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Full text of "Philologus"

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PHILOLOGUS 

ZEITSCHRIFT 

PÜK 

DAS  CLA88I8CHE  ALTERTHUM 

BEGRÜNDET 
voH  F.  W.  SCHNEIDEWDi  und  E.  v.  LEUTSCH 
HERAUSGEGEBEN 

I  VO.V 

OTTO  CRUSIUS 

IN  hD:<chen 

Band  LXIV. 

{N.  P.  Bd.  xvm.) 


mm. 


LEIPZIG 

DDfiTERICH'SCHE  VEBLAGS-BUCHHANDLUNG 
THEODOR   WEICHER 

INSEL3THA8SE  10 

1905. 


IJrock  von  H.  Laupp  jr  in  Tülilugou. 


Inhalt  des  vierundsechzigsten  (achtzehnten) 
Bandes  '). 


Uargiaiilien.     Voo  Th.  Zieiimhi    .... 
Aus  atttikeo  Schalbacheni.     Von  O.  Ontsius 


Zum  MwgiU«.    T«B  0.  Immitch       •     ■     •-•    •*■    .     •     J-  633 

Di«  Chorreden  in  den  bomerischeo  £peD.    Von  C.  Hetltse  2bi 

Zo  S«&opbftne*.     V411  Karl  JVamAmt 308 

•EoripiclM  u>  die  Nftcht'  Ar.  Ru.  ISSlff-    Von  0.  Schromler    .  147 

Eis  ümU  »Bi  aer  Pbrjgeriuio  f.w.  Or.  L395— 1424.  Von  O-Scfirotder  473 

Tbeocrilei».     Von   (Vir/   WmM        269 

Nachlese  su  den  Frugmeoten   des   Astrologen  Ajiubiou. 

Von  Arthur  Lttdvieh 280 

Dotersucbiingen  zur  Oescbicbte  den  griMhiscbcu  BnefwJi  t.l 

Von   G.  A.  G^hani       27 

Hernklit  und  die  Orpbiker.  Von  W.  Ki-stle  ....  367 
BiNtAge  xur  Tcxtgeschicbte  der  Moralia  PluUrchs.    Von 

Haus  Wegehäupt 391 

EriliBch-exegetiscbeB  su   «pätontikeD  PbÜoeopben.     Von 

Kart  Praechitr 385 

Eaheiiieroe  und  seine  'Icp^  inx^^xi^r^  bei  den  chnsUicben 

ScLrilUlellern.     Von  Ft.  ZucAtr      ......  465 

V«[](uinl«   Bibeliitftt«    10    Hrnvcbes    and    awopotAmitclieo  la- 

•ciui/lM.    Von  A.  JJewamgwH         47& 


*)    Die  Titel   der  Hncellen  nnd   LlokntbBßer   liad   mife  Ueinar 
Sctuifl  gedruckt. 


148303 


XV  Inhalt  des  TierundsechEigatexi  (acfateehnten)  BandM. 

Beitiftge   zur  Erklärung  und  üebersetzung  rSmiacher   Komiker. 

Von  A.  fWicifc 158.  314 

Die  Planeten  bei  HaniliuA.    Von  Th.  Breiter 154 

Niobe  bw  Ovid.    Von  0.  AUenburg 284 

Ad  ailuas  Statianaa  Siluula.    Scr.  Joh.  P.  Postgate  .    .  116 

Eine  neue  Properzhandachrift.     Von  Paul  Köhler     .     .  414 


Chronologische    Fragen    zu    Livius    XXI.      Von   Frattz 

Luterbacher 137 

Zu  AmmianuB  Harcellinus,  Seneca   de   Providentia  und  Plioiui' 

Panegyricui.    Von  Th.  Stangt        310 

De  citationibus  apud  Nonium  Marcellum.     Von   W.  M. 

Lindsay 438 

Zu  luliuB  ExBuperantins.    Von  A.  E.  Sctuine 478 

Zur  lateinischen  Scholienlitteratur.     Von  M.  Manüius  .     567 


Beiti^e  zur  Topographie  von  Alt-Äthen.    Von  Engel- 
bert Drerup 66 

Formalien  der  Dekrete  Athens.     Von  Ä.  Mommsen  506 

Cn.  Lentulua  und  P.  Dolabella.     Von   W.  v.   Voigt  .     .  341 

Metellus  Gaecatus.    Von  0.  Lerne 95 

Das  Geiselwesen  bei  den  Römern.     Von  A.  Mattkaei   .  224 
Die    Domänenpolizei     in    dem    römischen    Kaiserreiche. 

Von  M.  Rostoweew 297 

Militaria  aus  Ammianus  Marcellinus.    Von  Albert  Müller  573 


Metrische  Bücksichten  in  der  Auswahl  der  Verbalformen 

bei  Homer.    Von  P.  Thottvenw 321 

De  attributo  titulorum  aaec.  V.  Atticorum  obseryationes 

quaedam.     Scr.  B.  Müller 554 

Die  griechischen  Personennamea  auf  -ov  und  ihre  Ent- 
sprechungen im  Latein.    Von  A.  Zimmermann .    .    499 


Inhalt  dea  Tienrndiechzigsteii  (achtsehnten)  BandM.  V 

Mectora  Bectorem.    Za  Cic.  Tobc.  1.  44.  105.  Von  T.  W.  Dougan     153 
Asklepiadeen  und  Dochmieo.    Von  Otio  Schroeder    .     .    493 


Zur  lo-Sage.     Von  Ludwig  Deuhner       481 

Zar  Bedentang  des  Ammon-Orakeli.    Von  E.  Bickel  .     .     ■     .     149 
lUNO.     Beiträge    zum    Verständnis    der    ältesten    und 
wichtigsten  Tbatsachen  ihres  Kultes.     Von    Walter 

OUo 161 

'OptCxoXxoc  und  ^tiiidfx'^i  ^  chemiicher  Beleuchtung.    Von 

l\tul  Diergart 150 

HeStXa.     Von  3/.  Mayer 248 


Verzeichziis  der  Mitarbeiter  und  ihrer  Beiträge  *). 


ÄUetOavg,  0.,  Niobe  bei  Ovid  p.  284. 

Apelt,  0.,  XVI  p.  276;  XVn  p.  247. 

Agmus,  R,  XV  p.  577. 

t  Ausfeld,  Ad.,  XVIl  p.  481. 

Becker,  Albert,  XV  p.  476. 

Bei/schlag,  Friedr.,  XVI  p.  196. 

Bickel,  E.,  Zar  Bedeatung  des  Am- 
in on-Orakels  p.  149. 

Bin,  Th.,  XI  p.  603;  XVUp.  425. 

Blase,  H;  XVll  p.  686. 

Blwnmr,  B.,  XII  p.  304;  XlII  p. 
584. 

Boehiau,  0.,  XI  p.  513;  XIV  p.  821. 

Bran^,  S.,  XVI  p.  141;  234;  620; 
XVII  p^  160. 

Breiter,  Th.,  Die  Planeten  bei  Ma- 
niliaa  p.  154. 

BHeger.Ad.,  XIV  p.  510;  XVHp. 
584. 

Büitner-  Wobst,  Th.,  XI  p.  428 ;  XIII 
p.  131;  560;  XVI  p.  541. 

t  Bvile,  Conataniin,  XI  p.  340. 

Clark,  C.  Albert,  XIV  p.  195. 

Cohn,  Leop.,  XI  p.  353;  XIII  p.  521. 

erörtert,  Wüh.,  XV  p.  161. 

Crutiw,  Otto,  XI  p.  150;  352;  501 ; 
641;  XII  p.  479;  577;  XIII  p. 
315;  XVI  p,  126;  XVIt  p.  472; 
ÄuB  antiken  Scbulbacbem  p.  142. 

Damman,  Albert,  XII  p.  132. 

DeiBSmatm,  Adolf,  XV  p.  252;  Ver- 
kannte BibeUitate  in  ayriachen 
und  meaopotamiBchen  Inschrif- 
ten p.  475. 

Better,  H.,  XI  p.  343;  346;  XU 
p.  303. 

ßeubner,  Ludwig,  Zur  losage  p.  481 . 

Biergart,  Fa\d,  'Opatx*Xxo5  und 
ilieuSeipTupä;  in  chemischer  Be- 
leuchtung p.  1.50. 

Bieue,  J.,  XIII  p.  138. 

Bomas^ewski,  A.  v.,  XV  p.  1, 


Donga«,  T.  W.,  Hectora  Hectorem. 

Zn  Cic«roB  Tuac.  Dlsp.  1 44, 105 

p.  153. 
Drerup,  Engelbert,   XVII  p.   475 ; 

Beiträffe   tax   Topographie  von 

Alt-Athen   p.  66;   Nachtrag   tu 

S,  80  p.  160. 
Drexler,   W.,  XII  p.  816;  598. 
ft/ro#,^.,  XIII  p.  610;  XVII  p.  41. 
t  Egenolff,   P.,  Xni  p.  238;  617; 

XIV  p.  427  ;  XV  p.  77 ;  540 ;  XVI 
p.  38. 

Ehwald,  B..  XIII  p.  625;  627;  XIV 

p.  572;  686;  636. 
EKsfeJdt,  E.,  XVn  p.  878. 
Eitrem,  &,  XII  p.  451;  XIII  p.  58; 

XV  p.  631. 

EOÜ,  Robinson,  XI  p.  «8;  XIII 
p.  471. 

Fischer,  Herrn.,  XII  p.  477. 

Foerster,  Sich.,  XIII  p.  400 ;  XTV 
p.  192. 

FrederUng,  A.,  XII  p.  628;  XIII 
p.  155;  XIV  p.  636;  XV  p,  478. 

Fries,  Carl,  XV  p.  374. 

Fürst,  J.,  XIV  p.  229 ;  330 ;  XV 
p.  374;  598. 

FtKh»,  Bob.,  Xn  p.  407 ;  624. 

Funck,  A.,  XI  p.  349;  Beiträge 
zur  Erklärung  und  Uebereetzung 
der  rOmischen  Komiker  p.  158; 
314. 

Gerhard,  G.  Ä.,  XVI  p.  95;  XVII 
p.  498 ;  Untersuchungen  zur  Ge- 
schichte des  griechischen  Brie- 
fes p.  27. 

Giesen,  Carl,  XIV  p.  446. 

Glei/e,  a  Erich,  XII  p.  658. 

Goebel,  E.,  XII  p.  148 ;  476. 

Goez,  Heinr.,  XIV  p.  478. 

Gradmtoiie,  0.,  XVI  p.  111 ;  XVIl 
p.  577. 


')  Die  ausgeschriebenen  Titel  beziehen  sich  auf  den  laufenden  LXIV 
(XVIII)  Band.  Ein  Verzeichnis  der  Mitarbeiter  und  ihrer  Beiträge  von 
N.  F.  Band  I— X  bietet  Band  LVI  (X). 


VerxRicliDla  der  llilArbeil«r  und  Uirer  B«ilrAg<. 


VII 


:v  p.  151 

Orotyo.  Max.  XlII  p.  20Ö. 
(rudniMim,  Mfr.,  XII  p.  25. 
QwnaAän.  M.  XIV  ^  14». 
OwRm.  L.  XI  p.  &i)6-.  XII  p.  4&; 
Xin  p.  ifO;  bTdi  632;  XtT  p.  601: 

XVI  p.  87. 
Sartmiif,  P.,  XH  p.  181. 
AwniU,  J.,  XII  p.  2&8. 

I   IltUlerbfT'ik.  S..  Sil  p.  221. 
Z/r/m,    Aud,.  XII  ]>.  Ill:   XIII  p. 

.^«8;  XV  p.  211. 
Heimrdth.   G..   XIII  p.  816;   621; 

XVII  p   SIO. 

Badit,  C,  XIV  p.  374:  480:  AOE; 

tlV  p.  71 ;  841 :  iVI  p.  821  i  XVU 
B.   12;    Uta   OborTMSk   in   d«a 
nonivrtjcbca  Bpen  p.  2M. 
£miaw.   If'.,    Sill   p.    1&8;    ai7i 

41«;  477;  «30. 
i/erUein.  »«dr.  XI  p.  6.16. 
hertog,  R^  XIV  p.  440;  XVI  p.  35. 
Sattlmtyfr.  JS..  XVI  p   ftM> 
JKrwAAsrv.  •'•,  XI  p.  Sil. 
Hoffmaim.   ().,    XlII  p    42;   201; 
SlV  p.  17;  XV  p.  5<5;  XVI  p. 

i/gl/oW.  Skt>..  XUl  p.  344. 
JiiAn,    Paul.  XVIl  p.  66. 
^e«»».  /ill.,  XIU  p  50«. 
iw-nwA,  Ü-.  XI  p.  h3.  Xll  p,  401; 

XVIIp.  31:Zom  MHcgitctp.683. 
Jt^enJia,  H..  SI  p  27LI ;  XU  p.  S48i 

XIII  p.  813. 
Jiaiarov.  Oa^rü.  XIV  p.  915;  XVI 

f.  167. 
iTfoi*.  ^fr.XV  p. »2;  XVII  p.  157. 
K»aak,  O..  Xlp.;;98;  Xll  p.  68Ii 

XIV  p.  «I»;  XVI  p.  aso. 

KOlUr.  Pxul.    YAaii  nfti«  Pro]>e«- 

bw>l>t>^kHa  |>.  414 
JCothm.  J.  Mil  p.  630. 
Koellner.  It..  XII  p.  HIS. 
KoetMltau.  Paul.  XV  p.  188. 
Katht,    IKot'/r,   XII  p.  &WI. 
Kornemamt,    Knm,    XIV    p.  402; 

473;  XVIl  p.  148. 
KnM.    IK.,  XI  p    123;  I«, 
KrtUthwu.  J»,  XH  p.  4»7i  XiV 

p.  277. 
KroO,  W..  XVU  p.  185;  18». 
Lamdarnf,  O.,  Xll  p.  311. 

»XttN^,  lidin.,  XI  p.4»6;  fi58;  Xtl 
p.  iiS:  XVII  p.  597. 
LAMrt,    Gtorg,   XI   p.  337;   474; 

XIU  p.  574;  XVI  ».  419. 
JMMtb^,  Adolf.  S.V  p.  3S. 


r 
I 


Lriur.  0.  KvUllai  Ciücntu*  p.  95. 

Jxtry,  Ueinr-,  XI  I». 340:  III  p.  77. 

Ltjivs,  Jot^pK  XlV  p.  im. 

Lier.  Srtmo.  XVI  p.  445: 503-.  XVIl 
p.  54. 

Limch,  K..  Xll  p.  2U:  XIll  p. 
186:  XIV  p.  541. 

hMtap.  W.  M.,  XIV  p.  21A:  Ö2B; 
XVIl  p.  878 ;  De  cibtLiunibua 
BputI  Noniaui  Marcelliim  p.  488> 

Lucas.  HiiH».  MI  p.  &i2  :  XIII  p,  466. 

Luämfh.  Art/Mr,  XVII  p.  110; 
478;  Nachls«e  tu  deu  FraemSD- 
teo  des  A>tn>h>gBD  Aoobioa  p.  280. 

Luteritacher.  Frmu,  XI  p.  5K- :  XIT 
p.  307)  XVI  p.  30»:  Ctironolo- 
Kiid*e  Frmten  bq  Lit.  XXI  p-  187- 

Ums.  M..  XII  p.  155;  157.  XIII 
p.  605;  60». 

mus.  Pa^i.  XVIl  p.  397. 

Uanitiui.  it .  XIV  D,  818:  XV 
p.  »17:  455;  6i7:  XVI  p.  OU: 
XVU  p.  811:  law  lateiiUMfa«u 
ächolienlitteratur  p.  567. 

MalthcKi.  A.,  Dtu  Geiselweim  biri 
dou  lUtnerD  p.  224. 

iCujirr,  iU.  nUi;^>   p.  348. 

Jf.ij«»r,  /<wp/<  Z(.  XU  p.  268. 

MtUicr.  Hmu  XVI  p.  48) :  XVII 
p.  18«. 

Mit,  FrU4r.,  XIV  p.  191. 

+  Miichhöftr.  A.,  XV  p.  441. 

M^^m^n»m,  A..  XII  p.  843:  XIV 
p.  25:  XV  p.  201:  XVI  p.  848: 
XVil  p.  161  i  Poi-fottli«!»  der 
D«knit«  Atbciu  p    546. 

M&ller.  Alfwi.  XI  p.  851;  XUI 
p.  9;  329:  XV  p.  160:  81»;  XVI 
p.  639;  XVII  p.  342;  MiliLuin 
itu)  Ammianui  Hkrcellinut  p.  573. 

SMUr,  HJtci».  XVI  p.  154- 

Mulkr.  MicA..  XIV  p.  Sftl. 

Mutter,  Itudotf,  De  kttiibuto  titti- 
lonim  «aecalt  V.  AttioArum  cb> 
Mrvittaäue«  qua«dain  p.  654. 

MüHifMr.  Fr.   »'.,  XI  n.  184. 

Jfün^Arr,  A'.,  XII  p.  88. 

iluutff.  t\.  XIll  p.  *7i 

Uut^XMitr,  Carl  XV  p.  481 ;  XVI 
p.  388 :  62«. 

Nmie,  Eb.,  XII  p.  131 1  XIll  ». 
2W;  312;  476:  XIV  p.  271 ;  XV 
p.  811:  480;  XVU  p.  477. 

fftMIe.  H'..  XI  p  134;  XII  p.  362: 
XIII  p.  4S;  Ueraklit  und  di« 
Ornbiktr  p.  887. 

.ViCT.fyer.  A^.  XII  p.  487. 


vm 


TartMobnis  d«r  MHarWter  und  ihrer  Beitrlp». 


}r,auhf.  A..  XVI  p.  389. 
h'oatt.  Ferdin..  XII  }i.  I- 
OhicH,  Ronrad,    3£I   p.  596;   653; 

XI II  p.  154. 
tlMfliidcr,   W:  XV  I»,  478. 

Otto,  Waittr.  luno.  Beitrilfce  lum 
Vent&iidnian«  Mt  lUte!il«n  und 
wichtigsten  Th&tBBclicn  ihiof 
Enl(e«  p.  161. 

PtpgmUlkr.  O..  XI  p.  331;  S«8; 
XU  p.  46»;  XV  p.  635. 

PtttfJtmig,  M..  XI  p.  191;  XU  p. 
154;  4ti0i  XIIIp.  158. 

i\mtow,  U.,  XI  p.  624;  648 1  XU 
p.  bt. 

Votifsat,  J.  P..  XVI  p.  480;  Ad 
«ifatw  Staliano«  Süuala  p-  116- 

Pra^l  K,  XV[I  p.  3IB;  47Ä 

Pratthttr.  Karl ,  XI  p.  504  ;  XII 
p.  Ä&2;  478;  XV  p.  2C«:  XVI 
p.  2«;  XVll  p.  156;  Z«  Xono- 
pfauiM  p.  SOS;  KritiNob-esege- 
ciubes  t»  tplLUBlilcen  Philon- 
phen  j>,  885. 

if/i/tf,  Ifwjo,  XI  p.  S5I. 

JfaArwifW.  I^,  XI  ».  aaO;  XD 
p.  161;  S14;  XITl  p.  161;  592; 

XIV  p-  4fll;  XVII  p    I. 
JMtjnMfnn,  R.,  XI  p.  12 ;  307. 
«ems,  Fricdr.,   XII    p.  422;    XIU 

«.  406;  XIV  p.  102. 
Rttn.  GuOne,  XV  p.  318, 
Jtittfr,  OMuftMfjji,  XVTp.4lO;  489. 
Jtotfhtr,   W.  II.,   XI   p   213;    XIU 

p.  »1 ;  XIV  r.8l ;  960;  XV  p.  618. 
SmOmA,  0.,  XVll  p.  »3. 
Jtwtomw,  M..    XI   p.   564;    Die 

Di>i»fineiipolixei    in    dem   rSmi- 

•obra  Kaiicmiche  p.  SU7. 
SoOuUin,  M,  XIII  p.  441. 
Samter.  K.,  XVI  p.  il. 
&A«d,  W..  XI  p.  578. 
SfAmid,     W.,    XI  p.  503:    XIV    p. 

155;  XV  p.  63S;  XVI  p.  I. 
iiehmidU  Olio,  Ed,  XI  p.  186. 
SehifM,  A.  A.,  Zu  lulin*  Rnuper- 

U1ÜU9  p.  478. 
StUrotder.  Otto,  XV  p.  556;   686; 

XVI  p.  161;  XVII  p.  S21:  Kiiri- 

pidw  ui  din   Nacht  (Ar.   Bon. 

1881  ff.)  p.  147 ;  Eil)  Sati  una  der 

Phryg(»mrie(Eor.  Or.  1395— 1424) 

p.  476;  Aiklniii&dnpn  und  Dodi- 

Bii«D  p.  493. 
Schicttter.  K..  XVI  p.  317. 
&nt,  £entA.,  XVI  p.  292. 
fSMwft,    frov,    XUI    p.  I:    4Ö1; 

IV  p.  198. 


Soltau.  W..  XI  p.  345:  XU  p.55S. 
SlofMin.  Ffialr.,  XVI  p.  182. 
iitaiu/l,  Tk,  Zu  Äuiuittiitu  Maroel- 

linns.  Seneck  de  prortdutin  n. 

Plintiu'  I'mieETricu«  p.  81& 
Sleij/rr,  Hn^.  XIII  ]>■  863. 
Stanpiinoer.  E..  XVU  p.  616. 
SttnJcopf.   W..    Xin  p.  272;    SIV 


p.  282;  XV  p.  42;   XVll  p.  103. 

r.,  SVI  p.  SSO. 

.»wJiiiutvf,  fV,  XUI  p. 


Stok,  Frittir.,  XVI 


+  SutKmM.  Fr.,  XI  p.  318;  SU  p. 
205;  XIIIp  14S;469;  537;  615; 

XIV  p.  180. 

'DiOma4.  Emil,  XI  p.  422. 
Thouvfniti,  P..  Melnitclie  Kdoktid». 

ten  in  der  Aticwnhl  dot  Verbftl- 

forrni'u  bin  Homer  n.  SSI. 
KOTjrt.   ir  c.  XII  p.  170;  Ci».  L«n- 

tulua  und  1'.  Uoltiil)«]U  y.  M\. 
Visoky,  tl.,    XII   p   4»8. 
fl^-A«-,  E.,  XI  p   64;  XV  p.  698. 
Webtr,  H„    XI   p.  931;   »82;    XII 

...  215;  617;    XIII  p.   160;  645; 

XVII  p.  224. 
TVrtJti-.»,  K.  XVII  p.  154. 
Wr;tfhaapt,    Wan* ,    B«iträM    bot 

'l'oxt^Mchiftht«  der  Moralia  Pin- 

tatebi  p.  391. 
W^Hltrger.  W.,   XI    p.  M&;   XV 

p,  686;  XVI!  p.  «38, 
Weitiäflier,  Paitl,  XI  p.  508;  519. 
Wf-HiUl.  Carl,  ThR«crit4a  p.  269. 
Wmdiand,    P,    XI    p.  1(»;    193; 

348:  Xnr  p.  532. 
Wfrnkkf.  KM>rad.  XIII  p.  S2I. 
Wilhelm,  Adolf,  XIV  p.  ^8l. 
WiiMm.  FVUdr.,  XIV  p.  579. 
t  WiNterfM,  Paul  <■,,  XI  p.  509;  Xll 

p.  160;  2«1;  627;    XIV  n.  Sltij 

XV  p,    623;  XVI  0.478:   XVll 
p.  157 ;  315. 

WuMdtrtr,  C,  XI  p.  1  ;   649. 

Wü»»vA,  R.,  XV  p.  26. 

/Miter,  Konrad,  XI  p.  8;  XV  p.  447. 

Ziiljlfiidi.  .f.,  XIII  y   64. 

ZiiAfH.  Julitu,    XI    p.    1»9:  409; 

XII  p.  818;    819:    XIIJ    p.  305: 

XVll  p.  86«. 
XirJingfn.    Th,,   XIV  p.  I;  Mftrgi. 

nalien  ji.  I. 
Zimmematm,  Avguef,  XVII  p.  681. 

Die  griecbucftcn  PcrsonenniLmen 

nil f 'QU  und  ihre  KnUprnc  hangen 

im  Latfin  ti.  4tl9. 
Zvcktr,  *>■..  Euhemeioi  und  seine 

'Itpl  dvxYfovV,    bei    den    ohriiit- 

liehen  SebrifUtellern  p.  485. 


L 
Marginalien. 

II. 

In  den  rassisch  geschriebenen  'Porphyriusfragmenten  der 
attisclien  Komödie'  des  zu  früh  unsrer  Wissenschaft  entrissenen 
V.  Jernstedt  findet  der  Leser  u.  a.  eine  scharfsinnige  Her- 
stellung iea  vom  Verfasser  zuerst  gelesenen  Bruchstücks  eines 
unbekannten  Komikers  (S.  205  ff.) ;  aus  ihr  möchte  ich  folgende 
Stelle  herausheben : 
5     fipe  Tüoö]  t6iüov  nphz  toötov  i^St)  7ipo;ßiiJ.(ü,  (7) 

Jv'  £xeEä-]ev  aÖT^  toötov  j^xovt'  Jv9«Se  (7) 

cppäa(t>][isv ;  —  olov  xfvoSo;  •  ofxiav  noel  (6) 

Aibi  äpajiov.  —  noXXA;  ißouXönTjV  &^a.  —  (6) 

TzoXkii;]  —  jifav  {iJv  t^v  feye^'ijs;  —  x^  djifiv;  —       (6) 
10     rfjv  aj'^v  ye  *  Ttü^EV  SsQpo  np6s  Xapt'otov.  (5) 

(die  eingeklammerten  Ziffern  geben  die  Zahl  der  zu  Anfang 
ausgefallenen  Buchstaben  approximativ  an).  —  Hier  ist  zunächst 
10  das  ye  bei  der  angenommenen  Ei^änzung  wider  den  Sprach- 
gebrauch (statt  ji^VTOt  oder  8fjd-a) ;  richtig  wäre  upuT^Tjv  ye 
(.und  zwar  zu  allererst*),  was  zugleich  das  Spatium  mehr  aus- 
füllt. Femer  scheint  5  doch  eher  auf  einen  feindseligen  An- 
griff gegen  das  Haus  zu  gehn ;  dementsprechend  ist  8  statt 
der  etwas  weit  hergeholten  Herstellung  Jernstedts  vielmehr 
dväoTceJTOV  za  erwarten  (an  dxaxäsTaTOV  zu  denken ,  was  an 
der  knidischen  Tafel  DTÄ  p.  XI  Wünsch  töv  x*]V  oixt'av  (iou 
i7Laxä(jzaiow  tcoioOvtoc  eine  Stütze  finden  würde,  erlauben  wohl 
die  Raumverhältnisse  nicht.) 

*        *        * 

FhllOlDBDi  LUV  (M,  r.  IVIH),  1.  1 


Th.  ZiolinBki 


Dem  Xeabearbpitcr  von  Eaibels  Epigrammata  mochte 
ich  im  folgenden  einige  KUiiiigkeit«u  beieteuera.  N.  127,  2 
(CIA  III  1338)  .  .  .[xjiXJXet  t'  ix^ixitc/  näVTsxaiSe[xa(t<p  ji"  eteiJ 
5«:fiwv  6  Tttxpi?  t^Se  9Y;xev  [iv  '.iftf],  'Anapawtum  luIIo 
pacto  evitaveris'.  Docb  :  T.v/zfxai?>£{y.ix'.v  e|ie]  ;  cf.  N.  143,  5 
c^ainv,  150,5  evveatXÄtSsxitic,  151, 1  dxtöxatSExhiv.  —  N.  193,7 
(10X113,808)    vom   traueniden    Vater:    oücfe  yip    äp[x£]!r.v 

X«irÄ|isvo;.  Der  Stein  bietet  APAI2I N ;  daraus  besser  atpeatv : 
'er  hatte  keine  Wahl ,    Ronst  wäre  er  lieher  selber  gestorben.' 

—  N.  233,  5  npcoÖ'av  E'  ö  itpEoßuc  n:vu-cij)  SeotiJiitivö;  SXyEt . . . 
der  Dichter  hat  wohl  iiivut^i  mit  nuxtv^  verwecheelt.  — 
N.  254,  2  t]aTp[ö]ii  lAlTAM  natoo  Aajwcaaaydpix.  'Komeu  a 
;c  vel  ß  littera  incipit'.  Warum  also  nicht  Bccitaii?  Wir  ha- 
ben doch  HaiTwv,  liactijio;.  —  N,  261'"  'nuiuem  vitioais  b- 
eigne  est".  Vielmehr  ein  interessantes  Beispiel  filr  die  freiere 
Behandlung  dea  Heudekaxyllabu»  und  als  solches  ganz  correct. 

—  N.  277  x/e;vi?|V  t'  "AXxTjjJtiv  xa!  llyjvsXdjteftotv  ctptoTTjv], 
'AlcesÜB  Penelopaeque  epitheta  non  placent;  videant  alii'.  Ftlr 
die  erstere    wäre  N.  558.  1  OEp-vf^v  llrjveAÖTnjv  xu  verwenden. 

—  N.  286  Tiaipii  AtotpsJviou,  Ta^^Lvta?  oi  iiijTipotJ.  Der  er- 
gSnit«  Natne  metrisch  fehlerhaft.  —  N.  348,  2  äpriftaXet; 
xjiocjao;  iX7:f3a;  fjXtxfij;.  Daa  Metrum  verlangt  xXi^oa;;  aber 
freilich  wird  diese  Verdoppelung  nicht  immer  ausgedrückt,  cf. 
N.  442,  5;    511,  10.  —  N.  395  drcia  S"  dz  lidzpriw  6  rsrri^p 

'PoÖ<po;.   Am  nächsten  liegt  eRotic((j)oaTO.  —  N.  442  Fay- 

8£vTt»;  nivuii;  äxpsv  ly^tut  aotfii;;,  wohl  n;vutf[;.  Dann  von  Vater 
und  Mutter  T(J)  [üv  {hpenti  StÖoü;,  x^j  £ä  tcxou  x[^]p[ia;;  man 
erwartet  ftpimpa.  —  N.  454  F^Jpno;  und  noch  ein  paar  Bai^ 
baren  «xvo:;  Ixtt^'Skv:  wohl  exTioav.  —  N.  478,  6  i^itpu)  npw- 
frifjpa;.  ipveaiv  ei£oi*evo'j;:  'aegre  adjectiro  caret  nomen  epveoiv,' 
Aber  dem  Dichter  schwebte  offenbar  das  homerische  Epvet  lao; 
Tor.  —  N.  COO  ivOäSt  xsEtsi  ivfjp  i;<jJ.J.ü)v  aviäSiü;  Ä?^(flv 
lI&[iTnit«(  ALSxXfj;  'zip^a'C  l'/jn^*  oozpiTj;:  1  'claueula  homcrica'. 
und  swur  in  dem  bei  den  Aerate»  berühmten  Terse  N  514  trjipc^ 
yap  ävjjp  noW.ft)v  ävt:(;io;  äJj.<öv;  abo  war  Diokles  Arzt.  — 
N.  61Ö,  7  n3[:5tü8K]v,  naiJiva«,  xüto^  xö^iicw  triSr^aai:  'vitae 
moDStrum  superari',  UDTeratändlich;  wir  lesen  doch  nicht  xf^to;. 


HargimUien. 


8 


ßiwcmdig   »chcint   f:epi}3X.    —    N.  618,  19  (dafi  Qcujclit  des 
Sotpicius).    Zeua  an  Helios:  |tV]xiTt  i:«t^;  \i-jftc  X^piy  6iU^ 
pov,  doO  5"  ix*  ^pS'v:!?«  xi?|iou.    Der  Sinn  verlwigt  e(ioi>.  — 
H  N.  640. 1  KaTWKudixwv  llbcyj  aoÄuavSia;  cfBa:«  depiipa;  ■  xcE- 
"    frev  Syw  T»f«]t*V  ^x  ioxewv  öYadöv  ist  interessant  als  offen- 
barer Anklang  an  Eur.  Bacch  462  ß". :    xbii  ävi^tjjwSYj  Tpw/^ov 

■  olo^  Kou  xX'Jtiiv;  fexeE»ev  eijii,  —  N.  yg^'  [45R!J5«  xai  NeEx>jv 
na>Ü€  X^-  H^-'']*  •  ■  •  ■  [^'P-w  5ü  XPf/S'«'  '^I  Küi:piv  tpyc- 
(ü'/Tj.     Wohl  &[fixej  X[£ycu3a] ;  x^p'  "«t  das  aus  der  Tmgiidie 

H  b«kaDnt«  aberliäa^etide.  —  N.  814  'Kpjii^;  ötxatö;  eipit  xat  ^ 
S[&(rtp{rc5];  Iott,3'  EÄiy^ov  töv  Jixatwv  xa;  äSt'xwv.  An  Prio- 
pns  <a  denken  wird  man  heute  nicbt  mehr  fragen;  das  Kpi- 
gnunm  gehört  der  Uermetilc  an,  cf.  icetfkStxatsouve  Dieterich, 
Abraiaa  64.  —  'S,  H24  der  pompojanische  xKpxJv&;:  T,8rj 
^  |iO'.  Ai&E  dp*  d;:dTa  napi  ooi,  Ato|i^j$rj.  'Grntnmatioas  videtur 
f  Aioji^^Scu;  öfiTTEfav  et  Aifci;  c^niJTTjV  cnntiDUoa  se  l^ase  profi- 
teri';  baom.  da  Aioh-/j5t]  weiblicli.  Vielmehr:  "jetzt  i«t  mir  bei  dir, 

I    liebe  EHomede,  dasüdbe  widerfahr«a,  was  dem  Zeu«  bei  der  Hera'. 
*         *         * 
Derselbe  Neubearbeiter  wird  auch,    wohl  «der  Dbel,  trotz 
ihre-H  fäcmlen  Ihifte»,  die  ron  Ilfherdey  Jabresb.  d.  Gst,  arch. 
Inst.  1898  Tieibl.  7ö   (uf.  Weißbäuptl  ibid.  1902,  33)    herans- 

■  gegebenen  epbesischen  Latrinentuäcfari  f  te  n  auf- 
a«hmen  mausen,  —  und  dann  schon  lieber  richtig   ntg  falsch. 

L^    Da  lesen  wtr  nun  an  erster  Stelle: 

^1  Xk^  TioSl  xivf|Ox;  xzt  n^  y_tpl  nxxpbt  äefpo^ 

^^^^  x(ixJ)  p^i^ai  xpsSfvjJVEv,  &X<yt  S4  zb  (J<ii(iix  fic^oscc 

^^^^  i5  Ävü>;cov  ;(£Cti)v  cppt/«  xjpneo  xi£. 

^E  Was  heist  {iaKp6v  itipaa;?   Daß    wir   ^{O&v    ergänzen   lat 

^HKiteiiB  ein  unbillige^«  Verlangen,  und  zweiten!)  »ind  große  Steine 

^^*Är  den  gemeinttu  Zweck  wenig  geeignet.    Welcher  Zweck  aber 

r        gemeint  iHi,  lehrt  der  bekannte  rersus  niemoriaiia:  tpeE^  et^iv 

r{x«voi  iifKDXT&v  äi»:iid^x:  UHi  (xchol.  Ar.  Eir.  1230),  der  xa- 
gleich  im  Tcrn-eiideten  Verbum  einen  Uinrrei«  auf  das  hier 
verlangte  Wort  ontliält.  Der 'Dichter*  hat  offenbar  |i«xxpäv 
geschrieben  oder  doch  Bchreiben  wollen;  das  Wort  selbst  be- 
legen die  licsik»  aus  Alexandpr  Ton  Traltes  XU  204  in  der  Bo- 
deotang  'Tuch  zum  Abwischen',  was  aomit  aucU  leidlich  stinunt. 


Th.  KiBliaiiki, 


Der  MelflAger   des  Euripides.    Seine  Deutung 

liat  am  beüteu  (leftirdert  R.  Eugeliuanu  (Arcli.  Stud.  ?..  d. 
Trag.  1900)  durcli  Ileranxielmng  eines  Vaaenbildi-s  aus  R(uvo), 
das  Hem  sdion  frQber  bekannteu  aiw  Ä(rm«iito)  iohattsTer wandt 
ist.  Auf  diesem  (Ä)  ist  der  Tud  dea  Meleagur  dargratellt :  er 
selbst  von  Tjdeua  und  Dciaiiira  gestfitxt,  vou  linke  stUntt 
errtLtt  eine  Frau  lierein.  rechts  über  der  lliillf  Aplimdil«  mit 
einem  FlQgelkimb«n  —  Eriw  ?  Nein,  die  lascbrift  lautet  <i>8'ivot 
Nuu.  O&övo;  als  'Kptog  kann  nur  die  Eirersiicbt  »ein;  rC.  Bacch. 
XV[  itl  cpitivo;  eüpu^i'a;  vtv  änüXesev  von  Deiimira.  Alsu  stirbt 
Mel.  als  Opfer  der  Eifersucht;  aber  wer  ist  die  EifersOcbtige? 
Offenbar  die  errt-gt  hcreinatUriscnde  Pmu ;  aber  wer  ist  dieae? 
Wir  Snden  sie  auf  LI  wieder;  hier  batt  sie  den  lua^scbeu 
Kreiael,  den  Blick  auf  die  Cuntmlgruppe  —  Mel.  und  Atn- 
laote  —  gericbtet;  Über  dieser  schwebt  ein  Eroe.  der  aber  nidit 
sie,  aoaderi]  die  Zaubernde  anacbjiut  —  aleu  wini'a  wieder 
<t>&öv&;  »eiu.  Aber  nocb  einmal,  wer  ist  diese  V  Kleupatra? 
Dann  müßte  Mol.  ihrer  Kiferaucbt  Kiim  Opfer  gefalleo  sein: 
und  doch  stobt  als  seiue  Mürdcriu  Allhoeu  fest.    Mao  Althaea? 

—  Man  schatiderl  zuerst:  iiber  uebiucn  wir  en  viiiuiul  au  —  von 
l'buedru  und  Kaaakc  ist  es  ja  nur  ein  Schritt.  Althaea  ist 
Tou  unglUfklicber  Liebe  zu  ihrem  Sohn  ergriffen;  Atalaiitc 
ist  ihre  ^Nebctibuhleriu.  In  der  Tra]<ödie  «rkeuuen  wir  leicht 
zwei  Allane:  Altbaea  und  Mel..  Altbaea  und  AtAlaate:  man 
denke  sich ,  mit  welchem  Kaäinenient  der  Dichter  die  Eifer- 
8ucbt  der  Verliebten  und  die  Bt-sorgthcit  der  Mutter  —  jene 
als  den  verlioblenen  Urund,   dies«  als  den  betonten  Vorwaad 

—  XU  Worte  kommen  ließ.  Beidemal  «utcrliegt  Altbaea. 
Sie  greift  zum  Zauber;  ver);cbens.  Sie  stachelt  die  Brüder  ff^en 
die  NebenbulUerin  auf:  Mcleager  tödtet  sie.  Nun  bleibt  uor  der 
•ijXt^  SeeX6;  nach.  —  Also  war  ein  yä^f  ävösicf  die  Ceutral- 
feder  der  Tragtidie,  wie  im  Aeulus;  und  da»  iut  auch  sonst 
bezi^ugt.  lu  den  "Fröschen"  lauten  die  Vorwürfe  des  Ae»cby- 
lus  gegen  Euripides  (841  ff.)  ü  3t(t)|iuXiO(iu>JUxTaSrj  (1)  xa2 
Tcxnoxoiioti  (2)  xal  ^acxtoauppctJizäci)  (3)  .  .  .  t6v  /iöXotoiov  (4) 
. .  .  tt)  KpTjKxäf  jiiv  auXXcyuv  jtovipSi«;  (5),  ^«[lOu;  £'  övooioug 
eJjtfspwy  tli  ^t^(»  lixvv  (6).    Darauf  bin  bietet  Eor.  zur  Prü- 


lar^&lien. 


frog  «n  Tim)  (I),  ti  |t«X*)  (5),  tä  vtöpa  t));  Tp«y(]>3ffls;  (?) 
T«rf  v*j  1{«  Tiv  IlTjÄix  ys  (1 — 3)  xai  xtv  AEoJlot  (6)  xatl 
T&v  MiJljaypov,  *4tt  fiaJto  tiv  TJjic^  ( 1  —4)  — 
wie  niftn  sieht,  ]fi&t  sich  der  Hei.  nur  in  dt>r  Kubrlk  Yflc|tot 
d'/isist  unterbringen,  mit  seinem  Nttclibar  Äiolo«  zti9amm«n.  — 
£tn  weiteres  Zeugnis  ist  dos  Chorlied  Aescfa-  Cho.  585  ff.,  du 
eingeBtandnerniaßäti  die  verbrecberiaulie  Frauenliebe  (yuvxixfitv 
nciVT5Ä)LCj;  IptuTsc;)  ffeifteln  »oll.  Als  Beispiel  wird  neben 
Skylla  und  den  LemniuriuDen  auch  Althaea  erwilhnt;  ein  B«> 
weis,  daß  Aeschylus  die  Snge  von  ihrem  itävToXjt^c  2p<D;  kannte 
und  lUß  Euripides  auch  hier  rineu  Wzat  X&yov  behandelt  hat 
SfriUer  fiel  er  der  Vprgessenbeit    anheim:   d-oxpinrEtv  XPTi  "^ 

H  Radimentäre  Motive  in  der  TragiVdia    Wenn 

V  ein    (ragischer  Dichter  ein  Motiv  seines  VorgKiigcrs  aufgiebt. 

B  pSegt  er  c5  nicht  stillschweigend  fallen  zu  lassen,  sondern  er 
hält  cfl  nach  Möglichkeit  —  hIs  Fiction,  als  unausKcfUhrte 
Absicht  —  rudiiuenlär  fest  (Ilbergs  Jb.  99,  ISl),  Dam)i.«  folgt 
amf^ehrt  die  Reget :  wo  wir  in  einer  TnigödiL-  L*in  Motiv  als 
Fiction  oder  unausgeführte  Absiebt  testgehal(,(>n  ßndeii,  if^t  die 
Verniatung  ertaubt,  daß  es  sieb  beim  Vui^äuger  wirk- 
sam erwiesen  hat.  Es  ist  eine  wichtige  Kegel ,  wohl  ge- 
eignet, daa  dunkle  Gebiet  der  xpn.fniü'i-j^i.fva  uufzuhclloii;  ei« 
verdient  durohaus  eine  ziisamnieiihiingendc  Bebandlimg.  liier 
nur  ein  ßnilrag.  In  den  T  rac  b  i  u  i  u  r  i  n  ue  n  iiuturt  der 
sterbeode  Uerakles  wiederholt  die  Absicht.  Deiauira  in  seineo 
Tod  mit  berabzuziehn  (1036;  10G6:  1108;  113:))  die  Absiebt 
bleibt  unAD^efUlict.  da  Deiaiiira  ihm  zuvorgekommen  iät.  Die 
Verroutiing  ist  »mit  erlaubt,    daß  —  etwa   in    der   ty./x>.iat^ 

■jUumc;  —  Heraklea  tataächlicb  in  der  letzten  Umarmung  seiae 

■  Gattin  erwtlrgt  bat    DarOber  haben  wir  allerdings  keine  Ueber- 

■  lieferuug;  daß  aber  trotzdem  meine  Vermutung  das  richtige 
trifft,  dafUr  ist  folgeodes  anzufDhreD.  Die  letste  Sagen gestolt, 
an  die  Kablreiche  b(^rakleiBcbe  Motirc  angeschossen  haben,  i«t 

rder    mittelgriecfai«ebe    Herakles,    Digents    Akritas.     Er 


6  Tb.  Zielinski, 

stirbt  in  rasendeD  Schmerzen,  wie  Herakles;  die  Beschreibung 
erinnert  vielfach  an  die  Trachinierinnen.  Seine  Gattin  Eudokia 
stürzt  sich  versweifelnd    auf  ihn ;    da  packt  ihn  der  Krampf, 

und  er  erwürgt  sie. 

*  * 

* 

Ich  habe  doch  hoffentlich  nicht  behauptet,  daß  Herakles 
in  den  Trachinierinnen  die  Deianira  erwUrgt?  Nein, 
ich  habe  es  nicht  behauptet;  trotzdem  wird  es  mich  nicht 
wundern,  wenn  A  d.  M  ü  1 1  e  r  meine  Worte  gerade  so  versteht. 
Ihm  verdanke  ich  die  letzte  'ästhetische'  Mißhandlung  meiner 
'Excurse  zu  den  Trachinierinnen'  (Philo!.  1896).  Dort  hatte 
ich  ein  ähnliches  rudimentäres  Motiv  nachgewiesen,  den  Liebes- 
zauber der  lole,  von  Sophokles  nur  als  Annahme  der  Deianira 
festgehalten,  von  der  vorsophokleischen  Sage  als  objective  Rea- 
lität aufgestellt :  nicht  als  das  willenlose  Opfer  fremder  Begier 
—  als  die  schöne  und  arge  Zauberin  .  .  .  lebte  in  der  Volks- 
sage die  5av*i)  'löXeLa  fort.  Das  war  doch  deutlich?  Äd. 
Müller  wendet  ein  (ästh.  Kommentar  z.  d.  Trag.  d.  Soph.  245): 
Dieses  gebrochene  tränenüberströmte,  unijlückliciie  Geschöpf 
eine  arge  Zauberin!  Freilicli  wird  hier  *die  Voßcssage'  für 
Soph,  eingeschoben.  Stimmte  Soph,  hier  mit  der  Volkssage 
überein  oder  nicht?  Wir  müssen  es  nach  den  Deductionen  des 
Verf.  annehmen.     Was  denn? 

Dieselbe  Hilflosigkeit  der  Sagenevolution  gegenüber  be- 
kundet Ad.  Müller  auch  sonst  Gegen  meine  Herstellung  der 
U  r  s  a  g  e  von  der  Zeustochter  Deianira  wird  eingewendet,  daß 
Sophokles  sie  doch  'Kind  des  Oineus^  nennt  (ibid.) !  Daß  in  dieser 
Ursage  Herakles  einige  Aehnlichkeit  mit  Sigurd  hat  —  was 
ich  nicht  einmal  betont  habe  —  wird  gegen  die  Richtigkeit 
ihrer  Herstellung  jns  Feld  geführt  (S.  246)!  Und  des  Verf. 
eigene  Darstellung  der  vorsophokleischen  S^e  in  ihrem  wunder- 
lichen Gemisch  von  altem  und  jungem  beweist  handgreiflich,  daß 
flr  meiner  Herstellung  nur  darum  ratlos  gegenübersteht,  weil  ihm 
jedes  Verständnis  ftlr  das  UrsprOngliche  und  Sagenechte  abgeht. 

*         *         * 
Es   handelt   sich    nicht    um    mich,    sondern  um  eins  der 
schönsten  Stücke  des  Sophokles ;  darum  bitte  ich  um  etwas  Ge- 
duld.   Daß  Ad.  Müller  der  Sinn  für  Evolutionsprobleme  abgeht, 


Uugioalien. 

aoefa  Dicht  so  «chlitnm ;  als  Aesthetiker  farsuclit  er  sieb 
«la  dai  W«r(t«ii  der  S^e  aicbt  zu  kQmmcrn.  Schlimm  ist, 
dftC  ihm  auch  der  Sinn  fdr  die  Motiriruiif^  abgeht,  die  Fähig- 
keit, die  Beweiskraft  der  GrUiide  zu  orkonncD. 
Seine  ^anze  Widerlegune  meiner  Excuree  besteht  in  einer 
höhnend  verwäBsernder  Widergabc  einiger  [{«enltntc;  nie  gebt 
Ker  Aof  ihre  Stutzen  ein.  Ich  hatte  behauptet  (S.  515),  die 
Rede  Peianirai*  Lichag  gegenüber  43(>  ff.  sei 
verstellt;  warum  ?  weil  aie  mit  ihrer  späteren,  aiifricbtigen 
Rede  531  ff.,  sowie  mit  ihrem  Tun  im  Widerspruch  steht: 
wenn  tierakles  schon  frUher  r-oXXii  i^uvotixa;  Ipjiie  —  wie 
kommt  ff»,  duß  D.  erst  Jetzt  Aas  Mittel  des  Nessos  anwendet?  — 
Auf  diesen  Widerspni^ih  geht  nun  Ad.  MDller  nirgends  ein, 
seine  gamce  Widerlegung  bostebt  in  den  Worten :  Deiumra 
^-eerstdlt  sUh  ge^n  Liclms,  d.  h.  sie  Uiyt  (S.  244)  —  und  lOgeo 
^■dftrf  eine  Deianira  beileibe  nicht.  Eine  verstellte  Rede  hSlt 
■  ■ach  Aias  646  ff. ;  aber  da  hUtet  sich  M.  wohl  zu  sogen  Aias 
^  vmteilt  sich  tl.  h.  er  lüt/t  —  hier  paßt  ihm  die  SiJvwoi;  nicht, 
denn  sie  wUrde  sich  gegen  Autoritäten  richten,  vor  denen  er 
die  Waffen  streckt.  Deberhaupt  ist  vb  seine  Art,  sich  hei 
seiner  logischen  Uilflosigkeit  an  Autoritäten  zu  klam- 
mem, zu  denen  ich  ihm  nattlrlich  nicht  gehöre.  Wilaniowitz 
hatte  Omphali  zur  Herrin  ron  Oraphalion,  d.  h.  zur  Thessalerin 
gemacht;  äan  ist  demnach  uachjetcieMn  (S.  227).  der  Einwand 
obtr  Soph,  natiit  sie  doch  ritte  Lydrriti!  gilt  hier  einmal  nicht. 
BßetiBU  nach  demelbea  Logik  hatte  ich  Otncus  zum  Herrn 
'  Ton  Oiriadae  gemacht  —  darüber  wird  gezetert  (S.  245).  — 
Ich  hatt«  die  Tragödien  in  Spiel-  und  SprechstUcke 
eingeteilt,  d.  h.  in  nolche.  wo  das  Spiel  mehr,  und  in  solche, 
wo  ea  weniger  zu  Htgen  Itat;  fUr  jeden  eiiuichtigcn  ist  die 
EinteiloDg  selbstrerstündlich  ^cf.  Räuber:  Don  Carlos;  GÖtx: 
Taaso  u.  ä.),  fUr  Ad.  Mollvr  unerhört.  Diu  SpitilaiUcke  mflssen 
aus  der  Welt  geschafft  werden;  die  Hinrichtung  wird  S.  244 
an  einem  wiUküriicIi  herausgcgriffcnt-u  Beispiel  rollzogen.  Ich 
hatte  aas  gewiäsen  Gründen  angenomiueo,  das  Festgewand 
befände  sich  Ton  Tomhcreiu  auf  der  BUluti;  auf  dieae  Gründe 
und  ihre  ic/a-xporn,  geht  Ad.  Müller  bei  seiner  logischen  Hilf- 
losigkeit nicht  ein,  dafür  wird,  nach  einigen  kiDdischen  haii- 


8  Th.  Zieliaaki, 

oet(,  die  man  bei  ihm  nacblraen  möge,  als  einziger  ernsthafter 
Trumpf  eine  Autorität  angeführt.  Doch  ernsthaft:  „es  ist 
ein  altbeieährter,  bis  zur  Stunde  noch  nicht  erschütt^er  Grund- 
satz, dass  itn  griechischen  Drama  die  Bühnenantceisung  im  Text 
steht"  (Robert).  Wo  findet  sich  ein  Wort  davon,  dass  Beianira 
am  Wehstuhl  sitzt?    Damit  ist  die  Sache  natürlich  erledigt. 

*         *         * 

Nun  wohl,  ernsthaft.  Daß  der  Satz  Roberts,  quem  honoris 
causa  nomine,  einen  bedenklichen  Cirkel  enthält,  sieht  Ad. 
Muller  natürlich  nicht ;  aber  bei  etwas  mehr  Logik  sieht  man 
es  schon.  Für  uns  steht  ja  natürlich  die  ganze  Bühnen- 
anweisung im  Text  —  wo  sollen  wir  sie  sonst  her- 
nehmen? —  aber  die  vielen  Unklarheiten,  die  tiefgehenden 
Differenzen  der  Gelehrten ,  das  begleitende  Spiel  betreffend, 
beweisen  deutlich,  daß  diese  relativ  ganze  Anweisung  lange 
nicht  die  absolut  ganze  war.  Doch  zu  helfen  ist  da  nicht; 
um  so  sorgfältiger  ist  der  Text  als  Quelle  zu  behandeln  — 
jedes  Indiz  muß  berücksichtigt  werden.  Solche  Indicien  können 
nur  directe  oder  indirecte  sein :  für  letztere  gilt  der  Grundsatz : 
„wenn  ohne  die  Annahme  eines  gewissen  be- 
gleitenden Spiels  eine  gewisse  Stelle  logisch 
unverständlich  oder  psychologisch  unwahr- 
scheinlich wird,  80  ist  eben  dies  begleitende 
Spiel  anzunehmen."  Von  diesem  selbstverständlichen 
Grundsatz  hin  auch  ich  wiederholt  ausgegangen,  —  u.  a.  f(ir 
das  von  Ad.  MUller  so  einsichtsvoll  executierte  Qewandmotiv. 
Das  beste  ist,  daß  er  in  der  Voraussetzung  mit  mir  einig  ist; 
er  sagt  S.  333 :  während  dem,  —  näml.  während  der  Confron- 
tation des  Lichas  mit  dem  Boten  —  ist  in  Deianira  der  Ent- 
schluss  gereift  f  den  Liebeszauber  anzuwenden.  Das  sage  ich 
auch,  S.  518  ff.;  nur  stelle  ich  dann  die  weitere  Frage:  wie 
wurde  dieses  Elauptmotiv,  der  Wendepunkt  der  Tr^ödie,  den 
Zuschauern  zu  Bewußtsein  gebracht?  Nun,  und  Ad.  Müller 
stellt  die  Frage  eben  nicht;  das  ist  ja  für  seine  ästhetische  Un- 
fähigkeit charakteristisch,  daß  er  sich  durchaus  nicht  als  Zu- 
schauer der  Tragödie  denken  kann. 

Ich  gehe  indeß  weiter:  wenn  durch  die  Annahme 
eines  gewissen  Spiels  eine  sonst  blasse  Stelle 


f]irfriBs1i«n. 


'ehobeo  werden   tcaoD,  haben  wir  die  Pflicht, 


diestesSpie]    nnzti  nehmen.     In 


der  Ictzt'jn 
tlrasaier   'Jx 


S«<ne  von 
den  Um- 


I 


I 


»Wallensteins    Lof^r'    sagt    der  «rste    1 
Bt«hendan,  das  Proniemoria  betreffend: 

Pas  r«icbt  man  in  tiefer  Devotion 
D«m  Piceoloinin.  —  ich  uieiue  den  Sohn. 
Rrinnert  Hioh  jemnnd  der  T'anitelliing  dieser  Scene  bei  den 
Meinintfem?  Auf  die  Worte  des  Pireolomini  folgen  atfirmi- 
8che  Proteste  der  Ünwtehcnden.  Der  Hedner  stutzt:  vrm  soll 
das  beißen?  Ach  so,  sie  haben  seine  Worte  auf  den  misslie- 
liigen  Alben  belogen.  'Rr  nelxt  ei5ig  binzn :  ich  wine  üen 
Stihtt*  —  woranf  alUeitig  da»  Lachen  angenehmer  Enttän- 
schnog  erfolgt.  So  hat  die  Stelle  lebendiges  Lehen  bekooimen; 
kuin  nnn  jemand  diese  Interpretation  entbehren?  Ist  aie  vor 
«Uem  nicht  in  der  Schule,  die  ja  verlebpiidif^en  soll,  durchaufi 
nnumgänglicb  ?  —  'Aljer  wer  weiß  aiicl»,  üb  f^clitller  sich  das 
Spiel  go  gedacht  hat ?  Im  Text  ateht  nichts  davon;  wir  können 
anch  irren!'  Und  wenn  er  sich  das  Spiel  so  od«r  ShuHch  gedacht 
hat  —  seid  ibr  dann  mit  eurem  grauen  Vortrag  nicht  erst  recht  im 
Irriam?  Und  ist  nicht  das  peccare  in  bonam  partem  rorKUziebn? 

•         ♦         • 

Ich  babo  Ad.  Malier  doch  unrecht  getan:  einmal  iat 
er  allerdings  auf  einen  meluer  GrQadc  eingegangen.  Ks  han* 
delt  iricb  nm  Frage,  ob  Lichas  von  frtlher  her  Dei- 
anira  bekannt  war.  Logik  und  PäyclioTogio  verlangen, 
daß  man  die  Frag«  negativ  henntworte;  dazn  kommen  ein 
pftur  äussere  Indtcie».  Aber  Freilich,  nocli  hatte  keine  Antn- 
ritat  diese  Meinung  aufgestellt;  also  darf  Ad.  Mtlller  sie  nicbt 
gelten  lassen.  Und  da  er  seiner  Logik  und  Psychologie  mit 
Recht  nicht  viel  Eutraiit,  so  halt  er  sich  S.  242'  an  eiua  der 
Enßeren  Indicies,  und  tut,  ehrlich  wie  er  ist,  als  nb  en  mein 
einziger  Grund  wäre.  Ich  hatte  darauf  hingewiesen,  daß  D. 
den  Idchos  V.  531  ^iv«;  neunfc;  dazu  Ad.  Malier  in  seiner 
höhnenden  Art  enisprechmd  tcird  at>cr  auch  HeraJiks  selbst 
V.  ۟  htxeielmft.  (Icn  sie  doefi  icoftl  kennen  wird.  Uort  sagt 
oämlich  D.,  Herakles  habe  sich  lange  in  der  Fremde  aufge- 
hatlen  (ci>TU  Sa^v  e^EvufUvou)  --  das  ist  far  Ad.  Mtlller  da»- 
selbe.    Damit  nicht  cnfrieden,  fährt  er  fort:  Vfherhaupt  hei^i 


10  Th.  Zielin  ski, 

jeder  Bekannte,  ja  Verwandte  so,  wenn  er  atts  der  Fremde 
kommt.  So  nenjit  Antigone  ihren  aus  Argos  kommenden  Bru- 
der Polyneikes  Sevo;  OC  1349.  Nicht  weil  er  aas  Argoa 
kommt,  sondern  weil  er  dem  Vater  oöx  l|i7ioXt(  ist  (1156), 
nennt  sie  ihn  mit  Bitterkeit  6  ^^vo£.  Solche  Interpreten 
Bind  es,  die  über  mich  raisonnieren ! 

*  *  * 
Die  Dreistigkeit  des  Nessos  Deianira  ge- 
genüber fand  statt  i^vlx'  ^v  {les^  icöptp.  Dazu  meine  Be- 
merkung S.  599^ :  wartim  betont  Soph.,  Nessos  sei  (t^ocj)  iröpci) 
verwundet  worden?  Damit  die  Commentatoren  su  580  f.  [xi- 
Töva  Tiv5'  Ißaf}*«,  rcpojßaXoOa'  ßaa  ^©v  xelvo?  eine]  nickt  an 
die  apellodorische  Sclieusslickkeit  11 152  denken,  was  sie  frei~ 
licJi  trotsdem  tun.  Da  ich  nicht  für  reine  Jungfrauen  schrieb, 
sondern  för  erwachsene  Philologen,  so  hielt  ich  diese  Andeu- 
tung für  hinreichend.  Ich  weiß  nicht,  zu  welcher  Gattung 
anechuldiger  Wesen  Ad.  Müller  gehört;  kurE,  er  bat  mich  nicht 
verstanden,  und  da  muß  ich  schon  deutlicher  sein.  Wer  wissen 
will,  was  alles  in  einen  'ästhetischen  Gommentar'  gehört,  lese 
bei  ihm  S.  224' :  wer  das  weitere  ünerzäMbare  Hier  die  Be- 
handlung dieses  Philtrons  su  erfahren  wünscht,  möge  es  bei 
Diodor  IV 34  [vielmehr  36],  4  nachlesen.  Dadurch  er- 
klärt sich  die  Andeutung  von  5  80  j  1.  Wie  sie 
sich  erklärt,  steht  bei  mir  S.  603;  aber  folgen  wir  unarem 
Aesthetiker.  Die  unerzäblbare  Stelle  bei  Diodor  lautet,  mit 
Apollodor  obereinstimmend ,  also :  oGto;  Zk  [Neooo;]  np(i)T7]V 
SiBßißciaac  ■rtjv  Ay;t(ive[pav  . .  enexeipTjae  ßtaaao^at  TaiJ-n5v  .  .  . 
6  jifev  'HpotxXTjs  iT6^suoe  töv  Kevxaöpov,  6  6i  Näauos  [leTa^ü 
tttoYotievo;  .  ,  .  inoSv^axtov  £cp*)oe  t^  Avjiavetpiy  Stiiaetv  cpCX- 
Tpov  .  .  .  napexeXeüottTO  oüv  XaßoQaav  t6v  6^  aöioö  7ieo6vTa 
y6vov  Y.zi.  Also:  bei  Diodor  vergreift  sich  der  Kentaur  an  D. 
StaßcßcEoaj  aö-rfjv,  d.  h.  am  andren  Ufer,  bei  Soph,  [lioq)  Tiöptp ; 
bei  Diodor  ^TOxeip»]oe  ßticiatjd-a:,  bei  Soph.  (J/aüet  (laxaEats  X^P°^v; 
ist  das  zu  vereinigen?  Nun  bin  ich  freilich  für  Ad.  Müller 
in  medicis  erst  recht  keine  Autorität;  aber  er  findet  ja  wohl 
in  Kiel  einen  Arzt,  zu  dem  er  Vertrauen  bat  —  für  Nessos 
tuts  auch  ein  Veterinär.  Dem  lege  er  dann  die  Fri^e  vor, 
ob  das  [lioyeod-ai  (liocp  ncp({>  physiologisch  möglich  ist     Und 


laijnoft'if«- 


n 


wenn  iw  Rcrr  Doctor  genau  ist  und  fragt,  wie  hoch  den 
NeuoR  dos  kftlte  Wasser  des  Euenofl  deckte,  ho  vei^Bjise  er 
die  drei  Indiden  nicht:  jilai»  T;6p(|),  ßaMppcuv  und  tfipuv 
H  in'  6txo(^. .  .  'Es  soll  doch  zar  Not  möglich  sein.'  —  Meioet- 
baJb;  wenn  nun  Sophoklo«  die  ontchwerenden  CnistiLnda  horvoi^ 
bebt  —  hat  er  den  Oedankeo  au  den  Act  nahelegen  od«» 
fernhalten  wollen?  —  Sodann:  XaßcOoocv  täv  Tieaövra  yiwt. 
Ich  denke  nur  die  cüffin:;  ippä  uof^eru  hei  einer  Arheit,  die 
selbst  für  eine  Heldin  von  'Aolas  la  Ttrre  zu  schmiitiig  wäre; 
aber  sei's  drum,  wenn  Ad.  Müller  ks  diirdiau»  so  haben  will. 
Za  Lande  ist  die  Arbeit  wenigstens  möglich:  wie  aber  im  Wasser? 
—  und  nun  par :  cpiptnv  in'  üpccv  und  (iETa^t>  |i:7]fäfiEvo;  — 
ein  ganz  merkwürdiges  ox^lJia.  Aber  da  bin  ich  wirklich  in 
Verlegenheit,  an  welche  Kieler  Autorität  ich  den  Verf.  ftlr 
dieeeu  Punct  verweisen  soll. 

Den  Leser  ekelt  wohl:  mich  anch,  twhon  lange.  Nun, 
so  hatte  ich  um  so  besseren  Grund,  zu  Tertangcn.  daß  uiaq 
bei  der  SophokieserklÜninK  diesen   ganzen  Schmuty,  mit  Rtill- 

IBcbwcigeu  Übergehe;  welchen  Grund  hatte  aber  Ad.  Müller, 
ihn  hl  seinen  'ästhetischen  Commentar'  uufxuDehmen  ? 
lieber  das  Grnndmotiv  der  von  mir  angenom- 
menen 'cthiacben  H  e  ra  k  I  es  t  ragOd  i  i-'  (die  ich  der 
physischen  gegenüberstelle),  referiert  Ad.  Müller  S.  246  in 
kOmmerUrhem  Doutach,  indem  or  dort,  vnt  ihm  das  VorsUtndnis 
ausgeht ,  eingeklammerte  Ausrufuugäiieicbeii  einstreut ;  recht 
wacker,  nar  hätte  es  viel  tifter  geschehn  raUäson.  Dies  Motiv 
ist  in  den  zwei  Sützen  enthultcu:  der  Sutz  'alle  Lieben  opfert 
Ileraklcfi  eich  selber  auf,  erhält  sein  luoralisclies  Uleichge- 
wicbt  in  dem  inveiteo  Sabt«  'ebenso  aber  opfert  er  sich  selber 
seiner  Sache  auf,  der  Keioigung  der  Erde.  Daza  folgendes 
Gejammer  der  HilDosigkeit:  Selten  ist  wohl  Sinn  und  ('tisitin 
f<(ioh  danke;  nun,  eben  drum  brauchte  ich  mich  auch  nicht  zn 
[genieren)  w  tiiwt-7  iftmtiscM  Korden.  Und  mit  weither  iferoAesu 
[^iaboltseJteii  Sttdavlmt  rnnsa  der  IHcht^  verf öftren  sein,  dass 
f #r  diesen  tiefen  Sinn  des  M^hos  (nein,  der  Heraklestragödie  1) 
2iormalhf>rfT  ao  vollkonmtn}  stt  virsefdeieni  verstanden 
Wohlgemerkt,  dorn  NormalhOrer;  daß  die  TragQdie  für 


la 


TL.  Zielinaki, 


Scliaiier,  für  ZiiBclmtier  beieclineb  ist,  damit  kann  sich  Ad. 
Mciller  einmal  LJclit  Wfrcunden.  —  Docli  (Javon  Bogleirh,  tmiten 
vir  uns  an  den  HSrer.  Was  ist  es  eigentlich,  nan  der  Dichter 
TPTficIiItfiert  hßheii  soH?  Docli  bofiFL-iitlitOi  nicht  der  erste  SaU; 
denn  daß  Herakles  Weib,  Kind  und  Freund  aeiitem  Wilifsn 
und  Zorn  aufopfert,  viril  Ja  selbst  Ad.  MUller  gemerkt  haben. 
Also  der  zweite?  Ich  möchte  wiBHen:  wenn  KerakleR  unter 
nieenden  SchuierKen  laut  achreit  1012  noX^i  |Uv  iv  iz^-zztp, 
xaxi  Zi  5pfx  ncEvTcc  xaftaipcov  {bXtxd|iav  6  tä).»;  und  den  Ge- 
daitken  noch  zweimal  iOCl  und  Uli.  wiederholt  —  darf  man 
annehmen,  daß  dfr  Nomialhilrcr  ihn  gehllrt  haben  wird?  --- 
Oller  vielleicht  die  BeKiehuti|i|;  der  Sätze  auf  einnuiler?  I^t  dem 
Normalhürer  zuzutrauen,  daß  er  nus  ihnen  den  ächhiß  zieht: 
*ffer  Opfer  bringt,  dsrf  auch  Opfer  verlanjjeu'?  Nlüi;  denn 
dazu  gehört  etwas  mehr  al»  Hijrcu  —  da7.11  gehört  auch  Den- 
ken. Und  ao  mag  denn  Ad.  MtUler  mit  seinen  Ausrufungs- 
Jteichen  Recht  behalten. 

*         .         • 

Ein  NortnaihSrcr  will  Ad.  Mflller  seiu  ?  Er  ist  nicht 
einmal  ein  Normalleser.  Für  meine  Annahme,  das  F  c  h  i- 
gewuud  sei  von  Anfang  an  anfder  Rdhne  ge- 
wesen, bekomme  ich  S.  244  einen  Verweis:  bisiicr  konnte 
NUN  nach  den  klaren  Worictt  V,  i92  nur  annehmen,  dass  I). 
in  das  Hans  gehe,  Wh  das  Gewand  ais  GegeviKScIienfc  hcr- 
anseuholrn  nnd  es  dann  Lickas  cinfftdiänttiifen.  Ich  gestehe, 
in  den  klarai  Worten  ÜX  eb»  otfiyTj^  xwpäjjiev,  6c  .  . .  5  3' 
dvri  Süpuv  c<bfx  XPT  r.pvjxp\ic'7xi  nxl  täOt'  eEynj;  von  einem 
HerauBholen  nichts  zu  finden,  itnd  mein«,  daß  sie  ebenso  ver- 
stSndlich  «Jnd,  wenn  D.  das  Gewand  va  Hause  nur  rerpackea 
will;  aber  sei's  drum.  Also  bia  531,  wo  D.  wieder  heraus- 
kommt, war  diu)  Qcwand  zu  Eauae;  wohl.  Nun  sehe  man 
sich  S.  232  ff.  dtis  Gerüst  der  Trar/ödie  an:  die  luvite  Scetic 
V.  3äS—i9€  (ieb  bitte  auf  die  Zahlen  zu  achten),  schließt 
mit  den  Worten,  LieJuvt  napfüngt  die  Gegmgahe  für  die  Ge- 
fattgntctt  in  Gestalt  des  Opf'erkieides.  Wie  konnte  er  das, 
wenn  doch  das  Opferkleid  bis  531  im  Hause  wnr?  Dann  die 
dritte  Scene  V.  r^i — asZ :  Ji.  fiai  tcüfirend  des  Chorliedvs  das 
Geltend  mit  dem  JCattber  getrankt,  es  dtwn  in  enne  Trukc  ge- 


HfttgiDklieB. 


IS 


I 


wirf  diese  mü  einem  Sityjcl  vcrstJilosseti.  Wie  konnte  sie 
da«,  wenn  doch  dae  Qewaud  bereits  von  Licbas  empfangen 
worden  war?  Hat  si«  es  ihtu  wieder  fretc^eDoiuiiieu  V  Ja.  wo- 
sn  hatte  sie  «e  ibm  daou  gej^ebvn?  Uud  teo  fimld  sich  im 
Text  ein  H'ori  davoni'  —  Man  kann  eich  denken,  mit  wekhiT 
Äufiuerbsambeit  Ad.  Mällpr  m<^ine  Excitrsc  gelesen  haben  wird, 
wenn  «r  selbeb  dem  Dicht«r  gef^nQber,  den  er  eckliircn  soll, 
Ml  liederlich  verfährt! 

Jch  darf  wobi  bitten,  mir  meinen  Unwillen  nicht  zu  vex- 
Qbeln.  Meine  'Exeiirse'  waren  die  Kracht  einer  langen,  hio- 
gvbendeii  Arbeit.  Ivb  hatte  «•in  Collng  Gber  die  'Trachinic- 
rinnen'  gelesen;  ich  hatte  diis  Stück  mit  atislUirlicheiu  russi- 
schem Commentar  erscheinen  lassen;  ich  hatte  es  ins  Russi- 
sche Übersetst  Dniunh  gab  e«  keine  Stelle,  die  ich  nicht 
auswendig  hätte  hersagen  küiinen;  fiberall.  aitch  auf  S|>azi«r- 
g&ngen,  begleiteteu  mich  die  Bilder  und  Reden  dea  StUckeB. 
Jedt«  Wort,  jeder  Satz  wnrde  ujehrere  Mal  hin  und  her  ge- 
wogen, bis  sich  der  richtige  Vortrag,  das  richtige  Spiel  er- 
geben hatten,-  ich  nah  das  StUck,  geapieit.  wiederholt  an  mir 
Torflbenüehn.  Von  der  8ou«tigeQ  schwtrrsten  //AjVa/zj^wcAwj 
3ifiytu)iif^  die  auch  Ad,  Müller  S,  243  anerkennt,  rede  ich  nicht 
einmal  (ton  dem  Geist  uatörÜch  erst  recht  nicht);  so  habe 
kb.  ab  eine  völlig  auxgereifte  Frucht,  meine  £zcur8e  den  Le- 
aern  Torgelegt,  in  der  Hoffnung,  daa  Nwib  und  Schiine.  das 
sich  mir  ergeben  hatte,  auch  andren,  auch  der  Jugend,  mit^ 
teilen  ku  können.  Und  das  ist  nun  mein  Los:  ein  Mann,  der 
sich  nicht  einmal  Ober  die  i^lfoienisren  Bestandteile  der  Hand- 
lung Klarheit  verschafft  hut.  erlaubt  »ich  in  »einer  hochniQ- 
tigen  Kfediocrität  meine  KeHnlt&te  zu  verwiUsern  und  zu  ver- 
höhnen. Natürlich  wird  sein  Buch,  schon  »eines  Titehi  wegen, 
Bingaug  in.  die  S^chuleii  finden ;  das  wird  also  der  trübe 
Spiegel  KUH,  in  dem  die  Schulmänner  meine  Forschungen  er- 
blicken and  nach  dem  sie  aic  beurteilen  werden!  Wahrlich, 
faätt«  er  weine  *Excarsc'  ebenso  t&tgeüchwii'geu,  wie  meine 
^OrMteoB&ge'  (IIb.  Jb.  1899)  —  ich  hütte  mich  darum  nicht 
gtkümoiert;  so  aber  —  — 


iDa  läuft   mir  gende  ein  Beispiel  passend  in  die  Quere. 


14 


Tb.  Zielinski. 


Das  Bach  von  Ad.  Mflll^r  Iiat  mn  Herr  H-  MaU«r  in 
WocheoBcbr.  f.  kl.  Phil,  rscensirt :  der  spriclil;  cI»iid  anch  seine 
Verwunderuntf  darllli«r  aiu,  daß  der  Vert.  seine  Leser  'Uber- 
flUt^KigcTWcis«'  von  meinen  Exctirsen  unterhalte.  Icli  nehme 
B8  ihm  wirklich  nicht  Qb^l.  Allerdings  holTbL*  ich,  mich  diircli 
meine  25jälirige  wisseniichaftliche  Tätigkeit  ans  dem  Bereiche 
solcher  Cennuririingen  herausgearbeitet  zu  haben;  aber  davon 
weiß  ja  Q.  Muller  nichts,  und  daß  meine  'Kxcurse'  in  der 
Ad.  MflUerschen  Wiedergabe  mit  das  einDiltigste  in  der  philo- 
logischen Literatur  dareielleu,  gebe  ich  hereitwilUg  tu.  Jawohl, 
löberflflssigerweise' . . ,  wenn  nur  Sophokle»  «elber  bei  11.  Mlllter 
heuer  wegkäme!  Aber  nein:  ich  Fdrchte.  dcis  Ad.  Müllersche 
Zuckerwajtser  ist  ihm  ehensf)  achlecht  bekotuincn,  wie  rair  jene 
andfre  Flflssigkeit.  Dan  vielbewitnderte  naXXi  ~i  3«cvac  iät  nach 
U.  Malier  ziemlich  infüriur,  und  gar  das  Eroslied  viel  zu 
massiv i  SD  meine  Beleuchtung  dieiier  Geaiinge  in  der  Fest- 
schrift für  Th.  Gomperz  wage  ich  in  diesem  Zneamuienhange 
kaum  zu  miineni.  .  .  .  Seltsam,  wie  sich  diu  Zeiten  ünduni. 
Früher  galt  Heroen  wie  Sophokles  gegenüber  der  aokratieche 
Satz:  ä  jiiv  §uvV)xa  vewaia '  ol[iai  2e  xai  ä  (iJj  5i*v?,x«.  Das 
war  die  fruchtbare  Zeit  der  Begeieteruiig,  wo  noch  Herz  zu 
Hersen  geaclialTcn  wurde.  Dan»  kum  die  'kritische  Periode'; 
das  Urteil  der  Mediocren  wi^te  sich  ktthner  hervor  —  es  galt 
j&  nicht  dem  Dichter,  aondeni  den  MagiKteLli  und  Abschreibern, 
und  itollte  eine  wohlgemeinte  Coujectur  begründen.  Ailniüh- 
lich  fällte  eich  der  kritiiche  Kimer  und  wurde  aitsgeguseen; 
und  jetzt  sieht  man  aDch,  wie  schädlich  das  gau/e  Getriebe 
gewesen  ist.  Wir  sind  glückhch  beim  MüUer-meuauro-Satz 
BDgßlangt:  was  Mtlller  nicht  cnpirt,  nnd  detsen  »st  viel,  das 
alles  ist  iuferior.  .  .     Hand  aufa  Hera,  Herr  Müller:  ist  uitht 

der  gesamte  Sophokles  'UbcrtiUesigerwcisc'  geschriobon? 

*  # 

* 

DasW  under  der  Styx  wird  am  ausführlichsten  von 
Pauaaniaa  VIII  18,  ö  berichtet:  Oa).o;  (liv  ye  xai  xpütrraJJ.«^ 
xai  jicpptat  X«!  ös«  eoxiv  dvihpÄiHJi?  d>.Xa  XJI+ou  «0t(iij|uva,  x«l 
Töv  oxEuöiv  xi  xEpajiEdf,  14  jifev  üirfi  t*];  Siuyi;  toQ  öSorroc 
pif{'/azx:-  xepänta  Si  ytal  öcrrirva  ai£7)pö;  te  xa!  -/.aXxii^  ftt  5k 


U&rgba&li«o, 


■ 

I 

I 

I 
I 


TO^TOu  cn^iieiai  xsQ  OSaxo;,  ti  5i  aiii  iittiXXo«  tot;  nSai  xai 
i  XP'-'^E  ~inov3«.  Was  hier  vom  Horn  gesagt  wird,  flt«bt 
im  WidersprucL  mit  dem   bald  folgenden:   xai  ijj  ib  G8up  oä 

xorlxSTat  tc  im'  aitvfi;  xa!  oü  Step-j-il^üa-.  ttjv  6re3.:/|v;  aber  auch 
mit  der  ürqnelle  des  Paiisanias,  Theophrast  (1>.  Aiitigoiioa  v. 
Kar.  I&8  Staxiitteiv  £e  ««vx«  li  dyYela  i:Ai)v  töv  xepati'vwv), 
Es  iitt  demnach  zn  schreiben  etwa  xtpixv/x  Öl  %al  CfjiflVa 
(JiOKpipe;  «ÜTÖ  ■  Ö  5s  SJ^JoicT^ps;  xts.  Di«  Guschiclite  Tom  (EbbIs-) 
Baf  bat  Philo  tod  Herakles  QachgetraK«ii<  cf.  Stoh.  EkL  1 
lOltt;  eine  Schicht  für  aich  biliieu  die  Mdtalle,  die  in  ilirer 
astrologischen  iSiebenzahl  aufgeführt  werden.  (Das  tjÄekt^ov 
tls  Metall  de«  Zvuh  machte  bvkauntlich  diüao  Sißbcnzahl  roll- 
släudig,  bis  die  Entdeckung  des  Quecksilbers  tu  unnötig  macbte.) 
Diese  Schicht  gebCrt  der  Uernietik  an :  das  i*e!5v  OSüip  der 
Alchemisten  wird  in  die  Heimat  des  Uernieskultes  zurOckver- 
Mtzt,  in  di«  dorn  KjIlcncgAbirge  zunächst  fli«Monde  St>-x.  Das 
gibt  zu  deaken. 

•        .        • 

Id  d«r   Zeitbestimmung    der    Rede   Cicero« 

pro  Q.  K  ose  io  com  oed  0  schwanken  die  Meinungen  be- 
kanntlich zwiBchcn  77/70  und  08;  fUr  jenen  Ansatx,  dem  ich 
bereits  in  metner  russischen  Uebcraetzung  der  Reden  C.*a  ge- 
folgt bin,  VöRi  sich  nun  folgoiHos  Moment  in  die  Wngschale 
werfen.  Mit  Recht  betont  Wurneke  in  seiner  (rmMiüchen)  Ah- 
handlong  ,Zur  Geschichte  des  altrümjschen  Theaters'  (19U3, 
S.  148  it.),  daß  die  Ursache  der  Ehrlosigkeit  der  Schaufipieler 
im  qtioL'Stus  lag;  wenn  es  nun  §  23  von  Koecius  heißt  decern 
his  annia  proximis  IIS  scxatfiens  Jtoncstissime  (nämlich  im  Ge- 
gensatz zu  dem  ihm  zur  Last  gelegten  Betrug)  coMegvi  pottnt, 
aoluit:  lahorem  qwtestus  recepit^  quafstnm  Uhoris  re/ecil,  so 
liegt  eanalie,  diese  TTneigennOtiigkeit  auf  den  Wunsch  Kurück' 
zufuhren,  eben  jener  Ehrlosigkeit  zu  eutgehn.  Wenn  nun  nach 
tfacrob.  III  14,  13  Itoscius  etinm  L  Sullafi-  curisshtitis  fuit  et 
tmtäo  aurto  ah  etxlem  (hctatore  donatus  est,  ko  liegt  es  ebenso 
nahe,  die  beiden  Tatsachen  in  J^nsamnienbang  xii  bringen:  eben 
um  dieser  Ehre  teilhaftig  zu  wurden,  die  der  Erhebung  in  den 
Hittenttand  gleichkam,  entsagte  Koscius  dem  quaesius.   Soweit 


16  Tb.  Zielinski, 

Warneke.  Damit  iat  jedoch  der  zweite  Ansatz  ausgeschlossen : 
es  lag  nicht  im  Interesse  dea  Verteidigers,  die  15  Jahre  zwi- 
schen 82  und  68  zu  10  zu  verringern,  wohl  aber  die  7  Jahre 
zwischen  82  und  76  zu  10  auszudehnen  —  zumal  man  an- 
nehmen kann,  um  das  decern  annis  wörtlich  zu  verstehn,  der 
Sullaner  Roscius  sei  während  der  cinnaniechen  Wirren  über- 
haupt nicht  aufgetreten. 

*  *  * 
Ovids  Liebeskunde  hat  sich  in  letzter  Zeit  erhöhter 
Aufmerksamkeit  zu  erfreuen  gehabt ;  dabei  ist  aber  das  Schema, 
das  der  Dichter  seiner  Composition  scherzhaft  zu  Grunde  ge- 
legt hat,  dennoch  unbeachtet  geblieben.  Es  ist  das  kein  andres, 
als  das  der  bekannten  rhetorischen  Handbücher,  artest  daher 
der  Titel  des  Werkes  (ars  hier  natürlich  uicht  'Kunst' !),  der 
in  seiner  pedantischen  Absonderlichkeit  gerade  an  dies  Gebiet 
erinnern  soll  (ars  oratoria  der  lateinische  Ausdruck  für  ^t]to- 
pix*i  xexvT]  Quint,  II  14,  1).  Die  Rhetorik  hat  vor  allen  Dingen, 
nm  ihre  Existenzberechtigung  nachzuweisen,  den  Streit  zwischen 
ingenium  und  ars  zu  Gunsten  des  letzteren  zu  entscheiden 
(Gic.  de  or.  I  5  in  Quintus  und  Marcus  hypostasirt;  cf.  Hör.  a.  p. 
ingenium  misera  qui  fortunatius  arte  . .  .) ;  auch  Ovid  unter- 
zieht sich  mit  humoristischer  Gravität  der  Aufgabe,  um  sehr 
bald  zum  gewünschten  Resultat  zu  gelangen:  arte  regetidus 
amor.  Freilich  ist  auch  die  i^izti^la.  nicht  zu  verachten :  %i^us 
opus  movet  hoc,  vati  parete  peritof  (I,  29).  Und  nun  die  Ein- 
teilung des  Stoffes ;  selbstverständlich  muß  die  classische  Drei- 
teilung herhalten.  Dort  lautete  sie :  e  5  p  e  a  i  g,  ta^i;,  Xe^i; ; 
hier  handelt  wenigstens  der  erste  Teil  gleichfalls  von  der 
erotischen  Invention:  ^rmcijjio,  quod  amare  velis,  reperire 
hhora.  Und  wie  in  der  rhetorischen  Invention  die  Lehre  von 
den  Fundstätten,  den  Loci  der  Beweise  einen  Ehrenplatz  ein- 
nahm, so  beginnt  der  Dichter  auch  hier  mit  einer  scherzhaften 
erotischen  Topik :  tu  quoque,  matcriam  longo  qui  quaeris  amori, 
ante  frequens  quo  sit  disce  puella  loco  (I  45).  —  Natürlich  war 
er  geschmackvoll  genug,  die  Parallelisirung  nicht  ins  Absurde 
zu  treiben ;  auch  so  war  die  leise  Ironie,  die  in  dieser  discreten 
Anlehnung  an  die  rhetorische  Theorie  lag,  für  die  rhetorisch 
gebildeten  Leser  Ovids    eine  Würze    mehr.     Darin  liegt  u.  a. 


Harginalien.  ]^7 

das  Nene,  das  der  gelehrige  ScfaOler  der  Rhetoren  aeinem  Stoffe 
zagefOhrt  hat. 

*  *         * 

Die  Verlassene  als  Heroine  und  als  Weib. 
Jene    werde   wohl   erat   seit  Euripides  Gegenstand   der  hohen 
Poesie,  diese   war    ein  Lieblingstypus    der    späteren    attischen 
Konioedie,    auf   deren  Schultern  —  das  dürfen    wir  jetzt  be- 
haupten —    die   atexandrinische  Elegie    steht     Der  Vergleich 
ist  bei  dem  Verlust  fast  aller  einschl^iger  Dichtungen  schwie- 
rig; bequemer  kann  man  ihn  auf  römischem  Boden  führen,  wo 
der  Gegensatz  in  zwei  hervorragenden  Dichtem  der  augustei- 
schen Zeit,  V  e  r  g  i  I   und    0  v  i  d    seinen  Ausdruck    gefunden 
hat.     Beiden  ist  die  Gestalt  der  D  i  d  o  gemeinsam ;  aber  wer 
Ton  Ovids  'sklavischer  Abhängigkeit'  spricht,    hat  keinen  von 
beiden  verstanden.    Ovid  hat  die  Gestalt  umgeschaffen,  aus  der 
Beroine  ein  Weib  gemacht.     Das  lehrt  der  Vergleich  zwischen 
Aen.  IV  und  Her.  VH  auf  Schritt  und  Tritt,    vor  allem  aber 
die  Bolle,  die  hier  und  dort  das  'Motiv  des  Kindes'  spielt.    Für 
die  Heroine  wäre  das  Kind  ein  Trost ...  es  lese  doch  der  Ver- 
kleinerer Vergils  die  herrlichen  Verse  (327  ff.) : 
saltem  si  qua  mihi  de  te  suscepta  fuisset 
ante  fngam  auboles,  si  quis  mihi  parvulua  aula 
luderet  Aeneas,  qui  te  tarnen  ore  referret  — 
non  equidem  omnino  capta  ac  deserta  viderer. 
Ffir  das  Weib  ist  es  ein  Schreckniss  mehr  (133  f.) : 
forsitan  et  gravidam  Didou,  scelerate,  relinquas, 
parsque  tui  lateat  corpore  clausa  meo! 
Das  ist  das  entscheidende. 

*  *         * 

Ovid  und  Shakespeare.  Die  oridianische  Dido- 
epistel  hat  Shakespeare  für  die  Abschiedsscene  (I,  2)  seines 
'Antonius  und  Kleopatra'  vorgelegen.  Zunächst  ist  die  Situa- 
tion bis  ins  Einzelne  analog,  was  sich  jeder  selbst  sagen  wird ; 
auch  gesteht  sie  der  Dichter  selber  ein  (IV,  12):  „Ueber  unsren 
Gang  werden  die  Geister  staunen ;  Aeneas  und  Dido  wird  ihr 
Gefolge  verlassen  und  alle  werden  zu  uns  eilen'.  Psycholo- 
gisch ist  die  Kleopatra  Shakspeares  ans  der  ovidianischen,  nicht 
ans  der  vergilianischen  Dido  entwickelt;  ihre  Nervosität  hat 
PhiioiogM  Lxiv  (K.  F.  xvm),  1.  .  2 


lg  Th.  ZieliDBki, 

Bie  von  jener,  wenn  auch  die  fatale  Beimischung  einer  instink- 
tiven, fuchsartigen  Schlauheit,  die  der  ovidianischen  puella  fehlt, 
ganz  dem  englischen  Dichter  —  oder  vielmehr  Plutarch  —  gehört. 
Die  Aehnlichkeiten  im  Einzelnen  wird  der  Leser  selber  finden; 
am  aufiUItigsten  ist  Ov,  139  '^Sedjubet  ire  dens'.  Velleni,  vetuisset 
adiref  verglichen  mit  Sh.'a  What  says  the  married  woman?  '  You 
may  go'?  Would  she  had  never  given  you  leave  to  come!  Doch 
nun  das  'Motiv  des  K  i  n  d  e  s' ;  ja,  das  ist  nicht  so  leicht 
zu  finden.  Mau  muß  wissen,  daß  Sh.  sich  im  hohen  Stil 
ihm  gegenüber  eine  große  Zurückhaltung  auferlegt  bat;  Eom. 
d.  Irr.  1 1  spricht  er  von  the  pleasing  punishment  thai  women  hear 
—  das  ist  wenigstens  nicht  mißverständlich :  aber  Perikl.  I  1 
hat  er  mit  seinem  tili  Lucina  reignd  gewisse  Uebersetzer  in 
große  Verlegenheit  gebracht,  sodaß  sie  aus  Lucina  eine  Art 
Tante  der  noch  ungeborenen  machten.  Hier  nun  war  Eleopatra 
tatsächlich  schwanger,  als  Antonius  sie  verließ:  Plutarch  setzt 
es  c.  36  voraus,  und  Shakespeare  wird  es  gewußt  haben,  da  er  Act 
III  die  Kinder  erwähnt.  Sollte  er  sich  in  der  großen  Abschieds- 
scene  das  dankbare  Motiv  haben  entgehn  lassen  P  Sehn  wir 
zu.  Kl<«patra  spielt  die  Nervöse,  ihr  ist  bald  gut,  bald  schiecht ; 
^schnOr  mich  auf .  .  .  nein,  laß  es  sein'.  Ihre  ungerechten  Vor- 
würfe bringen  den  Antonius  endlich  anf;  er  will  gehn.  Sie 
halt  ihn  zurück:  courteous  lord,  one  word.  Wir  erwarten  eine 
wichtige  Eröffnung;  was  wird  das  'eine  Wort'  sein? 
Sir,  you  and  I  must  part  —  but  that's  not  it: 
Sir,  you  and  I  have  loved  —  but  there's  not  it; 
That  you  know  well:  something  it  is  1  would  — 
0,  my  oblivion  is  a  very  Antony, 
And  I  am  all  forgotten. 
Es  ist  far  den  klassischen  Philologen  erheiternd  und  tröst- 
lich, die  Commentare  zum  hervorgehobenen  Verse  zu  lesen: 
dieselben  Torheiten,  wie  bei  uns,  wenn  einer  das  erklären  muß, 
was  er  selber  nicht  versteht.  Man  wollte  sogar  oblivion  hin- 
ausconjiciren  ;  andre  befehlen,  es  =  memory  zu  nehmen.  Was 
wird  dadurch  gewonnen?  Ich  verlange  das  versprochene  'eine 
Wort'.  —  'Ja,  das  hat  sie  eben  vergessen'.  —  Ich  danke.  — 
Nein,  sie  hat  es  ausgesprochen:  ihr  'Vergessen'  war  in  der  Tat 
*ein  echter  Antonius',  wenn  auch    ein   ganz  kleiner.     Und  als 


Freuncl    die  Anspielung   niclit  versteht  —  1  should   take 
for  kW«i«s  itself  —  fährt  sie  bitter  fort: 

'T  is  «weaüng  lahoar 
To    bear  aach    idleaess  «o    near    the    heart, 
Ah  Clt^opatra  t  h  J  st 
I  (das    this    mit    diitcret    hinweisender    Oeberde).  .  .     Gh    wäre 
[Ifangel  an  Zartgefühl,    mehr  zu  verlangen.  —  und  wirkticil, 
besser  »U  die  Erklärer  hat  ein  Dichter  den  Dichter  rerstiniden ; 
icb  meine  Puschkin ,    der    in    einer  Ktelk    seiner    liehlicheu 
^ixe'  (iiusalka)  die  oben  ansgeschriebeneu  Worte  der  Kleupatia 
:  offenbar  aachuhmen  wollte: 
FürBL  Leb'  wohl' 

Mädchen.  Nein,  wnrt ...  ich  muß  dir  etwas  sagen  . . . 

Weiß  niuimer,  was. 

So  denke  nach! 

FQr  dich 
WSr  ich  bereit ...  Nein ,  das  ist'fl  nicht ...  So  wart  doch. 
Icb  kann'»  nicht  gUuU-n,  iU(^  du  mich  auf  ewig 
^''erUsäen  wilhit .  . .  Neiu.  das  ist'»  imuitT  nicht.  . . 
Jetxt  hab'  icb's:  heut  war's,  daß  sum  ersten  Mul 
Dein  Kind  eich  unter'm  Herzen  mir  bewegte  .  . 


Charmion.  Noch  eine  Kleinigkeit,  da  wir  gerade  bei 
Dpntra  sind.  Ihre  luuotre  Zofe  wünscht  sich  vom  Wahr- 
ullerhand  schSoe  Sachen:  'laß  mich  an  einem  Nachmit- 
tag drei  Könige  heirateu  und  sie  üitu  als  Wittwe  Überleben; 
laß  mich  mit  fdofzig  Jahren  ein  Kind  haben,  dem  Herodes 
•TOD  Judaea  huldigen  aoli :  hiß  mich  Octavius  CiLesar  heiratt-n  etc.'. 
Das  'POppchea'  dachte  sich  Shakespeare  jünger  als  ihre  Herrin : 
füafzig  wQrdv  sie  also  —  um  Christi  Geburt.  list  es  unu  klar, 
was  das  für  ein  Kind  ist,  dem  Uerodes  Ton  Judaea  huldigen 
»11?  'EjeAv  iiipi)«,  iKsy(dXx-:i  jiot»  on«;  y.i-(ta  eXa-wv  icpo^- 
ocücft,  sagt  er  »eiber  Matth.  U  8.  Und  wem  ei^t  er 
I?  Den  heiligen  drei  Königen.  äoUten  es  nicht  dieaelbea 
in,  die  auch  in  Charmions  Wunschzettel  stebn?  Der  Einfall 
eiuer  Mysterie  wOrdig;  Gattin  der  heiligen  drei  Könige-, 
Latter  Gottee  ood  rfimische  Kaiserin  dazu. 
•         -         • 


20  Th.  ZielinBki, 

In  äer  Äntwoirt  des  begnadigten  Skl&ren  bei  Petron.  31 
vinum  dominicum,  ministratoris  gratia  est  hat  schon  BQcheler 
einen  Vers  erkannt;  damit  war  gesagt,  daß  wir  eine  sprich- 
wörtliche Redensart  vor  uns  haben,  und  die  von  mir  TOi^e- 
schl^ene  Interpunction  nahe  gelegt:  „der  Wein  gehört  dem 
Hausherrn,  der  Dank  jedoch  —  dem  der  ihn  vorsetzt".  Nun 
ist  es  interessant,  daß  wir  die  zweite  Hälfte  des  Sprichwortes 
bei  Aristophanes  Eq.  1205  wiederfinden.  Der  Wursthändler 
hat  dem  Demos  den  dem  Paphlagonter  gehörenden  Hasen  vor- 
gesetzt; dieser  macht  seine  Eigentumsrechte  geltend,  wird  aber 
mit  den  Worten  abgewiesen:  ämö''  •  oö  yap  dXXä  toQ  Ttapa- 
d'Evxo;  ^  X'^P'-^-  ^  ^^^^  ^'(^1^1  indem  man  Petron  mit  Aristo- 
phanes combinirt,  das  griechische  Original  des  lateinischen 
Spruches  wiederherstellen  —  und  daß  es  auf  dem  Wege  einer 
wörtlichen  Uebersetzung  geschehen  kann,  ist  ein  Beweis  mehr; 
es  wird  kaum  anders  gelautet  haben,  als  SEimöauvo;  oder  Seo- 
noTixic  oivo;,  tdö  napaö'EVTOs  5'  i^  X'^P'S. 


Genias  und  Juno.  Daß  bei  den  Römern  der  Ge- 
nius nur  den  Männern,  die  Juno  in  entsprechender  Stellung 
nur  den  Frauen  zukam,  ist  bekannt ;  umsomehr  befremdet, 
daß  dem  Parallelism  tis  der  Anwendung  weder  ein  mythologi- 
scher noch  ein  etymologischer  Parallelismus  der  angewendeten 
sacralen  Begriffe  entspricht.  Man  müßte  doch  entweder  za 
Genius  eine  Paria  (oder  Parca)  als  weibliche  Potenz  erwarten 
oder  zu  Juno  (Lucina)  einen  Jupiter  (Lucetius)  als  männliche. 
Die  Bedenken  schwinden  jedoch,  wenn  man  die  beiden  Aus- 
drücke, den  römischen  Gleichsetzungen  folgend  —  die  deshalb* 
nicht  beide  richtig  zu  sein  brauchen  —  ins  Griechische  tiber- 
setzt; Genius  =  fjpws,  Juno  =  "Tlpa;  da  hat  man  den  ver- 
langten ,  höchst  ohrenfUlligen  etymologischen  Parallelismus. 
Daraus  folgt,  daß  die  geschlechtliche  Scheidung  von  Genius 
und  Juno  ^iaei  entstanden  ist,  und  zwar  zu  einer  Zeit,  als 
die  römische  Religion  von  oben  her  mit  der  griechischen  pa- 
rallelisirt  wurde;  ähnlich  ist  ja  auch  von  dem  Dioskurenpaar 
Pollux  den  Männern,  Castor  den  Frauen  zugeordnet  worden. 
Und  daraus  folgt  wiederum,  daß  man   diese  Scheidung  nicht 


ICiirglnKHio. 


I 


I 


'b«nfltz«n  darf,  um  d«n  (Senilis  einseitig  (cf,  dag.  gcntirix)  aU 
den  Gott  der  mSnnlichen  Zeiigau^Bkraft  zu  orklUrtD. 

• 
Zo  den  hnbflchc^tcn,  wenn  mich  niclit  folgpnrcJchsten  Eiit- 
decknngen,  die  Rostowzews  nenerachienene  'Teaserarum  !<yl)<^e' 
enthält,  gehört  die  unter  N.  1778  beschriebene  und  im  Atla^ 
Taf.  VI  61  abgebildete  Tossern,  die  wobt  schon  frOher  be- 
kannt wnr,  Aber  Tum  Herausgeber  zuerst  richtig  entziffert  wor* 
den  ist  Die  eine  Seite  bietet  eine  weibÜL-be  Qottheit ,  vom 
Hemiugeb«r  auf  die  CouHtantia  gedeutet,  mit  der  ftlr  die  Ke- 
meüishilder  cbaraktemtiscliün  Bewegung  den  r«cbteii  Armes 
[»lipov  äpicnov.  um  sie  die  Innchriften,  l.  ANVO,  r.  UOGA ; 
die  andre  nimmt  «in  Mann  ein.  dt-xlra  di-u]is»a  ramum  Tel 
spicas  teneng,  ad  ejoH  pedes  neacio  quid  (nB£;h  8.  Sß  der  rus- 
tiKhen  Üntvrouciiung  eiu  Altar),  vum  Herausgeber  zQgi-rud  als 
Bonus  EventuH  ange^i prochen.  Kine  kleine  vun  Itoütowitcw  (iber- 
■ebene  Einzelheit  fuhrt  erbeblich  weiter:  die  weibliche  Gott- 
heit Htebt,  wie  auch  die  AbbiMung  mit  liiulän  glich  er  Deut- 
lichkeit erkennen  läßt,  auf  einem  Postament,  der  Manu  dee 
Reyeraes  auf  ebener  Erde  —  folglich  ist  letzterer  kein  gJJtt- 
Uche«,  sondern  ein  meanchlichea  Wesen,  ehen  derjenige,  dem 
das  'Toga  —  annuo'  der  Uöltin  gilt  —  'bitte,  und  es  soll  dir  go- 
wKhrt  werden';  der  problematische  ramus  ist  eine  ExetijpEo, 
das  nescio  quid  allerdings  ein  Altar.  Mau  wird  an  die  Cha- 
rakteristik des  Ptolemius  Phiiadelphiie  bei  Tbeokrit  XIV  62 
erinnert :  »iTeiijuvs;,  iüx  Ävaveöwv  —  das  sagt  auch  da«  'roga  — 
unoo',  das  folgondc  kItcCv  Si  ^tl  «ix  inl  tc«vt{  ei^nzt  die 
bedeutsame  Armbewegung  des  Nemesiobildea. 

• 

Die  sieben  Todsünden  dea  sog.  SALIOIA-Ro- 
gisters  (I.  superbia,  2.  araritia,  3.  luxuria,  4.  ira,  5.  gula. 
6.  invidia,  7.  acedia)  kommen  snierst  —  wie  von  der  Theo- 
logie, nicht  aber  von  der  Philologie  bemerkt  worden  ist,  — 
Hör.  ep.  I  1,  33  ff,  vor:  fervti  araritia  (2)  ...  ppdiw  .  . .; 
laudis  aniore  (1)  tiimes..;  iimdus  (6),  trartanlus  (4),  inert 
(7),  nn^xn»  (5),  amnior  i'A). . .  Aber,  fragt  dieselbe  Theologie, 
wo  ist  die  BrUcke  zwischen  Horaz  iind  der  christlichen  Ethik? 
Wo  wir  sie  knnm  vermutet  haben  würden:  in  der  Astrologie. 


22  Th.  Zielinaki, 

Hit  ToUem  Recht  fuhrt  Reitzenstein  (Poimandres  232')  die 
Siebenzahl  der  Todsfiaden  auf  die  astrologische  Flanetenlehre 
zurflck;  aber  ffir  müssen  weiter  gehn  —  nicht  nur  die  Zahl, 
auch  der  Bestand  ist  astrologisch.  Das  beweist  die  von  ihm 
in  andrem  Zusammenhang  citierte  Serviuastelle  (Äen.  VI  714) 
mathematici  fingtmt,  quod  . . .  cum  descendutit  animae,  trahutä 
secum  torporem  Satumi  (7),  Mortis  iracundiam  (4),  libidinem 
Veneris  (3),  Mercurii  lucri  cupiditatem  (2),  lovis  regni  desi- 
derium  (1).  Es  fehlen  Sonne  und  Mond,  und  von  den  Lastern 
gula  (5)  und  invidia  (6);  doch  sieht  jeder  ein,  wie  gut  der 
zehrenden  Sonne  die  Oefrässigkeit,  dem  blassen  Mond  der  Neid 
beigelegt  werden  konnte.  Und  damit  wäre  das  Register  voll- 
ständig. Horazens  Quelle  wird  wohl  Foseidonios  gewesen  sein, 
der  philosophische  Apologet  der  Astrologie.  Es  ist  somit  irrig, 
wenn  man  (Maaß,  Tagesgötber  33)  die  Doctrin  der  Servius- 
stelle  auf  kirchlichen  Einfluß  zurückführt. 

*  *  * 
Von  den  alchemis  tischen  .Orakeln  des  Apollo" 
eitleren  die  Techniker  etliche  Mal  ein  Fragment,  dessen  hexa- 
metrischer Charakter  von  den  Herausgebern,  Berthelot  und 
Ruelle  (Collection  des  alchimistes  grecs  p.  171;  276)  richtig 
erkannt  worden  ist.  Verkannt  haben  sie  dagegen  den  gleich- 
falls metrischen  —  diesmal  iambischen  —  Charakter  dreier 
andren  Bruchstücke,  die  von  Olympiodor  (c.  31;  42;  43)  ci- 
tiert  werden  und  also  lauten: 

I  c.  31 :  oiy.o^o\L7]%-bIqx  gioS-ev  Xa\i.pxwo^iwrj 
11  c.  42:  'Qatpt'j  iottv  i^  tk^t]  ^ayty|iev7], 

xpÜTfCDuaa  Tiävta  xä  'QatptSo;  ixeXt], 
jiövov  upösWTcov  ^licpaivouaa  TOij  ßpoxoi;, 
za  5i  i3ü))iaTa  xpü(]*aaa.  .  . 
5  ...        iö-außr^aev  ii  96015 

«ÖTÖ;  Yäp  Äpx*j,  TiaoTis  &ypä;  oüoiai; 
xäxoxo;  öratpxwv  x*);  (xs)  xoö  uupic  a^atpa;  • 
«0x6;    .  .  .   TO'vuv  ouvea'^iy^EV  [[iO^üßSou]  xö  reäv. 
III  c.  43 ;  xpwo^X'ö'OV  Xaße  Sv  xaXoösLV  ctppeva 

T7)5  y^uaoy-oXXfji;  xai  ävSp«  (TJ[iTi:e9upiievov  * 
atayiiaLV  yip  auxoö  xcxxe\x«)t  x6  XP'^^'^"' 
Acö-iohlSos  ^^5*'  ^v9-«  (lupjnfjxuv  ^evoj 


MarginiUiea. 


28 


I 


nai  fti;  yjv  a-JT^  tuvaIxs  [  «tn(5^;|  £<i>;  iv  ixarpst^JJ. 
Dm  weit<»ro  non  oxpedio.  E*  »ind  schlechte  byiantini«;lic 
Trimeter;  d'^nnocli  leislen  sie  dem  Textkritiker  rniTiTÜtlitlicbö 
Hilfe.  So  decken  sie  II  4  di«  Lficke  auf.  die  &ucb  der  Sinn 
alü  notw^ndiK  erkennt,  A»  5  ff,  <iie  ErklanmR  dee  Sv-ml>ol». 
nod  znrnr  ihr^o  Schluß  geben:  Osiris  ^  das  AÜ,  die  Bond« 
=  das  Blei,  dan  die  foiiclitp  und  foiirig»*  Natur  in  sieb  ver- 
einigt und  somit  das  AU  .bindet'.  II  6  die  Omatelluntf  nnch 
L.  II  7  setze  icli  te  «in  und  ändere  das  Überlieferte  tat;  .  . 
•STfoipaii:  letxt«ree  durch  den  weiter  c-itterten  Petasios  beHtAti^t 
fr^  ToO  n-jpö;  a^ipse  naziy^ezx:  Ö-J;  ■rtJjjtoXO^y).  «rstereB  ver- 
langt der  Sinn  (cf.  oben  e.  41  nüb;  Tb  OSwp  xati  tö  iiOp  .  .  . 
tii  Th  autö  cuvfjÄftcv.  Eben  daher  i»ä\ipr,'zv^  ^  ^vt.;).  II  8 
athetire  icb  ^oXis^tvj,  gleichfalls  aiun^emul^:  |i':>.uß{o;  ist  ja 
Subject  (aÜTCi).  Sein  tJnlergnn^  in  der  Ltlcke  v.  4  hat  die 
Interpolation  vf-ranlaßt.  —  III  3  verlangt  der  Vers  Tiv-tETot 
för  TfxTet,  nnd  mit  ihm  der  Sinn  (AL  fflliren  die  Verderbnis 
ooflsequent  weiter,  indem  sie  t^v  y^p^zb/  schreiben).  III  6  wird 
drfirSo;  ausgescUedeD :  mit  Recht,  da  die  yw^  des  xpuaöXcfto; 
eben  die  y^p^yiiv/iX).^  igt:  das  (£v  am  äcblugse  bietet  wiederum 

richtig  L. 

*  « 

* 

Die  tniÜAtire  des  Lsontios,  deren  miglflck- 
licher  Aaa^ana  die  Astrologie  so  schwer  comproniiUierte.  ist 
ans  durch  die  Kritik  des  späteren  Astrologen  P  a  1  c  h  o  s  er- 
liallen;  nach  der  Florentiner  Hantiscbrift  (Catalog,  cod.  astro!, 
graec.  I  1Ö7  [1S98J)  lauten  die  entscheidenden  Notieningcu 
also:  SiftXi  ip/.ajUvij;  et,  'UXioi  Kaipyivou  ßq(?),  ScXfjv»]  Kap- 
xivou  5',  Kpövo;  Ix^riiu  :&'  Zeis  Kopxivou  e'  'Ap?);  Kstp- 
xivou  x',  'A^psSiTT]  AtSv^itäv  x^*,  'Epiif^e  Awvio;  •.9'',  üpo^x^no; 
Ka^ivsu  XY*.  ..  All  der  Stellung  des  MondL-a  ralam.  auf 
Orund  der  Kritik  des  I'alchos,  llnu che -Leclercq  Anstoß 
(l'iistrologio  grec(|ue  01&'  [18911]);  te  Othmc  dnüendrait  ä  pm 
prca  mielliijihk,  safjt  er,  si  l'o»  pla^ait  la  Lnne  dttns 
1$  Scorpion  ...  Seuianent  ta  cUation  de  Dorothie  montre 
que  la  Lum  det:ait  Hrc  -xivtpctscv  vA  itptütc:«:.  ccd  o  dire 
Q  tUoroacope  (=  KrebsJ   qu   m  Mc  (=  Widder).    Enfin,  U 


24  Th.  ZielinBki, 

Soleil  en  Kxpy..  36{?)  n'  est  pas  encore  levc,  de  Sorte  que  Von 
se  trouve  non  pas  ä  la  premiere  heure  du  mercredi,  mais  ä 
la  doujnenie  heure  de  nuit  du  mardi.  —  Nun,  seitdem  ist  for 
unsre  Initiative  eine  neue  Textesquelle  eröffnet  worden  ,  eine 
Wiener  Handschrift  (Catal.  VI  66  [1903]),  und  dort  lesen 
wir  die  Stelle  so:  ^fiepa  äp^ouev^  ta'  (falsch),  -^Xio;  2v  Kap- 
x£v(i>  xy',  SeX'/jviTj  Sxop7i((j>C,  Kpövo;  Yxi.  Also  ganz 
wie  der  verdiente  französische  Gelehrte  es  verlangt  hatte ;  ich 
denke,  ein  so  seltnes  philologisches  xscTÖpd-ü)|ia  hätte  vom 
Herausgeber  notiert  werden  sollen.  Und  da  die  beiden,  von 
B.-Lecl.  hervorgehobenen  Anstöße  durch  die  neaen  Lesungen 
gleichfalls  entfernt  worden  sind  —  die  Sonne  ist  Krebs  23*, 
d.  h.  genau  im  Horoskop,  und  xevTpoLotv  k.\l  Tipb)to;ai  gehören 
gar  nicht  zusammen  —  so  darf  die  Initiative ,  trotz  einiger 
astrologischer  Unklarheiten  im  Commentar,  als  wiederhergestellt 
gelten. 

•         *         * 
Ein  antiker  Wallenstein  ist  dieser  Leontios  in 

mehr  als  einer  Beziehung.     Durch  seine  Astrologen   verleitet, 
läßt  er  sich,  zu  der  von  ihnen  als  günstig  bezeichneten  Stunde, 
in  Antiochia  zum  Kaiser  ausrufen;   der  Versuch    schilt  fehl, 
der  Usurpator  wird  durch  die  kaiserlichen  Heere  in  die  Feste 
Papyrion  gedrängt  und  fällt  dort,  wie  Wallenstein  in  Eger  — 
allerdings  läßt  er  seinen  Senis    vorher  die  Köpfe  abschlagen. 
Aber  das  wunderbarste  ist  die  üebereinstimmung  in  der  Initia- 
tive: Jupiter  — Krebs  5",  Mars  —  Krebs  20",  Sonne— Krebs  23' 
.  .  .  wahrlich,  auch  Leontios  konnte  mit  Wallenstein  ausrufen: 
Glückseliger  Aspect!    So  stellt  sich  endlich 
Die  große  Drei  verhängnisvoll  zusammen, 
Und  beide  Segenaterne,  Jupiter 
Und  Sonne,  nehmen  den  verderblichen, 
Den  töck'schen  Mars  in  ihre  Mitte,  zwingen 
Den  alten  Schaden  Stifter  mir  zu  dienen 
—   denn  Sonne   und    Venns  sind    astrologische   Aequivaleote. 
Aber  freilich   —   die  große   Drei   war    zu  Gast    beim   Mond, 
dessen  'Domicil'  der  Krebs  ist,  —  und  der  war  'krank',  da  er 
sich  im  Skorpion,  seinem  Tscnefviaiio:,  befand.   Und  in  Watlen- 
steins  großer  Drei   war  der  gefangene  Mars   zugleich  —  und 


Mars  regiert  die  Stunde  —  als  Chronokrstor  Herr  de«  Mo- 
ment». doQ  der  Held  zum  Handel»  wählt.  Das  war  Wallen- 
steius  ,aätrologisclie  Schuld*. 

Da  Eome  man.  wie  der  Zufull  Hpielt.  Mgcbtc  mnn  nicht 
j^eradeZD  annehmen,  die  Initiativ«  des  Leontios  baW  Schiller 
vorgtltgen?  Und  doch  ist  diese  erst  1898  heranef^cgebcii 
worden! 


I 


Pintnrch    und    Shakespeare    haben    leirlc^r    die 

Vejvitt«lung  eine«  Uotmetscbera  nötig  gehabt.    Dämlich   des 
PloUrchQber«et7,er«  North;    bo   sind  Kwei  lu.  W.    noch    nicht 
aufgedeckt«    bVbler    iH^iiu   moderat^u   Dichter  entätanden.     Im 
'Äntoniiu   nnd  Cleopatra'   beantwortet  der  junge  Cftsnr    Än- 
tunius*  B*5raii8ford(!rung  sinnwidrig  also    'ich    habe  nmncben 
antlren  Weg  zum  Tode'    (Act  IV  Sc.  1:    /  Aöm"   mnify   other 
wai/s  to  die);  Plutarch   bat  die  treffende   und  beissende  Aat- 
worb  noÄJJi;  68o'J;  'Avi(uv{qi  napEivat  ÄaviKov    (c.  75).    den 
Dichter  l>at   des  Debersetzem  uubestimmt««  Cuesar  answertd 
htm.  that  h  e  had  many  other  tcoys  to  die  than  so  irre  gefQbrt. 
Ebenda  leibt  Plntarch  dem  Antonius  den  weinenden  Freunden 
gegenOber  die  trüben  Worte  fiif  npoä|£;v  im.  -rijV   [lix'j'''    ^5 
i^i  oüx^  (Wvatov  txixXti  iidXX«  i]  ouinjpJatv  I^r^teEv    xa!  vlxjjv, 
woraus  bei  Shakespeare   die   zuversichtliche  Uiukehrung  'eher 
megreichea  Leben,  al»  ruhmvollen  Tod'  (Act  IV.  Sc.  2;  /  wilt 
Uatt  t/ou    tchrrr.  rather  V  U  czfiert   vielorinuii  life,    than  deatJi 
and  honour)  geworden  üt:    auch    hier   ti^gt    die  Nortb'sche 
Confusion  die  Sobald:   . .  .   f-U(ä    hc  would  not  lead  than  to 
baitie  mhere  h€  thought  not  rathtr  safely  to  rcUmm  with  vic- 
tory than  valianliy  to  rftc  with  honour.  —  Unnchuldig  ist  da- 
gegen   North    an    folgenden    zwei    Farhistoremeo.      Dasselbe 
c  7S   BchLießt  bei  iMutarch  mit  dem  gespenstisckeD  Auszug 
de«  wilden  Heers  jutä  tisisfiöv  x«l  mjSi^oewv  <j«Tvpixfi>v,  wor- 
ftofbin    den  Deutenden    iSixti  «KcXifjtetv  ö  *ec;  'Avtiöviöv,  ^ 
|i^t<rca  ouvH§cjjioi(i»v  xai  ouvotxKwv  iayttv  SirciXesov.    Welcher 
Gott  gemeint  iat,  erraten  wir  nach  dem  Gesagten  leicht:  Dio- 
OJK»,  dem  sich  Antonius  schon  in  Epheitos  (c.  24)  angeglichen 
hatte;   da  er  aber  auch  ein   andres   göttliches  Vorbild  hatte, 


26  Th.  Zielinski,   Marginalien. 

seinen  Ahnherrn  Herakles  (c.  36),  so  hat  ijhakespeare  hier 
falsch  auf  diesen  geraten  (Act  IV  Sc.  3).  —  Noch  charakteristi- 
scher för  Shakespeares  combinatorische  Tätigkeit  ist  das  zweite 
Parbistorem.  Plutarch  berichtet  (c  25)  von  Cleopatras  Ein- 
druck auf  Cn.  Pompejus  den  Sohn  (von  North  richtig  Über- 
setzt .  .  .  and  C.  Pompey,  the  son  of  Pompetf,  tJie  Great). 
Shakespeare  muß  die  Worte  the  son  Ubersehn  haben;  da  er 
aber  andrerseits  wußte,  daß  Pompejus  der  Große  den  Boden 
Aegyptens  nicht  betreten  hatte,  so  ergab  sich  ihm  aus  dem 
Ganzen  folgendes  entzückende ,  aber  rein  phantastische  Bild 
(Act  I  Sc.  5) : 

.  .  .  und  Pompejus 
Der  Große  stand,  ließ  seine  Blicke  wurzeln 
In  meinen  Braun  ;  dort  ankerte  er,  und  starb 
Im  Anschaun  dessen,  was  sein  Leben  war. 

Petersburg.  Tii.  Zielinskü 


11. 

Untersuchungen 
zur  Ge&chichtB  des  griechischen  Briefes  I. 

Die  Formel  ä  SeEv«  x^  ctEvt  •/iai^f.t. 

§1.    Die^ramtnatiicbe  Erklärung  der  Form« I. 

I>ie  Fraf^e  nacb  der  Struktur  des  eigeuartigtiD  PräskripiB 
hat  acbüQ  itie  Alten  lebhaft  bcAchäftigt. 

So  achenkt  der  Meister  ^iechisclier  Sjnlax,  Apollonios 
Dyskoltifl,  in  dem  Werk«  lU  cuuslructimu:  der  t-HnaXiixfi 
süvra^:;  siclitlicli  besotidtr«;  Ikuclitiiiig.  Gleich  im  ersten  HucU 
hccpricht  er  bei  der  Lehre  tori  Artikel  unter  den  ihn  erfor- 
dernden Fällen  die  Attribut«  des  Adressatendativä  *)  und  neht 
dann  novh  auf  ein  Beispiel  aus  dem  autlicbea  Briefstil  BxsiX«U; 
Max<J6v(iJv  "tiXinns;  "Aihjvaiwv  zij  pi-^nl-^  »wi  t^  ^iV^V  X**?*« 
genauer  ein'.).  Im  zweiten  Bnch  f^ebt  ihm  die  Betonung  des 
steUrertret«ndcn  Charakters  der  Pronomina  Äntaß,  die  Namena- 
nennung  von  Absender  und  Euiprünger  tun  Briefuniun^  zu 
rechtferti^'en '),  Die  bereits  in  Aussicht  geatollte^)  ausfObr- 
lichc  Erörterung  Über  die  Konstruktion  ddji  yxiptvf  selber 
ktnumt  im  dritten  Buch  ').    Der  brieäiche  laßnitir  bildet  dann 

•)  T  13  S.  40  Z^  37—43  Z.  11  in  d«r  Ansftabe  f  oa  Iminanuel  BekkVT. 
Birlln  IRIT.  Ott  tndiUoiuillo  K&pil«iaber«cliria  lanttt«  ''Chi  «oftcraim 

')  I   13  S.  42  t'On    XMl  rt    TJ  tmX%    »sü   t$    e^|i<)»  X&i    'Athp^Uot' 

*)  II  !>  S.  lli  f.  4itd  Ti  ivt'  £vO|iit(av  a(  4vtttvu^[ai*:«paXa|iB4TOvua>. 
1b  dem  SkU 'KvAci  !cxfl  tboi  i^u  i'^Xirmc  xaii  '.du;  ivTtXtxlc  Tf^?^ 

27 — 118  Z.  2)  li»t  Bekkttr  ■tsci  d««  nionntrSi«»  IviklUxäc  das  »onil  ab> 
lidw  l;:'.9^3ÄTtK<<  tor{ieM)> lagen.  Die  VermuLuBg  biltinl  audi  VhUg, 
•ou  <l«ii]  wir  »ine  oeoe  Anif^abe  des  Apollonioa  tmikrton.  GeoO^  nicht 
die  Be«terun)t  tyTOÄixdc? 

*)  S.  4t  Z.  22— 2&  lvix%  »4  . . .  xo^>tv-  <up(  ot  tfx  Otwtdfluic  »ot 
Bidic  tl  T?,<  fluviiwt»;  m-A  ':>i  S4oi  tlyf/niiL. 

*)  lir  14  S.  2:t2  ff.  .fö  («'^-.w:  >t»-x  ■:;>  'fVijfix4v  l»oc  **■'-  =(»a- 
«orikAv  napai«|t$dv«-ia;  (»c.  ^   dnoplif^faios)    xxl  An    ^  IcmnAv.xt  ^JV- 


28  OnitftT  Adolf  Gerhard, 

hier  auch  den  maßgebeuden  Ausgangspunkt  fOr  die  anschliea- 
Benden  Abachnitte  YOm  Infinitiv  bei  Sei  und  XP'h  ')  ^'^^  ^^ 
Verhältnis  beider  Fligungen  wird  nachher  ausdrücklich  klar- 
gestellt '').  Endlich  erwähnt  der  Grammatiker  nochmals  un- 
sere Formel,  um  zu  zeigen,  daß  beim  Infinitiv  nicht  notwendig 
ein  Akkusativ  steht  ^).  Die  andern  eben  aufgeführten  Stellen 
werden  im  Verlauf  dieser  Arbeit  zur  Besprechung  gelangen. 
Zunächst  interessiert  uns  vor  allem  jene  grundlegende  Haupt- 
untersucbung  Über  die  Syntax  des  Briefgrusses  III  14.  Sie 
hat  eine  Prüfung  um  so  nötiger,  als  der  letzte  üebersetzer 
und  Erklärer  sie  völlig  mißverstanden  hat "). 

Vorausgegangen  ist  der  Beweis  fUr  die  generell-verbale 
Natur  des  Infinitivs,  in  welchen  man  alle  Modi  umsetzen  könne. 
Bas  wird  jetzt  an  einem  Modus,  dem  Imperativ,  umständlicher 
erhärtet.     Das  Thema  lautet:    Infinitiv  statt  Imperativ. 

Ein  erstes  Beispiel  bietet  der  unter  diesem  Namen  be- 
kannte poetische  Gebrauch.  Er  ist  ohne  weiteres  verständlich 
und  wird  darum  kurz  abgethan.  S.  232  Z.  1 — 5  Ol\i.oa  Sk 
xal  t6  'OfiJjptxöv  18-oc,  ixotäv  tfj;  npoaroxxixfj;  ouvT^^eioc, 
Se6vTU);  Ävö-unaXXot^at  xtjv  drcap^jicpaTov  ifvXiatv,  oOaav  fevix^^v, 
liq  ^v  xal  dSetx^  fijtavxa  -ri  tiSixa  tieTaXa[ißav6p.eva. 

")  III  15  S.  234  ff.  «Ttv«  lUpi)  XÖTou  stij  t6  xP^S  "«t  ^4  8«I>.  Ill  16 
S.  238  ff.  tUine  toIe  i,napi\Kfia.xoi.i  ouvxiiaattKi  hkI  t1  tö  tolitou  atxiovi, 
III  15  beginnt:  'E^ottiviuf  ^ijiiov  xaL  napt  xij;  ChioXoCtcou  ouvTii£«i);  xäv 
imxpt^^Axiav.  tö  «Sei  yp*?'«"»i  «Bei  4vaYiviöoit«iv»,  «x  P ^  T^^^^Y«'*»  ""^ 
ti  TouioiE  5[ioic(  ancpk;  6v,  tfü  IntatciXttxfJt  auvtiiEsiuc  Stn^i- 
pBi,  ixalvTj  |iiv  Y^p  änpooitiiE  ifflv  iipoxsi[täv(uv  {lopfoiv,  XiY<»  ^Q'I  I  ■XP'^* 
xal  lofl  *86t».  ^  afe  oü  oDY^Xetei  Biivoiav  X"*?'S  mötidv,  *öst  dvoiYivciiaxBtv 
Tpöcpwva»,  «Bst  dxoüiiv  oou»,  «xP*i  Bt**X6lv  Tpücpwvi».  xat  t£  «ots  ii  noioOv 
ionv  iv  )xäv  T^}  tmotaXttx^  auvidfei  lo  iKaxiJ.X)]Xov,  ££tov  fiiaXaßalv ,  npo- 
»o)tpt'rt,*4vios  -coO  TOioÜTOu,  Xifw  8i)  toü  tivi  jiipu  Xö^ou  &nixx^<'*^°H  iö 
•XP^i»  nat  tb  *8bI». 

')  S.  2.39  Z.  23-240  Z.  U  AOti)  yiip  wü  iidvT|  fiv  «It]  altte  toö  [lij 
iv  ToI(  ImsTaXtixolc   &napE)iq3KToic    t6   *xP''^'   ^  <8at>  napaXap.ß«- 

^)  S.  241  Z.  6^8  npöxfliTCK  Y^i^  4  imaTKXtixv)  oävTatgig  o6x 
o5cr»]c  etUtatiic^;  «tuiosöis. 

')  Des  Apollonioi  Djskolos  vier  Bücher  über  die  Syntax.  Ueber- 
Betzt  und  erläutert  von  Alexander  Battmann.  Berlin  1877.  —  Die  ver- 
kehrte Interpretation  von  S.  234  Z.  5 — 14  Stwp  ouvija-iurapov  xtX.  (b. 
nnten)  fQhrt  ihn  (S.  190  A.  3;  192  A.  3)  zur  AuascbeidnnK  dieser  hier 
'jegli  üb  es  Zusammenhanges  entbehrenden'  Partie  und  zu  der  Annahme, 
nneer  jetzt  'sehr  korrumpiertes'  Kapitel  habe  ursprünglich  aus  zwei 
verscfaiedenen  Teilen  bestanden,  von  deren  erstem  Über  den  homeri- 
i»:hen  it^nitivus  pro  imperativo  auaser  der  Anfangsbemerkung  nur  jenes 
Sprengstück  auf  uns  gekommen  sei. 


CBianvchnsg«!)  sor  GaMhichl«  du  giüdiiacfaen  BriBf«  1.       29 


An  zveiter,  runachflt  scheinbar  gleict)li«wert«ter  Stelle  «r- 
scheint  die  BriüfformcL  Z.  5^7  05t<i>  yäp  l/ei  xai  ij  ist- 
OTo^Tixfj  <;ävTa^t;  <'£  fiitfrnt  Beuvi  xaife.iv*.  Also  auch 
dies  x^E^PCiy  stünde  fQr  ein  yfiipt\  Aber  (kr  Satz  lieiricht  so 
fori  eiiie  wesentliche  I'jincchränknng;  während  iu  jeuuiu  an* 
dorn  Fall  die  Verwandlung  des  luipenitirs  io  den  Infinitiv 
eine  fakultative  w&r  und  wieder  Aufgegeben  werden  konnte, 
iflt  üu  bi«r  iwingend '"}  und  uowiderrui'licb.  Z.  7— t^  isOto 
Swf^fiun«  tfjj  "Ottri^.xirjs  (Jvvrj9'ei*i,  Xät94  i^  jisv  eni  ti  rtpoa- 
■txxTixöv    cpij3<i  5«rc«9spsT:«;,   x«   c(4v  le   istiv   in'   «iifj^    li 

jiaw  ToO  Äöy&y")  oii    (lijV    e-rt  t4  ev   T^    iT:i5Ta;.:ixf(  ouvta^t 

E«  folgt  d«/u  die  Begründung.  Z.  13  f.  ä/et  yip  6  Xiyo? 
Ci&Tti>(.  Die  dem  mQndlicben  Gruße  eigenttlmliche  direkte  An- 
rede itn  Vokativ  nnd  Irapcrnttr  i^t  undenkbar  zu  Beginn  des 
Briefes'*).  Ihn  bat  uian  zu  erSfTnen  mit  den  nU  dritte  Per- 
HDeo  gedaeht«n  Nnmen  des  Scbroibert;  im  Nominutiv  iiud  des 
Destinatars  im  Dativ.  Zu  diesem  Schema  lieüe  sich  ein  Mo- 
dus des  Verbum«  ;(»(>£'.'/  höchstens  in  der  Weise  koBstruiereo, 
dsß  mui  seine  dritte  PerBon  abhängig  macht«  vom  Nominativ. 
Aber  der  Wunsch  gilt  ja  dem  Ädrsssaten !  Es  bleibt  somit  nur  der 
eine  Ausweg,  den  Qrußiniperativ  yalpe  durch  den  generellen 
taSnitiv  x^P^^'^  ">  ersetxeb.  S.  232  Z.  U— 233  Z.  20  ccTCOjtiv 
Ä;  ivxyxaiiaz  ig  tödei«  töv  xupiwv  ö'>o|xiTWw  iratpa- 
>.a]i^ivr:iK-  dtXiÄ  xa:  ii  Soiix-fj,  fjv  rEptjiotstia;  i^  toO  Xir(Oü 
jü-rtaS'-C.  &il  SwajiivTj  "riiv  TipcoiaxTtxljv  JptXi-jiv  napaSi^aofrai, 
iXy.'  c'j3'  dJAijv  ttvo.  etk  yap  rt  i^covoattp  }(acp(tv* 
'iv  locp  r$  lAcovöocc  X'Ipe>,  5iup  oi^x  yjSüvato  Sfx^' 
p  1J  a  a  t,  iiui  ifj  np^urraxTix^  Ip^i^to;;  xai  Iti  ^  xX>jTtxij  retSio^ 
int  rtap^^ia-.  t&t;  itpoowr^ii  Tjvioiiv,  ^  Sä  li  toO  Xö^ou  entoriX- 
Xem,  dEnstrci,  xa!  aijx&s  Si  c  iniorf^Xtuv  napitiv  änövTo;  g6v- 

äiebu  unten  8.  233  Z.  ISfT.  dvdr"^  't^'^  ■(<  t4  r>vix4v  ±n«p' 

")  Die  Worte  Jtpoi^ina!  (Uvtoi  tq*  5oM«i  sx^h^t.  to5  Xö^oo  d«i  B«k- 
kcTvrhcn  l'riln  liuin  ich  nur  lo  Turslebon.  der  homeriiuhe  Qetiiaudi 
rerlan^  xwnr  von  Huuu!  a>tii  ilen  [luperativ  und  kttuoe  ihn  a.iicli  «ehr 
vobi  ncltmcQi  uti  aber  der  in  Frago  ntehpodon  Fi)iar  «tilisbu  modifiziert' 

'*)  Daß  dicflci  (!e*cU  dn  Theoretiker«  in  d«r  Praxi«  tnasclio  Am- 
Bahnen  erleidet,  vird  «pliter  su  itaiKen  iieiu. 


30  Gustav  Adolf  Gerhard, 

■ca^iv  TiotelTat.  "fj  'fip  e&d-eta  iföv  övofutTwv  S^Seixtac  d);  Tplxou 
iatl  TtpoowTcou  ■  ^5et§a[isv  yip  (bc  oü  npoosxoipet  -^  iv  euftefatc 
(ivtü)vu|i:xTi  ouviaStj,  iv  Seilet  oöoa  löv  irapÄvtwv  |  jtpoac&jttov. 
8  TCctXiv  oöx  iv£X<üpEt  T(p  X6y(p  ,  er  ye  dficpöiepa  t«  TrpöacDna 
OÖX  öp^fievä  ioTt,    TÖ  TS  Toö  IniateXXovios  xa!  toö  draoTsXXo- 

«■jJjxaTiTÖTpfTOVTtpöaüJiiov  dväYXT)  näaa  x  a  1 
T  i  auvxaooöjieva  fVjjiaTa  £v  Tpixtj)  xataytvso&at, 
xai  ouvTstaoeoö'at  oöx  I v  äXX-Q  nxüoei  ■^  x^  eöd-eEif. 
li  yoöv  TspoxeftJisvov  ^vjfta  iiü  -rijv  eüO-etav  ouvTSi'vei  «'AnoXXwvto; 
Ätovua{(j)  y^at.pixüt:'  ^  xai  Sit  c^  a  t  p  s  t  v>  ^  «x*  '  P  ^  '  5*'^). 
x«i  IV«  Sf&iiev  xä  xoö  Xöyou  xaxscXXijXa  etvai,  SxeEvo  oacpeaxaxöv 
ioTtv,  Sxt  zb  xaxi  xtjv  eü&eEav  tisxeXaße  toO  x*''P"^>  ^^X^  "^^ 
xaxä  Soxtxi^v  ■  f^v  ye  [itjv  xoüvavxEov  xÖTtpoo^fipeEv  x^ 
iTTiaxeXXoitevtp  x6  x^'P^^^i  (>>5e£  xai  TOlg  6ti'  ötj'iv 
ouvoüot  cpajiEV  xi  «x^^P^'i  °^X  S^yfOiC  Ttpouxi'S'evxej  xi  <X"^" 
pot[tc»  v)  «xaiptu».  Oö  Suvajtevou  oüv  xoÖ  xotoüxou  JcapaXafi- 
ßivea9-«i  äva^xj)  tiäo«  si?  xi  yevtxöv  äiiape^cpaxov  iiapaXa(i- 
ßoJveoftai  xijv  aüvxot^iv. 

Bisher  behandelte  Äpollonioi  das  x^^'p^iv  für  sich  und  all- 
ein als  autonomen  Stellvertreter  des  x^^P^-  Ohne  sich  Ober  sein 
inneres  syntaktisches  Verhältnis  im  Praskriptaatz  zu  äußern, 
ließ  er  mechanisch  den  Imperativ  direkt  in  den  Infinitiv  über- 
gehen. 

Da  kommt  nun  auf  einmal  in  einer  scheinbar  ganz  bei- 
läufigen und  nebensächlicheii  Partizip ialkonstruktion  eine  neue 
davon  gänzlich  verschiedene  Erklärung  hereingeschneit.  Z.  20 
— 22  ouvTjS-eaxepov  OTiaxouafi^vvj;  xt]5  auvtä^euj  xfji  «X^yei» 
1^  «eöxEtai»,  tTpuifwv  Öetüvt  Aeyet  x*'?^'""-  I^i*  Sachlage 
ist  jetzt  verschoben.  Die  Ueberschrift  'Infinitiv  statt  Impe- 
rativ' will  nicht  mehr  passen.  Das  x^-P^^v  kam  ja  erst  durch 
zwei  getrennte  Vorgänge  zustande,  nämlich  erstens  den  Wandel 
des  Imperativs  X'^^P^  ^^  ^^^  zusammengesetzten  Ausdruck  Xiysi 
Xatpetv  und  zweitens    des   letzteren  Verkürzung,    den  Wegfall 


'*)  Daß  für  die  hier  unmOglicben  Formen  x<>  'P^'v  und  x>'P°'C 
gleichfalls  dritte  Personen  und  zwar  mit  Rücksicht  auf  S.  233  Z.  17 
(t6  -xjxiptnju,  ii  x^'pu>)  X  ^  '  P  ^  ^  if  <^  X  ^t '  P  °  ^  einzusetzen  Bind  (vgl.  Butt- 
mann  S.  192  A.  1),  kann  einem  Zweifel  kaum  unterliegen. 


Ualvnuchiuigeii  lor  Gewhiclite  d«a  grieehiMheii  Bri«fw  1.       3] 


dtts  Aff^s:.  Nftcbdcm  dvr  Metstur  xnyor  die  zweit«  Ütutioii  er- 
ledigt und  die  Ellipse  des  Verbumt)  durcb  B«legc  plausibel  zu 
mocheQ  Vormacht  bat  Z.  22—25  ouvi^&b);  -aaI  iiX/.ia/  ü;»tK&uo- 
[|Uv«v,  ö>;  'Xixiwv  i|i9oxepi[iffiy-,  -üei»,  *ßfoyT&',  löet  er  auch 
das  erst«  Problem.  i£r  braucht  sich  bloß  auf  seiu  Ergebnis 
im  letxUn  Kapitel  zu  barahn,  woiiuch  mati  jvdeo  ModuH  in 
den  zugeh^rif^en  Infinitiv  mit  einem  jene  ModoliUit  ausprä- 
gendeo  Verbum,  &l»o  beispielsweise  einea  tmperatir  in  den  In- 
finitiv mit  Tzpo^ita^x  oder  einen  Optativ  in  den  infiuitiv  mit 
ijü^zftr^v  umsetzen  kann.  Z.  25  —  S.  231  Z.  i>  i^aipETti);  ft 
pijw  Kai  Twv  ^r^jicttiuv  od  rj-nÄtostg   Ix^u^tv  eyxei|ie'«<  ^f^iwcr«, 

Es  ist  faier  wie  auch  an  den  späteren  Stellen  f(ir  die  Br- 

{^zuog    die    Wabl    gelaiiseu    zivtsvhtju    Xifti   (=  npcoTCcrcit) 

](aipecy,  der  EnUprecIi  »ng  zu  X''=^e>  "»'l  Eij;^£rat  /^aipetv,  dem 

Snatz   fnr   /affot^     Dem  entt«reu    muß   aber  Apollunios  bei 

bcMerer  Tleberlegiing  docb  dpswegeu  den  Vorzug  geben,  weil 

lach  beim  mUiidlicben  Oebrauthu,  besondem  dem  Gruße ,  der 

iiperativ   ämn  Optativ  weitaus  Oberwiegt,     Die»    ist.  der  ein- 

;&cbe£SiDD  der  dem  Xiye:  atigeh&nglea  Worte,  an  denen  Butt- 

tmaon  xcheifcerte.     Z.  5 — 11")  iicEp  ouvijO-ioxEpsv  *  Ivvoun  yäip 

JBpoijiÄXTixwrfpav  ür.xjoptiiti  %%\   vi  Se;>iips:;  npcaiso:^  ouy- 

{f^üt^Erltz,  xfiV  eüxTcxJjV  i:«par£jii:d(ievo'.,  KJtti»;  ey^övtwv  xai  löv 

["ÜjiT^ptxwv    »inZpx  (lot    2vver.s  M&i3a>,    »X*-?^  S^^Wt    'Ji*!!"^ 

i'.Se  ft£ä>. 

Wenn  es  dann  weiter   beißt  Z.  12—14  ^viHvSe    r^P   ^^^ 


11!  13  S.  231  Z.  6-12  it«l  M;  rSim  IyiiXmic  «6»t  st«  4Üo  ti  |uw- 

c,  &t(  o&ne  ;a}iiv.  tTXf/xxvSi*  —  läipiodiLfjv  itspiKattlii*.  'ict}tr^io{|i(> 
—  -ijifdjiij«  iMpr.naTtiv»,  ciupiiuttii'  —  tnpo  sl^«e  «  iw^nKTelv. 
^         "l  Ob  Poftus  die  Stelle  lichtitf  ventAndeo,  ist  aas  seiner  vorige- 
«Ufla  UetwTtrn^iing  niiiht  Hicher  eh  «nub^n:    qwjd  e»t  ufitalius:    not- 
im  min  potitit  mixratim  quam  uptaiivi  iudicat :  et  tu  Mcuruia  jiersatta 
rv  tUimur,  meienies  aen^tun  o^luttpum.   Homenca  etiam  exrmpla  id  con- 
LjimuiU  etc. 


32  Oaatav  Adolf  Gerbard, 

TCpOfitXö|ii]V  «piivat  (i>c  ävTi  TtpooraxTtxÖv  tä  äiTzapi\itfiaxa  itapef- 
XTjTEXat  xati  t})v  Toueütyjv  oüvTa^'v,  so  hört  sich  das  an  wie 
ein  schdclitemer  Versuch,  das  Schlagwort  'Infinitiv  statt  Im- 
perativ' auch  von  dem  veränderten  Standpunkte  aas  noch  zu 
halten.  Der  Rest  des  Kapitels  jedoch  dient  ganz  im  Gegen- 
satz dazu  dem  auagesprocbenen  Zweck,  die  Vervollständigung 
der  x^'-P^^^'Fo''™^'  durch  ein  verbales  Supplement  als  die  ein- 
zig vernünftige  und  richtige  Art  ihrer  Deutung  zu  preisen^*). 
Z.  14—22  oa^e;  Y«p  St:  xai  t^  önaxoDOfieviü  ^fiatt  Ttpoa- 
Xiope:  xä  T*];  a\3X0xeXtia<;.  oü  yäp  i^  ^5  Änap£fn:pt;(Tou  aüvra^tg 
xaTaxXe{ei  Xdyov,  ei  |i^  avcenXTjpud'etT)  St'  &w  dnapfjitpotTÖi  ^ort. 
ti  5^  oöv  *0eü>v  'ATcoXX(tfv((j)  )(aipEtv>  oüx  äv  eh) 
aÜTOTfiXe;,  eE  (i'/j,  (5);  eiitoiiev,  xi  ouvuitcJpxov  eyxeotTO  ")  ^Tj[ia. 
Kai  xoaaöxa  fiev  Tcep!  Tij;  SnioxaXxixi);  ouvxä^ecü;. 

In  des  D;skolo8  Erörterung  stehen  einander  zwei  ausein- 
anderliegende Auffassungen  des  brieflichen  x^'P^'-^  schroff  und 
unvermittelt  gegenüber.  Die  erste  möchte  ea  als  einen  Fall 
der  grammatischen  Erscheinung  'Infinitiv  statt  Imperativ'  er- 
weisen, vermag  dies  aber  trotz  ihres  künstlichen  und  äußer- 
lichen Vorgehens  doch  nur  mit  einer  Klausel.  Die  zweite  An- 
sicht ist  nicht  bloß  an  sich  allein  berechtigt  und  möglich, 
sondern  sie  hätte  sich  auch  dem  Verfasser  nach  seinen  eigenen 
anmittelbar  vorausgegangenen  Aufstellungen  sofort  als  die 
nächstliegende  aufdrängen  müssen.  Statt  dessen  schmuggelt 
er  sie  ganz  leise  und  verstohlen  am  Schlüsse  herein,  und  auch 
nachdem  sie  sich  überzeugende  Geltung  verschafft  hat,  kann 
er  es  nicht  unterlassen,  nach  jenem  Leitmotiv  'Infinitiv  statt 
Imperativ'  zu  schielen.  Man  hat  uüwillkijrlich  den  Eindruck, 
daß  es  sich  hier  um  ein  einflußreiches  ererbtes  Theorem  handelt, 
von  dessen  Bann  auch  ein  Apollonios  noch  nicht  völlig  ft'ei- 
kam,  und  mit  dem  er  selbst  dann  nicht  zu  brechen  wagte,  als 


'•)  Ihr  folgt  er  auch  spater  III  16  S.  239  Z.  26  ff.    stnojiev  x^  &i 

«EÜj^s-cata  nnd  S.  'MQ  Z.  4  ff.    tynsnUioii   fs  [irf*  iv  t$  <ltovual(p 

")  Eb  wirkt  enlsohieden  unklar,  wenn  Apollonios  i-pCElaSui  einer- 
seite  (S,  233  Z.  27  f.  Iv  t^  tjai^^*  Iyksitcii.  xi>  rJxead-aO  von  den  in 
den  Modi  'steckenden'  Verben  braucht,  andererseits  aber  hier  und  S.  240 
Z.  4  f.  (s.  Anm.  16)  aucli  von  dem  zu  XQ'^^'V  zu  ergänzenden  Xiysi  oder 
tü^iToi  (sonst  üncxoüsTaL  oder  aoyuw  Äpxet)' 


UaUnochonflwi  tw  OwMcbtü  Am  gritMMüMi  Briefei  [.    33 


sieh  seine  elgcncu  wolilbi-grUndei«»  lifsuUute  duue^ii  stri'iiibtcn. 
Können  wir  Kber  dieses  Uogua  etnas  ermitteln '? 

Dio  Scholien  -la  Arbtoph.  Plutoe  V.  fi'£i  wiawn  von 
einer  Uonograpbie,  die  ein  K^^wiaser  Dioayaios  Über  den 
mtlndlicliL-it  wie  den  brieflichen  /aipt-Oniß  geachriabim.     (Itpl 

'  jkcviXRif)  ^i-/ip:p.v*  r.tf'i  «ütcü.  Ea  folgen  auch  xwei  Proben 
ftUä  diesem  Werk,  ton  denen  die  «ine  auf  die  Geschichte  d«s 
Xx:fc-.-<-l*rä8knpts.  dia  andere  auf  dessen  gnunuiatinclie  Kr- 
Uüruni«  B«2ug  hat     Dm  letxt«r«  Zitul  lautut:    Xt(ei  St  9^x6 

■  xtisit^i   «pitxiv  n«t  Tispi  T^jV  «rJvTaf'.v  äoürtiitav.   iK  Sfc  Tijj 

16',  &;  «V  Tpat;  iir.tpiCiST^z»;  'Ax«:«'ii' '"). 
Auf  den  ersten  Btivb  scheint  die  Notiz  niclits  Neue«  tu 
bringen.  Abor  ««hen  wir  genauer  lu! 
Bei  ApolIonioH  war  die  AiiffaHsung  des  /a-fciv  als  'Infi- 
nitiv statt  [mporativ'  nicht  bloß  unnötig,  iiondern  geradeza 
an  den  Hnnren  hBrb*Jg«w>gen  und  iichii>f.  FUr  Dionysios»  ist  sie 
Oberhaupt  dit*  einaigo  Mc^liohki^it,  eine  sonst  absurde  Struktur 

■  xn  erklürun.  und  dumm  mU  rettender  Ausweg  unumgunglich. 
Dort  IteU  Rieb  die  Figur  hochi^tons  »nujgontlicli  orLnig<>n,  hier 
gilt  sie  offenbar  in  Toliem  und    uneingeschrünkt«ni  Sinne  wie 

Ib«i  Hrtmer.  Dieser  öramniati  ker  muß  aJao  doch  di«  Formel 
von  einem  ganz  nndero  Stnndpunkt  nus  betrachtet  haben  als 
>ner. 
Aufschluß  giebt  unii  der  Anfang  der  Bemurkiing,  das 
^ai^fv  siehe  Ktp'.'zi-j.  Also  Ubt^raclißssig .  übt^rßtliänig,  ent- 
tMbrIich  kommt  es  ihm  vor.  Wenn  man  es  aber  hinter  dem 
^ein  scboa  genOgeudco  Xameiischema  ö  SsLva  tA  StCvi  nach 
Belieben  mfOgen  (id(>r  weglassen  darf,  no  hängt  es  mit  di««er 
Verbiiiduu):;  keine^lMlIa  nusatutiieu,  goudern  wii-d  als  davon  g»> 
trennt  empfunden :  6  5  t  Iva.  t^  deCvt*  y^alptiv. 

So  seltsam  das  zunächst  anmutet,    so  rerst&ndlich  macht 


w 


")  Die  «on  KBtler  für  mtit^nuiu  urkiftrtft  Stell*  krankt  niLcb  Hhiu- 
aterlliiys  au  «uimr  Uitlo|[ru|ilnu,  m  dor  xvei  ijrnonjme  Weadungen 
Xifu  ii  *(rtt  itstoMi  jastvwv  »ai  ji«x±  rijv  oüiratiiv  dLsdutatov ,  iL  inj  «5 
KTÄ.  BDil  *x  C*  i*,c  suuutstiuc  TOü  liyou  qpuaw  iaitnxm,  si  i^tj  xzi..  tu* 
mameafloBwa. 

FhUolOfila  t.XtT  [H.  r.  XVIU>  L  S 


8i 


flu*tiLv  Ad  i>)r  Gerbard, 


•B  unii  Aer  tliatsäch liehe  EntwicklungHi^ntif;  ies  Prnalcripts,  wie 
wir  iliD  jetzt  in  d?u  Pap^rusbricfeti  vorl'olgou  küiint^u. 

Durch  Ellipse  des  Xiyti  vrar  der  Sntsc  versttltnmelt :  in- 
folge desseu  verblicli  -/eitig  ins  Gefübl  für  dessen  wahre  Syn- 
tax —  das  -/aipitv  wurde  venwlbatAodigt.  Schon  in  dor  Pto- 
lemüeneit  äudert  es  unter  Umständen  aeiiicn  Platz.  Sfüter 
gebt  die  Entwurzelung  mitunter  soweit,  daß  man  vs  sogar  an 
eine  fremde,  auf  total  andvmurligeD  TorauHset^ungen  kerubende 
eltiptiscbe  Formel  anhängt  und  schreibt:  Ttj)  tsivi.  Kapä  toO 
SeE'jo;  ^octpstv '*).  Nachdem  der  laSnitiv  seinen  syntaktiücbei) 
Halt  verloren,  lockert  sich  mehr  und  mehr  dna  Bund,  das  ibn 
ans  Vorberg t-bt-nde  knllpfte.  Etwa  seit  dem  Anfang  unserer 
Ä«ra  begiuutr  «las  Qrußwort  da  und  dort  zu  fehlen.  Dann 
wird  es  immer  seltener  und  verschwindet  am  Ende  gntix.  Man 
begreift  Jetzt,  wie  diese  pruktiscbe  Entartung  des  Briefein- 
gangs wohl  auch  einen  damit  beschäftigten  Theoretiker  be- 
rinSiissen  konnte,  und  wie  er,  durch  den  bezieh ungstosen  ln> 
Snibir  in  Verlegenheit  gesetzt,  ihn  nur  nach  Analogie  der  be- 
knuntcn  dichterischen  ßedeweiae  zu  verstellen  YL-rniochte'"). 

Die  vorliegende,  in  eich  logisch  kousequeube  Erklärung 
des  brieätchen  x^peiv  als  'Infinitiv  statt  [nipcrati  r'  re- 
präsentiert augensßheinlicb  di«  unvcrfülachte  und  ursprüngliche 
Gestalt  der  Lehre,  die  bereite  eine  geraume  Weile  existiert 
bähen  mulS,  bevor  ai«  in  der  aekundäri-n  Eatachreae  bei  Apol- 


"}  Ueher  Geni-ii*  ütirf  Gobraach  de»  Sphomiu  t^»  Bt'M  Tt«pS  »i 
((!^o{  wird  untan  eu  apre<!hen  nein.  Selten  iatit  bemerke  i-cli.  da6  et 
•in  IrrLum  üt,  wtmn  dw  HoTd-vngeh^r  der  TeWynispftpyri  (8.  92j  d)« 
anerhftrte  Form  Il-.a>.tii«li(>  itxpÄ  Ix^xnUnv«;  j^kipttv  uIb  r^elmeht 
und  Qblicti  liphnndttla.  Kii»  kommt  bii  Jeltt  Qberhauiit  er«t  dreimal 
vor,  itwvinifki  |rriechi«ch:  ca  MB  Gen  S8  [  l'J-  ifw)«!)  jiou  ^t,i  ^^xM 
kaL IjC'jstan'j  \&  l\u><i  npiKo»i[*.]i|)  'Aiituxl'ikH;  >icnspä  HxXAio;  ^aLlpaiv 
nnd  t.  IV;V  BQU  "HÜ  Tiji  «CoS  \xvj  i*t^t,'A-)<>  n«pd  t*1(  nvjtpoi  oou  Ka- 
tfvfyitii  YKl  7.VjV(ovo;  }(  «  (  p  t  V  (daa  yjtipiv  iteht  aucli  noohmati  hinter  dftr 
nun  fclKUnden  fiimili!Lr«n  Formell  uud  einmal  «totspr^chend  liLMiniech:  s. 
llOxy.  I32S,  dl  J\u]lio  Domiti  a  l  rihunn  mt  J<t(Hm|  lf!fl^ioni$) 
ab    Aurellio)  Arekelao  beuef{ifiario)  »net  t  a}  it  tern. 

'")  Der  VenHus  M&rt^innu«  474  bietet  nach  (dem  er«leii  oderenrei- 
tea?)  dofimsxctv  noch  diu  Wurtc  o-j  fit  nspt^täv  tn;  staH.EJ|itvQv. 
Hit  dieaer  am  f&Ucbeo  flau  in  den  Text  ^ratenen  Randnote  woDto 
wohl  ein  rpft.terar  Leear.  der  im  Übrigen  niit  DiODyiioa  einverettinden 
war.  gegen  da«  mit  wpmiv  dem  x"'?*''''  g^proohuui?  Todenurleil  pro- 
testiecen.  PDr  ihn  j*t  da«  tinißwurt  UR»iitb«tirlidi  und  uunh  vollkom- 
neii  get  ec  hl  fertigt  als  'eingeicboban'  (nwUcbon  Ptünlcript  und  Brief- 
anranj;). 


1hit«naelnnigoii  iiirGeccliicht«  io»  grieehiBcheii  EtriefMl.      36 

lonioa   ihre  Kacbwirkiuif;   tlbte^').    £r  Obernabm   Doeh   tod 
threo  Vertretern  den  verfall reri sehen  Schein  des  Namens,    da 
ihm  der  fundamentale  Unterschied  zwischen  ibm  ««Ib«T,    der 
die  Konnel  als  Ganzes  faßt«,  and  jenen,  die  9ie  xerschaitten, 
:in  »einer  BpHentnng  nicht  »charf  genug  zum  Bcwutiteein  kam- 
Was  ftir  die  Sache   featitteht,    erstreckt    sich    wohl    auch 
auf  die  Person.    Dionysios  nird  früher  gelebt  haben  aU  Afol- 
lonios.     Denn    noch    des    Meisterst    epochemachender   Lütütung 
ware  »eine  Arbeit  schwerlich  mehr  denkbar,    Man  möchte  die 
Zeit   dea  Skribenten  noch    genauer    betttimnien.     Hemster- 
[bu^s   beobachtet«  in  diesem  Punkte  vorsichtige  Zurnckbal- 
tao(;*')  nnd  Roth  er  ford")    pflichtet   ihm   bei.     Indeaaen 
hatte  Ifingsi  Anton  Wester  manu  in  eincrni  seiner  trelT- 
licheii  Epistolographenprogmmmit  eine  Verrnntiing  gewagt,  die 
I  der  Beachlung  wühl  würdig  ersi^heint '*).     Er  denkt  a»  jenen 
[DioBynoA  von  Alexandrien,  der  in  der  zweiten  Hälfte  des  er- 
Jahrhunderts  in  Rom   als   kiuiierlicher  Bibliothekar  nnd 
skratir  fungierte.     Dnft  diese»  chronologische  Verhältnia  des 
les  xn  AjKilloniuH  Dyakulos.  der  um  die  Mitte  dt»  zweiten 
t Jahrhunderts   blohte,    dem    der    beiderseitigen    AnBchauungen 
laab  beste  entspräche,  liegt  auf  der  Hand. 

Dnser  Ergebnis  gewinnt    insofern  noch  wesentliche  Ver- 
['itfirkung,   als  ApoUonioa  selbst  nachweislich    cintr   andre    der 
[Dionysianiacben    verwandte    Auffris^ung    des    Briefgrußes    be- 
kämpft Iiat.     Bereites  oben  (S.  28  Anm.  t>)  wurde  angudctitet, 
er  iu  Kapitel  15    beim  üebergaug    zur  Üesprechung   der 


**t  Rn  i«t  nicht  ohne  Intariwto,  daß  in&n  auch  in  neuerer  Zeit  ge- 
llitg«ntlicb  wieder  darauf  rerfisl,  diu  epistoUriarrhe  f,a,iti>.f  i&halichirie 
Eftodre  GriißircR(lDDgciit  £um  'In  fin  !  ti  v  Btatt  Im  ppr  it  t  i  v'  r.»  tiUiw 
fp^lo.  Hiürhi-r  Rithflrt  iiinr  in  dvr  eriten  KclioiftL||[«DKcUea  Aua|[iibe{  l7l!J) 
[too  d«  Lambert  Üo»  ElUft»n  Orafar  atrliende,  iiacblier  iriedDr  u&t«r- 
(ArBckte  Bemerkung,  welche  (.iottfr.  ll«inr  Schnefer.  der  «pfttert  Be- 
arbeiter de«  Buchen.  (l80ö>  )iuf«  wUtniale  ltcfOrwort«t  und  der  Nacb- 
well  ntcbl  Torvulhaltea  tu  ilQrreu  Kluubt  (S.  620).  Wie  aicb  beide  die 
^-.Konatniktion  dann  im  eioseluen  dacbten,  wird  leider  nicht  penntet. 
^K        ")  Dionyntia  HU  q\tis  fuerit,  inter  tot  Dioni/Hios  a  Mmrino,    Vonno 

■^     ")  Scbol,  t-  d.  Wolken  V.  Cufl  See  Hmi-tt^huijs  ou  Plntua  332,  loho 
^ftiwjf  natunäi»  rrfxtK»  lo  certifff  icho  the  Viont/sius  loat  who  tcrote  a  mO' 
noffrapk  <m  Mm  milötcc. 

**)  De  nitfftolcrrum  m-riptorUna  Grata*  (vmnimtaMimü  pars  prima 
(Leipiig  18SI).  S.  7  Anm.  lä. 

8* 


se 


h«st«*  Adolf  Q  er  bar« 


IuBnitivkonstriiktioD  nach  Set  ond  /(^  deren  Beziehung  rar 
Pr^kri)it«viiux  noch  immer  auffullund  frat  im  Aug«  behält. 
Dus  nmL'igt'bvndt!  Problem,  du«  ihn  iea8«lt  und  dem  er  aaf 
den  Grund  zu  kommen  eich  vornimmt,  lautet  geradezu  so: 
Woran  liefet  ee,  daß  die  beiden  Inipcrsoualia  mit  der  Eingang»» 
fointel  des  Briefes  unvarBinbar  sind  *'")':*  Schon  das  müßte 
ans  die  Annahm«  nahelegen,  es  habe  wirklich  I^iite  gegeben, 
welche  die  zwei  i^triikturen  it^endwi«  miteinander  in  Verbin- 
duDg  brachten.  Vollends  deutlich  wird  die  Polemik  wider 
eine  fremde  Anaickit  "^) ,  als  er  später  nach  erfolgtem  Heweig 
fOr  dl«  vcibule  Natiiv  toii  5ti  und  xpr,  »einen  Vorsatz  aus- 
führt iiiiil  mit  allien)  Nnchdruclc  die  Behauptung  begrtlndet, 
das  UriefpriUkript  kSnue  keiut«  jener  WörLi^r  mi  sich  uehraen. 

Von  den  Argumenten  klingt  das  am  SchlnsHe  kurz  hin- 
zngefDgic!  '/weite  aue  dem  Inhalt  echt  uutik  und  fOr  una  be- 
frciiidlicti :  Öei  /aipELv  würde  die  'Freude'  als  fehlend  bezeichnen, 
während  »tc  ja  doch  fUr  deu  QcgrQUtcn  gerade  vorhanden  sein 
9oU.  S.  240  Z.  H— 11  £Ü(iti  TE  npao-j-ivEtx;  lüi  £niT:£/LXo{Uv^ 
x6  xaipEtv,  *üxi  «■yiT*«!«:,  önep  iv  ^^  -Sei  x*'-?^'-''*  iyvsWi Titcc. 

Viel  lüuger  verweilt  er  bei  dem  formellen  Mouieule  der 
Konstruktion.  Kr  hat  frUher  gezeigt,  dnß  man  in  der  Formel 
6  Ätiva  T^  Sefvt  -/viptv/  ata  regierendes  Verbum  zum  [nOnitiv 
Xa£pe(v  —  iiyti  oder  etJ)(6tai  ergäuzen  muß.  Daneben  una 
dem  Satx  in  Sei  oder  '/,p-fi  noch  ein  zweites  verbum  finitum 
au foktroyteri*D  xu  wollen,  ist  verkehrt  und  syntaktisch  uiimog- 
lieh.  ä.  239  Z.  23—240  Z.  ö  Aitij  yap  xai  |»*v»j  äv  gii) 
aitiot  Toö  j»?j  Iv  Tot^  intTraXxtvw;;  ä!zxp£\if>ixv.i  ti  "XP^j*  *1 
*5ei»  napa).«iiß«v«^«t.  (Etk!|isv  y&p  «5  toEj  towOtois  ÄTMcpefi- 
(pärot^  ünaxotjd(ievcv  £0x1  tö  f>)iia:  t6  -Xeys'*  ^  -söxstÄl», 
[<A:ovu3i((i  'Ano^3.ti)vtos  |  Xdysi  yeäpeiv  ^  eüxewK>j  ")'  doÜ3T3- 
10V  *")  Sfe  ;cKpaS£^as^at  diuipeiL^BTCv    £öo   ouvTä^st;    6pc9rixii)V 

'*)  S.  2SÄ  Z.  4 — 6  xai  t(  ncra  t4>  jioioO»  Ito*   iv  jii*  rj)  tnwraü.xix'j 

**l  Riclitift  erhNTinte  diu  «uch  schon  KuUtnann  k.  s.  O.  9.  191  A   t. 

'''I  Nach  fieiiniliii-liPr  Mitteiluii|[  tod  (j.  übltg  isl  die*M  Btiiitpiel 
tmecht.  (Iik  di(!  zweite  Hand  ritn  A  es  eiulclamniert  uml  abetüi««  um 
Band  mit  einem  8  (^^oä)  beieichnet.  Di«  Letart  'Ar^^Aumri;  Ai!/'U3:qi 
i<-r*i  *1  »ü/itav  x*'?'"  'lo'  SyUiurg  Hclieint.  auf  »;ine  Apnderuajr  von 
Porina  EurQckxu^elieu.  Wir  balieii  diu  Paradigma,  wegen  il«r  Woit> 
■tellnufc  ipEter  DOchmuU  in  n-v&hnen. 

*)  Man  btuchtc  die  DilTervnx  im  Gebraucbe  dci  Dioayiioi  und  des 


ä 


UDleranehaBgtn  sur  tiwehicht«  dei  grie«hMOhen  Bri«rM  I.       37 

^i^xT(i»v.  iyi^  ye  [iVjv.  V.3X  5-Ä  11/in  ^ctitf*  *^iXt:  ypdiqptiv» 
t^i  «2sl  Ypi^tv»  •  iyxeijisvo«  ye  (iijv  iv  xy  -Atovyottp 
Xaipeivk  TOO  «^iy***  Ä  ««  ö  x  *  t  « '»  doüaroicv '")  w 
JiBCVTEiWjvat  t4  <X?^*  ^1  «Sei»,  ei  (i*)  ÄncaiaiT/  T(  iiEJTTatXuÄij 
aüvt«5t4,  Ä^'  '^;  äv  Äöiniv  :paiTj(isv  c8ei  ya{petv-  *•).  Hior 
wird  al«)  iingc-iifttwit.  und  »erefcckt  eio«  Äeulierimg  widerletft, 
die  ZD  dem  ytäptiv  im  Brieff^ti  ein  Set  oder  'xpii  erRüuwu 
zu  dürfeD  wnimt.  Wi^  das  xii  rerstchen  sei,  kaoo  nacli  deo 
vurh0rg«b«n(len  £r<JHc>ruDf{en  einem  Zweifel  nicht  mehr  unter- 
liegen. Die  Grammatiker  buben  fcouau  wie  jene  anderen  das 
Präskript  zerrissen  and  konstruiert  6  SeCv«  x^  Seiv. '  ;(a:pE:v. 
Aber  wenn  mau  dort  d«i  Ionen  Infinitiv  entschieden  mnfacUer 
als  figurierten  Eraati  fQr  den  Imprativ  ansah,  hiilf  man  sieh 
hier  mit  d^m  zu  Bupplierenden  unpersönlichen  Verb. 

Apolloniox  Dynkolo«  stellte  diu  bei  d«r  Ergilninng  dor 
Eingftngsformel  vor  die  AlteniatiTe  Uyic  oder  lü/tzat,  ober 
die  er  trotx  eiaes  einmaligen  AnlniifR  7,nr  BegQagtigang  des 
entema  {».  obvu  S.  31)  selbst  niclit  biuautikHm. 

Auch  die  neuer«  Zeit  batt«  bisher  kein  bestimmtes  Prinzip 
fQr  die  EntscbeiiltiDg  gefunden.  Wenn  die  in  Dutracht  kommea- 
döi  Gelehrten  oicbt  eiufach  auf  den  uutikeu  Meislifr  verweisen"), 
■o  begnOgeo  sie  «ob  dnmit,  ohne  Angabe  de»  Grandes  die 
BUe  oder  die  andere  der  beiden  Möglicbkeiten  zu  adoptieren,  die 
Uteren  m^Hstens  eijytza  "),  die  jöngwei»  bUufiger  Xiys:  "|. 

Anders  stellt  sieb  die  Sache  fdr  uns.  Die  UutersuctiuDg 
der  GeoeHi«  des  PriUkripts   mit  seiner   eigenartigen   dritt^ier- 

Apotlooioa  Bei  dieMtn  beiüt  dsüatnt^  eben  dna  AorriiHBungiipriatip, 
dnrefa  «cldiei  bei  jimom  diu  d3->3txtev  ivftrwbuii  wird 

")  GiuE  luletxt  gellt  liior  di-ia  Apollonioa  doch  noch  eiu  Liebt  Bber 
das  wirklictae  Wesen  der  ge^eriacbeo  Theorie  auf:  ihr  Cei  oder  XP'4 
Ut  nur  diuin  ilidiuLabsl,  venu  man  die  Btmfiil riiktur  sufKinlit  (d.  h. 
wenu  mau  tlie  Fonual  in  xnol  Tolle  xerle^t  uuü  iliu  jxi;^-i  aatbhkasnif 
BiHchti;  unter  diäMr  (von  ilim  nicbt  &nerknDnten)  Voraunetxung  lAßt 
•k-li  itntHu  ia  xa^t'  DHtdrliob  nicbu  «invoailen. 

>*)  Dm  thiit  frrilich  bloß  Jah.  Juk.  WeUtein.  Kov.  Tett.  IT  (Am- 
fterd  17VZ)  S.  530  (tu  Act  XV  23»  Er  tat  abrii^as  neben  HeniiUtr- 
hujrs  Uu  Ar  Plut.  329)  der  einzige,  der  de«  Apollonio«  Abitobnitle  Ober 
da«  Kti(if|ir^krtpt  kunnl  und  eiw&hnL 

■•>  ?x)  üwphanmi.  Tb«.  VI  Sp.  isla  D;  Lambert  Bo»a  a.  0.  (A.  21), 
S.  619:  vcw  den  Briefstellern  c  lt.  ßocbiM  Pt^runinu».  lic  acrilimda  rt 
rrarrUMtula  rpiitola  tihrr.  *»■«.  t.  Jiüt.  Tonuuiua  (I3l8i,  S.  82. 

")  So  Krfliier.  an«:b.  Si>rachl.  §  '>2.  3,  A.  J2  S,  268;  dio  Wörter- 
bOcher  VOD  Pusow  und  Pape  unter  x'^f"- 


88  Oustav  Adolf  Gerhard, 

Bonigen  Struktur  und  seiner  nicht  tainder  merkwürdigen  El- 
lipse wird  als  einzig  historisch  berechtigt  die  Auffassung 
Xatpeiv  X  I  y  e  t  (ypacpsi)  ergeben.  Den  Begriff  des  eöxeo&ai 
hat  man  wahrscheinlich  nach  Analogie  von  zwei  anderen  brief- 
lieben Formeln  der  römischen  Epoche,  nämlich  dem  an  zweiter 
Stelle  erscheinenden  Gesundheitswunsch  npb  fiev  nivTwv  eö- 
Xo{iaC  ae  üifiacEveiv  xtX.  ^^)  und  dem  Schlußgruß  ipp&a^ad 
OE  E  ö  X  0  (L  oc  i  auch  auf  den  Anfangfisatz  Übertragen ,  wo  er 
in  den  Ignatiusbriefen  (s.  später)  aus  dem  Beginn  des  zweiten 
Jahrhunderts  thatsächlich  anzutreffen  ist  '*). 


§  2.  Die  Entwicklungsgeschichte  der  Formel. 
A.  EatstehuDg. 

Aus  dem  Altertum  giebt  es  eine  Erzählung,  die  ftlr  un- 
sern  Briefeingang  6  SeEva  t^  Selvi  •fO'^pzvi  ein  ganz  genaues 
EnUtehungsjahr  zu  nennen  weiß:  ihn  brauchte  zum 
ersten  Mal  Kleon,  als  er  im  Jahre  425  seiner  Vater- 
stadt die  Nachriebt  vom  Siege  bei  Sphakteria  sandte. 

Mit  dieser  Tradition,  die  antiken  wie  modernen  Köpfen 
genug  zu  schaffen  gemacht  hat,  müssen  wir  uns  zuvörderst 
ausein  andersetzen . 

Die  Quellen  sind  L  u  k  i  a  n  in  der  Schrift  vom  Verstoße 
beim  Grüßen  ^'^),  zwei  Aristoph an esscholi a  zu  Plutos  322 '*) 

")  Lambert  Bob  a.  a.  0.  beruft  Bioh  in  der  That  auf  diese  fami- 
liäre Eingangaformel  in  3.  Jok  2.  Plenius  id  loannea  in  3.  epist.  v.  2. 

'AysiiniTi.  icspl  T^ivtmv  s  ü  x  o  M^  *  '  "'  ailoBoOa&ai  xoU  Hyiniviw. 

**}  Ungefähr  das  Gleiche  gilt  für  das  Verh&ltms  der  uraprflnglicbes 
lateinischen  Präakriptform  Gaiug  Lucio  saiutem  dicit  zu  der  späten 
Vertretung  oj» toi, 

**)  Luc.  de  lapsn  in  salutando  §  3  TtpSrtrx;  8'  oiinö  (so.  tb  xilpsiv) 
tiXLiMtlSij;  6  ^(iBpoBpO|ii^oa£  X^ysioti  dTCÖ  Mc^aS^Svoc  äyT*^'*-*'*''  "^^  vixjjv 
■ItmIv  npftj  TOug  Äpxovxac  xa8^[iivouc  xal  nscppovuxitas  6ii4p  toö  -rfXouc 
Tf((  (iiiXi)S'  'Xatpsit.  vixffi|iE¥»,  xat  xoQto  sItküv  ouvanodwvsiv  ij 
£YT''^''F  )^"'  "^9  X'^'P*^^  ouvexTnsOoM. 

iv  imatoXijs  BS  dpx§  KXituv  6  'ASTjvnroc  bri)M'(Wxi>i  4ni  StpootTijptac 
np^Tov  y^aipeiv  npoüfhjxBv  BÜaYYeXil^^iisvoc  vvjv  v£xi]v  tt)v  txslfttv  xod  rtjv 
xffiv  SicetptLaxffiv  fiXcuoiv  * 

xctt  6X(05  Y*  !"■''  Stelvov  ö  Six{oic  dni  HtxeXt«;  JjKirtiXXiov  tv  t$  c^X"'<P 
tßv  iniaioXÄv  Sisiieivev  die'  aütSv  dipgi|uvo£  t&v  npaYlidxtuv. 

")  Schol-  Ar.  Plut.  322  (om.  R)  nspi  to3  iv  tj  oovTj*«(cf  xj^lptii  to3  -cb 
4v  TQiig  iiHoxoXalf,  YiYp.arexai  iiovuutq)  jiovößißXov  itept  aötoö  ■ 

xal  Xi^E'  ^liv  f>^b  KX£u>vo{  TcpcDtov  aütü  -teTdx&cti,  Ypdtpovtoc  itpbg  'Afh]- 
VKfouc  d>;  IXoi  TOü;  iv  ScpaxTTjptqL, 

«KXituv'Ad-Tjvattuv   i^   ßouX^    xsIt^    Si^jj^cp    x^^'P*^**- 

XifSi  C&  aCiTÖ  xBla&iti  lupi-näv  ktX.  (b.  oben  S.  33). 


Cutcnmcliaogni  snr  Gcichiciile  des  griocUiöbäo  BriftTäil.       39 


und  Wolken  1^09^'),  die  Qlosse  yalpv.v  b«iia  Attikiat«!!  Hoi- 
ri«*")  (too  Thomnx  Mogiatcr"!  flbcniooimeu)  unil  ein 
pmar  Said  aaartikel  unter  yjdpt:-/ *").  Der  letxLe  davou  4.>r- 
scheint  auch  unter  i^i  npchtctv*')  und  tU  Sidytvi*')  und  die 
gleiche  Notiz  Ist  enilltcli  au  einer  Stelle  dea  Diogenes 
Laertiofl")  übFrÜpf^rt. 

Dem  (Uteatcu  daticrlmren  Zeugen,  L  u  k  i  a  d  ,  ist  die  60- 
schiclite  feste  Tbatsav-he.  Sonst  charaktprisiert  sie  aich  als 
ein  kamsrBDdes  GerOcbt*')    oder  ala  Ansicht  gewi^Bcr  tuige- 

"1  SelMl.  Ar.  Hub.  Cf»  (naeb  dKo  Ravennas) 


L  Ift  ipjtalw  iiof  vi  ial{  ixe- 
xtU   e(K   l3n  EAiwv  4  ttpAroc 


M  Ydp,  &(  itvtc,  K>fa»v  üAxui 

^<iittijp(tt(  (Diodorf). 
II.  ;4v  lUiMvd  ea9v  A^  Hl(  Tl^Xw  xot  S^avWfpia;   i&!{  'A9)]vx[ei{ 

Daa  fttAv  der  aadeni  HaniUchriflen  (vgl.  im  ent«n  Soliotion  &c 
tnic  oder  wie  T  bat  A^  fo-al  -iivio  halt«  ich  ge^aQb«t  dem  yifiw 
io  K  and  V  aufrecht.  Kutlivrforile  AuidBruBeun;  (iliev^stoc  «pA- 
TOv\  rtv  KJLtotvd  7i}9tv  ktI.  tiiiJ  Y«Y«rrfN^at}  aiiid  in  rerwerfdn. 

■*)  Moirii  S   2]:t.  Sl    Bektter  /ai^t»  Iv  trt(/;nXf  iEpA«c  Xlr^TOt  yfA^ 

Mv  mt  1^  XB))u.)uv  InoxiMnovTa  iliucv ' 

Saifmv  KfooctRxs  ReXX&  XurSv  tijv  niXiv.' 
1)  Tbom.  Uftff.  1.  T  x°^<»  S.  908  f.  Bernard  (Leiden  1767) 
X<äfm*  Iv  hctatoXf  ll A d I N V  XtiKvi  rpifoi  icpAi«c  xkI  KXin« 
'AS^wMlwg  xtX.  I>ia  Verttortmia  halt«  Aegtdius  Menasiua  iu  aeinnt  Ob« 
atnuKo«««  «(  «MfudafiAae«  in  IMuff.  Lufrt  (1(162).  S.  I5fl  lad.  Mar«. 
Hnbonina,  Aniiterd.  Iij92)  icbon  Tor  der  Heraii*g«be  dai  Moiria  ver- 
heMMt 

**)  SuidiiN  ■>.  V  (a)  xa.ptiv  to<lTi  int  iipo8aY£p«i>0i(  AttaXXaaoo- 
liittB»  4)  itptinpx^*^™^'  tti^*-c  U  hkt' ft^;^i( tAv  tnmXAw.  (b)xalpi(V' 
ep4^n])UL,  4^  tat(  tmawAtüc  wlte  npeön»11vx[  -nvt;  wojif^Qootv.  diüAt  fi* 
oÄmC  AXAit'iaic  fipäTSf«v  irt^tiUiiv.  eC»'  «'A|i«ai:  Ilaluitp^tsi 
1ÜB  itfwt:  xpAr«v  St  KÄfoDvi  Tiftv  Eü^oulo;  6  Na^tx4{  o^ioi;  liit- 
cnlXat  lOl;  'Ä»i7Mt!«(  AfA  Syan-rtip-a^.  ly'  ^  Kol  Oittpr/jWlvai  ■  drvcAv  fiit 
aal  «t   xi^LbkoI  t^pAvio  -xtJi.    (c)  x^'P*'^'  dpx^'^  '^   ^  ImoioXalC 

£M-nt.     (d)  x>lp*i-*-   (^  n^ixtiv.    RoJuLä  cfovt'.v,   Bpcopy.paia  xtA.     (e) 

ä  tutyuv. 

tnvoc  iifsaj'»  8»  IscnoXjic  it'-  Ite'-  0*  toO  tjdixoO  iU«9(.  tS  4(iY»i>,  oümc 
'Ksix'^i^cc  tx;Y£x;<.  X^tp«*  U  4x4^^;«  KÄ(a*v. 

')  Suidui  ■.*.  littitYiiv-  ei4iu)(  i^Uypx^v  'EnfX'^iu;«:,  s3  Qidrxv' 
Xaipnv  fi>  i  KJ.tav   xil  ({  it^^inttv  ä   llÄd^Ut, 

"1  Diog.  Laen.  IU  S«  läli  'Ennoiiat  tpiJiio(Bixa,1ithiwa-  tv  ot^c  lypoviv 

*A(«ntfi|a«v  |i£c(  x-:\. 

**!  9XX«  Mbol.  Hab.  tl  (A.  S7):  Utrau  Moiria  (A.  38). 


40 


Oaetav  Adolf  Harbnrd, 


ii&ntitcr  Leute  *'^). 

Auf  eiij«n  bestimmt«»  Geffähreiuann  fQhrt  uns  der  Pln- 
t<wscliotiB8t.  Wir  lernten  durch  ihn  sclion  oben  jenen  wahr- 
»cbeinlich  dem  ersten  iinchcliristlicheu  Jahrhundert  anffehöreo- 
den  DionyBios  und  seine  Sclirift  über  die  Grüße  kennen. 
AI»  erste  der  beiden  durnus  erwähnten  Hehnuptiin^en  erscheint 
nun  e'ben  die  vom  xai'petv-EHinder  Kleon  *").  Mna  hnt  auch 
wenig  Qnind,  zu  bezweifeln,  ditti  sie  wirklich  Eif^enttim  dw 
Uauiici  war  und  i:i  dits«r  namhafton  und  viellBicht  eiuKl^en 
Spezialarbeit.  Ub«r  den  Geg«nstand  zum  f>r8ten  Male  auftrat, 
JedenfaHfl  wurdt?  die  Sache  hier  eingehend  hesjirochen,  und 
wenn  uns  der  Aristt)phiuie»i(.TklHror  außer  dem  Faktum  nur 
noch  d«n  angeblichen  Wortlaut  des  berühmten  Prii3knpt<>s 
Kletüv  'A&Tjvaiiuv  t^    ßouXjj    xai  T^    J-Zji«})  yaipav  *'|  bewahrt 


")  Sk  ti«e  «cliol.  Nub.  I  (A.  37):  o!  ÜTorac  Said,  c  (A.  40);   Tgl. 

tlVK  votilC^uciv  Said.  Ii  »A.  *n). 

")  WoDii  KiitlinifrtrJ  <leD  Nfl-uicn  des  DioDfsioB  aueh  in  da*  Scho- 
lion  XU  den  Wulkeii  lnueinkorriRicrl.  »u  binuht  ilu  auf  purer  Willkür 
(».  oban  A.  ^t|.  Das  von  ihm  ittuicIifallM  Ki^ronlttrte  icf^cov  wird  ja  hier 
KbsrtlUastR  rfuTL-b  rfifn  /.im&tx  6itsv  yiT'-"»^  *■*  X?'/'"- 

")  In  kUnvriir  Pu>»ua)(  uncbeiut  ea  in  ilen  VatikitniHchen  Scholiea 
sum  DionymOH  Thrax  (S.  ttl  Z.  T  U.).  Giamin.  Graec.  Itl  (ed.  Hil^nrdl 
8.  S.'^l  f.  '11  et  Svaxii  imaxaXvxi;-]  KttXibz  of&ifii:  tlpriiK.  littfnap  xtu  tctc 
«p^^Letc  JnLoUÄlowic  MOTU  xptuii**»-  "'C  t«*^  KÄ4wv  4  np^xifY^C  «ic 
'Afr)ivai«c  t^ooxtXlniv  ftj^xt  •Ki.itav  'Alfi)valoi(  x>'F*<v>-  —  Die 
twiofaclie  Varaion  dea  AdivsMtciidittiTa  ('AiHrj-ieiluiv  Tfi  ftouXj]  xat  xft 
BVj  t*V  Uli'  'Aftvial«:)  erinticrt  nn  fiilKendv»  Kaiiil«!  des  Apollonioi  Ojn- 
kolo«.  welche«  »on  dem  in  der  Verbindung  t^  Sou), -j)  K*i  t(t>  Ö^iiKp 
nntwendigt^n  Artikül  liiinOelt,  I  13  fS.  42  Z.  12-13  Z.;t,  i.  dbcR  A.  2) 
Tni  Tiv  aiJT6*  XiifO>  nttui  xal  <]  loiotj-n;  sdvtaiic  •ps'Jii.s'jv  U»i(t«övui» 
4(}>iuic^(  'A  t^i;  vb!  (UV  tJ  ßouX-t)  xctl  tiji  S»,;!«!!  x^-Ptt^'-  IffTl  Tf*P 
tb  au|i;;(rx^'jttBvov  taiolTov  <  AI>Tivoiiciic  X^'-*'-^' '  xdtr:t:&i)  o^x  ''luta  toÄ^ 
icxpelictTO  —  Jpav   7^1^   o(  ui«  Srjti^teK,  oC  Ü  ^Xiut«!  — .    ifiiaio  Si  -XkQ 

l.>o:a(  d-.i  IQ  iTt  tiouXt*,  i«'j(  U  &>t|i.6T>c  bi  t^  t^^  fly, iii|i>,  Aoia 
iilv  -ti  ou|i7pai;^tvav  ttv«»  ••.»[;  p^uXtgiats  )w!  iilc  fi))[ic-vsit>,  xal 
(MKi(  tit  iV    TW.aJ'T;^    Ätfpoiaiv   iiii]vtY»XTO  ti  A&pewttxS  avium.    Sre«p 

fti7  dE{>x  &t  x«iijiHTiww|Uvi)  JsTiv  ^  göviaijti;  xoJl  S;äf>oij  xd*  ;fi  "ifl 
f  ouXf  Kai  iij)  diiiiqi  xa(ptiv>.  —  Die  Vontchrifl.  den  Tlieorelikera 
vird  uns  ri-nht  vutat&nillich  unt  duruti  Beübucbtuiii;  der  Praxi».  Wis 
■ebon  P.  Viereck  (i'ermo  Qrxeciin  u.  *.  w.,  S.  QU  11  A.  I)  bemerkt 
bat,  tjflei;ten.  um  van  veri'iDselten  Qclit  k'rit^chischen  Bei»j>Ielen  abxu> 
•eli«n.  dio  liamei'  miL  AuuiAhnie  dur  Kusor  Trnjtio  und  Hodciui  n.  a. 
{vkI>  b-  H.  Syll.'  b33e  (III.  .Fiihrh  ;  Prokomtul  Ijeniinus  Modealiifl)  lotc 
T(  ipj^'jU'ii  xxl  1  Q  ^^uXf  Kxt  Tip  6iA|iqi)  seit  dem  nrvtcn  «orchriat- 
lichvB  Jabihuadett  ia  jeaer  offiti«lIen  toriool  dca  Artikel  tba.talU:blicb 


d 


Unt«i«ucIiiiBfceB  sur  G«eclüebte  de*  i^tchiacheD  Bci«fM  t.      41 

bat,  so  kommt  das  auf  RecbnuttK  drs  allzu  dOrfLi^fn  Aasziigs. 
Dos  Biicii  nelliat  gab  tu  äer  iiaradoxen  Äulät«Uuug  »iclier 
sucli  irgend  eioe  Brg;raiidung. 

Ceber  sie  unterrichten  ans  nun  glQckllclierweise  die  Le- 
xika, denen  —  etwa  in  itndum,  jetzt  verlorenen  Scholien  — 
oocli  retell  lie  litTf  Exzerpt«  zu  tiebote  stHnden. 

Moiris  (A.  38)  betncrkt  ru  der  vom  Ursprung  der  Briof- 
fomiel  uui laufenden  Soge:    £v&ev  x«i  tiv   xu{i£xtv  iiunui»- 

Dts  sieht  ja  iiiiD  ans,  als  sei  das  Oe8oliichtclien  dasjTtM« 
und  diene  bloU  beiläiififp  auch  zur  Erlttuterung  der  Koiuiker- 
Ter»«.  In  Wahrheit  verhält  ee  sich  natürlich  anigekehrt  so, 
daß  aaf  die9en  j«ne  ganze  L<!gende  fußt  uod  daraus  bervorgiag. 

WiltkouinieQi*  Ergänzung  zu  Moiris  lii«t«l  Stiiilaa  in  BaJuer 
zweiteti  Olosa«  yaiptiv  (A.  4ii  b),  nur  liogeht  er  seinerzeit«  die 

maxulMMB  [tgi.  e  B.  DOfK  ln«er  of  Co«  2&  {!&  n.  Chr.;  TibenDj); 
StR.'  313  (65  a  Chr.:  Nero);  Uel>«rdey.  0|.ranii>a«.  Wien  1897.  Nr.  1 
19.  86  [rgl.  Cn.  [II  :t£Sl  eipx°>j»  fi»<ii.i  iii^v;  6.  7  fl  fovi^i  6r;|iipj 
iZiit  des  lindnM  nad  Antunius  Piui})-  Auch  die'iis^xi]  'AltgKiipco 
(F..  K»ll,  in  38  [töd.  A|)  bc^ianti  ll»3ti»y;  'ÄXtl<r,^^,  uü«  •Afi^uovo« 
»•1  'UÄupRiJÜoC,  'Pcd'juv  layi»»»!  xitt  ii.y_f»ot.  09uX^  fi'iin»  X^'P*^"-  I"* 
W«rUt«lliiii](  ist  r*K^linSl^i{[  di«  )irtktlikative;  aLlributiTe  iiude  iuh  nur 
%«i  Ariatid.  or-  12  "Apiffti'^ti;  •.{  Jt'-yl^  x«!  tf>  B)',;»))!  xfi  K6i«»iwv 
,1V.  Ande»  M  beuiteilon  »iixl  l'ilUo  wie  Hb.  U.  47  i.  417  t^*«»«') 
ivf.S]  iiiyi»&f'>(  -^  0:-.»a-.*i(iii  ä'.inp  yatpnv).  —  Du  von  Apot- 
Hevllilte  Bebpi«!  (Ilaj>.j.i>;  Maxiidi'ir.v  *Cl;r.so{  ■A*)j»ai(ov  t^ 
%ai  -.If  ^,^uf  xaif*tv)  int  Obrigcn«  noch  in  luiclerar  Buielioag  in- 
lat    f^  itt  dibi  PriUkript  der  in  die  D«moithenii«be  Krantrada 

.  9S.  813  =  Bp    1.  t.  *  Herel^r ;  »gl,  §  ÜI-S,  Whl  =  «p,  S.  8)  «b- 

f«Mrli»b<>a(^n  Briefe  fhilipim  nn  Allien  und  vurrüt  in<(>f»ni  dnren  Un«cbt- 
Mit  •elion  in  wiinor  Form,  al«  di«  notninittivuchu  Wendung  H«3Ju''j; 
Moc)uej'>«BM  *UixKO(  d«m  diirobtillB^igen  Urnu  der  nähren  inechrift- 
liobea  8ebreifa«B  von  Uakedonierktaigea  und  Uiadoehen  ^einfiicb  Bxn- 
iM^if  4  ftitva)  cnwiilorlftun.  Phdih,  De  AlexntMlri  Magnt  fpitHttlamm 
rfimmtrria,  Oorpater  Dim.  189H,  S.  IK  A.  I,  hnb  da*  ttvffend  liprvor, 
dorn«  n-het  dann  uacD  du)  gro&a  t:;;noXl]  4>(X[!ci;o'>  (Dem.  or  XII  =: 
ep,  2  S.  ISI  He.)  nicht  Kuf  Urimd  ihrer  Anfu9|f*fomiel  in  SofauU  neb- 
Dean  die  enUjirtcbt  jener  Kugvl  obODHOwonig  (OiJLiitito;  'A- 
I  rg  f'./i'A%  Kxi  -.q,  Si'iji'p  x^-P*^^)-  [•ehrreiofa  wftre  e«  jedenfallt, 
nl  mit  der  nötigen  Voraicbt  die  vielen  'KOnimbri«ru*  in  den  ror- 
buidrani  Sammlnng^n  dnr  'Kpurtologrxiibea*  Hnf  du«  Kriterium  hin  tn 
wrOfeu.  E«  koniuten  da  uußer  ileui  lorberrachenden  korrekten  Schema 
BsotX«^  4  £(lvi  nnd  dm  erweiterten  Atiulruck  hsiaXtti  c  *.  Ay  B|[wnv 
6  0>I*a  anch  diu  UmfUlliingwi  O  9<ivtt  ^xaJLcic  nnd  (i  fiatvs  ^auüUüc 
tAv  £t{««v  nowie  der  blobe  Eigennnuie  ('Ü  Sslvx)  vor. 


42  GuBtav  Adolf  Gerhard, 

Dummheit,  dem  Dichter  selber  in  den  Mund  zu  l^en,  was 
man  aus  einer  Stelle  seines  Stückes  später  gefolgert  hat: 
TtpÖTOv  5i  KXitüwti  9T]atv  BÖßouXos  6  xwmxös  oöxcü; 
ämoreEXat  Tot;  'Aö^vatoLg  dnö  ScpaxTTjpCa?  xtX. 

Der  fragliche  Poet  wäre  also  E  a  b  u  1  o  s.  Da  jedoch 
mit  diesem  Vertreter  der  mittleren  Komödie  hier  schlechter- 
dings nichts  anzufangen  ist,  so  haben  Bergk,  Fritzsche*")  und 
Meineke ")  mit  Recht  tibereinstimmend  die  auch  sonst  be- 
gegnende Verwechslung  des  Namens  mit  EöteoXi;  angenommen 
und  die  Spottverse  gegen  den  Gerber  vermutungsweise  auf 
sein  zwischen  425  (Sieg  bei  Spbakteria)  und  422  (Eleons  Tod) 
aufgefahrtee  Xpuooöv  yevog  bezogen  ""J. 

Der  Bericht  geht  also,  so  scheint  es,  auf  den  Gramma- 
tiker Dionjsios  zurtick,  der  ihn  aus  einer  noch  vorhandenen 
Stelle  des  Eupotis  ableitete  "). 

Bevor  wir  an  die  Kritik  dieser  Hypothese  gehn,  bedarf 
es  einer  genauen  Feststellung  ihres  Sinns.  Meint  sie  mit  dem 
von  Kleon  aufgebrachten  xmipeiv  am  Briefanfang  bloß  das 
eine  Grußwort  xaipv.v  oder  vielmehr  die  ganze  Formel  6 
SeEva  xtj)  Sstvt  y_«!peLV? 

Auf  die  erste  Möglichkeit  könnte  der  Umstand  hindeuten, 
daß  Kleon  in  seiner  Eigenschaft  als  Grußschöpfer  gerne  mit 
Piaton  und  Epikur  zusammen  genannt  wird  (s.  oben  A.  40 
— 43  S.  39).  Piaton  substituierte  für  x^'P^^v  das  Wort  eö 
itpäiTstv,  Epikur  das  Wort  eü  Stäyetv,  das  Wort  -/a'.peiv  selbst 
stammt  von  Eleon.  Freilich  bliebe  dabei  unklar,  welche  Ge- 
stalt das  Präskript  vor  Kleon  hatte. 

Die  andre  Auffassung  bekundet  deutlich  Lukian  (oder 
dessen  Vorlage),  (s.  oben  A.  35  S.  38).  Er  denkt  sich  den 
vorkleonischen  Brief  alten   Stils    {xh    äpyaiov   tü)v    imaxoXlbw) 


")  Theodor  Bergk,  Gommenlalionum  de  reliquiis  eomoediae  Atticae 
antiquae  libri  duo,  Leipzig  18J8,  S.  361  f. 

"j  Fragm.  Com.  (Jr.  I  S.   115. 

"}  Eupol-  fftb.  ine.  fr.  '21    M.  |1I  S.  556  f.);  fr.  308  K.  (I  S.  341). 

"\  Schwer  begreiflich  ist  unter  diesen  Umatänden  die  Bemerkung 
Eutherfords  zu  achol.  Nub.  609:  Dioni/sius  says  etc.  (b,  oben  A.  37.  46) . . 
Suidas'  icords  further  complicate  the  inatter:  npröiov  6c  KXäojvd  tfrjqnv 
EüpcuJ-oe  Q  xiüfiiKdf.  It  looks  as  tliough  Uiere  were  confusion  between 
Dionysius  as  a  grammarian's  name  attd  Dionyeius  the  title  of  a  comedy 
of  Eubulus. 


U&t«niu(ibaiigen  lui  GMchichle  del  griechiicLen  Brief»  I.       49 

ohne  jf*<tfr9  ProOmium  direkt  bofiinRend  mit  dorn  Inhalt  (^ic' 
dcJiS)'/  Tüv  ~pixxv^'Uii'^).  Demnach  wäre  der  gesamte  Gin- 
^ngsaatx  £  Sttva  x^  SeEvi  yaipivr  auf  einen  Schlag  tix  und 
fertig  «rfunden  worden  von  Kleon. 

Das  ist  natGrlicti  unmöglich  und  widerlegt  sieb  allein 
HcfaoD  durch  die  Kllipse,  welcher  notwendig  bereits  eine  lang« 
Entwicklunf(  der  Formel  vornusgeheti  niul^te. 

Weiter»  Uedenkeu  reraulaßlder  G  ruß.  Wicdns  radndliche 
;(a!fe  notorisch  uralt  war  und  durum  dem  reich  und  stolz  ge- 
wordenen Cbremylos  iu  unseren  Plutosversen  gerndeiii  'alt- 
fiAnkiNch'  und  'abgestanden'  vorkommt''^),  so  ddrfte  mau  fQr 
das  briefliche  '/jidftt:-^  «iiie  so  e|)äte  Ktitstehiin^ ,  zumal  durch 
einen  einzelnen  Mann,  von  Tornhereiii  als  itußerat  unwahr- 
Bcbeiulich  bezeichnen.  Die  Rfter  erwähntp  Stelle  der  Wolken 
bietet  auch  ein  zuverliUsige.«  /eiif^nis  dagegen  '*). 

Schon  im  Altertum  finden  wir  deshalb  Leute,  ron  denen 
die  Kleonlegende  mit  ihren  Vertretern  durch  den  Hinweis  auf 
äma  hohe  Alter  dts  yjxipev^  Ltl^en  gextrafi  wird. 

Nebeu  dem  einen  jene  Grxäliluug  enthaltenden  Scholioo 
HO  V.  609  der  Wolken  steht  unmittelbar  ein  anderem,  das  ihr 
widerspricht  und  »ic  rundweg  verwirft  (A.  37)  :?•/  äp/alov  l{^0{ 
t4  tali  iii:iTTü).aI;  r.f^i-.ithxi  tö  yjxipv.v  xotl  owx  eoci  KXüuv 


*)  Ar.  Plttt.  8SS  Xtcfpai»  |ilv  6(ia<  Ivuv.  iättptz  ai|)L6tai,  'A|>X*tO* 
bereita  Eiutathin«  au  II.   IX  |9T  S.  7t6  Z  29f.(UK.  2ö4)  TA  fit  xaV*'»« 

(»ixt'S  XU  i  xat'  üVtAv  ftj»ti«]|i«;iO|i4c  t'  '4»  IlioOt^  Ö»]X<3[. 

Dai  mittitkrU  ächolion  luon  wir  fieilicti  oicüt  'im  Llutoi',  aoo* 
dam  aum  V.  «iVä  di^r  Wolken  (A.  ^7.  hil 

"J  Ar.  Nub.  6ü8  .'11  iliX^^vi]  wy-.-ixoQa'  %Iv  ii;i7nt.Xiv  opio«i  HpCix« 
lUw  xo^*  'A^'nUoa  xat  iQt{  ttfMMx'^i-  Mnn  wird  doch  acliwerlicb 
mit  Tan  Lecuven  irut  Stelle)  a.nD«biiiao  mOgon,  der  Dichti^r  rollte  hier 
dein  'da«  Jahr  zuvor'  von  Klean  g«gab»n«n  EieDi|i«l.  Au»  der  obigun 
Stelle  ninmit.  wio  Hilgurd  uoch  meinet:  äutr&>>e  bereita  io  ilrn  Nucb- 
trlsen  S.  647  bemerkl  hatte,  der  MKn-ianiacbe  SchoHiul  Eur  xity-ij 
dea  l)ion]riJo«   aeia  D«iapiäl  fOr  dW-  iTto^iX-riKy,    i.  m4  2-  S— U  'B  Ol 

iCMc)  iRtt  tut  «I  ftiottc  G^'  xOtfjC  -rwDviou.  i^r/v  «S(£<o|i{  v$  (r^)^>f  Mal  &n 
fit*  a6T?,c  laioxiXXo|tiv ,  •x'^'PO^  'A  0')]  latoi  ot  xxt  tote  ai)|i< 
tidvo  t(>. 

^*)  In  raaacben  tluidaohriften  wordon  die  Angaben  Sbec  die  Eicon- 
g«Khicb(e  auch  hier  Tervollatftadigt  (d.  A.  37)  oft  ydp,  Sti  qvk>  KXtiuv 


44 


GnatsT  Adolf  öerbard, 


Mit  verscbtirft^r  Polemik  Qhorninuut.  die  NotJs  auch  Suidas 

(A.  40  c)  Äpxa'ov  iö-o;  li  i7i:(TxoXa(v  7tpoaTtS«*/ai  z&  y^aipv.'*. 
el  Si  XtyovTe;  xpfi)Tov  KXeuiva  '/fi'i^'jaaQ-ai  ToiVttj)  '{^eüSovtai, 
der  außerdem  im  ■vorati8;,'eIicndpn  Artikel  (A.  +0  b  vrK  S.  17  L) 
tüT  den  iirlum  tiocli  beaunders  deu  ihm  aU  Urheber  geltenden 
'Eubulos'  verantwortlich  macht :  npüiov  Si  KXeuvi  t^pvf  E  6- 

Kine  Htil Schweigende  Opposition  gegen  die  U«berlieferuDg 
8t«ckt  endlich  vifU«icht  hinter  solchen  Glossen,  die  im  x^fpt'-v- 
PriUki-iptH  ftl«  einer  allgemeinen  Sitte  ohne  seitliche  Beischr^- 
knag  gulüTikfa'''^). 

ÄUo  die  Griechen  eelber  weisen  die  Anekdote  aln  unhultbsr 
xurtick  !  Wie  Nullen  wir  nns  »her  nun  ihr  Aufkommen  erklären? 

Während  die  Frttliereu  die  Tradition  einfach  gebilligt ") 
oder  abgewiesen''^  hatten,  rersuchte  Fr  i  txscb  e '")  uoter 
sllgemtHtter  Ziistinimung  eine  ^Uiidlicberc  LSaung  der  Sch\vi»> 
rigkfiit''').  Im  l'r  iratbrief ,  meint  er.  herrschte  die  Formel 
mit  xatpstv  natürlich  seit  lUters,  Kletm»  lUcherlich«  Neuerung 
bealand  nnr  iu  ihrer  Ueherlrajjciing  aufs  amtliche  Schreiben. 
Den  Späterun  gegenOber  «inht  er  einen  autoritativen  antiken 
Vertreter  deiner  eigeuen  Auftussnng  iu  Lakian  (s.  oben  A.  35). 
Der  stellt  ja  dem  Fuldherrn  Klenn  den  rpldherrn  Nikiae 
mit  seinem  noch  priUkriptlosen  Suod^chrfib«!!  zur  Seite,  hat 
also  nur  den  offiziellen  ßebraiich    im  Auge  gehabt.     Daa 


"1  Said.  t.  r.  (A.  40r)  xxCptiv  --■  tziAm  ik  -xai'  dpxac  tOv 
IxunoXffiv  Hen^t^h.  ■.  v.  jr  3  !  p  1 1 '  .  .  tb  x^tifai''  ^«'-C  ktosToXxtc  xpo*>* 
mM^mv.  Ads  ihm  trins  dio  Demerkonit  ntieh  in  die  PnrSmiogiaphea 
Ober:  pro».  Bodl  94.\  S.  118  Guitf.;  I  S  461  U-SLihn.  xatpsif  «tt« 
kniotbXac;  -A  X'^'P^''  K^.om's.inaat .  ätz  xai  'Asis'.ot^dvT);  x«t  ZotqxXII:. 
UScliit  eelUau  ist  hier  die  Aamtironic  iwAier  Männer,  voc  deren  'Brie- 
fen' ^tIt  sonnt  aichl«  iriMcn. 

")  Mena4^iig  x  II.  flankt«  uii  Klconn  tiicent.iirnnnx^ht  Bufdait  hrier- 
liebe  x°^P^''*  ""  ''b*^  <''*'^  "■*  darum  dam  K|>ikur  dieni-n  timU  abaprach. 

")  So  ä|iHiibfitu  «ur  PlutoMtolle.  ßrodoous  'eu  Lukifin  h.  &  0. 
§  A]  hatte  gc^cn  die  Gnählung  dna  X^'p*'^  di>r  BippokniU-itl) riefe  gel- 
te Dil  ecniAcht- 

")  Bei  B<-rKk  a.  a.  0.  (A   491  S.  362. 

^"1  LcutBcli^cbneidswin.  Pnrapmiogr.  Gr.,  1  (18!tn>  $.i^2;  Wnter- 
mann  a.  ii.  0.  IV  |l8.S-i|Ä.ft;  Hcrnlj«nly  Wim  Suidwi  11  .Sp  IfilO.Ö»;  Htum 
in  -St«).!!,  rhu.  VIU  l1S61>t  Sp.  I£l(l ;  Kock  isu  Ar.  Nub.  609  nnd  Com. 
Atli«.  fr.  I  t;.  SU;  van  Leeawen  su  Ar.  Nub.  CD»;  v.  Wilkmonits- 
Mitleodvrff,  Herrn.  S7  il908)  S.  328. 


DDt«ntKiEn^^S^iir  Gcschicbtc  dna  gnecbiacbeD  Briofei  I.       4& 


I 
I 


1st  nun  freilich  ein  Irrtam.  Daß  Liikian  oder  »ein  GewKlirs- 
maon  gerade  den  Nikinsbrief  zitiert,  bat  wlneii  Urand  nicbt 
iu  der  BbwcliUicb  aui«»chließlicben  UückäicIitniiLuie  auf  Fälle 
amtlicher  Korresponiieni;  «r  benutzt  da»  Beispiel  ans  Thaky- 
dides  *")  rinTach  deshalb,  weil  e»  ulieiu  zur  StQty^  der  Enüb- 
tnng  voD  Kleoii  {geeignet  ist  und  ihm  ein  «iidere»  nicht  sa 
Gebot  ntcht.  Der  Muin,  der  die  noch  viel  thörichiere  Ffai- 
lippidesle^tende  (b.  iinten'i  kritikina  hinnimmt,  hat  anch  ihr 
Pendant  so  gut  trie  alle  Qbriseu  HefereDtun  von  jeder  Art  des 
Briefes  rersianden.  Also  auf  Lnkiau  darf  sich  t'ritzaches  Hy- 
pothese nicht  berufen.  Aber  auch  daron  Hb^caehen  ist  nie 
unannehmbar.  Selbst  weun  wir  ims  für  dni  noch  wuuif^  cxit- 
wickelteu  Briefrerlcehr  des  fünften  Jahrlitiiiderta  die  an  eich 
dnrchauB  nicbt  tielbstveratUiidliche  Scheidung  zwischen  pri- 
Tfttem  und  amtlichem  [triefe  gefallen  Lassen  "*)•  bleibt 
ea  unglaublich ,  daß  die  vielversputtetc  That  einca  Kinzelnen 
den  Anfangsgruß  der  eiiien  Gattung  In  die  audre  su  rerpfiausen 
TCrmocht  habü").  Einö  BeeintlitHsuilg  i-rfolgt  »onst  aaf  diesem 
Gebiete  genau  m  dvi  eutgcgt-n^^eaetzten  Utcfatung.  Und  warum 
«oUte  deon  die  »jmtere  Verwendung  der  Grußformel  im  offi- 
ziellen Schreiben  nicht  in  die  Vorzeit  zuröckreichen  ?  Ware 
eise  sogar  bei  deu  despotisch  regierten  Orientnlen  heimisch« 
Sitte  sn  frei  f&rs  demokratische  Athen  ?  Die  £rklÜrung  gentigt 
ferner  den  an  eieuotwcudigzu  stellcadeii  Anforderungeainkviaar 
Weise.  Wie  nach  dem  Berichte  Liikians  Kleon  das  briefliche 
XdtipEiv  hei  der  Siege« bntscbaft  von  Sphakteria  (i.  J.  425) 
eingefnhrt  hatte,  »o  90llt«  nach  demselben  Berichte  von  dem 
mOndüchen  /«Jpe  zuerst  Philippides  bei  der  Siegesbotschaft 
ron  Marathon  Gebranch  gemucbt  haben  (i.  J.  -IdO)"^). 


••)  Thok.  VI)  10.  Der  Brief  be^niit:  T±  |ikv  itpinM^  TtpajtMvm,  A 
'Atnj^nOoi.  *Y  AU.KCC  »[liWatc  (iriotöitttc  v^Tt.  vflv  N  xtA.  DaO  auf  ibn  an- 
oespiell  wird,  erkennt  ftucb  WsatcrioutD  a.  a.  0.  Vlll  8.  l;!Tgl.  I  ä  &; 
vi  S.  8.  FrilxHi:b«  lintM  diu  Lukianiecbe  Angnlte  davon  unabhängig 
g«irlanbt  nad  dadurch  vieiraehr  bett&tigl  ffef^deu. 

•^)  Vg!.  dazu  Westwmann  a.  a.  0.  t  S.  4. 

**)  Uebor  den  offi/iellcD  Gruß  in  V.  609  der  Wolken  und  «eine 
Anffamtnr  a.  obeu  A.  &3  S.  4a 

**)  Luxian  o.  ■.  0.  (A.  Üt),  Ohne  die  lieiiei ebnende  Noti&.  daß  bier 
der  enteOebnuirh  itcs  t^'-pt  vorlicKe.  tritt  iln*  Bcgebnii  mit  dem  Mt- 
tatbonlKufer  bei  Flulart-Ii,  de  glor.  Alhcniettii.  p.  •'MT  C,  auf:  Tuv  ■v/.im 


46 


QnatKr  Adolf  Gerhard, 


Die  unverkeutiliare  Äehulichkeit  Wider  Qeschicbten  acheint 
eine  geuieinsaiiiB  ÄusUguiie  xu  l'ordcrn.  Aber  Fritxschee 
Prinzip  lätit  mis  hier  vüllig  im  Sticli,  unil  die  MarathoiiAaek- 
dote  )>l«ibt  dunkel  wie  bisher'*). 

Nicht  bfssur  orgi^ht  en  den  Bupolüversen.  aus  denen  die 
UKberlielüruay  vihi  Kleon  hervorwiichs.  Wenn  dor  Üemagog 
»eine  Depenche  mit  dem  Prii^kript  des  Friralbnefs  eröffnet«, 
was  reizte  licnn  daran  ao  sehr  zum  Spott  gig^a  ihn  und  das 
Volk,  das  sich  -darob  tibcrmäüig  freute'")?  Worüber  denn? 
Da  niuü  docb  Qocii  etwas  andres  däbiuteratecken. 

Zu  einem  bet nedi(;en deren  Ergobnia  geUngen  wir  vielleicht, 
wenn  wir  die  zwei  parnllelen  Legenden  von  Pliilippides  und 
Kleou  vergleicliend  betrachter.  Hier  wie  dort  erscheint  ein 
Xat!pi-Gniß  Terankßt  durch  eine  Siege«  nicldung. 
Herrscht  also  am  Ende  eine  innere  Beziehung  znriitehen  dies^^n 
beiden  Begriffen?  Xxipt  ist  von  HniiRe  uns  eine  Aufforderung 
zur  Freude  und  die  liegt  niemand  näher  als  dem  VerkQD- 
diger  eines  Sieges.  Der  edle  hellenische  Nationalgrnß 
konnte  stliw^r  znm  toten  Worte  erstarren.  Seine  urüprOng- 
liche  Bedeutung  ist  nie  ganz  erloschen,  sie  bedurfte  nar  einer 

^iptr-n-Q^  6  'Kp(i>av(.  Dem  Folgcoilfin  itelle  ich  dio  Lulcinniiobo  Vcraien 
cur  Soite. 


ol    ik    7iXtV?tfn    ^^TOUOLv  E'JxXix 


AyyikXw  x>jw  viKiiv  el«Äv  npftj  »Os 
ApjCfiTMi    xatHrj|iiv4u;    ituv.  itvfpov^l' 

Schwitin^lcdit  tnftche»  die  Worte  »tai  yotipsiisv  Um  sie  alt  Erwi- 
deran};  der  G*jirtlßt«n  veretebeo  lu  können,  mllßte  man  mindeaUni 
orwwrton  xil  \f>tiii.ou;)  (nc.  ilRilvl*  ;^(xp<5ptv.  nnd  a&lbit  ditnii  wSre  die 
ZwiarhenbetnerlciiTtf^  etArflnd.  CAbct  schreibt  im  Annchlnli  an  l.nkiiin 
»Äi  vixü>|isv.  Ich  wilrd«  dann  nbaptsen  •x«lp»ti'  »t»!  'v.KöVjitv'.  Dan 
xxt  dea  Uftrichtentatters  «<hi«ne  mir  antudeuten,  dal>  ddr  Sterbend« 
da«  v.itajt^v  erat  nach  einer  Paoa«  <ies  Atemholens  herauBiu bringen 
vermochte. 

"*)  Auf  einen  tallen  KinfaU  war  Solanut  ([elcomnien.  Er  half  sieb 
mit  der  AuHrada.  fhilippidüi*  «ei  dor  er^ta  (^wesen,  i)or  diu  vorher  bei 
Jedem  Anlab  flbliche  X^^P*  *"f  '"e  Anfati^^begrOliuntt  rvciimiiitrtu.  Dt!in> 
entaprei'licnd  hui  Wieland  die  Sl*!!«  Qbarnetal:  Die  Zeit,  tat  der  Ge- 
brauch dtr  Formti  rhäre  tidfr  eluirtte  en^tr  eingfuchrankt  lourde.  wird 
dureli  fint  Aiukdote  von  dem  Läufer  Plundipjiitles  baticJinel,  der  u.  »  w. 

")  V|fl.  die  ■'^uiiLujiworl«  (obiin  .\  40  b)  Iqp '  ^  xot  üntf i]Q9-f,vat,  welohe 
Fritzeehe  a.  a.  O.  auf  Eti]ioiijt  kclber  surOokfDnrt. 


DsUraicbaBgon  uirGoBctiicbt«  de«  gneohiMben  Briefn  L      47 


I 


die  S««I()  iiBcli  irgend  eiuer  Seite  hin  er- 
in,  am  immer  wieder  in  voller,  frischer  Le- 
bendigkeit &a£eiileuchten.  Gab  des  Aii(;eri>detea  Lage  xar 
Freude  wirklicli  und  detitlich  Grund,  dann  empfiuid  uiao  mit 
Behagen,  wie  trelTtfud  diu  Formel  paß!«;  bei  entgegenstehenden 
Verhällainen  ward  man  irich  des  herben  Kontrnsteti  ufamerz- 
lich  bewußL 

Derartige  Aeußcrnngen  sei  oa  rom  tJpgriißten  oder  vom 
GrUßenden  sind  uns  in  ausreichender  Zabl  erhalten.  Nur  hat 
man  binber  zn  wenig  darauf  geachtet; 

Jener  erste  Fall  der  Ausdeutung  gcirann  noch  eine  be- 
sondere l'ointe  datin,  wenn  der  Spender  des  yjxipzvi  0r  aciue 
Mahnung  selber  die  roatc  Orundluge  mitbrachte  in  einer  Freu- 
denbotschaft, einem  eÜwffyeXiov.  Der  Hring«r  wie  der  Em- 
pfänger der  Kunde  fand  jetzt  an  sich  dea  ünißeB  Kiclitigkeit 
beatStigt.  Gemdc  dieser  töi^;  erfreute  siob  bei  den  Tmgikera 
TonQgUcber  Beliebtheit.  Sie  kultivierten  ihn  bla  znr  Uebcr 
tT«ibung,  90  daß  schließlich  sogar  die  Koniiidie  huh  der  Schwäche 
Kagjital  schlug  "'). 

Wir  verstehen  jetKt  den  eigentlichen  Sinn  unserer  Erzäh- 
lungen. Die  fnkliMchen  oder  anifebtichon  Worte  mit  der  Nuoh- 
richt  Tou  Marathon  yalpt'f  vtK(b;uv,  iu  denen  der  wackere 
Schnelläufer  auiRB  Seele  ausgehaucht,  boten,  wenn  auch  viel- 
leicht erst  fär  die  aekimdäre  Auffuseung.  in  eri^reifeiider  KUrze 
ein  denkwürdiges  ßeispiel  der  echt  griechiHchcu  Figur. 

Was  bier  erhabi^n  wirkte,  mußte  a»8  Gegenteil  streifen 
bei  Kleon.  Aufs  äußerste  aufgebläht  durch  seinen  Erfolg 
wollte  ei  ihn  so  pathetisch  als  niüglich  heimponunen  uod  ließ 


••)  Vgl.  Ar.  Pint  687  f.  mit  den  Scholipn.  U<.>bcr  läieBC  gante  Oniß- 
riietorik  denke  ich  ndcbstcoii  einmul  im  ZuHatinntniliant;  eu  haadoliii  — 
Deber  die  iieii«atuii){  ilen  feclit  K^ietihi^clien  wie  de*  chriatlichen)  rJftT' 
fiXvii  im  Bll^omeinen  tinilot  lieh  ein«  gate  OouiDikuitg  bei  Emat  Cur- 
tiu».  I'aulu*  ia  Athen,  SitKun^tb.  d.  Berl.  Ak.  18SS  =  lU»  Abb.  U  S.  .ViJ  f. 
—  Kino  «einitiiiclie  PktmIIcIb  t,n  dtta  Sieefls-VBttpi  der  Oriocben  bietet  dn 
Acbisiau  UotKliafl  uu  KSnit;  David  iRoR.  U  1b-  2T  fj.    Et  licibt  dort: 

Da«  ai>n*t  alt  b]alj«    ullttentaiiiti  WohlieiasiailtviluDg  <'Ei  itobl  gut') 
fansierande  Lirubwort  gewiuDt  bier  doch  vioder  Boincii  volbm,  eigent- 
lichen .■'inn;  ''•  mt  Friede I',  d.  h.  dtr  Krieg  itt  lic^nUit  btenüel.     Krei 
, kb«tna«Bd  nebieibt  alw  ein  Ge)»»et<«T^   Victoria! 


48 


Guitsv  Adolfüerlmrd, 


sieb  darum  den  billigen  Wiis  mit  dem  yaips:^  dos  Bricf&n 
fanga  nicht  entgehen.  So  mochte  sein  Schreiben  etwa  be- 
ginnen: KXiwv  'AxVjvecifwv  r^  ßouJ.^  xai  t^  ^(t*l>  yaiptiv.  Ntxö 
yip  xxi  ijpTjX»  tbü;  ^v  l]cp«xxi;ptsi  (vgl.  oben  ticbol.  Ar.  A.  3Ä 
and  Lille.  Ä.  S'i).  Zunächst  4>rr»tcbt«  er  auch  »eineu  Zweck. 
Die  Frahlerei  fand  Anklang.  Das  Volk  freute  »ich  wirklieli 
(I9'  4>  Ä«!  Cin£p7ja&4jva:  Siiid.  Ä.  40  b.  65)  mächtig  über  den 
Sieg  uud  wohl  auch  tlber  seines  Feldhen-n  geiKtreicbes  Wort- 
spiel. Aber  bald  »olLte  es  &nd«^r8  kommen.  Jeimm  glltck- 
lichen  Streiche  Kleons  folgte  Mißgeschiclc.  Die  Freude,  dt« 
er  der  Vaterstadt  vor  kurxein  gnißspreihenJ  v«rlttliidt*t  Hatte, 
wandte  i^ich  in  Leid.  Dii>««ii  bittern  Vorwurf  koiiuLe  ihm  nun 
der  Komiker  mit  ironischer  Bezugnahme  auf  da»  annjaßende 
PriUkripl  ins  Gesicht  scMendeni.  Klar  wird  die  Spitze  der 
Verae :  IIpövo;  yap  TJni;,  &  KÄeojv, 

Der  wahre  Keni  lieider  Oescliichtsn  It^  alao  nur  in  «iner 
ch»rakt«riaLischen .  keineswegs  in  der  ersten  Anwendung  des 
Gruß  wort». 

Wie  kam  man  aber  zu  diesem  verhängnisvollen  Irrtum? 
Er  hat  seine  Ursache  in  der  Griechen  naiver  Freude  ud  tb* 
p^jjiaxa  und  EÜpExa!.  Wie  t'Ur  so  viele  Dinge,  wollten  sie  auch 
för  ihren  eigenartigen  und  bedeutungsvollen  Gruß  feinen  Er- 
finder anzugeben  wissen  und  griffen  gierig  imch  ji^deiii  dazu 
irgeiiidwie  brauchbar  scheinenden  Anhalt.  ße;t(lgli(;h  dea  mtlnd- 
Uchvn  x^f  iiun  uuf  die  Anekdote  von  dem  Marathonischen 
Eilboten  zu  verfallen,  war  in  der  That  eine  unglaubliche,  von 
jedem  Kenner  des  Homer  auf  den  ersten  Blick  widerlegbare 
Tliorhüit.  Ihr  Urla-bor  lätit  »ich  wenigskus  vermutungHweise 
ermitteln. 

Wir  führten  oben  (S.  18.  2Ü)  die  Kleonlegende  mit  Wahr- 
scheinlich kei t  uuf  das  üucli  dett  Dionyaioa  xurdck ,  das 
gleiche,  welchee  nber  die  Struktur  der  Anfaiigsformel  eine 
originelle ,  obzwnr  verkehrt«  Theorie  aufstellte.  Die  una  ana 
der  Sclirift  erhHltenen  Gxzerjite  betreffen  nur  ihren  zweit«) 
Teil  vom  brieflichen  yxiptv/  ("coO  tc  tv  t«{;  eniTio^ai^  A.  36), 
dem  voraus  ging  ein  erster  Teil  über  das  mündliche  x«^s 
(iwp!  too  ev  Tj  ayvrj^si?  x*^P6;v),    von  wel<hem  weitet  nicht« 


UntenaehiiB^ii  tur  G««ehicht«  do*  gri«chwcben  Bri«fM  L       4Ö 


TerlatiteL  Sollte  nun  uiclit  auch  sctiou  hier  zum  yaXpt  wie 
dort  zum  -/K^ivt  eiae  eotsp rechende  hetireumtische  Fnbel  ge- 
boten wordeo  ecio?  Der  Verdacht  bestärkt  sich  im  Hinblick 
auf  Lukiaii.  Bei  ihm  folgen  die  zwei  aoalogea  ErzÜhlungeo 
Ton  Philippidi«  und  Klcon  tbatsSchlich  unmittelbar  auFetn- 
ander.  Die  xweite  stiuiiiut  augenscheinlich  muh  Diouytioa,  daa- 
«elbe  wird  mitliiu  fUr  die  erste  gelteu  "'). 

Zti  (.-rklSren  bleibt  die  lalsthe  Deutung  doa  Kupolisrrag- 
meotä.  Sie  scheint  durch  »einen  Wortlaut  aoch  jetzt  gerecht- 
fertigt.    Liest  man  di>ch: 

tl  p  fi)  T  c  £  fkp  ii-^M,  ^  KX£wv, 
ysrfpetv  KpoisEr«?  rwXXi  Xoitäv  rijv  nöXiv. 

Also  KleOQ  hätte  wirklich  die  Athener  'aU  erster  mit 
X^fpciv  gegrOßt'.  Aber  das  ist  ja  nicht  nur.  wie  wir  sahen, 
sachtieh  ondenkbar,  es  widerstreitet  auch  der  Logik  des  Satze«. 
Denn  wie  kann  ein  so  starker  Akzent  auf  np&Tc;  ruhen,  wo 
doch  als  wahrer  Schwerpunkt  die  Gegenüberstellung  tod  x^^^v 
und  Ximöv  erwiesen  ist? 

Die  Schwierigkeit  liegt  in  dem  einen  Wort«  r.pSiZüi.  Bat 
man  ea  am  Ende  higher  nicht  richtig  verstanden?     Die  Ver- 


"1  D«r  oStnlühen  Qtiell«.  irelclie  nelivn  ävm  x^-P*^v  <«1>^  wobl  »ucli 
di«  ObriK«D  UtutfwOrlet  wj«  da«  ^raivK>  benpiovtteu  Uaben  kum,  ««r- 
doAkt  LnkiiiD  h(vch>twikbi*cl>«iDlicb  DOch  molir  von  ilitn  in  ii«in«r  .Schrift 
ixtp  w'i  iv  rj  TfMaT^p^'jni  matlaiunog  etna  Be«l«i  g«29l>eii«ii  B«l«g- 
at«ll«a  nod  Auekd»t<n  (vgl.  §  7  4X1^«  M  9^1  -^/^  «p;(iiK(  lo-9pfac 
ÄK&n  |iijiVT,]iu  aixtEi  x^  safi/Ti  npo9Y?*'t*i  xoti*;  Ix**-''  OreiXsi^««;  ich 
denke  hitc  vor  allem  an  dio  Kn&blutiK  *<>i^  ^^  Ptolemftio*  Soter  merk- 
wUrdisem  Brief  mit  x^l^i-v  am  SobluU  and  üywitMtiv  am  Anfang  $  IQ). 
Pati  inm  nacb  seiner  Auua«;«  b«i  der  Aa»arbeituUff  unorwarldt  r«icli6< 
Jdaurlal  mctrSmto  t§  Ü  dk^V*^^   l*^*"  °^^  ^if  Y^"?^!  '^^^   ^^^v  iv- 

<latt  er  Bieh  weiter  aU  netwendig  aiuinliol«n  venucht  f&hlt  (jj  ü  o<^  |ii]v 
«^«tcpM  t;*ö  51-itd,  *|M  iir,  «apl  tofl  X*^*  ac^toS  n»'.  mO  tS  ttpitttiv  x«!  tciS 
tr(iatMvt  z-Ai{T.a  tä  tix6Tx),  daa  uica  deutet  auf  Btnutenng  «iner  Vor. 
lag«,  d«ren  Vetfaiwr  t>«reit<  die  fr«*&inte  altere  Litteratnr  (vgl.  §  7 
(lUfta  e«  XK;£^Xalxt(  n«iT}i&v  x«>  SQTYpa^tuv  xct  7tXo?e7<nv 
aureaatlgjtt  Mt  l;;«»*  ittX.),  inaondgrhait  aneh  dio  drnroatiiche  Poeua  (•. 
}  «  )cei'>  f  4v*  Kxl  tv  T^  tp«YiyS£qi  sta!  *v  tj  *fX'"f  «  m  ji  ip  8  f  f 
*Apoc(  16  &Tuciwttv  i^a^ev  >41H»{  Ityi'iitvov)  auT  die  Oruürrag«n  hin  durch- 
^arbeitet  nnd  asagelisatet  hntUt.  In  niner  demrtipon  flflchtif^  Kom- 
pilatian  wird  auch  der  tinmd  rar  üie  karten  WidenprQche  nj  Buefac-n 
wia,  in  die  sich  Lulcian  Bülb«-r  mit  den  beiden  tharichten  Rrfinderlejfen- 
dea  verwiebelt!  der  tte^cbicbte  von  Pfaiii]tpidcii  ilftbm  ja  Zitat«  aa< 
Himer,  der  von  Klaoa  da*  dio  x^fpa-v-Fonnel  doch  acbon  vorauiiietWRde 
t^utvKv-Prftefcript  der  Pytba((oreer  ge^nttberl 

nuotgcBt  fcxxv  (X.  r.  xvm.,  1.  i 


OutuT  Adoir  QVEbard, 

biutung  ymfiv*  Rpo^eiiuiv  künnte  liier  w!«  anrlerwirts  soriel 
wie  ECi3YYe>.:'^£o^)-2i  bez«iclineu,  Junn  enthielt«  npüToc  den 
gleicbfallii  plHosiblen  uiid  gut  gri«chi8clti'n  Gedaulun.  El«oa 
sei  der  erat»  V«rk«nder  d«'»  SIi*Ke*i  gewesen""). 

Vif^lleicht  Hilzt  aber  du  Cebel  tiefur  uud  liefft  dem  Rftüxof 
eiue  audur«,  wtmu  gleich  our  wenig  davon  verachiedene  Wort^ 
form  zu  Grunde  ,  die  erst  unter  d«m  Einfluß  der  berkömm- 
lieben  irrigen  AuffiuauugsarL  j«ue  Modidkation  erfsbren  bat. 
Mau  denkt  an  'pfüiciv,  das  uriprllnglich  'primo  --^  anfangi, 
zuerst'  bedeuten  sollte,  von  dem  c6p:f|)iata- Jäger  aber  aU  *jirt- 
mt4M*  =.  xum  ersten  Mal'  genommen  und  hierauf  irillkUrUcb 
oder  unwillkürlich  infolge  eines  GedurlitnisziLatM  in  dad  den 
gewfinijcliten  Sinn  noch  klarer  aoüdrllckecde  icp(i>Tö{  amge- 
wandelt  ward"). 

£upoiia  3«lber  hätte  geachriebea: 

II  p  (b  T  o  V  y&p  ^^i[uiv,  &  KU(!>v, 
Xa'ptiv  npsocEna;  n&^7.d:  Xunfitv  t^v  nöÄcv, 
indem  er  die  Verhöhnung  den  gsnz.cn  hochtrabenden  Kleoni- 
schon  Briefes  mit  der  iVrsitfiage  dea  QberiuUtigen  Eingangs 
b«^Dn.  Die  HccTOrhebung  des  Grußes  al«  'Anfang'  von  iiede 
oder  Schreiben  mit  npATV/  o.  ä.  ini  etwa»  durchaus  GewUhn- 
liches.  Wir  künucn  uns  z.  B.  an  uuäei-e  Stellt)  au»  dcu  Wolkmi 
erinnern: 

'fl  SsXi^vi]   ouvtyxsöo'  i^jiJv  isüaxvlzv  »ptio» 
npwi«  \xk-t  xa;p£;v 'Aih';V(iifitoi  xai  toI;  yjtniixwS' 

Mftn  vergegenwärtige  sich  Kam  Schlüsse  noch  einmal  den 
Gang  der  DcbcrliL-fcruag.  Zu  den  Kupolisversvn  liettrlcu,  nie 
es  scheint,  gute  alexandrinioctie  Scholiea  die  Notiz,  sie  seien 
gc^i;on  das  witxclnde  Prookript  von  Kleona  Sieges bolschatt  aus 
Sphaktoiia   gerichtet '").    Ein    spaterer  Grammatiker,   w&ht- 


**)  Vftl.  ft.  B.  Ar   OiUer  642  f.    &  ^akit.   Xayou«   it^^t^i  ^ifimi 

**)  Die  gleiobe  Eracheianng  wiaderhvlt  sieb  vor  anvem  Augea. 
wenn  Kock  (lU  Ar.  Nub.  6<t»)  an  ü«r  Lukiftnttelle  ntati  <lei  hier  »)■ 
fruNvH»  gebcaucbtca  npiTitov  |t«  innaXf/C  ^  ^X^  Kliuiv  ...  KpA- 
i«v  yjtläin  npoGAwuv)  tliatoiLclilicIi  npt^tow  viTrlaogt. 

**l  Anf  dicw  äcAolitJO  uUo.  nicht»  wie  Pritiaclie  (h.  oI'üd  A.  65)  sieinta, 
aaf  die  Verse  selber  gin^n  in  M»t«r  Llaie  dia  bei  tJui^la«  erkultwisB 
Worte  t?*  4  **^  &ni^Y]oE^vai  anrfick. 


Unl«niichnii({«D  tar  Cwohiehte  dee  griMlÜKheD  BricfM 


61 


schcinlich  jener  Diouyttioa,  schloß  naa  der  utuichtifi;  inter- 
prtitierteD  Dichteretell«,  die  er  »utut  den  ächolien  in  miner 
Schrift  zitiert«,  äkQ  Kleon  bei  dem  «rwäliateD  AaUß  du«  iMrief- 
bckv  '/ßipi:v  'erftmdeu'  Imbü.  Zu  dem  mangeliiafteii  DionjBioe- 
auMUg  des  l'latosscboliasten  koiumeu  die  aus  beätiereu  £x- 
serpt«ii  g««chÖpft«n  Artikel  von  Moiriu  und  Suidas. 

Von  eiaer  so  späten  £Dt«tebuuf{  dee  £iDKaa^  i  Stivet  t$ 

'C£Cv>  /aif£iv  bann  aim  keine  K«<)e  »ein.    Wir  mOssen  ftir  seineti 

Gebraoch   vor  der  Erstarrunff    zur  verstfiininclten  Formet  aof 

l^eo  Fall  noch   taiodestenit  das  ganze  fOnfte  Jahrhundert  in 

,  Anspriicb  nehmen. 

Üiebt  N  für  die  Vorgewlüchte  de«  Fräakript«  nicht  aoost 
noch  tragend  einen  TerläÜlicbim  AnhH.lt«piinkt? 

Lukian  hegt  ja^  wie  wir  sahen  (S.  20  f.),  die  naive  Vor- 
atellang,  ehe  'das  /,SE:pE:v'  aufkam,  habe  der  Brief  Oberhaupt 
gar  keine  besondere  Einleitung  gehabt. 

ITiel    «emUnftiger  klingt  eine    andere    antike    Notiz    bei 
Boidas  K.  T.  -faipv.y  b  (Ä.  40), 
npcapr^fia.    c^k   xxlq  iittoioXais   toöto  cpüTtsMjvaE    Tive; 
vo(u'^cuoty ,    äizX&i   S*  oQt<i);   ikXi^Xv.i   iif ötepov    cKiareXXGiv, 
oTov  •  «'A(ta^;  Xl-iXirKpi-.ti  TiS«  Xiye:». 
Dati    »ich    aus    einem    iilteren  Proömium  6  ScEva  z<^  Setvt 
tsiSt  Xi^f;  die  nachmalte  abliche  Form  t  6l!va  t^  Se?«  x'^-P"^ 
(ÄeyEL)  habe  entwickeln  können,  wäre  von  vomberüa  ein  recht 
:  platisiblex  Gedanke. 

Das  in  der  GtoHse  augefahrte  Beispiel  aus  Heroilot  (Hl  40 
Ic'Afuxai^  nsXuxp<r:E*c  iIiSe  }.eyei>)  betrifft  ein  Schreiben,  welches 
:um  die  Mitte  des  sechsUn  Jahrhundertn  ein  ägj]>tiBcber  Künig 
'an  einen  griechischen  Tjrratincu  richtete. 

Weit  mehr  aU  Aegypten  *')    aber  kommt  bei  einer  TJm- 

*'1  EiiKD  «weiten  entflpreohend    Ilbpr«ch.rietaencti  Brief  de*  Aisarna 

^ao  Bias  von  rriena  hat  Fluturli  (vpt.  «up.  iron«,  c   li  p.  151  H  1A111&«. 

9  &  lOU  Hwcher}  BaatXtui   AlpsvJ»^   'A|iaatc  Xiyti  Bt^vu   oo«u- 

'BU.'^mv.    VgL  auoh    Amm.  Marc.  17.  4.  IS   Atyit   1IXu>c  P«- 

»'PaiiioTt'      f'Q''   den   Dfttionnl-agyptiarbsn   Gebrauch    (indct    man 

elliptüchen  Formen  l{oiii|ii«l4t  ima»r«ii  dnlt|ieru>Qii{en  Präikripta 

Maap^ro.  tht  tfrnrr  rpittolatrr  Ottx  Us  amnem  igyptiena  lU  T^w- 

[mm  Pharaaniqvt,  BtlilioLb^ue  de  r«oole  de«  haabn  4tuda,  *e.  philo). 

et  hbL.  XJ]  (18781    S.   i.  26  ff.   4'i  17    79    I*    »iriU  Rwbmm»    di(    nt 

amAe  Ttitkem  h'tb  u.  &.    An«  d«m  Ku|itucti«a  koiumt  fiut  aor  die  Sub- 

Rl lernen fomiel  |a. unten  ä.  57A.9i)  E»tr  KmedttS.  iV.  NU jit  <s  <n «Arcibm 

4» 


sa 


OuBtRV  AdoirQeihard. 


mHiM  noch  ühaliclien  RriefunfanK?)!  dsüi  Volk  den  Ostens  tn 
Betracht,  dt^sstu  BcrUliruugvu  mil  d(>u  Griecben  d«r  hiatortsch 
heUeu  Zeit  die  bedeuUinmsten  wnren,  die  Perser. 

Ihren  Großkonijfan  viuciiaieroii  jenen  Usus  niobt  selten  Ge- 
scbichtescli reiber  (auc)>  J[ldi8ch-gn4>chische)  wieEpintolographeo. 

Und  daß  dßn  Griechen  tbatsiiclilicli  ncliun  zu  Beginu  des 
fünfteu  Jahrhundert«  in  offizietleo  Ueliertragungeii  persischer 
Skripturen  derartige  Gxempel  vor  Augen  kamen,  beweist  die 
neut-rdiugs  in  Kli^iiiiuieu  gefundeue  Inschrift  mit  des  Dareios 
Hystnspu  Erlaß  an  seinen  Beainten  Gadafauf^'}.  Er  fängt 
an:  UaaiÄti»;  ^x^iXecuv  Aapiloi  i  'rorccanEb)  Vatxztf  Soü).i)>  tdit 
Xif  £t. 

Von  den  Perserk&uigea,  die  tlbrigens  wohl  auch  hiario 
iliren  aeraitiachen  Vorgängern  in  der  Großmaclitstelluiig  folg- 
ten"), laßt  sich  oüch  Kyros'*)  und  K  a  m  bjf  se  3  "'^)  das 
drittpersonige  Präskript  echt  griechisch  hiutereinander  für 
Dareios  L '"'),  Xcrxe«  L  ")  und  Artaxurxea  1.  Makro- 
cheir")  belegen. 

Auch  wü  das  morsche  Reir-h  dem  makedoniHchen  Sturme 


mtKm  äerm  N.  N.  in  Betracht,  vgl.  J.  Krall,  KouIkcIk  Britfe,  Uitt 
P.  lt.  r  (1889)  S.  80  u.  B.  VereSnielte  amlra  mk  uHd.  S.  48  F.  1*298 
PaVnid  Khmbt  an  Apa  Oabiiet  an  der  {^fMe;  V  S,  117  (Cliriiti  Ant- 
wort &n  Äbitat)  Perg.  78  Jmhs  ChrUtus,  der  Sahn,  da  itbaidigen  GoHt4j 
fchrdbi  an  Abgaro»  u.  s.  w. 

'•)  Publiiiort  voaU.  Coii«in  urnl  0.  Uencbaiupa.  fJull.  de  corr.  bell. 
Xin  (188E')  S.  ö2'l>  ff.,  die  ibucb  nuf  oinlieiuiiech  imciiBcbe  la^chriftea 
verweil!«!!,  txMpTOchei)  voa  Kduiird  Merer,  Die  Ji^uMchutM  de*  /u(j<vi- 
lum^.  Uallo  IU96,  S.   19  ff. 

")  C.  Bexold,  Catnlftguü  of  t.ho  cuneifarni  tablet«  in  the  Roujrun- 
jiik  yollectiou  ff  the  Brit,  llu»,  V  (ISÜB)  8.  XX,  VMBWohBet  als  frtth 
reraltoto  llriofannngo  To  . .  .  afieaftcllt  tititi'  .     and  Me*$age  of  •  ■  to. .. 

'*>  Paral.  11  36.  23  Tie»  iiy»i  K'ifss  Mti-wj  UifiS)^  ndawis  itrtfi 
j^twiXaUa^  i^(  y^f.  —  l  Est.  S.  3  Td3i  Xif».  i>  ^«^ilitüf  llifotJiv  Ktip^e. 
Vgl.  Ed.  Meyer  a,  a.  0.  8.  40. 

"•)  Jofl.  aatiqu.  Xi  2.  2  (26)  BnaiJltbt  K«(|ißü9t)g  'PoMpqi  -^  ypiwm 
xk  i^^oftlRtovTst  Kxi  ttstXt^i^ep  nail  £s|uXi(|>  YP^i>)U'*II  y^"^  ^4^  )LoifEot(  TOt( 

")  D.  L.  IX  I.  9  (13)  =  Hpmcl  eji.  1  S.  280  Be.  BMatf>{  AsptTos 
(rcKTpig  foT^aKua  add.  D.  Ul  'UpSxÄsitw  "Eyfer.sv  s&fiv  JvS?*  spoo- 
afOftfyu  (/afpciv  add.  D.  L.).  lieber  dteae  tinguläre  Form  vgl.  nuten  S. 
68  A.  97. 

")  Thuc  1  129.  8  'au  Xi-ftt  pstwlwfi  SijitTic  II«i>s«vijf. 

")  nippoCT.  ep.  8  S.  200  Ue.  Haaiiei);  ßiioiläf.iv  jiiyxs  'ApTtt^if^nf 
K^  -[!»>  Xir».  Both.  Ill  13  (vftL  los.  antiqu.  XI  (S.  A.  [2111])  Btta- 
>.sii5  iiäva;  "A!iT«£*p£i;(  tot{  4«4  t*,{  1v!in>;;  Iwj  tl^c  AHt-wnCo«  ixat^v  »btoin- 


UnUnwcbuDj^en  tor  U6icbi«bta  de«  griecliiflcfaeo  Oriefc«  I.       53 


[«rliegi,    Uucht    iq    dec    Briefen    bei    PseuiIokaUi^tbeiies    uod 

(Seinem  lateiniadifii  Bearbeiter  Julius  Valcriiia  diu  Sitte  wieder 

»nf.     Aoßer  den  ludern'")  schreibt  so  einmal '*'*)  der  loixte 

nationale  Hemcher  Dareios  [11,  Kodumannos  Reihst,  häu- 

»figer  seiD  griechisclier  KecbtsDach folger  Alexander  der 
Oroße«). 
ÄD  das  gleicbe  Substitut  fOr  die  heUentsclie  Onißrormcl 
trird  man  deehnlb  denken  müssen,  wenn  eine  vielfach  falfich 
gedeutete  ^^)  Auekdote  ron  dem  letzteren  bericbttt,  er  habe 
nach  aeiaem  Siegeslauf  nur  an  Pbokion  und  Äntipatros  oder 
gar  nur  an  jenen  einugen  uooh  das  yaip^"*  <^>u  Briefuingang 
ge6cIiH«beD. 

Icli  meine  die  Stellen 

PluU  Fbok.  17  'O  YfrOv  AoOpt;  el^ijxev,  &i  iU-jxi  yevo^E'/oc 
Sxpiiaijt  n^-cifloi  (sc.  s  'AXe^AvSpo;)  ä^eiXe  tüv  ir.izxcX&t 

JÄKKKp  "A'^rfnaTpov,  (»exä  xoü  xatpetv  n^oor^fiptuf  rcöto  31  xa; 
l^icpi;;  iTTcpijxg  und 

Aelian     V.    H.   I   2Ö   "AAe^avSpoj  i  «tiÄinrow  (ei  8i  t^ 

C{(  i  toO  Atd{,  i}is!  yä^  oüeev  cia^epst)  (Iitoxiuv;  |i?v<|>  <fa<i! 

j)  'AStjvociwv  iyTpÄTr,Yö  •ff^ip'^v  irpofletifl-si  xb  x«ip<w  •  oötui 

Vom  fti&ftcn  Jahrhandert  ab  kannten  demnach  die  Grie- 
[fiben  den  Anfang  i   Selv«   ty   Sslvt   (t  äi  S  £   oder  6>it) 
,fYE',    (Ti£2e)  Yp«9et  fast  allein   noch  ale  Stil  orien- 
laÜBcber  ECnige'^'). 

_  ")  loL  Vdl.  Ul  S  P^nu   «a:  Aiemnäro  dicit   haec.    Aohnliob  d» 

pitou*  MettvasU'   c.   17    Bex  Indontm   Perus  MexitndrQ   dicil.    Die 

:iüimAD«n  1.  V    lit  10  G \fmnoi)u}ihi%iar.  Braomtrnta  Atexanäro  homim 

[ilkvnl  tgl.  IV  K.  in  12  B?ki^;i4,s  x«i  «äwl  'Jväot  'AXtS«»5pi|.  i-f  ?atoa»t 

*•)  lul.  Vftl.  11  29  Uttni«  i^Miüu  J/cxatKJro  haec  tiicit 
")  P«.  K.  I  85  Ba;-.Xivj  MÄig-  I.  V.  1  30  M(KtJoHum  rtx,  fi- 

ttfftri,  uW<  ■A111U0X&;  iwi  tiXls.jUi^i       liug  Ammwis  I'Mij^que.  rtx  r*« 
tS  ^3«Xivg  noic,  xai  o.ffAs  3i  ^«-      _fHiR  mwnmH«  AfKK  teu  Evropae 


Tj/nia  huM  ifMi'f. 


Jul-  V«L  II  S5  Ä;,r  ^/«andw.  jlmmoriM  rt  Oiympiadü  filim,  Pfr»i$ 
Urit    Pi.  K.  [1  1   llx«-.;i.«'j«  '.\Xii».fip<,i    'A»t;v^4t;  liiY*«-    P»-   K.   II  6 

*>}  a  den  ExlRirs  1  S.  «0  S. 

•*)  Za  ««tt  geht  J.  Berns;»  ».  a  0.  (A.  «3}.  der  in  dem  Keblaa  des 


64 


QniikT  Adolf  Qtrbftrd, 


Im  heimisclien  Brauche  war  er  durcli  die  jBngere  Bildung 
mit  X'-P^'-''  damals  bcrititä  völlig  verdrängt.  Denn  sicher 
hnUe  er  urB|)rUngticli  auch  hier  gegolten. 

Die  Erinnerung  daran  bewahri  7..  ß.  Enripidei^.  wenn  er 
cioeu  Bri«f  der  Heroenxeit  bej^iniien  Üißt  I.  T.  770  f.: 
'H  'v  AüXiöt  o^ayaia'  iT.xzikWz:  täSK 
Cöa"  'ItpiYBveia,  toE;  Iv-il  6'  oö  Jao*  \v.. 

Das  BOHHt  refjclmäßif:  wegfallende  vrrlmm  fiitilHm  wenig- 
rtene  xeigl  nocli  der  auf  einer  Bleitaful  des  vierten  Jahrhun- 
dert» erhaUene  'älteste  griechische  Brier  **)  MvijoüpYo;  liti- 

Dio  tucrkwOrdigc  Thateacbe,  daß  das  Zeitwort  im  Prirat- 
priiakript  Bo  frUh  verscliwindet  uud  nur  io  der  offisiellen  Sitte 
des  Ostens  weiteidAitcrt ,  muß  irgendwie  begründet  liegen  in 
Miner  drittpevBonigen  Struktur.  Von  nctiem  er- 
hebt sich  die  alte  Frage  nach  deren  eigentlichem  Wesen. 

Bei  Berodot,  auf  den  wir  vorhin  verwiea^n  wurden, 
ift  die  tä5e  X^Yei-Kormel  nicht  auf  den  Brief  heectiränkt,  sie 
erscheint  auch  am  Anfang  di>r  mtlndlichen  Botschaft, 
einmal  ganz  regelrecht  III  122  &  'Opoivm  weni}«?  dyytXfijv 
&.txt  tic6t")-  '"OpofTT);  llo>.uxpfltTeV  tiiS«  Ar]-«»"),  wnst  etwM 


Oraßes  ein  fntea  Qtiefcs  der  gcaümttiiitikeu  KOiiig»bri«r«iUe  «rUickt 
Ein  «olchos  eiiatiert  niclit  «inmal  für  dea  Orient,  wo  neWn  der  Edikt- 
•tJliaicruDg  der  Moukrchea  aucti  die  vorlrnu  lieh  vre  Porin  mit  dem  OruDe 
Torkommt  (Aaayricn  und  Babyluniun:  F.  Dclit»ch .  Ueitr.  t.  K»vfrio\. 
und  lorxl,  Mem-  Sprauliw.  1  (It^dOi  ä.  16? :  Mein  ßruLt  thuo  wohl  deinen) 
Ilcrien !';  vgl.  Uim.  8.  81  Na^M/'jJovia&p  «tc-  Et&ilvi)  '»iiiv  TCXin»wrfr«tii ; 
P«miiMi:  2  R«r.  4.  17;  7.  12  vgl  Ed.  ti<ejt<r  «.  a.  0.  S.  8  f.;  I  Em-.  8,9; 
Dft»  6.  ih),  (r«iKliweiira  denn  fQr  di«  Uriecb^D.  Bet  den«ii  h&t  Ja  im 
Q«s«iil«il  dor  k4iii];li-:ljp  KtIaB  JuichweK  diu  Fräükript  de*  PtivalbrMf«. 
V([T.  U.  T.  Wildmowita-Mflllondorft",  Reden  und  Vortt&fre  8.  286. 

")  PubliKiert  won  B.  Wllii»t:h,  C\.\  niip.  jiraef.  S.  11  f.;  ein«  neoe 
BewbeitnnK  v«re|jriclit  A.  Wilhelm,  B«rl.  (jlnil.  Woch«n«chr.  IVOS  Sp.  1  UM). 

**)  Bfan  beachte  )fl«ich  hier,  tiaii  <l>>r  Srhrifut^llor  von  dar  Kund- 
uhaftWBdting  im  Prfitentnin  di<t  n&mlicli«  farmelhaft«  Pbraae  bcaucbt 
wie  der  B»t«  Mlbiit. 

")  ^'g'-  ferner  V  2t  p*t4t  84  icipf^  4yT«^*"  *S  '*1''  M'jpittvev  &  Axpira{ 
tXcY*  ^a*'  t'latudt,  paoOit'ii  Ift^sU;  viÄi  Myr».  Nicht  so  dftutliob 
IV  80  ina|w}«  &tö«»15  itip*  xöv  'OntoiiWjdflTiw  Xtyt«\  tciiCc  •  »tC  6H 
4^Ik(  vtX.»    Viel  untÜndlieheT  i(t  die  BedeweiM  tlor  Juden  nie  Gen. 

ie<X74v  a-iT69  ..  xoi  IvraÜiKco  «(.tots  Xt^wv"  0!>:«g  l^ln  i^  xupitp  |»6U 
'HoKiV  <Ofi>w(  Xi^ti  4  rkCc  9&Ü  'Inxujii.  Äebalich  «prictat  Gelt  sum 
Propheten  z.  B.  K«|jf.  II  7.  4  f.   xai  tytvns  jK)}!«  vuflm  npb;  Nii»tt>(    U- 


^ 


I 

I 

I 


DBt«rracbtwg«n  nr  GMchiehU  in»  p4«chlw]i«&  BritfM  I.       56 

fkeier  gertaltrt  wie  VII  150  iip;>j;  li;t(r}ie  xVjp-jxa  i;  'Apy« 
.  .  .  tJl&6rca  3c  tsütov  AtYtiai  ilnsiv  «xvSpe;  'Apyelot,  ^sat- 
Situ;  iip£r,i  w£Se   ujilv  Xtyei»"). 

Die  Wendune  wird  uns  jetzt  TerRtändlich  im  Monde  des 
Boten,  htior  dienor  die  den  Inhitlt  der  Meldung  bildend«! 
direkte  R«de  seines  Auftraiif^äbers  reproduziert,  sngl.  er  in  dem 
xur  OrientieniDf;  de»  Bi-nacliriclitigivn  Toraufgcacliickten  Satze 
lait  p  ei  neu  Worten,  wer  ihn  gesandt  hat:  ron  dem  spricht 
er  DatQrlich  in  der  dritten  Person. 

Seit  alters  beliebt  und  sberL-otyp  ist  der  Uta»  bei  den  Se- 
tniten.  Im  alten  Testatnent  beginnen  die  Boten  stets  mit 
7iit  XirfV.  ö  2i!v«  ")  und  entsprechend  die  Boten  Gottes  mit 
TäSc  Xifii  xyf »c  **). 

Von  der  mündlichen  Botschaft  ging  die  herkömmliche 
finleitiingsfurm»!  nach  fCintllhrimg  der  ßnchfitaben  in  die 
scbriftlicbe  Botoehaft,  den   Brief  tlb^r. 

Wie  frOher  der  lebendige  Bote,  so  hatt«  nun  der  tote 
Brief  vor  dem  wirkliche»  Ant&ng  de«  Mitgeteilten  über  d««M>n 

iBevondera  worimch  J*r.  -i'i   I  ff. 

■T)  Vgl.  &uch   Vlli  UO  i,i  e*  AidMn  (i  'AXlt«v2fe«)  !(  tAf  'A^v«( 

3iiy«v  xpI^-  öt  S*  il*ivtic  ii«Y*^'  «li«!!^  *iH«»S  Kf>at)6<  4  Atj&Jv 
i  <U«*v  kfrvlor*  j^atvM'tz  iLtY*"*  ti9*>.    Ich  tkoa«  wieder  «1«  ProbM 
|bel>flucbaPiunll«lMifol|{«nKeg.lV  tÜ-'S  f.  y.*HXiXYiat  {•  P<i'^±iLY,i] 
tlitfi '    'Ay,6->3«Ti  ■:vt;  isyoii;  toö  {uy^^^  f stsül*ws  'Awupiuv  ■    «TätSi 
tT«i  6   ^an^r>e>  and  Eiech.  ILA  H«t  Irunv  in'  l(U  irviQtta  xu^ou  xatt 
tia  icptf  lit"  A«Tf»'  •Idit  J*ris  «'iftt;*- 

*•)  Vgl    di«  eh«n  (A    86.  Ii7)   aiti«rt:AB  ßcUjvi«!*-     S«It«n  wird   der 

EnpfllB^itr  tuilf^enHBDl  wie  Foral.  U  ^Q.   Ih  ««i  itKtv-  •'Axetimrrt,  «itc 

|*]c6ia   .  .   ttii*  Ät-fii  xvfiof  'jplv  MÜTol{  oder  Iboi.  29.  lii  M  -»(h« 

;a8«  ^(^11  K-i^;  tnt  liv  oIk«v  'Ixiuiiß  oder  Anos  &.  4    &s^   löS« 

.  1  f  1  -.    »fiftec    n  fi  i  <   ttv  «Tkov  lap-x^.    Bei(11|{ttng  de«  Tekativt  finde 

our  einmal  Re;.  IV  1.  II  xsü  «UÄifotv  i  Ravnjxjivcafx^  ^f^  9M)v 

•tacv-  >'A  yftptDRi  ro3  9«4<},  TiGt  Xl^*'  ^  t>«0.t'>{>. 

FOr  dAB  Hrief  w«i(l  ich  bi<  jetil  nur  ein  Jfidisehe«  Exuinp^  aus 

litv  Ai>«kiU]rjtie  da«  BtraA  (IH,  2   S.  ft91   Kr):    S(.r  Jieil  Barttdt  /fJuw 

FA'W'u'  fraln^tu  tn  faplinlaUm  abduelini   nu*frivortha  tt  fax   Sil  roM*. 

**)  W«n^er  itiaBa  belfit  m  (Ku*  Xi-j«  ai;xo;  ^on  bei  Jwsia;   vgl. 

nach  z-  B.  Paral.  II  n.  10  IMnoe    Uris   Itv^x«)^    ^onXi^  'A«OupU»v) 

aderOihm;  Mas  x'jpwc  wie  ParaL  11^4.23  x«i  ifaiv  «Mete  1"^  ^tp^T*!«?)' 

«OOiwC  i^**  x4m»(   a  ^^  'l9Ht*jX>.    Uern  «Mit   ituch  ainireiebolienes 

i^rsi  a4p»^    Krwthnt  wird  tbrigetM  di«  Funue)  Ksacli.  22.  28  xal  o< 

wpOT^ftw  ■  -  ■  itioO/toi   ..    |UcvTluä)iavoc  ^«'^'i',,   XiysviK    «rdSi    Xt^si 


56 


9iiat>v  Adolf  OcTburd, 


Zweck  und  Beslinimang  Auskunft  -ai  gcboD  —  nicht  mohr 
niit  direkter  Anrede  den  Ktnplangers :  der  Vermerk  gnb  in 
vSUig  objektiver  Stilieienmg  beide  Namen  an  und  erhielt  die 
Fnaaiing  6  Se^;a  x((i  Setvi  tüSe  Xifsi  oder  mit  Rücksicht  nof 
die  veränderteo  Verliiiltriisse  yp'ä^e;. 

Voo  Hecbtüwe^en  war  er  jetzt  cinfitcfa  die  als  Notiz  für 
die  Besitellnni^  nach  außen  sichtbar  aiiziihriiigende  Adresse. 
In  Wftlii'hoit  koiiii  er  jedoch  dipae  Aufgabe  höchstens  während 
der  UehergiLii^fixeit  erfüllt  haben,  wo  der  Brief  bei  der  «reuig  ver- 
breiteten Keatitnia  der  Schrift  noch  keines  Verschlusses  be- 
diirflfl"")  AIr  der  aiifkann.  war  »lau  PrUsltrijit  bereits  als  notwen- 
diger Eingang  mit  dvm  Texte  dev  Innern  untrennbar  verwachsen. 

Bei  den  Griechen  dokumentiert  sich  dieser  Prozeß  augen- 
fällig dftduri'h,  daß  jene  Vürbeiuerkung  und  dt-'r  das  eigent- 
liche Schreiben  eröffuende  Gruß  in  eines  verscbmolzen;  6  tttva 
1^  SeCvc  yxiptv/  iiyv..  Die  Formel  war  also  ihrer  naturge- 
mäßen  Funktion  iils  Adresse  entzogen  und  za  einer  ihr  voo 
llauMe  aim  fremden  Rolle  verurteilt.  Die  Fotgu  ergab,  daß  sie 
Stoiber  hier  verkümmerte  nnd  ihr  Fehlen  dort  das  Bedürfuls 
Dach  einem  anderweitigen  Ersätze  rege  machte.  Der  Safs.  den 
man  sich  in  Wirklichkeit  von  cin«iu  andern,  nnnitich  dem 
Boten,  gesprochen  zu  denken  hatte,  galt  niinuiL-hr  als  Teil  des 
Briefes  selbst  und  kam  somit  wie  dieser  auf  Rechnung  des 
Schreibi-rs-  Demnach  brauchte  dieser  /war  sonst  überall  nach 
Art  der  mllndlichen  Hede  die  erste  Person,  in  dem  einen 
Fall  am  Ani'nug  aber  die  dritte!  Das  war  nicht  etw«  bloß 
eine  Schwiprigkeit  fllr  antike  und  moderne  Theoretiker*'), 
flonderu  auch  ein  iirnster  AnatoB  fflr  das  lebendige  QefühL 
Ww  aoUte  jene  dritte  Person?  So  spracli  docli,  vom  referie- 
lendeD  Stil  der  Urkunde  und  Augenblicken  besonderen  Affektes 


*")  K.  Diiatiko,  Untorancliun^n  Ober  ausgew&blto  Ea.pite1  de«  lui- 
tiken  BucliwoNDii«  (ISOO)  S  15  mOrlitK  fdr  solch  ein  VorljerftitiiiigMta- 
diom  bei  den  Griechen  noch  etw&  ein  Julirhuoditrt  vor  t4üü  aiiDeluuen. 
Der  Brier  wftra  nach  ilim  (entoprecheiid  dct  auUhvii  VorsteLluu^:  S.  'il) 
von  Toraborcin  gcwhtnasen  lu  denken:  soUan  domli  die  Plj0nixi«r  tn- 
Msimen  luit  dem  Al|ihaiiot  »uch  icldrb  Ate  Hnlz-tarel  tctWacbt  hatjen 
lS.  II  f.).  AU  v«rM!liloiiHen jfilt  Imreils  <ler  liomi-riHche  Dellerophontca' 
brief  (S.  I2i:  »gl.  aber  El.  WOascli.  Berl.  iibil.  Wocliensohr.  21  (l90l) 
Sp.  6H  UQ'I  Tb.  Birl.  Centralbl.  (.  ÜibliotbekHw.  V  (IdllO)  S.  548. 

*■)  &.  den  £ik[iri  It  a  ft3  ff. 


DnlenoobnnKeii  tor  ß««chichte  d«»  gri«cbiMh«D  Brisfet  I.       57 


I 

^ 
I 


abgesefaea,  sonst  nur,  wer  aitih  ilemllti^  Itdckt«'')  nder  wer  sich 
wlbsUieirtißt  erhob.  Berechtigt  encbieu  die  KoatitruktioD  fUr 
die  Feder  «oes  Gebietenden**)  und  wir  begr«ifen ,  wie 
sich  der  Gebrauch  der  vollen  Form  mit  ihrem  noch  dareh  den 
Doppelginn  des  >.e']'e-.v  und  üfter  durch  VorsD8teUuii){  des  Ver- 
bunu"*)  rerstärkten  befehlenden  Anstrich  allmälilich  auf  die 
Edikte  der  Orientalen  and  wiedernni  der  Römer"")  reduzierte. 

Ini  Priv»tbrief  empfand  m&n  dAS  Zeitwort  al»  liütig: 
da  es  entbehrlich  war,  fi«)  e»  »us. 

Durch  diese  Ellipse  entatind  bei  den  Semiten  »chon  in 
sehr  alter  Zeit  dm  Priiskript  c  St^va  t^  Sc^k,  bei  den  Hellenen 
aber  die  cbaraktemtiiKhe  Formel  ö  SE^/x  x^  Se^vl  'j^aipeiv,  die 
er»t  nach  einer  zweiten  s{Niten  VerkDmung  zu  jenem  Schema 
herabsank  **). 

*')  Pie  cibj«]ctive  Auredefffnu  riulitet  uit  VermetJuni;  d«i  tumiitt«!- 
bann  G^eott^itreteaa  der  leiden  U«D*clieii  gteicli:&ui  «ine  Si;t«i(le- 
^rmd  swwdin)  iliD«n  aaf:  t*  kkitn  sich  ihrer  duiain  wcchicltcitig 
eb«a*WAbl  d«r  USbertt  gegen  den  NicdriKcrvn  aU  liac  NieditKere  gctC«it 
d«a  B8b(rr«ii  bedieuen.  Den  sweiteu  Fall  UeB<u  wir  bei  i!cu  Kout«D, 
wo  cwar  dw  Briefe  ao  Verwandte  und  Uleicbg^f toi Ite  wio  die  UiKun- 
don  er)t|ier»oiiig  l'leh  grElUa  otc.',  'leb.  N.  N..  «cbmbc  und  gcUßo  etc.'). 
die  von  Unterxebeoen  aa  Voi^wettt«  dagegftn  at«U  mit  der  Formel 
btfgiDneQ  IvrI.  A.  71):  'Euet  Kneclit  wa^t  e«  sa  wchceiboa  Minem  Humi 
M.  a.'  atut  'sclir«ibl'  Ueiilt  e«  tait  tu)iuifiver«t&nd lieben  Aundruck  der 
JDarottca  "^Xiif  lu  icfareibon'.  Aus  dam  AltA^Tptiacbaa  Tg\-  Mnapiro 
a.  a  0.  (Ä  71)  S,  -t,  (22);  Lt  «rrifrf  rogtd  A,  tvnd  hommayt  ä  son  ptn, 
Is  eh/drs  Merr'tnairrf  B.  —  'In  Uaitttoduofteo  «pravb  auuh  bei  dea 
HabrScm  der  G^nngere  in  d«T  dritten  P*r«oa  von  «i«h  und  nannte  «ich 
de*  Andern  Knecbt':  ü.  B.   Winti,  Bibl.  It««Ur4rt«rb.  1^  1.1^=^1  ^    -^W. 

")  Kia  Chatakt« ri^BcbeB  H«i*pi«l  Suet  Iloin,  IH:  Pari  arro/iantia 
(ac  [)ora  itiAniiH),  ciim  procuratorum  suontm  uomiimc  formalem  äictaret 
^n^luliuu.  ne.  eotfiit:  'JMmiaua  ti  itrtit  notter  hor.  fifri   iitbel'. 

**)  Ks  Ut  wobi  k«io  Zufall,  dab  die  jadüehe  Wendttiifc  bei  einer 
tmppiicalio  Aim  /«itwort  aa»  Kndd  rQcH  M^.  III  'i\.  $12  kmI  tuftt^uKMcvt» 

■Kst  aFt:«.v  t^  ^suUM  'le^^X  ■  <Aoi>X6c  eou  ul6c  'A<tp  XiY*'*' 
TgL  Bei;.  IV  18.  7  «oi  dtnlTnOa«  'Ax«!  i-ft^iJKi  spt(  exXfa^ri^^fQ^ 

")  Vgl.  i-  B  Brno..»  6!»  (2)  (SR  n.  Chr.}'njlfi«5  W>\v>i  "AXijAvipac 
>iYat  tnd  'Tiboria«  lalias  Alezaader  dicit';  74(46n.  Cbr.)  TH^tauditu 
Cäetar  Av^uftuit  Grrmanieu$  ponttfex)  «mnm^u»]  (HMhuiWuI  iJOttitt(aU:) 
yj  imprrälori  XI  fMateri  p[alntKt  co\n)>HtU\  dfmaaalti»  llIldieiL  Kisent' 
liebfl  Briefe  ^rtiffnen  aelMtrerrt&adlich  auoli  die  Kaisor  mit  ilaiii  UmU. 
loh  robre  blol)  ein  lat«intMhM  Kxsinpal  an;  Bruni*  Ih  {oa.  72  n.  Chr.) 
Jmp.  (^iT'or  Vtmanaauit  Augutthu  mwUlttMnu  et  ämatoritms  Vtma- 
ciHfirum  taluttm  iftV-tt.  SpLter  beißt  eawulil  auch:  Han . .  carismm€  Kobi». 
Tgl.  B.  BriseOD.  /V  formutin  et  »aUfntwtnm  fopitli  Amimmu  ttrbia,  S.  814. 
743  (Ausg.)  Frankf.  \b9i}:  J.  Babl.  iJi  eputuiarum  lalmaivm  fomuiXi*. 
BanberKer  Ptoi;r    I8»t  S.  IS. 

•*)  POr  Atajrion   nad  Bubjlonien.   «u  nach  Miltaitung  de«  Herra 


58 


Qni tar  Adolf  Qechard, 


Der  Verlust  und  das  Veigessvn  Aes  Xiyti  int  die 
Ursache  der  ol)en  cliaraktmftiert^^n  Felilgriffe  der  üntDinmlikw. 
Klar  wird  j<:txt  nuch,  wie  den  Apollonios  richtiges  Krgiiiizungs- 
prinzip  neben  Xiyei  auf  Aa»  zum  y^^xiptiv  pasaende.  jedoch  lii> 
storiach  uniitatthartfi  dytxat  Terfiel'").  Daß  selbst  nach  dem 
Schwund  de»  Aly«  der  Flucli  dei-  driltpL-monigen  StilUiening 
weiter  wirkte  und  niif  einen  Aiiaglpicli  mit  dem  Texte  hin- 
drKn^,  daron  wird  in  einem  kUnfti^eii  Äbechnilt  zu  reden  sein. 

Uebrig  bleibt  nocJi  ein   Blick  auf  die  Ädrease"'*). 

Sie  ereohuf  eich  eine  neue  jungen?,  den  Brief  Wreits 
als  vorbiutdeo  vorauwetzende,  tlbrieenn  auch  im  alten  Orient 
f crlrt-t^ue  ")  Formel ,  welche  gleichwritig  als  Praakript  dee 
6ji6(tv7itia,  der  amtlicben  Eingabe  fungiert""'):  T0  Öttvc"") 
n«p  Ä'")  TOü  seivo;  ""'). 


Prot.  Buxold  dtu  ^iricht  al*a  frQk  auf  den  üebr&iirh  der  Kftnige  W 
■obrftakt  wiu,  ik\.  miui  F.  Dditrscli  n.  u.  0  {A.  M»)  I  8.  190  tT.  (An 
den  J£6tds  mtinm  Herrn  drin  Ktitcht  N.  N.)  iinil  C.  Bezold  a  a.  0. 
(Ä.  78);  rir  AeK.vpteii  MaMjieto  a.  a.  0  (A.  Tl)  S.  4.  IH  i/rf  «r*A«  A. 
M  Kribt  If,  o.  ii..t,  Uei  den  Ftamorn.  wc Ichv  DWiffeni  neben  der  kdiiIos 
den  Un«chiMchun  vcrkllT^ten  Form  OainB  Lnäa  nfjitUfm  liie  unverkanita 
Gaau»  Iavw  üaiitUm  liicit  bi«  «na  Endo  fc«tbie)t«n].  wtct  du  aohoD  u 
Cicoroi  Zeit  aaRUndiUm  im  Privarrürkelir  flbliohn  einfache  Oait«  Lucio 
trftl.  J  Uabl  a.  B.  Ü.  a  11:  K.  DwaUtio  bei  Fanly-WiMOwa  u.  d.  W. 
Brief.  Ill  äp.  »99  (ie!>7)]  wolil  bereila  den  Wc^fnll  doi  (iruMs  roraiu. 

*'■}  I)a*  Üleiche  gilt  m.  H.  vqd  der  abcn  (A.  TiJi  üuttxen  Kinlritnog 
dn  Dareiosbriefea  an  Heriüclit  BeuJ^i-ic  AxptlQC  'H-axXuiov  'K^iry.tv  qo^Av 
ivSpix  nfoo«TO[;iij«i  un't  oder  ohne  x*'?«"''  Vgl.  D  Wvllonbach  »u  Plnk 
M»r.  |i.  151  1)  <VI  S.  flä)  und  J.  Uema^R,  nemk).  Br.  ä.  11^ 

'**'[  Ibca  K^nuii«  Reh(LiidluiiK  ^|>aTe  icli  auf.  Uie  frUhur  sam  Teil 
mit  dun  EriwauB  Tiiüorie  vom  frätikript  (A.  9\]  luaiun nie» h haltende 
alt«  AnBicbtt  beim  aotikan  itvicfu  efi  ali-  AdrM»«  eine  Au»ii»biii«  ge- 
wcaen,  «rill  immer  noch  niclil  wvicrban,  \i;\.  DziuUkd  ».  n.  ü-  Sp.  Ai6. 
Die  Etvbliroicfa  gafundenun  OriKiDate  lelirvn  Üna  UeKt^nteil.  Ualrär  die 
K«p(«i>  ».  Ernll  a.  a.  Ü.  ä.  iv. 

'")  Nkclt  Brcino  UoiMDcr,  Oeitr.  i.  Anjrciol.  et«.  11  (189i)  3.  5^7  ff. 
iMltet  die  uUbalixIonincb'-  Kinjimiciforoiel  im  UeKraHaLs  sue  ueuMajr- 
ritcfaen  uud  neubaliY  loniHrhen :  'Au  X  Ton  V. 

'"■')  Vgl.  U.  Wikkeu.  Jierm.  22aöÖ7j  &  4  f..    Ü(JA  18»S    S.  14«  f. 

'°'t  Der  blofio  Dativ  crMlwint  gcwlibtilicb  in  der  PtoleiafterMtt  k.  B. 
P«tr.  II  18.  19  S.  [*T,)  f.  KUonii. 

'"'I  fatl  hauflirec  i«t  in  den  Piipjri  die  Prftpcsitioa  tni  vgl.  s.  B.  ■■  11 
BOD  Wa  'As-zt«;  Kftqi  4r4  Txsvjx^t-iv'  «»Xif,t  TsoÄx/sy  iMbea  801 
'AR^Slfif]  Neu.«  Ta9di]i;cu  n(x»fc]  'roL;t)u/,:L{pijM  ie«>.;^f,U'i. 

'")  V(ri.  PlttU  Dw  31  KVj^ux«;  ti  sap«  wfl  iwvjoi',u    xx^J'^tvvv  *w- 

9**  lr»r<-fp«^ifUvr) "  <Tv  laift  K»p'  'l!t:t«pivoi>». 

WSe  ipÄter  da«  I'liikripUcheina  i  &»'.>gi  Tif>  SaC-n  betw.  i$  Srtvi  6 
M*x  in  dift  Adteaw  {,•■  den  Text),  ho  druii;  umgekebrt.  jedeafalU  mit 


J 


I 


UBt«nDohoiigen  tnr  Oraehjolitfi  des  ^eeliiioben  Bmfe«  I.       59 

Za  Terat«hcn  list  man,  wie  dan  in  d«n  Pnpynisbriefca 
Fielfach  vorn  beinefögte  Verbuin  Wirt:  6tn65&;n^  SsJvt 
natfi  TOO  Mtw;  '"*). 

£tD  beravtkca^iveTtvr  Waodel  Tollzieht  sicb  in  der  by- 
zantinischeD  Kpocbe.  Seit  etwa  dem  tierten  Jahrliuodert  war 
noch  ciDCT  Ungoreo  Uebcr^ngszeit  d«r  InSnitiT  yxi^iv  ganz 
geschwtiDden:  damit  nß  das  Baud,  welcbi»  den  Satz  bis  da- 
bin an  dta  Anfang'  d«8  Textes  gefesselt  hielt:  der  Vermerk 
d<>r  !Camen  c  ie'.'ix  zi'u  £i!v:  bezw.  t^  Se!v:  6  Seiva  wurde  frei. 
Man  konnte  jetzt  leicht  dazn  komoien,  ihn  auch  f(lr  die  Adresse 
zQ  nehmen,  und  ein«  Weile  steht  er  tliata&clilicb  zveimal, 
innen  und  außen  "'^).  Diese  Wiederhotnng  aber  war  auf  die 
Daner  um  so  lästiger,  je  mehr  die  Formel  selber  dorcb  Bäa- 
fanfi  der  Epitheta  anschwoll.  Da  m«  sich  ja  nun  am  Brief- 
eiBgang  «utlwhren  lieG ,  so  verblieb  sie  der  ihrer  einzig  be- 
dürfenden Rdckireit«  '"*)  und  ist  dadurch  spät  ihrem  echten 
Bamfe  zurückgegeben  worden. 


I 
I 


nator  den  EinfloA  de«  &ic(i|iv>][tac ,  das  AdroOgcliema  -$  B•^pt  rapi  ztA 
tevoc  vareinult  !■■  pTbkrlfit:  •>.  11  BOtl  aOl  NaOoc  ■**  i4  ifitXi;^  xnpd 
TMooxsptw-  Sflgar  dei  Grub  püriert  dann  inituater  ah  uuorgaaiacbes 
AohLnenel  dip»«-  StellvertretiiDg:  t5>  5tr»i  Ttt'/t  toO  ttlvo;  x.iii^iv.  »gl. 
iic  Beispiele  in  A.  19  Ad<:1i  im  Kopliicheo.  wo  Zu  Ilandrn  des  A. 
«m  B.  oder  ßtm  A.  km  B.  (Krall  tt.  Sä  f.)  die  reKehnäUiff»  Forui  der 
AdreoM  iit,  feblt  et  nicbt  ui  einem  «nUimchend  gestalteCcn  Brief- 
anfanii:  P-  1012  S.  Üä  /^  Fluten  meiiHi  gepriesenen  Hemt  tktnk 
KitUki.  itcriMii  Dimer. 

'•'i  Bine  ifute  tllMtration  Ki<^\i\.  0».  Met.  IS  560  f.  Et  paridun 
Uantlila  'Fer  ha*,  fidiaMne,  nosiro  Dirit,  et  adienl  hngo  paal  trmfmre 
■fratri'.  'Axüoi  ».  B.  aa  n.  Ctir.  Oiy.  II  291  äniöo  (;)  d«ufiiuvL  -oji  iUXfip. 
Vgl.  aber  iclion  jeniMi  UloilufRlUiief  den  eierten  Jahrbunderti  (A.  84): 
Mi>s(i>'  c<l)c  »V  Ttipttpoi  tAf  xui^M'iv '  d  tt  0  Q  0  (0)  -«  « t  9b  NK'*3>!at  f|  9p»- 
mixtn  -4  (sfi)  liUlK. 

'••)  Der  ente  Pftll  der  Neuerung:  k.  m,TV  Oxy.  I  I88:  PrJUlcript: 
Koplif  \xm  'jl^ AiovoooMttvi  6  TvxziipjAipt:i-Adit»m-.  Knpjip  (lo-j  ii^  &10- 
TMO^tövi  'l^mpUov  locfiouXcifiiof,  Oefter»  komuit  sie  in  den  AbiDnueua- 
britfen  mra  »Si  vor  Tlll1i{fe  UUicIihfit  von  Pr&tkript  und  AilrvMO 
berr«eht  Load.  11  29i  S.  2»d  L  up  Sioitiv-pi  jio-j  'Aii-iviip  KXi]iut'no{.  Die 
rein  mecbaniocbe  VeTtautchung  der  beiJeraeiLi){en  äcbemat«  \^  Setn 
4  &»tyx  und  ^  ftUvi  itapi  loO  ScT^oc  knou  wie  id  der  KiDCfingnromiel 
(A.  103)  to  aacfa  liier  tut  eintr  sinnwidri^ren  BoiKtruktion  flllirea:  t|[L 
Und.  LI  214  S.  aCH  'AxiHloi]  'Afitwdtp  *Ar.oi.XuiE.  Nebetihor  be- 
■teht  Obnoena  der  alt»  Brnach  dur  Adr^aec  (*An44ac  oder  'Enidoc]  t$ 
Balm  KBpaiat  C*lvoc  bi«  Eulclit  writer. 

■*■>  Vgl.i.  B.o.  VliTIl  tir«nf.  1192  8.  W-1  i«3ni(v|))  Ip^  1^  ndiv-wv) 
jitrf^anfv  KtTii-uf)  nifviot-i)  s|ia£(tandT^i)  natttpiXl(ffidiqi)  d&s\-f($>)  ^i'W 


U 


60 


Gii»LaT  Adolf  GerhAid, 


Exknni  I  {za  S.  53  Ä.  82).  Man  7@rateht  den  Hn^eb|ic1i  auf 
Aleiandera  eij^i-uou  tiixfftXtxji  Cliares  vou  Mytilene  zurQckge- 
henden  und  clsnim  nU  »bnolut  glnalivrUrdtg  glättenden  Boricht 
Reue^()ill^ls  immer  ^siiie  biicliäLäblicb  und  iiiciiit,  eti  handle  sich 
iim  das  aii8  der  gcwühnlichen  Furmel  6  Siivot  1<^^  Selvi  yaipeti 
darcU  Wujjlsissang  den  uiuen  Wortes  yalfttiv  {itftlXt  xb  yaipeM 
PItit.)  erwacIiSDue  cUiptieche  Sclieci»  £  oEiva  i^  Seive.  Mit  Be- 
rufung Hilf  lÜRriiitarcbstelle  lialtffi)  bi*iiipi«ls weise  die  Bearbeiter 
der  AliixaiHlurbrinfe  eine  Ueberschrift  wie  die  dea  Edikts  über 
die  Rückkehr  der  Verb&ntiteti  bei  Diodor  18.  d.  4  (Alex.  ep.  3 
S.  99  He.)  B«aiJ.£Üi  "AXe^ÄvSpo;  zct;  Iv.  iäv  'EXXr^Ldinv  nö- 
Xiu)V  ^ufxsi  ftlr  «In  Kriterium  der  Echthdt.  Vgl.  Hansen,  L'eber 
die  Echtheit  der  Britfe  Alexaudiv  tks  ilrosseti,  PhiloL  39  (1880) 
S.  261.  294;  Adler,  De  Ahxandri  Maffui  f^JiWwAir»»!  com- 
merdu,  Diss.  Lips.  1891,  S.  5  f.  19  f. :  Pridik,  De  Ataaitidri 
Stagtii  episkdarum  commercio,  Diss.  Dorp.  Liv.  1893,  S.  17  t; 
Kumetikns,  Jir  Aicxardri  (Hiimpiadtaqiie  rjuslularum  (mttihus 
ei  riliquirs.  Diss.  Berol.  1B94,  S.  66.  Mit  Berufung  auf  diu 
Piutarcliatell«  Tertcidigt  auch  U.  Wilcken ,  Qriech.  Ostr.  I 
1899,  a  84  f.  gegeuGber  P.  Viereck»  Eitmaud  (Herrn.  30 
(1895)  S.  110  o.  A.  I)  seine  Uypothese  (JahrbKcher  des  Ver- 
eins TOO  Alterthumsfrcitnden  im  Ilheiiilande  St>  U88H)  S.  2ö1  f.), 
das  seit  Anfang  uuserer  Äera  in  dea  Steuurguittuugen  TOr- 
Inmimeude  grnßlose  PriUkript  ö  äEivct  nT}  Sifvi  sei  ans  einer 
absichtlichen  Unhöllichkcit  der  Btamieii  gegen  dita  ägj-ptiüche 
Proviiizialpiibliknm  xu  erklären.  Letzteres  sclieiiit  mir  des- 
wegen aimgeschlosiien,  weil  das  '/x'P^'-''  ^'^^  Eingangs  bereits 
ini  erstea  nachchristlichen  JahrbiindcTt  nachweislich  [s,  auch 
oben  S.  34)  derart  verblabt  und  entwertet  war,  dal£  sich  zu- 
mal in  einer  so  flQchtigeu  Skriptur  bei  meinem  Fehleo  sicher 
niemand  etwas  Beaondures  dachte.  Lesen  wir  doch  selbb-t  im 
Privatbriirf  z.  B.  ca.  35  P.  Oxy.  11  295  OaeiooOs  lypätt  x^ 
p-ijipü  Noch  Tie)  weniger  darf  man  (wie  leider  uft  geschieht) 
aus  jener  Verkürzung  &m  Aufung  litteraviach  Überlie- 
ferter Briefe  irgead  welche  SchliUse  ziehäo.  WeeentUcb  war 
ja  hier  blül5  die  Angabe  der  Namen.  FUr  die  Authentizität 
des  Orußworts  haben  wh:  (wie  ich  später  bowoison  werde)  eine 
ncbere  Gewähr  nur  dotui,  weno  m  besondere  sigoidkant  und 


J 


I 


I 


I 


üitentiohiniKe&  stir  OeMbiobte  do  grädiiMben  Britf««  I.      61 

mit  dem  Fotgendeu  iabaltlich  Terlcndpft  iet  Äiich  eiue  Ver- 
weigerung des  '/jxipBvt  aus  aiSäSsta  (Pliilod.  de  rit.  X 
(in  Theophr.  Char.  ed.  üssing  S.  51.  42  ff.)  TctoOio;  ^if^  inn 
ö  CE&däSij;),  &(c;  .  . .  -^^iftot  i-'.atoX\v  xb  /  a  f  p  e  t  v  ji^j 
pi-J«:  |ir^S'  eppCuftat  leicw-aiov)  muß  ausdrOcltiicli  ver- 
merkt werden  wie  Diog.  ep.  40  extr.  S.  256  He.  eppöioÖw.  ii 
^  /  a  f  p  8 1  V  o-j  ä-iiAi;  }wt  Tpotcpsiv ,  iw;  äv  ^^  -oicöto;  xt5;.  vgl. 
ep.  29.  49.  —  Mit  ts  x"^?^^^  i^''  '^^t'  i^  unserer  Er^hlung 
schwerlich  dieses  Wort,  »uiidem  wie  gewöhnlich  (s.  oben 
S.  20  f. ;  Ygl.  auch  z,  B.  Demetr.  de  eloc.  §  228  Ä£  Ei  dyav 
pjDCpxI  xa^  TcpoaeTi  xorä  r^^v  EppT^vciav  d^xuS^STEpa;  oö  [uc 
rijv  dWji^ttav  ir.iaT0Äai  yfvo'.vto  Äv.  Äüi  wnrp3[«-[i^'W  tö 
^af  p«tv  l^ovra  TtpoaifSYpanniTOv)  die  ganze  Formel  gemeint. 
Sie  »oll  Alexandür  ubgeschulK  haben.  Aber  was  sutrl«  er  dünn 
Don  an  ihre  titflle?  Wie  wir  im  Äosclilufj  aii  die  Beispiele 
aus  P»endokaUistheDCS  oben  im  Text«  andeuteten  und  wie  iio 
wesenttichcn  achou  Jakob  Beniajra  (Heraklitische  Briuf'e  S.  118; 
>.  aber  obea  A.  8^)  richtig  erkannt  hat,  spricht  allea  fUr  das 
(T!t5«)  XtTfii-Präskript  der  Peraerkönigc.  Daß 
tj  es  als  ihr  Brbe  mindestens  Itlr  den  Orient  anwandte, 
scheint  Überhaupt  selbstrcrstandlich.  Kr  verfuhr  dabei  wohl 
ihnlich  wie  nach  dea  Curtiue  (VI  6.  ß)  Bericht  mit  dem  Sii'gel : 
Litteras  quoqtie^  quas  i»  Utiropam  tniftaret,  Vieris  anuli  gem- 
ma obsignabat,  At«,  quas  in  Asium  xcritttret,  Darel  anulus 
imprwtebatur.  HSglicherweiae  bat  er  die  persische  Kdiktl'omiel 
etwa  wie  die  spcoxüvifs:;  zuletzt  auch  auf  die  Griechen  llber- 
tragen:  doch  ist  das,  imcK  dem  von  der  Befolgung  einea  sol- 
chen Vorgang«  keine  Spur  aufweisenden  Usus  der  Dtadocheo 
so  schließen,  kaum  wahrscheiolich.  Ein  auf  Siein  erhaltener 
Erlaß  an  die  Chicr  (Michel  Kecueil  33)  zoigt  vielmehr  in  um- 
gekehrter Ordnung  den  Eingang  des  sogenannteu.  üic&fiwjfL« 
(s.  oben  S,  58):  [iiti]  A«wiW4u  npurivta;-  r.xpit  ßaaiJ-e«; 
'iU[«^«v£p]cu  X£«(v  T<i)|  W^pfj).  Das  bisher  Qeaagte  gilt  nur 
TOm  offiziellen  Stil.  Daß  aber  der  König  abgesehen 
vom  Verkehr  mit  einem  oder  zwei  einzig  werten  Freunden  in 
alleQ  seiuen  Privatmitteilnngen  aas  Hochmut  den  Ablieben 
Aüfangsgruß  unterlassen  habe,  vie  jeni*  Tradition  meldet,  daa 
ist  ganz   undenkbar.     Davon   haben   offenbar   auch  z.  B.    die 


62 


QiiBtaT  Adolf  Gerhftr«!, 


VerfuAcr  der  im  Pseudokallüithenea  vorliegenden  herzlichen 
tnid  intiaivn  Briefe  des  Makeilouiers  an  ät^iu«  Mutter  Olrmpiaa 
oder  an  seinen  Lehrer  Arislotek-s  nicht  das  Geringste  gemißt. 
—  Unst-rt-r  Kwingi-ndvQ  Kritik  (["R^nilht-r  bildt-t  Kcn^u  he- 
traobtet  auch  die  Quellenfrage  keiLe  List&os.  ächoo 
Pridik  a.  a.  0.  S.  12  hob  treCTead  berror,  dafi  aich  nach  Plu- 
tarcbs  Wortlaut  seine  Nachricht  mit  Sicherheit  nur  bis  auf 
D  u  T  i  II  Ton  äaiuos  verfolgen  lüüt. 

Ks  fehlt  nicht  an  Anlialt8puiikt«D ,  um  von  der  Gut* 
stehung  der  Kcltsamcn  Lvj^cende  ein  UDgefährcs  Uild  7.a  ge- 
vinncu.  Dua  autike  Briefpraskript  mit  äeiner  im  Grulic  gi~ 
pfelfdeu  NebeaeinandcrsttlluDg  yon  Adresäant  und  Adreesat 
bot  6tif  von  der  Rhetorik  ausgiebig  benutztes  Mittel  zur  kurEen 
and  scharfen  Charakteristik  beider  Personen,  besonders  d«r 
•raten,  bMspiela weise  ibr«s  Hochmuts.  Dor  Größenwahn  des 
Arztes  Menekrates  tindet  seinen  Ausdruck  b  einem  Schrei- 
ben ua  Küaig  Philipp  (Athea.  VII  p.  28»  d:  Aelian  V.  li. 
Xll  ^1)  "der  ÄKesilaos  (Piut  Aj^esihc.  21;  Apophth.  Lac,  p. 
213  A;  R«g.  <it  imper-  apophth.  p.  19t  A):  MsveKpxirjf  Zc6{ 
«Pdtjcjn.»  yaiptiv  o.  u.  Aehnlich  muß  nun  auch  uft«r  Alex- 
ander d.  Ur.  in  der  Kingaufr^forinel  neine  {[ÖttUche  Ab- 
bunf't  proklamieren:  vgl.  ntißer  Pe.  K.  1  35  (a.  A.  81)  und 
111  33  (A.  47)  noch  Gell.  N.  A.  XIU  4.  2  Kvx  Alexander, 
levis  Hammoms  filiiis ,  Olywpifidi  matri  sofuletu  dint  nvbat 
der  Antwort  der  erxtaunten  Mutter,  .anderwärts  betriffl  die 
Spielerei  den  Künigstitel:  Pg.  K,  11  b  'AXe^avÖpo;,  of&;  tPiÄm- 
sou  xai 'OXu|i,rt:i5o;  \Lr^-p6Q-  oÜTua  yöp  epöi  'ßaoiXeüj'  tUyjpi. 
TOö  mJvTo;  toüi  ßapßipou;  xolt;  'KX).rpvt  bnoxi^at.  Hier  hat 
der  Verfatiäer  drüber  sogar  die  Fortsetzung  des  Proücniums 
vergessen.  Dem  Damios  gegvnUher  besteht  er  iiuchdrücklicfa 
daraaf,  daß  ihm  jenea  Prodi kst  am  Bnefaiitang  zuteil  wird: 
igl  Curt  IV  1.  2;  5.  2L  —  Arr.  II  14.  —  Mau  erwart«t  end- 
lich, daß  die  Briefsteller  mit  Verwertung  eines  weiteren  be- 
liebten Mütivs,  f(ir  das  ich  liier  nur  auf  daa  Kynikurpräskript 
Diog.  ep.  28  S.  241  Ue.  ^icjittji  b  xüwv  lol;  xoXoupivoi; 
"ExÄTjaiy  ciptiii^Etv  rerveisen  will,  des  König«  Arroganz  ge- 
legentlich auch  durch  Verweigerung  des  uauellen  Grußes  kenn- 
zeichoen.     In  der  That  geachiebt    es  an  zwei  Stellen :    schoL 


i 


UBtenucfauagea  aut  OoMliicht«  tlea  gricdiiacben  BrisTea  t       09 


Aesch.  or.  Ill  S.  34S  f5chiiltx  "Evtxa  to-jtoi»  'Adr^vaioi^  üanpov 
LTi-.'silXj.tav  'AJ.i;xv5p&c  oOim;  I'fftx^fv  <'A  is  javSpo  ;  xiji 
)iit  SiJ(t(|i  xafptEv,  T^  OE  ßouX^  obdiv»  und  Ps.  K. 
IL  6  (A.  61)  'Ali^avSpoc  AaxESxt^iovto:^  ypaf^t*  npATOv  (ju)t- 
ßcruÄcüb)  f,v  <;x<Te  i'sii  npc^ovuv  f^,(irjv  (fitXaosEiv  x&  fop 
;^  a  i  p  e  I V  Iv  'j|ir:ip<(>  iotiv .  afvnep  TjTe  dt^wi  xoJ  n:oX£|ti3Taä 
aJj—TjTOt.  —  Die  in  dt-n  uinUufeJi(l«a  Alexanderbriefen  ver- 
eiozelt  Torhandpne  Bncbeinung  lit  also  nun  frtlh  venitig«- 
meiiwrt  iuh)  der  gesuoibcu  Korrespondenz  zugescbneben  wor- 
den. Hit  sobald  an  dem  Irrtum  war  vermutlich  der  xchoD 
daiuHls  acbleclite  Zustüud  iler  Fräskriptc.  die  den  Qruß  bloS 
(Or  die  in  den  zwei  differierend eu  Versionen  auttgenommeBen 
Männer  (Ftiokiun  und  Antiputnis)  niclier  bezeugen  mochten. 

Exknrs  II  (zu  S.  ö6  A.  91).  Fflr  ApoUonioi  DvskoU  tag 
iam  Problem  nicht  sowohl  in  dem  dnttperaonigen  Verbum  aU 
nelnidir  id  dem  es  von  selbst  budiuKenden  (vkI.  wieder  anaern 
Visiteokarienntil)  Gebrauch  desNoiuinativ«  vom  A bsendemamen 
am  Ein>{5ng  du«  Briefes.  Um  wie  den  de»  Empfäiigerdatir»  er- 
wciitt  er  darum  zunächst  als  notwendige  Voraunsetsung  f&r 
dei  Briefiubalts  Rezieliharkeit.  Ks  wird  dan  Beste  «ein,  den 
achon  oben  (A.  Hl  ervruhiileu  Passus  samt  der  daraus  ahge* 
leiteten  Phacianstelle  und  deren  Ucbertraguiig  durch  Plsnudee 
iMmweteSD: 

1     Pruc.  17.   II.  70  f. 
Gramm.  Ut.  IQ  S.  U9 

'        UmU    nUUnuiÜtiter 

'  fui  aihi  imnceat  scrämmt 

NOMUia  praepo- 


Ap.  D.  S.  1)2  Z.  27 
— 113  Z.  W. 


II  a  X.  flan.  Buobn, 
ADMd.  II  S.  118  Z.  I  -  V, 


*Ev8«v  a«Mt  |iot  xdvu 

la.  A.  3)   tfivtit   toknl 

tarn  '»To3  X^ 
'  Tou  pij  JutAlnmain.  i^-  '  ihm  ootutaret ,  cum  po-   &jr»isi.    *.t>>e(itruiv    -.A> 
Tpz?C|Uvwv  T^  ^^  ^^  I  natilur  prvtHjmina    iam 
imnutc  (foam  «ecundae 


ufTe    ftroprta ,     <piib\a  I  Mvu  dvä^gna,  ftv  ivsu 
HNC  ptrfedii»    orationi»  I  taJUtorrjc  Xc^eti  aTl)vM  ol 


I 


liwwptAv,   6il  nc  (>&- 

denlta   adus  tarn   tcri- 

»vribiL  PriieplisilU   i^i- 
tmr  iKminiliuJi  jm/priü 


nf   fatftp  iAte4   xal  tfi 
ap6c  Bv  4  dnöraAc  mQ 

ftv  iraiuhwv  Hxv,  Iva 

%wni|UaL.  ^  7dp  itrw 
191  xsi    adÜail- 


n  ad  <a  ticm<melraii<^ita 
fact—Nl  pr<momi>Ht. 

lifric(<iNiiiim  »crip 


xou  xgU  dtinipou  itpoon- 
nou. 


Ml    'Cicci'»    i/r«lo'    •ILXiItwv  Alwvt' 1^ 


t^Sxa  tic  MS*i(  cd  Av- 

W»VU|lMU  KMAvaiv. 


It',    ottfndil    per    pi^-    StUvi|u  hi  if/f  ti'Yt^* 
W»Mn      '090'      nomiN««  j  «tvxvrä|k(«s  ^  txA  iv4- 


64 


Gii»tiLv  Adolf  tierliKrd. 


Ap.  D.  8.  113  Z.  10 

-U. 


KFi*>]XOT  yip  6«  töv 
Mat  t4   töv    dyt»vu|Uüiv 


Priac-  IT.  II.  71 
Gntmm.  LaL  [11  3.  149, 

pnu|MMtFfMffi  nomiKi'i- 
nim,  prr  'tibi'  auUw 
dufirum  iecHiidae  per- 
ttmae,  qui  loco  daHti 
iwmim»  fraepotUi  aect> 
püttr. 

Kec  dabium  est.  qua/t 
»uhlitli»  nümtnilm*  ante- 
jjoMü-s  eliam  pnmvmiHa 
infiHita  fiunt. 


Mbx.  PUn.  Bachu. 

Auecd.  11  &.  UB. 

2.  9-H. 

Kpoawic«»,  jjnc  iv  x*^ 
t^  Bomtf^  To9  Upon- 
Nvtoc  iu^iec  Xofttid' 

nMvnov  ^vo|iAmv  uU 
aC    dvtmv|Uai    iöpiam 

•flvÖVtfltt. 


Also  ohne  di«  vorausgohcndea  Gigennnnicn  bliebe  unklar, 
wflc  du  Schr«iben  sclnckt  und  wem  ea  gilt. 

Im  Grunde  auf  den  gleichen  Gcd&nkcn  lAuft  auch  des 
HeisterB  zweites  Argument  in  dem  eingangs  erläuterten  Ka- 
pitel lU  14  hinauB!  die  nur  beim  mtlndlichen  Gespräch  be- 
rechtigte direkte  Anredeform  kann  man  deswegen  nicht  ho- 
fort  am  Brii^fiiiifaug  gebriiuclier,  weil  es  üieh  ja  hier  zunüchst 
um  einen  Verkehr  von  eiaaoder  entfernter  Personen  hnndalt 
S.  232  Z.  18  ff.  ICTt  Y^P  "^^  <A  i  o  V  u  0  {  ^  /_  et  ■  p  e  i  v»  fev  ttstf 
TV  «jiiovüott  jjoilpt»,  Suep  oix  ifiwxia  iy/utf^^xt,  iire! 
ij  itpcoraxr.x^  eY-xXiai;  xai  er.  i^  x).rjT[XT,  JCtaai-  esi  rapoO?; 
•tct;  npidwno:;  sOvctciv,  ij»  Si  tä  tcö  X6you  estariJUeton, 
dJieoTt,  x«i  «ÖTt;  Si  o  irtTtdiiwv  iwptav  djt&vTo;  oöv- 
•tot^'v  TCOteltat.  ri  yxp  euS-eüc  röv  övo^äTwv  cECEixTai  <ij;  Tpttou 
£(ni  iipsawitou '  EScifa^v  yÜEp  ü;  oO  npbatyjapv.  ii  iv  südftai; 
fitvtwvuir.xij  oüvTo^tt,  £v  Sei^Ei  oOaa  töv  napövitnv  Tcpocwjiwv. 
6  jKÜtv  oüx  ivEXtäpei  iip  ^ff,  et  T«  dii9i«px  ri  Tipwttfuo 
&Cpx  öpü|i8vc£  ioct,  TÖ  u  ToO  iii[(7TiXXovra(  xa!  toO  iiRoxeXX«« 
liivou. 

Qanx  in  den  Bahnen  des  Apolloiiio«  bewi^t  sich  ein 
DioDyßioaöchoHftst  (S.  550  Z.  14 — 23  Hilgard),  wenn  er  Prl- 
nkripte  wie  Tfji  SfErsK^VQ  [LCu  und  ihre  äu^ebliuhe  Auffassung 
«ifü)  l'itüpYio;  ooi  liji 'Ap[aT3cp;(rp>  fnlgendennalieu  widerlegt: 

'EoTt  OE  Jtpbs  xoQto  ttJtitv,  Qtt  oi  fi-jvatat  ouvunaxoüe^lh«, 
xXÄ'  ouSi  YpcnpEO^t  ib  <l  y  w»  ^  tö  <a  o  i> ,  insLSfj  at  dviw- 
vujiia;  xoO  npütou  {x«l  toO  SEUTtpou)  nposotrio-.»  ^eixiixat  e^oiv, 
■it  Se  Sel^i(  nEcpcvTo;  escl  Trpoaünou  SeC^-^,  ö  £i  EiiuniXJUov 


ODtcnncliiiDgcii  >ar  Oeecliichta  de«  ^ocluscbim  Briefei  I.       65 


I 

I 

I 
I 
I 


I 

1 

f 


Sc'.xriÄijv  iK(paüap.^ive'.v  iyiiovu;i!av  änövra  rpö;  azövra;  At4 
toOto  oft»  ^  TtptüTij  yvöats  Tf,-;  fcrt;<jrai-r:xil;  ouvict^E»;  cö 
SüvoTsu  8(4  TÄv  dvKdVUfuäv  yivEoftai  ij  Tupijji  ou  ij  SEuref cu 
ÄpMttinou,  äXÄi  y;vo|i£'/Tc;  rr^;  f«iKj|(i>;  3:4  loü  Tpfxou  Tipoo- 
öiicou  X&läöv  dxoXo'J&tu ;  vlveiat  xA  Tf,;  liKoroXf^,  (Die  Tor- 
liegende  Fr^^    der  Prouomiiia  wird  apÄtvr  (renatier  erOrt^rt) 

Wie  ffir  sehen,  kranken  die  ErklÜrung8Ter§ucli«  der  Alten 
AD  dem  fuDdameataU-D  Irrtum,  diu  drittpcrsonigt!  Brieffonnel 
ui  Ton  Hause  aus  ein  'älchselbst  Dennec'  des  Schreiber«. 

Daß  sie  Yielmehr  in  k'txter  Linie  auf  eine  Hede  des  Ceber- 
briugcrs  der  Uotschafl  zurtickgelit,  fUhli«  richtig  dnr  tliimnnint 
E  rasmofl,  der  in  wiuem  libcr  (k  raiio»e  conscrihendi  cpistolas 
I  Sp.  3t>7  E  {ÄuitK-  d.  ßesamtwerkc,  Leiden  1 703)  als  dritte  plan- 
aibetale  Deuiunj^  der  tertta  persona  Torbriugt:  sire  quoii  ttiim 
saltUalio  hon  adderetur  epistotac^  sed  in  ttrtfo  tUuli  vice  nddcretur 
veliU  ob  eo  reciiandat  qui  literas  perferret.  Er  machte  also  doch 
wieder  den  bedanerlichcn  Fehler,  was  der  Urform  zukam,  der  ent- 
arteten Scblußphaee.  dem  fertigen  QrußprÜekript  ü:u  vindizieren. 
Zwar  fand  auch  diene»  halbschiefe  Urt«il  da  und  dort  Beifall 
(TgL  J.  Voell  3.  J.,  Ih  ratwiir  ctm-scriheTidi  epi.italas  utHisM- 
mae  praeceptiones ,  luRobtt.  1597,  S.  61),  oder  mindcdtens 
Beachtung  (vgl.  J.  Lipsiua,  Epistolica  instiUUio,  S.  27  i.  d. 
Aniig.  V.  Chr.  Heidmana,  Alte&b.  1671;  A.  de  Vriea,  Spec, 
iurid.  de  commrrrio  rpisiolarum  ex  iuris  privcipiis  aesUmc^o, 
Bus.  Leid.,  Amsterd.  1841,  S.  11  A.  S).  (Von  antiken  Adressen 
mit  einem  GruÜ  oder  Segen 8i?u nach  sind  mir  bloß  zwei  Beispiele 
erinnerlich,  ein  griechisches  (IIcsXe^x:^  •/a-9^'-'*)  l^*'  v-  C''>^- 
P,  Par.  47  S.  316  and  eio  koptisches  (An  ttiäHen  Brudtr 
Merkute.  Jia  igt  GoU  ihm  gnädiif),  Wiener  R  17305  S.  46 
bei  J.  Krall  a.  a.  0.).  Aber  der  Belesenbt-it  des  J.  L.  de 
Vires  (XV  eortucrÜMmdif  epistoli«  S.  41  S.  i.  d.  Ausg.  KSIn 
1679),  der  seinerseits  die  dritte  Person  des  ProSmiums  durcb 
die  Analogie  des  Urktind^nstiU  hinreichend  gesttitzt  glaubte, 
war  es  nicht  schwer,  mit  versteckter  Polemik  gegen  den 
Rotterdamer  den  Eingangsgraß  als  integrierenden  Bestandteil 
d««  aotiken  Briefes  zu  erweisen. 


PUMiiru  LXIT  (».  F.  XTIin,  1. 


m. 
Beiträge  zur  Topographie  von  Alt-Athen. 

Die  Anfänge  der  Stadt  Athen,  die  bei  dem  empfindlichem 
Mange!  monnmeDtaler  Qaellen  vielfach  nur  darch  historische 
£oD8tniktion  erschlossen  werden  können,  sind  in  den  letzten 
Jahren  Gegenstand  einer  lebhaften  Kontroverse  gewesen,  nach- 
dem DCrpfeld  die  geschichtliche  üeberliefemng  hierüber  bei 
Tbakydides  II  15  f(lr  eine  neue  Konstruktion  des  ältesten 
Stadtbildes  in  Anspruch  genommen  hat.  Anch  heate  noch 
stehen  sich  die  Meinungen  schroff  and  unvermittelt  gegentlber, 
wie  die  gegensätzlichen  Aeusserungen  von  Wachsmntfa  in 
Beinem  vortrefflich  orientierenden  Artikel  «Athenai"  bei  Paolj- 
Wiasowa,  Real-Encycl.  Supplem.  I  1903  S.  159/219  und  von 
Dörpfeld  in  einer  ausführlichen  Besprechung  dieses  Artikels 
in  der  Wochenschrift  f.  klass.  Philol.  1904  no.  16  S.  425  f. 
zeigen.  Die  nachfolgenden  Zeilen  sind  bestimmt,  ein  paar 
Hauptpunkte  dieser  Kontroverse  ohne  alle  Voreingenommenheit 
einer  NachprQfung  zu  unterziehen  und  eine  in  einigen  Einzel- 
heiten neue  Losung  des  Streites  zu  versuchen,  wobei  das  von 
den  Topographen  mehrfach  vernachlässigte  historische  Moment 
in  den  Vordergrund  geschoben  ist. 

I.    DasnEXapYtxövävveiTCuXov. 

Die  Besiedelung  des  athenischen  Stadtgebietes  hat  auf  der 
Akropolis  ihren  Anfang  genommen.  Das  maß  betont  werden 
gegen  Ernst  Gnrtius  (Die  Stadtgeschichte  von  Athen  1891 
S.  25  f.),  der  die  Spuren  eines  ältesten  Athen  Eranaa  auf  den 
kahlen  Felsen  des  Pnjxgebirges  im  Südwesten  der  Akropolis 
nachgewiesen  zu  haben  glaubte.   Dieser  Annahme  widerspricht 


i*rt  Dr«rnp,  Bdtri^  s.Top(«ra|>hie  tod  Alt-Athen. 

onäere  liectige  Keantnia  piUiiiitorisclia-  Siad(>lungeit  in  Grie- 
clienlftDcl.  die  auf  leicht  zu  Terl«idi|jeQden  HOlien  ,  7u]ncist  on 
d«r  Stelle  spSlerer  mykeninclm  Hurgen  lagen,  iiicbt  minder 
Aiich  die  UnwAhrscheinlichkeit  der  von  GurtJos  erschlcMseiicai 
gcachlcfatUcbcD  Batwickliitig ,  ilali  nSnilic))  erst  uiiter  dem 
Drucke  von  Knegsgerahren  ein  Knegenitamiu  der  Kekropiden 
di«  Burg  befestigte  und  »um  Wuhnnitz  eines  Herrsctürg«* 
schJecbtes  machte.  Auf  der  Äkropolis  befanden  nch  auch  die 
ftltesteo  Heiligtümer  du-  Htudt.  di«  una  in  eine  uralte,  noch 
tctnpel-  und  bildlose  i^eit  des  GStterditiiintes  hinauffuhren,  ao  der 
Altar  des  ^ua  Hypatoa  vor  dorn  Kiii^fRnge  des  Erechtheiona. 
da  alt«u  Küaigehauses,  wo  man  aUcbt«ruv  Opfer  darbrachte. 
femer  der  beiligL*  Oclbaum,  die  hvitige  Schlange,  ein  Olivimpfahl 
als  &lteät«s  Kultbild  der  Atlieua,  alles  Kudimente  uralten 
Fetiscblcultea. 

Die  ülbe^te  Bofestigang  der  Burg  ist  ein  Werk  der  my- 
IkcDtaclien  Zeit  geweeen.  Jäs  war  eine  gro&e,  bis  za  6111  dicke 
Ijlaadmauer  .kyklopiscber"  Bauart,  die  bcsouderä  im  8Uden, 
[WMien  und  Oska  den  bier  weniger  ütvüen  BurgfeltK-u  ver- 
rkhrie  und  zugleich  nie  Stiltzmauer  fdr  die  Kineboung  dea 
'Burgptateaus  dient«.  D«r  Verlauf  dieser  ß«fojitigung,  den 
.ona  die  Anfräumungsarbciten  auf  der  Äkropolis  (1S8&/^)  im 
iweaenUichen  kemiea  gelehrt  haben,  ist  nicht  Qberall  mehr  mit 
'Sicherheit  zu  bealiiumea.  tumal  an  dem  schroffen  Nordab- 
baoge,  in  dessen  N&he  na«h  den  erhalteaeo  Fandamentmauero 
der  uiykeniscbe  Künigspalagt  ('EpextHjo;  TTuxtvi;  cific^:  Od. 
>}  8l)  gestanden   haben  muß:    an    seine  Stelle   ist   sputer   det 

»alte  Tempel  {ip^stiat;  vtü;i  de«  Ereclitheus  und  der  Athena 
gttreteOi  den  die  Perser  verbrannten  (U^rod.  ^'11I  55).  Der 
Haoptzugaog  der  Burg  war  offenbar  im  Westen,  an  der  Stelle 
deB  jüngeren  PrunkbauM  d(?r  Propyläen.  Abur  bemRrkwiBwert 
itt  die  große  ZabI  der  Xobennufgi^uge,  von  denRn  ncn-}\  in  den 
erhalt^^nen  Teilen  der  alten  Burgbefeatigung  nicht  weniger  alti 

tfi  konstatiert  werden  köuncu,  und  zwnr  vier  nn  der  Nord-  nnd 
Nordwcstaeite,  einer  in  der  Sitdmauer  der  Burg.  Der  letztere 
befindet  sich  als  ein  wohler hal teuer  Stufenbau  in  dem  kyklo- 
piKhen  Maiierzuge  unterhitlb  des  Parthenon«  (vgl  Curtiu» 
^  &.  4S) :  der  Zweifel  von  Ciirtius,  der  einen  Au^aog  an  dieser 

L 


Enirelbert  Drerap, 


Stella  iregeu  der  St^Uliült  Hen  BurgMsenx  g«rft<l«  bier  fOr 
nnmftl^Hcli  hält,  wird  behoben  durch  die  Änniibme,  daß  die 
Verbindung  durch  eine  Leiter  hergt-aUiIK  wurdo.  di-m  Lciter- 
vege  in  der  öri)  der  Nordaeite  entsprechend.  Von  den  Neben- 
an^ängen  der  Nnrdscite,  die  allerdings  durcb  den  kimoniHclitiD 
Haucrbau  wettentlicli  ituiget^tAltet  worden  ist,  war  der  eine, 
ein  Treppenwüg,  auoiittulbar  Uatbcli  Yom  alten  E5nigspataste 
beim  Ereclilbeion  angelegt;  zwei  andere  erreichten  dua  Biirg- 
platean  weHtlich  hit-rvun  und  zwar  der  eine,  nübere,  auf  «iner 
beweglichen  Leit«r  durch  eineu  G'/a  ">  hoben  Fetskamin  (önfi), 
der  andere,  entfernten;,  als  Treppen  weg  durch  einen  Vorspning 
der  jflugeren  Biirgmaner.  Dazu  kommt  die  gewundene  Fela- 
treppe  zur  alteji  Burgquelle  Klepsydra.  die  vor  dem  Nord- 
flUgel  der  Propyläen  des  Mnesikles  die  Biirgbefestigitng  -verlißt. 

Kin  Vergleich  mit  anderen  mykeuiBchea  Burgen  läßt  uns 
dio  M«rk.w{lrdigkeil  die^ur  Aniagu  erkennen,  da  Tiryns,  ztun 
wenigsten  iu  dem  ausgegrabenen  Teile  der  Oberbarg ,  dea- 
glf^ichcn  Mykcn&  mit  einem  Hanpteingang  und  einem  Nebes- 
eingang  aicb  begnügten:  der  unterirdische  Treppenveg 
zur  Brunnenanlage  in  Mykenä  ist  liier  ja  kaum  in  ItechuuDg 
zu  ziehen.  Das  mykeniäche  Troja  (der  6.  Schicht)  hatte  in 
dorn  SU  '/r,  erhaltenen  Teile  der  Burgbefeatigung  drei  Haupt- 
torc ,  70n  denen  eines  schon  zur  mykeoischeu  Zeit  vermauert 
worden  ist,  und  einen  Nebeneingaug  in  dem  Nordostturme, 
der  d«n  Rniiptbrunnen  der  Burg  umschloß.  Selbst  die  groß« 
mykeniflche  Stadt  im  KopaVsace  (Arne,  Glegon?)  verfllgte  nur 
über  vier  Tore.  Die  Erklärung  dieser  Scheu  vor  zahlreicheren 
ToranlagMj,  die  mit  der  Vielheit  der  Haupt-  und  Nebcntoro 
in  der  zweiten,  prähiatoriHchen  Burg  Troja  merkwürdig  kon- 
trastiert, liegt  ntfenbar  in  der  geringeren  VorteidigungsfUhig- 
keit  einer  häulig  durchbrocJionon  Befestignngsranwer.  Kein 
Wunder,  daß  die  Ncbwiaufgauge  der  Äkn)poliH  von  Athen  zum 
größten  Teile  an  der  schwer  zugänglichen,  von  der  Natur  go- 
»chntzten  Nordseito  sich  befanden,  obwohl  die  [Tnteratadt  bZU- 
meixt  im  äOden  sich  ersireckte'. 

Nach  der  epätere»  geaebicbtlichen  Ueberlieferung,  die 
schon  Hekatiios  bei  Herodut  VI  137  bezeugt,  waren  die  Er- 
bauer jener  Befestigungsanlage  die  Pclasger,    eine  durchsich- 


d 


JUftge  IUI  Topographie  vod  A1t-At 


tige  Volksetymologie  der  ursprünglicheren  Bcaeichnung  tÖ 
REÄop^tx^v  tetx^;  —  .Storclimaucr*).  Die  Enfettehim«  die«r 
Etymologie  wird  uns  deutlich  in  d«r  ßcscItichUkonstruktion 
am  methymnSischen  Lokalliijitorikers  Mjrailoa  (3.  ,)h.  v.  Chr.), 
die  bei  Dionya  v.  Halik.  Arch.  I  28  cinfim  Berichte  des  HbI- 
Uniko8  eutg^ung^setzt  wird.  Während  Hellaniku»  nümlicfa 
den  Pelasgemamen  als  «ine  Älter«  Bozeichoiiug  der  Tyrrhaner 
Boffaßt«,  sollen  nach  Myritilos  die  Tyrrh«iier  infolge  ihrer 
Tfanderungen  nsJ-ap/o:  =  Störche  (>■  n(>^ayoi)  genannt  wur- 

Iden    sein,   die   nun    die  Erbauer  des  Athenischen    T;EXapYcxöv 
TiV/fii  gewesen  wiren. 
In   welcher  Weise    war  nun   aber  dieses  UtXapyixö\   der 
Ueberlieferung    gestaltet ,    das    von    Klf-idemtis    als    neuutorig 
(fr/VEänujLov)  bweiciniet  wird? 
Uebergehen  dürfen  wir  hier  die  von  neueren  Topngrapben 
kaum  noch  f«8tgebalt«ne  Ansicht  ron  Curtiu^t  |S.  47),  der  mit 
Berufung   auf  die    Ueberlieferung    das    Pelargikon    als    einen 
H  „nni    die  Burg  heruiugeffllirteii ,  ringförntigen  Gini^chluß    mit 
Hseaa  Toren*  d.  b.  als  einen  unterhalb  des  BiirgfelsenB  in  einer 
HXänge  ron  ca.  1300  m  herumgeführten  zweiten  MauergUrtel 
erklärte,  wUlireiid  die  i.-iyvntliihr  Burj^lipfcstigiing  immer  eia- 
torig  geblifbi-u  aei.     Di-nii  abgi-sL-ht-ii  davuti,  du-sa  fin  sJchertT 
BXIeberrest  einer  solchen  Doppelbefestignng  der  Burg  nicht  ge- 
Bfunden  worden  ist,    steht   diese  Aimuhnie   auch   durchaus  der 
Hiieutc    hinlänglich    erforschten    Befestigungssitte   der    mykeni- 
Hichen  Zeit  fiegenOber.  die  eine  befestigte  Unterstadt  mit  einer 
zweiten    Ringmauer  niclit    kennt.     Anch    die  von  Curtins    ins 
Feld    geführten  tJcIiriftxtellenEciignissi:    sprechen    eher    für    due 
OegentetI  seiner  Hypotbeau. 
H         Maob  diesen  Zeugnissen  nämlich  ist  zunScbst  mit  Sicher- 
heit ein  Bi'dcutungHwecbael    der  ßenennuiin  lUXapyixiv  anzu- 
□ehoien,    indem  eine  ältere  Zeit  hiermit  den  gemimten  kyklo- 
jiacben  Maucrring  der  Burg,    eine  jüngere  Periode  nur  eioeu 
^nm  Weätahhange  der  Burg  (gelegenen  und  zwar  unbefestigten 
tPlatz  bczei<;hDote.     Die  ältesten  und  einiga  jUngoro  Zeugnisse 
prcdien   deutlich  von  einem    gCRchlosaeneu    MiLuergtlrtel    um 
^die  ganze  Akropolis  (vgl.  W&chflmuth .   Die  Stadt  Athen  im 
lAlterthutn  1 1874  S.  29U):   so  Uukatiios-Uerodot  a.  a.  0.  tsO 


70 


EngalbArt  Drarupi 


TE7,Ec;  teC  nipZ  "^^  ixpönoXfv  xoti  DLijXattivou;  m> 
KUidvmoa  (6it6aoi  t4  'AöTiVaiwv  EKV/ütpia  eYpat{Mrv  d^jrocora-o; 
nach  Pans.  X  15.  h)  in  der  LexikograpbeiiOberliefürung  b«i 
Bekker  An.  Or.  I  419  s.  ».  feeSov:  xai  ^jicsot^ov  -rf-jv  axp6iio>liv 
ic(pt5patII.Xov  5s  EvvfiarcuXav  t6  UeXapyixdv,  wobei  zn  be- 
merken iwt,  dftfi  die  Einebiiiing  der  Burg  mit  der  AnffQhrung 
der  pelttrgisdien  Mauer  in  V«rbiudang  gebrnclit;  wird,  d.  i. 
BcfeBtigiinga-  and  ätntzinaiifr  untaprechend  der  mykenisclioi 
Burgbefestigung:  so  Myrsilos  a.  a.  0.  xsti  xoli  'Aih^vafot;  rt 
teEX»;  ti  nepi  rJjv  «xpireoA.iv  li  UiXapYtxtv  xzÄoü(i£vov  toO- 
T«u£  neptPa^eEv;    no  auch  Paoaaniae  I  28.  U  t^j    Sc  äxpo* 

ßaXetv  -ih  Xacreöv  ^yeiai  -ts&  X£(X°^  Ile^aa^QÜ;,  wenngloich 
hier  ein  Mißverstäiidiii»  fiber  dns  V'erbäiknis  der  |)elur^i sehen 
zur  kimuuiscbcn  Miiuer  uQvtrkeiinb&r  ist:  aber  die  Kiwlaiirütinn 
durch  Kimon,  die  nach  Ausweis  der  Monumente  den  Man»- 
ring  im  Süden  nicht  wiederliLTgeütellt,  mjiidem  durchBcihnilUich 
um  ID  m  Über  die  lu^keuiacLe  Muiier  hinausgoiehuben  hat, 
i^t  hier  ofTenbar  doch  ahi  ein  Teil  der  alten  Hingbefectigong 
betiTU'htct,  deren  Ton  Kimon  nicht  berührter  Teil  den  Pelas- 
gern  sugeschriebeu  wird.  Nicht  anders  kann  die  Ervrähnung 
des  DtXftpyixiv  bei  Herodot  V  64  KAsottiv-i^  .  .  .  ei;«ÄiipX£E 
lo^C  xupoEvvftu;  änepv|icvoi>;  iv  tiJj  UeXxay')^^  TSt'xet'  nur  von  der 
QeBanitfestung  der  AkropoÜD  Terstanden  werden:  denn  der 
Parallflbcncht  des  AriBtotcIes  iwXtr.  'A9-riv.  c.  1^7*  über  die 
Belagerung  der  Peiaistrutiden  durch  Kleomonea  (x«T«x^^3a{ 
t6v  'Inniotv  ei;  t«  xaÄ&O^iEvov  lUXxpy.xiv  TiiX^^l  sf^fT*  uns  aua- 
drUcklich.  daß  infolge  der  Gefangennahme  der  Söhne  der  Pei- 
eiatratideo  die  Belagerten  zum  Abzüge  eich  verntanden  und 
den  Siegern  die  B  n  r  g  öbenjaben  (napsiwxav  -rt^v  äxpesoXtv, 
nicht  bloß  einen  gewisoen  befestigten  Teil  derselben)-  Auch 
bei  Aristophanca  Vögel  832  t(;  Sa!  xaiVe^et  t^;  i:ÖXsu);  xh 
IltXaprtxÄv  muß  die  gesamte  Bui^befestigiing  gemeint  sein, 
da  der  Gott  hier  ird  rsTpAv  wohnor  «oll,  während  dan  Pelar- 
gikon  in  seiner  beschränkteren  Bedeutung  nm  Fuße  der  Barg 
1^:  die  ßeifiigUDg  tlj;  r.6Xtiüi  {=  -rijs  dxpcnÄXBioj)  aber  be- 
weist durchauH  nicht,  daß  dieses  Pelargtkon  nur  einen  Teil 
der  Burg  uuittvblüß,    weil   hier   nicht  ein  Teil   der  Burg  dem 


i 


I 


Ogimphl«  von  Ali-At 

lern,    Bondern    der  Schntz   der  Bntff  diircli    die  Burggöttia 
dem  Schutse  durch  deu  [i«largischeQ  MauerriDff    geKeuabwgfl- 
setzt  wird. 
H  80  bestimmt  ieb  liiernach  das  Felarf^ikön  der  ]l)t«ren  Zeit, 

^jedenfalls  vor  der  Entfestigung  dor  Burg  durcb  ErbauUDg  der 
mnesikleischea  Propyläen,  als  die  tDTliRniitche  Oemoitf««tua{f 
bezeiciiDün  muß,  «bon  so  sicher  ist  es,  daß  schon  kurz  vor 
dem  peloponnesi*cli«n  Kriege  —  iinbelcfinnt  uua  wflclujin  Grunde 
—  di»^  Beiüitliuuiig  nsAapYix'-v  auf  einen  beBcliriinkteii  Ilauiu 
am  Fuße  der  Äkropolia  Obertrageo  worden  war.  Dos  er«te 
Zengniti  hierfOr  gibt  ims  die  Inschrift  CIA  IV  1  no.  27''  S. 
59  f.  Z.  &4  f.  mit  dem  Wrbot,  ohne  ßeuehniigung  von  Rat 
ond  Volk  im  Pelargikon  fernerhin  Altüri'  zu  bauen,  Stoine  KU 
liriwhen.  Kide  ntid  Steine  durau»  auüxiifDbren.  Dies  Verbot 
Tnm  GesamtumfangR  der  Burg  zu  rarstfhon ,  ist  nid).>rstniiig, 
und  Qberdies  bezeichnet  «in  uiivurduchtigM  Zeuge  auH  der  aller- 
atolwtcn  Zeit.  Thnkydides  II  17,  das  Felargikon  als  ein  Areal 

16— i  tt)'>  dxpÄKoX'.v,  S  xa!  inipxTdv  te  f,v  ^j^  ccxstv,  das  abet 
fcrotx  des  darauf  lastenden  Ftuches ')  zu  B4^iQn  de«  KriegM 
unter  der  drohenden  Gefahr  beluiut  worden  sei  (»gl.  Pollax 
Mil  101).  Auch  nacli  Ephüro«  b«i  Strabo  X  p.  401,  wurde 
nach  den  Pela^em  [lipo;  t;  tfj;  niX<tei(  b&nanut.  Andere 
Zeugnisse  aber  machen  es  gewiß,  daß  dieses  Petargikoa  nicht 
mit  Curtius  als  «in  Festungsrajon  rund  um  die  Burg  verstao- 
deo  werden  darf,  nondem  nur  eine  beschränkt«  lokale  Bedeu- 
tung hatte:  xo  nach  Lukian  bis  aecue.  9.  wonach  die  Hi3h]e 
des  Pan  (rgl.  dazu  EpLem.  arch.  1887  S.  1  f.)  iiixpiiv  ünip 
toO  ll<AaTf.noö  gelf^gen  war.  und  nach  pisc.  42  (rgl.  47).  wo 
Felargikon  eul«jirei:hen<l  dem  Anklvjiieion,  Areopog.  Talos- 
[grab  und  Anakeion  (letzteres  unterhalb  des  heiligen  Benrkos 
r  Aglaaron)  einen  fi*st  umKhriebi^nen.  rulativ  nicht  großen 
Platz  tiQterhalb  der  üurgabhänge  bezeichnen  uiuii.  Auch  die 
Beeümmaug  des  Festzuge-s  mit  dem  PaDabhentlenacfaiS,  der 
beim  Eleosinion  und  beim  Pelassikon  vorbeifuhrt  und  heim 
P;tfaioa  eudet  <oach  Phtbstratoa  vit.  supb.  U  1.  5),  läßt  kaum 
äne  andera  Auffaasang  zo.    Wenn  aber  Wachsnmth  (Hcrichte 

')  Wanim  war  der  Plata    verducht?    Etwft  weil    roo  hier  aus  die 
I  Perser  die  Burg  beatiegeo  hatten? 


