oratt. 1, 209. 321: — 85 
— 82 — 282|— — IV, 16, 4 — 763 
— 1, 147 — 746|— — IV, 32. 44. 46. 38 — 642 
Herod. Il, 34 — 440/ Liv. ft, 50 — "167 
Hesych. 5. alsis — 588|— XXII, 40 — 101 
— 8. ἄλευρον — 587/— XVI, 1 ott — 171 
— 8. ἀλίβαπτον — SR7/— XXX, 1 — 187 
— 8. βαϑείης — 3961 Lucan. 1 ar; 600 — 139 
— 8. γέτες — 397|— Hl, 637. 692 — 139 
eee = 891: IV! 608 238 
— 8. ἐπὶ τῷ δή — — IV, — 
— 8. panic. rn — 398] -- VI, 5 — 705 
— 8. χάγη — 396| — VI, 147 — 768 
— 8. χαδουφὴν — 398] Lucian. πρὸς anaid. ἃ — 3% 
— 8. κύπριος — 397}Lucret. VI, 1063 — 399 
— 8. μόλπις — 397|Lys. Or. i, 26 — 162 
— 9. οὕνει — 398.--- — 30 — 158 
— 8. ρουμάζεται — 398] --- — 41 -- 169 
— 8. σῆνα — 398/— — II, 35. 43 — 164 
— 8. σχαπερδεῦσαν — 588/— — III, 10 — 162 
— 8. τογέρα — 397/— — IV, 13 — 138 
— 8. τὸ κατὰ γᾶς — 397] -- — V1, 7 — 150 
— ὁ. Toy σὸν — 991]--- — VI, 4 — 161 
— 8. τοὔρϑον — 396/— — VI, 29 — 164 
Hesych. Milesius — 15]-- — VI, 49 — 160 
Homerus — 38/— — Vil, 12. 37 = 157 
Hom. ll. B, 867 — [75]-- — Vili, 4. 8 +4 — 160 
— Od. 9. 396 — 585|— — IX, 17 — 453. 138 
Horat. Carm. J, 3, 5 — 650/— — X, 7 — 164 
— — 1, 6,1 — — 66/4 — X, 9 — 138 
— — 1, 7, 5 — 843|— — X, 13 εὐ - 164 
— — 1, 12,7 — 646|— — XII, 22 “+. — 162 
— — 1, 14, 10. 15, 14 — 646|— — XII, 26 — 138 
— — 1, 18, 11. 20, 1 — 647)}— — ΧΙ͂Ι, 20 — 158 
— — 1, 28 — 648 - — XII, 30 — 164 
— — 1, 36 — 6811— — XII, 46 — 163 
er — 782|— — ΧΙΙ, 63 — 163 
— Satir. , 10, — 54/— — XII. 69 — 158 
Hygin. fab’ 18. St. — $88/— — XII, 81 . — 163 
Inscriptt. Graecae — 2921-- — XII, 86 . — 156 
— Latinae — 304]--- — ΧΙ, 99 . — 157 
löannes Siceliota — 329}— — ΧΙ, 32 — 158 157 
Joseph. B. Jud. ΠΙ, 3,3 — 188|-- — ΧΗΙ 48 = 160 
zo Vi 8} — 188... — XII, 61 — 159 
Istros 21/— — XIll, 62 — 162 
Iul. Caes. B. Civil. 1, 1, 2 — 783|-- — ΧΙ 63 — 164 