72 


Ktig«lbert   Dreiiip, 


d.  silchB.  Ges.  d.  Wias.  1SH7  S.  S88)  jenen  Ranm  ia  weitem 
Bogen  um  deu  gouxuu  SUdfuß  der  Biir>{  herum  bis  mir  Ost- 
Seite  eich  erstrecksB  läßt,  ao  schäiden  mir  doch  die  von  Luki«ii 
und  I'hilosiratüs  g«);t;beu«n  Parallelen  mit  eng  bef^enzten 
HoiligtUnicrn  dieser  Annahme  nicht  fi^nstig  zu  sein.  Den 
einzigen  aicbereu  Fixpunkt  gewährt  una  die  Lage  der  Pan»- 
grobte,  und  daiiaoli  bleibt  nur  übrig,  das  FelargikoD  der  jOn- 
geren  Zeit  als  eine  Area  am  W<;ataufgange  der  Burg  zu  be- 
trachten. Besonders  zu  bemerken  aber  ist,  daß  von  ihrer 
Befestigung  gar  nichts  überliefert  ist,  daß 
vielmehr  die  sakrale  Bedeutung  des  unter  einem  Fluche  liegeo- 
den,  mit  Asklepieion,  Annkeion  u.  s.  w.  verglichenen  liaumes 
»eine  festungsmüasige  Ummauerung  geradezu  ausschließt. 

Eine  Konfiinion  des  älteren  umfassenden,  bcfcstigtea  imd 
des  iHng<-ri>n  rilumlich  vi«l  euger  begrenzten,  aber  unbefestigten 
Pelai|^ikon  hat  nan  auch  die  vollkommen  unmöi^liche  Vorstel- 
lung von  einem  gewraltig^n,  neuntorigen  Vorwerk,  von  einem 
befestigten  üsXxpYixtv  Evvtänuiov  veranlaßt,  das  zam  Schutze 
den  Burgaufganges  auf  der  Kinsiittelung  zwiaclien  Akropolis 
und  Areopag  gelegen  habe.  Man  beruft  sich  auf  das  Zeugnis 
des  Kleideiiios  (TtepcE^aJ.Xov  Sc  vntiKuXm  ib  IleXapT'Exov)  uad 
des  Poleninii  (Sclml.  So|)h.  Oed.  Col.  489),  wonach  das  Heilig- 
tum dcB  Heros  üesychos  itni  Tcapüi  Tb  Ku>.(bvetov  (0.  MOll« 
fllr  KuSwviav,  Ki|iwviov)  ixTö;  täiv  ävvi«  :wXü)v,  endlich  auf 
llerodot  VllI  52 ,  wonach  die  Perser  bei  der  Burgbelagerung 
auf  dem  Areiipag  »ich  festsetzten,  von  hier  aiiH  durch  Mrand- 
pJeile  ein  hölzernes  (fpiyjia  vor  dem  Burgaufgange  in  Braud 
steckten,  darauf  hei  einem  Angriff  auf  die  TzüXai  durch  ge- 
wiÜxt«  Steine  zurilckgetriebeD  n-urdea  und  schließlich  durch 
Üoen  geheimen  Eingnng  im  heiligen  Bezirk  der  Agiauros  (s. 
oben)  die  Burg  bestiegen.  Aber  von  einem  iwtänijXiv  steht 
bei  Herodot  nichts«;  die  n-JXx:  sind  die  verteidigiingsf^higen 
Torp«rikleischen  Propyläen  *) ,  und  da»  hölreme  tfpif^a  vor 
dem  Burgmifgange  laßt  es  vollends  undenkbar  erscheinen,  daß 
hier  eine  besondere,   äußerst  starke  Bastion  zur  Verteidigung 


"}  Dgrflber  vgl-  jangat  Chaile«  Heald  Weller,  The  pre-peridean 
Propjlon  of  tti«  Bvropolii  nt  Atbcni,  iu  Aniencan  Jonrnitl  of  archeol. 
1304  8.  8&/70. 


Beitrag«  xur  Topogmphi«  von  Alt-Atben. 


78 


I 


ies  HaupteingMige«  «xisUert«.  D«uti  woxu  bei  einer  satchen 
TorbeFesti^ng  du  hölzern«  qf^fiia,  cIrs  docb  offenbar  auch 
als  eine  emütbnfbe  Schutxwehr,  nicht  nllein  dJb  ein  Sclieioboll- 
««rk  auf  Bef«hl  ein»  mißv«r«taiidoi]i?n  Orakels  angeltiKt  vrar? 
ITnd  deuten  nicht  die  auf  die  Pfli-»er  herabgewfilzten  .Steine 
darauf,  daß  die  von  ihnen  angef^riffenen  n*Macc  nicht  im  Tal- 
■attel,  inndem  nnf  der  Höhe  lng«n,  d.  h.  an  der  Stelle  der 
Propyläen  deH  Mnesiklefli' 

Wae  die  »obr  uiißverstKndlicben,  weil  aus  dem  Zusammen- 
haag  geristsenen  und  Icorrupt  nbarliefcrten  Wort«  des  Polemon 
betrifft ,  so  lieguu  zwei  MiigütiiketU^n  di'r  riil.<?qiretation  vor, 
je  nachdfin  man  den  uns  unbekaniitin  Htaiidpiinkt  d«!a  Perie- 
j^t«n  außerhalb  der  Burg  beim  Heiligtum  de»  Hestychos  und 
beim  Kylancton  iiimuit  (dit*  beim  Areopftg  ßxit^rt  werden 
iDflneo,  wenn  anders  0.  MUllerH  Korrektur  zu  Itecht  beitteht), 
oder  ob  man  tUc  Angabe  des  Polemon  als  i-ine  Digiesaiun  bei 
der  Burgbeschreibnng  auffaßt,  die  nns  für  Polemon  allein  be- 
zeugt ist  (lupi  rfj;  'AW,vr^o[v  äxfXir,6Xttüi).  Bei  der  emteren 
Annahme  mflßten  allerdings  die  iwla  TiüXac  (::=  -o  ivveinuX&v) 
als  ein  örtlicher  Fixpankt  betrachtet  werden,  der  kaum  etwas 

ea  als  ein  großartiger  Torbau  gewi^tten  Mein  kannte.  Im 
lern  Fülle  jedoch,  der  mir  als  d«r  wahrscheinlit^here  gilt, 
ist  f3r  das  H(«^-choBhei)igtum  ixT&<;  tfitv  ewia  mjX&v  nur  die 
Lage  außerhalb  der  niten  ineiintorigeiil  OeHanitbefeNiiguiig  der 
Burg  beatimmt  und  zu  seiner  nähereu  Fixierung  noch  die  Nühe 
des  Kjloneion  angegeben. 

Im  7,eajEm»  den  Kleidemnn  endlich,  der  einzigen  fetten 
nod  unzweideutigen  U Überlieferung  über  da»  lUXafrfixhv  it- 
wdTsnXof,  die  wir  besitren.  ist  ansdrdcklich  von  einem  neun- 
torigeu  Mauerriug  die  Rede.  Denn  die  Krklsrung  von  ntfii- 
ßsXÄeiv  {-b  TEiy_o;)  in  der  gans  allgemeinen  Hedentimg  .er- 
Inoen''  mit  BvMchränkung  auf  einen  kleinen  Teil  der  Buig 
(Tgl.  Wachsmuth  I  S.  293  mit  Berufung  auf  Vischer  und 
Weicker)  ist  nicht  nur  gL-kfinüielt.  Kondern  immSglicb  dadimrh, 
daß  auch  in  den  verwandtJ'n  Zeugnissen  des  HekatÜos-Hero- 
dot .  Myrailos  und  Pausaniaa  von  einem  n  c  p  t  c^aövEtv  and 
i:Ep:^ldJ.^:v  die  Rede  ist.  Ilieniuch  ist  ea  fllr  mich  xweifel- 
Ifls,  —  obwohl    keiner    der  neueren  Topographen  von  Athen, 


^ 


74  EngelbsrtDrernp, 

wenn  ich  recht  orientiert  bin,  dieae  nächstliegende  Änn&hme 
vertritt  — ,  daß  bei  Kleidemos  sowohl  wie  in  den  ivwia  imXaa 
des  Polemon  die  gesamte  mykenische  Befestigung  der  Bui^ 
gemeint  ist,  die  zar  Zeit  der  Ferserkriege  (vgl.  die  Boigbe- 
lagerung  bei  Herodot  YIIl  ö2)  im  allgemeinen  noch  wohler- 
halten  war.  Diese  Befestigung  aber  muß  neuntorig  gewesoi 
sein. 

Man  hat  das  für  unwahrscheinlich  erklären  können ,  so- 
lange die  alte  mykeniache  Burgbefestigung  noch-  nicht  naher 
bekannt  war.  Nachdem  uns  aber  die  Äasgrabungen  auf  der 
Burg  außer  dem  Hauptaufgang  im  Westen  zahlreiche  (wenig- 
stens 5)  Nebenaufgänge  kennen  gelehrt  haben,  neben  denen 
an  zerstörten  Stellen  der  alten  Befestigung,  vornehmlich  als 
Nebentore  und  ÄusfaUpförtchen  beim  Haupteingang  (vgl.  Troja 
II),  sehr  wohl  noch  andere  Nebeneingänge  existiert  hab^i 
können,  ist  es  geradezu  ein  methodischer  Fehler,  außer  dem  von 
wenigstens  sechs  heute  noch  nachweisbaren  Zugängen  durch- 
brochenen mykenischen  Mauerring  ein  neuntoriges  Vorwerk  im 
Westen  der  Burg  vorauszusetzen.  Die  Schwierigkeiten,  die 
eine  solche  Annahme  an  sich  schon  bereitet,  hat  Wachsmuth 
(I  S.  292)  dadurch  zu  lösen  versucht ,  daas  er  die  neun  Tor- 
verachlUsse  nicht  nebeneinander,  sondern  hintereinander  an- 
setzte, wie  bei  den  Duodecimportae  in  Rom,  beim  PentapyloD 
und  HexapyloQ  in  Syrakus.  Aber  auch  eine  solche  im  Alter- 
tum höchst  seltene  Verrammelung  des  Haupteinganges,  die 
zudem  den  Prinzipien  des  Festungsbaues  in  der  mykenischen 
Zeit  völlig  widerstreitet,  ist  schon  im  Hinblick  auf  die  große 
Zahl  der  versteckten,  aber  nach  Ausweis  der  Perserbelagerong 
durchaus  nicht  stark  verwahrten  /^ebeneingänge  völlig  un- 
wahrscheinlich. Die  mykenische  Befeätigungskunst  geht  Über 
Doppeltore  nicht  hinaus,  indem  der  Haupteingang  durch  einen 
vorgeschobenen  Turm  oder  einen  turmartig  vorgezogenen  Teil 
der  Ringmauer  verteidigt  wird  :  und  dementsprechend  muß  der 
H&upteingang  der  mykenischen  Burg  Athen  gestaltet  gewesen 
sein,  wie  uns  auch  das  an  seine  Stelle  getretene  jüngere  (peisistra- 
tische?)  Propjlon  mit  den  anstoßenden,  z.  T.  noch  erhaltenen 
kyklopischen  Mauern  (vgl.  die  Rekonstruktion  bei  Weller  a. 
a.  0.)  erschließen  läßt. 


Beitrage  tur  Topogr&ptiie  von  Att-Alhen. 


75 


P 

■  Sonach  gewinnen  wir,  wie  ich  in  meinem  , Homer* 
H  (I>ie  AnfAnge  der  hellenischen  Kultnr,  Mtlnchen ,  Kirchbeim 
1903  S.  65)  bereit«  andeutele ,  auch  für  das  Athen  der  my- 
kenischen  Zeit  eine  einfache,  von  einem  gfiwulligoii  Mauorring 
B"  umscliloüsene  Burgunlage,  deren  Hauptzuf^g  jm  Westen  Ing, 
der^n  Ringbefl'«t.i^^^^ng  aber  an  mehreren  Stellen  noch  von 
Nebentoren  durchbrochen  war .  —  wir  kenocn  dftTon  noch 
filiif  — ,  Bodaß  ein  wirkliches  lUXa^f.-Atw  £vveäro>X&v  hier  be- 
stand. 


I 


IL  Die  Pnyx. 

Auf  der  mittleren  Erliebun);  des  Pnjrxgebirges ,  sudwest- 
lich dem  Areopug  gegcullbor  und  geuau  westlieb  von  der 
Akropolis,  liegt  ein  merkwllrdige»  Bauwerk,  desiten  Identifi- 
kation als  die  Pnyx  durch  eiaen  hier  gefundenen  Qrenzstein 
und  die  von  Milchhofer  ziisammengestellteii  Zetigni^e  (Schrift- 
quellen  Ü.  VII)  gesichert  erscheint.  Duriuli  Abarbeitung  und 
Pianierang  des  Felsens  ist  hier  eine  Doppeltemu^st»  überL'iuaii- 
der  mit  einem  FlilhenunterRchiede  bis  xu  4  ni  geschntTen  wor- 
den. Beide  Terrassen  «nd  rOckwärta  durch  die  senkrecht  ab- 
gearbeiteten Wände  dea  natllrÜcbeu  Gesteins  sbgeschlnsBen, 
mit  dem  üittenichied  jedoch,  daß  die  niedere  Rflckwand  der 
nahe  dem  Gipfel  gelegenen  oberen  Terrasse  in  gerader  Vlucht 
verläuft,  während  die  120  m  lange  Linie  der  die  beiden  Ebenen 
scheidenden  Kuckwand  der  unteren  Terrame  iu  der  Mitte  in 
einem  :«tnmpfen  Winkel  gebrochen  ist.  Ua,  wo  Hich  die  ein- 
wärts laufenden  Schenkel  die«ea  Winkels  treffen,  ist  ein  altar- 
Khnlicber  FeUwUrfel  mit  breiten  Ötul'eit  stehen  geblieben.  Qud 
Bcfamalf  Treppen  zu  beiden  Seiten  desselben  reruiitteln  deo 
Zugang  zur  oberen  Terrasse ,  an  deren  Rückwand  eine  dorn 
unteren  FelswUrfcl  entsprechende,  kleiueru  Altaranlage  aas  . 
dem  Felsen  herauageech ni tten  ist.  Die  äußere  Begrenzung  der 
unteren  Terrasse  wird  gebildet  durch  eine  nabexu  im  Halb- 
rund Terlaufende  StOtzmauer.  die  aas  gewaltigen,  roh  bearbei- 
teten, unregelmäßigen,  Kumeist  JL-doch  viereckigen  FeUblöckeo 
hergeatetit  ist  Die  Orientierung  der  Terrassen  in  der  Linie 
der  beiden  Altäre  Ton  der  oberen  zur  ant«ri'u  Fliiclie  hin  iet 
TOD  SDdwcst  nuch  Nordost'. 


78 


ESugelbert  Drerup. 


Di«  nnprOngliclie  Gest&lt  Aivsvr  heute  nur  tnebr  in  den 
Gniodiinien  erhuUeuon  Anlage  wird  unti  dndurcli  ki<uiiUich, 
daß  auf  der  nntorpn  Terrasse  am  östltt^hen  Ende  der  liUck-- 
wand  nahe  dem  Verlaufe  der  Itundmauer  mehrere  gewaltige 
SteinklOUe,  an  d«n  S«iten  zwar  loKgelöüt  und  an  der  Basis 
anterachnitteo,  «och  am  gewachsene«  Felsen  haften.  Wir  er- 
ketiuen  hieriu  die  Vorbereitungen  /.ur  Gewinnung  der  großen 
Steinquadern,  aus  dwueu  die  Uundoiaiier  der  unteren  Terrasse 
erbaut  ist.  Da  man  aber  bei  Vollendung  jener  Anlage  die 
bcxüicbnetei)  Felsblücki^  üicher  nicht  planlos  hat  st«ken  laueo, 
so  ist  damit,  trotz  des  Widerspruchfiä  von  Ourtins  3.  30.  die 
zwingende  Annahme  gegchen ,  daG  m»u  beim  Ausbau  durch 
Erdanschtittung  jene  störenden  Hteinklotze  wieder  hat  ver- 
schwinden lassen.  Demnach  muß  die  uuira9.sende  Rniidmauer, 
Ton  der  nur  die  unteren  2 — 3  Steinlageu  au  der  tietfiteu  Ab- 
dachung des  FeUabhange»  erhalten  aind ,  ursprltnglich  viel 
höher  geweaun  nein  und  ah  Sttltsmauur  l'Ur  vwc  ErdaufschUt' 
tung  gedient  haben,  die  nach  der  Peripherie  des  IlalbrundB 
hin  anstieg.  Uifse  Annahme  wird  unterstützt  durch  die  ceo- 
tiale  Lage  ties  unteren  Felswilrfels ;  dunti  die  Vorgänge  an 
demselben  konnten  Ton  einer  größeren  Volksmenge  nur  ge- 
sellen werden,  wenn  ihr  ätandplatK,  der  natürlichen  Abdachung 
des  Felsgruudes  zuwider,  nach  der  halbrunden  Itandmauer  (einer 
StUtzmaner  schon  ihrer  Stärke  ttacb|i  hin  »ich  erliöiite. 

Diette  (Sonderbare  Umkelmuig  des  natürlichen  Niveaus  der 
unteren  TenraMne  nun  int  nur  zu  rersteben,  wenn  wir  die  bei- 
den, durch  Treppenaufiii^iLge  Terhundüueu  Bbeneii  als  eine  ein- 
hcitliche  Anlage  ins  Auge  fa^nen,  wobei  der  eigenttlmliche 
Höhenunterschied  eine  besondere  Erklärung  verlangt.  Damit 
ftchcidet  die  ältere  Deutung,  die  liier  einen  Festungsbau  ao- 
uahm,  ohne  weiteres  aus.  Aber  auch  von  düu  beiden  Erklä- 
rungen, die  beute  miteinander  streiten,  kann  hinsichtlich  der 
QrsprQnglichcu  Bedeutung  der  Pnyx  nur  die  Aiinahme  von 
Curttus,  die  hier  einen  großartigen  Festraum  zu  gottesdienst- 
lichen  Veraamiuluugen  erkemit,  als  eine  alUeitlge  und  befrie- 
digende Lösung  gelten.  Der  entgegenstehenden  Auffassung, 
die  hier  den  alten  politischen  Volk8rersammlungs-(Ekkle8ieu-) 


Betblg«  rar  TopogrAphie  tdb  Alt-Atben- 


77 


Ttaom  wiederfindet,  komiut  nur  Ttlr  die  geänderten  Verb&ltnisie 

Idcr  späteren,  historbcbcn  ZoJt  BorecbUgiing  zu. 
Etwas  leiclit  macht  sich  die  Be^(ludutl^  der  leiztoren 
Annahme  Wachsmoth,  der  Frflher  (I  S.  431)  die  sakrale  Be- 
stiiumuiig  diT  Pnyx  behauptft  hatt«.  in  seiner  jOngsteo  Be- 
handiimß  dieser  Frage  (Kncvr-I.  S.  177/8):  .Bs  kann  aber 
kcioeni  Zweifel  untt^rlicgi-n.  daß  hier  wirklich  der  Baum  fdr 
die  Ekklesien,  die  llvü;,  zu  erkennen  ist:  im  IJema  auf  dem 
iintem  SteinwQrfel  mit  Spuren  des  Qitkrvcrscblusacs ,  der 
darcb  zwei  mächtige    Blücke  eingeengte   d.  h.   kut  Controlle 

»der  Eintretenden  hergerichtete  Zugang  auf  der  oberen  Ter- 
ro8«e,  der  aufgL-»chüttube  und  durch  eine  polygonale  Mauer  ge- 
tragene V'erBammtungsraum,  der  fQr  die  dblicheii  Opfer  nötige 
Ratuu  mit  Altar  (anf  der  obem  Terrattse),  allea  etimiDt."    Qe- 

»wiß,  alles  stimmt  —  aber  nur  soweit,  alu  iniui  auf  die  mög- 
liche Verweudung  and  die  Aiipa8»ung  einer  gegebenen  Ein- 
richtung an  eineu  bcaondcreu  Zweck  sein  Augenmerk  richtet. 
Als  zweckrolte  Anlage  eines  bloßen  Volk^versammKingsplatiEas 
dag^en  wäre  die  Pnyx  mit  ihrer  Umkolining  dua  nalürlicbeu 
BTorraiofl  ein  arcbitektontEcbvH  Monstrum.  Mau  hut  in  Athen 
Vnod  in  GriechtQlaDd  allgemein  dtrartige  Versammlungsräume 
Vsehr  praktisch  zu  baneu  Tcndandvn.  indem  man  den  mit  Stufen 
Baig«stattcteD  Sitzrauin  der  natOrltcben  Abdachung  eines  Ha- 
gels oder  Berge«  anpaßte  (vgl,  die  Buleutcricii  in  Priene  und 
tUilet.  die  Theater  in  Athen  u.  s.  w.).  Auch  waren  die  Kiink- 
tiocien  der  Proedren  io  diesen  Versammlungen  keinenfalb«  da- 
BAch  angetan,  daß  sie  die  buchst  umständliche  Anlage  einer 
u^edefanten  Petgtribane  erfordert  hätten.  In  den  Buleuteriea 
ffOB  Priene  und  Milet  gentigt  dafOr  eine  Bank,  und  zum  Ueber- 
flaß  wird  ans  die  gleiche  Kinrichtung  fUr  Athen  beseugt  durch 
den  außen>rdentliph  wichtigen  Artikel  des  Pollux  VIU  132/5, 
den  ich  ganz,  hierher  setze:  ' RvEXÄija:<x1^cv  Öe  jzihK  piv  iv  if 
■Iluxvf  ■  IIvO^  6k  fjV  ympim  xpi;  tJ  atxp57c6Xet  (=;  in  dor  N&he 
der  Akropolis).    xaresxE'jaojiivov    xaxä  t)]v  jiotXotiäv  änXdiTjTa, 

■oüx  ei;  ftfäTpou  TOXur^paYpooüvTjv  ■  aü9-.;  51  Tä  piv  äXÄa  ev 
r^t  A(ovu(Raxf>  ^dzptf,  fiiva{  oi  ri;  ip-jfaipea'.x^  iv  t^  fluxvt, 
d?'  ffi  ilv  Toö  5tj(iou  ftipußov  nuxvfTTjV  (paaiv  oE  xti)|itxoi. 
ixdc). ouv    Se    r^vnpoE§p:av    xa!    r.p&Tov^üXov, 


78 


Enealbart  Oromp, 


X3t!  Iv  i^  S-.xaon)pi(|>  lift  jtpihTijv  y.xbiipxv  ti  S'  tnoTccp- 
vüjieva  to!;  SixaoTtcCi  enl  lAv  eSpfiiv  4'i^f^'A  ^votuc^to.  Diese 
ErwäbiiLiig  einer  Holzbank  fdr  die  Proedreo  der  Ekklraie 
macht  ea  auch  unwahrscheinlich,  duU  luun  die  FcUstafea  der 
oberen  Terr&sse  oberhalb  iles  unteren  Felsttltars  för  die  Vor- 
sitzeDden  der  VerHammhing  titid  für  diu  PrjrUnun  betstiiumt  denke. 
Ein  änderet«  nicht  minder  schwerwiegendes  Bedt-nken  gegen 
die  Bestimmung  der  I'iiyx  eis  cinua  uriiprOiiglicben  Volksrer- 
mmmlungsraumes  zu  politischen  Zwecken  erKibi  sich  mir  aus 
einer  hiätorischen  Krwagung.  Das  7.  Jahrhundert  ist  in  Athen 
mit  düD  jetzt  erat  beginnendoii  Klnssenkäuipfen  dea  BUrger- 
turns  gegen  die  Aristokratie  aasgefUllt ,  in  denen  der  Demo« 
zunächst  nur  einige  bescheidene  Zugestitndnisde  (Einrichtang 
der  l:?chatzungskla£eeD ,  Kinsotzung  dvr  Thesniotheteu ,  Kodi- 
fUcation  der  Gesetze)  dem  herrschenden  Stande  abgerungen  hat 
£rät  Solon  hat  tu  Anfang  des  6.  Jahrhunderte  auch  dem 
Tierten  Stande  der  l^Tiilkening,  den  Theten,  die  beideo  tirood- 
rechte  der  Teilnahme  an  der  VolksversammJang  und  an  den 
Volksgerichten  gegi^beii.  Aber  gleich  nach  seiner  Geset^^e- 
bnng  sind  die  alten  Htändiechen  Kümpfo  mit  onveimiDderter 
Heftigkeit  wieder  ausgebrochen.  Wenn  ale<D  vor  Solon  in  deo 
politischen  ZoitverlilittnieseD  fUr  die  Krbauung  eines  80  gft- 
wnltigen  Denkmals  der  Volks-'viuT'e-rünität  kein  Raum  igt,  «o 
kann  ebensowenig  auch  unmittelbar  nach  Solon,  als  die  Partei- 
kilmpfe  den  Stnat  bin  7ur  Anarchie  zerrütteten,  die  Erbauung 
dieseB  grandioeen  Werkes  angesetzt  werde«,  dessen  Kertij^tel- 
Inng  —  schon  nseh  dem  umständlichen  Verfahren  der  Gewin- 
nung der  Bauxtmno  —  zum  uiiudust(>n  uiüiireri-  Jahr«  bean- 
apmcht  haben  mufj.  Nun  folgt  die  Tyrannis  dor  Peisistra- 
lideD,  die  fQr  ein  halbes  Jahrhundert  die  Bestrebungen  der 
Tolks{)arL«i  zur  Ruhe  bringt.  Und  erst  mit  der  Vorfassuiig»- 
reform  des  Kleisth^nes  507  gelangt  der  Demoa  zur  vollen 
Herrschaft,  die  für  die  Anlage  einen  nach  Äiiadehnung  and 
technischer  Annftlhmngunfjelieueren  politiseheu  YolksTersamm- 
hmgsraumes  die  nutwendige  VorbedinguDg  Khaffen  würde. 
Befremden  aber  müßte  va  uns.  daß  die  bereits  verhättuiamäQig 
reiche  ehren iknlische  üeberlieferung  dieser  Zeit  dieses  in  der 
politischen  Kntwicklung  der  Stsdt  hilchst  bedeutungsvolle  £r- 


Ib. 


J 


Bütrftgs  tat  TopD^aphic  ron  Alt- Athen. 


7» 


[«i^is  niclit  erwähnt  nnd  daß  auch  die  ge»c)iichtUclie  Erinne- 
iDg  kfioe  Spur  de«  Qedeukuiu  daran  mehr  bewahrt. 

HOGlcn  wir  al«o  iiacli    liiBtorifichrii  Krwüguuf{cu  die  An- 
[lage  der  Pnjx  als  eines  Ekkleraenraumee  in  das  6.  odBr  wahr- 
cinltoher  noch  in  du»  5.  Jahrhuiidurt,    in    die  Zeit  des  iil- 
eno  Pariheiioabaaos,    honinterrCicken,    so    widerspricht   doch 
beatr  Änaahm«  die  auf  nne  weit  ältere  Zeit  bindoutende  bau- 
lÜich«  Konstruktion  der  Ilundmauer   sowie    der   pritDitive  Clia- 
inkter  der  gettmt«D  Anlnge.   Gardner  freilich  (Ajicit-'nt  Atliens 
U902  S.  105)  behauptet  wieder,  die  liauweise  der  Pnyz  loase 
'fQr  ihre  Kctstefaung  ebor  auf  das  ti.  oder  gar  6.  Jahrhundert 
«chließen  als  auf  irgendeine  prühistoriscbe  Periode:  eiue  offen- 
bare petitio  principii  nach  der  f^Mchichtlich  erschlossenen  Bau- 
rBeit   «ine«  politi^cbcn  Volksversammliingfirauaic».     Einen    Be- 
weis fflr  seine  Behaupttinf^  durch  die  Aufwei»ung  bau|^eschicht- 
licher  t'araUeleti  hat  Gardner  nicht  einmal  versucht.    leb  be- 
banpte  im  Oej^entcil :   wenn   nicht    alle  Anz«ich(^n  trügen ,   bo 
LflTwrnst  flieh  die  Pnyx   schon    durch  ihre  Baukonstntktion  als 
Anlage  der   mykenisch^n  Zeit,    dt>ren    gowaltigcs   techni- 
li«s  [Cönnen  in  den   kyklopiocbon  Borghanten,  den  Paladtau- 
uiid   Kiijipelgräbern  nicht    nur  Miiuem    aus  gewalÜRon, 
ib    IlbereinaiKlergeschichtetcu    Felsbliicken  .     sondern     bereits 
feinsten  Qaaderbau  geschaffen  haL     Das  besonder»  Charakte- 
icnm  der  Pnyx    ist  ihre  «chon    von  Pollui  hervorgoliobene 
'großartig«   Kinfaebheit    und    selbst  Unbeliolfenheit    bei  kuloa- 
•aleo  MaLWerhältnissen :    miui  vergegunw artige   sieb,   daß   der 
H  Bchlolistein  llb«r  mnem  Wasserabdiiß  in  der  Mitt«  der  Rund- 
Boauer    a»    der    Außeufiäcbe    nicht    weniger   als    4  X  ^  ui    int 
Hlhur^meetser  hat    Diese  grandiose  Einfachheit  aber  ist  gerade 
Kdie  Signatur  der  tDykenisehen  Bauten  im  griechischen  Mutt^r- 
lande.     Und  auch  noch  in  einer  technischen  Einzelheit  glaube 
ich    die   Kunst    t'ines   mykeuischen  Bauaieiütem   zu    erkennen. 
Wir  erinnern  ans  bei  de»  utTkenischeii  Kuppelgrnbern  der  ge- 
waltigen  Deckst«?!««   über   den  Türen,   die    vor    allem   die  Be- 
»stinimung  halieu.    die  vou  der  TUröffniiug,   zuwider  den  kon- 
itmktiven  Prinzipien,  durchschnittenen  horizontalen  Staiuringe 
wie   ein    Anker   Eu^iiimen^uhnltea.     Aelinliche  Funktion    hat 
der  nächtige  Deckatein  des  WaaserabSusses   in  der  Mitte  der 


80 


Engulbert   Drerap, 


RundmaiJKr.  unter  allen  ßaui<t<.'iuea  bei  weitem  der  grSßle' 
äd.  der  Drack  der  bin terge füllten  Erdmaaseu  an  der  tiefsten 
Stelle  des  Ualbruiids  naturgemäß  nm  stärksten  war  und  die 
StüUuiiLucr  hiur  am  ebesten  auseinander  zu  brechen  drohte. 

Für  die  Bestinamuni;  des  arsprQngUchen  Zweckes  der  An- 
lage, womit  ein  neues  Indicium  auch  ftlr  die  Zoitbe^timmting 
gewonnen  Tvird,  ist  vor  allem  die  eigentdui liehe  iScheidung  in 
eine  Doppelterrasse  zu  beaclitöi,  deren  nb^re  Fläche  noch  den 
im  Felsen  erhaltenen  Spurt'U  auch  für  Wagen  zugüiifjlicb  war. 
Die  wichtigere  ist  hier  gunz  offenbar  die  obere  Terrasse,  wo 
berorzngtc  t'erBünlichkeiteii  einen  eigonon  kultliclien  Mittel- 
punkt fanden,  —  der  Felswürfol  hier  wird  auch  von  den  Ver- 
tretern der  gegenteiligen  Ansicht  als  Altar  angesprochen  — , 
wo  sie  zugleich  ub«^  auch  an  den  Vorg^gen  auf  der  unteren 
Terrasse  und  im  besonderen  an  dem  FeUwOrfet  im  Centrum 
TOQ  einem  erhühtL>u  Standpunkte  aus  teilnchiUL-n  konnten.  Die 
(Bevorzugung  der  oheren  Flilche  wird  uns  beBonder»  eindriug« 
lieh  nahe  gelegt  duri-h  dte  u-iJersiunige  Umkehrung  des  na- 
tflrlichen  Terrains  auf  der  unteren  Terrasse,  die  nur  unter  dem 
Qeüichtapunkte  ven^tündiich  ist,  daß  den  Inhabern  der  oberen 
Ebene  eine  Stellung  über  der  Versaniuiluug  auf  der  unteren 
Terrasse  unter  alten  ünifitatiden  gewahrt  werden  sollte.  Für  die 
politische  Versammlung  einer  Demokratie  nun  wäre  eine  oolohe 
uuiKtuiidlichu  ZurQstimg  de»  Versanimlungsrnuiues  völlig  uu- 
erklärlich  (vgl.  oben  S.  77).  Dagegen  eritcheint  sie  auf  das 
ToUkommenste  angenieaaen  den  politischen  Zustünden  der  (mj- 
keuischen)  Königszeit,  aU  der  Ki)nig,  FUrnt  des  Volkes,  ober* 
ster  Heerf öhrer  und  oberster  Priester  zugleich,  in  die  Ver- 
sammlung des  Volkes  nur  hinabstieg,  ura,  von  seinen  Dienat- 
mauuen  umgeben,  seinen  küniglichen  HatHrhluß  zu  verkQaden 
oder  um  im  Namen  des  ganten  Volkes  ias  Staat<iOpfer  dar- 
zubringen. Ftlr  den  K^Vnig  und  »ein  Gefolge  also  war  der  er- 
höhte Standplatz  beütimmt,  der  aus  dam  Felsen  ausgeschnitten 
ist  vielleicht  auch  aun  einem  religiösen  Oriiiide,  dumit  der 
ÄltAT  des  EunigH  wie  der  des  Volken  im  gewachsenen  Boden 
wursele. 


'^  r>io  Ansicht  bei  Curtiue-Kauport,  Atla«  von  Atln'ii  l8Tö  Tafel  T3 
irlbl  nacli  nivintn-  EriDnoniag  koin  v&tlig  korrektes  Bild. 


BeiMg«  xur  Topognpbie  toil  Alb-Athcn. 


81 


I 


Dei  uniprnngliclie  Zweck  muß  liiemach.  in  Anbotractt 
der  puUtiechen  Bi.-i]eutuu}^s)osigkpit  des  Deoios  zur  injIcuiiiMcheD 
Zeil,  Twnehmlich  ein  sakraler  (für  Ata  StRabopfer)  gewesen 
sein,  wenn  ea  uom  aucb  veraagt  ist,,  den  götlliclieii  Inliaber 
der  Altäre  —  sei  es  nun  Xe-j;  Epxe^se  oder  'A^i^Jiuv  naip^oj 
oder  ein  anderer  der  Q&tter  —  z»  bezeichoen.  Die  Zuweisung 
an  Ze-j(  Ijilttoio; ,  die  Curtius  auf  Gniiul  von  WeiliiBschriften 
aus  rünÜAcher  Zeit  vorgdtioiiiRieii  bat,  ist  »chun  durum  pro- 
blenuttscb ,  weil  sich  dieau  luecbriftcn  offenbar  nuf  ein  KtUt- 
bild  Iwzogen,  das  in  der  Feläwaud  der  uuteren  Terrasse  zur 
lankcn  des  Altars  in  einer  grüBeren  Ceniralniachr  aufgestellt 
war.  Aber  undenkbur  i^t  es  itrcbt,  daß  »ich  hierin  nine  ur- 
alte Kulttradition  erhalten  hat,  me  auf  athenischem  Uoden 
n.  a.  der  alte  Dionysoskult  am  Stidfuti»  des  ArcopA^'n  später 
in  der  Kult>  imd  Xechgeiiossenschal't  der  lobakclien  «ine  na- 
tOrlicbe,  wenn  auch  anders  gtmrtcte  Fort^clzung gefunden  hat*). 
Zur  Zeit  der  ausgebildeten  Demokratie  hat  die  l'nyx  den 
Zwecken  der  athenischen  Volksversammlung  gedient,  bi»  /.ur 
Zeit  des  Redners  Lykurgos  —  wohl  wegen  der  Verödung  der 
Pnyxgegend  (Schol.  Aeschio.  I S2)  —  das  neubergenchtete 
DioDy9ostheikt4>r  mehr  und  mehr  auch  als  Volks verjuioim lung 
in  Benutzung  kam:  nur  die  Ärcbairesie  verblieb  auch  später 
nodi  in  dem  alten  Lokal  (Pollux  VIH  13S).  Hier  stand  die 
TOD  HettiD  im  Jahre  433  aufgeatellt«  Sonnenuhr  iv  t^,  vOv 
OUT))  ckjUtjsio,  itpbi  rlj)  iziyjet  -^  Iv  z^  llvjxt  nach  Fhilochoro« 
bn  Schol.  Arifttopb.  Vögel  995.  Das  stetueroe  Bema  aher  (6 
'>I*o?  ö  iv  T^  ll'jx'/i:  Aristoph.  Frieden  080).  das  nrspHluglich 
ladi  der  Seeseite  schaute  [nicht  würtlieb  tu  n«<hiii('u,  da  ein 
TOlliges  Ueberschaueti  des  PnyzhOgeU  zur  See  hin  ausge- 
tdiloHen  ist],  mirde  von  den  30  Tyrannen  nach  der  Laiids<^it» 
gewendet,  d.  h.  wohl  au  die  Mitte  der  äußeren,  halbrunden 
Dinftmiiigsninuer  verlegt,  womit  vielleicht  eine  Kiveauver&n- 
derung  des  aufge«GltQtteten  Krdhodens  verbunden  war  (Plutarch 
Themixt.  19). 

Die  Erklärung  für  diesen  Beatimmangswandel  eines  alten 
KuUlokalfi    zum    politischen    Volksverianintlungsplatze    ergibt 

*}  VffL   darflbflT   meinen  Aufiats^    .Km   antike«   VerdiMtntDt'  in 
iV.  Jabibttcher  f.  d.  klui.  Altortum  1899  ä.  3äG;m 


nütaioK««  uccv  (y.  r.  xvni),  i. 


89 


EngelbftBt  Drtxnp, 


sicli  s^lir  leicht,  venn  wir  in  KdclcsicM  zluliea.  ilaC  tnit  dem 
GratarktfU  der  VolkagewaLt  gegenüber  dem  KOu i^tiuu  uud  dem 
Ad»l  die  Vol biTersain mill Qg  auf  der  Vvyx.  die  hier  ursprüng- 
lich nur  d«m  St3at»0[)f«r  durch  den  König  aseisbierl«  uud  dia 
Verkllndigiing  des  königlichen  Willen»  eatgegennahm ,  mflfar 
und  mehr  aelbst^dtge  politisch«  IWeutung  gewann.  Daniü 
trftfc  neben  der  <iakraleQ  Bentimm iing  de«  Volltsverafiminlunfc»- 
rauDiäB  die  politisclie  in  ditn  Vurdergrund,  «odaß  bivb  hitr  ge- 
vriuermaßen  der  Uebergnug  von  der  ÜOnigeherrDchaft  mir  Ua- 
Diokratje  lu  uitium  Piinktu  kri«tal)i»ieri.  Ob'  diese  Eiobwick.- 
htag  in  den  Anfängen  der  Detnokrutie  im  7.  Jahrhundert  be- 
reita  «ch  Vollzügen  buUc  oder  ob  zunäclint  noch  lüuc  sakrale 
Bedeutuug  der  Vayx  überwiegend  blieb  und  daneben  eine  alte 
Agora  als  p»Iitiacber  Vernanimlnnifttpliiiz  Avuf  Volkes  diente, 
mOssan  wir  vor  der  Hand  uneiitifclii«deii  Ustsen,  eum»l  die  von 
Curtiiua  angL-nomtucne  ExietooK  einvr  ä^'/fM"  ä.\"ipd  »üdlioh  dor 
Burg  nicht  obne  Grund  in  ZweiCel  gezogen  worden  ist 

Jedenfalls  iät  bis  ins  7.  Jahrhundert  die  C«ntrale  ollea 
politischen  Lebeos  auf  der  Äkropohs  gubliuben.  wo  der  alt« 
Küni^pala^t  stand.  Denn  bis  An  das  Ende  dfs  S.  Jahrhun- 
derts herrBcht^n  w^oigstea«  iionünell  die  Medontidon,  die  von 
ihr^m  alt«n  Kamilienäitxc  (der  Et.-gia)  unK«rtr«onlicb  nind,  nitd 
noch  bis  zum  Jahre  683  hatte  ein  Wahlköuig  die  «rste  StaUe 
der  Uegierunfc  inne.  Zudem  hatte  der  Adel .  der  nach  and 
nach  did  Funktionen  des  KönigtutDB  in  sich  aufgesnugt  hatte, 
ain  fifewinee  Interease  daran  ,  dem  Volk^  gegenOber  die  Kus- 
seren  Formen  der  EOnigHh»Tr»<chftrt  «.utmht  zu  crhallon,  wie 
ja  auch  die  Tyrannen  des  l>.  .lahrbunderta  ihren  Wohnititz 
wieder  anf  der  Burg  genommen  haben.  So  mußte  dem  zur 
Mlbeläadigeu  Sta«  tu  Verwaltung  gelangten  D«tnos  die  Akrnpolis 
als  ein  Sjmbol  des  Kiinigtuiiiti  und  dur  AduUmat^bt  f-rHcheinen. 
Darum  bat  die  siegreiche  Deniokratie  den  alten  Künigtuitai  anf 
der  Hnrg  der  Stadl^ötliu  allein  zur  Wuhniuig  üherwieHon,  fOj 
die  jiolitiitcb«  (geset/ geben  de)  Versammlung  «her  wie  für  die 
Verwaltung  neue  Centren  geechuffeu.  Zum  politischen  Hittel- 
punkte wurde  die  attffeheiltgte  Statte  auf  der  Pnjx .  die  seit 
unvurdenk liehen  Zeilen  als  (xakralert  Verdamm luug«platz  des 
Toikca  diente:    der    Bedeutungswandel   kummt  noch    in   dem 


B«itrlg9  tut  Topographie  ran  Alt-Athen. 


83 


oben  dt«rteD  Zeu^itse  dfa  Pliiluchoros  mim  Ansdrack:  it  t( 
'Aiv  cÜtTfi  e*x).T]<j;».  Die  Verwaltung  dagegen  wurde  iwf  dtto 
Denen  Markt  im  Ker«m«ikoA  Tet-Ief^t.  wo  beriHts  im  7.  Jahr- 
htiiKtert  «lie  Be<iingaiig«D  xur  Schaffung  des  Statltuiurktps  vor- 
buideD  fMr«n. 

IlL    Die  iltosie  Unterstadt  und  Tbok^dides  II  15. 

Unsere  Beetimmußg  der  Fnyx  als  eines  uralten,  ia  die 
mykfaische  'Adt  hianufraichendon  Knltlokalc« ,  wo  das  ge- 
namte  Volk  nnter  d«n  Augen  des  Königs  sich  v<Hraanimelt«, 
gewinnt  t'iu«  erliiiht«  B«d«ulUDg  durcli  di«  Tutaaclie,  daß  auf 
d«tn  gnnwn  6ebi«te  des  Vajxgehirge»  im  gewackaensn  KeUen 
Spuren  äMeatflr  AnaiHielungm  sich  finden,  denen  Cnrtiiia  (vgl. 
Atlas  von  Athen,  Tf.  TTT  und  VI)  beflondere  Äuflu<^^kl4a^1keit 
g^mlienkt  hab.  D&a  sind  PohrgeUim»  und  Treppeoxtiifen,  Ci- 
sterueo  und  Waaserriiinvn ,  tot  altem  aber  Einebnungeu  dos 
Felaen«  zor  Gewinnung  von  Ijatisplülxes  und  Gmbettuiigen 
Tcm  BannnHuern.  Von  den  Bauten  nelbst  ist  nichts  erhulUu, 
d»  der  Baagrund  mit  der  Zeit  bis  auf  Jeu  FeUau  aoMgewaHchen 
in  zwei  großen  Grupp«n  verteilen  sich  dieae  Anlagen  xu 
Seiten  oberhalb  der  Schluchten .  welcbe  die  drei  Eup- 
dea  PnjFXgabirge«  «oneinauder  »cheideu.  außerdem  npora- 
üli  ioi  Norden  und  Sflden  des  Pn^ngebietes,  auf  der  Kela- 
der  Hngia  Marina  (ösllicb  der  Stt^mwarle)  und  auf  dem 
ipag  (vgl  Curtiu».  Stjidt^^fflchich fce  ü.  2.i  und  Tf.  111). 
Da»  Alter  dieser  AnHiedelusg  tat  bealritten.  Wäbrend 
irtiae  hier  das  Hlt«»te  At.hen  Krnnaa,  die  Anfango  dvrstädti- 
|<h1wu  Bemedelong  gefunden  zn  buken  gluubt,  warnt  Wachs- 
(Bnrjcl.  S.  178/81)  davor,  .die  jetxi  räumlich  zueammeiv- 
liq^enden  Anlagen  samtUrh  einer  und  deraelbeu  Periode  kuku- 

Lichreilicn*,  und  stimmt  in  der  Uaupt^ache  Kogvimann  xu.  .daß 
rirklioh  die  ilaiiptanaiedclung  in  der  Z«it  des  HlrcbterUcben 
Ipeloponncnscbeo)  Kriegee  erfolgte,  in  dtMeu  Aüfang  die 
Leute  auf  di^m  I^and  ihre  HUaner  abbrachen  und  deren  Holz- 
«erk  (Thuk.  U  14.  I,  111  m.^)  mit  in  di«  Stadt  brachten,  um 
lieh  dort  dauernd  einzurichten.^  Indesaen:  mag  auch  die  Be- 
gründang  run  Curtiiis  für  eine  uralte  Ansiedelung  hier  keine 
^önrchachlagende  Ueweialcrafl  beeitxcn,  da  die  Gedrüngtlieitand 

6' 


84 


Engwlbort   Drerup, 


Aroualigkcit  dieser  Wohnungen  ebensowolil  durclb  die  Notla^ 
Mn«8  Kriegen,  als  durch  die  primitive  LebenahaUung  der  Ur- 
zeit «rklärt  worden  kann,  so  sind  doch  iLBderßrfciM  auch  die 
Momente,  die  man  fUr  eine  epätore  Entstehnngszeit  angefahrt 
hat,  Dichte  weniger  als  Oberzeu^end.  Dos  Argument  vor  allem, 
daß  diese  Sitnlolungsspurea  durcliweg  innerhalb  der  alten  Stadt 
und  der  langen  Maaem  sich  befinden,  wodurch  man  ihre  Da- 
tierung in  das  5.  Jalirhundi>rt  und  sjiäter  gesichert  glaubt,  be- 
ruht auf  einer  Vt^rwuelixuluiig  dva  {)Oät  hoi'.  luid  propter  hoc. 
Denn  dio  Sche-nkelmauern  von  der  Stadt  Kum  PirÜus  schlossea 
sich  ohne  Rücksicht  auf  die  baulichen  Aulagen  des  PnjTge' 
birges  aar  Erhebung  dca  natürlichen  (Jeläiides  an,  und  damit 
Bind  auch  die  Busiedelungaspureii  eüier  älteren  Zeit  einbegriffen. 
Die  bauliche  Eoiiätriiktiou  aber  (vgl.  Wachsmuth  a.  a.  O.)  gibt 
uns  gar  keinen  Anhaltspunkt,  da  es  verkehrt  ist,  mir  nach 
den  ,pe]iu!giächen'  Häusern  der  Äkropolis  die  Bautechnik  der 
gauien  inykeniuchKn  Periode  xu  beurteilen,  dvreii  Maunigfaltig- 
keit  uns  jede  neue  Ausgrabung  mit  neuem  ^^taunen  kennen 
lehrt.  Jedenfalls  Andet  die  räumliche  Anlage  der  Häuser,  die 
sich  durchweg  mit  eiaum  einzigem  Gemach  beguUgt,  schon  in 
Innenbauteii  des  myTteHinclien  Troja  eine  schlagende  Parallele. 
Und  ob  nun  die  OmbauUgen  dieser  Gegend  der  ältesten  Be- 
stedelung  zugewiesen  werden  mflssen  oder  nicht:  ein  Urund 
gegen  die  Bebauung  »climi  in  der  irirkemscheu  Zeit  ist  darans 
nicht  zu  gewinnen,  da  auch  iii  der  Unterstadt  von  Mykenae 
Gruhanlagen  Kwischen  Wohnhäusern  aicb  linden  und  ein  PDntea- 
fritidhof  hier  sogar  innerhalb  der  Burgbefestigung  aufgedeckt 
worden  ist.  Das  strenge  Gesetz ,  da«  zur  hiatütiachcn  Zeit 
Beiüetzungen  innerhalb  des  Stadfgebieirs  von  Athen  verbot, 
kiuiD  also  fflr  die  älteste  Zeit  keine  Geltung  gehakt  haben. 

Einen  eutschiMdvnden  Bewms  jedoch  für  da»  hohe  Alter 
der  Ansiedelung  auf  der  Pnyx  erkenne  ich  in  den  hier  im 
Felsen  erbaltencu  kultlichen  Anlagen,  die  äioh  uuierer  Konnt- 
nia  gerade  des  mykenischeri  UeligioaswesenB  vortrefflich  ein- 
legen. Vornehmlich  zwei  Anlagen  kommen  hiur  in  Bttracht,  ein 
FeUattar  im  uürdlichsten  Pnyx^^ebiet,  unmittelbar  westlich  der 
Öt«niwarte,  fast  am  Rande  dea  Baratbron,  und  der  »«genannt« 
SielwuMselplatz   auf  der   nUdlicheo   £rhebuQg    (dem  Muaeu- 


J 


BsHrige  tar  To|>ognip1ii«  von  Ali-Atb«D. 


85 


I 


ll^el),  nalie  der  Schlucht,  welche  die  Kfldlithe  von  der  mitt- 
Anljölte  scheidet.  Denn  jener  Altar,  der  bezeich neoder- 
weUe  schon  außerhalb  der  nördliclicn  LangniAuer  gi^tegen  ist, 
bietet  eine  merkwürdige  Aehnlichkeit  mr  Ältaranlage  der 
unteren  PnTxt«rraase,  da  auch  hi«r  auf  einer  FuUlerrasBe  ein 
■OS  dtfDi  Feheu  aufgehauener  Stufeiib<iu  (unten  3  m  breit)  ati 
eine  sorgfältig  abgearbeitete  Fehwand  anlehnt,  deren  Wände 
rechts  und  link»  einen  sttiiu|»ffn  Winkel  bildt-ti  (vgl.  den  Qniiid- 
riß  im  Atlaa  von  Athen  S.  18  und  bi^i  Cnrtiii»,  ÖteultgoBchichte 
Tf.  III).  Der  äessclplalz  zeigt  eine  Reibe  tod  7  tmuber  nus- 
gevbeitet«n  Felsenaitzen  mit  einer  nchmalon  Terrasse  davor 
imd  an  die  Sitzreihe  im  rechten  Wiukc-l  anstoßend  eine  bank- 
artige  Stufe  vor  senkrecht  abgearbeiteter  Felswand  (vgl.  Atlas 
TOn  Athen  S.  20  und  Tf.  VI).  Das  hohe  Alter  dieser  Statte 
'dokameotiert  sich  schon  in  ihrem  ganzen  Plane :  über  einen 
altertflmlichon  HichtersitK  mit  Curtiue  hier  zu  erkennen,  ist 
reine  Phantasie,  da  A&al<^ien  hierzu  Tollatändig  Fehlen.  Da- 
gegen liegt  heate  die  Annahme  ausseronlentltcli  nahe,  diese 
FeUenthron«  mit  dorn  primitiven  Tbroukultua  drr  mykeiiiachen 
i2eit  in  Zusammenhang  xu  bringen,  den  die  Untersuchungen 
TOD  Rachel  übet  .Vorhcllcniache  Öütterkulto"  (Wien  1897) 
uns  wieder  erschloesen  and  die  neuen  kretischen  Fände  bestä- 
tigt bnheo  (vgl.  die  Abbildung  .liomcr*  S.  95). 

Die  Uaasb&nten,  AttaranIngen  und  der  gewaltige  sakrale 
'TolksTeranrnmlungsptatz  der  Pnyx  gehören  «omtt  eng  zusam* 
indem  sie  sich  tn  dem  einheitlichen  Bilde  einer  alter- 
tOmliehen,  primiliven,  aber  auch  zu  hohen  technischen  Lei- 
«tungeu  b^-fSliigten  Kultur  zusammeuschiieHsen,  wie  stie  uns  in 
allen  Schöpfungen  der  mykonixclien  Zeit  entgegentritt.  Wenn 
Wachsmuth  aber  behauptet,  ein  anderer  als  der  Örtliche  Zu- 
■ammenhang  der  Kultpliitze  mit  den  Feliiwohnungen  beütehe 
nicht.  80  möge  er  doch  erklüreo,  wie  sich  die  ungeheure  Pn;x 
und  die  damit  so  nahe  verwandten,  aher  räumlich  weitgetrenn- 
Len  Kultanlagen  in  eine  menscheuWre  Steinwünte  verirrt  haben 
sollen:  ein  absurder  üedanke.  Mir  «ergibt  i^ich  danach  ans 
den  monumentalen  Ueberreaten  auf  dem  Pnjrxgebiete  im  Süd- 
Westen  der  AkropoÜs  eine  unbefestigte  Unterstadt  der  myke- 
niatheo  Zeit,  der  Anfang  einer  eigentlich    städtischen   Siedo' 


gg  XngelliertDrernp, 

long,  irie  aie  aacb  in  der  Unterstadt  von  Hykenae  nachge- 
wiesen ist  Das  Pnyxgebirge,  dem  Haupteingange  der  Akre- 
polis  gegenüber,  war  der  von  ä&c  Natur  gegebene  Ort  bierfür 
(vgl.  Mykenae),  während  die  zwiBcbengelagerte,  isotierte  HShe 
dee  AreopagB  mit  der  gleichen  Natumotwaidigkeit  zum  Situ 
des  alten,  dem  Könige  ursprOogUch  untergeordneten  Ade^ratea 
werden  mosste,  als  dieser  mit  der  fortschreitenden  ttaaJJicben 
Entwicklung  neben  dem  Könige  zu  immer  größerer  Selbstän- 
digkeit emporwuchs. 

Diese«  Bild  des  ältesten  Athen,  das  die  Natur  des  Ortes 
und  die  erhaltenen  üeberreste  uns  erkennen  lassen,  konfarastiert 
nun  aber  merkwQrdig  mit  der  ältesten  und  scheinbar  wohlbe- 
grOndeten  üeberlieferung  hierüber,  die  Thukydides  U  15  nnB 
gibt,  und  darum  heftet  sich  der  Streit  unter  den  neuei>eai  Topo- 
graphen von  Athen  gerade  an  diese  Worte,  die  jeder  io  seioeK 
Sinne  zu  interpretieren  oder  zu  beugen  su<^t.  Es  dürfte  dar- 
um geraten  sein,  die  Stelle  in  ihren  Hauptsätzen  hier  tu  wie- 
derholen: '£nc:5^  Bi  Oijosb;  ^ßaoiXEuae,  .  .  .  xcd  xoToXüaaf 
Tüv  cÜJwv  juöXetov  zd  te  ßouXeurfjpta  nod  täc  ipX^  ^i  1*1*' 
vöv  7c6Xiv  oÖaav,  gv  ßouXeur^piov  ditoSetS«;  xal  itputoVElov, 
^uv^xtoe  Ttaivxas,  xal .  ,  .  -^vsiyxaoe  (ufi  nöXei  zaitVQ  XPfloÖwt  ■ .  • 
xal  ^uvofxca  i^  IxeEvou  'A^valot  Sxi  y.al  vQv  xf  fte^ 
eopT^v  Si][ioteXjJ  noioOaiv.  xb  ü  izpb  toO  i^  äxp6iioXic  ^ 
vOv  o&oa  7c6J.t5  ■^v  %al  t6  ötu'  aöxijv  npij  voTov 
)ic£XisTa  Tcxpa:[i}ievov  *  TEXfi'^ptov  Si'  zä  yiLp  lepä  iv  aÖTf 
T^  äxpoTcdXetf  xad  SXXinv  ^e^v  iazt,  xoci  Tct  l^tu  TEp&c 
toOto  t6  ftipDC  xfjc  nä>.Eb);  liäXAov  ESputat,  t6 
T6  Toö  Ali;  Toö  'OXwjjtTtlou  xai  t6  Üi^tov  xotl  li  zffi  T*];  xoi 
TÖ  (toO)  iv  Af{xvaic  diovüoou,  ({)  Tä  dLpy_ctt6ztfa  Atov6auc 
[t^  §(i)SexaTQ]  TcotECTOK  ^v  [tfjv!  'Avd-EOTEpiQvt,  SsTccp  xaL  oE  (ih^ 
'Adrivafwv  Iuvec  1 1 1  x  a  t  v  0  v  vofii^ouoiv  -  üSpuxai  Si  xat  (2XA« 
fep«  TuüxiQ  äpxa(<x'  xact  T^xp:^viQ  -c^  vOv  (liv  -e6v 
tupdcwwv  oOttt);  oxEuaciävtbtv  'SwEaxpouvq)  xaXoufiiv^,  ri  5i 
icc£Xai  (pavepüiv  i&v  mjyfüv  oäaäv  KaXXtpp6iQ  ä)vo|ieca{jiv)Q, 
ixEfvfj  "ceiyYticoooiQ,  xäi  nXei  jxou  £^u(  ixP^^'^°  '^  "^ ' 
V  0  V  £  T  i  Anb  xoO  äp^atou  npi  xe  yafitxav  xai  ^c  £XXa  xdv 
Eep&v  vo|u^ETai  x<^  OSaxi  xp^od'ai '  xaXEtxcu  5i  Siä  Ti]v  ntikcai)/ 


Beitflge  tor  'Ttrpognfitit  von  Alt-AlJi«B. 


I 


I 


Die  Kontrovers«  dreht  li^  hi«r  vor  ftllem  uu  die  Er- 
kläninfc  der  Worte  x«!  täi  l^co  (seil.  Tf,i  ixptm'Aaati)  ie^  Rp6( 
toÖTC  t4  (iipo?  T)J{  TccXi«^  [laXiffT«  ESputoi,  in  deiien  die  Ver- 
treter einer  ftlter«n  Iconservutiven  Ansirhnnnng  cine  Kestiti^ung 
d«r  kurc  suvor  aus^eeprocheneo  LokalbeBtinitnang  Haj  Ti  öic' 
aüTt|\  (seil.  Tijv  «xp6:roXiv)  -pt;  vsrov  ftdÄioTa  TeTp9E|ifLivov  er- 
Icennen,  d.  h. :  di(>  mite  SlaJt  nnch  dom  theseischen  Sjnnilris- 
mo«  lag  auf  dor  Burg  nnd  HR&erhalb  demeÜMn  stmeist  «Od- 
lieh;  Beweis  dafür  sind  die  älteatm  Ueiti^tHmer  der  Stadt, 
die  auf  der  ßurg  und  außerhalb  derselben  /umci^t  nach  dieeem 
Teile  der  St»dt  hin  d.  h.  nach  SflAev.  faio  erbaut  mnd.  D5r|H 
feld  und  eeinc  Anliünger  hingegen  interpretieren:  die  fifa  «öXif 
des  Theaeas  habe  die  Altropolja  und  ihre  Abhänge,  t6  6ic* 
aöT^,  nmfaßt  (die  Richtung  icp&c  -'Ätqm  [iä!l:cna  ein  irrelevan- 
ter Ztuatz) ;  Beweis  dafbr  »ind  di«  ältesten  HelHgtnnier,  die 
anf  der  Burg  nnd  aiifterhnlb  bis  un  dteflea  Teil  der  Stadt 
heran  d  h.  an  den  Abhängen  des  Akropolia  «rrbaut  nnd  (npö; 
nOto  th  (lipo;  alao  in  derselben  Bedeutung  wie  nphi  TO&np 
T^  lüp<0>  —  Dazu  kommt  ein  Streit  um  die  von  Thukydides 
beatimoit«  Lage  der  EnneakruDuM,  indem  die  einen  in  den  Wor- 
ten iyy^^  ^^'^  ^i*  B«i«hang  anf  die  naheliegenden  Heilig- 
tünter  dea  olynipiachen  Zeus  u.  a.  w.,  die  andern  eine  allge- 
meine  Bezinhiing  auf  die   filtcste    icöXt;    Oberhaupt  annehmen. 

Philologisch  betrachtet  nun  iat  die  Inkerpretation  von 
DCrpfeld  Bchon  dadnrnh  hefrenidpnii,  daß  sie  den  von  Thuty- 
dides  benrurgchobvncn  ßcgriff  der  Sudlage  der  Unbcmtndt,  fflr 
den  ein  Beweis  verlnnf^t  wird,  volbttändig  ansschsttei.  Und 
<be  ist  ßTBnimatiaoh  unmöglich,  da  aic  die  irtändige  Bedeutung 
der  Pr^ifKwition  iipö;  c  accns..  die  Uichtnng  nach  etwa»  hin, 
ninht  respektiert :  die  Deutung  ,  nach  diusem  Teile  der  Stadt 
(der  Äkropolia)  hin  >hiB  an  diesen  Teil  der  Htadt  heran> 
an  den  Abhängen  der  Akropolis'  iet  eine  Tsachenspivleroi. 
l'eberdies  wird  hier  der  Ausgangspunkt  der  Kichtang  atr&et^ 
h^b  der  Burg  angesetzt,  wihrond  die  Wort«  xoi  c&  i%ta 
iiVA  Anegangspankt  üwuifellos  auf  die  Burg  verlegen  (vgl. 
Rbsio.  Mas.  L  1»»&  S.  b72  f.,   LI  l^9H  S.  ÜW  f.,  und 


S8 


Engel  bart   Drerup. 


Wachsmnth  Nene  Beitrag«  zur  Topographie  Ton  Alhon,  Al>- 
handl.  d.  säclis.  Gesellech.  d.  VViss.  1897  S.  16/17).  Nicht  min- 
der graviörcnd  ist  es,  daß  Dörpfeld  mit  seiner  Aiisetzung  der 
von  Tliakydides  genannten  Heili^UniBr  des  olympiBchea  Z«ti3 
u.  8.  w.  im  Wcst«ii  dar  Burg  dem  Tbiikydides  einen  sclilinamen 
geogTaphi!«chRti  Fehler  anrechnet:  denn  keine  Interpretationn- 
tiuiist  bebt  den  Widerspruch,  daß  der  »iißerordenllicb  sorgHil- 
tige  nistoriker  liier  zwar  Änli4^eti  an  der  Westseite  der  Altro- 
polis  erwähnen  soll,  dennoch  aber  die  Lage  der  UuterstAdt  mit 
unzweideutigen  Worteii  Ttpirz  vixav  ^täXinza  bestimmt,  wobei 
dus  büigesetrte  n-äXiTca  den  Südosten  (keineswegs  aber  den 
vollen  Westwi  und  gar  Nordwesten)  mit  einschließt. 

Auf  die  Einzelheiten  der  topngraphiacben  Kontroverse  Ober 
die  Lolcalbestinmiunir  der  Heiligtümer  mid  der  Stadtquelle  hier 
ein2Ugi;liL-n ,  wllrde  mich  zii  weit  fuhren.  Doch  balte  ich  es 
fOr  xweckdien lieb,  io  aller  Kürze  wenigitbens  die  Hauptmamenle 
zu  rekapitulieren. 

Im  SUdi>»ten  der  Burg  ist  gesichert  der  vun  ['eisistraioa 
begonnene,  von  Hadrian  glänzend  rollendebe  Tempel  dee  olym- 
pischen Zcob:  ein  neiligtnni  des  AikiIIod  Pythioa  durch  den 
hier  gefundenen,  vom  jüngeren  FcisistratoH  geweihten  Altar 
(CIA  IV  l  no.  :t73fl  p.  41.  vgl.  Thukyd.  VI  51),  zu  welchem 
UesjchioA  s.  t.  iv  nu8-[()>  yiaxi  einen  von  Peisistratos  erhauten 
Tempel  erwähnt ;  ein  Heiligtum  der  (olympischen)  Ge .  das 
nach  Pausunius  118.7  im  E'cribolos  des  Oljmpieions,  nach 
Plutarch  Thee,  27  in  der  Nähe  des  itonieclien  Tores,  mithin 
im  StldoatcD  der  Burg  lag;  andere  uralte  Ileiligtllmer,  tticher 
ein  Kronion,  wahrscheinlich  aach  elu  Delphiuion  u.  s.  w.  (vgl. 
Wachsmuth  a.  a.  O.  S-  19).  Endlich  findet  sieb  hier  im  Fluß- 
bette des  Ilisos  eine  Quell-  urd  Brunn eaanlnge,  die  nach  dem 
unantastbaren  Zeugnis  des  ps.- platonischen  Axiochoit  -iGi  A  im 
Altertum  Kalürrhoe  hieß,  wie  der  von  Thukydides  erwähnte 
Bruuncu  vor  seiner  Herrichtnng  durch  PeiaiBtrato« ;  und  der- 
selbe wird  —  von  der  Erzählung  dea  Herodot  über  den  Pe- 
tasgerfrevel  V]  \'i7  und  dem  Zeugnisse  des  Krntiaos  fgm,  186 
(Schul.  Ariatuph.  Ritter  626)  xu  schweigen  —  durch  S{iäteie 
flranimntiker,  wuhi'DcheiuÜcli  nach  guter  alexandrinischer 
Ueberlieferung,  auüdrUcklicb  als  Enueakrunos  ijzapä  i&v  'l>.ioo6v) 


Beibrlge  vor  Topographie  von  Alt-Atben. 


89 


iproclien  ').     Niclit  nnchg^wiewn  ist  in  äient-r  Oogend  bis- 
her   nur  ein  heiliger  Bezirk    i«a  Dionysos  ,in  den  SUmjifen*, 
da   das  Heiligtum    dee  Dion^MS  Eleuthareus  am  Theater  mit 
dem  Dionysion  iv  Afjivai;  scliweriich  identifiziert  werden  darf. 
Im  Westen  der  Burg  hingegen  ist  ge^ictiert  ein  Heiligtum 
der  Ff,  xoupoTpifOv  nnmittelbur  ror  dem  Burgtore;  eiu  Heilig- 
tnm    des  Ap^llon  xtnb  \ttxv.fzti  (ün   £xpai;,  üTucxpaEo;)    in  der 
H  Hohle  am  Nordwestabhange  der  Burg,    nahe  dem  KordflUgel 
H^der  Pro|>yläfn,  deaseii  Inbuber    nach    Euripides  loa  28l>  (r.ii^ 
^Hmb  Uu&to;  iaxptcnai  xe  Hüj^toi)    Apollon  l^jrthins   gewesen  zd 
^^ein  scheint:  doch  ist  die  Beueiinung  des  Heiligtums  als  UCi&tov 
auci)  durch  die   kontroverse   Angabe  des  Hiilostrato»  vit.  auph. 
U  ].  5  nicht  bezeugt  (vgl.  Wacbsmuth  a.  &.  0.  S.  50):  eio  Hei- 
ligtaiii  den  Dionysos  in  der    neuRrdings  siiRgegrabenen  Niede- 
mng    zwi»ch(.'n  Äkrupuliit,    Art^Jimg  und   Hiijs,    da»   Üürpfcld 
oluie  bestimmtes   Zeugnis    als    das   Heiligtum  ev  AE^vat;    an- 

■  spricht;  endlich  eine  kUnsÜichc  Brunnenaiilftgo  am  Abhänge 
des  Pnyxgcbirg^s  (uuterliutb  der  Pnyx).  iinbe  dem  Dionysoe- 
beiltgtum,  die  eine  gewaltige  Waeserteitungsiuilago  de:^  ti.  Jubr- 
handerta  absclUoti.  eine  wirkliche  Quelle  (xfYjvrj  und  xr^yd 
9gcv£pa{  nach  Thukyditles,  nr^yri  iiivti  nach  Paiisanins)  aber 
niewa]«  gen'Mca  sein  kann.  Gänzlich  bypotbetiflcb  ist  das 
Heiligtum  de«  Zeus  Olympios,  da»  Dörpfeld  neben  der  Höhle 

■  des  Pao  ansetzt,  weil  nach  Strabo  IX  -104  iv  t^»  isixsi  ^7x^0 
WO  ll'>*f5tj  xai  Toi>  'OX\i\iiti'i\t  die  tiyäpx  loO  'AatpotJWtfou  A165 
lag,  die  wegen  der  Blitxbeobacbtimg  aar  am  Nordweatabhange 
d«r  Burg  angenommen  worden kOone:  eiao  kciaeawegs  zmngende 
und  nach  einer  anderen  stelle  des  Strabo  IX  396  sogar  nn- 
wahfsebeialiche  Anset-zung,  die  auch  durch  die  jüngsten  Aus- 
grabatigRn    nm    Nordwoatabhange    der    Burg    nicht   bestätigt 

■  worden  ist  (rgl.  Wacbümutb  a.  n.  0.  S.  »O). 
Auch  nach  der  topograph i sehen  Eridenz  also,  die  auf  der 
«iDen  S«ita,    im  Sadosten,    vorläuflg   nur  noch  ein  Bionysion 

*}  Vgl.  WncbsDinlli  A.  o.  0.  S.  \9i'^4.  Die  ?ixierUDg  <1er  KoAki^pini 
^-  'Evvtoix;>c-ivac  im  •ililaatlicht'n  Stadtteile  wird  Ubrigcnn  iiudi  ilarcb  die 
urtansL-be  Krv&Kunt;  coiicbert.  diui  PeiBltlnitos  aerude  diMäer  (legriid 
teiDe  besoDÜere  l'Unor);«.-  bat  luittt-deilieii  luaen  durcb  die  Anlege  de* 
01]rm]>iei4aa.  du  Pytiiioni,  des  DiooysMteiupeli  und  der  Orvheatr&, 
«■bracbeialiob  ouch  duR  panatbcDlischen  ätadions  und  dea  Ljkoiens: 
pBHt  die  AnafCtttaltuui;  det  St&dlbninneaii. 


r 


90 


Engelbcct   Dierap, 


vermisseu  lälSt.  willireud  all«  anderen  Angaben  des  Tfautjdidia 
liiffr  ein«  zweifellose  BestüLigung  finden .  die  Huf  der  «ideni 
Seite  dagegen,  im  WeKten,  das  von  Thukydides  au  enter  Stelle 
genannte  Heiligtum  des  o1j7npia«hen  Zeus  vüllig  unbsstiiuiobsr 
Ußt,  ein  Pythioii  und  ein  Dionynion  iv  A''|xv(ct(  nur  durcb  un- 
gewitwe  Konibinationfii  gewinnt  und  auch  der  Identi&katioo 
der  Enneakriinos  srh  wer  wiegende  IJedenken  entgegensetzt, 
stößt  die  Dfirpfttldsche  Hypotheee  auf  Schwierigkeiten,  die  sich 
der  älteren  Ann»lime  nicht  entgf-genRtellen,  Im  Vereine  mit 
der  oben  bezeichneten  Unzulänglichkeit  der  philologischen 
Interpretalloii  ist  damit  die  Konstruktion  DÖrpfetda  als  ao- 
hnltbnr  erwiesen. 

Freilich  hat  die  äUvre  Anschauung  mit  einer  Konfusion 
des  Paiisanim.  der  beritchtigten  Krtncakrunosepisode  nicfa  eü>- 
xufindcn,  die  den  NcuurÖhrcuhruiiuMi  und  sL-ine  Umgebung  im 
Zusammeofasjige  mit  der  Harktperiegese  besrhreibt  (1  14), 
so  zwar,  daß  der  Schriftsteller  zu  Anfang  von  c  14  nach  einem 
langen  historischen  Exkurse  Aber  Diadochengetüchichte  auf  die 
iürwShniing  des  Odoions  c.  8.  6  KurUckgreift.  eint  kurze  Be- 
schreibung der  Euneakruiios ,  der  TcmpL-l  der  Demeter  und 
Köre  iiiikp  i^v  xpiynjy  und  des  Triptolenios  mit  Deiziehung  den 
Demeter-  ond  TriptukimüsmythoH  einfügt  und  jedenfalls  in 
14.  2  gegen  Ende  mit  der  Erwähnung  des  Eleusinions  an  den 
Fuß  der  Burg  und  auf  den  Markt  zurückkehrt.  Wenn  aber 
UCrpfeld.  dem  Pausaniaa  als  einem  viillig  ^uveilüsälgeii  Schrift- 
Bteller  folgend,  hiernach  die  ßninnenanlage  am  Fuße  dm  Pnyx- 
gehirgea  uls  EuneukruncM  anspricht  und  demxufolgi?  auch 
die  Lokalisierung  der  Maiktbescbreibung  in  wichtigen  Punkten 
QDi^eataJtet.  um  eine  KusummenhÜngeud«  Führung  des  Paum- 
uias  zn  gemnoen,  bo  hat  docb  schon  Wachi^mßth  a.  n.  O.  S.  29  t 
nachgewiesen,  duL>  uns  auch  su  ,eiii  recht  großer  Sprung  dea 
Pausanias  aus  seiner  Marktperiegese  nicht  erspart  wird*.  Der 
Widerspruch  zwischen  Tbukydides  und  Psusauitts  aber  iH  in 
keiner  Weise  hinwegzudisputiereu,  da  die  Ton  Dörpfeld  mit 
der  ihm  eigenen  Sicbcrhüit  bclit^bte  Bezivhung  von  zY^i^cÜT^ 
bei  Tbulcydides  auf  die  alte  Folis  all'er  Kritik  ins  Oesicbt 
schlägt.  Und  wer  Ton  jenen  beiden ,  dem  ersten  Uiirtoriker 
des    Altertums,    dem    Athener,    der    aiob  in    topographiacbeD 


i 


I 


Btitrflgc  zur  Topogrftpbio  tOb  Alt-Athvn.  ^ 

Dingen  ftucfa  aonst  sla  ein  äußerst  gewiaMDhatter  Beolwobter 
2«igt,  und  dorn  [«ichtfertigcn  Skrib«Dt«n  I's-usaoias.  der  «id«d 
Wust  ooTerdaabir  GelehrMmkeit  mit  kurzen  topographUcben 
Notixen  weit  f«ni  von  Athen  zu  einem  niclit«  weniger  ftlsaa- 
scbaulichcii  Bilde  verarbeitet  hnt,  unsor  vollo«  Vertraoen  Ter- 
dieot .  kann  keinem  Zweifel  nnterliegeu.  Zudem  widersteht 
derLok&lb«rund  gtmz  auBdrücklich  d»na  DOrpfeldsch^  Schema, 
dn  BUch  PauBanias  in  Uebej«instimiiiiuig  luit  Thiikydidea 
(Kpf,v)],  rrfj^ai  ipjtvspa!)  die  BuneitkruaoB  als  eine  nr/y-rj,  ja  über 
Thakydjdes  binausgebead  aU  die  77r,yii  |iiv*]  der  Stndt  be- 
■aichnet,  was  uiir  die  einaeicige  und  wider8]iruehfivolie  B«trach- 
tong  I>6r{>feMii  auf  dt^u  WBti.>ierIt!itiiugHbTUiin<>ii  an  der  Frtyx 
beuehen  kann  (Tgl.  Waolismiith  a.  a.  U.  S.  28).  Ich  kann 
darum  nicht  umhin,  in  der  Verbindung  der  Bnneakmnos  mit 
der  Marktperiegtisu  bei  Paumnias  einen  groben,  darcb  die  dnran 
unknOpfendeD  Kontroversen  bedeutuogsvolU'n  N'itchläesigkcita> 
fehler  de«  SchriftHtellers  zu  erkennen,  der  sich  vielleicht  Bau 
einer  Konfusion  tofMigruphiscliHr  Notizen  (Ub«'  die  verschiede- 
non  Odeien  ron  Athen  etwa,  das  am  Markte  und  äas  des  Peri- 
Um?)  ecklärt 

Hiermit  sind  wir  jedocTi  vor  die  Qmndfrage  der  Topo- 
graphie de»  älteüten  Athen  geatallt.  wie  sich  die  üntKnttadt 
im  Westen  der  Burg,  die  wir  aus  den  sicheren  monumentalen 
Ueberreflien  erschlnuen  linben.  mit  der  im  ^(idoiiten  ver- 
einigt, die  ua*i  dw  iitchere  hiatorixtho  Urteil  des  Thiikydides 
verbürgt.  Denn  auch  die  Existene  eahlieicher,  ureter  1-leilig- 
tOroer  und  eber  alten  Stadlquelle  im  Sudonten  der  Airopoli«, 
die  sirh  auf  einem  verbttltnisuiS.ßig  kleinen  Kaum  iLusammea- 
drSngen.  kann  in  der  Tat  garnicht  anders  erklärt  werden  als 
darch  die  Annahme  einer  uralten  Siedelang,  einei'  zur  Bdi^ 
gehörigen  Unt«rstiidt,  diu  von  IVisistmfcoA  wolil  ventcliÖDert 
and  aoBgestaltet,  aher  eicher  nicht,  erst  gegrtindet  worden  ist. 
Die  Meiuuo)*en  der  neueren  Topographen  geben  non  hier  diame- 
tral auseinander,  indem  die  einen,  auf  die  MonnmentfgMtlltzt, 
Dur  eine  SiedeluBg  im  Westen  anerkeuueu  und  das  Zeiigois  dea 
Thukydides  dnrcb  QewaltiaitUü  hiermit  in  Einklang  bringen, 
indem  die  andern,  die  Bedeutung   der  Monumente  im  Westen 


Gngd  It)  ort    D  r«r  up, 


verkennend  und  leugnend,  mit  Tliukydides  die  älteste  Unter- 
stadt Dur  im  SQdosteu  ansetzen. 

Noch  meiner  TJeberzetigung  kaben  in  der  tatsäeliliclien 
Fixierung  beide  Parteien  Recht,  indem  sowohl  die  seoguis- 
lo»en  Mcnuniontc  im  Westen,  h1»  nucli  die  von  Thukydidei 
allein  beracIcHichtigten  UeiligiDtner  und  die  iJruuneuant&g* 
im  Stldosten  einen  völlig  sicheren  RtickachluU  auf  die  Oeatal- 
tung  der  ältesten  Cnterslndt  an  die  Hnnd  gebe».  Der  Wider- 
spruch unter  dt>u  Topogrftphen  aber  ii^t  zii  einem  guten  Teile 
dndiirch  entstanden,  daß  man  die  ,geschiclitliclie  Uebertiefeniug*' 
des  Tliiikydides  in  ihrer  Bedeutung  nicht  riclitig  erkannte  und 
würdigte. 

Wer  mit  offenen  Augen  die  Darstellung  des  Thntcrdtdes 
n  15  ÜöKt,  kann  keinen  Augenblick  darüber  im  Zweifel  sein, 
daß  die  .geschichtliche  üeberlieferiiug",  die  der  Geschieht«- 
Schreiber  uns  hier  vorlegt,  [nichtit  anderes  ist,  als  eine  histo- 
rische Konslniktiuu.  Zuverlässige  geschichtliche  Ueberlieferung 
war  nicht  vorhanden  über  die  ursprüngliche  Bei^iedelnng  des 
Landes  nstii  xw^xi,  «beiiHuneiiig  über  den  vuii  TheHeuH  vex- 
anoUlteten  auvoix:a|i6;.  Nur  in  der  Volkssage  hatte  sich 
dunkle  Kund«!  bierllber  bewahrt,  die  fUr  den  kritinchen  Histo- 
riker einer  UestÜtigung  buduri'te:  diese  Gndet  der  Oeschichts- 
Schreiber  in  den  5wvo''xta  Sit  xoil  vOv,  Die  Lage  der  ältesten 
Btadt  aber  war  auch  in  der  Volks^age  nicht  bestimmt:  darum 
konstruiert  Thukjdides  sie  ans  einem  topographischen  lex- 
[i^piov  (Loge  der  ältesten  Heiligtümer  und  des  Stadtbrunnens), 
das  unterstlltzt  wird  durch  uralte  au  diesen  Stätten  haftende 
Kultgebräiiche.  Spätere  Bistoriker  in  alter  und  neuer  Zeit 
sind  dem  Thukydides  auf  die-nem  Wege  zu  einer  phantaatiscfaeD 
Ausgeetaltuiig  des  ältesten  Stadtbildes  gefolgt,  ao  z.  B.  Klei- 
dcmos  (fgm.  6)  in  seiner  Schilderung  der  Amazon enachlacht, 
so  auch  Wathsnnith  frilher  I  8.  HR7  ff.)  in  seint-r  Bestiminung 
einer  pelasgischen,  ionischen,  thrakisvlien,  phönikiscben  An- 
siedelung auf  studtathenischem  Itodun. 

Für  die  kritische  Ilist-erie  unierliegt  jede  derartige  Kon- 
struktion, auch  die  eines  Thukjdides,  der  Nachprüfung,  die 
ftich  uicht  auf  die  gruodlegenden  Tatsachen  der  feäten  Tex[if;pu(, 
sondern  auf  die  dttnus  getogenen  FolgerungeQ  bezieht.    Bei 


I 


B«Urtge  sur  Topogmphie  von  Alt*Atbeii. 

Tbnkydid«)  nun  kiuin  an  der  Richtigkeit  des  SehluBsce,  daß 
die  LsLge  älteeter  Ueüiglttmer  außerhalb  der  Burg  audi  die 
Loge  einin-  uralt«a  Anstüdehing  bestioime,  nicht  g^Kweifelt 
werdöD.  Eine  andere  Fraf;e  aber,  die  mit  dieser  FeststclIuDg 
nichts  /u  tun  hat,  ist  die  Pri^e  nach  d<^r  Vollständigkeit  des 
BeobachtuugsiuaterialB,  das  der  historiichen  KnnHtruktion  zu 
Gmnde  gelegt  ist.  Und  eine  Un Vollständigkeit  nach  dieser 
RiclituDg  int  bei  Thukjrdidea ,  dem  tmtz  eindringenden  ge- 
schichtlichen Verständnisses  eine  Vorstellung  von  der  ültest^a, 
lajkeniscben  Zeit  aeiaea  Volkes  völlig  abging,  nach  meinen 
froheren  Darlegungen  Aber  die  Uebcrreste  auf  dem  Pnyxgebiet 
sicher  zu  konstatieren:  diese  glückliche  Lage,  mehr  zu  wissen, 
als  der  den  Ereignissen  um  so  Tiel  näher  stt-heude  große  Qe- 
■chiehtaschreiher.  verdanken  wir  den  Erkenntnissen,  die  wir 
durch  die  Au^rsbungender  letzten  Desenuieii  gewounea  haben. 
Sine  Erklärung  dafOr  aber,  daß  Thukydidea  die  Oegeud  im 
Westen  der  Ahrofiolia  völlig  Übersah,  ergibt  sich  uns  leicht 
dadurch,  daß  die  üUdöstliche  tStadt  mit  ihren  rettgiOacn  Stif- 
tuugesi  darch  die  besondere  PUrKorge  der  Tyrannen  (vgl.  S.  8d 
K  Anm.)  daa  westliche  t^tudtgebiet  mit  seiuen  gleictifalls  uralten, 
'ober  qittter  wenig  mehr  hervortretenden  Gütterkiiltcn  völlig 
in  den  Schatten  gestellt  hatte.  Die  gewaltige  Piiyx  war  für 
Thnkydidi-s  n^urgemäß  der  demokratiache  Volkavergammlunge- 

Iraum,  deaseo  Entstehung  er  nicht  weiter  verfolgte*^);  Tempel 
zogen  hier  die  Aurmcrksanikeit  nicht  auf  sich,  und  die  ganze 
Oegeod  dea  Pnyxgebirges  war  zu  seiner  Zeit  wohl  schon  Yer- 
fideit  und  fast  menschenleer  (Schol.  Aeschia.  1  «2).  Dtc  Bevöl- 
kerung hatte  sich  von  hier  verzogen  in  den  Talgrund  zwischeo 
Pbyx,  Ajreopag  aod  Akropolis,  dessen  sanitäre  Verhältnisse 
darch  die  Wasserleitung  der  Tyrannen  wesentlich  verbessert 
worden  waren,  in  den  glänzenden  Stadtteil  des  Stldostena,  in 
den  industricrcichcn  Stadtteil  des  Xordwe-stcns  um  den  Markt 
im  Kerameikoe. 

Die  Anfänge    der  Stadt  Athen,   die  in  der    mykenischeD 
Zuit  wurzeln,  weiaen  also  außerhalb  der  Burg  kein  geschlossenes 

Jh  KI«id«nta«  a.  a.  Q.  («faeiot  dio  Pdjpx  nllndiDO«  ror  eine  Anlage 
ünoit  g«b&lUii  (U  babeii,  da  »i  a>«  fOr  aiae  Lokftlbutimmang  der 
Dii4ik*dilaGbt  verweadet. 


J 


^    Biig«lb«rt  Dr«rup,  B«ier&tr«  xiir  Topognphie  ron  AlUAthon. 


Stndtbild  auf.  indftn  die  Bewnbner  der  Unterstadt  auf  die 
Höben  im  W«st«n  der  Burg  (in  oiahreren  Öruppen)  and  au{ 
die  Tnlniedr>run^  im  Sflilo*t)«ii  iiieh  verteilten  —  ob  noch  aaf 
anilere  Orte,  ist  fUr  uiih  nicht  iiii>br  zu  beatitnmeo.  Diese 
Ansiedelung'  xaxii  xc>>|ts;  entspridit  min  aber  durfbiuis  der 
Bntatabung  der  älteren  griticbiücben  Städte  llberhaupt,  wie  vrir 
(äo  an  vielen  Orten  noch  nncb  weisen  können.  Aucb  ,Mykenae 
bildete  keine  mnhi^itlicbv  Sudty[emelndt*,  sondern  bestand  aus 
einem  Komplex  von  Ortscb»ften,  die  sich  «n  die  Künigsburg 
anaRhlosaen*,  und  Sparta  war  noch  in  gexcbicbtiicber  Zeit  ein 
„Komplex  von  4  oder  5  offenen  Dörfern'  (lid.  Meyer.  Ge- 
tfcbicbt«.-  dee  Altertliitrus  II  S.  1G6  uiid  2d5,  wo  n^blreicba 
Bpi.«piele  gesammelt  nind).  Im  bsBonderen  dürfen  wir  diese 
ZusauHiienmedehntg  inelirerer  xüiiiac  auf  dem  ßü<ten  der  itpK- 
tet^  Stadt  Atben  wohl  ala  eine  monumentale  Be»täligung  dee 
Iheaeischcn  Tuvoixia|i5;  betracliten.  deasL-ra  Bedeutung  dem  An- 
denken der  MeuiKhen  entschwanden  war  and  von  späteren 
Geechicbtefur^clifrn  uur  durch  sclieinbor  cxukt«,  in  Wirklich- 
keit aber  völlig  luftige  Kombination  erechloesen  worden  isfc: 
Bfli  M  nun,  daß  diefle  ,Zii&tuntncn9iedelung''  nur  nuf  «inen  po- 
litisehfin  Zuaauimenscbluß  ursprünglich  «elbsliindiger  Dürfer 
am  Fuße  iea  Bur^felfena  sich  besieht,  sei  vs  d&ß  in  dieseoi 
getrciiaten  Dörfern  Kinwobner  verschiedener  attiächer  QmoM 
wiederum  xacra:  xüjia;  zusaDimcngesiedelt  und  die»e  xuftai  nan 
2u  eiueiu  städtischen  GemeiuwMen  zusammen gtfaßt  wordtm 
lind.  Und  wenn  «ine  bloße  Vermutung  zu  äußern  gestattet 
ist,  so  tritt  noch  die  einzigartige,  gewaltige  aakrale  Volkarer- 
sammlungsanluge  auf  der  Pnyx  erst  durch  eine  Verbindung 
mit  diesem  Xnaammcnscfaluß  getrennt«  Ortschaft«a  in  das 
nehte  Liebt :  es  ist  —  als  das  WahtMichen  einer  Großtat 
d**r  inneren  Politik  am  ehesten  verständlich  —  der  von  oinem 
mykenigi'ben  Könige,  dem  The«««»  der  Sage,  geschaffene  mo- 
numentale Äusdnick  einer  nach  Hader  und  Streit  endlich  or- 
zielten  bürgerlichen  Eintracht  und  slädtiücben  Einheit 

München.  Enifclbert  Drcrup. 


IV. 

Metellus  caecatus. 


,L.  Caeciliu8    MeteHuii  ratteU  2>ll  v.    Cbr.    bU    Pontifex 
tsiAximiu    bvi    uinem  IJran<)e    iim  Fallftdium    aus  dem  Tempel 
^der  Vest»  and  wind«  dabei  dm  QesivhU  beraubt:  deshalb  er- 
richtet«  miui  ibm  «Ine  Statu«  uni]  gestattete  ihm  in  Ann  Senat 

■  XU  faiirau." 
Di«  hier  mit  Dtumaan"»  Worten  wiedergegaberte  KnÜh- 
lang  wird  auch  ron  Nieliuhr,  Schwe^^ter,  Frell«r.  MomniHen, 
Dine  n.  a.  ohne  AndeutuREr  eines  Zweifelt)  »n  Wmr  Kichtigkeit 
erwähnt').  Mit  Benifung'  auf  Ovid.  Fast.  VI.  431  ff.  glaiiht 
Preller')  eioeu  Wi-'cbsel  in  der  Beurteilung  den  Erei^uiases 
konstatieren  za  kSnnen :  UrsprAnglich  habe  man  dem  Metdins 

kden  Vtrlust  seiner  Augen  durch  die  FßuembrunBi  xum  Ruhme 
•ogerecbnet  und  dafUr  in  die  Kurie  zu  fuhren  erlaubt;  später 
•ei  die  Kinbuße  des  Augenlichts  als  Strafe  aufgefaßt' worden 
weil  das  Palladium  von  keineni  Manu  geseheti    werden  sollte. 

')  DrumaoD.  Goch   Eon»  II  (l^ih)  S.  1$.   «benM  2.  Ann.   (19A2) 

&  10.     Niebubr.  ßO.  11-  IIH^X')  ^-  4^9.  ■>*      8oh«reKl«r-    R-0.  I    (1853) 

8.  aSA.     Pteller.  BCiil  M^b.  (18&8)  S.  2G6  a.  &44  ;  ebenso  8.  AdE  (bei. 

Lroa  B.  Jordnn  lAM)  I,  2S9  o.  II.  1Ö9.     Mommion,  Hßm.  .^t.R  I'  (1^7il) 

^  91»,  ^    Ihne.  R.G.  II'  ( 186»)  ^.  7l.  i.    mxmno  s.  R  Bi:(:k«r,  KOiii.  Alt 

2  I184ßt  S.  4lä  A.  Sä,   «owie  die  KnmiiieDtakiTea  xu  den  «touliiflO 

lleastellen.  &.  B.  Raperli  bq  Juv.  III.  l^.    Gteng  >u  Ot.  Put.  VI, 

US  G.  a. 

1  Praller.  B.  Mrth.  11',  10».  Die  Bemfuns  auf  die  Ovidibetl«  ist 
IbrifRui  Dicht  i^aiii  berechtiict.  Dcaa  tii«r  et^nt  alleiding",  ■lii&  du 
Bstret«ti  «let  Tümpels  verboUn  «-»r  (vir  intrabo  nun  adeontla  viio), 
aber  BioliL*  van  der  Erblindung  oder  Qiierbaupt  einer  Uetlrurung  do* 
Hetella«,  E«  boiflt  im  Ueganteil:  factum  de*  ra|)ta  ^robuvit.  Kber 
Ufct«  Praller  di«  Stellen  aai  Swicoa  und  Pliniui  fÄr  leme  AuffiMiiunK 
aoflÜmo  UnDen.  äollt«  der  NacliipatR  froLinirtn,  daß  die  £ibliD<iuaK 
«ai  apll  erfvailan  worden  iat,  ao  nJlt  damit  aatHrlicb  dt«  tou  l'rellat 
Tonnclite  Oatenebeidung  zweier  BeurteitanKawuiM»!  von  lolbri.  weg. 


96 


0.  Lern« 


Älleiu  (lie  heiilt-ii  Hauiittpile  (lieser  Ery-ülilun^,  die  Ket- 
tungslhat  des  MetelluM  mi«l  seine  Erltliudutig,  »ind  weder  gleich 
wahrscheinlich  noch  gleich  gat  bezeogl.  Jenes  hat  zuerst 
Wende  und  nach  ihm  Müiixer  geltend  (xemaclit ') ;  die»  ist  bis- 
her gar  nicht  bernck.sichtigt  worden.  Meist  werden  am  Schluß 
der  ganzen  EnBhlutig  die  ssnitlichL-n  üflL-|jstcllen  zitiert,  die 
von  der  Hetbungnthat  handeln,  ohne  UUcksicht  darauf,  daß 
die  Erblindung  nur  in  einem  Teil  derselben  erwähnt  iat  *). 
Durch  Beachtung  dieses  Quellen  Verhältnisses  ^)  läßt  sich  aber 
nicht  Diir  sicher  crweinen,  daß  die  Erblindung  des  Metellas  oicht 
biBtoriBcli  iat,  sondern  auch  eine  ganz  bestimmte  Vennutuag 
über  die  Entxtehung  dieser  Sage  aufstellen.  Hotitu  dit^fu;  im 
Folgenden  zur  PrUfung  vorgelegte  Vermutung  Zustimmung 
Bnden.  s»  dtlrftc  in  der  Metclluaerzählung  ein  Bdnpii^l  dafUr 
erblickt  werden,  wie  in  die  ältere  rüniiscbe  Ouscliicbte  auch 
noch  in  kaiserücher  Zeit  und  nach  ihrer  maßgebenden  Za- 
sammaafftsauug  durch  Livius  Entstellungen  und  Vcrfalacbungcn 
eindringen  kounten. 

I. 

Der  erste  Teil  der  Erzählung,  das  rettende 
Eingreifen  des  Metellus  beim  Brande  des  VentatempeU, 
ist  meines  Wiasena  bisher  nur  von  Rud.  von  Seals  ^)  als  un- 
glaubwürdig verworfen  worden.  Er  gibt  folgende  Begrün- 
dang: »Die  Rede  seines  Sohnes  Q.  Gaecilius  Metellus  wäre 
nicht  so  entactxlich    farblos  geblieben,    wenn    der  Vater  eine 

■)  Wende.  D«.  Ca«cilm  Metellia  (1875)  iJ,  17.  MttuMr  iu  FauU- 
mwowft  111,  l'im  (1S99). 

*)  8o  X.  n.  von  Drumaim  urnj  Scbw«gl«r.  «b#ii»o  noch  von  MüQier. 
Mflntar  hat  es  «bonso  wis  Wende  uotarlaaiteD ,  fQr  doa  Zweifel  nu  d«r 
£rblindun(t  den  UnUrschiftd  dor  Betongung  Mtltcnil  in  mAchoii. 

*)  bi«  That  des  Metollua  wird  orwähnt:  Varro  bei 
Angufit.  de  t'tv.  D.  VI,  2.  Cic,  uro  Seauio  El,  48.  Dion  Hai.  11,  €6. 
OTid.  Kaat.  VI.  437  ff-  Liv.  por  IIX.  A.igust,  d«  «v.  D.  III,  l8.  Orot 
IV,  11.  Val.  Max.  l,  4,  4.  Sc».  Oontr,  IV^  2  und  Vll,  2,  7.  Pim.N.II. 
VII.  ISil  ff.  Juv.  Siit,  EU,  138.  Pwudft-PlBt.  Par.  min.  17.  Ampeliu 
SX,  11.    Scbol.  in  Jav.  IM,  liJH. 

Dia  Stellen  für  die  Erblindung  »ind:  Siw.  Oontr.  !V.  £. 
San.  dial-  I.  h.  2.  Plin.  N.  H.  VU,  141.  Juv.  SbI.  VI,  266.  Pi.-Plot 
Far.  um.  17.   Ampoliun  XX.  11      ^chol.  in  Juv.  IM,  ISS. 

Die  Stutuo  wird  nur  von  I>iAn.  Hai.  II,  (iC;  lUc  Rilauhni«,  in 
d«D  Snnatau  fahren,  nur  von  Plin.  N.  H    VII,  Ul  «rwahnt. 

*J  BOmüichu  Studien  H.  131  Anm.  5  (im  F««tgruß  aus  Intubnuile 
ao  die  Wiener  Pkilülügtrovenaoiinlung.  lütö). 


M«teUns  eaecatiu. 


9V 


I 


SDiehe  That  Tollbracht  hatte  oder  schon  AneKtze  zur  S&ge  ror- 
bftiidcu  gcweseo  wären !  Dieav  laogwoUiKC  jedes  itidividuvlleD 
Lelieos  eutbebreude  Ued«  hat  nocli  Pliuius  g«]«8eii ;  vrer  dec«m 
maxuiDtt«  nn  aufiihrt,  hätte  doch  «iuhurlicb  dJcss  That  aa- 
ßthren  mOseeti*.  Wie  ScaJa  zu  diesem  absprechendeD  Urteil 
ab«i  die  R«de  kommt,  ist  nicht  recht  «reichtlich.  Wir  wissen 
von  ihr  nur  durch  PHmus '').  Was  di«eer  fpht,  ist  aher  oicbt 
die  gaoze  Red«,  Hndora  nur  das  Thema,  dor  Gmadgedank«. 
deo  der  Soho  aeiDer  Uudatio  T0rau8g««chtckt  hat:  Die  10 
BchOluteD  und  größten  Dinge,  in  deren  Gewinnung  verständige 
Männer  ihren  Lebenszweck  8«hen,  habe  sein  Vater  alle  in 
sieb  vereinigt.  Er  habe  der  erste  Krieger  sein  wollen,  der 
beste  Redner,  der  tapftrtt«  Feldherr  u.  a.  w.  -~  Diu  alles  sei 
ihm  gelungi^u  wie  keinem  andern  seit  Roms  Grdndung.  Unter 
den  decern  maxnmae  ins  lülhU  also  der  Sohn  niclit  einzelne 
XbaLuD  iea  Metellus,  aocdem  die  allgemeinen  Ziele  stfiaes 
bens  und  »eines  Ehrgeisea  auf.  üJithtn  hatte  an  dieser 
«IIa  die  Rettung  den  Palladiums  keinen  Platz  und  ihr  Fehlen 

')  K.  H.  V[|.  Vi9  :  Q.  Mft^llm  in  na  omtiniiA  quam  liabnit  aupra- 
niii  landibn«  ).atrid  aui  L.  MutelH  pnntiticiii,  W  contulH,  dietatorU, 
»n^tri  eciuiCani.  quindecemriri  ajjtü  dandiit.  qui  pltirimoa  elephuitoi 
ex  pHino  l'nntc«  h,illo  Jnxit  in  InuinpliO,  wcriptom  r^liijuit  decern  ma- 
xiniu  res  optitnacque ,  in  <)Tiibn«  qiia«rendiii  »ttpiftnU*  ocUbem  cxig»- 
reitU  coDBammtuee  eum  (UOj  t-nlutMe  «mm  prim&riuin  bsllatorem  «sM, 
optiinum  arAl^rom ,  fortiuimiim  imperatoiem,  auspicio  «na  maziniaa 
rt»  fniri.  maxiiDO  benoM  nti,  mmmA  ABpientJA  oaa«,  ■ummuro  lenatarftm 
liaberi.  [>ecDiiiHtii  msgnam  bono  modo  inrMiir«,  mulLoi  tiberoa  relin- 
qMre  et  dariMtmnm  in  uivitate  Mse.  Haeo  conti^iaie  ei  nee  ulli  alti 
paat  BtMnaai  eaaditam. 

(Hl.)  Lon^ui  «>Bt  refullero  el  «upi'rviuauum  abuode  uno  ua«a 
rafatnnte  sliiaidem  in  Metellua  orbnm  luiuinibus  ciegit  tieiiectara 
«miacii  mcendiu,  cum  Paljudinta  rupttrft  ex  iw'ia  Xetlou,  tnetiiorabili 
caiua  f»d  BVentu  iniaero.  quo  ßt  ut  iiifulii  t]ui>l<-iii  diui  non  d«beat, 
felii  Umen  non  pi>t*it. 

Tribuit  ei  [lopuliu  Humunux  fjuitd  nulli  ulii  ab  condito  aevo ,  at 
quotieiu  ia  senatum  iret  euriu  veiieretur  ad  uunain. 

MugntiiTi  et  Bublime,  led  pro  oculia  datain. 

Der  flinianiscIiH  Abichnitt  i«t  hinr  durob  dea  Dnink  in  vier 
Teil«  ([egliedert.  voii  denen  mir  diir  ervto  und  dritte  aua  der  Leielian^ 
nde  za  ■lammeu.  der  zweite  und  rierle  dLl^  Kritik  dea  Pliuius  lu  enthal- 
ten acheioen.  iS.  unten  Ü-  070  u.  5S1.)  Die  viur  Teile  lOion  «Jcb  nb  wie 
Be<le  und  ti«^nri;dR;  dh>  Anlaii«  dm-  Kuixntn  KIhIIa  iat  rlieUiriacb,  wie 
diaa  beiPiioiuH  .nicbt  aelleti  mitten  iu  i^anR  Oden,  nuliatiicli  dar  uicht 
vesarbeiteten  Purtieen  Toikomnit*.  Vrgl.  Norden,  Antik«  Kunstpraia 
I.  tl&.  Hebt  plininniich  mt  im  iwuiEttn  Abacbnitt  di«  lat«  AnfUgunc 
d«i  AbL:  memarabdt  cuuia,  led  ev«Btu  niiaero  (cfr.  UQIler,  Der  ätil 
dea  alteren  Plinioa  S.  2dj. 


99  ^^K^^  0.  LeuKu. 

kftnn  niclit  als  Beweis  K^gen  ibrt-  Geacliichtliclikeit  angefOhH 
werden. 

6owiü  hat  aber  Q.  Mutellus  seine  allgemeinen  Behaup- 
tungen im  weiteren  Verlmif  der  Hede  begründet  unil  er 
konnte  dies  nicht  antlers  thiiu,  aU  indem  er  nach  il«r  voraua* 
geHchickte»  Disposition  die  einzelnen  Thatsachen  »us  sein««  Va- 
ters Lehen  der  Reihe  nach  behandelte.  Er  wird  nicht  ver- 
säuiut  liabe^u,  zu  Punkt  4  (atispicio  siin  mnxituas  reu  geri)  die 
wichtige  Schlacht  hei  Panurmuii  und  den  glaiizendeti  Tnumpb 
zu  erwähnen:  %'ie)Ieicht  ist  gerade  dadurch  die  Notix  bei  Pli- 
n!ii8  veranlaßt  worden:  qui  pluriinos ')  elepliantos  ex  primo 
Piiuicu  bellu  ttuxib  in  triumpho.  Wohl  .sicbur  aber  stammt 
aus  der  laudatio,  was  Plinins  am  Schluß  aufQbrt:  tribuit  s 
populiiic  Rotumms  quod  nuUi  alü  ah  condito  aevo,  ut.,  quotien) 
iu  senatum  iret,  curni  veheretur  ad  curiaiii.  Die  Betonaog 
des  Einzigartigen  in  der  Auszeicbnang  (quod  nalli  alü  ab 
condito  acvo,  vrgl.  haec  coutigisse  ei  nee  ulli  tilii  post  Ro- 
main cunditant  in  §  MO)  legt  den  Gedanken  nalie.  daß  wir 
hier  ein  Stfifk  aus  der  Bt-weiafühning  düs  hmdutors  vtir  uns 
haben,  wahrscheinlich  zu  Punkt  5:  maiiitio  honore  uti.  Es 
ist  demnach  kaum  niiKunehmeu.  daß  die  Rede  des  Q.  Metellas, 
der  zudem  auch  von  Cicero ")  mit  Achtung  ala  liedner  ge- 
nannt wird,  8(1  entsetzlich  farblos  und  Jedes  indiTiduelleu  Le- 
beiia  bar  gewesen  ist.  Jedenfalls  läßt  die;  Art,  wie  Plinius 
über  sie  berichtet  '") ,  vollkommen  Uaum  fOr  die  Annahme, 
daß  die  Kettungstbat  des  Mi-tellu»  in  ihr  erwilhnt  war;  das 
argumontuiii  ex  silentio,  das  Scala  hier  konstruieren  wollte, 
kann  nicht  als  zwingend  anurkunnt  wurden.  Positiv  aber 
spricht  fUr  die  Glaubwürdigkeit  der  Rettungslliat,  daß  Cic«» 


')'Die  Hondachriften  haben  printui;  aber  nach  Plin.  VIII.  16  war 
Metellua  nicht  der  ersto,  der  Eluphnnleu  im  Triumph  Kafl'Qlirbo.  Die 
Kaiijoktur  de«  Piiitiunus  .plnnuiOB'  \iaül  auch  bcuci  cu  dor  Tendern 
dvr  lieickienrede ,  nacbsuwuiBan,  daß  Met  in  allem  daa  HCofaxto  er- 
reiclit  balje. 

")  Uratus  57  und  77. 

'*)  Ob  niniun  dio  luadutio  fanobriB  lelbst  xe1e«en,  wi«  Scala  meint, 
Otter  uur  au)  zweiter  Bactl  Uberitie  kviiuhlel,  wie  Münzer  (t!«itrll26  xor 
(jndleukrililt  der  NatuiKciicIiicIitt.-  den  fl.  ltii'7  >;.  3!>li  aiiainutt,  etw« 
aua  d«r  Scbrift  dci  HcwalU  Itufui  Ul«i:  die  Oeicliichtc  tCmiacbor  Po- 
iDilien,  i>t  nicht  wohl  luiHUiiiAchun  j  für  dio  vftrlivKeade  Prago  iit  diM 
tfbtH)  Üelaag, 


Hfttdlaa  caMaluM. 


99 


I 


UD  Schluß  seiner  !>4  v.  Cbr.  (tchaltenvn  Rede  pro  Scauro  sie 
ab  eiue  n^nz  bekannte  Thstsache  erwiibnl  und  dati  Dionjsias 
nch  aaf  Hie  Inschrift  dner  doch  vrohl  nicht  altzulauge  nach 
der  Zeit  des  Mett-llus  »elbst  genetaU-n  Itildaüuli;  auf  dem  Ka- 
pitol  beruft.  Hier  dürfte  also  Scala  in  der  äkepsis  zu  weit 
gegangen  »ein. 

Eine  EiuscbriLnlciing  ist  Übrigens  Docli  su  moclii^a.  Daß 
BleteUiis  bei  dem  Brande  des  Vi-stiitempetR  dip  dort  verwahrten 
ItwUglQcuer  ger\.-ttet  bat,  scbeiut  kaum  bt-zwL-ifult  wcrdtui  zu 
kSDnen.  Mit  geringerer  Sicherheit  läßt  Bicb  die  Frage  beant- 
worten, was  man  aicb  unter  den  ttuira  zu  denkten  hat,  dip  der 
Fontifex  aus  dem  breimenden  Tempel  trug.  Fast  vo»  allen 
SchriftateUern,  welche  diu  Ert-ignit)  erwähnen,  wird  daa  l'alla- 
dium  genannt  ").  Kun  fUlirt  aber  Diouysiua  II,  6t>  in  läa- 
g«rer  Krürtenmg  aus'^),  man  wisse  nicht  sicher,  ob  Uberhaupt 
außer  dem  lieili)<en  Feuer  uoch  ander«  üeiligtflmer  im  Vc»tu- 
(empet  rerwabrt  werden.  Die  Qeschichte  toq  Metellus  und 
Miutige  GrDndc  macfaea  dies  allerdings  riolcu  und  so  auch 
Qto  sehr  wahrscheinlich.  Worin  aber  die  aacra  bestehen, 
darüber  seien  nur  VermutuDgeu  miJglicb;  die  einen  denken  an 
SuDOthrakische  Hcilij^tamer.  die  andern  an  das  Troiache  Pal- 
kdiam.  Wie  wenig  man  damals  in  Laicnkreisen  über  die  im 
Teetatompel  befindlichen  Heiligtümer  orientiert  war,  beweist 
auch  Orid's  Oeetändoie  (Käst  VI,  295),  er  habe  lang  talsch- 
üch  geglaubt,  es  stehe  eine  ätatne  der  Ve«ta  dort,  und  sei 
erat  später  eia«B  beeaent  belehrt  worden.  Der  Örund  dieser 
Utuiicberbcit  lag  darin,  daß  der  Tempel  und  besonder«  das 
AilurheiligBte,  di>r  penun  Vefttae,  nur  von  den  Vi^staUnnen  und 
dem  Pontif^^x  maximus  betreten  werden  durfte").    Wenn  da- 

")  Nut  V&rro  bei  hog.  de  cir.  1>.  VI,  2,  Pioiiye-  Hai.  Jl,  &>  und 
Ltv.  p«r  XIX  mochen  «ine  Aiifti&hoi«.  Bni  ihnAn  und  (Ue  ^rcltAt«D 
G«g«Nstiiiid<  gaxit  all|{i^in<;in  uU  '.i  !tfä.  l>exw.  %atra.,  beE^iulinet. 

"V  Damit  QberemalimmCQd  Flut  Nura  Ö  und  L'am  'Hf.  flutareh 
Mli5pfl  lii«r  Mktwvder  Aun  Diou.  U»i.  odw  aas  deM«n  Qnclle  (Tum  ?}. 
Vigl.  Pour,  ÜI6  iJnftlUn  PiatiuRhii  S.   1S&  f.  und  S.  28. 

<■)  Dl««  gebt  «ban    au«  da  Stelle  bei  Dion.   U,  M  hnvor;    il^l   U 

>at  *£  Kapfttv«!,  «owio  aaa  Ili*t  Ang.  Klag.  6:  in  praam  Vaatae, 
\wi  solae  TtrgUM  leliqni?  pontific«!  adeunt,  irmpil.  Wiasowa,  Ra- 
Ufleb  xnA  KaUw  d«r  ROiatj  lliK).^)  »■  143.  Mnrqiiurdt,  E.  SiV.  IIP 
1  UO.    PnoMT,  HMtis-VeBta  S.  317. 

7» 


100 


0.  Least) 


lt«r  von  Cicero  d.  a.  gesagt  wird.  Mt4.el1us  habe  cIm  PsUa- 
dinm  gerettiet,  so  zeigt  dif«  our,  daß  za  Cicerot*  Zeit  and 
Kpttti-'r  die  zweite  der  von  Dionys  (^nannten  Vennutiiugeii  die 
verbreitetere  war").  Im  Jahr  241  erfuhr  das  izfröiHiere  Pu- 
blikum Dur.  AaH  Metellas  die  sAcra  ans  dem  Vestatempel  (ge- 
rettet habe,  nicht  aber,  worin  diuse  lifstaudeti.  Ob  schon  da- 
mals der  Glaabe  im  Volk  verbreitet  war ,  es  werde  dort 
da«  von  Aeneas  iiarb  tiftlien  gebrachte  troischc  Pfilladium  at« 
Unterpfand  der  Rtrichawohiruhrt  aufbewahrt,  ist  nicht  featxu- 
stellea'*).  Möglich  ist  es  immerhin,  da  der  aUgemvine  Glaabe 
an  die  trojanische  Äbstammuu^  des  rSmiachen  Volkes  in  der 
Zelt  des  ersten  panischen  Krieges  bereits  8taatli«:h  anerkannt«! 
Dogma  war,  von  dem  poliliscber  Gebrauch  gemacht  wurde '"). 
Koch  weniger  iSßt  sich  natürlich  die  Frage  eDtscheiden .  ob 
wirklich  eine  Pallasstatue  im  J.  241  echoo  im 
Vcj»tatempel  vorhanden  war''t.  Zur  Zeit  des  Commodus  and 
£lagabal  war  dies  nachweislicb  der  Fall  "*).  lüs  i«t  aber  di« 
Möglichkeit  nicht  nusgeschlossen.  da&  eiu  solches  Pallasbild 
erst  in  der  Zwischenzeit  gerade  auf  Veranlassung  jpiiea  volks- 
tOmlichen  Glaubens  in  dem  Vcstatempc)  aafgostellt  worden 
ist.  Als  unbedingt  »eher  kutiii  man  deshalb  nur  die  aUge- 
mein«  Kasating  gelten  lassen,  daß  MetoUua  die  saer»  aus  dem 
brennenden  Vestatempel  gerettet  habe.      (8.  Anm.  11). 


")  ofr.  Plut.  Cnm.  SO :  xoii  nXslococ  niv  X«r^C  wkwIx«  ^  Tfv 
Ek4v  Ixrti»  D«UÄA!tcv  AtwüMv^m  — *  llot  8'  et  -n  ZaiiQSpdxHi  iiv^Xv- 
YoiJvt»;  — , 

'*)  Pie  ZeagnisM  flLi-  diMen  Otauben.  die  bei  Scbwe^ler,  RO.  I, 
33S,  7  und  Mwquardt,  Rftm.  &t>utU-V«nr,  Ul^  250.  7  siuauiiuenf{Mt«Ut 
ftiDd,  ftobnn  nicht  Qbor  Cicwo  turack- 

")  Schw^gler,  B.G.  I.  311. 

"\  PrelloT,  KM  I'  S  I.^S:  .Ferner  ft3.lt  Kt  tehr  B.1t  iJaa  ttoMclie 
PA.UiuJiuin  im  Tcmiiel  Aar  Vent»,  wek'hu«  vermutücli  vou  <lon  (jri«oh«D 
im  alldHelien  Italien  h^'niLii.niitito  nnd  JAdenfnU«  vor  dorn  *r- 
•  ten  pnniichen  Kriege  «cbon  vorliandon  war".  Pr«llM 
acJili«fit  dies  wohl  ntlxa  tuT«raiehtlieh  f^erads  aub  dan  Berichten  Qb«r 
dl«  Tbat  dr«  Mctftllii«  Aikjata  .lordiin.  Der  T«<n>)>cl  d«r  VA«tA  (lSs&) 
S.  69;  ,Muo;  wirklich  nia  l'alliuihild  dAriti  i^aiitanden  und  ri  Ate  RA- 
mer,  vi«lleicht  snm  erat*»  Mal .  Lei  dem  Brando  unter  Commodui  go- 
••httn  hiib«<n;    alt  kann  ein  BOIch«B  nicht  (•eweeen  sein.* 

")  Hnrftdiftn  I,  14,  4  und  V,  6,  S.  8,  auch  Schwepler,  R.U.  I,3M: 
.UamaU  aUo,  und  wohl  auch  frQhnr  xnhon,  doch  »ehwcrlieh  ««it 
*«hr  altorZeit.  beitafl  Rom  ein Fall&dium :  wie  cn  dtuu  kam,  darf 
tiM    kttino    Sors»    machen*.     Kbenui  Pretiner,    ÜeitiEU-VMta   (1804)    S. 


Het«Ilui  cwcatus. 


101 


Bei  dem  faohen  Wert,  der  auf  dieie  Heilif^tQmer  ^«IfifCt 
wurdo,  ist  es  begreiflich,  dftü  nun  dem  Metcllos  seine  mutige 
That  als  besonderes  Verdienst  um  den  Staat  anrechnete.  £)b 
ist  aber  nicht  ganz  genau,  wenn  Dnimann  aiigiebt :  .Deshalb 
errichtete  man  ihm  eine  Statue  und  ge^ttete  ihm,  in  doD  Senat 
OT  fahren".  Dionys  berichtet,  ea  seien  ihm  wegen  dieser  That 
igroßeEhren  erwiesen  worden,  und  beruft  sich  dafilr  aof 
die  luBcbrift  einer  auf  dem  Kapitol  befindlichen  Bildsäule. 
Wann  dieae  errichtet  wurde,  sagt  er  nicht,  uocli  weniger,  daß 
^me  gerade  zn  den  spezii'lleu  Auszeichnungen  wegen  der  R«t- 
'toDgsthat  gehörte'").  Sie  kann  ftbeiisogHt'*)  nach  seinem  Tod 
oder  noch  sjäter  von  einf>m  Kacbkommen  aiifge»tellt  worden 
■ein.  Aehnlich  st«ht  es  mit  dem  Prifileg,  2u  Wagon  in  den 
Senat  zu  fahren.  Dies  wird  allein  von  Plinitm  erwähnt.  Die 
Notiz  stammt  nber  wahrscheinlich  aua  der  Leicheurede  ^'}  und 
bat  allen  Antpiuch  auf  Glaubwürdigkeit.  Nur  haben  wir 
keinen  durchaus  sicheren  Anhaltspunkt  daftlr.  daß  das  Pri- 
tileg  wegen  der  Rettungstliat  verlieben  wurd«  und  nicht  etwa 
wegen  des  Siegs  bei  Panomius*'),  Denn  die  Bemerkimg  des 
Plinhis,  diese  Aaszeichnung  sei  als  Entschädigung  ftlr  den 
Tetluafc  der  Augen  bewilligt  worden,  ist  nur  euie  Vermutnng 


ttaewec  odtoO  tljc  *v  Kannikirp  tt-x^yric  ixt^pa^  iiattupii.  DniniaDiii 
SoUafiClilgeraiig  «ftra  aiiBebinbaier  wenn  ««  bitfie:  iLc  fj  «ixdn  «ätefl 
—  luipiui^il. 

*)  Noch  den  AuifQhrungen  Mommienji  Ober  dos  Rocht  OtTcDtliohflr 

Eung  |R.  StE.  1*  S  *3SB)  crKticint  mir  diem  Aunahnie  »o- 

wahnclieiiilirhur. 

**)  8.  obeo  S.  i76. 

")  Aebolich  der  AasEoichnung  des  Onilini  wegna  äc*&etü»Kt  1») 

V/la«   (Klogiuoi    Diiilii   CLL,  I,  P  n.  XI    p.  IdS.    Cio.    Cato   do   tea. 

Xin,  44,  Lif.    per.  XVII  u.  ».).     l>ocl»  »priclit   für    Jie    UüeichiinÄ  deii 

Pririlef[B  auf  die  Betlangitbal  auller  der  Notii  von  dco  ;ii7iX%i  -n^ai 

kocb  noch  di;r  CmiUnd,   daC  mnn  «cb  den  Sinn  dicacr  Kliruag  olwa 

to  erlcl&ren  kCnnU:  ICet«lIiu  bat  etwas  geLbaD.  was  eiitentUeb  Aufi{ul)« 

3cr  VeaUlinnen  wer  (vrgl.  die  Danrtellun«  bei  Ovid.   Ritt  VI.  4:(1<  ff. 

nnd  die  Bcispiclo  von  Rettung  dvi  sncm  durch   <lio  Junicfraueu,   beim 

nllitcbeo  Brande  hii.  V,  40.  VlI,  2(i,  w&brenJ  der  BarKerkricge  \'  f. 

Chr.  Caai,  Dio  l2.  31.  uater  AugDatus  H  v.  Chr.  Caaa.  Dio  ß1.  üt.  unt«r 

■odoe  Hoiod.  I.  14.4)    und  iat  dftffir    mit  einem  Privileg  (nutee- 

Pabrrechl  innerhalb  der  SUdU  belohnt  worden,    das  &U  den 

nreobteri  der  VettalinneB  xebOrle.    (Mommtea,  H.  StR,  I^  S'fS,  1. 

fuqaardt,  H.  Cit  V.  U)>  S.  841.    WUtawa.   Rel.  o.  KoUu*  der  R«mei 

k488.    Preaaer.  Heetia-Vwta  B.  886.) 


102  0.  L  e  n  B  e , 

dieses  Schriftstellera,  deren  Berechti^Dg  daliinföllt,  wenn  die 
Erblindung  dea  Metellus  nicht  historisch  ist. 

IL 

Gegen  die  Glaubwürdigkeit  der  Nachricht, 
MetelLus  habe  bei  dem  Rettungswerk  das 
Augenlicht  eingebüßt,  spricht  vor  allem  die  durch 
die  Eonsularfasten  bezeugte  Thatsache,  daß  derselbe  im  J.  224 
T.  Chr.  noch  einmal  die  Diktatur  (comitiorum  habendomm 
causa)  bekleidete.  Höchst  wahrscheinlich  fallt  auch  seine 
Thätigkeit  als  quindecemvir  agris  dandis  (Plin.  VII,  139)  erst 
in  die  Zeit  nach  Beendigung  des  ersten  panischen  Kriegs,  also 
nach  241.  Wie  man  nun  bei  Appius  Claudius  Caecns  die 
gangbare  Erzählung,  er  sei  von  seiner  Gensur  an  blind  ge- 
wesen ,  aus  dem  Grund  nicht  gelten  laßt ,  weil  er  nachher 
zweimal  Konsul  war '°) ,  so  kann  auch  Metellus  nicht  blind 
gewesen  sein ,  als  man  ihn  zum  Diktator  und  zum  XV  vir 
wählte.  Ulpian  (Dig.  Ill,  1,  5)  erklärt,  man  könne  einem  Er- 
blindeten das  schon  vorher  übertragene  Amt  belassen ;  daß  er 
aber  zu  einem  neuen  gewählt  werde,  sei  gänzlich  ausge- 
schlossen. 

Auch  was  wir  von  der  Leichenrede  des  Sohnes  besitzen, 
ist  ein  Zeugnis  gegen  die  Erblindung.  Dieser  hätte  das  Glück 
des  Vaters  nicht  so  überschwänglich  preisen  können ,  wenn 
derselbe  wirklich  20  Jahre  —  so  lange  lebte  er  noch  nach 
241  ")  ■—  in  Blindheit  zugebracht  hätte  "). 

Wann  und  wie  ist  nun  aber  die  Erzählung 
TOQ  der  Erblindung  des  Metellus  entstanden? 
Diese  Frage  ist  bisher  noch  nicht  genauer  untersucht  worden. 
Münzer  sagt  darüber  nur  *') :  ,  Die  Blindheit  ist  jedoch  unver- 
einbar mit  der  späteren  Bekleidung  der  Diktatur  und  gehört 
daher  wohl  der  Legende  an'.  Wenn  dabei  an  alte  Volks- 
Uberlieferung  ")  gedacht  ist,    so  möchte    ich  dieser  Annahme 

")  S.  MommBen,  R  F.  I,  302. 

")  Cic.  dB  sen,  IX,  30. 

-')  Umgekehrt  eotnimmt  Plinius  aua  der  Meinung,  daß  Uetellos 
orbam  luminibus  exegit  Henectutem,  das  Motiv  zu  aeinflr  Polemik  gegen 
den  panegf  riBctien  Ton  der  Leichenrede. 

")  Pauly-Wissowa  III,  1204,  Z.  34. 

")  Stwae   weiter   oben  (Z.  2Sj   sagt  Mttuzer   ebenso   unbeHtimmt' 


Met«  II  (u  caecattw. 


103 


*nijr«?gentT#t«i  und  ino  Folgenden  eine  andere  Vermutung  aber 
duo  Ursprung  dieser  £rziihlunf;  zu  bpgrdtiden  vcrsuclieo. 

Koch  Cicero  hat  von  der  Erblindung  des  Motellus 
nichts  gewagt.  Nicht  nnr  lint  er  sie  in  der  K«de  pro  Scfturo 
bei  der  Grinnenm)^  au  das  gefalirTuUe  und  qpfermiitige  Ein- 
drin^Mi  des  AletelhiK  ■□  den  brcnutjnden  Teniijel  nicht  er- 
K  wühnb.  sondern  er  fdbrt  sogar  auHdrücklich  an  einer  lindem 
Stelle  den  Metelln?  als  Beispiel  eioes  rü-^tigna.  uugtwchwäcbtmi 
Alters  an  (de  seu.  IX,  30  engt  der  ültem  C.&lo:  Ego  L.  Me- 
tallQm  memini  puer  —  ita  b<inifi  esse  viribus  cxtreiuo  tem- 
pore aetuti«.  ut  ndri](«iceDtiam  non  requireret.  Aebnlich,  nur 
etwiu  rbet<irit(4^1i   aufgeputzt,    Val.  Max.  VIII,  13,  i:    tut<^lam 

■  caerimoniAmm  per  22  annos    neque  ore  in  Totis  nnncupandis 

■  haeaitanU?  neque  in  sacrificiis  faeiundis    tremula  maini  gesnt). 
^^^^b  Uionys  erwähnt  die  Blendung  nicht 

^^^B  Die  LiTiaoiscbe  Erzählung  ist  durvb  Periocha 
XIX.  Augustinus  und  Oronius  repräsentiert.  Die  beiden  letz- 
teren spi-ecben  von  einer  Verletisung  des  Mefcelhis  durch  die 
Flammen ,  Oros  genauer  Ton  einer  Versengung  des  Anus "). 
Sa  bt  nicbi  unmöglich,  daß  dieiiur  Zug  aus  LtTiiis  stammt. 
Um  so  wahrscheinlicher  aber  ist.  daß  bei  Livius  ron  einer 
Blendung  des  Mctvllus  nichts  zu  leHen  war.  Denn  Auguiitiu 
nnd  Oros,  die  beide  bervorhebcu ,    wie  wenig  die  heidniüchen 

I  Götter  im  Stande  waren,  den  Retter  ihrer  Bilder  r.ü  schützen "), 
liüttKti  sieb  dtt;jst;ii  Zttg  gewiß  nicht  L-ntgeheu  Ibmi^u.    Kun  idt 
dies  allerdings  noch  nicht  ftlr  Livius  beweisend,  sondern  zunächst 
*nnr  für  die  verlorene  rpitome,  diu  gemcinHame  Quelle  der  pe- 

•  riochae,  des  Oroe  nnd  Augustin:  aber  ea  ist  wenig  wabrachein- 
licb,  daß  die  epitoiue  die  Blendung  sollte  weggelassen  haben, 
suuial    wenn  sie  die  geringfügigere  Verletzung    am  Arme  der 

•  Krwäbnuug  wert  hielt. 
ÜTid   berichtet  ebenfalls  uieliLa    von   der  Blendung  des 
Uetellus,  er  schließt  vivlniehr  seine  Krzöblung  mit  den  Worteu, 


,2>(]  rettete  or  das  fallsdiuni  am  den  t'lamitieii.  vsrlor  aber  dabei  dor 
'radition  nach  du  .\aitrnl)cbt*. 

**)  Ads',    de   oir.  1).  III,  1h;   —    «eniimluUtu*  &l>rii>ait,     Orot.  tV, 
11,5:  —  rix  bracliio  BciiiiuBtulatua  auruicit. 

"j  Aug.:    tiotuu  igitur  pulijii  sacrU  Vestuo    quam  illu  bomi&i  pnt- 
potaerunt.    Üroi:  u«  *ibi  (jnidcai  dia  aBbveoieatibiM. 


104 


0.  L  e  a  I  fl . 


di»  (^raubte  Gi^Uin  hat]«  die  That  gebilligt:  i'l&t  fallfc  un 
mohr  ins  Gewicht,   da   er  vorher  den  MeteHu«  selbst  die 
fnrclibiin(^  hat  autcsprechen  lasHen,    er  möcht«    wegen  dvs  Be- 
tretens des  Tempül»  in  RjHllicIie  Strafe  verfallen. 

Mild  kanti  iiacb  alledem  zwei  Dinge  wolil  mit  Siclierbeit 
behaupten :  Die  Erbtindnng  de»  Metellua  ist  unbistnrisch,  tind 
noch  2iir  Zfiit  des  Cicero,  Livius.  Dioiiysius  und  Orid  gab  e« 
k«ine  dieabezflgliche  Tradition  odi^r  Legende. 

Der  erste  Schriftsteller,  bei  dem  uu3  die  Erblindung  des 
Metellus  hegf>gnet,  ist  der  ältere  Seneca  (c.  54  rar  bis  39 
nach  Chr.).  Die  in  seinen  letaten  Jahren  vwfalitcn  10  Btlcfaer 
ContrOTersianiDi  enthalten  die  dainaU  in  den  Hhetorenscbulen 
gebivQcblicfaslen  UebunffsstOcke  nnd  ztigta,  in  velcher  Weise 
sie  behandelt  wurden.  Unter  diesen  Themen  fllr  rhetorische 
Uebiin^cn  lindet  sich  IV,  2  tulgend«»:  Sacurdus  integer 
Bit  Metellos  pontifex,  com  arderet  Vestae  tem- 
pi um,  dum  rbllatlium  rapit,  oculos  perdidit 
Sscerdütiuiu  Uli  uegatur.  Di«  UeberKbrift  lautet: 
MebelluH    caccatua. 

[n  der  Keffel  vraren  diesen  Schulthomcn  erdichtete  Fälle 
ZQ  Grunde  gelegt  ^^) ,  zum  Teil  von  einer  augschweifendifa 
['iiantaaie  crfuuden  und  ohne  ßUckäicbt  auf  die  Möglichkeit 
des  Vorkommena  im  praktischeu  Leben").  Seltener  wnrdvn 
geaebichtliehe  Stolle  als  Themen  ku  KontroTcrsien  vcrwoudet: 
ftuch  diese  mußten  sich  dann  meist  Entstellungen  lu  Gunsten 
des  Effekts  gefallen  \a.fsen  ^^).  Üo  finden  sich  unter  den  74 
bei  Seneca  angeführten  Themen  nur  7,  welche  von  histarischen* 
Persönlichkeiten  handeln.  In  conti.  VUI.  2  ftehtm  wir,  wie 
der  bekannten  Thatsache,  daß  Hhidiaa  für  die  Klier  das  Bild 
des  olympisohen  Jupiter  fertigte,  folgende  Ztlge  hinzugedichtet 
wurden:  ein  Vertrag  der  EUer  mit  dun  Athenern,  daß  sie 
entweder  den  Phidias  zurQckgeben  oder  lOU  Talent«  bezahleo 
(tollten,  eine  Anklage  gegf^n  Phidias  wegen  TempeUchündung, 
Bestrafung  desselben  durch  Abhauen  der  Hände  und  endlich 
die  Klage  der  Athener,    die    mit  dem    verstümmelt  zurückge- 

>°)  fictae  catuae.  ott.  Plia.  «p.  2,  8.  5.  tac.  Dial.  35.  Teuffei- 
Sofawabe  g  •)&.  Ö. 

")  H.  Bolide,  Der  Rrioob.  Romu  8.  999  ff. 
*')  Priedlkider.  3itl«os«Mbiehte  lU*  890. 


MeMlui  cMciiUN. 


105 


scltm  KQniÜcr  niohfc  xufrietlen  nnrh  Hem  Vertmg  die  100 
Talente  verlangten.  Id  äbuticher  Wc^jse  wurde  in  üioem  von 
Kiioon  handelnden  Thema  (Coiitr.  IX,  1)  in  Aiiknapfmig  an 
die  nicht  f^anz  einwatidfme  Ut^berliefaruiifj  '*) ,  isi&  Kalliaa 
die  Scfauldaumiue  de»  Mütiftdes  be2Alilte,  eine  H<>irat  des  Kiuioa 
mit  d?r  Tochter  des  KallifU,  die  Tötung  derselben  wegen  Khe- 
bmchs  und  die  Anklage  gegeu  Kimon  wegen  Undaiiklviirkeit 
erfunden.  Die  Rrmordting  des  Cicero  durch  Pnpilius  fiaenns. 
den  Cicero  einmal  Tor  Gericht  7ert«idigt  hatte,  wurde  in  der 
■  Weise  VI  einem  Kontroventienthema  (VII,  2)  benQtzt,  daß  man 
eine  Anklage  de  tuoribtis  gegen  Popitiu«  fingierte.  Dabei 
macht  SeneiB  selbfit  die  bezeichnende  Bemerkung^*):  daß  Po* 
pilius  der  Mörder  Ciceri»  genesen  sei ,  berichten  nur  wenige 
Historiker;  auch  «et  PopUiue  nicht  gegen  eine  Anklage  anf 
Verwandtenmord,  sondern  in  einer  Cirilsnche  von  Cicero  ver- 
teidigt worden;  aber  den  Deklamatoren  liabe  es  be- 
liebt, den  Prozeß,  in  welchem  Cicero  seinen  fipäteren  Mür- 
»der  verteidigte,  fOr  einen  Parricidialproxeß  aiUKugeben. 
Nach  diesen  Beispielen  dürfte  die  Vermutung  nicht  zu 
gew^^  erscheinen,  daß  die  Khetoren  auch  die  Erzählung  von 
der  That  des  Mi^tellus  mit  eigenen  Zusätzen  bereichert  hüben. 
um  sie  fUr  ihre  Zwecke  brauchbar  zu  uischeu.  8i#  erfanden 
CTsUns  die  Behanptung.  daß  Metellus  mit  dem  Eindringen  in 
H  dm  heiligen  Raum  ein  unrecht  beging,  zweitens  den  Verlust 
VdM  Aogenlicbts,  dritteos  den  Prozeß  auf  Kntaiehung  des 
Priesiefwnta. 

IDie  erste  Erfindung  lag  nalie,  weil  wirklich  außer  dem 
Pootifex  maximus  kein  Mann  den  peniis  \estiie  betreten  uad 
äwB  Bild  der  Pallas  schauen  durfte.  Nun  hat  es  .den  De- 
klamatoren gefallen',  dieses  Verbut  auch  auf  den  Oburpontifex 
aDSZudehoeu,  uder  vielmehr  xii  ignorieren,  daß  dieser  von  dem 
allgemeinen  Verbot  allein  ausgenommen    war ").     Die  »weite 

■*)  fj.  Batott.  Gri«cb.  Ue*ch.  ni.  1,  8.  «.  Anni.  1  ynd  8. 

**t  Contr.  VI],  3,  üt  Popilliuia  |>auci  ex  hlitonuis  trulidanuil  inter- 
feotor«Bi  Ciccroais  et  bt  qaoqite  oon  pibrri(;iili  T«iim  »  Oicwooe  detsn- 
■OD.  Mil  in  privat«  ludioto;  licdamcUonbtts  plitcuil  (jnrriciili  T«ain  ftii«H, 

"i  DulÜ  die  Auidebitanit  d«a  Verbots  auf  den  OUirnonliftx  er»t 
«iao  ip&Utr«  £tlindai)ii  ul-  t'««eiit  aucb  die  Eraühlnni;  ae»  V»].  M&z, 
i,  -4,  i  *oo  dcED  VoKclecicbai,  du  den  Uetellaa  iu  d«r  Stuad«  der  Q»- 
fahr  nach  Bom    sutiiokrief.     Hag  diese  KrtUiluDg   immtrbin  «io«  £r- 


106 


O.  Lenze. 


J£tfiD(hin((.  Ai»  Beetrafun)^  eben  Aea  QWeAe«,  mit  dmi  gesrtlndtf 
wordm,  beruhte  auf  dfiu  griecbisclier  nri<l  rüniisclimr  Anscbau- 
iing  gleich  sehr  geläußgen  Qniiideatx  des  jus  lalionis**).  Die 
dritte  ErBiidiing  mxllioh,  dus  Motiv  zn  i.'iueai  Froz«ß,  wie  ^r 
fÖP  den  rhetorisch eu  Zweck  notwendig  war.  wurd«  mit  Hilfe 
d«r  sakrahech Hiebe II  Bwtimmuiig  ")  sacerdott  integer  ait  ge- 
wonnen. 

Durch  die  Kinftthrung  dieser  neuen  Zllge  ergab  «ich  eine 
fUr  rhetorische  ßethätiguii^  äußerst  günstige,  kumplizierte  Si- 
tuaticm.  Wie  sie  von  den  Ulietoren  ausgeDQtKt  wurde,  er- 
fahren wir  nur  sehr  mangelhaft,  da  dn<t  4.  HucK  de»  Seoeca 
nnr  in  einem  ,zieml)cb  uug<;8chickten''  Auaeug  aua  dem  4. 
oder  5.  Jahrlumderb  erhalten  ist  (Tenffel-äcfiwahe  §  269.  7). 
Darnach  pfleytpn  vnn  den  Verteidigern  de«  Metellus  folgunde 
Punkte  geltend  gemacht  zu  werde«;  1)  das  große  Verdienst 
des  Metelhis  nm  die  Vesta  und  den  Stant,  2)  die  lutegritÄt 
im  Sinn  des  QesetKea  beziehe  sich  auf  den  Geist,  nicht  auf 
den  KSqier.  3)  Aaa  Gesetz  gelte  nur  fllr  solche,  dio  sieb  um 
ein  Prieatt'rtura  bewerben,  nicht  ftlr  »olche,  die  ca  bereits  ver- 
walten. 4)  Metellus  sei  durch  die  Erblindung  vor  dem  Ver- 
gehen bewahrt  worden.  Hie  sacm  zu  sehen.  Die  Gegner 
wandten  eiu;  gegen  2)  gerade  die  körperlichf  Fehlloaigkeit  sei 
wichtig,  wie  bei  den  Opfertieren,  so  noch  mehr  beim  Prieater, 
gegen  3)  wenn  der  Fehler  cmt  nach  Erlangung  der  Priester- 
würde eintrete,  so  »ei  das  um  so  gravierender  abi  ein  Zeichen 

finclutiK  der  Auiiur».1literutur  »ein.  lo  bccubt  sie  doch  olTonli&r  nnf  der 
dn|>pelt«n  VoraatteUuajc,  daß  iln  ponl.  iiins.  und  nur  er  (außer  dea 
Vvetuliunen}  mit  den  sacm  im  Vu»t4itetu|ipl  vertraut,  war.  Dcno  gerade 
ilea  punt.  max.  duri:Ii  ein  Vogulieichon  &urUakxururi>n ,  wäre  ja  aidit 
nOtig  geweten,  weder  wenn  jeder  undere  Mann  rlii;nr(OKut.  zum  Be- 
treten dea  TompeU  bt^ceclitigt  und  damit  Kiir  Rütluiiirtitliat  befähigt 
WM.  noch  venu  d<T  pont.  ebenuiwenig  ala  j'ei]t?r  beliebige  «ob  dea 
Heili^tOoiem  i.iu  Venlatempel  wufite.  —  AI«  die  von  Vul.  ^lax.  wieder 
i;eK>'^eiii!  Anekdote  entataud.  konnte  tKimh  A'm  Anttaumma  noch  nicht 
KeK'nlten  liabeii.  duS  Metellns  mit  dem  Iletreteo  dce  yeaaa  Veataa  und 
dem  äcbuai-n  dp«  l'uHadiunis  cinon  Frevel  bc«iiiif,  aar  durch.  Erblia- 
dünc  Ko"tr'>ft  wuriär*.  Kn  Int  ein  Xuiclit-n  diT  KiitikloniKki-it  de«  Verf. 
der  Fumllala  uiiiiora  and  des  Jureaalaaholiatiteii,  tier  die  »weite  Be- 
merkunit  nu  Kl,  VM  machte.  daA  Bie  die  einauder  auaac1iliD(S<.-ndon  Et- 
aübluiigcD  vou)  WgelBeii-hun  und  von  der  BrKHoduag  TureiaiKt  haben. 

**)  AvHub.  K«-.dt  Kn)3.  iU.  Arintot.  Eth.  Nil«,  V,  l^.  Morlial  III.  85. 
Aai.  Kpiitr.  XV  (|>ec<.'«utia  ineiiibru).  Uie  älellQD  entuehme  icU  dcata, 
BSm-  tftudien  (1B9»)  8.  141,  Auiu.  2  uml  ». 

*=J  WiMOwa,  Kel.  u.  Kult.  d.  Büracr  8.  -1^1. 


I 


Tä  ^ttlichcD  ÜD^iud«,  gcgea  4)  du  Arf^mcnb  M  GÜHb} 
d«nn  die  Erblindung  hönn«  erst  eioj^etreten  s«iu,  asclidem  iS»- 
Utllxm  die  socrn  gesehen  habe;  w&ro  sie  vorher  eingetreten,  so 
bätt«  er  Jen«  nicht  retten  können.  Qewiß  sind  in  diesem  Au*- 
zug  nicht  iillc  Gceicht^pnnktc  wiiMecgegRbeu,  die  Seneca  nuf- 
gezeicbnet  faatl«.  Eint>n  Hegrifl'  von  den  SubtilitÄten,  di«  bei 
«olcheo  Themon  möglich  waren,  kSnnen  des  Seoeka  Aafreiek- 
nuugen  zu  einer  ähnlichen  contruversia  geben,  b'^i  der  es  sich 
um  die  ZiiliLäsung  «in»i  Müdcheiis  zu  uiuem  Priesteraml  han- 
d«Ite  (contr.  I,  2). 

Die  Erfindung  darf  somit  als  ein  recht.  geBolücVter  Griff 
bezeiRlmct  werden.  Von  welchem  Hhelor  ain  gtamnit,  ist 
schwerlich  auszii machen.  Ana  Senevu  ist  eraiclitlich,  daß  achOD 
Asiiiio*«  Poltio  {m  vor  ^  5  nuch  Ohr.)  und  Jiinins  Onllio  dns 
Thema  )[etelliifi  caecAtus  behandelten.  lieber  Aüittius  Polliu 
wei««i  keine  Spurea  zurllck;  da  mm  dieser  erst  in  »einer  spä- 
teren Zeit  sich  für  die  declamntioncs  interpssiorte  *") ,  nnd  die 
Rbetor^chule  Qberhaupt  erst  in  der  Augustisclien  Zeit  ihre 
Bedeutung  gewiuin,  so  wird  die  Entstehung  der  Fabel 
TOD  der  Erblindung  den  MeteUus  kaum  aber  die 
kaiiterliche  Zeit  i  urdckda  t  i  ert  werden   dürfen. 

Die  zu  UebungMwecken  ganz  geschickte  Ertindiiug  hatte 
aber  verhongnigrolle  Polgen.  Es  darf  uns  nicht  wundem, 
wenn  mancher  Schaler  der  Rlie(oreii,  der  den  MetelUis  caecatus 
oft  als  Debungsgegftnstiind  behandeln  hörte  und  selbst  behan- 
delte, sich  nicht  klar  darüber  war.  wieviel  an  der  Sache  ge- 
uhiehtlicl)  und  wieriel  erfunden  aei.  Kine  initfressante  Stel- 
lung nimmt  Ovid  hier  ein.  Er  hut  das  Tliema  sicher  auch 
gehurt:  denn  er  war  ein  intimer  Freund  und  AUersgvnone 
des  Junius  Oalliu  "),  von  dem  wir  aus  Seneca  wissen,  daß  er 
den    Melellus  bebandelte.     In    seiner    Darstellung  des  Breig- 


■V  Tenffel-Scbwabe  f|  331,  4  Anrkommen  tlar  Rhetoncbule  in  der 
Zeit  Auipixti:  ib.  $  45.  .Di«  RhvUirsclnilc  wird  jeiEt  Sulbitcweck  ddiI 
Miiwliiuokl  (Ii>«  g«i(Lwefi  Leb«n«:  «ie  lebt  in  «nirrWitlt  *»d  KQnalliob 
«rdieblefen  Fallen.«  SeneM  (Contr.  I  praef.  Vif  t±gl  »|i«ii^ll  tob  den 
Contro*er*i«n :  nam  et  «tadium  ipsuin  ndjicr  cHebrari  coepil:  idvo  fa- 
eil«  ut  mihi  ab  iiicunnbulix  uaum  rrm  fxut  tfM  ttaiawi.  verOffea^ 
HehunK  von  Mieben  !kliulitnkliiiustioti#o  var  noch  xo  Sensal  Zeit 
wuiig  Obliah  (efr.  C.  Kilter.  Die  quiatil.  Dekl,  S.  245). 

^  Ttnffel-ScliwBbe  §  %^*,  7. 


rfM 


108 


O.  Lease, 


niaeet  fist.  VI,  431  S.  geht  er  ron  d«r  VoranssetnQtif;  aas, 
daß  Hetellus  den  Vcstatctnpcl  otcht  betreten  darlt«  *").  Ob 
er  nicht  wußte,  daß  diese  VomussetmitiK  erat  von  den  Uli«* 
toireo  ßogicrt  wurde,  odor  ab  er  doD  Ztig  beibehielt,  weil  Cf 
einen  rhetorischen  EtTvkt  KSatAttetc.  ohne  dem  historischen  Be- 
gebnis allzuviel  Zwang  anzuthun,  muß  dahingetttellt  bleiben. 
Jedenfalls  aber  war  er  sich  Doch  bewußt,  daß  die  Erblindung 
eine  Fiktion  war:  eonst  hätte  er  nicht  au«drflcldich  geschrie- 
ben :  factum  den  rajtta  probavit. 

Auch  La  can  behauptet  an  zwei  Stellen,  daa  Pallasbild 
im  Veitatempel  hnbe  kein  Mann  sehen  dürfen  *^):  damit  wäre 
der  Oberpontifex  ebenfitlls  aUBgeschlossen.  Freuner'*)  ist  ge- 
neigt, darin  bei  Lncan  wie  bei  Orid  eine  poetische  Uebertrei- 
buog  zu  erblicken.  Wenn  man  aber  erwägt ,  daß  Lncan 
(39 — 05  nach  Chr.)  dos  älteren  Svueca  Knkfl  ist  und  seine 
rbeloriachen  Neigungen  mich  in  dp-m  Epos  Pharsalia  dunrh  Vor> 
Uebe  ftlr  deklamatorisch l>  Behitudlung  deutlich  verrat  (Teuffel- 
Scliwabe  S03,  5),  sn  wird  man  die  Vermutung  nicht  unwahr- 
scheinlich finden ,  äa&  Lucau  wie  Ovid  durch  die  Ertunerung 
an  das  UehungBtitHck  Mctellus  caecattis  biwiuflußt  i.>it. 

Bald  wurde  ab^r  nitht  bloß  die  A u^dobiiuitg  des  Tempel» 
verbot»  ani"  den  Oberpoutilex,  sondern  auch  der  zweit«  Punkt 
der  Erfindung,  die  Blendung  des  Metellua,  irrtiiin  lieh  er  weise 
für  eine  Thatfiai:he  geLalleu.  Wir  6ndeu  diene  Auft'ossung 
hei  Seneca  d.  J.,  Piinius,  Juvennl,  Ampelius,  in  einem  Scbo- 
lioa  XU  .luvenal  und  bei  dem  Verfasser  der  Pseudo-Plnturchi- 
schen  Paralleta  minora.  Ist  es  müglich,  bei  dienen  alleo 
eine  Abliäiigigkeit  von  dem  Kontrovereien- 
tliema  der  ElhetoreDBcbal«  anzunehmen? 

Bei  Seneca  d.  J.  macht  die  Vermutung  wohl  keine 
Schwierigkeit,  daß  in  der  kum  iindetitenden  Erwähnung  in 
dial.   I,   h,2  (itaque  careant  luce  Appiue  et  Metvllus)  eine  £r- 


")  Ii^utoite,  dixit,  aacra!  Vir  iatrabo  non  aileundft  viro.  Si 
■celni  eeb,  in  me  coioQiieai  peoaa  reduodet.  Sit  ctvpiUa  diuiiao  Roma 
■vluta  oiL-i 

")  I.uc  Phun.  IK|  993  f.:  uultique  adip«cta  tiroruiu  fkllaa,  ia 
absbruio  pignua  uiemoraliile  t«mplo.    Acbtilidt  I,  h97  f. 

*'J  Besvib-VciU  ü.  200  Abbi.  7. 


I 


HeUlliu  eueattii,  109 

innernuif;  an  dta  oft  ^^hörte  urn]  auch  im  Hnch  seines  VaLera 
beb«nilvltv  Tfaema  vorliegt. 

P  1  i  D  i  u  8  d.  A  e.  war  mit  der  lUietonk  wobi  tcrtrant 
aod  auf  divsem  Gebiet  sogar  schnftstvItcnBcb  tütig"),  Di« 
BeltaDotacbaFt  mit  dun  Cblicbca  Scliullhemeii  darf  man  des- 
halb uobedenklicli  bei  ibm  ToroussetzeD.  Daß  gerade  die  ^iotix 
Qb«r  McteUiu  aus  dieser  Quelle  stammt,  kann  Tielleicht  uoch 
zn  ifroßeror  Wahr»eh«inUcbkeit  «rboben  werden.  Fliaiiu  zählt 
Vll.  130 — 1>^2  oine  Keibe  tod  Personen  aaf,  die  als  beson- 
dere Ganstling«  des  Oltkckes  galten  (rara  felicitntis  humanae 
exeiDpla  g  1-12);  er  selbst  rertritt  aber  die  Ansicht,  daG  keiner 
der  Sterblichen  for  durcbaua  glucklich  erklärt  werden  könne 
(Ü  ISO).  So  hUt  er  auch  b«i  MeteUu»  die  unbedingte  Ixib- 
pretsung  in  tl«r  Leicb«Drädo  de«  äohiieu  nicht  fOr  berechtigt; 
IQ  ihrer  Widerlegung  führt  er  den  VerluHt  der  Au^en  bei  der 
Rettung  des  Palladiunas  und  sein  in  BliudfaeiL  zugebracht« 
Alter  ins  Feld.  Daß  er  dies  nicht  in  der  Leichenrede  fand, 
ist  klar:  er  muß  diese  Notiz  aus  einer  andern  Quelle  haben. 
Nun  stehen  im  Index  aactonim,  in  dem  Plinios  noch  Brunn'« 
Beubaclitnogen  seine  Gewährsmänner  der  Regel  ns«h  in  der 
Reihenfolge  der  BeriOtzung  numhaft  gemacht  hat.  imter  den 
Quellen  des  VII.  Buches  nebeneiniiiider :  MaRunua  Sahinus, 
Agrippin«  ClHudÜ,  M.  Cicero.  Asinius  Poilio,  M.  Varro,  Me«- 
salla  Hufiis.  Im  Text  wird  Masnrius  und  Cicero  §  135,  Varro 
$  176.  Mesmlla  §  173  aU  G«währsmauu  angegeben.  Darnucb 
nt  uixunehmeD,  daG  Asinius  PoUio,  der  im  Text,  nidit  ah 
Quelle  genannt  ist,  irgend  eine  der  2wi<(chen  §  135  und  §  173 
stehenden  Xotizea  geliefert  hat.  Erinnern  wir  uns  nun.  daß 
der  Mt^tellus  cflecatai  ron  Asinius  PoUio  als  rhi-torischen  Uebungs* 
iUck  behandelt  worden  ist,  daß  ferner  Seneca  die  Au^fUh- 
fnfarungen  de»  Pollio  offenbar  besonders  nusfllhrlicb  wiederge' 
geben  hat"),    so  liegt  der  Schluß  nahe,   daß  die  Krwltbnung 


••)  TMf«l-S<!hirftt.«  §  312.2 

••j  Zw«t  Gründe  lagen  diMe  Vertantun^  nnhfl.  1)  Scoeka  Ter«prtcbt 
tB  dw  Vdrted«  aa  Bueli  IV,  »ine  Loom-  mit  ncunn  AutoHUtoo  bekannt 
n  naebea  vad  nennt  dflim  A>iniuK  PoHio  nndQ.  HaMrit»,  dereti  rh»- 
torixbe  Eigeaart  er  char*kt«riM«r1  Off«Bbftr  tiod  alao  di*M  beiden  in 
ten  EontroT«r«im  dm  IV'.  Hnch«  besonders  stark  benlcktiehtigt :  koa- 
tmllienn  IftSt  neh  Aitt  nicbt,  weil  der  Kxattptor  die  Namen  liet  Rh». 
losen  meist  anterdr11«kt  bat.  8)  So  seltso  der  Kzserptor  die  Namen  der 


uo 


0.  [>eut«, 


d«  Pollio  im  Index  sicb  auf  die  Notiz  tou  der  Erblindung 
des  Metellufl  in  g  141  bcsiohi.  Es  durfte  dan»  augenomiiKMi 
irerd«o,  dnt  in  der  Rhetorcnachule,  vlelkicht  unter  dem  Ein- 
fluß dea  Uuclts  von  Seneca,  bei  der  üeljatidlauff  des  Tlicmax 
Metellne  caet^tus  die  Au»-Itlhriinscu  des  Asiuius  PolUo  als  be- 
SOTiders  oia^t^KÜtig  und  insfcriiktiv  4<ine  Hauptrolle  xpieltcn  '')■ 

Auch  bei  Jnvenal  iat  es  keineawegs  unwahrscheinlich, 
daß  in  dor  ErwUhnunn  de»  caeciia  Metelkis  (snt.  \1,  26b)  eine 
Kniiiieruiig  an  dvii  Mett^lluä  vaectttuä  vorliegt,  da  rou  ibii)  be- 
fanniit  ist,  daß  er  ein  eifiiKer  RhRtnrünschdler  war  und  die 
Gewülinun^  di;r  Klieloron»ichule  äueli  in  den  äatiren  nicht  vei^ 
leugnete.    (Teiiflei-ScbwaiM}''  ::i3I,  5). 

Die  uocli  Übrigen  drei  Scbriftiitell or,  «velclie  die  Erblin- 
diniff  Afs  "Mutellus  berichten,  sind  wedfr  ihrer  Persönlichkeit 
Duch  ihrer  7.eit  nach  genauer  bt^kanut.  Dt-r  Verfasoer  der 
unter  Plutarchs  Namen  gehenden  Piiroltela  minora  war  viel- 
leiclit  ein  ZeitgenoHse  im  Plutarch  und  Bchrit;b  jodunfalU  vor 
220,  da  er  von  Clemens  Alt^xandrinus  benut^-t  ittt  ").  Ampe- 
lius  )«bte  sTfiächen  117  und  905.  Di«  Scholieu  zu  Juvonol 
stamuiea  aus  dem  4.  oder  5.  Jahrhundert ").  Bbenao  wenig 
Sicheren  wniß  man  «her  die  Quellen,  ans  denen  sie  ihre  Ge- 
lehrsamkeit KcliüplVn. 

Nur  der  Verfasser   der  Parall.  min.  beruft  sich  tax 

»eine  Erzählung    von    MeielluK  auf  BJnwi    Gewährsmann:    tb; 

'ApiatsiSrj;  }il0.rpicfi  iy  'Itaiixii;.     Mau   hat   diesen  Aristides 

Mik-ains.  der   in   den  Par.  min.  21nial   als   Quelle   angegeben 

ist.  mit  dem  Aristides  des  zweiten  .Tahrhiindcrts  t.  Chr.,   dem 

Verfasser  der  MiÄJjffiaxi,   allerdings  nicht  mit  ToUer  Zuvet- 

sicht,    identifiziert").     In   diesem    Fall    wäre   die  Vermutung 

Urheber  der  einseluen  AuifQ}iriiii(r«o  s-H«  dem  »olUtÄQdigen  Werk  de« 
Sanuka  berQbergenomm«!!  Lat,  «o  finilet  eich  doch  kiFrud«  in  Contr.  IV,  2 
«in  .'talx  (lt«K  Pollio  mit  Nitmuiunonntinu  iintC^fUlirl. 

")  Uebet  (lan  KroUen  KiiiQuU.  den  Pollio  au T  die  folgenden  Qene- 
ratiODen  gsUbt.  und  ober  die  «tarke  Uenulsuug  «eiaer  W»rke  vrgl.  Eom«- 
raaan,   iS«   biitoriccb«  ScliiifUtel li^roi   des  A.  P.   in  fi'li'ckeiim»  J.  B. 


H«rcber.  Plot.  Üb.  de  ttariU  (1«G1)  S.  30  f. 
*'}  Amtielioi  >.  Teutfel-SchKabo  %  3^9.  1 :   Juvcnnl-SchoHen   ih.  § 

••)  Möller.  F.  H.  Or.  IV  (1B.M1  S  820.  Audi  bei  Pauly-Winova 
tl,  886,  Z.  30,  werJen  dem  Verf.  dci  Milesiacn  ilit  tdq  Pa.  Pint  ge- 
aannleii  dm  ächriftca  nicbt  eutachiedi»!  abg«at)rocbeii. 


)(«t«ll«*  CUCfttO«. 


Ill 


widerlpgi,  diiß  die  Eibliuduiig  des  MctcUiu  eine  erst  in  Au- 
gostischer  Zeit  aufgekommene  KrfindiiDg  der  Rbetoreascbule 
ad.  Nnn  wird  al»er  'Ap;3Te:Si^ä  McJ.f|3»;  mit  seioeu  'IzaXixd^ 
Dtp7.xi  und  I-.KeÄcxä  von  keinem  undem  SelirifUU-Uer  außer 
dem  Verfasser  der  Car.  rain,  erwähnt.  Dieser  ist  längaL  bU 
uDTiTSfbaiiiter  FKliiclicr  «rkiuiiit.  dt.-r  Keine  ^ncvbiscb-räoiischeD 
ParaUeleo  sehr  einfach  dadurch  gewiaiit,  daß  er  zu  einer  be- 
kanoteti  Anekdote  oder  f^eachicIiLlicben  Begebenhi-it  tun  Gegen- 

»■tttck  frei  erfii)d4.<t**).  Kr  ^ibt  für  jedes  seiner  Gesell  ich  tclieo 
■aincn  Gewährsmuuu  an;  ftber  mcht  nur  *Api'7tt£ST,>  Mi^-i^qeo;, 
•cmdera  auch  di«  meisten  andern  sind  sonst  gäiixlicb  unbekunni. 
Man  hat  daraas  wohl  mit  K<?chi  ({esdiios^ou,  daL^  die  Names 
dieser  obskuren  Schriftsteller  ebeneo  Trie  viele  seiner  Anek- 
doten von  ihm  iclbst  erdichtet  sind"). 

Wir  mUssen   aUo   dar»uf  verzicbten,  in    dem    sehr   fra^ 
wQrdtgen  Aatorencüat^*)  einen  Anhaltfij^unkt    fOr  die  Krmitt- 
tnaj;  der  Qntille  zu  erblicken,  welcher  der  Verfiwaer  seine  Kennt- 
nis  der    Mettflluögeschichti!   vwdanbt.     Seine   Version   ist  da- 
durch BuQUlli^,  daß  er  den  Metelluit''')  nicht    als  Pont,  max., 
Ktoodern  als  ävi]p  tQv  £nt3rj[iti)v   bezeichnet.     Ferner    kcnut   or 
"  die  Geschichte  toh  dem  Vo^el/eichen,  welclie  Val.  Max.  I,  4.4 
ersäfalL     Uer  Hchwiiidelhufte  Clianiltter  seines  Machwerks  zeigt 
HiüA  in  dem   offenbar   von  ihm  «elbst  erfundenen  Schlnßsats, 
^Bttellus  habe  später  die  Sehkraft  wieder  gewonnen  :   'j^ispov 
^^WMjiJ.i'|£>  EjdatJiiievo;.     Su   hat    der  KäLicher  zuerst    tw« 
UDT«reinbare  Dinge  (fgt.  Anm.  35),  die  b»i  Val.  Mnz.  ^{elesene 
Anekdote  und  die  fon  der  Rhetorschule   oiifi^ebrnchte  Erblin- 
dring, friedlicli  nebeneinandergestellt;  offeubar  hat  er  niieh  so- 
dann au  Stewchoros  erinnert,  der  ebenfall»  wegen  Beteidi)^mg 
^■eioer  Ootiheit  erblindet  sein  sollte,    nnd  sofort  und   ohne  Be- 
denken aus  dieser  Sage  die  veraChnticbe  Schlußwendimg    eut- 
khDt 


*^  W^Ueakiuifa.  AniinadT.  in  Plut  Hör.  II,  I  (1821)  p.  77.   Rerchcr. 


Plot.  ül>^«le  flnv.  11.  2».    Cbriat,    thiwh.  il.  g riech.  Lit.»  i  «4   u.  «4. 
■    eh,  "      " 

nir  ainfl  KrfiDilang  dn  Ps.  Flut,  .fictus  ex  AriMUilii  Uilisiiscoruiu  amp- 


**)  WytUnbach,  Horcher,  Chriat  an  i1en~ang.  St. 

*';  Den  "ApiTtiieii;  uai'/r.!>;  bUlt  W,vtt*iibii..'U  S.  RO  (Notem  S05  Ci 


t4rc*-    Kban-«  »iiMmibI,  Lit.  in  d.  Al«iftn<lrinen«it  11  (189^)  S.  &T4  A.  1. 
^')  In  rlen  HitrjdtclifilU-ii  ilelit  AwiXo;;  ei  int  aber  fraglot  MItcUoe 
gemeint,  «riti  «chon  Xylander  verbeaseite. 


Ueber  die  Quellen  des  A  mpetius  fOr  Deine  Kapitel  dus 
der  rümiscbea  GvecbicliW  iat  iiocli  uicbta  Sicliereä  exinitt«U 
vorden'").  Die  Aehnlichkeit  mit  dem  libellus  de  viris  illo- 
stribus,  die  an  manchen  Stullen  nlclit  zu  rerkcuneu  tat  and 
auf  BeoiiteuQg  einer  ^enieini^atuen  Quelle  biDfreist,  tritt  ge- 
rade bei  Cap.  20  keineswegs  besonders  hervor.  Vor  aXUm 
wird  Met(!llua  ebiwiio  wie  zwei  ander«  der  too  Äuopelias  ge- 
nannten Männer.  Kabine  und  Curtius,  dort  gat  nicht  bclmndelt. 
Ware  die  Acbnlichkf>it  aber  auch  gr&&«r  als  «ie  iot,  »o  wäre 
damit  nicht  riel  gewonnen,  da  man  tiber  die  Ijiiellon  des  lib. 
de  Tir.  ill.  noch  keineswegs  einig  ist''*).  Darf  man  (Iberhaupt 
bei  den  so  äut^erst  kompendii^aeu  Notizen  des  Anipeliuä  überall 
an  schriftliche  Vorlagen  denken  ?  Kann  nicht,  wie  das  Bflt-h- 
lein  %um  Auswendiglernen  bestimmt  war^^),  eo  auch  manche» 
von  dem  Vcrlaaser  aus  deiu  G^däcbtiiis  ii)>'dergei>chrieben  sein? 
Beispielsweise  -/iihlt  Ämpeliiis  in  Cap.  XVII  die  7  römischen 
K&ni(,'e  auf:  Ruinulu«,  qui  iirbein  coiididit.  Nunin  Pompiliaa, 
qui  sca<;rn  coniititiiit,  und  so  weitt^r  bis  Tarr|Utiiius  Saperbns, 
qui  üb  nimiam  superbiiuu  regno  pulsus  est  Hat  es  hier  eiueo 
Siuii,  nach  der  Quell«  für  so  allbeknnrite  Dinge  zu  fragen,  die 
ji>der  Körner  im  Kopf  bnbRii  mußte?  Kicbt  viel  anders  steht 
es  mit  Cap.  20,  in  dem  Beispiel«  putriutisuhen  Opfermuts  zu- 
sammengestßtlt  sind.  Die  3  Uorntier  und  die  30(1  Fubier,  dsn 
Mucins  Scaevola.  Horatins  Coeleä.  Curtius,  ßegulus  uud  die 
beiden  Deeier  wQrda  beutzutug«  jeder  Gynmasist  anfQhreii 
können.     So   wird   man    einem   rJJmischen  äebriftsteller  kaum 


">  N'iich  WQirdins  Di»,  do  1>.  Amjjalio  ( 18A4)  ist  diuBc  Unterr^uchung 
bftapUltcliltnh  io  don  Di»s.  Ober  den  lib.  de  vir.  ill.  weiberiiefflhrt  wor- 
den darcb  Üuupt,  HihlMlieini^r,  Rosenhauer,  Vinkeatefn.  S.  Wachs- 
nath,  Eiiil.  in  d.  t^tutl.  d  alt.  Gesch.  127,  1.  Diuu  Schfln.  Die  £l«gien 
d«a  Au^MtuaTorumt  uod  dor  lib.  do  vir.  ill.  urb.  Romuc.  Cilli  1S9S. 

**)  Als  gemeiiKnoie  Qiitillu  de«  lib.  ile  vir.  ill.  unii  de*  .\iupel!ai 
wird  von  den  meisLeu  HyKinua  verrauti-t  (Wl)Iffliti  ^.  12.  Htideabeimei 
S.  25.  Wikchnmuth  Ü.  li"})-  >?olltc  dies&r  in  tlor  That  eine  BtograpbM 
d«  Mntullus  L'obotm  Imbun  (wobtri  ilnna  freilich  bd  ilnr  BRilitiiliint;  de4 
Uaaaen  uuffHlli^  wiLm,  däQ  der  lili.  de  vir.  ill.  aie  K^iislicfa  ignoriert 
hUttfl)  und  aua  ihr  de«  Auaiiel.  Nutin  über  Metellu«  vutlelmt  loin,  M 
wQrdv  auch  da«  die  Verrautanx  uicUt  unmOglicb  mocliuR,  dnU  die  Er- 
^iindnuK  tni  ia  Aoauxtiicbcr  Zeit  tu  der  Rhotoncbnlu  crfundvo  warde. 
tinKii  Üuui«  (tie  J.  HyKitii  vita  et  ooripti».  I6t^.  p.  8^)  wu  Hik>»ui 
tieiuliuh  kriliklon  uud  uabiu  auch  unliietQnHclie  und  ctdicktot«  Ue- 
«eb><:bt49o  in  »tioo  BioKrapbison  anf. 

"'}  »Über  memoniUii* .  vrgL  WaolumuÜi.  Kiol.  Ö.  l'i&. 


HflMliu  «M«at«a. 


113 


I 


niriel  zumoten  mit  Her  Annnhine.  daß  er  aticb  die  vier  ah- 
ilrrra  Ton  Arapvliiu  gcnanDtcn  Nanien,  Catpurniu»  Klanima, 
Fabiiis  pootirex,  Spurlua  Posttunius  luiil  CoecUius  MrtvUiis  im 
Rcdiu-btDi!!  gpg«nvr&rtig  hatte.  Die  uncbronolngisclie  Keilieu- 
folge  apriclit  ebenfalls  eber  fUr  AnfiUirung  aus  dtfin  Kopf  ilLh 
filr  ein  Exzerpt  aus  einer  Vitoiutammlung  oder  gar  aDH  einem 
hiBtoriachen  Rucb  '^).  Eber  kfinnte  raaii,  weuu  tiem  Ampclius 
aeltwt  eine  mlche  Leistung  nicht  zogetraut  wcrdeo  soll,  di« 
Vcrmotung  nurstclten,  du(S  eine  Beispielsamniluni^  von  Ämpe- 
Lu8  aiiegentltxt  wurde,  in  der  diese  ZusnmmeDstellung  von 
Uinnem  qni  pro  püpuli  ttontani  salute  ee  obtulvrunt  schon  gv 
omcht  war.  Diea  wtlrde  nieder  auf  einen  Zusammenhang  mit 
der  ßhctorcoMhulc  führen.  Denn  in  den  Kontrovvrsicn  wur- 
d«n  liistoriache  Beispiele  sehr  gern  verwendet  und  oft  an  den 
Haar«a  b«rbcigaeogon.  Um  solche  Bf^ispiclc  fUr  alle  Fälle  be- 
quem bei  der  Hand  zu  habe»,  wurden  Sammlungen  wio  die 
des  Valerius  Maxinius  gewhricben'').  Man  broiicht*  z.  B. 
mttniplii  cornm  qui  fortit*?r  perierant  (Seo.  suaa.  7,  14),  exem- 
pla  bominum  qui  ultro  mortem  adprchenderunt  (Sen.  suu.  6,  8). 
£be&80  ern-Unscht  mußten  unter  UmsUindva  exempln  eorum 
fjui  pro  popnli  .-aliite  se  obtuleniut  sein.  Nahmen  wir  an,  daß 
dn«  »OB  der  Rhetorschule  hervorgegangene  und  rbotoriichcn 
Zwecken  dienende  Sammlung  «rxiati<>rt«,  iu  welcher  dieser  Titel 
vorkam^*'),  *o  ist  es  begreiflich,  daß  darin  die  Metelluag«- 
schicbte  in  der  KaMong  dee  Seneka  gegeben  wurde. 

Wenn  .luvonal  Sat  10,  13d  ohne  Nennung  de«  Xa- 
BRW  Ulf  Mett-lluH  anspielt  mit  den  Worten  ,qui  serraviL  tre* 
pidam  flagranti  ex  aed»  Minorvaui",  so  zeigt  dies,  wie  sehr 
er  dis  Bekanntschaft  mit  der  Geschichte  vorausüet^en  könnt« ; 
rio  gebort«  offenbar  zu  den  dwantatae  in  omnibus  scholl«  fa- 
bulae  (Seu.  ep.  14.  4>.  Der  Gelehrt«,  der  za  dieser  Atutpieluog 
das  Seholion  an  den  Rand  schrieb:  ,L.  GaecÜium  (die  Hand- 


(8.  «r 
Notit 
ermphi 


')  BM^nhaiier,  Sjmh.  nd  cjaout  de  font  lib.  de  rir.  ill.  (1882) 
8.  Sl  n.  25.  mOebt*  du  meiste  in  den  Cap.  10-&7  und  tpetiell  die 
Notit  Aber  Metellai  (S.  21)  ati«  ■inera  hittoriichea ,  nicht  einem  bio- 
ermphiuhen,  Wsrk  h«rl«it«n. 

»')  NoTtIcn,  Anlike  Konrtproia  L  S   27ft  n.  SOS. 
**]  Eine  Khnliche  Saiumluag  *ertiiQtet  Scbfla  (Die  Slogien  d«t  Avg.- 
For.  8.  81  n.  S7)  aIr  Quell»  das  Anp.,  nnr  dafl  «r  dabei  nicht  ua  riii»» 
torisrbe  ZwMk«  dtnkt. 

rutoiosns  LXtr  (S.  f.  xvtu),  i.  S 


Il4  0.  L  e  u  E  e , 

Schriften  haben  Lucilium)  dicit  Metellum,  pontificem  masimom, 
qui  ardente  templo  Vestae  Palladium  ex  mediis  ignibus  rapnit 
ibique  caecatus  est"  hat  sich  höchst  wahrscheinlich  an  das  Kon> 
troversientheoia  erinnert ;  seine  Worte  schließen  sich  sehr  nahe 
an  die  Fassung  bei  Seneca  an.  Ein  anderer  Scholiast  hat 
dann  noch  die  Anekdote  von  dem  Vogelzeichen  hinzogefOgt, 
die  er  wahrscheinlich  aus  Valerius  Mazimus  kannte.  Dessen 
Beispielsammlung  wurde  in  der  Zeit  des  Sclioliasten  noch  sehr 
viel  gelesen  und  benützt,  wie  die  gerade  damals  gemachten 
Auszüge  des  Julius  Paris  und  Januarius  Nepotianus  beweisen  '*). 

Bei  den  drei  letzten  Autoreu,  die  von  der  Erblindung  des 
Metellus  sprechen,  konnten  Beziehungen  zur  Rhetorschule  aller- 
dings nicht  streng  nachgewiesen  werden.  Man  darf  sie  aber 
wohl  ohne  weiteres  bei  allen  voraussetzen,  die  in  den  ersten 
Jahrhunderten  der  Kaiserzeit  scbriftstellerisch  thätig  waren. 
Qehörte  doch  die  Rhetorik  als  notwendiges  Stück  zum  dama- 
ligen Unterrichtsgang.  Dabei  sind  „bis  zum  Ausgang  dei 
Altertums  in  der  griechischen  wie  in  der  lateinischen  Rhetoren- 
schule  die  Methode  und  die  Aufgaben  dieselben  geblieben*"). 
Noch  im  6.  Jahrhundert  behandelte  Ennodius  in  seineu  Schnl- 
reden  zum  Teil  dieselben  Stoffe  wie  Seneca"').  Da  nun  nichti 
über  die  Quellen  der  drei  in  Rede  stehenden  Autoren  bekannt 
ist,  was  eine  audere,  etwa  vorkaiserliche,  Quelle  für  die  Me- 
tellus-Notiz  anzunehmen  nötigte,  so  steht  auch  bei  ihnen  der 
Vermutung  nichts  im  Weg,  daß  der  Metellus  caecatus  ledig- 
lich eine  Reminiszenz  aus  der  Rhetorensclmle  ist. 

Zum  Schluß  möge  der  eingangs  mitgeteilten  Version  Dm- 
manu's  gegenübergestellt  werden,  was  nach  der  im  Vorstehen- 
den an  der  Hand  der  Quellen  dargelegten  Vermutung  über 
die  Metellus-Erzählung  gesagt  werden  kann:  L.  Caecilius  Me- 

**)  Die  Juvenal BchoHen  reichen  in  ihrem  Kern  wohl  bis  ans  Ende 
des  4.  Jahrh.  zurttck  (Teutfel-ächwitbe  3S1.  7).  Die  Euitoma  dei  Julioa 
Püria  atamint  aua  dem  Knde  des  4.  oder  Anfang  des  5.  Jahrh.  (ib.  279,  9), 
der  Auszug  des  JanuariuB  Nepotianus  ist  erat  spät,  aber  doch  vor  dem 
Anfang  des  6.  Jahrh.  verfaßt  (ib.  279,  10).  Beide  Kzzerptoren  haben  die 
Metellusgeachicht«  aufgenommen,  während  der  betreffende  Abschnitt  dw 
Val,  Max.  eelbat  uns  verloren  ist.  —  Dafür,  daß  die  beiden  Anmerkungen 
zu  Juv.  III,  ISO  von  verschiedenen  Scholiaaten  herrühren,  vrgL  fi.  Mat' 
thiaa.  De  scholiis  in  luTeualem.    Dias.  Hai.  II  (1876)  p.  2C6. 

"")  Friedlünder.  Sittengeschichte  III'  S.  d9b. 

")  Teuffel-Schwabe  g  45,  it.  §  479.  4. 


los  rettete  241  v.  Chr.  als  Pontifcx  raaximns  bei  einein 
Brande  die  im  y«3tat«iiit>el  aufbdwuhrteu  Heiligtümer.  Er 
wurde  fUr  diese  rerdienstvolle  That  von  aetneu  MJtbtlntera 
faocfa  ge«bri.  Plinius  erwähut  das  ihm  verliehene  Privileg,  za 
Wagen  in  die  Kurie  fahren  eu  darfen.  Dioays  bat  noch  eis 
mit  Inschrift  vergehcaeit  Standbild  des  M«t«llus  auf  dem  Ka- 
pitol  f^eaeheo.  Ob  aber  diese  beiden  Aasxeichniingen  ihm  cijo^ciia 
und  ftlltfin  für  die  Rettung  der  Veälaliwhen  HeüifftOmer  zuer- 
,    kanat  wurden,  ist  nicht  ganz  sicher. 

■        Worin  die  von  Met«llufi  gorctt«t«n  QegPDst&ode  beatanden, 

^baBte  dantals  und  Doch  zur  TmI  dt^  Dioiiysius  außer  den  Ve- 

Bbalinnen  und   dem  Fouti&x   niemand.     Doch  wur  es  'zur  Zeit 

in  Cicero,   und  wafarscheinlivli  schon  lange  vorher,   llbcrwie- 

gmdcr   Glaube,   daß   im  Vestateoipol    das    trotüche   Palladium 

Wahrt   verde.     Die   meisten   Scbriftsteller.    welche   die   Tat 

deiMeteUus  erwähnten,  setzten  deshalb  unbedenklich  das  Pal- 

diÜviD  ein. 

(n  der  Khetontchule  wurde,  wahrscheinlich  in  der  Zeit 
4ct  Augustus,  die  Qesciiichte  ku  einem  Kuntroversientliema  ver- 
ubtitet.  Man  tagte  dabei  die  Piktion  zugrunde,  dafi  auch 
Vctettas,  obwohl  Oberpontifex.  das  Pallaxbild  nicht  hätte  sehen 
iSika,  Qiid  luau  tiel^  ihn  fUr  dieses  Verj^eheii  nach  dem  iax 
tiÜoniii  durch  Erblindung  betitraft  werden.  Der  erste  Teil 
Awtt  Neuerung  wurde  ron  Üvid  und  Lukan.  der  zweite  von 
^(Mcad.  J.,  Pliniu»,  Juvenal,  Äojpelius,  ferner  ton  dem  Ver- 
iHNr  der  ParaUeln  minora  ttod  dem  Jurenalscboltaaten  irr- 
Uahclierweise  <.-ni.it  genommen  und  ab  geschichtliche  Tatsache 
itrüachwelt  Qbeiliefert*'). 

Tabingen.  0.  Letute. 

**)  Aar  «iDOD  giuai  Ifaalichca  Fsll  macht  UlLnsör,  De  KaaU  Valeria 

U^l)  S.  26  Actn    4.   uufiB^rkvam.     E>    hnndclt   licti    um  H.  Valeriiu 

^rrio.    Nacb  der  i;^'^'"'"li^'ic>'  KriAtiluiii;  st&  der  Rjibi;.  wclcfacr  Aota 

^lUir  die  Äuiffii  ftuDhiickU),  nuf  dem  H«  Im  ils*  Vnleriu»    lu  d<r  Khetoi- 

l«fculc  wurdodioFrugrHurgetroifen:  .ad  lit  credilrilc  svp«r  citpnt  V'aleiü 

PgvMtia   BodiMt)   corrvm.    (jui    •>•   otulonqii«  UalÜ   rovtri*    »Iqti«    ihlia 

"«b«rftn>t9*    (Quintil.    \mX-   or.  II,  4,  1>4.|    IHeaam  Bedenk« n   üt  bei 

uili«|,  II,  $,  2    aad  ia   einem    wohl  auf  Kulrop   sorflckgelioadea  Pla- 

,  ■•tliKk«D    Euerpt  (Dio  ed.  ll«ti>«r  p.  XV|    fücbonag  garotttn:    su 

:  ficwn  briJeii  ^ti-lUn  wird  eriAhlC,  liaSt  der  Rabe  nur  der  Ijciiultcr  des 

fderiu  ];«MW«n  *ei.    Aach  hier  a)M  Mt  «ioe  Rrfiaduag  der  Kbetoc- 

^Ne  in  «in  gMckichtlicb««  Weck  Qbergegange». 


8« 


Ad  siluas  Statianas  Siluula. 


Stati  Siluas  qui  emendate  uoluerit  eum  a  Matriteiuts  co- 
dicis  lectionibus  nuUo  paene  non  loco  proficieci  debere  lu'x  est 
qaod  hoc  t;em[>ore  peritos  doceani.  nam  quae  de  Politiani  at 
uocantur  excerptia  Arturus  Engelmannua  partim  uere  partim 
falso  nuper  diaputauit  ^),  neque  tractationia  iam  nostrae  post 
ea  qaae  alibi  fusius  disaeruimus  ^)  iadigere  uidentur  nee  de 
quibus  infra  ^etur  locos  omnino  attingunt.  quod  ad  Matritensia 
lectiones  attinet,  idoneoa  satia  teatea  habemus  uu.  dd.  Mauri- 
cium  Krohnium  et  Alfredum  Elotzium  in  editiooe  huiua  Teab- 
neriana.  Sed  Siluarum  emendatorem  non  solum  quid  in  Ma- 
tritensi  sit  scriptum  compertum  habere  oportet,  sed  etiam  quid 
ibi  uel  peccatum  sit  uel  peccari  potuerit.  in  quo  genere  Don 
nulls  adnotauit  Elotziua  (praef.  pp.  XI  aq.)i  plura  coQgessit  et, 
quod  utiliua,  digeasit  Engelmannua  in  opere  iam  laudato,  ean- 
dem  et  ipai  ingresei  sumns  uiam  antequam  Engelmanni  labores 
coguouerimua;  cognitis  uero  his,  ut  breuius,  ita  simpliciua  dori- 
muB  in  iia  quae  sequentur  ad  Engelmanniana,  ubicnmqae  id 
fieri  posset,  prouocare. 

Liber  I. 
FraefcUio. 

[dubitaui]  'an  hos  libelloa  qui  mihi  subito  calore  et  qua- 
dam  festinandi  uoluptate  fluzernnt  cum  singuli  de  siDu  meo 
pro congr^atos  ipse  dimitterem.' 

ad  amissarum  litterarum  nnmerum  qui  fere  ÜCHI  est  Krob- 

*)  De  Statii  Silaamm   codicibus  Lipaioe  1902  =  Leipziger  Stndiea 
t.  XX  pp.  1  sqq. 

')  CiaaBical  Review  t  XVI.  421  gqq.  et  XVII  344  aqq. 


Jöfa.P.  Poitgkta,   Ad  »ilttM  SUtÜDAB  Silnnla. 


117 


nio  qnidem  leste  eTplendam  proximc  «cccdit  pro  iauurrissaU) 
tdetaquc  ad  senteatiam  apti^muta.  oeacio  an  hie  Staiio  obuer- 
satu  sit  CatiiUi  sui  suauissitna  imago  &&.  19  59.  Sit  tnissam 
sponni  furtiuo  lannere  malom  procurrit  costo  uirginis  r  yremio' 
et  q.  8.  aptum  qaoque  proUwluta)  esseat;  Ülnd  tameti  maio. 
ib.  11 

^P         *^uc  adhuo  pro  Tbebaid«  mva  iiuanmis  me  reliqtierit  timeo'. 
pro  ^0  Marklaadus  ^tfom  et  Krobniiu  qnüniaiti  corrigimt; 

.     Station)  ^1  BcripsnM«  credi<I«niD. 

pib.  13 

'nee  quisqimtn    est  inliiatriutu  poetamm  qui   dod   aliquid 
^-fuis  atilo  retuist^iure  praelusent'. 

^R       suis  recte  di^liciiit  MurklaDdo  qoi  tarnen  ntraio  bene  oor- 
rexerit  )>eriis  an  mngis  debu«rit  .«tru^-i>,  od  'stilnm  rciuissiorftm' 
boc  certe  accotumudittius,  oideiiduu  alii«  peruiitto. 
ü,  183 

quas  ego  non  gentle,  quae  non  face  corda  tugali  — ? 

»gtc  diatinguendom  nee  apasiop«sig  sua  Static  abripienda,  cf.  Theb. 
8.  bli,  12.  301.    putidc    uulgo   cum  'gentes'  tum   curda    tJace 
iagautur  {iugaui).  ei  uersum  ezcidisse  malis  coutuudere,   baud 
tquidem  luagnopere  refrager. 
ib.  234  sq. 

omnis  pleWio  teritiir  praetextn  tumnltu, 

fainc  equos,  lihie  iitn-num  (jueslus  «tola  mixta  Isborat 

tltaniDi  ueTHuni  cam  iam  correxJomtu,  aliena  cognoui  ex  magna 

parte  felicia  tenptamina.     eniendaiierant    euim   cum  Augustus 

Otto,  tum  poit  eum  Georjfius  Lafaye  "equitum  iwMfmriM^frc  aexin^, 

bic   bene  ad  l'riidentii    prouocaiu    locum  Peristeph.  6.  228  sq. 

ubi  Papini    ille  imitator  'plena  hhora»l-es  aegre  doma^  accipit 

I  undas  |  ariaqne  confertis  aestuat  in  foribus'.    aestus  tralationem 

luMiro  graecna  fortasne  fons  sufiecit  seu  potius  xXüStDv,  ut  ille 

Sopbocieus  Eleclr.  932  kaü^idv  £ftin:äv  ev  (leaqi  x'jxt'ojiivov.    cum 

•ata  coDuenit  hhoraf.  Nasoque  dixit  epist.  ex  F.  U  6.  22  'turpe 

iteoi  deturrul»««  rairm'.     sed  ut    rt-m  abaotuamu^    f(/N<w 

fattrectandiuii  est:  fluxit  eniiu  hiiic  ex  iii.  quod  alibi  qiioqoe 

tnibaui  librarii.    pro  cxemplo  sit  Prop.  I  20.  'A2.  de  A  in  Ha- 

biteDKon    male   inculcate  conf.  Engelm.  p.  20,  Klotz,  praet'. 


118  Job.  P.  PoitgBte, 

iH.  40  sqq. : 

an  ad  siloas  qoae  respicis  aula  tacentU 
qna  tü}i  tota  qaies  ofifensaqae  turbine  nolto 
aox  fdlet  et  nigros  mutantia  marmara  ■omnoa 
in  loco  mieere,  ut  uiz  alius  supra,  a  criticis  aecepto  ab  alKmo 
uersu  incipiendum  est.  bic  dum  Matritensis  scripturam  male 
legnnt  et  nigros,  quod  optime  et  tuetur  et  inlostrat  TibnUi 
elegaus  locutio  'tacitus  furuis  circumdatus  alis  |  Somuug  et, 
incerto  somnia  nigra  pede'  (U  1.  90)  corrumpunt,  ^pigros 
imitantia  murmura  somnos'  Statio  imputarunt.  bos  somoos, 
banc  aedia  'pigre  stertentis'  (Pers.  5.  132)  im^sem  pulcherri- 
mam  sibi  habeant:  tu,  una  tantum  litterula  mutata  at  pro 
tibi  euadat  sibi^  cetera  ingenio  poetae  digniua  interpretare.  ia 
aula  quae  siluas  respicit  quieti  ita  nulla  res  officii  ut  tota  dbi 
sit  et  munnara  si  qua  sunt  non  somni  abrumpunt  tenorem  sed 
uisa  tantum  mutant,  adscribam  poetae  Angli  locum  qui  rem 
a  multis  iam  animaduerBam  satis  uenuste  exprimit 

Tbe  full-hatched  pods  burst  with  a  crackling  sound. 

These  signs  upon  his  dozings  creep 

But  only  turn  to  sleep".     T.  G.  Hake,  Tbe  Lost  Future. 

ib.  88  sq. 

cedant  quae  te  iam  solibus  artis 
auia  nimbosa  reuocabuut  litora  bruma. 
hie  a  Buechelero  stamna  dum  Marklando  aduersator  ex  atUa 
loci  nomen  quod  est  Antia  eruenti,  contra  autem  eundem  cam 
nimbosa  bruma  cum  auia  dure  atque  incoQciuae  coaectit.'  qui 
bruma  nimbosa'  locum  mutat,  litora  repetit  quam  maxime 
aprica;  eaque  apte  Papiuius  hie  ^aolibus  artis',  h.  e.  'breuibiu*, 
obuia  dicit,  quo  modo  in  epistulis  Plinius  'cubiculum  soli  ob- 
nium'  (Georges  lex.  s.  u.).  coaferas  eiusdem  II 17.  12  'sphaeti- 
sterium  quod  calidissimo  soli  ioclinato  iam  die  occurrit  et 
Sil.  It.  S.  481  'riget  ardua  montis  |  aetherei  fades  surgentiqao 
obuia  Phoebo'. 

iv.  4  sqq. 

es  caelo  diues  Germanice  cordi, 
quis  neget?  erubuit  tanto  spoliare  ministro 
Imperium  Fortuna  tuum. 


Ad  dlau  Statiftnu  Silnala.  119 

imperite  tractata  criticoram  manus  aspernantar.  hie  coouersa 
ad  principem  oratione  Statins  *superis'  inquit  ^deomm  es  gm- 
tns  et  imis'.  coniancta  ntrorumque  bic  gratia  est  tit  alibi  in 
re  simili  inaidia,  V  5.  78  'inuidia  superos  iniuataquo  tartaron 
palaem'.  Diti  es  iam  l^endnm  patet.  quam  facile  ti  in  «  abire 
potnerit  docebit  nel  primi  libri  praefatio  39  (ubi  pro  'suot' 
M  ^stint'  babet).  oam  de  talibus  aatis  egit  Engelmannns  qui 
lecte  in  III  5.  21  'itipenetrabile'  pro  'ut  penetrabile'  Sfcatio 
oindicato  haec  Bubicit  'tales  immniationes  qnalem  'ut'  pro  'in* 
enm  Matritenais  librarius  sescenties  commiaerit  (ef.  p.  11  sq.) 
sei  e  Matritensis  lectione  apparet  legendum  esse  'inpenetrabile". 
obiter  moneo  mendnm  simile  a  Baehrenaio  in  V  5.  37  depre- 
hensom  esse  abi  'men'^i'  pro  'merui'  scribendum. 
ib.  60  sq. 

respicit  heu  tanti  pridem  aecuma  alumni 
praegressnaqne  moras  nanc  mecam  Eptdauris  proles 
bine*  ait  'i  gaudens' 
pntgressusque  moras,  quod  nunc  uulgo  legitur  olim  iure  bqo 
damsamt  Marklandoa.   nam  qui  'moras  praegreditur'  non  ipae 
abmmpit  moras  sed  morantem  occupat  alterum.  sanom  uidetar 
Pfogressusque  de  eo   qni  iam  in  uia  sit.    pro  moras  sn^icor 
Statinm  dedisse  ^morast?',  h.  e.  'num  moraria?' 
ib.  83  sqq. 
hanc  locnm  de  quo  alibi  disputatum  est  tali  fere  modo 
emendandnm  esse  hie  tantutn  monea 

Libyci  quid  mira  tributi 
otneqaia  et  missum  media  de  pace  triumphum 
laudem  et  opes  f^uantas  nee  qui  mandauerat  ausus 
ezpectare  fnit,  (laudatia  impare  factis) 
sttollam  cantn?  gaudet  e.  q.  s. 
Hntentiam  bemiaticbii  amissi  dedi  quae  Statiana  fuiese  poasit, 
K.  'carmen  gestis  quae  laudantur  inferins'  siraili  sententia  ac 
Q  6.  50  de  quo  infra  agetur ;  de  nerbia  nihil  spondeo. 
T.  10 

innge,  puer,  cyatbos  et  enumerare  labora 
cunctantemque  intende  cbelyn. 
pneri  illnd  aollemne  officinm  fnit  ut  pocnPa  implendo  cum  'cya- 
tW  inngeret'  nnmemm    qtioqne  aernaret,   ne  contra  morem 


120  Job-  P-  PoBtgat«, 

bibendi  facerent  conuiuae.  hie  laetoB  et  lasciuiens  poeta  'da 
bibere  mihi,  puer'  inquit  'sed  quantum,  noli  curare',  qaare  re- 
ponatur  inec)  et.  uiz  opus  est  adicere  et  pro  etiam  accipiendunu 
ib.  36  sqq. 

aola  nitet  flauis  Nomadnm  decisa  metallis 

purpura  sola  cauo  Fhrygiae  quam  SjuDados  antro 

ipse  cmentauit  maculis  lacentibus  Attis 

guoque  tiri  niueas  secat  et  sidonia  rupes. 
ocBs  e  uezatissimia  Siluarum  saltern  atque  baud  scio  aa  e  cor- 
ruptissimis.  primum  absurde  dicitur  e  ßauis  Nomadum  metallis 
conf.  I  2.  148,  II  2.  92)  decidi  saxum  purpurettm.  scripsit  jmu-- 
purd  non  Statius  sed  glossator  atiquis  qui  itlud  'maculis  la- 
centibus' quid  sibi  uellet  expticabat;  iu  uersum  inrepsit  glossa 
pro  DOminativo  accepta.  quod  ilia  fugauerit  uocabulum,  facile 
dispexeriü.  fuit  euim  illud  quod  uuum  et  re  et  specie  aptissi- 
mum  esset,  7Harmora  dico.  haec  mutatio  alteram  postulabit, 
facilem  et  ipsam,  at  pro  nitet  scnhatai  nitent.  quod  ad  nersaa 
sequentes  attinet,  breuiter  admoueo  illud  'sola'  ad  'rupes*  spec- 
tare  De  de  re  nou  cohaerenti  conqueraris,  et  uersum  ultimum 
fortasse  ad  hunc  modum  esse  reflngendum  *quamque  Paros 
ntHeattt  secat  et  Sidonia  rapes'.  Parii  certe  marmoris  apud  Prn- 
dentium  mentio  extat  in  loco  Statiani  memori  adu.  Synim. 
2.  246  'et  quae  saxa  Paros  secat  et  quae  Punica  rupes'  neqne 
ab  ullo  adhuc  u.  docto  causae  quidquam  redditum  est  cur  Tj- 
rium  et  Sidoniam  raropem  hie  comungeret  Statius. 

Liber  II. 
Praefatio,  29. 

genethliacoQ  Lucani  quod  Folia  Argentaria  rarissima  uxo- 
rum  cum  hunc  diem  forte  consulerenius  imputari  sibi  uoluit. 

coleremus  Skutscbius  sed  citra  ueritatem.    melius  una  m- 
lerenius  nisi  mauia  credere  dum  codicum  uestigia  premis,  Sta- 
tium  ita  graecari  potuisse  ut  'coHcoleremus'  periclitaretur. 
i.  49  sq. 

nil  ueris  adfingo  bonis,  lieu  lactea  coUa 
brachiaque  iiumquam  domini  sine  pondere  ceruiz 
Matritensis  uersum   nuuieris   ciaudicantem    deteriores  libri  e 
addito  Bu£fulciuut.  tam  rude  iuuentum  miror  placere  editoribus, 


> 


Ad  nlu*  Statiuuu  Silsnl*.  |21 

pxMMrtJm  qui  ueTbis  non  Buntn  reddnnt  bvdsuir  s«d  tlimutn 
Ünponaot  iloniwi  »niiu  cum  pomlere  meriUi  nolunt  conecterc 
quidque  illoil  ait  pondns  liberum  Ipgentibus  CDf^iUlionem  per- 
mitluiit.  n^rutn  ex  partim  quideui  uidit  SafUenuH  4;um  firafhia 
quo  emeodartit.  de  ponden»  pRnionim  es  euorum  eeruJcibus 
p«ad«ntiiuii  tnentioneiu  liabea  apud  Prüpertiam  IV  11.75  sq. 
'ills  nieoruDi  |  omnis  erit  collo  tiirba  f^rpud«  tuo'  et  apud 
OQidium  Her.  Ü.  93  'noii  ego  captsui  breuibiis  tuu  cotlu  la* 
oertls'.  eed  fvrri  non  pot««t  asyttdeton  illud  coüa  itrachia, 
amoueri  uero  nel  facillime,  ti  et  in  fine  uersus  post  eoUa  re- 
[KMueris  uudu  etiaiu  facillime  poluit  excidere :  confer,  ne  Icm- 
}pVM  abire  te  itibeam.  I  1.  2. 
ib.  62  sqq. 

qnis  matutinos  abrump^t  tnartoure  soinnoB 
impüsitus  atratis  abitu^que  luocnbitur  artig 
D^xibus  altpie  ipnos  renocabit  ad  oscula  pmtas? 
obuius  iutrauti  rursus  quin  in  ora  mantinqne 
prosiliet  breuibosque  unieroH  cirrumdabtt  iitnis? 
bic  D«D  quB«readuiD  rst  quot  auut  corrigendi  uiac:  sunt  emini 
Miis  tnultac:  sed  quae  fucillima.  (acillima  uero  n  duonim  uoca- 
Morum,  nd  et  in  dico.  quae  in  uu.  64  et  65   euudeta    plauc 
wum  obtincot,  alteriuii  io  altcriuH  aedvui  fiat'niigratio  ut  'im 
«tola'   —  W  ora'  legatur.   hoc   81   factani  eriU  atgue,   h.  e. 
fl^ftK,  ipgoi-posleä  eeruari  |wteriL 
Üb  126  sqq. 

iam  tamea  et  nalidi  gresaus  meneuraque  maior 
cultibua  et  uisu^r  pueio  decresccr«  ueatua 
cnoi  tibi  quaa  ueste»,  quae  nou  gestamiiia  mitis 
fi^iuabat  trat?  brvuibu»  constrinr/ere  \HKnui 
pectora  et  au^iiSta  tcUiA  artare  laceraa : 
enormes  uoa  tlle  siaus  aed  »«loper  ad  anuos 
teita  legeu»,  modo  puoiceo  uelfUiat  auiictu, 
oonc  h«rbus  imitautc  siuu  e.  q.  a. 
Visoe  scire  quid  in  [tuen  cre«ceutis  uMtttu  t'«c«rit  uel  noo  fe- 
coritMelior?  qoaete  ab  illis  quibus  douii  rt-s  uiif^ista  est  quid 
fixere  potu«iit  bi  statim  tibi  respoadebunt  potaias«  «um  dtun 
rei  peeuniariae  studet  pui^nim    brtuiohbiia    quam   pro  aet&t« 
au  iainqu«  exuendia  aeatdLus  striagi  sustiiiere,   potaiBW^etiuo 


122  J  0  fa.   P.   P  0  B  t  ff  B  t  «  , 

mormibuB  quas  nondum  implere  posset  pDerilinm  modus  mem- 
brorum  inuoluere  stqae  obmere.  neutram,  ut  dicit  FapiniDs, 
fecit,  primnm  inquit  'Qlaucia,  breuibua  non  stringere  laenifl*. 
sententiam  iam  nidit  Mark)aDdDa  cam  scriberet :  'dizisse  igitiir 
debait  non  eonstringebat  pectora',  uidit  Otto  qui  tamea  ita 
coniecit  non  stringere  ut  esaet  infioito  modo  dictum,  quod  res- 
pait  Latinitas.  utrumque  fefellit  rarior  iodicatiui  fomta.  rario* 
rem  dico,  non  rariBsiinam,  sicut  putauit  G.  F.  W.  Muelleras 
apud  Keuium  (Formenlehre  III  *  p.  209)  qni  haud  scio  on 
multa  Btmilia  praeteruiderit.  nam  non  nulla  et  ipse  omisss 
esse  senseram  quorum  unum  {ßagitare  Flaut.  Pseud.  1 145) 
inter  scribendum  succurrit.  pergo  ad  reliqoa,  in  qaibns  dein- 
ceps  quaerendum,  corporis  quae  pars  angusta  I&cema  potisai- 
mum  artetur?  responsum  a  luuenale  pete  1.  27  ^yrias  umero 
reuocante  lacernas' ;  ne  tamen  hie  timeros  legaa,  codienm  ne- 
tat  respectus.  circumspicienti  qnod  sit  quodam  modo  synony- 
mum  ecce  ofFert  se  alas  et  ad  litteras  et  ad  sensnm  aceommo- 
datissimum.  qaippe  pueri  grandes  alae  (aerba  eiasdem  luue- 
nalis  sunt  14.  195)  lacerna,  artentnr  breuiore.  accedit  testis 
T.  Liuius  qui  'atam'  non  semel  cum  untbone  coniungit  'nm- 
bonibua  incussaque  ala'  (scutum  h.  e.  gestante)  'stemnntor 
hostes'  (9.  41.  18)  .  .  iam  alas  postulat  sibi  anguatante,  Sta- 
tianum  illud  qnidem  uerbum  (Theb.  4.  828,  12.  666).  haee 
angusttite  alas  quam  prope  ad  traditam  scripturam  augusta 
telas  accedant  non  est  quod  multis  probem.  unum  iUud  adie> 
cerim  non  recte  ex  Tbebaide  6.  79 — 83  a  quibnsdam  eici,  aer- 
Bus  colorem  uere  Statianum  prae  se  ferentes,  quamuis  a  libra- 
riis  male  habitos,  et  cum  his  noBtris  similitudine  qiiadam  con- 
iunctos. 
ii.  93 

Et  chios  et  gaudens  flactus  spectare  Carystoa 
multis  iam  displicuifc  illud  spectare.  non  enim  spectando  flue- 
tus  Bed  reddendo  exprimendoque  Carystium  sazum  nobile,  puto 
spectare  ex  pstare,  h.  e.  praestare,  uenisae. 
ib.  133  sqq. 

tempus  erat  cum  ie  geminae  auffragia  terrae 
diriperent  celsusque  duaa  ueherere  per  urbes, 
inde  Dicarcheis  multum  uenerande  colonia, 


Ad  «tau  Slstiuiaa  Silaala. 


123 


hino  adsett«  mcU  paritrrf/tK  hin  largu!^  ti  illJn 
ftc  iuaenile  calens  pl^riqtte  errore  supcrboe. 
onus  qnod  sciam  Madiiigius  «liquid  io  bis  tetiffbria  diap«zit, 
cum  pro  pit<iri4iw  le^en  Hellet  patnaetjue.  lioc,  quftmiiis  ab 
errore  illo  aperttMin»;  floptetur,  ceteris  doh  penaasit,  ea  ui- 
miniiii  de  citiisa  qnod  pleciri  de  »an  atde  edlere  JDoitum  ius- 
lent.  quid  nuHa  ?  nt,  est  inquam  in  loco  qood  ioducebat  iU« 
palriae,  mod»  acnoiw«.  latet  enjm  patrie  otib  fxiriler,  nocuit- 
qne  bic  ^iioi|U^  ximilium  noeuixilunini  in  (ndeiiH|ne  part«  Der- 
ans  pomloram  int«r  se  loci  commutatio.  itaqoe  l«g«iduin  'j^te- 
tr\qm  his  largos  et  illis  —  patriaequt  errore  •aperbiis'.  iRm 
reddittta  est  Papinio  elegaatior  geaetiui  usus  qttem  frvqaontant 
atgwiteaa  aetatis  Mriptores.  pteeiri  enim  lar^ns,  qaoA  idem  est 
atque  'eannina  largitnft'.  dictiini  e»t  nt  'lari^s  babvoas  Lu- 
ewii  illnd  (7.  225,  cC  9.  608)  scriptoris  totiens  a  DOHtro  redditi. 

IIb.  139  sq. 
illo  alii  rnrsus  iactentur  in  alt»; 
et  tna  B«curoa  portns  plftcidiimqu«  quietetn 
iDtraiiit  non  qtiasRa  rattii. 
miror  !p  illo  et  tamdiu  ndquieuisse  editores.    reponendnm  aeä 
(«et)',  limilem  corruptelam  ex  V.  2.  3  iam  Oranouiiu  austnlit 

Ini.  68  sq. 
incorrupt«  ßdem  nullosque  expert«  tumuttuii 
st  secrete  palam  quoä  digcris  ordinu  uitam 
bic  tarbas  dedit  geiuinaia  male  litterula  Dt  in  I  2.  95  'indal- 
g«(t]  tbalaniOH*  «t  alibi,   legtuidumque  quo  ut  »«nteiitia  loci  sil 
"iAsm  tibi  uitae  ordo  in  siitvUj  qui    paUui*.  quipp«  baiidqiia- 
quam  illios  idmiliii  erat  Melior  de  quo  dictum  utri.  'pnlttm  lau- 
dare«,  stxrda  male  audiebaat'  (Tac.  Ui«t.  1.  10).  mire  etiam  con- 
mnit  poetae  cum  hi)tbori<x)  ipi«  locatio,  ot   euim    illic  'palam* 
B  vk  palam  signiGcat,    ita  bic  t^jv    palam.  de   adiierbio  adlectioi 


ubttneute   poat  bot   grammaticoa   nihil  iam  nobis  opos 
dkare. 

».  1 

quid  tibi  monstrafa  Dianmineera  profait  ira? 

äto  mottslrata   ineptius  nihil,    illud  lamen  coitstrata  quod  de- 
teriores  exbiboDt  codices  a  scriptoribafl  I^tinis  nusquam  quod 


X24  Job-  P-  PoBtgate, 

sciam  hoc  quidem  sensu  usnrpatar.  reponendan  nunc  strata,  in 
qao  recte  se  habet  aduerbium  ad  totum  enuntiatum  spectana. 
vi.  41  8qq. 

nee  petulans  aciea  blondique  seuero 
igne  oculi  qualis  bellis  iam  casside  uisu 
FarthenopaeuB  erat 
pro  bellis  Baehrensius  liber  coniecit,   baud  its  male  si  casside 
post  bella  liberatutn  Parthenopaeum  intellegas.  nam  qnod  Mai- 
tiaÜB  habet  (IX  56.  8)  ^casside  dum  liher  Parthenopaeus  erat' 
uerbis  magis  quam  sententia  nostrum  locam  attingit  aed  pro- 
plus  hellans  (belläs)  cum  alibi  quoque  codex  a  et  t  permisceat 
ut   in  IV  7.  19  'laticemue'   pro  'Itticenue'.   de  fine  uersus    est 
quod  dubites ;  cuius   ut  recta  demum   euadat  sententia  (quae 
qualis  sit  indicio  est  PropertianuB  ille  de  Penthesilea  bellante 
locus  ^^nudauit  cassida  frontem,  uicit  uictorem  Candida  forma 
uirnm')  ant  uisu  in  missa  cum  Domitio  mutandum  aut  (e)  cas~ 
side  legendum. 
ib.  48  sqq. 

nam  piidor  unde  notae,  mentis  tranqnillaque  morum 
temperies  teneroque  animus  mfttnrior  aeuo 
carmine  quo  potasse  queam  ? 
quid  in  uersu  48  aliquem  offendat  nescire  me  fateor;  'pudore' 
enim  'notae'  egregie  significatur  ille  animi  habitus  de  quo  prae- 
stantissimus   orator  'It  is  gone   that   sensibility  of  principle, 
that  cliastiiy  of  honour  which  f'cÜ  a  stain  like  a  wound'  (Ed- 
mund Burke,  Refiections  on  the  Revolution  in  France),  sequi- 
tnr  hyperbaton  niinime  durum   cum  sollemnis  ordo    uerborom 
hie  sit  'mentis  niorumque  tranquilla  temperies'.  quod  al  u.  50, 
corruptum  ease  potasse  nemo    negabit.  qiieam  nero  quo   teati- 
monio  eiusdem  criminis  arquendum  ?  pro  potasse  succiirrit  re- 
petissc  in  quo  cum  re  ante  ye  excidisset  (cf  II  1.  78,  III  praef. 
13,  V.  2.  97  et  100)  librarioruin  stoliditas  quod  relictum  erat 
refiuzit,  aides  quo  modo,  repelcndi  notioni  satis  conuenit  illud 
unde  a  quo  incipere  nidimus  orationem.  'ad  summam'  ait  'quod 
denique  carmen  idoneuni  erit  ut  uirtutum  tuarum  fontem  at- 
que  originem  digne  consequatur  ?' 
vi.  79 

quinta  uix  Phosphoros  Itora 


hä  Hilnu  SUti&wu  SUduIa. 


135 


roraateni  sternebat  equuni. 
hie  quinto  —  oWu  ooniecit  ScbrMlcrus,  rcco|)it  Klofczius.  pro- 
piua  a  todicU  uestigiis  quinta  —  Oeta  {l  et  r  commutaLoruui 
^B  et  A  perpcram  addiü  «xemplft  tibi  dabnot  Engelmannns  pp. 
19,  20  ft  KlolziuB  p.  LXXX;  nee  non  in  o  et  c  ütteris  lurbat 
Ubnirias  haud  semel  I  1.  1<^  üqa-üs,  -us.  II  6.  1 1.  'sbt^mmat«. 
stOniBtc;',  m  4.  103  *oro,  ore')  idemque  poetanim  elegantiae 
oMonunodaüiu.  coniiinxertint  t'koaphonini  aiue  Hespenim  ciim 
Oeta  cum  ipse  Statius,  V  4.  8,  tum  alii.  ex  Ciri  csscribu  quae 
hue  perltuent  $49  aqq.  'postera  lux  übt  Laeta  diem  mortalibua 
alnium  |  et  (^elida  uvDientem  ignetn  quatiebat  ab  Oeta  |  quem 
pauidae  alternis  fut(itant  optaatque  pueltae  |  (Ueflpehuoi  uitant, 
Optant  ardescvrc  Goum)*. 

Iib.  90  »qq. 
&«c  quod  tibi  Setia  caoog 
reatinxit  cinerea  gremio  nee  lubriciis  ossa 
qood  ukllfttiit  onji,  miseris  acceptias  umbiia  ~ 
quam  gemitas  seä  et  ipse  iuuat  quid  terf^  dolor! 
Vrsc  datnaa?   quid  damna  foues  «t  poctore  iniqno 
QuLina  fttna«? 
qnot  niüdis  u.  93  praue  iiit«rpunetui)  sit.  nihil  opus  multis  do- 
cere-  qui  sed  ad  quitt  trabant,  rect«  lioc  qiiidem  faciiint;  absurde 
tameo   iidem   interrogantem    ioducunt  Statiom    qaa   de  cfttiiM 
dolori  indtilgGfttur,  cum  rei  daHs  idonmm  causam  (iuuat)  iam 
ipse   dtxorit.   »ic   »erba   dLttingiias  *scd  (ei   ipse  innat?)  quid 
terf^  dolori,  Vrae,  datnus  ?'  sententia  liaec  rat  'quid  dolori  ce- 
dimufl?  nniu  et  ipse  iutiat?'  Coiif.  Tibulli  II  ä.  109  Rq.  loenin 

■  et  ipsam  uulgo  male  distinctum  'iaceo  cum  saudus  annum  et 
(faueo  morbo  cum  iuuat  ipse  dolor)  uequo  cano  Nomesim'. 
rä.  14  aq. 

■  et  si  qua  patet  ttiU  diem  rsoepit 

lerttR  moliibuü  expleatur  ambra 
aut  a  aermone  Latino  alieuuiu,   quod  uidit  Mitrklandntt.  ^i'i^u- 
tuw  itiem  ille  temptauit  et,  quod  hoc  nieliiiit,  patrt  et.  magig 
,adridet  patet  ac. 

Liber  III. 
Traefatw  1.  23 

Earinus  praeterea  Germanici  uostri  Hbertiis  seit  quaniäm 


X26  Joh-  F-  Poitgate, 

desiderium  eius  moratus  $im  cam  petisset  ni  capillos  sum  qaos 
cum  gemmata  pTxide  et  specalo  ad  Fetgamenum  Asclepiom 
mittebat  uenibuB  dedicarem. 

hoc  loco  aliquid  Statio  profait  YoUmeruB,  sets  pro  scU  repo- 
Bito;  recte  idem  post  Marklandam  quamdiu  pro  *quam  breni 
tempore!'  iotellegens;  cf.  quae  ad  IV  9.  30  quatituml  infirm 
dicentar.  sed  Statiam  in  epistala  qua  carmina  in  ora  popnlj 
uentura  commendaret  tam  oeglegenter  potuisse  Bcribere  at  uerba 
quae  ad  finem  eermonis  pertinerent  in  medium  inferciret,  illis 
tantum  credibile  erit  qui  codicis  in  uerba  iurare  adsaeaeroDt. 
in  illis  de  quibus  agitur  uocibus  litterae  ad  summam  XXXV 
sunt,  bexametri  in  uniuersum  quidem  aestimantibus  modug  — 
cumque  praefationum  uersus  eadem  fere  loDgitudine  fuisse  qoa 
carminum  certum  sit,  satis  perspicuam  babes  causam  cur  uerba 
ilia  non  iam  quo  oporteret  loco  legantur. 
i.  157. 

Seu  tibi  dulce  manu  Libycas  nodare  palaestraa 
manu  facile  caretur  quod  ex  Achilleide  patet  II  155  'et  liqui- 
dam  «odarc  paleti^;  accedit  quod  ex  u.  155  hue  inrepere  potuit 
de  hoc  genere  iudicium  ferre  interdum  lubricum  est  (sicut  na- 
per  docui  in  TibuUi  editioue  p.  207).  geminant  uerba  librarÜf 
geminant  ipsi  auctores  neque  communi  fate  Statium  exemeris. 
geminaiaa  a  librariis  uoces  in  uno  carmine  XL  1  babes  mixta  a. 
48  (ex  u.  47)  et  u.  182  am/uis  (ex  aiiguif'era  u.  181)  quod 
exemplum  longe  diuersis  adiungit  Erohnius  ap.  VoUmenim 
p.  29  n,  eimilia  luaerunt  in  I  1.  64  montis  ex  59  et  in  II  7.  8 
eu(b)atitiae  ML  ab  cuhati  7,  similia  iu  IV  3.  145  merentes  ex 
144  et  in  V  5.  34  laiidare  at  ittlauiiabile  33.  hie  uix  adducor 
nt  credam  Statiura  manu  scripsisae  cum  magis  potuerit. 
ii.  78  sqq. 

iusta  queror.  fugit  ecce  uagas  ratis  acta  per  undas 
paulatim  minor  et  longe  seruantia  uincit 
lumina,  tot  gracili  ligno  complexa  timores, 
quaque  super  reliquos  te  nostri'  pignus  amoria 
portatura,  Celer ! 
gaudebo  ai  loco  tam  suauium  afiectuum  pleno  medicinam  quam- 
uis  seram  attulero.  knis  haec  erit.  nam  ab  Engelmanoo  (p.  17) 
accipio  e  litteram  in  a  deciea  a  codice  corruptam  esae  ab  eo- 


Ad  gilnaa  StatUnM  Silunla.  J27 

demque  in  liseola  ea  qua  m  littera  significari  soleat  addenda 
detrahendaqae  saepius  peccari  (p.  20).  reddendum  igitur  poetae 
sanm  quentque.  Buum  illud  dico  cum  in  tali  proDominum  uau 
nel  nimiua  Bit  uaum  locum  adpono  II  1.  34  ^cum  proprios 
gemerem  defectuB  ad  ignes  \  quem,  Natura,  patrem!'  aersus  in 
nmoersam  hoc  sibi  uolunt :  'mortaleg  multoa  pro  quibus  time- 
tor  (tot-tiwores)  secum  auebit  fragilis  ratia  interque  e03  ipsum 
Celerem,  mihi  causam  super  reliqnas  timoris  quam  mazimam'. 
üi.  15  sq. 

si  quia  pulsatae  conscius  umquam 
matris  et  inferna  rigidum  timet  Äeacon  urna 
hie  umhram  Marklaodus  sed  magis  Statianum  avguem  de  an- 
guicomis  Furiis.    quid  quod  infra  dixit  'longe  Furiarum  sihila' 
(25).     Sumenidum  terrorie  pare  maior  in  anguibiis  erat.     lu- 
uenaliB  6.  29  'die  qua  Tisiphone,    quibus  exagitare  colubris?' 
dixeiit  fortaase  quiapiam  'malim  ungues',  illud  uero  faciUua  et 
de  plurtbuB  Propertius  angue  dixit  (III  5.  40)  et  Lucanua  ser- 
pmte  (9.  656). 
ib.  71  aqq. 

hioc  et  in  Ärctoas  tenuis  cornea  usque  pruinaa 
terribilem  adfatu  passus  uisuque  tyrannum 
immanemque  suis  ut  qui  metuenda  ferarum 
corda  domant  mersasque  iubent  iam  sanguine  tacto 
reddere  ab  ore  manus  et  nulla  uiuere  praeda. 
hie  non  siue  causa   id   uerbum  desiderauit  Hirschfeldus   quod 
C.  Gaesaris  mores  moUitoa  esse  exprimeret;    subis  tarnen  quod 
ille  coaiecit  uec  ipsum  satis  bonum   est   (caret  certe  testibus 
idoaeis)  et  illud  quod  optimum  est  suis    expellit.    uidetur  hie 
quoqae  accidisse  quod  supra  nidimus.    in  culpa  fueruut  libra- 
riorum  aliud  ageutes  oculi  et  manus.  hi  enim,   cum   in  u.  71 
passus  atetiaset,  iafra  uero  in  proximo  tetiuis,  aeu  potiua  illud 
node  natnm  est  tarn  insulsum  uocabulum,  aedes  utriusque  inter 
Be  mutarunt.  pro  hinc  uulgo  huic  cum  excerptis  emeadatur;  sed 
a  codice  tantuudem  abest  hunc  quod  iam  Aldiua  praestat.  te~ 
nuis  sine  olio  negotio  corrigi  potent,  leiiis  fuit,  quod  uerbum 
cum  pro  adiectiuo  perperam  acceptum  easet,    in  aliud    tranaiit 
epitheton.  omnia  iam  in  procliui  eruut  'Culigulam  ilium  quem 
nel  in  Hjperboreos  comitari  non  refugisti  terribilem  atque  im- 


128  io^  F-  Poatgate, 

maneni  etiam  ei^a  suos  tyraQQum  artibns  tuis,    ut  feram  ali- 
quam  suus  m^ister,  deleniebaa'. 
iv.  73. 

nondum  palchra  ducis  dementia  coeperat  oriu 

iotactos  seruare  mares 
ortu  quid  sibi  uelit  nesciani    omnes,    simplices   nescire  ae  fa- 
teotur.    artus  certe  ad   rem  emu  id  lege  Domitianas   cauisset 
ut  artus  marium  istacti  seruarentur.  fortasae  uocabulum  grae- 
cum  quod  est  dip^pov  poetae  obuersabatur. 

Liber  IV. 

ii.  5  sq. 

ast  ego  cui  sacrae  Caesar  noua  gaudia  cenae 
nunc  primum  domitiaqae  dedit  consurgere  mensa 
ilium  qui  iufra  scripsit  'datur  ora  tueri  {  uina  inter  mensasqm 
et  non  adsurgere  fas  est'  haec  de  eadem  re  credis  scripsiase? 
apage !  litterarum  u  et  i  atque  r  et  n  similitudo  (de  qua  pie- 
niua  Eugelmanuus  pp.  12 — 14)  has  turbas  dedit,  auxit  ilia  &- 
cile  praeteruisa  lineola  de  qua  supra  diximus.  scribe  'domiuatii- 
que  dedit  cotitingere  menaam'.   notum  in  re  exoptata  contingere. 
laudo,  exempli  causa,  V  3.  275  'patrios  contingere  uultas',  cf. 
etiam  III  4.  61. 
iii.  136  sqq. 

bic  si  flammigeroa  teneret  axes, 
largia,  India,  nubibus  maderes 
undaret  Libje,  teperet  Haemus 
uix  satis  argute,  ut  in  Statio,  undaret,  nee  nimia  egregia  ilia 
louis  Domitiani  laus  si  Libyam  mare  ex  terra  plueudo  feciaseb. 
quaerendum  quod  magis    proprie  dicatur.  quaerentibus  ducem 
se  offert  Lucanua  quern  totiena  Statius  ipse  eecntus  est.  de  Li- 
bya in  libri  noni  uu.  522  aqq.    pluribus  ille    quae    exacribere 
non  uacat,    pauca  quaedam  excerpam.    'ignorat  frondes'  'cum 
cardine  aummo  |  atat  librata  dies,  truncum  uix  protegit  arbor', 
baec  dEoxio;  Libya  ut  umbraret,  Domitianua  (si  Statio  credimua) 
modo  ipse  Juppiter  fieret,  auo  numine  effecturus  erat,    hoc  si 
recte  colligitur,  umbrare  hie  'umbram  dare'  significat  ut  apad 
Columellam  5.  7.  2.    quod  ad  corruptelam  attinet,  conferre  po- 
terit  V.  2.  137  widoso  (umbroso  M). 


Ad  ailtias  Slatiaiias  Sünulä. 


129 


ib.   153  sqq. 

iuiAuit  tibi  iam  niualis  Arctii», 
ouiio  magnos  Orionä  dtibit  triumphoa 
ibiB  qua  ua^a   Hercule«  et  Giihiin 
ultra  6itl«ra  flatumeutuque  »oltitu 
et  Nili   caput  et  niuea  AtliantiN   157 
et  laudoin  cumulu  beatu«  omni 
Mandeo  bullijjer  abnuesqite  cHmis. 
horum  uu.  peruvrsum  e»»e  ordiuem  iam  Brandesius  sensit,  ne- 
que  tamoQ  corrczit  cum  1^7  post  159  collo«aret  et  'ad  Nilom* 
legerat.  errom  argailur  Horatt  t<>!ctimüDio  qui  in  lc)co  simiUimo 
Atqne  sdeo  ab  ipso  Statio  bic  reddito  non  de  Hercule  et  Bacclio 
terrae  uictoribus  «ed  de  isdem  caelum    meritis   loquitur  carm. 
III  3.  9  sqq.  'liac  arte  Pollux  et  tiai^us  Hercules  \  enisua  arcea 
attigit  i(/nms  |  quo«  inter  Augustiu  recutnbcus  i  purpureo  bi> 
bit  ore   nectar.  |  bac  te  iuer«iiteiu,    Bnccfie  pater   tuae  uexere 
tigr««*.  uerauH  157  ne  littera  qtiidem  miitanda  est;   ipse    tan- 
tum  ia  Hedem  suam  reportaudus,  b.  o.  post  u.  154.    aeatunüa 
nc  demum  cobaeri^bii   *Septei]trionem  uicisti,    uiucis  Urieuteui 
Caesar;    r«stat  ut  Herldieiii  {NHi  caput)  et  Occidentem  (niues 
jUlantis)  denincas. 
T.  9  sqq. 

nunc  cuDcta  iieria  frondibus  anmiia 
cnnitur  arbos,  iiunc  uolucrum  uoui 
quesbua  e.  q.  s. 

□OD  mutatione  egent  baec  «eä  interpauctioae.  nc  enim  distin- 
gne  'nunc  cuncta  ueris  :  frondibus',  apertisaima  seutuntia:  'nunc 

Iueris  sunt  omnia'. 
vi.  8  sqq. 
I         »  miseri  qiios  nosse  iniiat  quid  Pbasidis  ales 
distet  ab  biberua  Rbodopea  grue,  qui«  magis  aoser 
I         exta  ferat,  cur  Tuacus  aper  generoaior  Vmbro. 
bic  hnagis  exta  furat'    pro    ^maiora  &  f.*  did  perfricta  fronte 
oontendont  et  cum  Latinos   enloeciämi   tarn   immani»    auctores 
cit&re  non  puiwint,  ad  Üraucu»  cuufug^unt.  quod  fortasse  facere 
Doluissent  ei  intellexissent  sab  f'crat  totidem  litteris  latere  quod 
m  eeset  aptissimum  qaodque  ab  Argeutoratenei  saltern  nliquo 
poetae  deberet  restitui.  hoc  salur  est.  satar  de  sagicato  anaore 
■      PhUotar»  LUV  (K.  r.  xvm\  l  9 


T.    9 


180  Joh.  p.  Poatgftte, 

recte  dicitnr  quod  tectatur  Stati  aequalis  (Hart  XL  52.  14 
*et  chortü  saturas  atque  paludis  aoes'}.  litt«raa  quas  contdnet 
scUur  cum  its  quas  ferat  facile  commutari  potnisse  ab  Engel- 
manno  disces  pp.  17 — 19.  sunt  enim  /  et  /",  a  et  e,  (  et  r, 
«  et  a. 
rii.  33  sq. 

orbitas  omni  fugieDda  nisn 

quam  premit  uotis  inimicus  heree 

Optimo  poscens  pudet  heu  propinguo 
funufl  amici. 
hie  locum  inter  Be  mutauerunt   non    toia  sed   ultima    tantum 
uocabula,    of.  II  1.  17  sq.    'carmina    ia  ipso  |  ore'  (M)    quod 
correxit  Friedericbiua.  lege  et  distingue 

Optimo  poscens  (pudefc  hen  propinqut) 
funus  amico 
sententiam  uides:    *berea  inimicus    (quod  in  propinqoo  puden- 
dum) Optimo  amico  non  uitam  poscit  sed  funoe'. 
ix.  29  sqq. 

non  enlychnia  sicca,  non  replictae 

bulborum  tnnicae?  nee  oua  tantum 

nee  leues  balicae  nee  asperam  far. 
displicet  iis  tantum  quibus  placet  Latinitas.  displicere  qooqaa 
uelim  tandem  et  si  quid  praeterea  adhuc  temptatum  est.  quid 
multa?  scribendum  (quantum/),  nam  tantus  ei  quantus  ^aaam 
permiscent  librarii,  idemque  mendum  iam  ex  I  4.  85  sustulimaa. 
quam  saepe  quantu3  siinilia  pro  quantulus  similibus  usurpetnr, 
probare  supersedeo.  sit  tamen  pro  ezemplo  unus  Ouidi  locus 
a  comploribus  male  intetlectus  coniectnrisque  coimptuB  de  arte 
am.  1.  327  sq.  'Cressa  Tbyesteo  si  se  abstinuisset  amore  |  (et 
quantum  est  uno  posse  carere  oiro !)  |  non  medium  mpisset 
iter  —  Pboebns',  h.  e.  *Bi  Aerope  a  Tbyeste  se  abstinuisset 
(quantula  uero  ilia  abstinentia  ut  uno  uiro  carere  posaia !)  dies 
in  noctem  non  uertisset'. 

Liber  V. 
i.  4  sqq. 

namqae  egregia  pietate  meretur 
nt  nel  Apelleo  uultua  aignata  colore 


Ad  ailnas  Statiutu  Silual». 


ISl 


Phidiaea  nel  uata  matin  rediliure  dolentJ. 
mUa  Afatriienaia  corrector  quern  Poggium  esse  ferunt.  quod  ta- 
rnen pro  'rcnata'  dici  uou  potest,  melius  rasa  Schraderus,  Red 
I  oeriQS  fortssRe  'I'faidiacaj»  oel  nada  tnanani\  Tffi  toO  dHc^ou 
Tu^oG^a  ^ijC""!»-  f"i*  ^^"^  t«;mptftrfm  'Phidiacane  »auala  mnno' 
(ef-  u.  231J.  rsHore  apud  Siatium  pedis  incisioae, 

Iib.  16  M}q. 
sera  quidem  lanto  niniitur  inedicina  dolore. 
altera  cum  ai^ucrin  I'hoebi  rota  torijueat  annam; 
sed  cam  plo^a  recens  et  adhuc  in  aulnere  primo 
nigra  domua  qucstu  miscramqiie  accaaans  ad  aurem 
coniu^iä  orbati  tunc  flere  «t  »ciiidere  ueHea 
et  famulo«  Isisare  gngm  «t  uioccre  platictus 
fataque  et  iuiufitofi  rabidia  pulsare  querells 
ca«licola*  soUnieo  erat. 
Bxcosat  s«  Papinius  qaod  Epicedioa    aiduo  cooiugi   post  ao- 
mun  demum  misent  'swa  quidem'  iaqoit  'hjwc  m«dicina  est, 
quod  DOn  infitior.  respaisset  tarnen   omn«   remedium  ttotum 
nuliiug  si  prius  adh ihuimem.  re'Cane  ardenaqiie  dolor  adlocotionea 
Doo  audit,  mudam  oon  patitnr;  omens  «st  facitque  quod  aiii«D' 
tia''.  fats  praeiD'.iiiiti3  uulgatam  expendamus  lectionem:  eat  tutem 
ba«c  'Md  cum  plogA  reeciM  at  adhuc  in  uulncro  primo  j  nigra 
dotnof  questu  miseramqu«  accessud  ad  aurem  |  coniugia  orbati, 
tun«:  flere'  «t  q.  s.  hacc  si  scripsit  ätntins,  mal«  spongia«  pe- 
percit.    oam,    ut  taoeam  dd  iucociciiiiio  itlo  qarstu  et  Inngnido 
illo  aeetjfsus  (erat)  aä  ourem,    mnltn  planing  ae    forlins    rem 
«ginet  ri  post  rfomw  'uiduo  tunc  Here'  e.  q.  a.  aut  tale  quid 
dteisBet.    quid  quod  et  wcutn  et  cum  re  manifests  pugnantem 
habest*  orbatonim  aun*s  in  raceiiti  quidem  dolore  acoessufl  non 
potiuntur.  uiditbaec  Adrianiifi  cnm  rectwaime  pro  qttaestu,  siue 
fUKStw,  qitü  t«nt  corriger«t,  miuus  uero  felicit«r  idem  mistrran- 
iam  peridiCatus  est.    aliud    postulatur  cum  a    tota   «tenteutin, 
tarn  ab  accessus  uocabalo.    uel  Propertium   consiile   qui    diiit 
(I  9.  Vi)  'turn  magi»  Arminias  cupies  acctderir  titfres'  uel  Sta- 
tinm  rpsniu  sui  interpretem  11  1.  7  Rqq.  'intempeata  cano.  ci- 
tins  me   tigris   abactis  |  fetibua   orba/ique   tuOnt  audire  leo- 
aes,  I   nac  n  tvr^emiitnm  Sicula  de  uirginf>    cnrmen    {   affluat 
aut  silait  chelys  intellecta  ferinjoe.  |  mulccat  iusanos  gemitus 

9" 


132 


Job.  P.  Poatgatfl, 


fltat  pflctore  dmtens  |  luctiis  et  admoto  latraot  prsecordU  ta^o*. 
reponendom  iam  uides  uesanatn  ut  uursua  tiic  euadat  'oigre 
domus,  quis  turn  tusauam  accessus  ad  aureui  {  coniugis  orbati?' 
corrupbeUriuu  ratioaem  facUv  reddidvria.  quts  fa,  in  questu  ciud 
abiisset  uitio  sciibciidi  satis  noto  quo  mal«  coniuDftnatar  inter 
Be  iiocabuln  nol  male  diatrnhnntiir  l>ati?  flunt  ad  rem  euiDC«ii- 
dam  quae  de  libro  quarto  citat  Klotztus  praef.  pp.  XI,  XII; 
1,  aSO,  2.  88.  i.  i:i5,  181,  241),  'qiiftestu'.  quod  in  hoc  codk« 
dem  plane  est,  scriptum  est  (of.  Engtilni.  p.  16).  quam  prope 
absit  a  uesanam  illud  niiseram  ta»iem  babeo  eusdem  pp.  11, 
12  (wet  w),  17  («  et  r),  15  {n  et  r).  scriptum  denique  uoca- 
buluni  trittuB  pro  rarioro  ut  in  V  3.  241  5t  iuvifcn^  pro  st^iati- 
f/are.  postquaiu  misrram  pro  uesanam  iam  legebntur,  que  uo- 
cula  ad  ucrsutu  »has  at^nsum  oxplendum  iufiilcitur.  in  quo  d« 
forte  aliquiü  hn.(>rent,  alios  locos  ex  Siluis  aiiücribani  qiii  mu- 
tandi  libidinem  quaudam  testantur.  initiuui  Taciam  a  Ubrario- 
mm  fraude  stolida  itla  quident  si><l  apcrta.  PalaeMinique  [H 
1.  161)  cum  quid  esuet  non  intellegerent  ita  pulclire  emenda- 
rant  'quodque  Arable  Pbariique  (palani  est  uidique.')  liquorce 
i  armram  lauere  comam'.  sic  pro  Ilytidurntpw  (I  3.  95)  dede- 
nint  phjaflumque,  sic  Ansonio  (V  1,  113)  pro  Aoiüo,  sic  aeäi- 
luas  (V  6.  67),  »utum  suquiori  qunque  Latinitati  uocabutum, 
pro  äelttias  (delicias).  tuirum  eat  quam  8a«pa  iu  Oruecis  no- 
niinibiiB  tolia  peccentur.  rariatiäett  pro  caryolides  (1  6.  20), 
Lt/cei  pro  Lyaei  (I  G.  95.  cf.  [I  2.  35),  Etiboea  pro  Euploea 
(II  2.  79).  £amdw(  pro  Euinaeits  (II  6.  57),  AclitUGt  pro  Achaeis 
(V  3.  222).  huuc  Adiatcm  forlasse  ex  Vergilio  oscitatio  intu- 
lerat  ut  illud  lnwugine  makui  (V  5.  20)  ex  Vergilio  iiel  Ouidio 
(AoD.  10.  324,  Met  9.  399.  13.  291).  iam  portcatum  illud  Fia- 
uium  calimm  (IV  3.  19)  miruni  ni  calm  Neroms  luu.  4.  38 
juemor  est.  quod  arctos  pro  aitslvr  hahomus  (V  1.  81)  inrepait 
hue  fortaBse  ex  S8.  baucl  casu  factum  uidetur  quod  in  IV  G.  83 
'ipaiua  mcritaei/ue  domoii  ac  templa  Sagimti  |  potluit'.  si  Krohnio 
adcenlimuB  iii  V  2.  IB  corrigeutt  'turmali  trubeaque  recens  et 
pauptirc  clauu,  quid  de  tradita  scriptura  ccuätmus  'turmali 
trabeque  ac  reints  et  p.  c'  uides  numeros,  aides  Beoteutiam  le- 
gibus grauiiimticae  aocomniodittatu.  Iiai'C  quaoso,  utrum  casus 
lusit  an  päporit    ex  corcuptela  uanitast'   baec  qui   reputaucrit 


■ilnas  StatiuiM  Silaula. 


I 


I 


tprtantm  insulae  noman  io  Capros  r«&)gere,  diffisus 
t«9timonio  Matritenüis  qui  in  III  1.  128  'ditesquf  capre.  uiri- 
deeque  resultant  Taurubulae*  Statio  imputAt,  quamuia  ipse  Be 
a  conuuuni  consiietudine  non  roceRsitse  in  carmine  proximo 
(2.  2.*^)  tratetur.  rjiiKto  tenui  leti  discrimine  apud  scribarum 
Dationem  Ulae  €apre(a)e.  siot,  docebit  te,  nisi  aures  olMtntis 
ueritsti,  nel  nnneo  (EV  6.  58  et  V  2.  48)  pro  nemcaeo  daliun. 
aed  haec  liacteauo.  potest  etiim  caaa  illud  que  in  cootextani 
lorafinMe  ut  fecit  in  IV  6.  96. 
ii.  82  sq. 

sed  If,  puer  opfcim«,  rerwo 
flectentem  iustis  et  talia  dicta  parautem 
ct  hie  opene  pretiam  est  quae  En^etmannus  adnotütiit  me- 
moria tenpre.  in  Mntrii4>i]8is  codicis  exemplari  tti,  iu ;  u,  it  uiz 
ac  De  uix  quidem  a  librario  diDoscebantur.    cjiiare  reponendiim 
uistu  qaod  apud  Stutium   pacne  idem  cat  atque  oculos:   cf.  1 
8.  14.  52,   Theb.  6.  205  'prospectu  uisas  iuterclusere  nefasto', 
iK  277.    acctisutiuum  in  sedc  SRoanda  acrnus  praebefc  ctiam  Iu 
1.  164  sq,  locus  mire  cum  uoatro  congrucos  'ceruo  \  solurf^cm 
nooes  et  talia  dida  Icrent^an'. 
iii.  85  aqq. 

quia  non  in  fonere  cunctos 
Heli&dum  ramos  locrimosaque  ff^rmina  dixit 
et  Phrygium  siliccui  atqup  ausitm  contraria   Plioebo 
carmiua  nee  fida  ^auisaut  Palludu  buxo 
nltimis  uersibuB  Patladis  Marsj&oque  fsbuta  tangitur.  bio  ineptc 
priiunm  tida  codex,  quod  aoa  fefellit  [leinsiam  cum  foeda  emeo- 
daret,  ea  nimiruni   sciitcutia  ut  tibia  {buxus)   non    ipsa   foeda 
«ne  sed  PalUdem  inflando  foedare  intellefferetar.  confiteor  hoc 
ita  po«se  dici,  est  tamen  duriiiscnlum.  resUnt  otiam  alia  quae 
aeropulum  iniciaot.  displtcet  Ulud  ausum  non  ad  sitieent,  quod 
pntarea,  respiciens  sed  nude  sic  pro  Mnniya  positum.  quid  quod 
Statiu«  liic  retldere  uidetnr  Propertium  qui  «eripHit  (II  13,  16 
sqq.)  'btc  locus  eat  in  quo,  tibia  dncta,  nones  |  quae  non  iure 
oadu  Maeandri  iactn  nnlaitti,  |  turpki  cuiu  facar^L  I'ulladis  ora 
tumor*,  ne  longiiR  nim.  uerba  ita  corrigenda  Runt  'atque  ausom 
contraria  Plioebo  [  carmiua  nee  foeda  gauiitam  Palladf  buxutn', 
tibiam  quae  auiia  nit  cum  cttbara  Plioelii  cantu   certare 


134  Jöh.  F.  Poitgftte, 

et  Palladem  foedam  a  se  factam  nullo  modo  gauisa  ait  haec 
DOa  praepostere  dicta  sunt,  uerum  argutiBBime.  PsIIbb  eoiin 
Bi  tibiam  non  irata  abiecisset,  numquam  a  Marsya  haec  reperta 
malam  cum  noao  domino  repulsam  tnlisset  unde  a  librariis 
erratum  sit,  in  procliui  est  nidere.  JPaUade  ad  gauisam^  &h- 
asutn  ad  foeda  (fiäa),  ausam  ad  süicem  inuita  traxerant.  fauiaie 
credo  errori  littenumm  ipaam  similitudinem. 
ib.  109  sqq. 

si  tu  stirpe  uacans  famaeqne  obscura  iacerea 
nil  gentile  tenens,  illo  te  eine  probabas 
Graiam  atque  Euboico  maiorum  sanguine  duci. 
ille  tuts  totiens  praestat  sed  tempora  serti« 
cum  stata  laudato  caneret  quinquennia  uersn 
ora  supergressus  Pylii  gregis  oraque  regis 
Dulicbii  specieque  comam  aubnezus  utraque. 
reete  in  u.  112  Vollmerus  praestant  se  emendaait  sed  rem  in- 
cohatam  reliquit.   quae  ut  absoluatur,   leui    insuper    opus  eit 
mutatione  ut  'illa'  pro  'ille'  reponatur.  'i/2a  tempore'  sc.  'ußiM 
tempora'  noto  iam  uau  pronominis  neque  exemplis  egenti ;  tuis 
sc.  Partbenopea. 

iam  u.  114  corruptus  est  scripsit  fortasse  Papinius 
ora  supergressus  regis  Pylii  e.  q.  a. 
quod    si   ita   est  'supergressus'  uicinitate  sua  ^gregia'  illud  ex 
'regia'  fecit;  mox  numerorom  male  curata  ratio  uerboram  oi- 
dinem  turbauit.    est  etiam  alia  emendandi  uia,  minus  mihi  qui- 
dem  sed  aliis  fortasse  magia  placitura,  ut  gregis  quidem   re- 
tineatur  regis  uero  in  regum  mutetur.  durior  certe  bic  plnraÜB 
usus  (mitiora  'tantos'  Pan.  Mess.  48  (de  bis  ipsia  uiris),  'caesis' 
SU.  10.  38)  sed  singularem  nemo  erat  qui  intellegeret  regum 
si  scripsit  noster,  puto  animo  eins  obueraatum  esse  Horaidanom 
Uud  ^regum  timendorum  in  proprio«  g  reges'. 
ib.  127  aqq. 

te  de  gente  anum  Latus  ascita  colonis 
Graia  refert  Hyele  grauis  qua  puppe  magiater 
excidit  et  mediis  miser  euigilauit  in  undia. 
uiris  doctis  qui  in  u.  128  desudarunt  illud  unum  omiiibus  obie- 
cerim  nihil  eoa  proprii  hue  coutulisae.    quid  enim  lucratur  lo- 
cus si  nel  heu   iaseritur    uel  Gaius  uel  pronus  l^tur,  quod 


Ad  nloaa  SUtiauM  SilDnla.  135 

nere  proprium  sit,  ingerit  iotuentibua  nobis  Yergilius  atqae 
Ii&ud  nao  iUe  quidem  loco  Aen.  5.  852  sq.  (Palinunis)  'taüa 
dicta  dabat  dauumqae  adfizas  et  haerens  |  nusquant  amütebat, 
ib.  858  sqq.  (de  Somno)  *et  super  incumbenB  cum  puppis  parte 
reanlsa  |  eumque  guhemaelo  liquidas  proiecit  iu  undas  l  prae- 
dpitem',  6.  349  sqq.  'sarnque  guhemaclum  multa  ui  forte  re- 
utÜBum  I  cui  datus  haerebam  custos  cursasque  regebam  (=  nto- 
gister)  \  praecipitans  traxi  mecum'.  qaippe  sab  grauis  latet 
clauus  (cuius  uocis  iDitiuin  utrum  litterarum  G,  0  (cf.  Eageho. 
p.  18)  et  r  Z  (I  1.  37,  IV  3.  89)  similitudo  quaedam  an  uo- 
caboli  grata  uicinitas  corruperit,  uix  diiudicauerim) ,  deinde 
ezcidit  poet  qua  uocula  caduca  et.  quod  dixerit  Statius  'qua 
clauoB  et  magister  puppe  ezcidtr  noli  nimis  mirari.  magister 
taäm  excidit,  cum  magistro  clauus;  recteque  habet  se  numerua 
srngalaris.  teatem  cito  Ciceronem  cuius  liber  de  legibus  ab  bis 
oerbis  incipit  '■Lmcus  quidem  ille  ef  haec  Arpinatium  qttercus 
■^oscitur,  saepe  a  me  lectus  in  Mario'. 
ib.  148  sq. 

quis  casus  Troiae  quam  tardus  Ylixes 
qauitus  equus  pugnasque  uirum  decurrere  uersa 
Ha«onides. 
non  improbo  lectionem  tiulgatam  eqw>s.  sed  ut  propius  Homere 
(cf.  IL  17.  400  tOLOV  Zeug  ivX  IlaTpÖKXi))  eivSp&v  le  xal  1%' 
Tciöv  [  'ijjia-ti  Tiji  ^Tiivuooe  xcexÖv  növov,  20.  157  ävSpöv  ^S'  In- 
ncDv  aliosqne  quos  non  adfero  locos),  ita  magisStatianum  equum, 
qui  ipse  genetiuus  in    huius   carminis  uersu  55  usurpatus  est 
ib.  182  sq. 

cui  Chaicidicum  fas  uoluere  carmen, 
cur  Phrygii  lateat  coma  Saminis. 
bsec  Statius  de  patris  sui  discipulis ,    mox  XVuiris  sacris   fa- 
ciundis  uel  flaminibos  futuris.    in  uniuersum    recte  de  u.  183 
iudicaait  Auantius  cum  temptaret  '■lanea  cui  Phrygii  coma  fl.' 
sed  in  uerbis  multum  aberrauit.  scribendum  'cut  Fhrjgii  pateat 
coma  flaminis'.    cum  'patendi'  notioue  optime  congruit  quod  su- 
pra dixit  ^fas  uoluere'. 
ib.  266 

felix  illc  patrem  uacuia  circumdedit  ulnis, 

Hellet  et  £lyaia  quamuis  in  sede  locatum 


136  Job.  P.  Poatgate,  Ad  lilnaa  Statiaiuu  Silnnla. 

abripere  et  DBiiaaa  iterum  portare  per  ambras, 
quern  tandem  et  uiuos  molitum  in  Tartara  gressofl 
detulit  mfernae  uatea  longaeua  Dianae. 
si  chelyn  Odiyaiam  pigro  transmiait  Auerno 
caaaa  minor,  si  Tbessalicas  Admetua  in  oria 

si  lux  ana  retro  Phjlaceida  rettalit  umbram, 
cor  nibil  ezoret,  genitor,  chelje  aut  taa  manes 
But  mea?  fas  mihi  sit  patrios  contingere  nultua, 
fas  iunziaae  manuB  et  lex  quaecumque  sequatar! 
nersus  emendatos  exhibni    legentibus  consulena.    guetn  tandem 
pro  temptantem  Davieaius  noster  correxit,  nt  ait  quo  tile  (u.  266) 
referatur.  egregie  fauet  haic  Vergilias  Aen.  6.  6^7  sq.  ^uenisti 
tandem  tuaque  expectata  parenti  {  uicit  iter  durum  pietas'.  Bensaa 
QU.  267  aq.,  a  nonnullis   male   intellectoa,  bic  est:    'uoluisset 
(si  per  Fata  licitnm  esaet)  patrem  abripere,   quamuis  in   sede 
Elyaia  locatum,  iterumque  per  Banaas  umbras  (of.  Aen.  6. 493  sqq.) 
portare'.  uniua  ueraus  lacunam  post  272  indicaui   cum   palsm 
sit  et  sententiae  et  aerbis  deease  atiquid.    cetera  {sic  —  sie  — 
silua  —  sicM)  olim  ab  aliis  emendata  sunt,  iam  totua  secom 
cobaeret  locus  cuius  aententiam  banc  esae  paucia  admoneo.  'ri 
in  patre  Aeneae,  si  in  axore  Orpbei,  si  in  marito  Alcestia  pie- 
tas manes  flectere  ac  moaere  potait,  cur  de  tali  dementia  nobis 
ipais  omnino  desperandum  ?' 

Cantabrigiae.  Joh.  P.  Postgate. 


VT. 


Chronologische  Fragen  zu  Livius  XXI. 


Der  Diktator  Q.  Fabias  CunctAtor  schildert«  217  im  Se- 
nate {nach  Liv.  23,  25.  12)  bifimii  cladcs  per  t^^icritatem  atque 
mgeitiatn  äutum  aeccptas.  Es  waren  höcbstmifl  12  Uonate 
Terfloas«a  seit  Hannibiils  Ankunft  in  Italim.  und  diese  Z«it 
bezeiclicet  Livius  als  ein  liienniut»;  or  rechnet  dos  Knde  des 
Jahres  218  und  den  größeren  Teil  des  Jahr«  217  als  zwei  Jabre. 

Nach  dieser  ZüliLunccsweise  kann  mau  qs  nuch  verstehen, 
wenn  der  Söldnerkrieg  in  Afrika  nach  Polyb  I,  88,  7  drei 
Jahre  und  Tier  Monate  danerte,  noch  LiTius  21,  2,  1  dagegen 
qttinque  annos;  Liviu«  hat  den  Sc^iluß  de»  Jubr«8  241  als  ein 
,  Jahr  gezahlt  und  ebenso  den  Anfang  des  Jahres  2^7.  Diodor 
I.S6,  6  gibt  freilich  dem  Söldnerkrieg  eine  Dauer  ron  4  Jahren 
und  4  Monaten.  F.  Reuß  meinte  im  Phitologus  f>0.  125:  .Die 
Angabe  des  Livius  spricht  für  die  Richtigkeit  der  Ueherliefe- 
ning  hei  üiodor*;  er  läßt  demnaeh  den  iJsöldnerkrieg  vom  Mai 
241  bifi  in  den  Augnst  237  reichen.  Diese  Annahme  ist  je- 
doch schon  deshalh  nicht  haltbHr,  weil  Polyb  1,  6fi,  1  und 
LiTiuR  21,  2,  l  den  S4ildneraiif stand  in  diirchmu  glaubwürdiger 
Weia«  »rst  nach  dem  Kriedenwiehliiß  von  241  beginnen  lassen. 

TJebcr  die  Zeit  jene«  Friedeiisdchluiwe»  hat  Prosjuro  Vareso 
neulich  gehandelt  (II  catendurio  Romano  all'  etä  delta  prima 
guerra  Punica,  1902.  S.  46).  Die  Konenln  nbernahuien  da- 
mals ihr  Amt  wahrfich  ein  lieh  am  I.  Mai.  zu  Anfang  Sommnr. 
Catulas  liegte  hei  den  ägstischen  Inseln  nach  Kutrup  2,  27 
am  10.  März  241  und  triumphierte  nach  den  Fakten  am  4.  Okto- 
ber. Nach  G.  F.  XJnger  (im  Uaudliuch  von  Jwun  Maller  IJ 
fiel  der  Sieg  auf  den  26.  Mäiz,  der  Triumph  anf  den  l.'i.  Okto- 
ber de»  julianiaclien  Jahres  241.  Die  Friedensverhandlungen, 
wie  sie  von  Polyb  2,62 — f)3  erzählt  werden,  dauurten  min- 
destens ein  Tierteljalir,  so  daß  der  deSuitive  Friede  eii^t  kurze 
Zeit  vor  dem  Hcrbstäqninoktiiint  geschlossen  wurde,  ßurauf 
verging  ein  halbes  Jahr  mit  der  RUckfalrt  der  karthagischen 


138  Frans  Lnterb acher, 

Truppen  aus  Sizilien  nach  Afrika  und  VerhandlnngeD  zwischen 
der  Regierung  und  den  Aufständischen,  die  Livius  als  bereits  zum 
Söldoerkrieg  gehörig  mitzählen  durfte.  Der  eigentliche  Krieg  be- 
gann im  Frühling  240,  und  der  Schluß  fällt  etwa  in  den  juliani- 
schen  Mai  237.  um  diese  Zeit  besetzte  Ti.  Sempronius  Gracchus 
(Konsul Sommer 238— 237)  Sardinien  undKorBika(Fest.p.3i!2M). 

Im  Jahre  237  also  zog  Hamilkar  nach  Spanien.  Dort 
führte  er  fast  acht  Jahre  Krieg.  Poljb  sagt  freilich  2,  1,  7 
Itt)  oxeSiv  evv^,  Liv.  21,  2,  2  novem  annis,  237—229.  Doch 
setzt  Cassiodor  seinen  Tod  unter  die  Konsuln  M.  Aemilios  and 
M.  Junius,  230—229.  Diese  bestimmte  Angabe  maß  auf 
Ueberlieferung  beruhen  und  der  ungenauen  Bestimmung  ix^ 
ayieSbv  Ivvsa,  welche  auf  die  Konsuln  L.  Postumins  und  Gn. 
Fulvius,  229—228,  führt,  vorgezogen  werden.  Hamilkars  Tod 
fällt  in  den  Anfang  des  Jahres  229,  nicht  auf  das  Ende,  wie 
F.  ßeuß  im  Philologus  60,  124  annimmt. 

Nach  dem  Frieden  von  241  hatten  die  Karthi^er  innett 
10  Jahren  32Ü0  Talente  an  Rom  zu  bezahlen;  Gatulus  hatte 
ihnen  eine  Zahlungsfrist  von  20  Jahren  bewilligen  wollen. 
237  wurden  ihnen  wieder  1200  Talente  abgepreßt:  PoL  1,88, 
12  Et^avTec  xoEc  xatpol;  oü  |iivov  iinsoT>)oav  xfj£  2«p5övo5,  dXXdt 
xai  X^^''  zdkawta  xoil  Sioxöoca  Tipoaii'hjKav  tote  'Putiafoc;  itp' 
ui  [li]  %az&  zb  Tcap&v  ävaSd^aad«i  töv  7icXE|iOv,  3,  10,  3  <iuve- 
X(i)pT]oav  siaoirsei'v  S.Xka,  y^iXia  xai  fitaxöaia  löXavta ;  15,  10  ScEv 
'Pci)[iaiou;  änoSoOvai  atfiai  2apS6va  xai  zob^  ^TttTax^^via;  &\ut 
zaÜTQ  cpöpou;;  27,  8  ix^iDpeiv  Kapxi^Sov£ou{  £apSovo{  v.a.1  npoa- 
E^evEyxEtv  SXkoL  yj.ha  v.al  Staxästa  TccXavTsc.  237  war  Kar> 
tht^o  durch  den  Söldnerkrieg  und  die  jährliche  Zahlung  von 
320  Talenten  an  Rom  erschöpft.  Es  ist  daher  nicht  anzu- 
nehmen, daß  es  damals  die  neuen  1200  Talente  sofort  bezahlte, 
sondern  daß  seine  Kriegsschuld  um  diesen  Betrag  erhobt 
wurde.  Wahracheinlich  wurde  nun  den  Karthagern  die  Ver- 
günstigung gewährt,  daß  die  Frist  zur  Abtragung  ihrer  Schuld 
um  10  Jahre  verlängert  wurde,  wie  ihnen  Catulus  schon  241 
eine  Zeit  von  20  Jahren  bewilligen  wollte. 

Die  Annahme  einer  Verlängerung  der  Zahlungsfrist  hat 
eine  Stutze  an  Dio  Cass.  fr.  48  D.  Die  Römer  schickten  231 
Gesandte  an  Hamilkar,  um  Aufklärung  über  seine  Eroberungen 


IB  Spoaieo  zu  verlaogea.     £r  b«»chwicbtigte  sie  mit  der  Ant- 

»wort,    6tt  ivaTptKu^    toC;  'l^r,p^i   itoXsjisi,    Ivst   Ti   xP^iV^"^^  ä 

Diese  Antwort  konnte  wenig  Wirkung  hnbvn  und  das  WOrt^ 
cbeo  £t-  war  niclit  recht  paHsend,  wenn  die  Zahltiogon  231 
uifbürten.  Man  darf  aauehmuDt  daß  die^e  Gi^ftandtichuft  auch 
die  Ü ri«clieni)tädt«  Sn^nt  und  EmporiS  bosiicbt«  und  freuDd- 
•cbaftlich«  ßeztehunf^eii  zwischen  ihnen  und  Rom  nnkatlpfle. 
Ferner  »igt  Scipio  boi  Liviua  21,  41.  7  vou  llnimibat,  er  aet 
veetigalis  stijH-miiariusque  et  servus  poputi  Itomani  a  patre 
rflii-tits.  Die  ücbertreibung,  die  in  dit-^n  Worten  liegt,  er- 
acbeiiit  als  uatdrlicher ,  wenn  die  Zahlungen  der  Karthager 
nach  Hamilkars  Tode  noch  längere  Zeit  fortdauerten.  Sie 
toMan  erst  221.  Denn  Scipio  sagt  hei  Liv.  21,  40,  5,  die 
BAmer  liätteu  van  den  Karthagern  itipmdmm  ptr  rifjinti  annos 
erhalten.  Diese  Behauptung  kann  weder  durch  Aimabme  eines 
Irrtams  noch  einer  Debertrejbung  befriedigend  erklärt  werdeo. 

Nach  Hauiilkant  Tod  führte  Hasdrubal  den  Oberber«hl  iu 
Sputen  Inj  öxiui  nach  Pol.  2.  86,  1,  octo  ftrme  anuos  nach 
^  liv.  21.  2,  3,  d.  b.  22&— 222.  Seine  Ermordung  Hillt  wahr- 
■dieialich  auf  das  Ende  des  Jahres  222,  nicht  in  deu  Anfang 
Ton  221.  wie  F.  Keuß  im  Philulogus  60,  12:1  annahm.  Sonst 
wQrde  LiviuB  seinen  Oberbt-felü  »her  als  neun^hrig  bezeichnea. 
wie  Diodor  25.  1 2  (zzparTyfipa^  Itr,  i'Jvia). 

Nachdem  üaMiruhat  die  punische  Macht  in  Spanien  be- 
dsstand  erweitert  und  in  einem  neu  gewonnenen  Qebiete  Neu- 
karthago  gegründet  hatte.  'Pw^-n  ü^iir^oav  tni  \b  noXif 
icpacyjtovetv  ti  «tri  ttjV  Ißigp-av  (Pol.  2,  13.  3).  In  Sagunt 
neigte  nämlich  eine  Minderheit  der  Bewohner,  die  iberischer 
Abkonft  war,  zum  Anschluß  nn  das  puuische  Spanien  hin. 
Dagegen  diu  gncchiRche  Majorität  und  die  Bewohner  von 
Buijioriti  Hchickten  (nach  App.  Hisp.  7)  Gesandte  nach  ttoin 
and  baten  um  Schutz  gegen  llaadriibal.  In  diese  Zeit  schei- 
nen die  Begebenheiten  zu  gehören,  die  Uauuibal  (nach  Pol. 
3,  15.  7)  220  den  Riiraem  zura  Vorwurf  ronchte.  öi«  waren 
Ȋmltcli  ]itxp&t;  Ijiiipoa&tv  XP^^'C  ^i  einem  Bdrgerzwisi  iu 
Sagunt  eingeschritten  und  hatten  einige  xcüv  npoe<rcbiituv  hin- 
geriditei.     Wahrachuinlich   hatten  ach  einige  Iberer,    welche 


140 


FrRiia  Lutorbacber, 


der  231  Erschlossenen  FroundscLsft  mit  Rom  abgeneif^  waren, 
derAegierDDKssewalt  bemächtigen  wolU'n.  Römische  Qesandte 
kamen  za  Haedrubn.)  und  vennachten  ihm  eine  VernWediiD^ 
abzugewüinen,  durch  die  Sagimt  gescbQbct  %u  sein  schien  (vgl 
Philologue  62,  315  fT.).  Baranf  bügannea  die  Körner  nach 
Pol.  2,  i'i,  7  tiiHiiii  den  ICri«g  mit  den  Kelten  in  Italien.  Da 
dies  nach  l'ol.  2,  23,  5  unter  dem  KonaiilRt  des  L.  Äemilius 
and  C.  Atilios  (225 — 224)  geachali,  su  «etat  luan  den  Vertn^ 
mit  Hasdrubal  wolil  richtig  m»  .lahr  22ii. 

223  traten  C.  FlaminiuB  und  P.  FuriuH  das  Konsulat  an 
und  zogen  gegen  die  Iiisnlirer.  Da  aber  die  Auguni  bebaup- 
t«tcii,  bei  ihrer  Wahl  ungünstige  Zi^icben  beobachtet  zu  haben, 
verlangte  der  Senat  ilire  Abdankung.  P.  Furios  geborcbte; 
Flnuiinius  jedoch  begnnii  eine  Schlacht  und  siegte,  feiert«  mit 
Bewilligung  de»  V<jlk»s  uiuon  Triumph  und  legte  das  Konsu- 
lat er«t  jetzt  nieder,  wohl  noch  «or  Ende  des  Jahres  223. 
Als  vitio  creatuti  konnte  Flaminius  weder  einen  Diktator  er- 
nennen noch  Nnclifolger  bestellen.  Somit  trat  ein  Interregnum 
ein,  das  nicht  von  langer  Dn.uer  sein  konnte.  Die  neuen  Kon- 
suln mllimen  Hofort  iI&h  Amt  angetreten  liaben,  und  es  wird 
eine  Aendi^ning  de«  Amtajabres  stattgePinnlen  haben.  Dieses 
begann  fUrderhin  mit  dem  15.  März  (nacli  Liv.  21,  63,  1;  22 
1,  4),  vorher  wahrscheinlich  mit  dem  1.  Mai. 

Gegen  das  Ende  de»  Jahres  2-2  ging  der  Oberbefehl  Ober 
die  punische  Macht  in  Spunien  an  Hannibal  über.  237  beim 
Zuge  seines  Vatem  nach  Spanien  war  er  9  Jahre  alt  gewesen 
(annonim  fernie  noTem  nach  Liv.  21,  1.  4  u.  30,  37.  9);  also 
stand  er  jetzt  im  25.  Juhr.     221  unterwarf  or  die  Olkaden. 

221  auf  220  waren  P.  Cornelius  Scipio  AsJna  und  H. 
Minuciun  Rufue  Konsuln.  Die  Saguntiner  aber  o-jvEX'bE  Snc^» 
Äov  ei;  T^jv  'Via\t.T;/  ä^iüvtövie;  ntpi  oip&t  auch  Pol.  3.  15,  1. 
Von  obigen  Konsuln  wurdu  eine  aaguntinische  Gesandtschaft 
in  dun  Senat  eingeführt,  und  eine  römische  Qe.'mndtHchaft  ging 
darauf  nach  Spanien.  Im  Sommer  220  bezwang  Hannibal  die 
VacciMsr  und  Karpetaner,  und  als  er  im  Herbste  nach  Neu- 
karth^o  zurUckkehTtc,  fand  er  nach  Pol.  3,  15,  5  eine  rSmi* 
sehe  Gesandtschaft  Tor,  die  ibn  vor  einem  Angriff  auf  Sagunt 
warnte,     üleicbwobl  zerstörte  er  S^unt  219. 


Chretwlagiicb«  Praxen  tu  LivJu*  XXL 


141 


Bei  Lirios  21,  6,  2  heißt  es  fmücli:    {egatt  a  SoffMHtmis 
LjZomnin  missi  att^ilium  cut  bellum  haud  dubte  imtHtnctis  oran- 
tfes;  £onsiUei  twte  Somae  trattt  P.  Com<!lit4S  Scipio  et  T.  Stm- 
pfxmius   honf/ui.     Aber  im  Jsbre  218    war  Saii^nl;    zerstört, 
und  M  kaoo  in  difiaem  J&br  keine  9ai;;untiiiische  GesaDdtschuft 
DMb  Rom  gekommoD  eeio.     Darum  habcii  wir  oben  aageiiom- 
men,    diese  Eoimutit  mioq    durcli    ciue  Verwecbslim^f  ^ouanat 
vordea  atatt  V.  Cornelius  Scipiu  A«iQS  und  M.  Minucius  Kufus. 
WUkdm  Soltau  (Litius'  Geschicbtgwerk,  Leipzig  1897,  S.  64) 
meiot:  «Di«  gauz  eig«ntamliche  CbroDologie,  zufolg«  welcher 
filr  d<n  Söldncrkrit'g    b  Jaäire,   ftlr  Hnmilkar    und  Haadrubal 
9  H~  S  Jahre   (zusammen    aUo  22  Jahre    »«it  dem  ^^chluß  den 
Hl.  panischen  Krieges)    angesetzt    und  damit  HnnaibaU    biepa- 
Hnische  Fetdzilge    unter    Hasdrnbals  Oberbefehl  verlegt  werden 
^mOwen,  ist  eiii  Ch&rftkteristioum  i'ilr  Coeliu»,  der  dan u  auch  die 
Belagerung  von  Sagiint  inn  Jabr  218  v.  Chr.  zu  zwäugeii  sucht.* 
K  Die    Art,    wie  Liviug  21,  15,  4—5   aicli    ausdrückt,    läßt 

allerdings  vermuten,  daß  der  Irrtum  in  den  Konmilnamen  nicht 
erst  vua  ihiu  selbst  herrührte.  Hätte  er  sich  Jvdocb  nur  bei 
Coeliui)  gefundeu,  ao  wlIrdeLiviuF«  dies  wnbl  angegeben  haben. 
Darnach  scheint  es,  dal3  dieser  Irrtum  iilU^reii  Diituius  und 
bereite  von  mehreren  Autoren  angenommen  war.  Fabius  kanu 
Hnch  als  ^Zeitgenosse  nicht  so  geirrt  haben,  wohl  aber  Piso. 
Coelius  kann  eiuleitungs weise  von  Hamilkiirs  und  Haxdrubals 
^ Krisen  in  S|>anieu  gehandelt  haben;  aber  notwendig  war  dies 
Kio  einem  Werk  über  den  2.  puniaclien  Krieg  nicht.  Daß 
Coelius  aber  die  Zoit  ilire»  Oberbefehls  zvi  lang  ansetzte,  die 
Belagerung  Sai^unts  detihalb  ins  Jabr  218  zwängte,  nie  ud- 
mitielbar  auf  HasdrubalsTod  folgen  Heß  and  die  Chronologie 
rerwirrt«,  ist  nicht  wahrscheinlich.  Es  ist  überhaupt  zweifel- 
haft, ob  er  auf  die  Cbronologie  eiuging.  Wir  glauben  oben 
gezeigt  zu  haben,  daß  die  Ohnmolugie  der  .labrc  241 — 218 
dnrch  Polybiua  und  Livius  richtig  Qberliefert  ist.  Die  Angabe, 
dftß  die  Konsuln  des  Jahres  218  i^ine  aaguntininclic  Geaiuidt- 
schafi  empfangen  haben  sollen,  bat  Liviüs  als  unrichtig  erkannt, 
■  nnd  fflr  die  BeU^emng  Sagunts  daa  vorhergebeude  Jahr  in 
Äuspruch  genommen  (21,  15,  8). 

Uui^dorf  bei  Bern.  Frans  Lutcrbadier. 


VII. 
Aus  antiken  Schulbüchern. 

Im  BuUetin  de  Correspondance  HeUenique  1904,  202  wisA 
ein  OatrakoQ  aus  dem  Jabx  140  n.  Gihr.  TeTö£Fentlicht,  das  eine 
bislang  all^n  Anscheine  nach  unbekannte  Anachards-Ghrie 
kennen  lehrt: 

IloiT^p  lEoS''  uE6v  eöicopoövt«  t^  ßi(p 
xai  [iT]5^v  ceÖT^  t6  ouvoXov  SQ)po6|ievov 
hil  t6v  üxtüdTjV  'Avctxapaiv  ■ijyev  eij  xpEaiv, 
oßoa  f  S'  6  \Ahz  toÖTOv  ja^  d-iXbiv  xpSipEtv  • 
5  nOÖx  oixiav,  oö  XTfj^ut-f-  oö  xpu^ioQ  ß^poc; 
.TioEi?  Ti;  oöv  tOpawo;  ^  reoloj  xpiii); 
,^  vcfiod«T7]c  äpX3^!  &yS{xet)c  £pel  .  .  . 
Darunter    das  Datum  l_  S'  aäToxpäiopo;  Kaiaapo^  Tfiou    Ai- 
X(tou  'AjSpiavoö  'Avtüivfvou. 

Ea  sind  korrekt  gebaute  Trimeter;  die  Herausgeber  (Joo- 
guet  und  Lefebure)  bringen  das  nicht  in  Anschlag.  Formell 
anstößig  ist  danach  vor  Allem  eine  Stelle,  t.  4  f.,  wo  wir  zwa 
Hiate  beobachten.  Obendrein  fehlt  t.  5  ein  Verb ;  die  Heraus- 
geber meinen  zwar,  daß  man  diesen  Fehler  nicht  zuschreibeii 
dürfe  ä  une  etourderie  du  scribe:  eile  est  volontaire  est  s'ex- 
plique  par  l'emportement  de  Vinterhcuteur.  Die  technische  Un- 
korrektheit  (es  findet  sich  der  Hiatus  sonst  nicht)  macht  das 
immerhin  zweifelhaß^  Wir  haben  wohl  einen  SchUler  vor  uns, 
der  nach  dem  Diktat  eines  Lehrers  schreibt,  wie  jener  Palmy- 
renische  Knabe,  der  den  Leaem  des  Philologus  Bd.  LIU  S.  228  ff. 


O.  Grnsins,  Ans  antiken  SchnlbDcbem.  143 

Toi^efQlirt  wurde').  Das  Richtige  liegt  t.  4  »nf  der  Hand: 
6  S'  ufö«  ipö«  .  .  . 

Aehnliche  AuflöBungen  t,  2  und  7. 

In  Vera  ö  muß  zwischen  x-rtjji«  und  oö  ein  Fehler  stecken  ; 
gerade  hier  erwarten  wir  ein  passendes  Prädikat,  etwa:  oöx 
oixJacv  i'cnky.Trix'  oder  oOx  oixiav  xdxT>]Tat  xal  j(p-  ß-  Aber  viel- 
leicht genügt  (ira  Sinne  der  Herausgeber)  die  einfache  Koi^ 
rektur  oü  xT^na;(T'), 

Die  Herausgeber  rermuthen,  daß  Anacharsis  opposait  ä 
Vegoistne  du  fils,  qui  timt  si  äprement  ä  son  bien,  le  commu- 
nisme  genereux  des  Scythes.  Da  t.  5  das  Stichwort  ofxfa  aus- 
gegeben wird,  kann  man  anch  auf  seine  Hauptrede  bei  Hu- 
tarch  im  Siebenweisenmahl  12  p.  155  hinweisen,  wo  er  über 
die  ^äAiva  xai  xEpajtEä  otsyäo^Ta  der  Griechen  spottet '). 
Üebrigens  erinnert  die  angenommene  Situation  an  die  Voraus- 
setzungen gewisser  controversiae ,  s.  Quintil.  Declam.  316 
p.  243,  368  p.  403.     Seneca  controv.  I.  1.  7  u.  s.  w. 


Von  Interesse  ist  die  Thatsache,  daß  die  Erzählung  in 
Trimetem  abgefaßt  ist,  wie  Machoos  XP^^"^'--  ^ii^  Fabel  in 
trimetri  recti  findet  sich  auf  den  Wachstafeln  aus  Palmyra  (s. 
meinen  Babrius  S.  234).  Inhaltlich  steht  dem  Ostrakon  noch 
näher  ein  StQck  der  ChyrhynchoBpapyri ,  vol.  II  84  p.  133, 
gleichfalls  von  der  Hand  eines  Schulbuben,  nach  der  Ansicht 
dear  Heransgeber  etwa  ans  dem  5.  Jahrhundert. 

Tibi  "töv  EStov  Tifit-repa  ftpoveüa«;  xaE  xoü; 

Das  Ostrakon  bestätigt  mir,  daß  ich  (Babr.  p.  437  sq.)  mit 
Recht  ans  den  Trimetem  am  Anfang  und  am  Schluß  gefolgert 
batte,  daß  das  Stflck  —  eine  erbauliche  Geschichte  de  »umi- 
nis  vindicta,   wie  Anthol.  Pal.  XI  348,    Aesop.  Cor.  160  — 


*)  Daß  dcha  hier  nm  ein  Diktat  handelt,  halte  ich  für  völlig  sicher. 
Tgl.  meinen  Babriaa  p.  XI.  Das  Diktieren  als  Elementarübung  in  der 
Schale  kennen  wir  z.  B.  aus  Herondaa  III  21  f.  (meine  Unten.  S.  59) 
and  Horaz  Sat.  1  10,  74  an  tua  demens  vilibus  in  ludü  dictari  carmina 
«du. 

1)  Vgl.  B.  Heinie,  FhUol.  p.  458. 


144 


0.  0  r  u  8  i  o  « , 


UMprttaglich  gam  in  Jftiuboo  gegchricbcn  wsr,  wenii  auch  4er 
dioderende  Lehrer  (wie  sein  piiloiyrenixchi^r  College)  die  me- 
triBcIie  Form  in  der  Mittelpartio  völlig  uuig^geben  batte. 

Am  SchlwfS  dieses  Stückes  ans  Oxyrhyiiclioa  steht  der  Yen 
ixt:  li  frttov  ToOf  xax-OLt;  »po;  liiv  Öixijv. 
Gr  stammt  ans  den  Ps.-Menandriüchen  Monosticba  und  taucht 
in  dem  AeiK)]»-Bio9  wiedt^r  auf  in  einer  aus  den  wgvü.  Müdo- 
sticba  bereicherten  Spmchreihe  p.  46  West^rm. : 

Einen  ähnlichen  Spruch  weineti  .Tou|{u«t  und  Lefebiire 
S.  20S  auf  einem  Diptychon  aus  Kairo  nach: 

Der  Ven*  ist  viermal  fjeacbrieben  :  es  Iiandelt  sich  also  um  eine 
kalligraphische  Üebung.  Er  Rudeb  sich  in  di*n  ISIüuosticba 
(406)  und  in  dem  von  Maxiuius  Confessor  und  andern  exzer- 
pierten Agoa  des  Philistion  (Phüemm)  und  Menander;  Kock 
hat  diese  üouipilatiou  inkonsequent  ^euug  in  meiner  Fragment« 
Bauimlung  (p.  ^Üli)  berücksichtigt,  während  kt  die  Monosticha 
Duüschloß. 

Oatraka  und  Papjrri  «eigen  uns.  wo  diese  Qnonien- 
»amuilungi-'ii  vur  Allem  gebraucht  wurden:  im  EL-incnturunter- 
richt.  Man  glaubt  die  Umrisse  eines  antiken  SchuUeaebuchea 
Rufinur.hen  zu  Heben,  in  dem  äulchc  Qnumuxi  mit  chrienartigen 
Emätilungeu  in  Trinietern  und  choliaui  biscli  eu  Fabeln  des  Ba- 
briuB  verbanden  und  wohl  auch  mythologische  Namen  and 
Tbatsacheii  mitgeteilt  waren.  Der  zuerst  bekannt  gewordene 
Typus  ist  Ps-'Dositheua ;  dazu  kommt  das  Schulheft  aiia  Pal- 
myra; jetzt  hören  wir  von  eiuem  10  Blätter  starkea  Papynu- 
buch,  diis  Bouriant  in  Cairo  erwarb:  darin  u.  A.  mythologische 
^^amen  und  der  Prolog  des  Babriue  (Jougu^t  S.  203*).  Die 
olEgomc-iae  Familienähnlichkeit  dicicr  Stücke  leuchtet  ein,  und 
näher  oder  ferner  wird  mit  ihnen  manches  Vereinzelte  in  dtü 
Papyri  (wie  jene  iambischen  Kabeln  oder  die  griecbiacli-Iatei- 
niacben  Fabeln  in  den  Amherst-Papyri  ü)  verwandt  ««in. 


Dasselbe  Diptychon  aus  Cairo,  das  jenes  Mouosticbon 


I 


I 


yf^  Ixxrt  xtX.  enthält,  zeii^t  sur  Vautrr  fact  sieben  Hoxamv- 
ter,  die  R,  Weil  mit  g«wolmt«m  Scharfsinn  horgestellt  und  er- 
klärt htA. 

Tt  (ii&aypcO  xuavdjniv  tiSwf  entßs(fvete  «sivwj 

T!  itAdav  ivTUvisfte  Ta^eE;  in!  RscTp'^  tsfxi 
|iT,£c  Y^P*S  v£{|ia'/^£;  ev  «Mirfat  itoXXi  ««[iövtos 
5  si;  dpirtjv;  itotav  ■yip  dnetpia  ni;(9ov  ÄvOooas 
00«  etXijv;  rotov  Si  5i'  dpeo;  ävSpa  wnäivn) 
«Ci  vu^^'fxv.    lUsütittvo;  l(  dxpiTCv  ifjiXaaa  ^olpav; 
Sin    paar  Schreibfebler    (v.  3  niTp-z,    v iellt^icht   voii  J.  fnloch 
gelesen,  v.  4  li  ä^n.)  sind  ron  Weil  korrigiert     V.  6  ergänzt 
Weil  den  Schluß  xai'  ai(/|ifjv  äans  la  haiaiUe,  neben  3i'  cEpeo; 
klingt  du  jilHonastiscIi ;  xatavrrj  (schon  ans  metrischen  GrCln- 
d«ii  \m  dem  Koimiaaer  btiaser  alu  xaiav-^)  bringt  einen  pas- 
wnden  Zng:  ich  trieb  iha  ftittiiater,  zum  Pliiton. 

Weil  hat  richtig  gesehen .  duß  die  Verse  dem  Schatten 
des  AchiUeue  in  den   Mund  gelegt  werden. 

Bei  Euripides  Hekabe  114  f.  hi>ren  wir  nur  einen  knappen 
Zamf  (xQl  iij,  ^avaoC,  liv  t|tiv  TÖpßov  oTiXXsa^'  äfifaazov 
3Rp£VT£^);  etwas  breiter  gestaltet  Ovid  Metani.  XIIl  443—446 
die  Kli4;e  den  HMen,  und  Qnintua  SIV  185—222^}  macht 
daraus  gar  eine  breite,  mit  paränetischen  Gemeinplätzen  eiu- 
geleitete  R^de  an  den  Sohn: 

xa!  'Afrjtloian  £viane 

Die  Vcme  des  Papjrus  schließen  sich  im  Einzelnen  an  Iceius 
dieser  Vorbilder  au.  Bie  sind  aas  der  Situation  heraus  frei 
(gestaltet  and  zeigen  eine  ausgesprochea  'rhetorische 
Haltung. 

Wir  kennen  bereite  eine  Heihe  von  Papyruslrugmenten. 
in  denen  üotche  pi-fle-.i  heroischer  Pcrauueu  in  Hexametern  zu 
IncD  aiod;  ein  umfänglicIit-B  BruchstQck,  ron  Ji-m  ich  eine 
Probe  denndclist  mits!iiteit«ii  gedenke,  in  dvr  Heidelberger  Fa- 
pyruMiamiuluug.     Auch  in  die  Anthologie  sind  derartige  StQcke 

*}  Von  beide  D  Vorgftsi[em   abh&]ig!{(   nach  V.  Noack  UStt.  k^I. 
iaa.  18d2  ä  B0&. 

MühHoBBi  ixir  CS.  w.  XVIUU  1.  10 


146  O-  CrsBina,  Ana  antik«n  Scholbficfaern. 

aufgenommen,  so  IX  382  der  HomerokentroQ  6  np&xoq  'HxoO; 
dxoiiaac : 

5t  cp(Xoc,  fipiaei  Aavaof,  d-Epccnovxe;  'Ap^oz  .  ■  . 
dypoO  In  iaxscTif];  5dt  S^vSpea  t^axpi  ne^äxeL, 
vafet  iuTcAäxa^io;  SelW]  {l-eö^  aöSi^Eossc.  .  .  . 
Ferner  eine  ganze  Gruppe  IX  451  ff.  mit  der  Ueberachrift  ti- 
v«;  äv   sXkoi   Xö^ou;,    zi  äv    elTzot  (z.  B.  ti  äv   eüitoc  'Ax'^eiiC 
6pü>v  'OSuaa^a  äv  "AtSou),  ganz  ähnlich,  wie  der  erwähnte  Hei- 
delberger Papyrus.     Es  laßt    sich  also  leicht  vermuthen,    was 
in  der  ligne  en  cursive  tres  difficile  ä  deckiffrer  gestanden  ha- 
ben mag :  eine  Angabe  der  Situation,  vietleicht  mit  Bticksicht 
auf  das  beigeschriebene    Xo-^oi  formuliert,  etwa  xffi  'AxtXXiu>( 
axiÄ;  iid  xäs  vaöj  Ira^atvövriijv  t&v  'EXXfjVüJv, 

Wie  schon  die  Herausgeber  bemerkt  haben,  erinnern  die 
Verse  in  ihrer  rhythmischen  Technik  an  den  Stil  des  Nonnos; 
ähnlich  z.  B.  Anth.  Pal.  IX  451.  457  f.  460  f.  Es  sind  Erzeug- 
nisse jener  ägyptischen  Lokalpoesie,  von  deren  Art  und  Aus- 
dehnung uns  erst  die  Papyri  eine  Anschauung  verschafft  ha- 
ben. Das  Diptychon  bestätigt,  was  man  längst  vermutet  bat 
und  vermuten  konnte  *) :  daß  diese  kurzen,  an  die  Aufgaben  der 
Bhetoren  erinnernden  ^^ae^  ffir  die  Praxis  der  Schule  bestimmt 
waren  und  wohl  anch  aus  der  Praxis  der  Schale  hervorge- 
gangen sind.  Als  Exzerpte  aus  epischen  Gedichten  sind  sie 
schwerlich  aufzufassen. 

*     *     * 

Es  lohnte  sich,  einmal  Alles,  was  uns  die  Funde  der  letz- 
ten Jahrzehnte  Ober  den  elementaren  Unterrichtsbetrieb  im 
Alterthum  gelehrt  haben,  zusammenzustellen.  Vieles  ist  frei- 
lich noch  nicht  veröffentlicht,  z.  B.  jene  Heidelbei^r  Holztafel 
mit  Schreib-,  Syllabier-  und  Skandiertlbungen,  die  auf  folgen- 
den stolzen  Hexameter  hinauslaufen: 

äp^at,  x^'P  (iT«*^,  xoXä  ypä{i[iaTa  xai  otcxov  ÖpdiSv. 

Mönchen.  0.  Cntsius. 


*)  8.  Crnains,  De  Babri  aetate  p.  22S  (Leips.  Sttid.  II). 


Miscellen. 
1.  'Euripides  an  die  Nacht'. 

(Ar.  ran.  1331  ff.) 
.  .  .  ßotiXoii«;  S'  iTt 

l^t  AristophBnea  Beinen  Aischjios  dem  Euripides  ankündigen 

and  also  fortialiren : 

MetTft 
1331  "Q  Nuxtic  xeXaivocpar:^;  » 

Spcpva,  xiwa  [iOL  Suaxavov  ovet- 

til(pavof>;  'ÄCSk  npö^Xov,  <]ju;(ä:v 
äijiyxov  Sxo'^i«,  [leXatv«;  7'  r 

35  Nuxiic  TcaES«  cppcx-ii)5T]  SEivd:v  S- 

i]jtv  juXavovE-xuEciLova,  b, 

cpivt-a  cp6-via  SexpöfiEvov 

[lEyfliXou?  Övy-x«?  SxovT«;  t.  I" 

dXXcE  {lot  äti^CnoXoi  Xuxvov  ä^ane, 

xoXttioE  t'  £x  ttoxxjifbt  fipösov  cEpottc 

■WpHETE    y    ÖStüp,  Ö- 

40  &i  äv  &Etov  ovEcpov  änoxXOaci) ' 

£(1)  növxte  SaEfiov.  •■'  t. 

TOÖT*   ixEiv'  •   iö)   ^ÜVOlXOt,   TCtSs   xi- 

pGc  *e«aaoS-e*  t6v  dXexTpuöv« 

{ioi>  ^uvapnäoaoa  cppoüBi)  FXöx»).      •:  »^ 

N6[icpat  äpeo-otyovot  —  a' 

45  &  Mavfa,  ^üXXacße.  a- 


10- 


148  Uiuellen. 

iy^  8'  &  TiXcena 

IpTot-ai  Xivtju  [leoTiv  dEtpaxTOV  7 

e[(EL)Ei(Ei)Ec(ei)X{asouaa  X^P^^^t 

xXu-trc^pa  nooOa',  Sthd^ 
50  jxyefedoi  el^  i-j'opdv 

^^^poua'  dnoSof^av.  6-' 

6  6'  dvintat'  AvETrrat'  i^  a£ft£pa 

KOucpoieciai;  TCtepü^wv  £x|xa:E(, 

i^ol  5'  S^e'  (f-X£«  xat^XtJCE, 

Sfcxpuoc  Saxpucf  i'  an'  S[i(juiTb>v 
55  Sßa-Xov  J-ßoXov  (2  xXciiituv.  lo.  ay 

dU'  Ä  Kpfiiec,  "I- 

Sac  TEXva,  TA  TÖ^a  (te)  Xot- 

ßävxe;  £na|iüvatE  XÄ 

xtbXdi  T*  £{itu£XXete  xu- 

xXoü(ievot  x^v  ofxEav.  »>■ 

dE^a  St  i&fxxuvva  tcscE;  li  xxXdi 
60  xä;  xuvcoxous  Ixoua'  iXd-ixw 

Sei  86[itt>v  navxaxt).  "- 

at)  8*,  &  ^Aq 

iizixl),  StTCopoyc  Äv^x^""" 

Aa(i7t«Sa5  i-^uxatxa;  x^- 

polv,  'Exaxo,  napettpijvov  »^  m 

^  rXuxTjc,  5ittüs  äv  eEoeX- 

O^Oaa  cp(i)-pe£o(i).  *- 

1333  Tzpi{<3)TzoXov  schol.,  KpinoXav  (?)  A",  npdituXov  ji»«, 
npofioXcav  T.  Wilamowitz  Herrn.  40,  139.  57  xe  Bergk.  59 
'ApTe|ii;  Hss,  (£  Kock.  61  d^tfiKÖpoK;  Bergk,  lud  Sitc.  t. 
Wilamowitz  (bei  Leo,  Plautin.  Cantica  82). 

Das  Lied  ist  doch  wohl  mehr  als  ein  'Cento';  daher  die 
possenhafte  Wortbildang  iiEXavovexuEE^ioviz  (1337),  und  daa 
mehr  an  Kratiiios  als  an  Euripides  anklingende  Metrum  tod 
1355,  wenn  man  den  Vers,  wie  wir,  ionisch  mißt;  andre 
mögen  durch  Wiederholung  der  Anfangssilben  rierhebig  ge- 
wordnen Dochmius  vorziehn,  Euripidelschen  Musters  ^.  B. 
Hipp.  830  oo  49),  fdr  die  Struktur  des  Ganzen  —  die  sich  im 
übrigen  selbst  erläutern  mag  —  trägt  das  nichts  weaent- 
liches  aus. 

Berlin.  Otto  Schroeder. 


MiMell«ii. 


149 


2.  Znr  Bedeuttmg  des  Ammon-Orakels. 


H  Die  intra-pssatiten   AuafQbrnn^^n    Ober   den  Ammon-Eult. 

■welche  mietzt  H.  Meltser  in  dieser  Zeitschria  U.  (i3  (liHMJ 
S.  186  f.,  kurz  vorher  A.  B.  Cook  in  der  Classioil  Renew 
B.  \ä  (190:i^  S.  -{03  f.  f^ebmciit  hnben.  zielcQ  huupUiicfalich  auf 
dip  FesllefTUDg  der  relif(ij>flen  VorNl'-Iluiii^eii  diesca  Kultu«:  da- 
^e^en  Kclieiiit  fria  FUr  dk-  ifricL'liinrliL-  Ktilturiffscliiclilc  beson- 
ders bedunteaoier  Zug  dt«  AmuiuudtvosU-s  in  iler  umrangreicben 
Litieratur  über  Ammon  and  Amnioneinn  (vj^l.  Fi  etsclimsn  n 
bei  Paulv-WiKsowa  I  S.  1658  u.  1858)  bisher  keine  Beachtung 
gefunden  «u  haben.  Der  Verfasser  den  pHeiidopUtonischen 
Dinli>gs  Alkibiadefl  Tccp:  EÜ'/;fJ(  bedient  iiich  der  Geschichte  eines 
AmnioQ-Orakfls  (Kap.  XU'  MäD— ]49C),  um  dii;  Uhrt-,  in 
welcher  Korui  flioli  dim  n>ligiüite  Loboii  boi  dem  Vurhumleusetn 
«nwT  ((eläutertea  Üotti.*arorsU-lhuif(  buthÜtiKcu  mtleeo,  oindrucke* 
voll  vorzuführen.     Diese  ÜMchichte  enwhit  von  den  Athenero, 

»die  bedränj^t  toq  Sparta  den  libyschen  Zeus  fragten,  warum 
das  niOck  die  Stadt  der  Tempel  und  Gfittt^rfeate  nicht  begOn- 
»tige;  wamm  der  Erfolß  die  Waffen  der  Lakedaimonier  segne, 
deren  Keiclitnni  dem  athenischen  gleich  komme,  und  die  doch 
kargten  I  wenn  «s  gelt«  diu  Uiuiiulischeii  zu  ehren,  ja  adbat 
terkrilppelte  Opfertiere  schlachteten.  Mit  der  Antwort  des 
Amniou,  die  £uphemte  der  Spartaner,  die  echlichte  Uitt«,  das 
ScfaOne  zum  Outen  zu  geben,  gefalle  ihm  be.^er  al»  die  ge- 
tarnten Opfer  der  llbrigen  Griechen,  entfultet  sich  der  Sinn 
der  Erzählung,  die  durch  die  seltsame  Hotle,  die  «ie  der 
Koltstätte  des  Ammon  zuteilt,  fremdartig  anmutet  Gewiß 
scheint  es  bei  der  bekannten  Bedeutung  des  Ammoueion  fUr 
das  gji<!chi<i«he  Leben  (vgl.  Burckhardt.  Griech.  Kult- 
OMch.  B.  U  S.  337.  auch  noch  r.  B.  Plat.  Nom.  788  B  Ariatoph. 
Vöff.  619  u,  716  CIA.  II  741  a  82)  v^Mtäadlich.  daß  überhaupt 
das  lijbsche  Orakel  im  Mittelpunkt  der  Erzählung  steht.  Aber 
wUirend  die  aonstige  Ueberlieferung  (vgl.  z.  B.  Gurt  4,  7,  24 
PluL  Alex.  27  üro6.  hiat.  3.  16,  12)  Ton  den  goldenen  und  sil- 
bernen Geräten  der  Ammonprteater,  von  den  Schützen,  die  sie 
ftlr  erteilt«  Weissagung  entgegennehmen,  vieled  zu  berichten 
weiß,  »chicken  zu  unsrer  lebhaften  Ueberraschnng  nach  dem 
Alkibiade«  dime  Priester  die  Kunde  in  die  Welt,  daß  ihr  Tem- 
pel das  Gold  verschmTihe  und  keine  Gabe  alti  Aas  Geschenk 
des  frommen  Gebetes  wilnsthe.  Diese  besondere  Kichtung  des 
AnimondieasteB,  von  welcher  der  Alkibiade»  eniAhlt,  aU  gegeu- 
etandelose  Erfindung  eines  Litlcraten  zu  betrachten,  wie  dies 
die  Piatoni nterpret^en  nach  dem  Vorgange  Schlelermachers  thua, 
hindert  uns  aber  die  Schilderung,  die  der  philosophisch  orien- 
tierte Dichter  Locan  von  Ammon  and  leiner  Verehrung  gege- 


150  Uucellen. 

ben  hat  (9,  515  f.).  Weil  auch  Lucao  berichtet,  daß  Anuoon, 
ein  Gott  der  Armut,  in  der  Heimat  der  EdeUteine  und  des 
Goldes  sein  Heiligtum  von  Schätzen  unbefleckt  halte,  muß  daa 
Idealbild  der  Priester,  die  unter  Verzicht  auf  Gut  und  Geld 
nur  mit  frommem  Gebet  die  Gottheit  sucheu,  in  eiaem  wei- 
teren Voratellungskreis  der  Hellenen  gelebt  haben.  Fn^en 
wir  nun  nach  dem  Ursprung  dieses  Idealbildes  der  Ammon- 
priester,  so  möchte  dasselbe  nach  seiner  charakteristischen 
Färbung  Ton  der  kynischen  Philosophie  und  Predigt  gezeich- 
net worden  sein.  Selbst  wenn  die  Nachricht,  daß  Herakles, 
der  Heilige  der  Eyniker  den  Kult  des  Ammon  gestiftet  habe 
(vgl.  Serv.  auct.  Verg.  Aen.  4,  196  Strab.  17,  814),  in  dem 
Zusammenhang  hier  geringe  Beachtung  yerdient,  so  gleichen 
doch  die  libyschen  Propheten ,  die  das  Opfer  verkrQppelter 
Tiere ,  wie  es  der  Überkommenen  Religion  ein  Greuel  war 
(Tgl.  z.  B.  Plut.  de  def.  or.  437  A),  den  Gaben  des  Reichtums 
Torzieheo,  gar  sehr  den  kynischen  Predigern.  Wenn  in  der 
Tat  der  Eynismus  für  das  geistige  Leben  der  griechischen 
Massen  nicht  ohne  Bedeutung  war,  so  ist  sein  Wirken  viel- 
leicht auch  für  die  kulturgeschichtliche  Wertung  des  Ammon- 
Orakels  in  Betracht  zu  ziehen. 

Bonn.  E.  Bickd. 


3.   'OpeE^^aXjco;  und  ^EuMpyi>^o<;  in  chemischer 
Beleuchtung. 

In  der  bei  Jul.  Springer- Berlin  verlegten  .Zeitschrift  für 
angewandte  Cbemie"  1901,  S.  1297  hatte  ich  einen  8  Spalten 
4°  langen  Aufsatz  ,  Messing,  eine  urgeschichtlich-etymologische 
Studie"  gebracht,  der  Herrn  Bernhard  Neumann-Darmstadt')  zu 
einer  11  Spalten  langen  Entgegnung  an  gleicher  Stelle  1902, 
S.  511  veranlaßt  hatte.  Dies  hatte  eine  wiederholte  Aus- 
sprache verursacht,  die  1902,  S.  761  ff.,  S.  1217  ff-,  1903, 
S.  86  (f.,  S.  253  ff.,  S.  350  ff.  abwechselnd  von  beiden  Seiten 
zum  Austrag  gekommen  war.  Inzwischen  waren  von  mir  er- 
schienen «Die  ([jeuSäpyupot-Frage  vom  cbemiach-metallurgischen 
Standpunkte"  im  , Journal  für  praktische  Chemie'  (Leipzig, 
J.  A.  Barth)  1902  N.  F.  Bd.  66  S.  339—345  und  „Nochmals 
'l'cuSipyupog  und  seine  vermeintliche  Identität  mit  Zink'  ebenda 
1903,  N.  F.  Bd.  67  S.  326-334,  S.  429-432,  Arbeiten,  die 
ebenfalls  in  der  obigen  Diskussion  gestanden  hatten.  Von 
dritter  Seite  waren  die  genannten  Ausführungen  in  den  «Mit- 
teilungen  zur  Geschichte  der  Medizin  und  der  Naturwissen- 
schaften* (Hamburg,   L.  Voss)    besprochen  worden,   Jahrg.  I. 

^)  Priv.'Dos.  f.  Chem.  &.  d.  Teclm.  Hochechnle. 


I 


I 


Hisntllca.  ^^^^^^^F  151 

1902  a  308,  J.hr«.  II  1903  S.  36,  174,  175,  ferner  in  dor 
jBn^t  erechieneneii  8.  A-uflage  von  E.  v.  Meyers  Gt-schicltc 
der  Chemie,  in  S  t  r  ii  a  z\  Kati)rbetr»chtuni;r  und  Xalun^rkeDiit- 
niK  im  Altertum'  Humburg,  Voss,  1^4  ä.  ISl  ft',  u.  a.  Ge- 
legetitlich  der  Kasü^ter  Naturfoncber-VeinauimluuK  Uil)3  hatte 
ich  die  ErRebnissB  von  alledem  ziim  GegenntaDd  eineä  kleinen 
Vortrages  gemacht,  der  im  .Prometheus*  (Berlin,  R.  MOckea- 
berger)  XV.  Jahr«.  L9(l3.  7:^9  S.  17n  ff.  alj^edruckt  worden 
war.  INeser  Vortrag  hat  ti.  a.  in  den  oben  genannten  ,  Mit- 
teilungen' IltOi  Üd.  3  S.  76,  77  eine  eingi-hendc  BfSprLthung 
erfahren,  so  daß  nuniiiebr  das  folgvnde  QeBauitergebiiie 
vorliegt: 

Dia  phtlölogiichfi)  Ansichten  xttr  allen  Geschichte  des 
Uesüiogs  (üago  Blümner)  aiud  durch  llii-e  chemtach-tech- 
nologische  Besprechung  bextatigt  und  er^nzt  worden.  Den 
Maiiliacb«n  und  haiuitiäcben  Vülkeni  des  AllertuiuH  ist  der 
Stoff  —  auf  Gruud  des  heute  vorhandenen  Materials  —  un- 
bekannt gewesen,  von  di-n  Indoi-uropäcrn  lütit  sich  die  Be- 
kanntschaft damit  zur  Zait  nur  bei  den  QriM:heu  und  RSmem 
dee  späteren  Altertums  (rem  1.  vorchriBtlichen  Jahrhundert 
mb)  mit  Sicherheit  nachweisen.  Di«  fachmännische  Erörterung 
der  betreffenden  Belegstellen  der  kla$8ischen  Schriftsteller 
Grieclientands  und  Korns  hat  keinen  sicheren  Anhalt  für  ihre 
Identifizierung  mit  Heasiog  «rgobea.  Der  mit  .Messing*  über- 
setzte altgnechisch«  6ptl'/_aX%0i  uud  da«  vun  dort  bt;- 
kknotlicb  nach  Rom  entlehnt«  oreiehaUum  ist  vielmehr  erst 
Ton)  1.  Toreh  r  i  st  1  ic  hen  Jahrhundert  ab  a  u  f- 
irärts  m  i  t  Si  ch  «r  h  ei  t  als  das.  was  wir  heafce 
Messing  oennea.  xn  erkennen.  Was  ipsixjxXimi  in 
der  klassischen  Zeit  bedeutet  hat.  dies«  Frage  int  nach 
wie  vor  offen  gt-bÜL-ht-ii  und  wird  es  rorläufig  auch  wolil  blei- 
ben. Messing  scheint  es  jedenfalls  damals  nicht  ge- 
wesen XU  sein,  was  mit  Rücksicht  auf  die  allgemeine  Geschichte 
der  Realien  bekanntlich  nicht  im  geringstf-n  wundernebmeu 
konnte.  Als  besonders  schwerwiegend  in  der  Beurteilung  der 
Krage  in  klassischer  7^it  tritt  di.!rUmRtand  hinzn,  daßarchäo- 
l<^p!Khe  Beweis«  aus  jener  Zeit  uns  nirgends  b^kunut  gewor- 
den sind.  Ka  kann  ab«r  den  Grü/isten  zur  U(>l>er8etziing  des 
kisasischen  Wortes  die  Bezeichnung  ,Rnpfvrlegie- 
rnng*  empfohlen  werden,  so  lange  wir  nicht  besser  unter* 
richtet  sind. 

En  sehr  nahem  Znsammenhang  mit  der  alt«n  Geschichte 
d<.-s  Mfseings  steht  dicjenii^e  seines  Bestaodteils ,  des  Zinke«. 
Man  hat  oft  versucht,  die  Kenntnis  dieses  Metallea  frllh  und 
ganz  früh  zu  Ifgen.  In»underheit  tut  durch  die  übliche  Ueber- 
■etzong  de«  alt^^riechiscbeu  t^suSapyupo;,    das   sich   bei  Btrabo 


152 


UisoalleD. 


als  SkxI  v-f^f^hciy  ßndet'),  mit  Zink  diese  Meinung  verbreitet, 
uin»oinehr  hIh  man  sich  zuweilen  aaf  einen  anseblichen  prt- 
liistoriachon  Zinlcfimd  aas  Si«>benl)llr){en  gtUtzt.  Die  chemiMh- 
tecliiLulugisclit.-  Bt:'B})r«.-chiiii^  Über  den  sLiiibuii i»cli«u  '^t\j&ipfJ?Oi 
bat  als  Er^i^buis  di«  Unhaltbarkvit  der  Ueber- 
setzung  mit  Zink  aus  tcchiiiscliL-n  und  ttrcbäulogischen 
OrUnden  erwiesen.  B^dauerlicberwetKe  ist  das  JCi^bnin  bis 
jetzt  nur  negativ  geblieben;  ich  hoffe  indra,  durch  nieitten 
mincralogisch-^^logiitcben  Briefwechsel,  den  ich  seit  einiger 
Zeit  mit  Fuclileuten  in  Eleiiiasien  pflff^e  —  dort  hat  es  n&vw 
lieh  tftth  d*iii  atrnhoni*chcii  liertcht  tjjeuSäpyupo;  gegeben  — . 
in  einer,  vidloichl  wit-der  iui  .Journal  für  {^iruklieche  Cbmiic' 
erscheineadon  drilten  Arbeit  über  diese  Realie  aus  der  Mine- 
ralogie der  in  Frage  kommenden  Qogend  terhaologtacha  Schlflsae 
neben  und  deninävhiit  eine  positivere  Stellung  Riunehmen  zu 
k&nnen.  Die  Lexikographei)  ivllrden  bis  anf  weiteres  sich  «m 
sinn  gern  aß  e'sten  mittler  wdrtlichL-n  Uebersetzung  .Se  )i  im  iieiU 
her"  heg[i<i<{en,  vielieiclit  mit  dum  /.usatze  ,voa  uiibukanntcr 
ZusBinuieiisetKiiiig".  ' 

Die  Biisgcf'ührten  Untcrsucliungen  haben  wieder  so  recht 
gezeigt,  wie  sehr  unsere  Kunde  von  der  Chemie  der  Alben 
noch  in  den  Antang«il  steckt,  und  e«  wäre  in  vielerlei  Minsichl 
aufs  henJichüle  zu  begrOßen.  wenn  du  wie  allgeineiii  auf  dem 
tiebietc  der  Geschichte  der  Naturwissenschaften  sobald  wie  mög- 
lich und  euergiscb  Wandel  gescliall't  würde,  ehe  es  zu  spät  ist.  Al- 
lerdings ohnp  kräftige  staatliche  Unterstützung  wird  das  nicht 
Sehen.  An  [nternuifl  fehlt  es  nicht,  das  bestätigt  schon  ein 
ilick  in  die  eingangs  erwähnten  von  den  Herren  Karl  Sud- 
boff')  und  Georg  W.A- Kall  Ibaiimlieraiisgegpbcnen*),  Mitteilungen 
zur  Geechichte  der  Mvdizin  und  der  NaturtvisitL-niiliafU;])*,  das 
Orgnn  der  regen  Zui<iiru(.'liei«  sj^h  erfreuenden  Dtscb.  Gea.  f. 
Gesch.  d.  M«d.  u.  d.  Naturwieseuächaftcn.  la  diesen  Blättern 
ist  u.  a.  aui:h  eine  solche  Menge  philologischen,  im  besonderen 
eprachwissenRcliaftlichen  Materials  aufgespeichert,  daß  das  Stu- 
dium derselben  den  Philologen,  naineutlirli  den  Freunden  der 
Geschichte  der  Italien,  in  ihrem  eigenen  Interesse  angi-k'gent- 
lichst  empfohlen  werden  muß:  zu  Nutz  und  Fionimeu  der 
Pflege  und  Förderung  gi-meinsfiraer  Interessen! 

In  seinem  sclioncn  Buche  .Die  MetallB,  Geachicbte,  Vor- 
kommen und  tiewinnung"  u.  s.  w.  Halle,  W.  Knapp  190-1. 
421  S.  versucht  Iteriiliard  Neumann  S.  281  wieder,  schon  den 
homerischen  ipeiyaX'Aoc  mit  Mt'ssing  ^Kupfer  und  Zink)  zu  bc- 


*)  Sollte  dM  Wort  noch  andtrwoitig  in  gcotg 
Torkonamen.  «o  wäre  ich  für  gütigu  Mitteilung  hgIi 
')  Siin -Rat  Prof.  Dr.  med,  in  Höilidiubl. 
•)  Univ.-Prof.  in  Ba»9l. 


iot«n  Quellcntut«D 
t  verbünd va. 


Hiwellw. 


IG3 


^Bthnmen.  pl«ich  d«m  hf\  Flesiod  imd  bfi  Plato.  Ja.  vielleiclii 
'WMn  dif»  grtMhiiiclip  Archiinlocie  mal  einen  Messingfiind  au« 
jener  <Oeil  wird  aufwiseti  kennen!  S.  290  wird  die  Miif^lirh- 
nit  ziigt.'l<i»»>t>o.  (litß  der  etmboniäclio  t|'C<j£3p')'up7;  ik-io  lueUl- 
HkcIkmi  Zink  (.•nt^pricht:  das  niixl  dieselben  Annichtea  mit  deu- 
selben  B«f^rl)ndun^eii,  dtt?  der  Verf.  i)ea  Hiielim  bereits  in  der 
.SUschrft.  f.  ang.  Chemie'  1902.  3.  511  ff,.  S.  1217  ff..  1903, 
S.  25A  ff.  »«rtreten  bntt«,  und  d  le  dainnlB  ver«chiedeDar- 
seits  Widerspruch  errahren  liulteii.  Der  Verf.  igno- 
riert die  toilwci-e  recht  Hncünatigori  Besprechungen  seiner  ein- 
scIilBffigieD  Arbeiten  und  die  dort  herrschenden  gegen t«ilii;en 
MetQUu^eu  gäu-zlich,  eine  Methode,  welche  leider  tuif^eeit^net 
ist,  die  (feschichtlich'wisEienschftflliche  Forderung  den  Qegen- 
fltandes  herbeizii rubren,  ohne  dem  metatUir^^iBch-Htatixtiiichen 
Werte  des  Neuraannnchen  BticheR  xu  nahe  zu  trete».  Ba  muß 
deBfaalh  bei  dieaerGelegenhf^ir,  auf  Rinigpic,  auch  was  nach  dem 
Dmck»  des  Kvuiuaiinr(clieii  Buche»  erschienen  ist,  hintfewieaea 
werden,  itoweit  es  oben  noch  nicht  geHehehen  ist:  , Mittel L  z. 
flesch.  d.  Med.  u.  d.  Naturw.»  190;(  S.  174.  17r.  {Kranz  Slrnn«*), 
Joiim.  f.  prakt.  Chemie  1903  N.  F.  Bd.  ß7  S.  4:^2  (Etermann 
Weddinj^'j.  Otto  Schrader.  Katurbetracht-tinf;  und  Natiirer- 
kenntnis  im  Altertum.  Ilnmb.,  Voß.  1904  S.  131.  132  und  iRl 
(Franie  i:>trtiiiz).  Ge«i.'biclite  der  Chemie,  'i.  verb.  vena.  Aufl., 
leipt..  Veit,  1905  S.  14.  anm.  2.  S.  3S  (Ernst  t.  Meyer),  daxu 
■  mein«  eigeneu  eingangs  erwähutcD  Arbeiten. 

Berlin.  Paul  Tiieryari. 


;4.  Hectora  Hectorem.   Zu  Cicero  Tusc.  I  44,105. 

Wenn  wir  hier  den  Hsä.    folgen,    so  lunen    wir  mit    dim 
'ineuten  Ileransgeberii 
\McUti8  Acc\us  d  aliquando  sapiens  AehUlcs: 

Immo  eniniHrro  eorpus  Priamo  niUUdi  Hcctormt  ahstuli. 

\Jfon  i^itur  Utriora  iraxisli  sed  corpus  quoä  fuerat  Ilectoris. 

In    dem  Vers«  aus  Aerius    haben  alle  TIrs.   heciorem,    in 

'der  nächBien  Zeile  die    besten   tlss.  hectora  traxisti.     Diese 

]*eaari  hal>en    unter  anderen  G.  Brux.    Bern.    Leidunitis  Wind. 

2  Mon.  1  2  Duisb.  octo  Oxx.     Der  Vat.  hat  dieselbe  Lesart, 

latte  aber  auch   einen  Buchatab^n    vor  tr;  die  Furm    ist  also 

lichcrweise  ans  AwiwwM  verändert.    R  hat  hector  atraxisfi. 

Die  Herausgeber  aber  finden  es  selbtani.  daß  Cicero  hier 

[Hfclora  schreibe,  obgleich  er  zweimal  unmittelbar  vorher  Hcelo- 

■>  Prir.-Dot.  r.  Oe«cb.  d.  Naturw,  a.  d.  Techn.  Elochvcli.  in  Brfinn. 
^)  Prof.  f.  l£it«&liBtt«D-Kand«  a.  d.  [l«rgiikitd»iiiie  in  Berlin. 


154  AÜBcellen. 

rem  geschrieben  hat  und  Hectorem  gewöhnlich  schreibt.  Nach 
Neue  I  ■  303  ff.  bildet  Cicero,  von  Pana  abgeaehn ,  von  grie- 
chischen Männernamen  den  Acc.  sing,  immer  auf  -em. 

Moser  und  Klotz  haben  Hectorem  an  beiden  Stellen; 
Seyffert  liest  Hectora  an  beiden,  aber  aus  keinem  besseren 
Grunde,  als  daß  die  Hss.  Hectora  in   der  zweiten  Zeilen  haben. 

Auffallend  ist  es  auch,  daß  hier  Accius,  nach  den  Hsa., 
die  Form  Hectorem  hat,  die  er  sonst  nicht  brauchte;  vgL 
Varro  L.  L.  X  70  (ed.  Möller) :  Accius  Itaec  in  tragoediis  lar- 
gius  a  prisca  consuetudine  mouere  coepit  et  ad  formas  Graecas 
uerborum  magis  reuocare,  a  quo  Valerius  ait :  Accius  Hecto- 
rem nolet  facere  Hedora  malet. 

Hectora  wird  an  beiden  Stellen  richtig  gelesen.  Cicero 
hat  Hectora,  wider  seinen  Brauch,  hier  geschrieben,  weil  er  das 
Wort  des  Accius,  etwas  sarkastisch,  präcis  wiederholt,  und  Accius 
schrieb  Hectora  weil  er  diese  Form  immer  brauchte,  das  Wort 
aber  ist  in  dem  Urtext  von  allen  übrigen  Hss.  verdorben  wor- 
den, weil  Hectorem  dreimal  in  dem  vorhergehenden  Zusammen- 
hange vorkommt,  und  zwar  einmal  bei  Ennius,  wie  es  bei 
Ennius  zu  erwarten  ist,  denn  dieser  prisca  consuetudine  utitur. 

Glücklicherweise  aber  ist  Hectora  in  der  folgenden  Zeile 
unverdorben  geblieben. 

Belfast.  T.   W.  Bougan. 


5.  Die  Planeten  bei  Manilius. 

Mit  einer  gewissen  Wehmut  sagt  lacob  zu  vss.  811  u.  812 
(AstroD.  I):  'breuis  planetarum  mentio  deesse  non  potest;  sed 
uenisse  a  Manilio  vss.  811  et  812  aegre  mihi  persuadeo'.  Er 
möchte  diese  Verse:  'Saturnilouis  et  Martis  Solisque,  sub  illis 
Mercurius  Uenerem  inter  agit  Lnnamque  locatus'  nicht  gern 
entbehren  und  hält  deshalb  auch  die  fast  gleichen  vss.  6  u.  7 
(Lib.  V)  fest:  'Saturni  louis  et  Martis  solisque  sub  illis  post 
Uenerem  et  Maia  natum  te  Luua  uagantem'.  Dies  ist  nun 
einer  der  wenigen  Fälle,  wo  er  vor  Housman  (M.  Manilii 
Hb.  I  pag.  72)  Gnade  findet:  'lacobus  obseruauit  in  caeli  de- 
scriptione  omitti  non  posse  planetarum  mentiouemV  Eine 
kurze  Erwähnung  der  Planeten,  mindestens  die  Aufzählung 
ihrer  Namen  halten  sie  für  unentbehrlich  und  damit  beide 
Stellen  für  echt. 

Ich  glaube  dagegen,  daß  Manilius  in  seinen  erhaltenen 
Büchern  alles  von  den  Planeten  gesagt  hat,  was  er  nach  dem 
klaren  Plane  von  ihnen  sagen  wollte,  und  daß  alles,  was  diesem 
Plane  nicht  entspricht,  von  ältesten  Interpolatoren  zugefügt  ist 
Zum  erateren  Punkte  bemerke  ich: 


BliinlloD. 


155 


I 


Bfaiiiliiis  bezeicfauet  seine  Auff^be  acLarf:  'iuuat  ire  per 
ipsam  Beis  et  intnvnso  9pfttinni«ra  uiaero  cocln  si^naque  et 
aduencHi  sU-llaruin  iiosi-tTc  cursuV  (lib,  !.  lU).  oder:  banc  ton- 
uexi  moli^ui  sin«  ßu«  patentia  ei^no^unlquf  clioros  ac  tnuudi 
flaiiiiufa  tecta.  BetcmiiDl  et  stelliH  adiiemiia  nidfra  bellum 
(Lib.  II  117  —  llfll,  also  din  -j^sipx  twv  dii^ctvuv  mid  'liv  j:i«- 
v<0|i£vii)v  will  er  durchforschen.  Er  keunt  die  Bedeutung'  der 
Planeten:  sie  hestiiiiirion  Aaa  Gescliick  df^r  MetiKchnn,  leÜPnd 
nach  AcKyptiscIier  AiifTuSbuiL^  ^'pnmiqun  per  arivni  sideribns 
oidtire  uu^is  pend^ntia  fatä'  Hb.  L  50),  mitwirkend  mit  den  Fix- 
tieruvn  ('astra,  quae  I'tioebuni  lunamquv  iiagaaque  et  uinouul 
dltfllsit  nee  nou  uincuntur  et  ipsa'  lib.  Ill  62.  63).  Aber  er 
lehnt  jede  Atieeiaandersetüimg  tiber  die  antrologieiche  Bedeutung 
der  Pbineten  bis  nuf  weiteres)  ab  ('quemoi  ego  pnsteriim  mreti 
in  otntuMitie  iialentis  online  Bub  certo  reddaiu,  cum  pandere 
eariiin  iiieipiamett'ei'lus;  nunc  ne  pormixta  Icf^enteni  coufundant, 
Dudi»  satis  eat  inninterc  membri»'  lib.  Ill  150  IT.),  weil  er  zuvor 
deu  Eiuduß  der  Fixsterne  (hi^b)  zu  erlauleru  hübe.  So  ver- 
tröstet er  nns  auf  Bikfaer,  die  untt  nie  erreicbton.  Wer  sieb 
nun  nicbt  vertn^dten  lassen  woltt:<>,  der  interpolierte,  x.  B.  III,  89 
'utcuraque  tttellau  »teptem  läediiiitue  iuuantue'  oder  IV.  500  ff.: 
'»  mpidu«  Mauors  iji^tiiB  inciilntur  in  illinii.  äaturnna  «umet  gla- 
üeni,  Phoebuaue  culorirE',  u.  a..  ni.  —  Aber  dus  Nötif^e  k'^^ 
Uaniliu«:  zunäebut  die  Zalil  ('sidera  septvm  per  bisseiia  uotanl 
contra  nitentis  sitj^na'  1  30S;  'Nilus  ~  imitatur  sidera  muudi 
per  wptem  fance»'  III  274:  —  I  655  iot  interpoliert:):  er  gibt 
die  Keihenf<dt;e  an  {l  (J69  ff.  'subseqniturque  »ao  solem  uaiea 
Delia  cursu  et  qititique  adiierso  Ittctantia  sidera  mundo';  V  2. 
'quis  »duersa  meant  stellarum  miminu  quiuque  quadriiu^s  et 
Pboebus  e  quitt  et  Delia  bigia').  iieiiiit  an  alleci  etbieii  .Stellen  »ol 
and  Lima  ungctrennb  und  der  £rdo  xunScbet;  d<'iin  so  war  er 
durch  die  Pliynik  der  Stoa  gelebrt  —  endlich  spriclit  t-r  auB- 
fllbrlich  aber  den  KinSaJi  roa  Sonne  und  Mond  auf  Erde, 
Meer,  auf  Jahr  und  Jahreszeiten,  Tag  und  Narht  und  die 
Daner  der  Stunden.     Dit^  (ihrigen  Planeten  trfit*>n  völlig  zunick. 