Philologus, ΧΙ. Jabeg. 4. ὃ 


882 Index nucterem, 

Kin, - 153] ΟΥἱά, Amer, J, 4, 66 
In V2 au — 163|— — |, 6, 
+- — XVI, rn — 164)/— — I, 6, 61 
on — XVl, 16 τι 163l— — J, 8, 65 
“ὦ -- XVII, 5 rm A - 1, 8, 109 
— XVII, 8 A — 155|— — 1,9 
ui XVIII, 10. - ι;- 164 — — 1, 9, 41 
e- — XV, 2 || . — 150) — — 1, 10, 84 
— XVI, 23 — 58) - — 1, 13 
— xviii 20 — .155 — — I, 13, 23 
— — IX, i— 158] -- — I, 15, 17 
zu XIX, 13 ) “- 133}— — II, 1, 15 
— — XIX, 18 — 161}—, — If, 2, 30 
+: — XIX, 25 — 163] — — H 4, 17 
om. — XIX, 47. -τ 158|— — II, 6, 30 
Bu KX, 14  - 152] --- — II, 7, 23 
— — XX, 19 — 165/— — H 7, 25 
er — XX, 31 — 159|— — H, 8 
em — AX, 33 — 161]— — I, 8, 19 
we — XX, 35 -- 158] — — JH, 9 
— — XXI, 16 — 159/— — Il, 19, 47 
— — XXI, 19 1" 188} - — H, 10, 33 
— XXI, 15 — 161]— — Il, 15; 23 
— — XXI, 18 . — 167 — — 1, 16 
— — XXill, 9 — 167)— — Il, 17 
we — XXIV, 14 — 161])— — Il, 18, 19 
— — XXIV, 25 ., - 188] - — 11, 19 
— — XXV, 2 _ +— 158)— — Ul, 19, 31 
— — XXV,7 . — 154/— — Il, 2, 25 
«ὦ — XXV, 9 — 161. 165/— — IN, 5, 17. 8, 29. 9, 19 
— — XXV, 32 .. : — 157 — Il, 14 
oe — XXXVI, 13 — 159] — ΠῚ, 15 
we — KXXVIE 2... — i61/— — WI, 15, 8. 
— — KXVII, 15 — 154|— Art. Am. J, 329 . 
— — XXVIII, 15 — 103] — Epigramma 
— — XXIX, 1 ..— 162|— Rem. Amor. 417 
— — XXIX, 11 » — 152|Pausan. 7 10, 2 
— — XIX, 4 7 158/— 
deer — KXX, 15 2 - 1651| il, 28, 8 
wei — XXX, 33 22 158 — 1. 35, 7 
— — XXX, 31 0: ) - 1653| .., 42,3 
tome — XXXII, 5. 6. 11 — 162/— 1, 44, 7 
«+ — XXXII, 4 — 162|— I, ,, 8 
-Maneth. fr. 64 . — 532|— Il, 33, 2 
‘Mar. Victor. 1, 11, 26 .. . — 329|/— Ill. 4, 7. 8, 1 
Moses Choren. 11, [Ὁ — 779|/— IV, 15, 6 
Nicandr. fragmenta — 769) — IV, 17. 8 
— Theriac. mae — Tit) - IV, 35, 11 
Ovid. Amor. I, 1,158 .°.' — 72)/— V, 7,8 
‘we — ἢ; en — 64) VI, 8. ὅ 
lah — 1, 4, 35 — 64/— VI, 13, 9 
u — 1, 4, 46 — BI, Vi, 22, 9. 26, 1 


eriitiididddeaetoreaeiad 


BRASURKUKRSKSASHKSeI εἰ Ξ’ fSLeGSMVSSsessseRiLe 


piitiirnt 


11111111 


2 


Pass. VII, ots 


μ- VI, 3 


— ‚2 
— Vill, 35° 9. 42, 12 
— VIL, 51, 3 

— IX, 17, 4 
-- ΙΧ, 28, 4 
— X, 1-10 
— X, 2, 6 
— X, 9, i! 
— X, 11,4 
— X, 21, 7 
— X, 33, 5 
Pers, sat. Vi, 1 sqq. 
Phanocl. fr. 1, 4 
Phoenic. Coloph. fr. Il 
Pindari γένος 
Pindar. lv. fr. 1 
Plat. Reip. Ill, 303 
Plin. N. Hist. ΧΙ, 41 
Plutarch. negi Πινδάρου 
-- περὶ πολυφελίας 
— περὲ τύχης 
— Quaest. Gr. 36 
— Quaest. Rom. 45 
— V. Timol. 31 
Polyaen. Il, 1, 22 
— Il, 16 
= ΠῚ, 9, 38 
= ΠῚ, 9, 56 
— WM, 11, 5 
— VII, 3 
— Vil, 4 
— Vil, 9 
— Vil, 11 
— VI, 29 
sie ta All, 107 

44 


Priscian. 1010 P. 
Sapph. fr. Il 
Scho 


Il. Apoll. Rh. II, 789 


— Arist. Av. 1273 

— a Kquitt. 543 

— Heph. p. 28 

- Hephaest. I, 147 
67 


— Pind. Olymp. IX, 1 


13, 
=U αὶ 14, 9. 18, 4. 27, ” 


wee 


ΠΝ πε 


of 
o 


AERIS IRAN ER 


— Ven. ad Hom. Il. B, 205. 


269. 547 


Index anctorum, £38 
— 472 |Scholl. Hom. Fr, 242. 325.448 — 168 
4719]-- — E, 385 1 
413-- — E, 422. 479. 484. 208 — 169 
4790|: — H, 171. 872 - .168 
4731. — 0, 479 — 168 
474|— — I 448 —. £68 
474|— — K, 408 — 1560 
419... --- N, 41. 8, 147 
475|— — I, 617, ΤΊ 53 — 170 
4779| — Φ, 79. 252 
476|— Hom. Odyss. u, 20 .:— 772 
479 | Simonides ‘— 387 
477|Sophocl. Oed. Colon. 1164 — 757 
479|— Oed. Tyr. 332 — 756 
477| — Philoct. 625 -- 455 
477|— — 758. 782. 908 — 456 
479|— — 956. 1428 — 457 
477; — — 1437 — 171 
2 — Trach. 17 — 438 

4191|.-- — 109 — 441 
139] -- — 110 — 438 
105|—- — 242. 572 — 442 
244 -- — 577 — 454 

9|— — 653 — 444 
177|— — 838 — 454 
θ42 -- — er — 451 
571 — — 454 

5 Steph. Br P 38 Mein. — 186 
83 --- — — 589 
584-- — p. 384. 410. 471 — 186 
729|— — 541. 560 — 186 
59;— — 578. hae Al 693 — 187 
188] Stob. Flor. — 467 
. 182 Strab. VIII, 1 33 — 129 
149] Suet. illust. Gramm. c. 13 — 785 
147|— V. Horat. ar... u 
146/— V. Terentii — 787 
7182| Suid. s. ἀναπίπεει» . — 721 
142] — ε. Ἡφαιστίων ᾿ -- 750 
143|— s. Πίνδαρος — 16 
144|— s. Πόλλης — 186 
146|— s. Χαῦνον — itt 
143] Syri Tent. 27 Ribb. — 191 
101|- — 208 — 190 
188] — — 228. 343. 486 — 191 
593|— — 646 — 190 
431 | Tacit. Ann. {Π], 3 — 67 
(89 Terpander — 336. 342 
721|Thom. Mag. V. Pindari — 2 
722] Thucyd. I, 21 — 29 
— 751|— V, 7 — 4 

— 334, 749| — V, 27 — 52 
— 328. 343| — γ᾽ θ5 -- 52 
168 ---- V, 78 -- 41 


894 Inder aucloramd. 

Thue. V, 82 — 50|Verg. Georg. IV, 418 -- 5m 
— V, 97. 111 — Sij— — IV, 420 — ὅὰ 
— Vil, 14 1 — 717/— Aen. I, 1 544. - κα 
Valer. Flacc. I, 196 — 590] -- Aen. Il, 1 sq. — 5 
Vell. Pat. Il, 8, 2 — 184] -- — Ill, 160 — 6 
Verg. Copa 36 — 649| Vita Aristoph. — i 
— Georg. HI, 26 — 319| Vit. Vratisl. Pindari — ii 
— — 11,45 — 303| Xenoph. Cyrop. Vi, 1,3 — N 
— — il, 46 — 327|— Sympos. 8, 39 — 661 
— — 11, 295 — 102) Zenob. 11, 36 - ἃ 
-- — Il, 237. 424 — 500 


§. 322 z. 
— 366 z. 
— 372 2 
372 z. 
372 z. 
373 2 
433 Σ. 
546 z. 
548 z. 
559 z. 
561 2. 
568 z. 
— 625 z. 
— Til z. 
— 719 z. 


Berichtiguogen und druckfebler. 


10 schreibe: ἐχπέρσειν πόλιν | xai 
22 statt real. schreibe: rect. 

35 „ bekommen „ bekennen 
33 „ dem „ den 

42 ,, lage » frage 

18 ,, phrase „ phrasen 

24 schreibe , xai yelavre. 

29 statt: (not.) schreibe (n. 4) 
Δ! „ scariely ,, scarcely 
41 ,, Lechner „ Fechner 
44 ,, Lechner ,, Fechner 
18 „ (nr. 10 » (ar 9) 
34 ,, die Goth. 54 consita schreibe: dieGoth. 64 conscıa 
20. 26 statt D schreibe 9 

21 statt ruhige ,, friedliche. 


pay — 498 = 36 — s. 501, 17 ist zu tilgen: durch ein versebes 
der redaction ist die früher von hrn I. Henry aufgestellte 
erklärung abgedruckt, da sie doch durch bemerkung 15 
I, 164 p. 498 zurückgenommen war.