Welche  Ueilieiifolge  der  sieben  Planeten  dtirt'i'ii  wir  nun 
beiManiliiis  vorau#)ietzen  ?  Die  Ansicht  dea  Posidnnius  darllber 
i&i  nicht  Bicher  bezeugt.  Die  ganze  Kosmogonie  des  Maniliua 
folgt  aber  der  Htoisclien  Lehre,  leb  notze  die  fdr  unsere  Fr^e 
entscheidende  Stelle  de.s  ObrjKippos  her  (Dit-Ea  Doxugr.  4G&): 
liw  [liv  oöv  jutiä  TTjV  SiaxäCfiTjc.v  ^ey^jievov  x^spcv  ei;  xa-jzxz 
Sutxsx^'c&ai  täii  tp-JsECf,  zb  Se  icEpcfspopevov  «it-St  e^xux^lüif 
dtWp«  civcit  Iv  iji  xi  iotpa  xafridporai  ti  te  «niaLvfj  x«i  ti 
nHavnipsva  . .  .  täv  (üv  abv  didav&v  JÜarpuv  iv.xziXrf7z*v*  efvai 
■ci»  iiXfjftoj,  TÄ  Se  icXavtii{icva  Exid:  liv  scptdp&v  Etvctc  Tcävia  8i 
xi  TiXavüpeva:   Tanetv&csp«  t&v  dcnXavüv    X£Tkx^^  ^  "^^  V^'* 


1&6 


H  licet  len. 


iit"  i).AT;^  yuxl  4XXt,c  «^«fpa;  ■  n(pi£j;£fj>fai  8^  ni^as  i4;  töv 
itXscvdinevwv  üicä  iV,5  Tiiiv  inXavtuv  otpaipaj'  T<bv  54  nXxvuiiivotv 
6»}ir;XcTänjv  e!vat  [teidt  t^jv  xtav  iKiavwv  ttjv  too  Kpovou,  (Utä 
si  t«6r»iv  too  Aiij,  cJtac  ■rijv  xc<Q  'Apfia;,  esEJf/s  Se  t^jv  too 
'EfftoO,  xoi  [ur'  aCirt|V  t^v  it,;  'A'fpoSfcr;;,  e'i«  -rijv  too  :^uiu, 
tni  ndot  Si  'CT|v  ijj;  seX'fjVTj;,  TiXrjOtäCouaav  i^  sUp:,  Sei  xoi 
«Upii)£(OTipav  ftt^vEsftat  Kal  (läJ^taTa  StacreJvitv  t^v  iit'  a&Tl]( 
5uv«n:v  e;;  li  TispiTs;«  ■  uni  te  ttjv  o6X^jVr,v  ttjv  .  .  .  too  sMpo« 
eira  T7,v  too  oJoto;*  ■tEÄtuTacio.v  6i  rT|V  Tfj;  y*];.  Diese  SMlung 
der  Planeten  hatten  die  t^oiker  von  IHato  (Aelii  i'lac.  II  i&. 
17-  Diol8  414):  'lIXäTMv  |i£t4  tSjv  idiv  alnXavwv  diotv  ;;p£tTtfv 
;poi£vo)v«  3.<YÖ[i6vov  tiv  too  Kpivoi>,  SeyTspov  «patiftovr«  t6v 
TOO  Aw;,  Tpi'tov  lljpdsvra  xov  too  'Apso;,  TCTaprov  ioio^pöpov 
Tijv  Tfj!  'A^poSitv);,  nitiittov  »tiXfiovT«  zbv  toO  'Kpjioö.  exT«v 
^Xiov,  ißSoiLov  r3tXVjvr/v),  und  so  liat  sic  der  Stoiker  bei 
Cicero  d«  Nat.  D.  II  Cap.  XX  b'i  (auch  einer  <juelle  fOr  Maoi- 
lius),  der  mich  die  griechischen  Beinamen  wii^durgipbt  (Sstur- 
DQS  Oa(v(i)v,  Japit«r  Oas&wv,  Mar«  llupssi:,  Mercuriue  StiX- 
PtDV,  Venus  <I>(i)0!p'jpo;,  sol,  luna).  Nnn  steht  allerding«  bei 
dftoiBelben  Cicero  de  nat.  D-  II  Cap.  46,118:  'inianim  (geil, 
stellttnini  errantium)  tanttis  nak  coucontiiä.  tit  cum  minima  S»- 
ttirni  refrigt^ret,  media  Martis  incnndat,  hi»  int«riocta  louii 
illuiiirRt  vi  temperet,  ini'ra(]iie  Mnrtem  i2utu-  Solt  uboediaat, 
ip<ie  Hol  miindum  omnem  sua  tiir-(>  coiupleat  ab  eoqtie  Inna 
illuniinata  gmiiiditat^a  et  partus  adfemt'  etc.  Ich  milchte  doch 
nicht  glnttbon,  daiS  Cicero  bior  unkritisch  eine  andere  Anscbko- 
uug  eingemischt  habe.  Uenii  diese  Stelle  ist  offenbar  verderbt. 
Dar  Ft^hier  steckt  in  d'iae  soU.  Es  handt-lt  «ich  um  die  Ver- 
teilung der  Machtkreine  fflr  die  Planeten  wi«  bei  Ohrysippus 
('habent  if^itiir  »niitn  Rphaomm  ittellne  inerrante-i'  Cicero  d.  d. 
D.  il  §55).  aber  i\i  dune  fehlt  ein  SubnlantiTuin ,  und  wo 
bleiben  Yenns  und  Man,  nnd  weHlialb  wird  sol  zweimal  und 
au  versch iedeuer  St^^lle  ^enuriiit':'  Eis  ist  offenbar  etwaa  aiu- 
gefalloii.     Ich  schiai^u  vor  zu  lesen : 

'duae  <;Bplmerae  Vcneri  et  Mercurio>  oboediuut.  ipse 
sol'  etc.  —  Wenn  ilbrij^ens  bei  Cici^ru  de  republ.  IV.  17  ond  de 
diviuntione  II  !■!  die  äonne  den  vierten  Platx  hinter  Mars  er- 
biilt,  so  beachte  man,  diiLv  nn  beiden  Stellen  nicht  der  Stoiker 
spricht,  sondern  bekämpft  wird,  und  wenn  auch  sndenin-o  der 
Sonne  der  mittelste  Platx  gegeben  wird  (Dielii  DnxoRr.  p.  S45: 
t&v  [xadTj^iaTixüv  -zivki  |i^y  lüc  llÄx:uJv  ^alv  t:-/at  1%'*  Tä^tV 
Töv  äattpjiv,  nvi;  Si  |i£5'yV  nävTU»  ttv  ?p.!6'/).,  so  ist  da«  für 
Maniliiis  aicht  von  Belang.  Wende  ich  inich  nun  zur  Stelle 
Manilius  V.  1 — 7:  Hin  alias  äniiuet  iter,  üigniscjue  relicHs  (g) 
quis   aduersa    meant  stellarum    uumina    quinquö,    qnadrüugi« 


J 


UiicsUen. 


157 


I 


et  Pfaoelnia  equis  et  Delia  bi^s,  doii  ultra  atruxis«et  opus, 
caeloque  rediret  ac  per  (lt>»c«DituiD  mcdioa  percurr«rei  ignet, 
Saiurai  louia  et  Uartis  solisque  «ub  ill»  post  Üenerem  et 
Mais  uatum  te  Luii»  uu^niitem,  me  proporare  uiam  niiindus 
iub«t  --  seine  Gottheit,  das  All  bufinlilt  dem  Dichter  noch  io 
d«r  Ofcttpa  der  ätcXavfj  zu  w«ileD  und  die  Bedeutung  der  ein- 
lelnen  Fixsterne  bei  ihrem  AtirganKe  und  bei  ihrtiii  Nieder- 
gänge zu  erforschen,  also  »och  nicht  zur  atpafpa  tüv  nXxvu- 
lievtov  absusteigeu.  Nun.  die  Worte:  ac  per  desveiistiiu  medioB 
percurreret  igneti  veranlaf-^ten  einen  Pseudom&niiiuM,  der  sto- 
ischen Heihcnful^  der  Plunetiii  in  vm.  2  a.  3  die  gegnerische 
l{«iliciirolgi<  in  VHK.  ü  u.  7  fulgün  zu  laHnvu,  der  Sunue  den  vier- 
ten I'Utz  zu  gubpii,  nährend  der  ■H:hte  Manilius  ihr  drei  Verse 
Torher  nach  seinen  OewährsmiüinHm  und  aiieh  netnen  ann- 
■ligen  Angaben  den  seclisten  Hlabs  angewie^eo  halte.  Beide 
Yene  aiod  nicht  schön  —  nach  Bentley  Werk  oines  coculiis 
ttod  tenebrio  — ,  uud  Jacob  lUlilt  sich  gedruiig«».  sin  zu  ent- 
schuldigen. Kr  sagt  (pag.  1C2):  'uttKlü  igiiex  suiiL  plautftae, 
quos  tractaturum  s«  ait  (abur  wann?).  In  eiu;4[nudi  uersibus, 
qaibuK  seueram  doctrinam  aliquam  pro{K>nit  (aber  hier  ducfa 
Dicht),  saepe  metra  uegligeie  soUt,  ut  (|m  hue  uenit  legeudo, 
Mtis  expertus  est  (?). 

Diese  Eatacbuldifping  gilt  irobl  auch  den  b«iden  versus 
memoriale«  tu  Üb.  I  oll  u.  812.  —  Naeh  Scliilderutim'  der 
Milthütraßo  iat  der  Dichter  drauf  und  dran,  die  Planeten  zu 
besingen,  also  den  zweiten  Hauptteil  seine«  Werke«  m  begin- 
aeo.  Kin  kleines  Himlernis  bietet  sich  noch :  (ts.  8U5)  ac  prius 
incipiam  nielli«  quam  reddere  uire«  8ignoriiint|u<'  canam  fatalia 
carmine  iura  impleoda  est  luuudi  Facies,  corpusque  per  omn« 
qoidqaid  ubi  niteat  uigeat  quaudoque  caueiiduui  est  (in  vs.  80d 
Scillae  ich  aUtt  'ubique  uitet'  vor:  'ubi  niti-at),  d.  h.  die 
T^alpa  t6)v  i~).avS)v  ist  noch  nicht  ganz  erHcbtipt't.  denn : 
TS.  809  «.  810:  'sunt  alia  adaer»  uolitantia  sidera  mundo  qnae 
terrani  caelumqae  inter  uolitantia  pendent'.  Das  sind  mm 
aber  nicht  etwa  die  Planeten,  wie  der  Interpolator  glaubt,  der 
deshalb  mit  seinen  beiden  Gedenkrersen  gleich  bei  der  Hand 
jsA,  sondem  diejenigen  Qeslirne,  welchen  Manilinä  den  Schluß  dea 
ersten  Buches  von  t«.  611  an  taUüchlluh  widmet.  'Sunt  alia 
—  nämlich  praeter  planetas  —  pngnantia  aider«  mundo';  m 
■ind  die  Kometen  und  sämtliche  Meteore,  die  auf  der  OrenM 
swüeben  der  Sphäre  der  AitXa'rf,  und  der  nXixvufievx  schweben. 
Mit  Beintg  nur  nniiere  »teile  sagt  Plinins  N.  II.  il.  22B9: 
*rmfant  pauca  do  mundo,  namque  in  ipso  caeio  st ellae  repente 
nssctiDtnr  —  es  folgt  die  Angabe  ihrer  Arten,  ihrer  Namen, 
anUingcnd  ao  Munilius  —  und  ib.  23,  91 :  mouentur  aiit^m 
■fiae  enrantium    modo,  aliae    inmobilcH  huermt.     Kuch  Aus- 


158 


HtH*l]«. 


rnvrzun^  von  811  u.  812  schließt  »ich  an  809  u.  810  im  besten 
Zu«amiiii?u hange  vs.  813  an:  eiiul  «tenim  (»o  B<>utL  fDr  etiam, 
was  doch  auch  geht)  runs  orti  rialalibufi  igni»  proHniis  et 
rapti.  Und  die  uun  fulgt-nde  Erörterung  der  Kometen  und  der 
übrigen  Meteore  gibt  dem  Dichter  Anlaß  zu  einer  gtänzendeD 
Digression  über  die  ÜHileutiing  dieser  prodigin  und  oat^-nta  fdr 
das  bQrgerliclit!  und  ataattiche  Leben  —  einer  DigreitäioD,  di« 
nos  einen  Einblick  in  des  Dichters  vornehmes,  echt  rOuiiscb^ 
SfaattihewuUtBciu  gewahrt. 

Wie  steht  es  aber  mit  Meinen  Versprechungen  in  betreff 
der  Planetca?  Hat  Manilius  wirklich  das  ödeste-  Uakrial  eines 
FinniHiüi  in  verloreiitn  Bllcheru  dicbterlMch  geformt?  Der 
>^odiacus  mit  reichster  FGlle  ron  Einwirkung  auf  Sage,  Dich- 
tung, auf  Werke  und  Tage  der  Mensrhen,  ein  solches  Keld 
dichterischiür  Täligk>^it  konnten  ihm  die  Planeten  nicht  bieteo. 
Indessen  —  Vermutungen  hierüber  nnxustellen,  ist  unnQtx.  Ich 
bemerke  nur,  daü  selbst  fOr  ein  sechstes  Buch,  welche«  die 
üntergiingi;  der  sigua  zu  geben  b&tte.  kein  Pktz  z\x  sein 
scheint.  Denn  dio  Oigrcsaion  von  v«.  711  bis  xum  Hchltisse 
de«  V.  Hnrhi's  UImt  die  vfrachiedenen  Licht^tärkL-n  und  die 
groß«  Zahl  der  ^igna  konnte  erat  auf  den  Abathluß  dan  The- 
mas über  ortuü  und  »bitiis  Her  sign»  fntgen.  iind  ich  glaube, 
dati  die  nach  vs.  710  vorhandene  Lücke  zu  diesem  Abachlussc 
groß  genug  war. 

Hannover.  Th.  Breiter. 


6.    Beiträge    zur  Erklärung   und   Uebersetzung 
der  römischen  Komiker- 


Die  nHchfolgendeo  Bemerkungen  zum  Trinummus  und  den 
aaechmi  de»  PluiituR,  der  Andria  und  der  Adelphoe  des 
BdUus  verdunken  ihren  Ursprung  der  eingehenden  iJeüchäfti- 
gnng  mit  der  untüngst  erschienenen  Uebersctziing  dieser  Sttlckc 
von  C.  Bardt  (Berün,  Weidmann  1003).  Ich  habe  die  Voi- 
xtlge  dieBe<t  Buches  in  der  Monuts^tchnft  fUr  höhere  Schulen 
kurz  dargelegt,  gelange  abor  doch  an  nii^ht  wenigen  Sti-Ileo 
zn  einer  etwa.<i  anderen  AulTaHSung  als  Ha.rdl.  Haß  auch  diese 
sich  in  der  von  B«i-dt  gewäbltea  Form  der  Sprache  und  dei 
VerBe  7.wm  Ausdruck  bringen  Iä.ßt.  yersache  ich  durch  die 
Probe  lu  zeigen.  Maa  wird  leicht  erkennen,  daß  im  wesent- 
lichen das  leitende  Prinwp  ein  engerer  Anschluß  an  du  Ori- 
^nal  war. 

Tria.  510  (11,  8).    Da  Lesbonicua  selber  seiner  Torheit  die 


UiMolIco. 


159 


Scliiild  an  seiner  jetzigen  Armut  beimißt,  no  «linimt  v*  nicht 
recht,  wenn  die  Wort«  t-v  de  diuitiis  meis  hoIuh  superfit  prtu- 
Itr  uitam  rWtCNos  (iberaelzt  werden  mit  .das  eiuz'ii^v.  ms  ¥oin 
Vatergnt,  Mein  linrtes  Los  mir  zu  Iftsseu  gerulit*.  Man  kOnnte 
ugeu:  .Doch  wiis  von  uUem  Rvichtuiu  aJluin  Ich  nuUcr  dem 
Leb«D  noch  nenne  mein*. 

Trin.  5ij9  (11  4).  Eh  ist  rorher  die  Rede  davon  gewesen, 
daß  [..esbuaicaij  mit  elitppus  gaha  sareina  .Helm  und  Schild 
und  Torniflter*  wird  in  die  Ferne  icieheu  mOssen;  diese  tiegeD- 
•tiode  wird  er  nun  kaum  gehnit^chen,  wenn  man  ihn  ,alB 
Räuber  ins  GebiiKe  gehen"  iTSi;  latroi^inaium  trifft  man  also 
eher  durch  ,Al«  KrieKsknocbt  in  die  Weit«  gehn'. 

Trio.  7;i3  ff.  (III  2).  El  rapturttm  ibispolia  illwn  qui  —meo 
ero  aduorsus  ueiient.  Eyomel  quam  cslernplo  arctim  ti  phart- 
tram  mi  et  saefUlas  smnpstTO,  Cassktan  in  eapttt,  —  dormibo 
placidvJt^  Bardt:  ,I>enn  leider  kenn'  ich  meine  Lente  und  weiß, 
aeinetu  Oeguer  gehurt  die  Deute.  Ich  nehm«  derweU  den  Helm 
rom  Kopfe,  Und  forsche  dafür  nach  dem  Suppentopfe.  Lasse 
BoKea  und  Köcher  ruhii,  Im  Zi-ll^  einen  tüchtigen  Schlaf  tu 
loa*.  Ungern  verziclitel  man  auf  die  hulischen  Foint*^n  der 
witEig«n  Kedc  de«  Sta^rnns.  kb  habe  folgendes  versucht:  .Dnd 
»eher  nimmt  er  die  Beut«  mit,  —  Wer  meinem  Herrn  ent- 
g^atritt.  Ich  hol«  mtr  Bogen.  KOcher  und  Pfeil«,  iSetz  aqf 
an  Haupt  mir  den  Helm  dann  in  Eile,  Um  also  gewappnet 
—  2u  friedlichem  Kuhn  Im  Zelt  ein  bebigUchos  Schläfchen 
tun". 
Trin.  820  (IV  1).  Den  tönenden  Worte»  des  Cbarmides: 
Jsipotcnii  et  muUipotenti  Jouis  f'ratri  wird  die  Ucbrrsttzung: 
Bruder  des  b&chsten  Jupiter,  Ueber  iSalzges  und  Süßes  ge- 
ietender  Herr*  nicht  ganz  gerecht.  Zti  dem  Kthu»  paßt  im 
zweiten  Verae  besser:  .Der  SalzHnt  weithin  gebietender  Hen-.* 
Trin.  114G  (V  2).  Damit  Cullides  seine  Intrigue  recht- 
r*rii0,  tat  es  wichtig,  den  rechtlichen  Anspruch,  den  L<'«bo- 
Äof  den  Schatx  gehabt  hätte  —  a  ntf  hyr-  popttli  pa- 
im  posceret  —  in  der  Ui'beraetzung  nicht  wögzulaäsen;  wir 
aJao  statt  des  von  Hardt  uingenutxten:  ,  Hätt'  vr  selbst 
das  Fäßclien  an ueHtotrhen  Und  ausgeleert  in  »ieben  Wochen". 
Tielniehr  mit  PlantiiR:  .lliltt'  aU  sein  Recht  er  von  mir  ver- 
gt   Dea  Vater«  Krbe,  nm  das  wir  gebangt.* 

Men.  120  f.  (I  2).  t^unndo  ego  tibi  atinltas  peitum,  Im- 
\m  tinum,  aurum  ptirjmram  Jietif  praehto  nee  quirquam  rgrs. 
lardt  giebt  etwas  ULbesLiuimt  und  gedc-hnt:  .Ich  gehe  dir 
fen,  täglich  Brut.  Klc-id.  Gold  uml  Wolle  weiti  nnd  rot 
Nebst  Purpur  von  den  schönsten  Farbun,  Und  reichlich,  laß 
gewib  dich  nicht  darben';  genauer  etwa  so:  .Ich  spende  dir 
Zofen  und  Essen  ins  Uaua,  Oold,  Wolle  und  Kleider  Jahr  ein 


160 


UiMwllen. 


Jahr  KU3,    Auch    Purpur  in   den    strablenöst«»    färben,    Ui 
reicLIicIi,  laß  gewiß  ilicli  nicht  darben. 

Moo.  13<>  (1  2).  Das  bttb^cbe  Wortspiel  «wiscbro  Me- 
nÜcbnius:  Ptrii,  in  insUlias  det4etti  und  Peuiculua:  Immo  in 
pracsidiitm:  n«  ttinc  kommt  nichh  knapp  imd  klar  genng  b«r- 
auH,  wenn  Ranit,  sagt:  M.  „W«h  mir,  wclcii  Hioterball  ist 
das?*  T.  .Zum  Schiiti  »orbalten  müclit'  ich  dir  was."  Wir 
ersetzen  nanh  Bardtg  oft  peöbtem  VorKang  das  Wortspiel 
durch  den  K«>iiii :  M.  ,0  weh,  da  lag  mir  der  Feind  auf  der 
Lauer!'  T.  .Keiu.  neio,  ea  achirmt  dich  der  Freund  auf  der 
Mauer. ' 

Men.  156  (I  2).  Die  eclit  Plnutiiiiaohe  Derbbeib  des  Pe- 
lüculuti:  Oculum  ecfodUo  per  solum  Mihi,  Met>aechnn\  si  uitum 
ucrhum  l'fuo,  nini  t/uotl  iuasr.rif  wird  zu  zahm  in  dtr  Wieder- 
gabe: .Verzeih,  wenn  ich'a  nicht  zu  Dank  dir  mat^hB .  Das 
Aug'  im  Kopf  Ist  ho  wert  mir  mit  iiichteD,  Als  nach  deinem 
Wunsch  mich  in  allem  xii  richten."  Aendert  man  die  vorher- 
f^ehendeti  Worte  deit  Menücbmua  ein  wenig:  .Kedst  du  nur 
darein,  hVs  dein  vi^ener  Schade ",  su  ädiließt  «ich  dftran 
gut  die  Antwort  des  Schtiiarotzmi;  ^Bohr  mir  das  Auj;;«  her- 
aus bis  zur  Wade.  Wenn  ich  t'ürder  iiucb  jeuiuis  obn  dein 
QoltciU,  Kin  einugea  WCrtleiti  zu  sa^^en  weiG.*' 

Men.  2^2  (II  2).  %»  war  nicht  ni)t.ig,  auf  die  kunaivoUe 
Ailitteration  :  Ntnt  potiiii  ptiucts  plwa  plane  proloquci  gftns  » 
verzichteu  ;  aur2AL  .Mitundunt  Worten:  icli  bin  dein  Knecht'; 
folgt  pausend:  ,Kurz,  klipp  iiiul  klar:  du  haat  ganz  rudaL* 

^ondershauBcii.  (F.  f.)  A.  Funth. 


Nftchtru;  lu  8.  80. 


4 


Ein  neue«  iRdiciiim  Tür  di«  »AuieiL  der  P1151.  da«  «ich  mir  nach- 
i  ^älllld^  aufiirüni^L.  gibt  die  iinxwrifelhafte  Verwandttcliafl  dt>r  Fuyian- 
v^  mit  d«iD  .Tbcuter'  dtis  lorkeniB'ijbeD  raliiHtoa  in  PliHistos.  vro  aucb 
im  Wi>Hthof«  fin  Altnr-  [oAe.t  TxmfidOHaH  tot  cinvr  mvilnK"!)  GRtrwl« 
■icfa  erbobt.  Hiuf»  dieiieT  IQhrt  Oiillich  die  br«itti  Fi«itrep|ie  xum  Vor- 
platae  des  Mej^uroai  Uiuiiai,  wülirend  nCrdlicb  im  rechteu  Wink«I  an 
wu  Heiligtum  anstoisend  (-ine  offenbar  als  i^uechiiuensuin  sedachte 
TreppL'n anläge  nmpor»t«igt  (v((l.  ditj  Alibildun^iifii  in  meinem  -Hotner' 
S.  Ulf  imd  117).  So  int  auch  Itirr  di«Tr«iinuaK  de«  Hflnigv  und  Min» 
Ciefülges  auf  der  Ettrade  und  der  Metf'«ratitrep[ie,  und  de«  Volkes  auf 
der  ZuBchauertieppe  und  im  llofe  ebeaito  ttreag  duruhgefUhrt.  wie  ia 
atbeuJacben  Pn^i.  Sü  D. 


Uuaatbr«  l>«  —  Man  UW 


vm. 

lUNO. 

B«iträfte  znm  Verstund uIms«  der  filtcsteii  und  wichtigsten 
Tbatsacben  [hr«s  Kult«». 


I 


Die  bia  in  die  netieste  Zeit  immer  wieder  mit  derselben 
ZaTersicbtlicbkcit  vargctroi^iie  Behauptung  einer  wesentlichea 
Gleichheit  der  AnschauiiDKen.  die  sich  vom  ersten  Anfaulte  an 
aa  die  GStter  Jiippiter  and  Inno  knflpften,  ist  bei  mir  scbon 
Crflber  Zweifeln  begegnet.  Ki«]it.  nm*  diejenigen  unter  den 
Gelehrten,  deren  Hinxelfnrflcbangen  die  UeberKeu^ng  uraprUng- 
licber  Idt^iitüt  dur  gricchiecht^n  und  rtlmiHchen  Religion  zu 
Grunde  laf^,  sondern  auch  die.  deren  exacter  Kritik  wir  end- 
lich eine  klare  Einaicht  in  das  speidfiscb  Kömiitche  \erdankei), 
hielten  es  ftlr  eine»  der  sichersten  Resultate  ültestcr  und  neuer 
Unteraucbungeo,  daß  die  RSmer  in  Juppiker  und  Inno  den 
lichten  Himmel  sie  ein  Qjitterpaar  Terehrt  hätten.  Diese,  wie 
man  glaubt«,  aus  den  Tbataacfaon  des  Kulte»  und  den  ältesten 
itiM  Qbärlieferten  Voi-HtelInngeQ  der  Verehrer  mit  Gewißheit 
iierrorgeliende  Anschauung  schien  durch  die  Etymologie  der 
Namen  Qbvr  allen  Zweifel  erhoben  eq  werden;  denn  der  Name 
der  luno  sollte  eben  iiklit»  uiiden-a  sein,  nh  die  weibliche 
t^orm  de«  Namens  ihres  männlichen  Genosseu  Juppiter.  Ob 
dieao  Anschauung  mit  d,:ni.  was  wir  Ton  dem  Kulte  der  Göt- 
tin wissen,  und  was  ihr  Nnnie  lehrt,  wirklich  voreinbar  ist. 
soll  in  diesem  AoGsatze  eingehend  untersucht  werden. 

£9  ist  nnu  nicht  meine  Absicht,  durch  eine  volUtindige 
Sammlung  und  Nacherzählung  alles  dessen,  was  uns  die  Allen 
nberliefert  haben,   den  ganzen  Bereich,   innerhalb  deason  dia 

mi«taf«l  LXIT  {K.  V.  XriH),  1.  H 


uz 


Walter  Otto, 


Oöttin  von  Anfang  &n  bi$  in  spute  Zeiten  wirksam  ((eilscht 
wurde,  zu  iim8paiin«n,  Aii  aiiRffihr liehen  Darst^Uun^on  fehlt 
M  nicht,  anil  ich  brauche  katini  auf  W.  H.  Roschers  liebeToU 
eindehendä  AbhancUunii:  luno  und  H^ra  (Leipzig  1875.  Stu- 
dien Kur  rergk-ichenden  MytholoKie  ^»t  Griechen  und  Römer 
U)  nnd  den  betreffenden  Abschnitt  in  l*rcUer- Jordans  Kömi- 
Bcber  Mytholc^«  (3.  Aufl.  I  S.  271  IT.)  m  verweiHen.  Vor 
allem  aber  die  meisterhafte  Daratellunf;  der  ReÜKiou  und  des 
Kulte»  der  Kiimer  von  Wissowa  (R<>ligion  und  Kultus  der 
RSmer.  MQnchen  1902,  in  J.  Müllers  Uaudbucb),  die  in  ihrer 
knappen,  inli»ltMr«icheB  Fassuni;  xuni  ersten  Male  Vlar  gezeigt 
bet,  welches  die  Tlwtsachen  sind,  voE  denen  jede  künftige 
Forschung  auszugehen  bat,  erlaubt  es  mir,  in  Korze  nur  auf 
dip  Punlct«  hinzuweisen,  die  mir  zur  0«winntmg  eines  klaren 
VeratJLndnis8es  des  ältesten  Kultus  unserer  GüUiu  maßgebeai^ 
zu  »ein  scheiiieti. 

Je  kkrur  sich  die  Pürschung  über  die  wahren  Qnmdlageu 
ihrer  Erkenntnis  der  römischen  Religion  geworden  i.^t,  umso 
stärker  machte  sich  der  Eindruck  einer  genrisiK^n  Dürftigkeit 
de«  Erkannten  geltend.  Die  rieten  Sagen,  die  unti  von  der 
reichen  und  beweglichen  Phantasie  des  Volkchenx  am  Tiber 
Zeugniü  zu  geben  schienen,  haben  eine  nach  der  andereu  den 
wirklicheii  Ort  ihres  Ursprnngi«  verratea  ') :  Griechen  sind  es 
gewesen,  di«  die  Urgeschichte  der  Römer  und  vieler  Italiker 
mit  den  mjrthiacheu  Anfängen  ilirer  eigenen  üeschichte  ver- 
knüpft haben,  und  Griechen  liaben  den  Gestalten  de«  rttmi- 
scheu  üötterkreises  jene  Plastik  und  jenes  Leben  verliehen. 
die  ihnen  bis  vor  Kurzem  in  den  Äugen  der  (lelchrten  ange- 
boren schienen  nnd  noch  jetzt  bei  den  Gebildeten  dafür  gelten. 
Die  röuiisoba  QoUtbeit  schließt  keine  Khe  und  2cngt  keine 
Kinder,  fahrt  also  kein  dem  meuHchlichen  übnliches  Leben. 
Ja  man  weiß  von  ihrem  Leben  überhaupt  nur  gerade  so  viel. 
ab  fttr  den  ceremoniellea  Verkelir  mit  ihr  xu  wiaseu  nötig  ist: 
ihren  Xanten,  oder,  wenn  sie  deren  mehrere  hat,  den  in  jedem 
apeziellca  Fallu  /.u  uenuuuden,  die  Ztriten  und  Ortv.  sowie  dm 


')  Einige  ^Uclie  F&lle  bei  WJuowu.  ROmiicbe  Sagen.  (Philolog. 
AbhaDdlunden  11.  Ilcrti  dargebiacbt  1888  S.  IdCff.  JeUt  in  Qesumin. 
AbhaodL  S.  128  ff. 


rsBo. 


PonneQ  ihrer  Verehraag.  Ober  dereo  peinlich**  B«obacbtuiig 
iie  eifenQchtig  witcht  und  deren  gewiMenhaftt^  Einhaltung 
andererseits  d*tii  Verehrer  ihren  3«gen  mit  TtiUiger  Xotweii- 
digkeit  gewährfeiatet. 

Aber    nicht    nnr    dies«  Strhpinmythrilofrie    der    Hdnier    ist 

griechMcfaen  Uri^mnges:  uus  (irim-liriiliind  but  Rom   viele  neue 

Gott«rga9tiüteii    und  Bottesdiennte   in  deo  Kreis  seiner  eiohei» 

miiurhe»  safgenommen,    von    Keinen    eigenen  Qottheitcn    selbst 

eine  Anzahl  auf  griechisclie  Art  verehrt,    und  zwar  gerade  ta 

den  Jahrhunderten,  für  Heren  Kenntnis  unsere  (Juellen  reichlich 

fiiefien.    and   die  für  nns  erat   eigutithch   im  vollen  Lichte  der 

Qeschicht«  stehen.     Wirkte  grieehiscker  Geist  aus  dem  Sttdea 

It&licoB  auf  Rani,  tod  der  uralten  chalkidiscfaen  [*ol<ime  Cumiui 

in  Campanien,    die  den  LatiDem   ihr  Alphabet  geMchenkt  bai. 

so  drficktfl  Tom   Norden  her  das  ehemals  gpwalÜgR  Ktmsker- 

volk.    das  zwar    mauclies  Latiniscbe  in  den  Krei»  iteini^r  Reli- 

■gion  an^'nominen  hat,  onzweifelhaft  aber  anch  anf  die  Aaa- 

Hbildung  eine»  Teiles  der  latiiiischen  Ansi'hiiuungL-n  und  Kul^ 

HJbnnen  von  entncheidendem  KinfluMm  gewepen  ist. 

H         ITm  so  2£ber  wollen  wir  an    all  den  großen  nnd  kleinen 

Zflgeii   der  Ueberliefemng  fi-Hthiiltcu.  die   Über  die  IVriode  des 

_^  gewaltigen  Einbruchs  griechischer  ftelitfiua  hinnnfveiseu,  tvol- 

Hlen  sie  immer  wieder  anbar  einander  vergleichen,  und  die  Eloff- 

QuDg    nicht    aufgeben .    auf   diwe    Wei»c    einen    gescblcwnenen 

Kreis  v(fD  Vortttctlungen    zu  gewiuneu,   die    in   ihrer  Bigeaart 

noch  heute  verständlich  sind. 


I 


Die  Grundlage  der  nachfolgenden  Untersuchung  soll  eine 
kuTEa  DnrKtellung  dessen  bilden,  whs  wir  Über  die  Verbreitung 
des  Kuitt»    der   luun    in  Italien    wiesen    fvgl.  Roecber,  Uyth. 
x.  Jl  602  ff.). 

Barn  macht  naturgemäß  den  Auraug.     Nur  die  allerwicli- 

Punkte    werde    ich    liernUHheben.     Da    HUinil    auf    dem 

lODB  Ciapius,    der   nördlichen  Kujipe   de»  ßaiiuilin,   ein  alter 

in  der  Inno  Laclna,  und  im  J.  375  vor  Chr.*)  erlüelt 


')  All«  meine  Jahreuslüun  beliehen  iicU  auTJafare  «or  bexw.  nach 
''Cbriiti  Qciturl. 

II* 


164 


Wnltcr  Otto. 


die  GQtti»  dort  einen  Tempel.  Oas  Alter  ibres  Haines  kann 
nicht  mehr  bfjitimuit  wvrdeu.  Pliniue  nat.  bist.  16,  235  er- 
klärt ibo  aun  dem  Gruude  fUr  älter,  als  den  Tempel,  weil  die 
GSttin  ron  ihm  dea  Buiuauun  Luciua  crhiiJt«:ii  lisbo^).  So 
fahrh  di(!8c  Bogriinduiig  ist,  so  sei  bat  verstand  lieb  ist  dM,  was 
l'liiiiuB  beweisen  will.  Di«  aedcs  lunonis  Lucina«  erwähnt  die 
Argvcrurkuiide  (Varro  1.  L  &,  50)  uud  nach  Ovid  iuat.  2,  435 
Boll  der  Hain  schon  za  Romuhis  Zeit  bestanden  haben:  moat« 
8ub  Esquilio  multis  iucneduuB  nnnis  lanooin  magna«  nomin« 
lucuä  erat.  Dort  wurde  die  Göttin  von  den  Frauen  angeniEeo, 
donn  durch  den  S«g>;n  dor  Lucina  geschBli  a-a,  wenn  durch 
^iQcklicbe  Geburt  die  Kinder  nn  das  Licht  gebracht  wurden. 
Ovid  &.  ft.  O.  onAhlt  von  der  rerzweifelten  Lage  der  romuli- 
achen  Stadt.,  aU  die  \on  den  gerauhten  ^binerinnen  erhoffl«D 
Kinder  autibtialien.  Da  rief  die  Göttin  aus  ihrem  Haine  den 
vor  ihr  knieenden  Männerii  und  Frauen  zu:  Ualidoi)  tnatrest 
sBcer  hircuR  inito!  Und  der  eraelmte  Kindentegeu  blieb  nicht 
au»,  alx  man  die  Fraucm  mit  den  aim  dem  Felle  des  geschlach- 
teteu  Bockes  geachoitte-nen  KiHta<>n  üchlii^.  Dieoea  Uitual  ge- 
hörte zu  der  Lupercalieiifeier  des  15.  Februars.  Der  Tempel 
der  luno  Liicinn  feierte  »einen  Stiftungntug  am  1.  März,  dem 
Feste  der  Malroualia.  Auf  düui  Aventiu  stand  der  in  der 
Geschichte  des  rfiiuisclien  Kultes  hOchst  budeutsame  Tempel 
der  Inno  Regina,  knra  narb  der  Zer8U>rung  von  Veji  ge- 
baut zur  Aufnahme  des  von  dort  mitgebrachten  Bildes  der 
Glittin.  Sein  Stiftungstag  war,  wie  der  dett  «benfalU  auf  dem 
Aventio  verehrten  Juppiter  Libartaa,  der  1.  September.  Die 
Itiuo  Sospita  Mater  Regina  von  Lanuvium,  deren 
Dienttt  schon  seit  338  eine  Angelegenheit  des  rQmiachen  Staates 
war,  erhielt  194  einen  Tempel  in  Rom  am  forum  hoütoriam, 
dessen  Stiftuugstag    der    I.  Februar   war.  Walirscheinlicli 

ist  e»,  daß  die  I II  n  o  C  u  r  r  i  t  i  s  ,  deren  Tempel  auf  dem 
Marsfelde  am  7.  Oktober  sein  Stiftung^feiit  feierte,  aus  Falerti 
nach  dessen  Brobenmg  i.  .).  241  uitcb  Rom  gebracht  worden 
ist  (Wissowa  R«l.  u.  Kult.  117).  Auf  der  Burg  stand  seit 


■l  MiUventAndlich  tagt  Peter  la  Ovidi  fast  2.43a,  FJinitu  babe 
den  Hkid  fDr  iilua  gcbkllen.  «La  diu  .Stndt  Rom  Reibst.  Ebenso  falsch 
Preller-Jorda.u  ßOm.  Myth.'  I  213,  3. 


lOBO, 


165 


>S44  eto  Temp«!  der  luno  Moneta  mit  Stiflnn^t^i^  am 
entt«n  Ta^e  des  cl«r  Qöttiii    geweihten  Moiintes  JiiDt,  und  ab 

iluno  Kegjna  wurde  die  U&ttin  Kiisnmmen  mit  .liippit«r 
und  Uioerva  iii  dem  nacli  dun  Angaben  der  Alton  in  der 
TarqninierTeit  ge»?rilndeteii  Tempel  des  Capitol«,  ebenso  wie 
in  dem  noch  alt^tren  Gapitolinm  vetus  auf  dem  (juirinal  ver- 
diit.  In    der    Curia    CalaUra    des    rApitol iniseben    HUgels 

■  wurde  an  dem  ersten  Tage  eines  jeden  Monats  Inno  angerufen 
als  Co  veils,  und  dem  VoLke  bekannt  gegebe»,  wie  riele 
Tage  es  noch  seien  bis  xii  den  Nonen.  £ndlic1i  gab  e» 
noch  eine  umlle  Kultstiitte  der  QSttin  am  tigillum  »o- 
rorium  ad  cnmpitam  Aciü,  wo  ihr  zusammen  mit  laniis 
CuiiatiuB  geopfert  wurde.     Dort  sollte  dur  Frevel  de»  Homtter», 

Ider  nach  Kesiegnng  der  Guriatier  von  Alba  »eine  Aber  den  Tod 
flireB  Verlobten  trauernde  Snhwtster  getötet  battt.-.  gmühnt  wor- 
den and  zum  Andenken  daran  das  Tbor,  denn  dai  war  es  in 
Wirklichkeit,  geblieben  sein.  Da»  Opfer  am  1.  Okt.  gilt  Ti- 
gUlo  acHTorio,  also  dem  Tigillum  selber.  Vgl.  Momnisen  CIL. 
P  p.  888,  wo  auch  diu  Littcralur  verzoicbnet  ist.  Mit  der 
oben  besohriebencQ  Sitte  der  Calendcn  hängt  es  Kusammen, 
daß  der  funo  in  Rom  und  in  den  latinischen  Städten  alle  Ca- 
leaden  heilig  waren,  und,  wie  achon  aus  dem  Bemerkteti  er- 
atcbtlicb,    die    SUftungstagc    ihrer   Tempel   zumeiat  auf  diese 

ITage  fielen.         Ueber    die    ebenfalls    in  Kom  yt;ivhrte  1  u  Q  o 
PopuloQa    wird    im    Zusammeuhaug    mit   der    Curritis 
und  Qu  iritis    unten   ausführlich  zu  sprechen  sein;    «b«n80 
kuch  Ton  dem  altlatioiachen.  auch  in  Rom  gefeierten  Keste  der 
luno   Caprotioa.        Zu   allen   Zeiten  üchrieb  man   der 
Gdttin    den    macbtigsiten  Einfluß  auf  das  CäeschleelitBleben  der 
Fraaen    zu    und    die  Matronen    feierten    am  .Stiftimgstage  dea 
|l'«lDpeU   der    Inno  l.ucinn    ihr    Keat ,    die    Matronalia.     äeboti 
Tama   sollte    dem  Kebsweibe  verboten  haben,    den  Altar  der 
taut)  2U  berühren.  Wührend  dtm  geheimniavolle  seeliache  Wesen, 
im  Manne  wohnte,    und    auf  dem    dessen  Leben    beruhte, 
renins    hieli,    nannte    die   Frau    das    ihrige  luno   und    schwur 
si    ihr.     Zu    den    alten    Schwurwort«i    wie    ccaator,    edepol. 
e9uirine,  die  sich  an  Castor,  Pollux,  Quirinas  wenden,  gehört 


166 


Wftltor   Otto. 


Bucb    das    von  Chamius    überlieferte  ejuno*).  Die  ID  RoOD 

gefundcueu  [nächriUea  (CIL.  Vi  SbÜ  ff.  3693—95.  309L8  f|t.) 
iremleii  sich  zumi>iet  an  luao  Lueink.  Üüne  d«rselb«o 
(357)  beatinimt  «ine  beilige  Haii<ltuuf{  für  luno  beim  Juppi- 
teiiuteu:  lunone  Loucioai  Diovig  castud  facitud.  LHes  hatte 
BJ<HDm0en.  oline  allseitig  Zu«tiiumuiig  xu  Ündcii,  so  verstanden, 
als  ob  luuo  JOTJs  zii&ammenfiehdrteu.  aud  ihm  folgt  WisMwa 
Kel.  u.  Kuli.  114,  1.  Durch  die  Auäuirabnu^ou  jUtiK^ter  Z^t 
»her  i«t  AifM  AiiffasstinR  «idgiitiR  wid.'rlflKt,  denn  aof  einer 
sehr  alten  Inschrift  aus  Norba(Notizie  degli  acavi  1903  S.  2S&) 
heißt  *in  P.  RutiliuB  M.  f.  Iiinoiiei  Loucina  dedit  lueretod  Dio- 
V06  costud. 

FUr  dag  alte  LatJam  ^icbt  c»  oin«  nicht  unbtiträchtlidie 
An7ahl  von  Nachrichten.  Ovid  fast.  (>,  5Q  ff.  berichtet,  daß 
ee  nicht  nur  in  Kom  einen  der  luno  gewuiht«n  Monat  gab, 
«cindern  mich  in  Äricia,  Latir<>ntutu,  Lanuvium. 
Tibur,  PraeneBte.  Nach  dem  jdngeren  Cinciiw  boi  Ma- 
crob.  Bat,  1.  12,  :fO  hat  der  Mount,  in  den  Kalendern  von  Aricia 
inid  Fraeneiite  Uuige  Zeit  Innonius  geheißen,  und  da^iselbu  !>»• 
zeugt  Nistiö  (ebenda)  für  Rom  *), 

Im  Kinzelneii  sind  es  folgende  Orte,  für  die  VerehniDg 
der  lunu  hez^u^i  ist. 

Am  berflhmteaten  ist  L  an  ii  vi  um,  desHen  GUtttn  als  Iudo 
Sos])UB  Mater  Regina  auf  dor  Hübe  de»  StadtbOgels  ihren 
Tempel  hatte;  ihr  bewehrte»  Bild  mit  deni  Ziegenfell  und  den 
ScbDabebchuhen  wird  uns  uocli  bescbüfti^en.  Rab«  oder  Krähe 
(lind  ihr  heilig  und  in  ihreni  Ilaine  baust  eine  Schlange;  beide 
Tiere  »eben  wir  neben  ihrem  charakteristiRclien  Bilde  auf  MUn- 
Ken  der  repiiblicanischen  Zeit.  Der  Schlange  brachten  Mäd- 
eh^  mit  rerbundenen  Augen  den  Opferkuchen:  vercclimiüite 
sie  die  Gnbe.  »o  erkannte  man,  daß  die  Geberin  ihre  Un- 
schnld  verloren  hatte;  bur  reiner  Hand  aber  nahm  nie  das 
Opfer  gerne  entgegen,  und  dann  rechneten  die  Landleute  auf 
ein  fruchtiwres  Jahr  (Properz  5,  8.  3  ff.  Aelian  hiat.  anlm. 
11,  16  'Hpav  'iVppXiSoc) ;  man  glaubte,  dali  Ämeiseu  die  un- 
reine Gabe    hinauBtragen   und    ao  den   heiligen  Boden    wieder 

*}  [I.  198  K.  ionttio  propria  feminarum. 

*)  Auch  Paul.  Fut.  p.  103,  wo  außerdem  die  Foriu  Innonalia. 


I 

I 


reinigten  (rgL  audi  Grupp«,  tirii-ch.  Mytholog.  800,  5).  luoo- 
Bi»  fiedes  nennt  Silias  8.  360  die  SUdL  Itn  J.  197  gelobte 
d«r  Conatil  C.  ConieÜHs  Cetbepis  der  Göttin  einen  Tcmpt'l  in 
Uom.  wenn  sie  Sieg  Ober  die  Feinde  rerleihe.  Bei  Cicero  de 
dirin.  2,  66  heißt  es  ron  Lanuviiim.  uulätiUcb  dot  Mirakels. 
das  »ich  mit  dem  Ktiäblein  Ktnciiis  zugetra^n  haben  sollte 
(fgl.  1(  79):  in  Solonio.  ubi  nd  focuni  anguus  nundinnri  Holent 
(Botbatein  mi  Propcrz  b.  a.  0.),  Ein«  Reihe  Ton  Inschriften 
ilUiw  und  jUuK^rer  ZkÜ  ncnnvn  die  [unu  von  LnnuriutD: 
CIL.  XIV  2090  Q.  C»eci))o8  Cn.  A.  Q.  Flamini  leibertoe 
laoiKie  Seispit«!  Motri  Retinae.  2091  lunnni  S.  M.  R.  Q.  Oiinn 
l*rinceps  redempU>r  üp«r(aai)  publiconiu  LuniiTinonim  d«  8{uo) 
diftt)  d(«diciit).  ^088  (a.  1B6)  imp.  Oaeir.  (lladrianiia)  J.  S.  M. 
U.  atatuaoi .  .  .  fieri  et  consecraH  iiusit  ....  2UB9  C.  Agil- 
lütu  C.  ^f.)  Mundiis  rex  sftcr(onia)),  aed(ili8),  flatueii  Dial(i8) 
J.  &  M.  ß.  2V21  M.  Volcrio  M.  f.  acd(iU),  dict(aton).  prae* 
{(eclo)  itiventutis  municipea  couipitcnses  vcici>nim  iguinque,  quod 
. .  .  ludM  J.  S.  M.  R.  solus  fecit.  In  Tibnr   (rgl.  Symm. 

epi«t.  7.  19  lit  urbem  Tiburtcm  .  . .  conimnnem  Imiont  et  Her- 
cuU  faciaa)  sollte  Hercules  dem  Juppiter  Pracxtee  eintMi  Altnt 
geweiht  haben,  den  der  aas  Tacitua  (ann.  ß,  27)  bekannte  C. 
Kubelliue  Blandus  ans  Tibnr  wiederheistellte;  derselbe  bedachte 
die  argiTJaeb«  luoo:  CIL.  XIV  3556  Innoni  Argeiae  CL 
mandu»  pro«os.  In  Tibnt  l>et«te  man:  Inno  Cnrriti».  tiio  cur- 
CD  clipooque  tuere  meo«  curiae  vemnlas  (Serr.  Aen.  1,  17). 
Ans  Praeneste  atammen  Archaische  Geräte,  auf  de- 
nen Inno  zosammen  mit  anderen  Gött«tu  genannt  ist  (CIL. 
XIV  40ä7.  410Ö.  4106).  Ein  lunonarium  erwBhnt  die 
Ini>chrift  2867:  L.  SarioleniiEi  Xaevinn  Paatos  coniUiUri« ,  ut 
Tririam  in  lunonario,  at  in  pronao  aedi«  dtatuam  Antonini 
Aog.,  ApoHiais,  Isitycbe«,  i^pRi,  it«  ot  hanc  Minervam  Fortu- 
nae  Frimtgeniae  dono  dedit  cum  ara.  Man  gUnbt  aue  diesen 
Worim  scbliaßea  ni  dürfen,  daß  das  [unoonrinm  eine  Abtei- 
lung des  Tempel»  der  Portuna  (gewesen  sei  (Preller- .Jordan 
Ujtliol.'  U  191,1:  Dessau  im  CiL.).  Im  ager  Alba- 
n  n  a  ist  eine  merkwdrdige  Inschrift  gefunden  worden  XIV 
2252:  C.  Faberius  miKiarium  ?)  et  sedilia  lunoni  dat  (s.  den 
ErklärungsTersucfa  Ittomnuenfi).     Im  .T.  168  eThi«lt  Inno  Mo* 


168 


Wftltor   Olio, 


mt»  eine»  Tempel  anf  dem  Albanerberge,  den  C.  Cioeretiu 
ab  Praetor  in  Corsica  17:^  gelobt  hatte  (Liv.  42,  7,  1.  th,  15. 
10).  Auch  für  die  luno  vou  G  a  b  i  i  haben  wir  direct« 
Zengriiose.  Vergil  Aen.  7,  682*)  spricht  von  den  arra  Gnbi- 
nae  lunonis  und  ähnlicli  Siliuä  12,  £>S7.  In  Lauriintum 
nannte  niftn  eine  luno  Cnlendaris  und  feierte  ibr  alle  Calendeu 
vom  März  bia  zum  DciKinbor  (Macrob.  sat.  1,  15, 18).  Id 
Ardea  bnttt;.  etwa  zur  Zeit  des  hanniballschen  Kriege«,  If. 
PlaiitiiiB  Lyco  an»  Aeien  den  Tempel  der  luno  mit  berfihtnben 
Gi-miildcu  au»>;NcImiiSckt ;  die  seine  Kunetl'ertigkeit  rQhiacDde 
[nschrift  nannte  den  Tempel  roginae  Innonis  »npremi  coniiigis 
teiupluin  (Pliu.  nut.  bist.  35,  115;  Mommseu  Köm.  Oeiudi.  V 
49S  Anoi.).  Vom  Tempel  der  Inno  spricht  aiicli  Vergil  Aen. 
7,419.  In  Tti  senium  endlich  wurde  luno  Lticina  ver- 
ehrt. Trie  man  aus  der  weiter  unten  »Dzufübrenden  Inschrifb 
aus  Capua  lernt, 

Auch  iu  dorn  urwoiterten  Latium  kennen  wir  einige  Kult- 
Stätten.  In  N  o  r  b  a  ist  jflngst,  bei  der  Ausgrabung  des  Tem- 
pels die  oben  augcfUlirt«  laschrift  P.  Itutiliue  M.  f.  lunonei 
Loucina  dedit  meretod  Diovos  castud  luid  dazu  noch  die  wei- 
tere lunooe  Locina  dono  pro  C.  Riitilio  P.  f.  gefunden  worden 
(Kotiz.  dcgU  ecaTl  iWi  H.  205  fg.).  Aus  U  1  u  b  r  au  stammt 
CIL.  X  G488  lunonei  Loiicina.  Aqb  Fabrateria  nova 
5648  luDoni  lUg(inav). 

Sehr  dürftig  sind  die  Mitteilungen,  die  eich  auf  das  5a- 
blnerland  bezichen.  Cures  macht  allerdings  buchst  bertllimte 
Ansprache  auf  den  Kuhu,  Ausgangspunkt  fttr  den  Kalt  der 
luno  Cnrritig  zu  sein.  Ob  dies«  berechtigt  sind,  kann  erst 
spüter  erörtert  werden.  Nor  soviel  kann  hier  bemerkt  werden, 
daß  wir  aufier  gelehrten  Nachrichten  des  Altertums  kein  Zeng- 
nis  fOr  die  Verohrung  der  Göttin  in  Cures  besitaen.  Von 
Er^-tum  sagt  Servins  zur  Aen.  7,  711  (Solin.  2,  10)  Kretum 
oppidnm  est  dictum  a  lunono  j.  e.  inh  rlj;  "Hpa;,  quae  UHc 
colitur.  Abgesehen  davon,  daß  diese  Nachricht  nicht  berech- 
tigt, den  angeblichen  Kult  fUr  alt  zu  hallen,  wird  man  wegen 
der    unglücklichen    Etymologie    des    Btadtuamens    berechtigte 


*)  Daia  Serviiu:  suae  Ulie  Itiho  religioBitBim»  oolitnr- 


Iüll6. 


169 


I 
I 


Zweifel  in  ihre  Xuverl&sugkeit  liegen.  Dazu  noch  die  ae- 
qaiculischv  Inschrift  CIL-  i\   4105  Iiiiinni  sacrum. 

Wir  weuden  um  nach  Nordt-ij  und  erfahren,  daß  di« 
Ktrusker    eifrige  Verehrer   der   lana  gewesen  aind.     Appian 

6,  48  sagt  Ton  dt-n  P  e  r  u  8  i  n  l-  r  n ,  daG  sio  tt^v  "Hpav 
ofe  Tupprjv&i,  und  nach  der  Zerst/Jrung  ihrer  Stadt  li*' 
'B^avnw  otpiotv  Ifttvio  fteiv  tiv«;  TOtipwv  «vi!  -rf);  "Hpx?  (dazu 
Dio  4R.  141.  Knch  der  Zerstörung  von  Ycji  wBnd«rte  die 
xuuchtige  Inno  Regina  mit  den  Rumern  nach  deren  Stadt,  wo 
aie  mf  dem  Aventto  einen  Teoipe]  erhielt.  Aus  Faleiii. 
da»  später  ale  Cnl^nie  den  Beinamen  iunonia  triip,  hotten  sich 
die  Rämer  die  luno  Curritis.  Es  ist  der  Uunchtung  wert,  daß 
Falcrii  der  einzige  aoßerrömiflche  Ort  ist,  wo  uns  der  Name 
lunius.  desseu  Zusammenhang  nitt  dem  der  (iilttin  fentfltehtt 
in  Dialectinftchriften  entgegentritt:  er  litt  dort  die  alte  Gel- 
tung eine«  VoruamenA  (iuna;  vgl.  Deecke,  Falisker  S.  2ij6). 
EtruskiaDher  Einfluß  i«t  deutlicli^),  In  Voleia  gab  es 
eineo  pagus  lunoniiis  ((ML,  XI  1447;  ebeadort  noch  pagus 
Apollioans,  Oerialis,  Dianiu».  Hervulanius  u.  a.).  Aus  Fo- 
ram  Liri  stammt  die  ttiBchrift  CIL.  XI  620  (a.  186)  lunoni 
Regina«.  Ana  Viscntiuiu  2921  (luaoNie  Regina  (.Aitl'toni 
P.  f.  L.  Vergini  T.  f.  mag.  pag. 

Id  Uiu))rk>u  ist  Pieaurum  für  uns  wichtig.  Auf  den 
sehr  alten  cippi.  die  dort  gefondeo  worden  sind,  ist  zu  lesen: 
CIL.  Xl  630U  lunoni«  Re(gina)  matronn  Plsnuroite  dono  dedrot; 
G2a2  lanone;  6293  luno  Louctna. 

Daran  schließe  ich  Teneiicn.  in  Patavian)  waren 
Doeh  kurz  ehe  Livius  sein  G«ächicbtawurk  (schrieb,  am  Tempel 
der  luDO  die  Schnäbel  der  lakonischen  ächillo  zu  eeheu,  die 
man  dort  nach  der  glücklichen  Abwehr  des  Kitnigs  Kleonymos 
i  J.  302  angebracht  halte  (Liv.   10,  2,  14). 

Gering  sind  die  Spuren  in  den  llbrigen  Teilen  von  Galliu 
cisalpina.  Die  Inscbrifl  von  Riva  CIL.  V  4983  nennt  luno 
Regina.  Dieselbe   in    A  I  b  i  n  t  i  m  i  1 1  u  m    im   LigiirlHchen 

711 :  luDoni  ßeginae  sscr.  ob  honorem  memorianique  Vergiuiae 


^H         '}  Die  IniofarirUB   der  Jutio  Cnrritfs  und  Quiritin  au«  Falorii  ver- 
^Ug^iintea  sngefOhrt  weiden. 


170 


Walter  Otto. 


P.  f.  P*t«niae  P.  Veri^nius  Kbodion  lib,  nomtn«  «no  «t 
tjliae  Tertullinse  tifttninictae)  uxoris  suae. 

Sehr  Apfirlich  itt  die  Ansbeute  micb  in  Fleemim,  wo  zvci 
lD»chriften  die  luno  nonnen,  eino  aus  Tolentinnm  (CIL. 
IX  l>368).  die  ntiderc  nuB  A  3  en  I  urn  (51 7d).  An  der  Qrene 
von  Campanieu  tiud  Lukaaieo,  in  der  von  d«r  Atiäi^ülntif;  der 
Picenter  Pi  centin  bmanntea  Landschaft,  atand  ein  Heilig- 
tum  der  luna  Argoa,  des8«n  örOnduD^  iiiaii  dorn  Jason  ku- 
Bcbricb  (Pliu.  11.  bist  8,  7<J.  Slrabo  6,  1,  1  vgl.  Mßller-Deecke, 
Etnuker  I  168). 

Gvbuii  wir  nach  Liirnnieit  hinein,  xo  bietet  6  r  11  men- 
tnm  die  Inttclirift  CIL.  X  202  Pietas  Sec(iin)di  coiitiibcrjnalis) 
tiiag(ifltra)  arcam  et  candolabrutu  lunoui  d(e)  h(do)  dluno)  d(at]. 

Bie  j^tzt  habe  ich  diu  intertigitattten  ttanrnitifchcD  und  caiu- 
panischeii  Inschnft.i;ii  aufgeHpart.  Aus  Samillon  betritzen 
wir  folgende:  1.  Beneveiit:  CIL.  IX  1547  Iimouei  Quiritei, 
ncra.  C.  Falciliux  L.  f.  cuneul  dedicavit  2llO  Iiinoni  Regina«. 
2111  sacerdoti  lunoui  lt«'g(inELe)  Liciaias  Liciiiianue  Liciiiiani 
trib.  tiliae.  Die  beiden  letzteren  Taschnften  stammen  ans  dem 
Bger  BenfiventanuB.  2.  Terventiitn:  2587  vlunoni)  Re- 
gitiae  CatLia  C.  1.  SaWIla  pro  salute  C.  Muiisti  Maroelli  lilii 
8ui  v(otum)  »(olvit)  libeiis  merito,  3.  Ausernia:  2630 
lunoni  Eeg(inne)  Pop(ulonae]  C.  Numisia«  C  1.  Heosar.  et 
üKp)ia  Amabilia  vot(um)  lib(enteH)  8oI(T»runt).  4.  Älli" 
fae:  2^23  (lu)nom  Eleg(inae).  ij.  Cubulteria:  4620  L. 
PulviuH  ClemenB  scriba  rtfi  p(ubUcae)  «t  Aug(ustaU8)  Cubulte* 
riae.  iua^(i8ter)  faiii  lunoni».  6.  Aeclannia:  1097  <?antria 
Öemella  lunoui  t.  s.  I.  ra.  1098  lunoni  Augustae  M.  Mum- 
mius  Marcellin. 

Aus  Canipanlen  starumen  dies«:  1.  Capua:  CIL.  X  37^3 
(a.  71  vor  Chr.)  heisce  n]agi!<tr(pi)  ex  pagei  scitu  io  servoai 
lunouia  Oaurav  (ci>)iitute(re).  ;jÖ07  Itinoue  Loucina  TuscoUna 
sacra.  2.  C  a  I  e  s :  4660  (aas  der  KaiHenteit)  viam  ah  aogi> 
porto  aedsis)  lunonis  Lucinau  usquc  (ad)  aedein  Matutae. 
3,  TcanuDi  Sidiciniim:  4779  Hei  via  L.  f.  Oalla  lunooi 
ucrum.  4780  <.  .}  Meaatins)  (.  .)  f.  Btichiu  (tne)jisor  (?)  aba- 
Tofl  patris  mci  (luNtoui  PopuIonn(e)  sacrum.  4780  Flaviae 
Coeliae    Änniae    Argirae    8aci:rd(oti)    lum^iis    Populoaae,    L. 


Inno. 


171 


I 


I 


FI(aTi)  Coeli  PHsci  TI  nr(i)  pontl  ißcis)  filiaCL  4790  Nooiae 
Pnscaie)  )UKerd(oti)  lunonfi»)  Populon(n«),  L.  }Qoni  Diopliouti 
H  vi\r(i))  q(uin)q(iienuali8)  ponl(ifici8)  *qoit(i8)  Ri>m(ani)  filiiie. 
4791  Vitolliae  Ver^pliae  Felnne  ^ni'intgtrne  sacrorum  piiVbliico- 
rum))  (p^nwrsidis  Iu';n)i>iii«  Popiilü\n(Bet)  (nach  Monimsens  Er- 
ktärnng:  luno  sacrorum  pnblkoriiin  praes^s).  Kiidlicb  der 
Hain  der  luno  id  Nuceria.  tn  ihm  befand  sieb  eine  Ulme, 
dip  ^ich  zur  Zeit  d«8  Cinibenikne^vs  &Ih  Sclik^kiiAlMbaum  fGr 
den  r6iiii»clieii  Staat  urwiu:  nie  w&r  nied«rgeatarKt  ahne  er> 
keunbarra  äußeren  Grund  und  erhob  sich  vun  selbtit  in  dem 
AofEenblick,  dor  auch  für  d«n  »i  Hoden  geworfeneu  römischen 
Staat  der  Anfang  siegreicher  Wiederanlnchtung  war  (Plin. 
Hat  bist  16,  132), 


I 


Selbttrentändlich  hat  man  niemala  alle  diese  Nachrichten 
für  gleicliwerti^^  jvehalten,  etamiuen  doch  vii-le  vun  ihucri  buh 
der  KainvT^eit,  geben  al«o  nur  Auskunft  Über  Einrichtungen 
dieser  Bpät«ii,  dnrchaus  dem  Eiufltisst;  Koni»  Busgt^actxU^n  Pe- 
riode. Aber  auf  <he  nicht  unbedeutende  Anzahl  von  Inachrif- 
teD  republican ischcr  und  zum  Teil  recht  frtlher  &it,  die  da 
und  dort,  uauieutlich  in  Samuiuiu,  Campanien  und  Umbrieu 
zum  Vorschein  gekommen  waren,  schien  man  getront  die  An- 
eicht grtiiidcn  EU  dUrfen.  dnl^  die  Vcrithning  der  limo  ein 
OemeiDgut  der  italischen  Stämme  aus  der  ihrer  Trennung  vor- 
faergebenden  Zeil  gow-cHu  an,  rnü  ch  für  Juppiter  und  Mars 
durch  gewichtige  Zeugnisse  außer  Zweifel  gestellt  wird.  In 
diewn  Sinne  sagt  WisMwa  (ßel.  u.  Kult.  UU)  .Überall,  wo 
Ji^piter  in  Italien  verehrt  wird,  steht  Dt-ben  ihm  als  weibliche 
Hitomelsgottheit  und  (jeucissin  luuo*. 

Dagegen  bedenke  mau  enteus,  daß.  mit  einer  eiosigeD. 
noch  xa  beaprechendeu  Aufnahme,  die  Göttin  uns  nirgends 
aaCwhalb  Latiums  in  einer  Gestalt  begegnet,  die  nicht  sdion 
aiM  Rom  bekannt  wäre,  daß  alao  Uebertragung  entweder  von 
oder  nach  Kom  (bezw.  jLatium)  notwendig  ^ttgefundeu  hat; 
zweitens,  daß,  von  Etrurien  abgesehen,  dte  Orte,  die  sich  als 
Ceutren  eines  außerlstiniscben  tuookultes  erwiesen  haben,  alle 
«atweder  alte  Colonien  sind,  oder  doch  Städte,  die  schon  frtüi 
rCnüscbes  Wesen  in  aich  aufgenommen  babeo. 


17S 


Walter  Otto, 


FUnf  Inschriften  aua  der  Kaisi^rzüit  ocaocn  luno  Popn- 
lotitt,  Yuii  dviicii  fine  Aeaeruia  iu  S«iiiuium  acj^eliört,  vier 
Teaiium  Stdicinuiu  in  Cauipanien  ").  In  Teiumui  bat  die 
Göttin  i-ine  bedeutende  Rolle  gespielt,  denn  sie  liieU  aucrarum 
publicoruDi  praescs.  Wir  kenoen  sie  auch  aus  It  o  m.  Im  ins 
Papirianum  war  die  Rede  tou  «inem  templum  lonoais  Popa- 
loQiae,  in  dem  «ine  measa  auKusta  die  Stelle  des  Alturs  ver- 
trat (Macrob.  aat  3,  II,  5).  Natflrltch  kaoo  es  in  der  Unter- 
suchung deit  Ursprungs  dic^e«  Kult«.«  keinen  ÄiiRschlag  geben, 
daß  dies  Zeugnis  in  eine  beträchtlich  frühere  Zeit  veist.  ab 
jene  Inschriften;  donn  aus  ihnpii  geht  deutlich  hervor,  daß 
der  Kult  in  Teanum  alteingewurzelt  war.  In  einer  Inschrift 
aoB  Apnliim  in  Dacien  (CIL.  Ill  1057)  bedenkt  C.  Cacretlius 
Sabinus  legatiiü  Aiigiisti  legioni»  XIII  geminne  die  luno  Re* 
gina  Populoua  dea  pntria  im  Ausf^ange  des  2.  Jahrh.  unserer 
Zeitrechnung;  dRr»e1fae  wendet  .ttch  in  zwei  anderen  an  Juppi- 
ter  optiuiua  Mazimuti  und  Minerva.  Die  beiden  letzteren  De- 
dikationen  lassen  kaum  einen  Zweifel  daran  öhrig,  daß  der 
Legat  die  I  n  ii  u  Regina  auf  dem  Capitol  geweint  hat. 
Welches  Recht  haben  wir  nun,  dte«e  Inno  Populona  fOr  eine  sam- 
Ditiach«  Oiittin  (Winsowa  Rel.  n.  Kult.  114  nnd  117)  xu  halten? 
Aesernia  war  seit  2Ö3  culunia  latiui  iuris,  Teaouin  er- 
hielt wohl  vor  334  die  civitae  sine  euffra^o.  und  hat  zwischen 
dem  p^rrhischen  und  bann ibnli^c hen  Kriege  Münzen  tuil  la- 
teiniRchcr  Aul'äehrift  geprügt,  auch  hatte  es  die  Ji)rlanbni8  zum 
anitlicben  Oebranch  der  lateinischen  Sprarhc.  Ist  es  nicht 
Äußerst  wahrscheinlich,  daß  ea  die  römische  äiitttu  war,  die 
in  diesen  Städten  verehrt  wurde?  Iu  üenevent  nennt 
eine  Inschrift  aus  republikanischer  Zeit  die  Inno  Qutritis. 
Diese  Htadt  ist  268  Golonio  gewordoa  und  hat  sich  so  eng  an 
Rom  angeschlossen,  daß  sie  Regionennamen  von  dort  entlehnt« 
und  nach  römischem  Muster  ihre  höchsten  Beamten  consulea 
nannte.  Hier  wurden  .luppiter  optimun  maxirnns  und  luno 
Regina  verehrt  (lebtere  auf  den  beiden  anderen  oben  aoge* 
fBhrteu  Inschriften),  was  auf  ein  (natürlich  römisches)  Capitol 
in  BeneveDt  weist,  dui  auch  thatsächlich  bezeugt  ist  (s.  Prel- 


*)  8.  oben  8.  170  fg. 


173 


ler-JordaD,  Uythol.'  I  241.  2).  Die  nocli  llbrig  bl(<ib«tiden 
ItHchrift«ii  au8  Samnium,  die  die  luiio  »h  K^giiiA,  Augusta, 
oder  obtie  Beinsmeu  neoiien  ije  ein^  suh  Ti^rventuni,  Altifae, 
Cubulteria,  xwei  »lui  Aeclamim),  sind  alle  nicbt  alt  und  zeigeo 
keinerlei  Bmonderbeiteii,  kommen  nlw  fClr  die  ältere  Gescbicht« 
nicht  in  lletnicht. 

Wir  haben  altio  kein  einzigen  Zeugnis  ftlr  SaniDiiim  ab 
alten  Sitx  der  luoo Verehrung.  Und  Campanien?  Von 
den  Inschriften  aua  Teanuni  Sidictnum  war  schon  die  Rede. 
Der  Uain  der  lun»  in  NucertA,  von  dem  Pliniti»  oraafalt, 
ist  ilt«-  als  der  Ciuibcmkrieg.  Aber  aucb  hier  liegt  es  am 
Däcbsten.  an  Uebertra^fting  aas  Rom  zu  denken.  Die  Stadt 
ergab  sich  308  den  Römern  und  scheint  dann  in  das  W'rhält- 
nis  des  aequam  l'oedus  zn  den  Rfimem  getreten  zu  sein.  Im 
hannibaliHchen  Krie^o  hielt  xii;  mit  grußur  Zähigkeit  an  Rom 
feilt«  und  gehört  von  da  an  zu  den  Stüdteii.  div  die  rümiacheii 

■  Verbanntet!  aU  Anfenthalt^HOrt  wählen  durften  (Mommsen  CIL. 
X  p.  124).  Ja  ee  eclieint  sogar  gerade  aus  der  Nachricht 
Ober  die  Ulme  der  iidio  geachloeaen  werden  eu  m{l«8eii,  daß 
die  QOtttn  sich  ihrer  Herkunft  erinnerte;  zeigt  doch  der  merk- 
würdig« Baum  in  ihrem  Haine  eine  eo  stArke  Sjmputbie  mit 
dem  £rgeheQ  des  römischen  Stoatswcscua "),  Von  den  dreien 
noch  übrigen  campanischeu  luschrifteu  idammt  eine  uua  Cnlos. 
zwei  aus  Capua.  Die  Calener  Inschrift,  die  eine  aedoa  lu- 
nonis  Lucinae  crvruiint,  gebiert  der  Knisurzeit  an:  über  wenn 
sie  auch  ülter  wäre,  ao  dtirfteu  wir  hier  Entlehnung  fUr  walir- 
scbeinlich  halten,  denn  bekanutlich  tat  Galen  die  illtcst«  lati- 
niadie  Colonic  in  Campanien.  Viel  älter  sind  die  beiden  In- 
•ohrifteu  aus  Capuo.     Aber  die  eine  vcrl'ehlt  nicht,  ihrer  luno 

■  Loucina  den  uiiterKcheidendeu  Beinamen  Tuocolana  zu  geben, 
and  die  andere,  aus  der  wir  eine  luno  Qanra  zum  ersten  Mate 
kennen  lerueu,  weist  durch  ihren  Namen  auf  den  Bei^  Gaums 
bei  Pat«oli,  der  seit  dem  hannibaIi>«heR  Kriege  römisches 
Staatsgut  gewesen  ist.     MoinmHeri  Rchließt  allerdings  in  seiner 

K,  Annierlcung  xn  dieser  Inschrift  gerade  darnud,    daß   dor  mons 
BOaunis  nicht   innerhalb  der  Grenzen    des  ager  Campaaus  lag, 


*)  Ueber  lokli«  f!cliick»alsbftutne  vgl.  Mknithardt  Wa1d>  imd  Fald- 
n  S3  ff.  I  49  (T.i  Cnitiuii  Rb.  M.  48  S.  S99. 


k 


174 


Walter   Otto. 


dftß  die  Inno  Gniirft  von  ihi»  nicht  benannt  sein  könne.  Aber 
ich  sehe  nicht  ein,  warum  die  Güttiu  des  nabea  Berges  nicht 
in  «iii«m  der  pagi  von  Capua  verehrt  worden  »ein  sollt«  (rgL 
anch  Nissen,  Italische  Landdakitnde  H  736,  der,  wenn  ich  seinu 
Auuerkung  richtig  verHtehe,  die  Inno  G&ura  ia  demHdben  Sinne 
Buffiitit).  Die  Nachricht  d«s  Servius  endlich  mi  Aeo.  7.  739: 
Celenna  lot^uH  est  Csmpaniae  Mncor  lunoni  in  ihrer  Bedeu- 
tung zt)  wflrdigen,  fehlen  uns  die  Mittet  Damit  scheidet 
auch  C&mpanien  aus  dor  G«&<:hichte  der  Anlange  den  luuokiil- 
tes  aas. 

Da  die  Zeiigiü^e  Ttlr  da»  Sahio^rlaud  teili  schon 
srwibnt  Rind ,  t^ils  unten  ihre  Besprechung  fiuden  werden, 
bleibt  im  Wesentlichen  uur  noch  eine  Untersuchung  dartlb«r 
übrig,  ob  etwa  Unibrien  den  Anspruch  niRchen  kann,  den 
wir  bei  dun  bisher  bcitprochetien  Luiidschalteu  »urUckweisen 
mu&t«iL  Die  sehr  alten  der  luno  Regina  und  Lucios  ge- 
sebten  eippi  von  Pisa»  rum  glaubte  mau  bisher  unbedenk- 
lich in  diesem  Sinuc  n-rwerten  au  könueu.  Wenn  aber  irgend- 
wo, 8o  tat  hier  die  Uebertragung  ans  Kum  nahezu 
gewiß.  Die  Inschriften  »ind  lateinisch,  nacli  Burmann  in  der 
Zeit  der  GrÖndung  der  Colonic  ßeschriebeii.  und  Pisauruui  bsnt 
sich,  soviel  wir  wiasen,  auf  römischen  Niederlassungen  »uf. 
Ob  die  Anköminlinga  eine  Stadt  odor  Ansiedelung  ächoa  vur- 
gefuiKleu  tjabeii .  entxielit  siih  unserer  Kenntnis.  Küniische 
Bdrgercolonie  wurde  l'isaiiruni  \i*i.  Die  der  Coluiiie  vuraus- 
gehende  römische  Ansiedehiug  bringt  Nissen  Ital.  Landeskuude 
II  ^8U  mit  der  AckerTertfiliing  von  232  in  Zirauui  men  hang. 
Alle  die  Gutter,  dt^uen  dieee  cippi  geweilit  Mud ,  Htamnieii 
sichLrlich  hub  der  Heimat  der  Cotonistcn.  Es  sind  aulier  luno: 
Apollo.  Diana.  Feroiiio,  Fide».  Liber.  Mati-r  Matufc»,  di  nove 
sede,  ä&lus.  uod  gewiß  ist  die  Marica  vo»  Minturnae  auf  dem- 
selben W^e  dorthin  gelangt,  wenn  auch  von  einer  Aut'uuhmi.- 
dieaer  OOttin  in  den  rOmischen  ^taatakuLt  nichts  bekannt  ist 
(WisBowa  Kid.  14.  -1). 

Damit  sind  ollu  ZtiuKuisse  besprochen,  aus  deueu  man  biä- 
hei  erachließeu  t\x  dUrfeti  glaubte,  daß  lunu  den  ituUschfln 
Stämmen  gemeinsam  nngühöre.  Durch  obige  Erwitgungen  ist 
daa  Gegenteil  mmdestvus  wahischeialich  gemacht  worden- 


m  L  a  1 1  a  m 
Itrnrien  aus!  IMe  latiniiichen  Sl&dte,  die  in  aLt«r  Z«it 
die  liuto  vereint  liabeu,  Gnbii.  Laureiituiu,  Ardea,  Luiarium, 
Ariel».  ToKiiluin,  Fraeneste.  Tibur.  mad  genau  di«  8  Qemnii- 
dun  dim  in  die  EünigBEcit  ge«:(zt«n  Lutinerbundps,  dastieu  Glie- 
der Cato  ori^.  2,  21  Jord.  ^'')  aufgeiieiclinet  lial;  iiiir  Cora  und 
Pometia,  diet  frOh  Tolskiscb  ^ewordm  sind,  und  von  deaen  die 
k-tztere  Stedt  schon  im  Anfanj^e  des  5.  Jalirli.  Tor  Chr.  zn 
existieren  aufgehört  hat,  fehlen.  DufRr  »ind  aun  dem  spittereo 
Latinerbnnd.  dvD  die  Ueberlieferang  iii  das  J.  499  setzt,  (iabii 
und  Pra«iieste  ii^etreLeD.  So  erweist  sich  der  Itinokitlt  hIt«  ein 
altlatinischer,  der  miudf  stenx  in  dio  Zeit  vor  der  römi- 
schen Vorherrschaft  xuriick reicht.  Aber  auch  in  Etrurien 
-war.  wie  wir  gesehen  haben,  die  Ü5ttin  in  alter  Zeit  heimisch 
und  scheint,  nach  den  üben  aufgeführten  Zvtl^nisac^  zu  schlie*- 
sen,  eine  der  lauo  So^pita  Mater  liegina  vqu  Lanuviuni  ähn- 
liche Gentulfc  gewesen  nu  sein.  Wir  sind  aU»  schließlich  hei 
der  Friere  augelangt .  ob  diu  Göttin  ans  Etrurien  nach 
Lati  um  gewandert  ist.  oder  umgekehrt.  Die  Antwort  kann 
kaum  zweifelbafi  sein.  Mehrfnch  steht  auf  etniskischen  Spie- 
geln (Gerhard  IV  Taf.  CCLXXXIV  L  u.  2)  neben  der  Oeatalt 
der  Hera  der  Name  uni.  Das  ist  oÜetibar  die  etniskische  Form 
de«  latiniiicbe»  Xanicus  luuo.  Ebeiisü  finden  wir  iu  solchen 
Darstellungen  die  Athene  mit  dem  latinisclien  Xameii  in  etnis- 
kischer  Form  als  meorva  bezeichnet.  Die  Gi>ttin  uni  :=  luno 
kehrt  wieder  auf  dem  von  Deeke  in  seinen  Ktru^kischen  For- 
schungen IV  herauegegeheiitin  und  besproch«n«n  Broncetem- 
ptam  von  Piac«iisuL  (siehe  dort  S.  33  fg.).  Die  Etrnaker  ha- 
ben also  uiiudesti^ns  den  Xftmen  dor  Güttin  von  den  Latincm 
entlehnt  und  sich  mundgerecht  gemacht.  Dafi  auch  die  Göttin 
»elbst  TOD  dorther  zu  ihnun  gekommen  ist,  dafür  scheint  einmal 
die  allen  namhaften  Gemeinden  des  älteateti  Latiums  gemeinsame 
Verehrnag  derselben  zu  sprechen,  und  dann  die  Inno  der  Frau, 
Um    ohne  Zweifel    einem    uralten   Vorstell  ungskreis    ungeböri. 

**)  Liicuu  Dianium  in  nemore  Aricioo  Kiieritin  Lmvio«  TuRCHlftnt» 
jedicuvit   dictator  Li^tlnun;  bi  pijiiuli  ci>oiuiuaiter,   Tu»cul»n««.    Arjöi- 
Lauavina«,  Lnuren«,  Ücranu«,  TiborUs,  l'omutinui,  Ardeatu Batoliu. 


176 


Walter  Otto, 


Das  etruskisclie  Volk,  Jas,  wahrsL-lmiiilicli  an«  Falmi,  die  Mi- 
nerva etitlt;hut  unil  mit  dorn  lutiniaclteTi  Namen  benannt  hat 
(vgl.  MuUer-Dcecke,  Etrusker  II  4(3  it.  Wisaowu,  R«l.  203),  hat 
sich  wolil  uuf  deniscllifu  Wi>gi>  die  lutio  zu  eigeu  gemacht 

Die  bisliei'igeu  Erwägniigp^ii  haben  also  zu  dem  SchlntJ 
gefuhrt,  daß  —  um  vorsichtig  zu  bleiben  —  höcbst  wahr- 
scheiiitich  in  L  a  ti  u  ni  der  Ur8|)rung  des  luiioltultes  zu  aiichen 
ist.  Wir  künnea  die  negative  Gegüuprobe  avif  dieses  ItesultaL 
ujistellen.  lat  e»  nicht  aulTiUlig,  daß  in  keinem  einzigen  der 
doch  nicht  so  ganz  aelieueii  und  kurzgefußt«»  Denkmäler  der 
italischen  Dialekte  eine  Inno  eritfhcint?  Ztvar  hat  mau  un- 
bedenklich die  zweimal  Torkonmit-ndt;  .1  o  v  i  a  dvr  Inno  gleich- 
gesetzt (so  znletzt  Wissowa.  Hei,  n.  KnlL  114.  2);  alteiii  diese 
Identifiziertmg  »clieint  mir  ohne  jeden  Beweis  zu  sein.  Da 
ist  zuerst  die  Inschrift  der  cintas  Marrucina  (Zvet.  Iriscr.  It. 
iot.  8):  asignas  ferenter  aviataa  toutsi  Maroucai  Joves  pakre» 
acres  Turincris  Jüvias  agine.  iafc  cituc  ugine  aauin  bubu  poleenif 
feret  regen(ai)  pJai  cerie  Jovia.  Hier  mag  allerdings  die  allge- 
mein Hngenomment  Erklüning,  daß  es  iiicli  um  eine  Jovia 
JoviM  jiatriH  Imndle.  die  rt^ina  piu  ccri«s  Jovia  genannt  wird, 
die  wahraclieinlichste  sein,  nnd  man  faot  dann  am  besten  das 
Vcrbiiltnifi  dieser  beiden  Gottheiten  nach  der  Analogie  von 
Lua  Sütumi,  Neria  Martis  n.  a.  (Gell.  13.  24)  '>)  auf.  Aber 
was  iüt  damit  gewonnen?  Nicht«  wnlter,  aU  daß  die  Marwr 
eine  Juvia  zusaituiR-n  mit  ihrem  Juppitcr  VL-rübrifii.  Auf  dcu 
igoriniachen  Tafeln  tiadea  wir  mehrere  Gottheiten  durch  das 
Beiwort  JuTiu!!  uusgeEuii'li uet.  Diineliau  aber  entcbeint  eim- 
müjinliche  oder  weibliche  Gottheit,  die  diese  üezeichnung  tAs 
eiflugeu  Kamen  fUbrt  (Buecbeler  p,  125);  wer  damit  gemeint 
war,  entaielit  nich  völlig  unserer  Erkeuntnis.  vermögen  wir 
doch  nicht  einmal  mit  voller  Sicherheit  das  Ueschlecht  fexi- 
/.uatellea  '^).  So  gewiß  dieee  Gottheit  dem  Juppiter  mihe  steht, 
sowenig  ist  irgend  ein  Grund  vorhanden,  sie  der  Inno  gleioh- 
Kusetzen.   Durch  die  Be&eichnung  Jovius  aiad  auch  sonst  GoU- 


")  Vgl.  abttr  toklie  Verbindnii^eii  jetzt  ancb  von  tlommewaki  id 
der  Fettechrift  für  0.  HirschMa  fi.'MS  t[. 

")  V.  Plunta,  riiuiiim.  d.  Onk.-ainbr.  »|>rach.  I[  668  h&lt  da&  männ- 
liche Qeacblecht  TOr  wabnobeioliclwr. 


J 


laao. 


177 


h" 


tieiten  xn  Jiippit^r  in  Bexifhims  gesetzt  wordeu :  Venus  Joiia 
anf  einer  btfchrilt  in  Capua  yotu  .1.  108  vor  Chr.,  Herclu  Jo- 
lio  aaf  einer  päligniHctea  InachriR,  ii.  a.  m.  Wir  lernen  hier 
aliK>  our  das,  dasa  an  vorschiedeDeu  Stellen  Italiens  ein  scbOQ 
durch  seinen  Namen  /.u  Juppit«r  in  Beziehung  f^etztes  We- 
iHJD  ein«  IierrorTR^euilu  ät«lluug  eingenommen  hat  Wtmn  niBn 
dieses  göttUcbe  Weeen  ohne  weiteres  der  laUniscIien  luiio 
gleichgesetzt  hat,  eo  Mhicn  man  »irlt  all^rdingF  d»,ratif  be- 
rafen  zn  köunen,  «laß  ja  auch  der  Nftute  luDO  ciuti  Beziehung 
Juppitor  enthalt«  und  nur  eine  Variation  des  an  aadereo 
Orten  begegnenden  Jovia  sei. 

Diov-  lantet«  bekanntlich  in  alter  Zeit  der  Käme  des 
Himnielflgattea.  So  stuht  z.  B.  in  der  oben  S.  166  angefUhr- 
ten  Inschrift  aus  Norba  ii«c)i  DioroH  (Genetiv),  womit  griecb. 
^:J^i  sa  vergleichen.  let  der  Name  unserer  Göttin  dessel- 
ben Ursprungs,  so  muß  er  cbvmaU  £>iov(i)no  gelautvt  und 
sich  roD  dieser  Fortu  iiutt  Über  Diouno  zu  louao,  Inno  ent- 
wickelt haben.  Das  ist  allgemein  zugestanden  (vgl.  Wissoira. 
Bei.  u.  K.ull.  113  fg.)  Wie  verliült  sich  abtr  unsere  in  die- 
aem  Falle  glOcklicher  Weise  reiche  urkundliche  üeberlieteruag 
dazu?  Keine  der  (teilweise  aebr  aitou)  Inicfarifteti,  buf  donen 
wir  den  Namen  der  (iöttiii  lesen,  zeigt  eine  undere  Form  des- 
»clben,  nU  die  uni  goläuHgo;  weder  das  D,  noch  der  ou-Btph- 
tboag  ist  irgendwo  zu  finden.  Miui  wird  einwenden,  daß  aller- 
orts in  Italien  (vgl.  Buecholers  Lexicon  Itaticnm)  das  D  auch 
im  Namen  Juppiters  sehr  frOh  geaohwunden  ist.  Ob  dies  al- 
lerdings schon  atif  der  DTcnosiuschnfl  geschehen  ist,  muß  bei 
der  immer  noch  nicht  vCIlig  nufgehellten  Dunkelheit  derselben 
zweifelhaft  bleiben;  hat  doch  Tburaefsen  in  der  Zeitschr.  f. 
^ergl.  Sprachforsch.  35, 11)3  ff.  einen  giinx  anderen  Weg  der  Er- 
klärung gezeigt,  dttrch  den  der  JuppittTuami?  Oberhaupt  elimi- 
niert  wurde").  Anf  den  sehr  alten  priinestiuischen  Cippen, 
wo  mehrfach  auch  luno  zu  lesen  ist,  ßndet  sich  der  Juppiter- 
name  zwar  üfter  ohne,  als  mit  D;  aber  da«  nrsprfln gliche  ou 
i^t  dart  niemals  durch  u  rertreten:  im  Gegensatz  zu  Fortuna 
mit  uispi-tlaglichem  0  (43)'*)  stobt  auf  47  poumilioneni ,    die 

**)  ThuriiejricDi  ErklLningtvcrsiicb  ist  id  gvistioller  WeiM  fottg»- 


fiOfait  vrordcB  von  Onet>l>er|{cr.  \oiua.  Portcli.  1$,  fi7. 
'*)  lob  oitleie  hier  nach  Schneiders  Kiempla. 
ruioioru  Lziv  (V.  f.  xviij],  y 


lä 


178 


Walt«r  Otto, 


liter«  Form  ran  pnniilio,  49  Ltiiicilia,  54  Poloucea;  anderer- 
»it«  ist  oil,  wie  iui  Falukisclivu,  durch  o  vertret«)i  in  Luqor- 
g06  (48).  t*oloc«8,  Losna  [btt).  Die  alten  Inschriften  von  Pi- 
saunim  kommen  uiib  iiouh  mehx  entgegi»),  dvnii  eine  und  die- 
selbe InBriirift  (72)  bat  Iiinn  LoiitiDs.  Jn  noch  glQcklicIier 
sind  wir  mit  den  etwns  •fpatere»  Inscbriften  111 — 113,  die 
abnÜicb  Inno  Louciiiä  8c1ireib«n,  dniieben  nber  DioTia  (111). 
wäbroiid  cAstiid  ntitürlicli  nlt^H  tl  hat.  Dazu  kommen  Doch 
dit>  neiiHrding«  in  Norba  ^etundviivn  InsL'briften  (s,  oben  S.  1G8): 
lunonei  LoucJna  .  .  .  DioroB  castiid  und  Innone  Locina.  Was 
Fiilerii  betrifft,  so  ist  es  nicht  unwichtiii  zu  bt^acliten,  daß  der 
doch  Bicber  mit  Inno  zu»animeiihii.ageiide  Name  iuna,  iuneo 
mit  a  geacbrieben  wird,  wRhrend  in  lofert*'*)  ein  o  dem  alt«n 
DU  entepricht,  wie  im  prfiiii'stini^jchi'a  loüna  u.  a. 

Diene  /eugitiüse  machen,  denke  Ich,  die  Ännahioe,  Inno 
habe  irgend  eiriinal  Dinv(i)n(i  ^«heißen,  %'üUig  numOglich.  und 
damit  fällt  der  Zimammenhang  der  Namen  .luppiter  und  Inno, 
sowie  alle«,  v/tu*  umn,  bewußt  oder  unbewußt,  aus  diesex  ver- 
meintlichen Ginsicht  gefolgert  hat^^).  Ob  die  andere  Behaup- 
tung. Inno  luLbe  Ton  Anfang  an  in  kultiflcliem  Zusammenhang 
mit  Jujipiter  gesUindeti,  den  Thatsnchai  entapricbl,  werden  wir 
weiter  unten  zu  untersuchen  haben. 

rr. 

Es  ist  billig,  die  Untersuchung  des  ursprilnglichen  We- 
Hdns  dar  luno  da  zu  beginnen,  wo  die  eigenartigst«  neberlie- 
lerung  nur  in  dos  recbt^^  Licht  gerllckt  -/ii  werden  braucht, 
um  von  selbst  die  AufschltiHiie  zu  geben,  die  wir  bucheu.  In 
diesem  Kapitel  kann  jedoch  die  Antwort  auf  die  wichtigst« 
Frage  nur  ■vorbereitet  werden. 

Ein  merkwürdiger  Kreis  von  Vorstell ungoii  weist  jedem 
röRii!«clien  Itfanne  einen  genius  zu,  ein  halbgOtttiches  Seelen- 
wosen.  da*  durch  Opfer  gnudig  gefltimmtt  durch  Schwflre  zum 
Zeugen  angerufen  wird  und  mit  dem  sichtbaren  MtoiHchen  in 
so  engeiQ  Zusammenhang   steht,    wie  nur    die  Seele  mit  dem 

")  =  Kberta,  pSliKnixch  loiißr,  i^B'tftapo^ 
_")  Di«ier  Abswnitt   wiu   aue){i>Arbi>itet .    aU  mit  das    kOrtlich  er- 
■okieiieDe  Werk  von  Wilh,  i^ctiuliM;.   Zar  Ooaohicbt«  Intcinirclier  Rigvii- 
nuMa  1601  in  die  Binde  kam.  wo  3.  470  denellw  Bowei»  ger&krt  wird. 


i 


lOD». 


17fi 


Kttrpcr  verbunden  gedachi  wird.  Jeder  Mann  und  jedes  Weib 
ist  mit  einem  mIcheQ  Wesen  bei^bt,  ab«r  die  Fran  nennt  da« 
Üirige  nicht  genioa,  aoiidern  luno'^). 

Neaenlings  hat  sich  dit  Änsidit  div  meiate  Qeltnug  ver- 
»chaiFt'''),  daß  der  Unterschied  in  der  ite/eicbntiuK  guniu«  und 
luno  nötige,  tni  guuius  .die  K^ttliclie  Virrkiirpitrung  der  im 
Manne  wirksameo  nnd  für  den  Fortbestand  der  Familie  sor- 
genden Zeu^iiiigskrafl"  ( \Vi»)suwa},  in  luno  di^egcn  das  ent- 
sprecbeiide  Princip  der  weiblichen  Enipfangnis  zuaeh«»;  diese 
Bedeutung  babe  sich  dann  iusofern  erweitert,  ala  «der  Renins 
weiterhin  die  j^esamte  Kraft,  Knerffie  und  Geaußfähigkeit,  mit 
einem  Wort«  die  gouzt  Pcr8!>iilic)tkcit  des  Mannes,  sein  büberes 
and  inneres  Wesen*  abspiegele.  Damit  will  man  eine  antike 
ErWlning,  wie  die  des  Aufostiu«  bei  Paul.  Fest.  p.  94:  g  c- 
ntDs  mens  nominatur,  (juia  me  gcnait.  widerle- 
gen. Mir  icheint  dies  nicht  stichbaliig  xu  sein.  Der  Fe»ttug  de« 
genius,  an  dem  er  vorzngsweieie  mit  Opfern  verehrt  wird,  ist 
der  Geburtstag.  .Der  Oeburtstng  steitit^s  SchtltEliugx*  sagt 
WimoFWB.  Icfa  glaube,  der  Geburtstag  dt-snen,  den  «r  (Tzeugt 
hat,  hat  das  beste  Anreckt  ak  »ein  Festtag  gefeiert  zq  wer* 
den,  mit  aiid>?ron  Worton:  der  Feioriido  geiienkt  des  geoins, 
der  an  diesem  Tage  ihn  xiim  Leben  gebracht  hat.  Er  hat  ihn 
erzeagt.  nSjulich  den  siclitbaren  Kfirper,  der  im  OegeniiatK  lEur 
ansiirhtbaren  Stiele  genau  so  der  Menücfa  selber  ist,  wie  in  d«n 
berllbmlen  homerisc-bon  Versen  A  3  fg.  ncXiJt^  S*  i^iHiituv  <^ 
yji^  "AtÄt  Tipoittiny  i^ümv,  aütot*  (  ü  iX&pioi  teO^e  xüveooiv  '•). 
Darum  Feiert«  man  den  geniiie  au  diesi^ni  Tage  uU  geniua  na- 
tftlis  (natalis  luno  Tibnll.  4,  6,  1  beim  Geburbttagc  der  tie- 
Uebtim).  Darin,  daß  man  diesem  s«lbeii  genius  zu  Ehren  das 
taUiebeti  bereitet«  {l^aul.  Fest  p.  94  geiilaliR  lectus,  qui  nap- 
^Ü9  st«rnitur  in  honorem  genii,  und«;  et  appellatur.  ituasbocb, 
llOui.  Khe  368  fg.).  tbiß  man  bei  der  Hochzeit  den  geniua  dea 
Htannes  heranrief  (Amob.  2,  67  cum  in  matrimonia  conveoitis, 
Kga   stemitis  lectnloa  et   maritomtn    genio«  odrOGatia),  liegt 

")  Siehe  im  AllKcmciDen  Wtaaowa  E«l.  n.  Kult.  I&4  ff.,  die  Artik«! 
{caiaa  (Birt;  mtd  tuno  ilkm)  in  RoMben  Leiicoo  u.  a. 

■*)  Wisiow«.   Btil.   aaob    Mhon  Pr«U«r-Jordaa  R«iuttebe  llTtbo)«- 

1  78. 

'•)  Vgl  R«lid6,  PtjcW  8.  5. 

12» 


180 


TValtAr   Otto, 


nichts,  WB8  dieser  Anffasaung  irgend  widerspriLche.  Es  JBt 
tjanz  natürlich,  daß  dws  Wesen,  auf  dun  Lobtm  und  Kraft 
nilit,  in  dem  ÄujfeiiMicke  heraagerufen  wird,  wo  man  dieser 
Kraft  am  meisten  bedarf,  wo  d&a  Lebeo  ein  neues  Leben  er- 
xoui^eu  «oll.  Der  Ginwaiid  von  Birt,  dafi  genius,  der  Erzeuger. 
Qur  der  sein  könne,  der  immer  iietigätid  gedacht  werde,  nicht 
dor,  dessen  Zeu^irngsakt  du  Leben  uinst  horrorKomfea,  be- 
darf kftom  der  Widerleg' uiig.  Femer  kann  doch  wohl  die  M^- 
UcUceit  nicht  gcleuguet  werden,  daß  MSnner  und  Frauen  ihr 
im  Uebrigeu  f<iQ<ch  gedachtes  inneres  Wesen  in  Teracbiedeoem 
Sinne  benannten,  das  eine  Mal  allf^emein  aU  Schöpfer  (dea 
Lebena),  das  andere  Mal  speziell  al»  Frau,  wie  man  sich  ja 
wobL  den  neiblichon  genjoa  vorstellen  muffte. 

Kasspn  wir  den  Bejfriff  eo  auf,  bo  haben  wir  ea  nicht  &&• 
tig,  die  Kalte  gerade  der  älteetei)  Belege  fUr  Produkt«  einer 
sp&teren  Entwiekelung  und  Erweiterung  des  Begriffe«  zu  hal- 
ten. Wenn  bei  Plautiu  (Porsa  108)  der  Puraait  zu  dem  splen- 
didan  Ghutgeber  nagt  sapin  multum  ud  genium,  wenn  der  Alte, 
aU  er  den  Schatz  verlureu,  raft  (Äiilul.  724)  egomet  me  de- 
fraudavi  auimumque  nieum  genioniqiie  menoi,  weim  man  $ggl 
genio  suo  mnita  bona  tacem,  genium  siiiini  defraudare,  Tnn 
den  GeizhäWii,  daß  sie  cum  geuiis  miis  Ltjlligumtil,  »o  dtlrfea 
wir  darin  den  Begriff  des  ge&iuH  in  seiner  ursprünglich eu  Be- 
deutung Qndeu. 

Daß  aber  der  Begriff  der  leagendea  Männlichkeit  im  6e- 
gensatz  sa  d«r  empfangenden  Weihliclikeit  tliatsächtich  gar 
nicht  in  dietiem  Worte  lag^").  daß  also  die  luno  dor  Fraum 
auch  ein  geuiua  war.  lehrt  der  weitere  Gebrauch  desaolbea. 
Deua  man  hätte  jenen  Schild  auf  dem  Capitole  (Serr.  Aea. 
3,351)  nicht  weihen  küunuu  genio  urbis  Romae  sire  mas  ai- 
ve  femina,  wenn  der  Betriff  dea  genius  die  Weiblichkeit  toU- 
komuien  ausgeachlosaeii  hätte.  Ferner  opfern  xwar  die  Ärral- 
brader  in  don  Jahren  183.  218,  224  der  luuo  di>ae  Diae  (Ben- 
zen Acta  Arval.  S.  144)  und  Aehnliches  ist  auch  somtt  nicht 
ganz  uaerLürt,  aber  in  CIL.  II  24Ü7  steht  ein  genius  Virtutis 
und  Martian.  Cap.  1,53    spricht    too  lunonis  Sospilae  genius; 

")  MfVB  beaebte  aueh,  dnB  dom  C}«niiM  die  Stirae  scfreiht  war 
(Sgl.  Prelior-JoTd.  Kfim.  Mytb.»  II  S.  198  Anm.  l). 


Iddo. 


181 


bei  Sen.  Aen.  696  heißt  Isis  (^nins  Aegypti.  Alm  war  dnH 
Wort  g«Din«  znm  mindesten  nicht  ungeeignet,  w«uii  e«  sich 
am  Frauen  handelte.  Städte  and  pagi  haben  fest  our  geoii, 
auch  wenn  ihre  Namen  weiblich  sind :  bekannt  sind  die  genii 
coloniße,  curiae  u.  s.  w. 

luDO  be2eicbn«t  abto  die  waiblicbe  Seete^  insofern  sie  da« 
Leben  schafft  und  erhült,  als  ein  göttliches  Wwwn  weiblichen 
Geschlechts.  Wie  sich  di«  lunones  ta  der  Göttin  tiinu  Ter- 
balben.  ist  die  Endfri^s  der  Untersuchung  aber  di«*  limo,  kann 
also  erst  am  Schlüsse  dioier  Abhandlung  erörtert  werden. 

Zu  den  vielen  vorhandenen  l)arsif>llungen  der  großen 
Bolle,  welche  luno  im  L«bL>n  dvt  Frau  tipk-lt.  brauche  ich 
keine  neue  hinzuzufagen.  Es  ist  bekannt,  wie  sie  als  IHuonia. 
Pronuba,  Cinxia  und  in  vielen  andertin  OL>abalten  zum  Segen 
herangerufen  wurde,  wie  sie  tof  Rllem  als  Lucina  der  Gebi- 
renden  xii  Hilfe  kam.  Das  Ritual  der  Lupercalienfeier,  von 
dem  man  sich  Fruchtbarkeit  der  Weiber  versprach,  hüngt  mit 
ihrem  Kulte  zunamineu.  Ihr  enger  Zusammen bniig  mit  dem 
Leben  der  Frauen  spricht  *icb  noch  in  rwei  interessanten  Üe- 
berlicfernngen  aus.  Wie  nach  Numas  Geeete  (Qell.  4,  3)  das 
Kebeweib  den  Altar  der  luno  nicht  berühren  dnrfte,  so  er- 
klärte die  Schlange  der  Inno  zu  Lanuvium  die  Mädchen  für 
rein  oder  unrein,  je  nachdem  sie  die  von  ihnen  dargebotene 
Gabe  annahm  oder  Ter»chmiihte  (ProitcrK  5,  3,  3  ff.  Äeliao. 
bist.  an.  11,  16)"').  Ihre  Augeubrnuen  hielten  die  Krauen  der 
luno  heilig  (Varro  L  1.  ö.  69  mulierea  potimrimum  supercilia 
sua  atlribuunb  ei  deae,  nämlich  der  luno  Lucina.  Paul.  Fest. 
p.  'Si)i  supercilia  in  lunonis  butela  esse  putabant).  Die  Er- 
kläniQgen,  die  die  Alten  selbst  an  diese  Sitte  anknOpfen.  daß 
nämlich  die  Augen  das  Licht  empfangen,  das  dem  Menschen 
durch  luno  Luciua  gc-schenkt  wird,  sind  itir  uus  wertlos"). 
Wir  dürfen  hier  eine  merkwUrdige  Verbindung  der  in  der 
Frau  lebenden  luno  mit  der  großen  Göttin  gleichen  Namens 
erkennen.  In  keinem  Teile  des  Körpers  ist  nacb  Ansicht  fast 
der  gan7.en  Welt  die  Seele  und  Lebonikraft  so  sehr  gegen- 
wärtig, wie  in  den  Haaren.     Daher  die  weit  verbreitete  Sitte 

")  Vgl.  oben  S.  U^ig. 

")  ßoBcher  in  (eiaeiu  t/exiooa  11  S82  ei|[a<(  sie  «ich  an. 


182 


liter   Otto, 


des  Haaropfem,  dtircli  diiB  man  tiiob  in  die  Gewnlt  und  in  den 
Schutz  der  güttlicli&u  Macht  gab,  die  das  Opfer  in  Euipfaug 
genommen.  Mnn  muß  mit  dem  Bep-iff  de«  Btellrertretenden 
Opfers  mi»Klichat  vorsichtig  sein  (vgl  x.  B.  Smith.  Relifi-  dw 
Semitea  S.  24^  tf.  der  deutschen  Di>henietKiitig).  Im  Kreise 
dieser  Vibrate) lung(>n  hären  wir  snweilen  such  von  einem  Opfer 
der  Augenbraueu.  Wer  die  Stadt  Hierspolis  betrat,  um  der 
großen  Gitttin  zu  opfern,  Hrhnitt  sich  zuTor  außer  dem  FTaapt- 
haar  die  Augenbraueii  ab  (Tie  deä  Syria  55.  Smith  a.  a.  0. 
253  Anm.  566).  Im  alten  Peru  waren  die  Augenbrauen  ein 
gebr5iicblichea^'l"oteiiopfi.'r  (Spencer,  Principle«  of  Sociology  I* 
■2<i8  (vgl.  aiR-hVI  ■'•8-  ß-^-  81)"').  In  wie  enge  Beziehung  man 
xuweilcn  die  Augenbrauen  mit  der  Seele  setzte,  lehrt  der  sla- 
TiAche  GUiihe.J^daß  ein  Mensch  mit  KusamiueiigewachgeDeo. 
einem  Schmetterling  vergleichbaren  Augenbrauen  —  was  wir 
eio  Hitael  nennen  —  für  einen  Werwolf  oder  Vampyr  zu  hal- 
ten sei  (Tylor.  'Primit.  Cult.  11'  I9:J).  nnd  das  Kehlen  der 
Augenbriiucu  bei  den  ruHnischm  Waldgciateni  (Mimnhardl, 
ßaumkultu»  I.'19).  Auch  im  römischen  Aberglauben  sind  die 
Augenbrauen  wichtig.  Man  lif>achtet  das  Muskelzncken  ^*),  du 
zuweilen  aii  ihnen  sichthÄr  wird.  Der  erfind imgs reiche  Sklave 
Ptieudolns  weiß,  daß  er  Gltlclc  haben  werde:  ita  sup^'cilium 
aolil;  "•)  (Plaut.  Paend.  107).  Eine  schwierige  Stelle,  die  ge- 
«"ift  hiehergetiürt ,  darf  liier  nicht  dbergannpii  werden.  Bei 
Plaut,  mil,  694  zählt  das  Weib  dem  gcpUgtb-ii  Gatten  alle 
die  Wahrsagerinnen  und  Segen sprecheriunen  auf,  für  die  er 
ihr  unbeilin^Et  Geld  geben  muß;  da  heißt  ci^  von  einer:  quae 
mipercilio  spicit.  Leu  sagt:  re»  obacura.  Das  ist  ea,  aber  ich 
Termutc,  daß  nichts  anderes  dahintif-rsteckt,  al»  eine  Prophe- 
zeiung aus  äea  Augenbrauen. 

Uie  Krau  giebt  sich  also  durch  ihre  Augenbrauen  io  die 
Gewali  der  luno,  ihre  pcreSnliche  lunu  verbindet  aicb  anlSa- 
lich  mit  der  hohen  Frauengottbeit.  Sie  wählt  gerade  die 
Hoani  aber  den  Augen,    denn   diene  wachsen   an   einer    edlen 


")  Anelt  ein  Opfer  na  die  Gottheit,  vfil.  Sponcar,  ebda  S.  867. 

"I  Vgl  Liobiecht,  Zur  Volknkundv  Hm. 

**)  So,  mit  Bttog  &uf  doa  Aiige,  Tbeocrit  3,  3?  iXJLinu  fifdaSip^ 


Jdho. 


183 


KSrjttTTstelle;  Ut  doch  dem  genius  di«  Slirne  geweiht,  die  man 
lieim  (jel>et«  xti  ihm    berührt  (Stirv.  eclog.  6,  3.  Auu.  il,  6U7). 

in. 

Was  luoo  f&r  die  Fruchtbarkeit  der  Krauen  bedeutete, 
iat  teil«  anderweitig  liiiigst  aus^efUhrt,  teils  im  vorherguheiideti 
Capifccl  angedeutet  wordeu.  Was  uiau  von  ihr  fOr  diu  Frucht- 
Iwrkeit  der  Nntur  erhoffte,  darObur  &üU  dieses  drittu  Cnpitol 
einige  Beiaerkungen  bringen. 

BekaoDt  ist  die  Verbindung  der  Inno  mit  der  Ziege. 
Vaa  Bild  der  OSttin  in  Lauuviuui  war  in  ein  Zicgvufcll  ge- 
liQllt,  dessen  KopfatQck  mit  den  Höruern  den  Kojjf  bedeckte. 
:So  sab  sie  Cicero  cam  pelle  capriua,  cum  haeta,  cum  scutulo, 
cum  calceolis  repandis  (de  deor.  nat.  1,  S2) ;  so  eeheu  wir  sie 
noch  auf  r«publikaDisch«n  MOnzcn  der  Procilicr  (Bnbelon  nionD. 
com.  2,  386).  Mettier  (ebenda  2.  223),  Cornuficier  («beada  1, 
434  fg.).  Papier  (ebenda  1,  280  ff.).  Hoscior  (ebenda  2. 402),  Tho- 
rier  (obendn  1,  488),  die  mnn  jsuni  Teil  abgebildet  findet  in 
Koscliera  Mytbol.  Lex.  U  608  fg.;  auch  sonst  besitzen  wir  noch 
l»arat<?llmigen  dieses  Typus,  worüber  vgl.  Fetersea  Köm.  Mit- 
t<^il.  1\,  296  und  ziilet7.t  Kurtwüiiglcr  Gemtnen  lU  88  (und  Be- 
schreibung der  Glyptothek  Nr.  60).  Die  Göttin  ntand  in  naher 
Beztehnog  xu  Fannu»;  das  Bocksfr-ll ,  mit  dessen  Riemen  di« 
Fraom  sieh  von  den  Lujierci  scblitgen  ließen ,  um  Iruchtbar 
zu  werden  (Italidaa  matrt»  saeer  hircu.'«  init»)  *'^),  hieß  amicu- 
Inm  lunivnis  (Paul.  Pest.  p.  86).  Die  Nona«  Caprottnae,  bei 
denmi  die  Mägde  die  ITaaptvoUe  .spielen  bei  der  cnprißeiix, 
deren  Beziehung  zum  Geschkclitslcbeu  bt^kaiiiit  guuug  ist, 
beißen  8o  von  Inno  Caprottna,  der  Ziegenjuno.  £ine  leise  Er- 
innerung an  die  Ziege  Hegt  auch  in  der  Er/ählung  vom  luiio- 
» feste  in  Fuleni,  an  dem  die  Knaben  auf  Ziegen  Jagd  mach- 
ten*'). Außer  der  Ziege  stellt  di«  Krähe  in  naher  ße- 
ziehuug  zu  Inno,  wie  aus  dem  tiervorgeht,  was  nnx  von  den 
mit  ihr  verbundenen  divae  Coruiscne  erzühlt  wird  (Panl. 
Fest.  p.  64.  Weiterp-8  s.  unteo);  auf  Münzen  der  gens  Comu- 

•*)  S.  oben  &  101. 

■*)  Heber  die  Ii««iehnitK  der  Zieiic  £uui  G«»ch]eobt*lebea  a.  Stvpbaai 
iin  Compt«  rendu  l^fil',  S,  55  ff.  Ucbcr  BOck«,  die  mit  Fittuco  au  ifauu 
tmlKs  in  du  aaükan  tittoratur,  ».  aucb  Fraxet,  Tot«au«a  8.  86  Anoi- 


I 


184  Walter   Otto, 

ficia  hat  luoo  außer  dem  Ziegenrell  mit  den  Ziegenhömern 
auf  der  Schulter  einen  Raben  sitzen  (Babelon  mono.  codb.). 
Im  J.  218  ward  das  prodtgium  gemeldet:  Lanuvi  hastam  se 
movisse  et  corrum  in  aedem  lunonis  derolasse  atque  in  ipao 
pulvinario  cODsedisae  (Liv.  21,  62,  i),  und  im  J.  214:  Lanuvi 
in  aede  intus  SoBpitae  lunoniB  corvos  nidum  feciaae.  Man 
weiß,  wie  wichtig  Krabe  und  Rabe  im  Begenzauber  gewesen 
sind  '%  Ebendahin  gehört  auch  der  H  u  n  d  ,  der  am  Feste 
der  luno  Moneta  gekreuzigt  ward  (Schwengler  R.  G.  III  259. 
Hunde  im  Regenzauber,  vgl.  Gruppe  Griech.  Mythol.  818.  Änch 
im  indischen  Regenzauber,  nach  Oldenberg,  Rel.  d.  Veda  508). 
Wenn  wir  nun  dazu  noch  erwägen,  daß  kaum  ein  Tier  im 
antiken  Wetterzauber  eo  bedeutsam  gewesen  lat,  wie  die  Ziege, 
so  fassen  wir  einen  wichtigen  Teil  der  Vorstellungen,  die  sich 
an  Inno  und  die  Ziege  knüpften.  In  ihrem  Kulte  tritt  uns, 
wie  es  scheint,  dieselbe  Verknüpfung  der  Feuchtigkeit  mit  der 
animalischen  Fruchtbarkeit  entgegen,  wie  in  der  echtitaliscben 
Vorstellung  von  den  Quellgöttinnen,  die  zugleich  Frauen-  and 
Geburtsgöttinnen  sind,  und,  neben  anderem,  z.  B,  in  der  grie- 
chischen Ton  den  Wassernymphen,  die  auch  ale  Gebortsgott- 
heiten  angerufen  werden.  Noch  eine  Kleinigkeit  sei  hier  be- 
merkt. Auf  Münzen  des  L.  Papius  Gelsus  (Babelon  mon.  cons. 
1,  280  ff.)  sieht  man  yome  den  bekannten  Kopf  der  luno  mit 
Ziegenfell  und  Ziagenbömern;  auf  der  Rückseite  aber  Wolf 
und  Adler,  die  ein  Feuer  anfachen.  Das  erinnert  an  die  nach 
Dionys.  ant.  1,  59  bei  Lannium  passierte  Geschichte,  daß  ein 
plötzlich  entstandenes  Feuer  von  einem  Wolfe  und  einem  Adler 
unterhalten  wurde,  während  ein  Fuchs  mit  seinem  ins  Wasser 
getauchten  Schwans  es  zu  löschen  suchte.  Gruppe  Mythol. 
818,  3  erinnert  zum  Verständnis  dieser  Erzählung  mit  Recht 
an  die  gegen  die  sengende  Hitze  gerichteten  Zauberzeremonian 
der  heißesten  Jahreszeit. 

Dies  als  Vorbemerkungen.  Zum  vollen  Verständnis  der 
Bedeutung,  die  luno  im  latinischen  Wetterzauber  genoß,  ist 
es  nötig,  eine  Reibe  Feste  und  Gedenktage  einer  eingehenden 


'")  S.  jetzt  Gruppe  Mythol.  820;  auch  Wiiiowa  R«].  11&. 


lllBO. 


185 


Betrachtaaj;   zn    uoteniehen.     ZanSchii   die   Poplilugia 
und  die  Nunnc  Csprotiiiau  '^'). 

Die  Steiulfulvrid«r  »etz£ii  die  PoiiUfugia  naf  den  5.,  die 
Nonae  Caprotinae  auf  (len  7.  Juli.  Der  yame  der  Poplifiigis 
spricht  deutlich  von  einer  Flucht,  dto  daa  Ritual  dieses  Fest«» 
mit  aicb  brachte  ^"^  uud  darüber  lassen  uns  auch  diejenifteo 
Zeugen,  die  nicht,  wie  Flntarch  zu  thun  scheint,  die  beiden 
Feste  zasammeniverfvu,  aicht  im  ZweifeL  Pi»o.  der  älteste 
GewiLhrsmABu .  berichtet  (Macrob.  sat.  3,  2,  Ul.  daß  an  deti 
Poplifn({iu  die  Erinaerung  an  die  Flucht  des  VoUcea  vor  den 
Tuiwi  gefeiert  worden  iei.  und  ebenso  Varro  ling.  I.  6,  18.  der 
noch  hin/ufngb:  filiquot  haiuä  diei  vestigia  lugac  in  sncris  ap- 
parent. Von  den  Konae  Caprotinae  vristen.  wir  aus  Vftrro  I.  1. 
6,  18,  daß  BD  ihnen  die  Weiber  in  Latinm  der  Inno  Caprotinn 
opferten  unter  einem  wilden  Feifjonbiium,  von  dem  ein  Zweig 
rituello  Bedeutung  hatte.  Ueber  den  Grund  dieser  Gebrauche, 
Sagt  er,  hat  die  an  den  Nonne  Capr.  aufgeführte  tonata  prae- 
texta  da-j  Volk  belehrt.  Was  die^e  praetexta  enthielt,  geben 
wir  »u«  Macrobs")  und  Plntarcha")  aasfOhrlichen  Schilde- 
rungen. DtB  Fcstgebräuche  waren  dort  ebenfall»  auf  einen 
Krieg  mit  den  Xachbarn"^)  zurück^eftihrt,  die  vor  Rom  ge- 
zogen Bein  und  die  Frauen  und  Mädchen  znr  Ehe  verlangt 
haben  Bollten.  Eine  Magd  Totula")  oder  Philotis  habe  den 
Vätern  aus  ihrer  Vorlegenheit  geholfen.  Sie  habe  sich  näm- 
lich mit  deu  underen  MäKdeu  in  d«n  Kleidern  der  Freien  ins 
feindliche  Lager  begeben  mit  dem  Vorgeben,  sie  seien  die  ge- 
forderten Rümeriunen.  Bei  Xacht  aber .  als  die  von  Ihnen 
tmiilcen  gemachten  Feinde  schliefen,  habe  die  Anfohrenn  von 
einem  nahen  Feigenbäume  ans  den  itOmem  ein  Feuerzeichen *^) 
gegeben,  die  sogleich  ausgerttckt   and  mit  den    nichbi  ahnen* 

**)  Ileaptoclien  von  WiiiHowtt  Itel.  102  und  11t)  und  a.  v.  Caprotina 
ia  seiner  BÖaloucyclopEldic.     Mfinnhiu-dt.  Mytb.  Forsch.  121  IT. 

"}  Zusasiuiuiigtcirunttco  d«riirtiii«(  Kituulu  de*  Alt«rtuiue  bei  U>- 
beok  Atf]aopli.  1  ä.  »MO  fT.    Wgl  ikuuLi  diui  fUtftfuKium  tlea  'i(.  i'cW. 

*")  Sat  1.  n.  M  ff. 

")  Bomti].  29.  Cftuiili.  8Ö. 

•*)  D«ii  Latbem. 

**)  In  (ÜMcoi  Nnmen  nt«ckt  vielleicht  ein  so  dem  Ohnrakter  de« 
Fegt«!  dor  Nonas  Capcot.  iiasiimdgr  obBCffnor  Sina,  vgl.  Wioöirat 
B«alciic.vrl.  I|[  1&&2. 

**]  Vg\.  ualcn  flWr  luno  LucbiL 


186 


WalUr  Otto, 


den  FcindcD  leicht  fertig  gcwordea  seien.  Zum  AcdenkcD 
daran  werde  alljäbrticli  an  diesem  Tage,  den  Konae  Caprutl- 
nas,  bei  jenem  Feigenbaum  geopfert,  wobei  mau  dessen  Milcb 
verwende.  Phitarch  ersählt  tiocb  außerdem,  daß  an  diegem 
Tage  das  Volk  im  Gcdrilngij  zum  Thorc  hinausxieh^..  wobei 
man  sich  wie  in  großer  Verwirrung  bei  Nntnen  rufe:  Lnciaa, 
Gaiuä,  MnrcuH  u,  s.  w.  Dttiin  mischen  sich  die  Mägde  unter 
EiQ  iiiid  treibon  Allerlei  Sclmrz  mit  den  Begognonden  :  sie  sehia- 
gen  und  werfou  sich  gegenseitig  mit  Steinen  —  alles  zur  Er- 
innerung nn  dos  dnmnligo  unordentliche  Qodr^nge  beim  plötz- 
lichen Auurflckeu  und  a.n  den  Kampf,  an  dem  auch  die  Hägde 
teilgemimuien.  Die  Mägde  werden  bewirtet  unter  dem  Schat- 
ten von  Keigeiibnumzweigen.  Die  Legf>ndan  der  beiden  FmIc 
stehen  also  in  »tigt^r  Verbindung  miteinander  und  zwar  i«>, 
daß  die  erste  die  Tliicht  vor  dem  plötzlich  hereinbrechenden 
Feinde,  die  zweite  dessen  glückliche  üebprmnipehmg  durch 
List  enthält  Die  ZusnmtuengehOrigkfit  bt^ider  Feut«  wird  »och 
begtfttigt  dnrch  ein  drittes,  am  Tage  nach  den  Nona«  Cnpro- 
tinae  stattfiiidendea,  die  Vitulatio,  die  schon  Pi»  bei 
Macrob.  »at.  3,  2,  14  als  Siegesfeier  erklärte**).  Die  Nach- 
richten, die  uns  Plutarch  giebt,  zeigen  einige  Verwirrung. 
Während  die  anderen  GewalirHmunner  und  die  Steinkalender 
von  zwei  verRcliiedenen  Festen  zeugen,  IiiÜt  Plutarch  »ie  för 
eine«  und  dasselbe  (Rom.  29  Öylov  ifj-c^i  %x\  vöva*  Ka:;paT:va:), 
und  enählt  noch  eine  zweite  Legende.  Ei?  werde  nttiulicb  an 
diesem  Feste  die  Erinnerung  au  den  Tod  de»  Romutut)  gefeiert, 
der  am  Ziegensnmpfe  plßlulich  unter  Blit-i  und  Donner  vor 
den  Suinigen  entschwunden  xei,  wobei  das  Volk  in  blassem 
Schreck  die  Flucht  ergriffen  habe.  Deswegen  gehe  man  an 
dienern  Tage  nach  dem  Ziegensunipfc  zum  Opfer  und  nifu  sich 
auf  dem  Wege  dorthin  mit  den  Namen  Marcus,  LticiiH,  Gains 
in  Nachahmung  der  damaligen  Flucht,  in  deren  schrecklicher 
Verwirrung  man  aich  bei  Natiien  gerufen  hatte.  Ihm  selbst 
ist  diese  Erklärung  des  Festbrauchea  die  wahrscheinlichere  und 
damit  stimmte,  ao  beliaupLot  er,  auch  die  Mehr/alil  der  an- 
deren Schriftsteller  Qberein.     lo  dieser  Legende  handelt  efl  sich 


*)  tFngtnao:  «iud  p  ridie  populus  a  Tuwü  in  fugam  veraua  tiL 


Imo, 


187 


eioe  Flucti  und  d&sbalb  Ut  tw  iiiizweifelliaft.  dnC  nie 
eigentlich  eine  Legende  tier  Poplifngia  war.  und  daß  Plutarch, 
durch  gewisse  Äiialogieen  verfuhrt,  beide  Keste  und  deren  Le- 
genden xa<iAmmenwarf' ').  Dazu  tuochte  ihn  sutiäcbiit  dm*  Zie- 
genstimpf  verleiten,  der  zo  den  Nonae  Caprotiiine  zn  gehören 
schien.  Beine  SdiUderung  von  dem  fluclitarligen  Zuge  nach 
dem  ZiegEnnnmpf  nnd  dem  Naniennifen  mag  IhatAKchlicb  auf 
die  ftigae  der  Poplifugiu,  die  Varro  sah,  zutrcflen;  denn  die 
Vennischimg  beider  Fente  und  ihrer  L^enden  ist  dAitit  am 
teicblesivn  zu  erkläre»,  wenn  man  annimmt,  daß  die  äitte  des 
Namenrufens  beiden  Festen  gemeinsam  war.  Es  werden  vrohl 
faasta  oomina  geweeen  oein,  die  man  rief,  wozu  ja  Lucius, 
GaiiiB  ohne  Zweifel  gehörten;  ruan  deuke  au  Tnc  hist.  1,53 
ingreHfli  niiliten,  ({»is  faiista  nnmina,  feliribuH  ramin  und  vielefi 
Achiiliclie.     Dos  Kufnn  der  Namen  »uUIk  GlDck  bringen,  BiW 

pn  sbliaifcen"-)- 

So  gewinnen  wir  also  för  die  Poplifugia  die  Erkenntnis, 
daß  das  Opfer  am  Ziegensumpfe  »tattrand,  und  daß  außer  der 
Festlegende  rom  Tuakvr-,  Latiuer-  oder  Gallier '"j-Krieg«  noch 
die  Toa  Tode  des  Komuius  die  rituelle  Flucht  dieaea  Tages 
erklären  bestimmt  war. 

Der  L*gcude  vom  Tode  de»  Romulus*°)  verdanken  wir 
ten  tieferen  Einblick  in  deu  Charakter  der  Poplifugia,  Ro- 
lulne  lustrierte  außerhalb  der  Stadt  beim  Ziegenmmpfe  das 
Volk.  Da  verfinsterte  sich  plützlicli  die  Sonne,  dnnkle  Nacht 
mit  furchthnrcin  Donner,  Sturm  ond  H^el  briieh  herein;  eine 
Menge  Volks  floh  erschreckt,  während  die  Vornehmen  sich  zu- 
sammenhiolten.  Als  das  Wetter  nachgclaswn,  fand  sich  die 
IfeDge  wieder  zusammen  und  fmchte  vergeblich  nach  ihrem 
KOnige.  Die  A'ornehni^n  über  »nglt-ii  dem  Volke,  er  ani  zu 
den  GCttetn  entrllckt  worden;  die  das  nieht  glaubt(>n,  hiett«n 
die  Patrizier  far  seine  Mürd«r.  Zu  dieser  Legende  kommt 
hoch  eine  andere,  die  mit  ihr  combiniert  werden  muß  (Pint 

I  *M  Worin  ihm  Schn-eglur  RSin.  Gea«h.  1  532.  6  nleht  hätte  folgoo 
Colleo. 

**}  So  Enfc  man  beim  (iiinctaa  nnd  ccnsiu  mit  den  Namen  Vaieriaa 
Ivin»,  Statoriu»  an  (Paul.  Font.  p.  121), 

••)  0»id  an  am,  Ö,  2.18.    Pwudo-Plnt   pa.rB.ll.  min.  80. 

••)  Noohweiie  boi  Schwogler  Kflm.  GexcJi.  I  Öl».  C32  IL 


188 


Walter  Otto, 


Rom.  29) :  di«  Senalorea  oollien  im  Romulus  unf  d«r  Area 
VoIcÄtii  in  Mücke  zerrisseu  und  jeder  too  ihoen  ein  StQck  im 
Gnwandf^  nach  Haus  getragen  habi>D*').  Sclion  der  treCT» 
liclie  Scliweyler  Rom.  Gesell.  I  535,  24  hat  damit  die  Zer- 
reißung des  Orpheua  und  des  Fentheiis  vi^rglicben,  nnil  obn« 
Zweifel  spiegelt  sielt  in  dieser  Legende  ein  uralter  Coininn- 
nion.sritiis  wieder  (darüber  Binigrai  x.  B.  bei  Qrnppe  Hjthol. 
732  ff.).  Aber  wir  kOnueu  noch  weiter  geben.  At^esebeo 
vo»  dem  Zuge  dea  Zerreißens  wird  man  keinen  Angenblick 
anslehon,  in  der  En-Ählung  vom  Tode  des  Romuln»  die  zu 
eine»)  »tten  Wetterzniiber  geh<lrige  Legend^!  ZQ  crkenneji,  wie 
dies  ■£,  B.  (Qt  di<;  Sitlmoiieustm^v  erkannt  ist.  Salmonuus,  der 
mit.  der  geschwangenen  Fnckel  auf  soinem  Wagen  einherfuhr 
(\'»;rgil.  Aen.  G,  565  ff.),  gvhürt  zu  dem  bekaiinton  Zauber,  der 
durcli  Wageiirasselii  den  Donner  bflrvorrief  *'),  und  erst  spä- 
ter falieltfl  man,  daß  daa,  nisprUnglich  absichtlich  toii  ihm 
her*ii%ezAuberte  Wetter  von  Zeiia  zur  Strafe  seines  Hochmu- 
tes gesandt  worden  sei  (s.  jetzt  S.  Keinocb,  Revue  arcli.  1003, 
l,  S.  154  ff).  £ine  abalicbe  Sage  hat  auch  in  die  mythische 
VorgeRchichte  Köms  Einzug  gehindea.  Einer  der  albanischen 
Könige,  Romulus  Silvius,  der  sich  für  mächtiger  als  .Juppiter 
erklärte,  ahmte  frevelhaft  dessen  Blitz  uod  Douucr  nach,  bie 
ihn  Juppiter  mit  seinem  Blitze  erschlug  (Diodor  7,  7).  Tutlns 
HostilioB,  der  Doppclgänger  de«  Romulus,  wollte,  wie  schon 
Piso  (bei  Fun.  nat.  bist.  2.  140.  28,  14)  erzählte,  den  BliU 
herabziehen;  weil  er  aber  dabei  nicht  richtig  voiging,  traf 
ihn  selbst  da«  Oeachoß  des  Gottes  and  er  verbrannte  mit  sei- 
nem HatiüP.  DionjH.  not.  3,  3»  dagegen  «nsiiblt  eine  andere 
Tradition,  nach  der  Tullus,  ala  er  in  »einem  Hause  opferte, 
und  wpgeti  eine«  furchtbaren  Wetter»,  du»  mit  Fin8t«niii, 
Sturm.  Jt«gen  und  Hagel  Itereingebrochcn ,  die  Umgehung 
mMischenleer  war,  von  Ancus  Marcius  und  den  Seinigen  um- 
gebracht worden  wi ;  die  Miirder  hätten  nitch  der  That  da« 
Hans  in  Bmnd  gesteckt  und  die  Menge  glauben  gemacht,  es 
Bei  vom  Blitze   getroffen    worden    (s.  Qber  all  dies  jetzt  Pais, 


**)  Beide  ErslUi)aaE>i>  auch  bei  Dioayu.  ant.  S,  bß- 
*')  FroMT,  Oolden  Dough  T  121  fg.  ilor  fnuiiOtiacbea  üeberactimtg. 
Dnppei  Hjtbol.  820,  wo  auch  Litteratur  Teneicknst  ist. 


I 

J 


Inno, 


189 


ioriA  di  Roma  I  I  S.  192.  4).  Die  Parallelen  t«igen  deat- 
ich  genug,  wtis  die  ursprüngliche  Sage  von  Romulua'  Tode 
ar  und  daß  m  keinen  Dntencbied  mncfat,  ob  der  Held  vom 
Blilz«  getestet  oder  im  Wetter  in  den  Himmel  geftihrt  wird. 
.Man  vergleiche  endlich  »uch  iiocli  die  äftgo  roni  Tode  des 
Aeueas  am  NumicuB,  der  dem  di-s  Romulus  darin  besonders 
fthnelt,  daß  da.s  Heer  dabei  eine  Itolle  spielte  (Ps.  Äurel.  VicL 
iirig.  gent  Kom.  14,  2). 

Den  König  finden  wir  aucL  in    anderen  Liinderu  oft  mit 
■olchen  ihn  der  Ootthtnt  nahebringenden  Zanherhandl nagen  be- 
Khäftigt  (vgl.  Smith ,  K«l.  der  Semiten  59).     SetbstvemUind- 
|ich  war  der  Ort,   an  dem  solche  Rituale  Torgenommen  tvur- 
iiea.  oirgends  ein  beliebiger.     Häufig  ist  es  gerade  ein  Sumpf 
(Tgl.  Frazer  a.  a.  0.  I  89  ff.).     Und  so  IhI  es  anch  i»  der  Le- 
geude  tou  [{omulua  Tode  und  tou   den  Pnplifugia.     Der  Ort 
iti  hier  die  palus  caprae.  die  ihren  Namen  von  der  Ziege  hat, 
dem  Tier  de»  Regeniauberi!  *').     Daffselb«  Tier  finden  wir  wie- 
der in  dem  Kamen  der  Konae  Caprotiuae.  uud  Aas  lehrt  uns. 
isß  die  beiden  Feste  nicht  erst  durch  die  Legenden  späterer 
Seii^fD  mißverständlich    au  einander  angcltutipft  worden  sind, 
Kmdem  daß  sie  von  Anfang  an  in  einem  inneren  Zusammen- 
magp  gestanden  haben.     Ich  kann  mich  uumöglicli  daKu  ver- 
leben,  die  Poplifugia  fOr  ein  Joppiterfest  zu  halten,    wie  es 
Vfisaovia  RA.  102  Ihul,  Zwar  bemerkt  der  Kaleiidt-r  von  Ami- 
emmu  ^.u  dietem  Tage  ferise  lovi^  und  dieselbe  ücltung  des 
Tagen  hol  man  mit  Recht  aua  Diu  17,  IS  eiachloadun.     Allein 
Inch    die  L&rentalia    fallen    mit    feriae  loris    zu»animen,    und 
Piasowa    hat    recht  Jarau  güthau,  jeden  inucreo  Zusammen- 
lang  zwiscben  beiden  abuulebnen.  weil  der  Kult  dea  Jappiter 
llem,  was  mit  dem  Tode  irgendwie  in  BerOhrang  flt«lit,  teind 
It  (VViaaowa,   Gesamm.  Abb.  \6S.  Kelig.  n.  Kalt  102).     Mit 
eiDselben  Buchte  wird  man   aber  auch  eio   beim  Sumpf  der 
iege  ütaLtfindendes,  mit  des  Nona«  CaproHnae  onlöslicb  ver- 
nndeue«  Feet  dem  Juppit«r  unangemeaseu  finden,  dessen  Prie- 
ter  ce   verboten  war.    eine  Zieg«  zu  berübrea,  ja  selbst  zu 
lenneD  (Gell.  10,  15,  12;    vgl.  Amob.  7.  21  natura  itiiae  capri 


*■)  Uebar  <in  ZieRO  o-  Grunpo,  M/tbol.  B22  S.    Die  lUmer  fOhlteD 
der  Zi«g«  da«  Dunlcel  und  Aie  Macht  dor  Unterirdisebea. 


190 


Walter  Otto, 


est.  tit  ...  Jovialibiin  conveniens  tmcrifiviis  non  sit?).  Viel 
waltrscheiiilicber  dCuIct  es  micli  zu  sein,  daß  aucb  dieses  Fest, 
wie  das  der  Nonae  Caprotinne,  der  GOttin  der  Ziejfe  geweihk 
wiir,  dt'r  luno.  Miin  bonchte  den  Unterschied  der  feiernden 
PerBOiieii:  nii  d«ii  Poplifu^iii  betdiligeu  sieb  uu8scbli«^ßlicli  oder 
vurwiegond  die  Männer,  an  den  Nonae  Capr.  die  Frauen  (H%- 
de).  Die  besprochenen  Peate  fabl«u  in  den  Juli,  und  man 
wird  nicht  umhinkönnen ,  ein«  Roihe  anderer  Ta^^  desselben 
Monnts  nnter  einem  f^t-aichU punkte  mit  ihnen  zu  betrachten. 
Im  OeHcfalechte  der  Viilerier  spielte  die  Verehrung  Ata 
ilnno  keine  Reringe  Rolle.  Der  Name  bedeutet  Heil  und  Gesund- 
\ät;  und  OlUck  und  Fruclitbiirkeit  »tollte  der  mit  Schlügen  und 
Steinwarfeii  (Pint.  Uoni.  29)  zwischen  den  Magdeu  an  deu  No- 
nae  C»pr.  gefulirte  Scbeiiikauipf  bringen,  der  beJcannf*»  Ana- 
logien in  dem  Ritual  aller  Volker  hat ").  Fa.  Plutarch, 
parall.  min.  35  erzülilt  folgende  Legende.  Als  eine  Pest  lange 
ZL'it  in  Külerii  wütete,  ward  den  Bedrängten  die  gÜtÜiche 
Weisung,  sie  könnten  sich  durch  »UjäLrliches  O^jfer  einer  Jui^ 
frau  fUr  luno  von  ihrer  Plage  betVeieo.  Kinem  Mädchen,  das 
das  Loh  XU  diciem  Tode  besttininit.  hatte,  runbte  ein  Adler  das 
Messer  und  warf  ks  auf  eine  junge  Kiih ,  die  beim  Tempel 
weidete;  auf  den  Altar  aber  ließ  er  einen  HBmmur  fallen. 
Die  Jungfrau  opferte  die  Kuh,  nahm  deu  Hammer  an  xicli 
und  schlug  mit  ihm  die  KraokeD.     Bo  genasen  nie.  Die  Aehn- 

")  Diu  IiiUerntiir  Ober  ritu«lle  E&mnfe  int  j«li:t  sehr  reich.  ZU' 
■iimmeiiHtMlluiiKen  bei  Lobeck,  Atilaoiih.  i  &.  ni'J  G.  Neueaten*  Uaener 
im  Äfcb.  f.  Bdiig ianoviuentch.  Vll  297  ff.  Mue  vgl.  aeben  vielem  an- 
deren ti^n  Kumpf.  deii  am  TritoneHe  die  Junt:rinti«n  ullJiUitlich  in 
Ebren  der  (iCtlin  mit  flUMnwOtrcti  und  StockNchl&iren  irnt^r  aicb  Ter> 
auilullcbeD.  wobei  die  Fatlemleii  all  <j«tute7cdpt>(i»x  ealtea  (Uiired.  4, 
llK>).  Hiunuli;,  wie  diu  Müdcbrn,  von  dMMn  Speise  die  Schliuit^  der 
JuiiD  in  LojiTiviuni  oicbl  frvNRoii  wollt);,  für  eine  ui1<:he  iiogeMbea 
wurde.  Die  SieinMdrf«  (übriRenn  auch  it  JLij-f  kC!)  bei  den  Nonaa  Gapr. 
vergleicht  Grunpo  Mythol.  9U),  8  mit  der  >Mlvij  flociXTjvJt  im  eiDOsiai- 
■uliun  Kult  und  un(l>.Tfni,  and  knOpft  a)loi  dien  kd  di«  Sag«  von  den 
im  Ackerfeld  *h-h  bekAuiiifendvn  und  tötenden  8|iarLen.  worin  er  deo 
durch  liTeuicIieu  hervorKeriir<;i)eu  Yerniobtaiiirdampr  dor  BcUüdltuhen 
DftmoDQu  BU  crkunni^n  jclnubt.  Diis  i*t  hScbst  iceittroick,  fOr  micb  aber 
alcUt  tlhcneuxund.  ^^clilllcc  und  WQrro  konnten  sewifl  aebr  TCrscbie- 
dcncD  ZwKH'k  und  Sinn  in  vi-ni.'bk-denen  Qe|{'::ndeii  and  Zeit«n  habeo. 
Kan  vgl.  Ol)ri){CDii  fOr  die  Sclil;i)pi  aucli  di^n  wichli(;on  lü.  §  im  I!I. 
Ou|i.  van  MibDohunlt»  Butuinkultus  .Schlag  mit  dar  Ifebuntrule*  und 
«bonda  ä.  &tBff.  .BebeiDkiLnipfe  beim  HitUumiBerreuer' ;  daiiu  Mjth»]. 
Forsch.  113  ff. 


luno. 


191 


Bclikfit  mit  den  Gebräuchen  der  Kona^  Cnprntina»  leuclitvl 
eiii.  Die  genaaale  Juut^l'rau  hieß  VuJerlu  Lupercn,  «riimert 
also  durch  ihreii  Beinameit  an  Iiino's  bekiuinte  Verbiuduug 
mit  den  Liiperculicn.  Uebvr  die  Verweudll^^  des  Hämmern 
im  Hi:ilzaub«r  vul.  auch  Gruppe,  Mythol.  -i5^,  1,  «nd  ähnlicbe 
6el)räur.he.  wie  sie  zum  Beispiel  xu  den  OL-iitalten  Ficui»iiuti 
nnd  PUumDu»  fPreller-Jordun  Mythol.»  I  376)  RehÖren.  Mit 
der  Ueaehicht«  von  Valeria  Liipcrca  st^-ht  die  Thatsnche  im 
ZasOLmmeuhiuig,  daß  mif  Mdtizeii  don  Valeriii»  Acisculus  ein 
HuDDier  f^pni^t  ist  (Babeluii  Mon.  cons.  2,  514  ff.].  Auf  den 
Uflnzcii  desselben  Mflnzmeistera  erblickt  man  auch  ein  Mäd- 
chen, das  auf  einem  ätiei-e  reitet;  sie  gilt  fflr  Valeria  Lupei- 
ca.  Bin  eherner  Stier  etand  vor  dem  Hau8  der  Valericr  (Dio- 
BT».  aot.  5.  39.  Pai»,  Stör,  di  Roma  1 .  1  S.  48M,  3)"). 
£iDe  weitere  Beziehung  zn  Inno  Hcheint  in  der  B-ideutiing  za 
It^en,  die  der  Habe  in  den  Legenden  des  valerischen  Ge- 
Mhlechtes  gehabt  hat;  denn  einer  sacnilen  Legende  rerdankt 
jedeofaUs  die  Erzählung  ihren  Ursprung,  daß  im  J.  305  dem 
joagen  Tribunen  M.  Valerius  ein  Rabe  sieh  auf  den  Helm  ge- 
setzt nnd  krüftigen  Beistand  im  Zweikampfe  mit  dem  riesigen 
Gallier  geleistet  'nube  t(üell.  9,  11  aus  Claudius  t^adrlgarias. 
LiT.  7.  2ti).  Hier  ist  wieder  ton  einem  Kriege  gegen  die  Gal- 
lier die  Kede.  wie  in  der  Legende  der  Poplifngia  und  Nonae 
Caprot.,  wo  zwar  die  allgemeine  Tradition  den  Krieg  beendet 
und  einen  neuen,  tuskiBchen,  niiügebmclien  stein  läßt,  Ovid  aber 
(s.  oben)  die  Gallier  als  die  Oberlisteteu  Feinde  hezeiclinet. 
Die  Rolle  des  Itaben  nln  eines  Sturm-  und  Regeuvogela  iat 
bekannt  (vgl.  Gnipjie,  Mythul.  820)',  naeli  I'lin.  iiaL  hint.  18, 
362  Mgen  die  Haben  heiterem  Wetter  an  singultu  qiiodnm  la- 
trantes  seque  coactitientvs  (vgl.  nach  Aeliau  nat.  an.  7.  7). 
Gewiß  liegt  der  Erzählung  von  jenem  M.  Viilenua  ein  Bitd 
^nes  Valeriers  mit  dem  iLkbeu  auf  di?m  Kopfe  -m  Grunde,  so 
■ie  das  Bild  iinaereK  nach  «einem  Erlebnis  CorruB  oder  Gor- 
vinus  benannten  Valeriers  Ängustus  auf  Keinem  Forum  auf- 
Uefi  (Gell.  ;>,  II,  lOJ ").     Bezeugt    ist  Inno's  Verbin- 


**)  S.  aller  MBnter.  De  i^nt«  Yaltria  (Dluert  BeroUn.  1891)  S.  20 
■-  3  (DUb  I>«tlers«n>. 
**>  Auf  Mflncen  <for  gern  ComiifictH.  (Babeloa  Mon.  eoni.  1.  434  tu.) 


192  Walter   Otto, 

dung  mil;  der  Krähe,  dem  Regeo-  und  Sturmvogel  (Gmppe, 
Mythol.  820.  Wissowa,  Rel.  115,  4).  Man  verehrte  eigene 
Krähengöttinnen "),  über  die  Paul.  F«rt.  p.  64  be- 
richtet: Comiacarura  divarum  locus  erat  trans  Tiberim  comi- 
cibus  dicatus,  quod  in  lunoais  tutela  esse  putabaotur.  Dazu 
gehört  die  römische  Inschrift  CIL.  VI  96  devas  Comiscas  sa- 
crum, die  uns  eine  einzige  ErähengÖttin  kennen  lehrt;  denn 
Comiscaa  ist  nicht,  wie  man  früher  glaubte,  dat.  plur.  unge- 
wöhnlicher Bildung,  sondern  genet,  sing.  Ala  Möglichkeit  be- 
zeichnet diese  Auffassung  Lindsay-Nohl,  Lat.  Spr.  463;  sie  ist 
aber  völlig  einwandsfrei ,  angesichts  des  nicht  seltenen  Ge- 
brauches von  sacer  mit  dem  Genetiv  auf  Inschriften  *^).  In 
einer  etwas  anderen  Form  tritt  uns  diese  Göttin  entgegen  in 
CIL.  VI  30858  Coronicei,  was,  die  Änaptyze  abgerechnet,  gleich 
Cornici  ist"). 

In  den  Geschlechtstraditionen  der  Yalerier  spielte  auch  die 
Fortuna  Muliebris  eine  Rolle,  deren  4  Meilen  vor  Born 
au  der  via  Latina  gelegener  Tempel  seinen  natalis  am  6.  Juli 
feierte,  also  am  Tage  zwiachen  Foplifugia  und  Nonae  Gapro* 
tinae.  Es  ist  interessant,  zu  bemerken,  welche  Aehnlichkeit 
die  Legende  dieses  zwischen  jenen  beiden  Festen  liegenden 
Tages  eben  mit  den  Legenden  derselben  hat,  eine  Aehnlich- 
keit,  die  bisher  nicht  bemerkt  worden  zu  sein  scheint  °°).  Wie 
es  in  der  Legende  der  Foplifugia  und  Nonae  Capr.  erzählt 
wird,  so  befindet  sich  auch  hier  das  Volk  in  hilfloser  Lage, 
diesmal  den  Volskern  gegenüber,  die  mit  Marcius  Coriolanus 
an  der  Spitze  angerückt  kommen.  Auch  diesmal  sind  es  die 
Frauen,  die  das  Verderben  abwenden.  Valeria,  die  Schwester 
des  Poplicola,  war  es,  die  die  Matter  und  die  Gemahlin  des 
zQmenden  Marcius  überredete,  mit  anderen  Frauen  in's  feind- 

Hitzt  ein  Rabe  auf  der  Schulter  der  luno  Sospita.  Heber  die  Statue 
des  Valerius  Gorvua  auch  Mflnzer  a.  a.  0.  S.  2ä. 

*')  Vgl.  die  KoroDisten  des  Phoiuix  tod  Kolophon,  bei  Athen.  359  fg-, 
der  an  sie  das  nahe  verwandte  rhodiache  Schwalbenlied  anachließt. 

'")  Z.  B.  CIL.  XI  3779.  VUL  6951.  2233.  II  4087. 

*■)  Coronicei  T.  Terentius  L.  0.  1.  donom  mereto  dedet  Vgl  flttl- 
een,  RSm.  Mitt.  X  (1895)  S.  68  fg.  Warum  es  ,mehr  ale  zweifelhaft* 
sein  soll,  daß  diese  Göttin  mit  den  Kräh engOtt innen  zusammenhängt, 
wie  Wiseowa  Rel.  114,  4  behauptet,  sehe  ich  nicht  ein.  Coronice  darf 
man  sie  natürlich  nicht  nennen. 

">)  S.  jedoch  Pais,  Stör,  di  Roma  I  1  S.  501. 


Imio.  ^^^^^  198 

Hclie  lAft«r  m  gphen,  und  durch  einen  Ihri'menreichen  Bitt- 
gang das  iJerz  des  tüÜich  BelBidt^ten  7U  erweichen.  Wim  drn 
Männera  dicIiL  gelun^^  war,  gelaug  den  Frauen,  und  ihnen 
zu  Ehntn  wani  an  der  St«IIe,  wo  ihre  Ritten  den  Stnnt  gA- 
rettet  liatt«ii.  a.ai  4.  Moil4>iistein  der  rift  Latinn.  etu  Tempel 
der  Fortlina  Mutiebria  errichtet,  desBen  erste  Prienterin  noch 
d«r  Wahl  der  Fmueii  Valeria  wurde  (Phit.  Coriol.  33  ff.  Dio- 
nya.  atit  8.  55  fg.).  Er  iM  klar  tind  ron  Wisiwwa  Rel.  206  ff. 
deutlich  ins  Licht  geHtellt.  daß,  wie  in  anderen,  au  auch  in 
diesem  Kulte  der  Fortuna  koine  Spur  von  der  Glflcicigöttiii  zu 
Gadeo  iat,  sondern  daß  Fitriima  ala  Frauengüttia  zu  gelten 
hat.  Die  Fortiioa  de«  Forum  boarium  ist  eng  verknüpft  mit 
dar  GeburlAgüttin  Mater  Matuta.  und  zu  dieser  steht  luno  in 
naber  lieziehung.  Eine  Legende  nach  der  Art  derjenigen  der 
Nooae  Caprotinoe  ist  eü,  die  sich  an  die  Fortuna  Muliebria 
der  via  Latioa  knQpft  Von  großer  Bedeutung  war  in  der 
ganzen  Zeit  des  AliertamH  der  Oieniit  der  Fortnna  in  Antiom. 
Man  «chi-int  nicht  bemerkt  zu  huI>L-ii.  daß  der  Kalt  der  Foi> 
tuna  Muliebris  gerade  an  diene  Stadt  anknüpft.  Antiuni  ist 
Tolskiach,  und  nach  einem  durch  Verniitielung  der  Frauen 
glOcklich  beendigten  Volakerkriege  wird  der  Tempel  der  Por- 
ftima  Huliebris  gestiftet,  [n  Antium  wurden  zwei  Forlunen- 
■cfawMtein  verehrt  (Wissown  Ret.  209),  nnd  von  zwei  Rüdem 
im  Tempel  der  Fortuna  Muliebriit  berichten  Pint  Coriol.  37. 
Dinn^B.  ant.  8,  50,  von  denen  eines  der  rOmische  Staat,  da» 
Bodere  die  Fraaea  gestiftet  haben  sollten "),  Den  Conibina- 
tionen.  zu  denen  Pais,  Sbor.  di  Uoina  1,  1,  r>00  ff,  die  Tem- 
pelaüftung  und  die  ganze  Coriolansoge  Vernnlamung  giebt. 
kaan  ich   nicht   Folgen.     Die  Erzählung    von   der    Treiwilligen 

■Terbaanong  und  dem  llncheversiich  dee  Coriolati  trägt,  wie 
HaBomseti  RüiD.  Forsch.  U  UO  fT.  gezeigt  bat,  Züge  politischer 
TandmuDen  an  sich.  Mit  ihr  ist  —  das  »cheint  mir  die  ricfa- 
iige  Auffassung  unserer  Toni  pol  legenden  zu  sein  —  das  Ritual 
muM  tltea  Frauenfeetos  in  Zusammenhang  gebracht  worden, 

')  EbenM  bat  siob  ia    der  L<«en«i«  ätt  Epipbanie    der  DioKvraa 

Bom  aacli  der  Niederlage  der  luKuUncr  um  8«a  Rcoilloa  nad  der 

dioMT   ScbUcht  gelobten    Weibnn?   ibrw  Tompela   oi«  Erniatniaf 

ut  sthaltea,  daß  diMce  USttarpaar  am  Taacalum  QbemDiunien  iror- 

war  (Tgt.  WiMVva.  R«l,  219). 

lUotofa.  UIV  (N.  P.  ZVIU).  S.  13 


I 


194  WnlUr  Otto. 

das.  iihnlich  den  Nonne  Capmtinae.  de»  Oeilanten  seiner  Ent- 
Btebiing  in  scbwer«?r  Kriei^jaiiot  nahelegt«.  Die  Legende  des 
Tempels  selbst  wt«8  nach  Antiuni  in's  VolükerUnd .  darum 
eignete  sich  r.nr  #rkläreiiden  Aussfliuiückuiiy  keine»  der  für 
hUturiücb  geliAltenen  Ereignisse  besser,  als  die  hoffnungslose 
Not-,  in  die  Coriolans  Bund  mit  dem  uücbtiKcn  Autiateu  At- 
tiuii  Tullius  das  römisebe  Volk  gebracht  hatte.  Daß  dieser 
Zussmnienbang  kein  ur.sprtinglicher  ist.  beweist  der  Inhalt  der 
TrnipellHgL-DdL-  selbst,  denn  in  ihr  spielen  nicht  die  im  MittcU 
puukt  der  Conolanüage  ütchenden  Frnuea  Vetnria  and  Volum- 
nia,  die  Mutter  unU  die  O-uttin  Coriol&DB,  die  Hauptrolle,  sod- 
deru  eine  Valeria,  also  eine  Angehörige  jenes  tiesch lacht«», 
dem  wir  mehrfach  in  r5uiiscbeu  Frauen  killten  begegnen "). 
Am  Tage  der  NoHBR  ('aprnlinae  fand  nai-b  Tertull.  de  spect  & 
auch  ein  Opfer  der  puntißcfa  am  Altäre  des  Consus  etatt.  mit 
demon  Festspielen  iiu  Aiigijst  die  Sage  den  Itaub  der  fSabi- 
nerinnen  verknöpft.  P'estspiclc ,  allcrdinga  die  hidi  Roniani 
(Mommscn  a.  u.  O.  S.  145  fg.),  geWa  merkwUrdigvr  Weise  auch 
den  Äolaß  xu  dem  von  CoriuJan  geleiteten  Votskerkrieg.  At* 
tjns  TiiUiuä  und  Coriolan  Terdäcbtigen  nämlich  in  Rom  die 
Volsker.  die  sich  zahlreich  xu  den  Spielen  eiugefnnileu,  sie 
körnten  pich  leicht  einen  lUub  der  scorta,  irie  kürzlich  die 
Subiiier  (i.  J.  5U1,  Liv.  2,  16),  zu  Schulden  kommen  taswa 
(Liv.  2,  371.  worauf  flie  dann  aus  Kom  aiisgewit-seu  werden  und 
so  htr  Coriolans  Pläne  reif  sind.  So  schwif.-rig  es  auch  sein 
mag,  die  Entstehung  der  Legende  in  alten  Eiuselheltcn  zu  be- 
greifen. Ko  wird  man  doch  den  Anklang  au  den  berühmten 
Uaub  der  Sabinerinnen,  die  nachher  wieder  die  Vermittlerinnen 
des  Friedens  geworden  sind,  nicht  für  zufällig  halten  wollen. 
Unter  den  Belohnuniren,  die  der  Senat  fUr  die  Vermittlerinnen 
im  Votskcrkrieg  beschließt,   wird  erwähnt:  ut  fenainig  aemita 


")  Die  Saee  von  Clonlia  und  dam  ibr  »nr  Belofaaung:  fUr  ihm 
KQhnbeit  emcnUtealtoiteretiuidbil«],  wuiilein  der  Ueaohlechtsbadiiion 
dor  Valcricr  von  VthlcriA,  der  Tocht»  do*  Poplicola,  enlthlt  fSobwOft- 
ler,  B))ni.  Gesch.  II  S  u.  &6),  Noch  KieMliag,  Do  Dionpü  IlulicuuMci 
anÜ<i^uil.tttuui  aud.orii;!)«  laUnis  S.  S4  u.  ih  ^elit  dieae  und  dio  iiu  Text« 
orwfiiint«  NaoUricM  vod  Valeria  nuf  Valenua  Antiaa  lurQck  (vfil.  uuch 
Vommien,  ROm.  F«nah.  II  S,  i'iZ  fg.).  VicUcicbtimd  tJo  wirklich  jaas- 
Eine  nnderi;  ErkHEraa^  venucbt  Ufiaxer  a.  a.  0.  S.  71,  d«r  8.  Ja  aacti 
Ober  Cluolia-Vnlerta  eich  ÜDQert. 


Ibbo. 


195 


viri  ocdercnt  and  pcnnifiit:  hia  parpurca  reste  et  aiireis  titi  seg- 
mentis.  and  nacli  Plutnrch  Rom.  2U  werden  die  Sabinorioncn 
nach  dem  Fricdeiisscitluß  dnrch  den  Jteschluß  geelirt,  daß  ihnen 
die  Uäuner  e^irzoiad-»:  öSoO  ßaS:!^ougoK{,  Nuch  Diooys.  ant 
8,  •')!>  fund  indp  tvO  Stj^gu  da«  erste  Opfer  der  Frauen  fOr 
die  neue  Fortiuiu  Muli<^brii(  um  1.  DuseiubLT  atutt,  also  an  den 
der   luQO  geheiligten  Kaleiidne "). 

|L  Mit  dt-D  beaproeheiifti  Julifcetun  bratohungsweise  Oedenk- 
ngeo  uod  dereu  Legeudeii  linbeu  uoch  .twei  weitere  Feste  deft- 
eelben  MoaaU  eise  uDverkcnubare  Aohnlichkeit.  diu  Lucaria 
uad  die  Neptaoalia,  jene  am  Id.  und  21.,  diese  am  23. 
Jali  gefeiert.  Dn&  diese  beiden  F<-«t«  Kusammengehör<'>n,  hat 
Wiseowa  BeL  25Ü  mit  Hecht  aus  dem  von  ihm  selber  belench- 
teteo  (De  forii»  arrni  Rom.  S.  VUl  ff.  =  Gcaamm.  Abh.  S.  Iii3  fl'.), 
im  rfimiscben  Festkalender  so  bedeiitiiti(r<tvoll'en  Kwiiiohenraum 
TOD  3  Tagen,  der  zwijtch«!  dem  ersten  Tage  der  Lucaria  und 
den  Neptnnalia  li^t,  geaohlosten.  Wenn  trieb  tins  nun  er- 
giebt,  daß  der  Typn»  dieser  beiden  Feste  eben  der  der  oben 
bespracfaenen  isrt,  so  wird  ihre  innere  ZnRnmmengebilrigkeit 
über  allen  Zweifel  erhoben  werden.  Ftlr  die  Lacaria  nind  wir 
auf  die  Notiz  bei  Paul.  Fe»t.  p.  119  angewiesen,  die  lautet: 
Lucaria  festa  in  Iiicf«  colebant  Rnmiini,  qui  {wnuagntis  inter 
riam  Salariam  et  Tiberim  fuit,  pro  eo,  quod  victi  a  Gallia 
fugieotes  n  proftlio  ihi  »c  ncciiltaverint.  Es  wird  wohl  keiner 
weiteren  Worte  bedürfen,  um  /.u  bejireifen,  dafi  dan  verschol- 
lene Fest  durch  ein  Fhiehtritual  charaktenRiert  war.  wie  die 
obea  besprochenen  Feste.  Für  da»  nach  einem  Zwischenraum 
Ton  3  Tagen  folgende  Fest  der  Keptnnalia.  an  dem  man  Laub- 
hOtteo    baut«    (Paul.  Fest.  p.  37") ,    hat    Wissowa    zweifellos 

tuhtig    vermutet ,    sein    eigentlicher  Zweck    sei   die  Bitte  um 
bvehr  zu  großer  Trockenheit  gewesen.     Da«  erinnert  an  den 
^beu    erürterteii  Wetteratuher    der  Popiifugia.     UnwillkÖrlich 
rgleicht  man    das    in    ahnlicher  Zeit,    im  Aagast,  gefeiorte 


^     **)  IH«  richtigere  Erklärung  diemM  Opftm  acbeint  Kllerdings  Wiaio- 
^wtf  Anal.  KomuiH.  Topogr.,  J«!txt  Oeaamm.  Abli.  6.  272  fg.  gegeben  zu 
dar  JB  dem  l.Des.  denjenigeu  Ta^  «tolit,  ttn  irelcliem  ilerRBck- 


wog  Corinlan*  toh  Kom  ttattgsfuDilen  hHtieo  «olUe.  und  den  derjeDifie, 
der  die  Conolniifftbgl  mit  dem  Tempel  Ttrrbaud.  irgcndirie  nuiii  ItflChle 
~  BmmeD  Im*«»  miiliU!. 

»8» 


lOS 


Walter   Ott», 


Fest  der  Karnecn,  ioi  auch  in  Sizilien  und  im  griecbischen 
UnteritaUea  beseiutt  ist.  Bs  rerbandeu  sich  da,  wie  so  oft, 
ein  Sühne-  und  ein  Erntefest;  zata  FestrituaJ  gehörte  Wett- 
lauf und  eine  Verfolf^uii^.  womit  man  die  fuga  der  Lucarift 
Terjjleichen  ma^,  and  auch  Laubhütten  wurden  errichtet  (vgl. 
Gruppe,  Mythol.  162).  Die  bekannteste  Parallele  bildet  na- 
türlich das  jüdtacbe  LanbhflttenFest  mit  dem  vorberge  hendea 
\^erä4)hnungotag  (Gruppe  ebda),  und  ea  ist  interessant,  zu  sehen, 
wJK  eich  auch  mit  dieaem  Fast  ein  i{*genzaub«r  verlwnd,  die 
Ispäter  bcxeu|;ti^|  Au!)f;it'lilIn^  den  unter  PoüaiineDitchall  (Nachsh- 
uiTing  und  Luckunit  dea  Dontiers?)  buh  der  Siloahquelle  nach 
dem  Tetnpel  gcbraohteu  Watis^ers  Über  den  Altar  (vgl.  Smith, 
RflL  d.  Semiten,  S.  174  der  deutschen  Uebersetzung;  Mann- 
hurdt,  BanmknHiiii  S.  283).  Für  Mitteleuropa  findet  man  fiol 
ähnliches  Rititnl  in  Mnnnhardts  BaiimkultuH  und  in  duasei 
Antiken  Wald-  und  Fi^ldkutten.  wo  3.  2V.)  fg.  Anm.  mehrere 
Belöge  ftlr  die  Qberall  ku  bemerkende  Tendenz,  den  Grund  für 
die  Entstehung  des  Rituatt;  in  hisiori.'ichen  oder  fflr  solche  g^ 
haltenen  Ereignissen  -tu.  auiiheii,  zusammengeBtellt  sind. 

Wenn  mich  nicht  der  Anschein  trügt,  so  rückt  jetzt  aucli 
der  lieröhmte  UnglilckBtat;  der  Niederlagen  an  der  Cremen 
und  Allia^*)  in«  rechte  Licht.  Ka  ist  der  18.  Juli,  der  Tag 
vor  den  Lucaria,  die  in  der  Legende  mit  der  Schlacht  an  der 
Allia  in  Verbindung  gubracht  worden  sind.  Nach  Diony«. 
»nt  9,  Id  sind  die  Fabier  eben  »nf  dem  Wege  nach  Rom  be- 
griffen, wo  sie  das  Geacltlechtsopfer  darbringen  wollen,  alü  die 
Feinde  sie  Oberfatlen  und  niedennncben.  Sie  waren  ausge- 
zogen durch  den  dexter  Janus  der  porta  Carmentah^  der  seit- 
dem für  einen  UnglUcknweg  galt.  T&tt  kann  nicht  Qbersehen 
werden  und  ist  Pais  (Stör,  dl  Itouia  1,  1,  520)  auch  aufgefsUen, 
wie  nahe  der  Vergleich  mit  dem  Tigillum  anroriuiu  nnd  der 
Geschichte  von  den  Uoratiem  und  Curiatiern  liegt.  Hier  ha- 
ben wir  lannn  und  lunn,  dort  lanus  and  (^rmenta,  die  QOtUn 
der  Frauen   und  der  Bntbindung,   wie  luno.    Eine  Tradition 


**)  PQr  die  Kcbtheit  de»  bxtiims  der  Alliaschlficht  triU  Motamaea 
UOro.  Fonteti.  II  ZU  mit  Riil«chiodenh*ik  i^n.  Rr  hlUi  du  Datum  dar 
CremeiMcblacht  fttr  «pftttr  abertnigea  com  Februar  auf  den  18.  Juli 
(Tgl.  ebda  S.  iU&). 


lano. 


197 


setzt  den  UoterfifanR  der  Kabier  auf  den  13.  Febnuu-  (Ovid 
fast.  2,  L93):  dieser  Tag  ist  bcdc^utssm  dadurch,  daß  am  15. 
dcäselben  Monats  die  Lapercalia  statttinden,  das  Fest,  bei  dem 
die  Fabii  als  iuperci  in  hervorragender  Weise  beteilif^  sind, 
und  wo  luno  r.Is  Gebnrtsgöttin  eine  wichtige  Rolle  s)>i«]t. 
Kicht  ohue  tiedeuLuug  mag  es  sein ,  daß  es  ein  Fabier  war. 
der  i.  J.  295  den  Venustetnpel  beim  Circus  Maxinins  zu  bau«ti 
anUng,  und  ebeiifaliü  ein  Fabier.  der  217  der  Venun  Knictna 
d^a  ersten  Tempel  (auf  dem  Cnpitole)  gelobte  uiid  zwei  Jabre 
darauf  weihte. 

So  sehen  wir  eine  ganze  Reih«  von  Sühnefestea  mit  Kö- 
gen- 1111(1  FruchtbatkeitBzauber  auf  verschiedene  Tage  dea  Mo- 
nates Juli  verteilt.  Wie  ia  Mvr  Weit,  uo  spielen  auch  hier 
die  Frauen  eine  hervorragende  Rolle.  Die  Feste  fielen  wohl 
untprilugticb  in  ilie  Zeit  vor  An  Ernte,  die  bekanntlich  im 
alteti  Italien  beträchtlich  »päter  stattfand,  »U  dit>8  heute  der 
Fall  ist.  Die  Weizenernte  setzen  die  Steinkalender  in  den  Au- 
gust (vgl.  Niesen,  Ital.  Landeskunde  I  S.  400).  Lyd.  de  mens. 
4,  106  fagt  yfiTfl^i  iSiÖTj  'Ptu^toi^  t^p'^i  Tf^i  M-^zpbf  jxtjS' 
61.(i)C  äcppoStatoic  y^pf^o^a:  ivi  niyza  tiv  'loiXtov  \3.i,'vx,  eTTtep 
oütqC^  üYtoivEiv  Tä  aüfiaTx  {liXXoc.  Im  Juli  sind  die  Ipyct 
"Afpooirr^i  gefährlich  aus  demselben  Grunde,  aus  dem  der  an 
Sühne-  und  Totenfesten  reiche  Mainionut  dip  Eht^schließungen 
verbietet  (Tgl.  RoMbacb,  Römische  Ehe  S.  265  ff.). 

IV. 

Bisher  war  es  Tornehmlicb  die  durch  die  Ziege  charak- 
terisierte Göttin .  mit  der  wir  i-e  zu  Ibuu  hatten.  So  kennen 
wir  aie  als  luno  von  LanuviuiQ  am  besten,  und  eben  in  dieaer 
imio  So.ipita  Mater  Regina  rou  LaDuTium  erkeunen  wir  auch 
deutlich  die  Gestatt  der  Aber  ihrem  Volke  waltenden  wehr- 
haften Mutter  und  Königin  Inno,  von  der  dieser  Äbacbnitt 
hundein  wird. 

1.  Biue  Reihe  Tielerwogener  Fragen  fordert  Beanlwor- 
luDg,  wollen  wir  es  versuchen,  einen  einigermaßen  klaren  Be- 
griff von  dem  Kulte  der  luno  Curritis  (Quiritis)  za 
&saen.  Was  in  den  Erklärungen  der  Alten,  die  sich  &D«b 
biei  widersprechen,  thatsachlicliefi  steckt,    iet  dies,  daß  sie  in 


k 


196 


WAlt«r  Ottft, 


Aea  Curien  Opfeitisclie  huttu.  unci  daß  ilir  Bild  sicb  anf  eineo 
Speer  sttltjite.  Jenea  bericlitet  Paul,  l-'est.  p.  64:  curiateti  mea- 
sae,  iu  quibus  iiuiuolabalur  lunoni,  qua«  Guris  appellata  est; 
Feat.  p.  254  ÜuDonem)  Quiiritim)  Laiuen  qnid(a}iu  (a)  csrKi^ 
(dictam  c«8e  Htatinmt.  quin  in  bis  ci  sacra  fiant).  Diooys. 
ant.  2,  Ö0  iv  än»ax-.;  oi  T«i;  xcupioc:;  ~np^  zpaTii^a^  liHis 
(Tatius)  KvptlCa  (nach  Scbütuann  KupiT'lSi  zu  lesen)  XeyoiiivD, 
a:  x«j  ii  TÖSe  );p6vou  XE-vrxc,  Die  zweite  Tliatisacho  lehrt 
Paul.  Kest.  p.  4^;  Caritiui  lunonem  appellabaut,  quia  eandem 
Ferre  hoatatu  putubuut.  63  quia  matronat;  luoouis  Curitis  In 
tutola  ^int,  quae  ita  appellatur  a  ferenda  hasta,  quae  lingua 
Sabinarnm  curis  dicitui.  Plut.  Itom.  29  ty;/  ixiy^\±r^t  tJ  x4  HiM 
tciti  JwXawüg  xüpw  dvofia^etv,  xai  Kwp-.tESo;  'llpot;  äyscXn« 
vjtXei-*  etc'  «ixMi'j^  iSpvtiivov  u.  8.  w.  qu.  Rom.  87  "Upa:;  5i  Up4v 
ti  Scpy  vevi|iiTta:  xai  Tfi>v  äyaijiitciiv  «ÜTij;  Sipatt  (mjpr^T« 
t4  nXelo-a,  xai  KupEn;  iq  dtö;  eniiivÄjiasTa:.  ta  y^  Stpy  xsO- 
f  IV  ixsUcyv  of  leoXaici  ■  S-.ft  x»  ^ast  Kupivov  dvoiweaSiJvat  'Evu- 
aXf^v.     Dazu  noch  Serv.  Aeii-  1,  8.  2.  614. 

Wir  bet;egiif>a  also  bier  derüelben  Etymologie,  die  den 
Alten  zum  Teile  dienen  mußte,  um  die  Herkunft  von  qoirites 
und  Quirinus  m  orklnren'^).  Dos  Wort  curia,  das  «abinisch 
sein  und  haota  bedeuten  soll,  kennen  wir  lltierhanpt  nur  aus 
djweii  etymologischen  Veraucben;  qutria  taucht  überhaupt  erst 
hei  I^dor  auf,  und  wird  deshalb  mit  Recht  von  Conwajr  als 
l^rfiuduti^  b(>zeichnet.  Vielleicht  steht  es  trotz  alleu  Ituttungs- 
versuchen  mit  curia  nicht  bL^ger,  aber  entscheiden  ISßt  sich 
diese  Fray»  schwerlich  Wenn  die  Ablaitung  von  curia  neu- 
erdinj{ii  für  Quirinu»,  den  Naraeii  des  sicher  echt  römischen 
Gottes,  uud  quirites  abfi^ewieseu  worileii  ist  (vgl.  Wiüsuwa,  R«l. 
ISd,  2;  siehe  auch  Momtnaen  im  Staatsrecht  III  S.  ö),  so  hat 
man  damit  ohne  Zweifel  das  liicbtige  getroffen.  MerkwUrdi- 
gyr  Weise  soll  uuu  aber  gerade  für  luiio  Quiritis  oder  Curri- 
tifl  die  alte  Etymologie  bestehen  bleiben  (Wissowa,  Rel.  115, 
5),  weil  di«»e  wirklich  eine  Lanze  trug  (wodurch  sie  sich  llbri- 
gens  von  der  luiio  Sospita  nicht  unterscliied).  Es  leuchtet  ein 
—  mag  es  ein  Wort  curis  je  gegeben  Laben,    oder  nicht  — 


•*)  Stellen  bei  Conwajr,  Tbo  Italic  dtalecti  S.  353. 


Inno. 


199 


r 


I 


daß  die  Bildung  Curriti».  Quiriti«  niclit  mit  groC«r  Walir- 
scheinlichkeit  »iif  ein  Wort  wie  rtiri»  zurllckgeniiirt  werden 
kann"),  datt  ea  vielmL-hr  durch  die  Aualügiu  »ou  Samiiimn  — 
Samois  näheigel^t  vird,  Ableitaitt(  von  eioeni  Lokalnamen 
aDzuDehmen,  wie  Ot-tiikv,  Faliaker  86  tiehr  richtig  gezeigt  hat, 
and  «8  ist  mir  nicht  recht  Terstandlicli,  n-eswegeii  Wissowa, 
der  selbst  S.  1 39,  2  einen  solchen  Weg  für  die  Grklürung  von 
Quirites  and  Quirinns  gebilligt  hat .  in  diesem  Falle  lieber 
einen  anderen  einschlug.  Denn  doC  der  Beiname  der  Inno 
Quiritts  tod  dem  Name»  der  «juirites  getrennt  werden  dürfe, 
will  mir  nimmermehr  einlcncht^n ;  haben  wir  doch  in  Inno 
Populona  eine  dem  Uegriffi:  nach  genau  entsprechend«  Gestalt 
(worUber  unten).  Daß  aber  dann  die  Fumien  Curritia  und 
Qutritia,  die  Bcrsu  und  andere  gemeinsam  erklären  wollen, 
schwerlich  auf  dasselbe  Wort  lurdckgehen,  ist  klar.  Allein 
was  Tvrbtlrgt  uns  die  urüprUnglicbe  Idcntitüt  heider  ?  Die  Göt- 
tin, die  mit  den  Curien  in  Verbindung  gebracht  wird,  beißt 
in  den  lat«iniRcben  Quellen  so  gut  wie  immer  Curritis.  Daa 
mag  sich  über  durch  d»f  IkdQrfnis  der  Kt)-mologen ,  den  zu 
erklärenden  Namen  dem  Worte  cmia  (oder  curia)  möglichst 
nahe  sn  bringe»,  crkliü-en.  InschrifÜich  kennen  wir  die  Cur- 
ritii»  sowohl ,  wie  die  Quiritis.  Die  faliski»cben  Inschriften 
CIL.  XI  3100.  3125.  3126.  312S.  die  beide  Kamensformen  bie- 
ten, lehren  nns,  daß  die  Inno,  nach  der  Ovid  am.  3,  13  di« 
Kalioker  lunonicolae  und  6w  offizielle  Sprache  die  rOmiüche 
Colonie  Innonia  nennt,  mit  vollem  Namen  m  geheißen  hat 
Auch  außerhalb  Faleriis  begegnen  uns  inschriftliclie  Zeugniiiae 
beider  Namensformen.  Aber  hier  «cheint  sieb  eine  Souderung 
von  selbst  anzubieten.  Der  Arvalk alendnr  verzeichnet  unter 
dem  7.  Oktober  den  Stiftungstag  des  Tempels  der  Inno  Curri- 
tin  auf  dem  Marsfelde:  loTi  fulguri  ilNinoni  Curriti  in  cam- 
po»')  (in  di>n  bei  Rom  gefundenen  faatt  Pauliai  heißt  es  zo 
demHelbeu  Tage  dagegen:  tovi  fnlg(uri) ,  luRoniq(uirit))) ^). 
Vou  diesem  Tempel  vermutet  Wjesowa,  IM.  117  mit  großer 
Wahrscheinlichkeit,  daß  die  in  ihm  verehrte  Göttin  im  J.  214 


**)  Trots  arqoitt»,  worauf  Uomm«en  a.  a.  0.  anfmerkiam  macht, 
»•i  CIL.  I»  »,  211 
»•)  CIL.  P  p  212. 


Walter  OtLo, 


ror  Chr.  aus  Fakni  evociert  worden  sei.  Er  ist  der  eii 
römische  lunotcmp«!,  dessen  Stiftungetag  unsere  UeberlieferuL^ 
nicht  auf  die  Kniende»,  gondern  auf  die  Xonen  verlegt  Ad- 
derersoita  dflrf«Q  wir  aite  der  alten  Benoventftiier  InschriCtCIL 
Ei  1547 :  lunonei  Quiritei  sacra,  C.  Falcilitis  L.  f.  conio!  de- 
dicarit,  wie  obuti  ausgeführt,  einen  ROckecliluß  auf  Itom  selbst 
maehoa.  BeneTent  ist  268  Colonie  geworden,  aud  wahrschein- 
lich Icsin  damals  die  Göttin  von  Rom  iu  die  Colonie.  Älao 
ist  alloDi  Anscheine  nnch  die  echt  röiiiische  Form  Quiritiiu 
und  dieser  Name  will  niclits  aiult-nis  besugen ,  al»  GAitin  ittr 
quirites ,  wip  Popiiloaa  Gfittin  des  datnit  gleichbeddutendea 
populuH.  Diu  Zeugnis,  das  die  erwähnte  luschrift  aus  Beoe- 
Tent  giebt,  geht  der  Zeit  nach  allen  nnderen  vorau».  Die  in 
Falerii  gefuud^iiei)  Ijischriftvii  gehiiren  dajjugt-n  d(?r  Kaiserzeit 
an,  einer  l^poche,  in  der  längst  echt  Faliskiscbes  mit  liömi- 
schein  gemischt  war.  Di«  Annahme  ist  also  schwerlich  m 
kllhii,  daß  die  Göttin  in  Kalerii  Curritis  geheißen  habe 
Dod  mit  ihr  diu  ihr  ähnliche  rÜmischv  Quiritia  xusamtneo 
geworfen  worden  sei,  wie  in  Koin  nach  Uexeptiou  der  faliski- 
sehen  Qotthett,  so  in  dem  romanisierten  Falerii  selbst.  Cur- 
ritis, die  QSttiu  der  Ourieu,  hat  sei bttt verständlich  mit  Quiritis, 
der  Göttin  der  Qnirilen,  rielp  Vergleichspunkte  gehabt.  Die 
&lacL  etyniülogiiiicrten  Namen  mußten  ihrerseits  einen  noch 
stärkeren  Anstoß  ■mr  Verwechselung  g*>bi>Q,  als  ps  z.  B.  bei 
den  Namen  Suctisa  und  Subura  der  Fall  gewesen  ist,  deren 
TCllige  Verschiedenheit  Wissuwa  (Sepliuiontiuin  und  Subura, 
Qesanin).  Abb.  B.  251  fT.)  endgültig  iiachgewieaen  hat.  £s 
gicbt  aber  noch  eine  Thataache,  die  mich  glauben  macht,  daß 
man  in  Falerii  die  GSttin  Curris  naimte.  Tertullian  allein 
bringt  eiue  sonst  verschollene  Erklüning  de»  Bt-iniuuens  vor. 
aus  der  wir  zum  wenigsten  etwas  wichtiges  lernen.  Im 
Apoiog.  ^4  sagt  er  am  Öcbluaae  einer  Aufzmchnuu}:  von  Gott- 
heiten, die  einielnen  StSdten  eigentümlich  sind:  Faiiscorum  iu 
hunore(ni)  patris  CurriUi?)»  et  accepit  cognomen  luoo.  Dar- 
aus lernen  wir,  daß  es  in  FalerÜ  einen  pater  Curri»  gab, 
den  wir  aber  nicht  TorschnoU  mit  Ueecke,   Falisker  86'")  fUr 


**)  Den  lieh  Aast  in  SoMhore  Lex.  U  64&  aaschlleSt. 


I 

I 


?iDen  Jnppiler  Uoma  erkl!ir«n  wollen.  Die  BeHaiiptiiug,  daß 
ihm  zu  Ehren  die  luno  ihre»  Boiuatora  bekommen  habe,  ist 
fnr  uns  «beoHO  wifrtluB,  nU  sie  den  mit  der  Inno  Curritifl  von 
Falerii  v«rtrant«n  Alten  nahe  liegen  mußt«.  Wenn  wir  schoD 
in  Curritiii,  dem  lleinamf^n  der  lano,  einen  Localnaiueii  ver- 
muteten, «0  köuueii  wir  dasselbe  mit  noch  größerem  Rechte 
beim  pater  Curris  tbiin;  detin  dieser  erinnert  stark  an  den 
Alb(eii)sis  pat«r,  dun  Kvatinud  patcr,  dun  pater  Pyrgensis.  die 
ron  den  Städten  Alba  (Fucens).  Keal«.  Pvr^i  beauiint  sind 
(vgl.  Wjsaowa,  Rel.  183,  10).  Es  muß  also  nine  später  ver- 
KhoUene  Lokalität  Cnrrium  oder  Gurria  ^e^ben  habt^n.  deren 
Gottheit  nach  ihr  benannt  worden  ist,  wie  der  patcr  Reatinua 
nach  Reate,  und  diese  HerVunfl  ist  auch  für  den  Beinamen 
d*rr  luno  die  wahrHcheiDlichstc.  Das  ist  der  richtige  Kern  der 
antikeu  Ableituu};  vom  «ubinischL-D  Cures,  diu  auch  bei  dn 
Carriüa  wieder  ihre  Dienste  thun  moßte  (Schol.  Pers.  saL 
(,  26  Curibus.  (luod  nomt-n  loci  est,  uude  Inno  Ciiritis  dici- 
htr.  quia  ibi  vehementer  cnlittir).  Der  Stamm  des  Namena 
Cures  m(^  vielleicht  Tumundt  si^iti  mit  dum  hiur  voruiisge- 
setztea  Ortenamen;  diesen  aber,  wie  ein  Teil  der  Alten  that, 
sb«-a  in  Cures  wiedcrzuluid«n,  verbietet,  außer  aaderea  Erwä- 
gungen, eiuerseits  die  Form  der  Ableitung  — -  die  Einwohner 
TOD  Cares  beißen  Cunrnscs  — ,  andererseits  der  völlige  Mangel 
»n  ioHchriftlichcn  und  sonst  übtrhaupt  suverlässigea  Ifeug- 
nissen  fOr  luno  im  Sabinorland-,  die  Scholiastenweisheit  ki^onen 
wir  *uf  sich  beruhen  lasMlt. 

Ich  habe  den  Namen  bisher  mit  Absicht  C  u  r  r  i  t  i  s  ge- 
sehriebeQ.  denn  diese  Orthographie  i»t  die  unserer  Inschriften, 
soweit  sie  fiberhaupt  nicht  mitten  im  Namen  abgebrochen  sind. 
Da«  Zeugnis  des  Arvalenlcalcnders  ist  oben  angeftlbrt  worden ; 
CII^  XI  3126  aus  Falerii  nennt  eines  lucum  luncm(is)  CurritJs. 
Daß  daran  die  falscho  Etymologie  vom  ciirrus,  der  in  dem 
gleich  zu  erv^fanenden  Gebet«  der  Tiburtiner  genannt  wird, 
Schuld  sei«  ist  eine  unbegründete  Behauptung  Deecke's,  Fa- 
Usber  85.  In  unserer  Scbri^li^teller(lber lieferung  erscheint  der 
Name  bald  mit  einem  R,  bald  mit  zweien.  Angesichts  der 
Inschriften  kann  das  nichts  liedeuten;  itu  Gegenteil  erlaubeu 
e  den  Schluß,  daß  das  auch  bei  3chnft«tellem  (TertuUian. 


202 


Walter  Otto, 


S«rTiu8)  nicht  nelicn  11hvr]i(^f«rt«  CurriHs  die  ccbte  Form,  Cn- 
ritis  dagegen  die  durch  die  Ableitung  vo»  curis  beeioäußte 
ist.  äcboD  dioBs  Schreibweise,  die  wir  jetzt  als  die  koirekto 
kennen,  marht  di«  Al>tpitiitig  vun  cutis  böcbat  bedenklich*^. 
Eine  titarke  Üvberlieferung  weist  die  Iubo  Ciirritis  in  die 
Curien  a\s  deren  Spezialgottbeit.  Dazu  paßt  ee  vortrefflicli, 
daß  die  Quintis  die  Göttin  dor  YollbOrger,  quirites,  ist.  Di« 
CuricD  sind  nicht  nur  für  Rom,  nondem  frir  LiLtiiiin  abierhaupt 
als  älteste  Kinteiluug  der  Büri^erscliuft  bt-'kauut  (Mominsea, 
Staatareclit  m  S9  fg.).  Nun  meint  zwar  Wissowa,  Ret.  119, 
die  Bebnuptun^,  dafi  die  iu  den  Curieii  verehrte  Inno  den  Na- 
men Curritis  geführt .  beruhe  nur  auf  einer  «tjiuologiM^ben 
Spielerei  mit  curia  und  Curitis.  da  diese  Form  der  luoo  in 
Itom  wohl  er»t  aus  Falerii  rezipiert  sei.  Aber  der  Einwand 
kann  schwerlich  gelten,  denn  Ana  mit  Latium  so  nahe  ver- 
wandte Völkchen  der  Falisker  mag  »ehr  wohl  ebeufaUs  die 
Curieneinteilung  gehabt  haben,  und  anderenteibi  war,  wie  oben 
ausgefQhri.  der  echt  römierhe  Name  wahrscheinlich  Qairitb, 
und  ist  erst  uutcT  außL-rcm  Einfluß  mit  Curriti^  ziiüamiacnge- 
worfen  wordeu.  Aiigesichla  des  bei  ÖerviuB  zur  Aen.  l,  17 
nberlicferten  Gebetes  der  Tihnrtiner  »cheint  es  mir  unerlanbt, 
au  eine  bloße  etymologische  Hpielerei  zu  denken.  Mau  betete 
Dämlich  in  Tiber  so:  Inno  Curritis.  tuo  curru  clipenqiie  tuere 
meos  curiae  Temiilas*').     Also  hat  Tibur  entweder  schon  in 


**)  Bemu.  DiR  Oiittntalftn  iin<l  ihm  VtirbinJunK  mit  v  im  Latein 
8.  96iß  Kam.  und  ä.  IIa  fti.  siehl  in  Quiriti*  diä  unprttnglic))«  Porm 
desBcinamenn,  «Im  or  von  dem  n| lokryplicn  quiris  abteitot,  und  crkltlrt 
Curitin  fQr  eine  <liHlekti«ebe  Anjrleichuna  nn  Quiriti»,  ilia  mit  ilnr  am- 
^kehrt  iLuf  rOniUclieiD  Boden  urfoittUn  ümwuiidelunic  van  Akuduania 
in  Aiiiiiloniik  xd  Torgleicbea  wäre.  Da&  dieser  Weg  der  Erklllning 
niclit  der  tii:lil.i);n  iKt,  glAube  ich  oben  wuhntcbeinlicb  gotnacbb  xu  haben. 
Dsgegeu  weiat  Ber*ii  mit  volluia  R.M:iit  di«  Ableitnnu  von  Cuntti  ab. 

")  WiiiowB  meint,  tao  curru  sei  auf  Qrund  falauUer  Ktytuologie 
Kl  du  durcli  den  Sinn  geforderte  (ua  curi  einsetretfin.  So  beatecbend 
diete  TcTinutiing  anfh  int,  so  üt  e*  doch  »ehr  bcdenllioh.  hier  nun  auf 
einmal  da«  sonat  nur  durch  di«  Kljninlniien  belcannti-  curia  in  oin«m 
Texte  erBckeiaen  eu  lusen;  und  *o  ainiiloH  tut.  ja  doch  aucli  ein  Scliuts 
mit  dem  Wagen  und  .Sckiidu  nitbt,  d».&  man  ihn  um  jeden  Preis  cot- 
fern«»  niflßte.  Anf  Manni^n  der  genu  Procilia  fährt  nucb  die  Ino&ßo- 
■pila  auf  einem  Wu^en  (üalielon,  Man.  com.  2,  .%F>):  vgl.  auch  Serr. 
Aen.  1.8  Curitii  (Cunctis.  Curetit  eiti  Tdl  der  Haa.i.  quae  vtitnr  cur- 
ra  at  litiala.  Dan  WOrtchtn  taue,  das  man  frlllior  lum  ScblnsM  des  Oe- 
bebe«  laa  oder  corriKterte,  g«hOrt  xum  Anfange  de«  foliceailea  Satiea. 
wie  in  dar  Tbilo'achen  Autgab«  jelsL  riubtig  tn  lesen  i«l. 


Inno. 


20S 


I 


I 


alter  Zeit  audi  ein«  luiio  Curritis  liescasen,  oder  e«  hat,  wie 
Bom.  sich  von  Fftlerii  beeintluBaeii  lafisen,  und  auch  steine  luno 
bicß  zuerst  Qniritis.  ÄnsilrOcktich  sagt  nuch  Paul.  Fest.  p.  64 
cnrialea  uiensae,  in  qiiibos  immolabatiir  lunoni,  qnap  Curia  np- 
pellatA  est  Diese  Tische  hat  Diouyeius'  Zeit  noch  gtsofaea 
(Tgl.  uit.  2,  50  iv  s(7iä39ti;  &s  zal-  xupiati  "Ufa  iparE^a;  e^to 
KuptTia  ÄEYcju'/ij,  at  xai  «>;  z6tt  XP^vou  xjEvtai).  Wiasowa'a 
Meinung,  daß  es  nur  di«  Ehegöttin  Inno  geweHen  sein  IcOnne, 
kann  icb  Angesicht«  der  Ut^herlieferunj^  nicht   beistiuimen**). 

2.  Sehr  richtig  hat  meines  Krachtens  Mommsen  gesehen, 
wenn  er  im  Staatsrecht  HI  5.  2,  anagebend  von  der  Gleichheit 
der  Begriffe  quirites  und  populus,  Inno  Populona  fur 
dieselbe  Göttin  erUUrte.  wie  lunu  Quintis.  Nach  dem  oben 
Ausgeführten  darf  ich  es  wohl  fllr  sicher  hallen,  daß  die  Po- 
pulona eine  rein  rüinische  OiUtin  genesen  ist,  oder  wenig!jt4.-n8, 
daß  Sparen  einer  tod  Rom  unabhängigen  Verehrung  dieser 
Göttin  sich  underswo  bisher  nicht  nachwrisi-u  ließen.  Die  Ver- 
ehrung der  Populona  in  mehreren  von  Rom  ahh^ngigeD  Ge- 
meinden beweist  ihr  hohe«  Aller  und  ihre  große  Itcdeutung. 
In  Teanum  Sidiciuum  wird  sie  (CIL.  X  4791.  s.  oben  S.  171) 
aacromm  pabiicorum  praeses  genannt,  und  die  Demerkung  des 
Martiaau»  Cap.  2,  149:  Populonum  plehcs,  CuriUm  debent  me- 
morare  bellantes  mag  wenigstens  ftlr  dan  Verständnis  der  za- 
«rst  genamitua  Wert  haben.  Vielleicht  hat  C-  Caerfllius  Sa- 
binns.  der  in  Dacien  die  Inno  Kegina  l'opulona  dea  patria 
mit  einer  Wcihiing  bedachte .  gar  div  Inno  Regina  dee  Capi- 
tols gemeint  (vgl.  oben  S.  172),  Auch  &ui'  der  Inschrift  ans 
Aesemia  CIL.  IX  2630  bat  die  luno  Populnna  den  weiteren 
BcinameD  K«gtna").  Das  buhe  Alter  dieser  Bezeichnung  als 
KSnigin  bezeugt  vor  allem  der  Kult  der  luno  Soepita  Ma- 
ter Kegina  in  Lanurium. 

In  dem  Uoinamen  Kegina  siebt  mB.n  gome  eine 
BttcicbauDg  der  luno  als  Gemahlin  Juppitera  (Preller-Jordan 


**]  X>io  luat«  caelibaris,  mit  der  die  BrUut»  sckBUnint  werdaa,  bringt 
eiat  i*r  vielen  Erkl)Lraii|{fla,  init  denen  tkh  oie  Allen  «bmÜhUn,  um 
dleMD  BraucU  su  venteben,  mit  iler  Lnnt«  der  Inno  Cumlia  lutkninten 
iPanl.  Pt»t.  p.  6-J  if!.  PlatRrch  qu.  Rom.  87)  Darauf  i«t  oatftrlicb 
oicbt«  zu  ttcbco.     Ander«  PrcUer-Jordtui  Mytbol*  I  '279. 

*')  Autterden  «ird  die  Popiil9n|,ila  noch  erwibat  bei  Araob.  3, 30. 


204 


Waller   Olto. 


Hytliol.*  I  205.  RoHcher  in  seineiu  M7Ü10I.  Lex.  11  600). 
Gewiß  Ut  luno  als  Göttin  der  cnpitolinischen  TriikS  R«giiu 
getiuiDt  worileii,  nber  auch  miiBt.  und  xwar  in  Kalten,  die  tod 
diexer  VprkiiQpfung  mil  Juppiter  und  MinenrR  unabhingig. 
und  /.am  Teil  sicherlich  älter  sind,  als  diese.  Daxu  gebCct 
ihr  Tempel  iu  Rom  auf  dem  ÄT«ntJn,  dessen  Cult  aus  Veji 
fibert.ragen  wnrdon  ist  i.  J.  396;  dazii  gehört  die  Göttin  von 
L»nuvium,  uud  endlich  eben  die  Populoua.  Von  eiueiu  ehe- 
lichen üdvr  Oberhaupt  irgend  welchem  Verhältnis  dieser  Qüt- 
tinnen  zu  Jiippiter  ist  nicliL«  bekannt;  im  Oegeuteil  zeigt  ihr 
Wt»teii  und  die  Geschichte  der  Uebevtragting  ihrer  Kulte  nacli 
Houi  deutlich  eine  Sonderstellung  herfOTTsgeuder  Art.  Zani 
Ueberfluli  KÜblcn  die  hämischen  Worte  dea  Seneca,  die  Au- 
guatiu  (iberliefert  hiit  (de  civ.  d.  6.  10),  die  Populona  ausdrück- 
lich zu  dm  vidiiac,  bezeugen  alito,  fvie  Preller- Jordan  Mytb.* 
I  279  selbst  hLTYOrhcbt,  ihre  Verehrung  oboe  Juppi- 
ter.  Wenn  wirklich,  was  doch  die  größte  Wahrscheinlich- 
keit ftlr  irich  hat,  die  Etrusker  ihre  luno  aus  Latium  entlehnt 
haben,  so  ditrfea  wir  auch  aus  der  etru8kii<cheii  Inno  etwas 
Tür  die  Intiniach«  lernen.  Die  bekannten ,  oben  angeführten 
ScbriflstellenwugniHSe  nebreiben  dum  liuiokult  eine  berrorra- 
geniie  Bedeutung  iu  den  etruskischen  Städten  zu.  Die  I'eru- 
sincr  TOrehrten  die  ticiitin  61»  Tuppr/vs;  und  erkoren  sich  nach 
der  Zerstörung  ihrer  Stadt  den  Hepbaest  (eettilans)  zum  d%hi 
nxTpts;  ävTC  zfji  "H^K^;  aus  dem  eroberten  Veji  nehmen  die 
Römer  di«  Iuqo  Regina  mit  uud  grOndeu  ihr  eiu  Heiligtum 
kof  d«m  Arentin.  Also  die  Göttin,  die  die  Ktntsker  sich  aus 
Latiam  angeeignet  haben,  ist  luno  iu  der  eben  beschriebenen 
Stellung,  die  Vorsteherin  des  Gemeinwesens  und  seiner  (CiuieD)- 
VerfaflsuDg.  die,  mit  geringer  Veränderung  der  Bedoutang,  als 
Regina,  Mater,  Populona,  Curritis,  (jtiiritis,  Kuweilen  mit  meh- 
reren dieser  Beinamen  zusammen  Terehrt  wurde. 

Wäre  luno  Ki'gina  wirklich  so  genannt  worden  aU  Ge- 
mahlin dos  Juppiter,  so  müßte  der  letztere  ebenfalla  in  ofii- 
zieller  Benennung  Rex  heißen,  wie  denn  Roseber,  der  jene 
Ansicht  vertritt,  ZcCj^  ßoadcü;  und  lipa  pxiiXtia  (ßaatJLt;) 
tarn  Vergleiche  heranzieht  (Myth.  Lei.  II  GÜO).  Dieser  V«> 
gleich  ist  aber  schief,   denn  im  Griecheulaad  bercscht  in  der 


Tino. 


205 


rSfweniwag  dieser  Bi'inaiuon  geredo  dan  nmgekelirte  YerhSlt- 
Ri«,  wie  in  Italien.  Während  <len  Griectmn  Zcu;  pav-XtG;  sehr 
geläufig  ist,  ist  es  "Hp«  ßxofXE'-a  lange  nicht  in  dem  Maße 
(Tgl.  Uiiener,  Oötternamen  226  ff.);  in  !talii;n  nher  isU  wie 
wir  gMehen  haben,  lauu  Rt^gitia  ran  Ält«rs  her  «ingebdrgert, 
fUr  Juppiter  Hex  dagegen  giebt  es  kaam  eine  Spur  in 
der  Tradition:  denn  was  Preller-Jordan ,  Mjrtbol.'  I  SWä,  4 
aaflUirt.  stauiiut  nicht  au»  dem  Kulte  und  rerlangt  eine  an- 
dere  Erkläning.  Cicero  de  rep.  ^,  15,  23  !«gl:  sunt  enim  ora- 
n«,  qui  in  populum  ritae  oecisque  potestatem  habent.  tjraa- 
oi.  sed  «e  lovis  optimi  nomine  maltmt  reges  vocari.  Diese 
Wort«  gehen  sicherlich  auf  griechiNcbe  AnHchauangen  Kurdck. 
Dod  wenn  Caeanr  bei  Dio  44,  11  die  Könignwflrde  mit  d«r  Be- 
tprllnduttt;  ablehnt,  ö~i  Zeü;  ;i.civs>;  tAv  'I'wfutinv  ßo^iXeu;  v.-^, 
90  braucht  er  mit  dieser  aus  dem  Bedürfnis  des  Angenblickes 
geboreneo  Autwort  keine  rüniische  Kultbezeichnung  im  Auge 
gehabt  XU  haben.  Wäre  in  alter  Zeit  Juppiter  als  Kex  ver- 
fhrt  worden ,  so  hätte  sicherlich  auch  der  Haß  der  Republi- 
kaner es  nicht  vermocht,  den  KSnigEmamen  ihm  sii  raaben. 
wie  ProUer  meint.  Da«  hätte  die  zur  Genüge  bekannte  Aengst- 
lichkeit  der  Homer  allem  Alten  gegenüber  unmöglich  zuge- 
standen; sind  doch  gerade  im  KuUwesen  Erinnerungen  an  die 
KdnigüKeil  immer  erhalten  geblieben"*). 


V. 


[  Ui«ran  achliol5e  ich  die  Besprechung  einer  oudoreD  wich- 
tigen Rolle,  die  luno  im  öffentlichen  Leben  spielte,  die  einer 
Herrin  der  Kalenden  eines  jeden  Monats. 
I  Bekannt  ist  der  Brauch,  von  dem  uns  Maerob.  eat.  ],  15, 
9  ff.  «ne  Vorstellung  gtebt.  I)en  Eintritt  des  neuen  Mondes 
jneldete  der  pontifox  minor  dem  res  sacromni,  womnf  d»nn 
ei  der  Curia  Calnbra  dem  Volke  mitgeteilt  wnrd«,  ob  die 
(onen  des  n«u«n  Monates  auf  den  tflnften  oder  den  »iebteo 
lg  fielen,  mit  jener  meikwllrdigen,  bei  Varro  1.  1.  G,  27  ver- 
rbt  und  bei  Maerob.  a.  a.  0.  unvolUtündig  erhaltenen  For- 
b1.  in  der  man  xwei  Satumier  erkenueu  wollte.         Wir  haben 


••)  Auf  der  loachirift  »on  Affiione  (CoBwaj,  Ital.  Dial.  n.  175)  bat 
tappiier  iweiinal  den  Beinunen  regaUr:  DlAvsi  Hgatursi. 


206 


Walter   Otto, 


zunÄ^hst  die  Fm^j;»  tu  erßrtoni,  ob  hier  luno  Ji«  Rolle  einer 
Moudgöttin  spielt.  Röscher,  Inno  und  tlera  15  l>Piint- 
wortet  die  Frage  iinbedenlclicfa  in  Doch  viel  weiterer  Au&dehn* 
unf{  mit  Ja;  er  erklärt  i?«  fOr  lotclit  erwoisHcli.  daß  luno  ur- 
B|jrGriglich  die  nedeutung  Hiiier  Mundgüttin  gehabt  habe.  Wih- 
sotvH  Ret.  IIÖ  liält  w«nigsten»  die  an  dea  Calenden  angerufen« 
luno  Covftlln  unbedt^nklich  flir  «ine  Moudgottheit,  wäh- 
rend er  im  Uebrigen  nicht  geneigt  xu  «ein  scheint,  die  Göttin 
mit  dem  Mmide  in  ^Cusanitnenhang  zu  briiigeu.  Ich  g«he  noch 
weiter,  und  halte  dafCr.  daß  ea  itn  römischen  Kulte  Oberhaupt 
keinen  sicheren  Anhaltspunkt  für  diese  Auffassung  der  Inno 
gicbt. 

Selb^lTetütündlich  mtlssen  die  Anschauungen  and  BtTtno- 
logien  der  Alten,  die  teils  die  seit  der  Id(>uti(ixif>rung  der  Inno 
mit  Hera  auch  auf  diene  flbertrageoeti  Spekulutiuueii  der  Orie- 
clieo  wiederspicgetu.  teils  ähnliclie  Worte  ftlr  gleichbedeutend 
aaagebeu,  hier  fernbleiben.  Aber  ebensowenig  dürfen  wir  ganx 
allgemeinen  Krwägtingcn  einen  so  wesentlichen  Einfluß  rer- 
statten,  wie  die«  Itoscber  thnt,  da,  wo  es  sich  um  speziell  rö- 
mische besw.  italische  ÄiiHcbauungen  handelt.  Wenn  also  dt« 
Inno  Lucinu  QSllin  der  Frauen  nnd  zwar  rorzugsweiiie  der 
gebäreudeu  ist,  so  dtlrfen  wir  es  nicht  von  vornherein  fSt 
wahr»cheinlich  halten,  daU  sie  Mondgöttin  war,  weil  sich  fllr 
di«  Moiidiialur  antiker  Gftttinuen  der  Geburt  eine  überwälti- 
gende Fülle  von  Xeiipniasen  beibringen  läßt.  Selbst  fOr  Grie- 
chenland ist  es  nicht  tn  allen  Zeiten  die  Möiidg5ttin  gf^wesen, 
die  die  entscheidende  Macht  über  die  Geburt  besaß.  In  Ita- 
lien wtfist  die  urulte  Mater  Matut«  keineii  Zusammenhang  mit 
dem  Monde  auf.  Ander«  Göttinnen  derselben  ßedeiituug,  wie 
E^ria  u.  a..  sind  deutlich  Quell götti n nen ,  entoprechend  der 
bedeutsamen  Kolle,  die  das  Wasser  tn  Wirklichkeit  und  in  den 
abergläubischen  Vorstellungen  alter  und  neuer  Zeit  als  be- 
frucbtcudes  und  heilendes  Element  spit-lt. 

Itoschers  Darstellung,  die,  wie  alle  bisherigen,  in  dem 
BaoQo  dor  Anschauung  steht,  daß  der  Name  Inno,  wie  der 
des  Jupptter.  den  leuchtenden  Uimmel  bedeute,  hält  naturge- 
müß  den  Beinamen  L  nein  a  fOr  einen  Zusatz,  der  erst  in 
apäterer  Zeit  Sinn    haben    könnt«,    als    man    nämlich  die   vi- 


Ian. 


207 


oprün^liche  Bedeutung  de»  HauptiiBtneng.  die  nnRh  ihm  den- 
selbeu  Inbalt  hut,  vergessen  h&i\v**).  Fflr  uua  aieht  die  Sache 
natürlich  gaox  anders  »a%;  denn  du  wir  orkaniit  haben,  dnß 
im  Hauptn&niea  die  Bo<l>-'ntuug  dw  leuchtendi>ii  (Himmels) 
oiotDHls  ijjelegen  hat,  niQsjvn  wir  sehr  vorsichtig  zu  W«go 
g«hmi  b«i  der  üntersuchuiig  des  Beiiiamenü  Lucina,  (Ur  de«)«)) 
b^eutung  danait  das  Prsejudix  verloren  gegangen  iät. 

Allerdings  hat  ein  TrÜ  der  Alten  unbedenklich  die  Ld- 
cina  mit  dem  Mondi>  idcutijkierl.  Aber  aucii  nur  ein  Teil. 
Danebenher  gebt  die  thOrichte  Etymologie  von  lucus.  dem 
Haiu  der  GSttin  auf  den  Estjuilipa  (Ovid.  faxt  2,  44^.  Fltii. 
nat.  hist.  16,  235),  uttd  die  subr  beachlenäwert«  Ableitung  von 
dem  Liebte,  das  die  Qeburti^ättin  dem  Kinde  schenkt,  wenn 
sie  vs  an  den  Tag  fördert'*).  Bei  allem  aber  T^rgesse  man 
uicbt,  daß  den  Alten  gelbst,  wie  ihre  Aeußeningen  dentlirh 
zeigen.  luDO  Lucina  nur  aU  Geburt^Httin  bekannt  war :  auch 
diejenigen  von  ihnen,  die  »«ie  fflr  den  Mond  erklären,  reden 
doch  nur  von  dvanen  Ginfluß  auf  die  Schwangeren  und  Ge- 
bärenden. Das  macht  nicht  nnr  gegen  Hoschers  weitgehende 
GleicHsetzung  der  luno  ilheHmnpt  mit  dem  Monde  bedenklich, 
sondern  erregt  den  Verdacht,  daß  aticli  in  diesem  spezictloii 
Falle  die  Beaehurg  auf  den  Mond  nur  in  den  Köpfen  der 
vom  GlriecheDtuni  beeinflußten  Glänliigen  und  der  Etyniologeu 
entstandtrn  nein  mrichtc.  Bei  IMaiitu«  und  Terenz,  wo  nnü  die 
Göttin  zum  ersten  Miile  entgegentritt,  handelt  es  oich  ledig- 
lich oni  die  Geburt.  Plaut,  uul.  691  fg.  perü,  mea  nutrix. 
obsecro  te.  iitcrum  dolct.  Inno  Lucinii,  tuam  fideni!  Ter.  Ad. 
486  fg.  miaenim  ine,  dilferor  doioributs.  luuo  Lucin«,  fer 
opem!  »cnra  mo,  obsecro  1  So  auch  z.  B.  Hon  epod.  5.  4  fg. 
81  rocata  partubu«  Lucina  veri»  adfuii.  Ovid  ara  3,  785  tu 
qnoqu«,  cui  rugis  utenini  Lucina  notavit.  Amob,  IT,  21  ut 
diEBciles  puerperioruui  tricue  luno  mulccat  corripiaitjuu  Luci- 
na.  Einige  eetaien  sie  in  Beziehung  zum  Liebte,  weil  das  Kind 
durch  ihre  Hilfe  an's  Licht  gebracht  wird :  Paul.  Fest.  p.  305 
lupercitia  io  lunonis  tutela  esse  putabaut,  quod  hie  protegan- 


**)  luno  oad  Bera  S.  18. 

**)  Reichhaltig  StelleDsuiiuilun^  bei  RoacUer,  M^thol  Lex.  U  Sp. 
in  v.  &8L  fg.  Inno  und  Hera  Ü.  Ififg. 


SOS 


Wolter  Otto, 


tur  octili,  p«r  quM  lue«  fruimur,  quam  tribiiere  patabant.  Td> 
nonum:  und«  et  Lucina  dicta  est.  Ovid  tust.  2,  449  ff.  gratia 
Luciiiae!  dedit  bam  tibi  nomina  IncQS,  aut  quia  principium 
b],  den,  Iucim  habe»,  parce.  prMor,  gravidis.  facilis  Liicina,  pa- 
ellis,  tuatiimaiquo  ut«ro  luolliter  &ufer  udus.  3,  2üä  dicito: 
'Ta  nobis  lucem.  Lucinn,  dedisLi !'  dicite:  'ta  Tnto  partiirieatit 
adüti!'  Mart.  Cap.  2,  l-t9  sive  te  (lunu)  Lucinam.  quod  lucem 
tinscentibus  tribiias.  ac  Lucetiam  conveoit  nuncupare.  FOr 
den  Mond  sieht  die  GütÜa  Varro  an  an  einer  Griechisches  and 
ItömiKhes  duTcheiiiaiiderniengendenSt«Ue:  ling.  lat.  6,  69  0°~ 
na)  ideo  quoque  Tidetiir  ab  Lattnis  Inno  Iiui^ina  dicta,  vel  qnod 
est  u  terra,  ut  pbysici  dicunt,  et  lucvt,  v«l  qnod  ab  luce  eiiw, 
qaft  quis  conceptas  est,  nsque  ad  earn,  qua  partus  qiiis  in  lo- 
c<?ni,  lunu  iurat.  ionec  menitibutt  actis  produxit  in  lucem.  ficta 
ab  iurando  et  luce  Inno  Lucina.  a  quo  pnrieiitea  eam  ioYO- 
cant;  lona  enim  naacentiuni  dtix,  qiiod  meniies  huius.  hoc  ri- 
dime  aotiquas  apparet,  quod  muliereä  potissinumi  supercUJa 
sua  attribueriint  ei  deae;  bic  enim  debuit  maxime  coUocari 
luno  Lucm»,  ubi  ab  diis  lux  datur  oculis.  Man  sieht,  wie 
hier  die  Ableitung  vom  Lichte  (des  Tages  and  des  Lebens) 
mit  der  tooi  Monde  Termengt  i«t.  Völlig  griechiscb  ist  Ci- 
cero do  door.  Qat.  2,  US  fg.  Oianam  autuui  et  Lunatn  eandem 
eeae  putant,  cum  .  ,  .  Lana  a  lucendo  nomioata  sit:  eadem 
est  mim  Lncina.  itaquc  ut  apud  GraL-co8  Diaiiam  eumque  Lu- 
ciferaui,  aic  apud  noatros  lunonem  Lucinam  in  pariendo  invo- 
Bmnk,  quae  eadeiu  Diana  oniniraga  dicilur  .  . .  Diana  dicta. 
i)uia  noctu  quuai  dient  oSicvret  u.  s.  vt.  Siebe  ferner  noch 
J'Iut.  qti.  Koui.  77;  Tgl.  Orid  fast.  G.  39;  Macroli.  saL  1,  15. 
20  (TibuU.  3.  4,  13).  Daß  wir  solche  Aeußcrongen  •')  nicht 
zu  llate  ziehen  dürfen,  wenu  wir  (iber  die  ureprtingliche,  rS- 
mische  Qeltnng  der  Lucina  Ktarhoit  gewinnen  ivoUen,  leuch- 
tet dooh  wohl  ein. 

itf au  kennt  luno  als  p  r  o  n  u  b  a  aus  der  Littcnitur  (Verjif. 
Aen.  4.  166)  und  den  KuustdonkmiUero  (vgl.  Wissowa  Rel.  o. 
Kult.  110),  Sie  ist  es,  die  die  Ehe  scbtießt,  und  sie  fOhrt 
aiicb  die  Geburt  lierbui.     Wenn  sie  als  Luoina  angerufen  wird. 


")  Daxu  »och  CtitaU  tJ4,  14  fg,  von  Diana:  Tu  Lucina  doIuotiViu 
luno  diota  pucrporii. 


Inno. 


209 


I 
I 


I 


en  TifNl^iitet  iliui  allurdirigs  nichU  ai]d4>rc»i,  alo  tuiio  quae  lucet. 
Hftbeu  wir  nun  ein  Rt^ht,  diese»  Leuchten  kurzweg  auf  den 
MoDd  zo  beziehen?  Etw&  deswegen,  weil  )iuu  fast  lUwelbe 
Wort  ist,  wie  schon  die  Alten  bemerkt  haben?  Oder  weil  Jap- 
piter  Lucetius  beißt  (Wissowa  a.  a.  0.  IDO),  dessen  Leuchten 
uatarlich  das  de»  Himmela  ist;,  und  dementsprechend  bei  Mart. 
Cap.  2,  149  audi  Imio  Lucetia  heißt?  Oder  weil  so  viele  Ge- 
biirt«gottheiten  mit  dem  Monde  in  Verbindung  stehen,  dessen 
Kiiiwtrkung  auf  das  weibliclie  GeäcbltN:ht8leben  den  Alten  so 
wichtig  schien  ?  Mir  scheint,  daß  das  alle»  Erwitgiingen  sind, 
die  im  rOuiischen  Kutte  keine  geiiUgendeu  Anhaltspunkt«  ha- 
ben, und  Ton  ihm  mOssen  wir  doch  ausgehen. 

Roacher  selbst  weist  (MTtbol.  Lex.  11  S.  6d2t  auf  den  fQr 
daä  ganze  Altertum  9o  bedeutnngsTollen  Parallelism us  von 
Licht  und  Leben  hin,  wie  er  «ich  z,  B.  Ilitta  Ifi,  1S7 
ai^tif  in«!  5^)  tov  ye  iioyooröxc^  EiXeiS'uia  izxfocftv  npö  96- 
uysüt  xal  fjsXiou  TStv  «ü^ii  auäHpricht.  Da  ttige  es  also  doch 
am  nächstea,  in  luno  Lucina  die  Ueprääeutantiu  des  Tagon- 
1  ich  tea  zu  aahun.  Denn  das  ist  doch  das  Licht,  an  das 
der  ^Neugeborene  heraii^eföfart  wird ;  vgl.  auch  Find.  Pyth. 
4.  143  tpiTÄi3Jv  5' iv  yovai;  ä^f^;  «ö  xcivwv  yuTSuHvtes  ofte- 
VH  ötXiou  >:pi>3Ecv  ).eiw3Ci[iev.  Ol.  6,  43  iiX^tv  5*  «rti  onX«^- 
Xvwv  itr.'  «5iv6;  t'  Ipa;»;  'iajw;  6;  9Ä0«  äutIxä.  Eur.  HeL  341 
Tiixtpct  iifixfzai  9^&;  tif^ptrncx  #'  xXiou,  wo  noch  zageset^ 
ist:  ii  xiÄey^-i  t*  dotipdjv,  ?(  "v  vlxyst  kätä  y^Hovö;  r*v  y^o- 
vücv  ixei  TÜ;(«v;  VergiL  Aon.  6,  82Ö  si  lamina  rita«  attige- 
;  und  nnräbtige  andere  Stellen*'^).  Lassen  wir  ans  von 
Gesichtspunkio  leit^ ,  so  mäHsen  wir  schliel^en,  daß 
di«  Gebartt^Öttin  luno,  der  alle»  Geborene  den  OcDuß  des 
Liehtos  verdankU  unter  dem  EinQnlS  obeu  dii^ser  Vuratellung 
irgend  eionial  zu  einer  Gnttheit  des  lichten  Tages  gewurden 
iat.  Wer  abor  die  zusamnienfasseudea  Bemerkungen,  die  den 
Schluß  meiner  Abhandlung  bilden  nnllea,  begrllndet  genug 
flodet,  dem  wird  der  Schritt  oin  gewaltigor  erticheineu,  den 
die  Verehrer  der  Göttin  gethan  haben  wtlrden,  wenn  sie  sie 
xn  euer  lichten  Gottheit  hätten    worden  Inssen,    nnuo  gewat- 


^  D»b*r  du  Lftbeniliobt  z.  B.  Diat«iiab,  Nekyia  21,  1. 
rbitolaaq»  t>xtv  {N.  F.  XTtU).  1.  14 


210 


Walter   Otto, 


tiger,  »Is  es  sieh  hier  um  die  nöchternen,  nm  Aeltest^u  eaii 
feathaltenden  römiBclieu  AiiKcbnuiiiigcii  liaiidelt.  Dazu  kommt, 
daß  nichts  von  dein,  was  wir  Qber  die  Lucina  wissen,  iiotww 
dig  zu  der  Annahme  fuhrt,  daß  dieser  Schritt  je  gemacht 
worden  ist,  es  sei  denn  lu  ispät«r,  Griechisches  und  llümisches 
lAngst  iiicbt  mehr  unterachuidcndür  Zeit.  Wir  tnllsAen  also 
auf  anderem  Wege  zum  Ver^tSuduiüs«  der  Lucina  xu  gelungen 
sxicheo. 

Leachtet)  Lhut  «ucb  der,  der  eine  Fackel  tn^t^  und 
die  Fackel  ist  eine  der  wichtigsten  Beatundtäile  des  rOmiscben 
Uochzeit^ritiials  (Eioaäbach,  Uüni.  Ehe  337  ff.).  Man  keniit 
ihre  reinigciide  Wirkung.  fUr  die  gerade  die  sfiiati  alba,  die 
der  Braut  brennend  vorangetragen  wurde  (Paul.  Fest.  p.  244), 
und  um  die  man  sich  iiucliher  riß,  weil  eie  als  ein  prae.iidium 
Titae  g»It  (Fest.  p.  2£d.  8erv.  Vet«,  ed.  8.  29).  ctiarakteiisliscb 
ist  (vgl.  IJials,  Sibyll.  Bl.  48,  2).  Bei  Plnutiis  Gas.  117  heiilt 
ee  liuic  lucebis  novae  nuptae  facein  ").  Und  die  Ciria  439 
□ennt  die  Fackel  (wie  die  Inno  selbiit)  pronubü  pinus,  ebenso 
Sen.  Med.  37.  Zum  Haine  einer  undereii  GeburLagüttin ,  der 
Diana,  gingen  die  Frauen  mit  Fackebi  in  den  Uandeo:  Prop. 
2,  32,  9  vidct  ucconai»  devtitain  currcre  lardis  in  nemus  et 
Triviae  luiuiua  ferre  deae.  Dorthin ,  zum  Nemus  Aricinam, 
ssepe  [»otens  voti,  froatem  redimita  coronis,  femina  lacentes 
porUt  ab  urbe  face»  (Otid  fast.  2.  2C9  fg.  vgl.  Slat.  silv.  3. 
I.  .1».  Gratt.  cyneg.  48i.  Wissowa.  Ilel.  u.  Kult  199).  Sollte 
nicht  die  Tutuln,  diu  von  der  (fOr  dos  weibliche  Qeschlochts- 
leben  signifikanten)  cnpriGcu»  die  rettende  Fat:kel  in  die  Höhe 
hält  (vgl.  oben  S.  lüi>),  cliL-n  «in  Bild  der  den  Frauen  in  ihrer 
höchst«»  Not  helfenden  luno  Lucina  sein'-'  Wie  bei  der  Boch- 
zeit,  so  war  auch  bei  der  Geburt  das  Lichterbreuneti  von  Wich- 
tigkeit und  halte  in  der  Caudeliteru  seine  eigene  Göttin  (Tcr- 
tuU.  ad  uat.  2,  11)^°).  Auch  hier  ist  die  erhoffte  Wirkuo« 
natürlich  «ine  reiuigende,  Uebol  abwehreodu  (vgl.  Fiat.  Phaoo 
bei  Atheu.  10,  &8  pag.  442»  Ä6;(vti>v  yip  öijxki;  oii  ^iX^Oot  S«:- 

**]  Vi;1.  nach  Plaut.  Port.  5U  fg.  aetcia  quid  tc  initct  boni  neqoe 
quiuu  tibi  Fortunn  r&cut&ci  lumfera  ndlucare  TOlt. 

")  Ciiudolifeia,  quuuiuu  nd  cnndelae  luminu  iiaric^banL  Vgl.  Cm- 
*iui  iu  ßoicho»  Lox.  I8&0.  Uumhiirdl  II  125,1.  Liebiocbi,  Zur  Volks- 
kunde 31. 


i 


I 


;iovs;.  Unippe.  Gr.  MjthoL  894,  1).  Fiino  Toclnii  j«t  m  also 
8«lb«t,  die  die  reinigende  und  schUbtend»  Fackel  bei  der  Bocb- 
leit  und  bei  der  Geburt  iura  S^en  der  Frauen  und  ihrer  Lei- 
besfrncht  emporhült,  die  "llpcc  9<ua96po;^  wiü  sie  die  Griechen 
Obersebcten.  Daß  gerade  die  griechischen  MondgOttiuuen  die 
Fackel  balteu.  darf  man  nicht  eiavrenden,  wenn  man  Qriechi- 
Bches  dA  fernhalten  will ,  wo  nichts  den  Vergleich  mit  ihm 
fordert. 

Dieser  Erklärungsversuch  ücheiiit  mir  wirklich  auf  rOnoi- 
schetn  Boden  zu  stehen  und  zu  bleiben.  Ich  ziehe  ihn  unbe- 
danklich  dem  ror,  der  sich  auf  die  die  ganze  Liiteratur  he- 
berrschende  Analogie  von  Licht  und  Lebi-n  grtindet. 

Aber  in  der  &□  den  Kaienden  angerufenen  Inno 
glaubt  man  sicher  eine  Mondgüttin  zu  haben.  Dem  nnder- 
spricht  ftlltfrdings  die  tou  Witisowa.  Kel.  2131  klar  iiu»ge»pri>- 
chene  Erkenntnis,  daß  nii^endwo  in  Italien  altpr  Sonnen-  und 
Mondkiiltua  nachweisbur  sei.  In  dimetn  Kallu  schien  die  Ad- 
nalime  allerdinge  nicht  große  Schwierigkeiten  xu  bereiten, 
wenn  tnao  e»  nchon  einmal  t'Qr  sicher  hielt,  daß  die  Göttin 
eine  HimmelsgCttin  war.  Diese  soll  hier  uitn  speziell  als  Mond- 
göttin  aafgefaGt  sein  (Wiseowa  Kel.  116).  Allein  die  lliiimiels- 
gQttin  ist  uns  jetxt  doch  recht  zweifelhaft  geworden,  und  ea 
wird  deshalb  be&ser  eeiu,  auf  andere  Weise  zum  Verständnisse 
der  Kaienden  gebrauche  zn  kommen  zu  suchen.  Die  Vermu- 
tung einer  Feier  der  üera  au  den  Neumondatagen,  wie  dsr 
Hekate,  in  Griechenland  (lioacher,  luno  und  Hera  31  S.)  bilfb 
uns  io  der  Unterauchung  romiaclier  Gebräuche  and  Voratel- 
Inngeo  keinen  Schritt  weiter.  Auch  Janus  war  Berr  aller 
kalendae  (Wissowa  Rcl.  9\  fg.),  und  wir  wissen  jetzt  doch 
endUcli  mit  Gewißheit,  daß  er  ursprünglich  nichts  anderes  ge- 
wesen ist,  als  der  Gott  der  TbUrcn  und  EingUnge.  Als  sol- 
cher war  er  auch  ein  Herr  der  Eingänge  der  Monate.  Sollt« 
CO  mit  luao  Calendaria,  wie  sie  in  L&ureDtam  hiefi 
(s.  oben  S.  168).  oder  CoTcUa,  wie  man  sie  am  Keu- 
toOdde  IQ  Kom  nannte,  nicht  dieselbe  Ikwsndtni«  haben? 

Inno  ist  eine  der  wichtigetea  der  zum  Kreise  des  Jauus 
gehörigen  Gottheiten,  in  deren  Vert-inigung  mit  Janiw  sich 
die  Tbatsacbe  ausspricht,    daU   im    rÖmi.wlien    Keligionsweaen 

14* 


812 


Waltur  Otto. 


Anfang  und  Geburt  Terwnndt«  Be^ffd  wureo.  Den  Porti 
Das  yreiet  schon  der  Nauio  in  diese  Nßhe,  der  erat  unter  di 
Binflaß  der  späteren  Beffriffsrerengerung  des  Wortes  pottw 
ein  Gott  der  Hafen  geworden  ist");  er  hat,  wie  Janus,  den 
Schlüssel  als  portiinm  ptirtnrumque  pmesüs  (Paul.  Feat  p.  b€). 
Der  SchlOfisel  hattt  aber  auch  eine  Beiieliung  auf  die  Geburt. 
Man  machte  mit  ihm  den  Frauen  ein  GvRchenk  ob  significan- 
dnm  partus  facilitatöm  (Faul.  Fest.  p.  56).  Auder»  ist  die 
Verbindung  dor  Mnter  Mstiit»  mit  Janiis  zd  erklären, 
die  eine  Inschrift  dsuttich  auaapricht:  Dessau  3325  (vgl.  Wi»* 
■owa,  Bwrliner  Philol.  Wochenschrift  iy»i4  Sp.  1050)  M(atri) 
H(atutaH)  al  J(aiiu)  P(Htri)  AMg(ustu).  Sie  ist  von  Anfang  an 
nichts  andere»,  als  Mater,  wie  denn  auch  ihr  Fest  am  II.  Juni 
nur  Matralia  beißt.  Sie  int  Mutter  und  Göttin  der  Fratien, 
uiid  der  bekannte  Brauch  in  ihrem  Kulte,  daß  die  Franeo  io 
enter  Linie  fllr  ihre  Geschwisterkinder,  und  dann  erst  fQr 
ilire  eigenen  beteten,  fithrt  unti  tief  in  vorliiütori-sche  Zeiten 
xurflck.  FaWh  ist  die  noch  ron  Wissawa  llol.  97  vertretene 
Ansicht,  daß  nie  zunächat  eine  Oüttin  der  Frlllie  gewesen.  So 
haben  sie  allerdings  die  Hümer  der  späteren  Zeit  venttanden, 
und  Liicrez  hat  irie  nua  diesem  Grunde  als  GCttin  der  Morgen- 
röte aufgefaßt  (Lucr.  5.  656;  mehr  hei  Wissowa  97).  Aber 
«rir  wissen  jetzt,  dafl  der  die  Worte  maturua,  uiatutinna,  mane, 
manes  rerbinJende,  ihnen  zu  Grund  liegende  Begriff  nicht  der 
des  Liebten  ist,  wie  man  frdbt^r  glaubte,  sondern  der  den  An- 
gemeatsenen.  Guten  (vgl.  M.  PokrowKkij,  Zeitschr.  fQr  TergL 
Spracbforsch.  .16  [1897]  S.  238  ff.).  Manes  sind  die  Guten, 
wie  auch  die  Alten  wußten  (Festna  p.  146.  Wissowa  Kel. 
192);  maatflia  (dat.  pl.)  heißen  sie  auf  der  oskischen  Tafel 
von  Agnone  (Couway.  Hai  Dial.  d.  175  maatöfo  kerrftiils. 
'Manibua  Ceteaübus'  Buecheler  Lex.  lta.1.  XVT).  Mater  Ma- 
tuta  i»t  also  ursprUnglicb  iiicbtn  weitor,  al»  Mater  bona  (TgL 
Cupra  mdber  und  Bona  dea)^').  Darum  heißt  ihr  Pest  nur 
Matrolia  und  die  auf  dar  oskiscbeo  Inacbrift  bei  Conwaj  n.  162 


*■)  ßo  richtig  WiMOwa  Ital.  flfl. 
^So   Paul.   Fe«t.  p. 
■fpellabiuit    Dafcegeii  PrUrlan.  i,  53  (t  p.  10,  16  H.)  oiatutiaus  & 


So   Paul.   Pect.  p.  1'22  Mutr«m  Matatam  noiiqui  ot)  bonitatem 


tüU,  qaaa  sigaificat  Auioram  ral,  ut  quidam.  AsuxoJhiav. 


Inno. 


213 


g«D&nnte  Hater  ist  yielleicht  ebeii  sie  fWbsoira  Ret  98.  l). 
So  mllBHcn  wir  «ucb  Pales  Mutula  (SchoL  Veron.  Vei^.  geoi^. 
1,  3)  auffkssfu.  Ganz  autlers  verliält  ea  sich  uatarUcb  mit 
dem  Ton  UoraK  sat.  2,  6,  2Ü  (iem  JanuR  gegebenen  [leinanien 
molntinDS  pater.  wumit  zwc-ifullos.  L-ntHpn.-chi>nil  Akt  Bt-deutungii- 
eofcwickelung  dieses  Wortes,  eio  tiott  des  FrTlhliclil«  gemeint 
ist.  Janas  und  Matrr  Mntnta  stehen  durch  die  Aehnlichkeit 
der  Begriffe  des  Anfangs  und  d«r  G<.-I>urt  im  Ziisninmenhang 
mit  einander;  bat  docii  Janus  Hcllwt  als  Con»eTinH  die  ßtilrach- 
tung  bcacbfltzt^').  Aus  demsi-lbcn  Qruude  bat  sich  laoo 
an  Jaona  aDgeschlofl^en,  der  oa«h  ihr  hinonins  hieß  (Wissowa 
Rel.  92),  und  am  TigiUuni  Sororiuni  als  Jaous  Curiatius  mit 
Inno  xuBatnmeu  eine  alte  und  bcrQhnitE!  KiiltHtätte  hatte.  Si- 
cherlicb  i^t  «s  auch  kein  Zufa]),  daß  das  Fest  der  Matralia 
gerade  in  den  Judi,  den  der  Inno  heiligen  Monat,  &eL  Au« 
diesen  Thataachen  and  Anschauungen  heraus  lüßt  es  sich 
leiebt  Tersteben,  daß  Inno  «benso  wie  Janus,  ja  wohl  in  noch 
faerTorragcndereni  Maße,  die  Einfang«  der  Monate  unter  ihrem 
Schutz«  und  ihrer  Macht  hatte,  und  wir  werden  dieser  Er- 
Bklärung  lieber  Gehör  schonketi,  als  der  bisherigen,  die  zum 
YerBt&ndoisse  der  Kalendengebräuche  es  für  nCtig  hielt,  der 
luDO  die  eoßst  Hlr  alte  Z^it-?!!  völlig  unbeEeugte  und  ans  nicht« 
zu  erschließende  Mondbedeutung  zuruerkcDneo.  Wie  mao  den 
Gott  des  Anfange  um  seinen  Segen  bat  fUr  die  Hefritchtung, 
so  rief  man  bei  den  Anfiingon  der  Monate  die  Göttin  an.  deren 
nrsprtlngliches  Wesen  dem  Bereiche  der  Befruchtung  und  der 
Oebiirt  angobttrt«,  denn  auch  sie  war  eine  Göttin  des  Anfange». 
Damit  vereinigt  sich  auch  die  Thab^ache  nm  besten,  daß  die 
Kaienden  in  ganz  anderer  Weise  dor  luuo  geheiligt  sind,  als 
die  Idus  dem  Juppiter.  Die  Idns  ^ind  sämtlich  feriae  und 
tragen  in  den  Kalendern  das  Zeichen  >?,  während  dies  ftlr 
die  Kalenden  als  solche  nicht  gilt ;  von  ihnen  ist  ein  großer 
Teü  dsr  Rechtfiprechnng  offen.  Juppiter,  der  Gott  des  lich- 
ten Flimmels,   hatte   eine    nähere  Beaiehnng  zum  Monde,  als 


**)  Tgl  anel)  Angnittin  deciv.  d.  ß.  9  Vurro  comineinorare  et  snu- 
laerare  luo«  co«pit  a  t;oui'eiitioiin  bominii,  quorum  uumeram  est  sxor> 
na  a  luio  (Wissowä,  Geeamm.  Abh&tidlao^n  313). 


SU 


Waltet  Otto, 


Inno,  <iie  Geburtsgfittin,  die  bU  Qöttiu  det  An&Dg«  am  Hen- 
moniJe  gethrt  wvirde. 

Varro  I.  1.  6,  27  bat  una  die  Worte  erhalten,  mit  d«Den 
an  dt!«  KaU-iiJcn  verktiudif?*  word«,  ob  die  Noneo  auf  den 
5.  oder  7.  Ta^  fallen  soltt«a.  Die  Stolle  ist  zweifellos  yer- 
derbt:  bis  diebns  cal&ntiir  eiuR  mensis  nonae  a  pcmtificibus, 
quiiiUane  an  septimauae  sint  fntarae,  in  Capitolio  io  Caria 
Calabra  sie  dictne  (|uim|iie  lialo  luno  Cotella,  scptom  dicta« 
kalo  luno  CoTtilta.  MacroU  sat.  I,  15,  lü  aa;^nur:  quintanaB 
.  .  .  dicto  qui&quioB  verbo  xaXiä,  »«ptimanui  repetito  septies 
praedicabat.  Ob  man  mit  der  Lesun;;:  dies  t»  qninque  kato, 
luno  Covcila,  septem  die«  te  kalo,  luiio  Covella  bui  Varro  das 
Ricbtige  getruQen  bat^  bezweifle  ich  sebr;  mir  wenigstons  Ut 
der  Sina  dvs  ho  eotätaadeiien  tt>  vQllig  unverständlich.  Viel- 
leicht geliuf^t  spgter  olue  befriedigeodere  Lösung  der  Schtrie- 
rigkeit.  Vou  Wielitigkeit  aber  ist  jedenfalls  der  Beiname  Co- 
velta.  Ausgehend  von  der  Annabine,  daß  luno  hier  Mocd- 
giJttin  Bei,  hat  Pretler**)  in  Covella  eine  Ablettiingsfonu  de« 
Wortes  CBVus  in  seiner  älteren  Porm  coviia^*)  gesucht,  und 
es  in  dem  Sinne  von  cnva  lutin  verstehen  wollmi.  PtiniuB  nat 
hiüL.  S,  215  meint  mit  cava  luna  alterdin^^s  den  abuehmendeD 
Mond;  das  braucht  jedoch  di^o  Buzeichimng  für  den  zuneh- 
menden noch  nicht  unpassend  eracheinen  zu  Insseo.  Mich  wül 
aber  bedenken,  daß  eine  andere  Erkltlrung  uiiserm  Falle  aa- 
gemessener  iat,  da  sie  wiederum  Inno  im  Zusammenhang  mit 
Janus  erscheinen  läßt.  Ich  meine  die  Vergleicbuug  TOn  Co- 
vella mit  cauUe.  Etymologisch  hängt  dies  Wort  nattlrlicb  mit 
xoCXoi  caTus  zuBamnieu,  und  Covella  küuntii  also  das  alte  o 
des  letzteren  Wortes  «rhalten  haben.  Da.>i  Wort  caiilae  bedeutet 
ümfriedigung  im  Sinne  TOD  Hurd«uuddersaeptad«8  üeiligtums. 
So  in  der  lex  Cornelia  de  XX  ijuaestoribus  2,  41 ;  ad  aedem 
Saturni  in  pariete  intra  caulajs  (wie  Dir  das  fehlerhafte  carta» 
Lachniann  Lucr.  p.  374  einge»etxt  hat).  Dazu  Serv.  Äen.  9,  59 
in  saciü)    aedibus  et  in  tribuualibus  Miepta,    quao  turhas  pro- 


'*)  Prellet-Jordan  .Mythol.'  1  272  Uommaen  Chroool."  S.  16  Änm. 
Boichor,  Mjthol.  Lei    11  .ig6  unil  aTidere. 

'*)  Vftl.  LiiKlaitv-Koht.  Lat«in.  Spr.  '2B!)  fg.  Zuletxt  Solraiien  in 
Kuhns  Zeitschrift  sl  1  ff. 


I  Uno. 


2lr, 


I 


I 


tibent.  caalos  ▼ocftmits  (irriUmlicl)  llberltefert  clausas).  OIL. 
XI  715  aignum  Lilwri,  bEisem,  caulas.  Lucrez  gebraucht  das 
Wort  mehrfach  in  der  B«d«ntung  Ton  Oefiniing,  Zognag.  For 
den  Janustempel  b^eugt  das  Wort  Macrob,  sat.  1,  9,  L6  Pa- 
tuloium  ct  CluaiTium  (acil.  Jniuini  iiivocamits),  quia  belto  eaa- 
lae  eius  patent '').  Dazu  Serv.  Aen.  7,  60  nlii  Janum  mun- 
doEQ  acoi{iiant,  caius  cauluo  ideo  in  paco  clausae  buhL  . . . 
alii  Clusivinni  dicunt,  alii  Patulciuni,  quod  patendaruQl  porta- 
nim  bnbeat  pot«8tatoiu.  idem  lunouitis;  iiiile  piilchre  Iiiiio  por- 
ta« aperire  inducitur  (Aon.  7,  620).  c^uUe  rerbnit  «ich  za 
CoTolla,  wie  Novl»  (Nola)  zu  uovellu^t,  mala  zu  maxilla  ii.  a.  w. 
Die  cautae  Jaiii  zt-'igcn.  wie  sehr  üirh  dor  so  gefaßte  Beiuatne 
Covella  zur  ReKeichnung  einer  QSttln    des  Einganges  oigtMle. 

VI. 

lit  denn  wirklich  Inno  im  Kalt«  der  alt«n  Zoit  so  eug 
mit  Jappiter  verbunden  gewesen,  wie  man  allgemein  annimmt? 

Juppiteis  SpifzialpriesUrr  i«t  äer  Suweii  Dialid  und  die 
Vorscbrifteij,  die  »ein  Verlmlten  bis  ins  Kleiasto  regeln  sollen, 
["•prechen  wunderbar  deutlich  an»,  daß  i-a  ein  Gott  des  Lichtes 
und  des  Lebens  ist,  dem  er  dient.  Wurt?  es  nun  richtig,  daß 
seine  Frau,  die  ftaminica  T>iali8,  die  eigentliche  Pritwterin  der 
Inno  Torst«1It,  »o  müßten  atlerdingH  diese  beiden  Gottheiten 
anf»  innigste  mit  einander  verwandt  sein.  -Mlein,  was  man 
immer  wieder  zum  Beweiü«  dieses  Amte»  der  flaminica  Dialii 
anfuhrt,  ist  sehr  dOrftig.  Pliiturch  (\n.  Horn.  86  giebt  eine 
Auswahl  von  Erklärungen  für  die  Tbatsache,  daß  im  Mai 
keine  Hochteilen  stattfinden.  Die  erste  beruft  sich  darauf, 
daß  dieser  Monat  zwischen  dem  April  und  dem  Juni  liegt, 
xwei  den  GhegOttianeu  Venus  und  luno  geheiligten  Bf unuten; 
die  zweite  sticht  den  Clmnd  in  dem  grnßen  ffUhnefest,  den 
aacro  Argeorum,  die  im  Mai  iilattfiaden,  und  um  deren  willen 
die  äaminica,  Itpäiv  xj];  "Hp«;  sEvai  EoxoOaav,  in 
tiefster  Tratter  sein  mdsae.     Die  Bcmertcung  Über  ihren  Cba- 

")  Bei  Varra  1. 1.  5,  20.  wo  der  Floreobinu*  varile  g\e\jU  i«t  wahr- 
•chflinitch  RiiL  Scalijcer  cautlae  mit  ilo|ipellein  1  xu  leieu.  Oskiicli 
koila  der  porapeian.  Iii^hrift  [Conway.  iDal.  Dial.  I  S.  &8J  muß  sicbar 
fBn>|iebalt«Q  werden  ivgl.  w.  rinnta.  Oulc-Unibr.  Gramm.  1  3.  115.  :204. 


n  767.    Anden  BUcbclur.  Lex.  It.  XII). 


216  Walter  Otto, 

rakter  oIb  lunopriesterin  war  nahegelegt  durch  die  Notwendig- 
keit einer  Erklärung  für  das  Verbot  der  Heirat;  iet  doch,  wie 
nnmittelhar  vorher  bemerkt,  die  Inno  iElhegottin,  und,  wenn 
ihre  Priesterin  trauert,  ist's  böse  Zeit  zum  Heiraten.  Gegen 
diese  unsichere  und  alleinstehende  Nachricht  yon  ihrem  Iqqo- 
priestertum  steht  auf  der  anderen  Seite  der  Charakter  der 
luno  selbst,  der  es  äußerst  unwahrscheinlich  macht,  daß  die 
Frau  des  fiamen  Dialis  die  eigeutliche  Prieaterin  dieser  Gott- 
heit war.  Zwar  sind  wir  über  die  Obeervanzen  der  flaminica 
nicht  so  eingehend  unterrichtet,  wie  über  die  ihres  Mannes, 
auch  mögen  sie  weniger  zahlreich  und  weniger  schwierig  ge- 
wesen sein.  Wie  aber  sollen  wir  den  Oegensatz  verstehen, 
daß  die  Göttin,  zu  deren  Eult  man  gerade  sie  berufen  glaubt, 
zu  keinem  Tiere  eine  so  nahe  Beziehung  unterhält,  wie  ge- 
rade zu  dem,  das  der  flamen  Dialis  nicht  berühren,  ja  dessen 
Namen  er  nicht  einmal  aussprechen  darf,  der  Ziege?  Diese 
Erwägung  ist  wohl  bedeutsamer,  als  was  bei  Plutarch  zur 
Erklärung  eines  merkwürdigen  Gebrauches  vorgebracht  wird. 
Zu  dem  Wenigen ,  was  wir  von  den  Obliegenheiten  der  fla- 
minica  Dialis  wissen,  gehört  das  Opfer  eines  Widders,  das  sie 
an  allen  nundinae  in  der  Regia  darzubringen  hatte  (Macrob. 
sat  1,  16,  30);  dies  Opfer  gilt  aber  nicht  etwa  der  luno,  son- 
dern dem  Juppiter,  und  nur  jene  rorgefaßte  Meinung  konnte 
WisBOwa  Rel.  444,  4  dazu  verleiten ,  das  Zeugnis  des  Macrob 
so  zu  deuten,  als  ob  in  Wahrheit  der  flamen  Dialis  an  diesem 
Tage  dem  Juppiter,  die  flaminica  dagegen  der  Inno  geopfert 
hätte. 

Ein  ganz  anderes  Priesterpaar  ist  es,  das  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  im  Dienste  der  Inno  stand ;  ich  meine  den 
rex  sacrorum  und  die  regina,  seine  Gemahlin.  Der  rex 
aacrorum  ist  Speziaipriester  dra  lanus  (Wissowa  Kel.  91).  Von 
der  enges  Verbindung  des  £ultes  der  luno  mit  dem  dieses 
Gottes  ist  schon  die  Hede  gewesen.  An  den  der  luno  und 
dem  lanus  geheiligten  Kaienden  war  es  der  rex ,  dem  das 
Wiedererscheinen  der  Mondsichel  gemeldet  werden  mußte,  und 
der  mit  dem  pontifex  minor  in  der  curia  Calabra  der  luno 
opferte,  während  die  regina  sacrorum  in  der  Regia  der  Inno 
porcam  vel  agnam  darbrachte  (Macrob.   sat.  1,  15,  9  fg.  19). 


luoot, 


217 


Man  darf  sich  vrobl  aach  darui  «riiuiern,  daß  Re^n%  «iner 
der  wicbtigst«D  Beinamen  der  Inno  ist    Innus.  der  von  »«iner 

■  Terbindung  mit  der  Kai  enden  güttin  luno  lunoniiia  hi^ß,  stand 
auch    beim  Tigillutu    aororium  mit   ihr   iu    Kultgemeinscbaft. 

»Diese  Ueberbleibsel  Ältester  Kulte  machen  e«  sehr  wahrecbein- 
licb.  daß,  wenn  cUi  Prientertuui  vor  anderen  der  luiio  cuge- 
onlnet  war,  es  das  des  rex  und  der  regina  sacrorum  gewesen 

»ist.  die  gemeinsam  das  alte  Paar  lanus  und  Itino  bedienten. 
Bin  Merkmal  ursprDn  glich  er  Verwaudiacbaft  des  Juppit«r 
und   der  luno   glaubt    mau    nucb   darin  crkunrien   m   dürfea, 
djUQ  »daei  gewühnliclie'  Opfertier  der  Inno  die  Kuh  wur,  wie 
daa  des  Juppiter  der  Ochse.     Allerdings    opfern   die  Äivalen 

■  der  luoD  Taccac,  boves  l'eiuinac  (Hcukcd  S.  57.  91  fg.),  and 
zw»r  der  luDO  K^na  des  CapiloU  ziisamnien  mit  .luppiter 
und  Minerra,  die  «benfall»  cIhl-  Kuh  i;rhiilt.  Aber  (.■inerscit» 
ist  mclierlioh  der  mit  Juppiter  und  Minerva  verbundene  Oottea- 
dieuit  der  luno  kegina  auf  dem  Capiiol  eigene  Wege  ge- 
gaogea,  andererseits  iceigt  gerade  er  griechiacheii  £iuQuß,  wor- 
über weiter  unten  ").    Wieder  ist  es  die  capitolinische  Q(>ttin, 

K  der  der  glückliche  Gatte  nach  .Invcnal  f>.  4B  eine  iiirea  iurenca 

'  als  Daukopfer  darbringen  soll.  Das  ganz  anter  griechiechem 
Einäusau  stebendu  lunofest  in  Falenj.  wie  es  Ovid  ain.  '.i,  15 
beäcbriehen  hat,  an  dem  wiederum  KUhv  der  Göttin  darge- 
bracht werden,  muß  aelbstverständlicli  hier  außer  Betracht 
bleiben.  Uebcr  das  Opfer  uu  luno  Regina  auf  dem  ATentin 
aber  wird  unten  gesproclieu  werden. 

Weit  ab  von  JuppiterB  Region  fahrt  das  von  Cicero  de 
diTin.  1,  15.  101  erwähnte  Opfer  ciuer  trächtigen  Sau ,  das 
Inno  «inst  bei  einem  Erdbeben  gefordert  haben  soll.  Dies 
fOr  Erdgottheiten  charaliteriatische  Opfer  (VViasowa  Kel.  318, 7) 
kann  keiner  mit  Jappiter  ursprünglich  als  we^ensähnlich  ver- 
bundenen Oottheit  zukommen. 

ft  Hier  mtissen  wir  uns    vor   allem   an    die  Ziege  «rimiern. 

'  Von  ihrer  Verbindung  mit  luno  ist  oben  ausfUbrlich  die  Rede 
geweaen.  Vielleicht  ist  Die  ibr  iu  alter  Zeit  geopfert  worden. 
Ww  schon  oben  angedeutet  wurde,  muß  jetzt  mit  voller  Ent- 

^')  Si«  hfttt«,  wie  II«ra.   <l«a  VUa  (vgl.  RMeh«r  im  M^lhol.  Lex. 


n598' 


218 


Walter  Ott«. 


8cliiedenh»t  ausgesprochen  werden,  äa&  di«  QegengOttin 
Jiippiter  ursprUiiglich  nur  Füindlich  gegoiObar  gMtmdsD  lii 
kann,  denn  ihm  ist  kein  Tier  so  verh&ßt,  wie  dieses,   keines 
muß  von  seinem  Kullc  so  surgfiiltiK  ferngehalten  werden. 

RoBcher  biit  in  der  ,Iiiuo  uiid  Heru'  betitelten  Schrift 
den  Nachweis  ursprünglicher  Identität  dieser  beiden  QOltinaeo 
KU  fuhren  ypiaucht,  und  tliutäächlich  i.st  c»  unbestreitbar,  daß 
sie  sieh,  weiiigi^tena  in  den  Aufilin^reu  ihrer  Geachichte.  sehr 
nahe  stehen.  Allerdings  mußte  dies,  auch  wenn  wir  nicht  ao 
genmi  öher  gewisse  Eiiimetheiteii  ihrer  VerehrutiR  unlerrichlel 
wären,  schon  deshalb  vdrausgeantzt  werden,  weil  die  Griechea 
gerade  iu  der  luiiu  ihre  Beru  wiedurzufiuden  glaubten.  Auch 
der  Hera  scheint  in  iltri^ter  Zeit  kein  Tier  so  nahe  gestanden 
KU  kaltL-n.  wie  die  Ziege  (vgl.  Gruppe,  ISrylhol.  112*2  fg.  Anm.  !)). 
l>ie  Spartaner  verehrten  die  Her»  Aiv^tfäyo;  und  opferten  ihr 
Ziegen  (PauHan,  3,  15,  9);  Ziegcnopt'er  altertümlicher  Art  (Tgl. 
das  Sprichwort  ^  2'  ai?  TijV  |iix«ip«v)  brachten  auch  die  Ko- 
riather  ihrer  liera  'Axpsc:«  dar,  und  vielleicht  darf  mau  das 
auch  fUr  die  'Axpafa  von  Argou  annehmen  (vgl.  Gruppe  o.  a. 
0.).  Sam  Wide  Lakoit.  Kulte  26  fg.  hat  in  sehr  ansprechea- 
der  Weise  die  A'-yofa^a;  mit  der  ebenfalls  spartanischen  Hera 
Trsfx^'P'«  rerglicheu,  deren  Zusammenhang  mit  dem  Regea- 
und  Wetterzauber  noch  deutlich  ist ").  I>urch  eine  Keihe 
überlieferter  Züge  steht  Uera  in  Verbindung  mit  dem  R«gaD- 
Eftuber  (vgl.  Gruppe,  Mythol.  1 122  ff.).  Auf  dem  Ar&cUDai<H] 
b«i  Le«8«  in  Argolis  ward  ihr  und  Zoos  ein  Opfer  dargebracht, 
wenn  man  dee  Kegens  bedurfte  (Pausan.  2,  25.  10).  Hera  ist, 
wie  Inno,  in  vielen  KsUen  bewaffnet  mit  Schild  und  Speer; 
und  endlich  ist  sie  belcanntlich  eine  fQr  das  Fraiienlüben  hCelut 
wichtige  Gottheit. 

Ohne  Zweifel  ist  der  Knlt  der  Inno  in  späterer  Zeit  durch 
Hera  ätark  bBüinflußt  worden.  Sehen  in  Euliöa  und  Böotien, 
in  deren  Namen  ja  da«  Kind  bedeutungsvoll  hervortritt,  tat 
die  Kuh  dan  heilige  Tier  der  Hera  gewesen,  und  wir  wiasen, 

"I  FurtwILoel^r,  AottlcQ  Oemmon  III  88,  6  hlllt  M  für  w&hnchein- 
liehf  dull  diw  boKauatb  Uild  der  Iudo  too  Liuiiinam  auf  Darttellungon 
dar  Hera  Aigopliago*    von  Spitrta  iuTDckK«Iiö.     Du»  i»t   Kllerdiufp  an. 

£  nahend  er,  al»  P«teraauit  Meiuooif,  «in  verachollenor  Athenatrput  babe 
a  Vorbild  abgogebeo  COäm.  Uiltoil.  l.Y.  IHH.  S.  £07}. 


J 


I  una 


21d 


daS  Rfioter  bei  ^er  Gröndnng  von  CiiniRi?.  woher  so  manche 
L«bre  zu  den  Latiiit^ni  und  [toniern  gekuriimeti  ist,  beteiligt 
gV^mtOi  sind  (Qnier  von  Tansgra.  ?gl.  Ed.  Meyer,  Gesell,  d. 
Alicrtnms  II  S.  -1 7!  fg.).  Tai«nt  übt«  itn  4.  Jahrb.  eine 
mächtige  Wirkung  aal'  Campauieii  und  Mittelitalien  aus  (vgl. 
Pais.  Storia  tUlla  Sicilia  e  d.  Magna  Orrcia  S.  286  u.  587  ff.). 
Es  hatte  die  Vorstaudschaft  des  Bundes  der  uateritalischeR 
GriKcheu  und  war  so  die  geeignete  Vermittlerin  des  Kaltes 
der  LakiniHcben  Qt-ra,  tu  deren  Feste  aHl'  Italiüten  zusAmmen- 
strOmten  {[Äri»t.J  mirab.  anK.  96;  IjIt.  24,  3),  Die  lakinische 
Hera  hatte  heilige  Hurdeu,  ursprünglich  natQrlich  Rinder,  wie 
die  dort  locmlisierte  Sage  Ton  Hcriikles  und  Oeryonra  deutlich 
macht").  Kin  vx^poi  ist.  ibr  OpferUer  bei  Theokr.  4,  20  ff. ; 
im  Oescb ich ta werke  des  Caelius  Aatipater  los  Cicero  (de  di- 
Tin.  1,  48),  daß  Hannibal  einst  der  Qöttin  eine  kleine  goldene 
Kuh  geweiht  habe. 

Als  im  J.  207  sich  die  Un^lUcksKeichen  häuften,  and 
schließlich  noch  die  vrachreckcndo  Zwittergeburb  gemeldet. 
wurde,  da  ward  nach  der  Anordnung  der  decemviri  »acri»  f&- 
ciundis  eine  Sfihneprozcasion  großen  Stiles  tarn  Tempel  der 
luno  Regina  auf  dem  Aventin  vorauatnltet,  7,vfc\  weiße  Ktibe, 
darauf  zwei  Bilder  der  Göttin  auB  Cypreäscuhobc,  und  endlich 
dreimal  neun  Mädchen  in  langen  Üewäudern,  ein  Lied  auf  die 
Königin  luno  aingt'ud.  bildeten  den  Zug.  dt;r.  vom  Apollo- 
t«inpel  heim  Carmentiüi»cheii  Thore  ausgehend.  Ober  das  Vcf 
'  ram  sich  nach  dem  arentinischon  Tempel  bewegte  (Lir.  27,  37). 
In  de»  Sibj-11.  Dlätteru  (bes.  cap.  V)  hat  Diels  evident  ge- 
zeigt, daß  wir  e»  hier  mit  einem  typii»choii  sibjltinittclien,  d.  h. 
gricckittchen,  SUbneritual  zu  thun  haben.  Alles  weaeutticlie 
wird  in  dem  von  Diels  erklarten  eibylltiiischen  Orakel  bei 
PhLegoQ  mirab.  lü  vorgcschriebca.  Auch  im  J.  97  wurde 
eine  Zwitter^burt  durch  CypreasenholzbUder  der  luuo  Re- 
gina and  die  27  Mädchen  gesühut.  uiid  dasselbe  Ritual  wird 
aas  dem  J.  99  berichtet  (Obseqaena  p.  127,  17  u.  2  Jahn; 
DieJs  Sib.  Bl.  S.  54).  An  die  luno  Regina  richteten  aich  die 
griechischen   Procuratiouen,    das   Orakel   bei   Phlegon  t.  17 


'*}  Lit.  S4,  8  fpricbt  vuu  ounii  genem  (»cmm  daa«  pteiu- 


Waller  Otto, 

(Diels  p.  112)  nennt  ne  s&xvrnjv  ^a^rXiaza.-/.  lüt  andern 
Wnrtea  :  Die  iUliBch«  Göltiii  ward  der  "Hpx  (IxoiXEUc  voll- 
koiiiuiem  gleic]ig«8«tzt  Man  sieht  deutlich,  daß  es  rerkehrt 
ist,  in  der  weißen  Kuh  da»  gewühnliche '^)  Opfertier  d« 
luDo  zu  aeheu,  tails  mau  nämlich  damit  das  ihr  iiniprflngUcb 
zugehörige  Tier  meint,  au»  dem  etwa  auf  ihren  eigenen  Cha- 
rakter KurtickgeschlosaeQ  werden  kannte.  Immer  i»t  es  die 
luno  Iteginn,  sei  eü  die  des  Aventiu  oder  die  des  Capitols, 
die  durch  ein  solches  Opfer  geehrt  wird.  Ihr  Kalt  hat,  wie 
uivht  mehr  zweifelhaft  sein  kaDD,  durch  den  griechischen  der 
Hera  Kaailcia  eine  mächtige  Reeinäusaung  erfahrea.  Natflr* 
lieh  stttht  das  berlihmte  Fest  der  GOttin  in  Falerü.  das  Orid 
am.  8,  19  btssclireibt ,  und  das  dem  Dichter  seihst  argiviscb 
erschieu,  iu  seiueu  wichtigsten  Einzelheiten  unter  demaelbeo 
£in6uEse;  auch  bei  ihm  spielen  nivtiae  iuyeQcae  eine  große 
RoUe"). 

Resultat«  und  Schluß. 

Wir  haben  also  keineii  ÄnhattApunkt  für  den  bisher  mit 
großer  Zähigkeit  festgehaltenen  G'lauben,  daß  Inno  eine  Gfittin 
de»  bimm]isch(>n  LichteK  oei,  gefunden.  Sie  Ist  die  Frau  und 
Mtitter,  von  deren  äegcn  jede  Art  von  Fruchtbarkeit  abhängt, 
in  deren  Macht,  auch  außerhalb  der  animalbichen  Natur,  all« 
Anfäugo  gt'gi'beu  t>ind ,  und  von  der  ein  ganz««  Volk  Schutz 
erfleht,  .-Ja  von  seiner  Kfinigin.  Eine  solche  Gottheit  konnte 
ja  sehr  wohl  den  himmlischen  Hegionen  angeh<ir«n:  aber 
nachzuweisen  hat  man  diei^e  Heimat  bisher  nicht  vermocht. 

Bei  keiner  Gottheit  iat  die  Licht-  uud  IJimmeUuatur 
deutlicher,  uta  bei  Juppiter.  Mit  allem,  wan  er  haßt,  darf 
sein  Priester,  der  Samen  Dialis,  keina  Gemeinschaft  haben. 
Und  er  haßt  nichts  so  «ehr,  wie  Tod  und  Gebundenheit,  weil 
er  Juppiter.  Vater  des  Lichtes,  uud  Libcr,  Gott  der  Freiheit 
ist.  Damm  darf  »ein  Priester  Iceinen  Toten  berObren.  and 
der  Qefesselte  ist  vor  ihm  frei  (Gell.  lU.  15.  8  ii.  24).  Bbvnao 
ist  es  ihm  streng  untersagt,  eine  Ziege  zu  berühren  oder  auch 
nur  zu  Denneo.     Dieses  Tier  gehört  also  fUr    den  Rfimer  in 

*■)  S.  Ro*cli«r,  Myth.  Ux.  II  602  und  Andere. 
■■}  Vgl.  ftneb  Dioaj».  aaU  l,äl. 


I 


I 


iereich  der  üritBririli9chi»n  und  iea  Todes  (vgl.  Winsowa 
ReL  u.  Eultus  Idl).  Mit  keinem  Ti^re  8t»bt  ab«r  Iiino  in 
innigerer  Terbindnng,  als  mit  i>ben  cti«sem.  Dax,  sollt«  ich 
meinen .  cbaraktmsiert  ihr  Wesen  ein  ftlr  alle  Male.  Inno 
ist  eine  GOttin  der  Unterwelt*").  In  einer  Hüble  in 
LannTJum  haust  ihre  heilig«  Schlange,  und  Fiirtwängter  bat 
die  Bedeutung  eben  dieses  januTiniBcbeti  Kultes  richtig  er* 
kannt,  wenn  er  (Gemmen  111  295)  von  der  lauuviniscben 
GOtÜD  aagt,  ihr  umpi-tlogliches  Wesen  sei  ein  chtlionisches, 
das  einer  mtlUerlicbeu  Grdgüttin  gtrwiüten. 

Diese  Einsicht  ist  geeignet,  neue  flrkenntniss«  Ober  da* 
Wesen  der  Inno  als  l-'raucngonius  vorzubereiten.  Auch  der 
Genius  caanifeitiiert  sieb  bekanutlicli  durcb  die  Scbknge.  Bis 
loletzt  habe  ich  die  Heantwortnng  der  Grundfrage  de«  ge- 
a&mmtvu  Imiokattea  binau-i^^cachoben.  Jetzt  ist  es  möglich 
Dod  notwendig,  sieb  zu  entscheiden,  ob  man  die  lunones  voq 
der  luno  ableiten,  oder  umgekehrt  die  GSttio  aus  den  Frauea- 
geuien  herausgewachsen  denken  will.  Bisher  ist  allgemein 
geglaubt  worden,  die  luuo  des  Weibes  sei  ettviu  wie  ein  Ab- 
bild der  großen  Göttin.  Der  einzige,  der.  soviel  ich  weiß, 
sich  gedruQgeo  gefühlt  bat,  diese  uigeaurtige  Vor&telhing  durcb 
PkraJlelen  ansprechender  zu  machen,  int  Uaenur  (Göttcmumeu 
298).     Wbb  er  aber  anfQhrt*'),  teigt  die  Klaft.    die  sie  von 

uns  geläufigen  Anachnuangen  trennt,  erat  rocht  deutlich; 
in  die  luno  als  Seele  der  Fruu  steht  iu  einer  ganz  »nderen 
und  viel  engeren  Verbindung  mit  ihr,  ola  die  Venus  in  Useners 
Oitaten. 

Schon  durch  ihren  Namen  nimmt  Inno  eine  Sonderstel- 
loog  innerhalb  de»  rümischeu  Götterkreises  ein.  Sie  ist  die 
Mnuge*^)  Göttin,  deren  Jiame  auf  -o[dj  auslautet,  ja  auch 
anter  den  Kamen  der  Götter  findet  mch  so  gut  wie  gar  keine 
Analogie  *'').     Die  Namen  toq  Göttinnen ,   die   man  mit  luno 


**)  Irre  iob  nickti,  ao  gefaflrt  auch  da«  Opfer  «iner  trichtigen  Saa 
(■.  oben  .S.  217)  hieber. 

**)  Lygdaraoa  6,  47  etü  pes^o«  enoa  fallax  inravit  occUo*.  luoonmn- 
qDQ  mum,  ptrqne  >uam  Vanenca.  Catnll  SS,  6  omnibui  una  otunef 
innipait  Veoens.    TiboU  4,  IS.  2. 

**)  Die  Oiflila|to  dei  Araob.  4,  7  macht  natQrlkb  keine  Aiunuhiue. 

**]  S.  meia»  BemerkuDgea  ia  doo  ladogeiut.  ForKbuagen  W  S-Sl  S. 


S22 


Wiilter  Otto, 


T«rgleic}ieu  katm.  haben  darcliweg  d«n  Ausgang  -ona  oder 
•onia,  nicht  -o(d).  Das  Ivgt  die  Vermutung  nahe,  fs  möchU 
auch  mit  der  Trtigerin  des  Namens  seine  eigene  Bewandtni* 
haben. 

Der  Unbcfangeoe  wird  sich  achwerlich  dem  Eindruck 
TerscblieÜen  können,  daß  in  dem  Glauben  der  Frauen  an  iliro 
lunouCM  eine  außcrordentliclie  Ältertömlichkeit  liege.  Bisher 
fehlte  nur  die  Müglicbkeit.  von  den  Iuoodcs  zu  der  luno  zu 
gelangen.  Ftlr  dieji^nigen.  die  den  obigen  AnsftlhruDgen  Cbitr 
die  Göttin  bL-i^estimiub  baben«  ist  es  nicht  mehr  schwer,  den 
Ziutanimenhang  zu  entdf^cken.  War  Inno  eine  Otittia  der 
Unterwelt  und  vt-rbiiidel  ihr  Name  sie  mit  dum  der  Frauca- 
Bflfile,  dann  sind  es  die  weiblichen  Seelen,  aus  denen  im 
Glauben  von  dun  üuterirdificheii  eine  einzige  mächtige  Gestall 
erwachsen  isL.  eine  Göttin,  unter  deren  ganz  beiK^nderer  Ob- 
hut und  Macht  die  Frauen  sieb  fühlten,  und  tod  der  die 
Gliiubigen  du.s  erbaten,  was  der  Segen  der  Unterirdischen  wori 
Frucht bai'koit  des  iSodens  und  Kinderreichtum.  Zum  Ver- 
gleiche brauche  ich  nur  an  die  Kereu  su  ennnern,  deren  Name 
aller  Waht^cheinlichheit  nach  auf  das  Herz,  d.  h.  die  Seele  des 
Menseben  weist.  0.  Crusiu»,  dem  wir  die  Erkenntnis  ver- 
danken, daß  sie  unjirCuglicb  nichts  andere«  waren,  al»  die 
Seeleu  der  Äbgeschiedeu«n,  hat  in  diesetu  Zusammenhang  auch 
des  geniua  und  der  Inno  gedacht"^)  und  dadurch  den  An- 
atoß  SQ  den  abaclließenden  Bemerkungen  dieser  Abhandlung 
gegeben. 

Kamen  so  hohen  Alters,  wie  den  lununameu,  etymologisch 
erklären  zu  wollen,  i^t  c-iu  meist  xebr  undankbares  Unterfaiigcii. 
Die  Dentnng,  die  ich  mit  aller  Vorsicht  hier  vorschlagen 
mdcbt^,  dOrl'to  wenigstens  dem  Sinne  nach  anttpreehen.  Wenn 
die  uns  bekannte  tjpracbe  Überhaupt  «in  Wort  besitzt,  da:« 
zrxx  Krkl&rung  dienen  kann,  so  ist  dies  iuvoniä.  Dürfen  wir 
luQO  als  weibliche  Form  von  iurenis  ver.>ttehen  (ähnlich  wie 
iunix,  die  junge  Kuh) ,  ho  gelangen  wir  zu  der  durcbauti  au- 
gemoesenen  Bedeutung  ■  junge  Frau".  Da»  femiuinum  des 
entsprechenden    altindischen    Wortes    heißt  yflnl.     Sehwierig- 


••}  In  Eloiokm  Uythol.  L«.  n  1165. 


Inno. 


223 


keit  aber  macht  der  Üni.st&nd.  dtß.  bei  Plnutna  miles  304 
iuvenix  an  Stelle  des  späteren  iunix  steht,  woraus  Lindsay- 
Nobl,  Lat.  Spr.  395  de»  Schlali  ziehen  mSchtc,  daß  die  in 
ianior  uud  iunix  erscheinende  VerkUnEung  des  Stammes  iaven- 
nicbt  altcrerbt  «oi,  sondern  sich  erst  im  Sonderlebeo  dea  La- 
teinisclien  entwickelt  habe.  Iflt  dȟ  nicht  der  FkII,  and  trifft 
meine  Ableitung  das  Richtige,  dann  brauche  ich  nur  an  Kifflf 
lind  N'JjitpT,  zu  erinuern ,  um  die  ÄDgemensenheit  dos  so  ver- 
standenen Namens  zu  zeigen. 

Kicbt  mehr  in  den  Bereich  meiner  Untersuchungen  f&Ut 
luno's  Verbindung  mit  Jtippiter,  die  thatsäcblich  im  Laufe 
der  Zeit  sich  geknüpft  hat,  aber  jünger  sein  wird,  als  6ie  mit 
Janot.  Dafür  bot  das  Wes«n  beider  Gottheiten,  trotz  aller 
Verschiedenheit,  mannigfache  Veranlagung.  Ich  verweise  auf 
Wissowa.  der  Relig.  u.  Kult.  115  die  Vergteichspuntcte  za- 
sammengestellt  hat  Sicherlich  hat  anch  griechischer  Ein- 
fluß Tiel  xa  dieser  Verbindung  beigetragen.  Alte  Beispiele 
sind  die  gemeinsame  Verehrung  im  capitoUnischen  Tempel, 
die  Vereinigung  den  lunokulte*  mit  einem  Jnppiterfasteu  auf 
den  rOmiscben  und  uorbanischen  Inscliriften  S.  16€  u.  168,  und 
die  Aufschrift  des  Tenipel»  zu  Ardea,  die  etwa  der  Zvit  des 
hanniballHchen  Krieges  angebürt,  wo  Inno  die  coaiux  supremi 
genannt  wird:  dies  ist  schon  ganz  griechisch  (s.  oben  S.  168). 

MBnchen.  WaUer  OOo. 


IX. 

Das  Geiselwesea  bei  den  Römern. 


Auf  der  Grenze  zwischen  StAats-  und  Kriegaaltertümem 
liegt  das  Geiselwesen  der  Alten.  Denn  wie  einerseits  die  Ge- 
wohnheit der  Geiselforderung,  ihre  Behandlung  und  AosDutzung 
durch  das  Staatsrecht  bedingt  ist,  so  hängt  doch  andererseits 
bei  den  Griechen  und  Römern  die  Erzwingung  der  Geisel- 
Stellung  aufs  engste  mit  den  Eriegsoperationen  zusammen, 
deren  Erfolg  die  Feldherren  vielfach  durch  dieses  Mittel  zu 
sichern  suchen.  Sollte  es  auf  dieser  Zwischenstellung  beraheo, 
daß  das  Geiselwesen  von  der  Altertumskunde,  die  sonst  alle 
Gebiete  des  privaten  und  öffentlichen  Lebens  der  Alten  bis  in 
die  geringfügigsten  Kleinigkeiten  durchforscht  bat,  bisher  auf- 
fällig vernachlässigt  worden  ist?  Natflrlich  gehört  diese  Ein- 
richtung nicht  zu  denjenigen,  welche  den  Forscher  durch  ein- 
zigartiges Gepräge  oder  durch  eine  sich  bis  in  die  Gegenwart 
erstreckende  Nachwirkung  fesseln.  Aber  schwerlich  wird  man 
einer  Untersuchung  jedes  Interesse  absprechen,  welche  zu  ihrem 
Teile  dazu  dienen  kann ,  die  Zustände  einer  hochbedeutsamen 
Kulturperiode  zu  veranschaulichen,  und  welche  doch  auch  wohl 
einige  Frucht  für  die  Erklärung  der  alten  Historiker  abzu- 
werfen verspricht  Es  mag  gern  eingestanden  werden,  daß 
die  ungezählten  Geiselscharen,  welche  fQr  uns  in  Cäaars  Gal- 
lischem Krieg  auftauchen,  um  dann  in  rätselhafter  Weise  fast 
spurlos  wieder  zu  verschwinden,  mich  zunächst  dazu  geführt 
haben,  die  Frage  nach  ihrem  Zweck  und  Verbleiben  aufzu- 
werfen. Aber  nicht  nur  aus  diesem  besonderen  Anlaß  erklärt 
sich  die  Beschränkung  der  vorliegenden  Arbeit  auf  das  ro- 
mische Altertum,  sondern  aach  daraus,  daß  hier  die  Quellen 


Du  (Jeiaelw«8en  bäi  (l«n  ROmem. 


225 


I 
I 


—  ich  nenne  obenan  Litiuä  und  Polybius  —  mcMicIieres 
MateriftI  epfindeu,  immerhin  reiclilicfa  genug,  mit  liofTtfn  xn 
lassen,  daß  es  gelingt,  auch  an  diesem  kleinen  Äossclioitt  deu 
römischen  Geint,  tuid  rielleicht  auch  «twoA  ron  seiner  Eni- 
iricklung,  zu  erkenne». 

lo  aeiaer  altgemeben  Form    &uiUcb   ist  das  OeisclweiteD 
so    wenig    eine    etgentflmlich    römiar^he   Einrichtang,    daß    ai 
tnüßifir  ist.  nach  «li-n  Wegen  xu  forschen,  Huf  denen  sie  etwa 
zu  den  Hömern  gelangt  wäre.     Gewisse  Einrichtungen   bilden 
sieb  eben  UberaU  von    selbst   heraus,    nur   bedingt  durch  die 
gleichartig    wiederkehreadeii    Verhältnisse    des    Vülkerlebens. 
Haben  doch  anch  in  der  Neazoit  die  Geiseln,    ohne  daß  ibre 
fixistenxberechtignng  förmlich  anerkannt  wäre,  keiticKwegs  auf-* 
gebort,   eine  Kolle  za   epiclcD.     Bekannt  genug  ist,   dnß  im 
letzten  Kriege  mit  Frankreich    das  Unwesen    der  Franktireurs 
iie  Dmtscben  daxu  nötigte,   sieb    in    deu  Dörfern  der  Maires 
als  Geiseln  zu  bedienen,  tind  ebensn  haben  die  Eagtündor  im 
Bnrenkriege  die  Kisenbahntranaporte  gegen  Gefährdung  durch 
Dynamit  dadurch  ku  sichern  gestrebt,  dnß  sie  Büren  ala  G«i- 
eeln  mjtziifnhren  zwangen.    Daher   ist   ch  kein  Wunder,   daß 
wir    im   Altertum   bei   den    verschiedeiisrtig&teQ    Völkern    das 
Geiselrecbt  finden;   ich  nenne  7.  B.  neben  den  Griechen    und 
R<jmern  die  Kelten,    die  Germanen,    die  Karthager,    die   Ae- 
gypter.     Bei  den  ROmern   hat  das  Gi^iaelwesen  jedenfalls  seit 
alter  Zeit  bestanden.     Diesen  Schluß    wenigstens   erlaubt,    so 
▼iel  die  Kritik  auch  von  den  Einzelheiton  streichen  mag.    die 
Sage  roD  der  Heldenjungfrau  und  Sehwimmktln<it1erin  Cloelia. 
welche,  mit  andern  edlen  iit^merinneii  an  Porsentia  aU  Geioeln 
ausg^efert,  ihren  Wächtern  Hchvriuimend  entkommt  und  da- 
dnrcb  ihren  LamlBlfiiteu  yortreffliche  Gelegenheit  zur  Bewah- 
rung ihres  liechtssinDe-»  gibt,    indem  sie  die  FlUchtliii^je  frei- 
willig lurücksBiideo.      Im   ganzen    werden    aus    der  Zeit  der 
Kämpfe  mit  den  Italikorn  Geiseln  selten    erwähnt,    was  wohl 
nicht  bloß  zufällig  ist.    Houdvrn    sich  aus  Umstünden  erklärt. 
die  weiter  unten  zur  Spracbe  kommen  werden.     UegelnUlßig 
aber  erscheint  seit  den  panischen  Kriegen  —  denn  daß  dieser 
Zusatz  im  Vertrage  v.  J.  241  (Polyh.  III  27)  felilt,  kann  nur 
oiiue  zufaltige  Austaesung  sein  —  die  Geiselstellong  unter  den 

FbUolofai  I.XIT  (N.  F.  XVII!),  1.  lä 


22» 


A.  U».htbsei 


Friedeitsbedingungea.  Die  Zulileii  der  Geiseln,  die  fOr  d» 
KaribagöT  a.uf  lUO,  resp.  3U0  augeRrtset  werdm,  mnken  dBon 
edicblicli  in  dsii  Kriegen  mit  Maceduiiien  und  Syrien ,  ohne 
daß  danuut  eine  vurringerte  Wvrtachälxuug  dieser  Vorm  der 
Friedcnübnrgscliaft  gefolgert,  werden  dürfte.  Die  festere  Ge- 
Bchloeaeubeit  der  monarcbiscben  Slaatau,  d«reu  ^itz*  sidi 
Iwcliter  trf^fl^eu  Hefj ,  gestattete  diu  BvMhr&nkung'  auf  wenige 
^BiBtat  20)  duicb.  Rsiig  liervorrageiidf  Geiseln  oder  gar  auf 
einen  eiozelaen  Prinzen-  Alu  füratlicbp  GeiReln  weilten  in 
Rom  t.  B,  drei  mit  dum  Namen')  DBUietriii»  und  d«r  apfitwe 
ajrmcbe  KOnig  Antiocluia  tV.  Bei  der  Unterwerfung  der 
Spanier  und  Gallieii,  die  in  xabireicbe,  lose  zuti»nimeob3nfpeade 
Stimme  wriieltm,  wachsen  die  Ziffem  gewaltig.  Fflr  C^ar 
muubte  iu  dem  aroR-a  Gallien  nucb  der  Mungel  anderer  äi^e»- 
trophänn  bineukomment  sn  daß  die  ron  ihm  aii^tirklich  an- 
gegebenen ZnbIcR  sich  auf  nicht  w«niger  alü  lo40  belaufen, 
die  aljer  duch  nur  eiueu  kleinen  BruchbeLJ  der  Uberliatipt  von 
ibm  eriirel^ten  Geii^eln  ausmanben.  Daß  endlicb  auch  in  der 
Kaiücr^cit  dia  Qaitfelliaft  niuhb  außer  Ucbung  gefcommeu  ist, 
känoen  einzelne  Manien  röniieclier  Geiselu  zeigen,  wii;  aus  d^r 
Zeit  des  Claudiii»*)  Meherdaies ,  Sohu  dm  HartherkÜuigs 
Pbraatä»,  und  au»  den  Zeit  des  ustnimiscbou  Kulcbes  der  uaob' 
malige  Ostgotenkönig  Theodorich  der  Oroße;  mehr  aber  «ocb 
diu  Tubanohe,  daj^  der  Kaiser  Commudu»  Ubur  privatrecbtlicbe 
YerhältaiBsa  der  Geiseln  Btatimmungen  getroffen  bat.  die  auch 
in  da»^)  CitrpUB  Iuris  übergegangen  sind.  So  l&Ct  sieb  bei 
den  Uömern  daa  Getflelweecn  Dber  einen  lOOOjakrigeti  Zuitr- 
rauuj  verfulgcn. 

Welchen  Ziveoken  nun  dienten  dio  Geiseln  bei  deti  Eö- 
mcm?  Vielleicht  gevvührt  darüber  schon  dos  von  der  latei- 
nischen ^rache  geprägte  Wort  einigen  Aufeoblu&  Wenn 
dad  griecbiscbe  öpipai,  , Zusammen fUgcr * ,  danuif  ffUirt,  daß 
difisalbaiL  urqurUnglich  —  eine  später«  Erweiterung'  des  Be- 
gtitte»  väi  oaUxÜch  nicht  gelengnet  werden  —  bei  Verträgen 


')  Nlmlicli  Datnetriu«,  Sohn  Philipps  V  von  Mocedoniui  (Pol.  XVtll 
22  S  S  =1  Liv,  SS.\1II  IS  &  U)  und  diu  sEjUeren  «j-rischeu  KOnige  De- 
metrius I  QDd  DvmetriiM  U  i  Fol.  XXXI  12,  §  I  ii.  Just  SA.  2). 

't  Tac  annal.  VI  10.  ')  Dig.  4»,  14.  SI.  32. 


J 


Iielweaen  bei  den  fiataern. 


3» 


TerweiuluDK'  ffefundeu  haben,  bei  deuen  sie  von  den  Pftr- 
ansgetaiiscbt  wurden,  um  die  InDehaltiing  em«r  wechsel- 
itig«ii  V<>rpflichtting  zu  Terbttrß'en,  lüßt  dna  lat«ini»obo  Wort 
baea"  TOQ  Tomherein  den  auf  Niederwerfung  d«a  G«|B^«r8 
iriebtotcD  Sinn  der  Römer  nlmen.  Wie  prnese»  und  prtunidere, 
mOMen  aoch  ohaes  und  obstidere  f^laiclian  lJntpnmf2«fi  itein;  beide 
Vört«r  b«x«icliTieQ  naeii  ibrer  ZiuammoDietziingMis  den  Stämmen 
W  and  sei  ein  ]Gntf;4>jfnn!4itzen,  das  an  sich  den  doppelten  Zweck 
de»  Ao^iffi*»  und  di?r  Abwehr  habtüi  kann.  An  das  «rster«  wird 
■B  obaider« gedacht,  wenn  C8  die  Bedenlung  „))elAgcni'*'anninimft, 
■ährcaid  bri  obseK,  wie  bei  (ibduiier»  und  oppiiimn,  die  Vorsilbe 
■Bf  Abu-ebr  deutet.  Und  w«nn  weiter  gctingt  wird,  was  der  obMI 
durch  »ein  Sitzen  in  der  H«ft  abwehrt,  wo  liegt  die  ÄnCwort 
nahe:  er  wehrt  den  Feind,  der  mit  v'tlliger  Vt-niichtiing  droht. 
MD  ssinen  Laiid»lf!Ut«n  ab.  Deiui  Entgegennahme  der  Qeiseln 
ledeatot  ftit  den  Sieger  Teexicht  auf  seh  ranken  lose^  Au^uutzun^ 
defl  Si^errachtea  und  wird  daher  ran  den  Dettiegten ,  so- 
drficicend  diu  GeieelsteUung  aueb  alu  \Rttt<'l  zur  Geborsamsei^ 
zwLUgDDg  ist .  gegi'ndber  dem  /ustaod  fiirtdauerndor  Friede 
ligk«it  *)  als  Wohltat  empinndeni 

Bbi  FriL'd«n)isfhlüas«n    haben   alsO'  jedAnfalls    tou  Anfang 
I  bei  den  Rümem  die  Qeiaeln  aiH  ßllrg^n  der  Besiegten  gedient 
iat  nicbb!  Neues,  aber  damit  tat  dia^  Sache  auch  noch  nicht 
'^getau.     An    einer    hekiuuiten  *)    Stelle   unterstcheidet    Livius 
»i    Arten    der    Abmachungen    mit    £tiemden    Vülkcm.      Di« 
igt  die  deditio,  bcii  waleher  der  SiegBT  zwar  gewisse  Be* 
ugungen    namhat^    macht,    wie    Waffenstreclmiig  uder  OJv 
liefening.  der  lleaiegte  aber  unter  Ant'gnlfe  meiner  Selb- 
Ugkeit  gKwitlt  Bein  muß,  auch  all«  dannber  hinaiug^hen-- 
Fordezungtm  zu  erfntlen.   mit  dem    bei  Cäsar  no   oft  ge* 
kuchten  Auadruck '') :  impvrata  farere.    Dagegen  wird  bei  dem 
foediw,.  dem  nnfccr  religiöaeu  Cerimonicn    vtdlzogcnen  Vurtnig, 
sh    WHUD  der  Sieger  sie    ein.seitig  autprlegt,    das  Uaß   der 
iobbongm  Test  b^renxt,  so  daiS  die  Parteien  beide  ihre 


Cic.  tl<}  imiMT.  Pomii    3  83. 

Lir.  XXXrV  57  §  7—9. 

Bei  Pol.  21,  1   Uutet  der   Aiisdrack :   Mt^ia  r*;v  tKttpoxijt  npl 

18» 


228 


A.  HattbBet. 


Aboiachl 


SelbitiandiKkeH  beliaUpii.     Endlicli  kann  das  VcrUiilt! 
Stasteti  »uch  oliiie  vorausgehenden  Krieg  du 
sehr  rerscliie  denen  lubalU  (geregelt  trerden. 

üni  mit. dem  letzten  iii  beginnen,  so  liegt  mif  dr>r  Hand, 
daß  bei  dieseii  Verträgen ,  die  von  freivrilügier  unbedingter 
Unterwerfung  bis  zu  iiilialtsWrer  Hüfliokkeitsbezeugiiag  S^iivl- 
niuni  las!i«n,  das  Verfahren  kein  einheitliches  gewesen  sän 
kann.  Wenn  bei  dein  Frt-undHcliaftabQDdnid,  das  an  der  »r- 
wühnt«n  Stelle  den  LiviiiH  Autiocbiie  den  Itöinern  vorschlägt, 
an  Qeixel-itellimg  nicht  gedacht  wird,  so  iat  doch  audarenwits 
begreiflieb,  dlaß  galli^^che  und  t^erninniscbe  Stämme  '),  uui  ihre 
freiwillige  Unterwerfung  m  bi^kundeci  oder  tim  sich  in  den 
Schutz  der  Römer  la  begeben,  an  Cüsar  Qeiselti  senden. 

Schwieriger  und  deswegen  um  standi  icherer  Erörtening  be- 
dllrftig  ist  die  Frage,  wie  es  beim  foedus  gehalten  wurde.  In 
seiner^)  Auseinandersetzung  über  die  Kapitulation  des  Itömer- 
heeres  in  den  caudiniscben  Pässen  schließt  Liviu»  aus  der  Tat- 
sache, daß  dabei  von  den  KSmern  (jeiseln  gestellt  wurden,  es 
sei  kein  fiiriulicher  Friedn  (foedwi),  sondern  nur  ein  Pr&limi- 
narvertrftg  (sponsio)  abgeschlossen  worden.  Ob  diese  SchlaG- 
folgening  sicher  ist,  oder  ob  den  patriotJacheu  Schriftsteller 
der  Wunsch  irreleitel,  die  Vergangenheit  seines  Volke«  von 
der  Schmach  eines  ofi'enkundigen  Vertragsbruches  reinzuwa- 
Rchen,  muß  hier  dahingestellt  bleiben.  Es  kommt  uns  nur 
darauf  au,  ob  der  von  Livius  behauptete  stat<itarechtlicbe  Gmud- 
satz  Kutrifft,  Hau  bei  dem  fuedus  Qinselstellung  nicbt  statt 
batte.  Auf  seine  Bi<gr[liiduii(;,  daß  die  Cerimonien  der  Fe- 
tialen  eine  we-iterc  Bürgschaft  überflllHsig  machten,  mOcht«  ich 
allerdings  wenig  Gewicht  legen;  denn  aus  inneren  Grfindeo 
ist  es  doch  wohl  wahrscb  ein  lieh,  daß,  wo  man  e^  mit  einem 
V{^ke  andersartiger  Religion  zu  tun  hatte,  und  besonders  wo 
dem  Gegner  eine  sich  auf  länK^reo  Zeitraum  verteilende  Krieg»- 
kontribution  aufcrlct^t  wurde,  oebon  Her  religiösen  Bindung 
auch  materielle  Sicherheiten  verlangt  worden.  Aber  deswegen 
mit'*)  Weisseobarn  die  Behauptung  des  Liviua  als  völlig  halt- 


*)  B*i«t>ifll  der   ersten  Art  sind  die  BSmer  (Oaet.  da  b»U.  0.  11  A 
S  3|,  d«r  tw«it«n  die  Ul>j«r  <IV  16  %  &). 

")  U».  IX  cap.  5.  *)  Zu  Liv.  II  onp-  5  §  »• 


ihrawn  b«  i«a  ROmWiL 


form 


lo8  uixoBeben,  ist  nicht  aogäugig,  weil  sie,  wie  vohl  2u  venig 
bcflcbtei.    in  ^n?.   anderem  Zusammenhange    wiederkehrt,  wo 
der  Verdaclit  tendentiöser  FikÜoii  nuBgeiichlu)i8i<u  ist.     Die  fflr 
die  vorliegende  Untersuch ucig  wichtige  Stell«  findet  sich  XX  VIU 
34  §  7  und  lautet :  Mos  rutustua  erat  Eouiauia,  cum  quo  nee 
fordere  nrc  arquin  Ifff'ibus  jungere-tur  amicitia,  non  priiis  im- 
10  in  eum  tanquam  pacatum  uti  quam  omnia  divina  buma- 
naqoe  dedidisset,    obsideti  accepti,    arms  ademta,  praesidia  ur- 
bibufi  impoiiita  furent.     Es  wird  also  auch  hier  geleugnet,  — 
denn  die   übrigen  an   den    bezwimgenen  Gegner   herkömmlich 
gestellten  Forderungen  gehen  uns   hier   nicht»  an  —  daß  bei 
der    AbschliüßuQg    eine»     for'dus    Geiseln    entgegen^enommeD 
wurden.      Dagegen    kann    VVeiBaenborn    allcidingü    widL'rspre- 
obeude  von  Liriwi  selbst  übL-rlieferte  Tataachen  in*  Feld  führen. 
Dazn  rechne  ich  nicht  die  bei  dem  FricdeuHschluß  mit  Porsena 
berichtet«  Qeisel »Leitung,    wi-il  sie  keinem  biatoriech  geiticher- 
[ten    Boden   angehört.     Uribeisireitbar  aber  and    von    Polybiu« 
tigt  ist,  daß'")   dou    KarUiagtTn    im    Jahre  201").    den 
lonieni  im  Jahre  197  '^)  und,   um  die  von  Weiegenbum 
aogefUhrien  Stellen  su  ergänzen,    ron  den  Aetolern   im  Jahre 
189  imd  in  ilfmaolbcn  Jahre  dem  ")  Antiotbu»   bei  dem  Ab- 
schluß der  foedera  Geiseln  abgenöt.igt  wurden, 
y         Um  die^sen  Widompruch  /wincfaen  der  Thi-uri«  des  Liviue 
und  den  Tat&achen  zu  lOseu,  muß  umu  «ich  erinnern,  daß  die 
focdera  zweierlei  Art  sein  können ,    entweder  n«quu   oder  non 
aequa.  je  nachdem  die   vertra^schließviideu  Partt:ien   wechs«l- 
Mitig  VerpSichtmigcn    Übernehmen,    oder  der  Sieger  den  Be- 
ai©gt«o  sein  Uebergewicht  durch  Auferlegung  drückend«  Bc- 
dingnngen   ftihkn  HiiS-t.     Au  der  titierten  ilauptstclle  scheint 
■  der  von  dem  Schriftsteller  gewählte  Aasdruck   ,n«c  foedere 
Blim    Mquis  legibus"  fr«ilicb  beide  Gattungen  des  foc-dus  einzu- 
Vccbließen;  das  wäre  aber  ein  handgi^iflicher  Irrtum.    Ka  bleibt 
daher  nar  Ubrig  anzunehmen,  daß  die  Behauptung  des  Livius 
{Qr  daa  foedus  aequum  —  ein  wlches  strebten  auch  die  Sani- 


")  Ut,  XXX  37  u.  48  =  Fol.  XV  18. 

")  Li».  XSXIII  18  I  14  u.  80  =  Pol.  XVrU  22  §  S  u.  S. 

")  Li«.  XXXVIIl  n  8  6  =^  Pol.  XXII  15  §  10. 

")  Li-j.  XXXVUI  38  g  15  =  Pol  XXII  26  §  32. 


2S0 


A.  M«'tbk»«t, 


mter  vikiih  Ihrem  Erfolg»?  b«!  Caudliun  an  —  zutrifft,  nictn 
aber  I'Ur  da»  foedufi  aott  aequuiu.  da«  sich  mehr  and  mehr  der 
Form  der  iluditio  uiht-rtt:.  £s  Lic^t  uuuh  in  dvr  Nstor  der 
Sache,  daß,  wenn  die  Gej^or  sich  bei  dem  foedtu  aoquum  als 
ebi'nbQrtijc  kctratbLiui.  iaa  Zwani^nuittel  der  QelBeln  nicht  io 
Frage  koiBUKi)  kann ;  Anza  wtirde  tto  der  oben  bemerkte  Vto- 
■tand  seine  ErklSrvtig  finden,  daB  im  Vcrbältnis  kd  den  Ita- 
likera,  das  ja  rjelfnch  diirrh  ein  fnedaa  aequiim  f^er^dt 
wurde,  dt«  Cluicelu  oino  rJunilioh  gtringe  RoUl-  gespielt  haben. 
So  tübct  der  (ücdankeugaug  darauf  hinaus,  daß  Geiseln  saoli 
rJlliUBoher  Gewohnheit  bei  dem  foedus  nmi  aeqtiiim  erforderlich 
varen"},  vor  d&Mten  llatiBcieriiug  r<ie  biaweileu  gchua  gestellt 
vrunlen,  daß  nie  aber  bei  dem  foedus  acquum  nur  fQr  den 
Fräliminarverta-ag  in  Beia-avht  kamen. 

Sehr  leicht  erledigt  sich  dann  unsere  Frage  fUr  die  dedi- 
tio,  sie  wird  mit  ikller  wUiiKchcns werten  Duutltcbkoit  durch 
die  uue  uaa  üehr  geläuÜRe  BteUe  Lrv.  XXYILI  34  g  7  bean*- 
norlot.  In  der  Tat  niulS  die  deditio  auRiiHhmsloa  durch  G«i- 
BoUtellung  bekräftigt  wordeu  sein.  Dunim  uiiumt  das  rüani* 
ache  Qeisetiweeea  an  Auedelinuiig  xu,  je  regelmäßiger  die  m 
«iJh  greifende  Eroberungäpolitik  der  Räm^  zur  deditio  d«r 
bekriegt«!)  Völker  fUfarU  Lehrreicher  als  Dotxende  vod  Bei- 
npiolen,  die  eich  leicht  zuaauuneobringen  liefkn,  sind  zwä 
Fälle,  wo  bei  UiUar  die  erwartete  Erw&buung  der  Qeis^  aoa- 
bldibt  Noch  im  SotDiner  des  Jahres  57  «rfäbrt  Clisar,  wia 
de  bejl.  0.  U  34  Irarz  berichtet  wird,  dal^  es  P.  Crassus  ohne 
Eampf  geglückt  ist,  die  Vooeter  nnd  den  ganwii  Nordwcetea 
flallicBH  KU  uaterweri'eD :  .omnu  eas  civitateK  in  ditianem  po- 
tnMamque  populi  Kuntani  esse  redactus*;  von  Geiseln  igt  da- 
bei keine  Rede.  Iktii  solche  dennoch  von  Crasaus  aosf^hän- 
digt  sind,  bi^mti  wir  aber  bald  (III  8  §  2) ;  gerade  die  Hoff- 
nung, die  lüwIthssaDg  ihrer  Qeiaelo  cruwingeEi  zu  könoea,  ver- 
leitet di«  Veuater,  mit  Fouragiwen  beauftragte  rßtoiache  Of- 
ßxiere  jestzttuelimen,  und  führt  «omit  den  Krieg  herbei.  Fer- 
ner wird  hei  der  Capitulatiüu   der  Sontiaten  ausdrttcldich  nur 


")  Qu.  Fhuntniniu  ver&prSoht  tan  Ktaig  PlitS[¥  ctio  Odaahi  tii- 
rUGkxuliol'om,  weui  «iwr  t^eo&t  Aen  veiabradfltttD  Ftioikn  sieht  gxrtbeifit 
(LiT.  XXXIII  IS  §  l&X 


Du  Geiaehraan  bei  den  KSmem. 


S3t 


[4ie  Bedingung  dor  WaffcnauKlitferung  (III  21  extr.)  geoannt. 
AIb  aber  gleich  daraTif  eine  neue  Scbilderhebung  inn  ttlr  die 
Terräteriscb«!!  Feiode  schlioKmes  Ende  nimmt ,  beißt  et<,  daß 
CruBOB  ibiieii  di«t)dbeii  CapitulatioDsbediiifcmiffen  (lit  22  cttr.) 
fttich  jetzt  Doci)  bewillifrt  und  daß  er  mit  den  Wall«ii  ihre 
G«teeltt  in  fimpfane:  niiuait  (11123  t;  1).  E«  war  al»  aach 
lücT  Torber  die  Beduigong  der  OeiseUtellung  nur  Qbett^Dffea 
worden.  Weno  selbst  bei  Cäsar,  der  mit  «o  auff&lliger  Üe- 
vis»eiibfflftijj;keit  die  dem  Feinde  abgennmnii-neti  Oeiseln  ver- 
seiohnot,  Bolche  Auslasaungen  mügHcfa  eind,  no  werden  wir  in 
der  Annalimr  nicht  feblg(>]i<m,  daß  dinaelbe  Ei^Tizuiif;  iüb 
K^vdbstveratändlifh  Ul*«rc)U  lia  xu  uinclivii  i><t,  wo  mm  die  Wen- 
V'^tragen  in  ditionem  jiotesbiti'niqup  [»opnli  ttomiini  redigi,  in 
d«ditionein  venire,  iinperata  facturiim  polHeeri  u.  S.  begef^nm, 
wie  umgekehrt  legatns  iiiitt«r«  ob'ti(lc«>qiie  dure  schon  fUr  mch 

»allein  die  Uutarwerfang  beHtiiten  kann  (VIU  4t}  g  1). 
NefewB  der  Venrondung   dm  Oeiwtn    liei    Stitat^Terträgeii 
kommt  in  Fraga,  ab  die  Riinier  sieb  aueli  di^Hi^elben  Zwangs- 
niitteU  zur  daiitrndpn  SicliL'ruiig  ihrer  Ilerrgcliaft  bedient  ha- 
ben,    fio   macht   R8    Arinvi^t,    vor    demicD    Rache  di«   Gewein 
eidi  in  d«iD  ßrade  zn  tllrchten  haben,  daß  ihr^  Landslcnt«  mir 
in  ffriienner  Audienz  vor  Cäsar  ihre  Benchwerden  vorzubringen 
wagen,  ttnd  der   jfAe  Idißachtun^;  seiner  BeMile   an  den  Oet- 
«ein   grausam   straft   (Coes.  de  bell.  G.  I  31  g  9  ttnd  H)i    anf 
K^ieae  Weise  verecbafft  auch  Vsrcnigetorix'**)  seioem  Witleo  g«- 
H«g«(Bab«r  den  wankelmOtigea  ^SsK-iern  6elti>ng.     Von  den  RA- 
B  uem  läßt  sieb  dasselbe    nidit  behaupten.     Wobl  aber  bäben 
B«w,  äbnlicb    wie   die  Athener  Tor  Ansbruch   des  peiopnonesi* 
Vicbeo  Kriegen    mit  Potidia  Terfuhrr».    in   besonderen  Fällen, 
w*  der  Verdacht  beabeicfatigter  llntrene  vorlag,  sich  das  Recht 
betgOEDeflsen,    von  dem   UQtertäiiigL>n  LundschaDen  Oeineln  ein- 
blndenL     Zu  diesem  bedenklichen  Mittel  griff  dirr  Senat  im 
Twükn  puniüchini  Kriege  (208  v.  Chr.)  gegeaQber  4er  ">  Stadt 
Arretduai,  ^e  120  twiiatorenaöhne  als  Pfand  ihrer  Trei»e  h«f- 
I  geben  mußte,    und  diusdbf  Bewandtnis    wird  es  mit  den  Oei- 
ttia  ans'*)  Tarent  and  Tburii  gehabt  iiabm,  welche  sich  im 

■*•)  Ca«.  4e  ban.  G   VII  4  J  i-i  ■«)  Liv.  KXTO  8<. 

'•)  LJT.  SXV  7  S  l»-**. 


2SS 


A.  Un  t  th  kbS, 


Jahre  212  (vielleicht  scIioh'')  216)  im  Besitz  der  UOiner  Tan- 
den.     Ver^tmchlifir  ist  uucli  dos  Verfalirea  des  Seaate»,  als  n 
149  kurz   vor  Ausbruch   des   Krieges '")    deti    Kartbaifcmi,  die 
damit  ihre  Bereitschaft  zu    unbedingtem  Gehorsam  bekunden 
sollten.  300  Söhiiu  aus  den  einflußreich steu  FauiiUL-u  uljoQligte. 
Noch  mögen  zur  Vervoll stäiidiKung  einige  besondere,  sum 
Teil    gering  fUgigerc    AulÜsse    zur    GeineUtellung    hißKugefCgi 
werden.     Der  illjrieche  König")  Pineas  «nil,  wenn  er  für  di« 
Eiitriclitung  des    s<:huldigcii  Tributes   Aufschub    erbittet,   deo 
römischen  Gesandten  Geiseln  Übergeben.     Auch  gegen  VerrS- 
fcerei  aiichte  man  »ich  durch  die  gleiche  Vnrsichtflmaßr^el  lu 
MhUbfen.     Deswegen    wird  ea  dem  an  der  illyriäch-Diacedoni- 
achen  Orensu  operierenden  Foldlierrn"')  Appiiis  Claudius  ver- 
dacht, daß  er,    ohne  Geiseln  von   ihncit  in  Händen    zu  haben, 
den  Bewohnern  der  Stadt  Uscana  vertraut,  als  sie  versprechet!, 
ihm  bei  grOUerer  AnoiiUeniiig  die  Tore  zu  öffnen.     Wohl  um 
ohne  Furcht  vor  Terraterjachem   üebcrfall   ihre   Wandening 
fortsetzeD  zu  )c5niieD,  lassen  sich  die  mit  den  Oinibera  Ter- 
einigten'^)    Uelvetiev  iu.i  Jahre  107    von   dem    Heero   dos  b^ 
siegten  und    crschUgoncu  L.  Cassiua   Geiseln    stellen,   aU  si« 
«6    unter    daa  Joch    schiciceu,    dann    aber  ziehen  lassen.    Da- 
gegen betont  ^^)  Lirius,  daß  nicht  «in«  Hbcräils«ige  Sicherung 
gegen  Verrat,    sondern  nar  eine  Demütigung  des  macedoni- 
schen  Königs  berwecirt  wird,  wenn  Perseua  vor  der  Verhand- 
lung mit  den  römischen  Gcsnudten,  zu  d»r  er  mit  dem  ganzen 
Schwärm  seiner  Begleiter  kooimen  will,  Gei^^ela  schicken  mußi. 
XU  endlich  der  oben  genunnte  Appius  Claudius  den")  Aeto- 
leru  da«  Versprechen  abnahm,  ihre  iuiieruu  Zwistigkeitea  ruhen 
KU  lausen,  ließ  er  beide  Parteien  Geiseln  nn.ch  Korinth  schafTen. 
Diese  Uebersicht  wird  genClgeu,   um  eiueu   Begriff  von 
der  autierordentlich  umfangreichen  und  verschiedenartigen  Ver- 
wendung der  GeiHelti  zu  gewährten.     UeW  di«  dabei  benutz- 
ten Personen  sind  nur  wenige  Bemerkungen  nötig.     Weibliche 
Geiseln,  wie  sie  aus  der  Rpanischen  VOlkerachail  der  llergeten 


")  Lir.  XXII  «1  &  12. 
")  Uv.  XXll  sa  s  5, 


'•)  Pol.  XXXVI  2 
")  l,iv.  XLUI  10 


")  I.ir  Kpit.  LXV.  Cum.  äß  l<ell.  ß.  1  12  g  &.  14 
■^J  Liv.  XLll  S9  i  7.  »•)  Liv.  XLU  5  §  B-9. 


6. 
-+. 
14  9  S. 


Das  Geiaelireeea  bei  den  ROtoeni. 


285 


stauulivnd.  von")  Scipio  in  Ketikariliftgo  vorgefußden  wer- 
den, lind  welche  die '^)  Spartaner  zu  stelleo  Yorzogen,  wirea 
dcD  Rüiiiem  in  alter  Zeit  —  auch  diai  kann  aus  die  Sag« 
TOD  der  Gloelia  lehren  ~  nicht  fremd.  Der  Grund  fOr  die 
spätere  Brach  rank  uns  auf  niguiilicliu  Qeis^ln  liegt  nahe.  Die 
Uergetinnen  l>cktagen  sich  bt-i  Sciijio  Über  ihre  Wächter  und 
dejaten  an,  daß  sie  ror  Verletxnn^  des  SchnmgunikJti  und  Eni- 
ekrun^  nicht  eicher  sind.  Dieselbe  Schwiertj^keit  wird  sich 
oft  wiederholt  haben,  so  daß  man  von  weiblichen  Geiseln  ganx 
absah.  Aber  auch  in  der  Tauglichkeit  umnolicher  Qeinelit 
^l>t  es  viele  Gradanterachiede;  ihre  Prilfuiig  und  Auswahl 
ist  daher  ein  umstündliches  und  Umsicht  erforderndes  De- 
■chiifl.  dos  meist  den  Feldherren  rufiUlt;  denn  wenn  ea  **). 
wie  Xenophon  erwShnt,  den  Thynera  glttckte,  den  thracischen 
KOnig  SeuÜics  mit  niinderwertiifen  GuIm.'!»  hintei-s  Licht  zu 
fObren,  so  wird  ea  auch  anderwärts  »u  ülinüchen  Versuchen 
nidit  gefühlt  haben.  UeberiJl  kommt  es  darauf  an,  solcho 
PenoD«Q  anezusuciiea,  welche  für  ihre  VL-rwaiidLea  und  Lnnds- 
lettta  einen  geschätzten  leellen  Wert  oder  doch  einen  hohen 
GcfOhUwert  haben.  Daß  Geiseln,  bei  denen  dos  letztere  zu- 
traf, als  besonders  wirksam  galten ,  merkt  mau  daran,  daß 
TOrwivgcud  ganz  jugendliche  Höhne  vornehmen  Standes ") 
(principum  liberi)  gefordert  werden.  Das  ist  no  »ehr  die  Re- 
gel, daß  Lirius^')  einmal  das  vorher  häuBg  gebrauchte  Wort 
obsides  plötzlich  mit  pueri  T«rtauitcht,  uls  ob  fielbstverständ- 
lich  wäre,  daß  Oeiaeht  noch  im  Knabenalter  stehen.  In  eini- 
gen VertriLgeu  werden  bentimmterc  Abraacbungcu  Über  das 
Lebensalter  getroffen.  Die")  Karthager  verpfiicbten  ticb, 
knae  Geiseln  zu  schicken,  die  jünger  »I9  11  oder  ÜUer  aU  30 
Jahr«  sind.  In  einem  ^"1  andern  FuUe  heißt  e«:  nicht  jünger 
|aJs  13,  nicht  älter  als  40  Jabre^'K  oder  es  wird  die  untere 
rGrenze  auf  18,  die  obere  auf  4'>  Jahre  festgesf^tzt.  Man  sieht, 
daß  iolebe  Personen  abgelehnt  werden,  die  wegen  allzu  zarter 
Jagend,   oder  weil  sie  das   rUntigste  Mannesnlter   schon  über- 


«)  Li».  XXVI  4».  ")  Pint  mor.  2»5  B.  Clftomenea  81&A. 

«>  Än»l>.  VII  4  §  24.  ")  Z.  B.  Cm»,  «fe  bell.  G.  II  5  S  1- 

»)  Liv.  XXII  22g  17.  «)  Li».  XXX  37J  6. 

»)  Li«.  XXXVm  II  §  6.  ")  Liv.  XXXVUI  38  %  15. 


23i 


A.  Mattfa&f-j, 


■^Bitten  haben,  in  der  Haft  keine  lange  LebeDsdauer  ver- 
sprecbcii.  Dennoch  ffünluii  die  Oc-isulu  dem  angewöhnten 
Kiinia  und  audem  uA^ünstii^eii  Kiuflltssen  der  G^fanf^^Miitcbaft 
oft  rMcli  untortegen  aein.  Als  Beispiel  md^ren  die  bekannten") 
iOOO  Acbäer  (UeaeD,  weJcbe  im  Jahre  167  ujiter  detn  Vor- 
wandc.  ÜjDftii  wegen  verräteriachi:-!-  tJmtrieb«  den  Prozeß  n 
machen,  ans  der  Uetxoat  entftLbrt  wordeu;  sie  heäßeo  c^ 
nicht  Geiseln,  weil  hier  diis  Merkmal  der  freiwilligen  9t«llaiig 
fehlt,  aber  «e  wurden  sni  wichen '")  gepreßt  und  ganz  nU 
solche  behandelt.  Von  ihnen  waren,  al*  die  firtanbnie  zur 
KOckkelir  eniilich  erteilt  wurde,  nach  iTjilhriper  Haft  nipht 
weniger  als  70U  geäturbim.  EiDcrseits  wohl  aas  dieftem  Gniudef 
andererseiti)  um  den  betrolfeDpn  Peraonen  kein  allzn  scbwona 
Opfer  zuzumuten,  bestiDimt  der^)  Vertra^r  mit  Ajitmchns,  dnfi 
^e  Geiseln  nlle  drei  .labre  nbgftktet  werden  sollen.  Aoch 
atmat  laßt  sich  billige  ßückaiuUtDalime  bei  der  Answuhl  der 
Geiseln  beobachten :  Den  '"^)  Aetolern  wird  zngeeiehert ,  d«£ 
üjpe  behüten  militarisohen  und  btlrfferlißben  ßenmben  Ter- 
sehont  bledboii  soUeu,  L-beuHO  alle,  die  ficlion  frUlier  Ton  den 
Bi^iuem  zu  dieser  Dieiistleixtung  berangezogon  waren. 

Die  letaterwäijTiten  B«;stiraoiunf(en  gellen  Nobon  der  Ver- 
mutung Raum,  daß  im  2.  Jnbrhuudert  da»  Geiselweem  bei 
der  EljJiDem  läncrat.  Dbnr  das  Stadium  der  Barbarei  btniaugf^ 
langt  war.  Ea  fragt  sich,  w«nn  wir  uns  jetzt  naiüi  der  Be- 
haiidluug  der  Goieelii  riinsehen  mUBsen.  ob  sich  darin  Überhaupt 
«in  Vordring««  bimmnerer  ÖrundMätiie  erkannen  läßt.  Darllber 
kann  kein  Zweifel  b«>8tehRn,  daß  na«h  dem  Geinelreclit  bei 
aner  VertragiverlHtxHng  daa  Leben  de»  Geisel«  verwirkt  ist, 
wie  denn  Livius  ihre  Lage  mit  deu*^)  Worten  kennzeichnet: 
qui  oipite-luereiit,  ä  pacto  non  staretui.  Eh  läßt  sich  aucb 
aus  der   friiheeten  Zeit  der  Republik   fin  Fall  uachweisea,  in 


")  Paus.  XU  10 

■*]  BeiBpiel«  w iil errech tliub  ttrpr«QtRr  Seineln  kenuC  die  rSmiKbe 
Owdiiebt«  auiili  «uiiKt:  ich  erinaer«  an  dje  H&u{>teT  der  A«iiaer,  die 
CBsar.  am  einer  Rrliebiin((  ilirea  Laadea  Bonubaagen.  luunit  iwan^, 
die  F»brt  nach  ßrilftnnien  mitzuniH'-lien .  und  die  «i  ipLtei  bei  der 
Kolaf^DTim^'  AviirüruniH  inuerbiiUi  nainpB  Maclitbeteiches  bsolelt  (Caei.  V 
b  i  ■£:  VII  39  §  n. 

••)  Pol.  XXII  IS  §  22.  •*]  PoL  XXil  »  8  10. 

")  Ut.  IX  5  §  J. 


I 


I 


Dm  OeiMliTMeD  be!  den  BSmcia. 


'dcbem  nach  diesem  Rwhte  Terdhreo  nardeu  ist.  Da  der 
Vorgtatff  weniger  lielcannt  ist,  so  mag  »ne  kurz«  DarsMInnf; 
gerechtfertigt  sein,  wüIm!  icli*')  Dionyiiius  von  HftlikantaBs 
folge;  denn  bei  Livius  iat  der  Sachverhult  nur  ans  der  Yer- 
eiutfruiig  zweifF  Hclit^inWar  verücliimlL-iie  Ereifrinitse  «raätüendflr  '^ 
Stellen  7.0  gewinnen,  die  auf  zweierlei  Quellen  zurOckgefaeo. 
Während  des  La4iDerkrieg«a,  d«r  mit  der  Bchlacht  am  See 
i{«giUni  endete,  batt«n  die  ValxkeT  den  Latiaen]  B Ulfe  zu 
leiBten  >buab«cliUgt.  waren  aber  durcb  de»  raadien  Erfolg  der 
BSmer  daran  gehindert  worden.  Nach  ihrem  ffie^e  waren 
diese  iD  dag  Gebiet,  der  nttch  immer  nicht  kriegsWreiteu  Vols- 
ker  eingerückt.  h«tt«u  Mich  aber,  da  {üegenwehr  nicht  geleistet 
wurde,  eur  Hauptsache  damit  begiitlgt,  300  M&nuer  aus  vor- 
aebmen  Familien  als  Qeiwlo  fortznftlhreiL.  Deimnch  gaben 
jene  ihre  Krie>rapl&ne  nicht  auf,  aondern  schbtgtm .  nuchdL'tn 
sie  vergeblich  Teraucbt  battvn,  die  Latiiter  zur  Emeaerung  der 
Feindseligkeiten  zu  bestimmen,  im  Bande  mit  den  Hemikeim 
itnd  Sabtnem  los.  Aber  durch  die  Eroberung  ihrea  Lftgeni 
■od  den  Kall  der  Stadt  Pometia  nahm  die  äache  eine  fttar  die 
Volaker  migflnstige  Wendung,  und  nitn  ließen  die  Sieger  zar 
Skrafe  für  die  TieuIvBi^kuit  der  Feinde  die  3(1(1  Geiseln  durofa- 
pflitacbet)  and  durchs  Beil  hitiricbtau.  Kalten  Ulntet  erüblt 
BiaDjs  Ton  diesem  grauaainen,  Dach  ürtas  gar  ui  Knaben 
liegBBgenen  Akt,  und  wenn  die  Worte  des  letzterun  ,ae  ab 
obcidtbne  qitidom  .  .  .  ira  belli  abatinuit*  etwas  ron  MiwbiUi- 
gm^  verraten,  no  lälk  er  «di  dabei  gewiß  mehr  von  «ein«- 
«i^enm  £mp£nduag  als  von  deni  Urteil  dor  ulLcu  Zeit  leiten, 
4er  eioe  solche  Wieder  Vergeltung  als  etwas  Selbittverttändlichee 
crschwneD  aeiu  mag.  Wenn  uns  di^egao  in  afätorer  Zeit  noeh 
Fälle  aHfstoßeo.  wo  Gkiftdn  über  die  Klinge  apringen  mOMeu, 
•0  hat  ea  damit  doch  immer  eise  besondere  BevraaMtän.  Im 
Jafare  212  <?S16?)  werden  in  Born'")  Geieeln  ans  Tarent  und 
Tbvrii  zu  Tode  gefieitadlt  ond  vom  Felaea  lunabgefftarzt ;  abor 
M  bißeoi  daiatt  nicht  Blr  ein  Vergeben  ihrer  Lntidaieut«,  ton- 
dnu  für   eigene  Schuld,    da  aie   sich  zu   eiuem  Fluchtversuch 


*•>  Uv.  II   16  t;  B.  i>  aai  cap  22~2& 

**f  Ut.  XXT   T  §  1 1 ;  Plutarek.  vit.  Seit»,  e^.  14.  «l,  10. 


2S6 


A-  Mutthiinl, 


hatten  verleiten  lamen  und  ergriffen  worden  waren.  Wir  ei^ 
fakr«ii  femCT,  «laß  Serloriiu  gegvu  das  Endu  auinea  Reginteat« 
in  Spanien  wegen  Verräterei  der  von  ihnen  Terireteaen  Städte 
jugi-ndliclie  Geiseln  teil»  tiurictteu  teils  als  Sklartto  Terkaufeo 
ließ;  aber  dieae  MafSnahme  darf  nicbt  als  den  GepflofiEeuheiteii 
Beiner  Zeit  entsprechend  beurteilt  werden,  sie  gehört  viölmehr 
in  den  Za&ammenhang  kopfloser  Gewaltakte  hineiDf  zu  wcl- 
efaen  sich  der  sonst  huuiniiv  In  aurgenten  fdbrcr  binreiG«D 
ließ,  aL<  er  aUe«  um  sich  hi-ruui  wanken  .iah,  und  wird  von 
Plutarch  als  wjiötr);  cburaktmsicrt ,  die  eeincm  eiftentUchen 
Weaen  fremd  wnr.  Drb  Ausbleiben  weiterer  Beispii/If  ist  zwar 
an  sich  nicht  bewäiukrärtig  utid  läßt  »och  dem  Zweifel  Raum,  ob 
die  volle  Ausnutxutig  des  Gei8«lrcchtes  wirklich  aiiQ«r  Braaeh 
gekommen  ist ;  aber  das  geschieht  doch  zuweilen  nnter  Um?t&a- 
den,  die  einen  Schluß  Kleiulich  sichern.  Im  gallischen  Kriege 
hummt  e^  nicht  weniger  alü*")  siebenmal  vor,  daß  VAlkerscbafttti 
sich  so  bald  nach  Lieferung  der  ihnen  auferlegt«»  Gtetseln  tob 
neuem  erbeben,  daß  an  iiizwiscbi-n  bewirktnliUckseiKlung  derselben 
Bcliwerlicli  geduoht  werden  kann,  wob«i  noch  gar  uicht  einmal 
diejenigen  mitgerechnet  sind,  für  die  zwischea  Gciselstellung 
und  Kmpnriiiig  längere  Zeit  verflossen  war,  odur  din  sich  an 
dorn  allgymeineii  Aulstand  dea  Jahres  52  beteiligt  haben.  Nir- 
gends aber  wird  a»ged<>utet,  daß  den  Geiseln  nur  ein  Haar 
gekrümmt  worden  sei.  Am  benierkenswertysten  ist  der  Fall 
der  Britaiinier.  Diese  zögern  mit  der  Uebergabe  der  nach 
ihrer  Niederlage  verKprochenen  Ziihl  von  Geiseln  und  emeaem, 
als  erst  ein  Teil  derselben  in  Cäsars  Hunden  ist,  die  Feind* 
Seligkeiten,  ziehen  aber  bald  wieder  den  knrzeren.  Bei  so 
augenfälliger  Treulosigkeit  des  Feindes  wQrde  ea  gewiß  ein 
Feldherr  der  alten  KGmerzeit  als  Pflicht  angesehen  hab«i,  die 
Geiseln  sur  Heclienschaft  ku  ziehen,  und  davon  zu  schweigen, 
würde  t'tlr  ihn  bedeutet  hahfu,  sich  in  den  Verdacht  einer 
Unterlassung  ku  bringen.  Für  den  Leser  des  gallischen  Krie- 
ges ist  aber  alle  Sorge  um  das  Schicksal  der  von  ihren  Lands- 


*«)  Atpisiiit&ram«:  da  ball.  0.  III  1  S  4  u.  2  §  i:  Veneter:  Hl  10 
S  2;  Moriner:  IV  22  |  2  u.  can.  S7:  britenniKcbe  St&mme  IV  27  $  I 
n.  6  u.  cap.  90  §  2 :  Treverer :  V  4  §  1  u.  ca^p.  55  ;  Senonen :  Vll  g  4 
O.  TU  11 :  Caniut«n:  VI  4  §  5  o-  VII  2  u.  3. 


i 


Das  GfiiwlTPoepn  bei  d?n  R9iD«rii. 


237 


I 

l 


I 


eüten  gefuhrclctcn  Gt'täcb  Uli«rfil3ä8ig  gAwusen:  anstatt  des 
geftircht«ten  Strafgerichtes  bekommt  er  nur  xa  hören,  daß  die 
ßritannicr  die  doppelte  Zahl  von  Geiseln  schicken  mäseen! 

Ea  bann  daher  mit  einij^er  Gewißheit  behauptet  werden, 
daß  in  Cäsirs  Zeit  der  Brauch,  Oeisehi  f))r  eine  Schuld  ilirca 
Volke«  mit  dem  Leben  bauen  zu  lassen,  aufgegeben  war; 
sber  wir  dOrfen  nacb  eioer  AenßeniDf;;  Scipios  dos  Gleiche 
selbst  schon  fdr  dos  3.  Jahrhundert  voraussetzen.  AU  die 
llcr^t'ten  im  Jahre  206  Ton  neuem  gedemUtigt  sind  und  um 
Gnade  bitten,  entläßt  Scipio  ihren  Abgesandten  mit  gtltigem 
Besebetd,  droht  ihnen  abt-r,  er  werde  bei  nochninltgetu  Abfall 
■eJoen  Orimm  nicht  an  Avn *')  unschuldi^eu  Gfiselo,. 
«ondem  an  ihnen  »elbst  auülnssen.  Gibt  sich  hier  bei  dem 
feiitfttfalenden  Scipio  als  Gnind  für  dip  Veraehonung  der  Gei- 
seln eine  Kmpfindiing  fQr  den  sittlichen  Knnflikt  kund,  wel- 
cher entsteht,  wenn  ein  Geisel  ohne  jede  persOnÜL-he  Schuld, 
cur  wegen  eines  Vergehens  seiner  Landsleuto  sein  Li>ben  lassen 
»oll.  m  ist  dm-h  anzut^rkennen.  daß  ebenso  sehr  OrUnde  der 
Politik  ron  rncksiclitjjjoser  Aunnutziing  de«  Gciselreclites  ab- 
rieten. Uit  Recht  bemrrlct*^)  MommKen  bei  der  Beurteilung 
der  an  den  •■■')  Geiseln  aus  Tarent  und  Thurü  geübten  Strenge, 
daß  die  ROmer  sich  durch  ihre  Ilinrichtung  «elbst  «ine»  Icoat- 
Imren  Unterpfandes  beraubten .  und  nennt  datier  ihre  Räch- 
suclit  »nrerstandig.  In  der  Tat  Hegt  die  Sache  sn  eigentflra- 
licli ,  daß  wer  mit  diesem  Zwangsmittel  vollen  Ernst  macht, 
im  gleichen  Augenblick  desselben  verlustig  geht.  Das  zeigt 
sich  aacb  gerade  in  dem  fraglichen  Kall,  obwohl  die  tarenÜ- 
nischen  ond  Ihuriniücben  Geiseln ,  wie  oben  hervorgehoben, 
nicht  frei  von  Schuld  waren:  Ohne  mehr  durch  ein  feste« 
Band  an  Rom  geknöpft  zu  sein,  und  erbittert  «her  das  grau- 
■ame  Verfahren  der  Kömpr  ge-gen  ihre  Landaleute,  Offiicu  die 
Bewohner  beider  Städte  nun  wirklicli  Hannibal  ihre  Tore.  In 
dieser  Binsicht  krüuiiuen  auch  die  Samniten.  welche  nacb  der 
VerwcrfoDg-  des  caudinisclien  Vertrages  durch  den  Senat  die 
tiOO  rÖmiadieD  Ritter  hätten  niedermetzeln  ktlnnc-n,  ihncu  kein 


")  nequp  ik  m  ohsidea  ianozio*.  wd  ia  ipioi.  hI  defecerint,  eaevt- 
taiDm  (Liv    XXVIII  34  S  !>). 

"]  aom.  UoKhichU  1  8  S.  W7.  "l  I^v.  XXX  7  §  1*. 


238 


\.  Matthasi. 


E«ar**);  «f  wimen ,  dal^  Hm  ma»i  eitivii  VdrDiclitimgisknpg 
bRraufbpHclinütvn .  und  bedk-iien  sich  ihrer  Iieb«r  zur  Brian» 
gung  ^1LnaLig«rer  Bedingung«!).  MögRD  daher  immerhia  Stnf- 
gen'cht«  an  den  Otfisetu.  wie  »ie  iiDcb  m  Cibai'S  Zeiten  bei 
den '''')  ChUiieni  imd  Germiuien  gang  und  gebe  waren,  aofing- 
Ijcfa  uur  au»  poHÜKcb^r  Klagfacit  uiiU-rbliubi-n  Mia,  ao  b^ien 
wir  bier  doch  einBii  kleioeu  Ueitrag  sar  Kenntnis  von  der 
aÜhiflduui  Entwioklnng  dea  römischen  Volkes ;  denni  auch  eine 
beterogeDeaGrlluduQ  cutaUimiueade  Umwandliing  der  Sitte  bleibt 
niuuhoe  Rtlckwirkang  auf  das  fdtiliche  Emptioden  eines  Yolke;«. 

Kn  muß  weiter  untersucht  werden,  «b  die  ßelseJn  Lcib- 
bOTK^D  weoiKsteDS  in  dem  Sinne  geblieben  sttid,  daß  sie  d&n- 
ernd  ihre  Freiheit  verloren  und  aia  Sklaven  vurkuuft  wurden, 
w«na  der  Muchihnber  ein  Vergehen  der  Geiselsleller  alinden 
wollte.  Zu  "')  X^nophima  Zeiten  muß  das  beti  den  GhriecheD 
das  gewlibnliche  Verfahren  geweaeD  sein.  Obwohl  ab  mir 
oichb  gdungen  Ist ,  ahgc»ehcn  TOti  dam  ubnormen  Fall  des 
SDrioriu»*^'.  ein  eiitäprecbendt^  Beidpiel  tum  der  rCmitscben 
Geschichte  zu  findcm,  iab  ea:  doch  nicht  unmi>glich.  daß  die 
Räinur  HA  gelegentlich  efaeoao  gemacht  liabcn:  nebr  wahr- 
scheinlich iat  es  aber  nicht,  weil  aie  Honst,  wie  *")  Xvaopbun, 
Wert  dftra*if  gelegt  haben  wllrden,  nur  kräftige  Manner,  die 
alfl  Sklaven  wertvoll  waren,  lu  ihren  Bvsitz  ku  bringen,  wäh- 
rend wir  wissen,  daß  sie  Knaben  vorzogen.  Auch  wQrde 
Cüttur  atoht  dun  minda»t«u  Qruad  gebubb  babi-n,  davon  zn 
schweigen,  wenn  dies  in  den  besprochenen  FUIeu  sein  Ver- 
fabreo  gewesen  würo.  Fliidlich  widerspricht  dieser  Annahme 
noch,  daß  den  Kümeni  der  Oeiscl  unter  keiner  Bedingung  nU 
ein  *"}<  loskatitbares  Objekt  galt. 

Man  könnte  nun  meinen ,   daß   die  Goiaelhaft,    wenn   sie 

ucb  auf  Brnbotteentziehung  beschränkte,  ibro  Bedeutung  tlb«r- 

**)  Liv.  IX  H  6  U--15,  cap.  15. 

'*)  Uaea.  de  bell.  n.  V  27  ^  2.  VII  68  9  t  u.  1  31  g  !£• 
**)  Xqd.  Anab.  VII  <  §  St;  i^arft  Eksv^iv  voju^u  xal  v3v  fiixjjv  lx*'v 
•(  oSioi  (i\4  Ovuola  der  vertnwsbiOcliiuoii  Tliynor)   9q-!A%  b^v.M  An' 
IXtuSiIpwv.     DqQ  V»  iu  ürii-ol)aiiTiiii(l  audi  louat  so  gohnltnii  wurde,  er- 

S'bt  Hieb  iniiirekl  au«  fo1|{«t)<it)u  beiüen  TnUacbvu :  11  Der  Wttt  ctao* 
ei««]»  wirJI  nuf  I  Tuleat  |«eicli&ijit  iTUuc  y,  ö»  of.  I'lut.  P«riol.  26); 
2)  Dm  imt  Augleicb  dor  hSabsta  für  «uwn  beaoad«ra  tQcbtigea  äklaren 
btxnhltü  Ptei«  (X«a.  Mem.  II,  5.  i\ 

")  S.  S.  11,  -)  ».  a.  0.  «J  Liv.  U,V  12  $  11. 


Dm  GeiMlvreaes  bd  den  lUmeni. 


23d 


eingebüGt  lint.  Daa  trifft  aber  doch  nicht  ku.  Ee  ist 
nuiiclisb  Dicht  zu  vergeaMn,  daß  es  natDrlich  aic  xa  eiuer 
förmliclien  Aufhebung  des  »Iten  GieiMlritchtatt  gukuunitm  int, 
dcMwiB  Schrecken  m>cb  für  Jahrhonderte  nachwirke»  inocbtea; 
die  Q«ii*elii  auhfio  diüier  doch  iiocb  iuimur  etwas  uie  «in  Da- 
nioklesschwert  ab«r  ihrem,  blaupte  schirehen .  besonders  wenn 
ne  m\B  solchen  VoUiern  stammten ,  denen  aelbüt  weiche  Ge- 
ftüile  gegen  ihre  (ileiaeln  fremd  waren.  Fa  blieb  ferner  die 
HergHbe  der  Qeiaebi,  ftetb:«b  wcnti  i'Dr  ihr  Leben  nichts  zu 
fBrchtsa  war,  filr  die  Benlef^ten  etiie  scbmarzliche  Beraubuof; 
und  eine  Mhwer  empfnndene  DeniOligting,  die  IIolTnting  auf 
ihr«  spiitevf  Freigab«  ein  Spont  i'ür  treue  BrfüJlunjj  di-a  Vor- 
tnges,  W«flu  wir  httren,  daß  »ieben  ^"1  Senatoren  aus  Arre- 
dum  lieber  alle  ihre  Hab«  im  Stich  liefJeu  und  Ualü  Ober  Kopf 
fiubeu,  ais  daß  sie  ihre  Kinder  zu  Geiseln  hergaben,  ao  ver- 
mag m»  die»e  eine  Tutnache  in  die  Lags  der  Eltern  hineio* 
xuTeEBetaan,  welche  ihre  noch  uomflndigen  Söhne  dem  Feind« 
preisgeben  nnd  mit  nnr  unaichorer  Hoffnuni;  des  Wiedersehenfl 
sieben  lawcfl  mußten.  Darum  ^alt  es  uucli  immer  ab  ein 
!Croß«r  Kr&4g,  wenn  ea  gelaug.  Ueiselo  aus  dem  Besilx  der 
b'einde  in  den  oigetiuti  hiiiUberKuspielen.  Zweimal  Hind  die 
UMmer  während  dea  »weiten  pimischen  Krieges  no  glflcklich 
gewoBsa,  den  KarÜiaguni  ihre  spanischen  Geiseln  abzunehmen, 
eiumul  durch  den  Verrat  des  Abelui,  der  nach  Ventbredmig 
mit  Scipio  die  in  Saguut  internierten  Geii^eln  in  einen  Uinter- 
batt  geraten  IJeG,  und'*)  dann  wieder  7  Jubte  ajiuter  nach 
der  EEobenuig  Neukarthagos.  Beide  MiUe  bedienten  sich  die 
Bümer  ibtea  Vorteiles,  indem  aiv  die  Geiseln  in  die  Heimat 
entlieCen  und  danüi  diese  2uTorkonimenb«it  riele  apanidclie 
Btinuue  in  ihr  Lager  binUberzogen.  Umgekehrt  war  n»  ein 
empfindlicher  Verlust  fUr  Cä«ar,  als^')  die  Äedner  sich  im 
Jahre  52  der  ihrer  Bewachung  aurertrauten  galUacben  Geiseln 
bemäcbtigten ,  die  sie  dazu  noch  auf»  rUckaicbteloaeete  aua- 
nntzton,  um  die  V9lk«rBchafton,  deren  BQrgen  sie  waren,  zur 
Beteiligung  an  dem  Aufstand  zd  zwingen.     Einen  besonderen 


*)  Lir.  XXn  21  =  Pol.  III  »8.  89, 
")  Lir.  XXVI  4T-&I  =  fol.  16  |  8. 
*^  Cms.  it  1>«U.  G.  VII  &3  g  3. 


240 


A.  Mattba»i, 


Vortuil  Docli  versprach  die  Qefaogenhaltang  ftlnrtliclier  Oev* 
«elii,  welchen  der  ÄufeuÜialt  lo  der  HuajiUtadt  i-uicd  hohen 
Begriff  von  Roms  Gr&ße  und  Hflrrlichheit  zu  hinterlaaseD 
pfli'Tjcle,  und  weiche  8()äter  in  die  Heimul  neben  diT  Grinne- 
riijig  an  ein  üi>|'ig  Kt-aoastnua  Leben  eine  daiierode  Vorliebe 
fUr  lömischeB  Wesen  zurückbrachten,  die  der  nimiachen  Hcn* 
schBft  vorarbeitete,  aber  oicbi  immer  dem  Geachmack  ihrer 
Luidsleute  entsprach.  So  wurde  ea  ''^)  Pereuus ,  dem  älteren. 
aber  iu  ungleicher  Ehe  enseugtea  Sohne  Philippe  von  Mace- 
donien,  leicht,  seiuen  jUugereo  Bruder  Dcmetrins,  der  sich 
eeit  seiner  üeiselhaft  in  Kom  aU  begeisterter  ßumerfreund 
gezeigt  hatte,  zu  verdHelitigen  und  aus  dem  Wege  zu  raumen. 
Um  nun  das  ho»,  das  die  Geiseln  iu  der  Haft  erwartete, 
vreiter  zu  Bchildcrn,  kftnn  ich,  anknQpfend  an  die  Geschichte 
des  Demetrius,  die  allgemeine  Bemerkung  mnchen,  daß  Gei- 
seln forstlichen  Standee  in  Rom  geradezu  mit  Liebenswütdig- 
keiton  ttberschüttel  wurden,  so  daiJ")  Autiochus  IV  Epiphaneg 
Anerkennt,  <er  sei  in  Kom  nicht  als  Geinel,  sondern  wie  ein 
König  behandelt  worden.  Von  der  ljeb»n*w«i8e  dieser  ver- 
hätscholtcn  Geiseln  und  der  weitgehenden  Freiheit,  welche 
ihnen  verstattet  wurde,  gibt  una  einen  Begriff  Aaa  von  ^) 
l'olybius  sehr  ausführlich  geschilderte  Abentouei-  des  andern 
Demetrios,  de»  Sohne»  de»  Seleukos,  der  ans  Rom  entflieht, 
nicht  weil  es  ihm  dort  nicht  gefallen  hätte,  sondern  weil  ihm 
in  Syrien  eine  Krone  winkt,  um  sich  nach  dem  Orient  ein- 
zuschiffen, sind  nur  zwei  Schwierigkeiten  zu  überwinden:  er 
mu'!  ersten»  niu-rkannl  an  Bord  eine«  Scliiff>'ä  gelangen,  weil 
wohl  kein  Kapitän  gewagt  hätte,  wisRentlicli  dif-  Flucht  zn 
bcgtlnstigen ;  zweitens  mȧ  er  bei  dem  Trinkgelage,  das  am 
Samme]plnl3(>  veranNtiiltet  wird,  ntichtern  bleiben,  um  nicht 
mit  »einen  Vertrauten  die  Zeit  der  Abfahrt  zu  verpassvu  oder 
sonst  Unvorsichtigkeiten  zu  begelien.  Ueber  das  eine  hilft 
der  Freundschaftsdienst  eines  ägjptie(;hen  Gesandt*?!!  hinweg, 
der  ihn  und  s^ine  Begleiter  als  ägyptischn  Soldaten  in  ein 
Schiff  einzuschmuggeln  übernimmt;  der  andern  Gefahr  beugt 
ma   rechtzeitiger    Wink    dea    mit   den    Zec^hgewohnheiten    des 


")  Liv  XL  24. 

^)  Li».  XLII  6^9, 


")  Pol.  XXXI  19—28. 


Dm  G«i«e)wiMei]  bei  den  IUlm«ni. 


241 


PHitendeDteti  vrohlbekannt«»  Freiindei,  der  kein  anderer  ab 
Poljrbiiis  selbst  int,  gtQcklicb  vor.  Das  Scliid*  gewinnt  einfln 
Vonpnmg  von  4  Tsgen,  ehe  der  Senat  von  der  Flucht  Eennt- 
t,  so  daß  von  einer  Verfolgung  des  FlflcIillingB  ab- 
winl.  S«  hatte  oämlicb  Demetrios  den  gri>ßten  Teil 
seiner  äklaven  nach  Girceji ,  wo  er  hüaiig  zu  jagen  pHegte, 
mit  dem  Auftrage  geschickt,  ihn  dort  zur  Jagd  xu  erwarten, 
und  sein  Verschwindpn  war  erst  bemerkt  worden ,  als  einer 
ilur  Sklaven  tod  Circeji  nach  ßom  zurückkehrtv.  Zugegeben, 
dass  der  Senat,  dem  Thronkämpfe  in  Syrien  nur  erwHnscht 
sein  konnten,  ein  Aiigc  zugedrtlckt  haben  niocht«,  und  daß  es 
eoQäl  vielleicht  nicht  ganz  so  wie  hier  an  Uehertrachuog  ge- 
fehlt hat,  Ko  kann  hier  doch  nicht«  guAchehen  seia.  was  mit 
den  aüustigt-n  Gepflogenbi-iten  iu  entschiedenem  Wideri^pruch 
gestanden  hätte.  Sn  viel  [iilii  »ich  daher  ohne  Zweifel  ver- 
allgemeinern, daß  fdrstliche  Gciado  sieb  in  Rom  nach  Be- 
lieben den  Freuden  des  Weines  niid  der  Jagd  hingeben,  daß 
sie  Sklaven  in  groücr  Zahl  halten  durften,  ja  daß  sie  Itom 
ohne  Erlaubnis  Terlansen  konnten.  N>  bleibt  wenig  mehr  als 
die  eine  Be.>ichränkung  Übrig.  dalA  es  ihnen,  vis  Verhannten, 
verwehrt  ist,  in  die  Beimat  KurQck^ukoliren. 

Diiß  es  Geiseln  gewöhnlichen  Schlages  nicht  ganz  so  gut 
ergangen  ist,  wie  dem  Demetriua  oder  auch  dem  Polybius,  der 
als  Scipios  Freund  eine  AiiHnAhmeHt(<lluDg  einnahm ,  versteht 
sich  TOB  »elbei  Aber  vum  Ende  des  3.  Jahrhundert«  üb  — 
fOr  die  frQliere  Zeil  fehlt  es  au  Nachweisungen  —  zeigt  sich 
doch  in  der  Behnudlung  der  Qoieclu  eine  von  den  Römern 
kaum  erwartete  Humanität.  Die  ksrtbagiecben  Geiseln  des 
Jahres  201  worden  im  Binnealandc,  zu«r«t  in  ")  Korba,  eia- 
qu&rtiert;  weil  sie  sieb  aber  dort  nicht  recht  behaglich  fühlten 
(pamm  commode  c«»e)  oder,  wi«  zu  vermnten  nahe  liegt,  unter 
dem  Klima  litten,  su  wurden  ihnen  auf  die  Vorstellungen  kar- 
^tfasgischer  Gesandten  die  Orte  ")  Signia  und  Ferentinum  zum 
^Aofentbalt  angewiesen.  Da  wir  sie  im  näelmten  Jalire  wie- 
der an  einem  andern  Orte,  niimlich  in '^)  Settn,  finden,  so 
maß  iluen,  wenn  nicht  LiviuB  etwa  hier  einer  widersprechen- 


I 


-)  Liv.  SXXU  2  §  4.  "Ja.*.  0. 

»«)  Liv.  XXXII  28  ä  4. 

PhOoloSBa  LiXIV  (IT.  P.  Xvnt),  1. 


1« 


242 


A.  Hatlhaei , 


den  Quelle  folf^t,  ein  nochmiiliger  Wechnel  dffl  Aufenthftlte- 
ortes  bewilligt  worden  xfin.  Doa  ist  verhaßteu  KArÜugeni 
gi-gcuUber  eine  recht  weitg«liende  KUckaichtoahme ,  mit  d«r 
aiifh  ziifirtmtncnHtimmt,  was  sonst  Ober  (li(>  Lt^benitwei^ '")  A\ew.t 
GvLSvln  bekatiiit  ist.  Siu  wobiiteo  iu  Privutlmu».-in  und  liclf«a 
eich  roQ  SklaveQ  bedienen,  deren  2ahl  so  groß  war,  daß  aie  mit 
andern  ziisAmmen  einen  förmlichen  Sklareiiaufätand  anstiften 
konnten,  eich  der  Sfädt«  Setia,  Norba  und  Circeji  bcmäcb- 
tigt«n  und  erst  durch  ein  Aufgebot  von  2000  Betraffneten 
bezwungen  wurden.  Nach  diesem  Putsch ,  ftlr  deu  mao  die 
Geiseln  vcrnntwortlicli  machte,  wurden  sie  allerdings  strenger 
gehalten;  vorher  aber  hatten  sie  aich ,  d.  h.  wohl  nm  Tage 
und  von  WUchtern  bogleitet  •") ,  im  Freien  bewegen  dOrfeit. 
Kurz  lüßt  sieh  sagen,  daß  sie  unter  den  Bedingungen  der  9o- 
genaunlen  custodia  lil)e^ra  lebten,  wie  es  ebeut'alla  FUr  die  ioi 
Jahre  167  in  Carteoii  untergebrachten*')  thrncischen  GreiMln 
nnd  fOr  die  10<tO  Achiver  nnzunchuieti  ist,  die  unter  die"*) 
Städte  Etrnriens  vierteilt  wurden.  Solche  Bewegungsfreiheit 
war  den  in  Bom  untergebrachten  Geiseln .  von  dmen  eher 
wegen  der  Nälie  des  Meere»  Fl uclit versuche  zn  beftlrcbteB 
waren ,  nicht  rergüuut.  Immerhin  wurden  sie  besser  als 
Kriegagefniigene  behandelt,  die  sich  im  career  oder  in  den**) 
lautumiae  einsperren  laHsen  mußten.  Größere  itfTentlicho  Ge* 
hSude ,  die  eigentlich  ftlr  andere  Zwecke  bestimmt  waren, 
dienten  gelegentlich  xur  Verwalining  der  Geiüeln.  So  finden 
wir  die  der  Tareutiner  und  Thunuer  im**)  Atrium  Libei-tadt. 
einem  wenigstens  in  späterer  Zeit  stnltlichen  Bauwerk,  welches 
das  Archiv  und  die  Arbeitsräurae  der  Censuren  enthielt.  Frei- 
lich gab  es  dort  auch  weniger  behagliche  Rftunie;  denn  in 
der  Rede  fOr  Milo**')  t-rwäbiit  Cicero,  daO  —  in  gonderbarem 
Widerspruch  mit  dem  Nüiuen  Freilieit«halle  —  darin  auch 
Sklaven  gefoltert  wurden.  Uin  nicht  sehr  angenehmer  Äaf- 
enthaltsort  muß  auch  die  *^)  SclitfFsballe  gewesen  sein  ;  in  der- 


**)  Lit.  XXSII  2ti  §  4-18. 


*»t  a   a.  0.  §  18.     "       ")  LiT.  XLV  i2  9  5. 

")  Die  von  WeiQenboiD   nu  Llv.  XLT  42  g  S  sngofQhrten  Stellan 


besielien  sich  oicht  nuf  Geiseln 

«)  Paus,    VII  1«  ".  Liv.  XXV  7 


•*J  i6  -ii,i  lxxai8«xy,poi>;  xioipiov  (Pol  X&XVI  3  8»- 


li^i 


'*•)  oap.  22  S  5». 


i 


»elben  maßten  sicli  die  ")  300  Oeiseln  einriditen,  welcLe  die 
Eartliager  im  Jalire  149  hatten  scliicken  mOs^eu.  Es  ist 
schwer,  sich  Ton  d«r  Lebensweise  dieser  grCGbenteiU  jugi^nd- 
licheo,  auf  eng«!  Rauiii  beschräukten  tieiselu,  die  daxu  be- 
schäftigiing^InK  waren,  eia  Bild  lu  timclien;  deno  eiiizig  ge- 
wiß stfht  der  VeraucL  des  bewußt  an  der  CivilisicniDg  Spa- 
niens arbeitenden  Sertorins  da,  die  Oeiseln  diircli  wiaseuachalt- 
Itchen  Unterricht  zu  befäliigen ,  daß  aic  »pater  nach  ihr«T 
Freilawung  iu  der  Heimat  als  Träger  griechisrii-röinisicher 
Bildang  wirken  konnten.  Daß  der  Unterhalt  der  Geia«la  au« 
Sffctillichen  Mitteln  b<-stritteu  vurde ,  kann  nicht  zweiTelhiLfl 
sein,  obwohl  sie  auch  äülbst  Kigentuni'')  besitzen  koiiiiten; 
denn  als  die  iu  Neukartha;;o  vorgefundenen  Geiseln  nich  Über 
Vernachlässigung  ihrer*")  Verptlegnng  beschweren,  antwortet 
Scipio  ihnen,  daß  es  ihnen  an  nicht«  fehlen  solle,  und  bestellt 
vertraneo^wQrdige  Aufseher .  welche  die  Durchführung  seiner 
Anordnung  zu  Überwachen  haben.  Vielleicht  um  die  Italiker 
TOD  den  Unterliuttungskosteu  zu  enlJusten .  vrmu  noc:h  die 
Schwierigkeiten  des  Transportes  kamen ,  bleibcu  die  Geiseln 
oft  in  der  Nähe  des  KriegBschauplatxes  an  einem  sichern  Orte. 
Ab  solchen  benutzte  Cäsar  im  Jahre  ü4  die  Stadt*")  Sama- 
robriTa  im  belgiec^ben  Gallien,  wo  unter  dem  Schutze  einer 
Legicm  zugteicli  das  Archiv  und  die  De]>ots  zurUckgelaäsen 
wurden.  Im  folgenden  Jahre  wurden  die  Geiseln  der  Car- 
nuteu  den  Aedoeru  zur  Bewachung  ilberlaadcn .  denen  ohne 
Zweifel  auch  die  Lattt  der  Verpflegung  aufgebürdet  wurde ; 
in  ihrer  Stadt '")  Noriodunum  finden  wir  im  Jahre  52  nänjb- 
lichu  galtieche  Geiseln  interniert.  Oh  vielleicht  nach  Beendi- 
gung' des  Krieges  doch  die  Uebert'tlbrung  nach  Italien  folgte, 
läßt  kicli  nicht  eutscheideo;  gern  ftilirtcu  jcdcnfalhi  die  Feld- 
herren bei  ihrem  ^')  Triumphe  Tomehtae  Geiseln  mit  aaf. 
Kocb   ist  hiusicbthch  der   aUgcmoineu  Lage  der  Geiseln 


i  Po!.  XX2VI  2  u,  3. 
•*)  I>jg.  -ifl,  H,    wo   die  Wort«  obeidam  boim   "ic  ot  captirorum 
li  modo   in   fiacuoi  oogenda  sich  atuf  du  Verfabron  im  TodMfalU 
sbtn,  also  Ginen  b«(iU  zu  Lcbuitcn  vorauj(iietx«n. 
*'i  cor»  coltiinquc  [Uv.  iXVI  H9  Ü   11). 
-)  Cw».  de  Uli.  ü.  V  47  8  2.  ™)  Ibid.  VII  65  %  1. 

»)  Li».  XSXVl  52  i  if. 

16" 


244 


A.  Mattbaei, 


za  beachten,  daß  sie,  wie  die  Gt-sandt^n,  nU  iinverletvlich  an- 
geselieii  wurden.  Dos  braeugt  ^')  DioDvs  von  BolikarnaO  mit 
misw^iileutigon  Worten,  wozu  auch  stimmt,  dafi'')  Scipio  we- 
uil^ten»  die  weiblicb«  Ehre  der  in  Geisolhaft  beßndliehvn 
Spanierinnen  »Is  etwas  .»luictitn]''  bezeichnet-  So  verstellt 
man.  daß'*)  Ovid  die  Verschnldniig  des  Lykaon  lücht  milder. 
KODdom  noch  grausiger  erscbeinen  laasen  will,  wenn  er  ihn 
anstatt  eiii«s  beliebigen  Knaben  einen  Geisel  absclilachteo  und 
Jupiter  zur  Speise  vorsetzen  laßt.  Das  schließt  nicht  auit,  daß 
PluchtTenucbu  aufs  uuerbittllchste  bestraft  wurden  ;  wir  kennen 
das  äclioit  ans  dem  Schick-tal  der  Geiseln  ans  Tareai  und 
Thurii,  für  die  ÄchSer  bestätigt  es*^)  Fuusttuias.  Sofern  die 
Geisehi  aber  nicht  die  Strafgesetze  des  Staates  zu  fahlen  be« 
kommen,  haben  nie  fUr  Ijcib  und  Loben  nicht«  zu  ft)rcht«u. 

Ks  bleibt  übrig.  t\x  untersuchen,  wie  es  mit  der  Freilas- 
sung der  Geineln  gehalten  wurde.  Selbatverständlicb  iat,  dafi 
bei  der  Aufhebimg  eines  Abhängig keitsierhältniasM  der  b«> 
treffende  Ktaat  seine  Geiseln  zurUckcrhält.  Dieee  Bedingung 
wirkt  z.  B.  Lutatiua  Gstulus  im  Frieden  des  Jahres  241  für 
die  von  den  Karthagern  befreiten '"')  SiciLier  Ans.  Das  Gleiche 
sucht '")  Cäaar  vergeblich  von  Äricivi»t  fUr  die  Aednur  zu  er- 
retcbeo,  um  sie  rou  dem  Druck  loänuniachen,  den  dieser  auf 
sie  &asUbt.  Sbenso  endßt  die  Haft  von  «vlbet,  wenn  es  galt  "), 
die  Zahlung  einer  Geldsnmme  zu  verbürgen  und  weim  dieser 
Verpflichtung  genflgt  iai.  Ans  BilHgkcilAgrQnden  wird  den 
Karthagern,  nachdem  die  erste  Rate  der  Knegskontributioo 
entrichtet  ist,  ein™)  entsprpcheuder  Teil  der  Geiseln  zurltck- 
gogfben;  die  Losloeaung  der  Übrigen  wird  in  Aussicht  goatellt, 
wenn  die  Kiirthitger  den  Frieden  fernerhin  ehrlich  halten.  So 
mag  es  auch  die  Regel  gewesen  fein:  ein  Tennin  wird  in  dem 
Yeitcaga  nicht  ausgcoiacht,  sondern  der  Senat  bchült  es  sich 


^*) Dion.  HbJ.  V  M  %  l:  et;  C ■  p  1  odiivm  itp^ßemv  -a  xott  dp^pcsv 

«)  Liv.  XXVI  «  g  H.  ")  Ov.  mflt  I  T.  927. 

••)  Paus.  VU  10. 

'*k  N&BV.  apud  Non.  474.  18  Mere.:  Siciliensn  paciMit .  . .  obeidca 
ut  naAaat. 

"1  Cue».  Ae  bei).  0.  M3  §  9.  ")  Pol.  XXli  16  i  10. 

'^  Lir.  NXXII  2.  die  ^aauo  Z&hl  l&ßt  licb  nicht  fosUtclUn  Wtgea 
dw  Wi<lia«pracb«B  duier  Stelle  mit  X&X  37  g  &  =  Pol.  XV  18  §  8. 


Du  iieiaelweaen  bw  den  ROmürn. 


245 


vor,  durch  Freigabe  der  Oeiseln  die  während  liLngerer  Zeit 
bewiesene  Treue  des  frühoreo  Geguers  zu  belohnen.  Dagegen 
kann  die  Dauer  der  Hnfl  nicht  etwa  durch  Zahlung  eine« 
Lösegeldes  abgekünt  wt-rden.  Den  **")  thracischen  Gesandten, 
welche  ein  solches  Anerbieten  machen,  erteilt  der  Senat  die 
Blolxe  Antwort,  die  WoUtaten  des  römischen  VoUcbs  ließen 
nicht  erkaufen,  ihr  Preis  sei  die  dauernd  dankbare  Ge- 
lang der  Empß&nger,  läßt  dann  aber  die  Geineln,  die  bei 
der  Belegung  des  Perseus  mit«robert  worden  waren,  onent- 
geltlicb  frei.  Gioige  Zahlen,  die  sich  ieNtalfillen  IssAen,  m&gen 
Eier  ihre  Stelle  finden :  Die  rorher  erwähuteu  karthagischen 
<  Geiseln  kehren  nach  2  Jahren  zurück;  die  macedonischpn 
Geiseln  des  Jahres  107  wurden*")  6  Jahr«  später  zum  Lohn 
für  die  Dienste,  weiche  Philipp  den  Hömem  im  Kriege  mit 
Anttocfau»  leistet,  entlassen:  die  1000  Achäcr  mflssen,  nie 
schon  gesagt,  17  Jahre  im  fremden  Lande  aushalten.  Wäh- 
rend die  Zahlen  der  empfangenen  Qct5eln  fust  so  hänfig  ge- 
meldet werden,  wie  in  modurnen  Sohlachtbericliteu  die  der 
gemachten  Uefangenen  und  der  eroberten  GeschCltKe,  sind  An- 
gaben Dber  ihre  Rücklieferung  selten  und  werden  bei  Cüsar 
ganz  Termißt,  obwohl  nicht  gtatiblicli  ist,  daß  er  so  viele  Tau- 
Mude  Ton  Esacm  bis  zum  Ende  des  Krieges  hat  durchfüttern 
lasoen.  Auf  Umwegen  erfahren  wir  doch  einige  Male,  daß 
er  Qeiseln  nur  zeitweilig  in  der  Haft  festgehalten  hat.  Vor 
der  sweiten  Fahrt  nach  Britannien  (54)  ließ  Cttear  sich,  um  sicher 
m  aein,  daß  im  TreTcrerland»  der  ihm  geHlgige  Cingetoriz 
nuaDgefochten  am  ßuder  hliuh,  von  dessen  Nebenbuhler  Ln- 
dutiomarns^)  200  Geiseln,  darunter  seinen  Sohn  and  alle 
Mtoa  Yerwondten  xufllbren.  Aber  schon  im  nschstea  Jahre 
machen  gerade  die  Verwandten  dieses  ruhelosen  Kämerfeindea, 
dar  bei  seiner  Unternuhuiung  auf  das  Lager  dos  Labicnu»  ge- 
£aU«n  war,  Cäsar  zu  schaffen  '^);  ihntn  wird  nÜmlich  Ton  den 
Trefarem,  die  »ich  durch  den  Tod  ihre«  Föhrera  Ton  der  Ver- 
iolgong  ihrer  Kriegaplane  nicht  hatten  uhschcechen  lasaen, 
der  Oberbefehl  Qbertrageu.  Sie  mtUeen  also  doch  bald  ins 
Trerererlood  zurttckgekehrt  sein,  TicUeicbt  nach  dem  Tode  des 

"l  Li».  XLV  42  ft  U.  ")  LiT.  XiXVl  35  §  13. 

")  Ca«,  de  toU.  e.  V  4  5  l.  **)  Cmn.  V]  S  |  l. 


24« 


A.  Ma  tthaei. 


Famitieooberliauptes ,    dorch    den    CisM    vorschnell     gUtiban 
tuocLte    nller  voii  aeHea  dieses  ätammt«  drofaeadeti  Schwi«rig- 
boiten  «Dthoben  zu  sein.     Ebenso  werden  die  Rcmer  ihre  im 
JahfB  57  ^)   gestellUn  Geiseln   (ange    vor    dem  Aufstände  des 
Vercingetorix  (^2)  zurttckerbüUeu    Uabtin;    denn    sonst   hiUtea 
die  AeduM  mit  den**)  übrigen  aucb  deren  Geiseln  iti  die  Hände 
bekommen    und    hatten   sie   xum  Anschluß  an  ihren  Woffen- 
buud  xwiugen  können.     Es    muß    aber  auch,    vieUetcht  nicht 
selten,  vorgekommen  sein,  daß  Geiüeln  dauernd  innerhalb  des 
rßmiscbeu  Reiches  blieben  und  dsnu  rermutlich,  au8  der  Haft 
enilsMen,    frei    ihren  Geschäften    nachgehen  konnten.     Sicher 
isi,  daß  solchen  in  der  Kuisc;rzt.-it,  JcrdonFulls   seit  der  Rege- 
lung des  Commodus,  zuweilen  durch*')  kaiserliche  VergOosti- 
ffung  das"')  Btirjfprn?cht  verliphfm    wurde.     Denn  aus    dieser 
Zeit  atamiDi  die  ^'J  Verordnnug.  daß  als  BUrger  anzusehende 
Geinetn  zu  Erben    eingesetzt  wvrden  ddrfen.    also  Überhaupt 
wohl  iui  dem  riimischen  Testierrecht  teilhaben,  während  Gei- 
seln an  sich  und  ohn«  be-sondcro  Krlaubnts  so  wenig  wie  die 
per^prini  testieren  können  und  ihr  Vcrmögeu  dem  Pi»ku8  an- 
beiinfallen  lassen  niUsaen. 

Der  ganze  Verlauf  der  Unterancbung  hat  uns  bisher  das 
Geieelwesen  lediglich  als  ein  ataatliches  Lnatitut  gezeigt.  Die 
darin  liegende  Keschriinkung  muß  aber  doch  bei  einer  allgo- 
meingöltigeii  Definition,  tÜL-  wir  am  Schluß  zu  gewinnen  Tcr- 
mchen  wollen,  aufgegeben  werden,  weil  in  einzelnen  F^Ien 
die  Parteien  von  anderer  Art  sind.  Wena**)  Aatouiua  und 
Lepidiifl  den  Mördern  Cäsars,  damit  sie  sich  vom  Kapitol  ber- 
uutcrwogen,  ihre  Söhne  als  Qoisclu  schicken,  so  haben  sie  es 
dabei   nicht  mit  einem  Feind«,   höchstens  mit  eiaer  Gegen- 


•')  Caes   II  5  §  1  ■»!  CfWi.  Vil  55  §  I.     , 

"}  Dig.  i^,  14.  31,  32:  Divus  Commodng  reacripoit  obaidom  boos 
licut  captivorum  omnitaado  in  fi«cum  osno  cogenda:  aed  n  acceplo  mm 
togae  Hämanae  ut  cites  BdOHini  scn^ier  eijerint.  di/i  fraties  pcocuratftri- 
buH  here ili latum  rMoripReiuiit  nioti  dabitatiouc  jui  oorum  ab  obitdii 
c^ouditione  neimratum  e<^e  IßeneÜriit  prindpalt  idcoque  idem  jiu  eü  «er- 
Tundum  quod  babffrcnt,  ai  a  Icgitimta  civibua  HuDiania  faerades  taiti- 
tiiti  CMcnl. 

")  UaG  «ucb  in  ürtecbealand  Vcrloibuo?  dca  BüncerrcclitM  ui 
äviuln  mflglicb  war,  b«vciat  Corp.  inicr.  Gl.  1M2  cf.  ScTtl. 

")  Ur.  Perioch.  CSVI,  Ihn  XUV  34. 


M 


Du  OciMlircaeD  bei  den  ROmera. 


247 


I 


I 


parwi  im  Staate  zu  tun.  Alst""!  Ciiaar,  wenn  wir  VeUejua 
Pat«rcalii6  Glauben  »cbeoken  dürfen,  von  den  Seeräubern  frei- 
gelassen wnrd(>.  lieU  er  sie,  um  »cber  zu  sein,  daß  man  ihn 
cDTersehrt  an  seinen  Bestimmungsort  f^elatigen  laitüo,  den 
Städten,  welche  da«  Lösügelil  aufgebracliL  liattuu,  Geiseln  aus 
ihrer  Mitte  stelteii.  Im  Falle  des*")  Conunins  ist  es  gar  nur 
ein  einzelner  BsudenfDhrer,  der  zur  0(^wäh^lei^tuI)g  kflnftigea 
Wohl  Verhaltens  dem  lümtitchen  Befehlshaber  Geiseln  liefert. 
Es  gehört  also  die  Verwendung  im  Verhältnis  zweier  Stuatan 
sa  einander  nicht  notwendig  »um  BegriiF  des  Geisela.  Noch 
eine  ist  zu  beachten.  Der  durch  i-dx  SchillersL-he  Gedicht  so 
bekannte  Bllrge,  den  der  Freund  dem  Tjranneu  Dionysiua  zu- 
rQcklassea  mul^  um  dafUr  einzustehen,  daß  er  den  für  »eine 
Hinrichtung  feetgesetzteii  Termin  nicht  vurAtreichen  läßt,  heißt 
bei  Cicero  nicht  obses,  sondern  vas,  obwohl  er  im  atrengnben 
Sinne  dea  Wortes  LeibbUrge  ist  und  sich  dem  Staatsoberhaupt« 
aasliefert:  Das  darf  nicht  befremden,  wenn  man  sich  erinnert, 
daß  im  gerichtlicheu  Spruch gebruucb  BUrgen  rades  heißen, 
wo  es  sieb  um  die  Innelialtung  eines  Terminen  handelt,  wäh- 
rend andererseits  die  praede»  Bicherlieit  für  die  vertragsmäßige 
Leistung  einer  Sache  bieten.  Wenn  man  die:i  olles  hcrdck- 
sichtigt,  wird  die  Begriifi^bestiaimnDg  wohl  am  besten  so  ge- 
geben werden  können:  Qeiael»  sind  »ulche  Bdrgeii,  weiche  im 
aoßcrgerichtlichen  Gebrauch  einer  Partei,  die  (I her  sie  nach  freiem 
Ermessen  luicbt  nach  Willktir]  vcrfDguu  kann,  zur  Sicherheit 
für  die  ErfQlInng  irgend  einer  Verbindlicbkeit  Ubeiigeben  werden. 

CiixbarcD.  A.  Mat^aei. 


**]  T«IL  Patarc  II  58  g  8. 

••)  CsM.  de  boll.  G.  VllI  48  §  8-fi. 

•')  Ck.  diap.  TuBc  V  22,  de  off.  Hl  10. 


X. 


Pig.  1. 


Fig.  2. 


Dei  hier  auf  Fig.  1  mitgetheilte  QegenBtand  iat  ein  Thoo- 
geräth  aas  Tarent,  von  0,09  Buichmesaer  an  der  kreianmden 
Basis.  Die  eine  Seite  iat  offen  und  läßt  in  die  andere  hinein- 
blicken, welche,  großentheils  an^ehöhlt,  nngei^hr  die  Gestalt 
eines  Pferdefaßes  aufweist.  Tbongeräthe  dieser  Oattang  sind 
in  ünter-Italien  nicht  selten.  Die  meisten  Exemplare  haben 
kreisrunden  Zuschnitt ,  den  au^ehöhlten  Theil  bald  ebenso 
hoch,  bald  weniger  entwickelt.  Ändere  sind  oral  und  nehmen 
dann  leicht  etwas  größere  Dimensionen  an,  bis  zu  0.20  und 
mehr  in  der  ^xe.  Anstatt  des  gleichmäßig  gernndeten  ROk- 
kens  bieten  manche  eine  Erhöhung  oder  einen  Aoswncbs  an 
der  einen  Seite,  gegen  Ende  der  Oeffnung  hin  (Fig.  2). 

Mir  sind  folgende  bekannt. 

1.  Reggio,  im  Privatbesitz,  dort  gefunden. 

2.  Gatanzaro,  im  dortigen  Museum. 

3.  Tarent,  im  Museum  Nr.  24. 

4.  Tarent,  ebendort  2102. 

5.  Tarent,  ebendort,  ohne  Nr. 

6.  Tarent,  ebendort,  ohne  Nr. 

7.  Aus  Tarent,  jetzt  im  Berliner  Museum. 

8.  Aas  Tarent,  Bari  Provincial  Museum  3543;  8.  Fig.  1. 

9.  Aus  Tarent,  ebendort  3081 ;  s.  Fig.  2. 


U.  M«7or.   nUO«. 


249 


10.  In  ProTinx  Lec<*,  erworben;  ebendort  3811. 

11.  In  Lecce.  im  B«iib  des  Prof.  C.  Di  Giorgi;   aus  Carovigno. 

12.  Im  KunsUiatidel;  luts  C&stellaneta. 
-     13.  Ituvo,  Mua.  Jatta,  Nr.  09. 

I  Dazu  Itaiumt: 

14.  Au8    Troja.    Dorpfeld    Troja    und    Ilion,    Pig.  393;    TgL 
Scbiieniona.  Ilios  o.  1809  (Tafel). 
NOidlicli  Toa  der  ProTJnz  Ijecce  uit  in  dem  lotzteo  Jabr- 

■  zehnt,  wo,  wi«  ich  wobl  sagcii  darf,  die  s{m]isch(^u  P'utide  genauer 
beobachtet  wurden,  kein  Bxeuiplur  zum  VDrschein  ):;ekommen. 
Es  ißt  daber  wohl  möKlich,  daß  Nr.  lü  mit  anderen  Tarantioer 
TerracoiUn  derselben  Sammluiig  erworben  wurde. 

Unschwer  Wf^eifl  man,  daß  ein  aokhes  Geräth  von  oben 
gebaitea  wurde  in  der  Weime,  dalS  diu  gckrümuten  vier  Fingern 
in  die  Höblun^  bineingriSeii  und  der  Daumen  an  jenem  a«it- 
licheu  Vorspniag  —  wo  ein  solcher  Torliaiiden  war  —  noch 
«neu  besündereu  Halt  fand.  Das  Qanze  stellt  also  eine  Art 
Reib«- Instrument  dar.  Man  sagt,  daß  manche  Afrikanidcbe 
Stämme  sieb  noch  beute  üolclier  oder  übulioher  Gerätbe  xum 
Mahlen  tod  Cerealien  bedienen.  Ich  vennag  diese  Angabe 
nicht  nachzuprüfen.  Jedenfalls  sind  diese  Oegenstände  nicht 
mit  jenen  Kdcbcugerätlieu  ku  verwechseln,  welche  aich  häufig 
in  den  Gräbern  Mittel- A  pul  iens,  im  V— IV.  Jahrhundert,  vor- 
finden, i^s  «ind  dies  längliche,  beutelßrmige  TiionatJJpsei.  wie 
für  einen  Mörser  bestimmt ,  oben  achmäler  and  umgebogen ; 
sie  flndoo  sich  fast  stets  mit  gewissen  schweren  ächOssetn  za- 
iunmen,  welche  einen  seitlichen  Auifluli-Canal  haben ;  ihre 
Handhahnng  kann  etwa  ein  bekanntes  römisches  Wandge- 
mälde rerdeuttichcn>|-  Ander«  Stampf-  oder  Keibgcrftthe  tod 
Tbon  iiabvn  den  Zuschnitt  einer  kurzen  cylindnacben  t'loache'). 
Eine  ähnliche  Verwendung,  wenigstens  beim  Zerreiben  trocke- 
ner ErdfrQchte,  läßt  sich  fOr  nnscre  Qerätb-GattaDg  nicht 
ganz  BUBschließen.    Am  ehesten  wDrde  man  geneigt  sein,  sie 


»)  Uieht  BQg&ngtich  bei  Oobl  u.  Kooer,  Uh.  d.  Gr.  n.  E.  VI.  Aufl. 
p.  na.  Tig.  640,  wo  Qbrigona  did  litteinivclUa  IMichririen  nicht  rivli- 
lift  iiiterpTeti«rt  Hia  kaanea;  ich  venttbe  cura  al(l)ia  nnil  porod  s 
p«rruni 

')  Im  Pronneial'Uuaeuffi  >a  Bari  Mr.  tt724;  aot  Bitonto.  HOhe 
lOVi  cent 


250 


M.  UtirBr, 


bei  dem  Troiecbcti  Stack  (14)  aiiEUDOfaiiicii,  wenn  dies  aus  viA- 
licb  prähistoriscliei)  Scliicbtuti  stamiut  imd  oiclit  vielmelir  mit 
gutem  Grund  der  VI.  Schicht  lugewieaea  mirde,  diso  derjtoi- 
gon.  in  welcher  bereits  die  Mykeuiecho  Ciübar  iu  Betracbt 
kommt. 

In  der  ^ASiiscbea  Zeit,  dem  T.  und  IT.  Jabrhund«rt, 
dem  die  in  Großgrieciiötiland  ■gefundenen  Stöcke  iDgebören, 
maß  nucb  eine  andere  Gcbraucliaww««  angenommen  werden. 
Denn  Nr.  8,  0,  10,  die  i(ii  hier  znnichrt  lur  Hand  habe,  waren 
über  und  über  bemalt,  8  mit  braunem  iümiß,  9  mit  einer 
and<^m  braunen  Farb<^,  10  mit  Ponijiejaniiwb  Roth:  andere 
hatten,  wi>nn  ivli  mich  recbt  erinnere,  gelbe  Farb^puren.  An 
der  Reibcfläcbo  ist  die  Farbe  natürlich  am  sturk«t«n  ango- 
griffen.  Immerhin  erhält  miin  bJeron  nicht  den  Rindruck  eines 
Oei'ätbe»!,  daä  mit  VogctabUien  in  BerQbrung  zu  kommen  be> 
stimmt  ist.  Zndetn  sind,  wie  die  Stelle  den  Dmimengriff«  an- 
zeigt, maiidie  dieser  Oerittbe  für  die  linke  Hand  bereclmet, 
ein  Umstand ,  der  sich  nicbt  diirnh  paarweise  Benntzung  e^ 
klären  läßt  Demi  diese  Gegenstände  werden  nicht  wie  die 
genannten  Reiber  paarweise  oder  zu  mehreren  gefunden;  nadi 
sind  unter  den  erhaltenen  nicht  zwei,  die  sich  annähernd  glei- 
chen, wie  doch  bei  paarwelsor  Verwendung  zu  erwarten  wäre. 
Und  wir  haben  keinen  Gnind  aniuuchmcn,  daß  so  viele 
Leute  linkshändig  waren.  Schon  die  Größen  Verhältnisse  dea- 
tei)  in  vielen  Fälleu  auf  ein  Instrument,  das  zum  Glätten 
grOIierer  Flächen  bestimmt  ist.  ZunAchat  denkt  man  wohl  an 
ein  Maurer-Werkzeug  zum  Glätten  den  Kalks  oder  Putzes. 
Doch  scheint  dazu  vielmehr  ein  HolzstUck  gedient  zu  haben, 
wie  man  e«  in  der  Band  de.>i  Arbeiters  an  einem  Pompejani* 
sehen  GemKlde  bei  solcher  Verrichtung  sieht').  I>ieses  ließ 
■Job  leicbt««r  von  dem  anhaftenden  Kalk  »der  Gips  «änbern. 
auch  eher  ganz  erneuem  als  das  Thougeräth.  Dieses  letztere 
maß  doch  wohl  zu  feineren  Arbeiten  hergeatellt  worden  sein. 
Da  wQrde  etwa  bei  der  Wandmalerei  al  fresco  dazu  gedient 
haben,  den  Grund  xu  ebnen;  es  konnte  nach  Beliehen  auch 
in  der  linken  Hand  gefaßt  werden,  ohne  daß  die  andere  den 


*)  Tgl.  Scbteiber,  Culturhiit.  Bildet-Allu  I  TaT.  69,  5. 


UMA«.  251 

Pinsel  wegzulegen  braurlit«.  Bei  far1>igt!n  Stuck  wänden,  wo 
d«r  Grand  bereits  getrlLnkt  wnr  und  nur  ünt?b&ubeit«n  auaza- 
gleichen  waren,  konnten  iiuck  beide  Hände  daa  Inatnimeni 
&S8en  und  damit  die  Bewegung  ftusrobreu.  Die«  wäre  be- 
sotidenc  da  müglicb ,  wo  der  Danmeogrifi*  ko  hocb  und  stark 
war.  wie  bei  demjenigen  au«  der  Mjrkeniscben  Epoche,  die  ja 
abrigens  aocb  schon  solche  Stuckwände  herstellte. 

Mir  diiid  hior  nur  die  gt^wühnlicbsten  Efandbachür  zugäng- 
licb:  ich  verweise  daher  im  Ällgemeium  auf  das  bei  Schreiber 
Cnlturh.  Atlaa  I  Taf.  6d,  1  wiedergegebene  Relief,  welcbei 
einen  niiniscben  Frescomaler  bei  der  Arbeit  danttellt.  Rechts 
auf  dem  üerU-it  i:ft  ein  Maurt-r.  mit  ExOTaiH  angethan,  damit 
beschÄftigt.  den  Bewurf,  welchen  ein  anderer  unten  bereitet, 
etwa  Marmorkatk.  aufziitragi'n.  natllrlich  mit  der  Kelle,  welche 
nicht  gut  sichtbar,  während  die  Linke  mil  einer  quadratiHcliL-n 
HoLfiKbeibe  die  erste  Bbnong  ausliCilirt;  eine  lange  Holzleiste, 

'  Bchräg  an  der  Wand  befestigt,  zeigt  genau  die  Grenr«  an.  bis 
tu  wetcht-r  dur  Qrund  bereits  aufgrtragen  und  der  nun  sofort, 
solange  er  frisch  ist  —  eine  Arbeit  WL-uiger  Tage  bemalt 
wird:  damit  sehen  wir  den  links  stehenden  Kduiitler  beiK^f- 
fcigt.  während  eine  Hausbewohnerin  auf  der  Treppe  in  dem 
Bilder-  oder  Skizzeabuch  blättert,  welches  die  Vorlagen  zur 
Decorimug  des  Zimmers  abgdieo  soll.  Der  Maler  hat  Pinael 
ond  Palette  in  der  Hand .  rechts  den  Farbnikustcu  zur  Seite 
tiud  links  einen  Wasserkübel  mit  einem  Ürett  dariii,  welcbee 
vielleicht  —  wenn  ich  ea  recht  verstehe  —  die  Stelle  vertritt 
wie  bei  den  Grifchen  die  Thongoräthe. 

Unter  »utcbcn  Qcaiclitapuoktcn  erklären  eich  auch  die 
zahlreichen  Namensaufscbriften,  welche  sich  an  diesen  Reibern 
finden,  natQrlicher  und  ansprechender  als  bei  einem  blo&cn 
KOcben-  oder  Maarer- Werkzeug.  Diese  Inscbriflen  sind  in 
der  Regel  sehr  »orgfültig  kalligraphisch  oiDgeritzl,  theiU  nach 
der  Hcnatcllung  des  Qerätlui,  tbeils  in  den  bischen  Thon.  Die- 
selben nennen  offenbar  den  Besitzer,  bezQglicb  denjenigen,  wel- 
cher das  Gerätb  bei  dem  Topfer  bestellt  hatte. 

I        Nr.  10  hat  an  der  abgeflsi-btea  Seiteokante  APirrinra. 

I        Mr.  12  hat  auf  dem  Rücken  Folgendes: 


262  U-  U  aye  Ft 

TEA 
AEONTO« 

AY«IA. 

Dieses  Stück  sah  ich  am  Fundorte,  in  Caatellaneta  selbst,  bei 
Herrn  Mauro  Ferrone,  welcher  es  seitdem  auch  in  der  von  ihm 
herausgegebenen  Geschichte  seiner  Vaterstadt  kurz  beschrieben*). 

Nr.  13.     MY  flOchtiger  geschrieben, 

Nr.     8.     EPrOTEAEIA« 

Diese  Inschrift  auf  dem  EUcken  des  Geräthes  ist  durch  einen 
langen  Kerb  getheilt,  dergleichen  man  sonst  an  diesen  Qegen- 
at&uden  nicht  beobachtet.  Das  jenseits  des  Striches  stehende 
4>IA  ist  in  viel  größeren  Buchstaben  aber  tod  derselben  Hand 
Tor  dem  Brennen  eingegraben.  Der  dorische  GenitiT  ron  10 
ist  deutlich ;  es  folgte  kein  Jota.  Dieses  war  also  wohl  weder 
ein  Maurer-  noch  ein  Kdchen-Geräth.  Und  das  Gleiche  wird 
man  im  Falle  des  Leon,  Sohnes  des  Ljsias  xa  glaoben  gene^ 
sein.  Dieses  Stack  aber  ist  insofern  Ton  beacndorem  Interesse 
als  noch  ein  Wort  ~e5  voraasgeht.  Dasselbe  kann  sich,  meine 
ich,  nur  auf  den  Gegenstand  des  Besitzes  selber  beneheD,  ent- 
hält also  ein  Appellativ,  den  Namen  unseres  QeriUhs.  Es 
l&fit  sich  doch  wohl  kaum  anders  lesen  als  vx&tXav,  d.  i.  Schuh 
oder  Pantoffel,  eine  sehr  treffende  Beseichnung.  Auch  wir 
sprechen  von  einem  Hemmschuh  und  in  der  Technik,  nament- 
lich der  Mechanik,  öfter  von  einem  Schuh,  mit  Hinblid  anf 
die  Form  des  Mechanismus.  Diesen  Gewinn  werden  wir  uss 
al:so  nicht  entgehen  lassen  und  können  abwarten,  ob  die  Li- 
teratur dafQr  Bestätigungen  bringt.  — 

Neu  iat  auch  der  Name  'EpyOT&Uix  Das  Feminrn  la 
drai  schon  bekannten  Brgoteles.  Hier  wird  also  eise  Ftaa 
als  Besitxerin  genannt.  Merkwürdig  nur,  da£  noch  ein  »weiter 
Xante  dab«  ägtiriert.  der  nicht  wohl  mit  jaiem  in  TnhiiiiiM^ 
gesetzt  werdra  kann.  Nicht  omscnst  ist  die  scharfe  TrenuHig»- 
Urne  gelogen  und  M\  in  ganz  anderen  Chankteroi  AalüaBr- 
geo^txt  als  etwa  beim  Namoi  des  Vatas  anginge.  Nbk  mfc 
sen  aber   in  Tareot  Terracottea    mit   do'  T  ö  pfer- Inciaift 

M  Storü   doeiuD«BtoU   iäl»  dttt   di   CairteUueta.     X.  Przvm. 
K.  bp>ftton  i.  tttMVH.  •  «an.   —  Noci  iPtor.  Bad^  läSS;  p.  SSil. 


nisjL«. 


253 


I 


4')A  iiad  4>l  sohr  häufig  genesen  sein,  man  ernebt  dl»  ans  ge- 
wissen Giißlbrmen  von  Tbnnfigiiren,  welche  so  begiQiii*Dil« 
Aufschriften  —  durch  mehrere  Geuerationeo  hindurch  —  tra- 
ge», iinä  natCIriich  den  Koropluten  selbst,  nicht  d«i  Kunden 
gehören,  welche  die  uus  jener  Form  hcrgesfiirUten  Figuren 
kauften.  Gleichriel  ob  nun  die  Krgoteleia  in  einem  peraUn- 
lichen  Vcrhällniß  zur  Familie  oder  ziim  Frenndeakreis  des 
Ednstlers  geatanden  oder  nicht,  ich  ivHrdf  imi  dieses  Falle« 
willen  noch  kein  Ktlchengeiütib  annehmen,  aber  auch  nicht  so- 
gleicb  eine  Malerin  in  der  betreffenden  Perstm  vermothen. 
Man  konnte  sich  solches  Geräth  auch  zum  Abreiben  der  Wände 
im  Hauae  halten;  wo  es  keine  Tapeten  gab.  sondern  nur 
StucknUnde,  lag  aolcbes  BedtlrfnilJ .  schon  aas  Sauberkcita- 
grUnden,  nahe  genug. 

Das  Exemplar  Nr.  13,  welches  ich  einem  sadlicbercu 
Punkte  Apuliena  zuzuschreiben  geneigt  bin,  rerdieni  w^en 
der  eingekratzten  Inachrill  MY  im  Auge  behalten  au  -werden. 
Die  ädcbtigen  SchriftzUge  eiinneru  mich  ein  Wenig  an  swei 
Tarentioer  Graf6ti.  Zwei  weibliche  Gewandfiguren  aus  Tareiit, 
jetzt  im  Barescr  Provinzial-Maneum'^),  zeigen  unten  am  hin- 
teren  Gewandaaum  die  Inschrift  MYOPIAI.  Oh  Mvopts,  die 
Pereon,  für  welche  diese  Figuren  gearbeitet  sind  oder  der  sie 
dedicirt  wurden,  Feuiiuin  oder  männlichen  Geaclüechta,  wie 
der  Tarentiner,  aufi  MQuzcb  bekomite  Beamte  Olympia,  vermag 
ich  nicht  zu  entacheidcn. 

Vielleiclit  giebt  diese  eretmaligr  Notir  Jemandem  An- 
laß den  7:i50.x  in  den  Mu9i>eu  nachzugehen  und  ihnen  wie 
ihren  Inschriften  ein  umfasscodereä  Studium  za  widmen  als  ei 
der  Uoterzeicbaetc  g^enwärtig  venuag  'J. 

Bari.  M.  Mayw. 


*)  Nr.  8677.  3678;  tm  Tcrrokotton-ZiuiiiivT,  Sobnuik  XXUI. 

')  Ala  Nt.  16  niOK  man  dei  obigen  LUt«  em  Ex^niplur  atu  dem 
FIliKser-Gelißte kiaxufQK«a.  welcbe»  m  den  Notiiic  d.icitiri  I89V  p.  129 
abgehildvt  iat;  es  icboiut  uugewObalicber  Weiae  xwei  tiriff«  au  liftbcn. 


XI. 


Die  Chorreden  in  den  homerischen  Epen. 


Id  Itani)  fJS  p.  12  ff.  dieser  Zeitschrift  sind  die  Monolog* 
in  den  humtsriacbeti  £p«u  niicli  liiliali  und  Form  uud  der  in  det 
epischen  Techrik  ihnen  zuzuweisenden  Stelle  von  mir  l^espro- 
eben  worden.  Ich  loäsv  hier  läne  eDt^prechunde  Brurterun}! 
der  in  den  houeriächeu  Epen  einer  Mehrheit  von  Personen 
in  den  Miind  gelegten  AusEprilcbc  folge»,  die  man  als  Vor- 
läufer der  im  Drama  dem  Cbor  zugetbeilteu  aosefaeD  uud  alt 
Chorredeu  bezeichnen  kann. 

Nacli  Scherer  beruhen  die  Cborreden  auf  der  Fiction, 
daß  mehrere  Perüoneu  gluiclieeitig  ilasnelbe  »agen.  Diese  for- 
melle Bestimmung  trifft  freilich  völlig  nur  ftlr  t^inen  genngea 
Teil  der  homerisclieii  Chorreden  zu.  Ek  sind  dies  die  abge- 
sehen von  li  201  ff.  nur  in  der  Odyssee  mit  wenigen  Bei- 
spielen  vertretenen  AuBsprüche  einer  Mehrheit  von  Personen, 
die  an  eine  außerhalb  dieser  stehende  Person  gerichtet  sind 
und  mit  folgenden  Wendungen  eiageleitc-t  werden;  o  111 
Jetxa-iiouvT"  fenceaai   (den  OdjMeua),  u  373  iivijuxf^pei  —  Tr;- 

ep^jwov,  vgl.  X  411  f.,  X  26  veixewu  5'  'Ocuo^ä  x*^wE«w 
inUian.  Dafi  aber  auch  hier  nicht  ein  eigentliches  Zusum- 
mensprecfaeD  gedacht  ist ,  zeigt  der  Zusatz  <UXs9-ev  «ÄXo; 
t  493.  X  442,  auch  der  AbschlnU  y_  30  faxev  eitaaTe;  ävT,p. 
Did  bei  veitem  tiberwiegende  Mehrzahl  der  homerischen  Chor- 
reden aber  ist  nicht  an  «ine  auiierhalb  der  redend  eingeführten 
Mehrheit  stehende  Person  gerichtet,  und  hier  xeigt  vollende 
die  gewJJhnliche  Einfllhrangsformel  ü^s  Ü  ti;  Etneaxe,  der 
luehrfacb  der  Zosatx  fSüv  fe;  TÜjjtsiov  iX)Mv  folgt  [vgl.  u  373 


C.  Q  0  n  1 1  e ,   Die  Cborraden  in  den  homoriiulicn  Sp<>n.       255 


4;  dw.>.f,J.ou;  öpcwvrs;),  sowie  die  daneben  j^ebrnuclitoa  Wtii- 
dnngen  itpc;  äÄ?.^Xou;  irxa  r.-ep6iY:'  äyfiprj^/*  V  155  uud 
^  165,  ^sicjai  njsi;  iXX'^Äou;  «YCptuov  x  3i  vgl.  37,  daß  der 
«piscb«  Dichter  dio  Gesnmtheit  dor  redend«n  Personen  «icb 
nicht  als  eine  (^escfatossene  Einheit  denkt,  sondern  in  eine  Ad- 
sahl  »on  Gruppen  verteilt,  innerhalb  deren  ein  Einzelner  dem 
Andern  seine  Meinung  nuäspricht').  Nar  inaofem  als  der 
diesem  Einen  zuffeteilte  Ausspruch,  wie  diu  Iterativform  des 
iTerbiiins  anzoigt,  in  den  verschiedcacii  Gruppen  «ich  wieder- 
diolend  gedacht  wird,  beruhen  auch  diese  Reden  auf  der  Fie* 
liion,  daß  mehrere  Personen  gleichzeitig  dasselbe  magen.  In 
w«ni  dem  Einen  (tJ;  d.  i.  bei  iterativem  Verbiim  dt^r  eiue  und 
der  andere)  zageteilten  Äuxsprucb  aber  faßt  der  Dichter  Em- 
ndnngen,  Gedanken,  UrteiLo  zusammen,  wie  ai«  in  einem 
eise  von  gleichinteresaierten  and  gleich  gestimniten  Perflonen 
;leichieitig  Mehrere,  verscbieden  in  Worten,  aber  dem  Iiikalt 
h  Obereinstimmend,  aussprechen  konnten.  So  wird  man 
ie  Bezeichnung  'Chorredeu'  immerhin  auch  auf  diese  dem 
ipoti  eignen  AnȊprDche,  die  die  Denkweise  vieler  ausdrQcken, 
wenden  und  der  Kürze  bnlbcr  selbst  von  einem  epischen 
!ior  reden  dUrfen. 

Von  Churiuden  finden  sich  nun  in  den  homerischen  Epen 
Hberhaopt  28  Beispiele,  in  der  Ilias  10,  in  der  Odyssee  aber 
18.     Die  whn  Beispiele  der  Ilias  verteilen  sich  auf  dip  6  Ge- 
linge BrAIiPX,  uud  zwar  enthalten  je  eins  B  (271),  A  <8l), 
E  <372),  je  zwei  H  (178.  201)   und  P  (414.  420).   drei   F 


*)  Dio  eintObrenden  Wendungen  lind  rolg«nile:  Sitt  ii  -04  itfiimiv, 
'  im  BweiteD  Huniitttich  Tolat  lAniv  i;  n^eiov  SXkvt  D  271.  1  81. 
»  328.  M  S7.  Y  167.  3  72.  400.  <f  306.  'iw^  ic  «Üpavov  «dp'.»  U  178. 
,X»Av  w  Tpiaiüf  M  r  2fl7.  819.  'Aj^u&i  x»l«X'''"''""''  P'*14.  viu»» 
__  mirfwn  ß  9Zi.  «  7Ö9.  p  482.  u  375.  v  .381.  Bii^v  ix-.«»«»  änoöwn 
146;  —  iUo;  8'  xW  elTUsiu  vioiv  ij-efircfOfaivtiuv  ß  331.  9^01;  -- 
Mt  Api(  dUitXwf  In»*  KMpdsv;'  iyifitavi  V  155  vgl.  *  165;  —  A;  H 
t  «&  TpdMüv  \it^a6'j]m'v  wWflASM-t  P  420;  —  dp;^'  9'  ttatpoi  ^u).\X<»-i 
Mmkv  iptjsuov  üi&frev  äUoj  i  498.  x^^3;  —  Stiitavdwvx'  ijiitwtv 
III;  —  vttxKov  6'  *08uo))«  x»^"™''"  *ni»ooiv  x'ä'i.  —  Die  abschlie«- 
tndea  Fonaola  aind :  6«  vdwv  B  27d  t  50V.  ?  3Ü'l ;  &[  l^aoav  k  46. 
SSI;  &£  V  i¥«v  r  161.  Vi\.  II  läl.  '2Ü6.  p  488.  0  7&.  117.  ^  404;  ä( 
Vov  r  80:^ :  £c  «dv  ß  »87 ;  hz  ipa  ti^  cIiusxcv  i  S:..  P  4SU.  X  Vlh.  8  773. 
17ft  4  l&S;  Af  Ti;uvoi.  ...  X  446;  Tsmv  Ixktxoj  «viip  x  *!  !  ^S  »(  ^i** 
hAw  itfi«  äUiii^Q'JS  ^Y^?^^  ^  3^-  ^'>i>^  nbaoiiließeode  Fonnsl  «ind 
S30.  «10&. 


256 


C  fienU«, 


(US.  297.  319).  Di«  18  Beupiele  der  OdjsaM  gebSren  d«o 
GesiingeD  p  (324.  3»!},  8  (7Ü9),  ft  (328),  ;  (493).  x  (37.  AAiU 
V  (167).  p  (482),  0  (72.  111.  400).  u  (376).  ip  (362.  396.  401). 
X  (26),  -I  (148)  an. 

In  der  Uias  bildet  den  Cbor  gewöbnüch  die  groGe  HaMt 
d«r  achaiHchen  oder  der  troisclieo  Kri^^,  beider  Busammea 
r  297  ff.  319  ff.  A  81  ff.  Einmal  bc-stcht  t-r  ana  den  «eben 
tivischuii  Di-mciKeroiiten ,  die  rlen  auf  dem  Thiimi  d«s  Skä- 
i^lieo  Thore»  HiLzviidrn  Prianina  umgeben.  In  der  Odj4M« 
bilden  in  der  tiberwiegeuden  Mebrziihl  der  Beinpiete  (12)  liie 
Freier  den  Cbor,  in  dreien  die  Oefiibrten  de»  Odyesous,  ver- 
einzelt eiDmnl  diu  GiSlter  (in  der  QütUrkotnüdie  in  d).  dit 
I'btiiiken.  die  Leute  auf  der  Straße  vor  Odysseus'  Palaste. 

Aiifi  den  Cburrulirn  der  Ilias  sind  nach  dem  Inbalt  sli 
eine  be^oudere  KlasM  ^iiuiiicbst  die  beraasKubeben,  frelcbe  (in 
au  Zeus  gericbtflte«  Gebet  tmtbalten  :  V  297  S.  318  ff.  H  177  ff- 
200  ff.,  die  ersten  beiden  Äcbüern  uud  Troern  zugetMlt,  die 
beiden  letzten  nur  den  Adi&cni.  QowiibuÜcb  sind  unter  d« 
allgemctiien  Bc^eicbnungen  'Acbaer^  uud  'Troer'  öe  groß« 
Masse  der  aobnischen  und  troiecben  Krief^er  rerstanden.  im 
Ueg«U8atK  zu  den  lleorfilbrem,  wi«  B  27^  der  Abschlag  ^ 
<^%9av  ij  nhi^i  deutlicb  zeigt,  s»  P  414.  420,  ^  81,  X  372. 
Dies  trim  auch  zu  für  T  318  und  U  177 .  wo  die  Xaoi  ab 
die  Betenden  bezeichnet  sind,  nicht  ober  für  T  297  und  H  200  ff. 
Ad  der  ersten  Stelle  können  nacb  dem  Zusammen  bang  der 
EnSblang  und  dem  Wortlaut  den  Gebeta  als  die  Betenden 
uur  die  den  Vertrag  abeehtießenden  FUraten  verstanden  sein'). 

*)  Dh  Oebet  begleitet  die  Spende,  welche  den  aU  Zeugen  beim 
VertTKgwchlulJ  ui^erufvnon  OOtUitn  ilarK«l>ritcbt  wird.  ÜJe»e  voll- 
ziehen  aber  lelliitTi-Tiiländlicli  nicbt  niiiutiicb«  HchfliiiDlie  und  trottet)« 
Krieger,  londeni,  wii>  auch  an«  V.  2(i9  f.  deutlicb  horvgrgebt,  nur  die 
ricMÜLl)cE  als  die  Vertreter  beider  Heere,  Als  selcbe  nnd  V,  2S1  ff.  nur 
rriamo»  und  Antenor,  AgamtmnOD  und  Odyiwat  genannt,  aber  oacli 
y.  S74  1dp(7ro-.c)  iNt  off«>[ibar  vcirMUitga««t.xt ,  dati  ein  wniterar  KreU 
acll&iaahec  und  traiicber  FtlraUn  «icb  um  diete  )(6*a.iumelt  hat  Dlflae 
ßaoÜLl)«c  und  dpijioi  aind  in  V.  29'»  alio  als  die  Spendenden  und  Oe- 
leoden  la  denVen,  und  -wfnn  die  folgenden  Vente  den  Inhalt  de«  V.  299 
berichteten  GebeU  auartlbren,  wie  r  SIS  t.  U  177  f.  üiiU  T.  in  «ileicbw 
Weise  gescbielit.  bo  lind  in  V.  2d7  nntar  Aohäern  und  Traern  uur  die  ', 
hchüaeaen  und  troiscbifn  KQriten  verstendoD.  Nor  die^e  kOnnen  such  | 
dai  Pronomin  U*  (otvoc  V.  3'K>  "der  Wein  hier')  richtig  gabraucbon. 
Dicht  die  ferner  iLehaiida  Uuae  der  Krieger.  . 


Dia  Chorrcden  in  des  hontoriaehen  Epftt-  267 

An  der  aadero  Stelle  ab«r  (]1  200  ff.)  sind  die  ron  Äias  ab 
fiXsi  Angcredutcu,  die  er  scum  Gebet  auffordert,  offenbar  die 
iho  amgeb«&deii  FUräten,  die  mit  ihm  vorher  ziim  Locteo  zu- 
RBiiunengctrcti-u  sind.  Wäbrund  diese  aber,  der  Aufforderung 
des  Aia9  entsprechend,  aagesichts  dei  bevorstehenden  Zwei- 
Icampfes  zwiacben  Aiaä  und  tlektor  iu  dem  Gebet  ihrer  ijorge 
um  Aiu  Ausdruck  Rvben,  bildet  das  T  297  ff.  von  dca  FOr- 
atwx  beider  Völker  bei  der  äpuudo  gesprocbene  Gebet  einea 
wewntlicheii  Bestandteil  des  feierlichcu  Vcrtragäschlusso»  »elbat; 
denn  es  enthält  angesichts  der  zu  Zeugen  des  Vertn^9  ange- 
rufenen Götter  eine  Verfluchung  der  von  beiden  Parteien, 
vetcbc-  zuerst  den  Vertrag  brechen  werde,  eventuell  also  auch 
eine  SclbstvcrSuchung,  durch  welche  die  Sprecher  sich  und 
die  Ihrigen  feierlich  veqillichten,  den  Vertrag  tm  halten. 

Nicht  güradti  nothwendig  l'Or  die  Kntwickluug  der  epi- 
schen llandlung  »ind  dtn  Gebt-te  V  318  tf.  und  II  177  ff., 
mit  denen  die  acbätschen  und  troischen  Krieger,  bezw.  die 
ersteren  allein  den  Akt  dea  Losen«  begleiten,  der  an  der  er- 
sten Stelle  entaubeideu  hoII  ,  ob  Paris  uder  Meuelaos  den  ef 
sten  IiftDzenwurf  haben,  an  der  zweiten,  welcher  von  den  Für- 
sten, die  Kich  zum  Zweilkampf  mit  Hektcr  bereit  erklärt  haben, 
diwen  boitehon  soll.  Da  aber  i&e  Lotten  al»  eine  Art  Gottes- 
urteil religiöiien  Charakter  trägt,  ho  darf  die  ohnehin  durch 
das  Interesse  der  Betenden  au  doui  Äimgnng  des  Zweikampfes 
motivierU^  Anrufung  dea  Zeua  als  ein  wemuitUches  Stück  das 
Akte«  gelten. 

Von  den  tlbrigen  Chorreden  der  lUas  ist  der  B  271  ff. 
den  acbäischen  Kriegern  in  den  Mund  gelegte  AuMprnch  von 
entacheideodor  Bedeutung  fUr  di-n  Fortgang  der  epischeu  Hand- 
lung. Indem  hier  die  in  der  äugen blickl ich en  Situation  den 
FQrrtcn  feindlich  gegantlberatthcnde  Masse  der  Krieget  (278 
auadrQcklich  ij  n^Tj^ü;  bezeichnet)  nuch  der  Züchtigung  des 
firechen  Thersites  durch  Odysseus  über  die  klägliche  Figar 
de»  QezQcbtigten  in  ein  Gelächter  auobricht  und  diu  That  des 
Odyaseus  sU  die  hv&tti,  die  er  je  vollbrai:bt,  preist,  kommt 
damit  der  fQr  die  Entwicklung  der  Handlung  notbwendige 
ITmschlag  der  Stimmung  zu  wirk»umetu  Ausdruck,  der  ob  bd- 

echt,  daÜ  die  Torhar  aus  itand  und  Band  geiathtae 


ä$8 


C  Beotee, 


MaiBe  Qon  die   TolgendeD  Reden   des  Odfsseiia,    Nestor  uit^ 
Af^aOKüiinnn  ruhig  atth^rfc  und  saf  «ich  frirken  läßt. 

Andere  AuäsprOche  siud  mit  der  erzälilten  tfandlung  n 
der  Weise  Terbund«n.  daß  sie  die  Htimtnung  nnd  die  Motin 
der  TrÄger  der  Handlung  zum  Auadruck  bringen.  So  P  414  t 
und  420  ff.,  -Wo  die  achältchf-n  und  troiscbeu  Krieger  mitta 
im  hi'ißen  Riugen  um  die  Leicfae  des  Patrokloa  ihren  una- 
8obDtt(!rlirhen  Entschluß  ansaprecheo  und  motivieren,  nicht 
vom  Pktze  zu  woicbeu  und  die  Leiche  nicht  in  die  Hände  ia 
Feinde  fftllen  zn  lassen.  In  X  372  ff.  aber,  wo  die  achÜBclitD 
Krieger  nach  Hektöra  Fall  b*rbeieileu  und  dem  Gpfnllcm-n 
ihre  Speere  in  den  Leib  stoßen,  gicbt  der  ihnen  dabei  iu  <JeD 
Mund  geUgte  Annspruch:  'Wanderbitr!  Wahrlich  jotst  liüt 
sich  Ilektor  sanftör  acfilhleD,  ata,  da  er  die  Schiffe  mit  flaoi- 
mendem  Feuer  in  Brand  steckte'  deni  HSrer  Anfachlaß  üb*r 
die  Stimmung,  welche  die  Krieger  zu  der  für  nnser  GefflhI«» 
abstoßenden  Handlung  treibt 

Die  beiden   noch   ubrigsn  Chorreden   der   Ilias  sind  as 
Wahrnehmungen    geknüpft :    die    erste    der    Gesamtheit  da 
aohäiachen  und  troischen  Krieger  in  den  Mnnd  gelegt«  A  Sl  ff. 
an  die  Wahmehraiing,   wie  Atbene,    tob  Zeus    gesendet,  oio 
den    Vertragsbruch    herbeiaufUliren,    blit'/ilhnlich  gleich  ein« 
Feuerkugel    vom  Hiiuniol   auf  das  Schlachtfeld    herabschießt, 
die  andere  T  1I>4  ft',  den  auf  Anm  Thnmio  üb«    dem  Skaä- 
sehen    Thore  um   Priamos    versammelteu    truisehen    Qeronted 
zugeteilte  an  die  Wahrnehmung,   wie  Helena  «ich  dem  Thurae 
nähert.     lat  die  erste  dadorch  motiviert.,  daß  die  Enicheinung 
der  Athene  in  einem  Moment  eintritt,    wo   infolge  der  plötz- 
llcheu  Unterbrechung  des  Zweikampfes  in  T  alle  in  gekannter 
Erwartung  sind,    wiia  nun  werden    wird,    daher  sich   an    die 
■wunderbare  Erscheinung  ganx  natflrlich  die  Frage  knüpft,  ob 
sie   die   Emenerung   des    Kampfes  oder    die    HerstCfllnng    des 
Friedens  -vordeute,  ist  fUr  die  zweite  im  Ziisnoimen  hange  der 
Krziihluug  nnmittelbar  kein  Anlaß  gegeben;  ja  man  litii  nicht 
ohne  Orund  dt-n  die  Schönheit  der  Helena  bewundernden  Ans* 
mf  der  Qeronten  im   zehnte»  Eriegsjahr   auffHllend    nod  un- 
motiviert gefiinden.     Daß   derselbe  aber  in  d<-ni  dichterischen 
Plane  des  Oanzen  seine  berechtigte  Stelle  hat,  ioaoferu  Helena 


J 


Die  Cbotreden  (a  dm  honnriacfaen  Epe». 


SS9 


I 


bier  tam  erateo  Male  im  £pOH  persünlicK  auf  den  SchftU[)latz 
tritt  nnd  als  Kampfpn'is  im  Zweikampfe  im  Mitt«Ipnnirt 
d«r  UsDillang  ties  ÜMiuiges  atebt,  nnd  ein  uDvcrgleicblicbea 
Mittel  ist,  den  diunonischMi  Zauber  ihrer  SchÖobut,  re- 
flektiert in  seiner  Wirkung  nnf  di«  jirrcisuo  Ueronten,  dem 
HOrer  zu  lebendigcut  Bcwiit^tseio  zu  bringen,  ist  wit  Leuing 
uierkannt  und  viel  geprieBun.  Indem  der  Ausspruch  »bn- 
mcht  einem  Kiii»>1neii,  sondern  den  DemoKeronten  in  den 
Mund  gelebt  iiit,  wird  er,  ziimnl  in  dem  im  zweiten  Teil  aua- 
geöprocbenen  Wiinscbe,  daß  Helena  in  ihre  Heiniatli  znrtifk- 
k«liren  und  nicht  durch  ihr  Verbleiben  ihnen  und  ihren  Kin- 
dern Verderben  bringen  mö^,  zn  einem  bedeutsamen  Aui- 
dmek  der  öffentlichen  Meinung. 

Ea  ergiebt  sich,  daß  die  Ohorreden  der  Iliafl  nicht  flia  eine 
Art  TOD  Arabeeken,  die  an  sich  entbehrlich,  zum  Schmnck 
and  Kur  Belebung  der  epischen  Darstellung  dienen,  »oridern 
meist  «ntveder  wesentliche  Bestandteile  der  epischen  lland- 
hng  selbst  bilden  odpr  doch  ftlr  dt«  Entwicklung  derselben 
von  uamifcbelbarer  Bedeutung  sind,  cum  Teil  auch  daxu  dienen, 
dia  Stimmang  und  die  Motive  der  handelnden  Pertoneii  dar> 
nilegen  nnd  nur  ir  einem  oder  twei  Heispielen  dnnh  den  Zu- 
sammenhang der  Erzählung  nickt  uituiittelbar  motiTiert  sind, 
Di«  Iwferachteten  Cborreden  enthalten  entweder  nnr  einen  mehr 
oder  weniger  auFigefOhrteu  odt^  zwei  meist  im  Gegensatz  zu 
einander  stAhend«  Qrdanken  und  sind  daher  auf  den  Umfang 
MD   wenigen  (2  bis  fi,  meist  2  oder  4)  Versen  beschrÄnkt. 

fin  empHc^U  sich ,  an  die  BrSrtcning  der  in  die  Erzäh- 
lung eingeföpten  Chorreden  der  Ilia»  noj^leich  die  itetrachtnng 
der  ganz  flbm-wiegend  der  üias  sngi'ihfircndm  Aiui»prilehe  Ähn- 
licher Art  EU  schlielkni ,  die  rom  Dichter  nicht  als  wirklich 
gethan  boricbtet.  twodem  Ton  den  Persooen  des  Kpm  in  ihren 
Reden  als  unter  gewissen  Voraosaetzungen  von  dteten)  oder 
jenem  Mann  aus  dem  Volke  zu  erwart«n,  fingiert  werden. 
Aach  hier  wird  regelmiUiig  ein  'Jemand'  in  direkter  Rede 
iprschend  eingefOhrt  und  mir  selten,  wie  x  l'il  f.  t}>  18&,  der 
Inhalt  dee  Auaftprachs  in  abhängiger  Rede  wiedergegeben. 

Von  solchen  fingierten  Aussprachen  Süden  eich  tlherhaupt 
10  Beispiele,  in  der  Iliae  8,  in  der  Odyssee  nur  2.     Die  Ein- 

17« 


S60 


C.  Hentse, 


fabrungsformcln  Btii^ :  xoi  x£  tcc  &S'  ipiii  A  176 ,  xad  rtoi 
«;  tln^ii  Z  459.  II  87,  x*{  vi  ttc  (LS*  tfir^jo:  ;  275,  vd 
Twri  Tii  6:r.ot')  Z  479,  ^tfi  noii  xt«  eIju^jo:  X  106.  T  575. 
<p  324,  SfpK  tec  ttiS*  «Iicijtn  U  300.  M  317.  [Verwandt,  aber 
darin  abweichend,  daß  eine  bestimmte  Person  ou  die  Stella 
des  unbr&ti  nullten  ti(  tritt,  let  t)  HB  "Extup  yatf  t^gtc  qpf^^^. 
Vgl.  ftach  X  496  ff.]  An  abscfaließeiiden  Formeln  finden  sich; 
&i  TOTE  Ti?  ipiei  1  182.  Z  462.  H  91  und  ü;  i?£ot*3:  X  108. 
C  28.').  7  ft29,  di«  aadem  Ausspruche  sind  ohne  Absdilui^ 
formet. 

Die  Anlässe,  sieb  lebhaft  zu  rerKef^wirtigen,    mu  fflr 
Betrachtungen  oder  Urteile  unter  gevtssen   Vorau3S6tzaii|<ni 
dieser  oder  jener  Ober  eine  Person,  eine  Uandlung  oder  einen 
Vorgang  voraiiMichtlich  aussprechen  wird.  Rind  zweieHei  Art 
Ein  Teil  der  fingierten  AussprOche  .iteht  im  Zusaminenhao^ 
mit    Betrachtungen,    welche  der    Sprechende,    lebhaft   erregt 
doich   ein    Breigniß  oder  durch   Aeußerungen    des   MitnnUr- 
cedenden,  Ober  die  Zukunft  anstellt,  Betrachtungen  teib  »chmen- 
licber  Art,    wie  die  AgamemnoiiB  Über  die   wahrscheinlichen 
Polgen  des  von  ihm  befürchteten  Tode«  seine»  Bruders  A  176  ff., 
oder  die,  in  welchen  Heklor  Z  459  ff.   t»tch    ergebt    Über  den 
ihm    sichern  Untergang  Trojos  und  dua  Schicksal    seiner  der 
Sklaverei  rerralleuden  Gattin.  Andrerseils  Bi>trachtungen  freu- 
diger Art  wie  die  Hektora  Z  479  ff.  und  >1  87  ff.    Diese  Be- 
trachtungen   werden    flbürati    mit    einer    lebhaft    nusgemaltea 
Scene  abgeschlossen,  in    welcher  einer  Person  aas  dem  Volk 
ein  dem  jedesmaligen  Gedankengang  entsprechender  Ausspruch 
in  den  Mund   gelegt  wird,    wie   i.  B.  Eektor  in  der    zuletzt 
ungeftlbrl.äu  Stelle,  ais  er  die  Helden  der  Achaer  xum  Zwei- 
kampf herausfordert,   mit   stokem  Selbathewoßtsein    und    in 
sicherer  Hoffnung  auf  den  Sieg  eine  Scene  ausmalt,    wie  ein 
Schiffer  an  dem  Grabhügel  des  von  ihm    erlegten    achäischen 
Helden    TOrbeifabrend    seineo    Begleitcni    das    Mal    mit    den 
Worten   deuten   werde:    'Das    ist  das  Grabmal  eiues  Mannes, 
den  einst  der  strahlende  Uektor  in  seinem  Heldenlauf  erlegt«'. 

')  Ladwicb  bat  die  Leaart  titqiix.  nocb  vertheldigt  in  Ar.  Ho.  T.  11 
I>.  351  (T.  ond  in  iciner  kritücbea  Anigube  beibehalten.  Tgl.  dagegen 
Ameis-HaDtu,  Aabanfr  nir  Uiu  2*  p.  160  f. 


J 


Die  Ch<»Tedeii  in  dftti  homerischen  Epen. 


261 


Eine  zweite  R«il)e  fingiwter  AusaprQche,  wie  nie  «ich  in 
dem  Helb-stgespt^h  Heki»ni  X  106  ff.  und  in  äea  Reden  des 
MenelaoB  W  575  £F. .  dtfr  Nausik»»  C  275  ff.  «nd  de«  Eury- 
machos  -p  324  ff.  Snden,  fnthalten  eto  tadelndes  Urt«il.  wel- 
ch« der  Sprw^hfutle  ffir  den  Fall,  dsß  er  «oe  gHwigse  Iliind- 
latig  voUziehe,  iTlrchtet  und  in  lebhafter  Vergegeiiwärtigung 
der  Zukunft  eiaem  Manni-  aus  dem  Volke  (einem  xaxcürtp&; 
X  106.  C  275.  f  324)  in  den  Mund  legt.  Biesen  atcht-n  die 
H  300  and  M  317  mit  der  Formel  Ö^psc  v.i  luS'  eTirijot  ein- 
geleiteten, ein  itiierkenuendeB  Urteil  entbalteadeu  Auasprflcfae 
gegenüber,  unit  denen  der  Sprechende  eine  an  die  zweite  Per- 
son gerichtete  Äuffurderunt;  motiviert. 

Die  fingierten  AmtsprUche  enthalten  lueiatens  nur  einen 
Hauptgedanke»,  daher  der  Umfang  derselben  gcwQhnlich  aaf 
zwei  oder  vier  Verse  beschrinkt  iat;  nur  ein  Vers  ist  ver- 
wendet X  107,  ein  Hemistich  Z  479.  Von  den  zwei  Verse 
fttlteadon  AoasprUcben  erinnert  Z  460  f.  "ExTopo{  f^lt  f'^'^* 
S?  äpiizi^nTus  {i«xt5*«t  Tpwtov  JnnoS^inijjv ,  Ste  'IXtQv  duipc- 
|«t/ovTo  und  besonders  H  89  f.  Äv5p4;  jtiv  w8c  (rij[i«  Tt«Xai 
xatfltTS&vTviüTc;,  Äv  iwt'  «ptiTts6flVTa  XÄtixtave  tyK(Ji(i!>;  'Extup 
durch  die  Fassung  an  die  Form  dea  Epignunmeji,  während  H 

^01  f.  f,jiiv  ijjtapvi^Srjv  Ip-.&o;    nepi  iJujiopipoto ,    fj?'    ai:'    Sv 

l^tXönjTi  4£Et|xaYe«  Äp*|i'^3a'>T5  einen  scljöncn  I'aralleliflmua 
gegensätzlicher  Glieder  zeigt.  Recht  geschickt  erweiaen  sich 
Boch  dem  Inhalt  noch  dnreh  die  scharfe  Ironie,  wie  in  der 
Form  die  beiden  vier  Versfi  umfassenden  Ausspruch«  A  176  ff. 
mid  9  3'i4  fr.  Von  sll«n  andern  weicht  sowohl  dem  Umfang 
DKch,  aU  im  Inhalt  »nd  der  Fnssung  ab  der  neun  Verse  fül- 
lende Ausspruch  "^  27<>  ff.,  welcher  eine  Reihe  sich  drängea- 
der  Fragen,  Vermutungen,  Urteile  enthUlt,  —  ein  psycholo- 
gisch wahrer  Ausdruck  lebhaft  erregter  Neugier  und  sich 
«teigeroder  Spottlngt. 

■  Uebersehea  wir  den  Gebrauch  sowohl  der  in  die  Erz&h- 
inng  eingefügten  Chnrreden ,  als  der  fingierten  Aue^prilche  in 
der  Ilia«,  ho  koucenlriert  sich  derselbe  ganz  besonders  auf  die 
erst«  Hälfte  des  Epos  und  zwar  auf  die  Genüge  B — H,  welch« 
von  der  ersteren  Art  7,  von  der  zweiten  5  Beispiele  enthalten, 

.neben    denen    sich    nur  noch    eins    iu  M    fiadvt.     Dia   zweite 


868 


C.  Bentse, 


Hälfte  der  Ilios  weist  nor  die  beiden  Chorreden  id  P  412 — 
423,  Je  eiue  Cborr«de  und  eioeu  ^agierten  Ausspruch  in  X 
(372  ff.  und  106  ff.)  und  einen  fingierten  Auaspruali  in  W 
(.575  ff-)  auf.  Von  dieeeii  Beispielen  der  zw«iU-n  Uätfte  der 
Ilius  giiliOrcn  nbor  die  beiden  iß  X  Partien  aa,  di«  der  Kritik 
mniinigfiiche  AmitOß«  ({«boten  bab«n  (rgl.  Ameis-Hentxe,  An- 
Imiig  zur  lliu  8  p.  8  ff.  und  15)  nnd  wahrKbeinlich  jungem 
UrspmngB  sind,  ebenso  die  beidaa  Cboneden  in  P  (vgL  den 
Anbang  &'  p.  79.  81.  100  f.),  welche  echon  von  Äristarob 
and  von  rieten  Neueren  verworfen  sind.  (Aach  die  einüge 
in  einer  K«de  bericbteie  Chorrede  in  11  201  ff.  steht  in  einer 
walirscheinlicb  JUngem  lOiridichtung ,  vgl.  di'n  Änbaug  G' 
p.  16  f.)  Siod  aber  die  Partien  in  X,  welche  die  zwei  Bei* 
spiele  enthalten,  nicht  ar»pr(lnglich,  wi  bieten  die  ältesten  Bt- 
slandteÜe  der  Iliua  in  den  Qesäugea  AAUX  überhaupt  kein 
Beispiel  und  Ui  der  Ctebrauch  dieser  Formeu  dem  Dichter 
oder  den  Dichtern  der  Gnippe  B — H  ganx  besonders  etges- 
thUmlich  *J.  Bb  ist  auch  begreiflich,  daß  im  ältesten  £pcM. 
welches  in  raschem  Gange  die  Thaten  und  Bchioicsale  der 
Helden  MchiMerte,  wogegen  die  groOe  Masse  der  Krief>;er  tdlhg 
znrQcktrat,  fUr  die  Form  der  Cliorredu  kein  KaMia  war,  und 
es  scheint  durchaus  annehmbar,  daß  aie  erst  ulhuäblich  ■  um 
den  erweiterten  Forderuagun  der  epischen  Kunst  zu  gonügcu, 
in  die  Technik  eingeführt  ist.  Wie  die  große  Maa»c  der 
Krieger  zuii^hat  i-ineu  natdrlichtm  Anteil  an  Hauptakten  der 
epiachon   Handlung  gewann,   kSonen  die  Beispiele  V  318  ff. 


*Wnn»Tlia1b  der  OeianKe  B~B  tiaä  die  Choneden  T  297  ff.  naA 
&  fll  ff.  vou  DUtitcer.  Dom.  Abhfindl.  p,  250  als  niaht  iimprtlatilich  ytn- 
dUcbÜKi;  nber  die  K)^gen  die  «rste  erhobenen  Bfidenko»  sind  ia  der 
lUuptHuuiiij  durvli  die  oben  p.  3nS  gegebene  tlrkläruug  erledig;  ea  i«t 
uUT  V.  302.  da  hier  die  susgesprocheDe  VeräucliUD);  nn  dnn  Tfoera, 
wBnii  aaoh  apüt  (rgl.  A  141  l)  nioh  erfDIIt,  &ii»tu«cheiden,  er  wird  auf 
S  419  irrthOniHcli  in  dieae  Stelle  Qberljrä^n  «ein.  Einos  abeoblieUMi- 
deo  Verse4  bmbirf  es  hier  ao  wenig,  ala  9  330  und  9  405.  Deber  di« 
nraila  Stelle  vk'-  den  Anliang  cur  IJ.  S'  p.  14.  Diin  Hauptaaatoft,  daß 
die  V.  82  ff.  geoetxleu  sw«i ,  «ich  auucbließendän  llS|(liobk«it»a,  Er- 
Deuenm^  dt.-«  Eam|ireti  oder  Frieden,  mit  oiaeoi  einfucheD  ^  eioander 
KeK«(>UI'^>'liu«t«llt  Bind,  wird  Icicbt  beseitigt,  wena  mau  mit  Nicanor 
«ine  l>o)ip«lfnLue  RunJiniQt,  oder  di^n  oratipD  mit  ^  j^a  eia^elcitetoa  Sata 
nil  mau  an»  dorn  bcobachteton  VorgMifiö  ^eKO^eoe  Folgerua^  faUt  usd 
d«a  sw«itua  »1b  eine  mit  ^  ^  sn  eiageteiul«  ^egcoaJLlthobe  Frag* 
TetfUht. 


I 


I 


Dia  CborT«deD  in  den  boawritebfoi  EpeiL  ^^ 

und  H  177  ff.  zeigen ;  dorch«iu  DOthwendig  und  diirch  deo 
Gang  di>r  Handlung  motiviert  ist  aucb  das  Hervortraten  der 
-Xij^j;  in  B  271  ff.  Diigvgea  2«igt  die  w«it«re  Tenretidaag 
der  Chonrede  (in  TAP  und  X),  wie  sie  in  ein«ta  beliebten 
Blitt«l  geworden  ist,  Motive  den  Handelns,  Betncbtiwgen  and 
Stimm ungeii  ein«r  gr&Üeren  VolksDiaoge,  die  im  üHesten  Epot 
Dar  lean  angedeutet  wurden,  au&ftltu'tiGli  zuoi  Aosdrock  su 
briug<^^a.  Hand  iii  Hand  mit  der  RotwicUlung  der  Chorrede 
in  der  Erzählung  geht  die  Verwendung  der  6ogiert«B  Aiw* 
sftrDche  in  den  Reden.  Von  dieeen  finden  eich  die ,  welche 
eine  ßetracbtung  aber  die  Gestnltnng  der  Zukunft  wirkangs- 
ToU  abschlielieD  und  in  Inhalt  und  Form  besoodere  Kunat 
des  Dichten  Wtvähn^n,  ebt-nfalls  innerhalb  der  Geaanggmppe 
B— n  (in  AZH).  Daneben  begegnet  aber  hier  zugleicb  »och 
ein  «rit«N  Beispiel  (H  300),  wo  ein  zu  erwartendes  Urteil  des 
Volkes  jtnD  Sprechenden  verwendet  wird,  um  tfiU  eine  an 
die  zweite  Person  gerichtete  Aufforderong ,  teilt  «ine  eigne 
üntschließong  zu  uiotiTJwen,  wotod  die  weiteren  Beispiele  in 
UXU'  and  in  der  Odyssee  Torliegen.  Ut^biigens  mag  hier 
Doch  aur  «De  andere  EigentbUiuUchköt  der  Gesänge  B— H 
hinywJM«  werden,  daß  eben  diese  Gesänge,  die  eine  he* 
■amdoB  kX>^e  Verwendung  der  Cborredeo  und  fingierten  Au»* 
BprUohe  zeigen ,  die  Form  des  Monologs ,  die  sich  bereits  in 
den  alt^tn  Oesängen  A  and  X  findet,  gar  nicht  venreodeD. 
Vgl  diese  Zeitschrift  Bd.  63  p.  23. 

In  der  Odyssee  ist  die  Form  der  Cborrcde  mit  besoa- 
d«r«r  Vorliebe  verwendet:  den  zehn  Beiüpi^len  der  llias  stehen 
bier  achtzehn  gegenüber ;  während  von  SogieTien  Aoasprüchen 
die  Odj'sHcv  nur  zwei  Beispiele  bietet,  denen  b  der  Uiaa  acbt 
gegeaQberstehen. 

Di«  aogleicb  häufigere  Venreodiuig  der  Form  der  Chor- 
rede  in  der  Odjsaee  erklärt  sieb  danu»,  daß  diese  weit  Öfter 
Anlaß  bot,  die  Freier,  Arne»  die  bei  weitem  nutaten  (12) 
GlMMmdea  zugeteilt  sind,  aU  lieAaralbcit  zu  Wort«  knwiwci  sa 
UsesD,  aU  die  Iliaa,  der  gioika  Ma»de  der  ac^lMben  imd 
troiscben  Krieger  Redaa  io  den  Mond  zu  \&gm.  Dean  jcoe 
stiJiaa  «b  eine  anmittolbftr  au  d*rt  Uaadltuff  bftfe^Uigt«  and 
in  dies«  eelbst  tdugrcifende  Fartai  des  Uan^tpenottea  des  £p<H 


2U 


C.  Hcstee, 


guz  anders  gegeoaber,  als   dieee   den  F(irsi«D  and  Heerfflb- 
nn.    Die  rerfladerte  Stellung'  de«  Chorea  in  d«r  Odj8s«e  wip 
iricb  auch  in  einigen,  diesen   «igentbtUnIic))«n  ße3ond«rbeite&. 
Da  die  Freier  mehr  als  gescblossane  Einheit  auftreten,  eo  tit 
djä  in  der  lUas    fast  alleJu   Übliche  RinfUlirung   eines  tE;  all 
Vertreters  der  Gpsamtbeit  mehrfach  aufgi-gebea  und  dies*  sellwt 
sprechend   eingefrifart,    womit  xiiaanimenhängt ,    dati    sie  ihn 
Worte  zum  Teil  au  ciozclnt'  außerhalb  ihre»  Kreises  stehende 
Peraonen  richten  und    diese   ihrersBita  antivort^n:    vgl.  :  493. 
X  443.  0  111.  X  20.  p  483.  u  376.  (p  362.  5  769  ff.  o  400  ff, 
Völlig  neu  ist    fprner   das  in  ^  ^2i  ff,    und  tp  396  ff.  ange- 
wandt« Wrfahren,    den  Chor  in   zwei  Gruppe»  xu  teilen  uaJ 
durch  die  einer  jeden    zugeteilten  Ausspruche  einen  Yorgan;; 
vou  verschiedenen  Qesicht»punkt«H  aus  b«tracht«n  oder  beiiP 
teilen  zu  lassen.     In  der  UIak  findet  sich  etw&s  Äehnliches  P 
414  ff.  und  420  ff.  bei  der  Schilderung  den  Kampfes  um  die 
Leiche  des  PaLroklos,   aber  hier  werden  zwei  Aassprllcbe  der 
kämpfenden   l'urieien  einander  gegenübergestellt,  in  denen  iv 
beiderseitige  Slimuiung  iu  Bezug  uufdeu  Kampf  sich  ausspricl)t> 
Mehr  passiv  ist  der  Chor  der  Freier  an  der  Handlung  be- 
teiligt,  wenn  iu  seinen  ÄusäprDchcn  die  Wirkung  dargestellb 
wird,    die   eine  bedeutsame    Erklärung    einer   der  bändelnden 
Personen  in  ihnen  henrorruft,   wie  die  des  Telemach,  daß  er 
trotz  allen  ihm  in  deu  Weg  gelegten  Hindernissen  eutscblos- 
Ben  sei.    die  geplante  Reise  ausRufllhrcn ,   ß  324  ff.,    und  die 
dea  Sehers  Theocljmeno«  u  350  ff.,  oder  der  Eindruck,  den 
eine  Öberraacbendc  Wahrnehmung  auf  sie  macht,  wie  p  396  ff.. 
oU  sie  sebeu,    wie  Udyaseiu  den    in  seine    Hände  gelangten 
Bogen  auf  das  aorgfaltigHte  prllft,  rgl.  aucli  i  72  ff.    Actiren 
Anteil   nehmen  die  Freier  au  der  Handlung  p  4S2  ff.    und  3 
404  ff.,  wo  sie  als  Gesamtheit  ihren  Föhrern  entgegentreten, 
dort  den  Antiooos  wegen  der  Mißhandlung  dea  Bettlers  Odyv- 
eeus  tadelnd,  hier  die  dnrcb  deu  Schemelwurf  des  Eurymacbos 
veranlaßto  StOrung  its  Mahles    beklagend.     In  die  Handlung 
selbst  aber  gi-eifen  sie  mit  ihren  Redeo  ein  9  361  ff.,  wo  sie 
Eumaios,  als  er  sieb  anschickt,  dem  Odysseus  dun  Bogen  zu- 
zutragen, mit  heftigen  I>rohuugt;n  davon  zurückzuhalten  suchen, 
und  X  ^6  ff.,  wo  si«  Odysseus ,  der  eben  Antinoos  mit  öneoi 


lOg^scKtiß  erlebt  hat,  das  Schlimmste  androhon.  TIebcrAll 
aber  bieten  die  den  Freieru  in  den  Mund  gelegten  Chorreden 
dem  Dichter  zugleich  a»ch  ein  Torxflglich«!)  Mittel,  sie  in  ihrer 
Gesamtheit  zu  charaJcterisieren,  ihren  Uebermuth,  ihre  Spott- 
lust, die  Hoheit  ihrer  Gesinnung  und  dun  Mangel  Ji?glich«n 
sittlichen  Qeftlhlee  zu  lebendiger  Darstellimg  zu  bringen.  Von 
den  AuinprQchen  S  7Ö9  S.  und  a  111  ff.  wird  unten  noch  die 
Rede  tiein. 

Id  den  Äpolog«»  aiiid  an  drei  Stellen  den  Gefährten  das 
Oiyaaem  Chorreden  zugeteilt  In  t  493  S.  und  x  442  ff. 
treten  sie  iu  ilu-er  Gesamtheit  Odysaeim  eutgegi^u,  au  der  er- 
sten  St«lle,  um  ihn  von  einer  erneutea  Ansprache  an  den 
Kjrklopen,  an  der  andern,  um  ihn  ron  einer  gingen  Eurylochos 
beabsichtigten  Gewaltthat  zurückzuhalten.  In  x  37  ff.  aWr 
dient  die  Unterredung  der  Gefährten  unter  »ich,  während  Odys- 
seas  schläft,  dem  Zweck,  die  Motive  eu  klarem  Ausdruck  zu 
bringen,  welche  sie  bestimmen ,  den  Windschlauch  xu  ÖÖneD. 
Alle  drei  Chorreden  hsbeu  in  der  EatwickluDg  der  Handlung 
ilire  bedeubame  Stelle. 

Von  den  sonst  noch  Tereinielt  iu  die  Erzählung  einge- 
fQgteii  Mehrhfitaauiwprflchen  enthält  der  in  i}*  148  ff,  ein  Ur- 
teil der  öffentlichen  Meinuitg,  indem  die  nach  dem  Freier- 
morde  an  dem  Palast  dea  Odysseus  vorabergehenden  Leute 
die  nach  ihrer  Meinung  Hochzi-it  mathende  Künigiu  tadeln, 
daß  sie  nicht  die  Heimkehr  ihres  (matten  abwartet  habe. 
Verwandter  Art  ist  das  humoristisch  gefärbte  Urteil,  welches 
9  328  ff.  die  Yon  Hepliaestos  herbeigerufenen  QOtter  beim  An- 
blick der  durch  Hephaestos  Kunst  an  sein  Ehebett  gcfussctteii 
Area  und  Aphrodite  Ober  den  ersteren  suseprechen.  Endlich 
werden  in  der  cpiaudischen  Erzählung  von  der  Verwandlung 
des  Phäakenschiffs  durch  Poseidon  v  167  G.  die  am  Strande 
Tersammelteu  Pbüakeu  redend  eingeführt,  am  ihrem  Stauaen 
Aoadrock  zu  geben,  als  sie  das  heimkehrende  Schiff  plötslich 
in  seinem  Laaf  gehemmt  «chcc. 

Die  zwei  zuletzt  erwähnten  Chorreden  gehören  Partien 
u,  die  von  alten  Kritikern,  wie  von  den  meisten  neueren  ver- 
worfen sind:  vgl.  Aiueits-Hentze.  Anhang  zur  Od.  2'  p.  itö 
nod  3'  p.  13.    Ebenso  gilt  die  Theokljmonoeepifiode,  der  die 


366 


C.  Hftnts«. 


Cliorredft  iJer  Freier  u  ^"ö  ff.  angeüört,  vielen  aUi  eine  jOiiR»re 
ßindicbtuti^.  Tgl.  (1«d  Äiiliatig  3'  p.  73.  Sonst  Ut  nur  tu 
wenigen  Fällao  di«  UreprOngUclikeit  der  Chorreden  b«Btntt«a. 
Wenn  Bergk.  Griftcli.  Lit.  I  p.  709  inntrhalb  ilt>r  Irot^epiaod«, 
die  Manclieu  Überhaupt  als  eine  spätere  Einlage  gilt,  in  dec 
ChomMle  der  Kreier  eine»  Ziuati  det»  Ordners  reranatUet«,  ao 
liftt  dagegflu  Äd.  Koemer  in  den  Homerische  Stadieo  (m  den 
AbhttiidL  d.  K.  Baycracli.  Akud.  d.  Wis».  1.  Cl.  Bd.  22. 
Äbth.  II  p.  401)  dieselbe  ale  oin  Beispiel  epischer  Ironie  von 
ganz  beöouderer  Wirkung  hervorgehoben.  Denn  die  den  Frei- 
em in  den  Mund  gelegten  Wort«  Zeü;  toi  Sc;)]  — ,  «tti  [ti- 
P.19T'  id'cXe:;  kx{  tsc  ^{^cv  In^ei^  i^^<Pi  'die  von  den  Spre- 
chenden in  einem  ganz  andern  Sinne  gemeint  und  verstanden 
werden,  als  von  dem  in  die  Situation  ganx  eingeweihten  M^ 
rer',  werden  fCtr  Odjsaeus  zu  einer  höchst  ^treulichen  Vorbe- 
deutung l'Qr  daa  Gelingen  seinen  Itacbeplaus  (vgl.  V.  117)*]. 
—  £igenthQmlich  ist  die  Verwendung  der  Clioirede  der  Freier 
5  770  f.,  wodurch  die  KrzahJung  vom  Aufbruch  der  freier 
zum  Hafen  708 — 786  mit  der  Unterredung  der  Peoelope  mit 
Medon  und  weiter  mit  Kurykleia  (675—767)  Terknflpft  ist 
Vgl.  darüber  jetzt  Hennings  ilomere  Odyssee,  Berlin  190 
p.  126  ff. 

Kein  Beispiel  einer  Chorrede  bieten,  wenn  man  Tou  dem 
in  der  Qt^ttcrkomÖdie  ^  328  ff.  abaioht,  die  Oesänga  c — &,  von 
denen  e  allerdings  nach  seinem  GeL&lt  Überhaupt  nicht  dio 
Möglichkeit  bot,  «neu  Chor  einzuführen.  Dagegen  ist  in  die> 
sen  von  der  Form  des  Monologe  ein  reichliclier  Gebrauch  ge- 
macht: von  den  10  Monologen  der  OdysB««  gehören 
Gesängen  aUeia  7  an.  6  in  e  und  1 


"M 


in;. 


*)  Koemer  verwirft  nur  mit  Arittaroh  die  beiden  Ifltrten  Vene 
119  f.  woriB  viele  N«ae»  reru^fegasgeii  lind,  vgl  den  Anhang  3* 
p.  IM. 


Di«  Chorr«d«Q  in  iIcd  bom^rischen  Epeu. 


267 


Scliließlich  mag  hier  Doch  der  Gebrauch  der  Chorreikn 
im  altdeutaclieu  uuil  im  altfiauzöüscbea  Epos,  sowia  bei  Güethe 
rerglicbeo  werd«o. 

Cborredea  be^«}^en  schon  im  Heiland.  So  vird  2.  B. 
4194—4199  (AuBgabo  von  M.  lUjue  p.  d^)  der  Gesamtheit 
der  Christas  feindlichen  Juden  «ine  in  den  Evaagtflieri  nicht 
gtfgebene  !ßrwägung  der  VerhSltnisse  in  direkter  R«de  in  den 
Mand  gelegt 

Das  Nibelnngenlied  verwendet  Chorreden  teils  ho,  daß 
eine  Vielheit  von  Personen  aaf  Darlegungen  oder  Fragen  Bin- 
xelner  eine  Antwort  erteilt,  oder  so.  daß  sie  flber  einen  Vor- 
gang oder  eine  Wahrnehmung  Bewunderung  und  Freude 
oder  BcWerxUcbe  Klage  «usBpricht.  Diese  Aussprüche  über- 
schreit«n  selten  den  Umfang  von  einer  Strophe  und  bestehen 
häufig  nur  aus  ein  paar  Zeilen  oder  auch  nur  aus  eiuem  BaUe. 
Gleicher  Art.  aber  seltener  sind  die  Chorreden  im  EpiM  Ku- 
drun.  Einführung^ Wendungen  in  beiden  Epen  sind:  si  sprä- 
chen al  gellche,  dö  epröchen  si  gemeine,  dili  Prägten  ei  alle, 
dö  sprächeus  algemeine,  da  sprächen  eumellche,  si  ruofteu  al- 
gemeine. 

Eigenarüg  ist  der  ausgedehnte  Gebrauch  der  Ghorreden 
im  alfcfranzösischen  Holandslicdu,  Hier  werden  Überall  bei 
Beratfaungen,  wie  in  SchUchtschildeningen,  die  Heiden  und 
die  Franken  mit  Auiisprüchi'ii  uinauder  gegenUhergeetetlt ; 
bei  Berathuugeu :  die  Franken  sagten  — ,  die  Heiden  sagten, 
worauf  meist  ein  kurntsi  Wort  der  Zustimmung  folgt,  wie 
'Weise  apruch  der  Herzog',  'Hier  geziemt  uns  Vorsicht';  in 
Schlachtflchilderungen  :  die  Franken  Echrieen,  die  Heiden  schrie- 
en, Tielfacb  mit  einem  kunten  AuaruE  der  Freude  oder  der 
Bewunderung,  oder  einer  Klage  oder  einem  urteil.  Dann  be- 
gegnen aber  auch  Wendungen,  wie  'der  eine  sprach  zum  an- 
dern', 'sie  sagen  zu  einander'.  Vorzugsweise  stehen  diese  Äus- 
iprQche,    welche    selten    über  mehr    als  h — 9  Zeilen   sich  er* 

rcken,  am  £!nde  der  Tiraden. 
In  Qoethes  Beineke  Fuchs  finden  sich  Cliorreden  selten: 
Sie  sprachen  untcrcinandi-r  IT  195,  Tgl.  XU  370;   da  riefen 
die  Freonde  Keinekens  alle  XU  208;    sie  aber  sprachen  2a- 
MauncQ  XU  256;    fingiert«   Aussprüche,   eingeleitet  V  275: 


268      C.  H  e  n  t  E  e ,  Die  Chomden  in  den  homeriBehen  Ep«n. 

Doch  thSt'  ich  es  heute,  bo  würde  jeglicher  sagen,  Vm  208: 
So  si^en  doch  endlich  die  Laien.  In  Hermann  und  Dorothea 
finden  sich  zwei  Beispiele  Ton  Chorreden :  *Denn  so  sagte  wohl 
Eine  zur  Ändern  flüchtig  aas  Ohr  hin :  — ,  Aber  ein*  nnd  die 
andre  der  Weiber  s^te  gebietend :  (Hempelsche  An^^be  11  p. 
112).  In  der  Achilleis  läßt  Goethe  I  501  ff.  in  Erinnerung  an 
n.  H  87  ff.  den  Feliden  s^en: 

*Wol  wird  Mancher  daher  die  blase  Woge  durchscboeiden, 
Schauen  das  herrliche  Mal  und  zu  den  Rüderem  sprechen: 
^Hier  liegt  keinesw^  der  Achaier  geringster  bestattet, 
Denen  zurück  den  Weg  der  Moiren  Strenge  versagt  hat; 
Denn  nicht  Wenige  trugen    den    thflrmendea   Hogel  kq- 

zusammen'. 

Göttingen.  C.  HetUge. 


xn. 

Theocritea. 


I.  Aus  der  C  o  m  m  e  I  i  q  sehen  Offizin  \u  Heidelberg  sind 
drei  Äusgabeu  der  griechiaclieD  Bukoliker  hervorgegangen: 
1596,  1603  und  1604.  Ihre  bibliographische  Beschreibung 
kann  icb  mir  erlaaaen,  da  eie  von  Ahrens  (Bucol.  graec.  reli- 
quiae, T.  1,  p.  LXIU  sqq.)  im  atlgemäiaeD  richtig  gegeben  iat'). 
Anders  iat  es  mit  der  Frage  uach  dem  Verhältnis  der  drei 
Taxtfassungen  m  einander.  Bis  auf  Friedr.  Adolf  Ebert  wurde 
HeinsiuB.  der  erst  »uf  dem  Titelblatt  der  letxtea  Auegabe  als 
UerauBgeber  genannt  wird,  schon  fllr  den  Text  von  IfiOS  ver- 
antwortüch  gemacht  Ebert  (Ällgera.  bibUogr.  Lex.  Bd.  2, 
Sp.  941)  urteilte,  daß  der  Text  Ton  1603  ein  ,unvci4nd«rter, 
vicwolil  wirklich  neuer  Abdruck*  der  Ausgabe  von  1596  sei 
and  daß  Heinsius  an  ihm  keinen  Tütl  habe.  Obwohl  Ebert 
diese  seine  Angabe  fGr  unbedingt  v<<r]üßticb  erklärte,  trat  ihm 
doch  Ahrem,  wie  e»  schien  mit  gutem  Recht,  entgegen.  Ah- 
rens benutzte  daasclbe  Exemplar  der  Ausgabe  von  1603,  das 
Ebert  seiner  bihliograpluMheu  Aufnahme  zugrunde  gelegt 
hatte,  dag  der  Dreswlener  Köiaigl.  Bibliothek;  dabei  bemerkte 
er,  daß  auf  dem  Sondertitel  des  Textes  die  teilweise  zerstörte 
Jabregzalil  erst  handschriftlich  m  MD  [Cni]  ergänzt  «ei,  und 
H^  aus  melireren  Beobachtungen,  besonders  der  Nennung  des 

')  In  der  BeHbreibang  der  Commeliniana  !  ist  daduroh  Verwir* 
raDir  entstanden.  daU  der  Dnickr«lil»r  MDCUl  fOr  MDXCVl  itehsag«- 
blieHon  ist  In  dor  Coumel.  II  tKt  die  nclitige  und  in  dem  GzAmptar. 
da«  ich  Bi^lhit  besitze,  auch  eingelialtene  R«ihenfol^  dtr  Hlnf  Teile: 
1.  Theooriti  Straciisii  IdylÜK.  ...  2.  ioeephi  Sculitfori  Emsndation« 
...  8.  leaaci  Ctuauhoni  ThHoeriticnxum  lectionum  UbellUB  ...  4.  Dn- 
tiißlia  Hoinaii  Rm<;ndationei!  el  Notae  .  .  5.  l^ÜLiix  Böpun^ittvct  t!c  zi. 
^tcKflzoa  ataUJUa 


270 


Cftrl  Wond«l, 


i.  J.  1597  TCrslorbencn  Hieronymu»  Commelin  als  Driickets, 
dvu  zwingenden  ii^chluß,  <]a&  diese  Ergäazung  falsch  »od  in 
MI>[XCV]]  abzu&adcrn  svi.  Demnacb  enthielt  das  Dresdener 
Exemplar  mit  dem  llaupttitel  der  ComiQ«!  II  gar  rnoht  des 
Text  voti  1603,  soodern  den  von  1596,  and  Ehert  hatte  den 
Text  von  1596  mit  sich  selbst  verglichea.  Das  erklärte  du 
Urteil  Kbvrts,  die  ConuueL  U  sei  ein  .unveränderter*  Abdruck 
der  Commel.  E.  Ob  er  mit  der  Annähme  eines  ,wirklidi 
nenCQ"  Abdruckes  Kecht  gehabt  hatte-,  konnte  Ahreas  aicbt 
kontrolliereD,  d«  ihm  die  seltene  Commel.  I  nicht  eot  Haod 
war.  Abreas  hielt  nach  Keiner  EntHeckang  du  Dresdener 
Exemplar  fUr  abnorm,  den  darin  befindlichen  Textteil  von  1596 
Fttr  eiDgeachmuggclt,  weil  er  einige  LoMrten,  die  Rnske  aD> 
der  Ausgabe  von  1603  aufUhrt,  nicht  bestätigte.  Th.  e^  mir 
gegluckt  ist,  tinverdUchtigo  ExonipUre  beider  Ans^^aben  in 
meinen  Besitz  xu  bringen,  so  kann  ich  die  noch  bestehenden 
Donkelbeiten  Uicht  aafhotl^n.  In  meiuem  Exemplar  der  Com- 
mel. 11  ist  der  Sundertitel  des  Textl«ila  herausgetchnitten^  der 
T«xt  sribflt  stimmt  bis  auf  die  tj^ographisclien  Zunilligkeiten 
mit  dam  T«xt  der  Cominel.  I  Obcrein.  Danach  kann  es  kei« 
n«m  Zw«if«l  uitfhr  untorliegen,  daß  CommeUn  i.  J.  1S03  nicht 
not  die  rp-stierenden  Exemplare  der  Emendationen  Ton  Scali- 
ger und  Cftiauboniis  aus  dem  Jahre  1596,  sondern  mit  ihnen 
ftnch  den  ßukijlikert«xt  des  gleichen  Jahres,  der  ja  doch  ver« 
mutlicb  in  gleicher  Anzahl  wie  jene  auf  Lager  geblieben  war, 
dadnrch  unt«r  das  Poblilaim  xo  bringen  versuchte,  daß  er  sie 
mit  den  zwei  Jahre  vorher  heraas^'ekommenen  Scholien  und 
den  neuen  Emendationen  von  Heinnius  ni  einem  Corpuit  ver- 
einigte. Daß  dieaer  T«tb(»tand  bisher  verborgen  blieb,  er- 
klärt sich  offenbar  daraus,  daß  er  vom  Drucker  absichtlich 
durch  Abändt-rung  der  alten  Jahreszahl  (Dread.  Exemplar) 
oder  durch  Wegschneiden  dea  alten  Titelblattes  verdunkelt 
wurde.  Die  von  Reiske  als  Commelinisch  bezeichnetea  Le- 
Bungeo,  die  sich  in  dem  gemeinschaftlichen  Texte  von  I  mtd 
11  nicht  linden,  stimmen  z.  T.  mit  der  Heinsiueausgabe  von 
ItKt-t  und  gek&ren  im  UbrigKD  ku  den  Akten.  Wer  den  Text 
von  1596=  ItiOllbeso^babe,  mrd  nirgends  gesagt;  Ebert  riet 
auf  den  CoauadiniHluD  Conector  Fi.  äjiburg,  aber  das  Ter- 


nrhweigen  ien  HerMiKgebcrs  erklärt  ncli  doch  am  besten,  w«dd 
fs  «ben  itT  Dnicker  Hieruiiymas  Comnieliii  selbst  war. 

Wie  stellt  tiinii  nnn  die  Anvgabc  drfl  Daniel  JUeinsius  zn 
der  Klteren  Comm«Uaiscbeii  ?  Da  Heinstns  aDflallender  Weise 
Beine  eigenen  Conjektureii,  die  er  io  den  Lectiones  mit  ao  gros- 
ser Ziivereiclit  vorträgt,  nicbt  iu  dea  Text  suf^eoommen  bat, 
ao  nahm  Job.  Aug.  Jacobs,  dem  die  Bibtiogmjiheti  und  sogar 
Abrem  unbeseben  folgen,  in  seiner  Bespruchuiig  der  Anngsbe 
(PMef.  S.  LU)  an,  HeiiiBius  bube  deu  Coniineliiiäcb«'!!  Tuxl  tod 
1&96  uDverändert  abdrucken  lassen.  Kin  paar  Heispiele  au 
Id.  I  and  U  mögen  gendgen,  um  zu  zeigen,  dass  im  Gegenteil 
die  Abweichungen  des  Heiniianischen  Tcxtce  ron  Coumelia 
g4r  nicht  onerhebUcb  siod : 

1&96  1604 

I      49    Kfipa  K^pav 

51     Tt«»t^  sia&'^oi 

102    dtuo;  ä(i{K '  SeSühci  £l:ov  d^ijii  JiSüxctv 

94     ttAXa.  SüXqc. 

Handschriften  but  HetusiiM  gewif^  nicht  benutsi:  er  niiRcht 
tte  Lesoogen  Uteror  Aaxgnben :  wo  er  n^iiert ,  da  tut  er  es 
kiw  Coojektur,  zu  (jtunsteo  des  ,  reiuerao  Oummuti '   (äp^eü^i, 

2.  far  das  Problem  der  T  h  a  1  y  s  i  e  n  Theoknts  ist  der 
rechte  SchlOSMl  noch  immer  nicht  gefunden.  Die  atreitenden 
Singer,  Lykidas  und  Simichidas,  gebeo  sich  ganz  unmißver- 
Btkndtich  aU  Dichter  zu  erkennen,  Simicbidaii  iiogar  ali  den 
Dichter  des  ganzen  Idylls,  nnd  ebetuoweuig  haben  wir  Grund, 
die  gute  Keuniuiü  des  SchotJasfeen  anzniEweifdn.  der  uns  unter 
dem  Sikeliden  au«  Samoa  (V.  40)  Asklepiades  Tenftelien  lassen 
will.  Da  wir  nicht  wissen,  ob  der  Partner  des  Simichidas  im 
tägliche»  Leben  einen  anderen  Namen  als  Lykidas  führte,  so 
reduziert  sich  das  Problem  der  „fingierteo"  Namen  in  den 
Thaljaien,  und  damit,  wie  ich  in  meiner  Krstlingsarbcit  (Jahrb. 
t  daas.  Phil.  Suppl.-Bd.  26)  nachgewiesen  zu  hal)eu  glaube. 
in  der  theokriteischen  Poesie  Überhaupt,  auf  die  Frage:  wie 
konnte  Theokrit  X\\t'.yJ.Sa;  und  ivir  Asklepiades  -[.keXIS«;  ge- 
Dumt  werden?   Als  Kichtschnnr  fdr  jeden  ürklärungaversucb 


£72 


Carl  Wendel. 


hat  die  pttrocjaifl  Bildtingsw^iso  d«r  beidon  Namen,  die  nicht 
'Wohl  xußnig  win  kann,  zu  dienen.  Von  diesem  festen  Pankt« 
aus  lehnte  ich  in  meiner  frDheren  Arbeit  alle  älteren  Hypo- 
thesen  ab  und  ri^t  »nlbst.  wenn  auch  nicht  ohn«  Bedenken, 
auf  Qcntilnamen;  heute  möchte  ich  einen  anderen  Weg  b«> 
schreiten,  der,  wonn  niiiht  zur  Wahrheit,  so  doch  ?ieileicht  ia 
ihre  Nä.he  führt  Dfbti  an  der  reic^hen  Ausbildung  des  Verftins- 
«egens  in  hellenistiechor  Zeit  auch  die  Insel  Kos  beteiligt 
war,  beweisen  die  Steine  zur  QenUf^e.  Kultische  Vereine,  B^ 
rufsgenoBsetiächaftflu  altar  Art,  FamilianTorbiinde  u.  a.  m.  wcf- 
di^n  erwähnt.  Derartige  d'^a^oi  benannten  sich  häuliBr  nach 
ihrem  Stifter;  vgl.  die  AufzÜhlutig  bei  ZieWrth  (Diu  griecfa. 
VereinHwefien  S.  139).  Es  Ug  nahe,  daß  der  plumlische  Name 
der  Ocmeiuschnft  auch  aiiigulariocb  auf  Am  einzelne  Mitgliad 
angewandt  wurde;  die  .aigna*  der  Katserzeit  setzen  diwen 
Brauch  voraus  (rgL  zuletzt  Mommsen:  Hermes  37,  443  tL), 
und  er  wird  lange  in  der  familiären  Sprechweiae  bestanden 
liabcu,  che  er  in  die  Sprache  der  Urkunden  eindrang.  Viel- 
leicht wird  man  von  diesen  l'ramisHen  ans  den  Schluß  nicht 
zu  kfiliD  ßnden,  daß  Theoknt  auf  Kos  ein  Mitglied  der  2]i[u- 
y_lo<xu  Asklepiades  ein  ^-.xeXica;  gewesen  aei.  Auf  den  Stift«c 
der  utjUX^Sa:  kannte  man  dann  versucht  sein,  eine  NoUe  der 
Scholien  zu  Vll  21  za  beziehen,  die  fraglos  aus  ihrem  nr- 
BprDnglichen  ZusantmenhiLngc  hcrauagennscn  ist.  Jetzt  spricht 
der  Schulia-it  von  zwei  MdgltchkeJteu  der  Erklärung:  entireder 
sei  Theokrit  unter  Simichidos  zu  rerstekcn  oder  ein  anderer; 
im  letzten  Falle  sei  der  Name   dea  Betreifenden   herzuleiteo 

izsipi  K&iQii  leruX^xaacv.  Diese  Bemerkung  hat  ursprünglich 
Mcherlich  nicht  dem  andern,  an  den  kein  Exeget  alter  oder 
neuer  vCeit,  am  wenigstea  der  Scholiast  selbst  iu  den  übrigen 
Teilen  seines  Kommeotara  geglaubt  hat,  gegolten,  sondern 
dem  Dichter;  Theokrit  leitete  seineu  Beinamen  tatsächlich  ti>q 
dem  Orchomenier  her,  wenn  dieser  der  Stifter  seines  !Hm7o; 
war.  Ein  schweres  Bedenken  scheint  sich  gegen  unser«  Ver- 
mutung za  erheben:  die  sonst  Qberlieferten  Namen  der  Ver- 
eine sind  nicht  patronym,  sondern  entweder  auf  -ttt;;  oder, 
was  hier  allein  in  Betracht  kummt,  iidjektivisch  gebildet  (Zie- 


J 


Theocritsa. 


273 


I 


barth  S.  139).  Aber  in  Wahrheit  triill  uns  der  Eisfrand 
niebt;  denn  wir  babni  jn  nicht  «toe  TJrlninde,  aoodftm  eio 
Gedicht  leu  erkläreu.  uud  «in  Dicbti-r.  der  durch  die  Schal« 
Homers  ^ganger  war,  konnte  gar  leicht,  wie  er  di>rt  Td«- 
jKoviiSi);  gleichbMletitf'Dd  neben  TeXäiiüivco;  hSrte,  einem  Si- 
xkX'jSQ  iea  tilglichen  Lebeaa  d«n  poetischer  und  vornehmer 
klingenden  Namen  Sixe^Sa;  geben.  Uebrigens  würde  ich 
auch  gar  nicht  anstehen,  trotz  aller  Statistik  Zivbartha  an  pa- 
tronyni  gebildet«  Vereinsnamen  in  der  Wirklichkeit  za  glan- 
ben.  da  ja  doch  die  patronyme  Euduiig  nachweiElich  Über  das 
engere  Gebiet  der  Geachlechbn-  und  Demeo-Nameu  fainausg^ 
griffi-n  bat;  Wtlamowitx  (Arist.  u.  Athc^n.  II,  182)  erinnert 
mit  Hecht;  daran,  daß  die  'ÄaxXr/r^;io3u  und  "Ojii^piSot  oicbl 
mehr  Qeaclilechter,  sondern  BerufagenosBenflchafteD  sind. 

Kaum  KU  «.-rwüLiicii  brauch«  ich,  doT^  die  hier  versuchte 
Herloitiiug  der  beiden  Namen  dflr  Thalyeier  iiuft  Vercirflnameo 
Ulli  der  alten  Konstruktion  einex  bukolischen  Dicbterbundes 
nicht  das  minde^ite  zu  schafTen  liat:  waren  ^-.{v.yiZa;  und  iS> 
xc^!öa;  dort  individuelle  (übrigens  un versend] ich ü)  äpitznameo 
von  Mitgliedern  desselben  VereiiLS,  ho  sind  tiie  hier  Bezeii^- 
niiQgeu  aller  Mitglieder  de?  einen  nnd  aller  Mitglieder  des 
andern  Vereins,  die  erst  durch  den  ZuHamuionbang  individuello 
Bedeutung  gewinnen.  Äsklepiade»  ist  2)(X£Ä(3tz;  c  ix  I^]aw. 
oad  Theokrit  wird  in  der  Syrinx  ganz  korrekt  nicht  »tt^t/t- 
c-z;  Khlecbtweg,  eoodero  llöft*  (d.  i.  (^eixptTs;)  i;t(«;(iSa^  ge- 
nannt 

3.  Der  besondere  Reiz,  den  die  Adouiazuscn  auf  den 
Leser  ausflhen,  liegt  in  ihrer  dretnatiAchen  Lebendigkeit  Will 
man  in  das  VeratändniH  dt>s  MiniUH  eindringen,  darf  nrnn  nie 
rorgeuen ,  dnß  der  Hörer  in  den  drniufttisclien  Vorgängen 
einen  1>equein(*n  Komuieatar  besaß,  den  wir  uim  erst  ratlhsnin 
rekonxtruiorcn  mlixsen.  Gleich  im  Eingang  Icaim  m.  E.  die 
Vergegenwärtiguug  des  Szeuisclten  unser  Veratftndnix  fördern, 
Gorgo,  noch  außerhalb  der  TOr,  klop^  au  und  ruCt:  IvSot 
llpx^r'äa;  —  zu  ergänzen  ini,  denn  natürlich  setrt  sie  voraus, 
daß,   wie  es   in  der  llpoxuxXt;  dua  B^rondas  bei   gleicher  8i- 

ItaatioQ  getcbieht.  eine  Sklavin  ihr  die  Tllr  Offnen  und  sie  an- 
melden   werde.      Aber    nicht   eine    Sklavin    beantwortet    Ihrs 
l'UlalDBiu  LXIV  l>*.  y.  XVLU),  J.  19 


374 


Curl  W»Ddel, 


Frage,  sondern,  wie  Vatckoiiacr  erknnnfc  hat,  die  Ilerriii  selbtt. 
Warum  antwortet  die  iSklaviii  niclit?  Ea  wQnlf!  gut  ziim  Skia- 
vcn-Typaa  des  Heroados  passen,  wena  sie  ecfalSfrig  im  Hin- 
tei^rundo  näße  un<I,  ernt  darch  die  Stimme  ihrer  HiMrin  «r* 
muntert,  sicli  ihrer  Pflicht  eriunerte.  Fraxiaoa  empÖDge  daito 
■licht  ihre  Freundin,  itondero  die  lässige  Sklavin  mit  den  (iro- 
nischen) Worten:  iVaOii'  (Sti  xaE  vöv  ijvfre;  .alles  Mögliche, 
daß  du  jetzt  schon  kommst*.  So  scheinen  mir  die  Worts 
eine  feinere  Pointe  eu  erbiüteii,  aU  wenn  »ie  dag  tii;  ^P^ 
d«8  ersten  Verses  wieder  aut'uähuien,  das  in  deii  BegrUßangs- 
sxenen  formelhaft  r.u  sein  scheint  (vgl.  XIY  2). 

Aehnlich  liegen  die  Dinge  in  V.  20.  Gorgo  mahnt  lun 
Aufbruch,  Praxinoa  sagt  darauf:  dfp^o^;  atev  iopzd.  Falk 
man  die  Worte  als  Antwort  auf  die  Mahnong  der  Gorgo,  wie 
bisher  geüchchcn  ist,  so  kommt  man  za  den  geschraubtestea 
Erkl&ruugeo.  Verauchen  wir,  ihnea  einmal  von  der  andern 
Seite  aUH  beiiukommen  !  Mit  V.  27  bricht  der  Sturm  von  Kom- 
irianilo-  und  Sclieltworten  gegen  di«  äklarin  Ennoa  los,  die 
nach  Kafzciinrt  bphaglicfa  zu  schlafen  beliebte.  Bilden  die 
fraglichen  Worte  nicht  eine  rorxOgliche  Einleitung  zu  dieaer 
Rede?  Auf  Gorgos  Anffortieruog  hin  will  Praxinoa  «uai  Aus- 
gang diäten,  wendet  sich  zn  der  Sklavin,  um  ihr  dii*  uötigai 
Befehle  zu  geben,  und  —  sieht  sie  achtafcn.  Bei  diesem  An- 
blick ruft  sie  AUS  .Die  Paulen  haben  iuuuer  Sonntag*,  um 
sich  uacb  dicaeui  Gemein  jilatx  mit  Euuoa  ganz  persüulicb  zu 
beschäftigen.  Zur  itekrüftigung  dieser  AuSasauug  könnt«  ich 
noch  auf  Herond.  VI  17  verwci^pu,  wo  auch  die  Sklarin  M 
ist,  der  die  kBattiche  BesclireibuDg  gilt:  lüta  [ioOvov  xai  yX±a- 
4«,  ti  S*  iXV  £sp-i(zi. 

L  Zu  den  theokrittschen  nxfiO'.^ix:  lälit  sich  vielleicht  aas 
V.  7 '2  der  Adoniazusen  eine  neue  hinini gewinnen.  Nach 
der  üeberlieferiing  der  Hdss.  sagt  Pruxinoa:  9/^3*  59^; 
oder  i^^sidi  oder  ä^-peui;,  die  Mailänder  Ausgabe  und  ÄldiM 
machen  daraus  Ö'/X^i  äi^pio;,  noit  Callicrgus  stellt  man  die 
Worte  um  und  liest  ä&-pio;  «X^°^-  ^^i^  ^>""  i^t  dQrftig,  der 
Aasdruck  prosaisch.  Ich  miJcht«  i^/X&;  d[^i]!)-pöi  vorschlagen. 
Gegen  die  Wortform  wird  sieb  nichts  einwenden  lassen,  seit 
«[ici^^elrx  XIII  72  Aufnuhuie  gefunden  hat.     In  den  ZoeUD- 


J 


i 


Tboocritoa. 


275 


menhang  wtlrden  sich  die  Worte  gat  ftlgen :  Dan  Volk  ist 
'/mM  (»agt  luui,  and  so  i-it  rs  aacb :)  sie  atoßt^n  sicli  wie  die 
Schweine  (in  der  Herde).  Di«  Verwendung  dea  Begriffes  .Zabt* 
in  diesem  Sione  ist  bekannt  aus  Aristophanes  (Nab.  1201  fi*.) : 
e6  r'  <b  xacxoSai'iAOvs; ,  Tt  xoc8ii]o&'  äßüitps^  :^n«Tspa  xepo)) 
tÖv  oo^v,  5'/TEi  X;i>«,  dpiftiii;.  npäßaT*  iXJ.«);,  a^vopfjc 
vevi}9{Le-/ai :  Und  sollte  vielleicht  gar  Horaz,  ah  er  das  klas- 
8)8che  Wort  Tora,  .llerdenmenachen'  schrieb:  no«  numtrus  su- 
mne  (Episi.  1  2,  27),  an  nnsere  Tbcuknt«tclle  gedarbt  haben? 
I  S.  Der  Tierte  Band  der  Oxyrhynchus  Papyri,    der  wieder 

eine  Fflile  kontbarer  Uttberreste  ans  Iiicht  bringt,  hat  uns  auch 
den  ersten ,  freilich  bescheidenen ,  Theokrit-Papyrna 
beacheert.  Unter  N.  694  Teröffeiitlichen  die  Herausgeber  ein 
dem  2.  Jahrh.  n.  Chr.  uulätanunendi.'5  Fragment  de»  Mylas, 
daa  die  Zeilen ant~»ngo  der  Verae  19—34  umfaßt  Wir  ge- 
winnen daraus  nicht  eben  TicL  dürfen  uns  aber  amsoweniger 
den  kleinen  Ertrag  entgebäii  laaseo.  Da  Txov[t«]  V.  30  fUr 
itevTc  nur  falsche  Wiederholung  aus  dem  Torhergi.-lifn<IeQ 
Verse  »ein  kann,  wie  die  Herausgeber  richtig  bemerken,  so 
bleibt  aU  einzige  neu  gewonnene  Lesart:  |X:i|i]u»v  [3J^[i]v 
nafpexeiTo]  V.  34,  wo  die  Hsa.  ubertinHtimmead  geben:  J.£t- 
pwv  yap  3!p:v  ixetT».  Mau  möchte  versucht  »ein.  dem  Papyrus 
schon  um  seines  Altere  willen  zuzustimmen,  könnte  auch  fdr 
beide  Lesarten  leicht  als  gemeinäcliaftliche  Vorliigc:  ^tipäv 
R3p  sfcv  lxe:xo  denken;  aber  der  epische  Stil  verlangt  an 
dieser  Stelle  unbedingt  eine  Partikel,  nnd  keine  ist  passender 
als  das  yip  der  Ilandachriften.  Wir  haben  also  in  -apsmizQ 
eine  Glowe  ru  dem  pÄgnanteren  ixeito  zu  sehen,  die,  «nmal 
in  den  Text  aufgenommen,  da»  Qberzählige  yä?  TerdTiingt.e. 

Zweimal  nimmt  der  Papyrus  in  bemerkenswerter  Weise 
Stellung  x«  bereits  TOrhondeneii  Varianten :  er  liest  V.  20 
A/xnY/a;  und  V.  33  [Sei]i[X]ivo[iJ,  in  beiden  Fällen  gut  und 
to  beiden  Fällen  die  Vulgnta  gegen  unsere  be«te  Ha.,  den 
Ambroflianus  222,  unterstntzeod.  W(>tin  es  nicht  unTorsichtlg 
wi»,  ans  den  wenigen  Worten  des  Papyrus  weittragende 
ScbltkSBe  zn  ziehen,  so  wUrde  man  die  einseitige  Bevorsugimg 
dn  Ambr.  222  dnreh  }^iegler  auf  Qrund  dieser  Beobachttmg 
beanstanden  mtlssen;  doch  wir  wollen  abwarten,  ob  UDsutcilt 


S76 


Ca.rl   Wflndol, 


weitsrc  Fundc  besser«»  Mutmui  ffir  aolch«  Fra^n  Liefetn. 
£ijia  steht  jedenfalls  schon  jetzt  fest,  and  das  ist;  das  Wiclt> 
tigste :  der  T«xt  de«  Dichter«  hat  im  zwmten  Dnchohnatlkh« 
Johrbandert  im  wesentlichen  schon  so  aasgwehen,  wie  in  deo 
erh&lttinen  HandBchriftec ,  wiewohl  diese  nicht  Über  das  U. 
Jahrhundert  hinaufreichen.  Von  deo  Streichunf^,  Umatel- 
liiQgen  und  Besserungen,  die  in  dieMn  Versen  TorgeDOmma 
waren,  be«itäti|i;t  äur  Pspjrus  nichts,  er  stärkt  vielmehr  unser 
Vertrau«!!  zu  der  Deberlieferung, 

6.  Der  von  Ahreoa  im  Anschluß  an  Oail  mÜ  Q,  von 
Qaiaford  mit  9  Itezeielmete  Pari  ser  Codex  Ancien  Fond«  Qnc 
2884  (=  Colbi^rt.  6'1-L3)  enthält  auf  Blatt  217  bis  247  die 
Idj-Uen  TheokriU  L  V.  VI  IV.  VU.  lU.  VIU— XIIL  Nach 
der  Collation  des  Sanntamandiis  hat  ihn  Qnisford  benutzt, 
nach  neuur,  eigener  Collation  Gail,  für  Ameis  und  Ahrens 
hat  Ddbaer  einaehie  Lesarten  nachgesehen.  Trotz  diaier  dni- 
iachen  Durchsicht  und  trotz  der  hRfPom^enden  Stdte,  die  er^ 
wenigstens  unter  den  Pariser  Theokrit-Handschrifteu ,  ein- 
nimmt, hat  mir  »eine  erneute  Vei^leichimg  noch  eine  befrie- 
digende Änsbeute  geliefert.  In  der  HaaptKuche  hoffe  ick  sie 
an  anderem  Ort«  yerwerteu  zu  können,  hier  sollen  nor  ein 
paar  EiiiEelheiten  xur  Besprechung  kommen.  Dk  tod  Sancta- 
uiandus  herrUhreiide  Datierung  auf  1298 ,  der  Omont  keinen 
Glauben  zu  »chenken  scheint,  da  er  nie  in  seinem  Inrentaire 
sommaire  des  m»s.  greca  de  la  Bibliotheqiie  Nationale  Qber- 
gehfc,  bestätigt  sich  durcbaus.  Die  Schtaßschrift ,  die  schoa 
Sanctaniandiis  der  Verblichenheit  hnlber  nur  stQckwetae  ent- 
ziä'ern  konnte,  ist  noch  fast  i»  ilcmselhon  UmGange  wie  tot 
200  Jahren  lesbar,  sie  lautet  {er^aoKt  nach  Soncfcamandus) : 
Befrei  [wt  Ttü  oö  SoüAd»  äfratvotoEw  tö  .  .  .  -{pi-^vz:  tbütijv 
:*)•/  ßJßXov  ■  fixsXtcwihj  [yoOv  -q  napö&j«  p:ß?.&;  |  xai4  xfiy  Ttvi^ 
TTjv  TsO  'Pcßpouzpi9u  2tqv;  |*Ju[;J,  d.  i.  680C  bp'Ant.  Aera 
=  1298  n.  Chr.  Die  Notiz  iat  too  erster  Hand,  die  Samm- 
lung hat  also  tatsächlich  mit  dem  Hylas  abgcachlosaeu.  Trolc 
dcui  folgen  auf  diese  Nott?.  noch  Olusiwn  zur  S^rrinz,  die  mit 
dem  Ende  des  Blattes  247  abbrechen.  Das  248.  Blatt,  das 
der  Pariser  Katalog  noch  mitzahlt,  ist  papieren  und  gehört 
der  Uaadaciirü't  nkbt  mokr  au.     Das   ureprOBgbche  Sdiluii- 


i 


Tbeocrito*. 


277 


Uatt  ist  verloren  gegangen,  and  der  ^lialtene  Rest  der  GIm- 
»en  zeigt  uiu.  daß  en  —  vod  «iiMm  Spütareu  aU  den  Schreiber 
der  Haodschrift  selbst  —  mit  der  Syrinx  auxgefUlU  war,  die 
un  besten  zu  der  vorangeliendeii  äammltuig  der  «clogae  merae 
riMticae  xu  passen  schien. 

7.  Im  fnnften  Idyll  Umerkt  Abrenit  zu  V.  72,  daß  nach 
Angabe  Wartons  Sauctamaudtu  folgende  PersoneDVerteilaDg 
aus  dem  Cod.  p  (Medic,  or.  37)  notiert  habe:  Lakon  72.  7ti, 
Koniatas  74.  7Ä.  Luk.  76.  77,  Koui.  78—81.  Zu  V.  79  merkt 
er  an,  die  zweite  Hälfte  de«  Verse»  werde  in  1>  {Paris.  2726) 
und  M  (Paris.  2832)  auiidracklicb  dem  Läkon  zugeech riehen, 
woraoa  man  wohl  schlieaaeo  oiäBse,  daß  die  Rollenvcrteiliuig 
in  diesen  beideo  Hundsohriftcn  im  Ohrigea  der  in  p  gleich 
geweseD  «ei.  Daran  ist  zweierlei  nicht  gans  in  Ordnnng.  Q 
sowohl  wie  der  von  mir  vcir  Jahresfrist  verglichene  Parisinus 
Suppl.  Gr«;  IU24  (=  Coisl.  354,  T  bei  Abrens)  Tertcileu  die 
Yeiae  getuu  wie  p,  nur  daß  sie  die  zweite  Hälfte  des  79. 
Verses  (i,  3X(i)|i6^ö;  ipS-a.  Kapaidc) ,  wie  unbedingt  nötig,  aus 
der  Rede  des  Koraataa  herausheben  und  dum  Qtgner  geben, 
was  wir  kein  Bedenken  tragen  werden,  such  fUr  p  vorausxa- 
•etsen.  Umgekehrt  sind  wir  nicht  berechtigt,  amt  der  Zuwei- 
sung TOn  7^"  an  Lakon ,  wie  sie  Ahrens  für  D  und  M  be- 
Ecngt.  auf  Debereiu&tiiumaag  mit  (p)  Q  T  im  übrigen  zu 
•cfalief>eii.  £ine  Eopenhagener  Handschrift  des  14.  Jahrhun- 
derts bietet  bis  V.  75  genau  die  Volgata,  giebt  aber  dann 
V.  76 — 7^  zusammenhängend  dem  Komatas  oud  läßt  nnr  V. 
79*  fttr  Lakon  übng.  So  bat  ea  offenbar  Ahrena  ÜewÜhr»- 
nann  auch  in  D  und  M  gesehen.  Eine  Prafung  der  drei 
Uet>erUcferungen  muß  zu  Gnnsten  der  Vulgata  ausfallen.  Die 
Gruppe  (p)  Q  T  veKehlt  zweifellos  das  Kichtige,  da  die  Veme 
74  Qod  75  nnr  von  dem  Sklaven  des  Sib.Trtas.  d.  i-  toq  Lakon, 
gesprochen  werden  kiionen.  D  M  Hafn.  vermvid^n  diesen 
groben  Fehler,  etörea  aber  doch  in  ompBndlicher  Weise  die 
im  H?uxoXtao|xs^,  der  mit  V.  72  begonnen  hat,  streng  durch- 
geCQhrte  S^-mm«tri&  Die  hvete  Stütze  hat  die  übliche  Penonen- 
Verteilung  an  dem  künstlerischen  Aufbau  des  ganzen  Idylls. 
Im  den  biiigen  Dialog  nicht  ermQdend  wirken  zu  lassen, 
iGchselt  der  Dichter  zweimal    mit  Angriff   und  Abwehr    und 


378 


Cut!  Wen  J«l. 


xerlcgt  dadurch  den  Kampf  in  drei  Gänge.  Im  ersten  htt 
Koiuatas  div  ßolk-  dvti  Heizenden,  nnd  Lektin  pariert;  aba 
schon  mit  der  zweiten  Antwort  (V.  8—10)  reißt  Lskon  die 
Offensive  an  sicli  und  liehält  nie  bis  zum  Eintreffen  des  ber- 
beigerufeiieo  Riclitent;  lui  dritten,  eutsciieidendeo  Gange,  dem 
eigentlichen  l!&uxoJ.iaa[i.i;,  muß  der  prä«uiuptiTe  Sie^r  So- 
matn«  wieder  die  Führung  bekommen,  und  er  gebt  eben  mit 
Vers  72  unnterklicb  und  fein  von  der  Ivteten  Parade  zum  er- 
sten Hieb  aber. 

S.  Fast  die  gloicbe Gruppe  von  tiandtichrifteR  nimmt  aucb 
im  vierten  Idyll  fine  Sonder^tetluup;  ein,  insofern  itie  die 
Vera«  44— i3  ohae  Unterbrechung  dem  Battos  in  den  Hood 
legt.  Abrvus  bezeugt  es  wie  oben  für  p,  ich  habe  in  Q,  T 
und  dem  erwähnten  llafnicn#iä  dasselbe  gesehen.  Daß  Zieglen 
»rgfSltigc  Collation  bier  so  wenig  wie  an  der  vi>rfain  be«pro- 
cbenen  stelle  die  Angaben  des  Ssnctamandus  aus  p  bestätigt, 
wird  wohl  darin  .seinen  Clrund  Imben,  daß  die  —  robfarbigen 
—  Nwoenasiglen  in  der  Zwischenzeit  vclleuda  «erblichen  waren ; 
die  Rnßeritiiliscbea  Handecbriftcn  ignoriert  Ziogler  bekannt- 
lich a»a  Prinzip.  Schon  Meincke  (Theocritus  Bion  Moschos. 
Ed.  ^.  1856]  erkannte,  daß  p  hier  das  Ktclitige  bietet,  und 
J.  A.  Hartnng  (Tb.  B,  u.  M.  1858)  schloß  sich  ihm  lui.  Wenn 
Battos  sich  beim  Einjagen  der  Kälber  einen  Dom  in  den  Fuß 
gestoßen  hat  (V.  50  ff.),  so  muß  er  es  eben  auch  win,  der 
die  Jagd  ausgeführt  and  mit  den  Zurufen  der  Verse  45^  bis  4d 
bogloitet  bat.  Zugleich  wird  durch  diese  Verteilung  das  wOn- 
6cbenuw(>rti>  Gleichgewicht  des  Diiilogea  hergestellt.  Rorydoo 
hat  V.  29  ff.  eine  Partie  von  9  Versen  gesprochen,  darauf 
sind  2  Strophen  von  je  'S  Versen  gefolgt;  es  paßt  gut,  wenn 
nan  auch  Battos  aeiue  größere  Einzelpartie  bekommt.  Man 
darf  sich  nicht  dadurch  «türen  lassen,  daß  10  Verse  deR  Battos 
9  Vecaen  Korydons  euUprechen  sollen,  und  etwa  desbalb  mit 
G.  Hermann  und  Meineke  in  oder  nach  V.  32  einen  Ausfall 
annehmen.  Theokrit  hat  keine  mechanisch  atreuge  ReHponsion, 
wolil  aber  einen  organischen  Aufbau  angeütrebt.  In  dem  Tor- 
liegenden  Idyll  folgt  auf  7X2  Monostichen  ein  Zweizeilsf 
(V.  15.  16)  al«  Ueb^rleituug  zu  11  Llruppen  von  je  3  Zeilen. 
Die  drei  mittelsten  Dreizeiler  sind  zu  der  Hauptpartie  Korj- 


J 


Ions  zt3suiun«i^faßt,  die  mithin  nicht  zufEllig  oder  gnr  aus 
8cblecht«r  Ueb«rlief«miig',  soadern  aus  ästhetischer  Notwendig- 
keit 9  Verae  filllt.  Die  letzton  beiden  DreizeiUr  —  V.  41— IG, 
die  cog  zu8&mmeikgoh<}r«D ,  und  V.  47 — 19  —  bildco  nach 
naaerer  Auffasaang  den  ersten  Teil  Ton  Battos'  lJaupt[)i&rtte, 
während  «cli  der  nach  dem  Vorgang  Kurydona  als  Fortsetzung 

(I  erwartende  dritte  Dreizeiler  hier  zum  Tetmsticbon  erweitert, 
odurch  ein  gutor  VoWrgang  zu  der  Viercrgnippe  V.  54—57 
id  d*n  zweizeiligen  Strophen  V,  58  ff.  gesell »tfen  igt. 
9.  Die  viel  trSrterto  Frage,  ob  Thcokrit  seinen  Idyllen  oder 
venigsteos  einem  Teil  deraellien  eine  strophiBche  Glie- 
deruDg  habe  geben  wollen,  wird  durch  den  Codex  Q  ihrer 
LOsang  ein  Stflek  näher  gebracht.  Neben  V1I1  88  Ut  am 
Rande  mit  voller  Deutlichkeit  zu  lesen:  ivKirpcifTj.  Wollen 
wir  ganz  vorsichtig  schüer^eo,  so  dürfen  wir  nur  sogen,  daU 
^B  Grammatiker  das  achtt;  Idyll  in  Strophen  und  Gegen- 
strophen zerlegt  linbe ;  aber  es  ist  nicht  einzusehen ,  warum 
er  andere  StÜrke  gleicher  Art  nicht  ebenso  behandelt  haben 
sollte-  Jedenfalls  kann  der  Versuch,  Strophen  bei  Theokrit 
festzustellen,  iaa  Hecht  der  üeberlieferung  far  sich  in  An- 
spruch tiehinen,  und  er  ist  unbedenklich,  wipnn  wir  n»r  den 
um  die  Mitte  des  vorigen  Jahrhuitdorts  go  verbreiteten  Kehler 
vermeiden,  Jedes  Idyll  in  ein  festes  ZahlenKchenia ,  wo  mög- 
lich mit  Gewalt,  einpressen  ilu  wollen.  Gerade  das  nehte  Idyll 
fugt  sich  ja  leichter  als  irgend  ein  anderes  der  strophischen 
Teilung.  Bis  V.  81  schließe  ich  mich  ganz  der  einfachen  und 
ohne  Vergewaltigung  der  Ueberlioferung  durchführbaren  Grup- 
pierung an,  die  KOclily  vorgescLUgun  hat  {Iudex  lect.  aest. 
Zürich  1858.  S.  16  ff.  =  Opuscula  philol.  Vol.  1.  1881.  S. 
481  IT.).  Den  Schluß  de«  Idylls  teilte  Ki5chly  ein:  82—84  = 
8.')  =  87.  88.  89  =  90.  91=92.  93.  Jetzt  müssen  wir  auf 
Oruod  der  Ucberliefernng  V.  82 — 87  als  Strophe  der  Anti- 
stropfae  V.  88—93  g^enti herstellen. 

Greifswald.  Carl   Wendel. 


xin. 
Nachlese  zu  den  Fragmenten  des  Astrologen  AmibiOR. 


(G)  Henoann  Usener  hat,    gleich    nach   dem  £!ischeioeii 
meineB  oben  (LXIII  116  ff.)  abgedruckten  Aufsatzes  Über  du 
elegische  Lehrgedicht  des  Astrologen  Annbion,    die  dankeo»- 
wertbe  Frenndlichkeit   gehabt,   mich  auf  eine  Quelle    hinzD- 
weiaen,    die  mir  leider  entfallen  war:    nämlich  auf  den  too 
dem  Bischof  Julianus  von  Halikamaß  verfaßten   CJonunentar 
zum  Hiob,  den  vor  einigen  Jahren  Usener  seibat  ans  der  Hand- 
schrift Nr.  454  der   Pariser  Nationalbibliotbek  (F)  theilwcdie 
im   Rhein.   Mus.  N.  F.  LV  S.  321  ff.  Teröffentlicbte.     Darin 
findet  sich  eine  interessante  'zu  einer  kleinen  Abhandlung  an- 
gewachsene Erörterung  über  den  Olaub^i  der  Aatrol<^en  und 
die  menschliche  Willensfreiheit,    die   der    Verfasser  an  Hiob 
38,  7  anknUpft'  (S.  326),  gespickt  mit  Terschiedenen  Dichter- 
citaten,  unter  denen  vier  vollständige  Distichen  und  ein  Penta- 
meter astrologischen  Inhaltes  (S.  328  f.  333),  welche  Julian 
anonym  anführt,    von   dem  Herausgeber  wohl   mit  Fvig  mti- 
Recbt  dem  elegischen  Lehrgedichte  Anubion's  zugetheilt  wer — 
den  sind.    Die  bezüglichen  Steilen  des  Commentars  lanten  also  ^ 
Cod.  P  fol.  123'  5  t£  1  6'  dpa  itöv  äorptav  xato^eüSi)  Xs— 
ywv,  8t[,  äv  TptYWvitTQ  'ApTjs  xiiv  *Ä!ppo5iTif)v  * ,    |ioixoi(C  to>m£  ^ 
xal  itctXiv 

X£VTpoYpa9)i]ft«i(nj5  8fe  tttt*  'HeXEoto  ^  SeXi^yrjc, 

|ieiI^ov(z;,  dv565ous  xai  ßaoiXtlc  iipoXiyei '. 
■Kai  [leiä  ßpax^a" 

el  S"  'ApT]v  iziSoii  '  eli  xiv  Äti;  &yXixbw  o?xov, 

&«pptüv  :iiye[i6vai;  xal  ßoK«Xsis  npoSIxou  *• 
v.a.1  i^fii- 


ATthurLndwiob,  NMhleee3.i).Fragni.  d.  Astfologen  Anubifln.    281 


I 


125'  16  Kaladn^i  (toi  ouyxSet;  *  ^i'  r^P  a^^^vjz 
iJ|iS5  Eivai-  JUT«  yip  ti  eineiv 

?^  5e  Kpfivov  IffiS^;^'  yepapiv"  ^  KyitpiSo;  "  oöup, 
yäSJioy;  r,  jiot/oy;  Svvers  -rt/v  yevisiv, 
TlpOTptitwv  £e"  en'  «t>;(*iv  ii^K;- 

e&X"^**  ä*,  ti  "  (ietxö{  Ävtjp  x«i  äiwt&j  iwij««  '*, 
7:öpv(;u  xat ''  [isAaxaü  ^tj  xaTseyEiV '"  yiytT.v. 
At)  mcr  kuD^en.  1  Ei  $'  P,  itü  S'  Usaoer,  2  apt:; 
■^  ä^poSfiT]  P.  *ApY]v  ■^  'AcppoSi'n]  Cumont  (Us«ner)  nnter  Be- 
rufung auf  die  aoe  Anabion  erhaltene  Pa.ra.phr&se  (Catalog. 
cod.  astrolog.  gr.  II  205,  28)  ö  'Apr^;  "AffoSLnjv  Tptywvi^wv 
.  .  .  oE  totoOTOt  St  noXXöv  Tuvstixav  äej^t,  8i;piDoiv  iftoi  Jiotx^l 
Ycvovxat,  di«  indessen  (ebenso  wie  P)  docli  wohl  eher  fUr  den 
Nominativ  'Apr,;  Zeugoiß  ablegt.  Uebrigeua  iot  diey«  vor- 
treMiche  Pnralltilatelle  der  nllerbeste  Beweis,  daii  jener  astro- 
logische Dichter,  gegen  den  der  Uischuf  pulemisirt  und  draaen 
elegische  Verse  er  alsbald  wörüieh  äofQhrt,  kein  aiider4<r  als 
Anubion  sein  kann,  dem  der  Inhalt  der  Paraphrase  ganz  aus- 
drQcklich  beigelegt  wird.  3  |xc9-'  i^^fta  *  tiad  bald  darauf 
(lE'Xiuva;  P,  corr.  Usener.  4  -paliyti}/  Usener.  5  ei'Zl•.Z£^.T^i■ 
P,  corr.  Useuer  ;  Tgl.  Anm.  9  und  oben  LXIII  120  Z.  21  und  121 
Z.  48.  Wahracheinlicli  ging  ein  Verbum  der  Bewegung  vor- 
aoB,  das  zu  dem  folgenden  e.U  [ii^]  i&v  Äib;  ä^-Xciiv  oTxov 
ergänzt  werden  sollte  (anders  Usener  S.  335).  6  rpio  Se^ou- 
P.  corr.  Usener,  ab«r  mit  dem  nur  zu  wohl  berechtigten  Zu- 
sätze: 'bedarf  nocli  der  Verbesserung'.  Mir  Bcheint  daß  icp6a 
MDO  parapbrasi runde,  zu  S£/,ou  guliörige  Oloiue  int  (ßi'/riu  durch 
npoa^iya-j  erklärend),  die  das  ursprüngliche  Wort  (etwa  oüp) 
herausdrängte.  7  xai  yiip  Siivouocv  ^t  eü^üv  i}  P»  xtv8üvouc 
(LOL/&V  9)  ronj  Ueeuer  nach  Z.  26  näi>  i  (Uv  tpoveoi.  i^  Ss 
poi^oüi  ÖT^p^i^eTai,  :^c  eveka  &öpi>^3i;  Allein  es  ist  doch  äus- 
serst fraglich,  ob  Jaliao  bei  diesen  Worten  wirklich  gerade 
das  letzte  Dichtercitat  iui  Sinne  geiiabt  hat.  Das  einsige 
Mpuß^i  spricbt  um  so  weniger  daEQr,  als  nicht  einmal  du  da- 
neben stehende  i^i  Evexa,  geschweige  denn  alles  Vorangehende 
iif^d  welchen  sicheren  Halt  an  dem  Ciiate,  ao  wie  es  jetzt 
vorliegt,  findet.  Hinzu  kommt,  daß  die  (3onjectur  sichtlich 
gar  weit  von  der  Ueherliufcnmg  ablief   Jcdcntalls  zeigt  miöo 


282 


Arth  nr  L  ud  wich, 


Vorschlag,  daß  «s  immerhin  an^ngig  wäre,  von  der  AnuahoK 
gelindi-rcr  Vcrschrcibungcn  auazugchcu.     (Mir  fitd  auch  itvy^tn 
ein,  aber  tevx'>>v  P^^  besser  zu  der  CoustructioD  de»  SatzxvJ 
Ueber  dio  Verwechselung  von  a  und  «u  seh«  man  Arisi.  Ilom. 
Tcxtkr.  1  241  Aani.  3  und  Scbiifer  za  Grt«.  Cor.  p.  5:12;  dit 
aonstigen  von  mir  aoge&omtoenen  Verderbuagec   siud  zu  ge- 
wöhnlich ,   als   daß  sie  besonderer  Bechtfertigung   bodOrfUn. 
8  9r,ol  und  ö  eisEice:));   (hiertu  s.    Aom.  o)  1*.    corr.  üseiier. 
10  ftfo^pofiv  P,  nefjfovt'  conj.  Kaibe),    napeavr'  Uwocr;    ich 
habe  das  Einfachste  voi^ezogen,  gestützt  auf  die  Beobachtung, 
daß  Annbion  die  GiidRÜbe  cv  in  <)er  Arsis  auch  vor  folgeodim 
Vocale  Öfter  als  Liingü  gebraucht  hat:    au  unmittelbar  vorher 
in  Kpävov  «Qwic  in  de»  vier  oben  LXIII 132  zuBaiumengestellteB 
Füllen.    Eä  ließe  sich  natürlich  allenfalls  auch  an  ^epacp^  odtr 
yifspfj;  deuken      11  %0'  icaipico;  P,    was   ich    mir  als  nach- 
träglich   verschobene  Doppellesart   erkläre,    nämheh    als  ver- 
schriebenes lutTfiSo;  mit  der  hinterher  durfibergesetzten  Ver- 
besserung x(i{z(i),    analog    den  Beispielen,    die    ich  jtlngst  in 
meiner  Untersuclmug  Qber  das  Sptuchbnch  des  fabicheo  Pho- 
kylides  S.  24  Adhi.  2  vorgelegt  habe.    12  5Jj  verlangt  Ueener, 
vielleicht  mit  Recht,  falls  hier  überhaupt  eine  Conjunction  ge- 
stauden    hnt,    was  mir   keincsweges   sicher  ecbeiuL     13  Si  P 
(ohne  el),  Sr;  Usener,  dem  ich  mich  jedoch  wegen  des  Folgen- 
den nicht   anschließen   konnte.     14   öxaOoa;  P  (Usener),    mbr 
unverständlich:  auch  äxoüss:  wOrde ich  nicht  empfehlen.  15  xoi 
von  Usener   zugesetzt;   vgl    126'  4    ).tJafw>Utv    [vielleicht    cA 
ÄüO[T£j.Et]  fxp  aÜToti  äoäiio:^  ewat  [ictXXov  x«!  jioi/oE;  ij  itip- 
V0[;  xal  (W().0[xo[;.     16  xaiöyuv  P;  ich  halte  den  Infinitiv  fBr 
notfawendig   (abhängig  von   e6x£o&«))    und    ergänze   mir  dazu 
als  Auciisativ    des  Siibj^-cta  einen  Begriff,  den  Julian    12fi'  3 
durch  Vj    £L]iap|Liv7j    wiodergieht,  Auubion  aber  in  einem  (von 
dem    Hiechof  nicht  mitgetheüten)    Verse   anders  ausgedrQckt 
haben  muß. 

In  den  elegischen  Versen  des  ersten  Buches  der  Mane- 
thoniana  hat  bereits  Üsener  (S.  33&  f.)  ubendnsselbe  Lehrge- 
dicht wiedererkannt,  aus  dem  die  vorstehenden  Bruchstücke 
entlehnt  sein  dariten,  und  damit  zuerst  eine  Fahrte  Hufgefun- 
den,  auf  die  hinterher  auch  ich  und  W.  Eroll  (s.  oben  1/XTIl  129 


J 


I 

r 


KU  den  Fraginviitea  dvM  Actrologen  Anubion.        283 


und  136)  (jesfcoßen  sind.  Hoffentlich  trigt  diese  erfreuliche 
Uub«r«instimmimg  eiu  wenig  dazu  bei,  das  Interesse  an  deo 
gef;enwärtig  recht  vemachlütM^Ti  ManobhotiiBnii  Tviedcr  etwoB 
aufzufrischoD.  Bedürftig  sind  sie  de-tst^n  noch  gar  sehr;  denn 
bisher  iüt  nicht  einmal  ihre  einzige  Hundschrift  (nanientlicb 
was  die  Correctiireo  zw«iter  Hand  betrifft)  mit  der  erfordar- 
lichm  Sorgfalt  und  Genauigkeit  ausgouatzt  worden,  wie  ich 
au  «itize1ni-n  Proben  gezcfigt  habe  und  norh  an  anderen  zeigen 
kannte.  Drei  Pentameter  meiner  obigen  Sammlung  (114.  21ä. 
S42)  fehlen  bei  Usener.  veriuiithlich  nur  deshalb,  weil  die 
jüngsten  flerausgeher  sie  fUr  verkappte  IlexAnieter  atiagahen, 
ohae  alle  Noth  und  Wahnicheinlichkeit,  wie  mich  ddnkt.  Um 
fltDSD  Pentameter  (335)  igt  Uaeners  Sammlung  reicher  als  die 
meioige.     Er  lautet  bei  ihm : 

|iacpTi>;  iv^l  xo'j-.tf  yJvsio  x«!  riupiits. 
Jn  der  Handschrift  jedocli  si«ht: 

^pTu;  S'  Eni  toOto  yevrjtat  xai  nupÄs:;. 
Das  sieht   nicht  nach  einem  Pentameter    aus   und    kann  auch 
ehemals  schwerlich    einer  gewesen  sein,   weil  die  Hauptiijuelie, 
aus  welcher  hier  luiüer  OompiJator  offenbar  achSpfte,  nämlich 
Maaeth.  W  409  ft'.,  Folgendes  hat: 

xati  nupöeEi,  |i/)T7)p  np&tepTj  Tictrpij  fcs^'  es  "AiStjV. 
Entweder  hieraus  oder  direct  suh  der  Klegie  Auubions  ent- 
nafam  der  Compilutor  des  eruteu  Manethonischen  Buches  sicher 
daa  Material  za  seinem  I'entanieter  336 

/;  pTjtTjp  jtpoupTj  v.ytix;  di  'ATStj/. 
Indessen  daß  er  auch  das,  wa^  di^eii  Worten  in  dem  viertea 
Manetbouischen  Buclie  vorangeht,  xu  einem  metriach  ganz 
ebeoao  gestalteten  Verse  rerarbeitet  haben  sollte,  iat  nach 
Lage  aller  in  Betracht  kommenden  Umstände  ala  aiisgenchloa- 
aen  anzoaelieQ;  all«  sprechen  vielmehr  daftlr,  da&  835  hexa- 
metrisch war,  wenn  auch  seine  richtige  FasBung  jetzt  nicht 
melir  festgestellt  werden  kann. 

Königsberg  i.  Pr.  ArtAw  I/udmtA. 


XIV. 

Niobe  bei  Ovid. 


Das  6.  Buch  der  Metamorphosen  ist,  wie  schon  soden 
(Ribbeck,  Ehwald)  hervorgehobflo  haben,  iahaltUch  mit  d«m 
5.  eng  verknüpft.  Die  äußere  Verbindung  wird  durch  Mi- 
nerva hergeBtellt.  Sie  erscheint  V,  250  ff.  auf  dem  Helikon 
and  in  Theben  und  verlaßt  diese  Orte  erst  im  Anfang  Toa 
VI,  um  sich  nach  Lydien  zu  begeben.  Das  innere  Band  aber 
wird  durch  den  Charakter  der  Erzählungen,  oder  besser  ge- 
sagt, durch  das  Thema,  das  sie  alle  anschl^en,  gebildet:  sie 
behandeln  die  bestrafte  Überhebong,  die  &ßpt;  der  Menschen 
gegen  Götter  oder  göttliche  Wesen  und  sind  nach  dem  Prin- 
cip  der  Gleichheit  oder  doch  der  Ähnlichkeit  an  einander 
gereiht.  Übereinstimmung  zeigt  anch  die  Axt  der  Kompo- 
sition :  wie  im  2.  Teil  von  Buch  V  der  Wettstreit  der  Mnaen 
und  der  Töchter  des  Fieras  den  weit  gespannten  Etahmen  her- 
gibt für  eine  Reihe  von  Verwandlung^eschichten ,  so  im  1. 
Teil  von  Buch  VI  der  Wettstreit  Arachnes  mit  Minerva  und 
die  sogleich  folgende  Erzählung  von  Niobe.  Diese  schließt, 
wenn  auch  nur  äußerlich,  die  Reihe  ab  und  dient  zugleich  als 
Überleitung  zu  Neuem.  Der  Übergang  aber  ist  innerlich 
unwahrscheinlich,  ist  also  nur  ein  Kotbehelf  des  Dichters  and 
sollte  vermatlich  irgend  eine  Schwebe  in  dem  Fortgang  der 
Dichtung  verdecken,  und  solche  Scbwäch^i  li^en  auch  an 
andern  Stellen  des  6.  Buches  der  Metamorphosen  vor.  Sie 
berechtigen  von  vornherein  zu  der  Annahme,  daß  sie  mit  dem 
Wechsel  der  Vorlagen  Ovids  irgendwie  in  Zusammenhang 
stehen.  Doch  wie  sie  zu  erklären  sind ,  kann  erst  gefragt 
werden,  nachdem  sie  selbst  festgestellt  sind. 


O.  AlteaburK,  Hiobs  bei  Ovid. 


286 


I 


I 


Demtinch  betra«]iie  ich  zunäclist  die  Knmpofiition  dv  1. 
Teils  voll  Buch  VI  und  versuche  auf  dem  Wege  der  A  n  nlyse  *) 
eioen  Anhalt  und  AuKgatigepuukt  fUr  di«  Frage  zu  gevrinneii, 
wie  Ovid  »eine  Quälen  in  diesem  Teile  bentitzt  hat.  —  Kscb- 
dem  Minerva  in  Lydieti  den  verwegenes  Übermut  Aracfaoet 
bestraft  Lat,  tritt  sie  aelliüt  iu  deu  Hititergruud:  aU  handeloda 
PerBon.  die  d«m  Dichter  durch  ihr  Eingreifen  die  Verbiadung 
«eitler  VerwaiidUiugsgeschichtea  abgibt,  hat  si«  aosgeapielt; 
nur  in  der  Marayastabel  wird  v.  384  in  den  Worten  Tritoniaca 
baninditie  kurz  auf  aie  hingewiesen.  Dem  Dichter  aber  bot 
der  SchaupUte  L^di«u  einis  tirwUuschto  und  n&tUrliche  BrOcke 
fOr  seinen  neuen  Schauplatz,  Theben,  auf  dem  aicli  der  Fall 
der  Niobe  abspielt.  Das  Bindeglied  ist  Phrygien ,  das  Nach- 
barland Lydieiis  und  das  Vaterland  Niobes  iVI,  149).  Sie 
hat  in  ihrer  Jugend  wohl  von  Äraclinee  Frevel  und  ihrer  Bo- 
sfarafang  durch  das  von  Ort  ^u  Ort  laufende  UerUcht  geliilrt, 
aber  dennoch  läßt  sie  sich,  b1&  Königin  in  ihrer  neuen  Hei- 
mat Theben ,  zu  einer  ähnlichen  Sünde  hiureilJen  und  wird 
bestraft.  Nach  Ovids  Darstellung  wird  sie  im  Zustand  der 
£r8taming,  der  Versteinerung  danu  wieder  an  den  Ort  ihrer 
Kindheit,  an  den  Berg  Sipyhw  veraeAxt  (VI,  3IIJ.  —  Dae 
bUes  iat  wideispruchslos  vom  Dichter  dargestellt.  Aber  inner- 
halb der  Niobegeschichte  selbst  wechaelt  der  SchanpUtE.  Der 
Dichter  verlegt  Niubut  Frevel  nach  Theben  (VI,  Uj7  ff.); 
weuD  nicht  in  die  Kdnigaburg  »elbfit..  ao  doch  in  ihre  Nähe 
(180,  181).  Nach  Theben,  und  zwar,  wie  d«r  Dichter  nun 
klar  angibt,  auf  die  Burg  (217)  begeben  sich  auch  Phoebus 
und  Pbocbc,  unt  die  Strafe  au  der  Sünderin  zu  volLziebeo. 
Den  Tod  der  Söhne  Niobes  verlegt  dann  aber  Ovid  auf  den 
campua  (2l8),  in  die  Nähe  der  Maoem,  d.  h.  doch  der  Stadt. 
Die  Mutter,  die  bald  von  dem  VerhängniA  gehört  hat.  wirft 
sich  klagend  über  die  entseelten  Körper  ihrer  SJ^bn«.  Aber 
vo  dies  geschieht,   erfahren   wir  nicht     Nach  des  Dichters 


')  Den  Wert  der  Aaalji«  Lut  grOndUob  belenelitvt  und  durch  sakl- 
reicho ButHpiele  mettiodiitclierlliutert  AOorcke.  Die  AdaIj*«  nUGrund- 
lag«  der  fafthercn  Kritik  .  Neue  Jahrb.  f.  d.  kl.  Altort,  Vm,  p.  1.  81. 
\BbS.  ~  M«iiifim  rciclirteii  frQLereD  Lehrer,  du  mir  bei4ie«ai  Unter- 
suchung mit  frtundlichem  R»t  lur  Seite  (TeHtanden  lia.t,  baE«af;e  ich 
•ach  an  dieoei  Stelle  *erl>Ladlicb>teii  Dank. 


286 


0.  AI  toiibnrf, 


Worten  muß  Hiir-h  diesw  Vorjjang  nach  dem  campus  veri^ 
werden.  Wälirend  Niube  tiun  die  ToUo  au  Ort  und  Stelle 
beklagt ,  vollzieht  sich  iofolge  ihres  neuen  PrereU  ancli  die 
Strafe  an  den  Töchtern,  und  zwar  in  Gegenwart  ihrer  Hntter; 
(leun  sie  sitzt  v  302  zwischen  den  Leictieu  ihrer  liäShiie,  TOcht<r 
und  ihreH  Mannen.  Wie  aber  kommt  diuser  auf  den  campuB? 
—  Demnaclj  itit  festzustellen,  daß  der  Dicbter  die  Urttichkeil 
nickt  immer  grnau  liKätiramt  hat;  duT<;h  die  Einfllhrung  einer 
ucuen  Scenerie  siitd  Unklarheiten  mit  unterlaufen.  —  Nun  lial 
Stark  in  seinem  breit  angelegten  lliiche  „Niobe  und  die  Nio- 
bidea.  Leipzig  1863"  Recht  mit  der  allgemeinen  Bemerkung 
(p.  74),  sdio  Yicrte  und  letzte  Scene  der  orldischeii  Scbüde- 
riing  ist  iu  gesteigi-rtur  Gedrängtheit  dem  Leser  vorgefQhrt*, 
und  ,diß  Iiokalit'^t  kuuneii  wir  nur  eutnehnien  aus  Andeu- 
tungen", aber  ich  muß  JiinKufügcn  .««weit  sie  unzweideutig 
sind  und  anderen  Bemerkungen  des  Dichtera  nicht  wtder- 
apreohen*.  Stark  bclianptut  nämlich  von  der  letzten  Scene: 
, Offenbar  ist  ea  der  Mumeiit  der  Auästelluug  der  Leichen,  die 
nps^gif*  and  vonvuixt  auf  .ante  toros  fratrum*  t.  28(i.  Dem 
widerspricht  aber  v.  277  und  vor  ailem  t.  240.  Denn  daß  die 
Mutter  sieb  auf  die  erkalteten  Körper  ihrer  Söhne  wirft,  wäh- 
rend sie  itcboii  ,in  weißen  Gewändern,  bekränzt"  (Stark)  auf 
dea  Paradebetteii  Hegen,  ist  doch  unwalirscheinlicb ;  vollenda 
unerklärlich  ist  ca,  daß  nun  noch  die  Pfeile  in  den  Leichnamen 
stvvkoii  sollen  uud  erst  jetzt  ron  einer  Tochter  herausgezogen 
werden  (t.  290).  —  Stark  beseitigt  also  die  WidersprOcbe 
nicht.  —  Auch  Ehwalds  Bemerkung  (im  Kommentar  zu  t.  286) 
,den  Wechsel  dor  Seen«  (vom  campiis  versetzt  Ovid  den  Le- 
ser in  die  regia)  hfit  der  Dichter  nicht  ausdrftcklich  erwähnt', 
halte  ich  nicht  ftir  ausreichend.  Denn  so  sehr  auch  die  Worte 
aStftbant  cum  vegtihu-i  ntris  nntp  toroa  fratnim  dcmisso  crioe 
aorores"  zu  jem>r  Erklärung  verleiten  mögen,  so  kann  andrer- 
seits der  Ort  innerhalb  der  Verse  277 — '^^  deshalb  nicht  ge- 
wechselt sein,  weil  in  deniaelben  Augenblick,  wo  Xiobe  sich 
von  neuem  an  Lutona  vergeht,  auch  der  Bogen  wieder 
erklingt  und  die  Töchter  tötet.  —  Ich  behaupte  demnach :  in 
die   Dnrntelluug    der   zweiten  Katastrophe    hat  Orid  eioz«lne 


Miobe  bei  Orid. 


287 


]rc  der  ersten  hinObergenoniaiea   und  bat  zwti  rerscbiedene 
Schildernngen  mit  einauder  verquickt. 

Dia  folgenden  Verse  bieten  der  Interpretation  neue  Schwie- 
Tifikeiten.     Die  ÜbergaiiHsworte  [v.  3l:i— 315)  freilich  können 
_  alieatalU  noch  rersta.uden  werdun:  wenn  diu  Volk  die  Macht 
f  lAtonas  anerkennt  nnd  sich  mit  Termebrtem  Eifer  ihrem  Dic>08te 
widmet,  bo  kann  der  Leser  nur  an  die  Thebnner  denken,  denen 
ja  Manto    die  Verehrung   der  Lntonn.    und    ihrer    Kinder   em- 
pfoblea  hatte  (v.  157).     Wenn  mm  aber  (v.  :{J7  AT.)  einer  aus 
diesem  Volk,    um  ein  der  tfiobegeschioLte   ähnliches  Kruignis 
m  XII  beric1it«n.   bemerkt,  «r  sellist  hnhe  dip  öitlichkelt,  Lyrien, 
V  gesehen  (3'20).  ^r  üelbst  hübe  dL<n  äee  und  die  Stelle,  an  der 
die  lycischen  Bauern  in  Frösche  verwandelt  wurden,  in  Augen- 
schein geuoiuuien,  ja  sein  Vater  haba  ihm  einen  ortskundigen 
Fahrer  (823  ff.)  mit  auf  den  Weg  gegeben,  der  ihm  genau  die 
wunderbare  Geschichte  erzählen  konnte,  »o  bat  der  Dichter  io 
<iie9eii  Versen  sein  thehanisches  l^ubliknm  offenbar  rullig  ana 
den  Allgen  verloren.     Man  wende  nicht  ein ,    Ovid   bezeichne 
»ein  !*ublikuni  ja  gamicht  (131-1  ff.)  I     Er    hat  es  nicht  getan, 
aber  einzig  und   allein    an    da.s   thebanische  Volk    zu  denken, 
dazu  zwingt  uns  die  AuafOhrlichkeil  nnd  Deiitllchkett,  mit  der 
Orid  die  Niobegeschichte  in  Theben  lokalisiert. 
H  Auf  dies  Ergebnis  der  Anslyiie  ist,  soweit  ich  sehe,  noch 

nirgends  hingewiesen  worden.  Dagegen  bat  man  wohl  bemerkt, 
duLs  das  in  den  Versen  317— ÜJIO  verwendete  Motiv  grotS© 
Ähnlichkeit  hat  mit  jenem,  durch  das  VIII,  61G  ff.  die  Ge- 
schichte- von  Philumon  und  ßaucis  eingeleitet  wird.  Hinr  wie 
dort  erzählt  jemand  eine  Geschichte,  deren  Schauplatz  er  nach 
seiner  Behsuptuiig  selbst  gesehen,  auf  den  ihn  einst  »ein  eigner 
Vater  gesandt  hat.  Ich  kann  dal^ir  Analogien  aun  der  grie- 
chischen mythographischeo  üeberlieferuug  anfllbren.  Uei  Pa- 
laeplutos,  de  iarredib.  IX  nep:  NL^ßr^;  ')  heißt  ob  am  Sdiluß: 
Kwtl  ^(ut(  i^eaoxju&a  xürfjv,  aia  xxl  X^yeTai  (ec-  N:«ß)^).  und 
^ebcod»  XLVUI  ntfi  Mapsusy  ScVjYi^H«  (W.  p.  308):  efSov  lyö 
rtctsfiiv  SV  (pp'yfiix.  Daraus  folgt:  Ovid  bat  an  jenen  beiden 
|St«lleu  sieb  ciuva  Motivs  bedient,  da»  er  hier  und  da  in  der 
Torliefienden   mytbographiachen    Littecatur   vorfand,    dds 

■}  Cf.  Weat«riaauD.  fi-j»iyp*ia,  Braonvcliweig  184»,  |>.  Z79. 


388 


0.  AUeabiiTg, 


mlletcht  Bchoa  in  den  alexandriniKheii  H,rthf>i)dichtuDgea  rer- 
weodeh  war.  Der  rümieclic  Dichter  bat  mit  diesem  MotJT  vie 
mit  eiai'm  FnlistUck  operiert,  ohoe  daß  es  ihm.  wie  an  ansm 
Stelle  VI,  1117  ff,  gelungen  wäre,  WidersprUchp  and  sachlidie 
UnclKiuheitcn  Bii  vermeiden. 

Äaf  die  lycische  Froschgeackidite  fal(^  die  io  Plirff^eu 
lokalisiL-rte  ErKÜbluiiK  von  Marsyas.  Auch  diüsc  wird  einem 
Uiibekftiiiiten ,  v.  :{ä2,  in  dva  MutuL  golegt.  Welcliem  Ptt- 
blikam  er  ei«  aber  vorträgt,  darüber  läßt  uas  der  IMchter  wie- 
der im  Zweifel.  Hin  iiouer  Widersprach  eulateht  au  diesa 
Stelle  Dicht,  weil  der  Bcricbt6rätatt«r  lii«[  niclit  YorjEibt,  Aogm- 
iwuge  der  Begebtill  bei  t  Kewesea  zu  sein. 

Mit  T.  401  beginnt  die  kurze  finiililuDg  too  der  elfen- 
beimKiiMi  Schulter  des  Pelops.  Die  Verwaadtachaft  swimheii 
ibiD  und  Niobc  iat  dem  Dichter  viü  vülkomm«DCfl  Mittel  der 
Verknüpfung.  Ist  über  die  Motivieroug,  die  Ond  zur  Über- 
leitung verwendet,  ^nwandefiei ?  Du  Publikum  {rulgag, 
V.  ii*2},  das  den  Untergang  Anipbions  vind  seisefi  G««cblecbts 
bddagt,  vrährend  es  Niobe  seinen  lUß  znweudet ,  kann  nor 
das  tliob&nische  sein;  denn  für  won  konnte  sonst  Amphion 
so  im  Vordergrnnde  dos  Interesse«  steben':'  Es  ist  auch  allen- 
falls zu  verstehen,  wenn  Pelops  aus  brüderlicher  GMinnung 
heraus  allein  vers^indnisTollcn  Anteil  an  dorn  Sebickaol  der 
Schwester  nimmt.  Gezwungen  aber  ist  schon  die  Erklärung, 
er  öffne  zum  Zeichen  der  Trauer  (so  Ehwiild  im  Kommentar, 
Ovid  selbst  sagt  nicht«  davon)  seine  ßrast,  wodurch  beim 
Sicbtharwerdeu  des  8chultt>rBt(lcke8  der  Anlaß  sur  Krzählong 
gegeben  sei.  Wem  aber  iteigt  Pelopa  seine  Scbtilter,  wo  be- 
klagt er  seine  unglückliche  Schwester?  Darüber  erfahrua  wir 
nicht«.  Pelops  wird  vielmehr  vom  Dichier  behandelt  wie 
einer,  der  zum  vul;^  gehört,  während  er  deich  in  der  ganzen 
XiobeoncähluRg  von  Ovid  nirgends  erwähnt  wird.  Wir  haben 
also  in  den  Veracn  -101 — 411  zwar  ein  ZurOckgreifen  auf  das 
thebuuische  Publikum,  aber  der  Versuch  des  Dichters,  »eine 
neue  Oeachiclite  zu  der  vorbergeheadeo  in  Beziehung  ku  setzen, 
rief  eine  neue  lukougruenz  hervor. 

Einen  ähnlichen  Kindruck  machen  bei  genauerer  Betraeh- 
tang  die  folgenden  Verse  412 — 423,  die  zum  2.  Teil  von  Buch 


J 


Kiobe  M  Ovid. 


289 


>,  J«r  Qescliichtc  des  Tcreiis,  Olm-ltiten.  Daß  da»  Motiv 
dem  in  I  v.  568  iind  YU,  159^)  »«hr  äluilkU  int,  ba.1  man 
längst  erkannt,  aber  auf  »eine  innuro  Bercchtignng  an  iinBcrer 
StoÜR  wl  CS  noch  nicht  geprüft  worden.  Wenn  hub  allen 
möglich«»  Städten  Kiinige  und  Vuriiehine  zuäatnmeukoiujnen, 
um  zu  tdJHton ,  aiu>  Athen  dagegen  niemand  erscheint,  weil 
ein  Kri^  es  rerbietet,  so  ist  dos  ja  eine  gute  Verantasaung, 
von  dem  Kriege  selbst  und  Tereus,  der  sich  an  thm  beteiligt, 
zu  ^nählen ,  aber  die  Einkleidung  leidet  wieder  nu  innerer 
UawalirHcheinlichkeit  W«  kommen  die  Ki)nige  und  £dlen 
zusammen?  Vermutlich  iu  Thuben ,  iiuir  sagt  ee  der  Dichter 
nielit.  Wen  wollen  sie  trübten  ?  Vermutlich  den  Amphion. 
So  legt  66  aucli  Hibbe«k  (Gesch.  d.  röm.  Dichtung  U  p.  292) 
mita,  ,Qnt«r  den  Königen  der  Nachbai'stnnten,  welche  tcitneb» 
m«nd  Amphion.  den  betrübten  flatten  der  Niobe  besuchen, 
fehlt  allein  Pandion".  Das  wäre  auch  plausibel,  wenn  nur 
(nach  Orid  Vi,  271,  272)  nicht  Amphion  schon  tot  würe! 
Noch  n&tllrlicher  wfire  die  Erklärung:  man  kommt  aus  der 
Nacbbarüchaft  herbei,  um  Niub(!  zu  trüaten ;  ditch  Bio  ist  ja 
nach  Ovid  laugst  an  den  Sipylus  iu  Kleinasieo  entrClckt  *). 
Was  also  an  andern  Stellen  sich  wohl  in  den  Zusammenhang 
fDgt,  ßUt  au  untrer  Stelle  auH  ihm  iier»uti  und  erweist  sich 
dadurch  als  mißgiDckter  Kotbehclf,  der  vermutlich  den  Wechsel 
in  den  Vorlogen  des  Dichter»  verdecken  soll. 

Es  ergibt  sich  auB  dieser  Aiial^se  folgendes  Resultat:  An 
eimwincn  Stellen  des  1.  Teils  im  VI.  Buche  der  Metamorphosen 
treten  deutlich  inhaltliche  WideriüprllchH  und  Unklarheiten  her- 
vor, die  sich  durch  Interpretation  nicht  beseitigeu  lassen.  Sic 
xeigen  Rieb  in  der  Behandlung  der  Schauplätze  und  des  Auf- 
tretens der  Personen;  ich  hezeidme  sie  kure  als  scenische 
Mingel.  Diese  sind  vorhanden  1)  in  den  Versen  2lS~;'t02, 
2)  :n3— 324,  3)  401—423.  —  Wie  sind  dieis«  unleugbaren 
ScbwUcheu  der  Komposition  xu  erklären?  Durch  mangelhaftes 
Rönnen  des  Dichters  scliwerlich.  weil  seine  Dichtungen  im 
Jkhrigtm  gerade  das  Qegeuteil  beweisen.  Vielmehr  ist  tu  be- 
HHien,  daß  es  selbst  einem  Manne  von    der  Begabung  Ovids 


M  Cf.  K.  Beüae,  Herme»  Bd.  39  p.  t. 


Anch  Stark,  n.  a.  O.  p.  7&  KM  den  WideniiraRh  nicht. 
PMwIogna  LXIV  (.^.  f.  XVIll).  1.  19 


290  0.  Altenbnrg, 

nicht  gelungen  ist,  die  nachgewiesenen  KQlngel  zn  beseitigen. 
Die  Schwierigkeit  einer  Tollatändigen  inhaltlichen  AbranduDg 
1e^  hier,  wie  aach  sonst,  in  der  Natur  des  dichterischen  Stoffes. 
Durch  seine  Reichhaltigkeit  im  ganzen  und  darch  die  zahl- 
reichen Variationen  der  einzelnen  Sagenstoffe  stellte  er  an  die 
Fähigkeit  des  Dichters  im  Eoniponieren  ungeheure  Anforde- 
rungen. Vermutlich  rühren  also  die  Mängel  tob  der  Art  her, 
in  der  Ovid  seine  Vorlagen  benutzt  hat,  und  sie  weisen  za- 
gleich  auf  die  Stellen  hin,  an  denen  er  jene  gewechselt  hai 
Dadurch  scheint  mir  non  der  erste  sichere  Ausgangspunkt  fllr 
die  zweite  Frage  gegeben  zu  sein:  hat  Ovid  im  1.  Teil  des 
VI.  Buches  aus  verschiedenen  Quellen  geschöpft,  and  welcbe 
lassen  sich  etwa  erschließen  P 

I.  Die   Geschichte  der  Arachne. 

Über  die  Angabe   der  Erklärer   Ovids ,   die   Quelle  der 
Arachnesage  sei  unbekannt,  komme  ich  zwar  im  wesentlichen 
nicht  hinaus ,    will  aber  auf  3  Stellen    hinweisen,   die,  soweit 
ich  sehe,    bisher  noch  nicht  verwertet  sind.     Wenn  Ovid  dss 
Färben  der  Wolle  durch   den  Vater  Arachnes,   Idmon  (VI,  8 
und  9),    und  die  Kunstfertigkeit   im  Spinnen  selbst  nach  L;- 
dien  verlegt,    so  scheint  er  darin    der  allgemeinen  mjthogn- 
phischen  üeberlieferung  zu  folgen ;    wenigstens  deutet  darauf 
die  Notiz  Hygins    hin,    fab.  274    ,Lydi    surculis    (Sardibus?) 
lanam    [injfecerunt,    poatea    idem    samen    (stamen?)"*).     Die 
Sage  von  der  Arachne  selbst  wird  vom  Scholiasten  zu  Nikand. 
Theriak.  v.  8  erwähnt,  nur  wird  A.  hier  nicht  in  eine  Spinne, 
sondern  in  eine  Schlange  {<fxXiiyyiov,  Schol.  eESo;  [iixpöv  Stpeuv) 
verwandelt.     Während    nun   diese  Erklärung   in   zwei   kurzen 
Sätzen  abgetan  wird,  ist  das  Scholion  einige  Zeilen  später  (zu 
V.  11)  ausführlicher    ,6   Sh.  ZTjvoSÖTetoj   6e6if[Xos   Eoropei,    &i 
äpa  iv  t^  'Atkx^    5üo    iyevovio    äSEXyoE,    ^äXaf^  jifev  dEporjv, 
■B-'^Xeta  5'  'Apax^T  toövojta,  xal  6  [lev  OäXay^  Sna&e  ncepÄ  Ti]i 
'A8iiväg  Tiä  Ttepi   TTjv   bnXo\ixxitx,v ,   ij  5'  'Apä^vi)   zäc   nepi  t^v 
Eaxonotfav,    iiiyevTo;  S'  dXXi^Xots  OTuyijOi'jVac   uni  tfiz  S-eoö  xai 
[leiapXjjS^Jvat    eE?   kpKexä,    a  S^  xai    auftßatvet   uni    Tüv  £5£(i)V 

*)  Damit  decken  eich  fast  (nach  Ebwald  zu  Met.  VI,  1)  die  Worte 
des  PliniuB  ,iiificere  lan&s  (mvenerunt)  Sardibna  hyii'. 


Niobe  bei  Grid, 


291 


,v(oy  xatEO^KEc^i".  —  Boide  Faüaungeo  alimmCQ,  abweichend 
<n  der  Ovidfi,  in  d«m  £rg«bui£  der  Vcrvrandluug  (Sdilsnge) 
Ibcrein.     [m    Qbrigeo    acheiot  iu  der    zweiten  (zu  v.  11)  bine 
völlig  selbständige  Sage  erwähnt  zu  sein,  xumal  &ucb  das  Lo- 
kal ein   gkaz  widere«  ist,   olä  bei  Orid,  niunlich  Attik«;   sie 
em'eiat  sieb  im  ganzen  als  KugehSrig  zum  Thema  der  i^uitxz 
ktt&^ljiant.     Trotzdem  ist  sie  in  ihrem  Kern  der  von  dem  rö- 
mischen Dichter   QberUeferten  durchaus  gleich:    Arachnc  hat 
irgend  eine  Beziehung  zur  Webokunst    und    wird  verwandelt. 
Hvar  hilft  uns   der   im  Scbolion   erwähnte    Bruder  Arachnes, 
Phalanx,    ebenso  wenig   weiter  wie  Idmoti.    ihr  Vater   (nach 
Ovid),  da,  loweit  ich  sehe,   beide   sonst  nicht  in  der  mytho- 
graphischcD  Litteratur  genannt  werden,  aber  die  Quollenangabe 
U  Sc  ZTjy<iB6znci  6s£^&i  irtopti  scheint  mir  nicht  unwichtig 
'ra  aein.     Wie  er  nach  C.  Möller  F.  U.  G.  IV  515—517')  Ver- 
fasser einer  I'erihegcae  ist,  ans  der  'hxXtxx,  lUXoiav/rjomTix, 
hUktxi   erwähnt  werden,   so  werden  zu  jenem  Werke  auch 
Ltt(xx  gehiSrt  haben,  ans  denen  nnscro  Kotizcn  harstammen 
erden.    Mag  die  Zeit  dieses  Theophilos  auch  nicht  sicher  zu 
lestimmen  sein ').  so  zeigt  die  Parallelsage  docb,  daß  Ärachne 
ne    in  der   alexandrinischen  Litteratur   mehrfach    behandelt« 
ogeugeätalt  war,  und  daß  Orid  das  Wichtigste  Ober  sie  wohl 
einem  mythologischen  llaiidbucbe  Buden  konnte. 

U.   DieNiobeaage. 

Die  oridische  Uarstellnng  der  Xiobcsogc  ist,  auch  wenn 
von  allem  rhetorischen  Aufputz,  an  dem  sie  besonders 
ich  Lst,  absieht,  einerseits  aasfahrlich,  andrerseits  eigenartig. 
ßr  den  Stoff  liegt  im  Obrigen  eine  lieihc  von  mjthograpbi- 
hen  Notizen  vor,  so  daß  mau  sowohl  im  einzelnen  wie  im 
anzen  die  Frage  stellen  katin:  welcher  Ueberlieferung  tat 
Ivid  gefolgt? 

Bei  Beantwortung  dieser   Frage  muß  ein  Faktor   elimi- 
ert  werden  :  die  Zahl  der  Kinder.     Sie  ist  bei  den  Dichtem, 

*)  Deti  Üinwein  uat  ilio   Fniijniente   verdanke   iuli   einer   gUtigen 

iU«ilvnt(  Tun  k.  üoick«. 

')  A.  Ucickc  mCi^btrf)  ilin  iiia  1.  JuhrhunOort  v.  Ch.  veraeUen.    Sa- 
ibl.  OmcIi.  i.  m\.  Litt.  [  046  llUJt  «liu  Zeit  o7cd,  UttUer  iit  fUr  die 

lit  d«a  PtoI«iiia«u*  Kuer^tes. 


202 


0.  AI  t4nbur^. 


welche  die  Sage  bclmndelten,  sehr  verschieden,  wie  sieb  noch 
aus  den  Reste»  nachweisen  läßt  Auch  weisen  sonsi  alle  my 
bhographiächen  Notizen  llber  Niohe  auf  daa  Schwanken  id 
diesem  Piiakte  hin,  besonders  Schol.  II.  XXIV,  604,  SobgL 
Ruriji.  Phücn.  159,  Aeli«ii.  varia  hist.  XII,  36*).  Ich  erinn«« 
inabesonder«  daran,  äaV>  auch  faet  alle  bitdliciien  Darateltungtu 
betrefTA  der  Zahl  der  Kinder  Niohes  too  einander  abwetdiei. 
Am  beaten  faßt  die  Anflicht,  der  Alten  T:u(iamn]en  Geliius,  noc- 
tes  Attic.  XX,  7  .,mira  et  prope  adeo  ridicula  divcraitu  fa- 
bnlao  apud  Graecos  poetas  deprehenditor  super  numeru  Nio- 
b&e  filioram,  nam  Homeni»  pncroa  pucllaatinc  eius  bis  nenot 
diiit  fuisei',  Euripides  bis  septenoii,  Sappho  bis  aoTenoa,  hucr 
chytide:!!  et  Piudaruä  bis  denos,  quidaiu  alii  schptores  tre« 
fnisse  solo»  dixorunt''.  Daß  bei  der  häufigcu  NachensähltiDg 
die  Zahl  veri;r&ßert  wurde,  hl  natürlich.  Zudem  mußte  ge- 
rade  der  Umstand  zur  Übertreibung  Anlaß  geben,  daß  Niotw 
ihren  ätok  auf  ihre  vielen  Kinder  gründete.  Ich  kann  dem- 
nach Ellwald  (im  Kommentar  »u  VI.  140)  nicht  heistiraiuee. 
wenn  er  ?a^  nOrid  weicht  iui  wcsL-ntlicIititen  Punki,  der  Zal>l 
der  Kinder,  ab'  (toq  Euphorioii)").  ImmcrhiR  berührt  »cb 
Orid  audi  mit  Euphorion  darin,  daß  er  von  einer  lletiung  j< 
einoK  Sulines  und  einer  Toclttcr  (wie  Apollodor  und  Hrginl 
oichta  erwähnt.  Überhaupt  kann  man  nicht  (wie  Ehwaldl 
Eiiphorion  =  Apollodor  setsen;  dieser  namticli  läßt  Niobe  aav 
drDclclich  an  den  Sipylua  zurfückkehren,  Kupborion  nicht. 

Worin  weicht  uuu  Ovid  durchaus  von  der  Überlieferung 
ab?  Er  erwähnt  nicht,  daß  Diana  die  Töchter  t>Utet;  man  kaon 
üif  ikllenl'alls  aus  den  Venteu  ^16  und  217  folgern.  Ainphion 
stirbt  nach  Ovid  dnrch  Selhätniord :  die  Angaben  anderer  ent- 
halten über  seinen  Tod  ilberhaupt  nichts,  außer  daß  llygin 
crwälmt  ,cum  teiujihun  Apollinis  expugnaro  vellet,  ab  ApoUine 
est  iaterfectiis"  (fab.  7).  Niobe  selbst  wird  schon  in  Theben 
veratuincrt  und   dann    im  Wirbelwind    nach  Lydicu  getragen. 


*)  Im  einzelnen  sind  dime  Dinite  lierüiU  eendK'Bnd  behandelt  *on 
Stark  a;.a.  0.  niiitKuIi-txl  wohl  von  Kniuniiii  inlWcbcrüniTUiol.  Iiesiboa. 

*)  Ähnlkli  nrteilt  Ober  die  Zahl  iJcr  SCbnu  dee  Kruchtheaa  U. 
Kiendr  in  nciaer  hAcliat  TcrdicnHtliclii-n  I>U^rrtation  tOvidiua,  qua  im- 
tione  compend ium  niytbolü^icuin  iid  nieUmorplioeeia  L-omponeadaa  ad- 
bibuorit"  Buel  190S  p.  37. 


J 


Niobfl  bd  Ond. 


293 


o  sie  am  Sipylus  in  Truaen  immeriort  xcrfljeßt;  ron  der  Ver- 
mudluDg  in  TheWa  wissen  die  andern  Quellen  otchts.     Än- 
rseiU  weiß  Orid  nichts  daron  -in  berichten,    daU  Zuus  die 
Verw«ndliiD(f  vollzieht  (Euphorien  und  ApoUodor).     Die  wich- 
tigste Abweichung  des  rümischen  Dichters  liegt  in  dem  Ort  des 
Todes  der  Kinder.    DaÜ  die  Tikliter  in  der  Konigaburg  sterben, 
Mgl  er  nicht  (wohl  aber  Kuphorion  und  Apnllodor).    Der  Stihiic 
foä  verlegt  er  auf  den  campus  bei  Theben,    die  griechischen 
Indien    dagegen    geben    tibereiustimmend    an:    ev    K-.i^aif/m:, 
laoz   neu    bei  Ovid  ist  Niobes  Anspruch  auf  gCttliche  Ver- 
■famng  nnd    die  Hteigeriing    der  FeiiidaL'hflft.    die  sich  daraus 
irgibt.     Wenigstens  erwähnt  weder  Kuphorion,  uocli  ApoUo- 
or  etwas  davon  ;  violtnehr  geht  diese  Motivierung  auf  Sopho- 
Jes  and  auf  die  vor  iltin  liegende  Überlieferung  zurtlck,  nach 
1er  Niobe  selbst  als  Göttin  verehrt  wurdo  (worauf  schon  vnn 
Indern,  auch  von  Ehwald.  hingewiesen  ist).     Die  Eintdeiduug 
ind  besondere  Form  jeiiea  Motivs  (Maoto)  hat  Ehnald  schon 
dchtig  Ulis  dem  Zwecke  dor  Anknüpfung  (der  Niohcflage  an 
ie  Arachnesagc)  erklärt 

Es  ergibt  sich  hieraus,  daß  weder  Euphorion  noch  Apol- 
lodor  Ovids  Quelle  gewesen  ist.  Aber  auch  Bhw&ldH  Vermu- 
tung "*),  die  Hypothesis  der  Niobe  des  Sophocles  habe  dem  von 
Ovid  bcnutxteu  üaudbuchs  zu  Grunde  gelegen,  Läßt  sieb  durch- 
aus nicht  beweisen.  Denn  das  wenige,  was  Über  das  Drama 
bekannt  ist.  läUt  sich  schon  auf  Loms  und  Pherekydes  zurück- 
führen; überhaupt  aber  ist  ea  so  knapp,  daß  immer  nur  eine 
Abhängigkeit  Orids  von  Sophocles  in  den  großen  Zügen  kon- 
•tativrl  werden  kann").  Man  kommt  im  «Ilgcmuiuen  also 
nicht  hmaus  über  die  Annnlime,  daß  sich  der  römische  Dich- 
sanächst  in  einem  m^rtbologischen  Abriß  orientiert  haben 
rd  und  dnn&ch  die  llauptxiige  ssiner  Niobcgeschichte  ent- 
rfen  hat.  Wie  aber  kommt  «s,  daß  seine  Darstellung  in 
nzclheiten  völlig  singuUr  ist?  Man  könuto  vermuten,  er  sei 
den  Abweichunj^eu  von  der  tlbrigen  Htterari sehen  Über- 
ifeiuug   durch  Werke  der  bildenden  Kunst,  au  denen  kein 


'•>  Vorber  «ohon  RibWk.  Gwch.  d.  r.  D.  11,  Sfl3. 
")  Eine  ihnliclie  Kurücklmltunt;  eiupfalil  acbon  llohde,   d.  gi.  So- 
■an  p.  JUS,  kam,  (gegeii  Welckex), 


294  ^-  Altenbnrg, 

Mangel  war,  veranlaßt  worden.  Sind  eie  doch  binsicliÜich  des 
Ortes  der  Katastrophe  selbständig  und  durchana  frei  verfohren. 
Nach  Stark  (p.  152)  läßt  aaf  einer  Schale  aas  Yulci  einer 
der  Niobiden  eine  Leier  fallen.  Er  schließt  schon  richtig  dar- 
aus „also  nicht  auf  der  Jagd,  nicht  im  Wettkampfe  des  Gym- 
nasiums, sondern  in  dem  heitern,  festlichen  Spiel,  wo  Eithara 
und  Tanz  sich  vereinen,  tritt  die  Vernichtung  ein".  Und  wei- 
ter eine  andre  Darstellung,  auf  einem  Krater  aus  Ruvo  (Stark 
p.  Iü6),  von  der  St  sagt  „die  Lokalität  ist  ein  offenes,  gra- 
siges, wohl  auch  mit  einzelnen  Bäumen  besetztes  Gefilde. . . . 
Wohl  haben  wir  sie  uns  im  heitern  Spiel  an  einem  schatti- 
gen,  kohlen,  wasserreichen  Orte,  nahe  einer  Quelle  zu  denken*. 
Ich  bemerke  gleich ,  daß  Apollo  und  Diana  nach  dieser  Dar- 
stellung je  auf  einem  Wagen  fahren.  Noch  singulärer  ist  die 
Darstellung  auf  einem  Belief  des  Museo  Campana,  nach  der 
Söhne  und  Töchter  Niobes  gleichzeitig  „im  Freien,  zwischen 
den  Felsen  eines  Gebirges"  (Stark  p.  173)  sterben.  —  Dieser 
Freiheit  in  der  Andeutung  des  Schauplatzes  entspricht  auch 
die  Einführung  neuer  Personen  im  Gegensatz  zur  litterarischen 
Überlieferung,  vor  allem  eines,  oder  auch  zweier  Päd^ogen, 
oder  einer  Amme  u.  a.  So  sehr  nun  Stark  darin  zuzustimmen 
ist,  wenn  er  sagt  (p.  145),  die  beiden  Kunstwerke  der  Niobi- 
den in  Rom,  die  Marmorgruppe  des  Skopas  oder  Praxiteles, 
seit  Augustus  im  Tempelbezirk  des  Apollo  Sosianus  in  Roni, 
und  die  Keliefkomposition  aus  Elfenbein  and  Gold  an  den 
Tempelttiren  des  Apollo  Palatinus,  hätten  auf  die  Dichter,  be- 
sonders auf  Ovid  Einfluß  ausgeübt,  so  muß  doch  betont  wer- 
den, daß  Ovid  keine  von  den  neuen  Gestalten,  die  er  dort 
sah,  aufgenommen  bat.  Darum  darf  es  uns  auch  nicht  wun- 
dern, wenn  wir  fUr  seine  Campusscene  auch  in  der  bildenden 
Kunst  nicht  das  Vorbild  finden.  Am  meisten  erinnern  an 
Ovids  Darstellung  die  römischen  Sarkoph^e,  auf  denen  die 
Niobiden  bisweilen  (wie  schon  Ehwald  bemerkt  hat)  beritten 
erscheinen ;  aber  alle  übrigen  Attribute  beziehen  sich  stets  auf 
die  Jagd.  Die  einzige  Andeutung  einer  Wettkampfscene  finde 
ich  auf  dem  giebelartigen  Aufsatze  des  Sarkophags  in  Mün- 
chen (Stark  p.  186  und  Tafel  IV,  3),  ich  meine  den  Kranz, 
dessen    Bedeutung  Stark    nicht    erklärt    hat.     Ich    halte    ihn, 


Niobe  bei  Orid. 


295 


■weil  er  sich   gwnde   über  2  berittcocu  Niobidea    befindet,  für 
den    äi(>g€!8prei8.     Aber   die   nuchovidiscbe  Entstebung   dieser 
,  Dfu-Btolliingeii    enUcbcidet  ohne    weiteres    die   Frage  der  Ab- 
hängigkeit. 

Trotz  dieses  negativen  Ergebnisses  «igen  die  Reste  der 
.  bUdeiideii  Kunst  docli,    mit  welchem  Küichtum  der  Kründiing 
'NDzelne  Motive   der  Snge  woitei^ebildct  sind.     Es  darf  wob] 
angenoRimeii    werden ,    dati    nudi    in    den   poetischen  Dnr^tel- 
liingen,    ln-aoiidera  den  Lt^Ileuiäti sehen,    eine  ähnliche  Fortent- 
wickhiug  stattgefunden  bat.    Lassen   doch  schon   die  uns  er* 
I  baJteneti  litterarischen  Keate  erkennen ,    wie  lebendig  sieb  die 
^^tbeabildeude  Krtift  am   Niobestoff  erwiea.     Ich  weise  nur 
anf  bin,   dati  bei  den  einen  Öcbriftatellern  der  ScbaupUtt 
[nur  in  Theben  liegt,  bei  andern  niuf  in  Lydicn;   daneben  fin- 
'det  sich  schon  früh  die  Kombination,  beider.    Jn  es  lassen  sich 
sogar  2  unter  sich  wesentlich  verschiedene  Sagenzweige  nach- 
'  weisen^  ein  tbebaniscber  und  ein  lydtscb-phrygiscber  (fUr  die- 
sen:   Schol.  II.  XXIV.  602  AuSoJ  5i  cpaatv  ....  und  Parlhe- 
^nios,  ipciiZ'.xä.  Tix^y.azx  .%j).     Und  diese  Mannigfaltigki-it  der 
abildung  ist  natürlich ;    denn  Niobe  ist  nrsprllnglich  eine 
rgemeiiigriücbische  Gestalt,  wir  finden  sie  in  Süd-  und  Mittel- 
Igriechenlmid.     Das  Motiv  der  Verwandlung  kann  fllr  die  £nt- 
Istebung  der  Sage  nicht  ausschlaggebend  sein:  die  ältetjte  Form 
[bei  Homer    kennt  jene    noch    nicht  und    lokalisiert  üWrhnupt 
nicht  die  Sage.     Die  Metamorphonc  Niobea  ist  nirber  das  Seü- 
Tspcv,  und  ihre  Identibcierung  mit  dem  Kybelebilde  am  Sipy- 
I  lua  in  Kleinasiea    secundär.    leb   stimme   also   nicht  Ekwald 
fbei,    wenn  er  sagt  .daß  die  Sage  tirsprflßglicb   eine  lydiscbe 
[war,   zeigt  die  Verwaudluug   der   Niobe    in    einen  Felsen  dee 
Sipjlua.     Wie  sie  zur  tbcbaiiischcn  ward,  ist  dunkel*. 

Xrni  dieser  Vielseitigkeit  der  Niobesuge,  die  fdr  die  »1- 
tteste  Zeit  nachweisbar,  fUr  die  helleaistiscbe  Zeit  wahrHcbein- 
iBcb  ist,  hat  Ovid  ohne  Zweifel  Kenntniü  gehabt.  Wird  er 
[Kuniichst  ein  mythologische«  Handbuch  benutzt  haben,  so  sind 
ihm  auch  andre  Darstellungen  bekannt  gewesen.  Vielleicht 
[lianntd  er  sogar  specifisch  thebanisclie  sowohl  wie  auch  lydi- 
[pcfae.  Die  Benutzung  der  letzteren  ist  darum  wahrscheinlich, 
'weil    er    im  6.  Buche    mehrere    kleinnsintische    Sagen    hinter 


2»6 


0.  AlteuljurK.    Hiobe  hoi  Ovid. 


cinandvr  boh&nileU,  darunter  Niobu  am  Stpyloa;  auf  eine  Lb«- 
banische  weist  Pelops  uud  Niobe  iu  Theben,  ihr  Widentaul 
gc({ea  Letos  Verehrung,  die  ausdrücklich  nach  Thcbeu  v^legt 
wird  (Manto).  Nun  erwäbnt  zwar  Ovid  die  Rtlckkt-hr  Nk>b« 
an  den  Sipylug,  aber  doch  id  nafTallendcr  Kurze  uod  mit  der 
bemerkenswerten  Variante  [rf.  p.  292),  daß  die  Versetzung  an 
don  Sipytus  erat  nach  der  iii  Theben  erfol^^n  Verwandlung 
stattfindet  Das  deutet  darauf  hin,  daß  sich  Ovid  ^ewistcr» 
maß«n  selbst  koiTigicren  wollte:  er  hatte  den  Tod  der  S&lrne 
auf  dem  carapuR  bei  Theben  u.i]»nilirlich  geschildert,  hatte  die 
npi&'StJL;  und  den  Tud  der  Töchter  knrz  abgetan  tind  kau  mm 
mit  Niobo  selbst  in  Verlegenheit  Er  wollte  seine  Krzälilaiig 
wieder  nach  Phrygieti  verlegen  (lyciflche  Bauern)  und  wollt» 
zugleich  auch  seiner  lydisch-phrygischen  Quelle  für  die  Niobe* 
sage  genugtun.  Die  ausführliche  CnnipuSKceiie  wird  er  aUo 
n»cb  einer  be.tonderen  pnetinchen  Darstellung  »ntwotfeu  habfd, 
die  vielleicht  eine  spectfläch  tbebanisclio  war.  So  würden  ilie 
nachgewiesenen  Mängel  der  Kompoaition  auH  der  Vereiniguc^ 
zweier  Vorlagen  xu  erklären  Beiti.  Ein  Bowoiti  dafür  ist  fm- 
lieh  z.  Z.  nicht  mügltch. 

Ich  halte   deshalb   eine   andre  Annahme    auch    nicht  fÜT 
unmöglich.     Schon  Ehwald  (zu  v.  298)  hat  diiiaiif  liingewiesöi. 
wie  nahe  sieh  Ovids  Schilderung    der  Eatustroplie  der  Xiobi- 
den    lind    der  Mutter   mit    der  AufFofisung    in  den    eriialleucQ 
Resten    der    Niobidengruppe   berührt;    die  dichterische  Schil- 
derung kann  Btclleuweiuc  geradezu  eine  Besehreibung  des  Bild' 
Werkes   genannt   werden.     Orid    kannU>    es  also  gut,   aber  ti  < 
kannte    vielleicht   »benso    auch  Varianten    künstlerischer  D*r*  | 
Stellung  und  wurde   durch  ihre  Betrachtung  uugm'^t,    selb^i 
ein  Motiv   neu  zu   schaff«».     Warum   soll  er  eiaer  Scene,    ^*l 
der  Niobes  Söhne  beim  fosttichcti  Spiel  der  Kitham  nnd  bei*^ 
Tanze  von  der  Rache  der  Götter  getroffen  werden  (cf.  p.  29  "*, 
nicht  die   aholiche  nachgebildet  haben,   in  der  sich  jene  d^* 
fröhlichen  Wettkampfe  im  RosBctummeln  und  Ringen  hingebe»^ 

Stettin.  0.  AUenhurg. 


i 


Die  Domänenpoljzei  in  dem  römisclien  Kaiserreiche. 


I 


I 


0.  Hinchfelilii  \'^erdi>uat  ist  es,  die  Organisation  der  Po* 
lixei  in  d«m  rBniisclien  Kaiserreiclie  uns  vor  die  Angcu  gefllhrt 
zu  haben').  Er  hat  uns  gezeigt,  wie  wenig  dt»  lieich  al« 
solches  für  die  Siclicrlicit  seiner  Uiitrrlbanfri  außerhalb  Uoms 
geleistet  hat.  wie  auch  in  dieser  Frage  die  entwaffueten  Mu- 
nicipien  auf  ihre  eigenen  Kraft©  ang«wiesen  waren  und  nur 
in  kritischen  Fälleu  bei  der  Centralgewalt  Hilfe  fanden.  In 
eiDem  Anhange  hat  Hirxchfeld  niif  Qrund  der  Papjri  nach- 
gowieavn.  daß  m  Aegyfiten  die  Ultureu  moimrchiachco  Einrich- 
tungen erhalten  wurden,  was  eine  ungemein  gegliederte  Po- 
lizeiverwaltung  mit  starker  Znzielumg  der  BeTÜlkoning  selbst 
Terursacbte. 

Kim  aber  bestand  das  römische  Reich  nicht  mir  aus  der 
Stadt  Korn  nnd  den  Municipten,  »oiideru  auch  aus  den  eoge- 
Dannt^m  eximierten  Territorien,  deren  Hauptteil  von  den  kai- 
aerlicfaen  und  privaten  Qroßgi'undhcrrschaftcn,  den  flog,  salfus 
gebildet  wurde.  Die  Erforschung  der  OrgiiniEatiou  dieaer  Ter- 
ritorien ist  in  den  letzten  Decennien  dank  einer  Heihe  hikbst 
iricbtiger  neuen  Dokumente  (Itiscbriftvn  und  Papyri)  an  die 
Tagesordnung  der  wiFu^enschaftlichcn  Forschung  getreten  ^). 

Soweit  aber  mir  bekannt  ist,  it)t>  die  Frage  narb  der  Or- 
guÜBation  des  Sicbcrbeitsdientites  in  dt-u  salitis  uicht  gctid- 
gend  berQcksichtigt  worden.  Diese  Zeilen  haben  die  Absicht, 
dirse  LUckc,  soweit  es  mSglich  iat,  ansxufUllen. 

')  0.  Hir«chr«lil,   Die  SichorlimtspoltEei  im   rSminohisn  Roüerrcieh. 
Sitib.  ier  liKtl  Ak.  WJi,  Üifi-Sn  vgl  I8d-i,  817  S. 

')  S,  mletit  O,  niwlifeld.   VarwaltUBgib.,  2.  Aufl.,  8.  130  fl'.,  wo 
t  die  eioMbUgig«  Litt«rAtur, 


298  U.  RostowEev, 

Aus  dem  römischen  Westen  and  Osten  haben  wir  eine 
ziemlich  reichhaltige  Serie  von  Nachrichten  Über  eine  Classe 
der  römischen  Landbevölkerung,  die  sog.  säUuarii.  Daß  sie 
mit  den  salttts  eng  verbunden  sind,  ist  klar  und  auch  von 
Niemanden  bezweifelt  worden.  Was  aber  ihre  Functionen  an- 
belangt, 80  ist  diese  Frage  von  der  Forschung  bis  jetzt  so 
gar  nicht  einmal  gestellt  worden.  Einige  begnügten  sich  mit 
mehr  oder  weniger  richtigen  Uebersetzungeu ') ,  die  anderen, 
wie  Schulten  und  Beaudouin*),  haben  sicherlich  falsche  An- 
gaben über  ihre  Rolle  in  den  Domänen  gegeben.  Im  Laufe 
der  Untersuchung  wird  davon  noch  die  ßede  sein. 

Grundlegend  sind  in  dieser  Hinsicht  vier  Stellen  in  un- 
serer Hauptquelie  für  die  Erforschung  der  Organisation  des 
römischen  Geiches,  den  Digesten :  zwei  haben  uns  Aeussernngen 
des  Pomponius,  eine  des  Alfenus,  eine  des  Labeo  aufbewahrt 
Ueberall  handelt  es  sich  vom  Grundbesitze  und  den  Verhält- 
nissen des  Besitzers  zu  einigen  Sclaven  der  Besitztümer. 

Und  zwar  sagt  Labeo  (Dig.  33,  7,  12,  4):  saüuarium  au- 
tem  Laheo  quidetn  putat  eum  demum  contineri,  qui  fructuum 
servandorum  gratia  paratus  sit,  eum  non,  qui  finium  custo- 
diendorum  causa:  sed  Neratius  etiam  kunc,  et  hoc  iure  tUi- 
mur,  ut  omnes  saltuarii  contineantur. 

In  demselben  Sinne  Pomponius  (Dig.  33,  7,  15,  2):  mutier 
viUae  aistos  perpetua  fundo  qui  cum  instfumento  legatus  esset 
aut  instructo  continehitur,  sicuti  saUuarius:  par  m»n  ratio  est: 
nam  desiderant  tarn  villae  quam  agri  custodiam,  illic^  «e  quid 
vicini  aut  agri  aut  fructuum  occupent,  hie  ne  quid  ceterarum 
rentm  quae  in  villa  contincntur ;  villa  autent  sine  ulla  dt^i- 
tatione  pars  fundi  ?iabetur  und  (Dig.  7,  8,  16,  1) :  dominus 
proprietatis  etiam  invito  usufructuario  vel  usuario  fundum 
vel  aedes  per  saltuarium  vel  insularium  custodire  potest:  in- 
terest enim  eius  fines  praedii  tueri. 

Endlich  sagt  Alfenus  (Dig.  32,  1,  6) :  praediis  l^atis  et 
quae   eorum  praediorum   colendorum  causa  empta  parataque 


°)  So  die  Lexica,  vgl.  Gauckler,  Rev.  gen.  d.  sc,  1896,  970;  Bois- 
Bier,  L'Afrique  romaine,  160. 

*)  Schulten,  Die  römischen  GrundherrBchaft«ii,  54  f. ;  BeaudoniD, 
Nouv.  rev.  hist,  du  droit,  1897,  570,  4  vgl.  593, 2  und  1898,  735. 


Di«  Dott&neitpoliui  in  <!«»  riümii^«  KftiMmich«.        299 


essail,  ncque  topiarium  neque  scUtuarium  Ityatum  vUleri  att: 
topiarittm  enim  omandi,  gaÜuariitm  atUaa  ttttmdi  et  cusUxU- 
ciuii  fmuli  tnugia  q«am  colaiäi  paralum  rssc. 
m  Daoach  ist  es  ToUstÄiidiR  klar,  daß  die  saUuarii  eine 
^fttiptaiiFgabe  haben:  es  sind  Wächter;  custodireH  iucri  fines 
prartiit  (P»mpuiiiua);  tucndi  et  cu^odiettdi  fundi  mwfix  quam 
^lendi  (AlTenus)  sind  ihre  Aufgaben.  Bcaouders  lehrreich  lai 
»her,  wßs  Pomponins  und  Labeo  in  *!3,  7  sagen:  nach  dem 
Enteren  ist  die  Aufgabe  dvn  saUnurius  die  agri  custodia:  ti« 
<iuid  vicini  aut  agri  out  fructuum  occupeitt :  nach  dem  zweiten 
giebt  es  zwei  Artcu  der  salttiarii:  die  Orcnzwacbtor  und  die 
qui  fructuum  scrvatulorum  gratia  parati  sunt.  Domäuen- 
wächter  »ind    danach    die    äaltuarii;    sie  haben    die  Aufgabe, 

Ewohl  die  GreoEen  des  fttttdus  oder  saltus  gegen  ÄngriO« 
id  Uebergriffe,  wie  die  [*rodukte  dee  Gutes  sowohl  auf  dem 
lUia,  wie  in  den  lu>rrM  und  apotheeae  zu  beschütze».  Uieüc 
Angaben  werden  von  den,  leider  nicht  zahUeichen,  luüohrifteu 

rllstÜQdig  bestätigt. 
In  den  Inschriften  der  Weathülfle  des  rötnii-cbcn  Reiches 
nUlt  zuerst  auf.  daß  di&aelhcn  fa»t  aUt-  um  Lande,  nicht  in 
den  Städten  gefunden  worden  sind,  und  zwar  t»  den  Tbeüen 
dca  Reiches,  wo  der  (iruligiundbesit/.  beaondem  blühte.  Wir 
bähen  folgende  InscbhftL-ii :  [tauen.  Roni.  CIL.  VI  9874  {ti-am 
Tiherim  i«  paroeda  S.  Ührgsogom  in  domo  prirat«.  stammt 
irohl  aus  der  Conipagna):  Weihung  an  Silvanus  (?)  eiaee 
Sdaren  saUttar{ius)  und  drei  Freien. 

I      Teanum  Ajmium  CIL  IX  706  {Lesittae  rep.)   —   Sciave 
ferabschrifi  seiner  Frau). 

I       ca.  IX  ."1421    {Beffis  in    Vaüe  Alaiii  prope  PcUuimtm): 
8f\hano  ÄOitfV[«]  v.  s,  l,  m,  \  [G\krmtu8  Or\o\\ma€  lulittae  \ 
lituarius  ptfol  \  salttle  domH\ae]  |  p. 

CIL.  X  1085  (i>i  mcHti  Aibino  prope  Ifuceriam)  —  Qrab- 
ihrift.  Sckve. 

CIL.  X  U09  {in  tn&nte  Vesuvio  sttpra  Mesinam):  (\)m- 
miis  C.  Pcirotti  saUuarius  votum  Silmno  solvit  tib<!i  | 
Kritc. 

Mach  Saditalien  gehören  wohl  auch  die  Kahlreichen  sal- 
urii  de»  Trimalchio  (Petron.,  53). 


900 


H.  Bob  tow  t  Dir , 


In  Nor<litiiliRn  liaben  wir  fot^jende  Zeugnisse: 

CIL.  V  2:JHy  (tu  ai/ro  Ferrariensi) :  S{iieaiu>)  Aug(ttsto) 
8{acrum)  \  C.  In^etmtius  Ilelius  |  saUvarius   Virtutis.  . . . 

CIL.  y  &51ä  {infra  laeuui  Verbanum):  Weihang  an  Sil- 
vaniis;  mehrere  sttHuarii,  alle  Sclaten. 

CIL.  V  5702  (ager  Mfdiolanmsis)'.  Jovi  0.  M.  |  pro  sa- 
lute I  rf  ridfiria  L.  |  Vergitii  Rtifi  |  Pglndes  :iaUuar{ius)  |  r.  s. 
gesetzt  iui  .1.  59  im  Gute  des  bekonnteu  Verginias  Rufos,  aU 
er  '/um   KiuB<?r  |iroclnniiert  wurde  (Mommsen  ad  1.). 

Im  ager  Tergestmus  ist  die  Inschrift  CIL.  V,  715  gofun- 
den :  P.  Public[ius)  Ursio  ....  itiim  saltus  ptAlfras  euro  de 
(dicavi)  hör  in  private  sacellv.  .\m  den  Xordprovinzeu  bt 
cur  ein  ealtuarius  (^lave)  aus  der  Umgebiiug  tod  Nor«ia 
bekannt,  (CIL.  lU,  5048). 

Weitere  Belege  haben  wir  für  das  grüßte  Doniäaenlsod 
Africa.  Und  2war  hier  bcgegneu  wir  zui^rst  zwei  kaiserlicben 
SeloTen:  CIL.  VIII  5383  (Calaraa)  —  Solave  des  Kaifiers  Nero 
Lud  Rev.  arch.  1898,  348,  n.  42  (Cartliagn  aus  der  BegralM 
nisKÜitte  der  kaiserlichen  OfSzialen).  Dann  aber  einer  Reihe 
Ton  Privntsaltuarii:  CIL.  VIII,  6976  {ager  Cirtensis,  6  Kilom. 
Ton  ConsLanttne)  —  Freier;  Cagnat,  ann.  ep.,  1904,  55  — 
Sclav»  (18  Kil.  von  der  BrQcke  Fahs)  und  die  bekannte  In- 
schrift Ober  einem  Thurme  der  ümfriedigung  der  Villa  dee 
Pompeianus,  dargeatelU  auf  dwui  Mosiiik  ans  Oned-Atmeuia: 
saltuarii  \  ANVS  (CIL.  A'III.  10891).     Soweit  der  Westen. 

Wir  entehen  aus  den  angeführten  Iniiclirift4^D,  daß  die 
MeLrcahl  der  saltuarii  f^claven  sind,  daß  die  meisten  rrivatleiiten 
gehören,  daß  nie  liuweilen  In  Gruppen  von  mehreren  Personen 
erscheinen,  daß  sie  mit  dem  Lande  eng  verwachaen  sind,  was 
auch  ihre  bcaotidore  Verehrung  fflr  Silvanui;  bezeugt.  Nun 
aber  können  wir  noch  weiter  gehen.  Die  xwei  Freigel aMnenen 
auH  Norditalieu  scheinen  höhergeatellte  saltitarn  zu  «ein :  der 
eine  nennt  sich  saltuarius  Virtutis  —  wohl  eines  gaaxen  Gu- 
tcR,  also  eher  Vorsteher  der  mlluarii  diese«  Gute«,  der  zweit« 
—  ein  Freigelaasaner  der  Stadt  —  hat  die  Oberaafsicht  über 
die  saUtts  pubiiti  und  ruft  ins  GedUclitniß  die  vor  kurzem 
publicierte  Inschrift  ans  Gigen  (Thracien)  s.  ße*.  arch.,  1896. 
259  und  Rev.  arch.   läOO  (Cagnat,   aun.  ep.)  n.  25  (nach  der 


Die  Dom&aenpoliiei  in  dem  rSmiBchen  Raüwrclebe-         301 


PublicaUon  des  Dohrask;,  Materialien  fßr  Am  Archäologie 
Butgarieos,  Sof:  1&99  in  lul«.  SiTacLe  S.  130J:  M.  Tttio  | 
J/,  /tl.  Pap.  \  IHtixmo  I  IJ  virali  \  iler{um)  q.q.  |  col.  fia\mm\ 
per\pti{Mo)  praeficcto)  aaltits  |  pair{ono)  fabr.  \  Harcissus  actor. 
Dftmit  zQ  Tcrgteichen  ist  di«  Inschrift  iiua  Tlirocicn'^};  KAau- 
8u(V&;  UvpfOi  x«i  Uippc;  [Mjxvöpoy  xaI  6C  nepi  aOxoü;  [<j)aX- 
TCtfMt  u.  8.  V.  also  xvrei  Vonttcbur  und  mehren;  .•laUttarii  oder 
nach  siüterer  BilduOf;  Raltarii  (it.  saltaro).  Den  nuini?:ipalen 
pfaefe<tiiS  saltus  halte  ich  demunch  i'ür  einen  Beauitcn  in  der 
Art  der  muDizi|>aIeu  praefecti  aus  den  Nordprorinzen  den  rS- 
cbeu  Keicbes,  des  praefectia>  vigilum  ei  armonim  in  Ne- 
'^ansu«,  ios pracfectus  arcci>dis  latrociniis  in  Novio^luiiuin  niid 
ihnl.  *)  —  alles  Poltxeibeaoiteu   mit  grüUcn;m  ihnen  tmter^e- 

Ibenen  l'ersonaL 
D*r  Publiciii«  im  ager  Tergestintts  und  Titiuß  in  Tliracion 
batleji    vermutlich   die  Aufgabe,  die  städtischen   saKttJi,   wohl 
baupttsacblicli  sUvae  und  pastiones,  vor  den  RÜubem  einerüeits 
uud  den  Wald-  und  Weidefrerlern  audererseits  zu  bejschdtKeii. 
Dieselbe  Aufgabe  Imben,    wie  wir  gesehen  haben,    auch 
die    saituarii   der  Privatjiiilter    gehabt.     Bestätigt    wird    diese 
Ansicht  durch  die  Moaaik  der  Villa  des  Pompeianua:  die  Woh- 
nung   des    saltuarius  ial  ein  Thurm,    wolil  um    ans  ilim  Atut 
ganze  Land  zu  beobachte»  und  die  nüti^fu  Maßregeln  zu  tref- 
H  f tD   —   etwa    ein    priTater    hurgun  ^pratlatorius''}.     Mit  dem 
^  rilicus^)  kann  der   stiltnarius  wohl  schon  dushalb  nicht  iden- 
tisch sein,  weil  PauiJns  (Sent  111,  0,  3&  ed.  lluschli«)  ihn  ku- 
Bamnien  mit  dem  viiicus  aia  etwus  von  ihm  Verechiedenes,  nur 
in  gleicher  Weise  z\ir  Administration  des  Hesitucs  gehörendes 
nennt:    quacrcudoritM   (rufttium  causa  esse  vuhiUur  qui  opus 
rustiettm  facwnt  et  mi>nihre.i  d  viliici  d  saÜNani. 
^^        Demnach  scbeiiit  es  bewiesen  zu  sein,   daß  die  sallmrü 


I 


*>  Atb.  Mittli..  U9<i.  100:  Runtsity,  Tho  citdcs  antl  bisli.  of  Plirygim 
Coirig.  «u  S,  615:  Rcv,  »ich..  Ifl04.  äO  i Pcrdxisoli. 

■)  H.  Hincbrdi),  Di«;  Sirhi-rbeitxiioliiiei,  875  (Sitab.  d.  U.  Ak.,  IDÜl). 

')  S.  CIL.  Vm,  24«.  2405. 

*)  Dies  üt  die  Aniicbt  Scbaltcns.  BSm.  Grunilh.,  54  T.  Er 
itrftletcbt  mit  der  Iniichnft  de»  Moouikii  die  AiijciLlxt  Columella's  1,  6: 
n'Ii'ru  /wjcfa  jam«m  fint  habiintio.  Irh  liecnerke  nur.  >l»ß  die  beanng 
MimM  auf  dem  Nonik  sehr  naaicber  iit  (a.  od  CIL.  Vlll  ll>tl91),  ogcb 
Kwcifclhafter  die  Interpretation  i'anw  =  ionva. 


302  ^-  KostoWEftw, 

in  Italien  und  den  westlichen  Provinzen  Domänenwächter  ge> 
weaen   sind:    ihren  Namen  haben  sie  wohl  noch  in  der  Zeit, 
wo  sie   hauptsächlich  in   den   saUus  im   alten  Sinne    zu  than 
hatten  d.  h.  in  Wäldern  und  auf  größeren  Weidefiächen;  spä- 
ter aber  hat  jeder  fundus,   ob  größer  oder  kleiner,    eximieit 
oder  nicht,  seinen  oder  seine  saltuarii  als  Feld-  and  Grenzen- 
Wächter  gehabt.     Die  Municipien,   welche  größeren  Besitz  in 
Wäldern  und  Weiden  haben,  besitzen   mehrere  saltuarii  und 
stellen    sie    unter    das    Commando    von    besonderen    BeamtoL 
Mehrere  saltuarii   haben  auch  die  größeren  Privatsaltos  and 
deshalb  erscheinen  die  saltuarii  hauptsächlich  in  den  Domänen- 
gegenden.     In  wilden  Gegenden,   wie  in  Thracien,  bekommen 
me  eine  besondere  Wichtigkeit  und  haben  wohl  mit  den  Räu- 
bern öfters  zu  thun. 

Wenden  wir  uns  nach  dem  Osten.     Die  erste  Frage,  wel- 
che wir  uns  stellen  müssen ,    ist  die  nach  dem  griechiacheQ 
Equivalent    des    lateinischen    saltuarius.      Eine    befriedigende 
Antwort   auf  diese  Frage    geben  uns    die  Glossare.     Im  corp. 
gloss.  IX,  177,  48  finden  wir:    saltarius   bpiotfitXa^  {saltuarius 
öp^o^üX«?  d.  Casaub.  Vulc);    II,  592,  12    custo{s)    are   (wohl 
agri).     Im   Index  B.  VII   finden    wir   folgende  Aequivalente: 
XwpotpüXa^,   cpopoXöyos,  xTTj^iaTOtpuXaS,  ^YpocpLiXa^.     Also  Obe^ 
all  ein  Compositum   mit  yüXa^   —   Wächter  (über  tfopoXÄyoi 
wird  noch  die  Rede).   Die  Hermeneumata  Stephani  (Corp.  gloss. 
Ill,  356)  erlauben  noch  weitere  Einblicke:    da  finden  wir  im- 
ter   dem  Titel  Tcepl  yetopyias   de  agricuUura  Z.  36 — 38    fol- 
gende   Zusammenstellung :    pastor    7tO[|if]V ,    saltuarius    ä^po- 
(püXa^,  circitor  xeXeurfj;    cf.  fragm.  Brui.  ibid.  396,  73 — 75; 
weiter    ebendas.    357:    Herum    de    agricuÜura    ml    f^iapr^lai 
Z.  23—31 :    vilicus  ofxov6(io;,   saltuarius  dypocpiiXaS,    colonus 
yeiopyfij,    rusticus  ctypotitos,    circitor  xuxXsun^c,    exactor  iitoc- 
tijTi^S,    operarius   ipfxiriz,    mercenarius    ji[o9-ü)t6;,    indigetia 
^TX*^P'®£-      ^ir   bekommen    demnach   die   ganze  Bevölkerung 
einer    Qroßgrundherrschaft    aufgezählt    und    zwar    stehen    in 
engster  Verbindung  untereinander  die  Beamten  des  saltus  — 
vilicus,   saÜuarius,  circitor  und  exactor  (cf.   Herrn.  Leidensia 
Corp.  gloss.  Ill,  27,  32—34 :  äypovcjios  vilicus,  afpotfüXa^  sal- 
tuarius, xuxXeu-riji  circitor). 


Die  DomAneapolüei  in  dem  rSmiiclieD  Kaiierreiohe. 


303 


I 


Der  eircitor  vrird  wohi  mit  dem  tnmitor  bei  Paullas 
idcDtisch  sein  iind  wolil  bei  der  EtDSBminlang  iet  partes  affra- 
riae  za  tbun  gehabt  haben,  ähnlich  dem  exaäor  der  GloMCn 
und  d«s  Pliniu»,  «[x  IX,  ^7,  3:  »leiiettäi  wia  ratio,  si  non  num- 
mo  aed  partibue  locem  ac  deitide  ex  meis  aliquos  operis  ae- 
aetore$  mstodes  fructibus  pottatn.  Danach  sind  die  eaaetores 
zngicich  cuslodes^  d.  h.  nach  den  Juriitcnstellon  dis  saUuarii^ 
ganz  wie  in  Aegypteu  der  piot«mäiaclien  und  rDtniochen  Zeit 
die  YtVT]|tatc'^ijXxxE;*).  la  manchen  äutern  also  hatU-n  die 
saltvarii  auch  die  Bcfugniß,  bm  der  Theilnng  dor  /racfN« 
Wache  zu  bnlteo,  deshalb  nennen  «ie  auch  die  Qlossen  cpopo- 
Xifci.  Di«  6lo88«D  bestiÜgen  also  unsere  Ansicht  über  die 
ThÜtigkeit  der  saltuarii,  die  wir  aus  anderen  Zeugniäseii  ge- 
wonnen haben. 

Nun  aber  sind  die  xuletzt  ougefnhrten  Glossen  JCrhlUrun- 
geti  nicht  UebergctKiingen.  Uebprsetxungen  aind  nnr  die  XU- 
erst  aogefohrten:  &pcofü).a^,  öp^fdXa^,  wobei  saltua  aln  wal- 
dige Berggf^end  aufgefaßt  ist  Diese  Uebereetziing  ist  in  die 
Qlosüarien  aud  dem  lieben  gekommen.  Die»  bezeugen  manch« 
luschriften,  ein  Papyrua  und  ein  titterariitcher  Text. 

In  der  großen  Domäiiengegend  in  Fhrygien,  die  von  lEam- 
xay  entdeckt  iiud  in  ihrer  Organi.s»tioii  tr<!ll1irh  illustriert 
worden  ist,  finden  wir  manche  Acklünge  an  unsere  saUHorii 
—  Ailos  in  ziemlich  «piitcn  Inuchriften  (bnuptsiichlich  I Ü.  Jahrb.) 

Zuerfit  zu  nennen  i.it  der  aaX'npio;  von  Uumulii  (Doniäue 
Tembrion)  s.  BCU.,  1893,  272;  Ramsay,  Cities  and  bish.  of 
Phrygia  I,  2,  ßl5.  Diesem  entsprechen  augenscheinlich  man- 
che in  denselben  Gegenden  bezeugten  ipo'füXctXE;:  ho  die  In- 
schrift ton  Uassanpaaha  (J.  255  n.  Chr.) :  CTti  tnaiN»|Toö  Aup. 
Tf*[x]ivSou  j  . .  . .  (ü)ieii[p  ip]o^Xäx(ov  (Itarasay,  Öeogr.  of 
Asia  Minor,  175)  nnd  die  nu«  der  Domäne  Dijiotamon  (Ram* 
say,  Gcogr.,  178):  Sowiöy  uf(J>  dpc^Xarxi  locpayEvit  Cnt6  Xi^atöv, 
^I.  noch  Sterret,  an  epigr.  journey,  n,  65  uud  Ramsay,  Ci» 
ties  and  bish.,  I.  i,  300,  104  liii  eine  Klippe  eingegrabim,  wohl 
ans  dem  J.  201  n.  Chr.). 

Man  liest"')  allerdings   liberall  6poep6Xa^   und  orkl&rt  eu- 

•)  3.  ArohiT  f.  Pap.,  III.  204  ff. 

■*>  Roraiay  ».  a.  Stellen:   ScbulUin.   BOm.  MitL.   XIII  (IB9(t),  8S& 
»och  EUrschrcIi  Sibb.  d.  ß.  Ak..  tü^l.  874  Anm. 


804 


U.  Boitairi«T, 


K{odps  fiiiium,  wobt  al^r  oliuc  jeden  Grund  ") ;  außer  der  GIoo- 
sarleii  spricht  t'tlr  meine  Lesung,  duß  dp&;püÄa^  di«  riclitige 
üubcrsetzung  Um  Terminus  saituarius  ist,  dagegen  die  Ueber- 
fcragun;^  durch  Cf'jfjkai  eine  Interpretation  des  Terminus  vor- 
ausat-tzt '-).  ÄU  spiite  Uilduug  ist  öpccpüXs^  cbeiieo  versUtud- 
licb  Bnd  erklärlich,  wie  dos  bekanntere  und  von  Niemandem 
angezweifelte  dpeo^'jXa^, 

Dft5  ivir  Iiicr  mit  der  uns  schon  bekannten  Domünenpoli- 
tei  mi  tlmu  halieo,  bezeugen  mit  Sicherbeit  die  Inschriftcji 
aelbst:  die  Bczic-liunju;  tur  Domäne  -  die  luKcUrift,  vrelcfae 
nach  dem  |ic3i)'ii>T^(  datiert  ist,  die  Polizei fnncUoaen  — die  In- 
echrit't  des  von  di-n  llÄubern  erschlagenen  ipvfjka^. 

Ideiitidcli  mit  de»  itfiVfuXaxti  ist  der  ö  xaTä  tinov  Tijp?]- 
■rii;  der  Inschrift  Wftddington,  16Bf),  vgl.  Itaraeiaj.  Geogr.,  176 
und  Citie»  and  hisli..  1,  1,  273,  wclcbur  ihn  ohne  Grund  fQr 
einen  Püchtor  erkUlrt. 

Vorgänger  der  sattitarit  in  dieser  Gegend  aiiid  die  icstpa- 
^u^ax^Tsi  aus  'AXaiors;  (CIGr.  43G6a:  [tainsu}-,  Oiiire  and 
bist.,  1,  1,  307,  115).  Tgl.  30B,  116  und  Geogr.  178  (Hassan 
I^Iia)  *'),  ffobi  ein  Ueberbleibfiel  der  PtolcnmisdiCn  Zeit, 

Die  Glossarien  mit  ihrer  UubvrselKuii K  des  salluarins 
durch  cpeofüXo^  fuhren  im»  auch  nach  Aegjpteu.  In  eiuem 
aas  Achmim-Panopolia  ntammendeii  Papyrus  der  l'ariaer  Ns- 
tionalbibliothelf  (J.  107  n.  Chr.),  welcher  nach  Wt-asely's  Co- 
pic  von  O.  Ilirscbfeld  publiciert  worden  ist,  linden  wir  in  der 
Aufzählung  allerlei  PuliEuibcuntvii  auch  iptatpOXstxe;  ÖSoO 
'Oxoeto;  erwähnt  (s.  Hirsclifeld.  Sitzb.  der  B.  Ak.,  1892,  819 
Z.  2B).  Wir  haben  also  Bergwächter  vor  uns,  welche  auf  der 
Oaäisstraße  diewibe  Function  urfülleu,  wie  die  Soldaten  iu  dem 
uious  Beronice-s '  *).  Zu  vergleichen  sind  diene  Ö^ec^-JÄscKe;  inti 
duu  mehrmals  erwüHntcn  ip^^\L<lff^tXa^xti,  welche  uiiü  in  ptole- 
mäischer  und  rüuiiacher  Zeit  zur  QeuÜge  hekanut  sind'^).    Die 


")  Eiae  Paialtrie  ksans  icli  nor  an«  dem  T.  Jobtli.  t.  Chr.  in  der 
lutclirirt  Ton  mm  Miobel.  Rccacit.  iao3. 

")  Rbbtig  alt  TTeliernettung  ile*  IiLteinhchen  Termiaiis  auch  von 
Schulten  a.  a.  0.  aurjiefafit. 

")  Vgl  HinchfcU.  a.  a.  0. 

">  S.  BSoi   Miith.,  Sil  (lii97f.  78  ff. 

>*)  &  TeltL  Pa|l,  Iudex  V  und  Apprndii  p.  &SU;  Pelr.  Pap,,  S.  70  ff. 


1 


Ko  PomtowixiUMi  in  dam  TdmiuliM  KaiMtieiclie. 


JEoifJlzxEi  bewacliten  vielleicht  irgend  eine  besonders  schwie- 
rige SU-lle  uuf  der  OiuisHtrativ,  wie  das  bekuuntv  Detaclicmcnt 
Von  notlejisoldaten  deo  Furlopass  (CIL.  XI,  (1107),  die  ipijiio- 

tfüXxTusQ  —  viel  Eahlreicher  —  bewachten  die  vielen  Wdsten- 
■traßcn  nberhaupt  Die  Analogie  mit  der  i^Tyii^^Xaxia  rückt 
wollt  auch  die  Öpsc^uXaxix  in  die  vürrüuiiachc  Zeit  liiuauf'*). 
Die  Existenz  dieser  Bergpolizei  der  6pEotpfiXaxE;  führte 
dahin,  daß,  a\s  man  in  Ländern  griechischer  Spruche  in  den 
Domänen  die  saUnarti  einfübrle.  sie  in  Eriuneruug  an  die 
orBprUoglicbe  Bedeutung  des  saUus  und  nach  der  Analogie 
der  TorhaDdenen  öpso^Xocxe;  auch  iftsatfüXxuez  oder  in  spä- 
terer Bildung  öpof-JXoxe^  benannt  mirden.  Daß  der  Vorgang 
irirklich  dieser  war,  zeigt  der  vor  kurxem  aufgefundene  Mimus, 
Bdeu  Orenfell  nod  Hunt  im  IIL  B.  der  Oxyr.  Pap.  n.  413 
col.  11.  111  pnbliciert  haben.  Die  Scenen  des  MimuH  verlanfen 
wohl  Tor  einem  Luudhause  {Z.  123-  12^).  wo  die  x-jpfs  outer 
ibrem  Hanageäinde  waltet.  Sie  venirlheilt  einen  Sclaven  und 
eine  Sclarin  zata  Tode;  die  Vollstrecker  de»  Urteiln  sind  Mjb- 

IsclftTeii  (Z.  120;  üate  aaic{e;),  ouv3.aß;vi(ai)  TOfttov  e}.xeie 
tttl  li-^  n£iip(i)|ii-/i]v.  Dieselben  lassen  die  Beiden  auf  dem 
W^e  cntlanfen.  Die  Dame  wird  aber  dadurch  an  ihren  Pla- 
nen nicht  geotürt^  sie  ist  aicher  (Z.  132  f.|,  daß:  ei  xot  tjp^[>] 
S(ii]!p-Ji'£v'"')  Toy;  dp6[o]qfjüX|axfi&;  o-j  pij  Xithaa:.  Wirklich 
fallt  die  Sclavin  in  ihre  Händo  und  tiie  sagt,  wohl  zu  ihren  Scla- 
;rcn,  Z.  HO:  ü|l^/ J-iy«)  äza./j.x\^»\wtti  zzitir^v  Ttatjpatäoxe  T|oi5| 
ipe«pö>.d(5:  »«"i-  einaTe  ev  iroXÄcJi  ■Tidi^^tf  |  TTjpelv  £[7:Jt|iEXös. 
Was  aind  diese  ipvyfdhtyxi?  Si«  halten  Wache  auf  dem 
mde  und  fange»  unter  Anderem  die  entUufeneii  Sciaren  ein. 
sind  aber  kaum  Stiiat«jgi;uten,  denn  nonst  hätte  die  Dame 


iM  Tase  if'^vpAiaiULi  Wilokea.   Oitroka,  i,  8&i):   RostowHw. 

;bt«  dar   8laaUpa«fat,    ItH  (lunische  Aariuge):    Qraafcll-Huiti 

Pap.  S.  r'5  IT. 

<*)  Ala   «iRCDlIinbe  Domanenpolizei   »obeiiicn   in  Aogjviea  iu  der 

Eitüeneit  udÜ  in    <len  Kftiiierlichen  o'jy'.x.  i«ttOndere  de«  Procuntoirn 

enUrßcWtic  itx/AV^'ii'^:.'n  c'jiiÄXi-t  funjficrt  m  haben  a.  Aiiih,  Pmp..  77, 

f.;  r.  Mcy<tr,"j;5ix»;jvi  «ad  'litis  Äcr^i  iii  UirsehfcU'i  FeiUcLrifi,  15«. 

t*^)  Sehr,  bi^-'av  mit  Cniiius.  Ilorandtu*  p.  11^,  70  üeta  Minien 

ckt  liad. 
niioie«u  iJin  (K.  p.  xvTUt.  1.  SO 


U.  RoBtovsew, 


kaum  gewagt,    ihnen  obno  veitcrcs  za  g«bict«n.     (cb  gl&l 
aie  gebüren  zar  famtlia  dea  Qatea,  aaf  weLcbem  die  D&nie' 
eigenmachitig   n-altei,  sie  sind   di«  saltaarii  der  Domäne,  auf 
welcher  »ich  der  Mimua  nbapiclt. 

Die  Dumüiieiiorgaaläutioii  fordert  gerade  so  eioe  PoLz«. 
Die  Herren  oder  Verwalter  der  Domäne  haben  ia  der  »piteren 
Kaiserxcit  zur  Pflicht  die  Uebolthüter,  welche  sieb  auf  tbrer 
Dom&iii:  betinden,  auszulieforD  und  sie  vor  den  betrefleDden 
Kicliter  zu  nihren  (a.  Beaudouin,  Nouvetle  Rev.  bist,  du  droit, 
1898,  114,  vgl  1897,  597  und  1898,  101).  Daza  bmnclien 
sie  sowohl  wie  xur  Dnterhaltnng  der  Habe  unter  der  BerÖl- 
kcrung  der  Doqi31qc  begoudero  Agenten  und  alü  aolcbe  sehe  ich 
die  Sclaven  au,  welche  atiLierdem  natürlich,  uud  aU  Haupt- 
pSicIit,  die  frttctus  und  fines  des  fuitdus  oder  sattua  be- 
wachen. 

Merkwürdig  könnte  es  erscbeinea ,  daß  in  den  ffroßen 
Eaisersaltus  fast  kein«  saltuarii  bekannt  sind :  nur  zwei  Bei- 
spiele haben  wir  oben  angeführt.  Ich  glaube  die  Sache  er- 
klärt sieb  eintnch.  Die  Kai&erdomilneu  bewachten  SoldateOi 
welche  in  dieselben  sowohl  fUr  längere  Zeit  als  auch  for  kttr- 
xere  Friatcn  in  grüüercr  Zahl  (Lex  mltaa  Burun.,  II,  11 — 16) 
abcommandiert  wurden.  So  kennen  wir  eiu^u  Soldateu,  wel- 
cher im  saltua  Philomasiouus '*)  postiert  war,  so  begei^ 
nea  wir  Soldatca  iu  dem  meUillum  VipaMense'*)  und  ähnl. 
mehr  '"). 

Nach  dem  Gesagten  scheint  es  mir  klar,  daß  die  saüu- 
am  zuerst  als  Wald-  und  Weidewächter  in  Italien  entstanden 
aisd.     Deshalb   findet   man   sie    hauptsächlich   auf  gröt^ren 


")  S.  CL.  VIII  14603:    mtUcn)   loK(iotiia)    Kl    Aug(Data«)    >  Leniti 
lail(itaTit)  anaia  XIX  in  praeiiiaio  nt  oaset  in  BuLtu.  Piiilpmuaituio. 

^*)  Lbx  met.  Vi]ia»c.,  24. 
_  ■*)  S.  BuiuJauiu,  a.  a.  0.,  1^7,  598,  bes.  1898,  101  Über  die  arU 
Scti  T;|ia«ii  (Annl.  Boll..  IX.  IIS).  Xtet  aratpomtvs  saitHs  der  )«U> 
tereu  Quelle  ruft  die  obm  B.  ßOO  T.  iingcrflnrteii  Po)ii«-tbcu(aten  in  Er- 
ianeruHK;  er  ii&t  «u k'H nach einl ich  die  Auficitbe  mit  Hilfe  der  miUtSri- 
■oben  Qavalt  die  Tcrordtieta  ZurflckruTuuic  der  Vcit«raaeD  (danelbe 
wulil  aoob  ini  Pull«  dor  Aushebung)  ins  Werk  zn  ■etx«n.  Saltus  aim 
droßgruadberrsohaft  ftufmfuBen  i«t  unmOglicIi :  Tjpfuiua  (Pooiio  Ty- 
paaii,  4)  isL  (>  r  und  best  tser  wohl  \va  Territorium  eintr  Stadt  (m  agro 
nw  vionasterium  ferit).  Heber  deu  eokton  Kern  der  paatio,  tu  wclobeai 
auch  anaer  Puttit  gobOrt  s.  Monceauz,  Rev.  arch..  IthM,  267  IT. 


1 


Die  Domftnenpoliui  in  dem  iSmiaehen  EaiHrreiohe.         307 

Gütern,  wo  sie  anch  als  Greoz-  und  Flurwächter  functionnie- 
ren.  Ala  solche  erscheinen  sie  auch  in  den  kleineren  fundi. 
Solche  Wächter  halten  anch  die  Stödte ,  welche  größeren 
Grund-  hauptsächlich  Wald-  und  Weidehesitz  haben. 

Mit  der  Bildung  größerer  privater  Gnindherrachafteii  in  den 
Frorinzen  hOrgem  sich  die  saltuarii  anch  in  denselben  ein.  In 
wilderen  Gegenden  fonctionnieren  sie  auch  als  Beschfltzer  der 
Domäne  gegen  Räuberbanden.  Im  Osten,  im  Anklänge  an 
die  schon  frOher  vorhandene  Bergpolizei,  bekommen  sie  den 
Namen  ipeo-  oder  äpofCiXaxec. 

Neben  Wächterfunctionen  werden  ihnen  anch  richtige 
FolizeifuDCtioneD  anfgebOrdet;  dahin  führt  sie  die  Exterri- 
torialität der  Domänen  and  ihre  Unabhängigkeit  von  den  Mu- 
nicipalbehörden. 

Petersburg.  M.  Jtostotüeew. 


Miscellen. 


7.  Zu  Xenophanes. 

Daß  Xenophanes  alles  Wasser  der  Erde  aus  dem  Meere  her- 
leitete, ist  durch  ein  bei  Aetios  3,  4,  4  (Diels  doiogr.  p.  371) 
und  Tollständiger  in  den  Genfer  IliaBscholien  zu  4»  196  erhal- 
tenes Fragment  (30  Diela,  Poet,  philos.  fragm.  p.  44  Vorsokr. 
p,  56)  bekannt,    das  folgendermaßen  überliefert  ist: 

T^y'fl  5'  iaxi  ö-äXaaa(a)  oSaxos,  titjy^  ^'  Äv£|ioto' 
öÖTE  fip  iw  vdcpesLV  lowtl-ev  ävEU  TiövTOu  (leyceXoto 
oöte  ^oad  notajiöjv  oöx'  al^kpoq  S^ßptov  OSup, 
ÄXXi  [i^yas  tiövto;  ^evetup  vecpdtov  dvejKüv  te 
xai  TtoTa^öv^). 
In  der  eingehenden  Besprechung,   welche  Diels,   Berlioei 
Sitzungsber.    1891    S.  575  ff.  dem  Bruchstück    gewidmet  but, 
ist  darauf  hingewiesen  (S.  577),  daß  durch  die  Verse  eine  Ver- 
mutung Karstens  bestätigt  werde,    nach  welcher  die  Polemik 
des  Aristoteles  met.  2,  2  p.  354  b  15^)  sich  hauptsächlich  gegen 
Xenophanes  richtet.     Die  Aristoteleastelle  giebt  zugleich  Auf- 
schluß darüber,    wie   nach  der  bekämpften  Ansicht  die  Her- 
kunft   des    Süßwassers  aus  dem    Salzwasser  zu   erklären   ist: 
das  Durchsickern  durch  den  Erdboden  bedeutet  ftlr  das  Salz- 
wasser   einen    Filtrierungsprozeß.     Die    nämliche    Behauptung 
ist  auch  bei  Sen.  nat.  quaest.  3,  5    mit  der  Theorie    von  dem 
unterirdischen  Abfluß  des  Meeres  und  der  Speisung  der  binnen- 
ländischen Öewässer  durch  das  Meer  verbunden. 

Ueber  die  geschichthche  Stellung  dieser  Lehre  hat  Oder, 
Ein  angebl.  Bruchst.  Democrits  über  die  Entdeck,  unterird. 
Quellen  (Philol.  Suppl.  7  [1898])  S.  272.  282  Anm.  66  ge- 
handelt, der  an  der  letztgenannten  Stelle  unter  Hinweis  auf 
Isid.  Hisp.  de  nat.  rer.  41  bemerkt,  daß  die  Hypothese  des 
Xenophanes  später  für  biblisch  galt,  indem  man  in  den  Worten 
Eccles.  1,  7  ad  locum,  unde  exeunt  Sumina,  revertuntur,  ut 
iterum  Quant  eine  üebereinatimmung  mit  jener  Theorie  fand. 
So  ist  es  wohl  auch  zu  erklären,  daß  wir  in  einer  christlichen 

')  Ueber  die  Herstelluag  vgl.  Diele,  Bed.  Sitzungsber.  1891  S.576f., 
Poet,  pbilos.  p.  44,     Voraokr.  p.  56, 

')  iii  Tctü-cTjc  6r|  Tf,;  dnopta;  Jtccl  Apyii  ~<äi  üyp'öv  l6o£ev  ervat  -nai,  to'j 

xai  äx  taüxije  tf aa£  iiveg    p&lv ■     Bci]J>ou]ievov    yip    YiveoEt-ai    tö 
&X[iopiv    nit  1^0  V, 


tirift  jene  Li;br<.*  mit  würtliclifüii  Atikhui);  an  Xftnophaiiett 
TPrtret«!  findfii  und  rwar  »o,  daß  lijer  auch  /.ugleich  die  Fil- 
tnljoastbeorie  zu  Wort«!  koutait  und  so  das  Genfer  Frai^moiit 
mit  der  Ariatot^lesst^llo  fester  verknflpfl  wird.  Bsbil  tiom.  4 
in  bcxaem.  6  p.  92c  b«im-rkt  nümlich  zur  Bcfi;r(lndung  des 
Satzes    Ka!    (JS«v    6  Ö-ii;  6:t  x»Xöv :   HpöTCv   [üv  Ätt    n  r,  7  ij 

0  n  5  G  ?  ü>  p  •  tcÖTo  iii>  ev  toi;  d^avix  izipv.z  SiaccSs^Evov  «'s; 
BbXÖOoiv  «!  30^*7^58:;  löv  ^^Jistptov  xä;  Qt:«vtpc>:,  09*  ä;  1^  j&a- 

ep&iäv  ^p«|ievai;  tvxn«?.i]¥d^  £:e§s&st;  (vgt.  mnltipliceH  ter- 
rarum    anfractus   Sen.    nnt.    quaest  •^,  Ö),    Ot^    13O    x'.voQvtq; 

Wie  es  Yon  DieU  a.  a.  0.  ftlr  die  Aetioswt«!!»  nachge- 
wieeen  ist,  so  zeigt  sich  auch  hier  aristotelischer  KiaQuß; 
rgl.  met«or.  2,  8  p.  3ßß  a  23  ff. :    Sti  5e  ntp*    töttou?  lotoürou; 

5  Tj ;  t)  1^  X^p3  3  3  |t  9  *i  X  a  i  Ü  n  a  v  t  p  0  5,  016  xst:  rsp!  'B?.XVi- 
ffiwvtov  ,  .  .  Ssxe!  ^ip  Z'.av  Xuvfljitv  önö  t^jv  yVjv  ^  »■«- 
Xatta. 

Von  anderen  hydrologischen  Stellen  bei  Basileios  erinnert 
noch  hüiii.  3  in  hex.  8  p.  73a  au  Xenopliaiies'  Dogma  Iwi 
Aetios.  Doch  fohlt  die  charakteriHtiacbe  llcileittiug  der  Winde 
aus  den  Wullten  sowie  die  Scheidung  deü  sllßen  und  dai  sat- 
zigvo  Walser«,  und  die  titelle  bietet,  abgeseheu  von  dem  Aus- 
druck xXr,G:;  nicht  mehr  als  Hippocr.  de  aere  c.  10  p-  2Ö4  f. 
Enn.  und  mit  ihm  wohl  noch  uudure.  allerdings  im  Anschluß 
All  Xenophanes*)  Inhrtun.  Aach  hom.  4  in  bex.  7  p.  93a  ist 
our  der  Kern  der  Lehre  xenophaniscb ,  insbesondere  die  Ver- 
Avertung  des  im  Folgenden  beschriebenen  metenrologischen 
Vorgang?!  Tttr  da«  Ilauptdogiua:  xaXi]  {-fi  thäX«3a«)  x«^  gtir. 
TcL;  (Up-:»:;  öS«o:v  dpxi  ttC  i<m  «(!  ^^1 .  wozu  Vers  3  des 
Xcnophfinesfragmentes  zu  vergleichen  i»t.  S.  auch  Aristot.  iu 
der  Pol(-mik  gegen  Xpnophanca  p.  3S4  b  15  äpX^  ■^^»»'^  ofpGiv 
eSc^v  il'/v.  ...  1^  ^XxTTtt.  Im  Qbrtgeo  rgl.  Ariatot  meteor. 
3,  2  p.  :'&4b  28  ff..  355  a  15  f..  32  ff.,  Oder  a.  a.  0.  S.  308 
lum.  lOS  S.  SU.  Daü  auf  hom.  i  in  hex.  4Xeaophaaes*  neptu- 

*]i  Hit  ilpr  faier  vorftetr&Kenen  Lehre  ist  im  FolgwiileD  der  Sats. 
Amu  die  Wiinne  oiknclior  Quellen  &iu  dem  EinfluM  ffuwiuer  HeUll« 
IU  erklfttea  sd,  in  Vcrbindun)?  gebracht.  Wiu  wtal  «twa  auch  hier 
SetioiibaDe4  aueramlc  i'tcgi,  inusB  ich  dnhin^c*l«Ul  leiu  liueeD.  Alt  ist 
die  llieorie.  ricl.  Oder  a  ».  0.  S.  313  f..  316.  IJiiler  den  Spateren  hat 
sie  auch  PauL  Silentiar.  in  tliemi.  Pjth.  20  ff.     Vgl.  Bjrz.  Zcitachr.  13 

(i9«4)  a.  s  r. 

*)  Vgl.  Od«  «.  a.  0.  H.  308. 


310 


UfMsllen. 


oUtische  Theorie  einen  Eititluß  geUbt  hätte,  der  besonders  in 
dem  SfttzB  p.  Sh a  aü  le  yap  ituv  Öfwi  xoO-ivrjai  tfiparf^i  ^x- 
O-i;«:?  vnsppr/YiiEvat  ti^ov  tüiv  ücäTuv  ttjv  ow).).cy^,v  hervorträte 
(Tgl.  frgm.  37  Uiela  und  Diela  Sitzungsb.  S.  578),  iväre  mog- 
licn,  läßt  sich  aber,  soweit  ich  sehe,  nicht  erweiaeu. 

Bero.  Karl  Praecktcr. 


8.   Zu  Ammianus  Marcellinus,  Seneca  de  provi- 

dentia  und  Plmius*  Fanegyricus. 

Alle  Ba»ilschnft«u  und  Ausgaben  d«8  Am  miau  Uabn 
14,  11,26;  EAdcm  (Nemceia  sive  Adraetia),  nKCcuMätatis  iiiw 
lubiti  rvlinuculi)  inortnlitatis  vinciens  fastus  tumentes  in  eawum 
et  increiuentoriim  detri mentor iimqu«  uioiufula  versana ,  nunc 
erectas  uifHtium  cfnicrs  oppriiuit  et  cnervat,  nunc  boooB  ab 
imi)  suficitacts  ad  btinf  vivundum  rxiolliL  Dvr  Qeni-tiv  mootiuiil 
ist  in  §  25  um  Platz  (liiimamiruui  ueutium  opinion«),  dagegen 
in  g  2f>  versclirieben.  Ob  erect-Bs  aientiuni  certices  Qberhavpt 
lateininnb  sf-i,  mögen  Andere  {»iitsrheideii;  jedenrnlU  dnrf  mta 
den  Ausdruck  nicht  in  glt-ichv  Kviliu  stellen  mit  -9.  2,  21  cet- 
ricibuK  Asiae  totiiis  inscdit  unit  mit  äbritichen  Kcit  Cicero  und 
Saltiutt  beliebten  Mcta^iht-ru  ;  auch  mit  diilitcrischcn  WeodangEn 
wie  tuiuiine  mentis  fastiia  oder  menu:?  ttimor  ist  die  Frage 
nicht  erledigt.  An  unserer  Stelle  iet  tiirtititim  deshalb  na- 
ttiOglich.  weil  erectas  uieutiuni  cervice»  op)irimit  nur  nacli  Hin- 
ziifUgung  eines  sinngemilßpn  weiteren  AttributcH  einen  Gegen- 
satz zu  bonos  —  cxtdiljt  abgäbe.  Der  brave  Mann  braucht 
ja  auch  nicht  'capite  obslipo,  multum  aimüis  metuenti'  doxa- 
stelien,  viehnobr  bildet  das  ivaieivai  t£v  TpcJ^^jXcv  Kfbi  m 
r.päY{igcix  u;  lAeü&ep&v  dai  Anfung  alU-r  Weisheit.  So  diich* 
t«n  nicht  nur  Epiktet  (II  17.  29),  Horaz  <ep.  I  I,  68  f. :  qui 
l'urtunao  te  responsare  »nperbac  Libeium  et  erectum  praesens 
hortatur)  «nd  Theognis  (V.  r>:l'i),  sondern  die  vorehmtüehe 
Welt  Überhaupt,  soweit  «s  nicht  Sklitven  wurui.  Lesen  nir 
aoD  erectas  atnmiium  oder  dcmaitittoi^)  cervices,  so  bedtirrea 

')  Der  Hemiugeboi  wird  ji-nt-s  toh  beiden  subflnntiTiertea  Adjek- 
tiTen  wlllilen,  da»  fflr  alcli  und  »eiin'  Wuirfiimnie  Im  kfinftiBon 
Arniniaiiindex  h&ußfter  auftritt.  Denn  e»  int  kaum  an2un«hin«ii,  dui 
»ich  der  Kriechiscbe  E^igunc  die«  uraiirODglicliGn  Bed(!utun||[raiitar> 
«obiedos  bowuBst  war,  den  die  Ausleger  7on  Ciceroe  Tnskülonen  i.  10 
(TiMher->'^orof^  8.  8)  Kwitciien  amona  iq^puiv  und  deracng  ^iipi:;^!!» 
feetstellon.  I^ntifr«  hatte  Ich  ui  sontium  oder  nocmtium  .der  iliue- 
tb&ter*  Bedacht  Aber  im  QeKeuuitto  eu  TeT([il  (Aeiieis  6,^70  f.  CoD- 
tinao  sonfu  uliric  occincLa.  flagtillo  TüipJione  quatit  intiittuns)  gebnucbi 
AmtniaD  sons  tnion>  noc«na  innocent  nur  von  den  ßeiiehaoges  zun 
weltliebea  GeHcht,  >.  B.  88,  I,  M.  15,  3,  i.  15.  5,  5.  S6.  10.  1 1.  Se.  «.  T. 
Sl,  IS,  14.  39,  2,  i. 


Miacdten. 


311 


wir  eine«  weiteren  Ai  tri  but  es  gar  nicht,  vielmehr  ist  Alles  no 
glatt  wie  der  diesen  Abschnitt  einleiteude  Satx  des  §  25:  Haoc 
et  buiiuniodt  quavdam  iniiumerahiliiL  altrix  facinurum  impio' 
rum  bQiiorMOKfUc  praemiatrix  aliquoticn«  opcrätur  Adr&stia. 
Die  amenteit  Acp^ovec  nder  die  dementes  Rccpot^fiovt;  «nd  hier, 
wie  aus  mortalitätis  iuätua  tumentcs  hervor^'eht,  die  üic^f^pove; 
oder  ü^p'-OTOt;  die  boiii  sitid,  wie  auch  Boust  oft  bei  A.,  die 
süfp^vs;:  indem  sie  die  dem  KiiiisdneQ  und  der  Gesamtheit 
verderblichen  Neigungen  vemWcheuen.  vor  allem  die  Habnucht 
und  Schwelt^erei ,  rernirkliclien  aie  die  sittliche  Sell>stzncht. 
Im  Einklang  hiemit  heißt  der  CiUär  Gallus,  detiaen  Ermordung 
i.  J.  354  den  SchrifUsteilcr  zur  Betrachtung  <)b(^r  das  Walten 
der  Nemesia  veranlaßt  hat,  in  §27  ausdrilrUich  tantuui  att^ttt' 
ptratis  fMrihus  Juliani  diffcrens  fratris,  «luantum  inter  Veapa- 
«iani  filioa  t'tiit.  AehnHch  wird  die  Rache  der  Adrastia  22,  '\, 
12  begründet:  Eusebiuui  alle  spirantem  et  irum  oddixere 
poense  letal! ;  quem  ab  ima  sorte  ad  luque  inbendum  impera- 
tori  paene  «latum  idcoquo  inioktrabilaH  Adrastia,  aurctn  vcUcns 
iMi»if.'n»t|iie  ut  casiifjatius  vweret,  reluctantem  tumrjuam  e  rupe 
td^l  excelsa.  Vom  Kaiser  .lulian  heißt  ea  22,  i,  2:  Jaudari 
poterat.  «i  saltem  moderntos  quosHan]  (palätinoe)  licet  paucos 
retinaifvet  morumquv  probilatu  compcrL»».  Aber  da  er  nur 
habsQcbtige  und  »thwelgeritiche  Hofbeamtu  in  ihrer  Stellung 
beließ,  'danens  superhia  fidem  suam  probrosis  (iiiaeatibtis  pol- 
luebat'  (22.  4.  4). 

ZüitwürttiiQ  wie  tollo  attollo  extoUo  st«UeD  der  sog.  Cor- 
nificius.  ferner  Cicero,  Liviu«,  der  Plillouoph  Seueca.  Plinius 
d.  J.  und  andere  Lateiner  von  guter  Diktion  nicht  opprimo 
gMetttlber,  wieAmmian  14.  11.26  thut,  sundem  thsprimo:  da 
jedoch  der  geborene  Grieche  auch  iu  der  Verwendung  anderer 
Iat«ini)tcher  Kompoeita  gegen  den  reinen  Hprncbgebraach  fehlt, 
io  haben  die  Herausgeber  die  Uobcriicfcrung  mit  Kecht  nicht 
geftndert.  Dagegen  ergibt  sich  au»  der  Anunianatelle  im  Zu* 
aamuienhalt  mit  Epiktet  2,  17,  29  und  lioraz  ep.  1,  1,  69  die 
Kutwendigkeit  einer  Textänderung  hei  Seneca  de  proT.  3,4 
and  in  Plinius'  Pauegyricus  41,6.  Dort  ist  gegeo  all« 
Handschriften  und  Ausgaben  (selbst  M.  Cl.  Glertz  v.  j.  1886 
p.  8,  12)  2u  tesen:  Fortuna  fortieaiinos  aibi  paroa  quncrit, 
qoosdam  fanlidio  transit.  Ountumaci»»imuni  queinqu«  tiKektc- 
tisshttHlH  aggreditur,  adversuä  quem  vim  sKam  intendat;  hier 
mit  .loti.  Was.«e  zu  iSallu^ts  Cat.  7,  2  gegen  Keil,  BähieuK  und 
Ü.  F,  Müllers  Tcubneriana  v.  J.  ViiXi  :  Amns  constantiam  civium 
ieWfHostfue  ac  vividos  animos  noD,  ut  alÜ.  contundis  ac  depri- 
eed  fovea  et  attollis.  In  den  Bobien»cr  Cicero* 
tcbolien  254,30  hat  bereit»  Orelli  de  C.  Mario  multo  übe* 

et  {ekectius  im   krit.  Apparat  (Gegensatx  255,  1    de  bud 


312  MiBcellen. 

honore  (Cicero)  demissiuB  et  verecundiua  dixerat).  Mehrfach 
belegt  Georges^  erectus  =  'erhaben'  verbunden  mit  animus 
celsus,  a.  altus,  ingenium  sublime,  ferner  erectus  :=  'munter, 
geweckt,  mutig'  verbunden  mit  animus  magnus,  a.  alacer,  ia- 
genium  mobile  oder  unmittelbar  verbunden  mit  einer  persön- 
lichen Bezeichnung ;  nicht  berücksichtigt  hat  Georges  Sen.  ep. 
74,  29  virtuB  magni  spiritus  est  et  erecti;  de  const,  aap.  0,  2 
lüde  tarn  erectus  laetusque  est  (sapiens);  de  vita  beata  4,3 
quid  prohihet  nos  beatam  vitam  dicere  liberum  aniinum  et 
erectum  et  interritum  et  stabilem,  ad  Helv.  8,  5  Älacres  et 
erecti,  tjuocumque  res  tulerit,  intrepido  gradu  properemus; 
Plin.  ep.  3,  5,  5  cum  omne  studiornm  genus  paulo  liberius  et 
erectius  (F  pra,  rectius  MVD)  periculosum  servitus  fecisset; 
Ämmiau  15,  7,  2  stabilis  et  erectus  (Gegensatz  timidus).  Ne- 
ben rectus  begegnen  noch  die  VerscJireibungen  ereptus  und 
eiectus. 

20,  7,  6  beginnt  der  Vaticanus  das  Satzgefüge  mit  et  qme 
re  sauciabautur  plerique  Persarum  .  .  .  Darin  steckt  eaque  re; 
die  Ausgaben  seit  Acursius  schwanken  zwischen  den  Konjek- 
turen  es  qua  re  und  quare  und  atque  ea  re;  vgl.  unten  lU 
31,10,1. 

Ist  nicht  von  einer  bestimmten  einzelnen  Person  die  Rede, 
so  geben  die  Lateiner  den  Begriff  'von  Menschenhand  herge- 
stellt, künstlich  gefertigt"  nicht  durch  hominis  manu  oder  hu- 
mana  manu  factus  (effectus,  confectus),  sondern  durch  manu 
oder  arte  oder  opere  oder  durch  hominum  manu  atque  opera, 
hominum  labore  et  manu,  hominum  opera  (operia,  opere)  factus 
u.  dgl.;  vgl.  Nagelabach  Lat.  Stil.  §  11  u.  12,  1.  Nun  liest 
bei  Ämmian  22,  15,  28  Gardtliausen  mit  der  Vulgata:  pyramides 
ad  miracula  septem  provectae  .  .  .  ultra  oranem  omnino  alti- 
tudinem,  quae  hiimana  imanu)  confici  potest,  erectae  sunt  tur- 
rea.  Statt  des  Adverbs  omnino,  das  eine  Konjektur  des  Gele- 
nius  und  neben  omnem  überflüssig  ist  (vgl.  22,  15,  27),  steht 
ira  Vaticanus  und  im  Petrinua  nomiuum;  dieses  scheint  mir 
so  sicher  aus  hominum  verschrieben  wie  29,  1,  3  legionibus 
nabilem  locum  des  Vaticanus  aus  1.  habilem  1.,  aus  dem  Ge- 
lenius  und  Accursius  das  wunderliche  1.  nobilem  ).  gemacht 
haben.  Natürlich  gehört  hominum  nicht  zu  und  vor  altitudi- 
nem,  sondern  zu  und  vor  manu.  Dieser  Ablativ  ist  in  den  2 
maßgebenden  Handschriften  VP  und  in  den  Auagaben  des 
Castellus  und  des  Gelenius  zu  humanis  entstellt,  während  die 
Ausgabe  des  Accursius  die  unmögliche  Konjektur  manibus, 
die  Vulgata  seit  Liudenbrog  das  ebenfalls  nur  scheinbar  mög- 
liche humana  imami)  bietet.     Die  Fehler   der  Ueberlieferong 

h  u 

dürften    von    der    Lesart    nominum    manif   ausgegangen    sein. 


lliBcelleD. 


313 


Pf  V*rwccbslunH  der  Minuekela  if  nn<1  ii  kommen  nm  näch- 
sten die  in  Oardtliaiiwn)«  Vorrede  p.  XVI  nnil  XII  gettammel- 
iea  Stellen,  »n  denen  im  VnticAiios  ic  oder  ci  oder  h  etntt  w 
«der  statt  dt^  offenen  u  gvacliricbcn  ist. 

Hi  Zu  30,  6,  6.  Qel«g«ntli«h  des  Empfang««  einer  Gcfiandt- 
ItAiaft  der  Quaden  regt«  sielt  der  Kaiser  Valentinian  xufolge 
pO,  6,  3  f.  »o  sehr  auf,  än&  er,  tnmqnani  ictiis  e  caelo  viLaliqiie 
»ift  vocenae  simul  obstricta,  suff'ttlus  iijum  itmnuv  cemebatur. 
(§  &)  Heaieua  Tpnani  oim  pungendo  ue  ^uttuni  <:|iiidem  elirore 
polatt,  inU^nih  »imidalr  catontm  ambustii  yvl,  ul  ({iiidam  cxi- 
etimabant,  arefnctis  ideo  membris,  quod  meatus  aliqui,  ijuos 
baeniorrhoidsä  nnnc  appellHRius,  obserati  ^nnt  gnlidis  l'rigorihus 
concniatati  (§  6)  Sensit  iiiuieusa  vi  qundnm  urgente  luorbo- 
rnm  ultimae  necc^itatia  adesie  jiraescripta.  diaTet|UL*  uoimtas 
aliqua  Tel  mandare,  ut  einguitns  iüa  trebriui«  piileans  stridor- 
qnc  dcntium  H  braccbionini  motiis  vrint  caentibu»  dimirantinm 
itulicai>at,  inm  siijtpurtUus  (sHperatus  alle  Ilse,  und  Asf^.) 
liveiiütiuaqiiL-  iiiaciiHs  interfusua ') .  animaiu  diu  couluctalam 
efflavit,  Jedcnnann  «iolit,  wio  aiisgt^xeichnet  supptiratus  nicht 
nur  zn  Heiner  unmittelbaren  Umgebung  paßt,  sondern  aueli  zu 
den  in  g  3—6  ((enaunten  Krankheitserscheinungen.  Dagegen 
befremdet  an  Miperatus  dreierlei:  erstens  der  Maugel  ^lut-r 
jener  nllliei-cn  Bestimmungen,  die  Ämmian  %u  stipttrare  stets 
hinxufllgt  (je  narlidem  anni»,  proelio.  hac  difficultate,  urgen- 
tiam  oegotiontm  molc,  luctibus,  doloribus);  zweitens  die  Ver- 
biudnug  des  Partizj[«  durch  que  mit  trinoin  gauE  voritchledetipu 
Gedauken;  dritten«  die  Uebcrflüssigkoit  eines  Autädnicbes  wj« 
,(dcn  Quuleii)  nachgt-radc  erliegend",  nturhdem  RcnBit  -  prae- 
»cripta  und  iuiimam  diu  conluctatam  effiavit  dem  gleichen 
Satzgefüge  angehören.  Von  den  Stellen,  an  denen  das  .seit 
lieui  IMiilosoplicii  Seneca  &h  Trausiti»  und  Intransitiv,  iu  eigent- 
liebem  und  in  llbertrsgenem  Sinne  nicht  seltene  Huppnrare 
Terschrieben  ist,  aeien  zwei  aus  Cortiua  Uufu3  genanut,  die  bei 
Georgen'  fehlen:  7,  l,  7  »Hnpuratus  (P.  soporai«sC)  dolor  re- 
craduit.  7,  2,  l>  alt«  dissimulatia  mea  snppntare  (s\tpwxre  alle 
Hm,  und  elicdem  v)  potuisset. 

m  31,  lü,  1  Hacc  aulamoo  vergente  in  hiemem  funeati  per 
Bhracias  turbines  converrebant  fii'^NC  (et  qua  lA,  quae  v)  tem- 
porom  mbies .  .  ad  regiones  (juoqae  lougiaquas  late  serpebat. 
ferkirOrdig  oft  ftlr  einen  SpKtlateiner  und  Griechen  gebraucht 
imian  que,  und  zwar  auch  bei  e  i  u  a  i  1  b  i  g  e  n  Pritpositionen. 
vergilisclie  perque  im  beBoiidem  verwendet  er  so  oft,  daß 
15,  2,  7  doctrinaruiu  per  ^quc)  Coustantinopolim  der  Vul- 
^(«t)  p.  C.   Tonsiehe.     Audi    15,  5,  33   empfiehlt  sich    ut 

,    .  .,'1.  VcigiU  Aencit  A,  642  T.    Didc  SantruinOniQ   voUtn»  aciem 
luqu«  tr«iii«aleii  Jnter/mttt  geou  et  {lallida  luocto  futura. 


814 


MücoUsD. 


diibiitm  tameii  luutabilf^m  vque'  Teretiatur,  21,  13,  9  spmiem 
(iducifto  \qti<>}  TiiUu.  la  uii^icn)  Uands«bnft«ti  des  A.  ttiti  es 
al»  q.  oder  <] :  oder  quae  auf,  q.  ist  wiederholt  (iter  der  Zeile 
nacltcetrageii. 

Dag  poaitive  in/ringo  rerbinden  uicht  nnr Dichter  mit 
tola,  rircs.  lioaoi-oia,  faraom  u.  dg].,  sondern  auch  Cicero.  Ta- 
cituü  imd  atidi-ro  dem  Amniiau  wolilbekaiuite  Autoren  mit  in, 
Furor,  impetus,  conatiis,  ris,  rirtiia.  Damach  otnpliehU  sicli 
31,  16.  7  processii  dem  audiaci'a  infracta  {-ciam  fracto  V, 
-da  fraeta  v).  VersdireibuDKen  wie  21.  13.  15  taea  meuttam 
aufjarat  ^=  mea  mens  iuaußurat  i^ind  in  den  IIss.  des  A.  nicbt 
»eltea.  17,5,  11  lint  M.  Uaupt  infnuceuduiu  (iofuod.  VP, 
refutAndura  Oolenius)  est  potiux  quam  ullu  cuDtwnsioae  ßrman- 
dtim  herKestellU 

VN^dr/burg.  Th.  Stattgl 


9.    Beiträge    zur  Erklärung   und  Uebersetzung 
der  römischen  Komiker. 

(l''ort»eLi«nf{,  s.  oben  ItiO). 

Men.  325  (II  2).  Noti  eilejiol  tu  homo  santts  es,  ctrio  me. 
Die  Uc-borsetzuug  konanit  biür  zu  drei  Ikimen  .^?3cbeil*  .Zeit' 
, bereit".  Der  erste  verschwindet,  und  zugleich  kommt  das 
guoä  te  wrgei  scthis  322  noch  etwas  zu  seinem  Hechte  iu  dem 
Verspaar:  .Dich  pliii;^  wobt  der  Teufel.  —  Der  Kerl  ist  ver- 
rückt, das  t«t  kein  ZweitVl.* 

Men.  ^äß  (II '^^^  Amaiiti  aitumiitns  maloat.  tiohis  Imroti 
.Der  Verliebten  Verderben,  Ueppigkeit,  Schafft  unsrer  Ernte 
die  beste  Zeit*  (üardt).  Der  HInn  tritt  klarer  heraus  in  den 
auch  noch  entschiedener  allitteriereaden  Worten:  ,Yerlicbt«o 
dient  lieblichM  Ileiz  der  Sinne  Zu  eigenem  Leide,  iiiui  zum 
Gewinne.  ■■ 

Rci  aller  Jen  Sklaven  gewährten  Kedefreiheit  geht  es  doch 
etwas  weit,  wenn  Messenio  375  (H  3)  d«n  Menäclumis  mit  .du 
Tropf"  anreden  soll:  es  bedarf  nur  geringer  Aeuderung,  uto 
das  f'otia  nunc  eaduat .  .  .  fum  arbores  in  U  cmiunt  im  Qbrigai 
mit  IlarJt  tteffeud  wiedarzugebeii:  , .letzt  fallen  die  Blätter 
nur  auf  den  Schopf.  Hald  purzeln  die  Itöume  dir  auf  den 
Kopf." 

Der  Streit  zwischen  Erotiiim  tind  Monäcbmug  685  (IT  3). 
S.  Viäto,  fptam  rem  agis:  Qmüe  conmisi,  ut  mc  ilefntdes,  ad 
eant  rem  adfectas  tiiam  M.  J^'egw  edepol  te  tUfrwiandi  eau$a 
posco.  quin  tibi  lUro  uxoran  re$cittisse,  verliert  an  rfchärfe 
bei   der   ins   Breite   gezogenen  Uebersetzung ;   £.   .Spare  die 


J 


bTiscdlen. 


315 


HDHdt  du  bist  durchecbaut.  .  .  Unterschlagen,  was  man  dir 
anvertraat,  Zum  BetruKe  gleißende  Worte  fügen.  Das  liegt 
dir  am  TTenten."  M.  „Lo^en  und  trtifi^en.  Das  war'  ein  ehrlos 
scbuiählicb  Gebalire».  Ich  suge  dir  ja,  meioe  Frau  Lat'a  er- 
fahren.' Wir  hvhalten  den  ersten  und  letzten  Vers,  schieben 
aber  hinein:  E.  ,.  .  .  Mich  bcmogehi,  um  wofi  ich  dir  anver- 
traut. Auf  solche  Dinge  ülvuemt  du  los.'  M.  .Keiae  Spur 
Toii  Bemopelri ,  ich  brauche  ihn  bloß,  Uaa  Schelten  kanusl 
du  dir  wirklich  sjmven.* 

Auch  die  Schlußworte  der  Brotium  604  f.  (IV  3).  Nisi 
frres  argnitHm,  frustras:  me  dudare  nou  potes.  AUum  post- 
futc  iuucftHo,  '{Wim  hahi'as  frustratui  .Und  bringst  du  nicht 
baren  Liehessold,  Werd  ich  dir  iiiuimer  wieder  hold",  —  kom- 
men wirksamer  zur  Geltung,  wenn  mau  nicht  mit  Bardt  Tor- 
her  einfügt:  fN'och  nndere  Miänner  sind  im  Städtchen,  Die 
freundlich  sind  gegen  artige  Mädchen,*  sonderu  atnit  .Und 
bringst'  gleich  ,Doch  bringst .  .  .'  sclireibt  und  nun  euergiäch 
den  letzten  Trumpf  aufsetzt:  «Vorsuch«  bei  andern  nur  dein 
Ileil,  Die  du  fuhren  rnngst  am  Narr^naeil." 

L       Daa  Pseado-ApoUiiiiache  Hasen  d«sMenächiiiu3  841  f.  (IV  5). 

Rfe'cce  Apollo,  tu  mi  er  oraclo  iinpems,  LH  eyo  ilUc  oculos  «•j> 
tiram  lampttttis  ardaitibus  fällt  au&  sciuciu  erhaben  sein  hoU 
leudeu  Ton  heraus,  wenn  Burdt  ihn  rufen  laßt:  „Apnllo  ge- 
heat,  Dem  Ungeheuer,  das  mich  bedrüut,  Mit  Hieb  und  Stich, 
mit  Kratien  und  Beißen  Aus  den  HOhleu  die  Augeu  la  reißeu"  ; 
es  schließt  sich  besser  au:  .Mit  Fvucrbründvti  ihn  an  zu  rennen, 
Aus  duD  Hiilileii  die  Anteil  herauszubrennt-n. " 

lu  der  drastiBcliL'u  Kede  des  Messenio  V  2  mag  man  kaum 
einen  seiner  derben  Sätze  ini^uien;  es  befriedigt  daher  nicht  recht, 

■  wenn   979  f.  Magis  miiUo  patior  facilius  tgc  ucrha^   nerbera 

ppilt,  Nimiogue  edo  luhentiNs  molitum  quam  tnolilum  praeJtibio 
die  Verdeutschung  nur  bietet:  „Loose  mich  Trillig  weisen  mit 
Lieb«,  L'ngern  leid  irh  'Awaag  chirch  [Hebe *.  Kräfti- 
ger klingt  in  engerem  Anschluß  an  den  Text:  nLasse  mich 
willig  weisen  mit  Liebe.  Hasse  dagegeu  die  Sprache  der  lliebe. 
HchUpeiMn  zähl  ich  nicht  zu  den  Ucbolo,  In  dor  Mtthlu  mag 

rander©  zwiebeln." 
Bei  der  Uebexeetzuog  des  Terentins  möchte  man  gern  der 
erlieblicb  feineren  und  glntteren  Sprache  IU>chnung  tragen; 
man  wird  daher  geneigt  sein,  den  Ausdruck  ganz  besonders 
abzuwägen.  So  will  es  Andria  54  (1  1)  nicht  recht  passen, 
wenn  der  üebersetzer  Simo's  Worte  Qui  scire  possas  aut  iti- 
(fenivm  Hosccrt:,  Dum  tulas  metus  mayintcr  prohibelMinl  mit 
dem  auch  sachlich  bedenklichen  .Denn  Kohrstock  and  Rute 
gebieten  Schweigen"  wiftdergieht ;  wir  sagen  lieber:  .Dem 
Uungeo  gebot  der  Kespekt  schon  zu  schweigen." 


816 


Mitoellen. 


Audi  Audria  72/3  (I  I)  Simo:  .  .  .  tgregia  forma  atgtK 
afiate  mUtp^i.  Scsia:  -Ei,  ut-reor  tipqmil  Audria  näporitt  mali 
wird  vtTf^röWrt  durch  die  ÜcWrstHzung:  ,Voa  liübschem 
Lirvclit'ii  lind  frischem  Sinn,"  —  So,  .Da»  M&dchen  wird, 
fflrcht'  ich,  Bmndstit'terin."  Daher  hcRScr  so:  Von  crlewnv 
Srhijnheit  das  junge  Blut."  So.  ,[ch  fOrcbU.',  wbh  sie  hringt, 
iat  iiii:lit  ^uL' 

Aehiilich  steht  es  mit  dpr  Wiedergabe  von  t.  flU/4  (1  I). 
AuMt  r/«(  cuta  iugcniis  conflidalur  citis  wiw/i  Seque  eomni«- 
uvtur  animuf!  in  ea  re  tamen  .Dtmn  wer  mit  solcliem  6e1icli> 
ter  verkehrt  Und  dooh  der  BescIimutziinK  «ich  erwehrt,  (ttaTdt); 
hier  lilciWn  wir  dem  Teri'nz  näher,  wenn  wir  »»(^pii:  ,W«r 
di-rlei  Kumpane  sich  erktLrt,  Und  doch  im  Herzen  bleibt  m- 
herlihrt.* 

Die  Schildomniz  der  Beetattungaszene  schließt  mit  dtn 
Versen  135/6  (T  1)  Tum  iUa,  nt  comturtum  facile  amoran  crr- 
«eres,  lieiecii  se  ineum  flats  tjuam  familiafiter,  Bardt:  «Sie 
wirft  sich  ihm,  schluchzend  vor  Leid  und  Lust.  Wie  f>iiieiu 
Bniutitjauj  au  diu  Bruet*,  briu^  durch  dun  Zusalz  aUiid  littst* 
ttwas  Fremdarti^eH  liiaeia ;  es  ist  daher  vorruz-iehen:  ,äie 
warf  sich  ans  Uerz  ilim  und  weinte  laut,  Man  sab  wohl:  sie 
waren  mch  innig  vertraut' 

Die  Besorjjfnii)  des  Simo,  daJß  sein  Sohn  vod  der  Gatto 
nichts  wissen  wolle,  Audr.  172  f.  (I  2)  Not»  tlubiumst,  quin 
nxorcnt  nolH  ßliiis:  IIa  Outturn  modo  tittifri  sntsi .  .  .  kommt 
nicht  unmittelbar  deutlich  genug  zum  Ausdruck  bei  Bardt: 
,kh  furcht«,  niL-in  Sohn  wird  ja  nicht  »ageo.  Denn  Davua  ist 
gau»  niuderguacli lagen  .  .  .*  UuwillkUrlich  rerbinden  wir  zo- 
nächst  aja  nicht*  aiistalt  , nicht  t^agen".  Man  TCrmoidct  dies 
so:  ,Kein  Zweifel,  mein  Suhu  will  die  Oattin  nicht,  Denn 
Duvua  iiincltt  ein  bedrückt««  Qesiclit.* 

Df>r  Monolog  des  hedrfiugtoi]  Darus  entbUt  215  ft.  (I  3] 
die  Worte:  Äd  hatx  mala  hoc  mihi  ucc<:dil  ttiam:  haec  Anärta, 
Si  ista  «xor  suic  amicast,  grauida  «  PatupJiilcsi.  AniUregue 
corumst  optrac  pretium  audacinm:  Nam  hiccpiiosl  arnvntittni, 
haud  amantiutn :  Qutdqnid  prprrissrni,  deereitmitit toiUrc:  ß 
fiH'/itnt  gtiandam  infer  sc  »tim-  fiddtciam.  «Und  none  Not 
Itonimt  noch  ni  der  altvn :  Dua  MadoliL'ti  tvird  uüchsU-ns  Kind- 
bett halti'U.  Vnd  er,  der  crii»t  nimmt  lustiges  Spiel,  Und  aic 
—  ob  Liebchen,  ob  Frau,  gleichviel  —  Haben  ersouneu  ein 
StQckleia  fein.  Das  gab  ihnen  wahrhaftig  ein  Kicbt  gegen- 
Beit'ge  Gewogenheit,  Nein,  beiderseifge  Versclirobenheit :  Das 
Kind  aufaichcn  will  das  Pärchen,  Will  der  Welt  crBÜliItm  ein 
Märchen. "  Su  Bnrdt.  Der  Ausdruck  .lustiges  Spiel'  ist  nicht 
T«clt1  b«2dchuend,  ebenso  .Gewogenheit*  und  namentlich  nicht 
.au&ielien'.    Man  mag  daftlr  vom  dritten  Verse  ab  etnsefi«ii : 


Mitcelleii. 


317 


.Und  er,  mnn  höre  die  Xarr<^tei,  ITnd  sie —  ob  LtcilKhoR,  ob 
Frau,  einerlei,  —  Ualieii  be&clilosseu  recht  liebevull,  —  Nein, 
liebestoll  und  ganz  von  Sinnen.  Was  wirklich  ein  völlig  ver- 
rllcktes  B<^iuncu:  Daß  dur  Vat«r  eich  uhrlicli  bekenne  zum 
Kinde,  Und  man  kOhnlich  der  W«lt  dos  Märcbea  aufbinde:  . . .' 

Ein  nicht  recht  der  Situation  »ngemessener  plumper  Aus- 
druck  kommt  herein,  wpnn  Andr.  2.''i3  (I  5)  firiieteritiis  modo 
Mihi  apuil  forum  'luor  tibi  dticttiilast,  Pamfihil^:  /iodic'  iu~ 
ijuil,  l'anijtbiliis  von  soinGni  VaLi<r  najjeu  soll:  „Im  Vorbeigehn 
Bchreit  er  in  mich  hinein:  'Pamjihilus,  heute  mußt  da  freiu'.' 
Das  Beiläutige  der  Bemerkung  de»  Vaters  ist  die  iraufitsachfl, 
iticfats  anderes;  also:  .Im  Vorbeigehii  am  Markte  bür'  ich  vom 
Äiten:  *Pnm]>hiliis.  beut  solUt  du  Flochzoit  Iialteii'." 

So  wenig  Bcdi-nken  sonat  moderne  WeiHlimgcn  erregen, 
—  wenn  Pamphiluä  fragt  274(151:  Bein:  rl  pudicB  eins  doe- 
tum  (Uquc  edudum  sinam  Cüadum  effestate  viffmium  iuniu- 
tarieri'  so  hören  wir  nicht  gern  das  chriatliche  Schlußwort 
der  Vera«:  ,Äufl  Soi^e  bloß  ums  läglicbw  Brot  Soll  sie  »ei^ 
sinken  in  Sündeunot'r"  Wir  retten  sowohl  die  Attribute  des 
eraten  Ver»ea  wie  wcntgsti'ntj  otwa»  von  sinam.  icdeui  wir 
ragen:  „Soll  die  rein»  Fmti  mir  geraten  in  Kot?" 

UumJlglich,  die  knappe  Kürze  des  Acffpt;  acccptatn  .ter- 
aalto  298  (I  h)  wiederzugeben;  wenn  B.  sagt:  „So  ward  nie 
mein,  nnd  ich  wahr«  sie  mir',  eo  wird  der  Nachdruck  dahin 
Tsraehoben,  daß  Pamphitus  Glycerium  kcinrm  anderen  ilber- 
Ibbmo  wolle;  zunäcbät  aber  kommt  e»  nur  darauf  an,  daß  er 
seineu)  Wort  treu  bleibt  und  sie  nicht  verläßt;  also:  ,lch 
hah's  ilbcrnommen;  irh  haltu  mein  Wort."  Dann  der  Schluß 
di>8  folgenden  Verses:  .Doch,  was  eilst  du  fwt?* 

Terenz  hat  307  f.  [11  1)  Quanta  saliust  tcvi  darc  operam^ 
qui  istmn  amorem  e:f  (Jtiimo  anwiteas,  Qttam  id  ioqui,  quo 
m(U)is  libido  frttslra  inctttdtUur  Ina  nur  ein  Bild,  die  Ueber- 
setzung  zwei  recht  verschiedene:  „Viel  gescheiter  wäre  es  ja, 
IKeiM  Liebe,  den  BrimnqncU  deiner  Öclimerxen  Auszutilgen 
|AU!i  deinem  tlerxen,  Alu  beständig  solche  liedeu  zu  t'Uhren,  Diö 
■m  nutzer  weine  die  Flamme  schfireu,''  Das  eretc  verschwin- 
det einfach  so:  ^Viel  gescdiciter  würe  us  ja,  Dieae  Liebe  mit 
ibrru  Nöten  und  Plagen,  Dir  ernstlich  aus  dem  Sinne  zu 
üblageii. 

Die  hübsch  pointierte  Rede  äes  Pamphilus  333  (11  1) 
WC  siquid  poies  mit  tu  mit  hie  Byrria,  Facitf,  fiwjite.   iu- 

c,  c/ficile  qui  delitr  Hin:  Ki)o  id  agam,  mihi  qni  nc  dvtur 

iwimmt  iu  der  UeberHetxung :    ,So  eilt,   dein  Sklav    und 

1,  Tut  mit  allen  Kräften  daxii,    Meinotbalben  bewegt,    wenn 

ir  könnt,  die  Erde,  flau  Philunicn«  meine  Krau  nicht  werde." 

Sher  80 :    „Jetxt,    B^rria  und  du,    Macht,    lüget,  erfindet  und 


S18 


Uisulten. 


briogt  ei  dazu,  Daß  baldigst  werde  die  Liebsta  dein;  Ich  sorge 
Bobon,  daß  sie  niclit  werde  mein.' 

Da  Chnrimi!«  im  Anfang  des  IT.  Akte«  die  Handlanf^ 
weise  des  Pauipliilus  entschieden  mißbilligt,  ao  darf  in  die 
Worte  631  f.  Post  uhi  tempust  pfowissa  iam  perfici^  Tua 
eoftrti  nta'ssario  sc  apcriunl  nicht  eingeftlgl  werden:  .Ge- 
drängt VDQ  der  Not,  die  Kisen  bricht.*  Also  kann  mu 
nach  6*U  «Undnoll  das  Ventpreclien  gehalten  sein*  (B.)  fort- 
fahren: .Dann  gehorcht  dorn  Zwange  der  Not  er  nur  OiiJ 
zeigt  alsbald  seine  wahre  Natur." 

£9  ist,  ähnlich  wie  1^33  f.,  schade  die  energische  Meinungs- 
Sußerung  des  Patnphilus  696/7  (IV  2)  Haue  mihi  txpeiiuü  cm- 
tigit:  conuetihmt  morvs;  ualcant  Qui  inter  nos  disciäium  ho- 
hint:  hanc  nisi  mors  mihi  adimct  nemo,  ina  Breite  tu  ziehen: 
,8ic  hab'  ich  erwählt,  sie  ward  die  meine,  M«in  Eheweib  wiri 
ait-,  sonnt  keiou;  Und  eitel  und  nichtig  iitt  oller  Tun,  Dk 
Bthwatxen  und  schleichen  und  nimmer  ruhn:  Zwietracht  01 
aäen  zwischen  una  beiden ;  Denn  nicbta  soll,  ala  der  Tod,  QU 
scheidon.*  Wir  behnlhfln  lieber  den  wichtigen  Gedanken  iet 
conueimmi  mores  und  fabreu  nacli  dem  erst«a  Verse  so  foit: 
,Diti  Horden  stimmen:  Ittßt  una  alleine,  Die  ihr  Zwietradit 
säet  zwischen  una  beiden;  Denn  nichts  soll,  als  der  Tod,  uns 
Bcbeiden. " 

Will  man  Aiidr.  öl  1  (V  4)  SotlicitaMio  eorum  et pollicitaMlo 
animos  tacfas'f'  den  bozoichnoaden  Anklang  nicht  ganii  aof- 
gebivi,  Mj  kann  ninn  nagen:  .Ihr  Her?,  durch  Kirrnn  und  Ködern 
rdhren",  statt,    wie  Kardt  .durch  Verheißung  und  Lockung.* 

Am  Schlüsse  der  ersten  Szene  der  Adelphoe  t.  80  ist  «a 
nicht  richtig,  die  Anrede  des  Hicio :  saUwia  te  aduenire  Drntea^ 
Gaadcmm.  wegKutaascri:  sie  keumcichnct  eben  Meinen  freund- 
lichen Sinn,  der  sich  auch  kmidgiebt,  wo  er  den  Bruder  ver- 
drießlich aieht;  also:  .Uateii  Tag,  lieber  Bruder,  wie  iat  dein 
Krgehn  ?  Wir  freuen  uns  henEÜch,  dich  hier  lu  aehn!" 

Ad.  181  (II  l).  iam  iutra  ahripierc  atqtu:  ibi  üsqtu-  ad 
«efxm  operiere  toris  .Uud  Syruü  schwingt  statt  des  PinaeU 
d(!n  Kiemen,  Bemalt  dir  den  Hhcken  mit  blutigen  Striemcnl* 
hau  Bild  des  Itumalena  mit  einem  Pinsel,  der  ron  dem  Skla- 
ven geschwungen  wird,  erscheint  gewagt :  einfacher  so:  .Und 
drinnen  schwingt  mürderlich  äjrus  den  Riomen,  Bedeckt  dir 
den  Rflckcu  mit  blutigen  Striemen!* 

Ad.  547  (IV  2).  kifUo  haue:  primtim  ait  se  scire:  is  iohix 
iiescit  omnia.  Wenn  Bardt  sagt:  ,I)ea  UnglUcka  ErablinK  nennt 
er  aich  jetat.  Und  er  erfuhr  doch  von  allem  lulptstt",  so  fillt  der 
wichtige  Qednnke  fort,  daß  Dcme»  die  Hauptsnche  Überhaupt 
nicht  weiß;  eher  mag  man  primnni  misüeu:  .Alles  zn  wissen 
btld't  er  sieh  ein,  —  Wer  nicht«  weiß,  das  iat  er  ganz  allein.* 


J 


HiMellen.  319 

Die  bOlKiehc  Sentenz  Äd.  GOii  f.  (TV  3)  Omm.^,  '/uriiu  res 
synt  minus  sectindtuit  mayis  sunt  hcscio  qnO  motio  Suspiciosi ; 
ad  eolilittMeHam  om»ia  ficcipiunt  mayis,  Icommt  bei  Bnrdt  niclit 
recbfc  Idar  und  knapp  zum  Ausdruck:  .Je  ferner  dur  Monnch 
rum  QlQeke  wuhat.  Je  schwerer  ist  er  vom  Argwohn  veracbont. 
üeberall  fUhlfc  er  sicli  verletzt.,  Weil  er  klein  ist,  immer  m- 
rQckgesetsL  Wir  behftlten  die  Zwischenrede  di»  Micio  Wi 
Immo  ego  ibo  und  den  Aufiuig  der  Antwort  des  Hegio  Itetie 
fttäs  bei  nnd  Bchrfibeo:  Mi.  ,N«n,  selbst  will  ich  geheu.  * 
H.  aS(]  ist's  recht;  Wir  wiasen  ja:  wctii  es  geht  schinclit,  Der 
ist  immer  i3i  allerlei  Argwohn  geneigt.  Verachtet  fühlt  er  sich 
gar  zu  leicht;  W^eil  er  meint,  man  halt'  ihn  fUr  schwach  und 
kteiii,  Denkt  er,  jodermann  nijotte  sein.' 

In  der  errL-gtcn  Kliige  d«s  Awschiiius  v.  665  tf.  (IV  5)  /?i>- 
yas  me'^  quid  iÜi  iaudem  crctiilis  Fore  animi  mtxero,  qui  iüa 
eansitenii  prior?  Qui  infclU  hand  sei»  an  iltam  misere  nunc 
anief,  3Cum  hanc  uitiebit  praesens  praesenii  eripi,  Abduci  ab 
oaäi»?  facintts  i»diffHnm  paler,  sähe  man  vor  allem  gern  den 
Gedanken  eiitsehiedener  bei  dem  Subjekt  Aescbinus  feHtgebal- 
teD,  als  es  liardt  gclitngon  ist:  ,Du  trägst?  —  Was  leidet  der 
Mann,  Der  zuerst  ihr  Herz  gpwiinn,  Und  jetxt  sich  vielleicht 
in  Liebe  verzehrt,  Weim  sie  gezwungen  you  ihm  sieb  kehrt« 
Ja  ragt  zum  aufgedrungenen  Bunde?  Vater,  äa»  giebt  eine 
istliche  Wunde!'  Ich  scbl^e  vor:  ,Dm  fragst?  Wafl  lei- 
det der  Mann,  Der  xuerHt  ihre  Neigung  gewann.  Dem  jetzt 
wohl  der  Kummer  am  Herzen  uagl,  Wenn  er  »iebU  wie  rohe 
Gewalt  »k-  rerjagt,  Ibm  selbst  sie  entfahrt  mit  ftlblloser  Hand 
^ —  Ea  cm[Kirt  mich  zu  denkf^n  —  in  fernes  Land.* 

■  Aach  Ad.  672  (IV  5)  ist  der  in  Cur  dujeit  aliniaini'  an- 
'gedeutet«    wesentliche   i^ug    ohne  Kol   aufgegeben;    der  Vors 

,Konut  er  nicht  Schuld  und  Febltritt  meiden?*  Undert  Rieh 
mOheluR  in  das  geoauere:  „Kunnt  er  die  fremde  Persou  nicht 
meideut" 

■  Gleich  nachher  r.  4>7t)  Ilidiculutir.  wluorsumiu:  illum  aw- 
^am  dieerem,  Ctti  ueneram  aduccatm':'  std  tptid  wt/a,  Aescliiite, 

Nostra?  md  quid  nobis  cum  illisi*  abeamus.   quid  est'/  Quid 

Uxcriwas'f   fehlt    in    der    Wiedergabe    bei    Bardt  , Lächerlich! 

dem  cntgegctitretun.  Der  zum  Gvjtchäft.  mich  berbcigebeten?  — 

Wu  tut  das    uns^  komm   laß,    uns    gebn,    Aber  du    weinst  ? 

was  muß  ich  sehn?*  ztmächst  dos  energinch  abbrechende  sed. 

Oeuauere  Anlehnung  an  den  Text  kann  oaeh  den  ersten  zwei 
^craen  zu  folgendi-m  fllbrcn:  .Aber,  Aescbinus,  laß  das,  uns 
ftefat's  ja  nichts  an,  Wus  wollen  wir  beide  uns  kehren  daran? 

rrbch  rorwärts,  komm,  laß  ans  gehn!  —  Aber  do  weinst  ja? 

was  muß  ich  sehn  ?" 

Ob  nicht  deutächei)  Lesern   die  Schlußworte  dea  Üemea 


320  Miacellen. 

(7G1,  IV  7)  „Frau  Salus,  Hüterin  jeglichen  Lebens,  Hier  öbat 
selbst  du  deine  Kunst  vergebens!"  doch  etwas  fremdaHig 
klingen?  Wir  geben  die  lateinische  Personifikation  —  ipsa 
si  ctipiat  Salus,  Seruare  prorsus  uon  potest  hanc  familiam  — 
lieber  auf:  „Wollte  selber  die  Göttin  des  Heiles  hier  retten, 
Umsonst!  dies  Haus  liegt  in  UnglQcksketten!" 

Wiederum  möchte  man  gerne  den  energischen  Tonfall  gf^- 
wahrt  sehen,  wenn  Micio  ruft  791  f.  (V  3)  ilicet,  Paratacliies: 
succurrendumst.  Entschiedener  als  Bardta  Uebersetzung  ,Hier 
droht  in  Worten  ein  scharfer  Streit,  Zum  Glück  hin  ich  zur 
Hülfe  bereit"  klingt:  „Der  Schlachtruf  tönt:  Klar  zam  Gefecht! 
Da  komm  ich  zum  Helfen  gerade  recht!"  So  bleiben  wir  auch 
im  Einklang  mit  den  lebhaften  Tönen,  die  Bardt  selber  eben 
vorher  angesohlten  hat. 

Wir    schließen    mit    einer    Stelle   von    fast   Plautinischer 
Derbheit.     Demea  droht  die   Zitherspielerin    auf  seinem  Gute 
gehörig  mit  widriger  Arbeit    zu    bepacken,    zum  Schluß  850 
(V  3)  Tarn  excodam  reddam  atque  atram  quam  carbost;  dar- 
auf Micio:   Placet:    Nunc  mihi  nidere  sapere.    atque  equidm 
ßlium  Tum  etiam  si  noUt  cogam  ut  cum  iUa  cubet.     Hier  wird 
die  Uebersetzung  bei  Bardt  zuletzt  etwas  zu  zart  und  geht  um 
die  Poiote  herum:  „Kohlschwarz,  berußt  und  Bonnenverbraunt 
Reizt  sie  mir  nimmer  den  jungen  Fant!"  M.  „Schön!  doch  ich 
wette,  trotz  dem  Ruß  Gibt  dir  dein  Sobn  noch  manchen  Kuß/ 
leb  versuche  es  so:  „Kohlschwarz  soll  sie  werden,  ganz  dürr 
und  voll  Dreck."  M.  „Jetzt  hast  du  das  Herz  auf  dem  rechten 
Fleck.     Ich    wUrde  noch ,    wenn  sich    dann  sperrte    der  Sohn, 
Ihn  zwingen  zu  herzen  die  saubre  Person." 

Ich  breche  hier  ab.  Im  einzelnen  giebt  ja  auch  sonst  die 
Uebersetzung  von  Bardt  noch  Öfter  zu  Fragen  Anlaß ;  wir  hoffeD, 
daß  die  reiche  Anregung,  welche  er  mit  seinem  Buche  gegeben 
hat,  ihm  damit  gedankt  wird,  daß  von  recht  vielen  Seiten 
solche  Fragen  an  ihn  gerichtet  weiden.  Möchten  sie  dann 
bald  in  einer  zweiten  Auflage  Beantwortung  finden. 

Sondershaasen.  A.  Fttnck. 


MiLri  —  Jniii  IDUO. 


xn 

letrische  Rücksichten  in  der  Auswahl  der  Verbal- 
formen  bei  Homer. 


f- 

Wy 

^ 


Dm  Chaos  der  homerischeu  Verbalformen  iit  dank  den 
Arbeiten  zahlreicher  hervorrageoder  Gelehrten  in  der  Uaupt- 
üache  entwirrt;  doch  bleiben  immerhin  noch  einige  Schwierig- 
keiten Obrig.  Ohne  Angprnch  auf  Gräcbüpfaiig  de«  Stoffes  za 
anheu,  will  ich  diese  kurz  bex«ic}ineii  nnd  zugleich  in  ra- 
acheo  Zügen  auf  den  Vorteil  hmweiaen,  den  man  ftlr  die  Er- 
klärung der  betreffenden  Formeti  aus  Beobachtungen  metri- 
scher Art  ziehen  kann. 

L  Wir  untersuchen  zunächst  die  PersonalendangeD. 

I.  Bemerkenswert  sind  fOr  das  Aktirum  im  Singulari« 
die  KoQjun  k  ti  y  formen  a  a  f -ti)(i:  -iQa:  und  di« 
Formen  auf-o^a  im  Perfekt.,  Opiat.,  Indikai. 
FrSfl.  und  Eonjuaktiv;  dazu  die  Doppelform  iaoi  und 
wh  {di);  Tgl.  G.  Meyer.  Gr.  Gr.»  §§  444,  2.  U7.  -150.  453; 
Curtiiui,  Yerbum'  L  40.  41.  &0~52.  Stegehen  fast  alle  aus 
Zusätze»  hervor,  die  za  fertig  gebildeten  Fonneo  nachträglich 
ht  wurden :  -a&a  =z  o  +  Jta;  -50t  :=  -j  +  01;  -tot«  = 
-{-  \ii.  Die  eiomgea  primäreo  Formen  sind :  loat  ^  *  es- 
[Sil  olaha  ■=  JblZ-b^  ^  n:  ¥vttha.  und  ip^x  =^  ai:  fiaitha. 
'Wie  diese  .\bnndiiii7.  nn  Endungen  zustande  kam,  zeigen  deut- 
lich Bnigmaun,  Gr.  Gr.'  §§  39&.  410,  2.  411,3.  412  und  G. 
Mejer  a.  a.  0.,  indem  ne  die  Genesis  niler  dieser  Formen 
feststellen. 

Man  kann  nun  fragen,  was  denn  diese  eigenartigen  En- 
dungen bestimmt  und  warum  Homer  sich  nicht  an  die  ge- 
wöhnlichen Formen  gehalten  hat  Diese  Frage  wBre  unnütig, 
wenn  es  sich  um  allgeraeiu  und  regelmiiliig  gebrauchte  ßU- 
wujoior'»  i-Juv  t»,  ¥.  xvno.  ».  21 


3^  P.  Thouvesin, 

diingen  handelte,   aber  die  aogefahrten  Formen   sind  in  der 
^iechischen  Literatur  und  auch  im  bomerischen  Epos  seibat 
vereinzelt  und  selten ;  außerdem  zei^  sich  in  ihrem  Gebrauch 
durchaus  keine  Kegelmäßigkeit.     So    ist   im   KonjonktiT  der 
Gebrauch  der  zusammengesetzten  Endungen  bisweilen  den  dm 
Personen  des  Singulars  gemeinsam:    £^£X(i>(i,i  -iQ<39a  -'gen,  oder 
zwei  Personen;  ti!ixo>(«  -iQot,  l-^ad^a  -■Qot;  meisteuB  jedoch  sind 
sie  vereinzelt  fOr  die  eine  oder  andere  Person  gebrancht.  An- 
derseits   sind   einige  von  diesen  Formen  die  einzigen  fOr  zwei 
Personen  oder  für  eine  gebräuchlichen,   andere  wieder  kom- 
men neben  den    gewöhnlichen  Formen    für  die  drei  Personen 
zur  Anwendung :    eEntüjit  -igo*«  -iq(31  ,    etno)  ~-qz  -g ;    fllr  iwei 
Personen  finden    sich    die  Formen:    äydftä^  -^jot,    iyirfiü  -^ 
Ttäb^a^a  --QOi,  iid9^^,  -tq  ;  für  eine  einzige  Person :  ISöJfu,  B«; 
eöSiQoi,  eöSij ;  B(!)^at,  Sütq  ;  l:Qot,  l^j.     In  gewissen  Fällen  jedoch 
finden  sich  nar  die  gewöhnlichen  Formen  fUr  die   eine  tmä 
die  verlängerten  oder  beide  zasammen  fQr  eine  andere  Person: 
1  So  2  S^s,  aber  3  S^ot ;  1  ntw  3  ttitq  aber  2  m^aÖa;    2  xtc- 
v^js  3  xiefv^,  aber  Ixxetvwiit,  xteEvü);  1  Ttä&b),  aber  2  ni9^^ 
itä&Tj5,  3  niö'ijjat,  TCct&Tj.    Diese  Unregelmäßigkeit  im  Gebraach 
beweist  deutlich ,   daß  die  verlängerten  wie  die  gewöhnlichen 
Formen  an  und  för  sich  dem  homerischen  Dichter  gleichwep 
tig  sind  und  daß  seine  Wahl  unter  den  Formen  dnrch  keine 
grammatische  HUcksicht  bestimmt  wurde.    Will  man  also  ihren 
Gebrauch  —  und    nicht    ihre    Bildung  —  erklären,    ao  kann 
man    nur  von   dem  metrischen   Gesichtspunkt   ausgehen,   der 
offenbar  für  den  Dichter  maßgebend  gewesen  ist. 

Die  Seltenheit  der  elidierten  Formen  zeigt,  welchen  Wert 
der  Dichter  auf  die  Erhaltung  der  kurzen  Endsilbe  in  den 
verlängerten  Formen  sowie  in  der  Form  iofji  legte.  Tatsäch- 
lich haben  diese  Formen  wegen  ihres  trochäischen  Ausgangs 
eine  Anwendung  gefunden,  welche  sich  von  der  der  gewöhn- 
lichen Formen,  die  immer  eine  lange  Schlußsilbe  haben,  we- 
sentlich unterscheidet: 

vgl.  dz  -'-  O  150.     iod  ^  -  A  176. 

if^i  -■-  E  473.  ij  239.  (fijo*«  -  w  *  186. 

t^;  -  -  Q  295.    t^ofta  -----  K  67. 

e^  -  -'-  M  300.    I^at(v)  -  -  -  B  366.  3- 147. 


MetriMbe  Saek>ieht«B  in  i.  Avsvsiil  d.  Verb*lfona«B  b.  H«uer.    323 


Sura  ■   -  5'"66I.   Süi^iaiv  -  —  -  Aa24. 

dtno  -  -^  I  26.   eiiwojii  -  -  --  X  8^2. 

So  endigen  alle   verlängerten  Formeu,   vie   auch  ioa'.  in 

drittea    More.     Da    Dun   dieser  Zeiiteil    durch    die    kurze 

^'Eudäilbe.  die  dieBe  Formen  vor  den  andern  Toräus  Laben,  gv- 

»au  »nsgefflllt  wird,   so  geht  daraus  herror.  daß  6er  hameri- 

■che  Dichter  offenbar  mit  RCckaicbt  auf  diese  Endsilbe  eicli 

■Br   die   verlängerten  Formen    wie    Tflr   eooc  entschied.     Diese 

^orze  Endsilbe  ist  in  ^j  der  P'%]lu  fdr  diu  KOizc  des  dritten 

Troctdas  oder    fdr  die  des  Schlußtrochäus  benßtzt,    am  dem 

Dichter  die  Mö|;iichkeit  kii  bieten ,    die  trochftische  Cünr  des 

Iritten  Fußes  xu  erhalteo  oder  den  Vers  zu  schließen ;    vrure 

im  dagegen,  inrolge  dee  Gebroudis  der  gewöhnlichen  Formen 

ler  der  Form  Ei;,    diese  Kürze   verloren    gegangen,  so  hätte 

in   der  Arait   im    dritten    oder  sechsten  Fuß  Halt   machen 

iftseen  und  der  Vers  hütLe  in  dem  einen    wie  in  dem  andern 

fall  einen  Zßitteil    zu  wenig   gehabt.     Die   verlängerte   Form 

ir  metrisch  bequemer  und  wurde  deshalb  bevorzugt. 

2.  WaH  die  primären  Endangeu  der  8.  Per».  Flur. 

kt.  betrifft,  so  ist  liier  aof  zwei  Hnnkte  hinxaweisen:    eio- 

roal    anf   eine    doppelte  Fonn    im  Präsens   und  dann    anf  die 

dreifache  Eudiuig  der  Foimen  des  Perfekt«. 

P        Die  beiden  Formen  e?<it  —  ioiat  sind  berecbügb;  die  eine 

iH  die  primäre  Form  und  die  andere  das  Produkt  einer  späteren 

Hildang,  Brugni&un  §  415. 1.  a.  b.  und  S.  S52.  d.     Doch  kann 

inan  fragen:  warum  hat  sich  die  Endung  -avit  -as*,  (aaa  -«t: 

Bttot  ^  -gtl  nicht  auf  andere  Stfimmo,    fOr  die  sie  ebensognt 

■ntigtich  war,  ausgedehnt,    und  wamm  findet  man  bei  Homer 

licht  die  dem  £xx  analogen,  nttiKclicn  Formen,  d.  k.  ^Vfyvüasi, 

&c26(«n ,   Uani  (tAx) .   Brugmann  S.  3&3.  d.  e,   neben 

KOTt  {^vöo:),  Tiftetsi,  SiSoöai,  Brugmann  S.  351. b.  oder  Itlci? 

Die  dreifache  Form  des  Perfekt«  erklärt  sieb  in  gleicher 

Weise :  die   primäre  Endung  -am  -oat  =  pti  hat  die  Formen 

if  -i<r.   veranlaßt.   Brugmann  §  '!■'•  l-^-    ■ii^*  Endung  i«t 

fcnn    der    Endung  -«'/t:    -ac:  gewichen ,    Brugmann  S.  351.  b 

nach  dieser  letzteren    hat  man  weiterhin   die  Formen  anf 

-4ai  erhalten,  Brugmann,  S,  352  e.     üebrigen«  fallt  die 

ihierte  Form  auf  und  raan  fr«gt  sich :  warum  findet  man 

21- 


S2i  P-  ThouTAttin, 

bei  Homer  nicht  *xeb^daoi  oder  *E<JTceaKi(,  da  man  bei  ihm 
doch  auch  ßeßtfaac,  ftfiaai  findet?  Der  Grund  ist  der,  daß 
Homer,  wenn  er  zwei  verschiedene  und  gleicherweise  mögliche 
Bildungen  vorfand,  bei  der  Wahl  der  einen  oder  andenif  sieb 
nur  von  metrischen  Rttcksichten  leiten  ließ. 

Die  beiden  Formen  e^af  —  —  Saat  w  ~  —  waren  in  glei- 
cher Weise  fOr  trochäischen  Gebrauch  geeignet  and  in  der 
Tat  haben  sie  einzig  diese  Anwendung  gefanden,  besonders 
im  dritten  Fuß  vor  der  Cäsur.  Da  aber  erstere  Form  eine 
kurze  Silbe  weniger  hat  als  die  zweite,  so  paßt  die  eine  oia 
andere  sich  dem  Metrum  des  Verses  an,  je  nachdem  dieser  an 
der  betrefifenden  Stelle  eine  EOrze  mehr  oder  weniger  nötig 
hat ;  vgl.  etoi  -  w  K  170.  laot  w-^  «  H  73oder  noch  ßv-eimv 
^  -;_  ^  B  131.  7tap-^aa[(v)  ^^-^E  192.  Z  299.  v  247.  öi> 
iaai  I  204.  Man  versteht,  warum  Homer,  da  er  das  Hilfszeit- 
wort: , sein*  sehr  häufig  zu  gebrauchen  hatte,  besondem  Wot 
darauf  legte,  mit  den  Formen  nach  den  verschiedenen  Bedflrf- 
nissen  des  Verses  wechseln  zu  können,  während  er  dies  bei 
den  weniger  häufigen  Verben  nicht  tat.  Wenn  andererseits 
bei  Homer  die  Formen  auf  -vTt  -ai  bei  den  Stämmen,  von  denen 
u^eEot,  StSoOai,  Itloi  kommen,  die  allein  gebräuchlichen  sind, 
so  liegt  das  nicht  an  ihrer  metrischen  Unbrauchbarkeit  im 
epischen  Hexameter,  sondern  daran,  daß  das  Metram  gerade 
in  den  Versen,  wo  sie  gebraucht  werden  sollten,  sich  leichter 
diesen  Formen  öffnete,  als  denen  auf  -avxc  -aai.  Df^gen  sind 
die  Formen  auf  -uaat  durch  metrischen  Zwang  zu  Gonsten  der 

Formen  auf  -uvtl  -öot,  wie  ^jjyvöat ^  —  P  751  ausgeschieden 

worden;  mit  der  Endung  -uaoi  hätte  das  Wort  tataächlich 
einen  Ämphimacer  enthalten :  ^Tjyvijaot  —  —  —  — ,  Ebenso  vei^ 
hält  es  sich  im  Perfekt  mit  der  Form  *  TEÖT/ciaai  —  -^  —  ^-  und 
mit  Eoxct»!»;  beide  Formen  wurden  za  Gunsten  von  TE^fisi, 
iotäot  — -  w  ausgeschieden. 

Wenn  Homer  aus  technischen  Gründen  das  BedDrfnis 
hatte,  mit  den  Formen  zu  wechseln,  hat  er  nicht  gezOgert, 
fUr  ein-  und  denselben  Stamm  eine  doppelte  Form  zu  schaffen. 
So  sehr  walten  metrische  Rücksichten  im  homerischen  Dialekt 
vor.  Neben  Tce^öx-ctat  — .  '_  -_.  ^  ij  114,  der  ursprünglichen  und 
im  attischen  Dialekt  fortlebenden  Bildung,    steht  z.  B.  nc^b- 


Hetriaehe  Rflek*ielit«ii  fn  (I  Atinrthl  d.  VceMfonnni  b.  noner     325 

a«v_^  — —  A1&4.  r,  128.  Ea  ist  dabei  eu  bemerkcD,  daß 
die  metiüche  Anwendbarkeit  mit  jeder  der  drei  Eudungnti  dea 
Perfekts  wechselt.  £it)Kig  dl«  Form  auf  -xii  läßt  eiiieu  dak- 
tylischen Gebrauch  za.  Di?  £wei  Formen  auf  -seit  bilden  einen 
Trochäus,  aber  di«  Form  auf  -nxoi  ist  leiGht«r,  auch  fUr  dun 
Schluß  des  V&rsea  bequemer  aneuwenden ,  z.  B.  }iE|ixaio:v 
_„-^_  K308.  i09.  oder  für  den  dfilU-n  Trochäus  vor  der 
C&sur,  t.  B.  ^tYsoii:  ^325,  u&l.  Wenn  die  Form  auf  -aoi 
mit  ToraoBgebendcr  L&ugc  nie  fnr  den  Vcrsschlufl  gebraucht 
wurde,  weil  sie  den  Dichter  zur  Bildung  eines  Spondeus  im 
f^lnfleu  Fuß  gcnütifrt  hätte,  so  hat  sie  zum  Ersatz  dafür  und 
eben  wegen  jener  langen  Anfangssilbe  Um  Vcraaufang  dicnea 
können,  z.  B.  ts^iv-v  '  — '-  mit  Verlängerung  der  Endsilbe 
durch  Position  in  der  Anis  de«  ewciten  Fofies,  Ist««'-! — 
A  245:  Beispiele,  deren  iiukoDtrahicrt«  Formen  wegen  der  zwei 
Qrzen,  die  sich  etet«  im  Aofang  finden,  onbraachbar  sind, 
ußerdem  kann  die  Form  auf  -äsi  auch  fCr  den  dritten  Tro- 
iSu£  vor  der  Cäsur  gebraucht  werden,  z.  B.  ■t£*'/äoi  —  - — 
52-  0  aSO.  So  paßt  «ich  also  j«d«  der  drei  Formen  des  Per- 
kts  den  Anforderungen  de«  epischen  Uexameters  ioi  allge- 
meinen, wie  den  besonderen  Bedürfuiaea  des  Vencs  an  der 
Stelle,  wo  sie  auftritt,  i^enau  an.  Diese  ToUkommene  Anpu- 
^ugsfahigkeit  erklärt  auch  ibren  Gebrauch. 
■  3.  Hon  begegnet  bei  Homer  Formen  dea  Präteritums, 
■e  auffälligerweise  den  alten  Dialekten,  besonders  dem  dori- 
Veheo  (TgL  G.  Moycv  ^  460.  534)  eigen  sind  oiid  die  bei  den 
auf  Uomer  folgenden  Dichkrn  als  Archaismen  betrachtet  wer- 
den, rgl.  Curtiufi,  Verb.  *  I.  75.  a  349.  Uutensacb,  I  Per- 
tooalend.  S.  17,  nämlich  den  Formen  der  3.  Pers.  Plur. 
des  PräLcrit.  Akt.  der  athematitchen  Verba 
nnd  d«nen  dea  Aor.  Pass.,  mit  dor  prim&ren 
Endung  -v=:-nt  und  dcrVcrkOrzang  des  Stamm- 
vokals, Ürugmann  §§55,  1.  -115,2.  Keben  diesen  Formen 
mitunter  gleichzeitig  mit  ihnen  begegnen  uns  andere  von 
tanr  Bildung,  von  denen  dann  schließlich  die  vorhei^e- 
t«n  rerdränj^  wurden,  niunUcb  die  Formen  mit  der 
udung  -«v  =  9{y],  ans  -pt,  di«  au  -oav  wurde, 
ann,  S.  316.  352. 


326  P-  Thoarenin, 

Nim  drängen  sich  hier  zwei  Fragen  auf:  Warum  hat  sich 
die  doppelte  Bildung  auf  -v  und  auf  -ace* ,  die  sich  f&r  ge- 
wisse Stämme  findet,  nicht  auf  andere  Stämme  ausgedehnt,  da 
dies  doch  durchaus  möglich  war,  und  welchen  Vorteil  ia.<ai 
Homer  im  Gebrauch  der  beiden  Formen,  speziell  in  dem  der 
Formen  auf  -v ,  für  die  er  eine  Vorliebe  gehabt  zu  haben 
scheint,  wie  wir  sie  bei  den  Dichtern  der  späteren  Epoche 
nicht  beobachten? 

Im  folgenden  geben  wir  primäre  Bildungen  wie  iSov  -^^ 
Hes.  Theog.  30.  ISiSov  ^^^  Hes.  Opp.  139.  Hymn,  in  Cer. 
328.  437.  Äv-I»ev  ^  ^  _  Simon,  v.  Keos  134  Bergk  (vgl 
G.  Meyer  §  460),  h(wcw  -  ~-  Find.  Pyth.  4. 120.  St-lyvov  --  -  - 

tab.  Her.  I.  51;  oder  spätere  wie  att.  5(p9i)o«v w,  impf. 

üssav  — ' '.    Diese   Formen   wurden   von  Homer  nicht  ge- 
braucht und  konnten    doch  im    epischen  Hexameter  mit  der- 
selben Berechtigung  Platz   finden  wie    die  folgenden,    die  mit 
ihnen  vom    metrischen  Geaichtapunkt   aus   gleichwertig  sind: 
ESÜvw- A222.  A263,    oder  gifiiv  -  =^  e481;  aor.   p.  Ifpoviv 
-  -  i;  e  557.  n  299;  gxtav  ^  ^  K  526.  t  276.  gxXiv  -  6 
O  608 ;  lQ\rpm  —  —  w  A  448.  -i^toav  ^  w  w  K  197.    Auch  war 
die   alte   dorische   Form  3.  Fers.  Plur.  ^Jv  (vgl.  Ahrens  11  de 
dial  dor.  326)  die  man  bei  Hes.  Theog.  321.   825  und  später 
bei  den  Dramatikern  (vgl.  Lautensach  I  Person.  S.  18)  wieder- 
findet  und  die    gleichfalls   von  Homer   zu  Gunsten  von  'jjaacv 
(£oav)  ausgeschieden  wurde,  doch  sicherlich  ebensogut  möglich, 
wie  die  identische  Form,    die  ihr  im  Singular  entspricht  und 
so   häufig    im    homerischen    Dialekt    gebraucht    wird.     Wenn 
nun  Homer  nur  die  den  vorhergenannten  entsprechenden 'For- 
men angewandt  hat,  sei  es  die  auf  -aocv:  S6aav,  SfSoaav,  Id«- 
dav,  Syvuaav,  sei  es  die  anf  -v :  (p&av.  7ev,  so  liegt  dies  daran, 
daß  diese  letzteren  allein  den  Bedürfnissen  des  Verses  da,  wo 
er  sie  anzuwenden  hatte,  genügten. 

Hingegen    hat   das  Bedürfnis    nach  Abwechslung  im  Ge- 
brauch  einer  Form  den  Dichter  bisweilen  znr  Bildung  einer' 
doppelten  Form    veranlaßt,    so  im   Aor.    ßav,    ßijoav;    Jorav,  . 
Itmjaav;  tptiv,  Icpav  und  cpeJaav,  gcpaaav;  fiSuv,  JSuoav;  im  impl:  - 
Tip6-  Tcftev,  xfS^oav;  im  Aor.  p.  {if^EV.  jitY*)oav.     Warum? 

Die  Endsilbe  in  beiden  Formen  ist  kurz,   wurde  jedoch^ 


inhe  BAeUclitcai  in  d.  Aänrabl  d.  VtAtUoimn  b.  Homer. 


der  Hälfte  der  Fälle  dnrcb  PMition  in  der  AraU,  besocdars 

der  des  riert^n  Fußes  und  meist  Tor  der  B«phtIieinimproK 

verläDgert.     Aul^«rd(.-iii  baVi«]i  beide  Formeo  oft  \img«  [jaeoul- 

nod  eigneten  sich  so  zur  trfKhäischen  Verwendung ;  di^e 

wir  deou    iim-Ii    besonders    vor    der  Cä«ur    de«  dritten 

Id  andern  Fällen  konnten  Formen  mit  karr^r  paenul- 

fDr  die  Thesis  eines  daktjlisdiea  Fußes  gebraucht  wer- 

Oanz    besouders    aber  dienen    die  Formen   auf  -osv  for 

den  letztgenannten,  d.  h.  dalttytisctien  Grbrancli,  der  ziemlich 

selten    för   die  Formen    auf  -v  vorkommt .  denn   diese  haben 

■Üie  Silbe  weniger  ala  die  andern.     Daraus  geht  hervor,   daß 

veo  eine  Form  aof  -oav  den  ganzen  daktylischen  Fuß  aos- 

1t,  eine  Form  auf  •'/  nur  aU  trochiLiBcher  Anlang  eines  solchen 

ißes  stehen  kann:  Tgl.  impf.  T-rraoav  — ww  B  &2S;  f  182. 

r.  lotav  ~  w  A  535;  und  daß  wir  da,  wo  der  gebrauch 

)r  Eodang    -aay  oder   einer    zweisilbigen    Form 

r— ,  die  die  ganze  Thusia  einen  daktylischen  Fußes  ausfüllen 

an.   durch  den   Gehrauch  der  Buduug   -v  eine 

-einsilbige  Form  —  erhalten,  die  nur  für  die  erste  KUne 

Biner  solchen  Thesis  dienen  kann,  vgl.  ü;  ^soxv  -^  w  w  B  278. 

Bfi  fi*/  - —  ß  337.     lu  beiden  Fällen  hat  der  Gebrauch  der 

^Sndung   -V   dem   homerischen  Dichter    einen  Zeitteil    er^wrt 

Dasselbe   ist  der  Fall  da,    wo  die  durch  Position  rerlängerte 

Endsilbe  als  Araiü  des  folgenden  Fußes  dient;  vgl: 

ööx  ??aoäy  -^^^   0  700.   &i   äp'  lipöv  -  ^  -  ^  F  161 

tit^tox*  ^^^  X  ^9.    npö-TiO-ev  —  —  i  a  112. 

('dfrsoacv   hat  lange  Endsilbe  einzig   durch   die  Arsis,    vgl.  F. 

[ilniaen.    Unters,  z.  gr.  Laut-  und  Versl.  S.  163). 

Wenn    die  Form   auf  -oav  lange  ]>a«nultima  hat,    macht 
Gebrauch  einer  Form  auf  -v  mit  kurzer  oder  auch  langer 
lenultima  zwei  Zeitteile  verfllgbar,  vgl.: 

li-yr.oav  —  -  w  &  268,    ^ytv  -  *  t  91. 
-dprnioxt  _  -^  ^  Y  70.   icfjXÖ^v  ^  w  0  298 
fZ-yJ^pm  -:-_^^  n  404.   fcftp^vt  -  '  «  A  57. 
Dies  ist   immer  der  Fall  im  aor.  pass.,  da  die  Form  auf 
naat    -  —  die  paenultima  tj  mehr    hat  gegenüber  der  Form 
-KV  —     Da,   wo  die  Form  auf  ••/  poaitionsUnge  Euduilbe 
die  enisprecheadc  Form  auf  -asv  lange  {Kienultima  hat, 


Uetriacbe  Racksicbten  in  A.  Aaswabl  d.  Verbalfonnen  b.  Homer.    329 

xmi  aaßerdem  noch  im  Konj.  Aor.  der  thematischen  Konju- 
gation; andererseits  finden  yrir  -o  im  Imperf.  und  Imperat. 
Präs.  oder  Aor.  athematischer  Verba,  in  denselben  Zeiten  und 
Boßerdem  noch  im  Indik.  Aor.  der  thematischen  Konjugation, 
wobei  die  kontrahierten  Formen  auf  -ig  -tf.  -u  -su  nicht  berück- 
sichtigt Bind. 

Diese  letzteren  sind  oicht  sehr  zahlreich  und  haben  in 
ihrer  Mehrheit  Kontraktion  ohne  o.    Vgl. : 

lnt-Se6E«c,  Y^wcreai,  eEoeat,  Soeat,  loaeai, 

pdXXtM,  insu,  6pxeu,  eÖxeu,  önfi-ö-cu, 

cppcil^eu,  InXtM,  txsu; 
ßdU^EO,  into,  Ipx^o,  e3xe°>  ^^°<  ip^^' 

dv-)(ppfiE^eo,  6nXeo,  dcp-(xeo. 

Vgl.  noch :  5pO£u,  Spoeo,  Spoo.    SajiV^,  ÖTto-5«tivaaa[. 

So  stellt  sich  der  homerische  Dialekt  abseits  von  den 
alten  Dialekten ;  er  unterscheidet  sich  deutlich  einerseits  vom 
dorischen  (vgl.  Ahrens  II.  de  dial.  dor.  §  37,  6),  wo  die  kon- 
trahierten Formen  das  Uebergewicht  erlangten  wie  später  bei 
den  Attikem;  anderseits  in  gewissem  Sinne  auch  vom  äoli- 
scheo,  (vgl.  Ahrens  I  de  dial.  aeol.  133),  dem  er  sich  indessen 
nähert  durch  den  allgemeineren  Gebrauch  der  nichtkontrahier- 
ten  Formen  und  speziell  der  Formen  auf  -so,  da  bei  den 
Aeolem  dieser  Gebrauch  ziemlich  beschränkt  war.  Da  nun 
diese  Bevorzugung  unkontrahierter  Formen  bei  Homer  keinen 
grammatischen  Grund  hat,  so  muß  sie,  bei  der  Ausdehnung, 
die  sie  gefunden  hat,  einen  metrischen  haben. 

Nimmt  man  den  Gebrauch  der  zweisilbigen  Formen  für 
die  Thesis  eines  daktylischen  Fußes  aus,  so  sind  alle  Gebrauchs- 
weisen  der  Gesamtheit  der  Formen  gemeinsam.  Es  gibt  hie- 
far  zwei  Gründe.  Einerseits  ist  die  Endsilbe  der  Formen  auf 
-o«t  durch  ihren  Platz  in  der  Thesis  vor  einem  Anfangsvokal 
etwa  in  der  Hälfte  der  Fälle  kurz  geworden ;  ebenso  die  End- 
silbe der  kontrahierten  Formen  auf  -"q  -w  -eu;  diese  wurde 
in  '/s  ^B'  Fälle  gekttrzt.  Diesfalls  konnten  diese  Formen  mit 
derselben  Berechtigung  vrie  die  auf  -oo  -o  gebraucht  werden. 


3S0  P.  Thouvenin, 

sei   es   fQr  einen   daktylischen  Faß,    sei    es  fSr  den  trochäi- 
schen   Anfang    eines  solchen   Fußes;    ausserdem   konnten  die 
kontrahierten    zweisilbigen  Formen    ebenso    wie   die   Formen 
auf    -0    ftlr  die  Thesis    eines   daktylischen   Fußes    Terwandei 
werden.      Anderseits    konnte    die   Endsilbe  gewisser    Formen 
auf  -CO  -ao   als   Arsis   des    folgenden  Fußes    dienen,    wo  sie 
sich   durch  Position    gelängt  findet.     Es   kann  auch    TOikom- 
men,    daß    eine  Form,    deren    Endsilbe  Synizese    erlitt,   als 
Spondeus  dient.     Endlich  konnten  gewisse  zweisilbige  Formm 
auf  -ao,  deren  paenultima  lang  ist  und  die  durch  Elision  der 
Schlußsilbe  einsilbig  wurden,  als  Arsis  gebraacht  werden,  z.  B. 
lao'  —  a  302.  ipd"  A  204.    Aber  so  häufig  der  vorhergehende 
Fall  ist,  so  selten  ist  der  letztere ;  denn  er  läßt  sich  nur  eben 
knapp  auf  ^/u  der  Formen  auf  -ao  -o  anwenden. 

Indessen  ist  die  unterschiedslose  Verwendung  Terschiedener 
Formen,  insbesondere  nichtkontrahierter  und  kontrahierter,  nicht 
gleichgültig.  Durch  Kontraktion  wird  eine  Form  mn  eise 
Silbe  verkürzt ;  dafür  aber  erhält  sie  eine  immer  lange  Schloß- 
sitbe,  die  allerdings  korz  werden  kann.  Nun  kann  es  vor- 
kommen, daß  der  Wegfall  einer  Silbe  infolge  metrischen  Zwanges 
nötig  wird.  Im  allgemeinen  konnte  die  unkontrahierte  Form 
im  epischen  Hexameter  verwendet  werden  und  die  Kontraktion 
hatte  keinen  andern  Zweck  als  den,  einen  oder  zwei  Zeitteile 
verfügbar  zu  machen,  je  nachdem  die  unterdrückte  Silbe  kurz 
oder  lang  war,  vgl.: 

EnXeo  -^  -  -  Ä  418.  gnXeu  -  ^  W  891. 

(i£[iVT]at  -L  —  —(b  442.  fl  oO  (i^jivtq  --=  —  J-  *  396. 

In  gewissen  Fällen  jedoch  wurde  die  Veränderung  einer 
Form  deshalb  notwendig,  weil  sie  ohne  diese  einen  Amphi- 
macer  enthalten  hätte.  Dies  ist  der  Fall  bei  Formen  auf  -eat 
mit  langer  antepaenultima  wie  yvwoeat,  Seieai,  rioeai,  —  w-  — , 
Sie  fanden  mittelst  der  Kontraktion  Eingang  in  den  Vers: 
YvtiaT;-i-:=:B365;  Seü^  a254;  eta^  tc313.  Zweifellos  kann 
hier  der  Amphimacer  durch  Verkürzung  der  Endsilbe  vermie- 
den werden,  z.  B.  SeOeat  _?_  ^  ^^  W  484.  Im-Seötai  E  636.  elaeai 
H  226.  Aber  abgesehen  davon,  daß  dies  nur  unter  bestimm- 
ten Bedingungen,  die  nicht  immer  vorhanden  sind,  möglich 
ist,  ist  zu  beachten,  daß  in  den  vorhergehenden  kontrahierten 


\ 


HutriKb«  Rtclriichten  in  i.  Aa*f>»bl  d.  Verbftlforntu  t.  Homer.    831 

FortnuD  die  Konlraktioosschlutisilbe  Reibst  gekürxt  wurde,  w«il 
hier  der  Yen)  einen  weiteren  vcrHl^tbarcu  ZciUeil  verlangte, 
der  Hieb  nur  durch  VcrkOrzang  der  kontrabierieii  Silbe  ei^b. 
Nor  dann,  venn  die  zwc-i  Zeitteile  der  Thesis  de»  Fußes  an 
der  Stelle,  wo  die  Korui  gebraucht  werden  aoll,  rerfQghur 
sind,  kaoii  die  VcrkOncuug  einer  i^chluljHilbe  auf  -ex:  mit  Vor- 
teil angewandt  werden.  Die  Vcrüiulcrmig  der  un kontrahierten 
Form  war  ferner  dann  notwendig,  wenn  sie  eine  Reihe  ton 
melir  ob  znci  Ettrzeo  enthielt.  Uiea  iat  der  Fall  bei  Formen 
Bnf  -so  oder  auf  -o  mit   kurzer   untepaenaltitua,    wie  bei  into 

^,  cxpina'so ^ "-,  Cmö-ÖM  — -  •_-  w  w-.  Solche  Formen 

koiuiteD  durch  Kcmtraktiou  der  BchluÜeilbe  im  Vers  Verneo- 
dung    finden:    Ir£u -^^  ijt  52;    expEjii -'- -—^  0  21:    UTfi-8-sy 

fe^ '—  —  0  SU).     Man  konnte  in  gewissen  Fällen  der  Schwierig- 

Keit  auch  dadurch  aus  dem  Wege  gehen,   daß  man  dit;  End- 

BUbe  durch  Position  verlnugerte,  z.  B.  sneo  — ~ -^  Xi{87:  aber 
dies  ist  nur  unter  betstimmten  Lk^ingiingen,  die  nicht  irainer 
Torfaandea  sein  künueu,  mötjlich;  außerdem  mucht  das  Verti- 
maC  manchmal,  wie  in  den  beiden  unten  oben  citierten  Bei- 
qtiden,  die  Kontraktion  mit  VerkQrzung  der  kontrahierten 
Endsilbe  nötig.  Jatnit  för  die  Arsis  des  folgenden  Fulies  zwei 
Zeitteile  »erfflgbar  weiden.  I>ie  Verlängening  der  Endsilbe 
kann    einen  Zweck    nur    haben    fQr    eine    auf  höchstens  drei 

l^flrzen  endigende  Form,  deren  Schluß  dann   iambisch 

»der  anapäatisch  ~  ■~'  —  wird. 

P  Es  kann  Torkummun,  daß  Synizese  und  Elision  die  gleiche 
Wirkung  auadbeo  wie  die  Kontraktion.  So  konnten  venoit- 
telsb  der  Syni/iese  die  an  sich  unmöirlichen  Formen:  iiizoi 
—  — '  -    und  £■.' TÜvea:        -—  -    im  Vers  PlaUc  finden:    esouu 

^■•^^,  ivxiviett  —  — -^^  JJSS  (am  Ende  and  Anfang  d«a 
Verses).  Ebenso  konnte  die  an  sieh  unn»3gliche  Form  e-eo 
w  w  ^  dorch  Elision  des  Schlußvokals  fUr  die  Thesis  eines 
daktylischen  Fußes  gebraucht  werden  ÖÄV  Zm*,  6ypx  —  ^  — '-^^ 
146,  wie  mit  Kontraktion  :  dXV  Siwu^  öifpa  -L  w  ä  —  w  iji  52. 
anderen  Fällen  paßte  sich  die  Form  dem  epischen  Mexa<- 
an  und  das  Versmaß  forderte  einfach  die  UnterdrQokuog 
tnmt  Silbe,  ohne  Veräadeniag  der  Qtuuititöt  der  Endsilbe  in 
T  geänderten  Kenn;    in  dicstM»  Falle  kann   die  Elision  gn- 


332  P-  ThooTenin, 

nSgen,  z.  B.  eöxeo  —  --  — ,  dazn  eö^e'  —  ^,  8  752,  wurde.  SoU 
aber  die  neue  Endsilbe  lang  sein,  so  wird  Kontraktion  nßtig, 
z.  B.  für  eö/su  —  —  Ö  290.    Wo   aber  Synizese   möglich  ist, 
kann  sie  die  gleichen  Dienste  tan,  z.  B.  xiJUou  ^  w  — ,  S  812, 
%iXta.i  w  >5=i-,  -wie  die  Kontraktion:   r-iX-^  ^  —  %  337.     Abge- 
sehen Ton  den  Fällen,  in  denen  die  Unterdrflcknng  einer  Silbe 
durch    metrische    Rücksichten    gefordert   war   und  nur  darch 
Kontraktion  erlangt   werden  konnte,    wendet  Homer  vonmgB- 
weise  die   unkontrahierten  Formen    an,    weil  er   dabei  swnen 
Vorteil  fand.    Aus  der  Tatsache,   daß  die  kontrahierte  Fonn 
eine  Silbe  weniger  als  die  unkontrahierte  and  dazu  noch  eine 
stets  lange  Endsilbe  hat,  geht  zweierlei  beiTor:   einmal  erlei- 
det die  Quantität  der  Schlußsilbe  in    den  Formen  auf  -oo  -o 
eine  Yei^nderung;  sodann  wird  die  metrische  Form  des  gan- 
zen Wortes  in  allen  lallen  verändert,   besonders  dann,  wenn 
die  unkontrahierte  Form  kurze  paenultima  hat,  die  durch  die 
kontrahierte  Endsilbe  absorbiert  wird.     Demnach  ist  klar,  daß, 
allgemein    gesprochen,    die  unkontrahierte  Form   fOr  den  Ge- 
brauch im  Daktylus  bequemer  ist.     Es  ist  zu  vermuten,  dafi 
der  Dichter  mit  dem  Gebrauch  unkontrahierter  Formen  es  ge- 
rade auf  diesen  Vorteil  abgesehen  hat  und  infolgedessen  auch 
diese  bevorzugte.     Tatsächlich  findet  sich  gerade  hier  der  dak- 
tylische Oebraucb  am  häufigsten ;  denn  man  zählt  f(lr  ihn  mehr 
als  ^/.t  der  Gesamtsumme  der  Fälle,  während  die  kontrahierten 
Formen,  die  daktylische  Verwendung  fanden,  in  diesem  Drittel 
nur  im  Verhältnis  von  1  :  40  gegenüber  den  unkontrahierten 
Formen  vorkommen.     Die  Tatsache  ist  leicht  zu  erklären. 

Da,  wo  eine  unkontrahierte  Form  mit  kurzer  paenultima- 
und  kurzer  oder  verkürzter  ultima  für  einen  daktylischen  Fuß 
gebraucht  wird ,  bildet  die  entsprechende  kontrahierte  Form, 
die  eine  Silbe  weniger  und  lange  Endsilbe  hat,  einen  spon- 
deischen  Fuß  oder  aber  wird  sie  zur  Arsis  des  folgenden  Fus- 
ses bestimmt,  vgl. : 

bno-Mp.vaaca--'  —  -^  ^^y  214.  7t 95.  Sx^vS.  ~ S  199. 

o6v-&£o  -^  ^  ^  A  76.  &n6-fteu  ^  —  j-  o  310. 
Ist  die  Endsilbe  auf  die  eine  und  auf  die  andere  Art  gekürzt, 
so  dient  die  kontrahierte  Form  als  Trochäus,  vgl.: 
SeÖeaT  ^  w  ^  W  484.  Sei^  ^  ^  oe  254. 


IMriaeb*  K&«k»iclit«D  in  d.  Aotwrnhl  d.  Vcrb»Jfonii«ii  b.  il&m«r.    333 


r  aeUwt  (tir  trucUäisclieu  Gebrauch  wenlvo  rorzi^weise 
ikoDtrahierte  Fornieo  rerwendet;  dies«  Art  des  Gebrauchs 
,cbt  ungef&hr  'It  dor  QcsiuuUuiumr  der  Pille  aus  und  un- 
ter dieseD  '/;  dUilen  die  kontrahiert«»  Formen  kaum  */&.  t>er 
Unterschied  im  Gebrauch  cooclit  sich  noch  in  dem  Fall  gd- 
leud,  wo  die  nnktiutrahierU  Form  lange  Endsilbe  hat  und  diu 

Eiden  Formen  so  enden,  daß  aie  die  Arsis  des  folKCudun  Fusses 
lien;  er  tritt  z.  B.  hervor  zwischen  Anapäst  und  Jambus,  vgL: 
xtXwi ■    M  285:  xü^j  -  -'   x337. 
■f  die  koutrahierte  Form  zweisilbig  mit  karser  Anfang»*  und 
gekürzter  Endsilbe,    so  füllt  sie  die  Tbeii«  eine«  daktylischen 
^ßcs  aus,    während   die   entftprectiende    unküntraliit-rti!  Form 
ch  weiterhin  auf  den  Iblgcndun  Fuß  aundehnt,  z.  U.  in  anu- 
Rstischer  Form,  vgl. : 

Icea:  -  -  ^  1  605,  i^ti  -  ^  t  254. 
andern  Fällen  ist  der  Gebrauch  fllr  dio  beiden  Können  ganz 
erachieden,  z,  B> 

jiijiv»;«!  ^  —  -^  <t>  4-12.  ninvu  -^018,  10  115. 
Doch  die  angeführten  IBviaptule  ziiigcn  zur  QenUge,  daß, 
renn  nnkontrabiurie  und  kontrahiertu  Formen  in  grammati- 
eher  Hinsicht  gleichbedeutend  sind,  der  Gebrauch  der  einen 
it  Bevorzugung  vor  den  andern  avitcu«  Homer  v  o  m  m  e- 
riiichvn  Standpunkt  aua  durchaus  nicht  willkOr^ 
ich  war. 

5.   Der  Unterschied   im  Gebrauch   der    Formen   der  1. 

*era.  Plur.  auf  -(leoÖot und  der  auf-|ied-a— — 

it  dorchsichtig  genug,  so  daß  ich  mich  dabei  nicht  aufzuhal- 
usa  brauche  und  sogleich  zu  den  Formen  der  3.  Per«. 
Plur.  Obergehea  kann. 

Bei  Homer  begegnen  ans  die  Endungen  -orai  -aio 

1.  nach  einem  Konsonanten  im  Perf.  und  PlusquiLmperf-, 

wie  in  den  Formen   dcä  Optativs  auf  -c-M-io,   dio  For- 

des  Perf.  auf  -et««;  =  -ijiaTo«  und   auf  -uatm  =  -^«tat 

oder  -UÄtai  und  die  des  Plu«ipf.  auf  -saio  — etarc  und  auf 

-uat«  =  -/ixxo  oder  uscta  mit  inbegrÜTeu  (primäre  Bildungen, 

Tgl.  Brugmann  §  422,  1). 

ft        2.  Nach  dem  langen  Vukal  1}  im  Perf.  und  Fla8<jpf.  uacb 

■fciMÜogie  der  Formen  auf  -iaT«i  -WTO  oder  -vaixt  -uato,  we- 


334  P  ThoDveniD, 

gen   der  Beziehung   zwischen    der  3.  Pers.  Plar.    mir  3.  Pere. 
Sing.,  8o  daß  man  also  bei  Homer  folgendes  VerhaltDis  findet: 

ßEßXi^zToct  :  ßeßXijTctc  =  XExXcaTac :  {«pditoti, 

psßXfjaTO  :  pipXrixo  =  etpOoro  :  elporo, 
(spätere  berechtigte  Bildangen,  vgl.  Bmgmann  S.  357). 

Was  die  Endnngen  auf  -vxai  -vto  betrifft,  so  findet  man  sie: 

1.  nach  einem  kurzen  Vokal :  a,  e  nnd  thematischen  o, 
im  Indik.  Präs.  und  Aor.  und  im  Imperf.  (primäre  Bildangen, 
Tgl.  Brugmaun  §  422,  2); 

2.  ansnahiQsweiBe  nach  a  im  Plusqpf.  fjvx'  =  -jjvro  attU 
^[3]axo;  ebenso  nach  u  in  den  Formen  des  Perf.  und  Plosqpf. 
auf  -uvTsc  -uvTo  und  nach  i  in  einigen  vereinzelten  Formen 
des  Imperf.  auf  -eivto  (spätere  Bildungen ,  TgL  Brugmanii 
S.  357.  358).  Die  Formen  auf  -5axai  -Sccto  sind  nach  Analo- 
gie Ton  £pY|ptSaTai  gebildet  (vgl.  Brugmann  S.  358  e). 

Obgleich  man  alle  diese  Formen  grammatisch  rechtf^- 
gen  kann ,  haben  doch  auch  metrische  Rücksichten  sie  znni 
Teil  beeinflußt.     Inwiefern  ?  — 

Man  bemerkt  eine  Anzahl  von  Gebrauchsweisen,  die  bei- 
den Formen,  mit  oder  ohne  a  der  Endung,  gemeinsam  sind, 
so  z.  B.  dann,  wenn  die  Endsilbe  der  Form  in  der  Arsis  steht, 
was  besonders  für  die  Formen  auf  -onai  der  Fall  ist.  WSh- 
rend  diese  letzteren  Formen  und  auch  die  auf  -vrcu  keine 
Schwierigkeiten  machen,  ist  der  Gebrauch  von  Formen  mit 
kurzer  Endsilbe  nur  durch  Vertängernng  dieser  Endsilbe  m5g' 
lieh,  z.  B.  (*  xTjtaTO,  xefaxo)  xeaxc  -  —  ^  N  763.    Q  1Ö8.  Äpü>p- 

ixato  —  -  —  —  i^  A  26,  oder  avii<sxno  —  —  i:  ß  431,  oder  aucl> 
durch  Elision ,  z.  B.  cmjaavt'  -  ^  A  480,  Vjvx'  -^  P  153.  Di^ 
Bedingungen  des  Gebrauchs  sind  auch  im  trochäiachen  An-' 
fang  eines  daktylischen  Fußes  beiden  Formen  gemeinsam.  Di^ 
Formen  auf  -vto  waren  hier  ganz  am  Platz,  aber  die  auf  -ai^ 
V  <—  konnten  nur  gebraucht  werden ,  nachdem  sie  ihre  End" 
Silbe    verloren    hatten ,    so   eiat'    —  —  S  596.  1 545.    jioxeotoft'*' 

—  —  ^  --  A  344.   Dasselbe  war  auch  für  die  Formen  auf  -axae. 

—  -  möglich,   vgl.  eTai' -- —  B  137,    aber    nicht   für   die  auf 
-vTixt,  da  diese  Formen   immer  lange  poenultima  haben.     Da- 
gegen  konnten  für  daktylischen  Gebrauch  nur  die  Formen  anf 
-oxat  -«TO  Verwendung  finden,  wahrend  hier  die  auf  -vtob  -vto 


Metrüebe  ROcksiclit«D  in  d.  Austrihl  il.  V«rtAlfomieii  b.  Hdoiot.    335 

unmüglieh  waren.  Die  Formiio  auf  -«ic  sind  die  hnufigHtea; 
si«  machen  etn«  '/i  kWet  Källe  au3;  baoad«»  ubircich  nind 
Formen  tod  d«r  mdtrischen  Fi^ur  -^  -^  -^  —,  die  aioh  Kwiscliei) 
die  trocbäitche  Cäsur  des  dritten  Fuße»  und  die  bukolische 
Diärese  stellen.  Man  findet  auch  die  Können  auf  -vxai  mit 
verkOrcter  Endsilbe,  z,  B.  vor  der  bukoliscbeu  Diärese:  ts- 
zt<,x«zM  — *^  -  Si  N  22.  ß  63.  eTaial  '-^^K  100.  xota-xsf- 

crtat '-  _  ^  fi  527.    Von  diesen  Formen  konnten  nArhe, 

die  auapästiachen  Ausgang  haben  oder  mit  drei  KQrz«ii  scblit-^- 
aeo,  aocfa  mit  BUsion  der  t^hlnßeilb«  gebraucht  werden,  so 

dx»ixc2at'  (=  *xy,xi5«T«  _  ^ )  -  '  -  -  -  P  637 ;  ippa- 

5ärt'  ( =  tf  fdcÄTo     „  w  — )  ^  w  w.  M  431 ;  ebenso  e«i'  (=  2«to 

ww»)w»H4U  ftlr  die  Thesi«   eine«  daktylischen  Fußee. 

Wenn  non,  wie  wir  gezeigt  haben,  die  Formen  auf  -otsel, 

-STC  allein  fOr  einen  dnktjUaehen  Faß  brauchbar  sind  und  der 

daktyliscbti  Gebrauch  der  bäufigale  ist,    da  er  für   sich  allein 

■■beiu  dj«  HÄlfte  oller  Fälle  ausmacht,  so  darf  mun  darauii 

BclilieGeD,   daß  der  Dichter  hauptsächlich  Formen  mit  dakty- 

Jisehar  Endung  oder  solche,  die  dies  werden  konntra,  zu  bil- 

■m  beairebt  war.     Da  er  nun  Formen  mit  dem  a  der  Endung 

nötig  batt«,   fto  hat   er   diese  Bildung   auch   anf  rokalische 

^Stämme,  die  ar^prtlugUcb  nicht  doxu  bestimmt  waren,  ausge- 

lehnt;  besonders  hat  er  sie  nach  >]  gebraucht,  wo  man  kaum 

ftndero  Formen  als  solche  auf  -xts;  -ato  trifft,    während  die 

Inf  -TjVTO  selur  selten  und  die  auf  -rjVT«  angebrnuchlich  sind. 

Die  Formen  auf  -rflnc  — ■■-■  ließen  alle,  wie  es  ja  auch  na- 

Mrlich  war.  daktylische  Anwendung  zu  und  selbst  die  For- 

Den  auf  -r,aTx: konnten  mit  Hilfe  der  Verkürzang  der 

leblaßsilh«  gebraucht  werden,  2.  ß.  für  den  Daktylus  des 
Hüften  Faßea  ße^X^iecr«— -; — ^  X  194,  Tor  der  bukoliwheu 
Häxwe  JWi:oTifjaT«r  —  —  ^ — ^  ^  B  90. 

Indessen  konnten  diese  Formen   nicht  fi)r  alle  Fälle  gc- 

Iflgen.    80  waren  sie  z.  B.  unbrauchbar   fSr  den  Verascblnß 

lind  gerade  hier  findet  sich  die  Mehrzahl  der  neaen  Formen 

ünf  -iwtc  -uvT«;,  z.  B.  Xb3.'Jvio  —    '  —  N  85,  xi>;uvta(  —  '    - 

E 141,  X*^^^-     Anderseits  war  die   trochäische    Verwendung 

Iron  Formen   auf  -ccco  '~'  ~-  nur  mSgUch   durch   Elision   ihrer 

iBcliluUeilbe.    Dn  nun  die  Bedingungen   fdr  den  Eintritt  der 


336  P-  Thouvenin, 

EliBion  nicht  immer  Torhanden  waren,  maßte  der  homerische 
Dichter  darauf  ausgehen,  sich  eine  möglichst  große  Zahl  von 
Formen  auf  -vto  za  verschaffen  and  ihre  Bildung  anazodehnen; 
diese  letzteren  warea  ja  allein  möglich  in  den  Fällen^  wo  die 
Form  auf  -ato  nicht  elidiert  werden  konnte.  Bben  fOi  einen 
solchen  Fall  wurden  auch  die  Formen  aaf  -uvto  angewandt, 
z.B.  xfvuvio  A  281,  332,  —~ — ■,  ^i)yvuvTor55  nnd  anden 
neae  Formen  auf  -vxo  nach  i  wie  iitixEtVTo  — — ^  —  tj  19. 

Die  neue  Form  i/jvi'  (=  i^vto)  —  T  153  ergab  sich  eben- 
falls auf  diese  Weise,  weil  die  regelmäßige  Form  etat'  (=  et- 
azo)  oder  vielmehr  ^[ojat'  (=  ^[ojato)  —  —  sich  dem  Vers- 
maß nicht  hätte  einfügen  lassen.  Es  gibt  hiezn  noch  mehr 
Beispiele.  Gewisse  Formen  mit  dem  a  der  Endung  war«n 
unmöglich,  so  SeSaxpüaTai  w  —  —  w  — ,  eine  Form,  die  einen 
Antispast  und   einen  Ämphimacer  zugleich  und  selbst  nach 

Elision  der  Endsilbe  SESaxpüdci^  -' w  noch  den  Antispast 

enthält.  Daraus  ergab  sich  die  Notwendigkeit,  die  entspre- 
chende Form  SeSaxpuvtat  — -  -: —  -^  X  291  zu  gebrauchen. 

Aus  der  Notwendigkeit  oder  der  Bequemlichkeit  der  neuen, 
im  homerischen  Dialekt  vorkommenden  Foriben  mit  oder  ohne 
das  a  der  Endung  erklärt  sich  also  die  Ausdehnung  der  einen 
oder  andern  Endung. 

n. 

Der  Baum  gestattet  mir  nicht,  auch  nur  eine  summari- 
sche Uebersicht  der  Fr^en  zu  geben,  welche  die  Prüfung  der 
Tempus-  und  Modus- Bildungen  im  homerischen  Dialekt  anr^t. 
Ich  will  jedoch  einige  Bemerkungen  über  den  Gebrauch 
des  Augments  beifügen.  Das  Augment  erleidet  oft  eine 
Umbildung  durch  Wegfall  des  ursprünglichen  Anfangskonso- 
nanten in  den  Stämmen,  die  mit  <3-j-f  oder  auch  mit  der 
Gruppe  oJ^-oj  anfangen, 

1.  Gewöhnlich  kommt  Kontraktion  zu  stände:  l-[o]-e-  = 
ei-.  Die  einzige  Abweichung,  die  sich  für  Stämme  mit  an- 
lautendem o-  feststellen  läßt,  ist  (oe5)  iiaaaxo  £  295  (Ari- 
starch),  eine  Form,  die  sich  zu  eioa  =  *  £[o]eo[a]a  (vgl.  Inf. 
6cp£oaat  v  274,  Brugmann  S.  263)  =  *  £[o]ettJa  von  aet5  (vgL 
Imperat.    ehow  t]  163)    verliält    wie   la^e  :=  e[/]-a-  H270  zu 


Mebiache  Bücküchten  in  d.  Answahl  d.  Verbalformen  b.  Homer,    337 

)5Se  4^392,  t539  (vgl.  Curtius  Verb.»  I.  119).  Nun  ist  zu 
beachten,  daß  die  regelmäßige  Form  etasio  —  —  — ,  vgl.  Burip. 
Hippol.  31  mit  der  Kontraktion  des  Anfangs  ke-  =:  ei-  aich 
dem  Versmaß  da,  wo  uns  Uasaro  w  --  w  ^  begegnet ,  nicht 
eingefügt  hätte;  diese  Form  bedurfte  des  e  am  Anfang,  um 
nach  der  trochäischen  Gäsur  des  dritten  Fußes  Platz  zu  finden. 
Diese  Anpassnng  der  Form  an  die  Bedürfnisse  des  Verses  ist 
wahracheinlich  der  Srund  für  diese  unregelmäßige  Bildung. 

Wir  finden  ä-[/']-s-  =  ee-  in  {^eo)  ^-eaoaio  —  -^ —  — 
K  23.  177  vor  der  trochäischen  Gäsur  des  dritten  Fußes,  aber 
auch  =  ti-  in  eipya^exo  —  j—.^^f  435  vor  der  bukolischen 
Diärese.  In  dieser  Weise  konnte  der  Dichter  im  Gebrauch 
der  Formen  abwechseln  und  den  verschiedenen  Bedürfnissen 
des  Verses  Formen  anlassen,  die  von  gleichen  Stämmen  abge- 
leitet sind. 

Ebenso  finden  wir  i-fe-f-  vor  einem  Konsonanten  = 
iSa-  in  E-emöv  =  J-/e-/Jiov,  ai :  avöcam,  wie  auch  *  &-fk'J5- 
£Ev  ♦  d./etSeev  von  istSü) ;  F.  Solmsen,  Unters,  z.  gr.  Laut-  u. 
Versl.  S.  237;  z.  B.  l-einev  - -^  -  E683  t  362,  zugleich  mit 
Je<F-  =  Jii-  ohne  syllabisches  Augment,  z.  B.  eine  —  —  M  60. 
2.  Einige  SUlmme,  die  mit  S  anlauteten,  haben  das  syl- 
labische  Augment  r,  angenommen,  vgl.  Brugmann  S.  264.  Nun 
begegnen  wir  hier  noch  einer  doppelten  B'orm,  die  aus  der 
Kontraktion  des  Anfangs  hervorgeht  und  dem  Dichter  Ab- 
wechslung im  Gebrauch  ermöglichte,  vgl.  (/ei5)  ■^eiSr)  -^  -  -^ 
t  206.  m  -  -'-  A  70. 

In  der  ersten  Form  haben  wir  das  Augment  t)  wie  in  den 
Aoristen  dir-Tjüpa  =  *  än-riSpa  (vgl.  Partie,  äjroüpas  =  *cino- 
>pa;),  W.  Schulze,  quaest.  ep.  265;  * '?]-/a'YTjv,  *^->äXü)v,  wor- 
aus durch  metathesis  quantitatis  i-afjjv,  g-äXwv  wurde. 

In  der  zweiten  Form  ist  der  Anfang  aus  "^etS-  kontra- 
hiert, wie  im  plqpf.  pass.  (/Ix)  ^-ixxo  oder  ■§xto  =  ♦fj-eVxto 
aus  *-?j-/s/ixTo  (oder  wohl  —  *  d-sixxo  aus  *  i-Si-Jiv.xo,  vgl. 
Schulze,  a.  a.  0.  p.  266.  Brugmann  S.  264,  indem  ee  vor  c 
zo  fj  kontrahiert  wurde,  Brugmann  §  38.  3)  und  im  Imperf. 
•^-toxe  —  *  ^-eiaxe.  Die  beiden  Formen  sind  also  regelmäßig, 
und  wenn  Homer  sie  gleichzeitig  gebrauchte,  so  tat  er  es  des- 

Fhilologui  I.XIV  (N.  P.  XVIII),  3.  22 


338  P-  Thouvenin, 

Laib,  weil  sie,  jede  in  ihrer  Art,  deo  Bedür&iissen  dee  Terses 
entsprachen. 

Man  könnte,  glaube  ich,  wie  dizev  anch  die  doppelten 
Formen  äixxo  ~-  -  w  W  i07,  efoxoiiev  ^  -^  -^  N  446,  1 321, 
die  neben  tJixto  —  -^  —  S  796,  -JjEcixojiev  — ^  ^  w  vorkommen, 
erklären,  d.  h.  durch  Weglassung  des  Augments.  Sie  haben 
dem  Dichter  einen  Zeitteil  znr  Yerftlgung  gestellt. 

Für  die  Formen  (ScXk)  ^iXTiEtv  9  96,  I^-kelm  S  474  •^-^'~■ 
am  Yersschluß  erhebt  sich  die  Fr^e:  Muß  man  sie  ableiten 
von  *■))-/£ -^öXnsiv,  *^-^e-/bfxetv,  woraus  ♦■^öJ.netv,  *'^o{xkv 
und  durch  metathesis  quantitatis  ^üXicscv,  £^XEtv  wnrde,  wie 
^wpTa^ov  aus  *^/opta^ov,  iütpa  aus  ♦■^/Spote  entstand  {vgl 
W.  Schulze  S.  265)? 

Sicherlich  liegt  eine  fehlerhafte  Lesart  vor  in  (/epy)  kitf- 
yeiv  5  289,  wegen  des  Dat.  ävÖ'pünoLatv,  der  durch  ivd'pünoü; 
zu  ersetzen  ist.  Wie  soll  man  aber  die  Form  ersetzen  ?  Bmg- 
mann Gr.  Gr.  264.  265  läßt  als  möglich  zu:  ^öpyei  aus  *i\- 
Sefäpft!.  oder  eEApyei  aus  *  e- J^E/opyet,  W.  Schulze  a.  a.  0. 
p.  266  scheint  für  äeöpyet  zu  sein;  G.  Meyer  Gr.  Gr.  S.  558 
läßt  zugleich  zu :  eJöpyet  und  LFeföpyet  für  §  289  and  Ji-Föp- 
ys:  für  5  693  (die  Form  steht  in  beiden  Stellen  am  Vers- 
schluß). Ich  für  meine  Person  wäre  geneigt,  einerseits  iü)X- 
Tietv  ii^xztv  zu  betrachten  als  abgeleitet  von  ♦■^-öXtoiv,  *Vj-oc- 
xeiv  und  andrerseits  ^öpyetv  =  ■^-/e/opyeiv  zuzulassen  für 
5  289,  nach  Analogie  von  -^cxto  =  *  ^-/e/cxto,  aber  ^opyetv  = 
Jkfopysiv  ohne  syllabisches  Augment  »)  für  S  693  (vgl.  Herod. 
I  127  i&pyse) ,  wodurch  der  Hiatus  nach  dEvSpa  vermieden 
wird.  So  hätte  man  also  in  dieser  letzteren  Form  eine  Neben- 
form zur  ersteren  zu  sehen,  die  durch  die  Bedürfnisse  des 
Verses  nötig  wurde,  wie  man  schon  dnt  neben  2-eiicev  ohne 
das  syllabiscbe  Augment  e  hatte. 

Wenn  man  nicht  überhaupt  auf  eine  Erklärung  der  von 
mir  soeben  angeführten  Formen  verzichten  will,  so  muß  man 
wohl  annehmen,  daß  sie  ihren  Grund  in  den  verschiedenen 
Bedürfnissen  des  Versmaßes  haben. 

3.  Wir  gehen  zu  einer  andren  Klasse  von  doppelten  For- 
men über,  die  ihren  Ursprung  nicht  in  dem  Fehlen  der  Kon- 
traktion des  Anfangs,  auch  nicht  in  der  Weglassung  des  sjl- 


IVtetrisdie  Rfick«icht«n  in  A.  iu«w&hl  li.  Vert>airi>rn]en  I).  Homer.     Sft9 

labtschea  AugrnvntA  t]  oder  £  haben,  sondera  in  der  Hiozu- 
fU^ng  eines  prothetischen  e  %u  einer  sebon  fertifj  gebildeten 
Form  mit  temporaleni  oder  sjllabiscben  Augment:  vgl.  ^xe 
-—  »1>  120;  <p  .128.  w  177.  Jvpo-iYjxe  —  -  '  -  t  468. 

Die  erste  Form  hat  temporftleB  Augment :  e-[3]-ij-  =  if~ ; 
dies  ist  der  gewöhn licliste  Full  ftlr  e-oig-,  e-ii-  u.  8.  w.,  nath 
Analogie  Ton  Stämmen,  die  mit  eineui  Vokal  anfangen;  dos 
<j  im  Anlaut  wird  dabei  nicht  bmchtet,  vgl.  Brugmann  g  302. 1. 

In  der  zweiten  Form  echeint  das  prothetiache  e  auf  den 
£inßuß  von  Idr^xa  zurDclczafUbren  zu  sein,  wo  das  i  regelrecht 
als  syllfibieche»  Augment  steht,  so  daß  sieb  ergiebt:  Itjx«: 
fpat  =  l^rpiti:  S^jxa, 

Ebenso  verhält  e»  sich  mit  den  Formen,  die  von  der  Wur- 
zel Ja  abgeleitet  sind : 
•fJcMTo  -^  >-  —  4  188.  u)  524.   l-fjoato  —  —  w  —  O  415.  x  89. 

Ich  möt'bte  ein  protheliaches  e  auch  noch  in  (>:S)  k-s'.ivxo 
»— -= —  ^  £  398  erblicken.  Die  Form  finden  wir  neben  sizatc 
—  —  — ,  B  791,  £  281 ;  sie  ist  gebildet  mit  dorn  97llabi8chen 
Augment:  ^-[^]t-  =  £'--■ 

Ich  reebne  zur  gleichen  Klasse  noch  folgende  zweite 
Form«n : 

k  i-ipvoxiei  ^  —  ■^•~-~  u  255  neben  ^iv^xiei  (La  Roche) 
^— —  —  A  598.  0  141.  Die  jtweit«  B'orm  bat  temporales 
Augment;  i-f-^]'®'"  =  'i'*'  ^^  ^''™'  'i"*"''.  ÄTt-^Httas  «.  s.  w., 
vo  wir  (])  ftlr  Ol  nach  attischer  Weise  haben,  oder  wohl  wie 
bom.  ö^eXcv,  wo  wir  i-lSlo-  ^  ili-  finden,  indem  /"nicht 
beachtet  wurdo,  Tgl.  Brugmann  S.  264.  26€;  impf.  Äv-t-ipyev 
_-  _  -^  ^  n  221  nebea  ov-^'iypj  E  168.  aor.  iv-l-tp§e  .-  —  -^  — 
H  389  neben  Co^z  -  —  U  457.  Die  zweite  Form  geht  im 
ersten  Beispiel  aus  *äv-weiY£v  (von  *iSiiyui  mit  prothetiechem 
6)  und  im  zweiten  aus  *WEi?e  mit  temporalem  Augment  her- 
vor, vgl.  Brugmann  S.  266  n.  1. 

Die  Form  E-'^v5s[ve(v)  —  '  ——  Q  25:  y.  143  finden  wir 
neben  fjv5«ve ^  Ä  24.  x  373 ;  sie  Itommt  yon  der  Wur- 
zel o/a5-',  durch  Assimilation  warde  luuächat  afiuJT,  und 
J'J^  wurde  dann  zu  ^  reduziert,  vgl.  Bnigmann  S  21,  11.  141, 
6  «nd  daraus  wurde  schlitßUch  durch  Kontraktion  £-[3/^a-  -^ 
^-,  flo  daß  die  zweite  Form  temporale«  Augment  hat. 

82* 


L 


340    P-  Thouvenia,  Hetrieche  Bfickaiclitea  in  d.  AanrftU  etc 

In  diesen  verschiedenen  Fällen  ist  die  erste  Form  später 
gebildet  als  die  zweite ;  sie  bat  dem  Dichter  den  Yorteil  ver- 
schafft, einen  Zeitteil  mehr  ausfüllen  zu  können. 

Indem  ao  das  Versmaß  eine  am  einen  Zeitteil  bald  kür- 
zere, bald  längere  Form  verlangte,  gebraucht  Homer  im  ersten 
Fall  das  syllabische  oder  allgemeiner  das  temporale  Augment 
und  im  zweiten  Fall  nimmt  er  seine  Zuflucht  zum  protheti- 
schen  e.  Dieses  £  ist  umso  bemerkenswerter,  als  es  sich  gram- 
matisch nicht  rechtfertigen  läßt.  Aus  diesem  Umstand  schließe 
ich,  daß  dieses  e  nur  dem  Einfluß  des  Metrums  verdankt  wird, 
da  es  dem  Dichter  ebenfalls  erlaubte,  je  nach  den  BedOr&issen 
des  Verses,  im  Gebrauch  von  Formen  zu  wechseln. 

Ich  schließe:  Wenn  man  in  der  Naturgeschichte  mit  Recht 
sagen  kann ,  daß  das  Bedürfnis  die  Funktion  scliafFt,  könnte 
man  dann  nicht  in  ähnlicher  Weise  sagen,  das  Bedürfnis  Ho- 
mers nach  Verbalformen ,  die  geeignet  waren,  sich  den  Ge- 
setzen des  epischen  Hexameters  zu  fügen,  sei  nicht  ohne  merk- 
lichen Einfluß  auf  die  Bildung  dieser  Formen  gewesen?  Ich 
weiß  wohl,  daß  diese  Formenbildung  durchaus  nichts  Will- 
kürliches an  sich  hatte,  daß  sie  sich  ganz  regelrecht  vollzogen 
hat.  Aber  was  hat  den  Anstoß  zu  diesen  Bildangea  gegeben? 
Es  würde  nicht  genügen  zu  behaupten,  daß  ii^end  eine  Form 
gebraucht  wurde,  weil  sie  schon  existierte,  und  daß  irgend 
eine  andere  geschaffen  wurde,  weil  sie  nach  den  allgemeinen 
Sprachgesetzen  möglich  war.  Denn  Homer  hat  die  ganze 
Reihe  der  schon  existierenden  oder  schlechthin  möglichen  For- 
men nicht  erschöpft.  Welches  Prinzip  hat  ihn  nun  bei  der 
Auswahl,  die  er  vorzunehmen  hatte,  geleitet?  Man  muß  in  der 
Hauptsache  auf  metrische  Notwendigkeiten  hinauskommen.  An- 
gesichts dieser  Notwendigkeiten  hat  der  Dichter  aus  der  Masse 
verfügbarer  Formen  diejenigen  herausgegrifi'en,  die  für  seinen 
Vers  sich  eigneten,  und  er  hat  die  ausgeschieden,  die  fOr 
den  Vers  unbrauchbar  waren. 

Pontivy.  P.  T/iouvenin. 


XVII. 

Cn.  Lentulus  und  P.  Dolabella. 

Gold  wurde  in  Rom  bekanntlich  nur  in  Zeiten  besonderer 
Kriegsnot  und  gewöhnlich  außerhalb  Roms  vom  Oberfeld- 
herm  kraft  seines  Imperiums  geprägt').  Daher  kommt  es 
wohl,  daß  seit  dem  II.  punischen  Kriege  bis  zu  den  suUani- 
scben  Wirren  *)  wir  keinen  Serien  von  GoIdmUnzen  mehr  be- 
gegnen. Seit  Pompeius  wird  das  Goldgeld  häufiger,  um  mit 
Cäsars  Dictatur  seine  Ausnahmestellung  zu  verlieren^).  Aus 
TOrsnllanischer  Zeit*)  stammt  sicher  nur  der  vereinzelt  da- 
stehende und  in  wenig  Exemplaren  erhaltene  Qoldstater  des 
T.  Quinctius  Flamininus  und,  nach  der  landläufigen  Bestimmung, 
der  nicht  minder  rätselhafte  Aureus  des  Cn.  Lentulus^). 
Diese  Münze  verdient  es  wohl ,  daß  wir  sie  einer  genaueren 
Betrachtung  würdigen. 

Auf  der  Hauptseite  sehen  wir  hier  in  einem  Perlenkranze 
den  lorbeergeschmOckten,  nach  rechts  gewendeten  Juppiterkopf. 
Am  Nacken  ist  auf  der  Zeichnung  bei  Babelon  ein  undeut- 
licher, an  einen  oblongen  Schild  erinnernder  Gegenstand,  viel- 
leicht Contremarke  oder  Siegel  eines  früheren  Besitzers,  zu 
sehen.  Auf  der  Kehrseite,  wieder  inmitten  einer  Perlenschnur, 
erscheint  ein  Adler,  den  Donnerkeil  in  den  Klauen,  mit  aus- 
gebreiteten Flügeln  nach  links  schwebend  und  dabei  den  Kopf 
nach  rechts  wendend.  Im  Abschnitte  steht  CN .  LENTVL 
(nt  in  Ligatur).     Das  Gewicht  beträgt  7,90  gr. 

')  Mommgen  RMW  364  f..  376  f.,  407.  ')  Ib.  405  ff. 

■)  Ib.  750  ff.  «)  Ib.  406  f.,  n.  125. 

»)  Ib.  406  f.,  n.  128 ;  605,  d.  232.  Babelon,  DÖBcript.  hiat.  et,  chron. 
d.  monn.  de  la  r6p.  Rom.  I  418,  n.  57.  Vgl.  M.  Bahrfeldt,  Nachträge  und 
Berichtignngen  z.  Mnzknd.  d.  röm.  Reii.  W,  1897  p.  96,  n.  16.  Nach 
allem  za  arteilen,  ist  dies  GoldatDck  echt,  aber  nicbt  mehr  Uuicum, 
da  ücb  ein  zweites  Exemplar  in  der  Sammlung  Borgbeei  gefunden  hat. 


342  W.  T.Voigt. 

Mommaen  meint,  der  genannte  Magistrat  sei  Cn.  Lentulns 
P.  f.  Marcellinus,  mit  L.  Marcius  Philippus  Consul  dea  J.  5G 
V.  Ch.  Er  soll  als  III  vir  monetalis  um  84  t.  Ch.  herum 
Denare,  Quinare,  Asse  und  Halbasse  gesclilagen  haben,  wie 
im  J.  74  T.  Ch.  fQr  die  Röstungen  gegen  Mithridates  (Flut. 
Luculi.  13) ,  ala  quaestor  et  curator  datariis  fiandis,  zusam- 
men mit  dem  Quaestor  P.  Cornelius  Lentulus  Denare  mit  dem 
Kopfe  des  römischen  Genius,  unseren  Aureus  ziehet  Momm- 
sen  zur  ersten  Mtlnztätigkeit  des  Lentulus  MarcelUuus,  Babe- 
loo  und  Lenormant  zum  J.  74  t.  Ch.,  heben  aber  die  Son- 
derstellung dieser  Münze  als  Senatsprägung  hervor.  Üebrigens 
bemerkt  Mommsen  selbst,  daa  Gemcbt,  etwa  */«3  ^^Q''  ^U 
entspreche  mehr  der  augusteischen  Zeit,  nimmt  jedoch  am  Ge- 
präge, Namen  des  MUnzbeamten  und  sonatigen  EigentOmlich- 
keiten  keinen  Änstoss. 

Und  doch,  ist  vor  allem  zu  bemerken,  daß  in  dieser  Fe 
riode  bis  auf  Cäsara  Todesjahr  wir  sonst  keinen  CiTÜmüni- 
meister  kennen ,  der  mit  der  höchsten  Militärgewalt  in  der 
Goldprägung  concurriert  hätte.  Auch  zeigen  die  Münzen  dee 
MarcellinuB  in  ihrem  Gepräge  gar  keine  Berührungspunkte  mit 
unserem  Aureus,  obwohl  gegen  das  Ende  der  Republik  hierio 
der  Unterschied  zwischen  Gold  und  Silber ,  ja  oft  zwischen 
diesen  Metallen  und  dem  Kupfer  sich  fast  ganz  Terwiacht 
hatte').  Weiterhin  hUtte  der  Beamte,  welcher  Emission  von 
Silbei^eld  durch  Berufung  auf  ein  Senatsconsult  zu  rechtfer- 
tigen für  nötig  hielt,  dasselbe  bei  dem  außerordentlichen  Falte 
von  Goldpr^ung  erst  recht  tun  sollen.  Wir  ersehen  nni) 
aber  nicht  mal,  in  welcher  Eigenschaft  er  sich  ein  so  wichti- 
ges Vorrecht  des  Imperiums  anmaße  1 

Bleiben  wir  nun  beim  Gewichte  stehen ,  so  müssen  wir 
uns  dessen  erinnern,  daß  die  römischen  Goldmünzen  die  klare 
Neigung  zur  Abnahme  des  Gewicbtea  zeigen,  indem  die  Ein- 
zelsttlcke  von  10,85  gr.  bis  zu  8,16  gr.  unter  Cäsar  und  bis 
zu  7,95  gr.  unter  Augustua  ainken.  Es  entspricht  also  in 
dieser  Hinsicht  unsere  MUnze  der  cäsarischen  oder  nachcäsa- 
rischen  Zeit.     Mommsen  denkt  sogar  an  die  des  Augustas  und 


*j  Mommaen  ib.  461. 


loa  ODt)  F.  DolAbcTIa. 


est  sich  nur    durch  Inscbrift    und  Geprllge    von    diesnr  An- 
jiahmu  alisolirecken.     Doch    warum   ist  das  xw«it«  Trinminrnt 

imaÜAir  Acht  gelassen  worden  ?  Se^lieu  wir  uns  also  die  Gold- 
BidQzen  dieser  Zeit  in  Bezug  aaf  das  Gewicht  eiwa»  näher  an ! 
Während  die  Aurei  Cüsars  und  die  »ich  anschließenden 
Senates  in  der  Befiel  nur  etwas  weniger  als  '/n  des  rO- 
tischen  Pfiindes  wiegen  (8,16  gr.— 8,02  gr.)'),  finden  »ich  doch 
chon  unter  dieüen  und  noch  mehr  tinter  denen  der  fulgtfndeii 
imhigen  Zeit  mit  ihren  Feldlierm  der  kriegfßhrenden  Far- 
eieii  bis  auf  Octarians  Alleinherrschaft,  anch  hedeiitend  leich- 
1*).  So  wiegt  ein  Aureus  des  L.  Mussidius  Longus  nur 
r,93  gr.,  iolche  des  LivineJus  Regulu«  7,97  gr.  und  7,98  gr., 
C.  Vibius  Varus  7,62  gr.  Aelinliches  findet  Rieh  auch  in 
Icr  Fcldhermprflgnng*):  Bnitus  —  7,99  gr.,  7.87  gr. ;  Cas- 
Üiu)  7,70  gr. ;  Oomificius  7,93 — 7,90  gr.  Bei  Antonius  finden 
Itch  StUcke  zu  7,95— 7,92  gr. '*),  und  im  Funde  von  Ainbe- 
laj  beträgt  dn.s  DurcbscIniittHge  wicht  nur  7,97  gr.  Wir  sehen 
atiw,  daß  an  diese  Reihe  miser  Qoldsttlck  sieb  dem  Gewiehto 
nach  recht  wohl  auscliließt. 

■  Wenden  wir  unsere  Blicke  iUckwärte,  ao  mflssen  wir  ror 
allem  (Ür  das  Jahr  45  v.  Ch.  und  die  folgenden  das  neue 
Collegium  der  IV^viri  monetalen")  ins  Auge  fassoii.  Als  MQn/- 
meister  des  ersten  Amtsjahrea  lern<?n  wir  nun  M.  MettiuR,  L. 
)&emiliu8  Bucu,  L.  Flnminias  Chilo,  C.  Cossutius  Märidiami» 
and  r.  ^epnltius  Macer  kennen  ").  Der  letztere  scheint  den 
vorzeitig  aus  dem  Amte  geschiedenen  oder  verstorbenen  M. 
Metiiiis  fOr  den  Kest  des  Jahres  vertreten  zu  haben.  Ebenso 
hat  A.  V.  Sftllet  mit  grfißter  WahracheinÜebkeit  als  Mttnz- 
meister  des  folgenden  Jahres  iKStiuimt:  h.  Lirineiua  Regulas, 
L.  Mussidios  LongTiH,    F.  Clodtus,    C.  Vibiua  Vani.s.    Chamk- 

P     M  Ib^  7W,  B.  S7. 

*)  Ib.  7S?,  n.  88  wird   oin*  kidC«  Aitxabl  tob  OcwiebtuDgalwa 
;«l>oton,  v&bread  B«boloB  nor  diu  b»treff«ncl«n  EiQmpUr«  in  der  bi- 
ilioth^ue  nationale  xu  bnflclniobticoa  (obeiot 
'      •)  Ib.  n-2,  n.  89.  '")  Üabelon  I  163.  H;  IM,  89. 

"}  Soet.  C*si,  *1. 

")  A.  V.  Sullet.    D.  Um.   Cactun    tu.    t.  BildniH.    Z.   f.  N.  1877 

B.<v— lU.    Coitiment.  Hoin.  1877,  S4~97.    M.  Babrfvldt  (fibftt  d.  Cbr»- 

M\cg.  d.  UttT,  d.  H.  ÄnLoniu«.  Rcint.  1004.  Att.  del  coagrnao  intemax, 

di  leieBM  itorKb».  \>.  137)  lieueikt,  daU  Cbilo  durch  Uwidianu  tnetat 

tordeo  Mi. 


•rordeo  Mi. 


844  W.  T.  Voigt, 

teriatiscli  für  diese  ist  der  UnistaDd,  dass  sie  nicht  nur  aUein 
in  Gold  prägen ,  sondern  dies  auch  in  ihrem  Titel  a{uro) 
p{ubUco)  f{eriundo)  als  ihre   specielle  Aufgabe    bezeichnen "). 

Betrachten  wir  nun  das  Gepräge  dieser  MOnzbeamten, 
so  sehen  wir,  dass  die  einen,  wie  C.  Cossutiua  und  L.  Flam- 
minius,  nur  mit  auf  Cäsar  bezüglichen  Typen  (Kopf  des  Die 
tators,  Venus,  Victoria)  prägen,  so  daß  selbst  beim  Fehlen 
des  Namens  des  Gewalthabers  der  Charakter  der  Mflnzen  der- 
selbe bleibt").  Andere,  wie  Mettius,  SepuUius  und  AemiUus 
Buca,  weichen  hievon  nur  in  der  Scheidemünze  ab.  Der  Qui- 
nar  des  Bnca  mit  pax  und  zwei  verbundenen  Händen  spricht 
wohl  nur  die  Hoffnung  auf  eine  lange  Dauer  des  durch  Cäsar 
errungenen  Friedens  aus.  Wenn  nun  schon  Sepullius  Namen 
und  Portrait  des  Antonius  auf  seine  MUnzen  setzte,  so  wurde 
eine  solche  Ehrung  des  Triuravim  und  sogar  der  Fulvia  gegen 
Ende  des  J.  43  v.  Ch.  für  die  MOnzbeamten  zur  Notwendig- 
keit. Doch  hat  der  Senat  nach  Cäsars  Tode  wieder  eine  schein- 
bare, ephemere  Rückkehr  seiner  Herrschaft  in  der  Münzprä- 
gung zum  Ausdrucke  gebracht. 

C.  Norbanus  '*)  und  L.  Cestius  ")  waren  wohl ,  wie  das 
PM.  andeutet ,  Prätoren.  Daß  sie  nicht  praefedi  urU  oder 
classi  unter  Cäsar  waren,  dafür  spricht  das  Fehlen  eines  jeg- 
lichen Hinweises  auf  diesen  und  die  HinzufOgung  des  Sfenatus) 
C{oiisuUo).  Auch  findet  sich  PR.  in  cäsarischer  Zeit  nicht 
als  Abkürzung  für  Präfectus,  außer  einer  Münze  des  L.  Plan- 
cus,  wo  aber  VRBi  dabei  steht.  Der  besondere  Senatsbeschluß, 
welcher  die  beiden  Prätoren  mit  der  Goldprägung  beauftragt«, 
läßt  auf  einen  erhöhten  Bedarf  an  Geld  schließen ,  also  auf 
das  J.  43  T.  Ch. ,  da  der  Mutinensische  Krieg  alle  Kräfte  des 
Staates  in  Anspruch  nahm,  und  der  Senat  mit  Cicero  an  der 
Spitze  seine  letzten  Triumphe  feierte.  Dafür  spricht  wohl  auch 
der  Helm  auf  curulischem  Sessel  des  einen  Golddenars"),  wie 

")  P,  Clodiüs  (Babeion  1  357.  20),  L.  tirineius  Rogolu»  (ib.  Ü 
143,  2),  L.  MuBsidiuB  Longus  (ib.  II  244,  10,  12).  C.  Vibius  Varus  nennt 
Bich  zwar  nicht  ausdrücklieb  IV  ».  a.  p,  f.,  doch  macht  der  gleich« 
Charakter  der  GoldmQnzeu ,  bes.  der  mit  den  Bildniasen  und  Namen 
der  TriumTim ,  die  Zugefaürigkeit  zu  diesem  Collegium  sehr  wi^' 
schein  lieh. 

■*)  Z.  B.  Babeion  I  496,  2.  ")  Ib.  I  261,  5  AV. 

■•)  ib.  I  840,  1—3  AV.  ")  Ib.  I  340,  1. 


Cd.  LentnluB  nod  P.  Dolabella.  545 

das  Gewicht  der  Münzen  (geg.  8  gr.).  Diesen  gleichzeitig 
könnten  die  Denare  des  F.  Äccoleius  Lariscolus '^)  und  des 
Petillius  Capitolinus'^)  sein.  Beide  finden  sich  in  den  Fun- 
den von  Sasso  Forte  bei  Keggio  und  Peccioli  bei  Pisa.  Die 
Naefae  von  Rbegium  läßt  an  das  J.  43  v.  Cb.  denken,  als 
<riele  Geächtete  zu  S.  Pompeius  nach  Sicilien  flohen.  Möglich 
ist  es,  daß  der  zweite  Schatz  mit  dem  Perusinischen  Kriege 
im  Zusammenhange  steht.  Das  Fehlen  eines  Hinweises  auf  die 
Triumvirn  oder  h.  Antonius  und  FuWia  oder  S.  Pompeius  läßt 
in  beiden  Münzherrn  senatorische  Beamte  vermuten.  Da  das 
Collegium  für  die  regelmäßige  Prägung  des  J,  43  T.  Cb.  schon 
bestimmt  isti  so  können  wir  mit  Mommsen  ^°)  in  den  erwähn- 
ten Männern  Militärbeamte,  etwa  Quaestoren,  erblicken.  Je- 
denfalls ist  es  mißlich,  die  vier  letztgenannten  zu  einem  civilen 
Viermännercollegium  zu  verbinden ,  höchstens  etwa  in  der 
Weise,  dass  den  beiden  Prätoren,  als  den  höheren  Beamten, 
die  Goldprägung,  den  zwei  anderen  die  Silberprägung  zuzu- 
schreiben wäre. 

Es  bleiben  noch  M.  Arrius  Secundus*'),  C.  Clodius  C.  f. 
Pulcher"),  C.  Numraonius  Vaala'^)  und  L.  Servilius  Rufus^*) 
zn  besprechen. 

Gemeinsam  ist  diesen  vier  Münzmeistern  die  Pr^ang  in 
beiden  Edelmetallen  und  der  republicanische ,  fast  rein  per- 
sCnlicfae  Charakter  der  Typen.  Nur  bei  Numonius  erscheint 
aof  dem  Goldstücke  der  Kopf  der  Victoria  mit  den  Zügen  und 
der  nestartigen  Frisur  der  Fulvia.  Es  liegt  nahe ,  in  diesen 
vier  Männern  ein  senatörisches  MünzcoUegium  zu  sehen.  Auch 
spricht  das  geringe  Gewicht  (gegen  8  gr.)  der  Aurei  für  die 
nachcäsarische  Zeit.  Da  nach  der  vollständigen  Niederwer- 
fung der  Republik  bei  Philippi  alle  Münzen,  soweit  sie  niclit 
Ton  mehr  oder  weniger  selbständigen  Feldherrn  geprägt  sind, 
Hinweise  auf  die  Triumvirn  und  S.  Pompeius  enthalten,  so 
kann  man  eine  senatorische,  noch  republicanisch  gefärbte  Prä- 
gang nur  für  das  J.  42  v.  Cbr.  annehmen,  wo  die  Machthaber 


")  Ib.  I  100,  1.  ")  Ib.  II  291  f.,  1-4. 

■•)  Ib.  612.  n.  661.  ■')  Babelon  I  219  ff ,  1—3  AV.  AR. 

»')  Ib.  I  354  f.  12—13  AV.  AR.  •")  Ib.  il  264,  1-3  AV.  AR. 

•*)  Ib.  II*74ff„  9-lOAV.  AB. 


346  W.  T.  Voigt, 

alle  weit  von  Rom  weilten  und,  aus  Furcht  den  Bogen  vor  der 
Entscheidung  allzu  straff  zu  spannen,  sich  wohl  gehütet  haben 
mögen,  dem  römischen  Volke  und  seinen  Beamten  das  an  sich 
unbedeutende  Recht  der  freieren  Münztypenwahl  zu  sehr  ein- 
zuschränken. Nach  Vernichtung  der  Gegner  blieb  ja  dun 
noch  immer  die  Möglichkeit  offen.  Denkbar  ist  es  ja,  daß 
Numonius  als  erster  prägte  und  daher,  so  lange  Antonios  in 
bedrohlicher  Nähe  war,  diesem  eine  Huldigung  darbringen 
musste. 

Nach  der  Schlacht  bei  Philippi  scheint  die  senatorische 
Prägung'*)  ganz  aufgehört  zu  haben,  bis  sie  unter  Octa- 
vian  zu  neuem  Scheinleben  erwachte.  Wenigstens  ist  mit 
einiger  Sicherheit  keine  Senatsmünze  aus  der  Zeit  zwischen  41 
und  30  T.  Chr.  nachzuweisen,  trotz  der  schier  endlosen  Reihe 
von  FeldherrnmUnzen.  Seit  aber  Octavian  zur  Alleinherrschaft 
gelangt  war,  wird  wohl  kein  Münzbeamter  den  Machthaber 
im  Gepräge  unberücksichtigt  gelassen  haben,  und  wenn  etwa 
seit  dem  J.  20  v.  Chr.  die  Civilprägung  des  Senates  wieder 
aufgenommen  zu  sein  scheint  ^^),  so  blieb  sie  doch  stets  als 
solche  kenntlich  und  seit  dem  J.  14  v.  Chr.  auf  das  Kupfer 
beschränkt "). 

Nachdem  wir  gesehen  haben ,  daß  der  Aureus  des  Cd. 
Lentulus  dem  Gewichte  nach  in  die  cäsarische  und  die  des 
zweiten  Triumvirats  fallen  müßte,  ohne  einem  bestimmten 
Münzcollegium  zugeschrieben  zu  werden ,  wollen  wir  das  Ge- 
präge dieser  beiden  Perioden  näher  betrachten. 

Während  der  Bürgerkriege  in  der  zweiten  Hälfte  des  letzten 
vorchristlichen  Jahrhunderts  bemerken  wir  auch  auf  dem  Gfe- 
biete  des  Münzwesens  eine  gewisse  Wandlung :  es  erscheint 
wieder  das  Kupfer,  während  Gold  und  Silber  ihre  Gleichbe- 
rechtigung auch  in  der  Gleichheit  der  Typen  zum  Ausdrucke 
zu  bringen  scheinen  **).     Die  von  Cäsar  und  seinen  Unterfeld- 


1^]  Mommsen  ib.  741  nimmt  eine  solche  noch  ffir  d.  i.  36  v.  Chr. 
an.  Er  denkt  dabei  (Anm.  6)  an  den  P.  CtodiuB  U.  f.,  dessen  T&tigkeit 
Borghesi  in  d.  J.  36  setzt.  Doch  spricht  für  d.  J.  42  der  geflOgelte 
Nikekopf  mit  den  ZQgen  der  Fnlvia  anf  den  UHnzen  des  Numoniui, 
wie  auf  denen  des  Massidius. 

"•)  Babelon  I  89  f.  ")  Mommien  ib.  744. 

»}  Mommaen  ib.  743,  894. 


Cn.  Uutulu*  una  P    Dolutwll».  347 

herrn")  f^caclilaften«»  MQiizvti  trsKCU  aeineti  Nntueii  und  meist 
aucb  andere  Uinweisu  auf  ihn,  ohne  daU  ein  Cu.  Lpntnlns  uns 
dabei  entgegen  trete.  Im  ersten  ViermAnnercollc^uni  ver- 
wenden K.  n.  C.  Cossuliu^  and  L.  FUminius  teils  anr  cäsariscbe 
Typen  (Kopf  des  übcrleidberm,  Vcnas,  Victoria),  so  daß  auch 
ohne  NanK-iisn«iiiiu«g  der  AuftraKgcber  oder  Mftchliiaber  zu 
erkennen  ist-  Andere,  wie  Mettiuä,  Sepullios  und  Buea,  er- 
setzen dns  uncäsarisclie  tieprü^^e  der  niederen  Nominale  ")  in 
d#n  höheren  darcb  eine  Vcratiirfcung  dog  cüsarischen  Cliarakters- 
Nach  Cäsars  Tode  wird  der  neue  MacbthaWr  Antonius  von 
Sepuliius  geehrt.  Das  rcpublicanische  Gepräge  bei  den  Münz- 
nieisteni  des  J.  43  v.  Chr.  und  den  aulierordputlichen  Emis- 
*iiNi«n  dee  Accoteius  und  Petillius,  sowie  der  PrUtoren  Norba- 
uua  und  Üestios  tritt  bald  gegen  die  lälirenbmeugungen  fUr  das 
Triamvirat  zurOck,  um  «eh  im  J.  42  bis  lur  Schlacht  bei 
Philippi  wieder  freier  zu  gestalten. 

Dan  Gepräge  unseres  Aureus  aoteräcbcidct  sich  kaum  von 

dem  der  ücnatoriseb-rcpublikuiiischen.    Doch  fällt  schon  gleich 

Fehlen  von  ent«p  rech  enden  Silbermüuxen  des  Cn.  Lentulns 

luf.     Da  er  sich  aber  in  kein  ViermännercoUegium   einreihen 

ti  so  müßten  wir  ein  S.  C.  oder  sonst  einen  [linweia  auf 

inen  besonderen  SeaBtoauftrag  für  Miliiv,  aUo  vor  ailcm  Gold- 

r^ung.    erwarten.     Beim    Fehlen    eines  solchen   bleibt  uns 

lenn  nicht«  weiter  Qbrig.  als  diese,  wie  Überhaupt  die  meisten 

oldmüDzen,    einem    Feldhvrru    mit  äelbittondigem    Imperium 

luzuscbreihen .    und  zwar,   in  Anbetracht  des  üewicbtes,    der 

tachdbarischrn  Zeit,   d.  h.   der  des  zweiten  Triuiunrats  oder 

|ea  Sinti ncnnischcn  Kriege«. 

\Ven»  äepiillius  Macer  außer  dem  Kopfe  Cäsars  und  der 
rictona-Calpurnia  auch  den  de»  Antonius  auf  seine  MQniKU 
ttA,  so  erklärt  sich  das  aus  der  Stellung  des  letzteren.  Wohl 
trat  vor  den  Mauern  Mutioas  Ende  -II  oder  Anfang  43  r.  Cb. 
nirden   von  diesem  Verteidiger  der   Rechte  des  ermordeten 

••)  Babeltfn  II  7  ff..  1—30. 

**l  Babclon  II  '23.  U8  und  40  kSnnten  doch  nooli  dvariveb  •eJn, 
mal  dtT  llulbniond  auch  uaf  n.  H  htabrr  dem  Naciien  C3jan  w- 
cbdnt^  wie  3t>,  ^  fimj'uluin  und  littiui.  Vti,  Hj>  stehen  paxe  nod  die 
rencblaDfreiMB  U&nile  wobi  auf  die  Uefeatigung  des  durch  Cbai  er- 
mngeneD  Friodena  (rgl.  HZ,  87). 


348  W.  V.  Voigt. 

Dictators  besondere  MUnzeo  mit  dessen  nnd  dem  eigenen  Bild* 
uisse  geprägt.  Auch  späterhin  trägt  die  PiUgang  desselben 
einen  persönlichen  Charakter,  die  der  Legaten  and  Qoaatoreo 
unterscheidet  sich  nur  durch  die  HinzufSgung  des  hefareffenden 
Namens.  Ebenso  verfahren  in  dieser  Hinsicht  Octavian,  Le- 
pidus  und  S.  Pompeius  mit  ihren  Parteigängern  und  Beamten, 
wobei  der  dux  Neptunius  an  Stelle  von  Cäsars  Porträt 
das  seines  Vaters  setzt  ").  Nur  Prociileins  ^*)  prägt  mit  seinem 
Namen  und  Typen  ohne  Hinweis  auf  Octavian.  UebrigeDB 
läßt  sich  dieses  durch  die  Minderwertigkeit  des  Knpfers  und 
den  außeritalischen  Prägort  Corcyra  erklären.  M.  Brutus 
erinnert  uns  auf  seinen  Münzen  nicht  nur  an  seinen  Vorfahren 
und  seine  eigene  blutige  That,  sondern  fügt  zu  seinem  Namen 
noch  sein  Bildnis  hinzu  ^'),  und  dies  sogar  auch  auf  Gold- 
münzen, wenn  auch  nur  auf  den  von  seinen  Legaten  Casca 
und  Plätorius  geprägten.  Die  Gewalthaber  hatten  damals  den 
Staatsgedanken  so  sehr  in  den  Hintergrund  gedrängt  und  sieb 
selbst  in  den  Vordergrund  gerückt,  daß  ein  imperator,  wie 
Ahenobarbus  oder  ein  Proconsul,  wie  Plancus,  oder  ein  con- 
sul designatus,  wie  Agrippa,  es  nicht  wagen  durfte,  seinen 
Patron  in  der  Münzprägung  mit  Stillschweigen  zu  übet^hen. 

C.  Sosius  '*)  COS.  desig.  und  dann  cos.  läßt  auf  seiner 
Zacynthischen  Kupfermünze  den  Antonius  unerwähnt,  doch 
stehen  dieser  wieder  andere  mit  dem  Kopfe  und  Namen  des 
Triuravirn  gegenüber").  Es  ist  wohl  möglich,  daß  die  Kupfer- 
münzen von  Proculeius  und  Sosius,  wie  die  des  Antonius,  mit 
griechischen  Wertzeichen  in  erster  Keihe  einem  localen  Be- 
dürfnisse zu  dienen  hatten.  Cassius  war  bescheidener ,  als 
Brutus,  doch  sind  auch  seine  und  seiner  Unterfeldherm  Mün- 
zen mit  seinem  Namen  versehen.  Wie  die  beiden  Tyrannen- 
raöider  ihre  Tat  und   ihr  Geschlecht,   so   feiern  Pansa^")  und 

D.  Brutus  ^^)  die  Eintracht  zwischen  Volk  und  Senat ,  wenn 
auch  Typen  von  mehr  persönlichem  Charakter  mit  unterlaufen. 
C.  Antonius*^)  begnügt  sich  mit  der  Nennung  seines  Namens 


")  Babelon  II  252.  1-3.  "")  Ib.  I  388  f. 

")  Ib.  117,  43;  118,  45;  119,  .^1.  ")  Ib.  464,  3-4. 

"■)  Ib.  463  f.,  1—2.  ")  Ib.  547,  22. 

'')  Ib.  384,  10.  ")  Ib.  I  206,  148. 


Cn.  LeutaluB  und  P.  Dolabella.  349 

und  den  InsIgnieD  seines  Pontificats,  während  L.  Antonius  ^" 
in  seinem  Consulatsjahre  sich  und  seinen  mächtigen  Bruder 
auf  Mfinzen  abbilden  läßt. 

Wenden  wir  uns  von  diesen  Sternen  erster  und  zweiter 
Größe  zu  denen  dritter  Größe,  d.  h.  zu  den  Feldherm,  welche 
in  jener  Zeit  der  allgemeinen  Verwirrung  sich  ein  Imperium 
auf  mehr  oder  weniger  beschränktem  Gebiete  angemaßt  und 
bis  zu  einem  gewissen  Grade  eine  selbständige  Rolle  gespielt 
haben. 

Q.  Atius  Labienus  *°) ,  als  parthischer  Feldherr  mit  den 
sehr  zweideutigen  Titeln  Parthicus  und  Imperator,  prägte  auf 
Gold-  und  SilbermüDzen  sein  Portrait  und  das  yerwundete 
Partherpferd.  Cn.  Domitius  Ahenobarbus  **),  Flotten  befehU- 
haber  gegen  die  Triumvim  im  J.  42  v.  Chr. ,  setzt  sein  Bild- 
nis und  Zeichen  seines  Sieges,  wie  Neptunstempel  und  Prora 
mitTrophäum,  auf  seine  Mtlnzen.  Q.  Cornificius  augur  imp.  *^) 
hieß  Denare  mit  dem  Kopfe  der  Africa  und  des  Juppiter- 
Ammon  und  seinen  Priesterinsignien  prägen.  Von  Staiua  Mur- 
cus  **)  haben  wir  Denare  mit  dem  Neptuuskopfe  und  der  Alle- 
gorie der  Befreiung  Asiens  von  Dolabella. 

Wir  sehen  also,  daß  während  des  zweiten  Triumvirats 
und  kurz  vor  demselben  im  MQnzgepräge  die  Erinnerung  an 
CöBar  und  die  drei  Machthaber  die  Hauptrolle  spielen.  Außer 
den  zwei  Tjrannenmördem  treten  nur  noch  Labienus,  Corni- 
ficias,  Ahenobarbus  und  Murcus  als  selbständige  MUnzherra 
auf.  Der  Senat  spielt  auch  in  der  republicanischen  Prägung 
eine  sehr  bescheidene  Rolle:  S.  C.  bei  Norbanua  und  Cestius, 
Caducens  mit  verbundenen  Händen  bei  Pansa  und  D.  Brutus. 
Wie  in  früherer  Zeit ,  treten  die  Familieareminiscenzen  der 
Mfinzmeister  stark  hervor,  doch  mehr  oder  minder  durch  die 
Verhältnisse  beschränkt.  Auf  den  Münzen  der  Ober-  und 
Unterfeldherrn  treten  zuweilen  fremdländische  Typen  auf,  wohl 
zur  Bezeichnung  des  Prägortes:  bei  Conuficius  (Africa),  Pro- 
cnleiua  (Corcyra),    Sosius  (Zacynthus)  **).     Nur  selten,    meist 


'»}  Ib.  174  f.,  47—49.  ")  Ib.  225.  2—3- 

*')  Ib.  466,  20—21.  «)  Ib.  434,  1—4. 

")  Ib.  ]I  467. 1.   Vgl.  Gardthausen,  ÄngnBtua  I  151.  II'  63,  Anra.  15. 

**)  Dieselbe  Krscheinang   beobachten   wir    auch   auf  den  Mnz.  der 


850 


W.  T.  Voigt. 


auf  Kiiiifeniifliizeii.  erscheinen  allgemein  rBmiacbe,  staaÜii 
Mijii/.l)tl<ler.  wie  Koiuakopf,  DimiciiruD,  Juppit«T,  Victoria  auf 
Quüdriga  oder  Bign  "). 

Wenn  wir  die  Mönien  der  Comelier  und  Ijentuli  doitli-' 
miisterii,  können  wir  d«Ti  Juppitcrculbus  nicht  fUr  uinen  ihnen 
eigen tanilicli«n  ansehen.  Auf  den  Denaren  der  CmiKuln  des 
.),  49  ».  Chr.  erscheint  zwar  Juppiter  *') .  doch  i^pricht  die 
Jäscktheit  dea  Gottes  nnd  die  Bartloaigkeit  seines  Kopfes  nebet 
Trir(iietra  uud  Aehren  für  Siciljeu  *'),  wie  das  BÜd  Jlt  Diana 
von  fipheaos  iür  diese  Stadt").  Wenn  sich  nuD  die  Moni- 
bilder  nnscrc»  Aureus  nicht  niif  irgendwelche  Ercipiiwe  be- 
xieheu  lit&sfii,  sit  mtläseu  wii-  in  ihnen  einen  Uinneis  auf  den 
Prägort  erblicken. 

ZunUchüt  denkt  man  natttrlich  an  Rom  mit  seinen)  Jnp 
piter  Capitolinua.  Und  in  der  Tat  ist  der  Juppiterkopf  da> 
specielle  Monzbild  der  Victoriaten  nnd  HaJbasxe.  Doch  ist 
der  erstere  auEtläridischcn ,  wohl  illyriHchen  ürsprungcJi  "') : 
wtLhretid  der  zweite  einer  Mflnzaerie  mit  Qötterbildem  ange- 
hört, wo  man  das  des  Juppiter  kanm  Qbcrgehen  konnte.  In  der 
Bilberprilgung  iat  dieses  verhält»  iamtLßig  selten  anzutreffen  "), 
noch  seltener  aber  der  Adler  auf  dem  Donnerkeile''*'), 

Weiin  also  beide  Münzliililcr,  In-otz  dem  Juppitercullua 
der  Ifömer,  keineswegs  speciell  riiuiisch  sind,  »o  erscheinen  tie 
desto  liiViiGger  bei  den  Gri*!chen,  zuinni  iu  Unteritalien,  Sicilien 
uud  Kleinaiiicn  mit  H;rien.     Diu  beiden  m'nten  Länder  künoen 


«- 

^ 


Consnlti  d.  J.  49  t.  Chr.  Lentuliis  und  MareelluR  und  den  wohl  gleich* 
isititien  des  AntiuR  It^stio. 

■")  Z,  B.  iiei  S.  l-ompeius.  ■.  Üabelcin  II  351.  19—20. 

'•)  Ib.  I  426.  H4— «6. 

*')  Jii|ipit4T-ZeuH  emcbeiiit  Sbitrhaupt  aft  auf  sicilUchen  Stadt* 
itiUnxen.  Vgl.  Uead,  ilütorln  numuioniia  lIKIf.,  107fl.  116. 121,  IS^tT., 
143,   156  f..  IGO.  Iti!. 

■••)  Bab(»loM  I  A26.  66.  '•")  MommMn  RMW  391. 

*»}  Habelon  I  146.  Ill;  ISS,  1;    »UO,  2  (Antebnua^  de*  gleichwHti- 

Sea  Quinara  an  d.  Victoriataa):  4U,  TA  (ßbenfalb);  42a,  fi.i — fi$  (an- 
«italiaclii:  Mio.  2  |wi»  860,  2»;  399.  4  fSatnmua?t:  il  231.  1  (wobl 
weg«n  dea  f^gnomans  Capitolina«}:  308,  23;  386,  l  (Juno  Sospita  auf 
Rv.};  40S,  1  (neben  luco  und  MtnArra  nur  Krgftniung  <lcr  Uapitollai- 
»chcn  TrEa<):  5i^:>.  1  (Rv. :  dei  Capilolmincliu  Täni[>eO:  .'>6t<,  6  (Rv.: 
Kiiropa  auf  dem  Stiare.  wohl  F«iiii!ienwaji|ien.  wie  bei  den  Valariam 
II  r>äO,  21  mit  (ligant  Valeni  nuf  UvX 

"•>)  Ib.  II  :(|2.  4;  272.4:  I  A;  14.  10;  25.  39-31.  Die  MQnu  de« 
Soiioa  Cli  468,  1)  Ut  aiiUeritalüch. 


Cd,  Leatttlns  und  P.  DoUbeUa- 


8S1 


fQr  uns  nicht  weiter  io  Betracht  kommeii,  da  wir  die  Nuoea 
aller  dort  tätigen  Feltibcrni  konniti.  obuo  einen  mit  iinaerem 
Gn.  Lentalns  i^vntiScieren  isn  können.  Es  ist  a]so  nar  noch 
Elvinasien  und  Syri^D  zu  bertlckiiii-litigen.  Da  lu^it  dem  Tode 
des  S.  Pomjieius  im  J.  3fi  v.  Ctir.  nur  nocb  OctaTian  und  An- 
tonius als  selbständige  Heerführer  auftreten,  so  müssen  wir  io 
unserem  Cn.  Lentuhis  pinen  solchen  sehen ,  welcher  in  den 
JobrCQ  44 — 3G  v.  Chr.  in  den  hcidi-n  gcnanulvii  Teilen  Asiens 
eine  bedeutende  KoUe  genpielt  hätte. 

(Auffüllend  ist  es.  daß  wir  in  der  langen  Kcihe  der  Mtlnz- 
errn  cum  imperio  sogar  solche  untergeordnete  PersÖiilich- 
Iteiten.  wie  Comuficiua,  Mnrcus,  AhwKiborbua  und  C.  Antonius, 
aatrfffrn,  aber  nicht  dun  einfiuUreichen  uud  unternehmenden 
Consul  des  J.  4-1  t.  Chr.  F.  Dolabella.  auch  nicht  den  des  J.  43 
A.  Hirtins.  DieHer  verließ  Itom  noch  im  Jaiiuar  des  J.  43*') 
and  war  daher  wohl  noch  so  reichlich  mit  gcmttnitcni  Qolde 
and  Silber  rersehen.  daß  er  nicht,  wie  Pansa,  der  gt^geti  Mitte 
Biärz  ausrackte*^'],  in  die  Lage  neues  Qeld  zu  prägen  kam. 
Schwierij^er  zu  erklüreu  wäre  das  Fehlen  tod  Mdrzen  mit  dem 
Xameu  Dolabellus,  iu  dessen  Hände  eiue  Zeit  lang  ganz  Asien 

r  fallen  drohte  »O- 
Zur  AuafQhriing  neiner  Pläne  hatte  dieser  Abenteuerer 
Geldmittel  pütig,  derentwegen  er  nicht  nur  StAdte  und  Ge- 
meinden "*),  sondern  auch  Tempel  plünderte  *''}.  Die  Beute 
irird  wobt  in  Oegettatäuden  aus  DdelmcUill  nicht  weniger,  bIb 
io  geprtlgtem  Gelde,  bestanden  haben  und  zu  ihrer  Verwertung 
das  UOnzcn  nStijj;  gL-niucht  haben.  Niichdem  i-r  hinterlistiger 
^feise  deu  Trebonius  in  ämyrnu  ermordet  hatte,  ging  er  nach 
fnliciea,  dann  nach  Syrien.  In  Asien  hatte  er  nur  einen  Le- 
gaten, den  OctnviuH  Marsiis  '■*).  als  er  aber  et-in  Heer  vergrü- 
fiert*")  und  eine  bedeutende  Flotte  ausgerdatet  hatte '"},  wurden 
mehrere   Legate    nötig  ^^).      ^ViL|l^eDd    Dulubclla    in    Laodicea 


*')  Cic.  Phil.  7.  4. 12.  ")  Cio,  nd  fam.  SIT  25, 

")  Vgl.Gardtbaiiiiftn.  AKKU.tu«!  l4S-15ß;DnimiiiiiiORl!  r.75-i77. 

"j  Pl«t.  Brut,  'i;  Cic.  ad  Brat  1  f»;  .Io»eph.  Antiqii.  XIV  10.  VL 

*•)  Cic.  PhiL  XI  2.  1—6;  ad  fsin.  XH  I&. 

»•)  Cic.  Phil.  XI  2,^.  "')  Cic  nA  tarn.  XU  15.  l;  13,5. 

")  Ami.  b.  c.  IV  ISO:  Cic.  ad  ram.  Xll  U.  16. 

••)  Cic.  ad  rani.  Xll  15:  App.  b.  o.  tV  öOi  19»;  Bio  CasB.  XLVIl  SO. 


352  W.  y.  Voigt, 

eingeschlossen  war,  wird  der  Bedarf  an  Qeld  nur  durch  Neu- 
prägung zu  decken  gewesen  sein.  Auch  sonst  ist  es  kaam 
glaublich,  daß  dieser  ehrgeizige  Mann  allein  unter  allen  Partei- 
führern von  den  Vorteilen  der  eigenen  Münzprägung  keinen 
Gebrauch  gemacht  hätte. 

Daß  wir  unseren  Aureus  mit  P.  Oolabella  in  Zusammen- 
hang bringen  können,  dafür  sprechen  nicht  nur  die  angeführ- 
ten Umstände,  sondern  auch  die  schon  längst  ausgesprochene 
Gleicbsetzang  der  beiden  Gognomina  Dolabella  und  Iientnlos 
für  den  Consul  des  Jahres  44  v.  Chr.  •"). 

Da  diese  Vermutung  nicht  genügend  begründet  sein  dürfte 
und  dabei  für  unsere  Frage,  wie  für  die  der  traoBttio  ad 
plebem,  von  Bedeutung  ist,  so  könnte  eine  genauere  Bespre- 
chung derselben  nicht  unangezeigt  sein. 

Der  Namenswechsel  wurde  bei  einem  Römer  nur  durch 
Adoption  oder  Arrogation  hervorgerufen.  Solcher  Uebertritt 
in  eine  neue  Familie  wurde  wohl  meist  durch  eine  Erbschaft 
bedingt,  wenn  der  Testator,  kinderlos  sterbend,  seinen  Namen 
fortpflanzen  wollte.  Dies  war  der  Fall  bei  Atticus  und  wohl 
auch  beim  Cäsarmörder  Brutus.  Ehrgeiz  mag  auch  eine  häufige 
Veranlassung  gewesen  sein.  Wollte  ein  Patricier ,  wie  z.  B. 
P.  Clodius,  eine  Bolle  als  Volkstribun  spielen,  so  war  der 
Uebertritt  zur  Plebs  auf  dem  Wege  der  Arrogation  oder 
Adoption  oft  ein  notwendiger  Schritt  dazu.  Aehnlich  stand  die 
Sache,  wenn  F.  Cornelius  Lentulus  Spinther  seinen  Sohn  dem 
T.  Manlius  Torquatus  zur  Adoption  übergab ,  weil  schon  ein 
Cornelier  Augur  war  und  dadurch  bis  zu  seinem  Tode  den 
Gentilgenoasen  den  Eintritt  in  dies  geachtete  FriestercoUegiuin 
verschloß.  Beide  Beweggründe ,  der  famiiienrechtliche  wie 
der  politische,  können  bei  P.  Dolabella  in  Betracht  gezogen 
werden, 

Wir  wissen,  daß  dieser  Don  Juan,  der  immer  in  Qeldaot 
war,  aber  durch  sein  feines,  weltmännisches  Wesen  nicht  nur 
die  heiratslustige  Tullia  und  ihre  haushälterische  Mutter, 
sondern  auch  den  skeptischen  Cicero  für  sich  zu  gewinnen 
wußte,  bei  einer  alten  Frau,  einer  gewissen  Livia,  so  sehr  i" 

"}  Drumann  GR  II  566,  84;  568,  100.     Orelli-Baiter,  Onom.  Toll.  I 
91,  adn.  3. 


Cb.  I^ntalBB  uiu]  P.  Dolabellfc. 


35S 


I 
I 
I 
I 


Gunst  stand,  daß  sie,  freilich  unter  der  Bedingung  des  Ein- 
trittes in  eine  neue  Familie,  wohl  die  ihren  Vaters  oder  Manoei, 
zum  Erben  eioKetzen  wollte.  Cicero  ^')  macht  dagegen  du 
Bedenken  geltend,  ob  c«  fUr  einen  jungen  Hnno  ans  guter 
Familie  schicklich  sei,  «iues  Weibes  wegen  den  Namen  zu 
wechseln.  Mag  dieser  oder  ein  anderer  Qmnd  stichhaltig  ge- 
wesen sein,  iticher  scheint  tiur  das  eine  zn  sein,  daß  Dolabella 
damals  m  keinen  neuou  Familienverbaiid  eingetreten  ist.  Da- 
gegen ist  e-8  ausdrticldich  Überliefert  *''),  daß  er  im  J.  47  v.  Gh. 
als  Vulkstribun  zu  Gunsten  der  Schuldner,  zu  denen  er  selbct 
vor  allem  gehört  haben  wird,  in  aiifrOhrerischer  Weise  tätig 
war  und  vorher  I;  zb  ndfj&oi  iitl  t^  iTi\tixpytii.  {leTEon),  Ein 
Jahrzehnt  fraher  hatte  P.  Clodiua  sich  einfach  durch  einen 
Yolketribnn  in  die  Reihe  der  Plebejer  einführen  lassen ,  doch 
die  Zwecklosi^keit  dieses  Schrittes  einsehend,  sich  nchlleßlicb 
zur  Arrogatiou  durch  den  jüngeren  Plebejer  Fonteius,  der  ihn 
Ohrigens  sofort  wieder  eniancipierte,  bequemen  müssen.  Beim 
Fehlen  genauerer  Angaben  ist  es  daher  kaum  anzuDehiueu, 
daß  Dulubella  auf  anderem  Wege  vom  Patriciat  ziir  Plebs 
gelangt  wäre.  Man  erwartet  dabei  notwendiger  Weine  auch 
eine  Spur  des  Eintrittes  in  einen  neuen  Familienverband,  d.  h. 
einen  Kamens Wechsel. 

Es  findet  xicb  zwar  nirgends  eine  unmittelbare  Nachricht 
darSber,  doch  läßt  sich  die«  aus  einigen  Äutorenstelleu  er- 
schließen. Macrob.  Saiur.  115:  Idem  {i.e.  Cicero)  cum  l^n- 
ttiium  yattrum  sunm,  txignae  slaiurac  kovtincm,  longo  gltulio 
accindam  vidisset:  *Q«is,  iHquit,  venerum  »leum  ad  ylattiam 
alUijavit?*  Da  Tullia,  Ciceros  Tochter,  mehrmals  Terbeiratet 
war,  so  ist  es  nicht  klar,  welcher  von  ihren  Qatten  hier  ge- 
meint sei.  Ergänzend  tritt  hier  ein  PhiL  Cic.  41^  5:  Viffjictzi 
S'aäi^  {i.  e.  ifi  K^xipuivt)  jut^  gij  noili»  ;^cvov  if  ^jfizijp  dxl- 
fl^eve  i'XTOuoa  notpi  AevTitp.  ?o6x<i>  fip  iyap^i^  (leti  v^v  IHatovoj 
Toö  npoTtpou  av5pi<  teJ^uiV/v.  Ascüii.  Fed.  in  Fison.  p.  4  £, 
p.  5  Gr.:  Cicero  filiani  post  mortan  PisoHis  generi  P{Cn.?) 
Lenhito  coäocnvif,  apttd  ijiicm  ilia  ex  parlu  tlfcessit.  Macrobins 
scheiai  seine  Anecdote  den  dno;pdi)^ia  des  Cicero,  aim  einer 


•*)  Rd.  Att.  VU  8,3.  ••)  Dio  Cast.  XI.U  28. 

ruioiogiN  LXiv  (5.  y.  XTui),  ^, 


354  W.T.Voigt, 

guten  Quelle  eDtnommen  zu  haben.  Ueber  AsooDios,  als  zd- 
verlässigen  Gewährsmann,  ist  nicht  weiter  zu  reden,  und  die 
Notiz  bei  Plutarch  geht  wohl  auf  ihn  zorOck. 

Die  ganze  Sache  wäre  schon  durch  die  angefahrten  Stellen 
beinahe  zum  Abschlüsse  gebracht ,  wenn  sich  an  die  beiden 
letzten  nicht  eine  Schwierigkeit  heftete,  die  auch  Dromann  "), 
trotz  Madvig  **),  veranlaßte,  gegen  den  Gicerocommentator  and 
den  Historiker  von  Chaeronea  eine  Rüge  aaszusprechen.  Dom 
nach  der  landläufigen  Annahme  war  Tuüia  zum  zweiten  Male 
mit  Furius  Grassipes  verheiratet,  so  daß  Dolabella  nickt  ihr 
zweiter,  sondern  dritter  Oatte  gewesen  wäre.  Es  entsteht  also 
wieder  eine  Controverse,  zu  deren  Entscheidung  eine  kune 
Betrachtung  des  Lebenslaufes  der  UDglacklicben  Tochter  ia 
Cicero  nötig  sein  wird. 

Im  J.  79  od.  78  ▼.  Ch.  geboren,  wurde  diese  schon  67  ¥.  Ch. 
mit  C.  Piso  L.  f.  Frugi  verlobt  und  63  t.  Ch.  dessen  Oattin. 
Doch  schon  am  5.  August  des  J.  57  kam  Tullia  ihrem  aus  der 
Verbannung  zurückkehrenden  Vater  als  Witwe  ent^gen.  Wahr- 
scbeinlich  macht  dies  wenigstens  das  Schweigen  des  Cicero 
über  seinen  Schwiegersohn,  dessen  Wirken  für  die  ßtlckberufang 
des  Verbannten  dieser  mit  so  großer  Anerkennung  *^)  erwähni 
Jedenfalls  war  er  schon  57  v.  Ch.  nicht  mehr  am  Leben,  da 
Cicero  in  der  Sestiana"")  so  sehr  bedauert,  daß  es  diesem 
seinem  Schwiegersohne  nicht  vergönnt  gewesen  sei,  seinen  und 
des  römischen  Volkes  Dank  zu  ernten.  Trotzdem  scheint  TulUa 
sich  bald  getröstet  zu  haben,  da  sie  am  4.  April  56  sich  mit 
Furius  Grassipes  im  stillen,  am  6.  des  Monats  auch  schon 
officiell  verlobte  ").  Mit  Ausnahme  einer  noch  zu  behandeln- 
den Stelle  ist  nun  in  den  Briefen  des  Cicero  von  diesem  Grassipes, 
als  dessen  Schwiegersöhne,  merkwürdiger  Weise  nicht  weiter 
die  Rede;  obwohl  Jener  von  dieser  Verlobung  seiner  Tochter 
mit  ireudiger  Genugtuang  zu  sprechen  scheint  '^)  und  sich 
mit  der  Auszahlung  eines  Teiles  der  Mitgüt  sehr  beeilt  hatte  *^. 

Zum  letzten  Mal  wird  Grassipes  von  Cicero  ad  AU.  1X11,3 


")  GR  VI  697,  Anm.  26.  "}  Comment  in  Abcod.  68  p. 

")  Pro  Seat.  24,  54;  81,  68;  ad  fam.  XIV  1,  4;  2,  2. 
"•)  31,  68.  ")  Ad  Quint.   II  4,  5;  C,  1;  ad  fam.  I  77. 

")  Vgl.  &d  fam.  I  7.  11;  9,20.  ")  Cic.  ad  Att.  IV  5,3. 


Ca.  Lentnlu  nnd  P.  DAlabella. 


3&& 


I 


am  den  20.  Miirz  des  Jahre«  49  erwähaU  als  derselbe  am  6.  Man 

dao  Pompeiufi  in  Bniudisiuoi    tctIuscu   hatte,     lu  dam  Hriefe 

ad  Att.  VII,  2,8  vom  16.  October  il.  J.  50  bekeoul  Ciceru,  er 

babe  sieb  in  seiner  TriuiupbanguIe^cDbeit  an  alle  Freunde  mit 

alleiniger  AuanaliDie  des  llirrus  uud  Cra-ssipe^  brieflicli  gewandt. 

Noch  mebr,  als  daa  FeliUu  einer  Venvaudt^tcbafUbezoicIinung, 

spricht  dies  tÜT  den  Abbruch  ciiicii  frcunditcbafllichon  Verkehr« 

Bwiscli^  beiden  Männern.   Bei  der  Gefälligkeit  des  Cicero  fallt  es 

wenig  Im  Gewicht,  wenn  er  das  Jahr  Torher  die  Steuerpicbter 

von  Bithyuien  dem  Graasipe:^,  akl*rovinciali];uaesior,  i-mpfiofaU'"). 

Mehr  Ton  Bedeutung  ist  «s,  wenn  der  Ueduer  atl  Ätt.  IT  13 

ron  seiner  Absiebt  spricht,   im  Vorilberl'ahren  in  den  tiarien 

dea  Crassipes  mit  diesem  and  dessen  Qästcn  zu  speisen,   um 

am  2.  Juni  dem  Milo  zur  lland  zu  sein.    Mcm  denkt  dabei  am 

ehesten   an  den  ItvcbUbeiiitaud   in  einem  Procesac.     Denn  die 

Beteiligung  an  Wahlagitationen  oder  gar  -Umtrieben  kg  dem 

Cicero  doch  wohL  zu  ferne.    Nun  hatte  aber  Clodius  den  IVlilo 

zweimal  vor  Gericht  belangt,   zuletzt  im  Anlage  des  J.  52 

T,  Ch.    mit  der  intcrrogatio  de  aerc  alieno  Mtionis,     Vorher, 

im  J.  56  fand  die  Anklage  von  sciten  des  Clodius ,  als  Aedil, 

wegen  Störung  der  üfr>}ntliclien  Kühe  durch  Milo  statt,  was 

ein   perstinUch«  Kintrcteii    de«  Pomjioius   am  2.  Februar  ver- 

onlaßtc  ").     Die  Verhandlung  wurde  zuerst '')  auf  die  Quiri- 

oalien   (17.  Februar)  angesetzt,  dann  auf  den  6.  Mai'')   und 

schließlich  vielleicht  nuf  einen  noch  spätoren  Tennin  vorscho- 

beo.     So  wäre   denn  jener  Brief  de»  Cicero  in   den  Mai   des 

J.  h6  zu  setzen,  also  bald  nach  der  Verlobung  der  Tullia.    In 

Önena  Briefe  des  nächsten  Jahres'*)  werden  die  horti  CVossi- 

peäis  als  ein  von  d«r  Tib<>rDberHcbweiuuiung  heimgetiuchter  Ort 

erwähnt.    Diesen  beiden  Stellen  gegenüber,  wo  Crassipc«  niclit 

Scbwiegersohn  oder  Verwandter  genannt  wird,    ftillt  uns  auf 

aä  famil.  I  9,20:  Crassusque  ut  ifuasi  h'stata  poimh  RotHONt) 

ttset  tiosira  gratia,  pame  a  weis  larihns  i»  proviuciam  est 

profeelHS.     Nam   cum  mihi  comlUissct ,   eo^avU  oj/ud  tue  in 

nn  gmeri  Crassipedis  horiis.  Wälirend  hier  Cicero  sein  freund- 


^      1W1 


'M  Ad  fam.  XIH  9. 

'*)  Cic  Ml  Quint.  II  3, 1;  rgi 

'•)  Ad  Quint.  II  7.  »)  11 


;l.  ad  ram.  t  Sb. 
b.  m  7,  l. 


'<)  Ib.  S  4. 


23' 


356  w.  T.  Voigt, 

schaftliches  Verhältnis  za  Crassua  durch  den  Ort  der  Zusam- 
menkunft besonders  augenscheinlich  machen  will ,  heißt  es 
bald  nach  der  Verlobung  der  Tochter  mit  Craasipes  in  einem 
Briefe  an  Quintus  (II  6,  2)  ganz  einfach :  eo  die  coenavi  apud 
Crassipeäent.  In  dem  zuerst  angeführten  Briefe  an  Lentnlua 
aus  dem  £nde  des  J.  54  sucht  Cicero  seine  Politik  jener  Zeit 
und  die  Verteidigung  des  Vatinius,  sowie  seine  Annäherung 
an  die  Triumvirn  zu  rechtfertigen ;  die  ihn  aber  nicht  immer 
seinem  freundlichen,  entgegenkommenden  Benehmen  gegen  sie 
entsprechend  behandelt  hätten ,  trotz  ihren  gelegentlichen  Be- 
werbungen um  seine  Qunst.  Zu  diesen  rechnet  der  Redner 
auch  jenes  gemeinschaftliche  Mahl  des  Crassus  vor  dessen  Ab- 
reise in  den  Orient.  Man  kSnnte  nun  aus  der  BriefateUe  fol- 
gern, daß  im  J.  55^^)  der  Besitzer  der  Gärten  nicht  nor  in 
freundschaftlichem  Verkehre  mit  Cicero  gestanden  habe,  son- 
dern auch  dessen  Schwiegersohn  gewesen  sei.  Jedoch  ist  dies 
Zusammentreffen  des  verschl^enen  Crassus  mit  Cicero  an  einem 
dritten,  gleichsam  neutralen  Orte  eben  eher  ein  Hinweis  aof 
ein  nicht  allzu  vertrautes  Verhältnis  des  letzteroi  zu  Crassi- 
pes.  Wie  das  paene  a  tneis  laribus  eine  starke  UehertreiboDg 
in  sich  birgt,  so  braucht  auch  gmer  nicht  durchaas  auf  eine 
schon  geschlossene  Ehe  dieses  Mannes  mit  Tullia  zu  gehen. 
Ss  könnte  damit  nur  der  zukOnftige,  praesumptive,  aber  noch 
nicht  der  Tochter  angetraute  Schwiegersohn  bezeichnet  sein, 
wie  HorcU.  epod.  G,  13 ;  Verg.  Am.  II  343,  XII  658.  Vgl 
Ulp.  dig.  XXXVIII 10,  6  generi  et  nurtts  appeUatione  sponsus 
guoque  et  sponsa  continetur.  An  eine  Unwahrheit  von  selten 
des  Cicero  braucht  man  nicht  zu  denken;  da  dieser  im  J.  56'*) 
und  wohl  noch  55  so  sehr  von  Bau-  und  Geldsorgen  in  An- 
spruch genommen  worden  war,  daß  er  kaum  mit  der  gewttnsch- 
ten  Eile  und  PQnktlichkeit  die  nötigen  Gelder  f^r  die  Mit- 
gift seiner  Tochter  hätte  aufbringen  können.  Die  schon  er- 
wähnte Anzahlung  von  selten  des  zukünftigen  Schwiegervaters 
läßt  aber  vermuten,  daß  die  finanzielle  Seite  bei  der  Verlobmig 
für  den  Bräutigam   keine  kleine  Bolle    gespielt  haben    müsse. 

"}  Noch  im  J.  55  verließ  Craesus  ItalieD,  vgl.  ad  Att.  IV  \S,  Plat 
Pomp.  52. 

^')  Ad  Quint.  U  6,  8. 


Ca.  Untolu  und  P.  DoIabcU». 


357 


I 


Bei  dcQ  ewig  Terwickelten  VermSgenirverhältniss«!!  dra  Ciceio 
ist  m  abur  sehr  wobi  aiizQDflimeii,  daß  durch  die  Verzügerao^ 
d«r  vembredet«»  Geldzahhiugeu  die  Liebe  des  GrassipeM  ftll- 
m&hlicb  erkaltete,  bis  dns  ganze  lleirat^project  schließlich  sa 
WasBor  wurde.  So  würe  deco  die  Wandlung  im  gegenseiitgen 
VerUUtniase  der  Männer  nnd  das  unter  solchen  UmstaadeQ 
erklärliche  Schfrcigeii  des  Vaters  Ober  eine  ebelicliH  VerbiDdung 
der  Tullift  mit  Crassipes  recht  wohl  begrfindt-t.  Die  uugdiistige 
politische  Lage  und  die  schwachen  Finanzen  Ciceros  bei  deo 
hohen  AoäprOclien  uud  der  Strenge  in  der  Wahl  eines  neuen 
Schwiegersohnes  ")  mUgen  dann  die  Witnenschaft  der  Tochter 
Teriftngert  und  dies  heiratslustige  Wesen  dem  Dolabella  in 
die  Arme  gelrieben  haben.  Ss  schuinoii  noch  vor  der  Abreise 
ihres  Vaters  in  die  l'rovinz  Cilicien  nicht  nur  mit  Ti.  Nero, 
dem  y»t£r  des  gleichnamigen  Kaisirr»  und  Nuchfolger  des 
Augustas,  sondern  auch  mit  Dolabella,  dessen  Frau  sich  gerade 
damals  hatte  Ton  ihm  scheideo  lassen,  HeiratflTerhandlungcn 
angeknüpft  gewesen  zu  sein  '*).  Cicero  sah  eine  baldige  Ver- 
heiratung seiner  einsigeo  Tochter  ftlr  eine  Bhrensache  an  ^°). 
Während  er  aber  noch  mit  Nero  in  Unterbandlnng  stand, 
huttuD  Tercntia  uud  Tullia  sich  schon  Fllr  Dolabella  entacbie- 
den,  noch  ehe  vom  llausvater  eine  bestimmte  Willensäu&erang 
da  war*").  Auf  die  Verlobung  im  Frühsommer  des  J.  50") 
folgte  schon  im  Herbste^')  die  Uochzeit.  so  daß  Cicero  nach 
seiner  KUckltehr  aus  der  Provinz  im  December  des  Jahres 
aicli  notgedrungen  den  neuen  SchwivgerM>lm  gefallen  lassen 
mußte").  Am  19.  Mai  des  nächsten  Jahres  wurde  er  Groß- 
Taker  eine«  pueir  imajiT^vaio;  *') ,  der  von  Cicero  nicht  weitftf 
erwälint  wird  uud  bei  seiner  großen  Schwächlichkeit  bald 
gestorben  sein  m^.  Aber  schon  damals  war  das  Verhältnis 
nriacfaen  seinen  Eltern  kein  gutes").  Troladem  mußte  der 
Scbwiegervater  wider  Willen  noch   im  nächsten  Jahre  darauf 


")  Cio.  aa  AtU  VI  1.  10. 

*■    Cic.  ad  fam.  XIIl  «4;  Vltl  6, 1;  & 

«i  Cic  ad  ÄH.  V  31.  Wi  14.3. 

"    Cic.  ad  Att  VM:  S,  I;  ad  fam.  VU  lÜ,  2. 

")  Cic.  »d  fam.  VIII  18,  1.  ■•)  Cic.  »d  Ätt.  VI  8.  l;  9,5. 

")  Ib.  VII  3,  B:  ad  fam.  U  15,  8.  ")  Cie.  »d  Ätt.   X  18,  I, 

**)  Ib.  8, 9. 


358  W-T-  Voigt, 

bedacht  sein,  dem  einflußreicbeo  Gäsarianer  das  zweite  Drittel 
der  Mitgift  auszuzahlen^').  Wie  sehr  im  Interesse  dfn:  Tulha 
eine  Ehescheiduug  auch  wünechenswert  gewesen  sein  mag,  so 
konnte  doch  aus  politischen  Gründen  ihr  Vater  sich  daza  nicht 
entschließen  (Gic.  ad  fam.  XIY  18,  1).  Nach  seinem  unrnhi* 
gen  Tribunat  verstand  es  Dolabella,  sich  die  Qunst  Gäsars  m 
bewahren  und  ging  mit  diesem  47  t.  Chr.  nach  A&ica,  tod 
wo  er  im  Sommer  46  zurückkehrte  und  von  seinem  Schwieger- 
vater freundlich  empfangen  wurde  "). 

Infolge  der  Kalenderreform  bekam  dies  Jahr  15  Moniie 
oder  445  Tage.  So  ist  es  denn  wobt  gekommen ,  daß  Tnllia 
schon  im  Anfange  des  J.  45  eines  Knaben  genas  ^").  Doch 
scheint  ihre  Ehe  schon  seit  dem  Herbste  46  tatsächlich  ge- 
löst gewesen  zu  sein,  da  ihr  Vater  bis  zu  ihrem  bald  nach  der 
Niederkunft  erfolgten  Tode  sich  in  Rom  aufhielt  iind  auf  die 
RQckerststtnng  der  Mitgift  von  selten  Dotabellas  wartete  **)■ 
Als  nun  Tullia  Mitte  Februar  gestorben  war""),  scheint  ihr 
kleiner  Sohn  noch  am  Leben  gewesen  zu  sein.  Denn  im  Man  45 
schreibt  Cicero  an  Ätticus  "'),  seine  von  ihm  geschiedene  Gattis 
Terentia  könne  aus  seinem  Testamente  ersehen,  daß  er  g^en 
seinen  Enkel  nicht  nobler  hätte  verfahren  können,  als  es  von 
seiner  Seite  schon  geschehen  sei.  In  einem  andern  Schreiben 
vom  24.  März  bittet  Cicero  seinen  Freund'^),  er  möge  doch 
den  kleinen  Lentalus  aufsuchen  and  zu  dessen  Bedienang  nach 
seinem  Gutdünken  einige  Sclaven  anstellen.  Am  nächsten  Tagt 
bedankt  sich  der  erstere  für  die  Erfüllung  der  einen  Bitte 
und  wiederholt  die  andere  *^).  Dieser  Knabe ,  um  den  Cicero 
so  besorgt  ist,  dürfte  doch  nur  der  Sohn  Dolabellas  und  der 
Tullia  sein,  der  Enkel,  auf  den  der  Großvater  sU  seine  Liebe 
zu  dessen  unglücklicher  Mutter  übertragen  hatte. 

So  haben  wir  denn  einen  neuen,  wenn  auch  mehr  indirectes 


")  Ib.  XI  2,  2  f. 

•')  Cic.  ad  fam.  IX  7,  2;  ad  Ätt  Xl!  5,  4;  ad  fam.  IX  16,  7. 

'")  Cic.  ad  fam.  VI  18,  5.  '»)  Ibid. 

"")  V«l.  0.  E.  Schmidt,  Tuüiau.    Dolabella:  JJ.  1897.  596—600. 

•')  XII  18«,  2.    Vgl.  0.  E.  Schmidt :  Briefwechsel  CicerOB  . . .  ÜTO  f. 

")  XII  28.  3.    Vgl.  0.  E.  Schmidt  ib.  276,  482. 

")  Ib.  XII  80, 1 ;  vgl.  0.  E.  Schmidt  ib.  276,  483. 


\ 


Cd.  teotulM  nnd  V.  Dolnbclla. 


359 


Beweis  für  den  Kamensweclis«!  des  P.  Dolabella.  Denn  an  ein 
zwoitfts  Cognomen  Lentiilus  wäre  wohl  nicht  ira  (Jenken  "). 

Hat  nun  Tullia  iu  dvr  kurecu  Zt-it  Kwischim  ihrt>r  dutiuj- 
tiveti  Trennung  von  Dolatwlla  und  ihrcni  Tode  nicbt  wieder 
li'äiratüii  kennen,  und  ist  aUo  diaser  ihr  Gatt«  aus  den  er- 
wiihiiteu  Oranilen  mit  dem  LcntuUia  zu  ideiiüficier«n,  so  bleibt 
doch  eine  kleine  üngi-imni^kett  des  AsconiuK  und  de»  Plntarch 
XU  berichtigen.  Ciceros  Tochter  ist  nümlich  nicht  im  HauM 
ihres  letzten  Manties,  sondern  auf  dem  tnsciilanischeD  Laudf^ute 
ihres  Vaters  Temchieden.  Denn  dieser  vermied  den  Ort,  wel- 
cfaer  ihn  stcta  an  seineu  Kunuuer  erinnerte "''),  und  wollte  da 
der  teueren  Todt&u  ein  Deukmal  errichten ,  falls  uch  kein 
wordigerer  PlatK  hiefflr  finden  sollte""). 

Ducb  ist  es  recht  vrobl  denkbar,  daß  Dolabella,  mit  der 
Fraa  in  der  Scheidung  liegend,  nicht  zulassen  wollte,  daß  sein 
Kind  in  dem  ihm  nun  fremd  werdenden  Hause  seines  Schwieger- 
vateni  daa  Licht  der  Welt  erblicke.  Bei  de»  hestttiidigen  Geld- 
verlegenheiten Dolabellas,  welche  weder  durch  trihuniriechc 
Umtriebe,  nocK  durch  Oüarü  Guiuk  sich  hatten  heben  lassen 
tiud  den  Cicero  zu  heftigen  Mahnungen  mvf'mi  der  Rackkahluug 
der  Mitgift  veranlafiten ''),  wäre  es  nicht  undenkbar,  daß  der 
städtische  Grundbesitz  des  erateren  zur  Deckung  oder  Sicher- 
Mtellung  der  Forderungen  des  letzteren  dienen  sollt«.  Schließ- 
lich konnte  die  Verheiratung  des  Cicero  mit  der  jugendlichen 
Ptibtiiia  gegen  Ende  des  J.  46  den  Aufenthalt  iiu  Vnterhauae 
ntr  'i'uUia  unter  jenen  ,  besonderen"  Umjttänden  uuratsam 
erscheinen  lassen.  Anders  verhielb  sieb  die  Sache  auf  dem 
Lunde,  wohin  diese  mir  Erhohmg  kam.  Da  sie  au  den  Folgen 
der  Niederkunft  starb,  so  konnte  leicht,  die  Meinung  entstehen, 
sie  sei  auch  in  dem  Hause  ihres  letzten  Gemahles  gestorben. 
Der  Irrtum  des  Asconiiu  und  Plutarch  wäre  demnach  nicht 
»o  groß. 

Schwerer  ins  Gewicht  Wll  schon  der  Umstand,  daß  Dola- 


**)  ?.  Gröbs  in  «einor  Neuausgab«  der  OB.  ron  Drunann  (II  4M) 
wiederholt  die  a\U<  H«ai«rkana  dan  ieUtana  (II  566):  ,Ton  ainer  ge- 
winen  Zeit  an  hatt«  er  den  Zunatuen  Lentalui*. 

**)  Cic.  ad  AU.  Xil  44;  1^:  4ft.  ■")  Ib.  37:  XIll  26;  43, 

'0  Cic.  ad  fam.  V  läv  5 :  ad  AtL  XI  ^,  4 ;  XIV  IH,  I ;  IV,  1 ;  20. 
2;  21,  4. 


360  W  »■  Voigt. 

bella  sonst  nirgends  unter  dem  Namen  Lentulua  oder  Cn.  Leo- 
tulas   erscheint  '^).     Jedoch    hat  er,    wie  wir  schon   geeeheo 
haben,  das  Patriciat  abl^en  mOssen,  am  im  J.  47  YolkatriboD 
werden   zu  können.     Es  ist  also   schon  anzunehmen  *') ,    daß 
der  bei  Cicero  de  imp.  Cn.  Pomp.  19,  58  erwähnte  Volkstribnn 
den  Dolabella  zu  diesem  Zwecke  adoptiert  habe  "").     Die  Bei- 
behaltung dee  ursprünglichen  Namens  "^)  wäre   auch   nicht 
beispiellos.    An  Stelle  des  abgeleiteten  Cognomens  aaf  -anus 
nach  der  Adoption  oder  Ärrogation  tritt  schon  bei  H.  Terentiiu 
Yarro  das  ursprüngliche  Cognomen  Lucullas  ein  (Cic  fam.  I 
1,  2;  7).    Des  Pompeius  Schwiegerrater,  Sohn  des  P.  Comeliiu 
Sctpio  Naaica  (Dio  Cass.  XL  51)  hieß  noch  nach  seiner  Adop- 
tion   durch  den  Consul    des  J.  80  Q.  Caecilius  Metellus  Fiao 
neben  Piso '")  häufiger  Scipio  "'),  auch  Naaica '"*),  P.  Scipio 
Metellus  ^o^) ,    endlich  mit  vollem   Namen  Q.  Caeciliaa  Q.  i 
MetelluB  Piso  Scipio^"),   was  auf  Mßnzen  abgekflnt  wird  M 
Q.  Metellus  Piso  Scipio  >").    Noch  auffallender  ist  die  Sache 
bei  Brutus,    dem  Adoptivsöhne   von  Q.  Servilius  Csepio.    Di 
nach  dem  Auetor  de  nominibus  (cp.  2)  Caepio  dem  Qentilnameii 
gleichwertig  ist,  so  mtlßte  der  Gäaarmörder  Q.  Caepio  Bnäia 
heißen.    Dies  finden  wir  denn  auch  auf  Münzen  '"),  wie  Ober- 
haupt im  officiellen  Sprachgebrauche  ^").  Als  NamenskOrzoDgen 
erscheinen ;  Caepio  Brutus ''")  und  Q.  Caepio ''').     Da  in  der 
letzten  Zeit    des  Freistaates  das  Cognomen   zum  Hauptnamei 
wird,  ist  auch  das  einfache  Brutus,  besonders  bei  der  historisch- 
politischen  Bedeutung  des  Namens,  nicht  weiter  auffallend  "% 


«)  Vgl.  KleiD,  Fasti  couboI.  b.  a.  710  a.  n.  c  CIL  I»  I,  p.  168  «■•■ 
710  a.  o.  c. 

<»)  Drnmann,  GR  U  526,  Anra.  44;  566,  Anm.  84;  &68,  Anm.  lOOi 
ed.  GrObe  II  487. 

"•)  Vgl.  den  Excure. 

"")  Vgl.  im  allgem  einen  Marqaardt-Uaa,  Privatleben  d.  Rflin.'lS'i 
7;  MommseD,  RF.  I  1—68. 

">^)  Cic.  p,  dorn.  47;  Snet.  Tib.  4;  Val.  Max.  IX  5, 13. 

'")  Cic.  de  bar.  resp.  6 ;  Caea.  b.  c.  I  1 ;  HI  81 ;  b.  Äfr.  20. 

">')  Cic.  ad  AtL  II  17.  "»)  Cic.  ad  Ätt.  VI.  1, 17;  VH  4,2- 

"»)  Cic.  ad  fam.  VIII  8,5;  6. 

'•')  Babelon  I  278  ff.,  nn.  47—51. 

'")  Ib.  II  usf.,  3S-39. 

"»")  Cic.  Phil.  Xll  25;  aU  fam.  VII  21;  ad  Att.  II  24,  2. 

'"j  Ib.  II  15,  3—4.  '">  Cic.  Pbil.  XII  25. 

»")  Babelon  11  13  f.,  nn.  30-32;  116,  nn.  40-42. 


Gn.  Lentalug  und  P.  Dol&bella.  361 

sondern  mit  Cicero,  Caesar  u.  s.  w.  beinahe  auf  eine  Stufe  zn 
stellen.  Befremdender  wäre  nach  der  Adoption  das  M.  Brutus, 
wie  auf  Münzen  "^),  so  auch  bei  Cicero  "*),  Äppian  (b.c.  II 111), 
sogar  in  Verbindung  mit  dem  Namen  des  Adoptivvaters  (Mäp- 
X05  Te  BpoöTo;  6  Katnftov  SjiixXrjatv),  und  bei  Die  CassJus  (XL 
163:  6  Katn(uv  6  Bpoöioe  6  Mipxo;)  •^'').  Das  beste  Beispiel 
für  die  Beibehaltnng  des  Geburtsnamens,  trotz  erfolgtem,  for- 
mellem üebertritte  in  eine  neue  Familie,  bietet  F.  Clodius,  der 
Bnch  nach  der  Arrogation  durch  den  Plebejer  Fonteins  (Cic. 
pro  dom.  13,  34)  seinen  alten  Namen  weiter  führte,  ohne  den 
seines  Adoptivvaters  hinzuzufügen.  Vielleicht  kam  da  der 
plebeische  Stand  in  der  Form  Clodius  statt  des  sonst  üblichen 
patricischen  Claudius  zur  Geltung. 

Unsere  Äuseinaadersetzungen  werden  also  folgende  Re- 
sultate ergeben. 

1.  Der  Qolddenar  des  Cn.  Lentulus  wird  aus  einer  Münz- 
reibe ansgeschieden,  mit  welcher  er,  außer  dem  Namen  des 
Hflnzberrn  nichts  Gemeinsames  hat,  und  erhält  die  Stelle, 
welche  ihm  nach  Gewicht,  Metall  und  Typen  weit  eher  zo- 
kommt 

2.  Einer  von  den  Vorkämpfern  des  Cäsarisraua  erhält  die 
bei  ihm  bisher  vermißte  Teilnahme  an  der  FeHhermprägung 
nach  Cäsars  Tode. 

3.  Die  indirecten  Angaben  antiker  Schriftsteller  über  einen 
Namenswechsel  bei  Dolabella  werden  durch  eine  numismatische 
Tatsache  bestätigt. 

4.  Es  wird  das  letzte  historische  Beispiel  für  transitio  ad 
pl^em  ohne  Arrogation  oder  Adoption,  d.  h.  ohne  rechtmäßi- 
gen Namenswechsel  hinfällig ,  und  so  fällt  denn  ein  neues 
Streiflicht  anf  diese  ganze  so  oft  behandelte  Frage. 

5.  Wird  die  Trennung  des  III  v.  m.  Cn.  Lentulus  vom 
Qaaestor  desselben  Namens,  als  besonderer  Persönlichkeit,  nahe 
gelegt,  wie  auch 

6.  eine  genauere  Bestimmung  der  MQnzbeamten  für  das 
J.  42  und  die  folgenden  angeregt. 

"»)  Ib.  117,  43. 

»••)  Cic.  ad  fam.  II!  11,  3;  VI  6,  10;  ad  Att.  XIV  I,  2 ;  Phil.  XII  23  f. 

"»)  Bei  AaconiuB  ia  MUon.  p.  36,  10  Or   (30, 15  K.)  irt  die  Lesart 

M.  Oüpto  zweifelfaaft;    Bicfaer  iat  M.  Brutus  (ib.  42,7  Or.;  36,  12  K.). 


362  W.V.Voigt. 


Excurs. 

Eine  vorläufige  Bemerkung  Über  die  trattsUio  ad  pl^tem. 

Trots  solcher  Autoritäten,  irie  der  jflngat  rentorbene  Altmaiater 
Th.  Mommaen  und  mein  bocbverebrter  Lehrer  and  Freund  Dr.  L.  Holi- 
apfel,  desaeu  Schrift  Ober  die  tratmtio  ad  phbem  mir  manche  Anregoag 
geboten  hat,  vermag  ich  es  doch  nicht  gegen  L.  Lange  Partei  so  neh- 
men und  mich  für  einen  Uebertritt  zur  Plebs  ohne  Airogation  oder 
Adoption  zu  entscheiden. 

Ein  Volkabescbluß  war  bei  der  Arrogation  BChon  we^en  der  dt- 
Untatio  sacrorum  nötig.  Diese  Handlung,  vie  die  Curiatcomitien  selbst, 
mag  wohl  fOr  die  Praxis  schon  im  letzten  Jahrhundert  der  Bepublik 
zur  bloßen  Form  geworden  sein,  aber  doch  nicht  fllr  den  principieUen 
l^tandpunkL  Veraltete  Grundsätze  in  der  Gesetzgebnng  oder  Sitte  liefi 
man  in  Rom  langsam  absterben,  ohne  besondere  Volks-  oder  Senab- 
beschlDase,  wie  ein  Operationsmesaer,  zur  Anwendung  zu  bringen.  Die- 
ser umstand  erklärt  denn  auch  den  zähen  Conaerrativismus,  den  lan- 
gen Ständekampf,  das  allmähliche  Entstehen  und  Wachstum  der  Ho- 
nurchie  bei  den  Römern. 

Für  unseren  Fall  ist  zu  bemerken ,  daß  aus  hiatorischer  Zeit  sieh 
kein  Beispiel  anfOhren  ließe,  wo  der  plebeisch  gewordene  Patrioier 
seinen  Namen  nicht  wenigatena  de  iure  hätte  ändern  mOssen.  Auf 
P.  ClodiuB  darf  man  sich  wohl  am  wenigsten  berufen,  da  aelbst  in 
jener  gesetzlosen  Zeit  sein  Uebergang  zur  Pleba  nur  durch  Arrogation 
von  Seiten  des  Plebejers  Fonteius  Rechtsgiltigheit  erlaugte  und  daher 
von  rechtswegen  einen  Namens  Wechsel,  einen  Cebertritt  zur  gena  Fat- 
teia  bedingte. 

Wenn  trotzdem  mancher  plebeischen  Familie  oder  Qeachlecht  or- 
sprllnglicber  Patriciat  zugeschrieben  wird,  so  ist  das  eben  Families- 
tradition,  eine  Sage,  nicht  besser  und  nicht  schlimmer,  wie  die  der 
familiae  Troianae.  Bit«lkeit  und  falscher  Rflckschluß  von  der  Gegen- 
wart auf  die  graue  Vorzeit  lagen  solchen  Märchen  zu  Grunde. 

Die  ältere  Form  der  Adoptio  per  aes  et  libram,  noch  von  August 
für  seine  Enkel  zur  Anwendung  gebracht  (Suet.  Aug.  64],  war  mit 
dem  Verkaufe  des  Sohnes  an  den  Adoptierenden  verbunden.  Dieser 
Act  aber  bedingte  notwendig  eine  capitis  deminutio.  Denn  nach  Om 
Inst.  I  162:  Minima  caputs  deminutio  est,  cum  et  civitas  et  Überlas  rt- 
tinetur,  sed  Status  hominis  commuttUuri  quodacddit  in  his,  quiadoptoK- 
tur,  item  in  his,  qui  coemptionem  faciunt,  et  in  bis,  gut  in  mancipio  dan- 
tur,  ffut^  ex  mancipatione  manu  mütuntur. 

Die  Patricier  werden  wohl  ihre  Bezeichnung  als  besondere  St&ndes- 
classe  nicht  nur  von  ihrer  rechtmäßigen  Abstammung,  sondern  auch 
von  der  damit  verbundenen  patria  potestas,  nach  der  activen  und  pas- 
siven Seite  hin,  erhalten  haben.  Es  konnte  in  der  emancipatio  filii 
eine  gewisse  Unehre  liegen,  da  der  Vater  sich  dabei  von  seinem  Sohne 
lossagte,  ihn  eleicbsam  verstieß.  Darum  heißt  es  wohl  schön  im  äl- 
teren, nicht  bloß  im  späteren  Rechte:  filius  familiae  cmancipari  inot- 
tus  non  cogilur  (Paul.  Dig.  U  25,  5).    Die   einfache   Mancipi^OQ,   bei 


I 


»r  Adoplie  nur  ComtRluct,  vorde  tuweilra  ex  mxeaii  «mm  Rn|nwu)dt 
(Oai  ri»L  I  14i;  IV  79). 

PrinoipwU  itand  die  pattia  potutaa  to  tett  begrBndct  dn,  daU  nach 
<lein  Z«OIfur«laet«li  nor  «i  JP<>'^  /Unhh  ter  etnumdeäit,  a  patrr  /Uüu 
liber  ttio  (Qui  Intt.  I  lit].  DiMpa.  fratlicb  nur  ilids  gratia  und  cum 
pacta  fitiuciaf  (vgL  Ou  Inst.  I  HI).  «Iio  nur  licU«  und  «uf  Tt«uq  onil 
(tlaobeo  bin,  aanafllbreiidfln  Verkaof  d»  Sobnea  verlangt  Gum  (Intt. 
t  132)  incli  für  eine  lectitegQltige  Uefreiung  dn  Sobnm  voo  der  vft- 
ttrlicbao  titinilL  Abar  troti  der  PictiritAt  eioM  (olebu  Ibad«!«  nr- 
titt  dci  Adojitterte  «in«  capUu  demiMtaiti.  Donn  naeb  PumL  im  frg.  3 
f  t  It.  IV ä  de  capite  mmiHs:  Enumeipato  /ilio  et  teleriM  pemonis  m- 
pilis  minntio  mtmtfttto  aceidH,  «im  emtmeipari  «coio  fotnt,  nisi  m  tmei* 
i/inaham  wrviirm  caumm  deduct»*.  J«dit  Mmuuniinion  odtr  Uanci)!»' 
lion  bMt«  die«Hlbe  FoIba:  adto  gittern  ttt  ytuiiiniit  {wwii'  maiwiget»r 
aui  nionu  mifffUMr'.  lu'iViM  mftVc  rJantniKKMr  iQai  liut.  7  162).  Setae 
jnrwtiacbfl  Fonnnlitat  war  bei  d«n  RCmsm  otaae  eine,  wean  auch  noch 
•o  lebwacbe  pracliicba  Polge  "*).  Sc  bare  denn  aneb  di«  fictivc  ijkl»- 
varei  bei  der  Kmaudpation  d«H  natfltlicTiRn  oder  juriitischea  fiHtu 
BOCtl  einen  nicht  UDweientlicben ,  tauächlictisn  Kern  in  Form  «iaea 
geiriuea  Patron aUt«>chte>  dee  V ate»  dem  em  nncipierlva  äubne  gngen- 
fiber.  Denn  nach  üai  loit  I  12.  17:  Kl  tunc  ex  alido  praetori»  In 
Hnim»  (I.  r.  ejntauipaii)  filii  tei  /iliat.  nirpoti*  rel  neptiM  bonit.  qui  vti 
giHK.  a  parmle  numv  mmau.i  zel  manu  mina  fuerit.  eadem  iura  pw- 
tttaUur  parenti,  quae  tnbiiuntur  patrono  in  boni»  lilierti. 

8o  kOnnl«  anon,  vom  prinnnivllnn  Stanilpiinlite  ana.  die  bloOe 
Emaaci^tion  den  Patrtcier  xum  Plebejer  luactivn.  JedenfaiU  aber  ist 
aa  fragUcb,  ob  der  KmubctpieTti!.  all  eine  Art  von  Libertine,  bei  Iieb- 
MiteD  aeinM  Vater«,  ala  wioeB  i'utroDea,  fflr  ein  vollbarectiUct««  iUil- 
glicd  del  Patricientandes  gelten  durfte. 

Aucb  bei  der  Arronation  und  Adoption  war  die  rn^'fit  tUmimitio 
uirbl  nur  rein  tbeoretiacti,  Monileni  aucb  to»  einer  civilxechtlicbeii. 
pnuH'iHhen  >'olKe,  d.  b.  N»ditbi>tlea  begleitet.  Denn  nach  i'aiil.  Ill  6 
§  89:  Capitit  minutiotu  amittilur  {i.e.  tunts  fnetH*).  si  —  itt4iitnn  ejr. 
arro^atwmt  ttl  mivfitimif  mvtacerit.  HieaKCb  wBx«  alao  die  Adoption 
iBit  einer  nicbt  unbedeuteudtn  Vencblecbtening  dos  staiia  fOr  den 
Adoptierten  lerbutiden,  da  loiut  fittitur  unu  fnietits  «wrU  frudiuirii 
et  duabua  rnpiiis  demiautitmibtu  maxima  H  mrilia"*}  (§  8  J.  ds  uaafr. 
i,  4j.  Wia  gering  nxn  'Ii4>e  verinOgan*reoblliche  EinKbr&nkung  aurh 
für  daa  ct^t  d«t  AdujiliecUiii  veraiucb lagen  mag,  so  ist  Initncrhin  dio 
Belonnag  der  capili*  dttniHuiio  von  großer  Bedeiiturg. 

Da  der  Uebergan^  vom  I'atriciat«  WT  Flubs  in  den  nicbten  Fällen 
aiif  den  Ebrgeix  ätn  Belrelfeniloit  oder  seine«  Vatetn  xnrQckznfnhrea 
w&re,  ao  i«t  wobl  mit  Recht  aiixunehineii,  daß  der  Arrogation  odor 
Adoption,  ali  reiner  Form,  taut  TOrautgefaender  Verein barunit  die  Knian- 
cipation  auT   dem  Fuiie    zu   folgen    taiitte.     ^k1  Imfand    sicb  denn  jedes 


*••)  Tgl.  Uv.  XXVU,  8,  Htqii.t  im  J.  809  v.  Cbr  aetit  dor  ^niim 
thaiit  C  Valeriaa  FtactMU  seinitn  Rintritt  in  den  Senat  durch .  auf 
Grund  Beiner  toga  praetexta  and  itlta  curuli«.  die  ibm  mit  d«m  PriesUr- 
arato  susammen  verlieben  Wikren. 

"<)  F'anl  I.  1 1  D.  d«  cap.  tnin.  4,  S:  Capitia  deminuliotHt  tria  i/e- 
mfT't  ftMl:  maxima,  media,  minima;  Iriaenim  min(,  qua/^ iuiJiemus ;  Uher- 
talem,  eiriiati^.  famUiam.  f^tur,  chm  omnia  hott  arnittimiu.  Äoe  ett 
lAertaiem  et  nnlatom  et  famOtem,  marimam  ene  et^^ti»  dammiHonem, 
cum  t-em  amiHimiu  cimtatem,  KbtruOem  ntmtmm,  mditm  ett*  eapHin 
demiMttümem  . . .  tombit 


W.  T.  Voigt, 


Mal  dor  in  «ino  {iIqImisuM  Fonili»  aufgvnominvno  Kfttric)«r  w«M  ww 
weaigfl  Standen  oder  gat  MinnUti  im  ätkud«  dar  neuen  KiDdacbaft. 
■o  dafl  der  neue  Naine  Diobt  in  AnfnEhniB  kommeo  könnt«.  De«  luei- 
«ten  BQrgera  wird  tognr  nur  der  alt«  Nbiiii!  g«1ftofig  und  bakaitat  gt- 
bli«l>«ii  nin.  80  ifib  e*  «rklürlirli.  woDti  in  dot  Z«it  der  poUtiichw 
Zwaetiuiig  «in  P.  Clodiua  niobt  dan  teioM  AdO|itivnt«t«  Pontaint, 
Rondetn  selDen  alt«n  Nimen  weitttfoliit«.  Aehnlicbea  wird  aber  anek 
früher  «cbon  vorgnltoinmeo  «oin. 

Boi  dor  8t&rrbciL  Jm  foTraolIen  R«t:htMi  mlLuoa  wit  ana  nin  üotk 
fniMcn.  vie  kennte  «in  Mann  mi  turnt  iu  die  tt-liirere,  ttut  ictariMln 
AbliilngiKkeit,  wie  die  des  Sobnei  vom  Vator  in  Bom  war,  gelangnT 
Wenn  «cbon  dor  Gladiator  aus  fraiein  Staiklo  «ob  xtu  AuBbnog  m 
ree  h1uttK«n  ÜoirMbea  vorher  verliaurt  haben,  d.  h.  emeUmUu»  gewop 
dvn  «ein  mnßt«  (vgl.  Porphyr,  und  Acra  lu  Horat.  Sat.  11  7.  59:  Seaie 
ep.  37.  I),  ILEit  <icb  bei  der  Arrogation  ein  oolchei,  dem  VerkauTe  det 
Kjodei  BD  dvn  Adoptjvrenden  entnprecheader  Act  voraonetaea.  Wtoa 
una  daa  rSmiseba  fiecbt  dardber  im  Dunkelen  l&Ct,  lo  lie^  derOnod 
[n  toiner  ajAlen  Fciließunft.  al>  dai  Gentilreebt,  wie  der  UntanddeJ 
zniscbsn  den  allen  SULoden,  l&ngsl  Torscbwuaden  und  Torgeeaen  vat. 
War  anch  faclinch  <)<!t  SelbaUerknar  in  apUerer  Zeil  v«A>ot«D  (tri. 
Cnllintr.  1.  37  D.  de  libert.  caiua  40,  12).  so  lit  et  immerhin  all  je- 
pNtiKbe  Fiction  denkbar,  wie  der  Veikaof  des  Kiadea  auch  nicht  (roai 
T^Aenm.  Daß  manohe  Leute  «icb  dennoch  freitrilli^,  meint  mm  Zwedn 
dea  Betrage«,  ia  die  Kdn«t.>r«i  Terkauft«n  otldr  voikauCen  lieOes,  «■ 
Mtebot  man  ana  aolclien  Steilen,  wie  §  4  J.  de  iure  pert.  1.3"*):  ÜIjl 
1. 1  pr. D.  quib.  ad  ]ib.  40, 13  >");  Modeat  1.21  D.  de  itatu  bom.  1,5"^ 

Aufier  dem  Scbweigtfn  der  iariitiidien  Quellen  spricht  gegea  dn 
Aanabm«  eine«  Selbatterlcaufea  bei  der  Arroiralion  noch  die  mm- 
DHonte  aäoptio  per  fcstiunnU«7H-  IWese  wird  ron  den  Facbjuristeii  "*] 
nicht  mal  ala  Adoption,  saodem  ala  Krbeineetaang  mit  Autlage  ikr 
DedingimK.  don  Nnincn  de*  Erblaaaeva  aasanf^moii.  bctrachteL  Doch 
fitr  die  republikanitche  Zeit  konnte  man  dagegen  anfobren.  dati  Nfr 
tnentwechiffil  EUHtvicb  Eintritt  in  eine  neue  Familie  oder  »acb  Oaai 
in  iticli  einnchloS.  und  der  Krbe  juriatlicbet  Sohn  dei  Teitatora  «nrda. 
Datiui  kam  er  aber  nicht  in  die  patria  poUttaa  d«i  Ictxtoren.  aondem 
erschien  in  rivilrechtlichor .  wenintiini  in  rormögenaracbtlicber  Uin- 
Hichl,  aoi.uiiaff<^n,  aU  Forlilaiier  dor  Penönlicbkeit  de«  Voretorbeaen. 
Wer  iclioa  siii  tun«  war.  brauchte  also  nicht  den  eraiedri||<eDden  Wee 
der  imiigiD&ron  Sclaverei  nii  betreten  War  eine  tiet€Stat*o  itacrormi 
aacb  IQ  dieaem  Fall«  nOtig.  «0  ba.ttKn  die  comitüi  cahta  nur  die  reli- 
giilM  ßeite  der  gaiuen  AnKeleKeuheit  in  Betracht  lu  ttehen.  Handdt« 
0*  lieh  um  einen  filius  famiHae.  bo  wird  wohl  auch  eine  wenigf>c  luleaM 
Fonn,  al>  die  ptr  at-t  et-  libram  gonüi^  haben.  Jedenfalls  kann  b»i 
der  TertftmentaädoptioB  too  einer  neue«  patria  jmUataT  nicht  die  Bede 
■ein;  M  bedurfte  aneb  keisec  moHcifialio  an  den  AdopLiTvatwr,  alao 
auch  keiner  itnßffinaria  tttyHit  eama,  iwecks  einer  cinmiofMiA'»  von 
NaiLen  dona^bcn.  Wena  wir  alio  dieae  Arb  dvs  Uebcrtrittei  in  die 
Feaülio  im  BrblaMCta  als  Adoption  aocli  anerkennen  wollten,  «o  ware 


od 


'")  Sern  . .  ^»nf .  .  ium  nrili :  rwm  Aono  Umt  motor  XX 
pretiutn  jMtrlidpaiiüutn  sese  etnumdari  paan*  tst. 

"■)  Maiorea  XX.  annit  ita  demmm  ad  hhfftatfm  prorlamtm  mm  jnw- 
mml,  M  prrltHm  ait  ifi^tm,  qm  vmiit,  ptnenmt. 

"*)fIomü  liter,   qui  ft  tmdiäU,   mattutnituats  tum  ad  mium  rtfiifwiw 
rewrb'tur.  quo  st  atidiearit,  ted  rfitnlur  hbrrtiaat  rondiciom». 

'")  Vgl.  c  tl.  K.  Salkowsk}-.  Lehrbuch  dur  institatioDen  *.    134. 


Cn.  LttDtaliu  und  I*.  Dolab«lla. 


865 


doch  nit  den  beiden  Ktiou   beijiroctieneu  Art«ii  der  Annahaia  na 
KiodsMtutt  Dicht  auf  f[leicbs  Stuf«  jv  »teilen, 

Cebn|i«RK  wfin  unmre  Vmnatung  etnm  äeHutTerkaare«  dea  Arro- 

Jierten  an  den  Adoptivvater  keiiiutwaga  ootvendig  FOr  die  tlrÜ&rnng 
er  capUU  tUmmtOio.  aondem  nar  fOr  die  det  Debni^aRgwi  «isws  Uui- 
us  ni  iNm  in  die  üewalt  eine«  iindBren. 

Dia  Zugehörigkeit  sain  StHndn  dor  l'atricier  bin»te  ad  der  Al> 
rtaumuiifi.  In  die  internen  FiuuitienangelefienheiUai  im  TOmiiebeD 
Borgen  konnte  licb  keine  staatlicUe  Oevalt  einmenffen :  hier  «er  der 
witer  /amihoA  nnuraschr&nkter  Hemctaer.  Kamen  die  lutereu«»  der 
Oene  in  Mitleidenschaft,  lo  traten  die  Gentilen  «in.  UerQhtte  eine 
FuBilienaDgeleitenheil  den  Suat  a!»  die  Geuuntntfaeit  oder  Verband 
der  Geotei.  ao  waren  die  camtlui  citriata,  oder  caktla  da.  Der  Falt 
trat  «in.  veuD  beim  Oebertritte  aaa  eiuer  Familie  in  die  andere  die 
nwna  prioata  oder  fitntilida  bueintriiciitigt  wurden  konnten,  mithin  auch 
der  Oäcblechterttaat  bedroht  wurd«.  In  erbObtem  Maaße  fand  die* 
itatt.  wenn  dem  Patriciate,  dom  fOr  manche  Aamter,  beeonden  auf 
relinCeem  Gebiete ,  lo  notwendigen  t^taadc ,  ein  Mitglied  entxogeu 
werden  aoJIte. 

Bei  der  geringen  AniAbl  der  patriciKben  Familiea  gAgen  diu  Knde 
der  Republik  und  noch  mehr  su  Beginn  der  Kuaeneit,  wo  aoRar  eine 
Aahahmc  [jlcbeiiciicr  Fnmiliea  in  die  Seihe  der  patriciichen  nOtiff 
wurde,  i«t  ei  weniK  glaablicU.  At&  ea  ihnen  in  den  atTniiia  tributa, 
oder  aocli  nur  iu  den  comida  anluriata,  Koweit  dirw  noch  in  ßelrachl 
koauaen  konnten ,  gelungen  würe,  der  Maane  de«  Volke«  und  ihren 
POhrVTB  gegenüber,  einen  Standessenosaeu  au  Uebortritte  xur  Ptel»  xu 
Hindern.  I^ejchter  wardiceea  in  den  nur  fonneUea  comitia  eaiata,  alao 
Tor  allem  cvriata,  wo  dw  leitende  Magütrat,  wohl  fast  immer  tän 
PtMitifex  oder  der  Oberpontifex  telber.  mit  der  »acralen  Einrichtungen 
eigenen  Sehen  vor  NeuerunKen.  die  P^tilucheidunj;  iu  der  Hand  balte. 
So  kam  denn  auch  die  Arrogatlon  de«  P.  Clodiaa  durch  P.  Ponleiu« 
■ar  dank  Ciaer  xu  etsude- 

CtMtitia  tritntla  und  io  fr&bcrer  2eit  auch  die  comitia  mluriaia 
Terbajidelteu  Ober  die  Angelefcenheiten  Roma  ala  einea  Staates. 
als  eJoer  poHtiacfacu  Einbeit,  nicht  ala  eines  Geechlochlervcrbaadea, 
alaa  in  Sachen  der  ianereo  und  laßeren  Politik,  wie  (iraetzgebnog, 
Ttebertragung  von  Aemtern.  WUrden,  [Andanwei*uni{en.  Steuern,  aber- 
lianpt  Finanzen .  endlich  Kriet;  und  Friedeo.  AU  liocbite  Geriofatain- 
atanz  gaben  die  VolkaverBatuiuIuD^en  nur  in  Criminal procemcQ  ihr 
Urteil  ab.  Nur  in  letxteretn  Falle  konnte  Ober  die  Stellnug  de«  BOp 
gera.  die  ihm  auf  Grund  leiner  Alntammun^tukam,  eine  Entscbeidune 

fetroffen,  und  eine  Aenderung  darin  lierbeiuefahrt  werden,  wie  c  H. 
nrcli  Verbannung.  Noch  weniger  kommen  ftli  die  tra$mtio  ad  p/cfteni 
die  conaÜM  pM»g  in  Betracht ,  da  der  andere  Stiand  dabei  unbcrilck- 
DGhbwt  oeblieben  witie. 

Wie  feet  der  Qebnrtaadet  auch  im  modernen  Staate  an  der  Pertoa 
haftet.  kOnnen  wir  jederxeit  beobachten.  Um  von  dvutschco  Verblll- 
niuen,  als  in  sehr  bekannten,  nbznsehen.  crinnmc  ich  nur  an  RulSlajid, 
welclie*  dnrch  trin  Festhalten  nn  den  Poriiicn  in  dar  Theorie  und  die 
freie  Handhabung  denelben  in  der  Praxi«.  Kiwie  durch  win  tntelob- 
liches  Debergewicht  der  Demokratie  über  die  ecbet&bare  Ariitokralie 
eine  ao  eigen tUmlicho  Stellung  cinnimmL  Will  da  ein  Adeliger,  um 
«ich  der  Adeletteuer  ßr  seinen  (iiundliwitz  2U  enltieben  oder  die  ma- 
Jerielleu  VergüoiitiKnngen  dea  Bauürottandei.  i.  B.  bi'i  Iinodunkuaf 
der  Pener Temicheru DU,  su  rerKhaffen,  itua  seinem  Stande  nuatreten; 
iit  ce  ibm  unmOglicb  auf  rocbUicfaeöi,   utOgÜch,  ja  leicht  gemaclit 


366  W.  T.  Voigt,  Cn.  Lentaliu  und  P.  Dolftbella» 

auf  dem  Wege  dee  . . .  Verbrochena!  Dens  jede  entehrende  Strafe,  m 
altem  OefUngnishaft,  die  ibm  aber  kein  Emielrichter  saferlegen  kann. 
zieht  den  Verlust  dee  Adels  nach  sich.  Ein  armer  Ftlrst  an  der  Wolgi 
■oll  vergeblicb  um  VeraetEung  in  den  Banernatand  nacbgemicht  habüi, 
ebenso  einige  adelige  Familien  im  Dnjeprkreiae.  Im  Oonvememoit 
Poltawa  gibt  es  eine  ganze  Ansiedelung  adeliger  Ackerbauer,  denen 
ibr  Stand  außer  materiellen  Nacbtheilen  nur  noch  den  Spott  dn 
Nachbarn  einbringt  und  den  Weg  lur  Aufbesserung  ihrer  Lage  durch 
Handarbeit  verschließt.  Die  Kdelleate  Bech,  ein  gantee  Dorf  Becbo«- 
ka  bildend  und  wieder  zu  einigem  Wohlstands  gelang,  eetsten  die 
Wahl  eines  gebildeten  Dorfgenossen  lum  Adetsmarschatl  durch  und 
ließen  sich  in  den  neunziger  Jahren  des  vorigen  Jahrhnnderts  ihren 
Adel  durch  den  Kiever  Qeneralgonvemear  neu  best&tigen.  Die  ubl- 
reicben  tartarischen  und  kaukasischen  Fürsten  ernten ,  bei  ihrer  oft 
groUen  Armut,  mehr  den  Spott  der  übrigen  BevSlkemng,  als  i^md 
welche  äußere  Votteile  von  ihrem  hohen  Titel. 

Zum  Schlüsse  wollen  wir  nur  noch  bemerken,  daß  unsere  etwa*  n 
aphoristisch  gehaltenen  Ausführungen  nur  den  Zweck  haben  ioIIbb, 
einen  Berufeneren  zu  veranlassen,  die  ganze  so  lange  schon  rabende 
Frage  einer  neuen  Betrachtung  t.a  unterziehen  und  die  Bedenken,  dis 
uns  so  sehr  und  so  lange  das  wieaenflcbaftlicbe  QewisMn  belasten,  ni 
zentrenen. 

Njeshin.  W.  v.  Voigt. 


xvni. 
Heraklit  und  die  Orphiker. 

Obwohl  Heraklit  allgemein  als  einer  der  selbständigsten 
Denker  anerkannt  ist,  hat  man  doch  gerade  bei  ihm  immer 
wieder  den  Versuch  gemacht,  Grundgedanken  seines  Systems 
aas  auswärtigen,  namentlich  orientalischen,  Quellen  herzuleiten, 
Gladisch  machte  ihn  za  einem  Anhänger  Zoroasters ')  und 
TeichmOUer  ließ  ihn  die  Hauptbestandteile  seiner  Theologie 
der  ägyptischen  Keligion  entlehnen  *).  Auch  Lassalle  hat  einen 
ziemlich  weitgehenden  EinSass  des  Parsismus  auf  Heraklits 
Denken  angenommen,  zugleich  aber  auf  seine  Beziehungen  zu 
den  orphischen  Mysterien  nachdrQcklichst  hingewiesen ,  wobei 
er  sich  in  der  Durchfährung  des  Vergleichs  zwischen  den 
orphischen  und  beraklitischen  Lehren  der  Hegel'schen  Unter- 
scheidung von  Anschauung  und  Begriff  bediente ').  Lange 
nachher  hat  E.  Pfleiderer  die  Heraklitische  Philosophie  ,im 
Lichte  der  Mysterienidee "  dargestellt,  ohne  indeß  genau  zu 
bezeichnen,  welche  unter  den  zahlreichen  Formen  der  Mysterien- 
kalte er  im  Auge  habe*).  Diese  Versuche,  die  Gtenesis  der 
Heraklitischen  Philosophie  aus  einer  einzigen  Quelle  zu  erklären, 
mussten  an  ihrer  Einseitigkeit  scheitern.  Sie  suchten  —  mit 
Ausnahme  Lassalles  —  alle  die  so  oder  so  aufgefasste  Central- 

')  A.  QladiBch,  Herakleitoa  and  Zoroaater.  Progr.  d.  Ojmn.  zu 
Erotoubin  1859. 

'}  Q.  Teichmflller,  Neue  Stadien  znr  Gleechichte  der  Begriffe  I.  II. 
1878  (beaonderB  II  105  ff.;  188  ff.). 

')  F.  Laesalle,  Die  Philosophie  HarahleitOB  des  Dtuikelii  von  Ephe- 
«Ofl  I.  II.  1858. 

*)  E.  Pfleiderer,  Die  Philosophie  des  Heraklit  von  Ephesna  im  Lichte 
4er  Myatorienidee.  1886.  —  Vgl.  auch  E,  G.  H.  Peithmann,  Die  Natar- 
philoBOphie  vor  Sokrates,  der  Heraklit  nnter  die  Formel  bringt  .Der 
Tod  kann  nicht  töten",  Archiv  für  Phil.  XV  (1902)  S.  245  ff. 


368  W.  Nestle, 

idee  des  heraklitischen  Systems   als  irgendwoher  Ubemommen 
nachzuweisen   und  übersahen  dabei  einmal,    daß  Heraklit  gar 
mannigfaltige  Anregungen   zu  seinem  Denken  empfiangen  hat 
und  weiter,  dass  der  Einfloss  von  aussen  bei  ihm  eben  nie  den 
Grad  einer  Anregung  überschritten  hat,  daß  sein  philosophisches 
System  sein  eigenstes  persönliches  Werk  ist.     So  ist  es   denn 
auch  nicht  zu  verwundern,  daß  diese  Hypothesen  bei  dem  A)t- 
laeister  der  griechischen  Philosophie  einer  schroffen  Ablehnung 
begegnen  ^).     Und  doch  kann  gerade  die  Frage  nach  der  Ein- 
wirkung der  Mystik    auf  die    heraklitische  Philosophie  nicht 
zur  Ruhe  kommen,  ist  ja  doch  unter  dem  Eindruck  der  Tat- 
sache, daß  wichtige  Bestandteile  der  orpbiechen  Litteratur,  » 
namentlich  die  sog.  rhapsodische  Theogonie,  vom  2.  Jahrhundert 
n.  Chr.  wieder  ins  6.  Jahrhundert  v.  Chr.  hinau^rOckt  vnr- 
den  ''),  neuestens  sogar  der  Versuch  gemacht  worden,  öberhaapt 
den  „Ursprung  der  Naturphilosophie  aus  dem  Geiste  der  Mystik' 
zu    erklären^).     So  dürfte   ein  Versuch    die  Beziehungen  dea 
Heraklit  zu  den  Orphikern ,  insbesondere  in  seiner  Theolf^e, 
in  Kürze  darzustellen  gerechtfertigt  sein,  zumal  wenn  derselbe 
von  dem  Bewußtsein  begleitet  ist,    daß  es  sich    dabei  immer 
nur  um  Äussenwerke  der  heraklitischen  Gedankenwelt  handeln 
kann,  namentlich  um  die  Stellung  zur  Volksreligion,  während 
die  Grundgedanken   des  Systems   nicht  von    aussen    stammen, 
sondern    dem    tiefsten   Innern    des    wunderbaren  Mannes  ent- 
sprungen sind. 

Daß  Heraklit  die  orphischen  Mysterien  kannte,  steht  fest, 
machte  ihm  doch  schon  das  spätere  Altertum  zum  Vorwurf, 
er  habe  den  Orpheus  bestohlen,  und  auch  für  uns  ist  es  un- 
verkennbar, daß  er  ,es  liebte,  seine  Metaphysik  in  die  Sprache 
der  Mysterien  zu  hüllen")."     Dennoch  ist  die  Stellung  Hera- 

')  E.  Zeller.  Die  Philoaophie  der  Griechen-^  I  741  ff.  Auch  di« 
tioffliche  Arbeit  von  F.  Schuster,  Heraklit  von  Epbeans  in  den  Act- 
soc.  philol.  Lips.  Ill  1 1873)  lehnt  alle  äußeren  EioflasHe  auf  Her^t 
ab  und  geht  auch  seinem  Verhäitnis  zur  Mystik  nicht  nKber  naoh. 

°]  0.  Kern,  De  Orphei,  Epimenidia,  Pherecjdis  tfaeogo&iia  (1888).- 
Gompen  Griech.  Denker  1  75.  430  f.;  —  0.  Kern  im  Archiv  fÖr  Phil. 
I  tl8»8)  498  (f.;  und  DOmmler  ib.  VII  (lb94)  147  ff. 

')  K.  Joel,  Der  Ursprung  der  NaturphiloHophie  aus  dem  Geilte  der 
Mystik.     Progr.  zur  Rektoratsfeier  der  ITniversitat  Basel.    1903. 

»)  Clemens  AI.  Strom.  VI.  27  p.  762.  Diels,  HerakleitOB  von  Kphfr 
BOB  (1901)  9.  16  A.  70  p.  68. 


nentklii  asd  di«  Oipbiker. 


369 


liU   KU   den   orphisclien   Mjstertea    keine   eindeutige.      Denn 

^taerseitfl  scbingt  er  einen  scharfen  poleniiscbeu  Ton  gegen  sie 
lan,  Aiidereraeiln  (Ibcriiimmtcr  rvliKiUiitt  VorAkJlangeii  tuu  ibnua, 
[freilich  niclits  ohne  sie  niuzabilden. 

Waa  zuiiiichst  die  Polemik  Iferaklib  gpifen  die  Mjttt^rien 
ingt,  8«  hatt«  er  aciiarie  Worte  för  die  ^NaclitRcliwänner, 
[Hagier,  Biicchea.  Maeoadiii  und  Kingeweilit«»*',  deneo  er  nach 
[der  Ausdriicksveifl«  den  Clmuen^i  vun  Aleiatidria  .das  Feuer 
jpruplivzuile'.  Der  Qrund  dafQr  wur.  dsli  ,iu  unheili^er  Wi-iiw 
[die  KinfQlirung  in  die  Wdibvn  nt&ttfindri,  wie  sie  bei  deo 
[Leute»  ini  Scliwiuige  sind*}.'  Der  Angrilf  HerakliU  ricbtcb 
l8icb  abo  gegen  die  Form,  in  der  dio  Ujrstenen  begangen  ner- 
idcn,    ebenso  wie  er  auch   gegen  die  Foroi   der  Volkdreligioo, 

den  Kultus,  protestierte  ">).  HU  ist  wichtig,  dies  fe«tKtiltaIten, 
'um  d&B  zweite  gegen  den  Dionyso^kalt  prottieticreodeFltucbatack 
[ricbtig  zu  versteben.  K»  lautet:  .Denn  wenn  ««  nicbt  Dio- 
jojrsos  wäre,  dem  sie  die  Prozession  roraoiltalten  und  dos  Pbal- 

loelied  singen,  so  wür's  ein  ganz  sctiüadliches  Tun.  Aber  Hades 
1^  ist  eins  mit  Dionysos,  dem  sie  d*  toben  und  l'astijacbt  feiern").' 
■  Bo  viel  icb  sehe,   b««<^ben  nllc  Erktlkrer  das  Bracbstack  in 

seinem  ganzen  Umfang  a»(  die  orphisch-dioorsisch^n  Mysterien. 

»Dag  igt  möglich,  abvr  nicbt  notwendig.  Di«  Phalbi^^rozessioo 
gehörte  keineswegs  bloU  den  Mjaterien  an.  sondern  war  «ine 
Einrichtung  des  öffentlichen  (üottesdienstes ").  Hir  iicheint 
sich  daher  das  BraahstUck  am  «infscfasten  zu  erklän-u  in  der 
Weise,  daß  man  den  ersten  Satz  auf  die  allgemeine  ötTentliche 

IPballoaproseBaion,  den  zweiten  aafdie  Myatenenlehre  hesiebt"). 
Jene  wäre  scbamio«,  wenn  ihr  nicht  —  unhewaßt  fOr  die  Teil- 
nehmer daran  —  der  richtige,  den  Eingeweihten  in  den  Myste- 
rien mitgeteilte  Giedanke  zu  Grande  läge,  daß  ee  das  Grund- 
*)  Fr.  U  {DiaU,  nftch  d«m  ich  immer  litiMe.  Test  nnd  Dwbnr- 
■Stsuiig  Miner  Ueraklitaui^be  {IVO))  j«tit  uch  u))|ie<)ruckl  tri  datt 
,yragmfloUii  der  Vonvkritiker*.  Qri«clai«eh  und  Dcutocb.  Von  H. 
Diel*  am  S.  58  ff.). 
'•)   Fr.  5. 

1"!  Vr.  15. 
")  ArUtopl».  Ach.  SS»  ff.     K*r»  b«  Pmly.WwMwa  V.  1  Sp.  1042, 
**>  So,  wi«  ich  muhtrOflich  bemerke,  ftuch  icbon  Urup|>»  (Oriocli. 
Kalt«  nnd  Mythen  IKK7.  1  BM);  ,VI«liDehr  linJ  di«  Phsllophorien  des 
IiopulAr«a  Dienfkoibolte«  der  Myaterifin  lehre  entgegen yeseUl.* 
FliUolueui  UXIV  (.<!.   >'.  XVIll),  s.  24 


870  W.  Ne.tle, 

gesetz  der  Welt  iet,   das  dieser  Kultus    TeraDScfaaalicbt:    Tod 
und  Leben  ist  ei&a,  mythisch  ausgedruckt  Dionysos  ond  Hades 
ist  dasselbe:   ans  Leben  kommt  Tod,    aus  Tod  Leben.     Diese 
Gleichsetzung  des  Hades  mit  Dionysos  ist  aber  für  die  Orphik 
ausdrQcklich  bezeugt '  *).     Aber  gleich  hier  zeigt  es  sich,  dafi 
Heraklit,   obgleich  er  mit  der  Grundidee  der  Mysterien,  daß 
es  kein  absolutes  Vergehen    im  Tode  gibt,    einTerstanden  ist, 
doch  diese  Lehre  völlig  umbildet,    oder  umgekehrt,    daß  der 
Grundgedanke   seines  Systems   sich   nur   mit   dem  orphischen 
Glauben  an  einem  Punkte  berührt.     Die  Orphiker  lehrten  eine 
individuelle  Unsterblichkeit,  Gericht  und  Reinigung  der  Seele 
im  Hades  und  dann  die  Seelen  Wanderung  in  immer  neuen  Ge- 
burten, bis  die  ganz,  gereinigte  Seele  endlich  zum  Gotte  wird. 
Davon,    sowie  von  der  auf  diesem  Glauben  beruhenden  aske- 
tischen  Ethik   will  Heraklit  nichts.     Die  Identität  des  Badet 
und  Dionysos  ist  för  ihn  nur  eines  der  zahlreichen  Paare  tob 
Gegensätzen,  auf  deren  .Streit'  das  ganze  Weltgeschehen  be- 
ruht,  die  sich  alte  in  der  «unsichtbaren  Harmonie'  auflösen, 
deren  Suoame    gleich  ,Gott'    ist'").     Gott  aber  ist  wiederum 
identisch  mit  dem  vernunftbegabten  Feuer,  das  die  ganze  Welt 
durchwaltet,  und  mit  dem  auch  die  menschlichen  Seelen  wesens- 
gleich sind.     Es  kann  daher   gar  nicht   anders  sein,   aU  daß 
auch  die  Menschenseele   genau  dieselben  Wandlungen    durch- 
macht wie  das  Feuer,  aus  dem  sie  besteht,  und  nur  eine  miß- 
verständliche Auffassung    seiner  Lehre    von    der  periodischen 
WeltverbrennuDg  konnte  dem  Heraklit  ein  Gericht   im  Hades 
und  Höllenstrafen  andichten  '*).    So  stellt  sich  anstatt  der  auf 


")  Fr.  7  (und  169)  Abel.  Schustera  (S.  337)  Erkiftrang  dea  fr.  15, 
daß  UadeH-Dionysoa  nach  dem  Tod  seiaen  Verehrern  einen  Lohn  be- 
reiten werde,  auf  den  sie  nicht  gefaßt  aind,  iat  teanz  kQnatlich.  Haft- 
gen  mit  Recht  TeichmUIIer  1  27  f.  und  Pflwderei  S.  2(3. 

"■)  Fr.  B.  HO.  bi.  hl.  67. 

••l  Von  einer  peroOnlichen  Unsterbliihkeit,  wie  Pfleiderer  (209; 
214  ff.)  und  Zeller  il  lO'J  ff),  auch  Scliuater  (174  S.)  in  der  Form  der 
Seelen wanderungsl ehre  sie  dem  Heraklit  zuschreiben,  kann  bei  ihm 
nicht  die  Rede  sein.  Dhb  hat  Hohde  vezeigt  iPeyche'  II  l&l).).  Fr.  26 
(mit  Oiels  Bemerkung  S.  8i.  Uen  Wundlungen  dea  Fenera  (fr.  81  and 
76)  cntaprechen  die  Wandlungen  der  Seele  ifr.  36).  Hadea  ist  dem 
Heraklit  nichts  anderes  als  die  dSöc  xditiu.  Auch  mit  dem,  was  die 
Menschen  nach  dem  Tod  erwartet,  iat  nichts  anderes  gemeint  als  der 
UmwandlungaproKeß  (fr  271.  Darum  sind  die  von  der  Seele  verlaeae- 
nen    Leichname    geringer    als  Mist    (fr.   96).      Zn  fr.  9£t  s.  Diels  S.  23. 


Hmklit  Dud  dia  Orphilnr. 


371 


\ 

I 

I 


•nten  Blick  m  frappant  erscheinenden  D^bfrreinstimmoog 
■wiüchpn  Herablit  und  den  Orp)iik(>ra  vielmehr  heniua,  daß 
die  beideriteitigeu  OoJatikeukreise  eich  keineswegs  deckca,  wn- 
d«rii  nur  in  einem  Punkte  berühren. 

Mit  den  Orphik«rn  (und  mit  X«Dopbancs)  t«ilt  Hemklit 
den  Gedanken  von  der  Einheit  der  Welt  und  der  Quttheit " j ; 
aber  bei  aller  Debereinstimmuug  geht  er  auch  hier  seine  eigenen 
Wege.  Wie  er  dazu  ksm ,  das  Grandwesen  der  Welt  gerade 
im  Feuer  zu  finden,  wissen  wir  nicht.  So  BL>lhätTer»tiuidlicb, 
vie  mHii  es  gewöhnlich  darstellt,  ergibt  sich  das  nicht  aas 
der  hiaherigrn  Entwicklung  der  griechischen  Philosophie  und 
mir  int  CS  walnucheinlicb.  daß  hier  eine  Anregong  des  Parsis- 
mus,  den  Ileraklit  ntcher  kannte,  vorliegt.  Aber  freilich  bat 
der  epheäische  Denker  den  Zoroastrischen  Dualismus  völlig 
tlberwiinden  und  seine  Feuerlehre  zu  einem  reinen  Pantbeis* 
njiis  ausgebildet.  Sein  Urne^en  nun.  das  nach  seiner  mate- 
riellen Seite  Feuer  heilet,  das  aber  zugleich  auch  geintbegabt 
M,  benennt  ElerakÜt  mit  den  tenichiedensten  Namen:  Atxi], 
vöjio;,  sijtappivi),  X?*"^i  ävi^xx),  otwv  [y.pivo;],  Xiyci^.  Da» 
sind  meist  alt«:,  den  griechischen  Dichtem  geläufige  Bezeicb- 
DUDgeu.  aber  sie  erscheiuen  hier  mit  einem  neuen  Inhalt  er- 
fllUt  ah  kosmische  Potenzen.  Stammt  nnn  dieser  nene  Inhalt 
au  »seh  ließ  lieb  von  Bcraklit?  Ich  glanbe.  gerade  hier  l&sst  es 
sich  nacbweiaen,  daß  sich  der  Epbesier  z.  T.  direkt  der  orphi- 
8cliea  Terininologie  beditint. 

AixTj  int  bfi  lieraklit  teils  ein  sittlicher,  teils  ein  km- 
miscber  Begriff.  Sie  bildet  den  Qc^eosatz  zum  unrecht,  sie 
.wird  die  Lögenachiniede  und  ihre  Eideshelfer  zu  fassen  wissen.' 
In  ihr  ist  aber  zugleich  die  GeeoUniässigkcit  des  Weltverlan& 
verkörpert:  .Denn  die  Sonne  wird  ihre  Bahn  nicht  Qberflchrei- 
Jben;  sonst  werden  i^ic  die  Erinjen,  der  Dike  Schergen,  aus- 
di|i;  macben*  '").     Während  Dike  bei  Heaiod  in  den  .Werkeo 


b  mui  aiia  fr.  24,  25.  6S  (leUtcm  nach  Üemod .  Krga  107  f.)  mit 
'Hfl  (üer.  S.  S  und  16)  »ohlieüt^n  darf.  d&S  .die  ittarke.  reine  Seele 
ladividaalitU  bis  kdio  Weltbrand  tottltibi',  itt  uir  sehr  awHJfeJhaA; 
an&  doch  Dieli  >«lbtt  «ntftomcii :  .wie  er  (4)  »ich  dcrca  (■&  d«i 
9at|M>K)  iodividuello  Konawtvni  gedarbt  bnt.  entlieht  tich  annrer 
Kafunlnia.' 

")  Fr.  S3. 41.  50  JB  mit  den  Oemerkaaeea  van  Oiels  Her.  S.  10.  II.  13. 
")  Pr.  8t),  28.  80.  Vi. 


872  W.  Neatle, 

und  Tagen "  (220.  256)  noch  darchaua  eine  aitUiclie  Macht,  di« 
BeBchUtzerio  des  Eltichta  und  Rächerin  des  Frevels  ist,  finden 
wir  sJA  merkwürdiger  Weise  in  der  Theogonie  neben  Eunoaua 
und  Eirene  als  eine  der  Hören,  der  Töchter  der  Themis,  welche 
die  Hajidlungen  der  Menschen  beaufsichtigen  {ütpxt  —  &ptim 
901  S.)  und,  da  die  Hören  doch  offenbar  dem  Natarlebeo  an- 
gehören (Erga  75),  schon  auf  ein  heterogenes  Gebiet  versetri. 
Bei  den  Orphikern  nan  wird  sie  neben  der  sittlichen  Bedeutung, 
die  sie  beibehält,  zu  einer  kosmischen  Macht,  zum  Weltgesets, 
nach  dem  altes  verläuft  ^'*),   genau  so  wie  wir  sie   auch  bd 
Heraklit  finden. 

N£|io;.  Heraklit  redet  ferner  roit  .dem  einen  göttlichen 
Gesetz,  aus  dem  sich  alle  menschlichen  Gesetze  nähren.  Denn 
es  gebietet,  so  weit  es  nur  will,  und  genügt  allem  and  siegt 
ob  allem'.  Dieses  göttliche  Gesetz  verhUlt  sich  zu  den  meoBch- 
lichen  nach  Lassalle  (II  431  f.)  wie  die  Idee  zur  Wirklichkeit, 
nach  Schuster  (S.  308)  wie  das  ungeschriebene  Gesetz  (.dw 
allgemeine  sittliche  Bewußtsein")  zu  den  geschriebenen.  Zellec 
(5.  Aufl.  I  667)  setzt  es  gleich  mit  der  ipfiovi«  dtpavf);  (fr.  54  D.) 
und  hat  jedenfalls  darin  recht,  daß  der  die  Sopbistenzeit  chik- 
rakterisierenrie  Gegensatz  vfifio;  —  96015  bei  Heraklit  noch  nir- 
gends' vorliegt  und  erst  von  Pseudo-Hippokrates  (De  Diaeta  I  U) 
in  die  heraklitische  Terminologie  hineingetragen  wird.  Teich- 
mClller  hat  in  seiner  Uebersicht  Über  die  Entwicklnng  d« 
Begriffs  v6|io;  leider  die  Orphiker  (und  ebenso  Pindar  fr.  169 
Bergk)  völlig  ignoriert^"),  und  doch  sind  eben  sie  es,  bei 
denen  er  zuerst ,  sozusagen  hjpostasiert ,  hervortritt,  während 
ihn  Hesiod  gar  nicht  kennt  und  bei  Homer  v6{xo;  nur  einmal 
in  einer  jungen  Partie  in  der  Bedeutung  Sitte,  Brauch,  er- 
scheint'').   Bei  den  Orphikern  finden  wir  N6tJia(,in  unmifctel- 

")  Orph.  fr.  33.  125.  126.  Hg.  62.  2;  69,  U;  10, 13.  Weitere«  tber 
Afxi]  in  der  grlech.  Litteratur  habe  ich  zusammen  gestellt  in  meineii 
Euripidee  S.  1.^1  f. ;  455  f.  A.  30—39.  Mit  den  Brinyen  zuBammen  (wie 
bei  Heraklit  fr.  94)  ericheint  sie  in  den  freilich  sehr  R|i&teQ  Ai^onao- 
ticftSöS.  LasBalleH  Zurflckfübrun^;  der  HeraklitiBchen  Erinjen  aof  eint 
persiacfae  VorBtellunif  (I  350  S.)  bat  Zeller  (I  667,  2)  widerlegt.  Seitdem 
h&tDielB  (Her.  S.  -^3)  das  yXiozvxi  [bei  Plat.  De  Is.  et  Os.  48  p.  AlOD) 
als  Rest  einer  Notiz  la9i  yXuittix;)  erklärt,  die  auf  das  PoSUacbfl  aaC 
Dialektische  dieser  Stelle  hinwies.    S.  auch  Gruppe  S.  21. 

»*)  Her.  fr.  lU.  —  TeichmQller  II  53  tf-,  wozu  Zeller*  I  697  Ä. 

**)  X  S,  wo  Zenodot   vcp^v   las   und  Atistarch   vdov  konjitierte.   f- 


BeraUit  and  die  Orpbiker.  373 

barer  VerbindoDg  mit  Afxi]  ola  ndptSpai  des  Zeus  and  zwar 
aIb  Vater  der  Dike  von  der  EÜaeßELa.  Ein  Hymnus  feiert  deu 
.faimmliscben  Nomos,  deu  heiligen  Herrscher  der  unsterblichen 
und  Sterblichen"  geradezu  als  dns  die  Welt  tragende  und  zu- 
Bammenfaaltende  Naturgesetz.  Nichts  anderes  bedeutet  er  aber 
bei  Heraklit;  alle  menschlichen  Gesetze  sind  ein  Ausfluß  des 
göttlichen,  das  die  ganze  Welt  behermcbt  "). 

Ef|i(xp(ilvv].  Ob  Heraklit  das  Wort  als  substantivissbe 
Personifikation  gebraucht  hat,  ist  fraglich;  aber  der  Begriff 
moß  bei  ihm  Torgekommen.  sein.  Da  dieser  schon  bei  Homer 
durchaus  gewöhnlich  ist,  ist  allerdings  eine  Entlehnung  gerade 
von  den  Orphikern  hier  nicht  zu  beweisen.  Immerhin  ist  es 
beachtenswert,  daß  auch  dieses  Wort  bei  ihnen  zu  einem  Namen 
-wird,  der  in  der  Umgebung  der  A{xi],  des  Nötio(,  der 'Avayxi) 
und  ähnlicher  Hypostasen  vorkommt  *^). 

Xpetbv,  das  wahrscheinlich  bei  Heraklit  in  fr.  80  (D.) 
%a  lesen  ist,  kommt  bei  der  Orphikern  nicht  vor;  dagegen 
'Avd^yxV),  das  nun  seinerseits  in  den  erhaltenen  Bruchstückdn 
Beraklits  fehlt,  aber  in  den  teilweise  von  Heraklit  abhängigen 
peeudohippokratiachen  Schrift  De  diaeta  I  5  sich  findet  und 
außerdem  durch  Plato  als  heraktitischer  Terminus  gestUtet 
wird  »*). 

AEd>v  —  Xpovoc  Vielleicht  das  meist  umstrittene 
nnter  allen  Worten  Heraklits  ist  das  vom  Aion  (fr.  52  D): 
.Die  Zeit  ist  ein  Knabe,  der  spielt,  hin  und  her  die  Brett- 
steine setzt:  Knaben  regiment".  In  diesem  Aion  hat  Gladisch 
(S.  86  ff.)  den  persischen  Zervan  Akarana.  TeichmflUer  (II 188  ff.) 
den  ägyptischen  Harpokrates  gesehen.     Beruays  hat  auf  daa 

Wilamowitz,  Homerische  Unteraucfaangen  S.  20. 

"1  Orph.  fr.  I09.  126.  üg.  64  (Abel).  VrI.  Hirzel,  'Xfpifoi  vdi»ö{ 
in  Abb.  d.  K.  Sachs.  G,  d.  W.  phiIol..hi»t.  Kl.  XX.  1.  S.  80.  -  J08I. 
Ünprnng  der  Naturphilosophie  S.  53  und  89.  —  BerRer,  Mythische 
Kotiniographia  dor  Qriecb(>n  (Iti04)  8  10.  -  Üeber  P<i -Uippokratea,  De 
Diaeta,  dessen  beraklitisiereade  Abschnitte  bei  Diets,  Voraokraliker 
8.  8S  ff.  abgedruckt  sind,  s.  Fredrieb.  Hipiiokratiache  Untersuchungen 
{Philol.  Unters,  von  Kiessling  und  Wilamowitz  XV.  1899)  S.  112  ff. — 
Ueber  v6tioE  einiges  in  meinem  Kuripidea  41^,  23. 

")  Her.  fr.  1:J7;  Diog.  L  IX.  7  (Diels,  Vors.  S.  69).  —  Orph.  fr. 
110.  —  Lassalle  I  376  f  ;  ü^chneter  181,  2 

")  Xtsiov  conj.  Diels.  Heraklit  S.  20  ;  juTaxpsconava  Schuster  199,  1 ; 
Xpsiöjisv«  Hks.  zu  'AvdTKT]  Plato  Tbeaetet  160  B  und  Kratylos  408  C,  — 
Lawalle  1  376.  —  Orph.  fr.  36  (Abel)  =  13  (Diels  Vors.  S.  493). 


374  ^-  Neitle, 

bomerische  Bild  (0  360  S.)  von  dem  am  Meeresatrand  Sand- 
haufen bauenden  und  wieder  einwerfenden  Kind  hingewieaen  **), 
wobei  dann  wobl  zu  beachten  wäre,    daß  Heraklit  daa  Saod- 
baufenbaues  durch  das  Brettspiel  ersetzt  bitte,  also  eine  zweck- 
lose Tätigkeit  mit  einer  sinn-  und  planvollen  vertauschte,  wenn 
er  auch  immerhin  das  Bild  des  Spiels  beibehielt.     Das  eratere 
bat  namentlich  Pfleiderer  (S.  110  ff.)-  ^'ß  spielende,  .kflnstle- 
rische'  Tätigkeit  Nietzsche  (Werke  X  37  ff.)  betont.    Schuster 
(S.  130  ff.)  erklärt  den  Aeon  fßr  die  unendliche  Zeit,    in  der 
Perioden  einer  geordneten  Welt  und  solche,    wo  wieder  alles 
zurückkehrt  zur  Einheit  des  Feuers,  auf  einander  folgen.    Zcller 
(I  642,  1)  versteht  das  Wort  dahin,  daß  «vom  Aeon,  dem  Welt- 
lauf, der  bei  Heraklit  mit  der  Gottheit  zusammenföUt,  alles  mit 
unbeschränkter  Macht  bald  dahin  bald  dorthin   gesetzt  wird.' 
Lasaalle  {I  243  f. ;  263  f.)  leitet  die  Vorstellung  aus  den  or- 
phischen  Mysterien  ab,  in  denen  allerlei  Spielwerk  des  DionyBos- 
Zagreuskindes  vorgekommen  sein  soll,  dem  Zeus  die  Herrschaft 
übergab  ").    Diels  endlich  lehnt  wie  Schuster  jede  Beziehung 
zum  orpfaiscben  Kreise  ab,  übersetzt,  wie  oben  angefahrt,  und 
erklärt  (Her.  S.  13):    ,  Weltregiment  muss  als  Kinderspiel  er- 
scheinen für  jeden ,    der  nicht  den  Schlüssel  der  Logoatheorie 
besitzt.*     So  geistreich   diese  Erklärung  ist,    so  ist  doch  das 
Neue  daran,    nemlich    dass  die  Tätigkeit  des  Aion   nur  dem 
Alltagamenschen  als  Spiel  erscheine,    es  in  Wirklichkeit  aber 
für   die   denkende  Betrachtung    nicht   sei,    hinein-    und  nicht 
herausgelesen.    Im  Uebrigen  fasst  ja  auch  sie  den  Aion  als  Zeit 
Aion  kommt  in  der  orphischen  Litteratur    nur   an  einer  ein- 
zigen Stelle  vor,  in  der  den  Hymnen  vorangestelltea  EO^^  npö( 
Mouoatov    (v.  28;  Abel  S.  58).     Es  ist  hier    von  seiner    .weit 
überragenden  Kraft"    die  Rede  und  er  steht  in  unmittelbarer 
Verbindung  mit  dem  .ewigen  Xpsvo;*.    Letzterer,  der  bei  den 
Pythagoreern    in  der  Bedeutung   von  ocpaipa  =  Himmelskugel 
vorkommt  *^),  ist  bei  den  Orphikern  Gegenstand  lebhafter  Spe- 
kulation.    Er  wird  mit  Ananke  und  Adrasteia  in  Verbindung 


«)  Rhein.  Mn9.  VII.   HO  f. 

")  Clemens  AI.  Protr.  15.  Plato,  Staat  11  7  p.  36t  E.  —  Lobeck, 
AgIaophamoB  699  b. 

")  Fb.  Plat.  Plac.  Phil.  I  21,  1.  Ariatot.  Phya.  TV.  10  p.  218». 
Zeller"  I  488.  3. 


Hctmlilit  nod  din  Orphihcr. 


375 


jesetat,    heißt    .nicbt   alterDd*,   .Vftter  d«a  Aether«  and  des 
l'Cliaoü'',  er  erzeugt  du  Weltei,  ans  Ap.m  sicli  Erde  und  Hiro- 
[■mel  bildet,   er  gilt   al«  AnfHng   von    allem   (i;dtvitov  ipytj)  ^^). 
I Aoderenieibi   encheint    bei  Heraktit    in  den    orlioltenm   Frag- 
lenten   nie   das  Wort  XP^'*'>i-     Nur   bei  einem  «p&ten  Nach- 
rahmer,  dem   Dicliter  Skytbinos  ron  Teoa  (4.  Jahrhandert)  fin- 
de« wir  in  eineiu  Gtdicbl  ne?:  if-i^eui;   den  Xp'Woj   bezcicbnet 
'als   .das  Erste  und  L«txte   von  Allem.     Kr  hat  alle«  in  nicli, 
einzig    und    ist    nicbt.     Immer    entfernt    er  «ich    «ii8  dem 
Blenden    und  findet  sich    wieder  oelhst    bei  dich  ein   auf  dem 
«ntfTCKengesebten  Weg.    Denn  MorKi'n  ist  für  un«  in  der  Tai 
iGeütern,    Gefltern    alwr  Morgen  **)."     Warum    bat    niiu    wohl 
Bcraklit    die    Zeit    Aion    und   nicht   Chronos    genannt  ?      Icli 
glaube   der  Grund  läßt  sich  leicht   finden.     AdcIi  Aion  ist  ja 
anr    ein   anderer  ^fame    für   dad  Feuer.     Dessen  Haupt«igcn- 
Bchaft  i»t  über  Lebe»:  .Diese  Weltorduun^.  dieeelbige  fUr  alle 
Wesen,  bat  kein  Qott  und  kein  Mensch  geschtiffcn,  sondern  de 
«rar   immerdar   und   iat    und    wird  nein   ewig  lebendeo  Fener; 
sein  Krelininicn  »nd  sein  VerlSschen  Bind  ihre  Maße*  ffr.  30  D). 
Di-'se  Eigeuechftft  des  Lebens  aber  drückte  «iüv  vitil  deutlicher 
Ana  als  x?'>''C{<  schließt  es  doch  im  homerischen  Spracheebraiich, 
dem  auch  Beaiod  folßt,   die  beiden  Begriff«-   Leben  und  Zeit 
in  sich'").      Hier  aUo  liegt  die  Sache  so,  d»C>.  llerakÜl  in  der 
spelcDlativen  Bedeutnng ,    die  er  dem  JU^itbegriff  beilegt ,   den 
Orfihikern  gefolgt  ist,  die  Bezeichnung  dafUr  nber  im  Anschluß 
an  Homer  HelbHt  geprägt  hat. 

Aiyc^.  Aber  alle  dieüe  Worte,  die  Heraktit  nach  dtaa 
Vorgang  derOrpbiker  auf  sein  Urweaen  anwendet,  emchSpften 
desKen  Bedeutung  noch  nicht  und  ließen  namentlich  eine  wich- 
tige EigenKchttft  deMelben  noch  untitisgedrOekt.  Dein«  Vernunft. 
Dafür  setzte  TIeraklit  ganz  auf  eigene  Hiuid  das  Wort  Xiyoz 
«in,  das  Tor  ihm  nur  in  der  Bedeutung  .Hede'  nacbweiahar  ist. 
3Jan  hat  dnlu-r  versucht,    auch   bei  dem  herakli tischen  Logos 


»1  Oq>h.  fr.  S6.  38.  S9.  4%.  50.  hi,  .-iS.  1.  67.  I.  274  (Abel). 

«)  Diels.  VorMkrn^iker  S.  S»  Ko.  S,  2. 

"•)  I  i«*.  T  27,  n  Abi.  '523  (ao  UUIflr«n  bnidea  Stellen  *u)Cii  xot 
aMv\  By.  in  Urre-  4-2  I^bcn  (ih.  110  unklar):  A  4TS,  1  4lä  l.tbensxeit 
—  S  auch  meioen  Euripidei  419,  27;  -126,  &!]  4M.  18  —  T.  Wiiaino- 
witi.  Heruklea*  U  S.  174. 


876 


w.  N»«i]*. 


dunit  «unuikomtneD;  ts»  bt  dies  aber  annW%licb  ").   AIl«^ 
hai  ^^T«;    bei  Heraklit   nicht  flberall    fcenaii    lUiiwniiii  Sm; 
tha  im  WcM-atlidien  bedMiULra  .Vf^runtini'    und  «a  gibt  kfa 
Stelle,  in  den  dieter  Begriff  flickt  miiidnttviu  mit 
JimzofithtD  ii^t  TOD  Fr.  2  {!>.).  wo  der  Äcyoz  (wöc  £• 
MenKliei)  aU  solcheo  eig«i)«,  ja  die  gfotse  Welt  durchdrämA 
VcrtiDoft  der  is:«  ^p-.vr^T.;,    in  Soaderrerounfk  da 
ImllTiduumB,    entfliege 0|;e6«tzt    wird").       Bb<uwo    tai  die  Bi- 
AtnUiRg  .VemaDfi'  guz  klar  in  Fr.  &Q.  wo  Ht>r«klit  aiti««! 
^iB  Autorität  hinstellen  will,  soedem  an  die  allgessnn  im^ 
^^ich«  Yemiinft  spix-lliert,  an  du,  wui  jedaai  aeia  «gasttV* 
stand  «agen  muß.  wenn  er  ihn  nämlich  ricfati|t  Kvbrwidit  l*« 
.Weltvernunft  ist  Xdyc;  in  Tr.  7i£,  wi«  acboa   Marc  Annl 
Üg  Terstandoi  hat.    lu  h't.  115  dagegen  bezeichoci  ä^t«; 
^«  IndividualvemuBfl,  die  znnimnit  dorch  den  Gebrmach, 
du  Denkra.    Pr.  45  Obursetzt  Uiels:  ,Der  i^et>lc  Grenaea  b^ 
du  nicht  auffinden,  und  ob  da  jegliche  StraGe  ab«chritt^:* 
tiefen  Qrnnd  (Äd^ov)  hat  sie'.     M«n  kOniit«  aber  ^tH/*  l^ 
jirftdikativ  fanen:  so  tief  reicht  ihr  Äd>yo; ,   <).  h.  Uir  nnli^ 
tigea  WeMo,  dus  in  dem  ewigen,  die  ganz«  Welt  diuthdril^ 
den  Xiy!>i  wnnelt.     Id  Fr.  42  dagtffen   gibt   Di<J«   mit  lUÜ 
Xiycv  (bpEütv  aU  (Gecetat  d«r  Zeiten',  wieder  and  dieielkcB» 
deiitnng  finde  ich    in  Fr.  Rl  xixxi  -.1^  cüröv   Xtf^v,   wn  OA 
^ll«anMr  Weise  ..niicfa  demselben  Wort*'   Ob«rfi«txt,  obwoU  > 
(Beiaklit  S.  9  .\.)  ^Ml^i  ^  Ouetx.  Proportion,  MaCveriMkutf* 
erklärt.     Es  bleiben  daher,  wenn  wir  vorerst  von   Fr.  1  Md 
«biehen,  nur  dra  Stellen,  wo  \ifzii  ^  'Wort,  Rede'  aän  k«»» 
Fr.  108.  87.  39.    Aber  auch  biej-  scheint  mir  Xiyoi  doch  mk 
als  die  gewöhnliche  Ucdc  ku  bowichnen:  Fr.  108  sind  di«  3>^ 
die  Ueraklit    rernommen    bat,    gewiß    nicht    beliebige  W«rta 
aondem  offenbar  nimmt  er  hier  nuf  andere  Philosophen  B«C^ 
alao  eher:  .Lehren',  (mit  der  Vernunft  gewumieue)  .Tkecna'. 
Und  nuch  Fr.  87  gibt  in  der  Form  ,.Eiu  hohler  Mensch  ffiip 
bei  jedem  Worte  sUrr  dazustehen"  (Diele)   keineu   befrtedigta- 


**)  Schsilor  S.  17  IT  (uad  a«uertlioga  fast  liurctiffiLiiviB  »neb  i 
WDKCgeo  Aall.  ÜcmIi.  da  l,og«iidee  •  IbM)  l  i:*  IT  ~  Ifgi,  m 
BeiD«!,  Lehre  vom  Logoa  ilfti)  S.  Iß;  11  K;  ^i  24;  27-  >«  C 

**)  PlUiilever  ä.  61  (rgl.  222;  2^2):  Aall  1  91;  Z«lte>  i 


Heraktit  nnd  df«  Orphtker. 

[i<l«n  Sinn,  sondern  nur,  wenn  tnan  Gberaetzi:  ««bei  jedem  vei^ 
lOoftigeo  Worte".  Dm  TtofHinnlg«*,  Puiudoxe  ial  drin  AUueB>- 
leoschen  uufußlich  und  erschreckt  ibu  (tnrsfi;)fxi).  —  Fr.  .'19: 
Um  ii  rXitDv  Xöfo;  ^  tüv  dUXwv:  „von  di-m  torbr  die  Uvda 

[iat"  (Diela);  „der  melir  Veretaud  hatte  als  die  andern"  (I^flei- 
srer  S.  2;)9).  Uli  möcht«  einci)  Mittvtve);  rorscbli^fen :  ,.d«r 
lehr  b€d«ut«t,  rälilt,  wieKt"").    Endlich  Fr.  1.  das  yielteicbt 

IjitJi  AnfuiK  der  iJeraklitisclien  ächiift  bildvte*'):  Ritt  kaoD 
mit  Xöyii  vor  olUta  nicht  di«  Hede  oder  Schrift  des  Ueraktit 
goooeint  sein  ;  denn  diese  kann  er  nielifc  „ewi^"  mmneii.  Danintvr 
aber  mit  Zell<;r  (l  63<>,  1)  die  darin  enthaltene  Wubrheit  zu 
.»ersleheti.    ist    docb    etwas    ktlnetlich.      ^hnstere    Erklirnng 

j.<S.  70  ff.),  „die  Red.)  dor  N«iiir".  hab«-!!  Zeller  (I  tl68.  2)  und 
II  (Geschichte  der  Logonidee  189G.  [  29  ff.)  mit  triftigen 
'Gründen  widorlf^^t.     Vom  Xr,yrt^   werden  ja    die  tTna   (Reden 

[•CNler  Worte)  uuitdrUcklich  unteritcliiedeD.  E»  bieüH  «um it  auch 
j«r  nichts    Übrig  al«  unter   Xiyo;   das   objektiv    in  der  Welt 

^nnilboade  Vernunftgewts  zo  vorfltcben ,  fOr  das  ilie  Menschen 
in  ihrer  Hehrheit  kein  Verständnis  haben .  mag  luau  ihnen 
davon  sagen  oder  nicht.  Um  nun  zu  erklitren,  wie  X^yo;  bei 
'HaaUit  zu  seiner  neuen  Bedeutnne  und  zu  seiner  Stellung 
im  ganzen  System  gekommen  ist,  braucht  raan ,  glaube  i«h, 
nicht  mit  LhsshU«  (I  364  ff.)  and  Gladiach  (S.  89  ff.)  auf  das 
persische  Schöpfung«-  und  OeMtzeswort  (HoooTer)  surUckzu- 
greifen,  »oiidern  sich  nur  vor  Au>fifn  v.a  Imlten,  daß  es  eben 
eine  KigentUmlichkeit  der  S[intrhentwicklung  i-tt.  daß  dieselben 
Begriffe  ili  veritchiedenen  Epochen  mit  verschiedeuen  ^^'ort4•u 
bezeichnet  werden  ").  ferner  daß  fOhremde  Geister  oft  neue 
Ausdrucke  prägen  oder  alU;  mit  einem  neuen  Begriff  erffllleOf 
«ndlich  daß  wir  gerade  in  der  &lt«ren  griechischen  Litleratur 
zahlreiche  ähntriikte  Begriffe  zu  kosmischen  Wesen  werden 
sehen  und  zwur  wiederum  ganz  besonders  bei  Ue^iod  und  den 

")  Vgl,  4v  oMiit  lÖTV  iio«t3»«.!  11«,  Xiyw»  oöfttii^  f*''*'**  W^C 
nvo;,  oäitta  i.</^m  wxdcltaf  tivoc  Hurod.  HI.  50;  VII.  U  (.nulÜiii  pr»- 
tii.  uitt>«ii«al(itd*  Stein  >.  St.):  VII.  &7 :  I.  l-^O:  1    13- 

**)  So  Diels.  Uermklit  S.  3  A.  1 ;  Seiler*  I  680. 1 ;  etwas  «bweichend 
Aal)  (1  .11).  der  eine  LIteiDatiicti«  Voraostelliuiir  des  i.irt<ii  annimtiit, 
womuf  daa  tcVS«  lurBckwiea«. 

**>  Ich  erinnere  i.  B.  an  die  Rne^aa^^t  <an  dita:  .SiUa,  Brauuli- 
bei  HotDcr  (t  4S  and  ofl)  darcb  ti^nf  a  3  {siebe  olien  S.  Ü  A.  1). 


378  W.  Nestla, 

Orphikern.  Ich  erinnere  nur  an  das  in  diesen  Zusammenliang 
besonders  gat  passende  [t^Jxt;.  Bei  Homer  nocb  reines  Abstrae- 
tum  erscheint  sie  bei  Hesiod  als  Tochter  des  Okeanos  und  der 
Teth;8  und  als  erste  Gemahlin  des  Zeas  (Theog.  358.  886) 
und  bei  den  Orphikern  wird  sie  gar  mit  Phanes,  dem  ,leben- 
bringenden  Lichte"  identifiziert,  den  sie  nach  der  Seite  dei 
Verstandes  (voO^)  bezeichnet.  Ebensogut  konnte  HerakUt  du 
Wort  Xoyoj  zur  Bezeichnung  der  Weltvernnoft  verwenden, 
wenn  er  es  nicht  gar  eben  im  Blick  auf  die  Bedentung  der 
orphischen  MVjTi;  getan  hat"). 

Zeigen  so  die  besprochenen  Bezeichnungen  des  Herakliti- 
schen  Urwesens  nicht  nur  Bekanntschaft  sondern  auch  Ver- 
wandtschaft mit  orphiecher  Terminologie,  so  ist  doch  wieder- 
um ein  wesentlicher  Unterschied  zwischen  Heraklit  und  doi 
Orphikern  nicht  zu  übersehen:  bei  den  Orphikern  werden  atla 
diese  Personifikationen  als  besondere  Wesen  neben  einander 
gestellt  und  man  versucht,  sie  in  ein  theogonisches  System  m 
bringen.  Bei  Heraklit  aber  haben  wir  nur  verschiedene  Namen 
für  ein  und  dasselbe  Wesen,  das  stofflich  genommen  Fener, 
sittlich  verstanden  Dike,  intellektuell  aufgefaßt  Logos,  zeitlich 
betrachtet  Aion  u.  s.  w.  beißt,  weshalb  auch  schon  Plato  die 
^T](i«xiox'.«  afvtytiÄttüS*]  rügt,  die  die  Jünger  Heraklita  für  ihre 
Begriffe  immer  neu  aufzubringen  wissen  "). 

Aber  gelingt  es  auch  den  orphischen  Gottheiten  njdit 
ganz,  die  mythische  Schale  abzuwerfen,  so  haben  sie  dieselbe 
doch  gesprengt.  „Wer  könnte  den  Gott  Homers  wiedererken- 
nen in  dem  orphischen  Zeus,  der  nachdem  er  den  Ällgott  ver- 
schlungen und  „in  sich  gefaßt  hat  die  Kraft  des  Ehkapaios 
nun  selbst  das  All  der  Welt  ist:  'Anfang  Zeus,  Zeus  Mitte, 
in  Zeus  ist  alles  vollendet''*^)?  So  tritt  die  oqjhische  Theo- 
logie bis  dicht  an  die  Grenze  des  Pantheismus  heran,  ohne 
sie  jedoch  schon  zu  überschreiten.  Aber  es  ist  doch  mehr  als 
eine  bloße  GÖttermi»<chung.  An  manchen  Stellen  bricht  der 
Gedanke  durch,    daß    die    vielen  Götternamen  im  Grunde  nnr 

")  Die  OleicbBetzang  der  Wfßiz  mit  4>ävT);-'UpiKeKCiloc  Ut  liesonden 
auffallend  wegen  des  Geechlechtaunt«r8ctiieds.  Orph.  fr.  48.  &6.  61,  i- 
69,  1.  123.  11  (Abel). 

")  Zeller'  I  66:1  ff.,  besonders  67ft,  2.  —  Plato.  Theaet  p.  180  A. 

»)  Orph.  fr.  46.  12ä  (abel).    Robde,  Psyche'  LI  114  f. 


Rcmklit  xmd  dio  Orphikor, 


379 


I 


I 
I 


verschiedene  Bezeiclmungen  der  einen  AllKOttheifc  in  ihren 
manaigfaclien  Ei*achciiiun){8fornicn  Hi-ien,  z.  B.  in  fr.  7  (Abel): 
Eli  ^£u^.  ili  'AtSr^;,  ili  'ilÄ:c{,  ili  <^Övu<30c 
^  -frei;  t*  iiiv\&<3Qi-  It  Q«t  Six«  xx&i*  äyopE^; 
Man  Iml  in  diesem  Bruchatiiok  die  Vorlo^ti  für  oiniin  berCkm- 
ten  Vers  d«s  Xenopbanea  zu  6ndeii  geglanbt  uud  das  tii  H-t^ 
iv  navTC^otv  hat  ja  in  der  Tat  einige  Aeli  illicit kcit  mit  dem 
tli  ftfii;  £•/  TS  freaisi  x«;  äv&pätTOio;  fiEyc^'o;  (fr.  23  UieU). 
Aber  DOftn  liat  andererseits  bemerkt,  daß  Xcnophanes  mit  der 
ScbüilernnK  ^^^  positiven  Eigenschaften  seines  QottiM  gerade 
gegen  die  phantastische  Gott>>3Vflri>telinng  der  Orpbiker  pole- 
misiere '*).  Und  in  der  Tat  zeigen  die  beiden  orphischen  Ver« 
viel  mehr  Verwandtschaft  mit  den  Anschauungen  UeraklJts. 
Es  wtirde  schon  gezeif^t,  daß  auch  bei  ihm  die  hier  vollzogene 
Uluicbiing  zwischen  Fliidem  iiml  Dionysos  sich  findet  (fr.  l&D)t 
die  ihm  nor  Teritchiedene  Naniwi  der  gegenaiUzlicIien  Manif»- 
stationen  seiam  Urwesena  niud.  Aber  noch  inebr:  auch  tob 
Zeus  sagt  er:  ,£in.s,  das  allein  Weise,  will  nicht  ond  will  doch 
aitch  wieder  mit  J^iU)  Namen  benannt  H«>in*  (fr.  32  D)^*), 
d.  b.  der  Name  dea  VolUsgottes  Zeus  paßt  im  gnwübn liebelt 
Sinn  venrianden  nicht  mehr  für  s^ne  Allgntthelt  und  docli 
paßt  er  wieder,  äofern  er  nämlich  n&cb  Ueraklits  Meinung 
das  Leben  (Zf/v)  bexeichnet.  Heraklit  tut  nun  freilich  vollends 
den  Schritt  zum  Pantbeismiis .  den  die  Orphiker  noch  nicht 
gewagt  haben:  ,Wenn  ihr  nicht  anf  mich.  Hondem  iiiif  die 
Ternuuft  (^.^fo;)  bSrt,  irt  e«  weise,  zuzugeMt*>hea ,  daß  alles 
eins  iat"  (fr.  50).  ^Eins  i«t  die  Weisheit,  die  Vemnoft  (7'''W(iil) 
lu  erkenm-n.  welche  alle»  und  jedes  zu  lenken  weiß'  (fr.  41). 
„Keiner  von  allen,  deren  Lehren  (Xiy^i)  ich  veniomme»,  ga- 
langt  dazu,  zn  erkennen,  daß  die  Weii>heit  etwas  von  allem 
Abgesondertes  ist",  d.  b.  daß  Gott  dan  AbaoItit*t  i^t  (fr.  108). 
Aber  obgleich  so  Heraklit  ftlier  die  Orphiker  hinausuench ritten, 
hinausgewachsen  ist,  so  haben  sich  doch  beide  mit  Bewußtsein 


**)  O.  Kern.  De  Orphei  etc.  thaoeoaÜB  p.  52  uli  darin  du  Vor- 
bild fQ(  XpnophanH;  DBoiniler  (lur  or)ibttclivn  KORtnoKoni«  im  Arcliir 
ror  PliiltM.  VII  18!«  S,  l&O)  da^ft^:«!!  ein«  foleuiik  gi-^en  Or|>h.  fr.  123 
(Abel)  Dnt«r  Zuitioimonvc  Cirner«  | Ufitternani»ii  S.  ^liS). 

*'i  llieiu  Uotnperx,  xii  [lerHkliU  Leliie  (Wiener  SitiUDgiberidit* 
1886}  &  UM*  und  Uriecb,  Donker  I  53. 


S80  W.  Meitl«, 

-weit  von  der  VolksreligioD  entfernt  Trotzdem  nigen  beide 
daa  Bedürfnis,  bei  allem,  was  sie  von  ihr  trennt  *>),  docb  die 
Verbindung  mit  ihr  nicht  ganz  zu  lOsen.  Sie  suchen  nach 
einer  Brücke,  die  ihre  Wettanacbaumtg  mit  dem  Volkaglaabeo 
verbindet,  und  sie  Snden  diese  in  der  Sprache.  Dies  ist  die 
letzte  Beziehung  Heraklits  zu  den  Orphikem,  die  hier  noch 
kurz  erörtert  werden  soll. 

Heraklit  sagt  (fr.  67  D.):  ,Qott  ist  Tag  Nacht,  Winter 
Sommer,  Krieg  Frieden,  Ueberfluß  Hunger.  Er  wandelt  adi 
aber  wie  das  Feuer  und  wird  wie  dieses,  wenn  es  mit  Räucba> 
werk  vermengt  wird,  nach  eines  jeglichen  Wohlgefallen  so  oder 
Bo  benannt*  *^).  Mit  den  beliebigen  Namen  sind  nun  hier  in* 
nächst  die  eben  aufgezählten  gegensätzlichen  Begriffe  gemeint; 
aber  solche  gegensätzliche  Wesen  oder  Bezeichnungen  gibt  « 
auch  unter  den  Göttern  (z.  B.  Hades- Dionysos)  und  anch  uf 
sie  findet,  wie  auch  das  BruchstQck  über  Zeus  zei^t,  dasselbe 
Gesetz  Anwendung,  dsß  die  verschiedenen  Bezeichnungen  nur 
verschiedene  Namen  ftlr  die  mannigfachen  Erscheinungiformen 
einer  und  derselben  Substanz  sind.  Diese  Namen  sind  aber 
nicht  zufällig,  sondern  es  ist  die  Ueberzeugung  Heraklits,  dftß 
die  Worte,  mit  denen  die  Dinge  benannt  werden,  das  Wesen 
der  letzteren  ausdrücken :  auch  die  Sprache  ist  ein  Äosflofi 
des  göttlichen  Gesetzes.  In  den  erhaltenen  BruchstQckeD  ha- 
ben wir  allerdings  dafür  nur  wenige  Beispiele:  in  fr.  114  sebänt 
^uv5v  mit  £uv  v6[i)  in  Verbindung  gebracht  zu  werden,  ba 
Sextus  Empiricus  (Adv.  Math.  VUI.  8)  wird  ilrfUi  als  -da 
[IT)  X-fjtKov  T^jv  xotv^v  yvü)jt))v  erklärt.  Am  bekanntesten  ist 
(fr.  48)  ßc6;-ß''o; ;  ,  des  Bogene  Name  ist  nun  Leben,  sein  Vietk 
Tod".  Diese  Etymologie  xat'  ^vavTt'uiaiv  hat  für  Heraklit  be- 
sondere  Wichtigkeit,  da  hier  die  Einheit  der  Gegensatze,  die 
er  für  die  Dinge  behauptet,  auch  im  Namen  bestätigt  erscheint. 
Die  Etymologie  von  Zeus  (Zijvi;  von  ^ijv  fr.  '62)  wurde  schon 
erwähut  *^).     Sie  beweist,    daß  Herakitt  auch  anf  die  Göttor- 

")  Heraklit  fr.  S.  104.  57.  40.  42.  (D.).  28  (Schalter  S.  S40f.; 
Pfieiderer  S    26 1. 

*")  Ich  weiche  abBichtlich  von  der  Diets'icben  Uebertetsnng  ab, 
die  das  övoticü^tiai  xa(h'  ■ffioi-ifV  ixdoiou  nur  auf  niSp  beisieht,  wftbrend 
ea  (>ewi&  zugleich  anch  auf  6  diö;  gehen  soll.  Pfieiderer  S.  41  und 
2bS;  TeichmQller  I  72;  II  186. 

*')  LuBalle  1  26;   11  344.  412.  418.  420,   —   Schuster  S.  344.  S48. 


Bsroklit  vni  di«  Orpbiker. 


331 


I 
I 


oauiei)  solcfae  BljinologiBche  Ddoiungen  anwandl«  and  iwar 
offenliar  zugleich  Biit  der  Aboicht,  diircll  solcbe  Urndfluton^Q 
»cm  S/ati-ni  mit  dem  Vulk^gluubeii  ootdllrnig  iu  fiiuklan^  zu 
brintcen  und  sich  so  vtellmcH  auch  [fegen  den  Vorwurf  der 
ä^ißiia  XU  scbiltzen  ").  Hi«r  tritt  nao  der  PUtoniMrhe  Üwlog 
Kratylos  ergänzend  eia ,  von  dfia  icti  mit  Lassalle  {Ibi-rteugt 
bin.  daß  er  eich  im  V7M<.i]tlicbeu  gegen  Ueraklit  Mlbjtt  wen» 
det**).  Ka  litßt  sich  ja  freilich  im  einzelnen  nicht  mehr  aas- 
mRchen.  wie  Tieln  nnd  welrhu  der  hier  Torgebracbtrn  Ktjiao- 
logien  von  llerakltt  »elbst  herrChreii,  welche  auf  R««hnnng 
acinar  Schfllirr  konimeu,  und  welche  etwa  PUto  hiniugefOgt 
b»t  in  der  Absiebt,  die  ganze  Theorie  zu  fK-rsiBierra.  Zwei 
ELynmlogien  wenigEtena,  die  im  Kratylos  vorgebracht  werdea* 
laaaeu  sich  als  Uemklitisch  nachweisen:  eben  diejvniga,  dio 
Ztü;  Ton  ^fjv  ableitet,  und  der  —  dies  vielleicht  aln  Perti- 
Sage  —  noch  die  Krkiärung  des  Accosatinis  ^-.x.  au»  der  Pra«- 
poeititm  c;x  atigeh&ngt  iftt,  und  die  der  üorea  {i>p*i)  von  ifi^ti 
(fr.  100.  4  a  D.).  Unter  aui^drUcklicber  BL>zt)gnalime  auf  Uera- 
klit und  äoiae  Lebre  vom  flutS  aller  Dtnue  wird  tvmcr  'Pia 
TOO  j^  abgeleitet  und  auch  fCf cvof,  in  die««n  i^oeammenbaDg 
gebracht  Heatia  [iv.x  —  iav.x  —  o&si«)  ao]!  von  ütfi«  kom- 
meo  ood  wird  auf  das  Konto  der  Uemkliteer  geaetxt,  die  be- 
haupten, daß  olles  Sftinnde  im  Gange  sei  und  nicht«  bleibe; 
80  sei  TÄ  ü^cOv  (=  "üafa,  'Ett:«)  das  äpyirycv.  Erullieh  mag 
noch  die  Etymologie  des  2txxtov  als  tä  ÜX^l  -%'*'.%  Stx:'.v  «r- 
wähut  werden,  da  sie  auch  dimeu  zugeschrieben  wird,  welch« 
meinen,  ,dn3  Weltall  sei  auf  der  Reise",  und  deutlich  auf  die 


Daymen  nimmt  Tsiebm&llec  I  28,  S  für  fr.  15  mitDareoht  ein  etymo- 
lofliBcti«!  W6rta)>ie1  (*Ai9^{  —  stMov  —  A^ai^l^f)  an  mtt  bernfaiift  aof 
Plut  I*.  «t  O«.  ^  b,  woBMb  PtaJo  d«a  Rad«*  aU  KS-KtA^  uei>  bMii>i«ti' 
iwt  balH^n  K)IL  HiAT  J«t  utvadar  nach  der  ramlteUt«!!«  (Pint  De 
lupwnüL  13  p.  171)  KiUtaov  an  lewo  (Zell«*  I  7-^8,  li  oder  aiaea«  ist 
aui  dit«4v{  renwhriebea,  das  Pkto  Krat  4'i4  B  hat.  d«Ba  di«Mr  Za- 
samRK'BhBng  (v|[l.  403  f-)  »chwabl  PlaUrcb  ror.  Altardinip  triLm  dann 
da«  ul'.f  immer  tuteh  Mwaa  aaitOfiig.  Doch  «gl.  Pha^iboa  ali  Sofas 
dH  Helios! 

•^  Schwter  8.  7fr  ff.;  Mf. 

■•)  Lm«Mll«  II  3ft4  IL:  Schalter  317  ff.  Daran  wOrd»  «ob  sncb 
nicbU  lUidera.  wann  die  Spraehlhc^riB  des  ÄDtiatlienpt  dia  VaranlnHong 
aar  Abrufonir  d**  Oialofte  i^veaen  v>in  tollu,  vi«  DOnrnttr  lAlnul»- 
mika  IMC  and  Proli-g.  ku  Platoaa  Staat  S.  S3)  annahm.  Qoupen 
OD.  LI  449. 


382  W.  NeBtle, 

koamische  Dike  Heraklits  aospielt.  Schließlich  fehlt  nidit 
der  hinweis  auf  die  Polyonymie  des  heraklitischen  Qmndwe- 
sens,  das  als  TcOp,  d-Epjiov,  {^Xio{,  Sixsciov  hezelchnet  und  gir 
mit  dem  voO(  des  Äuaxagoras  gleichgesetzt  werde  "). 

Es  ist  nun  wirklich  auffallend,  daß  von  den  Herablitfor- 
schern  —  wenigstens  soweit  sie  mir  bekannt  sind  —  keiner 
sich  darnach  umgesehen  hat,  ob  nicht  auch  schon  vor  Bera- 
klit  solche  Etymologien  von  Göttematoen  vorkommen.  Nur 
Diels  weist  auf  den  7A<;  des  Pherekydea  von  Syros  bin"). 
Lassalte  nennt  Heraklit  ausdrücklich  den  , Vater  der  etymolo- 
gisierenden Deutung"  und  Schuster  teilt  diese  Ansicht"). 
Und  doch  hat  Plato  selbst  klar  genug  angedeutet,  nach  wel- 
cher Richtung  diese  ganze  Methode  weist,  nemlich  nach  der 
der  alten  Theologen,  des  Hesiod  und  insbesondere  der  Orphiker. 
Denn  wenn  auch  bei  Homer")  wnd  Hesiod'")  vereinzelte  Na- 
mensdeutungen  vorkommen,  so  sind  es  doch  erst  die  Orphiker, 
die  diese  etymologisierende  Deutung  und  Umdeutung  der  65t- 
ternamen  systematisch  durchgeführt  haben.  Sowohl  die  Einheit 
des  Göttlichen  als  die  Erkenntnis  und  zugleich  Anerkennung 
seiner  Polyonymie  ist  ein  orphischer  Grundgedanke.  Jene  ist 
in  dem  bekannten  Verse  über  Zeus,  diese  in  einem  Fragment 
Ober  die  Vielnamigkeit  des  Phanes- Dionysos,  beide  endlich  in 
dem  schon  angeführten  Bruchstück  von  Zeus,  Hades,  Helios 
und  Dionysos  ausgesprochen '' ).  So  suchte  man  denn  die 
Götternamen  womöglich  in  kosmische  Begriffe  umzudeuten: 
Schon  hier  ist  Zeus  der  Lebendige  oder  auch  der  .durch* 
(5id)  den  alles  ist;  Kronos  ist  gleich  XP^^°>  Zeit;  Phanes  ist 
der  Strahlende  {^a:v(o),  lläv  das  ÄÜ  (näv);  die  Giganten  wer- 
den von  fi\  und  yiyveaScti,  die  Titanen  von  Ttvü),  Korybanten 


")  PUto.  Krat.p.3f'6AB:  410  C:  402  BC ;  401  BC;  4120;  413Ba 
Die  Herein7.iehuDg  des  AnaxatroreiBcben  voüc  fällt  aelbstTerBt&ndlich 
den  i^tbllltirn  Heniklits  zur  Last. 

")  Diels,  H.Taklit  S.  10  A.  la  fr.  32. 

*«)  LttHsalle  II  4-a;  Schustei-  S.  :HU 

**)  a  lia ;  t  564  ff..  Stellen,  die  ich  aber  trotzdem  nicht  mit  K.  Itejer 
(Gesch.  rlee  Altert.  II  7441  fOr  orphiechea  Ursprungs  halten  mSchte. 

'"}  Krftt.  p  4(ifi  C  :  Hs.  Theog.  195  ff  ;  vgl.  2u7  ff. ;  Ml  ff. ;  Daneben 
Orpheus  402  B ;  400  HC. 

")  Orpb.  fr.  4ii;  12;i;  167  (dUXv.  B"  dXXo  xaXoöoiv  iniyfimlmt  4v»p«&- 
;i(ov,  womit  vgl.  Heraklit  fr,  67  dvo|ii^sTai  x*{^'  ^jSovJjv  fexdaroo.  Dun 
LasBalle  I  246.  2b0.  17  und  Plato  Theaet.  18U  A);  1;  169  (Abel). 


H6r4kHt  and  dSa  Orpliilccr. 


383 


rron   KipT]  und  ßa£v(i].  l\x\kdi  (riclitiK)  von  rAXXta  ab|peleitei; 

iDemcter  ist    die  «^ottrr  Knlo*   (Fi)  [^ii'iiP)  und  ofitjia  bt  ala 

,Orab"    der  Seele    ^Iciclibedeu t«ad    mit   o1j[uc**).     Nacli  dum 

litem  kann  kaum  ein  Zweifel  darflber  bestehen,  daß  UeraklÜ 

lit   seinen    etyinftlotiiscli^  Utuduutungen  dt-r  Götteroftmen  in 

Bn  !Jptir«D    der  Orphiker    wandelt     Vod    diesen    war  es  nur 

ein  Schritt  zur  nlk-^oriacben  Auslegung  der  Mythen.    Ob 

10  lleraklit  Helbat  achoa  getan  but,    wisaen  wir  nicht.    Seine 

Taobfolgur  abor  mSsaeo  bald  diese  Balin  eingeecblagen  haben 

^nd  ancL  hier  berQlirten  siu  sieh  mit  deu  Orphikem.    Wenig- 

Mlint  Plato  diese  uud  Ueraklit  in  eineui  At«in,    wo  er 

iti  flem   physikalischen  Sinn  jener  Uomerstelle  spricht,   die 

[Okeaiios    und  Tetlijs    b»  die  Spitze    der  Throgoni«    fltetlt  "*). 

fVad  nnch  die  Deutung    Her  goldenen  E«tte  (-rttpä),    die  Zeus 

in  der  lüss  um  deo  Gipfel  de$  Olymp  schlingen  will,  nachdem 

er  dds  Weltall  daran  liefeRtigt  hat,    niif   die  Sonne    tmd   ihre 

jB-Bewegung   erscheint    bei  Plato  in  einem  Zusammenhang,    wo 

"herukli tische  Lehren  erürtt-rt  wiTdoii,   und  findet  »ich  gleich- 

falla    hei    den  Oq>liikorn  *').     Hot   dnher  H<>r»klit   auch  niuht 

selbst  die  allegorische  Mylheudeutmig  inauguriert,    was  schon 

durch  die  zeitliche  Frioritiit  des  Theagenes  von  Rhegion  aus- 

gutchlufuien  ist''*),  so  hat  er  ihr  doch  durch  seine  Philosophie 

■mächtig  Vorschub   geleistet,    indirekt  indem   er    durch   seine 

^BBtaarfeu  Angrifft^  auf  Humer*')  de»  Versuch  einer  philOsophi- 

■■elien  Rettung    desselben  nahe  legte,    direkt   indem    er   durch 

seine  Uuideutung    der  GOttemamen   auch  die  Bahn  wies,    auf 

ider  sich  ein   solcher    bew^en    mußte:    die  Aufgabe  war,    zu 

jseigen,  was  .das  wahre  Wesen  der  Gölter  und  Herren*  sei"'). 


*')  Orpli.  fr.   I(M.  1  nnd  ISl.  3;  48  (Abel=  13  Diela  Von.  S.  4ft3): 

40:  rti:  3SI    itrI.  UmiixJ.  ThM^,  W!  ff):   U:  SIH;   10.'>:  WO  (Abel). 

MC  die  m/ilurli«  IJeutung  von   tliXXä;   (.ScIiwinKen  de«  ZBjpWWlMT- 

S)  Lobpck  Atilaoph.  .'>.'>9  «    Plaut  Erat.  t>.  40ti  i>K. 

*•)  Knityl    |..  4U2  ttU;  Theaet  p.  I.^2  K     -   3  «Ol.  »12.  —  Krat 

'p.  40T  a  >)>nclit  tiaiin  von  c!  vflu  Rtpt  'OiiT,p«v  fir.wf.   die  Athene  gisich 

vo9c  und  9'.awj-.«  tetseo  tind  tod  fttovda  ab)e!tenl 

")  Ttieiwt.   p,  Uli  CD.    Orph    tt.  IM.  131  f.  1«7.  B  18  ff.    Lobeck 

»i^tlRMpli  .521  K.  un<i  sn«  R  Priedel.  D»  pl]i)aNO|ili«ruin  Htudiin  Uomeri* 
ei«  II.  Gy.  Piojir.  Sundal.  IKSD  btMpronbsn  von  Diel*  im  Archiv  fOr 
Phil.  I  HtCi«)  S    ll>l. 

")  riieU.  VofBokr.  8.  510  Kr.  72. 

Kr.  4t.  56.   ItH  (D).  •')  Fr.  B  i.  f. 


884  ^-  Neatle,  Heraklit  and  die  Orphiker. 

Wenn  daher  die  Alten  gesagt  haben,  Heraklit  verwandle  die 
Physik  in  Theologie  '^),  ao  kann  maß  den  Satz  mit  dem  glei- 
chen Rechte  in  die  Behauptung  nmkehren,  er  löse  die  Reli- 
gion in  Physik  auf. 

Scharfe  Polemik  und  trotzdem  mannigfache  UebereinatiiQ' 
mung  charakteriaieren  demnach  das  Verhältoia  Heraklita  zu 
den  Orphikern.  Er  fand  bei  ihnen  Ansätze  zu  einer  richtigen 
Weltauffaaaung  vor,  aber  nur  als  unentwickelte  Keime,  und 
die  kultiscben  Formen  der  Mysterienreligion,  ihre  Yeiquickung 
mit  mancherlei  Aberglauben  maßten  seinen  hohen  und  reinen 
Geist  abstoßen  und  zur  Polemik  reizen.  Und  auch  die  als 
brauchbar  erfundenen  Elemente  bildete  er  in  selbatändiger  Weise 
um  :  der  persönlichen  Unsterblichkeit  stellte  er  die  kosmische 
Unvergänglichkeit,  der  Einheit  der  Gottheit  die  Einheit  der 
Welt,  der  Mannigfaltigkeit  der  Göttemamen  die  Mannig&ltig- 
keit  der  Dinge  und  der  Zusammenfassung  der  Götter  im  orpbi- 
schen  Zeus  die  Zusammenfassung  aller  Erscheinungen  im  Na- 
turgesetz gegenüber.  Wie  die  Orphiker  suchte  er  in  der  Um- 
deutung  der  Götternamen  und  vielleicht  auch  mancher  Mythen 
in  kosmische  Begriffe  und  Voi^änge  eine  gewisse  Yerbindang 
mit  der  Volksreligion  herzustellen;  aber  während  die  Orphiker 
trotz  dieser  Anläufe  immer  wieder  in  den  Versuch,  Theogonien 
zu  konstruieren,  zurückfielen,  bildete  Heraklit  einen  konse- 
quenten Pantheismus  aus  ^'').  So  hat  er  die  von  den  herge- 
brachten Formen  der  Religion  nicht  mehr  befriedigte  Speka* 
lation  aus  den  Fesseln  einer  phantastischen  Mystik  erlöst  und 
auf  die  lichten  Höhen  des  freien  philosophischen  Gedankens 
geführt. 

Schöntal  (a.  d.  Jagst).  W.  Nestle. 


")  SeoXoy«!:  t±  ¥t>«xA  Herakl.  Alleg.  Hom.  p.  442.  Bywater  S.  87 
zu  fr.  67.  Pfleiderer  S.  23.  Gehört  auch  die  Einteilung  seines  Werke« 
in  drei  Abschnitte  (nept  toO  navTct.  noXiTixdf,  *5oXoy^''^C  ^*Y°c)  *ohI 
eret  der  Alezandrinerzeit  an  (Aall  I  27,  6),  ao  muß  sie  doch  etnigep 
maßen  dem  Inhalt  entsprochen  haben  and  Schuster  bat  daher  du 
BruchstQcke  darnach  zu  ordnen  versucht, 

")  Manchmal  wurden  auch  Ueraklitische  Gedanken  in  Orpfaitcbe 
Verse  interpuliert,  so  in  einem  Bruchstück,  das  den  Gedanken  Herakliti 
fr.  36  (U.)  wiederholt  (bei  Clemens  AI.  Strom,  VI.  lö  p.  746)  wie  Dieli 
(Archiv  für  Gesch.  der  Philos.  1889.  II  S.  92)  gegen  Gruppe  (Uriech. 
Kulte  und  Mythen  I  650)  gezeigt  hat. 


XIX. 

Kritisch-exegetisches  zu  spätantiken  Philosophen. 

1.  Academ.  philosoph.  index  Hercul.  col.  1,  26  f. 
p.  5  M  e  k  1  e  r. 

Der  Verfasser  erhebt  gegen  Piaton'}  den  Vorwurf,  daß 
derselbe  durch  seine  Dialogschriftstellerei  Unberufene  zar 
Philosophie  geführt  und  ein  oberflächliches  und  leichtsinniges 
Philosophieren  aufgebracht  habe.  Der  Satz,  daß  Verwunder- 
ung (und  Nichtwissen)  die  Quelle  der  Philosophie  sei  '),  habe 
bewirkt 

ßaxe  tii^T(e  (te- 

tt«dT]xi5Ta(i  jiJjSfev)  mivn(av 

vous  pa9'e(iv  oö)  jiövov  e  l  (5 
5t6   tfflv    fiX(oi3()tp(äV   ab  T)o\i(; 

xal    n{p6iza    cpipead-ai    i^i- 

ööv). 
Die  Ergänzung  bis  auf  die  der  drei  letzten  Worte  stammt  von 
Hekler,  nur  habe  ich  Z.  5  dessen  aöt)9Ü;  in  aäT)oü;  geändert. 
Ä(pfi)Ta  ipepeofto:  habe  ich  GGA  1902  S.  969  vorgeschlagen  '), 

*)  Daß  dieser  das  Ziel  des  Angriffs  igt,  nehmen  y.  Wilamowitz  nnd 
Mdlflr  liehet  mit  Recht  an. 

»)  80  nach  meiner  Herstellunf?  GGA  1902  8.  969.  Nachträglich 
bemerke  ich  noch,  daß  man  die  HinzufOgans  eines  (li]  elStvon  zu  dem 
platoniichen  Sixu-uil^tiv  dem  Yerfaseer  beaonaers  im  Hinblick  auf  die 
Verwendung,  die  die  spätere  Akademie  von  dem  platoniacben  Gedanken 
gemacht  hat,  wohl  imputieren  darf.  Ich  hätte  noch  auf  Ari§tot  me- 
tapb.  1,2  p.  982b  12  ff.  {17  f.  6  8"  dnopö»  xoi  9«uii4;wv  ofcio«  drvotiv) 
Terveiaen  sollen. 

■)  Sparet  fipeiv  ohne  Artikel  findet  sich  bei  Gregor,  theol.,  Anthol.  8, 
111,  2,  Astyd.,  Anth.  app.  17,  2;  Parrh.  b.  Athen.  12  p.  543  d  (die  8tel- 

PbUoIOgvi  LUV  (N.  F.  XVUI),  ».  2& 


386  EsrlPraecliter, 

ä^toOv  füge  ich  jetzt  hinzu,  nachdem  mich  der  Zufall  auf  eine 
Stelle  gefuhrt  hat,  die  zu  dem  hier  Hergeetellteu  eine  auffallende 
Parallele  bietet  Eleomedes  ereifert  sich  Ober  Epikurs  uuwisseii' 
Bchaftliches  Verfahren  und  bemerkt  (2,  1  p.  162,  25  ff.  Z.), 
wie  Thersites  bei  Homer  der  schlechteste  im  Acfaaierheere  sei, 
gleichwohl  aber  wage,  sich  unter  die  dptorfjec  zu  rechnen, 
oOxti)  r.od  'EniKoupo^  d);  S'^  ziq  &w  äXa^ovEÜExai  lauxiv  ye  ev 
TöCc  cp[>.oo6<pot5  xaTaptä-fieCv  Intxecpöv  •  *)  xod  oü 
(icvov  ye,  dXXä  xai  tä  Tupuxela  tplpeoö-at  Swtßeßaioü- 
(tsvo;.  An  eine  Quellenbeziehuug  zwischen  den  beiden  Stellen 
ist  selbstTerständlich  nicht  zu  denken,  aber  die  Uebereinstim- 
mung  im  Gedanken  und  Ausdruck  ist  doch  so  groß,  daß  es 
sich  verlohnt,  darauf  aufmerksam  zu  machen. 

2.  F  8.  -Aristo  t.    n.  'd-au[i.    £xoua[i.  39. 

Zu  den  Gegenden,  in  welchen  Feuer  aus  der  Erde  herror- 
bricht,  gehört  nach  dieser  Stelle  auch  Ljdien:  Xif£TM  5k  xai 
■nepl  AuStav  ccvcc^EoaL  TiOp  7iä[iitX>]d-e(  xcti  xateod'at  ^cp'  ^{li- 
paq  inzi.  Nach  den  Ausgaben  scheint  die  Ueberliefemng,  so- 
weit sie  ausgebeutet  ist,  in  der  Lesung  übereinzustimmen. 
Den  gleichen  Namen,  AuSia,  hat  auch  die  nach  der  gewöhn- 
lichen Annahme  aus  Ps.-Aristoteles  geschöpfte,  jedenfalls  za 
ihm  in  engster  Beziehung  stehende  ^)  Darstellung  in  dem  un- 
ter des  Paulos  Silentiarios  Namen  gehenden  Gedichte  auf  die 
pythischen  Bäder  V.  43  f.:  xai  AuSEa  nXouxoQaoe  [lexaXXoxP"* 
oov  fO'-Xa'/,  wo  die  Lesart  durch  den  Zusatz  nX.  (iex.  f.  völlig 
gesichert  ist.  ,  Schon  Lessing  hat  in  einer  Bemerkung  zu  der 
letzteren  Stelle")  für  Ps.- Aristoteles  Auxfav  vermutet;  ebenso 
J.  Beckmann  in  seiner  Ausgabe  der  Mir.  anscult.  (Göttingen 
1786)  S.  82.     Beide  stützen  sich  darauf,  daß  in  Lydien  feuer- 

len  bei  Passov  b.  v.  npätspoc  S.  1243b).  Eine  Froaaike »teile  vermag  ich 
nicht  beiKubriogen.  Uebrigena  läßt  eich,  da  eine  größere  LOcke  folgt, 
auch  ergänzen 

Mal  t(4  itpaxa  cfipeoftoii  igtoQv). 

Auch  Tä  TcpiüTBta  wäre  mSglich. 

*)  Eaiapi&^ielaS^oii  dgiffiv  die  Herausgeber  vor  Ziegler  (nach  Zieglen 
Apparat),  ich  kann  nicht  feslatellen,  nach  welcher  Textesquelle. 

")  Vgl.  Byzant.  ZeiUclir,  VA  (19fH)  S.  5  ff. 

")  Paulus  SilentiariuB  anf  die  Pythiachen  Bäder.  Werke  XIII.  Teil 
1.  Abteil  ä.  215  der  HempeUchen  Ausgabe. 


Kritiscli-ex6getiiche§  zu  sp&tantikeo  Philosophen.  387 

speiende  Berge  nicht  erwähnt  werden,  wohl  aber  in  Lykien. 
£a  ist  nicht  uninteressant ,  daß  sich  die  Lesart  Auxtav  wenn 
nicht  ffir  Pb. -Aristoteles  selbst,  so  doch  wieder  für  eine  mit 
ihm  nahe  verwandte  Darstellung  aus  der  Mitte  des  neunten 
Jahrhunderts  nach  Chr.  nachweisen  läßt.  Bei  Georgios  Mo- 
nachos  p.  440,  11  £F.  de  Boor  heißt  es:  Stt  Si  TcOp  Itjxiv  ömo- 
xdxtü  tJ]5  y*];  )iEt*6Tü)  oe  t6  iv  Zi-keUx  xai  ^v  Auxfqc  itpofa- 
vßc  diva5[56(ievov  xai  jiivxot  xai  6v  HXXoii;  Siatpöpoi;  lörcotc 
6no£(iJS  itapaSetxvütievov  jtOp,  Daß  auch  hier  Beziehungen 
10  Pb. -Aristoteles  obwalten,  ergiebt  sich  daraus,  daß  der 
Gang  der  Erörterung  genau  der  gleiche  ist  wie  bei  dem 
sog.  Paulos  Silentiarios.  Auch  hier  handelt  es  sich  um  die 
Erklärung  der  warmen  Quellen.  Die  Erklärung  ist  die  auch 
Ton  Paulos  vertretene.  Hier  wie  dort  folgt  dann  der  durch 
jene  Erklärung  nötig  gewordene  Beweis ,  daß  die  Erde  in 
ihrem  Schöße  Feuer  birgt,  wofür  beiderseits  auf  Sizilien 
(vijao;  bei  Paulos  V,  36 ,  durch  Vergleichung  mit  Ps, -Aristo- 
teles als  Sizilien  gesichert) ,  Ljkien  resp.  Lydien  und  andere 
Gegenden  verwiesen  wird.  Georgios  giebt  den  Passus  —  den 
Kedren  I  S.  425,  3  S.  Bekk.  aus  ihm  Ilbemommen  hat  —  als 
Antwort,  die  Patrikios,  Bischof  von  Prusa,  dem  Prokonsul  auf 
die  Frage  nach  der  Ursache  der  warmen  Quellen  gegeben 
habe.  Gefunden  hat  er  ihn  jedenfalls  in  einem  Martyrologion, 
wie  eine  Vergleichung  des  Abschnittes  mit  Act.  sanct.  April, 
torn.  Ill  p.  LXyi.  576  f.  c.  5  zeigt.  In  der  für  die  Act.  sanct. 
benutzten  Version  fehlt  die  Erwähnung  Lykiens,  während  Sizi- 
lien genannt  ist. 

3.  Zu   Epiktet. 

In  seiner  Epiktetausgabe  hat  H.  Scbenkl  unter  den  Te- 
rtimonien  aus  Olympiodor  die  Stelle  in  Plat.  Alcib.  pr.  ed. 
Oreuzer  11  101  angeführt  (teat.  LUX  p.  XXIIl),  hingegen  einige 
in  den  Scholien  zum  platonischen  Gorgias  vorkommende  Zitate 
übersehen,  die  hier  nachgetragen  sein  mögen.  Es  sind  nach 
Jem  Index  der  A.  Jahnschen  Ausgabe  (Jahrb.  Suppl.  14  [1848} 
3.  549)  folgende  fünf: 

I,  P.  73  (Jahn  a.  a,  0.  S.  256):  'AniXtt  vmI  'ETuExtTjto; 
KeXeÜEi  iw  xxiq  ^vieü^eat  ji^  noAXA  6[xtXeEv,  dXX'  bXlya   xal 

2h* 


388  Karl  Praeohtsr, 

i'vayy.ata  %al  |i7]Siv  nzpl  ßp<i>)i(£tuv  ^  icoxfiv 
ytijSk  änatvelv  itv«  ij  XoiSopttv.  toöto  y*P  »«^vä 
oße  noiEiv  xa-uacppövvjcitv  (iiv  x&v  xad^ou,  oTcouSijv  Si  x&v  lu- 
{hexacna  (vgl.  Epict  euch.  33,  2). 

IL  P.  75  (Jahn  a.  a.  0.  S.  257);  S  (cod.  6)  o&v  Aiyec  6 
*Encxi7]X0(,  Sit  £oicEp  6  (liXXcov  öicoxpfvao^ai  5pä(ia 
äcpefXei  xaX&c  öicoxpEvasd-ac,  7va  e05oxc{i^a^,  o&tu 
x&  ncoTEudiv  o&(i,a  xaXä;  Sei  SiocxeCv,  xcci'  i^ian  (Uv  ydp  Se- 
SoTOEt  zb  a&^a  (vgl.  Epict.  ench.  17).  ... 

m.  P.  76  (Jahn  a.  a.  0.  S.  258) :  Aet  oö>  ^iy^-etv  i^jv 
xevoSo^iav,  (!b(  (6;  cod.,  corr.  Jahn)  itcä  6  ''Enixrrßii  cpTjoiv  Sit 
xpaT-^oa;  tou?  dvÖptfiJvTac  xai  5n}<^o«c  gxnte  xoi 
lüTiioov,  tva  xpaifiaiQc  (xax^oTj;  cod.  nach  Jahn)  xoQ 
Ttäfrouc  xijc  Sitjjvjs,  (njSevl  5i  elji^jc,  iitci  toöto  «pis 
8ö§av  6pä  (vgl.  Epict  ench.  47). 

IV.  Ebenda:  Oi>  Sei  yöp  iid  xi  xad-ixaaia  xauevac,  äiXkk 
loütbiv  piv  xaxatppoveiv  t&y  5i  xad'öXou  dviiXa|tß(£vE0&ac,  &i 
«5t6;  te  xeXeiiet  IlXatuv  (nXätxüiv  cod.,  corr.  Jahn)  xod  "Eirf- 
xnijTOi,  Si  cp>)otv  ßTL^vteuSetsnotoüiiEvos  p.i)ouve- 
XÖ«  (p^^VYOU  xai  cpS-eyy  öp,e  V05  8fe  nepi  ÄvotY- 
xafu>v,  (a)]  ntpl  ß  p  ta  |i  e£  t  w  v  j)  7co{i  i  t  b>  v  5tc  e^w 
oi^)iEpov  t6Se  ScpaYOV^incov,  p,7]Si  oxb>4'^C^ 
Inatvio'g;  tiv&  ouvex^Ci  in:Gi&}j  toOts  nchrta  (ieptxÄ 
Sytoc  x(i>Xu£i  oe  £ni  xa.  xa&«Xou  ävaßofveiv  (vgL  oben  I). 

V.  P.  111  (Jahn  a.  a.  O.  S.  286):  'A^UXet  xai  6  'Ejtfxti)- 
TÖc  cpijoiv  STiEf  icaiSLov  cpiXcIc.  Xoyi^ou  Sxi  eEv- 
a-püntov  (pt^Etc,  tva  et  [iitod-dcvet  del.  Jahn]  ditoö-i- 
vot  jjtijSfev  XuTCTjO-^c  [11)51  tapax^tlS-  **^  X'^'^P* 
S^xXao&^,  ivö'utioö  (ex^upoö  cod.)  6tt  X"'^P*  ^iv" 
[lij  oQv  6lv:iQi  ÖTt  d)  oTa  xi^tp«  ixXäaO-*)  (vgL  Bpict 
ench.  3). 

In  III  iat  statt  Ixnu  wohl  £}iTnE  im  Sinne  des  epikteti- 
schen  inhiuLnai  zu  schreiben. 

Diese  Zitate,  in  denen  nur  Sätze  dea  Endieiridion  in 
freier  Bearbeitung  wiedergegeben ')  und  nicht  etwa  Fragmente 
verlorener   Partien    der    Diatribea    enthalten    sind ,    Terdienea 

')  In  III  beruht  dabei  daa  xpirci^aac  lo&c  iv&puivrot;  anf  HiaiTent&nd- 
nia  oder  Süchtiger  Lektfire. 


Kilnoli-«xq;etnche8  in  ipAtuitikeii  FhiloBophei),  389 

gleichwohl  Beaditimg,  weil  sie  einen  neuen  Beweis  fOr  die 
Beliebtheit  des  Epiktet  in  Neaplatonikerkreiaen  liefern.  Neben 
Hierokles,  TheoeebioB,  FVoklos,  Damaskios  und  Simplikioa  steht 
als  sechster  Zeuge  Oljmpiodor,  und  gerade  in  den  oben  auB- 
geechriebenes  Zitaten  ist  einiges  recht  interessant.  So  schon 
die  Nebeneinaaderstellung  von  Piaton  nnd  Epiktet  in  IV.  Das- 
selbe Stück  enthalt  ferner  ebenso  wie  1  eine  lehrreiche  Probe, 
wie  man  den  Stoiker  platonisierend  ausdeutete:  £pict.  33,2 
wird  für  die  Bevorzugung  der  xa^6Xou  gegeuQber  den  xadi- 
xaaxa  verwertet  (nicht  so  Simplic.  z.  d.  St.  [Kap.  41.  42]). 
la  II  wird  Epict.  euch.  17  mit  der  neuplatoniachen  Seelen- 
wanderungs-  und  Vergeltungalehre  in  Yerbindung  gebracht, 
und  zwar  so,  daß  in  dem  Epiktetzitate  der  Nachsatz  in  seiner 
Formulierung  darcfa  diese  Lehre  bestimmt  ist.  Zur  richtigen 
WSrdigaag  dieser  Epiktetzitate  ist  auch  zu  beachten,  daß 
ttympiodor  im  Qorgiaskommentar  sonst  mit  Zitaten  aus  Phi- 
losophen ,  die  dem  Neuplatonismus  ferner  eteheo ,  im  ganzen 
sehr  sparsam  ist. 

4.  Dio    Chrysost.    or.  12,  59. 

Zur  Rechtfertigung  der  anthropomorphischen  Darstellung 
der  Gottheit  in  der  Plastik  wird  Pheidias  u.  a.  folgender  Satz 
in  den  Mund  gel^t:  voOv  yäp  y.cd  tppövTjstv  aäx^v  \ikv  xafk' 
«ÖT^v  oöte  xii  TtX(£cm]5  oöte  te;  ypa^eu?  eJxstoaet  5uvaTäs  Sdtar 
dd-eatoi  y&p  tÖv  tocoütmv  xa!  AvtoxopTjiot  iiavteXö;  tccivte;  ■  tfc 
5i  Iv  (^  toöto  ^("p/oiievOv  fioxtv  oöx  önovooövtEC  £)X  eJSöies 
in'  aüib  xaiaiyeGYottev,  dvS-prfiictvov  a(ä\t«  cbj  äf^tlov  cppov^ciEb}; 
xai  Xiyou  *e^  TtpoocenToviej,  fevSefif  xai  duopfoc  TrapocSefYfiato; 
T(p  tpovep^  TE  xai  eExaoT^  tb  dvEfxaoxov  Y.al  dtpavis  dvSefxvu- 
oftat  l^TjToQvTEi;,  oufißÄXou  Suvä[iEt  3(P'^|A6^°^  »'P^^ov  ■^  tpaoi 
Töv  ßapßäpuv  xivis  ^(f>ot5  t6  S-eEov  dtpojiotoOv  xatdt 
<i{i(xpdi(  xa!  ätÖTcou;  äcpop[iiz;.  Am  Schlüsse  vor  xaiä  ojiixpä^ 
nimmt  v.  Arnim  eine  Lücke  an,  mit  Unrecht,  wie  mir  scheint 
Sprachlich  ist  die  Stelle  ohne  Anstoß.  Auch  der  Zusammen- 
faang  ist  tadellos.  Daß  mit  xctxi  ofiixpä;  %od  dtiiÖTTou;  ifop- 
{le^C  die  eigene  Kritik  des  Redenden  in  einen  dem  Subjekte 
Ton  cpaat  gehörenden  Gedanken  eingemengt  wird,  bietet  kein 
Bedenken;    vgl.  Wendland,    Hermes  39  (1904)   S.  421.     Ge- 


390    K.  Ftaecbter,  Kritiiicfa-eiegetüchea an ipUuitiksn Philosophen. 

dacht  iat  natürlich  an  den  ägyptischen  Tierkult,  vor  allem  den 
Kult  dea  Hundes,  der  Olymp,  vit.  Plat.  5  p.  194  H.  mit  fol- 
genden Worten  zu  dem  Enite  menBchenähnlicher  Götterbilder 
in  Parallele  gesetzt  wird:  S  yäp  itapäi  tot;  'fiXXijoi  Süvaxac 
■ci.  iyAX\iMXx,  toÖto  Ttapi  xoEc  AJ^unifotc  xi  ^fflse  aifipoX« 
fivT«  ividazou  töv  S-eßv  ^  ÄveixetTat  (vgl.  auch  z.  B.  Philo  yit 
Mos.  1,  5  §  33,  Philostr.  v.  Apoll.  6,  19  p.  231,  19  K.,  Eoseb. 
praep.  ev.  3,  12,  6).  Anderwärts  erfahren  wir  auch  den  Aus- 
gangspunkt für  die  aymbolische  Verwendung  des  Hundes: 
Plut.  de  Is.  et  Osir.  11:  oü  >(äp  t&v  xüva  xupfo);  'Epjiijv  iLe- 
youstv  (seil.  o[  ÄffÜTTCici) ,  AXkäi  zoQ  T^^ou  xh  cpuXaxicxöv  xo! 
xb  dEYpuitvov  xbI  xb  cpiXöaocpov  yvtijaeL  xai  iyvoUf,  xb  tpiXov  wd 
■zb  ^x*P^^  6pf^ovTo;  ■j  tpTjoiv  6  UXixtüv  (de  rep.  2  p.  376  ab)  *) 
T^  XoYKdTättf)  t&v  d-eäv  ouvoiXEtoOoLv.  Damit  stimmen  überein 
Procl.  in  remp.  I  p.  240  Kroll,  Olymp,  in  Gorg.  [zu  p.  482  b] 
p.  281  Jahn.  Daß  sich  diese  Begrflndung  ala  ein  Ausgehen 
Ton  a\i.ixpai  xai  äxonoi  i,(pQp\ial  bezeichnen  ließ,  ist  nicht  zn 
bestreiten,  und  so  ist  der  Schluß  des  ausgeschriebenen  Satzes 
ohne  Anstoß. 

Bern.  Karl  Praeekter. 


*)  Der  platonische  Gedanke  findet  mehrfach  Verwendanff ;  TgL 
außer  den  im  Texte  angefahrten  Stellen  auch  Oljmp.  in  ArisL  cat  5 
p.  3,  3Ü  BuBse  und  die  Parallelen  bei  AmmonioB,  Phifoponoa  und  Eliu. 


I 


Die  Hilfsmiftcl  f(lr  eioc  kritische  Behaadlung  der  ver- 
miscbleo  Scbrlften  Plutäichs  sind  seit  dem  ersUn  Programm 
TOD  Max  Treu  (Waldcnbur«  1877)  erheblich  g«wiicksea.  Wer 
steh  aber  heute  über  den  Ilandächriftenbcataud  iuformieren 
will,  muß  trotz  der  von  Treu  gegebnen  Fortactzungen  (OhUn 
1881  und  Breslau  1881),  trotz  der  einschlägigeo  Arbeiteo 
uidr«r,  unter  dentin  Tor  allem  W.  Paton  *}  za  nennen  ist, 
ond  leider  auk.'h  trotz  der  Ausgabe  von  ßcmardakis  *|  ias  Ma- 
terial aich  miliisam  znBamm«n  suchen  "). 

Und  nicht  einmal  auf  dieacm  Wege  gelangt  man  m  einem 
Tolbtändigen  Ueberbliclc.  £s  giebt  noch  mehr  als  ein  Pln- 
tarchmanttscript ,  von  dessen  Existenz  nur  die  HandRchriften- 
kataloge  der  Uibltotbek«n  erzählen,  e^  giebt  andere,  die  aeboa 
Ton  Wyttcnbach  benutzt  »inri,  sdtdem  aber  sich  fitet  ins  Sa- 
geobafle  vertlQcbtigt  haben.  Daß  wir  aber  bei  dem  eigeo- 
tUmlieheii  Schicksal  der  Piutarchschrit'teu  und  der  noch  iDckaa- 
haften  Kenntnin  der  Ceberliefening  noch  gar  nicht  in  der 
La^  sind,  auch  nur  einen  Codex  als  irielevaut  unbeachtet  im 


■)  Plutarchi  Fvthici  dialoffi  U«b.  llDilin  1693  (im  folgvodcn  citieit 
ttnter  der  Chiffrv  Pwtvn  II  uad  The  ttufttuv  of  Plutorcb  du  c«i)iditet« 
diTitäftTum,  Loodou  1899  {Pilon  II). 

')  Ka  i*t  TMbt  hamiBoad  (Or  all«,  d«n«B  di«  Kritik  d«r  Uorftlia 
an  Ueriea  liost,  daU  Uomardski«  unt  «o  unroDkommen  aber  teine 
kritischen  Bilttinitt«!  unUrrtoUUt.  W«d«r  di»  Vorreden  >u  den  fol- 
gvudcn  UlLndeo  der  Owamtanit^bs  fOII*n  die  im  «rstoo  B&ad  gelM- 
•«oc  Lflcke   nm   aocli   di«  Special  an«  jiabe   der  Schrin  De  E  Delpbie», 

')  Zur  all^QuieiDeii  Ortentiening  Aber  du  bU  18S9  Geteieteto  diant 
da*  kane  Kmocii^  .  vKlches  £<arwn  Bn  Anfange  aeiner  Stndin  eritiea 
ta  Flularcki  Uoralis,  Uauniae  I8B9,  gUbt. 


392  Hans  Wegefaaupt. 

lassen,  gebt  schon  aus  den  Nachweisungen  Treos  für  die  Ent- 
stehung  der  Äldina  und  dem  Ueberblick,  den  Wilamowitz  *) 
Ober  die  Teztgeschichte  giebt,  mit  Sicherheit  hervor.  Aach 
die  folgenden  Beiträge  werden  das  wie  ich  hoffe  zeigen. 

Zunächst  gebe  ich  ein  Verzeichnis  der  fflr  die  TTntersa- 
chung  TOD  mir  verwendeten  Handschriften,  Aber  die  mir  teilweise 
recht  ungenaue  Angaben  zugänglich  waren ').  Es  sind  die 
folgenden : 

Parisini  972;  1211;  1671;  1672;  1675;  1678;  1680; 
1955;  1956;  1957;  2043;  2076;  2077;  2078;  2596;  2933; 
2992»);  3023. 

In  Rom:  Vatic  Gr.  139;  1013;  Vat.  Eeg.  Sv.  Gt.  80; 
120;  Urbin.  Gr.  97;  98;  99;  100;  PaUt.  Gh:.  170;  178; 
Barb.  II,  3. 

In  Florenz:  Lanrentiani  Pint.  56,  2;  56,  3;  56,  4;  56,  6; 
56,  7;  56,  24;  80,  5;  80,  21;  80,  22;  80,  28;  80,  29;  80,  30; 
Riccard.  45. 

In  Mailand :  Ambrosiani  A  81  anp;  C  126  inf;  C  195  inf; 
E  10  sap;  E  19  sup;  H  113  sup;  M  82  snp;  Q  89  sop. 

In  Venedig:  Marciani  248;  249;  250;  427;  511. 

Neapolitanoa  Gr.  350  III  E  28. 

Matritensis  N  60. 

Athens  268  in  Monasterio  Docbiario. 

Vindobonenses  Phil.  Gr.  72;  73');  74;  75. 

In  Heidelberg:  Palatini  Gr.  153;  283. 

In  Leipzig :  Tischendorfianus  VII. 


*)  In  der  Rasenaion  von  Paton  II,  GtSttingw  gel  AnsaigeB  IMS, 
I,  S.  326  ff. 

')  Nicht  erwähnt  sind  ans  nafaetiegenden  Grflnden  die,  in  denen 
unter  anderm  nur  eine  Plutarchacbrift  ateht.  Sie  kommen  besondari 
tat  die  Schriften  2,  S9.  42,  77  und  die  Pseudoplutanhen  in  Betracht 
I)aa  Hfttarial  bei  B.  Müller  in  der  Äuagabe  der  Schrift  über  die  Seelen* 
achOpfuDg  im  Timaeon,  Breslau  1873,  nud  bei  Bemardakii  in  der  Praaf. 
Vol.  I  S.  XII  f. 

*)  Der  Inhalt  von  2043;  2077;  2596;  2933;  2992  ist  mir  erat  nach 
Abscblufi  der  Arbeit  durch  die  Schrift  von  Treu  Ober  die  Codicee  Fa- 
risini  bekannt  geworden.  Daher  kann  icb  über  die  Eeiheafolge  dar 
Schriften  in  ihnen  nichts  sagen.  2U43  enth&lt:  5,  14,  22  &.  2077:  2, 
22  fr.  2596:  1,2  fr.  2933:  2,22  fr.  2992:  5,6,  7.  15,22  fr. 

')  Dies  die  alten  Nummern.  Die  neuen  sind  statt  72 — 148,  atatt 
73—129.  Ich  wähle  die  alten,  da  ich  von  den  andern  bwden  Vindd. 
die  neue  nicht  kenne. 


B«ittftge  inr  Teztgeachichte  der  Horalia  PlaUrafai.  393 

In  Breslau:  Rbedigeranus  2. 

In  Loudon:  Yossiaaus  2,  Hurleiani  5612;  5660;  5692. 

Oxooienaü  Coll^i  Nori. 

Hoscaenses  352;  387. 

Als  die  Grundlage  der  Handschrifteofrage  bei  Plutarch 
dient  seit  Treu  daa  Corpus  Planudeum,  d.  h.  Schrift  1 — 69 
in  der  Reihenfolge  des  Cod.  E  (Par.  1672)^),  die  man  bei 
B.  HoUer  a.  a.  0.,  in  Treus  erstem  und  drittem  Programm, 
bei  Bemardakis,  Paton  I  und  Larsen  findet,  und  nach  der 
anch  hier  tiberall  die  Schriften  citiert  sind.  Äußer  dem  ge- 
nannten gehören  zum  Corpus  noch  Vaticanua  189 '),  L&ur. 
80,5"),  Marc  248>')i  «üe  sämtlich  die  Schriften  1—69  und 
78  enthalten.  Auch  der  Par.  1680  muß  hieher  gerechnet 
werden ;  er  ist  nach  Bernardakis  (I,  XII)  aus  dem  14.  Jh.  und 
mthält  die  Schriften  60,  61  fr.,  63—69,  78  fr.  Dieselbe  Reihen* 
folge  haben  noch  einige  andere  Handschriften,  in  denen  aber 
78  am  Ende  fehlt,  nämlich  Par.  1671  { A) '•)  und  Ämbr.  C 
126 '").  Daran  reihen  sich  einige  Hbs.  ,  die  nicht  ganz  voll- 
ständig  sind,  nämlich  Vat.  Reg.  80  (Pet)  >*);  er  enthielt 
1—69  außer  den  Schriften  2,  25,  26,  54,  wie  der  Index  be- 
weist, doch  fehlen  1—30.  Dann  der  Lanr.  80,22'"),  der 
24 — 53  und  dahinter  23  hat,  and  schließlich  Tielleicht  noch 
I*ar.  56,  5  chart,  aus  dem  14.  Jh.,  der  3— 21, '24— 26  ent- 
lült  und  in  Bandinis  Katalog  der  Laurentiana  Bd.  II,  s.  302  f. 
angefahrt  ist.     Verglichen  ist  er  wie  es  scheint  noch  nicht. 

unter  allen  diesen  Handschriften  ist  keine,  die  man  als 
Exemplar  des  Planudes  und  somit  als  Quelle  aller  andern  be- 
zeicfanen  könnte.  Für  die  Kritik  ist  also  zunächst  eine  Her- 
atellong  des  Pianudeischen  Textes  nötig"),  damit  man  hier 
anf  festen  Boden  kommt.  Ein  Ansatz  dazu  ist  von  Paton  I 
ganKht,  der  den  Par.  1671  mit  dem  Vat.  80  gegen  Par.  1672 


n  Siehe  Tren  I.  S.  IV  ff. 

*)  Aus  dem  13.  Jahrhundert,  1.  Graeven  b.  Paton  I,  V. 

'•)  14.  Jh.,  1.  u.  a-  PatoD  1.  v  Anm- 

")  An*  d.  J.   1455,  Paton  a.  a.  0. 

>*)  Ans  d.  J.  I2ä'i,  ■.  Treo  I,  VlI  ff. 

•■)  I3VU.  Jb.,  •-  Treu  111.   lu  ff. 

»•)  15.  Jh..  ■-  GrMveii  b.  Paton  I,  T. 

*-)  Ad«  d.   14.  Jh..  ■    MBIIer  S.  8  ff. 

■^  8.  WilamowiU,  Hermes  25,  8.  204  f. 


894  HftDB  Wegehanpt, 

und  Vat.  139  zusammenstellt.  Doch  ist  das  Verhältnig  der 
andern  codd.  Plan,  nur  nebenher  gestreift.  Wie  unsicher  die 
Kritik  selbst  dem  Corpus  noch  gegenübersteht,  beweist  das 
Stemma,  welches  Demoulin  im  Juliheft  des  Mus^  de  Beige 
1904  S.  284  aufstellt '').  Hier  zerfallen  die  Hss.  einer  Klasse 
a  in  3  Gruppen,  deren  erste  ^  (Planude)  genannt  wird.  Gleich- 
wohl stehen  unter  den  beiden  andern  Gruppen  e  und  S  die 
codd.  Ambr.  126,  Marc.  248  und  Vat.  80.  Was  soll  uns 
dann  noch  der  Name  Planudes?  Demgegenüber  ist  festzuhal- 
ten, solange  bis  Treu  widerlegt  ist,  daß  alle  Handschriften, 
die  die  Reihenfolge  des  Par.  1671  zeigen,  auf  das  von  Maxi- 
mus  Planudes  im  13.  Jh.  zusammengestellte  Corpus  zurQckgehn. 

Für  die  Recensio  des  Corpus  scheint  es  am  natürlichsten, 
auszugehn  von  der  Schrift  78 ,  die  ein  Teil  des  Corpus  hat, 
der  andere  nicht.  Die  Quelle  aller  unserer  Hss.  für  78  ist 
Vindobonensis  72  (148) '").  Es  ist  also  möglich ,  daß  eine 
Abschrift  des  Planudeums  um  diese  Schrift  erweitert  wurde; 
dann  würden  sich  Vat  139,  Laur.  80,  6,  Marc  248,  Par.  1680 
und  vielleicht  Par.  1672  als  geschlossene  Gruppe  innerhalb  des 
Corpus  praesentieren.  Vielleicht  ist  auch  im  Archetypus  des 
Corpus  selbst  die  Schrift  nachgetragen  worden,  nachdem  schon 
einige  Apographa  gemacht  waren.  Möglich  ist  ja  aber  auch, 
daß  die  Schreiber  der  genannten  codd.  selbständig  mit  £[ilfe 
des  Vindob.  den  Zusatz  gemacht  haben.  So  ist  es  z.  B.  im 
Pal.  170  (s.  nnten  S.  402)  geschehn,  der  mit  dem  Corpus  nichts 
zu  tun  hat  '^). 

Hier  ist  vielleicht  ein  Weg,  auf  dem  man  weiter  kommen 
kann.  Aber  das  ist,  wie  Wilamowitz  zeigt,  und  wie  auch  ans 
allen  kritischen  Arbeiten  hervoi^eht,  erst  der  leichteste  Tdl 
der  Arbeit.  Die  große  Masse  der  Hss.  steht  dem  Planndeom 
mehr  oder  weniger  fem  und  stammt  sicherlich  nicht  daher. 
Ein  unbefangner  Blick  auf  den  Inhalt  der  Codices  läßt  das 
erkennen.     Was   konnte   den  Schreiber   eines  Manuscripts,   in 


")  Die  Kenntnis  dieses  Aufsatzes  verdanke  ich  Wilamowits,  der 
auch  den  Plan  sn  dieser  Arbeit  in  mir  angeregt  hat. 

")  S.  Döhner.  Quaeationes  Plutaroheae  i8*ü,  S.  21  ff..  Treu  I,  XII, 
WeBsely,  Wiener  Studien  III,  293  und  Bernardakis,  I,  XLI  u.  IV,  VlII. 

■■)  Auch  Drbin.  99  (s.  unten  S.  4il4)  hat  von  Schrift  78  Bach  1—4, 
A.  h.  bis  zur  großen  LOcke  (Stomaj'olo,  Codd.  Urb.  Qt.  8.  153). 


Beätrflc«  aar  Textfencfaicfat«  der  Horalia  I'IdUmIu. 


S95 


»in  großer  Toil  der  Moralia  oder  meinetwegen  alle  «ni 
dem  Flanudeum  «icb  wiederfiuden ,  bewegtm  die  Reihenfolge 
rnoxastoßen.  obne  daß  wir  im  Stiuide  wilren,  einen  Ünind  oder 
dn  Prinzip  der  Umordnun^f  zu  entdecken  ?  Das  ist  «chwor  ztt 
tagen  **).  So  kann  ich  Paton  uach  dem  in  seiner  Ausgabe 
der  Delphischen  Schriften  gebrachten  Matcriiit  uiclit  darin 
beistimmeii,  daß  er  den  Vatic.  1013  dem  Corpus  Plan,  zurech- 
net Tsiehe  auch  I>emunl)n).  Die  Tis.  ist  am  dem  15.  Jh.  und 
enthält  die  Schriften  1—21.  29,  58.  52,  5.5—57.  64,  67—69, 
66,  43—48,  53.  54.  22,  24—28,  30-36,  39,  40—42,  49—51, 
5d— 62/6S— 65,  23,  37,  33.  Nun  kennt  der  Indes  der  Hs. 
die  letxteii  6  Schriften  nicht,  und  unter  diesen  ixt  64,  dan  hier 
zum  zweiten  Male  steht.  Daraus  schlieüe  ich,  daü  der  Codex 
aus  mindestens  2  Vorlagen  /.usamuien^eiietxt  ist,  von  denen 
die  zweite  dem  Plaiiudeiim  aiigehjjrt  haben  könnte.  Der 
Sammler  hatte  demnach  an  62  die  3  folgenden  gehängt  und 
dann  ergänzt,    was    sonst    noch  fehlte.     Ich   komme    auf  den 

■  Vat.  noch  öfter  xurück.  Hier  sei  nur  noch  gesagt,  dsß  das 
Fehlen  des  Aufanga  von  Sehr.  38  an  und  für  sich  nicht  für  die 
Zugehörigkeit  zum  Corpus  beweisend  ist.  Treu,  der  auf  diese 
Locke  hinweiai  (1,  IX).  macht  es  xur  Gewißheit,  daß  Planudes 
rie  schon  rorfand.  Planudt-s  hüt  in  seinem  Index  im  cod.  Marc 
46i  die  Schrift  3B  als  Synopsis  he-zeichnet,  weil  sie  ihm  schon 
iSckenhaft  vorkg'').  Wenn  also  Vat.  1013  hier  mit  dem  Pla- 
nadeum  geht,  so  ist  zunächst  damit  nur  gesagt,  daß  die  Quelle 
gemeinschaftlich  ist.  Aus  einer  andern  Quelle  schöpften  die  an- 
deren Hss.,  unter  ihnen  der  Par.  1675  "),  der  die  Scbnft  toU- 


I 


'•)  Ich  weiß  wohl,  daß  die  RaudnotiE  in  Sohr.  22,  die  bei  der  Zq- 
tUckfOhrao^  de«  Corpus  uaf  Plunudti  eino  groSe  Rolle  spielt  (s.  Wjttb. 
1,  LX3E  und  Trru  1.  x),  nach  WjtUnliacli  iLUcb  im  Marc.  VRÖ  und  Tow.  2 
Steht.  Aber  ed  aiiid  gute  Ordnde  voibandrn,  in  beiden  Codd.  die>e  No- 
lix  ipStflicr  Fland  iiizuscbrcibeii.  Kür  d«ii  Mure,  haß«  ich  dos  bald 
feetalellea  tii  kOrnicn;  zum  Vom  bemrrkl  Ocinonliu  S.  2^1,  dafi  die 
Hoten  Ton  ßud<!u«  )[■'"-')> tit^ben  aind.  Vebrifieii*  ■cheioen  dicM  NoÜKen 
seit  Wjiteubach  nicht  molic  oonlrolttert  worden  m  sein.  Daher  >ei 
liier  diu-ouf  niif(ii<rTk«iini  Kemitchl. 

**)  In  »Kiner  Schrift  Dlier  dsD  LaDipria^katalofi  (l^atdcnburK  1873) 
S.  2m.  HO  Treu  suob  über  diete  LOcke  ipricht.  RUtrl  er  einen  Uaic 
25S  OD,  dor  roD  Fi  ni^icli  nur  diese  Schrift  catbUt.  aiicb  mit  der  LDeke 
Dod  drr  Bleichen  Biinirrkiinfc-  Vielleicht  iat  diet  ein  direkter  AbkOoiin- 
liog  dea  Art;betj|iuti  aller  MckenbaAea  Haa. 

"i  Par.  Iß1&  aus  d.  li.  Jh.  (Treu  U,  37  £)  hat  aolier  Iti  Vitaa  die 


Hans  Wegehanpt, 

ständig  hat.  Nun  ist  im  Par.  1672  der  Anfang  der  Schrift  nach- 
getragen, und  zwar,  wie  Trea  versichert,  von  Hand  1,  die  den 
Codex  zu  drei  Vierteln  geschrieben  hat.  Aber  woher?  Hinter 
dem  Corpus  hat  Par.  B  die  Schriften  7Ö— 78.  Die  Quelle  för 
78  ist  genannt.  70 — 77  gehn  auf  dieselbe  Quelle  zurflck  wie 
im  Par.  1675.  Daß  diese  Quelle,  wie  Paton  will,  ein  Codex 
des  Planudeums  sei,  halte  ich  fOr  unwahrscheinlich.  Da  aber 
Par.  1675  auch  38  Tollständig  hat,  so  ist  der  Schluß,  daß  die 
Ergänzung  in  Par.  1672  auch  aus  dieser  gemeinsamen  Quelle 
stammt,  wohl  erlaubt.  Die  Vermutung  gewinnt  an  Wahr- 
scheinlichkeit durch  den  Index  zum  ersten,  ans  de»  11.  Jh. 
stammenden  Teile  des  Marc.  250  **).  Da  wird  erst  der  In- 
halt  der  Hb.  aufgezählt,  dann  folgt  die  Bemerkung,  daß  10 
andere  Schriften  fehlen,  nämlich  70,  71,  77,  38,  72  (es  fol- 
gen noch  einige  unleserliche  Zeilen).  Das  heißt  doch  wohl, 
daß  wir  hier  die  Spur  der  Gruppe  70 — 77,  38  und  ii^end 
einer  andern  Schrift,  also  vielleicht  40,  haben  **).  Danach 
muß  Treue  Ansicht  (II,  1  fT.),  wonach  Par.  1672  nur  die 
Schriften  70 — 76  aus  einer  Quelle  hätte,  modifiziert  werden. 
In  der  gemeinsamen  Quelle  der  beiden  Parisini  und  des  Index 
im  Marc,  war  die  Schrift  77,  die  sonst  mit  Piatons  Timaeus 
tiberliefert  war  (s.  Malier),  schon  den  andern  angefOgt,  ebenso 
38,  das  dem  Inhalt  nach  ja  wobl  zu  77  paßte  '^).  Daß  is 
der  Aldine,  die  hier  auf  cod.  Par.  1675  zurückgeht  (b.  Treu 
II,  8),  77  nicht  bei  den  andern  Schriften  der  Qnippe  steht, 
erklärt  sich  wohl  daraus,  daß  Ducas  sie  vor  die  Epitome  42 
gesetzt  bat,  neben  der  sie  sonst  naturgemäß  nicht  überliefert  ist. 
Diese  Betrachtung  hat  uns  schon  ein  gutes  Stück  vor  die 
Entstehung  des  Planudeums  zurückgeführt.  Weit  wichtiger 
wäre  es,  wenn  wir  das  auch  für  die  Teile  des  Corpus  selbst 
erreichen  könnten.  Da  in  der  Pianudeischen  Sammlung  eine 
planvolle  Ordnung  der  Schriften  nicht  vorliegt,  so  müssen  vrir 

Horniia  81 ,  68,  69.  66,  30,  64,  67,  56, 46,  47,  41—44,  49,  50,  68,  56.  23, 88, 
58,  34,  70—77,  38.  40.  4,  5. 

")  Paton  I,  S.  TU  ff.  n.  Mflller  8.  J3.     Deber  den  Codex  s.  S.  399. 

**}  Diese  Vermutung  iet  fQr  70 — 77  auch  schon  von  Uüller  a.  a.  O. 
gemacht.     (Treu  echeint  den  Index  ftkr  jDnger  zn  halten). 

*^)  Es  giebt,  so  viel  icb  weiß,  nur  eine  einzige  FlutarcbfaEudsohiift, 
die  77  fQr  eich  hat,  das  ist  der  schon  erw&hnte  Urb.  99.  Br  mnfi  al>o 
dnfQr  eingesehB  werden. 


Beittftge  sur  Textgesobichte  der  Uoralia  Plutarchs.  397 

annehmen,  daß  der  Sammler  die  StQcke  so  zusammenfügte, 
wie  er  sie  in  seinen  Vorlagen  fand,  unbeschadet;  einzelner 
AiSDdenuigen.  Und  nach  solchen  Stücken  mllssea  wir,  wie 
dies  If  filier  nnd  Treu  begonnen  haben,  den  Bestand  der  andern 
Handschriften  untersuchen.  Dabei  sind  natürlich  in  erster 
Linie  die  Codices  zu  berflcksichtigen,  die  ihr  Alter  Ober  jeden 
Verdacht  der  Abhüigigkeit  Tom  Corpus  erhebt. 

Die  Sammlung  beginnt  mit  den  sog.  'Hdtxä,  21  Schriften 
moralischen  Inhalts,  die  dem  Ganzen  dann  den  Kamen  gege- 
ben haben.  Ihre  Zusammengehörigkeit,  durch  besondere  Ueber- 
nnd  Unterschriften  noch  vietfach  kenntlich'^),  ist  längst  er- 
kannt nnd  die  Kritik  fUr  diesen  Teil  der  Plutarchachriften 
schon  eindringend  gefördert  von  Fatou  im  Journal  of  Philo- 
logy  XXI,  S.  1  ff.  und  in  seiner  Ausgabe  der  Schrift  de  cupi- 
ditate  divitiarum.  Die  Ueberlieferung  der  21  Abhandlungen 
ist  außerordentlich  reichlich,  manche  finden  sich  gegen  30  mal 
«ißerhalb  des  Planudeums,  also  in  cca  40  Hss.  Aber  während 
ein  guter  Teil  unserer  Codd.  die  Schriften  in  der  bekannten 
Ordnung  oder  nur  mit  geringen  Abweichungen  zeigt,  ist  die 
Bieihenfolge  in  andern  Has.  ganz  anders.  Es  scheint  vergeb- 
lich, ober  diese  Qruppe  hinaus  zu  ihren  Quellen  dringen  zu 
wollen.  Sie  ist  jedenfalls  sehr  alt,  und  vielleicht  luUssen  alle 
VDS  begegnenden  Abweichungen  von  der  normalen  Ordnung 
durch  nachträgliche  Umstellung  erklärt  werden. 

Immerhin  giebt  uns  ihre  Reihenfolge  nicht  selten  Anhalt, 
die  Zusammengehörigkeit  mancher  Hss.  zu  erkennen.  So  ha- 
ben beide  Moscuenses,  352  und  387,  soweit  aus  Wjttenbachs 
Bemerkungen*^)  geschlossen  werden  darf,  1 — 14,  16 — 21,  also 
wohl  auch  dieselbe  Folge,  der  Mose.  352  außerdem  noch  51. 
Beide  sind  vorplanudeisch. 

Der  Marcianus  511,  nach  Treu  1,  xiv  ans  dein  12.,  nach 


**J  In  dem  von  Paton  I  benatzten  Barb.  II,  3  (s.  8.  407  f.),  d«r  die 
Ethica  ganz  verwirrt  und  mit  andern  Schriften  nntermischt  hat,  itebt 
am  Ende  dea  ganzen  nivExg:  'Ana  TOiiraiv  tial  f,^ixol  etCirsfl  Xiyix  Kä~  also 
ein  deutlicher  Hinweis  auf  die  alte  Gruppe. 

")  Daß  diese  nicht  immer  zuverl&aeig  sind,  geht  aus  seinen  Ab- 
gaben  Qber  den  Cod.  Coli.  Novi  |s.  S.  ä98)  hervor.  Uebrigeos  ist  man 
bei  den  Moscuenses  immer  noch  anf  Wjttenbach  angewiesen.  Ei  ist 
Zeit,  daß  far  ihre  Beurteilung  zuverlässiges  Uateiial  beschafft  wird. 


398  HanH  Wegehanpt, 

Bemardakis  I,  xxxvm  sns  detD  14.  Jh.,  enthält  außer  anderm 
von  Plutarch  1—3,  5,  16,  18,  17,  21,  22,  10—15,  6,  64,  67, 
29,  84,  58,  7,  8,  52,  65,  57,  19,  4,  56.  Zu  ihm  geseUt  sich, 
wie  Treu  III,  13  zeigt,  der  Ambr.  Q  89,  wohl  aus  dem  15. 
Jh.,   mit    den  Schriften  5,  16,  18,  17,  21,  22,  10—12,  1—3, 

14,  15,  9,  20,  64,  29,  34,  52,  65,  35,  28,  13,  8. 
Anfierorde&tlich  wichtig   für   die  Ethica   ist  der  Tindob. 

73  (129)  ")  au3  dem  12.  Jh.,  weil  er,  wie  Paton  II,  S.  v  ge- 
zeigt hat,  die  Quelle  für  mehrere  andere  Handschriften  ist. 
Er   enthalt   2—4,  6,   9,    10,  5,  7,  8,  11,  12,  14,  17,  18,  19, 

15,  20,  21,  16,  13  fr.  Aus  ihm  direkt  ist  der  Riccard.  45  noch 
im  12.  Jh.  abgeschrieben  (Treu  I,  xn  und  III,  5  f.).  In  ihm 
ist  Schrift  1  vorgesetzt,  und  dann  folgt  genau  der  Inhalt  des 
Vindob.  bis  Schrift  19  ").  Weiter  hat  Paton  a.  a.  0.  darge- 
tan, daß  aus  dem  Riccard.  im  13.  Jh.  der  Ämbros.  C  195  ab- 
geschrieben ist ,  wenigstens  in  Schrift  1 7.  Paton  verkennt 
allerdings  nicht  die  Schwierigkeit  dieser  Annahme,  da  der 
Ambr.  folgende  Ordnung  hat:  1—6,  55,  7—15,  17—19,  16, 
20,  21,  69,  56,  57,  36,  64,  28,  35,  52,  30,  31,  29,  34,  58, 
65,  38,  59—61,  53,  48,  27,  24,  47.  Er  hat  also  bis  19  drei 
Schriften  (55,  13,  15),  die  er  nicht  aus  dem  Riccardianus  ha- 
ben kann.  Da  nun  Treos  Beweis  für  die  Abhängigkeit  dea 
Rice,  vom  Vind.  von  einer  Umstellung  in  Sehr.  7  ausgeht 
(I,  xn  und  in,  4) ,  90  muß  der  Ambr.  vor  allem  daraufhin 
untersucht  werden.  Vom  Ambr.  195  hängt  wieder  ab  der 
Cod.  Coliegii  Novi  (e.  Paton,  Journal  of  Phil.  XXI),  der  fol- 
gendes enthält:  1—6,  55,  7—15,  17—19,  16,  20,  21,  69, 
36  fr,  64  fr,  28,  35,  52fr="»). 

In  den  eben  genannten  Hss.  läßt  sich  eine  Schriftengruppe 
absondern,  nämlich  15,  20,  21,  16,  13,  die  im  Vind.  73  den 
Schluß  bildet,  im  Riccard.  fehlt.  Sie  findet  sich  fast  genau 
so  wieder  im  cod.  Ambr.  M  82  sup. ")  mit  dem  Inhalt :    59, 

"1  S.  Treu  lü.  1  ff.,  Weaaely.  Wiener  Studien  III. 291  ff. 

")  Kraähnen  will  ich  Iiipr  Pur.  äW-i  aun  dem  15.  Jh.,  der  nach 
d«m  Calalo^uB  BibL.  Reg,  14,  17,  19  enthält.     Er  igt  noch  nicht  benuist. 

'*)  Wjtlt'rjliiicliH  Bemerk  unpen.  Pra«f.  I.  147  ff.,  nind  nnEUTerl&ssig. 
Dttaach  h^tU-  diu  Hb.  an&erdeiu  38  fr.,  hii.  51,  bO-Me  aber  nicht  5,  bi,  64. 

■M  Nai:h  Treu  111,  lü  poth  dem  Vi.  Jli.,  von  Sehr.  28  au  ans  dem  U., 
DBi:!^  Dpmxilin  e.  'iHl^  »na  d.  J.  1417.    tieruardükis,  der  ihn  bevonngtt 


Beitrage  ear  Textgmchichte  der  Uoralia  Plat&rche.  399 

60/15,  20,  16,  21,  13  fr/13  fin.,  28,  35,  52,  31,  29,  34.  Im  Vind. 
(Hd.  1)  wie  im  Ambr.  ist  Schrift  13  Terstümmelt,  im  Ämbr.  bei 
Cap.  18,  im  Vind.  bei  Cap.  6.  Man  darf  also  wohl  Termuten,  daß 
im  gemeinschaftlichen  Archetjrpas  die  letzten  Blätter  allmäh- 
lich verloren  gingen. 

Durch  Einsprengung  ganz  anderer  Schriften  sind  die 
Ethica  in  dem  schon  erwähnten  Marc.  250^')  erweitert.  In 
ihm  stehen:  52,  53,  3,  68,  69,  4—7,  66,  8-21,  36,  28,  35, 
30,  43/1,  2,  37,  22,  38,  65,  60,  59,  46.  Die  Hs.  besteht  aus 
zwei  Teilen,  von  denen  der  erste  aus  dem  11.,  der  zweite  aus 
dem  12/13.  Jb.  ist.  Eng  verwandt  mit  ihm  ist  Par.  1957  aus 
dem  11/12.  Jh.").  So  wie  der  Codex  erhalten  ist,  enthält 
er:  66,  3,  4,  64,  67,  68,  69,  5,  7,  16,  19,  61,  56,  57,  58,  63. 
Sowohl  Paten  wie  Bernardakis  zeigen  aus  dem  Inhalt  und 
den  Lesarten  die  nahe  Verwandtschaft  der  beiden ;  nach  Pa- 
ion  hat  der  Paris,  aus  dem  Marc,  geschöpft.  Nun  berichtet 
Bernardakis  vom  Par.  1957  zweierlei:  1.  daß  Sehr.  3  von 
einer  alten  Hand  die  Nummer  e  und  ebenso  Sehr.  61  le  trägt, 
2.  daß  vor  Sehr.  4  eine  Bemerkung  besagt,  daß  eigentlich 
dort  erst  68,  69  stehen  müßten.  Den  naheliegenden  Schluß, 
daß  wir  hier  die  Spur  der  im  Marc,  erhaltnen  Ordnung  haben, 
hat  er  nicht  gezogen.  Es  kamen  also  erst  3  unbekannte 
Schriften,  vielleicht  52,  53  und  noch  eine,  dann  66,  3,  68, 
69,  4,  64  u.  s.  w. 

Für  eine  andere  Eiasse  von  Hss.  der  Ethica  muß  ich 
mich  auf  die  Wiederholung  des  von  Treu  Gesagten  beschränken. 
Es  sind  Harl.  5612,  über  dessen  Verhältnis  zum  Corpus  und 
andern  Hss.  der  Etbica  Paton  II  eingehend  handelt,  und  die 
Laurentiani  56,  4  ;  80,  28  und  80,  29.  Treu  stellt  sie  III,  32  f. 
zusammen  wegen  der  sog.  Tyrwhittschen  Fragmente  de  anima, 
die  in  ihnen  erhalten  sind.  Harl.  5612  aus  dem  15.  Jh.  hat: 
2,  1,  5—17,  21,  de  anima  fr.  I,  fr.  II"),  4,  3,  18—20,  56, 
57,  65,  64,  67,  31 ;  Laur.  56,  4  hat:  67,  31,  2,  1,  5—17,  fr.  I, 
fr.  Q,  4,  3,  20,  64.   Laur.  80,  28  und  80,  29  sind  von  derselben 

■')  Trfiu  I,  XIII ;  Paton  I.  vii  ff.,  deseen  Inhaltsangabe  leider  durch 
mehrere  Druckfehler  entstellt  ist. 

")  Bernardakis  I.  XXIV;  Paton  I,  X;  II,  14;  PhilologUB  56,  8.413. 
Anoh  sn  dieser  Hb.  leiden  Patons  Angaben  an  Druckfehlern. 

**)  Statt  der  Fragmente  hat  Demoulin  irrtamlich  Sehr.  42  fr.  (S.  278). 


400  H&ns  We  gab  aapt, 

Hand  im  15.  Jb.  geschrieben.  Der  erstere  bietet  die  Scbriften 
1,  19,52,  11,2,9,10,  13, 12,3,  7,4— 6,8, 16,  fr.I,derletetere: 
14,  15,  18,  19,  21,  17,  20,  65,  64,  67,  31,  69,  56,  57,  34,  29. 
Treu  erwäbnt  noch,  daß  Laur.  80,  29  noch  eine  andere  Quelle 
benutzt  haben  muß  wegen  der  Wiederholung  von  Sehr.  19. 

Alle  diese  Handschriften  haben  die  Ethica  mehr  oder 
weniger  in  der  festen  bekannten  Ordnung  oder  lassen  dieselbe 
noch  erkennen.  Demgegenüber  glaube  ich  eine  Gruppe  mit  ab- 
weichender Ordnung  zusammenstellen  zu  können,  obgleich  dae 
Material  dOrftig  ist.  Ich  gebe  aus  vom  Neapolitanue  350  III 
£  28.  Er  ist  kurz  angezogen  von  Bemardakis,  genauer  von 
Demoulin  a.  279.  Der  sehr  junge  Codex  enthält:  1,  45,  10, 
7,  19,  17,  8,  3,  6,  9,  11,  12,  13,  55,  47,  52,  46,  2,  16,  18,  5, 
21,  14,  15,  37,  22,  32,  4,  24,  27.  23,  36,  30,  31,  50.  Durch  ihn 
wird  wie  es  scheint  der  von  Bethe  im  ßostocker  Index  lectio- 
num  für  das  S.  S.  1895  S.  16  beschriebene  Matritensis  N  60 
(14.  Jh.)  aus  seiner  einsamen  Stellung  erlöst.  Dieser  hat:  1, 
10,  7,  3,  19,  17,  8,  14,  15,  2,  4—6,  9,  11—13,  16,  18,  20—22, 
37,  27—31,  34,  35,  39/38,  40.  36,  32,  52,  57,  56.  Bethe 
hat  einen  Teil  von  Sehr.  2  coUationiert.  Nun  scheint  es  wich- 
tiger, die  Schriften  10  und  7  vorzunehmen.  Dann  würde  man 
darüber  urteilen  können,  ob  zwischen  dem  Neapol.,  dem  Ma- 
trit.  und  2  andern  Hss. ,  die  die  Schriften  3,  7,  10  enthal- 
ten, eine  nähere  Verwandtschaft  besteht.  Es  sind  dies  Par. 
1211'^)  aus  dem  14.  Jh.  und  der  noch  nii^ends  erwähnte 
Laur.  56,  3  aus  dem  15.  Jh.  (Bandini  11,  295  f.).  Dazu  tritt 
der  von  Treu  ")  benutzte  Tiechendorfianns  VII  mit  den  Schrif- 
ten 3,  10  und  der  Cod.  Harl.  5660,  den  Wyttenboch  als  für 
die  Schriften  7  und  10  benutzt  anfuhrt.  Seine  Uebereingtiin- 
mung  mit  Par.  1211,  wenigstens  an  einer  Stelle  (p.  53  e),  be- 
zeugt Bemardakis  I  p.  zxix.  Vom  Tischend,  und  Par.  zeigt 
Treu  (de  codd.  Par,  S.  5  ff.),  daß  sie  eine  von  der  gewöhn- 
lichen, auch  im  Planndeum  rezipierten  abweichende  Rezension 
der  Schrift  3  überliefern. 

Ehe  ich  die  Betrachtung  der  Ud-ixä  schließe,  möchte  ich 


'")  Treu,  De  codicibni  nonnnllis  PariimJB  Plutarchi  Momlinm  nar- 
ratio.    Jauer  1671. 

")  DaFlnttirohilibeUiaqiiiiBood.TiBcliftndorf.VUii»aiit, Jauer  1867. 


Beitifige  sur  Textgncbichte  dor  Moralia  Platarcha.  401 

noch  auf  eins  hinweisen :  Treu  hat  im  Lampriaekstalog  e.  45,  2 
darauf  aufmerksam  gemacht,  daß  Sehr.  20  nur  wegen  der 
Aehnlichkeit  des  Titels  mit  dem  von  19  zu  den  Ethica  gezo- 
gen worden  Ist.  Da  aber  auch  so  alte  Hss.  wie  der  Marc.  249 
BUS  dem  12.  Jh.  ")  die  Schrift  enthalten,  so  wird  es  wohl  auf 
einem  Ausfall  oder  absichtlicher  Weglassung  beruhen,  wenn 
Codd.  wie  Par.  1956,  Marc.  511,  Vindob.  75  +  Laur.  56,  2 
die  Schrift  nicht  haben.  Par.  1956  aus  dem  11/12.  Jh.  ist 
TOn  Bemardakis  I,  8.  xvi  beschrieben,  der  die  verwirrte  Ordnung 
der  Hb.  wiederherstellt:  2—19,  21,  22,  68,  69  fr.  Ueber  den 
Marc.  511  siehe  S.  397f,,  über  die  andern  beiden  unten  S,  411 
und  403.  Andrerseits  finden  wir  aber  schon  früh  die  Schrift 
22  der  Gruppe  angegliedert  oder  in  sie  aufgenommen.  Ich 
nenne  hier  außer  dem  erwähnten  Par.  1956,  Marc.  511  und 
dem  Ambr.  Q  89  (S.  398)  noch  den  Urbinas  98,  einen  noch 
nicht  verglichenen  Codex  aus  dem  14.  Jh.,  der  nach  Storna- 
jolo  {Codd.  Urb.  Gr.  S.  150  ff.)  die  Schriften  1—21,  69,  22, 
64,  67,  29,  34,  58.  52.  65,  35,  28,  60,  51  enthält  und  damit  dem 
Marc.  511  sehr  nahe  steht.  Die  nahe  Verwandtschaft  nämlich 
des  Marc,  und  des  Par.  1056,  der  die  Ordnung  der  ersten  22 
Schriften  sonst  nicht  das  Wort  reden  würde,  hat  aus  dem 
Text  der  Sehr.  17  Paten  II,  S.  VI  tf.  erschlossen.  Nehmen 
wir  aber  Urb.  98  hinzu,  der  einerseits  durch  die  Ordnung  der 
Ethica  und  die  BinzufUgung  von  69  dem  Par.  nahe  steht, 
andrerseits  wie  gesagt  dem  Marc,  so  schließen  sich  diese  Hss. 
za  einer  durch  mehrfache  Beziehungen  verbundnen  Gruppe 
zusammen. 

Bann  ist  hier  zu  nennen  der  Pal.  178,  ebenfalls  noch 
nicht  verglichen,  bei  Stevenson,  Codd.  Pali.  Gr.  S.  93,  aus  dem 
15.  Jh.  mit  den  Schriften  1—7,  22,  8,  9,  13  und  der  Voll- 
ständigkeit halber  der  Vat.  Reg.  120  aus  dem  13.  Jh.,  der 
nach  Stevenson  die  Schriften  22  fr.,  1,  2  fr.  enthält.  Auch  er 
ist  noch  nicht  erwähnt.  Ich  berühre  diese  Einfügung  yon  22, 
um  auf  das  Corpus  Planudeum  zurückzukommen.  Wenn  näm- 
lich Planudes  bei  den  Ethica  schon  22  vorfand,  so  konnte  sich 
daran  leicht  23,  die  andere  Trostschrift,  anschließen,  die  zum 


*')  Tran  I,  XIV  and  Lampr.  S.  45,  1 ;  BemardakiB  I,  XXXV.    Er  ent- 
hüt  3—21.    Nach  Zanetti  fehlt  20. 

Philologni  LXIV  (N.  P.  XVIII),  3.  26 


4tK  Hans  Wegehaapt, 

folgenden  überleitete.  Es  ist  flbrigens  auffallend,  wie  selten 
die  beiden  Trostschriften  gemeinsam  überliefert  sind.  Von  18 
Hss.  außerhalb  des  Corpus,  die  Sehr.  22  enthalten,  haben 
nur  drei  die  Sehr.  23  daneben;  Par.  1675,  Vind.  74  und 
Ambr.  B  10.  Der  letzte  Codex  ist  von  Treu  IE,  12  beschrie- 
ben. Er  ist  aus  dexa  16.  Jh.  und  enthält  46,  48,  1,  17,  18, 
85,  3,  5,  19,  45,  24,  22,  23,  37,  II,  1.  Ich  weiß  ihn  nirgends 
unterzubringen.  Sein  Text  ist  nach  Treu  wertlos.  Im  Lam- 
priaskatalog standen  die  beiden  Trostschriften  möglicherweise 
als  111  und  112  nebeneinander  (e.  Treu,  L.  S.  38  f.). 

In  aeiner  Rezension  von  Patons  Ausgabe  der  Schrift  Uepl 
cptXoKXouxt«;  spricht  Wilamowitz  S.  328  Ton  einer  zweiten 
Schriftengruppe,  die  sich  nachweisen  lasse,  den  ouvöi|'«c  40 — 42, 
43 — 50.  Die  Frage  nach  der  Berechtigung  des  Aasdrucks  ge- 
denke ich  Sinter  an  andrer  Stelle  zu  erörtern,  für  den  Zweck 
dieser  Arbeit  kommt  es  nur  darauf  an,  den  Bestand  der  Hss. 
daraufhin  zu  prüfen.  Der  von  Wilamowitz  namhaft  gemachte 
Vertreter  eines  großen  Teils  dieser  Gruppe  ist  Urbin.  97  aus 
dem  11/12.  Jh.  (Bernardakis  I,  XLvni),  nach  Stornajolo  gar 
aas  dem  10.  Er  enthält  außer  8  Viten  die  Schriften  44 — 47, 
55,  48 — 50  (und  zwar  quaest.  1 — 9)  ^®).  Mit  ihm  hängt  aufs 
engste  zusammen  der  Palat.  283  aus  dem  12.  Jh.,  genau  be- 
schrieben und  coUationiert  von  Egenolff,  Philologus  60,  S.  432  ff. 
Hier  finden  sich  dieselben  Viten  und  dann  44 — 47,  55,  48,  50 
(aber  nur  qu.  1 — 3).  Die  Zusammengehörigkeit  der  Hss.  ist 
evident,  es  bleibt  also  nur  die  Frage  offen,  ob  der  Pal.  aus 
dem  Urb.  abgeschrieben  ist. 

Ein  Teil  der  genannten  Schriften  findet  sich  wieder  im 
Pal.  170.  Dieser  ist  nach  Qraeven  bei  Paton  I,  X  aus  dem 
16.  Jh.  und  enthält:  55,  56,  57,  64,  67,  22,  58—61,  53,  44—46, 
68,  66,  36,  38,  69,  43/78.  In  naher  Beziehung  zu  ihm  steht 
der  schon  von  Wyttenbach  benutzte,  von  Demoulin  beschrie- 
bene Harl.  5692  aus  dem  15.  Jh.  mit  den  Schriften:  52,  31, 
58—61,  44—46,  43  (vgl.  auch  unten  S.  407).  Mit  mehrfachen 
Auslassungen    stehn   dieselben  Schriften  im  letzten  Teile   des 

**)  Die  Angaben  von  Bemardftkfa  liad  auf  S.  XI[  und  XLYIH  ver- 
schieden, in  b«den  FUlen  aber  aniiohtig. 


Beitr&ge  snr  Textgewhichte  der  Horalia  PIntarcha,  403 

Laur.  56,  2  (U.  Jh.?),  von  Tren  I,  xn  und  IH,  7  erwähnt 
Er  enthält  erst  die  Reihe  18,  19,  21,  56,  57,  (I),  58—61,  36  (I), 
35,  65,  62,  66,  69  fr.,  dann  52,  58,  44,  45,  43.  Daa  doppelte 
Vorkommen  von  58  (nach  Treu  in  verschiedener  Rezension) 
ist  ein  schlagender  Beweis  fQr  die  ZusammeDBetzuni;^  aus  zwei 
Vorlagen,  die  wir  beide  bestimmen  können  (vgl.  unten  S.  408). 
Als  vierter  Vertreter  dieser  Reihe  achließt  sich  Par.  1955  an, 
über  den  die  Angaben  schwanken.  Nach  Treu  III,  30  f.  ge- 
hört er  ins  12.,  nach  Faton  II,  IT  ins  11.,  nach  ßemardakis 
ins  14.  Jahrhundert.  Er  hat  1 — 19  (dazwischen  nach  Treu 
in  Sehr.  14,  nach  Möller  s.  8  ff .  hinter  Sehr.  9  zwei  Fr^- 
mente  üep!  tieipwv),  44—47,  55,  23,  20,  21,  29  (statt  29  hat 
Maller  22;  nach  Bernardakis  stände  21  vor  44).  Treu  unter- 
scheidet mehrere  Bände,  von  denen  die  erste  ans  dem  12.  Jh. 
bis  in  die  Mitte  von  46  geschrieben  habe.  Diese  wurde  von 
der  zweiten  Hand  fortgesetzt,  die  bis  23  einschließlich  geht. 
Nun  hat  Bernardakis  aus  dem  Par.  eine  Anzahl  Lesarten  zwei- 
ter Hand  notiert,  darunter  einige  aus  Sehr.  44.  Diese  stimmen 
auffallend  mit  denen  des  Pal.  283  überein,  so  daß  die  Ver- 
mutung nahe  liegt,  daß  der  Par.  aus  dem  Pal.  oder  dessen 
Verwandten  ergänzt  und  verbessert  ist.  Eine  genaue  Collation 
des  Par.  müßte  uns  bald  über  den  Tatbestand  aufklären  kön- 
nen. Seine  Uebereinstimmung  mit  dem  Urb.  97  erwähnt  Ber- 
nardakis I,  SLVIII.  Wir  haben  also  die  Gruppen  44—46,  43, 
in  der  43  wegen  des  Inhalts  leicht  zu  44  zu  stellen  war,  und 
44_47,  48—50  ").  Aus  diesen  läßt  sich  die  Entstehung 
der  Partie  43^48  im  Vat.  1013  wohl  begreifen,  wenn  man 
annimmt,  daß  er  49  nicht  vorfand  und  50  in  der  Hoffnung 
anf  ein  vollständiges  Exemplar  wegließ. 

Mit  dem  Vat.  1013  hängt  eng  zusammen  der  Laur.  80, 
21;  vgl.  auch  Demoulin,  in  dessen  Stemma  sie  dicht  neben- 
einander auftreten.  Diese  Handschrift,  aus  dem  15.  Jh.  nach 
Demoulin,   enthält:    43-48,  22,  24,  27,  28,  30—33,  35,  36, 


■•)  Vielleicht  zeigt  die  Stellung  von  Sehr.  50  am  Ende  des  ürb. 
and  Pal.  und  ihre  starke  Verstümmelung  in  beiden  Hsa.  die  Riebtang, 
in  der  wir  das  volUtändige  Exemplar  von  50  zu  suchen  haben,  aus 
dem  Longoliua  noch  die  ganze  Schrift  Qbersetzte  (Bernard.  Praef.  zu 
Bd.  VH). 

26* 


404  Hans  Wegebaopt, 

39_42"),  49-51,  61—63,  68,  55,  66,  53,  54,  65,  23,  37;  also 
bia  zu  63  Dar  Schrifteo,  die  im  Vat.  stehn,  dann  3  Schriften, 
die  der  Vat.  schon  vorher  hafc,  und  endlich  wieder  3  mit  ihm 
gemeinsam.  Greifen  wir  aus  den  beiden  Hss.  die  Schriften 
39 — 51  heraus,  so  zeigt  sich  eine  Uebereinstimmnng  mit  Urb. 
99  aus  dem  15.  Jh.,  benutzt  von  Demoulin.  Der  schon  mehr- 
fach erwähnte  Codex  hat:  39,  77  fr.,  49—51,  54,  78  fr.,  23,  24, 
27,  30  —33,  36,  37.  Er  stimmt  also  auch  sonst  mit  den  beiden 
andern  Oberein.  Nur  ist  auffallend,  daß  er  statt  der  Epitome 
42  die  Originalschrift  77,  wenn  auch  ab  Fragment,  hat.  Ich 
glaubte  zuerst  an  ein  gleiches  Versehn  Demoulins  wie  beim 
Laur.,  aber  die  Notiz  bei  Stomajolo  laßt  keinen  Zweifel  zu. 
Man  könnte  hier  auf  den  Gedanken  kommen,  der  Schreiber 
der  Hs.  habe  die  Epitome  zu  Gunsten  der  Originalachrift  eli- 
miniert. Uebrigens  hat  auch  die  Aldina  42,  49,  50  neben- 
einander. Schheßlich  finden  sich  die  Schriften  41 — 44,  49,  50 
im  Par.  1675  (s.  S.  395,  Änm.  22)*'). 

Somit  wäre  das  Material  fOr  die  Partie  40—50  (vielleicht 
51)  im  Corpus  gegeben,  ohne  daß  wir  den  Weg,  auf  dem  Pla- 
nudes  dazu  gekommen  ist,  fixieren  könnten.  Die  Möglichkeit, 
daß  diese  Gruppe  in  ihrer  Vollständigkeit  älter  als  in  ihren 
Teilen  ist,  kann  auch  nicht  bestritten  werden.  Aber  es  ist 
auffallend,  daß  40 — 42,  49,  50  sich  außerhalb  des  Planndeums 
nur  in  4  bis  7,  44 — 47  d^egen  in  10  bis  13  Hss.  finden**). 
Wenn  wir  aber  danach  fr^en,  was  die  inhaltlich  so  verschied- 
oen  Schriften  zusammengeführt  hat,  so  unterliegt  es  wohl 
keinem  Zweifel,  daß  hier  nicht  der  Inhalt,  sondern  die  frag- 
mentarische Form  das  Bindemittel  ist. 

Verwickelter  ist  der  Weg  der  Ueberlieferung  in  einer 
andem  Gruppe,  die  auch  auf  unverdächtige  Vertreter  zurück- 
geht.   Die  Heidelbei^er  Bibliothek,   die  uns  für   die  vorige 


**)  Nicht  77,  wi«  Demoulin  ugt,  Bondern  die  Epitome,  cf.  Hflller 
8.  11. 

*')  Ich  erw&fane  hier  den  von  MQlter  S.  5  angeftilirten  Rhedif^ra- 
naa  2  aas  Breslan,  der,  ein  später  Codex,  dem  Par.  167S  nahesteht. 
Er  hat  66,  68,  55,  46,  47,43.  44,48.5:1,56,57,41.     Der  Text  ist  wertlos. 

")  Vereinzelt  nnter  andern  Schriften  kommen  diese  Schriften  sel- 
ten, die  meisten  überhaupt  nicht  vor. 


Beitrug  cur  Teitgeochichte  der  Uor&lia  FlaUrcbi.  405 


I 


I 


I 


ippe  »chon  m  wichtige  IHenat«  geleiet«t  bat,  enthÜt  «uch 
den  Cod.  Pal.  163  nus  dem  12,  Jh.  Dieser,  tod  Egeaolff  ebeo- 
fiBlU  mit  großer  Sorgfalt  biwchrieben  and  coUationiart**).  hat 
die  Sclirifteii  56,  S7,  64.  67,  31.  Ks  ist  nicht  zwoifelhsft  und 
iit  von  Bi'rnardiki«  und  Egeooiff  auch  ohne  weiteres  behauptet 
worden,  daß  dit>  lis.  nahe  verwandt  ist  mit  di?m  Athooa  268 
(Bern.  I,  xi.Mll)  aus  dem  U.  Jlt.,  dür  nach  den  Schriften  1, 
19,  18  den  Bratnnd  dex  Pnl.  bringt.  DemouLin  weist  den  Athoas 
einer  ganz  aiideru  Handachriftt^nlclaiMe  zu  uIü  den  PntatinuH. 
Um  das  glaiitihnft  xm  machon,  bedflrfte  es  jedenfalls  vmeft  viel 
reich hal tigerten  Materials,  als  er  beibringt.  Wir  verfolgen 
jetzt  die  Qnippe  weiter.  Da  ist  zunilciiat  Harl.  ä6l2  (k.  S.  3d9), 
der  sie  nach  den  Ethica  hat  mit  einer  Erweiterung  (6ä)  hin- 
ter ^7.  Nicht  so  volUtitndtg.  aber  doch  erkennbar,  kehrt  die 
Qruppe  in  den  als  mit  dem  Harl.  eng  verbundeu  erkannten 
Codd.  Laar.  56.  4  (wo  «e  auseinandergeriweu  ist)  und  80,  29 
wiedpr  (r  S.  399  f.)  *').  Die  andern  beiden  Vertreter  dieser 
Qruppe  haben  Sehr.  31  nicht.  Bei  dem  einün,  dem  3.  402 
angefahrten  Pnl.  170  läßt  sich  auch  ein  probabler  Qrund  da- 
für beibringen.  Dazu  muU  ich  aber  ausfllbrUcher  auf  ihn  ein« 
gehn.  Graeven ,  der  ftlr  PaLoa  üv  Ha.  beschreibt,  berichtet 
nimlich,  daß  am  Anfang  eine  Anfsählong  von  Flutarchs  er- 
bolbien  Schriften,  sodann  den  verloreneu  (also  der  Lumprias- 
katalog) nteht.  Dif-tp»  Verzeichnis  entspricht  so  gcnan  dem 
von  Treu  im  Lanipriaskatalog  S.  21  beschriebenen  des  Marc. 
186,  daß  wir  es  da  Eom  mindesten  mit  einer  Copte  desselben 
von  Plunudes  im  Marc  4B1  geschriebenen  Originals  zu  tuii 
haben  (C  bei  Treu  S.  31  ff.).  Die  Aehnlichkeit  geht  noch 
weiter:  Auf  den  Katalog  im  Pal.  folgt  ein  Verzeichnis  von  &0 
Schriften  ale  im  Ms.  enthalten,  nämlich :  1 — 21,  38.  33.  52, 
30,  31,  39,  34,  65  und  dann  die  wirklich  vorhandnen  (s.  S.  402). 
Auch  dieses  Verzeichnis  hat  der  Uurc  186.  Treu  spricht 
zwar  nnr  im  allgemeinen  davon,  er  bezieht  sich  auf  Schaefcr, 


•^  BDtUner  iihil.  Wodienwhrlft  1«,  S.  TM,  707,  826  und  Philologoi 
SD,  8.  427  IT. 

**)  Vom  Laur.  80, 89  direkt  hiagt  vielleicht  Ambr.  B  19  ab  aw 
dem  17.  Jk.  Inhalt:  1»,  20,  A&,  M.  Der  Cvdox  iit  wertloa,  ••  Treu  III,  df. 
Naho  iteht  ihm  irohl  audi  der  noch  aivbt  voigliobne  [jaur.  i9,  7  aas 
U.  Jh.  (Budini  a  SM  f.),  dw  M,  6tf>  2U.  W,  64,  07,  &t  bat 


406  Hani  Wegeh&upt, 

Commentatio  de  libro  Titarum  X  oratonim ,  Dreadec  1844. 
Schaefer  behandelt  S.  19—21  den  Marc,  uod  führt  ala  26-, 
46.,  47.,  50.  Schrift  des  Index  dieselben  an,  die  auch  im  In- 
dex des  Pal.  an  den  Stellen  stehn.  Der  Marc.  186  enthält 
aber  keine  Moralia.  Für  den  Pal.  oder  vielmehr  seinen  Vor- 
(^ger  folgt  aus  diesem  Verzeichnis,  daß  die  Schrift  31  hin- 
ter 67  weggelassen  werden  konnte,  weil  sie  ja  schon  vorher 
da  stand.  Dieser  ßrnnd  kann  nicht  mehr  geltend  gemacht 
werden  für  den  Tat.  1018  (s.  S.  395),  in  dem  31  auch  fehlt. 
Ich  kann  aber  Über  das  Verhältnis  dieser  Has.,  zu  denen  noch 
Amhr.  195  gehört  *°),  nicht  weiter  sprechen,  ohjae  die  nächste 
größere  Gruppe  zu  berücksichtigen,  die  in  naher  Verbindung 
zu  der  unsrigen  steht.  Vorher  jedoch  müssen  wir  die  Zusam- 
mensetzung dieses  kleinen  Corpus  56,  57,  64,  67,  31  näher 
ins  Auge  fassen.  Es  zerfällt  in  zwei  Schriftenpaare  und  einen 
Appendix.  Die  beiden  Paare,  die  jedes  in  sich  inhaltlich  ver- 
bunden sind,  haben  mit  einander  und  dem  Appendix  nichts 
za  tun.  Und  wir  finden  sie  auch  getrennt,  64,  67  z.  B.  in 
der  Handscbriftengruppe  Urb.  98,  Marc.  511,  Ambr.  89,  die 
andern  beiden  für  sich  oder  vielmehr  in  eine  andere  Gruppe 
aufgenommen  im  Barberinus  und  seinen  Verwandten  (s.  unten 
S.  407  ff.).  Kommt  aber  einmal  eine  der  Schriften  ganz  allein 
vor,  80  läßt  sich  fast  immer  nachweisen,  daß  das  nur  an  der 
Handschrift,  nicht  an  der  Tradition  lie^t.  So  genügt  z.  B. 
der  schlechte  Rhedigeranus,  um  für  die  Schriften  des  Par.  1675 
die  nachträgliche  Auslassung  von  57  glaubhaft  za  machen 
\S.  395,  Anm.  22  und  404,  Anm.  41). 

Die  Trennung  der  beiden  Paare  ist  auch  im  Corpus  Pla- 
Budeum  vollzogen.  Wir  müssen  also  untersuchen,  ob  wir  sie 
in  andern  Zusammensetzungen  wiederfinden ,  die  für  die  Eab- 
stehung  des  Planudeums  als  Qrundlage  dienen  konnten.  Wir 
richten  unsern  Blick  zuerst  auf  das  zweite  Paar,  das  seltsa- 
merweise im  Corpas   nicht    geschlossen    auftritt.     Die  Quelle 


**)  Seine  Verwandtschaft  mit  Pa.1.  170  ergiebt  sich  ko»  dessen  In- 
dex. Auch  die  Leaarten  bestätigen  das.  a.  Paton  I,  xvm  f.  Auffallend 
ist,  daO  Sehr,  bb,  die  im  Ambr.  zwischen  6  und  7  steht,  im  P^.  auf 
den  Torgehefteten  Blättern  steht  and  im  Ver&eicbaia  fehlt  (Paton  1,  x  f.). 
Ea  darf  aach  nicht  unerwähnt  bleiben,  daß  die  im  Ambr.  von  andrer 
Hand  aachgetragnen  4  letzten  Schriften  dem  Pal.  gani  fremd  sind. 


I 
I 


I 


Beitrlge  nu  Text^aaefaioU«  dor  Jf oralis  PlDt^rdM.  407 

dieser  Trennunf^  l3ßt  sich  ftiu  iiiiverni  HandHclirifU-nbeMtand 
xwar  iiichL  mit  Sicherheit  mgen,  nWr  inch  uiit  WfthrBchfiif 
lichkeit  Termiitea.  Wir  trafen  65  acboii  neben  61  im  Harl. 
5612.  Sclir.  60  findet  sich  mil  G8.  69  vereint  im  Par.  1675. 
Vat.  lÜlS  und  andern  "),  t>6  mit  64,  07.  68.  (i9  im  Par.  1957, 
lodaß  auch  hier  eine  klvine  Gruppe  unbenommen  wonlen  muß, 
und  so  ist  der  Gestand  des  Ploaiideunis  vorbereitet.  Zu  be- 
achten ist  dab»,  daß,  dft  ein  inhaltlicher  Zusammenhang  in 
64—69  nicht  besteht,  von  einer  selbstAadiffen  Ordnung  durch 
Planudea  bier  nicht  die  Hede  sein  kann.  Daß  der  Test  dieMr 
Schriften  die  Annahme  billigt,  7^igt  das  Stemnia  Pstons  fttr 
Sehr.  68,  iiacli  dem  Par.  U).')7  mit  dem  Pian.  aus  eint-r  Quell« 
gefloneo  ist.  Und  m  erklärt  m  aicli  auch,  daß  bei  Patoo 
der  Vaf-  1013  als  Codex  des  Planudeum»  gilt  Weit  leichter 
zu  vt-ratubti  ist  die  Kinfll^ung  in  dos  Corpus  bei  dem  andern 
Sebrifbeupnare  56,  57.  Diese  konnten  sich  ve^en  des  hislcH 
riachen  StoffV-s  leicht  mit  50—131  Tvrbinden  (59.  60  allein  im 
Uarc-  250,  Auibr.  82"),  59-61  alluio  im  Ambr.  195),  wo 
dann  di«  Angliederung  von  G2  nicht  fum  lag.  Auch  für  63 
läßt  »ich  «ina  inhaltliclie  Acbrilichkeit  ni«hb  von  der  Hand 
weisen.  Die  EinfOguofc  von  58  dee  Inhalts  wet(«n  ist  unwatir- 
aehunlich.  56—61  allein  hat  der  Pal.  i;<J  mid  Uarl.  5(>92  "). 
Wenn  vir  nun  daraufhin  unsere  H^s.  verhSren,  so  kfinaea 
wir  auch  hier  mit  einigen  klasflischeo  Zeugen  hefirinnen.  Da 
ist  Par.  1957  (S.  399)  mit:  56,  57.  58;  dann  der  Barb.  U,  3, 
dea  PatüQ  I,  XII  fdr  die  Kritik  der  Moral  la  herangexogco  hat 
£r  ist  aus  dem  12./U.  Jb.  und  enthält:  5.  7.  9.  10,  11.  13, 
1*.  16-19.  52,  56-60,  3,  8,  15.  20.  21,  4,  69.  6,  13,  57, 


**)  PSr  die  Kritik  und  solehfl  ^gBaiomCDblUiKe  *dn  Wichtigkeit, 
dab«!  geUo  t«h  da*  Sbrig»  Hat«nul:  Pnl  I7(t.  ütktc  250,  Vind.  li, 
Laar  &•),  2.  Pie  Ztiaainuiengehflrigkeit  Jai  Marc.  'iW  und  Pal.  HO  in 
die*en  Scbrift«ti  Mint  PUoa  I.  XTI  f. 

")  l>ie  UvUrliafcruBx  'on  Ö9,>V)  verfolgt  Treu  in  Pbilotofp»  <7, 
S.  St?  ff.  Er  lei^  daO  Mwc.  S.>0,  Ambt.  82,  Horl.  S6I2  (nUa  «tobl 
auch  Pal.  170.  Ambr  lÜ,  Laur.  S6, '24|  ei»«  vom  PUnadputn  f;o*on<laTt« 
U«b«rIiff<-ruiiK  dimor  Kchriftea  babon.  DaKU  nthßtt  «in  Par.  '2078  au 
d4m  IS.  Jh  ,  dor  ion  Plutar^  nur  diwe  Sobrift«»  hat  {*.  aueh  B^rnor- 
daki«  T.  xit) 

•*)  'Zum  Bari.  W92  H^hBrt  I.nur.  66.  St  aus  dem  16,  Jh.  (Beraar. 
dakia  I.  Xl)  mit  dea  Scbrifleo  b9,  60,  GS,  i2,  und  dec  Ambr.  A  Sl  wp. 
(«.  Treu  111,  18)  aus  dna  V\  JL,  der  bd,  60,  bH  anthUt. 


408  EauB  Wegehaupt, 

34,  59,  29,  64,  1,  2,  67.  Die  Schriften  57  und  59  kommen 
zweimal  vor,  ein  Beweis,  daß  epäteatens  hinter  12  eine  neue 
Vorlage  begann.  Die  Schriften  58  fr.,  59,  57  hat  der  kleine 
Par.  1678  aus  dem  12.  Jh.,  den  Bemardakis  (I,  xn)  benutzt 
bat.  Sehr  vollständig  enthalten  die  Gruppe  der  Lanr.  56,  2 
(S.  403)  ond  Vindob.  74,  den  ich  S.  410  genauer  vornehmen 
muß.  Er  stimmt  genau  mit  dem  Lanr.  56,  2  bis  zu  der  Stelle, 
wo  dieser  mit  dem  Harl.  5612  zu  gehn  anfängt.  Für  das  Ab- 
brechen der  alten  Vorlage  im  Laur.  spricht  noch  der  Um- 
stand, daß  69  fragmentarisch  endet.  Weiter  sind  hier  zu  nennen 
Vossianns  2  aus  dem  15.  Jh.,  den  nach  Wjttenbach  Demoulin 
benutzt  hat  (Inhalt:  51,  56,  57,  59,  60,  31,  28,  8,  18,  34, 
61,  62,  7,  9,  11,  17,  15,  10,  22);  und  der  Marc  427,  der 
von  Bemardakis  vei^lichen  ist  (S.  XXXYIH  ff.).  Er'stammt 
aus  dem  14.  Jh.  und  hat  folgende  Schriften :  3 — 10,  19,  11  fr. 
von  einer  Hand,  von  andrer  56,  57,  58,  59  fr.,  34,  28,  35, 
52,  31  fr.  **)  Der  Codex  trägt  das  Qepr^e  der  Sammelhand- 
schrift in  reinster  Form.  Er  ist  deutlich  aus  3  Qnippen  zu- 
sammengesetzt, die  zufällig  alle  fragmentarisch  enden,  und  die 
wir  —  und  das  ist  sehr  wichtig  —  alle  auch  sonst  als  Grup- 
pen kennen.  Für  die  dritte  werde  ich  das  gleich  ausführlich 
zeigen.  Endlich  finden  sich  60—62/63—65  im  Vatic.  1013, 
61—63  im  Laur.  80,  21.  {Ueber  den  Laur.  siehe  S.  403.) 
Die  Schriften  62  und  63  gehören  übrigens  zu  den  am  spär- 
lichsten in  unsem  Hss.  überlieferten ;  daraus  erklärt  sich  die 
späte  Angliederung  an  die  Gruppe.  So  könnten  wir  also  für 
die  Schriften  56 — 69  die  Entstehung  des  Planudeums  wobl 
verstehen  und  belegen. 

Bin  der  Gruppe  56,  57,  64,  67,  31  analoges  Bild  bietet 
uns  die  nächste  Gruppe,  der  wir  uns  zuwenden.  Es  giebt 
eine  kleine  R«ihe  politischer  Schriften:  28,  35,  30,  und  eine 
Reihe  )lapa-(yiX\i.axa :  29,  34,  58,  zwischen  denen  58,  die  IIo- 
XiTixdc  Tiapay'(iX\iaxa  ^  leicht  das  Bindeglied  bilden  kounte. 
Eier  ist  die  üeberlieferung  reichlich  und  zweifellos.     Die  er- 

**}  Vielleicht  ist  ans  ihm  der  noch  nicht  verglichne  Par.  972  (15. 
Jh.)  abgeschriebeD,  der  nach  dem  Catal-  Bibl.  Reg.  von  Geors-  Hermo- 
n^miiB  geschrieben  ist,  demselben,  der  Voss.  2  copiert  hat.  Er  enthält 
11,  56,  57. 


Beitrfige  zur  Teztgeschichte  der  Moralia  Plntarcba.  409 

ste  Gruppe  allein  hat  der  alte  Marc  250  (s.  S.  899),  die 
zweite  allein  der  Marc.  511  (S.  397  f.).  Aber  in  den  beiden  zum 
Marc.  511  gehörigen  Codices,  ürb.  98  (S.  401)  und  Ambr. 
Q  89  (S.  398),  finden  sieb  schon  die  Schriften  35,  28  der  an- 
dern Reihe  vor,  und  in  ihnen  erfährt  die  Gruppe  auch  eine 
Erweiterung  von  zwei  inhaltlich  nicht  hinein  gehörenden 
Schriften,  52  und  65.  Sie  stehn  auch  schon  im  Marc.  511, 
aber  dort  noch  durch  andere  Schriften  von  unserer  Gruppe 
getrennt.  In  ihrer  vollen  Zusammensetzung  und  noch  um 
8chr.  31  vermehrt  tritt  uns  das  Ganze  von  9  Schriften  ent- 
gegen im  Ambr.  195:  28,  35,  52,  30,  31,  29,  34,  58,  65  und 
nur  mit  einer  Verschiebung  von  58  in  dem  erwähnten  Index 
des  Pal.  170  und  Marc.  186  (S.  405).  Hier  sei  mir  gestattet, 
eine  Vermutung  eiiuuschalten.  Wir  hatten  die  Zusammen- 
gehörigkeit des  Pal.  170  mit  dem  Pal.  153  constatiert  (S.  405). 
Nun  gingen,  wie  Egenolff  berichtet,  im  Pal.  153  oder  wohl  in 
seiner  Vorlage  8  Schriften  voraus ,  da  56  die  alte  Nr.  9 
tr^t.  Streichen  wir  aus  der  Gruppe,  sowie  sie  im  Ambr.  195 
steht,  die  Sehr.  31,  die  ja  im  Pal.  noch  folgt,  und  setzen  die 
tlbrigen  8  Schriften  vorne  ein,  so  wäre  vielleicht  damit  der 
Inhalt  der  Hs.  oder  ihrer  Vorlage  wiederhergestellt  und  das 
Band,  das  die  beiden  Palatini  mit  einander  verknüpft,  ein  sehr 
enges  geworden. 

Doch  wir  wollen  nach  dieser  kleinen  Abschweifung  wie- 
der auf  den  Boden  der  Tatsachen  zurückkehren!  Noch  in 
mehreren  Hss.  können  wir  die  Trümmer  der  gewonnenen 
Gruppe  verfolgen,  so  im  Ambr.  82  die  letzten  6  Schriften. 
Auch  dieser  Codex  setzt  sich  somit  aus  3  Teilen  zusammen, 
die  uns  sonst  schon  bekannt  sind ,  wie  der  oben  erwähnte 
Marc.  427  (S.  408),  der  ebenso  im  letzten  Teil  diese  Gruppe 
bringt").  Auch  im  Vat.  1013,  der  ja  in  dieser  Partie  dem 
Pal.  170  nahe  steht,  müssen  wir  die  Reihe  erwarten.  Und 
in  der  Tat  stehn  hinter  den  Ethica  bei  ihm  29,  58,  52,  we- 
nige Schriften,  doch  genug,  um  die  Abstammung  erkennen  zu 
lassen.  4  von  unsern  Schriften  hat  auch  der  Par.  1675,  näm- 
lich 52,  65,  58,  34  "). 

**)  Seine  UebereinatimmDUg    mit  Ambr.  82  bat  Bemordakis  tchon 
gesehn. 

")  Der  Cuiioaität  halber  sei  erwähnt,   daß  in  dem  Uaterial,   das 


410  Hans  Wegehftnpt, 

Wenn  wir  aber  versachen,  aus  diesen  Daten  die  Ordnung 
der  genannten  Schriften  im  Flanudeum  zu  erklären,  so  ver- 
aagen  die  uns  bis  jetzt  bekannten  Has.  vollständig.  In  dieser 
Ueberlieferung  fehlen  32,  33,  35-39.  Nach  der  bisher  an- 
gewendeten Methode,  dass  wir  von  den  Hss.  ans,  die  älter 
als  Planudes  sind,  die  Gruppen  vor  unsern  Augen  entstehen 
lassen,  führt  uns  für  diese  Gruppe  kein  Weg  zu  Planades. 
Das  muß  ausdrücklich  festgestellt  werden.  Ja  für  die  Schrif- 
ten 24—27,  32,  33,  36,  39,  vielleicht  auch  für  23,  37,  38 
fehlt  uns  überhaupt  eine  Handschrift  der  Moralia,  die  älter 
als  Planudes  ist.  Deswegen  sind  wir  für  diesen  ganzen  Teil 
des  Corpus  von  23 — 39  gezwungen,  uns  an  jüngere  Vertreter 
zu  halten.  Dabei  kommt  uns  das  zu  statten,  was  wir  bis 
jetzt  festgestellt  haben.  Denn  wenn  ein  Codex  in  einem  oder 
mehreren  Teilen  eine  vom  Flanudeum  unabhängige  und  uns 
als  Torplanudeisch  bekannte  Schriftenfolge  zeigt ,  dann  ist  es 
nicht  unmöglich ,  daß  in  dem  mit  dem  Corpus  übereinstim- 
menden Teile  keine  Abhängigkeit  von  diesem,  sondern  gleich- 
berechtigte Verwandtschaft  vorliegt.  Hier  muß  die  Textkritik 
einsetzen,  die  allein  Sicherheit  bringen  kann,  aber  auch  bringen 
muß,  eben  weil  wir  für  die  meisten  Schriften  dieser  Partie  auf 
diese  jungen  Hss.  und  das  Corpus  angewiesen  sind.  Die  in 
Frage  kommenden  Codd.  sind  Vat  1013,  der  uns  schon  so 
viel  beschäftigt  hat,  mit  dem  Laur.  80,  21  (S.  395  nad  403). 
Dann  der  schon  erwähnte  ürbin.  99  (S.  404)  und  der  Vin- 
dob.  74.  Die  Handschrift,  nach  Wjttenbach  aus  dem  15. 
Jh.,  ist  von  Treu  III,  6  beschrieben.  Die  Reihenfolge  der 
Schriften  ist:  22—27,  1,  28—33,  20,  34,  3—19,  21,  56—61, 
36,  35,  65,  62,  66,  69,  von  57  und  36  nur  die  erstes  Reden. 
Der  Teil  des  Codex  von  56  an  ist  schon  besprochen  S.  408. 
In  ihrer  ersten  Hälfte  stimmt  die  Hs. ,  wie  Treu  zeigt,  mit 
dem  Vindob.  75  aus  dem  15.  Jh. ,  der  die  Schriften  24—27, 
1,  28,  29,  2,  30,  31,  7—17  enthalt.     Hier  schließt  alsoLaur. 


der  mteBten  deutschen  PlatarchOberHetziiDg,  der  von  Michael  Herr 
(Strasburg  1535),  su  Urnnde  liegt,  eich  darch  AuflOsang  der  wohl  vom 
Uebersetset  hcrrfibreDdeo  Ordnung  (b.  Treu  I,  xvii)  eine  Hi.  hentellen 
l&ßt,  die  unsere  Qruppe  enthält:  1,  2,  4,  5,  7.  8—11,  16, 17,  19'28,  85,  29, 
84,  58,  65/il3,  47,  7S  fr. 


Beitrfi^  zur  Textgeschicht«  der  Moralia  PlntarcbB.  411 

56,  2  genau  an.  Und  so  dürften  auch  wohl  der  MatritenBis 
(S.  400)  und  trotz  der  sehr  bunten  Reihenfolge  der  Neapo- 
litauus  ebenda  ihren  Platz  finden.  Weiter  können  wir  wegen 
der  Dürftigkeit  des  Materials  nicht  gehn  und  müssen  der  Text- 
kritik es  überlassen,  festzustelieu ,  ob  hier  parallele  Ueberlie- 
ferung  ist  den  genannten  Handschriften  oder  Abhängigkeit  vom 
Plaoudeum  vorliegt. 

Werfen  wir  nun  im  Ganzen  noch  einmal  einen  Blick  auf 
das  Corpus  Planudeum,  so  zerlegt  sich  uns  die  grosse,  unge- 
ordnete Masse  der  Schriften  in  eine  Reihe  von  Gruppen,  also 
etwa  die  folgenden :  1—22,  23—39,  40—50,51—54"),  55— 
63,  64 — 69.  Das  ist  eine  Möglichkeit  von  vielen,  mehr  kann 
and  soll  es  zunächst  nicht  sein.  Das ,  worauf  es  dabei  an- 
kommt, ist,  dass  das  Corpus,  wie  ja  auch  schon  auf  anderem 
Wege  gezeigt  worden  ist,  im  Verhältnis  zu  den  Qbrigeu  Hss. 
seine  Stellung  für  die  Textkritik  je  nach  der  in  Frage  ste- 
henden Schriftengruppe  wechselt. 

Ehe  ich  aber  schließe,  muß  ich  noch  einmal  auf  die  AI- 
dina  kommen,  deren  Entstehung  nns  Treu  ^^)  kennen  gelehrt 
hat.  Ich  setze  ihre  Reihenfolge  zum  Vergleich  mit  den  Hss. 
her:  2,  6,  15,  7,  3,  5,  16,  18,  1,  22,  29,  34,  31,  21,  59,  60, 
33,  20,  62,  69,  68,  51,  61,  40,  48,  64,  43—46,  32/4,  55,  8— 
14,  17,  19,  56,  57,  36,  28,  35,  52,  30,  58,  65,  38,  53,  27, 
24,  47/28,  37,  39,  41,  63,  66,  26,  67,  25/77,  42,  49,  50/78/ 
70 — 76.  Von  4 — 47  ist,  wie  Treu  bewiesen  hat,  der  Ambr. 
195  die  Vorlage  gewesen,  für  70 — 76  und  wie  ich  glaube  77 
der  Cod.  Par.  1675.  Die  dazwischen  liegende  Reihe  42,  49,  50 
kennen  wir  aus  dem  Vat.  1013,  78  geht  auf  Vind.  72  zurück. 
Für  den  ersten  Teil  aber  bis  32  hat  unsere  Untersuchung 
keinen  neuen  Anhaltspunkt  gegeben.  Wir  haben  im  Anfang 
einen  Ansatz  zu  systematischer  Reihenfolge  vor  uns,  die  uns 
also  nichts  nützen  kann.  Dann  kommt  nur  noch  einmal  die 
nns  bekannte  Gruppe  43 — 46,  die  uns  einen  Fingerzeig  geben 
könnte.     Jedenfalls  aber  ist  es  höchst  unwahrscheinlich,    daß 


'■^\  51  hing  vielleicht  an  50,  Ober   die  S  folgenden  habe  ich  keine 
probable  Vennutang-    55  steht  im  Vat.  1013  vor  56. 
")  III,  15—30. 


412  Hans  W«gehaDpt, 

ein  dem  Plauudeum  zugehöriger  Codex  da  als  Grundlage  ge- 
dient habe,  wie  Paton  I,  XV  will,  der  die  Aldina  dem  Vat.  139 
nahe  verwandt  sein  läßt.  In  dem  Stück  hinter  dem  Ambr. 
(23 — 25)  dürfen  wir  aus  der  Reihenfolge  der  Schriften  nicht 
viel  fflr  die  Erschließung  der  Quelle  er"hoffen,  weil  da  jede 
vorhanden  gewesene  Ordnung  dnrch  die  Ausscheidung  der 
schon  gedruckten  Schriften  zerstört  sein  kann. 

Von  Handschriften  habe  ich  our  eine  gefunden,  die  durch 
systematische  Anordnung  der  Schriften  ihre  Herkunft  in  Dunkel 
hQllt,  einen  noch  nicht  verglichenen  ürbiü.  100  aus  dem  J. 
1402  (Stomajolo  S.  153  S.).  Er  enthält:  52,  1,  55,  2,  15, 
6,  8,  3,  5,  7,  16,  11,  46,  13,  9,  12,  24,  65,  17,  10,  14,  21, 
47,  4,  18,  57,  58,  29,  22,  19,  20,  28,  30,  32,  27,  35,  36, 
37,  33,  34,  48,  49,  54,  56,  63,  WjjcpfoiweTa  icepi  At]Iioo*£vous,  64, 
42 — 45,  59.  Hier  ist,  besonders  bis  29,  eine  gewollte  Ordnung 
zu  sparen;  nachher  versagt  sie  allerdings  oft.  Dagegen  ver- 
stehe ich  gar  nicht  die  Ordnung  des  Codex  Par.  2076,  von 
dem  Paton  II,  v  f.  nachgewiesen  hat ,  daß  er  direkt  oder  in- 
direkt aus  dem  Ambr.  195  stammt.  (Auch  Demonlin  arteilt 
ähnlich.)     Er  ist  aus  dem  15.  Jh.    und   hat  die  Reihenfolge : 

I,  48,  27,  47,  61,  31  fr.,  29,  10,  55,  64  fr.,  52,  6,  19, 
16,  9,  38,  24,  8,  20,  7,  17,  65,  36,  57,  3,  4,  12,  21,  30,  14, 

II,  13,  28.  Hier  erinnert  nur  48,  27,  47  an  die  Vor- 
lage ;  wie  diese  Um-  und  Unordnung  zu  erklären  ist ,  weiß 
ich  nicht.  SchließHch  fQhre  ich  noch  den  Laur.  80,  30  aus 
dem  15.  Jh.  an,  in  dem  die  Schriften  59,  51,  37,  42,  39,  54  stehn 
(s.  Maller  and  Bemardakis),  und  den  von  Demoulin  benutztea 
Ambr.  H  113  mit  den  Schriften  31,  82,  der  nach  Demoulin 
nicht  mit  dem  Flanudeum  zusammenhängt. 

Wir  stehn  am  Bnde  der  Betrachtung,  Wohl  ließe  sich 
noch  manches  hinzufügen,  aber  das  bleibt  besser  Eiazelänter- 
suchongen  vorbehalten.  Für  die  Geschichte  unserer  Plntarch- 
Qberlieferung,  besonders  des  Corpus  Planudeum,  hat  sich  ja 
nur  ergeben,  was  einfache  üeberlegung  forderte,  nämlich  daß 
Planudes  seine  Sammlung  aus  Handschriften  zusammengestellt 
hat,  so  gut  wie  der  Redaktor  des  Vatic.  1013  und  anderer 
größerer  Corpora.    Aber  auch  fast  alle  andern  sind  Sammel- 


Beiträge  lur  Textgeacbichte  der  Moralis  FlatarcbB.  413 

haiidschriften  ganz  kleiner  Gruppen  oder  einzelner  Traktate. 
Je  weiter  wir  zurückgreifen ,  desto  größer  wird  die  Zahl  der 
Elemente,  in  die  aich  die  erhaltne  Masse  der  Moralia  auflöst. 
Und  hier  endlich,  an  den  Quellen  des  großen  Stromes  der 
Ueberlieferung,  aber  auch  nicht  eher,  begegnen  uns  einzelne 
Gruppen,  die  mit  dem  Lampriaskatalog  zusammengestellt  wer- 
den können.  Er  hat  56  und  57  verbunden ,  bei  ihm  stehn 
11,  12,  10,  13  unmittelbar  nebeneinander.  Von  Plutarchs 
Moralia  gab  es  ja  keine  Ausgabe,  sondern  sie  existierten  im 
Altertume  einzeln  und  in  kleineren  Gruppen.  So  gewinnt  die 
Vermutung  Treus  Aber  den  Lampriaakatalog  eine  Stütze  in 
unserer  Ueberlieferung. 

Wichtiger  aber  ist  daa  Resultat  für  die  Kritik.  Die  viel- 
fach verschlungnen  Wege,  auf  denen  die  Handschriften  mit 
einander  verbunden  sind,  ergeben  eine  solche  Fülle  von  stets 
verschiedenen  Handschriften  Verhältnissen,  daß  eine  hohen  An- 
forderungen entsprechende  kritische  Ausgabe  der  Moralia  aller- 
dings als  eine  riesengroße  Aufgabe  erscheint,  deren  Lösung 
wir  wohl  nicht  so  bald  erhoffen  dürfen.  Welche  Schwierig- 
keiten den  sorgsamen  Herausgeber  im  einzelnen  noch  erwarten, 
das  zeigen  besonders  die  Spezialausgaben  von  Paton.  So  wie 
er  es  sich  zum  Ziel  gesetzt  hatte ,  die  Ueberlieferung  der 
'Hdtxä  zu  kHren,  so  muß  es  ffir  die  andern  Gruppen  auch 
geschehn.  Und  es  war  der  Hauptzweck  dieser  Untersuchung, 
auf  Grund  einer  möglichst  vollständigen  Zusammenstellung 
des  handschriftlichen  Materials  in  geeigneter  Gruppierung 
einige  neue  Richtungspunkte  zu  geben  für  die  Angriffe  der 
Textkritik  auf  die  Masse  der  Codices,  in  denen  uns  Plutarchs 
Moralia  überliefert  sind. 

Cuxhaven.  Hans   Wegehaupt. 

Einer  Reise  nach  Italien,  die  ich  nach  Abfassung  dieses 
Aufsatzes  gemacht  habe ,  verdanke  ich  außer  der  Kenntnis 
mehrerer  neuer  Manuscripte  eine  Reihe  von  Zusätzen  und  Be- 
richtigungen zum  handschriftlichen  Material.  So  fängt  z.  B. 
im  Barber.  H,  3  tatsächlich  ein  neuer,  sogar  noch  älterer  Teil 
hinter  Sehr.  12  an  (s.  S.  408).  Die  Veröffentlichnng  dieser 
Zusätze  soll  baldmöglichst  erfolgen. 

Düsseldorf,  August  1905.  H.   W. 


XXI. 

Eine  neue  Properzhandschrtft 


Iq  Band  69  deti  Neuen  Lsasitzischen  Magaziiis  verSfienb- 
lichte  Feper  ^ine  Abhandlung  über  eine  in  der  Bibliothek  der 
oberlaasitzischen  Gesellschaft  der  Wiaaenschaften  aufgefundene 
Frofwrzhandschrift.  Der  Verfasser  gibt  zunüchat  eine  Beschrei- 
bung des  Codex  und  nach  einer  Wertbestimmung  eine  Colla- 
tion des  ganzen  ersten  Buches  des  Properz  und  eise  Auswahl 
wichtiger  Stellen  aus  den  Übrigen  BQchem.  Mit  dieser  Hand- 
schrift habe  auch  ich  mich  eingehend  beschäftigt  and  in 
meiner  Dissertation  De  Properti  codice  Lusatico,  Marburg  1899 
die  AuafQhruQgen  Fepers  Terrollständigt.  Ich  habe  dort  noch- 
mals eine  ausfOhrliche  Beschreibung  der  Handschrift  gegeben, 
kann  also  wohl  hier  darauf  verzichten  und  mich  auf  einige 
kurze  Notizen  beschränken. 

Die  Handschrift,  Lusaticus  genannt,  ist  eine  Fapierhand- 
Bchrift  in  Oktavformat  und  enthält  auf  73  Blättern  in  sau- 
berer, gut  leserlicher  Schrift  den  ganzen  Properz.  Wie  alt 
der  Codex  ist,  kann  nicht  genau  bestimmt  werden.  Zwar 
findet  sich  als  Unterschrift:  padue  1469,  doch  beweist  dies 
nicht  viel  för  das  Alter,  da  diese  Unterschrift  von  zweiter 
Hand  hinzagefQgt  ist.  Wahrscheinlich  ist  allerdings,  daß  der 
Lusaticus  ans  dem  15.  Jahrhundert  stammt,  doch  ist  immer- 
hin die  Möglichkeit  eines  etwas  höheren  Alters  nicht  aasge- 
Bcblossen. 

Dem  Zwecke,  den  Wert  der  Handschrift  darzulegen,  m^en 
die  folgenden  Bemerkungen  dienen.  Nach  genauer  PrQfang 
Amtlicher  Stellen  bin  ich  zu  folgendem  Resultat  gelangt.  Wir 
Aabeo  in  dem  Lusaticus  eine  aus  zwei  Vorigen  zusammenge- 


Panl  Kollier,  Kine  neue  ProperzhandHchrift  415 

stellte  Handschrift,  deren  eine  mit  dem  NeapolitaDus,  dem  an- 
erkannt  besten  Codex,  nächst  verwandt  ist,  während  die  an- 
dere in  einem  nahen  Verhältnis  zu  den  Handschriften  der  an- 
deren Klasse  D.V,A.F.  steht.  Mit  gutem  Verständnis  ist  diese 
Kompilation  ansgefllhrt,  so  daß  wir  allerdings  meines  Wissens 
in  keiner  Handschrift  so  viel  richtige  Lesarten  finden  wie  in  L. 

Dafür  daß  diese  große  Anzahl  richtiger  Stellen  auf  Be- 
Dutzang  zweier  Vorlagen  zurückzufahren  ist,  spricht  folgendes. 
An  etwa  400  Stellen,  wo  bisher  N  Singuläres  bot,  stimmt 
auch  L  mit  ihm  flberein  und  zwar  so,  daß  LN  an  255  Stellen 
allein  richtig  sind,  wahrend  sie  nur  an  35  Stellen  falsche  Le- 
sungen bieten.  Der  Rest  der  Stellen  bezieht  sich  auf  ortho- 
graphische Varianten,  und  auch  hierbei  haben  LN  häufig  gute, 
nrsprOngliche  Schreibungen  gewahrt.  L  geht  femer  mit  N(A)F 
zusammen  an  420  Stellen.  Auch  hier  stellt  sich  das  Verhält- 
nis Ton  richtigen  und  falschen  Stellen  zu  Gunsten  von  LNF, 
da  sie  dreimal  mehr  richtige  als  falsche  Lesungen  bieten.  So- 
weit die  Uebereinstimmung    mit  dem  Vertreter    der  Klasse  x. 

Untersuchen  wir  die  Fälle,  in  denen  L  mit  den  übrigen 
Handschriften,  y,  zusammengeht.  Auch  hier  ist  L  meisten- 
teils auf  Seiten  der  richtigen  Lesart  zu  finden ,  denn  an  243 
Stellen  bieten  LDVF  gegen  N  das  Richtige  und  irren  nur  an 
24  Stellen,  während  an  22  Stellen  entweder  beide  Lesarten 
sich  verteidigen  lassen  oder  beide  zu  verwerfen  sind.  Ferner 
auch  mit  DV  allein  wahrt  L  an  35  Stellen  richtige  Lesarten, 
denen  4  falsche  gegenüberstehen. 

Neben  dieser  verdächtigen  Uebereinstimmung  in  guten 
Iiesarten  mit  beiden  Handschriftenklassen  weisen  auch  noch 
folgende  Stelleu  auf  eine  Kompilation  hin.  Man  liest  z.  B. 
II.  3,  24  Ardridus  (suppunx.  m  1)  L ,  Ardidus  NF ,  Aridus 

r 
DV;  II.  25,  42  ditcis  L,  ducü  N,  dulcis  DV;  II.  29,  4  hoc 
(f  add.  m  1)  L,  hoc  NF,  hos  DV;  III.  12,  35  arctus  L,  arcus 
N,  artus  DV;  IV.  2,  34  Famor  L,  Fauor  N,  Faunus  DV ; 
und  anderes  mehr.  Aus  diesen  Stellen  ersieht  man  doch  deut- 
lich, wie  der  Verfasser  des  L  gearbeitet  hat.  L  fand  in  einem 
Vertreter  von  x  favor,  in  einem  Vertreter  von  y  faunus  und 
machte  daraus  faunor  a.  a.  w. 


416  Paul  EBhler, 

Noch  einige  Worte  Ober  die  Singulärstellen  des  L ,  die 
ja  bei  der  Beurteilung  einer  Handschrift  von  besonderer  Wich- 
tigkeit sind.  An  solchen  finden  sich  in  L  eine  große  Anzahl. 
Betrachten  wir  zunächst  die ,  in  welchen  L  allein  gegen  alle 
übrigen  Handschriften  das  Richtige  gewahrt  hat.  I.  18,  16 
deiectis;  II.  28,  35  rhombi;  III.  5,  6  era;  6,  3  Num;  9,  14 
miros;  22,  23  Clüumnus;  IV.  1,79  Di  (fort  ex  DU  corr. 
est);  1,  106  ümbra  ue  que;  1,  117  oiliade;  2,  35  etus ;  6,  25 
nereus;  7,63  Andromedeque ;  11,29  trophea  d^cori.  Hierzu 
kommen  noch  die  Stellea,  an  denen  die  Lesung  des  L  auch 
von  den  zweiten  Händen  anderer  Handschriften  gestützt  wird: 

I.  3,  7  spirare  N  mg.  m  2  Fm  2  Vm  2;  9,  4  guouis  Vm  2 ; 

II,  1  JEcquis  Fm  2;  20,  4  minuis  Lm  1  tninyüs  Vm  2;  IL 
6,  5  deletas  Fm  2  Vm  2;  18,  16  memnone  Vm  2  corr.;  28,  16 
uenict  Vm  2;  31 ,  3  columnis  Fm  2  Vmg.  m  2;  UI.  1,  22 
rcddet  Fm  2  Vm  2 ;  3,  22  rostra  Fm  2  V  corr.?;  6,  25 
rhombi  V  corr.;  6,41  Quod  mihi  ei  Fm  2  V  corr.;  10,  17 
polles  Fm  2  V  corr.;  11,61  Curtius  Fm  2  V  mg.  m  2 ; 
16,  13  ambulet  V  corr.;  22,  1  annos  Fm  2  corr.;  IV.  3,  7 
bactra  Vm  1  in  ras.;  11,  43  Non  fuit  Fm  2;  11,  46  iitsigttes 
et  F  et  V  corr. 

Dieser  nicht  unbeträchtlichen  Anzahl  von  guten  Singular- 
stellen steht  nun  eine  große  Anzahl  von  verderbten  Stellen 
gegenüber,  welche  aber  nur  in  seltenen  Fällen  auf  Interpo- 
lation beruhen  und  meistenteils  geringe  Schreibfehler  und  Irr- 
tümer des  Schreibers  sind.  Auf  Interpolation  oder  willkOr- 
liche  Aenderung  scheinen  folgende  Stellen  zurOckzufQhren. 
L  8,  19  Ut  te  fclici pervectam;  IL  1.  51  Si;  IL  4,  23  munus; 
IL  13,  7  magna;  III.  18,  4  stracta  (c  suppunctum  est);  IV. 
1,65  Scandentes  asis  si  quis;  1,69  prostratus;  10,  18  aprico. 

Mein  Urteil  Ober  den  Wert  der  Handschrift  ist  demnach 
folgendes.  Der  Lusaticus  bietet  zwar  die  meisten  richtigen 
Lesarten,  trotzdem  kommt  er  dem  Neapolitanus  an  Wert  nicht 
gleich,  da  er  wesentlich  jünger  ist  und  dieses  eine  üeberlegen- 
heit  der  Kompilation  aus  zwei  Vorlagen  verdankt.  Diese  Vor- 
lagen müssen  aber  recht  gute  gewesen  sein,  wie  unter  anderem 
anch  aus  den  richtigen  Singulärstellen  zu  ersehen  ist.  Ver- 
m^e  der  Vereinigung  der  Vorzüge  beider  Handschriftenklassen 


Eine  neae  ProperzhaadBchrift.  417 

ist  der  L  am  besten  imstande,  mit  N  die  Grundlage  fQr  den 
Properztext  zu  bilden ;  denn  selten  nur  ist  es  nötig ,  zu  Les- 
arten der  übrigen  Handschriften  seine  Zuflucht  zu  nehmen, 
80  z.  B.  an  den  Stellen,  wo  K  fehlt.  Also  wenn  auch  keine 
hervorragende  Originalhandschrift,  ist  L  doch  eine  recht  brauch- 
bare TextqutUe ,  deren  Wert  för  die  Kritik  nicht  zu  unter- 
schätzen ist. 

Obwohl  meine  oben  erwähnte  Dissertation  schon  1899 
erschienen  ist,  hat  doch,  so  viel  ich  weiß,  niemand  außer  Birt 
in  seiner  Recension  des  Rothsteinschen  Properz  auf  den  Lu- 
saticüB  acht  gegeben.  Ich  möchte  daher  die  Äutinerksamkeit 
nochmals  auf  ihn  lenken ,  indem  ich  eine  genaue  Kollation 
der  Handschrift  mitteile.  Diese  enthalt  sämtliche  Stellen  des 
L,  insofern  sie  vom  Wortlaut  der  bei  Teubner  in  Leipzig  1885 
erschienenen  Textausgabe  von  Lucian  MtlUer  abweichen.  In 
der  Buch-  und  Qedichteinteilung  habe  ich  mich  an  die  I88O 
erschienene  Ausgabe  von  E.  Baehrens  aagescblosaen. 

Liber  primus: 
Propercii  Aurelii  natäe  Monohihlos  Incipit  felidter. 
I.  6  Improbus,  9  Minalion,  10  Seuiciam,  yasidos,  13 
eciam,  psüli,  14  archadiis,  17  nullas,  19  fallacia,  20  sacra, 
23  sydera  'l  amnes  {et  add.  m  2),  24  cytalinis,  25  Et,  quij 
Sero,  27  paciemur,  31  annuit,  32  Sitis  *  in  (<&•  ^  p.t  &  m  1), 
35  uitateim  (ex  uitatum  corr.  ml),  36  assueto ,  37  si  quis, 
38  referral 

IL  Ad  cynthiam. 

1  uitta,  2  choa,  3  orontliea,  7  tua  est,  9  guos,  sum  mit- 
tat, 11  formosius.  13  persuadent,  15  Leucippits,  16  telaira, 
(ad  V.  16  crux  in  mg.  posita  est),  17  Ida,  18  Euenit,  littori- 
hus  (sie  fere  semper),  19  Pkrigium,  20  ippodatttia,  22  appel- 
leis, 23  wlgo,  24  pudicicia,  25  ne  a  m  1  om.  add-  m  2,  26  si 
qua,  28  liram,  29  gracia,  versum  31  a  m  1  om.  add.  m  2  in 
mg.  32  sunt. 

III.  Ad   cinthiam. 

2  litioribus,  5  assiduis,  6  appidano,  9  bacho,  10  sera 
(s  ex  f  corr.  rad.  m  1),-11  eciam,  12  impresso,  thoro, 
13  corrcptnm  correptü  (expunx.  m  1),  14  ac,  16  et  arma  (r 
ex  corr.)  18  experte,  seuicie,  20  in  achidos  (postea  contract.), 
21/22  om.  ami  infra  add.  m  2,  22  cinthia,  23  soluebam  mi 
{gaudebam  m  2  in  mg.),  25  largicbar,  27  quociens,  duxit,  29  Ne 
qua,  33  Composifos,  34  thoro,  37  consumpsisti  (expunx.  m  i), 

Phllologu«  LXIV  (N.  F.  XVIII),  8.  27 


418  P>^nl  Köhler, 

38  hei,  39  perduca$t  improbe,  42  carmina,  45  tmpuZi/,  46 
lachrünas. 

IV.  Ad   Bassum. 
4  assueto,  seruicio,  5nicteidos,  6  Spartane,  Eermione,  Ssinai, 
9  Ne  dum,  12  basse  (6  exp  corr.  rad.  m  1),  13  co/or,  14  subtacita, 

HM 

15  ma^£  n  (^  (n  del.  m  1),  17  impune,  18  todfis  (supraacr.  m 
2),  19  Cynthialnec,  22  Differrd;  23  ATttWa*  (s  add.  m  1),  con- 

^etnpne^,  25  danno  (m  suprascr.  m  3  Tel  4),  27  no5^ri,  28 
gwera;^  (»■  add.  m.  1). 

V.  Ad   G  all  um. 

1  compesce,  3  meos  (t»  ex  corr.  et  raa.  infra),  6  tessalia, 
7  conlata,  8  solet,  9  ruis  (in  mg.  m  2  cwris),  nosfris,  12  al- 
ligat,   IS  j4A,    16  tibi,    23  twbilitas  (n  ex  m  corr.  rad.  m  1), 

r 

25  paua  (r  add.  m  2),  32  impune. 

VI.  Ad   Tullum. 
t 

1.  ueror  (id  quod  ami  supraacr.  est  mihi  e  esse  vide- 

tur),  2  egeo,  3  coripeos,  4  domos,  menonias,  5  complexe,  10 
irato,  12  J^,  si  jKis,  19  anteire,  21  nonjetas,  numquam,  22 
a/,  24  iocÄritnis,  29  natus  {t  ex  corr.),  32  Lidia,  34  c(,  pars 
eris,  35  si  qua,  imemor,  36  sydere. 

VIL  Ad  pontic  um. 

2  tristita  {t  eipunx.  ml);  v.  3  om.  a  m  1  m  2  infra 
in  mg.  add. ;  4  fata  (a  alt.  ex  corr.  m\  d-  ^=  et  fuisse  videtur), 
9  contentus,  fama  est,  13  assidue,  14  Eit,  16  Quod,  euiolasse, 
19  eomponere,  23  J/cc  (N  ex  ff  corr.  m.  1),  sepulchro,  24  no- 
si«»  (o  del.  m.  1),  25  contempnas. 

VIII.  Ad  C2/nthiam. 
1  Tu  ne,  2  gelyda,  iuUor,  3  quicumgue  est,    5  T  Tu  nc, 

a 

murmure  (o  supraacr.  ra  2),  6  indura,  7  ruinas,  9  Ä«6c;n« 
(rami),  10  uergiliis  (e  ex  i  corr.)  11  Acc  (j/"  ex  corr.) 
ti/rrhena,  funuis  (corr.  m  1),  harena,  15  de/ixum  (e  ex  i  corr. 

m  1),  injora,  17  jttodcumgttc,  18  Sit  {t  eipiinx.  m  1),  gala- 
thea,  19  peruectam,  20  ori/quos,  21  (fc  te,  22  lumine  uerba, 
(ad  T.  22  crux  in  mg.  posita  est),  2tj  attracijs,  concitat,  26 
Äi^ES,  mea  est. 

Vlllb.   cohaeret    superiori    elegiae. 

e 

27  erat,  manet  <&  {&  expunx.  m  1),  28  assiduas,  30  De- 
scit  (c  add.  m  2),  38  amara,  41  appoUo,  i2  cynthia j rara, 
mea  est,  43/44  om.  a  m  1  m  2  add.  aupra  in  mg.  44  mea  est, 

45  JT  A  ec  {h  del.  m  1  y.  d.  p.  id  eat  virgola  directa  posita), 

46  Istam  (m  del.  m  1). 


Eine  neue  PropenbuidKhrift.  419 

IX.   Ad   emulum   irrisorem. 

1  ttenturos  (o  in  ras.  ex  u  corr.  m  1),  irrisor,  3  adiura, 
7  lachrime-,  8  dicat,  10  amphioniae  (ex  amphioinae  corr.  rad. 
m  1),  11  mimerini  (ex  mimermi  corr.  m  rec),  13  tristis,  com- 

pone,  14  caue,  15  ^ot?,  23  facile,  24  t22a  (e  suprascr.  m  1), 
25  i^ec';  decipiat  {te  add.  m  1),  26  tua  est,  28  uigiliarc,   30 

assiduas,  anfüge,  31  ef  possint,  32  iVVc  dum,  34  ^«0(2  ({Jim 
anprascr.  m  2),  amore  j  levat. 

X.  Inscriptio   deeat,    qiiaiuquam   interralluiii  unius  versas  iti' 

ter  cedit. 

2.  lachrimis,  5  complexa,  8  medius  f  celo  (e  suppiuix.  m 

1),  11  est  {t  suppunx.  m  1),   concedere,    17  recentis,    19  gue- 

cumque,    21  Tu  cave   (u  post  T  iuiecit  m  2),    24  Neu  (N  ex 

S  corr.  a  m  1),  25  IrritcUa,  contempnÜur 

XI.  Ad  cinth  iam  (inacriptio  postea  addita  esse  videtur). 

2  Quaiacet,  littorihus,  3  thesproti,  4  miscents,  5  Nostra, 
adducere,  7  Ante,  nescio  quis,  10  Paruula,  11  teutantis,  inun- 

cr 

da,  14  intacito,  ättore,  compositam,  15  amoto,  17  prospecta 
{er  suprascr.  m  2),  esmihi,  18  timetur,  19  si  quid,  21  ^n, 
27  quamprimum,  28  dabunt,  30  ^A. 

XiZ.  cohaeret  auperiosi  elegiae. 
32  conscia  roma,   33  divisa  est,   34  hyppanis,  36  n«^   (c 
add.  m  rec),  39  non,  46  lachrimis. 

XIII.  Ad    Galium. 

t 

8  At  tu  ip?f  suas  non  ipse  ^uas  (expunx.  et  $  in  ^  corr. 
m  1),  4  nequit  veUt   (expunx.  m  1),    8  Incipis  j  <£^,   adire,    9 

n 

contenti  (m  add.  m  2),  11  vulgares,  compescet,  17  verbis,  19 
complewus,   21  kemonido,  salamonida,  24  in  etheis,  iugis,   25 

u 

omnis,  amantes,  27  passa  est,  28  adduci,  tuts  (u  add.  m  rec.1, 
29  digna  tß",    30  lede   (ex  Zf(?ie   con.  m  1    inter  scribendnm), 
34  lumine  (suppunx.  m   l),  35  quam^  36  quocumque. 
XIV.  Ad   din  item. 

2  vinas  (s  del.  ml  v.  d.  p.),  3  Unthres,  5  omne,  12  legitur  u 

rubris  (u  del.  m  1  r.  d.  p.),  15  gaudes  {t  add.  m  2),  18  menibus  (ex 
membris  corr.  et  ^  add.  ml),  19  meluit  metuit  (del.  m  1), 
20  thoro,  22  releuant  (e«  in  ras.,  etiam  a  fort,  ex  corr.  rclc- 
ttät  mg.  m  2),  24  vel,  mutiera  (ex  munere  corr.  m  2). 

XF.  4d   Cynthiam. 
■■i 

3  perido  {cl  suprascr.  m  2),  5  JEsf,  cofwjjwwerc,  9  ythaei, 
12  Bederat  I  iniusto,    14  i22a  (a  ex  e  corr.  m  1),  15  J.2pAe£i- 

27* 


420  Panl  EBhler. 

bota  {e  add.  m  1),  ulta  est,  17  esonidem,  18  hypsiphUe  (p  del.  m 

e 

I  T.  d.  p.),  19  Hysiphile,  27  Alt  perido  (c  suprascr.  m  1),  28 
Si  quid,  29  Multa,  32  tarnen  {men  in  raa.  vel  litura),  33 
Quam  tibi,  34  perßdia  est,  35  5i  $t(t(2. 

XKf.    fe  r6a    ianuae    conquerentis. 

a 

2  terpeie  (a  Eidd.  m  2),    3  lumitui,    4  lachrimis,    humida, 

c 

5  souxia  (corr.  m  1),  8  exclusts,  9  infamis,  12  Tuipior  (r 
add.  m  1),  serf*,  13  ifas  (H  ex  JV  corr.),  18  iam,  21  i^«iia 
Me,  22  Turpis  &,  irUepido,  himine  (corr.  ml),  23  sydera, 
plena,  25  sol  a,  26  (od^MS  (corr.  ml),  28  Per  cussas,  32 
lachrimis,  34  eephiro,  36  nungwa»»,  38  jra(o,  dicere,  tota,  42 
tmpressw,  45  si  guoe,  48  derna,  deferor. 

X  VII.  Ad   cy  nth  iam. 
2  adloquor,  3  casyope,  solito,  carinam,  4  littorej  vota,  cadunt, 
7  Ji^uiia  re,  8  Heccine,  aretta,  11  reponere,  13  JÄ,  15  Zcmims, 

17  circumdata,  19  s(  g-Mo,  26  choros,  (del.  m  1  v.  d.  p.),  28 
Uttorihus. 

XVIIJ.  Ad   cynthiam. 
2  eephiri,    3  impune   (ras.  supra  i,   accentua  eraaus  est.), 
9  carmina,    10  puelle,    11  fe«is  (ex  lenis  corr.  m  1),   Lumine 
(corr.  m  1),  16  turpiaj  siittt  (corr.  m  1),  lachrimis,  17  colore, 

18  mmWo,  19  s»  gwos,  21^ä,  22  nostris,  23  .4«,  «wod,  24 
Quern  solum  (m  del.  m  1  v.  d.  p.) ,  26  Jussaj  neque,  27  diuini 

Jontes,  31  guafücum^ue  es. 

XIX.  Ad   cynthiam. 
2  Necj  moror,  4  f^a;  cgwits,  5  tioster,  8  cecfs  (alteram  c  in 
ras. ;    c«^(S  vel  celts  vel  cefTs  ==  ceteris  fuerat),  10  Thessalus, 

II  dicar  (c  ex  r  corr.  m  1),  ymago,  13  veneant  =  renwani 
(aW.  e  ex  i  corr.  m  1),  18  lachrimis,  19  tuf  viva^  22  c,  24 
assiduis,  25  infer  hos. 

XX.  Ad   Galium. 

o 

4  mini««  (ex  minuis  corr.  rad.  m  1),  dixerat,  6  Thedro- 
damantheo  (corr.  m  1),  ardor  j  hile,   7  if«nc  (iV  add.  m  2  in 

mg.),  silue, '^littoris,   11  ^iwipÄarttm,    12  adriacis,    13  sm(, 

\  e    •  ri 

rf«ri,  15  in  /  oris,  17  pesage  (auprascr.  fort,  m  2),  19  preten- 

tis  {ri  add.  fort,  m  2),  labente,  22  coi}ij>osita,  regit,  26  sethus, 

27  capere,  29  seciurfiiMr  (c  add.  m  1) ,  30  sfltHO«e(,  31  cesset, 
orythie  (sed  y  ex  r  corr.  m  1),  32  A  dolor,  tmadrias  hinc  {a 

add.  m  1),  33  Hie  f  erat,  argarity  f  phege,  34  humdia  {i  del.  m 
1  T.  d.  p.),  thiniasin,  35  miüe,  37  irriguo,  38  Candida  (d  prior 


Eine  neue  PropenhandBchrifL  421 

ex  corr.  m  1) .  44  humerc ,  45  äriades,  49  responsa  sed,  50 
aura  l  refert  (l  del.  m  1),  52  nimpkis,  kylä. 

XXI.  cohaeret  Buperiori  elegiae. 

i 

1  Tu  j  gut,  3  Quid,  4  malicie  (corr.  m  1),  6  3e,  lachri- 
mis,  10  Montibus  j  e  truscis  (postea  contractum  eat). 

A      ^Xll.  Ad    Tullum. 
3  scpulchra,  '^romana,  (a  ex  o  corr.  m  1),  5  Sit,  S  Tuj 
nuUo,  9  supposita,  campo  (raa.  poat  o). 

Liber    Becundus. 
Propercii  Aurelii  naute  liber  secundus,  Ad  Mecenatem. 

e 

J.  3  appoUo,  6  facilis,  9  diois,  togis,  10  cAoo,  11  dedinat 
(c  anpra&cr.  m  2),    15  sive  est,    19  oUntpo,  20  Impositant,  21 

e  r 

-?rec,  22  Xersis,  30  J^f,  ptholomonei  (e  add.  m  2),  31  eyptwa 
(r  add.  m  2),_33  cathetm,  34  Acciaque,  35  Tc/  »wea,  contexe- 
rit,  36  sumptä  (raa.  supra  o;  ex  ^umpfam  corr.  m  1),  37  Te- 
seus,  39  flegreos,  43  fAauris,  44  «uftiera,  45  ««tsom^cä,  46  eo, 
49/50  om.  ami  auppl.  m  2  in  mg.,  51  Si  mihi  sunt  (ex  5t 
memini  corr.  m  1  et  crucera  poauit  in  mg.),  53  pereundum  est, 
sine  {u  ex  n  corr.  ,)  54  colchiacis,  aena ,  55  Üna  j  meos, 
57  aic !  in  mg.  m  1,  QO/enicis,  phillirides,  61  cresis,  63 
hemonya,  vulnus,  65  si  guis,  67  «mis,  68  assidtia,  70  Bra- 
cÄide,  72  exiguo  (o  ex  corr.  m  1),  73  ^«pcs,  76  siste  {s  ex  f 
corr.  m  1),  77  illacrimans. 

IL  Ad    Cynthiam. 

2  composita,  4  Jupiter,  5  coma  csi  (o  io  raa.  ml),  7 
dulichias,  11  Jtferc«rio,  saits,  bobeidos,  12  primo,  13  eciam, 
16  j;^  si. 

/J/.  jld    irrisorcm. 

1  nullum,  4  («;|))S  (ram  2),  5  harena,  6  pontho,  8  D^- 

fertur I  numquam,  9  »we/  (am,  11  meotical  nix,  nimio,  13  J?ec 

(^  ex  J/ corr.),  14/15  om.  a  ni  1  auppl.  m  2  in  mg.,  15  ara- 

iico,  bombice,  17  sai(al  iacheco  {t  add.  m  2,  c  auppunx  m  1), 

18  euhantes  (supraacr.  m  1),  adriadna  (auppunx.  m  1)  ariadna 

mg.  m  2,  20  Pfr  (corr.  m  2),  22  Carmina  que,  quiuis  {Urines 
m  2  mg.),  23  JVwm,  24  Ardridus  (corr.  m  1),   25  contulerint, 

d 

27  3/on,  (JV  ex  if  corr.  m  1),  parthus,  28  6ona  (d  add.  m  2), 
29  Is  gloria  {Is  del.  m  1),  tmaj  es,  30  accumbens,  33  ftagret, 
37  /mhc  (suppunx.  m  1),  40 /jriamus,  41  Si  gwis,  anieire, 
42  a?i^. 

jr",  cohaeret  auperiori  elegiae. 
1  &  fortasae  ■=£•■=■  et,  si  quis,  3  Hoc,  thaurus,  detrec- 


4Z2  Faul  EBhler, 

tet,  4  assueto,  8  yphicU,  surripuisse,  9  /wo,  10  amithaonia 
11  Nova  elegia  incipit  cum  titulo:  Ad  amantem^  15  Nequic- 
guam  (N  ex  S  corr.  m  1),  17  cytheis,   18  per  medee,  20  wto 

«5^,  23  munus,  24  ^to^id,  27  ^  ^uts,  afnd  /  t^Ie,  29  fiumina 
{e  add.  m  1),  cim6a. 

F.   .^  d   c  y  » ^  7i  t  a  »». 
1  uerum  est,  3  mt,  4  aquilo,  cynthia  /  tten^us,  8  Vellicetf 
heu,  10  affuerit,  11  carpathye,  12  no^Ao,  16  malumj  si  (l  ex  corr. 

r 

m  1),  feu€  est,  18  ite,  19  ferit  (r  ex  corr.  m  1),  21  periüo 
(fortasae  ei  pert  üo  =  uestro  corr.  ml),  vestes,  23  connexos, 
26  circumiere,  27  «onttHjMam,  29  co«(erwp«as. 

1.  complebatit,  epheree,  laydos,  4  Tatäaj  in,  eridhonius 
(ni  ex  m  corr.  m  1),  5  componere.  6  Fhyrneram,  7  Quineciam, 
8  iura,  9  fades  f  me,  11  jtfee  ?ede<,  (iaftii,  13  ledant,  15  /"ama 
est,  «en^Mm  esf,  18  pyerühorum  (corr.  m  1),  20  duro,  romulo, 
21  impuiie,  23  ameti,  24/ert,  31  .<iA,  32  suhtacita,  41  t»e  ducet. 

VII.  Ad  cynthia  m. 

1  est,  2  stemus,   4  iupiter,  7  patere^  (ram  1),   8  more, 

11  ^a^is,  tiiia;  a  t.  13  nova  elegia  incipit  cum  titnlo  Ad  cyn- 
thiam,  13  patriis,  gnatos,  19  TuJ  mihi. 

VIII.  Ad   ami  cam. 

Ini 

2  lachrimas,  3  amicicie  (corr.  ra  1),  6  mea  est,  7  a 
m  1  om.  suppl.  m  2.,  8  rofa  est,  10  steterant,  13  lam,  14  Im- 
proba,  qui,  15  Ecquando  ne,  16  "acics  (i  add.  m  1),  22  sau- 
tius,  24  noluit  ire,  25  eficies,  30  tectis,  31  /mjos,  tractos,  33 
mu^ta  (seeunda  hasta  Htterae  u  ex  2  corr.  est),  36  inerepto, 
37  captiva  est,  38  irttttw,  39  marte. 

IX.  Ad   ami  cam   de   r  iv  alt. 

1  e^o/  sepe,  2  efcc/o,  3  bisdetios,  4  femina  (mi  ex  corr. 
ml),    6  ^turua    (a  ex  corr.  ml),    7  sperartf,   {t  add.  m  2), 

12  Propostium,  _/?MMm,  16  uiro,  17  uiris,  IB  inter I  et,  19  j)0- 
tuistil  nocte,  20  Impia,  23  ipse,  24  Du,  26  sii.^ie,  27  circumsta- 
remus,  28  jiroA  dii,  quis  j  ve,  29  otj  ((2  ex  6  corr.  ml),  30 
in  a  oceano  (a  del.  m  1),  31  sed  a  nobis  (a  del.  m  1  t.  d.  p.), 
facile  est  (rae.  ante  /),  componere,  33  mutantur  (a  ex  corr.  m  1), 
34  notho,  38  acuta  (ex  acrita  corr.  m  1),  44  sic,  52  mortem 
(corr.  ml). 

X.  ^  d   a  u  3  «  s  i  u  m. 

2  hemonio,  6  «o/uisse  /  sat,  7  ueteres,  8  meo  est,  9  uultu, 
10  cytharam,  11  sumite  .=  (s  eraaa),  15  guis,  awjttste  (ex  an- 
guste  corr.),  17  horis,  18  Sendat,  tua'  (s  add.  m  1),  post  mo- 
do,  19  iuaf  castra,  21  ufii/  wow,  22  hac,  ttnos,  23  carmev,  24 
(Ä«ra,  25  ctiam,  26  pamasi  mg.  m  2. 


Eine  oese  Properehaadichrift.  428 

XI.  Ad  cynthiam. 

2  Ludet,  3  tecum,  una,  5  contempnens,  viator  {or  ex  corr.). 

XII.  De  a  more. 

3  Is,  7  iadamurj  in,  10  humero,  12  vulnere,  15  e,  16 
J,s«(ittt«  (que  om.  eat),  17  <?MMi,  iocundum  est,  18  Äi,  es(, 
puella,  tuo,  22  (wa  es/. 

XIII.  De  amore  suo. 
1  achimeniis,  armatur,  etrusca,  3  contempnere,  6  Aismaria, 
7  magna,  8  Tun;  (c  add.  m  1),  10  si  qua,  illustres,  12  pue- 
ris,  13  Hecuü,  17  claudit,  22  Moro,  25  sii,  magna,  sunt,  27 
segwom,  28  Nee  {N  ex  H  coti.),  29  supprewo,  32  paruwia, 
33  superaddita,  36  f/ntts  ((/»ius  in  mg.  m  2)  (hunc  ad  ver- 
aum  m  3  in  mg.  scripsit :  epitafion),  37  hie,  38  fuerant,  pithü, 

i 

41  sisj  nos,  42  Non  itihil  (N  ex  H  corr.),  46  usus  (i  add. 
m  1),  cinis  corr.  m  1  in  curis  {cinis  mg.  m  2),  47  Qui  tarn, 

i 

facta  (c  Buppunx.  m  1),  49  ille,  53  qui,  55  iacuisse,  56  Diceres 
(i  add.  m  rec),  venusj  isse. 

XIV.  De   receptione  in   node. 
1  No«!  ita,  iriumpho  est,  6  falsaj  tenens,  9  coUegia  (a  del 
m  1  V.  d.  p.),   19  prodesse  (postea  contractum),  contempnite,  20 

c 

51  gua,    21  uogabani  (ex  net/a^an/  corr.  m  1),    23  mihi  (h  in 

r 

ras.  b  fuisge  uidetur),    25  columpna,    26  cawcti  (r  add.  m  1), 
29  Nunc  {N  ex  H  corr.),  nia?a,  veniet,  30  öw«s/a. 
XF.  Intimatio    animi. 

1  foelicem,  onox,  otu,    5  mecMm  esi,    7  lassos,    8  siccine, 
7ccfe,  15  Endimion,  17  cubares,  19  Qwiweiiam,    21  prohibcnte 
te,  22  Aoc,  si  jMom,  25  cathena,  37  tecum,  dab\,  38  ve?ii/  rife, 
47  J?cc,  49  ?«ce(,  o  om.,  deserej  vitae,  53  sperawus. 
XFi.  .4rf    cynthiam   de  emulo. 

1  Precor,  illirids,  veniet,  2  ^iii  miAi  (corr.  m  1),  4  ^,  7 
oblata'  (s  add.  m  1),  10  i^tnas,  12  «na,  14  assiduis,  15  amo- 
res  (s  ex  e  corr.),  16  Jupiter,  17  occeanum,  18  tpso,  rfowa/ 
/yro,  25  peccarim,  27  exclitsis,  29  cripkila,   31  AwMa  ne,    32 

fni 

sw»s,  34  »ie»sa,  35  v4(,  37  fretu  (nii  add.  m  1  vel  2),  comple- 
uit,  inani  (ex  amari  corr.  m  1),  38  Dampnatis,  40  Jussisj  et, 
44  /erfi^,  chrisolitos,  40  ;fe(,  47  ^om  (suppunx.  m  1),  48  Ju- 
piter, negligit  AI  ßttminaqne,  etherea,  51  Non  {N  ex  H  corr.), 

52  fulmims,  cadit,  54  res^is  dcus    (corr.  ml),    55  om.  a  m 

1  auppl.  m  2  in  mg.  inifra.  56  quo  ciiaens  (corr.  m  1). 
X VII.  De    exclusion  e. 

a  a 

1  amantes,  4  fractus,  tltoro,   5  tantele,  amtnoveare,  6  si- 


424  Paul  Köhler, 

tipn  (corr.  m  1),  7  tuj  systphios,  admirere  (ex  adimiere  corr. 

u 

m  1),  8  uohtet  (u  a  m  2),  9  iuuat,  11  ferebant  (/*  ex  f  a  m 
1  con.  esae  videtur),    12  Nunc  {N  ex  H  corr.),  domo  e  duro 

(del  m  1),  im^,  14  in  mg.  m  2  tetra,  1Ö  mitterel  uerha. 
X VII J.  Ad  cynthiam  (cinthia  mg.  m  2). 
1  Assidtie,  2  intacito,  3  Si  quid,  4  si  quid,  5  Quia  £t 
iam,  aetas  tnea  eaneret  (corr.  m  1  ex  caneret  =  cancrewi)«  ' 
An,  thitoni,  9  rfomo  csi,  9  undis,  11  /Mum  sepe  suis  (del.  m 
1),  quiescere^,  {t  add.  m  1),  12  iterum  est,  14  /««iiwrn  (ex 
Invitii   corr.  m  1),    15  iyUio-ni,    19  («j  rfiat»  (sic!),    20  out, 

XVIII b.  cohaeret  superiori  elegiae.  24  ex  (corr.  m  1),  25 
/i^Mta  cs^  26  helgicus  {I  ex  corr.),  29  mihi,  30  safis,  31  Anj 
SI,  suco,  32  fiotia  est,  34  ««ma/  e^o,  36  Nee  {N  ex  fl^  corr.), 
37  commiftere. 

XIX.  Ad   cynthiam  cithiä  mg.  m  2. 
1  _ß  Äi,    2  cofc,    6  soniHMS  cW(   amarus   (del.  m  1),    9 
iT/ic/  <e,    11  assidue,   t/muros,    14  agrestis,    17  sacraj  diane, 
18  uofa    (corr.  ni  1  ex  notof  i  alt  t.  d.  p.  del.  est),    22  co- 
minus  comes  sues  (del.  m  1),  24  Exciperej  <t,  25  clituntus  m 

1  {ducuntur  mg.  m  2),  29  solei  (expunx.  ml),  31  Q«»i  ego 
in  assidua  no  nocuisse  velit  aic !  m  1  (deinde  m  2  del.  non  — 
velÜ  et  supraacr.  miitem  tua  nomina  lingua),  32  om,  m  1  suppl. 
m  2  supra  in  mg.  et  crucem  posuit. 

XX.  Ad  cynthiam. 

1  Qut}d  (corr,  m  2),  2  X  Avxia,  7  hissex,  8  lat^rimans, 
t 
asyphüo,  9  ab^ringant  (corr.  m  1),  10  damnes  {d^nes  mg.  m 
2)  donw  {modo  mg.  m  2),  11  caHienas,  12  sfo«  ihamque  {ili- 

u 

acam  (mg.  m  2) ,    14  dfhita  duhita  (del.  m  1  sed  »  add.  a  m 

2  postea  deletum  est),  16  cinis  sit,  17  mansurumj  uita,  21 
Septimaj  iam,  22  facc^,  23  nonnumquam,  24  umguam,  25  no:t; 
(n  ex  corr.),  ulla  est,  26  Quicquid,  gracia  (ras.  snpra  alteram 
a),  29  criniR!  (c  ex  o  corr.  est),  31  ticii,  uidetur  {uagdur  mg. 

m  2),  32  sysipJieo,  35  uis  est  (corr.  et  suprascr.  m  2). 
XX7.    -Id    cywiAiam    de  pant  ho    (ad  cith.    de  pätho 

mg.  m  2). 
1  Ah,  5  cantet,  6  Liberj  tu,  7  sermoj  esj  te,  8  se/  in«t'- 
io,  11   Colch¥jx  {d  add.  m  2),  sic  (c  ex  c  corr.  m  1),    12  E- 
iecta  est,  tenuis,  domo,  13  Sic  e  a]  dulichio  (e  del.  m  1),  »ti- 
uene  est,  15  Ah,  ^fuellc  {p  add.  m  1),  17  Huic. 

XXII.  Ad  her cmium  demophoontem. 
1  heremi,  4  Om\nis  (i  add.  m  1),  5  dedudt,  7  wlnus,  8  si  qua, 


Eine  nene  Propenhandscbrift.  425 

9  mögt  (n  ex  m  corr.  m  l  v.  d.  p.),  puri'  {s  add.  ml),  11  atiguis, 
wltuy  13  Queris  (s  ex  t  corr.  m  1),  quare,  nonj  habet,  20  ce- 
cusj  ero,  22  haud,  umquam  est,  23  «epe  est,  25  Jup^er,  29 
complexu,  30  Aon,  /»^es,  32  micenee,  33  il/e  »ei  Aic  cabcs 
(ad  huDC  Tersum  crax  in  mg.  poaita  est),   86  parum  est,   42 

Tucius,  43  ««/a/  sin/  es,  44  ä  =  ef,  46  si  qua^   48  Cur  (e( 

snprascr.  m  2),  gt«,  illc,  uetat,  50  <2«em  (cmw  auprascr.  m  rec). 
-^  XXIII.  De  seruitute  am  or  is. 

1  t&  ■=  et,  wlffi,  2  aqua  est,  3  quicquam  (s  a  m  1),  al- 
terius  *^  munera  (snprascr.  m  2),  5  qtie  nunc  nam^  6  Integitj 
et,  9  ujUum,  12  Ah,,  si  quoSy  mutat  iuvat  (del.  m  1),  15  teri- 
turj  via  {via  ex  vino  corr.  m  1),   soc<Ao,    16  st  quis,   22  ca- 

a 

piant,  thori,  24  s*  jwis,  amore  (a  a  m  1). 

XXIV.  Ad  cynthiam. 
t 
1  sU,  notho  (corr.  m  1),  3  Aiis,  4  Aut,  ingenuus,  atU,  5 
spirare,  8   Vreret,   10  /cn«,  13  ÄcJumos,    15  ^,  si/  me,  19 

nontJum  es^  24  dicat  (s  add.  m  1),  25  tibi  om.  m  1  add.  m 
2,  27  Terra,  29  tji^a  (ex  «itom  corr.  m  1),  30  proteruus,  31 

er 

intttmiäum,  33  sibille,  35  Tm/  mca,  com^n«s,  preponi  (er  au- 
prascr. m.  1;  properci  mg.  m  2),   37/38  om.  m  1,  add.  m  2 

<t 

in  mg.  37  nee,  38  navifa,  45  no^a  est,  47  Dura  es^  48  plusj 
uni,  si  qua,  51  hi. 

XXV.  Ad  amicam  tratatn. 
4  menia  in  ucnta  corr.  m  1  vel  2  v.  d.  p.,  tue  In  tua  corr. 
m  1  vel  2,  6  Grandevique  (u  ex  «  corr.  m  1),  a''^tra  (coir. 
m  1),  7  inuacua,  Jiarejia,  9  deducet,  10  (Ättenus,  11  iiranno, 
12  scpc,  14  Caucaseas,  15  re^-imine  nj  1,  ruhigine  mg.  m  2, 
17  sub  limine,  amor  qui,    18  immerita,  21  assMmis,   22  Cre- 

c 

dula  (e  add.  m  1)/  nullaj  diu,  nulla  ex  nullia  corr.  rad.  m  1, 
28  Si  qua,  29  tej  diligat,  30  Intacito,  cjlausa,  32  Nescio  quo 
{N  ex  if  corr.),  so^re  nucere  (expuni.  m  1),  33  nocet  ex  no- 

cet  corr.  m  1,  38  Unusquisgue,  40  si,  nostra,  42  fusco,  ducif 
{t  add.  ra  2),  rfoZor  ex  color  corr.  m  1),  45  sandicis,  46  uia 
es^,  47  in  somnia. 

XX  VI.  S  omnium  de  ami  ca. 
1    Vidi'^te  (ego  add.  m  3),  insomnis,  4  humore,  10  iam, 
leucothee  (u  ex  «  corr.),  12  nomen  meum,  pe  iam  (del.  m  1), 
14  Esse'  (s  add.  m  2),  16  nisee,  22  Seruiatj  &,  23  cambyse, 


426  PanlE&hler, 

a 

fiumine  (a  add.  m  2)  chroesi^  24  thoro,  31  sopiiisj  unaque, 
33  componere,  39  ratis  argo,  41  unguam,  42  iupiter,  43  Aoris, 
47  ammimone  (ezpunz.  id  1),  amis,  48  Compressa,  49  e^,  51 
^eam,  orythia,  53  5y!!a,  uoran«,  caribdis. 

XX  VU.  coharet  superiori  elegiae. 

1  At,  mortalis,  5  sequimur,  6  s  ceca  (5  del.  m  1),  7  ftemus, 
capiti,  tumuUum,  8  u^n'njue,  9  domHusque,  ruinas  (ras  supra 
Oi  11  aqua,  13  stigia,  arundinej  remex,  15  clama«ixs  (ci  ex 
d  corr.  rad.  m  1). 

XXVllI.  Ad   iouem  pro   arnica   egrotante. 

nre 

1  Jupiter,  affecte,  3  torridusl  estttat,  5  non  (suprascr.  m 
2),  culpa  est,  8  Quicguid, '  9  ^am,  ilia,  pereque,  10  Pre  sc, 
dea  eat,  11  contepta  (ex  contettta  corr,  ml),  15  mu&a  (ex 
tnM?(a  corr.  m  1),  19  terris,  vagata  est,  20  implorat,  23  ar- 
chadios,  ursa  ex  uisa  corr.  rad.  m  1,  24  hec  e  nocturna  (e  del. 

r  rwU 

m  1),  sidela  (r  suprascr.  m  1),  25  properauit  {runt  supra- 
scr. m  2),  ad  v.  26  crux  in  mg.,  27  Narrabit,  29  omnis,  31  utcutn- 
que  (c  ex  corr.  m  1),  33  iuno  ex  uino  corr.  m  1,  34  iuno  ex  «ino 
corr.  m  1,  si  qua,  35  rhombi  (r  ex  c  corr.  esse  videtur  a  m  1), 
38  condidit,  40  Gerula,  41  unius  ex  wimis  corr.  m  1,  43  damp- 
no,  44  permagnum  est,  45  operta,  47  Ac;  (c  add.  m  1),  per 
sephotie  (postea  contxactnm),  50  sij  licet,  51  Vobiscum  est,  52 

nee  (ras.  supra  c),  54  jpÄei&i,  56  avarus  (r  add.  m  2),  57  cui- 
guom  ea/,  perAe«HW,  58  proprius  (r  del.  m  1),  59  demissa. 
XXIX.  Ad  ami  cam. 

1  Hesternay  2  Nee  {N  ex  corr.)  3  nescio  quot,  4  hoc  (s 
add.  m  1),  6  visa  est,  7  fuerant,  9  Aun^  {c  add.  m  1),  11  iu- 
het  (6  ex  corr.),  14  nescio  guas,  fores,  15  sydonie,  18  g'wos/ 
ipse,  /bcii,  21  itaj  me  in  lecto,  duxerunt,  22  disces,  24  a<,  27 
narrabitum  (del.  m  1),  28  g«;,  29  demissa,  30  Hcu,  31  Quod, 

84  St  quis,  35  fAoro,  36  volutantis,  39  s^avia  {u  add.  m  2),  nostra, 
40  saaia,  41  custode  rector  m  1  {recludor  mg.  m  2),  42  «on. 
XXX  Ad  amicam  fugientem. 
1  CÜI,  nulla  est,  3  pesageo  (in  pegaseo  corr.  m  2),  4  a^/ 
pedeSy  6  A^i7  {TV^  ex  corr.),  mere««",  11  ille  est,  12  prescnft's, 
13  conuiuia  ex  cömunia  corr.  ml,  15  o»eran^ur,  16  doctS$ 
(corr.  m  1),  18  pallidus,  19  ^imc  jut  dura  paras  (iß  mg.  m 
2  iam),   20  «0(0,    23    Una  (n   ex  corr.  ml),    25  Mij  nemo^ 

n 

cijvihia  (i  ex  e  corr.  ml),  26  Rorida,  teuere  (n  add.  m  1), 
29  Settiela  est,  30  ad  om.,  uolaret,  31  «emo/  ex/a/,  33  iV^cc 
(N  ex  corr.),  35  cotnpressa,  36  Bisthoniis,  37  parthe  (corr.  m 
2),  coree  38  ZiocAttS,  39  capHij  sacros,  patiarj  pendere. 


Eine  neos  Propenhuiclicbrift.  427 

XXXI.  cohaeret  superiori  elegiae.     Ad^cynthiam  in  mg. 
3  Tanta,    5  quidem,    6  lira,    7  circumsteterant,  mironis, 
8  Quatuor,  artificis,  inuida,  11  Et,  12  lihici,   13  i^eman,  15 
iUerque. 

XXXIl.  Ädbaeret  superiori  elegiae. 
2  crimina  lumen,  3  dubius,  of  chintia,  i  e  ei  (postoa  coo- 
tractam  est),  letkogoni,  5  Cur  uatetn,  essedfa  (sappanx.  m  1), 
6  anum,  8  sed,  9  t/iedis,  10  in  mg.  m  2  Zin,  aed  del.  eadem 
manus,  12  attaicis,  IS  urgentüus,  versum  14  qtmeque  usqne 
ad  V.  16  subito  om.  tn  1  suppl.  m  2  in  mg.  infra,  14  marone 
m  2,  15  Et,  nimphis  m  2,  19  componis;  post  v.  20  vt.  20/21 
repetiti  sunt  ami,  24  bonusj  urbe,  27  dampnata  est,  28 
pkebej  uidere,  30  Consumpta  est,  31  Tinäarisj  externa,  32 
dotmim  est,  35  parim,  37  eftam  omodWadMm ,  38  senis,  42 
ledit,  43  0  mmiuHi  ex  Omnium  corr.  m  1,  foelicem,  45  t«- 
pune,  46  certe  est,  47  tacios,  durosque,  sabinos,  50  deHgere, 
51  facerej  ut,  53  £f,  54  an^i^uas,  61  ^t4  gue  es. 

XXXJII.  Ad  cynthiam. 
1  so^emwta,  3  repente,  7  amorihusi  Jo,   9  iuno  (ex  «iwo 
corr.  rad.  ml),    11  Ah,    12  Mansisttj  stabulis,    14  Jupiter, 
dea  est  (suppunx.  m  1),  15  egiptus,  alumpnis,  17  Quidue  (ae 

ex  ne  corr.  m  1),  19  fugauimus  {b  add.  m  3  Tel  4),  21  do- 
lore es,  22  hü'  (s  a  m  1),  26  ttondnm  est,  27  Ah,  28  pn"t« 

e 

(m  add.  m  2),  29  cicropiis,  31  ocuritio,  vinoj  centaure,  32  J/et* 
(u  del.  et  c  add.  m  1),  polipheme,  35  /i'eo,  36  formosa  es  fof- 
mQ$a  ^pce  vina  (del.  m  1),  44  Eleuatj  assiduos. 

XXXIV.  Ädbaeret  superiori  elegiae. 
1  credat,  amori,  2  mea  est,  3  nemo  est,  7  Jiospes,  8  vi- 
rum  est,  9  Linceu,  tu  ne,  16  a^mitto  {d  add.  m  3  vel  4),  20 
stulto,  21  cau^a  c£f,  $ua,  23  m«/  rt4^a,  25  Linceus,  28  possej 
Utas,  29  erechti,  30  iuvatj  in,  31  musis  memorem,  pkilüä,  32 
inßatis  onmia,  33  fursus,  34  (actus,  35  phrigio,  37  on'on, 
38  oJ,  arcAe  /  mon",  egwus,  39  ^oh  amphyaree  prosint  tibi  fata 
quadrige,  41  eschileo,  componere,  coturno,  43  iiicludere,  45  T«- 
non,  iftf's/  omej-o,  47  (?rat;is,  48  AcÄerw  (scri  in  ras.),  53  sti- 
gias,  restabit  erumnas,  h^fliimina,  55  relicta  est,  56  mar*je 
{t  add.  m  2),  59  externis,  61  virgilio,  litora,  62  possej  rates^ 
64  litoribus;  ad  v,  65  in  mg.  a  m  3  virgüius  Bcriptum  est, 
66  Nescio  quid,  68  /jVsfm,  adtritis,  70  impressts,  72  (iiiriM, 
ip5a,  73  coridon ,  76  facilis,  amadriadas,  77  Tm/  cani$,  78 
^Mo/  sc^es,  79  ra?e,v  {s  del.  m  1),  80  impositis,  83  sim,  86 
laochadie,    87  in  mg.  m  3  iteravit  catulli,   89  Nee,  confessa 


428  P  a°'  KOhler, 

est,  91  liquoride,    92  wlnerauit  (del.  m   1),    93  $utn/  ectont, 
properci,  94  flbs  (IT  ex  N  corr.),  si/«ie. 
Liber    tertins. 
Propertii  Äurelii  naute  liber  tertius  incipit. 

I.  1  &j)i  (suprascr.  m  3),  phUite  (suprascr.  m  3),  7  Ah, 
phebeum  (del.  m  1),  11  atrrum,  nectantur,  13  ''abtenis  (snp- 
ponx.  m  1,  h  add.  m  3),  22  onHS,  25  artcs,  27  cmhoAwZ«  ^r- 
tti,  28  Sectoral  per,  campo,  29  Leiphebumque,  pulyledamantes, 

30  Partn»,  31  t/Zto«/  et,  33  memoratur  (corr.  m  1),  37  scpt^^ 
cAro,  38  prouisum  est. 

II.  Ad   lib  rum   suum. 

1  arminis  (litt,  init  om.),  3  detmuisse,  4  treicia,  5  cice- 
ronis,  6  in/  nttmeri,  7  polipheme,  galathea,  ethna,  8  («a/  ro- 
rantes,  9  JocAo,  appolUne,  10  si/  »»«a,  11  ferrawets  (tetiariis 
mg.  m  2),  12  JTec  (J?  ex  corr.),  eJu;!;«£i  (r  add.  m  2),  13  pÄ€a- 
cias,  14  Martins,  15  contifis,  17  si  jwa,  18  nionumenta,  19 
sydera,  20  imita'^  {ta  add.  m  2),  21  ^ec  Jlfaiiso^i  om.  m  1, 
m  2  add.  infra  in  mg.    Nee  non  nuiusolei,  24  uictaf  ruent. 

II J.  S  omni  urn  propertii. 

2  Belloforontei,  humor,  5  magnais  (del.  m  1),  6  siciens, 
ennitts  (ex  «wtiis  corr.  m  1),  7  cecinÜ,  oratia,  8  regiaque  (I'a 

ex  corr.),  tropea  (A  add.  m  2  vel  3),  11  lucres,  14  antrra  (r 
del.  ml),    17  AicuJ^,  s^era»(^  es^,   21  giro,   22  ctm&a,  24 

o 

mart  est,  26  so^  (o  a  m  1)  est,  29  erjo  »««sarutH,  30  pate- 
gee,  32  gorgoneo,  punical  rostra,  34  ezcrcens,  39  cignis  (ras. 
supra  a),    42  Flere,    44  Sten^/  ef,    45  seuo,  renus,   47  Ziwie?» 

(ex  lumen  corr.  m  1),  48  fugf  51  peritis  {t  add.  m  1  vel  2), 
52  phylitea. 

IV.  De   triumpho    cesaris. 
4  tua,    5  iurgis,    6  ZactOt  'rop/j««,    7  2tn//iea,  17  blacchati 
(r  add.  m  2),  miiÜMs  (corr.  m  1),  11  Jtec  {h  ex  6  corr.  m  2). 
V.  Ad  ami  cam  iratam. 

rr 

2  Nee  {N  ei  corr.),  7  ietVa  (rr  add.  m  3  vel  4),  promo- 

i 

theo,  8  catric  (corr.  m  1),  11  «enfo/  iactamur,  13  Haud,  adun- 
das,  14  infemas  (n  alt.  ex  m  cor.  m  1),  16  iugurta,  17  /w- 
resus  (A  del.  m  1),  hero,  18  ab  acta  (del.  m  1),  19  helycona, 
20  om.  ami  suppl.  m  2  infra  in  nig.  Musarum  que,  inipli- 

cuisse,  21  iujtet,  24  integras,  30  perhemiis,  34  atratis  (c  add. 
m  1),  35  ^a^usira  bodes,  36  Pleiadii,  coiti  igne,  39  ^^awfwm,  40 
ThesyphoneSy  41  y?««,  45  iHrniseras,  gentis,  46  Aatid,  47  swpcr  es/. 


Eine  neue  ProperzhandschrifL  429 

VI.  Ad  lig  damum  s  eruum. 
7  mihi  (h  ex  b  corr.  rad.  m  1),  s*  g«o,  8  aurihusf  ista, 
9  SictU,  11  uidistis  (corr.  m  1),  ligdamc,  13  Ac,  mestam  (a 
ei  e  corr.  m  1),  14  Scrin\aque  (i  add.  m  2),  adlecti,  15  pen- 
sa/  minisire  (a  ex  e  corr.  m  1),  17  impressa,  18  Retulii,  no- 
stra (n  ei.r  corr.  ease  videtur),  19  yromtsso  es^  ligdame,  22 
nu2!a,    23  rne/  vacuo,   24  ligdamef    25  improfia,    29  perbu^to, 

30  tenea/  «rtfa,  uiro,  33  JPutrus  (corr.  m  1  ex  P«fu«s),  tn«a- 

Ctto,    35  pucUa  {a  ex  e  corr.  ml),    37  lachrimis,   39  iorgwc- 
rier/  ignt,  40  e(  om.,  bissex,  41  ^«od  miAt  äi. 

F/i.  De  mor  te  peti  et  malo  au  artete. 
1  Ergo^  soUicite  («e  add.  ni  2),  peamia  (a  et  e  corr.  m 
1),  uitae  es,  3  praehes  (e  prior  ex  o  corr.),  5  Tuj  pdum,  lin- 
ikea,  10  humarej  rogos,  11  adstant,  superossa,  12  tumulao 
(deL  m  1),  »lare  es/,  13  orythie,  15  g«*rf  »aJW,  18  W6t  es(, 
21  agcanennonias,  littora,  22  ar^inm,  minantis  aque,  24  moc- 
tato  est,  ephygenea,  25  posi/ag«e,  26  harena,  29  /ie  (e  ex  a 
corr.  m  1),  curiie,  33  guom,  34  j)ar«»»  csi,  35  Vmtorum  est, 
haud,  40  solo  est,  42  wii,  43  baue  (m  ex  «  corr.  ml),  45 
Viveret  d-  (et  del.  m  1),  46  Pauperj  at,  flere,  47  hoc,  49  (Aio, 
orithya,  50  Kern/  colore,  51  ahstulitj  unguis,  53  improfea,  57 
penesj  equora,  59  prime,  61  j4A,  aZfyonftm,  affligar,  62  deo 
es/,  63  eue^df  (/i  add.  m  3  vel  4),  64  merü  (m  del.  m  1),  65 

Substrakit,  66  vosxque  (s  del.  m  1  v.  d.  p.),  68  tracta,  thetis. 
VIII.  Cohaeret  superiori  eiegiae.    in  mg.    Ad  ämicam  iratam. 

3  inme,  i  proycis,  8  mea,  9  nevi  vet  neri,  11  grauida,  13 
pre^i,  se,  20  pttella  (a  ex  e  corr.  m  1),  21  In  mors,  22  ha- 
buissej  meatn,  23  voloj  auf,  24  lachrimas,  27  $ue,  28  tra/am. 
29  grata,  30  Tindaridi,  35  nwZ/a  es/,  36  St  j«a,  37  tendisti, 
39  si  gua,  ffa/a  est,  40  offensam,  iüa  (a  ex  e  vel  t  corr.  m  1). 

IX.  Ad    Mecenatem. 

4  uela  (ex  mTa  corr.  m  1),  5  Turpe  est,  8  i^'/omnia,  9 
lysippo  est,  fingere,  10  calamus,  11  Itiueneris,  appelles,  14  ^rf- 
mtros,  acAa«/MS,  15  Phydiacus,  iupitcr,  24  /ice/,  25  pugnacesj 
ire,  Iiostes,  29  iw/ejiwes,  33  tenebris,  34  Mecenatisj  erunt,  tro- 
phea,  36  fo/o,  mora  e«/,  38  semper,  39  opjio^fmis,  42  Vido, 
43  Callijmachi,  salerit,  44  rfure,  45  cwra»?/,  cwran/,  47  eclo- 
gue {e  suppunx.  m  1),  48  flegreis,  oromodonta,  49  thauris,  50 
Ordiarj  et,  51  exubere,  53  littore,  55  peZttsit,  56  J,Ji/owiigMC, 
59  /e  es/. 

X,  De  Niabe. 

1  gwid  nam,    2  tkorum,    6  Ponet,   minax,    8  lachrimas, 

lapis  (p  ex  Ä  corr.  ras.  m  1),  9  jl^cion«»»,  10  i/i,  tibi  (/  ex  c 

corr.  m  1),  22  crocyno  naris,  onusx  {s  del.  m  1  v.  d.  p.,  onix  mg. 

ra  2),  24  sunt  (suppunx.  m  1),  25  sonnos,  16  perstrepet,  tuie 


430  Pftnl  EShler, 

{t  del.  et  i  add.  m  1),  iactu  (t  ex  (  corr.  m  1),  30  Noctis  (N 
ex.  con*.),  31  solempnia. 

XL  De  imperils  fetninarum. 
2  ad  dictum  (postea  contractam  est),  6  Wlnenbus,  metum 
{t  ex  c  corr.  m  1),  8  disco,  9  fiagrantis,  tiiauros,  10  EgitJ  <& 
t,  13  Ausa  (u  ex  n  corr.  ml),  14  pentesileaj  rates,  19  co- 
lumpvas,  ante  v.  21  inscriptio  i)e  Setnirami,  quam  del.  m  3 
voce  meat  bipertita  posita,   24  Nee,   25  eufraten,    26  surgere, 

at 

27  crimttM!,  28  Jupiter,  infamos  {at  sapraser.  m  1),  suam 
(que  add.  m  2),  ohprohria  31  coniugis,  42  Mettiaj  et,  33  w  teßw« 
(w  del.  m  1),  34  memphy,  35  ft'&i,  37  flegree,  post  t.  38  spatium 
anius  versas,  in  quo  a  m  3  nihil  deest  scriptum  est.  Initialis 
litterae  S  initia  postea  deleta  sunt  et  in  mg.  a  m  2  scriptum 
videmus  cleopatra. 

40  phillippeo,  41  anuhim,  45  canopia,  46  et  am.  47  tar- 
^tni,   48  fiemili,    50  Augusto  (u  prior  fortasse  n),    51  vada, 

r[ 

55  /Mt^,  56  assiduo,  58  ma.tre  (corr.  m  2),  63  abscisos,  64  Et, 

t 
65  (iii,  condiderant,  dii,    68  hosphore,    69  appoUo,    71  ^tes 
(corr.  ml). 

1  GaUam   (ras.   post,  »i,    fort.    sign,    interr^.  eras,  est), 

r 

3  Tan(i  «e,  4  ^e  (iV  ex  H  corr.),  6  (Äoro,  7  inteeta,  uesane 
(r  add.  m  2),  11  Ne  ve,  de  mede  (del.  m  1),  12  cathaphractus, 

13  Ne  ve  {N  ex  corr.),  14  Si  credent,  redeunt  mg.  m  2),  15 
inca^,  18  («e,  25  mo««,  talpe,  26  polipkeme,  27  i^  ((  add. 
m  2),  28  Scillague,  cartbdis,  29  Lampathie,  sithicis,  20  ^s 
(s  ex  corr.  m  1),  lampathie,  31  a^ae,  33  Nigrantisque,  34  fa- 
hret«, 35  arctus,  lectos,  38  Penelope,  lelia. 

XIII.  De   auaricia   et    luxu   matronarum. 

2  uenerem,  dampna,  4  uia  est,  5  cam's,  6  erieina,  7  tiros, 
8  oralis  (del.  m  1),  9  clausas,  10  (emti^  icartote,  13  Awiia 
erf,  nti22a  e«(,  14  si  qua  estj  precio,  17  iacta  est,  22  Impo- 
nuntqtte,  23  fioc,  24  J?ec  (iV  ex  corr.),  vv.  23/23  repetitos  a 
m  2  del.  m  2  vel  3,  27  o'ant,  cidonia,  29  Nuna:  {N  ex  H  corr.), 
33  turn  (ex  cwm  corr.  m  1),  35  Atque  hinnili  (ex  kumüi  corr. 
m  1),  totos,  36  A<6a  (r  add.  m  2),  thoro,  38  Nee  {N  ex  corr.), 
41  Diique,  43  hospes  (ex  hostem  corr.  ml),  49  ^e«/  at4ro 
51  6rcwM«m  (prior  n  ex  u  corr.  ml),  52  inthonsi,  phythia, 
53  aurigero,  55  i"/,  polimestoris,  56  polidore,  58  «usgwam 
es<,  amphyaraus,  59  auruspex  (corr.  m  1),  (in  mg.  scriptum 
est  a  m  rec.  fors.  3  /o^),  60  suis  («  in  ras.,  sitis  fuisse  vi- 
detur),  63  parim,  64  eguMtM,  66  Experta  est. 


Ein«  nene  PtopenhaadKhrift.  ^1 

XIV.  Ad  Spartas. 

3  Jaudes,  5  uelocis,  6  throci,  8  wlnera,  9  Nunc  (N  ex  corr.), 

11  Girum,  niveutn  {ni  ex  in  coir.  m  1,  a  m  2  in  mg.  nioeum 
Tepetit.  est;),  14  Thermodoontiacis ,  15  aspersa,  17  Aa&en»5, 
23  trfio  est,  tutela  (a  ex  c  corr.  m  1),  24  ^ec  {^ex  if  corr.), 
hausteriy  27  iVec,  28  adorate,  domi,  30  augusta  est,  32  cecum 

(ras.  supra  c,  ex  secum  Tel  tecum  corr.  ml),  34  rona  (corr. 
m  1),  bonao  {a  de),  m  1). 

XV.  Ad   ct/nthiam  de   lucina. 

1  ntdlos,  8  amicus,  6  iicynwa,  7  dicitur^  9  femima^  posj 
te,  12  Nicteos,  13  ^,  15  ^A,  17  /»osso  «;(,  w.  19  20  21  om.  m 
1,  add.  m  1  in  mg.  infra.  19  Jupiter,  20  cathena,  21  est,  22 

riocrt 

Jupiter  (suprascr.  m  2),  mcta,  25  cyfheronis:  27  uaga,  esopi, 
29  JacAnmts,  30  Experta  est,  tabulis,  32  adversüs  (o  add.  m 
1),  nothos,  33  Litore,  sie,  41  Porta,  zeiht,  42  araüiinte. 
XVI.  De  imperio  amice. 

a 

4  nympha,  locus  (o  add.  ml),   5  me  w,  6  /t«c  dis/wicro, 

12  ScJfironis,  si,  13  scytids,  horis,  14  dco,  17  /ocwä  (raJie« 
mg.  m  2),  hiantiSy  18  «la  esf,  19  paruo,  20  /mj)ro&U5,  exc2u- 
sis,  22  rci  ^  ^i/  (s  ex  /■  corr.),  23  hue,  ungenta,  25  iJii,  «ec, 
26  assiduo,  wlgus,  29  cumt<2us. 

XVII  Ad  Bachum. 

2  tte?o/  secunda,  3  sto^wjt  /asiMS  (expunx.  m  1),  6  hacha, 

7  Tequoque,  12  animo,  13  fiacAe,  16  Quod,  mille,  17  Dum- 
motb,  mtmen,  18  noram  (del.  m  1),  pressantis,  19  «iMam 
(prior  u  ex  corr.),  20  backe,  21  efAneo,  23  ne  quicquam,  in- 
uite,  ligurgum,  25  dephinum,  26  jpoHiMwca,  30  ci«^,  bassara- 
cas,  33  ägrchee,  plehc  thebe  (del.  m  1),  35  cU)ele,  36  Fundet 
^2  &  (del.  m  1),  cimbala,  37  fenijjZi  ^  (raa.  post,  t),  chrater, 

39  «)(ttr?io. 

X VIII.  Quod  mors  sit  inevitabilis. 

2  Humida,  3  mt5£cnus.  A^irena,  4  stracta  (suppunx.  m  l), 
5  morlales,  dexter,  6  Cymbalo,  post  v.  7  crux  in  mp.  posita 
eat,  9  stigias,  multum,  12  Materj  et,  15  «iccsmtts,  18  iuueiit 
(ex  uinent  corr.  m  1),  21  /wc,  22  uia  est,  24  Scandenda  est,  27 
Nerea,  achillem,  28  /iau^,  humor,  29  oZim/  ignaros,  32  i/uc,  fue. 

XIX.  De  mulierum   incontinen  cia. 

6  fotitis  om.  m  1  (suum  sittf  mg.  m  2),  7  stWe«,  10 
rapide,  11  fastusj  quam  (quam  ex  gwe  corr.  rad.  m  1),  12 
abtegno,  bovi,  16  mirra,  19  clitemfistre,  micenis,  20  /ri/oti^is, 
s(an^  (del.  m  1),  21  mynoa,  22  Tondetts,  24  iViw  {N  ei  H 
corr.),   '^clausit  {re  add.  m  2),  25  ^^  uos,  28  equusj  in. 


432  FaulEChler, 

XX.  De   contempiore  amice. 

2  darej  uela,  4  tantis  tie  in  lachrimis,  affrica,  5  At  {t 
ex  c  corr.  m  1),  uerha,  10  thoros^  12  I  contrahe  {(  del.  m  1), 
14  thorOj  17  constriugit,  18  torta,   23  imposuity  noz,   24  om- 

i 

nia   (ex  omina   corr.  m  1),   25  ruperat   (»ami  vel  2),    26 
modo  novo  (corr.  m  1),  sacraj  marita,  thoro. 
XXI.  Ad   cj/nthiam, 

d 

3  assidve,  spectando,  6  ipse,  7  amittit  [d  add.  m  2  vel  3), 
8  arnica,  thoro,  11  eguore  navetti,  18  linthea,  17  nunc/  rudts, 
«eÄer,  19  li/ckeo,  21  sufferre,  22  Ismos,  25  vei  s(Mdf»s,  28  ii- 
brorumque  tttos  menandre  (mg.  m  2  (2o<^e),    29  copienft  (del. 

m  1),  32  wlnera,  34  illaj  mihi. 

XXII.  Ad   Tullum. 

ärcütr 

1  cyskus  (suprascr,  m  2),  an",  2  que,  ismoSy  3  Dyndi' 
tmis,  inuenta,  cibele,  4  uitis,  5  iHua/,  6  Et,  7  athlatita,  9  Gt- 
rionis,  11  /JÄastm,  15  si,  orige,  et  om.  eat,  coi'sfn,  18  qttic- 
guid,  ubi''^  {que  add.  m  2),  19  commoda  (o  alt  ex  i  corr.  m 
1),  23  nf  ^«es  (del.  ni  1),  24  martins,  humor,  25  socii,  me- 
morensis,  26  nympha,  28  /uii,  M»a.  29  andromade,  ccUhene, 
30  fphebc,  (/del.  ml),  33  SacAe,  35  curvarej  t«,  pelicej  tunc 
(ex  Mino  corr.  m  1),  36  ^^dccorare  {de  add.  m  2),  öone  (e  ex  i 
coix  ml),  37  senis,  38  S(w;a/  ef,  39  Hec  {H  ex  ^  corr,), 
coniugisj  aptus. 

XXIII.  De  tabtilii  perditis. 

1  /nobis  (s  del.  m  1) ,  5  lue  iam  sine  me  ufrba  di$efta 
loqui  norant  placare  puellas  (mg.  m  2:  Et  quidam  sine  me 
uerba  diserta  loqui),  8  wlgari,  cera  (c  ex  s  corr.  ml),  10 
Sempdrj  et,  11  fuerunt,  12  quoniam  es,  IB  nescio  que,  uisa  est, 
14  bona,  15  dizi,  cessauimus,  16  parauit,  17  dolens,  repperit, 
18  Garrulaj  cum,  ducitur,  19  auari,  20  dtVas,  21  si  guts,  22 
stf^na,  23  coJumjina. 

XXIV.  Ad  amicam  superbientem. 

1  Falsa  est,  4  insigne?  (corr.  m  1),  5  tej  uariam  (corr.  m 

1),  10  Eluere  {E  ex  F  corr.  m  1).  12  uerba,  fatebor,  18  tor- 

rebarj  aeno,  15  carine  (r  ex  corr.),  16  siWes,  mihi  est,  18  Vu/- 

«wöäMC,  19  si  qua,  deo  est,  20  Exciderant. 

XXV.  Ad  cynthiam. 

1    Visus,  positus,    conmüia  (ras.  supra  posterius  «)  5  te- 
il 
chrimis,  7  uincit,  8  hone,   13  capias  (u  suprascr.  m  2),  albosj 

a,  14  Aspcctdo,  increpitante  rugas  tili  (suppunx.  m  1),  15  uo- 
cem  (t  add.  m  1). 


Eine  neoe  ProperthaiKbcImft.  433 

Liber  qaartna. 
Propertii  Aurelii  Naute  liber  quartus  incipit: 

I.  inacriptio  deest 
1  roma  est,  6  obprobrio,  7  Tarpe  iusque  (postea  coatrac- 
tum  eat),  paterj  nuda,  9  Quo,  16  soÜempnie,  19  Annuuaque 
annua  in  mg.  m  2,  palitia  {l  prius  ez  r  coir.  est  a  m  1), 
30  taeio,  31  ticims,  82  egitl  guos  (e  add.  m  1),  33  sub  ur- 
bane, uiole,   36  Hoc  übt,  lange,  uias,   37  nil  f^at  (del.  id  1), 

alumpnus,  SB  pulet  (d  add.  m  2),  40  Heu,  qualij  tteeta  est 
(i  in  ras.  m  1),  42  apertusj  egui,  43  in  i  nati,  44  Etj  uertta 
est,  45  animi  (ez  amnis  corr.  m  1),  aeeii,  49  sibille,  54 
iupiter,  57  Menia,  coner,  uersu,  58  £t  ^  (t  in  ras,  ez  JB< 
corr.  m  1),  nostro  est,  62  haüie,  65  Scandentes  o^'f  «t  {;w5 
(del.  m  1),  cernit,  72  imprwicn«,  73  Xccefsts,  lachrimas,  ap- 
pollo ,  74  Poscis  {c  ez  /  corr.  rad.  m  1) ,  pygenäa ,  75  aW, 
76  ijyto,  77  archite,  orops,  79  Dt/  miAi,  81  auro«  (s  del  m 
1),  82  Jupiter,  87  cadf^  troica  (del.  m  1),  88  sepiücra,  92 
(?«o/  friiSia,  101  facite,  impetrabile,  103  iiWe,  105  si  guis,  106 
(Jnifiro  «€,  107  Jlsi»cieHrfo,  uw  es^,  108  T[ames  (r  add.  m  1), 
109  chalchas,  111  agatnenonie,  113  JTec  (Ä'  ez  Ä  corr.),  114 
Supprimel  d;  118,  Qua,  120  ^w  (i  ez  c  corr.  m  1),  ?acÄrimis, 
121  Omhria  {Via  mg.  a  m  3),  123  Quam,  cano,  124  itUep^, 
125  asis,  128  intaiues,  131  rtu^i  (ez  uüft  corr.  m  2),  demissa 

r 

est,  133  appollo,    134  /"wo  (ez  sono  corr.  m  1),  137  blandisj 
patiere,   140  Eludit,  puellas,    141  confixum,  discusserü,  142 
»ösiro,  premat,  ausa,  146  iumina,  prima. 
11.  Fahula   Vertumni. 

t  er 

3  ^  om.,  4  vokanios,  6  uicf^ifni  (e  supraser.  m  2),  11  pre- 
cepimus  {er  supraser.  m  2),  12  credidit,  13  Primaj  mihi  (a 
ez  e  corr.  m  1),  15  antumnaUa,  15  prima  in  pruna  corr.  m 
1  (pruna  mg.  m  2),  16  Cemisj  et,  21  Oportuna,  mea  est,  23 
chois,  29  Mi*»  es(,  ijwposio,  31  achet,    33  i>npos(/is,  34  Fau- 

w 

«or  (iw  add.  m  2),  36  Zc«e  («  ez  n  corr.  ert.),  39  curare!  uelj 
idenif  40  Scjticulus,  {r  add.  m  1),  41  fama  est,  42  »Ktnt&tu 
(m  ez  corr.),  43  ettcumüs  (corr.  m  1),  44  tunco  (ez  uinco  corr. 
rad.  m  1),  46  ImposUis,  49  fonta  meis,  52  tatii,  57  uersm 
om.,  58  cre^  (c  ez  e  corr.  rad.  m  1),  59  Stipis,  61  formet, 
aene,  62  tereat  (e  del.  m  1),  63  doeilia, 

III.  Epistula  Aretkuse  ad  Igcotem. 
1  Haec  om-,   Aaretkusa,  3  »i  gtw,  6  munitus,  hericus,  7 
St  gtia,  deeril,  8  fl^ec  (if  ez  corr.),  lachrimis,  10  eoa,  discolor, 
aqua,  11  Ifec  ne,  maritos  (s  del.  m  1),  (ß  pacate  mHü  noctes, 

FhUolosDi  LZIT  (S.  F.  ZTUI),  S.  2S 


434  Paul   KObler, 

15  Stigio,  16  data  est^  21  oeno,  23  dum,  24  imbeUes,  25  ffec 
{H  in  ras.),  j3o(i«s  potius  (alt.  potius  del.  m  1),  26  »liAt 
^um  f^ft^p^  (ezpunz.  m  1),  notas  {o  ex  a  corr.  m  1),  27  ma- 
cte  (ex  tflocte  corr.  rad.  m  1),  vuUumy  30  Si  qua,  32  au«5  (u 
in  ras.),  34  gladios,  37  Cogaor,  41  uk^si'tJef,  43  ypoltte,  pa- 
pilla  {a  prius   ex  u  corr.  est.) ,    45  Rotnauus  (u  m  i  con.  m 

1),  48/49  ami  om.  suppL  m  2  in  mg.  infra.  50  Affricus  glaciem 
(aed  virgulis  poaitis  del.  et  supraacr.  m  1),  52  ChristaUusque, 
tuas;  53  assueta,  55  Graucidos,  querentts  (a  m  2  in  mg.  repe- 
titum),  56  parthem  {h  del.  m  1),  thoro,  59  noctu^  (a  a  m  2), 
61  amis,  62  Succincteque,  64  Raptave  (o  priua  ei  e  corr.  m 
1),  67  alumpnis,  68  ^rtum^Aon^t«,  71  capttie. 
^  /F.  Fahula    Tarpeie. 

1  ^emu£  (n  add.  m  1),  tarpeie  (t  ex  /  corr.  rad.  m  1), 
5  Siluam,  7  ^  ^actits  (fortasse  Z  eras,  est,  t  add.  m  2),  aceruo, 
9  roffiana  (expunx-  m  1),  12  /oco,  18  ueste  suas,  19  factum, 
23  inmerite  (ras.  supra  n  et  tn),  causaia  est,  omnia  (omina 
mg.  m  2),  25  tulitf  blandis,  26  (a^ii,  30  Wlnera,  31  tecie, 
32  famosa,  34  esse,  tec»  (c  ex  t  corr.  m  1),  35  abdita,  37 
JTZe/  fjMWS  (e  add.  m  1),  44  Imbroba,  45  si  guis/  mirofitiur, 
46  lachrimis,  48  ca/)e,  49  uia  est,  57  im^Mne,  58  lege^d^ 
(expunx.  m  1),  59  possum  ami  om.  add.  m  2  in  mg.,  61 
himenee,  62  thorns,  63  Eiiam,  buccina  (raa,  supra  a,  ex  bue- 
cinam  corr.  rad.  ml),  64  occeanum,  sydera,  65  sompnum, 
soffi^jnia,  68  nefariis,  70  a^ii/  £&,  71  thermodoonta,  72  ofisctso, 
73  jiaZiZta  (Z  priua  ex  r  corr.  m  1),  padres  (t  add.  m  1),  76 
diuitiis,  78  Taicit,  inmundas,  dopes,  80  iiJfff  sifere  (expunx. 
m  1),  82  pacta,  85  iupiter,  88  ipsa,  89  Tacxus,  90  scandef 
cuhtle,  91  »H  <7es(ts,  93  tarpeio. 

Y.  Ad  lenam. 
4  so«o  (raa.  aupra  alt.  o),  5  ypolitum,  6  iÄoro,  7  Penelo- 
pem,  8  antynoOy  13  imponere,  15  e/,  18  Hippomenes,  19  ejwws 
optts  (deL  m  1),  sew,  perure,  20  /eraf,  cM/pa,  21  eo^  (o  add. 
m  1),  23  Eurypilique,  choe,  24  ^Aoris,  25  quam,  28  Frangent, 
turfo  (e  del.  m  1),  29  simM^re,  virum,  32  Postmodo,  34  si- 
»itTes,  sideris,  35  tunda'  {t  add.  m  2),  omide,  36  mafis,  41 
delectentj  prohra,  44  comicha  (expunx.  m  1),  mei^a  (Ä  add.  m 
2),  45  J:  (n  add.  m  2),  46  vocesj  ebria,  47  ad/  dantes,  51 
per  ^  (p  del.  ml),  52  Celati"  (us  add.  m  2),  56  choa,  57 
cAoc,  necj  munera ,  58  Ipsius,  a'jre,  60  eras  (c  ex  e  corr.  m  1), 
61  d  odorati  {d  del.  m  1),  uicturia  (t  del.  m  1),  62  notho,  63 
animus,  achantis,  64  Per  ^iiws  ossa,  67  fussim  (ras.  supra 
alL  s,  ^uscti»  fuisse  nidetur),  68  perj  denies^  68  exspirare,  70 


Eine  ncno  PropanhaiKlscbrift 


485 


percula,  eurm,  71  fuerant,  73  exporrecta  («  sapnMr.  m  2), 
74  caltra. 

VI.  Coli&eret  superiori  el«(^ae. 

1  si«(  (ras.  stipm  «).  fauenii'^  (»am  2),  3  Cera,  phü' 
/ippCT*,  eertet,  4  drc/i««,  7  receH^rfifrus  (s  doL  mil.  et  ezpuog. 
m  1),  6  migdoniii. 

11  Koaa  elecia  incipit  cum  tituto:  De  plieho  pro  cfsare, 

11  appoilhiis,  12  TtesI  est,  14  canilur  (nt  in  ras.  tn  1), 
iupiter,  1&  lUtora,  17  uil«<>,  20  n^im,  21  rfumpfio^a,  22  /i;- 
mm«a,  23  onNin«,  (i  add.  m  2),   25  actem,  tutttrtU    (sie  m  3  in 

mg.),  28  Hri</a  nothos,  32  iiwf.  itifurme  (expunz.  m  1).  33 
tcUu,  34  Efiixsettine,  35  ur^AS,  3(>  ^urm  timufire,  37  o  om. 
38  Auguste]  /tedoreis,  39  fu{i  e«^,  40  /tuntfri^'.  41  nu'lu  (ru. 
capra  /),  42  TmposuU,  44  «OMÄme,  45  Et,  turpe  {j>  «i  i  c«rr. 
na,  m  1),  4d  ininuntis,  50  7t(;na  (n  ex  r  curr.  tn  1),  51  «t- 
res  (u  ex  »  corr.  m  1),  52  est,  53  committe  {eo  in  ran.),  54 
vüia,  55  jiAarefrf,  59  Ac^  60  ^d  (raa.  supra  u,  Sic  fuisse  ni- 
detur),  65  Dij,  66  o^uas  (a  del.  to  1  t.  d.  p.),  69  cyOuiram,  ap- 
jtoUo,  74  Perque,  spica{  cUissa  75  positis,  trrikt,  76  buche,  78 
CcpAecm,  ffirroiri,  81  allqiiis,  82  trophm  deos  $uos  {dcos  deL 
in  1),  83  8*  jMirf,  85  pathvra,  carmina. 

Vll.    Visio    äe    cynthia   mortua. 

2  eninctcs,  3  uisa  est,  fiUchro,  7  Uosdew,  captUis,  9  ad- 
äerat,  15  Jam  ue,  etcidtranl,  subire,  (subtire  ma.  m  2),  l6 
tri^tu  (eipunx.  m  1),  17  futtej  jxpetufi,  19  commueta  est.  20 
PttrruHl  (alt.  e  er  o  corr.  m  1),  tfrpiäas  {r  nuppiinx.  m  1), 
22  «oMt,  24  impetraaaem,  28  hehnmis,  31  ipse  (infra  e  r«.), 
flamme  (ex  ßamitte  corr,  rad.  m  1),  33  hyaändos.  3ij  iiwifjiot, 
37  .^Kf,  arrJiaruu,  so^iho;!,  38  damp«aUu,  39  *M;;;A-fa  <;^,  pHb~ 
licOy   42  5'!  ^TM,   mea  est,   4ä  »«oiiuni4!tt/<i,   45  taiacc,   4ß  Per 

nwwn,  (jMonKim  est,  47  3/mfl^nis,  48  Ardent  e,   52  Tergemi- 

•d 
tiU5  g«e  caiii«  iric  =  oiJo   (f  eraaam  est)    uipcra    »ostrig  sie 

mihi  wolle  sonet  (verba  sic  —  nostris  a  m  2  dolcU  sunt  voce 
va  —  cat  ita,  ut  dudi,  Hupra  posito,  deindc  nb  eudem  luaim 
sie  —  sollet  additum  est),  v.  öS  om.  m  1  add.  m  2  in  mg. 
iofra,  55  gentiita  est,  57  difttttK^trc,  58  Ihtffnca  {»  dcL  m  1), 

59  parta,  faselo,   60  elt/sas,  61  immcrosu  (mu  ex  corr.),   qua 

a 

querer  (a  add.  m  1)/  ut  unda  Cffbeles,  64  ki/Morie,  pectorty  >65 
summa,  ettntis,  caifienis,  66  Braehia\  necf  meritaa,  saxaj  mo- 
Muff,  67  sor^cs  (or  add.  m  1).  68  Inf  sceiua  {cd  in  ras.),  71 
moneris,  72  dioridos,  73  »1  bx  ri  core,  m  1,  ne  i/ttid,  74  Pa- 
/A«Ni£,  pottiU,  75  fofrir,  un(/  «ät,  79  guej  ptufHatUc,  cormthOf 

28' 


436  Paul  KOfaler, 

80  Mollig  (a  add.  m  2),  aUigat,    81  Ramosis,  amo,  pomifer, 
83  colttmpna,    85  »Sed  ttbmma  iaeet  hie  awe°^  (a  add.  m  1), 
ad  85/86  in  mg.  a  m  3  adscriptum  est  ^itafion^  86  aniane, 
90,  sera  {s  ex  f  corr.  rad.  m  1),  96  complexus, 
VIII.  be  dracone  puellas   icestas  vor  ante. 

7  Jeiuni  {J  ex  L  corr.),  8  exitaa  {ima  ex  una  corr.  m  1), 
10  tremere,  15  aueäa  est,  ab  annis,  19  arcHana^  20  sine  (s 
adrasum  est),  21  Spectaculum,  22  impuros,  23  Sir^nam  tactOy 
nepoti^  28  Multato,  uoluit,  Ihoro. 

a  T.  29  nonnm  carmen,  cnios  titnlum  de  dracone  puellas 
incestas  vorante  del.  m  2  vel  3,  deinde  a  m  2  in  mg.  inscrip- 
tio  addita  est:  Quod  placuit  mutare  venerem. 

a 

29  Phillis,  quedam  est,  30  gratam  (m  deL  m  1),  31  ter- 
peios  {a  add.  m  2),  inter  —  tfia,  37  vtrique,  suppellex,  39  NUe 
tuus,  chor<üistria,  phUlis,  41  Magnus,  44  Mecidit,  45  secnndo, 
46  dampnosiy  47  ceco  (c  ex  t  corr.  rad.  m  1),  48  Lannuuii,  52 
decens  {d  ex  r  corr.  m  1),  53  Poculo  {a  add.  m  2),  54  Pal- 
luerantgue,  56  Spectaculttm,  57  uuZfum,  coniicü,  58  "et^uos  (a 
add.  m  I),  59  turbant:^,  65  ImponUque,  68  lAddamus,  fusea, 
71  uentf,  78  «ude/,  79  mtAi  (A  ex  i  corr.  m  1),  guerde^  81 
Z«(/em,  versum  83  om.  ml?  suppl.  m  2  in  mg.  extrema,  84 
Sufficat  {Sufficiat  mg.  m  2),  85  lucemas,  87  singulia  {del.  m 
1),  88  Besponditj  ce,  thoro. 

IX.  De   her cule   et  caco   et  siti   herculis. 

1  AmphitrioniadeSt  2  erithea  (prius  e  ex  c  corr.  m  1),  3 

et  aduietos,  palkicia,  5  Quaj  udabra,  ftumina,  guoque,  7  caco 

(ras.  Bupra  a),  8  Iticolumis,  9  Insula,  10  parthitos  {h  del.  m 

1),  sonos^   11  manifestaej  signa   (ex  a  corr.),    14  implacidas, 

a 

19  sanccite  {e  deL  m  1),  21  torquet,  22  uuilas^   ministret  (a 

i 

add.  m  2),    26  Impune,    27  uife  (^  add.  ml),    29   Populis, 
frontibusj  edem,  31  Huic  corr.  in  jETmc  m  1,  32  minore,   33 

!ucü,  34  uana  uiis,  36  cana/  succepto  (s  add.  m  2),    37  .<äu- 
distis  ne,  40  no^os,  41  stigias,  42  .dccipä,   43  Q*'''<'t  ^^  f'^*' 

gu£m,  uuZ^usgue,  46  TerrentI  &,  libico,  sola,  47  synonia  {d 
add.  m  2),  48  Official  &,  lido,  49  coepit.  51  c(,  56  summota, 
57  3faj/»?a»i,  tt/resias,  60 /«if,  61  Äum«-ts,  67  (fewoto  cä^ 
repertüs  (del.  m  1),  70  Hercule  exterminium  nescü,  71  wno 
(ex  uino  corr.  rad.  m  1),  73  Hunc,  74  composuere. 
X.  De    Jove  feretrio. 

8  nee  uersutn,  9  dudorj  aJ,  11  erwneris,  14  rafes,  15 
Jupiter,  18  opnco,  21  palma  pirotao  {a  del.  m  1),  23  uenien- 
(w,  25  (y&mw,  26  Nomen  tum,  terra  chore,  27  Eueii,  28  iw- 


Eine  neoe  Properzhandachrift.  437 

sitaj  est,  29  huccina,  33  aeno,  36  Nee  {N  ex  H  corr.),  37 
Dil  ladas,  eolumni,  39  Claudius  (d  ex  el  corr.  m  1),  a  rhe- 

a 

nOf  40  cum,  relida  (o  add.  m  1),  41  Virtromani  {virromani 
mg.  m  2),  42  Mobilis,  erecti,  cesa,  43  uirgatis,  iaculatis,  ab 
agmine,  brachis,  44  gyla,  46  Crimine,  eirco,  47  *mneris  (h 
add.  m  2),  4S  dicta  est,  araj  superha. 

XI.  Aäpaulumnepro  se  tkura  {thura  linea  appos. 
del.  est.)  if  er  OS  plaeet. 

m 

1  Paule,  lachrimis,  6  lachrima,  7  uouent  (m  a  m  2),  8 
herbosos,  11  pau?i,  13  hahuit,  14  £/,  legatur,  15  Dampnate, 
uada  (ras.  aopra  a),  16  implicat,  17  inno^na,  19  si  quü,  ea- 
cu£  (c  ex  r  corr.),  20  In,  iudicet,  21  mtnota,  seÜa  &,  23  iSy- 
sipAe,  24  corripiare,  25  tmproÄMS,  26  laxa,  ec^hena,  27  loguor, 
fallor,  28  ;2u»iero5  (ä  add.  m  2),  29  Si  cui,  auta,  trophea,  30 
Eranumantinos ,  31  ligones,  32  icJto,  35  (üüce^^ura,  36  hoc, 
37  cotendos,  38  affrica,  tunsa,  89  stimularUem,  achäli,  40  _pro- 
auos,  42  ue^ros,  43  exuun  stantis,  dampnum,  44  Quin  ef  erat, 
45  mutata  est,  tota  est,  48  possts,  49  hausteras,  50  iwscn««, 
51  cibelen.,  52  6au(2ia,  43  cutU5  ia505,  54  uiuos  (ex  uanos 
corr.  m  1),  55  Nee  {N  ex  B),  57  la£hrimis,  60  Jncrepatj  e(, 
ZacAnmas,  63  te,  paule,  66  Consule,  quo  facto,  70  unciwm, 
ma?!*,  72  /a»«»/  rogum,  74  cinerij  spirat,  7b  spater  (raa. 
ante  /)),  76  fererda,  77  nwicr,  79  si  gwis,  eni,  81  sunt,  paule, 

i 

82  credita,  83  simutocAra,  84  im»  (i  a  m  2),  85  ä'  mg.  m  2, 

86  ^Aoro,  89  eonlata  {l  add.  m  2),  91  contentusj  manserit,  92 
ineos,  93  ««nitre,  95  detradum  est,  96  jiaulum,  Vuuei  (ex  ui- 
uet  corr.  m  1),  97  lubrigia,  sumptum,  99  perorata  est,  102 
«guis.  Subscriptum  e8tam2; /imspadue  i469  (cf.  supra p.  414). 

Dessau.  Paul  Köhler. 


xxn. 
De  Citationibus  apud  Nonium  Marcellufn. 

Unde  et  quomodo  lemmata  eno  comparaverit  Nonius  iam 
credo  satis  exploratnm  est  (vide  praefationem  editionis  mese, 
pp.  Xy  sqq.).  Constat  enim  eum  ordine  certo  certoa  scriptorea 
(circiter  quadraginta)  perlegisse  et  ex  iis  catalogos  eorum  vo- 
cabuloram  quae  in  Compendiosam  Doctriuam  suam  idonea  tI- 
derentnr  citationibua  instnictoa  excerpsisae.  Yelati  in  libro  I 
faaec  habee  lemmata  ex  Plauto  excerpta: 

hostimentnm,  cum  citatione  Plant.  Asin.  172,  377,  etc, 

tolutim  .  Asin.  706,  etc. 

capolum  a  Asin.  892,  etc. 

temnlenta  «  Aul.  355,  etc. 

cinaedi  ,  Aul.  422,  etc. 

etc 

Qnae  tarnen  hie  iterare  uon  necesse  est,  quoniam  in  libel- 
lo  ^}  meo,  Oxonii  a.  1901  edito  („Nonius  Marcellus'  Dictionary 
of  ßepublican  Ijatin"),  omnium  quot  in  omnibus  Nonii  libris 
sunt  lemmatam  tabulam  exhibui,  ita  ut  dubitationi  nullus  lo- 
cus relictuB  sit.  Ibidem  (pp.  82  sqq.)  dispatavi  de  secondariis, 
quae  vocantur,  citationibus,  iis  scilicet  quae  primariae  citationi 
adiectae  sunt.  Yeluti  lemma  *cinaedi'  snpradictum  habet  post 
primariam  citationem,  i.  e.  citationem  eius  versus  (Plaut.  Aul. 
422)  in  quo  Nonius  earn  Tocem  primum  repperit,  etiam  alias 
citationes:  Plaut  Mil.  668,  Stich.  760,  LuciL  Sat.  I,  Varr. 
'Ovo(.  Demonstrari  igitur  eas  citationes  secundarias  certo  or- 
dine in  suis  lemmatibus  stare,  eodem  scilicet  quo  scriptores 
perlegerit  Noniufi,  unde  meo  iure  colligo  Nonium  semel  modo 

')  Qui  hoc  siglo  in  hac  diipatatione  indicabitur,  'Noa.  Marc' 


W.  H.  Linda  a;,  Oe  CiUlionibiu  apud  Nonfuin  Horcelltun.    439 


8criptoTCs  eos  p«rle^isse;  et,  sicobi  identidem,  inm  re]  huius 
Tel  Ulius  libri  conscribendi  cau$a  catalogos  percurrit,  io  Tocem 
iftm  (iiitc  A  Be  ezoerptam  et  adhibitam  iteram  incidisftCt,  earn 
aoTftoi  cilationem  kmiuati  iam  facto  odieciss«.  Citm  tarnen  son 
potuerim  omnes  citntioBCs  aecundarias  mea  tnbiiln  conprehen- 
dere,  cumqtie  Marxius  (pra«f.  in  eA.  LiicilJi,  LXXXlll)  aliter 
de  origins  hiinim  citationum  »entire  videatur,  hie  voLo  lacunam 
prias  relictam  expkre  et  citatiotium  secandari&ruoi  qua«  sunt 
ia  libria  II — IV  tabolam  exponere.  Quotus  scriptor  citato« 
sit  indicatur  numeritt  intra  unctnos  poiitis,  qui  uunieri  ad  se- 
qu«nteiu  indiceni  eatalogonim  spectant.  Siciibi  ii<>ciindaria  cita- 
tio  ex  eodeui  catalugo  atque  primaria  bausta  est  {y.  g.  p.  79 
Varr.  P&rm.  389).  nihil  ndnntnvi. 

Index  Scnptoram  a  Kodio  adhibitoram. 


(1)  Glosenrium  primum  (rel  TiU- 

nianuin') 

(2)  HlftutuB  (in  fabalw  Vutonia- 

nifl) 

(8)  LucretiiM. 

(4)  NiwviuH  (ia  Lycurgo) 

(&)  Acciua  (in  Burys..  Arm.  Ind., 
Aetj-,  Ocmom..  Ter,.  Alphos., 
Amph.,  Moliui.,  Islpipuuit.,  Pe- 
Ivp^  Pboea^  Med.,  PbiLact. 
Akm.,  Tel..  etc.) 

(6)  Poiii|Ki&tas  (ia  fat^ulii  quaniiu 


I 


tituli  tt  P-tittor»  incipiunt) 
(7)  No*iuB  (ia  fabnli*  aliquot) 
(8;  Acciua    [id     Epig.,     Üelnai;., 
Aca.,   StoA.,    Atbam.,   Ctyt, 
Uiiuuli., Ncopt.  Eng.  Nyct, 
Audr,   Atr..   Phin.,   Agam.« 
etc) 
(9)  Lucilias   (in  Sat.,   I— XX  [? 
SXl])») 

(10)  Enniu»  (in  Hect.  Lj-tr.,   Tel., 
«tc.) 

(11)  Torpilia*  (in  ßo«th.,  Dem«tr., 

*)  Cum  Nonii  iu  bibliothiwa  non  omnia  oiiiniiim  nod  tantiimniodo 
aliquot  icripta  aliquot  auctArum  fnerint  (v.  g.  Siienuaa  HiiUiriarum 
libri  III— Iv,  Torronii  It.  K.  lib.  1.  Ciceionii  de  Deor.  Nat.  lib.  It), 
cnmqne  Namidn  esniirlortu«  «m,  quüä  «i  pni««to  «runt,  aatii  n«gleg«n- 
tat  adhibnerit,  liaail  facile  decr«v#rijt  uUuiu  eiun  factum  ait,  ut  duo* 
ram  libroram  (XVllI.  X\l)  primae  partit  (Hbb.  I— XXh  Lucilii  Satj* 
ramiD  omnino  nulLn«  fueriot  citationea  in  hoc  ctitalogo.  ao  idciroo 
quia  ha«c!  duo  vohimina  adhibm«  vgl  naquivarit  vt>l  noludrit.  Nam 
libri  XII'.  nonoiii  trea  citatioDei  in  hocoataloga  emit  (Nun.  p.3fl3,S: 
p.  !>li,'£i:  p.  &13, 1).  Itaqua  etiam  huioa  libri  p»enadeerat  nobis  om* 
□e  vtHti^om. 

r^ibri  XVIII'.  nhxtn  duae  citationM  in  Conipandioaa  DootrJna  ap> 
parent:  aed  oamm  una  (p.  113.  öj  ex  Gellio  (cataloeo  82)  lianata  eat. 
alter»  (p.  M4,  ii;  cf.  4!f5, 36)  e  i^Iotsario  'Varraaiano   (catalogo  86]. 

Atc«ra  para  Salyrarum  (libri  XXIl— XXVj  cert«  non  erat  (a  ma- 
nibai  Nonii  Nam  libromm  XXIII — XXV  omniao  nnllae  citatianea 
aunt  in  Compendia^n  Itactrina;  libri  XXil'.  nonniai  tiea.  at  illHc  qui- 
dem,  niii  fallor,  ez  alii»  caialugta  baiittae  (p.  SIS,  4  ex  cat.  26;  p.  HV,  & 
ex  eodem  Gatalogo  -.  p.  2lU.  &b  ex  cat.  2d). 

Rem  igitor  recte  ludicantjlmi  apparet  nnllum  argumentum  ex  Com- 
pcudioaa  Doctrina  cUciondam,  cur  c-Tmlainuti  librum  XXI".  Satyraroin 
ant«  Nonii  aetatem  caau  iniquo  depeiditum  ease. 


440 


W.  M.  Liadiar, 


Can.,  Demi.,  Epicl^  Thru., 
Paed.,  Pbitop.,  Leuc.,Liad., 
Lemn.,  Paiat.,  Bet) 

(IS)  PsonTtQS  (in  Atal.,  Psrib., 
Dnlor.,  Harm,) 

(18)  11.  TullioB'  de  Rep. 

(14)  Qlowarium  altenun 

(15)  Varro  (in  ICenipp.,  satiriB  qna- 

mm  Qraeci  tituli  a  ntpC  in- 

cipinnt,  etiam  Prom.  Lib.) 

(\6)  'H.  TutliuB'  de  Deor.  Nat.  II 

(17)  AcciuB  (in  Myrm.,  Diom.) 

(18)  Sallnatiua  (in  lag.,  aisb,  Cat) 

(19)  Afraniu8(inVop.,Prir.,Ftatr., 

Exc.,  etc.) 
(30)   M.  TDilins'  de  Off.  I 

(21)  NaeviuB  (in  Danae  fabula) 

(22)  Vei^Iin« 
(28)  TerentiuB 

(24)  'M.  TDllias'  (in  Epiat  ad  Caes. 

iun.,  VerriniB,  Philippima) 

(25)  Lueiliaa    XXVI— XXX    (qnoB 

librofl*),  flingnlis  nimimm  to- 
Inminibna  cbartaceia  con- 
ecriptofl,  boc  ordine  perlwit 
et  excerpait  Nonius,  XXa— 
XXVI) 

(M)  OtoBearium  tertium 

(27)  Verborum    aerie«  alpbabetico, 


qaem  dicont,  ordine  diapo- 
Bita 

(28)  Adverbiomm  aeriea  eodem  or- 

dine diapoBita 

(29)  'M.  TnUins'   (in  Off.   II— HI, 

Hort.,  Sen.) 
(80)  P1antuB(in  Amph.,  Aiin.,Aol.). 

(31)  Varro    (in   Marcip.,   Andab., 

Le^a  Uaenia,  Hjst.,  Agatb., 
Quinqnatr.,  Endym.,  Virg. 
I>iv.,  Geront.,  Parm.,  Here, 
t.  f. ,  Heteagr. ,  Ta^.  Hiv., 
Seaq,,  Here.  Socr.,  SexBg., 
rvffidt  lt.,  Eum.) 

(32)  QellioB  (in  Noct.  Att) 

(33)  Varro  (in  Bimarc,  Man.,  Mod., 

Ov.  Aup.) 
(84)  'M.  Tnlliua'  de  Fin. 
(35  A)  Glosaarii  quarti  (vel  'Vano- 

niani')  pare  prior 
(36)  Siaenna  (in  Hiat  III— 17) 
(35  B)  Gloae.  quarti  pars  poaterior 
(87)  'Cicero'  (in  Orat.,  de  Drat.) 
(38  A)  Oloaaani  quinti  (Verrii  Flac- 

ci?)  para  prior 

(39)  -Cicero'  (in  Acad.,  Tnic.) 

(40)  Varro  de  Re  Rnatica  1. 

(38  B)  Gtoaa.  quinti  pu«  posterior 

(41)  Varro  (in  Vit.  Pop.  Rom.,  Cat.) 


LIB.  II 


A 


p.  66  He.  apud  (35  B)  *)  H.  Tall, 
de  OS.,  (37)  de  Or.  II 
abBtemios ")  (88?)  Luoil.  »at. 
VI,  (41)  Vwro  V.P.R. 
72  anciilantnr  (8)  Ace.  Mel. 
algn  (3?)  Lncret.  Ill 
aaaulatim    (28)    Sueitis    Pall., 

Plant.  Men. 
anxitudo  *)  (5)  Ace.  Arm.  lud., 
(13)  M.  TuU.  de  Rep.  11, 
(26?  85?  88?)  Pac.  Herrn. 
78  amotimini  (12?)  Pac.  Herrn., 
(27?)  Pac.  Ant,,  (86)  Siaen- 


na Hist.  IV 
acrimonia  (8)  Ace.  Neopt 
74  averruncare  (27?)  Paa  Hed., 
(34)  M.  Tnll.  Fin. 
B 

77  baetere(l?27?)PacNipt.,Ued. 
brutom  (12)  Pac.  Harm. 

78  bulga  (15)   Varr.   Octog.,  (25) 

Lucil.  XXVI 
bacillum  (26?  35?  38?)  Afra». 
Om.,  Cic.  Fin.  II 

79  bount')  (31)  Varr.  Parm. 
bubnlcitare   (35?  38?)   Plaut. 

Host. 


■)  Harxina  qnidem  non  dubitat  affirmare  Nonium  etiam  a  fine 
nninaoniaeqne  libri  incepisse,  et,  cancri  retrogreasu  Daum,  ainguloa  rer- 
BUS  perrerao  ordine  excerpsiaae.  Quod  tamen  vix  credibile  est  neqne 
argnmentia,  qnae  vir  doctiasimus  adhno  protuUt,  aatia  confirmatam. 

*)  Niei  qaidem  baec  citatio  ex  acholio  marginali  hauata  eBt 

')  De  Apulei  citations  cf.  'Hon.  Hare.'  p.  104. 

*)  Vide  ne  Ciceroniana  dtatio  Pacnvianam  aeqni  debeat. 

')  Vergiliana  citatio  e  acholio  marg.  bansta  esae  poteat. 


D«  Citallonibiu  apnd  Nonium  tTarceltaui. 


441 


61  comwt  (2)  Plaut.  lf<Mt^  Trin.. 
(6) Pomp.  Piit.t')  Noir.  Full. 
F«r..  Airr..(9>L>icil.ÖatlV. 
r25l   Lacil.    XXX.   (S9)   H. 
Tull    Hort. 
82  claritodu  (36)  äüi-niift  Htat.  IH 
ooMcribillftTi  (SI?)  Tkir.  Har- 
cip. 
88  can«  (2.^>  Lncil.  XXX 

cbotte«  i-iO)  VaiTo  R.  B.  I,  (41> 

Vano  V.  P.  R. 
cgpM  (31?)  VuT.  Sevi. 
oomedim  (ß)  Pamn.  Proai 
84  copi(ll)Tun..Kpid..tU)Pac. 
Ptrib. 
oett«*)   I&)   Ace.  Mclu..  (12) 

P*a.  Atttl, 
lu«t  (27?)  EiiD.  TelMu. 
olcitu  (41)  Vmt.  T.  p.  R. 
87  oonfuLftrc  TitminiiiL  cithtio  vol 
es  'Hit.  19  Yt'1  «X.&OS.  S  bus 
illaU  M»  videtiir 
olaet   (2!)    Kan.   Ainbr-,   Pac. 
II,  (3S)  VaiT.  -Oros 

90  €0D^naoeec4r«  (8&7]   Vaii. 

B«r.  Bam.  Ill 

91  ocHimeiiiOiAr«  (S4}  U.  Tull.  de 

Pin. 
98  CMueoU  (3tBf)  Varr.  Bim. 

D 
9i  deiriUnt  {\l)  Turp.  Tbra«. 

dwqnainat  (9)  Locil.  Sat.  VU 
96  domntione'»  lib)  Lucil,  XXVI 
dat&Uin     |21IV)     Aftau.     Um.. 
Pomp    Ad«lpb ,  Hvr    Esod. 
diviJia  (ll|  Turp.  Kpitl. 
dulcitai    (Sti?)    Ca«c.   Srrac.. 
(SI)  Cic.  de  Or.  UI 
98  din  {^0]  Plant   Aol. 

dabitntini(S(()!^iMnDa  UieLIT 
dlie«d«n  (S6/  .Siienna  lii*t.  IV 
IdoUtOD  (S9)  Cic.  Acad.  IV 

102  evallaro   (1&)  Vairo   BpiUpb. 

■n.  i«r. 
•BCaBtHr(>(9)  Laoil.  Sat.  II,(S1) 

Van.  Kum. 
extitnders  (S-2)  Vir;,  G.  I 
eiculpere    l9)    Looii.    Sat.    IL 

VII  (?) 
exorbobo  (11)  Turp.  Lsae. 
108  effutire(3ii)Cic.Tiuc.V,(SSB?) 

Lncr. 


I0&  eonleo*  (SI)  Varr.  Eum.,  (SS) 
I'omp.  Dec.  FulL 
»omur«  {3v)  Cic.  Tue  II 
lOT  exNdra  (»7)  (Cio.)  ds  Or.  UI 

P 
109  ramulnntur  (29?l  M.  TvlL  Off. 
[Ill] 
Gmitudo  (IS)  M.  Tiill.  de  Rep.  I 
fOTtnnara   (37  71   U.   Tull.   ad 

Car,  Afran.  EmaDC. 
famtilitaa   (12)  Pap,  Atal. 
adeliUtcm  (Id)  Afrft».  Vop. 
no  flaont     (277)     Ac«.    AchiU., 
Afrnn    Div,  Ens.  TbT. 
fnlgorivit  (2h)  Loctl,  XXVI 
f»i«et  (231  Tw,  Photm. 

111  fa««l  C»8?)  Va(T.  Bimaro. 

112  fa»  (4L)  Viirr.  V.P.R. 

a 

114  yrunaire    (3»)    Cic.    Toic.    V. 

(:j8  Ui  Labcr.  Si-dlg. 

115  graadirc    H)  PUtit    Aul..    (8) 

I^uor.  II,  I.  (ft)  Ace  Meloag., 

(12^  PacuT-  Dolor, 
^raiidiloqui  iHSV)  Cic  Tuso.  V 
fruttaiim  (ID?  ^?)  Eon.  Uec. 

116  fTT'icilit'Klo    (86?)    Knn.    VU' 

Laav.    Prot«,    (faia)»   Turp. 

Caneph. 
gTiuidacntaa  (8)   Arc  Uacch., 

(12)  PacuT.  Ilvrm. 
Ktululati(2T?)N&nv.  Bell  Pun. 

111.  Afrin.  Ciner. 

117  traanrMDK  (Ifi)  Varr.  r.  iSar» 

(11)  Varr.  V.  p.  B. 
gvaium  (2&)  Lacil.  XXVI. 

118  fTVnM 

(eoDK«m  (88?)f  la«t.(Pen.), 
Caec.  Pert) 
gan«»!!«  (8&?  88?)  M.  Tull. 
in  Cikt 

H 
1X0  hallec  (38?)  Borat  Serm.  II 
liaasilitndo  (17)  Ace  Uyrm. 

121  bilum  (89)  Cic.  Tmc  1 
lioraam  (31)  Varr.  Bum. 

I 

122  incurviscere  |39)  Cic  Tuse.  1 
iiiKunitM   Varroaiaaa   «Itatio 

ex  4ti.  26  hue  illata  me  vi> 
decnr 

123  incitiu  li)  Plant.  Poen.  (9j  La- 

cil. Sat.  111.  XV 


')  fnniaoa  oitaüo  e  aohal.  marg.  bauata  aua  videiur. 


442 


W.  M.  Lindsay, 


icit  (3)   Lncr.  III.   (11)  Torp. 
Demetr.,  (21)  Nmt.  Oanae 
124  inibi  (1?  28?)  Caec.  Ploc,  Pa- 
CUV.  Iliona 
incilare  (12)  Pacuv.  Dnlor.,  (25) 

Lncil.  XXX 
inlavies    (25)  ■)    Lncil.   XXX, 
XXVI 
128  ieientare  (31?)    Van.  Marcip. 
integrare  (36)  SisBiina  HiBt.  IV 
128  iavolare  (37)  Gic.  de  Or.  m 

L 
181  later    (81)    Varr.    Seaq.,    (33) 
Varr.  Man. 
lucuns  (19)  Afran.  Fratr. 
132  lenitndine   (39)   Cic.  Tuac  V, 
(38  B?)  Cic.  Verr. 
Iftetitudine  (8?)  Ace.  Bacch. 
largitaa  (18)  M.  Tail.  Rep.  HI 
laiitaa  (20)  M.  Tull.  Off.  I 
laetare   (26?  27)  Ace.  Pelop^ 
(36  ?)  Si8rana(Bine  'Hist.')  IV 
138  luBua  (41)  Varr.  Cat. 

lacesBBie  (3»)  Cic.  Tuac.  V 
M 
135  mollitndinem  (37)  Cie.de  Or.  Ill 
1S6  maestitndo  (30)  Plaut  Aul. 
187  macore  (15)  Varr.  Serr.  n,  4px. 
munia    (14?    26?     35?    38?) 

Plant.  Uerc. 
metari    (14?    26?     35?    38?) 

Gael.  Ann.  VI 
maaimonea  (14?  26?  35?  38?) 

Cato  de  'Letorio' 
mordicuB  (26?)  Plaut.  Hen. 

138  mendicarier  (30)  Plaut  Aul. 

139  mordicibuB  (39)  Cic.  Acad.  HI 

140  man8um(S5?  38?)Luoil.  XXX 

141  minutum    (35?  38?)    M.  Tnll. 

Verrinarum  lib.  Ill 
N 
143  neminiB  (25)  Lueil.  XXX 

DOennm  (85  A)  Varr.  Epiat  ad 
Fuf. 

0 

146  opulentitaa    (26?   38?)   Caec. 

Ploc. 
orbitudintB  (11)  Torp.  Thraa., 
(12)  Pacuv.  Dulor. 

147  olat  (27?)  Pomp.  Aleon. 
obatngillare  (33)  Varr.  Man., 

(40)  Varr.E.R.1,  (41)  Varr. 


V.P.R. 

148  olivitat«m  (40)  Varr.  B.  B. 
P 

149  petilnm(35?  38?)  Plant  Plot 

151  portiaculas  (38?)  Enn.  Ann. 
VllI,  Lab.  Cyth. 

152  pinaere  (41)  Varr.  V.  P.  JL 
putidum  (35?  38?)  CatoOrig. 

II,  Caec.  Andr.,  Afran.  Ang. 

153  paxillns  (33)  Varr.  Bimarc 
156  puerae  (41?)  Varr.  V.P.R. 

158  pausa  (»)  Lncil.  Sat.  I 
puelloB  (9)  Lncil.  Sat.  IV,  (26?) 

Lucr.,  Enn.,  (31)  Varr.  Mar- 
cip, Sexag. 
pecns")  (3?)  Lncr.  II,  (9)  Ln- 
eil.  Sat  V 

159  pecua  (4?)  Naev.  Lye,  (5?) 
Ace  Asty.,  Med.,  (13)  M. 
Tnll.  Hep.  IV,(17)  Ace.  Diom., 
(26?,35?)  CaeciL  Imbr„{36) 
Sbenna  Hiat  IV 

priva(S8?)  Lncr.  Ill 
poreet  (27?)  Ace.  Gpig..  Enn. 
Telam.,    (83)    Varr.    Uaa, 
(85?  88?)  Lncil.  VI 
161  patritum(35B)Varr.B«r.Hnm. 
XX,  (39)  Cic.  Tuac.  I 
popinonea   (35?  38?)    Lncil.  1 
R 

164  rurant  (15)  Varr.  Serr.  n.  dp^. 
ructua  (9)  Lueil.  Sat  III 

165  reciprocat  (27?)  Enn.  Andr. 
repuerascere  (29)  M.  Toll.  Sen., 

(37)  de  Or.  II 

166  ramitea  (31)  Varr.  Geront 

167  rapinatores  Luciliana  citatio 
ex  setiol.  marg.  in  Van. 
Bim.  65  hansta  ease  videtor. 

S 
169  Bcabres  (88?  35?  38?)PacQT. 
Tuac. 

171  aingulum  (15)  Varr.  Peripl.  I, 
Octog.  n.  voti.,  (32)  Qell. 
XVUI  13,  6 

■perem  (33)  Varr.  'Ovoj 

172  aatiae  (15)  Varr.  Prom.,  (18) 
Sail.  HiBt  II,  (25)  LnciL 
XXVIII,  (26?,  38?)  Ter., 
Lucr.  II 

173  Bnavitndo  (1 1)  Tnrp.  Leuc. 
ssntentia  (9)  Lueil.  Sat  IV,  V 
aanctitudo   (11)   Turp.   Lenc., 

*)  Varroniana  citatio  e  achol.  marg.  in  Lucil.  XXVI  597   vel  600 
(cf.  Non.  226,  5)  hausta  esse  videtur. 

'"]  Liviana  (et  Virgiliana?)  citatio  e  aobol.  marg.  bausta  eise  poteat 


Da  CiUtioaibiu  «pad  Kffnium  llonellum. 


443 


(13)  M.  Titll.  Rop.  IV.  (19?) 
Afrno.  Siui),, 
174  »CTipUon«  (30)  Cic  To«.  V 
M^itM  (37)  Cic  dv  Or.  1 
•celetosi   flitf)  &frui,  Uirort. 
Vi  ■iiaita(23^,80?}l'laNt.Ampb., 
138?.  S5?)  PlMit.  Mere. 
Babaicivum  (37)  Cic  do  Ot.  II 
177  Ml<br«a  (87>  aHc^  0»t. 
■portM  (41)  Vur.  V.  F.  B. 
T 

179  t«rt«  {Hl)  Varr.  Cftt. 
UbiGcii.bilc<<39?)  Cic.Tu«cIV 

180  lippolft   (3a?    »»?)><)    FJkut. 
(fr.  68) 

tni»«onft  (38)")  Si^ll.  Hist.U 
trutina  (41)  Vsrr.  V.  P.  R. 
V 
182  TotitAvit   (22)    Virg.   X,    (88) 

Varr.  '0*04 
188  veeet  (27?)  Ron.  Ambr.,  (33) 
V»rr.  Uu).,  'Otof 

184  ranitwlo  (|2)  Puc  Dolor. 
TiMtiB  (8J  Lufiil.  Sat.  XIV 
vutitiM  (S)  Aoc.  MeteafT-,  (29) 

M.  Toll  Off.  II.  (83?  S5? 
38?)  Pm.  Teuc. 

185  Ta«t««eaot  (16)  M.ToU.  Deor. 

Nst  11.  (18)  H«ll.  lug.,  (33) 
Varr.  Man. 
TMTaoe«nl   (13)    Pac     Perib-, 
(19?)  At'ran.  Divnrt 

186  vinnulnm  {SO)  Plaut.  Asin. 

187  Tätcuni  (ai?  88?)  Virg.  G.  III. 

A  fron.  Sor. 

LIB.  Ill 
A 

190  nBgfportag(23)Ter.AdeIpli..Enn. 
Bbainlitttn  (8?)")  Lucr.  IV 

191  angiiM  mate.   (4)  üaair.  Lre.. 

ß&)  LociL  XXVI 
ug./m.  (88?)  Vano  AtacinuB 
■moem  (4)  Naev.  Ljrc,  (5)  Acc. 

Epinaui.,  iS)  Acc.  Epig.,  (la) 

Varr.  P«ripi.  I 


m  araaeae  ■*)  /ha.  (38?)  Bon. 
(Ann.?);  maae.  (30)  Plaot. 
Aiin. 
tu\a  Pacuviana  oitalio  aut  sx 
tcliol.  marft.  aut  ex  gtoMn- 
rio  aliqu«  (27?)  provenit 
193  anfractuoi  (31)  Varr.  Paim. 

C 
198  cur«iu'^)  (S)  Plaut.  Cut 
IW  «oriom  (31?)  Varr.  Eum. 
IKKt  cai3(l57)Vurr.MDrc«p.icdpY. 
Cortezd^V)  Varc.  Proia.,  Tith. 

eollaoi  (9)  Ucil.  Sal-  VIl.  (SG) 
l^uuil.  XXVII.  (2ä)  C>«cil. 
Uaru,.  Syuepb.,  Cato  Sw- 
oia,  Na«v.  'Cor',  (80)  Plaot. 
Arapb.,  |31)  Van.  »«tag. 
Ml  Mpe  HCTif.  (38)  Varr.  Bimarc., 

M.  /«•'.  (31)  Varr.  Eom.,  (41) 

Varr.  Cat. 
colubrii  (111  Torp.  Uac-,  (Sl) 

Varr.  Kum. 
oont^iiitii«  (29)   Hr.  TqU.  Off. 
IJI,  Hort ,  (89)  Tnac.  I 
E 
208  erentu*   (29|    M.  Tnll.    Hort., 
(887)  U.  Toll.  Cons. 
F 
204  firontem  (I?  26?)  Pacnv.,  Ca- 
to  11.  Mil,   (S2?.   cf.  r.«ll. 
XV  9.  (35?  .18?)  Plaut  Pioo. 
iOh  finem  (8)  Acc.  Phin  ,  (8-2)  Vüv. 
A.  111,   Cifi)   Cm\.   Ann.  V, 
Cui.    Hetn.   Hitt.   IV.   (31) 
Van.  Ueleag.,  (36)  Sisenna 
Hi«U  IV,  (41)  Varr.  V.  P.E. 
frotom  (269  .15?  88?)  Naev.. 
Eon..  Luoil-,  Varr.  GalL  sut 
Kund. 
20a  ruliuaiilum ")  (28?,   38?)  Lu- 
dl.  IV.  Plaut.  Trin. 
G 
207  gotlur  (26?)  Luoil.,  Nan.,  (31) 

")  Kiaiquidem  hnoccitatiooscliol.mnrg.  in  Varr.  Bim.&Ohaoitawt. 

*')  Kl«  quidem  bavo  cilalio  e  »choL  raarg.  la  Cic.  de  Or,  1  16S 
bausta  eiL 

'*)  S«d  vida  M  lenunat«  arbiirium  . . .  wtditmt  poat  l«Quaa  acina 
p.  193  ttai«  debcanl. 

")  TiliDJaaa  cibiUo  e  aoboL  marg.  in  Vüg.  0.  IV  247  bansta  «we 
pot«Bl  (cf.  Nou.  i'ÜK  7). 

")  Notcio  uUum  htK  Umma  g  PUuto  cro«rit  donlu*  «t  loinma  «e- 
qnen*  «  lobolio  oiurginali  in  Plaut-  Cor«.  d$7  jcf.  Non.  2)H,  10 — U)  an 
floo  Hqueatia  e  glMaario  Tiliniano  iiottu«  cjuiiut  e  PlaaW. 

"J  bequeas  lamaa  famtUalio,  quod  incipit  ■fMnulatio,  ut  dominft' 


444 


W.  M.  Lindtaj, 


Van.  L.  Haen.,  (30)  Plant. 
Aul.  (e  loco  proprio  traiect.?} 
gBln  (U?  2ö?85?  88?)  Li?. 
Aiax  Mast,  Ace,  Prom.,  Cato 
Orig.  II 

210  lux   (88?)   Van-.    Bim. ,  (35?) 

Varr.  Synaph. 
Ubinin  (7?)   Not.  Hacc.  Ex., 
Praoc.    PoBt.,   (28?)    Lucil. 
Sftt.  XXII 

211  loca(26?  27  ?)  Naa».  Bell.  Pan. 

VI,  (37)  Cic.  Orat. 
loanB  (97)  (Cic.)  deOraL,  (41) 
Varr.  Cat 
H 

212  mercatne  masc.  (7?)  Not.  Uil. 

Pom.,  (9J  Lucil.  Sat.  VI,  (11) 
Turp.   Lind.,  (29)  M.  TulL 
Off.  HI 
mercatuB  tMuI.  (11 )  Turp.  Tfaraa. 
218  meloa")  (8)  Ace.  Bacch.,  (12) 
PaouT.    Perib-,    (81)   Varr. 
Panu.,  (<1)  Varr.  Cat 
margaritum  (24)  M.  Tull.  Verr. 
sign.,  (31)  Varr.  Marcip. 
N") 
SI4  nundinaa   (31)   Varr.  Qeront, 
ttuf.  M«v.  (et  Marcip.),  (85  B) 
Rer.  Hum.  XX 
0 

215  obeeqninm ,    neut.     (23)    Ter. 

Andr.  1  fern.  (1 1)  Turp.  Epicl., 
Thras. ,  (18)  Sail.  Hist.  II, 
(19)  Afran.  Pht. 

216  ostrea  f«m.(ll)Tnrp.  Demetr., 

(15)    Varr.    T6    'Eni  it.  «Ix. 

(19)   Afran.   Ejc.  ,   (29)   M. 

Tull.  Hort.,  (81)  Varr.  Sexag. 

oitrea    neuL    (15)  Varr.   'Eiog 

IliTS    n.    [lip. 

ores  (82)  cf.  Oel).  XI,  1,  4. 


217  |>OBtica  fern.  (9)  Lucil.  Sat.  IV, 

(81)  Varr.  Tatp.  M«v. 
poetica  neut.  (15  ?)  Varr,  Prom. 

218  praaaepia")  (40)  Varr.  R.  R.  I. 
palpebmm'«)  (15)  Varr.  Pap. 

Pap.  71.  i-r«-.   (1«)  M.  Toll. 
Deor.  Nat  II 

219  permitie^  (0)  LaciL  Sat.  II 
pericalum  (23)  Ter.  Andr. 

220  penuB  (82)  cf.  QeU.  IV  1,  2 

R 

221  rictuB»)  (8)   Lucr.  V,  (24)  H. 

Tall.  BiKU. 
rORUB  (22)  Virg.  A.  IV. 
reticulum  (2*)  M.  Tull.  Verr. 

Sicil.,  (26  ?)  Fenestella  Ann. 

222  redituB  (35  B)  Varr.  Rer.  Hum. 

XX  (biB) 

5 
BezuB  (36)  SiBenaa  Hiat.  IV 

223  sagnm  (31?)  Varr.  Virg.  DiT. 

224  aangnis  (3)  Lucr.  I,   (5)   Ace. 

Amph.,  (8)  Ace.  Aen.,  (15) 

Varr.  Cofm.  it.  ep».  %o.,  (26? 

35?)  Cic.  (SIC)  Pin.  V 
simile  ")  (7)  Not.  Mil.  Pom. 
Bcfaema  fem.  (6)  Pomp.  Prost 
■eh.  neut.  (4)  NaoT.  Ljc,  (25) 

Lucil.  XXIX 

225  aerobes  (26?)  Varr.  RuBticae 

Res  I,  (33)  Varr.  Man. 
Bpicae  fern.  (31)  Varr.  Sexag., 

(34)  M.  Tull.  Fin.  IV 
ap.  neut.  (81)  Varr.  Lex  Haen. 

226  squalor  (33J  Varr.  Man. 
etatura  LucUiana  eitatio  (cum 

lemmate   'eiapor')  e   acliol. 
marg.  in  Cic.  Off.  1 126  hau- 
ata  esse  poteat. 
T 

227  textue  (6)  Ace.  Nyct. 


tio',  etc.,  eidem  fonti  atqae  lemma  domiwUio  (Non.  208, 15)  tribuendam 
Tidetur. 

>*)  Hoc  lemma  ex  catalogo  (4)  (Naevio  in  Lycurgo)  hauetum  ease 
▼idetnr.  Etiam  lemma  'mendam'  ex  eat.  (26)  et  lemma  'mundus'  ex 
cat.  (32). 

'*)  Lemmata  'nnntiua'  et  'nerri'  ex  eatalogo  (32)  hauata  eaee  poaaunt 

**)  Afraaiana  eitatio  aub  lemmate  partus  e  aohot.  margin,  in  Plant 
True.  196  hauata  esse  videtur. 

'")  Vide  ne  praecedeutia  dno  (tria?)  lemmata  e  catalogo  (?)  pro- 
Teuerint,  a  Nonio  tum  incnlcata,  cum  lemma  "pingne'  lemmati  'pane' 
■ubiciobat  (cf  'Non.  Marc'  p.  6). 

")  Hoc  lemma  ex  catalotfO  (I)  proTenisae  Tidetur. 

*■)  De  citatione  Naevii  Oymnaat  cf.  'Nod.  Marc'  p.  111. 


Do  Citation  lbs*  spud  Koiiium  HftrcsUum. 


445 


srmnn   tntuc.  (2S)   M.  TuU. 

m.  Ill 

to.  /«m.  (15)  yarr.  *Kxn  at  R. 
tux.,    <^2)  cf  (Jell.  IX  IS.  18, 
(41)  Varr.  V.  P.  R. 
£28  Unor  ">   (13)    M.   Toll   Itep. 
U,  (37)  da  Ont  11  (böi) 

229  utmi«  (11)  Torp.  Philop.,  (19) 

AfniB.  Vop. 
236  vnltua  mmc.  (22)  Virg.  T 
T.  HfHt.  (31^  ?)  Knn.  (aut  e  toboU 

uarK.  iu  Lucr.  IV  1212) 
TulgOB  »in«.  (»)  Lncil.  Sat.  XIV 
Tul.  «uuc  (8)  Aoc  Epis.,  (IS) 
ViLTT-  CycD.  It.  tvf„  (S3)  Varr. 
'üvog 

281  uaVB  iMue.  (S7)  Cic.  <1b  Or.  I 
u«.  /m.  (31)  Varr.  Too,  Un. 
v«|iiä»   (38?)   I>acT.  IV  (aut  o 

Mchol.  roars,  in  Pomp.  Tote. 
180) 
^mpmrtt  (23)  Tvr.  Ueaui. 
UB.  IV  »1 

282  adTorniiu    ■contra'    (23)   Ter. 

Adelph,.  iM)  PlauU  Aain. 
adr.  -Hpuil'  (ID)  Kun.  Teleph., 

(19)  Afran-Eioept  /SOlPlaol. 

Aal„  (M)  M.  Tull.  Via.  IU 
233  uiima  -odoi'  (2)  Ptaul.  Aiin.. 

Moro..  (32)  cf.  Uell.  II  2.1 
L  'aquae'(2?.tO?)Plaat.ÄJapb. 
■•  'soBQt*  (31)  Viuri.  Kum. 
m.  -furor'  (2)  Plant.  Aiupli.,  (h) 

Ace   Melau ,    lüiiiitaüa.,  (7) 

No».  Pull.  For.  (13)  M.  TuU. 

Rep.  I.  V.  (22)  VirK,  G.  11. 

A.  XL  (25)  Lucil.  }aX 
a.  -ventna'   (Et)   Lucr.  V,  (15) 

Varr.  Maroop.  n.  i^i^  Üoa- 

mot.  It.  (fH.  MO.,   ill)   Ace. 

UrriD,.  (30)  Plaut.  Aul. 
284  aplam   'aeceasariain'   (13i    M. 


Tall.  R«p.  IV 
ap.  '«Ivfiantvr  comp.'  (20)  X. 

Tult.  Off.  I  98. 146.  (34)  H. 

Tull,  Fin.  Ill 
ap.  'adept'  (ISU'acuv. llarm., 

(i!,)  Lodl.  XJCIX 
ap.  'ooDpoait.'  (2a?)   Pompoa. 

(ant  ex  61).  21  hue  ilUt.) 
ap.  'conax.'  (tfi   Uicil.  äat.  X. 

XVl.   (]&)  Varr.   Mut   Mul. 

IL  •^ap..  (1«)  M.  Tull.  Deor. 

Nat.  II.  (18)  i^iili.  Ui<t  III. 

(M)LucJI.XXX,ri8)M  Toll, 

Hort.  (89)  Tu»c.  V 
235  a«oualM  'aimilea'  (19)  Afrao. 

Vopi«. 
a«,  'aeqaoeti'  (19)  Afran,  Pii- 

»iga-.(22)Virg.  V.  (2«l  Tec. 

Bun,  (29)  H    TolL  Off.  HI. 

Sen. 
296  apartnm  -patefaclars'  (23]  Ter. 

Adolph. 
ap.  'audatitin'  (18)  Sail.  Hist, 

V.  (20)  U.  Tull.  oh:  I.  (22) 

Vw«,  VI.  (31)   Varr.  Eum . 

(M)  BimmoA   Bist   III.  (41) 

Varr.  V.  P.  R. 
ap,  -origero'  131)  Varr.Meleaor. 
231  aotamure  -dicote'  (29)  Lucil. 

XXVIH.  (80)  Plant.  Ampb. 
altuin  -ab  al.'  t38)Tarr.  Man. 
aditn*    'interpellatio' '')    {•£&) 

Tar,  Andr..   (22?)    Virg.  X. 

|261  Lucil.  XXMl 
ad.  'iOKrenua'  (24)  M.  Tall,  de 

.Suupl. 
ad.  'adTenina- <24)  M.  Tull.  ad 

Catti.  luB.  I 
238  adtendero   'iDtoodera*  **}   (ib) 

Lucil.  XXIX.  XXVII.  (87?) 

Pm.  Ant.,  Pomp.  Mace. 
atiiieUare   (-era) ")    fara.    re- 

apooden'  (25)  Ludl.XXVll 


I 


**)  Tida  na  Innma  'tornor'  «x  calalogo  (18)  hamlum  asta  leuima 
'Iribulnn'  ittars  dabaat  iea  in  |)«rbrfivibui  huini  111'  librJ  capitulia 
vera  ratio  cataloporum  disoernendorain  taepe  laML  Unde  lamma  'Tar- 
tara'  provmerit  nan  liquet. 

**)  Vergilianas  in  hoc  Ifbro  citation«  plarumqua  praetermieL  Vids 
tofra,  p.  iiil. 

'*)  Debetno  Tecenttana  citatio  Vir^itianam  ■aqoi? 

**)  Cic«roniana  cibitio  «x  mIioÜo  margiaali  in  Ace.  Diam.  281  bau- 
•ta  eue  potMt.  Sed  de  fonte  huiua  Iflrainatia  et  «ei^uentiuiD  trium  non 
■atii  llqaet;  nam  verai  lemmatom  ordo  in  liac  liini  parte  lurbatut 
ease  ridetur. 

■"}  tjiqvidem  primaria  citatio  baiua  lemmatii  deeib. 


446 


W.  U.  Lindiay, 


app.  'applicare'  (19)  Afr.  Ex- 
cept., (25)  LucU.  XXVI 
ap.  'nominare'   (29)    H.  Toll. 
Off.  m 

239  arffutum    'audax'    (25)   Lncil. 

XXVIII,  (88?)  Plant.  Most. 

(cf.  'Non.  Marc'  p.  84  n.) 
aocipere  'tractare'  (24)  U.  TnlL 

Verr.  II,  ad  Coat.  Inn.  I 
ace.  '«entire'  (28)  Ter.  Heaut. 

240  ace.  'aadire'    (24?)    M.    Tnll. 

(Verr.),  (25)  Lncil.  XXX 
ace.  'paacere'  (23)  Ter.  Eun. 
aoo.  'decipere'  (25)  Lucil.  XXIX 
ace.   'habere   acceptum'    (30) 

Plaut.  Aul. 
acre  'austerum'  (29)  M.  Tull. 

Hort.,  (31)  Varr.  Parm. 

241  ac.  'forte'  (39)  Cic,  Tubc.  V 
ac.  'vehemens^   (29)   U.   Tull. 

Hori,    (85?  38?)   M.   Tnll. 

Verr.  act.  (II)  de  sign, 
aer  'bohub'  (31)   Varr.  Andab. 
amarum  'aapemm'  (38?)  Lucr. 

IV  (aut  ez   schol.  marg.  in 

Virg.  G.  1186) 

242  admooere  'conmonefacere'  (24) 

M,  Tull.  Verr.  sign, 
ambire   'amb.    adp.'  (23)  Ter. 

An  dr. 
atrom  (31)  Varr.  Bum. 
alnmnoB    'qnoa   alas'   (24)  M. 

Tull.  Verr.  snppl.,  (31)  Varr. 

Sesq.,  £uin. 

243  a),  'filinm'  (33?  35?  38?)  Pa- 

cuT.  Teuc. 
agere  -loqni'  (23)  Ter.  Adelph. 
act.  'adpulsum'  (31)  Varr.  Lex 

Maen. 
act  'infixum'  (31)  Varr.  Tvo)*. 

2b. 
act.  'admotum'  (35)  Lucil  .XXVI 
ag.  'porrigere'   (29)   M.   Tnll. 

Off.  U 
ag.    'urguere'    (24)    H.    Tull 

Verr.  U 

244  aaperum    'insaave'    (23)    Ter. 

He  ant. 
accommodatum     'adiunctam' 
(27?)  Ace  Bacoh.,  M.  Tnll. 
Off.  I,  Rep.  I 


(38?) 


ace.  'adhibere'   (29)    M.   TnU. 

Off.  m.  Sen. 

215  aridnm    'horrificum' ") 

Lucr. 

ancepfl  'duplex'  (41)  Varr.  V. 

P.R. 
aura»)    'tactue'    (31?)    Varr. 
Enm. 

B 

248  bellum    (31)    Varr.   Tnqj.   Mev. 

(bis),  Seeq. .  (33)  Varr.  Bimarc. 
0 
conmittere    'coniungere'    (25) 

Lacil.  XXVni 
c  'donare'  (24)  M.  Tull.  Verr.  II 
c.  'facare'  (24)  M.  Tull.  Verr. 

Hi,  (25)  LucU.  XXVIII 

249  c.  -initiare'  (31)  Varr.  Endym. 
c  'credere'  (23)  Ter.  Enn.,  (25) 

Lucil.  XXX,  XXVI,  (29)  M. 
Tull.  Off.  II 
confutare  (23)  Ter.  Pbonn. 

250  colere   'inhabitare'   (2?,  30?) 

Plant.  Asin-,  Aul.,  (31)  Vair. 

Endym.,  Enm. 
CO.  'diligere'  (23)  Ter.  Heaut, 

(25)  Lncil.  XXVI 
CO.  'omare'  (31)  Varr.  Tcfp.  M»v. 
CO.  'pati'  (23)  Ter.  Heaut. 
cedere  'abire  aup.'  (25)  Lucil. 

XXX.  (29)  M.  Tull.  Off.  U 
ce.  'reoedere'  (25)  Lucil.  XXVIII 

251  ce.  'incedere'(2?,  30?)  Plant 

Aul-,  (31)  Varr.  Parm. 
cursne  'navigatio'  (29)  M.  Toll. 

Off.  Ill 
caatigare  'increpare'  (23)  Ter. 

Heaut,   (37)   Cic.  do  Or.  I, 

(39)  Cic.  Tubc.  V 

252  carpere  'auferre'  (3)  Lucr.  IV, 

(22?)  Virg.  (G.)  Ill 
ca.   'eel.   praeterire'   (25)   Lu- 
cil. XXÄ 
Cunctari'dubitare'(24)M.  Tull. 

ad  Gaea.  luu.  I 
capere  'inplicare'  (24)  M.  Tull. 

Verr.  siippl. 
cap.  'faeere'  (23)  Ter.  Andr. 
cap.  'perpeti'  (28)  Ter.  Heaut 
cap.  'tollere'    (31)   Varr.    He- 
leagr.,  Enm. 


^)  Citatio  Plautina  utrum  ez  schol.  marg.  an  ex  gtosBario  bauBta 
sit  non  liquet. 

")  Ünde  provenerit  hoc  lemma,  ex  catalogo  25  an  26,  incertum. 


D0  CitaÜoQibai  apiid  Homam  Harcsllum. 


447 


«S3  MD.  'eliße™"*)  (231  T«r.  Hec.. 

(SS')  M.  Tüll.  Off.  ni 
cap.    (telectare'  (241  M.  TiiU. 

Phil.  1.  ^'^b)  Lad].  XXVI 
C»p.    'lUBUncro'   {&S)  Ter.  D»* 

«ut..  (-^4)  M.  lull.  rign. 
oan.    'decipere'     (2&|     Lncil. 

XSVII.  (2S|   M.  Tu»    Hort, 
np.   -ocouparc'   (24)   U.  TnlL 

Verr.  lappl..  (31)  Tut.  U«> 

le«gr. 
2W  cnp.'nccipcr«'(2S)Ter.Phonii.. 

(•Ä)   Looil.  XXVI,  (89)   M. 

Tüll.  Hort..  (SO)  PUuL  Aul., 

(31)  Varr.  Quinq. 
mp.  'conplecti'  (31;  Van.  Mm- 

oip. 
«•p.   'iiiTeniro'   (28l   Ter.  H«- 

aat.,  (24)  U.  Tall.  Vorr.  U, 

(29)  M.  Tüll.  Off.  Ill 
qiiMMtum     FlautiuA     ritatio 

«nda  proTaneirit  non  liquat 
255  ci«psro'Kinitn)'(8)PlAut.  Msa, 

mi>    Vir«.  G.  I,    (33)  Ter. 

Pborui.,  iU)  M.  Ttill.  Verr. 

ROppU,    (25)    Lucil.   XXVI, 

(31)  Varr.  üum.,  (38)  Sisen- 

na  HuL  IV 
er.  -queh'  (8)  Lacr.  U 
ct.  *incKntare'(n)Tarp.  Paed. 
CT.  'f«rko*    (27?)    I^mt.    Thy., 

(8fl)  M.  Tnll.  Oir.  Ill 
oonpwnue    tociace'    (&)    Aoc. 

Anph-,  (80)  PlMtt  Asia. 
CD.  -aäMtfnurc'  (!£)[  U.  Tnll. 

ad  Otum.  I,  Ter.  Bud. 
266  CO.   'coapoDcra'  (36)   äisenaa 

Hist  iV 
CO.  'confinaare'   (i)   Acc.  Ea- 

lye.,  Ter..  (111  Tum,  I<einn.. 

(1»)  U.  Tüll.  Ilep.  VI  (19?) 

Afnui.   Epiit..   (34??)   Cic. 

(fK)  Fio,  V 
CO.  'wser«'  (23)  T«r.  Heaat. 
CO.  'aeatinar«'  (&)  Acc.  Epioaiu. 
CO.  'adpararo'    m)    U.   TiilL 

Verr.  U 
CO.  'dar«'  (34)  U.  TnU.  Verr. 

suppl. 


267  conpoaara   'dttpooero'  (2!>>  U. 

Tnll.  Oa.  III.   mi   äivenna 

Hut  IV 
oon.  'conpu«!«'  (5)  Aco-  Arm. 

Ind.  (»)  liucil.  Sat.  IV.  (18) 

Ball.  lug..  (82?)  Virg.  G.  IV 
con.  'culli(cere'    [24)    M.    Tall. 

Yen.  iliv. 
COD.  'aiiiialare'(ä)  Acc.  Agam., 

(18|  Sn.ll.  Ing. 
COD.  'coniungtrv'  (S)  Lucil.  Sat. 

VIIItbi.1.  (lö)  Sali.  Hut  in 
con    'rodimere"    (18?fl)    8»IL 

iHi^t.)  I 
callfil  ••dt"  (8|  Acc  Aeo.  Jieopt.. 

(36)  SiaeoRa  Hiat.  III 

258  ca.  •«  coll.*   (2)   l'loot    Pen. 

Poen. 
cODteodere   Tntiaare'  (24)  V. 

TuU.  Verr.  II 
CO,  'inUniilcre*")  (2»)  M.TuU. 

Hort. 
ca  •peraer.'(18?|SalLBUt.IV 

(contontio  <20|  H.  Tall.  Off.) 
CO   'adairinsö«'   (36)   Siscniift 

HisL  IV 
CO   ■cflnparQre'"r'    (2?)    Plaut 

Vid,.  (ft?)  Lacil.  8at.  t.  VII. 

(277)  Cacril.  Titthe,  Ijo,  Hft- 

cf-r,  (4?)NaaT.  l<ya,  (6)  Aco. 

Ter.,  (31)  Varr.  !%»&.  £«. 

259  CO.  -certare'    flS?)   Sali.    log. 

bdL,  (39)Cio.TuiH:.Il(NoB. 

£S&98) 
(ooatMitio  <30)  H.  Toll.  Off.  I) 
CO.  'continuan'  (37)   Cio.  it 

Or.  I,  111 
CO.  'eatörquere'  (i)  Acc.  Enr^a., 

(11)  Tan>.  Lewa..  (15)  Van. 

Sen.  n.  d«Xi  (^)  ^I-  1'uU* 
Off.  II 

230  co.'pcoriptiit"*)(lHTurp.Plii- 

lop.,  (li)  Pac  Dulor..  (13) 
U. Tgll.  Rep.  (Ulli*?)  Afrw». 
Kpi*L.  (I8|  äall.  lug.  Wl.. 
(SI)  Varr.  Qaioquatr. 

231  cemere    dwputierü'  (il)  Lncil. 

8al.  V.  XIII 
CO.  'aniittero'(81)Viirr.  Qeroat. 


*°)  QBkberata»  «orrexil  «rr«r«tn  Noaii  ia  «ollocatioae  eitattonü 
Olecroni*  Off.  III. 

")  Cittttioneu  Cioeroni*  Tusc.  tnelioa  eoUoeavil  t^uicharataa  qaam 
Noaina. 

*>}  Vid«  M  £68, 40— S&9,  S  poet  Ü5S,  9  Mllooan  dabeaatar. 

**]  Vi<U  aa  Afranianft  oitetio  SaUuttiaaam  aeqai  debeat. 


448 


W.  H.  Lindsay, 


ce.  'indicue' (27?)  Fao.  Aim. 

Ind..  Enn.  Tta;'. 
oe.  'dimicare'  (?7?)Eim.  Hed. 

Ex.,  Pftc.  Ann.  lad. 
ce.  'BQCcedere'  (17)  Ace.  ULytm, 
circumfeiTe(S09)Flaut.  Ampb. 

262  coofidentia  'daritia'  (30)  Plaut. 

Aain. 
oon.    'temeritaa' ")    (17)    Acc. 

Myrm.,  (19)  Afran.  Vop.,  (22) 

Virg,  G.  IV,  (23)  Ter.  Andr. 
con.  'coDBtantia'  (13)  M.  Tull. 

Bep.  III.   (21)   NaöT.   Dan., 

(30)  Flaut  Ampb. 

263  calidam  'ferox'  (20)  H.  Tall 

Off.  1 
contontua  'cni',  etc. ")  (23)  Ter. 
Eun..  (25)  Lucil.  OX,  (29) 
M.  Tall.  Off.  II 

264  CO.  ■extensiim'(2&)Lacil.  XXX 
00.  'continuam'  (39)  Cic.  Tusc.V 
cohere  'conradere'   (31)   Varr. 

Bum. 
cog.  'urguere'   (29?)    M.  Tull. 

Off.  III.(S5?,  38?)  Ter.  Eun. 
cog.  'moUire'  (31)  Varr.  Virg- 

cog.  'in  unum  coll.'  (86)  Si- 
Bcnna  Hist.  IV,  (59)  Cic. 
Tuac.  I,  (38B?)Tet.  Heant., 
M.  Tull,  ad  Oat,  Virg.  Buc, 
Lncil.  XXVI 

265  citare  'vocare'  (24?)  H.  Tull. 

Verr. 
d.  'incitate'  (27?)  H.  TulL  de 
Div. 

266  cadere  'erenire'  (29)  H.  Tull. 

Off.  m 
capeasere  'peificere'  (80)  Flaut 

Aul. 
ca.  'inmittere'  (30)  Flaut.  Aein. 
ca.  'recipere'  (30)  Flaut  Amph. 
candet   Icruitum   est'   (29)  U. 

Tull.  Off.  U 
c  'eandidum    est'   (31)   Varr. 

rvmfr.  2m. 

267  caatnm  'raligioium'  (81)  Varr. 

Oeront.,  £um. 
eaa.  'afnrtia'(31)  Vur.Andab. 


caa.  'suave'  (31)  Varr.  Farm. 

268  conferred)  (fe)  M.ToILOff.U 
CO.  •conparaie'  (29)  M.  Toll. 

Off.  II 
CO.   -trasfern'    (29)   H.   TulL 

Off.  U 
confdctnm    'occiBom'    (24)  U. 

Tull.  BUppl., 
COD.     'defeBanm'     (25)     Lucil. 

XXVI,  (29)  M.  Tuli.  Off.  II 
con.      'frangere'      (25)     Lacil. 

xxvm 

269  con.'colligere'(23)Ter.Phonn., 

(24)  M.  Tull.  ad  Caea.  ian.  I, 

Verr.  11,  (25)  LaciL  XXVI 
con.  'facere'  (28)  Ter.  Fhorm., 

(29)   M.    Tull.    Hort,    (39) 

Tusc  I. 
con.  'explicare'  (29)    H.  Tull. 

Off.  if 
COT),    'coiuumere'     (2&)     Ter. 

Fhorm.,   (24)   M.   Tull.   ad 

Caes.  imi.  I,  (25)  Lncil.  TtTfTt, 

(29)  M.  Tull.  Hort, 
concedere  'dare'  (24  ?)  M.  Tull. 

Verr.  I,    (25)    Lncil.   XXIX, 

(29)  M.  Tull.  Off.  UI 

CO.  'credere'  (25)  Lucil.  XXVII 

270  CO.  'recedore'  (27?)  Afran.  In- 

cend.,  Caec.  Titthe,  (89)  Cic- 
Tum.  IV 

coneequi  •sequi'  (29)  IL  Toll. 
Off.  Hl 

c.  *adipiad'(24)M.  TulL  Verr.  I 

conaerere  (Ciceronia  Ben.  cita- 
tion em  melius  collocavit 
Quicberatua  quam  Nonius). 

convenire  -placere'  (36)  Siaen- 
na  Eist.  IV 

COD.  'aptum  eaae'  (29)  U.  Tull. 
Hort 

oon.  -videre'  (29)M.TuIL  Sen., 

(30)  Flaut  Asin. 

271  con.    'colligi'    (24)    M.    Tull. 

Fhil.  Ill 
con.  'aimilem  eaae'  (27?,  85?) 

Varr.  Longe  Fug. 
con.    -placere'    (34)    M.    TuU. 

Fin.  V 


**>  FacuTiana  et  Ludliana  eitaÜoiiea  ex  acfaolio  mai^inali  in  Tnrp, 
Leuc.  102  hauatae  esse  videntur. 

**)  Videnedtatio  Ciceroniana(adfo«t  5)  ezp.421,  29  hue  illata  sit. 

'*)  Vide  ne  hoc  totum  lemma  cum  tribus  praccedentibua  (cf.  'N<ni. 
Uarc.'  p.  6a  n.)  e  vero  loco  traiectum  sit  Videtur  enim  e  catalogo 
(29)  provenirc. 


De  CitationibuB  apod  Nonium  Marcellum. 


449 


con.  'interpellare'  (24)  M.  TuIl. 

Verr.  II.  (25)  Lncil.  XXIX 
caedere  'verb,  dedere'  (24)  M. 

Tüll,  snppl. 
cae.  'excidere'{25)Lucil.XXVII, 

(29)  M.  Tüll.  Hort, 
cae,  'occidere'  (31)  Varr.  Eum. 
cae.  'inmolare'  (3(1)  Plaut.  Aul. 
cae.    'frangere'    (24)    H.  Tüll. 

Vetr.  II.  (25)  Lucil.  XXIX 
cae.    ' con mi Beere'    (25)    Lncil. 

XXX 
conetat  'valef  (25)  Luoil.  XXVI, 

(39)  Cic.  Tusc.  I 
c.'eTectuBest'(30)FIaut.Ainph.. 

(39)  Cic.  Tuflc.  I 
c.  'conpositum  eat'  (25)  Lncil. 

XXVI.  (36)  Sisenna  üut.  IV 

273  c.  'conTcnit'  (39)  Cic.  Tnsc. 
conatituere  "} 

collitiere,    'auferre'   (25)  Lucil. 
XXX,  (30)  Plaut.  Aal. 

274  continenB  'coniDDctoiii'  (29)  U. 

Tull.  Hort, 
coaducere  ")  'emere'  (30)  Plaut. 

Aul. 
CO.  'sicnti  UBu'   (29)   M.  TuU. 

Off.  II 
CO.  'colligere'  (33)  Varr.  Hau. 
CO.  'utile    esse'    (29)    M.    Tull. 

Off.ni,(35?)M.Tull.  Rep.I, 

(36)  Siseuoa  Hist.  IV 
concelebrare  (27?  38?)  Lncr.  I 

275  oredere  (30)  Plaut  Aul. 
conmodare  (29)  M.  Tull.  Off.  II 
con.   'cum  conm.  dare'  (27?) 

H.  Toll,  ad  fil.  II 
c0Bn08cere*andire'(27?)  Pomp. 

Sponsa  Fappi,  Ter.  Andr. 
cog.  -noBBe'  (29)  M.  Tull.  Hort., 

Sen. 

276  cog.  'agnoBcere'  (27?)  M.  Tull. 

Rep.  I,  (81)  Varr.  SeBq. 
D 
damnare    'ezberedare'    (9)    Lucil. 
Sat.  Xi 


d.  "necCBB.  constringi'  (23)  Ter. 

Phorm. 
d.  'morti   dare'  (5)  Acc.  Arm. 

lud  ,  (24)  M.  Tull.  Verr.  I 

277  d.  'Hberare'  (11)  Turp.  Leuc, 

(22?)Vii^.Buc.,  (36)SiBenji. 

Bist  IV,   (39)  Cic.  Tuflc.  V 
delicere  (25)  Lucil.  XXX 
deiica  (I  !  27?)  Caeoil.  Obol., 

Acc.  Äcbilles 
delenituB  'placatus'  {ll)Tarp. 

Demetr. 

278  del.  'deleetatus' ■»)  (25)  Lucil. 

XXX 
del.  'mente   alienatuB' <°)   (25) 

Lucil.  XXVI 11 
degere  'agere'  (3)  Lucr.  II 
dare   -exhibere'")    (28)    Ter. 

Heaut. 
d.  'die'  (23)  Ter.  Heaut.,   (25) 

Lucil.  XXX,  xxvm 

279  d.  'adBcribere'   (24)   M.    Tail. 

Verr.  di». 
d.  'OBtendere'  (25)  Lucil.  XXVI 
d,  >ptaebere'  (28)  Lucil.  V 
deponere    'ponaro'     (27  ?)    M. 

Tull. 
dep.     'con  men  dare'    (8)    Acc. 

Erig.,   (19?)   Afran.   Epiat, 

(29)  M.  Tull.  Off.  III 
dep.    -deBperare'  *•)     (5)    Acc. 

Ter.,   Alph..   (24)  M.   Tull. 

Verr.  11,  (27?)CaeoiL  Obol. 

280  deatitni  (27?)  Caecil.  Sjmb. 
dedicate  (27?)  Caeliue  Ann.  I 
dicere   'conBtitueie'   (23)   Ter. 

Andr. 
d.    'denuntiare' ")    (23?    27?) 

Ter.  Andr. 
d.    'destinare'    (29)    M.    Tull. 

Off.  UI 
d.  'proniittere'  (18)  Sali.  Eist. 

II,  (19)  Afran,  Vop.,  Fratr., 

(27  ?)  Pac.  Herrn.,  (31)  Varr. 

Myst 
d.  *dare'  (29)  M.  Tull.   Off.  U 


")  Quicheratus  bnc  traiecit  lemma  'const.,  retinere  firmare',  quod 
Nonius,  ni  fallor  poat  265,  84  coUocavit- 

°^)  Nonii  errorem  Quicheratus  correzit, 

'*)  De  citatione  Ciceronis  Epiat.  ad  Farn,  XV  vide  infra,  p.  463. 

*")  Titiniana  cit^tio  ez  Non.  p,  72. 1  hue  illata  esse  poteat. 

*')  Ciceroniana  citatio  {cf.  523, 4)  ez  schol,  marg.  in  Ter,  Heaui  455 
haueta  esse  potest. 

*'')  Luciliana  et  Vjrgiliana  citationea  unde  provenerint  incertnm, 

*")  Luciliana  citatio  ez  acboHo  marginali  in  Ter.  Andr.  204  hausta 
esee  poteat. 

PhUglogui  LXIV  (N.  F.  XVUI),  3.  29 


450 


W.  M.  Lindsar, 


281  diomatiu  (87)  Cic.  Orat,  de 
Or.  HI 
domiDiu  'conTivii'  (11)  Tnrp, 


286  divinum**)   'abiflctam'    (25) 
LuciL    XXVII.     (39)    Cic. 
TuBo.  V 
dim.  'permitter«'  (87  ¥)  M.  Toll 

Rn>-  I 

dim.  'dereliaxinerfl'  (23)")  M. 

TnU.  ad  Csea.  UI 
dam.  'desnper   laittere'  (27  ?) 

SalL  Hist  11,(31)  Varr.Me- 

leag. 
267  diHtrabere   'rändere'  (25)  La- 

0Ü.  XXIX 
dist   'Heparare'   (24)  H.  Tull. 

Phil.  fi.  (29)  /M.  Tull.  Off. 

lU),  (41)  Varr.  V.  P.  B. 
diat.  'dividere'  (41)  Varr.  V.P.R. 
dicare 'trader«' (23)Lncil.  XXX 
die.  'indicare*  (25)  Lncil.  XXX 
detrahere   'derogare?   (24)  M. 

Tull.  Bign. 
detr.  ■tollere'  '•)  (24)  M.  Tull. 

Verr.   frum.,    (29)    M.  Tall. 

Off.  Ill,  Hort. 

288  detr.  'extrahere'  (25)  Lucil. 
XXIX 

despicere  "pro  nibilo  habere' 
(29)  M.  Tull.  Off.  II, 

deap.  'deauper  aapicere'  (29) 
M.  Tull.  Hort. 

deicere  'mittere'  (25)  Lncil. 
XXVII 

289  deic.  'praecipitare'  (25)  Lu- 
cil. XXIX 

dedncere  trafaere'  (36)  Sisenna 

Hiat.  IV 
ded.  -deprayMe*  (29)  M.  Tall. 

Hort. 

E 

290  ezi);ere  -exoludere' *^)  (19) 
Afran.  Fratr.,  (21)  Maev. 
Dan,,  (24)  M.  Tnll.  Phil.  II, 
(25)  Lucil.  XXVI 

291  ex.  'agere'  (23)  Ter.  Hec.  (25) 
Lucil.  XXIX 

elidere'exclud.'(9)Lucil.  Sat.  II 

**)  Varroniana  citatio  e  acliol.  mtug.  iu  Virg.  A.  X.  668  faauata 
eue  potest. 

*")  Ciceroniana  citatio  e  schol.  marg.  in  VergUii  veraum  neacio- 
quem  hauata  eaae  videtur. 

**)  Locus  in  arohetypo  mutUatas  eat,  unde  fit,  at  de  fonte  cita- 
tionis  Ciceronia  Off.  Ill  115  son  liqueat. 

")  Of.  'Non.  Marc'  p.  111. 

**)  Vergiliana  citatio  ex  360.  10  hue  illata  esse  potest. 

**)  Terentiaua  citatio  sz  402.  23  hue  illata  esse  poteat.  Citatio 
Cioeronia  Div.,  a  qaa  lemma  incipit  utrum  e  cataJogo  (1)  an  ex  alio  (27?) 
venerit  nou  liquet.  Be  cit.  Ciceronia  Epist.  ad  Faro.  XV  vide  infra,  p.  463. 


Philop.,  (18)  Varr.  Pap.  Pap. 
n.  irx.,  (18)  Sail.  Hist  lU, 

(24)  M.   Tull.   Verr.   frum., 
(81)  Varr.  Endym, 

282  doliberare  (28)  Ter.  Phorm. 
diacrimen  'diTiaio'   (26?  88?) 

Cic.  (sic)  Fin. 
di.    'separatio'   (24)   M.    Tull. 

Phil  XII,  (25)  LuciL  XXIX 
dnci  'delectari'    (84)   H.  Tail. 

Fin.  V 
288  du.    'ezcitare'    (24)    H.    TnU. 

Verr.  II 
du.  'inlicere'  (29)  M.  Tull.  Off. 

U,  Sen. 
du.  'eiistimare'  ")  (24)  M.  Tull. 

Verr.  di».,  (28)  Lucil.  XXX 
da.  'agere'  (25)  (Locil.  XXVI), 

(29)  JL  TulL  Off.  Ill 
du.  'vohere'  (25)  Lucil.  XXIX 
du.  'fabrioare'(31 1  Varr.  Tvo).  26, 
du.  'trahere'  (24)   M.  Tnll.  ad 

Caes.  ian.  1,   (29)   U.  Tull. 

Off.  Ill 

284  du.  -dimittere'  (80)  Plaut.  Aul. 
differ«  'diffaroare  (251  Lucil. 

XXX,  (41)  Varr.  V.  P.  E. 
di.  'dividere'  (23)  Ter.  Adelph., 

(25)  Lacil,  XXX,  (30)  Flaat. 

di.  'dhtare'  (24)  M.  Tull.  Verr. 
div„  (25)  Lucil.  XXVIL  (29) 
M.  Tall.  Hort, 

285  darum  'nocena'  (25)  Lucil,  XXX 
du.  'patiena'  (23)  Ter,  Adelph. 
du.  'lumite'  (28)  Ter.  Heaat. 
decemere  'conatituere'**)  (23) 

Ter  Andr..  (30)  Plaut.  Aain-, 

(31)  Varr,  Eum. 
de.  'dicere'  (30)  Plant.  Amph. 
de.  'oertare'    (24?)    M.    Tull. 

Phil.  Ill' 


De  Citationiboa  apud  Noninm  Harcallnm. 


4&1 


293  exanclari  'perfiei'  (12)  Pacuv. 

Perib. 
ex.  'perpeti'  (10?)  Eon.  Andr. 

Äech..  (17  9)  Äcc    Diom."), 

(25)  Lucil.  XXX 
ex.  'eiFundere'  (27  ?)  Enn.  Eam. 
eliminari  'exirs'  (15)  Varr.  Serr. 

el.  'exciadere'  (12)  PacuT.  Do- 
lor., (27?)  Pomp.  Concha 

elidere  'conlideie'  (S9)  Cic. 
TuBC  V 

293  evadere")    'exire'    (23)   Ter. 

Phorro.,  (25)  LucÜ.  XXVII, 

(30)  Plaut  AsiD. 
ey.  'fieri'  (24)  M.  Tüll.  Phil.  U 
ev.  -liberari'  (25)  Lucil.  XXYI, 

(86)  Siaenna  Hiat.  IV 
excipete  "excusare'  (30)  Plant.  Aul. 
exe.  'auacipere'    (34)    M.  Tüll. 

Verr.  iiippl. 
exo.  'obprimif  (27?  38  ?1  M. 

Tüll,  ad  Pomp.  IV 
exe.  'captare'  (37J  Cic  de  Or.  II 

294  explorare  'intentiaa  obaerrare' 

(29)  M.  Tnll.  Off.  III 
expl.    'probare'    (24)  H.  Tüll. 

Verr.  H,   (25)   Lneil.  XXIX, 

(29)  M.  TdIL  Sen. 
exercere    'fatigare'    (23)   Ter. 

Adelph. 

295  ex.  'Bolidare'  (39?)  Cic.  Tuac. 
ex.     'inmittere'     (80)     Plaut. 

Amph. 
exterritnm   'pavefactum'   (31) 

Varr.  Eum, 
experiri  'pati'  (23)  Ter.  Hec 

296  exp.  'temptare'  (23)  Ter.  Eun., 

(25)  Lucil.  XXX,  (80)  Plaut. 

Aain. 
exire  'man.  sign.'  (23)  Ter.  Eon. 
ex.  'evadera'  (25)  Lucil.  XXVUI 
expedire  'utile  eeee'   (23)  Ter. 

Heant,   (25)    Lucil.  XXVll, 

(29)  M.  Tüll.  Off.  n 
exp.  'definire'  (23)  Ter.  Pborm. 
exp.  'liberari'   (23)   Ter.  Hec, 

(24)  (M.  Tnll.  Verr.  It),  (36) 

Siseuna  Hiat.  IV 

297  exp.   'proferre'   (24)   M.  TuU. 

Verr.  auppl. 


«xp.  'colligere'  (24)  U.  Tua  ad 

Caea.  iun.  I 
efferre    'anbdere'    (2S)    LuclL 

XXVI 
eff.  'proferre'  (25)  LnciL  XXVI, 

(27?)  Eon.  Med. 
efiF.  'erigere'  (25)  Lndl.  XXX 
ext.  'dia(Brre'(27?)  Caec.Ploc. 
eff.  'edere'  (25)  Lncil.  XXVI, 

(29)  M.  Tnll.  Hort 

298  eff.   -extollere'   (24)    M.    Tnll. 

Bign.,  (25)  Lucil.  XXIX,  (29) 

M.  Toll.  Off.  II 
educere    'edacare'    (23)    Ter. 

Adelph. 
excutere   'coamovere'   (29)  U. 

Tüll.  Off.  m 
exe.  'exclndere'  (25)  Lucil.  XXX 

299  exo.  'eligere'    ('24)    M.    Tnll. 

Phil.  XU 
exponere   'ostendere'   (24)   IL 

TnlL  BJgn. 
exp.   'diaserere'   (24)  M.  Toll. 

Phil.  I 
exp.  'anhiectim'  (24)  M.  Toll. 

Verr.  U 
exomare    'omare'  ^')   (24)   M. 

Toll.  Varr.   aign. ,  (37)  Cic. 

de  Or.  I 
explicare   'oatendere'  (29)  M. 

Tnll.  Off.  UI 
expl.  'emittere'  (27?)  M.  TuU. 

Bep,  n,  (31)  Varr.  Seaq. 

300  expl.    -exserere*   ('^9)  M.  Tüll. 

Off.  m 

exultare  'aaeräe'  (27  ?)  M.  TuU. 

Rep.  II 
ex.  'gloriari'  (29)  M.  Tnll.  Hort, 

Sen. 
ex.  'am),   mod.   exUire'   (27 1) 

M.  Tnll.  Eep. 
F 

302  felix   'fractooBUB'    (i\)    Varr. 

V.  P.R. 
faBtiginm  (40?)  Varr.  R.  R.  I 
ferre    'habere'    ((29)   M.  TuU. 

Off.  III) 
f.    -pati'    (25)    Lncil.    XXVII, 

(27  9)  Varr.   Proel.  Capr.  n. 

^8.,  Ter.  Heaut. 

303  f.  'pati'  (27  9)   Cio.  (sie)  Verr. 


")  SeqneuB  citatio  e  acbolio  marginal!  hauata  eeae  videtor. 
")  In   archetype  codice  credo  lemma  'evadere'  post  lemma  'exci- 
pare'  atetiBse. 

*'')  Vide  na  Ciceroniana  citatio  Terenüasam  sequi  debeat 

29'» 


452 


Vf.  M.  Lindiajr, 


Praet  Sic,  (37)  Cic.  de  Or.  m 
f.  'adferre'  (24)  M.  Tnü.  auppl-, 

(25)  Lncil.  XXIX 
f.  'dirigere'  (25)  Lncil.  XXX 
f.  'laodare'  (25)  Lacil.  XXX 
304  factio'malorumcODBenaaB' (18) 

Sali.  lug.  bell. 
fa.  'opnlentia'  (2)  Plaut.  Aul., 

Trin.,  (ll)Turp.Tbraa.,(26? 

27?)  Caec.  PhU. 
ferox   'BaevuB'    (20)    M.   Tnll. 

Off.  I.  (23)  Ter.  Eun, 
S05  fe.   'illa   re'    (2)   Plant.   Mil., 

aAec.,  (23)  M.  Tüll.  Bpiat. 
Caes.  I 
fe.  'cordatus'  (2)  Plaut.  MU. 
fama  'infamia  (2)  Plaut.  Gas., 
(9)  Lucil.Sat.XI,  (Il)Tarp. 
Paed..  (18)  M.  Tüll.  Eep.  IV, 
(18)   Sali.    lug.,  (21)  Naev. 
Danae 
(famoauH  (37)  Cic.  de  Or.  II) 

306  fortia  'celer'  (8)  Lncret.  III 
fo.  'divea*  (2)  Plaut.  Trin.,  (19) 

Afran  Fratr.,(25)Luci1  XXX 

307  facesaere  Tecedere'   (2)  Plaut. 

Eud..  (29)  M.Tull.  Hort. 
fatiBcere  (12)  Pacnv.  Dulot. 

308  fuga    -naTigatio'    (30)    Plaut. 

Aain. 
frigere  'cum  eono  Busailire'  (19) 

Afran.  Priv. 
fingere   'conponere'   (14?)   M. 

Toll.   Fin.    V,    (25)    Lucil. 

XXVU,  (29)  M.Tull.  Off.  in 
fi.  'parare*  (25)  Lucü.  XXVIU, 

(41)  Varr.  Cat. 
809  fi.  'effigiare'  (13)  M.  Tnll.  Rep, 

IV,  (16)  M.  Tull.  Deor.  Nat. 

II,  (22)    Virg.   Aen.  H.  (29) 

M. Tull.  Off.  m, (30) ")  Plaut 

Aain.,  (31)  Varr.  Taq).  M»v. 
fi.  'aimulare   mendacium'  (19) 

Afran.  Fratr..  (22)  Virg.  G. 

II,  (28)  Ter.  Andr.,  (34)  M. 

Tull.  Fin.  V 
facinoa  'factum'  (23)  Ter.  He- 

aut.,  (29)   M.  Tull.  Off.  III. 

Sen.,  (30)  Plaut  Aul. 
fac.  'sceluB*  (29)  ML  Tnll.  Off.  Hl 
frigna     Lucreuana    citatio    e 


schol.  marg.  in  Plant.  Asia. 

158,  i.  e.   ex   catalogo  (30), 

hansta  eat  (cf.  Non.  247,  12) 

Sil  ferire  'percutere'  (24)  M.  Tn». 

euppl, 

fovere  'nutrire'  (25)  Lncil.  XXK 

312  fetum  'plenum*  (31)  Varr.  Fv». 

Sa. 

fe.  'onere  levatum'  (41)  Varr. 

V.  P.  R. 
fundere    'proBteraere'  (24)  /M 

Tull.  Buppl.).  Phil.  XIV 
fu.  'dare'  (39)  Cic.  Tuac.  V 
318  fu.  'dicere'  (30)  Plaut.  Aain. 

G 

314  grave    'plenum'    (22?)    Tirg. 

Buc,  G.  III,  Aen.  I 
gr.  'ponderoaum'  (23)  Ter.  He- 

ftut.,  (29)  M.  Tull.  Off.  ni 
gr.  'amarum'(31)Varr.  Qninq, 
gr.    'multum'     (5?     8?)     Acc. 

Deiph.,   (18)  Sali.  Hiat  III., 

m)  M.  Tnll.   Off.  I,  (31) ") 

vatr.  Getont. 

315  «r.  'molöBtum'    (29)    M.    Tnll. 

Sen.  4,  67,(35?  38?)  Sali.  H 
gr.  ■nocenB'(29)M.Tull.  Off.  lU 
gr.  'triste'  (8)  Acc.  Erig. 
gr.  'utile'  (20)  M.  TuU.  Off.  I 
gr.  'Bolidum'  (8)  Acc.  Atbam., 

Nyct.  (29)  M.  Tull.  Hort, 
gr.  'aapieuB'  (20)  M.  Tnll.  Off. 

I,  (29)  M.  Tull.  Hort 
gr.    'neceBBarinm'    (25)    Luc  iL 

XXIX 

316  grassari   'ambulare'   (7)    Nov. 

Paed.    (biB),   (18)  Sali.  lug., 
(19)  Afran.  Except 

H 
817  herba'pft]ma'^)Äcc.  Meleag., 
(19)  Afran.  Except 
habere  (23)  Ter.  Andr. 
hab.  'tenei-e'  (25)  Lucil.  XXtX , 
(30)  Plaut.  Aul.,   (35  9  38  ?) 
Ter.  Andt. 
318  hab.  'habitare'  (18)  Sali.  Cat 
beil.,  (19)")  Afran.  Except, 
(27?)     Acc.     Philoct.    (30) 
Plaut  Aul. 
hab.  'dicere'  (23)  Ter.  Enn. 


")  Salluetiana  citatio  e  achol.  marg.  vel  in  Cic.  Off.  vel  in  Plaut 
AsiB.  venisBe  videtnr. 

**)  Lucretiana  citatio  ez  379,  10  fanc  illata  esae  poteat. 
"'')  Vergiliana  citatio  «  BchoL  marg.  hanata  eeae  potest. 


Do  CÜAtionibna  «puil  Naaiain  Hsrosllani. 


bab.  TKwro'    (81  ?)'^    Van. 

Teup.  Miv. 
bab.-Mdira'(2^)I'UciI.  XXVIII, 

m?)Ter.  [ice. 
hftb.'dingcn'  |2.5)  LuciL  XXTX 
bahil&n  (H  94?)  Vur.  Ker. 

Div.  XVI 
biue  tnirftri'  |22  ?)  Vire.  G.  H, 

Am.  VI,  (31)  Vur  Maicip. 
319  baurir«  'exbauhie*  ('25)")  Lu- 

riL  XXX 
bnu.  'KTuro  satuor«'  ($9?)  Cia 

Tu«t.  V 

820  bonot  'aignitu'  (2S)  M.  IvU. 

Kpiat   ud  Cae»-  I 
bo.'Mcnficium'(SO)PUu(.  Anl. 
ho.  'prs«iDiunr  |äS)  l.acil.  XXX 
bo.  ■»epuHor»'{lS)Luci[.SXVU 

iavitar«  (2.1)  T«r.  Heaut,  (24] 
M.  Tull.  V*rr.  II.  (*J5)  Lu- 
Gil.  XXX,  (29)  U.  Tull.  Sen. 

821  inr.      'dvleoUr«'     (11)    Turp. 

Thriu.,  Philop..  (S9)  M.  Tull. 
UorL,  (8£?   88?)   H.  Tull. 
Rep. 
ia».  'replete' "•),    (II)    Torp. 
Kpicl.,  Uiic,  {18)SAll.Hiat 

IV.  («5)   hw\.    XXX.   (»I) 
Tut.  S«wi. 

322  raxt«  'coaituiotim'  (417)  Vur. 

V.  P.  H. 

in.  '•imilit«i'    (15)    Varr.  Pap. 

Pap.  rt.kYM.,(SO)Pliint.Aal. 
iiMleaennpTideDa' (34)11. 'Hall. 

ad   Oaei.    iun.    IJ,    (S9)  H. 

Tull.  S«n 
isi.  ■nou  iii)len>'(ll]Tiup.  De- 

m«tr.,  I^nc.  (17)  Ace.  Diom-, 
18)  Sail.  Cat,  (;J7?)  Cicd« 


^. 


ioft^nium  'natnTalit  Bapientia' 
(18)  Kull.  Cut  ball. 
$2&  ins.    -«oa    apoDto'    (18)    Sail. 
Hut.  Ill 

iiiinatM<  foedDm*  (8)  Ace.  An- 
dre m. 

inm.  *ii)inime  boimm'**)  (13) 
M.  Tnll.  Hep.  Ill,  (20)  M. 
Toil.  Uff.  1.  ('i'J?)Vjr{;.  Ann. 
1,  (81)  Vair.  Meleag. 


inva^leie  *adi>etenter  incinere' 

(35)  Lacil.  XXX 
824  iulmra  'velle'  Hi)  Ter.  Andr. 
iapDnie  'titlo  niaculaUu'  (24) 

M.  Tnll.  Verr.  II.   (25)   U- 

cil.  XXVI 
inn.  -inprobu-t'  (33)  IVr.   Ran. 
iDbaei«  'iailisre'  (20)  M.TuU. 

oa.  I 

inb.  'iafictice'  ^27  ?)  A«e.  Pbi- 
loct..  Cio.  Fin. 

525  iter  l2S?i  Tor.  Uec. 
indulat-ru  'aajnat'   (25)  Lacil. 

XXIX 

526  ind.  ■Ummorarc*  (2»)  M.  Tall. 

Off.  Ill 
iacet  (l^l)  M.  Tull.  Verr.  euppl. 
Uc.  'eoidet'   (25)  Ucil.  XSX 

(S8?]   Lacr.  I   («at  ex  ;:t79 

liuo  illat.) 
827  ioprulium    'uiiniio«    pioban' 

(IfS)  M  Tull.  Kpitt.  dd  Ca««.  I 
inp.  'gacvuni'  (2&)  LaoÜ-  XXX 
inp.  turpe'  (äSt  Lunil.  XXX 
iatwre  •emiU»r«'  (ti)  M.  Toll. 

Vtrr.  aign. 
iao.  -baber  (24)  M.Toll.  Pbil. 

I.  (25)  Lucil.  XXVI 
iacUre  'plaffis  *t«niort'  (24) 

M.  Tall.  Vott.  II 
3S8  ia«t.  'ainb.  jrSorian*  (25  ?,  27  ?) 

LooiL  XVlll  (#i'e) 
iacU  'went««'  (31 )  Varr.  Euro. 
inToWer«    'inplioore'    (24)    U. 

Tnll.  ad  CaM.  ina.  1 
in»,    'occapatum'     (31)     Van. 

Sexog. 
32D  iBt«atuiu    'innectere*   (29)   M. 

TulL  Uort. 
inoT«p&t    'inoutar«'     (29)    M. 

Toll.  Hort. 
i]it«itd«re   'extendere'   (2S>)  31. 

Tull.  S«n. 
SSO  indnccFQ  'fingera'  (29)  M.  TnU. 

Off.  Ill 
i]it«Tfl«ere   •ocoidor«'  (29)   31. 

Toll.  Off.  n 

L 

331  Isc  -inUftina' (2)  PlanLCure., 

Fwiid. 
382  l«gere    'oDlleger«'    (2B)    Coeo. 


*'f  8i4ud«iD  Ciceroniana  cttatjo  ex  534.  18  (123, 18)  hoc  illata  esL 
*^>  Lacretiana  citatio  e  aehol.  marir.  bamta  cat  potesL 
")  Luciliana  citatio  e  scho).  aitkrg.  baiuta  eaa«  videtar. 
**)  Vcrgiiimnu   citatio  (Uoorg.  IV  45ä>  e  Mbol.  luarg.  w  Aoc.  Pbil 
(lCed.7)  luMut«  «MC  point. 


454 


W.  M.  Lisdiaj, 


Fall,  (SI)  Varr.  V«rg.  Div. 
leg.  'eligW  (U)  Toni.EpicL, 
(29)  M.  Tüll.  Off.  m 

lMf.'mibripere'{l1)T'"TBöetfa-. 
725)    Lacü.    XXVin,    (27? 

30  ?  ?)  Plant.  'Aul.' 

888  iQBtra  'Inpanaria'   (11)  Tnrp. 

liind.,  (19)  Aftan.  PnT.,  (24?) 

Cic.  {aic)  Phil  H 

linqaere  (31)  Vatr.  Toup.  Utv. 

3S4  limare'coiiiDiig(a«'(27?)PlaDt. 

Scbem.,    Liv.     Ter.,    Caec 

Pans.,  Torp.  Lenc. 

BuaTö'    (31)    Tair. 


liquidum 

Ram  , 

liq.  'purum'    (15) 
hq.    -moll«'   (27? 


Varr.   Serr. 


359)    Varr. 
Propr. 


a'  (27' 
Diy.  Rot.  Ill,  Varr. 
Script.,  Naev.  Lye. 
liq.  'reliquerit' (8??27?)Äoc. 
Stas. ,  (27?)  Na«v.  Bell 
Poen.  I 

835  loatrare    'expiare'     (9)   Lucil. 

8at.  U 
tu.   'circamapicere'    (39)    Cic. 

TcHo.  V 
lu.     ■circumir»'     (27  ?)     Liv. 

Aegiith. 
In.  -patflfacare'  (27  ^  Cic.  Cat  I 
lu.  'Bcortari'   (25)  Lndl  XTTTT 

836  In.  'penpicere'   (20)   H.   TuU. 

Off.  I 
limen    'ingreasus'    (31)    Van. 

Verg.  IHt. 
levaro    'relevare'    (14?)    Cic. 

TuBC.  V,  (23)  M.  TnlL  BpiBt. 

ad    Cae«.    (I),    (27?)   Pac. 

Perib.,  (31)  Varr- Verg.  Div. 
lev.    'm innere'    (15)    Varr.    jc. 

i6aT.,(22?)Virg.G.II.(27?) 

Turp.    Demetr.,    (31)    Varr. 

Quinquatr. 
887  laatam'lotani'(23)Ter.Phorm. 
Ian.  'mundum'  (25)  Lucil  XXVI 
)au.  'abondans*  (31)  Varr.Ge- 

ront. 
lau.     ■el^ana''")    (19)    Afran. 


Vop.,  (24)  M.  Tull.  Varr.  H, 

(29)  M.  Tull.  Hort 
lentum  'tardnm'  (89)  U.  Ttdl. 

Hort 
3S8  le.  -patieoa*  (29)  M.  TalL  Hort 
le.  'fri^nm^  *■)  (S7)   Cic  de 

389  loDge  'valde'  (25)  LnciL  XXEX, 
(36)  Siwnn.  Hiat  IV,  (38?) 
Ter.  Adelph. 

340  luxuria   'abundantia'  *^  (22  ?) 

Virg.  G.  1 112,  191,  (37)  Cic 

Orat. 
locaudi  'operiB'   (23)  H.  Toll. 

Epiat  ad  Caee.  U,   (24)    U. 

TnU.  Verr.  fniment. 
loc.    'conatitnere'    (25)    Lucil. 

XXX 
loc.  'marito  dare"    (30)    Plant. 

Aul. 
loc.  'parai«'  (25)  Locil.  XXVUI 

341  lawnm  'f^jfatum'  (25)  Lucil 

XXX 
locna     Satlnstiana    citatio    ex 

810,5  hue  illataeiae  potest. 
M 
mactare")   'praecipitam*  {1  ? 

27?)  Ace  Anten., 
ma.  'honorare'   (1?  27?)  Aec. 

Didaac.  I 
ma.  'inmolare'    (3)    Locr.    Ill, 

m  Ace.    Erig. ,    (41)    Varr. 

(macte  (8)  Ace.  Neopt,  (9)  Ln- 
cU.  Sat  V,  (U)  Turp.  Boeth., 
(12)  Pac  Dulor..  (IS)  M.  Tall, 
ttep.  I) 

842  ma.  'malo  adficere'  (7)  Nov. 
Gall,  (6)  Pomp.  Praeo.  Post., 
(8)  Ace.  Epig. ,  (10)  Eon. 
Tel,  (19)  Afr.  Priv. 
modicum  (8)  Ace.  Bacch.,  (II) 
Turp.  Demi.,  (13)  M.  Tull 
Rep.  II,  (15)  Varr.  "Exm  at 
It.  tuy.,  Titk.  jt.  rnP-,  (18) 
Sail  lug.  bell.  (modioe(28?) 
Plant  Mil.,  Ena.  Hec.) 

343  mitis  'tranquiUofl'   (25)  Lucil. 


*")  Terentiana  citatio  e  Bcfaol.  marg.  in  Afr.  Vop.  366  hausta  eaae 
videtur. 

"')  Plautina  citatio  (ex  108,  21  illata?)  onde  provenerit  incertmn. 

*')  Ilia  citatio  M.  Tullii  de  Or.  II  a  Bchol  marg.  in  Verg.  haoata 
ease  videtnr. 

*')  Vide  ne  hoc  lemma  ex  'glouario  primo',  non  ex  Plauto,  hau- 
■tum  ait. 

")  Terentiana  citado  e  schal   marg.  in  Varr.  hauata  eue  potwt. 


D«  Citttionfboi  ipod  Rootsa  MatmIIdid. 


45& 


I 


Mel»n.,(29)M  TnU.Off.III, 

(81)  Vwrr    Knitym- 
mat.  'griivn  (»|  M.  Tnll.  S«b. 
mat  'mite' (SI)  Vair.  Enilfin. 
tnanflra  'tftco  imiatare'  <34)  M. 

Tnll.    Vttrr-    M*.,    (SSV)    H. 

Tull.  Oflr.  (Ill) 
man.  -iDminer«'  (34)   H.  TnlL 

Pbil.  Xllt 
man    «xiutcUr«'  (38)  Ter.  Eun. 
taaD.'inbattet'rSOiPlkDt.  Aitii. 
350  niBnioa«  (30)  PlHnt  Aain. 

Sftl  nobile  (9)  LueiL  SM.  T1I.  (15) 

Van.  X.  (lEp.,  (17)  Acc  Diom.. 

(S3>    T«,  Hwiiit,.  m?)»') 

Vf^.  Vn,  (2i)  M.Toll.  VwT. 

II.  (35)  Locil.  XXIX 
3S2  (nobilitftrsat,  (6)  Acc  Teleph., 

(12)  Phc-  ().il»r.) 
numüro  'online'  (16)  H.  Toll. 

Deor.  Nat.  It 
num.  Tito'  i-i?  S?)  Acc.  An* 

lift.    (t>)    Tun>>    Demetr., 

lind..   (15)   Virr.   it.   ie«T-. 

(18)  Afr»n  Priv.,  (M)  Piaiit. 

Amjih.,  (41)  Varr.  CftL 
SfcS  BDm  -modm'  (29)  U  Toll.  OS. 

lit 
Dili  'conui'  (äO)  Gie.  TiMC  I 
BJ.   -fnlLani  «M*  (SB)    LucU. 

SSTI 
Bi.  •unbulRK'  (U?  27?  35?)**) 

Vftrr.  Pr»n.  P«r. 
3S4  ncce^iiitudo     -neoMaila»'    (3S) 

VkrT.   Mod.   lBoc««nt«  (33) 

cf.  (idi,  Xm  8,6) 
BolR  'prolirum'  (26)  taoil.  XXX. 

ü 
oocupBtua  'iupediboa'  <M)  Olo. 

TtMC.  1 
3S!»  00.  '|>nu>rentrB'(äi  Acc.  Eiuya-i 

TCT..(U)Turp  ThrM..(10)*^ 

Enn.  Hoct.  Cjtt.,  (12)  Fm. 

Dulor.,   (U)    Vbtt.   Syaoph. 

R.  l]i|^  (81}  Vftrr.  Eiim. 
occ.  'deUnere'  (IS)  Pno.  AUl.. 

**)  Cum  ordine  oLUndi   oaitato    utraque  coUocalio  huini  oitationü 
coBnentiU 

**)  Natu   ex   boc   oatalogo  provenit   eadem    oilstio   lul)   lammBt« 
'|Bra«Bento'  TIM.  14). 

*^^  üutietD«!  Tervntiana  eitAtio  Vergiliuiam  «oqui? 

Sed  vide  ne  totum  hoo  lemniB  ex  catalogs  ifi)  ptovenerit  Nsn 
ex  488.  &  apparet  hone  Vartonianam  cttaboBam  e  Khol  marg.  in  rar* 
•um  nwcioquem  Aocü  Tirlepli.  banitam  mw. 

**)  Üetnbia  TuipülaBa  cttatio  Ennianam  sequi? 


JXS,  m)  U   Tnll.  Hort 
nt.  'mnturiiit'  1 11)  Turn.  Lind., 
(18)  Pac.  Dutor..  (la)  M  Tull. 
Ren.  IV,  (1971  Afiao.  Divort.. 
itV)  H   Tail.  Sen. 
.IM  marnm  'oolum'**)   (!&)  Vanr. 

(30)  Plant.  Ann.  (31)  Van. 

mn.  '«incernin"  (6)Ponip.  Püe., 

(31)  Varr.  Marcip,  Euin.  *'), 
(S7)  Cic  du  Or.  11 

iD«>rM  -meretur'  (24)  H.  Tult. 

ad  C««B.  iun.  11.  ('2&)  Laoil. 

XXX,  (31)  VuT.  Knm. 
»er.  'milital".  (41)  Vurr.  V.  P.  R. 
!M6  ID0T.     bum.   qiiaertum  capit' 

(31)     Varr.    Agath..    Eum. 

liSf,  B)  Van.  Rm.  Dum.  XX) 
attdicaiiientum  *c)nfl  curautuc' 

(29)  M.  Tull.  Off.  ill 
346  motiri  'face»'  (22  ?)  Vire.  Aou 

1  4U..5fi3,(Z4lM.Tun.Phil. 

(Ill),  (29)  M.  Tull.  Sen. 
mo.*retin«n'(27t|  Caeo-Prog., 

Locil.  VI! 
BIO.  -«xrtru«!«'  (27)  Acc.  Pbi- 

locL.  Case.  H«in.  de  ceni.  I[. 

(»)  M.  Tull.  Off.  III 
»47  moll«  -lere'  (29)  M.  Tull.  S«a. 
m.  -dtilce'  (26  ?)  M  Tall.  L«. 

n.  (»)  H.  Tnll.  Sen. 
ni.  -ptucidum'   (28)  Aec.  TeL 

(■äB)  H   Tull.  i^en 
uiicare  -iinrtiri  disiU«*  (39)  V. 

TnU.   Off.    in    71.   9Ü.    (81) 

Vn»T.  Parm. 

348  mio,   'p«r   vicM   movtri'    iÜ) 

hrtcA  XXX 
mitUre  -exctudere*  (36)  Simb- 

oa  Uiit.  III 
mit.'otuTllcre'('3StTer.  Ädolpli-, 

(tb)   l.iicil.  XXX.  <3it)  M. 

Tal!  Oflf.  m.  iaojn»ut.Äui 

Bianda.rv  'conrucnaure'  [29]  M, 
TüH.  Off.  11 

349  uaturum  ■oeler'   (28)  **)  Aoc 


^    '»ra«Be 


456 


Vf.  M.  Liodsay, 


(20)   M.  Tüll.  0«F.  I,   (22?) 

Virg.  G.  IV,  (31)  Varr.  Eum. 

356  occ.    'invenire'   (241   M.   TuU. 

Phil.  5III,  (29)  M.  Tuil.  Hort. 

occ  'ooiilocare'  (6)  Pomp.  Pict., 

(24)  M.  Tnll.  Verr.  Ü 
opinio  'fama'  (24)  M.  Tull.  ad 

Caei.  iun.  I 
op.    -BDBpicio'   (29)    M.   Tull. 

Off.  III 
op.  'apes'  (24)  M.  Tnll.  ad  Caea. 

inn.,  J29)   M.  Tull.   Off.  II, 

(31)  Varr.  Endym.,  (36)  Si- 
aenna  Hist  IV 

obacenum  'inmundum'  (20)  M. 

Tull.  Off.I,  (31)  Varr.  Agath. 

obsc  'vitabile'  (39)  Cic.  TuiC.  V 

857  obsc.   'male  dictum'  (25)  Lucil 

XXIX 
obitns    'adTentna'   (11)   Turp. 

Bpiol. 
368  Olim    'temp,    fut."    (1 1)    Turp. 

Philop.,  (19?  28 ?)  Afr.  Snap, 
optare  'elieere'  (18)  Sali.  Hist. 

Ill,  (22?)'»)  Virg.  A.  111,(20) 

M.   TuU.   Off.   1,   (23)   Ter. 

Eun.,  (31)  Varr.  Marcip. 
offendere  'percutere'  (2)  Lucil. 

XXIX,  (31)  Varr.  Marcip. 
off.  'laedere'  (24)  M.  Tull.  auppl. 

VH,  (25)  Lud).  XXVU 

359  off.     'inveuire'    (14?)     Afran. 

Om.,  Quadrig.  Ann.  II,  (23) 
Ter.  Eun.,  (24)  M.  Tull.  sign,, 

(25)  Lncil.  XXVI,  (27?)  M. 
Tuil.  Rep.  I,  (30)  Plaut 
Amph.,  (äl)  Varr.  Sezag. 

360  obaervare  'celare'  (30)  Plaut 

Aul. 
obs.  'curiose  circumspicere' (30) 

Plaut  Aul. 
Obs,  'captare' (25)  Lucil.  XXVII, 

(27  ?  38  9)  Ter.  Ändr. 

361  obesum   Hoc   lemma   ex   cat. 

(32)  provenit  (cf.  Gell.  XIX 
7. 1—3).   Oitatio  Vergiliaaa 


aliunde  adiecta  eat 
P 
proprium  'perpetuum'  (5)  Acc. 
Ann.  lud..  Med-,  (9)  Lucil. 
Sat  XVII,  (13)  M.  Tnll.  Rep. 
IV,  (19)  Afran.  Vop. ,  (25) 
Lucil.  XXVU 

362  promittere    'polliceri'  (24)    M. 

Tull.  ad  Caes.  iun. 
prom.  *ad  magn.  nntrire'  (33) 
Varr.  Mod. 

363  protelare  'percutere'  (28)   Ter. 

Phorm.,  (36)  SUenna   Hist 

111  (protelo  ducere  (38?)  Ca- 

to   Orifi.  V  (aut  ex    Bchol. 

marg.  in  Lucil.  Sat.  XII,  1) 
prot  'adiuvare'  (41)  Varr.  Cat 
prot  'excludere'  (U)")  Turp. 

Lemn.,  (36)  Siaenna  Hiat.  iV 
prodere  'differre'  ('23)  Ter.  Andr. 
prod,  'protendere'  (24)  M.  TnlL 

Verr.   snppl..   (29)   M.    Tull. 

Sen. 

364  periculnm  'aalntis   diacrimen' 

(25)  Lucil.  XXIX 
periculnm  'experimentuiu'  (23) 

")  Ter.   Eun.,    (25)    Lucil. 

XXIX,   (30)  Plaut    Amph.. 

(38?)  Sali.  Cat  bell, 
(periculoaum     (20)    M.     Tail. 

Off.  I) 
preaaiim  'aubtile'  (29)  M.  Tail. 

Hort 

365  prem.  'tegere"  (3.3)  Varr.  Mod. 
pretium  'poenae  exitum'  (26? 

27?)  Liv,  Ach.  (cf.  473    18) 
pr.  'quod  re  empta  datur'  (23) 
Ter.  Eun..  (24)  M.  Tull.  Verr. 
II,  (25)  Lucil.  XXVIII 

366  pr.     'praemium'     (21)     Naev. 

Danae,  J'22)")  Virg.  V,  (25) 

Lucil.  XXX 
petere    'poacere'    (25)    Lucil. 

XXVI 
pet.  'sequi'  (25)  Lucil.  XXVII 

367  pet  'cupere'  (25)  Lucil.  XXVI 


''*)  Debetne  Vergiliana  citatio  Ciceronianam  aequi? 

")  Nam  Lncilianum  (e  catalogo  9)  non  Turpilianum  hoc  totam 
lemma  eat 

")  Siquidem  citatio  M.  Tullii  Deor.  Nat  U  ex  219.  24  hue  illata  est. 

"")  Siquidem  Terentiana  citatio  ex  317.  27  buc  illata  eat  An  de- 
bet ea  Vergilianam  eeqnl? 


De  Oitatioaibn«  »pud  Nonium  Harc«Ilnm. 


457 


p[ot»ter    'iuxta'  *)    (23)   Ter. 

Adtlph.,  {2'it  M.  Tall.  S«i>.. 

(»1)")   VtuT    S«sq-.   Eum,. 

(U)  Siseuua  Ui«t.  Ill 
368  pouen   'oonäDmora'  ViTt)   JJ. 

Till  I. 
pernix  -celer*  (25)  LociL  SXVIl 
pulhim  '»on  ull>aiii'"|  ('ii4)  M. 

Ti.ll.  «ign.,  (:n|   Vftrr.   S«aq. 
plague  'Terbere'  (24)  H.  Tull. 

aa\tf\- 
880  p<-  'vulDirft'  (24)  M.Tullnuppl. 
pl.    'i]]atinnk    inmeniuia'    (al) 

V*rr.  Lex.  MMn. 
pi.   -in  retibot'   (ä9)   H.  Tall. 

Off.  Ill 
putaro   -calUgere'    (80)  Plut 

AnI. 
pa.  'upta.«'  (27?)  Titin,  Full. 
pu.    'amnio    diipntaro'   (27?) 

Knn.  Thy.,  Caec.  Ex*ul,  {;IU) 

PJiuit,  Ampb. 
pu.  M^Atimnn'  [H]  T«r.  Andr., 

M.  Tall.  Epint.   &d  Cum.  I, 

{&)  Lncil.  XXUC 

370  pwaum   ■dtipetsam'   (SS)  Ter. 

Phonn„(SX)cf.  (iell.  XVIU 
pa.  -«xtAtuuRi'  (2ß?2T?)  Ebd. 

Ana.  X,  Naev.  iphig. 
parcers  -tbuiiliu  daro'  I2äl  La- 

oil.  X.XX 
p>rc      'Mrvaro'     (ä&)     Lueil. 

XXVU 

371  prkMturo  TucOTe'  {'JO)  U.  Tull. 

Off.  Ill 
pr.  'eibibere'  (24)  U.  Toll,  ad 

Com.  ian.  t,  (:<19)   M.   Tull. 

Off.  III 
pr.    'antnoolUrb' ")    (23)   Tar. 

Phorm..  (24)  iL  Tull   Veir. 

sieii..  {hl  Liioii.  xxvn. 

töO)   M.  Tail.  Off.  II.    Hort, 
(31)  Vorr.  Quiuqaatr. 
pr.  'utile  Mt'  (ü)  Loöil.  XXX, 
0»)  U.  Tull.  S«ti. 

372  prMciiiecQ   'iulioro*  (23)    Tor. 

Adeiph.,    (2ö)    Lucil.  XXVI. 

m)  M.  Tull.  Off,  in.  Hort. 

pulmtum  'percuRRum'  (24)  U. 


Toll.  flDppl. 

pr«d««OT*  'loneiuB  ducecre*  (2S) 

Lu«il.  XXIX,  (Sil)   M.  Tuil. 

S«i».  (38)  Varr.  '<>•.  kv». 
373  prfrd.    ■jiutiUuir«'    m)    Lncil. 

XXVi 
prod,   'fonu   ducere'    (24^    M. 

Tgll.  V«rr.  fnim..  (2.S)  Lucil. 

XXX 
prOi«ctuia  >«xtcnium'  (90?  27? 

3.S?|   M.  Tull.  R«p.  II,  m) 

(Cic.)  de  Or.  UI 
pr««»trin«rA         'obt«nebnu«' 

(87?)  ")  Plaut.  Mil.  Ölor. 
ST3  poiwere   'acot^cra'    (31)   Van-. 

Pam.  (oornge  'Noa.  M&ic' 

p.  78) 
po.  -petere*  (80)  Plaut   Äol., 

(31)  Varr.  rvu.  oi. 
proFerro 'palam  facore'  (27?)  H. 

TulL  Rep.  III  (aal  «  achol. 

uarfT.  in  Ucil.  XXVI]  5) 
paritor  (3li]  Plaut.  Aul. 
S7&  poalulare  (SS?    U3V)  '*)    T«r. 

Andr.  lant  e  tcfaol.  matg.  in 

Plant.) 

R 

378  rcrtare   'luperen«'    (1  ?  SS  ?) 

Ter.  Andr.,  (29)  H.  Tull.  Sea. 
TM.  'realster«'   (M?)    M.  ToU. 
Kin. 

379  rvlisio  tnetn«'  (3)  Lncr.  I,  (22) 

Vir«.  VIII.  m\  Ter.  Andr., 

(•i!>]   Luuil,    XXIX.   (29)   M. 

TuU   Uff.  II 
(relifpoxi  die«  (32)  cf.  UalL  !V 

9.8—6) 
ruMim  'iurrequeni'  (20)  M.TqU. 

03".  I 
ruere    'deeini'    (29)    U.    TuU. 

Ofl-.  Ill 
m.  -cadere'  (24)  M.  Tull.  mippl. 

380  ru.  'inroere'  m]  LuoiL  XXX 
m.  -diruei«'  (23)  Tvr.  Ad«lpb. 
rttlutuRi     'pnilatuin'     (21)     H. 

Tull.  ad  Caoa.  iuD.  i 
881  re'ldere   'aoc   rwtitner«*    (23) 
T«r.  i'bonn. 
red.  Tacere'  (2&)  Loca  XXIX 


'*>  Vide  ne  citatto  Varroaia  Call  (e  cat.  41  (umpla)   in   fine   lam- 
inatiB  a  Nonio  cullocala  «it  et  a  aohba  aeccioqoo  tritrecta. 

'*}  Citatio  M.  Tullii  R«p,  I  o  »chot.  murg.  haiutii  »»e  polest. 
^*)  CiUtiu  Livii  (Androiiici)  e  vcbol.  muiK.  kauata  eeee  videtur. 
")  SalluvtlMia  citatio  e  «cbol.  niorg.  baa»tA  est«  videtur. 
'*}  Nm  qoid«m  baee  citatio  b  >obol,  roorg.  in  Cit.  hauata  oeL 


458 


W.  H.  Lindiay, 


referre  'adacribsre*  (31)  Tarr. 

Earn, 
ref.  'perferra'  (25)  Lncil.  IXVI 
ref.   'revooare'    (24)   M.   TuH. 

sign.,   (29)  H.  Tull.  Off.  II, 

(30)  Plant  Asin. 
S82  nf.  'reddore'  (25)  Lucil.  XXIX 
limari    'acrutari     (27 1)    Acc. 

'Ilione',  (31)  Varr.  Lex.  Maen. 
rampere    'defetigare'  '•)    (25) 

Lncil.  XXX.  f&Yll 

883  roeare     'poscere'    (25)     Lucil. 

XXVI.  (30)  Plant.  As. 
rog.    'quaer«re'    (27¥?)    Ter. 

Aitdr. 
rog.    'iDBtitnere'    (25)    Lucil. 

XXVII 
remittere    'delectare'    (29)    JA. 

Tull.  Hort,  Sen. 
recipere  'promittere'  (S3)  Varr. 

Btmarc. 
rec.    'accipere'    (29)    M.    Tull. 

Off.  III.  (31)  Varr.  Mel. 

884  rec.    'reTOcare'   (29)   M.   Tull. 

Off.  Ill 
rec.'eiceptumfaoerB'(27  ?  32?) 

cf.  Gell.  XVIi  6,  (37)  Cic  de 

Or.  n 
redundare  (29)   M.   Tmll.  Off. 

Ill,  Hort, 
redire  (27??)  Ter.  Andr. 


885  Bublatttm   'remotam'   (24)   H. 

Tull.  Phil.  1.(25)  Lncil.  XXX. 

(29)  M.  Tull.  Off.  Ill 
Bubl.  'erectum'  (28)  Ter.  Hec, 

Cih)    Lucil.   3tXX,   (29)   M. 

Tull.  Hort 
8S6  Buricit  'ab  inficiendo'  (29)  U. 

Tull.  Hort. 
ni»>eneum  'placidum'  (2ä)  Ter. 

Phonn. 
BUBp.  •sollioittin»'  (24)  H.  Tail. 

Phil.  VII 


Hpeciea  'imago'   (29)   H.  Toll. 

Off.  HI 
■pec.   "pulcritado'    (81)    Vatr, 

Enm. 
887  subiecere  (24)  H.  TnlL  Phil.  H 
Bervare  'aollicit«  obaerrar«'  (23) 

Lncil.  XXX.  (30)  Plant.  Agin. 

388  mpremnm    'SDBum'    (28)    Ter. 

Adelph..  (30)  Plant  Amph. 
Baevnm    'inmite'    (25)    Lucil. 

XXX.  XXVI 
Boe.  'durum'  (25)  Looil.  XXX 
BUper&re    'Tincere'    (1  ?   23  ?) 

Ter.  Ban. 

389  seonndum  'pioBpemm'  (20)  M. 

Tull.  Off.  I,  (28)  Ter.  Heant., 
(24)  M.  Tull.  ad  Caei.  itin.  11 

390  BUbmittere  '")    'Rubdere'    (25) 

Lucil.  xxvni 

■ubm.  'admittere'  (22?)  Vii^. 

Buc.  0.  m 
Beveram  'triBte'(31)  Varr.  Enm. 
Bev.   'aaperum'    (29)   M.   Tall. 

Hort..  (88)  •')  Virg.  VII. 
Bev.    'saeYum'   (29)    M.    TulL 

Off.  Ill 
Bolvere  'debitum  reddera'  (18) 

Sail.  Gat.  bell.,  (24)  H.  TuU. 

Verr.  diT. 

391  Btare    'conBiBtere'    (2)    Plant. 

Amph. 
Bt.    'horrere'   (I?    27?)    Caec 

Syrac.  (32?)  cf.  Oell.  VIII  5 
Bt  'erigi'  (25)  Luoil.  XXVHI 
at.  'fidem  habere'  (29)  M.  Tall. 

Off.  Ill 
at  'valere'   (15)  Varr.   Flait. 

It.  in. 

392  Bt.  'plenum  eef  (9)  Lucil.  Sat 

V,  (22?)  Virg.,  Buc,  (31) 
Varr.  Eum.,  (35?  38?)  Si- 
aenna  IX 
apiasum  'tardnm'  **)  (2)  Plant 
Poen,  NaeT.  Gymn.  »*),  (11) 
Turp.  Caneph.,  (U)")  Varr. 


'")  Afraniana  citatio  ex  503. 17  hue  iltata  esae  videtur. 

'")  Vide  ne  hoc  lemma  ex  catalogo  (20)  banstum  sit.  Cf.  'Son. 
Marc'  p.  6. 

*')  Etiam  in  p.  181. 12  He  verauB  VergilianoB  ex  gloaaario  eodem 
provenit 

**)  Vide  ne  Ciceroniana  citatio  a  ecriba  nescioquo  aut  kaoipo- 
Bita  ant  iaculcata  ait 

")  Cf.  'Non.  Marc'  p.  111. 

'*)  Niai  quidem  baec  citatio  e  icbol.  marg.  in  Van.  Peripl,  H  418 
hausta  eat 


De  Citationiboe  apod  NoniHm  Harcetlnm. 


459 


ICyst,   (15)  VwT.  Peripl.  II 

K.  tptX-,  (28?)  P&c.  Herrn. 
393  et&tim  'mox'  (28?)   Cic.  Verr. 
tt.  'perBflTeranter'")  (28?)  Enn. 

Aiax,  Afnui.  Äng. 
HuperatiteB  'incolomeB' "*)  (5?) 

Acc.  AI  cm. 
apurcum    'Baefam'   (0)    Lncil. 

Sat.  IV,  (19)  Äfran.  Fratr., 

Di»ort.^S5  B)     Varr.    Rer. 

Harn.  XX 
3H  ap.   'vehemens'  (34)   H.   Tull. 

ad  CaM.  iun.  II,  (81)  Varr. 

Eum. 
sp.  'obacenum'  (6)  Pomp.  Prost. 
Bp.  'fetidnm'  (3)  Locr.  VI  781, 

976,  (9?)  Lncil.   XI   (aine 

•Saf),  (85)  Lucil.  XXVHI 
Biccum  'ezercitani'  (25)  LaciL 

XXVI 
395  Bi.  'Bobrium'  (39)  Cic,  Acad.  II, 

(41)  Varr.  Cat. 
Bi.  'firmnm'  (29)  M.  Tnll.  San. 
iogea  'terra'  (5)  Aoc.  Oenom., 

(S)  Acc.  Androm.,  (9)  Lucil. 

Sat  VII,  (16)  Varr.  ^AiX'  oü 

)1.    7C.    fiX. 

S96  aumere    -accipere'    (18)    Sali. 

lag.  beil.,  (24)  U.  Tnll.  aini., 

(25)    Lueil.    XXVm,    fSO) 

Plant.  Aul. 
snm.    'auecipere'    (25)    Lncil. 

XXVI,  (34)  Cic.  Pin.  II 
an.  'eUgere'  (9) «')  Lncil.  Sat. 

Ill,  X,  XIX,  (18)  Sali.  log. 

beil.,  (29)  M.  Tuil.  Hort, 
an.  *oonducere'   (29)   M.  TuU. 

Off.  ra 

Büfferre  'sustinere'  (17?)   Acc. 
Myrin. 
397  Buff.   'dedere'   (8)   Acc.   Nyct., 
(27?)  Äfr.  Prod. 

Bürgere  'erigi'  (18)   Sali.  Eist. 
V,  (2S)  Ter.  Adelph. 

eacruni   'Bcelestum' **)  (9)  Lu- 
cil. Sat  XV,  (11)  Turp.  De- 


mete..  Lind-,  (31)  Varr.  Lex 

Maeit. 
398  aancii    'nlnerati'   (11)   Tnrp. 

Spiel.,    (1^   Sali.   Hiat.   H, 

(22?)  Virg.  A.  n,  VII,  (41) 

Varr.  V.  P.  K. 
Bnppliciam  'BnpplicaHo**')  (19) 

Afran.  Fratr. 
Saminm  'teBtenm'  (18)  H.  TulL 

Eep.  VI 
S99  apemere   -fastidire'   (21)   Ter. 

Andr, 
anbdncere  'Bubputare*  (23)  Ter. 

Adelph.,   (25)   Lueil.  XXIX, 

(29)  M.  TuU.  Hort.,  (34)  M. 

Tnll.  Pin. 
BUbd.  'Bubripere'  (23)  Ter.  Enn., 

(25)   Lncil.   XXX,    (29)   H. 

Tnll.  Hort. 


eubd.  'BnBum  dueere'  (15)  Varr. 

iK».,  (la)  Sali.  Inf;., 

(22?)    Virg.    Buc,    (29)    M. 


Ebp.  n.  XK».,  (la) 


TuU.   Off.   m,    (80)   Plant 
Aul. 

400  snapicere  auBom  aspioere'  (81) 

varr.  Agath. 
bubp.   'Buapectum  habere'  (37) 

Cic.  Or. 
aubigere  'eiercere'  (37)  Cic  de 

Or.  II 
Bub.    'anperare'    (86)     Sisenna 

Hist  IV 
anb.  'exarare'  (29)  M.  TuU.  Sen. 

401  Bub.  'mollire'  (25)  Lucil.  XXX, 

(29)  M.  Tu!!.  Hort.,  Sen.,  (31) 

Varr.  Seaq. 
anb.  'CDgere'  (25)  Lucil.  XXX, 

(27  ?)  Plaut.  Mere. 
Bummum  'proximum'  (39)  Cic. 

TUBC.  I 
aum.    'extremum'    (25)   Lucil. 

XXVI,  (29)  M.  Tüll.  Hort. 

402  aum.    'glorioenm'    (28)    Enn. 

And.    Aechm.,    (cf.    51S.    13 
a.  1.  'longinque') 
apectare    'dirigi'    (25)    LnciL 


'')  Terentütna  citatio  e  Bchol.  marg.  in  Plaut  Ampfa.  239  hanata 
ease  videtur. 

**)  Terentiana  citatio  e  Bchol.  marg.  in  Plaut.  Aain.  16  hanata 
eaae  videtnr. 

")  Debetne  citatio  Lncitit  III  Flantinam  eequi  ? 

**)  Afraniana  citatio  e  achol.  marg.  in  Plant-  Poen.  hanata  eat. 

*")  Salluatiana  citatio  e  achol.  marg.  in  Acc,  Epig.  298  hanata  ene 
videtnr. 


460 


W.  M.  Lindsay, 


XXX,  (29)  M.  Tull.  Off.  Ill 
Bp.  'Tidere'  (27?)  Lucr.  11.(29) 

M.  Tu».  Hort. 
Bp.  'inapicere'  (30)  Plant  Asin. 
»p.  'probare'   (27?)   Cic  Tubc. 

V.  Ter.  Andr..  (29)  M.  TuU. 

Off.  n.  (31)  Varr.  Tvo).  Zb. 

403  atringere  'decerpere'  (40)  Varr. 

R.  R.  I 
Buccedere   'in   alt.   loc.  vflnire' 

(29)  M.  Tull.  Off.  ni 
succ.    'iagredi'     (27?)     Afran. 

Except. 
Bobire    'ineredi*     (25)    Lucil. 

xxvm 

8ub.  'anccedere'  (31)  Varr.  Sei- 

404  aub.  'reapODdere'  (24)  M.  Tull. 

Verr.  div. 
Bcitum  (24)  M.  TuU.  Verr.  Sicil. 
T 

406  tandem  'tamea'  (tameu  'atatim' 

(2)  Plaut.  Rud.  (vel.  cf .  *Non. 

Marc.'  p.  77) 
(tam.  'taadem'  (12)  Pac.  Perib.. 

(18)  Sail.  Hist.  Ill) 
tollere    'occidere'    (25)    Lncil. 

XXVI 

407  tollere  'elevare'  (24)  M.  Tull. 

Phil.  XI,  (25)  Lucil.  XXVllI, 

(29)  M.  Tull.  Hort. 
toll,  'occidere'  (31)  Varr.  Sexag. 
toll,  'pati'  (22?)   Virg.  A,  III, 

XII,    (28)   Ter.  Phorm..  (24) 

M.  Tull.  Verr.  div..   (29)  M. 

Tull.  Off.  II 
tenacia  'paraimonia'  (19)  Afran. 

PriT. 

tempestas  'tempua'  (18)  Sail. 
lug.  (vel  cf.  'Non.  Marc.'  p. 
77).  (25)  Lucil.  XXVU,  (27) 
Pac.  Teuc.  (cf.  414,  4),  (29) 
M.  Tull.  Sen.,  (31)  Varr. 
Endym, 

408  trepidare  'metuere'  (25)  Lucil. 

tangere  'ferire'  (22?)  Virg.  IX, 
XII.  (24)  M. Tull.  Verr.  frum., 
(88?)"°)  Lucr. 

tang,  'cootiugere'  (14?)  Lucr. 
I,  (23)  Ter.  Adelph. 


taug.    "iuBpicere'    (25)    Lucil. 

XS.YI 
tang,  circumvenire'  (25)  Ladl. 

£iX,  (28) ")  Pomp.  Aleon. 

409  tang,  'contingere'  (24)  M.  Tull. 

Verr.  I! 
triate")  'crudele'    (25)    LucU. 

XXX 
tr.  -maestum'  (23)  Ter.  Andr., 

(29)  M.  Tu».  Hort. 
tr.  'Beverum'  (19)  Afran.  Priv., 

(20)  M.  Tull.  Off.  I,  (23)  Ter. 

Andr. 
tr.  'difficile'  (29)  M.  Tull.  Sen. 

410  tr.  'iratua'  (19?)  Afran.  Epiat 

(bia) 
tr.    'doctuB'    (15)    Varr.   Trik 
Trip.  n.  dp.  x-c,   (25)   LudL 

xxvm 

trahere    'levare'    (30)    Plant. 

Ampfa. 
tardum  'pigrum'  (23)  Ter.  Enn. 
tendere    'iueidiari'   (23)    Ter. 

Pfaoim, 

411  te  'dirigere'  (27?  38?)  Lacr.  I 
tenue   'tenemm'  24)  M.  Tull. 

Terr,  suppl.     ( 
ten.    'parvnm'    (29)    M.    TuU. 
Hort. 

412  tenet  'conprehendit'    (24)   H. 

TuU.  Verr.  div. 
t.  'intellegiB'  (23)  Ter.  Andr. 
tremere   'timere'    (SO)    Plaut. 

Aain. 

413  taetrum  -ntabile'  (29)  M.  Toll. 

Off.  Ill 
tae.  'inluTiosum'  (24)  U.  Tall. 

Varr.  II,  (25)  Lucil.  XXX 
tae.  'amarum'  (38?)  Lucr.  IV 
tae.    -impium'    (29)    M    Tall. 

Off  III 

414  tueri  'videre*  (27)  Pao.  Teuc 

V 
Tolare  'eel.  currere'   (I?  23?) 

Ter.  Hec. 
vaatum  'horrene'  (1  ?  87  ?)  Cic. 

de  Or.  I 

415  va.  ■ferox'  (39  ?)  Cic.  Tuac.  (V) 
TBBci  'edere'  (8?)  Ace.  AtreuB 
ve.  'uti'  (27?)  Pac  Ohrya.,  Arm. 

Jud.;  Nov.  Mace.  Ex. ;  Ace. 


**]  Lucretiana  citatio  ex  252.  39  hue  illata  esae  potest 
*')  Haec  citatio  ex  hoc  catalogo  provenit  in  p.  166.  27  (a.  L  'raati- 
catim'). 

*0  Hoc  lemma  ex  catalogo  (13)  nou  (15)  hauatom  ease  videtar. 


Be  CitAtionibuB  apad  Noninm  MarcsUom.  461 

Arm.  Jnd.,  Phoen.,   (34)  M.  (29)  M.  Tull.  Off.  ID 

Tull.  Fin.  V  Yind.  'liberare' ")  {29)M.TaU. 

ve.    'videre'    (8?    27?)    Ace.  Sen.,    (31)    Varr.    Andab., 

Atham.  (35  A)  Varr.  Epiit  Lat. 

vola  (31)  Varr.  Totp.  M«v.  vind.  'revocare'   (24)    M.  Tall. 

T&num  'mendai'  (|8)  Sail.  lug.  ad  Caea.  iun.  I 

bell.,   (201   M.  Tull.    Off.  I,  vind.  'adaciHcif  (29)  M.  TuU. 

(39)  Cic.  Tuac.  Ill  Hort. 

417  vaatitaB 'vaatRtio'(26?88?)»»)  qbus    'conauetudo'    (23)    Ter. 

Ace.  Astjan.  Heaut. 

va.  'deaertio'")  Tita  (26?  35?  38?)  Sail.  Cat. 

ultimum  'noviaaimum'  (29)  M.  bell. 

Tali.  Sen.  420  vertere    'farire'     (25)     Locil. 

ult.  -primum'    (34)    M.    Tull.  XXVII 

Fin.  Ill  verr.  'mundare'  ■")  (25)  Lucil. 

urguere  'inaiatere'   (25)    Lucil.  XXVII 

XXIX,  (27  ?  35  ?  38?)  Quad-  via  'ratio*  (23)  Ter.  Phonn. 

rig.  Ann.  IV  v.  'consnetudo'   (23)   Ter.  He- 

418  urg.'premere'(25)Laoil,XXIX  aul. 

(27?)  Varr,  Ant.  Rer.  Hum.,  via  -celeritaa'    (38?)    Lucr.  UI 

(29)  M.  Tull.  Hort.  (aut  ex  306,  8  hue  illat) 

419  vindicare    'malef.    defendere'      421  viz  'statim'  (81)  Varr.  £um. 


Equidem,  quamvia  hand  ausim  negate,  in  siagulis  hie  illic 
citationibus  aliqnantum  dubitationis  subesse  (cf.  'Non.  Marc.' 
p.  37  n.),  idcirco  maliii  quam  plurimas  enarratione  mea  com- 
prehendere,  quia  niultum  interest  scire  quas  citationes  e  con- 
textn  ipso  scriptorum  excerpserit,  quas  ex  acholiis  marginalibns 
et  gloBsariis  yel  grammaticorum  operibus  hauserit  Nonius  (cf. 
Philolog.  LXin  295).  Unum  tarnen  genus  citationam  fere  om- 
nino  praetermiai :  Vergilianas  dico  in  libro  IV  Compendioaae 
Doctrinae  (cf.  'Non.  Marc'  p.  37  w.),  quas  utruni  lemmatibos 
Qsitato  more  congestis  ipse  carminum  Vergilianorum  minime 
ignarus  superfuderit  Nonius  (cf.  'Non.  Marc'  p.  104),  an  ex 
gloasario  nescioquo  Yergiliano  mutaatus  sit  nondnm  liquet.  Nee 
Tero  dubitandum  est  quin  magna  earum  pars  ex  catalogo  22  pro- 
venerit,  sed  quomodo  has  ab  illis  aeceroam  non  potui  invenire  "). 

Etiam  illud  non  liquet,  utrum  libros  II — IV  secundum 
litteras   disposuerit   ipse  Nonius   an  editor   recentior.     Marxio 

")  Niai  quidem  baec  citatio  e  schol.  marg.  bauata  eat. 

^*)  Vide  ne  citatio  Gicetonis  (sic)  Deor.  Nai  U  ex  185.  9  a  Bcriba 
nescioquo  buc  illata  Bit. 

")  Citatio  Ciceronia  Acad.  Ill  e  acbol.  marg.  in  Cic.  Sen.  55  hau- 
eta  esae  potest. 

^)  De  Titiuiana  citatione  vid.  sniira  (p.  448  n.  14)  ad  Non.  p.  192. 

"')  Titulum  'Aen.'  ioterdum  adbibet  Nonius,  interdnm  omittit. 
Vereor  tamen  at  huiusmodi  indicium  lufficiat. 


462  W.  H.  LiBd8»T, 

enim  non  usentior,  qai  ex  ordine  Horatiftnaram  apud  Noniam 
citationum  aliqaid  aqpimenti  coUigi  posse  credit.  Qninqae 
sunt  (boh  plnres)  citationea,  et  illae  qaidem  per  libros  n — IV 
sic  dispersae  (vide  Indicem  Gitationam  in  fine  editionis  meae) : 

Garm.  1,  18,  5  255.  16  (lih.  lY,  sab  littera  C) 

4,  14,  27        203.  29  (III  D) 

Serm.  1,  2,  89  196.  33  (HI  G) 

1,  3,  81  134.  25  (II  L) 

2,  4,  73  120.  5  (II  H). 

Marxiua  igitur  (praef,  in  Lucil.  p.  lxxxiu)  sic  rem  ex- 
plicat:  libros  II — IV  a  Nooio  ipso  secundam  litteraa  disposi- 
toB,  quam  post  dispositionem  citatioDes  Horati&nas  soperaddi- 
tas  esse  a  Nonio  (vel  a  Nonii  servo)"*);  ordinem  iiiTersiini 
citationum  inde  ortum  esse,  quod  a  fine  Toluminia  Horatii  Cai- 
miuum  et  Sermouum  excerptor  inceperit  Mihi  tsmen  mnlto 
magis  Teri  similis  haec  ratio  videtur:  Horatiam  (sicat  Gatul- 
Inm  et  alios  recentiores)  a  Nonio  omaiao  non  in  manas  snmp- 
tum,  sed  citationes  eas  in  glossariis  (vel  in  scholiis  margina- 
libus)  inrentas;  ex  catalogis  igitur,  quos  ex  iis  fontibus  com- 
posuerit  Nonius,  duas  citationes  Horatiaoas  in  libro  U"  adhi- 
bitas,  duas  ia  libro  IIP,  unam  in  libro  IV ;  casu  erenisse  ut, 
libris  secnndum  litteras  dispositis,  et  in  libro  11°  et  in  libro 
OX"  citationum  par  praepostero  ordine  evaserit.  Nam  ex  tarn 
parvo  numero  citationum  quid  certi  colligi  potest")?  Gatol- 
lianarum  citationum  in  Gompendiosa  Doctrina  (cf.  ^Non.  Marc* 
p.  104  fl.)  vix  moiorem  numerum  babes,  quas  sic  dispoaitas 
invenies : 

?  63,  75  215.  9  (lib.  Ill,  sub  Uttera  N) 

64,71  108.  10  (HE) 

64.  235  546.  22  (XV) 

?  68,  90  198.  13  (in  C) 


*°)  Servis  Nonii,  qui  domini  iussu  hunc  vel  ilium  Bcriptorem  per- 
legerint  et  excerpaeriat,  tribaere  volt  inconstantiam  iUam  in  Bcripton- 
buB  nominandiB  (v.  g.  'M.  Tullias'  et  'Cicero')  et  errorea  quoBdam  ^ra- 
Tiores,  ita  nt  Noniua  ipse  abBolvator.  Atqui  quomodo  dominua  qai  in 
Bervoram  erroribus  acquieTerit  abBoWenduB  Bit  non  intellego,  nee  quid 

SroBit  nobis   atructuram   opens  Noniani  investigantibuB ,   si  ad  servos 
onii  potiuB  quam  ad  ipsum  operia  Bcriptorem  epectemuB. 

*")  Ez  citationibuB  CicerooiB  Acad.,  quae  non  omnes  memoravit.  Mar- 
xium  nihil  certi  coUegiBBe  quii  non  intellegit?    (Cf.  ClaaB.  Rev.  19, 272). 


De  Gitatünuboa  apod  NoDiom  Maioellam.  463 

?101,  4  198.  13  (in  C) 

fr.  m  134.  27  (U  L). 

Quid?  etiamne  ex  hac  fortuita  dispoaitione  aliquid  certi 
colligeadum  de  stractura  opens  Noniani?  Immo  vero  ad  con- 
teztum  ipsam  Gompeadiosae  Doctrioae  potiua  qaam  ad  Indi- 
cem  Citationam  levocaodi  animi  nostri,  si  ssnam  rationem 
renim  ezplicaodarum  obtiaere  volumus.  lUud  tarnen  libeater 
Marxio  concede,  fieri  posse  Qt  Nonius  libram  XV  Ciceroiiis 
Epistularum  ad  Familiäres '"'*)  adhibuerit;  aatiua  autem  esse 
duco  neque  de  boc  libro  neqne  de  aliis  quibusdam  viz  saepius 
adbibitis  (v.  g.  Naevii  Gymnastico;  cf.  'Non.  Marc'  p.  111) 
quicqaam  pro  certo  affirinare. 

Et  quoniam  secundarias  citationes  fere  ad  unam  omnes 
enarravi,  omnes  autem  primarias  (cum  lemmatibus  omnibus), 
et  res  ipsas ,  non  praeiudicia  de  rebus,  profculi,  quae  potest 
dubitatio  reatare  de  structura  Compendiosae  DoctrinaeP  Qui« 
audebit  postbac  affiimare  Noniuni  materiem  in  librum  XIII 
DE  GENEBE  NAVIGIORVM  ez  Suetonii  Pratis"»)  neque  er 
catalogis  vocabulorum  ez  41  scriptoribua  ezcerptorum  sump- 
siase?  Quia  ezptoaam  illam  sententiam  revocabtt,  Nonii  libros 
grammaticos  quoadam  (v.  g.  III,  VIII,  IX)  ez  Capro  Tel  ez  alio 
grammatico  pendere  ? 

Quid?  nonne  satia  constat  quos  scriptores,  quae  eorum 
acripta  adhibnerit  Nonius,  necnon  quaa  citationes  e  conteztu 
scriptorum  ipse  hauserit,  qnas  a  glossograpbis  rel  commenta- 
toribus  piolataa  mutiiatus  eitP  Desinant  igitur  aliquando  viri 
docti  de  duobua  generibua  citationum  nullum  discrimen  facere, 
et,  T.  g.,  ez  universis  Ennianis  apud  Nonium  citationibua  te- 
merariam  de  ezempkri  eo  Ennianorum  poematum,  quod  in 
manibus  Nonii  fuerit,  coniecturam  facere.  Desinant  etiam  eo- 
rum coniecturas  tanquam  certum  ratiocinandi  fundamentum 
adbibere    qui    bis    rebus    nondtim    satis    cognitis    acripserunt. 

Denique,  si  atant  ea,  quae  in  libello  meo  ezposui  et  ea 
quae  nunc  adieci,  cadat  necesse  est  ingeniosa'")  illa  Marxii  de 

">°)  In  fine  catalog!  24? 

*°')  Fortnna  faveate  contlgit  nt  ante  aliquot  aanoa  einblema  vermicD- 
latnm  inventum  ait  non  procul  &  Nonii  patria,  ex  quo  certioree  facti  de 
Snetoniana  diaputatione  nunc  demum  cognOTimiu  eam  a  Noniana  alie- 
nam  fuiase.  Vide  ea  quae  Buechelerus  nuper  in  Uiueo  Rhenano  digseruit. 


464    W.  M-Lindsaji   Da  Citationibos  apud  Noniom  Marcellnm. 

Lucilianis  apud  Noninm  citationibus  dUpatatio.  De  qua  quo- 
oiarn  alibi  (Deut.  Liter&turz.  1904,  p.  3088)  scripsi,  bic  eadem 
iterare  nolo:  unum  illud  rnoneo,  Marxio  duce  credendam  esse 
Lucilium  aliter  quam  ceteros  supra  (p.  439}  memoratoa  scrip- 
tores  a  Nonio  adbibitum ;  Lucilianas  enim  citationes  tum  de- 
mum  additas  esse  afFirmat,  cum  libri  Compendlosae  Doctrinae 
iam  compoaiti  essetit.  Quod  contra  affinno  Nonium  eandem 
rationem  in  Lncilio  adbibendo  quam  in  Flaute,  Sallustio,  Te- 
rentio,  ceteris  secutum  esse;  eamque  rationem  nobis  singulos 
Compendiosae  Doctrinae  libros  evolventibus  plane  '"')  apparere. 
Ad  S.  Andreae  Scotorum.  W.  M.  Lindsay. 

*")  Ordo  ille  qui  etiam  in  secundßriia  cttationibaH  ex  catalogo  (9) 
(in  primo  aattem  capite  Compendiosae  Doctrinae)  elucere  ridetnr,  n 
non  casu  exstitit,  dacDmento  potsat  esse  nobis  qaomodo  Nonine,  cam 
lemmata  {cam  primariis  citationibne)  ex  eo  catalogo  in  snas  pa^nas 
indozieeet,  secundarias  ex  eodem  catalogo  in  priora  lemmata  citatione« 
comparare  solitua  nit.  Habes  in  pp.  20 — 22  lemmata  'cernona',  . .  .  'pro- 
Btomis'  quae  ex  catalogo  (K) ,  tum  primnm  ad  partes  vocato,  hansit 
Nonius.  In  pp.  18 — 20  bas  habes  secundarias  ez  eodem  catalogo  han- 
BtaB  citationes  (cf.  'Non.  Marc'  pp.  82-3): 

nebulonee  (9)  Lucil.  Sat.  XIV,  XX 
evannetur  (9)  Lucil.  Sat.  VII,  IX 
Vide  igituF  ne  Nonius  ita  fecent,  ot  a  lemmate  'cemuuB'  iacipiena  pei 
proxime  praecedentia  lemmata  redierit,  donec  in  lemma  'evaanetar'  ta- 
ciderit,  quam  vocem  meminiBaet  se  in  catalogo  offendisae,  catalognm- 
qae  rursua  ab  initio  scrutatua  vocem  eam  ex  lib.  VII"  excerptam  is- 
venerit  iterutnqne  eandem  ex  lib.  IX°.  Vatia,  credo,  in  lemma  'evan- 
netur' habere  sibi  videretur  citationum  ex  catalogo  (9)  secundariamm, 
operamqne  daret  nt  voc«m  'nebulones'  inrestig^aret.  Vide  igitor  ne 
investigationem  ab  eo  loco  incipere  voluerit.  in  quo  ulteriorem  citatio- 
nem  lemmatia  'evannetur'  invenerat,  mozque  incident  in  Tocem  ex 
üb.  SIV  excerptam  eandemqne  rursus  ex  libro  ultimo  (vel  paene  ulti- 
mo), lib.  XX.  Vac  ergo  verum  esae,  neque  fortuitnm,  ordinem  libromm 
citatoTum,  VII,  IX,  XIV,  XX.  Nonne  ita  facillime  intelligitur,  si  Noniua 
eam,  quam  adumbravi,  rationem  in  aecundariia  citationibus  comparandia 
adhibuisae  BoHtus  est? 

"")  PlaniuB  in  boc  tibro,  obscuriue  in  illo,  pro  libri  cuiuaqae  ma- 
terie.  Veluti  in  libro  V,  DE  DIFFERENTIA  SIMILIVM  SIGNIFICAT 
lONVM,  primae  aingulorum  lemmatum  citationea  non  tarn  conatanter 
ex  ipais  Bcriptoribua  provenerunt  quam  in  libro  I.  Quare?  Quia  di- 
veraae  vocabulorum  aignificationes  maiimam  partem  in  acholiia  mar- 
ginalibuB  indicatae  aint  neceaae  eat  et  alienis  exemplis  confinnatae. 
Puta  enim  te  Nonium  ease  et  ex  BcholÜB  Donati  in  Tereutii  comoediaa 
materiem  eiusmodi  congerere.  Ex  Andr.  1 — 10  materiem  in  duobu> 
acbolÜB  invenires,  ad  vv.  5,  7.  Neutrubi  tarnen  poseea  ipsum  TerentU 
versum  citare,  aed  ex  acholio  ad  v.  5  ('usub'  et  'abuaua")  Ciceronia  To- 
pica;  ex  scbol.  in  t.  7  ('crimen'  et  'maledictum')  Cic.  'Tuac.  Noli  igi- 
tur  mirari  citationes  in  libro  V  non  tarn  plane  originem  auam  prae 
se  ferra  quam  in  libro  V  (cf.  'Non.  Marc'  p.  80). 


xxm. 

Euhemeros  und  seine  ^ep^  Avatpa^  bei  den  christ- 
lichen Schriftstellern. 


Die  Stellung  des  Euhemerismua  In  der  Polemik  der  christ- 
lichen Schriftsteller,  Dicht  nur  der  Apologeten  im  engeren 
Sinne,  gegen  den  heidnischen  Götterglauben  verdiente  eine  ge- 
nauere Untersuchung,  welche  gleichzeitig  eine  eingehende  Ana- 
lyse dieser  Polemik  überhaupt  vorlegen  müßte.  So  viel  ich 
sehe,  tiberschätzt  man  die  Bolle,  die  der  Euhemeriamns  als 
Kampfmittel  gegen  den  Götterglauben  spielt.  Wenn  die  mensch- 
lichen Eigenschaften  und  Schwächen  der  Götter  bloßgestellt 
werden,  was  kein  Apologet  zu  thun  versäumt,  so  ist  das  viel- 
fach Kritik  in  dem  Sinne,  wie  Xenophanes  sie  übte,  und  darf 
nicht  als  Euhemerismus  bezeichnet  werden ,  wenn  nicht  mit 
ausdrücklichen  Worten  die  Folgerung  gezogen  ist,  solche  Göt- 
ter müßten  Menschen  gewesen  sein,  die  in  grauer  Vorzeit  ge- 
lebt hätten.  Z.  B.  enthält  die  Apologie  des  Aristeides  c.  8 — 11 
[p.  17 — 28  HenneckeJ  eine  Kritik  der  ans  Homer  und  Hesiod 
geläufigen  Göttersagen  ganz  im  Sinne  des  Xenophanes,  ohne 
daß  eine  Erklärung  darin  gesucht  würde,  die  also  der  Lächer- 
lichkeit preisgegebenen  Götter  seien  einmal  Menschen  gewe- 
sen'). Wir  haben  ja  auch  aus  der  hellenistischen  Zeit  nach 
Euhemeros  eine  in  diesem  Geiste  gehaltene  Kritik  der  Mythen, 


*)  Kritik  der  Mythen  von  dieaem  Standpunkt  ans  auch  bei  Pa.  Jn- 
etin.  Orot,  ad  Oraecoa  c.  IS,  wo  ebenfalls  eine  in  eDhemeristiBCfaem 
Geiate  gezogene  Folgerung  fehlt. 

PhUolofnu  I'XIT  (N.  F.  XVIII],  3.  80 


466  Friedrich   Zacker, 

nämlich  bei  Agatharchides  von  Knidoa  Tiepi  'Epu^pö?  Svikiz- 
OTj;  [im  Auszug  bei  Phot.  cod.  250,  7] ;  dort  werden  vor  allem 
die  physikalischen  Unmöglichkeiten  der  Mythen,  aber  auch  die 
menachlichen  Schwächen  der  Götter  aufgezählt.  Die  Erklä- 
rung dafür  findet  der  VerfEksaer  nicht  im  BuhemeriBmus,  son- 
dern in  dem  Standpunkt ,  den  Eratosthenes  vertreten  hatte, 
daß  tj^ux'tl'tü'j'ia,  nicht  StSaQxaXfoc  die  Aufgabe  des  Dichters  sei. 

Außer  dem  hier  angedeuteten  Gesichtspunkt  ist  auch  he- 
gonders  in  Betracht  zu  ziehen,  daß  der  Euhemerismus  in  der 
Anschauung,  die  heidnischen  Götter  seien  böse  Dämonen,  einen 
Konkurrenten  hat ,  der  ihn  manchmal  gar  nicht  zu  Worte 
kommen  läßt.  Für  Tatian  (s.  c.  8  sq.  p.  8  sq.  Schw.)  sind 
die  Götter  gefallene  Geister,  Dämonen,  deren  Wirken  hand- 
greiflich zu  spüren  ist.  Beide  Erklärungsweisen  stehen  neben 
einander  bei  Athenag.  leg.  pro  Christ,  c.  26  [p.  34  Schw.^  und 
in  konfuser  Art  in  dem  pseudo-cyprianiscben  Traktat  Quod 
idola  dii  non  sint. 

Nur  soviel  zur  richtigeren  Einschätzung  des  Euhemeris- 
mus als  einer  Wa£fe  der  christlichen  Polemik  gegen  die  heid- 
nischen Götter.  Dagegen  soll  hier  etwas  ausführlicher  darauf 
hingewiesen  werden,  daß  Euhemeros  selbst  nur  einem  kleinen 
Teil  der  Kirchen  Schriftsteller  dem  Namen  nach,  und  seine 
Tendenz,  als  für  ihn  charakteristisch,  Überhaupt  kaum  bekannt 
war.  Man  begegnet  in  dieser  Hinsicht  übertriebenen  Vorstel- 
lungen ').  Es  widerspricht  z.  B.  völlig  den  Thatsachen,  wenn 
Gruppe,  Die  griechischen  Kulte  und  Mythen,  S.  30,  behauptet: 
„Namentlich  den  Euhemeros  und  seine  Anhänger  spielen  sie 
[die  Kirchenväter]  fortwährend  gegen  Homer  und  Hesiod  aus". 
Ebenso  ist  eine  ganz  unberechtigte  Verallgemeinerung  einzelner 
Aeußerungen  die  Behauptung  Gruppes  S.  19:  ,Daß  die  Kir- 
chenväter keinen  Anstand  nahmen,  das  Werk  des  Euhemeros 
ala  wissenschaftliche  Leistung  aufzufassen  und  dasselbe  wegen 


')  De  Fftje,  Clement  d'Alexandrie,  p.  57;  c'eat  Evcmfere  de  Mes- 
sine  qui  le  premier  dooua  cette  eiplication  de  lori^ine  des  dienx 
[das  ist  bekanntlich  gajiz  unrichtig,  b.  die  Zusammenstellung  bei  Lo- 
beck, Ä((IaophamQB  p.  987  aqq.]  Lee  cbr^tiens  e'en  empar^rent  avide> 
ment.  Vgl.  auch  ChriBt,  Fhilologisthe  Studien  zu  Clemens  Alexandrinns, 
&.  511  A.  I.    [Abhdlgn.  d.  k.  b.  Ak.,  phil.-hist.  Kl.,  IDOl]. 


EahemeroB  n.  seine  lapd:  dva-fpotcpij  b.  d.  christl.  Scbriftatellem-    467 

seiner  der  beidniachen  Religion  feindlichen  Tendenz  zu  preisen, 
versteht  sich  nach  dem  Vorgang  der  früheren  Zeit  Ton  Beibat'. 
Sogar  N^methy,  der  in  seiner  Fragmentensammlung  (Euhemeri 
reliquiae  Budapest  1889)  das  Material  zur  Ueberlieferungi- 
geschichte  der  'Ispä  avaypacptj  vorgelegt  und  p.  6 — 18  seiner 
Vorrede  im  wesentlichen  richtig  die  GrundzOge  derselben  dar- 
gestellt hat,  verkflndet  p.  13:  Novum  splendorem  Euhemeri 
nomen  accepit  a  scriptorihun  eccleaiasticis  qui  gentilium  erro- 
res  ex  ipsorum  scriptis  refutare  voluerant. 

Freilich,  Eusebius  hat  im  2.  Buch  der  Praeparatio  evan- 
gelica  Exzerpte  Diodors  aus  der  'lepä  Ävaypct^ifj  zugleich  mit 
Notizen  Ober  das  Leben  dea  Autors  ausgeschrieben  ;  femer  hat 
Laktanz  Stücke  aus  einer  prosaischen  Bearbeitung  ^)  von  En- 
nius'  Euhemerus  im  1.  Buch  der  Divinae  inatitutionea  als  Be- 
weismattirial  gegen  den  heidniachen  Götterglauben  verwendet. 
Diese  beiden  aind  aber  die  einzigen  EirchenBchriftsteller,  wel- 
che unter  Angabe  des  Verfassers  Erzählungen  aus  dem  Werk 
dea  Euhemerua,  bezw.  der  lateinischen  Bearbeitung  desselben 
bringen.  Dazu  kommen  einige  wenige  kurze  Angaben  über 
Erzählungen  aus  Euhemerus,  ebenfalls  mit  Bezeichnung  der 
Herkunft,  bei  Augustin  epist.  44  [fr.  19  Nem.]  und  de  civ. 
<iei  VH,  27  [fr.  20]  sowie  bei  Min.  Fei.,  Octav.  c.  21  [testim. 
9].  Die  spärlichen  Notizen,  die  eich  sonst  noch  mit  Sicherheit 
wuf  Eubemeros  zurückzuführen  lassen ,  ohne  daß  an  den  be- 
treffenden Steilen  Euhemeros  als  Autor  genannt  wäre,  stehen 
bei  Clem.  AI.  protr.  II,  13  u.  14  [p.  12  Stähl.],  [fr.  33  u. 
35],  hei  Arn.  adv.  nat.  iV,  c.  24  u.  V,  19  [fr.  34  u.  36], 
endlich  bei  Firm.  Mat.,  de  err.  prof.  rel.  c.  10  [fr.  37],  sämt- 
lich die  Einfuhrung  der  Aphroditeverehrung  durch  Kinyras 
behandelnd*). 


■)  GraHiuB,  Rhein.  Mne.  XI.VII,  1892,  p.  63  f.  Vahlen,  EDnianM 
poösis  reliquiae,  ed.  II,  p.  CCXXIV. 

*)  Tbeodoret.  Graec.  äff.  cur.  III  30  [p.  76  Raeder]  Bchöpft  di« 
f^leiche  Notis  aus  Euaebiua ,  der  praep.  ev.  II  3,  1 — 42  die  Pütie  bei 
Clam.  protr.  II  11— 2:i  ana  geschrieben  hat,  nnd  ist  daher  nicht  als  selb- 
ständiger Zeuge  zu  nennen:  auch  Arn.  und  Firm.  Nat.  wären  nach  der 
Anschauung,  welche  büide  Kompilatoreu  dea  Clem.  sein  läßt,  nicht  zn 
nennen.  Der  Versuch,  die  gegenteilige  Ansicht  als  berechtigt  nachza- 
weisen,  bleibt  späterer  Gelegenheit  vorbehalten.  Ueber  die  8  euhemO' 
ristischen  Erzählungen  dea  Firm.  s.  8.  4T0  ff. 

30* 


468  Friedrich   Zucker, 

Mit  des  soeben  aufgezählten  Angaben  ist  das  auf  Enbe- 
merofl  zurückgehende  Material  erschöpft,  weiches  die  christ* 
liehen  Schriftsteller  fQr  die  Polemik  gegen  den  heidnischen 
Götterglauben  verwenden.  Man  braucht  nicht  noch  ausdrOck- 
lich  darauf  hinzuweisen,  daß  diese  Angaben,  soweit  sie  nicht 
der  lateinischen  Bearbeitung  entstammen,  nicht  aus  der  Lek- 
tOre  des  Originales  geflossen  sind.  Daß  Eusebias  Dtodor  aas- 
geschrieben hat,  wurde  oben  bemerkt;  und  soviel  wie  sicher 
ist,  daß  Clemens,  der  außer  Eusebius  allein  in  Betracht  kommt, 
seine  kurzen  Notizen  einer  Zusammenstellung  von  Angaben 
Ober  Mysterien  entnommen  hat').  Nemethy  selbst  konstatiert 
p.  18,  Clemens  habe  den  Euhemeros  nicht  vor  sich  gehabt, 
und  weist  p.  17  sq.  darauf  hin ,  daß  Diodor,  Varro,  Hy^n  ^) 
und  vielleicht  Plinius  die  letzten  gew^en  sind ,  welche  die 
'lepä  dvaypsc^Y^  aus  eigener  Lektflre  kannten. 

Aber  nicht  genug,  daß  wir  in  dem  polemischen  Material 
der  langen  Reihe  von  Apologieen  und  Streitschriften  gegen 
das  Heidentum  so  wenig  aus  dem  Werk  des  Euhemeros,  and 
das  nur  indirekt,  antreffen,  auch  die  Tendenz  des  Werkes  ist 
nur  den  wenigsten  bekannt.  Wenn  wir  von  den  eben  erwähn- 
ten lateinischen  Kirchenschriftstellern  und  von  Eusebius  ab- 
sehen, rührt  die  Bekanntschaft  mit  Euhemeros  von  einem  aus 
einer  Schrift  des  Kleitomachos  stammenden  ^)  Verzeichnis  von 
dcd'soi  her,  das  uns  in  rerschiedenen  Fassungen  erhalten  ist  ^). 
Nun  hatte  Kleitomachos  eine  Charakteristik  der  Anschauungen 
der  einzelnen  äd'Eo:  gegeben,  woron  sich  noch  deutliche  Spuren 
bei  Cic.  de  nat.  deor.  I  63  and  117  sqq.  finden,  der  Kleito- 
machos  selbst  benutzte,  sowie  bei  Sext.  Emp.  adv.  math.  IX 


•)  Eohde,  Rhein.  Mus.  XXV  553  A.  1  hat  ein  Handbnch  oder  QIm- 
BOr  das  Didymos  als  Quelle  dieser  Anjfaben  vermutet.  Der  Name  des 
Verfaesers  bleibe  dahingestellt;  daß  aber  Clemens'  Mitteilungen  über 
Pherephatta  und  ihre  Weihen  [§  17]  einer  solchen  Vorlage  entnommea 
sind,  zeict  der  Vergleich  mit  dem  von  Rohde  a.  a.  0.  publizierten  Ln- 
kianscholion. 

"]  Crasios,  Rhein.  Mas.  XLVU  63  hat  feeteeetellt,  daß  Colnm.  IX  2 
ein  EuhemeroBzitat  de»  Hygin  bietet,  nicht  aber  die  lateinische  Bear- 
beitung des  Ennius  aus  eigener  Lektüre  zitiert,  vie  Vahleu  gemeint 
hatte. 

')  S.  Biels,  Doxogr.  58  sq. ,  auch  das  (nicht  vollständige)  Stemma 
bei  van  Gils,  Qnaestiones  Euhemereae  [Diss.  Amsterdam)  1902,  p,  99. 

■)  S.  aach  N^meth;  p.  U— 16. 


EuhemeroB  a.  seine  'l»p&  ina.ypitrf/i  b.  d.  chtiBtl.  Scbriftotollern.    ^69 

50  ").  Weggefallen  ist  diese  Charakteristik,  wie  bei  Agt,  [Ps. 
Plut,]  plac,  philos.  I  7'")  und  dessen  Kompilator  Eus.  praep. 
ev.  SIV  16,  welchen  wieder  Theodoret.  Graec.  äff.  cur.  U.  112 
und  III  4  ausschreibt  (s.  Doxogr.  p.  297),  so  bei  Clem.  protr. 
II  24  und  Am.  IV  29,  welche  mit  Aetios  nichts  zu  thun  ha- 
ben, weil  sie  Namen  bieten,  die  bei  diesem  nicht  stehen.  Für 
Clemens  ist  Euhemeros  ein  Äö-eo?  wie  die  anderen  auch,  welche 
die  TiXävv]  des  Götterglaubens  erkannt  haben,  nach  Amobiaa, 
der  die  Bearbeitung  durch  Ennius  mitteilt,  hatten  die  übrigen 
ebenso  wie  er  bewiesen,  daß  die  heidnischen  Qötter  einmal 
Menschen  gewesen  sind.  Was  Theophil,  ad  Autolyc,  III  5, 
welchem  ein  Florilegium  das  Verzeichnis  Tenuittelte,  von  Enhe- 
meros  Anschauung  zu  erzählen  weiß"),  ist  lediglich  Ausge- 
burt seiner  Unwissenheit,  wie  Diels,  Doxogr.  51  Anm.  1  fest- 
gestellt hat.  Bei  Tatian.  ad  Graec.  c.  27  [p.  28  sq.  Schw.] 
fehlt  Euhemeros  in  dem  Verzeichnis  der  äd-eot,  (das  übrigens 
an  dieser  Stelle  noch  Reste  von  Charakteristik  (bei  Diagoras) 
bewahrt  hat. 

Unsicher  scheint  mir  die  Vermutung  Nemethys  p.  13,  die 
Lehre  des  Euhemeros  habe  im  Auge  Athenag.  leg.  pro  Christ, 
c.  26  [p.  34  Schw.]  mit  den  Worten :  o£  Si  tot;  noXkaiz 
ÄpeoxovTEi  Hai  y.a.1  Tat;  eixöatv  ejtovo|x«C6jjLevot ,  «{  Soriv  ix 
TiJ;  xat'  aÖTof);  laxopia,';  eiS£vat,  äv&pwnot  yeyövaotv. 
Abgesehen  davon,  daß  der  Ausdruck  i^  xax'  aüioü;  EoTOp£a  zu 
allgemein  ist,  scheint  mir  dagegen  zu  sprechen,  daß  c.  28  als 
Beweis  für  die  vorgetragene  Anschauung  eine  ganze  Reihe  von 
Stellen  aus  Herodots  2.  Buch  aufgeführt  wird. 


*)  Min.  Fei.  Oct.  c.  21  acbeint  nicht  hierher  gerechnet  werden  zn 
dürfen,  denn  die  von  ihm  gegebenen  Cbarakteristiken  der  £d^oi  können 
auf  Cic.  de  nat.  deor  I  HB  sq.  [Prodikua,  EuhenifruB]  und  I  38  [Per- 
sans] zurückgehen;  auch  der  comicuB  sermo  Venerem  sine  Libero  et 
Cerere  frigere  steht  II  6ü.  Freilich  wäre  dies  alles  aus  verBcbiedenen 
Stellen  zusammengeholt  und  die  von  Min.  erwähnten  Göttergräber  fin- 
den sieb  nicht  bei  Cic.  Die  Zitierung  des  .Briefes  Alexanders  d.  Or. 
an  seine  Mutter*  würde  auch  auf  einen  index  impiorum  als  Quelle  von 
c.  21  fuhren,  da  in  den  Jnd.  imp.  bei  Tat.  adv.  Graec.  c.  27  |p.  28 
SchwJ  und  Am.  ailv.  nat.  IV  29  statt  dieses  Briefes  der  Verfasser  Leo 
(von  Pella)  genannt  wird.     Vgl.  Schwartz  im  Ind.  auct,  zu  Tatian. 

'")  Dies  aucb  bemerkt  von  Nemethy  p.  15. 

")  ti  Ttepi  EiiTjiilpou  to3  ddaiutdtou  nipiaaav  ii\iXv  xai  Xi^sw  iwüA 
Tip  itepl  3-so'j  ToXiivioa;  tf9-if E'^o&ai  lij^ce^ov  xal  tb  i£öXou  jiij  stvai  9«o{ic, 
(Ü.X4  ti  nänix  auT0|i5fHoji$  Oieixaloftat  poüXit«. 


470  Friedrich   Zuck«r, 

Wir  haben  gesehen,  daß  nur  sehr  weniges  chnstlicben 
Schriftstellern,  Euaebius,  Minncius  Felix,  Laktanz,  Aagustin 
die  Tendenz  des  Euhemerus  näher  bekannt  war.  Den  anderen, 
die  ihn  fiberhanpt  nennen,  veracbwindet  er  unter  den  Ohrigen 
(S^eot,  ohne  daß  sie  ihn  durch  ein  CharakteriBtikum  zu  unter- 
scheiden wÜBBten  ;  Bruchstücke  aus  seinem  Werk  tauchen  her- 
renlos hei  ihnen  auf.  Vor  allem  aber  verdient  Beachtung,  daß 
gerade  von  den  griechischen  Kirchenachriftstellem  außer  Ea- 
sebius  sich  niemand  mit  der  Tendenz  des  yefxav  öXal^div  ver- 
traut zeigt,  und  außer  den  größeren  aus  Diodor  geschöpften 
Exzerpten  des  Eusebius  nur  die  beiden  kurzen  Notizen  bei 
Clemens  einen  Beitrag  zur  Fragmentsammlung  liefern. 


Um  die  Darstellung  auf  S.  467,  wo  es  sich  um  Fragmente 
von  Erzählungen  aus  der  'lepä  dcvaypacp-^  handelte,  nicht  zu 
unterbrechen,  habe  ich  einige  Bemerkungen  über  die  drei  um- 
fangreichen  euhemeristischen  Erzählungen  bei  Firm.  Mat.  err. 
prof.  rel.  c.  6  sq.  auf  den  Schluß  aufgespart.  Es  wird  sich 
kaum  mit  Bestimmtheit  entscheiden  lassen,  ob  wir  die  Erzäh- 
lungen von  der  Zerreißung  des  Dionysos,  dem  Tod  des  theba- 
niscben  Dionysos  und  dem  Raub  der  Persephone  auf  Eubeme- 
ros  selbst,  bezw.  die  lateinische  Bearbeitung  durch  Enniua  zu- 
rückführen dürfen  oder  spätere  euhemeristische  Umarbeitungen 
der  betreffenden  Mythen  in  ihnen  zu  sehen  haben.  Ich  möchte 
das  letztere  für  wahrscheinlicher  halten,  da  die  Behandlung 
des  Zeus  in  den  beglaubigten  Fragmenten  des  Euhemeros  nicht 
in  Einklang  steht  mit  der  Degradierung  des  Pluton  zu  einem 
dives  rusticus  bei  Firm.  c.  7.  Was  sich  jedoch  mit  Bestimmt- 
heit sagen  läßt,  ist  Folgendes :  Erstens  ist  ausgeschlossen,  was 
R.  Förster,  der  Raub  der  Persephone,  S.  98,  für  Pirra.  c.  7 
mit  Berufung  auf  die  griechische  Etymologie  von  Eleusis  am 
Schluß  der  Erzählung  annimmt,  daß  die  Vorlage  in  der  'Ispdc 
ävaypacp^j  selbst  gesucht  werden  dürfte.  Der  lateinisch  schrei- 
bende Apologet  des  4.  Jahrhunderts  hätte  allein  von  allen 
Kirchenschriftstellem  dieses  Buch  gelesen.    Vgl.  S.  463.    Zwei- 


Enhemeroe  u.  «eine  1*pdi  itttfpoiffii  b.  d.  obriBtl.  SohriftitellAni.    471 


teiiB  geht  die  Schilderung  der  Umgebung  dea  Pergus-Seee  bei 
Henna  (c-  7)  in  der  Erzählung  vom  Raub  der  Persephone  auf 
eine  poetische  Vorlage  zurOck,  nnd  zwar  Ot.  faei  IT  425 — 442, 
nicht  wie  van  Gils,  Quaeat.  Euhem.  p.  117  meint,  metam.  V 
385—394.  Nur  darin  hat  van  Gils  Recht,  daß  der  Name  des 
bei  Henna  gelegenen  Sees  aus  der  Erzählung  im  5.  Buch  der 
Metamorphosen  stammt,  diejenige  in  den  Fasten  scheint  ihm 
unbekannt  gewesen  zu  sein,  sonst  hätte  er  gewiß  die  auffallende 
Üebereinstimmung  in  den  bei  Orid  und  Firmicus  begegnenden 
Blumennanien  beachtet;  man  vei^leiche 


Firm.  Mat.  c,  7,  a- 
lUic  inTenies  quicquid  hyacin~ 
thi  tui^et  in  caulem,  illic  oo- 
mam  narcissi  vel  quod  auream 
rosam  desuper  pingit,  illic  ai- 
bae  hederae  per  terram  molli- 
ter  serpunt  et  cum  purpureit 
violis  suaviter  mbens  amara- 
cns^^)  inveaitur,  nee  coronam 
istam  alba  deserunt  lüia. 


Ov.  fast.  IV,  437-442: 
lUa  legit  calthas,   huic   sunt 

violaria  curae 
illa  papavereas  subsecat  ungue 

comas, 
has,  hyacinUie,  tenes,ülaa,  ama- 

raiite^^),  moraris; 
pars  thyma,  pars  casiam,  pars 

meliloton  amant. 
plurima   lecta  rosa  est.    aunt 

et  sine  nomine  flores. 
ipsa  crocos  tenues  Zi7üique  al- 
ba legit. 
Dagegen    erscheinen    met.  V, 

392  nur  Tiolae  und  lilia. 
Diese  unzweifelhafte  Anlehnung  an  Ovids  Schilderung  in  den 
Fasten  kann  man  wohl  FirmicuB  selbst  zuschreiben,  wie  denn 
Förster  S.  98  „die  farbenreiche  Schilderung"  für  ^eiae  Zathat 
des  rhetorisierenden  Kirchenvaters"  hält.  Aber  die  ganze  Dar- 
stellung des  Apologeten  fUr  eine  Umarbeitung  der  Erzählung 
Ovids  zu  halten  ^^) ,  geht  nicht  an,  denn  bei  letzterem  fehlt 
der  Name  Pandarus,  der  bei  Firmicus  der  Demeter  die  Flucht 
des  Räubers  auf  ein  Schiff  mitteilt.     Die  Annahme  wäre  auch 


")  Sollte  hier  Verweebaelung  infolge  des  Oleichklanges  vorliegen? 

"}  Van  Qils  p.  117  h&lt  dieselbe  tHr  eine  euhemeriatische  Omar- 
beitung  von  Ov.  met.  V,  376 — 424;  weni^tene  mußte  die  Erz&blnng  in 
den  FaBt«D  dafQr  eingeaetzt  werden,  da  jene  lange  nicht  alle  Elemente 
der  bei  Fii-m.  vorliegenden  Darstellung  bietet. 


472     Friedrich  Zacke  r,  Eubemeros  u.  aeiDe  'ItfA.  dtvaf  potcpij  etc. 

deswegen  überflaasig,  weil  im  übrigen  die  Geschichte  bei  Fir- 
micus  die  landläufigen  Motive  der  Sage  enthält  uud  nichts  auf 
Ovid  besonders  hinweist,  außer  jener  Au&äblung  von  Blnmen. 
Manches  ist  merkwürdig  umgestaltet:  Triptolemos  ist  der  Be- 
gleiter der  Demeter  auf  Sizilien;  Fluton  taucht  mit  seinem 
Kaube  bei  Sjrakus  aus  der  Erde  auf,  während  er  nach  einer 
anderen  Version  (Cic  in  Verr.  IV  107)  dort  verschwand. 

Also:  die  Erzählung  von  Raab  der  Persephone  bei  Fir- 
micus  entnimmt  das  StDck  Naturschilderung  aus  Ovid  und  ist 
m  übrigen  eine  euhemeristische  Umarbeitung  der  landläufigen 
Sage;  weiter  läßt  sich  kaum  etwas  über  ihre  Herkunft  aus- 
machen. N^methy  hätte  sie  wohl  besser  unter  narrationes 
fortasse  Euhemero  tribuendae  eingereiht  statt  unter  die  be- 
stimmt  ihm  zuzuweisenden  iPrsgmente.  Ob  der  orphische  Ee^ö; 
Xoyo;  von  der  Zerreißung  des  Dionysos  und  die  Sage  von  Dio- 
nysos und  Lykurgos  ihre  bei  Firmicus  vorliegende  euhemeri- 
stische Umarbeitung  dem  Verfasser  der  'lepä  iva^px^  selbst 
oder  einem  späteren  Anhänger  desselben  verdanken,  wird 
schwer  zu  entscheiden  sein. 

Nürnberg.  Fr.  Zucker. 


Miscellen. 
10.  Ein  Satz  aus  der  Fhrygerarie. 

(Eur.  Or.  1395—1424). 

In  flüchtigen  Strichen  hab  ich  vor  kurzem,  bei  Gelegen- 
heit einer  Rezension  (Berl.  pfailol.  Woch.  1904,  167) ,  ange- 
deutet, wie  ich  mir  die  sechs  großen  Sätze  der  Phrygeraiie 
gegliedert  denke.  Heute  bitt  ich.  in  eorgfältigerer  ÄDalyse, 
das  Prachtstück  vorlegen  zu  dürfen,  wo  der  Phryger  seine  Er- 
zählung beginnt: 

1395     aö.tvov  atXivov  äpx^  9-p^vou  » 

ßäpßapot  Xe^ouatv,  a" 

aiaZ  (awE),  'V 
'AötaSt  tptü-vä,  ßao[X^ü)V  a 

Stav  al\ix  x^J^  y.XT«  ySv  ^(cpeow  i 

atSapeoto'.v  "AcSa.  r.  „  is 

1400     ^jJ-d-ov  [e^s]  So[iou;,tv'  aöd-'  exaaxä  aot  Xeyü),    3 

[liv  6  arpaTTjXata;  na'rijp  ixX-Q^eto,       ««,  ■ 

6  SJ  izal^  SiZpQtfioM,  xaxöjjiijTis  av:^p,  a 

ofo;  'OSuoseü;,  atYä  SöXio;,  a 

1405     TCtCTti;  S^  9''XotCi  ^pasu;  ei;  (äXxctv,  a 

^uvetös  noX^nou  cp övcgs  te  Spctxuv  •  a. 

eppot  zäz  T^auxou  "^ä' 

np&voias  xaxoüpYos  ßiv.  -t 

ot  SS  Ttpös  6"pQV0u;  low 

jjioXövte^  ä;  eY^jti'  ö  to^öt«;  Iläpi;     '» 
1410     yuvatxöi,  Ö[i,[ia  oaxpüot;  a 

Tie^upfievot,  Tanetvo:  au 


474  Miscellfin. 

I^ov*',  6  \ih  xb  xet&sv,  6  5e 

itepi  56  y6vu  X^P*S  Exeotou;  s 

1415     EßaXov  £ßaXov  'EX^vaj  äjnyw,  t,«  a 

dvä  5fe  SpojiiSes  gO-opov  Sftopov 

Tcpooetne  5'  cEXXos  äXXov 

|ii^  xt;  ELJ)  SÖX05. 
1420  xf^SoxEt  TOtj  jiSv  0Ö,  4, 

to££  5'  ig  äpxuaTatTav 

[iT)X«vÄv  eiiJiXexetv  * 

Jial5a  T&v  TuvSapfS'  6 

[iTjipocpdvia;  5pxx(i)v.  «-  11 

d.  i.  a''-  o''  o'Äa'  oder  aab. 

1395  vt-avctTou,  corr.  Härtung.  1400  corr.  Hermann. 
1403  xaxofi^ia;,  corr.  Porson.     1414  X^^P"*-  co"*-  King. 

Ueber  die  Haltpunkte,  nach  °ÄtS«  1399.  ixX^n^eTo  1402, 
TaTOtvoE  11,  äjjicptü  15,  lassen  die  Hiate  keinen  Zweifel;  be- 
stätigend kommt  hinzu:  1399  und  1411  Eontraktion  im  letz- 
ten Metron,  Katalexe  genannt,  1402  kurze  Schlaßhebuag,  und. 
in  dem  durchkomponierten  Liede  vollends  erwünscht:  1399, 
1402  und  15  Interpunktion.  Auch  1407.  13.  17.  18,  wo 
Hiat  und  kurze  Schlußhebung  fehlen ,  hilft  Interpunktion  die 
Rhythmen  gliedern.  Zweimal  scheint  Interpunktion  nicht  mit 
einem  metrischen  Einschnitt  zusammenzutreffen,  in  dem  iam- 
bischen  Hexameter  des  zweiten  Satzes,  Süo  Si-Sü|iU) '  tu  |  \iAv 
6  aTpa-Dj-XaTas  1401/2,  und  in  den  Kretikern  des  Schlaß- 
satzes,  [i-fj  Tt;  elrj  SöXo;.  xä26xet  1419;  aber  es  mag  kein  Zu- 
fall sein,  daß  die  erste,  übrigens  nicht  allzustarke,  Interpunk- 
tion in  ein  auch  sonst  retardiertes  Metron  fällt,  und  die  andre, 
in  der  Zwölfergruppe,  von  vornherein  Dimetra  absondern  hilft, 
wie  umgekehrt  im  vorletzten  Dimetron  der  Artikel  Zusammen- 
legung zum  Tetrameter  fordert. 

Hiermit  hat  die  Analyse  ihre  Schuldigkeit  getan.  Nun 
tue  der  Leser  die  seine,  und  hauche  dem  Ganzen  den  leben- 
digen Odem  ein. 

Berlin.  Otto  Schroeder. 


MiBcellen.  475 

11.  Verkannte  Bibelzitate  in  syrischen  und  me- 
sopotamischen  Inschriften. 

In  der  Byzantinischen  Zeitachrift  XIV  (1905)  S.  1—72 
veröfifeotliclien  die  Herren  Max  Freiherr  von  Oppenheim  und 
Hans  Lucas  .Griechische  und  lateinische  Inschriften  aas  Syrien, 
Mesopotamien  und  Kleinasien".  Der  größte  Teil  der  griechi- 
schen Inschriften  ist  christlicher  Herkunft ;  da  sie  meist  da- 
tiert sind,  hahen  sie  einen  besonderen  Wert.  Zumal  für  die 
Paläographie  und  Teztgeschichte  der  griechischen  Bibel.  Zwar 
die  Bedeutung  inschriftlicher  Bibelteztzeugen  überhaupt  iat  bia 
jetzt  noch  nicht  genügend  erkannt;  wer  aber  den  Stand  des 
Lukianos-  und  Hesychios-Textproblema  Überblickt,  wird  jedes 
sicher  zu  lokalisierende  und  zu  datierende  griechische  Bibelzi- 
tat willkommen  heißen.  Die  genannten  Inschriften  enthalten 
nun  verhältnismäßig  viele  Bibelzitate,  und  fast  alle  können 
lokalisiert  und  datiert  werden.  Soweit  sie  aus  syrischen  Ort- 
schaften stammen,  erregen  sie  unser  Interesse  wegen  des  Ln- 
kianostextes,  dessen  Einflußsphäre  man  ja  besonders  in  diesen 
G^enden  zu  suchen  hat.  Der  Bearbeiter  der  Inschriften  Herr 
Lucas  hat  die  meisten  Zitate  natürlich  erkannt;  im  folgenden 
seien  einige  Inschriften  aufgeführt,  deren  Bibelzitate  von  ihm 
entweder  verkannt  oder  vielleicht  absichtlich  nicht  notiert  wor- 
den sind.  Ich  begnüge  mich  mit  der  bloßen  Mitteilung,  ohne 
dem  Lukianosproblem  und  überhaupt  den  ganzen  Textverhält- 
nissen hier  näher  zu  treten.  Die  Nummern  sind  die  von  Herrn 
Lucas  gebrauchten,  die  Namen  bezeichnen  die  Fundorte. 

No.  15.    ^Äll  Kasan  394  n  Ghr   kxvtx   ex  ^eoö  stammt 
aus  2  Cor.  5  le. 

No.  21.    Tamak  559  n  Chr,  von  Herrn  Lucas  gelesen 
iDNWceinpo 
jsxepoYBei 

und  transskribiert 


ist  Zitat  aus  LXX   Ps  79  [80]  j: 

"6  Tcocfiafvtüv  t6v  TtjX  Tipöoxe;,  i>  65tjy]öv  (boei  np6- 
ßaia  t6v  'Icjoi^cp  ■  6  xaS^jtievos  IkI  tüjJv  xsp^'^ßE^Cl*] 
ejicpivTjS-t 

No.  23.    Kasr  Nawa  nicht  datiert,  Faksimile  Abbildung  4, 
von  Herrn  Lucas  gelesen 


476  HiBcelten. 

]///,AHCiO 
]   TION 
IWPAIAQC 
iPrOCiAi 
IIKAAKKAI 
JNCOI  t 
und  traneskribiert 

?  nJXijoEo- 
.     .     .JTIOV 
.    .    .  Capaia  ü; 
■    ■    -JPY^S  5aS- 
.    .    .  xaXij  xa! 
.    .    .]v  oot     . 

Hierzu  bemerkt  der  Herausgeber :  „Die  WiederheratelliiD^  des, 
wahrscheinlich  religiösen ,  Inhalts  will  nicht  (relingen.  Man- 
ches erinnert  an  das  Hohelied,  vgl.  6,  3:  KaX^  eI  •szKrpiü'i 
(iou,  &;  eüSoxi«,  ibpaia  (bj  lepouaaX'/jji  (vgl.  ebd.  v.  5/6). 
T.  Wilamowit'z  erinnert  mich,  daß  AAA  Z.  4  Aaßet5  bedeuten 
könne. "  Schade,  daß  diese  richtige  Spur  nicht  verfolgt  worde. 
Die  Inschrift  ist  thatsächlich  eine  Aneinanderreihung  von  Wor- 
ten des  Hohenliedes,  und  zwar  aus  Kap.  4 ;  nur,  d^  der  Text 
nicht  seinem  vollen  Wortlaut  nach,  sondern  bloß  in  Auswahl 
gegeben  ist.  Dadurch  ist  die  richtige  Herstellung  der  Zeilen 
sehr  erschwert.  Die  folgende  Ergänzung  nach  LXX  Cant  4  t. 
8.  4.  7  erhebt  nicht  den  Anspruch,  das  ursprüngliche  Zeilenar- 
rangement  getroffen  zu  haben,  sondern  will  bloß  den  Zeilen- 
schlüssen einen  Halt  geben : 

[  ^  E5oü  et  xaX>i  ^  r:]Xif]ci£o[v] 

ffiou.  ÄtpthaXjiof  oou  TtsptoTspaE .  *  i&c  ojtap  tEov 
[x6  xöxxtvov  x^'^^J  (Jo^f   't'"^  "h  ^«''•i«  ooy]  Äp«M(.  (i>5 
XsTiupov    tJ);  ^bdz   H'ilXöv   oou "    *  (b;    mjpyoc  Aa5 
TpäXil^ö;    oou.    '  5Xt],   i^  tuXtjolov  |iou,   e]E  xaX^  xai 
|i&>|io;  oüx  eoxtv  i]v  oof.  -f 
Zu  Ä[ÄÄ  =  AauecS  ist  zu  bemerken,  daß  auf  dem  Faksi- 
mile der  AhkUrzungsstrich  erkennbar  zu  sein  scheint. 

No.  24.    Kasr  Nawa  nicht  datiert,  Faksimile  Abbildung  5, 
von  Herrn  Lucas  gelesen 

t  e!ceAC[ 

MOAOrh-[ 

ezoMO[ 

MAAYTl 


und  transskribiert 

EfoeXE[üa i^o- 

(ioXoyTito  .  .  . 
e^o(io[XoY  .  .  . 
(uc  aöi[  .... 


MuceUen.  477 

„Der  Inhalt"  ist,  wie  binzagefUgt  wird,  , jedenfalls  reli- 
giöser Natur";  der  Herausgeber  ^hlt  sieb  an  Stellen  gemahnt 
wie  LXX  Ps  42  [43] «  und  Äpoc  Job  3^.  Die  Inschrift  ist 
jedoch  Zitat  von  LXX  Pe  99  [100]*: 

Eioe).ft[aTe  eE;  täs  nüX«;  «ixoö  Iv  4^°-] 

i^o\io[)Koy£la^e  aüzf^,  aiveEte  zb  6vo-] 
fia  aiji[oö' 
Daß  Zeile  2  vor  xä;  ein  e{;  (Codd.  kART  etc.)  gestanden 
hat,  ist  sehr  unwahracbeinlicb. 

No.  25.  Kasr  Nawa  nicht  datiert,  von  Herrn  Lucas  ge- 
lesen 

///,  ICYMOYKPq 
MOYnAHCIC//;,[ 

'  IHK£*AAHM[ 
OIMOYY       , 


transskribiert 


und  Übersetzt: 


a6  (lou,  K{6)p(co)s, 
.  .  [iou  7uXijoto[v] 
.  1^  %e,cfaXii  (i[ou] 

or  nou  (}'[yx^c?] 


,   .  .  du  mir.  Herr, 

....  du  bist  mir  nahe, 
.  .  .  mein  Kopf 
ach,  meine  Seele(?)''. 
Die  Inschrift  ist  jedoch  wieder  Zitat  aus  dem  Hohenlied'), 
LXX  Cant  5s: 

tptövij  ÄSEXfptjSoö  itou  xpoü[e'.  IkI  -rtjv  Q-üpm.  sEvot- 
'iöv  [lot  dSeX^i^]  [jlou,  iiX*)oto[v  (tou,  uepiarepif  ^lou, 
'xtXtla  jtou.    5t]c   V)   xecpaX'Jj   ii[ou   inX'/joÖT)  5p6oou' 
x«i  ol  ß6aTpu)(Jof  (lou  !Jj[ex(iSü)V  vuxiö;.] 
^0.  39.    Kasr  el  Berüdj  nicht  datiert  'E|iavoui)>.  (le*'  i^[iÖv 
6   *e[ö]c   Tgl.    Matth  1 23.     Zur  Schreibung  'Ejiavou'iiJ.    siehe 
Onomastica  Sacra  ed.  Lagarde  '49  30  Kod.  F. 

No.  49.    Kaar  ihn   Wardän   564  n  Chr  nävta   el<i   Si^av 

^£op  Zitat  aus  1  Cor  lOsi. 

No.  99.  Diärbekr  437  n  Chr(?)  (&[v]  t4  äv6ti(ata)  Jv 
ß(Oß(X(i))  [so,  nicht  ßcßXt'cp  dürfte  aufzulösen  sein]  t;(ü{i]e)  Zitat 
aus  Phil  43. 

Abgesehen  von  ihrer  Bedeutung  als  Textzeugen  sind  in- 
schriftliche Bibelzitate  immer  auch  von  Interesse  för  die  Öe- 


')  Wahrscheinlich  ThQr Überschrift  nicht  profaner  Heinnng;  du 
Wort  des  Hohenliedes  wurde  wohl  nach  Apoo.  JokSi«  allegorisch  anf 
Christas  gedeatet 


478  Misoellen. 

schiclite  der  Frömmigkeit:  sie  zeigen,  welche  Bücher  der  hei- 
ligen Schrift  die  Lieblingsbücher  und  welche  Sprüche  die 
eigentlich  volkstümlichen  waren.  Nicht  selten  lassen  sie  ans 
auch  merken,  wie  sie  verstanden  worden  Bind.  Doch  das  alles 
ist  noch  nicht  erforscht;  man  zitiert  lieber  die  biblischen  Zi- 
tate der  Kirchenväter  nach  schlechten  Ausgaben.  Möchte  in 
dem  zu  erwartenden  Corpus  der  christlichen  Inschriften  das 
biblische  Material  eine  Bearbeitung  finden,  die  den  Anforder- 
tingeo  nicht  bloß  der  Epigraphik,  sondern  auch  der  neueren 
Bibelphilologie  entspricht  ^) ! 

Heidelberg.  Adolf  Deissmann. 

12.  Zu  Julius  Exsuperantius. 

DieEpitoDie  des  Julius  Exsuperantius,  die  bekanntlich  in- 
sofern eine  gewisse  Bedeutung  hat,  als  sie  eine  der  zur  Re- 
konstruktion der  Historien  des  Sallust  dienenden  Quellen  bil- 
det, ist  vor  Kurzem  im  Archiv  für  lateinische  Lexikographie 
und  Qiammatik  (XII.  Band,  4.  Heft)  durch  Gustav  Landgraf 
und  Carl  Weyman  einer  kritischen  Sichtung  unterzogen  and 
daselbst  mit  den  nöthigen  kritischen  und  sprachlichen  Bemer- 
kungen verseilen  zum  Abdruck  gebracht  worden.  Die  beiden 
Bearbeiter  haben  gewissenhaft  alles  Material  verwertet,  wel- 
ches dazu  dienen  konnte,  die  nicht  unwesentlichen  Entstellungen, 
welche  der  Text  dieser  Epitome  unter  den  Bänden  der  Ab- 
schreiber erfahren,  beseitigen  zu  helfen.  So  sind  u.  A.  auch 
die  V er besserungs vorschlage,  welche  seit  der  letzten  Heraus- 
gabe der  Epitome  durch  Conrad  Bursian  im  Jahre  1868  (Pro- 
gramm der  Universität  Zürich)  von  Seiten  Eussnera,  Sauppes 
und  MähljB  gemacht  worden  sind,  soweit  ee  angängig  war, 
im  Texte  berUcksicIitigt  worden.  Gleichwohl  finden  sich  m.  E. 
auch  jetzt  noch  eine  ganze  Anzahl  Stellen  im  Texte,  welche 
einer  Verbesserung  bedürftig  sind.  Dieselben  mögen  hier 
kurz  der  Reihe  nach  besprochen  werden, 

1.  10  tunc  (eum)  capiendi  consulatus  invasit  magna  cupi- 
ditas,  ad  quem  peteudum  paratis  suffragiis  relicta  provincia 
[Metello]  Bomam  venit  ibique  de  Metelli  rebus  loquendo  cor- 
ruptius  ac  suam  extollendo  virtutem  efTfcit  animos  vulgi  cupidos 
Qovitatis  in  suum  excitando  favorem  adiuvantibus  tribunis  plebis. 

Die  Ergänzung  von  eum  (seil.  Marium)  hinter  tunc,  welche 
'iie  Herausgeber  vorgenommen  haben,  ist  paläographisch  sehr 
leicht  zu  rechtfertigen  und  daher  zu  billigen,  auch  ist  die  Be- 
seitigung des  überlieferten  Metello  nach  provincia,  die  von 
Sauppe  und  Mähly  vorgeschlagen  wurde,  zweifellos  richtig,  da  in 

')  Erst  als  vorliegende  Miscelle  bereits  gesetzt  war,  kam  mir 
Mercatia  Notis  zu  der  Inachrift  No.  23  Byi.  Z.  XIV  ( 1905)  S.  587  zu  QeMcht. 


Miscellen.  479 

diesem  Worte  wahrscheinlich  weiter  nichts  als  eine  aehr  begreif- 
liche Variaate  zu  Metelli  vorliegt.  Damit  ist  aber  m.  E.  der  Text 
noch  keineswegs  fehlerfrei.  Der  Gedanke,  daß  Marius  die  Ge- 
müter des  Volkes  neuerungssUchtig  gemacht  habe  und  zwar 
in  suum  excitando  favorem  hat  etwaa  durchaus  Schiefes.  Die 
cupiditas  novarum  rerum  ist  doch  eine  beständige  Eigenschaft 
des  niederen  Volkes,  jedenfalls  wird  dieses  nicht  erst  dadurch 
neuerungssüchtig,  daß  es  seine  Gunst  von  einem  in  der  Oeffent- 
lichkeit  stehenden  Manne  auf  einen  andern  überträgt.  Die  im 
überlieferten  Texte  liegende  Schwierigkeit  wird  sofort  beho- 
ben, wenn  man  nach  effecit  ein  ut  einfügt  und  excitando  in 
excitaret  korrigiert,  also  liest:  eifecit,  ut  animos  ....  in 
suum  excitaret  favorem.  Die  Aenderungen  sind  paläographisch 
außerordentlich  leicht.  Denn  der  Ausfall  von  ut  hinter  effecit 
erklärt  sich  von  selbst  und  im  Uebrigen  liegt  nichts  Andres  als 
eine  Verwechslung  von  r  und  n  vor,  indem  der  Schreiber  statt 
excitar  d.  i.  excitaret  versehentKch    excitaü  d.  i.  excitando  las. 

2,  3  sed  cum  militem  novum  scriberet,  primus  omnium 
capite  censos  cives  infidosque  atque  inutiles  duxit  ad  helium. 
Mit  Recht  hat  Mähly  hier  an  cives  Anstoß  genommen,  für  das 
er  viles  korrigiert  wissen  wollte,  eine  Korrektur,  die  sowohl 
sachlich ,  wie  paläographisch  leicht  anzufechten  ist.  Nein, 
offenbar  hat  ursprünglich  ein  ascivit  im  Texte  gestanden,  das 
mit  Kompendium  (asciü)  geschrieben  leicht  in  cives  entstellt 
werden  konnte,  nachdem  die  Buchstaben  as  durch  die  voran- 
fiehende  Silbe  os  absorbiert  worden  waren,  asciscere  wird  von 
Exuperantius  auch  3,  17  gebraucht:  quos  sibi  socio»  adsciverat. 
Vgl.  Sali.  Cat.  c.  24  plurimos  cuiusque  generis  homines  adsci- 
visse  sibi  dicitur;  c.  47  docet  se  a  Gabinio  socium  adscitum. 
Caes.  b.  G.  I,  5,  4.  III,  9,  10.  VII,  30,  1.  Curt.  Ruf.  4,  13,  28  in 
societatem  nuper  ascitos.  7,  5,  21;  8,  6,  9;  10,  3,  13  ascites 
milites.     Tac.  hist.  I,  59. 

2,  9  qui  cum  libertate  bona  patrja  defendebant.  Daß 
mit  Eussner  so  zu  lesen  ist,  nicht,  wie  der  Parisinus  über- 
liefert, patriam,  liegt  im  Hinblick  auf  G,  6  bona  patria  und 
Sali.  Cat.  c.  14  bona  patria  auf  der  Hand,  Aber  eine  tiefer- 
gehende Korruptel  steckt  m.  E.  in  den  Worten,  welche  sich 
unmittelbar  anschließen:  illi  autem  quibus  nuUae  opes  erant 
capud  suum  quod  solum  possidebant  ceusebantur.  Mit  Rück- 
sicht auf  2,  4  capite  censi,  sowie  der  sonstigen  zahlreichen 
Stellen,  in  welchen  censeri  sich  in  Verbindung  mit  dem  Abla- 
tiv findet,  wird  man  auch  hier  capite  suo  herzustellen  geneigt 
sein.  Freilich  ist  nicht  recht  ersichtlich,  wie  dann  die  Kor- 
ruptel entstehen  konnte  und  deshalb  glaube  ich  nicht,  daß 
Exuperantius  so  wirklich  geschrieben  hat.  Ich  vermute  viel- 
mehr, daß  der  Text    ursprünglich  gelautet   hat:    capite    qood 


480  lÜBcellen. 

solum  suum  possidebant  ceDsebaotur,  ale  worden  nach  dem 
Kopfe,  der  allein  ihr  Eigentum  bildete,  geschätzt.  Die  Ent- 
stehung der  Komiptel  stelle  ich  mir  so  vor,  daß  Buom  nach 
solum  wegen  des  gleichen  Ausgangs  ausgelassen,  später  aber 
zwischen  den  Zeilen  nachgetragen  wurde.  Auf  diese  Weise 
geriet  es  an  falscher  Steile  (hinter  capite)  in  den  Text.  Dieses 
Wort  (capite)  aber  wurde  dann  dem  neben  ihm  stehenden 
Worte  hinsicbtlicli  seines  Kasus  assimiliert.  Nicht  anmÖgUch 
wäre  es  übrigens,  daß  Exuperantius  das  suum  als  betontes 
Worte  an  die  Spitze  des  Relativsatzes  gestellt  und  geschrieben 
bat:  capite,  suum  quod  solum  possidebant,  censebantur. 

3,  6  et  homo  infinitae  cupidus  gloriae  non  patiebatur  1i- 
bertatem  dignitatemque  Romauam  alterius  virtute  defendi.  Da 
dieser  Satz  die  Begründung  des  vorangehenden  Gedankens  ent- 
hält, so  vermute  ich,    daß  es  etenim  statt  et  heißen  muß. 

3,  19  atque  ille  quotiens  victor  per  öallorum  atque  Afro- 
rum  rura  quae  ipse  vastaverat  naufragus  atque  egenos  erravit. 
Statt  quotiens  lese  man  mit  Sauppe  qui  totiens  unter  Supplie- 
rung  von  erat.  Wenn  qui  mit  Kompendium  geschrieben 
war  (q),  so  konnte  der  Fehler  quotiens  sich  außerordentlich 
leicht  in  den  Text  einschleichen. 

4, 22  cum  haberet  contiones.  Hier  wird  wohl  mit  ütlälily  doch 
contionem  zu  korrigieren  sein.  Der  Plural  entstand  durch 
Klangassimilatiou    an  das  s  im  Ausgange    von    militibus  suis. 

7,  3  qui  tum  Romanum  armis  quassabat  imperium.  Daß 
die  Eussnersche  Konjektur  Komanum  statt  Romanis,  was  der 
Farisiuus  bietet,  richtig  ist,  ergiebt,  abgesehen  von  der  Be- 
stätigung durch  das  Münchener  Fragment,  der  Sinn  des  Satzes. 
Auch  die  Wortstellung  begünstigt  die  Korrektur:  Romanum. 
Vgl.  1,  14  in  suum  excitaret  favorem.  3,  12  Valerianisque  prae- 
fecit  militibus.  3,  14  ad  extinguendam  Marianam  venitfactio- 
nem.  4,  3  Romanam  acceperant  civitatem.  3,  13  quos  infidos 
bellis  existimabat  esse  civilibus. 

7,  25  nam  et  multi  militea  qui  se  venienti  Syllae  tradi- 
derant  frustrationis  ad  priorum  ducum  castra  reverterunt,  quae 
ante  prodiderant.  Das  zweifellos  korrupte  frustrationis  korri- 
gierte Burnouf  in  frustrati  omnibus,  Bursian  in  frustrati  donis. 
Andere  wieder  anders.  Ich  vermute,  daß  in  dem  rätsel- 
haften frustrationis  nichts  Anderes  verborgen  liegt  als :  intra 
stationes  und  daß  die  Stelle  ursprünglich  gelautet  hat:  intra 
stationes  aique  priorum  ducum  castra  reverterunt.  que  (q;) 
ist  in  den  Handschriften  ja  unzählige  Male  ausgefallen.  Be- 
treffs reverti  intra  vgl.  Caes.  b.  c.  1,  41,  6  Caesar  intra  hanc 
fossam  legiones  reducit.  I,  58,  6  recipere  intra  ...  I,  95,  1  com- 
pellere  intra  . .  b.  Afr.  6,  4  conicere  intra  .  .  35,  4  confugere 
intra  .  .  Frontin,  strat.  U,  5,  4  ae  intra  monimenta  receperont. 

Dresden.  A.  E.  Schöne. 

^nli  — Oktober  1«0E. 


XXIV. 
Zur  losage. 


Die  apoUodorische  Bibliothek  berichtet  Dbcr  die  TOtung 
des  Argo»  wie  folgt  (H  7):  ^lÖ{  Se  £;;i'cix^(xv;s;  'ti^pl^t  *^^- 
(]iatiii]v  ßoQv,  {brjVLioav;o(  'Jäßaxo;,  eneiSrj  Xaiteiv  oük 
-ijS&vaTO,  X^f^y  ßocXibv  dnixietve  rirv  'Apyov,  S^sv  dE^et- 
;|i^vTi];  Ix^fh],  Dazu  gesellt  aicli  das  Etym(ilti(ficum  luagnntn, 
das  p.  136.  53  unter  deu  ßrlitüruug«!]  de»  NamenK  'Ap^^'' 
'ffjwtii  diese  giebt:  eiceiSij  i&v 'Apyov  icpöveiiae  Af&<;p  ß«A{i)v, 
x2Xei>3&ei{  iwp»  icO  ^iii  xÄC'^'f  tT)v'I&  ßoOv  ycvo- 
(jtevrjV.  Mau  hat  bisher  aiobt  gcnSgeud  scharf  berrorge- 
hobeo,  daß  hier  eine  eigentümliche  Variante  der  ÄrgostOtang 
Torliegt'):  Hermes  erbätt  nicht  unmittelbar  den  Auftrag,  deu 
Argoa  umscubringen ,  Mjadem  Zeua  beßchtt  ihm ,  die  Kuh  zu 
stehlen,  und  erst  als  dien  mißlingt,  weil  »elbst  H»rmes  den 
Augeu  des  navänir^;  nicht  entgeht,  greift  der  Qott  tarn  Stein 
und  tdtet  den  Unhold.  Dieoelbe  Variante  bietet  Bakchylides 
in  seioetu  lu'Qedicht  XVUI  (XIX)  25  fl'.  oOSe  Mxiz;  vlia 
5  ü  V  a  -t'  oJjTB  xttc'  linfty/iai  d^ip»i  X  a  d-  e  E  v  vtv  cÖte  vüxia^ 
äyv^;.  Man  erwartet  also  im  folgenden  die  Tötung  darch  den 
Stein  angedeutet  zu  ItndL-n,  aber  die  Verse  sind  iDckuabkft 
flberlieferL  Jedoch  ist  deutlich,  daß  es  sich  um  die  Tötung 
des  Argos  handelt  (29  ff.):  iIV  cüv  yevei'  e[txe  {lOSö;  SAXus,| 
JtöMpxi'  Ä-cysÄQJ^v   Ali;]   xtaveEv    löie  [Vii   ynepoJtXovJ   ißpi- 

*>  P>ni  naob  Abschloä  dea  Manuikripte  erhalte  ich  durch  di«  Otkt« 
du  VerrusBGTi  die  Ikrliner  DüierUtion  von  I'kul  Ptiod I Under :  AryoU- 
ea,  deren  erste«  K»v>tte1  die  loiasc  behandelt,  kh  fr»tte  :iiich,  in  raeb- 
reren  Puiiklen  intt  dem  lobarrtiinBiKeti  Oetefarten  gcuaammeniatrefFcD, 
p.  11,14  hat  Friedlajtder  die  SteUe  detApoltodor  mit  ItAkobylidn  ver- 
irlichen,  ihre  Beziehung  lu  der  toniMfa«a  Vaa»  (s.  aoten  S.  482  f.)  aber 
abj^lehnt. 

tUlologu,  LIIT  (S.  T.  XVnii,  I.  Sl 


482 


Ludwig  Denbner, 


(looTiÄpsu  J^t^y.S'']  'Apt*^  *)■  Uii<i  zwar  weist  V.  29  ausdrüclt- 
licb  Ulf  eine  Variante  hin ,  wenn  die  glUcklicho  Brgitazuag 
Ton  Blaß  —  vri«  »ehr  wahracheinlich  iet  —  das  llicbti^e 
trifft.  Da  die  Andeutung  der  Variante  sich  niclit  auf  die  Tat- 
sache der  Tätung  (iborbanpt,  sondtTn  nur  uTif  di«  Art  d«r 
Tßtung  bcueheu  kann,  ao  iaL  doppelt  za  fordern,  daß  der  Stein 
erscheint.  Kin  gGtigea  Geschick  hat  wonigstenii  das  Ä  erhalten. 
Eh  ist  koin  Zwtfiicl.  daß  ßeluiwii  werden  muß  Ö^pip,&»n4pcu 
X[i^tf]  'ApYCv.  Wie  der  Schloß  von  32  ergünzt  werden  muß, 
bleibt  fraglich,  nur  muß  T«;  r./xi^x  in  irgend  welcher  Form 
dringeatanden  haben. 

Haben  wir  weitere  Zeugen  fUr  die  nach  gewiesene  Tradi- 
tion? Die  Litteratur  versagt,  aber  ein  UonumeDt  tritt  ein. 
Darchmustcm  wir  die  DaratcUungcn  der  ArgostStunp; ') ,  m 
uigt  nns  freilich  die  Qbertviegendt^  Mehrzahl  der  Bilder ,  wie 
Ueimee  mit  Hera  Schwert  auf  Arge«  eindringt*),  aber  die 
auf    der    Tafel     Fig.    *2    abgebildete  *)     ionisch«    Amphora 

*}  So  diit  xwrita  Autfrab«  von  HIan.  Teipri^  181^9. 

*)  Kin  TolUtüudigvB  Yeneicbtii«  uller  nur  loiase  gehörigen  Denk- 
mller  biet«!  KogelrnHnn.  Arcfa.  .Ib.  XVIII  (1»03)  &I  ff. 

'j  Rt  ial  dioa  nrieder  ein  Full,  w«  wii  nar  durch  die  UonumnnU 
Ober  ein«  nijLhii«h»  äten«  iLU«r«ich)md  bnlvlirt  wenlen.  Und  dus 
iit  ei  die  domiitiurendo  Vemion,  wiu  trcrad«  di«  Moiiniuentc  lo  deatlittk 
leigen.  UeiOrid  liegt  beraila  sine  WeiterUlduiig  vor,  dran  aweifellot 
ift  di*  Ilnrpe  an  SUIIe  dM  Schwerte«  von  ihm  «elbst  der  Pen«UMag» 
entnommeD.  Sit  findet  sich  tlaun,  «o  <lur  l^infltiß  diu  Ovid  otteakiui- 
dig  ist,  bei  Valoritia  Fluct^i»  IV  :S9ii  uiiil  in  der  An<|iii>lutig  äta  Lvcaa 
IXUS,  wo  die  EutbaupUiviii  dm  UedaiA  berichtet  wird:  harpm  altt- 
ritu  monatri  iav*  oKde  rutimttM-  Atu  der  Harpe  bl  «ine  Giebel  m* 
wDTtlttn  auf  i\i<T  »pUlm  Oeinm«  (Rnmimann  a.  a.  0.  s.  3ä  Nr  27.  ftä- 
»cbvr.  Lex.  il.  Mrtfa.  II  'i75.  vftl  Knuvlimuin.  De  Ion«  p.  29/%>).  und 
diu«  Siebet  viuder  hat  ibr  U«ffeDitUtk  im  Hyth  Vat.  Ill  ü,  S  utuU 
ft  Artfum,  nnili'  ri  fnirt  eruti»,  dicimr  ocdttÜH  {k.  jtffroiriiui).  Aack 
die  GiaicIilIiferLiiiH  si-beinl  von  0*id  erfanden  tu  iftin.  ilim  rolueti  Va- 
lentin KliK'ou»  IV  3)^4  ff.  und  die  Wandgojnllde.  auf  denen  die  Sjrim 
encbc-int  (Rn^Dlmatin  u.  a.  0.  S.  54  Nrr.  18 — 20).  Daß  bier  i>in  belleni- 
sUactwi  F^pjrllion  ul*  Torlag«  gudient  hftite.  i<t  dKruin  unvahr*ehi>iB- 
lieb,  weil  die  Erfindung  der  GtniGiilftferonfi  fOr  0«id  techniiclie  Bed«a- 
tuac  liaL  Denn  nun  ial  er  im  Stande,  die  Hetauioriihnse  der  Sjrinx 
im  Bahmm  daa  Ganzen  hTpolakliacb  HOEubringen.  In  dor  rhdx^d  grie- 
obiacben  Litteratur  iit  tlie  TOtnng  da-«  irachenilen  ArKOK  ituich  da« 
Sohwart.  wie  ue  die  Mouumnnte  acbildern.  nirireiidi  aaadrQcklich 
beMUgt.  liine  ilindcutunir  darauf  kann  ribb  den  Worten  dfa  Aeachji- 
Ina  eotnehaMin  Prom.  ftT^K  (tVU  W.if.  dnpcoS'^KTiToc  i'  K^tv  kI^tLOi»; 
pdpoc  Ted  Zlft  AKmi'^ijatt,  *gt.  Lukian.  dial.  duor.  :t.  wn  Zetia  den  Her- 
nea  beanflniet  MJtuuttdqM«o(  ic  tH-»  St^ia.i  —  txA  tu  r.t»  i  'Ap^oc  ßou* 
xoXat  —  lx4twv  dndxmvn. 

*]  Macb  Wiener  VorlegoblUter  )dM/91  T.  XU  1. 


Zur  loiage. 


48S 


I 


I 

l 


der  Mtlncheiier  Vasenesmniluni;  stellt  den  Vorgang  genau  so 
dar,  wie  «r  fQr  die  apotlodoriscbc  Version  TorauszusetzeQ  ist. 
Auf  deu  Zehenapitxen  schleicht  Hermea  von  links  beraa  und 
Tersucbt  den  Strick,  der  um  diu  Hürner  der  lo  ge9cblunf;«n 
ist.  heimlich  Loszuwiekela").  aber  schon  witt«rt  das  UngetOm 
Unheil,  und  im  nächst«!!  Moment  wird  es  aufspringett.  Und  nun 
Tcrstchen  irii  ftuch.  waram  Argos  mit  dem  Stein  «etötat  wint: 
Hcrmee  kommt;  nur  als  Dieb  heran,  mit  Chiton,  Chlamy», 
petMoe  und  FlU^[clw:h»hen  bekleidet,  jede  Waffe  fehlt.  Da 
muß  er  nach  dem  ertteo  besten  V«rteidigungBmitt«t  greifen, 
und  das  tat  der  Feldstein. 

Es  muQ  die  Frage  aufgeworfen  werden,  ob  wir  in  der 
La^e  sind,  den  so  rekonstruierten  Vorgang  einem  bestimmten 
Gedicht  anzuweisen.  Die  Antwort  int  durch  Kirchhoff  und 
MaaÜ  gegeben ;  es  sind  die  Kntalogo  des  'Hesiod'.  lu  der 
apollodoriBiüien  Vulgata  wird  Uesiud  ftlr  eine  auffallende  Ein- 
zelheit, den  Schwur  des  Zeus,  niisdrQckticli  als  Oowährsmoii» 
gennnnt,  damus  war  zu  »chlietieii,  daß  für  dag  ^unze  zasam- 
menliiingeud«,  auf  die  losage  bi-zUglicbe  Stück  ein  hesiodei- 
sefaes  Qedicht  als  Quelle  aiiütinehm^n  sei.  Nun  macht*)  Eirch- 
ImlT'l  dnrauf  aufmerk-iani.  daß  d^r  fflr  die  Verfasserschaft  des 
Äigimios  als  Kunkurruut  gt-uanuLe  K«rkope  weiter  unten  (6t 
als  Oewährüniann  fur  die  Abstammung  des  Argot  too  Argos 
und  lauiene  aufgeführt  ist,  daß  also,  wo  Hesiod  zitiert  wird, 
der  Aigintios  nicht  in  Frage  kommen  ki'^nne.  Br  »chloß  alim 
auf  die  Katalo^^e ,  in  deren  drittem  Buch  die  argirische  Qe- 
nealt^ie  behandelt  wurde,  und  fUhrte  xur  Beetütigung  die 
Tatsache  an,  daß  fUr  das  dritte  ßuch  da»  Vorkommen  einer 
Reihe  fabelhafttfr  Völker  der  nfirdüchen  und  sQdlichen  Krd- 
hälFle  bezeugt  sei,  was  zu  den  vorauszusetzenden  lofuhrten 
vortrefflich  pasK«.  Es  bat  dann  Masß  in  »einer  Abhandlung 
De  Aeschvii  Supiiücibus  (Progr.  t.  Greifswald  1Ö90/1)  richtig 
bemerkt,  daß  die  npoUodarische  Tjokainngabe  Mykene  für  den 
Äigimios  nicht  pasite,    da   für   diesen  Euboe»   als    Scbauplata: 


*)  Dieser  evident  richtigen  Interpretfttion  Loeaciiekeii  «tiiDiae  tdt 
ToHkommea  bei.  Priodl!Ln<l«r  ».  b~  0.  Ij^reiLM  «oti  unnUlie  Schvierig- 
lieiten. 

'}  PhJIol.  XV  (1830}  13  ff. 

81- 


484 


Lndvig-  DvnbatTt 


bezeugt  sei  *).  Dnz»  V«mnit  nun  ein  Weiter«*.  Nach  dem 
Scbolion  zu  Eur.  I'lioeii.  1116  (Cr.  188  Itzuh.  L«ip£ig  1902) 
beißt  ea  im  Ätgimio«  Ton  Hera 

xai  d  Isfixonov  'ApY''^  ^t  xfKETcpöv  t€  (teyay  t» 

Damit  ist  ffir  die  Qwtalt  des  Ai^s  im  Aiffimios  eine  JanuH- 
artige  Doppel kQpfigk«it  bezeugt,  die  nicht  nur  in  der  Litte« 
ratur  *)  ihren  Niederschlag  gefunden  hat.  Drei  Vascnbilder^*) 
st«ben  unit  heute  zur  Yerfdgimg ,  auf  deuen  die  gleiche  BU- 
dung  des  Argos  sichtbar  ist,  vor  allem  die  Pig.  I  abgebildete") 
sdiwflu-xGgiirigv  uttiitch{:  Ampboro  Busseggio.  die  etwa  durch 
«in  Jahrhundert  rom  Aigioiioä  getrennt  ist.  Hier  wie  auf  den 
Obrigen  gebt  Herme«  mit  dem  Scbwtni  auf  den  wachenden 
Ai^os  los.  Es  ist  eine  methodische  Farderung:  dlp^^er  Zug 
maß  dem  Aigimioa  zugeteilt  worden.  Wiederum  alsu  rrgiebt 
lieh  eine  Diskrcpann  mit  dem  apollodoriflcben  Text,  wiedemm 
dQrteii  wir  auf  die  Kataloge  arhlie^aen:  in  ihnen  wurde  der 
Versuch  doB  Diebstahls  uud  die  Tötiuig  des  Argtw  durch  eiuni 
Stein  berichtet. 

Bioeer  Sohluft  erfährt  von  anderer  Seit«  ftina  BestUigiiiig. 
Maaß  bat  a.  a.  0.  p.  XXXI  »q.  erkannt,  daß  der  weit«  geogia- 
phiaohe  Horizont  der  in  den  Katalogen  erzählten  lofahrteo 
zusammen  mit  der  Ctibergehung  Wea^i-cluii lands  in  der 
die  ganze  bekannte  Welt  mnapaniieiidcD  Genealogie  der  Tochter 
des  Peiren  aut'  louicu,  vivlleichl  Milct  selbst,  als  Ort  der  Ab- 
fassung wie^e.  Nun  besitzeu  wir  in  der  Mtlncheuer  Amphora 
ein  Monument,  dos  dem  Inhalt  der  Katalogft  enteprirht,  and 
dieses  Monument  stammt,   wie  mich  Locschcke  belehrt,    aun 


*)  p.  XXVI  Nur  durfte  Maan  nicht  glauben  (ebd.  Aam.  1),  daA 
dieuB  Arnfuttteat  da«  Kirobbofltohe  an  Wert  fiberruic«,  deoa  die  rela- 
tive Uneiclierheit  bei  einem  liomptlierten  Tett  entmelct  tioh  noch  auf 
■eine  eifc^uc  Ditduktioti- 

*)  Vgl.  Ktatinoa  FanopUi  fr.  2  Mdiicke  (11  I,  103)  Mf^vts  BtMi 
foMtv.  dfMiiot  9'  o^  ipith^Lipv^  duu  Meiaeke  V  19.  Dis  hier  bereits 
TOlliogone  VermeDniiff  d«r  OoppvlkOpBgkeit  mit  der  Vi«Iiafigkeit 
findet  «ioe  senao»  lllu>Uati«a  Ju  der  etwa  dec  Zeit  de«  Kraliaoi  ui- 
ftt;liffr«nd<Mi  Vase  EnKelmftnu.  Arch.  Jb.  XVIIl  (1608)  Sl  Ht.  U,  Orer- 
Wk,  Atlae  <\.  gr.  KuuilmvlboloKie  T.  VII  la 

'*)  Eiwc)iii»tin  a.  a.  0.  S.  l>i  Hr.  10,  S.  34  Ni.  24  (i.  di«  voriffe 
Aam.t,  S.  Sh  Hr.  26. 

•')  Nach  EBKeliaana  a.  a.  0.  S-  &8  Abb.  7. 


Zur  losag*. 


485 


lomen.  uiclit  aus  ChalkiB'").  Loescbcke  ist  der  Atmicht,  « 
kannte  in  Samos  gefertigt  sein,  vielleicht  werden  die  ueaen 
Funde  "■)  archaischer  YaiieiiKcherbuii  in  Milet  bald  eine  ge- 
nauere Lokalisiemu^  ermöglichen. 

Es  Nchßint  also,  wir  stehen  auf  recht  sicherem  Boden, 
wenn  wir  den  »usammenhanyeinien  Bericht  der  Bibliothek  znr 
Rekonstruktion  der  Hesiodeischen  Katalog  verwenden,  zamal 
es  Mauß'  Scharfsinu  gelangen  ist.  auch  iin  Folgenden  HcrUh- 
rungen  mit  diesem  Gedicht  zu  entdecke»  '*) ,  und  Uherhiuipt. 
vrit  ein  Blick  auf  den  Index  auctorum  lehrt,  neben  Akiisilaos 
nnd  Pherekyd«^,  die  Kataloge  als  Quelle  ersten  Ranges  fOr 
die  apollodonscbc  Tradition  in  Betracht  kommen.  Ea  gehört 
also  in  dieses  Gedicht  die  Verwandlung  der  lo  durch  den  über- 
mschtun  Zeus  (und  die  Konseijuonzen  dieser  Version),  der  Iklwbe 
Schwur  des  Zeil«,  doä  Anbinden  der  Kuh  an  deu  mykeoiacfaea 
Oclbaiitn,  die  oben  besprocbenn  Version  von  der  Tötung  des 
Ar]<oa  durch  dcit  Stein  und  die  dazu  gehSreude .  nur  bei 
Apottodor  aberliefert«,  Angeberei  des  völlig  unbekannten  Hierax. 

Unter  diesen  Oesichtapunktcu  wird  ein  SVort  wichtig,  das 
für  die  Verwandlung  der  lo  von  Bcdeutimg  ist  und  nur  bei 
Apollödor  zu  lesen  steht  (II  5) :  9ups^£l;  Si  u^ '  "H^x;  (Zaü;) 
T^;  (liv  xdpT)i  äf}*äjisvo^  ei?  ßcO*  luxinip^mog  X«i>xf,v.  Es 
ist  wichtig,  dufi  dadurch  fUr  die  Kataloge  bezeugt  ist,  Zeua 
babe  lo  durch  B  e  r  (1  b  r  u  u  g  in  eine  Kuh  verwandelt.  Denn 
von  hier  aus  fallt,  wie  mir  scheint,  das  nötige  Licht  auf  die 
Epaph 08- Frage,  die  Maaß  a.  a.O.  p.  111  ff.  mit  grofH^r  Ausführ- 
lichkeit aufgerollt  hat.  Der  Verwandlung  durch  BerOhrung 
entspricht  die  Eotutuberung  durch  BerQhrang  (und  Anblasen), 
die  Aesubylus  bi>]-^))gt '').     Die  Verknüpfung   der  beiden  Mo- 


I 


*■)  Wit>  et  bei  Preller- Robert,  Griech.  Mjth.  I  894,  1  heifil.  Di« 
hier  vor(,'nuoiumäne  ZuHUniuvurQcliuiiii  Jt-r  Vase  mit  <\vm  Aigiiai^it  er- 
ledigt »ich  nftiih  dem  obo»  UvHMKten  vou  «eil)«!. 

■')  SitzDfiKtbencht«  der  Borl.  Alcad-  1i)05.  &U  f. 

>•)  ApoIIod.  n  ISrNjH«*.  fr.  •&  Ktacb,  Ap.  II  LS  tSftr.  U.  vgl. 
Maa««  a.«  0.  t>.XXVIIl»q. 

>•)  Snppl.  ht.»  K  (57(i  W)  H.  1031  X  i  ]0S6  W)  ff,,  vgl.  Uotcbas  II  &0  ff. 
D«u)«iclii-n  »ehe  kh  Aesch.  From  946  K  (B4)j  W)  ff.liierlier,  iadem  toh 
im  Uegenitiitc  ^u  JAaax»  Ven  818  (&0|  i-mvi^iiQu  et  löW  iU^  -fsvvip.jh«iv 
fllr  den  eingescltobeoea  halte  Auch  Fried lii]di°r  d«iit«t  p.  10  an,  i)a.ß 
er  ia  dieMRi  Vnr*  ,'ino  KotTiipt«)  umintBit.  Os«  A«^ndAU)n  «tliUlt  ««1116 
BtteebtifpiDg  dorob  die  bedeutangivdllBa  W»rte  Tigitf  xtXiuviv  'Umvo*, 


4S6 


Ludwig    Donl>n»r, 


fciv«,  die  sclion  für  'Hesiod'  vorauszusetiwn  ist,  z8%t,  w^eber 
Naehdruck  auf  die  oiagieclie  Handlnng")  d««  ä^aa^i  geltf^ 
wird.  Nao  snKt  der  Chor  bei  Aescb.  BuppL  302  K  (SU  W) 
"Ena^o;  äXr^^i  ^'jofiuv  sn(iivu|io;.  Welche  ^üxs  gemeint  sind. 
ist  deutlich :  die  'Kettung'  der  lo  bestamt  io  der  RUckrer- 
wandlung.  Daruacb  txt  Epaphus  beaanot  '^.  Maaß  D«utit 
diese  Etymologie  de«  Aeschylus  penrers  und  üucht  auf  einern 
anderen  Wege  diu  I^lrklÜrung  den  Niunens.  Da  Epaphos  nichto 
vollführe,  vas  seinen  Namen  rechtfertige.  Tielmebr  Zeo*  die 
kanäelnde  Fereoii  sei.  so  uiUsa«  man  eio«ii  Z«us  'Eics^o;  an- 
nehmeu.  der  eeineii  Namen  davou  hätte,  daß  er  die  Gebuit»- 
wabm  dt-r  In  durch  Bcrilbrang  linderte.  Die  ursprüngliche 
Sage  eneShlte  von  der  Geburt  eines  Sohne«  der  lo  in  Gegen- 
wart de»  ZflQs  'lünKpo«.  Indea  diea«  Konstnifation  läGt  sieb 
nicht  halten,  denn  ea  ist  in  der  Ueberlieferung  nicht  mit  dnem 
Worte  angedeatH,  daG  Zeus  ala  Geburtahelfer  eine  Kolle  ge- 
spielt habe ,  und  nie  aol)  man  sich  dann  die  Uebertrugung 
des  Namena  *Ei:sfc(  auf  den  Sohn  rorstt^llen?  Eine  FragCL 
auf  die  die  Antwort  fehlt. 

lat  en  denn  wirklich  ao  pervers,  daß  ein  Kiud  nach  einem 
Ereignis  geniuint  wird,  das  kunt  vor  seiner  Geburt  im  Leben 
seiner  Mutter  einen  bedentäiuneu  Flatx  einnimmt.  1st  es  nicht 
alte  Sitte,  daß  gerada  solche  außergewUhnlichea  Lebenaum' 
Htiiiide  diu  Namungebung  für  ein  Kind  hveinfliiitMiu  P  Die  Ue- 
rQhruDg  durch  Zeus  irar  fllr  lo  das  Ktide  der  Schrecknis  und 
dvr  Anfang  ein»  neuen  Daseins,  ist  es  gt:lt«am,  dtii  ihr  Kind 
den  Nnmen  Epiiplioa  davontrut;? 

Man  wird  vielleicht  einwenden,  daß  die»  eine  su  poetische. 
abetratit«  EatstehungH weise  sei.  Aber  guruiln  diese  kann  fflr 
die  Kichtigkcit  der  Aeschvleischen  Ktymologie  sprechen.  Epa- 
phos  ist  eiae  so  blasse,  kulüosu  Gestalt,  daß  es  allen  Anschein 


(lin  nnch  einer  kleinen  Pause  mit  ethobener  i^tinra«  Kesprocbeü  za 
deukea  sind.  In  Betug  noT  Suppl.  900  (312)  slimmc  ich  gnan  mit 
Umwi  flbeiein. 

'*)  Eini|^  nadero  B«iapieIo  für  VeriraiultuBfc  darcb  DerllbniDg  mit 
der  Hand  Riebt  Uosm  k.  u  O.  p.  VI  1.  &';x|i4vr]  f^&v  vcrvuadelt  Ar- 
temi« die  Schfresiem  <1m  Melcajrer  in  Vo^tnl.  Anton.  Liber.  2,t. 

")  Tgl.  atho\.  SU  Bor.  Phoeo.  678  'Bnafa«  ixX;j»i).  Ixil  4  Zvn 
iRorijQdiMvoc  ^c  'kü(  Kd^tv  ilc  -rutalMS  oMf  tu-Bt^i^/fttnu.  Kins  vHh 
li«  AbwMcheBde,  villkttrUcbe  brUftnus  gicbt  Nsbbm  Dionj*.  Ut  2&4-  ff. 


2«  toskg«. 


48? 


I 
I 


hat.  aLi  «ii  «r  nar  fdr  den  Mytbus  erfuudeu,  um  |j:eu«alogi8cli 
verwertet  /u  werden.  Wir  haben  also  keinen  wurwlliaften 
Namen  vor  uns,  HondKru  di«  kUiiatlicbe  Uilduii^  eiiivH  Gensft- 
logen,  und  daß  ein  solcher  den  augedeuteteu  Sinn  hineinlegen 
konnte,  beweist  üben  Aeschylus.  Wenn  ferner  Siippl.  17  K 
(18  W)  f.  der  Chor  sich  rthnit  ec  i^o^^ti  i(^  ijanyaiai  ^hi 
tcXfiXeoite:  *")  (so  mit  SjchGtx  und  Maaß) ,  so  ist  das  ii  nicht 
unmittelbar,  sondern  mittelbar  lu  verstehen,  sofern  die  IlQck- 
Verwandlung  diu  Vorbedingung  f'tlr  die  (ieburt  des  Epaphoa  war. 
Wir  eritanuten  in  der  MUncbener  Amphora  einen  Zeugen 
für  die  hesiodeiache  Version  der  losaj^e.  £s  spricht  nicht  da- 
Kegen,  daß  auf  diuMr  Darstvllung  lo  nicht  au  einen  Oclbaum 
gebunden  ist,  sondern  «on  Argoa  selbst  an  einem  Strick  ge- 
halten wird,  äulche  geringfDgige  Aenderung  darf  man  dem 
Maler  zu  gute  halten,  und  daß  der  Ot-Itauui  tücht  vergessen 
i:tt,  xeigt  diu  hinter  der  Kuh  aufragende  i'aloio.  Ln  tinem 
anderen  Detail  können  wir  im  Q<^ent«il  aus  dem  Yaseubild 
die  hoaiodeiache  Sage  vervollfltiindigcn.  Argon  erscheint  als 
ein  dämouiachee  Ungetüm  mit  tierischer  Qesichtsbiidung.  Schou 
Kugelmann,  De  loue  p.  Ifi,  erinnerte  daran,  daß  hier  der  m- 
Y(''t;<  zu  erkennen  aeii  als  der  Argos  in  der  U^berliefernng 
zuweilen  genannt  wird.  Nun  ist  es  bei  tiakchjlidcit,  der  ia  der 
Argoetötung  den  Katalog«»  folgt,  durch  den  Qeaetir  c^p'.\xo- 
^^ipw  (V.  33)  so  gut  wie  sicher,  daß  V.  Bl  fx;  dagestao- 
den  hat  (s.  o.  S.  482).  Du  forner  diese  Abstammung  bei 
Apollodor  116  von  Akumlaos  vertreten  wird,  der  l>ekaDnt«r- 
maßea  die  Genealogien  des  Ueaiod  in  Prona  umaetzte,  so  wer- 
den wir  unbedenklich  dieeen  Zug  fOr  die  Kataloge  in  An- 
spruch nehmen  dürfen.  Aber  vielleicht  noch  mehr.  Phere- 
kyde«  berichtet  im  Üchol.  »u  Kur.  Pinien.  1116,  daß  dem  Ar- 
goB  "HpT,  flcfd^Äjtiv  li^yjijiv  iv  i&  ivfij).  Der  Argoa  des  Mta- 
cbener  VnaeDbüdcs  hat  außer  seinen  natOrlicben  Angen  ein 
Auge '")  nahe  der  linken  Schulter  unterhalb  des  UalsM.  Wenn 
der  KOneiler  das  tun  Genick  sitzende  Auge  dar8t«llHa  wo)ltL>, 
konnte  er  es  gar  nicht  anders  anbringen ,  als  suf  diesem 
Wege ,   dean  sonst  wäre  «e  unsichtbar   geblieben.     Wollte  er 


"t  T^l-  ebd.  V,  42  S.  (UV/)  B. 

■*)  Die  Srustwarxca  darf«&  ai«bl.  uit  Auge»  verweebMit  werdaa. 


Lndwl)f  Deu1>n»r, 


^ 


08  aber  auf  der  Bnist  Robritif^,  bo  hAtte  er  sieb  Icfttim  ciant 
ao  unsjmiuetnschCTi  PUtz  tiusf^ncht  Da  m  ntich  bei  Phere- 
kjit*  KlhatvaniänAWch  ist,  daß  er  die  Katnioge  kaoDte,  m 
steht  der  Zuteilung  aucfa  dieser  Einxplheit  an  die  Kat^og« 
Dicbts  im  Wege.  Vielmehr  wird  sie  durch  die  bereite  von 
Overbeek**)  festgelegte  Tatsacbe  bestätigt,  daß  Argoa  nid» 
von  Altert  h^r  viellagig  war,  «Andern  es  erst  nach  und  oach 
geworden  ist.  ,je  nachdem  seine  Wacliaamkeit  mehr  nod  mehr 
betont  wurde". 

Das  hesiodeiBohe  Uediclit  kennt  bereits  A<^ypten  als  End- 
punkt dur  [ofnhrfen.  wie  aus  Apullodor  11  8  hervorgeht,  dtan 
dies  SlCli'k  geb<irt  noch  eng  2uin  Vorhergehendöu.  Sehr  wahr- 
acbeinlich  war  es  die«  ionische  Oadiobt,  in  dem  xata  erste» 
Male  das  neu  erschlossene  Tinud  den  Einzug  in  die  loaa^^H 
hielt:  stimmt  doch  die  Ahf&iuungKxett  der  Katnloge  **J  gufc^^' 
dem  Eindringen  des  Qriechentams  in  Aegypteu  unter  Patuo- 
meticb  (G50 — 612|.  Wie  ist  diese  Verlegung  nnch  Aegypten 
KU  erklären? 

Noch  in  seinem  letzten  Aufsstx  Ober  die  lonage'*)  bat 
Eagelmaan  die  Ansicht  aufrecht  erhalten ,  daß  1o  darcb  die 
Gleicheetxuug  mit  Isis  nach  Aegypten  gelangt  sei.  Das  hat 
aber  nur  Vorausaetiung .  daß  der  Typus  der  ßoüxepw;  ttop- 
itsvG;  schon  im  7.  Jahrhundert  ausgebildet  war,  wogegen  lüle 
Tatsachen  sprechen ,  xumal  die  Annahme  Engelmuiin«;  alle 
Evidenz  hat,  daß  die  ß«<jX((Mt>;  r^p&ivo;  den  ßednrfni5Ren  der 
Tragödie  ihre  Entstehung  verdanke,  dieser  Typus  der  lo  also 
ira  besten  KalU  bis  öOO  hinaufreicht.  Wenn  dagegen  JCngel- 
maiiu  die  Kuh  mit  dem  menschlicheu  Protom  "*)  als  Ver- 
gleichsobjekt ftlr  Isis  in  Betracht  7.ieht,  so  muß  einmal  bemerkt 
werden,  daß  fDr  diese  Bildungsweise  bisher  kein  älterer  Zeage 
nachgewiesen  ist  als  di^  Siipplicex  des  Acxchrlos,  zum  zweiten, 
daß  ea,  wie  Engcliuaun  bei  Lto.Hcher  II  271  au«  Herodut  II  41 


**)  De  Ton«  telluris  non  lunae  dea.  PrO);r.  r.  Leiptig  I87S,  S.  15. 

")  'KDUIcbunt;  iiu  siobenlen  Jahrliuniert  wird  nuch  rormell  nielit 
antt«UiR  Min'.  WiUmowiU.  ijitznnnbcr.  d.  »er).  Ahul    191)0,  10. 

»)  Anh.  Jb  XVIII  (l»Q3)  S7  €.  (b.  S.  4%  ilß,  vat.  Roiolien  Lex. 
d.  Mylh.  II  271  f). 

-'■)  Vdtl.  ilua  |iie4y9fom  ttpoE  »uppl.  S&O  K  (56B  W)  ff.  und  das  Bo. 
■loa«-  Vnaeabllil.  Aroti.  Jb.  a.  a.  0.  8.  89  Abb.  1. 


richtig  «rschließt,  aurdie  Vergletcbung  der  lo  mit  d*r  bis  auf 
die  Mundsiohel  menschlich  g^bildi'len  kis  unkommt,  eio« 
Kuh  mit  mMTiKclilifhem  Protom  altio  ebenm  wenig  iti  Betracht 
kommt,  wie  ein«  gcwOhuÜcbe  Kuh.  zum  dritten  endlieh,  daG 
der  Typus  de«  iii§4[ißpotcv  TEp«;  bisher  so  verpinielt  dasteht. 
daß  «a  bedenklich  ist.  tbiu  bei  d«m  [deotitizierung^prozeß  ein« 
80  hedeutaaiD«  Holle  zuzti»chreib«ii  '*).  Und  selbst  wenn  du 
UnwahrecheiDliche  mfiglich  sein  sollte  —  welche  Brdcke  fahrt 
vom  Aigitnioü  zu  den  Katalogen  ? 

Schon  Maaß  hat  in  dem  öfter  erwähnten  Programm 
p.  XXI  sqq.  die  Vermutung  begrOiidet,  daß  die  Uehertragung 
nach  Aeg-ypten  deswegen  erfolgt  sei ,  weil  die  Insel  Euboea, 
wo  der  MyLhun  im  Aigitnios  lokalisiert  int,  oder  ein  Teil  dieser 
Insel  auch  den  Namen  .4e^ptea  geführt  habe").    Nur  darin 

**)  Za  uieinrr  Freude  seb«  Mi  iiuu,  daß  uucb  Friodländar  mit  allvr 
Ejit<ciitdcnh«it  der  Anücbb  Eui;eliu»iiua  entee^eattitU  Alit  B«cht  b«- 
merkt  er  p,  lU,  du^  bia  zur  hcilcni»ti*chca  Zeit  aicht  die  Spur  einer 
wirklicbeo  Oleichvclcuii^  von  lo  und  tit*  ku  Hnden  sei,  welooes  iug9- 
meatum  «x  dileutiu  icb  unterdrückt  liattü- 

"-)  IHv  Dtiuptmomeate  «ad  folgende;  ätejib.  Byz.  «.  v.  AtyvRi^c 
fügt  Bin  Schluß  (iic  Wort«  hinzu  Iju  H  x»!  SAXti  Atyimwj  iuxfid.  K* 
ktvp»  kommt  nun  Aogxpton  nkcb  Mtika.  woa  su  Buboea  gut  paßt- 
Auf  ilvr  Intel  ijii^bt  o«  uinoa  Ort  Al^ni^v  uaJ  «iue  *ApT«iitc  A'.^or^ci, 
kIeo  ParaUelen  zu  Auibiopieri.  Der  Naint^  -Uriri^;  Ut  (^nocbiich.  Ali 
ein«  Art  Aaalo^o  kiLan  btnzugorQgt  werden,  dtÜ  nach  Dibbclta  Ver- 
uiutunK  (QoMvtioneB  Coue  m^tholu^ca«,  Di*a.  Uroifawald  1891)  die  lo- 
«el  Ko»,  auf  der  Pbaetbon  )ll■■'^obll  de«  Merop«  b«iuii»ch  w^ftr  {vcL  Ro- 
■cbcra  Mjtfa.  Ltat.  Ill  2179,  10  Sil.  in  dor  PhncthoDBagu  dun  Nam«a 
Aethivpieo  fDbrt«  und  daß  <lc[aiiufol^o  wenn  nicht  Eurinide«  ao  d«ch 
jedenfalls  Ovid.  der  den  Pbaetbon  mit  EpapbM  verknapft.  eine  Ueber- 
tfagnuK  a.iif  Ja«  nftvliuitils  bektunteite  Aetbiopien  vorg«nommon  haben 
wartic.  rricdltodcr  vorwirft  j>.  '£i,  iä  die  MaoM'scho  Vtrmutang  und 
ttchlüRt  einen  andvien  W«g  t^n.  Er  bebaadclt  die  lo«a|f«  im  Zusam- 
menbanic  mit  der  I>anatd«nus«  uad  denkt  «ich  die  Kntwickelnng  der 
Vulgnta  fclKendormaßoa  {vg}.  p-  80):  1)  nitcb  der  ält«it«n  pAMung 
sind  Onniu»  und  i-Mn  Druder  in  der  Ar,;<i|i(  geboroo,  Dnnaoa  vertieibt 
«einea  ttnid»  und  dtitwuii  Sdhna.  n.-icb  «inifter  Z«it  kehren  ftj«  luHlclc 
n.  ».  w.  2)  Die  losuae,  die  noch  kaixie  Irrfahrten  und  Landung  in 
Aqi^pten  kennt, 'vetbiiidet  "ich  mit  dor  Dunaidt-afug« ,  der  auawan- 
derna«  Vater  der  hi)  Sftbue  erbltlt  den  Nuiuen  Aigyptos  nnd  zieht  cum 
Nil.  entweder  neil  ein  ■Hi«ldriker'  sohon  vorlier  von  ein««  Urild«Tpaar 
AigTptM  nnd  Do-nito*  gespr^chon  ItntLe,  oder  weil  dor  Urheber  dieasr 
Venion  den  Bruder  naoh  Aeirj^teii  wollte  aniwandem  laiMn  «ad  ihn 
oelbst  Aif^ptoi  niinnte.  3)  ÜutiaoB  wU  aiM  Aesyptea  kenmvn  ivgl. 
p.  II),  er  und  «oin  Brader  AJgyptoa  worden  nise  dort  aebürcn  und 
tiehen  nnnmehr  nut^h  In  nach  Aufiypten.  worauf  die  Irrfahrten  hinsa- 

SefQfft  werden,   nm  dieie   ÜehefsTedlong  xu  motivieren  (vgl.  p.  7.  31, 
er  verfaaMr  bat  ulbst  die  Üehwierigkeit  gofOhlt,  die  darin  bmtetai. 
dafi  die  Vuutng  S)  bsrett*  in  den  Katalogen  vorliegt,  aber  aueb  «ontt 


490 


Ln  (1  wig  D  enbn  »r, 


kann  icb  ihm  uicbt  beietimmeti,  doJi  diose  Ikzoiclinung  von  Eo* 
bo««  im  Aü(iiuio8  se]Ut  ibxc  Stelle  ^(«FaiideQ  babe  (a.  a.  0. 
p.  XJ£U),  denn  dem  scbeint  fr.   186  zu  wid«reprecbea : 

EOßoutv  21  ^i;  t6t'  e7:tt>vu}t,ou  ü>ve|t»'7Ev  Zeü{. 
Und  aucb  für  einen  Toil  dor  Intot  kommt  der  N&me  Aogjptcn 
nicht  in  Frage,  weil  als  Ort  der  Kpaphosgeburt  die  Bo^  «dJU^ 
genaunt  wird  **).  Aucb  sonst  kLifT^  zwischeo  Aigimios  imd 
Katalo^^en  mancher  Spalt.  Soll  der  )ip«)odei»che  Dichter  die 
Irrfahrten  rSDig  erfunden  habeo.  Ton  denen  im  Aigimioa  keine 
Kede  gewetca  sein  kann"),  soll  er  die  ganze  Keihe  det  £i^ 
eigaisae  gewissermaClen  beilKiiGg  ron  Euboea  nach  Argos  nr- 
pflaazt  haben,  und  nie  steht  es  überhaupt  mit  dem  Verhältü? 
zwinchen  nrgiviscber  und  eubociaeher  Lokalineniog? 

Di»  losage  ist,  wie  tiruppe,  Griech.  Myth,  183  «inlcndi- 
tend  bemerkt,  gleich  anderen  Sagen  und  Kulten"")  zugleich 
mit  dem  Herakult  aus  Koboea  nach  Argoi  eiDgetrandort.  Ka- 
boea  war  der  alte  Stammsitz  der  Göttin,  von  der  lo  nur  eine 
Doppelgängerin  iüt:  dort  ward  si«  von  ihrer  Amme  Makria 
aofgeu^en  "),  von  dort  raubte  aie  j'.ens  zum  Itp^i  YsE|io{  auf 

ftLTchl«  icb,  daß  er  dem  vereiiiznlten  EuripicUaMholioa  (la  Hac  8W*, 
ia  dein  «lis  Ventoo  2)  entbaltaii  i«t  ond  aus  dem  er  V«ntoB  I)  m- 
•clillaßt.  n  großen  Wvrt  beimißt.  Ra  ist'  Mhr  wohl  doakbar,  daß  naa 
in  ihm  nichU  anderei  tu  «rblickitn  ha.t  ali  eine  Verknnpfung  dar  Tul- 

r  mit  einer  «>niuui»eljcend«n  iLltekteo  argivi8ob«[i  FMiuag,  wo  sick 
gaoM  DaaaideunLp«  in  Ar^oi  abiDielt«  uml  hviwrlni  Vf^rlreibnmic 
«tatlfand.  die  mir  eben  auch  «ü  ein  Üoüv  zur  Verbindung  von  ArpM 
und  Aeg^ptan  mchfint.  So  kann  icb  denn  in  d«r  Koiiitriilition  Pried- 
lladen  bei  aUer  Anerkennung  des  aufgewendet  fr  ächarfiinnea  die  Ln> 
■BBV  der  rrane.  vis  lo  nach  Ae^jptcn  kani,  )iic)itiTb1ii;ki-n  und  raOchle 
anca  fetil  aocU  die  Maiut'iühe  Ana&Ume  nnd  die  daran  gekDOpftea 
Kombinntiontn  der  BeacbtoDg  t;itipfehi«ii. 

'«)  AtnilKi  X    I.  3  Bustatb.  sti  B  5Ö6  f. 

")  Wenn  der  bei  Apoll.  II  fi  bcrirhteio  Kniib  Att  KpnpbtM  dnrab 
die  Eureten  ivgl.  uuCcd  S.  401,81)  und  seine  Witrdcfaafliuaung  durch 
lo  im  AigitnioB  orsILhU  Kowcien  «ein  tollte,  bo  tint  dcK'h  diwea  Biickaa 
naeb  der  Gebart  mit  dca  Irrfulirten  der  scbwangercn  Kalt  ror  derOa- 
bntt  nidita  lu  SL-li>iffei]. 

")  Vgl.  6rup|>o  ebd.  3.  17(k  Um  dieser  Parallelen  willen  irt  di« 
Aanahme  FriedlAnden  (p.  2S>,  daß  dis  lotage  vom  argivieelieo  Bi^r^ 
Boboea  (der  f&r  dioae  n*ire  icJU"  nicht  l>eu;tigt  i>l)  dnrch  Anawaaderar 
oder  den  Dichter  ilea  Aigimim  aaf  die  Intel  Euboea  tbertrngva  «vi, 
onwafanobeiolich . 

")  Scbor.  Apoll.  Rhoit.  IV  1138  %  *II^  r^v  Mixpiv  t^  Stf^ac  l^ 
itaXt  hdi  -ü»  Uftoi-u  TJXfd  -laS  'Ef^iA  :>,•,  Atsvuoov  xnl  »pi4ät.  f)  «t  K&- 
IfVM  Ci^  k»  i4  'ij^q. 


M 


Zur  loeage.' 


491 


I 


I 


dem  Kithaeron  **) ,  dort  bf«t«Llt«  er  die  Kitteten  zu  Hütern 
ihre»  Heiligtums  *'t.  Daher  konnte  ihr  die  ln.iel  KaboeR  al« 
heilig  gell«n  '*'),  daher  naante  rtiuit  den  argivischcQ  B<?rg,  an 
dessen  Haog  ihr  ein  aeues  Heili^um  erstand :  Eiiboen  ").  Der 
gHiir.e  Mytiuis,  der  in  der  Verdrängung  dca  Iodien»te«  durch  den 
der  llcra  meinen  Grund  hat.  muß  ursprünglich  in  Euboea  eich 
ahg(!SpieU  haben:  daron  wQrde  der  Äigimios  Zeugnis  ablegen, 
hielten  wir  ihn  noch  in  Händi-n ,  denn  nichts  weist  hier  Dber 
Eubotn  hinaus,  und  Maaß  will  in  diesem  Gedicht  nur  deswe- 
gen lo  von  Zens  nus  Argon  entrniTt  vriimen,  weil  er  ton  der 
argiviacheii  Tradition  ausgeht. 

Diese  argiviscbe  Tradition  int  sekundär,  der  Anschluß  der 
loRAgc  an  die  argiTiache  Landeasagc  int  eine  Konsequenz  ihrer 
Einwanderung.  Aber  die  AblSsung  von  dem  euböischen  Bo- 
den konnte  keine  vollständige  wenrden ,  dazu  haftet  das  AU« 
docli  2u  fest :  in  Euboea  war  und  blieb  Epajtboa  geboren.  So 
mußt«  ein  Kompromiß  geschlossen  werden,  und  ee  entstand  die 
Frage:  wie  kam  lo  nach  Euboea?  Hier  liegt  der  Keiui  der  Irr- 
fahrten der  lo  beschlossen ,  denu  eine  Fuhrt  ohne  Ziel  und 
Zweck  entbehrt  des  zureichenden  Grundes.  Die  Bewachung 
durch  Ärgos,  ncino  Tötung  durch  Hermes,  sie  konnten,  nach- 
dem der  alte  Upö;  ysc^is;  von  Stier  und  Kuh  seine  Uiudeu- 
tuBg  erfahren  hatte,  ohne  weiterem  zuwachsen,  die  Irrfahrt 
kann  nicht  au»  bloßer  FnbelluJtt  erklärt  werden"),  und  wir 
sahen:  der  Aigiitiios  konnte  ste  nicht. 


«)  VrI.  PtuL  (le  Dwtl.  Pint. 3  (VII  44 Bern). 

*')  Stoph.  By<.  B.  V.  AtSri^of '  'Hr.x^päSitoc  ^t  (ixp^üptt  txal  x'*^*^'' 

liic  iXtinat  faa*  Kreta),  o>lc  f^Xaxx;  Tf,c  r^aw)  -uä.  toO  Upoil  rf)c  *Hca( 
xmÜAtitv.  ifi  oG  oi  XaX^oA-Ai  iiiva|idö&iisav*.  Hiermit  hat  beceita  Lo- 
beck im  Ai^lAopliamua  1 131  f.  die  Worte  des  Apollodor  It  9  lawinuneB- 
gabracbt:  vt'tMn  6i  (tsv  'tins^v)  '11;^  OtWx:  K<>i]^;iidv  d^avf)  Kmlfita' 
d(  U  iffiiMK*  aä^dv.  X4U  Ziiic  I>^  aj.athi\uvaz  xiiivt:  Kwp^'n^  *Iüi  ik  inl 
bfltrpn  i«S  KOiiif  ys^ir.fM,  Wenn  al*o  MaauB  mit  der  Zaleilaag  aach 
dicMT  Worts  an  dio  Satalogo  (p.  XXIV)  im  Recht  i*t,  *o  maß  «iae 
Cebenitthm«  und  ümliilduDir  do«  enboetscben  Mvthus  konitaUert  «er- 
den. Im  Übrigen  weiat  dtirSclilDd  de»  lo-AbscIinill»  bei  A  {Ki  11  od  er  so 
Btwkc  Sparaa  da«  SynkrctiamuB  toq  Io  und  (sie  auf,  daÜ  di«  l'aaauag 
dic(«r  g»aii«n  Partie  epftteo  DutaniB  xu  sein  acbeint. 

")  8.  S.  490.  29. 

")  Vaw.  II  17,  1.         _ 

**)  Ich  ■timme  al*a  bicr  pnaiipiell  gans  mit  Ftiedllnder  flberein 
'  aebnie   wie  er  aa,   die  lo«age  k&be  iinprnnglicb   damit  geendet. 


492  Ludwig  Deabner,   Zar  losage. 

Auf  argirischem  Boden  also  ist  die  Sage  von  der  In' 
fahrt  entstanden  und  die  Bremse  der  Hera  erfanden,  und  eb«i 
diese  Sage  mag  —  vielleicht  in  literarisch  fixierter  Form  — 
TOD  Euboea-Aegypten  als  dem  Ziel  der  Reise  gesprochen 
haben.  Das  fand  der  Dichter  der  Katalc^e  vor,  und  gewiß 
ist  die  Äusgeataltung  der  Irrfahrt  zam  grüßten  Teile  sein  Werk. 
Was  es  aber  mit  der  Deutung  der  Irrfahrten  auf  die  Bahn 
des  Mondes  auf  sich  hat,  möge  man  hiernach  ermessen. 

Bonn.  Lttdtcig  Deubner. 


daQ  nach  der  TOtung  des  Argoa  lo  rQckrerwaodelt  Torde.  Nor  Eweifla 
icb  daran,  daß  bei  Valerius  Flaccue  eine  Spur  dieser  alten  Passimg 
vorliege  (vgl.  Friedtänder  p.  7  sq.)  und  mSchte  «eine  doppelte  Enttan- 
berung  Aach  lieber  als  eine  Weiterbildung  betrachten.  Dea  Wien« 
Stamnos  frgl.  p.  8  aq.)  aber  möchte  icb  noch  bestimmter  auaacheiden, 
weil  die  Heinnng  Friedländen,  hier  sei  neben  der  Krmordang  dea  Ai- 
gos  die  Entzauberung  durch  Zeue  dargestellt,  dadurch  erschüttert  wird, 
daß  es  kaum  ein  analoges  griechisches  Vaaenbild  giebt,  anf  dem  gleich- 
Ecitig  zwei  Yorg&nge  in  dieser  Weise  verschränkt  dargeateilt  wQrden. 
Zens  bebt  die  Band  nur  um  in  bekannter  Weise  seine  AnteÜDakme  aa  ■. 
dem  Kampfe  auszudrüclien,  und  er  wQrde  wohl  auch  kaam  sitzen,  i 
wenn  er  die  Entzauberung  TolUOge. 


XXV. 

Asklepiadeen  und  Dochmien. 


Mr^Mv  AUo  tpu-^iiq;;  npäiEpcv  Sivftfiov  i|t!:iXM 

Kpcvlix  gooiXflQC  Y*^OC  Aletv,  tfiv  ipvnm  i»a'  'Ax^Uio. 

Ftir  die  Asklepiadeen  hat  tuan  sicli  wrliÄUnismÜCig  wenig 

:  interessiert ;    und    doch    sind    aie    intereesftiit   genug.     Daß  es 

I  Aeoliker  aind,  beweist  neben  der  UnauSösbarkeit  der  Hebiingen 

die  Freiheit  in    der  Quantität   der  Eingangssilben.     In    den 

ersten,  aber  anch  in  den  letzten  sechs  Silben  decken  sie  sich 

gradezu  mit  den  Olykoocen.  aiicb  pberekrateiscbcn  Aasgang», 

'wM  mui  auch  ab  ioTiischen  TrJmet«r  gkandipren  kOnnt«, 
über   doch  wohi  nit:ht  ohne  weitres  darf.     Wie  aotl  mati  sich 

^nun  das  Verhältnis  aiim  ßlykoneus  denken?  Soll  man  Tnter- 
calatiou  eines  Choriambm  annehmen  ?  Aber  in  Qlykoueeu 
tritt  der  Choriambna  ja  i^ar  nicht  als  ein  Teil  für  sich  heraus, 

[viel  weniger  noch  als  in  den  vermutlich  uralten  Dtmetren  mit 

t schließenden]  Chariumbiis: 

ifdt^r,^  not'    w      xpv^'of 

Glykoneen  aitzien  die   beiden  Kürzen  sozusagen  mitten  auf, 

pn  dvr  tinvurkennbarL-n  TcudenE,    dio  Fuge  der  Metra  xu  ver* 

titten    und   so   die  Einheitlichkeit   des    vierhebigen    noO;  (Ar. 

in.  1328)  7.11  markieren.     Zu  Trimetcm  aber  werden  Gtyko- 

leia  nicht  durch  Verdopplung  beliebiger  vier  Silben,   sondern 

{durch  Angliedermig    eines  lambiknua    oder    Choriamben    oder 

["rochttikons.    Wenn  utin  das  Bestreben,  dio  Fuge  zu  verhallen, 


494  Otto  Schroeder, 

auch  beim  Uebergange  vom  Dimetron  zum  iambiachen  A 
hangsmetrOQ  wirksam  war, 

Bo  war  der  kleine  Äaklepiadeus  da,  der  glykonische  TrimeJ 
war  geworden  zu  einem  doppelten  DreiviertelglykoneioD.  Ebc 
ao  wäre  dann  aucb,  aus  dem  glykoniscfaea  Tetrameter,  ( 
größere  Äsklepiadeua  entstanden: 

und  nicht  anders  der  ganz  große,  Hephaestions  antispastiscl 
Pentameter,  aus  der  Verbindung  jenes  Trimetrons  mit  ein 
Dimetron : 

oder  einfacher,  nach  Ale.  fr.  15,  Bacch,  XVni  11.  12,  i 
der  Anfügung  eines  Metrons  an  den  Tetrameter: 

obwohl  hier  schließlich  auch  die  bloße  Vermehrung  der  Cl 
riamben  annehmbar  wäre.  Denn  es  konnte  ja  nicht  ausbleib 
daß  nun  die  Choriamben  sich  erstens  gegen  einander  oad  zw 
tens  gegen  das  Dreiviertelglykoneion  abhoben. 

Abgesonderte  Dodranten   finden    sich    schon    bei    Alka 
(fr.  11): 

,  .  .  AioTi  dcffiv  \iritit'  'OXu|in(o)v  XZan  Atap  fi^-r, 
mi^  nun    der  Vers    begonnen    haben,   wie    er    wolle.      Dan 
einzelner  Dodraos  mit  beliebig    vielen  choriambischen  Meb 
Anacr.  19.  20,  Aesch.  suppl.  60,  Soph.  Phil.  681   u.  a.  f.    1 
setze  ein  Beispiel  aus  Anakreon  her: 

Von  vollständigen  Asklepiadecn  sei  noch  angeführt 

oiii  fip  &tol  oa-     p,vS,f  Sxp{'C(iiv  ättp 

Find.  Olymp.  XIV  7  =  18,    wo    der  Dodrans   in  der  Strop 

trochaisch  statt  choriambisch  gebildet  ist,  wie  denn  trochaiac! 

Dimetra  von  Pindar  abwärts  Überall  mit  Qlykoneen  wechae] 

Der   von    ans    erschloßne  Voi^ang   aber ,    durch    dm  i 


A<kl«|)ia<l6dn  uad  Poebmi4D. 


495 


I 


'kleinen  Äsklepiad«us  bub  oiuem  Üolischen  Trimeter  zwei  Ses- 
.  quimetrtk  vruräen,  bat  nein  Aoalogon  in  der  altiutiiachen  Kle- 
(gie:  den  drei  Daktylrnzwillingtui  des  'Hexamclen'  halte»  im 
I  'Pentameter'  nwei  Drillinge  die  Wage  —  ürtypOB  der  Binnen- 
I  Kaponaicm. 

Weon  wir  ?on  den  dalttyliBclieii  Drmheberu  und  deo 
freieren  des  Volksliedes  ('^^^'  '',?-fr£  x^Xtctüv  —  xxl  XExtftitav) 
abnehti,  mit  deiii>D  vrie  <ler  allcHische  Pilfer '),  so  niivh  mnudie 
Dreiheber  in  der  hoben  Lyrik')  zuflamuieiib&BgoD  rußigen,  so 
bleiben  xwei  Ärt«D  Ubri^i,  die  sieb  um  die  beiden  uklepiadflT~ 
seilen  Dreilieber  gnippiert-ii  lissen.  Wir  uenneo  ^X&e;  ix  rs* 
piTWv  den  Anstieg,  -(iz  IJ-E^avtivav  den  Abstieg,  und  unter- 
3c)ieiden  I» —  — -  _ — ,  *- ■.  ,— ,  '— .  —  — _,  * — », 

Begiimcn  wir  mit  dem  Abstieg  (11),  weil  der  sich  frObe 
sclion,  wie  nna  bereits  Alksios  zeigte,  großer  Beliebtbeit  acbeint 
erfreut  zu  haben.     .|e<lcr  kennt  den  SkolisiiTeis 

Itwvijwo;  6'  'AUT^-vaf  Inoipinjv, 

und  jeder  k&oiite  zu  Ari.4to|>hanog  Zeit 

Xp^iWVX  Kttl  jt(«v  KXtttv^dpf  It  ici-)>&!  |ind  ftmoXAv  *l. 
Einem  Atheuer   xu    Ebren   sang   denn    auch  Pindar   (zweimal 
U*i  mit  Kfintrflktioneu) ; 

(Nem.  U    Str.  5 ').     Kontraktion    im    ersten    Glied«    begegmt 
Soph.  Phil.  677: 

in  Binnenresponsion  mit  einem  iaoibischeri  Trimeter.    Mit  ein«m 
lumbikon  rerbindetden  iambisoh  gebiiUnen  Abstieg  Itl")  Pind&r: 

(Olymp.  XIU  Str.  3.  4).  in  umgekehrter  Folge  (PTth.  VIII  Str.  7): 

Auch  den  Anstieg  (P)  wiederholt  Pindar.  (zuflUlig?)  wie- 
der in  einem  Atbencrliedo,  PyUi.  Vll  ep.   1 : 
dt  Hi^etxXttf  Ck-iud  Ti  xxt  xpO'fC'Mn', 


*|  Berl.  philo).  Wocbenscbr.  19<I4  or.  51. 

»)  Philol.  63.  1M^.  322,  3«. 

*)  Aus  •ieta  •K]viUgor9,Vni^e,  Ar.  r«|».  I34h,  Ljsiitr.   1237. 

')  l>hi\<,\.  62.   m-4.  Iö4. 


496  Otto   Sehroader, 

mit  einer  Eontraktion  (lathm.  VII  ep.  7) : 

tü-bv.  x^rx(  il-[i,vd{iovis  &k  ßpOTOf, 
mit  einer  Auflösung  (Pytb.  V  ep.  3): 

iCHvxt  |tkv  dcäv  aX-nm  6napTi9i|uv. 

VerBchiebang  der  ersten  Länge  zeigt  (P  mit  Le^tiiion)  Olymp. 

I  ep.  2: 

Iv  i&dvopi  Au-CoS  niXofcoc  iimmUf. 

Troch&ischer  Dreiheber  (I")  folgt  auf  trochaisch-chonam- 
bische  Dimetra  Olpsp.  I  str.  6: 

ftXXo  {haXnvÖTipov  iv  &\ii-f%  foswäv  Saxpov  tpij- 

Umgebogne  Trocbaika  (P)  häufen  sich  am  Ende  der  Strophe: 

jiixxacpav  ^ipcuvo;  tntav, 
WO  es  doch  wohl  Grausamkeit  ist,  von  Dochmien  zu  sprechen,  ob- 
wohl, rein  mechanisch,  der  vorletzte  Vers  in  Dochmien  aufgebt 
In  einer  Reihe  von  Fällen  mag  man  zweifeln,  ob  Anstieg 
oder  Abstieg  zu  gründe  liege.  Ich  habe  mir  darflber  meine 
Privatmeinung  gebildet,  die  ich  hersetze,  ohne  sie  jemandem 
aufdrängen  zu  wollen : 

äte  oianpiTisi  „-— "  —  — '    Olymp.  I  stt.  2', 
'AitoXXü)v:cv  ä-(&up(ia)  — i —  Pyth.  V  ep.  !•, 

Aber   von    attischen    Dochmien,    mit   ihrer  wilden  Jagd    nixl 
ihrem  zuckenden  Web,  kann  hier  fiberall  keine  Bede  sein. 

Von  Dochmien  wissen  die  alten  Theoretiker  nicht  viel  m 
sagen :  'ein  achtzeitiger  Fuß',  'zusammengesetzt  ans  lambtu 
und  Creticus'  oder  'aus  Baccheua  und  Iambus'.  Die  papieme 
Analyse  werden  wir  kurzer  Hand  ablehnen;  bleibt  die  Acht- 
zeitigkeit.  Die  ist  aber  auch,  im  Schema,  unbestreitbar  und  wird 
zur  Evidenz  gebracht  durch  das  Eintreten  von  Anapaesten  fOi 
Dochmien  '').  Es  macht  keine  ernsthaften  Schwierigkeiten,  wenn 
anderseits  Dochmienpaare  mit  iambiachen  Triraetern  wechseln. 
Es  steht  hier  nicht  anders,  als  bei  den  Kretikem,  die  in  der 
Ausstattung  mit  Wortlaut  und  Tönen  auf  fClnf  Zeiten  be- 
schränkt sind  und  doch  in  der  Art  des  Vortrags,  etwa  durch 
minimale  Pausen    am  Ende   jedes  'Fußes'   oder  'Schrittes',    es 

*)  Neue  Jahrb.  f.  d.  kl.  Altert.  XV,  1S05,  109. 


Askltpiftd««!!  und  I>»chinien. 


497 


wiecl«r')  s^if  necha  Zeiten  bringen,  vrie  eratens  durch  lifttifig 
eingestreute  vollständige  Trochaika,  zweit«n8  durch  Binnen- 
reeponsion  festgestellt  iat.  So  (Iberraachen  denn  audi  nielit  ia 
uQB«rn  Docbniiea  vereinzelt  nouiiz«iti^e  steigende  Dreiheiter. 
Diese  hybriden  Dochmieii  sind  j>doch  jung:  Aeschylou  k«unt 
sie  nicht;  fttr  den  Untprung')  des  Helt^am  krummen  Fußes 
können  sie  al^o  nicht«  beweisen  —  sie  werden  sich  sU  eine 
atavistiflche  Rückbildung  erklären  lassen  — ,  aber  eins  ver- 
□tSgen  sie  doch,  in  ihrem  Wechsel  mit  (achten  Ducbmien  (Be- 
lege sind  nicht  nOtig)  und.  panrweiee,  in  auti strophischer  Eon- 
gmenx  sogar,  mit  iambischem  Trimetron, 

iXK'  oi  'xdv  *Ap«|i(v  ^r  xUv  äJSin-f,txi 
=  xi{  o-jv  Itv  i£tav  T*  °^  nfifriiioi 

Sopb.  EL  1238=1360.  «ins  vcnnSgen  sie:  Begriffen,  wie  docb- 
mischer  Monometer  Dimeter,  för  enige  Zeiten  den  Si«mpe] 
der  FoesUität  aufzudrücken :  ver  fortan  den  Dochmius  ein 
Uetrou  ncuot,  Acr  begnügt  äicb  mit  Worten,  bei  denen  sich 
nichts  mehr  denken  lässt.  Die  noch  spätem  dochniiflcliea  Äna- 
paesten  sind  Änapapsten  natürlich  nur  dem  metriKcIien  Quan- 
tum nadi :  sie  dreihebig  au  lesen,  Ul  ««pyotäpuv  |  ^ey^v*  dii- 
pt^-.i  ifi-  I  ^sou-cttsfufr«  itJ;  |  91^:'««;  xtJ.,  wird  leichter  sein, 
als  die  Dodiuaten,  wie  «in  Metron,  zweibebig. 

Hiernach  könnte  die  Frage  nach  der  Herkunft  der  Doch- 
mien  fast  beantwortet  erscheinen:  "Iroehaische  Dreiheber  mit 
regelmäßiger  Hypertbesis  im  Anfang")  und  Verzieht  auf  die 
letzte  Senkung'.  Die  nobi  von  den  meisten  angenommne 
stärkste  Betonang  der  zweiten  Hebung  wQrde  gut  stimmen  zu 
der  Herl^itung  von  dem  asklepiadeisdien  Anstieg,  denen  erste 
beiden  Silben  jii,  von  Natnr  indifferent,  unmftglieb  den  Ton  tragen 
können.  Aber  der  regelmäßig  kretiscb»  Ausgang  wird  so  noch 
nicht  wahrscheinlich  gemacht,  —  auch  der  'Hjpodocbmius' 
h  {—.  — ,— )  ist  ja  erst  ein  später  Ersatz  fUr  den  Docbmius  — , 
'  und  vor  allem:  unter  den  Doehmien  des  atti»clien  Dramas  zeigen 
weit  Ober  die  U&lfte.  ja  unter  denen  das  AflScJiylua  fast  73%  '), 
einen  ganx  andern  Typus: 

")  Den  enteo  Uebenp^DR.  Tcm  Mcbi-  zun  fQ]ihfliti|«a  Mstrfrn, 
hat  Wilamowttx  hObacb  aoMoaulicb  g«iiuKht.  Aeivb,  Ormtie  U  iW, 

')  Kaibel.  Elektro  S.  148. 

')  OUo  Cnifio»  Ptiilol.  6i.  1993,  lW/95. 
■  <*|  I>itt  Sutitftik  nach  Kar)  I'ickol  Vtn.  Piülol  Argentorstt.  Ul  <1880)- 

I  rbiieior»  LXJV  (N.  y.  xviux  4.  ü 


498         Otto  Schroedei,  AiklepUdaen  and  DoahmieiL 

■ri  |ii;iovH;,  xixvov;  ^  ,™  — ,  — 

H"/)  Ti  at,  ftuiioiük))-  — »  — -  —                       s 

ftS]5  6op(;iaproc  4-  — ™  — _  —                       t 

■Kt  CpipilCD  '   xaxof)  B'  — —   — -  —                          3 

txßGtX'  ipuxoc  dp^dv.  — -     , —  • —  ^ 

Äesch.   sept.    686  ff.  oo  692  ff.    Oder: 

1*1^  t£  not'  o5v  Y«vo(-  — „  - — -^  — 

)iav  bnox^'pi'OC  — o-  — »  —  t 

xpinoiv  dpatvuv.  —  „  — ,  — 

OiKWTpov  8i  tot  « „  —  s 

(liSXap  äpt;o;iixi  -  „  — _  —  - 

Y^tiau  ö'iotppovoj  »"^"^  — .  —  3 

ifUT?.    E&n|i«xov  8'  , — 

i),ä[iBvot  8txav  ,  „  — _  — 

xplve  oipag  ti  npi;  JeSv.  —  „  . —  ^ —  —  j^, 

AeBch.  suppl.  392  ff.  ro  402  ff.  Wenn  man  aich  nun  noch 
einmal  der  aBklepiadeiacheo  Abstiege  des  Eleitagoraliedes  erin- 
nert, dreimal  --„  -—  _--  natürlich,  so  schließt  sich  von  selber 
der  Gedankenring:  Anstieg  und  Abstieg  haben  auf  einander 
eingewirkt.  Die  Vereinigung  war  vollzogen  in  dem  Augen- 
blick, da  jemand  die  beiden  Kürzen  des  Abstiegs  mit  den 
ganz  anders  gearteten  Kürzen  des  Anati^^  bei  Verschiebung 
und  Auflösung  der  ersten  Hebung  zusammenwarf:  ^=^  -'-  ^  — . 
Bei  der  nun  folgenden  Verschmelzung  erhielt  der  Abstieg  seine 
indifferente  Anfangsailbe,  der  Anstieg  aeinen  feateu  ^kretischen' 
Schluß,  beide  ihre  Achtzeitigkeit.  Der  Abstieg  aber  machte 
den  Uebergang  zum  Dochmius  am  glattesten  durch,  äußerlich 
ohne  jede  Veränderung  '"). 

So  ward  der  äoliache  Dreiheber  zum  attischen  Dochmius, 
der  verhältnismäßig  harmlose  glykonische  Drei  viertelschritt 
zum  schmerzvollen  ötoto  toto  totoE. 

Berlin.  Otto  Schroeder. 


")  Wenn  U.  v.  WiUmowitz,  Ariit  und  Ath.  II  317.  und  Öfter 
von  dem  Bechssilbi^teD  61iede  spricht  ( —  -^  — ),  das  die  eine  dar 
Normalfonnen  des  Dochmias  geworden  Bei,  ao  liegt  das  genau  in  der 
Riclitnng  nnsrer  Uerleitnngen.  Und  C^chmiorum)  radicem  aeolieam  eaae 
constat,  beißt  ee  comm.  motr.  II  29  (Uottingae  1895/96).  Die  äußerlich 
gl eicb lautenden  sechs  SchluOailben  des  alkäischen  Elfers  (Ix  B'  dpavA 
(liY'^c)  werden  wir  nber  besser  ganz  fern  halten,  Eonst  geraten  wir  leicht 
in  die  Gesellschaft  der  Metriker.  denen  es  VergnQf^en  machte,  die  Sil- 
bengrnppe  pneriaque   canio  (—  — -  — ^)  wiederzufinden  in   niw«  otowe 

dircte  (- ■    ').    Anch  Christ  scheint  der  Wahrheit  ziemlich  nahe, 

w<!nn  er  den  genannten  Set^hssilbler  für  einen  ureprQnglichen  Rhyth- 
mus halten  will,  der  sich  erst  später  mit  dem  eigentliclien  Dochmioa 
-*=  ~  —  berührt  habe,  Metr.  ■  (1874)  458.  Ein  nicht  urgriechisches 
Kolon  nnbekanater  Herkunft  ist  der  Dochmius  für  Friedr.  Leo,  Der 
Saturntsche  Vers,  Abh.  d.  OOtt.  Gas.  d.  Wi«i.  190ä,  74;  das  bedeutet 
ein  Frageieichen  zu  dem  eben  citierten  constea. 


XXVT. 

Die  griechischen  Personennamen  auf  -ov  und  ihre  Ent- 
sprechungen im  Latein. 


Die  DiminutiTauffixe  auf  -:ov  (braw.  mit  doppelter  Bimi' 
Rutivierung)  -xptav,  -fSiov  etc.  warden  im  Q  riech  JMlion  wie  bei 
Appellativwi  —  Tgl.  iratiicv.  i^uyifnot  —  so  auch  bei  Personen- 
namen, die  ja  urspr.  meist  Apiielktiva  waren,  Terwandt.  Na- 
tflriich  warde  dies  SuflRx  bei  weibliclmn  Penwnennamen  beror- 
zugt:  aher  auch  bei  Namen  vod  Männera  beitw.  von  mUnnlicli 
gedachten  West;n  tiiideti  vir  es.  'Eptazipioy  bezeichnet  den 
bleiueii  Liebesguit  (Philipp,  ep.  86);  'Kppe^tov  und  'Ep^$:ov 
sind  äcbmeiclielname»  fur  den  Hermes.  Da  nun  bei  weib* 
liehen  Namen  nicht  wrlten  Snfiix  -t;  mit  -:qv  abwechselte') 
—  vgl.  z.  B.  'loiöv  (Beeilt.  Fr.  70)  mit  'Ist;.  'Epuitiov  mit 
*Ep(i)x{;,  so  kooDt«  auf  nnalogischein  Wege  sich  auch  neben 
-dpiov  ein  -2f:;  eiusrhli^iclien.  So  ist  oftii^tibar  KotuTTxpi;  als 
DitniDutivform  ron  Kotutcü  anziinehen,  wie  schon  äcbulse  Rh. 
M.  48,  2bZ  ausgcfahrt  bat,  der  such  A»i]vaei$  Ciar.  lU 
2200  mit  Rücksicht  auf  Athenaria  (cf.  CIL  V!  1892  Sallustta 
Artemidori  I.  Ätlieoaris)  aus  'Ä^vxp-.;  verderbt  glaubt.  Der 
Form  Athcnaris  fHge  ich  al»  Parallflifonoen  noch  bei  Timaris 
(CIL  VI  36347  Julia  o.  1.  Timam:  Tiiiipisv  bei  Beclit«l-Fick 
p.  2613)  Dnd  Epagathinaris  (CIL  111  9187  Juaiae  Bpn^alhinari) ; 
die  maoktitine  nicht  diminuti vierte  Kcbciiform  fipagabbinu»  be- 
gegnet öfter,  z.  B.  XII  4367  und  52da 

')  Die  Oleichbeit  dieacr  Suffixe  wät  ho  ftllfteraeiii  anerkaaot.  dafi 
Plaatna  milunter  Nnm«!!  anf  -i<  dorch  Nunan  nuf  -iuiu  d.  h.  t4v  wie- 
dergibt, lO  £.  H  'it^L^i;  (luroli  I>Al|thtiiin,  '*9rps;^.(  durcli  AulAphiuni, 
^fcvtjaf  durch  Pliironeatum  (cf.  Becbtcl  Fr.  &T,  ä) :  T^ranx  nenne  in  der 
BM-yra  UBBiiLlelbor  nticlMiiiiuidtf  (f.  ttl.  v  )^)  dieselbe  mer^tris  Phi- 
lolium  umt  l'bitotis.  Umgoketirt  Aa  'atium  OILVI  2Ö219. 


500  Aa^.  Zimmermann, 

NatOrlich  blieb  beim  Uebergang  ins  Latein  nnr  selten  du 
SuSix  -ioQ  erhalten,    sondern  ging  regelrecht  sowohl  bei  deo 
Appellativen  (vgl.  obaouium  54"^''^°^)  ^^  bei  den  Persoaennameo 
in  ium  Über.     So  wenigstens   verfahren  bezflglich  der  letztem 
die  scenischen  Dichter.     Wir   finden  bei  ihnen  Acroteleotinm, 
Adelpbaaium ,    Astaphium ,    Crocotiam,    Delphium ,    Eleasiam, 
GyniDasium,  Hedytium,  Leontium,  Paegnium,   Phanium,  Phe- 
dtilium,  Fhilaenium,  Philematium,  Philocomasiam,    Philotiom, 
Phoenicium,     Phronesium,     Pinacium    (Knabe),      Pithecium, 
Plaoesium,  Plocium,  Seleninm,  Stephaniom  bezw.  Stephanisci> 
dium.     Nun   fand  aber    schon  im  Latein    ein  Schwanken  zwi- 
schen   den   Endungen    ium   (urspr.  iom)  bezw.    io  statt,    man 
vergleiche  z.  B.  die  Verbalsubstantiva  excidium,  occidium    con- 
tagium,  obUvium  etc.  mit  den  entsprechenden  WSrtem  auf  ia 
Dies  Schwanken  ergrlGF  nattlrlich  aach  die  griechischen  Lehn- 
wörter  und   zwar  die  Appellativa   sowohl   —    phormio  neben 
(pop|iEov,  damalio   neben  einem  aus  SafiaXt;  vorauBZusetzenden 
SajixXiov  —  wie  die  Personennamen.     Und  so  bietet  ana  denn 
die  üeberlieferung  —  abgesehen    von  der  bei    den    scenischen 
Dichtern  —  bald  Personennamen  auf  -ium  bald  auf -io;  o£Fen- 
bar  wurden  diese  Endungen  (ähnlich  wie  im  Griechischen  -li 
und  -tov)  promisate  gebraucht.     Beweisend  ist  daför  n.  9499' 
des  CIL  VI.     Denn   dort  wird   die  Verstorbene   zuerst  Äurelia 
L.  1.  Pbileraatio '  genannt ,  aber  dann   heißt   es  weiter :    Viva 
Philematium    sum  Aurelia    nominitata.     Es    ist    darum    nicht 
richtig,  wenn  man,  wie  dies  z.  B.  im  Thesaurus  bei  Ampelium 
Ampelio    geschieht,    die  Formen    auf  io    van   denen    auf    ium 
trennt;  ebenso  wenig  ist  man  berechtigt  für  diese  Namensen- 
dung  die  Urform  iOn  anzusetzen,    wie  sie  Thesanrus  aub  voce 
Agalma  angesetzt  wird.    Marciae  Agalmationi  .  .  .  Agalmatio- 
nis  CIL  VI  22241",    gr.  äya.l\3.ix:Qy  CAyaX\iaTiiüv  giebts  nicht 
und  köunte  vorkommenden  Falls  doch  nur  einen  Mann  bleich- 
neu)  neben  Murria  Agalma  VI  22731   können    doch    nur    auf 
eine  Urform  'Aya^iiäT-ov  hinfuhren. 

Nach  Beclitel-Pick  p.  319  .ist  -ftov  sogar  erst  als  eine 
Weiterbildung  von  -tov  anzusehen;  neben  Bol'5''wv  li^t  nicht 
nur  der  Frauenname  BotÖiov,  sondern  auch  das  Appellativ  pot- 
Stov".     Zur  Veranschaulichung  des  Gesagten  will  ich  nun  die 


I 


Di«  griecli.  Pcnonennunea  Kif  -vt  n.  ihre  EnUpreob.  im  Ltttsin.    gOt 

mir  zur  VerfHgiin^  stehenden  Heispiele  von  PenoneoiiainoD 
nnf  lum  (bozw.  iou.  io)  —  abgeseheo  von  deii  (ib«ii  schon  ge- 
brachten Hcenischen  —  hier  Torfahren.  unci  zvar  immer  mit 
dem  griechisdieu  —  sei  es  vorhandeuem  »ei  «e  erBchlouenem 
—   Urwort. 

I.  'ÄY2A.|iit:cv  —  siehe  oben. 

3.  AiETtov  cf.  edzx6^  und  Ahz'.tot  bull.  corr.  helL  X  p.  4ttl: 
Aiitioui  Mamerci  Liipi  filiac  CIL  XIU  1201. 

3.  'A|iT;iXiov  cf.  d|iiclXiQv,  'AiineXt';;  Tereotin  Ämpelium  iX 
785  (X  .1738).  Ämpelium  hio  sita  VI  6403;  Octaria  L.  1. 
Ampetio  c.  f.  IX  1912. 

4.  'Ävihj&jv:Gv  cf.  <lyih}5Ävuv  'ÄvihjStav:  AnthedoDium  Vulu- 
sia  X  4423. 

b.  'AvÖ«)i-.fiv  cf.  äv8£(icov:    Troliae  Anthemio  oiatri  X  8117. 

6.  "Änifäfiov  (CI  Gr.  '2637  Paplioa}  d.  «Ti^äpicy  Bisck.  Aaccd. 
441,  II:  Aquillia  L.  L  Appario  VI  12270. 

7.  'A^fwv  (Bechtul  Fr.  66):  Flariu  Appbin  VI  1822&. 

8.  'Apu(iätiov  V :  Xli  874  'AputMcn  laöToc  .siguutn  neinpe 
puellae  'ApUfiät:v/  faurat*. 

9.  Astnov  —  wohl  Dimiaativ  zu  £3:rs;,  alaa  da«  ^rado  Q«- 
geoteil  von  i'vi^.ov.  l'vx&atvtov  (BechU  Fr.  40)  uud  Giia- 
thonicua  Ter.  Kun.  264  — :  Antestia  Afiitio  II  3674,  Todi- 
peia  Asitio  U  3686. 

10.  'Aoripisv  cf.  inip:':,'* :  Aiiinia  Asterio  XIV  2477. 

11.  'Aihjvbwv  —  Weiterbildung  zu  'AWjv:ov  cf.  ßt-chtel  Fr.  69 
und  Adelpbasium  Plane^um  — ;  Ateaision  aoror  X  7302. 

13.  BÄ9i?.»v  cf.  ^Ä<7:Äi;  Ba^a;-//*  (IJuchtcI  Fr.  68):  d.  m.  Ba- 

silio  b.  m.  £pict«tus  comux  IX  842,  Baeileum  Auli  XllI  674. 
13.-  Bof&Qv  (Bechtel  Fr.  87)  cf.  ßeiSiov:   Tonneia  Boodion  (oe 

aus  oi)  VI  27&D2. 
U.  Xapittc-.  (B<fcht«l.Ficlc  p.  289):  "AtsXW«  X«pttt»v  ill  415. 

Aurelia  L.  I.  Charitio  XI  6408,    CondeDae   Charitioni  VI 

34368  cf.  II  6188. 
lÖ.  Xpiisäfiov  (Bechtel    Fr.  111):  Sellini  o.  I.  Cliryaarionis  VI 

26  Ul. 
16,  Küjicov  ef.  PhilooomaHium  nnd  KufiW/  Buchtel  Fick  p.  182: 

Coniium  Ärausionis  filia  III  3690,  Comic  Quar(ti)  f.  matat 

XU  S7I9. 


502  Aug.   Zimmermann, 

17.  KpoTfiiXiov  cf.  xä  xpoxäXta  :  Masonia  C.  1.  Chrotalio  VI 6804. 

18.  Kpounäxtov?  cf.  Bechtel  Pr.  135  und  xpou[«£-ciov :  Foaria 
A.  1.  Crematium  VI  9202  —  dae  e  für  u  in  Anlehnang  an 
CremutiuB  ? 

19.  Aiovuoapiov  ?  cf.  'Epuxaptov :  acceperant  DionyBarin  ...  et 
T.  Aeliua  Alcidea  VI  7006. 

20.  'EXätpiov  (Bechtel  Pr.  87) ;  d.  m.  Liciniae  Sozusae  Elafio  qaae 
etc.  XU  370B. 

21.  'EXeu&eptov  (Bechtel  Fr.  55) :  Serviliae  Eleuterioni  III  14286, 
Poropeia  Bleuterio  II  3523. 

22.  'ErMZolio^  cf.  'EjttoToX>i  Bechtel  Fr.  133 :  VI  34766  Cal- 
visiae  C.  1.  Epistolio  (dat.). 

23.  'EpiüTiov,  'Epuxäpiov  cf.  Bechtel  Fr.  72:  Helvia  Erotio  II 
557,  Erotion  Martial  5,  34,  3  etc.;  Vitoriae  Erotario  (dat) 

VI  7671. 

24.  E<xf6piQv  (Bechtel  Fr.  46)  cf.  Eöcpopfwv  Bechtel-Picfc  p.  118: 
Aufitia  0.  L  Heuphrio  VI  6945. 

25.  Eutppiviov  cf.  Phrouesium,  E6yp6vio; :  Potisia  o.  1.  Eaphro- 
niuui  VI  35176. 

26.  Eüaiöxtov  cf.  EÖaToxo£:  Enstochion  rirgo  sancta  Romana 
Dach  den  Acta  Sanctorum. 

27.  rititov  cf.  Pänoc  Bechtel-Fick  83:  Cassia  Gamio  III  14746. 

28.  rXuxäpiov  (Bechtel  Fr.  44):  Te  mihi,  Qlycerion ,  fors  ab- 
atulit  etc.  VI  19049  cf.  Prise,  gr,  L.  II  587,  21  K. 

29.  Fujjivdtotov  (Bechtel  Fr.  124):  Trebellia  T.  1.  Gymnasio  VI 
27587,  Julia  C.  1.  Gymnaaio  34695. 

30.  'Ap\i<iziov  cf.  CIA  II  3204  'Apiiäxiov  .  .  .  TAiXrpia :  Dasu- 
mia  Harmation  VI  26755,  Dasumiae  Harmutioni  VI  26754. 

31.  HSüXtov  and  HSüiiov  (Bechtel  Fr.  42) :  Hedytiuni  siehe 
oben;  Tuccia  o.  1.  Hedulium  VI  277Ü9  cf.  VI  35413;  Pom- 
ponia  Hedulio  VI  24660  cf.  33142  und  XI  4931  (bis). 

32.  'Hoüxwv  cf.  Pape  E:  Coiisidia  Q.  !.  Heaychio  VI  34998. 

33.  'Ixivtov  (cf.  CIA  II  2414  und  eixovtov):  Sarronia  C.  I.  Ico- 
nium  VI  25867;  Julia  .  .  Aug.  1.  Iconio  .  .  .  Iconioui  aorori 
VI  10449  cf.  VI  35975.  33548.  36111.  27001.  XI  1270. 
X  4060. 

34.  ActXiov  cf.  AaXi;,  E6XäXio;  etc.:    Junia  Lalio  VIII  16095. 

35.  AanTECtStov   cf.  Aafinaj  Bechtel-Fick  122    und  Xa(inä5:ov : 


Die  gntcb.  Pericnennain»  »uf  -ev  a.  ihr«  EnUpTMh.  iw  IMtrn.    508 


Lacrex  IV  116ti  «t  Hagrana,  odiMii,  loiiuaciilu  Lumpiiäiiim  fit* 
3Ö.   AsuxBtStov  —  tiHcb  der  Heikuuft  benannt  cf.  Bleuuum  —  ; 

Scaeüa  Leucadiimi  IX  3326  % 
87.  Au3i?iov  —  cf.  Auoapin)  Bcchtcl  Fr.  6  — :  CAeoilift  L.  a. 

1.  Lusario  XiV  717. 
38.   MeXxvtov:  Melanii  femiiiW!  Paul.  No).  29,5;  Mclaoio  s«rra 

II  5296. 
89.  Mr^Ainxv  cf.  an:«  x«!   [tfjXct  Pint.  Artax.  24 :    Cornelia  a. 

I.  Mclapk)  XI  »(>4. 

40.  Mosxio'/  Uoox^'"''  (Bechtel  Pr.  88):  Caeselia  L.  1.  Howrlliii 
IX  87:  Juuiae  C.  1.   Moscharionia  VI  35633. 

41.  M&us2p(0v(Becbt«]  Fr.71):  Pollia  L.  1.  Musariam  VI  34596. 
metuoriav  Jutiue  Mueari  VI  20&67;  Cornelia  Uusario  VI 
35033 N.  I.  Musarioni  VI  24J480. 

42.  Nixäptav  (Bechtel  Fr.  72) :  Nicarin  Munntioc  L.  1.  Zosima« 
filia  ....  Nicario  (dat)X  7426;  A«ndtiniitg  aus  luetnsclien 
QrCnden  in  Nicari  (^tir.),  wio  der  Hem^iageber  will,  ist 
abzuweiseu,  da  aucb  daan  metriBCbe  Fehler  nucli  bleibeu. 

43.  Ii«ÄX«2iov;  Terentia  M.  1.  Palladium  VI  27246;  Tulliae 
PaUadioni  VI  27761  cf.  26235. 

44.  \\a-~ifivi  cf.  Rann(5:ov:  Julius  Pappsno  —  of.  Appario 
—  VI  9224. 

45.  llapȣviov  (Beohtcl  Fr  65):  Partheniiim  Tix|it)  Ho.  VI 
334)18;  Numisia  Parthenio  VI  23115.  Octsria«  Partheni- 
mi  VI  23:U7  cf.  24175.  26523. 

46.  Oi^scivtov  cf.  PhJlaenium  ob«n  itnd  <t>i}.a'.v{£  B«cbtel-Fick 
p.  48:  Helleniae  C.  I.  I'bila«Dioni9  VI   19212. 

t47.  il»-.3.T)(Jtattcv  (BecUtel  Fr.  13;  oben  schon  auf  die  Doppel- 
form des  Nauens  boi  derselben  Person  in  VI  9499  b  hiu- 
gewiesen) :  Hlatilia  T.  I.  Philern&tium  VI  26758;  mit  Weg- 
-  fall  des  Schluß  in  Valeria  A.  1.  PbilemaUu  VI  280.')7, 
W  Satellia  C.  ).  Pbilematiu  Kot  d.  Sc.  190Ü  p.  8,  Fufeicia 
9.  1.  Pbilematiu  VI  34133;  Sulpicia  C.  I.  Pbilematin  VI' 
26992;  Volteia  C.  I.  Pilematio  XI  351)3;  Scribonia  Pbile- 
maLio  VI  26039,  Coriieliae  Philemaüoni  XTV  877  cf.  VI 
*)  Nach  der  Hcrknnft  lobeinen  mir  auch  beo&not  Pcrgamto  cf.  IX 

823«  Flatiae  T.  1.  Fergumiotti.    Rdooio  cf.  iX   )«24 e  C.  1.  üdon- 

ioni    isu  'Hfittvo-:?!,    Pbaralio  cf.  IX  2681    Omilae  a.  1.  Phantlioiti   (n 


504  A.iig.   Zimmer  mano,  . 

26039.  35736.  35092.  35387.  33386.  33068.  N.  d.  Sc  1901 
p.  26,  XI  2376.  868;  Arria  a.  1.  Phematio  (=  Philemafcio) 
CIE  1776. 

48.  nXöxtov  (BechtelFr.  117):  Julia  Plociom  VI  4151. 

49.  IIöpnov?  cf.  Tt6pi[c,  nopzdxiQw:  maio  Portiam  I  159  (Por- 
tuim  tmditur). 

50.  Ilöatov  cf.  Suiiir6o[ov  and  Eünoofa  Bechtel  Fr.  133»  2:  .  .  . 
atiae  Posioni  matri  Y  6066. 

51.  Ilö^tov  cf.  116*05  noftfuv  Bechtel-Fick  p.  236:  Ogulnia 
M.  1.  Pothiam  VI  23429. 

52.  Tuxapiov  cf.  ipux«P"5^'  Venuleia  o.  1.  Psjcariam  VI  28505, 
Psycharinm  uxor  VI  25111  cf.  25112;  Oppia  C.  o.  L  Psy- 
chario  VI  33729,  Titia  Psychario  VI  27530,  Minatiae  M. 
M.  I.  PsycharioD(i8)  VI  33164. 

53.  SeX'i^viov  cf .  oeX-^viov :  Julia  Seteuio  XI  2353,  Naevise  o.  I. 
Selenioni  VI  22859;  Silenium  libert(a)  X  4169;  Vacciae 
P.  I.  Silenioni  V  1431,  Rufellia  T.  1.  Silenio  V  1356. 

54.  Duaapcov  cf.  £(i)?apiv  Bechtel-Flck  p.  260:  Fraucellia  So- 
sario  XI  582,  Aufidia  L.  1.  Soaario  II  4909. 

55.  STcaiiXiov  cf.  anazdXiov :  Spatalioni  (dat)  XI  221 ;  Cresces 
Spatalio  (dat.)  Eph.  Ep.  I  276. 

56.  StatSiov  cf.  UaXat'cPCp«,  Fujivaatov :  Magia  C.  1.  Stadio  IX 
2535,  Junia  Stadio  VI  7636;  Hiaetia  C.  1.  Astadinm  XI  593. 

57.  STavövwv  (BechtelFr.  114):  Postumia  T.  I.  Stagonio  VI 
24891,  1. 

58.  Su|inöo[ov  cf.  SüjiTcoat;  Bechtel  Fr.  133, 2:  Symphoaium  Galli- 
fcyche  lib(ertae  n.  pi.)  XI  4759;  Abennia  Symposio  VI 10449. 

59.  Tatiov,  TaTiptov  (Bechtel  Fr.  664,-  III  870  Germanas  apir- 
arches  tattario  zu  leaen,  nicht  Tattario,  mit  Rücksicht  auf 
das  darauffolgende  Eptpodia  mater?):  Tatio  matri  saae 
VI  4242;  Titia  Taterium  lU  7103. 

60.  BaXiiLiov  cf.  BiXa\io<;  bei  Pape  E  :  Avenia  Thalamic  VI  4990. 

61.  Oupiviov  cf.  Oüpavia  und  Oüpavfwv:  Cercenia  M.  1.  Uranio 
VI  27838. 

62.  Zuaäptov  (Bechtel  Fr.  45) :  Euporua  et  Zoaarin  filio  suo 
III  338'). 

')  Nachträglich  tilge  ich  als  □.  63  noch  hinzu  npoafiöxtov  (bei  B-F 
p.  löl  findet  sich  IlpoaSoxluv)  cf.  VI  2&0S2  Proadocionia suae. 


Die  griech.  Penonennauien  uif  »«v  u.  ihre  Cnlaprech.  im  Latein.    505 


I 

I 


Wie  ii«b(!ii  'PiiS'.cv  'P655V  ala  Frniienmimo  gebräuchlich 
war  cf.  B*'chtel  Fr.  109,  so  kouut«  doch  auch  MüpTov  neben 
H6pTiov  (ibidem)  gebraucht  werden,  daher  deon  Ut.  Murtmn 
cf.  m  7103  Fafift  M.  f.  Miirtum;  wie  ferner  bei  der  Frauen* 
nameabildmig  aua  Adjekliveo  die  Eadung  -cv  iiabpii  -tcv  aaf- 
Icam  cf,  Bwrlitel  Fr.  49  ÄloXpM  neben  ATojfptov,  so  finden  wir 
auch  im  Latein  neben  oben  erwähntem  Heduliuui  (-io)  Hedalo 
cf.  VI  21470  Galia  M.  I.  Hedulo.  Di«  im  Imtein  nicht  seltene 
PerHonifiziernng  von  Al>8tra.kt«n  trat  natürlich  aucli  bei  Wör- 
tera  auf  um  bexw.  ium  zutage,  vgl.  Letniu,  Somuium  Aen.  6, 
277  fT„  Äuziliuai  bm  Plant.  Cist.  154,  Fatum  (namnntlich  im 
IMnral)  »\n  BezeicIiRungeu  göttlicher  We«eQ.  Di"  Analogie 
brachte  ea  nun  zu  Wege,  daß  solche  ao«  Abatrakten  gebildete 
Namen  auf  (ilam  nicht  nur  zur  Bezeichnung  von  Frauen  Ter- 
WL-nd^  wurden,  sondern  dann  auch  neben  ium  die  ündong 
(i)o  tragen  kounten.  Zum  Beweise  fahre  ich  au:  Studium 
mater  IX  2720;  Apüh  Peculio  II  1746  (der  Uebergnng  der 
Budeutuug  von  peculiuui  ul  dem  von  unserm  .Schiilx"  zu  ver- 
gleichen):  Atii(iae)  Senarioni  uz(ori)  [I  5856  —  das  voraui- 
znaeizenda  senarlntn  *)  ist  m.  E.  eine  Weiterbildung  von  se- 
nium, das  ja  auch  in  persBnlichem  Sinne  gebraucht  wird,  et 
albaniM  neben  albus  — :  Aureliae  Testoiii  coniugi  III  8326 
cf.  tftitum  —  teata  wurde  ah  Muunemame  verwendet  —  aod 
der  Bedeutung  nach  Capito.  Auch  bei  den  echt  lateiniachen 
ans  Adjektivt-n  enUitandenen  L''rauennameu  wirkte  die  Analo- 
gie Ton  Hcdulio  Hedulo  etc.«  und  so  finden  wir  auch  hier  die 
Endung  o.  io  neben  «.  ia  cf.  Jnlia  Severio  III  5671,  Secundio 
et  Tertia  sorori-s  V  5106  cf.  5:j76,  Titoni  et  Sextoni  sorori- 
hnalll  9817.  Valeria  Titallo  U  2807,  Victoriaß  Förtioni  III 
14370,  Sextiuc  L.  f.  Haxoui  V  C091  {=  Maximae?). 

UOincban.  ^f^.  Zimmertnatin. 


*^  Di«  ntniinntivrornt  ncnonuai  viu^a  woht  eigen»  gotcbaSai).  am 
alt«  Fronnn  dumit  in  b«»ichnAQ,  da  aeniuiu  auf  alt«  MAmior  i^lng.  da- 
her denn  ancb  Senio  alii  UnnnerDBine  vorkümmt  et.  IX  81U  .Sex. 
brittiua  S«Dio'-  S«nia  ebenso  wi«  UaudiD  cf.  XIV  3348  .Uaatlioai 
cODiDgi  «no*  toiMD  DUn,  dafi  mitunter  auch  H&niWTnainen,  auf  io  aaa 
AlMtnikt«»  aaf  mm  im  Lsteia  bervorKingra !  konnte  docb  aueh  im 
Griechtu^ea  'K^itätdpiov  sowolil  flinen  kleinaa  Croi  beicicbaea  ala  auch 
Fraaenname  Min. 


xxvn. 
Formalien  der  Dekrete  Athens. 

Es  wird  sieb  io  diesem  Artikel  um  den  aus  Athens  De- 
kreten zu  entnehmenden  Kurialstil  und  die  im  Laufe  der  Zeit 
hervortretenden  Umgestaltungen  desselben  handeln,  daher  die 
Zeitfolge  massgebend  ist  ftlr  die  Anordnung   der  Abschnitte. 

1.  Abschnitt. 

Dem  Wortlaute  des  ältesten  Dekrets  geht  weiter 
nichts  voran  als  SSoxi^ev  zZ:  S  £  (i  o  i.  Was  von  dem  Dekret 
vor  zwanzig  Jahren  ans  Licht  gekommen  war,  liegt  iu  CIA 
IV  1  p.  57  n.  1  a  vor.  Später  ward  noch  ein  BruchstQck 
hinzugefunden ;  mit  Benutzung  desselben  hat  J.  H.  Lipsius 
das  älteste  Dekret  trefflich  hergestellt'). 

Mit  eSoxoev  iSt  Si^oi  bricht  der  Stein  ab.  An  Ergän- 
zung von  xai  tSc  ßoASi  (x«(  i^  ßouX^)  ist  nicht  zu  denken, 
da  die  Bule  dem  Dsmos  hätte  vorangehen  müssen.  Was  lin.  2 
otxfv  ea  (sie.)  SaXajitvi  (ocxEtv  ev  £.)  und  weiter  folgt,  ist  der 
Wortlaut  des  Dekrets;  mithin  ist  von  den  Beamten,  die  bei 
dem  Zustandekommen  von  n.  la  tätig  waren  und  die  Ver- 
fassungsm&Bigkeit  persönlich  bezeugen  konnten,  keiner  genannt 
gewesen.  Aber  der  Aufstellungsort  —  n.  1  a  ist  auf  der  Borg 
gefunden  —  bewies,  daß  das  eSo^ev  xtp  S^fjiup  auf  Wahrheit 
beruhte;  die  Aufstellung  auf  der  Burg  stand  unter  Aufsicht, 
es  ward  darauf  Wert  gelegt "). 

Im  CIA  IV  1  a.  0.  wird  bemerkt,  daß  der  Schriftcharsk- 

')  In  den  Leipziger  Studien  XII  (I8d0)  S.  223. 

')  üartel  Stud.  S.  156  bemerkt  das  treffend.  Die  Aufätollnng  auf 
der  Burg  ward  uoBdrücklich  bewilligt;  z.  B.  CIA  I  p.  10  n.  20  [crcf,aai 
i!in]dXai,  IV  I  p.  167  n.  62  b  xaiaftslvoi  Jiin&XeL.  Aber  daß  andemro 
jeder  habe  aufstellen  dOrfen,  ist  ho  allgemein,  wie  Hartel  es  aasaprich^ 
nicht  zDzageben.     Promulgationen    im  Prytaneum  oder  in  der  EOnlgi- 


A.  HommiSD,  Formali«n  der  Dekiele  Atlien». 


507 


ter  TOD  n.  1  a  auf  IV  1  p.  41  n.  373«,  du  von  Thnkydidefl 
ti,  bi  erwähnt«  Epigramm  der  Pieisiratiden,  also  anf  das  VI. 
Jhrh.,  hinweise.  Da  es  »ich  nun  in  n.  1  a  um  Be»tiinmut)Ken 
für  Salamis  handelt  (lin.  2  otxiiv  4(v)  LxXa\tVn,  )io.  .i  [^v 
'A^jva-Gcjoi  TeX£(v  xai  <rr()ai[eÜEiv]),  uo  hnt  das  Dekret  die  jm 
VI.  Jhrh.  darch  Solon  veranlaßt«  Eroberung  der  Nachbar- 
iosel  tar  Vorawtsetzung  und  mag  diesem  Ereignis  nahe  ge- 
folgt sein. 

Weitere  Belege  für  iSc^ev  r^  S^tl"<>  im  Eingänge  eines 
Dekrets  stehen  nicht  xa  Qebot  niia  dieser  VcH^ceit '}. 

Aus  dem  Nicht vorkommeD  dar  Bulo  in  n.  1  a  dOrfen  wir 
Dicht  folgern,  daß  sie  kein  Gutachten  abgegeben  batt«;  «s 
ward  wohl  ehedem  der  Instauzeuzug  uicLt  so  genau  wie  nach- 
mals im  Eingang  der  Dekrete  wiedergegeben. 


I 


2.  Abacbni  tt. 

In  den  Dekrefcen  deiiV.JabrliUDderts  bietet  der 
Einjiang  fSnf  regelmäßig  vorkomuiende  Klemento: 
lic^tv  T^  ß^uX^  X»!  z^  ^v^'f,  abzukOrzen  durch  13.  ß.  S, 
^  Äeiva  (ff  uXyj)  tTtpuiävew .     .  ,  ,      enp. 

6  Se'.va  lYpxtijiKieuG,      ...  ,  ,       ifp. 

h  Setva  i-iTZiixtK ,  ,       An. 

6  5j£vä[  eiru,     ......  ,  t       s-- 

Ala  aechfites  Element   kommt   mitunter  eine  Zeitbeatim- 
muag  hinza: 

£x!  rf,;  po«X*j;,  ^  «  Se{v»  jtpÄTOj 

typaji^Teue abzukürzen  durch  ^.  Rp.  iyp- 

4  Se'.v«  •^(>xe, ,  -      ^P. 

balle,  wo  die  aolaaücfaaa  xäp^  aur)t«*tetlt  wurden.  Arittot  'A9  noK. 
7,  Tgt.  Buiolt  St  und  K.  Alt'  S.  152.  haben  nur  auf  VerfORnn;  dei 
StaaUbeliOrde  alHttflnden  kftniieu.  Uiiaulb«  iplt  von  hrilijci'ii  OartUnh* 
Iceiten :  CIA  IV  I  p.  66    n.  S3  a  6    y^W^^'-*C  —    "    xaiäMui  *v  t^i 

■)  In  CIA  IV  I  p.  57  n.  1  b  (Inhalt  uDtwkannt.  FamlMt  ili'^  Burg) 
iii  nur  \aA\'  lEoxstv  -; .  .  .  erhalten,  alao  die  Kr)^tunii  -^S-.  eti»'.|  du> 
biC«.  Audi  flcheml  m  liub  io  u.  l  b  Dicht  uui  uiaea  Biogang  zu  hui- 
dein.  Aut  dieteni  Urundt  itl  IV  I  p  131:)  n.  18  19  jUvriteHatig  heiliger 
Önlicbkeil«n  auf  der  Burg  bctreRenii)  1 1>  c  d  Im.  4  {^z^a  fil  ibo^t 
t^t  6*jiiu|i  tili    «jacxiMi-.au«  «f>x.|  Ol.  73.  4  «ä&/4.    II  IIa.  26  toQt'  Uoetv 


508  ^-  MommaeQ, 

Ton  der  Einfachheit  der  Vorzeit,  die  sich  mit  iSo^ev  t$ 
Si^Ii(|>  begnügte,  ward  also  schon  im  V.  Jhrh.  abg^angen; 
man  fing  &n  die  prytanierende  Phyle,  den  Schreiber,  den  Ta- 
gesroretand  und  den  Antragsteller  zu  nennen,  sagte  auch  im 
Eingang  nicht  mehr  iSo^ev  t^  S'^[1()>,  sondern  ESo^ev  t^  ßouX^ 

Die  Entstehung  der  Neuerungen  ist  Tor  Mitte  des  V.  Jhrh. 
zu  setzen  *) ;  seitdem  werden  sie,  wie  die  TJrkimden  lehren, 
ständig  als  Regel  befolgt.  —  Ob  sie  nach  und  nach  oder  auf 
einmal  entstanden,  läßt  sich  leichter  fragen  als  beantworten; 
die  Analogie  des  IV.  Jhrh.  spricht  für  allmähliche  Ent- 
stehung. 

Da  die  Bule  bei  Dekreten  stets  befragt  ward,  muss  man 
es  unrichtig  gefunden  haben,  sie,  wie  in  IV  1  n.  1  a,  zu  igno- 
rieren, ließ  also  die  alte  Formel:  IS.  S.  fallen  und  nannte 
beide  Körperschaften.  Fflr  SS.  ß.  5.  giebt  es  achtundzwanzig 
sichere  Belege  aus  dem  V.  Jhrh.,  fUr  i5.  S.  keinen  ein- 
zigen '). 

Daß  von  den  fünf  Elementen  eins  fehlt,  ist  aus  CIA  I 
und  rv  1  nicht  sicher  zu  belegen  *). 


*)  Als  fraheate  zeitlich  beatimmbare  Urkunde,  in  der  die  Neaerongen 
TOTkommen,  kann  wohl  CIA  IV  I  p.  7  n.  22  a  (Milet  an^hend))>e- 
trachtet  verden.  Der  Hg.  (und  mit  ihm  Penndorf)  weist  sie  dea  Jahren 
Oi.  82,  3  450/49—88,  2  447/6  zu,  ans  der  Form  des  Sigma  schließend, 
daß  sie  nicht  jünger  als  Ol.  83,  2  sein  kOnne.  Sie  wird  in  Frg.  ab 
. .  .  Xtjs  .  .  .  [ijYpfaiiiKttiu«  Sao£sv]  t^  pouX^  xa[i  Tip  Bi^q»  ,  .  .  tj  lnp]i>- 
Tixv{gui  .  . .  i^pcttifidieus  .  . ,  ](i>p  insardiBt  [ö  fiEtvcc  eine]  die  fünf  Elemente 
vollständig  dargeboten  haben. 

')  CIA  1  p.  30  n.  49  lin.  5  ist  bei  Seite  zu  lassen;  waa  lin.  5  steht: 
.  . .  uCou  ISogEv  Tip  [S]>j|i<p  ist  Schloß  eines  Dekrets ,  hier  aber  bjuiddt 
es  sich  um  Eingänge. 

•)  In  IV  I  p.  10  n.  27  a  lin.  1  !Bo£bv  tt1[i  ß]oultl  »cd  t^  ö^ip,  'Äv- 
Tioxt;  i[npuT]e(veua.  ApHx[av]ti9v];  inaotdiei,  diiöyvrjTOc  eXnm  vermifit  man 
den  Schreiber.  Da  in  n.  27  a  auf  ein  Dekret  hingewiesen  wird ,  dai 
uns  verloren  ist,  so  haben  die  meisten  Epigrapbiker  anKenommen,  dar 
lin.  2  venniGte  Schreiber  aei  vorher  in  einem  verlorenen  Dekret  genannt 
gewesen,  eine  abermalige  Nennung  des  bereits  genannten  Bei  DnnQtig 
befunden  worden.  War  ee  aber  auf  Weglassun^  des  im  verlorenen 
Dekret  schon  Vorgekommenen  abgesehn,  warum  blieb  dann  nicht  auch 
'Ävxiox't  ttputiveue  weg?  Dft  derselbe  Schreiber  für  beide  Dekrete 
tätig  war ,  so  müssen  beide  unter  der  Antiochis  zustande  gekommen 
■ein,  und  in  dem  verlorenen  Dekret  wird  die  Prjtanie  gewiß  nicht  ge- 
fehlt haben.  Hartel  freilich  möchte  von  diesem  Gegengrunde  keinen 
Gebrauch  machen;  s.  Sttid.  S.  49.  Auch  erwartet  man  das  jangeie 
Dekret  nicht   an   zweiter,    eondern   an   erster  Stelle,   wie  IV  2  p,  53 


FormAÜCn  dec  Dekret«  Atbeo*. 


509 


Die  meisten  der  fünf  ordentlichen  Eleinenbe  erscheinen 
Qberalt  in  gleicher  Gestalt  uud  nerdca  auch  nirgends  durch 
mdereci  ersetzt;  es  heisst  stets  laa^ev  if;  ßouÄ||  xa(  t^  Si^ilJU!*. 
^  iei\a  ^uXfi  enfMixvEue,  6  Selva  irfpxn\ii-ct\js,  i  Seiva  invTsim. 

POr  i  £e!vs  ditt  giebt  ea  einen  Ersatx.  der  aber  selten 
ist.  In  CIA  IV  1  p.  öä  □.  27  b  erscheint  »laU.  desselben 
xdSc  ol  ^MTtpviftii  ^v6[Tp]9:4>av  aad  iu  I  p.  3&  □.  58  Ün.  5, 
wo  man  4  öciva  etire  erwartet.  €TONCVNAPA*eONC<T€N . .., 
[yvüfijr,  t(i)v  suvypA^eiuv  s;  ti'|V  .  .  . 

Daa  Jftbr  wird  im  Bingang  toq  Dekreieu  des  V.  Jhrbs 
in  der  Regel  durch  ifix*  bestimmt,  droir^hn  Belege ;  Uber- 
»chrifÜicb  erscheint  i/PX^  "u>^  viermal.  Koch  seltener  ist  c»i 
Toü  Sciv«;  dcpy^svis; ;  o»  kommt  Eingangs  zweimal  vor,  CIA 
IV  1  p.  13  n.  33  uud  33  a,  UburMclirit'tUch  1  p.  35  n.  59,  wo 
der  £ingaiig  '^px^  bat.  Was  eadliclt  das  Eingangs  iu  u.  33 
und  33  n  mit  cep.  verbundene  |i.  Rf .  iffi-  betrifft,  in  n.  33 
|eni  'A¥)««5&u4  äpx.  «[«i  «li  "rtj;  ßwjXfif,  ö  KptTM()5)j;  rpö- 
Ts;  iypxmiizeji,  fast  ebeDM  in  d.  33  a,  so  ist  dio  letztere  der 
t>eideu  Jabrbeatimmungen  aus  dem  Singaug  nur  durch  n.  33 
und  33  &  zu  belegen.  Aber  in  Rachnangsurkunden  älterer 
Zeit  wird  die  Formel  ß.  rp.  iyp.  häufig  angetroffen,  jedoch 
nnr  bis  Ul.  92,  i  409/8;  nach  O).  92,  -t  verschwindet  sie  aus 
der  Epignphik.  vgl.  Philologus  L2ÜU  S.  180. 

Den  im  Eiogaog  der   Dekrete  rorhommenden  Personen- 

D.  I?9b  und  III  p.  402  n.  53  c.  -  Uurtcl.  i^tad.  S.  47.  |!vleit«t  durch 
die  Ueidca  Dekrvtc  U  n.  Mv,  von  denen  doe  eitle  au«  lUä.  1.  du  ala 
BeilacQ  folKeud«  nndre  au>  102, 1  int,  fufiC  n.  27  i\  lin-  1—89  ab  Bei- 
Inge  de«  nas  rerloreDeo  [kacbIu>Bes,  dei  vor  dem  lin.  1 — 39  srhnltenon 
xtutundfl  gtikotaiaea  mi  und  ilcnjcnii^a  Schrcibar  dargeboten  b^e, 
i^cm  die  AufacUrctbunjt  voa  u.  2?u  oblnK'  ^^^l^  "t^er  ein«  Beibtffe  an 
den  Scbluß  ^^b^re,  bauierkt  U.  eelbst.  Auch  ist  die  a.  584  kein  Ana* 
logea  ntr  D.  '27  a:  in  n.  &2c  Tehleti  di«i  Elein«Dtc  iii  u.  27  a  nur  «iaa. 
Und  iuJi  ÖM  in  d.  27  a  Torli«gon<lo  Dekrcl  dem  TcrlorenoD  llUeieD  nach- 

gtfelgt  aein  muß,  «tiEumt  ebonnawcoiif  mit  der  AnordnuDK  dei  beiden 
ekrete  ia  n.  b2  c.  —  £>a  -der  itu  Qbrii,'>:u  rollKl&udiKf  Stein  un  oberen 
Itaodo  dno  Voitifft'UQK  bsut,  welche  ButUieiKen  scheint,  dab  ein«  tireite 
kittiocr«  PIntt«  mit  li«lief  nufgcavtat  war*,  fant  R&hirr  vcimatel.  diM« 
aufKetetit«  Platte  babe  dirn  n-nnifiten  Namen  dM  Bobceibera  darf^- 
bot«i.  I>ie«e  VeriuutuDR  dOrrte  die  meiste  Aufm«tkMmk«it  verdi«n«ii. 
Mau  kann  II  l  p.  ID  n,  17  lUI.  100.  3)  T«i«l«khin,  wo  ebesfalU  der 

PriLambcIn  nur  vier  «ind:  iml  ilJt  —  U^^J^W  'V"-.  W«^v If^f- 

oränt  —  t7[ti(i>)i  die  Ueberschrijlt  beatebl  m  iff.  und  kjp.  Aach  in  H 
1  p.  10»  D.  66  b  (Ol.  104,  1)  erocbeint  der  Schreib«-  io  der  Debersebtift 
und  feblt  im  Kingaage. 


510 


A.  HeiamiOB, 


nsmen  Nftheres  xunifflKen.  w&r  im  V.  Jlirli.  wc>nig  flblich^. 
Nur  in  II  1  p.  a93  n.  1  b  01.  9-1,  2  403/2  und  in  IV  2  p.  I 
n.  1  b  01.  93,  4  405/4  haben  zwei  der  unter  deo  PiäambtUt 
genannt«!!  Kiinktiongre,  der  Schreiber  und  der  EpisUt,  ihre 
Uemobiku.  lu  den  Uebersohnften  Terfobr  man  anden,  da  war 
es  Kegel,  den  Schrei  bernnmen  dorch  Nabcrea  zu  prftcicierea. 
S.  u.  S.  Ü13.  Das«  uWr  uuch  der  (lbi;r8chriftHch  in  Dekreten 
genannte  Name  des  Ärchons  eioeu  Zusatz  erhält,  ist  AuHnabme, 
U  1  p  U  u.  22  Ol.  93.  8  40ti/6  [S]o>r:wv  feyp.  'KlXcuaqv.»; 
[KJaUCo;  'ATfrf^^JtVav  ^px*^-  Hier  ward  'Arre^A*^''  °-  Zw. 
darom  sugeftigt.  weil  der  Arcbon  dee  Jahres  93.  3  uulenchie- 
den  TTfirdco  wjllte  von  dem  Naineiisvutter,  der  92,  1  amtiert 
hatte.  Durch  Dekrete  ist  dieser  Fall  nicht  weiter  zu  belegen. 
Vgl.  PhilologuB  LSIll  S.   173. 

Der  ßin^aiig  bietet  die  fQnf  ordentlicheo  Elenjeute  in  der 
stehenden  Abfolge:  H.  ß.  S.  ^p.  eyp.  £r:.d.  Fllr  die  solenne  Form 
(]l>&  Eiiignn^s  im  V.  Jbrh.  giebt  es  achtuiidzwaozig^  Kelege. 
darunter  xwei,  IV  1  p.  13  n.  S'6  und  33  a,  iu  denen  Jahrbc- 
stiininungen  rom  hioKukomiuen  ohne  die  gcwühnlicbc  Aiiord- 
mu\g  der  Elemente  des  Eioganf^s  zu  ändern.  Vom  Gewohn- 
ten abweichend  sind  CIA  1  p.  11  n.  21  und  iV  1  p.  21  u.7€b. 
wo  die  Lttcke  7.wi»cben  er.p.  und  itp.  mit  Walirsoheiulichkät 
durch  ktit's-.i'v.  ausgefällt  ist. 

Wird  das  Jahr  bestimmt  durch  zngMetztcs  fjpye,  so  er- 
geben sich  sechsstellige  Eingänge;  tiolcber  hat  man  fllnfzehn 
aus  dem  V,  Jbrh.  Das  -fipyt  erscheint  in  dor  unTer&Dderten 
Reihe,  meiät  vor  tlix^).  doch  auch  vur  inETrxTE-. *).  Die  Keibe 
wird  also  zwar  unterbrochen,   abet  nicht  aiifgvboben,  wie  der 

')  In  den  Rc«t  d«  Kinguiga,  der  CIA  I  p.  12  u.  27  ertialten  irt. 
Ktanil  0.  Ztr.  .  ..  Xunt  ür,t,  »Im  ein  Nun»  wie  llfti^Autz  CIA  U  1 
IX  !)r>0  n.  585  liu.  I».  Vgl  UtchitlPitk.  Griecb.  FcnoMo-Nnueii  S.  Iä$. 
Dot  üff.  IKDt  aobpQ  . .  ,  kirnt  aach  dso  0«iutiT  . . .  «)Äs'v>e  su,  wonach 
der  Aiitms*t«ller  hier  mit  VaUniaaien  fteataadeo  hlItU:  dM  nWr  widcr- 
NtretM>  il«m  alleren  U*u«  vOlHir  aaii  würdo.  du  ein  l>«iuoUk9a  aicU 
BUtterUf^  xeweseu  aetn  kann  (et  mUOtc  jcwitcbva  dorn  <ieD)tiv  und  ilai 
>t«iiB).  uucb  in  der  jUiigcnia  Epigraphik  «id«  SeU«Bl>eit  daratcU««, 
Hurtd,  Studien  S.  IS. 

*l  Daß  diet«  ti^Uttelluaic  der  Jalirbeitimmang  wi«  da<  V»raiis*t» 
denelbeu  auf  beatwicbtiKte  Sosderung  surDcksDgvhD  »«b«ine,  ist  Pbi- 
l«legut  LXllI  S.  167  bnaarkU 

^)  CIA  IP  2  p.  l  a.  Ib,   I  p.  37  n.  62.    IV  1  p.  «ä  b.  »e,   U  1 
p.  SM  »    I  b, 


Formftlittn  der  0«linte  Atfaftiu.  511 

Aufzug  eines  Gewebes  be.<«t«hn  bleibt  trotz  des  Einschlags. 


I 


Wir  komtneD  zu  den  TJeberBchriften  der  Dekret«, 
deren  »na  aus  Torsuklidischer  Zeit  33,  daninter  30  brnneh- 
bar«  '*)  vorliegen.  Es  ranchea  sich  dipselben  nicht  bloß  da- 
durch kund,  dag  ihnvn,  abgttseben  tuq  einem  mitunter  voran- 
geacbickton  ii-£%!.  weiter  nichts  rorang<^ht  und  dati  xonächirt 
der  Totlständige  üder  gekOrxte  Eingang  des  Dekrets  folgt,  son- 
dern meist  auch  durch  anderes,  was  in  die  Augen  fSllt:  grtt- 
Gere  Bacbiitnl>en  und  lüumliche  Trennung. 

Aas  dem  oben  Gesagten  erhellt,  daß  den  Einjagen  «ne 
Norm  2U  Griiude  liegt,  die  ihnen  eine  gewistw  Gleichmäßig- 
keit giebt.  Von  den  Uwbera^hrifti^n  kanu  man  nicht  dasselbe 
sagen.  Die  MehrxabI  herOhrt  den  Inhalt,  mitunter  der  in- 
holtsandentung  den  Namen  des  Schreibent  oder  die  Namen  den 
Schreibers  und  des  Archuns  liiii:/urugend.  Eine  Minderzaht 
bleibt  ohne  Andeutung  des  Inhalts  und  beschränkt  sich  daraof 
den  Schreiber  oder  Ann  Schruiber  und  den  Archen  zu  nennen. 
Je  nach  dem  nun,  wiu  in  der  Überschrift  vorkommt,  unter- 
scheiden wir  folgende  Kategorien. 

1.  Ueberschriften,  die  nach  Art  Ton  Titeln  auf  den  Ge- 
genstand des  Dekret-s  hinweisen.  12  Belege,  x.  ß.  CIA  IV  1 
p.  17  a.  öl:  [N]£a[»]i>XtTii)[v  t]&ji  napi  ÖäafovJ  groß, 
dann  kleiner  der  Eingang:  26.  ß.  E.  Isp.  iyp.  tt.  ijp.  cF.,  OL 
92/3  410|'9. 

2.  Üeberschr.,  in  denen  auf  den  Gegenstand  des  Dekret«! 
hingewiesen  und  aberdom  der  Schreiber  genannt  vrird.  4  Be- 
lege, 2.  B.  l  p.  10  IV,  l  p.  140  n.  20  (Bündnis  vor  Ol.  84) 
groß  [.  .  .  lypaiijiOTs |üt/  'EY«i3[T]ai|(i)v],  daim  kleiner  iS.  ß.  8. 
«xp.  ...iip 

■  3.  Uvherschr.,  die  dreierlei  darbieten:  einen  Hinweis  auf 

'  den  Inhalt,  den  Schreiber  und  den  Archon.  2  Belege,  z.  B. 
I  p.  37  n.  62  groß  f-po^ewa  .  .  .jiXou  .  . ,  iyp.  [ —  "^plx.^»  dann 
kleiner  (16.  ß.  5.  inp.]  i^p.  Vjp.  [ir..  t(],  Ol.  93.  1.  408/1. 

14.  Ueber«chr.  die  den  Inhalt  des  Dekrets  nicht  berObren, 
aber  den  Schreiber  nennen.     8   Belege,  2.  B.  IV  1   p.  21  n.  71 
**)  Als  aiwififaer  atmuschließen  sind  CIA  I  p.  40  n-  07  and  a.  ((9» 
IV  1  p.  8  n.  22  c 


512  A.  Hommien , 

(BflodBis  Ol.  90  oder  Öl)  groß  —  [^ypojtiti,,  dann  kleiner 
£5.  ß.  5.  inp.  —  [lyp.]  en.  el. 

5.  Ueberschr.,  die  ebenfalls  Ober  das,  was  dekretiert  wor- 
deo,  nicbta  besagen,  aber  Schreiber  und  Ärchon  nennen.  4  Be- 
lege, z.  B.  I  p.  37  n.  61  (DrakoDS  Gesetz  ao&oachreiben  Ol. 
92,  4  409/8)  groß  iyp.  ^p,  Raum,  dann  kleiner  £S.  ß.  c. 
inp.,  iyp.,  £k.,  d.  Die  hier  beobachtete  Abfolge :  1.  Schreiber. 
2.  ÄrchoQ  kommt  dreimal,  also  in  fast  allen  Bellen  dieser 
Kategorie  vor ,  die  entgegeDgesetzte  nur  in  I  p.  35  n.  59. 
Auch  in  dem  uuter  der  3.  Kategorie  augefQhrten  Beleg  1  p.  37 
n.  62  geht  der  Schreiber  dem  Archon  TOran. 

Die  Unterscheidung  der  Kategorien  ist  meiatens  unzwei- 
felhaft; nur  hier  und  da  ist  sie  erschwert  dadarch,  daß  die 
Urkunde  mehr  als  eine  Ueberschrift  darbietet  und  die  Frage 
entsteht,  ob  man  die  Ueberschriften  zu  einer  zusammenzufaraen 
hat  oder  nicht 

In  IV  2  p.  1  n.  1  b  und  p.  3  n.  1  d  läßt  sich  die  Frage  sicher 
beantworten,  weil  die  zweite  Ueberschrift:  SafiCoi^  —  —  in 
n.  1  b  und  [  .  . .  7cpo£e]v(}>  —  —  in  n.  1  d  eine  Inhalfcsanden- 
tung  ist.  Zum  Eingang  kann  die  Inhaltsandeutung  nicht  ge- 
zogen werden,  sie  ist  also  zu  verbinden  mit  dem  rorang^an- 
genen  —  —  eypaiijiäTeus  und  es  sind  die  beiden  Überechiif- 
ten  als  eine  Überschrift,  die  der  Bedaktor  dekorativ  in  xwei 
Stucken  dargeboten,  zusammenzufassen.  Wir  ziehen  mithin 
n.  1  b  und  n.  Id  zur  zweiten  Kategorie. 

Wenn  in  IV  1  p.  13  n.  33  die  Namen  der  [npioßE^ 
ex  'P>)Yiou]  als  erste,  und  [ItiI  'AyJoeuSou;  öEpx.  xfai  iid  -rij; 
ßouXf];,  ^  KpcTcjiSt];  np&toc  ^Yp.  wegen  des  Spatiums  als  zweite 
Ueberschrift  zu  betrachten  ist,  so  muss  letztere,  wie  eine  Ver- 
gleichnng  mit  n.  33  a  lehrt,  zum  Nachfolgenden  gezogen  wer- 
den.    Danach  gehört  n.  33  zur  ersten  Kategorie. 

In  I  p.  35  n.  .58  (Geldsachen)  Ol.  92,  3  410/9  ist  zuerst 
der  Schreiber  groß  Übergeschrieben ;  dann  folgen  wieder  groß 
fast  alle  Präambeln,  endlich  kleiner  (statt  eira)  .  .  .  ij  xüv 
ü-jffpxcfitjiy  iz  T^jv  .  ,  .  Da  die  zweite  Ueberschrift  den  in  der 
ersten  genannten  Schreiber  abermals  nennt,  können  die  bei- 
den Ueberschriften  nicht  als  StUcke  einer  Ueberschrift  ange- 
selien  werden.     Die  zweite    ist   mit  .  .  .  tj  xQi'/   auyypacpecüv  e{ 


Fonnslien  der  Ddtnt«  Ailuas. 


513 


V 


I 


tJJv  . , .  ui»imin«nzafassen,  also  eine  dekoratire  Zerteiluag  tier 
Pitembeln  zu  ntataieren.  Für  n.  58  ergiebt  inch  mithin  die 
Tierto  Kat<.'(,'orie. 

Id  U  1  p.  U  n.  22  (nicht  lOG.  4.  -wndem  93,  3  406/5) 
Aodflfc  akh  am  Oberraudc  .  .  .  KIO^  (liibalisiuideuUinic;.  wie  «a 
nbeiBt).  darunter  typ.  roitKanni,  darunter  T^p.,  dtuin  Abbruoh. 
Sind  bier  drvi  tJi-borschriften,  so  crgiebt  sicb  die  dritte  Ka- 
teijorie.  Allein  wenn  r^p.  ah  Beginn  des  EinganRea  betraclitet 
wird,  90  ergebt  sich  die  xweit«  Kat«:j,'orii:.  Wir  haben  I  p.  37  n.  62 
sis  AnftlogOD  angeseha  andn.  22  zur  dritten  Kategorie  geiwgeD, 

Die  Ueberscbnfteo  bictuii  oft  Präambeln  dar  and  da  der 
KioguDK  AUS  Friiainbelo  bet^tebl,  so  ist  da<«  Verbällnlii  za  be- 
leuchten, in  welchem  die  prmaniblitrchen  oder  halbpriiambliscben 
Ucbertcbriften  zu  den  uacb folgenden  King'üiigea  stchn.  Es 
wird  sieb  da  handeln  um  Wiederholung  oder  einmalige  Nen- 
nung und  noi  Zusuticung  oder  Wcglassuag  von  NUhLTcm. 

Der  QberschrifÜich  geuannte  Schreiber  wird  häufig  im  Ela- 
gang  wiederholt.  7  Belege,  z.  B.  1  p.  2S  n.  45  Proxenie  Ol. 
89.  4  421/0  lIpoxitT,^  'AtxpfJso  'Eu(i)vu(i[e]y;  \i]'(p.  —  — 
lipoxXfJ;  iff.  .>')  —  Unter  den  7  Belegen  sind  drei,  I  p.  28 
n.  46,  p.  iil  i\.  61  und  p.  35  D.  09,  in  denen  der  Archort 
tlberschriftlicfa,  Terbnnden  mit  dem  Schreiber,  erscheint;  Ein- 
gang« wird  in  D.  61  nur  der  Schreiber,  in  n.  46  und  50  aber 
beide  Beamte  abermat?  genannt.  Ohne  den  Schreiber  komoit 
der  Ärchon  in  TOTeuWidischen  L'eberschriften  nicht  tot.  — 
Dali  zwei  Schreiher,  der  eine  in  der  üeberscbrift,  der  andere 
ioi  Eingang,  vorkommen,  iüt  nur  durch  IV  2  p.  in.  1  b  Ol. 
93,  4  MTifi  ann  der  vorcnkl.  Epigraphik  zu  belegen. 

Dem  Uberscbriftlieh  vorkommeßdenSefaruiber  wird  Näheres, 
Vateroame  und  l>t>motikon  oder  bloß  Demotikon.  beigegeben; 
bloß  Vatemanie  nur  in  der  GesnmtDberscIirift  I  p,  25  n.  40. 
Der  Kingangs  wiederholte  SchreitMU"  aber  er^eheint  nur  mit 
dem  Eigennamen.  Man  hat  6  Belege,  von  denen  einer,  n.  45 
(Proomii«},  torhin  citiert  tat.  In  der  Crkunde  n.  40,  deren 
GcsBmtQberscbrift  den   Schreiber   mit    Vatemamen   nennt,   ist 


^  ■*)  Dio  oben  8.  511  eJtlerte  Nommer  02  waide.  wUn  lie  t>MMr  er> 

bulten.  wohl  eiuen  Eingangs  wiederholten  Schreiber  darbieten,  to  daO 
_    ein  a  Wiederholangafall  biDsnktme. 

H         Fbüoioitiu  bxiv  (X.  e  xviiij,  *  SS 


614 


A.  MorainteD. 


iva  Schreibern  der  nacbfolf^nden  Dekrete  jeder  Zasatz  tct- 
Mgt.  —  Die  vcrachiedcneu  iichreibcr  in  IV  2  p.  I  n.  1  b,  s. 
Torbin,  erscheinen  beide  mit  Demotikon.  —  Dem  Namen  des 
Archons  in  n.  61  und  59,  s.  obenS.  512,  ist  nichte  hinzngeffigt 
£inen  gingiilaren  Fall  ntellt  11  I  p.  14  n.  23  Aar,  da  ist  D«- 
motikon  zugefOgt.     VgL  oben  S.  510. 

DeoeD,  die  dm  starb  herrorgdio'bene  i  fietva  ^pa[i|u£tRic 
«atwcder  auf  Eitelkeit  des  Scbreibärs  zurOckfUbren,  oder  darin 
eine  Vttrvullstäntligiing  der  Hi^lanbigung  odor  eine  Zeitbe- 
stimmiing  sehen,  ist  im  aUgemeinen  eotgegenzuhalten,  daO 
ihre  Erklürungeii  einseitig  ^ind,  indem  bs  sieb  hier  aberbati{it 
um  die  LJeber«ehrit'teii,  also  niclit  bloß  um  da»  hervorgehobene 
b  Bctva  lYpa^ftdteue,  souderu  aacb  um  dia  ebenfalls  hervor- 
gehobenen Andeutungen  des  Inhaltji  handelt. 

Nach  AdoK  Schmidt,  Chronol.  S.  409  fl'.  waren  die  Schrei- 
ber eitle  Menschen,  die  sich  ForririUigten,  die  Ton  ''AtuLsdQnkul' 
erfüllt  den  Ar^hon  ignorierten  oder  ihm  'höhnend'  einen  we- 
niger loruehnien  IMatx  Iti  den  l'rftskripten  '/uwieaen.  Auch 
Ferguson  Secret,  p.  30  ffihrt  die  häufige  Auszeichnung  dm 
Schreibers  auf  bloßes  Farademucheu  (ostentation)  xurQck.  Aber 
riete  begnügten  sich  doch  mit  einem  tlberschrirüichen  Hinweis 
auf  den  lubalt  der  Dekret«,  die  mußten  wenigstens  aasg^ 
noramen  werden  von  der  Hezichtigung  sich  selbst  TerherrUohen 
XU  wollen.  Und  wan  Aristoteles  'A.b.  roa.  d4.  fl  von  den  PrV' 
Uoieaschreibern  seinvr  Zeit  und  denen  der  Vorzeit  bemerkt: 
xAi]poi>7!  Si  y.aU  YpnttjixiE«  tbi  xatä  KfuiovEtav  xccXoüficvov, 
&;  Tßiv  yp«[ijuh(BV  W)  mtI  xöpio;  —  —  itpittpov  |iiv  oflv 
oüi9(  f,v  Xeip«wv>)Tic,  xai  MÜ^  £i«536oiäToi»;  xal  ntoroTsExoo; 
|6X«P]o''^'^*'>«^  '  »wi  Yip  fiv  Tai«  arVjXat;  npi;  taC;  oviifiax-atc  x»i 
npo^evüuv  xoi  noÄuciai;  oöxoc  ävxfp-i'^zzi:,  ist  nicht  vereinbar 
mit  Schmidts  und  Fergusons  Ansicht.  Haben  die  Schreiber 
älterer  i^eit  zu  den  ongesehnsten  und  rertTaiteuswOrdiKsteii 
Männern  Athens  g^ört,  so  kann  ihneu  ein  leeres  Prahlen, 
ein  andere  Beamte  verletzender  DOnkel  nicht  aufgebOrdct 
ncrdun. 

Hartel  Stud.  S.  9  bemerkt,  die  Nennung  des  SchreibeiB 
im  Innern  de»  Protokolls  (im  Eingaug)  habe  nicht  oder  nicht 
TüUig  genOgend  geschienen,  um   die  Urkunde    zu    legalisieren 


Fonnalieii  dar  Dekrate  Abbem. 


SIS 


und  als  oioe  Öffentliche  zu  beglaubigen ;  ntch  ihm  ward  dio 
B^^laubigun«  «rst  perfekt  durch  di«  Qberachriftliche  Nminunp. 
Du  ntimmt  nicht  mit  dem  Material.  Die  Urkunden,  welche 
kdoe  Ueberschrift  haben,  z,  B.  1  p.  H  n.  S2.  oder  deren 
Üebersclirift  den  Hcfareiber  nicht  nennt  (Kategorie  l),  kOnnea 
unmßfllii^li  s'lc  aI^  unzureiduud  legj^slisiert  angcsehn  werden : 
der  Eingang  mit  .seinen  fUnf  I<il«menten  geiidgte,  udq  das  le- 
gale ZttsLandekomiuen  th-a  Scliriftsbfickes  cu  bcwtrisen.  —  Wvnn 
der  flbernchriftlicb  vorkummendu  Schreiber  gew5huticli  im  Ein- 
gang  wiederkfhrt.  so  folgt  nicht,  daß  beide  Nennungen  dn 
Ifegaliaiening  des  Dekrets  gelten;  die  formelle  Verschieden- 
heit dvr  Ktiiiuungen  leitet,  duhiii  ver^chiedvne  Zweck«  xa  Ter- 
inuten.  and  daß  zwei  TerHchiedene  Schreiber,  der  eine  in  dur 
XTuberschrift,  der  andere  im  Kiiigatige  genannt  werden,  wie  in 
IV  2  p.  1  n.  L  b  mahnt  cbeafalle  davon  ab,  beiden  Nennungea 
dcuHflbcQ  Sinn  untvncnleg«». 

UnacnehnibiLr  endlich  ist  auch  die  H.rpotheM,  der  Schreiber 
sei  zeitbestimmend  und  vor  der  Aiiflgleicbuag  des  prytanischea 
Juhr«  mit  dem  Kalunderjubr  der  richtige  EpODymoa  gewesen. 
Fenudorf  De  acribis  p.  121  adoptiert  die  Hypothese  tiatvr  d»r 
VorauBsekiung,  man  habe  in  der  Bule  Bchntiber listen  -/.ur  Ver- 
fügung gehabt,  nus  denen  erhellte,  wann  der  und  der  das 
8chreib*nmt  bekleidet«  and  die  wievielte  Prytanie  tod  ihm 
verwaltet  worden  sei.  Auch  B&ckh  gelangte  zu  dieser  An- 
sicht. Bis  Ol.  103,  1  36Ü/7  aber  gab  es  z«hn  Schreiber  im 
Jahre,  so  daß  die  Liftten  iiehr  bald  anschwollen  und  uos  Auf- 
finden des  und  dee  Kameos  unter  den  rielcn  erschwert  war. 
Sparen  ton  einem  chomalig^n  Vorhandensein  solcher  umfang- 
reichen Liüt^n  gieht  es  nicht.  Auch  int  zu  urgieren,  daß  mau 
in  der  älteren  Zeit  woniger  auf  Bestimmung  de«  Jalires  be- 
dacht war  aU  spater.  Die  HQlßth3rpotheM  ist  also  nicht  plaii- 
aibel.  und  daß  es  um  die  Uypothne  selbst  nicht  bosser  Rtelit, 
ist  Pbilotogu«  LXll  S.  354  gezeigt.  Kin  zeitbeHtimmendea  i^l 
xcO  5e(voj  ■^'pajijixYiJo'/To;  sucht  man  vergeblich  in  den  Prft- 
sk-ripten  der  Urkunden.     Vgl.  Hnrtel  Stud.  S.  5. 

Anlaß  KD  UebvfHcbriftflH  gab  o.  Zw.  der  Wansch.  dau 
Inhalt  in  hervorstechender  Weise  tiielartig  ToranziiHchicken. 
Die  ZufOgung  des  Schreibers  ist,  wie  auch  die  Alleiuuennung 

33  • 


A.  JiommaeB. 


dMsellwn,  Mkiindär.  Da  «s  sich  durchweg  ooi  'SymmadiM, 
Proxenie  und  Pulitie',  Tgl.  Aiistot.  'A^.  noX.  54,  3,  haadftlto, 
ftlao  urn  &eaandt«  roa  Städten,  die  man  ^wJDuen  oder  wtna 
balt«ii  wollt«,  um  Eiiizeliii*,  die  das  dnnkbare  Athon  nit  Vor- 
reobteu  bewidm«te,  so  besteht  di«  InhallntndeuttmK  g«wohii- 
licb  in  Volksnuneu  und  PenK>ru>iinamen.  die  tii»n  qdi  die  Trft- 
ger  der  Namen  angeaehm  xu  berOhren.  in  großen  Chaisktem 
voruistpUt«.  Neben  den  xo  athenisehernita  BegrOßten  tasd 
sieb  Leicht  der  Schreiber  als  R»|>rBseotAnt  dea  nine  Preimd* 
begrOßenden  Athens  ein,  und  da  die.  welche  geehrt  wurden, 
Bui  dem  Dekret  zu  wtnclimeD  waren,  blieb  manchnial  (iit>  An- 
deutung (}t^  Inhalt!  weg  und  nannte  sich  alt  VV>rtr?t^r  Atbent 
bloß  der  ächretWr.  Bartel  Stud.  S.  2ä  beieichaet  den  Schrei- 
ber treffnid  ala  das  'lÜxekutiT-Orpan  der  Bule'.  War  er  das, 
■o  «gaete  er  sich  zur  Vertretung  des  Staats  der  Athener, 
denn  der  Bemoa  beschloß  immer  nur  auf  Gruud  eine«  Probn- 
leamss.  B»  war  seine  Sache,  di«  steinwbriftliche  Kundma- 
chung an  das  athenische  Publikom  amaufUhrea.  und  so  wird 
m  ihm  auch  obgelegen  haben,  sieb  mit  den  tai^hst  Betmf* 
{eaen  in  Bezug  zu  »vitxa.  Ward  jemandem  eine  Bhrnog  be- 
schlossen, so  war  ein  Vermittler  am  Platze,  der  dem  Geehrten 
kund  machte,  wa»  zu  seiuen  Qun.sten  dekretiert  worden  war, 
and  wenu  'auf  morgen'  ins  Prytauenm  eingeladen  ward,  ao 
mußt«  die  Einladung  ohnu  Zugeni  dem  so  Qeebrten  Oberbraclit 
werden;  bis  zur  EiDuieil^i-lung  des  Dekrets  konnte  sie  nicht 
warten.  Wie  es  in  diesem  nicht  seltene»  Falle  wohl  den 
Schrt'iber  oblag,  den  B'itreffeuden  mflndlich  zu  bpuarhrichtigRa. 
ao  em|)fuhl  sich  auch  für  andere  blklle  dos  ^'orhaude□sein  ein« 
Mittclnpernm ;  wenn  z.  B.,  wie  in  CIA  IV  1  p.  &9  n.  27  b 
den  üellencD  Koruspetidca  seitens  der  Athener  zugemutet  wer- 
den« so  konnte  manchem  eine  n&here  Bssprechuag  cnwdnscbt 
MB)  bmI  oa  war  gut,  den  Schreiber,  uinen  vertrauen swflniigen 
Beamten,  als  Vertreter  des  Ton  den  Athenern  BeKhloasenai 
aufinutellon. 

Uüber  die  flberwhriftliche  Nenuiing  des  Archons  iai  je 
nach  den  verschiedenen  Zeiten  verschiedeci  su  iirtalen.  In  der 
äUtren  Zeit  war  der  Archen  noch  kein  integrierender  Teil  des 
Sögaogs.     in  vielen  Dekreten  l'«hlt  er  g&izlicb;    eioen  festen 


2 


-ij 


Pormalian  <i«r  D«lmt«  Atbeni. 


5r 


PlatE  hat  er  nicfat,  bnld  erscheint  er  QberscLriflUch,  hatd  Ein- 
gangs, und  im  Bitii^aDft  aucli  wiederum  nicht  immer  an  der- 
eelbea  Stelle.  So  in  der  älteren  Zeil.  Nnchiiial»  kam  man 
immer  mehr  dahin  den  Archon  zu  nennen  un4  w  das  Jahr  zu 
fixieren,  auch  gelangte  er  zu  einem  fetten  PUtse.  Sein  Aber* 
Bchriftliclieä  Vorkommen  in  älterer  2^it  ist  also  nicht  eo  auf- 
zufassen ttU  SL-i  damit  ein  StUck  d«i  Eingang«  in  die  Ueber* 
»chrift  verlegt.  Kflr  die  spätere  Zeit  iflt  diese  Auffas!«tiag  be- 
rcclitigt. 

S.  Abschnitt 

Im  Eingang  derDetcreto  des  IV.  Jahrhun- 
dert s  kommen ,  äeltenheiten  ausgeschloueo ,  folgende  liUe- 
meute  vor. 

£&oS«v  T^  ßsuA^  xal  Tiji  S^jit)),      ■     .     .  AbkOrzung  i£.  ji,  S. 

iSs^tv  i^  5^|i<>> ■  l&.  i. 

ISo^ev  Tfj  pöuX^ U.  p. 

txxXr,ai« ,  ixxX. 

,         xuf!« ,  ixxJ..  X. 

ßo'jXi',  iv  mit  naebfol|;endar  Oertlichkeit  ^  p.  t/. 

fj  £«fva  (fuXij)  inpuTixvcue ,  £np. 

iir'.  t^;  SeCvo;  (foX-j);)  nptünj;,    SiuzipoLi 

ät)..  TtpuTavtia^, ,  npuT. 

So  und  90  violter  Tag  der  Prytanie,  augedeutet  durch,  i^t^. 
np.  {i,^if>x  irpuTavjfa;) 

Monat  und  Mooatstag,  nogedeutfit  durch  (i  (^f,"*}. 

6  SeCva  v^^e, Abkürzung  ^f. 

M.  TCÖ  Setvo^  äpj^ovToc ^  Äp. 

6  Se!va  iypaji^TtuG ,  f^p. 

,      ,      mit  Demotikon ,  iyf.* 

,      .      mit  Vatemaraea  und  Bemot.  .  e^p.  ~ 

i  oe^/a  SneoTtttt; ,  to. 

.      .      mit  Demotikon    ......  ■  ^< ' 

x&v  T.pU^ptav  iTiv^'fiZßv  ö  Sfltvoc  mit  De- 
motikon     

x&v  npoiSpw  mit  Yatenuuneo  u.  Demot. 
,  ,  nachfolgende«  cujirpssSpoi  abgekOrzt  durch  o. 


itpoi.  I 
?:{ȣ.+ 1 


£18 


A.  HommBeiit 


^  SsEva  erne AbkQnuDg  cZ. 

,       ,      mit  Vnternainim    a.  Deoiotikoo  ,  tl+ 

"E  S  0  S  E  V ,  im  V.  Jbrh.  bloß  rait  T^)  pmiX^  xad  x^  ^fM 
•vethunAen,  gelanfji«  iro  IV.  .Ihrh.  »i  einer  dreifachen  V«r- 
Bchiddenheit,  indetn  neben  dem  altoblicbeu  22.  ^.  S.  jetzt  anch 
noch  iSc^ev  T(fi  of||i(tJ  und  e^o^ev  x^  ßcuX^  erscheint,  jenes  zn- 
ent  Ol.  98.  2,  dieses  Ol.  9&.  2»). 

Die  Frage,  was  dabin  nhrbe.  lUts-  ond  VoüuibeacblQwe 
von  BwchlQssen  de«  Volkes,  und  von  beiden  wiederum  Rata- 
bwchlasse  tu  nnterscheiden,  liißt  sich  our  dabin  beantworten, 
daß  Hs^Ev  T^j  ßouX^  xz:  Tiji  3T|ti^  da  zur  Anwi-ndung  kommen 
mUU',  wo  fl«r  Rat  einen  beBtimiut«»  Vorschlug  gemacht  hatte* 
also  ein  Prnbiileunin  Torlatr,  und  die  Bkklesie  dan  Proboleoma 
zum  Beschluß  crbob.  daß  SSo^ev  i^p  SJ)(iv  dagegen  und  ISo^cv 
Tf  pivX%  den  Fällen  galt,  in  velcheu  die  genannte  Beh5nle 
anf  eigene  Hand  Torgegangen  wnr.  Das  IV.  Jbrh.  verengte 
also  ilen  bisherigen  Sinn  von  SS.  p.  S. ,  das  im  V.  allen  De- 
kreten ohne  Untcrachivfl  vorgesetzt  worden  war.  Und  das  aua 
dem  Uma  ältester  Zeit  wieder  aufgenommene  IS.  8.  erhielt 
jetEt  cbenfolla  engeren  Sinn,  als  es  in  dem  frühesten  una  er- 
haltenen Dekret,  s.  o.  S.  506  f.,  bat  und  Vielleicht  in  ultoD  De- 
kreten jener  Vorzeit  hatte. 

Difljie  AuffaHung  von  ES.  ß.  Z.  und  £5.  S.  im  IV.  Jhrb. 
wird  dadurch  iinteretiltKt,  daß  iS.  ß.  3.  häuRg  begleitet  ist  too 
einer  auf  dao  GutacbU-ji  des  ßutes  hin  weisen  den  Formel,  die 
nach  H.  i.  nicht  anziitreSen  ist.  In  CIA  II  1  p.  82  n.  66  lau- 
tet sie  Dach  ronu^egangcnem  [e&c<);Ev  [t?;]  ßouX'iJ  xoi  t^ 
cii\i<ii  folgendermaßen:  [sj'j/rjtplia^i  t»,[i]  ^wXV)[i]  to'^  i*iv 
jrpB[e5pBUi  ti  äv  tuy)(äv(iWl  n]p4(«5]pt«&v[«];  [f]f;  T*iv  n^[ti;]« 
iv.■K.{Xr^.lX'^  npiyjx-fafti-j  aitov;]  npö;  [xjiv  S[*/lfi[oJv  *a!  •j^pn- 
\ixzi'3[a:  rufl  wv  iyyüJi.Ct'i!Ji^  i*vüj{itj}v  5e  (4H^fl]'*^*l'J'**(0 
•«1;  pziiXiili  Ei;  t4v  sii)iiov,  6i:  2o»Ei  tfj  H*"'^?")-  Hm'*«I  Stud. 

")  Zwitclien  den  Beltweo  dea  ersten  VorkoBiuiena  Ueitea  aUo  «t* 
lldhs  Jahre,  Allein  diu  Vorband  cd  sein  oder  PeÜen  epigr»[>hiaeliec  B» 
lege  li&asl  H«hr  Tom  Zufitll  nb.  WlLteii  mehr  Dokreto  aui  den  Anlftngaa 
dn  IV.  JhrliH  erlialten,  lo  vrDrdo  es  ticli  vielledrJil  leiReu,  daß  |fi.  c 
BJoht  ont  Ol,  M.  2  887/9.  sundera  frOber.  unitefilir  itlelcliaeitlg  mit 
ffi.  i^.  auf^kommcn  iA 

'*)  Andtinwo  tat  der  Wortlaut  etwaa  TerachiedeD,  <>ocb  dk  Formel 
fibeiall  Dtkonabar. 


Fonnalien  d»r  Dtkret«  AUwni. 


51» 


S.  03  lint  mit  Recht  auf  den  Ati^cbloti  der  Fnrtnvl  an  i$.  ß.  S. 
und  das  Felileu  dereelbeti  nach  eS.  €.  äewicht  gelegt**). 

Di«  probiiteamutische  Formel  erscheint  xuerst  U  1  p.  898 
n.  17  b,  Ol.  100,8  378/7 1'^).  ßtitachteti  (p^Rc"  lünggt  vom 
Itttte  ein,  aber  aus  der  älteren  Zeit  Hegt  kein  Kall  vor,  in  wel- 
chem durch  Znfflgung  der  Formel  bekundet  wird,  daß  der  De- 
mua  den  Fall  ^emäß  deoi  Hrohuleiima  entschieden,  dasselbe 
zum  BeschluL^  erhoben  habe.  la  IV  2  p.  8  n.  14  b  ut  lin.  15  al- 
lerdings \on  [pi^iiijv  ot>}i]ßeü.Xco^ai:  "rtjv  ß&'jXf,v,  sIm  toui  Rats- 
gutachten, die  Ecda  Aber  die  Isscbrlft  beschäftigt  «cb  mit 
allgemeiner  Abgrenzung  des  Machtberpichü  der  RuIp:  lin.  15 
wird  bestinitiit  gewesen  sein,  daß  der  Rat  jede  Sache  begut- 
achten and  sein  Gutachten  dem  Volk  vorleg«»  aoltc,  dafi  die 
Ekklraie  das  Outachtai  in  ErwSgung  zu  xiehn  habe,  ahnr  nicht 
verpflichtet  sei.  dasselbe  ala  Kati-  and  ^'olksbesvhluß  xu  sauk- 
ttonieren. 

Daß  es  Wendungen  giebt,  in  deneu  die  ßule  ignoriert 
wird,  darf  man  nicht  benutzen,  um  15.  ^,  o.  und  iS.  S.  gleich- 
zu!<tellen.  Ui  IV  2  p.  44  u.  128  (Ol.  111.  1  3ö6/&)  heißt  m 
Im.  25 :  xai  ^h  Tf/5  ßaui-J^  (ijrf,iytofiatJ ,  6  ccx«  'ÄTOof *;,  xal  xb 
toü  5^|iou,  5  et'nrf  ^ItmoxäpTji,  und  von  letzterem  lin.  fiO  ISo- 
6ew  r^  ^ov^lj  «ad  [tiJ>  ö^nq)"  'iKK'y/d^i  .  .  .  'A).«n]£(xjl)ft5v 
dsev.  Das  dnrrh  U.  p.  8.  als  £rlaß  des  Rates  und  Volkes  be- 
igebe Dvkret  wird  also  zb  tcO  Si^^ou  (^jcpiojioc)  genannt.  — 
E'^berbaupt  wird  dnü  Substantiv  ^ifjcptat^  nnr  mit  toO  SVj^iou 
oder  t1}(  ßou3.^,  nicht  mit  Ti}c  ßoul^i   xol  toO  6fj|tQu  verbau- 


» 


**\  Aller  mit  Unrecht  bracbiftakte  Bartel  die  F'onnol  «uf  die  mit 
U.  t).  t.  ciniicfDIirt«»  D«kr«U.  sah  alto  io  11  1  [i.  T7  n  16tJ  (QeatK^ 
kitJMher  Handler  bewillii^t),  wo  ila  aacli  iS.  '?.  vüihomiut.  eineu  Misi- 
braach.  Kb  lt«gea  uns  jetzt  ;>wei  weitere  Belege  des  Vorkomaieiia  der 
Formel  Ditch  ».  %.  vor.  IV  2  p.  44  u.  U8  b  und  )>.  53  n.  179  b.  Aun 
«olcben  dein  Demo«  von  der  Bala  cuge^angeiieii  -S«Iinfutück«u  entnahm 
der  Rodnktor  der  Bat«-  and  Volkidekreto  die  Furmel  und  du  mit  ibr 
ein^(0)trt«  Ouliicbl«ii. 

*']  Bartvl  wüut  8.  ftS  auch  für  Urkunden,  io  denen  iS.  ß.  a.  erbnl- 
ten  ist,  der  PaMua  aber,  in  «elnhetD  die  FortnKl  tu  erwarteu.  nn>  fehlt. 
an  seUieGca.  daß.  «eiui  alle«  erhalten  wire,  wir  die  Ponnel  vor  an« 
haben  «Knien:  nach  ihm  w&ib  ne  Khon  CIA  II  1  )>.  7  a.  13  Ol.  96.  1 
38d/7  voqtekomuen.  Atier  noch  in  d«r  Iu4.  Olrinpiade  xeiitt  iicli  ein 
achwankeitder  flebreuch;  CIA  11  1  n.  2ß  n.  5.S  bietet  il.  f.  t.  nobat 
der  Formel  dur.  IV  2  (i.  2U  n.  57,  ll  1  p.  404  n.  M  \»  und  IV  3  jk  2Ö 
n.  5!)b  biet«n  tsbenfalU  it.  }.  0.,  die  Formel  aber  folgt  lücbL 


520 


A.  HoiBiDiaB, 


den.  —  Auob  die  VerbalauadrDcke  b^r^-^b^t  und  ^lix^^ 
werden  in  den  Urkundoa  l>eMorer  Zeit  nur  mit  7^  &>;^y  oder 
tQ  ^1%  Tcrbaaden.  VgL  Hartel  Stud.  8.  86.  —  Daran«  folgt 
ftlt  ii.  ß.  S.  »nd  B.  $.  niebts.  Daß  ein  Gatachtcn  von  Bate 
einfxeholt  war.  verstand  eich  von  wlbst,  und  da  der  Ocmoa 
meistens  dem  Gutachten  beitrat,  ttonnte  ee  ÜbcrflDsai};'  Kcheinea 
tQ  ßwX{  xsc;  ztisnsetxen. 

'RSo^ev  r^  ßouXf  itai  zi\t  fitj|i«p  findet  sieb  in  der 
Kpi|;(mphik  des  LV.  Jbrhs.  einige  70nial.  Dia  Abfolge  t$  p. 
%al  T<j^  c.  ist  atobend,  einxig  nug^enomnion  II  1  p.  58  n.  126 
(Ol.  110.4  337/6)  [iSo^ev  t^  8]Vjjup  kü  t^  ^oufJ-ül. 

Die  AntabI  der  Belöge  fUr  £o.  ß.  o.  wQide  ^rOlier  sein, 
wenn  die  Dekret«,  iu  welcbe«  die  pioliuleumatische  Formel 
angetroffen  wird,  uns  alle  vollständig  vorlägen  oder  wenigstens 
die  Partie  tniterhalten  würe,  in  der  daa  föo^s  xii  ateheo  pflegt 
Die  Hehr^uihl  wQrde  o.  Zw.  iS.  ß.  S.  darbieten,  denn  in  Rats- 
dekreten  erstcheint  die  Formel  doch  nur  bier  und  da.  a.  vorhin 
S,  öld,15.  Eine  einfiirlie  Uinxufugung  dieser  Mehrsabi,  die  aioh 
Ubrigeoa  nur  annähernd  fesUitelten  ließe,  zu  den  70  ood  melir 
Belegen  ist  dadurch  HiBj^esclilossen,  daß  di«  Fragmente,  in 
denen  bloß  die  Forme]  erhalten.  Stücke  sein  kannten  von 
Mnmmem,  die  uns  ohne  die  Formel,  aber  mit  iS.  ß.  S.  voi* 
hegtjii.  also  schon  in  die  70  und  mehr  Bulege  eingezahlt  sind. 

Daa  Hchon  im  IV.  Jbrh.  hier  und  da  untergeHrhriebene 
ö  aiJfiCk:  1^  poMlii  {^  ß.  0  S.)  läßt,  obwohl  es  beide  äta&takOr- 
per  neunt,  einen  sichern  Rückschluß  auf  rorbanden  gewesaiiM 
eS.  ^.  a.  nicht  XU.  CIA  ü  1  p.  63  n.  l&l,  p.  94  n.  209,  p.  424 
n.  1&9b:  in  IV  2  p.  53  n.  ]79  b  und  p.  64  n.  231  b  «ind  eben- 
falls beide  Staatakörper  untergeschrieben  and  n.  179  b  and 
.281b  sind  Volksdekrete. 

Die    Kriirternugen    in    der    Bale    und    der  Ekkleaie,    die 

jbald    mit    Einigung    der    beiden    Stuatskrirper   und   IS.    ß.   5^ 

'bald     mit     einseitigem     Vorgehu     der    Kkklesic    und    ES.    !. 

BohloMCD,    bleibe»   uns  rerbutgen.  —  Bei  B&ndniasen  hieß  ea 

iäo^Bv  xtl  poo^tl  **'  ^  S^V'tp:  8  Belege  aus  dem  IV.  Jhrh."), 

'"1  UarUl  8.  IDS  mMiit,  ynt  «i  sich  um  BOudnisM  baadalte,  habe 
Aar  Kat  als  l.oitor  <Im  Verkehrs  nacb  ku(1«ii  nitgtnaant  wavdea  ibB«* 
aan;  vaah  bait«  uofa  in  <lermriig«n  Urkonden  <1m  Alle  —  in  fttt«nr 
Zeit  hatte  mau  nur  U.  p.  3.  ~  am  xAbetlen.    Aber  »   fehlt  im    IV. 


FonDalien  der  Dekrete  Atbnii. 


521 


I 


inr  einer,  der  fiberdem  UDiicbor,  gef^tlbersteht'^). 
So^ev  -.^  S'^fl^V  miitite  niclit  bloU  in  detu  Fnllo  ge- 
sagt werden,  daß  der  Rat  Dinge  TorgeBchlageo  hatte,  die  nicht 
den  ßeifnll  des  Volke»  rnnden,  nnd  na  in  der  £kklosie  ge- 
stellter Autrag  genohuiigt  ward,  sondern  auch  wenn  der  Rat 
sich  cineH  Vorschlages  hegeben  hatt«.  In  CIA  11  1  p.  77 
n.  168  (Oesuch  kitischer  Händler,  Ol.  lU,  i  S^»/2)  überläßt 
der  Bat  dem  Volke  die  Eotsoheidung,  Öti  Sontl  t^J  ßcruX^  — ■  — 
6  V.  ay  oöi^  (i^  ^^if^)  ^xeI  dpiuxc/  e:vat-  darnach  heißt  es 
in  dar  Entscheidnog  (2.  Dekret) :  eSc^v  z^  S^|U|t> 

Di«  Anzahl  der  inechriftlirhen  Belege  fOr  eö.  &..  die  sich 
auB  dem  IV.  Jhrli.  ämumeln  luxs^ii,  t»t  «reoig  kleiner  aU  die 
fOr  iS.  ß.  o.     Sie  erreicht  fast  70. 

*E  X  X  X  ?)  a  t  a  .  nach  Miltö  des  IV.  Jhrha.  anter  die  PrS- 
»mbeln  der  Dekrete,  sowohl  der  mit  eö.  ^.  5..  aU  such  der 
mit  13.  8.  eingefnhrteti.  aufgeiiomraen.  und  zwar  entweder  mit 
iv  A:o-/6<7ou  oder  ohne  Zusatz  oder  mit  xup:a, 

Zuentt  erxclieint  ixiO-rpia  tj  A:ov6aou  in  CIA  IV  2  p.  41 
u.  ll&l)  (vird  Ol.  109.  3  gesetat)  lin.  b  [ijxx^^npla  £y  A-.lovi- 
ocu],    bloßes    ixytXrjaia  p.  4&   n.  123b    [6ic]!    Ilu&oc^^Äo-j  dEpx- 

(Ol.  Ill,  1)    ^ ixxXrpia äSo^«-'    ^    fJcj^t    x«i  t$ 

m\iif],  mit  xup:x  U  1  p.  98  n.  230  (vgl.  IV  2  [>.  49  n.  163b) 
[ini  KT^.xXirMi    dtpx-]     Ol.   111,  3  —    —    fixx5.7ja]ta  xupia 

Der  Zweck  der  neueo  Präambel  wird  der  gewesen  sein 
die  wtobtigerea  VolIcsTCTSDnimluDgeQ  (txx3i.  £v  Aiov..  SxxX. 
xüptat)   von    den  gewShnltchen,    in    welchen    mindnr    wichtige 


Jbrh.  nicbt  aa  Urkniiieo  mit  U.  3.,  die  <leu  V'«rk«hr  mit  dem  Au»- 
larido  lielmlTcn.  Un<i  was  An»  Kc»thKlt«n  au  .\lt«n  bfttrifft ,  »o  hatte 
M.  ?.  B.  im  n'.  Jbrh.  einen  engeren  Sinn  »It  im  V,  w»r  nl»0  nicht 
tnebr  du»  alt«.  —  Bilndni»*K  »telbD  eiDeti  Uacbtxuirftcha  dar ;  da  galt 
es  einfMh  suEOftreifeu,  i^iae  MeiaDugaromcbiedenhcit  koanto  nicht  leToht 
entttoben. 

■0  In  CU  II  1  p.  SS  a.  b'i  (BQniliiia    mit  Oionvi    dem  XU.    103.  I 
S68/T)  faftt  Kohler  \U.  S.l  Be»»tH;  Harlel  KUBfftf«.  %■  t]  for.    Atu 


ÜB.  7  9t96]i»«i  t^  eVjMlvl  liUt  »ich  iUlerdi« 
"m  Vorxag  Tttrdiene 


BKbt  mit  Sichorhnit  fol- 
gern, daQfie.  2.J  deu'VoKBg  Tttrdiene.  A£.-t  nach  Hartelt  Vonehlag 
würde  {&»£■  dem  ictnAt«  vorangehn  und  damit  eine  ungevShDliche 
Abfolge  entet«hui  ««an  19«{«  di«  [{«ihe  der  Pi-)Unil>(<>n  nicht  hcj^innt, 
komut  ihm  der  vorkbiti«  Pl&tx,  Atr  vor  »'.st  eu.  —  KinMi  nohera  Bis 
|cf(  liefaxt  erat  diu  III.  Jhrb  .  II  I  p.  1&8  n.  3Si  (Bflndnii  tuil  SparU 
vor  dem  ebremonideiachea  Kriege)  lu.  6  t<«£iv  -«^  ^Mf- 


«£8 


A.  Uonmaesi 


Stielten  vorknmen  (IxxXijtrfo:),  zu  dcbdid«].  ka»  IS.  ß.  8.  und 
H.  S.  war  dartlber  nicliU  zu  «iitnehmen.  So  wini  deon  Deben 
dem  aUablichen  ISo^e  sehr  b&aGg  auch  noch  ixxXi^a  luige- 
trolTen.  Manche  Bednktore»  liaben  indes  iv-xkipta  fllr  flbet- 
flltBsig  ueben  eSo^e.  einige  auch  ISo^  für  UberflOaaig  neben 
ixxXijoioc  (ß&UA-})  ev  ßouXeuTi]p;<|))  gehalLeu.     8.  u. 

Ftlr  dio  OrtfibmtimmiiTig  cv  At^ivjasu  ^ebt  es  aas  dem 
IV'.  .Ihrh.  außer  der  schon  citicrten  Numntcr  nor  noch  zwei 
Belege:  IV  2  p.  59  d.  I85b  und  II  1  p.  80  n.  17ä,  wo  mit 
Ad.  Hi'usch  ^xx^7]oia  fi]v  [Aiovüaou]  za  seinen  ist.  Das  spir 
ter  h'äufif^e  sxxX.  iv  i<f>  &EäTpi(>  ist  ans  dem  IV.  Jhrfa.  mcht 
aicbcr  nachwutsbar'"). 

'I'j  S  0  ^  6  V  X '{)  p  0  u  X  '0.  Katsdekrele,  d.  b.  noabhftiigtge 
WillRnfläußcnin^n  dee  Ttutes,  darch  die  der  Offenstand  end- 
gühij;  zur  Erlfdiguuj^  kam,  bat  da«  V.  Jhrh.  noch  nicht  ge- 
kannt, vrenigHtens,  soweit  aus  dur  t-lpigraphik  za  ersehn,  aicbt 
piibticiert.  Aua  dem  IV.  .Jlirh.  [rit^ht  es  etlichfi  BescfalOBe, 
die  kein  iS.  ß.  Ö.  oder  io.  c.  od«r  sonst  einen  auf  den  Deiu^ 
fllhieodeu  Ausdruck  bieten,  aoodero  durch  lio^ev  z^  ß«^^| 
ßcüÄ^j  iv  ^ouXey-njpi^,  SeSö^iJat  {i^Yi^f'.i^xi}  t^  ^ouXf,  ohne  nach- 
folgendes tsy;  Kpoiöpcu; ,  unterschriftlich«  ^  (äcuX^j  lUs 

KttUbe«:liIÜ3»e  erkennbar  riud'*).  Der  frühest«,  IV  2  p.  t 
n.  5d,  ist,  wenn  die  JSrgSnsung:  ['Apt-rtolxpätij;  ^'fp[)(e]  ra- 
trifft,  aiM  dem  Jabrc  »5,  'i  399^8 :  lin.  4  \i5oiev  -t^)  ^ouX^. 

In  der  tvpigraphik  d«s  IV.  Jhrhe  er*eheinea  auch  tlatf- 
bcscblttsso  als  Beilagen  za  BescUtn«s«n  de«  Volks  oder  dft 
lutea  und  Volks  nnf  demselben  Stein;  3  Fälle.  Diese  Be- 
lagen sind  bloßo  GiitAcbt«n  d«8  Kat<«  (np&ß&uXe>j}iatToi),  di« 
noch  die  Ekkleeie  zu  passieren  hatten  8.  o.  S.  519,  14.  So  ist 
IV  2  p.  44  n.  128b.  (Ol.  Ill,  1  336,^5)  dns  mit  [E3|o€«v  ^ 
ßsuÄj)  eingeliUlirte  zweite  Dekret  das  Probuleuma   xu  dem  mil 


■*)  Von  II  1  p.  415  u.  t99  b  l&Ot  »idu  Mo  Gebmucta  maehen.  ak- 
schon  da«  I>okret  tob  Ol.  116.  2  ilV  IS  dntiert  und  [IxxX.  tv  t^  9«1)- 
iP9  univeifelbafl  itt.  Bm  Migt  dta  Schrift  d«t  Hl.  Jbrfaa.  iilalao  nieht 
llftS,  aond«ni  Tiet  t|)il«r  |>Dl>li<n«rL,  and  der  Pnblicator  kfiante  kxA. 
|k  z^  i.  hiDEiiKoKlnt  habeu.     \^\.  Ad.  ReuHch  De  Ainh.  p.  Sü. 

'*)  Von  tlcu  Ki<iiD zeichen  der  tin:tbh&afiigpD  Ueochldue  de*  Batn 
ersoheint  j(«waiiiili<-li  nur  eint;  in  «in  paar  fälloD  indes  erBcheinea 
mobrere  ntbeo  einaDder.  t.  H.  IV  i  p.  44  n.  12t)  b,  1!  (?.  tv  MvJLaK)!]^!^ 


FoHna]i«n  dar  Doknto  Atbens. 


523 


I 
I 


ixvXtfiia  und  iSc^sv  t^  ^cuA?,  xaJ  -t]t  [^Jiij»]  oingefilbrten 
dritten.  Wie  diese  Beilagen  nicht  zxi  unserer  auf  Unabbäugig* 
keit  ron  der  Ekklesiu  b«riiheuden  Kategorie  zu  zieb«n  nni,  ao 
giebt  aicb  auch  die  Abhängigkeit  in  ein  paar  Fällen  durch  eäv 
xacl  T(^  ^[Ki)  Sox'^  kund;  so  II  1  p.  40  q,  89  (Proxeni«,  [OL  1U6 
S&6/21).     Hi«roach  bleiben  unserer  Kategorie   15  Delcrete ""). 

Die  Gegenstande  der  iinabbungigen  Ratiidekrete  den  IV, 
Jhrhs.  sind  uDbedeut«iKl ;  es  bandelt  sich  um  Proxenien,  Ue- 
lobungen,  Einladungen  ins  rrvtanfJnm.  um  Kmenniing  eines 
Herolds.  Daß  aucb  ein  Bündnis  vom  Rate  idbatandig  abge- 
schloaaen  fvordeii  sei,  ist  nicht  glaublich"'). 

Man  kann  vermuten,  dtdi  dii-  Ekklfsie,  Oberbttrdet  mit  Ge- 
Hhäften,  zeitweise  dem  Kate  die  weniger  wichtigen  Hbertragiai 
habe'*).  Das  Athen  dfs  IV.  Jhrhs.  veracbleuderte  seine  Eh- 
rungen. Auf  die  Vorzeit,  wn  das  ganz  anders  genesen,  bin* 
blickend,  beklagt  Demoaihenes  (in  der  Arintükratea  §  196  201), 
daß  man  die  Auweiobuungen  und  Ehrengaben  (t«;  nfLsts  x«! 

Tä; öwpfiäi)    wohlfeil    mache.     In  CIA    IV  2  p.  28  n* 

85  b.  liegen  zwei  BcscblOHSu  vor;  in  dem  einen  vertagt  dei 
Itat,  der  und  der  nolle  Froxcnoa  sein,  in  dem  andern,  dnß  die 
Proxenie  zu  publtcieren  und  der  Geehrte  ins  Prytan^m  ein- 
znladeu  8«i;  iu  beiden  beruft  er  sieb  auf  *den  Beschluß  des 
Vulkee*.  Die  Kkkluaie  hatte  also,  wie  es  scheint,  durch  ein 
beeoodras  Piepbisuiu  dem  Rute  eun-uhl  diu  Ernennung  dee  Pto- 
xenos,  als  auch  die  obJigateti  Hötl  Ich  leiten  Übertragen. 

RpuTavcta(,  Neuerung  des  IV.  Jhrhs.  statt  des  frflher  allein 
ObUchen  1^  SiCvsc    (fuÄi})    enputävEUt.     In    tiechnungsurkuuden 

")  Daß  auch  von  diesen  Vi  einige  BeilaKen  (^vetwn  lind  20  Rat«- 
und  Volksb«uhlfieMn,  die  aaf  ongelebntSD,  ans  nicht  eihaltenoa  PloA- 
tan  uaiiden,  Mi  nifiKliub.  nber  in  keioem  Falle  nachvoiRbar. 

")  In  IV  S  i>.  6  n.  7  h  'Kf.-iyM^t  au|i|uixC«l  «^  'A»iivnfiDV  flSKn 
\i ßa-tXf)  [. . .  if  in»]  erwartet  man  H.  ß.  fi..  aber  fUr  Ksit  ip  tifiif  ift 
kein  FlalK.  Tielleic.lit  ist  su  Hai;eu.  ilaß  dvm  Rat  aufsegeben  sei  fSr 
die  Eidcsabuakiue  Joa  Siliere  fvibsusWltea  und  lÜe  l-!i<lcs«)inehitier  ku 
«rw&lilvii  (l'rgm.  b.  lin.  ä)  and  daU  denwlbs  dieaer  Aufxabe  durofa 
■eia  Otknt  gonOgt  bnbo,  die  Ucbencbrifl  also  nui  üaiei.  nin  den  0fr- 
({aaetaDd  aniadeuLru.  Ob  Hn.  0  [ouiiitix^u;  «Tvai  ''?.f*\y.S^  xal  *A](h]' 
vl*(enc  .  . .]  dne  UiclitiKu  tiiSL,  t*t  wohl  rru|Elioli. 

*M  Der  Rat  wnr  rroilicb  aidit  wttaJKer  QberbOrdut.  Xeaopb.  'A>% 
neAtT.  3,  i,  v^l.  Uuirt«!  S.  I7Ü;  abL-r  dorcti  ilte  Lebi!Ttriii;iini,'  einer  Sache 
'den  Kat  waul  doch  der  MUveriLue  i^tMat«kÖt^pGr  cutUulet. 


fiM 


A.  M  o  »  B  t 


wie  CIA  I  p.  146  o.  278  ffini  ^i  KmipowJ«©!;  npurzvK«; 
Seuti[pa;  npujTovciKÜsr,;  —  —  ine  £&^ou  dEpx  OL  68,  9 
426/&  bat  mau  die  Prytwti«  scbon  Im  V.  Jfarb.  benfferi>  diei 
im  Eiagkng  Ton  Dekreten  ist  mu  bei  r^  Sftvft  (fM^-)})  hspv 
T<(V£ue  ^ebliebcD. 

[u  dem  Qberacbriftlicb  verwendeten  Einj^aiu;  too  CIA  II 1 
p.  5  n.  y  heißt  et  in  Eö^ouÄtScw  ipx-  (Ol.  yi5.  3  394/3)  ia 
rtj;  tUaev5«)vt^«;  tx-rr,;  TtpytaviuoosT^;  wie  in  den  Il«;hü.-1Jr' 
hundoa  des  V.  Jbrbs.  Formell  fand  diese  Fonuatioa  kein« 
Nacbfolge,  wobl  aber  iahaltlicb,  da  die  Neuerung  fni  rf}c  — 
—  ÄpuTiTrtiflt;  auf  doxwlbs  hinftuskam. 

Diese  erscheint  zuerst  in  CIA  II  1  p.  10  n.  17  iiü  Kft'J«- 

vtKtu    s^.  (Ol.   IIK).  3    378/7) ir.l   t*J;   •|inw>*wvta6|< 

&^oJ(ii};  npuTzvefa;.  Im  Belbigen  Jahre  wird  BQCb  tOv  tt^ 
iSptDV  imtlr^^ev  Ö  d2eva  zuerst  ang<>trolfeti. 

Neben  der  Neuening  blieb  dos  alte  ij  itlva  (<pu^^>  ^-j- 
TäveuE  in  Qi-braach  bis  Ol.  HO,  1  34U/ä9.  Bei(lt>  Pormeo  bie- 
tet ClÄ  U  1  p.  20  n.  5(3,  die  jUo^era  llb«rscbnftli<:h,  die  Ei- 
tere im  Eiiif^nf^;  n.  56  ist  aus  dem  Jahre  Ol.  104,  3  362^1. 
Noch  U<1,  I  wird  npuT.  •llwnherracbeiid  bis  in  sp&te  Zeiten. 

Mituntor  ('rscheint  die  Prytonie  sowohl  iu  der  Uebersebhft 
ab  im  Eingang,  in  J4<nor  mit  Ordnungszahl,  in  dia»em  simpel; 
B.  u.  S.  536. 

Als  Selifoheit  ist  xu  notierfln,  daß  in  11  1  p.  15  n.  27 
lnfuiKveuE  vermißt  wird. 

Durch  eine  mit  Ordoungssahl  rersohene  Prytanio  ward  ein 
bestimmter  Bruchteil  des  Jahres  ßxiert,  sIho  «ine  Zeitb^tim- 
mung  erxielt,  dnlitir  der  neuen  Form  du  zeitliche  £;it  zukam*'): 
der  Angab«  des  Jahres  durch  inj  loO  $tCvo{  ^x-  i^bluQ  sie^ 
cnt  z-fi;  lii-toi  (ffuXf^;)  r.p^vrfi^  «UTEfKc;  xxX.  icpuiaviüt;  an, 
wie  der  Teil  dem  Ganzen  sich  aoschließt. 

Ein  so  und  so  vielter  Tag  der  so  and  so  viel- 
ten  Prjrtanie  ist  zuerst  nachweisbar  aus  Ol.  103,  1  ^9/7, 
wenn  der  Arcboii    dieses  Jabrea  richtig  eingesetzt  ist  in  tl  1 

**)  DlaLbi  di«  OrtlauiigNxahl  wes,  m>  wird  auch  von  kxl  kein  Oe- 
brauch  oeuaebL  Danach  iit  denn  da«  aberMthrifllicli«  ([ni]  t%z  'Eft- 
rx>]i(Eterc  tcpuux&o^J  li  1  p.  31  n.  &7  anB&lli^.  ~  Üb  dw  in  IV  2  ff. 
VO  befolgte  Taracblii«  falofi  die  OrdnaagKC^  tu  MUen  da«  Beehto 
Ueffe,  ui  Mhr  frugttob. 


mroaU«n  der  [)«)[Tet«  Atbeos. 


525 


I 


I 


I 
I 


p.  23  n.  52  [itd  NauotYivjou«  c^xf^^^C  •  •  -  C  K]fnrtTv[ifÄ;  % 
.  .  .  eTpajtjftäxeoEl  .  .  .  rffi  7tpu]Tave£a| ;  . .  -J;  ein  Ordimüe 
muß  den)  «raten  nie  dem  icwciUiu  tzpuxtxitiai  voruigegangRn 
min.  In  den  Kechnungsur künden  finden  sich  weit  ftfliier  ge- 
ziblte  Prytaiiien  mit  Prytanicntag,  x.  R  CU  I  p.  U6  n.  273 
Tp;-^  SÖ3c<  iid  Tfii    llav[5:ovtS&$  itp-jtavef b; j  tscipiijj  icpuxa- 

Das  rejfelniÄßigL-  '\''()rkommeii  dra  Prytenii-iitagea  beginnt 
eiwa  Ol.  112,  1  üii'ijl;  zwischen  der  ersteu  X&chweinbitrlceii 
und  dem  Beginn  den  regelmäßigen  yorkoRiinen.s  liegt  also  «ine 
längere  Zeit,  in  der  die  Neuerun^L;  nur  ab  und  an  angetroffen 
wird.  Bis  Ol.  110,  1  340/^9  begegnet  noch  bätilig  das  alte 
mit  Ordnungszahl  nicht  verbundene  und  von  einem  geEiifalt«a 
Tage  fant  nirgends  bcgteitetc ")  i]  Scfva  (^uAy^)  inpuTs^veuE. 
Auch  Dach  int  tt);  Setvo^  (tpuXfj^)  t:^T7;;,  S&utip«;  ktX.  npu« 
'■«ftiai  fehlt  aehr  oft  der  IN-ytnniutitag.  In  IV  2  p.  20iu  59  b. 
und  II  1  p.  54  n.  117  erscheint  zwar  d«r  Pryianicntug,  aber 
der  vorangehenden  Phyle  iat  kein  Ordinale  beigetjpbeii. 

Die  Angubc  der  gczfthltai  Prvtaui«  päcgt  von  der  ilea 
Pijtaiiientoged  i^'etrennt  xu  werd«n,  so  daß  sich  ein  zweima- 
liges npuravsüt;  ergiebt,  z.  B.  CIA  II  l  p.  84  u.  182  [enl 
Kiif-to5vpov\  dEpX-  (Ol.  114,  3  333/2)  irtl  l^fi  .  .  i&a   t]?--»ii 

npuTavc{tx;  | UiMvcItdtvof;    e^Sä^    in!   Sinai,  'Kt^]  Md 

;pia[x53T?|  tyjc  «p»ta]v<;«;.  Unmittelbare  Verbindung  der  Pry- 
tanie  und  des  Tagea  ist  eelten  "). 

Monat  und  Honatstag  vor  dem  Prytanientagc  eia- 
geaetst,  so  daß  sich  eine  doppelte  Bestimmung  dee  Tagea  er- 
giebt.  Von  den  sichärea  Belegen  ist  der  frflbe«t«  aas  Ol 
110,3  S3Ö/7,   CU  Ul  p.  56  a.  121  [tni   X«cpü>v]5i[w]  äp- 

Xc(vr9i öapTTjX(tö[>vs;  . .  .]i  frtj;]  wpvtove!«?.   Ein  Vor- 

komnioa  in  Ol  109,  S  oder  gar  in  1U5, 2  iat  weniger  sicher") ; 


**)  Nur  aaiganoEnineD  CIA  U  t  p,  &4  n.  117  (C«]xpor;t[e  itt^ntniM^, 

"*)  Nur  in  H  l  p.  51  n.  117  und  mit  Kr»p»rwn|f  eine«  »^t>Tavii«5 
in  IV  2  p.  40  n.  lU  b  lifA  tiV;  Aiy-xAlhi  ftjiwiijs.  -i^^Sptlg  •■■^i  «puiivM««JI 

••)  POr  CIA  IV  2  p.  41  o.  IUI)  .  .  .^Bv«   i »  iwl  &txi[t5 

^4^  Kp9iayitK([  wird  d«r  Arcbon  Sottgim««  Ol.  lOfI,  ;i  Uifl  ««rmnbet, 
docb  itt  <lei  >ftEnG  wL-ggcbrocheu.  Aebolivli  steht  e4  am  tV  2  p.  32 
D.  ööb  (Iviji  X(«|i  1»!*»,  ij^tiinl  »(*'  tpstxoari  tJ^  npcivtC«];.  atwh 
hier  ist  der  Ar«boa  Euchkriato«  01.  1Ü6,  2  3S9/9  kaajektaiAl. 


_  A.  Hommieiii 

doch  auch  w«na  die  menolofn^clie  BeeHmmnng  schon  »as 
105.  Oljmpiadc  -iu  acceptieren  ««jd  sollt«,  bliebe  bestehn,  lUß 
dieselbe  später  ah  die  prytAiiiseli«  Qblicb  wurde. 

Doppel bestimmimg  dos  Taftes  kennt  schon  das  V.  Jbrh.. 
jedoch  nicht  in  Dekreten;  su  in  ClA  I  p.  88  n.  189  (Rechn. 
ürtunde,  vermutlich  Ol.  92,  4  Archon  DiokUs)  z.  B.  i^ctulij 

Vorläufig  nun  wird  der  HonataLAg  und  Oberhaupt  die 
Be»limmuDg  des  Tnges  noch  mitunter  weggelassen;  bald  aber 
U5rt  das  Schwanken  auf,  schon  in  der  112.  Olympiade,  na- 
gt^rälir  (rl«icli-/«iti||;  mit  dorn  Beginn  der  regeltnilßigeu  Selzung 
de«  Pryliinientiiges  wird  ituch  die  de«  Monates  und  Mc 
taifes  stehend. 

Doli  ein  M^inatntag  ohne  PrytanienlAp  vorlconimt, 
selten,  IV  2  p.  44  n.  Iti3  b.  —  Etwas  häuSgur  in  der 
graphik  de«  IV.  Jhrbs.  ist  der  Fall,  daß  bloß  der 
gliche  Tagnam«.  nicht  auch  der  Monat,  augegebeu  wird;  ao 
in  den  drei  Dekreten  aus  Ol.  111.  1  und  2  S8(J/4,  CIA  IT  2 
p.  44  n.  128  b  und  in  p.  50  n.  179  b  au»  Ol.  113.  4  325/4. 
AU  die  Zasetzung  des  Honal«tageii  neu  war,  kannte  oebcn 
der  gndblten  Prjrtanie  der  Monat  entbehrlich  scheinen. 

In  CIA  II  1  p.  84  n.  181  ir.l  Kr^yiooSipoo  4p>;c[/To;  (OL 
lU,  i,  823/Ä)  fc:it  xi);  'lKr,ii\dti>nltw;  xpö)!?;;  np-jrat[vt(atc  .  .] 
—  —  pExaiojtpoHöyoJc,  ivSaxifing  Tf,?  upuTaviff»;)  »clieint  ein 
ev5fx.ixT^  und  zwar  das  den  Monatstag  angebende  geapart  tn 
•eön. 

Der  Monat«tag  wird  gewöhnlich  our  mit  svioem  kalendari* 
ficlien  Namen  angegeben;  doch  kommt  ea  ein  paarmal  vor,  da£ 
der  Käme  pracisiL-ri  ist  II  1  p.  81  n.  175  (wird  112,  2  SSl/0 
gesetzt,  unsicher)  [vrrj  xxi  v]ta.  iy^QV-^tf,  p.  105  n.  247  Ol. 
1 18,  3  306/5  Mouvuy.iö^o;  ev^J  ««i  ''^  tfißsÜf«]»,  p.  1 12  n.  263 
Ol.  119,  2  303^2  Ijtip&yfjpiavo;  v/\,  v.[xi  vi]y  np^jispa,  von 
welchem  tage  auch  n.  264  dnliert. 

Bestimmung  dea  Jahres.  \'ou  den  drei  vorea- 
klidiscben  Formen  verschwindet  die  weitläutig«tc :  irdfifiPm- 
^"^ii  i  6  Silva  Rp/Uto;   ix?*^V^^*^^  schon  im  V.  Jhrh.     Die 

")  Also   da«   iirjUaiicIiB  Datum    voran:    m  den  Dckieten  des  IV. 
Jhrlit.  folgt  ea  dorn  luenologiBcheii  nach. 


fotmaiUsa  dM  DekMt«  Ath«iu. 


527 


I 


I 


I 


e  Form:  6  StWa  i]fYt  vriri  im  ÄnfiuiK  des  IV. 
elimuchU  doch  gelangt  neben  ihr  die  luit  irr.  gebil- 
dete :  ejti  Toö  5e:vo(  äpX'*-*;»  welche  in  den  Dekrtitfii  des  V. 
Jfarha.  noch  sehr  wenig  Torkommt,  iiunier  hSuliger  xtir  An- 
wendung, und  bald  vordrängt  sie  das  alte  i^PX^  volliitBadig. 

Fllr  Tjp/.e  im  Eingang  von  Dekieten  Imb«n  wir  t-lhche 
Belege  aus  Ol.  95  400/396.  Ol.  96  und  9S;  Ul>erscbrifÜicbee 
ilpyt  erscheint  aweiinal  in  der  98.  Olympiade.  Nach  Ol.  98 
Sä8/4  kooioit  fipys  nur  noch  Ol.  102.  A  und  107,  4  vor.  Wie 
das  aussagende  ^  Ör^va  (fuH)  ^Tt^ticxveue  abkam  und  einer  For- 
mation mit  irÄ  wich,  so  kam  6  SeEv»  iipyt  ab  und  wich  dem 
int  "tcö  SeEv^^  äpy/'''-frJ« 

Die  jQugerc  Form  ist  im  Anfang  de«  IV.  Jhrhs.  nooh 
Ki'lteoer  als  ^if/t,  doch  ändert  eich  das  bald;  abgesehn  von 
den  beiden  sporadischen  Füllen  ans  Ol.  1Ü2  und  107  wird 
i^fiyt  TOD  OL  99  ab  nicht  mehr  angetroffen  und  daa  Jahr  durch 
int  —  äpy9vx9%  bestimmt  In  Üeberwhnft4!ft  eracbeiDt  die 
jangwe  Form  bis  Ol.  lOÖ  **^,  weiterhin  nur  in  Kingtogen. 

Dem  Namen  des  Arcboue  wird  in  Dekreten,  ma^  er  Qber- 
schriftlicb  oder  Eingangs  Torkommcn,  Nftbcrcs  niciit  hlnzage- 
ftlgt.  Das  IV.  Jahrh.  bietet  inde«  doch  eine  Ausnahme:  in 
IV  2  p.  II  n.  25,  2  liegt  einp  Überschrift  vor,  di«  den  Ar- 
chen mit  Demotikon  nennt:  | 'Aptjtt&xpstTT);  ÄCtr^^vcu  Kc^Ise- 
XijH-*  EYp.]  Eüf^suÄtSTj;  (-iqXsyafv.o,-  f,p[x«v].  Ol.  96,  8  394/3. 
Da  unter  den  Vorgängern  kein  KiibulJdes  ist,  kann  'KX&im'vto; 
niebt  zur  Untertfclmdung  von  einem  gleichnamigen  Arcbon 
gcsetxt  sein.     Vgl.   PhilobgUü  LXIII  8.   173. 

Schließlich  sei  noch  bemerkt,  dafi  die  Weglaimang  des 
Archons  im  tV.  Jhrli.  seltener  ist  als  im  V.  und  daß  dieselbe 
auch  im  Laafe  des  IV.  immer  weniger  vorkommt,  um  dann 
ganz  aufitiibCfren. 

'E^papiiäteUE  igt  nicht  wie  ^pyi  und  hcpui^veue 
durch  ein«  Bildung  mit  iiii  verdrängt  worden.     Denen,  die  in 


**)  Dai  Torlcomtnea  in  Doliorsc'lirifleD  wftre  noch  i^inif^  Jahr« 
weiter  S«  erttreckec,  wenn  CIA  II  I  f>.  43  n.  lOö  in  Ol  Il)7.  1  (fnrftn- 
80n)  oder  )D  107. 2  (U.  KObleri  tu  setxen  «ein  lollU.  Doch  iit  die 
8etj!an|{  vniiichtir.  0.  V  Hill  v^rmub^t  Ol.  99.  1  Arcb.  Diibephes 
(Berl.  |>bil.  Weebcaichr.  190U  Nr.  ST}. 


S28 


A.  Hammaeii. 


d»m  Scbr«ib«r  «ino  ZdtbeetimmunK  aeha,    ist   du 
Vgl.  o.  S.  515. 

Dos  UerkotDuea  das  V.  .Ilirfas.  den  Schreiber  bloG  toit 
sflineiu  N&meii  anzugeben  wird  ioi  IV.  noch  mancbm&l  befoli^ 
Die  «npräcisitfcten  8clireib«ruaiui'Q  arstreckL'a  sich  bis  01. 115, 1 
320/19;  hSafiger  indes  begcguon  Bie  nur  bis  1U4,  2  363/2, 
weiterhin  nur  sporadisch  (106,  I,   HO,  4,  115,  I). 

Di«  näcbätjOagore  Stufe,  Zufflgiing  dtw  DemotiJcona,  kotnnt 
vi«  am  Knde  des  V.  JbrhK.,  k.  o.  S,  510,  m  auch  im  IV.  D«bni 
der  bloßen  Mennaog  dea  Schreibers  vor  bis  104,  2  StS^i. 
Nach  diewera  -Tabre  nur  noch   115,  I. 

Dit>  jQugBt«  Sluf*>.  Vattfriiame  und  Demolilcon,  beginnt 
Ol.  96.3  394/3  und  reicht  ran  da  an  durch  diu  ganiiQ  IV.  Jhrh. 

Es  sind  also  bis  96,  2  diu  älteste  Stuft-  uad  die  nftdiit- 
jOngere  neben  einander  in  Geltung.  "üO,  3  koiumt  die  jtti^fte 
Stufe  als  dritbü  hinzu.  Ali  Endjahr  des  NebMUfinand«!«  der 
drei  Stufen  kann  niau,  wenn  abzuaehn  ist  von  sporadiscliem 
Vürkonimeu.  01.  104.  2  363/2  betrachten.  Streog  gvnoiiuiMn 
hebt  die  ADeinberrsohaft  der  jthigsten  Sfaife  allerdings  eist 
nach  115.  1  HO. 

EioQ  vierte  Stufe,  Vstername  ohne  Demotikoti,  aiifztutel- 
len  kann  CIA  II  1  p.  8-i  n.  181  IrJ.  Kr,?ioc3wp'-u  4px.  (114,  2 
.123/2)  [ir.l  Tf,;  'lTC7[o]i^(i)VT£5o;  itpib-n]:  Kpux.  [t  •  ■  ■  ■  n]u&o- 
So'vpo-j  lyp'!*!'^'^'-'-!^]  nicht  reranlassen.  N.  181  atelU  ein« 
ganz  ainguiiireu  Kall  dar. 

Wenn  der  Schreiber  zveinuil,  in  der  UeberNchrift  und  in 
Klngaug.  vorkouinit.  so  wird  der  überschriftlichen  Nennuag 
nicbt  selten  N&lieres  binzugcfUgt.  ».  n.  S.  53G. 

Dekrete  ohne  ifp.  sind  nicht  biiufig.  Im  letxten  Menschea- 
alter  drs  IV.  Jbrhs.  trifft  man  4  Fälle  der  Weglassung  an. 

Der  TagosTi>r»ti>Qil  wird  in  den  Praskripten  altem 
Zeit  stet»  durch  6  Se'.va  Er:£oiace:  angegeben;  von  swat  Bpi- 
statm  ist  im  V.  Jhrh.  keine  Spur.  Ariatotelca  'Ad-,  nok.  44, 
das  Herkommen  des  IV.  Jbrba.  darlnjend.  lehrt  una  eine  dop* 
pelte  Eptatasie  keimen;  den  Inhaber  der  einen  nennt  er  s>c- 
mänji  tAv  Rputivewv  und  si^  Ton  ihm,  daß  er  neun  Pro- 
cdren,  je  einen  ans  den  nicht  zu  seiner  Prytanie  gehörigen 
Pbjleu,    und  aus   den   neun  wiederum  einen  Epiatatos  erlose. 


formAlien  in  Dtkntt  Atheiu. 


52S 


I 


»at  ncUiv  i%  »ÜIUV  intyiar^  {vec,  so  da&  wir  diesen  zweiten 
(mit  BuBolt  St.  und  Uechtealt  *.  S.  250)  iniorörrj;  x&v  npo- 
i&piav  nennen  künoen.  DaÜ  dies  Erlösen  eiues  zireit«n  Epi- 
«lateü  i-iue  Ni-ueniug  da-*  IV.  Jhrlis.  war,  ist  aus  der  Epiffru* 
phik  dieser  Zeit  za  entnebnieo;  an  Stolle  roa  l  SeiVa  eneQTx- 
tn  tritt  lOv  npoeSftav  sne^jtpcCBv  6  Seiv«  «uf,  luierst  Ul.  100,3 
378/7.  CIA  II  1  p.  398  n.  17  b  [löv  n)(>ai5(x.)v  i^K^^Y\lt 
HavtdcpsTof;  .  .  .]!'>;,  und  diet«  Formel  wird  fortiui  gebraucht, 
doch  nebeii  ihr  eradieint  bis  Ol.  LOS.  2  (CIA  IV  2  p.  41  n. 
Il4c  [itii  Ily&'oSiTOu  äpX-]  —  ~  [X»ptx]?.<t5ij«  IInucvtE*>c 
[IsestKTE-.])  die  alte  Fonnel,  aber  o.  Zw.  niclit  mebr  itu  alten 
äiune,  sondern  =  töv  r^Ul^ta-/  ir-i'lrfjip'.^v  ö  Siiva,  Die- 
se« neuen  Ausdrucks,  der  den  aus  den  nectribulen  Proodren 
erkorenen  Togeavorstaud  deutlich  bezeicbnete,  hat  man  sich 
von   Ol.  1U9,  3  an  auschlietilich  bedient. 

Was  die  KufUgung  roo  Näherem  (Detnotikon,  Vatemamc) 
angeht,  so  bleibt  o  Setva  intmizt:  bis  Ol.  98,  2  387/6  bei  dem 
alten  Modus  (Nennung  bloß  des  KiKennamens),  der  bis  dahin 
allein  herrschend  gewesen  sein  mag.  Ol.  98,  3  erscheint  es 
zuerst  mit  Demotikon,  anfangs  neben  dem  zosatzlosen  Ausdruck, 
der  mit  Ol.  106,  3  Terschwindet.  für  Vaternamen  und  [)e- 
motikon  bei  ö  Stita  enssräTi:  giebt  es  nur  schwache  und  sel- 
tene Belege").  Nach  Ol.  109,  2  343/2  wird  d  ^^^a  iwora- 
Tc:  nicht  mehr  angetroffen. 

Der  jQogere  Ausdruck:  cfilv  icpoeSpuv  6  Seiva  Ensdi^ft^Ev 
hui  gleich  bei  seinem  ersten  Erscheinen  O).  100,  3  378/7  daa 
Deoiotikon  und  ein  Menschen  alter  hindurch  kommMi  beid« 
Ausdrücke  mit  Oeiuotikon,  der  jüngere  wie  der  ältere,  neben 
•inuder  vor  (Ol  100.  3—109,  2).  Zu  beiden  Zu^tzen  ge- 
langt T<bv  iif>o£5pii)v  i^ze^'^f'J^  6  Seiva  schon  Ol.  103, 1  308/7. 
doch  ?or  Ol.  118  nur  sporadisch,  erst  von  118,2  au  fester. 
Fast  das  ganze  IV.  Jhrh.  hindurch  ist  daneben  bloßes  Demti- 
tikon  in  Gebrauch,  erst  von  den  Schlußjahren  an  triumphiert 
die  Setzung  auch  des  Vaternauions.  — 

**)  CIA  n  I  ]>.  407  B.  S7b  nni)  p.  44  n.  107.  In  beiden  Nnamern 
hiuid«lt  u  lioh  Dtn  die  AunUaiifc  von  tOekea ;  und  in  n.  107  igt  tli« 
Lflcke  nach  dem  D«8>oti]coD,  bo  dsü  dnrch  EinaeUnng  dv«  V&Mniani««« 
die  unerb&rt«  Abfolge:  1.  Uemotikoo,  2.  Vatarnaae  entatdado.  Tgl. 
Hiutel  S.  17. 

ruioioff«»  I.SIV  <N.  F.  xvin>, ».  84 


g<tO  A.  HommBen, 

Der  TageaToi-staDd  bleibt  alao  zusatzloa  (1.  Stufe)  oder 
nimmt  das  Demotikon  (2.  Stufe)  oder  Yateniamen  und  Demo- 
tikon  (3.  Stufe)  hinzu,  so  daß  von  den  drei  VerBcfaiedenheiten 
keine  fehlt.  Betrachtet  man  aber  den  mit  t&v  npolSpwv  eii£- 
tpfjcptCev  Q  Sttva  bezeichneten  Tagesvoratand  ftlr  sich,  so  giebt 
es  für  diesen  nur  die  2.  und  3.  Stufe,  die  Anfangsstnfe  fehlt. 
Aebnlich  steht  es  mit  der  alteren  Formel;  nur  die  1.  and  die 
2.  Stufe  sind  gut  und  reichlich  belegt,  s.  vorhin  S.  529,  29.  Um 
also  die  drei  Verschiedenheiten  vollständig  zu  erhalten  muß 
kombiniert  werden.  — 

In  der  letzten  Hälfte  des  IV.  Jhrha.  und  über  dasselbe 
hinaus  zeigt  sich  eine  Erweiterung,  indem  ZQ  x&v  npoiSptav 
iT:et{i-fj!pt!^EV  6  Selva  noch  xal  au[tTrp6£Spot,  seltener  bloß  au}inp6- 
eSpst  tritt,  letzteres  mit  nachfolgenden  Namen  der  Sympro- 
Sdren,  denen  stets  ihr  Demotikon  (nicht  auch  der  Yatemame) 
zugefügt  ist").  Von  den  aufs  Jahr  sicheren  Belegen  ist  der 
früheste  aus  Ol.  115,  3  318/7,  CIA  IV  2  p.  65  n.  231  b,  1, 
vgl.  II  p.  89  n.  193.  Ein  nicht  wenig  älterer,  circa  Ol.  111 
336/2  zu  setzender  Beleg  für  ou[iTcpöeSpoc  mit  nachfolgenden 
Namen  ist  II  1  p.  98  n.  230,  2  "). 

WeglassuQg  des  Tagesvorstaods  kommt  im  IV.  Jhrfa.  drei- 
mal vor  "). 

Die  Zusätze  (Vaternamen ,  Demotika)  angehend,  ist  aus 
dem  Material  nur  so  viel  festzustellen,  daß  den  Namen  der 
SymproSdren  überall  die  Demotika,  aber  keine  Yatemamen 
beigefügt  sind.  Der  imi^i%m  ist  in  IV  2  p.  77  n.  269  b 
nicht  bloß  mit  dem  Vaternamen,  der  erhalten,  soadem  auch 
mit  seinem  Demotikon  angegeben  gewesen,  hat  also  hier  vor 
den  Symproedren  etwas  voraus.  Anderswo,  z.  B.  11  1  p.  101 
n.  236  mag  dieser  Vorzug  dem  iTtttfii^cpt^tüv  nicht  eingei^amt, 
also  sein  Name  nicht  anders  als  die  Namen  der  Symproedren 
behandelt  gewesen  sein.     Aber  daß  ihm  jeder  Zusatz  versagt 

'")  Daß  auch  auf  xixl  outtnpöaSpoi  die  Kamen  folgen,  kommt  vor, 
ist  aber  nur  durch  CIA  IV,  2  p.  77  n  279  b  (aus  Ol.  119  3  302/1)  sicher 
zu  belegen.     Von  II  1   p,  4IS  n.  252  b  ist  abzusehn. 

")  N.  230  bietet  zwei  Dekrete;  beide  beziehen  sich  auf  einen  ArcMp- 
pOB,  und  n.  280.  1  iet  aus  dem  Jahre  des  Kteaiklei  111,  8  834/3,  wie 
eine  Vergleiehung  mit  IV  2  p.  49  n.  163  b  ergiebt. 

■')  III  p.  5  n.  a,  IV  2  p.  14  n.  49  und  p.  39  n.  lIOc. 


Ponnulien  der  Dekret«  Alrhena. 


531 


I 


aIso  zarOckstani]  bintor  den  Sjmproedren,  wie  nach 
der  Andeutuug  im  Lückcuuiufantre  iu  I[  i  |i.  98  n.  23  b,  2 
d«r  Herausgeber  (^meint  xu  haben  uhetnt,  ist  sobwer  za 
glaube». 

Der  Aiitragstellor  wnH  in  den  epigraphiscben  De- 
kreten, wie  im  V.  Jhrh.,  sn  aiicli  in  der  Folgeswit  ausiingend 
mit  zirK  »iif^egebdn.  Lysias  brnticlit  P^i^vt?  vom  Äntragsl«!- 
1er**).  Andere  geben  »eine  Tätigkeit  durch  ypi^Etv**);  auch 
wird  Xi-fv.v  mit  •(piff.-j  verbunden  "). 

Pi^isiert  wurdo  der  Name  erst  in  der  Mitte  de«  IV.  Jlirhs. . 
Bisher  hatte  onu  nur  die  für  das  Ztistandekcininieu  des  De- 
krets tätig  geweseneu  IWaiteu,  Schreiber  uud  Tiigeavorstaod, 
der  ZufOgiing  von  Näherem  gewürdigt ,  mithin  den  Arcbon, 
weil  er  nicht«  fUr  das  Diskret  getaji,  den  Antrf^!«t«lter,  weil 
sein  Zuton  kein  amtliches,  ansgeschliMMen.  Davon  abgehend 
und  «rwi^end.  daß  der  Aatragstellei  Urheber  der  Dekret« 
war,  fing  man  ati  8t>inen  Namen  genauer  zu  bestimmen,  auch 
nach  ihm  Dtrkrcte  zu  eitleren.  Di«  frtthenten  epigraphischen 
Belege  sind  aus  Ol.   107  352/48;  CIA  [V  2  p.  34  n.  107  [ii:! 

KaÄ]I[t)iiä/.olii  äffx-j  (Ol.  107.  4) I'Äp7.t5*)J«>«  'Ap[x:oJu 

[na;|3[v]:3»j;    [eiray}   und  p.  30  n.  104a  (OL    107.  1)   [ivja- 

To[u;] "},  Die  Nennung  des  Antragstellers  im  Eingang  ist 
fortan  begleitet  von  Vatt-rnamen  und  Dcmotikon  '^),  er  ward 
in  Betreff  der  Präcisiernng  den  ISngst  sich  derselben  Klrfrenen- 
dci)  gleichgestellt;  man  ließ  ihn  also  die  mtUlere  Stufe  Über- 
springen nnd  bewilligte  ihm  gleich  beide  Zusätxe. 

Wenn  mehrere  za  einander  gebSrige  Dekret«  auf  einem 
und  demselhen  Stein  rereinigt  sind,  so  hut  mitnoter  bloß  das 
erste  die  zur  Beglaubigung  nntigcn  Praumbvln  und  wird  ber> 
nach  eine  Minderaihl    von    Präambeln,    da.ruater   elnsv,    auch 

*>)  Ly«ia«   lä,7<2  und  »1,  27. 

**)  Detnoitli.  1&.2&,  gft«r;  hiiaUiU'A».  KiX.  U,  li  Platarch  t>«rIklM 
SO,  ^rtor 

»)  Dflino^tb.  IR,  ^:  Ptutnrch  Alkib.   X'^. 

**>  Nocb   dem    Anlriia«teller  Qitint   auch  D.'incMth.   IS,  87  Xlyt  pet 

*')  Der  «OD  Flomrch  Domotth.'^  ah«rlii-rwtfl  SpMtven  A>;)ioaUvi}c 
i^lfoalHveoi  Hai-niifJi  xü'  c!«,  don  dtr  bertnueht«  Philipp  auf  d»m 
Lu«h«Bf«ldc  Ton  Cbiran^a  «ang,    mit    dem  Fnfla  d«n  T^kt   itagobend, 

tio.  VOB  -id^fl  abgeeeb»,  mit  dun  dsmaligan  KnriiütUl. 



I 


5S2  A-  Hommiea, 

efnev  allein,  angeweodet.  So  hat  in  IV  2  p.  28  n.  85  b  (Er- 
neuung  einer  Proxenie,  die  der  Mitte  des  lY.  Jhrhs.  zugewie- 
sen wird)  das  Dekret  lia,  1 — 8  als  Eingang  IS.  ß.  inp.  in. 
eyf.  el.,  das  tod  lio.  9  an  folgende  ältere  nur  SS.  ß.  enp.  tl. 
Von  den  fünf  einem  freigebigen  Händler  geltenden  Dekreten 
in  IV  2  p.  53  n.  179  b  hat  das  erste  obenan  stehende  (am 
Ol.  113,  4  325/4)  einen  sieben  Präambeln  darbietenden  Ein- 
gang ;  dem  folgenden  Dekret  geht  ata  Eingang  nur  tl  +^  voran, 
und  ebenso  müssen  die  übrigen  Dekrete  sich  mit  der  Nen- 
nung der  Antragsteller  begnflgen.  Diese  war  unerläßlich  um 
das  Dekret  von  anderen  Dekreten  unterscheiden  und  citieren 
zu  können.     Vgl.  hernach  C  8  und  S.  543,  51. 

Überschriften  bietet  die  Epigraphik  des  IV.  Jhrhs. 
in  89  Dekreten.  Es  ergeben  sich,  je  nach  dem,  was  die  Ueber- 
schrift  besagt,  folgende  Unterschiede. 

A.  Überschriften,  die  sich  darauf  beschränkeu  den  Inhalt 
des  Dekrets  anzudeuten,  die  also  titelartig  sind.  Solcher 
hat  man  aus  dem  IV.  Jbrh.  38,  z.  B.  CIA  II  1  p.  3  n.  3  (Pro- 
xenien  erneut  bald  nach  den  dreißig  Tyrannen)  fünf  Namen 
im  Genitiv,  dann  der  Eingang:  IS.  ß.  iTzp.  tfp.  ^ti.  e£.,  Schrift 
gleichmäßig. 

B.  Überschriften,  die  den  Inhalt  des  Dekrets  andeuten 
und  anderes,  was  sonst  unter  den  Präambeln  des  Eingangs 
vorzukommen  pflegt,  hinzufügen,  die  also  halb  titelartig, 
halb  präamblisch  sind.     14  Belege. 

B  1.  Inhaltsandeutung  und  Schreiber.  2  Belege,  z.  B. 
IV  2  p.  25  n.  73  d  (dem  Anf.  des  IV.  Jhrhs.  zugewiesen) 
eyp.  +'■  'Aßu5T)voE  [itjpö^evot  —  —  Raum,  dann  der  Eingang 
groß:  85.  p.  iitp.  äyp.+l  Abbruch. 

B  2.  Inhaltsand.,  Archon  und  Schreiber.  Nur  IV  2  p.  4 
n.  5d  (Proxenie  Ol.  95,  2  399/8)  ^p.  lyP-'  Genitiv  dee  Namens 
in  großer  Schrift,  dann  kleiner  15,  ß.  iKp.  eyp.  in.  d. 

B  3.  Inhaltsand,  und  Archon.     8  Belege,  z.  B.  IV  2  p.  20 

n.  59  b    Ol.    104,  i    361/0  groß    äp.    oufifiaxf« Raum, 

dann  kleiner  S6.  ß.  5.  inp.  äyp.+i  inj  ■^(i.  Tip.  ei. 

B  4.  Inhaltsand.,  Archon  und  Prytanie,  3  Belege,  z.  B. 
Ill  p.  26  n.  55  Ol.  104,  2  363/2  groß  —  EOepyen]?  dp.  Kput. 
Raum,  dann  kleiner  iS.  ß.  5.  Inp.  ifp.  £ic.'  tl. 


FormalMB  der  Dekret«  Atfaem. 


55S 


I 


C.  Pr&ambliacb«  Dcberachrift-eu,  die  du  BeMblos- 
■cne  nicht  uigehn  imd  sich  auf  Angaben  biischränken,  di«  im 
SingaDg  zu  enchäiueii  pöegen.     37  Belege. 

C  1.  Schreiber,  ö  Selv«  iypaiijiirgm.  7  Btle^,  ».  B.  IV 
2  p.  28  n.  85  b  (Krneuung  der  Protenie,  den  JahrPn  368—360 
wigewiBBOn)  ^p.''"',  woran  sich  ohne  ZwiachenrüUin  der  Ein- 
gang :  ii.  p.  i-ap.  ^Yp.  El  schließt. 

C  2.  Aufschrpiber,  dva^pa-fsü;.  In  3  Dekreten  aua  Ol. 
115,  1  320/1»:  IV  2  p.  5»  n.  192  b  und  c  und  I!  I  p.  89  n. 
191,  geht  Torau  ävotypa^ü;  'Apy^iStxo;  Nacuxpttou  AstpÄrprJ;. 
(in  o.  192  c  mit  Raum),  tu  folgen  die  Pi^mbeto.  noter  denen 
der  Aufscbreiber  nicht  wiederkehrt,  aber  mit  der  Prytanie  wech- 
selnde Scliroibcr  erschv^inen. 

C  3.  Arvhou  und  Schreiber.  8  Belege,  z.  B.  IV  2  p.  8 
n.  14  b  (Belobung  Ol.  98,  4  397/6)  ^5p.  iyp.+',  woran  sieb 
ohne  Rtinni  der  Eingang:  fö.  o.  ^p.  iirp.  iyp,  Ak.  sf.  schließt. 
Die  Abfolge:  1.  Schreiber  2.  Archon  nur  11  1  p.  398  n.  t7b 
nnd  IV  2  p.    11  n.  25,  2. 

C  4.  Archon,  geühlte  Prytanie  und  Schreiber,  2  Belege, 
z.  B.  n  l  p.  21  IV  2  p.  15  n.  5a  (Prajtenie  Ol.  103,  1  S68/7) 
dp,  TcpuT.  hfpA'.  dünn  ohne  Itauni  d«r  Eingang:  IS.  ß.  S.  inp. 
in.  t  iyp.+i  tl. 

C  5.  ÄrchoD.  7  Belege,  z.  B.  IV  2  p.  8  n.  Uc  (Ehrung 
Ol.  98,  3  366/5)  groß  dtp.,  dann  kleiner  iS.  ß.  6.  di:p.  Iz.  i  iypJ  tl. 

C  6.  Archon  nnd  Prytanie  mit  oder  ohn«  Ordinale  6  Be- 
lege. 2.  B.  11  1  p.  27  n.  57  (Kk-ruchen  bi-trcffend.  Ol.  104.3 
362/1)  ip.  [npuiavt-la;  olioe  Ordinale] ;  die  IV  2  p.  20  rorge- 
■chlagene  Brgänznng:  i[itl\  -rt]^  'Epe[x*]rjt5</;  [ivinj;  l?o)5ei» 
xtX.  ist  bedenklich,  dann  ohne  Itaum  15.  ß.  S.  ir,p.  eyp.'*''  ht. 
tt.  —  In  II  1  p.  80  n.  63  ist  ein  Rest  des  Ordinales  erhalten. 

C  7.  Archon,  geitählte  Prylani«,  Schreiber  und  Tag  der 
Prytanie.  Nur  111  p.  25  n.  54  (Ol.  104.  2  »63/2)  groß  2p. 
npuT.  ifp.^*-H  1^(1.  icp.,  Banm,  duntt  kleiner  der  Biogang:  tS. 
ß.  6.  iz. '  fiJ. 

C  8.  Es  giebt  4  Dekrete  deren  UeberHchrin  alle  Präam- 
beln, nur  e:r.E  niclit.  bietet  und  deren  £itigan>;  bloß  in  ifice 
besteht,  i.  B.  II  1  p.  22  n.  51  (Diunys  den  glterm  und  Stihne 
betreffend,  OL  102,  4  369/8)  dip.  7:puc.  irp>'  «pfti.  Kaum,  e!. 


534  -^  Hommien, 

Die  Einstellung  in  die  Rubriken  läfit  sich  nicht  immer 
glatt  Tollzieben,  doch  fehlt  es  nicht  an  Kennzeichen,  die  wenn 
auch  nur  teilweise  brauchbar  oder  nur  teilweise  vorhanden, 
Anleitung  geben.  In  II  1  p.  406  n.  66  b  (BflndniB  OL  106, 1 
356/5)  groß  -^pa^^a-ztöz  +'  I ',  Raum,  daon  kleiner  <j\i\t\iayit 
— -  —  äp,  npuT.  i))[t.  Ttp.  npoi  ■  '  ■  85.  ß.  5.  et  sind  die  süße- 
ren Kennzeichen  unbrauchbar  und  hat  man  sich  daran  zu  hal- 
ten,   daß  a\}^\iMy!.a in  die  Ueberachrift  gehört,    also  n. 

66  b  in   die  Rubrik  B  1  zu    setzen   ist.     Der    R«daktor    hatte 

nach  au^[i.stx^a  —  —  Raum  lassen  oder  Qo\k^a'/!.a groß 

schreiben  aollen.  —  Daß  in  II 1  p.  26  n.  55  {Ol.  104,  2  863/2) 
groß  —  —  eöepTi'c[ig;],  Raum,  groß  äp.  npuT.,  Raum,  dann 
kleiner  io.  ß.  5,  ^np.  eyp.  Sir.  I  d,  die  beiden  Ueberschriften 
als  eine  zu  betrachten  sind,  empfiehlt  sich  durch  den  Schrift- 
unterschied und  ist  notwendig  darum,  weil  dp.  Tcpux.,  da  die 
prytanierende  Phyle  ÖneYs  auch  im  Eingang  erscheint,  mit 
diesem  nicht  kombiniert  werden  kann.  N.  55  gehört  also  zu 
B  4,  Ebenso  zu  beurteilen  und  in  B  4  zu  setzen  ist  II  1  p.  26 
IV  2  p.  19  n.  56,  wo  das  äußere  Ansehu  auf  A  ftthit.  —  In 
IV  2  p.  !.■>  n.  49  c  (Ol.  101,  2  375/4)  ~  Tzp(>U{yo\j} ,  dann 
ohne  Schriftunterschied  und  ohne  Zwischenraum  fltp.  itput.  syp.' 
£7:.  I  eS.  £.  [ei]  ist  das  Vorangehn  einziges  äußeres  Kennzeichen, 
doch  kann  —  npo^6[vou],  eine  Inbaltsandeutnag,  nur  als  üeber- 
schrift  aufgefasst  werden  ;  vgl.  die  Minuskeln  des  Herausgebers. 

Verhältnis  zur  Vorzeit.  Der  S.  532  f.  dargelegte 
Befund  aus  dem  IV.  Jhrh.  lehrt,  daß  die  im  V.  Jhrh.  erkenn- 
bare Tendenz  der  Ueberschriften  die  von  dem  Dekret  zunächst 
Betroffenen  zu  nennen,  Überhaupt  den  Inhalt  titelartig  anzu- 
deuten im  IV.  keineswegs  dem  Bewußtsein  entschwunden  war; 
der  titelartigen  ueberschriften  haben  wir  52,  der  präamblischen 
nur  35.  Die  Mehrzahl  der  redigierenden  Beamten  hat  also 
den  Zweck  der  Ueberschriften  im  Auge  behalten  und  zum 
Ausdruck  gebracht  wie  im  V.  Jhrh.,  aus  dem  uns  18  titelar- 
tige, 12  präamblische  Ueberschriften  erhalten  sind.  —  Auch 
die  Bedeutung,  die  der  Schreiber  als  Exekutivorgan  der  Staats- 
körper in  den  Ueberschriften  des  V.  Jhrlia.  hatte,  s.  o.  S.  516, 
kann  im  IV.  keine  andere  gewesen  sein;  daß  dem  Ar- 
chen, der  Tor  Euklidea  überscbriftlich  selten    und    nur   ueben 


Form  alien  tkr  Dekrete  Atfaco«. 


I 


I 
I 


dem  Sctireiber,  nach  Euklides  liäafiger  und  ftuch  allein  iii  der 
Uebentclirift  urscheiiit,  tui  IV.  oiituntcr  die  Uolle  eines  Ver- 
treter» der  BeschlQgae  nach  außen  zaüel,  ist  Ri<:ht  aozuoehmeR. 
Ill  IV  2  p.  8  n.  U  c  (ßhrung  d«»  OdrjH>rkCnlgH  Ol.  98.  3 
386/5)  ist  der  Archoii  nicbt  dämm  ohue  iSclireiber  groß  über- 
gescliriebcn,  weil  er  di'iu  OdrjmerkÜiiig  dan  BcMhlossene  kund 
machen  soll,  zu  dem  Ende  werden  besondere  BoLscbafler  ge- 
wählt,  lin.    17    [tXw9at   Si   <£]v3|j>a]i   tpttc [otT]:vs[;J 

Halt  man  aber  die  halb  ütclartig,  halb  präaniblisch  ge- 
Htalteten  nebit  den  piüamblischeu  Ueber&otinften  der  Vomeifc 
mit  denen  des  IV.  Jbrhs.  Kuaunmen,  t^o  zeigt  sich  viel  Keues 
bei  den  Bpi^onen.  Von  den  vier  ßubrikca  der  Aliacligattong 
B  sind  nicht  mehr  als  zwei  (B  1  and  2)  im  V.  Jhrh.  nach- 
weisbar und  von  den  acht  der  priiauibliscben  Kluue  C  eben- 
falls nur  zwei  (C  1  und  3).  Unter  den  Hedaktoreu  des  IV. 
Jhrbs.  gab  es  solche,  die  in  der  Ueberechrirt  weiter  nichta 
Huheii  itU  eine  Dekoration  und  dieftelbe  nnf  Kosten  des  Kin- 
gangs  erweiterten,  iadem  sie  zwei,  auch  drui  oder  vier  Prü- 
amfaeln,  ja  oUe  bis  auf  eii»  ßberscbriftlicb  ronrnscbickten  und 
den  Eingang  rtTk{lrzten.  8  Belege.  Das  V.  Jhrh.  bietet  für 
dekorative  Verteilung  der  Prüambulu  iinr   einen  einzigen  Bt- 

leg"). 

Formelle  Abwuichiiugen  wie  der  überschriftliclic  Nominu- 
tir  ;fpftit|taTeü;  in  n.  66  b,  s,  vorhin  S.  534,  finden  sich  sel- 
tener. 

Wiederholung  gewisser  Präambeln-  £s 
fpebt  10  F&Ue,  in  denen  der  Qber&chriftlich  genannte  Schreiber 
im  Eingang  abermals  erscheint,  t.  B.  IV  2  p.  8  n.  14  b  (Ol. 
98,  2  387/8)  llafijiuj^o;  ilhXrfpca  'iilpx'^ü;  i^f.  -~  —  Qa^fut- 
(luftcc  ä[Y]p.  >  Ihnen  stehen  8  gegenüber '*),  in  denen  keine 
Wiederholung   sutttiudut,    ttODderii,    wie  Torhtii    bemerkt,    die 

*•}  CIA  IV  1  p.  10  n.  '27  «  nn«l.  der  Erkttran);  U.  KObler«.  —  ÜftU 
de«  Archoni  Qbcncliriftlichua  Torkommen  und  F«liloii  im  £iii((Mig  j« 
naeb  den  Ziiteu  v«nobi«deTi  ia  beirt«il«n  ist,   ward  o.  S.  Sldlieiuttkc. 

*>)  Von  IV  2  p-  -10  n.  IM  b  itt  kein  tiAbrnncli  xu  tuft«li«n.  D«r 
Schreibentame  erMsheint  in  d»  eriten  Zoilu  mit  klGincrev  St^hrifl,  weil 
er  aus  VerMhn  wcfiblMb  iFouoai-t).  Die  Nicblwiedettiolnng  wird  kIm 
dem  ZufaM  veidankt. 


586  A-  Uommifln, 

Präambeln  auf  Ueberschrift  und  Eiugang  dekormÜT  Terteilt 
sind,  z.  B.  II 1  p.  10  d.  17  (Rechte  der  BOndner  01.  100,  3 
378/7)  groß  äp.,  Raum,  weitläufig  ifp.+K  daon  enger  itpat. 
tS.  ß.  S.  iT^J  et. 

Wiederholung  der  Prytanie  kommt  im  Y.  Jhrh.  nicht  voi, 
dos  IV.  liefert  einige  Belege ;  so  hat  in  II  1  p.  26  n.  55  die  grc^ 
XTeberBchrift  en!  -rtjc  OJvyjtBoj  gxTV);  TipuTaveias,  der  kleiner  ge- 
schriebene Eingang  Oivei;  ^:i:puidv(E)uev.  Ändere  Belege  U,  1 
p.  21  n.  50,  p.  26  n.  56,  p.  27  n.  57  IV  2  p.  19,  p.  35  n.  72, 
doch  wild  in  n.  50  und  56  der  Schriftunterschied  Termißt.  — 
In  II  1  p.  5  n.  8  und  p.  25  n.  54  erscheint  die  OberscfarifUich 
genannte  Prytanie  nicht  abermals. 

fls  giebt  20  Dekrete  des  IV.  Jbrhs.,  deren  Ueberschriften 
den  Ärchon,  sei  es  allein  oder  mit  anderen  Elementen,  nennen, 
im  Eingang  wiederholt  wird  der  Archon  nirgends. 

Was  die  ZufQgung  genauerer  Bestimmongen 
angeht,  so  war  es,  wie  im  V.  Jhrh.,  so  auch  im  JV.  flblich, 
die  überscfariftlich  vorkommenden  und  Eingangs  wiederholten 
Elemente  ungleichmäßig  zu  behandeln,  und  zwar  die  Ueber- 
schrift durch  Pracisierung  zu  bevorzi^en.  Doch  fehlt  es  nicht 
an  Abweichungen. 

In  5  Dekreten  erscheint  der  Qrammateus  nur  Oberschrift- 
lich  mit  Vaternamen  und  Demotikon,  z.  B.  in  IV  2  p.  28  n. 
85  b  (der  Mitte  des  IV.  Jhrhs.  zugewiesen)  geht  voran  2^(if- 
[xu*o]g  Xa[pt]vou  'Ax^pveb;  ^p.  und  folgt  S(ifxu3-o{  iyp.  . "). 
In  IV  2  p.  4  n.  5  d  hat  der  Qrammateus  zuerst  Demotikon, 
hernach  bleibt  sein  Name  ohne  Zusatz.  —  4  Dekrete  weichen 
ab ;  Ueberschrift  und  Eiugang  zeigen  keine  Unterschiede  be- 
treffs der  Präcisierung  oder  Nicfatpi^cisierung  des  Schreiber- 
namens. 

Kommt  die  Prytanie  zweimal  vor,  so  wird  dem  Überschrift- 
lieben  Ini  Tfjä  —  npuxavEta;  die  Ordnungszahl  eingefügt  and 
inpuräv£UE  in  der  abermaligen  Erwähnung  bloß  mit  dem  Na- 
men der  Phyle  verbunden.  3  Belege,  von  denen  einer  bereits 
vorhin  citiert  ist. 

'*)  Die  Bevorzu^ng  der  üeberachrift  neigt  sich  auch  in  den  drei 
Dekreten,  die  einen  ÄnagraphenH  TOranhKben  und  im  Eingang  einea 
Gnimmat«uB  nennen;  jenem  sind  Vatername  und  Demotikon  gegeben, 
diesem  blol^  das  Demotikon.    S.  o.  S.  533  C  2. 


FomaHn  der  DArvt«  Atlitoi. 


587 


I 


I 


I 


Daß  dem  Namen  des  Arcbooa  in  Dekreten  niclita  Käbc- 
res  beigegeben  wird,  Dur  cineti  siognlären  Fall  aosf^noinmeu, 
ist  o.  S.  527   bemtirkt. 

Di«  TJfiberachTiften  abkomm  eud  and  ersetxt 
durch  an  terachriftlich*«  r,  ßov5.*i  rivSitv« 
uiid  c  Sfjjio;  t&v  Seiva.  Die  altUbliche  Weise  die,  welche 
das  Dekret  anging,  durch  eino  dekoratiTD  Ueberschrift  ta  be- 
grüßen, läßt  sich  durchs  f^nze  IV.  Jhrb.  bis  in  die  Anf&nge 
d«  III.,  aber  auch  nicht  weiter  ferfolyen.  In  der  ersten 
Hälfte  des  IV.  Jhrhn.  sind  Uebericchrift«n  noch  ziemlich  hilufig, 
von  Ol.  108  S48/4  etwa  an  werden  sie  seltener  und  hier  und 
dn  xeigt  dich  dio  B^'Rrflttnnf^  in  anderer  Form:  die  alte  Weine 
bleibt  vorläufig  überwiegend,  erst  im  MI,  Jhrh.  verschwindet 
sie  vollständig  und  triumphiert  die  Neuerung. 

VoD  den  Subskripten,  die  hierher  gehören  "),  findet  sich 
das  Älteste  CIA  II  l  p.  424  n.  159;  unter  dem  Text  Tier 
Eränae,  in  denen  6  5f;(io{,  6  9..  {ii  ßou^],  ^.  ß.  N.  159  wird 
der  Mitte  des  IV.  .Ihrhs.  xi ig« wiesen.  Den  nächEtältesten  Be- 
leg Wetet  II  1  p.  56  n.  121  (Ol.  110,  3  a38/7,  Ehrung  zwei« 
Akamanier)  unterhalb  den  Textes  zwei  Krftnzc,  in  dem  einen 
Oopjiiwva  ö  Sfjiic;.  in  dem  andern  Kaprp-vav  6  CiJiiot. 

Die  Frage,  weshalb  Athen  den  Ueberschriften  abhold 
ward,  kann  man  zurtlckweisen ,  weil  das  Uebentcbriftiuacben 
weiter  nichts  war,  aU  eine  Mode  —  Moden  iinterli^en  dem 
Wechsel.  Doch  lanien  kicI)  auch  ßrflnde  finden.  Manche 
Redaktoren  verfiiliren  etwafl  willkürlich,  indem  sie.  was  Ein- 
gang hfttte  sein  sollsa,  io  der  Ueberachrift  darboten.  Das 
konnte  mißfiiUen,  und  nberhiiupt  eine  einheitlichere  Gestaltung 
den  Vorzug  zu  verdieneu  scheinen.  Auch  mochte  man  es  pas- 
sender finden,  die  Staatsbehörde,  die  den  und  den  ehrte,  ge- 
radezu zu  nennen  statt  dieselbe  vertreten  zu  sehn  durch  den 
Schreiber.  — 

Fflr  da»  IV.  .Ihrli.  ertlfcrigt  tiocli  eiue  Betrachtung  der 
Kin^nge    aU    Ganze,    wie    sie  aus    5   tind    ßittelligen     noch 

*')  Alffiuvelm  Ml  vou  II  I  ]>.  897  n.  15  b  BQnJuta  mil  Amyatu  11, 
dsr  von  äSi  an  r»Kiaitai  graÜ  UBtergmclirraben  und  die  Nitmen  d»« 
uakedonischcn  KSniga  und  aeinos  Sohlt«,  ab«  diu  dem  j(liit;er«B  Uer- 
kommen  «iitai)rccheade  ^  ^\MS,  1\  govXij  feklt.  —  Aucb  von  dem  uukla- 
nn  Subfkript  11  1  p.  &2  n.  IIb  l&Üt  «di  h«iD  t}«bra««b  iniul)»ii. 


538  A.  Hommien, 

und  nach  7,  8  und  9  stellig  wurden.  Hit  diesem  Üm&ng- 
reicher-werden  stehen  einige  der  oben  Ton  S.  518  an  dargeleg- 
ten Einzelneuerungen  in  naher  Beziehung.  Wir  gedenken  hier 
nicht  bloß  diese,  sondern  sämtliche  wichtigeren  Eiinzelneoe- 
rungen  mit  dem  Nacheinander  der  wachsenden  Eingänge  zu 
verbinden,  um  so  ein  möglichst  historisches  Gesamtbild  der  in 
den  Formalien  des  IV.  Jhrhs.  hervortretenden  Modifikationeo 
zu  erhalten.  Was  also  nimmebr  folgt,  ist  eine  nach  der  Zeit- 
folge geordnete 

Zusammenfassung  derselben  mit  Ansscbluß  der 
minder  wichtigen  (Vatemamen  und  Demotika  den  Personen- 
Namen  zugesetzt). 

Wie  im  V.  Jhrh.  erscheint  anch  im  IV.,  jedoch  nur  in 
der  ersten  Hälfte  sowohl  die  Sstellige  Reihe  als  die  6fltellige. 
Jene  liegt  uns  in  22  archontenlosen  Dekreten  vor.  Des  jüngste, 
CIA  II  1  p.  45  n.  108  (Mytitene  betr.)  mit  dem  Eingang :  eö. 
5.  Irrp.  [ixp.']  tn.  I  zl.+ 1 ,  wird  Ol.   107,  4  349/8  gesetzt. 

Es  giebt  aus  dem  IV.  Jhrh.  15  Dekrete,  die  eine  Ten- 
denz zur  ßstelligkeit  dadurch  zeigen,  daß  dem  östelligen  Ein- 
gang eine  den  Archon  nennende  Überschrift  vorangeht.  Wir 
ziehen  diese  15  zur  Kategorie  der  Gstelligen  Eingänge.  Die 
ZufUgung  des  Archona  im  Eingang  wird  zwar  erst  nach  Ol. 
107,  4  349/8  unerläßlich,  ist  aber  schon  in  der  ersten  Hälft« 
des  IV.  Jhrhs.  häufiger  als  im  V.  und  so  beliebt,  daß  wir  die 
Uberschriftlich  vorkommende  Jahrbestimmung  als  Vervollstän- 
digung des  Einganges  betrachten  können  *^). 

Während  nun  die  Sstelligen  Eingänge,  wie  vorhin  bemerkt, 
mit  dem  Jahre  107,  4  349/8  enden,  behaupten  sich  die  durch 
ZufOgung  des  Ärchons  Gstellig  gewordenen  länger;  der  jüngst« 
Beleg  ist  H  1  p.  58  a.  126  (Belobung,  aus  Ol.  110,  4  337/6). 
Aus  dem  IV.  Jbrb.  lassen  sich  21  Nummern  sammeln,  deren 
Eingänge  die  ftlnf  alten  Elemente  und  als  sechstes  den  Archon 
bieten.  Hinzu  kommt  die  in  der  Note  erwähnte  Nummer  aus 
Ol.  103,  1  368/7,    für    die    sich    durch  KombinaÜon    mit  der 

*')  Durchaus  geboten  Ut  diese  Auffassung  da,  wo  die  Ueberachrift 
auch  noch  andere  Elemente,  die  sonst  im  Eingang  vorkommen,  außer 
dem  Archon  enthUtt.  So  ist  in  II  1  p.  402  n.  52  c  (aus  Ol.  103,  l  368/1) 
der  Ssteltige  Eingang:  iS.  ß.  B.  et.  entschieden  zu  kombinieren  mit 
den  vier  Überachriftlichen  Angaben:  jjp.  inp.  ifp.  in. 


roni)fe1i«B  d«r  Dekrete  AUwn«. 


&39 


I 

I 

I 


I 


Übenchrirt  sechs  Element«  ergebeo.  Den  22  anzoschlietSen 
sind  etliche,  di^ren  Einwaage  VvrkQncung,  mid  zwar  Woglwf 
suDK  notwendiger  Elemeute,  zeigeu.  Das  älteste  Element: 
£oo^£-  fehlt  in  8  Fällen");  dreimal  fehtt  der  TagMVoratand, 
einmal  fiirpuTäve-jE.  Wir  liabm  alao  34  Belege  ftir  die  Bstel- 
ligkeit.  Du  die  vorhin  erwäliiiten  15  binzuznnehmcn  sind,  so 
ergeben  sich  für  die  CntcUif^keit  nicht  weniger  alti  49  Belege. 
Im  IV.  Jhrh.  ist  man  «läo  sehr  viel  mehr  als  froher  bestrebt 
gewesen  durch  ZufQgiing  des  Archana  das  Jahr  der  Dekrets 
zu  bestimmeil. 

Was  die  Anordnung  der  Elemente  betrifft  so  ist  wie  in 
voreuklidischer  Zeit,  so  auch  nach  Buklidvs  I&.  Ijip.  ^p.  in. 
{~'P<ii,)  iL  Normalform  der  5stelligen  Iteihe.  Aber  im  V.  Jhrh. 
iTiid  dioRelbe  fast  immer  befolgt,  «.  o.  8.  510;  nicht  ao  im 
IV.,  da  fehlt  et"  niclit  an  Aa^nalimen:  Sri-^sixiei  erscheint  fünf- 
mal vor  i'((,ximxzt\is,  c^sfe  zweimal   ror  sim. 

Noch  weniger  Einstimmung  iteigt  die  Anordnung  der 
GsteUigen  Keihe  dea  IV.  Jhrhi^.,  die  Verschietlenheiten  belau- 
fn  aiob  auf  ein  halbes  Dulxcnd.  Di«  am  biiiilig»ten  Torkom- 
menden  Formationen  sind:  ip.  n^i.  iyp.  npoi  £5,-  t!  und  stp. 
e$.-  isp.  iyp.  in.  at.  Für  erntere  giebt  ea  sieben  Belege,  wo- 
zu drei  indirekt«  kommi-n**);  di«  ander«  Porniation  begegnet 
achtmal  **).  D«r  nicht  große  liest  des  Materials  (7  Fällt)  er- 
giebt  nicht  weniger  aU  viererlei  Abfolgen  **).  Der  Cstellige 
Eingang  des  IV.  Jhrbs.  ist  also  von  sehr  diaparater  Aaord- 


")  Rinen  der  8  PKlIe  trtgwH  II  I  i>.  43  n.  10%.  wo  der  Einftaog; 
iicp.  Iyp-  tr-  [tT]  mit  dem  Qti«nclirtfilicliea  [Sp.j  in  koinbiDiei«»  iit- 

**)  Indirekt  )>eleirl  ist  die  entere  FormnLion  dnrch  die  voitiin  lie- 
illkrten  aret  VcrkOraBnitcn  {II  1  p.  5  d.  Ü.  p.  21  n.  i^  and  IV  2  p.  39 
a>  110  c),  iu  denen  der  TukKcitontand  virmiiUt  wird. 

")  Von  dea  durch  Weirfall  von  l9oC*  rotataadetien  VotkDritutgca 
ISCt  «ich  koio  Gtibiaucfa  nutcben,  wyil  Ü&£»  cb«o>ogul  nach  Iti'.  —  i^ 
XO'/xc(.  wie  vor  tlm  wcflKefallea  »eia,  al«o  rail  Rleichem  Kocht«  der 
einen  wie  dar  ondecen  tormaUou  aoKewwaai  verdeB  kAitu.  —  Abco- 
Mha  iit  «ach  tdd  II  1  p.  Ib  n.  27,  wo  der  fstelligc  Eingang:  iS.  i~p. 
iK.  tl  aas  L-invia  ästolligcn  ■«  gut,  wie  aus  cinvoi  Öftclitgea  verkQrst 
Min  kann. 

**!  Von  ij«n  Ti«r  Abfolgta  «ind  dr«i  al«  WilIliBi1ieblE«itcn  ta  Im- 
tra«kten.  Eise:  iS-  iRp.  IvP  tu-  1a.  iI  iit  b«kAnal  am  dem  V.  Jhrh., 
we  sie  elfmal  TOrhoiumt;  Wi(  WÜlliflr  b«ruht  (le  nicbl,  »ooderci  itt 
ana  der  Vorseit  häth«balt«a.  ijie  «rr^cliAint  im  tV.  Jhrh.  nur  dreimat, 
ftb«r  doch  «twa«  hltiifi^cr  n)a  diA  auf  WiülcQr  tut{ickzuf!lhi«ndcn  For- 
mationen, fVr  die  M  nitbt  mahr  alt  je  einen  oder  awei  Beleg«  fpbt. 


540  A.  Hommsen, 

nang.  Ein  Schwanken  zeigt  sich  »nch  im  Y.  Jfarh.,  der  Ar- 
choQ  hat  hald  die  i.,  bald  die  5.  Stelle,  b.  o.  S.  510;  aber 
in  den  Cstelligen  Eingängen  des  IV.  Jhrhs.  schwankt  seine 
Placierung  weit  mehr,  er  erscheint  nicht  bloß  an  der  4.  ond 
5.,  sondern  auch  an  der  1.  und  2.  Stelle. 

Ungeachtet  der  fiberaus  ungleichartigen  Anordnung  hat 
man  hier  nicht  Überall  ein  regellosei  Verfahren  der  Redakto- 
ren zu  sehn;  die  beiden  am  häufigsten  vorkommenden  For- 
mationen beruhen  nicht  auf  Willkar  oder  Nachlässigkeit.  Die 
achtmal  belegte  geht  zurück  auf  die  alte  Abfolge  des  5ste)- 
ligen  Eingangs,  der  bloß  äp.  rorgesetzt  ist,  die  zehnmal  be- 
legte ergiebt  sich  aas  der  korrekten  78telligkeit  dadarch,  daß 
man  ■^ji.  izp.  streicht.  — 

Während  es  nun,  die  ganzen  Eingänge  angesehn,  im  IV. 
Jhrh.  trotz  mancher  Abweichungen  noch  ziemlich  voreukUdiscfa 
aussah,  vollzog  sich  an  einem  einzelnen  Element  schon  frflh- 
zeitig  eine  bemerkenswerte  Neuerung.  Neben  dem  im  V.  Jhrh. 
allein  Qblichen  ISo^e  x^  ßouX^  xai  T(h  S^fitp  fanden  sich  SSo^e 
Tf;  ßouX^  und  15q^s  t^  Si^[iqi  ein.  Jenes  ist  zuerst  nachweis- 
bar aus  Ol.  95,  2  399/8,  dieses  aus  Ol.  98,  2  387/6 ;  doch  ist 
der  12jährige  Zeitunterschied  schwerlich  maßgebend  fOr  die 
Entstehung  der  beiden  Nebenformen;  sie  werden  mehr  gleich- 
zeitig entsanden  sein,  s.  o.  S.  518,  12. 

Im  Jahre  des  Naosinikos  alsdann,  Ol.  100,  3  378/7  wer- 
den im  Eingang  zwei  Neuerungen  zuerst  angetroffen  :  iitl  xf^z 
TcpÜTTj;,  ceui£pac  xtX,  TrpuTaveisc;  und  t&v  Tcpoiöpuv  iTTCt|i^cpL!^ev 
&  SsEva.  Das  V.  Jlirh.  bietet  im  Eingang  von  Dekreten  nur 
das  aussagende  t]  Seiva  (^uXtj)  iTcpuxävsue,  und  die  alte  Form 
blieb  noch  lange  nach  100,  3  in  Gebrauch  neben  der  Neue- 
rung, die  erst  nach  110,  1  alleinherrachend  ward.  Auch  die 
den  Tagesvorstand  betreffende  Neuerung  verdrängte  nicht  so- 
gleich die  frühere  Bezeichnung,  eine  Zeit  lang  erscheinen 
beide  Bezeichnungen  neben  einander;  Regel  wird  die  jQngere 
erst  nach  109,  2  343/2. 

Ol.  103,  1  36B/7,  ein  Decennium  nach  dem  Jahre  des 
Nausinikos,  findet  sich  zuerst  ein  gezählter  Prytanientag  and 
diimit  beginnt  die  Anzahl  der  Präambeln  die  voreuklidische 
Anzahl  zu  Übersteigen,    indem    zu   den    fdnf  alten  Präambeln 


Foimalien  dei  Deknte  Atbeci. 


MI 


I 


I 


I 


unci  il«m  A-Tchon  der  FrrtAnientog  kommt,  der  Eiagaog  &1bo 
Tstellig  wird. 

Es  liegfln  UD8  14  7»täUige  Eiiigäiifife  sua  detn  IV.  Jbrli. 
vor.  VOR  <l«n«n  ober  die  Hütft«  als  witiktirtiche  Verkflnungen 
8  and  9stelligf;r  aoztiRehn  ist,  indem  fi  und  ixxÄ.  vorkommeu. 
Bleiben  7.  5  davon  ergeben :  öp.  npui.  tf(t,  ri^  np.  i^oi. 
e£.  et.  Difwer  Bestand  und  diese  Anordnung  sind  ata  korrekte 
7Kt«ltij(keit  xu  betrachten ;  2  ergaben  denselben  Bestand  aber 
einf  fltwas  nniler«  Anorduuug.  Die  fßnftnal  iiäcbweisbftre  Form 
mufi  auch  darum  fQr  die  nonaale  gelten,  weil  sich  aus  der 
normalen  8  und  dstelligkeit  dureli  Stroichung  vuii  |i  in  «rate- 
rer,  von  {x  und  i%%X.  in  letzterer  die  fünfmal  bel«gt4>  Sieben- 
stelligkeit  bildea  läßt  *').  —  Hinzu  kommen  xwa  indirekte 
Belepe  "). 

Für  die  Siebenstvlligkeit,  die  doch  sobon  Ol.  103,  1  368/7 
beginnt  und  ert  Ol.  HO  ä40/34>  aufbort  gicbt  «s  also  recht 
wenig  Belege.  Aber  man  übersehe  nicht,  daß  sie  in  den  bei- 
den erst«!!  Düci^nnii^n  zwei  Koukurreutinueu.  die  5  und  di« 
68t«11)gkeit.  neben  sich  bat  und  daG  die  eine  derselben,  die 
Cstelligkeit,  nncb  noch  im  letzten  Decenninm  nebün  ihr  ist. 

In  der  Mitte  de«  IV.  Jbrbs.  ling  man  auch  un  ehrende 
Untenichrift4>n  nnzuwenden;  di«  dem  gleichen  Zweck  dienen* 
den  Überschriften  wurden  üeltener.  Von  d«n  aufs  Jahr  be- 
stimmbaren Fttlleii  ist  indee  der  frflheste  erst  aus  OL  110,  3 
338/7. 

Die  genannt«  Olympiade  brachte  noch  mahr  NeuM.  Die 
7  und  ßstelligen  Ktn^nge  hörten  auf,  jene  mit  HO,  1  H40/39, 
diese  mit  110.4  337/6,  und  aüh  dem  swiKchenliegendtu  Jahre 
110,  3  338/7  ist  der  früheste  Beleg  der  Sstelligkeit,  aus  dem 
nalie  folgenden  Jahre  111,  1  336/5  der  frQbeste  Bel«^  98tel- 
liger  Einenge.  Es  ercru'ht  sich  ein  Quinqaetinium.  in  dessen 
Verlauf  die  6  tmd  78telligen  Eingang«  abkamen  und  die  8  und 
dstelligen  aufkamen. 


")  hU  villkOrlkhe  KünuDKen  8-  nnil  !f*t«lliger  EinRllDfc«  kSuuen 
die  niäf  7itt«llig^D  riebt  b«trucblot  ireidea,  weil  luno  leUtere  in  Zeitqn 
anttin.  deiioa  die  ü  und  9stBUig«u  noch  frctail  worcu 

**)  Cl\  111  p.  40  a.  Ill  G  und  D.  Il4  b.  In  beiden  Nammeni  )«t 
di«  fintttlliitkäit  «nUtandoD  dadurch,  daü  tS^S»  willkBrliafa  wfrKgelasaeu 
und  sw»  «»iiTHlifliaUeli  toc  «Ikc  wettgelMsen  ward. 


542  ^  Mommien, 

Setellig  wurde  der  Eingang  durch  ZufOgang  des  Mooata- 
tages,  98tellig  durch  weitere  Zufügung  Ton  JxxXTjat'a  oder  ßouJ.^. 

Die  ii-ahesten  Belege  fUr  die  8  und  9stelligkeit  hegm 
einander  so  nahe,  daß  von  einem  Zeitunterschiede  zwischm 
dem  Sstetligwerden  und  dem  SstelHgwerden  abzusehn  ist.  Die 
gleichzeitige  Entstehung  und  die  nahe  Verwandtschaft  der  bei- 
den Formationen  fuhrt  zu  der  VermtituDg,  daß  die  eine  ao8 
der  anderen  entstand,  und  zwar  wird  aus  der  98telligkeit,  die 
reichlich  belegt  and  als  Normaiform  der  Zeit  nach  Ol.  110 
anzusehen  ist,  die  8stelligkeit  durch  Kürzung  entstanden  sein. 

Das  IV.  Jhrh.  liefert  24  9Btellige  Eingänge,  alle  von  der 
Form:  läp.  r.pm.  ^yp.+ '  \t.  i^n-  np.  ixxl.  Ttpoi'  IG.  ei.+  l"). 
Als  25.  kommt  CIA  II  1  p.  81  n.  175  hinzu,  wo  sich  di« 
98te!ligfeeit  durch  Kombiuatiou  der  den  Archon  bieteaden  Über- 
schrift und  des  8i<telligen  Eingangs  ergiebt,  ein  Fall,  der  in 
dieser  jüngeren  Zeit  seltener  ist,  —  Von  der  25mal  beobachtet« 
Anordnung  der  Elemente  weicht  nur  IV  2  p.  68  n.  240 b  ab: 
es  erscheint  daselbst  ^So^ev  vor  ip. 

13mal  findet  sich  der  Sstellige  Eingang :  dp.  Tcput.  iyp.^ 
\i.  ii\L.  Tip.  Tzpoi  I  J5.  et.  Hier  ließen  die  Redaktoren  ^xxXtjol« 
vermutlich  darum  weg ,  weil  IxxX.  neben  eSo^e  OberfiBssig 
schien.  Ein  14.  Beleg  ist  U  1  p.  412  n.  175  b,  wo  mit  Hin- 
zunahme des  Uberschriftlich  vorkommenden  Ärchons  der  Ele- 
mente sieben  sind,  indem  außer  äxxX.  auch  iyp.  fehlt. 

Für  den  umgekehrten  Fall,  daß  IxxXTjaia  oder  ßouXi^  ge- 
setzt ward,  also  eSo^e  überflüssig  scheinen  konnte,  gibt  es  3 
Belege  mit  der  Abfolge :  dp.  npui.  ^Yp.+ 1  |a.  ii^.  np.  hx.yX 
(ßouX'/i)  Tipo^i  el.+  i.  Ein  4.,  II  1  p.  101  n.  237,  weicht  nur 
dadurch  ab,  daß  auch  ifp.  fehlt,  ein  5.,  IV  2  p.  52  n.  178b, 
dadurch,  daß  nach  der  archontischen  Jahrbestimmung  noch 
eine  nach  einem  Priester  folgt. 

Während  also  die  Redaktoren  häufig  ^xxX.  (ßouXi^)  oder 
eSo^e  aus  Ueberlegung  wegließen,  ist  eine  Minderzahl  von  Fällen, 
iu  denen  notwendige  Elemente  fehlen,  auf  Unachtsamkeit  oder 


*')  Von  II  1  p.  87  n.  1S8  ist  kein  Gebrauch  xu  machen  wegen  Ab- 
bruche, let  iS.  et  zu  ergänzen,  so  war  der  Kmt;anf;  9  stellig,  doch 
kfinnte  auch  bloß  st,  verloren  sein.  Aua  demselben  Grunde  ist  abin- 
sehn  TOD  II  1  p.  5&  n.  120  (aus  Ol.  11€,  4  318/2,   Keusch). 


Form  alien  der  Debete  Atbeos. 


549 


Willktlr  xarUclfziirahrcii.  la  Aen  bereiU  citi«rt«D  Nnmmem 
237  und  l"Äb  fehlt  CYpapiiätEUE  "),  in  11  1  p.  lOl  n.  28S  der 

i  Prytauisatag.  Aucli  siud  zwei  Fill»:  TI  1  p.  58  d.  125  and 
IV  2  p.  53  n.  I79l>,  hierheraixiehn,  in  deren  7gt«lligen  Ein- 
lagen ixxX.  und  iS.  Termißt  werden. 

I  Eine  d«r  letxtert  Neuvrongen    Am  IV.  Jtirhs.  ist  die  Er- 

weiterung Ton  TcpcE. :  d*>ni  Nnme»  de«  nktiven  Pro^ros  (de« 
Int'iijfitüJv)  wird  a"j{iTipö=S-p5t  od^r  xol  o-j^ixpris^po:  hinznge- 
fngt.  Mitnnter  folg«n  aach  Doch  die  Namen  der  Kollegen, 
wodurch  der  Eingang  «tark  nnschwillt. 

K  Q  c  k  b  I  i  c  k.  Die  Normalien  der  attischen  Dekrete  dee 
IV.  Jbrbs.  andern  aich  bIho  fortwüLrend,  kaum  iH  die  eine 
Änderung  ins  Herkommen  Hnfgenomnien,  ao  ist  gleich  wieder 
eine  andere  da.  die  sich  dann  ebenfaJlx  behauptet: :  die  lehhaTte 
OeiuteBbenegiing  der  Zeit  macht  nich  auch  in  der  UnsÜttig- 
keit  des  KiirialstÜB  kund,  wie  die  erregte  MecrBut  auch  den 
Ftußmündimgen  und  geschlitzteren  Buchten  ihre  Erregung  mit- 
teilt. 


Die  Jahrhunderte  vom  lU.  uu,  denen  unser  U-tzter  Ab- 
schnitt  gilt,  zeigen  ein  andres  Bild.  Man  heharrt«  bei  dem, 
waa  in  der  Vorzeit  festgestellt  udur  weuigstvim  ungebahnt 
war;  wie  die  Epigonen  sieb  der  glorreichen  Vergangenheit 
^ngeodber  klein  fUblteu  und  nicb  bewuÜt  waren ,  dieselbe 
]t  Oberbieten  tm  kCinnen,  so  fanden  sie  auch  an  den  alten 
Formalien  nichts  WesenllicheB  mehr  ?.u  bi-aaern  und  xu  neuem. 
Kk  fehlt  allerdings  nicht  giin£  nn  Neuem,  allein  es  blieb  bet 
VvrsuclKa"'),  dauernde  Nachfolge  fand  du  Neue  nicht 

4.  Abschnitt. 

In  di^Beo]  unserem  letzten  Abschnitt  bcsebäft-igeu  wir  uos 
mit  den  Jahrhunderten  111,  II  und  1,  die  wenigen  noch  apiteren 
Dekrete  einem  Nachtrage  vorbehaltend. 

Zusnmmengefftßt  mGs*en  die  drei  Jahrhunderte  darum 
werden,  weil  sie  gemeinsftmon  Charakter«  sind;  was  diese  Zeit, 

*•}  DaO  1b  IV  2  t>.  44  n.  1S8h.  2  und  8  irp-  feblU  ist  kein  H«<lak. 
ttMHvenehn :  im   1.  tVekret  fehlt  Iff    niclit.     Xgi.  0.  S.  531. 

**)  Eiiiitre  K«'inl(^-:^eD  veriuolit^a  S^,)tw  (t>«uXt,()  4ft^TU{ia  (<fi|9t4|utta) 
al«  neue  früitratiel  uin;iu  rDlir«n.     I>aTon  S.  !A!>f. 


544  ^-  Uommien, 

verglicheo  mit  der  an  Änderungen  reicben  Vorzeit,  chank' 
terisiert,  ist  der  Stillstand;  doa  von  &üher  Ueberkommene  be- 
steht  fort,  Entwickelung  aber  iat  auagescbloasen. 

Statt  unsere  bisherige  Anordnung,  die  der  altfiblichen  Reihe: 
lo.  iitp.  iyp.  iK.  eL  folgte  oder  dieselbe  doch  zu  Grande  legte, 
auch  fUr  die  Jahrhunderte  III,  II  und  I  festzuhalten,  ziehoi 
wir  vor  die  Elemente  nach  Anleitung  des  in  den  drei  Jahr- 
hunderten herrschenden  Eingangs:  äp.  npuz.  Ii'p.+ I  (u  i^ji,  sp. 
exxX.  (ß.  iw)  Tipo^  + '  X,   o.    65.  —    eE.+ 1  ins  Auge    zu  fassen. 

Die  Bestimmung  des  Jahres  vollzieht  sich  in  dn 
jüngeren  Zeit  viel  gleichmäßiger  als  im  V.  and  IV.  Jhrh.  Ad 
dem  schon  im  Lauf  des  IV.  Jhrbs.  alleinherrscfaend  gewor- 
denen inl  TcO  Selvc;  äpy^owog  ward  unabänderlich  festgehalten. 
Ärchontealose  Dekrete  kommen  nicht  mehr  vor.  Die  Archonten 
erscheinen  nur  im  Eingang,  nicht  Qberschriftlich,  indem  die 
einst  beliebte  Mode  der  Überschriften  im  Anfang  des  IIL  Jhrbs. 
abkommt.  Auch  erscheinen  sie  nicht  an  veracbiedenen  PlätKD 
der  den  Eingang  bildenden  Reihe,  sondern  stets  am  erstai 
Platze.  Die  Regel  dem  Namen  des  Arcbons  nichts  Näheres 
zuzufügen,  von  der  es  in  der  älteren  Zeit  einzelne  Ausnabmea 
giebt,  wird  in  den  Dekreten  des  IIL,  II.  und  I.  Jhrhs.  Oberall 
befolgt. 

Die  Prytanie  mit  Ordnungszahl,  eingefDlirt 
mit  int,  fehlt  selten  in  den  Dekreten  der  jüngeren  Zeit;  nai 
hier  und  da,  wo  auch  anderes  fehlt,  wird  sie  vermißt.  Da 
ihr  tmter  den  Präambeln  zukommende  Platz  ist  der  zweite; 
in  II  1  p.  126  n.  302  Ol.  121,  3  oder  4  294/2  erscheint  sie 
indes  am  dritten  Platze. 

Der  Scbreibername  findet  sich  stets  präcisiert  durch 
Näheres  und  nicht  bloß  durch  Demotikou,  sondern  auch  durch 
Vaternamen.  Als  Ausnahme  zu  verzeichnen  ist  II  1  p.  201 
n.  421,2  (einem  freigebigen  Marathonier  geltend),  wo  vor  doD 
erhaltenen  [BJcutscStj;  ^Yp-  fUr  zwei  Namen  kein  Platz  zu  sein 
scheint.  —  Daß  CYp.+ 1  mit  anderen  Präambeln  oder  allein  weg- 
gelassen ist,  kommt  mehrmals,  doch  nicht  eben  häufig,  vor.  — 
In  der  präamblischen  Reihe  hat  der  Schreiber  die  dritte  Stelle; 
Haß  ihm  die  zweite  gegeben  ist,  wie  in  der  vorhin  cifcierten 
Nummer  302,  iat  eine  seltene  Abweichung. 


Fonnalint  der  Ddcrtlc  Alhui. 


&45 


I 
I 


Wir  schließen  hier  aa,  vnu  Obvr  S^|ici)  (^euXf}c)  ^ifft7\iai 
{i^fifitt^-a}  zu  sagen  isL,  indem  diene  Angsbe  bei  voll»Ländi];^ 
Pruarnbeln  auf  den  Schreibernftinen  folgt,  abo  am  4.  PLati« 
erucbi'int,  während  der  Scbreibetnuiie  dec  3.  Platz  hat.  Da-t 
den  JabrhundvrteD  vordem  IIL  oodi  unbekantitv  —  'l^ff.kmonit 
in  der  jUnReren  Zeit  Ömal  vor,  Von  den  9  FiÜl«ii  ergeben 
7  du  —  tlrr]ip.  Kwiacheu  rfp.'*'  <  ond  p-  :  disB  tut  mithin  die  Nor- 
oinlstclInnK-  Amii  die  beiden  übrigen  Fill«  wflrden,  wenn  die 
f'rüambulu  -volUtäudig  wärva,  o.  Zw.  die  NunuaUtelluug  zwi- 
schen i'tp.'^  '  Bud  (t.  ergeben  *"').  In  3  Füllen  eracboiDt  l^o^su  — 
neben  dem  —  ^Vv?-'  ^  ^^  ^^i"  I^räambeln  10  sind;  in  den  4 
(ibii^en  Fällen  blieb  ISo^v  —  weg,  indem  es  neben  —  4^- 
wohl  UberflÖiDiig  schien.  Vielen  Anklang  fand  dieser  Verauch  eine 
n«ue  Präambel  einüuführ^n  nicbt,  ins  »llgemein«-  IJerkommeD  ist 
&f,;iGU  (ßouXf|{)  'lrf(:fiQnx   (^ffh\iaxa)  nicht  Ub«rgegaiigpa, 

Honat  und  Monats  tag  werden  mit  bemerkenswert«! 
R^elmäßigkpit  an  der  4.  Stelle  de«  Einguigs  angt;gebeti;  nur 
eänxelne  Äunuahiueu^).  —  Tagnanien,  prädsiert  durch  irpOT^pa 
und  i^^!,t)to;,  kommen,  wie  im  IV.  Jlirb.,  auch  in  der  jQn- 
geren  Zeit  ab  und  an  ror;  aber  aus  dem  IV.  Jhrh.  nivht  nacfa- 
woisb&r  sind  die  in  einigen  Dekreten  der  Epigonen  anzu- 
treffenden Uitppelbebtiniuiungen  von  Tagen  durch  xaz"  i^y^OfZX 
ond  xaii:  4-esv,  x.  B.  U  1  p.  27Ü  n.  471  fi<»idf)c^;üvo;  Ä/Sirg 
'oraji.  efißs^t))  TULx'  dEp^ovxa,  xctii  fteiv  5i  Ivörrj  Eoran..,  b/ivQ 
TJJv  'itpui.  tianz  Hingntär  ist  die  Piucisierung  durch  tfi^:>X'.|iOc 
nnd  •fniEp'j'At.yZyv  in  11   1  p.  425  n.  820  b. 

Den  Tag  derl'ryfcanie  bsbon  die  Epigonen  nicht 
selten  wef^elaeseu.  10  Solege,  von  denen  die  Mehrahl  auch 
noch  andere  bücken  anfweist  Dero  Frjtanientage  kommt  im 
98telligen  fiiugang  der  mittelste  Platz,  der  &.,  au;  i«t  —  4^- 
eingesetzt,  ho  hat  i}it.  np.  den  ti.   Fiats. 

'i^xxXr/^fauiid^QuÄfjiy  oTBchoiaaa,  wie  im  IV.  Jbrh. 

**>  hl  n  1  p.  19»  n.  47S  fehlen  iyp.+^  und  |k.  ta  p.  29&  n.  4SI 
lUklt  krP-  "Hl  aonr  \x.  iat  ecbalteo  and  folgt  riohtig  aaf  ßM*Xl}c  <n]fi^iaia. 

•*)  In  n  1  |>.  182  n.  384  onil  p.  iä'i  u  iSü  T^blt  der  Uoaatatac. 
die  prj-tajicTjche  Tafrealieatlmmiini;  Mut  dienfalia.  In  IV  2  p  Xti  n. 
S9i  O  haben  wir  iwei  Dekr^tL'  mit  HoiiatsBiigttb«ii  (&a^TT)Xuilvni;,  'AitNa- 
ttjgiMntti  iiipäX'.ikwl.  dcnca  kcinu  Tttgoamun  folgvii.  —  Wenn  auf  if, 
itpttt.  1tP-+  >^Ba  vorhin  «rwTkbnt«  —  f/i^r.  folirt,  «o  fcerät  die  uenolosiKhe 
,  BntinunBag  in  die  S.  ät/eüe. 

Phuci«^.  i.xir  (K.  r.  xvmy,  *.  9S 


546 


A.  MomniBfln, 


(wit  01.  lOd,  3  342/1).  to  ancli  in  ian  JalirhuDdert«ii  vm 
IIL  al>.  jenes  in  T>e)tret<^n,  die  mit  15.  ß.  3.  oder  15.  S.  dn< 
gefOhrt  »ind,  dieses  io  Hatsdäkretcn. 

Von  deo  öi'tlichkeitpii,  welclie  die  Kpr^onm  mit  haX. 
Terbandeti:  iv  x^  ^tdtfn,  iii  Lle;px;er,  h  Aiovusou  i»t  our  die 
letitK^nannte  aus  dem  IV.  Jhrh,  nachweisbar.  Die  Frequeoi 
äes  Vorkam  men  a  ancubtind,  ist  am  b^figsten  ht  z(fi  btitp^. 
ziemlicb  ofl  findet  sieb  i]!  lUipaut,  am  8elt«iisien  das  audi  tin 
IV.  Jbrh.  nur  bier  und  da  anztitrelfende  tt  iltv/fis&u. 

Ein  paar  mal  wird  ^xx^ij^at«  DSlier  bestimmt  durch  oÜT* 
xXi]T»;,  IV  2  p.  116  n.  441  d  ixx^.  TufxÄiiToe  ev  tfy  ^tätpw 
Kttti  (J'^-^VA  ^i^-t  V-  441  c  ixK?..  ■j\t[YKXTit'3i  äni  ßouXfJ;  tnpa- 
TiiT]©-^  Tutpafx^O.ivxtiit.  Vor  dem  lU.  Jhrb.  ist  diese  Bestini- 
muiig  nicht  an£utr<f'tfvo. 

Wefclossanf?  von  ixvü..  ist  nicht  sicher  zu  belegi^n-  b 
den  TTcnigcn  fUr  die«clbe  iu  Betracht  kommendc-n  Fällen  bleibt 
ea  nämlich  ira^flich,  ob  ixxir^ria  oder  ßovX'^  Wf^blieb. 

S«inen  Platz  hat  das  i^yX.  zwischen  Prytauiento^  uai 
Tagee vorstand.  Es  iat  also  die  seehate  Präambel  (wenn  — 
t|>r^.  eingesetzt  ist,  dio  siebente). 

An  Stelle  von  ixxX.  erar^hcint  in  11  1  p.  2QÜ  n.  416  scf- 
Xa<f83fat  »ari  t%''  |iavT[e(avJ,  ein  e*ltner  Ersatz.  Verbandet 
sind  ix*l.  und  ipyjxiptaiai.  in  IV  2  p.  117  n.  441  f  (^Mj 
oyJyxXi^To;  oTpsrtr^fYöv  Rap«rYtiX«vTUv  x«i  drei  ßouXjIJs  btxiij- 

In  Katsdekreten  tritt  zu  es.  ß.  (zu  ßfiuXlj;  ^»}c^4{tatft  in 
II  l  p.  295  n.  481,  1)  nicht  selten  ein  ^Xii  mit  Ortebestim- 
mung: ß.  4v  ßou^.eiiTijp''^,  i'f  Tip  'EXeuKv:^,  t:^j9E-(j),  Sndttptf 
hinza.  doch  erscheint  auch  das  ßot>X4]  iv  —  allein.  Aus  deoi 
IT.  Jbrb.  ist  von  den  Variationen  nnr  ß.  iv  ßouXeu'njpicjt  nach» 
weisbar. 

[BcoX^  «rijYxXijToc  kommt  vor  in  der  vorhin  citierteD 
Nummer  441  f . 

Weglaasung  von  ßouXi^  ist  nicht  sicher  uHchzu weinen.  S. 
Torliin. 

Der  Platx,  den  ßouX^  unter  den  Präambeln  einnimmt,  ist 
derselbe  wie  der  von  ixxÄijsia  eing^nomuicne. 

Der  TagesTorstand  wird  in  den  Jahrhunderteu  III, 


Pormkllen  der  Dekrete  Atbeni. 


n  lind  1  ebenso  wie  am  Scliluß  des  IV.  mit  Tfitv  npotöpiDv 
Jra'J^i'f;!;«  aiigegeb««  und  seinem  Namen  Vatername  und  De- 
raotikon  zngeftlgt.  Daß  dem  iKv^rirf\Ztii-/  der  Vaternanie  ver- 
»%(tt  wird,  fl  1   p.  211  D.  433,  ist  ein«  Seltenheit. 

D«in  Demotikon  Ibl^  In  der  RRgel  xx!  au(iiipöe3ps:.  II  l 
p.  210  n.  4^1,2,  na  der  Zn!«atz  fehlt,  int  Aiü^nabme.  Ohne 
xst  scheini  ou|in^«Sf>3:  nicht  mehr  vorzukommen.  In  vier 
FlUen  sind  dem  xsi  u»]nzp6eipK  die  NHinnn  dentelben  söge- 
Kcfalomca  und  Kwar  wie  im  IV.  Jbrii.  mit  DemoLikon.  aber 
ohne  Vat^rnanien.  während  dem  ijat^ffi^tov  beide  Zusätze  zq- 
teil  werden. 

Hier  und  d»  fehlt  der  Tagesvorstand.  teils  allein,  teiU  mit 
aoderen  Blomeal«D.  Es  gi«bt  «twa  neun  Fälle,  in  deoeti  der 
Tagesvoratand  vermißt  wird. 

Sein  Ptalz  ist  zwischen  Ixx7..  0.  ev)  und  13..  &1bu  vom 
Ende  gemhlt  der  dritt«-. 

"E  8  0  £  e  V.  Das  Häufi^keilsTerhällDia  der  drei  Sort«n  dM 
ISo^ev  KU  einander  blieb  im  III.,  11.  und  I.  Jbrh.  uemllch  das- 
selbe wie  im  IV.  Im  IlL,  11.  und  I.  encheint  15.  ^  5.  einige 
50,  i&.  8.  eimge  40.  IS.  ß.  einige  lOnial ;  im  IV.  28.  ß.  8.  mehr 
als  VOmal,  eS.  8.  fast  70mal.  £5.  ß.  I5mal.  Dagegen  zeiat  steh 
ein  größer  Unterschied,  wenn  man  die  Anzahl  der  Dekrete  des 
m..  11.  und  I.  Jfarhs.  mit  der  Aniahl  der  aua  dem  einen  IV'. 
erhaltenen  vergleicht.  Das  an  der  Weltpolitik  wenig  mehr 
teilni-hmcnde.  Ilberhaupt  matt  und  unbedeutend  gewordene  Athen 
de«  III.,  H.  und  I.  Jbrlm.  hat  sehr  Tiul  seltener  dekretit^t. 

Oft  bleibt  loc^c-/.  teils  allein,  teils  mit  anderen  Prsombeln 
weg;  au»  der  Kp{gra|ihik  dca  IIL,  II.  und  I.  Jbrh«.  lassvo  aidi 
17   Weglaastingsfiillu  »ammelii. 

In  der  Fi^mbelnreifae  hat  iSs^Ev  den  vorletzten  Plata.  — 

Neben  Bftjev  t^  ^iuX^  xä!  t^  St^imj)  Qod  i5o;£v  t^  5fi(«)> 

6ndeQ  eich  oft    verwandte  Angaben ;   m>  {xxä..  öifjiLOu  fjnf^^ifi« 

('J*T/¥(3(Mit«),  ii  ?*!>^  4  S'Jljio;  oiid  4  J^iw;.    Es  werden  diese 

begleitenden  Erscheinungen  bald  einzeln  aogetroffen,  bald  sind 

ihrer  mehrere,   s.  B.  IV  2  p.  86  n.  314  ixxX.,    18.  ß.  8,  und 

untergttscb  rieben  e»  5*)[i«i. 

H  Daß  man  in  der  Vertragaurkundo  11  1  p.  158  n.  332,  die 

I    dem  chrcmonideliscbon  llCn^  voranging,  18.  8.  antrifil,  weicht 

I 


548 


A.  MommifiB. 


ab  TOD  dmn  Herkonimeii  der  VoizeJt,  weichet  iS.  ß.  B.  ver- 
laoff^  Doch  Ut  es  mißlich  an«  n.  332  viel  za  sehließen.  Hit 
dem  SlJUIebeii  d«  krief(sined<>n  Epif;oii«ii  stimmien  Bündat*- 
schjießungeu  nicht;  n.  332  stellt  einen  Aasnalimefall  dar,  ein 
neuee,  R.  i.  Tcrlan^ndes  Herkommen  knno  aas  ti.  332  oi^bt 
gefolgert  werden. 

Die  IUt»dekr«te  des  III.,  II.  and  I.  Jhrhs.  geben  nüb  teils 
so  kmid  wie  Jm  IV.,  darch  fS.  ß.,  ß.  iv  ß{iuXeurr,f>{q>.  ^eSoyf^e 

Ti)  ^.  ohne  nachfolgendes  np'-e6p&u; ,  i^  ß.  töv  SeEva,  teils 

erscheinen  andere  ans  dem  IV.  Jhrfa.  nicht  nachweisbare  An- 
gaben:   p.    t/    tip  *EXcU7*.Vtl[),    (^T)SEtq),    '^BTf((),     ill  riECpStEi,    ^O^- 

xXtf^i,  8.  o.  S.  546.  Auch  wrfjoat  iiv  zff  jtfotavix^^,  das  Hartel 
S.  60  mit  8nind  als  ein  Kennzeichen  von  Rattdekreteo  be- 
trachtet, kommt  nur  ui  der  jünjjerea  Zeit  vor.  —  Oft  ist  iS. 
ß.  von  einer  oder  mehreren  dieser  Angaben  begleitet;  mitunter 
blieb  IS.  ß.  weg  und  begnügte  mau  sich  das  Ausgehn  Tom 
Rat  durch  eine  der  anderen  Angaben**)  zu  beknoden*^*). 

In  den  Raisdekreteo  Abu  UI.,  IL  und  1.  Jhths.  bandelt  ea 
sieh  Ikäulig  dariin),  die  jtrytnniechen  iJeamteii  xu  ehren  (9  Fälle). 
Iiid«m  din  BdIo  dieselhen  bdnbte,  bli^b  sie  ganx  in  ihrem  Ereiee; 
es  wird  ihr  die  Aniueicfanurjg  ihrer  eigenen  Angestellten  von 
der  Skklesie  (Iherloseen  worden  Hein.  Anch  beachftftig;!  sich 
die  Bule  viel  mit  eottesdiensiliclien  Dingen:  si«  ucwptiert  Opfer- 
erfolgo,  belobt  Knltn»heanite.  bewilligt  die  Kefuirntur  eioee 
Tempels,  Terfflgt  die  Her.>itellung  von  Weihgaben. 

Der  Antragsteller  wird  wie  in  den  froheren  Jahr- 
hundHiten  mit  efice  angegeben  nnd  nein  Name  nrscheint  Niets 
mit  de»  beiden  ihm  whon  in  der  zweiten  Hälfte  des  IV.  Jhrhs. 
bewilligten  XusÄtxen  (Vateni.  und  Deniot).  Auch  daß  Düktete 
nach  dem  Antn^^Uer  datiert  werden,  kommt  in  der  jüngeren 
Zeit  so  gut  wie  in  der  älteren  vor,  k.  B.  II  1  p.  242  n.  4t>5 
liu.  8  xaTÄ  xb  tIi/|Sfta(jia.  <J  We&£ti>p{5r,( ;]  n«pa*[e'>c]  iItw».  Uit 
den  EUrsangen  endlich  L»ben  die  Bpigunen  es  eheofalla  so  ge- 
haltpn  wie  ihre  Vorfahren ;  brachte  man  mehrere  einander  aeit- 


")  igelten  durch  xwei,  wie  in  der  E!j)heb«nOa»ctiT.  11 1  |i.  2^  n.  48l.  I. 

**)  Da  ei  lioli  hier  uui  Dekret«  handelt,  die  die  Üol«  annbliisKis 
von  Demo«  erlieD,  lo  habon  wir  IV  2  p  102  n.  3S5c  and  i>.  117  n. 
451  b,  1  aiuntucbließen.  Die«  sind  bloße  Gutachten,  die  noch  der  Kk. 
kiMie  «onnlegea  aind. 


Formslien  der  Dvlcnt*  AÜmhil 


I 


I 


sachlich  nahetivgende  Dekrete  at;f  dpiiselben  St«iii.  so 
inte  es  onnöt^  aclieiuen.  die  Priüitubela  zu  wiederholen.  Nor 
struv  dorfta  oirgend«  fehlao ;  so  li«t  in  IV  2  p.  122  d.  477 
das  ente  Dekret  volUtändige  PriunibelQ,  im  iireiten  erechoint 
bloß  d<>r  Auirftgst«U«r.  Hätte  man  ihn  weggvJasMo,  so  war« 
A»s  Dekret  seines  Unterxcheidnngntf'idieiiH  beraubt  wordso. 

Efiuv  bildet  stet«  den  Schluß  der  Satelliten  Reihe.  — 

Die  9stellige  Keihn  ist  in  den  JahHiDiiderten  Itl 
lind  tl,  größtenteils  auch  noch  im  l.  Jbrh.,  s.  hemarh.  allein- 
hemtchend.  Man  hat  g^en  80  Dekrete,  welche  »itt  vulUländig 
und  in  der  normalen  Abfolge  darbieten.  Hinziienrechueu  sind 
etliche  N'umniem  mit  fragroentiertpn  Riiigängen,  die.  wenn  sie 
volUtüudig  wären,  wolil  mei^teiia  korrt^kte  dnUUigkeit  zeige» 
wtlrden.  Solcher  giebt  e*  18.  Daß  den  BestätiguDgen  der 
Normalfnrin  gegen  50  Abweichungen  gegeiiObenitehn.  könnt« 
die  Alleinherrschaft  de*  Ostelligen  Eingangit  nur  erscli Ottern. 
wenn  sich  eine  gut  belegte  Nebenform,  t.  B.  ein  lOstelliger 
lg.  ergäbe,  der  mit  dem  9atelligen  rivalisierte  und  seiner 
Imft  Kintrag  tUl«.  Aber  so  int  ea  nicht;  dit>  Abweichnngen 
sind  nnter  einander  »ebr  remchiedeu.  Sie  besteben  durchweg 
darin,  daß  von  den  0  PrIUmlieln  eine  oder  mehrere  wegblieben, 
selten  darin,  daß  die  9siihl  Ubtratiegea  ward.  Unter  den  Weg« 
lassiingen  ist  die  von  ISq;ev  am  bäußgsten.  aher  reichlich  be- 
legt ist  doch  auch  das  Kehlen  vnn  ISo^c*  nicht.  Die  cahlrei-' 
chen  FKUe,  tu  detien  mehrere  Präambeln  —  bald  dieee,  baM 
jene  —  vermißt  werden,  sind  oft  nur  je  einmal  belegt. 

Der  ^stellige  Eingang  ftcheint  im  I.  Jhrh.  vor  Chr.  raEiß- 
f^bead  gewesen  xu  sein  bis  xum  Ende  des  »weilen  Menschcn- 
altera**).  weiti>rhin  aber  —  in  der  Zeit,  »In  Itom  anfing  mo- 
narchiBcli  xu  werden  —  seine  Geltung  verloren  -m  haben'*). 

Die  U  u  tersohr  i  ft  eu:  ^  ßouXi)  liv  Se-v«,  ä  5*J- 
|Lec  t6v   äatvsc,   von  denen,   da  sie  bereits  in  der  sweiten 

iL  — ^ — — 

**)  C\k  TTl  p.  420  n.  48db  («iiiea  Tempel  heniiitteUen)  wird  von 
Kirctiner  den  Ja.Ur«n  47— -18  ziiK^wiesni.  t>pr  Eingang  bietet  die  Sctel- 
hgo  Kormairona.  tn  der  ElpbebFD-InichTifl  II 1  p  801  n  443. 1,  welche 
^rb»  in  Ol.  186. 8  S5/4  tietxt.  foblen  Bwci  Kleinent«,  ip.  nod  IS.,  doch 
bt  lier  ISiniriLnir  offenbar  aus  der  Ustelligeo  Reihe  verktlrat.  —  Belege, 
die  noch  jfiriRer  wären.  HUcbt  man  vergobiich. 

")  F,»  eicht  ein  Dekret  nut  &iign*tuii'  BcgiviunirweiL,  dessen  Pr&- 
ambelo  niont  mit  der  fiiteltiKm  Honnaironn  atittimen,  *.  n.  8.  itü. 


SSO 


A.  Mommiea, 


Hälfte  des  IV.  Jbrhs.  hi«r  und  dn  rorkommeo,  schon  S.  637  f. 
di«  R«ä«  TT»,  stelleD  di«  Norinalform  der  BegrfllSunf^eii  dta 
III..  U.  uod  1.  .llirlis.  dfur,  daher  wir  ibr«  nähere  Betraditnng 
bis  2uni  4.  Äbeclinitt  rerechoben  haben. 

lo  ihrer  iiuß«rlichen  Erscheinung  giebt  Dich  daa  Bestrebeti 
kund  sie  herrorziUieben.  Sie  setzen  nicht  den  Tort  de»  De- 
krets [<>rt,  Bondprn  »b-hen  gesondert,  meisteiu  unterhalb  des 
Textes,  z-  B.  II  1  p.  203  n.  -tSU  i.  Dekivt  (der  Vater  einer 
Kanepbore  belobt)  DnterRchrift:  6  of^^to;  töv  noiEpa,  2.  Dekret 
(Areigeborene  Knaben  und  Epjtneleien  belobt)  UotersehrifteD: 
^  ^ouXij  6  SfiliO*  fo^  ■iza.i^'i  link»,  i  ^yi[|i^]  ^oü;  [Eicc|i£}Xi;T[i{) 
xiÄ.  rechts.  —  Es  kommt  auch  Super skribierung  vor,  x.  B. 
IV  2  p.  120  □.  4&Sb  (Politic  betr.)  zweimal  i^  ß.  xoi  ö  2.  nod 
zweimal  c  o.  ö  Tpo^ijviwv,  unter  jeder  Angabe  ein  auf  den 
(ieehrtmi  zu  besiehender  Akkusativ:  itftia  revcficvov  und  dgL 
Subs kribie rung  ist  mit  Superikribierung'  verbunden  in  H  1  p. 
249  n.  467,  1  und  2.  Das  I.  Dekret  gilt  den  Eplieben  xtai 
ihreu  Lehrern :  anter  demselbfu  entcheint  die  Reihe  der  Be> 
grUimigen.  vun  deuen  die  erste,  zweite  und  dritte  de»  £pheben 
tmd  den  Rosmeten  gelten,  die  abo,  waa  die  Epbeben  angeht, 
SuWkripte  zudi  ersten  Dekret  darstellen,  was  aber  den  Kos- 
meteii  angeht.  Superskripte  sind  zum  zweiten  Dekret,  denn  ent 
in  dieMm  wird  der  Kosmet  belobt, 

Mitunter  wird  tichniiick  anf^ewendet.  So  sind  in  der  vor- 
hin ^elUluuten  n.  420  die  beiden  ersten  B^rllßungeu  von 
Epbeu  umgeben,  um  die  dritte  tat  ein  Olivenkmnz.  —  In  II 
1  p.  123  tt.  298  (Politie)  i«t  die  IlerTorbebung  nicht  bWS 
durch  diu  iSoiidertit«.'llung  und  durch  KrSiiKe,  sondern  auch  durch 
gröliere  Scfarift  auägefahrt. 

Hit  den  Nominativen,  die  die  begrtißendea  Sta«UkOrper 
nennen,  verbanden,  eisdioinen  vielfacb  Akkusativc  um  die  Be- 
grtißten  zu  bezeichnen;  ho  in  den  vorhin  citierten  Nummern. 
Doch  kommt^n  die  Kominaüvi;  auch  allein  vor  und  sind  die,  denen 
das  Kompliment  xuf{edac1>t  ist,  aus  dem  Text  za  entiiebmeii> 
vrip  auch  in  der  ülteruti  Vivit  oianclic  tTbvrRAbrift  bloß  den  die 
StaalekSrpec  vertretenden  Schreiber  bietet  und  die  Person,  lo 
deren  Gunsteii  die«  oder  das  beschlossen  ist,  auK  dem  HeschluQ 
eotiioouiiflu  werden  muli.   Die  rlvr  umkriazteo  Uoteradiriften 


ben 

^    I 
c 


PonDali«D  del  Ibkrale  Atkona. 


551 


I 


I 

I 


I 


von  II  ]  p.  424  n.  159  b  (Betobuo^f)  z.  B.  beatvhen  bloG  in 
b  5,  b  I.,  (1Ö  p.  |.  ^  % 

Duß  dtt;  Nominative  fehlen  und  nur  die  Belobten  akky 
saüvisch  nngegeben  werde»,  ist  eine  Seitenheat;  IV  2  p.  68 
D.  184  b  (den  nfuu  Hieropoeii  gultend)  Iiictet  neun  von  Olifen- 
loiib  umgubf'ne  Unterachriften,  welche  bloß  die  Namen  der 
llieropöea  oeunen. 

Qewuhnlich  enicheinen  mehrere  Beffrilßuiigeu  zugleiob.  Dafi 
ihre  Anzahl  auf  neun  iUä\t,%,  wie  in  der  angefahrten  ti.  lK4b, 
ist  alierdiiiga  exceptionell,  doch  audi  in  11  I  p.  2&8  D.  469 
(Epheb.)  wird  i^  ^.  6  S.  mit  AltkuBativen  siebenmal  ange- 
txoffeD.  Und  ein  eiamftl  ({esetzleH  6  t.,  wie  io  II  L  [j.  138 
n.  314  IV  2  p.  8ä  (dem  komijichGD  Dichter  Philippidss)  ist  eine 
i^<>lt«Dheit. 

Hier  tmd  da  wird  ij  ßcu).f|  mit  6  Sfjpo;  durch  Xft{  T«rbaa- 
d«n,  riel  hiiufif(er  iüt  AKvadeton. 

Was  «ndlich  das  Verhältnis  der  Be^Dliuogen  zu  deo  Tor- 
her  im  Dekret  gen&nDten  Staafaikörpero  anbetrilR,  so  «rwutet 
man  in  KaU-  und  Yolksdvkntbcn  «m  begrflGendes  iö  ßouXi^  ö 
3f,^o{,  in  Volkadekreten  ein  6  £f/)to{,  io  Ratadekreku  ein  i^ 
ßo-j^fj.  Dieser  Erw&rtaiig  eiitsprichl  die  Mrrhr/,ahl  der  Heloge^), 
etwa  14  Ton  einigen  ÜO,  die  za  Gebotv  stvha'^").  Mehrere 
Fälle,  in  denen  nach  iS.  S.  ein  ri  ßcvXf)  c  3f,{to{  *^)  oder  naeb 
U.  ß.  £.  bloß  b  Si'ijis;*')  Tül^t,  dßrÜ«»,  da  Dekrete  dcä  ItntM 
nnd  Volkes  auch  4^,7(111x1«  d^^eu  genannt  werden^  8.  o.  S.  51äf., 
niclit  als   widersprechend   za    betrachten    sein.     Solcher  PäUe 


**)  Btitpfele:    IT2  p.    \ii  a.  Mit  (Uhnmic  ü.  |t.  9..  drM  Unter- 

(Ehrung)  iS  £.,  ünUrtohr.  6  Biljiag  tiIv  mupA,  [>.  |1Ü  »-  258  (IChroii|[) 
d*Mx9«Ei  t^  ^v^.-^.  Unl«r>chr.  ii  ^u^i]  mit  Nam«)!. 

**)  Dftlj  fTtr  dfttf  VfiThUltniit  ä«r  B«f[illl)mii|i  su  d«D  im  Deltrst  vor- 
lt>>EUmi-ndr'n  l^tAaUli$rp«rD  nur  ctva«  UWr  'JO  rrkundrui  in  ß^treeht 
kommen,  abi'.-hou  <ter  uin«  BiyritGiing  diubiAUiuli»)  ^'iten  5)j  tied,  bat 
■eÜMn  Unuxl  in  <ler  Fnifpaentierllieit  dor  [ogobrifUleine.  Die  U«gr11- 
Cnng  ifit  Örtlich  (getrennt  von  (l«ri«ntKeii  Parlie  d(«  SUina,  an»  wnleher 
«BtBOrainen  wird,  ob  mt  tiflh  nm  Km*-  and  Volk«-,  um  Tolk<-  oder  um 
Ratadekret«  bandet  un<i  nur  durch  oiaB  bMOoder«  liuaet  de«  Zofalli 
lat  die  Ei^f^rUtiTHif;  inf^leiob  mit  der  die  bctohließende  BebOtda  ang«h«ii- 
d«  I'urli«  erhAlKn. 

•■1  11  1  P  1^3  n.  SOTi,  i>.  2CIS  n.  420,8,  p.  2411  o.  467,  I,  p.  2«fi  a. 
,470,  [V3  p.  64  n.  231b. 

«J  iV2  p.  8611.  314  (II  I  p   188). 


G8S 


A.  HennntAM, 


giobb  et  0.  fiiLUcbicdffa  rcgelwidnt^  ftber  encbcint  in  nrti 
Kpheben-li»c;bnft«Q  die  UefprUßuog  r}  pw,i,  «  3v;|iO^  obwobl 
es  IUUd«kr«t«  sind'*). 


Nnohtrkg. 

Wir  werfen  Bchlte(.Utc)i  noch  eiuen  Blick  wif  iaa  sp4riieht 
Ifoteriftt  aiu  der  Kaisenrait,  CIA  LII  I  p.  9  n.  1,  p.  4  n.  t 
und  p.  9  n.   10. 

N.  1  wird  Ol.  190.  4  17/S  tot  Cbr.  gM«l£t.  Die  Jmhr- 
bMtinimuag:  (in!]  Aixtüvo;  äpx-  ^^-  -^P^  ApoiJ4o[u]  stimmt, 
da  der  Arclion  bloß  mit  dem  Bigmiiamei]  ifeo&mit  fit,  nit 
dem  alten  Vnm,  waeht  aber  diircli  das  xxi  Upüo;  Apo6scti 
vun  d(iiiuplb(>n  iib.  W«itvr))iii  «nMÜieineo  vier  alt«  Elemonte, 
aber  in  neuiT  Ordouiig.  and  daß  der  iTn^^iZm-/  ohn«  Demo- 
tikon  und  xni  oupTipÖEfip«  angegabea  ist.  stimmt  irbvoGsilii  nicht 
mit  dem  früheren  Herkommen.  Als  p-ine  bloUe  Ktlrzang  dM 
9stiulligi;n  KinguigH  kOnnea  die  PriUiiibulu  von  n.  1  nicht 
angesebn  werden.  Im  Jahre  17/6  vor  Chr.  ist  also  derselbe 
nicht  mehr  maßgebend  gewesen. 

N.  2  gehSrl  in  die  UegieningsEeit  des  Hadrian  117 — 133 
na4^  Cbr.  Die  ÜMtiL-rung  ist  »of^ültig:  dvr  Präambeln  sind 
•cht,  e*  fehlt  nur  SSs^ev.  Doch  weicht  die  Auorduung  nicht 
wenig  ab  von  der  im  III.,  II.  und  1.  Jhrb.  (Ibtichen.  Abwei- 
chend ist  aiicJi  die  Datiervnii  nach  dvm  Archun  Titos  Kopo> 
nios  Maximoe  ans  Hagnus,  Sohne  dee  heüigen  Heroldes ;  dia 
früheru  Herkommen  verlangte  d<.-n  Eigennamen  itimpel.  Im 
selben  Sinne,  fiillt  auf,  daß  die  IJule  l&pd  heißt,  daß  detn  im- 
4n}?i^(i)''  und  dem  Antragsteller  die  Vatemamen  rers&gt  Hind, 
daß  letzterer  mit  Amtetitelu  erscheint  Als  a.  2  entetaod. 
war  also  die  Sstellige  K«ibe  nicht  mehr  iu  KraB. 

N.  10  ist  aus  OL  247,  1  209/10  nach  Cbr.  Der  Eingu« 
beginnt  mit  sieben  Präambeln,  die,  nnr  ii»  Tf,;  n3cv2[Qvt[8oc 
,  .  .VTji  n^JTSveix;  Ruagonommeii.  Abweichungen  vom  iUUitsn 
Ueu*  zeigou.  Der  Arcbon  bat  Dcmotikon,  otutt  ^,  &  Stfvx  ifpst^i^. 
itsbt  4;  2vpat*M*  i  Si'va,  neben  dorn  Int-jrTifEI^wv  «rsoheint  eia 


")  II 1  p.  M&  a.  481  nad  p,  MI  a.  48a; 


Fonnalien  der  Dekrete  Atbem.  553 

Epistat  und  dem  Namen  des  Epistaten  geht  Eepeüc  voran,  der 
im.<^r^iQ(]iv  hat  kein  Demotikon  und  atatt  xaZ  oufinpöeSpoc  folgt 
V.CC.I  ol  outinpöeSpoi,  die  Tage  sind  mit  Ziffern,  nicht  mit  Buch- 
stahen  angegeben  und  dem  Monatstage  geht  ;irjvis  voran.  Die 
Anordnung,  welcher  die  Präambeln  des  IIL,  IL  und  L  Jhrhs. 
folgen,  ist  nur  teilweise  beobachtet.  Weiterhin  verliert  der 
Eingang  seinen  präambliachen  Charakter,  der  ISo^ev  und  e^tce 
verlangt  hätte;  es  heißt:  ßouX*)  ouv^^änj  iid  toi^  [eöaTT]eXiot5 
xtX.,  iv  ■^  dveyvüJoSi]  yv(I)|tT]  xtX,,  äva-j'VÖvfToc  toö]  azpxrrffo^ 
xtX.  N.  10  weicht  alto  vom  Alten  noch  mehr  ab  als  n.  1 
und  2. 

So  klein  das  Material  ist,  gestattet  es  doch  den  Schluß, 
daß  die  Ostellige  Reihe  in  der  Kaiserzeit  keine  Geltung  mehr 
hatte.  Diesem  negativen  Schloß  kann  man,  da  die  Eingänge 
von  III  1  n.  1,  2  und  10  auch  unter  einander  so  ungleich 
sind,  die  Vermutung  hinzufügen,  daß  der  Kurialstil  des  kai- 
serzeitlichen  Athens  überhaupt  keiner  festen  Norm  folgte. 

Hamburg.  A.  Mommsen. 


xxvm. 

De  attributo  titulorum  saeculi  V.  Atticorun  obser- 
vationes  quaedam. 


I.  De  poaitione  s  u  bs  tantivoru  m  geDetivi  forms 

alteri  Bubstantivo,  cui  articulus  praefigitur, 

aunexorum. 

Gntmmatici  nostri  docent*)  Bobstantivnm  quod  forma  ge- 
itetivi  alteri  substantiTo  annectatur ,  attribntiTe  adiungi,  si 
Domen  regens  uaa  cum  genetivo  aliis  rebus  eiusdem  generis 
oppouatur,  velut  in  his  verbis  ,6  x&v  'Ad^vaibiv  S4jp.o;*  sive 
„Ö  5j]ji.o4  6  TÖV  'AftTjvaitDv",  quibua  popolum  Atheniensem  al- 
teri populo  opponi.  Sed  si  subatantivam  regens  partem  rei 
genetivo  notatae  sigoificet,  genetivum  praedicative  aat  ante 
aubstantivam  regens  poni  aut  postponi  articulo  nominis  regentis 
non  iterate,  ut  mos  sit  dicere  „&  Sfjjio;  töv  'Adijvatwv'  ant 
,Töjv  'AÖTjvat'füv  ö  Sijjio;',  ubi  de  plebe  Atheoiengium  patriciis 
adveraa  agatur. 

Huic  doctrioae  difficulta«  quaedam  ineat.  Nam  reaita  se 
babent,  ut  praeter  genetivum,  de  quo  posteriore  ezempio  edo- 
cemur,  reliquae  geaetivi  species  priore  legis  parte  comprehen- 
sae  nomini  attributive  adiungantur?  Num  genetivus  aubiecti- 
vuB,  obiectivuB,  possessivua,  materiae  ab  una  parte  contra  ge- 
netivam  partitivum  staut?  Quod  ai  nau  veuiret,  qui  fieret, 
ut  legis  illius  immemorea  viri  docti  de  genetivo  poasesaivo 
Dovam  et  propriam  legem  atatuereut?  Nam  de  eo  haec*) 
audimus:    der    posseasiTe   Genetiv   kann   seiner    adjektivischen 

'}  Kmeger,  gr,  Sprachlehre  §  50,  8  A,  7.    Kuehner,  griech.  Gram- 
mat.  II  p.  538. 

')  Krueger,  gr.  Sprachlehre  §  47,9  A.  9. 


RadolfuB  MBIier,  Dekttribalo  tilulorum  3.  V.  AtUcontni.    555 


Natur  lialber  /wiachen  den  Artikel  und  du  regienrnde  Sub- 
stantiv  eiDgeschoben  nerd«n  oder  ihm  folgend  desseo  Artikel 
wiederholt  vor  sich  hiib«n:  attributive  Stellung.  Mea  igitur 
sententia  genetivi  genus  nunquam  iiraetermittendum,  immo 
inquirendum  est,  niim  ri  gRnetivi  Diiitut»  etiam  colloratio  uHri- 
biiti  sit  lUvtTB«.  Häü  cogitatiuue  pcrductus  inscriptioncä  Äfc- 
ticai  !>aec.  V.  quae  G.  I.Or.  voliimine  pritoo  supplementis  aucto 
contioentur.  perlustravi  ^).     Et  baec  cruinse  mihi  videor. 

Genetivus  aubiectivue  et  obiectiruH  cum 
□ominc  regenti  itu  iungi  eoletttf  ut  articolo  non  iterato  post- 
ponantur. 

1.  Qenetivas  «ubieetiTus. 

*)  822,  (  YAii  tä  4'4[(f'.o]|ia  loO  &^|icu, 
B.    JO,  27a,T»  n»'ä  ti  ^ffio\ttt  icO  sViVtou. 

20,  u  t^ npto^tioct z&t'a{yt<i~»itiiv.  Suppletmn  S.  140), 
41.  T  t^Jv  r.^Q^eix/  Tr,v  'Äyufxaiuv. 
33,  96,11  T^iv  xpta^elxv  ;]üv  Mut:^7)vs({u)v. 
&&C,  la  ntpi  24  -.oi  ixjiko-j  tüv  vccbv. 

174,  225  k,  I,  10.  17  äfiyjfiioi  inii  Z'm  cri&u  ',f,z  dicapx^* 

Lex  a  nobis  iudagals  uou  servatur  duobaa  locia: 
61,4  i]ih]  ipaxovi«  vi)i9v  tili  «pi  <p[6v(6U  |4K«]- 
ypa4'*i>'l'l<öv  oi  Ä|v[o[ypa)7y;s  Töv  viiiwv,  ubi  Apawv- 
Ts;  genetivi  posttio  fortasse  iude  explic&tur,  qaod  eub- 
staativum  v&itov  alt«TO  uttributo,  quoeuiu  coalescat, 
accuratiua  ärcatttscribitur. 
&  134y  2a,  I  Tc  5i]|i««flv  [ßEJ^t&v  xp)}[p{Ejt(i)v  xot;  {inc$[s- 
lijevot;  tö  S'jä«Xc[t]t[wv  (pubHca  pagi  Sifpaleiii'irHm 

*)  lun  Mucbftu:  olMrvaUone«  de  s«rmtfn«  inicripUonum  Ätiica- 
nm  MCDuli  i^nint).  UalU  8.  1882  (;euetivonim  cvllocatiooeiti  in  titnlii 
f.  V.  Atticiü  pvrtctutiktUH  oft,  p.  18  eoqu.  S«d  luutoiiaiu  ita  ()i«pi»iut> 
dt  <}i)ft^rnt,  quaod»  ){uneiivu>  untcpooutur,  iDtfrooDatur,  |io»t)>oiiatoT, 
»t  aaamqaam  t«Ttio  loco  (p.  19)  conlra  ^tunmatic«»  aoitroe  simil«  ali- 
qoia  quod  egi>  cionct,  Umiea  pm«Cer  pnrtitivHm  de  genotivo  [mm.  tui- 
Intn,  aon  de  reli^juiii  loquitur.  Kcquo  tac«o  illi  viri  doc14.  quippe  qui 
«[«»f^B  aatis  ii«|fl«g»Bt«r  C6lleg«ril  et  «iiaripMrit,  üdetn  raro  ease 
babeadam. 

Volominis  I.  aota  oinuaiL   tiucripUoiiua   nuinvnit   rflclit,   >oppUt> 
lin6Bt«nuii  paginal  titera  8  pn  ebliquü  indiCAvi. 


556  Rndolfni  USller, 

atu^ritas  qua  fides  äatur  venditoribus  fundorutn),  bU 
articolum  ante  SunoX.  iterari  non  minun  eat,  quod 
genetiros  a  nomine  aao  per  complnria  verba  diaiangitnr. 

2,  Genetivas  obiectivus. 

82  B,  so  TtapA  T0E5  Ta[itaot  xöv  [-rijc  'Ad-jiTVofa;. 
Sed  eidem  lapidi  etiam  hoc  inacnlptum  est: 
82  A,  Ig  Tols  TÖV  Tf);  'A8T)vaE«5  T«|i£aic. 
122, 1  ol  za\Llai  löv  Upöv  xp'JfiS^'twv  -rtj^  'AdTjvota;  = 
123,,.    124,,.    134,,.    135,,.    136,,.    155,,.    156,,. 
158, ,.  159, 1.  173, 1  (multis  alHs  earandem  tabaluna 
locis  suppletum). 
55  c,  s  ToE?  oipavTifoli  xtBv  vsöiv. 
60,  3  xiv  ipyiz]iy.xava  too  vsd). 
61  0!  (i]v[aypa]<pf]5  xöv  v6(i(i)v. 
S.     65,  35  c,  „  -rt];  Sk]  xotiiSfjs  "tftv  ve[©v. 

37  f^m  p,  m  x)*]V  xä5[[v  toO]  cp[6p]oy. 

S.     61,  27  b,  17  «£  5yY[y]p«tpat  xt]5  dnapxfls  too   xoprcoO   Toh 

Uno  tantum  loco  articnlas  post  substantivntn  repetitnr. 

38  f,  10  xi  ^iitptoiia  xi  xoö  cp6pou.  Hie  genetiTus  epei- 
egesi  quasi  per  titulum  adicitur  et  sensum  *iupl  xoO 
cpöpou'  obtinet  ^),  nt  conferenduB  sit  cum  iis  qaae  panic 
ante  (sub  1)  attuli ;  zbv  Äpacxovto;  vifiov  xb^  icEpI  <fi- 
vou.  Talia  autem  attribata  fere  semper  post  Domen 
regens  articulo  iterato  locum  tenere  ex  plurimia  tito- 
lis  apparet. 

3,  Genetivus  possesBivQs. 

a)  Genetivus  possessivus,  cum    vi  et  natnra  baud  procnl 
ab  adiectiTo  absit "),  aubstsntivo  regenti  plerumque  ita  adian- 
gitur,  ut  Tel  iterato  articulo  post  substantiTum  vel  —  id  qood 
rarius  fit  —  inter  articulum  et  substantivam  ponatnr: 
S.     6,  22  a,  ,B  7t]pi;  xoüc  dtp^oi'ta;  xoü;  'ÄÖ'Lijvafuv. 
22  a,  2*  ol  (Jpxovxe;  oE  'Ad7jva[iti>v. 

')  Krueger,  ^ecb.  Sprachlehre  §  47,  7  A.  fl :  Zuweilen  entipriebl 
der  Qsnetiv  selbat  einer  Praeposition,  am  häufigsten  anaerem  wtgm, 
ueber. 

*)  Emeger,  gr.  Sprachlehre  §  47, 9  A.  9. 


De  ftttribuio  titulonin  «.  T,  AtUearan. 


557 


r 

I 


65  li,  0  ^  "rtif*  ßou).iiv  -rijv  'A&ijvitiojv.     üude  in 
S.  iJ,  27  a,  «j  1^  ßwXi;  X«Xx;Siti)v  ävaYpä'i"*"  xzta&iTti)  Kireh- 
hofßuui  post  ßou^tft  Brticatnm  i^  uod  immerito  intiemiiae 
sequi  ridetur. 
liiaignis  quodam  modo  haec    Terbomm  oompositio  e»t:    6 
ffc^^a.-.eii<;  6  t^  ^uXIJ;.     Ubi  enim  Dominativo  6  rpccjiturcs-x 
genetivus   Ti);   ^tjX-j);  «ancctitiur.    artkulan    it«ran    totnt,    sed 
st  Tüx  f^miaz£(}i  caaibus  obliqnis   Dsurpaiur,    geueiivus    ziji 
^uii^i  nrticulo  uon  repetit»  sdicitur'): 

c  rp«tiiiaTe-j5  6  Tjj;  {iouÄflt  45.  u*  13.  ■  («uppL)  77, ,«.  S.  33, 
84, ,.  (suppl.)  Ö.  ffl,  27  b.  ,».  S.  67,  53  a,  ».  S.  205,  53  b,  ,. 
8ed  occorrit  otüun  6  rP<*^F(^ü;  rifi  ßouXljc  8.  2l?ä,  27  c,  m. 

TcO  YpoHilKxciuf  Tj);  ^vXfii:  61,  «  «api  [t]c&  [xori:  npursc/eiav 
Ypa[t(w]'ciiii4:  Tf^  ^liXfj;  (sapplerit  KircbholBtia)*)« 

TÖv  TpaM^^wie«  -rf]!  pooll]«  20,  „.  39. ».  69.  ».  S.  11,  27  a.».. 
S.  7«.  51.  ,1.  S.  18,  61a. ,».  8.  .?£,  96,  ». 
S.  Iä3,  52d,ta  TOÜji  ix^°ü<  '^^''ä  'AJhjvaüov. 
88, ,  [Vj]  Tövi)  VI  AöpxiS[oc]. 
ff.  27,  a  -^oü;  naiSsv  wü;  [exeii«D]v, 
11,  27  a.  74  &pssr/  b!*/«:  'A&^al^e   i(    t^v    -i^Ä'.«ld(v  Tt|V  täv 

ff^,  35  b,  11    xsc]!   Ä<ar[6-/tttiv   ig    xi  otxa7t]yjp{io}v   xi  to& 

322,  ta  t^  1^^  T^  TcO  tK>Yjx&0 ;  t«m«n 

il22,  u  ^v  ß<d(iiv  T40  ^j))XO0* 

SS-tc  col.  I.  fli  nacpi  Tilv  »>JV/.6Ö  pafiöv. 

34,  ,    [ti    Up]iV    TÖ    TOtV    'A'i>ä[X6tV. 

ffO,  27  b.  IS  «so  Toö  «ptupffio  TöO  wtv  t*eofv. 

32  Ä.  II  x«*ässp  teü«  («c,  tcc[ita;)  tftv  £[tpß]v  -ttbv 
T*l;  'A**iv«ia;. 

82B.  11  XP^j"*«  wf*»  XP^Ji]«'^''  "'(S]  T<U 'Äfr»;[v«iÄS. 
32B.  I,  toi^  Öej  äW.«;  xp^diaojtv  Toij;  rf);  'Aö^aias'- 
82B,,t  t«|t!eu4oiht>  tä  fUv  ti);  'Afti^väKat  XP^I*"™- 


a 

B. 
8. 


& 


I         ')  Qui  dicondi  tnoi  lam  Usobiifi«  (L  supta  L  g  60]  Innotnit. 
Scbaä*«-:  de  scnbie  ««oftto«  |>0puli4it6  AtbeniAiuinm,  p.  13. 


558  RadolfuB  UflUer, 

32  A,  17  Tä  TÖV  -a^öv  )(pii\iaza, 

40. 10  T^  5t)(ioo£(i)  t[{p  TÖV  'Adi)va£](Dv  dyeOLovrg;. 
2, 1  TtS:  xoiv[<ii]  T«  ]Sxa{ißti>vLSö)v  aoi&. 

40. 11  Siä  irffi  X'^P'^i  '^^  MedwvscEtav. 

31, 13  imoTpa["teüei  Ini  v^v  yf)]v  t^v  xöv  ÄreotXBv. 

56  a,  6  Tiv  Äypov  töv  KXso|1'^Seoc. 
S.  IffS,  53  b,  u  ii  t4  'AdTjvaitüv  cppoüpta. 

b)  Ezemptis  bucuaque  allatis  obstat  numems  locomin. 
quibaa  genetivus  poat  aubstantiTum  regena  articulo  omisso 
ponitur : 

180  c,  7  **!  TOÜC  Ta|ita(  Tfjc  Ö-eoQ. 
S.    07,  53  a,  IT  ToE;  xafiEaiotv  töv  äXXuv  fteöv. 
S.       5,  10,40  tfev  inl  X(p  ßwttcji  Eepäa  xal  x[6v  fep^a  t]o[E]v') 

ÄEoiv  xai  t6v  [epea  to  .  . 
Haec  tria  ezempla  cum  exemplo  6  i'pati[ta'ceü;  6  xi};  ßou- 
Xf);  sub  a)  allato  in  qao  caaibua  mutatis  articuli  uaas  variabst 
conferenB  quispiam  suspicari  potest  Tocea  ztx^az  et  Upia  simili 
lege  atque  ypa^moizia  uti  ita,  ut  post  casus  illarutn  tocuid 
obliquos  articulus  omittatur,  post  nominatiTum  repetatur,  quod 
quamvis  bucusque  non  comprobatum  lapis  quidam  aliquando 
demonstret. 

S.     11,  27  a,  ai  iv  t^  ccpip  toO  Ätö;  loO  'OXufiirCou. 
S.     16,  51,  S6  iv  T$  Eep*^  -rij;  Hapftivou. 
S.  2ff5,  27cig  iv  T$  (ep^  too  'ÄTtöUwvo;. 
S.     ^7,  53a,  4, t  13  t6  Eep&v  toC»  KoSpou  xai  toO    Ni]Xib)(   xo! 

T^5  BaotXi];. 
,        53  a,  ,a,  i»,  aa  to  Ti^isvo;  TOO  NijXfeu);  xal  t^c  BaoCXij;  "). 

324  c  col.  1, 36  inb  too  ß[(i)(i]oö  xfj;  Ativrjc 

col.  I,  es  Ttp65  ToO  ßü)[ioö  Tfj;  AtiivTj;  =i  col.  II, «. 

Articulum  bis  locis  non  iterari  eo  msgia  miror,  quod  in* 

venitar    84, 4  [t6    cGp]6v    xb  toCv  'Ava[xoiv    (sub   a)  notatom)- 

Cuius  rei  causam  non  perspicio.   Neque  consentit  cum  exemplia 

de  voce  xp^|i«Ta  modo  (3  a  p.  557  infra)  editis,  quod  saepios  le 

*)  Qnamquam  ex  facie  titnli,  cniuB  poitremoa  venaa  Kirchhoffiw 
literis  receotioribna  non  reddidit,  dubitari  potoat,  nam  inter  0  et  N 
lacuna  pateat,  tamen  ante  6E0IN  articulum  ad  hoc  anbatantivnin  re- 
ferendum esse  aermo  iubere  videtnr. 

'"}  Sententiae  Kirchfaoffii  qui  ita  legit:  t6  Ispbv  -co  KäSpou  xat  n 
NrjXifuc  v-aX  t!)c  BaafX)]^  et  16  Tiiitvo;  10  Srikia>z  xxt  xfji  BxaCXr^c  oucd- 
tin  neqneo  articnlam  t^s  mpiciens. 


Dv  «Uxibota  titulonim  s.  V.  Atticonuo. 


S59 


ginim  oE  za^la:  ifiiv  UpCt-/  )(P>ij^'i'c«>v  '^'^i^  'Ad))va{aw  (v.  sub 
2  p.  550)  «t  quod  invemmus  S.  ^fiO,  179  C  Ta|i£ai  Itp&v  XP^I*^ 
T(i>v  Tfj;  *A&>}va^  ■  .  •  TiapeSooxv  'EX).i]voraitiac£  .  .  .  inb  zStv 
[Xpi])iAt]ti>v  'Äih}va£a;  [HoauiSo;!  (sequitar  siimma)  [Nfxiic 
'ÄdT,va(a(  (inb  [t&v  x^t,[ix:|ci)v  (seqiiitur  aumius).  Nam  Ulis 
(p.  557)  locia  articuluM  post  uoineii  >;pTj(ixiK  repeiitar,  liif  omit- 
P  fcitnr.  Qaam  rem  qiiomodo  eiplicem,  non  habeo,  eUi  io  »Iteio 
excmpto  non  sine  vcritatia  specie  dici  potest  oppoaitione  Hi- 
ceTTfte  nominuiu  fuctiim  esse,  ut  olterutrum  vi  quftdun  uut 
additum  aut  praomissutn  e  prupiore  nezu  com  nomine  reg«iiti 
dirimeretar. 

Legimua  porro 
&.     18,  61  a,  as  TÄ  iv£^a[Ta   t^v  £(i-f|]pwv  tüv  ZijXufi^iaviiiv 

(noa  satia  certum). 
S.  t43,  52,  ij  ti  öv[ö]{iaTa  töv  [niXeinv  iyypii4>«vt«;  tJöv  §uv- 

^«t  iv  T[V,]t  otj^X^  TcO  ä[pX6vw;  t6  Svoiw,  i^'  oö] 
tYivovTO  «t  ^yvÖ^jxoi.  . .  .  fcmiypä-l'a'/Tec  iv  xatf;  «rfi- 
Xai;  töv  dpxöv)i«v  ti  öv6fui[Ta  twv  BsTttaiwv. 

319, 19  n^iü^ov  . .  .  ToI;  ÄeTjici;  töv  >i9o>v  tcD  ^»fou. 
319,  t)  §üJtat  iww^JHj .  . .  ifip^oct,  t*  ßi^v  TOlv  wyaXjia- 
TOIV. 
floa  gcnctivoe  partitivornm  seriei  adscribi  posee  iure  qtw- 
dam  contendsfl.     Si  negabig,  ooocodcudum  est  —  id  quod  Rnte- 
itia.  quoque  exempla  oommeiidare  videbontur  —  genetiToa 
poBsesüivos  etiam  articulo  non  tterato  annecH  poaee. 

■  4.  äeneÜTDS  partitirus 

nCHOiiiu  regeoti  pra«diuitive  affigitur  ito,    ot  wepius  ante 
illnd  quam  articulu  omtsso  puttl  illtid  punatur. 

9,»  xai  vsjieiv  "Epuöpxiwv  ["lo[(j;  napo&oft. 

56a,  4  Ejajuüjv  toi);  ini^o-n-x  lUXonovvij^ioy;. 

&7b, »  |iii  Eiva-  dwiv  eiK^Xilv  ['AfHjJvo^tüv  (iij64  [iv{]. 
S.     4(^,  96, «  [4i:o5c1>v«i  MuT:J.r,vIai(iyv  toö;  l^ovra;. 
8.    10,  27  a,  j  4|icoat 'AdTjvaiwv  "rtjv  ßouXtiv  xat  Tftü;  Stxaardc"). 

■*)  ct.  *ttb  S  a)  4(  Tiy  ^cp-j^ffU  -äj*  'Ä)«vsU«y  p.  fiS7,  qui  gonatiru« 
aamero  {fcneliv.  potoBuiveruu  oducribi  dnb«t. 


560  BadolfasHOlUr, 

S.     10,  27  a,  83  i>\t-ö<3ai.  Si  XaXxibitav  zobi  ^ß&vxoc  firavrtc;. 

S.     10,  27  a,  SB  inoypät^i  to{i;  ^6oavta<  XocXxtS^v. 

S.     ifl,  61  a,  IS  &[(to]oav  'Aäijvatmv  oE  orpa-njYoi    x«l  [oJ  Tp;- 

:^papXo][  xoi  oE  önXETat  xal   f?  Ti[g   äXkoz    'A^ryvosuv 

7t]apT]v  xai  ST)i.u(i[ßp]u[vol  it[«v5»)tir|. 
S.  166,  62  b,  ,1  liv  Ä(pcxvo6(ievov  'ÄÖijvotwv  is  2x£a&ov. 
S.  i75,  272  d,  6  aiSt  t<&v  tcöXewv  Xeppovi^[oou]  ouvteXeEg  o&oaiL 
S.  177,  277  »,18  6pY«[So;]  to  ^[itou  Tfj;  i[vTÖc  too]  Huftiou. 

322i,  1  [töSJs  iwifpa^cn  gpyac  xoO  veü,    äc   xcrcdXaßov 

ixovxa  .  . .  ^ecpi'ixctpivix  xal  i^iucpYo. 

Gum  his  exempliB  congruit  etiam. 

9,  31  ßouXeüau)  .  .  .  Stxa[iÖTa]':a  'Epu^attov  t^  iü.f,&E: 

xoti  'ASTjvaftüv  xai  xöv  [^]viie6x"iv  [xjoti  oöx  [äitooJt^- 

aoijwci  'AÖTjvafüiv   too  j:[X]i^*ou5   oö5t  [tüv]  ^ujijiax*^^ 

Tüjv  'Adi)vaf(i)v. 
Nam  quamquatn  de  totis  populis  agitur,  tarnen  pnmitus 
verbis  'Epu&paiwv  Tfji  tiX:^^ei  pars  tantum  populi  ngntficabatui- 
Causam,  cur  haec  verba  ad  totum  populum  spectent,  expHcavit 
WilamowitziuB  ^^) :  Das  Volk  regiert  Bicli  selbst.  Sein  Wille 
wird  erkannt  dnrch  Stimmenmehrheit:  man  drückt  das  ganz 
kraß  ans  und  gebrancht  die  «Majorität  der  Athener,  (t&  nXfj- 
^i  t6  'Äfr»)va£(öv)  völlig  gleichbedeutend  mit  dem  «Volk  der 
Athener"  (6  Bi\^oz  ö  'Ä.)  und  dem  , Staate  der  Athener'  (ij 
TtöXt;  -^  'A.). 

5.  Genetivas  materia e. 

G.  m.  modo  genetivo  poaaessivo  modo  genet,  partitivo 
propinquuB  videtur  esse.  Itaque  evenit,  ut  ubi  ad  illum  accedat, 
articulus  repetatur,  sed  ubi  ad  banc,  articnlus  desit.  Priori 
ordini  attribuo  illos  genetivos  qui  personarum  nomina  signi- 
ficantes  pendent  ab  hisce  verbis:  6  5f]p,oc^'),  tö  xoviv,  ij  tu6Xi4. 

6  SfSfw;  6  'Aa^vafuv  S.  10,  27 »,  *3- 

Toö  Sfipou  TOO  'A9ijvafü)v  36, 17.  57  b,  «,91-  S.  iO,  27a,i. 
S.itf,  51,38-  S.  55,  116c.  8.  S.  J55,  lie's. 

T^  ^titp  x(i>  'A^wxim  57  b, ,.  S.  10,  27  a,»,»,«.  S.  59. 
27  b,  „.  S.  194,  116',  11. 

'-)  Wilamowitz:  Aus  Kydathen  p.  3. 

")  Genetivum  posseeaivum  verborum  iuiictiirae  6  6fJv.oi  6  'A&i]va£(Dv 
inewe  GOntendit  Krueger,  gr.  Sprachlehre  g  47,  9  Ä.  9. 


De  ftttribnto  titulornm  •.  V.  AUicontm. 


S. 

I 


tiv  S*l|iov  xbv  'Aftr.va:«-/  59,,.,,,«.  a  10,  27a,„. 

'A97jv«:cav  tc[0  %ou]  8.  IS,  51  f,  i, "). 

i  Sijlio;  6  7^\iltoy  55  n.  <- 

x$  öVlIup  x<{i  ^a(i'*uiv  56«, ;.  &6fa,  &. 

i3rf,  2  b,  19  -Hf)  x»:v^  t^  5;[uiia]ilrr:ftöv  (pago  Sjrp.). 
Vox  r,6hi  significat  ciriUtcm  bis  locis: 
40,  «I  5x;  S'  äv  xotviv  iJiJijtona  iMp:  töv  ^[ijut^^mv  i}rii)- 
(pil^Wrt«:  'Äihjvaioi  TiEpi  p'jrj&titti  ^  iXkc  Ti  npostaTtov- 
rei  ■rijoi  itdXeai  ij  iwp!  oj&v  i)  nep!  töv    iroietov,    Sic 

JülV-EöK,    TOÖTO   RpOTfj[)M:V    oäxoEj;. 

25,  51,  t«  . .  li  -u  i7)v  gTpaT;iv  iwi  rrjti  BoXiv  tJ)V  'Älhj- 
va!(»v  (Kvapolitani  qaidam  laud&utur,  qiiod  Albeaieii- 
sibus  fsTeruat). 
59,  27  b,  47  o'i  ä-/  |tTi   äStxäioi  'A^vafcu;  firjSi   tf^fv  iw^v 
XT|V  "Atb)v«:(öv  iiij5i  zw  9tm. 
166,  62  b. «  äy«8c«  ....  nepi  rJ]v  ni^iv  iV  *A&t)Vokuv. 
Nibil  certi  iudic&r«  licet  de  inscriptionis  mulilatne  rerbls: 
15,  t  [d-jv  n]s^i[v  T>(v]  'AfrTjvaäir/.    15,  j  jrepi  rfjv  itÄXiv 
tS)V  'A^ivaiwv. 


a  63 


1  B,  ij  äpxei[''  2i]  t4v    ;(pövo(v  tIäv"*)  ar-ovSöw  [wO] 

Metaye  ixvif  &}■'&;. 

27  b.  ,j  dv«ypi4'«'/t£5  ii  i\\i.]  ufaxi'tjy  tc  jiiipov  laö  jtop- 

W5Ö  ToO  t(   JMtpä   Tfitv    Sy,ti*px<öv  xa{iä   "^Hiv  5?j]jiov 

iutgtsv  x«l  ToO   mtp«k  Tdv   neX(«dv  Hcttdi  ^   nöXtv 

iiuxa\Tt,t. 


Vt  paucis  couprebeudaiu,  quae  titali  de  substazitiTis  ge- 
nctivi  forma  alt«ri  oomini  nttributis  proderc  videatur.  gaieUrut 
subicftiviis  et  oftiectivus  cum  nomine  regenti  ita  iuiifp  wlent, 
nt  arttcolo  non  it«rato  nbseqoantur;  gonctinu  partifivNS  sa«- 

**)  G€DtM  noni«!!  Hlteri  oppoiitum  \i  quiulam  pr^mittitur:  xoi  -z^ 

'*}  Recto  TO^  £rT0^AON  jD  tov  oiwvMiv  tnuHlatitiD   «it;    nam 
oxoviat    uit«B    (Vi.   41  conunumoriuilur:    citcvfld;   «!v[oi!  toH    nüiJtlTioJiv. 
utionlns  iftitar  vuui  <n»v&xi  dMideratur,  neque  doMt  ti.  24:    [tjdcc  9k 
^U    «itovfid{  ■I>z(. 

■        puioiApiB  Lxrr  (M.  r.  xna»,  «.  ^ 


I 


«» 


EDd«lfa.  Mftller. 


ptOB  ante  aomca  regmi  quam  artioalo  oiiiiaM>  pMiUp 
fair:  DOn  natu  certiu  est  usus  geoetivi  jNMnsvtn,  ■■■  m 
plenimqui;  nomlni  re^cnti  it«    attribuitur,    nt   ilefalB  inei| 
poeit  nomeo  Ulud  vel  —  id  quod    rmrius    fit  —  iofar  v'.'~\ 
ei  Domen  locam  teueat,  tameu  Don   deaunt  exenplk  bu.- 
probcot   goaetivam    ponsesaimni    etiam    articvlo  oon»  pi 
«naecli;  geaeiiroB  materUir  (^caeiiwo  ponaensivo  tot  :■- 
■M^  propinquuis  modo  attributive  modo  praedicztiT«  i<  -, 

II.    Depositione   sd  t  ec  1 1  v  o  r  u  m,    oumett-ici 
participioram   attributiv«    adhibit oi us 

De  adtectivifl,  situ,  atlributire  adhibitis  tot  It^^l 
Hncbuu '*],  de  quo  infra  paucis  a^m.  ind^are  Don  ^ 
obflerravi  tantum  voces  iXXo;  rt  »pözcpoc  i«n  anifffi« 
artieuluni  ot  »ome»  pool,  neque  do  reliqtii«  sdiectirii  •« 
de  Dumeralibua  certt  quicqatun  coDAtare,  partidpta  »uta  ^ 
semper  nonitfo  ngeoa  orticulo  repetito  sequi. 

1.  Adiectiva. 

6&,  It  r*J;  £Ui);  öiCTipiotac^. 
&R23ade.»««i  4[Uoi  HiX]i^oi[oi]. 
84,«  T]ibv  SÄJiMv  frtöv;  318,», 

67.»    [tjtÄ[v     ä]/i.MV    U&IIUTÜV. 

37  Pt  M  'c](i>v  iXktüv  £{aaaT))p£o>v. 
32B,  n  lot;  8*1  dUo:<  >;pf,pj(oftv   xai)i  Tf,;  'XH«^\ 
a  59,  27  b,«    Ty,oi    dUr^tK   hcXeoiv    tTjjj£m]    *i[A]Ä^*| 

S.  IßS,  27  c,  5  iv  tf)ot  d3.Xi)3i  nsXeoiv. 

32h,,,  Tö;  iXAoi  flpx«i- 

■Tipüiepoc. 

40,  t  »[;  npoTipo«  llavaö-fjvcc&t;   =  40^  ,^. 

UOt,  !•  R«fi:Y<vö|uvov  EX  toQ  icpo-ccpou  evuuT^ 
S-  145,  2ö8  a,  s  raipä  löv  apoT£pw[v  iHt(jT«T<i)v. 

122,  (  r.apx2(^d[icvoi    lupä    xüiv    icpoTepMy   t^Ki*  =1 

12a.».    124,..    130, ,.    131,..    132,  ^    12«,..   Uff-I 

**)  Manlina-    obierrBjMDM  d«    Mvaoo«    iB»iiiiii)hiBiiii    ABiM«| 

■aaCttli  r,    Holia  S.  \&&i  p.  I&.  ' 


De  attrrbnto  titnlonrai  s.  V,  AtUi^num. 


568 


128...  134,4.  135,^  140,1.  S.  ISO,  l75d,,». 
15,  51.»  ii  Zi  xb  i^fto^  lö  i[(iö[Tcpov. 


MR.  S. 


tum 

P 


62.  31  a,  ia  r,  vi«  ßsuX^  "). 
322  a,  I   xb  ipyatof  iri-aA^"). 
57  b.  I  tA  (xjp-iitiac«  "i  Sii[|t'i<j«x  (iiom.  au  accas.?) 
Rpctu.  32  A,  u  aWjXaf,  ev  sdi  Sv  dvxYps4't»<''-  ""^t^  XP^I^'^"'  '^^ 

79,  B  ef«  t4  Xjj^isipX'Äi*'  rp[«]M'Jw"[etov. 
282,  i  npi;  tiv  xavovat  tiv  XiÖ-tvo-/"). 

322  a,  M  toü;  X-id'Ou;  toü;  2pocpu(£ou;  t^j;  inl  tttiv  xo- 

pwv  "). 

ä22B.o]  (a  deitra  p.)  tau;  Xi&ou;  toü(  (uXccva; ''). 

79,  t  t&ü;  to^cia;  tou;  ts  dt3it[xoii;  x»i  toik. 

32  B,  jit  Soa  Se  t)üv  /prjftäTCOv  täv  [Upü>v. 

1  C,  le  tj«0  Se  Up^ö  äp^upifoti. 

93  a,  c  t^O   v£jA   ToQ   dlpx[A^°t>.   cf.    supra   t6   dEpx^c^ 

61,  t  «p^frev  x'\%[i]  <naäi  t*)«  ßstatXe;'*;. 

158,  ft  e]v  T$  vEiji  tq)  'EKxtsundStp  =  157,,"), 

1  B,  II  t&toe  2i  äXe:!;»3t  (iy5TT,pio{«tv. 

183,  IS  iv  T^  9tp|ia((f)  xsXTCtf). 

179  A,  30  (t*)]!  v«u:p«pxT<|>  Ttpaxi^  x[f]i  nepl  IleXonöv- 


5, 


d 


dat. 
3, 

ISl, 


2.  Numerali a. 

card.  82  A,  8  fof  XJ^ytata!  d  TpuExevT«. 

170,,  ort  tdrxape;  ip/^at  «T    i3:fc3«v  =   133,,.    157,  i 

(mnltis  «ariindem  tabuUruni  locia  Buppl.). 
SSO,   175  d,i   ai  Titwatpe;   «p/,«',  at  .  . 

32  A,  )  EKEifiij .  .  .  t4;  TpioxiXut  T<Ujivi[a]  «viWjveyx- 

t«  If  icäXtv. 

2  B,  „  ToOt«  feTTO(iv6va[t]  toü;  Tpet[;]  frsoü;. 

55  c,  4  [tÄ];  i^^jxovia  vaO;, 

ä^t  t]*0  ixiiJ-ou  TÖV  £5^j[xovTa  vsöv. 

32B,|i  hl  TiDjv  Scaxosfoiv  Ta[Xaviui]v. 

"]  oni»it  Unchau. 

36« 


562  RadolfuB  Uflllflr. 

pias  ante  nomeo  regens  quam  articalo  omisso  post  illad  poni- 
tur;  Don  aatis  certuB  est  U8ub  genetivi  possesstvi,  nam  etiBmai 
plenimque  nomini  regent)  ita  attribuitar,  ut  iterato  aiücub 
post  nomen  illud  vel  —  id  quod  rarius  fit  —  inter  articnlum 
et  Bomen  locum  teneat,  tamen  non  desunt  ezempla  quae  com- 
probent  genetirum  poaBessivum  etiam  articulo  omisao  posse 
annecti;  genetirus  materiae  genetiro  poaseasiTO  aut  partitiro 
saepe  propinquans  modo  attributive  modo  praedicatire  osurpatni. 

II.    Depositions    adiectiTorum,    nameralium. 
participiorum    attributive  adhibitorum. 

De  adiectiris,  aim.  attributive  adbibitis  tot  leges  qaot 
Mucbau  ^'),  de  quo  infra  paucia  agam,  indagare  son  potai; 
observavi  tantum  voces  äXXo;  et  icpotepoc  fere  semper  inter 
articuluin  et  nomen  poni,  neque  de  reliquis  adiectivis  nrque 
de  numeralibus  certi  quicqiiam  constare,  participia  sutem  fere 
semper  nomen  regena  articulo  repetito  sequi. 

1.  A  d  i  e  c  t  i  V  a. 
ÄXX05. 
55i  13  '^i  SXkrii  ÖTOjpeaias. 
S.  6,  22  a  d  e,  1  oE  5i  <i[Uoi  Ma]'^'3c[ot]. 
34,  a  z]ibv  aXXwv  ö-eöv;  318,7. 
67,  B  [x](i)[v  ÄjXXwv  BoLUttbv. 
37  p,  38  TJäv  (iA.XcDv  Sixaaii]pfü)v. 

32  B,  11  Tot;  Si]  äXXott  y!_pii\ia<^n  tot];  -ri);  'A*»]voia;. 
S.  59,  27  b,  so    -rtjtsi    cEXXtjoi    noXeoiv    [T]i)[(n]    'E[X3X7)V(xfJcKv 

S.  165,  27  c,  5  iv  iTjai  äXXvjot  KÖXeaiv. 

32  a,  1«  Tij  ÄXX«;  <ipx«i. 

Tcpoiepo;. 

40, 8  to[5  Ttporepotg  IIava9-/)vaio[;  —  40,  31. 

301, 10  Tsepti'evöfievov  ex  too  Tcpotipou  evtauxoö. 
S.  145,  288  a, »  Tcapä  löv  npoxep(ü[v  imaxazm. 

122,  4  napaSe§ä[ievoi    uapÄ    tüv    npotSptüv    taticräv  =: 

123,4.    124,«.    130,3.    131,*.    132,,.    126,6.    127,,. 


**)  Huchan:    observationes  de    lermone   mscriptiounm   Atticanun 
■aecnli  V.    Halü  S.  1882  p.  15. 


De  attributo  titnloram  s.  V.  Atticoram.  563 

128.4.  134,4.  135,1.  140,1.  S.  130,  175  d,». 
S.     15,  51,  BB  ^  Si  TÖ  (j'^tptofia  ti  itp6[T;epov. 


tum.  S.  63,  31  a,  11  ifj  v^  ßouX^  't), 

322  a,  1  TÖ  (ipx«tov  aYatAjia"). 
57  b,  7  t4  [x]pTifiaTa  li  6Tj[ti6cjta  (nom.  an  accus.  ?) 
accus.  32  Ä,  at  <TT/jXa;,  Sv  ol;  äv  dvaypäij'ioot  tä  Xf"^!*«™  "^^ 

79, 6  etc  ti  XTj^tapxwiv  yp[«]ti(iaT[etov. 

282, 4  npöj  töv  xeJvova  t6v  Xffttvov  •'). 
,  7  t6  56X0V  TÖ  YdyyuXov  "). 

322  a,  SB  ToO(  Xid^u;  xoü;  &po<fiadouz  Toh<;  inl  t<3v  xo- 

ptüv  ^'). 

322a,  »1  (a  dextra  p.)  tou;  XCS^u;  xoiic  ^Xee*(xi"). 

79, 1  Tot»;  To^oxa?  to6{  xe  d3Ti[xo{i;  xai  1065. 
gai.  32  B,  iB  Sil«  5k  i}fi)V  xpi)I^'C(»v  t&v  [Eep(&v. 
S.       ^,  1  C,  SG  t]oO  &i  EepoO  äp')'upt[ou. 

93  a,  t  ToO    vE(i)    ToO    &px[siioa.    cf.    Bapra    x&    dpxaCov 

A-caXji«. 

61,  7  rtp6o&«v  t]t5[5]  otoÄ;  Tfj;  ßaadeta;. 
dtrf.  158,  B  ^]v  x$  ve$  xij»  'ExaiQ[nzihi^  =  157,  6  "). 
S.       3,  1  B,  sa  ToEot  S^  äXei^oac  (lucjTTjpEoiaiv, 

183, 18  iv  x^  6ep[iafti)  xöXtkj). 
S.  161,  179  A,  30  f  Tfj][  vaiKpctpxxip  OTpaxi^  x[f|]t  rapi  IIeXon6v- 

vtjoov  "). 

2.  Nameralia. 

cartJ.  32  A,  b  [oE  XJoYt^oc-  ^E  xptstxovxa. 

170,  a  «E  xfixxapec  dpxat  «t    iStSooav  =  133, 1.    157, 1 
(multis  earundem  tabularam  locis  suppl.). 
S.  130,  175  cl,  1  «E  xeaaapec  äpxat,  at  .  . 

32  A,  3  inetSi)  .  .  .  xä;  xptoxEXt«    X£iXavx[a]  ivevJjvefX- 

xa:  i;  7t6Xtv. 

2B,  IS  T«öt«  ino\iwva[i]  xoüc  xpei[i;]  freoüc. 

55  c,  1  [xä];  l^-^jxovxa  väÖ;, 

d,  s  x]ciQ  IxnXou  xöv  d^'fX^'OVTa  veöv. 
32  B,  ji  ^x  xä)Jv  Scaxoaitüv  xa[Xävtü)]v. 

")  omiait  Mncfaan. 

86- 


£04  BadolfQB  Hflller, 

B,  ae  (lExi  tfiiv  •:[tTzdp]mv  dpx®^- 
ord.  59,  «1  iv  x^  np&TQ  I5[pqt. 

40,  es  >i  7i]pu[Tav]eta  i^  8eut[ipa. 

227  [ini  Tij;  (4pxf)C  -rills  SEUTip[as. 

228  [4n]!  xfii  Tp£T7j[5  dpx*jS. 

229  in:  -rij;  dp^fj;  x*}c  T6Tt(£[pi]T)t.      Sim.  230—237. 
238  iid  -rt);  Tpfxrjc  xai  5eT«t'nj[5J  Ap/'*]«- 

240  ^]ni  ■ri];  nijiTtTi];  xai  SExi-nj;  Äpxf]«. 

247  [ini  T?);]  Tpt-njc  xal  [eixoojti^«  ApX^i«. 
S.  i59,  116  T,  IS  feTt!]  -rijs  Seux^a;  7cpuTave[fa;. 
S.  147,  300— 302  A,  5  iitl  -rt);  TCi^[Tc]-n]i  yutl  SexottTj;  ßouXi](. 

324  c  cot.  I,  S4  TÖV  xiövwv  töv  iipöc  gu  täv  xctxi  x4v 

ß(i)It6v  TÖv  TptTov  dni  too  ß[(i)fi]oO  x^j;  AtwvT)^. 

3.  Participia. 

nom.  40,  jg  (i^if,[i,[0{  hk  lorw  xai  i^  veto?  ii  iSayouQa. 

79,  g  [i^  ßouXfj]  1^  dei  ßouXeOouo«. 
S.     ä3,  94,  B  Vj  [ßouX*]  'h  ßou>.euoi>[o]a '»). 

32  Ä,  ai  TcapaSe^äad-uv  o!  TS([L£ac  oE  Xaxivte;  irap«  tüv 

vö[v]  ipxövTtov. 

40,  60  oE  Kpiaßnjc  oE  n«p4  IlepSExxoü,  [o!  ije  neT[ä  IlXJei- 

oxEou  oi[x]önevoi  x«i  oE  jwxi  Ae(otö[pou. 
S.     6i4,  35  b,  iB  '[°'  ^^    rutivaaiapjxot   oE   -fjpTjftevot   ii   zA  IIpo- 

accus.  324  c  col.  1, 4  t6v    '[£nno]v    xai    xöv    imoOwpavJ]    x[öv 
ji«]paxp&üovta**}. 
col.  I,  li  tiv  titTiöv  xai  t6v  [flfJvSpa  TÖv  imxpoü- 
OVT«  "). 

,  ,8  xöv  ävSp«  TÖv  i-iii  tJ]?   ßa[xx]T)p(ai  eJ- 
oxTjxöxa  t6v  nap«  [t6]v  ßwiiöv  '•), 
59,  32  Eniji6X]ea&ai  aÜTÖJv  tJiv  ßouXijv  tJjv  isi  ß[ouXei>- 
ouoav.     64, 7  suppiet. 
S.  166,  62  b,  17  xfjv  xe  ßouXijv  t^v  dei  ßouXeuouoav. 
324  col.  I,  a  TA)  iKToa  tu  [^suYlvujiivw. 


'*)  Omittenda  eont  niminim  quae  in  priore  inscriptionii  parte  olim 
ita  legebantar:  ol  orpatiiYot  ot  fftpatijToOv-Mj,  nunc  ita  legtintur:  f S.  52, 

94,  t)  ol  azpxrrilyol  tX\  Sv  &ai  [k%i]uioxt  xzl  ^  [ßouXT)  ']i]  ßouXiuai>[a]a  xai 

'")  omisit  Muchan. 


De  attributo  titutomm  <.  V.  AUicoram- 


5S5 


I 


S.     6JS^  Sin  B, »  Toü;  Ttpäoft»;;  xaü;  TjÄ&vTa;**). 

31.10  t«  8i  xc(i]c-/rj  lä  t^pi]|tiva  iäv   Ka^lnep   iat: 

x«i  «X]Xa  (»?/  T£(«vS;eiv. 

82  A,  9  TJä  xp^i(<^~>  ~ä;  d^«iAi[Mva. 
S.  ISO,  179  B,  8  ii  ta;  vlatO;  -.ä;  xotii;oij3a[(. 

ge«.  et  rfa(.  58, «  töv  ecf[(];J.o(itvtttv  xpi)l*[«'o>v. 

819,  ,g  töv  T:£t«?.&jv  Twv  5(3x)ep4v  irpoojtiafrMWvttöv'*). 

273  b,  II  T]6xoy  xefpolXÄWVt^  äfYyp'-<t>  «voXtiy^evTf  i  *•). 
32A,Ri  tc(;  r^pioDst  XP^^*«'  XP*iK«'r-^- 
S.  140,  2Ü  a,  ]«  EX  vTji  fuXlJf  -riji  [icjputac/suaüoyj;  *•). 


lam  M  It  c  h  a  V  i  i  de  sermone  inRCriptioDum  Atticanim 
8.  V.  non  uiiniiä  ncglvgeDior  quam  inraule  conacript&m  disser- 
tationem  breviter  nttiii^ani.  De  adiectivorum,  numeraUuni, 
participiorum  collocatione  ba«c  enucIfl&vJHs«  sibi  videtur  (p.  15): 

1.  Interponuritiir  illn  attriboU. 

a)  si  amit  luatoriä  ({uam  aubtiLantivuDi  pouderis,  quod  op- 
posittone  quadRin  eveoiro  potest; 

b)  81  siibatantiTHin  cniiu  obliqiio  prolatuni  vel  rt  praepu- 
Bitione  pendens  gravil^atu  alioinun  enunliati  partium  tantopiire 
superatur,  ut,  li  poateriore  loco  poutum  esset  (f),  futurum 
fuerit.  ut  nimiuui  ponderiH  ei  ncc«'deret. 

2.  Postponiintur  omnibus  aliia(<)  loci«  iterato  articulo 

a)  si  sunt  pari»  monmiti  ac  substaDtiTom, 

b)  si  substjintivum  fomiani  habet  nominativi  val  aanisHtiri. 
Quid?     Attribula    ititerpoiiuutur ,    si   substautiva    castbus 

obliquis  proffriiatur,  sed  postpoimntur,  si  substatitiva  formani 
accusativi  liHbenl?  Äccusatirum  igitur  int«r  casus  obüquoa 
tiOQ  nunipranduni  esse  M.  cenaet.  Code  banc  mirani  doctri- 
nani  haiiitertt  uou  iiudinius. 

Ssd  consideremus  aixumenia  qaap  de  singiiha  attributoruin 
fjeneribua  deinceps  ud  laans  substantiTorum  potiMsimum  speo- 
Uais  composiiit. 

Partü-ipia.  a  quibua  Mucbau  orditur.  cum  in  iis  dis- 
crimen  collocationis  optime  eluceut,  inter  subsiantiTam  et  ar- 

■*}  «mutt  Muoban. 


566    Rudoirus  Unilor,  Ds  ftUrib&to titalontm ■.  V.  AUioofWa 


tlculum,  81  ,ftd  casus  obliquos  >  praepositiMiibus  pendeats 
v«l  R,d  genetiTos  et  dativo«  aino  praepcMitionibus*  addantur, 
iiiterponi  Degandum  eat.     Imrao  saepias  pnslponiintur. 

£■  Biitet»  DominatiTO!)  et  HCciisatiros  subsequi  ooncedei' 
dam  eat. 

Adieetiva  deinde,  si  babenni  per  se  tiid  opposiUonü  iit 
dtXXo;,  npitepOf  iatcrponi  rccte  M.  tnonet;  sed  nihil  valeiU 
(|uae  praeterea  de  adiectivis  eimili  modo  atque  de  participb 
ntatuit.  Nnm  numeni  cortini  adiectiToruin  qaae  interp<]tii  arbi- 
troturt  quod  ad  casus  oliliquos  appouanlnr"),  ainplior  est  oif 
mcruif  Bonim,  quae  casibus  obljqnis  postpoDuntur : 
9!tu,  •  taO  veü  zzO  ipy\aici-j. 
61,  T  npiflöev  t^f/C;]  ttojU  TfJ«  paoütirats. 

158.  ft  ejv    Tiji    ve^    rr^t  "KxATCjiJaSip  =   1Ö7.  s    I«  Ü. 

neKle^ctam). 

Neqiie  legem  de  nominatiris  a  Mticbavio  exco^itutam  iC- 

cipio.     Adic-ctiva  enim  ad  noniinatifoe  accedenHu  potiua   in(«r 

articulos  et  uomiaa  intorponi  incertia  Machavii  exeuiplitt  »im- 

tjs  es  bis  jntellot^cmue: 

S22a,  I   TVi  vetb  .  . . ,    ev  ^i  t^  äp;/afov  dEyaXpa  (a  U. 
neglettumi. 
ii  0^,  81  a,  ,a  1^  vex  ^ou).-^.     (MaidiaTio  ignotnm). 

Stinnirolui  d^niqiie,  si  ad  cnsus  obliquos  accedont.  dob 
modo  int^rponi,  sed  saepiuR  poatpuni  tittiti,  qui  catalogue 
sezageHinia«  tributoram  ooDtiDent,  a  M.  n«glecti  hiculeoÜsaillM 
dfmongtraiit,  enque  item  ntque  adiectiru,  si  nomiDutivi»  adi- 
ctiuitur,  nun  sutum  it^rato  articiilo  postponi,  verum  eüaixt  inter 
aiticalum  et  nome»  inteqiotii  bine  cognoscimns: 

32  A,  J  site'.St,  li   tpta^^ö.i«   TxXavta    stvE-W^veYxx«!  i{ 
izcX'M  (jivglectum  n  M.). 
170,  t  et  alibi  al  xioaape;  ip^aä, 
Itaqutt  omnes  fere  leges  MacbaTianaa  labi  vidimus. 

Lipsiae.  ßtukflfm  Mülitr, 


**)  gtübin  non  adMriniioMt  h  -ct  ■Koftf  ixxXijolv  3S,  t. 
i*Mt  o.  S.  ubi  KircbhoiBua  alftte  xuüu  Uxi^noi«  lupptev: 


til  um: 


B  ei  uu*- 


XXIX. 

Zur  lateinischen  Scholienlitteratur 

1.  Znr  Vita  und  den  Scholien  dei  Porstoa. 


T)pr  €oA.  MonacAnaiü  I449R  aus  R«jjenabiir(i  (Emra,  V.  i) 
«ithätt  ill  s&ineiii  ersl-eu  »a»e.  XI  p;«scli rit^beoo»  Thailv  tlie  nchOD 
Ton  Jahn  roUationiiertpn  Satiren  dt^s  PentttiH,  denen  fol.  Ib 
die  Vita  FeT»ä  voranstellt.  Si«  enthalten  in  zteinlieh«r  Menp;« 
Scholii>n  von  verschiedener  Ausfdhrlichkeit.  Zuerst  fi^ebe  ich 
die  Lesarten  der  nocli  uoTorgticlisnen  Vita  in  Collutioti  mit 
Jahns  Ausübe  (Lips.  1848)  p.  2S3;  sie  führen  auf  ein»  üeber- 
liffemnf!.  welch«  den  lldschr.  B  und  Hi  (Jahn)  am  uiichttten 
Hb^bt.  aber,  wie  namonllieh  p.  235.  4  erveist,  anch  diirchmifi 
eiffenartige  BeBtandtheile  aufitiiweinen  bat  (Tgl.  bierza  noch 
bwonderö  p.  237.  -2  f.). 

üeberschrift:  Inciptt  Vit*  Aole»  Penrii  Flaoci  De  Coni- 
nientario  Probi  Yalerii  Siiblata.  p.  233,  2  lucio  vtt«]ioqu«.  oc- 
tavo kal.  decembrifl.  3  rnbrio  luario.  nRinio  gallo.  4  (2S4.  3) 
Tölt^rris.  afinitale,  5  tniliariiim.  apiM.  6  PaU>r  eum.  7  mater 
eiim  om.  p.  234, 2  duodecimum.  3  remiiini.  4  palemonem.  re< 
tborem.  5  xedecim.  annei.  6  a  qno  om.  7  aduIeacenUa.  ces- 
sium  batsiiim.  9  tit  om.  10  numianum.  Huneiiu).  p.  235,  i 
»ectu  pueticv-  3  mirabatur  adeo.  4  ut  rix  »e  retinerei  recitan- 
tem  ctatuore  quQ  illc  csaet  vera  poeoiata  iuu  tiido  faceret^  7  aga- 
tnrini.  H  lact^Iuinnnii.  amtotegratis.  10  et  om.  etiani]  idem. 
p.  236. 1  upet«  tti  »pud  corr.  thmseain.  2  arriaoi.  i  (»la^.. 
>.-&  ei  om.  tlsestercias  vicies  (so  auch  7).  tanfcum.  7  comiitum. 
ant  qaidam  cenbie».  H    ut   alii  voloDt  et.  pondera.    9  crinppi. 


568 


la  D  i  t  i  0  • , 


bibtiotecun.  12  nliquid.  13  et  qaast  finitiu  suet  lefiter  oootnt 
et  (c.  e.  iM  ras.)  comutus.   237, 1    cemo  buso.   ijiee   ederet 

2  Scripsorat    iu    pueritia    flacctui   etiacn.    3  rmcio   et  opeiicon. 

3  et  paucos  aororum  thrasie  in  arriam  i.  iiiatrem.  4  quem  ae. 
(>  ttbhorreret.  p.  258,1  cep^runt.  S  triceBimo.  4  »cola,  tecto 
lucilii  libro  X".  5  initium]  priucipiiim.  ddtreotalunu.  7  incul- 
pftrerit.    IH  ne  boc  in  up.  iien.>  factum. 

Die  Scholieu  zeigen  aa  maiicheu  Stelleu  eigeaartige  Deber- 
lieferung.  Si«  sind  am  ganze»  Rande  sowie  dem  Texte  bei< 
gieschrieben ;  da  abiT  der  Raum  nicht  aUHreichte,  so  bat  der 
Seboliast,  der  übrigens  mit  dem  Schreiber  den  Textes  völlig 
gleicbieilig  iut,  kleine  PergamKoteilficke  benutzt,  die  in  die 
nandHcIirifb  eingeheftet  sind.  Wie  da»  auch  Mnst  der  Fall 
ist,  entspricht  der  Ort  des  ScbulinnH  häufig  nicht  demjenigoi 
dl»  dazu  gebUrigen  Texte».  Ich  gebe  hier  eine  Aasvrabl  ier 
besondfiv  rom  Druck  abweichenden  oder  ftlr  die  Kritik  wich- 
tigen Stellen. 

I.  SO  Accins  Labeo  poet«,  inductus  tempomm  illumm  qui 
Iliadem  Homeri  Teraibus  foedis  compoauit  ita  ui  nee  ipse  po- 
stea  inbellexiaaet  oüi  ullebcro  purgarotur. 

I,  58  Per  Jaaum  intällege  puetam  bonutu  qui  a  nuUo  fa- 
cile potest  dehderi  quia  ridei  ante  et  retro  sicut  Janus  qui 
dicitur  ease  btfronH,   per  ciconiani   roprentmri»  malus  sigumaK. 

II,  33  luHtraiibnti  äiUiris,  purgatoriis,  libtiratoriis,  pueruw 
ex  omni'  male  et  ex  omni  quod  dicunt  muliercs  fascino. 

MI,  4  Dnm  umbra  illiua  medii  stili  qui  in  orologio  est 
quiutam  lineani  tetigerit  ac  pro  hoc  ac  si  diccret  U8qut^  ad  ho- 
ram  quintain;  gnomon  dicitur  rirga  quae  6t  in  medio  oroloio, 
horoBCOputi  uutem  dicitur  horanim  inspector. 

III,  16  Columhos  melius  pueros  incellegere  eet  quos  eum 
nutriunt  blandientes  colambos  et  pnllos  et  puaeres  rocant; 
aut  cur  noD  commaadncntes  cibos  poscis  ant  non  nutriei«  iasm 
dormire  ploros,  que  infantibus  ut  dormiant  sope  dicere  aoleot: 
lalla,  lalla  i.  aut  doraii  atit  lacta,  quod  quasi  infant««  iisti 
nolwt 

IV,  22  VsidoruB:  Osimns  herba  ettt  caius  tnanipnio  itt- 
oeoBO  ad  odorem  eins  scorpii  de  tota  viciuia  ooUecti  ab  in* 
GoUs  exterminantnr. 


Zar  IftteiDiMbeii  ScholiealiUeratnr. 


569 


TV,  S8  Oiirgiilionem  pm  meiitnl»  posuit  qciia  aicuf.  ^ur- 
gulio  pvDtü  nihil  L'üt  aliuil  □isi  guUur,  iu  mentula  uibil  alitid 
videtur  ewe  niei  pene  ^ttur. 

\\  121  »emußcia  in  ne  obulua,  iadirision«  pouderum  me- 
dietas uucie. 


UnoiittelbAr  an  Feraiuti  V[,  80  ttcliließt  sich  ohue  j«d<>u 
ZwiseheDranni  fol.  l^^'  das  Qedicht  Äntb.  lat.  64(1  an  (Au- 
aoiiii  ect.  XVII  vA.  Wiper).  Htui  Qedicht  bat  k«iiie  Ueber- 
sclirift  und  ist  von  einer  Hand  Hiiec.  XU  corrigiert  worden, 
welche  auch  Sclioliea  QberKesthriebeD  hat,  Bcmerkenswertli 
ist  hier  die  Uetwrlicferung  von  Vs.  Ü  'Mcnse  NiinH'  ineiiio  noli 
quam  atat  uquarii'.  curri^icrt  in  'Menav  N'uni^  nicdiii  solidi 
stat  syd»8  aquarii'.  Kttcheler  hat  das  aoniit  überlieferte  'in*  vor 
'medio'  gestrichen  und  nnscrc  Hdschr.  ocheint  ftlr  diese  Emen- 
dation nicht  nnr  die  Gewähr  zn  geben,  eoiideni  sie  decict  auch 
die  Sntaiehung  dn  'in'  deutlich  ituf,  falU  es  ursprünglich  nicht 
dastand.  Vs.  7  liest  die  Udschr.  'sustrum'  mit  einetu  Meer- 
monn.  ».  XI.  10  ist  'October'  aus  'Octimber'  corrigiert,  11  steht 
'Hcorpiue',  12  bt  'arcitenBns'  aus  'arcentpnens'  corrigiert.  Von 
Schollen  notiere  ich :  I  Iropiciwj]  conversibihs  quia  convertitur 
ibi  8oi  in  aiictnm  diei.  'Z  Nnni^tJ  Fcbniariu«  quem  Nuiua  adiecit. 
S  pisce»!  Piaces  duo  quorum  uqus  bonus  id  est  aquilonalis  ap- 
p«IIatnr.  alter  vero  aocivus  id  est  australis.  G  Lacouns]  pro  La- 
cvdcmunait,    Laconia  prOTintia.     9    virgo]    ErigODa   filia    Icari 


Atheniensis. 


2  Seht»  lien  zu  H  oraz. 

An  [etzter  Stelle  im  Muuoc  14498  atelieu  die  Werk«  dM 
Horax  von  einer  Hand  Buec.  XI— Xll  geecbriebeci.  Sie  sind 
im  Anfang  und  utu  Bude  unvolletSudig  und  enthalten  eine 
McngL-  Scliotieti,  welche  thcilwcise  von  den  Drucken  du»  Por- 
pliyrio  und  des  Ptteudo-Acron  erheblich  abwuicheu.  Die  inoh- 
tigsten  Stacke  »{«-He  ich  hier  zuaanimeo,  indem  ich  mich  auf 
die  Ära  poutica  beschiiuike. 


«70 


M.  UnnitiDa, 


A.  P.  Mb  QIaticus  dilezit  Sciltam  Circ«  contempta  Solu 
filia  quae  fonUa  vudouo  i»f«cit  ut  Scyllam  balueaotem  mutaret 
in  caaes  i.  in  qItm.  Caribdis  qof  forat«  est  bovu  Eitolis 
qaaoi  Srcolen  in  mare  proiecit  ibique  rapinam  exercere  dicitur. 

147  Rc-spicit  ad  Ledam  cum  quaJupit«r  sub  specie  cigoi 
coDcumbeoB  quasi  duo  ora  subpostiit  cum  Castorom  et  Pollaeem 
gomiiio»  vei  Elenara  pifhilit. 

215  vestetnj  dicit  propter  gcstum  quia  non  maneb  in  tio» 
loco  ocqtte  in  uno  modo  aed  varie  hac  et  illoc  se  cirOQtofect 
id  est  aute  br»viori)>us  nti^bantnr  v«slibu8,  aed  luxnric  eaoH 
protixiom  wperutit  indii«re. 

217  Precepla  VII  Bopientum  DAgaoetn  sententiam  et  fit- 
turorum  presciani  appellat  quia  cum  »lapiciiteg  c*pcmrt  habnn- 
dare  iBtoriim  precepts  ita  vera  putnbantar,  ut  pro  responsis 
Apollinia  haberentur.  facuudi»]  ut  iilud :  virtus  Scipionis  ridt 
opos  Carta^ni«,  com  brevinii  posfiit  dici:  Scipio  vicit  Carti- 
K'inem. 

21^  DvlphiBj  ah  oraculo  Apollinis  uhi  legebaotor  Bortn: 
Creaua  perdet  Alin  trans^ressus  plnrima  rcf^na '},  et  at:  Aio 
t«  Aeacidii  Romanos  sincere  posse. 

225  Risores]  pootiis  dicit  qui  altorum  vicia  rideat.  dicaoe<| 
mordaces  qui  modiim  di>ridendt  nli«nn  non  habent. 

232  malrona]  tticufc  matrons,  inqutt,  ver<N:unda  debet  eaw 
dum  iub«tur  procodt^re  in  publicum  ffntis  diebn».  ita  tmgedia 
huneat^  compoeita  debet  esse  booMitateni  vt-iuns  et  quasi  rer»- 
cnodft  nd  comparationem  satjri^  qnc  publice  alioram  ritia  caipit 

238  Pitliiii')]  non  de  Pythia  Terentia  dicit  sed  apud  Lo- 
cilium  traced iographum  inducitiir  nncilla  per  utociam  arripaic 
argeutum  a  domino  ouo. 

24Ü  nolo]  ex  communi  materia  sic  compono  comedtam  ^ 
notis  rebus  ut  quivi«  se  poise  imilari  exiatimet,  sed  tamen  labo 

244  forensea]  qui  plua  aliin  poiwunt  latrore.  Id  enim  iion 
debent  iocari  in  poemal-o  sed  eorum  iociis  babeat  oKidum. 

2äl  Sillaba]  antjpopbora.  iambuKJ  ut  eat:  Beatus  ille  qoi 
procnl  DeK^ciis. 

')  Ciot-ro  (Divin.  II,  ht,  I1&)  Oberlicfett  den  Ven  weBentlich  Bad«n, 
obwobi  wetfCB  du  folgaaden  Voraee  kaum  sireifelbaft  min  kaus.  daS 
der  ScboIiMt  dio  CicerMlelle  bcnnUto. 

*)  •  «ran«  «t 


Zur  liit«iniMli«ii  Seholiiiii  litters  tar. 


I 

I 


I 


252  trinietrie]  quia  c^t  «flox  QOn  solum  mutarit  metrum 
assameaa  spoiitleos  8«d  etiam  nomen  quia  vocätur  trimetrum. 
Qufritnr  auteiu  cur  trimetri  Rppellentnr  cnni  senos*)  acciptmit 
pedes  quoniam  t&nta  eorum  est  breritas  at  iuucturu  pedes  binos 
accipiat. 

207  Mi'Undaj  ut  eat:  Senex  ädelis  prima  credendi  via  eat*). 

270  pronvi]  i.  Eontas  efc  Actins  vel  Komani. 

271  sales]  iocos  vel  eloquentiatn,  urbanitatem  vel  repre- 
hensioiieg. 

278  Tliesbin  repertorem  dicuiit  Eschilum  honeitt^»  persoDf 
i.  larvartim  siriiiaLuiu  votuniorum  pulpitorum ;  lii»  «■aim  rect- 
tatorc!)  so  tegebant,  ae  ab  hie  cognoscereulur,  quorum  vioia 
tarpebant. 

2S0  oottiroo]  genus  ctilciamtoti  quo  pooto  utebanttir  iitri- 
que  pedi  aptiim. 

2äl  vetus]  gi>Diis  maJijdicBCÜJsimaui  et  uultum  diataus  ab 
bac  nova. 

285  iiostri]  Greci  inveuemat  poemata  et  nostri  bene  sunt 
imitsti  eof  praeter  in  iiuum  quid  i.  in  emeDdatioiie. 

294  ungaem)  tractum  est  a  marmorariis  qui  ioncturad 
taarmoruiu  ungue  icmptabant.    Alibi:  ad  uiiguem  factug  homo. 

323  Gniis]  Greci  Uvne  servaoL  bus  proprifitaU-x  quia  ipai 
sunt  sulum  laudis  uvidi,  Romani  pectini^  aridi.  rotuiido]  per- 
flecto,  perfectiim  est  quod  uec  superSuum  nee  minus  contineL 

325  aeii»!iu]  assis  «braice  eiit  XII  unctarum  ex  quibus  una 
sublata  XI  ill^  que  remaoetit  vocuutur  deunx  eu  quod  sit  una 
imtia;  altera  etiam  subtracta  remanent  X  que  vocatur  iabi. 

343  punctum]  pro  accepit  omnem  laudem  popularis  «t 
equestris  ct  consiilaris  ordinis. 

844  lectoremj  licet  dix«rini  datam  veniam  fore  iiidignam, 
kamen  qucdam  sunt  venialia  delicta  quednm  non. 

368  medium]  ut  inter  luxuriosum  et  uvarom  ct  album  et 
nigrum. 

383  ccdbubJ  legeoi  Oto  slatuit  qnicumquu  VI  Bt  aeaitt- 
tiorum  puseet  »»Ivere  eqiiestro  «dmitteretur  ordioi. 


')  cod.  teao. 

•)  Prodent  P»v«hoiii.  praof.  1. 
2886  und  DrMt).  A  2&8. 


Die  Leiait  'e*t'  haben  c.  B.  \ntie. 


572         ^-  M&nitiai,  Zut  latoinuchen  Scholienlitt«rstar. 

392  Orpbeus]  Quia  dixit  omne  opus  ease  limandum  et  us- 
que in  DOQum  annum  premendum  —  non  debes  indignsri,  o 
muaa  —  diceret  aliquis  cur  tanto  tempore  laboraret.  ßespondet 
propter  laudem  et  honorem,  hinc  enim  Orpbeus  et  Amphioo 
et  alii  laudem  promeruenint. 

406  finisj  laudatio  eet  quia  quando  post  laborem  quts  vult 
quieBcere  utitur  lira  i.  lyrico  carmine. 

422  unctum]  pransum  aliquem  i.  prandium  unctum  quia 
ungit. 

423  spondere]  possit  fideiusaor  fieri. 

434  cululUs]  vasis  vinarÜa  aacrificÜB  aptia  ut  calices. 
450  Ariatarcbua]  sic  faciebat  Aristarchua  corrector  Omeri 
471  bideiitalj  fulmeu  Jovia  aut  quod  duos  dentes  babet 
aut  quod  in  eo  loco  ubi  fulmen  ceciderit  bidentea  mactentar. 
473  clatros]  fuates  rotundi  quibua  olim  firmabatur  cavea. 
Kadebeul  b.  Dresden.  M.  Manitius. 


XXX. 

Militarta  aus  Ammianus  Marcellinus. 


Far  die  K«nntni&  dm  römischen  Kneg^weaen»,  wie  es  sieb 
den  Rvtonueii  Oiocletiuns  und  Cunstnutinii  geaUltvt  hntte, 
läai  die  QescbictitabQcher  des  Ammtanus  Marcelliniia  tod  hur- 
Torni|B;eiider  Bedeutung.  Sie  sind  dalier  aucli  von  Mnmmsea 
in  meinen  Aufsätzen  flb«r  die  Protectores  Acif^usti  (Gpb.  epigr. 
V.  S.  121  ff.}  und  aber  dos  cnraUchc  Militfirwc^en  seit  Dio- 
cletian (Hi-riues  24,  S.  195  ff.)  in  amgiehif^t&t  Weise  benutzt 
worden.  Da  sieb  iu(l«ssen  von  diesen,  so  Ti«l  Licht  verbrei- 
tendeu.  Abhaudlonften  die  entere  mit  einer  Sp«cialfra^,  die 
letztere  nur  mit  den  H&upt«nchcn ')  bescb&fti^,  bo  ist  du  außer- 
dem Tou  Antmian  Kebot«»«  orbeblicbe,  nnmenilicb  auf  dos  mi- 
UiBiisch«  Leben  bez(ff(licbe,  Mat«n&l  nnbenutxt  K^btieben.  Diest« 
woUeii  vrir  nun  im  Folgenden  zustmmcn stellen.  Dabei  setzen 
wir  die  Bekanatschaft  mit  den  genannten  Aufsätzen  Mommsent 
voraus  ntid  werden  von  seinen  AusfOhningen  nur  dasjenige 
aufnehmen,  was  wir  ftir  answn  Zweck,  eine  Vorarbeit  zu  ein<fr 
90  niinscheiiswerthen  GeRammtdarstellims  de«  Hilitärvresens  da- 
maliger ^eit  zu  iiofi-rn,  nicht  pntb^hr«n  zu  kQnnen  glanben. 
So  c.  B-  haben  wir  es  fflr  rnthlich  gebalten,  die  bei  Ammion 
erwähnten  Trupitenkörper  Übersichtlich  zusamnienriistellen,  ob- 
vrobl  die  moisten  ders'^lbcii  bereite  von  Mommson  genannt  sind. 
Um  es  von  vornherein  zu  sagen,  ist  die  Ausbeute,  welche 
die  Durchforschung  Ammimis  gewährt,  nicht  sogroß,  als  man 
von  dem  Werke  eines  Soldaten  erwarten  sollte.    DafUr  komiuen 


')  E»  «inil  in»  fotKende;  1)  di«  OnnübMOfatanges i  3)  di«  Vüdmw- 
t«D  der  Ünmio:  S)  dio  Scbolw;  i)  di«  palatini  und  v«uiitBht«iitM ;  5) 
die  buoellarii-,  6)  iti«  RvcbtaKrand«  desKnefiidieiivt«*:  i)«)!^»  UeaaiDisU 
beer  und  da»  CommuDdo:  S)  t'eVenivht  (l«r  in  deu  Oüesteintaaten  uad 
im  Autluicl  bildeten  TruppenMqitr. 


574 


Albsrt  Mailer. 


zwei  GrUnde  in  Betracht.  Einmal  seiae  AoschiiQang  tod  d«t 
AofgAbe  d«r  OeschichUchri^ibung.  26,  1,  1  »ü0,  er,  die  Qe- 
aehichte  sei  gewohnt,  sich  auf  den  B0hen  der  Ereigaim  n 
erK^hea;  man  könne  nicht  von  ihr  erwarten,  zn  erzähleo,  vai 
der  Kniser  flbor  Tafel  gesprochen  habe,  warum  getueine  SoL* 
daben  vor  der  Kahiie  2ur  Strafe  gezogen  seien  a.  dgl.  m.  So 
richtig  die«e  Ansiebt  ist,  so  kt^nnen  wir  sie  für  nnsem  Zwedt 
nur  bedauern ;  denn  ea  entgehen  uns  einzelne  kleirnt  Zttge, 
di«  fDr  du»  Ton  deiu  Loben  und  Treiben  dv<r  SoUUttfn  zu  ent- 
wertende Bild  Tou  Wichtigkeit  sein  wurden.  Sodann  eint 
große  Ungi>nauigkett  des  Aufdrucks  in  militärischen  Dingen, 
die  bvi  t-iiicui  Fuchmunii  befremdet.  £inige  Beilage  führen  wir 
hier  im  /usamnieiihange  an,  andere«  wird  aicb  weiter  ontoi 
ergeben. 

Joden  TruppenkOrper  ohue  unterschied  der  Waffengattang 
nennt  Amniiau,  allerdiags  dem  Gebrauche  seiner  Znit  folgead. 
nnnienjs.  In  einigen  Etilen  i.>tt  en  zwar  inttglieh.  die  mit  dieaeoi 
farbiwen  Worte  bezeichneten  Truppen körpt-r  m  ennitteln,  in 
andern  aber  uuthimlicb.  Unter  numerii«  tiind  zu  verHlvh«»  eine 
Legion  29,  3,  7  :  auxilia  piilatina  2b,  lÜ,  9 ;  2u.  4,  7  ;  24,  4, 23; 
eine  reiillalio  25. 1,  7;  uiibesümnit  bleiben  27,  m,  6  :  31,  11,2: 
31.  13.  18.  Obwohl  die  re Utes  schon  in  repuhlikaiiischer  Zcr*. 
abgeiicbttfft  waren,  gebraucht  Ammian  fRr  Itncbte  lafanteri» 
16.  11.  9  nuiiliares  volites;  19,  X  ]  velitares:  20.  1,  3  Telibu» 
auxilium.  Kflr  irgend  welche  Abtheilungen  der  Infanterie  ist 
ihni  cohortea  geläufig.  Darunter  kOnnen  wir  di«  alte  Uoter- 
abtheilung  der  Lßgion  nicht  verAtehen ;  denn  bei  der  ko  sehr 
reducierteu  Zahl  ihrer  lUanuschaft^u  kauu  von  einer  Etntliä- 
luDg  in  Absrlinitte,  die  der  alten  Cnhorte  an  Stärke  gleidi 
kamen,  nicht  die  Rede  sein.  Die  Nutitia  nennt  Cohorten  niu 
in  den  Urenzducatcn.  wo  sie  allerdings  die  Nachfolger  dar 
alten  Auxi)iarcoliori«N  sind,  und  itomlt  mag  Amniiun  27.  8,  S 
bei  BnShluog  Ton  Ereignissen  in  Britannien  mit  dem  Ato- 
druck  Hdscits  aoimu»»  k-giotiuin  oL  cobortium  pub«  das  nich- 
tige getroffen  haben  ;  dahingegen  ist  cohont  2)),  ^,  1 ;  *25,  1.  16: 
27.  2,  6;  31t  7,  4;  Bl.  lÜ,  (i  nur  Bezeichnung  irgend  einer  ud- 
bestimmbaren  [nfanterieahtbeiiimg.  tierademi  falHch  ist  cohort 
14,  -i,  12  und  24,  r>,  8.  10  fdr  OaTaltene  vervandU 


J 


Uilibiria  BS^Tmmiuaä  Mnrcellinus. 


I 
I 


I 


I 


Die  NndiliUiaigkeil;  Ammiuis  beweiBt  aucli,  daß  er  19,  6,  9 
nnä  24,  6,  8  den  Penern  manipnli  zuiM^hreibt.  Den  Romeru 
gibt  er  sie  29,  &.  39  und  Sl.  7,  10,  iii  Vurbindung  mit  «eti- 
turiM  27,  10,  10  suwie  in  der  f^erüdexu  tornielhafli'a,  Iwi  der 
ErxShIuug  von  Allocutioneu  uiwlirfacli  vorkoni inenden,  Wen- 
dung cobortes.  centuriae  et  manipnli  17,  13.  2&;  21,  lä,  ä: 
23,  5,  lö ;  26,  2,  8.  Centunae  allnin  finden  sich  25,  3.  4.  Ans 
lifiner  dieser  Stellen  ist  ein  Scliinß  auf  die  Eintheilung  der 
größeren  Tmppenkörpvr  zu  AniroianB  Zeit  zu  zielien,  sie  siod 
Tielmelir  uur  Uemini^cetizeii  aus  seinem  Slitdium  älterer  Schriften. 

Jede  Cavallerieabtheilung  heißt  torma,  wie  in  alter  Zint 
nnr  eine  kleine  Schwadron  von  30  Mann  genanut  wurde.  16, 
11,6;  16.  12,89;  18.6,  16;  21,6.6;  21,  11,  2:  24.3.  l  wird 
die  turmtt  roii  einem  tnbnnus  conimandiert,  nud  18,  8,  2  aind 
zwei  turroae  700  Pferde  stark. 

Richtiger  acheitit  Amniian  dem  Sprachgubraucli  seiner  Zeit 
zu  folgen,  wenn  er  21,  4.  8  nnd  31,  5,  9  von  globi  der  In- 
fanterie »pricht;  20,  5,  1  und  25,  I,  16,  wo  die  Rede  von  ar- 
tnutarum  rohorlium  globi  ist.  vermiitcht  er  allerdings  ältere 
and  neuere  Ausdnirkswetse.  Bbenao  ist  die  Br^eiclinung  einer 
R«;iterabtheilting  als  cnneiin  (16,  11,5;  2.^,6,7;  81.16,5) 
durchaus  richtig.  In  der  Notitia  Or.  XXSI;  XL:  XLI;  XLII 
and  Occ.  XXXII;  XXXllI;  XXXIV;  XL  6nden  sich  in  den 
Qrenzducaten  nebeu  den  Qrenzlegioneu  öfter  cuiiei  equiluiu,  in 
denen  man  vrahnicheinlicb  die  harbanach  foruiiertea  Schwa- 
dronen zu  erkennen   bat. 

Offenbar  wendet  Aminian  26,  2,  11  alle  Terminologie  an, 
WO  er  «rzählU  Yalentiniiiii  at-i  hei  t-iavt  Alh>cutiun  atiniinibita 
divenorum  ordiitutu  umgeben  gewemu,  inMjfern  in  «Itvrcr  Zeit 
ordo  mit  centuria  identisch  int.  sowie  17,  18,  10  bei  der  Kr- 
wähuuDg  einer  cohors  praetoria.  Völlig  unverstanden  ist  daa 
Wort  anU-piluii  16.  12,  20,  einer  auch  »onat  nicht  einwand- 
freien Stelle:  autepilants  hastatiaqu«  et  ordinum  prtrois  velut 
insülubili  luuro  fundatis.  Bildlich  wird  dauelbe  28,  1, 10  fOr 
,V"orkiLinpf«r.  Vorbild"  gebraucht;  hier  wird  von  dem  Ticariua 
Komae  Simplicitis  gesagt,  er  habe  mit  dem  praefectwi  orbi  Ua- 
limioiia  *Telut  ant^^pilano  suo'  an  Graosamkeit  gewetteifert. 
Ebenso  wenig  verstand  Aiuoitan  das  Wort  antesignani  (24,  1, 


576 


Albert  Mollflr. 


13:  24,  5,  II :  2.'i,  3.  3).  dns  Wi  ihm  nur  'Vortrab*  od«  *Vo^ 
kumpf«r'  bedeutet  und  auch  bildlich  (16.12,18;  19,  6,  IS) 
vcrwnndt  wird.  Deu  ftntesigo&iii  eutgprecbBad  lesen  wir  Ifi, 
12,  31 ;  18,  8,  7;  24,  6,  9  auch  postsif^naai,  iodessen  nicht  in 
bildlicher  B^eutung. 

Schlietion  Mir  an  diese  Vorbemerlning«»  nun  mmücbst  dit> 

1.  üebersicht  der  von  Ammian  geoftonten 
TruppHukSrper. 

A.  Legionen. 
•  1)  Abi  im  Jabre  354  GalluH  vun  ('onstantins  nach  Italivn 
^■ockt  warde  und  sieb  eiuigp  Tage  in  Adrianop«)  aufhielt. 
■dndten  (14,  11,  15)  die  in  der  üni^^end  dieser  Stadt  can- 
tonierendt^u  l^giones  Theb^ifae  «ine  DepiiLation  na  duo  Cnaar. 
die  ihn  zum  Bleiben  reranlaasen  sollte.  Wahrscheiulicb  die 
selbeu  Legionen  finden  «cb  Not  Or.  Vlil,  3ß.  37  in  Tbracien;  lie 
sind  comitatvneea,  und  üir  Name  stammt  von  dem  Aiisbebuii^* 
bexirke  in  der  Thebais. 

2)  16,  12,  49  wird  lu  der  Äiamannenachlacht  rom  Jalire 
357  ein«  Prhtiattorum  Ic.fjio  erwübnt.  Da  nacb  16,  11,2  der 
raagiater  eqiiitum  Harbstio  dem  Julian  3&000  Mann  aus  Ita* 
lion  zufuhrt«,  »cbcint  hier  die  Not  Occ.  VU,  34  in  Itaben 
Htebuode  pKeudocomitaienaiscbe  Prima  Julia  (die  freiticb  7.257 
priui»  Alpltiü  heißt)  ffenieint  zu  sein. 

Als  Ik-satzvtDK  ^'<)"  Aniida  werden  18.  9,  S  mehrere  Le- 
f^ouen  genannt,  und  zwar 

3)  die  guthta  leffio  Parihieth  die  dort  ständig  in  Gami- 
aon  lag. 

4)  b)  Diu  MdffttcnUaci  und  Drceniiacit  zwei  Le^^nen,  deren 
oborukteristiache  Namen  wir  niolil  erl'ahreu,  du  aie  hier  nur 
als  vormals  zu  der  Partei  der  Usnrpatoren  gehörig  bias«chnet 
werden.  Auuniau  gibt  ihnt-n  abt  falluces  und  turhidae  da 
schlechtes  Keugniß.  Nach  19,  b,  2  waren  sie  aas  Gallien  berati- 
gezogoa;  sie  heißen  dort  nur  M^nentiaci,  19,  6,  3  aber  Galli 
mililee. 

6)  Die  Trieesimani,  ein  Detachemsnt  der  legi»  XXX  Dl' 
pia  victrix;  ein  ähnliches  steht  Not.  Occ.  Tll,  108  in  OalUeo, 
beide  sind  pfleadocomitatenaiacb. 


Militn-rift  am  Ammtviua  MaTC«Uinui. 


577 


I 


I 


7)  Die  Dedmam  J-'or/wisAS,  «in  Detacheinent  der  legio  X 
gemina.  Solche  Abthoilungon  a.  Not.  Or.  VII,  42  (comit.)  und 
Om.   XXXIV.  25.  27  in  Pannunia  L 

Auf  8)  die  iSuptnseiUorts  und  9)  dio  Praeventores  wtrden 
vir  norflckkommen. 

Wabreclieiulicb  sind  alls  dJwe  Truppenkörp«r')  bei  d«T 
Kroberung  von  Amid»  zu  Grunde  gegangen,  ffbtoo  daher  in 
der  Notitia. 

Die  Bügatxung  von  Singara  bildeten  (20,  fi,  8)  theiU  iu- 
digenae  {ilLiri>»  cum  auxiliu  <>qiiitum,  theil»  zwei  Legionen: 

10)  Dio  priftm  T'laiia,  witbrscheiiiUcb  die  Not.  Or.  Vll, 
44   aufgefulicte  Prima  Klavia  Constantia  (oomit.),  und 

11 J   die  prima   Parthica,  welche  nacb  Cass.  Dio  55,24 
10   von  Severus  nach  MHSOfiotaniien  verlegt  war   and    noch 
RUT  Zeil  der  Notit.  (Or.   .VXXVI.  2»)  dort  stand. 

Da  20,  6,  7.  8  diese  beiden  Legionen  vinctis  manibuB  too 
den  Pemern  abgeführt  wurden,  so  werden  st«  spater  ao^e- 
löat  sein. 

Die  Stadt  Bezabde  hielten  nacb  20.  7,  1  drei  Le^oiieu  be* 
setzt,  die  nach  dem  Eindringen  der  Perser  bis  aufs  äußerst« 
Widerstand  leisteten.  sclilieOlich  aber  (20,  7,  15)  auseituuider 
geaprengt  wurden.     Von  diesen  ist 

12)  die  legio  secutula  Flavia  rielleicbt  identiach  mit  der 
Kotit.  Or.  Vll,  45  uufgeftlhrten  leg.  (comiL)  secunda  Flavia 
CoDstaotia  Tbebaeorum, 

k  13)  die  Icffio  stcunda  Armeniaca  mit  der  ebenda».  50  ver- 
xeicliiiet«D  pisendocumitateoHischen  Legion  gleichen  Namens, 
während 

14)  TOD  der  leifio  secuvda  PartUca,  dia  onter  Severus 
(Cms.  Dio  65,  24)  in  Italien  lag.  die  Notit.  Or.  XXXTl,  SO 
in  Mesopotamien  Treuigatuu«  ein  Detacfaemeat  kennt. 

lö)    16)  Einige  Male,  und  zwar  meist  zusammen,  worden 

xwci  palatinische  Legionen   genannt,  die  Joviani  und  Hercu- 

Diese  Beieichaungen  stammen  von  Dtodetiaa  and  Ha- 


'  Maob  19,  2,  14  aoll  Aw  Berdlkfirang  von  Amida.  die  7  LMriooe« 
promiacQiL  advensnini  civiamqDe  «cziia  afariuMao  plebo  et  miiitibas 
aXv.i  pnnciii  Inclutu  nur  etwa  SO 000  Seelen  betrag»  haben:  dime 
stelle  >*t  clatMiech  fOf  dia  Verkleiner  nag  dar  LcgNweo. 

ruioioiiiu  wir  <i*.  r-  xvnn,  *.  37 


578 


Albert  UQlUt. 


xia)i4D,  welche  bezw.  die  Beinamen  Jnppit^r  und  liercul« 
(ttbrten  (Zosim-  3,  '60),  Du  Anselien  der  b«ideti  Truppui» 
kör|>er  war  oebr  k'^'^-  B«i  dem  zu  GhalcedoD  im  J.  S61  Oba 
Anhänger  des  Constaiitius  gehftU«nftQ  Oerichte  (32,  3,  2)  wir- 
ken ihre  principia  und  tribiini  mit;  25,  6.  2  werfen  sie  die 
Persischtii  Pftnzerrciter ;  25,  ä,  8  gebt  ein  sifjnirer  der  Joviani 
EUiu  Ferserkönige  über,  weil  dein  ehemaliger  Commandenr  Vat- 
roiiiftnus  nicht  Kuiser  geworden  ist,  und  in  der  AUuianoeD» 
Bchincht  VnleiitiDinn«  (27,  lO,  10)  wird  der  jugendliche  Gratiu 
seiner  Sicherheit  wegen  bet  den  Signa  Jovianoraoi  zurOckge* 
halten.  In  d«r  Notitia  Bndeu  sich  Occ.  V,  14>'>.  146  (nach 
VII,  3.  4  in  Italien^  die  Jnviani  und  Hercutiani  seniorea  und 
Or.  V,  43.  44  die  Joviani  und  Uercoliani  inniores.  Welche 
von  diesen  an  den  angettihrten  Stellen  zu  ^'erstehen  sind,  i«t 
wohl  nach  der  Gegend  zu  beurtheileii.  in  der  ete  auftreten. 

17)  Die  Ifffio  ZiatiHorum  (25.  I,  19)  ist  identisch  mit  deo 
Notit.  Or.  Vlll.  49  aU  leg.  couiiL  anfgeftlbrten  Ty^nni.  Diew 
am  Knukuau«  wolinenden  Barbaren  waren  den  Körnern  f3d^ 
riert. 

18)  19)  Während  seine«  Peldzugea  gegen  Firmos  wcüt 
Tfaeodosius  29,  5.  18  dvr  j/rima  und  seciiuda  tegio  als  zeitwei- 
liges Standquartier  Caei^area  in  MiuretaiileD  an.  VurniutliUch 
sind  die  comitateninHchen  Prima  Plavia  Pacis  und  Secuoda 
Flafia  Viriulis  (Not.  Occ  V,  249.  2^Ü)  gemeint,  die  in  Afrika 
standen  (ibid.  VII,  146.  147). 

20)  21)  Die  iMncrarii  (sie)  et  Mattiarii  nennt  Ammian 
21,  13,  10  im  Heere  dea  Constantiun  nnd  31,  13,  8  in  def  Go- 
IbcHsch lacht  de«  Valens.  In  der  Notitia  finden  sich  Dr.  V,  Ü 
Lanciarii  seniore»,  VI.  47  L  iunioree  und  Occ  V,  1&2  L.  Sa* 
barienses  (von  fjuvariu.  heute  Stvin  am  Anger,  in  Ponnonia 
8u[>erii>r;  nach  Occ.  VII,  62  in  Gallien)  unter  den  paJatincii 
Lugiunen;  tbenso  diu  Muttisrü  aeniuna  Or.  VI.  42  und  die 
iuniores  Or.  V,  47.  Auch  sonst  kommen  dort  Lnnoiarii  all 
comitatensische  and  pveudooomitatensiacbe  L^ionen  und  Ua(- 
liarü  uIk  leg.  com.  und  als  auxilium  palatiuum  Yor.  W«ü 
aber  31,  13,  8  ihre  TOchtigkeit  betont  wird,  so  bändelt  es  sich 
an  dieser  Stelle  vcrmulhlich  um  ji-im  jwlHtinrn  Legionen.  Ihren 
NauMa  batten  die  L.  wohl  tod  langen  Lan»CD,  die  äte  fahrten, 


Blilitaria  iiu^EroniäBa^wöelninir 


die  M.  TOD  dem  b«i  Vi-get.  1,  17  and  3,  14  erwähnten,  mat- 
tioltarbtiluH  j^eiiRnntMii,  Geschoß. 

22)  AUerdiiigK  nicht  kIh  he^wa  bexuichnet,  6uden  aicli  die 
Divilettses;  sie  treten  26,4^  12  zu  Procopiax  aber  and  ex- 
Bcheinen  26,  7,  14,  wo  eiie  veiidibile«  mtlitus  fjensnnt  werden, 
in  dessen  Oefolge ;  27,  1,  2  8t<>heii  sie  uptid  C.ibJlloua  (Cbalunit 
aar  Saöne).  Die  Notitia  Occ  V,  147  (nucU  VII,  5  in  lulien) 
fuhrt  die  legio  palaLina  DiTit«n«v8  Miiiores  auf,  und  Or.  VIII, 
43  stehen  in  Tliracien  unter  den  legiones  comitateuw«  die  Divi- 
tenses  üallicani.  Biese  dürfen  wir  für  die  Leute  des  Proco- 
pius  halt«^.  Der  Name  wird  von  dem  »rap r (Inglichen  Lager- 
orte  Diritiii  (Deutz)  stummL-ii,  weßbalb  bcssitr  l>ivitienaea  zii 
schreiben  ist. 

23)  Neben  den  Divitcnsea  erwülmt  Amnitaa  26,  6,  12 
THtiijrianii  iiiiiiores  und  27,  1,  2  Tuni/ricani.  Schwerlich  wird 
an  bridcu  Stellen  der  nÜmliche  TriippenkÖrper  tu  Torstehen 
sein.  In  der  Kotitia  fehlen  Tungricaui  iuniores:  sie  fflhrt  nur 
Occ  V.  148  R]a  le^io  paUttna  die  nach  VII.  6  in  Italien  Bt«> 
heudon  TunKricani  seniores  auf.  die  auch  27,  I,  2  gemeint  sciu 
werden.  Tuiigri  in  Gerraania  aecuuda  war  nach  15,  11,  7  eine 
civitas  nmpla  et  copicta. 

24)  26)  Welche  Truppen  unter  den  duae  legiones  Con- 
siaftiiacac  zu  verstehen  sind,  von  denen  21.  II,  2  eneählt  wird, 
daß  sie  sieb  zunächst  uu  Julian  angeechlosaen  hatten,  als  «ie 
aber  diexem  verdächtig  wurden  und  aacb  QuUien  marschieren 
sollten,  Äquilvja  beäetxteo  uud  aich  wieder  fQr  Ooostantiiia  er- 
klärten, läßt  ajcb  nicht  bestimmen,  da  Coostanbacae  hier  nar 
die  Partei  bt-Keichnet. 

2G)  Ebcuao  unbvatiuimber  bleiben  die  29,  &,  20.  22  er- 
wähnten ConsttttUiani  peditcs,  welche  xu  dem  Kvbetleu  Firmna 
abgt:fall«n  Bind  und  von  Theodosius  nnch  Kriegsrecht  bestraft 
werden.  Da  es  heißt :  cos,  qui  inter  CoDütantianos  merebnot, 
prieco  more  milttibus  dedit  occidendos,  wird  die  Trnppe  ge- 
achwanden  sein  und  kann  wohl  nicht  in  der  Not  Occ.  V,  252 
erwühntoD  log.  comit.  Ftaria  victrix  Conatantina,  id  «at  Con- 
»tantiaci  (denn  ao  steht  b«i  den  Scbitdzciclien)  erkannt  werden, 
die  VLl,  150,  wo  sie  eb«n&lb  Constantiaca  heißt,  in  Afrika  liegt. 

27)  28)  Wenn  2U,  6,  13.  14  enc&hlt  wird,  in  der  Provinz 

8?' 


580 


Albert  Malier, 


Valeria  seien  im  J.  37^  tlttae  kgiovfS  Vatwcnica  tt  Matttaat 
von  dcD  Quaden  fast  ganz  aiifgemben,  so  sind  nach  Momnistio 
(HermM  24,  S.  206  A.  4)  nicht  Legionen,  nondom  in  der  Va- 
leria stationierte  ansilia  zu  Terateben.  Uebrif^ens  finden  sich 
Not.  Occ  V,  149  (nach  VII,  7  in  Italien)  Piuinoniciaoi  e*- 
niorea  (leg.  pal.)  nnd  Or.  A'III,  48  in  Thracien  Pannomciant 
iuniores  (leg.  com.)  aonrie  Oce.  V,  150  (nach  VlI,  8  in  Ita- 
lien) Moeaiftci  semores  (lef^.  pal.). 

Hier  bemerken  wir  nun,  auf  die  oben  unter  Nr.  8  nnd  0 
genannten  Superventores  und  PraevenUtrcs  turtckkomtnen'l 
daß  dieselben  18,  9,  3  gewiß  fiUchlicTi  «U  Legionen  beseicfani 
worden,  mnn  in  ihnpn  vielmehr,  ifareu  Namoa  eutsprecheii^' 
ieiclite,  zu  UeberfuUeu  geeignete,  Trappen  m  erkennen  liat 
BiV:king  zur  Notitia  Or.  p.  446  hält  die  enteren  nnch  V(>t*et. 
5,  7,  wo  von  Hiiperventiis  durch  Liburnen  die  Ktide  ist,  fDr 
ScIiitfMolduten.  Mit  den  Not  Or.  XXXIX.  21  und  Occ.  V, 
270;  XXXVIT,  18;  Xli,  31  genannten  SiiperTentores  und  den 
Or.  XL,  19  aiifgf^fnhrtou  Praevontores  «iitd  jene  in  Aoiida  tu 
Grnude  gegaag<>nen  Ahtheiliingen  natürlich  nicht  zu  ideutiä- 
cieren. 

Vegetius  urtheilt  2,  3  sehr  ungünstig  Ober  die  Legion 
seiner  Zeit,    und   es  ist  oft  auKgeaprochen,   daß   die  Btlrgerie« 
gionen  den  auxilia  weit  nachstanden.    Darauf  bezieht  sieb  nnch 
wohl  die  Bemerkung  (IB,  6,  2),   UrsicimiR  habe  cum  inerti 
umbratJli  milite  xelm  Jahre  hiiidurch  die  Orientgrenze   gehal 
ten,  wenn  die  Annahme  richtig  ist,  daß  «ein  Heer  Torwicgei 
aus  Li^ioiien  bMtand. 

Den  Unterschied  «wischen  den  Bcholae  einerseits  nud  den 
Tiegionen  uud  auxilia  andrerseit«  berflhrt  Ammian  21,  12,  2. 
wo.  um  Truppen  geg«n  das  aufntiUidische  Aquileja  zu  »ammehi. 
der  Befehl  crtbeilt  nird,  alle  Abtheilungen,  die  durch  Naesaus 
zBgen,  dort  xurtlckzuhulicti,  und  zwar  omnes,  qui  comitaiam 
»equebantiir,  aut  sigoa. 

Die  ooiuilateu8isi;hen  Legionen  werden  mit  ihrem  cbaral 
teristischen  Namen  29,  5,  4  bezeichnet.  Dort  wird  Theodosi 
'cum  comitatcmis  auxilio  niiliÜB  pnuoi'  gtgrn  Firmus  nach 
Afrika  gesdiickt  Noch  29,  Ij,  9  ist  er  wesenÜicb  auf  die  dort 
atehaadra  Truppen  angewiesen,  bekommt  daher  eine  GrgiliiKung 


^.       J 


Unitarüi  ma 


BUI  Muoellino». 


dorch  coraitatenses,   die  nls  LegioDsre  anztinp rechen    niiid,   da 
en  aoxilia.  comitat«nBia  nicht  gibt. 

ß.  Aiixilia, 
von  denen  Animiao  b>e8onderH  gallische  Äbtheilungeii  enräbnt. 

29)  BaUivi.  16,  12,  45  wii-ken  ne  in  d«r  Alamann«»- 
»cfalacbt  Aav.  Jahren  ^7  als  furiuidabiÜs  toanu«  uutscbetdend 
mit;  31.  13,  9  finden  wir  .si«  in  der  Goth«nschlacht;  20,  1,  3 
beißen  sie  vulitare  auxilium.  An  dieser  Sielt«  Kon-is  27,  1,  6 
und  27,  3,  7  werden  äis  mit  den  BruUrn  xusammen  erwähnt, 
aof  die  wir  zurOck kommen.  In  der  Notitia  gehören  üe  xu  den 
ftoxilia  palatiua  und  «sciieinen  als  Infanterie  Or.  V.  49 ;  Ooc 
V.  lea  186.  als  Cavallerie  Or.  VI.  30;  Occ  VI,  47.  51.  Iden- 
ti6citnDng  der  AbLticUuogen  Amniiaiis  mit  denen  der  Notitia 
ist  unUmnlich. 

SO)  Wer  die  ^rgt^  sind,  von  denen  IG,  12,  45  in  Ver- 
bindung mit  den  Batavern  die  Itede  iat,  bleibt  unklar.  Viel- 
leicht hat  man  in  ihnen  Aas  Not.  Or.  VI,  49  unter  dem  Na* 
men  Regü  aufgeführte  auxiliam  ku  erkennen,  da  ea  die  enge 
VerbinduDi;  mit  den  Batavern  iinwahrscheinHcb  macht,  daß 
die  Occ   V,  229  erwähnte  leg.  comit.  Regü  gemeint  ist. 

31)  BraccJtiali  nach  lird>  De  ma({.  I.  46:  ßpa^-^xc.  ffw. 
ipp.'.Xk:yipct,  ■jtaV.s^pst  ron  ihren  Armspangcn  benannt,  stehen 
15,  5,  30  in  CQln  und  haben  sich  dem  Uäurpabor  Stlranus  ou- 
gescbloBsen,  geben  aber  zu  UmicinuH  Über,  weshalb  Ammiaa 
sie  als  Buxioris  fidei  et  nbertate  mercedis  ud  momentum  omac 
vetaabiles  bezeichnet.  In  der  AtamannenschWht  16.  12,  43 
sind  ate  Ton  Bedeutung  iils  uau  proelionim  diuturnu  Jtrmati. 
Lnrantensteu  siud  sie  Not.  Or.  V,  50:  Ooc.  V,  159.  196,  Ca- 
vttllerisb-n  Or.  VI,  29;  Occ,  M,  45.  46. 

32)  Die  ebeofallfi  gallische  Truppe  der  C'ortiu/t  wird  15, 
5,  30  and  16,  12,  43  mit  den  Brocohiati  xosammen  genannt, 
kommt  aller  auch  alleiu  vor.  Wenn  Julian  16,  11,  9  auxiliares 
velites  cum  Bainobaodo  C>>mutorum  tribnno  abachickt,  so  sind 
uut«T  dieseu  eben  die  Corauti  zu  Terstflhen.  Vgl.  auch  St,  3,  9. 
Vermuthlich  hatten  aie  ihren  Namen  Ton  einer  Lornartigen 
Helmzier.     AU   aoxilia  palatinn  »tehen  sie  Not.  Or.  VI,  50; 


Alb«riH&ll«T. 


Oc«.  y.   158.   169 :  als  venltatinne«  paUtiofte  Occ.  VI.  4$.  49. 

33)  34)  HSufifi^r  crw9)iut  Ammian  die  in  gleiclitdr  Webe 
aas  Gallien  stAiniuenilen  räMlantes,  deren  Xamen  man  tod 
ihrer  petalantia  abgeleitet  hat.  Meist  liommen  nie  in  Yerbin- 
duDg  mit  den  CeUaf  vor.  (Vgl.  Julian  Episi.  ad  Athen,  p.  282 
Sp. :  Toüi  l!e-c'j).ivTa;  xa:  Ki).To;J;'  6vo[iäi^ETa:  öi  oOtw  ti 
teiviutta).  Ale  Constaulias  20.  4,  2  dem  Julian  Truppen  eot- 
xiehen  will,  wflnncht  er  namentlich  cum  Petulantibng  Celtaa. 
Von  beiden  hei&t  es  20,4.  7:  pugnaccs  numcros  barbariaque 
iam  forniidatos.  2Ü.  5.  9  vragpn  aie  ea.  allerdings  vergeblich. 
eine  Bitti:  an  Julian  ku  richte»,  der  21,  3,  2  beide  Abtfaeilongea 
gegen  die  Alamnnnen  achiciit.  31,  10.  4  bekämpfen  sie  mit 
Krfolg  den  alumaiiniJichcu  Stamm  der  Leiilieuses:  22,12,6 
iiiacben  sie  sich  aber,  als  Julian  sich  vor  seinem  Persischen 
Feldzuge  liogere  Zeit  in  Antiochivn  aufhält,  durch  starke 
Truaksuchb  bemerblicb.  Bin  PetuUntium  hastatu»  is.  anten 
V,  8)  setxt  20,  4.  18  «einen  torqnes  dem  Julian  als  Diadem 
«iifa  Haupt.  Alk'iri  »ürdfii  di«  C«ltar  Ton  Amminu  nicht  ge- 
nannt. Ale  auztlia  palatiua  finden  sich  die  Petulantes  "Sot. 
Or.  IX.  26;  Occ.  V.  160,  die  Celtae  Occ.  V.  161.  205. 

35)  36)  Elieiifalls  ziisammcn  werden  cini^  Haie  diu  galli- 
schen Äblheilangon  der  Jovii  und  Vtctores  genannt.  25,  6.  3, 
wo  Ammian  nie  cinentcita  irrthünilich  als  logiones  bezeichnet, 
andrerseits  durch  den  Zusatz:  quae  tunc  prima«  exercilus  ob- 
inrbant  ihr«  Tflchtigkeit  herrurhebt,  kämpfen  sie  gldcklich 
(<eu  die  Pereer.  26,  7,  13  ^cliickt  sie  Vulro*  seinem  Zuge 
gegen  den  Procopiua  Toraun,  und  27,  8,  7  findm  trtr  sie  mit 
Theodosius  in  Britannien.  Die  Nntitia  filtiTt.  JotÜ.  die  ihreo 
NamoD,  wie  die  Joriaui,  sicher  von  Diocletian  bekommen  battvu. 
Occ.  V.  168.  184.  212  auf.  Victore»  Or.  V,  63;  Ooc  V,  185. 
2U;  Vn.  154. 

Die  im  Voratehendcn  msammengestellten  galliscben  au- 
xilia  sind  «ahrscbeiolich  30,  10,  1  zu  rerstehen,  wo  enftbU 
wird,  daß  roim  nach  dem  Todo  Vulentiniana  von  Seiten  der 
cohortes  Qallicauae  (30,  10,3:  Gallicanuii  mileia)  Unruhen  be- 
lllrchtct«.  Die  dort  gemacht«  Bemerkung:  qua«  non  semper 
dicatae  legitimomm  prinvipum  fidci  velut  imperiorum  orbiti-ae 
nusura»  novum  quoddam  in  tempore  sperabantur  paßt  zn  der 


J 


Militorm  um  Swi^mu  UaroniauB. 


583 


I 


I 


I 


oben  unter  Kr.  31  citiert»n  SU-tle  15.  5.  30  genau"). 

37)  Qelegentlicti  emähnt  Atnmian  2(5.  6.  7.  daß  Petronhig. 
der  Schwie^jerrater  des  Valens,  vom  pnicpoaitus  milUum  Mar- 
tensium  mit  großem  Sprunge  zum  patriciiis  erbobeu  sei.  Kolit. 
Ore.  XXSVII.  19  uQil  XIj[.  19  nerden  in  den  Dncateo  militeg 
Martense»  aufgellihrb;  inde.tfien  gibt  es  uoch  Or,  VII,  40  und 
Occ.  V,  26&  Martensca  genannt«  Lt^ionen.  Die  Uerrorhebung 
des  gewaltigen  ÄTanceiuents.  das  Petronius  gemacht  Viatte,  legt 
die  Annahme  nahe,  daß  Ammiati  nicht  eine  Legion  gemeint  UaL 

38)  Nur  27,  2,  9  werden  Ascarii  genannt,  die  einen  FUbrer 
der  AJamannen  gefangen  nehmen  nnd  auHiängeo.  AU  auxilia 
finden  sich  AöCarii  Notit  Or.  IX.  24.  25;  Occ.  V,  I6ö.  Iü7; 
XXXn.  in.  Mouimsen  (Ileriuas  24  S.  205)  meint,  der  Käme 
sei  hergenomisen  tod  der  nicht  eigentlich  römischen  Form 
des  Plußöberganges  niit  Udtfe  vo»  Schläuchen  (vgl.  unten  III.  9). 

3^)  YoD  dcQ  ImcH  spricht  Uotnatflen  a,  a.  0.  S.  251  S. 
Auomian  erirähnl  ue  drciniaL  lÜ,  11,4  bedrängen  Lauti  bar- 
baric ein  alamannisdier  Stamm.  Liigndiinum:  diese  gehören 
atao  nicht  zur  römischen  Armee.  Wenn  dagegen  Julian  20,  8, 
13  dem  Conatantius  zur  Binatellung  bei  den  Gentile«  und  Scu- 
tarii  zuzuschicken  sich  bereit  erklärt  ailiilexcentefl  quiWaoi.  eis 
Rbenuiu  editom  barbarorum  progeniem,  vcl  certv  ex  dedilicii«, 
qui  ad  nostra  desctscunt,  und  CVnstaiitiiiB  21,  13.  16  seinem 
Zuge  gegen  Julian  mit  andoni  Truppen  den  Gamoarius  cum 
haetia  vorausschickt  und  diesen  als  dazu  besonders  geeignet 
ansieht,  quod  ut  cont«)nptii8  in  Oallüs  erat  Juliano  tofeato«, 
80  handelt  es  sieb  iu  beiden  FäUeu  um  die  in  Gallien  aoge- 
siedett^n  Ksrbarcn.  von  denen  die  NoUtia  Occ.  XLU,  'A'-i — 44 
zw&If  Stationen  auluihlt. 

40)  Sarmat<x4  als  Truppenabtheilungea  finden  «ich  bei 
Amaiaa  nicht,  dnoh  sagt  er  31,  12,  6,  der  roagtster  ••qnitnni 
Victor  sei  Sarmata.  sed  cunciator  et  caatua.  Ob  derselbe  aug 
den  Sarmatiiiehen  Ansiedelungeu  stammte  (die  Notitia  Occ. 
XLU  ueuut  der^^n  in  der  provincia  Italia  2,  in  der  provincin 
Italia  mediterrani?a  16  und  in  Uatlieu  6),  läßt  sich  nicht  be- 
stimmen. Ueber  die  Begründung  derselben  vgl.  Anon.  Valea. 
6,  52:  Md  serri  Sarnmtarum  adversum  omnea  dominot  rebel- 
*)  Sl.  IS.  6  »t  eiercitua  Oallicnnns  das  Heer  Orütiana. 


584 


Albert  MOller, 


Umnt,  qiios  palaos  CoDstaotinus  Ubenter  M<:«pH  et  ampliai 
treoenta  iiiilia  hominuui  mixta«  aetatis  et  »exas  p«r  Thraciam. 
Scvtliinm,  Mace<toniam  Italiamqiie  divltrit*). 

41)  Di«  duo  umttfri  Moesiaci,  welch«  mil;  andereiB  nli- 
tare  auxiliuin  liiipiriiniH  20,  1,  H  nach  Hnlannien  fulirt,  «erdHi 
in  Moesieo  ntstionicrt«  Truppvn  »ein,  allerdings  wohl  kaam  £• 
Not  Or.  XL,  24.  25  in  Moesta  secuoda  alt  Besatxungeo  vec* 
saichiieten  milit«!!  prtini  Moesiaci  und  bezw.  milite»  Moenad: 
sbeiuo  wi-iti^  kano  (lie  unter  dem  Namen  Moesiad  scnioKi 
Sotit  Occ.  V,  15Ü  veneichnett:  legio  palatjna  in  Betncht 
komuit-'u. 

42)  In  gleicher  Weise  sind  Ton  ihreji  Standquartieren  be- 
nannt die  fdr  uns  unbesLiiumbureo  lüyru  d  Jtaiici  mimen. 
die  27,  10,  6  am  I^nj^  Valentinians  ge^en  die  Alamannen  iheil- 
nnfatnui. 

43)  Uaeselbe  gilt  von  den  Pannonica  et  iransalputo  nn- 
xUia,  Trelche  31,  7,  3  Qnttian   dem  Valens  zu  Holfe  schtdcL 

Foli^ende  CarallerieabtbeilungeD  rrcidea  tm 
Ammian  vrn&hnt. 

44)  Ein  Tertiaeorum  e^fuestris  numerus  25,  1.  7  E,  det 
seiner  schlechten  Ilaltiini;  wegen  von  Julian  aufgelBst  wird. 
Mommsc-D  a.  tt.  0.  ä.  2ti8  Ä,  -t  hält  ihn  ftlr  eine  TexillatiD, 
die  als  cassiert  iu  der  Notitia  fubiL. 

45)  Zweimal  werden  Prvmoti  genannt  15,  4,  10  xelchnet 
sieb  der  Tribun  eiucr  solchen  AbEheiluug  aus.  Bestimmt  iit 
hier  zwar  nicht  gesagt,  daU  diese  Promoti  Cavalleri»ten  waren, 
aber  daran  tat  nicht  zu  zweifeln,  da  zwei  andre  Tribunen, 
welche  mit  den  IVomoti  «inen  erfolgreichen  Angriff  uaebea 
(Arintbeus  agons  vicom  annnhirArum  r«i:tori6  und  SeniauobBS, 
qui  equestrem  turmam  comituni  tuebatur)  Keiterofßciere  sind. 
31,  13,  18  lallt  ein  Tribun  dersolbeo.  In  der  N'otitia  findea 
sich  Promott  als  vexillationes  palatinae  Or.  V,  28  und  Occ. 
Tl,  44;  aU  vexillationes  comitatenaea  Or.  V,  39;  Occ.  VI,  7& 
85,  und  Üctaciiemonts  außerordentlich  oft  iu  den  Grcnzdiicateti, 
namentlich  dee  Orients.  Was  den  Namen  anbetrifft,  go  liegt 
08  auf  (ier  Uand,  daß  promotua  einen  Beförderten  bezeichnet 
Cod.  Tfaeod.  9,  21,  2  g  3  wird  der  promotns  dem  luilc«   col- 

*)  Deber  Aniti«d«lung  von  AluiiiinDSD  in  Italien  i.  Atum.  28.6,  I5> 


UitiUria  &b*  Amniwiiis  SUrcelUni». 


fi8& 


gegengcMUt.  B«i  Bnrubacli  IKIieu.  1077  heißt  es  von  «ineai 
Pr&toriaDer:  fnctus  eq(u«x)  promot(n.i)  ez  b(enejf(iciario)  prae- 
fectorum.  Wabrscheinlicli  »ind  die  PtuuotJ  (feaauateii  Ab- 
tbeiluQgeu  ftU8  der  alteu  Legionsreiterei  bervorgegani^eu:  die 
eqaites  Icgtouis  batten  Prinz ipalenraiiK-  Vgl.  Kilterling  in  der 
Festocbrirt  für  O.  Hirscbfeld.  S.  34a 

46)  VoD  ihrer  Waffe  benannt  sind  die  SagitfarU.  16.  12,  7 
imden  sie  uuter  deu  cqueatres  tutmaL'  aufgefülirt  und  als  for- 
midal»ile  geuiis  aruiorum  l>exeicbDet^  Zur  Be^uitxuiig  roti  Amid» 
gebiJrten  nach  18,  9,  4  HBgittariorum  pars  maior,  equestrea  tur- 
m*e  —  urmorom  vinumque  firiuitudine  üiter  alios  emioentar. 
29,  6,  20  ist  die  cohora  qaarts  equitnm  sagittariorum  zu  dem 
iicbelleii  Finnus  abf^efatleD;  §  22  werdua  ihren  primorca  sar 
Strafe  die  Hände  abgebauen  (rgl,  g  81).  and  g  24-  wird  ihr 
Tribun  hiugericbiet.  Cubora  ist  hier  wieder  ftüscher  Ausdrack 
Ammiatis;  gemeint  ist  die  Kot  Occ  VI,  72  verwichnste  Tex.  com. 
■  Equiteiquart<fita);iLtttni,  die  nach  VII.  liU  in  Afrika  »tuud.  I^benso 
uarichtif<  ist  cobors  in  zwei  andtru  Fällen  verwandt.  21,  11,  2 
wird  mit  den  oben  unter  Nro.  24  und  25  urwäbnt«n  daae  le- 
fpones  Coustantiacau  eiiiv  eagittariorum  oohors  nach  Italien 
geschickt:  da  aber  der  ebendaselbst  genaimte  tribnnne  equituoi 
tnrmao  ihr  Cuiumandant  geweaeo  sein  wird,  so  haben  nir  auch 
hier  CuvuUerie  zu  erkenoeu.  29,  6,  11  wird  eine  8a^itta^iorum 
cohore  nach  Sinuium  vorlegt  nnd  zu  dem  Zwecke  e  ataÜone 
proxima  herbeordert.  Da  nun  nach  Not  Occ.  XXXll,  32.  35 
in  Pannonia  secanda  (in  der  Sinuium  liegt)  zwei  Detachemeota 
£qoit«a  sagittsrü  stehen,  ao  ist  gewiü  eins  roa  dicien  gemeint 
Cavalleristen  sind  auch  die  sac^ittarii,  welche  31.  12,  16  In  der 
GotboDscblacbt  mit  den  Sciitarii  einen  vergeblichen  Angriff 
machen,  lodessca  kommen  31,  12,  2  pedites  sagittarÜ  vor,  und 
die  sagittarii  mille  succincti  et  loves,  welche  30,  1,  U  abge- 
schickt werden,  um  den  König  von  Armenien  zu  üingen,  wer- 
den als  Infanteristen  anzasprocbe»  sem.  Heber  die  Herkimfl 
der  sagittarii  werden  wir  nur  18,  9,  4  nnd  20,  7,  1  (s.  unten 
_  Nro.  54)  unterrichtet.  Uie  erstero  Stello  lautet  vollständig: 
P  aderant  comitum  quoque  sagittariorum  pars  maior,  equestres 
videlicet  turmae  ita  cognominatae,  ubi  mereut  omnes  ingenui 
barbari,  armoruni  ririumque  Smiitiidine  inter  alicfs  eminentes. 


I 


586 


Alb«Tb  HBller. 


Danach  stammten  sie  nicht  ana  der  rj^miscben  ProTiuz,  aon- 
dern.  da  ivubrscheinlicb  die  Kot.  Or.  VI,  31  veneicbneteo  Co- 
iDit«»  sugittarii  Armunü  gemeint  iiind,  uua  dem  ClicnteUtuat 
ArmenJen  und  warcu  «in«  Blitetruppe.  bei  der  man  auch  auf 
tfuU.-  ßc-bort  Hab  (vgl.  Uommscn  a.  a.  O.  S.  275  Ä.  5).  Die 
IteMichriung  ab  comit<«,  dio  «ch  ia  der  Nntitia  bei  xahlrei- 
clien  Reitercorptt  Bildet,  ist  ul»  Khrentit«!  ftlr  Tornehiue  Truppen 
anzusehen.  Man  hat  Termiithpt,  dati  dio  betreßcnden  ÄblJiei- 
lungen  aus  deo  Gctblgfu  vim  PriviiÜcateo  htsrTorgegan^a  suiil, 
diu  nach  dem  Tode  ihrer  Herren  in  kaiftertichcn  Dienst  ge- 
treten waren  (vgl.  Pauly-Wissowa  IV  S.  623).  Di«  Kotitia 
ncant  s^'ittarii  aU  vex.  palat.  Or.  V,  30;  VI,  31  (in  beides 
F&Uen  comit«a),  als  vex.  cowit.  Gr.  VU,  33;  Occ  VI.  68  bis  73. 
77:  auch  in  den  Ducaten  z.  I).  Or.  XXXIII,  18.  20.  21.  22; 
Occ.  XZXIl.  33.  35;  sehr  oft  sind  ei*  fremdtändi scher  Her- 
kunft. In  Aegjptfin  Or.  XXVUl,  -lu  kommt  ds  inruQt«n« 
eine  Gobora  I  aagittariorum  vor. 

17)  Di«  vom  Kopf  bia  zu  den  Fußen  gepanzerten  Reiter 
tionnt  Amiuiuu  entweiler  udophractarii  oder  —  mit  einem 
wie  die  Truppe  selbst  aus  dem  Persischen  «tammeoden  Wort« 
—  etibanarii.  16,  lU,  d  begleiten  den  Constantias  b«i  «einem 
Einznge  in  Rom  sparsi  cataphracli  eqaites.  quos  dibanancn 
dictttant,  [personati]  tboracuoi  muniti  tcgminibus  ot  limbis 
ferrcis  cincti,  ut  L'raxitviis  miuiu  polita  credercs  simaliicra,  non 
viroa:  quos  lamminarnm  circnli  teoues  apti  corporis  flexibtts 
ambicbant  per  omnia  membra  didncti,  nt  qnoeiinque  «rtus  iie- 
oesaitas  commovisset,  Teatitua  congmcret  innctura  cohaoreut«r 
aptata.  Hier  hat  Gardtbaiiscn  da»«  buidRchriftiicbc  personati, 
ftlr  da»  auch  Pentae  gvleaen  wird  u.  E.  obre  Crntod  einge- 
klammert; es  ist  vielmehr  notwendig,  um  zu  bez^iclinen,  daß 
die  Pan«**rreitrr  ein  Visier  ror  dem  Oenobto  hatten,  wie 
Ammittu  ausdracküch  für  die  Petsisehen  clibanarü  beieui 
25,  1,  12  aa^t  er:  erant  autem  omnes  oatervae  ferrafcne,  ita 
per  singula  membra  dennts  lamminia  Ufctae.  ut  iuncturae  ri- 
gentca  compagibas  artunm  oonvenircnt,  bunianorumquo  vultuum 
simulacra  ita  capitibus  diligeiiter  apta,  ut  imbracteatis  corpo- 
ribus  solidis  ibi  tnntum  insidenüa  tela  pofisint  buerere,  qua  [>er 
cavemas  minutaji   et    orbibiui    oculomm  adfixas  parciua  visitur 


ge- 


tfilit*ri«  mt  immwoM  klArc«1linv>- 


587 


I 


Tcl  per  auprcniital«  nartum  annueli  Spiritus  cmitUinlur.  Vgl, 
m.  Ausführungen  tlber  «iie  ficaiclitshclme  Pliilol.  N.  F.  1  S. 
721— 7B2.  Cataplirxctarii  erwähnt  Amtniun  ferner  16,2,5; 
16.  12.  7.  38.  68;  28.  5.  6;  clibaotirti  16,  12.  22,  wo  such  aaf 
die  Uabflhillflichkcit  slnractUm  liinf{tfwJeMii  wtrd.  Atich  in  der 
Notitia  werden  calaphriicttirit  und  dibftttarii  utiterachiedtni.  Die 
eratenrn  Enden  sich  z.  B.  Or.  V,  34;  VI  85.  86;  VIH,  29; 
Occ  VI[.  200.  und  zwar  fast  Übemll  als  vex.  cotnit, ;  ouch  in 
den  Oreo:iducaten  z.  B.  Or.  XXXIX,  16;  Occ.  XL.  21,  Die 
clibanorii  sind  meist  Rviterschaaren  aua  Asi<?n,  z.  B.  Or.  VI, 
82  Kquites  Persae  clibanarii  (vex.  pal.);  V,  40  und  VI,  40 
b«zw.  Equitcfl  pritni  und  seenndi  clibanarii  Parthi. 

Aaß«r  den  unter  Nro.  46  und  47  erwähoUD,  bub  Reiche- 
ausländern  b«stelteiideii,  Truppeutheileu  gab  es  noch  manche 
andere  dorarti^,  die  cntw<>der  aas  Kriegsgefangfinen  oder  G«- 
wofbi?n«n  oder  auf  Grund  von  Verträgen  gcst^lltea  Mann- 
flcbailcti  gebildet  waren.    Ammian  Rennt  folgende. 

48)  Kine  Abtheüang  der  BHrin^haiitrs.  nacli  29.  4.  7  eiuer 
gens  Alamanna  contra  Mogontiacura,  wird  direkt  nicht  erwähnt, 
ist  jedoch  wohl  unt«r  dem  ebenda»elb*t  genannten  Alamanno- 
rum  numpniH  mit]titui]ine  vinbusqne  ea  tempesf^ile  fioreos  m 
verstehen.  Vak'ntinian  gibt  ihnen  einen  König,  den  er  aber 
spitvr  seiner  Unziiverlätsigkeit  wegen  als  Tribunen  nach  Bri- 
tannien Mhickt.  Äuc)i  zwei  andern  primatM  desselben  Stammes 
ObertiiigL  er  militärische  Commandos,  mncht  aber  mit  einpm 
von  ihnen  traurige  Krfohrungen*).  Die  Notitia  Or.  VI,  58 
hat  Rncinobant«!!  als  aus.  pal. 

49)  Die  Eruli.  eine  ursprdnglich  in  der  Mold&a  wohnende, 
sp&t«r  nm  rechten  liheiuufer  erscheinende,  Volle erHchalt.  );r«))«f| 
20,  1,  S  als  vF>Iitare  auxilinm  mit  Lnpicinna  nach  ßritannieii. 
20,4,2  fordert  sie  ConstantiuB  von  Jaliaa;  vgl.  27,  1,6:  27, 


*]  Auf  tolvh«  reobtirbeiaiacbe  Barbaren  mvfit«  besonder«  RQcheicht 
genatnmeb  wrrden.  AU  t'orntflntiaa  dem  .lutiao  seina  htston  Tinpiirii 
eattieht,  iniuiht  dJeMr  ^0.  4,  4  vcritabHeh  geltMid,  iif  Lnnte  «men  nur 
unt^T  il^r  Hi^din;^»!;  Ober  den  Rhein  gekomtnen,  ne  duocr«nlnr  ad 
]iitrtiu  anqnam  iriinuilpinna :  m  sei  lu  b«fQccht«ti,  daß  sie,  fall»  Am 
mtbt  be«cat«l  «ürd«,  m  Znitiran  Hieb  nit^ht  mi^hr  stcUton.  Dohriffca* 
venpnioban  auch  die  Barbaren,  am  W^tTciutillaUnd  xa  erlangen.  Stel- 
Inag  «OD  lluin*chafl«B,  lo  di«  Saxonea  2>*,  5,  i  umi  die  alamtiDniich«ii 
LeatECBM«  31.  10.  17. 


;irt  Ufillvr, 

S,  7.  Sie  ««rden  stets  mit  den  ßatATern  Knuinmcui  geiuniit. 
Nnch  25,  10,  d  vird  ein  tuUe«  u  uunieru  Entlonitn  noter  dit 
domesUci  «urgenominen.  Die  Nolitia  hat  Occ  V,  163  ein  aai. 
pal.  der  Ueruli  iwniores. 

5(J)  Die  Goflii  scbicken  26, 10.  3  d«iu  Frocopins  3000  Man 
Halfstmppcn,  wovon  auch  27,  4,  l ;  27,  5,  1  und  31,  d.  4  die 
Rede  Ut.  31,  4.  I.  4  erbieten  sie  sich  zur  Stellung  vou  Mute 
Schäften.  Ein  Oothi  genannter  TnippenkÖrper  findet  rieh  be 
Amniiaii  utcht ;  je<loch  u%t  31.  Iti,  8.  daß  luhlreiche  Ootha 
im  römischen  Heere  dienten. 

51)  Die  Saraceiti.  «in  ursbischer  SiaDam,  der  au  dvr  tireitu 
von  Palästinn  wohnt«,  iraren  unter  sich  nicht  einig,  indi?ta  iti 
eine  Theil  t^  mit  dm  Pemoru.  der  bodcce  mit  den  KGmcn 
hielt.  Procop.  Bell.  Fers.  1.  17  unterscheidet  daher  nt>;  » 
nipoai;  ^^zpaxr^v&ü;  und  to-j;  I^spxxrjvsü;  toü;  'PufMcCot^  Kvoiäf 
S^;.  Demgemäß  erwühnt  auch  Aoioiian  Truppen  dieseaStamiDa 
auf  Seiten  der  Pcnwr  (23,  »,  8;  24,  2,  4)  und  auf  Seiten  ia 
Knm«r  (23.  5,  I  ;  24.  1.  10;  31,  16,  5).  Ein  Stamm  derwlboj. 
der  jährlich  Qesubenke  von  den  Hörnern  hekommen  hatte,  abet 
TOD  Julian  mit  aünen  ForderiiRgea  schroff  surUckgeviesea  wn, 
gritf  25,  6,  0  f.  die  Rjlmur  an.  Die  Notilia  fQhrt  in  Pbomiaeo 
(Or.  XXXU.  27.  28}  sowie  in  Aegypten  (Ür.  XXVUi,  17) 
Equites  Saraceni  aut 

52}  2U.  8,  1  fordert  Constantius  mercede  et  gratia  uuxilii 
Scglfiarum;  30.  2,  6  urkaaft  solche  Valena;  23,  2.  7  setzt  Jn- 
lian  cum  exercitu  et  Scytharum  auxilüs  Qher  den  Enphrat 
Diese  ScyUicu  Itmsen  sich  in  der  Notttia  natürlich  nicht  nacb- 
vreisen,  doch  finden  sich  dort  Ür.  VI.  44  eine  lejn»  pal.  Scv- 
tbae  und  luter  dem  Dux  Scjthtaa  Or.  XXXIX,  22.  24  Milii» 
Scythici. 

53)  Die  Taifali,  ein  in  der  Moldaa  (31.  3,  7)  vohii«|^ 
•armatiücher  (17,  13,  19)  Stamm,  »tollen  dem  Constautdtu  ^V 
13, 19)  ein  aaxiliura ;  31,  9,  3  bUupfen  sie  in  Verhindung  mit 
den  Qothen  gegen  die  UOmer,  werden  aber  bcsiefi^  und  not 
Mutina,  Regium  und  Parma  angesiedelt  (31,  9,  4).  Dah^r  £&• 
den  sie  sich  in  der  Notitia  Or.  V.  31;  Occ.  VI.  59;  VU,  SOÄ 
und  xnur  aU  CaTflllerieabtheilungcn,  aber  Occ  XLII,  65  aoefc 
unter  den  iu  QaUieti  ange&iedelten  Barbaren.    17,  13,  19  wer- 


Hilitttris  am  AmmUniu  Marcolliatu- 


den  mit  den  Taifali  dia  Liberi,  ein  anderer  sarmatiHcber  Stamm, 

I  genannt. 
04)  Ala  BesaUuDg  von  B«Htbde  werden  20,  7,  1  neben 
den  Lvgionen  (s.  oben  Nro,  12  ff.)  uulgutührt  *sagitUrii  plarea 
Zahäiceni,  ia  qnorum  solo  tarn  nobis  obtenipeniDtiuin  hoc  eat 
muoicipiam  positum'.  Zabdicooc  ist  eine  Laudacbafl  Jenitrit 
des  Tigna,  die  ron  290  bis  963  römisch  war.  Die  fraglichen 
aapttani  werden  Caralleristen  gewesen  smn.  Die  Not  Or. 
XXXV'I,  36  in  Heoopotamion  stationiert«  cohors  quartade- 
cima  Valeria  Zabdenorum  wird  aas  Diocletiaos  Zeit  stammeu 
und  den  Wrluet  de«i  Gebietes  Uberdnuert  haben.   Vgl.  Motninseu 

I».  a.  0.  S.  275. 
55)  Meist  Barbaren  scheinen  die  CandidaÜ  gewesen  zu 
sein.  15,5,  16  wird  ein  Tribun  Lanii^aisus  f^cnnout,  quem. 
dum  militarvt  carididatum,  solum  adfuisse  moritaro  Coaritanü 
(350  in  den  Pyrenüen)  aiipm  reltiilimuit.  35.  3.  6  in  Jnlinns 
letzter  Schlacht  olamabant  binc  inde  eandidati,  quos  disiecerat 

■  terror,  at  (Inlianiig)  fngientium  molem  —  declinarel.  31.  13, 
14.  )ä  siod  imndidati  in  der  onmittelbaren  UmgebuD)^  des  Va- 
lens vor  und  bei  seinem  Ende.  Sie  waren  ein  Corps  kaistT- 
licher  Leibwächter  nnd  hatten  eine  ähnliche  St<?lluii(f  wie  die 
Schoiae.  In  der  Motitia  fthlen  aie.  Ihr  Nam«  stiimmt  rer- 
mulhlicfa  von  der  Farbe  ihrer  UnifnriD.  Daraaf  daß  sie  Bar- 
baren waren,  führt  einenioitB  der  Name  Laniof;ai(iuB.  audrer- 
miIb  der  Umstand,  daü  31,  15,  8  einin^  ron  ihnen  zu  den 
Qotlien  übergehen. 

K         Nicht  eigentlich  zur  Armee  gehören 

^  56)  die  Arfani,  die  28,  3,  8,  sonst  aber  nie  genannt  wer- 
den. Theodosiiis  entrernte  diese  Leute  in  Britannien  von  ihren 
Porten,  weil  nie  überfuhrt  waren,  bestochea  zu  «ein  and  Vor- 
ginge im  rOmischeu  Lager  dem  Feinde  rerralhen  za  hsben. 
Ihr  Amt  wird  in  folgender  Wei»e  charakterisiert:  iJ  enini  ilHt 
erat  olBcium.  at  nitro  citroque  [per  longa  spatia]  discurrentes 
Ticinarum  uentinni  iitrepititii  nostrli  ducibns  intiraarent.  Ans* 
fuhrlich  bat  Aniiuian  Ober  dieses  genus  booiinum  a  veteribus 
institutum  in  der  nicht  erhaltenen  Geschieht«  des  Oonitan»  gir- 
sprochen.  Die  Areani  scheinen  ein  den  Agentes  in  rebus  oder 
Giuriosi  ähnliches  Institut  gewesen  zu  euin. 


^H    ^Jt.fl«  a<.pa'      laat« 


590  Albert  HQller, 

57)  Ebensowenig  waren  die  27,  9,  6  erwähnten  Diogmitat 
wirkliche  Soldaten.  Der  Vicarius  Äsiae  zieht  gegen  eine  Ria- 
berbande,  die  in  Isaurien,  Pamphylien  und  Cilicien  ihr  Wesen 
treibt,  in  Ermangelung  militärischer  Kräfte  adhibltis  semier- 
mibus  paucis,  quos  Dic^mitas  appellant.  Es  sind  das  wahr- 
scheinlich nur  mit  Messern  und  Keulen  bewaffnete  PoliziBteo. 
vgl.  Hirschfeld,  Sitzungsber.  d.  Berl.  Akad.  1891  S.  873 

Schließlich  noch  folgendes.  Bei  Gelegenheit  des  Rflck- 
zuges  aus  dem  Orient  unter  lovianus  wird  25,  6,  4  erzählt: 
hie  (beim  Oastell  Sumere)  et  milites  sexaginta  cam  palatinis 
recepimus,  quo»  in  munimentum  Vaccatum  confugisse  rettoli- 
mus.  Dies  bezieht  sich  auf  25,  3,  14:  quidamque  milites  per 
multa  discrimina  occupato  castelli  vicini  praesidio  post  diem 
denique  tertium  iungi  ezercitui  potuerunt.  Diese  palatini  ha- 
ben mit  den  Gardetruppen  nichts  zu  thun;  es  sind  Beamte, 
wie  sie  in  der  Notitia  unter  den  Officialen  der  Oberhofchargen 
mehrfach  genannt  werden  (Or.  XIEI,  34  beim  Comes  sacrarom 
largitionum;  Or.  XIV,  14  und  Occ  XII,  88  beim  Comes  reram 
privatarum;  Or,  XVII,  11  und  Occ.  XV,  12  beim  Castrensis). 
Hohe  uud  niedere  Hofbeamte  sind  22,  4,  l  zu  Terstehen :  cod- 
versus  post  haec  princeps  ad  palatinos  omnes  omnino  qui  snat 
quique  esse  possunt.  Vgl.  auch  29,  1,  5.  Als  die  Gothen 
(31,  15,  10)  in  Adrianopel  eindringen,  betheiligen  sich  cum 
armatis  prorinciales  et  palatini  am  Kampfe;  nach  31,15,2 
hatten  sich  dorthin  potestatum  culmina  masimarum  geborgen. 
Vgl.  2ü,  3,  14,  wo  der  Praefectus  praetorio  mit  einem  appt- 
ritor  und-  einem  consiliarius  im  Felde  steht. 

IL  Flotten. 

lieber  Flotten  erfahren  wir  aus  Ammian  nur  wenig,  20, 1, 3, 
als  Lupicin  von  Bononia  (Boulogne)  nach  Rutupiae  (Richborough) 
übersetzen  wollte,  scheinen  die  Schiffe  zunächst  gefehlt  zu  hf 
ben,  denn  er  fuhr  erst  quaesitis  navibua  ab.  Die  Notit.  Occ 
XXXVIII,  8  verzeichnet  in  ßelgica  H,  der  auch  Bononia  an- 
gehört, einen  Praefectus  classis  Sambricae;  das  war  jedoch 
eine  Flottille  von  Flußschiffen  und  wird  schwerlich  die  Fahr- 
zeuge zu  der  fraglichen  Expedition  geliefert  haben,  die  sich 
gewiß  anderweitig  unschwer  zusammenbringen  ließen,   da  der 


Hilitaria  kuh  Amniuiaa  Harcellinita. 


581 


I 


rerlielir  7.wij)<!h(>n  Gallien  und  BritaniiieD  aicher  steU  lebhaft  war. 

Im  Jahre  ;i7l  fährt  ThtKulooiua  luit  seinen  Trup[>eii  »on 
Arelate  auch  Igilgili  in  UnnrotiuiiA  Sitifennis  (29,  &,  5).  Zu 
dieser  sclion  lauteren  Seereise  stellti>  ihm  der  Pra«fectiis  cliiMia 
flumiiiie  Rhodaiii,  Vienoae  sive  Arelati  (Not.  Occ.  XLII.  14) 
die  Schiffe  gowiß  nicht.  Woher  die  Fahrzeuge  des  Theodo- 
sJuB  skumiuten,  wird  nicht  angegeben. 

Bedeutend  war  die  Euphratflotte,  wplcJie  Julian  auf  meinem 
letzte»  Ftldzuue  begleitete.  Sie  bestand  nach  21),  3,  9  an« 
1000  Lastschiffen.  weti'.be  Lebensmittel,  Waffen  und  Belage- 
rungsmaitchtiien  fflhrten,  50  Kriegsschiffen  nnd  50  zom  Drdckeii- 
■clilagen  geeigneten  Fahrwugen.  200(tO  Mann  ivarvu  xum 
Rudern  und  Ziehen  erforderlich  (24,  7.  4).  Nachdem  Juliaa 
den  damals  trocknen  Kanal  Naharmalcha  hatte  wieder  in  Stand 
setxon  lassen,  lief  die  Flotte  durch  diesen  in  den  Tigris  ein 
(24,  6.  2).  Beim  Weiterziehen  Ober  den  Tigris  ließ  der  Kaiser 
sich  durch  UeberlÜiifcr  beatimonrii,  die  Stliiff«  zu  verbrennen 
[24.  7,  4.  •));  nur  l'>^  (18  nach  Zoeiia.  3,  2ß)  bliebt-u  unveraehri 
und  wurden  dem  HL-eresseuge  auf  Wagen  nachgcfUliri.  Diese 
ganze  Angelegenheit  int  nicht  TStlJg  klar,  da  un  der  betref- 
fenden Stelle  eine  LOcke  zu  aein  »cheiiit.  23,  ü,  6  wird  eine 
andere  Flotl«  mit  Li^beiismitteln  urwülmt.  Üeber  den  Bau  oder 
die  fic«(;haft'iiDg  diespr  Masse  von  Schiffen  ertabreii  wir  ntchta. 
Eine  etäudige  EupliratfluttL-  wird  iiirgvndti  erwähnt,  und  die 
fubrica  acutaria  et  ariiiaiueutaria  zu  Kdeesa  (Not  Or.  XL  23) 
konnte,  wenn  sie  xu  Jaliani  Zeit  achou  existierte,  nichts  leiaten, 
da  £dc»sa  nicht  am  Strome  lag. 

Die  KbeinAottitle  ^lusoriae  oaves)  wird  18,  2.  12  und 
17,  2,  3  erwähnt;  an  letzterer  Stelle  operiert  ate  auf  der  Maas, 

IlL  Die  tnilitSriaclien  Orade. 

Man  sollte  von  Amniian  erwartea,  daß  er  Ober  die  ver- 
scbiedenen  Grade,  die  der  Soldat  bei  aeinem  .\vnoc«inent  durch- 
ctimaebeii  hatte,  genaue  Auskunft  gXbe,  Aber  dos  ist  nicht 
der  Fall:  er  Ihcilt  darOber  nur  äußerat  wenig  mit. 

1)  Mehrfach  wird  der  ^eyarim  mUts  erwibnt  (15,  1,  2; 
26,  1,  1);  einfach  gregariua  heißt  er  27.  9,  4 :  30.  9.  1 ;  31. 
13.  12;  einfach  miles   23,  5,  12;  24,  1,  16;  24,  4,  23.     Zwei- 


bn 


AlbertJiaUer» 


msl  wird  Ai»  BMcliridttiheU  JulUns  gerfihml,  dvr  mit  der  Kott 
deft  g«in«inen  Soldüten  zufrieden  gewesen  sei;  dabei  bvißt  diewr 
16,  5,  3  mumfex  mile«  und  25,  2.  2  munifex  gregarius.  Als 
.Taliaii  20.  5.  8  den  SoMMeii  Beförderuujj  nur  nach  Verdiettat 
versprochen  hat,  bezeugt  'inferior  miles'  seine  Freude:  jeden- 
falls ist  dariintcT  auch  der  gregarins  TenriAoiten.  Beispiele 
TOD  glänzendem  Avancement  eines  solchen  finden  sich  zweimaL 

15,  2,  4  heißt  es  von  dem  magiater  equitum  Arbetio :  ab  imie 
sortis    gregftrio    ad    summum    evectus  mtlittae    manua.      Vgl 

16,  6, 1,  wo  demselben  vorgeworfen  wird,  quod  a  gregario  mi- 
lite  ad  magnum  aiilitiae  culoien  evectus  hoc  quoqtie  non  con- 
tent««, nt  parvo,  locum  »ppeteret  principftlem.  25,  10,  9  winl 
ein  Erulorum  u  numi-ro  utiles  luter  die  domesüci  aufgonocnmea. 
Diene  FUlle  icigen,  daß  allerdings  dem  gregariits  jedes  Ävancemeni 
priadpiell  offen  stand,  in  der  That  wird  aber  eine  bedeutende 
Beförderung  nur  MÜon  vorigekommen  wb,  wte  es  denn  auch  2XK 
h,  8  von  dem  inferior  miles  heiGt,  er  sei  digntlstiim  tarn  dia 
expera  genesen.  7.a  bedauern  ist,  daß  Auiminn  sich  29.6.20 
nicht  genauer  ausgedrückt  hat.  Er  erröhlt  da,  Tbeodosiw 
hribe  die  cquitee  quartac  sagittariorum  cobortis,  weil  sie  n 
Firmua  Ohergegangeo  waren,  alle  ad  infiiuum  militiae  graduai 
degradiert.  Da  e»  sich  hier  um  CaTaileristen  handelt,  »>  k]>D- 
nen  wir  rielleicht  den  infimuM  gradus  nach  der  behannteti 
Stelle  des  Hieronymua  adv.  Job.  HieroMlymit  19  Watimmeo. 
wo  als  Stufen  der  equv»tris  militia  aufgel'Qlirt  werd'^n  tiro. 
eques,  circitor,  biarehu.«,  centenarius,  ducenariua,  senator,  pri- 
micerins.  £&  scheint  demnach,  als  ob  ftlle  Chargierte  und 
eqoites  der  betreffenden  Abtheilung  xo  tiroiies  degradiert  wuc- 
deo.  £s  mfige  noch  erwähnt  werden,  daß  15.  !>,  31  Unaicinns. 
um  die  Braccbiati  und  Coruuti  zum  Morde  des  Usurpatoren 
Sitvanue  zu  gewinnen,  sich  einiger  sequestres  gregarii  bedient«, 
die  obscuritate  ipsa  ad  id  patrandom  idoaci  waren. 

VoD  den    aus  aus  den  lusehrißeu  vcrlrautea  Priacipfile; 
finden  sich  bei  Ammian  nur  wenige  erwähnt. 

2)  (St^rif/fl-i  kommen  16, 12, 18  und  25,5,8  vor;  zu  ihnen  ge- 
hört aiich  der  draconarius,  von  dem  onten  V,  3  die  R«de  sein  wird. 

3)  Aaf  den  2'esserahus  dtlrfon  wir  aus   der  Erwähnung 
der  tesserb  14,  2,  15;  23,  2,  2  »chlieOen. 


Militaria  aim  Ammmuu»  UnrrailinDi.  g^ 

4)  Cnmpidoctores  finden  aich  19,  6,  12.  Dft  bei  dor  Bc- 
latjtrning  von  Aniida  die  gallischeti  Truppen  einen  kQbuea 
Zug  aii8g«fllhrt  hatten,  wurden  ilintn  ramftidoctoree  itpiUer  St»' 
tue»  Kiricbtct  (liorum  catupidoctfiribu«  ut  fortium  factorum 
uitetngnsriii)  ptutt  civitAtis  excidium  ariuatas  sUtuu  ttpud 
Ed«M«m  in  region«  celettri  locari  iiissorot  imperator,  qua«  ad^ 
praesemi  serTanEnr  intnctne).  Uokanntlicb  i§t  e»  sphr  zw«rel- 
haft,  ob  eg  in  dor  nachconsUnliniachen  Armee  noch  Cmiturio- 
uen  gegeben  hat.  Vgl.  Monimsen  a.  a.  0.  S.  271  und  bwion- 
ders  Seeck.  Untergang  der  antiken  Welt  H,  S.  30  ff.  Damit 
stjoiml.  daß  Animian  un  Stellen,  wo  er  da.«  Officiercnrps  mii9ii 
T nippen llieiU  erwähnt,  statt  der  x.  B.  bei  Tacitu«  «bliclien 
Formel  tribuni  cantiirionesque  (Tlist  I,  18.  36.  SO.  82,  83  d. 
a.  m.)  einen  andern  Ausdruck  fjebniucht.  So  22,  3,  2:  prae*. 
sentibus  loriHuorum  llerrujianoruoiqne  principiis  et  tribunis; 
25,8,  16:  tribuni  principiaque  mtUtuin:  19.6.3:  tribuni  et 
primi  ordines.  Ferner  22,  3.  9:  priucipia  legionnm;  25,  5.  t: 
priucipia  turmanim;  28,  6,  17:  numerorum  principia  und  29, 
5.  22:  sagittnrioruQi  primores ').  Leider  hat  Amiuian  statt 
düs  allgemeineD  Ausdrucks  nicht  die  damals  Dblicben  beetimm- 
Um  militäriscIiL-n  Titel  gL-aetit.  Seeck  benatzt  nun  a.  a.  0. 
8l  477  die  oben  ausgeschriebene  Stelli^.  nui  zu  zeigen,  daß  in 
jeasr  Zeit  an  Stelle  der  rencbwundeaca  Centurioniti  die  cura- 
pidoctorea  die  berufeuen  Vertreter  der  geiDRineti  Soldaten  wa- 
ren —  eine  sehr  wahnschein  liehe  Aiiuahme. 

5)  Um  so  auffallender  ist  es,  daß  Ammian  18.  6,  21  er- 
zählt, er  »ei,  um  die  Ankunft  des  Sitpor  auszukundschaften, 
mit  einem  cetduriu  abgeschickt.  ISollte  hier  nicht  Anwendung 
der  älteren  Temiinolo>ne  TorliegcnP  Er  wird  geleiten  haben, 
dnfi  Centurionen  in  Begleitung  einen  höheren  Officiers  oder  auch 
allein  zu  politiechea  Sondungcn  verwandt  wurden  (z.  B.  Tac. 
Ann.  2,  6ü ;  13,9;  Hiat.  2,98;  3,  43;  Ca».  Dio  62,  23;  68, 
22)  und  gebraucht  nun  unbudenklioli  den  nicht  mehr  Gblichen 
Titel.  Vielleicht  meinte  er  einen  centenanus,  den  auch  Veget. 
2,  8  (eraot  «tiam  ccntarionos,  qui  singula«  ceoturiAS  curobant: 


*}  IS,  S,  16;  pfinoipioma   v«rti««a  bedvntct  iirincipia  diu  Hourt- 
quarticr.    V^  OotboTf.  «d.  Cod.  Tbe«!.  7,  2U,  2 

pl>lk>l««M  LXnr  (K,  F.  XTIU),  «.  <d 


594 


Albert  Ufillsr, 


qui  nunc  ecntennrii  nominanlur)  gawiß  itrthOmlich  mil  d«m 
ceaturio  ideiitificicrt. 

Kicfat  zur  Armee  geliört  der  16.  6,  2  erwäbate  nitentiuin 
rerum  cctiiturio.  Keine  Obliegenheit  bestand  dariu,  die  Offcnt- 
licbeii  ÜenkmÜlur  Rom»  zu  scbQtzvo  und  zu  dienem  Zwecke 
Wachen  aunusiellfln  and  sto  L-oatrolUereo.  Der  Titvl  hielt  sich 
noch  einige  'Adt  auch  Aem  Vcnichwinden  dca  Centnrionntfl:  in  der 
NotitittOtx.  IV,  17  heißt  jedoch  der  betreffende,  unter  Jetu  Prae- 
fectus  Urbiü  ttomae  Rtehpodr,  IkAmte  tribunita  rcnim  nitentJum. 

6)  Mit  dem  Tributtus  sdivini  die  honorata  militia  bc^oiuiea 
XU  hab«n.     Die  28.  2,  11  erwähnten  militos  bonorati  sind  nach 

28,  2,  13  bochguiteUt«  Offiziere.  Üasseibc  ^ilt  von  den  Ala- 
luannt-ii,  denen  honoratioris  miUtiae  cnra    commissa   erat  (14, 

10,  7).  Trihuni  ohne  Angabe  ihre«  Truppentbeils  werden  mehr- 
fach  gvommU  HO  1&.  4,  8:  16.  12.55;  18.  2.  11;  19.  11,  b; 
26,  8,  7.  8  a.  a.  ni.  AU  Comnuuideure  von  Legionen  erschei* 
nun  sie  19,  5.  Ü;  \9.  6,  3 ;  32,  3.  2:  30,  1.  7.  Auxilia  mhr«]i 
sie,  und  Kwar  16.  11,  9  sotrie  16,  12,  63  die  Üornuti;  2&,  6.3 
die  lorii  et  Victore«:  27,  2,  9  will  der  magiitter  eijoitum  per 
G&llias  lorinaa  den  Tribunen  der  Aflcarii.  weil  dieser  «igea- 
niächtig  gehandelt  liat.  betrafen,  steht  aber  davon  ab,  da  sich 
die  üuftcbuld  desselben  hcraus^teUt.  16,  12,  &9  findet  sich 
eine  cohors  cum  tribuno.  Auch  CavallerieAbtheUuiig«n  werden 
TuD   tribuni   geführt,    »o  cataphractarü  16.  12.  63.    ugitiahi 

29,  b,  24,  Promoti  15,  4,  10.  sonetige  vexülationes,  oder  nach 
AmmiaQS  Spracbg«braiich  tarmae,  1&.  4.  10;  16,  11,  6;  16, 
12,  89:  21,  U.  2:  24,  »,  1.  Mit  schinipflicher  Ktitlassung  we- 
gen Feigheit  werden  25.  1^  8.  9  mehrere  Cavalleri<»tnbuneQ 
bestraft.  Die  groti«  EiiphratSolte  wird  29,  3,  9  von  einem 
Comes  und  einem  Tnbuuus  befuhhgt,  letzterer  ist  also  etna 
ein  Vice- Admiral.  An  der  Spitze  eines  atia  verschiwlenpn 
WaffoDgaUungeu  EusainmeiigBsetzten  Corps  scheint  der  26,  ä, 
10  erwähnte  tribiiniia  ageoB  in  Dacta  nieditcrmnf«  niilitum 
gestanden  zu  haben.  Auch  die  Vorsteher  von  WalTeurabrike» 
fohrvn  den  Titel  tribunu^  vgl.  14,7,18;  14,9,4;  15,5,9; 
jedoch  heißt  ein  soluher  29.  ü,  4  praepoüitus  (vgl.  Idomninen 
CIL  V,  p.  1059)  und  Cod.  Theod.  10,  22,  3  =  Cod.    luaUn. 

11,  9,  2  priiuioerius. 


J 


UilttoriA  ftv«  Amviutit»  MftrMltiuu. 


595 


eioei: 

■  und 


I 


Die««n  mit  ComniimilosbeUeD  befcratiten  Tribunen  stellt 
Animian  31,  1^,  IS«  wo  in  der  tiotlieiisclilacht  ''XXXV  oppeii- 
TL-re  tribuui  vncantes  vi  nutuerurutn  rectores'  die  Clause  d«r 
tribiLDi  racantee  Kegentiber,  die  er  auch  dDnst  emähnt  16, 
12,  (>3  fällt  Tuans  qiiidam  tribuniin;  ]8,  2,  2  schielet  Juliui 
eioen  solchen  insgelicim  lui  den  ALimaiinenkCtiig  Hort-arius. 
und  1&,  ä,  10  ersticht  sich  Macriniia  tribunua  —  cti  tumiior« 
,09.  Vucante»  scheinen  tkuch  '^-mi-iiit  zu  sein  15,  5,  22,  wo 
^(Kniciuuä  in  den  Orient  geschickt  wird  tribunin  et  protectori* 
hos  decern,  at  postutarst,  ad  iurandas  neceesilat«^  publica«  ei 
coDiuDctiit.  Es  siad  dies  aktirr,  besoldet«  und  um  Kampfe 
theihi'fhnieitdo.  aber  nicht  loit  der  Föbrung  eine»  Truppea- 
tbviU  beauftragte  Officiere.  Dem,  yras  Motumäcn  Henne«  24 
8.  268  A.  3  aber  dieaelben  gesagt  bat.  fUgeti  wir  biazu.  daß 
auch  nach  Cod.  lust,  l'J,  8,  2  im  consiBtorium  prindpia  neben 
den  illustjres  tmd  spectabiles,  die  'in  actu  poaiti'  w»ren.  vucan- 
tea  beider  Banizelassen  existierten,  w«lch«  «benfalls  tvirküclie 
StAalsb«anit«  ivaren,  aber  tiur  in  besonderen  Fällen  mit  Ue- 
wbäften  beauftragt  n-nrden.  V^n  den  tribuni  vacauteü  siod 
Mich«  zu  uat^rscbeideo,  welche  nur  den  'litel  und  liang  des 
Tribaneo  erhnlteD.  wie  U.  1.  9  Pusaeus,  der  diut  persische 
Costell  Anaiha  am  Euphrat  comraandiert  hatte  and  Dach  Kin- 
uabme  desselben  dnrch  die  Römer  bonore  tribunalua  affectus 
Mt.  Der  'Ktel  Tribunus  wird  auch  deo  nicht  nur  Armee  ge- 
hörenden, Rondfni  d«<m  pritnieerias  notariorum  (Not.  Or.  XYUI 
Occ.  XVI)  unterstehenden  notarii  boigelegt.  Ihr  Vorsteher, 
dem  omni«  dignttatnm  et  aiioiinistrationum  notitis  tarn  mtU> 
tarium  qaazn  civiliiim  oblag,  batta  DU<Tdiag8  auch  mit  dem 
Militär  zu  tliiin  (vgl.  Cod.  Theod.  6,  10,  2.  Zwiiiu.  b.  40). 
Solche  tribtini  et  notarii,  die  mit  ins  F«ld  zogen  und  zu  man- 
cherlei Ue»cb&ft«n  verwandt  minien.  f<rw&bnt  Ammian  öfter. 
17,  5,  15  wird  ein  solcher  in  diplomatischen  (iritschäften  an  den 
PerserkOnig  gvwbickt;  s.  auch  20,  4,  S  wo  dorn  Jalian  Trap- 
pten entzogen,  und  28,  6,  12,  wo  den  in  Afrika  stehenden  Trup- 
pen Gelder  gebracht  werden  sollen.  Nur  einmal  (24,  4,  23) 
betbeiligt  sieb  ein  uotarius  am  Kampfe.  Vgl.  ferner  L9,  9,  9 
«nd  25,8,  8. 

Die  (ribuni  insignes,  welche  21,  6.  1  den  Coostootiu«  bai 

88- 


S90 


AlbsrtMmUr, 


IUI .     aai 

gen    0 
Jtectom 


MDer  Ankiinrt  m  Autiocliia  befp^l^en  sollen,  frind  aicbt  eine 
bnonilere  Claasp  von  Tribtinpn.  sondern  darch  vornehme  Ge- 
burt od<^r  bervDrrsgctidr'  Leiitungen  Kus^ncicboctt^  Minnrr. 
ZQ  denen  der  ex  trlbnno  Atnphilocbins  jedenfalls  nicht  (fehorte. 
der  21,  G,  2  Hieb.  lrol7^vm  er  gäDKÜch  idi-llungsIcMt  vrar.  am 
Gmpfnng  den  Knisei-a  betheiliKen  nollte,  über  zurflckpewii 
warde. 

Kinige  Male  IRßt  sich  frWennen.  welche  Sleüimgen 
tribusi  vorher  bekleidet  habfin.  UL>hrfach  sind  sie  I'ral 
■.'ewesen.  Der  Vater  Gratians  ahtunnite  ans  kleinen  Virrliil^ 
iiiseen,  7.ng  dnrrb  Körperkraft  und  Gewandtheit  im  Kingcn 
die  Aurnierhsamkeit  »uf  eich,  aü  daß  er  Protector  und  daim 
trihnnas  wurde  (30,  7,  2).  Aiirh  Tonstantins  Chlorus  war  nach 
Anon.  Vales.  1,  l  Protector  Ke^fesi-n.  10.  10,  21  werden  dis 
älteren  Protectoren  ad  regendo»  lotUtes  hef&rdert  uud  18,  9t. 5 
wird  jemand  ex  primiccrio  protcctorum  Tribnn.  Hemerkeiw 
wert  isL.  daß  29,  4.  7  der  Ködik  der  Ducinobaut«»  als  Tribtu 
«•ineü  »Ifltnannisf^ben  niimenis  nach  Britannien  vorsfttxt  irird^. 
Aus  dem  Dienst«  In  den  »umeri  xti  Tribunen  avancicriie  Leute 
finden  wir  15,  8.  10,  wo  die  Beförderao)^  zum  Iribuiioi  vacau 
'ex  cftnjpidoctore'  erfolgt.  29.  'S.  7  sind  zwei  Soldaten  ex  lo- 
vianoriini  numero  sdusque  tribunatua  dignitates  prOKresvi.  Aach 
der  oben  111,  1  «rwiUinte  Arbetio  moß  den  Tribunal  bekleidet 
haben. 

AvanciertM  die  Tribimnn,  so  wurden  sie  in  der  Rcf(t]  ds 
ces  oder  comites.  18,  8.  !>  flberstehf  eix»  Tribun  die  iinacbuldig 
erlittene  Folter  und  wird  ad  iaiuriae  pericnliquc  coinpcttsatio' 
neni  dnx  in  IHyrico;  Pufla«nB  (s,  S.  -595)  wird  2-t,  I.  9  dux 
Aogypti  und  der  Vater  Gratians  30,  7.  8  cooies  per  Afrieau. 
Kin  gaax  nngewöhnliehoR  Avancement  macht  Agilo.  der  30,  3.S 
f>x  gentitiuin  Scutitriuriim  trihiino  zum  tnagister  pnditonj  bt- 
f^rdert  wird.  In  das  Civilnmt  de«  prae«->s  Daltiiatiae  (Sot. 
Occ.  XLV}  tritt  nach  Anon.  Vnl.  I,  1  Cniistantiuft  Chlorns  ein. 


*)  Hit  Miehen  auilllndiaaben  Of&iict«ii  tuuittte  tBKH  j«d4«h  mil- 
writer  tnJbe  Erfuhmngen,  .So  «ind  14.  10,  7.  S  der  oome«  <}»tn«■ti'^o^llu 
I.MinUB,  d«r  tribansi  ntftbnli  Agilo  und  der  srntAnoruin  r«ct«r  Scadilo 
veHicbti(;>  ihren  alwn naniMh^n  I.andAlouten  di«  OpftratioaeN  der  Bu- 
rner r^riHthen  xa  baben,  and  wCr«!)  «ine»  ähnlichen  Ter^ebttw  wirl 
29,  4,  7  «in  KlaDinnniBoher  IVibon  xam  Fenertode  TaiatthMlt. 


MUitarü  KU  Amniaaue  HKroellisiu. 


59^ 


Auch  üofUmteir  tlb«maliuieii  Tribuneu.  Kutnitalca  tribunua 
M-irtl  26,  Ö,  1  vou  Procopiuä  luit  d«r  cum  palatii  betraut,  vom 
tribuniis  Äeqnilius  k«ißt  in>  31,  12,  IS:  cui  tunc  erat  cum 
palatdi  credits  (vgl.  31,  13,  18).  l»  (l«r  Notitia  Or.  XVU,  & 
und  Occ.  XV.  ($  finden  sich  unter  <l«m  Costrcnsi«  'curoe  pa- 
latioram'  geuanute  Beaiut«:  indensen  iat  die  Stellung  der  ebeu 
gticuuiiteti  Manner  volil  eine  bOkere  gewcBt-n.     Vgl.  auch  14, 

17,  19:  21i,  3,  7.  Noch  bemerken  wir,  dali  18,  6,  12  und  18, 
8,  10  den  Tribunen  ihre  Ueltknechte  (caloneu)  iim  Grefeciit 
folgeo ;  an  ersteror  Stelle  wird  der  oalo  als  servu»  bi?zeichiiet*). 
Wir  haben  nun  folgende  Specialirteu  zu  nennen. 
7)  Die  <u-t\aioye^  (so  16,  l'i,  36)  odtn-  atiifiitOTfs  (so  24, 
4,  22)  iwUen  nach  Fantua  Epit.  p.  20  mit  den  oornicint»  tden- 
tiaeh  sein,  jedoch  bezeichnet  das  Wort  bei  Ammiaa  vrobl  nicht 
eine  begoudere  Clause  von  Musikern,  eondem  allgemein  die 
Blaser  des  Ueer«ts.  Aniniian  kennt  di»  liticiues  14,  2,  16; 
[16,  12, 4i2  (ihr  lustrumeul.  der  lituug,  findet  sich  L9,  6,  10; 
19^11,  15;  24,  1,  L;  31,  7,  10)  und  die  corniciuw  31,  10,  8. 
rdem  spricht  er  Öfter  vou  der  tubit  (14,  1,  1;  16,  12,  27; 
20,  11,  8;  20.  11,  21;  24,  4,  15)  und  der  budua  (24,  5,  9;  25, 
8.2;  26,4,5;  27.2,6;  31,6,2);  das  ITonisitinal,  bucinum, 
wird  21,  12.  it  erwäbut  und  ohne  Aiigabv  de»  botreffoudeo 
Instrument«!!  diu  ctaMiicum  (21,  5,  1;  24,  6,  11 ;  24,  8,  7).  Ob 
wir  aber  Äuimiaii  iu  jedem  Fülle  die  richtige  Angabe  dar  In- 

Istruniente  /utraueo  dOrlen,  steht  dahin;  er  scheint  es  vielmehr 
mit  seinen  BeueUDuugen  nicht  genau  genommen  iu  habeu. 
So  schreibt  er  lö,  6,  9  den  Persern  die  tuba  zu.  Zweimal 
will  er  ausdrücken,  daß  im  Iteicbe  Kriege  waren  und  «agt  da 
14,  1,  1:  iioflduni  cubarum  c««8aute  claogoru.  26,  4,  ü  aber: 
veint  per  unirersum  orbem  Romanum  bellicam  caneutlbus  bu- 
ciais.  Zum  Angriff  gebfu  das  Signal  der  lituus  (31,  7,  10), 
diotubadü,  12,  27;  20,  11.  8),  die  bncina(21,  12.  5;  24,5,9; 
27.  2,  6)  lind  die  cumicinea  (31,  10,  8);    auch    wird    zu  dem 

■  *t  Die  nieiiriK«  SullonK  <i<:r  cnloae«  beuiugt  ifi.  6,  8.  wo  dio  Tm])- 

peil,  v«lc))«  iJeii  loTianu»  uim  Kaivei'  «uMi^iufvii  faitl^eo,  von  einoni 
SU  den  ruTtera  abergelauroDea  »itfcifor  rer&chtlicli  t-aloues  Kenanot 
werdet] ;  indMsen  vcrdi«ntcD  »w  bei  der  B«tag«TUDg  «od  Adnikaopel 
{31,  15,  4]  allM  Lob.  Viel«  calese«  und  luiliUso,  diu  mcbt  la  die  Stadt 
eing«la>«a9n  wa^reD,  kümpftvii  lauü«  Zeit  tapfer  mit  deu  (JolLen:  Uebri- 
g«iu  Tgl.  19,  «,  7  ;  Äi,  2,  6;  U,  1,  4. 


b. 


Albsrt  »atUr, 


XwMk  du  cluBicnni  g«>>la8«]i  (24,  6.  II).  Zum  Rttokiuge 
crtout  der  lituua  (16.  13,  62;  19,«,  10;  19.  11,  15}  und  du 
clawicum  (24,  6,  7).  zuni  Abmkrach  der  lituas  {'H,  I,  1),  zm 
GeberKaQge  Über  einen  t'luß  di«  bucina  (25,  8,  2).  Borf<o 
wir  den  Angaben  des  Vcgetias  2,  'J2  and  3,  5  trau»,  to 
herrscht  bei  Ammiftii  Krwfi«  VerwirnmjE.  Mit  Vegtii«  sHmal 
die  ErwähnaiiR  dea  clMsienm  bei  der  Krhtbong  Oratiaos  nun 
Augustus  (27,  a,  10)  nnd  bei  einer  Allocnlion  Jiiliartü  (21,  ä,  l). 
üebrigens  bexengt.  Ammimi  zweintal,  dntl  Duin  nucb  ilum  T>(ta 
der  Musik  marschierte,  19,  6,  9:  velut  repodnnt««  sub  modub 
—  dijcedebant,  und  2-1.  6.  10:  velitt  ^is  umpaesti  praectnea- 
tjbufi  tDodolis  ieuius  prAMcdt^bant.  Lieber  die  Tt-r>ehi«deitea 
Instrument«  Tgl.  von  Jan  bei  Baomairter,  Denlnn.  d.  kL  AlL 
8.  16S7  ff. 

8)  Dt-r  atfrinttvsor,  Aber  desgen  Vorkommen  im  milüäri- 
schen  Dienste  m  vgl.  Faaly-Wissowa  1  S.  895,  findet  sich 
19,  11,8,  wo  Conetnnljus  den  Limipant«»  nber  die  Donan  ta 
kommen  gertntt^t,  aber  nnf  dem  Klwise  xur  Beobachtung  dtf- 
selbeii  mil  L^ionnn'n  besvtste  Schiffe  stationiert  cum  Iniri^ 
centio  quodnm  agrimeotiore,  haias  aiietor«  consilii. 

9)  Dmi  tirc/iitrrlus,  der  Dig.  50,  6,  6  unter  den  immoaci 
aurgefUhrt  wird  und  einige  Male  anf  InRoliriften  vorkonunl 
(vgL  Pnutf-Wiagowa  II  S.  851),  erwähnt  Animian  swcdBaL 
24,  4,  28  steht  etu  arcliiteptos  hinter  einem  Scorpion;  der 
Mchleclit  aufgelegt«  Stein  fliegt  nach  hinten  nnd  zerscbmeUtfit 
den  Mann,  der  bianaeli  jedeufalU  mit  dem  GgacbOtiwMCu  aa 
tbnn  halte.  Als  die  Römer  nnf  ihrem  Htickzuge  nui  Persian 
den  Tigr»  it bermh reiten  wollen,  wird  25,  &,  Ib  erxählt:  miles 
eu  mora  (antnmmodo  teneWitur ,  qnod  ntribos  e  caMonm 
nnimnlinm  coriis  cougnientare  |)ouies  artfailecti  promiltebonl. 
Dteiw  orientalische  Art  d^  FliißQbergnugs  liiidet  sich  noch 
24,  8.  II:  hnmo  late  ulaixnante  —  iroperator  —  coiwlratis  pou- 
ticuli«  multis  ez  utribus  et  coriaceis  navibuü  itidem  ccnaectis 
[wlmnnini  trabibua  exercitum  non  stue  diffifultate  trmdiuit, 
lind  ä().  1.  9.  wo  es  ron  dem  Dcbergange  des  fliebenden  SD- 
nigs  Para  ron  ÄnueuitiQ  Über  den  Euphcat  heißt:  lectulos  in 
villis  rrperto«  binis  ntribns  sn^lfemnl.  (jaorom  erat  abundant 
prope  in  ufjria  rinarÜs  copia;  cjuibus  aingulis  prt)cvrcs  inaideu- 


MilitnTi4  una  AmuiAtiiu  MftVMlIiaa«. 


(iS9 


I 


I 


Ua  et  regulus   ipee,    iumeuU   trahentat,    praerupfm   undamm 
occormntiiini  flucbus  obliquatis  meatibut*  declinftbiuit  *). 

10)  Din  ubt-nfalU  &0,  6,  6  unter  den  iiiimuncs  gCQiuiiiton 
ariifiees  warden  zum  Dienst  der  (JescliQtze  rerwandt.  24.4.28 
trägt  der  artifex  die  Schuld  lui  dem  unter  Nro.  9  erirähnt«n 
Unfall;  denn  iufiideni  litubuitur  uptaroriit  fundue.  23.  4,  2 
biisorgt  der  artifei  contemptabilis  bei  der  BalÜHt«  das  Zielen; 
«ichcr  iet  19,  1,  7  unter  dem  rontvmplator  peritiasimus  vben- 
falla  der  artifes  zu  Terstvhen,  und  24,  i,  12  aieUcn  die  aiÜfi- 
Mfl  die  torments  muralia  auf, 

11)  Von  Aerzten  erlalireti  irir  si'far  vreniK-  l^i  C<  ^ 
wird  ein  gewisser  Dorua  genannt,  der  uiedicus  Scutariorum 
getVi-seu  und  nucbber  zu  oincm  andern  Amt«  befördert  ist 
{ygl.  oben  unter  Nro.  5).  30.  6,  4  lesen  wir,  daß  oiaD,  aU 
Viüoatiniaa  don  schlimmeD  Znfall  hatte,  dor  zn  »einem  Tode 
führte,  zunächst  keinen  Arzt  finden  kouDt«.  weil  der  Kaiser 
alle  fortgescbtcVt  hatte,  um  den  tod  der  Fest  beimgeauchten 
Soldaten  Beistaad  zu  leisten. 

12)  Nicht  leicht  zu  bestimmen  ist.  wen  man  unter  den 
S&,  10,8  genannten  eapHa  schoiarum  xu  vereteben  hat.  Dort 
wird  erziiblt.  daf>  dem  Jorian,  als  er  Kaiser  geworden  ist,  die 
erl'reuliche  Nachriebt  lugelit,  missos  a  lovino  (nach  25,  8,  H 
damals  maf^ster  armonim  in  tiallten)  milites  adventnre,  qoca 
«tpita  scholarum  ordo  eastreneti;  appellat.,  nuntiantea  aequo 
animo  loviani  imperiuiu  amplecti  exarcituni  Gnllicunam.  Ih, 
]U,  10  erhnlt^^n  dies«  Leute  zu  Anpuna  in  Oalatien  Audienz, 
richten  ihren  Auftrag  aus  und  werden  b««chnnkt  heimgeaandt. 

Gothofredu«  ad  Cod.  Theod.  7,  4,  22  denkt  an  die  scholae 
palattoae,  die  ron  ti-ibutii  oder  comitaa  comiunndiert  wurden, 
nnd  meint  ,proxiuii  bis  eriuit,  qui  capita  scbolarum  diceban- 
tur*.  Derselben  Aniticbt  ist  Lindebrog.  Indessen  waren  die 
acholnre«  büher  geslxt^llte  Leute,  die  nach  Cod.  Tbeoi).  7.  4,  34: 
bis  schuUribiHt,    quihns   laborum   intuitu   regendos  milites  de- 

•)  Un  l'cbrigen  wurde«  die  FtDtM  Iheilo  auf  SehiffbiOck*!!  (der 
Bliein  17,1.2;  17.10.  1;  di«  D^oau  17,12,4;  der  Euiibtfti  21.7,7;  M, 
S.  7  o.  n.  f.),  tboil«  auf  ScMffeo  (dvr  lilieui  IS.  'i.  12;  die  Doaan  19,  II. 
8;  di«  lltriia  17,  13,  lü  n  &.  m.)  fifo^nchnlteu,  wotwi  dt«  loioriM  anrei. 
die   für  J«fi  Rb«iii    18,  «.  12  va<\    rßt  die  I>odimi  vielleicht  19.  II,  8. 

I'tfJeDfwII«  Cod.  Tlieod.  7,  17  enrllhnt  v.er<i«ti,    sowiä  benoUt  wurden. 
)«n  Canat  ^atlU'malcba  tlurchtehwimmvii  die  Keitit  24,  2,  8. 


600 


Albert  MOlIcr. 


deritnos  etc.  Commandetirstelleu  bekamea,  tmd  anf  die»e  ptUk 
das  Wort  milites  schlecht  Zwar  amnt  sich  Amniiftn,  der  ttaeh 
lb,  5,  22  protector  domeaticuB  war,  selbst  31,  16.  9  mileä  quou- 
dain,  nher  dnniit  will  er  Beiaen  Stoud.  nicht  setiieo  Raii^  be- 
Zi-jdinen.  Hätt»  er  gcboliires  gemeint,  bo  hätte  er  woiil  ca* 
piU  jmtntinarum  scholariim  gesagt  wie  14,  7,  12:  adracatot 
pAlatiiiarum  prünoa  scfaolanim. 

Yalesiuii  im  Commentar  zu  unaerer  Stelle  erkeunt  in  d 
capita  Hcbolariiiu  die  vou  Vegeiius  er«rihat«n  capita  contuber- 
niornm.     Dieter  migt  2,  8:  erant  decani  deuis  luititibus 
positi.   qtii    uuitc  caput  contaburuti  vncantur  oud  2,  13:   ce 
turiae  in  ontiiliernia  dima«  sunt,  ut  decern  militibus  sub  u: 
papilioue  degvnttbus  udus  prae«etiet  decanus,  qui  caput  cootti- 
bürali  nomiuatur.     IX>ch  ist  die  Gleichstellung  ron  »cbula  tin<l 
roDtubemium,  zii  der  daa  Wort  caput  rerfübrt  hat,    lediglich 
Veriouthung.   uud  di»  dtscani  staudeo  fflr  die  Auafuhraug  de» 
fraglichen  Auftrage«  xa  niedrig.  ^M 

Wir  unBercraeiU  vc-rstehcn  unU'r  di-u  scholaa  die  bei  At^^ 
einselnen  Triippeokorpem  Torhnndenen  Bureaus.  Veget.  '2.  1ft 
sagt:  wd  quoniam  in  Ugioaibus  plnrea  scholattsant,  quae  lit- 
teratos  mi!it«!4  quaenint.  tib  his.  qui  iirones  probttnt,  in  onuii- 
bus  quideni  .sbiturne  maf^aitudiueiu,  coiporis  robiir.  alacritatüoi 
animi  convenit  explomri,  Ned  in  quibusdam  Dotarum  pcritäi 
cftlculandi  compuUndique  usus  eügitur.  1>^1-  2.  21 :  pvr  dV 
Ter«»«!  cohortes  ei  ditersas  ecbola-i  inilites  pronKirentor  and 
ebendiw. :  prinii  pili  oenturio,  postquam  in  urbem  omaea  co- 
licirtes  per  dirersas  administraverit  !>cliolaB,  in  prima  cohorto 
lid  haue  perveuit  palinam.  äolcbc  Buruaufi  haben  in  der  No- 
titia  Or.  die  magistri  militnm  V — IX;  Occ  V;  VI,  und  zvax 
heißitn  die  ubursten  Beamten  derii«lbeu  prinoepti.  uumcrarioa 
und  oommentarienma.  Nach  der  ausdrücklichen  NoHz  Or.  V, 
(>7:  VIII,  54;  IX.  49:  iifKcium  in  iiumeria  militut  et  in  of- 
ficio deputatur  Mind  diese  Uenmteii  Soldaten.  Cod.  Tbeod.  11, 
16,  4  ond  Cod.  lust.  1^  19,  2  heißen  aie  cnptta  nfGctoroxB. 
Auf  ttulchc  Leute  paßt  alio»,  ße  kum  nolil  darauf  un,  ein- 
fachere SoldutüQ.  die  doob  eineii  gewissen  BUdangsgtMl  be- 
»Qtn,  zu  «chicken,  da  solche  aiu  hesteo  Ton  d«r  Stimmung 
de8  H«cres  Zeugai^  ablegeu  kountea. 


Uüituis  «US  AmmianiiB  HaroellüuM. 


601 


13)  Kftum  dfirfeu  wii-  2u  den  Soldateu  die  interpntes  rechnen, 
von  denen  19.  11,  5  zwei  mit  znt-i  Tribunen  zu  den  Limigauteu 
gescliiclct  werden:  denn  uacb  Notit.  Cr.  XI.  53  und  Occ.  IX. 
4'J  stehen  die  'interpretes  omnium  geotium'  wie  die  Schotae 
unter  dem  mafpiitvr  orUciuruui,  der  walii-sclieinlicb  »iid  den  ihm 
zur  VerfilK^ng  <^teliendt-n  fiprüc-h kundigen  Leuten  den  i-inxcln«! 
Heereubthoitunguu  diu  ffeeiguoten  beigab. 

14)  In  itchwierigen  Lagen  leisteten  Veteranen  wcrth- 
roUs  Hälfe.  AIh  tin  >l.  !{56  die  Barbaren  in  Augnstoduutiui 
eindratigeu  und  die  ßesatzuuf,'  versagte.  ittrüait«n  die  Veteranen 
Eitsunimen  und  rcrtheidigien  die  Stadt  erfolgreich  (16.  2.  1). 
fiel  der  Krliebuu:<  du»  Prooopiua  in  OonstHntinojiel  wurden  zum 
großen  Tlieile  wider  ibreii  Willeu  luancberlei  Leute  hvniugt- 
zugen.  neben  Handwerkern  und  Hktivuu  Huwic  inaktiven  Hof- 
dieuern  auch  'qui  eoetu  milituriuni  iiexi  ad  piicatiur»  iuui  ritoe 
diflCCMerant'  (26,  7.  i).  Im  J.  ^SIH  ftlhrte  Valcaa  gegen  die 
Gotbeo  uach  31,  \Z,  \  mulUpIic«»  copias  neu  conteiunoudas  ooc 
segne«,  iiuippe  etiam  Tet«rAnos  iüdeni  iuiixerat  [tluriuiOä.  Mau 
ging  aber  Qinrh  woitur.  Tbeodosiuf  rier  o6Ö  gcgun  di«  nord- 
britanniacheu  VSlkeischafteu  u«beu  bewrlaubten  Leutun  (per 
divwsa  libero  comnieatu  dJspei-sis)  unter  Veraprecbnng  ron 
Sirafloeigkeit  sogur  Diwerteure  zur  Fahne  {'ZI.  8.  10).  Unter 
Uuiatäudea  wurden  auch  höhere  verabschiedete  OEfiKiere  zum 
aktiven  Dienst«  zurilckgerul'en.  Von  Procupiu«  whd  26,  7,  i. 
die  Verwaltung  des  KriegswcsenB  dem  Uomoariiis  und  Agilo 
'revocatis  in  aacranunium'  Ubertraiien,  und  nach  den  eben  aus 
31,  12.  1  citicrten  Worten  heißt  es:  inter  quos  et  honoratioree 
alü  et  Traianuä  rectnctus  est,  paulo  ante  ntagistcr  annorum 
(vgl.  31,  11,  1).  AU  Valentiniaa  und  Valens  im  J.  ^65  die 
coinites  tbeilen,  tritt  Serenianns  'o)im  sacrauiento  digntxsux' 
aU  Couiinandeiir  der  subola  domcsticorum  bei  Valens  wieder 
ein  (26,  5,  3)  '«). 

^      lö)  Obwohl  strong  genommen,  aU  zu  den  Scholae  gehörend, 

fc: 


**)  Im  Buli«*Und4!  Übende  Otfiziera  werden   einige  Ualc   erwAhnt 
vTi.  4  «in  comea  YarroDtaAtu,    twud  duitum    poal   ilepcMiUliii   militiae 


niuoiu  Kd  tranquil liLaUtm  viU«  diorasau«.  und  Hi.  7.  8  der  Valer  Gia 
Üaot.  der  luicLi  aUaxeniJei  LaufttitbD  boneiite  iiacratncubo  ttotulus  treuer' 
tit  ad  larem.  Vftl  den  obeu  tuitet  Nro.  ti  genanutFii  vhi  g eisigen  Tri* 
gnen  Anijiliilocuiei. 


60S 


Albert  Haller, 


hi«r  niclit  in  Betnrht  kommend,  wnllen  wir  eadlicti  nocfa  4tr 
armtff^  autTUhren.  Si«  dleutea  in  der  uo mittel bar«n  Siim 
lies  Kaisers.  24,  b,  6  heißt  ea  ran  eioera  solchen  qui  btcn 
oifui  (luliani)  hoerebat  Ein  AUniaoDC,  der  äl,  10,3  bt« 
priucipis  »rmigoros  dient,  und  seinen  LttDdsleut«ii  mitgetlHill 
hnt.  dali  Qrntian  mit  Mtincn  Truppen  zu  Valens  itoGea  boU. 
wird  31,  10,  20  b«».-traft  und  da  KCiitnrius  freiiiuint.  Ea  scheint 
als  ob  unter  d«m  arniit^eri  viele  Oermanen  diniit^pn,  weniftslt^t 
baben  sie  31.  13,  8  in  der  GotliHuschluclit  den  Valunü  im  Sutk 
gebwaou  Ein  Irrtlium  Ammians  liegt  vor.  wenn  er  51,  1U,:^1 
bei  KrwShnuii^  eines  f^eniiisen  Maurna  sagt,  v»  sei  frllber  er* 
lählt,  derselbe  liabe,  dum  intur  unuigeros  militarel.  dani  Jo* 
liaii  Minen  tonjaes  als  Diadem  angeboten.  20, 4,  IS  ibff. 
wo  diaaer  Vorgang  berichtet  wird.  Ist  der  Mann  Prtulaulium 
hasUtua  (».  unten  V,  3).  Dieae  armigeri  baben  nichts  zu  tkas 
mit  d«i  Notit  Or.  T,  35:  VH.  26:  Occ  VI.  M.  66  aufp- 
fQbrten  gleichnamigen  vexillaliones  oomiUtenseit.  noch  mit  itii 
in  den  Duraten  Or.  XXXIX.  17  und  XL.  14.  lä  verzctduwUn 
cnnei  equitiiiu  armigerorutn. 

IV.  Woffen. 
A.  Scbntswaffen. 
1)  Der  Metullpanxvr  wird  nur  selten  erwähnt.  BeiiD 
Giniuge  dett  Constantins  in  Horn  (16.  10.  i^)  marschiert«  n 
beiden  Seiten  dee  KaiHent  ordo  gpfninuii  armatorara  —  nibdb 
loricäs  indutua,  wabracheinlich  Leute  der  legtones  paUtinan. 
Bcholnres  scheinen  gemeint  m  »ein  31,  li>.  14,  wo  es  bei  Gt' 
legoufaeit  eines  Kampfes  QiaUans  gegen  diu  AUtmanneti  beitit: 
arma  imperatorit  comitatua  aiiro  coloramquc  micantia  elarita- 
dine  iuculution»  poiiderum  densa  con  fringe  buntur.  31.  10.  Ü 
erwecken  die  römischen  Soldaten  nitore  fulgentes  armomm  b« 
di>n  Barbaren  die  Furcht,  der  Kainer  eelbai  aei  da.  Dm  eiuia 
tlioiax  stadios  ans  edletu  Metall  handelt  es  eich  29,  3.  4.  Hier 
wird  crxüblt,  Vahuitinian  habe  i)f-n  Vorsteher  einer  WaffKfl- 
fabrik  hinrichten  lassen,  weil  dtr  von  ihm  ubgelieferte,  prichü^ 
gearbeitete,  thorax  am  etwas  weniger  wog.  oJa  Torher  aut^^ 
macht  war.  Ein  eolcber  wird  mich  die  lorica  gewesen  sein, 
welche  Julian  ror  seinem   leisten  Kampfe  anxulegeo  Torigaß. 


^ 


UiliUria  ass  AuKtruiu  UANelltnos, 


603 


Hit  AusDtthme  dessen,  wan  UWr  die  [lOstung  der  HanKerreitor 
f^esagt  wird  (a.  oben  I,  47  i,  ist  di»  Wenige  alles,  was  Am- 
niiiui  fiber  den  Mctallpaiiwr  biL't«t,  —  auf  die  KrtrihniiDg  der 
lorita  in  der  Scfalachtbaicbreibuog  81,  13,3  iet  kein  Gewicht 
ni  legen  —  and  man  könnte  auf  den  Gedanken  kommen,  nnr 
die  Qurden,  die  ScbolarrK.  die  cAlaphractarii  und  di«  boben 
OfGuiere  h&tten  einen  MetallpaoKer  getragen,  nicbt  aber  die 
Lv^oncn,  denn  die  auxilia.  die  ja  auch  als  vclitc«  b(r<«nchnet 
TTcrden,  trugen  nur  ein  Lederwamma.  Dem  steht  aber  ent- 
gegm,  daß  Vegetios  1,  20  sagt,  der  Panzer  sei  bia  onf  Qra- 
tiui  iu  Gebraucli  gon-i-s^n " )•  Aach  kummuii  die  zahlreichen 
iCesle  von  Fansern  in  Betracht,  welche  in  Carnuntuni  gefun- 
den und  in  d«in  Iterichto  dee  Vereins  Csniuattim  fOr  dos  Jahr 
1899  (Wira  1900)  S.  8^  fT.  besprochen  sind.  Ka  siud  da« 
Fragmente  der  lorica  »quamata.  reticulata,  hamata  und  d«r 
auf  den  Säulen  und  Bögen  d<Mi  Lt.'gionareu  eignen  Mgmaitata. 
Wenn  auch  nieht  feststeht,  daß  diese  ßeete  ans  dem  4.  Jafar- 
hundert  stdinmcD.  so  i«t  das  doch  darcbniis  nicht  uninitglich. 
Carnuntum  ht  zwar  von  den  Barbaren  arg  heimgesucht  nnd 
wird  30,  5,  2  ein  oppidum  —  deeertum  quidem  nunc  «t  &qua- 
leas  genannt,  aber  mit  d<:m  ^uiiatz  ductori  exercitus  porquniu 
opportanum.  Ua£  es  damalä  noch  Waffeoplate  war,  zeigt  auch 
der  Cnutand.  daß  Valentinion  (30,  b,  II)  dort  wtihrend  eines 
dreioionatigen  Aufenthalte  fdr  Waffen  sorgt.  Not.  Occ.  [X, 
20  wird  ein«  fabrica  Oaninntensis  ««utarta  auf^reftlhrt. 

2)  Der  Helm  der  Mannschaften  hatte  einen  IcegslrOnni- 
gen  Bflgi-l  (20,  II,  21),  an  dem  der  Uelmboiich  befestigt  war 
(Ift,  10,  8 ;  24,  6,  10;  26.  6,  16).  Auf  die  Formen  de«  Hwlniea 
kdnnen  wir  nur  aus  den  Abbildungen  auf  den  InBignieo  der 
magistri  ofliciorum  in  der  Xotitia  schließen.     Als  Constautius 


")  LaDf!^  Seit  kann  dt«  BeiieitigDng  dei  Panaen  nicht  j^ednom-t 
balMu,  denn  auf  den  lotificnien  der  maK'^tri  officioruta  Hat.  Or.  XI,  Occ, 
IX  findoD  *ic!i  Poaur  rnMcb teilen«!  Art  abg«t>ildi}t,  difi  «^mi-tttiUii. 
hanata  und  der  tborax  «tadioi.  Oce  IX  «ind  nnt^r  am  faün»«  S6 
die  Mutaana  toricariov  and  3:t  die  AafftUtodDneaait  loricaria,  baliita- 
ria  «t  olibiuiATin  iLaTgorilhrt  Allordia^  bedeutet  lorica  anrli  diu  I^er> 
w*mina.  [ndoivn  hriUt  im  in  einer  Varrägniig  rtnr  Kaitcr  Leo  und 
Anthemiua  vom  Jabre  4AS  Cod.  iu*t.  2,  7,  l-l :  nee  enim  ■olo«  nottn 
imiieno  miliUre  credtmiis  illos.  qui  gWiis,  clipeüet  ibOTaeibtta  nitnn- 
lor,  ted  etiun  udveenbw- 


B  Kir,  Ma  ni 


60i 


Albert  MUll«r, 


Bt^abde  erfolglos  belaufte,  eetzt^n  viele  Soldaten  den  Hits 
■b.  um  die  Aufnierkaamkdt  d«B  gegeuwärtij^ea  Kaiaen  uf 
sich  zu  äielien  und  eher  Bolobnungen  za  ethtliea  (20,  11,  12). 
ValcDtinian  dai;«gen  wollte  von  den  Feuidtüi  uicht  erkaimt 
werdeu  utid  eilt  daher  in  der  AlamanneitschUcbt  (27,  10.  10) 
CApite  iutecto  durch  die  Truppen;  nach  27,  10,  11  trug  «d 
Kammerdiener  deu  mit  Güld  T«-rxierten  uud  mit  EdeUtvutro  b«> 
setzten  Uelut.  Dickes  V'orkommniß  eritiiiert  an  eine  Darstel* 
laug  auf  den  Trajanssculptureu  am  Coti^tautinsbogeu,  wo  dua 
auf  die  üauier  uDb^deckteii  Hauptes  eiasiarmemien  Kaiser  «ia 
Reiter  den  Hflm  darbielet.  Daß  uulvr  dem  Helm  mhuntcr 
eine  Filzkapp«  getrageo  wurde,  l«hrt  folgejide  Hrzählong  {1% 
8,  8).  Von  Durst  gequälte  Soldaten  treffen  auf  einen  tiefen 
BrunDi*tt,  in  dun  ^ie  nicht  hiiiein»t#igei)  kOnneu:  sie  atelteo 
daher  aus  xerschnitteiien  leinetieii  U nterkleideru  eine  Art  äeü 
her  und  binden  daran  «inen  cento,  quem  nub  galea  unos  fere> 
bat  e  nostris;  dieeer  wird  hinuiitergelasien  und  saugt  du 
^Vaster  wie  ein  Schwamm  ein.  An  manchen  crhalumeo  bd* 
tiken  Uelmeit  sind  die  Locher  Bichtbar,  durcb  welche  die  die 
Unterlage  haltenden  Fäden  gezogen  wurden. 

3)  Beinachieaeu  werden  nirgends  erwähnt:  man  ist 
jetzt  der  Ansicht,  daG  sie  schon  in  der  iillrreu  Kaiserxeit  nnr 
von  Ceiibnrionen  getragen  wurden,  a.  Manjuardt,  llilm.  Sta&ts* 
verw.  H',  S.  338,  A.  &  uud  unsere  Auaftlhruri};  bei  Bttumeister, 
Denkm.  d.  kl.  Alt.  6.  2060.  Vgl.  jedoch  diu  Hemerkung  unten 
unter  Sl,  3. 

4)  Was  die  Schilde  betrifll.  so  ist  es  nicht  mSglicb, 
uuä  Ammiau  eine  genaue  Vur»tclluog  tuu  den  dumalH  Ubliobco 
Artelt  KU  gewiuiieu.  weil  er  aich  tiidtt  streng  an  den  Sprach- 
gebrauch hält.  Nach  diesem  bezeichnet  scutum  den  großen 
Ijifimteriettchild,  der  auf  der  Zeit  Animiüiis  am  nächsleu  aU- 
hendeu  äculptoren  in  verschiedener  Form  vorkommt,  als  ge- 
völbt,  als  pUittes  Oval  und  uln  sechskantig,  während  man  unter 
parma  und  clipeus  den  kleiuercu  Itundschild  versteht.  Das 
gewSlbtu  scutum  meint  Ammian  nicher  24,  (i,  7,  wo  vr  es  pa- 
tulum  et  incurvum  nennt,  und  vielleicht  IG.  II,  9,  wo  er  bei 
Gflcgenheii  eines  üebergangs  über  den  Rhein  von  den  Comoti 
eagt:  qui  —  iDOodendo  per  brcvia  nliquoLicns  acutiä  in  modam 


J 


MiliUria  rb«  AnmEuitu  Mftrcellin««. 


'■iTeortim  auppositis  iiando  nd  iasaliini  pt-rvenerc.  Wo  er  nber 
sonst  der  Infanterie  cUa  acutnm  suschreibt  (14.3,  17;  15.8. 15; 
16.  12.  13;  21.  5,  9;  25,  3,  lU;  26,  6,  IG;  29.  ."i-SS),  läßtnich 
die  Form  desmlben  nicht  beBtimmen.  Atifi«llend  ist  aber,  da&s 
tr  29.  5,  89  die  nfimlichen  StrbiMc,  die  er  29,  5,  3ti  acata  ge- 
nannt hat,  mit  parmae  bezeichnet,  d^-r  Ileiterei  16.  12,  36  scuta 
^ibt  und  24,  2.  12")  den  arfi^oliBchen  ßondachild  scutum  nennt. 

»Clip«!  werden  d(>r  r&mi^chen  Infanterie  24,2.0;  24,2.14; 
2i,  f;  10  vobl  irtihQnilicb,  vielleicht  mit  Recht  aber  den  Gar- 
detruppeu   K«g«beii.   die    den  Constantius   bei   seinem  Kinznge 

»in  Rom  16.  10,  8  begleite.  Richtit;  kann  es  auch  »ein,  vfnn 
16.12.37  «nd  ;il,  5,  9  die  Infanterie  parmae  hat,  insofern 
etwa  Telit&rift  aiixilis  im  Kampfe  aUnden  and  diese  vielleicht 
den  Rundtcbild  fCihrten.  Sicher  von  einem  solchen  ist  trotz 
der  ßezeichnnn^  nln  gciitum  die  HeAe  21.  2.  I :  cum  npud  Pa- 
ri«to8  adhuc  Cflosar  Iuli&nui<  qnntiens  scutum  variis  motibus 
B  ncerc«retnr  in  campo,  aziculii^  quin  orhis  erat  compa^natns, 
in  viinnm  eitcaeais  ampU  rcmunserat  sola,  quam  retinens  va- 
lida  innnii  strinftnbat.  Hior  sind  niicnli  die  Bretter,  one  denen 
■  der  Schild  bestnnd  (vf*!.  16,  S,  10.  wo  nnter  nsaero«  die  Balken, 
ond  unter  axiculi   di»  Bretter  der  Brücke  zn  verstehen  sind). 

»£in  gewöhnliche«  scntum  mag  immerhin  gemeint  sein  2&,  3.  S, 
wo  Julian  oblitaa  loricae  Bcuto  intfr  litmultum  adrepto  sich 
in  den  Kampf  stflrzt.  imd  20,4.  17.  wo  dei-selbe  impositns 
sciito  pedcEtri  nU  AnipintuB  ansgerufen  wird,  nn  letzterer  Stelle 
aber  gpwiß    nicht  du   geivölbto.     Dto  Unsicherh^ii   Amminns 

Iist  wohl  auch  dnrnn!)  xn  erklären,  daß  dnmalet  wnhrBch<>inlich 
jeder  Schild  ohne  Uftcksicbt  aar  nein»  Form  senium  genannt 
«nrde.  Die  Scutarii  di>r  Scholae  führten  gewiU  «no  pnrnta, 
und  in  der  Notitia  werden  Or.  XI  und  Occ.  IX  die  betreffen- 
den Fabriken  nur  sciitnriae  gwiannt  —  Von  den  Sehildzeiciien 
spricht  Aiuniiiui   16.  12.6.     UieAlamannen  erkennen  an  den- 

» selben  die  Soldaten  desi  Rarbatio.  v(hi  denen  sie  mehrfach  b^ 
■*^  Diem  St«lte.  an  der  von  der  Flache  dei  Berge«,  auf  <]em  die 
Borg  d«r  Stadt  PiiiiTftbanL  am  Enphrat  It);,  geaalt  wird:  eniiu  itindi». 
las  IB  niblinie  coniurftena  teieti  ainbitu  Argolici  ecuti  «puiera  otten- 
debat.  ist  vermuthlich  Reminisceni  am  Vcri^.  Aen.  3,  687,  wo  «t  von 
An^  des  Coljriihem  heilet :  Argolioi  dJpei  aut  Pboebeae  lampodiR  instar. 


00» 


Albsrt  HttlUr. 


siegt  ffarcn.  —  Die  bekannte  tcstudo    findet   sich  16, 
20,  1 1 ,  8 ;  24,  4,  15 ;  29,  5,  48 ;  31.  7,  12  erwälinl. 

B.  Anftriffswafffn. 

5)  Dns  Schwert  nenut  Animiui  20,4,21;  26,0,7; 
87,2,8;  31.  13.  &  gladiiM  oud  24,  (>,  II;  31.  7,  U  macro.  D» 
^Vort  npnths,  du  eio  Ungea,  xweiachneidiRes  Schwert  beMJcfaBCi 
(Vi'fft't.  2,  ir>;  3,  14),  wie  es  zur  Zeit  dor  Kotitia  whr  Oblidi 
gpwt'ium  zu  »ein  scheint  (vgl.  die  Ooc.  IX,  29.  30.  Ii9  »aff^e- 
fohrtea  fabricMe  BpKthariae)  und  Cud.  lust.  4.  41,  2  neben  dem 
fftidius  vorkommt,  kennt  Amiuianus  nicht.  Unbor  die  Ttam 
de«  Schwertes  ist  aas  seinea  An^^uben  nichts  zu  erniittehi.  — 
18,  6, 17  ist  die  Itede  voa  einem  Briefe,  der  in  vaginae  in- 
terni«  Terhorfjen  war. 

6)  Üie  iiasia  wird  Mehr  oft  erwähnt,  z.  B.  14.  2,  17:  1&, 
12.  13:  2b,  3,  10:  ihre  Bestimmung  i:nni  Stoße  wird  berOhtt 
31,  13,  5 :  diffractia  hnstanim  pterisqne. 

7)  Wurf}j;eschu88e  finden  sich  ohne  weiteren  /nsali 
30,  4,  21 :  pars  criipniiteH  minailia;  vgl.  31.  6,  3.  Dvi  Auf- 
druck propilubantur  mtssili»  (Iß,  12.  3t!)  und  praepilatis  (wohl 
hesser  prop.)  uissilibus  (24.  6,  10)  legt  den  Gedanken  nahe, 
dafi  das  pilnm  noch  in  (Gebrauch  war,  zumal  Ve^jetiuB  1,20, 
wo  er  vom  pilum  spricht,  sagt:  cuiua  generis  apnd  hob  tam 
rara  innt  teln  (vgl.  2.  15:  quod  (rninKile)  ptlnm  vocabant,  nunc 
«piculum  dicilur).  In  der  TlmL  lesen  wir  20,0,7:  iam  pila 
qitatientes  et  gladios  ad  impenUorem  tranaeunt  und  27.  2,  &: 
perrorati  pilis  et  glndiis  cecidere  complures.  Indessen  ist  b« 
d»r  Uiig'^uauigkeit  Animians  darauf  nicht  viel  x»  geben.  Aof 
den  Innignit^n  der  magintri  nfSciDrum  ist  das  pitutn  nicht  ab- 
gebildet und  Fabriken  zur  Anfertigung  dieaar  Wsffe  gibt  « 
niclit.  Die  Zeit,  ans  der  die  in  Camunlum  gefundeneu  Keat« 
Tou  Pilen  stamoien.  ist  unbt-ksnut.  Die  31.  13.  1  t-rwähatat 
iacula  sind  Ueechosse  der  Gothen;  verrata  werden  81,  7.,  12, 
trngulao  19.  2,  7  und  Schleudurbleio  31,  7,  14,  ScIileudrnituEn« 
aber  31,  fi,  B  und  manualia  aaia  20.  7,  10,  endlich  fundiloit 
24.  4,  16  genannt. 

8)  Daß  der  ■•utifitta''  sehr  h&iifig  gedacht  wird,  folgt 
aus  dem,  was  üben  unter  1,  43  über  die  aagittarii  guagt' 


MilitariK  aitu  AiRiaianu*  HsToellinns. 


607 


Wir  bemerken  dalier  hi«r  nur  zweierlei,  einmal  dnß  dio  Pfmlp 
31,7,  14  liaruD<lio«8  arumtae  ferro  gtfuumit  Tr«rdi?a.  und  so- 
dann folgendes.  Da  die  Ootheo  die  bei  ihneii  niodflrfalleiideQ 
röniiscbeii  Pfvile  wieder  gvliraucliU'U,  wurdv  Ül,  lö,  11  ao^e- 
ordnet..  ut  aervis  ternini  Itgniiiiifjiie  con Qorti>Qti bits  nnte  ioctuiu 
incisiii  «Riitter«utur  arcu  Kagttlae.  quae  volitimtes  vires  int«- 
gras  sfrvabant,  infixi«e  t^-o  corporibus  nihil  vigoria  [lerdebunt, 
■ut  ««rt«,  si  cecidiswat  invanum,  illico  frNng^biiiitur.  Die« 
Verfabren  «rinnert  daran,  daß  nach  Flut.  Mar.  25  Miuiiu  beim 
Pilum  die  ein«  «i^t^rne  Hafte  der  Stange  durch  einen  böliwnitl) 
Nagel  «raetxen  ließ,  der  bei  eiueiu  Treffer  brach. 

9)  Die  QvHC  hotzc  beHcbreibt  Aiuiuiaii  23,  4,  und  zwar 
die  Ballist«  und  den  Scor{Hoii,  der  daiuals  onager  genannt 
wurde  (31,  15,  12).  Aaf  Aitm  Beschreibung  wollen  wir  uu8 
hier  um  so  weniger  einlassen,  aU  gerade  jetxt  die  Unterau- 
chungen  Scbrnuinis  eine  Correctur  der  frflliereu  Auaichlvn  in 
Ansaicht  stallen.  Wir  bnchränkei)  ana  daher  auf  folgende 
B«nerkuogea.  Ganz  allgnoeiu  nagt  AinniiuQ  mehrfach,  daß 
die  tonnpDfa  »axa  nnd  tela  (19.  6.  € :  31,  15.  Ü)  sowie  Pfeile 
(19,  7,  4)  schleuderten.  Spedell  von  der  BallisU  Bpriclit  er 
20.  11.  20  ff.  und  24.  2,  13,  und  erzählt  1!».  5,  U  f.  daß  die 
iu  AmiJa  belagerten  tiSmer  leviores  quinqüe  balliatas  einem 
feindlichen  Belagerungälhnriu«  gegenüber  auEitellten  und  mit 
Erfolg  arbeite»  ließt-n,  bis  dieselben  wieder  an  ibreii  uewohnteii 
Plata  zurdclt gebracht  wurden.  Der  Aundruck  h'vioreü  legt  die 
Annahme  nahe,  daß  man  leichte  und  schwere  BalUsteo  besaß. 
Tela  werden  geschleudert  20.  7.  ID.  und  24.  4,  16  heißt  es: 
tum  aptatae  Ugneis  sagittia  balÜatae  flexu  stridorequtt  (orquc- 
bantar,  creberriina  spicula  fanditAntes,  was  nelleicht  darauf 
schließen  läßi.  daß  mau  aouül  eiserne  Pfeile  verwandte.  19,  l.  7 
wird  durch  einen  Italüsteu treffet  einem  persischen  Prinxen 
PanztT  und  Brust  durchbohrt.  Neben  den  BaUintcn  werden 
24,  2,  13  aucli  catapulfcae  erwähnt;  da  aber  23,  4  diesea  Q^ 
8cbQtz  nicht  beochriebea,  auch  sonst  von  Ammian  nicht  ge- 
nannt wird,  80  haben  wir  ea  hier  wohl  wieder  mit  einer  Un- 
genauigkeit  zu  than.  Der  soorpio  oder  onager  schleudert 
Steinkugeln  19.  2,  7;  20.  7.  10;  24.  I,  16;  31,  15.  Vi  selat  uim> 
solche,   obwohl  sie   ahne  Schaden  anxurichteu  niederfiUlt,   die 


608 


Albert  Malier, 


GotheD  in  solchen  Snlirecliea,  daß  sie  ztirflckureichen  und  gaoi 
abjiuzielieii  Anstalt  macbra.  Bei  im  Betaf^ning  von  AniiiU 
atelleo  die  llöoier  19,  7,  fj  rier  persischen  ßallisten  ebfn«)* 
Ttela  äcurpion«n  entgegen,  aud  ili<«e  bewahren  »ich  friüitesd 
f<egen  die  Tbürnie.  die  BnlUeten  und  deren  Bcdieaung.  Hut 
könnU  meinen,  die  L6.  L2.  ö'S:  quorundata  capita  diccisaa  (m- 
baiibus  telis  et  pendentia  iagulis  ccbaerebant  genaonten  Ge* 
schoMe  seien  BaUistenpfeil'?  gewesen ;  das  ist  jedoch  nicht  d^r 
Fall.  Der  Anadi-Hck  i^t  ii^miniscenz  am  V'erg.  Äen.  12,294: 
«t  ferrida«  advoiat  hasta  Messapns  teloqne  oraatein  multa  tn- 
boU  deenper  altiis  cquo  grjviter  forit.  Vgl  Stivt.  Theb  4.*^: 
deziraque  trabalem  huitiuu  intorsit.  Nach  IS,  9,  1  battAC^Q- 
»tantjus  ein  Zeughaus  fUr  Belagernngsgeschatz  (coadiUinnD 
mnralium  tormentonim)  in  Amida  eiogerichtet.  19,  t>,  10  lielioi 
die  Kömor  auf  d(?n  Mutiem  dieser  Stadt  die  Gesehatze  arbeita 
ohne  Pfeil«  aiifzutitgon,  um  eiaenwits  ihre  «ich  von  einem  Atu- 
fall  xurdßkKiebenden  Miinn.ichaften  nicht  zn  treffen  und  andrer- 
seits: Awneit  Leuten  in  d«r  diuikeln  Nacht  dtirch  das  Qeritisdi 
den  Weg  zu  weisen.  Von  den  Itallirtarii,  den  ArtiUeriiten, 
wird  16,  2,  &  erzählt,  daß  sie  den  .lulian  nach  Aatosidomm 
lAuxprre)  g«leit«n ;  mit  Recht  nennt  «ie  Animian  parnm  >d 
tiieiidum  rectorein  idr>n<'i. 

10)  In  betreff  des  aries  bemorkc»  wir  nur  folgendes.  Ab 
die  Römer  Bczabde  ln'Iiigerten,  setzten  gie  einen  alten  per* 
scheu  aries  wieder  in  ätand  und  beuiitzteu  ihn  (20,  11,  11), 
die  Perser  aber  fingen  den  Kopf  dc^gelbcn  mil  Schtingen  anf 
(20,  11.  lä)  und  machten  die  Stöße  unvrirlcsam;  apOler  (äO, 
11,  19)  rerbntnulei)  sie  ihn  lialh,  aber  die  lUimer  konnten  ihfl 
doch  wieder  gebrauchen  (20,  11,  21).  Bei  der  Bereimang  voo 
Maiozatnaleha  |24,  4,  19)  ist  die  Rede  von  einem  arie«  abo- 
BiTe  (zum  üebernutß)  incosaiu. 

C.   Fabriken. 


U)  Von  Waffenfabriken  nennt  Animian  nnr  zwei, 
IG,  S,  9  die  fabrica  CremonennB  (Kotit.  Occ.  IX.  27:  Crenio- 
Dtmeis  icotaria)  und  ^\,  6.  2  die  zu  Adrianopel  (Notit.  Or. 
XI.  32:  scutaria  et  armorum),    deren  sehr  zahlreiche  Arbeit« 


UiliUrift  M»  Amaiftaat  MuMllinn». 

{fabriceasea)  sieb  in  Verbindung  mit  dorn  StadtpOlwl  in  äaan 
Kampf  mit  den  Gothea  einloBsen. 

y.  Feldzeiche D. 

1)  In  der  frOhcrea  KaiMnccit  hatte  dio  rSmische  Armee 
außer  dem  Adler  und  den  vesilla  jene,  auf  dea  ^ulen.  Qrab- 
steioen  uiid  Mlinzon  so  oft  abgcbildvtcn.  Muiipolzeichen.    Ve- 
geliQB  3,  5  nennt  dagegen  aqatlae,  dracoaes,  vexilla  und  «agt 
2,  13 :  primam  äignum  fcotiiu  le^onis  est  aquila,   quam  aqui- 
lifer  porbkt:  draconee  etiam  per  singolns  cobortes  a  draconorüs 
feTun(ur  ad  pnx'lium.     Da  unter  der  bier  ^enaouten  Cobortc 
keinenfalls   die  alte  mi  lUOO  Mami,   soodem   eher  «in«  dem 
frühem  Manipel  an   Stärke  gleichkommende   AbtheilanK  ku 
TeT«tehen  ist,  so  Me0.  der  Gedanke  nahe,  divti  bei  der  Neuor- 
ganisaiion  des  tlwrea  die  Matiipt^lzaicheti  in  W^oll    (gekom- 
men und  durch  die  draconcs  ersetzt  sind.    Darauf  führen  aach 
Stelleo,  wie  Claudian.  in  IIX  consul.  Honorii  141  ff.: 
Ui  volucr^ü  tollunt  aquilaa,  bi  picta  draconom 
CoUa  levnnt,  inultumque  turnet  per  nubila  serpenB 
Iratua  stimulante  noto  viritqiie  receptis 
Platibua  et  vario  mentitur  aibila  troctu, 
ond  Kunesinn.  C'jneg.  87  f.: 

Aarea  purparoo  longa  radiaatia  velo 
Signa  niicnnt  sinuatquu  tnicea  IcTia  aura  dracones, 
wo  nur  vom  Adlor,  den  vcxilla  und  den  dracones  din  Rede  ist. 
Anch  Aoiniinn  nennt  nur  diese  drei  Feldwicben,  und  zwar  den 
Adler  in  Verbiaduiig  mit  den  vexilta  26.  2,  11;  die  vexilla 
allein  24,  5,  I ;  27.  2, 6  ;  die  dracones  allein  16, 10,  7  ;  16,  12. 39 
und  mit  den  vexilla  znsamm**a  15,  5,  IG.  Wenn  er  außerdem 
noch  Signa  erwähnt  (allvin  16,  ll>,  6:  29,  5,  15;  mit  den  aquilae 
16.  8,  4;  17,  13,  25;  18,  2, 17;  26,  7,  17;  28.  5.  3  und  in  Ver- 
bindung mit  den  aquilae  und  vexilla  20,  5,  1),  ao  int  zwar  die 
Möglichkeit  nicht  auitgasc blossen,  daß  er  mit  diesem  allge- 
meitivn  Aufdruck  die  alten  Manipelzricfaen  gemeint  hat,  aher 
wahrscheinlich  ist  das  nicht.  Auf  die  ätellen  15,  8.  4;  17, 
13,25;  20,  &,  1  ist  als  auf  lleminiscenieD  aug  der  LectOre 
nirhta  zu  geben.  I)a  aber  Ammian  signimi  geradezu  fdr  ve- 
xtllum  gebraucht,  indem  er  27.  10,  9  die  Fahne,  welche  Ton 
l-bOaloKu  LXIV  CS.  r.  KVIII),  •.  Sfl 


610 


Alt>«it  Mailer, 


jeher  ab  SitFonl  zam  Be^nn  des  Kampfe  Ubiicli  war,  Texillutn. 
27,  10,  12  jedoch  aigimm  nennt,  no  steht  der  Äonahioe  nicht« 
im  We|^,  daß  er  auch  fQr  drucu  das  Wort  tignam  gehraucht  haL 

2)  Im  Binselaen  bemerken  wir  oua  folgendeis.  Die  dm- 
MMf  kb  Keldaeichen  waren  aoslÄndiMhen  Drspnings.  Snid. 
Si  mvtHßtta  Sxu^.xä  erklärt,  sie  ftlr  scyUiisch,  s.  v.  IvSU  ffir 
iodiscb.  VitA  Aur«l.  28  fOr  pcroiach,  Luciaa.  De  histor.  ooaKr. 
29  fllr  parihisch.  Auf  du-r  TrajansHSuk  (Abb.  15,  28.  64  Frl 
sowi«  auf  (i«i'  AtitODinssäiil«  (Taf.  di;  &6  P.)  uad  dein  Sv- 
TeruabonQo  (Tat.  B)  kommen  sie  nur  erat  auf  barbanader 
Seite  vor:  auf  dem  CoDStactinsbof^eQ  jedoch  findet  sich  ein 
draco  als  K«ldsu>ichen  rSmiechor  R«it«rc).  Eine  Bescbreibant; 
gibt  Ammiaa  16,  10.  7,  wo  ee  beim  Kinnitf«  des  CoDstantiDs 
in  Kora  heiüt:  eumqu«  post  anto^ri'^sos  multiplicea  alio«  par- 
pareia  snbUifrniinibns  texti  oiKumdpdoro  dracoQM  bostaram 
anreis  gemmatiaque  siimmatibufl  illigati.  hiata  rasto  perflabües 
et  ideo  velot  ira  peroiti  nibilanteB  caudarumqiic  rolomtna  n- 
linquentM  in  Tentuui.  Der  Piirpor  war  Abzeichen  der  kaiser- 
lichoD  Wdrde  ").  wio  denn  auch  Julian  16,  12,  39  per  piir- 
pnreuoi  mgtmm  dnconis  sommiUti  hastao  loo^oris  aptatuu 
erkannt  wird.  Von  solchen  Dracher  konnte  der  Purpnr  schwer- 
lich ab^elJJst  werden ;  e-ä  gab  nber  auch  einfuehere  dracones, 
die  wohl  nur  einen  parpumen  Besatz  hatten.  1$,  5,  16  leeen 
wir  von  Sikanus,  als  er  «u  Cöln  erhoben  wird;  ciiltu  pwr- 
puroo  a  draconnm  et  voxillornm  insignibna  ad  tetopoR  nbstmcto 
ad  culmen  imperial«  surrexit.  Daß  die  r&mtecheu  Feldxeiehen. 
Tomehmlich  wohl  die  draconM,  die  Barharpn  in  Schracken 
Mtateo,  beoeuffen  die  Stelt<<n  18,  2,  17;  27.  2,  S;  28,  5,  3; 
29,  5. 15. 

S)  Einen    dracMariu«  erwähnt   Ammian    20,  4,  18.     Ea 

")  Val  14, 11,  lOi  15,  8,  II.  15  PnrporDe  Gftwiüider  diuften  au 
fDr  den  K»i«er  ■.ngef«rtigt  vatäna  (14.  7,  UO ;  M,  0,  7t.  Bei  Eriwbmg 
eine«  Kaü6rs  ankiD  man  den  Parpar,  wO  «r  gerade  lu  fia<l»B  w«(,  bä 
du  Pnrporlcl«id  (trtäg  wurde.  *o  Vit  Gord.  8  von  den  vesilla;  Tit. 
XXX  Tyr.,  'iü  and  Vit.  8ntwntni  R  von  StBfcn4Mi.  Von  d«r  Erhebuag 
den  Frocopia*  hei&t  t*  '2a,  6,  lä :  tUlit  —  tubt&bidns  —  no»(|Mni  r*^ 
p«rto  i^aludaatrato  tunica  auio  ditLincta  —  isdutu»  und  36,  7,  lo:  »f  ~ 
ptOH  «t  aliud  t«m[>ori  coiiKrnum,  (jtiod  Faaatina.  m&Cr«  pneltae  (d 
kleiaaa  Tochter  dM  CoDBUntiu«),  cwo  procMate  qaaedaai  wem 
bftbitofl  iaiiiTnia  prineiDäli*.  Voi  Mfitunuea,  Staattreeht  1'  S.  II 
A.  I:  II»S.m 


UillUria  atM  Aamiuuii  Mftrcellinui. 


611 


wird  tlnrt  «niälilt,  daß  bei  der  Krhebang  -laliaiis  zum  Atigu- 
3tii8  das  Diadem  fehlte :  nachdem  man  ihm  xum  ErsAtz  Ketten 
seiner  (Jemuhlin  oder  Fferdephalerä  angeboten  habi^.  beides 
•b«r  abgelehnt  sei.  habe  ihm  der  bereits  oben  UI.  15  erwSJinte 
Maiiros**),  Petnlantiiini  tunc  fiastatus,  den  torfjnea,  quo  nt 
draronanuH  utebnttir.  uufg«8Btzt.  Daß  man  hier  bei  haetatus 
aii  den  alten  Gentiirioaentitel  dachte,  liat  Tiele  Schwierigkeiten 
gKinscht  und  verschieden!?  KrklSrangsverRiiche  reranlafH;  ein- 
zeln hat  mau  es  so^rar  fUr  nülhig  eracbtei,  das  Wort  xu  fio» 
dem;  indesBen  ist  das  nicht  ertnrdpftlich.  Jener  Onturionun- 
titel  kann  in  einer  Zt<it,  wo  es  Centurionen  flberhaupt  nicht 
mehr  gab.  keinenfalb  in  Betracht  kommen.  2G.  6,  15  heißt 
e^i,  OBcIidtün  berichtet  ist.  eine  vri«  hr&iirige  Figur  IVocopins 
bei  «einer  Erhebung  machte:  hasiatttfqw  purpureum  pannu- 
lum  laeTft  manu  gestabat,  imd  das  kann  doch  nur  bedeuten, 
daß  er  in  der  linken  Hand  eine  hasta  mit  einem  purpurnen 
Lappen  hielt ;  bnstatns  ist  also  in  der  ursprtlnKltchen  Bedeu- 
tung „mit  einer  hasta  bewaffnet'  zu  nehmen.  Erinnern  wir 
uns  nnu,  daß  16,  12.  39  von  einer  hasta  longior.  an  der  der 
draco  befestigt  war,  die  R«de  ist,  und  an  Veget.  1,20:  qtrid 
enitn  pedes  sagittarinn  nine  rataphractfl.  sine  galea,  qui  cum 
arcu  aaitum  tenere  non  pot(»t,  faciat?  quid  i|isi  draconarii  et 
eigaiferi,  qui  itinifitni  mann  haatna  gubemant,  in  proelio  fe- 
cient?  so  werden  wir  wohl  nicht  irren,  wenn  wir  annebiue», 
der  dracDDariua  bubu  Ton  der  ha«ts  longior  in  der  ^Idaten- 
sprache  den  Kamen  fassUbu»  geffibrt.  Daß  dracoues  auch  bei 
der  Infant«rie  üblich  waren,  bedarf  wohl  kaum  der  Bemerkung'. 
4.  Siffttiferi  nennt  Amniian  16,  12,  18  und  25.  5.  B.  Die 
ttxiÜa  eigneten  der  CuTulterie,  was  sich  achon  au»  der  Be- 
zeichnung der  Rciterregiiaenter  als  vexülationcs  ergibt.  Ceber 
etwaige  besondere  Fetdzeidten  der  bnrbariBcfaen  anxilin  lesen 
wir  nichts;  dahingegen  erfahren  wir,  daß  das  Umkehren  der 
Feldzeichen,  so  daß  die  Spitaie  kur  Brd«  gerichtet  wurde,  Zei- 
chen de«  Abfalls  nod  dar  Krgebung  war.  26,  7,  17  heißt  es 
von  den  m  Procopin«  Übergehenden  Iotü  et  Victore«:  siguo- 
ruiu  apicibos  aquiliaque  sututnissis  desciTer«  libentes  ad  eum, 

^INfiKir  Mnonis.  oiu  Meoub  zweifstbatUo  Cbarakt«»  (31. 10,  31), 
Würde  aaoh  20, 4,  18  ipatcr  Cooteti 

89- 


612 


Albsrt  UDtler. 


und  2Ü,  9,  7  «Is  Procops  Truppen  zu  Valens  dbertrctcn :  tarn 
(Afploueoa)  secuti  plur«s  —  ad  impcratorem  trauseunt,  cum 
vtfxiUts  scuta  perTene"*)  g<»tant«9,  quod  dcfcctiouia  sigauu 
ust  apurtissimum.  Sablata  sifi^a  fiudeo  wir  2€,  6.  16  und  ere«ta 
17,  13,  8. 

Tl.  Der  Dienst 

1)  Vom  Excrcieren  hOren  wir  nur  woni^.  Daß  znm 
Takte  der  Mutiik  marschiert  wurriv.  tut  bereits  oben  lU,  7  er- 
wiboti  Dus  kutiRtinUßige  Exerzieren  nannt«  man  armat^ra. 
14,  11,  3  beißt  es  vuq  duu  Häbnen  des  Ursicinus,  sio  seien  per 
miUlipliceto  armaturae  scientiam  a^litatemque  membrorum  inter 
ootidianaproludia  exercitua  bekannt (^eweaen.  Constantiaamdi- 
nete  sirb  (21,  Iti.  7)  durcb  aetno  Gowandtb^it  im  Reitern,  Speer- 
werfen, Pfeilschießen  sowie  »eine  genaue  Kenntniß  der  artet 
armaturae  pedcstrifl  aus.  Julian  erlernte  nach  lö,  &,  10  die 
proludia  diiKiplinne  raHtrensis.  7m  diesen  Vorübungen  gebOrte 
namentlich  die  milttjiris  pyrricha.  der  Kriegetanz,  den  audi 
Julian  übte  (16,5,  LO:  artem  modulatius  incedendi  per  pyr- 
ricbam  concioenÜbua  fixtulis).  An  diesem  Tanze  seiner  Leute 
erfreute  sieb  der  traurige  n]agi«t«r  e(|uituni  im  Orient  Sabi- 
uiauiis  (18,  7,  7:  militari  pyrricha  sonantibuH  niodulis  pro  bi- 
strionicia  gestibus  in  ailentio  suninio  delectabator).  Durcb  aeioe 
Tüchtigkeit  im  Ringen  war  der  Vater  Grattaos  berühmt  (30, 
7,  3:  ob  —  peritiani  Juilitum  wore  ludandi). 

2)  W^aa  die  mtmera  betrifft,  so  werden  auch  diese  nur 
selten  erwähnt.  Bemerkt  wird  jedoch  18,  2.  6,  daß  die  bar- 
bariachen  auxilia,  die  den  Kern  der  Armee  bildeten,  wenij; 
Neigung  hatten,  «ich  an  »chweren  Arbeiten  zu  betheiligc«. 
Als  Julian  die  Mauern  rheinischer  Castelle  reparieren  wollt«. 
anterstlttzten  ilin  Barbarenkönige,  und  die  mixiliarii  niilite«. 
semper  muoüt  Bpernentes  huiiuuiodi,  ad  obucqucudi  sedulitateni 
luliani  blauditiis  deSexi  quinqaagenariaa  longioreeqne  inaberias 

"]  Zd  i>cr*4.-nii  rexilU  v^l.  Vit  S«teri  7,  wO  die  Abdanknnit  d«c 
Fiätorianei  bericlilet  wird:  inde  in  peJatiam  —  pcrrAXit  |>ra*latia  si- 
gai«,  quo«  proetoriani*  ademerat,  tupiDii  noa  ertctU,  un<l  >s  p«rr«nk 
acut«  TliciiiiBt  Ol.  9  (mit  Busag  auf  Amm.  36,  9,  7):  V«  '^  r*v^^»^ 
kvTi(  tAv  sAv  Afi^^v  ini  (MÜ^ijc  iKpun^ov  ■»(  isräSof  Avftxp  füp:«  xa- 
nospfct  x>utXi(fKvi«S  W  ftit«7^w>.  Vnlotius  eagt  äMv-  (xir*erwi  tone 
■ant  Mttta,  cum  op«  aaiaruin  «co  ioronim  «ab  alis  appentft  T«tinentQr. 


Milit&iia  ftm  ABintUM  MkmtUniu. 


613 


texerc  onvicibua  iogTavatc  et  fabricaudi  miDislvriis  opem  ma- 
ximun  contalenint.  So  sagt  aucb  Veget.  3,3:  pleriqne  in  au- 
xiltia  festiimui  militiBti  sacruneota  percipero,  ubi  et  minor  su- 
dor et  maturiora  simt  pruemia.  An  den  beschwerlichen  Ar- 
beiten zur  Ablenkung  de^  Neckar  (28,  2,  2  ff.)  babon  rcrmtilh- 
lich  die  auxilia  iiicbt  theilgeuommcu.  Die  Biiuites  waren  wohl 
von  einignn  miiner»  befreit.  24,  5,  10  degradiert  Jnlian  Beiter. 
qui  abiitctu  susti uiieruiit  imprtum  grossatoruiu,  ad  |)ttilestrem 
DÜlitiaui,  quae  onerosior  est  Iii  der  alt«»  Legion  und  iti  den 
cohorttti  eqoitata«  hatten  dit:  Reiter  im  Kaogv  den  Prinzipalen 
gleich  gestaadeu.  wie  ^cbon  daraus  folgt,  daß  sie  collegia  bit- 
d«a  durften  (rgi.  CIL  Vlll.  2550.  25Ö2.  Brainb.  IKh.  ;i9U, 
615),  und  deren  Privilegien  genossen.  Ihre  höhere  SteUoDg 
und  besMroQ  VermÖgmsverbältQistie  bezeugen  Cod.  Theod.  7, 
S2,  ä,  g  1,  der  bfistimmt,  daß  die  Söhne  tod  Teternnen,  die 
b«i  der  Cavallerie  gedient  haben,  wieder  Cayalleriftt«n  werden 
dürfen  itn,  nt  cum  singolis  equi*  idoneia  proedicto  Aggregeatur 
obaequto,  und  obenda?.  §  2:  quodsi  quis  duoa  equos  habet  Tel 
uaiitn  idouenm  <■€  servum  unnni^  cum  circitoria  milit«t  digni- 
täte  «t  binaa  annona«  aceipiat,  qtii  gradas  piscbetnr  alÜs  post 
laborem.  Der  circitor  ylaud  auf  der  jwBitunt«r8ten  Stufe  der 
militia  efjtiestns.  Das  Fattcrliolen  bcsoi^ten  nach  23,  2,  8  die 
calones.  —  Von  den  munitice»  ist  oben  Ilf,  1  die  U«de  gc- 
wesen. 

3)  Heim  Waclitdienst  werden  unterschiedeo  vigiliae, 
Wachen  im  Lager  »der  in  einer  Festung,  stationes,  größere 
Paiten  auüorhalb  de»  Lagen,  daher  auch  statione«  i^rariae 
geaannt  (vgl.  die  stationarii  milites  18,  5,  3),  and  praetenturae, 
OreiiKCordoiia.  Bei  der  Belagerung  %'on  Äraida  werden  19,  2, 11 
die  nichtlicheo  vigiUa«  in  der  Stadt  sub  ouere  armorum  wabr- 
genommen,  woraus  zu  sohlieUen  ist,  dalj  in  ruhigen  Zeiten  die 
auf  PoMleu  Mtebeudeu  Soldaten  wohl  nickt  den  Paiiicer  truf^en. 
lÖ,  11,  14  greifen  die  Darbaren  plütslich  den  Barbatio  an, 
wilhrend  ein  Theil  der  Truppen,  um  Lebeosmittel  zu  holen, 
susgerUcltt  ist,  ein  anderer  statiunes  praetendit  agraria«,  das 
Lager  also  rou  Vertheidigeni  ziemlich  entblößt  ist.  Die  vi- 
giliae  imd  stationes  finden  sich  verbunden  21,  8,  4  und  25,  4,  b. 
Von  ntationes  »grariae  und  praetentdrae  lesen  wir  14,  3,  2  an 


614 


AHart  HQlUr, 


Ap.r  OreiiiLf*  Yoo  Mesopotamien  and  31,  8.  5  an  der  Domu. 
Nacb  fteiuer  Ankiintl  in  Afrika  wbickt  Tbeodosiiu  2d,  5.  5 
den  RoiuBniu  ab  od  vigiliax  otdinaadas  et  pravtenturaa ;  wohl 
ein  iinj;eiiaiier  Ausdruck. 

4)  Ueber  da^t  AiifscbUgen  von  lAg«rn  8S^  zwar  V^getiiis 
1,21:  haiua  m  actentia  proraua  intercidtt:  n^oo  enim  iam 
diu  ductis  fatuis  praefixisqiie  audibug  castm  coDtttituit,  ind«aeo 
gUod  ea  damit  su  Ammian-s  Zeit  noch  nicbt  »o  schlimm.  Allei^ 
diugH  wurde  nicbt  mehr  fUr  jede  Nacht  ein  befutigteä  Ls^cr 
hergerichtet.  Einfach  erwälint  wird  das  l^er  17,  13,22;  Sfi, 
6,  6;  31.  8.  9.  Eini)^  Male  ist  geuaucr  von  der  Beft»ti^n(f»- 
arbeit  die  ilede,  um!  zwar  16,  11,  14  von  drn  ca.slronim  i>)>era: 
24,  h,  ä  heißt  ea:  vallatia  up«ri:  tiuuultuario  castris,  31,  12,  4: 
vallo  sudibuä  TuaMtiue  Sriuato  und  16,  12,  12  bic  vallo  fosn- 
qui'  circumdati  qnic-^r^miis.  Vgl.  auch  24.  4,  6  und  24,  ö.  12. 
Geradezu  fOr  Lagor  stobt  vallum  25,6,1:  si  intra  rallorn 
manaüset  und  27.  2.  5  sowie  81.  0.  1  vallo  mctato'*).  Vgl 
82,  4.  8.  Die  24,  7,  7  und  25.  8,  17  genoimten  castni  statin 
aiud  nicht  wie  in  der  älteren  Kaiaerxeit  fUr  lange  Jahre  eäi* 
gerichtete,  aondom  nur  flir  einen  etnas  l&Qgorn  Aufenthalt 
berechnete  Lager,  und  diu  hiberna  27,  10,  16  und  30,  5,  U 
sind  Oberhaupt  nicht  Lager,  sondern  Orte,  in  denen  die  Troppui 
einquartiert  werden.  Die«  folgt  aus  der  leUtgcnanutea  Btelie. 
wo  Valentinian  in  l'annonien  der  groLVn  Kälte  wegen  (laaBMl* 
des  Untetkouimen  sucht,  über  auUer  Sabaria  (Stein  am  Anger) 
keinen  geeigneten  Ort  findet  23,  3,  7  kommt  Julian  auf  seinem 
Zage  gegen  die  Ferser  noch  Uarana,  einem  Orte,  der  u^tra 
praesidiuna  genannt  wird.  LHea  ist  na^^h  Notit.  Or  XXXV, 
9  Qnd  17  «in  Greozcaatell  in  Osrhoeue,  «i«  eoUhe  25,  9. 13 
auch  unter  der  Bezeichnung  munimenia  prsesiiliaria  voricoau&eii. 

5)  Kine  andere  Art,  die  Truppen  bei  Nacbt  zu  sdiOtzen, 
die  wohl  bei  ganz  vorQbergehendem  Aufenthalt  angewandt 
wurde«  bestand  darin,  dati  mnu  den  Lagerplatz  mit  einer  mehr- 
faefaea   Beihe   von    Posten   umstellte.     Vgl.   16,12,62:   mil« 

■*)  IS.  II.  M:  Rialtitwlo  b(ut>ari«a  —  Bartvttionctn  cam  exereita. 
«lucio  regisbftt.  at  praodktam  eat,  flallico  vallo  ili«cretuin  —  a^nMA 
—  redit  iat  UaUicum  valltiin  «inTacb  du  gülliMtt«  Heer,  wie  16,18,3 
TftUam  bftrbaricuin  diu  He«r  der  llutbaren  beteiehatt.  16,  II,  6  vtrd 
vallam  Barbationia  doMen  Wrtkcidtgungtliaie  bedeuten. 


Militari»  wu  Anaiuiiia  HuMUlniu. 


615 


—  t«D<I«l>8t  scutorumqu«  ordino  multiplioato  vgllstus  viotit 
fruebütur  «t  somoo.  24,  8,  7:  multiplicaUi  BCutorum  ordiue  in 
orbiculataiu  6|{anuii  metatis  quitiTimiUi  castris.  In  dieser  Weise 
werden  mich  wohl  29,  4,  S  die  cutra  ad  tompas  broriasimaui 
fixB  gescbübd  gewesen  sein,  und  w^no  18,  2,  lO  die  Alamanneu 
vom  recliten  Hheiiiufer  ftiiM  nehea  küDDen.  wie  die  ßömer  mii 
linkeD  Zelte  aufschlagen,  so  wird  da  uiicJi  der  Wall  ^fehlt 
habeu.  Ganz  äfacilicb  heißt  w  bei  der  Cemierung  von  Städt«u 
31.  12.4:  ordiite  gcutonim  geiiiino  Aquileia  circtimsaapta  und 
24,  4, 10:  oppidutu  (MaioKanialcha)  ordine  circumdatura  tiino 
scobDrum  opptignabat  19,  2,  2  »ird  Aiaidn  roit  den  Peraera 
t]uiii([uira  uiiliue  niültiplicuto  scutorum  fingeiicbloaseti.  Daß 
die  einmal  ausgesprocheQe  Ansicht,  bei  der  fraglichen  Scliutx" 
maßr^el  seien  nur  Schilde  uhne  Maunschaf^en  aufffmtellL, 
giui£  thörichl  ist,  zeigt  H,  2,  9,  wo  es  ron  der  Uereunung  der 
Stadt  Pirisabora  heißt:  auacipitur  oppugnaiidi  exordium  et  ar- 
matimira  triijlici  coroua  circoiudatis  muris  —  missUibus  certa- 
batur.  Die  Zelte  werden  mehrfach  erwähnt  (24.  I,  1 1 ;  24,  3,  9). 
da«  Kaiaorzelt  Julians  24,  6.  15  und  2&.  3.  1(1 :  jedoch  2^.  S,  8 
und  29,  4,  &  muß  sich  der  KaiMr  mit  aufgespannten  Fellen 
begiiflgen. 

fi)  Hier  mUge  noch  bemerkt  werden,  dafi  das  Manicbhver  in 
grSßeren  oder  kleineren  AbtheiltingeD  in  StlUlien  einquartiert 
wnrde  oder  kleine  Oastelle  besetsi  hielt  AU  iaaunadie  Kftuber- 
baudcn  in  Lykaouieo  einfielen,  wnrden  nach  14. 2,  5  die  Trappen 
AUS  den  llunicipien  und  CustcUen,  in  denen  sie  logen,  heran- 
gezogen. Vgl.  14.2,8,10:  14.11.13:  81,11.2.  .Solita  prae- 
sidift  finden  »ich  16.8,3  und  statira  saljta  20, 4.  liJ  erwähnt, 
und  die  Winterquartiero  (stationea  hibemae)  H,  1.  1;  16. 11.  lö, 
Nnch  23,  2,  3 :  omnea  eraliuik  vi  hihemia  tmnBUiissoquu  (fiu- 
phrate)  —  disperm  per  stattones  varias  adrentum  prindpis  ex- 
Hpectabanfc  mußten  die  kleinen  Abtbeilungea  vor  Beginn  der 
Expedition  sich  erst  an  verschiedenen  PlätMn  Baiumetii.  Von 
den  Wiaterqoartiereu  der  Kaiser  lesen  irir  mehrfacb  (Trier 
27, 10,  16 :  Mailand  14,  10.  Hi  ;  15,  4, 13 ;  »gL  ferner  1 7.  10, 10 : 
18,  1,  1).  Die  Soldateo,  welche  mit  der  Cirllberölkeraog  den 
Julian  in  featlichem  Znge  nacb  SirmiDm  einholen  (21,  lu,  t), 
werdeo  dort  statioowrt«  ripftrienBea  gewesen  sein. 


616 


Albert  Hatlic, 


7)  In  solchen  Quartieren  fehlt«  es  den  Officieren  nicht 
an  geselligem  Verkehr.  15,3,7  gibt  der  Dax  Pannooiae  se- 
cundae  in  Sirmiom  ein  Gastmahl,  bei  dem  Über  Constantiu* 
abfällig  gesprochen  mrJ,  ytas  fUr  die  B<^thciligt«n  sehr  iiiian- 
geuehme  Folgen  hat.  20,  4,  13  vcnuistaltct  Julian  zu  Fati* 
fflr  die  Officiere  der  barbarischen  auxili»,  die  er  an  OoD»taD- 
tius  abgeben  soll  und  die  darOber  sehr  unzufrieden  sind,  ein 
AbschiedamikhL  la  der  folgenden  Xacht  wird  Julian  ale  An- 
gnafcus  auagerafen.  21. 4,  3  ff.  wird  der  AlaraanDenkünig  V&- 
domiir  bei  ciuem  Mahle,  zu  dem  iba  der  Commandeur  der  dort 
am  linken  Kheinufer  ätebenden  Truppen  eingeladen  hat,  ge- 
fangen genommen.  26,  8, 18  wird  crxAhlt,  daß  der  primiceriut 
notariorum  lorianus,  um  Stimmung  gegen  den  Kaiser  gteich&i 
Xiimens  zd  machen,  hüufig  höhere  Klilitürs  zu  Qastmfthleiti 
bei  sich  aah.  In  Sirmium  gibt  Jiihon  21,  10,  2  ein  Wagra- 
rennen. 

TIL  Harscburduaag  nnd  Kampfsiellang. 

1)  Mehrfach  wird  das  agmeu  quadratum  erwähnt  {2b.  S.3: 
27,  2,  8;  27,  lÜ,  6;  29,  ä.  39:  31,  12,  4),  alwr  nur  einmal  (24, 
1,  2  ff.)  genauer  beiichrieben.  Ala  Julian  in  Assyrien  einrQckt«, 
ließ  er  1504)  excureatoreB  (24.  S,  1  heißen  sie  procotsatorea) 
vorauf  marschieren,  die  rechte  Flanke  bildeten  einige  Legionen, 
die  linke  Caralterie  nnd  den  Schluß  des  Quadrate«  Infanterie 
und  Bviten^i:  iii  die  Mitte  waren  alle  Nichtoombattantcn  und 
das  Gepäck  gestellt.  Das  Qanze  mußte  weitläufig  marschieren, 
um  den  Anschein  gr^Ißerer  Truppeuzahl  zu  erwecken. 

Zur  Beschlennigung  des  Marsches  nimmt  Constantius  auf 
Kvinem  Zuge  gegen  JtJian  die  R«ichtipot9t  in  Anapnicb  (21, 
HS,  7).  ut  vehicnliü  piiblicis  iiiipositum  paulatim  (nach  und  nscli) 
praemitteret  itiiliiem,  iuimin^nti  canus  atrocilati  veluciuii  oc> 
cursurum.  14,  11,  5  wird  dem  Uraictnua,  der  kuqi  Conatandus 
an  den  Hof  berufen  ist,  der  Gebrauch  der  Post  gestattet,  ao 
daß  er  itineribns  magnis  nach  Mailand  gelangt.  Aus  Gltte 
eriaubt  Julian  20,  4.  1 1  den  Truppen,  die  er  an  ConabuiLiui 
nach  de»)  Orient  bin  abgeben  soll,  mit  ihren  Familien  den 
cntsua  clabularis  zu  benutzen.  Die«  war  die  Abtliuilnng  der 
B«icli8post,   welche  durch   langsame,  tou   Ücbsen  gezogene. 


Uilitaris  aus  Ammiuiu»  M&rcellt&Di. 


617 


Wftgcn  (tkngsrino)  gebildet  wurde.  Üersetb«  läßt  20.  S,  22  die 
K&milie  und  die  Habe  iwuiM  Feindes  Fiorentiiu  durch  die  Poit 
uacb  dem  Orient  schaffeD. 

2)  Von  GampfsteUuug^u  berührt  Ämmian  nur  die  keil- 
fiSnnige,  welche  in  der  SoldüteoRprache  caput  porci  geaunat 
^rurde.  17,  13,9  sagt  er:  (Constantius  hoste«)  acrit«r  iiumi- 
ueutes  desinente  ia  angostiim  front«,  (juam  habit«Di  caput 
porci  Kimplicitas  mititaris  appeltat,  impetu  disiecit  ardeuti.  Vgl. 
Teget.  3,  19.  Bis  an  das  Thor  Pirisaboraf«  dringt  Julian  24, 
3, 14  von  einer  keilförmigen  Schaar  umg«ben  (cuueatim  sti- 
patus)  vor.     Vielleicht  gvhOrt  bisher  auch  31,  9,  3. 

VIII.  Die  KriegsiQcht. 

Die  Disciplin  ließ  viel  zu  wUniücbt«Ti  Qbrig.  22,  4,  6  ffL 
wird  darüber  geklagt,  daß  di«  Soldaten  weichliche  Lieder  sängen, 
in  Federbetten  schliefen,  aus  Bechern,  scliwerer  als  Schwerter, 
tritoiken  and  sich  den  Besitz  mannomer  Häuser  wUßBchlen. 
ßegen  die  Bürger  seien  sie  frecb  und  rwuberiscb,  vor  dem 
Feinde  feige  und  acblnff'^):  ihr  ganxes  Streben  gehe  dahin, 
Reichthum  tu  erwerben  and  in  Rnbe  tn  genießen.  Noch  unter 
dem  Caesar  Maximian  sei  es  andern  gewesen.  Damals  habe 
ein  Soldat  bei  der  l'lQaderung  des  penischen  Lagers  einen 
Beutel  mit  Perlen  gefunden,  diese  aber,  weil  er  sie  nicht  ge- 
kannt habe,  wi^gvworfen  nnd  f^ich  mit  dem  glnnKenden  Leder 
d«  Beutels  li(.>giiUgt.  Aus  solcbt'r  Verwciclilichimg  folgte  dann 
einerseits  /flgellosigkeit.  z.  B.  in  der  Behandlung  der  Terri- 
torien befreundeter  Barbaren,  (Ibcr  din  18.  2,  7  geklagt  wird 
(vgl.  29,  4,  6).  andrenteita  Unlnst  zu  Uutemebmungen.  17,  1,  2 
will  Jalian  Dber  den  Rhein  gehen,  aber  refragantc  velabntnr 
fxercitu,  welches  «ich  erst  nach  einer  Ansprache  beruhigt, 
20,  11,  a\  furchtet  Constotitiu«  vor  Bczubdu  einen  Aufstand 
seiner  Truppen  und  zieht  daher  ah.  27,  9,  6  kann  sich  der 
vicarius  Äeiae,  der  gegen  eine  lUukcrbaDdc  ziehim  will,  nicht 
auf  die'Soldaten  verianeo  —  Inxu  adiumento  militari  marcent« 
—  und   mut)   die  Dic^miten  (s-  oben  I,  57)  verwenden.     28, 

*'}  Dasn  «tiniut  M  allording«  nicht,  dafl  Ammian  24.  6. 14  in  gaax 
Bbtnchwaa^licbe«  Lob  der  von  den  Soldatra  bevieMoen  Tspferfcvit 
Boabriolit.  aöwie  doU  (Ibütbaopt  in  jenen  Jahren  die  rOmiKhe  AriDM 
Moeh  l'QchUge«  lQi<t«t«. 


618 


Albtrl  HttlUr. 


'i,  4  ft'.  T«rauülit  ein  tf«wis8«r  ValeDUoiu,  eia  rftokcsUcbtiger 
MeoscL,  in  Britenoiea  die  Truppen  des  Theodfwius  durch  Ver- 
epr«chuDgeii  zum  AuFstaDde  zd  beweisen;  als  er  diut  fast  er- 
reicht bat,  wird  seiu  Treiben  antdcckt  und  «r  liiiifiencbtcL 
äl,  ib,  -t  laufen  b«i  der  B«lkgerinig  von  Adrianopel  durch  dv 
Qoth«n  300  InfanterisLea  zu  di«sea  Ober,  irerdeii  aber  uieder- 
Remacht  Uflni  gegenOber  wird  Valens  31.  14,  2  aU  asferw 
Diilitaris  et  civilis  disdplinae  corrector  f^elobt,  wotoit  deiu 
wohl  die  Attentate  auf  8«iD  Leben  msainmeobangeu,  von  denen 
ctiLS  sogar  von  einem  ScularJUH  aiisgefOhrt  wurde  (vgl.  29, 1, 15). 

IX.  Bestrafungen  und  Belohnungen. 

1)  Die  militäris^^hAn  Strafen  sind  mit  geringer  Aus- 
nahme sehr  hart.  24,  S,  2  belegt  Julian  zt^lin  äoldaten  wegts 
Feigheil  vor  dem  Feinde  mit  dem  supplicium  capitale.  Wnt 
milder  verCahrt  er  25,  1,  7  f.  gegen  Eteiter  des  Tertiacorum 
numenia,  die  »ich  denelben  Vergehane  schuldig  gemacht  haben; 
ihuen  werde»  die  aigna  abgenommen  sowie  die  ba^tae  zerbro- 
chen, und  diejenigen,  welche  geflobcD  sind,  erhalten  auf  den 
MHTSche  Uire  Stelle  Euter  impedimenta  et  mKinas  et  captifOB. 
29.  ß,  31  lälit  Theodoüius  Deserteure  verhreuneu.  Sehr  milde  iat 
29, 5,  20  sein  ürtheil  gf^en  die  EUiter  der  quarta  sagittariorOBi 
cohoTS,  die  xu  Firmus  abgefallen  waren,  indem  er  sich  mit  Vef^ 
■«tzitng  deraelbeD  ad  intimum  militiae  gradum  b^uUgi;  io- 
dessea  bald  darauf  verhängt  er  auf  Verlangen  der  Obrigen 
Soldaten  schwerere  Strafen  Über  sie.  Ihren  primores  läßt  er 
die  rechte  Hand  abhauen,  die  übrigen  hinrichten.  Die  eben* 
falls  zu  Firmus  übergegangenen  Conatautiani  peditea  übergibt 
er  den  Truppen,  um  sie  prisco  mons  m  tCtvD.  Dnicr  ^eata 
alten  Sitte  ist  eine  Art  Spießruthenlaufen  zu  veraiehen.  worQber 
PoljfhiuB  6.  ä7,  9  »u  vergleiclien  iat.  29,  5,  4Ö  wird  der  ä1>- 
fftll  theiU  mit  llandabbauen,  theüs  mit  Verbrennen  bestraft 
211,  5,  39  ist  die  Strafe  Rlr  die  proditorvs  nicht  healimmt  ge- 
oauDt;  es  heißt  nur.  daß  Theodosioa  aoriter  gegen  sie  fer- 
Alfar.   . 

Was  Ober  Tribunen  Ycrhäugtu  Strafen  anbetrifft,  so  er- 
kennt Julian  24,  üt  2  und  25,  1,  9  ivegen  Feigheit  auf  An- 
stofioDg  aus  dew  Heere,  Theodosius  dagegen  29,  S,  24  auf  Tod. 


J 


HllUirJa  Ml»  Amminniu  MarcelliQiu.  019 

Wegen  eines  nicht  nilher  bezeichneten  Vcrg«lttns  —  vir  leaen 
uur.  die  Betreüt^uden  schien  fibeirfübtt  agitasd«  quaedam  suin 
viribus  altion  —  werdeqi  zwoi  Tribonen  der  Sciitarii  22,  U.  2 
von  Julian  ins  Exil  geschickt.  Verbrannt  wird  29,  4.  7  ein 
Tribuii,  der  sich  znm  Nachtbvilo  d&i  ätuatea  mit  Häuptlingen 
der  Bnrbaren  in  ßriel'ffech.tel  eingelassen  bat.  Iteino  Willkür 
war  es,  daß  Valeutiuiau  Ton  zwei  Tribunon,  diu  fälscblich  de- 
nunciert  waren,  gUnstig  über  den  Usurpator  Procopiua  (gespro- 
chen zu  babeu.  durch  die  umgiutri  (^uituni  den  einen  zum 
Exil,  deu  andern  sium  Tode  vernrtheilen  lirß  (29,  'i.  7).  Gleicfa- 
falla  iofuige  faWher  Utiüchuldiguiif;  von  Seiten  di^  ßarbatin. 
aln  hiltten  sie  d!«  Tmppen  niifvrie);relu  wollen,  stieb  CuuaUiu- 
tius  einige  Tributieu  aus  dem  Heere  {16.  11,  7).  Als  Ansfeifter 
der  Meuterei  xu  Aquileja.  wurde  der  Tribun  Nigrinus  lebi'ndig 
verbrannt  (21,  12,  20).  Wenn  hier  der  E'raefectu»  pruetorio. 
eia  Civilbeamter.  auffallender  Weise  aU  (lichter  genannt  wird, 
so  bat  Aiutniun  die  Sache  wohl  nicht  gecnii  darg«8t«llt.  Es 
wurden  nämlich  in  dieser  Augelegeulieit  zwei  Curialen  von 
Aqutleja  Rum  Tode  durch  daa  Schwert  verurtheilt:  diese  wird 
der  J'räfect  gerichtet  haben,  bei  der  Notiz  Ober  Nigrinns  hat 
Amniian  einfach  das  Factum  angegelMta.  obne  den  milit&riKben 
Kicbtcr.  gewiß  Julian  .selbst,  zu  nennen. 

Als  (1&.  6. 1  ff.)  einige  Comiteti  aki  AnhSngar  dea  SÜTanos 
Kuui  Tode  vcrurthoilt  wurden,  war  »in  l>esonderer  tiericbtshof. 
beistehend  aus  den  conüiatoriaui  und  militures,  zur  Üntersucbnng 
der  Sache  eingesetzt.  Da»  conaiattirium  principis,  der  kaiser- 
liche Geheimrath.  bestand  aus  den  vier  hohen  Rofchargen  (il- 
lastrcs)  und  einer  graueren  Anzahl  von  der  ersten  Cliuuo  der 
coDtites  angeh&rigen  M&nnvru  (üpuctafailoa) ;  die  in  unserem 
Falle  genannten  tnilitaree  sind  als  außerordentliche  Uitglieder 
zugezogene  hohe  Officiure. 

£in  in  gleicher  Weiau  »uBani mengeae tzter  Ourichtflbof  wird 
lö,  5,  12  zur  Untersuchung  einer  gegen  den  magieter  eqnitum 
angezettelten  Intrigue  bestellt.  Wiihruid  in  dieser  Sache  nur 
K^eo  einige  Civilbuamte  erliannt  wurde,  finden  eich  aber  auch 
Fälle,  wo  magiatri  militam  rcrurtheiU  werden.  So  bestraft 
Constaotjus  (16,  7, 1)  den  magister  peditum  et  equitom  Har- 
e«Utu,  weil  er  den  in  ä&u  belagerten  Julian  nicht  untentfitzt 


J 


Albart  Mailer. 

hftl,  mit  AWtknitg:  ders«ll>e  ging  danuf  in  seiu«  Heinut 
Snrdica,  heiiie  Stitia  (16,  B,  1).  Unicinas  fiet  (20,  2,  5)  hifotge 
TOn  Verlcumclungm  bei  Constaotius  in  Ungnade  uotl  warde 
verabflcliiedet,  Rirbatio  aber,  als  rerdächtig  nach  (lern  TItroM 
geatrebt  zu  hiiben,  (18,  S,  4)  enthauptet. 

2)  Von  Belohnung  durch  Verleihnng  von  Bbreozeichco 
lesen  wir  fast  nichts.  Uaß  von  tlt^n  früher  flblicht-n  Detxini- 
tionoD,  dea  rexillu,  hasUe  puroe.  torques,  atmiUuc  und  pba- 
lerae  nicht  die  Rede  ist,  kann  nicht  Wunder  nehmea,  da  diese 
im  i.  Jubrhundcrt  nicht  mehr  in  Gobraucli  wareu ;  aber  auch 
die  Medaillons,  welche  etwa  aeit  Septimias  SeTems  Terliehen 
wurden  (vgl,  Murquardt  Stsatavorw.  II'  S,  579)  und,  wie  ein 
im  Cabinet  des  niedailtes  xu  Paris  Ton  uns  geMhene«  Eietn- 
plar  mit  der  Inwrbrift  D.  N.  HONOBIVS  P.  F.  AVG.  bewt-irt, 
noch  uacl)  Amuiians  Zeit  vorkamen,  werden  nie  erwähnt.  Kur 
werden  Kweimal  coronae  von  Julian  verlieben.  24,  4,  34  beißt 
es  nacli  der  Eroberung  von  MaioEamiJcha :  eoituertiot  hi.  qui 
fftMre  ftirtissiue,  obsidionalibmi  coronis  donati  et  pro  cootion« 
laudati  veterum  more.  D»  aber  diese  coromt  eine  Ebreng^ 
des  Heeres  ftlr  den  Feldherru  war,  wenn  er  dasselbe  aus  einer 
verzweifelten  Lage  befreit  hatte,  »o  hat  Ammian  sich  geirrt 
und  die  corona  obsidionalis  anstatt  der  muralis  geoauuL  Nach 
der  Peraerachlacbt  Julians  wird  24,  6,  15  erzählt:  qui  {lai} 
appellans  plorosquc  uominatim,  qnos  stAbili  meDte  aliqoid 
elaram  feciss«  ipse  arbiter  perspexit,  navalibus  donarit  oorouis 
«t  cirids  et  caetrensibas.  Ob  aber  Ammiaii  hier  darchaus  du 
Zutreffende  1>erichtet  hat,  steht  dahin.  ^H 

Der   torque«,    ficn    der   oben   V,  3   erwähnt«    draconart^^^ 
trag,   scheint   nicht  Auioeicbnung,   sondern   Amtsinsignie  g«* 
wesen  na  sein.     Dasselbe  wird  von  dem   torques  gelten,  den 
{29,  5,  20)  ein  Tnbun  dem  Firoiiis  ais  Diadem  aufgesetzt  faatle. 

3)  Belohnungen  durch  Geldgeschenke  werden  öfter  erwähnt 
Von  einem  Soldaten,  der  die  KOstung  eine»  von  ihm  getöteten 
persischen  Satrapen  dem  Julian  aberbringt,  heißt  es  25,  l.fi: 
n-muneratas  est,  ut  decebat.  25,  lU,  lU  werdrn  die  capiu 
sehulurum  (vgl.  oben  III,  12)  munerati  zu  ihren  Regimentpm 
zurOckgeBchiekt.  2U.  11, 12  falleu  vor  Bexabde  viele  Leute, 
weil  (de  spe  praemiorum,   um  sich  dem  Kaiser  bemerktich  m 


inittftiis  fu«  AmmiiiBDa  Uarcellinns. 


621 


machen,  den  Helm  abg^iiommeu  ImtU^n.  Nach  der  Einnahme 
TOO  Pirüiabora  verspricht  Julian  (24,  ^,  3)  jedem  Soldaten  100 
Dflumce.  Von  Zeit  za  Zeit  erwarteten  die  Truppen  ein  dona- 
tiviim.  AU  di«  gallische  Arm««  bedenklich  murrt,  hat  sie  dazu 
nsfh  17.9.6  gerechten  Gnimi,  denn  trotz  aller  ihrer  mühe- 
vollen Arbeit  hatte  xiu  nie  ein  douativum  t-rhaltvu.  Silviiuii» 
ßibt  15,  6.  S  wineu  Leuten  im  Kamen  df!s  Constantius  ein  sol- 
che«. Festen  Anspmcb  darauf  haUiMi  diese  bei  Brnenuimg 
einen  Augustus:  Valeutinian  sagt  ihnen  26,  2,  10,  sie  vrQrdeo 
ob  nuncupationem  augustam  debita  aofort  bekommen. 

X,  Verfifleguog  »od  Sold. 

1)  Wu  den  Soldaten,  wenn  ue  im  Felde  standen,  an  Le- 
bensmitteln zu  liefern  war,  erfahren  wir  nus  uinvr  Verordnung 
der  Kaiser  Cooatantitis  und  Julian  vom  Jabr«  360,  Ood.  Theod- 
7,  4,  6:  repetita  con&uatudu  monstrabit  uxpvditionis  tempore 
bucetlatum  ac  punem,  viuum  quoque  atqae  acetum,  sed  et  la- 
lidsju  carnem  et  vervecinam  etiam  milites  noetros  ita  solere 
percipvre:  biduu  bucellatum.  t«rtio  die  panem;  uqo  die  Tinam, 
alio  die  ooetum;  ouo  die  laridum,  biduo  c&rnem  verTecinam. 
Das  mit  Brot  weduelnde  baoellatum  ist  eine  Art  Zwieback 
(vgl.  Amui.  17,  8,2),  und  die  larida  caro  l'ÖkelÖei»cb.  Darauf, 
daß  die  Verpflegung  regelmäßig  erfolgte,  mirde  gehörig  g«- 
achtet  Die  Fürsoi^e  der  Kaiaer  vird  bei  Ammiao  mehrfach 
erwähnt;»,  ober  Julian  lö,  3,  3;  16,  4,  4  ;  iä,2,  3;  23,  8,  4, 
über  Valentinian  27,  10,  6 ;  30,  5,  1 1.  Ka  wurden  Magazine 
angelegt  (14,2,13:  16.11,11  f.;  18.  2,  3;  29,  5,  13)  und  Le- 
bensmittel zu  Wasser  (14.  2.  19;  24,  1,  U;  24, 1,  15)  und  sti 
Lande  herbeigeschafft.  Das  gallische  Heer  bekum  »ein«  Zu- 
fuhr vriederholt  au«  Aquitanion  (14,  10,2;  17,8,1)  und  aut 
Britannien  (18,  2,  ä).  Rei  Dislocation  der  Truppen  wurde  auf 
ausreichende  Verpfiugung  Rücksicht  genommen;  16,4,1  ver- 
legt Julian  die  Scutarii  und  Qentiiea  aus  diesem  Gniode  in 
Municipien.  Selbstverständlich  waren  die  Truppen  in  Feindes- 
land nicht  selten  auf  Requisitionen  augewiesen  (24, 1,  14  ;  24, 
4.  9 ;  24.  5,  3 ;  25, 1,  4 ;  25, 1. 10 :  27, 10,  7).  Um  die  Prorin- 
zialen  in  Afrika  zu  schonen,  wird  29,5.  10  requiriert.  Aach 
gedemQtbigte  Feinde  mußten   Leheosmittel  liefern,    wie  Suo- 


AlbftrlUBIUr, 

morius  (17.10.4)  und  Firmns  (29..V1GV  Trotz  alle  dem  g^ 
riethen  die  Armeeti  mitnuter  in  große  Noth  (15.  5,  29;  17,  9,8: 
25,2,1:  25,7,4:  25,8,1.6);  Zugthiere  mußten  RiwcliUcbtel 
und  fdj-  einen  modins  Melil  eiu  unerliOrter  Prcis  gezahlt  wer- 
dt^n  (25,  B,  6.  1&);  einmal  mflesen  die  tribiini  uud  comites  nm 
den  MimdrorräUien,  vrelcbe  sie  mif  iliren  Thteren  mü  skli 
fUbren,  den  Soldaten  »bKeben  (25.  2.  1),  uad  25.  8,  7  seudei 
eine  znrnckgd&Mene  Abtheilnng  dem  Haiiptbcer«  den  Proviant, 
den  tie  dnrcb  Spftrsimikeit  erBbrij^t  bat.  Auf  deruHge  Be- 
dränguiß  folgten  aber  such  wieder  bessere  Zeiten.  24.  1.  5 
worden  viele  Hirsche  erleßt,  und  besonders  reich,  ju  Dbermäßig 
war  die  VerpSegusg  in  Antiochien,  als  Julian  vor  seinem  Auf- 
bruch oaeb  Perfii«a  uniäliligc  Opfertbiere  aller  Art  achlachten 
ließ,  ao  daß  die  Soldaten  in  Tempeln  fÖmilicbe  Gelage  ab- 
hielten und  nicht  selten  betranken  in  ihre  Quartiere  gebracht 
worden  mußten  (22, 12.  6  vgl.  oben  unter  I.  3^.  34).  Außer- 
dem  isl  von  reiehliebot  Kost  nach  großen  Strapazen  (24. 5,  IS) 
und  vor  Expeditionen  (29.5.37;  31,  11. 1)  die  Rede.  Schänd- 
lich war  da«  Verfahren  des  iJarbatio,  der  in  (JalUea  too  dec 
fur  Julian  boetin>n)t«^Q  Zufuhr,  als  sie  vor  seinem  Lager  vur- 
beihnni,  einen  Theil  wegnchtuen  und  den  Rest  verbrennen  li«6 
(16,  II,  12).  Für  eine  gewisse  Zeit  hatte  der  (Soldat  nach 
flitcr  WoiM  seinen  Proriant  selbst  xn  tn^on,  und  zwar  nach 
17,9,2  far  17,  nach  17,8.2  ftir  20  Tage.  Vgl.  Cod.  Theod. 
7.4,5  (Verfdg.  Am  O^nstn-ntios  vom  J.  359):  ezpeditiooal«Bi 
annonam  «x  hnrreis  milites  viginti  dierum  debent  soseipere, 
nt  earn  transvebant  propriis  in  expedition«  noceeaitatibus  pio- 
fuhiraui.  Auch  .lutian  ließ  sieh  16,  11,12  fUr  »einen  petsSB- 
lichen  Gebrauch  Vorrftth(>  auf  20  Tag?  bt^sorgen.  ächtJeßlich 
mßge  noch  erwUhnt  werden,  daß  dem  lovinnug,  aU  er,  damab 
noch  pn)tector  domesticus.  Canstantiua'  Leiche  norli  Constaa- 
tiiiO|>e1  gpteitete,  alg  ob  er  schnn  Knieer  war?,  auf  den  Hili- 
tänitationen  Proben  der  annona  militaris  (therroicbt  wurden 
(21,  16,  2U).  Bs  ist  bokannt.  Anii  auch  die  froheren  Kaiser 
sich  pergflnlich  um  die  Eetfchnß'enheit  der  Soldatenkost  be- 
hämmerten.    Vgl.  Vit.  Hadr.  11;  AI.  Sev.  15. 

2)  Waj^  den  Sold   der  Truppen   betrifft,  so  hat  Seeek, 
ÜDttrgaag  d.  ant.  Welt  (I  B.  264  u.  539  ausgeführt,  daß  im 


MilitBTiB  km  AniniUi««  Hamllinni. 


628 


rierteo  Jafarhaad«rt  der  Soldat  nur  Natiirulbczage  erhidi,  daß 
RS  autier  den  DoiiftUven  keine  r^elmäßigB  ^I(balilung  f^ab 
uud  dati  daninL)  anter  stipendioiB  eben  das  DoDativ  v^isttto- 
den  warde.  Hiemit  Btimmt  m,  wenn  bei  Ammian  die  Sol- 
daten vor  Exppdittoiien  mehrfacli  dnrch  V<>rt}ieUi)nf;  von  bU- 
pendium  anfgemantärt  werden.  So  aDtematiui  Theodogius  in 
Afrika  29,  b,  37  seineo  Feldzug  muudiore  victu  stipeiidio{)u8 
milit«  revrratf)  und  Valena  (31, 11, 1)  militetn  stipendio  fovebat. 
Aucli  15.  6.  3  -icheint  mit  Stipendium  ein  Donitiv  gemeint  xa 
sein.  Wenn  indessrn  Amin.  17,  9.  6  (rgl.  oben  iintpr  tX.  8) 
RAgt,  dan  gallinche  Hetsr  habe  uec  donativnm  uw  atipendium 
erhalten,  nnd  Julian  20,  8.  8  an  Cofifitantiiis  schreibt,  dem  Sol- 
dstifn  sei  sein  annuum  stipi^ndium  nicht  gezalitt;  wmuu  ferner 
derselbe  Kaiser  vor  seinem  Feldzuge  in  den  Orient  (22,  9,  3) 
die  Trappen  ntipendio  compelonti  h^sondem  willifr  xii  machen 
«acht  und  endlich  28.  6,  12  ein  trihunuä  vt  iiotarius  uat-h  Afrika 
gascIiicVt  wird,  om  das  Stipendium  debitum  za  vertheilen,  ao 
acheint  en  donh.  al«  ob  neben  der  Naturalverpflegnng  noch 
eine  Soldxahlung  best^^id,  die  allerdings  sehr  unregelmäßig 
geleistet  wurde.  Zur  Chsrakterixtik  der  damaligen  ZoKtAnde 
diene  noch,  daß  nach  28,  C,  17  der  nbel  berClchtigte  Romaniui 
die  numeroruro  priocipia  reranlsßte.  dem  erwühnten  tribunns 
nnd  notarial*,  als  einem  bei  Hofe  angesehenen  Manne,  den 
glasten  Theil  des  stipeodium  lurflckzuxahlen,  damit  seine  Be- 
trügereien hSheren  Ortes  nicht  bekannt  nflrden. 

XI.  Sitten  und  (iebrftuche. 

1)  Es  bedarf  wohl  kaum  der  Bemerkung,  daß  bei  Am- 
mian aehr  viel  ron  der  dimnatio  die  R«de  ist,  kam  es  ja  doch 
aehx  wenentJich  darauf  an,  in  Kriegszeitea  den  Ausguog  der 
Unternehmungen  zu  erftirschen.  Sorgfältig  achtete  man  such 
auf  allerhand  Vorzeichen.  Die  Sache  ist  für  Ammian  ao  wichtig, 
dafS  er  21, 1,  7 — H  eine  förmliche  Thcorii?  denielben  gibt.  Die 
Kaiser  standen  tur  dirinatio  versobieden.  Cnnstantius  vemr- 
theilte  sie  auf»  strengst«;.  Seine  mit  Joüan  im  J.  357  er- 
lassene Verftlffung  (Cod.  Tlieod.  9. 16,  4  =  Cod.  lust,  if,  18,  h) 
lautet:  nemo  hamsptcem  ooosnlat  atii  matheniaticum,  nemo 
hariolum.  Au^urum  et  ratum  prava  confesm  oonticescat,  Chat- 


8fi4 


Albert  ICaiter, 


daei  ac  mi^i  et  celari.  qum  nialeficos  ob  fAciDOniui  nu^nlto- 
dinem  Tulgos  nppellat.  nee  ad  haue  partem  aliqoid  tnoliautur. 
Siteat  omnibuH  pcrpctuo  diviuaadi  curiositas.  Ktenim  stippli- 
cium  capitis  feret  glftdio  ultore  proatmtus,  quicunque  iuasii 
ohgequiura  dene(faTcril,  Vgl.  C<id.  Theod.  9,  16,  5  —  Uod.  loft. 
9, 1  a,  G.  Daft  Conataiititis  ilem  entspreclieiid  rerfubr.  lelirt  Amn, 
16,  8.  2.  Wer  Ober  da-i  Pfeifen  einer  Spitxmaut  oder  das  ße- 
gegnea  eincit  Wiesels  jemandeD,  der  sich  auf  solche  Sachen 
verstand,  um  KaÜi  fragte  oder  sich  von  einem  atteo  Weibe 
ein  Leiden  besprechen  ließ,  wurde  peinlich  abgotirtbeilt.  In- 
deaaeu  zeigen  21,  14, 1  f.  nnd  21,  lö,  2,  daß  der  Kaiser  trob- 
dem  auf  Träuaie  uod  Vonceicheu  etwas  gab.  Als  er  gestorben, 
war  und  Julian  steh  offen  kuiu  Ueidenthuuie  bekannte  (32.  5)i 
kam  auch  die  dirinatio  wieder  zu  Khren.  21,2,4  heißt  ea.! 
er  sei  haruspidnue  augurüsque  uud  25,  4,  17  praesagiorum 
Bciscitationi  nimiae  ergeben  gewesen,  wozu  allerdings  uicbt 
stimmt,  weua  25,  2,  8  die  baru^pices  mit  ihrer  Bitte,  er  mOgs 
den  Aufbruch  um  einige  Standen  veracbiebeo,  nichts  erreieheo 
'imperatoru  omni  vutieiuuidL  sctontia«  reluctant«'.  Der  christ- 
liche Kaiser  VoleDtinian  gab  durch  eine  mit  Valens  und  Ora* 
tian  im  J.  371  erlassene  Verordnung  die  dirinatio  frei.  Uuni- 
spicinam,  sagt  er  Cod.  Tbcod.  9, 16,  9,  «go  nullum  cum  ma- 
Icficiorum  cauai»  habere  consortium  ludico:  neque  ipsam  aiit 
aliquam  praeterea  concessam  a  niaioribus  religionem  genoi 
esse  arbitror  criminia.  Testes  sunt  leges  a  me  in  exordio  im> 
peril  mei  datae,  quibus  unicuiquc  quod  aoimo  imbibisset  co- 
lendi  libera  facultas  tributa  est.  Kec  baruspicinam  repreben- 
dimua,  sed  ncMreoter  cxerceri  vetamus. 

Es  wUrde  zu  weit  fuhren,  alle  bei  Animian  berichtetea 
F&Ue  Ton  Anwendung  der  dirinatio  eu  Terzeichnen,  da  uns 
hier  nur  solche  interessieren,  welche  mit  der  KriegftlbroDg  zu- 
sammenhängen. >tucb  dem  Vorstehenden  kann  es  nicht  be- 
fremden, daß  dicM  fast  stlmmüich  in  Julians  Regieruogsxeit 
&llen.  Als  diesier  im  J.  863  gegen  die  Perser  zog,  wollte  er 
eines  Morgens  sein  iTerd,  welches  Babjlonlus  hieß,  bestmgwn, 
aber  dasselbe  scheute,  stflrzt«  und  boscbmotxte  das  prftchkigfi 
Reitzeug.  Dieses  Vorzeichen  begrüßte  der  Kaiser  freudig  und 
äußerte  Babyloua  humi  procidiss«;  durcb  glUistigo  Opfer  wurde 


Militarin  au*  Ammianns  Marc«lHniu. 


62( 


es  bestätig  (23.  3.  ß).  !^iclit  Irnif^e  daraaf  (^3,  5,  8  ff.)  brsch- 
ten  ihm  die  Sottlateu  eineu  to»  ilmeo  erlegten,  anlierordent- 
lich  großen,  Lj^wcd.  Hierau  knüpfte  sieb  eine  interoBsante 
Controverse,  indem  die  beim  Heere  lieGtid lichen  etniskisühen 
httruapice»  darin  ein  signum  pruliibitorintu  erkannten,  diu  Plii- 
loMpben  aber,  norunter  man  wohl  auf|<ekliirte  Offidere  xii 
verteilen  hat.  das  Zeichen  als  günstig  auileigten.  Dieselbe 
UeinoDgs vergeh  iedeubeit  zei>fte  eich  Ta^B  darauf,  als  ein  Sol- 
dat namens  loviaDus  mit  zurei  Pferdea,  die  er  voo  der  Trünke 
zurQckfObrte.  vom  Blitz  erächlni^en  wurde  (23,  ö,  12).  Durch 
£ingflweideiKhau  und  Beobachtung  dos  Vogelflnges  suchte  Ja- 
lian  (22, 1,1  f. )  den  Auaffong  seines  Untemehmeni  geffen  Con- 
ütantius  zu  ertbrflcben,  und  vor  seinoni  orieatalischen  Feldznge 
lieÜ  er  zu  Anciochien  (22,12,  6)  eine  unermeßliche  Anzahl  von 
Opfertbieren  aller  Art  schlachten,  so  daß  ihn  die  Antiochener 
als  vietimarius  verspotteten.  Sehr  erbittert  war  er,  als  (24, 
6.  I")  zehn  Stiere  dem  Mars  geopfert  werden  sollt*-n.  von  diesen 
(iber  neun,  noch  ehe  sie  an  den  Altar  gettilirt,  warea,  oieder- 
stfirzteu  und  der  zehnte  scblimrae  Zeichen  ausm'e»:  er  ächwnr 
dsunals.  dem  Mars  uiemaU  mehr  Opt«r  darbringen  zu  wollen. 
24,  d,  4  stiebte  er  durch  Haruspiciii  xn  erfahren,  ob  er  durch 
AüBTrien  zurttckkehren,  oder  in  Gorduene  einrQckeu  sollte.  Die 
Eingeweide  sprachen  aber  weder  fUr  das  eine,  noch  für  das 
andere.  Uebrigens  üeü  auch  loviaiius  25,  6,  1  die  exta  be- 
fragen. Ein  Meteor  läßt  Julian  25,  2.  4  durch  die  Etrusker 
deuti^n.  und  eine  Ersclieinung,  die  er  xa  neben  glaubte,  beuo- 
nihigt  ihn  25,  2,  3.  Den  Schalttag  fürchtet  Valentinian  (26, 
1.  7  ;  26.  2. 1).  und  in  allerhand  Spuk  sah  maa  {31, 1,  3  f.)  die 
Niederlage  und  den  Tod  des  Valens  angedeutet. 

2)  Ällocutiouen  waren  noch  wie  vor  flblicb  und  wurdeo 
in  den  nämlichen  Formen  abgehalten,  wie  in  der  oberen  Kai* 
serzeit.  Die  Veranlassungen  zu  denselben  waren  Terschiedener 
Art.  Es  sprachen  Onnstantius  bei  der  Ernennung  Julians  zum 
Caesar  (16.  S,  4).  Julian  (2<J,  5,  1)  und  Valeatiuiau  (26,  2,  3) 
bei  ihrer  Erfaebnng  zum  Äiii^istiis.  der  letztere  (27,  6,  5)  bei 
Erwahluni;  Gratians,  und  Procoplus  uacb  seiner  Usurpation 
(26.  6.  IB).  Mehrfach  werden  Ansprachen  gchallon  vor  Beginn 
von  Fcldzflgen,  so  von  Julian,  als  er  gegen  CoQstautiUä  (21, 
puioiog«*  Lxxv  (y.  g.  3C.Tin},  *.  40 


6S6 


Alb»rt  Uailar. 


l3,  9)  und  voD  ConstantiQB,  als  er  gegen  Julian  ziehen  will 
(21,  5.  I),  lowie  TOO  dieaem  Tor  d«m  EinrOckeii  in  doe  Pers«i^ 
reich  (23,  o,  15).  Zwainuil  spricht  ConsUiitius  tur  Mntivierung 
d€8  KockxQgf«  aiu  Pnndefitand  (U,  10,  10:  17.  IS,  25).  Ju- 
lian beruhigt  17.  1.  2  und  24,  S,  3  seiDC  uuzufriedenen  Trap- 
pen,  und  SilvARU»  vertheilt  15,  6,  3  mit  einer  Aitaprache  ein 
doDatirutn.  Vorkuhrungeu  irie  zu  eioür  Allocation  werdni 
20, 9,  6  getroffen,  aU  Julian  etn  Schreibeu  de«  Constantjiu 
aberreichi  wiid. 

S)  Von  einer  eigenthllmlichea  Sitte  der  Soldat«i  erfahre« 
wir  ziemtirh  Genau»  15,  H,  15.  Als  ConataDtiun  den  Julian 
ror  den  Tersammelten  Truppen  zum  Caejtar  erhoben  hat,  wird 
enShlt:  nemo  poat  hnec  finita  reticnit,  .led  milittireg  oionci 
horrendo  frogore  scuta  gi-nibus  illidentcs  —  qund  ent  prospe- 
ritatia  indicium  pienum :  natu  contra  cum  hasUs  cUpei  Feriun- 
tnr.  iiBc  docinncntum  est  i^  dolori»  —  immane  qnn  qniUito()iie 
gaadio  praeter  paucos  Au^usti  probarcre  Judicium.  Demnacb 
n-ar  das  Stoßen  dee  Scbiidu«  gegen  das  Knie  eine  Aeaßeruog 
des  Beifalls.  Itt  diesem  Sinne  findet  es  niob  nicht  weiter  hä 
Arnmian.  H&ufigi-r  ist  von  dem  Schlaffen  mit  dem  Speere 
gegen  dett  Scliild  die  Red«,  und  zvar  fiiuiz  in  Hebere  in  stiin- 
mimg  mit  der  von  Ammiao  diesem  Akte  beigelegten  Bedeu- 
tung. 14,  2,  17  haben  die  Soldaten  mit  iüBuriscbvn  Ränbem 
zu  kämpfeD,  und  dabei  beiüt  es:  qiiibua  occuriere  bene  pertinu 
miles  expikatift  ordioibus  parans  haatiHiuo  feriena  acuta  —  qui 
habitus  iram  pugnantiani  eoneitat  et  dolorem  —  proximo«  iam 
geetu  terrebut.  I>ie  Kampfbegier  der  Truppen  findet  in  dieser 
Weise  ihren  Ausdruck  16,  1-',  13,  ob  Julian  siu  zur  Qedald 
ermahot,  aie  aber  sofort  gegen  den  Feind  geführt  werden 
wollnn;  ebenso  2S,  3,  10  nach  dor  Verwundung  Julians.  Man 
sollte  hienach  annehmen,  daß  Atnmian  ^ch  geirrt  hat,  wenn 
er  29,  5,  89  ersfthlt,  Theodosius*  Uannscbaften  b&tten  den 
"Wftffenlftnn  der  Leute  dea  Firnns  'pannas  ffenihus  illidente«' 
erwidert.  Obwol  es  nicht  bestimmt  gM^t  ist.  glauben  wir 
das  Scblnj^en  des  Schildes  mit  der  Iduixe  aa  folgenden  xwti 
Sli>ll<>ri  nDDefamen  zu  «ollen.  21,  5,  9  hat  Julinn  zum  Zuge 
gegen  Constantins  nufgefordert,  und  eontio  nnanimnnti  conseasii 
voce?  borrendss  immani  scutonim  fragore  miseebat.   31. 12,  12 


Militoria  ru  Ainoäaniu  Marcellinui. 


werden  die  GoUien  pubu  minaei  scutonim  erschreckt  Dahin- 
gegen l&nen  xwei  and«re  Stellen,  an  deii«n  von  6«ifa.ll8bez«u- 
guog  die  Kede  iat,  auf  Stoßen  des  Schildes  ^eg«u  Aon  Knie 
iichließ«n.  24,  Ü,  8  h».t  Julian  die  wegen  Gerin g^lgigkeit  dee 
DonaÜTS  erbitt«rtt-ii  äuldaton  beniliigt,  so  daß  sie  seine  Seelen- 
grftße  in  den  Himniet  ethebeQ,  wozu  bemerkt  wird:  qood  cnm 
Tere  atque  ex  aiiinio  dicitur,  B<jlet  armonim  cri>pitii  leni  nion- 
»trari,  27.  G.  10  heißt  v» :  Gratianoin  declarartint  Augustum 
clasüicoruin  amplissimo  »onu  blandnni  fragorem  miacente«  ar- 
iiiorum.  Wenn  wir  aber  20,  ö,  8  lesen,  daß,  nachdem  Julian 
eine  durchaus  friedliche  Ansprache  gebalten,  und  den  Soldaten 
Terspro(^eii  hat,  das  Arnncement  nur  nach  den  Verdiensten 
des  Betreffenden  eintreten  lassen  Jtu  wollen,  inferior  ruilei^  — 
hssiis  feriendo  clipeu»  sotiiin  adsnrgens  ingentj,  nno  propc- 
moduoi  ore  dtctis  favebat  ot  coeptis.  ao  scheint  hier  wieder 
ein  Inthotn  Ammian?  vorzuliegen  '*). 

Bie  fragliche  Sitte  scheint  berhunechi^n  Ursprungs  zu 
sein,  und  altere  Schriftnieller  enählen  Aehnlichee  namentlich 
Tott  den  GaUieni.  Ltv.  38,  17  werden  vom  Consul  als  Mittel, 
mit  denen  die  üallogrr»ken  au  achreckeii  sitchteti,  erwähnt  can- 
ius  incdluuitiiini  proelium  et  uliJatus  et  tripadi«  et  qiiatientium 
acuta  in  patrium  queudam  uioduni  harrenduä  srmorum  crcpitua 
Bei  Cae».  B.  Gull.  7.  21  lesen  wir  naoh  einer  Hede  dns  Ver- 
cingetorix :  cnnclnmat  omnia  tonltitudo  et  aiio  more  armis  cOn- 
crepat,  quod  facera  in  eo  conaueruni,  cuius  orationem  approbant; 
Als  Civilis  (Tac-  Hist.  5.  17)  seine  I>eute  angeredet  hat,  heißt 
«s :  ubi  sono  iirmorani  tripadüsque  (ita  Ulis  mos)  approbata 
sunt  dicta  etc  Von  den  Germanen  erxilblt  Tacittis  (Germ.  11): 
si  diaplicuit  amtvntia,  fremiti!  aspemnntur,  sin  placuit,  frameaa 
concntiunt :  hoiioraliääimum  a&ien^iis  genus  est  armis  laudare. 
Vermuthlich  haben  ulsn  die  barbarischen  HQlfsrüitccr  diesen 
Gebrauch  in  der  rUuiiscIion  Armee  heimisi^h  gemacht:  indessen 
Ing  96  fUr  die  Soldaten  von  jeher  nahe,    in  der   beuiehrAl«n 

<*)  26.  6,  16  wird  Procopios  in  Coartantiaopel  von  dan  JLnastari- 
lolun  BUem  durch  die  Stadt  golaiut  cireamelaiKDi  berrendo  fiagora 
•viitoram  lagiibre  concrepaatiuin.  Diese«  Qstfin  wurd«  durah  Sleio- 
wBrf»  Ti>o  dw»  badiDrn  n»rab  venirsaeht,  ffemn  die  ■ich  die  Soldaten 
«lAdurcli  %a  deck«»  suchton,  daß  sie  die  Soliilde  dicltt  ober  di«  Helnt' 
bOKbe  biolUn  Val.  HModiim  'J,  6,  13.  —  Ibron  Beifall  bsMUgw  23, 
3,24  die  Tmppea  dem  Julian  'sablati«  altioi  •cult»'. 

40* 


628 


A.lbariM0llsr. 


Weise  Schutz-  und  AngriffswaiTe  in  VerbinduDg  zu  lujtaen. 
Em  kuui  daher  aioht  ver»uadem.  wenn  Poljbins  11,  SO  roa 
einer  Beifallsinßn-DQf;    erzählt:    ix|iT|V    3i    tout'    IXe^ev.    xai 

ayyeXpAtoz  vj-n-^ifT,oav  t«U  |ia/a{pai;  tw;  *upe«j;,  nod  IS, 
12  heim  Angriff:  ot  'Pojistot  jutri  Ti  itixpia   oiy/xXaXa^crfrc; 

(i;:evavTi&:;.     Vgl.  Cass.  Dio  47,  43. 

Die  Boricht«  Ober  dui  Stoßen  dea  Schildes  gegen  dai 
Kiii«  IfKeii  fibrigens  die  Krage  nahe  oh  iiiclii  doch  za  Am* 
miBnil  Zeit  ilic  Truppen  einen  BchutE  fQr  diw  Rchietiheio  aud 
das  Knie  getnif;en  haben.  Wurde  der  Schild  gegen  6a»  nacktf 
oder  nur  mit  einer  Hme  bekleidet«  Knie  gestoßen,  so  könnt« 
uichfc  ciuiual  ein  lenis  armoniiu  crepitus  »der  bliuidua  fr^or, 
gescliveige  denn  ein  horrendus  fragor  erzielt  werden.  In  der 
Stelle  de»  Piiulua  Dig.  49.  16.  14  g  1.  di«  aus  dem  3.  Jahr- 
hundert Btftinint  und  in  der  die  Strafen  der  Koldateo  fflr  VeT- 
IcHiif  T<in  WadunetOvlceii  aufgefCihrt  wcnlvn,  hciÜt  es:  el  tibisle 
—  alienaTit,  t^astigari  verberibus  debet;  fcibiale  wird  aber  in 
einem  Olosunr  durch  ocrca  erklürt. 

4)  Biirbnriacben  Ursprungs  und  von  den  JUimem  angv 
nommen  iat  auch  der  barritim  gonanote  Schlachtruf,  16,  12.  43 
in  dem  Bleichte  über  die  Alammnieiiflchlacht  lueen  wir:  Cor- 
outi  et  Üracchinti  uau  proeliorum  diuturno  firmati  —  barri- 
tam  ciore  Tel  maximum:  qui  clamor  ipao  ferrore  ccrbuuinutn 
a  t«Qui  flusarro  exoriens  pau]attm(|ae  adulesccns  ritu  extolliitir 
flnctnum  cautibus  iUisovum.  Conitantius  aagt  2L.  111.  15  sei- 
nen Truppen,  ihre  Gegner  wQrdcn  weder  das  blitzende  Feuer 
ihrer  Augen,  noch  barrilua  souum  pnmuiu  ausbnlten  klinnen. 
Vgl.  26,7,  17;  31,7.  11. 

b)  Um  im  Felde  rüniiBchon  UotachementB  die  Aaweaen- 
h«it  feindlicher  Abtheilungen  zu  melden,  scheint  man  feste, 
allgemein  bokaiint^,  74>icben  gehabt  zu  haben.  18,6,  13  be- 
findet »ich  Ammian  auf  der  Flucht  vor  peiBiachen  Keit«m; 
er  sieht  nimiacbe  Truppen  ruhig  lagern  und  gibt  ihnen  dal' 
gewühnliclie  Zi'irlieii,  "porrecto  fxtentius  bracchio  et  summt- 
latibus  sagi  coutortis  eluttnn  ade^se  hoHtes  aigno  fiolito  dernoU'- 
atrabam'.     Aehnlichea  wird  25,  6,  14  erzählt.     Gennanea    udI 


MiliUrift  aaa  Aamiuiga  MueeUina». 


629 


Oallier  liftbtn  eine  Anzalil  ruhig  schlafender  PtT8«r  niederge- 
macht und  benachrichtigen  dnnn  die  Ilirigen  elatis  mauibus 
contortiiqu«  sogiilis. 

6)  Vou  einem  sonderbaren,  sonst,  wie  es  schviat.  nicht 
flb«rliefert«n,  Gebrnuchc  bei  der  EidesleistUQf;  lesen  wir  21.  b, 
10.  Nach  der  Ansprache,  die  Jalinn  vor  scioera  Aufbruch 
gef^n  Constantitifl  gebslt«n  hat,  werden  die  Soldaten  aufge- 
fordert ihm  zu  huldipen,  und  sotlemniUT  gladiia  cerricibns 
snifl  admotia  stib  exsucrationibuA  diris  verbis  iuravere  conceptis 
onmra  pro  eo  cnsos,  quoad  vitsm  profuderint,  si  id  neces«itaa 
cse^erit,  periaturoü.  I^Ian  hat  diese  Vcrwenduni;  des  Schwer- 
tes, deren  Bedeutung  auf  der  Uand  liugt,  mit  17,  12,  L6  <u- 
Himm«n  gebracht,  wo  von  nm  Gnade  flehenden  Sarmaten  er- 
»ihlt  wird,  sie  hätten  darum  geheteu,  suapendi  a  iugalis  sois 
gl&dioa;  indessen  int  das  irrthQmlich,  da  die  letztertn  Wort« 
win  in  unserer  HRdenaart  .das  Massnr  fiitxt  ihm  an  der  Kehle* 
bildlich  zu  nehmen  sind. 

7)  Obwohl  fltrcnt;  genommen  nicht  hieher  ^eliürifi,  m&fte 
noch  folgendes  erwähnt  werden.  19,  11,  7  zeigt  die  von 
Schmeichlern  dem  Conatantius  gegenüber  gemachte  Bemerkung 
.aurnm  gratanter  '•)  provincialcs  corporibu«  dnttunt' ;  daß 
der  Kriegsdienst  damiU!i  im  den  Proviiaialeu  uobt^üebt  war. 
Noch  mehr  beweist  dos  1ö,  12,  3,  wo  Amminn  dem  Lobe  der 
Kriegittüchtigkeit  der  OalUer  hinzufOgl  :  »fjc  eorum  aliquando 
quisquam,  ut  in  Italia,  mnnas  Hartinm  pertiniescemi  pollJcem 
«ibi  praecidit,  quos  lol^alite^  murcu«  appellant.  Was  hier  von 
Italien  gesagt  wird,  wird  auch  fUr  dif  Provinzen  Geltung 
hnben.  Di«se  Ventflmmelung  kommt  abei-  achoii  früh  vor. 
Sueton.  Aug.  24  erzühlt  von  einem  römischen  Ritter,  der  «ei- 
nen beiden  STdmen  die  Daumen  abhauen  ließ  mid  daftlr  mit 
Verlust  der  Freiheit  und  des  Vermögens  bestraft  wurde.  Dig. 
49.  16,  i  §  12  sagt  Menaoder:  eum,  qui  filiinu  dubilitavit 
dilectn  per  bellum  indicto,  ut  inhabilis  militia«  sit.  praeceptnra 
dl  vi  Tn^jaui  deportavit  Im  vierten  Jahrhundert  niuU  die 
Kahl  der  in  dieser  WHse  YeratOmmeltvn    recht  groß  gewesen 


<*)  I>er  Pi»itiv  it«hl  hier  für  dan  ConparaUv.  wie  17.  tS,  19:  ftbea- 
qui  dcf«nioribaa  ut  in  malia  oiitabile  qaKiu  i«TTirt  ivm  usaoipiU  ar- 
bitiali. 


680 


Albert  HUller. 


B«ia,  vie  hub  verMhiedenen  V«rfa);uDgAn  zii  sobließ«ii  tit. 
Constantiiu  Qberwies  im  J.  319  die  morci  der  Curie  (Coi 
Theod.  7,  22,  I);  du  besUtigt  ValeDtinisn  im  J.  »67  (Coi 
Theod-  7,  13,  4);  drei  Jofare  ap&ter  aber  setet  er  (CnH.  Theod- 
7,  18,  5)  für  <UeRell»eD  Todeastr&fe  durcb  Verbrennuag  feit 
Tbeodoäiu»  ricbt«t  3d1  (Cod.  Tbvod.  7.  13,  10)  an  doo  Pra«f 
proetorio  voD  Illyrioum,  in  dis»m  Bezirk  so  viele  murci  vorbanden 
waren,  d«ß  bei  dor  Rekrutieruog  Muo^t  ft»  tauglichen  Leuten 
eintrat,  die  Verfugiitig.  daß  für  einen  geeuudeD  Mnnii  zwei 
morci  gesteltt  uud  zu  uutci^eordneten  Dienstleistungen  fn* 
WHudt  werden  sollen.  Alles  dieci  bezeugt,  mit  wie  großen 
Rechte  div  frischvu  barbariscboo  aurilia  tleii  au8  der  seniles 
altrÜmischeD  Provinzialbevölkerung  ausgehobenen  Truppen  vor- 
gmco^en  wurden. 

XIL  VerbRttQiß  des  Militärs  zam  CiviL 

Vom  Verbältuiß  dett  Militärs  kiidq  Civil  ist  nur  8elt«n  dit 
lEede,  wo  aber  davon  gMprochen  wird,  erkennt  oian  leictil 
den  Ueberuiutb  und  die  Ueberbebung,  mit  der  der  Soldat  dec 
bQi^rlichen  Beamten  und  den  Btlrger  l>etrachieie.  Im  Jahr« 
SSi  wnt  das  bt.-i  Cbalous  sur  SaAn«  lagenido  galliiicbe  üeer 
ober  das  Ausbleilieu  der  Lebensmittel  aufs  äußerste  erbittert 
Der  Praef.  praetorio  Ruäiius  begab  idch  mm  Heere,  um  die 
Sachlage  zu  untertucUen,  und  damit  in  die  grüßt«  Oerahr,  d« 
der  jetxt  aufgeregte  »Soldat  auch  sonst  coalite  more  iu  ordi- 
narias")  dignitatea  asper  seuiper  et  saerua  war  (14,  10,  4). 
Eine  wharfe  Aenßeruog  Qber  dss  Militür  kostete  einen  hoch- 
gestellten Hufbeamteu  dan  Leben.  D^r  comtu  lai^itionum  Ür- 
sulus  sagte  im  J.  *<)60  (20,  11,  Ü)  beim  Anblick  der  Ruinen 
der  von  den  Perauru  erubcrivn  und  zerstörten  Sladb  Aniida 
mit  bitterer  Irouie:  en,  quibus  antmis  urbes  a  nnlito  defen- 
duntur,  cui  ut  abundarc  stipenilium  poaait,  imperii  opes  ian 
fatiscunt     Diesaa    Wort  wurde    ibm    von    militärischer    Seite 


'*)  Di«  ordinarinn  diffnitatM  «ind  die  Civil bebflnlatL  Vgl.  IS,  8, 19- 
inb  hoc  fCannUntio)  orainum  aiiigularam  aactores  iafinitil  oupidine 
divitiaram  artcrant  sine  inititia«  ;^BtiDi:ti4ii«<  v«1  melt,  intiv  or>iintLrioi 
iadic«*  Itufinu«  pcitnus  uriiofectua  l>^lw^l)ho  «t  inUr  iniUtan»  rt^uitoa) 
tOQffUtff  Arbotio.  SI,  16,  2;  (^oDcitM  eurtreau«  et  onÜDariaa  potMtatat 
nt  Bonortim  omnioo  a.pic«n)  priicae  revereatJae  inoi«  pra«r»cIos  Mtnpti 
■ti«p«xer«  praet«iio. 


Bffhr  Abel  gaoomm«».  eo  daß  er.  bU  im  J.  361  J»liaii  die 
Anhänger  den  CiHMtaiitiua  vor  Quricht  »og,  obwohl  er  Hirh 
frQbvr  Verdinutc  oiu  Julian  «rworben  batt«.  Ton  dem  urSß- 
tflotbeils  utiB  bohen  Officierpit  ziiBanint<;ag»ctxl:Aii  (iericlitaliofe 
zum  Tode  vcnirtheiU  wurde  (22,  3,  7).  Die  Schildcrhebung 
dn  MoureUniers  Firmus  schiebt  AmmUn  30,  7,  10  auf  die 
▼orsces  militarium  ftutus.  die  Firmus  uicbt  crtn^en  konnte. 
Vgl.  27,  9,  1 :  quNni  rem  fiiiimlich  dia  barbftrica  mbiea)  mili- 
Uris  augebat  socordia  ut  aliena  invadendi  cupiditAH  maximeque 
Roinani  Domiae  comitis,  die  A«ußerung  dee  Kiniiua  (29,5,8): 
nou  spout«  sna  ad  id  erapisse,  quod  norat  iicclestiim,  sed  ini- 
qaitaie  graxsantv  liccntiu»,  und  das  Urtbcil  Qber  dun  Aber- 
baupt  Qbel  berOchtigten  Uumoaus  (27,  9,  2),  »uperare  bo^tes 
in  Tutandia  provincüs  fostinabat.  Schlimm  wur  e^  daQ  Va- 
koUliiaii  den  Uebermatb  des  BiiliUra  f5rderte.  27,  9,  4  lieißt 
68  TOO  ihm:  bunc  imporatorem  oinuium  primum  in  toaius  mi- 
litares  fsätus  ad  damna  reram  auxtKe  communiiini.  dif^tiitates 
opeaqae  eorum  tabliuiiis  «rigeDt«m.  et,  quod  erat  publice  pn- 
Tatimque  dolendum,  iudeSexa  «acvitia  puuientem  greganoram 
errata,  parcentem  potioribus,  qai  tamquam  peccatis  indultn 
Ucentia  ad  labt-o  dolictorum  immanium  conffurgebant.  Dazti 
stimmt,  daß  Valeotintau  sieb  eiDiual  durch  einen  hoben  Offi- 
cier  ZQ  b&chst  ungerechtem  und  vrillktlrlichem  Verfahren  ge- 
gen Civilbeamte  hinreißen  ließ.  27.  7,  5  wird  erzählt:  enitnit 
per  id  tempos  —  mors  —  Diodori  ex  agente  in  rebl»  trium- 
qae  apparitoram  poteatnti«  vieariae  per  Italiam  ob  id  necato- 
ram  atrociter,  quod  apud  eunt  (Valentinianiim)  questae  e«t 
oomes  Dindoriim  qindem  ndrersus  se  ciriliter  implorasse  inris 
auxilium,  oßictales  vero  inMu  iudicia  anao»  monere  proSets- 
centem,  ut  rospondarot  ex  legA.  quorum  memoriaiu  apud  Me- 
diolauum  colenies  nunc  usque  Cfaristiani  lonnn,  ubi  sepuUi  iiunt, 
Ad  Innocent««  appellant  Diese  Wort«  bedürfen  der  Krläu- 
terung.  Der  Kläger  Diodorua  war  als  ex  ngeute  in  rebus  ein 
.  Tomehmer  Mann*'),  der  Beklagte  ist  der  eomes  Itatiae  (rgL 
P  NotiL  Ocv.  XXIV),  der  als  Militär  unter  dem  magister   mili- 

"}  Der  15,  3.  8  unä  tß.  8.  8  ervBbnie  ageiu  in  rebus  ßaadeulju* 
»t  17,  9,  7  Dotariut.  CIL  VIII.  9^  bt  ein  ex  ngente  in  rebos  rir  da- 
rUiinitu,  wird  dann  adiulor  illnstri«  viri  magülii  ofGciorum  und  al« 
aoIcUor  rir  apectabilU,  sclilivülicb  iat  er  tribaaua  et  «otaritu. 


632        Albeit  Kflller,  Militaria  aua  Ammiuias  Uarcellinni. 

turn  praeeeatalis  stand  (Not.  Occ.  Y,  127).  Richter  ist  der 
Vicarius  Italiae,  der  Not.  Occ.  I,  25  im  Index  zwar  erwähnt 
wird,  dessen  Blatt  aber  ausgefallen  ist.  £r  war  Civilbeamtet 
unter  dem  Praefectus  praetorio  und  hatte  die  7  nördlichen 
Provinzen  Italiens  unter  sich  {Not.  Occ.  I,  91 — 97).  Daraus, 
daß  der  comes  nicht  beim  Militäi^erichte,  sondern  beim  Civil- 
richter  verklagt  wird,  nicht  au9  dem  Ausdruck  civüiter,  der 
hier  lediglich  „ordnungsmäßig,  gesetzmäßig'  bedeutet  (vgl 
21,  16,  9),  folgt,  daß  es  sich  uro  einen  bürgerlichen  Rechta- 
streit  handelte.  Vgl.  dazu  Cod.  Theod.  2,  1,  2  (Verfügung 
des  Constantius  v.  J.  855):  definitum  est  provinciarum  recto- 
res  in  civilibus  causis  litigia  terminare,  etsi  militantes  exce- 
perint  iurgia  vel  moverint  (d.  h.  mögen  sie  Beklagte  oder 
Kläger  sein),  ne  igitur  usurpatio  iudicia  legesque  confundat, 
aut  iudicibus  ordinariis  adimat  propriam  notionem  (d.  h.  die 
zuständige  Gerichtsbarkeit),  ad  provinciarum  rectores  trans- 
ferantur  iurgia  civilium  quaestionum.  Der  Comes  will  sich 
nun,  gewiß  aus  militärischem  Hocbmuth,  nicht  fOgen  und  ab- 
reisen, vermutblich  an  den  Hof,  aber  da  läßt  ihn  der  Vica- 
rius durch  seine  Beamten  ermahnen,  er  solle  Rede  und  Ant- 
wort stehen.  Die  von  Yalentinian  auf  die  Beschwerde  des 
Comes  ausgesprochenen  Todesurtheile  waren  völlig  willkürlich, 
da  sich  die  Verurtheilten  nach  allen  Seiten  hin  in  ihrem  vollen 
Rechte  befanden  hatten.  Unter  Constantius  wäre  das  nicht 
vorgekommen.  Zu  dessen  Zeit  war  niemals  der  Statthalter 
einer  Provinz  zum  Empfang  eines  magister  equitum  erschienen, 
und  nie  hatte  sich  ein  solcher  in  Civil  angelegenheiten  mischen 
dürfen.  Alle  Militär-  und  Civilbehörden  hatten  nach  alten 
RaugbegriEfen  in  der  Person  des  Praefectus  praetorio  den 
höchsten  aller  Staatsbeamten  (21,  16,  2)  gesehen. 

Hannover.  Albert  Müller. 


Miscellen. 


12.  Zum  Hargites. 


Nachdem  körzlich  Knaack  (Rh.  M.  LIX,  1904,  313  ff.) 
die  ohnehin  spärlichen,  in  Kinkels  epici  67  ff.  verzeichneten 
BruchatOcke  des  altionischen  Schwankgedtchtes  noch  zu  ver- 
ringern  genötigt  gewesen  ist,  wird  man  es  vielleicht  nicht  un- 
gern sehen,  wenn  der  Ausfall  durch  einen,  freilich  recht  un- 
scheinbaren Zuwachs  wieder  ersetzt  wird.  Die  Fundstätte  sind 
die  mancherlei  Beachtenswertes  enthaltenden  Ö7EO[ivTj|iaT[otioi 
xai  OTjiietriioet;  yvcüjiCXÄ:  des  Theodorus  Metochites, 
eines  fUr  seine  Zeit  nicht  unbedeutenden  und  auch  menschlich 
sehr  sympathischen  Schriftstellers  (f  1332).  Im  76.  Capitel 
dieses  bunten  Allerleis  (p.  504  flf.  der  Ausgabe  von  MOller- 
Kiessling,  L.  1821)  wird  in  recht  eigner  Weise  die  uralte 
a-eoti  abgehandelt,  st  yafiT^Teov  iazb/  9j  fi'Jj  xotj  iK;\LiXtiav  g;(ouo[ 
xai  (fpovxESa  Tfjs  xai'  äpe-rijv  ^u>i\;.  Hierbei  werden  (p.  510) 
die  aus  quietistiscben  Neigungen  entspringenden  Bedenken 
zurückgewiesen  mit  dem  Satze,  daß  die  gleiche  Zaghaftigkeit 
vor  Aufregungen  und  Enttäuschungen  alle  nützliche  mensch- 
liche Zwecbthätigkeit  ins  Stocken  bringen  würde,  Schiffahrt, 
Ackerbau,  Handel  und  Industrie,  xa!  ^tutcov  äv  elt),  ef  xac 
SXtüj  etT),  xaia  xiv  '0  \j.i\po\)    MapY-'^i^v    jinjSeV  Ttovoövxa, 

Den  Versuch,  mit  Versende  hinter  [n^Sev  TtoveovTa  in 
irgend  einer  Weise  heroisches  Maß  herzustellen,  wird  gewiß 
preisgeben,  wer  mit  feinerem  SprachgefQhl  auf  das  XexTtxiv 
des  Ausdrucks  achtet.  Um  iitioh  zu  übergehen,  das  ja  S  500 
(statt  jiTj  T[)  einmal  vorkommt,  so  ist  doch  inato'na  der  home- 
rischen Xe^t;  EJiixTj  völlig  fremd  und  jedesfalls  dafür  das  ihr 
so  geläufige  Simplex  zu  erwarten.  Man  kann  also  schwerlich 
was  anders  als  einen  Trimeter  herstellen,  wie  es  sich  denn 
auch  von  vornherein  empfiehlt,  den  Doppetausdruck  nicht  auf 
zwei  Verse  zu  verteilen.     Mithin  etwa  so; 


631  MiBCöllen. 

HTjSev  TioveÖvTa  (itjS'  iniiowzi  xeu. 

Man  bt  zwar  bereits  dem  Zweifel  an  der  durchaus  gnta 
Tradition  aber  die  lamben  im  Margites  damit  begegnet,  i 
man  dem  Trimeter  in  fr.  1  Ki.  einen  zweiten  hinzngefOgt 
hat;  Tgl.  zuletzt  Cruaius,  Philol.  LIV,  1896,  712.  Indeß  waH 
hierbei  auf  den  Margites  nur  vermutungeweise  geschlossen:  in 
Anlaß  war,  daß  ein  bei  Arcbilochua  stehender  Trimeter  in 
lexicographischer  Tradition  als  ,  homeriacher '  Vera  ersctueo. 
Theodoras  Metochites  liefert  uns  ein  drittes  Beispiel  und  zw« 
mit  Nennung  des  Margites,  womit  die  Zweifel  nun  wohl  end' 
giltig  beseitigt  sind. 

Der  Vers  redet  von  einem  Müßiggänger,  der  in  stumpf- 
sinnigem Hindämmern  von  nichts  etwas  weiß,  was  die  Welt 
um  ihn  in  Bewegung  setzt.  Zum  Bilde  des  l^roddels  Margites 
paßt  das  recht  gut. 

Leipzig.  Otto  Irmmsch. 


Register. 


I.  Stellenverzeichiiis. 


Academ.  philosoph.  index  Her- 

cul.  cof.  1.  26  f.  p.  5  Meklet  385 
Aeli&Q.  T.  H.  1,  25  53 

Aeachjl.  Prom.  846  E  (848  W) 

185  Anm. 

—  Suppl.  17  (18)  487 

—  —    302  (314)  486 

—  —    556(576);  1031  {1065} 

485  Anm. 
Amm.  Marc.  14,  11,  25  8U 

—  —     14,  11,  26  310 

—  -     15,  2,  7  3i;j 

—  —    17,  5,  11  314 

—  —     20,  7,  6  312 

—  —     21,  13,  15  314 

—  —    22.  15,  28  312 

—  —    29,  1.  8  312 

—  —    30,  6,  6  313 

—  —    31,  6,  7  314 

—  ~  31,  10,  1  313 
Ampel,  c.  20  112 
Anth.  Lat.  640  569 
ApoUod.  2,  5                                 485 

—  2,  7  481 
AriBtoph.  Ran.  1331  £F.  147 
Arnob.  3,  21  207 
Ausoa.  Ecl.  XVil  ed.  Peiper  569 
Bacchyl.  XVIII  (SIX)  25            481 

—  —  29  482 
Cic.  pro  Rose.  Com.  23  15 

—  Verr.  4.  107  472 

—  Tuacul.  1,  44,  105  153 

—  Nat.  Deor.  ],  38        469  Anm. 

—  —     1,  63;  U7  468 

—  —    1,  118  469  Anm, 

—  —    2.  60  469  Anm. 

—  EniBt,  ad  Attic.  4,  12  355 
Dig.  32,  1,  6                              298 

—  33,  7,  12,  4;  7,  15,  2  298 
Dio  Chrysoat  12.  59  889 
Epictet  P.  73  (Jahn  S.  266)     387 

—  P.  75  (257);    P.  76  (258); 


P.  111  (286)  388 

Epigramm,  ed.  Eaibel  Nr.  127, 
2;  192,  7;  233,  5;  254,  2; 
261  b;  277;  286;  348,  2;  395; 
442;  454i  478, 6;  600;  615,7;      2 

—  618,19;  640,  1:794';  814; 
1124  3 

Etymolog,  magnum  p.  136,63  481 
£npoliB  frag.  21  42;  48;  49 

Euripid.  Or.  ]3ß5— 1424  473 

—  Iph.  Taur,  770  54 
Firm.  Mut  prof.  rel.  6              470 

—  —  7  470;  471 
Herodot.  3,40  51;  54 

—  3.  122  54 

—  7.  150  55 
HeroDdos  3,  24  143  Anm. 
Hotat.  Epod.  5,  4                      207 

—  Sat  1,  10,  74  143  Anm. 

—  Epiflt.  1.  1,  33  21 

—  A.  P.  145  569 

—  —  147;  215;  217;  219; 
225;  232;  238;  240;  244; 
251;  252  670 

—  ~  257;  270;  271;  278; 
280;  281;  285;  294;  323; 
325;  343;  344;  368;  883;  392  571 

—  —     406;  422;    423;    434; 


450;  471;  473 

572 

lul.  ExBuperant.  1,  10 

478 

-    2,  3 ;  9 

479 

-     3,  6;  19 

480 

—     4,  22 

480 

—     7,  3  ;  25 

480 

luvenai.  3,  138 

113 

-    6,  265 

HO 

LiT.  28,  34,  7 

229;  230 

Lucan.  9,  993 

108 

Maorob.  3,  14,  13 

15 

Manil.  1.  811;  812 

154  ff. 

Minuc.  Fei.  Oct  21 

469  Anm. 

Ovid.  Ära  3,  785 

207 

636 


Register. 


Ovid.  Fast  4,  137—442  471 

—  —    6,  481                     85j  108 

—  Met.  5,  392  471 
Oxyrhynoch.   Papyr.  II  84  p. 

133  143 

—  IV  694  275 
FauBBu.  8,  18,  5  14 
Fers.  1,  50;  58  568 

—  2,  33  568 

—  3,  4;  16  568 

—  4,  22;  38  568 

—  5,  121  569 
Plaut.  Aul.  691  207 

—  Uenaech.  120  159 

—  —     186;  156;  252  160 

—  —    325;  356;  375;  685  314 

—  —    694;  841;  979  815 

—  Mit.  Glor.  694  182 

—  Trin.  510  158 

—  —  599;  723;  820;  1146  159 
Plin.  N.  H.  7,  130—152  109 

—  —  7,  139-141  97  ff. 
Flin.  Faueg.  44,  6  311 
Flut.  Phoc.  17  53 
Poet  pbilos.  ed.  Diels  fr.  44  308 
Po rphyriuH fragment  der  atti- 
schen EomOdie  v.  V.  Jern- 
Btedt  S.  205  1 

Fs.-Ariat.    n.  &au|i.  dxouqi.  39  386 

Senec.  de  prOT.  3,  4  311 

Serv.  zu  Verg.  Aen.  6,  714  22 
Stat  SilT.  Bo.  Krohn  et  Eloti 

—  -     1  praef.  1  116 

—  —    11;  13  117 

—  Sil7.  1,  2  V.  183;  284  sq.  117 

—  —  I,  3  y.  40  sqq.;  88  sq.  118 
~     —     1,  4  T,  4  sqq.  118 

—  —     1,  4  V.  6Öaq.;  83Bqq.  119 

—  —    1,  5  V.  10  119 

—  —     1,  5  V.  36  sqq.  120 

—  —     2  praef.  29  120 

—  —     2,  1  V.  49  sq.  120 

—  —     2, 1  V.  626qq.;  126Bqq.  121 

—  —     2,  2  T.  93  122 

—  —    2,  2  V.  133  sqq.  122 

—  —    2,  2  T.  139  sq.  123 

—  —    2,  3  T.  68  sq.  123 


Stat.  Silv.  2.  5  T.  1  IM 

—  —  2,  6  T.  41  «qq. ;  48  sqq.; 

79  121 

—  —  2,  6  V.  90  sqq.  IS 

—  —  2,  7  V.  14  sq.  IK 

—  —  3  praef.  23  12S 

—  —  3.  I  T.   157  1» 

—  —  3,  2  V.  78  sqq.  1» 

—  —  3,  3  V.  15  sq.:  71  sqq.  127 
_  _  8,  4  T.  73  128 

—  —  4,  2  T.  5  sq.  128 

—  —  4,  3  V.  186  Bqq.  128 

—  —  4,  3  V.  153  aqq.  129 

—  -  4,  5  V.  9  sqq.  12» 

—  —  4,  6  V.  8  sqq.  129 

—  —  4,  7  y.  38  sq.  180 

—  —  4,  9  V.  29  aqq.  130 

—  —  5,  1  T.  4  sqq.  180 

—  —  5,  1  V.  16  Bqq.  ISl 

—  —  5.  2  T.  82  sq.  m 

—  —     5,  3  V.  85  aqq.  ISS 

—  —    5,  8  v.  109  Bqq. ;  127 
sqq.  134 

—  —    5,8v.  148  aq.;  182  sq.; 
266  135 

Terent.  Ad.  80;  181  316 

—  —    486  207 

—  —    547  818 

—  —    605;  665;  672;  676  318 

—  —    761 :  791 ;  850  ZW 

—  Andr.  54  315 
_     _     72—73;   93—94;   135 

—136;  172;  215  316 

—  —     253;274;298;807;333  317 

—  —     631;  696— 697;  911      318 
Theocrit.  Idyll.  4,  44—58  278 

—  —     5,  72  277 

—  —    8,  88  279 

—  —    14,  62  21 

—  —     15,  1  273 

—  —     -    2;  26;  27;  72        274 
TheodoroB  Uetocfaitea,  6no|ivi]- 

JJ^ailOllOl  XOl  <]7]]1«L[||3BIC  yvo))!!- 

x(tt  ed.    Müller-EieBaling  p. 

504;  510  633 

Thucyd.  2,  15  83 

Va!g.  Regg.  2,  18;  27       47  Abid. 


n.  Sachliches. 


Abkürzung  der  Eingänge  der  De- 
krete AthenB  im  IVT  Jahrb.  p. 
517  ff.;  im  V.  Jahrh.  p.  507  ff. 

Accus.  Singl.  der  III.  Dekl.  auf  em 
u.  a  p.  153. 

Adoniasntsm  p.  278. 


Adresse  im  griech.  Briefe  p,  58. 
Aeclanum,    Kultst&tte  der  Juno  p. 

170. 
Aesertiia,  Eultst&tte    der   Juqo  p. 

170;  172. 
Äeg^pten,  Endpunkt  der  lofahrten 


p.  tSB;  lgjr)>ti»cli«  Lo1[a]p4«t>e 

|i.  148. 

r^irrii»"»,  Qediotit«  a«*  Heaiod  oder 
L     tle>  KorfcopB  n.  4SS  S. 
[Albifttimilim»,  KiilUUUe  <l«r  Juao 

|.,  U9. 
fdmrnstudte  Orftk»!   de«  Apollo 

lAUi»,  Seklacht  p.  198. 
\Allif4it,  Kiiltat»t«  Ait  Jono  p.  170. 
amititlut»  lanonia  n.  1S3. 
^Imini'Mwi    Atarct-'iinu^ ,    Mititaria 

I>.  673  ff. 
jtoNnm-Urakel  p.  U9. 
Anat/umia-Clm»  p.  149. 
AngrifftMiffeu    b«i  Airnn.  Muvell. 

p.  bUti. 
■  Jwisd^oirM  p.  hi  Antn. 
'  jloMMCelforinden  l)okr«t«ii  AUmu 

p.  &S1;  53S. 
JiihAwi*,   Nachlese   sn  den  Frag- 

mtnten  n.  2H0. 
Apelta,  Alcbcmiatkcba  Orakel  p.  2.1. 
AfHtimit  iu  OkCien.  Knltstfttte  dec 

Jono  p,  172. 
^rneAne  p.  290. 
Ardtotttemsttmea  im  >lingM>(fe  det 

Dekret«  Attiona  im  V.  Jkhrta.  p. 

517. 
jlnfea.  KulUUtU  dei  Jono  p.  168: 

175. 
Argo$,  Tielftugrig  p.  4B' ;  488. 
Artjüttötimg  p.  4K1;  432  Antct. 
Arieia.  KulUiatt«  der  Jiiuu  p.  ITS. 
Arüti^t  Uile»)ts  p.  110. 
Jniobtiuu.  Uub«tn«TUN  p.  4S7:  489. 
U.  Arri*»  SwuoduN  p.  345. 
Mciaotre  boi  lulina  tilxiaperaatiiii 

p.  479. 
Axnilam,  Kuit«t4lUd«r  Jnnop.  17D. 
Atkteptadnm  p.  493. 
AtkleiAivita  p.  271. 
Athen,  Beitrtg«  lar  Topograpliie 

Yon  AIL-Atli«n  p.  60  ;  lUXapviiii* 

tr>iUtKu>.vi  p.  ül> :  die  Pnyx  p.  75 ; 

die  altoite  Unterrtndt  p.  88. 
Attribute   luf   dsn    attuch«!!    In- 

•clirifUn  dei  V.  Jahrh.  p.  &M  ff. 
.diij|(>riknue,  der  .'una  heilig  p.  Ifil ; 

182;  Opf«r  den«lb<:n  p^  182. 
Attgrnent,  0«bntuch  bei  Bomer  p. 

AugiuU'n  a.  I^ulii:merui  p.  487. 
OMreiM  «i«t  Cn.  Lrntalun  p.  341. 
Amttjjnit^,  fingierte  in  deu  Rpen 

del  Houier  p.  2i9:  Kinftlbniii^- 

formeln  p.  IMO ;  S8&. 


B«m»ehie»tn  p.  8M. 
BOohttung  d«r  SoidaU»  P.  «SO. 
BmrtentHm,   KalUUtt«  der  Jun» 

p.  ITO;  17«. 
BtbeUilaUin  griechiaoltea  laitbrif- 

tes  p.  475. 
Bn>f,    HDteraurbllDireD     sar    U«- 

•ohiclit«  c)m  ffr.  U«iefe«  p.  '27. 
Briefgrutt  p.  2H. 
rvOmdam  (IitBO)  p.  Sil. 
Cdte,  KnIteUU«  dec  Judo  p.  170: 

173. 
Capratttia  (Iobo)  p.  IB.-i;  183. 
CapuA,  KulUUtte  der  Jono  p.  170: 

173, 
Celfttna.  KultiUktteiler  Juno  p.  174. 
CAttnu  dee  Alten  p.   Ii2. 
Chorredm  in  (l«ii  homeriichen  Ep«B 

p,  '2S4;   'J63:  ICinmhrungtfonati 

p.   2M;  Gharredaii  in  altdeut- 

■oben  vnd  oltfraoiOueiätea  Epen 

und  bei  Onflthiü  p.  «87. 
Chronotooweh«  Praven  zu  lÄv.  lili. 

XXI  p    137. 
Cie  pru   Rooc.   Cod.,   Zeitbeatim- 

niilog  p.  IS. 
CVruKi  p-  181 
CmlbetuiTd«H  p-  630:   Cttriltuflnt- 

meiatsT  p.  842. 
ClfmtHB  AlttK.  n.  EulieiueruR  p.  467. 

M  raodiiu  Pukbw  p.  an. 

Commeiintdte  AnwaMD  der  griecb 

Bokolikar  p,  t^. 
Contutviu.  Qenet.  Stn^.  p.  192. 
r-nvi'a  (Judo)   p.  105;  208;   211: 

214. 
Onrmmi,  Scihlaebt  p.  196. 
Culitttma,  KulUlAUe  der  Jono  a. 

170. 
Cvre*.  KulUtAtts  der  Juno  p.  168. 
Cumtu  [iUBO)  ]..  164:  167;  197  ff. 
ä  8i  El  a  tA  tm-ii  Xtt'^L''    gTunms- 

tiscbe  ü^klftmng  p.  27;  KnUt«- 

fauiig(|ietchiclit4'  [>.  30. 
Dekrttt  Athenti  p.  &0& 
Ditto  bei  VirKÜ  u.  Ovid  p.  17. 
ZMnut  der  Soldaten  I»!  Amm.  Marc. 

p.  612. 
Jhpamma  i.  /  p.  638. 
Difintü  Akfitu  p.  5. 
JhtlÜTfH  all    E lenient arfl bang  p. 

148  Aqid. 
Dintiiwtitm/iiTe   auf    •lm,  -«fto<i, 
■iStöy.  -.;,  -M<c  i>.  4(W. 
/Juidor,  (Quelle  de*  Eu*el>iut  p.  468. 
Diptve/um  au«  Kaito  p.  144  ff. 
i>ocAimeii  p.  493 :  498. 


68» 


(tonf  h:  Uoxotv  i6i  M]i«  [i.  WS. 
P.  IMabM»  p.  941  IT. 
DomUpmipoUtti  in  dem  tttaJKhen 

RaiMrr«iche  {■■  2S7. 
AiX  NcpUniui  p.  MS. 
Etiiattitlmtg  p.  929- 
Eiitfiihnit^ormel  der   Chorreden 

b*!  HoDMr  |i.  2M:  d«r  flugisrten 

AnnpiQche  im  Ilomei  y.  Sßft 
Bingmiß   der  Dekrete  Alncni    im 

vT  Jthrk  p.  UM  IT. :  im  IT.  Jalirb. 

p.  517  fr.;  im  III..  II.,  l  Jahrb. 

II-  5«. 
EltamnIanmterHiM    im    AltertBin 

p.  ua  ff. 

EMdmnm  der  3.  Pen  Plnr.  Act 
im  QriMh.  p.  3S8 ;  a«r  Prftlerit. 
Act.  der  nUieinaliiekeii  Verb« 
n.  22&;  im  Medium  p.  39B:  der 
1.  Pet«.  Plur.  Hilf  -iMO^n-  -pa^ 
p.  33»;  «uf  -=»a  |i.  3S1. 

^kastKAc    Latnocninialitift  p.  t. 

&ttum  p.  lös. 

£4*6000  unlcT  dem  NuuBn  Aegj^- 

tea  p.  48<9  n.  Anna.;   StanmnU 

der  loMse  p-  490  V- 
Hububm,  DicIitCT  u.  4i£. 
RJum*eniJt     bei    ooii    cliriatlicliva 

SchrifUtellara  p   4t}I>;  F^uhome- 

nu   u.  ArDobiD»  p  467;   469  u. 

Augottio  p.  467  u.  CleneuB  Alex. 

pk  4<I7    u.  t'inn.  MAtem.  p.  467 

a.EnHliios  p.  467:  4S8  u,  Lkk- 

iuk>  Dl    467  u.   Hmuc   Felix  p. 

467. 
BhpoIü.  Dichter  p.  43. 
Kuripidcf,  MoUntrei  p.  4;    ftn  di« 

N»cht  |..  H7. 
£lii4e£'nMi   und   Kabemarui  p.  467 : 

«att. 

Etcfrwntt  der  Soldatoa  p.  613. 
FaiiToteria    nois ,    Htdtstfttt«   der 

Judo  p.  168. 
Eatixt.  b<«tADdt«il  d«i  tfiffliiohen 

Hocht«iuntua)i  p.  UIO. 
Fntent.  KnltaUtU  dfr  Juno  p.  16». 
taunns,  U«E>«ban|;  xor  JanO  p.  1$3. 
FcMKkA^  bei  Amm.  Mar«,  p  6dO, 
JVrmicw«  Mat  n.  Kuhemenu  p  467 ; 

R«n1>  d«r  P»r«KpliatM  p.  473. 
iScmiutt«  DiKti«  p   21  ä. 
'FtotUn  bei  Atniu  Mut    p.  59». 
Fltmtia  p,  181. 
H)niMl*«N   d«r  Uckrtte  AUiena  p. 

S06  ff. 
I-ortUHa   in   Antiam    p.  19S)    dei 


Forum  bottriatn  p,  168;  Poneni 
Muliebrti  im  Qeschl»cbt«  As 
Velerto'  p.  192. 

forum  Livi,  KultatAtle  der  Jnt 
V   1Ö8. 

t  im  Anlaute  cinimr  StAmm«  p 
887. 

Gabii.  KalUtfltte  der  Juno  p.  1(£ 
17S. 

(taura  i\ano)  p.  173. 

(Mtte  uU  Cborreden  p.  286  uai 
Anm 

(Tftselim-Mvi  Iwi  il«n  BOroeni  p.  34 

Oenetie  hut  otUsobem  luohciAiB 
de«  V.  J^rli. :  gvneiiviu  lubi*- 
tira»  p.  555;  ouicotiTiui  po«» 
nrtn  y.  GS6i  pArtttiviu  p.  SM. 
muter  iw  p.  Sw. 

(hmv  p.  IS&;  ITS  ff.:  221 :  SB. 
13efiiu«  n.  Juiu)  p.  SO. 

Oqirijfe  der  CioldmQiimen  p.  341  I. 

Grtthütte  p.  G07. 

äeifwftf  der  OoldmBnMo  p.  34ä. 

OnomataoMinlmtg  im  KlerocntaniB- 
lorrtcbt  p.  H4. 

OoUffJti  p.  341  K 

OcMprtVon;  ■'■  S41. 

OMkaUr  do*  T.  QuiDciiui  Fla- 
auniv*  p.  341. 

ffniMeinJuM,  Kultot&Uc  der  ttua 
p.  170 

Ormtformel  p.  37. 

&nM«mrt  x^if*'''  P<  42;  x*^  P-  ^ 

EaOropfer  p.  IRi. 

.fiammcr,  Verwendans  im  Beihea- 
b«r  p.  191. 

J/ecfor.  Aoo.  n«tor«m  o.  üaater« 
p.  153. 

lichn   p.   608. 

Uera.  u.  Juno  p.  818;  ia  Verbin- 
dung mit  dem  RagvBuatMT  p. 
318. 

UarvkiÜ  und  Mine  Quellen  p.  S97, 

Bmiod»  EKtUoge,  Qa^llo  rUr  <1» 
louge  p.  1S3  ff. ;  far  dit  npol)*- 
d«nieb»  Trukdittan  p.  486;  flU 
Biüccbrlid«*  p.  487;  fOr  Pber*- 
kjde«  j>.  4S8. 

Bomer,  Cboiredon  ia  den  E|)mi  p. 
384:  363  i  KinfQhmiigiifornMl  f. 
2S4 ;  6BginrM  AiunirOohe  p.  2fi0 1 
KinfabruniTiformel  p.  360 ;  M5i 
Uetrinohe  ROoksiehtea  in  der 
AtuK-nhl  der  VtibalFormen  p, 
331. 

Hanu.  «od.  ManaoeBtü  14498  V- 
66«. 


Bfgisttr. 


6S9 


I 


Mund.  BmiebonK  aar  Jobo  p.  184. 

•MrdarDcktttoAthaiMimV.Jiihrb. 
p.  fi09  «, 

Jakmhtttimtimiig  der  D^rat« 
Atheoi  p.  52S;  M4. 

lamu  p.  211 :  luni  mstatiiicis  p. 
21S. 

bpA  *iMiypR«i{  d«  Subemsnu  b«i 
dm  otimllichen  tjcbriftstelton 
p.  46S. 

Jufiniuii  lUtt  Imperatir  p.  S6. 

JoMjfc  p.  481  ff. 
•  Io»ia  V.  176. 

htno.  Same  p.  177;  178:  221:  hftlb- 
gOltlicbsi  SMUBW«>pn  der  Vnm 
p.  178;  179:181;  221:  2-£2:  B«- 
xieliuDtc  iti  Fbuiiui  p.  183;  äU 
BerriB  der  Kblradea  einei  jeden 
Uonit«  p.  205;  »Ik  Monilifattia 
p.  206:  Verbreitunif  d«t  Raltna 
ia  Italien  p.  161 ;  168  B.:  in  Im- 
tiam  p.  176;  Tcrebmoff  iui  3»- 
flchleolite  der  Tutiuier  p.  190; 
Göttin  dpt  DßUmelt  p  221; 
IilDO  and  He»  p.  Ü18:  Oenim 
ond  Inno  p.  20:  Calmdnrii  p. 
211  ;  Caprotina  i>.  I6b;  18tt;  Co- 
TelU  p.  I(U;  20R:  2)1;  214; 
CoTTiti*  p.  1C4:  1«7:  197  ff  ; 
Oaunt  p.  173;  Lucebia  p.  209; 
Lacin&  p.  143:  181;  ^U;  207: 
MonetB  p.  I6S;  I'onuloaii  p.  1^  ; 
172;  203  ff. ;  (JoiritU  p.  172; 
187  fl*.:  ReKitia  p.  Iil4:  105:  172; 
208;  SoipHa  Hat«r  ReciiiR  p. 
181;  1«Ö:  Tucolanap.  m 

Jitnonariutn  p.  IÖ7. 

luni^niiu  p.  21»;  217. 

luvrnalMchoiifM  p.   114  Aom. 

KtilUfirap>tM(Ju  U«bung«ti  p.  144. 

KatmpfaltUtmij  Im  Amni.  Man.  p. 

eiti. 

£trM  ^  Sedan  p.  Sti. 

KUitotntKime  p.  «68. 

HieOit.   dor   dis  x'iptivFonn«!  im 

BnefQiiigaag   oingefOhrt    faat  p, 

8S  IF, 
AoM/ur'Ati>/önnefi  auf  -»tm  -mi  p. 

821. 
K<mtr9Vtrsimtf\enMta   in  dto  Bbe- 

t«i«nrtohaIea  p  108. 
XrdA«,  B«iMhnair  kit  Jan«  p.  1S8 : 

184. 
KrtOtmg&tUtmtH  p    192. 
Kritgtiieht  h*iKtam  Hare.  p.  017. 
K-f(tfk9itrtm9  p    151. 
Knfftrmüiue  p.  S4fi. 


KuriaUtil  det   Dekret«  Alhtn«  p. 

&06. 
IjUtrauftcUoffm  p.  614. 
LaXttins  u,  Eohfineru«  p.  487;  468. 
Ltmamuitt,  KultdtlLtte  der  Jnna  p. 

166;  16;:  188. 
iMriMOfiMKAnfi  in  RpbMni  p.  3. 
£dur«ii(iin.    KuJUt&tto   der  Jnno 


p.  168:  175. 
cod. 


cod.  ijauMticnt  il«i  Prop«n,  Kol- 
lation p.  414:  417. 

Cn.  LtiUtitua  p.  341   9 

IiWiUwt  |>.  2S. 

i!i«t<.  lib.  XXI.  ehronotogisehn  fra- 
g«u  p.  187. 

Lucoria  p.  195, 

Lualia  (Inno)  p.  209. 

Liiniwt  (luDO)  p.  168;  181:  206; 
207. 

Valeria  iMprrca  p.  191. 

Lauerei  j».   188^ 

Li/kidai  p    271. 

.l/rin«r  p.  212. 

ilaniliiui.  Planeten  p,  154. 

Marsch4>rdsmiig  l>ei  Audi.  Hare 
p,  61S 

it/nfer  Matuta  (=  muter  bona)  p. 
213. 

MatnUin  p.  212,  218. 

Mttmulm  p.  Ifö. 

Mater  JfiWHia  (sz  mater  bona)  p. 
SIS. 

lanus  mdItitÜMM  p.  313. 

Mflf\\i)fr  lie»  Karipide«  p.  4. 

Mettinff  bei  den  Att«B  p.  Iui. 

MMUptnmr  p.  BOi. 

Mlfcf/M  OaawtiM  p.  85:  rettendes 
EiD(rreif«n  beim  Brande  de.t  Vea- 
tatcupeU  p.  Sß:  Uelt^gntellen 
für  die  Tat  und  TOr  die  Erblin- 
diiDX  p.  96  Anm.;  GlaubwOrdic- 
keil  TOB  der  Erbliudnnic  p.  103 
and  Zeit  der  Bntatebong  der  Fa- 
bul  p.  107. 

Melrvitiie  RDekaidit^n  ia  Jar  Abi- 
wabl  der  VetbalfDriDen  bei  U«- 
ami  y.  S21. 

MHiUiniriU  ]>■  8W. 

MiiiturbMirden  p.  030. 

MiUtArtteht  GnKie  p.  591;  Strafen 
und  b«>ohnan^n  p    618. 

Jfiiiumu«  Felix  u.  EuhetnerB«  p. 
4ti7 

cod.  MoMctnm  14498  der  Scho- 
lien  dea  Persina  und  Horai  p. 
&67:  569. 

Montta  (laao)  p,  16&- 


iJuKtieamltH  y.  Ml:  342. 
MuskeUutkert  p.  182. 
Xeptittwha  p.  IDS. 
dux  XtptHMtu*  p.  S48, 
A'ioieMg«  p.  291 ;  Niobe  Iwi  Ovid 

^Vvnnif  CBpratitiac  p  183;  185:  IWX 
A'owrua  Manilla«,  die  excvqiiert«!! 

Xorha.  KulUUitt«  a<M-  Jnoo  p.  168- 
J^'xaria,   KulUtUt«   ^»   Jaa«   p. 

171;  173. 
iiwHunu,   IkMicbniiag  fflr  itin 

Truppe nkflrper  |>.  &74. 
C.  ^wfiMOiiiiu  VmlU  p.  845. 
Otphilur  p,  867  ff. 
t>fMiJbei)  to«  dem  Jfthn  140  n.  Chr. 

p.  142. 
iftid  UB<1  Sbnketpeftra  fi.  17;  Lift- 

iMMknnd«  p.  IS:   Niobo   p.  S.S4  ; 

Analjae  du  VI.  Bucbes  uer  Ue- 

tamorph.  W5  ff. 
i'Miw  Innoniu*  p.  169. 
Piulanxtatiuf.   in  Bom  p.  96  Asm.; 

HO. 
i\iJu.vni,  Wiu;lwt»r»]n  p.  I4S. 
valui  nprae  p.  189. 
jPociwiiaM,   KiuUtitte  der  Jnso  p. 

16S. 
Ptrsim,   Seholies   iin   eod.  Uotuu 

cttm»  14498  p.  &6i. 
i^<0NCTiKamm   auf  -ium   oad  -io 

E.  500  ff. :  im  KinnniK  der  I)«- 
rrte  Ath«nt)  ti.  SOd  ff. 
Pemtia,  KuibtUUtu  &ni  Juno  p.  Itt9. 
J'hUippidea,   der   lueral    von  dam 

mUndUebäD  x^'c*  Uebnach  ge- 

Binuht  hat  ji.'  t5  IT. 
Pictntüt,  KultdUltte  (l«r  Juno  p.  170. 
I'isattrwn,   KulUlfttte  der  Jddo  p. 

1«9;  174. 
Pianrttn  \>ei  .Uaailtiu  ii.  154. 
J'lanuda,  Saniulung  «r  Horalia 

des  I'liiUtrcti  p.  39». 
PiutartA   and  äluik««p»ar«  p.  85; 

Uaodichrirtes    der    Hoialia    p. 

sn  ff. 

I'tiV-t  p.  75;  Kwneit  p.  160. 
i-upU/ujfüx  p.  185 ;  190. 
ftajxifoiiM(Iiuiol  P.16&:  172;  20S  ff. 
Airftraur  p.  212. 
I*räamb€tH  in  tkn  Dckntvn  Athen* 

PrafHt4te.   EuluuUt«  der  Juoo  p. 

iftT :  175. 
Priffung  von  Oold  n.  S(l  und  aoii* 

«tigQD  Bd«lmoI«IIea  p.  34&. 


Prmuba  p.  IBl :  30&. 

Pwvpert,  ^niiBe  EotlftiioD  dntol 

Laumticua  p.  414,-  417 
JVytaMe,   Nuoao  in    dca  Ddo«!« 

Atbeiw  p.  521 ;  624. 
AyMm«to««Lnd«iD  Dekreten  Albmt 

p.  5Ü5;  545. 
71t«    bei   rinsilbigen  PrftpontMMa 

p.  313. 
T.  Ot,i«ctiH*  l^aninios.  tioldfUte 

p.  341. 
UmitM  (Itino)  p.  ITS  i  197  ff- 
Batst,  ein  Sttinn-  and  RegeovDC«! 

p.  191 ;  IB  den  L«ff«iiden  Jm  **- 

Icrisokea  Ü«chl«cht«  p.  l91. 
Hauh  <1m  P^rHephon«  b«  Kinatnii 

M«t.  p.  472. 
lUquta  {\»t,<i)   p    164.    16&i    173, 

203s  r«^na  »ucrMum  p.  216. 
lifj^  >acroirtiia  p.  S16. 
Bim,   Knltatfitts  der  Jnno  p.  169. 
Bom,   KolUUlU«  der  Jnno  n.  1£1 
homuliu,  Legende  vAtu  Tod«  de»- 

Mlbrn  p.  11^7. 
RüettfntandluMff  der  ta  p.  492  Aubl 
KuilimimUtn  Motive  in  der  TtBgt- 

die  p.  5. 
Satijjux-Ke^Uft  p.  31. 
SaimoiKtfixtt^  p.  1S8. 
SeMimlktr  p.  152. 
^i7d«   ddr   8oldat«n    be«    Amm. 

Maru.  p.  604. 
SeMatfm  d«  Sebildee  p.  686;  flSI. 
äieAofi>n   EU  PeieiM   pu   567 ;  m 

A.P.  da*  Harat  p.  S«g. 
Se/tnibtr  iu  Eingwitre  der  [>elaM< 

Athene  p.  &IS:  &I4. 
ScftulhüfhfT  p.  142. 
fkhulk^U  au>  Pulni^rn.  p.  142;  141 
SchulleMbUih.  antJkea  p.  144. 
Sdidlhmialii  in  den  Kontroven« 


?. 


Schutitbatipai  iu  Jamben    pi.  143: 

144. 
SdtuUKiifftn  bai  Auxin.  Marc.  p.  tOS. 
SdHteri  p.  eü6. 
Smrra.  Schulthemata  p.    IU«. 
L  Sernika  Kufui  p.  345. 
8fuikei>peatt   und  Ovid    p.  17   «si 

PIntareb  p.  S5. 
Simicküttu  p.  ill. 
JS'it/CTi  der  Soldaten  bei  Amin.  Itate. 

p.  Ö2», 
SotdaletuoUbü  Aaim.  Uarc  p.  621 : 

Q«1>r«ucbe  d»T  8oldat«n  u.  «£i. 
SophokU»,  Trachioierinnen,  Wider- 

legung  Ad.  MOllare  p.  fi  S. 


H\ 


Smpita  fliu»)  Ilftter  Bceisa  p.  l&i : 

106. 
SMnme  mit  r  P.  3S7. 
atrafm  in  SoldkUn  p.  618. 
i^x,  Wunder  {icsselbeu  p.  14. 
Tfftmim  Sididnuiii,  KulUiUUo  der 

Juno  p.  170;  172. 
Tgrvrnttim,  KulUUtit«  AtrJuao  p. 

IW. 
Thalvsw*  Th««knU  p.  S7I. 
JhmY<r,Textfu>uiifldcf(lreiC«a> 

melin*«!)«!)  Auwu^n  d«r  gnecli, 

Bukoliker  p-  '26S ;  Adoaiuaaeii 

p.  878j  cod.  P*rU.  Q  p,  276. 
rSwiJlTif-PapyniiiOxyrhynclsniPft- 

pvr.  IV    D.  694)   p.  275. 
Ti/Mr,  KnlUtlitt«  d«- Judo  p.  167; 

175. 
Todiütiden  dea   aog.  SaUfpa-Begi- 

Bt9ra  p.  21. 
Tottntinttm,  KultaUltte  dor  Juno  p. 

170. 
TragMie,   rndijucnUre   Hotire  in 

dMMlb*B  p,  &. 
TpKMVHi:A;|Mr  bei  Amm.  Marc  p. 

5i4 :  Deberekht  dert*lben  p.  576. 
7W/uf,  Cicero«  Tofht^r  p.  35'^  ff. ; 

Ubnslaiif  p.  3M  ff- 
7U*eola<u  iluno)  p.  173. 
TtvntlNiH,   KaltaULtte  d«r  Juno  p. 

168;  176. 
Tululap.  IBS;  210. 
Ceberamri/Un  d«r  Dekret«  Atfaent 


ia  V.  Jahib.  p.  Miff.;  ia  IT. 

Jfthrb.  p.  582. 
Vlubrae,  KnlUt&lle  der  Juno  p.  18B. 
Valeria  Liiporca  p.  191 ;  iksiebung 

der  ValÄriw  cor  Jano  p.  190. 
Vaitrint  Corrns  p>  115  Aaui. 
('«i,  EulUUtte  der  Judo  p.  169. 
Vekia,  KultiUtt«  der  Juno  p.  L69. 
Verifal formen,  Motriiche  Rflckiich- 

l«u  in  d«(  Auswabl   derselben 

btti  Homu  p.  321. 
V^rbaUuMantivt  «uf  -iom  niul  -io 

p.  BOO. 
VtritätiMS  dw  MiliUn   tma  Civil 

bei  Amta.  Han;,  p.  630, 
Vtriiff^ung  der  Soldaten  bei  Amm. 

M«rc.  p.  «21. 
VfruoHtiiung  dnrcb  BarObriuig  mit 

der  E»nd  p.  48&  i  48>6  nnd  Anm. 
Fe^MJnnjW,  BrAnd  dMiolben  p.  P6. 
FuiMitütiN,    KalUt&tt«  der  Jnno  p. 

169. 
Vittiiatio  p   186. 
Waekldieiul  p.  613. 
Wt^ffen  bei  Amm.  Horo.  p.  602. 
WMenfttbrHun    bei   Amm.    M&ro. 

p.  608. 
WaffMärm  p.  626. 
WeUenaidMr  p.  184;  19S. 
Wiir/^MiAwM  p.  606. 
Hitfff,  Berflbmne  mit  der  Judo  p. 

I'SS:  mit  der  Heru  p.  218. 
Zink  Ita  Altertum  p.  ISi  If. 


III.  Wörter verxeicIiniH. 


ip"' 

468 

iympoi                                         226 

■»*HiM 

499 

^rxXxftf                        uo  ff. 

ttiÜv 

879 

i^ta:fjXMtU                                    905 

ivkfiVti 

S73 

<^sc<T<>X«E                       802 ;  308  ff. 

dpT^^'i'^C 

481 

Jfo?6Xa{                                     30$  ff. 

Stxi] 

871 

■KiLf*tfv\ttxXzat.                                304 

tlpd^fiiv^ 

873 

«i&X«                                          248 

tpi)|üiqpUjuiec 

S04 

UtXnp^Mtv  tmiAjcnkw                  66 

tp^(*7vX«xia 

80S 

fffAta  ^ipuv                       3S&  Anm. 

Koreneep^ 

4M 

^i^iC  in  PapjTuif ragmen  ten     145 

WY»e 

875 

eadTdpi«C                                     80S 

(ubvrpew 

8 

4  xaii  TiiROv  Tijj«]T<j5                    904 

^■Mtp^^ipc«  o&ecoxol 

so»  Anm. 

'rt(iBF^                                         499 

^K^TVI  '^P^ 

488  Anm. 

,  489 

fHve;  Eifertacbt                          4 

^^Cci^ 

3(M 

X«iF«w                                    20:  42 

^^t 

37a 

Xixl?e                               33:  43;  46 

^%IM«piiL]UV 

(X. 

f ,  XVllI),  t. 

41 

642 


Raster. 


V 


Xpiwv 

878 

eqnirine 

urn 

Xpövo; 

87S 

erectua 

BU 

<Ji»uö4pT«po« 

ISOff. 

exactor 

« 

foedus 

8l7i» 

aenatoras,  Mneatoree 

597 

gregarini 
faaata 

tn 

agmen  quadratam 

616 

«M 

agrimensar 

fi9B 

mfringo 

814 

allocutionea 

«26 

iiit«r|^t«B 

•n 

aquilae 

609 

Innoniaa 

IM 

architectuB 

SOS 

monitor 

sn 

ariea 

608 

munera 

cu 

annigeri 

60B 

obMS 

887;  MT 

artifices 

599 

oreiohalcnm 

151 

aurei 

S4I  ff. 

praefectoa  saltas 

101 

barritua 

62S 

praeporitas  aaltu 

808  Anb. 

calonea 

£97  Anm. 

praeaea 

»r/:M7 

campidoctoreB 

59» 

lU^ttae 
autuarii 

«08 

caput  porci  617;  capita 

acho- 

888  ff. 

larum 

599 

aaltiu 

S9T 

centurionee 

5B3 

aignifer 

688;  «11 

circitor 

SOS 

aponaio 

88B 

dfiditio 

227;  230 

teaaarius 

591 

diviaatio 

623 

tranaitio  ad  ptebeu 

868;  388  C 

draconarins 

610 

tribunus 

SM 

draconea 

610 

raa,  radis 

817 

ecaator 

165 

reterani 

001 

edepol 

165 

vexilla 

608;  811 

eiunio 

166 

Tilicaa 

901 

Preu  M.  2.40,  gtli,  M.  8  - 
IN  BAU 


'rt  der  AntUe. 


(liiUfilclL'ftjIlii  Voflaui'duclÜtauiliiK.  Tli(*OiMr  ffrJiilAi,  Un^mt- 


HANDLEXIKON 


/A' 


CICERO 


vr»K 


H.  MERGUET. 


4  Helta  tjo  a&  Bogen  Omftuig.i 


—  M.  24. 


illvMS  driit'ttmrttrrv 


^& 


^^WrtA, 


'••'■'    ■    "